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Full text of "Export"

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HARVARD 
COLLEGE 
LI B RARY 


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ORGAN 

DES 

Centralvereins  für  Handelsgeographie 

und  Förderung  deutscher  Interessen  im  Auslande 


BERLIN. 


IX.  JAHRGANG.  — 1887. 


»KULAN,  1887. 

Fl’K  DEN  BUCHHANDEL  IN  KOMMISSION  BEI  WALTHER  & APOLANT  IN  BERLIN  W„  MARKGRAFBN8TRASSK  «0 


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Alpha  bkti  sch  es  In  h a lts  v e uz  ei  c h n iss 

tum 

„EXPORT”, 

dem  Orgao  des  Ceutralvereins  für  Haudelsgeographie  und  Förderung  deutscher  Interessen  im  Auslände. 

X3C.  CTalxxgra.rs.gr.  ISST'. 


Di«  Arttk«!  ub«  »iml  n»rh  d*r  Spitmark«  dn  Titel*  *l|>li*Initl»rti  «rorilurt,  die  OilKiu*lt.*rlrlit*  Bind  bei  d*n  h«tr  Linder»  B*rhin*ehen  Der  InWl  ürnmllirker  Artikel  i-t  narb  BuiUrf 
unter  einem  ml*r  mehreren  Mltrhvnrten  k**uii«Ifcr»  ange/rlirn.  llk.  hinter  einem  Titel  bedeutet  HilefXiMen  Null* ; I*  13.  — l.ltter»rl*rbe  l'm*th»n.  Die  hathfetl«  Ziffer  rieh«  dir  Vsnntitr 

de»  ,.Ktj>nft«H.  die  rraübnUebe  di«  BeiteaMliI  an. 


Abonnements-Einladung.  40.  58  .i.  51.  745. 

Abukir,  Trockenlegung  des  Sees  von  — . 4(1.  679. 

Achtung!  Vonriebt!  Schreiben  de*  Herrn  l>r.  Adolf  Kaiser  an  den  .Central 
verein  für  fiaadelifffographte*  etc.  41.  G10. 

Adelaide.  Cher  die  internationale  Aufstallung  in  — . 17.  271.  #2.  487.  44.  i 
650.  45.  665.  4«.  G82.  48.  705. 

— Auszeichnung  deutscher  Aussteller  in  — . 411.  636. 

— Jubilce  International  Exhibition.  Betheiligung  des  Ausländen,  speziell  1 

Deutschlands  an  derselben.  14.  224. 

— Jubiläumsausstellung  in  — 188?  und  die  Oentennialausstellung  in  Melbourne 

1S3S.  10.  164. 

Afrika,  siebe  auch  .Süd-  und  Südwest- Afrika. 

in  den  Verhandlungen  de*  VII.  deutschen  Ococrapbentagcs  zu  Karlsruhe. 
18.  280. 

fd'Aguiar,  Antonio  A ugusto,  Präsident  der  geographischen  Gesellschaft 
in  Lissabon.  40.  594. 

Aitesien-KoUegium  der  Kaufmannschaft  zu  Magdeburg,  Hingabe  des  — an 
dos  Auswärtige  Amt  des  Deutschen  Reiches,  wegen  Ernennung  eines 
Reichskommissar*  für  die  Weltausstellung  in  Melbourne.  87  547. 
Amerikanische  Goldproduktion  50.  736. 

Amsterdam,  Ausstellung  für  Volkscrnahning  und  Kochkunst  in  — . 1887.  7.  US, 

— Diamantenhandel  in  — . 44.  644. 

— Die  neu  errichtete  Diamanthandelsgesellschaft  „de  Toekomst"  (die  Zukunft) 

zu  — . 48.  705. 

Amsterdamer  KaiTcehandelsgescllschaft  zur  Förderung  des  Kaffeebandel*.  50. 736. 
Anlage  von  Tabakpflanzungen  an  der  Ostküste  von  Sumatra  durch  die  Ta- 
baks-Oesi-llschaft  „Silinda*  52.  760. 

Ansiedelungsverbältnisse  in  Nord-Amerika.  88.  499.  Bk. 

Antwerpen,  F.instnrz  einer  Kaimauer  in  den  neuen  Hafen* erben  von  — . 
18.  204. 

— Errichtung  eines  Handelvmuseums  in  — . 48.  705. 

Anzeige,  betreffend  dio  Verwechselung  des  .Export*  mit  anderen  Blattern. 
50.  729. 

Arbeiter-  und  klimatische  Verhältnisse  in  Nord- Borneo.  4.  63. 
Arbeiterverh&ltnisse  und  Tabaksbau  auf  den  Philippinen.  8.  42.  4 57.  5.  72. 
Argentinien,  Eisenbahnen  in  — . 80.  578. 

— Englands  Handel  mit  — . 44.  650. 

— Entdeckung  von  Steinkohlen  in  der  Provinz  Catamarca.  0.  93. 

— Französische«  iJandelamuseum  iu  — . 85.  523. 

— Fortschritte  der  Kolonisation  in  — . 41.  607. 

— Kohlenlager  In  — . 18.  209  Bk. 

— Menschcnschacher  in  — . 51.  749. 

— Musterausstellung  argentinischer  Landesprodukte  in  der  Berliner  Waaren- 

börse  am  27-  Oktober  1887.  44.  650. 

— Nachrichten  aus  — * ■.  1.  5.  6.  93. 

— Postpackete  im  Verkehr  mit  — . 47-  696.  Bk. 

— Rede  de*  Präsidenten  der  Republik  bei  Eröffnung  der  Kammern.  82.  485. 
Argentinisch -brasilianische  Grenzkommission.  44.  649. 

Argentinische  Reiseskitzen.  14.  226.  (L.  U.) 

Argentinisches  Gesetz  vom  18.  .September  1887  über  die  Verpachtung  und 
den  Ausbau  der  Gesundheit*  werke  der  Stadt  Buenos  Aires.  51.  748. 
Asien,  siebe  auch  die  einzelnen  Länder. 

— von  den  russischen  Bahnen  in  — 80.  456.  88.  562. 

Aufforderung  der  deutschen  Exportblink  an  die  noch  iin  Rückstände  Im* 
fmdllchen  Aktionäre  zur  III.  Ratenzahlung.  82.  491.  8«.  540.  40.  595. 
(Anzeigen). 

— des  „Ceutralvercinx  für  Handel*geographie“  etc.  mittelst  Broschüre  zur 

Beschickung  der  1388er  Centennial- Exhibition  in  Melbourne.  82.  489-  Bk 
Aufregung  in  der  mohammedanischen  Welt,  Die  — . 11.  169. 

Ausfuhr  Mexikos  im  Jahre  1885/86.  52  760. 

Ausfuhr  von  Droguen  und  Chemikalien  aus  Deutschland  nach  Japan.  1.  5. 
Ausländer  in  Ka/sland,  Zur  Lage  der  — . 40.  588.  44.  643. 

Ausländische  Anklagen  gegen  deutsche  Fabrikanten.  88.  557. 

Widerlegung  derselben  88.  564- 

— W oaren.  Bezug  derselben  durch  deutsche  Behörden.  2.  24. 

Aufsenbandrl  Chiles.  80.  577. 

— der  Vereinigten  Staaten  von  Nord-Amerika.  1885  und  1886t  mit  be- 
sonderer Beziehung  auf  I>cutschland.  18.  252.  17.  269. 

— ■ Spaniens.  87.  549. 

Ausstellungen,  Die  — von  Melbourne  und  Brüssel.  48.  703. 

Ausstellung  für  Volksernlhmng  nnd  Kochkunst  in  Amsterdam.  1887.7  113. 

— in  Adelaide.  17.  271.  82.  487.  44.  650.  45.  665.  40.  682.  48.  705. 

— — Auszeichnung  deutscher  Aussteller.  48.  636. 

— — Betbeiligung  des  Auslandes  speziell  Deutschlands  an  der  — . 14.  224. 


Ausstellung  in  Barcelona  1887.  8.  41.  8.  133.  10.  14**5.  Bk.  18.  280. 

— in  Jekatcrinburg,  Sibiriscb-uralischc  - . 81.  466. 

— in  Kopenhagen  1888.  89.  575. 

— in  Le  Havre  1887,  Internationale  maritime  — . 7.  113. 

— in  Melbourne  1888.  12.  194.  16.  245.  80  453.  83  493.  39. 

575.  44.  641. 

— — Aufforderung  des  „Central verein*  für  HaiidclagcOgraphie  etc.“  mittelst 

Broschüre  zur  — seitens  der  deutschen  Industriellen.  82.  489.  Bk. 

— — Bekanntmachung  der  Handelskammer  zu  Leipzig  in  Sachen  der  — 

31.  468. 

Bekanntmachung  des  „Journal  Officiel“  über  die  Dauer  der  — . 30  454. 

— — Betheiligung  Deutschlands  an  der  — . 37.  547. 

— — Deutschland«  offizielle  Betbeiligung  an  der  — . 41.  601.  42-  619 

— — Eingabe  des  Ältesten  - Kollegiums  der  Kaufmannschaft  zu  Magdeburg 

an  dxx  Auswärtige  Amt  des  Deutschen  Reich«  wegen  Ernennung  einer 
Reichskommission  für  die  — . 37  547. 

Kaufmännische  Vertretung  der  deutschen  Aussteller  auf  der  — 45.  657. 

4«.  673. 

— — Kooperation  der  deutschen  Eisenimltutriellen  auf  der  — und  iu  Austra- 

lien. 81  468. 

— — Rundschreiben  der  Handelskammer  zu  Mainz  xur  Förderung  der  — . 

8».  575. 

— — Sir  Kcnnett  Barringion,  Vertreter  des  Ausstellung« * Komites  in 

London  für  die  1888er  — . 80.  454. 

— — Verlängerung  des  Endtermins  für  die  Rnumanmeldung  zur  — . 80.  454. 

— — Zur  Kooperation  der  deutschen  Eisenindustriellen  auf  der 84,  5U9. 
Ausstellung  in  Paranä,  Internationale  Maschinen-  — 18.  290  Bk.  19.  304. 

44.  649. 

— in  Warschau,  von  der  hygienischen  — . 30.  456. 

Australien,  siebe  auch  Süd  Australien. 

— Auswanderung  von  Hamburg  nach  — . 8.  95. 

— Der  deutsch-australische  Handel  48.  705. 

— Die  australischen  Kolonien.  18.  246.  18.  287. 

— Eine  deutsche  Bank  in  — . 88.  557. 

— Errungenschaften  des  deutschen  Handels  in  — seit  1S79-  Nutzan- 

wendung auf  die  bevorstehende  Weltausstellung  in  Adelaide.  1.  7. 

— Handel  uud  Schifffahrt  zwischen  Hamburg  und  — . 1885.  8.  95. 

— Porto  für  Briefe  nach  — . 25.  393.  Bk. 

Australische  Dampferlinie.  42.  623. 

— Klagen  über  Mifsstäode  im  Verkehr  mit  Deutschland.  II.  177. 
Auswanderung  aus  Europa  nach  den  Vereinigten  Staaten.  27  413. 

— Überseeische  — aus  dem  Deutschen  Reich.  87.  547.  41.  603. 

Baden- Powell,  George,  Vortrag  über  die  Handelsbeziehungen  des  bri- 
tischen Reiche*.  32.  481. 

Ragdad,  Zusammenstellung  der  hauptsächlichsten  Handelsartikel  deutschen 
resp.  europäischen  Ursprungs,  welche  nach  — exportirt  werden.  49.  718. 
Baku,  Netto  Messe  in  — - 14.  218. 

— Nachrichten  au*  — . 25.  389. 

„Banco  Construetor  de  la  Plata'  in  Buenos  Aires.  41.  607. 

Barcelona,  1887  er  Ausstellung  in  — . 8.  41.  8.  133.  10.  165.  Hk.  18.  280. 
Barum,  Petroleum  Inger  in  — . 85.  522. 

Baugewerbe,  Das  --  in  Marokko.  82  481. 

Baumwi>llm*nmcn-Ol,  Zoll  auf  — . 28.  428. 

Bayrisches  Exportmusterlager  München,  Geschäftsbericht  desselben  für  das 
Geschäftsjahr  1886.  18.  290.  Bk. 

Berbern  und  Araber.  47.  693  (Vortrag  von  Dr.  G.  Diercka  im  „Central- 
verein für  Handelsgtograpfaie  etc.").  47.  693.  48.  706. 
f Beachoren,  Max,  in  Nouohay  in  der  Prot.  Rio  Grande  do  Stil.  47,  695. 
Ressarabicn,  Weinerrcugung  in  Kauka*icn  und  — . 8 134. 

Bevölkerung  Frankreichs  1886.  50.  736. 
i Blumenau,  Das  Ilajahy-Tbal  und  die  Kolonie  — in  8üd  Brasilien.  35.  524. 
Borneo,  Eine  neue  Plantagengesellschaft  auf  — . 7.  114. 

— Di«  „Central-Bomeo-Company*,  Handelsgesellschaft  zur  Urbarmachung 

von  — . 84.  509. 

Brasilianer  am  Itipod  und  di«  Arbeiterfrage.  40.  691.  41.  608. 
Brasilianische  Küstenschifffahrt,  Ausschließung  fremder  Rheder  von  der- 
selben. 18.  256. 

— Die  86.  534.  3»  580. 

Brasilien  (*.  auch  8ü<l-Bra$ili«ii). 

— britisch-deutsch«  Konkurrenz  in  —.28.  452. 

— Der  gegenwärtige  Stand  der  Kinwandcrungsfmge  in  — . 17.  261.  48.  29W.  •»*- 

— Der  neue  direkte  Telegraph  zwischen  den  Vereinigten  Staaten  ««« 

10  163. 


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IV 

EXPORT,  Organ  des  Central  verein*  für  HandeUgeographio  etc. 


1887. 


Brasilien,  deutsche  Eisen-  und  Stahlerzeugnissc  in  — . 16.  256. 

— Einwanderung.  40.  592. 

— italienische  Einwanderung  nach  — . 45.  064. 

— Lago  des  Handels-  und  Geldmärkte*  in  — , in  Folge  der  Sklaven- 

emanzipstion.  21.  351. 

— Kaffeeernte  in  — . 52,  760. 

— Mühlennnternt-bmtingen.  10.  163.  11.  180.  Bk. 

— Neuer  Zolltarif.  29.  447.  86.  537.  8«.  566.  6».  578. 

— Recht  und  Gerechtigkeit  in  — . 15.  233.  81.  472. 

— Wirthschaftliche  Entwicklung  44.  650. 

— Zur  Einwanderung  im  Kaiserreich  — . 14.  222. 

Briefe  aus  Wad  Nun  und  Wad  Draa.  41.  606. 

Britisch  Birma,  Zur  wirtschaftlichen  Lage  in  — . 31.  469, 

Britisch-deutsche  Konkurrenz  in  Brasilien-  2H.  432. 

Britischer  Kinheitsgedanke  auf  der  Kolonialkonfercnz  in  London.  40  . 585. 
Britisch  Ostindien  Handel  von  — . 29  441. 

Britisches  Reich,  Cher  die  Handelsbeziehungen  desselben;  Vortrag  von  George 
Baden  ■ Powe)  I.  82.  481 

Bremens  Handel  und  Schifffahrt  im  Jahre  1886.  43.  629. 

Brüssel,  deutsche  Kommission  des  Grofseo  Internationalen  Wettstreits  für 
Industrie,  Kunst  und  Wissenschaft  zu  — ■ 188S.  45.  658. 

— Di«  Ausstellungen  von  Melbourne  und  — . 48.  703. 

Buchara,  Die  neuesten  Vorginge  in  — und  die  Transkaspi-Bahn.  24.  374. 
Bur naventura  (Briefe  aus  Kolumbien}.  2H.  431. 

Buenos  Aires.  Argentinisches  Gesetz  vom  18.  September  1887  über  die  Ver- 
pachtung und  den  Aushau  der  Gesundheit**«  rke  der  Stadt — . 51.  748. 

— Land  und  Leute  am  silbernen  Strom  3.  32.  (L.  II.) 

Buren  in  der  Otowio-Gegend  in  Süd-Afrika  unter  den  Schul*  de*  Deutschen 
Reichs  gestellt.  7.  116  Bk. 

Oamarjuam-Flufs  (in  der  brasilianischen  Provinz  Säo  Louien^o,1,  Die  Schiff- 
fahrt auf  dem  — . 22-  345. 

Camarü  Felo  Dr.  Octacilo,  Valor  estrategico  da  Oidade  de  Felotas. 
21.  336.  (L  U.) 

Carnegie  Andrew,  Amerika,  ein  Triumph  der  Demokratie.  41.  61 1.  (L.  U.) 
Catarnarca  (argentinische  Provinz)  Entdeckung  von  Steinkohlen  ln  — . 8.  93. 
Centennial  Ausstellung,  warum  wird  die  1888 er  — nicht  in  Sydney  abgc- 
halten?  17.  271. 

.Central  Romeo  Company“,  Handelsgesellschaft  zur  Urbarmachung  von 
Borneo.  34.  509. 

Chihuahua  in  Mexiko  (Winterreise).  81.  470. 

Chile,  Ausfuhr.  21.  332. 

— Einnahmen  und  Ausgaben  der  Republik  — . 51.  751. 

Chiles  Aufsenhandcl.  89.  577- 

— auswärtiger  Handel  im  erbten  Halbjahr  1887.  45.  664. 

China,  Die  Einnahmequellen  und  der  Kredit  — *.  Vortrag  von  Herrn  II.  A. 
Kxner  im  .Centralverein  für  Handelbgeographie  etc.*.  17.  264. 

— Ein  weiterer  Schritt  zur  F.rschliefsung  von  — , 44.  646. 

— Geschäftliches  aus  — . 42.  621- 

— Nutzbarmachung  drr  technischen  Hülfsmittel  des  Auslandes  in  — . 45.  662. 

— Volkswirthschaftlicbei.  8.  134. 

Chinas  Erwachen,  o.  69. 

— Handel  im  Jahre  1886.  28.  429. 

Chinesen,  Die  — in  ihrem  Verhältnisse  zu  der  europäischen  Kultur  (Vortrag 
des  Missionärs  R.  Lecbler  im  .Wurttcmbergiscben  Verein  für  Handels- 
geopruphie  etc.“  In  Stuttgart).  12.  196. 

Chinesen  frage,  Die  — (durch  das  Britische  Reich).  6 96.  (L.  IL). 
Cochincbina,  Handel  und  Fabrikation  von  Papier  in  — . 25.  389. 

„Compagnie  Generale  Transatlantique“.  1.  2.  2.  22. 

Costa-Rica,  Zollbefreiungen.  62.  760. 

Dampfer,  direkte  — von  Hamburg  nach  Tanger.  2.  22. 

Datnpferlinie,  australische  — . 42.  623. 

— zwischen  Hamburg  und  Rio  Grande  do  Sul,  zur  Krage  einer  direkten  — . 

16.  256. 

— zwischen  Rio  de  Janeiro  und  Rio  Grande.  18.  290.  Bk. 
Daropfmtuhventionsfrage,  Verkehr  Deutschlands  mit  Ostafrika  und  die  — . 

24.  369. 

Dampfschifffahrt  zwischen  London  und  Köln,  direkte  — . 52.  759. 
Dampfscbiffsverbindung  Rostock- Dänemark-Schweden,  direkte  — . 7.1 13. 
Decken  aus  Straus*-,  Guanaco-,  Puma-  und  Srebundsfellen  auf  der  Sadameri- 
kaniseben  Ausstellung  in  Berlin.  10.  163. 

DeUgoa-Bai,  wer  nimmt  die  — . 89,  576. 

Deutsch-australischer  Handel.  48.  705. 

Deutsche  Arbeitskraft,  Verwendung  derselben  bei  dem  Bau  des  Stadttheaters 
in  Odessa,  50.  735. 

— Auswanderung  nach  überseeischen  Ländern.  87.  547  , 41,  603. 

— Bank,  eine  — in  Australien.  88.  557. 

— — Geschäftsbericht  derselben  für  da»  Geschäftsjahr  1886.  18.  289.  Bk. 

— ßaumwollpfianzung  in  Egypten.  (Vortrag  von  Dr.  8.  Bernstein.)  6.  88. 

9.  145. 

— ('hokoladenfftbrikation  und  der  Export.  88  496. 

— Dampfer  zwisrhen  den  Südchinesischen  Häfen  und  den  Britischen  Kolo- 

nien der  Straits  Settlements.  41  606- 

— Dampferlinie  Hamburg  (bezw  Bremen)  — Antwerpen  — Lissabon  — 

Mogndör  — Porto- A legre  (bezw.  Rio  Grande).  14.  223. 

— Dampfschiffs- Rhederei  zu  Hamburg.  Geschäftsbericht  pro  1886  20  318. 

— Eiseninduatriellen,  Kooperation  derselben  auf  der  Melbourner  Ausstellung 

lind  in  Australien.  81.  468.  34.  509. 

— Eisen-  und  Stahl-Erzeugnisse  in  Brasilien.  16.  256. 


Deutsche  Kxportbank:  Aufforderung  an  die  noch  irn  Rückstände  befindlichen 
Aktionäre  zur  III.  Ratenzahlung.  82.  491.  86.  540.  40.  595.  (Anzeigen). 

— — GeneralvctBvmmlungsanzeige  20.  323.  24.  37N.  (Anzeigen.) 

— — Jahresabschluss  vorn  81.  Dezember  1886.  24  383  (Anzeigen). 

— Exportindustrie,  zur  Lage  derselben.  83.  495- 

— Fabrikanten,  ausländische  Anklagen  gegen  — . 88.  557. 

— — Widerlegung  ausländischer  Anklagen  gegen  — . 88.  564. 

— Industrie,  Uriheil  de»  franz.  Gesandten  Herbette  über  die  — - 21.  329. 

— Kaufmann,  Der  — und  die  fremdeu  Sprachen.  18.  201. 

— ■ Kohlenuiederlage  in  Porto  Grantle  (St-  Vicente).  29.  448  (L.  U.). 

— Kolonien  im  Kaukasus.  88  562. 

— — in  Süd-Afrika,  neue  — . 11-  180.  Bk. 

— Kolonisation  in  Ost-Afrika.  12.  186. 

— — in  Süd-Brasilien,  die  — . 46,  679. 

— Kommission  des  giofsen  Internationalen  Wettstreits  für  Industrie,  Kunst 

und  Wissenschaft  zu  Brüssel  1888.  45-  658. 

— Konkurrenz  in  Süd-Amerika.  85.  523. 

— Lieferung  von  Straueuuhren  nach  Venezuela.  8.  47. 

. — Maschinen-  & Werkzeug- Ausstellung"  in  Lissabon,  ständige  — . 10.  160. 

— Reichsdampfcriinieu.  44.  644. 

— Seedampfeigesellschaften,  Betriebeergebnisse  derselben  im  Jahre  1886. 

20.  311. 

— Spriteinfuhr  in  Spanien,  Demonstration  in  Zaragoza  gegen  die  — . 82. 

489.  Bk. 

— Stablschienen,  Laschen  und  Platten  für  die  Staatselsenbahnen  in  Victo- 

ria, durch  die  Firma  Krupp  in  Essen  geliefert.  8 48.  Bk 

— Unternehmer  und  Deutsche*  Kapital  in  Süd- Amerika.  41.  601. 

Deutschen  Zurkcrindustiic,  zur  Lage  der  — . 14.  213. 

Lage  der  — in  Süd-Braallien.  18.  277.  1».  297.  20.  809. 

Deutscher  Außenhandel,  franz  l'rtbeil  über  die  Erfolge  desselben.  14  216. 

— Geographentag.  VII.  in  Karlsruhe.  14.  216. 

— Handel,  Errungenschaften  desselben  in  Australien  seit  1879.  Nutzanwen- 

dung auf  die  bevorstehende  Weltausstellung  in  Adelaide.  1.  7. 

— Reichstag,  Auflösung  desselben.  8.  37. 

— — Die  Frage  der  Subventionsdampfer.  24.  381. 

— Sprit,  über  die  Einfuhr  desselben  in  Spanien.  81.  469. 

— — und  französischer  Kognac.  29.  440. 

Deutsches  Reich,  Der  90.  Geburtstag  des  Deutschen  Kaisers.  12.  185. 

— — ErntesUtislik.  87.  547. 

— — überseeisch«  Auswanderung.  87.  547,  41-  OüS. 

Deutschland.  Australische  Klagen  über  Mifot&nde  im  Verkehr  mit  — . II.  177. 

— Die  Ausfuhr  von  Droguen  und  Chemikalien  au*  — nach  Japan.  1.  5. 

— Fabrikation  von  Konservenbüchsen  und  Dosen  in  — 50.  786. 

— und  die  Südsee- Inseln.  82.  486. 

Deutschlands  Antbeil  an  der  Entwickelung  Japans.  46.  676. 

— Beiheiligung  sowie  die  des  Auslandes  an  der  Jubilee  International  Exhi- 

bition in  Adelaide.  14.  224. 

— Handel  mit  Portugal.  21.  325. 

— offizielle  Betheiligung  an  der  1888er  Ausstellung  zu  Melbourne.  41  601. 

42.  619. 

— Verkehr  mit  Ostafrika  und  die  Dampfersubventionsfrage.  24.  3G9. 

Deutsch-Neu- Guinea,  über  die  Fortschritte  der  Kolonisation  auf  — , 14.  225 
Diamantu nbambd  in  Amsterdam.  44.  644. 

Diainnntbandels-Gesellscbaft  de  Toekomst  (die  Zukunft)  zu  Amsterdam,  die 
neu  errichtete  — . 48.  705. 

Dona  Francisca  (in  der  brasilianischen  Provinz  Santa  Oatharina),  Einführung 
der  Ramiekiiltur  in  der  Kolonie  — . 84.  512. 

— — Die  Zukunft  der  Kolonie  ■ — . 45.  662. 

Do  uh»,  Gefangennahme  des  Franzosen  — durch  die  Steppenkabylen  bei 
Kap  Juby.  15.  240  28.  355. 

Drei  Jahre  im  hohen  Norden.  85.  523  (L.  U-). 

Ecuador,  Klsenhahnpriijekt  Ibarra — San  Lorenzo  de!  Pallon.  11-  175.  # 

Egypten.  Deutsche  Baumwollpflanzung  in  — . (Vortrag  gehalten  von  Fr. 

S.  Bernstein.  6.  88.  9.  145. 

— Warnung  vor  Schwindelfirmen  in  — . 88.  500. 

Einfuhrzölle,  Verzeirhnifs  der  Export-  und  Import- Artikel  Süd- Australiens 
nebst  Angabe  der  — . 27.  416. 

Einladung  turn  Abonnement.  40.  585.  51.  745. 

— zum  Beitritt  zum  »Centralverein  für  Haudelsgeograpbie  etc."  8.  37.  40 

585.  4L  601.  44.  641. 

Einnahmen  und  Ausgaben  von  Kanada.  50.  736. 

— — der  Republik  Chile.  51.  751. 

Einwanderung  im  Kaiserreich  Brasilien,  Zur  — . 14.  222. 

— in  Brasilien.  40.  592. 

F.inwanderungsfragc  in  Brasilien,  I>er  gegenwärtige  Stand  der  — , 17.  261. 

18.  290.  Bk. 

Einwirkung  de»  gegenwärtigen  hohen  Kursstandes  auf  Produktion  und 
Handel  in  Brasilien.  14.  223- 

EiKcnbahn,  Eröffnung  der  Quarahira  — Itsqui-Balin  in  Rio  Grande  do  Sul. 

85.  523. 

— Pretoria— Delagoa-Bay.  49.  719. 

— von  der  mittelasiatischen  — . 84.  509. 

— -Anlage  in  Wcst-Sum&tro  znr  Rrnchlielsung  der  dortigen  Steinkohlen- 

lager. 29.  441. 

Eisenbahnen  in  Argentinien.  89.  578. 

— von  den  rassischen  — in  Asien.  80.  466. 

Eisenbahnprojekt  Ibarra — San  Lorenzo  del  Pailon  (Ecuador).  11.  175- 
Eisenbahnprojekte  in  Persien.  7.  1 14. 

Elektrische  Beleuchtung  in  süditalienischen  Städten,  f.  24. 

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1887. 


V 

EXPORT,  Organ  de»  Centmlvemns  für  Hindelageographie  ete. 


ElfeoMohamlH,  Crher  d*n  — in  Ob«reg,|.teii.  29.  443. 

El  Paso  (W  intorreise).  26.  403, 

England,  Kvporlmusterlagcr  io  — . 48.  703. 

Englands  Exporthandel.  44.  (*<44. 

— Handel  mit  der  argenliuiscben  Republik.  44.  650. 

Englische  Eisenindustrie,  Einflul*  der  Lulea  — Ofoten— Eisenbahn  auf  die  — , 
7.  113. 

Englischer  Handel  mit  Palästina  4».  713. 

Englisch«»  MarkenHcbutzgeseii.  47.  691.  48.  703. 

Entwickelung  der  Schiffsfrachten.  52.  758. 

Erntcstatislik  de*  Deutschen  Reichs.  37.  547. 

Rrxdiliersuug  Chinas,  Ein  weiterer  Schritt  zur  — . 44.  646. 

Erzfunde  in  Südwcstafrika.  48.  678. 

Europäische  Interessen  in  Oatasicn.  10  161. 

„ Export“,  Anzeige  betreffend  die  Verwechslung  de#  — mit  anderen  Blät- 
tern. 50.  729. 

— Der  — und  die  deutsche  Cbokoladeofabrikation.  33  4%. 

Exporteure,  ein  Wink  für  — , die  Lieferung  österreichischer  und  deutscher 

Manufakturen  für  Persien  betreffend.  39.  576. 

Exporthandel  Englands.  44.  644. 

Export- Industrie,  Unsere  — , I.XIX.  Die  Nähmaschinen- Industrie  in  Kaisers- 
lautern. 18.  247. 

Export-Musterlager  in  England.  48.  705. 

— — Stuttgart.  Jahresbericht  für  das  5.  Geschäftsjahr.  33-  499  (L.  U.). 

— und  Import-Artikel,  Verzeichnif*  der  — Süd-Australiens  nebst  Angabe 

der  Einfuhrzölle.  27.  416. 

Festaitzungsbericht  der  „Gesellschaft  für  Erdkunde”  uml  der  „Anthropo- 
logischen Gesellschaft“  am  16.  März  zu  Ehren  des  Afriksreiaenaen 
Dr.  Wilhelm  Junker.  12.^194. 

Finanzpolitisches  aus  Portugal.  25.  385. 

Finanzen  Portugal».  45.  659. 

Fi*cbräuchereihetrieb  an  der  Ostveeküslc.  14.  218  28.  437. 

Flachs-  und  Kümmelbau,  Hebung  desselben.  4.  56. 

Fleischproduktion  in  dem  südwesUfrikanischen  Schutzgebiet  und  die  Möglich- 
keit ihrer  Vcrwerthung.  (Vortrag  des  Missionaiospektor»  Uerrn  C.  G.  Bütt- 
ner im  .CentraKeioin  für  Handelsgeographie  etc.*).  5.  73. 

Flüssige  Holzstoffe,  Ober  die  Verwendung  derselben  für  Schiffskessel  34.  507. 
Folterung  eines  Deutschen  in  Peru.  11.  176. 

— eine«  Deutschen  in  Peru,  Entgegnung  des  pemauischen  Generalkonsuls 

Anibal  Villegas  in  Hamburg  zu  dem  Artikel  — in  Nr.  11  des  Ex- 
port. 14.  223. 

Frankreichs  Bevölkerung  1886.  50.  736. 

Frankreich,  Errichtung  eines  nandelstnuseums  in  Paria.  80.  456. 
Französische  Handelsflotte.  Entwickelte  derselben.  52.  759. 

— Handelskammer  in  Lissabon.  14.  217. 

— Hetzereien  gegen  die  Deutschen  in  Süd -Brasilien.  48.  680. 

— Ingenieure  in  Lissabon  behufs  Informirung  der  dortigen  nafenanlsgen. 

7 116.  Bk. 

— Kolonialpolitik.  50.  731. 

Französisches  Handi-lsmuM-m»  in  Argentinien.  85.  523. 

— Urtheil  über  die  Erfolge  des  deutschen  Aufsenbandels.  14.  216. 

Froude  Professor,  Protest  gegen  den  Reisebericht  desselben  — . 21.  334. 

Glasfabriken  in  Victoria,  Errichtung  von  — . 42.  623. 

Goldentdeckungen  in  Sud- Australien.  21.  332. 

Goldfundc  in  Süd- West- Afrika.  48.  708.  49.  719. 

Goldmünzen,  Die  am  I.  Januar  1837  im  Umlauf  befind  liehen:  vergleichende 
Aufstellung.  1.  9. 

Goldproduktion,  Amerikanische  — . 50.  736. 
t Orauert,  Eduard  in  Montevideo.  28.  362, 

Guatemala,  Handel  und  Fabrikation  von  Papier  in  — . 28.  430. 

Gypseu  des  Mostes,  Ober  das  — . 11  180.  Bk. 

Generalversammlung  des  „Deutsch  Süd- Amerikanischen  Klubs.“  27.  418. 
Gmeralversammlungsanzeige  der  „Deutschen  Piportbunk.“  20.  323.  24.  378. 
(Anzeigen.) 

— de«  „Central Vereins  für  Handel vgeographie  etc.“  47.  689.  48.  701.  49.  713. 
Geographentag,  VII.  Deutscher  — zu  Karlsruhe.  18.  280. 

„Geographische  Gesellschaft  in  Lübeck",  Sitzungsbericht.  48.  768. 
Getreidehandel,  Der  Stand  des  russischen  — s,  80.  531. 

Geschäft  in  Kokminlwrillc  1886  9.  144. 

— Zur  Philosophie  des  — s,  und  der  Handelsgeographie  8.  121. 
Geschäftslage  in  Lübeck.  4.  55. 

— in  Palermo.  28.  354. 

— in  Sicilien,  Warnung.  20-  314.  23  354. 

Geschäftliches  aus  t'hina.  42  621. 

Gesellschaft  zur  Förderung  des  Amsterdamer  Kaffeehandels-  50.  736. 
Grspinnslfaser,  eine  netto  — . 41.  610. 

Gesundhritsverbältniue  in  Porto  A legre.  14.  223. 

Hafenbau  in  der  Branntweinbai  auf  West-Sumätra.  29  441. 

Hafenbmiten,  Ausführung  weiterer  — in  Portugal.  88.  496. 

— Eröffnung  der  — in  Lissabon.  45.  659. 

— io  Lissabon,  die  — . 18.  248. 

Hamburg-Amerikanische  Paeketfahrt-  Aktiengesellschaft.  Geschäftsbericht  der- 
selben pro  1886.  20.  312. 

— Auswanderung  von  — nach  Australien.  6.  95. 

— Die  Entwickelung  de»  Hamburger  Hafens.  29.  443. 

— Handel  und  Schifffahrt  zwischen  — und  Australien  1886.  6.  95. 

— Westfälische  Steinkohle  m — 4.  56. 


Hamburg,  Zur  Frage  einer  direkten  Dampferlinie  zwischen  — und  Rio  Grand« 
do  Sul.  18.  256. 

— ■ -Südamerikanische  Dampfschifffahrt«  - Gesellschaft,  Geschäftsbericht  pro 
1886.  20.  312. 

„Hamburger  Freradenblatt",  Verurthellung  des  — In  2t*r  Instanz  wegen 
Beleidigung  des  Herrn  Karl  von  Koseritz.  27.  415. 

Hamburgs  Handel  und  Schifffahrt  1886.  7.  545. 

— Schifffahrt.  2.  24. 

— und  Bremens  Schifffahrt  1886.  7.  113. 

Handel  Chile#,  auswärtiger  — im  ersten  Halbjahr  1887.  45.  664. 

->  Chinas  im  Jahre  1886.  28.  429. 

— Der  deutsch-australische  — . 48.  705. 

— in  Textilfabrikaten  mit  Marokko,  Bericht  des  englischen  Konsuls,  7.  1 16.  (Bk.) 

— Li  bau ’s  1875  bi#  1886.  14.  218. 

— mit  Uhren  und  Schmuckaacben  auf  Madagaskar.  37.  550. 

— und  Schifffahrt,  Hamburgs  — 1386.  37.  545. 

— und  Schifffahrt  zwischen  Hamburg  und  Australien.  8.  95. 

— von  Britiscb-Ost-lndien.  29.  441. 

— von  Lihau  und  Riga.  21  328. 

Uanas,  Bremer  Dampfschifffahrt» -Gesellschaft,  Geschäftsbericht  pro  1886 
20.  313. 

Handelsartikel  deutschen  resp.  europäischen  Ursprungs,  welche  hauptsächlich 
n&ch  Bagdad  exportirt  werden.  49.  718. 

Handelsbericht  aus  Kapstadt.  29.  443. 

Handelsbeziehungen  des  britischen  Reiches,  über  die  — , Vortrag  von 
George  Raden-PoweU.  82.  481. 

Handelageogrnphie,  Zur  Philosophie  des  Geschäfts  und  der  — . 8.  121. 
Uandelsgeographisches  Museum  des  „Centralverelns  für  Handelsgcograpbie 
etc.“  tt.  348. 

Handelskammer  zu  Mainz,  Rundschreiben  der  — zur  Förderung  der  Aus- 
stellung in  Melbourne.  89.  575. 

Handelsmuseeo,  tur  Errichtung  von  — in  Spanien.  29.  440. 

Handelstnuseum,  Errichtung  eines  — s in  Paris.  80.  450. 

— in  Antwerpen.  48.  705. 

Handel* Verhältnisse  Mesopotamiens.  49.  715. 

1 Hawaii,  Vortrag  de*  Dr.  Arviny  über  die  F.tnograplue  von  — in  der  „Ber- 
liner anthropologischen  Gesellschaft*.  31.  473- 
HawaÜ9cbe  Inseln:  Bevölkerung,  Ein-  und  Ausfuhr  sowie  die  Khederoi  des 
Königreichs  Hawaii.  11.  177. 

Hebung  de«  Flachs-  und  Kümmelbaues.  4.  56. 

Her  bette,  französischer  Gesandter,  Urtheil  desselben  über  die  deutsche 
Industrie.  21.  329. 

Ilotagho-Flufs,  Regullrung  desselben  mit  deutschen  Daropfbaggern.  89.  576. 

— Ueberacbwemmungen  des  — . 62.  760 

Holland,  Die  gegenwärtige  Lage  der  Industrie  in  — . 45.  669. 

Honduras,  Nachrichten  aus  der  Republik  — . 19.  302. 

Oopfenbau  und  Hopfcnverbnuicb.  60.  736 
Hopfenzoll,  Die  Erhöhung  de»  russischen  — s.  29.  439. 

Jabresabsebluf»  der  „Deutschen  Exportbank“  pro  1886.  24.  383.  (Anzeigen.) 
Jahresbericht  des  britischen  Generalpostmeisters.  48.  633. 

Jahreswende,  Zur  — . 1.  I. 

Japan,  Ausfuhr  von  Drognen  und  Chemikalien  aus  Deutschland  nach  — . 1.  5. 

— Deutschlands  Antbeil  an  der  Entwickelung  von  — . 44.  676. 

Java,  Zur  ungünstigen  Lage  der  Zuckerindustrie  auf  — . 10.  160. 

— Zustände  auf  - 8.  47. 

Jekaterrabnrg,  Slbiriscb-uraliscbe  Ausstellung  in  — . 81.  465. 

Industrie  in  Holland,  die  gegenwärtige  I.age  der  — . 45.  659. 

Internationale  Maschinen  - Ausstellung  in  Paranä.  der  Hauptstadt  der  argen- 
tinischen Provinz  Entre  Rio».  18.  290.  Bk.  19.  304 
Jon  Perdicaris,  Inhaftnahme  des  Amerikaners  — in  Tanger  u.  Remedur 
seitens  des  State  Departmeut  in  Waahingtou.  1.  5. 

Itajaby-Thal  und  die  Kolonie  Blumenau  in  Süd- Brasilien,  da*  — . 85.  524 
Italienische  Auswanderung  im  Jahre  1886.  35.  520. 

— Einwanderung  nach  Brasilien.  45.  664. 

— Viebausfubr,  Einflufs  des  neuen  Schutzzolls  in  Frankreich  auf  die  — . 
10  248. 

Italiens  Bedeutung  für  den  deutschen  Export  und  die  bevorstehenden  italie- 
nischen Zollerböbungcn.  17.  263. 

— Handel  mit  den  afrikanischen  Köalcnstaaten.  45.  658. 

Itapocü  (Fluls  in  der  brasilianischen  Provinz  Santa  Catharina),  Brasilianer  am  — 
und  die  Arbeiterfrage.  40.  591.  41.  608. 

Kaffeeernte  in  Brasilien.  52.  760 

Kamerun,  Hat  — eine  Zukunft?  Von  Dr.  Bernhard  Schwarz.  10  157. 
11.  172.  12.  188.  18.  205.  15.  236.  14.  250.  18.  282.  20.  314.  21  329. 

20.  400.  29  441.  30.  457. 

— Kanu  das  Klima  in  — durch  Ausrottung  der  Maogro* «Waldungen  ver- 

bessert werden?  15.  239. 

--  Skixzen  und  Betrachtungen  von  Max  Büchner,  Dr.  med.  21.  335.  (L. U.) 

— zur  Frage  der  Ausrottung  der  MangrowewäJder.  18.  283. 

K&nalverbindung.  Eine  neue  — zwischen  dem  Schwarzen  Meere  und  der 

Ostsee.  28.  354. 

Kanada,  Einnahmen  und  Ausgaben  von  — . 50.  736. 

Kapkolonie,  Zollfreibeit  von  Maschinen  zu  Industriezwecken.  39.  577. 
Kapstadt,  Handelsbericht  aus  — . 29.  443. 

Kaufmännische  Vertretung  der  deutschen  Aussteller  auf  der  1888*r  Ausstel- 
lung in  Melbourne.  45.  657.  46.  673. 

Kaukosien,  Wrinerxcugung  in  — und  Ressarabien.  8.  134. 

„Kaukasische*  oder  „russische  Riesen -Sonnenblume* , eine  neue  Textilfaser 
9.  149.  Bk.  18.  209.  Bk. 


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1887. 


VI 

EXPOET,  Organ  des  Centralvereins  für  Handelsgeographie  etc. 


Kaukasus,  Deutsch«  Kolonien  im  — . ÄS.  562. 

— Warnung  für  Geschäftsleute  und  Au* Wanderer  beim  Versand  von  Sachen 

nach  dem  — . 1.  4. 

Kennett  - Barrington,  Sir,  Vertreter  des  AuBstrllungskomiU»  in  I^mdon 
für  die  1888rr  Ausstellung  in  Melbourne.  80.  454. 

Klimatische  und  Arbeit»verbfdtnii*e  in  Nord-Borneo.  4.  63 
Kognak,  Deutscher  Sprit  und  franrösischcr  — . 20-  440. 

Kolonialkonferenz  in  London.  8«  531. 

— in  London,  Der  britischo  Kinheitsgedanko  auf  der  — . 40.  585. 
Kolonialpolitik,  Französische  — . 50.  731. 

Kolonislpolitiscbe  Agitation,  Ein  Wort  über  — . 9.  144.  13.  203. 

Kolonial  volle,  Dm  Geschäft  in  — 1886.  9.  144. 

Kolonie,  Neue  deutsche  — in  Süd- Afrika  11.  180.  Hk. 

Kolonien,  Deutsche  — im  Kaukasus,  88  562. 

— Die  australischen  — . 10.  246. 

Kolonisation,  Deutsche  — in  Ost-Afrika.  12.  186 

— auf  Deutsch-Nen-Guinea,  über  die  Fortschritte  der  — . 14.  225. 

— Deutsche  — in  Süd- Brasilien.  40  673. 

— in  Argentinien,  Ko»  lach  ritt*  der  . 41.  607. 

- im  Daporu-Thal  (in  der  brasilianischen  Provinz  Santa  Cath&riua)  12.  191. 

25  391.  SO  459.  SO.  534.  40.  681. 

— in  Paraguay.  SS.  500.  Bk. 

— in  Säo  Paulo.  51.  750.  52.  763.  Bk. 

Kolnnivitionsgesellsr’haft  ■Union*.  18,  290.  Bk. 

— Südamerikauischc  — zu  Leipzig.  27.  409. 

Kolonisationsunternehinen  in  der  brasilianischen  Provinz  Rio  Grande  do 
SuL  43.  636. 

Kolumbien,  Briefe  aus  — . 28.  430. 

. Koninklijke  Nederlandvche  Stoomboot-Maatschappij“  in  Amsterdam.  28.  425. 

„ — Westindische  Maildienst"  Kompanie  in  Amsterdam.  II  170 
Konservenbüchsen  und  Dosen  in  Deutschland,  Fabrikation  von  . 50  736.  , 
Kopenhagen,  Aufstellung  in  — 1888.  39.  575. 

v.  Koseritz,  Karl,  Vriurtheilung  des  Hamburger  Fremdenblattes  in  zweiter 
Instanz  wegen  Beleidigung  des  Herrn  . 27  415. 

Krrfrldrr  Königliche  Webesrhule,  Färberei-  und  Appreturschule,  Hin  Besuch 
der  AuKschufsmitglieder  des  Vereins  zur  Wahrung  der  gemeinsamen 
wirthschaftlichen  Interessen  in  Rheinland  uud  Westfalen  in  derselben. 
47.  690. 

Kunsthutter,  Regelung  des  Verkehrs  mit  . 5 71 
Kunstwein  oder  Natur»  ein.  2.  21. 

Küstenschifffahrt,  Die  brasilianische  . 86  534  39.  580. 

— die  brasilianische  — , Aussrhliefitung  fremder  Rheder  von  derselben.  16.  256. 

Li_e  in  Spanien.  Zur  — . 85.  519-  48.  631  4s  701.  51.  747. 
Landwirtschaft  und  Industrie,  Lage  der  in  russisch  Polen.  42.  620. 

— Notblage  der  — . 34.  505- 
l.ebensmittclpreise  in  Preufscn.  87.  547. 

Le  Havre,  Internationale  maritime  Auaatrllu«  ß in  — 1887.  7.  113. 
de  Lesseps,  Ferd.,  Vicomte  als  Gast  in  der  deutschen  Reirh«baupt»tadt. 
11.  172. 

Libau,  Handel  von  — umt  Riga.  21  328. 

Libaus  Handel  1875  bia  1886.  14.  218. 

Lissabon,  Die  Hafenhauten  in  — . 16  24H. 

- F.röffnung  der  Hafen  bauten  in  — . 45  659. 

— Französische  Handelskammer  in  — . 14.  217. 

Französische  Ingenieure  in  — behufs  In  form  innig  über  die  dortigen  Hafen- 
anlagen. 7.  116.  Bk. 

- Hafenprojekt  4.  53. 

— «Ständige  Deutsche  Maschinen-  und  Werkzeug- Ausstellung  in  — * 10.  160. 
Llttcrariaclie  Umschau  {*  zeigt  an,  daf»  das  betreffende  Werk  besprochen  ist): 

— AdreMuch  der  königlichen  freien  Stadt  Hermannstadt  and  deren  Um- 
gebung sowie  d-r  Städte  Brnos,  Mrdiasch  und  Mühlbach-  45  667. 

— Annalen  der  Hydrographie  und  maritimen  Meteorologie.  XV.  Jahrgang 

1887.  1*  227.  41.  611. 

— AnnaU  di  Statistioa.  Statist  i ca  lndnstriale.  Faecicedo  11  y III  Notisie 

gvllo  Condieioni  Industrial»  i leiht  Provineia  di  Vmcsia.  H.  135. 
Annual  Deport  af  the  < hi  cf  cf  the  Dunau  of  Slatistics  on  the  Foreign 
Commerce  of  the  United  State*  for  the  yenr  endmg  Jane  30,  1886. 

14  | 

Annuano  da  lYocincia  do  Rio  Grande  do  Sul  pam  o anno  1887.  14  226. 

— Annuano  Statut  ico  Italiano.  Anno  1886.  86  538. 

inmutrr  Statut  ique  de  la  Protinte  de  Humor  Aires,  i/uatriemc  et 
cmquieme  rinne-'  1*84.  1885.  1 15.  14.  226. 

— •Anaiedelungsverliiltnisac  In  Nord- Amerika.  83.  499- 

— Annuario  de  la  Officina  Central  Mctcorohjica  <1*  Chile.  Tenno  JSC.  1886. 

4“  Cuadrmo:  julto  % agoeto  II.  180. 

— Arendt,  Dr.  Otto.  Ziele  der  dcutachcn  Kolonialpolitik^  14^  227. 

— Bericht  der  Industrie-Kommission.  Lübeck  im  Juni  1887.  47.  696. 

— — des  Kaufmännischen  Vereins  zu  Planen  i.  V.  Umfassend  den  Zeitraum 

von  1.  Juli  1885  bis  1886.  1.  15. 

— _ über  die  Kolon isationsgesellschaft  •Union".  23  362. 

über  die  Thätigkeit  dea  Krönstädter  Geverbevereins  im  Jahr*  1886. 

23.  362. 

— Berliner  Zweigverciu  der  .DeuUcheu  Meteorologischen  Gesellschaft*.  Vierte* 

Vereinajahr  1887.  12.  197. 

— Bianconi  F.,  Cortes  CommerdaUs.  6.  96, 

— Diilrag  tili  Fmlands  offieiela  Statistik.  XX.  Jet  n v*ig* -Statistik.  15. 

Jcmtnas st yrtlsens  » Fmland  Derüttelsc  för  är  1885.  12.  197. 

— — tili  Sreriges  Offieiela  Statistik.  1885.  3«.  538. 

— Boletim  Ja  Socitdade  de  Geograph ia  de  Lisboa.  6.  Serie  Nos  7e8  12.  197. 


Litterarische  I msrhau:  Boletin  de  la  Acadtmia  National  de  Cirnciai  en 
Cordoba  . Repuhlica  Argentina)  Junta  1886.  Tom o IX.  45.  667. 

- Bollettino  dem  .Societä  Africana  d'ltalm “.  14  227.  23.  362.  45.  667. 

— — della  „ Societä  Geografien  llaliana *.  14.  227  28  362. 

— "Braune,  Albert,  Voll  fündige  Kaufmännische  Arithmetik.  3H.  568. 

— 'Büchner,  Max,  Dr.  raed.,  Skizzen  und  Betrachtungen  von  Kamerun. 

21  385- 

— Bulletin  de  la  Sonett  des  etudes  mdochimnscs  de  Saigon  Armee  1886. 

i4.  tn 

— de  la  . Socirte  de  Geographie  Commerdale  de  Paris“ . 14.  227 
Bulletins  de  la  Sociite  neurhateloist  de  Geographie  14.  227.  23.  362. 

— Catalogo  de  productos  tnviados  para  a Expotifdo  de  Der  Inn  pela  I\o 

rtneia  do  Amasonas , organistulo  por  J.  B trboui  Rodrigues,  sccretario 
da  comw issdo.  Mnntios,  impresso  rur  tgpotjraphia  do  .Jorttal  do 

Amasonas * de  Antonio  Femandes  liugalhu  1886.  49.  722. 

— Charpentier,  Dr.,  Eutwickelungsgcscbirhte  der  Kolonialpolitik  des 

Deutschen  Reirhc*.  14  227. 

— 'Chavanue,  Dr.  Jos.,  Reisen  und  Forschungen  im  alten  und  neuen 

Kongostaat.  24  378. 

— Chile,  Briefe  von  Kolonialen.  II.  ISO. 

— Coai,  Dr.  Ktnilio  lt , llegistro  Estmhstico  tle  la  IVovinciu  de  Buenos 

Aires  rnio  1879  g 1880.  11.  180. 

— 'Deutsche  Geographische  Blätter.  II -rau ■»gegeben  v.  d .Geographischen 

Gesellschaft*  in  Kremen  durch  Dr.  M.  Lindeman  11.  179. 

— 'Deutsche  Kohleuniederlage  in  Porto  Grande*  (St.  Vicente).  29.  448. 

. Deutsches  Handels- Archiv“,  Jahrgang  1887  Auguvthcft.  36  538. 

— Deutschland*  Interessen  in  Süd-Afrika.  Erster  Bericht  des  Vereins  zur 

Förderung  deutscher  Interessen  in  Süd-Afrika  Januar  1887.  14.  227. 

— 'Dunker,  W.  und  Ullrich,  Dr.  W.,  Neues  Konversation*- Wörterbuch. 

21.  335. 


— Engel,  Dr.  Franz,  Studien  unter  den  Tropen.  6.  96. 

- 'Entwickelung  de»  Hamburger  Hafen*.  29  448. 

Kxner,  A.  II.,  Die  Einnahmequellen  und  der  Kredit  China*.  19.  395. 

— 'Fernscbau.  Jahrbuch  der  .Mittclscbwcizerischen  Geographisch-Kommer- 

ziellen Gesellschaft  in  Anniii.  I.  Band.  20.  317. 

— 'Findeisen,  Prof.  C.  F.,  Grundrifs  der  Handels»  i*sen.*chaft  oder  über- 

sichtliche Darstellung  der  Allgemeinen  IlandeBIchr*.  38.  500. 

— Fmlands  offieiela  Statistik:  Statistik  jrsbok  för  Fmland,  utgifcen  af 

Statistika  Centralbyrün.  Attonde  iirgangen  1886. 

— XX  Jernrä’/s-Statistik.  15.  Jtmrägsslyrelscns  i Fmlands  hcrättelse 
für  Ür  1885.  14.  226. 

Gac  bl  er,  Eduard,  Ei»enbnlin-lb>iiU-ukarte  de*  Deutschen  Reichs.  80.  461. 

— — Ta*cheoatlas  des  Deutschen  Reichs  und  der  deutschen  Kolonial- 

besitzungen. 30.  461. 

— — Verkehrskarte  des  Deutschen  Reiches.  30.  461. 

— Gaspcy,  Englische  Konversations-Grammatik.  41.  611 

— Geschäftsbericht  der  Bodeukmlitanstalt  in  Hermannsladt  über  das  Ver- 

waltungsjahr  1886.  21.  337. 

— Gewerbliche  Lokalausstellung  [in  Kronstadt,  Siebenbürgen]  1886.  Separot- 

ahdruck  aus  der  .Kronstädicr  Ze  luug“.  28.  362. 

— GiomaU.  tlella  Societä  di  letturr  e conversasione  scientific  he  di  Genova 

14.  227. 

— v.  Glocker,  Karte  ton  Korea  im  Maf»stab«  1:3750000.  1.  15. 

— 'Greely,  Adolf  W.,  Drei  Jahre  im  hohen  Nonien.  35.  523. 

— Haacke.  Dr.  Wilhelm,  Bibliographie,  Museeupflege  und  Kolonialthier- 

kunde.  14.  227. 

— 'Uabenicbt,  Herrn.,  «Spezialkarte  von  Afrika*.  4L  611.  47.  695. 

— Henne  am  Kbjrn,  Dr.  Otto,  Neues  vollständiges  Ortslexikou  der 

Schweiz.  14  227. 

— v.  Hesse-Wartegg,  Ernst,  Nord -Amerika,  seioe  Städte  und  Natur- 

wunder; d«  Land  und  seine  Bewohner.  14.  227. 

— 'Horowilz,  Victor  J.,  Marokko.  20.  319. 

' v.  Hübner,  Alexander  Frb.,  Durch  du  britische  Reich  0 9G. 

— Jahrbuch  dea  „Slebenbürgischen  Kaxpathenvereiiis"  VII.  Jahrgang  1887. 

41.  611. 

— Jahresbericht  der  Bremischen  Gewerbekummer  über  ihre  Thätigkeit  in 

der  Zeit  von  Ende  April  1886  bis  Anfang  Mai  1887.  36.  538. 

II.  der  «Geographischen  Gesellschaft*  zu  Greifswald.  II.  Tlieil.  1883;86 

49  722. 


— — XIII.  der  Gewerbeschule  zu  Ristriu  in  Siebenbürgen.  1.  15. 

— — der  Grob-herzoglichen  Handelskammer  zu  Bingen  a.  Rh.  für  die  Jahre 

1884  und  1885.  1.  15. 

— — der  Handelskammer  zu  Breslau  für  1886  41.  611. 

— — der  Handelskammer  zu  Cassel  für  daa  Jahr  1886  45  667. 

— — de  Handelskammer  zu  Frankfurt  am  Main  für  1886.  49  722. 

— — XXXVII.  der  nandcDkammcr  zu  Gera  für  1886.  45.  667. 

— — der  Handelskammer  zu  Leipzig  für  1885  80.  461. 

— — der  Handelskammer  zu  Liegnitz  pro  1886.  41.  611. 

der  Handelskammer  für  den  Regierungsbezirk  Oppeln  über  das  Jahr 

1886.  45.  667. 

— — der  Handelskammer  dos  Kreises  Solingen  für  1886.  41.  611. 

— der  Handel»-  und  ‘Gewerbekammer  zu  Plauen  auf  das  Jahr  1885. 
II  Theil.  21.  337. 

— — der  Handel»-  und  Gewerbekammer  zu  Zittau  auf  das  Jahr  1885  u.  1886. 

L 15  4L  81L 

• de»  Bürger-  und  Gewerbavereina  zu  Hermannstadt  für  1886.  12.  197. 

— •—  des  Export-Muaterlagers  in  Stuttgart  für  das  5.  Gescbäfujaltr  88.  499. 

— — des  Frankfurter  Vereins  für  Geographie  und  Statistik.  50.  Jahrgang 

1885  bis  1886.  47.  696. 


CjO( 


1887. 


VII 

EXPORT,  Organ  de»  Ceutralvereins  für  Handelsgeographie  etc. 


Litterariscba  Um'R'hau:  Jahresbericht,  V. (1886)  de*  Frankfurter  Vereint  zur 
Unterstützung  deutscher  Schulen  im  Auslande.  45.  G67. 

— — - IX.  des  Vereins  für  Erdkunde  zu  Metz  für  1886.  45.  667. 

— — XXXXVII.  des  Vereins  junger  K&nfleute  reu  Berlin  für  das  Ver- 

waltungsjahr  1886.  49.  723. 

— Jahresberichte  der  Handels-  und  Gewerbekammern  in  Württemberg  für 

dos  Jahr  1886.  47.  696. 

— * Katalog  dar  Bibliothek  der  Handelskammer  zu  Leipzig.  1.  14. 

— — der  vom  Kronstidter  Gewerbeverein  veranstalteten  Go  Werbeausstellung. 

28.  362. 

— Kan,  Dr.  C.  M.,  Les  Tournees  du  12  «im  25  Septembrc  1886  A Berlin  et 

kur  interit  pour  la  Science  coloniale.  14  227. 

— Kircbhoff,  Alfred,  Länderkunde  des  Erdtbcfls  Europa,  in  2 Theilen. 

12.  187.  49.  72*. 

— Königliche  Museen  zu  Berlin.  I>a*  Königliche  Museum  für  Völkerkunde, 

am  18.  Dmato  1832.  21.  337. 

— Königliches  Museum  für  Völkerkunde  in  Berlin.  21.  337. 

— Korreapondeozblatt  des  „Allgemeinen  Deutschen  Schulvereins“  in  Deutsch- 

land. Januar  1887.  No.  1.  11.  18H. 

— Korrespondenz  der  Aeltestrn  der  Kaufmannw'baft  von  Berlin.  11.  179. 

— ‘Kose  ritz,  Deutscher  Volkskaleiuler  für  die  Provinz  Rio  Grand«  do  Sul 

auf  das  Jahr  1887.  25.  392. 

— L’Afrique  exploröe  et  civilisee  Genöve.  1887.  14.  227.  41  611. 

— -La  (Viii*  Monetana'1,  Mexico  1886.  88.  538 

— Li  pro»  de  Propaganda  da  Socic-dade  de  lmmigra^äo:  I.:  d' EscragnoUe 

Taunay,  Alfre>io;  Ctuammto  Viril.  2.  etliplö  12  197. 

— ‘Loesch's  Spedition*-  und  Export-Adreßbuch  für  den  Weltverkehr.  Thril  I. 

Jahrgang  1887/88  45.  667. 

— Loewe,  Dr.  U.,  Unterrichtsbriefe  zur  achucllrn  und  leichten  Erlernung 

der  englischen  Sprache.  I./ilL  Lieferung  41.  611. 

— Maien  fisch,  Dr.  K.,  Nervosität  und  Nerven  schwäche.  11.  I8C. 

— — Die  Wasserkur.  II.  180. 

— Metzger,  Emil,  De  sluik  en  kroesharige  rossen  tusseken  Selebrs  en  Dt- 
pua.  (Separat«  bdnick  aus  der  „Revue  Coloniale  Internationale1*.)  49.  722. 

— --  Geographisch-statistisches  Welt- Lexikon.  20.  320.  80.  461.  41.  611. 

45  667.  62.  761. 

— Meyer,  Emil,  Bericht  über  den  Getreide-,  Oel-  und  Spiritushandel  in 

Berlin  und  seine  internationalen  Beziehungen  im  Jahre  1886.  14-  227. 

— Mittheilungen  an  die  Mitglieder  des  Allgemeinen  deutschen  Realsebul- 

minner- Vereins.  IX.  14.  227. 

— — der  Deutschen  Gesellschaft  für  Natur-  und  Völkerkunde  Ost- Asiens. 

35.  Heft.  Bd.  IV.,  Seite  205  bi*  244.  mit  Tafel  XXVII.  November 
1886.  14.  227. 

— — der  Geographischen  Gesellschaft  in  Lübeck.  Heft  11.  45.  G67. 

des  Vereins  für  Erdkunde  zu  Halle  a.  S.  1886.  14  227. 

— Monatshefte  zur  Statistik  des  Deutschen  Reii-h*  38  669.  41.  611  47.  6y6. 

— Movimento  Commvrciale.  dtl  Rrgno  d’Italia  nrll'anno  1886.  46.  667. 

— — della  Navigation*-  net  Ibrti  del  liegt  io  nelfanno  1886.  46.  667. 

— Xacher,  Julius,  Land  und  Leut«  in  der  brasilianischen  Provinz  Bahia. 

.Streifzüge.  1-  15. 

— Nachrichten  aus  der  ostafrikanischen  Mission.  14. 227. 2L  336. 23  362.49.722 

— Nally,  Rand.  Mc.  Offizielle  Kisenhalinkartc  der  Vereinigten  Staaten  von 

Amerika,  Kanada  und  Mexiko.  41.  611. 

— Notizblatt  des  Vereins  für  Erdkunde  tu  Dafmstadl  und  des  mittel- 

rheinischen  geologischen  Vereins.  IV.  Folge,  5.  Heft.  49.  722. 

— Oesterreicbische  Statistik  und  Nachrichten  über  Industrie,  Ilandel  und 

Verkehr  aus  dem  Statistischen  Departement  im  k.  k.  Handels- 
ministerium. 1L  180.  14.  227. 

— Oe#tcrreichi*che  Statistik.  Warenausfuhr  aus  dem  allgemeinen  Oester-  ; 

reichrich-Ungariscberi  Zollgebiet  im  Jahre  1885.  11-  180. 

— Otto,  Französische  Konversations-Grammatik  4L  611. 

— Peebucl-  Loesche,  Dr.;  Horm  S tanleys  Partisane  und  meine  offiziellen 

Berichte  vom  Kongo- Lande.  30.  461. 

— — Dr.;  Koogo-Lan  i.  49.  720. 

— Photographische  Mittheilungen.  lieft  346—349.  4L  611. 

— Politische  Ueher.ricbtskarte  von  Ostafrika.  Aus  Kieperts  Politischer 

Wandkarte  von  Afrika.  1 : 8 000  000.  25  399. 
l'rocedimientw  del  Drpartamcnto  Nadonal  de  Estadistica  durante  el 
ano  de  1886.  47.  696. 

— Projekt  zur  Gründung  oder  Ausdehnung  eine*  deutschen  Bankgeschäft* 

für  Australien.  21.  337. 

— Quadro  estaiistico  das  dirersat  organ  isa^bes  ministerüu*  que  tem  tido 

lugar  no  iniperio  [Jo  BratiPj  desde  o anno  de  1822  alt  o presente, 
formulatlo  pefa  designa^äo  special  de  cada  cabinete  14.  227. 

— Quarterly  report  of  de  chitf  of  the  bureau  of  statistics , treasury  depart- 

ment,  relativ*  to  the  Import*,  Exports,  Immigration,  and  Navigation 
cf  the  United  States  11.  ISO,  46.  667. 

— 'Rn  mos,  de  A.  Barreiro;  1S67.  Gran  Almanaquc  del  Siglo.  Ano 

XXIV.  11.  179. 

— Revista  de  Gtografia  Commercial,  örgano  de  la  Sociedad  Kspailola  de 

Geografien  Comcrcial.  28.  362-  49.  722. 

* Bcr»c  Franvat.*r-  de  l’Etrangtr  et  des  Colonies.  14.  227.  47.  696. 

— .KominUchc  Revue“.  Budapest.  14.  227. 

— Satnhammer,  Ph.,  Das  Wesen  der  Handelsverträge  und  ihre  Bedeutung 

für  die  nächste  Zeit.  46.  667. 

— San  Diego  County.  — Agricultural  and  HorticuUural  Fair , Armtjry 

Ball,  San  Diego,  Cal.  Oot.  6,  7 uml  8 , 1*86.  14.  226 

— *Srh!üs»ing's  uud  Paul  Moser’s  Börseukalender.  62.  761. 

— "Schnabl,  Leopold,  Buenos  Aires,  Land  und  Leute  am  silbernen 

Strom.  2.  32. 


Liltcrariscbe  Umschau:  Schneider,  Dr.  Oskar,  Über  die  kaukasische  Nafta- 
produktion.  (Separalaingabe  aus  des  Verfassers:  Naturwissenschaftliche 
Beiträge  zur  Geographie  und  Kulturgeschichte.)  49.  722. 

— de  Schryver , Simon,  Rogaume  d’Araitcanie-Patagonie.  14.  227. 

— Semler,  Heinrich.  Die  tropische  Agrikultur.  1.  15.  27.  417- 

— Sigeru»,  Emil,  Bericht  über  die  Ausstellung  sicbenbürgisch-säebsicber 

Hausindustrie  (9.  bis  26,  September  1886).  14.  227. 

— Sitzungsberichte  der  Königlich  Preußischen  Akademie  der  Wissenschaften 

zu  Berlin.  Sitzung  der  physikalisch  mathematischen  Klasse  tom  12.  No- 
vember. Ober  Süd marokkanische  Schädel.  Von  Kud.  Virehow.  12.  197. 

— S alomon,  Saul  Co.;  Cape  of  Good  Hope.  Official  Handbook  1886. 

80.  461. 

— Socicte  nortnande  de  Geographie.  BuUctm  rle  l’anto*  1886.  14.  227. 

— "So  nuet 'scher  patentirter  Gaskanalofcn.  62.  761. 

— .Statistik  de*  Deutschen  Reichs:  N.  F.  Bd.  6:  Gewerbestatistik  doa  Reich* 

und  der  Großstädte  nach  der  allgemeinen  Berufszählung  vom  5.  Juni 
1882.  I.  Theil:  Gewerbestatistik  des  Reichs. 

— N.  F.  Bd.  20:  Waarenverkehr  des  deutschen  Zollgebiets  mit  dem  Aus- 

lande im  Jabre  1885.  II.  und  III.  Theil. 

— N.  F.  Bd.  21,  Abtb  2:  Statistik  der  Seeschifffahrt  für  das  Jahr  1885. 

14.  227. 

— Statistisches  Jahrbuch  für  das  Deutacho  Reich.  VIII.  Jahrgang  1886. 

33.  499. 

— Statistischer  Bericht  über  Industrie  und  Gewerbe  Mährens  in  den  Jah- 

ren 1881  bis  1885.  45  667. 

— Statintüu  tMUt  Emigration s Italiann  Anno  1886.  45.  667. 

— Statistica  Elettorale  Politica.  41.  611. 

— Italiana:  l’opoUidone  Movimento  dello  ttato  cirile.  Anno 
XXIV.  — 1 ''85.  Jntroiusione. 

— Statistica  dei  bilanci  di  previsione  dette  camere  di  commercio  per  glt 

<mm  1881 . 1882,  1883  e /S6I4  e loro  situazione  p«Urn*u>ma&  ad  31  di- 
ctmbrt  1883. 

— Statistü-a  dei  dobiti  comunali  c prorindali  per  fltufwl  cd  31  dicembre 

degli  anni  1882,  1883  c 1884.  1».  226. 

— SUditltxk  Arsbok  ßr  Finbtnd,  ut gieren  af  StatieUska  Aryangen  1886 ■ 

12.  197. 

— Statute  et  regkment  genital  de  la  Socicte  internationale  d'Etudes  Brest- 

liennes.  14.  227. 

— * Stcinmann-Bucher,  Arnold,  Die  Nibrstäude  und  ihre  zukünftige 
Stellung  im  Staate.  21.  337. 

— v.  Strawberg,  Gerb.,  Argentinische  Reiseskizze.  14.  226. 

— — Keiseskizten  au*  dm  unteren  La  Platagebiete.  17.  272. 

— "Stutzer,  G.,  Das  Itajahytbal  und  dio  Kolonie  Hlumenau  in  Süd-Bra- 

silien.  96.  524. 

— Supara.  A.,  Archiv  für  Wirtbscbaftsgrugraphi«.  L Nord-Amerika.  20.  318. 

— Taunay,  Alfredo,  d’Eseragnolle,  A natwnalisa^äo  ou  grande  natural »• 

safdo  e natundtsaedo  tadtn.  6.  96. 

— — d' EscragnoUe,  QuastÜes  potitiaic  e sveiaes.  Discurtos  proferidos  na 
primär <*  setsdo  da  20a  legulatura  da  Asscmblea  Gerat  Legislativa. 

12.  197. 

— Teltz,  Otto,  Grosses  Handbuch  der  Philatelie.  4L  611. 

— Teulsch,  Dr.  G.  D.,  Denkrede  auf  Franz  Friedrich  Fronius  zur 

Eröffnung  der  89.  Generaheisammlung  de«  Vereins  für  slebenbürgiscbc 
Landeskunde.  23  362. 

— *The  Dominion  af  Canada.  Indian  and  Colonial  Mercantils  Directory 

(1886—87).  «6.  537. 

— Universum,  lllustrirte  Zeitschrift  für  die  deutsche  Familie.  19.  305. 

23.  362.  86.  538.  41.  600.  47.  696. 

— Union  Geograph ique  du  Nord  de  la  France.  Bulletin.  Tome  VIII. 

Mai  Jum  1886.  14.  227. 

— Urueta,  Jod  P.,  Cartagena  y mit  ccrcanias.  2.  31. 

— Vcrhandl ungen  des  deutschen  wissenschaftlichen  Vereins  zu  Santiago 

(de  Chile).  4-  Heft.  23-  362. 

— — der  Gesellschaft  für  Erdktuide  zu  Berlin.  14.  227.  47.  696. 

— Verwaltungsbericht  des  Halbes  der  Kgl.  Haupt-  und  Residenzstadt  Dres- 

den für  das  Jahr  1885.  H.  135.  14.  227. 

— "Verzeichnisse  der  Kaiserlich- Deutschen  Konsulate  im  Auslaude  und  der 

fremden  Konsuln  im  Deutschen  Reich.  34.  516. 

— Yerzekhnirs  der  Kroustädtcr  Zunft  Urkunden.  28.  362. 

— Verwertbung  de»  E.  NagcPscbeu  Vertrage*  über  Landerwerb  im  Pondo- 

lacde  (Süd-Afrika).  12.  197. 

— Vtctorica , Dr.  D.  Benjamin,  Campaiia  dd  chaco  11.  180. 

— Vierteljahrsbericht  des  Vereins  zum  Schutze  germanischer  Einwanderer 

zu  Buenos- Aires.  21  336. 

— Vorläufiger  Bericht  der  Handelskammer  zu  Kiel  über  ihre  Thätigkeit 

sowie  über  Lage  und  Gang  des  Verkehrs  im  Jahre  1886.  12.  197. 

— Zeitschrift  der  Gesellschaft  für  Erdkunde  zu  Berlin.  XXL  Bd.  6.  lluft; 

XXII.  Bd.  1.  Heft.  14.  227. 

— — für  Wl**e»»chaftlicbc  Geographie  unter  Milberücksichtiguog  des  höhe- 

ren geographischen  Unterrichts.  Bd.  VI.  Heft  1.  Weimar,  Geogra- 
phisches Institut  1887.  23.  362. 

London,  Kolonialkonferenz  in  — . 86.  531. 

— und  Köln,  direkte  Dampfschifffahrt  zwisebeu  — . 52.  759. 

Lübeck,  Geschäftslage  in  — . 4.  55. 

— Ueber  Maßnahmen  in  *—  zur  Entwickelung  seiner  Industrie.  36.  51“ 
t Lüderitz,  F-  A.  E.  10.  161. 

Lulest-Oforan-Eisenbabn,  Einfluß  der  — auf  die  englische  Eisenindustrie.  7.  113. 

S^adagaskar,  Handel  mit  Uhren  und  Scbmucksachen.  87,  550. 

Malabarkäste,  Von  der  — . 7*  114. 


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1887. 


VIII 

EXPORT,  Org&u  de«  Central  Vereins  für  Handelageographie  etc. 


Mandschurei,  Reine  durch  die  — , von  1L  E.  M.  James  in  Bombay.  40,  59fl. 

4L  £05.  43,  62JL  13,  688*  14.  £42*  HL  fifiü. 

Mangrovewälder,  Zur  Frag»  der  Ausrottung  der  — io  Kamerun,  lä.  2A3. 
MarkenschufzgaMilz,  Das  englische  — . 4L  r,9l.  48.  703. 

Marokko,  Bericht  de»  englischen  Konsuls  über  den  Handel  io  Textilfabrikaten 
mit  — . L LLfL  Bk. 

— Baugewerbe  in  — . 13*  484. 

— Erkrankung  dos  Sultans  lfuley  Hassan.  4L  607. 

— Folgen  dea  Rauchverbotes  in  — . 11L  3Ü5.  Bk. 

— Gefangennahme  deä  Franzosen  Doubs  durch  die  Steppenkabylen  bei 

Kap  Juby  in  — . 15*  *24(1.  33  355. 

— in  den  Verhandlungen  de*  VII.  Deutschen  Geographcntagos  in  Karlsruhe. 

DL  2£L 

— Nachrichten  aus  — . 4,  £8. 

— Österreichische  Ausstellung  in  — . 44.  644. 

— Rauchverbot  des  Sultan«  von  — . 14.  '237.  Bk. 

— Schutzsystem  in  — , ein  Schandfleck  europäischer  Zivilisation.  82.  483 

M*  421* 

— Vorgänge  und  Zustand«  in  — . 42.  617 

— und  Spanien.  KL  549. 

Maschinen- Ausstellung  in  Parana.  Internationale  der  Hauptstadt  der  nr- 
gentiniseben  Provinz  Entre  Rios.  12L  22Ü.  Bk  UL  30L  44.  643. 
Melbourne,  Ausstellung  in  — . I8S8.  12.  DLL  lfL  34 5.  81L  458.  3JL  438. 
aiL  515.  4L  filL 

— Aufforderung  des  .Ontralvereins  für  llandelsgeographic  etc.“  mittelst 

Broschüre  zur  Beschickung  der  1888er  Zeutennlal*  F.xbibition  in  — 
seitens  der  deutschen  Industriellen  82.  4 RH  Bk. 

— Bekanntmachung  des  «Journal  officiel"  über  die  Dauer  der  1888  er  Aus- 

stellung in  — . KQ.  434. 

— Bekanntmachung  der  Handelskammer  in  Leipzig  in  Sachen  der  1888er 

Ausstellung  in  — . 31.  4 «18. 

— Betheiligung  Deutschlands  an  der  Ausstellung  in  — . KL  547. 

— Deutschlands  offizielle  Hetheiliguug  an  der  1888  er  Ausstellung  iu  — . 

4L  6Q1.  42.  £12* 

— Die  Ausstellungen  von  — und  Brüssel.  41L  703. 

— Jubiläumsausstellung  in  Adelaide  1887  und  die  Centcnnialausstellnng 

in  — 1888.  UL  IM* 

— Kaufmännische  Vertretung  Her  deutschen  Aussteller  auf  der  1888er 

Ausstellung  in  — . 43.  657.  40.  673. 

— Kooperation  der  deutschen  Eisenindustriellen  auf  der  Ausstellung  in  — 

und  in  Australien.  8L  468. 

— Rundschreiben  der  Handelskammer  zu  Mainz  zur  Förderung  der  Aus- 

stellung in  — . BÄ.  575. 

— Sir  Kennett  Barrington,  Vertreter  des  Ausstellung»  - Komites  in 

London  für  die  1888  er  Ausstellung  in  — . 80.  454. 

— Verlängerung  des  Endtermins  für  die  Raumanmeldung  zur  1888er  Aus- 

stellung in  — . JUL  4M. 

— Zur  Kooperation  der  deutschen  Eisenindustriellen  auf  der  Ausstellung 

In  — . M.  5Ü2. 

Menschenschacher  in  Argentinien.  5L  749. 

Mesopotamien  und  »eine  heutigen  Handelsvorbiltnissc.  40.  7 t 5. 

.Messageries  maritimes",  Die  — .Lll  22. 

Mexiko,  Neue  Ansiedelung  im  Staate  Sinaloa  UL  162. 

— (Winterreise).  2!L  404. 

Mexiko«  Ausfuhr  im  Jahre  1885/86.  52,  760. 

Mineninduatrie,  Portugiesischer  Zolltarif  und  die  — . 82.  482. 

Mississippi -Pisse,  Die  — und  die  Mississippi- Jotties  (WinterTeise).  14.  213. 
Mittelasiatische  Kisenbahuen.  84.  509. 

Montevideo,  elektrische  Beleuchtung  und  Bankgründangen.  4L  fitlft 

— Nachrichten  aus  — . 43.  664. 

Mozambique,  Der  Verfall  der  portugiesischen  Kolonie  — . 33.  498. 
Mühlenuntemehmungen  in  Brasilien.  UL  168. 

Muley  Hassan,  Erkrankung  des  Sultans  — . 4L  607, 

MuslerausBtellung  argentinischer  Landesprodukte  in  der  Berliner  Waaren- 
hörse  am  22.  Oktober  1887  44.  650. 

Musterlager,  schwimmende.  4.  55.  22*  841. 

Nähmaschinen -Industrie  in  Kaiserslautern,  die  — . UL  *247. 
Näbmaschinen-Import  nach  Valparaiso.  52,  760. 

Namaqua-Damaraland  (Südwest-Afrika)  in  den  Verhandlungen  des  VII,  deut- 
schen Geographenlages.  DL  281. 

Natürliches  Gas  von  Pennsylvanicn,  ausgedehnter«  Verwendung  desselben. 
23.  4Ü5. 

Neapel,  Lieferung  deutscher  Dampfer  für  eine  dortige  DampfschiffTabrlsge- 
scllschaft.  42.  632. 

„Nederland“,  DampfscbifTTabrtageaeiiscbaft.  8.  4JL  3.  85.  3.  141. 
„Nederl&ndsch-Indtsche  Stooravaart-Maatochappij“.  89.  373.  40.  587.  48.  674 
Neue  Messe  in  Baku.  14.  ‘21K. 

Neunzigster  Geburtstag  des  deutschen  Kaisen«  12.  185- 

Neptnu.  Bremer  DampfschifffabrtsgeselUchaft,  Geschäftsbericht  pro  1886. 

20  113. 

Neu  Seeland,  Handel  und  Fabrikation  von  Papier  in  — . ÄL  834. 

Neu-Süd- Wales,  Möheleinfubr  der  Kolonie  — . L fi. 

New  Orleans  (Winterreise).  2.  25. 

..New  Zcaland  Herald“,  Bericht  desselben  über  kriegerische  Unternehmungen 
eines  deutschen  Geschwader»  gegen  Samoa.  43,  615. 
„Niederländisch-amerikanische  DampfBchifffahrtsgeselbchaft“.  2&.  332. 
Niederlassungen  am  Itanocü  (in  der  brasilianischen  Provinz  Santa  Catbarina). 

di«  — . 12.  12L  25.  33L  80.  452.  KfL  554.  45.  fifiL 
Nisbni-Nowgorod,  Von  der  Messe  in  — 32*  548. 


Nord-Amerika,  Ansiedelung» Verhältnisse  in  — 83. 

Nordamcnkanischer  Süden,  ein«  Winterreise  durch  . iL,;Jj*.  IL  219. 

23.  855,  23*  438*  2L  42£L  3L  55L 
Nord- Borneo,  Klimatische  und  Arbeiterverhältnisse  in  — . 4.  63 
.Norddeutscher  Lloyd",  Geschäftsbericht  pro  1886.  2Ü.  31t. 

Nord-Ostseekanal,  der  — . 2JL  354. 

Norwegen,  Cher  das  mechanische  Gewerbe  in  — . 8*  184. 

Nothlagc  der  LnndwirthscbafL  34*  505. 

Oberegypten,  Ober  den  Elfenbeinhaiidcl  in  — . 22*  443. 

Odessa,  Verwendung  deutscher  Arbeitskraft  leei  dein  Bau  des  Stadttbeater* 

. zu  — . M 735. 

OsterreichLsche  Ausstellung  in  Marokko.  44.  644. 

— und  Deutsche  Manufakturen  in  Persien,  ein  Wink  für  F.xporteuie.  32.  526. 
Österreichisches  PanrerschilT  «Kronprinz  Erzherzog  Rudolf“.  85.  522. 

Öffentliche  Ausschreibung  einer  Bewerbung  um  die  Verbeseerungaarbeiten  im 

Hafen  von  Pernambuco,  seitens  der  Direktion  der  öffentlichen  Arbeiten 
zu  Rio  de  Janeiro.  46.  679. 

Ombilin-Kohlenlager  auf  West-Sumätxa.  Ufi.  534. 

Orientalisches  Museum  in  Wien,  Wanderausstellung  desselben.  2L  329. 

— Seminar  in  Berlin,  die  Sualiili-Sprache  als  Lehrgegeustand  desselben.  DL 

230.  Bk. 

Ost- Afrika.  Die  Deutsche  Kolonisation  in  — . 12.  186. 

— Verkehr  Deutschlands  mit  — und  die  Dampfcrsubventionsfrage.  2L  369. 

— von  Sansibar  bis  zum  Tauganika  und  zum  Kongo  Quellgebiet  in  den  Ver- 

handlungen dos  VII.  deutschen  Geographen!  ages  zu  Karlsruhe-  DL  280. 

Ost -Asien,  Europäische  Interessen  in  — . 16.  161 
Ostseeküste,  Fischräuebereibetrieb  an  der  . 14.  21S.  22*  482* 

Ozeanischer  Postdampferverkehr  5.  «Compagnie  Generale  Tranastlantique*  die 
„Messagcrics  Maritimes“  in  den  Jahren  1884  und  1885.  Vergleichende 
Daten  in  Betreff  beider  Gesellschaften  1 2*  2*  22. 

— 6*  Niederländische  Linien:  Die  Gesellschaft  „Nederland“  8.  AD.  6.  85*  1L  LLL 

— 2„  „ Rotterdam mer  Lloyd“.  2.  141. 

— ß*  Kompanie  „Koninklijke  Westindische  Maildienst"  in  Amsterdam.  1L  I21L 
9*  Portugiesische  Linie.  15.  233. 

— UL  Bctricbsergebui.^e  der  deutschen  Seedampfergesellschaften  im  Jahre 

1886.  M SLL 

— LL  Englische  Postdampfer.  2L  326. 

— L2.  s Niederländisch  amerikanische  Dampfschifffahrts-Gesellschaft“.  26.  832* 

— — «Koninklijke  XederlaucUch«  Sloomboot-Maatscbappij*  in  Amsterdam. 

28.  425. 

— 18.  «Nederlandsch- Indische  Stoomwaart-Maatscliappij“.  33.  328.  UL  562. 

UL  £24. 

— 14.  «Societd  generale  «le  Transports  maritimes  a vapeur“.  42.  GS3* 

— 15.  Spanische  Linien.  M "39.  5L  745. 

Patagonee,  Fortschritte  der  wirtschaftlichen  Entwickelung  in  — . iL  25L 
Pazifikbabn,  Eine  russische  — . 86.  532.  88.  552. 

Palästina,  Der  englische  Handel  mit  — . 41L  715. 

Palermo,  Geschäftslage  in  — . 23.  351, 

Panama  (Briefe  aus  Kolumbien).  28.  434L 

Papier,  Handel  und  Fabrikation  von  — in  Neu-Seeland.  2L  884. 

— Handel  und  Fabrikation  von  — in  Guatemala.  2ÜL  42Ü 

— Handel  und  Fabrikation  von  — in  C-ochinchina.  25.  389. 

Paraguay,  Eine  Erwiderung  auf  den  Artikel  über  — im  Export  Nr.  21  von 
1 883.  13.  3DL 

— Kolonisation  in  — . 518.  500. 

Parana,  Hauptstadt  der  argentinischen  Provinz  Entre  Bios,  internationale 
Maschinen- Ausstellung  in  — . 1S.  290.  Bk.  IS*  304.  4L  G43. 

Paris,  Retbeiligung  der  Kolonie  Victoria  an  der  1889  er  Ausstellung  in  — . 

an  4.r>4- 

— Schifffahrt  auf  der  Seine  zwischen  — und  Rouen.  85.  522. 

Paso  del  Sorte  (Winterreise).  26.  4iH. 

Parsroform,  (Be  sogenannte  russische  — . 13.  3ÜÜ.  2L  826. 

Pennsyhanien,  ausgedehntere  Verwendung  de»  natürlichen  Gases  von  — . 

M 405. 

Pernambuco,  Öffentliche  Ausschreibung  der  Direktion  der  öffentlichen  Ar- 
beiten zn  Rio  de  Janeiro  für  eine  Bewerbung  um  die  Verbcsscrung*- 
arbeiten  im  Hafen  von  — . 46.  679. 

Persien,  Bahnprojekte  iu  — . 2.  1 14. 

— Entwurf  eine»  Vertrages,  betreffend  den  Bau  von  Eisenbahnen  in  — . 4*  61* 

— Handels-  und  Verkehrsverhältnisse  (Vortrag  von  Dr.  F.  Stolze  im 

«Ccnlralverein*  etc.).  8.  4L  4*  53* 

— Österreichische  und  deutsche  Mauufakturon  in  — , ein  Wink  für  Ex- 

porteure. 33.  576. 

— Rußlands  Stellung  zu  — . Z-  1 14. 

Peru,  Entgegnung  des  peruanischen  Generalkonsuls  Anibal  Villegas  in 
Hamburg  zu  dem  Artikel:  Folterung  eines  Deutschen  in  — in  N.  LI 
de«  F.xport.  14*  223. 

— Folterung  eine»  Deutschen  in  — . 1L  176. 

— Inangriffnahme  des  Ucayali-Projekte*.  1L  35. 

— Politische  und  geschäftliche  Lage.  6.  35. 

Petition  der  Lodzer  Fabrikanten  an  den  russischen  Finanzmioistcr  zur  Ver- 
meidung neuer  Zölle.  50.  286. 

Prtroleucn-I.ager  in  ßatura.  85.  522. 

Pferdoamfubr- Verbot,  Das  russische  — . IHL  455. 

Philippinen,  Tabaksbau  und  ArbeiterTcrhältnisso  auf  den  — . 8-  42.  4.  52_  5.  22. 
Philosophie  des  Geschäfts  und  der  naudelsgeogranhie,  Zur  — . fi.  12L 
Piracicabä  (in  der  brasilianischen  Provinz  Säo  Paulo),  Nachrichten  aus  — . Sl.  47* 
Plantagengesellschaft,  Eine  neue  — auf  Borneo.  2.  LLL 

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1887. 


IX 

EXPORT,  Organ  de«  CentraWereinB  für  Handelsgeographie  etc. 


Polen,  die  Spli.m.  ’yifcl  Weberei- Industrie  in  — . 48.  705. 

— Lege  der  Land-rt^ciaft  und  Industrie  in  Russisch-  — . 4i  fi*2Q. 
Porto-Alegre,  OcsundheitsverbältniMe  in  — . 14»  223. 

Porto  für  Briefe  nach  Australien.  25,  393.  Rk. 

Porto  Grande  (St.  Vicente),  Deutsche  Kohlenniederlage  in  — . ÜflL  14JL  (L  U.) 
Portugal,  Ausführung  weiterer  Hafenhauten.  32.  -<96. 

— Finanzpolitisches  aus  — . 2JL  385. 

— Deutschlands  Handel  mit  — . 2L  325. 

— Zollerbübungen  in  Aussicht.  HL  204 
Portugiesische  Finanzen.  4L  659. 

Portugiesischer  Zolltarif  und  die  Minenindustrie.  32  A&L 
Postdampferverkebr,  Ozeanischer,  »Lebe  unter  0. 

Preisgericht  der  1886  er  südamerikanitchen  Ausstellung  io  Berlin;  Bericht 
desselben.  2-  1DL  SL  L24. 

— Nachtrag  xum  Bericht  desselben.  ÄS.  438. 

Pretoria-Delagoa-Bay,  Eisenbahn,  4JL  719. 

Preufsen,  Lebensmittclpreise  in  — . 82.  547- 

Protest  gegen  den  Reiaebericfat  das  Professor*  Froude.  2L  334_ 

Raraic,  Zur  Kultur  der  — . J4.  508. 

Ramiefaser,  Die  — . 8L  41*2. 

Ramie kult ur.  Einführung  der  — in  der  Kolonie  Dona  Francisca  (in  der 
brasil.  Provinz  Santa  Catbarina).  34.  512. 

Rauch  verbot  des  Sultans  von  Marokko.  14.  227.  Bk. 

Raucbwaaren,  Ober  die  Zurichtung  und  Kkrberei  der  — . 35»  521. 

Recht  und  Gerechtigkeit  in  Brasilien.  1IL  233.  31  472. 

— Die  Artikel  — io  Nr.  15  u.  31  des  .Export“  betreffend.  35.  523. 
Regulirung  dos  Hoangho-Flusses  mit  deutschen  Datopfbaggem.  SIL  576. 

t.  Reicbenbach,  Korvetten-Kapitin  von  der  Kaiserlich  Deutschen  Korvette 
.Olga“,  Begrtbnifs  desselben  in  Sydney.  82.  489. 

Reichsdampferlinien,  Deutsche  — . 4L  644. 

Reise  durch  die  Mandschurei,  von  IL  E.  M.  James  in  Bombay.  ML  59Ü. 

4L  £05.  42.  62L  43  £33.  44.  647.  45  660. 

Reiseeffekten- Versicherung  durch  den  .Rheinisch  Westfälischen  Lloyd“.  25, 

303.  Bk. 

Kbeafaser  (Boehmeria  nivee,  G&ud),  die  Kultur  der  — in  Ostindien.  42. 
2Ü.  44.  &1L 

.Rheinisch  Westfälischer  Lloyd“,  Reiseeffekten- Versicherung  durch  denselben. 
25,  m Bk. 

Kheinschifffahrtskommierion,  Sitzungsbericht.  48.  63Q. 

Riga,  Handel  von  Libau  und  — . 2L  328. 

Rio  de  Janeiro,  Auascbrriben  des  Direktoriums  der  öffentlichen  Arbeiten  zu 
— , betr.  die  Schiffbarmachung  der  Harre  bei  Rio  Grande  do  Sul.  24.  377. 

— Nachrichten  aus  — . 28.  361.  28.  132.  4L  fi 02. 

— Dampfcrlinio  zwischen  — und  Rio  Grande.  1ÜL  290.  Bk. 

— Die  italienische  Einwanderung.  45.  664 

— Fasching  in  — . DL  *284  19  309. 

— Vereinigung  von  Kaffeebändlcm  in  — zur  Beseitigung  des  dortigen  Zeit- 

geschäfts in  Kaffee,  ü ISO. 

Rio  de  Oro  (Westküste  Afrika*),  die  Spanier  am  — . lfL  248. 

Rio  Grande  do  Sul,  Auascbrriben  des  Direktoriums  der  öffentlichen  Arbeiten 
zu  Rio  de  Janeiro,  betr.  die  Schiffbarmachung  der  Barre  bei  — . 24»  877. 

— Dampfcrlinio  zwischen  Rio  de  Janeiro  und  — . DL  990  Bk. 

— Die  Arbeiten  an  der  Barre  von  — . 32.  446. 

— Die  Zustände  in  — . 25.  390, 

— Ein  wichtiges  Kolooisationsunternebineo  in  — . 43.  636. 

— Eröffnung  der  Quarahim-Itaqcl-Bahn,  M.  523. 

— Landverkauf.  2.  149.  Bk. 

— Rindvieh  bestand  in  fi.  24. 

— Die  „sete  Missoes*  |7  Missionen)  in  der  brasil.  Provinz  — . 28. 357.  24.  375. 

— Zur  Frage  einer  direkten  Dampferllnie  zwischen  Hamborg  und  — . tfl  956. 
Rostock-Dänemark-Sehwedon,  direkte  Dampfschiffsverbindung.  L 1 13. 

, Rotterdam vebo  Lloyd“,  ft.  141. 

Rouen,  Schifffahrt  auf  der  Seine  zwischen  Paris  and  — M.  52L 
Rückblickende  handelswirthschaftliche  Betrachtungen  52.  757. 

Rumänien.  Nachrichten  aus  — . 28.  429. 

— Zollgebühren  für  Sendungen  nach  — . 21.  329. 

Russische  Pazifikbahn,  Eine  — . M,  532.  18  537.- 

— Zoll-  und  Oandelsfragen.  M_  529 

Rufsland,  Das  neue  Gesetz  über  das  Eigentbums-  und  Nutzungsrecht  von 
Ausländern  in  Immobilien.  24  373. 

— Dss  russische  Pferdeausfubrverbot.  8ö  455. 

— Der  Stand  des  russischen  GetreidebandeJs.  Bfi.  531- 

— Die  Transk&api-Bahn  und  die  neuesten  Vorgänge  in  Buchara.  24.  374. 

— Erhöhung  der  Zolisteuer  auf  Hopfen,  i 2L  2ft.  439. 

— Eine  neue  KanalTerbindimg  zwischen  dem  Schwarzen  Meer  und  der  Ost- 

see. 28.  354. 

— Lage  der  Ausländer  in  — . ML  388.  41.  603.  44  643 

— Lage  der  Iandwirtbschaft  und  Industrie  in  Polen.  42.  620. 

— Neue  Zollerhöhungen  in  — . ftL  328. 

— Petition  der  Lodzer  Fabrikanten  an  den  russ.  Finanzminister  zur  Ver- 

meidung neuer  Zölle.  51L  736 

— Stellung  zu  Persien.  2.  1 14. 

— Verschiedenes  aus  — . 22.  347. 

— Von  den  russischen  Eisenbahnen  in  Asien.  3Ü.  43G.  3&.  362 

— Zollreformen  in  — . 24.  37*2. 

— Zoll-  und-  Steuerexperimente  in  — . 25.  387. 

— Zuckerrübenanbau  in  — . 35.  322 

— «ur  russischen  Zollpolitik.  30.  434. 

— Zur  sogenannten  Pafssteuerrcform  in  — . 10.  30U.  2L  328 


Samoa,  Die  neuesten  Vorgänge  in  — . 32.  552. 

— Kriegerisch«  Unternehmungen  eines  deutschen  Geschwaders  gegen  — 

San  Thomü  (portugiesische  Insel  an  der  Westküste  Afrikas),  Nachrichten 
aus  — . 42.  719. 

Säo  Jeronymo  (in  der  brariliantichen  Provinz  Rio  Grande  do  Sul),  Kohlen- 
gewinnung in  — . 2.  47. 

— Lourenzo  (in  Brasllien)7Xber  di«  Kolonie  — . 10.  164 

— Paulo,  Kolonisation  in  - . 61.  250.  £2.  763.  Bk. 

Schifffahrt  auf  der  Seine  zwischen  Paris  und  Rouen.  35.  399. 

— Die  — auf  dem  Camaquamflnsee.  22.  345. 

Schiffsfrachten,  Entwickelung  der  — . 52.  758. 

Schiffsverbindung,  Direkte  — mit  Tunis,  ft.  23. 

Schutzsystem  in  Marokko,  ein  Schandfleck  europäischer  Civilieation.  82.  48:;. 
M.  401. 

Schutxzollbewcgung  in  Schweden.  2.  143 

Schutzzölle  in  Frankreich.  Einflufs  der  neuen  *—  auf  die  italienische  Vieh- 
ausfubr.  DL  248. 

Schweden,  Schutzzollliewegung  in  — . fi.  L43. 

Schwedisches  Exportmusterlager  in  Tanger.  4.  63. 

Schwimmende  Exportmusterlager  unter  franzöeiseher  Flagge.  U.  204. 

— Mustcrlagcr  4*.  55.  Sft-  341. 

See  von  Abukir;  die  Trockenlegung  desselben  4fL  679. 

Seminar  für  orientalische  Sprachen  in  Berlin;  Eröffnung  desselben.  44*  641. 
„Sete  Missöes“,  Die  — (7  Missionen),  in  der  brasilianischen  Provinz  Rio  Grande 
do  Sul.  23 _ U5L  & 3UL. 

Settegast,  Prof.  Dr_,  Cirkulsr  desselben,  betreffend  die  auf  der  Südamerika- 
niseben  Ausstellung  zur  Schau  gebrachte  Wollsammlnng  von  F.  Chas  <• 
hijos  in  Buenos- Aires.  fL  02.  Bk. 

Sewrastopol,  Entwickelung  von  — . 48.  705. 

Shanghai,  Nachrichten  aus  — . 4L  606. 

Sibirisch-urnllscbe  Ausstellung  in  Jekaterinhurg.  KL  465. 

Slcillen,  Geschäftslage  in  — . 2£L  314.  20.  334. 

Siebenbürger  Zustände  im  Grofskohler-Komitat  5.  XL 

Silbermönzen,  Vergleichende  Tabelle  der  am  L Januar  1887  in  Umlanf  be- 
findlichen — . 2.  2B. 

Sinaloa  (Westküste  Mexiko),  Neue  Ansiedelung  im  Staate  — . liL  162. 
Sitzung  der  RheinschiffTabrtskommisaion  4L  6 30. 

Sitzungsanzeige  des  Zentralvereins  (siehe  unter  Vereinsnachricbten). 
Sklavenemanzipation  in  Brasilien,  Lage  des  Handels  und  Geldmarktes  io  Folge 
der  2L  ääL 

„SociHe  gtourale  de  Transport*  maritimes  ä vapmr' . 4L  689. 

Solinger  Stahl waarenindusttie,  Verdächtigungen  der  — - seitens  der  auslän- 
dischen Presse.  41L  50Ü 
Spaniens  Aufsenbande).  82-  540. 

Spanien,  Marokko  und  — . 31  540. 

— Ober  die  Einfuhr  de*  deutschen  Sprite  in  — . 11.  469. 

— Zur  Errichtung  von  Uandelsmuseen  in  — . 28  440. 

— Zur  Lage  in  — . 85.  ÜliL  4L  631-  48.  ZÜL.  5JL  747. 

Spanier  am  Rio  de  Oro  (Westküste  Afrika«),  Die  — . lfL  2.48. 

Spinnerei-  und  Weberei- Industrie  in  Polen.  48»  105. 

Süd-Amerika,  Der  Sturm  vom  LL  bis  13.  Juli  1886  an  der  Küste  von  — - . 
48  tat 

— Deutsche  Konkurrenz  in  — . 3a.  523. 

— Deutsche  Unternehmer  und  deutsches  Kapital  in  — . 4L  601. 

— Transkonti nental bahn  in  — -LI 

Südamerikaniscbe(n)  Ausstellung  zu  Berlin  1886.  Bericht  das  Preisgerichts. 
X 1ILL  fi.  104. 

— — Decken  aut  Straufs-,  Guanaco-,  Puma-  und  Seehundsfcllen.  11L  163. 

— — In  Sachen  der  — . ft.  Hfl. 

— — Nach  klänge  derselben.  4L  filft. 

— — Nachtrag  zum  Berichte  des  Preisgerichtes.  28.  428. 

Südamerikankcbe  Kolonisation«- Gesellschaft  zu  Leipzig.  ZL  400. 

— Republik,  Eine  neu«  — . 41L  592. 

Süd- Australien,  Goldentdeckungen  in  — . 2L  332. 

— Verzeicbnif*  der  Export-  und  Import- Artikel  nebst  Angabe  der  Einfuht- 

zölle.  2L  ilfi. 

Süd-Afrika,  Buren  in  der  Otowie-Gegend  In  ■ — unter  den  Schutz  des 
Deutschen  Reichs  gestellt.  2.  1 16.  Bk. 

— Neue  deutsche  Kolonie  in  — . 1L  180.  Bk. 

Süd- Brasilien.  Das  Itajaby-Thal  und  die  Kolonie  Blumenau  in  — . 35. 
524.  (L.  U.) 

— Die  deutsche  Kolonisation  in  — . 44L  673. 

— Einwirkung  des  hoben  Kursstandes  auf  Produktion  und  Handel  in  — . 

14»  223. 

— französische  Hetzereien  gegen  die  Deutschen  in  — . 43»  680. 

— Lage  der  Deutschen  iu  — . DL  222.  lft.  297.  20.  300. 

— Tabaksbau  in  — . 22.  343. 

Süditalienischc  Städte:  Anlage  elektrischer  Beleuchtung  in  diesen,  ft.  tLL 
Suahili  Sprache,  Die  — als  Lebrgegenstand  des  Orientalischen  Seminars 
in  Berlin.  DL  m Bk. 

Subventionsdampfer.  Die  Frage  der  *—  im  DtttScbeo  Reichstage.  ÄL 
38  t . 

Südsee*  Inseln  Deutschland  und  die  — . Sft.  4fi£L 
Süd  west- Afrika,  Erzfunde  in  — . 44L  SIS. 

’ — Fleisch  Produktion  in  dem  südwestafri konischen  Schutzgebiet  und  die 
Möglichkeit  ihrer  Verwerthung.  (Vortrag  des  Mission*!  ospektors  Kenn 
I C,  G.  Büttner  im  „(’entrmlverein  für  Ilan«leJsgc«graphie  etc.“)  5»  73. 
' — Goldfunde.  40.  XjfL  lft-  710. 


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EXPORT,  Organ  de»  Centraltereins  ftr  UandolBgcographie  et«. 


1887. 


Sumätra,  Anlage  von  Tabakspflanzuugcu  an  der  O-tküstc  von  — durch  die 
Tabaks-Gesellschaft  „Silinda".  52.  760. 

— Ta  hakanian  lagen  an  der  0*t»e«küst«  ton  — . 85.  389. 

Sydney,  Regräbnif*  des  Korvetten  - Kapitäns  v.  Reichen  huch  von  der 
Kaiserlich  deutschen  Korten«  »Olga“  in  - - 88.  489. 

— Warum  wird  die  1888er  Centennialausstellung  nicht  in  — ahgehalten? 

17.  *271. 

Tauger,  Inhaftnahme  des  Amerikaners  Ion  Perdicaris  in  — , und  Reine- 
dur  seitens  des  Stal«  Department  in  Washington.  1.  5. 

— Postanweisungen  nach  — , 2t.  349.  Bk. 

— Schwedisches  Kxportmusterlager  in  — . 4.  63. 

— telegraphiv'-be  Verbindung  mit  — . 7.  1 13. 

Tabaksbau  in  Süd-Brasilien.  22  318. 

— und  Artveiterveriiüllnisse  auf  den  Philippinen.  8.  42.  4.  57.  5.  72. 
Tabaksplantagen  an  der  Ostküste  von  Sumatra.  25.  389. 

Telegraphist  In-  Verbindung  mit  Tanger.  7.  113, 

Texas.  28.  355.  (Winteireise.’, 

Textilfaser,  »Dia  kaukasische  oder  russische  Sonnenblume",  eine  neue  — . 

9.  149.  Bk.  18.  209.  Bk. 

The  Dominion  of  Canadq.  86.  537.  (L.  U.) 

Transkaspische  Bahn,  die  — und  die  neuesten  Vorgänge  in  Buchara.  24.  374 
Trockenlegung  de»  See*  von  Abukir.  46.  679. 

Tunis,  direkte  Schiffsverbindung  mit  — . 2.  23. 

XJraTuli  (Flttfs  in  Peru),  Inangriffnahme  des  — Projektes.  6.  95. 
Überschwemmungen  des  Hoanwbo,  Die  — . 52.  760. 

„lTnion“,  KolonisationsgeseHscbaft.  18.  290-  Bk. 

Unsere  Verhüte  durch  Wanderung.  49.  713.  50.  729. 

Uruguay,  Zustände  in  —.  28.  361. 

"Valparaiso,  Nähmaschinen- Import.  52.  760. 

Venezuela,  Deutsche  Lieferung  »on  Strafsenu breit  nach  —.8  47. 

V ‘'rbeseerungsarbeiten  im  Hafen  von  Pernambnco,  Öffentliche  Ausschreibung 
der  Direktion  der  öffentlichen  Arbeiten  zu  Rio  de  Janeiro  für  eine  Be- 
werbung um  die  — . 46.  679 

\ erdächtigungen  der  Solinger  Stahlwaarenindustrie  seiten«  der  ausländischen 
Presse.  40.  590. 

Vereinigte  (n)  Staaten.  Ansiedelungsverhkltnia.se  in  den—.  88  499.  (L.  U.) 

— AuCsenhandel  der  — 1885  u.  1886  mit  besonderer  Beziehung  auf  Deutsch- 

land. 16.  252.  17.  269. 

— Auswanderung  aus  Europa  nach  den  — . 27.  413. 

— Der  neue  direkte  Telegraph  zwischen  den  — und  Brasilien.  10.  163. 

— Die  materiellen  Fortschritte  der  — . 19  801. 

— Goldproduktiou.  50.  736. 

— Orselz  gegen  die  Weinverfälschung.  50.  736. 

— Hocbofeninduatrie.  5.  76. 

— Lage  der  Viehzucht.  6.  91. 

— Natürliches  Gas  in  Piltsburg  und  der  Einfluß  desselben  auf  die  dortige 

Industrie.  4.  63. 

— Staatsschuld,  88.  564, 

— Verbreitung  und  Beschäftigung  der  Einwanderer  in  den  — mit  beson- 

derer Rücksicht  auf  die  Deutschen.  88.  564. 

— Winterrei»«  durch  den  nordamerikaniseben  Süden  von  Dr.  Emil  Decker!. 

9.  25.  14.  219.  28.  355.  2«.  403.  BL  470.  #7.  551. 

Vereinigung  tot»  Kaffcehitidlem  in  Rio  de  Janeiro  zur  Beseitigung  des 
dortigen  Zeitgeschäft«  in  Kaffee.  52.  760. 

Vereinsnachrichten,  sowie  Mltthcilungen  aus  wissenschaftlichen  Gesellschaften : 

— »Allgemeiner  Deutscher  Schulverein"  zur  Erhaltung  des  Dcutscbthums 
im  Auslände.  Vortragsanzeigc.  7.  116.  9.  141- 

— — Geueralversammlungsanzeige.  14.  226. 

— »Berliner  anthropologische  Gesellschaft“.  Vortrag  des  Dr.  Arning  über 

die  Ktnograpbie  von  Hawaii.  81.  473. 

— »Ontrilverein  für  HaiideDgrographie  etc.“,  Achtung!  Vorsicht!  Schreiben 

des  Herrn  Dr-  Adolf  Kayser  an  den  — . 4L  610. 

f Reaeboren,  Max,  in  Nonobay  in  der  Prov.  Rio  Grande  do  Sol. 

— — Einladung  zum  Beitritt.  8 37.  40.  585.  41.  601.  44.  641. 

— — Geueralversammlungsanzeige.  47.  689.  48.  701.  49.  713. 

— — Gcneralveraammlungsbcrichl  50  739. 

— - — Glückwunsch  an  Professor  Dr.  Wilhelm  Roeher  zu  seinem  70- 
jäbrigeo  Geburtstage.  43.  636. 

— — f Grauert,  Eduard  in  Montevideo.  28.  362. 

— — Sitzungsanxeigo.  2.  21.  12.  197  88.  557.  89.  574. 

— ■ — Sitzungsbericht.  16.  257. 

— — Sitzungsbericht  des  Handelsgcograpbischcn  Museums.  22.  318. 

— — Vorträge:  "Büttner,  C.  G.  Misrionsinspektor:  Die  Kleiscbproduktion 

in  dem  »üdwcsUfrikanhcben  Schutzgebiet  und  die  Möglichkeit  ihrer 
Verwerthung  5.  73. 

—  Diercks.  Dr.  G.:  Berbern  und  Araber.  47.  693.  48.  706. 

— — — Einer,  H.  A.:  Über  die  Einnahmequellen  und  den  Kredit  Chinas 

17.  264. 

— — — Stolze,  Dr.  F.:  Die  Handels'  und  VerkebrsTcrhältnisse  Persiens. 

S.  44.  4.  59. 

— — Zahlungsaufforderung  betr.  Mitgliedsfic  trag.  8.  87.  4.  53.  5.  69.  0. 

85.  8.  121. 


Vereinsnachrirhten,  »Deutsch  Südamerikanischcr  Klub“  (Generalversammlung 
29.  Juni).  «7.  418. 

— »Deutsche  Naturforschervemammlung“  in  Wiesbaden,  Versammlung*- 

bericht.  40.  593. 

— »Geographische  Gesellschaft  in  Bremen",  Zweck  und  Wirken  derselben. 

4.  64. 

— »Geographische  Gesellschaft"  in  Lübeck,  Sitzungsbericht.  48.  706. 

— »Gesellschaft  für  Erdkunde"  in  Berlin,  Sitzungsbericht.  8.  48.  7.  115. 

U.  178.  12.  194.  15.  240.  28.  432.  42.  823.  4«.  682.  50.  737. 

— »Verein  deutscher  Eisen-  und  Stahlindustrieller",  Vorstandsei  t zu  ng.  4«.  667. 

— »Verein  für  HandcUgeographie"  in  Leipzig,  Eingabe  de*»elbea  an  da» 

Kgl.  Sächsische  Ministerium,  die  1883«r  Ausstellung  in  Melbourne  be- 
treffend. 83.  500. 

— „Verein  junger  Kaufleute  von  Berlin“,  Rechenschaftsbericht  für  da» 

Jahr  1886.  21.  337. 

— „Verein  zur  W'ahmng  der  gemeinsamen  wirtschaftlichen  Interessen  in 

Rheinland  und  Westfalen“,  ein  Besuch  der  Auairbufotnitglieder  des- 
selben in  der  Krefelder  König).  Webeschule,  Färberei-  und  Appretur- 
schule.  47.  690. 

— „Württembergiscber  Verein  für  Handelsgeograph ir  etc.“,  Generalveraamm- 

lungsberlcht.  8.  135. 

— — Nrukonstituirong  des  Ausschusses.  9.  149. 

— — Sitzungsbericht-  16-  257. 

— — Vortrag  des  Missionar  R.  Lee  hier  übet  die  Chinesen  in  ihrem  Ver- 

hältnisse zu  der  europäischen  Kultur.  12.  196. 

— — — des  Herrn  Ed.  Sebnmann  über  Inner-Asien.  28.  362. 

Victoria,  Bethedigung  der  Kolonie  — an  der  1889er  Pariser  WeltauBatellnug. 

80  454. 

— Errichtung  von  Glasfabriken  ln  — . 42.  628. 

Verfall  der  portugiesischen  Kolonie  Mozambique  88.  498. 

Vergleichende  Aufstellung  der  am  t,  Januar  1687  im  Umlauf  befindlichen 
Goldmünzen.  1.  9. 

— Tabelle  der  am  I.  Januar  1887  Im  Umlauf  befindlichen  Silliennünxen.  t.  28. 
Verluste  durch  Wanderung,  Unsere  — . 49.  718.  60.  729. 

Vertiefung  de»  Rheins  unterhalb  Kölns.  27.  415, 

Verwechselung  des  „Export“  mit  anderen  Blättern.  60.  729. 

Verwendung  deutscher  Arbeitskraft  bei  dem  Rau  de»  neuen  Sladrtheatpr*  in 
Odessa.  60  735. 

— flüssiger  Heizstoffe  für  Schiffskessel.  84.  507. 

Victoria,  Lieferung  deutscher  Stablschienen,  Laschen  und  Plstten  für  die 
Staatseisenbahnen  in  — durch  die  Firma  Knipp  in  F.ssen  8.  48.  Bk. 
Viehzählung  vom  10.  Januar  1883,  Aus  der  — . 11.  180.  Bk. 

Viehzucht,  Lage  der  — in  den  Vereinigten  Staaten.  0.  91. 

W»<i  N«in  und  Wad  Draa,  Briefe  au»  — . 4L  606. 

Wanderausstellung  des  orientalischen  Museums  in  Wien.  21.  329. 
Wanderung,  Unsere  Verluste  durch  — . 49.  713.  50.  729. 

Warnung  für  Geschäftsleute  und  Auswanderer  beim  Versand  von  Sachen 
nach  dem  Kaukasus.  1.  4. 

— vor  Schwindel  firmen  in  Egypten.  88.  500. 

Warschau,  Von  der  hygienischen  Ausstellung  in  — . 30.  455. 

Weber  Tb.,  deutscher  Konsul  in  Asien.  10.  165.  Bk. 

Westfälische  Steinkohle  in  Hamburg.  4.  56. 

Weinerzeugung  in  Kaukasien  und  Ressarabien.  8.  134. 

Wcinverfälschung,  Gesetz  der  Vereinigten  Staaten  gegen  die  — . 50.  736. 
West-Sumatra,  Eisenbabuanlage  in  — zur  Entchlielaung  der  dortigen  Stein- 
kohlenlager. 29.  441. 

— Hafenbau  in  der  Branntweinbai  auf  — . 29.  441. 

— Di«  Orobütnkohieulagcr  auf  — . 84.  534. 

Winterreise  durch  den  nordamerikaniseben  Süden.  2.  25.  14.  219.  28.  355. 
26.  403.  8L  470.  87.  551. 

Wirlbscbaftlicbe  Entwickelung  Brasiliens,  über  die  — . 44-  650. 

— Lage  Britisch  Birmas.  8L  469. 

Zahlungsaufforderung  an  die  Mitglieder.  8.  37.  4.  53.  6.  69.  6.  85.  8.  121. 
Zoll  auf  Baumwollensamen-Öl.  28  428. 

Zollbefreiungen  in  Costa- Rica.  52.  760. 

Zollerhebungen  in  Portugal  in  Aussicht.  18.  204. 

— Neue  — in  Rufsland  21.  328. 

Zollfreibeit  von  Maschinen  zu  Industriezwecken  ln  der  Kapkokmie.  89.  577. 
Zollgebühren  für  Sendungen  nach  Rumänien.  21.  329. 

Zollpolitik,  Zur  russischen  — 80.  454. 

Zollrefonnrn,  Russische  — . 24.  372. 

Zollsteuer  auf  Hopfen  in  RuLdaud,  Erhöhung  derselben.  2.  24. 

Zolltarif,  Brasiliens  neuer  ~.  20.  447.  8«.  537.  88.  566.  89.  5 78. 

— portugiesischer  — und  die  Minenmdustrie.  82.  482. 

Zoll-  und  Handrlttfragen,  Russische  — . 86.  529. 

Zoll-  und  Steuerexperimente  in  Ruftland.  26.  387. 

Zuckerindustrie,  Zur  F.sg«  der  deutschen  — . 14.  213. 

— Zur  ungünstigen  Lage  der  — auf  Java.  10.  160. 

Zuckerrübenanbau  in  Itufsland.  85.  522. 

Zurichtung  und  Färberei  der  Rauchwaarcu-  85  521. 

Zustände  auf  Java.  8-  47. 

Zuyden»eo.  die  Trockenlegung  desselben.  45.  660. 


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Ab  onnirt 

wird  bei  der  Tor* 
and  Im  Bncbhudsl 
(W*traBa  k AroumT. 
R«rlla  W„  VUrkurifrnnIr.  60) 
•o«H  bei  der  Redaktion. 


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Elettlae  Bammera  «9  Pf?. 


Erutilit  Jeden  Nnti|. 

dt«  drelfMpelten«  PetiUelU 
oder  deren  ttaam 
mit  SO  Pf.  berechnet, 
werde«  tob  der 

Expedition  des  „Exports“, 
Berlin  SW.,  Kochst  r.  27, 

•ntgecenceoommea. 


nach  Uebereinkunft 

mit  der  Expedition. 


Centralvereins  für  Handelsgeographie  und  Förderung  deutscher  Interessen  im  Auslande. 


Redaktion  und  Expedition:  Berlin  8.W.,  Koclistrafse  27. 

rOeaehkf texelti  Wochenteo  9 bU  4 Uhr.) 

W*  Der  „EXPORT*  ist  im  deuUcben  Postzeitangakatalog  für  1887  unter  Nr.  1876,  Seite  59  eingetragen. 

IX.  Jahrgang.  SWftn.,  IWi  fl.  So^xuca,  1S8J 


Dt«M  WocUuucbrift  «erfolgt  den  Zweck.  fortUafend  Berlebte  filier  die  Le«*  «nteeter  lAadelente  lm  Aulaade  nur  Kenntnis  Ihrer  Leser  in  brlagea.  die  InureMee  de*  deorxben  Export* 
tbetkrintg  in  r ert roten,  »«wie  dem  deatrebea  Hendel  und  der  deatechen  ladnetrie  wichtige  lUUbetlnoiien  Ober  die  lUadcUrertUltnlMe  de»  AaeleadM  la  kOrxe»t*r  Prtet  xu  abermitteln. 

Briefe,  Zeitungen  and  W«rthjeoduuc«n  fOr  des  „r.xp.»rt**  Kind  en  die  EUdeittun.  Berlin  8.W.,  KochnUeU«  31,  in  rtehtoa. 

Brlefe.  Zeltaagen.  Beltrltteerklirnn«en,  Wertbneodangen  f fi r den  MCeatnlrereln  für  Hen.l«t»jf*o«repijt*  etc.**  »lad  nach  Berlta  S W.  KocbetreCee  37.  so  »eadea 
Inhalt:  Zur  Jahreswende.  — - Der  ozeanische  Postdacnptervcrkebr.  — Asien:  Speditioasverfahrea  beim  Vcrsaud  rea  Sachen  noch  dem 
Kaukasus;  Warnung  für  Geschäftsleute  und  Auswanderer.  (Origitiaibericbt  aus  Tiflis.)  — • Die  Ausfuhr  von  Drogucn  und  Chemikalien  nach  Japan  aus 
Deutschland.  — Afrika:  Inhaftnahme  des  Amerikaners  Ion  Perdicaris  in  Tanger,  und  Kemedur  seitens  des  Suite  Departevunt  in  Washington.  — 
.Sud- Amerika:  Nachrichten  aus  Argentinien  President  Dr.  Jnartz  Ce l man:  Errichtung  der  „NationaMlypothckenbank"  ; Anleihe;  Eisenbahnen ; Kongreß- 
Vorlagen:  Darre;  Einwanderung;  Geschäftslage.  (OriginalLericht  aus  Tucuman).  — Trnaskoutiiieiitalhabu  in  Süd-Amerika.  — Australien  und  Bndeee: 
Emingcn*chaften  de9  deutschen  Handels  in  Australien  seit  1879;  Nutzanwendung  auf  die  bevorstehende  Weltausstellung  in  Adelaide.  — Vergleichende 
Aufstellung  der  am  I.  Januar  1887  im  Umlauf  befindliehen  Goldmünzen  von  Karl  Bräiner,  Milglied  des  König].  Preußischen  Stalisfflfcheu 
Bureaus.  — Li tterarische  Umschau.  — Briefkasten.  — Deutsche  Kxportbank  (Abtheilung:  Export-Bureau).  — Anzeigen. 


Nr.  1. 


Oie  Wiedergabe  von  Artikeln  aus  dem  „Export"  ist  gestatte!,  wenn  die  Bemerkung  hinzugefugt  wird:  Abdruck  (bezw.  Uebersetzungi  aus  dom  „EXPORT". 


Zur  Jahreswende. 

Die  ernsten  Mahnworte,  welche  die  deutsche  Presse  unmittel- 
bar vor  dem  Weihuachtsfuste  an  unser  Volk  richtete  und  in  wel- 
chen nie  fast  einstimmig  auf  die  nahe  bevorstehende  Kriegsgefahr 
hinwies,  klingen  noch  heute  in  den  Gemüthern  fort  und  sind  wenig 
geeignet,  die  ernste  Stimmung,  welche  die  Wcihnachtswochc  be- 
herrscht bat,  in  eine  fröhliche  Sylvcsterstimmung  zu  verwandeln. 
So  berechtigt  uos  diese  Stimmung  Angesichts  der  schwierigen  po- 
litischen Situation  auch  erscheint,  so  erfreulich  ist  doch  aber  auch 
gleichzeitig  das  freudige  Selbstvertrauen  gewesen,  mit  welchem  die 
öffentliche  Kritik  die  Kraft  des  deutschen  Staates  und  Volkes,  ohne 
irgend  welchen  Anflug  von  Ueberhebung,  gemustert  hat.  Und  das 
Ergebuiß  dieser  Musterung  war  gut,  denn  siehe,  wir  verfugen  über 
eine  geeinigte  wohlorgauisirte  Volkskraft  und  das  „Volk  in 
Waffen“  wird  «eine  Pflicht  thuu,  weun  die  schmetternde  Kriegs- 
trompete ea  vom  Pfluge  uud  aus  der  Werkstatt  hinwegruft.  Voller 
Vertrauen  auf  sich  selbst  wie  auf  die  Heeresführung  wird  der  Eine 
nach  Osten,  der  Andere  nach  der  Westgrenze  des  Reiches  zu  seinem 
Kegimcute  eilen.  Daheim  läfst  er  seine  Angehörigen  im  sicheren  I 
Schutze  eines  wohlgeordneten  bürgerlichen  Gemeinwesens  und  frei- 
willigen Opfersinncs  seiner  Mitbürger.  Schwer  genug  wird  die  ’ 
Trennung  sein,  Kummer  genug  wird  die  Zukunft  bringen,  aber  alle  , 
Opfer  werden,  müssen  gebracht  werden,  um  mit  Ehren  aus  I 
dem  Kumpfe  hervorzugehen,  falls  er  unvermeidlich  werdep  sollte. 

Und  sollte  er  denn  wirklich  so  unvermeidlich  sein?  Wer  will 
es  beurtheilen,  wer  vermessen  genug  sein,  den  Funken  jetzt  schon 
zu  bezeichnen,  welcher  das  Feuer  anzufuchen  vermag.  Duss  Zünd- 
stoff genug  für  einen,  ja  für  einen  ungeheuerlichen  Krieg  vorbauden 
ist,  weifa  jedes  Kind,  und  die  Bedeutung  der  Worte  des  großen 
deutschen  Strategen  wird  ungleich  weoiger  durch  die  Wahrheit 
seiner  Aeufserungen  accentuirt.  als  vielmehr  durch  den  Umstand, 
daß  er  cs  für  nothwendig  und  zeitgemif»  erachtete,  der 
Uebcrzeugung  Worte  zu  leiben,  welche  in  jedem  deutschen  Geinüthe 
schlummerte,  die  aber  jeder  lief  im  Herzen  barg  und  an  welcher  zu  j 
rühren  sich  Niemand  getraute.  Es  müssen  also  Gründe  vorliegen, 
welche  Veranlassung  geben  das  Volk  aufzufordern,  wachsam  zu  | 
sein,  damit  Niemand  unvorbereitet  von  dem  Massenunglück  — I 
denn  ein  solch«»  ist  jeder  Krieg  — betroffen  werde.  Zugleich 
sollten  die  Worte  des  greisen  Helden  eine  Mahnung  an  die  aus- 
ländischen Gegner  sein,  das  Maß  ihrer  entfesselten  Gehässigkeit 
nicht  Dberncbftumen  zu  lassen  und  die  Geister  zu  bündigen,  welche 
sie  losgelassen  haben.  Ob  dies  möglich  — wer  will  es  mit  Be- 
stimmtheit entscheiden!  Gewirkt  haben  die  Worte  des  bewährten 


Schlachtenführera  iui  In-  uud  Auslande,  ob  für  längere  Zeit  und 
ob  im  Sinne  des  Friedens  mufs  uns  die  Zukunft  lehren. 

Doch  zn  unserer  Frage  zurück.  Mufs  denn  durchaus  Krieg 
entstehen?  war  denn  vor  einem,  vor  zwei,  vor  drei,  vor  Gott  weifs 
wie  viel  Jahren  nicht  ebenso  viel  Kriegs-  und  Zündstoff  vor- 
handen, wie  iro  Jahre  des  Heils  1887?  Schwadronirteu  und 
hetzten  unsere  gallischen  Nachbarn  vor  6 und  10  Jahren  nicht 
ebenso  wie  jetzt?  Ob  die  Haupthetzer  und  Schwätzer  Garnier 
aus  K&ssagnac,  Deroulede,  oder  Boulanger  beißen  oder  hießen, 
ob  die  offiziellen  Vertreter  des  eingefleischten  Deutschenhass»  und 
die  Mauerbrecher  der  Vogesen  westlich  derselben  den  Namen  Mac 
Mahon,  Gambetta  oder  Ferry  tragen,  das  blieb  und  bleibt  sich 
im  Grunde  doch  recht  sehr  gleichgültig.  Sie  alle  wollen  uns  an  s Leder 
und  an  s Leben,  das  wu  Taten  wir,  das  wissen  wir  und  das 
werden  wir  Deutsche  wissen,  so  lange  wir  als  solche  überhaupt 
fühlen  uud  so  lange  wir  das  Vergnügen  haben  werden,  unsere 
Nachbarn  im  Westen  Franzosen  zu  nennen. 

Man  wird  doch  diese  uusere  Nachbarn  uicht  für  so  tböricht 
halten,  uns  anzugreifen,  so  lange  sie  uns  stark  wissen.  Sie  haben 
unsere  Stärke  wie  Schwäche  kennen  lernen  und  werden  es  vor- 
zieben,  von  der  letzteren  zu  protitiren  und  dazu  ist  jetzt  keine 
Gelegenheit.  Aus  Westen  droht  zunächst  keine  Gefahr  und  alle 
die  Helden  der  Revanche  werden  sich  weder  für  die  schünuu  Worte 
noch  weniger  aber  für  die  schönen  Augen  des  Generals  Bo  ul  an - 
ger  die  Finger  verbrennen  wollen. 

Die  Franzosen  wissen  übrigens  so  gut  wie  wir,  daß  ein  Krieg 
zwischen  Deutschland  uud  Frankreich  nur  mit  der  Vernichtung 
des  einen  oder  anderen  Gegners  eudeu  kann.  Für  uus  bedeutet 
der  Verlust  Klsafs-Lotbringens  den  Ruin  des  Deutschen  Reiches, 
die  Vernichtung  der  ruhmreichen,  jugendlichen  Traditiou  eines 
wiedergewonuenen  nationalen  Lebens,  eines  deutschen  Volkstbums 
— denn  das  ist  die  Basis  des  Gebäudes,  auf  welchem  als  Schluß- 
stein die  deutsche  Kaiserkrone  auf-  und  eingesetzt  ist.  Mil  jener 
Grundlage  fällt  die  Riesenarbeit  uuseres  Volkes  und  dessen  hervor- 
ragendster Geister,  welche  diese  in  den  letzten  SO  bis  30  Jahreu 
geleistet  haben.  Und  wenn  dies  Gebäude  untergraben  wird,  dann 
werden  unsere  an  sich  bedeutungslosen  Partikularsten,  werden  auch 
unsere  Welfen,  Polen,  Dänen,  die  staatsfeindlichen  sozialen  Par- 
teien, wird  der  das  deutsche  Volksleben  durchziehende  religiöse 
Dualismus  deu  Rest  der  Mauern  vollends  zerstören.  Ob  dauu 
wirklich  noch  der  Schatten  ein«»  geographischen  Begriffes  von 
„Deutschland“  übrig  bleibt,  ist  in  Wahrheit  gleichgültig.  Üafa 
AngesicbLs  einer  solchen  Zukunft  alle  Opfer  seitens  der  Deutschen 


Nr.  1 


2 

EXPORT,  Organ  des  Ceotralvereins  für  Handelsgeographie  etc. 


1887. 


im  Interesse  der  ehrenvollen  Beendigung  einen  etwaigen  Kriege« 
gebracht  werden  müssen,  das  mnfs  auch  der  blödeste  Verstand 
begreifen. 

Am  10.  Januar  ist  der  Jahrestag  einer  der  denkwürdigsten 
Verhandlungen  de«  Deutachen  Reichstages,  io  welcher  Fürst  Bis* 
marck  eine  seiner  glänzendsten  Reden  gehalten  hat.  Am  10.  Januar 
1885  variirte  er  das  Thema:  „Beide  Regierungen  (Deutschland  und 
Frankreich)  wissen,  dafs  auch  der  siegreichste  Krieg  für  da«  siegende  | 
Land,  um  wie  vielmehr  für  das  unterliegende,  ein  Unglück  ist.“  j 
Ungefähr  drei  Jahre  sind  es  her,  dafs  Fürst  Bismarck  es  für  zeit-  j 
geraäfc  erachtete,  cineu  Ausfall  aus  Metz  in  Aussicht  zu  stellen,  „falls 
unsere  Kolonicen  von  Frankreich  angegriffen  würden.“  Man  sieht  I 
deutlich  genug,  dafs  Frankreich  ununterbrochen  als  der  Ruhestörer  j 
gegolten  hat  ond  noch  gilt.  Seineshalher  sind  wir  daher  auf  der 
Hut,  aber  um  seines- Willen  hat  der  Waffenmeister  Hilriebraud- 
Moltke  im  Reichstag  noch  nicht  den  Mund  aufgethan. 

Woher  droht  denn  nun  Gefahr?  Ist  es  wahr,  dafs  Rufsland 
auf  Deutschland  erbittert  ist,  erbittert  weil  es  angeblich  durch  das 
letztere  an  der  Ausbeutung  des  Friedens  von  St.  Stefano  verhin- 
dert worden  sei,  in  Wahrheit  aber  aufgebracht,  weil  durch  ein 
starkes  Deutsches  Reich  im  Zentrum  Europas  das  Zarcutbum  an  | 
der  russischen  Grenze  ein  Ende  erreicht,  und  deutsche  Fürsteu  und  ( 
Völker  ihren  Willen  nicht  mehr  vor  den  Winken  und  Ukaxcn  roosko-  j 
witiseber  Provenienz  mit  satrapischer  Dienxtbeflissenheit  beugen.  I 
Solches  war  aber  doch  auch  bereits  vor  Jahren  nicht  mehr  der 
Fall  und  ist  — Gott  sei  Dank  — seit  1870  für  alle  Zeiten  ebenso 
unmöglich  wie  überflüssig.  Weshalb  also  mit  einem  Male  die 
plötzliche  Kriegssucht?  Wütbeten  denn  die  Panslavisten  vor  Jahren 
nicht  gerade  so  wie  jetzt  gegen  die  Deutschen  in  und  aufser  Rufs- 
land? Sind  die  Bibelrasselnden  Skohelews  ent  in  diesem  Jahre 
erstanden?  Werden  erst  jetzt  Land  und  Regierung  zu  einem  Ver- 
zweiflungsschritte  durch  die  Anarchisten  gegenüber  dem  Auslände  ge- 
trieben, um  durch  diesen  Ruhe  im  Innern  zu  gewinnen?  Kurz,  auch  hier 
ist  die  Situation  genau  wie  früher,  wie  vor  einem,  wie  vor  mehreren 
Jahren.  Der  Bogen  kann  kaum  schärfer  gespannt  sein  als  zuvor. 

Die  TbaUacbe  ist  die,  dafs  ganz  Europa  «eit  8 oder  10  Juhren 
in  der  gleichen  Kriegsgefahr  sich  befindet,  deren  Ansbrucb  bisher 
verhindert  zu  haben  das  grofse  Verdienst  des  deutschen  Kanzler« 
und  der  grofsen  Stärke  des  Deutschen  Reiches  ist.  Nicht  gröfser, 
nicht  geringer  ist  jetzt  die  Gefahr  als  sie  es  schon  seit  Jahren  war. 
Wie  zuvor  ein  an  sieb  unbedeutender  Aulafs  genügt  hätte,  um  der 
Gefahr  Thor  und  Thür  zu  öffnen,  so  kann  ein  solcher  das  Gleiche 
auch  jetzt  bewirken.  Diese  Gefahr  ist  also  eine  chronische  und 
ihr  gegenüber  erfüllt  die  Reicbsregieruog  eine  Pflicht  der  natio- 
nalen Selbsterhaltnng,  wenn  sie  von  der  Volksvertretung  die 
Mitte!  fordert,  welche  sie  mit  Rücksicht  anf  die  dem  Reiche  drohende 
Gefahr  im  Interesse  einer  Verstärkung  von  Deutschland»  Wehr- 
fähigkeit fordern  tnufs.  Die  Regierung  kann  sicher  sein,  die 
Mehrheit  des  Volke»,  d.  h.  der  Wähler,  auf  ihrer  Seite  zu  finden, 
falls  nicht  die  Majorität  des  Reichstage«  ihren  Forderungen  zu- 
stiminen  sollte.  Übrigens  zweifeln  wir  nicht,  dafs  im  letzten  | 
Augenblicke  diese  Zustimmung  erfolgen  wird.  Für  so  selbstmörde- 
risch halten  wir  keine  Partei,  dafs  sie  nach  den  vor  1866  und  1870 
gemachten  Erfahrungen  der  Regierung  nochmals  die  Mittel  ver- 
weigern würde,  welche  dieselbe  durch  ihrp  bewährtesten  Männer, 
Angesichts  einer  von  der  öffentlichen  Meinung  anerkannten  allge- 
meinen europäischen  Kalamität  fordert.  Diese  Forderung  braucht 
keine  unmittelbare,  vor  dem  Ausbrach  stehende  Kriegsgefahr  zu 
signaltsiren,  wohl  aber  ist  sie  znr  Sicherheit  des  Landes  gegenüber  der 
leise  schlummernden  Gefahr  nothwendig.  Ihre  Gewähr  wird  uns 
bereits  in  wenigen  Jahren  unzuverlässige  Verbündete  ersetzen!  Tou- 
jours  en  vedette,  d.  b.  allezeit  schlagfertig  1 

Weg  daher  mit  dem  Pessimismus,  vor  dem  Optimismus 
sind  wir  Deutsche,  die  wir  Alles  mühsam  erringen  und  erkämpfen 
müssen,  was  anderen  Völkern  durch  eine  fürsorglichere  Natur  billig 
gewährt  wurde,  reichlich  geschätzt.  Wenn  aber  der  Kampf  nicht 
zn  vermeiden  gebt,  so  wird  er  uns  zur  rechten  Zeit  am  rechten 
Orte  finden.  Und  Eines  ist  es  hierbei,  was  uns  dann  mit  froher 
Zuversicht  erfüllen  wird,  das  ist  der  feste,  unwandelbare  Glaube 
an  die  Unzerstörbarkeit  der  deutschen  Kraft  und  an  die  glückliche 
und  ehrenvolle  Zukunft  unseres  Volkes.  So  oft  der  Strom  deut- 
schen Lebens  auch  am  Versiegen  war,  so  oft  ist  er  wieder  kraft- 
voll emporgequollen.  Und  welche  Gebiete  unseres  nationalen 
Leben«  wir  jetzt  auch  immer  betrachten  mögen,  überall  bezeugen 
sie  Fortschritt  und  kraftvolle  Geistesthat.  Wo  ist  das  Volk,  wel- 
ches in  neuester  Zeit  auf  dem  Gebiete  der  Kunst,  der  modernen 
Wissenschaften:  der  Chemie,  Physik,  überhaupt  der  Naturforscbung, 
sowie  auf  dem  Gebiete  der  Industrie,  der  Volksbildung  n.  «.  w. 
einen  dem  unseren  auch  nur  annähernd  gleichen  Fortschritt  zu 
verzeichnen  bat?  Wir  haben  als  Prcnfseu,  Sachsen,  Raiern  usw. 


unsern  Gegner  zu  besiegen  verstanden,  und  jetzt,  da  wir  ein  grofses 
herrliches  Deutschland  zu  vertheidigen  haben,  sollten  wir  Bange 
hegen  vor  einem  despotischen  Zarismus  und  dem  bereits  chronisch 
gewordenen  blödsinnigen  russischen  Anarchismus  oder  dem  zersetzen- 
den Parteileben  der  Franzosen?  Niederlagen  eine#  Volkes  werden 
durch  andere  Thaten,  als  wir  solche  aufzuweisen  vermögen,  einge- 
leitet. Das  werden  wir,  das  mögen  unsere  Gegner  bedeDken. 

Der  ozeanische  Postdampferverkehr. 

5.  Die  „Compagnie  Generale  Transatlantique“,  die 
„Messageries  Maritimes“  in  den  Jahren  1884  und  1885. 
Vergleichende  Daten  in  Betreff  beider  Gesellschaften. 

Mit  der  am  4.  August  1883  au  die  Gesellschaft  erfolgten  Über- 
tragung de»  Posldatn pferd ieostes  zwischen  Frankreich  und  New- 
York,  den  Antillen  und  Mexico  für  16  Jahre  waren  mancherlei 
neue  Schöpfungen  verbunden.  Der  neue  Schnelldampfer  anf  der 
Linie  Havre — New-York  hatte  sich  bewährt,  die  Reisen  fielen  sogar 
schneller  aus  als  erwartet,  und  dieser  Dampfer  „La  Normandie“, 
wurde  beim  reisenden  Publikum  schnell  beliebt;  denn  in  den 
6 Reisen,,  welche  die  „Normandie“  bi»  Ende  April  1884  gemacht 
hatte,  war  die  Zahl  der  Passagiere  der  1.  und  2.  Kajüte  die  vierfache 
derjenigen  der  Reisen  anderer  New-Yorker  Dampfer  der  Kompanie 
gewesen.  Cm  den  Personen-  und  besonders  den  Auswanderer- 
transportin  der  Richtung  Havre— New-York  tbunlicbst  zu  verstärken, 
lief«  die  Gesellschaft  einen  ganzen  Zug  aebträdriger  Eisenbahn- 
waggous,  nach  dem  amerikanischen  System,  mit  Bftffett  und  mitt- 
lerem Durchgang  durch  deu  ganzen  Zug  bauen.  Dieser  Zug  wurde 
dazu  bestimmt,  die  Passagiere  regelraäfsig  iu  Basel  und  Strofsburg 
aufzunehmen  und  direkt  nach  Havre  an  den  Kai  zu  führen,  wo 
der  Dampfer  liegt. 

Die  Einnahmen  aller  Art  des  Betriebsjahres  1883  wareu 
49  376  227.«  Frcs.,  die  Ausgaben  42  459  497,«  Frcs.  Verth  eilt 

wurden  unter  die  Aktionäre  2 800  000  Frcs.,  also  35  Frcs.  auf 
die  Aktie.  Der  Reserve- Versicherungsfonds  betrug  Ende  1883 
10  538  416  Frc*.  der  Tilgungsfonds  3 685  817  Frcs.,  und  der  „Vor- 
sichts-Reservefonds“ wurde  auf  2 600  000  Frcs.  festgesetzt. 

Einige  weitere  Einzelheiten  Ober  den  Betrieb  im  Jahre  1883 
sind  von  Interesse.  Die  mexicanischen  Linien  leiden  unter  den 
höheren  Abgabesätzen,  welche  die  mexicunische  Regierung  den  in 
mexiranixcheu  Häfen  verkehrenden  Schiffen  fremder  Flagge  auf- 
erlegt. Die  Linien  Havre— New  York  uod  St.  Naxaire — Colon  lieferten 
gute  Einnahmen.  Ferner  ergaben  die  in  ihren  Einrichtungen  fort- 
während verbesserten  Mittelmeer- Linien  gesteigerte  Einnahmen, 
obwohl  die  Transporte  für  das  Kriegsministerium  sich  erheblich 
vermindert  haben.  Bezüglich  der  erwähnten  Verbesserungen  sind 
namentlich  die  eingeführten  Rundreisen  zu  erwähnen,  auf  welche 
ich  bei  der  Besprechung  des  gegenwärtigen  Dampferdienstes  der 
Gesellschaft  zorückkomme.  Die  Frachtdampfer  der  letzteren  fanden 
theil weise  eine  gute  Verwendung  im  Transport  von  Material  für 
den  Panflinakanal,  mit  Rückfrachten  von  Baumwolle  aus  New  Orleans 
und  Produkten  aus  Zentral-Amerika.  Aach  hier,  wie  in  «o  vielen 
anderen  Berichten  ozeanischer  Dampfergesellschafteu,  wird  die  Klage 
über  die  starke  Mitwerbung,  welche  die  Frachten  herunterdrücke, 
und  über  die  mifslirbe  Lage  des  Seebandeis  überhaupt  laut.  Da- 
neben wird  noch  besonders  über  die  hoben  Hafenabgaben  geklagt, 
welche  die  Kompanie  auch  in  französischen  Häfen  zahlen  müsse. 
Am  28.  April  1884  bestand  die  Flotte  der  Gesellschaft  aus  65  Schiffen, 
mit  einer  Gesauimt-Tragfähigkeit  von  135900  Tonnen  Brutto  uod 
132050  Pferdekräften.  Der  gröfsere  Theil  der  Schiffe  war  neu; 
der  Kostenpreis  pro  Tonne  konnte,  abzüglich  der  erfolgten  Ab- 
schreibungen, auf  nur  510  Frcs.  angenommen  werden.  Der  Ver- 
sicherungs-Reservefonds betrug  Ende  1883  über  IO'/:»  Millionen 
Francs;  seitdem  ereigneten  sich  zwei  Schiffsunfälle,  die  ihn  be- 
lasten. Seit  1.  Januar  1884  wurde  diesem  Fonds  ein  weiterer,  be- 
hufs Versicherung  des  gesaramten  Personals  von  8eeleuten  and 
Beamten  der  Gesellschaft  gegen  Uufälle,  hinzugefügt.  Die  Gesell- 
schaft hat  Reparaturwerkstätten  io  Havre,  St.  Nuzaire,  Marseille 
und  Fort  do  France.  Io  der  neuen  Schiffsbauanstalt  der  Gesell- 
schaft zu  Penhoet  wurden  Kessel  im  Gewicht  von  660000  kg  und 
ein  ueuer  Dampfer  »Ville  de  Tuois“  bergestcllt,  sowie  die  Dampfer 
„Saint  Laurent“,  „Saint  Germain“,  „Oliude  Rodrigues“  und  „Wa- 
shington“ umgebant.  Der  vom  Marindieutenaot  Traub  befehligte 
Dampfer  „Saint  Germain“  machte  im  Jahre  1884  eine  sehr  schnelle 
Reise  mit  Trappen  nach  Tongking.  Die  Gesellschaft,  deren  Ver- 
waltung bisher  in  Miethsräumen  uutergebracht  war,  hat  nun  für 
ll/s  Millionen  Francs  in  der  Rue  d’Auber  in  Paris  ein  eigenes  Ge- 
bäude für  ihre  verschiedenen  Baresn»  usw.  erworben. 

Um  den  bei  dem  reisenden  Publikum  dareb  die  Fahrten  der 
„Normandie“  so  beliebt  gewordenen  Scbnclldampferdienst  in  der 


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EXPORT,  Organ  de«  Central  Vereins  für  Handelsgeographie  etc. 


Nr.  1. 


1887. 


Linie  Havre— New  York  durcbzufflhren,  werden  vier  weitere  Schnell- 
dampfer — dem  Subventionsvertrag  gemäß  in  Frankreich  — und 
zwar  ganz  aus  Stahl  erbaut,  nflmlich  zwei  in  Penhoet  auf  den 
Werften  der  Gesellschaft  und  zwei  auf  denen  der  „Societe  des  For- 
ges  et  Cbantiera  de  la  Mediterrane«“;  sie  sollen  jedes  6 800 Tonnen 
Gehalt,  8000  Pferdekr.  und  eine  Fahrscbnrlligkeit  von  18  Knoten 
haben,  bei  folgenden  Mafsen:  150  m Länge,  16.70  m Breite  und 
und  ll,7o  m'  Tiefe  im  Raum.  Die  io  die  Linie  Havre  — New  York 
eintretenden  neuen  Dampfer  machen  die  vier  bisher  in  dieser  Linie 
verwendeten  Schiffe  entbehrlich,  weshalb  diese  in  den  Dienst 
der  Fahrten  nach  Colon  undVeracruz  eintreten  sollen.  Die  Ausgabe  der 
Obligationen  der  beschlossenen  30  Millionen-Anleihe  geht  langsam, 
je  nach  Bedörfniß,  vor  sieb.  Dm  aber  zu  bewirken,  daf»  diese 
Anleihe  nur  zu  den  vortheilhaftesten  Bedingungen  begeben  werde, 
wird  der  Verwaltongsrath  von  der  Generalversammlung  ermächtigt, 
auf  Grund  eines  Vertrags  mit  dem  „Credit  Foucier“  als  unverzins- 
liche Vorschüsse  für  6 Jahre  6 Millionen  Francs  und  eventuell 
noch  weitere  6 Millionen,  gewissermaßen  als  sogenannte  schwe- 
bende Sehuld,  aufzunebmen,  die  demnächst  aus  den  in  günstigen 
Zeiten  abzuscbliefsendeo  Verkäufen  der  oben  erwähnten  Obliga- 
tionen zuröckerstattct  werden  sollen.  Schiffe  der  Gesellschaft  sol- 
len für  diese  Anleihe  als  Hypothek  dienen. 

Ende  1884  betrug  der  Werth  der  Flotte  nach  den  vorgenoiumrnen 
Abschreibungen  98608533.3$  Frea..  und  es  wird  dazu  bemerkt,  da fa 
der  Gesammtbetr&g  der  Abschreibungen  vorn  Werth  der  Schiffe 
von  der  Zeit  an,  wo  die  Gesellschaft  ihren  Betrieb  eröffnet«,  bis 
Ende  1884  die  Somme  von  46815300  Frc*.  betrug. 

Das  Aktivem  der  Gesellschaft  Ende  1884  setzte  sich,  anfser  dem 
eben  aufgeführten  Werth  der  Flotte,  ans  folgenden  Posten  zusammen: 
Inventar  an  Bord  der  Schiffe  8300667,27  Frc*.,  Abschlags-Zahlung 
auf  vier  neue  Dampfer  der  New-Yorker  Linie  5 142199.1«  Frc«., 
Provisionen  3567578,<n  Frcs..  verschiedene  Werthe  292l3ftl.|i  Frca., 
verschiedene  Guthaben  4095  707.]$  Frcs.,  verschiedene  Fonds  und 
disponible  Vorschüsse  20 128419. u Frcs.,  zusammen  137764441.71 
Francs.  Das  Passlvum  stellte  sich  wie  folgt:  Aktienkapital  der 
Gesellschaft  40000000  Frcs.,  Vorschüsse  de*  Staats  720  600.  i$  Frcs., 
Obligationen  59946393.M  Frcs.,  6prozeutige  Kapitalisiruug  von 
Annuitäten,  die  der  ehemaligen  Gesellschaft  Valery  zukommen. 
5641000  Frcs.,  verschiedene  Gläubiger  17 149107^*  Frcs.,  Reserve- 
fonds der  Versicherung  und  zwar  der  statutengemäße,  wie  der 
neuerdings  geschaffene  Vorsichtareservcfonda  11992184  a Frcs., 
Netto-Cberschufs  des  Betriebes  von  1884 , nach  alleu  Abzügen 
2423155,44  Frcs.,  zusammen:  137764441,7t  Frca.  Die  beiden  eben 
genannten  Versicherungsfonds  der  Gesellschaft  waren  am  31.  De- 
zember 1884  mit  8003818  Frcs.  und  mit  2315000  Frcs.  dotirt. 

Die  Betriebs- Einnahmen  beliefen  sielt  im  Jahre  1884  auf  44  8'?H  lM.as  Frcs. 

Die  Betriebs-Ausgaben  auf 887D991Q,n  a 

Somit  ein  Cbcrscbufs  von 6118273,01  Frcs. 

Nach  Abzug  aller  der  Beträge,  welche  hiervon  statutengemäß 
oder  kraft  früherer  Beschlüsse  zu  kürzen  sind,  verblieb  ein  unter  die 
Aktionäre  zu  verteilender  Betrag  von  2423155.U  Frcs.  und  es  wurde 
eine  Dividende  von  im  Ganzen  30  Frcs. vertheilt,  wovon  15  schon 
zu  Anfang  1885  bezahlt  wurden.  Die  Dividende  war  also  etwas 
niedriger  als  in  den  Vorjahren,  wo  sie  35  Frc«.  für  die  Aktie 
betrug. 

Von  Interesse  ist  es,  noch  einmal  einen  Blick  in  das  Detail 
der  Einnahmen  und  Ausgaben  zu  werfen.  Es  betrugen  die  Aus- 
gaben: 

Die  allgemeinen  Verwaltungsun kosten  371320  Frc«.  (Centimes 
weggelassen).  Unkosten  des  Betriebes  in  Paris  und  den  Agenturen: 
3780849  Frcs.  (darunter  2 1 61  141  Frca.  für  Personal  und  Inspek- 
tionen). Maritime  und  Haodelsausgabcn.  nämlich:  Gagen  der  Be- 
mannung der  Schiffe  5 066  143  Frcs..  Kohlen  und  Fette  7 816  547 
Frcs.,  maritime  Rechte  (Abgaben)  2186832  Frcs.,  Versicherung  von 
Personen  2592091  Frcs.,  Ausrüstung!*-  und  Unterhaltungskosten 

3 912  008  Frcs.,  Passagierdienst  5 358  400  Frcs.,  Fracbtdieust 

4 388  665  Frca.,  Verschiedenes  224  894  Frcs.,  Reserve- Bemannung 
204  218  Frca.,  Havaricen  und  sonstige  Fehlbeträge  255  903  Frcs.. 
Schlepper,  Schaluppen,  Barken  usw.  120  589  Frca.  Ans  den  Ein- 
nahmen seien  folgende  Posten  hervorgeboben:  Linie  Havre — 
New  York,  Einnahmen  aus  Fracht-  und  Passagegeldern,  Subven- 
tion und  Prämie  der  Handelsmarine  — (NB.  diese  drei  Posten  wer- 
den seit  den  letzten  Jahren  leider  nicht  mehr  einzeln,  sondern  gleich 
in  eine  Ziffer  summirt  aufgeföhrt)  — 12408884  Frcs.;  Linie  St. 
Nazaire— Mexico,  dasselbe:  5436342  Frcs.,  Linie  St.  Nazaire— Colon 
6838608  Frca.,  Linie  Havre— Bordeaux— Colon  3243292  Frcs.; 
Handelslinien  von  Havre,  Bordeaux,  Mexico  uud  Colon:  Fracht* 
und  Passagegelder  und  Prämie  der  Handelsmarine  3701 233  Frcs., 
Mittelmeerlinien:  Fracht-  und  Passagegelder  und  Subvention  > 


11470632  Frcs.,  interkolonialer  Dienst:  Fracht-  und  Paasagegelder 
uud  Subvention  747299  Frcs.,  Frachtgelder  aus  der  Küsten  fahrt 
443209  Frc». 

(Bezüglich  der  vom  Staat  an  die  Kompanie  gezahlten  Post- 
»ubventionsbetr&ge  sei  auf  die  für  die  New-Yorker-,  Aotilleu-  uud 
mexicanischen  Linien  vertragsmäßig  zu  zahlende,  oben  angegebene 
Summe  verwiesen.  Was  die  für  die  MiUelmeerüuien  der  Gesell- 
schaft gezahlte  Postsubvention  betrifft,  so  haben  wir  oben  ange- 
geben, daß  dieselbe  für  1881  698450  Frcs.  betrug.  In  der  Vor- 
lage, welch«  der  Herr  Reichskanzler  Fürst  Bismarck  dem 
Deutschen  Reichstag  am  6.  April  1881  bezüglich  der  Gewährung 
staatlicher  Unterstützungen  an  die  französische  Handelsmarine 
machte,  wird  augegehen,  daß  die  staatliche  Postsubveotion  für 
die  Linie  Corsica  375000  Frcs.  und  für  die  Linie  nach  Algier 
und  Tunis  493500  Frcs.  betrage). 

Die  Fahrten  zwischen  Marseille  und  Algier  werden  von  dem 
auf  den  Werften  der  Gesellschaft  erbauten  Dumpfer  „Ville  de  Tunis“ 
in  kaum  27  Stunden  zurückgelpgt.  Für  die  Beförderung  der 
Pussagicrc  auf  den  Eisenbahnen,  im  Anschluß  an  die  verschiedenen 
I Linien  der  Gesellschaft  sind  neue  Verträge  mit  Ei&cnbabugesell* 
sebafteu  iu  Frankreich,  Eugland,  Spanien,  Italieu  abgeschlossen; 
ebenso  hat  sich  die  Gesellschaft  der  Dienste  der  Internationalen 
Schlafwagen- Kompanie  versichert. 

Der  früher  erwähnte  Spezialzug  der  Gesellschaft  zum  Transport 
von  Auswanderern  uacb  Havre  »oll  jetzt  in  zwei  Tbeile  gelheilt  werden: 
der  eine  soll  in  Bern  oder  Basel  abg«- dien,  mit  den  Passagieren  aus 
Süd-Deutschlaud,  der  Schweiz,  demnächst  auch  Österreich,  beson- 
ders Tirol,  der  andere,  von  Modena  abgeliend,  sammelt  alle  ita- 
lienischen Auswanderer.  Iu  den  Vereinigten  Staaten  ist  für  jeden 
Staat  ein  Hauptagent  ernannt.  Die  Frachtdampfer  der  Gesellschaft 
waren  für  den  Transport  von  Material  zum  Panama-Kanal  derart 
in  Anspruch  genommen,  daß  dieselbe  noch  eiue  Auzahl  Dampfer 
für  diesen,  vorübergehend  durch  die  Aufstände  in  Panama  und 
Colon  und  durch  deu  Brand  in  letzterer  Stadt  gestörten  Dienst 
miethen  mußte.  — An  der  Küste  vou  Algier  strandete  der  Dampfer 
der  Gesellschaft:  „Immaeulec-Conceplion“  (ein  sonderbarer  Name 
für  einen  Dampfer  1)  ln  Marseille  (Saint-Nazaire)  und  in  Havre  hat 
die  Gesellschaft  eigene  Proviantämter  oder  fermen,  wie  sie  genannt 
werden,  errichtet;  dieselben  liefern  Fleisch,  Geflügel  und  frische 
Gemüse  in  bester  Beschaffenheit.  Auch  eine  eigene  Waschanstalt 
hat  die  Kompanie  in»  Leben  gerufen.  Die  vier  neuen  Dampfer 
für  die  New  York  — Havre-Linie,  theils  fertig,  theila  — damals  — 
noch  im  Bau,  tragen  die  Namen : „Champagne“,  „Bretagne“,  „Bour- 
gogne“  und  „Gaacogne“. 

Als  eine  Probe  der  Leistungsfähigkeit  der  Gesellschaft  gegen- 
über den  Ansprüchen,  welche  das  Kriegsministerium  an  sic  gelegent- 
lich »Mit.  wird  Folgende«  angeführt.  Am  2.  April  1885  wurde 
die  charle-partie  (der  Mieths vertrag)  über  die  drei  Transportdampfer 
„Canada“,  „Labrador“  und  „France“  geschlossen.  „Cauada“  ging  am 
4.  von  Havre,  „Labrador“  den  6.  und  „France“  am  7.  April  von 
St.  Nazaire  in  See,  um  jener  den  10.  in  Algier,  diese  am  11.  in 
Grau  anzukommen.  Sie  nahmen  dort  Truppen  und  Kriegsmaterial 
ein  und  waren  nach  30  Tagen,  alle  Aufenthalte  eingerechnet,  iu 
Haifong  (Tongkiug). 

Wir  werfen  nun  einen  Blick  auf  die  Fahrpläne  des  heutigen 
Betriebe»  der  Gesellschaft.  Letztere  hat  zahlreiche  Agenten  in 
Europa,  Nord-Amerika,  Mexico,  auf  den  Aotilleu  und  läug»  der  pazi- 
fischen Küste  Süd-Amerikas.  Die  Linien  im  Atlantischen  Meere 
versehen  26  Dampfer,  darunter  jene  5 Schnelldampfer  von  6300 
bis  7200  t Tragfähigkeit;  21  Dampfer  (von  1100  bis  2800  t), 
führen  die  Fahrten  im  Miltelmeer  aus.  Daneben  giebt  es  6 Küsteu- 
fahrta*  Dampfer. 

Die  nach  dem  Subventionsvertrag  mit  der  Regierung  bestehen- 
den Haupt-Linien  haben  wir  bereits  oben  angegeben:  1.  einmal 
wöchentlich  zwischen  Havre  und  New  York  (5  Schnelldampfer); 
2.  je  einmal  im  Monat  zwischen  Saint  Nazaire  und  Colon-Aspinwall, 
ferner  zwischen  Saint  Nazaire  und  Vera  Cruz,  endlich  zwischen  Havre 
— Bordeaux  und  Colon— Aspinwall.  Die  Linie  St.  Nazaire— Colon 
hat  folgende  Anlaulpl&tze:  Point  ft-Pitrc  (Insel  Guadeloupe),  Basse- 
Terre  (ebenda),  Saint  Pierre  (Martinique).  F^rt  do  France  (ebenda), 
La  Guayra,  Puerto  Cabeilo,  Savauilla,  Colon.  In  Fort  de  France 
schließt  sich  eine  monatliche  Zwciglinie  nach  und  von  Cayenne 
(französisch  Guyana)  an,  welche  die  ln»el  Santa  Lucia  und  Trini- 
dad, sowie  am  südamcrikanischen  Festland«*  Demerara  (Georgetown) 
nnd  Surinam,  also  diu  Küste  von  Britisch-  und  Niederländisch- 
Guyaoa  berührt. 

Ferner  verzeichnet  der  Fahrplan  eine  weitere  (nicht  im  Sub- 
vention» vertrag  au*bedungeoe)  Zweiglinie  zwischen  Fort  de  France 
und  Santiago  de  Cuba,  wobei  St.  Thomas,  Puucc  uud  MayaguC8 
auf  Puerto-Kico  uud  ferner  auf  Haiti  Sau  Domingo  uud  Jacrael  berührt 


Nr.  1. 


1887. 


4 

EXPORT,  Organ  des  Central  Vereins  für  Handelsgeograpbie  etc. 


werden.  Die  monatliche  Linie  Havre- Bordeaux  und  Colon  berührt 
ungefähr  dieselben  Plätze,  wie  jene  von  8t.  Nazaire,  nur  daß  in 
Europa  noch  der  «panische  Hafen  Santander  und  in  West-Indien 
Trinidad  too  den  Dampfern  dieser  Hauptlinie  angelaufen  werden. 
Endlich  besteht  eine  monatliche  Linie  Marseille— Colon,  welche  die 
spanischen  Häfen  Barcelona  und  Cadiz,  ferner  Teneriffa,  Point-a- 
Pitre,  Fort  de  France,  Trinidad,  Barcelona  in  Venezuela  (nur  fakul- 
tativ), La  Guayra,  Puerto  Cabello  und  Curagao  berührt. 

Die  monatliche  Linie  8t.  Nazaire — Vera-Cruz  berührt  als  Zwi- 
schenhäfen nur  Santander  und  Habana.  Es  besteht  auch  noch  eine 
monatliche  Linie  Havre— Port-au-Prince  (auf  Haiti)  unter  Berührung 
von  St.  Thomas,  Sau  Juan  de  Puerto-Rico,  Puerto-Plata  und  Kap 
Haiti.  Durch  Verträge  mit  verschiedenen  andereu  ozeanischen 
Dampferkoropanien  sowie  Eisenbabugeselßchaften  sind  Anschlüsse, 
die  Ausgabe  von  direkten  Billetten  usw,  gesichert  So  glebt  die 
„Compagnie  Generale  Transatlantique“  auch  Billette  für  die  Linien 
der  „Pacific  Mail  Steam  Ship  Company“  längs  der  pazifischen 
Küste  von  Mexico  und  Süd-Amerika  aus.  Kraft  eines  Kartells  mit 
der  „New  York  & Cuba  Mail  5t*-arnsbip  Company“  und  mit  der 
„Quebec  Steamship  Company*  für  deren  New  York  — West-lndien- 
Linie  werden  von  diesen  Gesellschaften  Billette  für  durchgehende 
Fahrten  auf  allen  diesen  Linien  ausgegeben.  Auch  mit  der  mexi- 
caoiscben  Eisenbabngeselßohaft  ist  ein  Vertrag  abgeschlossen, 
welcher  anschließende  Bahnfahrten  zwischen  Mexico  und  Vera-Cruz, 
sowie  einen  eventuellen  Aufenthalt  in  der  hochgelegenen  Station 
dieser  Bahn,  Orizaha,  statt  in  dem  tiefgelegenen  ungesunden  Vera- 
Cruz,  sichern.  Selbstverständlich  girbt  die  Gesellschaft  für  ihre 
eigenen  Dantpferlinien  in  mehrfacher  Kombination  Rundreise- 
Billette  aus. 

Ein  weit  verzweigtes  System  bilden  die  Mittelroeerlioien  der 
Gesellschaft.  Marseille,  Porl-Vendres,  Cette  sind  die  diesseitigen 
Ausgangspunkte  dieser  verschiedenen,  ein-  bis  dreimal  wöchentlich 
befahrenen  Linien,  Algier,  Oran,  Philippe ville.  Bona,  Ajaccio.  Tunis, 
Malta.  Tripolt,  Palermo,  Neapel,  Cadiz,  Malaga,  Tanger,  Gibraltar 
die  Ziele  und  jenseitigen  Ausgangspunkte.  Auf  den  Routen  Mar- 
seille-Algier (zweimal  die  Woche)  und  Marseille — Tunis  (einmal 
die  Woche)  fahren  Schnelldampfer,  welche  diese  Strecken  in  28 
resp.  36  Stunden  zurücklegen.  Auch  hier  sind  eine  Reihe  von 
Rundreisen  zu  ermäßigten  Preisen  eingefnhrt,  die  90  Tage  gelten, 
aber  durch  Nachzahlung  von  10%  noch  erheblich  verlängert  wer- 
den können  ; man  kann  so  mit  einem  für  524. jo  Frcs.  käuflichen 
Billett  1.  Klasse  von  Marseille  aus  Genua,  Livorno.  Neapel.  Messina, 
Malta,  Tunis,  Bona,  Philippoville,  Algier,  Oran,  Malaga,  Gibraltar, 
Tanger,  Oran  besuchen  und  nach  Marseille  zurückkehren.  Land- 
wärts in  Italien  und  Spanien  kanu  man  durch  Entnahme  gleich- 
zeitig auszugebender  Billette  diese  Rundreisen  noch  weiter  aus- 
d eh  nen. 

Eine  eigentümliche  Einrichtung  der  „Compaguie Generale Trans- 
atlantique“  ist  die,  daß  an  Bord  jede»  Dampfers  sich  eine  fliegende 
Buchhandlung  befindet,  welche  Bücher  iu  englischer,  französischer 
nnd  spanischer  Sprache  feil  hält. 

Es  mögen  hier  noch  einige  in  den  Berichten  über  die  sechs 
Jahre  1879  bla  1884  einschließlich  gleichmäßig  roitgetheilten 
Zahlen  folgen.  Es  wurden  befördert  auf  allen  Linien  der  Gesell- 
schaft: 


m Jahre 

1879 

35454  Passagiere  und  229  069  Tonnen  Güter 

» • 

1880 

47875 

„ 316037 

n » 

1F8I  •) 

292756 

„ 601823  „ 

1882 

347756 

„ 689138 

■ n 

1883 

334532 

„ 712176 

• * 

1884 

241608 

„ 581386  „ 

Die  den  Aktionären  gezahlte  Dividende  betrug  in  den  fünf 
Jahren  1880  bis  1884  einschließlich  für  die  Aktie  von  500  Frcs.: 


1880  35%  I 1883  35% 

1881  35%  i 1884  80% 

1882  85% 


Der  Bericht  des  Verwaltungsraths  der  „Compagnie  Generale 
Transatlanlique“  über  1885  liegt  zur  Zeit  noch  nicht  gedruckt  vor. 

Im  Anschluß  an  meine  früheren  Mittheilungen  vom  Dezember 
1884  ober  die  „Messageries  Maritimes“,  welche  bis  Ende  1883 
reichten,  will  ich  aber  noch  einige  Daten  über  den  Betrieb  dieser 
Gesellschaft,  welcher  bekanntlich  der  Postdampferdienst  nach  Bra- 
silien, Argentinien,  Indien,  China,  Japan  und  Australien  vou  der 
französischen  Regierung  übertragen  ist-,  bezüglich  der  Jahre  1884 
und  1885  anführen  und  io  ein  Paar  Punkten  eine  Vergleichung  mit 
der  „Compagnie  Generale  Transatlantique“  vornehmen. 

*)  [las  bedeutende  Mehr  erklärt  sich  dnreh  die  Übernahme  der  Mittel - 
meeTÜnien  seitens  der  Gesellschaft  von  diesem  Jahre  so. 


Asien. 

Spsdltlonsverfahren  beim  Versand  von  Sachen  nach  dem 
i Kaukasus;  Warnung  für  Geschäftsleute  und  Auswanderer.  (Original- 
bericht  aus  Tiflis.)  Meine  heutige  Korrespondenz  trägt  den 
Charakter  eines  Memorandums  für  alle,  die  mit  dem  Kaukasus  resp. 
Rußland  zu  tliun  haben,  Geschäfte  zu  machen  beabsichtigen  oder 
gar  dahin  auszuwandern  gedenken.  Ich  weise  hier  auf  einige  Übel- 
Stunde  bin,  durch  welche  schon  so  mancher  unserer  Landsleute  zu 
Schaden  gekommen  ist  und  für  seine  Unkenotnifs  der  Verhältnisse 
schwer  hat  büßen  müssen.  Von  vielen  eklatanten  Beispielen  geba 
ich  hier  nur  einige,  welche  mir  frisch  im  Gedicbtoiß  sind. 

Zuerst  Einiges  über  den  Zoll.  Bekanntlich  ist  mit  den  Zoll- 
beamten nirgends,  am  wenigsten  in  Rußland  zu  spaßen;  früher 
vielleicht  manchmal  zu  nachsichtig,  haben  sie  jetzt  die  strengsten 
Vorschriften  erhalten,  denen  sie  auch  treulich  nachkommen.  Des- 
wegen sollten  di«  Kaufleute,  welche  mit  Rußland  Geschäfte  machen, 
sich  bei  den  Konsulaten  oder  dem  Auswäitigeo  Amte  ganz  genaue 
Kenntnisse  dessen  verschaffen,  was  in  Rußland  dem  Zoll  unterliegt; 
oft  vertheuert  z.  B.  ein  einziger  seidener  Faden  eine  Waare  um 
das  Doppelte  und  Dreifache  ihres  Preises,  so  daß  der  Kaufmaoo, 
der  sie  empfängt,  dadurch  iu  großen  Schaden  kommt,  da  er  sie 
für  diesen  Preis  nicht  verkaufen  kann. 

Sehr  oft  tragen  die  deutschen  Spediteure  grofsc  Schuld  an  dem 
Schaden,  der  die  Absender  resp.  Empfänger  von  Effekten  aus  dem 
Auslande  trifft.  Mir  ist  z.  B.  ein  Fall  bekannt,  daß  eio  Spediteur 
cs  übernahm,  die  Sachen  einer  auswandernden  Familie  nach  Traus- 
Kaukasien  zu  befördern.  Derselbe  machte  nun  zwei  große  Fehler, 
die  er  aß  gewissenhafter  Geschäftsmann  nicht  bitte  machen  dürfen; 
denn  ihn  entschuldigt  Uukeuntniß  der  Verhältnisse  nicht.  Zum 
ersten  beförderte  er  die  Sachen  über  Odessa,  d.  h.  auf  dem  Land- 
weg. was  viel  Ibeurer  zu  stehen  kommt  und  fast  mehr  Zeit  in 
Anspruch  nimmt  als  die  Beförderung  per  Schiff  über  Antwerpen, 
Marseille  oder  Triest;  zum  zweiten  schiieb  er  auf  die  Sendung: 
Transite»  Tiflis.  Nun  werden  aber  alle  Waaren,  die  über  Odessa 
geben,  in  dieser  Stadt  oder  au  der  Grenze  einer  Revision  unter- 
zogen, ehe  sie  per  Schiff  weiter  befördert  werden  können.  Man 
denke  sich  nun  den  Schrecken  jener  Familie,  als  sie,  längst  hier 
angelangt,  endlich  von  einem  guten  Bekannten  aus  Odessa  auf  An- 
fragen erfährt,  daß  ihre  Sachen  an  der  Grenze  io  Wolol*chßk 
liegen,  dort  der  Verzollung  harren  und  der  Bezahlung  eines  ziemlich 
ansehnlichen  Lagergeldes  unterliegen;  im  günstigsten  Falle  könoten 
sie  nach  Odessa  gebracht,  dort  geöffnet  und  verzollt  werden.  Es 
blieb  nichts  anderes  übrig,  als  die  Einwilligung  hierzu  zu  geben. 
Wie  die  Kisten  auf  dem  Zoll  geöffnet  ond  wieder  verpackt  werden, 
ist  ja  bekannt.  Und  in  solchem  Zustande  sollten  die  Sachen  dann 
suß  Schiff  verladen,  in  Batum  uusgeladcn  werden  und  von  da  per 
Bahn  hierhergehen.  Die  einzige  Rettung  war  der  gute  Bekannte, 
den  aber  nicht  Jedermann  bat;  er  ließ  die  Sachen  wieder  gut  ein- 
packen,  sodaß  sie  wenig  beschädigt  ankameo;  wäre  er  nicht  ge- 
wesen, so  wären  sie  zur  Hälfte  zu  Grunde  gerichtet  worden  oder 
verloren  gegangen.  Ich  weiß  nicht,  ob  die  betreffende  Familie 
jenen  Spediteur  zur  Rechenschaft  gezogen  hat,  wie  es  wohl  am 
Platz  gewesen  wäre.  Jedenfalls  ist  es  sehr  zu  wünschen,  daß  die 
Herren  von  dieser  Branche,  denen  das  Publikum  sein  Vertrauen 
schenkt,  sich  gaoz  genau  im  Interesse  ihrer  Kunden  informiren. 

Jene  Familie  bat  nur  geringen  Schaden  gehabt,  jedenfalls  bei 
Weitem  nicht  so,  wie  viele  unserer  Landsleute,  die  sich  durch 
gewissenlose  Agenten  zur  Aus  Wanderung  nach  dem  Kaukasus  be- 
reden lassen.  Solche  Auswanderungen  sollten  von  den  Behörden  im 
Interesse  ihrer  Untergebenen  — namentlich,  wenn  es  sich  um 
Massenauswanderung  bandelt  — niemals  zugelassen  werden,  ohne 
daß  dieselben  bei  den  betreffenden  Konsulaten  oder  sonst  zuver- 
lässigen Leuten  genaue  Erkundigungen  eingezogeo  haben.  Im  Laufe 
I von  wenigen  Jahren  ist  es  vorgekommeo,  daß  Einwanderer  in 
| großen  Partieen  hier  aolangten,  welche  in  der  Heimath  all  ihr 
| Hab'  und  Gut  verkauft  batten,  um  das  Reisegeld  und  die  Agenten 
zu  bezahlen,  welche  ihnen  goldene  Berge  versprachen.  Entweder 
kam  es  so,  daß  die  Eingewanderten  solche  Landstriche  angewiesen 
erhielten,  wo  schreckliches  Fieber  herrschte,  wie  fast  überall  an 
der  Ostküste  des  Schwarzen  Meeres,  z.  B.  bei  Sucbum,  Batum  usw., 
sodaß  die  armen  Leute  hinstarben  wie  die  Fliegen,  der  Rest  aber, 
um  das  Leben  wenigstens  zu  retten,  nach  kurzer  Zeit  im  desolatesten 
Zustande  die  Heimreise  antreten  mußte  — oder  aber  ea  verschwand 
der  „Agent“  (nachdem  er  den  Armen  das  letzte  Geld  abgenommen, 
nm.  wie  er  sagte,  bei  der  Regierung  Land  nud  Konzessionen  aus- 
zuwirken) auf  Nimmerwiedersrben.  (Gelegentlich  sei  bemerkt,  daß 
die  russische  Regierung  mit  Vergebung  von  Land  und  Gelduoter- 
Stützungen  an  Kolonisten  nicht  mehr  so  freigebig  ist  wie  früher.) 
Da  saßen  dann  die  Auswanderer  in  der  größten  Noth  und  wußten 


1887. 


0 

EXPORT,  Organ  des  Centralvereins  für  Handelsgeographie  etc. 


Nr.  1. 


nicht  wo  aas  noch  ein.  ln  solchen  Fallen  ist  es  für  sie  sehr  schwer, 
ihr  Recht  itn  fremden  Lande  tu  erhalten,  da  selten  ein  schriftliches 
Abkommen  getroffen  worden,  die  Eingewanderten  der  Landessprache 
und  der  gerichtlichen  Formalitäten  unkundig  sind  und  meist  auch 
nicht  mehr  das  Geld  haben,  um  einen  Advokaten  zu  miethen,  der 
ihre  Sache  verträte.  Die  deutschen  Konsulate  sind  ebenfalls 
russischen  Gerichten  gegenüber  fast  ganz  machtlos;  die»  zeigt  sich 
namentlich  auch  oftmals  da,  wo  Forderungen  Deutscher  an  hiesige 
Deutsche  oder  gar  an  Russen  einzutreiben  sind.  Es  bängt  ganz 
und  gar  vom  guten  Willen  des  Schuldners  ah,  ob  er  die  Schuld 
anerkeunen  und  bezahlen  will  oder  nicht.  Dazu  zwingen  kann 
man  ihn  nicht.  Mir  ist  z.  B.  ein  Fall  bekannt,  dafs  ein  hiesiger 
Kaufmann  (ein  Armenier)  vor  einigeu  Jahren  in  Deutschland  und 
Österreich  eine  Menge  voq  Waaren  auf  Kredit  entnahm,  sich 
durch  den  Verkauf  derselben  ein  bedeutendest  Vermögeu  erwarb, 
davon  ein  Hau»  baute  und  herrlich  und  in  Freuden  lebt,  ohne 
daran  zu  denken,  seine  Schulden  im  Ausland  zu  bezahlen.  Die 
Gläubiger  haben  ihr  Geld  „gesehen*4.  Dabt-r  ist  allen  Kaufleuten, 
die  mit  Rufsland  Geschäfte  machen,  anzurathen,  was  Kreditgeben 
anbelangt,  im  höchsten  Grane  vorsichtig  zu  sein,  entweder  nur 
gegen  Baar  Waare  abzulassen  oder  nur  soliden  und  bewährten 
(vielleicht  durch  das  Konsulat  empfohlenen)  Firmen  Kredit  zu 
geben. 

Ebenso  vorsichtig  sollten  Arbeiter  sein,  die  von  hiesigen 
Fabrikanten  engagirl  werden.  Manchen  scheinen  die  hohen  Arbeits- 
löh  ne  verlockend,  da  sie  die  hiesigen  Verhältnisse  nicht  kennen. 
Ab^r  sehr  oft  werden  sie  auf  die  schnödeste  Weise  betrogen,  und 
wenn  sie  remoostriren,  einfach  an  die  Luft  gesetzt.  Erst  vor 
einigen  Tagen  kamen  hier  80  deutsche  Arbeiter  an,  die  von  dem  [ 
Besitzer  einer  Spinnerei  engagirt  waren,  da  die  hiesigen  Arbeiter 
streikten.  Sobald  aber  diese  die  Ankunft  der  Ausländer  erfuhren, 
erklärten  sie  zum  alten  Lohn  weiter  arbeiteo  zu  wollen.  Der 
Fabrikberr  war  damit  einverstanden:  nun  sitzen  die  Ankömm- 
linge ohne  Arbeit  da,  und  es  wird  ihnen  Behr  schwer  fallen,  ihr 
Recht  zu  finden. 

Mögen  diese  Zeilen  ihren  Zweck  erreichen,  recht  viele  unserer 
Laadsleute  vor  Schaden  zu  bewahren. 

Die  Ausfuhr  von  Droguen  und  Chemikalien  nach  Japan  aus 

Deutschland  gewiont,  wie  die  „Pharmazeutische  Zig.14  schreibt,  von 
Jahr  zu  Jahr  mehr  an  Bedeutung.  D.*s  Drogucngeschäft  wird  zum 
grufsleu  T heil  durch  die  in  Japan  befindlichen  deutschen  Firmen 
vermittelt  Ehemals  mufsten  alle  für  medizinische  Zwecke  zur 
Verwendung  kommenden  Artikel  englischen  U^prungs  sein;  in  den 
letzten  drei  Jahren  indefs  wird  der  deutsche  Ursprung  zur  Bedin- 
gung gemacht,  weil  unsere  Präparate  reiner  sind  und  den  Forde- 
rungen der  Pbarmakopöe  entsprechender  geliefert  werden  als  die 
englischen.  Hauptsächlich  werdeu  aus  Deutschland  bezogen:  Aci- 
dum boricum,  Carbolicum,  Salicylicuro,  Tannicum  sowie  Salicyl- 
nnd  Chininpräparate,  ferner  Chloralhydrat,  Chloroform,  Cocain,  Hy- 
drocbloralicum,  Cretnor  Tartari,  Glycerin,  Jod-  und  Opium-Präparate, 
endlich  auch  Santonin.  Von  medizinischen  Präparaten  kommt  nur 
noch  Acidum  tarlaricum  aus  England,  wovon  jährlich  circa  20000 
englische  Pfund  eingeführt  werden.  Ebenso  werden  die  für  tech- 
nische Zwecke  gebrauchten  Massenartikel,  bei  denen  dort  weniger 
auf  vollständige  Reinheit  gesehen  wird,  aus  England  eingeführt. 
Dabin  gehören:  Chlorkalk,  kaustische  Soda,  Waschsoda,  Soda- Asche, 
chlorsaures  Kali.  Für  diese  Artikel  wird  die  deutsche  Industrie 
den  japanischen  Markt  noch  zu  erobern  haben.  Schwer  begreiflich 
ist  es,  dsfs  man  bei  uns  nicht  der  Herstellung  des  chlorsauren 
Kali  seine  Aufmerksamkeit  zuwendet,  da  thatsäcblich  feststeht, 
dafs  das  Robcrzeugnifs  in  Deutschland  gefordert  wird,  danu  seinen 
Weg  nach  England  nimmt,  um  dort  gereinigt  zu  werden,  bevor  es 
als  englisches  Produkt  nach  fast  allen  Wrltiheilen  versendet  wird. 
Dieser  Artikel  bat  für  Japan  um  so  gröberes  Interesse,  sh  er  zur 
Fabrikation  der  japanischen  Streichhölzer  gebraucht  wird,  die  in 
immer  gröfseren  Mengen  angefertigt  werden  und  bereits  ein  Aus- 
fuhr-Artikel geworden  sind. 


Afrika. 

Inhaftnahme  des  Amerikaners  Ion  Perdicaris  In  Tanger, 
«nd  Remedur  seitens  des  State  Department  in  Washington  Losere 
Leser  erinnern  sich  bei  Nennung  des  Namens  Ion  Perdicaris 
gewifs  noch  der  Besprechung  der  für  die  marokkanischen  Verhält- 
nisse sehr  bedeutungsvollen  Schrift:  „American  Claims  and  the 
protection  of  native  subjccts  in  Morocco  by  a foreiyn  resident"',  die 
wir  im  „Export“  1886,  Nr.  26,  8.  4<>7  vi-röffeutiicbien.  Die  Art 
und  Weise,  wie  die  mohammedanische  Bevölkerung,  namentlich  im 
lnaern  des  Landes,  durch  maurische  und  israclithche  Händler,  die 


sich  unter  den  Schutz  fremder  Mächte  gestellt  haben,  übervortheilt 
wird;  wie  die  betrogencu  Schuldner  von  diesen  pruteeted  natives 
nach  Herzenslust  au>geplündert,  oder  im  Falle  der  Zahlungsun- 
fähigkeit deu  grausamsten,  unmenschlichsten  Strafen  unterworfen 
werden:  das  ist  in  jener  Besprechung  eingehend  auseioandergesetzt 
i worden,  ebenso  wie  die  uneigennützigen  Bestrebungen  des  Herrn 
Ion  Perdicaris,  die  auf  die  Abhilfe  dieser  unwürdigen  Zustände 
gerichtet  sind.  Daß  diese  menschenfreundlichen  Bemühungen  mit 
den  Int'-ressen  gewisser  ausländischer  Geschäftshäuser,  die  iu  Tanger 
domizilirt  sind,  verschiedentlich  kollidiren  mußten,  war  vorau«zu- 
sehen,  um  so  mehr  wenn  man  die  eigentbüulicbe  Stellung  erwägt, 
welche  der  amerikanische  Konsul  Mathews  in  Tanger  den  Ab- 
sichten des  Herrn  Perdicaris  gegenüber  eingenommen  (vgl.  die 
erwähnte  Besprechung). 

In  Hinblick  auf  die  in  jenem  Artikel  mitgetheilten  Thatsarhen 
und  Zustände  wird  die  folgende  Notiz  für  unsere  Leser  von  Iuteressc 
sein,  welche  wir  den  „New  York  Times“  vom  11.  Dezember  v.  J. 
entnehmen : 

„Ion  Perdicaris,  der  reiche  Amerikaner  (griechischer  Her- 
kunft), war  io  Tanger  (Marokko)  in  Haft  genommen  worden,  weil 
er  einen  Mauren,  der  den  uordaraerikanischeu  Konsul  Mathews 
beraubt  haben  sollte,  vor  dem  Arrest  bewahrt  batte;  w.-gen  dieser 
ihm  widerfahrenen  ungerechten  and  unwürdigen  Behandlung 
wandte  er  sich  an  die  Regierung  der  United  States  mit  dem  Er- 
suchen um  Remedur.  Vor  einigen  Wochen  hiefs  es  nun,  dafs  das 
State  Department  in  Washington  die  Handlungsweise  des  amerika- 
nisi'heu  Konsuls,  der  die  Verhaftung  des  Herrn  Perdicaris  ver- 
anlagte, gebilligt  habe.  Thatsächlich  bat  aber  Letzterer  aus 
Wasbingtou  folgendes  Schreiben  erhalten: 

„Sehr  geehrter  Herr!  Auf  Ihr  vom  18.  Oktober  [ 1 (Utiiies  Schreiben 
{nebst  Beilagen),  welche*  »ich  u.  a.  auf  die  Qcld»trafe  und  die  Verhaftung 
bezieht,  der  Sie  am  7.  September  in  Folge  der  Haf»nabme  des  Konsu1*  der 
Vereinigten  Staaten  iu  Tanger  wegen  des  Ihnen  zur  Last  gelegten  Nicht- 
erscheinens vor  dem  Konsular  - (»«riebtehufe  (for  alle  ged  conicmpt  of  Ihe 
coMutar  court)  unterworfen  wurden,  habe  Ich  Ihnen  tnitxulfaeilen,  daß  der 
Konsul  über  die  Mißbilligung  benachrichtigt  worden  ist,  welche  seine  Hand- 
lungsweise seitens  des  State  Department  gefunden  bat,  »owje  dafs  derselbe 
angewiesen  ist,  die  von  Ihnen  gezahlte  Geldbuße  sowie  die  Ihnen  bei  dieser 
Gelegenheit  entstandenen  Kosten  zu  ersetzen. 

Ergebenst 

James  D.  Porter,  Assistant  Secretary.u 

Aus  der  Mittbeiluog  drr  „New  York  Times“  ist  zwar  die 
nähere  Veranlassung  zur  luhaftDahme  des  Herrn  Perdicaris  nicht 
klar  ersichtlich;  denn  die  Angabe,  dafs  er  einen  des  Raubes  oder 
Raubanfalles  bezichtigten  Mauren  vor  der  Verhaftung  bewahrt  habe, 
ist  in  dieser  Fassung  viel  zu  unvollständig,  um  dem  Leser  ein 
Urtbeil  über  die  vorliegenden  Thatsacheu  zu  ermöglichen.  Soviel 
steht  »her,  nach  dem  Schreiben  des  assistant  secretary  James  D. 
Porter,  fest,  dsfs  Herr  Perdicaris  bei  »einem  Vorgehen  gegen 
den  amerikaniRchen  Konsul  vollständig  in  seinem  Rechte  war. 

Der  geschilderte  Vorfall  ist  übrigens  für  die  ßeurtheilung  der 
marokkanischen  Verhältnisse  sehr  lehrreich.  So  lange  es  möglich 
ist,  dafs  die  Eingeborenen  von  Schützlingen  der  fremden  Staaten 
betrogen  und  ausgesogen  werden;  so  lange  es  möglich  ist,  dafs 
sogar  Ausländer,  die  sich  der  mißhandelten  Eingeborenen  in  men- 
schenfreundlichster Absicht  au  nehmen,  eingekerkert  werden:  so 
lange  mufs  man  sich  auch  nicht  wundern,  dafs  der  mohammedanische 
Eingeborene  dem  Christen,  dem  kelb,  mit  dem  größten  Hasse  und 
dem  gröfsten  Mißtrauen  gegeoüberlritt,  dafs  in  Folge  dessen  die 
Abschliefsung  von  Handelsverträgen  den  denkbar  gröfsten  Schwierig- 
I keilen  begegnet,  mit  einem  Worte,  dafs  an  eine  vollständige  koiu- 
| merzielle  Erschließung  Marokkos  erst  gedacht  werden  darf,  wenn 
i Thatsacheu,  wie  die  geschilderten,  unmöglich  geworden  sind,  „if 
will  then  be  more  easy , wie  die  deu  Bestrebungen  des  Herrn 
Perdicaris  äußerst  freundlich  gtgrnQberstebendeo  Londoner 
„Times“  am  1.  Juoi  v.  J.  bemerkten,  rto  negoeiate  commercial  treaties 
and  make  the  recalritrant  Moor  appreciate  the  benefits  of  Christian 
i civilization*. 

| 

Süd-  Amerika. 

Nachrichten  aus  Argentinien  (Präsident  Dr.  Juarez  Celmau; 
Errichtung  der  „Natiooal-Hypotbekenbank“ ; Anleihe;  Eisenbahnen; 
Kongreßvorlageo;  Dörre;  Ein  Wanderung ; Geschäftslage.  — Original- 
bericht  aus  Tucuman).  Am  12-  Oktober  1886  ist  der  für  die 
nächsten  6 Jahre  neu  erwählte  Präsident,  Dr.  Juarez  Celman, 
feierlich  in  srin  Amt  eingeführt  worden.  Dem  geschiedenen  Prä- 
sidenten Julio  Roca  muß  die  Anerkennung  bleiben,  daß  er 
während  »i-ioer  Regieruogszeil  daB  Land  nicht  allein  vor  allen  Re- 
volutionen und  auswärtigen  Kriegen  bewahrte,  sondern  auch  dafür 
sorgte,  daß  die  freie  Wahl  seines  Nachfolgers  ohne  Blutvergießen 


6 

Nr.  1.  EXPORT,  Organ  des  Central  Vereins  für  Hände  Isgeographie  etc.  1887. 


stattfinden  konnte,  was  leider  bei  den  in  dun  Jahren  1874  und 
1880  stattgefuodenen  Wahlen  nicht  d«*r  Fall  war.  General  Roca 
bat  sich  als  Regent  allseitig«  Sympathieen  au  erwerben  verstanden, 
wie  es  die  ungeteilte  Anerkennung  des  ganzen  Landes,  Einhei- 
mischer sowohl  wie  Fremder,  am  besten  beweist;  mit  voller  Be- 
friedigung, in  Rückblick  auf  seine  Regierungsbaodluugon,  aiebt  er 
sich  wieder  in  die  Reihen  der  Armee  zurück,  um  dort  seinem 
Vaterlande  nach  wie  vor  zu  dienen. 

Noch  in  den  letzten  Tagen  der  Regierungszeit  Roca's  erlief« 
der  Kongreß  ein  Gesetz  über  Errichtung  einer  „Natinnal-Hypo- 
theken b an k“,  das  von»  Präsidenten  die  Bestätigung  erhielt.  Laut 
dieses  Gesetzes  darf  keine  andere  derartige  Batik  in  den  direkt  von 
der  National -Regierung  verwalteten  Territorien  (also  auch  in  der 
Hauptstadt)  mehr  operiren,  sondern  alle  bezüglichen  Geschäfte  ver- 
bleiben ausschließlich  der  neu  kreirten  Hypothekenbank,  welche 
am  1.  November  1886  ihre  Operationen  begonnen  hat.  Daß  hier- 
durch der  gleichartigen,  seit  vierzehn  Jahren  mit  glänzendem  Er- 
folge arbeitenden  Bank  der  Provinz  Buenos  Aires  ein  harter  Schlag 
versetzt  wurde,  liegt  auf  der  Hand,  und  es  macht  auf  den  unbe- 
fangenen Zuschauer  fast  den  Eindruck,  als  ob  dies  der  hauptsäch- 
lichste Zweck  des  Zustandekommen»  jenes  Gesetzes  gewesen 
sei.  — 

Die  Nachricht  vom  Abschluß  der  von  der  Provinz  Buenos  Aires 
in  Deutschland  gemachten  50  Millionen- A nleihe  wurde  von 
den  hier  wohnenden  Deutschen  mit  Freude  begrüßt,  dagegen  von 
den  Engländern  mit  Verdruß  aufgenommen.  Endlich  scheint  die 
deutsche  Finanzwelt  zu  der  Überzeugung  gelaugt  zu  sein,  daß  sie 
ebenso  gut,  wie  die  englische  es  bereits  seit  länger  aß  hundert 
Jahren  thuf,  ihr  Geld  sicher  und  mit  bedeutendem  Nutzen  in  über- 
seeischen Ländern  aalegen  kann.  Die  englischen  Kapitalisten  sind 
wütheud,  daß  deutsches  Gold  den  Preis  ihres  Goldes  in  Argen- 
tinien jetzt  herabdrüfkt.  Wurde  diese  Republik  bisher  doch 
von  John  Bull  als  seine  ausschließliche  Domäne  angesehen.  Ob 
die  erwähnte  Anleihe  in  Deutschland  wirklich  achtmal  überzeichnet 
wurde,  wie  eine  vor  acht  Tagen  hierher  gelaugte  Depesche  be- 
sagt. kann  ich  natürlich  nicht  wissen,  da  uns  vou  Europa  aus  so 
häufig  manch'  fette  „Knie"  hierher  gekabelt  wird.  Wie  ich  jedoch 
aus  guter  Quelle  erfahre,  ist  besagte  sechsprozentige  Anleihe  zum 
Kurse  von  Bl1/?  i»  Deutschland  abgeschlossen  worden.  Es  ist 
dies  ein  brillantes  und  sicheres  Geschäft. 

Eine  überraschende  Erscheinung,  die  wir  mit  Freuden  als 
Zeichen  baldiger  Beseitigung  des  Zwaugskur-es  begrüßen,  hat  sich 
auf  unserem  Geldmarkt  gezeigt:  da«  rapide  Fallen  des  Gold- 
kurse*. Innerhalb  vier  bis  fünf  Wochen  fiel  da*  Gold  vou  161 
bis  auf  110  und  stieg  dann  wieder  bi»  116,  auf  welcher  Hübe  es 
sich  in  letzter  Zeit  mit  geringen  Schwankungen  erhält;  hoffentlich 
ist  der  Tug  nicht  mehr  fern,  an  welrhem  es  jMfj  stehen  wird. 

Der  bewilligten  KiHenbabnbauten  sowohl,  wie  auch  der  be- 
reit» io  Angriff  genommenen,  au  deren  Fertigstellung  unermüdlich 
gearbeitet  wird,  sind  ziemlich  viele  zu  verzeichnen.  Die  wichtigsten 
derselben  sind: 

Die  Verlängerung  der  National- Nord  - Bahn,  welche  in  füuf 
Jahren  endlich  von  Tncuman  bi*  San  Jose  de  Metan  (d.  i.  eine 
Strecke  von  178  km,  durch  außerordentlich  schwierige»  Terrain) 
fertiggestellt  und  dem  Betriebe  übergeben  wurde;  ihre  Herstellung 
bat  dem  Staate  bereits  ein  schweres  Stück  Geld  gekostet  Da  die 
erwähnte  Strecke  nur  den  dritten  Theil  der  Bahn  von  Turuman 
nach  Salta  und  Jujuy  ausmacht  und  der  Kongreß  zu  d»r  Lieber- 
Zeugung  gekommen  ist,  daß  die  Regierung  viel  zu  theuer  baut,  so 
wird  derselbe  den  Weiterbau  der  Balm  am  1.  Januar  1887 
der  englischen  Gesellschaft  Lu  ca»  Gonsalez  & Co.  über- 
tragen. Zu  diesem  Zweck,  sowie  für  die  von  derselben  Gesellschaft 
für  die  Regierung  zu  erbauenden  Bahnen  1)  von  Cbnmbieha  nach 
Catamarca  und  2)  von  Dean  Fuoea  (Station  an  der  Zentral- Nord- 
bahn)  nach  dem  in  der  Provinz  La  Rioja  liegenden  Ort  Chilccito, 
sind  20  000  000  $ m/n  (=  ca.  80  000000  .*)  bewilligt. 

Die  von  Buenos  Aires  ausgehende  Südseebabn  ist  jetzt  bis 
Villa  Mercedes  (in  der  Provinz  San  Luis),  wo  dieselbe  in  die  trän*- 
andinßcb*  Buhn  mündet,  fertig  und  dem  Betriebe  übergeben,  so- 
daß  der  Reisende  heute  von  der  Hauptstadt  aus  nach  Westen  hin 
direkt  bis  Sau  Luis,  Mendoza  und  San  Juan,  und  nach  Norden 
hin,  nach  der  zu  Anfang  des  Jahre*  1886  erfolgten  Fertigstellung  der 
Bahn  zwischen  Buenos  Aires  and  Rosario,  bis  Santiago  del  Estero, 
Chumbjcha,  Turuman  und  Sau  Jose  de  Metan  fahret)  kann. 

Noch  muß  hier  die  seitens  des  Kongresses  bereit*  erfolgte 
Bewilligung  de*  Baue*  dreier  anderer  Eisenbahnlinien  erwähnt 
werden,  für  welche  der  Staat  die  Zinsgarantie  übernimmt.  Die 
eine  derselben  wird,  von  der  in  der  Provinz  Santa  Fe  liegenden  Ko- 
lonie Zunchales  ausgehend,  nach  einem  noch  naher  zu  bezeichnenden, 
in  der  Provinz  Cordoba  befindlichen  Orte  laufen  (Unternehmer 


sind  Engländer).  Die  anderen  beiden  Liuicn  geben  beide  vou 
Monte-Caseros  (jetzigem  Endpunkt  der  Argentinischen  Oatbahn)  in 
der  Provinz  Corrientes  aus  und  laufen  beide  durch  diese  Provinz, 
diu  eine  in  nordwestlicher  Richtung  nach  der  gleichnamigen  Haupt- 
stadt, die  andere  nach  Nord-Ost  hin  nach  Posada«,  der  Hauptstadt 
der  „Misiones1*.  Für  beide  Strecken  bat  der  Kongreß  eine  Zias- 
garaotie  von  6%  für  die  Dauer  von  20  Jahren  genehmigt,  wobei 
die  Herstellungskosten  jedes  Kilometers  beider  Strecken  zum  festen 
Satz  von  1875  $ m/n  normirt  worden.  (Unternehmer  sind  Eng- 
länder, deren  hiesiger  Vertreter  Mr.  Clark  ist). 

Weshalb  nehmen  nicht  einmal  deulacbe  Kapitalisten  ein  der- 
artiges industrielles  Unternehmen  in  die  Hand?  Warum  müssen 
es  denn  immer  Engländer  und  wieder  Engländer  mit  ihrem  Golde 
seit),  die  hier  die  gesammte  Industrie  an  sich  reißen?  Wahrlich, 
in  Argentinien  steht  dem  intelligenten  deutschen  Kapitalisten  noch 
ein  weites,  lohnende*  und  sicheres  Feld  für  seine  Operationen  offen. 

Die  vorletzte  der  vom  Expr&sidenten  Roca  vollzogenen  Re- 
giernngsbandlungen  war,  zum  großen  Ärger  der  Herren  Senatoren 
und  Deputaten,  die  Verlängerung  des  Kongresses,  damit 
derselbe  noch  während  des  Jahres  1886  dreiunddreifsig  ciogebrachte 
Vorlagen  erledige,  deren  wichtigste  folgende  sind: 

1.  Anlage  vou  Bewässerungskanälen  in  Cbubut  (Patagonien). 

2.  Eisenbahnbau  von  der  an  der  Argentinischen  Zentralbahn 
belegenen  Station  Armstrong  nach  Mar  ebiquita  (Grenzpunkt  der 
drei  Proviuzeo  Santa  Fe,  Cordoba  und  Santiago  del  Estero.) 

3.  Einrichtung  einer  regelmäßigen  Beschiffung  der  südlichen 
Gewässer  läDgs  der  patagonischen  Küste  bis  nach  Feuerland. 

4.  Eßenbahnbau  von  Bahia  Bianca  bis  nach  Villa  Mercedes 
(Provinz  San  Luis). 

6.  Eisenbahnbau  von  der  Hauptstadt  Buenos  Aires  nach  dem 
chilenischen,  an  der  Südsee  belogenen  Hafen  Talcahuaoo. 

6.  Vorschlag  de»  Herrn  Tornquist,  die  Errichtung  einer 
ZuckcrrulTiacrie  betreffend. 

7.  Vorlage  über  die  Errichtung  von  vier  neuen  Lehrerseminarien 
und  zwar  in  San  Nicola»,  Mercedes.  Azul  und  San  Juan. 

8.  Vorlage,  die  Errichtung  eines  neuen  Waffenarsenal»  be- 
treffend. 

Aber  die  Herren  Kongreßmitglieder  rächten  sich  für  da* 
ihnen  auferlegte  längere  Sitzen  auf  recht  eklatunte  Weise,  indem 
sie  mit  36  gegen  19  Stimmen  den  Beschluß  faßten,  da»  Jahres- 
honorur  jedes  einzelnen  Deputirteo  für  »eine  so  saure  Arbeit  auf 
8000  $ m/n  (=*  32  000  «7£)  zu  erhöhen.  Da*  nennt  man  unver- 
froren ! Uebrigens  hat  dieser  Beschluß  der  Deputirtenkammcr  im 
ganzen  Lande,  speziell  aber  in  Kegierungskroisen,  allgemeinen  Un- 
willen erregt.  Das  Volk  hat  jedoch  endlich  einen  klaren  Beweis 
von  der  Uaeigennützigkeit  »einer  liebenswürdigen  Herren  Vertreter 
erhalten. 

Während  der  Monate  Juli,  August  und  September  herrschte 
durch  das  ganze  Land  eine  entsetzliche  Dürre,  ähnlich  der  von 
1874.  In  keiner  der  vierzehn  Provinzen  fiel  während  dieser  drei 
Monate  auch  nur  ein  Tropfen  Regen,  was  in  der  nördlichen  Region 
nicht  »ehr  vermißt  ward«,  da  es  hier  im  Winter  nur  selten  regnet. 
Um  *o  mehr  machte  sich  der  Wassermangel  in  den  Provinzen  Buenos- 
Aires  und  SantaFe  auf  eine  schmerzliche  Weise  fühlbar;  es  wsr 
namentlich  die  erstgenannte  Provinz,  in  welcher  diese  Dürre  einen 
ganz  enormen  Schaden  aoriebtete.  ln  den  weiten,  für  die  Vieh- 
zucht bestimmten  Ebenen  kein  Grashalm,  kein  Tümpel  Wasser. 
Eine  steiiibarte,  schwarzgraue,  einige  Ceotimeter  hoch  mit  feinem 
Staube  von  der  nämlichen  Farbe  bedeckte  Masse  — dies  war  der 
sonst  so  grüne  Kamp,  die  früher  so  üppige  Viehweide. 

(Jarl  die  traurigen  Folgen  hiervon? 

lu  der  Provinz  Buenns-Aires  allein  krepirten  während  dieser 
Zeit  wegen  Wasser-  und  Futtermangels  80000  Rinder  und  2000000 
Schafe;  die  Zahl  der  urngekommeuen  Pferde  ist  nicht  bekannt  ge- 
worden. Dieser  Kalamität  wurde  glücklicherweise  durch  die  gegen 
Ende  September  sich  einstellenden  reichlichen  Regen  ein  Ende  be- 
reitet. Für  die  armen  balbverschmacbteten  Tbiere  war  endlich 
wieder  Futter  und  Wasser  im  Überfluß  vorhanden;  doch  sind  jene 
so  elend,  daß  die  großen  mataderos  (Schlächtereien)  ihre  Arbeiten 
vorläufig  einstellen  mußten  und  solche  vor  Anfang  Januar  nicht 
wieder  aufnehinpu  können. 

Auch  die  Lcidpn  de*  Ackermannes  hatten  mit  dem  Regen  ihr 
Ende  erreicht;  denn  nun  war  es  ihm,  wenn  der  Jahreszeit  nach 
auch  allerdings  etwas  spät,  in  Folge  der  gefallenen  Regenmengen, 
welche  den  bis  dahin  sleinharten  Boden  erweicht  batten,  endlich 
wieder  vergönnt,  denselben  zu  bearbeiten  und  den  aufgebrochenen 
Furchen  die  goldene  Saat  anzuvertrauen. 

Die  Einwanderung  hierher  ist  in  steter  Zunahme  begriffen. 
In  Folge  der  vielen  Eisenbahobanteo,  des  Hafenbaues,  der  Anlage 
der  neuen  großartigen  ai^nida  (ä  la  Hanfs  mann)  in  Buenos-Aires 


1887. 


7 

EXPORT,  Organ  de«  Central  Vereins  für  Handelsgeographie  etc. 


Nr.  1. 


ist  jetzt  gut  bezahlt«  Arbeit  in  Hölle  und  Kölle  vorhanden.  So 
langten  im  Monat  September  1886  86  Dampfer  mit  7041  Ein- 
wanderern an,  voo  denen  34%  Ackerbauer  waren,  während  im 
nämlichen  Monat  des  Vorjahres  nur  33  Dampfer  mit  4647  Ein- 
wanderern kamen. 


Aach  das  Importgeschäft  hat  sich  gehoben,  während  das 
Exportgeschäft  etwas  zurückgegangen  ist.  Vom  1.  Januar  bis  30.  Sep- 
tember 1886  wurden  für  64727703  $ ra/u,  während  desselben 
Zeitraumes  1886  Jedoch  für  67293632  S m/n  Waaren  in  Buenos- 
Aires  importirt  (Diese  Angaben  bezeichnen  nur  diejenigen  Artikel, 
welche  durch  das  Zollamt  von  Buenos  Aires  gegangcu  sind.) 

Die  verschiedenen  Arten  und  Werthe  der  während  der  ernten 
9 Monate  1886  eingcföbrten  Waaren  sind  folgende: 


$ Bi,‘n 

Nahrungsmittel  für  6134864 

Getränke  . . . „ 5587957 

Tabak  und  Zigarren  „ 892994 

Gewebe  und  Tuche  14  675655 
Fertige  Kleidungsstücke  „ 2394  761 
Chemische  Produkte 

u»d  Substanzen  . . „ 1856114 

Holz  und  Holiwaaren  ,,  4202359 
Papier,  Pappen  uaw.  . 1540956 

Leder  und  Lederwaareu  „ 858448 

Ki*en  und  Eisenaaaren  „ _5 184664 
Zu  übertragen:  43328992 


4 «/• 

ft*ilru*:  43S2S99* 

Ander«:  Metalle  und 

Meta]  I waaren  . . . für  1408.113 

Kristalle,  Porzellan  u. 

Thonwaareu  ...  1 939  25 1 

Brenn-  u.  Leuchtstoffe  387276 
Verschiedene  Manu- 

fakturartikel 1373280 

48487012 

Steuerfrei  eingefübtt« 

Artikel  ohne  Detail- 


lirung 


18856620 


Zusammen  67293082 


Hervorgehoben  soll  nochmals  werden,  dafs  diese  Angaben  nur 
den  Werth  derjenigen  Artikel  enthalten,  welche  durch  das  Zollamt 
von  Buenon-Aire*  gegangen  sind.  Diejenigen  Artikel  also,  welche 
direkt  öber  San  Nicolas,  Rosario,  Parana,  Santa  Fe,  Corrientes, 
(Jualeguay,  Oualeguachu,  Concepcion,  Concordia,  Bahia- Bianca, 
Carmen  de  PaUgoues  und  andere  Häfen  importirt  wurden,  siud 
hierbei  gar  nicht  in  Betracht  gezogen. 

Das  Exportgeschäft  ist  gegen  das  des  Vorjahres  etwas  zu- 
rückgeblieben. Während  der  ersten  9 Monate  des  Jahres  1885 
wurden  Waaren  exportirt  für  47  507  849  $ m/o,  im  selben  Zeit- 
raum des  Jahres  1886  dagegen  nur  für  45  012  758  $ m/n. 


Gegenwärtige  Lage  der  Produktionsverhältnisse  und 
Preise  der  einzelnen  Landesprodukte: 

Wolle  prim«  für  10  kg  . 4jo  bis  5.»  $ m/n 

. gute  . • „ - 3,»  » 4.» 

. geringe.  „ „ . . . 3*0  ,,  3^o 

Schaffelle  „ 1 Q,d  Oj«  Keiles 

Getrocknete  Kuhhäute  für  10  kg  3,m  „ 4,n  8 m/n 
Die  Ausfuhr  dieses  wichtigen  letzteren  Artikels  hat  sich  etwas 
gehoben,  wie  nachstehende  Tabelle  zeigt. 

Während  der  ersten  nenn  Monate  des  Vorjahres  und  dieses 
Jahre«  wurden  getrocknet«  Kn b häute  exportirt 


nach 

Hinte  ISA1. 

Ham«  1 nt* 

Frankreich  . 

146  429 

«0  629 

Belgien 

84  396 

57  577 

England  - - . . 

6 592 

17  082 

Italien 

45  974 

118  248 

Deutschland  . 

9 997 

17  991 

Spanien  . . 

201  324 

120  137 

Nord-Amerika  . . 

180  492 

280  966 

Zusammen 

675  201 

692  630 

Gesalzene  Kuhhäute:  viel  Narbfrage, 

. . 35 

hi»  36 7»  Reales 

Getrocknete  Pferdehaute.  flau, 

- Lao  8 tn  in 

Gesalzene  Pferdehäute:  fest,  |>r.  Stück 

18 

. 20'/s  Reales 

Knochenöl:  10  kg 

- 8 m/o 

Pferde-  und  Kubsch  wanzhaare:  10  kg 

, 5,re 

T»l«:  I k» 

• • O.T, 

,.  Ogi  ,, 

Nutria-  (Öfter-)Felle : stark  gefragt,  1 kg  . 
■Straufafedern:  viel  am  Platz,  wenig  Nachfrage 
Weizen  prima:  die  Fänega  [ä  1,«.  hl]  . . . 

guter:  * h • • • 

Mehl:  die  Arroba  (incl.  Sack)  [k  II,«  kg]  . . 

Mais:  di«  Finega 

Speiseöl,  aus  Mani  (Erdnüuen)  bereitet,  die  Arroba 

Maisspiritus:  die  Gallone 

Alkohol  aus  Tucuman  von  39  bis  40°  Parlier 
(*=*  92  bis  95°  Tralle«)  Gallone  .... 


0,-j 
1 AS 
7 jo 
6,c«» 
1,10 


Ojo 

2,i« 

7jo 

1 jo 
2jo 

5,» 

l,i« 


Zucker  aus  Tucuman  und  Santiago  del  Estero. 

Wenngleich  dieser  io  den  genannten  Provinzen  erzeugte  Ar- 
tikel nicht  zu  denen  gehört,  welche  von  Argentinien  exportirt 
werden,  so  glaube  ich  doch,  ihn  hier  anföhren  zu  müssen,  weil  er 
*uf  dem  hiesigen  Markt  mit  dem  aus  Europa  importirten  Zucker 
>o  Wettbewerb  zu  treten  sucht,  was  ihm  vorläufig  jedoch  nicht  mit 
Erfolg  gelingen  dürfte.  Anfaerdem  ist  der  Ertrag  der  1886er  Ernte, 


in  Folge  atattgebabter  starker  Fröste,  um  40  % geringer  als  der 
des  Vorjahres.  Die  gegenwärtigen  Preise  sind: 

Erste  Qualität,  die  Arroba  2g»  bis  2,n  $ m/n 

Zweite  „ „ „ ...  1,tj  „ ljo  „ 

Dritte  ,,  „ „ . - ■ lj  I«>  n 

Nachfrage  pering- 

Dagegen  erzielen  die  gesuchten  europäischen  Raffinaden  hier 
bessere  Preise: 

Raffinade  aus  Paris  . 2 g»  $ m/n 

,,  Hamborg  uud  Bremen  . . 2«e  „ 

Tabak  aus  Tucttman. 

Erste  Sorte  die  Arroba  ....  3jo  bis  3jo  8 m/n 

Zweite  „ „ „ 2jo  „ 2,r«  h 

Für  heute  schliefse  ich  meinen  Bericht,  gedenke  aber  in  kurzer 
Zeit  Ibueo  Mittheilungen  über  die  Lage  des  Marktes  der  einzelnen 
io  Argentinien  vingefubrteu  europäischen  Artikel  zugeheo  zu  lassen. 

m Transkontinentalbahn  in  Süd-Amerika.  Binnen  5 Jahren 
wird  die  Welt  ein  neues  Wuuderwerk  aufzuweisen  haben  in  einer 
direkten  Verbindungslinie  zwischen  den  Höfen  von  Buenos  Aires 
am  Allantischeu  und  Valparaiso  am  Stillen  Ozean,  eine  Linie,  die 
auf  den  Handelsverkehr  zwischen  Chile  und  Argentinien  einen  wohl- 
thätigen  Einfluß  auszuftben  bestimmt  ist  Wie  der  „Ironinonger" 
mitzulheilen  in  der  Lage  ist,  bat  sieb  eine  Vereinigung  englischer 
Kapitalisten  bereit  gefunden,  die  erste  Rate  des  zur  Ausführung 
des  Unternehmens  erforderlichen  Kapitals  im  Betrage  von  500000  £ 
zu  beschaffen,  und  die  unter  dem  Namen  .Buenos  Aires  & Val- 
paraisoTrans-Andine  Railway  Compauy“  gegründete  Gesellschaft  wird 
sich  alsbald  daran  machen,  die  von  der  Regierung  der  Argentinischen 
Republik  gewahrte  Konzession  zum  Bau  einer  Bahn  von  195,' 70  km 
Länge  auszubeuten.  Diese  Bahn  fängt  bei  Mendoza  am  „Ferro- 
carril  Nacional  Audino“  an  uud  gebt  quer  über  die  Anden  bis  zur 
Grenzlinie  der  Republik,  woselbst  sie  mit  dem  chilenischen  Babu- 
□etz  in  Verbindung  gesetzt  werden  soll.  Die  neue  leberlandbabn 
wird  nicht  nur  neue  und  bisher  unzugängliche  Gebiete  aufcchliefsen, 
sondern  auch  einen  rogen  Verkehr  zwischen  den  beiden  See- 
küsten fördern.  Die  Gc.«ammllänge  der  Bahn  übersteigt  1400  km 
nicht,  und  demgeinafs  wird  die  Reise  von  dem  einen  Ende  zum 
andern  nicht  mehr  als  zwei  Tage  in  Anspruch  nehmen,  wogegen 
man  für  die  gegenwärtige  Seefahrt  bei  einor  Gesammtstrecke  von 
4350  km  ungefähr  12  Tage  benöthigt.  Auch  jetzt  ist  der  Verkehr 
zwischen  Chile  und  den  andinischen  Provinzen  bereits  sehr  erheblich; 
in  den  ersten  6 Monaten  d.  Ja.  wurden  aus  Argentinien  nach  der 
südwestlichen  Republik  nicht  weniger  als  90000  Stück  Vieh  aus- 
geführt. und  davon  ging  eine  nicht  geringe  Anzahl  von  Mendoza 
durch  den  Uspellata-Pafs,  der  sich  auf  der  Strecke  der  neuen  Bahn 
befindet.  Laut  der  Konzessionsurkunde  leistet  die  Argentinische 
Regierung  auf  20  Jahre  eine  Zinsgarantie  von  7%  auf  die  Antheile 
und  Pfandbriefe  der  Gesellschaft.  Die  Bahn  wird  pro  km  6068  £. 
im  Ganzen  also  1 191 000  £ kosten.  •) 


Australien  und  Sädoee. 

Errungenschaften  des  deutschen  Handels  in  Australien  seit 
1879;  Nutzanwendung  auf  die  bevorstehende  Weltausstellung  in 
Adelaide  Mit  der  Thatsache  der  jährlich  wiederkehrenden  Welt- 
ausstellungen hat  die  Industrie,  ob  sie  sich  denselben  sympathisch 
oder  prinzipiell  glcirhgiltig  gegen  überstellt,  zu  rechnen,  namentlich 
wenn  dieselben  io  Ländern  stattfinden,  in  denen  die  Industrie  mit 
grofser  Wahrscheinlichkeit  oder  Gewifsheit  sich  neue  Absatzgebiete 
erringen  oder  die  errungenen  erweitern  kann.  Kör  die  deutsche 
Industrie  ist  dies  aber  in  hohem  Grade  der  Fall  bei  der  im  lau- 
fenden Jahre  zu  eröffnenden  Ausstellung  in  Adelaule. 

Dem  wichtigen  Gebiete  desÄusstellungswesens  hat  der  „Central- 
verein für  Handelsgeographie  etc.“  seit  seiner  Gründung  vor  nun- 
mehr neun  Jahren  fortwährend  die  höchste  Aufmerksamkeit  ge- 
widmet und  uuf  demselben,  sei  es  durch  eigene  Mittel  oder 

*>  Ob  die  Bahn  die  Hoffnungen  der  Erbauer  in  Bezug  auf  Rentabilität 
erfüllen  wird,  dürfte  fraglich  erscheinen.  Bin  grofser  Theil  der  Produktion 
ist  in  beiden  Ländern  derselbe,  sodafs  auf  einen  gegenseitigen  Austausch 
nicht  zu  rechnen  ist:  ein  anderer  grofser  Theil  der  Rohprodukte  beider 
Länder  würde  die  hohen  Kuenhabufracbtkosten  nicht  vertragen  und  wie 
bisher  zur  See  trmnsportirt  werden;  daf«  die  Rinderherden,  die  ton  Ar- 
gentinien nach  Chile  zur  Ausfuhr  gelangen,  wohl  besser  getrieften  werden  und 
»ich  dabei  ihr  Futter  unterwegs  selber  suchen,  ist  ja  selbstredend;  schließ- 
lich kann  die  Steigerung  des  Personenverkehrs,  die  ja  unbedingt  eintrelen 
wird,  nicht  von  belangreicher  Bedeutung  für  di«  Rentabilität  sein,  iminazhin 
ist  aber  der  Bau  dieser  Tnuiskontinentalhabn  sympathisch  zu  begrüßen  sß 
weitere»  Rimleglied  der  «st  und  we«t  -üdmocriksrnsrhen  Kultur.  D.  H»«- 


8 


Nr.  1.  EXPORT,  Organ  des  Central  Vereins  für  Handelageographie  etc.  1*87 


durch  energische  Agitation,  die  günstigsten  Erfolge  erzielt;  wir  er- 
innern nur  an  die  Ausstellungen  in  Sydney  1879/80,  Melbourne 
1880/81,  Porto  Alcgre  1881,82,  die  brasilianische  Ausstellung  iu 
Berlin  1882,  die  mexicanische  ebendaselbst  1884,  die  Ausstellung 
in  Antwerpen  1885,  und  die  Ende  vorigen  Jahres  geschlossene 
Berliner  südaraerikanische  Ausstellung.  Neuere  Berichte  ans  Austra- 
lien geben  uns  nun  willkommene  Veranlassung,  die  Leser  auf  die 
Wichtigkeit  der  Adelaider  Ausstellung  von  Neuem  binzuweiseu, 
und  gleichzeitig  in  kurzem  Rückblicke  uuserc  Erungensrhafteu 
auf  dem  australischen  Markte  seit  1879  Revue  passireu  zu  lassen 
(Vgl.  hierzu  auch  den  Artikel:  Der  deutsch-australische  Handels-  ; 
verkehr  seit  1879  und  die  Adelaide  Jubilee  International- Exhibition 
in  Nr.  39  und  40  ▼.  J.) 

Vor  uns  liegt  die  Nummer  des  Melbonrner  Blattes  „The 
Australasian  Trade  Review  and  Manufacturers’  Journal*4  vom  20- 
September  ▼ J..  aus  dessen  Leitartikel  German  Competition“ 
wir  auf  das  erfreuliche  Aufblühen  unseres  Verkehres  zunächst  mit 
der  Kolonie  Victoria  begründete  Schlüsse  ziehen  können,  obschon 
dieser  Artikel  der  deutschen  Mitbewerbung  nichts  weniger  als 
freundlich  gegenühersteht.  So  beschuldigt  u.  a.  eine  Ncw-Yorker 
Korrespondenz  des  „British  Trade  Journal“  vom  1.  August  die 
Deutschen,  den  nordamerikanischen  Markt  mit  zu  niedrig  de- 
klarirten  Wollwaarcn  überschwemmt  uud  durch  diese  betrügerische 
Uuterdeklnrirung  es  erreicht  zu  haben,  daß  sie  bedeutend 
geringere  Zölle  ad  valorem  zahlten,  als  ihre  Konkurrenten  aus 
anderen  Ländern.  Daran  wird  dann  die  Nutzanwendung  ge- 
knüpft, daß  man  sich  in  Hinblick  hierauf  in  der  Kolonie  Victoria 
vorsehen  müsse,  da  ja  auch  dort  die  Zölle  ad  Valoren  erhoben 
würden  fnoir,  withont  writing  in  any  ungenerous  spirit,  it  in  evident 
that  therc  is  reason  for  the  cxcrci.sc  of  the  grmtest  vigilanre  at  the  j 
Melbourne  Customs  IIousc  in  the  case  of  German  importations). 

Kerner  wird  in  dem  Artikel  gerügt,  dafs  zahlreiche  deutsche  ! 
Waaren  unter  englischer  Harke  in  Victoria  importiit  werden,  wie 
„Staffordshirt  Flors“,  Lewmoor  Fron",  Sheffield  Cutiery „Real 
Scotch  Tartans ",  ,.K.  Fl.  <t  Co’s  Gement“  usw 

Solche  Vorwürfe  und  Verdächtigungen  lassen  uns  aber  kühl  j 
bis  aus  Herz  hinan;  der  ehrlichen  Konkurrenz  gegenüber,  als 
welch«  die  deutsche  Mitwerbung  »ich  durchgehend»  bewiesen  hat, 
werden  Anschuldigungen  wie  die  der  Uutordcklarutiou  der  Fakturen, 
Marken  Nachahmung  war,  von  vernünftigen  Kaufleulen  und  In- 
dustriellen als  vollständig  unbegründet  und  veraltet  betrachtet.  Ver-  | 
einzelte  Fälle  solch  betrügerischer  Manipulationen  kommen  zeit-  | 
weis«  überall  vor;  dieselben  nun  zu  generalisiren  und  der  ehrlich 
strebendeu  Industrie-  uud  Handelswelt  eines  ganzen  Volkes  zu 
imputiren,  zeugt  aber  durchaus  von  einem  ungenernuv  spirit , der 
seitens  des  Melbourner  Blattes  desto  unberechtigter  und  ver- 
daminenswerther  erscheint,  als  es  nicht  im  Stande  ist,  auch  nur 
ein  einziges  Beispiel  solchen  Gebahrens  seitens  deutscher  Impor- 
teure in  Victoria  zu  berichten*) 

Wie  schon  erwähnt,  ergiebt  sich  aus  diesen  Auslassungen  des 
Melbonrner  Blattes  die  erfreuliche  Thatsache,  dafs  deutsche  Waaren  t 
sich  immer  mehr  Boden  in  Australien  erringen.  Betreffs  eines  be-  1 
sonderen  Import-Artikels  ergiebt  sich  dies  weiterhin  aus  einer 
Sydneyer  Zeitung,  von  der  uns  ein  Ausschnitt  mit  dem  Artikel: 
„The  Fumiturc  Trade“  zugesandt  wurde.  Ju  demselben  wird  die 
Lage  der  Möbel-Industrie  in  der  Kolonie  New  South  Wales  be- 

*)  Was  für  schiefe  Urtheile  über  die  Deutschen  und  über  ihre  Industrie 
un  Auslände  doch  luul  werden,  namentlich  aber  in  der  britischen  Welt!  So 
ungerecht  die  oben  zitirten  Auslassungen  des  australischen  Plattes  sind,  so 
komisch  lauten  andererseits  folgende  halb  gutgemeinten  Worte  des  „American 
Journal  of  Fabrics  and  Dry  Goods  Bulletin“,  das  in  seiner  Nummer  51  vom 
18  Dezember  v.  J.  in  einem  Artikel  ..Industrial  Gtrmany“  Folgendes,  zur 
Hrfeeitenmg  unserer  Leser  hier  Abgedruckte  schreibt: 

„The  Geraum*  Ute.  cfcaply  and  simply.  They  hart  a cup  of  tea  and 
a t oll  of  bnwi  for  breakfast.  Thcir  dmner  at  ont  ronsist*  of  a be>  f Steak  - 
altmy*  rxcxlF-nt  w Germany  or  a r rat  cutict,  teith  kraut  in  some  *hape 
or  form.  The  supper  consisi * of  a single  dish,  arvi  therc  the  day  ends. 
Luxunou*  individual*  who  afftet  ca/i s ccm  indulge  in  endlcss  ilissi/taiton 
on  lager  Itter  for  a mark.  It  i*  a simple.  Ufr,  as  ice  hart  said.  and , so 
far  as  wr  enn  ser  fron*  very  recent  experiencr,  the  people  are  not  hkeiy  to 
yrow  out  of  it.  Of  polUics  ont  nerer  hears  a i cord  in  Germany.[/}  Thtre 
are  no  limited  Uatiilily  swindics  to  steai  au<ay  the  hard  - carned  monr-y  of 
the  peopte.  The  ruUion,  fron  Hamburg  to  Munich,  devotes  iudf  in  a vuic1. 
meihoJical  wag  to  moncy-making.  and  the  rrsult  is  that  povtrty  i s almost 
an  unknoirn  thing  in  the  German  Empire“ 

Ja,  wenn  das  Letzte  nur  wahr  wlre!  Daun  hätten  ja  olles  Leid  und 
alle  Noth  in  Deutschland  ein  linde,  dann  bitten  wir  keine  Sozialdemokratie, 
keinen  Staatshaushalts- Fehlbetrag,  keine  Militärbudget -Verweigerung,  keine 
grundsätzliche  Opposition  — dann  wäre  ja  -lies  eitel  Lust  und  Glück  im 
Deutschen  Reiche!  Schade,  daf*  diese  aetas  aurea  nur  in  den  Spalten  des 
-Dry  Goods  Bulletin“  existirt! 


sproeben,  und  zwar  auf  Grund  von  Berichten,  welche  dem  Blatte 
seitens  der  Vertreter  von  8 der  bedeutendsten  Sydneyer  Möbel- 
fabriken und  Kuosttischlereien  zugestellt  wurden.  Ala  Hauptgrund 
de»  Rückganges  dieser  Industrie  wird  die  immer  drohender  werdende, 
weil  fortwährend  sich  vervollkommnende  chinesische  Konkurrenz- 
arbeit angeführt,  die  fast  halb  so  billig  produzire  wie  die  ein- 
heimische Industrie;  in  Betreff  der  feineren  Möbel  waaren  wird  da- 
gegen die  deutsche  Milbewerbung  als  Grund  des  Darniederliegen» 
der  heimischen  Industrie  bezeichnet  Ein  wie  bedeutender  Anlheil 
an  der  Mübcleiufubr  der  Kolonie  New  South  Wales  auf  Deutschland 
entfällt,  ergiebt  sich  aus  folgender  Zusammenstellung. 

Möbeleinfuhr  der  Kolonie  New  South  Wales: 


IMS* 

! 1.  Juau  Mi  St.  Juli  1»* 

Kolli 

Wortli 

Kolik 

Wertb 

£ 

£ 

Kuglaad  . 

6503 

129488 

7995 

105144 

Deutschland 

5847 

41460 

4218 

81684 

United  State*  - - 

9627 

18602 

9072 

19625 

Victoria  . . . 

6406 

28812 

990 

7100 

Hongkong  . 

658 

1 110 

780 

1 150 

Belgien  .... 

336 

1907 

560 

3660 

Frankreich  . . 

28 

422 

97 

774 

Zusammen 

29905 

221807 

SS  712 

169087 

Aus  einer  uns  zugegangenen  Origioalkorrespondenz  fügen  wir 
hier  noch  an,  dafs  seit  1879  die  Einfuhr  von  Hamburg  io  Sydney 
(Port  Jackson)  von  1941  (XX)  Pfuud  (Gewicht)  auf  45  777400  u im 
Jahre  1885  gestiegen  ist.  Bei  der  ersten  Zahl  sind  auch  die 
deutschen  Ausstellungsgüter,  die  1879  nach  Sydney  gingen,  s&m tät- 
lich mit  einbegriffen!  Hierbei  ist  noch  zu  bemerken,  dafs  die 
Einfuhr  australischer  Güter  in  Hamburg  dem  Werthe  nach 
auf  ca.  3800(X)0t'#  im  Jahre  1885  gestiegen  ist  sich  also  ein  ge- 
sundes, auf  Gegenseitigkeit  beruhendes  Verhältnis  bildet  ein  neues 
wichtiges  Argument  für  die  Berechtigung  nicht  nur  der  früheren 
Agitation  des  „Centralvereins  für  Handelageograpbie  etc.“  für  die 
Sydneyer  und  Melbourner  Ausstellung,  sondern  auch  der  gegen- 
wärtigen Agitation  desselben  für  eine  möglichst  zahlreiche  und 
gediegene  Beschickung  der  Adelaider  Ausstellung  seitens  der 
deutschen  Industriellen.  Schon  iu  seineu  amtlichen  Berichten  batte 
Geh.  Rath  Renlcaux  den  Antheil  an  der  australischen  Einfuhr, 
den  Deutschland  erreichen  können  würde,  auf  ein  Fünftel  ge- 
schätzt; aus  der  obigen  Zusammenstellung  über  den  fumiture  trade 
der  Kolonie  New  South  Wales  ist  zu  ersehen,  dafs  wir  im  Möbel- 
fach diese  Quote  auch  erreicht  bähen.  Zugleich  lehrt  uns  diese 
Tabelle,  dafs  wir  Frankreich,  das  uns  auf  den  Ausstellungen  in 
Sydney  uud  Melbourne  auf  das  Gewaltigste  bekämpfte,  im  Möbel- 
fache soviel  wie  gänzlich  verdrängt  haben. 

Bessere  Argumente  für  die  günstigen  Erfolge,  die  unserer 
Industrie  durch  die  Beschickung  der  Ausstellungen  in  Sydney  uud 
Melbourne  erblüht  sind,  lassen  sieb  kaum  finden,  als  obige  Zahlen 
und  Tbatsacben  und  als  die  obigen  Stimmen  der  Presse,  welche 
darthun,  dafs  wir  angefangen  haben,  der  ausländischen  Konkurrenz 
schreckhaft  zu  werden. 

Unser  Bestreben  mufs  nun  sein,  die  errungene  Stellung  zu  be- 
festigen, und  zwar  in  allererster  Linie  durch  Tüchtigkeit  unserer 
Lieferungen  und  durch  Vermeidung  der  Anknüpfung  von 
Gcscbäflsbeziehungcn  mit  zweifelhaften  Firmen.  Man  kann  auf 
diese  beiden  Punkte  uicht  oft  genug  hinvreisen.  Glücklicherweise 
bedarf  ja  die  große  Mehrzahl  der  deutschen  Exporteure  einer 
solchen  Mahnung  nicht;  aber  zahlreichen  Firmeu,  die  auf  dem 
Gebiete  der  überseeischen  Ausfuhr  nicht  durch  langjährige  Er- 
fahrung vor  Mißgriffen  gewitzigt  sind,  solltet)  die  Winke  und 
Weisungen,  die  wir  in  dieser  Hinsicht  im  „Export**  oft  genug  ge- 
geben haheu,  wiederholt  zur  Berücksichtigung  empfohlen  werden, 
so  z.  B.  das,  was  wir  über  deu  Versand  von  Maschinen  nach 
Übersee  in  Nr.  48  v.  J.  mittheilten,  namentlich  aber  in  Bezug  auf 
deu  australischen  Markt  die  trefflichen  Anweisungen  unseres 
Korrespondenten  in  Nr.  39  v.  J.,  S.  596.  Unter  allen  Umständen 
ist  die  Lieferung  von  schlechten  Waaren,  oder  von  solchen,  die 
den  Probesendungen  nicht  in  allen  Stücken  ebenbürtig  sind,  zu 
vermeiden.  Die  enorme  Schädigung  der  deutschen  Handels- 
interessen  durch  eine  einzige  solche  schlechte  Lieferung  ist  unbe- 
rechenbar. Alles  Andere,  wie  schlechte  Verpackung,  unansehnliche 
Aufmachung,  ungewandtes  Geschäflsgebahreu,  ist  zwar  auch  sehr 
vom  Übel,  läßt  sich  aber  zum  Theil,  namentlich  bei  folgenden 
Sendungen,  vermeiden  oder  wiedergutmachen;  der  8chaden  aber, 
den  sogen.  Schundlieferungen  (ein  häßliches  Wort!)  anriebten,  ist 
unheilbar!  Unser  erstes  Prinzip  mufs  also  sein:  Lieferung  nnr 
guter,  immer  vollkommenerer  und  besserer  Waaren,  immer  Fort- 
schritt, immer  der  Trieh  nach  oben:  sttrsnm  et  prorsumf 

Eine  äußerst  günstige  Gelegenheit,  unsere  in  Australien  er- 


9 

1887.  EXPORT,  Organ  des  Central  Vereins  für  H&ndelsgeogruphie  etc.  Nr.  1 


rungeue  Stellung  zu  befestigen,  sowie  unserem  Handel  daselbst 
eia  weitere«  Gebiet  zu  verschaffen,  bietet  nun  die  diesjährige  Aus- 
stellung in  Adelaide.  Ob  unsere  Reichsregierung  einen  Kom 
missnr  dahin  entsenden  wird,  wie  1876  nach  Philadelphia  und  1879/81 
nach  Australien,  als  die  Exportbestrebungen  unserer  Industrie  sich 
noch  in  der  Entwickelung  befanden  und  der  staatlichen  Unter- 
stützung und  Förderung  bedurften,  stebt  vorläufig  noch  dahin. 
Wünschenswert  wäre  es  gewiß,  schon  weil  das  Ausland  solche 
Kommissare  entsenden  wird.  Hente  liegen  die  Verhältnisse  iu 
Australien  günstiger  als  dazumal.  Unsere  Industrie  ist  in  gün- 
stigster Weise  auf  dem  australischen  Markte  eingefübrt;  der  deutsche 
Handel  mit^den  dortigen  Kolouieen  dehnt  sich  stetig  weiter  aus, 
und  es  wird  jetzt  den  deutschen  Industriellen  sehr  erleichtert 
sein,  zu  zeigen,  dafs  sie  betreffs  der  Beschickung  von  Ausstellun- 
gen gelernt  bähen,  und  dafs  sie  verstehen,  der  guten  deutschen 
Waare  durch  fortgesetzte  gute  Lieferung  im  Auslände  Anerkeu- 
uung,  uud  durch  energisches  Wahrnehmen  aller  sich  bietenden  gün- 
stigen Gescbäftskoujunkturen  immer  größeren  Absatz  zu  ver- 
schaffen Auf  nach  Adelaide!  sei  mithiu  die  Parole  der  deut- 
schen Exportindustrie  für  1887! 


Vergleichende  Aufstellung 

d *r 

am  I.  Januar  1887  im  Umlauf  befindlichen  Goldmünzen 

TM 

Karl  Britmer, 

Hit{R[|*il  4M  König I.  Fwa£»l«lirii  StaiiMUrhen  Bum«. 

Indem  ich  dem  Wunsche  der  geehrten  Redaktinu,  eine  auf  die 
Gegenwart  fori  geführte  Tabelle  der  Münzen  aller  Staaten  zu  ver- 
öffentlichen, gern  entspreche,  bitte  ich,  eine  kurze  Einleituug 
voranschickcn  zu  dürfen.  Denn  meine  erste  Tabelle  der  Gold*  und 
Silbermünzen,  die  1878  lediglich  als  Hilfsmittel  zur  Vergleichung 
der  Preise  entworfen  war,  konnte  durch  ihren  Mangel  an  Text 
leicht  zu  MifsverständDisaen  verleiten,  und  obgleich  die  jetzt  über- 
reichten beiden  Tabellen  der  Gold-  und  Silberroünzen*)  von  zahl- 
reichen Erläuterungen  begleitet  sind,  verhindern  selbst  diese  noch 
durchaus  nicht  eine  falsche  Vorstellung  vom  Wesen  der  Münzen. 

Wessen  Begriffe  über  irgend  ein  Gebiet  menschlicher  Erkennt- 
nis klar  und  scharf  sind,  der  ist  allemal  Jenen  überlegen,  die  von 
demselben  Gebiete  verworrene'  Begriffe  hegen.  Hängt  das  Gebiet 
mit  dem  Handel  zusammen,  so  setzt  sich  die  Überlegenheit  io 
Vermögensvortheil  um,  und  dafs  dies  insbesondere  vom  Münzwesen 
gilt,  lehrt  die  Geschichte  der  Münzfälschungen,  wird  von  Reisenden 
noch  immer  bestätigt  und  erweist  sich  auch  in  Deutschland  täglich, 
wenigstens  als  historische  Erinnerung,  in  dem  Mifstraucn  der  Bauern 
gegen  die  Wechsler.  Darum  ist'die  Vereinfachung  des  MünzweseDS, 
wie  sie  innerhalb  des  Deutschen  Reiches  durch  Staats  vertrüge  und 
Gesetze  allmählich  durebgefuhrt  wurde,  und  wie  Finanzgelehrte  sie 
weiter  von  Volk  zu  Volk  mit  grofsem  Erfolge  angebahut  haben,  an  sich 
hervorragend  wichtig;  mit  dem  Falle  jedes  besonderen  Mönzsystems 
verminderte  sich  ja  die  Zahl  der  Begriffe  uud  vermehrte  sich  die 
Menge  der  Personen,  welche  dieselben  zu  fassen  vermögen.  Aber 
es  kommen  auch  Rückfälle  vor,  veranlaßt  durch  die  Finanzamt] 
einzelner  Staaten  und  durch  die  Schwäche  ihrer  Regierungen; 
vielleicht  treffen  sogar,  während  ich  Dieses  schreibe,  meine  Tabellen 
nicht  mehr  in  allen  Punkten  zu. 

Ein  Hauptbegriff  des  Münzwesens  ist  die  Währung.  Wenn 
ein  Staat,  der  das  Müuzregal  ausübt,  Metallstücke  von  be- 
stimmter Zusammensetzung  uud  Form  mit  einem  Werthzcicbeu 
versehen  lüfst  oder  zu  versehen  gestattet,  so  erklärt  er  damit,  dafs 
er  bei  Zahlungen,  die  an  seine  Kassen  erfolgen,  das  Metallstück 
zu  dem  festgesetzten  Werth«  aotunehmen  bereit  sei.  Aber  nicht 
überall  bezieht  sich  diese  Erklärung  auf  sftmmtliche  Münzen;  denn 
viele  von  geringem  Metallwerthe  sollen  nur  dem  Kleinverkehr 
dienen  und  werden  in  demselben  dadurch  erhalten,  dafs  der  Staat 
ihre  Annahme  über  eine  gewisse  Höhe  des  Betrages  hinaus  ver- 
weigert. Dafs  aufserden]  Zahlungen  zwischen  Privaten  in  den 
Münzen  des  Staates  zu  dem  darauf  geprägten  Wertbe  rechlsgiltig 
sind,  wird  entweder  durch  ein  Gesetz  augeordnet,  welches  zugleich 
ein  Maximum  der  Zahlungsleistung  in  den  geringeren  Münzen  fest- 
zusetzeo  pflegt,  oder  ist  eine  natürliche  Folge  der  Annahme  des 
Geldes  an  den  Staatskassen,  deren  Umsatz  einen  so  grofseo  An- 
theil  des  gesaromten  Geldumsatzes  bildet,  sowie  der  Achtung, 
welche  der  Staat  als  Bürge  für  den  Verkehrswerth  der  unter  seiner 
Aufsicht  geprägten  Geldstücke  beanspruchen  darf. 

Letzter*  werden  wir  in  der  nächsten  Nummer  abdrucken. 

Die  Redaktion. 


In  Staaten  von  bedeutendem  Umfange  und  mit  gewissenhafter 
t Geschäftsführung  versteht  sich  die  Aufrechthaltung  des  gesetzlichen 
Münzsvstenis  von  selbst,  insoweit  nicht  außerordentliche  Unglücks- 
fälle  der  Regierung  die  Möglichkeit  geraubt  haben,  die  ihr  oblie- 
genden Zahlungen  in  eigenen  Müuzeu  zu  leisten.  Kleinere  Staateu 
von  unsicherer  Existenz  setzen  sich,  zumal  wenn  sie  in  Parteien 
unter  gewissenlosen  Häuptern  zerklüftet  sind,  viel  schneller  über 
Münzverpflicbtungeu  hinweg,  indem  sie  einer  wirklichen  Fiuauznoth 
! die  vorgeschützte  Unmöglichkeit,  angemessene  Steuern  zu  erhebeu. 

| substituireo.  Sobald  alter  ein  Staat  »eine  eigene  Währuug  nicht 
mehr  beachtet,  oder  sobald  auch  nur  die  Gefahr  droht,  dafs  der* 
selbe  seine  Verpflichtungen  nicht  erfüllen  kann  oder  will,  vermin- 
dert »ich  dpr  seinen  Münzen  im  eigenen  Lande  und  auswärts  bei- 
gelegte Werth  bis  auf  den  schwankenden  Werth  des  Metalle«  herab. 

Mehrere  Münzsysteme  herüben  auf  reiner  Goldwährung, 

1 d.  b.  der  Empfangsberechtigte  darf  bei  Zahlungen,  die  das  oben 
erwähnte  Maximutu  überschreiten,  di«  Hergabe  von  Goldmünzen 
, verlangen,  so  daß  selbst  die  größten  und  volihaltigHten  Silber- 
müuzeu  nur  dem  Klvinverkcbr  — als  Scheidemünze  — dienen 
Weil  das  Gold  als  edelstes  Metall  iu  allen  kultivirleu  Staaten  stets 
einen  hohen  Gebrauchswerth  besitzt,  kommt  es  bei  den  Goldmünzen 
iu  höherem  Maße  als  bei  allen  anderen  auf  den  Eigeuwerth  des 
darin  enthaltenen  Wfihruogsmetalles  an,  und  der  Unterschied  zwischen 
letzterem  und  dem  Sollwerthe  der  Münze  — der  Schlagscbatz. 
welcher  die  Herstellungskosten  zu  decken  und  den  Gewinn  aus 
dem  Besitze  der  Staatshoheit  zu  liefern  hat  — - ist  gering.  Trotz- 
dem besteht,  wo  nicht  besonder«  Gesetze  oder  Verträge  oder  die 
i Finauzohnmacht  einer  Regieruug  Ausnahmen  hervorgerufou  haben, 
auch  den  Goldmünzen  fremder  Staaten  gegenüber  die  allgemeine 
Regel,  dufs  dieselben  zu  Zahlungen  nicht  verwendet  werden  dürfen; 
die  Bank,  welche  fremde  Goldmünzen  ankauft  und  depouirt  oder 
iu  Landc&rnünzen  umprägen  läßt  bezahlt  mithin  nur  den  wirklichen 
Metallwertb  mit  heimischem  Geld«.  Deshall)  nehmen  die  Münz- 
tabellen  keim-  Rücksicht  auf  deu  Sollwerth,  sondern  vergleichen 
die  den  Gesetzen  der  eiozeiucu  Staaten  entsprechenden  vollwich- 
tigen Goldmünzen  einzig  und  allein  uach  dem  darin  enthaltenen 
Goldgewicbte.  Daß  wir  beim  Umwechseln  noch  darauf  gefaßt  sein 
müssen,  dem  Wechsler  eiuen  kleinen  Nutzen  zu  bewilligen,  ergiebt 
sich  aus  der  Bcscbuffeuheit  des  Wechselgeschiftes  von  selbst;  aber 
i keine  Tabelle  kann  auf  diesen  Nutzen  Rücksicht  nehmen,  weil  keine 
Usance  ihn  fest  bestimmt. 

Die  Nationalität  der  Münzen  bringt  nicht  den  einzigen  Unter- 
• schied  in  der  Werthberechuuug  hervor;  es  kann  auch  schlecht  um 
die  Gewährschaft  des  Staate»  für  richtige  Prägung  stehen,  »odaß 
‘ zu  anderen  Ursachen  einer  Unterwerthigkeit  die  Nötbigung  tritt, 

! den  wahren  Feingehalt  zu  prüfen,  ln  Europa  wird  von  kleinfis- 
kalischen Künsten  geheimer  Müuzverschlechteruug  zwar  kein  Ge- 
brauch mehr  gemacht.  Anderswo  kommt  dergleichen  zu  großem 
Schaden  der  Unterthanen  indefs  zuweilen  vor;  denn  begreiflicher- 
weise wird  in  kürzester  Frist  jede  solche  amtliche  Fälschung  be- 
kannt, und  wa»  der  Ausüber  de»  Müuzregaß  ergaunert,  wird 
doppelt  uud  dreifach  von  den  Einwohneru  de»  Lande»  eingebüßt. 

Eine  dritte  Veraulassung  zur  Vorsicht  entsteht  au»  dein  all- 
mählichen Abschleifen  der  umlaufeuden  Müuzeu,  das  auch  durch 
Härtung  mittels  des  Kupferzusatzes  nicht  verhindert  werdcu  katiu. 
Wenn  der  prägende  Staat,  wie  gewöhnlich  geschieht,  die  unter  das 
Toleranzgewicht  abgeschliffenen,  nicht  betrügerisch  verkürzten 
Müuzeu  zur  Umprägung  auf  eigene  Kosten  für  voll  annimmt,  braucht 
Niemand  di«  Goldwaage  ängstlich  in  Tbätigkeit  zu  setzen.  Wohl 
1 aber  ist  Vorsicht  geboten,  wo  man  — wie  in  England  — dem  Einlie- 
! ferer  von  Goldmünzen  diese  zerbricht  und  in  Stücken  zurückgieht, 
weil  sie  unter  das  tolerirte  Gewicht  gesunken  sind.  Mag  immerhin 
i der  Verlust  des  Inhabers  an  Geld  erträglich  sein,  so  bleibt  doch 
l der  Verlust  an  Zeit  verdriefslich. 

Keine  Sil  her  Währung  findet  man,  seitdem  der  zunehmende 
Welthandel  vor  Aller  Augen  gestellt  hat.  wie  schädlich  die  Ab- 
i weichung  von  Müuzsysteinen  der  hauptsächlichsten  Handelsstaaten 
: auf  die  Handelsbilanz  eingewirkt  bat,  nur  noch  in  deu  seitab  lie- 
genden Ländern.  Hier  richten  sich  di«  Kurse  kurzsichtiger  Wechsel 
' nicht  allein  nach  den  meistens  wenig  bedeuteuden  Schwankungen 
: in  der  gegenseitigen  Handelsbilanz  und  oach  der  Voraussicht  von 
1 Geldknappheit  oder  Geldüberfluß,  sondern  ps  tritt  noch  der  be- 
denkliche Einfluß  des  schwankenden  Werthverbältnisses  zwischen 
zwei  Hauptwaaren  des  Weltverkehrs  — dem  Golde  und  dein  Silber 
— hinzu.  Und  weil  die  weit  überwiegende  Majorität  du»  Handeß- 
standes  deu  Staaten  mit  Goldwährung  angehört,  so  legt  sie  der  in 
Silber  zahlenden  Minorität  harte  Bedingungen  auf,  di«  noch  Ober 
das  jeweils  herrschende  Werth  Verhältnis*  hinaus  gehen.  Man  muß 
als  Ursache  der  Beibehaltung  reiner  Silberwährung  io  solchen 

iFurtMlioim  iaf  SfHt  tt) 


10 


Nr.  1. 


EXPORT,  Organ  des  Centralverein»  für  Hunde lageographie  etc. 


1887. 


Vergleichende  Tabelle 


Staaten  und  Währungsgebiete 

(•  mit  Goldwährung). 


Deutsche»  Reich*  (189 ■>  LfC  aus  dom  Pfund  fein) 
Östermchiseh-ungamrhc  Monarchie  (hat  Papier* 
vuluta  für  Silber) . . . 

Rufslaud  uebst  Polen  (Soll  8 Rubel  Silber  = 20 
polnische  Gulden;  hat  Papiervaluta  für  Silber) 

Skandinavische  Münxkonvention*:  Schweden, 
Norwegen  (20Kr.  =5Speziesthlr.), Dänemark 

Britische»  Reich*  (Feingewicht  113Vc£t Troygraina) 

— Transvaal*  (südafrikanische  Republik).  . . 
Niederland  * (Goldstandard  15%  zu  bisheriger 

Silberwfibrung) 

Lateinische  MÜnxkonvention  (Doppelwährung  157.- 
zu  Silber)  ... 

Frankreich  (seit  1795)  ... 

Belgien  (bat  die  Prägung  eingestellt) 

Schweiz  (ohne  eigene  Goldmünzen) 

Italien 

Griechenland  (hat  Papierwährung)  . 

— Fiulaud* 

— Spanien  

— Serbien  . . . 

— Bulgarieu  («hue  eigene  Goldmünzen)  . 

— Rumänien  . , . . 

Portugal* 

Türkei  (Einheit  der  Piaster  oder  Gersch) 


M nnzcinbeit. 


Gesetze  nnd  Verträge: 


Feingehalt 

in 

I Tausendsteln 
des 

.1  Gewicht« 


I. 


Mark 


IOO  Pfeuuig  . 

| Gulden  (8  fl.  = 20  Franca) 
| Dukaten  (Haudelamünze) 


XII.  187.,  9.  VII.  1873 
9.  III.  187» 


900 


Egypten  * 
Tunis 


Neufundland 

Vereinigte  Staaten  von  Nord-Amerika 

— Dominion  of  Canada  (ohne  eigene  Goldmünzen) 

— Hawaii  oder  Sandwich -Inseln*  (ohne  eigene 

Goldmünzen) . 

Mexico  

Amerikanische  Republiken  mit  lateinischer 

Währung 

Haiti  (Papierwährung,  Goldmünzen  nicht  geprägt) 
Guatemala  (hat  Notenzwaug)  .... 
Costa-Rica  (bot  Papierwährung) 

Venezuela  

Peru  (bat  Papierwährung) 

Argentina  (hat  Papierwährung) 

Columbia 

Bolivia  (nominell  1 % Silberpesos)  . . 

Chile  (bat  Papierwährung) . . 

Uruguay*  (ohne  eigeue  Goldmünzen) 

Brasilien  (hat  Papiervaluta  för  Gold) 

Philippinen  • Inseln  * . . . . 

Japau  (hat  Papierwährung) 

China:  Kanton  (Blattgold,  ganz  fein)  . 


24. 


25. 

26. 


27. 


Annam  oder  Vietnau  (abgesteuipeller  recbtwiokli 
ger  Barren,  in  Silberwährung  = 17  Dinh  bak) 
Siam  (sehr  selten,  Feingehalt  angenommen) 
Britisch-Indieu  (Handelsmßnze  = 16  Silberrupien) 

— Mauritius 

Persien 


/ Imperialdukaten 
Rubel  Gold  . 


deutscher  Reicbsfufo 

1869 


15.  V.  1834,  23.  U. 

7.  XII.  1885 

Krona  (Plural:  Kronur)  <=  100  Öre  (Verträge  18.  XII.  »87a  bezw. 
Krone  ( . Kroner)  desgl.  . . / 27.  V.  1873,  16.  X.  1875 
Pound  Sterling  (£)  = 20  Shillings  (a)  22.  VI.  1816,  4 IV.  1870  \ 

Pond  = 20  Schillinge  zu  12  Pfenninge  1 874  j 


900 

t 984% 

91 67s 
900 


900 


#16% 


Gulden  (Floriu)  = Vio  Tientje 


6.  VI.  1875 


Franc  = 100  Centimes  . 


Franken  ™ 100  Rappen  .... 
Lira  italiana  = 100  Centesimi  . 
Drachme  = 100  Lcptai . . 

Markka  (Plur.  Markkaa)=»  100  Pennis» 
Peseta  = 4 Reales  zu  25  Centimos1 
Dinar  = 100  Pari  ...... 

Lewat  *=»  100  Stotinki 

Leu  (Plural*.  Lei)  •=  100  Bani 

Milreis  ($)  *■  1000  Reis  .... 
Lira(Jüslik)  *»100  Piaster  ud.Gurusch 


23.  XII.  1865,  5.  XI.  1878, 

6.  XL  1885 

1832,  Vertrag  12.  XII.  1885 

7.  V.  1850 

29. V.  32,  24.  IV.  62,  21.V11.  66 1 
22.  IV.  1867,  7.  XI.  1882 
9.  VIII.  1877 

19.  X.  1868,  20.  VIII.  1876 
16. 111.68,  30.  XI. 73,  IO.X.78I 
28.  VII.  1879.  9.  VI.  1880 
14.  IV.  1867,  20.  IV.  1879 
29.  VII. 


•854 


seit  1845 


Lira  egiziana  = lOOGurusch  (Piaster)  J 


1839 

14.  XI.  1885 


Kutnia  «=  100  Piaster 


1856 


Dollar  *»  60  Pence  zu  2 Cents 


Dollar  «*  OK)  Cents 


18.  I.  1837,  3.  III.  1849, 
21.  II.  «853.  12.  II.  1873 


Peso 


100  Centavos 


ab  1.  XII.  1884 
27.  XI.  1867 


Ffinffrancs  mit  luO  Th  ei  len 
Gourde  = 100  Centieme»  . 

Peso  = 100  Centimos  . 

Peso  a»  100  Centavo»  . . 
Yeuezolano  = 100  Centavos  . 

Sol  = 10  Dineros  zu  10  Centavos 
Peso  de  oro  « 100  Centavo» 


Peso  = 10  Decimos  .... 
Escudo  (Soll  »eil  1871:  2,s  g) 

Peso  = IOO  Centavos  . . 

Peso  = 100  Centesimos  . . . 

Milreis  «=  60  Vinteus  zu  20  Reis 
Duro  oder  Veintena  = 100  Centavo» 
Yen  (jen)  ■=  100  Sen  zu  10  Rin 
Liang  (Tebl)  Barrengold  als  Han 


delswaare 
Din  (Lüong)  vang  = 39,or,  g Soll- 
gewicht rein  Gold 
Bat  oderTiknl  *=  20 Silberbai  statt  10 


15.  XII.  1872,  28.  IX.  1880 


1870 
I.  IV.  .871 

23.  III.  18*7,  11.  V.  1871 
31.  I.  1863,  14.  II.  1864 
6.  XL  1883 

6.  V.  1885 
29.  VL  1863 

20.  III.  und  28.  VI.  186« 
23.  VI.  1862 
28.  VII.  1849 
1786,  17.  I.  1857 
Sommer  1871.  27.  V.  1878 


15.  XI.  1858 


Mohär  = 15  Rupce; 


Januar  1853,  6.  IX.  1870 


Tomän 


10  Kran  zu  1000  Dinar 


| Soll  seit  1877 


900  6 

900  •:  7. 


wie  oben 


916%  * 

915,9718  * 


875 

900 


1°J 

11 


916%  I* 
900  13 


876  14- 

900  16 


666% 

900 

900 

917 

916% 

876 

900 


1 980 

t 990 
996 

916%  26 

27 


23 


36. 


1860 

900 


Digitized  by  Google 


1*87. 


I] 

EXPOBT,  Organ  de*  Centralverein*  für  Uandelageegrapbie  etc. 


Nr.  I. 


der  Goldmünzen. 


TT 

£ 

g 

Gewicht  der  Münzen,  redu- 
eirt  suf  die  Münzeinheit: 

Metallwrrth  der  Münzeinheit 
in 

1 

Stückelung  nach  der  Zahl  der  Einheiten 

t 

I 

z 

deutschen 

frantüsi- 

englischen 

nordsroerika- 

und 

5E 

a 

Reich»- 

sehen 

Pfunden 

nischen 

Bezeichnung  der  Stücke. 

•a 

2 

bratto 

f.,n  J[ 

mark 

Franc* 

Sterling 

Dollars 

1 

j 

4. 

5. 

f 

7. 

8. 

9.  _ 

10. 

m 

1. 

0,99*347 

0,858  423 

1 

1.3*4« 

0,048  95 

0,33431 

7 T 

5,  Krone  10.  Doppelkrone  20  . . . . 

1. 

3. 

G.ho«  v. 

0,735806 

2.oü 

9,4 

0,099  12 

0.4*238 

4,  8 [ 

2. 

t 8,4*1 1 

3.997  8 

9,478  9 

11,708  5 

0.464  08 

2,35838 

1.  4. 

3. 

t 3, MOS 

t 3.5M  0 

10,029* 

12,9836 

0,490  h:. 

2.S£>7 

Imperskij  Tschervonez  1,  Pnluimperial  5/S  . . . 

Halbimperial  5,  Imperial  10. 

S. 

1,290  8811 

1,161  949 

3,240  16 

4,000  2 

0,158  60 

0,77185 

4. 

0,44*  OB 

0,405  236 

1.125 

1,81*9 

0,055  07 

2 .cer.  61 

(Schweden)  5,  10,  20 1 

4. 

5. 

7,900061 

7,3333*5 

20,4»  45 

26,721  55 

l 

4.866  56 

V 2,  Soverrigu,  (Transvaal;  Slaal*poud)  1 (früher  auch 

2.  5) 

6. 

6. 

0,67* 

0^046 

1,687  8» 

2, UM» 

0,0*7  <6 

0,40196 

(vorher  ähnlich  21/«,  5,)  Wilbelmd’or  10 

6. 

7. 

0,SW5WIC 

0,3»0  323 

0.81 

i 

Om  65 

O.I979R 

5 (im  Jahre  1879  provisorisch  eingestellt).  10.  2ü  (io 

l 

Italien:  Doppia),  50,  100  (letztere  beide  in  Frank- 
reich und  Italicu)  

7. 

! 

wie  o!*en 

wie  oben 

wie  oben 

wie  oben 

wie  oben 

10,  20. 

n 

_ 

(5,  10,  20,)  25  (,  50,  100). 

■ 

91 

9» 

* 

10,  Milan  2u. 

1» 

i* 

9« 

9» 

— 

9* 

9» 

* 

H. 

1*77»  5 

1.600  63  j 

4,335  7» 

0,22102 

1 ,060  47 

1,  2,  Meia  Corüa  5,  Coröa  10 j 

8. 

9. 

7. MW 

ß, 603  63 

18,440  88 

22,766  5 

0,90366 

4.89286 

.Miasir  */*,  Ellilik  xj>r  Goldmedacbidie  1 

9. 

10. 

8j 

7.437  5 

20,7606 

26,r,i8  o 

1,01573 

4,9*8  08 

Vtv  V**  Bedidlik  1 (Soll  de*  Gewicht*  8,5«  g) 

7*9  V10»  7#,  Vi.  1. 

10. 

11. 

19,41 

17.30. 

48.83'» 

00,96 

2,95063 

1 1 ,m  1 

',r2i>,  Buaschra  Vio  (beide  im  Kurs  unterwerthig),  74, 

BukamHin  V2i  1 

11. 

12. 

1.664 

1,386  67 

4,255  68 

6.253  9 

0,338  »I 

1,013*6 

2 

12. 

13 

1,671  «1 

1,501 1532 

4.197« 

6.  WC 

0.3K14* 

1 

1,  tjuarter  Eagle  2 Vf,  Three  Dollar»  3,  Half- Eagle  5,  1 

Eagle  10,  20 1 

13. 

14. 

1 .692  OT* 

. j 

1,480  54 

4,19077 

5^IW« 

0,202  1»l 

0,W»99 

1,  SV».  6,  10,  90 

14. 

15. 

1,6129 

1,4516 

4.05 

. 

i) 

0,19*94 

0,96176 

• 

1,  2,  6,  10. 
10. 

15. 

. i 

; 

: 

1,  2,  5,  10,  20. 

1,  Eacudo  5,  Doblon  10,  Bolivar  20. 

1,  Escudo  2,  Doblon  6.  Condor  10,  20. 
Medio  Argentino  8*/j,  Argentino  5. 

16.  |, 

1,612  9 

1,07627 

S 

3,708  7 

0,146*4 

0,714  W 

i.  10 

16. 

17. 

2, 4M  16 

2.34455 

6.»7»; 

7,7881 

0,906  80 

1.4»  09 

Vf,  1,  Doblon  3.  S,  Oe 30  JO 

17. 

18. 

1,535  3 

1.353  71 

3,830  08 

4,33*4 

0,187  48 

0,912  SC 

1,  Escudo  2,  Doblon  5,  Condor  10 

18. 

19. 

I.8V7 

1*55615  | 

4,84166 

5.9601 

0,712  52 

1,084  24 

272*  5-  Doblon  10  . . . 

19 

30. 

0,»c  tm 

0,821777 

2,397  76 

2,nor. 

0,112  28 

0„*4*  4, 

5,  10,  20 

90 

21. 

1^015 

1'«"  | 

4,139  43 

5,096  0 

0,20313 

0,986  70 

Kacudillo  de  oro  1,  Escudo  2,  Doblon  de  oro  4 

21 

22. 

1,666  7 

u 

4,185 

6,1667 

0,3*41* 

0,99692 

1,  2,  5,  10,  20 

22 

*3.  + »7,58 

98  j*. 

102,7518 

126.653  4 

5.03906 

24.476  7 

— (Das  Kantoner  Tehl  soll  37.tki  g wiegen) 

i 

28. 

38  x 

38.714 

106,6a 

132.4129 

5,318  9 

25,698 

Vt»  V*  1*  Nfia  neo  vang  5,  Ken  vang  10  . . 

| 24 

95. 

15.293 

15,7166  il 

42,454  4 

52,4129 

2,088  5 

10,168  96 

1»  Talyn  4,  Tschang  80 * 

25. 

26. 

1 1 «6C3  8 

10,601  81 

99.«*,a 

36je/7  4 

1,460 15 

7,100  96 

Fanam  oder  Panuchea  */»*  (Doppelpagoda  '/a*)  1 

1 38 

1 

27. 

t9,K5 

9.44*7* 

6,818  3 

8.417  4 

0.43»  14 

1 «634  15 

Taerck  Tomen  74*  Nim  Tomin  Vs*  1*  2 

/ ar 

3,7358 

2.908  375 

8.4 

10 

Oj*S 

1,9»  5 

'li,  'h,  1 

1 

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Nr.  1. 


12 

EXPORT,  Organ  des  Central  verein»  für  Handelsgeographie  etc. 


1887. 


Staaten  die  Gewißheit  anaehen,  dafs  Kreditarmuth  schnellsten» 
doch  den  Wiederabflurs  des  Goldes  herbeiföbreu  würde.  Io  der 
Regel  sind  die  Länder  der  gesetzlichen  oder  faktischen  Silber- 
Währung  Tummelplätze  von  Mfluzen  aus  aller  Herren  Lindern,  «odafs 
in  ihnen  das  Wechselgcscb&ft  eine  ungewöhnliche  Bedeutung  besitzt. 

Die  Staaten  mit  Doppel  Währung,  welche  ohne  Rücksicht 
auf  das  jeweilige  Verhältnis  der  beiden  Edelmetalle  Gold-  und 
Silbermönzen  in  festem  Gewicbtaverhältniß  za  einander  annehmen 
und  umlaufen  lassen,  befinden  sich  in  einem  Streite  mit  der  Mathe- 
matik, bei  welchem  sie  von  den  Gewohnheiten  des  Volks,  von 
einem  woblgepflegten  Bankwesen  und  von  geordnetem  Kredit  so 
lange  unterstützt  werden,  als  der  letztere  aushält.  Wo  tbats&ch- 
licb  Geldzahlungen  ohne  Anstand  erfolgen  und  Furcht  vor  Verlust  I 
nicht  zu  übermäßiger  Anwendung  des  Rechtes  auf  Silberzabluogen 
führt,  da  gilt  das  Land  praktisch  als  ein  Staat  mit  Goldwährung  > 
und  ist  zur  Zeit  im  Genuß  aller  Vortheile,  welche  die  Goldwährung 
im  Welthandel  verleiht.  Der  Zusammenbruch  des  Systems  der  Doppel-  ’ 
Währung  würde  freilich  dem  Volke  schmerzliche  Veriuste  bereiten;  aber 
er  ist  nicht  denkbar  obne  einen  starken  Kreditniedergang,  der  an 
sich  die  trübsten  Folgen  haben  würde  — Folgen,  neben  denen  der 
Storr  der  Münzverfassung  nicht  allzu  schwer  ins  Gewicht  fällt. 

Unerheblich  für  den  Großhandel  und  nur  von  örtlicher  Be- 
deutung sind  die  Länder,  deren  Haupt-Zahlmittel  in  Münzen  ans 
unedlem  Metall,  in  gewissen  nutzbaren  Fabrikaten,  wie  Baura- 
wollzeog,  oder  natürlichen  Erzeugnissen,  wie  Salz  oder 
Muscheln,  besteben.  Von  einer  eigentlichen  Währung  ist  hier  insofern 
nicht  die  Rede,  als  der  Staat  keine  Gew&brschaft  für  richtige  Zu- 
sammensetzung, Gewicht  oud  Größe  der  Zablmittel  leistet. 


steckt.  Diese  sollen  eine  bequeme  Handhabe  für  den  Getdverkebr 
bieten;  aber  daneben  rnufs  Jeder,  der  Geschäfte  in  fremden  LAndero 
betreibt,  die  jeweiligen  Kurse  der  beiderseitigen  Valuten  gegen 
einander  kennen,  um  sieb  vor  Schaden  zu  hüten. 

Karl  Brämer. 

Bemerkungen  and  Zas&tze. 

I.  Hie  in  der  grossen  Tabelle  verzeichuoten  Goldmünzen  sind  Iboil* 
die  Währung  des  Landes  vertretende,  theils  blofse  auf  Bestellung  geprägte 
Handelsmünzen.  Sie  entsprechen  dem  neuesten  Stande  des  Geldwesen« 
auch  dort,  wo  kein  neueres  oder  überhaupt  kein  veröffentlichtes  Gesetz  den 
selben  mit  Sicherheit  bestimmt. 

II.  l)en  Inhalt  der  ersten  Zah lenspalte  ergänzen  zum  Theil  die  in  der 
Vorspalte  durch  Klammem  eingeachlossenen  Notizen. 

III.  Die  Zahlen  der  Spalten  3 bis  5 sind  in  der  Kegel  dem  Münz 
gesetxc  oder  dem  Münzvertpge  entnommen.  Da*  Paasirgewicht,  bia  zu 
welcbem  die  Hunzen  unbeschadet  ihrer  Umlanfsfähigkeit  eine  Abnutzung 
erleiden  dürfen,  ist  in  den  einzelnen  Münzsystemen  abweichend  normirt  und 
beträgt  z.  R.  im  Deutschen  Reiche  bei  den  Kronen  3,9«»  g,  d.  h.  5,oi«  pro 
nulle  weniger  als  das  Normalgewkht.  Noch  des  Professors  Soetbeer  Unter 
aiichungen  würden  deutsche  Kronen  etwa  25  und  Doppelkronen  50  Jahre  im 
Umlaufe  verbleiben  können,  bevor  ihre  Unterwicbtigkeit  die  Wiedereinziebung 
und  Umprigung  nothwendlg  macht;  ebenso  fand  Martin  an  den  Sovereigns 
von  123,1744?»  Grains  Normalgewicht  nach  15  und  an  den  Halbsovereigns  nach 
8 Jahren  einen  Gewicht*verlu*t  von  über  einem  halben  Prozent,  sodafs  die 
englischen  Goldmünzen  durchschnittlich  33  Jahre  bis  zum  Aufhören  der  Volt 
Wichtigkeit  umlaufen  könnten.  Auf  diesen  Umstand  wird  besonders  bei 
den  Münzen  derjenigen  Staaten  zu  achten  sein,  deren  Finanzverwaltung  nicht 
gehörig  geregelt  ist.  — Von  den  neuesten  Münzgesetzen  läßt  das  egyp- 
tische,  nach  welchem  die  älteren  Goldmünzen  von  5,  10  und  20  Piastern 


Papiergeld  trilt  hingegen  in  die  Reibe  der  Währungen,  »o-  *u»  <••«»  Verkehr  gelogen  werden  sollen,  Abweichungen  um  1 Twniend.lei 

bald  es  nicht  mehr  der  Bequemlichkeit  des  Publikums  dient,  son-  ' <*“  Feiogehslt«  <«;  'Ui  dewicht  der  Monde  und  Halbrunde  derfumi. 
dem  mit  Zwangskurs  au, gestattet  ist.  Dann  vertritt  es  nicht  wirk  J"  kW»««  G°ldmw.«n  um  5 Teueendtberle  in  genug  «rni  ret  dt.  Ab- 

i-  . w. . e.  , . , , . , . . nutxung  der  Halbpfundstucke  auf  etwa  3 tentigramm  fortgeschritten,  ao  ver- 

hebe  Mimten,  mit  denen  e.  beliebig  ausget.u.eht  werden  darf,  M„,n  rten  K«,„.„,b  und  werden  m dem  Nennwe.tb.  nur  noch  vow 
sondern  nur  die  Einheit  oder  > lelheit  einer  Recbnungamünze.  Im  Finanzministerium  angenommen.  Auch  die  Toleranz  der  russischen  Gold- 
Ubrigen  hat  hierauf  das  Bezug,  was  ich  einleitend  über  Metall-  münzen  ist  im  Feingehalte  »uf  1 Tausendstel  normirt;  im  Gewicht«  de* 

Währung  kurz  angeführt  habe,  nur  mit  dem  Unterschiede,  dafs  die  (96  Punkte  des  englisch-russischen  Längenmaße*  im  Durchmesser  haltenden 

Bewohner  fremder  Staaten  wegen  absoluter  Unverwerthbarkeit  des  und  290%  Doli  schweren)  Imperial«  aof  0,4  und  des  halb  so  schweren  Halb 

Stoffes  solche  Anweisungen,  in  deren  Besitz  sie  geratben  sind,  als-  imperials  (tod  84  Punkten)  auf  0,»  Doli,  das  sind  für  letztere  Mäuse  wenig 

bald  wieder  in  das  Land  heimsenden,  worin  eie  als  Werthme»»er  dienen.  °b"  ä Taoiendtbcüt.  Jedoch  dürfen  1000  Oold.töcVe  im  Ganien  nicht  uw 
/v  „ . . 1 Solotnik,  d.  h.  bei  den  Halbjmpenalen  rund  % Tausendtbeile  abweichen. 

Grundsätzlich  verschieden  von  Wfihrungsgeld  sind  dieH  and  eis-  ftof  «in  Pfund  d„  L«gining  von  9 Zehntel  Gold  und  I Zehntel  Kupfer  komme« 

münzen,  welche  ein  Staat  mit  seinem  Stempel  gegen  Erstattung  nämlich  63  nalbimperiale«  2 Rubel  35‘Vm  Kopeken.  Insofern  das  Gepräge 

der  Prügungskosten  nur  zum  Beweise  ihres  richtigen  Gehaltes  an  noch  erkennbar  ist,  nimmt  der  Staat  die  Goldmünzen  gegen  ihren  Nennwerth 

Edelmetall  versieht,  ohne  dafs  er  sich  bereit  erklärt,  sie  an  den  bis  zu  folgendem  Minimalgewichte  an:  bet  Dukaten  87.  bei  Fünfrubeln  älterer 

eigenen  Kassen  in  Zahlung  anzunebmen.  Bei  ihnen  kommen  also  Prägung  146,  bei  neuen  Imperialen  289  und  bei  ITalbimperialen  144  Doli  (hier 

lediglich  der  Metallwerth,  welcher  Bich  im  Laufe  der  Zeit  durch  »'»»  troti  mehr  »I»  7 Ta..»end*tel  Abweichung);  jeder  fehlend.  Dolia  wird Iml 
Abacbleifaog  vermindert,  und  die  verbürgte  Legirang  in  Betracht,  ! *«nl»oP*k«  <“*“  rund  »’/*  K“P-  Oordw.rth)  ia  Abiug  gebracht 
welch  letztere  noch  den  Empfängern  von  TheiDWcSen  da»  ein-  ' ,v-  Tahelle  entl.ält  nebrhehe  Abweichungen  von  der  in  de. 

fach«  Abwlgen  aor  Werthbeatimmung  »«.reichend  emebeinen  läf.t.  ttÄÄÄ 

Das  wichtigste  Zablmittel,  neben  welches  der  ihm  ähnliche  Check  , Untersuchung  zahlreicher  Stücke  den  Vorzug  verdient«.  Wo  das  Gewicht 
sieb  nnr  in  England  ganz  einzubflrgern  vermocht  hat,  betrachte  nach  Proben  gewissenhafter  Münikundiger  angegeben  ist,  findet  sich  in 

ich  znro  Schloß:  die  Banknote.  Dieselbe  beruht  nicht  auf  dein  unserer  Tabelle  ein  Kreuzeben  +,  und  man  möge  noch  folgende  Elnzelangabeu 

Münzregal,  sondern  verkehrt  blofs  mit  Erlaubniß  der  Staatsgewalt,  nicht  außer  Acht  lassen.  Der  österreichische  Dukaten  soll  3,49  g rauh  und 

wird  aber  durch  die  Gesetze  und  Regeln,  die  von  letzterer  aosge-  3,44?4  g fein  wiegen  “nd  11  f™cb  Centimes  Pariwerth  besitzen.  1>« 

gangen  sind,  in  voller  Cmlaußfibigkeit  erhalten.  Die  Valuta,  Suf  ^«^bc  Impcnaldukaten  hat  ff^ul.ch  S ws 4 g Gewicht  ^ 

% p o i l jw  1/  ,.  ° v ...  Werth,  der  ältere  russische  Ilalbimperi.il  5,999  7i>4  g Feingewicht.  AJteie 

deren  Erhebung  an  .brer  Kaase  d.e  Bank  eine  Anweiaoog  erlbeilt,  ! foalj5,’|K,„  Ooldmärucn  von  50  «,,d  100  F«n«,  wie  ei.  .eit  28.  IR.  .*>< 
entspricht  in  der  Regel  der  Landeswährung;  hin  und  wieder  aber  worden  sind,  zeigen  bei  0,«i  s g Gewicht  im  Franc  895V«  Feingehalt, 

weicht  sie  davon  ab.  Je  größer  der  Baarfonds  und  je  ausgebrei-  sodafc  der  Franc  nur  80,sos  deutsch«  Pfennig  werth  ist  Die  Untersuchung 

teter  der  gesetzliche  GeschAft.sk reis  der  Bank  ist,  je  sicherer  mit-  britischer  Münzen  ergab  7,968  7 g von  916  Feingehalt  oder  einen  Werth  von 

bin  der  Empfänger  einer  Anweisung  auf  deren  Verwerthung  rechnen  20,3652**.  Türkische  Pfunde  wurden  7,1927  Gramm  von  915  Tausendstel  =■ 

darf,  desto  leichter  verzichtet  er  auf  Baareinlösung,  und  desto  be-  18, sei»  JC  befunden,  nordaraerikanische  Dollars  1,669  g von  895V«  fei®  f 

liebter  ist  die  Banknote  sogar  in  fremden  Ländern.  •*,  mexicaniscbo  Pesos  (deren  Rauhgewicht  Angelo  Martin,  n» 

Ohne  dem  SachvemUmdigen  etwa»  Nene»  »egen  ,«  wellen,  habe  T°,V,  3 ,'f!8  * a IfJtA  ’fl  - 

. , ,.  . . p.  , ..  j uv  1 11  /-  0 , fein  «—  4j>346  -4t  »uf  den  Philippinen -Juseln  umlaufende  tu  854'/»  fein  *= 

ich  die  ob,«  Einleitung  i«  den  Tabellen  für  iweokmäfsig  gehalten.  4 x U|ld  ln  s„  srtnidor  h„,h  ,uf  jj,  M X Werth.  Den  indi»ch«n 

weil  sonst  Mißverständnisse  auf  einem  Gebiete  des  praktischen  1 Mohur  fand  roan  ll|6Sj7  R 8chwcr  ^ 01g  pro  jji||0  feiö  29,7»  M w«ctb. 
Lebens,  das  ich  gerade  zur  Verminderung  nachtheiliger  Unkenntniß  v AttIser  deQ  ia  d€r  TabeIle  anfgeführten  Münzen  sind  noch  folgende 

bearbeitet  habe,  schwerlich  ausgeblieben  wären.  Mit  allem  Nach-  Alteren  Gepräges  zu  erwähnen,  theils  in  Rücksicht  auf  die  Fortdauer  ihre* 

drucke  weise  ich  nochmals  daraufhin,  dafs  bei  Weitem  nicht  Alles,  Umlaufs,  theils  auch  weil  sie  bei  internationalen  Abrechnungen  vor  nicht  gsr 

was  Über  das  Münzwesen  werth  zu  wissen  ist,  in  den  Tabellen  langer  Zeit  in  Gebrauch  gewesen  sind. 

feto 

a)  Krone,  Vereinsgoldmüme  für  Deutschland  und  Österreich  laut  Vertrag  vom  24. 1.  57  (in  halben  und  ganzen  Stücken)  900 

h)  rassischer  Nationale! uknten  seit  1814 958 Vs 

c)  holländischer  Dukaten  (Handelsmiiut,  auch  doppelte)  nach  dem  Gesetze  von  1847  (für  Asien  auch  in  Kußlnnd 

ntebgeprägt  als  „gollandskij  tschervonez“  von  3,404  g 982,6  fein) t980 

d)  »panischer  Escudo  nach  dom  Gesetze  vom  26.  IV.  1864  (=  10  Reales  SQberwährung,  10  Kwcudos  — 26  neue 

Pesetas,  in  Stücken  zu  2,  4 und  ata  Doblon  oder  Isabelino  10)  . 907 

c)  griechischer  Othonion  ■»  20  alte  Silberdrachincn  nach  dem  Gesetze  vom  20.  II.  1833  (auch  doppelte)  . 900 

f)  mexiranischer  Piaater,  136  aus  dem  rauhen  castilischen  Marco,  nach  spanischer  Prägung  von  1772—1848  (in 

Stücken  zu  1 als  Hidalgo  oder  Medio,  2 als  Escudo,  4 aß  Pistoln,  8 und  16  als  Doblon  oder  Onza  de  oro)  875 

g)  Kacudo  von  Ecuador  bis  15  X.  66  (auch  tu  2 als  Doblon  und  zu  4 al*  media  Onza  de  oro,  Soll  — 3,983  g 675  fein)  f844 

b)  altspanischer  Doblon  der  Plataprovinzen  (in  Achtel-,  Viertel-,  halben  und  ganeco  Stücken) 1868 

I)  Patacon  oder  Escudo  von  Uruguay  nach  dem  Gesetze  vom  15.  VII.  1854  (in  einfachen,  doppelten  und  vier- 
fachen Stücken) 875 


brutto  k 
11,111 
3,480  3 

Mb  * 
10 
3,94 

M WeoVti 

27^ 

9,7114 

+3,490  4 

•1,4207 

9.&4S» 

0^88  71 
5,77« 

0.754  84 
5,198  4 

2,106 
14.50»  S- 

1^9152 
+3^04  7 
26^916 

1^8008 

2,7897 

23^419 

4,139* 
7, TOI» 
65, m » 

1,47908 

4,167 1 

13 

1887.  EXPORT,  Organ  de«  Centralverein«  für  Huxlelageogranhie  etc.  Nr.  1. 


Hiervon  sind  noch  im  amtlichen  MünzenverzeiehniÄS«  Frankreichs  als 
regelmäfsige  Vorkommnisse  ermähnt:  e)  von  3,494g  bei  983  Tau&endth eilen 
und  II  Fr«.  83  Cts.  Pariwerth;  d)  von  2 Fr«.  60  Ctv.  Worth, 

VI.  Der  Metallwerlh  der  Münzeinheiten  ist  nach  dein  Feingewicht 
des  Goldes  in  der  fünften  Zahlenspalt«  für  die  sechste  und  weiter  für  die 
drei  aulserdeutseben  Hauptmünzgebiet«  berechnet  worden,  deckt  sich  also 
der  Regel  nach  nicht  mit  demjenigen  Preise,  welcher  von  Amts  wegen  in 
den  einzelnen  Staaten  für  fremde  Münzen  gilt.  So  beziffert  die  Monatsschrift 
des  französischen  Finanzministeriums  (Bulletin  de  eteUifttque  et  de  Uyielation 
comparee ) den  Werth  der  Einheiten  fremder  Goldmünzen  regelmäfsig  mit 
1 Frc.  23 V»  Cts.  für  die  deutsche  Mark,  mit  1 Frc.  39  Cts.  für  die  skandi- 
navische Krone,  mit  25  Frcs  22  Cts,  für  das  englivhe  Pfund,  mit  5 Frc*.  60  da- 
für das  portugiesische  Milreis,  mit  251/)  Cts.  für  den  egypti&ehen  und  mit 
GO  CU»,  für  den  tunesischen  Piaster,  mit  5 Frcs-  18  CU.  für  den  nord- 
amerikanischen  Dollar,  mit  2 Frcs.  83  Cts.  für  das  brasilische  Milröis  und 
mit  5 Fr«.  Iß1/*  Cts.  für  den  japanischen  Ycn- 

VII.  Staaten,  welche  eine  Goldmünze  nicht  seihst  geprägt  haben, 
pflegen  die  fremden  Münzen  bei  der  Einlieferung  an  ihre  Kassen  unter  dem 
Wertbe  anzunebmen  betw.  gegen  sei  bstge  prägte»  Geld  urazutaiisrhen  Für 
eine  grofse  Reihe  von  Werthscbätzungcn  aller  Art  sind  die  bei  der  General* 
Münzdirektion  in  Paria  obwaltenden  Grundsätze  mafigebcud  und  auch  ohne- 
dies [am  wichtigsten,  weil  Frankreich  den  gröfsteu  Hüuziichat*  der  Welt 
besitzt.  Deshalb  entnehmen  wir  der  langen  Tabelle,  welche  der  technische 
Direktor  Sud  re  ira  Annvaire  pour  tan  1386 , puUie  /xzr  le  Bureau  de* 
Langituda,  veröffentlicht,  den  auf  diese  Schätzungen  bezüglichen  Hauptinhalt. 
Wollten  wir  auch  den  Pari-  und  Tarifwertb  der  einzelnen  Stücke  mitlheileti, 
so  würden  falsche  Auffassungen  unvermeidlich  sein : denn  theils  wegen  der 
Abrundung  auf  volle  Centimes,  theils  wohl  auch  in  Folge  von  Rechen-  oder  ! 
Druckfehlern  wird  für  Tbcilstücko  öfters  ein  verb&ltnifsmälsig  höherer  oder  I 
auch  niedrigerer  Werth,  als  für  Vollstäeko  angegeben,  während  wohl  immer 
daa  Bruttogewicht  der  ihrem  Feingehalte  nach  bekannten  Münzen  den  Aus-  j 
schlag _ giebt.  Als  Pariwerth  des  Kilogramms  sind  verzeichnet:  für 
Goldmünzen  von  986  Tausendsteln  Feinheit  (österr.  Dukaten)  3396  Franc-  , 
23  Centimes,  von  983  Tausendsteln  (Holland.  Dukaten)  3385  Frcs.  89  Cts.,  | 
von  917  Tausendsteln  (Brasilien)  3 158  Fr«.  55  Cts.,  von  916,66  Tausendsteln  | 
3157  Fr«.  40  Cts.,  von  916  Tausendsteln  (Persien)  3155  Frcs.  11  Cts.,  j 
von  900  Tausendsteln  3100  Frcs.  und  von  875  Tausendsteln  3013  Frcs-  ■ 
89  Cts.  Nun  wird  aber  der  Feingehalt  wohl  bei  den  französischen  Münzen 
auch  im  Tarife  und  bei  den  nach  französischem  System  «ich  richtenden  that- 
»Aehlich  anerkannt,  bei  den  übrigen  jedoch  von  vornherein  ein  Abzug  ge- 
macht, und  zwar  findet  man  in  der  Tabelle  folgende  Normal  zahlen:  bei  öster- 
reichischen Dukaten  984,  bei  holländischen  980,  hei  englischen  Guineen  916. 
bei  russischen  und  türkischen  Goldmünzen  915,  bei  brasilischen  91-1,  bei 
deutschen  899  7»,  bei  neuen  Niederlands,  der  Vereinigten  Staaten  und  Chile’*  ’ 
899,  bei  spanischen  1864er  Münzen  898  Tausendtheile,  wogegen  diese  Tarlf- 
spalte  für  andere  Münzen  nicht  mit  einer  bestimmten  Zahl  ausgefüllt  ist. 
Hiernach  und  mit  Anrechnung  de*  Scblagschat7.es  ergiebt  sich  als  Tarif 
werth  des  Kilogramms  brutto  an  der  französischen  Münzstätte:  für 
österreichische  Dukaten  3382  Frc«.,  für  holländische  Dukaten  3368  Frcs. 
26  Cts.,  für  britische,  portugiesische,  neufundläudische,  persisch«  und  ost- 
indische  Münzen  3148  Frc*.  29  Cts.,  für  russische  und  türkische  3144  Frc*. 
85  Cttn  für  brasilische  3141  Frcs.  41  Cts.,  für  sainmtliche  dem  lateinischen 
System  angepafst*  Münzen  europäischer  und  amerikanischer  Staaten,  sowie 
die  Goldmünzen  von  Tunis  und  Japan  3093  Frcs.  30  Cts.,  für  die  deutschen  j 
3091  Fr«.  58  Cts.,  für  niederländische  Gulden,  nordamerikwnische  Dollars  ! 
und  chilenische  Pesos  3089  Frcs.  86  Cts.,  für  spanische  Goldmünzen  des  1 
1864er  Systems  3086  Fr«.  42  Cts.,  für  «ryptUchr,  mexicanische  und  phi- 
lippinische 3007  Fr«.  37  Cts. 

In  Uruguay  ist  ungeachtet  des  Mangel-  eigener  Goldmünzen  das  Silber  ! 
Scheidemünze;  dagegen  haben  laut  Dekret  vom  21.  September  1876  folgende  j 
fremde  Goldmünzen  einen  gesetzlichen  Werth:  20  $ (und  entsprechend 
Vs»  V*  und  V*  derselben)  der  Vereinigten  Staaten  = 19,32  Pesos,  20  Pesos 
von  Colombia  und  Venezuela  sowie  französische  100  Frcs.  (und  ',*)  = 18,«-,, 
inexiranische  Onzas  von  i8aa— 31  = 15,12,  brasilische  20  Milreis  (und  7»)  , 
» 10,36,  portugiesische  Coronas  10,46,  chilenische  Condores  (und  */*)  — 8,82,  [ 
spanische  Doblone«  zu  10  Escudos  oder  100  Reales  = 4j Hl,  englische  Pfunde 
{und  Vs)  = 4,70,  deutsche  20-Markstücke  (und  l/t)  = 4,OOl  französische,  italieni- 
sch^ schweizerisch'*  und  belgische  20  Fr«.,  sowie  österreichisch- ungarische  ' 
8 Gulden  =;  3,7s  Peeos.  Andere  Goldmünzen  sind  kein  gesetzliches  Zah- 
lungsmittel. In  Brasilien  besitzen  englische  Sovereigns  seit  1857  den  { 
gesetzlichen  Kurs  von  8890  Reis  Gold.  In  der  Dominion  of  Cauada,  wo  ' 
die  Goldwährung  des  .Dollar  currency*  herrscht,  üoldmünieu  darin  aber 
nicht  geprägt  werden,  gilt  der  Sovereign  gesetzlich  4869>s  Cents.  In  Santo 
Domingo  rechnet  man  die  spanische  Goldunze»  17*/s  8 Landesmünze. 

VIII.  Zur  letzten  Spalte  der  erofsen  Tabelle  — Stückelung  - ist  im  | 
Allgemeinen  anzumerken,  dafs  nicht  besonders  die  in  den  letzten  Jahren  ge-  > 
prägten  Münzstücke,  sondern  überhaupt  die  im  Umlaufe  befindlichen  daselbst 
verzeichnet  werden  wollten.  In  vielen  Fällen  ist  die  Rerbnungseinheit  j 
selbst  nicht  vertreten,  was  durch  das  Fehlen  der  Zahl  1 in  der  Spalte  er- 
xicbtlich  gemacht  ist.  Ringeklammerte  Stückzahlen  ohne  weiteren  Zusatz 
bedeuten,  dafs  solche  seit  langer  Zeit  nicht  mehr  ausgeprägt  und  woLl  mei- 
stens aus  dem  Umlaufe  gezogen  sind;  übrigens  darf  man  als  sicher  annebmen, 
dafs  manche  andere  Stücke  dieses  Schicksal  tbeilen.  Da  das  dekadische 
Zahlensystem  mit  seinen  Stufen  (Eins,  Zehn,  Hundert,  Tausend,  Zehntausend, 
Hunderttausend,  Million,  Zehnmillion,  Hundertmillion,  Milliarde)  von  allen  mit  ' 
dem  Vtritindnifs  grofser  Zahlen  ausgestatteten  Völkern  angenommen  ist,  , 
brauchen  nur  wenige  besondere  Bezeichnungen  für  jene  angeführt  zu  werden:  j 
man  nennt  in  Portugal  und  Brasilien  je  1000  Milreis  ein  .Conto  do  Reis“ 
(oder  ReisX  ln  den  Lindem  der  ottoiuaniachen  Pforte  je  500  Ourusch  (oder 
Grneeb,  der  Mehrheit  von  Gersch)  Silbergeld  einen  „Beutel  (Kis,  Keser/‘  — • 


f d.  h.  in  der  Türkei  89,85  und  in  Egypten  101  */*  bsxw.  bei  Kurantgeld 
67'/«  — , außerdem  in  der  Türkei  auch  300  Jöslik  «•  5532,46  M einen 

„Beutel  Gold“  und  100  000  Asper  ein  „Juc",  endlich  in  Britisch  - Indien 
100000  Rupien  ein  „Lac*  und  100  Lacs  ein  „Crore  (oder  Kuron)“  Rupien. 

IX.  Die  lateinische  Mflnzkonventlon  \Cxmvtnlion  monHaire)  iat 
förmlich  abgeschlossen  nur  zwischen  Belgien,  Frankreich,  der  Schweiz,  Italien 
und  Griechenland,  in  welchem  letzteren  Königreiche  das  neue  Müniayatem 

, aber  erst  am  13.  November  188s  zur  Ausführung  gelangt«.  Außerdem  ist 
dieses  von  einer  Reihe  anderer  -Staaten  insoweit  angenommen,  dafs  daselbst 
vollwichtige  Goldmünzen  gleicher  Art  gesetzlich  umlaufen  dürfen;  hierzu 
gehört  namentlich  Österreich-Ungarn,  dessen  Vier-  und  Acbtgulden  in  den 
Konventionsstaaten  10  berw,  20  Frcs.  gleichwerthig  sind  und  gelten.  Die 
zuletzt  (in  Frankreich  mittels  Dekrets  vom  30.  Dezember  1885)  bis  1.  Januar 
1891  verlängerte  Konvention  gestattet  eine  Abweichung  im  Feingehalte  bis 
1 Tausendstel,  im  Gewichte  (Remedium)  bei  den  100-  und  50-Prancsstäek«n 
bis  za  1,  bei  den  20-  und  10- Francsstücken  bis  2 und  bei  den  vorläufig 
nicht  mehr  geprägten  5*Francs»tüeben  bis  3 Tausendstel.  Ist  das  Gepräge 
verschwunden,  oder  hat  die  Abuntzuog  V*°/o  unterhalb  der  Fehlergrenze  er- 
reicht, so  brauchen  an  den  öffentlichen  Kaisen  die  Münzen  anderer  Staaten 
nicht  mehr  angenommen  zu  werden.  — Monaco  läfst  seit  1878  nur  Gold- 
münzen von  100  und  20  Lire  (Franebi;  prägen,  welche  1.  B.  in  Italien  durch 
Verfügung  vom  8.  September  1878  gesetzlichen  Umlauf  erworben  haben. 
Luxemburg  rechnet  seit  1849  in  Francs;  auch  Andorra  und  San  Marino  be- 
folgen diese  Rechnung.  Der  Auschluls  amerikanischer  Staaten  an  die 
lateinische  Doppelwährung  mit  der  Grundlage  des  Fünffrancs-Stüeks  als 
Einheit  sollt«  der  dortigen  Münzverwirruog  steuern,  bat  diesen  Zweck  in- 
dessen bei  der  wirtschaftlichen  Schwäche  jener  Republiken  nicht  zu  er- 
reichen vermocht. 

X.  Ober  die  nicht  in  die  HauptUbelle  anfgvnomnenen  Länder  ge- 
nügen einige  allgemeine  Bemerkungen,  die  sich  zum  Tbeil  auch  auf  darin 
erwähnte  Länder  erstrecken. 

1.  Die  russischen  und  türkischen  Besitzungen  in  Asien,  sowie  die  euro- 
päischen Besitzungen  in  Afrika,  Australien  und  Amerika  mit  Ausnahme 
der  britischen  in  Nord-Amerika  und  der  Insel  Mauritius  unterliegen  betreff» 
de*  MüwtSIttt  den  Gesetzen  de*  Heiroaths-  und  Herrncherstaat«. 

2.  Gewisse  Zahlungen  innerhalb  des  ganzen  britischen  Gebietes  erfolgen 
noch  beute  herkömmlich  mit  5°,'o  Aufgeld,  weil  die  ehemalige  „Guinee“ 
einen  Werth  von  21  Shillings  beaafs.  Da  die  meisten  umlaufenden 
Münzen  Spaniens  nach  dem  Gesetze  von  1864  geprägt  sind,  so  rechnet 
inan  im  dortigen  Handel  gewöhnlich  nach  starken  Piastern  ■*  5*.'|  Pesetas. 
In  Malta  bildet  der  sicilianische  Thaler,  welchem  4*/*  Shillings  Werth 
helgelegt  werden,  die  Rcchnungseinheit.  Rumäniens  Geldverkehr  wird 
grofsentheils  mittels  russischer  und  österreichischer  Münzen  bestritten. 

3.  In  F.gypten,  wo  der  Grobbandel  sich  meisten«  der  20  Francs -Stück« 
und  Sovereigns  bedient,  haben  Münzen  fast  aller  Staaten  gesetzlichen 
Werth  erhalten.  In  Tunis  he-Jient  man  sich  vorwiegend  der  französischen 
und  italienischen  Gold-  und  Silbermünzen;  wöchentlich  wird  der  Markt- 
preis von  20  Frcs  in  Gold  und  Silber  gegen  den  ursprünglichen  Wortb- 
satz  von  32  Piaster  amtlich  feslgestellt.  Für  «kn  algerischen  Gold- 
.Sequin“  giebt  „.State  »man1»  Yesrbouk  1885“  als  mittleren  Wrchselwovth 
Hs  e'/id  = 8,725  1 deutsche  Mark.  In  Marokko  (Maghrih  cl  Aksa)  läuft 
viel  franrödsebes  Geld  um,  vorzugsweise  aber  spanisches,  und  man  behandelt 
bei  der  Seltenheit  der  heimischeu  Goldmünzen  und  wegen  Bescbnittenbeit 
der  Silbe rm ünzen  deu  spanischen  Piaster  unter  dem  Namen  .Rial“  als 
Lnndesmiinz«;  IV*  Rial  heifsen  Metbuo,  2 Hu-tki.  Die  Republik  Liberia 
hat  Papierwährung;  doch  rechnet  man  gewöhnlich  Dich  amerikanischen 
Dollars  mit  meistens  britischen  Münzen.  Sansibar  entbehrt  eigener 
Münzen.  Madeirn  erhielt  im  Mai  1879  die  allgemeine  portugiesische 
Währung  von  1 £ brit.  — 4500  Reis  »tatt  der  früheren  schwachen  Wäh- 
rung von  1 £ = 4800  Rets. 

4.  Die  Geldverhältnisse  der  durch  häufige  Umwälzungen  zerrütteten  amerika- 
nischen Republiken  sind  grülVtentbeils  mifslicb  und  pflegen  für  den  Grofs- 
bandel  mittels  sicherer  Wechsel  auf  Europa  oder  Californicu  geordnet  zu 
werden;  geprägtes  Gold  und  gutwirbtige  Silbcrmünzen  gehen  zumeist 
nach  kurzem  Umlauf  aufaer  Landes  und  verschwinden  dergestalt,  dafs 
die  bezüglichen  Angaben  un«erer  Tabelle  im  Ganzen  etwa  nur  dem  ge- 
setzlichen, erstrehten  Zustande  entsprechen.  San  Domingo  richtete 
sich  nach  Spanien,  aber  das  haitianische  Silbergeld  läuft  hierum.  Haiti 
beuuizt  zwar  französisches  Gehl,  und  bei  der  Berichtigung  des  Ausfuhr- 
zolls in  Wechseln  auf  Europa  wird  der  haitianische  Piaster  seil  15.  November 

1883  mit  f>'-j  Frcs.  berechnet;  jedoch  validiren  die  RankbiUctta  gegen 
mexicaniacbes  Silber.  Cuba'»  Binnenhandel  wird  mit  Papiergeld  auf  der 
Basis  des  Goldpeeo'»  von  100  Centavos  bestritten.  Der  Armuth  N icaragua's 
ad  Goldmünzen  helfen  silberne  Sole«  von  Peru  und  Chile,  auch  Fünffraocs 
Stück«  und  mexicanische  Münzen  ab.  Mit  Ausnahme  von  Costarica, 
welche  Republik  «eit  1863  Zehn-Peso»  von  14,67  g bei  875  Tausendtheilen 
Feingehalt  schlagen  liefs,  gilt  in  Mittel- Amerika  durchgängig  der  Peso 
ton  5 Frc».,  dessen  theoretische  Kinthrilung  der  praktischen  iu  8; Reale» 
zu  4 Cuartillos  gewichen  ist,  uud  es  läuft  thauäehltch  nur  Silber  um. 
In  Colombia,  wo  die  lateinische  Währung  vom  24.  November  1867 
durch  den  Bürgerkrieg  vernichtet  wurde,  bedient  man  sich  meistens 
französischer,  nordamcrikanischer  und  mex iranischer  Münzen.  Auch  in 
Ecuador  ist  das  meist«  Gold  fremder  Prägung.  Ein  Gesetz  vom  1.  April 

1884  hat  zwar  die  Prägung  folgender  Goldmünzen  von  900  Tausendsteln 
fein  verfügt:  Dohle  Condor  zu  20,  Condor  zu  10,  Dohlon  zu  4,  Quint« 
zu  2 und  Decimo  de  Condor  zu  1 Sucre;  es  verlautet  jedoch  nichts  von  der 
wirklichen  Ausführung  des  Gesetzes,  in  Peru  bedient  man  sich,  well 
die  Papierwirth schaft  zum  Aufkäufe  der  Silbersolos  geführt  hat,  der  minder 
guten  Peseta«  von  Bolivia  bei  */«—  lA*  Aufgeld  für  Sole«.  Eine  Nach- 
richt au»  Chile  besagt,  Silber- Peso«  seien  faktisch  nicht  vorhanden.  Auch 


Nr.  I. 


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EXPORT,  Organ  des  CeatreWereins  für  Hudelsgeogntphle  etc. 


1887. 


im  nördlichen  Argentinien  hilft  sich  der  Geldverkehr  auaacbliefslieh 
mit  Fünftel -Bol  manu*  von  Bolivia,  «lewen  Mäm  Verhältnisse  eis  normale 
gerühmt  werden;  die  neuen  argentinischen  Münzen  vermitteln  einen  ge- 
ringen Titeil  des  Verkehrs,  der  noch  durch  Mangel  an  Übereinstimmung 
der  neuen  Währung  mit  dem  früheren,  um  4 °/o  besseren  Peso  fuertc  = 
25  Pepierpesoe  erschwert  ist. 

5.  Auf  den  Philippinen  sind  alle  spanischen  Moosen,  von  denen  der  Silber- 
Peso  ungefähr  dem  Oold-Peeo  des  Arrhipeis  gleichwertig  ist,  erlanbt. 
In  Korea  laufen  Gold-  und  Silbermünsen  nicht  um;  bei  greiseren  Handels- 
geschäften wird  Kohgotd  und  Kohailber  (>1)83  im  Verhältnis  von  12/:  1) 
in  BarTen  oder  Stücken  sugewogen.  Bis  Januar  1884,  also  bevor  eine 
königliche  Münze  errichtet  wurde,  waren  Rechnungamüazen:  I koan — 
10  oyang  zu  10  ton  von  10  pun,  das  Puu  jedoch  das  einzige,  aber  be- 
liebig von  Privaten  geschlagene  und  zugleich  durchlochte  Münzstück.  gegen 
welches  fremde  Münzen  im  Kurse  variirteu-  China  ermangelt  edler  all* 
gemeiner  Reicbsmünzeo  und  bat  deshalb  provinziell  verschiedene  Rech- 
nungseinheiten in  Silber:  als  amtliche  Recbnungseinheit  dient  das  Haikuan 
Tael-  (n  Annarn  giebt  es  seit  etwa  1830  auch  mit  Silber  legirte  Gold- 
münzen von  2 bis  3 cm  Durchmesser,  die  12  spanischen  Piastern  gleich- 
wertbig  sein  mögen;  eine  Untersuchung  ergab  den  Feingehalt  der  auch 
in  halben  und  viertel  Stücken  vorkommenden  Münzen  zu  756'/»  Tauaend- 


t heilen.  Für  Cochinehina  führt  die  französische  Regierung  seit  Anfang 
188a  die  Rechnung  in  Piastern,  deren  Rechnungsworth  von  5,86  Pros, 
noch  beibehalten  wurde,  nachdem  der  Kurs  bis  auf  4*/i  Freu,  geaunkon 
war.  Nach  dem  miltlern  Marktpreise  des  Jahres  bestimmt  die  Verwaltung 
des  französischen  Indiens  den  administrativen  Werth  der  Silberrup ie. 
Die  Verschlechterung  der  persischen  Münzen,  deren  Prägung  an  einen 
Privatmann  verpachtet  Ut,  soll  den  Tomän  von  1860,  welcher  bei 
900  Tausendstel  Feinheit  mit  3u/o  Silber  IS  Nachod  oder  3,45  ff  wog, 
auf  2T/s  g *on  760  Tausendstel  Feinheit  heruntergebracht  haben,  wodurch 
zugleich  die  Goldwährung  in  eine  thataächlich»  Silberwäbrung  verkehrt 
ist.  Das  Zwei-Tomän- Stück  galt  im  Januar  1885  22*  s,  Hin- Tomän  1 1 V j, 
ein  Halb-Tomin  5*/s  und  ein  Fünftel-Tomän  ttyi  Kran  Silber.  Bisweilen 
treten  im  Verkehr  ältere  Goldmünzen  auf:  Bscbreft  *•»  14  und  Keschwiri 
oder  Bedscbaqlu  =*  9 Kran. 

6.  Auf  den  Samoa-Inseln  läuft  fast  aus*chlief*lich  chilenisches  Geld  uro 
XI.  Zu  bequemerem  Gebrauche  werden  die  nachstehenden  gangbarsten 
Goldmünzen,  da  in  der  llaupitabelle  nur  die  Rechnungseinheiten  in  Betracht 
gezogen  wurden,  zu  ihrem  Werthe  in  Gold  der  bedeutenderen  Münzataateu 
aufgeführt  Der  an  letzter  Stelle  an  geschlossene  Werth  de«  Gramms  ist  für 
die  Berechnung  selbst  auf  eine  gröbere  Zahl  von  Dezimalen  festgestellt  worden. 


Staaten  u.  s.  w.:  Münzen: 


Deutsches  Reich  ...  20  Mark 


Österreich -Ungarn 
Kufsland  . ... 

Skandinavien  . . . 


f 8 Gulden 

1 Dukaten  (Soll)  ...... 

( alter  Halb  Imperial  (Soll) 
\ neuester  Imperial  ... 
. 20  Kronor 


Britannien Sovereign  . 

Nicderland 10  Gulden 

Frankreich  u.  s.  w.  . . 20  Francs 

Spanien 25  Peseta« 

Portugal 5 Milreis 

Türkei Jüslik . . . 


Egypten Lira 

Nordamerika  ...  Hagle  . . . 

Mexico 5 Pesos  . 

Brasilien 10  Milrüis 

J»psu» 5 Yen  . 

Britisch- Indien  ....  Mobur  . . 


1 Gramm  Feingold  ist  werth  . 


^JeoNrhe  Ofttarr.  | Ho**.  Schwad- Britisch.!  NioderllFransA*. 

1 Mark  ! Golden  1 Habel  Kronen  Shilling  Gulden  j Franca 

20  ^9/»*  6,1725  17,777  «1 19/TO  7jll/S3  6*24,fl91  4 

U«/  I 8 4,9»  7'  14,4  15,989  6|  9,flO«Cl20 

I 9,604 s 4,743  9 23«  1 8/1*  71  9^025! 

16,756  4 8, »4  9 5,165  3 1 4,876  8|  16.3*4  7 9,918  5 20/02  ? 
32,«oi  cj  IPjwo  8 10  28,8m  ä|3 1,720  0 19,701  i40,«rjo 

22/  11,111 1 6/M  i 20  22,027  1 I34N  2 27,777  8 

20,429  5 IO.ijRä  f.  6,805  0 18,159  4 20  12,107  0 25,221  3 

16,878  y 8.33?  8 5,207  7 14/99*!  16/19  sj  10  20,834 

16,2  8 4,999  7 1 4,4  1 5,859  « 9/H»  6 20 

20.25  10  6,219  7 18  119/24  4112,000  7,25 

22,678  71 1 1 ,1»  3 6,999  2 20,148  0 22/02  l 1 3.440  1 27,998  3 
18,44091  9,106  6 5,091  3 1 6,391  9 18,063  2 10.9»  6,22,766  .* 
20,750  6 10*347  2 6,404  2 1 8,445  20/14  6 12/07  4 25/18  1 
41,979  2 1 20,7)0  12,955  9 37,314  8 41,097  1:24/7*  0.51/JC  i 
20,653  6!  1 0,u»  3 6,474  2 1 8.358  7 j 20/19  5'  1 2,2»  9 25,498  2 
22,977  6, 1 1/23  3,  7/176  t.  20,380  1 .22,448  9 13/97  6 28/05  8 
20,925  j 1 0,333  *;  6,458  Oj  1 8,6  20,485  3 1 2,400  8 -'5,833  3 

29/00  2 14,730  9,  9,*e  4 26/15  7 29/U3  2 17,678  2 36,827  3 
2,79  I 1*377  8 0/61  l 2,48  2,7814  1,6»  4 3,444* 


Porto«.  : --rUl-;.  h.-  Ggypti  • bf  Ancrik.  1 Mexlk.  I Brasil.  I Indisch« 
MSlret*  | Piaster  j Piaater  Dollar*  | Pt*o*  1 Mllrils  | Rupe«* 

4,409  4 ! 108,455  96/93  4,78426  4 /Mt  M 8,7»  1 1 0,0«  9 

8/»9|  87,848  78/rTO  3,88»  Oft  3,92t  8 7,065  71  8,146  I 

2,117  5 52,002  16,284  2,387  87  2/25  1 4,1»  0;  4/79  3 

3/099  90,786  80.655  3,9*6  «t  4,061  7 7/99«  8/05  9 

7,143  7 175,706  156,148  7.71849  7,844  I 14,132  1 16/?®  l 

4.985  2 122/12  108/31  5,359  ml  5,447  0 9/18  3 11/14  1 

4/04  1 110,784  98,451  1 4, «652  4,8*6  7 8/10  3 10.273  8 

3,720  2 91,508  81,310  | 4,019  59  4,085  0 7/59  6 8.4R5  0 

3/716  87, MB  78/70  3/39  04  3/21 8 7,065  7 8.14«  l 

4.464  5 109/10  97/H7  4/0*80  4,903  $ 8.832  1 10,182  6 

5 122,900  109,291  5,40235  5,4903  9,»i  4 1 1 ,403 9 

4/07  100  88,869  4/yJ«  4,4643  8/61  1 9,3729 

4/74  9 112/25  100  4,94307  5,023  5 9/50  3 10,484  4 

9,255  2 227/42  202/04  10  10,162  7 18/0»  4 21,100  l 

4/53  5 111/99  99/53  4/1874  5 9/Q*ll0.8M6 

5,034  9 124, $31  110,491  5,461 67  1 5/50 4 1 0 il  1/29  I 

4/13  1 113,471  100/40  4,96461  J 5,065  7 9, |*>3  10/33  1 

6/767  161,761  143,755  7.10593  7/216  13/10  5.15 

0/15  ij  15,139  13,445  1 0/646  0,075  4 1/1«  9|  1/03* 


XII.  Während  die  Ausmünzung  von  Silber  laut  des  15  th  mmmlreport 
of  Iht  Drputy  Matter  </  tkr  Mint  ( London  1865)  in  allen  für  das  Münzwesen 
wichtigen  Staaten  Europa^  jetzt  ausscblicfslicb  für  Recbnuug  der  Regierungen 
erfolgt  — mit  einziger  Ausnahme  Rufsland»  und  Österreich-Ungarns,  welcher 
•Staat  hei  Prägungen  für  Private  inGulden  1 und  lu  Maria-Thcresia-Thalern  I l/»°/o 
zurückhält  — , ist  die  Prägung  von  GoldinBuzen  fllr  Privatrechnung  wohl 
allenthalben  gestattet.  Hierfür  wird  dem  Rinlieferer  des  Metall»  in  ÖMevrntdt* 
Ungarn  bei  Dukateoprigung  5 und  bei  Prägung  von  Acbtgulden  3 pro  Mille 
des  reinen  Goldes  abgezogen ; im  Deutschen  Reiche  empfängt  er  auf  das  Pfund 
Gold  3 M weniger  (?/«  pro  Mille),  in  Skandinavien  beträgt  die  Gebühr  bei 
Zwanzigkronen  2*/i  und  bei  Zehnkronen  31/»  vom  Tausend,  in  Niederland 
bei  Doppeldukaten  G 8.  pro  kg  (3,7  pro  Mille)  und  bei  einfachen  Dukaten  7 fl. 
(4,j),  bei  Zehnguldeustücken  5 fl.  (3/7  pro  Mille),  in  den  Staaten  der  latei- 
nischen Münz union  6 Frcs.  70  Cts.  pro  kg  (2,16  pro  Mille)  und  in  Portugal 
1 Milreis  oder  531/*  Pence  (1/  pro  Mille).  Spanien  nimmt  seit  1868  keim* 
Gebühr.  Bei  der  englischen  Münzanstalt,  welche  4 sh.  vom  Troypound  ein 
behält,  kommen; F.inlieferungcn  nur  seitens  der  englischen  Bank  vor;  da- 
gegen stehen  bei  der  Zweiganstalt  in  Sydney  (und  ähnlich  in  Melbourne) 
2/  pro  Millo  als  eharge  den  deponirten  Goldwertben  gegenüber.  Kordatneri 
kanisebe  Münzanstalten  bähen  einen  nach  dem  Mafse  der  Selbstkosten  wech- 
selnden^ Tarif  für  alle  in  ihnen  auf  Privatrechnnng  vorgenommenen  Arbeiten.  1 
Wie  hoch  maneberorten  die  aus  .Selbstkosten  und  Untemehmergewinu  i 
zusammengesetzten  Gebühren  für  Arbeiten  der  Münzanstalten  geschätzt  werden, 
gebt  aus  dem  jüngsten  Münzgesetze  — dem  russischen  vom  7.  De-  - 
zember  1885  — hervor.  Gold  kalkulirt  sich  für  die  kaiserliche  Münze  auf 
der  Grundlage  von  S67MTjiae»,  Silber  auf  der  von  23**/*t  Kopeken  pro  Solotnik 
von  96  Doli  oder  pro  4,366  7-46  ff,  d.  h.  ein  Pfund  von  96  Solotnik  ist 
352/171  bezv.  22,7566  Rubel  werth.  Da  nun  die  Anstalt  heim  Verkauf«  von 
Harren  pro  Pud  von  40  Pfund  = 16380,46  g 140  Rubel  Gold  bezw.  37  Rubel  ! 
Silber  für  Gufskosten  einzieht,  so  berechnet  sie  letztere  mit  beinahe  1 bezw.  j 
4 % de«  Metall  werthe*.  Für  das  F.inschmelzen  von  Legirunge»,  welche  auf 
einen  Tbeil  Gold  höchstens  2*/*  Tbeile  Silber  enthalten,  erbebt  die  Anstalt 
30  Silberrubel  pro  Pud  der  Masse,  ferner  7 Hubel  pro  Pud  Silber  und  20  Rubel 
pro  Pud  Gold,  zusammen  also  bei  jener  Legirung  47Ya  Rubel  beider  Metalle; 
bei  stärkerem  Goldgehalte  steigt  die  Gebühr  auf  140  Rubel  pro  Pud  Gold,  | 
wogegen  das  Rinschmelzen  sehr  feinen  Goldes  nur  1 Rubel  pro  Pfund  fein 
kostet  ! Der  Feingehalt  eingelieferter  Metall«  wird  bis  auf  halbe,  bei  Gegen- 
wart vun  Osmium-Iridium,  welche  Beimengung  an  die  Münze  verfällt,  bis  auf 
volle  Tausendtbeile  festgestellt;  Ungenauigkeitcn  des  Gewichts,  welch«  sich  bei 
der  zweiten  Wägung  bi»  zum  Verhältnisse  vou  etwa  1 i 7 680  ergeben  (die 
Rinzelbeträge  sind  dreifach  je  nach  der  Menge,  die  auf  einmal  3 Pud  nicht 
ühereteigen  darf,  (abgestuft),  werden  übrigens  zügellosen.  Für  die  Prüfung 
von  Goldmünzen  .sind  136,  von  Silbermünzen  60  Rubel  pro  Pud  zu  ent- 
richten, d.  h.  nahezu  1 bezw.  63/»%  des  Metallwerlbe*.  All«  Zahlungen  für  , 


Gold  erfolgen  in  Goldmünzcu  und  die  von  Spitzen*)  gegen  5 Rubel  in  Silber- 
kurant, für  Silber  in  gutwichiigen  Silbermünzen  und  die  von  ü bersch  leftenden 
Spitzen  bis  gegeu  25  Kopeken  in  Scheidemünze;  mau  überbrückt  auf  diese 
Weise  die  Differenzen  im  gegenseitigen  Werthe  der  Metalie.  Probegebühroo 
I werdeu  uacb  einem  besonderen  Tarife  bezahlt,  ebenso  die  Prägung  von 
1 Medaillen,  die  allemal  ein  Feingewicht  von  990  TausendlbeUeu  haben  sollen, 

! und  zu  deren  Modellen  die  Genehmigung  dos  Kaiser«  bezw.  des  Ressortcbef* 
oder  dp*  Zensors  eingebolt  werden  mufc. 


Litterarische  Umschau. 

Verzeichnis  der  bei  der  Redaktion  eingegangenen  Druckschriften. 

Die  nachstehend  besprochenen  und  angezeigten  Work«  können  durch  die 
Buchhandlung  Walther  dt  Apolant,  Berlin  W.,  Markgrafenstrabe  60, 
jederzeit  bezogen  werden. 

Katalog  der  Bibliothek  der  Handelskammer  zu  Leipzig-  Bestand 
atu  L Juli  1684.  Leipzig,  Hinrlchs'scbe  Buchhandlung,  ilM.  Gr.  8. 
PreD  10  M — 

Bei  jeder  neuen  bibliographischen  Publikation,  die  nicht  einen  be- 
stimmten Litteraturzweig  behandelt  und  nicht  sämmtlich«  Krscheinungen  auf 
diesem  Gebiete  binnen  eines  bestimmten  Zeitraum*  den  Interessenten  mit 
Preisangabe  vorfährt  — also  ein  bibliographische»  Nachsehlagebueh  von 
entschieden  praktischein  Werthe  repräsentirt  — wirft  sich  die  Frage  auf: 
War  die  Drucklegung  dieses  Katalog«  überhaupt  nnthwendig,  oder  hätten 
die  daraus  entstandenen  Kosten  nicht  viel  nutzbringender  für  Vervollstän- 
digung der  bezüglichen  Bibliothek  verwandt  werdeu  können? 

Gehen  nun  auch  die  Meinungen  über  die  Notbwendigkeit  solcher  Publi- 
kationen sehr  auseinander  und  dürfte  die  überwiegende  Mehrzahl  der 
Kustoden  an  groben  Bibliotheken  aus  Zweckmftrsigkeitsgründen  sich  sogar 
egen  die  Drucklegung  d«r  handschriftlichen  Realkataloge  entscheiden,  »•> 
ann  man  «»  doch  fachwissenscb&ftllchen  Instituten,  deren  Ktat  di«  Heraus- 
gabe gedruckter  Verzeichnisse  ihrer  Htterarischen  Bestände  gestattet,  nur 
Dank  wissen,  wenn  »ie  allen  dem  Sitze  solcher  Bibliotheken  entfernt  woh- 
nenden Interessenten  auf  diese  Weise  einen  Einblick  in  die  Be*tandth«ile 
ihrer  Sammlung  ermöglichen. 

Der  F.inblick  aber,  den  der  Katalog  der  Leipziger  Handelskammer - 
Bibliothek  in  da*  einschlägige  I.itteraturgebiet  gewährt,  ist,  dank  der  mit 
äufserster  Sorgfalt  und  Sachkenntnis  gehandbabten  Redaktion,  ein  den 
weitestgehenden  Ansprüchen  genügender.  Die  Bibliothek  verschmäht  es, 
mit  einer  gr<tf>en  ßändeanzahl  zu  prunken;  ihr  Katalog  nmfafct  die  ina 

*)  Da»  sind  die  in  Goldmünzen  nicht  zu  bestreitenden  Beträge  unter 
1 Halbimperial. 


1887. 


15 

EXPORT,  Organ  de*  Central verein»  für  H*ndelegeogr*phie  etc. 


Nr.  1. 


Verhällnif*  tu  seinem  Umfange  von  32  Bogen  nur  geringe  Zahl  von  4322 
Buchtiteln  oder  8794  Binden  und  Heften.  Desto  vortheiihafter  bebt  sich  ln 
qualitativer  Beziehung  die  Bibliothek  Tor  der  anderer  Handelskammern  hervor. 
So  hat  insbesondere  die  schätzbare  Eigenthüinlicbkeit  dieser  Bücherei,  aber  eine 
grüfoere  Anzahl  von  Sarnmel binde n xu  gebieten,  deren  Inhalt  in  stofflicher 
Beziehung  eine  strenge  Zusammengehörigkeit  aufweist,  der  Redaktion  Ver- 
anlassung gegeben,  nicht  allein  den  genauen  Inhalt  dieser  Sammelbinde, 
sondern  auch  den  aller  der  zahlreichen  Sammelwerke,  welche  in  der 
Bibliothek  vertreten  sind,  mit  minutiöser  bibliographischer  Genauigkeit  zu  ver- 
zeichnen Aufaer  dienen  Sammelwerken  sind  zahlreiche  wirtbacbaftspolitische 
Denkschriften  und  Petitionen,  Flugschriften  und  sonstige  nicht  io  den  Handel 
gelangt«  oder  demselben  nicht  mehr  ungehörige  Berichte  (wie  die  des  volks- 
wirthsehaftlichen  Ausschusses  der  deutschen  Nationalversammlung  1848/49; 
Gesetz»,  Ordnungen  und  Ilandelsgebrauche  einzelner  Börsen  u.  v.  a.)  als 
besonders  emihneuswerth  hervorzuheben  — Dem  derzeitigen  Sekretär  der 
Handelskammer  1 u Leipzig,  Dr.  jur.  Oensel,  gebührt  das  Verdienst,  bei 
Aufstellung  und  Durchführung  des  Katalogsy9tcrns  seine  vorzügliche  organi- 
satorische Brgabung  in  muvtergiltigcr  Weise  bewährt  zu  haben.  Nur  einer 
auf  Seite  fi  des  Vorwort«  zum  Katalog  befindlichen,  ganz  nebensächlichen 
.Mittheilung,  dafs  bei  Gelegenheit  der  Cbcrsiedelung  der  Handelskammcr- 
Ribliothek  nach  der  neuen  Leipziger  Börse  ein  8000  Kilogramm  betragendes 
Gcsamtnlge wicht  des  trauslozirtcn  Büchorquantums  ermittelt  sei,  wünschte 
Referent  nicht  begegnet  zu  sein.  Die  Gewichtsangabe  von  Bucbertnasseu 
erinnert  einmal  zu  sehr  an  die  Wage  des  Makulatorhändlers;  sodann  brauchte 
aber  nur  ein  zweiter  Tissot  daraus  Kapital  zu  schlagen,  dafs  auf  Seite  13b 
ln  der  diesjährigen  Oktobenrammer  des  . Journal  des  Economisteif  in  einer 
zierolirh  inhaltlosen,  I4*eiligen  Besprechung  des  in  Rede  stehenden  Katalogs 
Angabe  und  Gewicht  der  Bändezahl  als  fast  einzige  bibliotheksatatistUche 
Daten  aufgeführt  sind  — und  '■eine  Landsleute  würden  gelegentlich  das  absurde 
Märchen  aufgetischt  erhalten,  daTs  in  Deutschland  die  Rangordnung  der 
Bibliotheken  weniger  nach  der  Qualität  als  nach  dem  Gewicht  ihrer  Bücher- 
bestände bestimmt  werde. 

Land  und  Leute  in  der  brasilianischen  Provinz  Bahia.  Streif- 
zöge  von  Julius  Nacbor.  Nebst  genauer  Angabe  der  Reisegelegenheiten 
nach  Brasilien  und  Beschreibung  der  Seefahrt  von  Homburg  nach  Brasilien. 
Mit  gegen  SO  Illustrationen  nach  den  Originalen  des  Verfassers.  Leipzig, 
Verlag  von  Gustav  Weigel.  Rio  de  Janeiro,  R.  Mstthes.  Porto 
Alegre,  Ter  Brüggen  & Co. 

Die  tropische  Agrikultur.  Ein  Handbuch  für  Pflanzer  und  Kaufleute 
von  Heinrich  Se  ml  er  in  San  Francisco.  Erster  Band.  (Zweite  Hälfte.) 
Wismar  1886.  Hinstorffsche  Hofbuchhandlung. 

Kill.  Jahresbericht  der  Gewerbeschule  zu  Bistrits  in  Sieben- 
bürgen. Zum  Schlüsse  de«  Schuljahre«  1885/86  veröffentlicht  von 
Michael  Miess,  Direktor.  Jtistritz  1886.  Verlag  der  Bistriizer Gewerbe- 
schule. Druck  von  Theodor  Botschar. 

Jahresbericht  der  Grofsherioglichen  Handelskammer  zu 
Bingen  a.  K b.  für  dio  Jahre  1884  und  18B5.  Bing*-n  a.  Rh.  1886. 
Jahresbericht  der  Handels-  und  Gewerbekammer  zu  Zittau  auf  das 
Jahr  1885. 

Annuaire  Statistique  dt  la  Provinet  de  Buenos  Aires.  I*ubJu 
SOUS  la  lhrectton  du  Docteur  Emile  J?  Coni,  Jhredeur  du  Burtau  de 
Statistique  Generale.  Qualrietne  Annes  1884.  MinisUre  du  Gouver** •»***.  | 
Bureau  de  Statiatique  Generale.  Edition  en  francais.  Buenos  Aires. 
Typographie  et  Fonderie  de  la  Repuldiea,  Kue  Moreno  146.  t&8$. 
Bericht  des  Kaufmännischen  Vereins  zu  Plauen  i.  V.  Umfa-send 
den  Zeitraum  vom  1.  Juli  1885  bis  1886. 

Karte  von  Korea  im  Maftstabe  1:3750000  von  Glocker,  in  dem  Ver- 
lag des  pboto-cbemigraphischcu  Instituts  von  Thüringer  dt  Schmidt* 
ner  in  Nürnberg. 


Briefkasten. 

— Da*  flp«dlik.ma*u*  Angaxt  Bla»a»tka)-Uuikarf  t,ail<ktal  am  In  Ixen  4«  Dampfer 
«ad  Segler  - Atlabrten  von  Ha  mbar«  »atb  enropfJteaeo  and  tberaeeiarfcea  Plauen; 

a)  I.'  > in  | ' ■ r h : 1 ' r 

Afrika  (ttudweatköale)  via  M*rf»lra,  Caaarierb*  Intel a.  Gert«,  Antra.  L*goa  ntw.  bl«  Leaeda 
takl.  I'n»id«inpf*r  ,,G«rtr<*d  Wmraui“,  Kap«.  Melrhart*«*.  itauurti,  31.  Januar. 

Afrika  (WaaUüau)  via  Uaiialra.  Gur*«  u»w.  bi*  Old  C-alabar  Ink).  Pmldaropfar  .Siai 
Waerwana-,  Kap«.  Jru^n.  dauteek,  14.  Jannar,  Poudampfar  „Anna  Wawnaau",  KapL 
Jarck.  n.  Puma 

Kapiradi  ma.  (via  Madeira)  »Ko  ZS  Tage,  aitniekat  Üampfrr  „Atbenian",  »ngilacb,  J.  Januar. 

Santitar  (via  SueikAnal)  Daaapfer  „Kanal««*-,  Kapt  Slalftld,  deutaeb,  Ulna  Jaoaar. 

Panan*.  Blaer apore.  Hem-kons  mtd  Japaa  f..Kl***ln  Linie“)  Dampfar  „Uaaaalla**.  deutsch, 
10.  Januar,  Dampfer  „ileiperta“,  deulacb,  io.  Jaoaar . Dampfar  .Klwlra“,  daatark, 
>0.  Februar.  Dampfar  „Niobe".  4*ut*<b,  10.  Man,  Dampfer  ^tphlgenl*“,  dentarb,  «Ol  Mär«, 
Dampfer  „Lydia“,  deuurb.  2t).  April. 

Slapapor«,  H ncbcriK  um!  Japan  («bir*. Links)  avant  via  Antwerpen  und  London  Daaapfar 
„UlamoqfaaeMra".  KapL  D«*ir«,  aaqllaclL,  12.  Januar. 

Fettaug,  HiBg-apnre,  Hongkong,  Schanghai , Yoknhara»  und  Hlogo  direkt  („Uaten-Uuls“) 
Dampfar  „Prim  AUxanOar“,  KapL  Krkart.  darnach,  Ultte  Januar. 

Blngapor«,  Hongkoeg,  Schanghai,  Yokohama,  tllupo  und  NagaMkl  (via  Porl-Said,  Suea,  Adto 
and  Colombo)  I o*td*mpler  „Braun-ob  we  i*-,  dn.urh.  bi*  9.  Januar. 

Adalalda,  Melbourne  and  Sydney.  Puitdampler  „Hobeaataufan“.  dritHh,  bi»  tt.  Jansar. 

Valparatm,  Arte«.  Holland"  und  Callao  via  Pont*  Aranaa  (Mur.  Sir.}  und  Coronel  ued 
**lt»r  aArb  Paula  Ar-nw  (G.  R.),  Certoto,  La  Union,  La  Libartad,  Artjoilt,  San  Jo«  4 
«a  Goatamala  und  Cbamperire  «vaoL  auch  San  Juan  dal  Sur  nod  Amapnla  (Vi* 
Ai.tw.rprn;  dentarbe  Povtdampfrr  am  St.  Januar,  «8,  Februar. 

V«lptraS.u,  Arica,  Mollando,  Calla»  (Port  «lanlay,  Falbl.  Invala),  PunU  Arena  (Mag*)h8e*- 
atraiae),  Corral,  Coreaal  und  Taieahuaan  anl.  (t|a  Anlnarpan)  P«etdan*p(er  „M««,»»“, 
K*pt  Wilaett,  deutsch.  17.  Januar. 

Valparaiso,  Pnnta  Arrnaa  (Mag-BT),  Corral,  CurooeJ.  Taleabuaen,  Iqulqa«,  Arle*, 
Muliaado,  und  Callau,  ferner  Central- Amerika.  Punla  Arno»*,  CorUto,  La  Union, 
La  Liberfad,  AtaJulla,  «an  Jo« 4 da  Gnaiaoaala  und  Ckampenco  via  Aatnrrprn  Dampfar 
JDlanra",  K*p4.  Ilotern,  dwntacb,  IX.  Januar,  Dampfer  „Lnvtnto“,  Kapt.  ilertanr,  daucaek, 
fulfand. 


Be »ao«  AJnta,  Roiarin  und  Saa  NU» Ja*  (rl*  Madein)  Potadampfar  ^Llaaabon“,  KapL  Blrob. 

dauorb,  I.  Januar. 

Monta vlden  «ad  Bumm  Alrn*  fvla  MaJalraj  Panttfampfar  ..Prtmpuli«*",  Kapt  Bekrmnn, 
drnurh,  10.  Januar. 

Montevideo,  Rnanoa  Alrta  und  IZnanrto  Dampfer  „Anitle  Indian“,  angllarb,  14.  Jaaear. 
Habt*.  Rio  da  Janeiro  and  Santen  («In  LUaabao;  Poatdaapfar  „Currlanlar“,  KapL  Poarb- 
mann,  dautarb,  IS.  Januar. 

Pornambueo,  Rio  de  Janetro  and  Sentre  (via  LaM*b*a)  and  Aaoren  Pa*td*mpf*r  „Parana 
>:  KapL  II,.  in.  deutpcb,  X4.  Januar. 

Wa.t-Iodien  via  Bavra  («L  Tbnmae,  Vanainala,  Haiti)  am  i-  und  }1  aerb  at<b  Puerto- 
Flat*.  a*a  11.  und  M-  Jeden  Monat«  laakktl  Poetdampfer  „Hanxan*-,  dputarh, 
> Januar. 

Maaice  (via  Havre),  Pnaito  Plate,  Vernerna,  Tampico  and  Preyreeo  am  S.  jeden  Monat« 
tnaiebft  2.  Februar. 

Havana,  Dampfe*  „Kurjpe“,  KapL  «tlcfal,  deatarb.  M<U*  Januar. 

Ne«  Tork  (na  Havre)  Poetdarapfer  „Bu«tia**,  deaticb,  9.  Januar,  Poetdampfer  „Moravia" 
deotteb.  Ifi.  Januar,  Pottdaopfcr  .Ituxla“,  denterb,  23.  Jannar,  Poetdampfer  „Wlelaad", 
deattrh.  Jo,  Jan.tr,  Uabon-Dampfer  „Aaetrelle“,  KapL  FraaeS,  denterb,  4 Janoer, 
Dampfer  „Taormina“  Kapt.  Fraork.  dauierb.  iS.  Jaoaar.  Dampfer  „Pelarln“,  KapL 
Schade,  deuUrb,  19,  nuar,  Dampfar  , Amalfi  *.  KapL  Bähr.  drulecb,  H.  Jaoaar, 

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Guayaquil  „Muniaua“,  KapL  Wentel,  dtotacb,  prompt,  „Dora“,  K»pt.‘ H»n»cn.  dSaUcb,  folg 

Valparaiso  „Paeder*1,  Kapt.  Kayter,  deutaeb.  prompL 

Roaarlu  (direkt)  „Je»»y  Auutu**.  KapL  Morton,  engl  lach,  ladrL 

Ruenoe  Alre»  (Hlacburl»)  .Ing-burg“,  Kapt.  Zlntmermann,  deutach,  prempL 

Rlarhaelo  (Bt«wi  Alreti  direkt  „Jano“,  KapL  Bdwarda,  engllicb,  ladet. 

Rio  Grande  „Rlntttte“.  KapL  lpv*o,  üäeiarb,  ladrL 

Port»  Alegre  (direkt)  „Stell*'1,  KapL  Wiene,  deaueb,  ladet,  „Fpraif  KapL  de  Jonf«.  kol- 
Jänditeb,  prompt. 

Ban  Ina  „Alwine“,  KapL  Ulrich,  deutaeb,  proaspL 

Rio  d«  jauelro  „lürgao“.  KapL  Recekmaun,  dautarb,  prompt,  „Bdltb  Mary",  KapL  Bebulte 
dauueh,  prompt,  ,.Z»rltta".  KapL  Brnalad,  norweglfcb,  aegelfrrUg,  „Tbnmaf  B.  Kairk“, 
KapL  Jtrobaan,  aorweglarb,  ladet. 

Babia,  „Famltieu*  Haab“.  Kapt.  Uaoaon,  dknlarb,  ladat. 

Fcrnambue«  „Helme“,  Kapt.  Behrman»,  dewticb.  prumpt. 

Ciudad  Butlvar  „(»ulllrrealni**  Kapt.  Lmticho,  dewtacb,  prompL 

La  Gaaytn  und  Maracaibu  „Cullmar“,  Kap>.  Bätrker,  deutaeb,  »-h>nolgH. 

Paarte  Cabrllo  direkt  und  Maracaibo  „Oveiae**,  Kapt.  Müller,  dewterb,  prompL 

Cnrafao  und  Maracaibo  „Fowialngo“,  Kapt  Miraud,  diwlacS,  prompL 

Maracaibo  direkt  „Catrlne*.  Kapt.  Powlaen,  dinUch  prompL 

lla*ana  „Siriua“,  Kapt.  Meta,  deutaeb,  prompL 

Vrracro«  „Dorangn  ‘ KapL  Wahlen,  dewUeb,  prempL 

Philadelphia  „Ruth  Palmar“,  «ngilach,  prompL 

Naw  York  „Weatarn  Cbiaf*,  KapL  Boeder,  dautarb,  ladet. 

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Ptr  Telegramme  t Ezporfbsok,  Bartls. 

AblhelluBg:  Exportburem. 

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seinem  Anfang  1887  zu  eröffnenden  permanenten  Munterlager  gegen  Ver- 
gütung von  40  fl  pro  qm  jährlicher  Kaummietbe  aussustellen  und  ihm  den 
Verkauf  ihrer  Erzeugnisse  sowohl  für  den  Ezport  als  auch  für  den  holländischen 
Konsum  Provision»« eUe  zu  übertragen.  Es  kommen  dabei  die  folgenden 
Branchen  hauptsächlich  in  Berücksichtigung:  Konfektion  (Damenmintol, 

Tricot-  und  Jersey-Taillen),  Manufakturwaaren,  Porzellan,  Steingut,  Glas,  Näh- 
maschinen, landwirtschaftliche  Geräthe,  Möbel,  billige  gut«  Pianinos,  Hand- 
schuhe, Spiegel,  Lackirwsaren,  Papier,  Leder,  Konserven,  Wäsche,  Uhren, 
Metiülwaaren,  Goldwaaren  usw.  Offerten  zur  Weiterbeförderung  erbeten 
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6.  Ein  in  der  Exportbrancbe  erfahrener  Kaufmann,  der  längere  Zeit  im 
Auslände  tbätig  war,  die  englische,  französische  und  spanische  Sprache  voll- 
ständig beherrscht  und  sehr  gewandt  im  Geschäftsverkehr  ist,  sucht  eine 
seinen  Fähigkeiten  angemessene  Stellung-  Eventuell  würde  derselbe  eich 
mit  gröberer  Baareinlage  an  einem  kaufmännischen  oder  industriellen  Unter- 
nehmen betheiligen.  Offerten  etbeten  unter  L.  L.  6 an  daa  E.-B, 

7.  Kin  in  ganz  Deutschland  gut  eingefübrtes  Haue,  welches  viel 
reisen  läfst,  wünscht  noch  die  Vertretung  leistungsfähiger  Fabriken  tu  über- 
nehmen, evcnO.  Kommission»-  resp.  Musterlager  erwünscht.  Prima- Referenzen 
in  Berlin,  London,  Paris.  Offerten  xur  Weiterbeförderung  erbeten  unter 
L.  L.  7 an  das  R.-B. 

8.  Durch  gute  Verbindungen  in  Syrien  und  Persien  sind  wir  im 
Stande,  Importeuren  von  dortigen  Lande»produkten  günstige  Offerten  zu 
machen,  unter  anderem  in  persischem  Kotaire-Üumml,  persischen  Teppichen, 


Nr.  1. 


16 

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1887. 


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Seide,  Getreide  etc.  nehmen  wir  ebenfalls  gern  Aufträge  entgegen.  Reflek- 
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mir«, »am tätliche  Geraer  und  Greizer  Fabrikate  usw.  Offerten  zur  Weiter- 
beförderung erbeten  unter  L.  L.  10  an  das  E -B. 

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sucht  Vertretungen  in  folgenden  Artikeln:  Leder  aller  Art;  Stiefel binder, 
Gummizüge  und  Stiefelscbäfte:  Drahtstifte  und  Nägel;  Knöpfe;  Strumpfwaaren ; i 
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zur  Weiterbeförderung  erbeten  unter  L.  L.  11  au  das  E.-B. 

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für  Seidenspinnerei  und  Webefabriken,  ferner  für  Porzellan-,  Faience*  und  Stein-  i 
guifabriken  sowie  Ölpressen  zum  Pressen  von  Olivenöl  liefern,  ersuchen  wir  i 
um  baldgefnlltge  Einsendung  von  Preislisten,  Katalogen  usw.  unter  L.  L.  12 
an  das  KB. 

13.  Eine  renommirte  deutsche  mechanische  Weberei  für  Stiefelb&nder 
und  Gummizüge  wünscht  mit  einem  tüchtigen  Vertreter  in  Porto  Alcgre  in 
Verbindung  zu  treten.  Angebote  und  Anträgen  unter  L.  L.  13  an  das  E.-B. 


14.  Herr  Gustav  Küpper  in  Elberfeld  zeigt  uns  an,  dafs  seine  unter 
der  Firma  Gustav  Käpper  bisher  betriebene  Brauerei  in  ein  Aktien- 
Unternehmen  umgestaltet  worden  ist  und  unter  der  Firma  „Bergiacbe  Brauerei- 
Gesellschaft"  Tormals  Gustav  Käpper  fortgefübrt  worden  wird.  Die 
Leitung  des  Unternehmens  verbleibt  in  den  Händen  der  früheren  Besitzer, 
der  Herren  Rudolf  Küpper  und  Emil  Käpper;  zum  Prokuristen  wurde 
deren  bisheriger  Mitarbeiter  Herr  Rudolf  Harms  bestellt. 

16.  Ein  bestens  empfohlener  Agent  in  Stockholm  wünscht  mit  leistungs- 
fähigen Puzzolan- Zement-Fabriken  in  Verbindung  zu  treten.  Angebote  und 
Anfragen  unter  L.  L.  14  an  das  E.-B. 

16.  Eine  Breslauer  Firma  sucht  behufs  Exports  von  deutschem  und 
ungarischem  Weizen  mit  einigen  Einfuhrhändlern  ersten  Ranges  in  der 
Schweiz,  speziell  In  denjenigen  Tbeilrn  der  Schweix,  welche  an  Deutschland 
grenzen,  in  Verbindung  zu  treten.  Offerten  zur  Weiterbeförderung  erbeten 
unter  L.  L.  15  an  das  B.-B. 

17.  Ein  sehr  angesehenes  Londoner  Haus  wünscht  mit  einer  leistungs- 
fähigen Fabrik  kondeuxirter  Milch  in  Verbindung  za  treten.  Angebote  und 
Anfragen  unter  L.  L.  16  an  das  E.-B. 


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Qualitäten  für  den  großen  Konsum.  [§] 

sz-Lj-u  Bethelllgt  bei  der  J>entachen  Haadolsorpeditlon  1886“.  ..  m..mi 

Korrespondent:  Englisch,  FrnnzöUscb,  IUlleuiKh,  SpanUch,  Portugleiüch. 


Digitized  by  Google 


1887. 


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gu-Ji,  Oiemlcalleo,  C uloukal-  und  Apo- 
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Mit  >»der  CoMtructiuo  und  ftir  Uiuuil- 
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Chromofi  nnd  Ölfarbenrirnckliilder. 


Groftariig  eingerichtetes  Eublis.v»*menL 
Betrieb  mit  Dampf-  uud  Wasserkraft 

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EXPORT,  Organ  dea  Cantnlvereins  für  Hnodelageographie  «I®. 


1887. 


Aktien-Gesellschaft  für  den  Baa 

Landwirthschaftlicher  Ylascliinen  und  Geräthe 


und  für  Wagen-Fabrikation 

H.  F.  ECKERT,  Berlin  O.,  Eckartsberg. 

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für  gewerbliche  Leiituapei. 

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Export  nach  allen  Ländern.  i«l 

Daniel  Groi  Söhie,  Ebingen  (Württemberg). 


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KIOTO  (Japan)  1878.  KOPENHAGEN  1870. 
ausKAU  IS7X.  »«U^ELPIHA  18" 

^Ldotcmtk 


DRESDEN  1870. 


WIEN  1878.  ßi&Lm  BRÜSSEL  1880. 

«**  1880. 
NORNBfciMk  lagg. 


SYDNEY  1879. 
PORTO  ALEGRF.  1881. 


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(Fabrik  gegründet  18Sü.) 

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Ohne  Oelfölluni 


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Mi  330  od  Rnkrwtit«.  r«.  40<HH>  »*4<h  »all  1111  lm 
BMrUb*.  Die  d«r>'h8*(1-*i*»«  Wki»*rmaa*a  geben 
Oleaellien  bei  9 — »M>  m Deark  bl»  *uf  3pCX  gesan  an. 

Gr«4.ie  Klsfnrhhelt  dar  C«natmri>oiK  aaKr 
lelrhtee  d«.  ».,4  A*,aeh»lten;  *c  ringe«  OewkSt J 
patiusala  IUpkratqrft-darnieA.lt;  dtu*r»d*  Km- 

ßadllrhkelt;  gaHaeaiar  Prs(llirhll|  piiModa 
slü|a  und  OewInSs;  glateh»  R-.«r.«tietle  »um 
Selftairepkrlraoi  lebebi.  • Ankelanad-enelimen,  «e«n 
Uris  Iran*  noifewtndl«. 

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mit  vielen  bewahrten  Ver- 
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der Schönheit  versehen. 


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mit  Hand-,  Fnfs-  oder 
Hand-  and  Fufsbetrieb. 

Gebraachs -An Weisungen  in  allen  europ.  Sprachen. 
Der  Alleinverkauf  für  ganze  Bezirke  wird  gesichert. 


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1887. 


19 

EXPORT,  Organ  des  Contralvereins  für  Handelsgeoirruphic  etc. 


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Wassergasse  18. 


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Sand,  < erneut,  Kies,  Farben  etc. 


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Verband  der  Masikwerkfabrikanten  des 


„Deutscher  Lloyd“ 

Transportversicherungs-Aktiengesellschaft 


in  BEBLIN  C.  2,  Bnrgstr.  23 — 26,  Börsengebäude. 


Grand-Kapital 

3000000  Mark. 

Reserve -Fonds 

300000  Mark. 

Spar- Fonds  '1885) 
250000  Mark. 

Konzession  Irt  durch  Aller- 
höchste Kibinets-Ordre 
Sr.  Majestit  de«  König« 
vom  25.  April  1870. 


Aufsichtsrath : 

Wilhelm  Wolff,  Königlioher  Kommertienrath  In  Berlin,  Stellvertreter  de» 
Voraitisnden; 

Joioph  Hemeld  (frthsr  ln  Firma  Hallgarten  k Herzfeld  in  New  York)' 
in  Berlin; 

E.  Schering,  KönigL  Kommerzienrutb  in  Berlin; 

E.  Veit,  Könlglinber  Geheimer  Kommenlenratb , Mitinhaber  der  Finna 
Kob.  Wanohanor  ä Co.,  ln  Berlin. 

Vorstand; 

Ernst  Schräder,  Direktor. 


Iier  «Deutsche  Lloyd*  schliefst  Versicherungen  ab  gegen  die  Gefahr  des  Transportes  zur  See, 
auf  Flüssen  und  Binnengewässern  sowie  zu  Lande  zu  festen  und  billigen  Prämien  und  gewühlt  | 
äußerst  günstige  Bedingungen  sowohl  bei  Exporten  wie  bei  Importen  von  W&aren  aller  Art. 

Der  .Deutsche  Lloyd“  hat  an  zahlreichen  transatlantischen  Plfttzen  Agenturen  zum  Abschluß  von  j 
Transport- Versicherungen  errichtet.  Für  Orte,  an  welchen  die  Gesellschaft  noch  nicht  vertreten 
ist,  werden  Agenturen  vergeben;  Reflektanten  belieben  sieb  dieserhalb  an  die  Direktion  in  *»  •',n' 
zu  wenden ' 3>l  1 


Grofse  Goldene  Staats- Medaille. 

Grofse  goldene  Ausstellungs-Medaille  Budapest. 

Spczialititen: 

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aller  Art  und  Tierbohrtingen,  Complete 
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nen,  Ellenkonstruktionen  empfehlen  unter 

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Über  20000  Stttok  im  Betriebe. 

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1.  grofse  Haltbarkeit, 

2.  grofse  andauernde  Meßgenauigkeit, 

3.  grofse  Empfindlichkeit, 

4.  grofse  Durchlaßfähigkeit 

5-  und  daraus  entspringender  geringer  Druckverlust, 

6.  der  Wasser- Ein-  und  -Austritt  et  folgt  in  geschlosscmin 
Strahle  ohne  Brechungen, 

7.  Unempfindlichkeit  gegen  Verschmutzung, 

8.  einfache  Zusammensetzung,  [40] 

9.  bequemes  Ablesen  und  Beobachten, 

10.  Vermeidung  der  Ölfüllung. 

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dessen  ausschließlicher  Zweck  es  ist,  die 
Mu»ikwerkfabrikation  mit  Unterstützung  der 
Grofsb.  Bad.  Regierung  in  allen  Zweigen  durch 
solide  geschmackvolle  Arbeit  mit  gut  arran- 
girter  Musik,  und  durch  deo  Abschluf»  reeller 
Geschäfte  zu  fördern,  empfiehlt  sich  bestens 
zur  Anfertigung  aller  Arien  Orchester-  und 
Flötenwerke,  Orgeln,  Walzen  zu  vorhandenen 
Werken,  sowie  zur  Besorgung  skininllicher 
einschlägiger  Reparaturen. 


Dem  Verbände  gehören  die  nachverzelchne- 
ten  Orohestrionfabrlkanten  als  Mitglieder  an. 
1.  Benz,  Josef  in  Vill>ugen. 
t.  Bleesing,  Wolfgang  in  Unterkirnaoh. 

3.  Do  Id,  Gordian  in  Vöhrenbadi. 

4.  Heine,  F.  X.  in  Vöhrenbaoh. 

5.  Heitzmann.  Tobias  in  Villingen. 
n Imhof  & Mückle  in  Vöhrenbach. 

7.  Keller,  Fr.  IulAm 

l u...  e - in  roriw.», — 

,,  -«fiele.  1,  in  Furtwangcn. 

10.  Schönstein,  L.  P.  in  Villingen. 

11.  Stern,  Josef  In  Villingen. 

ly.  Welaser,  Ambros  in  Unterklrnach. 

18.  Wette,  H.  &.  Söhne  in  Freiburg.  (38] 


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Jeden  Privatlianahnlt  geeignet,  patenllrt  In 
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wandeln Preisgekrönt  auf  allen  gröfseren 
National-  u.  Internationalen  Ausstellungen 
(Brüssel:  Goldene  Medaille).  Alle  übrigen 
Arten  von  Billards  und  Billardrequlslten 
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Exportartikel,  sowie  zur  Besorgung  einschlägiger  Bankumsälze  zu  den  koulantesten  Bedingungen. 

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Fried.  Hoffmann, 

Realeruna»-  Bumetoter. 

BERLIN  N.,  KossoistriTüc  7, 
ßaulfdinlsches  Buretii  o.  üborätoriuin  der  „Deuüeben 
TSpfer-  und  Ziegler  -Zeitung“ 

liefert : 

HchletlCn  für  die  billigsten  und  leiatungs- 
fähigsten  ArbciUbahneu  (vergl.„ Export“  1885 Nr.2 
unter:  »l'uaere  Exportindustric")  kosten  auf  Holz 
oder  Steinschwellen  verwendet  das  Meter  50  Pf. 
und  wiegen  etwa  2 kg.  — Zur  Heratellaog  ganz 
stählerner  Geleise  (ohne  Holz-  oder  Steinschwellen) 
dienende  Schienen  von  6 bozw.  8 kg  Gewicht 
koaten  das  Meter  l^o  bezw.  I,?s  Mark. 

Entwürfe  zu  1.  Ziegel-,  Kalk-  und  Zement- 
werken mit  Kingöfen;  2.  Gipewerken  mit  Keasel 
Öfen;  3.  gewölbten  gewerblichen  und  landwirt- 
schaftlichen Gebäuden  und  Hrarken. 

Pliine  für  dergleichen  Bahnen,  sowie  alle  auf 
Vorstehendes  bezüglichen  chemlechea  und  taoh 
nlschen  Outnokun  und  rutersuchungen. 

Die  „Deutwhc  Töpfer*  nnd  Ziegler -Zeitung** 
von  Fried.  Hoffmann  erscheint  wöchentlich; 
Ahoppament  3 Mark  vierteljährlich-  TU 

I EXPORT  von  PAPIEE  I 


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F.  Lfidecke,  Berlin  SW. 


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Iltriui|«l»r  D«.  H_  JlMMIIt».  - KMiniulmliii.it  «ott  Walther  * *|>«l««t  I«  B«rü«  w_  Markf rilt.i!rt.'n  SO. 


1887er  Jubiläums  - W eltausstellung 

zu  Adelaide  (Süd- Australien). 

Deutsche  Fabrikant,  welche  die  obige  Ausstellung  zu  beschicken  beabsichtigen, 
wollen  sich  behufs  Verbreitung  ihrer  Geschäftsanzcigen  durch  den 

Offiziellei  Auutellungs-Katalog  und  das  Aostralian  Handbook  pro  1887 

mit  dem  Unterzeichneten  in  Verbindung  setzen.  Briefe  usw.  sind  restante  Central- Hotel 
Berlin  zu  senden. 

GUSTAV  SCHARENBERG,  ,M1 

Vertreter  von  GORDON  Sl  GOTCH  in  London,  Melbourne,  Sydney,  Brisbane. 

Preis  des  „Australien  Handbook": 

in  Ltimandband  9 sßd:  in  Cloth  10  s 6 d;  mit  Extra- Vergoldung  13  s.  hoi  Franko- Zustellung. 


1887. 


20 

EXPORT,  Organ  des  Centralverein»  für  Handelsgeographie  etc. 


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Abonnirt 

wlid  b«l  d«r  Fm( 
and  Im  Hnehhuriol 
fWuriM  4 A roLAHT, 
Bertln  W„  Mirktrifein'r  60) 
fO«i«  bol  d«r  Redaktion. 


Pr*l»  Tlerlf IJikrllth 
iai  d»nU<hnn  PMf ebUd  Sjjj  -M 
In  WcltpoUTorola  ...  3j»  „ 
Pr*l»  lln  (uh  Js»r 
in  deutschen  I'o*t*ebl«t  13/»  Jt 
lm  Weltpostverein  . . .11*»  „ 
im  Verelnuuland  . . . Uv«  „ 

Uuilac  NiHMen  40  Pfg. 


EXPORT. 

Organ 


Enirilit  Irin  lliutii. 
*iul|li, 

dl«  dre!ir<*pait«ae  Petttsnll« 
od«r  deren  Btia 
mit  SO  Pt  berechn«*, 
»erd«  tob  d«r 

Expeditios  de«  „Exports“, 
Berlin  8W„  Kocbitr.  37, 

•nLge^f  ngenomm*«. 

Wmkmm 

nach  Ueberoinkunft 

aalt  dar  Expedition. 


Centralvereins  für  Handelsgeographie  und  Förderung  deutscher  Interessen  im  Auslande 


Redaktion  und  Expedition:  Berlin  S.W.,  Kochstrafee  27. 

(Oaaebif  tiialti  Wochentag»  9 bl»  4 Uhr.) 

Der  „EXPORT"  ist  im  deutschen  Postzaitungskatalog  für  1887  unter  Nr.  1876,  Saite  59  eingetragen. 


IX.  Jahrgang.  SWfin,  3m  n.  cWmo*  issz.  Nr.  2. 

^ — — ■— mmmmmmmmmmmmm IPriHW^ B 

Dleie  Wochenschrift  »erfolgt  das  Zwack,  fortlaufend  Bericht«  «ber  dl»  Lag«  onaartr  Laadalaata  Im  Ausland»  rar  Kenntnis  Ihrer  Laaar  io  brln*»n,  di#  Iist«rea»«n  daa  daaueban  Exports 
tfeadDTiMc  n »tftratao.  sowie  dem  dänischen  Handel  and  der  deutschen  Indaitrla  wichtige  Mlttheilangeo  «bar  dla  HandalararhilUbaa  daa  AaaUadaa  ln  k&raaaUr  Krbt  u Ibarmlttaln. 

BrUfa,  Zeitungen  and  W«rth*endnnfen  flr  de«  „Kxport“  *lnd  an  die  Redaktion.  Berlin  S.W,  KochstraTia  77,  in  richten. 

Brlafa,  Zaltnagen.  BellrlttBarklkmngen,  Wartbiandnngaa  fir  den  „Central »aiwln  ftr  Haadalagaegragbla  etc.“  stad  nach  Berlin  B.W.  Kochstraf»»  77,  an  »enden 

Inhalt:  Sitzungs- Anzeige  den  „Central ver eins  für  Handelageogrnphle  etc."  — Kunstwein  oder  Naturwein.  — Der  ozeanische 
I’ostdainpfer verkehr:  5.  Allgemeine  staatliche  Begünstigungen  der  Schifffahrt  in  Frankreich.  Die  „Compagnie  Generale  Transatlantique“  (Vergleich 
mit  deu  „Messigeriee  Maritimes”).  Schlufs.  — Europa:  Direkte  Dampfer  von  Hamburg  nach  Tanger.  — Direkte  Schiffsverbindung  mit  TuniA.  — 
Hamburgs  Schifffahrt.  — Bezug  ausländischer  W aaien  durch  deutsche  Behörden.  — Beabsichtigte  Anlage  elektrischer  Beleuchtung  in  süditalieoiachen 
Städten  (Origioalhericbt  aus  Neapel.)  — Erhöhung  der  Zollsteuer  auf  Hopfen  in  Uu/island.  — Eine  Winterreise  durch  den  nordamerikaniechen  Süden.  IX. 
Von  Dr.  Emil  Decken.  — Vergleichende  Aufstellung  der  am  1.  Januar  1887  im  Umlauf  befindlichen  Silbermünzen;  von  Karl 
Krämer,  Mitglied  des  Künigl.  Preufsiscben  Statistischen  Bureaus.  — Litterarische  Umschau.  — - Briefkasten.  — Deutsche  Exportbank  (Abthei- 
lung: Export- Bureau).  — Anzeigen. 

Die  Wiedergabe  von  Artikel«  aus  dem  „Export"  ist  gestattet,  wenn  die  Bemerkung  hinzugefugt  wird:  Abdruck  (bezw.  Uebersetzung)  aus  dem  „EXPORT". 


SITZUNG 

de« 

Centralvereins  flir  Handelsgcographie  etc. 
Freitag,  den  14.  Januar  1886, 

Abends  7'/.  Uhr, 

„Norddeutscher  Hof“,  Mohrenstrafse  20. 

Vortrag  des  Pastors  nnd  Inspektor«  der  evangelischen  Mission 
für  Deutsch- Ostafrika,  Herrn  C.  0.  Büttner: 

„Die  Fleischproduktion  von  Südwest- Afrika 
und  die  Möglichkeit  ikrer  Verwertkuig.“ 

Die  Einführung  von  Damen  und  Gästen  ist  gestattet. 

Centr&lvereln  für  H&ndelAgeographie  etc. 

Der  Vorsitzende: 

Dr.  R.  Jannaaeb. 


Kunstwein  oder  Naturwein. 

In  den  Annalen  der  "Weinbauer,  Weinlrinker  und  Weinfabri- 
kanten  wird  der  4.  Januar  d.  J.,  an  welchem  die  das  obige  Thema 
variironden  Reden  im  Reichstage  gehalten  wurden,  einen  unver- 
geßlichen Tag  bilden.  Für  unser  Blatt  ist  die  obige  Frage 
wichtig,  weil  dieselbe  einen  sehr  bemerkenswerthen  Zweig  der 
deutschen  Exportindustrie  betrifft. 

Wir  sagen  mit  vollem  Bewufstseiu  „Industriezweig" II  Der 
Wein  ist  kein  Naturprodukt,  sondern  ein  Kuostprodukt.  Das  gilt 
nicht  nur  für  den  deutschen  Wein,  sondern  mehr  oder  weniger  für 
alle  Weine,  und  wer  die  feinen  und  feinsten  Bordeauxmarken  als 
reine  Naturweine  trinkt,  der  kann  sich  durch  deu  Besuch  der 
Weingeschäfte  von  Bordeaux  eines  Anderen  belehren.  Selbst  die 
südlichen  starken  Weine,  welche  viel  Zucker  enthalten,  müssen  und 
werden  in  der  That  auch  mit  Sprit  verschnitten,  damit  sie  sich 
längere  Zeit  halten  können.  „Die  coupage  ist  die  Seele  des 
französischen  Weingescbäftes!"  hörte  der  Schreiber  dieses  noch 
kürzlich  einen  der  ersten  Weinproduzenteu  Frankreichs  sagen. 
Daß  die  „Kellerei"  und  alles,  waa  mit  dieeem  Begriffe  zu- 
sammen bängt,  auch  den  südlichen  Wein  veredelt,  das  mögen  sich 


i die  reichstägigen  Gegner  jeglicher  Weinverbessernng  durch  den 
Besuch  der  Griechischen  Weinstuben  der  Reichshaoplstadt  (u.  a. 
der  „Stadt  Athen"  vergewisaeru.  Dort  können  sie  den  „reinem", 
„unverfälschten",  „edlen",  jungfräulichen"  Wein  von  Hellas  pro- 
biren  und  werden  dann  durchweg  gern  Veranlassung  nehmen,  zu 
der  verschnittenen  Waare  d.  b.  dem  Kunstwein  überzugehen.  Wir 
haben  schon  hervorgehoben,  dafs  sogar  Bordeaux  Kunstweine  in 
Menge  fabrizirt.  Die  geringste  Weinernte  Frankreichs  fiel  in  das 
Jahr  1879.  Während  von  1871  bis  1880,  d.  b.  in  10  Jahren,  die 
durchschnittliche  jährliche  Ernte  49  198  000  bl  betrug,  bezifferte 
sich  die  des  gedachten  Jahres  auf  25  770  000  bl.  Im  Jahre  c 88 1 
hob  sich  die  Produktion  auf  94  139  000  bl.  Io  einem  offiziellen 
Bericht  aus  diesem  Jahre  heifst  es: 

„Aufser  diesen  Weinen  (italienischen  und  spanischen)  werden  aber  noch 
grcifsc  Masse»  getrockneter  Trauben  in  Frankreich  aus  Cypern  und 
Smyrna  eingeführt.  Von  denselben  werden  ca.  80  bis  35  kg  in  100  Liter 
Wasser  anf  ca.  30  Grad  erhitzt  und  nach  einer  12-  bis  14tägigen  Fermentation 
ein  Wein  mit  7 bis  9%  Alkohol  gewonnen.  Die  Menge  des  auf  solche 
Weise  gewonnenen  Getränkes  wird  offiziell  auf  2 320  000  hl  angegeben. 
Eine  nahezu  ebenso  grofce  Quantität  (2  130  000  hl)  wird  durch  Behandlung 
der  Weinprefsrückstinde  mit  Zuckerwasser  — ungefähr  15  bis  17  kg  Zucker 
auf  100  I Wasser  — gewonnen.  Die  Mischung  wird  unter  Zusatz  von  Wein- 
stein auf  ca.  30  Grad  erhitzt  und  nach  einer  8*  bis  12  tägigen  Fermentation 
ein  „Wein“  mit  8 bis  10%  Alkohol  erzielt." 

Da«  sind  also  4 450  000  hl  offiziell  konstatirter  Kuustwein  — 
d.  b.  ca.  127i  Proz.  neben  den  mit  Sprit  versetzten  französischen 
„Naturweinprodukten"  des  Jahres  1881.  Und  was  den  Südweinen 
nöthig  ist,  das  dürfte  doch  wohl  auch  der  Mosel  vertragen,  der 
nicht  so  viel  Zucker  als  jene  enthält.  Wer  den  sauren  Naturwein 
verträgt,  wer  beim  Genüsse  des  geringen  Markgräflers  nicht  die 
Nothwendigkeit  empfindet,  in  irgendwelcher  Weiao  die  darin  ent- 
haltene Säure  zu  neutral isiren,  der  möge  seinem  Gescbmacke 
immerhin  freien  Lauf  lassen,  aber  er  möge  es  nicht  verhindern, 
dafs  die. Weinsäure  und  die  ätherischen  öle  dieser  Weine  durch  irgend- 
welche Prozeduren  auch  noch  für  Andere  geniefsbar  gemacht  werden. 
Wir  wollen  es  durchaus  oicht  verwehren  und  verhindern,  dafs 
die  Freunde  des  Nalurweioes  entsprechende  Etiketten  für  denselben 
verlangen,  welche  ihnen  die  Unverfälschtheit  und  Echtheit  ver- 
bürgen. Wer  reinen  Naturwein  als  solchen  verkauft,  soll  und  mufs 
, für  denselben  einstehen  können;  anderenfalls  soll  er  als  Fälscher 
bestraft  werden.  Mit  dieser  Forderung  bat  der  Abgeordnete 
Liegen«  recht  Ob  er  damit  bei  den  Weinbauern  der  Mosel  Glück 
bat,  ob  diese  bei  der  Kelterei  wirklich  so  echt  verfahren,  dafs  sie 


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Kr.  *f 


prt'4  !*!»  :nl 


EX  ROßT,  Organ  des  CenlraWereioi  für  Han4elag»gniphie  etc. 


1887. 


eioe  scharf«  Cntmuahuug  ihrer  Naturistjne  nushalteu  können, 
bezweifeln  wir;  den n so  wenig  sic  das  liebwefelii  der  Himi  tcrv 
meiden  dürfen,  ^ ja' dürfen  — so  Wenk;  werden  bei  sauren 
Jahrgängen  den  ,Zn$Hx  von  Sprit  und  Zucker  v ««neiden  können. 
Und  wcrin  Wiche.  Ztitfihfe*  heim  Wein  nSferfcaupt  ndtblg  sind,  wo 
hört  dann  der  Begriff  der  Echtheit  auf  tttti  wo  fängt  der  Begriff 
der  Fälschung  an?  Das  ist  eine  Gmze.  k ei ji  Gesetz^  wird  be- 

stimmen können;  denn  der  eine  Jahrgang  mufs  viel,  der  andere 
wenig  Zusatz  von  Alkohol  und  Zucker  haben.  Nichts  wäre  zweck- 
widriger und  verfehlter*:  .als  dies  gesetzlich  bestimmen  zu,  jrolJqn 
— ganz  abgesehen  davon,  dafs  das  Gesetz  unmoralisch  handeln 
würde,  wenn  es  sagt:  bis  za  dem  und  dem  Punkte  darfst  du 
manschen;  was  darüber  ist,  ist  vom  Übel  und  strafbar. 

: Wir 'Flotten»  diarabnoljite:  G*{utta»fglc^ff  solchen  Re- 

sthMbung-W ’eindm  Beispiel  illhütrlreb.  Das  Gesetz  1 Würde  in 
erster  Linie  auf  die  deutsche  Weinproduktion  Rücksicht  nehmen. 
So  und  soviel  Prozent  darf  der  <leub»cbp  Wein  Alkohol  oder 
Wasser  enthalten.  Durch  solche  Bestimmungen  würde  der  Wein- 
handel von  Bremen,  und  Lübeck  ruioirt  werden.  .Die  Weinbändjer 
beider  Städte  führen  aus  dem  europäischer!  Süden  enorme  Massen 
vpp  Wein  ein  und  führen  sie  nach  einem  sehr  starken  Zusatz 
von  Sprit  wieder  nach  Schweden,  Norwegen,  Finland  u»w.  aus. 
Dio  dortigen  Konsumculeu  v -erlangen  ii»«suut«r  dem  Einfttuuie  der 
klimatischen  Verhältnisse!  Und  ist  nicht  der  Schaumwein  auch  ein 
Kunstprodukt,  welches  sich  durch  einen  sehr  starken  Spritzusatz 
auszeichnet? 

Den  Begriff  „KunStwein*  gesetzlich  defluiren  zu  wollen,  ist  ein 
absolut  vergebliches  Beginnen.  Jeder  Wein  iat  mehr  oder  weniger 
Kunstwein,  irgend  welche  Manipulationen,  welche  seine  BcstandLbeilc 
verändern,  erfordert  fast  jeder  Naturwein  — vielleicht  vereinzelte 
Lager  und  Jahrgänge  ausnahmsweise  abgerechnet  Seitens  des  Ge- 
setzes nun  aber  sagen:  „Verbesserungen  des  Weines  sind 
zulässig“,  geht  auch  nicht  an;  denn  was  für  den  einen  Markt  und  Ge- 
schmack eine  Verbesserung,  iat  für  den  anderen  eine  Verschlechte- 
rung,.. Durch,  eine  ^Icbelßeriimroung^wird  der.  Manscherei  Xfaoj 
und  Thür  gesetzlich  erst  recht  geöffnet,  und  — wie  die  Beispiele 

gezeigt  haben von  dem— einen  Richter  ein  allgemein  übliches 

Verfahren  als  Verbesserung  erkannt,  was  der  andere  als  Verfäl- 
schung bestraft.  Das  ist  ein  Zustand,  der  aofbAien  und,  wie 
der  Abgeordnete  Grölte  bereehtigtorweis*  verlangt,  beseitigt  wer- 
den mufs,  wenn  nicht  unsäglicher  Unglück  über  eine  Menge  Per- 
sonen lu  Folge  von  Denunziationen  hereinbreebeo  soll.  DaJs  da- 
gegen der  Zusatz  von  »Stoffen  bestraft  werden  mufs,  welche  notorwoh 
gesundheitsschädlich  und  gefährlich  wirken,  kann  ■ einem  Zweifel 
nioht  unterliegen.- 

Diejenigen  Roiehstagsabgrord rieten,  Welche  Ar -den  Naturwehl 
in  dio  Sehr:* ftken  getreten  - und  di«- Beseitigung  und  iW-strnfung  des 
Koüatweiöe*  verengen,  bähen  zweifellos  oh  ihrer  guten  Abrichten 
die  Sympathie  de» 1 groftetr  FnMil/umS  errungen , welche»  in  Folge 
der  häufigen  Geschmacksbeleidiguügen,  denen  es  durch  den  Knost- 
wein  ausgesetzt  wird,  sieh  nach  einem  guten  Tropfen  sehnt.  Wer 
da  weift«,  was  für  schauderhafte»  Zeug  unter  dem  Namen  -Wein“ 
Sn  den  Berliner,  Magdeburger  und  Hamburger  Kellern  wächst,  der 
wird  die  Begeisterung  des  Herrn  Abgeordneten  von  der  Mosel  für 
die  vermeintlichen  Naturweine  seiner  Winzer  wohl  als  berechtigt 
anerkenut-o  müssen.'  Aber  gegen  Fälschungen  kann  kein  Gesetz, 
kein  Richter  ankoimnen,  so  lange  nicht  klar  definirt  werden  kann, 
wo  die  Fälschung  beginnt. 

Mit  Rücksicht  auf  den  nnn  einmal  nicht  zu  leugnenden  and 
nicht  zu  beseitigenden  künstlichen  Charakter  de»  Weine»  kann 
der  Käufer  von  dem  Weih  nur  zweierlei  verlangen:  1.  Abwesenheit 
gcäondhciteschädlichCr  Substanzen,  deren  Vorhandensein  gesetzlich 
bestrflft  wird,  2.  Lieferung  nach  Probe.  Hierbei  wird  und  kann 
ihm  d«  Gecetz  beistehen. 

Im  Übrigen  hüben  unseres  Erachtens  die  Abgeordneten  Racke 
und  Bn  mb  erg  er  düs  Richtig*  getroffen,  wenn  sie  rathen,  dafs 
sich  der  Konsument  weder  htif  die  Polizei  noch  auf  die  Gerichte, 
sondern  aiif  ;dle  ReeHitäf  dt*  LieFerimten  verlassen  »olle.  Diese 
in  jedem  einzelnen  Falle  za  kontrollireti,  i»t  in  dessen  schwer  und 
fiiii  Langwierigkeiten  aller  Art  verknüpft,  und  ans  diesem  Grunde 
erscheint  es  uns  ebenso  zeitgemäfs  wie  für  die  Forderung  de» 
Weingeschaftts  empfehlenswert!),  dafs  die  deutschen  Weinprodu- 
zenten Verbände  brldeb,  deren  Mitglieder  solide  Waare  herzustellen 
sich  verpflichten  und  jedes,  nach  dem  Crtheil  ihrer  eigenen  Jury 
verwerfliche  Produkt  vötn  Markte  fern  halten.  Wiewohl  wir  die 
Schwierigkeiten,  Welche  »ich  der  Bildung  solcher  Verbinde  ent- 
gegehstellcn,  nicht  unterschätzen,  so  zweifeln  wir  nicht  an  einem 
^Erfolge  1hfref  Mitglieder,  Welche  ihre  Mitgliedschaft  sowie  die  atatt- 
gehabte  Prüfling  des  Weines  auf  den  Weroetiketten  and  Wein- 


zu  ▼«werken  da*  Hecht,  haben  wqrdeo.  Soliden  Firmen 
nur  nützen,  dBMin»cbcr  mögen  sehen,  wo  sie  bleiben. 
AtfÄl  Äf  das  .deutsche  Wwfiez portgeschäft  könnte  die  Durchführung 
dieses  Vorschlages  nur  von  Hatzen  sein. 

Oer  ozeanische  Postdampferverkehr. 

5.  Allgemeine  staatliche  Begünstigungen  der  Schiff- 
fahrt in  Frankreich.  Die  „Compagnie  Generale  Trans- 
ailAntique“.  (Vergleich  mit  den  „Messagerie  s Maritimes“.) 
',\„i  (SchlBÜL) 

Bei  der  Übersicht  übeT  den  Betrieb  der  „Messageries  Maritimes“ 
in  deu  Jahren  1884  und  1885  bringe  ich  zunächst  in  Erinnerung, 
dafs  die*:  GeseUsobaA  den  Ppetdämpferdienit  einerseits  zwischen 
Frankreich  und  andererseits  der  atlantisch eu  Küste  von  Süd 
Amerika,  dem  Östlichen  Mittelmcer,  Indien,  China,  Australien  und 
seit  1885  auch  mit  den  französischen  Plätzen  aut  Madagaskar, 
der  Insel  Rennion  und  ider  ostafrikaniseben  Mozambique- Käste  — 
im  Ansrhluf»  an  ihre  australische  Linie  — versieht.  Der  Bestand 
der  Dampferflotte,  welehe  eben  erat  Ar  die  Ende  1882  eröffnet« 
australische  Linie  durch  6 neue  grofse,  auf  den  Werften  der  Ge- 
sellschaft in  La  Ciotat  erbaute  Dampfer  vermehrt  worden  war,  hat 
sich  in  den  beiden  Jahren  nicht  erheblich  verändert  Am  31.  Mai 
1886  zählte  die  Flotte  der  Gesellschaft  58  Dampfer  von  151 151  Tons 
Brutto  Tragfähigkeit,  was  einem  Gesammt- Deplacement  von  höch- 
stens *247797  t bei  voller  Beladung  entspricht  Ein  grofser 
Dampfer,  „Portugal”,  von  135  m Länge  und  16  bis  18  Knoten  Fahr- 
»chnelligkeit,  wurde  gebaut,  ein  anderer,  „Yorouba“,  gekauft.  Nach 
allen  Abschreibungen,  Und  diese  beiden  Schiffe  mit  einbegriffen, 
staud  der  Werth  der  Flotte  am  31.  Dezember  1885  mit  52463232 
Frcs.  zu  Buch.  Von  dem  ursprünglichen  Werth  der  Grundstücke 
und  Gebäude,  Anstalten  und  Einrichtungen,  festen  und  beweglichen 
Werkzeuge  und  Maschinen,  Mobilien  u.  a.  der  Gesellschaft, 
15006429,12  Fr  ca.,  ist  die  sehr  bedeutende  Summe  von  12230456^9 
Frcs.  au»  übergroßer  Vorsicht,  wie  der  Verwaltungsrath  sagt,  ab- 
geschrteben : einige  Grundstück©  und  Gebäade  im  Anslande  bitten 
nämlich  vielleicht  nicht  mehr  den  ursprünglichen  AnscbaffnngKwerth, 
während  der  Werth  anderer  jetzt  höchst  wahrscheinlich  den  Er* 
werbungspreis  übersteige.  W jener  Summe  von  16906429,ij  Frcs. 
finden  »ich  die  Schiffswerften  und  Werkstätten  der  Gesellschaft  in 
L^  Ciotat. {bei  Marseille  mit  nur  2089796,*«  Frcs.,  die  Agenturen 
■ah  Küstfenplfclzeü  tfes  MtfteTtneerea  mit  '1 121246.88  Frcs.»  diejenigen 
am  Atlantischen  Ojc-ata  mit  181 751 ,53  Frca.  and  die  Agenturen  in 
Indien  und  China  mit  5 414  861,70  Frcs.  aufgefübrt.  In  den  Proviant- 
und  Kohlenlagern  und  den  damit  verbundenen  Arbeitsleistungen 
steckte  am  31.  Dezember  1885  ein  Kapital  von  11997659  Frcs. 
Als  besonders  werthvoll  and  wichtig  werden  die  Agenturen,  Gruod- 
* tacke  * Und  Gebäude  in  Suez,  Saigon  und  Schanghai  bezeichnet; 
am  Mittclmecr  hat  di«  Gesellschaft  Grundeigentum  io  Port -Said, 
Alexandrette,  Mersiua  (Klein -Asien),  Salonichi  und  verschiedenen 
anderen  Plätzen,  an  den  atlantischen  KÜsted  in  Dakar,  welchen 
wesiafrikanischeu  Hafen  die  südamerikauischen  Dampfer  der  Kom- 
panie beröbrea. 

Von  den  Anstalten  und  Einrichtungen,  welche  die  Gesellschaft 
in  La  Ciotat  besitzt,  hat  vor  Kurzem  ein  Herr  Vinson,  Unter- 
Kommissar  der  Marine,  in  der  „Revue  Maritime“,  dem  Organ  des 
französischen  Marine- Ministeriums,  eine  ausführliche  Beschreibung 
gegeben,  und  da  ich  io  meinen  früheren  Aufsätzen  diese»  Etablisse- 
ment der  Gesellschaft  eben  nur  erwähnt  hake,  will  ich  au»  dem  Artikel 
hier  ein  paar  Sätze  aufübreu.  Dio  am  Hafen  von  La  Ciotat  gelegene 
Privat -Werft  wurde  von  der  Gesellschaft  zur  Zeit  des  zweiten 
Kaiserreichs  käuflich  erworben.  Sie  hat  die  Hellingen,  Werkstätten 
und  Magazine  vermehrt,  ein  Trocken-Dock  gebaut,  überhaupt  ein 
vollständiges  Mar  Ine- Arsenal  angelegt,  in  welchem  die  grofsen  Passa- 
gier- wie  die  Frachtdampfer  der  Gesellschaft  gebaut  ausgerüstet 
und  reparirt  werden.  Die  Zahl  der  hier  beschäftigten  Arbeiter  belief 
sich  iro  August  1886  auf  3000.  Die  Bureaus  der  Verwaltung  dieser 
gesammten  Anstalten  befinden  sieb  in  der  östlich  gelegenen  Stadt; 
es  werden  daselbst  80  Kommis  beschäftigt.  Im  Einzelnen  besteben 
die  Anstalten  in  dem  der  Gesellschaft  auf  eine  Reibe  von  Jahren 
Überlassenen  Bassin  von  130  m Länge  mH  Kai»,  dem  Trockendock 
und  den  noch  kürzlich  verlängerten  Schiffswerften,  den  Zimmereien 
und  Tischlereien,  der  Modelliranstalt,  der  Segelmaeherei , den 
mechanischen  Sägen,  Holzlagern,  einem  allgemeinen  und  einem  Aus- 
rüstungs-Magazin, den  Schmieden,  Giefsereien,  der  Malerwerkstatt, 
der  Mascbinenbauanstalt,  dem  Eisen-  und  Kohlenlager,  der  Boots- 
bananstzlt,  der  Apotheke  und  dem  Hospital. 

Von  den  beiden  Betriebsjabren  war  1884  das  ungünstigste 
seit  Beginn  der  Gesellschaft,  1886  eia  mittel mafsiges  Jahr.  Die 
Ursache  jener  ungünstigen  Ergebnisse  waren  der  Ausbruch  der 


z.OC> 


ölv 


Nr..«. 


23 

1387.  EXPORT,  Organ  de«  CentraJvereiaB  für  Hanfloiagsogra^hio  elci 


Cholera  in  8 Qd -Frankreich  and  die  dadurch  verursachten  Störaugea 
und  durch  die  Quarantäne  auferiegteo  Erschwerungen  des  Be- 
triebes und  die  kriegerischen  Verwickelungen  in  China.  Im  Ver- 
gleich zu  dem  Ergebnisse  des  Jahres  1882,  das  als  ein  .mittleres 
zu  bezeichnen  war,  stellte  sich  der  Verlust  für  die  in  Betracht 
kommenden  Linien:  östliches  Mittelmeer,  Ost-Asien  und  Süd-Amerika, 
auf  52  000  Passagiere  und  38  000  Tonnen  Güter!  Dieser  Verlust 
ist,  was  die  ersten  beiden  Linien  betrifft,  dem  österreicbischeü 
Lloyd  und  der  englischen  P.  & 0. -Gesellschaft  zu  gute  gekommen. 
Dennoch  wurde  fUr  1884  „mit  Zuhilfenahme  disponibler  Reserven“ 
eine  Dividende  von  25  Frcs.  fflr  die  Aktie  von  500  Frcs.  vertheiU. 
Es  wurde  dies  einmal  durch  eine  kleine  Ersparung  (von  lV»°/o 
für  die  von  den  Schiffen  zurückgelegte  Seemeile)  in  den  Betriebs- 
kosten, ferner  durch  eine  etwas  gröfsere  Beschränkung  in  der  Ab- 
schreibung anderer  der  Abnutzung  unterworfener  Werthe  (aufser 
der  Flotte,  von  deren  ursprünglichem  Werthe,  wie  in  früheren  Jahren, 
so  auch  1684  5°/o  abgesebrieben  wurden),  endlich  durch  jene  In- 
anspruchnahme in  günstigen  Betriebsjabren  gesparter  und  nun 
disponibler  Fonds  ermöglicht  Für  das  Jahr  1885  konnte  rein  aus 
dem  Betriebe  eine  Dividende  von  25  Frcs.  für  die  Aktie  bezahlt 
werden.  Dies  ist  immerhin  gegen  die  Durchschnittsdividende  dar 
Jahre  1876—83,  welche  33,43-5  Frcs.  betrug,  eiu  Rückgang,  wogegen 
andererseits  ins  Gewicht  fällt,  dafs  im  November  1882  die  neue 
australische  Linie  ins  Leben  gerufen  und  in  dieselbe  6 neue  grofse 
Dampfer  eingestellt  wurden,  ohne  dafs  das  Aktienkapital  (60  Milli- 
onen Frcs.)  vermehrt  oder  neue  Schulden  kontrabirt  zu  werden 
brauchten. 

Die  australische  Linie  der  Gesellschaft  wurde  ira  Jahre  1885 
durcli  die  bereits  oben  erwähnte  Zweiglinie  nach  Ost-Afrika,  nämlich 
von  Aden  nach  Madagaskar,  Reunion  (St  Penis)  und  der  Mozam- 
bique-Küste erweitert,  auf  Grund  eines  Vertrages  mit  dam  fran- 
zösischen Minister  für  Marine  und  Kolonieen ; cs  wurde  die  zurück- 
zulegende Strecke  auf  14  456  Seemeilen  und  die  von  der  Regierung 
zu  zahlende  Vergütung  auf  25  Frcs.  für  die  Seemeile  bestimmt, 
was  eine  jährliche  Subvention  von  361  400  Frcs.  ergiebt.  Ferner 
wurde  im  vorigen  Jahre  von  dem  Haupt-Agenten  der  Gesellschaft 
in  Saigon  ein  Vertrag  wegen  Verlängerung  der  Zweiglinie  Singapore- 
Saigou-Haiphong  ostwärts  nach  den  Philippinen  abgeschlossen. 
Ein  kleiner  Dampfer  soll  nlmlich  iwgelwäfsig  im  Anschlufs  an*  die 
Fahrten  von  und  nach  Singapurs,  von  Saigon  noch  Manila  und 
zurück,  alle  28  Tage  einmal  gehen;  dies  ergiebt  eine  jährlich 
zurückzulegende  Strecke  von  7 878  Seemeilen;  die  dafür  (von  der 
Regierung  der  spanischen  Kolonie  der  Philippinen?)  au  vergütend« 
Postsubvention  beträgt  4, 70  Piaster  *=  etwa  21  Francs  für  die  See- 
meile, also  im  Ganzen  166  438  Frcs.  Diese  Manila-Abzweigung 
erhielt  die  Gesellschaft  für  9 Jahre. 

Es  haben  betragen: 

1SW  ... 

Die  öesjunmteinnahmen  . . 498564 lH^s  fYes.  50746716,13  Frt». 

Die  Gesammtausgabeu  - ....  460404664*  . 46848322,44 

Über  die  durchschnittliche  jährliche  Schnelligkeit  der  Fahrten 
in  den  einzelnen  Linien  finden  wir  in  beiden  Berichten  der  „Messa- 
geries Maritimes“  bestimmte  Angaben.  Dieselbe  betrug  nach  Knoten 
in  der  Stunde 

1884  ISST. 

in  der  australischen  Linie  .......  12,n  Knoten  12,»«  Knoten 

, „ Linie  Brasilien  und  La  Blau  ...  1 2a>  . 12, es  , » ' 

„ „ Häuptlinge  nach  China.  .....  12j»  , 12,»  * 

(für  welche  letztere  vcrtrngflinilüg 
10 Vs  Knoten  vorgeschriebe«  sind.) 

(Für  die  „Compagnie  Generale  Transallantiquc“  fohlen  solche 
Angaben.)  v . (r . , 

Über  die  neue  Linie  nach  Australien  und  Neo-Caledonien 
finden  wir  für  das  durch  Krieg  und  Cholera  in  seinem  Betrieb  ge- 
störte Jahr  1884  eine  bestimmte  Angabe  der  beförderten  Personen 
und  Güter,  nämlich  6653  Personen  und  36112  Tonnen  Güter. 

Wegen  der  Ungteicbmäffügheit  der  Angaben  in  den  Jahres- 
berichten der  beiden  Gesellschaften  — die  der  „Messageries  Mari- 
times“ sind  die  vollständigeren  — lassen  sich  »ur  Vergleichung  nur 
einige  wenige  Zahlen  aufstellen. 

1.  Zahl,  Brutto  -Tonneogehalt  und  Werth  der  Dampferflotten 
beider  Gesellschaften. 

„Messageries  Maritimes“  81.  Mai  1886  58  Dampfer  von 

zusammen  151 151  t Brutto, 

„Compagnie  Generale  Tr&n.sutlantique“  30.  Juni  1885 

68  Dampfer  von  zusammen 159708  „ „ 

„Messagerles  Maritimes",  Werth  der  Flotte  nach  allen 

Abschreibungen  am  81.  Dezember  1885  52463282  Frc»- 

„Compaguie  G4n4ndo  TransaUantique*,  Werth  der  Flotte 

nach  allen  Abschreibungen  am  81.  Dezember  1884  . ■ 9.8408538  r 


2.  Aktienkapital.  Obligationen,  Dividende,  Varsicbetuargs-  und 
Reservefonds.  1 1 J 1 

Jetziges  Aktienkapital  der  '*  •'  1 « 

genes  Maritimes'*  . . . r . 60000000  Fit».,  In  Aklicirzu  500  Frcs. 

Jetziges  Aktienkapital  der  , „Com-  - " ‘ ’ - 

pagnic  Generale Tmnaatlantiqne“  40000000  „ „ „ „ 500  „ 

ObUgationsechuld  <lcr  „MessagorisHMaritimos“.  ms  81.  De- 
zember 1885  . . . . . . . , . . . 11644500  „ 

Obligatiuiiesch'ild  Jar  „Compagnie  tf^ptiraJe Tran&idfnliqu»“,  , , 
die  Kapital  i.-druug  der  au  die  ^.Sucicte  Valery“  zu  zah- 
lenden Annuitäten  mit,  einbegriffen  . . , v . 654R63Ö3  , „ 

An  Dividende  zahltet!  für  .die  Aktie  kn  600  Frcs.: 

Die  *Messageries  Maritimes“ 

für  18T6  . . .*  V . 35  Frcs.  1 1 für  1881  . . . . 85  Fr«». 

, 1877  Jn  . . 32»»j  1882-  . Jln.  . BO 

„ 1878  .«.-86  . c*t  1888  s w I . . . 30 

■ 1879  35  „ ,1  vs  .....  25 

„ 1880  . tt85  ;•  • - 25  „ 

Die  „Compagnie  Generale  Transatlsntique“ 


für  1880  35  Frcs.  1 für  1883  35  Frcs, 

„ 18RI  . - 35  „ \'\  1884  ? . 90  „ 


verslchemngs-  und  Reservefonds  der  „Messagerie*  Mari- 
times“ Kndo  1885  . . . . . . ~ ; .■  . . 13304  474  PlrcK 

Versicherung»-  und  Reservefonds  dis'r  „Cofenpagüie  Oen^ralc 

Tfinafltltflqne“  Ende  1884  H$9flM 


3.  Subventionen. 

Die  „Messageries  Maritimes“  erhielten  nach  der  h.Z.  in  dieser  Zeitschrift 
veröffentlichten  Aufmachung  von  1883: 

1.  Linie  Mlttolmeer,  Brasilien  und  La  Pfata 4 382263  Frcs. 

2.  * Indien  und  China  . . . , 8578024 

3.  „ Australien  für  103038  .Seemeilen 3297216  . 

4.  Cochinchinesische  Zwciglhrio  für  17682  Seemeilen  .[  . 318276  „ 

seit  )883  kamen  hinzu:  j 

5.  Zweiglinie  von  Aden  nach  Madagaskar,  Reunion  und 

Mozambique -K (ist«  für  14456  Seemeilen 861400  „ 

6.  Zwidgh nie  Saigon — Manila,  7878  Seemeilen  ....  165438 

Im  Ganzen*  17097  017  l4c*. 

Die  „Compagnie  Generale . Traasatlautiquc“  erhielt: 

1.  für  die  Linien  nach.  New  York,  Mexico  «ml  «ton  Antillen 

jährlich 9AMQQ0  Frc*. 

2.  für  die  MitUdrooerlinion  1881  ...  698450  n 

NB:  Kurildie  spaterd«  Jshrt  i.-r  dar*  W/ilgüthe- Bs-:-  j.-  i *'vl 
trog  niaht  scSiclUUclu  doch  luwhri  wahrechainljctr  wegen 
der  Vermehrung  dar  Fahrten .höh«r,  . . 

3.  Intcrkoloui&lc  Linien  1881  ..........  185055  „ 

Der  Betrag  der  an  die  beiden  Gesellschaften  kraft  des  zu  Ein- 
gang dieses  Artikels  besprochenen  Gesetzes  gezahlten  Prämien  für 
Handelsfahrte«  anfserfaalb  der  subveutiooirlen  Linien  ist  nicht  er- 
sichtlich. Die  Hummintog  der  obigen  Ziffern  ergiebt  allein  an 
Subventionen  beinahe  28  Millionen  Frcs. 


Kuropa. 

Direkte  Dampfer  von  Hamburg  nach  Tanger.  Au»  Hamburg 

geht  uns  die  verbürgte  Nachricht  zu,  dafs  die  Slom an  scheu 
Mittelmeerdampfer  io  regelm&fsiger  Fahrt  künftig  Tanger  anluufen 
werden.  Di«  von  anderer  Seite  gebrachte  Mittheilung.  daTs  diese 
Dampfer  die  Häfen  der  marokkanischen  Westküste:  Rnh&t,  Casa- 
blanca« MazagAu  und  Mogadör  besuchen  werden,  Ist  eine  irr- 
tümliche. Es  ist  nunmehr  denjenigen  Fabrikanten,  welche  durch 
die  vorjährige  deutsche  Handelsexpeditiou  Verbindungen  mit  Marokko 
angeknüpft  haben,  Gelegenheit  geboten,  in  einen  billigeren  und 
rascheren  Verkehr  mit  Marokko  zu  treten,  als  solches  bisher  über 
London  möglich  war.  Die  Vertretung  der  Sloman-Linie  in  Tanger 
hat  die  dortige  deutsche  Firma  Haessner  4:  Joacbimsson  ftbor- 
nommen. 

m Direkte  Schiffsverbindung  mit  Tnnia.  Die  Rhedereifirma 
der  Herren  Roberl  M.  Sloman  & Cie.  in  Hamburg  wird  vom 
Januar  d.  J.  ab  vorläufig  monatlich  regclraäfsig  mit  ihrer  Mittel- 
uwerliaie  Tunis  aolaufen,  also  Güter  oh ue  Umlad uug  vou  Hamburg 
nach  Tunis — Goletta  befördern,  ist  auch  bereit,  diese  regidmäisige 
Verbindung  su  vermehren  und  Schiffe  nur  mit  Anlaufen  ■ oha« 
grofsen  Umweg  zu  erreicheodur  marokkanischer  und  «panischer 
Häfen  nach  Tunis  zu  expediren.  sobald  ihr  ein  Quantum  Güter 
von  4-  Ins  500  Tonuen  gewährleistet  oder  zur  Verfügung  gestellt 
wird.  Der  „Verein  deutscher  Eisen-  und  Stahlindustriclleu“  lenkt 
{ hierauf  die  Aufmerksamkeit  seiner  Mitglieder  und  fügt  hinzu,  dafs 
noch  dem  leisten  Konsulateboricht  die  Einfuhr  in  Tunis  geschätzt 
I wird: 


Nr.  2. 


24 

EXPORT,  Organ  des  CentralvereinB  für  Handelsgeographie  etc. 


1887. 


aus  England  ...  auf  8 bis  10  Millionen  Kr  cs. 

* Deutschland  . I1,'«  »2  „ „ 

„ Frankreich  . . „ 6 «7  , , 

. Usteneich-Ungarn  .1  „ 1 */s  , 

„ Italien  . . . , 2 ,3  „ „ 

• der  Schweiz  . . . 1 „2  „ „ . 

Es  wird  hinzugefügt,  dafs  die  Zahl  der  in  Tonis  ansässigen 
Deutschen  und  der  unter  deutschem  Schatz  stehenden  schweizerischen 
Kaufleute  zwar  nur  gering  sei,  aber  den  Vorzug  habe,  zumeist  aus 
soliden  und  in  geordneten  Verhältnissen  lebenden  Personen  zu 
bestehen.  Da  Geschäfte  nach  Tunis  regelmäßig  Kredit  bedingen, 
so  sei  dem  deutschen  Handels'  und  Fabrikstand  ansnrathen,  vor 
Anknüpfung  von  Verbindungen  sorgfältige  Erkundigungen  einzu- 
ziehen,  am  besten  bei  den  in  Tunis  angesessenen  deutschen  oder 
schweizerischen  Häusern,  in  keinem  Fall  jedoch  sich  mit  den  kleinen, 
angeblich  wohlfeiler  arbeitenden  eingeborenen  Kommissionären  und 
Agenten  einznlasseo,  welche  zwar  ihre  Zirkulare  massenhaft  ver- 
senden und  Aufträge  aller  Art  übernehmen,  sich  aber  fast  ausnahmslos 
als  sehr  unzuverlässig  erweisen.  — 

m Hamburgs  Schifffahrt.  Die  hiesige  Rbcdcrei  bat  auch  in  dein  soeben 
beendeten  Jahre  1886  wiederum  einen  erfreulichen  Fortschritt  auftuweisen, 
indem  eich  die  Zahl  der  Schiffe  um  21  mit  beinahe  26000  Registertonnen 
vermehrt  hat.  Bei  dieser  Gelegenheit  dürfte  ein«  Cb« reicht  über  den 
Geaammt-Schiffabestand  wahrend  der  letzten  10  Jahre  interessiren.  Derselbe 


folgendermaßen: 

Netto 

dtTon 

Netto 

Jahr 

Schiffe 

Rea.-Tonaeo 

Dampfschiffe 

Ref.-Tunaen 

1877: 

468 

224000 

102 

84000 

1878: 

469 

220000 

101 

75000 

1879; 

496 

245000 

121 

92000 

1880: 

491 

260000 

128 

99000 

1881: 

495 

290000 

148 

129000 

1882: 

491 

288000 

162 

150000 

1883: 

485 

307000 

178 

173000 

1884: 

481 

320000 

187 

186000 

1885: 

481 

322 135 

189 

188000 

1886: 

502 

348158 

205 

210150 

Von  den  25  Schiffen,  welche  neugebaut  wurden,  sind  allein  22  Schiffe 
auf  deutschen  Werften  erbaut  worden,  eine  im  Vergleich  zu  früheren  Zeiten 
höchst  erfreuliche  Tbataache.  Auch  in  Bezug  auf  Seeanfälle  ist  das  Jahr  1886 
ein  für  die  Hamburger  Rhederci  erfreuliches  gewesen,  da  nur  11  Schiffe 
verloren  gingen  gegen  21  im  Vorjahr  und  gegen  19  im  Durchschnitt  der 
letzten  zehn  Jahre.  — 

Bezug  sgettidlecher  Waeren  durch  deutsch«  Behörde«.  Zu 

diesem  Thema  gestatten  wir  uns  aus  einem  uns  kürzlich  zuge- 
gangeneo  Privat  sch  reiben  Folgendes  mitzutheilen: 

a. ...  Bezugnehmend  auf  den  kürzlichen  Besuch  meines  Vertreters  er- 
laube ich  mir,  Sie  in  einer  Angelegenheit  um  Rath  zu  fragen,  welche  mit 
den  Interessen  unseres  handelsgeograpbiscben  Vereins  eng  zusammenhingt. 
Nicht  die  Ausbreitung  unseres  * Wirtschaftsgebiet*»"  auf  Theile  de»  Aus- 
landes, sondern  die  Zuriidcdrlngung  der  Fremden,  besonders  der  Franzosen 
aus  unserem  eigenen  Gebiet  ist  es,  was  augenblicklich  am  Wichtigsten  ist. 

Es  ist  Thatsache,  dafs  in  großen  Theilen  Deutschlands  von  den  Bau- 
amtern  und  auch  von  anderen  Staatsbehörden  noch  immer  fremde,  besonders 
französische  Aquarellfarben  (Marke  Cbenal)  gebraucht  und  empfohlen  werden. 
Es  zeichnen  sich  besonders  Berlin  und  die  östlichen  Provinzen  in  dieser  Be- 
ziehung aus,  während  im  Westen  und  Süden  diese  Vorliebe  längst  über- 
wunden ist. 

Zunächst  möchte  ich  gern  wissen,  ob  nicht,  wie  ich  meine,  eine  Ver- 
ordnung existirt,  welche  den  Behörden  vorsebroibt,  dafs,  wenn  irgendwelche 
Bedarfsartikel  ebenso  gut  und  ebenso  billig  im  Inland  fabrizirt  werden,  solche 
Torznzlehen  seien. 

Auf  Grund  einer  solchen  Verordnuug  würde  ich  mich  dann  an  die  betreffen- 
den höheren  Reamten  derjenigen  Verwaltungswege  wenden,  welche  für  mich 
io  Frage  kommen:  also  Eisenbahn-,  Wege-,  Brücken-,  Wasserbau-,  Armee-  und 
Marine-Behörden.  — Ich  würde  diesen  Muster  meiner  Aquarellfarben  ein- 
senden und  sie  bitten,  die  Qualität  prüfen  zu  lassen,  um  ihnen  zu  beweisen, 
dafs  in  Deutschland  gleichwerthige  Farben  gemacht  werden,  und  falls,  wie 
zu  erwarten  steht,  die  Herren  auch  zu  diesem  Urtheil  kommen,  sie  dann 
bitten,  in  Bezug  auf  Farben  ihre  Untergebenen  auf  diese  Verordnung  noch 
einmal  aufmerksam  zu  machen. . . .* 

Wir  erlauben  uns,  diesen  Ausführungen  hinzuznfügen,  dafs  es 
doch  für  selbstverständlich  gelten  mnfs,  dafs  gerade  die  deutschen 
Behörden,  was  den  Bezng  von  Waaren  aus  dem  Inlande  betrifft, 
mit  gutem  Beispiel  vorangehen  sollten,  vorausgesetzt,  dafs  im  In- 
lande die  betreffenden  Waaren  ebenso  gut,  zweckentsprechend  und 
preiswürdig  hergestellt  werden,  wie  im  Aaslande.  Übrigens  bestehen 
unseres  Wissens  solche  Verordnungen,  wie  sie  unserem  Korre- 
spondenten vorschweben,  in  der  That  und  zwar  in  Form  von 
Miuiaterialreskripten;  vielleicht  ist  einer  unserer  Leser  im  Stande, 
uns  das  Datum  derselben,  dessen  wir  uns  nicht  mehr  erinnern, 
anzugeben. 

{Schließlich  möchten  wir  unserem  verehrten  Herrn  Korrespon- 
denten noch  anheimgeben,  auf  Grand  einer  solcher  Verordnung  • 


nicht  blofs  eine  Eingabe  nebst  Mustersendungen  an  die  betreffende 
oberste  Instanz  zu  senden,  sondern  zugleich  über  die  Nichtbeachtung 
jenes  Reskriptes  förmliche  Beschwerde  zu  führen. 

Beabsichtigte  Anlage  elektrischer  Beleuchtung  ln  sfiditalieni- 
schen  Städten.  (Originalbericht  aus  Neapel.)  Ich  gebe  Ihnen 
Nachricht  von  folgenden  Unternehmungen,  hoffend,  unsere  deutsche 
Industrie  werde  sich  dabei  betheiligeo  und  sich  nicht  durch  Eng- 
land den  Rang  ablaufen  lassen. 

Mehrere  kleinere  Städte  des  Südens  wollen  elektrische  Beleuch- 
tung eiorichtcn;  mit  den  sindaci  von  zwei  Gemeinden  bin  ich  be- 
reits einig.  Die  eine  von  diesen  Städten  hat  14<XX)  Seelen;  sie 
wird  jetzt  mit  120  Petroleumlampen  beleuchtet,  die  auf  übliche 
Distanz  vertheilt  sind.  Nunmehr  wird  deren  Ersatz  durch  elektrisches 
Licht  gewünscht;  die  Gemeinde  kann  bis  10000  Lire  pro  Jahr 
ausgeben;  abgesehen  von  der  Beleuchtung  des  Gemeindehauses  ist 
ein  Konsum  durch  die  Bewohner  nicht  ausgeschlossen,  doch  soll 
darauf  nicht  gerechnet  werden. 

Ganz  in  der  Nähe  (4  km  Bahnstrecke)  liegt  eine  andere  kleine 
Stadt,  deren  10000  Einwohner  ca.  6000  Lire  für  elektrische  Be- 
leuchtung aasgeben  würden;  von  der  Provinz  ist  ein  Zuscbufs  für 
die  Beleuchtung  der  Landstraße  zu  erwarten.  Eine  Fabrik  hier- 
selbst  erzeugt  ihr  eigenes  elektrisches  Licht,  würde  aber  wohl 
lieber  ihre  Kraft  anders  verwenden;  der  Preis  der  Kohlen  bis  dort 
stellt  sich  beute  auf  27  Lire.  Eine  dritte,  auch  nur  durch  120 
Petroleumlampen  erleuchtete  Stadt  mit  17000  Seelen  ist  ebenfalls 
geneigt,  elektrisches  Liebt  einzufübren;  ihr  Budget  erlaubt  hierfür 
eine  Ausgabe  von  10000  Lira  jährlich.  Es  sind  dort  ferner  ver- 
schiedene industrielle  Etablissements,  seitens  deren  auf  eine  Ein- 
nahme von  mindestens  5000 Lire  jährlich  zu  rechnen  ist;  außer- 
dem rednzirt  sieb  der  Kohlonpreis  hier  auf  25  Lire. 

Die  Kontrakte  können  auf  viele  Jahre  gemacht  werden;  die 
Gemeinden  sind  so  gut  wie  schuldenfrei  und  sehr  zahlungsfähig; 
die  Zahlungen  sind  sichergestellt  durch  den  Ertrag  der  Octroi- 
Einoabmen  oder  dnreb  sonstige  Steuern. 

Es  wäre  sehr  erwünscht,  wenn  Offerten  recht  bald  eioliefen ; 
denn  wir  erhalten  Bewerbungsmeldungen  sowohl  aus  England  wie 
ans  der  Schweiz. 

Erhöhung  der  Zollsteuer  auf  Hopfen  in  Rußland.  Wie  aus 

Petersburg  gemeldet  wird,  beräth  die  Tarif-Kommission  soeben  einen 
vom  Dominen-Ministerinm  befürworteten  Antrag  der  Hopfen-Produ- 
zenten in  Wolhynien,  bezüglich  einer  Belastung  ausländischen  Hopfens 
mit  einer  Zuschlagstcuer  von  10  Rbl.  Gold  = 16  Rbl.  Kredit  pro  Pnd 
(a  l6„-»tf  kg),  die  sebou  in  den  nächsten  Monaten  in  Kraft  treten 
soll.  Durch  diese  Steuer  hofft  inan  die  Bierbrauer  zu  zwingen,  nnr 
noch  einheimischen  Hopfen  zu  verwenden,  da  der  ausländische  bei 
einem  solchen  Aufschläge  der  Zollsteucr  auf  dem  russischen  Markte 
überhaupt  gar  keinen  Zugang  mehr  finden  dürfte.  Und  in  der 
That  würde  sich  unter  Beibehaltung  der  importirten  Waare  die 
Belastung  der  Brauerei-Industrie  zu  einer  ganz  nnverbältnifsmäfsi- 
gen  gestalten.  Wie  aus  beiheiligten  Kreisen  berichtet  wird,  stellte 
sich  in  diesem  Jahre  je  nach  der  Qualität  der  Preis  von  ausländi- 
schem Hopfen  auf  20  bis  25  Rbl.  pro  Pud,  ein  sehr  niedriger  Preis, 
da  bestes  bairisches  Produkt  sonst  40  bis  50  Rbl.  pro  Pud  galt. 
Wird  nun  die  Absicht  verwirklicht  und  tbaUächlich  der  Goldzoll 
von  10  Rbl.  eingeführt,  so  muß  der  Hopfenpreis  auf  87  bis  42  Rbl. 
Papier  pro  Pnd  steigen.  Der  Unterschied  ist  ein  ganz  außerordent- 
lich großer;  denn  wenn  beispielsweise  in  einer  gröfseren  Bier- 
brauerei 1000  Pud  Hopfen  jährlich  verbraucht  werden,  so  ergiebt  sich 
aus  der  Zollbestenerung  lediglich  für  Hopfen  eine  Mehrausgabe  von 
ca.  13000  Rbl.  — Diese  Somme  dürfte  so  ungefähr  den  gesamraten 
Jahresgewinn  der  Brauerei  repräaentireo,  der  somit  in  Zukunft 
nicht  mehr  dem  Besitzer  des  Etablissement»,  sondern  geradenwegs 
dem  Zolldepartement  zufließen  würde.  In  wie  weit  es  aber  möglich 
sein  wird,  durch  einen  Aufschlag  anf  das  Bier  die  neue  Abgabe 
auf  die  Konsumenten  abzuwälzen,  bleibt  sehr  zweifelhaft.  Ein  ein- 
facher Übergang  vom  ausländischen  Hopfen  zum  rassischen  scheint 
aber  wegen  der  weit  geringeren  Qualität  des  letzteren  ausgeschlossen. 
Wir  verweisen  aut  unseren  Artikel  über  den  Hopfenbau  in  Rußland 
„Export“  Nr.  2,  1886,  uod  auf  die  dort  geschilderten  Bestrebungen, 
den  Anbau  dieses  Produkts  zu  bebeo.  Wie  weit  man  damit  uoch 
zurück  ist  und  wie  sehr  in  Bezug  anf  die  Qnslität  der  russische 
Hopfen  noch  zu  wünschen  übrig  läßt,  zeigt  folgender  Bericht  aus 
Riga;  „Ein  Handlongshaus  hat  sich  hier  in  letzter  Zeit  redlich 
Mühe  gegeben,  dem  russischen  Hopfen  am  Orte  Eingang  zu  ver- 
sebaffen.  Man  war  der  beträchtlich  niedrigeren  Preissitze  wegen 
anfangs  gern  bereit,  dieses  Streben  zu  unterstützen.  Man  bat  es 
aber  bei  Versuchen  bewenden  lassen.  Ganze  Baileo  der  aus  Moskau 
bezogenen  Waaren  erwiesen  sich  als  unbrauchbar.  Der  Hopfen  war 
in  feuchtem  Zustande  verpackt  worden,  sodaß  io  den  Dolden 


25 

1887.  EXPORT,  Or^an  de«  Central verein»  für  Handelsgoographie  etc.  Kr.  2. 


Rieb  Schimmel  gebildet  halte;  in  den  Hopfensficken  fanden  sich 
Lumpen,  Eisenstücke  und  andere  Fremdkörper  vor;  aus  manchen 
Hullen  entwickelte  sich  hei  der  Auflassung  ein  Geruch,  den  mau 
uui  keinen  Prcia  zur  Erzeugung  der  Bierwürze  verwenden  durfte. 
Durchweg  war  der  Hopfen  aufserdem  überreif  gepflückt  worden, 
die  Blüte  bereits  in  Saat  übergegaugeo ; somit  batte  derselbe 
seine  werthvollste  Beigabe,  das  Aroma,  eiogebüfst.  — Nach  solchen 
Erfahrungen  wird  der  gewissenhafte  Brauer  auf  den  ausländischen 
Hopfen  auch  trotz  des  hohen  Zolles  nicht  verzichten  können.“ 
Wenn  die  vielfachen  Versuche  mit  russischem  Hopfen  stets 
das  eiue  Ergehuifs  gehabt  habeu,  dufs  das  Bier  lange  nicht  von 
gleicher  Güte  ist,  wie  bei  Benutzung  des  importirten  Hopfens,  su 
liegt  der  Grund  wie  schon  früher  nachgc wiesen  — vornehmlich 
in  d«r  Geringwerlbigkeit  des  russischen  Hopfens  und  seines  Miuder- 
gebalts  an  Lupulin,  der  auch  bei  den  ausländischen,  in  Rußland 
gebauten  Sorten  sich  bemerklich  macht.  Dann  ist  aber  auch  die 
Behandlung  des  Produkts  eine  vielfach  noch  so  rohe  und  mangel- 
hafte, dafs  dasselbe  dabei  oft  genug  völlig  verderben  rauf*.  Ein 
häufiger  Grund  für  dir*  Verspätung  der  Ernte  und  des  daun  folgen- 
den Mißratheiis  des  Hopfens  liegt  in  dem  Mangel  an  Arbeitskräften 
zur  Einbringung  der  Ernte  in  einrr  Zeit,  wo  alle  übrigen  Feld- 
arbeiten auch  im  Gange  sind.  Dana  schiefst  die  Blüte  in  die 
Saut  und  die  Pflanze  verliert  ihre  werthvolloten  Eigenschaften. 
Daraus  ergiebt  sieb,  dafs  die  russische  Hopfenkultur  Hilfe  ganz 
anderer  Art  bedarf,  als  eines  so  hohen  Importzolles.  Die  Produktion 
sollte  rationell  gehoben,  dem  Uufug,  der  augenblicklich  mit  russi- 
schem Hopfen  getrieben  wird,  durch  eine  strenge  Marktordnung 
gesteuert  und  den  Hopfen-Konsumr-oten  eine  Waare  geliefert  werden, 
welche  sie  zur  Bierbrauerei  verwenden  können  — dann  brauchte 
man  keinen  solchen  Importzoll,  welcher  die  mit  dem  Hopfmkonsum 
im  Zusammenhang  stehende  Brauerei- Industrie  in  empfindlichster 
'Weise  schädigen  und  dem  inlfindiscben  Produzenten  — so  lange 
die  Verhältnisse  bleiben,  wie  seither  — nur  wenig  helfrn  wird. 

Die  Schfidigung,  die  bei  dem  voraussichtlichen  Rückgang  des 
Hopfenimports  nach  Rußland  das  Ausland  trifft,  wird  vornehmlich 
auf  Deutschland  fallen.  Es  wurde  Hopfen  importirt: 

1880  im  Werth  von  ....  1 *247  728  Rbl. 

1881  „ * „ . ...  1 043566  , 

1883  „ * „ . ...  1 674  000  * 

1884  „ „ . * . ...  1 634  (XX)  * 


Nord-Amerika. 

Eine  Wlnterreise  durch  den  nordamerikanlschen  Süden.  IX.  Von 

Dr  Emil  Decken.  (Vgl.  Nr.  6,  13,  SO,  26,  33,  36,  42  und  50.  «8»*,)  In 
erster  Linie  beschäftigt  uns  während  unseres  Aufenthaltes  iu  New  Orleans 
die  Weitausstal  hing,  und  obgleich  dieses  Unternehmen  bekanntlich  nls 
„WorltTf  Industrial  and  Cotton  Ceutennüil  Exposition"  int  Winter  de.«  Jahres 
1885,  ebensowic  als  .North.  South  and  Central  American  Exposition"  im 
Winter  des  folgenden  Jahres  in  mehrfacher  Beziehung  von  einem  traurigen 
Mißerfolge  tiegleitet  war,  so  können  wir  doch  nicht  anders  als  dankbar  da- 
rauf luritrkblicken.  Gewährt  uns  die  Ausstellung  doch  einen  überaus  prich-  I 
tigen  und  bequemen  Einblick  in  die  Keichthümer  der  verschiedenen  Theiß 
und  .Staaten  der  Union  sowie  auch  zugleich  in  den  gegenwärtigen  Stand  und 
die  Aussichten  der  Entfaltung  derseliten.  Freilich  mußten  wir  auf  Schritt 
und  Tritt  bedenken,  dafs  wir  uns  auch  in  New  Orleans  noch  in  dem  Lande 
befinden,  in  dem  die  Reklame  im  Wirthschaftslehen  nicht  weniger  als  Alles 
beherrscht,  und  freilich  durften  wir  außerdem  auch  niemals  vergessen,  daß 
hinter  dem  großen  «Aottr,  der  da  vor  unseren  Augen  ausgebreitet  lag,  die 
mannigfaltigsten  Tendenzen  und  Berechnungen  walteten  — vor  allen  Dingen 
die  Tendenz,  Einwanderer  und  Kapitalien  in  den  Süden  herein  zu  locken, 
um  dem  allgemeinen  Bankerotte,  dem  derselbe  nach  dem  grofsen  Kriege  ver- 
fallen war,  so  viel  als  möglich  zu  steuern  Dafs  wir  alle  die  üblichen  Trug- 
schlüsse aus  dem  schönen  Schauspiele  ziehen  und  alle  die  sanguinischen 
Illusionen  hegen  sollen,  wie  es  toad  wohl  zu  geschehen  pflegt,  war  aber 
in  unserem  Kalle  nicht  sehr  zu  fürchten.  Davor  bewahrten  uns  die  Fahrteu 
und  Wanderungen  in  dein  weiten  Lande,  die  wir  bereits  hinter  uns  hatten, 
sowie  auch  diejenigen,  die  uns  noch  bevormunden. 

Am  vollständigsten  und  glänzendsten  brachte  die  Ausstellung  die  ent- 
falteten und  unentfalteten  Hilfsquellen  des  Südens  und  des  Westen«  zur  An 
»chauung  — die  überschwengliche  natürliche  l’roduklionskraft  des  südlichen 
BodeuH  und  der  südlichen  Sonne,  die  bewuudemswerthen  Fortschritte  der  Neger- 
rasse, die  unermeßlichen  Gold-  und  Silberscbätze  der  Bergwerke  Colorados 
und  Nevadas,  die  Wunder,  welche  die  künstliche  Bewässerung  in  diesen 
I-indern  bezüglich  des  Getreidebaues  hervorgebracht  batte  usw.  tt»w.  Die 
Armseligkeit  und  Unfruchtbarkeit  viel  ausgedehnterer  Striche  des  Süden»,  die 
Verheerungen  der  dortigen  Kulturen  durch  die  Temperaturstürze  und  die 
periodischen  Dürren  und  Finthen,  die  absolute  Verlotterung  der  weitaus 
größten  Mehrzahl  der  Schwarzen,  die  rasche  Erschöpfung  der  Huuptminen 
in  dem  Westen,  und  die  zahlreichen  vollkommen  verunglückten  Versuch» 
mit  den  künstlichen  Bewfi.^etungsaiilagen  verhüllte  die  Ausstellung  mit 
einem  dichten  Schleier.  Was  den  Norden  betrifft,  so  waren  die  natürlichen  1 
Keichthümer  und  die  Leistungen  desselben  viel  lückenhafter  und  unvoll-  i 


ständiger  dargestelU,  so  wie  auch  der  Besuch  der  Aufteilung  aus  dieser 
Gegend  viel  zu  wünschen  übrig  Jiefs  Deutet  dies  nicht  ganz  gut  an, 
wie  New  Orleans  auch  selbst  bei  einer  solchen  Ausnahraegekgcuhcit  weit 
entfernt  davon  bleibt,  alle  Fäden  dos  nordauierikaußcheu  Wirtbscbafts- 
leheu»  in  sich  zu  vereinigen,  und  wie  man  in  New  York  und  Boston 
allgemein  durchaus  nicht  sehr  große  Hoffnungen  auf  die  Mississippi- Mün- 
dungstadt setzt. 

Eine  Universalausstellung  war  die  Ausstellung  von  New  Orleans  iu  Folge 
der  ziemlich  vnllständigeu  Zurückhaltung  der  europäischen  und  süd-  und  mittel- 
amerikanischen  Staaten  zu  keiner  Zeit,  und  finanziell  endigte  sie  iu  Folge 
des  geringen  Besuches  von  auswärts  mit  einem  sehr  schlimmen  Defizit. 
Ebenso  bezweifeln  wir  auch,  daß  das  schöne  Schauspiel,  welches  uu»  tür 
unsere  Studien  so  außerordentlich  amegoud  und  belehrend  war,  in  dom 
Grade,  wie  man  es  erwartet  hatte,  zu  der  wirth.vchaftlicheu  Wiedererhebung 
de»  Südens  und  zu  der  Festigung  und  Erweiterung  der  Handelsbeziehungen 
der  Union  mit  dem  spanisch  redenden  Amerika  beigetragen  haben  wird. 
IhKb  die  Ausstellung  eingehender  zu  bourthcilon  und  zu  besprechen  ist 
hier  nicht  der  Platz,  und  wir  weisen  nur  noch  flüchtig  auf  einige  Äußerlich- 
keiten in  dem  „Drum  und  Dran"  des  Festes  hin,  die  uns  für  die  Cresceut 
City  und  für  den  Süden  charakteristisch  zu  sein  scheinen- 

Auf  dein  Stadtplaue  von  New  Orleans,  den  wir  bei  unseren  .Streifzügen 
zu  Käthe  zu  ziehen  pflegten,  war  di«  Stelle,  auf  der  die  Ausstellung  abge- 
halten  wurde,  mit  dem  Namen  „City-Faik'1  — „Stadtpark*  — bezeichnet, 
wie  wir  bereits  gesagt  haben.  Wie  stellte  sich  nun  dieser  „Stadtpark*  in 
den  Monaten,  während  deren  wir  darin  aus-  uud  eiuzugehen  hatteu,  unseren 
Blicken  dar?  Io  erster  Linie  war  es  ein  ungeheurer,  mit  sauren  Gräsern 
bewachsener  Sumpf,  ganz  vou  derselben  Art  wie  derjenige,  den  wir  auf 
einem  künstlich  aufge*chültc1»n  Damme  vermittels  der  Straßeneisenbahn  zu 
durchmesaen  batten,  bevor  wir  an  den  Ausstellungsplatz  kamen.  Eine  An- 
zahl der  Ausstellungshallen  — namentlich  die,  welche  dem  liebeu  Vieh  ein- 
geräuint  waren  — stand  unmittelbar  in  diesem  Sumpf«  und  war  daher 
trockenen  Fußes  nur  auf  einem  Hretterpfade,  bezw.  auf  einer  langen  Bretter- 
brücke tu  erreichen.  Die  Draininitig,  die  man  zu  bewerkstelligen  gesucht 
hatte,  war  augenscheinlich  iu  jeder  Beziehung  Stückwerk  geblieben: 
dieselbe  hatte  gerade  hingereicht,  einen  großen  Teich  zwischen  der  „Haupt- 
halle" und  der  „Straßetiballe"  zu  füllen,  den  man  im  Hinblick  auf  das  be- 
kannte amerikanische  Kanalprojekt  .Nicaragua-See"  nannte.  Auf  der  (rucken 
gelegten  Strecke  vor  dem  Haupteingange  gewahrten  wir  ein  Dutzend  küm- 
merliche Slriucher,  denen  weder  der  Boden  noch  da»  Klima  zuzuaageu 
schienen,  sowie  ein  paar  über  alle  Begriffe  schäbige  Rasenplätze.  Das  war 
kein»  von  den  vielgepriesenen  Bildern  halbtropischer  Natur,  welch»  uns  die 
Ausstellung  versprochen  hatte.  Nur  eine  einsame,  hübsche  Allee  von  alten 
ehrwürdigen,  greisen  hart  bebangenen  Lebenseichen  führte  nach  der  Garten- 
bau-Au.xsieliungshalle,  uud  vor  dieser  Halle  hatte  man  auch  eine  Anzahl 
Palmen  und  Agaven  in  «las  Freie  gepflanzt,  ln  welchem  Zustande  befanden 
sich  aber  «fiese  Gewächse  der  Tropenwelt!  Sie  ließen  «ammt  und  sonder» 
traurig  mul  welk  ihre  Blätter  hangen  und  waren  fast  ohne  Ausnahme  völlig 
abg  estorben.  Es  war  ja  eben  einer  jener  bösen  Winter  gewesen,  wie  sie 

New  Orleans  und  die  niederen  Breiten  von  Nord-Amerika  so  häutig  heim- 
suchen, uud  demselben  waren  die  juugen  Anpflanzungen  selbst verständlich 
tu  allererst  zum  Opfer  gefallen.  Der  Versuch,  für  die  Ausstellungsgisto 
über  Nacht  einen  improvisirteu  „Stadtpark"  zu  schaffen,  war  in  der  Thal 
kläglich  mißlungen.  Selbst  die  Crocus-  und  Tulpenbeete,  die  man  eutlaug 
der  jlauplhalle  angelegt  hatte,  fingen  erst  im  März  und  April  an  zu  blühen 
— gleichzeitig  mit  den  Kosen  in  den  Privatgärteu  auf  Charles-Avenue. 

Fertig  fanden  wir  die  Ausstellung  ein  Vierteljahr  nach  ihrer  Eröffnung 
noch  lange  nicht.  Überall  wurde  noch  gezimmert,  ausgepackt  uud  arrangirt, 
und  überall  thiirmten  sich  vor  den  Eingängen  noch  unschöne  Haufen  leerer 
und  gefällter  Kisten  und  Emballage-Materialien  auf.  Wie  ist  dies  in  dem 
Süden  aber  anders  denkbar! 

Die  mit  der  Ausstellung  verbundenen  Restaurant»  und  CaWs,  die  zu 
einem  großen  Tbeile  von  Deutschamerikanern  unterhalten  waren,  erwieseu 
sich  durchgängig  viel  schlechter  als  di«  in  der  Stadt,  und  in  denjenigen 
mit  Ncgorbedienung  hatten  wir  in  der  Kegel  harte  Geduldproben  zu  be- 
stehen, bevor  uns  Speis«  und  Trank  aufgetragen  wurde  Das  „Lun  apre# 
f’cm/rc”!  wird  ja  von  dem  farbigen  Kellner  sehr  buchstäblich  befolgt. 

Trotz  alledem  und  alledem  war  die  Weltausstellung  von  New  Orleans 
aber  ein  schönes  Fest,  und  es  ging  in  den  Hallen  sowie  in  den  Restaurants 
und  auf  «Jen  Wandelbahnen  des  fragwürdigen  Parkes  immer  sehr  lustig  her. 
wozu  wohl  die  ungemein  lebhafte  Anlheilnahme  der  Farbigen  — die  ohne 
Zweifel  verhältnißmäßig  eine  weit  regere  war,  als  di«  der  Weißen  — sehr 
viel  beitrug.  K*  wurde  konzertiii,  es  wurde  in  Prozessionen  hin-  und  her- 
marschirt  — namentlich  von  den  Farbigen  — es  wurden  Feuerwerk«  über 
Feuerwerke  abgebrannt,  man  brachte  iu  dem  „Nicaragua- St»“  Seeminen  und 
Torpedos  zur  Explosion,  es  gab  zahllos«  ,Jre*  drinka"  — und  dafs  man  es 
in  New  Orleans  mit  einem  lebenslustigen  Völkchen  zu  thun  hat,  mußte  einem 
dabei  wohl  klar  werden. 

Doch  nun  zurück  zur  eigentlichen  Stadt,  von  der  wir  bisher  noch 
keineswegs  alle  Eigeiithümlicbkciten  kennen  gelernt  haben. 

Das  Hin*  und  Herwandern  zwischen  dem  Ausstellungsplatze  und  der 
innere»  Stadt  war  während  der  ganzen  Zeit  nur  auf  einer  emzigeu  Straße 
möglich  — auf  der  erwähnten  Charles  Avenue  — , während  es  auf  allen 
anderen  .Straßen  durch  den  Sumpf,  in  dem  die  Stadt  ebenso  wie  die  Aus- 
stellung stand,  kategorßcli  verboten  war.  Doch  welcher  Thor  wird  denn 
auch  iu  New  Orleans  viel  wandern!  Ist  es  dazu  an  den  meisten  Tagen  nicht 
viel  zu  heiß  und  schwül!  Und  handelt  es  sich  daselbst  nicht  immer  um 
noch  riesiger«  Entfernungen  als  in  anderen  amerikanisch«!!  StMlen!  Wie 
„maynifiicnt’  di«  „dufancca*  in  New  Orleau»  sind,  kann  man  ermessen, 
wenn  man  überlegt,  dafs  das  .Stadtgebiet  noch  größer  ist  al*  das  vou 
I.on«lon,  nbichon  die  Stadt  nur  250000  Einwohner  zählt.  Um  vorwirt» 


GoOgi 


ie 


Nr.  2. 


26 

EXPORT,  Organ  des  Centralvereins  für  H&ndeUgeogropUe  etc. 


1887. 


zu  kommen,  benutzt  man  also  wie  in  den  anderen  aracriknniiscbcu  Grufs- 
und  Kleinstädten  die  Pferdebahn  oder  die  Dampf-.Straßeneßenhahn,  und 
solcher  Hahnen  führen  nach  dem  Ausstellungs-Parke  auf  schmalen  auf* 
geschatteten  Dämmen  drei.  Wenn  man  von  Pferdebahnen  bei  New  Orleans 
redet,  so  begebt  mau  freilich  im  Grumte  genommen  einen  Fehlor.  Es  sind 
keine  Pferde,  die  man  den  betreffenden  Fahrzeugen  vorgespannt  bat,  sondern 
durchgängig  Mault  hier«,  häßliche  langohrige  und  langbeinige  Zwittergeschöpfe, 
im  Vergleich  mit  deneu  uns  ein  wohlgebauter  Esel  immer  außerordentlich 
aristokratisch  dünkte,  di«  aber  das  südstaatliche  und  insbesondere  das  New* 
orleanser  Klima  viel  besser  ertragen  als  die  Pferde-  Das  ungemein  störrige 
Thier  spielt  dem  Pferdebahnbetriebe  — man  entschuldige  die  contradictio 
in  a4j<cto  — nur  zuweilen  den  Streich,  daß  es  urplötzlich  eine  Viertel- 
stunde lang  nicht  von  der  Stelle  geht,  der  Kutscher  mag  es  peitschen  so  sehr 
er  will.  Die  Zeit  ist  aber  in  dem  Süden  lange  nicht  so  kostbar  al»  in  dem 
Norden,  vrie  man  weifs,  und  endlich  besinnt  sich  wob)  auch  das  „muk“ 
ein ea  Besseren. 

Trotz  der  zahlreichen  Spuren  südlichen  Schlendrians  und  südlicher  Ver- 
lotterung, die  wir  in  der  Stadt  sowie  an  ihrem  Ausstellungspark«  wahrgenotn- 
men  haben,  ist  New  Orleans  in  vieler  Beziehung  eine  wahre  Wunderstadt. 
Wer  das  nicht  würdigen  wollte,  der  würde  sich  die  gröbste  Ungerechtigkeit 
gegen  dieses  interessante  Gemeinwesen  zu  Schulden  kommen  lassen.  Wo  gab 
es  denn  wohl  «ine  Stadl  in  der  Welt,  die  mit  größeren  natürlichen  Schwie- 
rigkeiten bezüglich  ihrer  Existenz  und  ihres  Etuporhlübens  zu  kämpfen  ge- 
habt hat  ? Nicht  an  der  Newa,  nicht  an  der  Mündung  der  Amstcl  in  Hol- 
land, und  nicht  in  den  Lagunen  vor  der  Brenta-Mündung.  Auf  sumpfigem 
Grunde  und  in  das  Wasser  hinein  halt«  man  ja  allerdings  in  Petersburg,  in 
Amsterdam  und  in  Venedig  auch  zu  bauen.  Aber  was  für  ein  allgewaltiger 
unbändiger  Biese,  gegenüber  dem  jedes  Menschenwerk  als  ein  reines  Nichts 
erscheinen  will,  ist  der  Mississippi  zur  Zeit  seiner  Horhßuthen,  sobald  inan 
ihn  neben  die  genannten  europäischen  Flüsse  stellt!  Und  wie  viel  schlim- 
mer sind  die  Miasmen  und  Fieberd linste,  die  dem  .Sumpf lande  in  den  ame- 
rikanischen Halbtropeu  entsteigen!  Wie  viel  schwieriger  waren  sodann  auch 
fast«  Landwege  bcrzustelfen,  die  mit  dem  großen  natürlichen  Wege  Hand 
in  Hand  wirken  mußten,  um  die  große  Handelsstadt  zur  Entfaltung  zu 
bringen ! 

Auf  der  ganzen  107  englische  Meilen  langen  Strecke  von  der  Mississippi- 
Mündung  aufwärts  lag  bei  New  Orleans  der  erste  einigermaßen  landfeste  Punkt 
an  einer  alten  niederen  Dünenkette,  die  sich  zwischen  dem  Strome  und  dem 
großen  See  Ponte  hart  rain  hinxog,  und  an  diesem  Punkte  gründete  der  franzö- 
sische Kanadier  Jean  Baptist«  Lemoyn*  de  Bienvillc  iio  Jahre  1718 
die  Stadt,  in  der  Voraussetzung,  daß  das  Hochwasser  des  Mississippi  so  hoch 
nicht  steigen  werde.  Ein  Jahr  danach  wurde  die  Stadt  aber  vollkommen 
überflut  bet  und  mit  gänzlicher  Vernichtung  bedroht;  wenig  fehlte  daran, 
daß  man  den  Platz  wieder  geräumt  hätte.  Man  sucute  sieb  durch 
einen  Damm  rings  um  die  Stadt  za  schützen,  aber  ohne  großen  Erfolg. 
.Schlimme  Ceberschweramungen  kehrten  beinahe  jährlich  wieder,  die  schlimm- 
sten aber,  welche  die  Existenz  der  Stadt  immer  von  Neuem  in  Frage  »teilten 
und  ihr  Gedeihen  in  empfindlichster  Weise  hemmten,  in  den  Jahren  1735, 
1770,  1782,  1785,  1796,  1799,  1816,  1831,  1837,  1844,  1846  und  1884. 
Mittlerweile  ließ  sich  aber  die  menschliche  Energie  auch  immer  mehr  in 
den  Kampf  mit  dem  bedrohlichen  Elemente  ein,  und  es  entstand  allmählich 
ein  großartig«*»  System  von  .Schutzdammcn  und  künstlichen  Stromufern  — 
sogenannten  „Jevers“  — das  insgesammt  die  ungeheure  Summe  von  150  Mil- 
lionen Dollars,  gegen  637  Millionen  Mark,  verschlungen  haben  soll,  aber  da- 
für den  Bewohnern  der  Stadt  heute  auch  eine  verhältnißmißig  große  Sicher- 
heit gewährt  und  es  ihnen  zugleich  ermöglicht  hat,  weiter  und  weiter 
hinein  in  den  Sumpf  zu  bauen,  der  die  erwähnte  Dun«  — die  Metairie- 
Kidge  — auf  allen  Seiten  umgiebt.  Der  bei  weitem  größte  Theil  der  Stadt 
liegt  heute  etwa  6 Fuß  tiefer  aß  der  Spiegel  de«  Mississippi- Hochwassers. 

Als  ein  Glück  für  die  Stadt  muß  es  unter  den  obwalteuden  Umständen 
bezeichnet  werden,  «laß  der  Kieacnslrmn  sich  in  ihrer  Gegend  dem  bekann- 
ten Bär 'sehen  Gesetze  ziemlich  vollkommen  zu  fügen  scheint,  und  daß  er 
iu  der  halbmondförmigen  Biegung,  die  er  um  ihre  iläusermasse  herum  macht, 
immer  nur  das  rechte  Ufer  benagt  und  unterwäscht  — so  wie  es  jenes  Ge- 
setz verlangt  — während  er  dagegen  an  dem  linken  Ufer  be&tändig  neue 
Schlamm-  und  Sandmaksen  absetzt.  Den  Urxta  wird  auf  die*«  Weise  kein 
Uebermaß  von  Widerstandskraft  und  Haltbarkeit  zugomuthet,  und  die  An- 
schwemmungen vermehren  »«gar  den  städtischen  Baugrund  alljährlich  um 
einen  Strcifeu  von  4 Meter  Breite  — ein  ganz  hübsches  Zeugmfs  dafür,  in 
welchem  kolossalen  Maßstab«  der  Flußriese  seiu  geologisches  Work  voll- 
bringt. Reichlich  um  denselben  Betrag  wird  das  rechte  Ufer  im  jährlichen 
Durchschnitt  weggewaschen,  und  die  Vorstädte  Algier  und  Gretna,  »eiche  da- 
selbst angelegt  tdnd,  erscheinen  auf  diese  Weise  dem  unausbleiblichen  Un- 
tergang« geweiht. 

Nicht  blofs  von  dem  Mississippi  her  hat  New  Orleans  übrigens  Ver- 
heerungen durch  Überschwemmung  zu  fürchten,  sondern  auch  von  dem  Lake 
Pontchartroin  her,  und  wenn  sich  die  Klutheu  de«  Sees  mit  den  Fiuthen  des 
.Stromes  vereinigt  über  die  Stadt  stürzen,  so  hat  man  wohl  viel  Ursache,  für 
dieselbe  zu  zittern.  Zur  Zeit  laug  andauernder  heftiger  Stürme  vom  Golfe 
her  ist  ein«  solche  verhiugnißvolle  Kombination  immer  möglich. 

Harmloser  sind  die  Überschwemmungen,  die  in  New  Orkan»  beinahe 
allwöchentlich  von  den  heftigen  tropischen  Regengüssen  hervorgerufen  wer- 
den, obgleich  es  dem  Fremdlinge  bedenklich  genug  erscheint,  wenn  die  zahl- 
losen Kanäle,  welche  die  Stadt  durchziehen,  da»  Wasser  nicht  mehr  zu  fassen 
vermögen,  und  wenn  dussclbe  a)b-ntliulbcn  hcraustritt  und  in  den  Strafsen 
fußhoch  steigt.  Die  Einheimischen  sind  auch  an  dl— C«  Übel  gewöhnt,  »ie 
legen  Notbbrückeu  auf  den  Fußpfaden,  sie  ziehen  hohe  Wasserstiefel  an 
«nd  waten  tapfer  hindurch,  oder  sic  warten  auf  ihren  Baikonen  und  Gele- 
rieeu  ruhig,  bis  sich  die  Sintfluth  wieder  verlaufen  hat.  Auch  die  Pferde- 
bahnen oder  vielmehr  deren  Wegen  stellen  bei  solchen  Gelegenheiten  ihr 


Werk  in  der  Kegel  nicht  ein,  machen  dann  aber  »ehr  den  Eindruck, 
als  seien  es  von  schwimmenden  Rossen  gezogene  Schiffe.  Als  ein  großer 
Segen  müssen  die  zuletzt  erwähnten  Cherfliithungco  insofern  galten,  als 
sie  den  Unrath,  der  in  den  Kauälen  und  in  den  Straßen  aufgehüuft  lfe^t, 
zu  einem  großen  Tbcile  mit  fortschwemmen,  und  als  sie  sozusagen  die 
Straßenreinigung,  weiche  sonst  so  sehr  im  Argen  Hegt,  übernehmen,  wenig- 
stens bis  zu  einem  gewissen  Grade. 

Um  des  Wassers,  das  aus  den  Wolken  herabstürzt,  sowie  auch  des- 
jenigen, das  von  dem  Strome  und  von  dein  See  auf  ober-  und  unterirdischfti 
Wegen  herbeisickert,  Herr  zu  werden,  und  um  den  amphibischen  Baugnu. <b 
auf  dem  ihre  Häuser  iu  Folge  dessen  stehen,  wenigsten.»  einigermaßen  trocken 
zu  legen,  haben  die  Bürger  von  New  Orleans  das  Gebiet  ihrer  Stadt  auch 
noch  in  holländischer  Weise  mit  Hunderten  von  Kanälen  durchzogen,  und 
in  diesen  treiben  sie  das  Übermaß  durch  große  Dampf-Pumpwerke  hin  nach 
dem  I.*i«  Pontcbartrain.  Daß  sie  das  Wasser  nach  diesem  So«  hin  leiten, 
nicht  nach  dem  Mississippi,  hat  seinen  Grund  darin,  daß  der  Strom  höher 
liegt  als  der  See,  was  boi  einem  so  klassischen  Delta,  wie  es  «ich  der 
Mississippi  aufgebaut  hat,  nicht  anders  erwartet  werden  kann.  Das  Weg- 
flicßcD  alle»  Wassers  von  dem  Stromufer  macht  nichtsdestoweniger  einen 
sehr  eigentümlichen  Eindruck.  Ein  llauptkanal,  der  den  Mississippi  out 
dem  Lake  Pontchartrain  verbindet,  dient  übrigens  gleichzeitig  der  Schiff- 
fahrt, und  Ähnliches  gilt  auch  von  dem  Bayou  St.  John,  der  einen  der  natür- 
lichen Nebenarme  des  Mississippi  nach  dein  See  hin  bildet. 

Man  erkennt  aus  dem  G •‘sagten  wohl,  daß  cs  bezüglich  der  Crwsceat- 
City  mehr  als  bezüglich  anderer  Städte  in  der  Welt  heißt:  Alles  ist  au» 
dem  Wasser  entsprungen!  Da»  Wasser  bildete  nicht  bloß  die  llaupthandeß- 
straßen,  durch  die  dieseB  Gemeinwesen  zu  höherer  Bedeutung  gelangte,  son- 
dern dem  Wasser  mußte  auch  der  Boden  abgeruugen  werden,  auf  dem  es 
begründet  wurde,  und  gegen  da»  Wasser,  da»  es  von  rechts  und  link»,  v- 
wie  von  oben  und  unten  bedroht,  hat  es  zugleich  auch  noch  heuto  einen 
beständigen  schweren  Kampf  um  sein  Dasein  zu  führen.  Man  kann  von 
ihm  sagen  wie  von  einem  Theile  von  Holland:  es  Ist  ein  leckes  Schiff,  auf 
dem  man  nicht  von  den  Pumpen  weichen  darf,  wenn  man  es  oben  ballen 
will,  ein  sich  selbst  vollsaugender  Schwamm,  den  man  täglich  von  Neuem 
au  »drück  cu  muß. 

Da  die  künstliche  Entwässerung  ebenso  w ie  der  künstliche  Deichschutz  der 
Stadt  in  verschiedener  Hinsicht  ihren  Zweck  nur  unvollkommen  erreichen, 
so  »teilen  die  meisten  Häuser  noch  obendrein  auf  einem  Gerüste  von  Batkcu. 
da»  »ich  mehrere  Fuß  über  den  Erdboden  erhebt  — aß  eine  Art  moderner 
: Pfahlbauten.  Den  Todten  aber  bereitet  man  auf  den  Kirchhöfen,  um  »D 
nicht  iu  das  Grundwasaer  und  iu  den  permanenten  oder  periodischen  Morast 
hinein  zu  betten,  und  ura  die  Luft  dadurch  nicht  noch  mehr  mit  Peslhaurh 
füllen  zu  lasae»,  festgemauerte , lufl-  und  wasserdichte  oberirdische  Grab- 
gewölbe, die  wie  mächtige  Backöfen  au&seben,  und  iu  denen  die  Leichen 
in  der  That  durch  die  Einwirkung  der  Sonnenhitze  — von  einer  .kühle«  < 

Gruft“  ist  in  diesem  Kalle  nicht  die  Rede  — einem  sehr  schnellen  trockenes  I 

| VerweBungsprozes.se  unterliegen. 

Mitten  in  ihrem  unendlichen  Überflüsse  an  Wasser  leiden  die  Bewohner  I 
von  New  Orleans  doch  seltsamerweise  auch  wieder  Mangel  an  Wim«. 
nämlich  Mangel  an  Trinkwasser,  und  um  sich  dasselbe  zu  verschaffen,  haben 
sie  ebenfalls  sehr  umfassende  und  großartige  Vorkehrungen  nölhig 
gehabt.  Die  Fluth,  die  aus  dem  Boden  <|u>l)t  und  die  im  Norden  der  Stadt 
vorüberfließt,  ist  ja  trüb«  und  schlammig  und  ihrer  beigemeugten  organisch« 
und  unorganischen  Bestandtheile  halber  ebensowenig  ohne  weiteres  genießbar 
wie  die  Salzfluth  de»  Meeres.  Meist  hilft  man  sich  nun  damit,  daß  man  da* 
Uegcnwassor  in  ungeheuren  Gefäßen  au«  Zedernholz,  dir  man  wie  in  der 
Wüste  „Zisternen“  nennt,  auffängt,  ln  geringerem  Umfange  unterwirft  mW 
das  Mississippi- Wasser  einem  Destillation» verfahren  Auf  diese  Weise  schafft 
man  »ich  den  kühlenden  Trank,  dessen  man  so  «ehr  benöthigt.  Die  hölzern« 
Zisternen,  die  in  der  Regel  unmittelbar  an  die  Häuser  angebaut  sind  »m*l 
dieselben  öfters  wie  gedrungene  Fe.-*tung»thürine  üherrageu,  geben  der 
äußeren  Physiognomie  der  Stadt  einen  eigenartigen  Charakterzug  mehr.  DD 
Beschaffenheit  des  Wassers,  die  sie  liefern,  finden  wir  im  Allgemeinen  gjmr 
befriedigend,  wobei  wir  aber  freilich  hinzufägen  müssen,  daß  wir  Ne* 
Orleans  bei  Beginn  der  schlimmen  Jahreazeil  verließen.  An  eine  Was» Öl- 
leitung von  einem  fernen  Hügel-  oder  Berglaude  her  ist  bei  der  Mississippi' 
Mündungsstadt  natürlich  nicht  gut  zu  denken. 

Die  öffentlichen  Bauten  der  Stadt,  die  sich  nicht  auf  den  Kampf  uiit 
dem  Wasser  oder  um  da»  Wasser  beziehen,  sind  fast  ohne  Ausnahme  un- 
bedeutend, was  boi  dem  chronischen  Bankerotte,  in  dem  »ich  der  öffent- 
liche Säckel  Ivefindet,  nicht  gut  anders  denkbar  ist.  Der  große  Granitban. 
den  die  Zontralregierung  der  Vereinigten  Staaten  auf  Canalstreet  er- 
richtet hat  und  der  gleichzeitig  als  Zollamt  und  als  Postamt  zu  diene« 
bat,  sicht  plump  und  unbeholfen  aus,  da  di«  Millionen,  welche  der- 
selbe gekostet  hat,  in'  der  landesüblichen  Weise  zuiu  größten  Theiß  i« 
die  Taschen  von  Betrügern  geflossen  sind.  Die  alte  St.  Louis- Kathedrale 
ist  innen  wie  außen  mehr  wunderlich  als  schön.  Den  angenehmsten  Eindruck 
macht  die  Uity-Uall,  die  au«  weißem  Marmor  erbaut  und  hübsch  mit 
Freitreppe  und  Säutcnvorballe  geschmückt  ist;  dieselbe  bat  aber  auffallend 
bescheidene  Dimensionen.  Sonst  sind  höchstens  noch  die  große  Baumwolle®’ 
börse,  die  in  dem  ersten  Baumwollen-Expvrthafeu  der  Well  natürlich  nicht 
fehlen  kann,  und  da»  St.  Charles- Hotel  bemerkenswert!!. 

An  Monumenten  ist  die  Stadt  durch  die  Initiative  einzelner  Bürger, 
um  deren  Zahlungsfähigkeit  es  vielfach  weit  besser  bestellt  ist,  bedeuten« 
reicher  Das  stattlichste  derselben  ist  dem  militärischen  Führer  de«  Südens  in  de« 
Bürgerkriege  — dem  General  Robert  E.  Lee  — gewidmet,  ein  anderes  de* 
Vorkämpfer  der  Sklavenemanzipution  — II.  Clay  — , ein  Zeichen,  daf« 
der  Crcscent  - City  für  die  widerstreitendsten  Prinzipien  Raum  vorhanden 
ist.  ln  der  Welse  anderer  Großstädte,  die  ausschließlich  von  dem  ilaad«* 
letien,  war  New  Orleans  jederzeit  eine  leichte  Beute  des  Sieger»,  und  so  wie 


1887. 


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EXPORT,  Organ  des  CentraWeremB  für  U&ndelageographie  etc. 


Nr.  2. 


es  kühlen  Blutes  und  ohne  jeden  WidersUnd  den  Obergang  von  der  Iran- 
xösischen  zur  »panischen , von  der  spanischen  zur  franiü»i*ch«n  und 
endlich  von  der  französischen  zur  amerikanischen  Herrschaft  ertrug,  so 
überllefe  es  sich  auch  willig  den  Emanxipationftten,  nachdem  die  Sklaven- 
harone  im  Kampfe  einmal  unterlegen  waren.  Ein  drittes  Denkmal,  da.-  auf 
dom  mit  immergrünem  Strauchwerk  gezierten  Haupt-Square  steht,  gilt  dem 
General  Jackson,  dem  Besieger  der  Engländer.  Auf  dem  Schlachtfelde,  wo 
dieser  Feldherr  seinen  entscheidenden  Sieg  errang,  erhebt  sich  aufterdem 
auch  noch  einer  der  groben  amerikanischen  Obelisken ; derselbe  befindet 
sich  aber  durch  die  Einwirkung  der  südstaatlichen  Witterung  in  einem  trost- 
losen Zustande  und  ist  eigentlich  niemals  vollendet  worden. 

In  Bezug  auf  das  Gesellschaffoleben  und  das  Nationalitätengemisch  von 
New  Orleans,  das  so  überaus  interessant  ist,  weil  jjich  in  ihm  noch  viel 
heterogenere  Elemente  mit  einander  berühren  und  mit  einander  zu  ver- 
schmelzen suchen,  ats  in  den  anderen  amerikanischen  Städten,  müssen  wir 
uns  an  dieser  Stelle  auf  einige  kurze  Bemerkungen  beachrinken.  Neger, 
Mulatten,  Quadronen,  Chectaw- Indian  er,  Chinesen,  Spanier,  Franzosen,  Iren, 
Deutsche,  Angelsachsen  — Alles  ist  vertreten  und  Alles  wogt  auf  Straften 
und  Märkten  bunt  durcheinander,  sich  mit  einander  verständigend,  mit  ein- 
ander feilschend,  und  trotzdem  seine  Eigenart  zum  Theil  mit  grober  Zähig- 
keit festhalteud.  Für  den,  der  sich  für  die  Kragen  der  Rassenverschmelzung 
interessirt,  bieten  sich  hier  die  mannigfachsten  Probleme  dar. 

Bezüglich  der  Neger,  die  etwa  27  w/o der  Bevölkerung  bilden  — für  eine 
Hauptstadt  des  Südens  ein  verhlltniftmäftig  geringer  Satz  — müssen  wir 
im  Allgemeinen  aufrecht  erhalten,  was  wir  in  unseren  früheren  Skizzen  zu 
ihrer  Charakteristik  gesagt  haben.  Indessen  haben  wir  nochmals  ausdrück- 
lich darauf  hinzuweUen,  dafs  dieselben  in  New  Orleans  als  wirtschaftlicher 
Faktor  auf  einer  wes  entlieh  höheren  Stufe  stehen,  als  dort,  wo  wir  sie 
früher  beobachtet  haben.  Man  sieht  die  schwarzen  Burachen  viel  rüstiger 
und  eifriger  an  der  Arbeit  als  anderwärts,  namentlich  in  dem  Hafen,  wo  es 
gilt.  die  ßautnwollenhallen  zu  verladen,  und  man  begegnet  ihneu  auch 
häufiger  als  in  anderen  Orten  in  anständigen  und  ganzen  Kleidern,  ja 
raun  störst  sogar  hier  und  da  auf  sehr  elegant  gekleidete  schwarze 
„Ladies"  und  „ Gmtlemen ”,  die  es  zu  einem  ganz  erklecklichen  Wohl- 
-lande  gebracht  haben  müssen.  Trotzdem  besteht  die  „colour  toie**  auch 
in  New  Orleans  in  ihrer  ganzen  Schärfe  fort:  der  Farbige  geht  in  seine 
besonderen  Gasthäuser,  er  besucht  seine  besonderen  Kirchen,  und  er  wird 
auf  besonderen  Gottesäckern  — den  „coloured  eaneteriex"  — begraben.  Die 
Thatsachc,  dafs  die  Neger  umnittelbar  nach  dem  grofsen  Kriege  das  Stadt- 
regimetit  für  längere  Zeit  in  ihre  Hand  bekamen,  hat  an  ihrer  sozialen 
Stellung  im  Allgemeinen  nichts  geändert  Übrigens  giebt  e9  natürlich  in 
dm  Straften  von  New  Orleans  auch  zerlumpte  schwarze  „loafert“  in  Schaaren, 
und  kindisch  und  gassenjungenhaft  sahen  wir  die  erwachsenen  Neger  sich 
oft  gebnhrm,  so  wie  wir  auch  von  «schwarzen  Bestien*  aus  eigener  An- 
schauung reden  köunen.  Aufser  der  ßaumwoll-Verladung  ist  namentlich 
noch  dasSchuhputzcrgewerb«,  welches  in  New  Orleans  ein  doppelt  nothwendiges 
ist,  durchgängig  in  schwarzer  Hand.  Nirgends  aber  schien  uns  der  Vollblut- 
Neger  so  »ehr  an  seinem  Platze  und  so  sehr  im  Vollgefühle  seiner  Leistungs- 
fähigkeit und  Menschenwürde,  als  wenn  er  auf  dem  Maulthierkarren  stand 
und  sein  Dreigespann  antricb,  um  Baumwollenballen  oder  Zuckerfässer  nach 
den  leeres  zu  bringen.  Besteht  nicht  auch  eine  gewiss«  Wahlverwandt- 
schaft zwischen  ihm  und  dem  „tnufe"  insofern,  als  er  das  heimtückische 
Klima  des  Mississippi-Dell&s  ebenfalls  ganz  gut  erträgt,  und  als  er  außerdem 
auch  ab  und  zu  einmal  zur  Arbeit  ganz  und  gar  keine  Lust  verspürt  und 
durch  nichts  dazu  zu  bewegen  ist? 

Das  sehr  zahlreiche  Mulatten  - und  Quadronen- Element,  das  die  viel- 
fältige Verschmelzung  zwischen  Schwarz  und  Weift  in  der  CVwMnt-Cily 
deutlich  genug  bekundet,  steht  in  sozialer  Beziehung  zunächst  nicht  wesent- 
lich höher  ab  der  eigentliche  Neger;  dasselbe  bedeutet  aber  in  wirt- 
schaftlicher und  kultureller  Beziehung  ungleich  mehr.  Auch  ln  New  Orleans 
sahen  wir  unter  diesen  Misehliugen  Leute  von  sehr  schönen  Gestalten,  sehr 
intelligenten  Gesichtern. 

Einige  kümmerliche  Reste  der  kupferfarbigen  Urbevölkerung  von  Loui- 
siana erblickt  mau  namentlich  in  der  altertümlichen  Markthalle,  die  unter  dein 
Namen  ,,Frenrh  Market"  bekannt  ist,  und  die  ihres  originellen  Volksleben» 
wegen  so  sehr  die  Aufmerksamkeit  des  Fremden  verdient.  In  ihre  Decken 
oingehüllt  und  Lorbeer-  oder  .Sassafrasblätter  verkaufend,  zeigen  sie  in  ihrem 
Gesicht  alle  die  t'haraktermerkmale  ihrer  Rosse,  namentlich  aber  den  ganzen 
Stumpfsinn  derselben. 

Von  den  weiften  Bovölkcmngselementcn  der  Mississippistadt  ist  weit- 
aus «Ins  interessanteste  das  Kreolen -Element  bezw.  die  Nachkotmnenschaft  der 
alte»  französischen  und  spanischen  Einwanderer.  Im  öffentlichen  Leben  ist 
dasselbe  ebenfalls  auf  „French  Market'  ain  besten  zu  beobachten,  und 
aufterdem  etwa  noch  in  der  St.  Louis-Kathedrale.  Sonst  gilt  dos  Kreolen- 
thuin  nicht  ohne  Grand  für  sehr  unzugänglich  and  abgeschlossen  in  sich, 
und  dem  Fremden  wird  es  nicht  gerade  leicht,  in  seine  Kreise  einzudringen. 
Der  einzelne  Kreole  und  dio  einzelne  Kreolin  sind  ja  wohl  sehr  fein  und 
liebenswürdig  gegen  ihn,  aber  da»  ganze  Verbältnift  hält  sich  im  Allgemeinen 
sehr  an  der  Oberfläche.  Dio  Anglo-Amerikaner  werden  von  den  Kreolen 
den  Fremden  zugezählt,  auch  wenn  aie  schon  seit  Generationen  ihren  Wohn- 
sitz unter  ihnen  haben.  Und  ist  nicht  in  der  Thal  der  Mangel  an  Ver- 
wandtschaft zwischen  den  Kreolen  und  den  Yankees  sehr  in  dio  Augen 
fallend?  Aufser  jener  gewobnhcitsmälsigcn  Sprödigkeit  gegenüber  allem 
Fremden  begünstigt  wohl  namentlich  noch  «las  geringe  Sprachtalent  und 
das  strenge  katholische  Kirchenthum  — mit  seiner  Klostererziehung  — die 
Erhaltung  der  vollen  Eigenart  dieses  Elemente*.  I in  Handelsverkehr  hat  sich 
der  kreolische  Geschäftsmann  neuerdings  freilich  mehr  und  mehr  dazu  ent- 
sclilieftcn  müssen,  die  englisch»;  Sprache  zu  liaudhabeu. 

Wie  «las  Kreolenlhum  dem  städtischen  Gemeinwesen  in  vielen  Bezie- 
hungen sein  dauerndes  Gepräge  gegeben  hat,  hoben  wir  schon  hervor;  wir 


könnten  vielleicht  noch  hinzufügen,  daft  insbesondere  auch  manche  Schwä- 
che desselben  auf  »eine  Rechnung  zu  setzen  sein  dürfte.  Hauptsächlich  fehlt 
es  in  der  Stadt  in  Folge  der  Sonderstellung  der  Kreolen  sehr  au  Gemeingeist, 
und  vorzüglich  aus  diesem  Grunde  sind  alle  gröftereu  Unternehmungen  durch 
eine  gewisse  Schwerfälligkeit  ausgezeichnet.  Dem  ungestümen  Vorwärta- 
d rängen  der  „JVf?r<Atfrwera,,‘  gegenüber,  die  nach  dem  Kriege  natürlich  auch 
in  New  Orleans  in  grofter  Zahl  eingedrungen  sind,  bildet  da«  Kreolen!  hum 
einen  Haupthemmschuh.  Von  der  Gesummt borölkerung  der  Stadt  bildet  die 
kreolische  heute  etwa  30  Prozent. 

Dos  Deutschthum,  das  in  Louisiana  uralt  ist,  da  die  ersten  deutschen 
Einwanderer  bereits  im  Jahre  1728  in  New  Orleans  landeten,  spielt  in  dom 
Geschäftsleben  der  Stadt  eine  viel  gröftere  Rolle,  als  wir  für  möglirh  ge- 
halten hatten,  und  auf  deu  Firmenschildern  von  Caualstreet  liest  man  wieder 
in  sehr  grofter  Zahl  insbesondere  deutsch-jüdische  Namen.  Bezüglich  der 
Erhaltung  ihrer  Eigenart  boten  die  Deutschen  uns  aber  in  sehr  beachten»- 
wertbem  Gegensätze  zu  deu  Kreolen  ein  ebenso  trauriges  Bild  wie  in  den 
anderen  amerikanischen  »Städten.  Bier  sahen  wir  sie  auch  in  New  Orleans 
in  stattlichen  Quantitäten  trinken,  aber  auch  sogar  dabei  hattcu  sie  den 
deutschen  Brauch  verlernt,  und  auch  dabei  sprachen  sie  einen  abscheulichen 
deutsch-englischen  Jargon.  Statt  am  Tische  zu  sitzen  und  bei  dem  Trinken 
gemüthlich  zu  plaudern,  standen  sie  meist  und  stürzten  das  ganze  Glas 
auf  einmal  hinunter.  Ucberhaupt  ging  es  in  den  deutschen  Wirts- 
häusern immer  ziemlich  wüst  und  roh  zu,  und  jedenfalls  ganz  anders  als  in 
den  Kreolonrestaurants.  In  dem  sogenannten  deutschen  Klub  aber,  in  dem 
sieh  die  «besseren  Elemente“  zuwunmenfinden , schien  uns  der  ödeste 
kleinstädtisch«  Kastendünkel  zu  walten,  den  man  sich  denken  kann  Es  er- 
scheint auch  eine  «Deutsche  Zeitung*  ln  New  Orleans;  sehr  bezeichnend 
für  dieses  Blatt  fanden  wir  es  aber,  dafs  von  deu  Redakteuren  desselben 
nicht  eine  einzige  in  Deutschland  gedruckte  Zeitung  gelesen  wurde.  So 
steht  es  um  den  geistigen  Konnex  der  Deutschen  von  New  Orleans  mit 
ihrem  Mutterlande!  Doch  das  ist  rin  altes  Lied,  das  wir  nicht  weiter  zu  singen 
brauchen.  Sehr  proft  fanden  wir  namentlich  die  Zahl  der  deutschen  Hand- 
werker (dio  in  New  Orleans  im  Allgemeinen  zu  einer  ganz  leidlichen  Nah- 
rung gelangt  zu  sein  scheinen),  besonders  diejenige  der  Bäcker,  Uhrmacher, 
•Schneider,  Schuhmacher  und  Klempner.  Die  Gesammtzahl  der  dcutschre- 
denden  Bevölkerung  soll  sich  auf  80000  Köpfe  belaufen,  also  auf  gegen 
12',»  % der  Stadtbevölkerung  überhaupt. 

Dafs  die  Bevölkerung  von  New  Orleans  voll  ist  von  Frohsinn  und  Le- 
benslust, sagten  wir  bereits.  Nirgends  tritt  dies  mehr  hervor  als  boi  den 
groften  FastnachUnnfxiigon  dos  .tnardi  gras“,  die  mit  denjenigen  von  Ron 
und  Neapel  wetteifern,  und  bei  denen  wir  vor  allen  Dingen  wieder  die  Far- 
bigon  sehr  toll  und  ausgelassen  sahen 

Um  das  geUtige  Lehen  ist  es  in  der  Crescent  Ciiy,  soweit  unsere 
Beobachtungen  reichen,  sehr  traurig  bestellt.  Die  Tulane  - l'uivcraität  ist 
höchsten'!  der  Embryo  einer  Hochschule,  und  ob  es  dieselbe  jemals  zu  einer 
höheren  Entwickelungsstufe  bringen  wird,  ist  wohl  «'ine  grafte  Frage.  Die 
anderen  Universitäten  der  Stadt  aber  — es  giebt  deien  noch  mehrere  — 
sind  ein  blofter  Hohn  auf  diesen  Namen.  Dio  öffentlichen  Bibliotheken,  in 
denen  wir  aus-  und  eingingen,  fanden  wir  auch  »ömmtlicb  sehr  dürftig.  In 
der  namhaftesten  derselben  legte  uns  die  beständig  Romano  lesende  Bibliothe- 
karin — «Lady  Librarius*  trifft  man  bekanntlich  in  Amerika  sehr  häutig 

— den  Katalog  vor.  Derselbe  hatte  drei  Abtbeilungen:  Livres  franr.ais  — 
Livres  anglais  — und  Livres  alUmands,  grtce  ei  hehreux,  und  in  der  drit- 
ten Abtheilung  waren  in  der  Thai  zwei  hebräische  und  ein  griechisches  Buch 
verzeichnet,  ein  deutsches  aber  nicht. 

Sehr  entwickelt  und  sehr  angenehm  ist  dagegen  das  Klubleben  der 
oberen  Zehntausend,  schon  an  gewöhnlichen  Tagen,  namentlich  aber  In  der 
Zeit  der  Kälte.  Daft  inan  in  New  Orleans  die  Kunst  zu  leben  besser  ver- 
steht als  au  anderen  Orten  in  der  Neuen  Welt,  kann  einem  da  wohl  zum 
Bewufttsein  kommen.  Von  Anfang  au  war  ja  der  Bevölkerung  ein  starker 
Prozentsatz  Aristokralentbum  beigemiacht,  wie  es  in  den  südlichen  Städten 
ganz  im  Allgemeinen  «1er  Fall  ist,  und  aufterdem  bildete  die  Stadt  auch 
jederzeit  den  winterlichen  Sammelpunkt  und  llaupttummelplatz  der  reichen 
Plantagenbesilzcr  Louisiana»,  fltWM  durch  sein«  I,agi»  in  jeder  Beziehung 
bevorzugten  Südstaates  In  dieser  oberen  Bevölkerungsschirht  waren  nun 
von  jeher  allerlei  vornehm*“  Passionen  lebendig,  und  wie  in  derselben 
aufser  dem  Gelde  auch  die  Geburt  und  die  Familie  eine  ganz  ähnliche  Rolle 
spielt  wie  bei  dem  europäischen  Adel,  so  florirton  in  Ihr  auch  das 
Fechten  und  Duelliren,  das  Reiten  und  Wettrennen,  die  Jagd  und  die  Liebe 
zu  schönen  [tarnen.  Bezüglich  der  Galanterie  gegen  das  bessere  Geschlecht 
steht  New  Orleans  unter  den  Städten  der  Union  überhaupt  oben  an,  und 
das  will  in  dem  ritterlichen  Amerika  viel  sagen.  In  den  lelztvcrgangenen 
Jahren  dürfte  das  Eindringen  des  Yankee- Elementes  einzelnen  der  bezeirh- 
neten  Passionen  — namentlich  dem  Zweikampfe  — starken  Abbruch  gethan 
haben.  In  Kreolenkn'i*cn  hört  man  auch  ziemlich  einstimmig  behaupten, 
daft  die  Glanzperiode  der  Cresesnt  City  unwiederbringlich  vorüber  »ei. 

Schliefslich  gedenken  wir  noch  mit  einem  Worte  der  freundlichen 
»resorts*  — Sommer-  und  Winterfrischen  möchte  man  sie  deutsch  nennen 

— die  mit  ihren  Garten- Anlagen  unmittelbar  am  Lake  Pontchartrain  und 
an  dem  Golfe  gelegen  sind,  und  die  man  vermittels  einer  Dampfttruften- 
bahn  oder  eines  buggy  auf  einem  Damme  aus  Muschelschalen  quer  durch 
Sumpf  hindurch  erreicht.  Diese  Punkte  — namentlich  SpanUb  Fort  und 
Westend  — werden  von  den  Bewohnern  der  Stadt  gern  und  viel  besucht, 
und  auch  wir  athmeten  daselbst  in  der  frischeren  und  reineren  Luft,  welche  von 
der  weiten  Wasserfläche  zu  uns  herüber  wehte,  neu  auf,  wenn  wir  dem 
dicken  Dutfte  oder  den  Staubwirbeln,  die  uns  in  den  Straften  der  Stadt 
abwechselnd  einhüllten,  für  ein  paar  Stunden  entronnen  waren.  In  der  Oewod 
City  hörten  wir  zwar  immer  sehr  viel  von  der  kühlen  Golfbrise  reden,  wir 
konnten  aber  mit  dem  besten  Willen  niemals  etwas  davon  verspüren. 


Xr.  ?. 


EXPORT,  Organ  des  Centralvereins  für  H&ndelageographie  etc. 


1887. 


Vergleichende  Tabelle  der  am  1.  Januar 


Staaten  nnd  Währungsgebiete. 


1.  Beutsirhfs  Reich  (100  aus  dem  Pfunde  fein  Silber) 
— Deagl.  (norddeutsche  Währung,  30  im  Pfund  fein) 

2.  österreichisch-ungarische  Monarchie  (45  aus  dem 

Pfunde  fein) . . 


— D**mrl.  (Handelsuiflnze,  12  = eine  Wiener  Mark) 

3.  Rn  Island:  Batikmünze 

— Dt-sgl.:  gutwiebtige  Silbermflnze 

— „ Silherbillon 

4.  Finland  (russischer  Viertelrubel) 

— Desul 

5.  Schweden 

— Norwegen  (=  30  Shilling) 

— D&nemark 


6.  GrofsbriUnnien  nnd  Irland  . 


7.  Niederland 


8.  Lateinische  Münzkonvention:  Belgien,  Frank- 
reich, Schweiz,  Italien,  Griechenland. 

— Spanien  . . 

— Serbien  .......  

— Bulgarien 

— Rumänien 

9.  Portugal 

10.  Türkei  (normale  Tarifmünze) 


11.  Egypten  . 


13.  Marokko  . 


14.  Mauritius  

15.  Persien  (weifsea  Geld,  ‘/tu  der  Goldeinheit  Tomin) 
16  Rritisrh-Indien  (165  Troygraina)  .... 

17.  Siam  (gesetzlich  236  Troygraina,  hier  nach  Befund) 

18.  Britische»  Hinter- Asien  (Stroits  Bettlern.,  Hongkong) 


19.  Niederländiscli-Indien 


*20.  Corhinrhina  . . . 
fl.  Japan  (Haudels-Yen) 


22.  Philippinen -Archipel  (ältere  spanische  Prägung) 

23.  n<oni>iioii  nf  Canada .......... 

24.  Neufundland 

25.  Vereinigte  Staaten  (412x/a  Troygrains  schwer) 
Hawaii. 


26.  Haiti 


Gourde  ■ 


100  Centiemes  .... 

lOOCentavos 


28.  IX.  1880 


Peso d uro  oderPiaster 

Peso  duro 

Peso  = 100  Centavos  . 
Peso  =»  100  Centavos  . 
Bolivar  = ^5  Venezotauo 


32. 


27.  Mexico  (altapaoiache  Prägung  seit  177a)  • • 

28.  Guatemala 

29.  Nicaragua 

30.  Costa-Rira 

81.  Venezuela 

rj-«!.:«  i Peso  «=  100  Centavos 

1 PweU  - '/,  P«o  MDCillo 

Surre  «=  10  Derimos  . . 
Sol  «=  10  Diner»,  . . . 
Prso  I(X)  CetttaroK  . . 

Peso  uioneds  narioaal  . . 

Tnmiu  * 20  Ceutimos  . . 
i fViertelboliviavo  . . . . 

86.  t'rnguay I + Prso  — 100  Cetiiesimos  . 

86.  lel'iullieu I +MilreI,  1000  Refs  . . 


15.  III.  1861 
IV.  1859 


33.  I.atrinin-Iies  f Ecuador  . 
Münis  slfm  | P«,i  . . 
in  SM-  | Cbile  . . 
Amerika:  I Argeuüna 

34  Bolivia 


I.  IV.  1871 
31.  III.  1879 
24.  X.  1867 
24.  III.  188  s 

5.  XII.  >8,6.  1.  IV.  1884  | 
14-  II.  1863  | 

9.  I.  1851  1 

5.  XI.  1881 
29.  VI.  .863 
.876 

28.  VI.  186a 


900 


■ 

Feinmetall  1 

Münzeinheit 

in 

Gesetze  und  Verträge. 

Tausendsteln  s 

(+  Scheidemünze). 

des 

Gewichts 

1.  ' 

2. 

s. 

fMark  = 100  Pfennig 

9.  VH.  >873 

900 

Thal«  = 8 Mark 

24.  1.  1857 

900 

900 

Gulden  = 100  Kreuzer  .... 

24  XU.  1867,  19.  IX.  >875 

t 520 
+ 500 

1 

t 400 

Maria-Theresia-Thaler 

1765.  >780 

88S'/a  1 

\ Rubel  = 100  Kopeken  (405  Doli f 
f fein  schwer) 

22.  111.  1860 
7.  XII.  1885 

86fll/tg 

900 

+ 000 

Markka  «=  100  Penniä 

4.  IV.  beiw.  12.  VI.  1860 

868>/l4  1 

1 tDragl 

750 

|+Krona  — ■ 100  Öre  | 

30.  V.  ,873  | 

800 

4 III.  1875  1 

600 

23  V.  ,873 

600 

1 

400 

i- Shilling  «»  12  Pence  zu  4 Farthings 

80.  VII.  1849 

925 

945 

Gulden  = 100  Centen  .... 

26.  XI.  1847 

t 640 
+ 640 

t 640 

Franc  — 100  Centimes,  Lira  *=  100 
Centesimi,  Drachme  *=»  100  Leptai, 

Peseta  = 4 Ri-ales 

Dinar  = 100  Para 

f Lew  (Lewa!)  *=  1CX>  Stotinki  . . 

9.  X.  1*68 

30.  XI.  1873,  10.  XII.  1878 

900 

+ 835 

Leu  (Le?)  =100  Bau! 

20.  IV.  1879 

f Test  So  « 100  Reis 

29  VII.  .854 

916»/, 

Piaster  (Gerscb)=  40 Para  zu  SAsper 

1844 

830 

900 

Piaster  = 40  Para 

833'/,  II 

+ 750 

\ f Piaster  — 10  ochr’  el  gcrsch  . . 

14.  XI.  >885 

883'/, 

Piaster  ■=  16  Karrub 

Unze  oder  Okia  = 4 Blankiel  oder 

8.  IV.  187a 

900 

900 
t 835 

Muzuna  zu  6 Flu 



Indische  Rupee 

f Keräo  «b  20  Schahi  zu  50  Dinar 

1 + 800 

■857 

960 

Company'«  Rupee  = 1 6Anna  zu  1 2 Pica 

17  VIII.  1835 

916»/, 

Tikal  oder  Bat  = 4 Salyn  zu  2 Fyau 

seit  1860 

882,36 

f Mexikanischer  Piaster  = 100  Cent« 

800 

Gulden  = 100  Centen 

1.  V.  1854 

| +720 

Piastre  de  commerce  ■«  lOOCentiemes 

900 

Trade  Yen  = 3 Itsibu 

1871,  27.  V.  1878 

9<X) 

+Y«*n  «*=  100  Sen 

'«73 

800 

Real  «=  5 Centavos 

3.  IL  .854 

900  |! 

f Dollar  Currency  an  100  Cent  . 

925 

+ Dollar  — 1(X)  Cent 



i 925 

\ Standard  Dollar  = 100  Cent 

18.  I.  1837,  21.  II.  1853, 
28.  II.  1878 

" 900 

I Trade  Dollar 

12.  II.  1873 

900 

12 


20 

21 


900 
t 835 
9027/» 
9027/, 

»ou 

835 

835 

666»/, 

500 


27 

28  | 
2f; 
So 

31 

32 


900 
800 
916»/, 

6 918»/» 

DigitizecJ  by  L*OOgL 


33 


.34 


35 

36; 


e 


1887. 


Xr.  2. 


EXPORT,  Org»n  dos  Centndveraina  fär  Handologeogntphie  etc. 


1887  im  Umlauf  befindlichen  Silbermünzen. 


Gewicht  der  Münzeinheit-, 

Metall  werth 

der 

in 

Münzeinheit 

Stückeluog  nach  der  Zahl  der  Einheiten 

« 

s 

S 

Gramm 

Kraue* 

Mark  Gold  beim  Verhältnis  | 

englischen 

und 

/. 

i 

J4 

lfifft:  1 

Bezeichnung  der  Stücke. 

brutto 

I 

fein 

Silber 

1 

soll  | 

bei  20 : 1 

3 

4. 

5. 

« 

r- 1 

*•- . 1 

9. 

10. 

2 

I. 

4k»  6 

5 

1,11111 

Oj 

0,9975 

0-687  84 

V5  (jetzt  nicht  mehr  geprägt),  l/i»  1,  2,  6 

1. 

18.5185 

16.066  7 

3,708  70 

3 

2.»» 

2,276 18  | 

i. 

2. 

12^4*  7 
21,36746 

1 

i 

! 

n,iui 

2,-469  18 

2 

1,55 

1,417«  | 

1,1 

v* 

2. 

13j39$ 

16.6667 

6, «6  7 

1,48148  j 

u 

0,93 

O31044 

Vs. 

‘/io- 

3. 

28,0668 

i 

23,3*00  i 

5, 101  IM  | 

4,21002 

3,762  77  j 

3,(9418 

Levantiner  Thaler  1. 

20,73!  ft 
19.99*7 

1 

17,(19611 

3,99914 

3,2303 

2,51046 

2,4*7  68 

Tachetwertak  l/4»  Poltionik  */2i  1 

3. 

1 7,95161 

8,99806 

1.995»  57 

1.61965 

1,255» 

1.2»  92 

Pietak 1 an,  Griveoik ‘/io,  polnischerGulden  */20i  Abassis  */5 

4. 

5,1*29 

4-49908 

O.999  78 

0,627  fit 

0,614  42 

1,  2 

4. 

5,098  8 

3,624  1 

0,839  80 

0,688  34 

0,533  46 

0,57224 

'Ii.  Vs  (.  Vi) 

5. 

7,5 

10 

i 

6 

1,333  33 

1-06 

0,687 

0,61941 

(Norwegen  erlaubt  */*,)  1,  2 

*/2  (Dänemark,  Norwegen  */#). 

5. 

9.« 

5.*03 

1,79067 

1,015  44 

0,810  77 

0,79918 

V«- 

14,5 

4« 

1.288  89 

1,044 

0,8091 

0,79309 

Vto- 

6. 

5.6*5  11> 

5,»i  oft 

1,16246 

0,941 » 

0,729  73 

0.714  » 

Penny  >/»  (, West-Indien:  Prädial  l/g,V«)»  Threepence  */4» 

6. 

»•1 

Vs,  Sixpence  ‘/i*  1.  Florin  2,  Half-Crown  2l/l  (,  5). 

10 

1 

9-ts 

2,1 

i.»t 

1,318  28 

1^9054 

*Ä | 1,  Rijksdaalder  21/? 

7. 

14.» 

9,1*2  1 

2,083  78 

1,647  30 

1,276  70 

1,44447 

1 ii ■ 
Vio- 

14 

8,96 

1,991  11 

1,6128 

1.. 

1,223*4 

13,7 

8,808 

1,967  33 

1.5*544 

1,2»  77 

1,303» 

Vso. 

8. 

5 

4,r. 

1 

0,M 

O^r  75 

0,614  55 

(bis  zum  Jahre  1876)  5 

8. 

1 

5 

4,175  | 

0,9277* 

0.1J1  s 

0.5834» 

0,33013 

V5  (in  Belgien,  Frankreich,  Italien  und  Griechenland), 

7s.  1.  2. 

II  9. 

2,5 

2,791 67 

0,50926 

0,413  » 

0.319  60  , 

(>.IM797| 

’/t,  1,  dou»  Testßes  2,  b 

2. 

10. 

1,903 n 

0,998  28 

0,22184 

0,179» 

0.UW26 

0,136  35 

Jarirolik  */j,  Kirkpara  1.  Ikilik  2,  Beschlik  5,  Bejasonlik 

10. 

10,  Jirmilik  oder  Silbermedachidie  20. 

ij  11. 

1,25 

l,12ft 

0.» 

0.7W5 

0,157  88 

0.15*64 

21/*,  5,  Päriso  10 

11. 

1,3895 

1,15799 

0,357  32 

0,70843 

0,161  71 

0,15«  ]3 

SVl,  6,  10,  Talaro  20. 

1,243 

0,9«S 

0. 707  18 

Oj67  81 

0. 180  06 

0,177  M 

1 (bis  1865  geprägt). 

u 

1.166  7 

0.2»  W 

0,71 

0,1«  TS 

0,1»  «s 

1 / 4,  '/%  1,  2,  5.  10.  20. 

12. 

6,18 

2,817 

0,626 

0,507  06 

Oj«97 

0,384  71 

(Nu«fia  l/2»)  Burial  ßebili  1,  Burialin  2,  Butleta  3, 

12. 

ii 

Buarba  4,  Bukarnsah  5. 

13. 

2,911« 

2.020  44 

Ob«»»» 

0,471  68 

0.365  55 

0.2*7  87 

Mitlcal  10 

13. 

1 

i 

2,43t  1B 

0*540  36 

0,43761 

0,389  15 

0.352  01 

1 Vs.  1.  2 Vs,  5- 

14. 

11-660  7 

9,3»  5 

2-074  07 

1,68 

1,307 

1,774  6» 

1 Ten  Cents  '/i*  Vfi 

14. 

15. 

4,781  25 

4.50 

1-02 

0.8267 

0,64031 

O.fi/6  84 

j WeifserSchahi  ,/*,FßnfScbahi,/4,Penabatl/l,Sabil>Kran  1 

15. 

16. 

11,6638 

10.8918 

2.37596 

1,924  57 

1,49151 

1 ,400  15 

1 Va*  Quart«  l/4  (zu  100  Reas),  l/j,  1 (2) 

16. 

17. 

15,  »173 

17. 

18. 

! 27,1» 

13.4*»  9 

2-9*6  64 

2.41918 

1.874  87 

1,83545 

1 Fvan  oder  Fuang  '/fc  Vfc  1 

1«. 

12, TI 

21,734 

4,«736 

3,910  32 

3.CO05 

2,966  79 

V».  Vtfc  v» 

19. 

12.5 

9.158  4 

2,0357 

1 -648  51 

1.777  CO 

1,25074 

I v« 

19. 

12.. 

9 

2 

1,67 

1.226 

1.JJ4U 

Vio- 

20. 

| 27.215 

8,978 

1,984 

1-607  04 

1,74541 

1-21977 

Vso- 

41}  26sm» 

24,493  3 

5,4« 

4,408  83 

3-416  64 

3,345  10 

'/io,  V».  Vs.  1 

20. 

i 

24  260  8 

6,391 2!» 

4,36694 

3.Ä4M 

3.313  24 

21 

22.  | 1,3* 

21.5651 

4,792  24 

3. Ml  77 

3.008  t! 

2-M5  09 

Vso.  Vio,  Vs*  Vs- 

24. 

«Un< 

1,1687 

0,350« 

0.3 10» 

0.161 96 

0,1»  54 

1,  2,  Peseta  4,  Escudo  10,  Duro  20 

22. 

23.-« 

21.5780 

4.79*11 

3-884  05 

3.010  13 

2.946  85 

Vs 0.  Vio»  Vs,  7«  .Vs 

23. 

2.5. 

26,7294 

21,796  7 

4.843  71 

3.923  41 

3.040  f4 

2,97672 

1 24. 

, t 26 

24.0*66 

5.34391 

4.33020 

3,355  90 

3,7*535 

1 

; 25. 

1 27,2150 

22,5 

5 

4.05 

3,136  75 

3.00277 

Dime  Vio.  (för  die  Pacificstaaten)  */6»  */i»  Vl- 

26. 

25 

24,4949 

5,443  11 

4.40*93 

3,41691 

3.5450* 

1 (nicht  mehr  geprägt,  in  Einziehung  begriffen). 

| 25 

! 2*2.5 

5 

4.05 

3,1»  JS 

S.07477 

1 

26. 

27. 

1 27.0613 

20.815 

4.638  89 

i 3,«j3 

2.»r.'* 

2,85081 

Vio.  Vs»  v* 

28. 

I 24,562  3 

24,434  0 

5,429  78 

4,369 1« 

3,408  54 

3,S5fi  »9 

Medio Decimo  Vio»  Vio,  Peseta  '/4»  Testnn  Vf,  Pe*o  fuerte  1 

27. 

29. 

25 

22,174  3 

4,927  62 

3,99»  $7 

3,098  34 

3.028  29 

1 

28. 

30. 

25 

20 

4,44444 

3.,. 

S,™ 

2,73t  35 

1 '/so,  Vio»  Vo 

29. 

31. 

5 

204173 

4.638  89 

3.757.5 

2.9110« 

2.850  81 

Vs»  Vs 

30. 

32. 

25 

4.175 

0,927  78 

0,751 5 

0,58741 

O.570  17 

Vs.  7s»  1,  a 

81. 

12,5 

184*7 

3, TU«  70 

1 3 

i 

2.325 

2,776 13 

- 'In,  Vso 

32. 

6,25 

1,388  89 

1,1» 

0,871  «6 

0,85.1 55 

!■ 

33. 

25 

22,s 

s 

4.or, 

3,138  75 

3,07277 

Medio  Decimo  V»,  Vio»  Dos  Decimos  oder  Quioto  de 

33. 

Sol  Vs,  Vs,  1. 

84 

ii  aä 

22.* 

5 

4.g* 

3,1»  75 

3,07177 

‘/so,  Vio,  Vs,  Vs,  1 

34. 

H 5 

4 

1 08889 

0,77 

1 

0,556 

0-546  TT 

1 1. 

35. 

25, 

23,3*6  7 

5,19037 

*.304  3 

i 

3,258» 

3,18976 

Vso.  Vi«.  Vs.  Vs,  

3o. 

36. 

;l  12, a 

1 1,6«75 

ll 

1 2.UX1T5 

| 

1,0041 

ii 

;‘/sm 

36. 

Digitized  by  Google 


Nr.  2. 


30 

EXPORT,  Orgnti  des  CentrsWereins  för  Handelsgeographie  etc. 


1887. 


Erläuterungen  und  Zusätze. 

I.  Die  in  obiger  Tabelle  verzeicbneten  Silberraünien  vertreten  Iheils 
die  grsetxlicbe  Währung  «Ich  Landes  allein  oder  neben  Goldmünzen,  tbeil» 
werden  sie  auf  Bestellung  als  Uandelsmünzen  geprägt,  theils  endlich 
dienen  sic  nur  als  Scheidemünze  für  den  Kleinverkehr.  Sie  entsprechen 
dem  neuesten  Stande  des  Geldwesens  nach  dem  herrschenden  Gesetze  oder, 
wo  ein  solches  nicht  bnkannt  oder  allgemein  anerkannt  ist,  nach  den  allge- 
meinen Erfahrungen. 

II.  Den  Inhalt  der  ersten  Zahlcospalte,  welch»  der  Deutlichkeit  halber 
nicht  zu  sehr  beschwert  werden  durfte , ergänzen  zum  Theil  die  eingeklam- 
merten  Notizen  der  Vorspalte. 

III.  Die  Zahlen  der  Spalten  3—5  sind  den  gesetzlichen  oder  vertrags- 
mäßigen Bestimmungen  entnommen  und  thatsächlichc  Verminderungen 
des  Gewichte«  durch  Abnutzung  anher  Acht  gelassen.  Ein  Minimalbefund 
altapanischer  Piaster  (Nr.  27)  ergab  26,893  g Rohgewicht  bei  854 V«  Feinheit 
— 22,97  g fein. 

IV.  Toleranz.  Di»  SUberroünxen,  deren  Maas«  ebenso  wie  hei  den 
Goldmünzen  überall  eine  Legirunß  des  Edelmetalls  mit  Kupfer  ist,  pflegen 
weniger  genau  als  die  letzteren  geprägt  zu  werden.  Von  den  neuesten  Münz- 
gesetzen gestattet  das  russische  eine  Abweichung  der  gurgewichtigen  Münzen, 
wovon  20  Rbl.  48  Kop.  aus  dem  Pfunde  der  Lrgirung  zu  gewinnen  sind,  bis  zu 

2 Tausendtheilen  im  Feingehalte  und  bis  l*/s  Doli  oder  S'/s  Tausendstel  des 
Gewicht*  bei  den  (IS2  Punkte  oder  S3,jjTf7  Millimeter  im  Durchmesser  halten- 
den) Rubelslücken,  sowie  hi«  57a  Tausendstel  bei  den  50-Kopeken-Stücken  (ton 
105  Punkten)  und  den  25  Kopeken' Stücken  (ton  89  Punkten);  doch  dürfen 
1000  ganze  und  hall»  Ruhe'slürk«  hei  der  Prägung  im  Ganzen  nur  um 

3 Solotnik  ode  '*,'*&  bezw.  l’,«  Tausendstel  und  lOOü  Rubel  in  Viertel- 
stücken  um  7 Solotnik  oder  l11/?»  Tausendstel  abwcirh**n.  Die  Toleranz  im 
Feingehalte  der  Siiberbilton,  wovon  910’i'e  Rbl.  aus  dem  Pud  von  40  Pfund 
gemünzt  werden  sollen,  beträgt  5 Tausendstel  und  im  Gowichte  bei  2<>-Ko- 
pekcn-Stücken  von  86  Punkten  Durchmesser  3 Doli  oder  '/«,  bei  15-Ko- 
peken-Stückcn  (von  77  Punklcn)  27s  Doli  oder  “'/*«,  bei  10- Kopeken* 
Stücken  (von  68  Punkten)  2 Doli  «der  */«  und  bei  5-Kopekeu-Stücken  (von 
59  Punkten)  17*  Doll  oder  ’.jt  des  Normalgewicbts.  Bei  den  egyptiseben 
Silbermünzen  ist  eine  Abweichung  im  Feingehalte  bi«  zu  3 und  im  Gewichte 
bis  zu  3,  bei  den  Fünfpiastern  und  geringeren  Stücken  bis  zu  10  Tausend- 
theilen zulässig.  Da«  Bruttogewicht  des  haitianischen  Süberkuranls  darf 
um  3,  der  halben  und  fünfte)  Stücke  um  5 und  der  Zehntelstücke  um 
9 Tausendstel  von  der  Norm  abweicben. 

V.  Scheidemünzen  unterscheiden  sieh  allenthalben  vom  Kurantgelde 
dadurch,  da  Ts  aie  nur  dem  inländischen  Kleinveckehr  zu  dienen  bestimmt 
sind,  wobei  sie  eine  besonders  starke  Abscbleifung  erfahren.  Um  da«  nach 
kurzer  Umlaufszeit  tiolhwendig  werdend«  Einschmelzen  und  Umprägen  für 
die  Stostsregierung  nicht  verlustbringend  zu  machen  und  dos  Münzt  egal  aus- 
zunutzen,  das  wegen  der  internationalen  Verwendbarkeit  de«  Kurantes  nur 
einen  bescheidenen  Verdienst  an  vollwichtigen  Gold-  und  Silbermünzen  ab- 
wirft, setzt  inan  den  Nennwert!)  der  Scheidemünzen  ansehnlich  höher  als 
ihren  reinen  Metallweith  an.  Bib  zu  welcher  Grenze  der  Regierungs* 
gewinn  geben  darf,  ohne  zur  Verletzung  des  Münzregals  durch  private 
Nachprägung  gleichwerthiger  Stücke  anzureizen,  hängt  von  dem  Grade  der 
Gesetzestrcue  iu  der  Bevölkerung  und  von  der  Kraft  der  Regierung  ab,  wird  mit- 
hin inneihalb  der  verschiedenen  Staaten  und  auch  zu  verschiedenen  Zeiten 
stark  dilTcriren.  Einen  Hinweis  hierauf  liefert  folgende  Stelle  des  Konsular- 
berichls  aus  Guadalajara  für  1883  (im  Deutschen  Handclsarchiv  <883,  II.  Theil 
S.  348);  „In  Her  Hauptstadt  fing  man  au,  Scheidemünzen  aus  Nickelkupfer 
zu  prägen,  wovon  hi*  jetzt  für  70  000  Peso«  in  1-,  2-  und  5<0tDtHMlMNl 
in  Umlauf  gesetzt  worden  sind;  da  der  wirkliche  Werth  dieses  Geldes  nur 
ungefähr  zwei  Drittel  des  Neon worth«  beträgt,  »0  ist  schon  viel  falsches  der- 
artiges Geld  in  Zirkulation  gebracht  worden,  und  daB  Publikum  in  der  Haupt- 
stadt hat  gegen  dieses  Geld  sofort  Verwahrung  eingelegt."  Weiter  wird  man 
zu  bedenken  haben,  dafa  Münzverbrechen  solcher  Art  um  so  eher  befürchtet 
werden  dürfen,  je  wohlfeiler  nach  und  nach  die  Metalle  der  .Scheidemünzen 
werden.  Die  Gütig ke it  der  Zahlungen  in  Scheidemünze  findet  na- 
türlich dort,  wo  es  an  jeder  besseren  fehlt,  keine  Grenze  Auch  pflegen  Staaten  l| 
mit  leidlich  geordnetem  Mnnzwesen  entweder  jeden  beliebigen  Betrag,  der  an 
ihre  Kassen  zu  entrichten  ist,  oder  doch  — ao  Rußland  nach  seinem  neuesten, 
mit  1.  August  1886  in  Ausführung  getretenen  Mün*gc»*tze  — wenigsten« 
die  vollen  Steuer-  und  Gefälleposten  in  Scheidemünzen  aller  Art  anzunehmen, 
sobald  dieselben  nicht  »»gefeilt,  angeschnitten  oder  sonst  absichtlich  ver- 
unstaltet sind.  Im  Privatverkebr  hingegen  gestatten  solche  Staaten  die 
Verweigerung  der  Annahme  von  unterwerthigen  Münzen  bei  Zahlungen  von 
einem  gewissen  Betrage  ah:  in  Kufsland  *.  B.  braucht  man  hei  jeder  Zahlung 
nur  3 Rbl.  Scheidemünze  •nrunrhmen.  Das  egyptisebe  Münzgesetz  vom 
14.  November  1885,  welches  übrigens  die  älteren  Rllbermünzen  zu  tarif- 
mäßiger Annahme  bei  den  öffentlichen  Kassen  befähigt,  erlaubt  die  Zurück- 
weisung von  Beträgen  über  10  Piaster  in  Nickel  und  Bronze,  sowie  von 
mehr  als  200  Piaster  in  Silber.  Auf  den  Sandwich- Inseln  haben  für  kleinere 
Zahlungen  bis  zu  10  Dollars  nur  hawaiische  und  nor«latnrrikani«che  SilN-r- 
tnünzeu  seit  I.  Dezember  1884  gesetzliche  Giltigkeit,  ln  Uruguay  dürfen 
Silbermünzen  giltig  nur  bi«  47«  Pe«*  bei  Beträgen  von  höchstens  10  p*., 
bis  20  Pesos  bei  solchen  von  über  1000  ps.  in  Zahlung  gegeben  werden. 

VII.  Werth verhftltniß  des  Goldes  zum  Silber  bei  den  Münzen. 
Beim  Erlaß  des  neuesten  russischen  Münrgesetzes  wurde  eine  Reihe  von 
Verkälinißxaklen  für  den  gegenseitigen  Weitb  der  Edelmetall«  in  den  Mün- 
zen desselben  Staates  autgcstellt.  Danach  stand  Gold  gegen  die  glekbe 
Gewichtsmenge  von  Silber  (diese  — 1 genommen)  in  den  russischen  Kurant- 
münzen  nach  dem  Gesetze  von  1711  lS^arw,  *7«8  12, ms,  1755  KU«., 
*757  J4,ioi,  unter  Paul  |.  17, m,  8.  Oktober  1797  15  (mit  8u/io  Agio  seit 


I 1850)  und  jetzt  157««  *'ip  in  den  Staaten  der  lateinischen  Münzkonventioti 
- und  deren  Nachfolgern,  sowie  hei  d-n  deutschen  Thalern.  Das  Verhättnifs 
betrügt  ferner  13, ss  für  die  deutsche,  I4,ie  für  die  brasilische,  14j*t  für  di« 
britische  Scheidemünze,  15, 300  für  die  österreichische,  15,<a  für  die  nieder- 
ländische, 16,»  für  die  chilenische,  IG4  für  di«  mcxicanische  und  17,&  für 
di«  bolivische  Scheidemünze.  Wir  haben,  um  angesichts  der  Schwankungen 
auf  d e&em  Gebiete  möglichst  verschiedene  Gesichtspunkt«  zur  Geltung  zu 
bringen,  in  unsere  grof*e  Tabelle  mehrere  Vergleichungen  der  Silber- 
münzen  unter  einander  aufgenommen:  mit  Sdbcrfrancs  und  Drittelt halcrn 
(bei  I ; 15* 's),  endlich  mit  deutschen  Mark  Gold  und  bril Ischen  Shillings 
nach  dem  gegenwärtig  rund  erreichten  Verhältnisse  von  1 : 20.  Da»  letztere 
findet  seinen  Ausdruck  nahezu  in  den  Wechselkursen  zwischen  den  Ländern 
mit  reiner  Goldwährung,  bezw.  denjenigen  Doppel  währungs- Ländern,  welche 
mit  Gold  ohne  Anstand  zahlen,  einerseits  und  den  Ländern  mit  reiner 
Silhenr&hrung  andererseits. 

VIII.  Lateinische  MUnzkonventinn  (vgl.  Goldmünzen).  Die  wich- 
tigsten Bestimmungen  diese«  für  die  Doppelwährung  vorzugsweise  in  Betracht 
kommenden  Vertrages  sind  hier  auszüglich  unter  Beachtung  der  Modifika- 
tionen milffet heilt,  welche  hei  der  jüngsten  Erneuerung  der  Konvention 
beschlossen  wurden.  Die  einzige  Kurantmünzc,  das  5-Francs-Stäck , darf 
im  Feingehalt  um  2 und  im  Gewicht  um  3 Tausendstel  von  der  Norm  ab- 
welchen;  um  1%  unterhalb  der  Fehlergrenze  leichter  gewordene  Stücke 
nimmt  der  Münzstaal  zum  vollen  Werthe  zurück,  fall«  weder  da«  Gepräge 
verschwunden  ist,  noch  eine  betrüglicbe  Verschlechterung  stattgefunden  bat. 
Ihre  Ausprägung  bleibt  überall  eingestellt,  und  nach  dem  Schlußtermine  der 
Giltigkeit  de«  Vertrages  tritt  eine  allmähliche,  voraus  geregelte  Rückgabe 
der  Silhermünzen  an  diejenigen  Staaten  ein,  welch«  sie  geprägt  haben.  Die 
Fehlergrenze  der  Scheidemünzen  beträgt  im  Feingehalte  3 Tausendstel, 
im  Gewichte  5,  bezw.  für  '/»'Franc-Stücke  " und  für  20-Centimrs-Stück« 
10  Tausendstel;  sie  werden  eingeschmolzen,  sobald  sie  5%  unterhalb  der 
Fehlergrenze  eingebüfst  hoben.  Während  der  MÜDZstaat  jeden  beliebigen 
Betrag  in  Zahlung  nehmen  muß,  sind  Private  nur  verpflichtet,  50  Frcs.  der 
Scheidemünzen  ihres  eigenen  Staates,  und  die  öffentlichen  Kassen,  bis  zu 
100  Frcs.  der  von  ciDem  anderen  Staate  geprägten  in  Zahlung  zu  nehmen; 
außer  dieser  Verpflichtung  bei  fälligen  Zahlungen  sind  die  öffentlichen 
Kassen  auch  angewiesen.  Beträge  von  mindesten.«  1 00  Fre«.  jeder  Zeit  gegen 
Gold  oder  Silbcrkurant  einzuwechseln.  Einschließlich  der  schon  geprägten 
und  nicht  wieder  eingezogenen  Scheidemünzen  dürfen  höchstens  ausgegeben 
werden:  von  Belgien  404/s.  »»«*  Frankreich  nebst  Kolonien  264,  von  der 
Schweiz  21,  von  Italien  202*,»  und  von  Griechenland,  welche«  Königreich 
während  der  Dauer  de»  Zwattgskurae*  für  «ein  Papiergeld  überhaupt  kein 
Silber  atismünzen  wird,  15  Millionen  Francs. 

IX.  Türkei.  Zu  besserem  Verständnisse  der  Geld*ti*tände  in  den 
Ländern  der  ottomaniseben  Pforte  ist  nnzumerken,  daß  die  1876  emittirten 
K aimes,  das  Papiergeld,  «Ich  kaum  noch  im  Verkehr  befinden.  Von  Scheide- 
münzen laufen  um:  die  Altiliks  von  6,  3 und  I */»  Piastern,  die  Bescbliks 
von  5 und  21/«  Piastern  und  die  Mctallique»  von  I,  V*  und  V*  Pi**t«r  Im 
Mär*  t88o  suchte  die  Regierung  den  Unterschied  zwischen  der  Gold-  und 
Silhervaluta  dadurch  au»zugl«i<'iien , daß  an  ihren  Kassen  der  SiPierthaler 
{Medachidie)  nur  zu  19  statt  20  Piaster  angenommen  werden  sollte,  die  Altiliks 
um  *,'«  ihres  Nennwert!™  zu  kürzen,  die  Beschlik»  und  lllUllique*  auf  halben 
Werth  und  die  Kupfermünzen  außer  Kurs  zu  setzen  seien.  Die  hieraus 
entstandene  Verwirrung  drückt  sich  in  provinzenweise  verschiedenen  Kursen 
au»;  z.  B.  galten  gleichzeitig  in  Jerusalem  das  englische  Pfund  135,  die 
türkische  Lira  12279»  der  Silbcrmedschidie  23,  der  Altüik  6,  der  Be*chlik  3 
Piaster  und  Kupfergeld  ein  Sechstel  des  Nennwerths;  die  Haudelswertbe  der 
Münzen  standen  unter  sich  mithin  wesentlich  anders,  als  in  dem  vorge- 
wbriebenen  Verhältnisse.  Die  Münzeinheit  al«  solche  i*t  nicht  ausgeprägt. 
Die  Kechnungseinheit  des  Kuranlpisstens  ist  niedriger  als  die  Tarifmünze 
unserer  Tabelle. 

X.  Vereinigt«!  Staaten  reut  Nord-Amerika.  Bei  der  grofsen  Bedeu- 
tung der  Süberfrage  für  Nord-Amerika  entnehmen  wir  der  Botschaft  de« 
Präsidenten  Clovelard  an  den  Kongreß,  dafs  ungeachtet  des  schwachen 
Umlaufs  ton  Silbergeld  58°/o  der  Zollgefftlle  in  Silber  oder  Silberzettißkaten 
entrichtet  werden.  Nachdem  dos  Gesetz  vom  28.  Februar  1878  auf  BUnd’s 
Vorschlag  den  Ihülar  von  412*  * Troygraiu»,  dessen  Feingehalt  dem  Dollar 
des  Gesetzes  vom  2.  April  1792  entspricht,  als  Standard  doltar  wieder  ein- 
geführt  und  ein«  monatliche  Ausgat»«  von  2 bi«  4 Miilionen  Dollar«  zum  An- 
käufe von  Silber  behufs  Ausmänzang  augeordet  batte,  sind  bis  Ende  1885 
an  Silhermünzen  215  759  431  $ geprägt  worden;  im  Umhuife  befinden  sich 
aber  nur  50  Millionen  dieser  Münzen  und  dazu  höchstens  93  Millionen  an 
Silberzertlfikatcn.  Von  dem  etwas  besseren  Handelsdollar  wurden  bis  April 
1878  im  Ganzen  26  015*100  Stück  geprägt,  die  innerhalb  der  Vereinigten 
Staaten  verbliebenen  aber  eingezogen  und  umgsschmolzen. 

XI.  Wertbuuti  von  Silbergeld  fremden  Geprilge*.  Bei  der  Um- 
rechnung von  Wertbeii  aus  fremder  in  die  eigene  Währung  gelten  nicht 
durchgängig  die  Ansätze  unserer  grofsen  Tabelle,  welche  den  reinen  Edel- 
metallgehall  nach  gesetzlicher  Norm  allein  berücksichtigen  durften.  Da  uun 
für  internationale  Beziehungen  der  Silherwihrungs- Länder  vorzugsweise  die 
amllirhen  Notiningen  in  Frankreich  in  Betracht  kommen,  so  theilen 
wir  die  Metallwerthe  der  Hauptmünzen  mit,  wie  siede«  Finanzministeriums 
Bulletin  (ti  «taiittique  H de  UgMatim  comparte,  entsprechend  dem  Ver- 
hältnisse von  1:157a  gegen  Gold,  verzeichnet:  österreichischer  Gulden 
2 Frcs.  47  Cts.,  russischer  Rubel  4 Frcs.,  niederländischer  Ftorin  2 Frcs. 
10  Ct«.,  türkischer  Piaster  23,  egyptiaehcr  25,  tuni«i«ch*r  62  Cts.,  nord- 
amerikanischer  Dollar  5 Frcs.  34  Cts.,  mexicanischer  Piaster  5 Frcs.  43  Ct*., 
argentinischer  Peso  und  chilenischer  Piaster  5 Prc«.,  chinesischer  Tael  7 Frcs. 
567s  Cts.,  ostindßchc  Küpe«  2 Frcs.  37*/*  Cts.  Die  französische  Münz- 
anstalt verweigert  «eit  langer  Zeit  die  Aimnüuzuttg  von  Silber  für  Privat- 


1887. 


EXPORT,  Organ  de»  Centralvoreins  für  Handelsgeographie  etc. 


Nr.  2. 


recbnung.  E*  ist  deshalb  unnöthig,  ihre  Pan-  und  Tarifwerthe  fremder 
Münzen  anzufübren,  und  cs  genügt  ein  Auszug  über  die  Pari-  und  Tarif- 
* e t t b e eine»  Kilogramm»  der  Legirung,  wie  sie  da»  „Anuuaire“ 
verzeichnet  — und  zwar  einerseits  unter  Festhaitang  de»  VerhllUliUN 
1 : 15 7*  gegen  Gold,  ander»«!*  mit  Herabsetzung  einiger  Legirungen,  so  der 
von  925  auf  923  und  der  von  902,?  auf  900  Tausend!  bei  Io  fein  Silber: 


Fcincehalt 

Parlwt-rtb 
FN*  Cu 

Tarif«  ertb 
Kr  ca.  Ct*. 

Felugcbalt 

Piriwertb 
Kren.  Cu. 

TartfwcTth 
Frei.  Cu. 

945  

210  — 

208  42 

830  . . . 

184  45 

183  6 

925  

205  55 

203  57 

RIO  • - - 

180  — 

178  65 

917  (Brasilien)  . . 

203  77 

202  25 

fiOO  . . 

177  78 

176  44 

916.« 

203  70 

202  3 

750  . . . 

166  66 

165  42 

902,7  

200  60 

198  50 

720  . . . 

IGO  — 

158  80 

900  

200  — 

198  50 

640  . . . 

142  22 

141  16 

868  ( Rußland).  . . . 

198  89 

191  44 

60O  . . . 

133  33 

132  33 

835  

185  56 

184  16 

520  . . . 

115  55 

114  69 

833j  (Egypten)  . . . 

185  17 

183  79 

500  . . . 

111  11 

110  28 

B33.Mar-Tber.-Thlr.) 

185  11 

183  72 

400  ..  . 

88  89 

88  22 

XII.  Bemerkungen  Uber 

den  Umlaif  von 

SilbennUnzen.  In 

Tunis  hat  die  Gewöhnung  an  Zahlungen  de»  Gro&handel»  mit  Gold  den 
Kurs  der  silbernen  4-,  2*  und  1-1‘iaslcrstücke  auf  13  Kupfcrkamibcn  für 
den  Planier  bcrabgcdrückt.  I>er  alle  algerische  Monsonnah  besitzt  einen 
Werth  von  wenig  über  ’/n  deutsche  Mark.  Io  Marokko  benutzt  man  als 


II andelsmünze  gern  den  »panischen  Duro  von  20  Reale»;  als  gleichzeitige 
Kurse  werden  gemeldet:  500  Frei.  am  100*/*  »panische  Piaster  zu  477» 
englischen  Pence,  Napoleon  oder  5 Freu.  = 937».  Piaster  = 93  Ukias 
(letztere  beide  sollen  wohl  Zebntelukias  bedeuten).  Die  einzige  gesetzliche 
Ähiuze  Madagaskar»  ist  dos  Fünffrancs-Stück  in  Silber,  dessen  Schnitt- 
stücke  bei  kleineren  Zahlungen  z»gevrogen  werden;  iin  Sommer  1886  erhielt 
jedoch  eine  neue  Hank  da»  Prägungsrccht.  Obgleich  in  Sansibar  der 
Mam-Theiesia-Tbaler  den  Werthmesher  bildet,  sind  daselbst  doch  indische 
Kupien  allgoracin  im  Gebrauch  und  werden  mit  47%  jener  berechnet.  Der 
genannte  Maria-Tbereaia-Thaler  gilt  sonst  im  nürdiiclicn  Ost- A frika  (.aufser 
dem  nördlichen  Egypten)  wie  in  Arabien  als  eigentliche  Lamlesmünze. 

Der  persische  Kerän  oder  Kran  gilt  nach  dem  1885»  Wechselkurse 
nur  £4 '/*  deutsche  Pfennig  anstatt  nominell  81;  Kupfergeld  verliert  bei 
grüTseren  Zahlungen  3%  de»  Nennwert!)».  Als  ältere  Benennungen  treten 
bisweilen  im  Verkehr  auf:  Kinl  für  17«  Heran  and  halber  Rial  für  7*  Kerän. 
Man  nimmt  in  Briti ach- Indien  »am  ml  Ceylon  konventioriell  die  Rupie 
für  2 Shilling»,  die  Anna  von  4 Pice  für  I Y?  Pence,  den  Pi«  für  Fartbing. 
Die  frühere  Sicca- Rupie  von  Kompanie-Rupien  Werth  wurde  amtlich 
=“*  1, is  sogenannte  Kurant- Rupie  (einer  blöken  Rechnungsmünze)  und  15 
derselben  = 16  Rupien  der  britisch-Ofttindischen  Kompanie  berechnet.  Die 
Währung  von  Harn  s ist  der  britisch-indischen  nacbgebildet.  Der  siame- 
sische Tikal,  welchem  12  800  CuwrieniuHcbeln  gleichgestellt  werden,  hat 
au)  Münzamte  einen  Eiowecbslungsprei»  von  5 j mexicauiscbem  Silbcrpiastor 
und  wird  nach  dem  Handelsverträge  vom  August  1867  mit  Frankreich  — 


3 Frei.  30  Cts.  gerechnet.  Seit  dem  Jahre  1875  sind  Broozemünzen  ms>»cn- 
bafl  bezogen.  AL*  Woht  Recbnungsinünxen  btttlbH  da»  Kätti  m 80  und 
der  Tambung  von  4 Tikals.  Während  in  Niederländisch- Indien  nur 
die  vom  Besitzer  geprägten  Münzen  umlaufen,  i*t  im  ganzen  übrigen  Ost- 
Asien  der  sogenannte  clean  mexiean  doüar  nebst  seinen  Nachahmungen 
die  gebräuchliche  Vcrkehrsmünzc.  In  China,  welches  Reich  eigener  Münzen 
entbehrt,  werden  fremde  nach  Gewicht  gehandelt,  und  zwar  hat  da»  Tefal 
(englisch  tact)  oder  l.iang  10  Mehf»  (inace)  oder  Tsien  von  10  Kondorihn 
(c anderem*)  zu  10  KZscb  (ctuh),  lokal  wechselnde  Wertbe;  für  lJougkong 
wird  der»elbe  nach  englischer  Quelle  mit  61/»,  für  Haikuan  mit  5%  Shillings 
berechnet.  Deutsche  Quellen  geben  für  188a  dem  Huikuao-Tael  5*/*»  deiu 
Sbanghai-Tael  53/io  «nd  dem  mexicani*clien  Piaster  8‘  s M Kurswerth  und 
setzen  für  1883  den  l>urcb*chnitt»kurs  des  ersteron  = F/t  Jt*  5W/«  Shilling», 
"t#  Frcs.,  I433  Hongkong-Dollarts  l.ais  $ amerikanische»  Gold,  Ijk  Tientsin 
Tael»  und  ljiu  Sbangbai-Taels.  Di«  dem  nordamerikanUcben  Trade- Dollar 
gleichenden  japanischen  Handels-Yen  vom  28.  Februar  1875  sind  behufs 
Einschmelzen»  bald  wieder  ausgefübrt  worden,  und  die  Zahlungen  an  Fremde 
ei  folgen  in  mexirani»chcn  Silberdollars,  denen  im  Verkehr  der  Einheimischen 
die  mindenrertbigen  japanischen  Yen  gleich  gerechnet  werden  müssen.  Wenn- 
gleich die  seit  1863  auf  den  Philippinen  geprägteu  TbtlUlAokc  des 
Peso  duro  (10.  2U  und  50  Cent»)  um  14%  unter  dem  Nominal  wertbe  bleiben, 
sind  sie  doch  gesetzliches  Zahlungsmittel. 

In  der  Dominion  of  Canada  gilt  die  englische  Crown  gesetzlich  120, 
der  Floriu  48  und  der  Sixpeuce  12  Cents.  Mexico  lief»  seit  1883  die 
altspanischen  paos  provincialea,  sowie  die  Scheidemünzen  von  4,  2,  1 und 
7t  Real  und  die  Viertel-  und  Achtel-Kupferrealc»  einziehen  und  gegen  neue 
jKtoa  det  tuju Uo  und  deren  nach  dem  Dezimalsystem  geprägt«  TbeiUtücke 
urawqcbscln.  Obgleich  die  mittel  amerikanischen  Republiken  ihren 
Anschluf»  an  da»  Fünffrancs* System  erklärt  haben,  kursiren  daselbst  die 
allen  Scheidemünzen;  das  „.SiatesmatT»  Yearbook“  für  1885  berechnet 
den  angeuäherteu  Werth  de»  Kechnungspiastera  zu  100  Centavos  in  Guate- 
mala und  San  Salvador  auf  4,  de»  Peso’»  zu  8 Reales  in  San  Salvador  auf 
4T/a«,  de»  Dollars  zu  100  Cents  in  Honduras  und  Nicaragua  auf  37*  uud  des 
Dollars  zu  HX)  Centavo*  in  Costa  - Rica  auf  8’/j  englisch«  Shilling*,  ln 
Venezuela  steht  der  Peso  Macuquino  = 4 Bolivare».  Di«  colotnbia* 
niscb«  Währung  vom  24.  Oktober  1867,  worin  der  Peso  de  ley  vou  25  g 
in  900  Tauscndtheilen  und  seine  Stücke  zu  ’/to»  */s  und  7t  in  835  Tausend- 
tfa eilen  fein  ausgeinünxt  war,  ist  gänzlich  zerstört  In  Ecuador  Ut  an 
Stell«  des  weichen  Peso  von  8 Reale*  der  Sucre  von  10  Reales  getreten. 
In  Bolivia  gilt  der  Peso  SO  Cent i mos  des  Boliriano.  Kccbnungsmimze  von 
Paraguay  ist  der  Peso  von  100  Centenas  zum  Wertbe  von  S1/»  Shillings 
nach  englischer  Quelle.  Der  Peso  fuerte  der  Argentina  zu  100  Ccntesimo» 
aus  dem  November  1875  wurde  dem  inexicanischen  Piaster  gleichgestellt, 
ln  Uruguay  gelten  brasilische  Münzen  als  gesetzliches  Zahlungsmittel,  und 
zwar  2 Milreis  = 1 Pe*o. 

XI.  Aufser  den  in  der  Tabelle  aufgeMhrton  Münzen  sind  noch  fol- 
gende Ute  reu  Gepräges  zu  erwähnen,  welche  vor  nicht  ga*  langer  Zeit 
allgemein  im  Gebrauche  waren,  oder  deren  Einziehung  nicht  »tattgefunden  bat : 


Jt  Worth  lu  Gold  vou 


a)  polnischer  Gulden  (zlof)  zu  30  groaa y nach  dem  Gesetze  vom  13.  V.  34,  entsprechend  den  russischen 
Münzen,  auch  mit  doppelter  Wertangabe  (bis  1841  gesetzlich  in  Stücken  von  I,  l’/i,  173,2,5  und  10) 

b)  schwedischer  Riksdaler,  Kiksmynt  nach  dem  Gesetze  vom  3.  II.  55  (in  Stücken  von  ’/io,  V«,  V«»  7*  1» 

2 und  als  Speciesthaler  4)  . 

c)  norwegischer  Speciesthaler  zu  120  Schilling  laut  Gesetz  vom  5.  IV.  45  (in  Stücken  von  */**»  *A®*  *1* 

Rigsort  ’/a,  ’/*  und  1) 

d)  dänischer  Speciesthaler  nach  dem  Gesetze  vom  5.  I.  13  (in  Stücken  von  ’/s,  *1*  Reicbsb&nkthaler  l,a, 

*/*  und  1) 

e)  t scbweizcrisdier  Franken  bis  1865  (in  Stücken  zu  ’/*,  I und  2)  laut  OcRetz  vom  30.  I.  60  ...  . 

..  f »panischer  Escudo  » 10  Reale»  nach  dem  Gesetze  vom  26.  VI.  64  (in  Stücken  zu  1 und  als  Duro  2) 

’ \ + »panischer  Real  de  vcllon  dcsgl.  (in  Stücken  zu  I.  2 und  als  Peseta  4) . 

g)  griechische  Drachme  zu  l(J0  Leptai  laut  Gesetz  vom  20.  II.  33  gleich  */•  de«  alt&pauischen  Säuleupiaaters 

oder  Colonnato  (in  Stocken  zu  '/*,  ’/»,  1 und  5) 

b)  Piaster  der  Insel  Reunion  = 10  Livres  coloniales,  nach  1810  im  Gebrauche 

..  ( Rupie  der  französischen  Besitzung  Pondichery  

^ \ t Kanon  ebendaselbst  = 7**  der  Sternpagode  (auch  in  Doppelstücken) 

k)  älterer  siamesischer  Bat  (auch  in  Stücken  zu  ’/a?  als  Pai,  ’/u  *1»  Son  Pai,  % als  Fyan,  7*  *1*  Salyn, 

Vf  und  2) 

l)  f japanischer  Yen  zu  100  Sen  von  1871  (in  Stücken  zu  '/»,  Yio,  7»  und  ’/a) 

m)  Öuril  oder  Colonial- Dollar  de#  britischen  Guiana  von  1800  (auch  in  Stücken  zu  ' *«,  Yl*»  1 »,  al*  Guilder  ’ s,  7*1 

. f Venerolano  von  Venezuela  zu  100  Centavos  laut  Gesetz  vom  19.  IU.  1873 

I);  \ + Decimo  desgl.  {auch  in  Stücken  zu  ',»■  2 und  5)  ....  

o)  bolivianischer  Cuatro  zu  4 Reales  der  Moneda  fehle  nach  dem  Gesetze  vom  17.  VIII. 59  (auch  in  balbenStückeo) 

in  Stücken  zu  5 und  20  Centavos) 

corriento  noch  den  Gesetze  vom  15.  VII.  54  (in 

Stücken  zu  l*/«i  3'/*  und  ö> 

r)  brasiliscber  Milreis  vom  26.  IX.  67  (auch  iu  Stücken  zu  2;  ’/*  Stücke  mit  6,sis»g  fein,  Fünftel*tücke 

»eit  1870  nicht  mehr)  

Von  diesen  Münzen  erwähnt  noch  das  jüngste  „Annuaire  franfais“  dir  unter  f.,  1.  und  n.  aufgefüh 


p)  Decimo  von  Chile  laut  Gesetz  vom  28.  VII.  60  (auch 

q)  Real  corriente  von  Uruguay  zu  10  Reis  = '/»  P**0 


°lm 

brutto  g 

fein  g 

30:1 

868Yis 

3,109  73 

2,699  4 

0,4*3  9 

0,376  4 

750 

8.ioi  i 

64701 

1,147  7 

0,B99 * 

875 

28,»;#  1 

25,3*6 

4,364 

3,317  3 

875 

28,193  3 

25,3s  1 6 

4,334  7 

3, 4M  9 

800 

5 

4 

0,7* 

O.r.i» 

900 

l2,u»o  1 

11,«* 

2,103  9 

1,63?« 

810 

1,39* 

1,0414 

0,1*9  3 

0,146  6 

900 

4,477 

4,039  3 

0,734  3 

0,563  0 

840 

26,370  7 

2241?  1 

4,017  4 

3,113  3 

958 l;, 

1 1,110  4 

10,»34  9 

1,36*3 

1435* 

908 Ya 

1,47?  3 

1,343  9 

0,3419 

0,187  & 

1000 

15,11?  74 

15,11?  73 

2,731  36 

2,10?  3 

800 

25 

20 

3,6 

2,7» 

816*;, 

23,  m s 

19,0409 

3,499  9 

2447  1 

900 

25 

22,3 

4,oi 

3,13»  s 

835 

2,3 

2,017  * 

0,373  73 

0,791* 

90»T/* 

9,933  » 

8,986  a 

l4l’3 

1,349  1 

900 

2,3 

2*J 

0,372  6 

0,7*8 1 

833’/* 

2,«o>t 

2,i«  4 

0,390  33 

0,U>2  1 

900 

w* 

11,  i 

2,03* 

1,5694 

ten  als  1 

regelmäßig 

umlaufende. 

Litterarische  Umschau. 

Verreich  ni  I#  der  bei  der  Redaktion  ei  »gegangenen  Drncksehriften. 

Die  nachstehend  besprochenen  und  angezeigten  Werke  können  durch  die 
Buchhandlung  Walther  A Apolant,  Berlin  W.,  MarkgrufcnstraLso  60, 
jederzeit  bezogen  werden. 

Cartagena  y sux  terconiu*.  Guiu  diwiptiva  de  la  Capital  det  Kt tado 
MoCeiana  tU  Ba 4* rar  eu  loa  EsUhIo«  da  Columbia  pur  Joai  1".  Urueta 
Cartagena  IdUti. 


A.  H’  8.  Ein  schlecht  und  nachlässig  auf  schlechtem  Papier  gedruckte» 

Buch.  Der  Drucker  heilst  Grau,  ist  aber  trotz  .«eines  deutschen  Namens  kein 
Deutscher  und  jedenfalls  kein  guter  Jünger  Guttenbcrga.  Schon  nuf  dem 
Titelblatt  liefst  man  T\pyraf*a  statt  Tipografia,  und  an  ähnlichen  Druck- 
fehlern, namentlich  falschen  Accenten  ist  da»  Buch  überreich. 

Was  nun  den  Inhalt  des  letzteren  aabelangl,  *0  Ist  allerdings,  wie  der 
1 Verfasser  selbst  es  im  Vorwort  einriumt,  weder  Plan,  nocli  Methode  in  ihm 
erkennbar,  uud  dennoch  trifft  man  darin  ein«  Menge  t er* «th barer  Daten,  was 
, mit  den  erwähnten  Mängeln  der  Darstellung  «uigeruufseu  auszusöbnen  vermag. 

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Nr.  2. 


32 

EXPORT,  Organ  des  Centralrereisa  für  Uandelageographie  etc. 


1887. 


Der  Verfasser  beginnt  mit  einer  Beschreibung  des  ganzen  Landes,  die 
allerdings  nun  größten  Thell  dem  Dictixmurio  gcayrüficn  d e Colaml na  von 
Joaquin  Ksguerra  entnommen  ist,  nichtsdestoweniger  aber  die  Kritik  her- 
aasfordert.  Entgegen  der  offiziellen  Statistik,  nach  welcher  das  Land  nur 
9961  US  Bewohner  hat,  spricht  der  Verfasser  von  4000000.  Lien  Fliehen- 
Inhalt  berechnet  er  nach  (Juadrutmyriamctcrn  statt  nach  □ Kilometern,  und 
seinen  Ortsangaben  legt  er  den  Meridian  von  Bogota  zu  Grunde,  was  um 
so  unzulässiger  erscheint,  als  er  gerade  diese  allgemeine  Einleitung,  einer 
Anmerkung  infolge,  nicht  für  seine  Landsleute,  sondern  für  Ausländer  ge- 
schrieben haben  will.  Sehr  eingehend  behandelt  er  die  Grenzen  des  Landes ; 
doch  wäre  es  zweck mäßig  gewesen,  auch  die  Daten  der  box.  Grenztraktate 
anzugrben.  Er  scheint  aber  von  den  Anforderungen  einer  wissenschaftlichen 
Geographie  keine  Ahnung  zu  haben.  Die  Beschreibung  der  einzelnen  Pro- 
vinzen des  Staates  Bolivar  ist  dürftig  und  beschränkt  sich  eigentlich  nur 
auf  eine  Darstellung  der  administrativen  Eint  Heilung  nach  offiziellen  Quollen; 
größerer  Pleifs  ist  dagegen  auf  die  Beschreibung  der  Hauptstadt  Cartagena 
verwendet  worden.  Wir  erfahren  daraus,  dufs  das  Areal  der  Stadt  23  qkm 
und  das  de»  ganzen  Distriktes  1 1 f>  qkm  umfaßt,  und  dufs  sich  die  Bevölkerung 
desselben  nach  dem  Zensus  von  1881  aus  383'»  Männern  und  5846  Frauen 
/.usammensetzt,  ein  Mifsverhältuiß,  für  das  uns  der  Verfasser  aber  die 
Erklärung  schuldig  bleibt.  1835  zählte  der  Distrikt  noch  22171  Bewohner; 
daher  stuft  des  Verfetten  Bemühung,  das  Klima  als  besser  darstellen  zu 
wollen,  als  sein  Ruf  ist,  diesem  Zahlenverhkltniß  gegenüber  als  gescheitert 
betrachtet  werden,  zumal  wenn  inan  die  große  Mortalititsziffer  (188b  waren  es 
‘184  Männer  und  211  Frauen}  iu  Betracht  zieht.  Europäer  dürften  sich  da- 
selbst bei  einer  mittleren  Jahrestemperatur  von  25  Zentigradcn  (35  im 
Maximum  und  20  im  Minimum)  nicht  leicht  akklimatisiren.  Für  die  Nieder- 
schläge liegt  nur  eine,  auf  den  Monat  September  1882  bezügliche  Angabe 
vor.  Danach  fielen  dtfillMt  1 94  *,*  mm  Kegen. 

In  Cartagena  exislirt  außer  anderen  L’uterricbtsanstalten  unter  dom 
Namen  eines  Colegio  dtl  Kstado  eine  Universität  für  Philosophie,  Jurisprudenz 
und  Medizin,  die  1862  nur  von  10,  1883  aber  von  906  Studenten  besucht 
wurde  und  seit  ihrer  Gründung  im  Jahre  1823  nicht  weniger  als  50  Rektoren 
gehabt  hat,  von  welchen  die  Mehrzahl  aus  Advokaten  bestand.  Einige  der 
Rektoren  waren  aber  auch,  nach  des  Verfassers  Angabe,  Mediziner  und  Advo- 
katen io  einer  Person,  zwei  dagegen  Theologen.  Der  Bericht  über  das 
IJnterrichtsweeen  in  Cartugcua  hat  überhaupt  für  Europäer  etwas  Erheiterndes. 
Mit  Staunen  ersieht  man  daraus,  daß  die  Regierung  jene  kleine  Stadt  auch 
mit  Lehranstalten  für  Schlosser,  Uhrmacher  und  Buchbinder  bedacht  hat. 
Dafs  das  Buchbindergewerbe  dort  trotzdem  auf  einer  niedrigen  Stufe  sieht, 
beweist  der  Einband  des  vor  uns  liegenden  Werkes  von  Herrn  Urueta.  — 
Die  Universitätsbibliothek  zählt  nur  I 242  Werke,  inkl.  825  amtliche  Berichte, 
Landcsge.-eizs&uuuluugen  und  Werke,  die  sich  auf  die  L&ndesgeschichte  be- 
ziehen. Wenn  aber  auch  an  Büchern  in  (.'ortageua  ein  offenbarer  Mangel 
ist,  »o  ist  das  Städtchen  mit  Zeitungen  um  w>  mehr  gesegnet,  denn  es 
erscheinen  deren  4 offiziell«  und  4 private.  Druckereien  giebt  cs  8. 

Interessant  sind  die  Dateu  über  die  Zolleinnahmen  von  Cartagena,  da 
sie  in  eklatanter  Weise  das  Uerobsinken  der  kommerziellen  Bedeutung  der 
.Stadt  seit  der  Kolonialzeit  illustriren.  Im  Jahre  1778  wurden  3363937  Pesos, 
1882  dagegen  nur  168881  3 Einfuhrzölle  erhoben.  Ob  der  neu  erbaute 
Leuchtthurm  (10*  25'  42"  t>.  Br.  und  75®  33'  45"  w.  L.  v.  Greenwich) 
zur  Belebung  des  Schifffahrt» Verkehrs  mit  Cartagena  beitragen  wird,  mufs 
noch  dahingestellt  bleiben. 

Seit  1876  besitzt  die  Stadt  telegraphische  Verbindung  mit  Bogota, 
Panama  nnd  vielen  Orten  des  Staate*  Bolivar;  doch  geht  aus  den  Angaben 
Urueta 's  die  Länge  der  Linien  leider  nicht  hervor. 

Don  Abschnitt  über  die  Fnrtifikationea  Cartagenas  können  wir  hier 
übergehen:  erwähnt  mag  nur  sein,  dafs  der  Bau  der  Mauern  59000000  $ 
und  der  des  Forts  San  Felipe  11000000  $ gekostet  hat,  Summen,  die 
wohl  eine  zweckmäßiger«  Verwendung  hätten  finden  können.  Völlig  Im 
Dunkeln  läßt  uns  der  Verfasser  über  die  Uöho  der  Fonds  und  der  Trans- 
aktionen der  drei  in  Cartagena  vorhandene»  Banken,  tu  welchen  »ich  bald 
eine  vierte  gesellen  wird.  Das  gewerbliche  Leben  ist  gering  in  Cartagena; 
cs  werden  dort  Gegenstände  aus  Muscheln  hergestellt,  daneben  oxistiren 
zwei  Seifen-  und  eine  Schwefelholzfabrik,  während  eine  Bierbrauerei  wieder 
eingegangen  ist.  Die  Stadt  zählt  aber  bei  ihren  9681  Bewohnern  nicht 
weniger  als  5 Apotheken,  was  gerade  auch  nicht  sehr  zu  Gunsten  ihres 
Klimas  spricht.  Die  Aufzählung  der  Kirchen  und  Klöster  kann  für  unsere 
Leser  kein  Interesse  haben,  ebensowenig  der  historische  Rückblick  auf  die 
Entwicklung  resp.  den  Verfall  Cartageuas,  wenn  auch  gerade  dieser  Theil 
der  eingehendste  und  beste  des  ganzen  Buches  ist 

Die  Geschichte  der  Dörfer  und  hacteruUu  bei  Cartagena  ist  vollends 
von  rein  lokalem  Interesse;  doch  werden  Geographen  von  Fach  in  dem 
bezüglichen  Abschnitt  manches  verwendbare  Material  finden,  im  Grofsen 
und  Ganzen  hat  allerdings  da»  Buch  von  (Jrueta  unseren  Erwartungen  nicht 
entsprochen;  wir  können  dein  Verfasser  nur  rathen,  sich  erst  mit  der 
geographischen  Littcratur  des  Auslandes  ein  wenig  vertrauter  zu  machen, 
bevor  er  es  zum  zweiten  Male  unternimmt,  geographische  Darstellungen  zu 
veröffentlichen. 

Buenos  Aires.  Land  und  Leute  am  silbernen  Strom;  mit  besonderer 
Rücksicht  auf  europäische  Einwanderung,  Handel  und  Verkehr.  Von 
Leopold  Schnabl,  Konsul  der  Argentinischen  Republik  in  Budapest. 
Stuttgart.  1886. 

A.  IT.  S.  Es  ist  uns  kein  Buch  über  Argentinien,  speziell  über  Buenos 
Aires  bekannt,  das  mit  solcher  Frische,  mit  solcher  Wärme  für  den  darin 
behandelten  Gegenstand  und  zugleich  mit  solcher  Feinheit  und  Vornehmheit 
der  Diktion  geschrieben  wäre,  wie  dieses-  Zu  diesen  Vorzügen  tritt  aber 
noch  der  gröfsere  einer  strengen  Sachlichkeit  und  einer  unbestechlichen 
Wahrheitsliebe  de®  mit  scharfer  Beobachtungsgabe  ausgerüsteten  Verfassers. 


Es  kommt  uns  wie  die  Plünderung  eines  Schmuckkastcns  vor,  den  Inhalt 
des  Buches  bruchstückweise  unteren  Lesern  mltxutheilen:  daher  werden  wir 
»einen  Inhalt  nur  in  kurzen  Zügen  andeuteu.  Diejenigen,  weiche  sich  für 
Argentinien  bereits  iuteressirea,  müssen  es  von  A bis  Z leseu,  und  die 
Lektüre  wird  ihnen  sicherlich  einen  eben  solchen  Gcnufs  wie  uns  bereiten; 
diejenigen  aber,  die  sich  mit  den  Vereinigten  Staaten  Süd- Amerikas  bisher 
wenig  beschäftigt  haben,  werden  durch  die  Lektüre  dieses  Buches  ihr 
Intereese  für  dieselben  so  geweckt  sehen,  dafs  sie  fortan  alle  politischen 
und  sozialen  Vorgänge  daselbst  *mit  grüfsler  Aufmerksamkeit  verfolgen 
werden. 

Wir  übergehen  hier  die  reizend  geschriebene  Einleitung,  die  ton  der 
Überfahrt  des  Verfassers  auf  einem  italienischen  Dampfer  bandelt,  uud  wenden 
uns  mit  ihm  gleich  seinem  Reiseziele,  der  Stadt  der  „guten  Lüfte*  am  „silbernen 
Strome*  mit  ihren  elenden  Landungsvorrichtungen,  ihrer  schachbrettartigen 
Anlage,  ihren  Zollplackereien , ihren  »chlecbtgcpfUsterten  Straßen,  ihren 
Platzen,  Palästen,  großartigen  Waarenlagern  und  dem  ganzen  betäubenden 
Treiben  einer  emporblühenden  Handelsmetropole  zu.  Es  ist  ein  _buntos 
mannigfaltiges  Bild,  das  uns  der  Verfasser  da  entwirft.  Aber  das  Äußere 
dieser  merkwürdigen  Stadl  von  880 OuO  Einwohnern  ist  so  vielfach  geschildert 
worden,  dafs  ihm  kaum  Neues  darüber  zu  berichten  übrig  bleibt.  Desto 
verdienstvoller  ist  es.  dafs  er  auf  die  Schilderung  der  Bewohner  dieser  Stadt 
da*  größte  Gewicht  legt,  und  hierbei  zeigt  sich  seine  scharf«  Beobachtungs- 
gabe, »ein  Talent,  die  einzelnen  Elemente  der  Bevölkerung  nach  ihrem 
intellektuellen  und  moralischen  Werth  oder  Uuwerth  zu  vergleichen,  im  besten 
Lichte  Dem  porU-fto  (d.  b.  Hafenbewohner,  denn  so  nennen  sich  die  in 
Buenos  Aires  Geborenen)  schenkt  er  die  größte  Aufmerksamkeit;  er  führt 
uns  in  ihre  Häuser,  in  ihre  Familien,  er  lehrt  uns  ihre  Lvbensgewohnheiten, 
ihr  innerste»  Denken  und  Fühlen  kennen,  hat  für  ihre  von  den  Fremden 
so  häufig  verkannten  Tugenden  Worte  höchster  Anerkennung,  weif»  aber 
auch  ihre  schlimmen  Seiten,  namentlich  ihr  auf  äußeren  Prunk  und  Flitter 
gerichtetes  Sinnen  und  den  Mangel  an  geistiger  Vertiefung  und  Arbeitslust 
mit  entstein  Wort  zu  tadeiu  und  läßt  uns  die  Ursachen  erkennen,  warum 
sich  der  porteiio  gerade  so,  wie  er  Bich  dem  Blicke  des  Völkcrpsyehologen 
darote II t,  entwickeln  oder  vielmehr  in  seiner  Entwickelung  Zurückbleiben 
mußte. 

Unter  den  Fremden  in  Buenos  Aires  rage»  die  Italiener,  sowohl  au 
Zahl,  aJ<  an  kulturellem  Einfluß  hervor.  In  den  llkiideu  dieser  arbeitsamen 
uud  hedürfuißlosen  Bevölkerung  liegen  alle  jene  kleiuen  Thiligkeißzweige, 
die  dem  Altagsleben  der  HaupUladt  ihr  eigcnthümlichos  Gepräge  aufdrücken. 
Italiener  sind  es,  die  auf  den  Straßen  Zündhölzchen  uud  LotleriebilleUe  feift- 
bicten,  die  den  Leierkasten  drehen,  die  Maccaroni-,  Wurst-  und  Käsenieder- 
lagen halten,  die  in  den  Theatern  geige»,  und  «las  Wenig«,  was  man  in 
Buenos  Aires  an  plastischer  Kunst  trifft,  geschaffen  haben.  Aber  auch  im 
Großhandel  uud  als  Banquiers  entwickeln  sie  eine  rührige  Thätigkeit,  und 
wenn  von  den  954  Miiiioueu  Frcs.,  welche  1882  dos  unbewegliche  Ktgentbum 
in  Buenos  Aires  werthete,  170  Millionen  allein  auf  sie  kommen,  so  beweist 
du  am  Besten,  zu  welchen  Erfolgen  sie  es  gebracht  haben.  Jedes  Ding  hat 
sein  „Aber*,  und  e«  ist  ein  »ehr  ernste»  Aber,  was  man  gegen  die  Italiener 
am  La  PJata,  wie  überall  in  der  Welt  zu  erhebeu  hat.  Sie  »ind  zwar 
arbeitsam  und  bedarfaißlas ; aber  »ie  sind  es  bis  zum  Geize,  und  wenu  sie 
schon  ans  diesem  Grunde  in  einen  sozialen  Widerspruch  zu  dem  pracht- 
liebenden  poritno  ger&then,  so  ist  das  noch  mehr  der  Fall,  weil  «ie  im 
Grunde  genommen  doch  nur  Zugvögel  auf  seinem  Boden  sind  und  kein 
höheres  Ideal  können,  als  einst  von  den  Frücbteu  ihrer  Arbeit  in  ihrem 
schöuen  aouuigeti  Heimathlande  zu  leben.  Der  Verfasser  widmet  dieser 
Erscheinung  eine  eingehende  Betrachtung,  kann  aber  doch  nicht  umhin, 
trotz  des  großen  Abflusses  argentinischen  Geldes  noch  Italien  der  italienischen 
Einwanderung  energisch  dos  Wort  zu  reden.  Es  Ut  «ehr  bezeichnend,  wie 
er  sich  darüber  ausdrückt:  „Mögen  immerhin  2-  bis  rtOtJÖ  jährlich  uoch 

Europa  zurückkehreu*  — sagt  er  — ; „neun  uns  Italien  alljährlich  die  grofsen 
werbenden  Kontingente  henibcrschickt,  ao  ist  ja  der  materielle  Ausfall  bei 
weitem  ausgeglichen.  Ja,  so  sehr  ist  die«  der  Fall,  daß  für  jeden  aus- 
scheidenden Vormann  zwei,  drei  und  selbst  zehn  Ersatzmänner  auf  den  Platz 
treten-  Das  Genie  eines  großen  Mannes  hat  gegenwärtig  die  Kolonisations- 
politik  in  Europa  aktuell  gemacht,  und  wir  zweifeln  nicht,  daß  mau  nun, 
nachdem  plötzlich  sich  die  Augen  für  koloniale  Bestrebungen  geschärft 
haben,  mit  einem  Male  auch  auf  den  großen  Vorsprung  aufmerksam  werden 
wird,  den  Italien  in  Süd-Amerika  den  übrigen  Staaten  Europas  bereits  abge- 
wonnen hat.  Denn  in  Wahrheit,  heute  »iod  die  Italiener  die  Wikinger  des 
sndamerikanischen  Kontinents  — sie  haben  ihn  in  aller  Stille  und  Heimlich- 
keit erobert.  Sie  habe»  wirklich  Argentinien  kuloiißirt,  ohne  mörderische 
Kriege  geführt  zu  haben,  wie  die  Engländer  in  (ßt-lndieu,  ohne  »ich  der 
barbarischen  Grausamkeit  schuldig  zu  machen,  welche  die  entartete  Politik 
der  Habsucht  ausgeübt  hat.  Die  italienische  Kolon isationspolitlk  hat  in 
Argentinien  wenigstens  die  stillen  und  friedlichen  Wege  der  Arbeit  ein- 
gehalten. Es  war.  wenn  der  Ausdruck  erlaubt  ist,  eine  Art  Ameisenpolilik, 
weder  kühn,  noch  erobernd,  noch  in  irgend  einem  Zuge  Ton  heldischer  Natur, 
sondern  mühevoll  und  genügsam,  auf  den  Pfaden  de»  gewöhnlichen  Lebens 
mit  kleinen  Schritten  »ich  fort  bewegend,  Aber  ist  eine  Bolche  friedliche 
Eroberung,  auch  wenn  kein  Tyrtäus  ihre  Fortschritte  mit  »einen  Liedern 
begleitet,  darum  nicht  auch  eine  Eroberung  zu  nennen?“ 

Sehr  wahr  gesprochen!  Eine  solche  friedliche  Eroberung  Süd-Amerikas, 
namentlich  Süd-Bra*ilious,  ist  es  ja  gerade,  welche  seit  J alt  reu  die  ItandeL- 
geographischäa  Vereine  Deutschland»  erstrebt  haben,  ohne  dafs  aber  freilich 
dos  Genie  de»  großen  Mannes,  von  dem  der  Verfasser  spricht,  sonderlich  davon 
Notiz  genommen  uud  sich  für  eine  solche  Ameisenpolitik  erwärmt  hätte.  Die 
Deutschen  hätten  für  all«  Zeit  dieselbe  hervorragend«  wirtschaftliche  Steilung 
in  Süd-Brasilien,  wie  die  Italiener  am  La  Plate  cinuchuieD  können,  wenn 
man  »ich  das  Vorgeben  dieser  am  La  Plata  zutn  Muster  genommen  hätte 
Statt  dessen  werden  sie  bereits  von  den  Italienern  auf  demjenigen  Gebiete. 

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1887. 


83 

EXPORT,  Organ  de«  Centrmlvereim  für  Handelsgeographie  etc. 


Nr.  2. 


das  doch  nur  durch  m*  der  Kultur  erschlossen  worden,  und  auf  dem  sie  bka 
vor  10  Jahren  fest  die  einzigen  Fremden  waren,  bedrängt,  und  das  Genie 
des  gTofson  Mannes  läfet  das  ruhig  geschehen,  ja,  verschmäht  es  sogar,  die 
Hindernisse  zu  beaettlgeit,  welche  bureaukratischer  Dnnntaad  dam  natür- 
lichen  Kxpansionsdrang  unseres  Volkes  gerade  in  Bezug  auf  jenes  Gebiet 
entgegengesetzt  hat. 

Nächst  der  italienischen  ist  die  spanisch«  Kolonie  in  Buenos  Aires  die 
zahlreichste;  doch  fehlt  ihr  das  Ansehen  und  der  Einflufe  der  ersteren  trotz 
der  Sprachgemeinschaft  mit  den  Einheimischen.  Ks  sind  dies  die  natür- 
lichen Nachwehen  der  Kolonialherrschaft  und  des  Befreiungskampfes  der 
Argentiuer.  Beide  haben  zwischen  den  dem  gleichen  Stamme  ungehöronden 
Nationen  eine  Scheidewand  nufgehaut,  die  ebensowenig  zu  beseitigen  sein 
dürfte,  wie  diejenige,  welche  die  Brasilianer  von  den  Portugiesen  trennt. 

Ganz  anders  steht  es  mit  der  französischen  Kolonie,  dio  in  Argentinien 
ca.  70000  und  in  Buenos  Aires  allein  20000  Köpfe  zählt.  Sie  partlzipirt 
an  der  Einfuhr  mit  20%  und  an  der  Ausfuhr  mit  27%,  und  in  diesen 
Ziffern  allein  schon  liegt  das  klafft  ihres  Einflusses  ausgedrückt.  Die  Fran- 
zosen sind  nun  einmal  das  Vorbild  aller  romanischen  Völker;  sie  werden  von 
ihnen  noch  immer  als  die  zivilisirteste  und  hervorragendste  Nation  der  Well 
angestaunt  und  getreulich  kopirt  Dagegen  ist  absolut  nichts  zu  machen, 
und  es  wird  den  germanischen  Völkern  nirgends  in  Süd-Amerika  leicht 
sein,  sie  ganz  aus  dein  Felde  zu  schlagen. 

Die  Engländer  mit  ihrem  jrrofeen  und  unerschöpflichen  Geldsack  haben 
allerdings  den  Löwennntbeil  am  argentinischen  Handel-  und  Finanzwesen: 
sie  halten  sieh  auch  als  Erbauer  von  Eisenbahnen,  Telegraphen  und  sonstigen 
Verkehrsmitteln,  die  da*  junge  Land  dem  Weltmärkte  erschlossen , unent- 
behrlich gemacht;  der  porleHo  sieht  zu  dem  reichen  Engländer  wie  zu  einem 
Halbgott  empor,  aber  zu  einem  Verständnis  der  inneren  Natur  desselben 
wird  er  schwerlich  jemals  gelangen.  Beide  stehen  »ich  innerlich  fremd 
gegenüber,  und  niemals  wird  der  Brite  eine  Spur  seines  Wesen»  dem  leicht- 
lebigen Argen tiner  aufdrücken,  niemals  einen  tieferen  zivilisatorischen  Kinflufs 
auf  ihn  ausüben.  Respekt,  aber  auch  nur  Respekt,  wird  er  sich  am  Silber- 
Strome  erwerben. 

Dan  ist  glücklicherweise  bei  dem  Deutschen  anders.  Mühsam  aus 
kleinen  Anfängen,  aus  der  Ärmlichkeit  hat  sich  die  deutsche  Kolonie  am 
La  Plata  emporgerungen.  Mit  Rührung  und  zugleich  mit  Stolz  raufe  uns 
des  Verfassers  Schilderung  ihrer  Leiden  und  Kämpfe  erfüllen,  Heute  steht 
nie  geachtet  da.  Ihr  Realbesitz  in  Buenos  Aires  beziffert  sich  auf  16  Mil- 
lionen . 4f’,  aus  Deutschland  führte  sie  1884  bereits  9%  der  Gesammteinfuhr 
ein,  und  dorthin  exportirte  sie  7%  bis  9%  der  gesammteu  argentinischen 
Ausfuhrprodukt«;  ihr  WaarcuuuuaU  Ul  ungeheuer  und  trägt  dem  Staate 
jährlich  21  Millioueu  JC  an  Zöllen  ein;  die  Provinzialbauk  stellt  iu»  Jahre 
durchschnittlich  über  6 Millionen  JC  deutscher  Einlagen  Depotscheine 
aus,  und  ein  halbes  Dutzend  deutscher  Firmen,  wie  Mailmann,  Torn<|uiftt, 
Homberg  — Heim  endahi.  Bracht,  von  Eiken,  reprtaentlzt  eine  Kapital- 
kra/t  von  100  Millionen  Fres.,  kurz,  Deutschland  ist,  wie  der  Verfasser 
bemerkt,  auch  im  Süden  Amerikas  das  grofae  mächtige  Deutschland  ge- 
worden. 

Dieser  glänzenden  Aufeenwite  entspricht  aber  auch  der  Kern  der 
deutschen  Kolonie.  Der  Deutsche  hat  allmählich  sein  unbewegliches  Wesen 
verloren,  er  bat  gelernt,  sich  dem  Fremden  zu  akkominodiren,  ohne  darüber 
seine  Eigenart  einzubüfsen.  Die  Verachtung  der  fremden  Eigenart,  die  — 
wie  der  Verfasser  richtig  bemerkt  — einen  Grundzug  des  französischen 
Charakters  bildet,  ist  ihm  ebenso  fremd,  wie  die  eisige  Exklusivität  des 
Engländers.  Kr  nimmt  auch  innerlich  herzlichen  Antheil  an  der  Bevölkerung, 
in  deren  Mitte  er  lobt,  er  lernt  ihre  Sprache  und  eignet  sich  bis  zu  einem 
gewissen  Grade  Ihre  Sitten  an,  sodals  er  ihr  weniger,  als  die  Vertreter 
anderer  Nationen,  wie  ein  fremder  Organismus  erscheint.  Darin  aber  liegt 
die  Ursache  »einer  Erfolge  auf  argenfintVhem  Boden.  B«  wirkt  erzieherisch 
auf  dio  Nation  ein  Deutsche  Lehrer  und  Professoren  unterrichten  in  grober 
Zahl  au  den  argentinischen  Lehranstalten;  da»  deutsche  Vereinsweseu, 
namentlich  soweit  es  sich  mit  der  Pflege  der  Musik  befafet,  zieht  den 
porUno  an,  er  drängt  sich  zu  den  Konzerten  der  «Singakademie“,  und 
überall  im  Lande  trifft  man  auch  Spuren  des  zivilisatorischen  Einflusses 
unserer  Landsleute.  Aber  dos  alte  Erbübel  des  Kastengeistes  ist  leider 
dort  unter  ihnen  ebenso  scharf  ausgeprägt,  wie  in  allen  anderen  T heilen 
der  Welt,  und  mit  einer  gerechtfertigten  Bitterkeit  deckt  der  Verfasser 
dasselbe  in  seiner  ganzen  widerwärtigen  Erscheinung  auf  und  schliefst  den 
betreffenden  Abschnitt  mit  den  beherxlgenswerthen  Worten:  «Die  deutsche 
Kolonie  hat  Ansehen,  Rcichthum  und  Macht,  sie  hat  noch  eine  ungeheure 
Zukunft  vor  sich  — sie  sollte  aber  auch  »las  besitzen,  was  der  beste  Hebel 
zu  weiterer  Gröfee  und  innerem  Aufblähen  ist:  die  Einigkeit!“ 

Die  Zahl  der  Österreicher  ist  gering  in  Buenos  Aires,  und  diese 
ftchüefsen  sieb  je  nach  ihrer  Abstammung  entweder  den  Deutschen  oder  den 
Italienern  an-  Oesterreich  selbst  war  tdstur  Wiener  Weltausstellung  den  Ar- 
gentinem  ja  kaum  dem  Namen  nach  bekannt;  es  wurde  von  denselben  bei 
dieser  Gelegenheit  ja  gewisaermafeen  erst  entdeckt;  trotzdem  aber  getüefeeu 
die  Landsleute  des  Verfasser*  in  Buenos  Aires  ein  grobes  Ansehen,  und 
zwar  mit  Recht:  denn  Männer,  wie  der  verstorbene  Carlos  B.  Webely, 
der  Vater  der  österreichischen  Kolonie, der  edelmüthige  hingebende  Philanthrop: 
M.  Mayer,  der  Präsident  der  Westtahn  und  Direktor  der  Provinzialbank, 
und  F.  Latsina,  der  Organisator  und  Direktor  de«  «tot  ist  iw  he»  Amte«, 
müssen  ja  jeder  Nation  rar  höchsten  Zierde  gereichen  Der  Verfasser  hofft 
»och  Grobes  von  den  Wechselbeziehungen  'eines  Vaterlandes  zu  Argentinien. 

In  dem  Kapitel  „ökonomische  Verhältnis»«“  liefert  er  in  gedrängter 
Kürze  ein  Bild  von  der  bisherigen  wirthsehafllichen  Entwickelung  und  von 
der  Entwicklungsfähigkeit  der  grofeen  südatnerikanischen  Republik;  doch 
müssen  wir  es  uns  versagen,  Auszüge  aus  demselben  zu  bringen,  theils  um 
die  Wiedergabe  von  Bekanntem  zu  vermeiden,  theils  um  nicht  Gcfehr  zu 
laufen,  Wesentliche*  zu  übergehen.  Dieser  Abschnitt  will  nicht  nur  gelesen, 


sondern  auch  studirt  sein,  wenn  man  »ich  auch  nicht  mit  allen  Ansiebton 
des  Verfassers  einverstanden  zu  erklären  vermag.  Sein  Urtheil  über  den 
Werth  der  deutschen  Waarcn  i.  B.  ist  ungerecht.  Das  «billig  und  schlecht“, 
mit  welchem  Beul eaux  dieselben  einst  vor  der  Welt  »tigmatisirlc,  hat  lange 
schon  seine  Gütigkeit  verloren,  und  gerade  die  vom  Verfasser  xahlenmüfsig 
festgestellte  sehr  bedeutende  Zunahme  des  Importes  deutscher  Waarcn  ln 
Argentinien  involvirt  schon  den  Beweis,  dafe  gegenwärtig  bei  uns  besser, 
solider,  marktfähiger  als  früher  gearbeitet  wird. 

E*  folgt  nun  ferner  in  dem  Buche  eine  Aufzählung  der  schreienden 
Mifsstftnde,  die  der  Verfasser  unter  der  Überschrift;  «Verschiedene  Nisi* 
den  vielen  glänzenden  Seiten  von  Buenos  Aires  gegenüberstellt,  womit  er 
unser  l'rtheil  über  seine  Objektivität  vollkommen  rechtfertigt.  Buenos  Aires 
ist  im  Allgemeinen  «ine  reiche  Stadl,  und  doch  giobt  cs  dort  Armut h und 
Elend  genug.  Das  unerbittliche  Nisi  hängt  sich  sogar  schon  wie  ein  Blei- 
gewicht an  ihren  Namen.  Sie  ist  that« schlich  die  Stadt  der  «guten  Lüfte“ ; 
aber  sie  ist  auf  Koth  getaut,  und  Ihre  sanitären  Verhältnisse  sind  nichts 
weniger  als  günstig.  Der  Mangel  an  Kanalisation  und  an  gutem  Trinkwasser 
hat  nie  im  Jahre  1870  {»  eilten  Peetberd  verwandelt,  und  seitdem  ist 
eigentlich  nichts  geschehen,  um  den  hygieinischen  Forderungen  der  Neuzeit 
gerecht  zu  werden-  Wenn  auch  das  gelbe  Fieber  nicht  wieder  aufgetreten 
ist,  so  krankt  doch  ein  pro  feer  Theil  der  Bevölkerung  an  schweren  Magen- 
leiden  und  Darmaffektionen  dahin.  An  guten  Ärzten  fehlt  cs  freilich  nicht; 
aber  ihre  Forderungen  sind  so  exorbitant,  dafe  der  weniger  günstig  Situirte 
es  zu  vermeiden  sucht,  sie  zu  konsultiren,  und  sich  lieber  dem  üppig  erapor- 
wucheraden  und  vom  Staate  geduldeten  Kurpfuscherthum  in  die  Arme  wirft. 

Schlimmer  steht  es  noch  mit  der  Rechtspflege.  Man  hat  freilich  eine 
! leidlich  orgonisirt«  Polizei,  und  die  äufeere  Ordnung  wird  mit  rigoroser 
1 Strenge  aufrecht  erhalten;  aber  das  Gerichtsverfahren  ist  schleppend,  und 
das  grnfee  Heer  von  Advokaten  scheint  nur  dazu  da  zu  «ein,  um  die  Klienten 
wie  eine  Zitrone  auszupresseu. 

Dazu  tritt  aber  noch  als  ebenso  grofses  übel  eine  zügellose,  skandal- 
süchtige  Presse,  die  weder  die  Ehre  des  honetten  Mannes,  noch  den  Frieden 
der  Familien  respektirt,  wenn  sie  dafür  mit  klingender  Münze  bezahlt  wird. 
Es  wird  in  ihr  ein  förmlicher  VerletundutigSSMrt  getrieben,  der  nicht  anders 
als  deiuriralfeimid  auf  die  gesaimute  Bevölkerung  wirken  kann.  Die  in 
deutscher  Sprache  in  Buenos  Aires  erscheinenden  Blätter  uimmt  der  Ver- 
fasser allerdings  von  seinem  harten  l’rtheil  aus  und  spendet  ihnen  ein  un- 
eingeschränktes Lob  für  die  vortrefflichen  Dienste,  die  sic  dem  deutschen 
Element  in  Argentinien  von  jeher  geleistet  haben-  F.s  wird  ihnen  selbst  ton 
den  argentinischen  Politikern  die  gerechteste  Würdigung  zu  Theil. 

Die  nicht  periodische  Litteratur  Argentinien»  ist  dürftig.  Die  Phrase 
und  da»  lyrische  Reimgeklingel  überwuchern  alle  besseren  Anläufe,  di«  sich 
x.  B.  in  Miguel  Oan«*  «J£n  viqjc*  und  in  Juan  Qcrnandez  .Martin 
Nitro*  bem«rklieh  macken.  In  der  Musik  herrscht  bei  den  Argentinier» 
absoluter  Mangel  an  Produktivität,  und  nicht  viel  ander»  steht  es  in  Bezug 
auf  Malerei  und  plastische  Kunst. 

Der  Verfasser  tröstet  zieh  allerdings  damit,  dafe  die  Nation  noch  jung 
und  im  Werden  begriffen  ist,  und  dal»  sich  die  Reihe  ihrer  Mängel  all- 
mählich vermindern  wird,  und  in  der  Thal,  wenn  er  uns  zeigt,  welchen  Lauf 
ihre  bisherige  Entwickelung  genommen,  wenn  er  uns  ihre  berühmten  Männer, 
namentlich  die  drei  Präsidenten  Mit  re,  Sariniento  und  Rocca,  kennen 
lehrt,  so  müssen  wir  einräumen,  dafs  in  der  argentinischen  Nation  die  Grund- 
lage zu  einem  höheren  intellektuellen  und  ethischen  Aufschwung  vorhanden 
ist,  sobald  sie  erst  ihre  Kinderkrankheiten  glücklich  überstanden  haben  wird. 
Dann  aber  auch  dürften  die  Zukunftsbilder,  die  der  Verfasser  von  dein  Lande 
am  silbernen  Strome  entwirft,  Thal  und  Wahrheit  werden  und  die  zielbewufetc 
Arbeit  an  die  Stelle  der  Oberflächlichkeit  und  des  wüsten  Parteitreibens 
treten,  da»  bisher  leider  schon  zu  lange  die  Bildung  eines  gesunden  Bürger- 
thura*  gehemmt  hat 


Briefkasten. 

— Htrr  1 O.L*b«4i*i,  Hambarg,  Meldet:  Der  Hamt.iirf .Sidatarrlkanlarba  l’oat 
dampfor  „Bahia“  Ist  aii.gobend  am  I.  Jaauar  Vormittag»  1a  Madeira  iniefcum«»  und  am 
NtebmtUag  bar*  detn  t-a  Plata  waliargtgaagft«.  „Bweno«  Ajre»*-  tot  auagrliead  an»  Jl  Da- 
ta (über  v.  J.  VnrmltU#*  in  Moniavldou  angtkommau.  „Algaailna“  ul  am  3t.  DwraWr  v.  .1 
Naahmltia«»  von  Hahia  narb  Koropa  ab^*a«ti*rn.  „Moalavidau  * Ul  auigafcrad  an»  Sl.  Dotrm- 
bw  i.J.  Xaebmlltag*  ln  Bahia  »agr  kommen.  „TTJui-a“  lot  röekkrhretid  am  3.  Januar  Vor- 
mittag»  In  Lltaabon  aagak»mm«Ti.  am  NarbmUtag  aarb  ilanltorg  writargrg äugen  und  hat  am 
6.  Jitinar  Morgen»  Dover  pavitrt  „Wsadnbm“  ko«  an»  St.  De*«a»li«r  *.  J.  Bura-.*  Atro» 
narb  Antwerpen  abgogangte.  „P«mambiico"  kat  aatgabaui!  »tu  4.  Jnauar  3 Uhr  M.>rg«ti» 
Do»  *t  paiairt. 


Deutsche  Exportbank. 

Für  Telegramm«.  Kipnrtbank,  Berlin. 

Ablheilung:  Exportbureau. 

Berlin  S.W.,  Kochstrafse  S7. 

(Brtafa.  Park  ata,  sw.  aa«r.  olail  nur  Mil  dieser  Aiirao»«  in  »araohaa.) 

Al«  Vrrglliig  fcr  li<  •ollr4amgik»ii<a  Jrtar  nt  Cätfra  L l.  •fagtrairklN  eCcrt»  tat  in- 
Mlhao  mäHw  ikoaaMlnwrkaaft*  4oi  I -I.  «teil  aagahMgo*  Flmaa  I Xart  (ta  tnlirWi 
BrMaorte-t)  kolnflgra.  — In  IkninUi  4m  1,1  w»r4e«  4»  ad  irr  lartrder***  gwekUl- 
liclor  Moria«  r«räu4noa  Cakortca  ta  Bachra*  r-i  ■ - II»  iiraaaaa  Mbar  kaftragntkar 

ik»0t  4m  B.-l.  *«r  »auaa  ikaaataUa  »■  4m  4ra»tJkra  kaUaala«  l«4lagaa|*i  alL 

Dirjeiigeu  Aboanenlrn  des  Export-Buresus,  wrlrhr  ge- 
tehiniirhe  Vrrkindttngrii  durch  VerinitteluiiK  de.r  Ttenlarlirri 
Exportbank  erhalten  haben,  ersnehen  wir  ergebenst,  nnnmehr 
f8r  das  vorhergehende  Jahr  Provision*- Abrechnung  eitnn*enden. 

Deutsche  Exportbank. 


Nr.  2. 


84 

EXPORT,  Organ  den  Centr&lvereins  für  Handelageognphi«  etc. 


1887. 


18.  Eine  seit  einer  Reibe  von  Jahren  auf  Java  etablirt«  Import- Firma, 
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Artikeln,  Papier,  Bijouterieen,  Haucgerithen,  Lampen,  Ponollao-  und  Glas* 
artikeln,  Parfümerieen,  Bier,  Fruchtkonserven  usw.  Offerten  zur  Weiterbeför- 
derung erbeten  unter  L.  L,  17  an  dos  K.-B. 

19.  Wir  empfingen  aus  der  Kolonie  Itajtby-Brusqu«  (Provinz  Santa 
Catbarina)  in  Süd-Brasilien  Muster  dort  aus  chinesischem  Samen  gezogener 
Seide-  Reflektanten  künuen  wir  eine  geeignete  Bezugsquelle  für  diesen 
Artikel  nach  weiten.  Die  Seide  kann  je  nach  Wunsch  des  Käufers  zu  8,  4 
oder  5 Faden  gehaspelt  werdeo.  Interessenten  ersuchen  wir  die  Muster  bei 
dem  K.-B.  einzu&eben.  Der  Preis  beträgt  an  Ort  und  Stelle  für  weifse  Seide 
1 $ 000  Ra.  und  für  gelbe  chinesische  1 $ 200  R*.  pro  Unze.  (1  $ 000  Rs.  nach 
dem  gegenwärtigen  Kurse  von  ca.  22  d = l,*r  1 brasil.  Pfund  tu  16 
Ongas  — 459  g;  1 One*  also  —•  28>oua  g;  mithin  stellt  sieb  der  Preis,  in 
deutschem  Gewicht  und  Geld,  für  100  g auf  bezw.  7^*  M).  Angebote 
und  Anfragen  unter  L.  L.  18  an  das  K.-B. 

20.  Wir  empfingen  aus  Kapstadt.  Proben  von  Crocidolite  in  3 Quali- 
täten uud  bitten  Interessenten,  dieselben  bei  uns  einzusehen,  evenu  ihre 
Adresse  sub  L.  L.  19  an  das  K.-B.  eituusendon. 

21.  Herr  Ferd.  Esser  in  Elberfeld  zeigt  uns  an,  dafs  io  Gemüfsheit 
des  Geseilscbafts- Vertrages  vom  I.  Oktober  1866  das  unter  der  Firma  Perd. 
Esser  de  Haar  haus  betriebene  Fabrik-  und  Export-Geschäft  am  31.  De- 
zember  1886  auf  ibn  übergegangen  ist.  Herr  Esser  führt  das  Geschäft  mit 
seinen  bisherigen  Mitarbeitern  unter  der  bis  zum  1.  Oktober  1866  bestan- 
denen Firma:  Ferd.  Esser  & Co.,  in  gleicher  Weise  fort.  Alle  Rechte  und 
Pflichten  der  erloschenen  Firma  gehen  auf  die  neue  über. 

22.  Ein  mit  besten  Empfehlungen  versehenes  Agentur-  und  Kommissions- 
Geschäft  in  Smyrna  sucht  mit  leistungsfähigen  deutschen  Fabrikanten  von 
PorlefeuHU-Waaron  in  Verbindung  zu  treten.  Offerten  erbeten  unter  L.  L. 
21  an  das  K.-B. 

23.  Ein  renommirtes  Import-  und  Export-Hans  in  Antwerpen  bat  grüfsaren 
Bedarf  von  Tbonröhren  für  Str&feen  - K&n&luationszwecke  und  wünscht  mit 
ersten  deutschen  Fabriken  zwecks  Bezuges  dieses  Artikels  m Verbindung  zu 
treten.  Offerten  erbeten  unter  L,  L.  22  an  das  E.-B. 

24.  Leistungsfähigen  deutschen  Fabrikanten  von  billigen  Kronleuchtern 
(fir  Keraenbeleueblung)  können  wir  eine  lohnende  Verbindung  in  Neapel 
nach  weisen.  Es  handelt  sieb  um  Xassa- Geschäfte.  Zeichnungen  usw.  mit 
Preisen  zur  Weiterbeförderung  erbeten  unter  L.  L.  23  an  das  E.-B. 

25.  Ein  gut  eingeführtee  Agentur- Geschäft  in  Paria  empfiehlt  sieh 


deutschen  Fabriken  zur  Übernahme  von  Vertretungen.  Die  Firma  intereeeut 
sich  hauptsächlich  für  Eisen-  und  KUcnwuaren,  sowie  für  Haushaltungi- 
gerathe  und  sonstige  gute  Artikel.  Angebote  und  Anfragen  unter  L.  L.  24 
an  das  E.-B. 

26.  Leistungsfähigen  deutschen  Fabrikanten,  welche  in  Paris  noch  nicht 
vertreten  sind,  können  wir  daselbst  oinen  tüchtigen  Agenten  nachweisen. 
Angebote  und  Anfragen  unter  L.  L.  25  an  das  R.-B, 

27.  Für  eine  renommirte  Berliner  Fabrik  wollener  Phantasie-  und  Wirk- 
waaren,  welche  als  Spezialitäten  Tücher,  Tricot-Taillen,  Damen-Kapotten  usw. 
führt,  werden  geeignete  Verbindungen  nach  dem  Ausland«  gesucht.  Kon- 
signationen sind  ausgeschlossen.  Offerten  erbeten  unter  L.  L.  26  »n 
das  K.  B. 

28.  Eine  sehr  gut  eingefübrt«  Fabrik  von  Sypbonra  für  Mineralwasser- 
Anstalten,  sowie  von  Gläsern  and  Bierseideln  für  den  WirthschafUgebrxucb 
wünscht  für  den  Absatz  ihrer  Fabrikate  nach  dem  überseeischen  Aaslande 
mit  tüchtigen  Agenten  reap.  Importeuren  in  Verbindung  zu  treten.  Angebote 
und  Anfragen  unter  L.  L.  27  an  das  K.-B. 

29.  Ausländischen  Importb&osern  und  Agenturgeschäften  können  wir  für 
r den  Bezug  von  Spielwearen  und  Hausgerätben  eine  sehr  leistungsfähige 

Fabrik  nacbweUe».  Angebote  und  Anfragen  unter  L.  L.  28  an  das  R-B. 

30.  Eine  leistungsfähige  österreichische  Fabrik  von  Möbeln  aus  gebogcwxn 
Holze  sucht  mit  einem  tüchtigen  Vertreter  in  Neapel  sowie  in  Bombay  io 
Verbindung  zu  treten.  Angebote  und  Anfragen  unter  L.  L 29  an  das  E.-B. 

81.  Eine  renoeraürte  Firma  in  Buenos  Aires  beabsichtigt  eine  perma- 
nente Ausstellung  von  Maschinen  ins  Leben  tu  rufen.  Die  technisch* 
Leitung  der  Ausstellung  ist  einem  kürzlich  dorthin  gekommenen  tüchtigen 
deutschen  Ingenieur  übertragen  worden.  Leistungsfähige  deutsche  Fabrikanten, 
welche  sich  für  gedachtes  Unternehmen  intereaairen , erfahren  die  näher* 
Adresse  der  betr.  Firma  auf  gefl.  Aufragen  unter  L.  L.  30  an  das  K.-B. 

82.  Ein  gut  eingefübrtes  Agenturgeschäft^  in  Kopenhagen  empfiehlt  sich 
leistungsfähigen  deutschen  Fabrikanten  zur  Übernahme  von  Vertretungen. 
Offerten  zur  Weiterbeförderung  erbeten  unter  L.  L.  31  an  das  E.-B. 

83.  Wir  verweisen  auf  den  in  dieser  Nummer  auf  Seite  24  enthaltenen 
Original  bericht  aus  Neapel:  .Beabsichtigte  Anlage  elektrischer  Beleuchtung  io 
sod  italienischen  Städten."  Interessenten  sind  wir  gern  bereit  mH  dem  betr. 
Hause  in  Neapel  in  Verbindung  zu  bringen:  event.  ersuchen  wir  um  bald- 
geil.  Einsendung  von  Offerten  unter  L.  L.  32  an  das  E.-B. 

84  Borr  J.  H.  Kieckcboff,  Inhaber  der  Firma  gleichen  Namens  ia 
Konstantinopel,  zeigt  uns  an,  dafs  er  am  1.  Januar  d.  J.  seinen  langjährigen 
Mitarbeiter  und  Prokuristen  Herrn  C.  Fröhlich  als  Sozius  angenommen  bat- 


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Levante,  Dienstag  um  4 Uhr  Nachmittags,  nach  Griechenland  bis  Smyrna;  den  II.  und  25.  über 

Fiume  und  den  4.  und  18.  über  Ancona,  dann  nach  Brindisi,  Corfu,  Sym,  Piräus  und  Chios; 
Mittwoch,  jeden  zweiten  (5.  und  19.),  6 Uhr  Nachmittags,  nach  Thessalien  bis  ConsUoti- 
nopcl;  mit  Berührung  von  Fiume,  Corfu,  Patrs«,  Cataoolo,  Calamata,  Piräus,  Volo,  Salonich; 
.Samstag  2 Uhr  Nachmittags,  nach  Constantinopel,  mH  Berührung  von  Corfu  und  Piräiu; 
ferner  via  Piräus  nach  Syra,  Insel  Candien  und  Smyrna;  dann  via  Constantinopel  nach 
den  Häfen  de«  Schwarzen  Meeres; 

jeden  rweiten  Ssmstag  (1.,  15.  und  29.)  nach  Syrien  via  Smyrna,  und  (8.  und  22.)  nach 
Thessalien  via  Piräus. 

Dalmatien,  jeden  Montag,  Mittwoch  und  Samstag  10  Uhr  Vormittags,  (jeden  Samstag  via  Spalato  nach 
Metkovich); 

joden  Samstag  um  4 Uhr  nach  Metkovich  direkt. 


Verkauf  eines  Exportgeschäftes! 

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langen  Jahren  bestehenden,  überseeisch  sehr 
gut  eingefübrten  Exportgeschäftes  mit  eigner 
ausgezeichnet  geleiteten  überseeischen  Filiale 
und  aasgebreiteter  Kundschaft,  das  siimint- 
licbe  exportfähigen  Industrieartikel  aus  den 
ersten  europäischen  Bezugsquellen  bezieht, 
auch  mit  andern  überseeischen  Plätzen  aufser 
seiner  Filiale  in  lebhaftem  Verkehr  steht, 
wünscht  kränklichkeitshalber  dasselbe  an 
eine  Person  oder  Konsortium  zu  verkaufen. 
— Nur  Selbstreflektanten  mit  mindestens 
120-  bis  150000  wollen  sieb  melden 
sub  Chiffre.B.  A.  23.  Hiusenslein  & Vogler 
Hamburg.  * [47] 


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Ohne  Haftung  für  die  KegelmäTsigkeit  des  Dienste«  während  der  Kontumax-Maftregeln. 

Nähere  Auskunft  ertbeiit  die  Kommerzielle  Direktion  in  Triest  und  die  General-Argentur  in  Wien, 
Schwarzenberg  platz  No.  6.  [45] 


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Nr.  2. 


36 

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odar  daran  Ra  am 
nlt  SO  PL  berechnet, 
»erden  von  der 

Expedition  in  „Export«", 
Berlin  8Wn  Kochstr.  27, 

«•!«•**»  semotnae«. 


nach  Uebereinkunft 

mit  der  Expedition. 


Centralvereins  für  Handelsgeographie  und  Förderung  deutscher  Interessen  im  Auslande 

* 1 “ " 

Redaktion  und  Expedition:  Berlin  S.W.,  Koehstrafse  27. 

(Oaachlftaiaiti  Woeä.ata*»  9 bl»  4 Uhr.) 

■9*  Dar  „EXPORT*  iat  im  d«uUcben  PoBtxeituDg'kaUlog  für  1867  unter  Nr.  1876,  Seite  59  eingetragen 

LX.  Jahrgang.  cSctftn.,  <W  i«.  clanuai  ts*3.  Nr.  8. 


Diaaa  Woekaaaelirlft  rorfolgt  den  Zwack,  fortlaofaud  Hartem*  ftber  dia  Lag*  unserer  Laadalaata  Im  Aaaiaada  mr  Rcantnl/a  Ihrer  Latar  an  bringen,  ill«  intereaaaa  da«  deat.ckan  Kzperta 
thatkri.ni«  in  vertreten.  ao*la  dem  deutschen  Handel  and  dar  dentschen  lndaitrt«  »IchÜge  MlUhell  äugen  fibar  die  Haad«l*v«rbAlti4sJe  da*  Analandea  in  kbrxoeter  Friat  xa  bbermitteln. 

Briefe,  Zeitungen  and  War*fcaendan**n  rtr  den  «Kzpwrt**  »lad  an  dia  Redaktion,  Herl  in  8.W.,  KachatraXaa  JT,  in  rlehtan. 

Brlefa,  Zeltengen,  BaltriUaarkl«raa«an.  Werthiendangen  fir  den  „Central»  erei«  (Vr  Baadeiagaocraphla  atc.“  alnd  nach  Barila  S.W.  KoeiwtraCie  TI.  in  >and«n. 

Inhalt:  An  unsere  Mitglieder.  — Einladung  zum  Beitritt  zum  „Central  verein  für  Handelsgeographie  etc.“  — Die  Auflösung  des 
Reichstages.  — Der  ozeanische  Poittdaiapforverkebr:  6.  Niedcrlindischc  Linien:  allgemeiner  Überblick.  — Europa:  1887*r  Barceloneser  Ausstellung.  — 
Asien:  Tabaksban  und  Arbciterverhiltnisae  auf  den  Philippinen.  — Die  Handels*  und  VerkebrsverbÜtnisae  Persiens.  II.  Theil.  (Vgl.  Nr.  80  bis  83  t.  J.)  Vortrag, 
gehalten  von  Herrn  Dr.  P.  Stolze  am  17.  Dezember  1886  im  „Centralvercin  für  Oandelageograpbie  etc-*  — Zustände  auf  Java.  — Süd- Amerika: 
i’iracicnbi  in  der  brasilianischen  Provinz  Süo  Paulo  (Originalbericht  aut  Piracicabä).  — Kohlengewinnung  io  Sio  Jeronymo  (Rio  Grande  do  Sul).  — 
Deutsche  Lieferungen  nach  Venezuela;  Strafseuufaren.  — Aus  wissenschaftlichen  Gesellschaften:  Sitzungsbericht  der  Gesellschaft  für  Erdkunde. 
— Briefkasten.  — Deutsche  Exportbank  (Abtheilung:  Export- Bureau).  — Anzeigen. 

Oie  Wiedergabe  ton  Artikeln  an  dem  „Export"  iit  gestattet,  nenn  dia  Bemerkung  bintvgtfiigt  wird:  Abdruck  (bei».  Uebersetrung;  aui  dem  „EXPORT“. 


An  unsere  Mitglieder. 

Die  Mitglieder  de«  Unterzeichneten  Verein«  werden  ersucht,  ihrei 
Jahresbeitrag  lim  Mindest!*  trage  von  12  Mark)  fir  da«  lanfeade  Ge- 
schäftsjahr gefälligst  bald  an  die  nachstehende  Adresse  einxasenden: 

Ad  den  „Centralverein  für  Handolsgeographie  etc.“, 

zu  Händen  de«  Vorsitzenden,  Herrn  Dr.  Jannasch, 

Berlin  8.W.,  Hochstraße  27. 

Entsprechende  PasUaweiaangsfonanlare  mit  ebiger  Adresse  hatten 
wir  der  vorigen  Nummer  des  „Exports“  beilegen  lassen;  wir  ersuchen 
unsere  Mitglieder,  dieselbe»  xar  Einzahlung  de«  Mitgliedsbeitrages 
benutzen  za  wollen. 

Die  Mitglieder  der  ans  befreundeten  and  verbündeten  Vereine  zahlen, 
wie  wir  ausdrücklich  bemerken,  ihre  Beiträge  nach  wie  vor  an  di« 
Kassenatelle  der  Vereine,  denen  «ie  angehiren. 

Centralverein  für  Handelsgeographie  etc. 


Einladung  zum  Beitritt 

xa  Jom 

„Centralverein  für  Handelsgeographie  etc.“ 

Mit  Rücksicht  auf  da«  hervorragende  aktuelle  Interesse,  auf 
welches  sowohl  Exporthandeßfragen  wie  auch  koloniale  Bestrebun- 
gen zur  Zeit  io  Deutschland  rechnen  dürfen,  sowie  unter  Hinweis 
auf  die  energische  Förderung,  die  unser  „Centralverein*  während 
der  9 Jahre  seines  Bestehens  sowohl  praktisch  al«  auch  durch  sein 
Vereinsorgan  „Export**  jenen  Fragen  bat  aogedeiben  lasseo,  laden 
wir  alle  diejenigen,  denen  es  um  mehr  zu  thuu  ist,  als  sich  nur 
flüchtig  über  koloniale  Fragen  zu  unterhalten,  sowie  namentlich  alle 
Exporteure  und  Großindustriellen  ein,  dem  Unterzeichneten  Verein 
als  Mitglieder  beizutreten,  um  dadurch  unseren  Bestrebungen  einen 
immer  nachhaltigeren  Rückhalt  zu  geben.  — Den  „Export“  erhalten 
die  Vereinsmitglieder  gratis. 

Alle  unsere  bisherigen  Mitglieder  und  Freunde  ersuchen  wir, 
unsere  Bestrebungen  möglichst  zu  unterstützen,  sowie  dem  Vereine 
zahlreiche  neue  Mitglieder  zuzuführen.  Satzungen  stehen  zur  Ver- 
fügung. 

Berlin,  Koehstrafse  27,  Mitte  Januar  1887. 

Centralrarain  für  Eaadeligeographie  etc. 

Der  Vorsitzende:  Dr.  R.  Jannasch. 


Die  Auflösung  des  Reichstages. 

Die  Nachricht  von  der  Auflösung  de«  Reichstags  hat  die  durch 
die  vorhergehenden  Reichstagsdebatteo  bereit«  außergewöhnlich  be- 
wegten Gemüther  in  einen  so  hoben  Grad  von  Aufregung  versetzt, 
wie  solche  nur  selten  seit  dem  Bestände  des  Reiches  bemerkt 
worden  ist.  Wiewohl  die  Auflösung  des  Parlaments  angesichts 
der  dem  Publikum  bekannten  Stimmung  der  Oppositionsparteien 
uuvermeidbar  erschien,  so  hofften  nicht  nur  die  Angehörigen 
der  nationalen  Parteien,  sondern  auch  zahlreiche  Anhänger  der 
Deutsch  - Freisinnigen,  daß  noch  in  letzter  Stunde  der  Regierung 
Konzessionen  gemacht  werden  würden,  eine  Hoffnung,  welche  nach 
der  Richter  sehen  Rede  freilich  hinfällig  werden  mnfste. 

Das  Unbehagen,  welches  ob  der  durch  die  Auflösung  des 
Reichstages  geschaffenen  politischen  Situation  — wir  dürfen  cs 
wohl  sagen  — allgemein  herrscht,  wird  durch  die  Unbestimmt- 
heit und  Unklarheit  dieser  Situation  erzeugt.  Wa«  soll  werden, 
wohin  steuern  wir?  Wäre  die  Reicbsregierung  nicht  so  kräftig, 
wäre  ihre  Leitung  nicht  io  so  erfahrenen  und  bewährten  Händen, 
so  könnte  die  jetzig«  Lage  Anlafs  zu  ernsten  Besorgnissen  geben. 
Die  Wort«  des  Feldraarachall«  Moltke  tönen  noch  in  aller  Ohren: 
„Wenn  die  Vorlage  Dicht  angenommen  wird,  so  ist  der  Krieg  un- 
! vermeidlich!“  Soll  da«  heißen,  dafs  binnem  Kurzem  Frankreich 
sich  stärker  als  Deutschland  fühlen  wird,  sodaß  es  hoffen  kann, 
dieses  mit  Erfolg  anzugreifen?  So  werden  diese  Worte  allgemein 
, gedeutet,  ihr  Sinu  kann  aber  aoeb  ein  anderer  sein,  eie  können 
ebensowohl  dahin  gedeutet  werden,  daß,  wenn  die  deutsch«  Armee 
nicht  in  dem  von  der  Regierung  geforderten  Umfange  verstärkt 
wird,  die  Gefahr  vorliegt,  von  den  Franzosen  überflügelt  zu  werden, 
und  daß  dann  wir  mit  dem  Losschlagen  nicht  warten,  bi«  die 
letzte  Kanone  und  da«  letzte  Gewehr  der  Franzosen  geladen  ist. 
Wenn  wir  an  diese  und  ähnliche  Worte  de«  Fürsten  Bismarck 
erinnern,  «0  wird  man  die  zweite  Interpretation  der  Rede  de« 
Grafen  Moltke  keineswegs  unbegründet  finden.  Und  diese  Deutung 
wird  auch  durchaus  nicht  durch  die  letzthin  getbaoen  Äußerungen 
des  Fürsten  Bismarck  abgeschwächt,  denen  zufolge  eio  unmittel- 
barer Anlaß  zuro  Kriege  nicht  vorliege,  daß  Deutschland  mit 
Rußland  und  Österreich  in  Frieden  lebe  und  mit  beiden  Staaten 
gute  Beziehungen  unterhalte,  daß  Frankreich  von  den  Deutschen 
nicht  angegriffen  werde  u«w.  Da«  ist  die  Situation  jetzt;  in  we- 
nigen Monaten  kann  «ie  anders  sein,  und  dann  wird  Fürst  Bismarck 
der  erste  sein,  der  die  Dinge  nimmt,  wie  sie  dann  liegen.  Daß 
wir  nicht  Schwarzseher  sind,  beweisen  unsere  Ausführungen  im 
1 Leiter  von  Nr.  1 dieses  Jahrganges,  in  welchem  wir  im  Gegensätze 


Nr.  8. 


1887. 


88 

EXPORT,  Organ  des  Centrabereina  für  Handelageographie  etc. 


zur  Gesammtheit  der  deutschen  Presse  das  Vorhandensein  einer 
unmittelbar  vorliegenden  Kriegsgefahr  negirten,  und  die  politische 
Lage  weder  als  mehr  noch  als  weniger  schlimm,  wie  sie  es 
seit  Jahr  und  Tag  ist,  bezeichneteu.  Oer  Bogen  war  seit  langer 
Zeit  straff  gespannt  und  angesichts  der  beispiellosen  Röstungen 
die  Gefahr  seit  Jahren  chronisch  geworden.  Und  wer  möchte 
unter  solchen  Verhältnissen  die  naheliegende  Möglichkeit  leugnen, 
dafs  bei  der  gereizten  Stimmung,  die  nicht  nur  in  Frankreich, 
sondern  auch  in  Rufsland  und  überall  herrscht,  nicht  plötzlich  ein 
ccms  belli  entsteht?  Der  leicht  entzündbare  Charakter  unserer 
westlichen  Nachbarn,  oder  auch  eine  Acnderung  der  Regierung*- 
Verhältnisse  in  Rufsland,  oder  endlich  das  Aufflackern  der  ewig 
brenzlichen  orientalischen  Frage  können  im  Nu  einen  Kriegsfall 
schaffen.  Denken  wir  denn  etwa  allein  an  diese  Möglichkeit,  rüsten 
nicht  seit  Jahren  in  gleicher  Weise  wie  wir  die  Oestetreirher.  die 
Italiener  und  in  neuester  Zeit  selbst  die  Schweden  uud  Schweizer?  1 
Dafs  Deutschland  als  Frankreichs  Spezialgegner  und  als  europäische  ' 
Zcntralmacbt  am  meisten  Ursache  hat.  auf  solche  Z wischen  fäll  e 
zu  achten,  um  jeder  ihrer  Konsequenzen  sofort  event.  aktiv  die  Spitze  j 
bieten  zu  können,  das  ist  wohl  auch  dem  Vertrauensseligsten  klar.  Mit  , 
diesen  Thatsacben  stehen  die  Bismarck’ «eben  Friedensversiche-  ! 
rangen  in  durchaus  keinem  Widerspruch.  Fürst  Bismarck  will  I 
den  Frieden,  seine  wie  der  deutschen  Armee  Erfolge  stehen  hoch  i 
genug,  um  ihn  nicht  mit  allen  nur  denkbaren  Mitteln  erhalten 
zu  wollen.  Aber  gerade  deshalb  bedarf  es  der  unbedingten 
Überlegenheit  unserer  militärischen  Kräfte.  Sobald  diese  aufhört,  ■ 
wird  nach  der  Ansicht  des  Reichskanzlers  die  Provokation  begin- 
nen. Bis  zu  diesem  Augenblicke  aber  wird  das  Schwert  nicht  in 
der  Scheide  bleiben.  Wenn  die  Franzosen  uns  „über“  sind,  dann 
finden  sie  auch  Verbündete,  nnd  das  mufs  unter  allen  Umstän- 
den verhindert  werden,  verhindert  werden  in  einer  Zeit,  in  welcher 
noch  das  ganze  Prestige  der  Gründer  des  Deutschen  Reichs  mit 
diesen  lebt!  Ob  später,  nnter  gleich  günstigen  Verhältnissen, 
cs  möglich  sein  wird,  den  Feind  zu  isoliren,  unsere  Verbündeten 
an  uns  zu  fesseln,  steht  dahin,  ist  aber  mindestens  nicht  so  sicher 
wie  jetzt.  Fürst  Bismarck  wird  trotz  seiner  friedlichen  Bethcue-  ; 
rangen  diesen  Vortbeil  der  jetzigen  Lage  nicht  aus  der  Hand  geben, 
und  die  Franzosen  mögen  dem  Triumpbgesebrei  ihrer  Presse  nicht  j 
zu  fest  vertrauen,  wenn  dieselbe  jnbilirend  versichert,  dafs  nach 
den  Äußerungen  des  deutschen  Kanzlers  Frankreich  seine  Rüstun- 
gen für  den  90er  Krieg  angestört  beenden  könne. 

Da  unsere  militärische  Überlegenheit  das  realste  Pfand  ist, 
welches  den  Frieden  für  längere  Dauer  verbürgt,  so  erscheint  ans 
das  von  der  Reichsregierang  geforderte  Septennat  gerechtfertigt. 
Aacb  über  die  goldene  Ära  der  Schöpfer  des  Reichs  hinaus  soll 
demselben  eine  sichere  militärische  Basis  geschaffen  werden, 
welche  von  zufälligen  parlamentarischen  Majoritäten  nicht  ab- 
hängig ist.  Und  wenn  diese  Majoritäten  so  unsichere,  ja  selbst 
gegnerische  sind,  wie  sie  es  in  der  am  14.  d.  M.  ahgeurtbeilten 
Kardinalfrage  gewesen,  so  leuchtet  ein,  dafs  ein  Staatsmann  von 
der  Bedeutung  und  den  eminenten  Leistungen  des  Fürsten  Bis- 
marck dahin  trachten  mufs,  sich  für  die  Durchführung  großer 
politischer  Aufgaben  zuverlässigere  und  sichere  Majoritäten  zu 
schaffen.  Eine  deutsche  nationale  Politik  mit  einem  Reichstag 
zu  betreiben,  dessen  Majorität  aus  Ultramoutanen,  Sozialdemokraten, 
Welfen,  Polen,  französisebgesionten  Elsässern  besteht,  ist  — mag 
man  im  Übrigen  über  die  Ansichten  dieser  Parteien  denken,  wie 
man  wolle  — eine  absolut  unerfüllbare  Hoffnung.  Das  wird  auch  jeder 
Anhänger  dieser  Parteien  zugeben  müssen!  Zur  vollständigen 
Absurdität  muß  eine  solche  Hoffnung  werden,  wenn  unter  dem  j 
Beifall  seiner  Gesinnungsgenossen  der  Führer  des  Zentrums  bei 
Gelegenheit  einer  Reichs-Militärvorlagc  erklärt,  daß  er  die  Wieder- 
herstellung Hannovers  noch  immer  erhoffe  und  mit  allen  gesetz- 
lichen Mitteln  erstrebe.  Gegenüber  solchen  Ansichten  giebt  es  | 
keine  Vermittelung,  da  heifst  es  einfach:  Hie  Welf,  hie  Reich! 
Und  wenn  angesichts  solcher  Gegner  und  einer  solchen  Alternative 
Fürst  Bismarck  von  Beinen  Gegnern  den  Vorwurf  der  Unduld- 
samkeit, der  Erregtheit,  der  rigorosen  Handlungsweise  hinnehmen 
muß,  so  können  wir  nur  sagen,  dafs  ea  schlimm  um  das  Reich 
und  die  deutsche  Nation  stände,  wenn  es  anders  wäre! 

Es  ist  wahr,  und  kein  unabhängig  denkender  Mensch,  insonder- 
heit kein  ehrlicher,  deutsch  denkender  und  fühlender  Mann  wird  es 
leugnen,  daß  Fürst  Bismarck  auch  in  anderen  Fragen  unduldsam,  j 
erregt,  herrisch  gegenüber  der  Volksvertretung  gewesen  ist.  Waa 
mit  Bezug  hierauf  Herr  Richter  gesagt  bat,  mag  man  ruhig  als 
berechtigt  anerkennen.  Fürst  Bismarck  ist  der  Mann  von  Blnt 
und  Eisen,  und  als  solcher  geht  ihm  im  großen  politischen  Leben 
Macht  vor  Recht.  Ebenso  ist  es  unleugbar,  daß  der  Reichskanzler 
die  Verfassungsparagrapheo  nach  seiner  Art,  rücksichtslos  wie  er 
ist,  seinen  politischen  Plänen  and  Zielen  entsprechend,  interpretirt,  1 


Richtig  ist  es  ferner,  daß  er  die  Regierangsgewalt  Sickerstellen 
will,  weil  er  «lern  eigenen  Volke  mißtraut,  noch  unbestreitbarer  ist 
es,  daß  er  einen  absolutistischen  Geist  gegenüber  der  konstitutio- 
nellen Entwickelung  dokumeotirt  usw.  Aus  alledem  hat  weder  der 
Kanzler  jemals  ein  Hehl  gemacht,  noch  haben  sich  diejenigen  dario 
getäuscht,  welche  ibu  in  seinen  Plänen  unterstützt  haben  und  seiner 
geistigen  Führung  gefolgt  sind.  Wir  aber  fragen:  hätte  Fürst 
Bismarck  das  erreicht,  was  er  erreicht  hat,  wenn  er  anders  ge- 
artet wäre?  Mag  immerhin,  berechtigterweise,  bei  Behandlung  der 
einen  Frage  weniger  Schroffheit,  bei  der  anderen  Frage  eine  kon- 
stitutionellere Auffassung  wünschenswert!),  ja  recht  sehr  wünschens- 
wert!) gewesen  sein,  so  muß  man  doch  sagen,  dafs  es  aus  psycho- 
logischen Gründen  unmöglich  gewesen  wäre,  einen  so  urkräftigeo. 
titanenhaften  Charakter  von  seinem  Urquell  abziehco  zu  wollen 
Ein  Mann,  wie  Fürst  Bismarck,  ist  aus  einem  Guß,  man  rauh 
ihn  nehmen  wie  er  ist,  und  das  haben  auch  — im  Interesse  de* 
Landes  und  in  Anerkennung  seiner  gToßen  persönlichen  Eigen- 
schaften und  Verdienste  um  dasselbe  — seine  treuesten  Anhänger 
und  Verehrer  gethan.  Es  ist  ihnen  deshalb  nicht  besser  ergangen,  als 
den  Gegnern  aes  Kanzlers,  unter  welchen  dem  General  von  S losch 
„eins  anzuhängen“  Fürst  Bismarck  leider  nicht  zu  unterlassen 
vermochte.  Eine  solch  elementare  Kraft  überflothet  das  bequeme 
Strombett  des  konstitutionellen  Lebens ; sie  würde  ebenso  die  (Quaders 
des  starren  Absolutismus  wegwaschen,  wenn  sich  diese  ihr  und 
ihrem  Ziele  entgegenstellen  würden. 

Aber  bei  Entfesselung  dieser  Gewalt  kommt  ea  doch  im 
Wesentlichen  auf  die  Motive  ihres  Schaffens  an.  Hat  denn  diese 
Naturgewalt  nur  vernichten  wollen,  hat  sie  um  der  Zerstörung 
willen  den  Kampf  entfacht?  Hat  der  Reichskanzler  in  der  Konflikts- 
periode den  Verfassuogskaropf  inaugurirt  bloß  um  absolutistischer 
Prinzipien  willen?  Auch  seine  Feindewerdeo  es  wohl  zugebeo, dsfs 
es  die  Großstaatspläne  and  großen  staatamänniseben  Ideen  gewesen 
sind,  welche  ihn  dabei  geleitet  haben.  Man  wird  doch  dein 
Schöpfer  des  deutschen  Reiches  und  dessen  Verfassung  nicht  Zu- 
trauen, dafs  er  nur  aus  Lust  zur  Bekrittelung  des  konstitutionellen 
Geistes  den  Verfassungsstreit  veranlafst  hat.  Ein  tbatkriftiger 
Geist  paßt  überhaupt  in  keine  Schablone,  er  wird  stets  den  Rock 
und  die  Waffen,  in  denen  er  kämpfen  will,  sich  auf  den  Leib  za* 
schneiden.  Das  gewahrt  man  doch  täglich  im  praktischen  Leben, 
und  wenn  Herr  Richter  die  Beziehungen  zu  seinen  Partei- 
freunden etwas  näher  betrachten  möchte,  so  wird  er  das  an  .«ich 
selber  erfahrcu.  Wenn  wir  ferner  die  politischen  Zustände 
Deutschlands  vom  Anfang  der  60er  Jahre  uns  vergegenwärtigen  — 
hatte  denn  der  damalige  Minister  von  Bismarck  nicht 
vollauf  Fug  und  Recht,  Mißtrauen  in  die  politische  Einsicht  und 
das  politische  Verständniß  des  Volkes  zu  setzen?  Wo  war  denn 
das  Volk,  welches  seine  Politik  begriffen  hatte?  Ganz  abgesehen 
davon,  daß  es  widersinnig  gewesen  wäre,  dem  Volke  so  weittragende 
Pläne  anzuvertrauen,  wie  sie  schon  damals  den  Minister  vou  Bis- 
marck beseelten  und  deren  Vorhandensein  seine  Petersburger 
usw.  Briefe  aus  dem  Ende  der  60er  Jahre  beweisen.  Und 
waren  denn  die  Parteien,  denen  er  sich  and  seine  Ideen  hätte 
an  vertrauen  können?  Diejenigen,  welche  sich  jener  Zeiten  ent- 
sinnen, werden  sehr  gut  wissen,  wie  Herr  von  Bismarck  em- 
pfangen wurde.  Seitens  der  damaligen  konservativen  Partei  m>j 
Beschränktheit  und  Mangel  an  Verständniß,  seitens  der  Liberalen  nw 
Mißtrauen  und  selbst  von  vielen  Regieraogskreisen  — gelinde 
drückt  — mit  Unbehagen.  Mit  der  Sanftmuth  und  Nachgiebigkeit 
der  früheren  Minister  und  Ministerien  war  da  absolut  Dich 
vorwärtszokommen.  Nur  auf  die  Krone  gestützt,  konnte  B**' 
marck  siegen,  uud  er  hat  gesiegt.  Daß  unter  solchen  Verhält- 
nissen und  nach  solchen  Erfahrungen  der  Fürst  BUwarc  j 
die  Erfahrungen  de*  Ministers  nicht  vergessen  bat,  das  ist 
verständlich,  und  wenn  er  jetzt,  als  der  Gründer  des  Reiches,  * 
Retter  Deutschlands  und  dessen  Volkes  aus  elender,  politwc®  ^ 
Zerfahrenheit  zurückblickt  auf  die  Zusammensetzung  des  RcichaUJfl®' 
vom  14.  Januar,  so  wird  er  abermals  den  Beweis  erbracht  fif™*  • 
daß  es  besser  sei,  der  Einsicht  des  Volkes,  d.  h.  der  Waa  e 
zu  mißtrauen  und  die  Regierungsgewalt  als  den  rocAer 
des  deutschen  Volkes  und  Reiches  zu  betrachten  uod 
diese  Gewalt  zu  stärken.  Und  sicher  ist  ea  — selbst  •»—  , - 
Wind  hörst  erkennt  es  an,  wiewohl  er  dagegen  handelt  — . L 
gegenüber  den  zentrifugalen  uod  verfeindeten  religiösen,  *°*ia<jjc 
und  politischen  Parteien  Deutschlands,  ja  ganz  Europas*  ^ 
Kräftigung  des  monarchischen  Prinzips,  dessen  höchste  Polen* 
Deutschland  in  der  kaiserlichen  Macht  sich  verkörpert,  eioerel 
Thal  inmitten  aller  zerstÖrungssücbtigeD  und  zersetzenden 
mente  ist.  . . 9jf 

Auch  die  deutsebfreisranige  Partei  erkennt  das  an,  a0?..  __ 
erstrebt  die  Macht  und  Größe  des  Vaterlandes,  auch  *»*  wl 


de  bro 

demgemäß 
H-rr  von 


1887. 


39 

EXPORT,  Organ  den  Centralverein*  für  Handelagaographie  etc. 


Nr.  3. 


und  da*  Gegentbeil  zu  behaupten  wäre  schändliche  Verleumdung 
— ein  mächtiges  Reich,  sie  will  den  mächtigen  Staat  unter  gleich- 
seitiger Stärkung  der  konstitionellen  Rechte,  unter  Bekämpfung 
absolutistischer  Neigungen  und  der  Verhinderung  einseitiger  Macht 
ansammluDg  in  den  Händen  der  Regierung,  sie  will  die  Volks- 
rechte  gewahrt  und  gestärkt  wissen.  Und  durch  diese  Anschauungen 
unterscheidet  sie  sich  sehr  wesentlich  von  den  obengenannten 
anderen  Parteien;  denn  diese  wollen  neben  der  Staatsgewalt 
die  Herrschaft  der  Kirche,  einen  größeren,  maßgebenderen  Einflufs 
fremder  Nationalitäten  io  den  deutschen  Landen,  oder  wie  die 
Sozialdemokratie  die  Zerstörung  der  beute  bestehenden  gesellschaft- 
lichen Ordnung.  Mit  diesen  Parteien  läfst  sich  nicht  paktiren.  Die 
deutschfreisinnige  Partei  und  ihre  Angehörigen  sind  aber  die  Ver- 
treter eines  guten,  tüchtigen,  ehrenwerthen  Theils  des  deutschen 
Bürgerstandea,  insbesondere  eines  intelligenten  Tbeiles  des  Mittel- 
standes. Es  kann  nur  böser  Wille  oder  Unkenntnifs  seiu,  hervor- 
ragende tüchtige  Männer  dieser  Partei  als  Reichsfeinde  hinzustellen. 
Wir  brauchen  nur  Namen  wie  Virchow,  Forckenbeck, 
v.  Stauffen berg,  Rickert  u.  a.  m.  zu  nennen,  um  den  ganzen 
Unsinn  einer  solchen  Behauptung  klar  zu  legen.  Die  Kraft,  über 
welche  diese  Partei  verfügt,  beruht  in  ihrer  eigenen  guten  bürger- 
lichen Gesinnung,  auf  ihrer  engen  Verbindung  mit  dem  besseren 
bürgerlichen  Element,  welches  sich  durch  seine  wirtschaftliche 
Tüchtigkeit  und  Solidität  auszeichnet.  Und  welcher  vernünftige 
Mensch  hätte  wohl  die  Kühnheit,  dieses  Element  der  Staats-  und 
Reicbsfeindschaft  anzuk  lagen? 

Aber  ein  Fehler  ist  es,  welcher  dieser  Partei  stets  angehaftet 
hat  und  noch  anbaftet:  der  Mangel  des  Verständnisses  für  die 
gTofse  nationale  Politik  des  Fürsten  Bismarck,  und  dies  bat 
den  Mangel  an  Opferfähigkeit  in  politischen  Fragen,  das  Ueber- 
wuchem  des  konstitutionellen  Doktrinarismus  zur  Folge  gehabt. 
Die  Führer  der  Partei  sehen  in  dem  Kanzler  des  deutschen  Reiches 
noch  beute  weniger  den  grofsen  Staatsmann,  als  vielmehr  — 
wie  einst  in  der  Konfliktsperiode  — ausschliefslich  oder  doch  vor- 
zugsweise den  starren  Junker  und  den  Vorkämpfer  des  rigorosen 
Absolutismus,  eine  Behauptung,  welche  Herr  Richter  durch  seine 
jüngste  Rede  ganz  rückhaltlos  bestätigt.  Dafs  Fürst  Bismarck  und 
seine  Pläne  und  Leistungen  denn  doch  nach  anderen  Gesichts- 
punkten benrtheilt  werden  sollten  und  möfsten,  das  dürfte  un- 
schwer zu  erkennen  sein. 

Ein  Reich  wie  das  deutsche  wäre  auf  der  Bahn  der  konsti- 
tutionellen Reform  und  Dach  Maßgabe  der  Politik  der  1863er 
Majoritäten  nicht  zn  Stande  gekommen,  selbst  wenn  das  deutsche 
Volk  in  dieser  Politik  einig  gewesen  wäre,  was  es  weder  in  allen 
prenfsischen  Provinzen  noch  in  mehreren  der  Mittelstaaten,  noch 
an  Haupt  und  Gliedern  gewesen  ist.  Denn  ein  einiges  deutsches 
Volk  und  Reich  mit  einer  Armee,  wie  sie  vor  der  Reorgani- 
sation vorhanden  war,  wäre  vom  Auslande  nicht  geduldet  wordeD. 
Was  hätten  wir  wohl  an  Stelle  von  Königgrätz,  Gravelotte  und 
Sedan  ohne  die  Heeresreorganisation  erlebt?  Oder  glaubt  man, 
dafs  Oesterreich  oder  Frankreich  uns  und  unser  „Volksheer*  in 
Ruhe  hätten  bestehen  lassen?  Nein,  so  viel  theuror  und  kost- 
spieliger auch  das  „Kaiserliche  Heer*  vielleicht  ist,  das  deutsche 
Reich  ruht  sicherer  auf  seinen  Schultern  als  auf  denen  des  „Par- 
lameutsheeres“,  und  das  erscheint  uns  doch  als  der  wahre  Kern 
der  vom  Reichskanzler  mit  diesen  Bezeichnungen  ebarakterisirten 
Armeen. 

Einer  Volksvertretung  zuzumulhen,  blindlings  alle  Vorschläge 
einer  Regierung  zu  akzeptiren,  wäre  eine  mehr  als  abgeschmackte 
Forderung.  Wohl  aber  sollte  man  bewährten  Führern,  wie  das 
Deutsche  Reich  sie  jetzt  hat,  mit  mehr  Vertrauen  entgegenkomiuen, 
als  dies  seitens  der  freisiunigen  Partei  geschebeo  ist  Sie  verfährt 
aber  gegenüber  dem  Reichskanzler  gerade  mit  demselben  Miß- 
trauen, wie  es  einstens  Schul txe-Delitzscb  äußerte,  als  er  io 
der  Konfliktsperiode  dem  in  seiner  äufseren  Politik  damals  noch 
nicht  bewährten  Ministerium  Bismarck  den  preußischen  „Grofs- 
roacbtskitxel*  unter  dem  Beifall  seiner  Parteigenossen  vorwarf. 
Und  so  ist  es  vor  dem  Feldzuge  von  1866  gewesen,  so  beim  Un- 
fallversicherungsgeseU,  und  so  ist  es  bis  zur  letzten  Militärvorlage 
geblieben.  Konstatirt  Herr  Richter  das  Mißtrauen  des  Kanzlers 
gegenüber  dem  eigenen  Volke,  so  hat  dieser  daher  in  ungleich 
höherem  Mafse  das  Recht,  der  Partei  des  Herrn  Richter  und 
ganz  besonders  diesem  selbst  die  Schöning  von  Mi fs trauen  im 
Volke  gegen  die  Regierung  vorzuwerfen. 

Auch  immerhin  zugegeben,  daß  der  Reichskanzler  absolutistische 
Neigungen  hat,  so  liegt  ein  Grund  zu  so  weitgehendem  Mißtrauen, 
wie  die  obige  Partei  es  bei  jeder  Gelegenheit  äußert,  nicht  vor. 
Die  Macht  des  Kanzlers  war  zeitweise,  mit  Unterstützung  der 
parlamentarischen  Majorität,  eine  thatsäcblich  absolute!  Wir  sind 
noch  heute  begierig  zu  erfahren,  wo  lieb  denn  der  Mißbrauch  dieser 


absoluten  Macht  bestätigt  hat?  Wir  wollen  hoffen,  daß  die  Ver 
hältnisse  nicht  gewissen  Parlamentaparteien  und  Parlamentariern 
' eine  gleiche  Macht  einmal  in  die  Hände  geben;  wir  dürften  dann 
möglicherweise  weniger  Veranlassung  zu  der  vorstehenden  Frag- 
stellung haben.  Wäre  die  Reichsregierung  so  schroff  und  rücksichts- 
los verfahreo,  wie  ihre  wiederholt  absolute  Macht  es  ihr  gestattet 
hat,  so  tröge  dar  Reichstag  sicherlich  ein  anderes  Parteigepräge, 
als  es  ihm  in  der  That  eigen  ist.  Die  Abstimmung  am  14.  d.  M. 

1 bat  denn  doch  genugsam  bewiesen,  daß  es  noch  gute  Weile  hat, 
ehe  das  dentsche  Parlament  zum  „byzantinischen  Ornament* 
petrifizirt. 

Gegenüber  dem  schroffen  Verhalten  der  Deutschfreisinnigen  ist 
cb  das  große  Verdienst  der  national-liberalen  Partei  um  die 
nationale  Sache,  den  Kanzler  in  seiner  nationalen,  großen  Politik  unter- 
stützt zu  haben.  Sie  bat  richtig  erkannt  und  begriffen,  dafs  die 
Schaffung,  Unabhängigkeit  und  Gruße  eines  nationalen  Lebens  und 
Staates  sich  nicht  nach  den  Paragraphen  einer  Verfassung  konstrui- 
ren  läßt,  am  wenigsten  in  einer  so  furchtbar  aufgeregten  und  an  so- 
zialen, religiösen  und  politischen  Umwälzangcn  so  reichen  Zeit, 
wie  der  jetzigen.  Die  letztere  Partei  hat  selbst  den  „Lücken- 
theorieen“  des  Kanzlers  manches  Zogeständniß  auf  Kosten  ihrer 
liberalen  Gesinnung  and  Anschauung  gemacht,  weil  sie  von  der 
Überzeugung  ausging,  daß  es  dem  Interesse  des  Ganzen  diene, 

| weil  sie  ferner  den  konstruktiven  Arbeiten  des  Fürsten  Bismarck  die 
i nothwendige  Gerechtigkeit  widerfahren  lief»  und  mit  vollem  Recht 
| die  ungeheure  Leistungsfähigkeit  der  schöpferischen  Kraft  des- 
I selben  für  die  Interessen  des  Vaterlandes  sich  bethätigen  uud  be- 
wegen lassen  wollte,  so  lange  als  dies  irgend  möglich  ist.  Die 
Partei  sah  ein,  daß  sie  neben  den  großen  Leistungen  des  Kanzlers 
auch  seine,  ihren  liberalen  Tendenzen  weniger  angenehmen  Neigun- 
gen mit  in  den  Kauf  nehmen  müsse.  Sie  bat  dies  bis  zur  Selbst- 
vorlcmgnung  gethan  und  sie  wird  es  weiter  tbnn,  so  lange  sie  da- 
rin einen  Vortheil  für  das  Land  erblickt  Deß  möge  man  sich 
versichert  halten,  dafs  sic  anderen,  weniger  erprobten  Kanzlern  und 
Ministern  nicht  mit  dem  gleichen  Vertrauen  entgegen  ko  in  men,  son- 
dern Garantieen  verlangen  würde,  welche  sie  — abweichend  von 
den  Ansichten  der  Fortschrittspartei  — von  dem  Fürsten  Bismarck 
glaubt  nicht  verlangen  zu  brauchen.  Für  sie  bandelt  es  sich  jetzt 
um  die  Festigung  des  deutschen  Reichs-  und  Staalsverbandes  nach 
Außen;  für  den  Ausbau  der  inneren  Einrichtung  ist  später  noch 
Zeit  und  Gelegenheit  genug,  wenu  das  Feuer  nicht  mehr  an  den 
äußeren  Wänden  des  Hauses  emporzuloderu  droht.  Jetzt  aber, 

! wo  ein  Weltbrand  droht,  auch  noch  im  eigenen  Hause  die  erhal- 
tenden Stützen  wegzureißen,  ist  eine  verderbliche  Verkennung  der 
Gefahr.  Die  Armee  ist  diese  Stütze,  und  es  handelt  sich  bei  den 
Forderungen  zu  ihrer  Stärkung  nicht  nur  um  Wahlmanöver,  wie 
der  Abgeordnete  Bamberger  bedauerlicherweise  meiut,  son- 
i dem  um  eine  Maßregel  von  unendlich  weittragender  Bedeutung. 
Wenn  irgend  etwas  von  den  parlamentarischen  Gewohnheiten 
des  Fürsten  Bismarck  bisher  anerkannt  werden  mußte,  so  war 
es  der  Freimutb  seiner  Rede.  Er  bat  cs  bisher  verschmäht,  um 
| geringfügiger  Pläne  willen  große  Aktionen  in  Aussicht  zu  stellen. 

Daß  er  solche  angesichts  der  herrschenden  politischen  Lage  glaubt 
1 ins  Auge  fassen  zu  müssen  — und  wäre  es  auch  nur  der  Vorsicht 

halber  — sollte,  nach  den  bisherigen  Erfahrungen,  die  Zweifler  ver- 

anlassen, ihm  mit  ..weniger  Mißtrauen“  entgegen  zu  kommen. 

An  eine  Preisgebung  der  Militärvorlage  kann  und  darf  die 
Reichsregierung  jetzt  nicht  denken,  und  dem  neuen  Reichstage  wird 
die  gleiche  Vorlage  wieder  zugehen.  Wir  wollen  wünschen,  dafs 
in  diesem  die  nationalen  Parteien  die  Mehrheit  bilden.  Die 
Konservativen,  Freikonservativen  und  Nationalliberalen  haben 
bereits  die  Aufstellung  gemeinsamer  Kandidaten  in  Aussicht  ge- 
nommen, wodurch  zweifellos  die  nationalen  Parteien  einen  Zuwachs 
I erhalten  werden.  Ob  das  Zentrum  in  gleich  starker  Mitglicder- 

zahl  wie  bisher  vertreten  sein  wird,  dürfte  zu  bezweifeln  seiu,  da 

die  Schwächung  der  Partei  in  Bayern  sehr  wahrscheinlich  ist. 
Auch  die  Sozialdemokratie  dürfte  in  Folge  Zusammengehens  der 
nationalen  Parteien  in  verringerter  Zahl  im  Reichstage  erscheinen. 
Ebenso  ist  es  unleugbar,  daß  in  noch  höherem  Mafse  als  in  Folge 
des  Verhaltens  der  DeuUcbfreisinnigen  bei  Gelegenheit  der  Dampfer- 
vorlagc  zahlreiche  Angehörige  dieser  Partei  sich  der  Abstimmung 
enthalten  oder  einem  Kandidaten  der  drei  nationalen  Parteien 
ihre  Stimme  geben  werden.  Die  Zeit  ist  zu  ernst,  um  in 
der  Negation  zu  verharren.  Die  Wahlen  müssen  Majoritäten 
bringen,  welche  in  der  Lage  sind,  gemeinsam  mit  der  Keichs- 
regierung  eine  positive  Politik  zu  treiben.  Das  wünschen  wir 
als  gute  Deutsche,  und  wir  sind  sicher,  daß  unsere  in  überseeischen 
Gebieten  wohnenden  Landsleute  diesen  Wunsch  mit  uns  theilcn. 

’ Diese  werden  es  jeden  Tag  gewahr,  was  es  heißt,  einer  großen 
Nation  anzugebören,  sie  haben  die  deutsche  Misere  aus  den  60er 


Nr.  8. 


40 

EXPORT,  Organ  de«  Centralvereine  für  HandelBgeographie  etc.  1887. 


Jahren  nicht  vergessen,  die  den  Deutschen  unter  fremden  Flaggen 
um  Sehnt*  betteln  lehrte,  sie  werden  dießtärkung  der  deutsch-natio- 
nalen Zentralgewalt  den  „konstitutionellen“  Einflüssen  einer  Majori- 
tät vorziehen,  welche  schon  ihrer  Zusammensetzung  halber  eine 
deutsche  Politik  treiben  weder  kann  noch  will,  noch,  trotz  ihrer 
Mehrheit,  die  Kraft  besitzt,  etwas  Positives,  dem  gemeinsamen 
Ganzen  Förderliches  zu  schaffen.  Der  erste  Versuch,  ein  „konsti- 
tutionelles Majoritätsmioisterium“  aus  den  Parteien  der  Mehrheit  zu 
bilden,  würde  mit  einem  kläglichen  Fiasko  scheitern.  Man  ver- 
gegenwärtige sich  ein  solches  Ministerium,  und  man  wird  nicht  im 
Zweifel  sein,  in  wessen  Lager  Deutschland  zu  Buchen  ist. 

Der  ozeanische  Poetdampferverkehr. 

6.*)  Niederländische  Linien:  allgemeiner  Überblick. 

M.L.  ln  Rücksicht  auf  den  niederländischen  Kolonialbesitz,  sowie 
andere  bisherige  Schifffabrts  und  Handelsverbindungen  der  grofsen 
Secbaudelsstädte  Niederlands,  Amsterdam  und  Rotterdam,  er- 
gaben sieb,  als  die  Zeit  der  ozeanischen  Dampfschifffahrt  gekom- 
men war,  drei  Richtungen  beziehungsweise  Gebiete,  in  welchen 
die  Einführung  des  neuen  See  - Beförderungsmittels  sich  für 
Niederland  besonders  wünschenswert  darstellte:  einmal  verlangte 
man  in  Niederland,  besonders  nach  Eröffnung  des  Suezkaoals. 
schnelle  und  regelmäßige  Dampfer  Verbindungen  mit  den  Kolonieen, 
besonders  im  Malaiischen  Archipel,  sodann  erschien  eine  Dampfer- 
verbinduog  zur  Vermittlung  des  vielfältigen  Verkehrs  unter  den 
Inseln  dieses  starkbevölkerten  und  produkteoreichen  Archipels  selbst 
höchst  wünschenswert  und  zwar  mit  Anschlüssen  an  die  neuen 
Linien  der  „British  India  Company“  und  anderer  Gesellschaften. 
Rotterdam  war  ferner,  so  lange  eine  deutsche  Auswanderung  nach 
den  Vereinigten  Staaten  exislirt,  der  Ausgangspunkt  beträchtlicher 
8cbaaren  aus  dem  Westen  und  Südwesten  Deutschlands,  der  Schweiz 
usw.  gewesen,  und  man  dachte  daher  an  eine  Linie  nach  New  York, 
die  sich,  wie  es  scheint  allerdings  ziemlich  spät,  verwirklichte.  Ge- 
wissermaßen ergänzend  kam  endlich  auch  der  „Koninklijk  West- 
indische Maildienst“  hinzu,  die  Üampferverbiudung  mit  den  nieder- 
ländischen Kolonieen  in  West-ludicn,  vornehmlich  Surinam,  die  ja 
von  weit  geringerer  Bedeutung  sind,  als  jene  ostasiatiachen. 

Ich  will  hier  zunächst,  ah  Einleitung  und  Cbersiebt,  den  Brief 
eines  der  niederländischen  Verhältnisse  sehr  kundigen  Freundes 
mittbeilen  und  mich  dann  näher  zu  der  Geschichte  der  wichtigsten 
Gesellschaften  wenden,  welche  manche  interessante  Gesichtspunkte 
und  Thutsachen  bietet. 

Mein  Freund  schreibt:  „Die  im  Jahre  1865  gestiftete  „Nieder-  j 
ländisch-indische  Dampfschifffahrts-Gesellschaft“  besorgt  seit  1.  Ja- 
nuar 1866  die  Verbindung  zwischen  den  Inseln  und  Häfen  der 
niederländischen  Besitzungen  im  Malaiischen  Archipel.  Sie  wer- 
den daraus  gleich  ersehen,  dafs  die  Fahrten  dieser  Gesellschaft 
keine  ozeanischen  sind,  und  selbst  wo  sie  den  Indischen  Ozean  be- 
rühren, sich  nur  sehr  wenig  von  den  Küsten  Javas  und  Sumatras 
entfernen.“  — Immerhin  bat  dieses  System  interkolouialcr  Dampfer- 
fahrten die  größte  Bedeutung  für  den  ozeanischen  Sch ifffahrta ver- 
kehr, besonders  für  die  von  Europa  aus  nach  Ost-Asien  uod  Austra- 
lien gerichteten  Dampferlinien.  Eine  Darstellung  dieser  Dampf- 
schifffahrt von  Niederländisch- Indien  sei  daher  für  später  Vorbe- 
halten. Mein  Freund  fährt  fort: 

„Die  wirklich  ozeanische  niederländische  Dampfschifffahrt  ist 
theils  auf  Niederländisch -Indien,  tbeils  auf  Nord-Amerika  und  auf 
Niederländisch -West-Iodien  gerichtet.  Den  Verkehr  mit  Nicderlin-  I 
discb-Indien  vermitteln  die  Gesellschaft  „Nederland“  zu  Amsterdam 
und  der  „Rotterdamsche  Lloyd“.  Erstere  ist  die  älteste  uod  wich- 
tigste. 8ie  ist  errichtet  1870,  kurz  nach  der  Eröffnung  des 
Suezkaoals,  unter  dem  Schutze  des  Königs,  und  bat  den  Prinzen 
Heinrich  von  Niederland  als  Ehrenpräsidenten.  Sie  war  bestimmt,  eine 
regelmäßige  direkte  Verbinduug  für  den  Poatverkehr  und  den  Trans- 
port von  Personen  und  Gütern  zwischen  Niederland  und  den 
niederländisch-ostiodischen  Besitzungen  an  unterhalten.  Die  Schiffe 
sind  auf  den  Werften  der  rühmlichst  bekannten  Firma  John 
Eider  & Go.  in  Glasgow  erbaut.  Der  Dienst  wurde  im  Mai  1871 
mit  vier  8chiffen  begonnen;  aber  die  erste  Reise  mifstaug  gänzlich, 
weil  daa  Schiff  „Willem  111“  am  Tage  nach  der  Abfahrt  voo  Nieuwe 
Diep  verbrannte.  Daa  zweite  Schiff,  „Prins  van  Oranje“,  konnte  erst 
am  29.  Juli  die  Reise  antreten;  das  dritte,  „Prins  Hendrik“,  folgte 
am  19.  November,  daa  vierte,  „Kourad“,  begann  seine  erste  Reise 
am  93.  März  1872.  Statt  des  verbrannten  „Willem  111“  wurde  bald 
ein  neues  Schiff  gebaut,  „Koning  der  Nederl&nden*  genannt,  das 
einige  Jahre  später  ebenso  unglücklich  war  wie  sein  Vorgänger,  da 
es  am  21.  Oktober  1881,  auf  der  Rückreise  von  Java,  im  Westen 


•)  Vgl.  die  früheren  Artikel  im  .Export“. 


der  Chagoa-Inselo  versank.  Die  Mannschaft  sammt  den  Passagieren, 
zusammen  etwa  210  Personen  stark,  versuchte  sich  in  den  Booten 
zu  retten.  Von  letzteren  wurden  vier  aufgefunden,  von  den  drei  (Ihri- 
gen, mit  etwa  90  Personen,  hat  man  nie  mehr  etwas  vernommen 

Außerdem  ist  auf  den  ersten  Reisen  viel  ßebaden  durch  iu 
wiederholte  Brechen  der  Schrauben  entstanden;  endlich  wurde  im  Jahr« 
1878  das  8cbiff  „Vorwaarts“  durch  Zusammenstoß  mit  einem  eng- 
lischen Dampfer  in  der  Nähe  vou  Pulo  Pinang  für  längere  Zeit  un- 
brauchbar. 

Eine  andere  Schwierigkeit  war  die  starke  Mitwerbuog,  gegen 
welche  die  Gesellschaft  „Nederland“  fast  von  Anfang  an  zu  käropteo 
halte.  Sobald  sie  den  Beweis  geliefert  hatte,  dafs  der  neue  Weg 
durch  den  Suez- Kanal  für  die  Verbindung  zwischen  Niederlaad 
und  Niederländisch-Iodien  mit  Vortheil  zu  benutzen  war.  versuchten 
Andere  ihren  Schritten  zu  folgen.  Man  wird  «ich  aus  dem  Aufsatz; 
„British  India  Company“  erinnern,  dafs  diese  Gesellschaft  di« 
gleiche  Erfahrung  noch  io  größerem  Umfang  machen  mußte.  Schon 
im  Jahre  1873  entstanden  die  Dampfschifffahrtsgesellscbaft  „Java* 
in  Amsterdam  und  die  englische  „Commercial  Steamsbip  Company 
(limited)“,  deren  Augenmerk  ebenfalls  auf  den  Malaiischen  Archipel 
gerichtet  war.  Im  Jahre  1876  wurde  der  „Rotterdamsche  Lloyd11 
ins  Leben  gerufen,  eine  Unternehmung,  die,  obwohl  sie  mehrere 
schwere  Verluste  durch  das  Zugruodegehen  der  Schiffe  „Groningen* 
(1876),  „Friesland“  (1878),  „Over-Ijsael“  (1879),  und  das  Stranden 
de»  Schiffes  „Gelderlaod“  bei  Cadiz  (1878)  erlitten  bat,  mit  so  viel 
Ausdauer,  Einsicht  und  Energie  betrieben  wird,  daß  sie  bis  heute 
das  Feld  als  Nebenbuhlerin  der  Gesellschaft  „Nederland“  mit  Ehren 
hat  behaupten  können.  Über  einige  unbedeutende  und  rasch  wieder 
verschwundene,  theils  niederländische,  theils  englische  Unternehmun- 
gen kann  ich  schweigen.  Aber  noch  einmal  wurde  eine  größer« 
Gesellschaft  für  die  Fahrt  nach  Indien  in  Amsterdam  errichtet, 
die  mit  bedeutendem  Kapital  arbeitete.  Sie  nannte  sich  „losulinde.* 
Im  Jahre  1881  gestiftet,  unterhielt  sie  1883  schon  eine  regel 
mäßige  Fahrt  mit  6 Dampfschiffen:  „Fellinger“,  „Makasur 

„Padang“,  „Jacatra“,  „Koning  Willem  III“  und  „Nederland  es 
Oranje“,  die  nicht  nur  die  Häfen  von  Java,  sondern  auch  Padaog 
nnd  Makassar  besuchten.  Dennoch  hat  sich  in  der  Zeit  der  zut 
äußersten  Tiefe  berabgesunkenen  Frachtpreise  auch  diese  Gesell- 
schaft nicht  behaupten  können:  sie  ist  jetzt  (seit  Sommer  1886)  io 
Liquidation  begriffen  und  wünscht  nichts  sehnlicher,  als  guir 
Käufer  für  ihre  Schiffe  zu  finden. 

Aach  die  Gesellschaft  „Java“  bat  keine  selbständige  Existent 
mehr.  Schon  im  Jahre  1877  hat  sie  angefangen,  ihre  Schiffe  der 
Gesellschaft  „Nederland“  zu  vermiethen,  und  an  den  Fahrten  der 
letzteren  nehmen  die  der  Gesellschaft  „Java“  gehörenden  Schiff«: 
„Soenda,“  „Madoera“  und  „Koningin  Emma“  ganz  regelmäßig  Tbeil. 
Die  Aktien  der  Gesellschaft  sind  bis  unter  7%  herabgesunkcQ  und 
ihre  5°/&igen  Obligationen  gelten  nur  noch  47Vz0/o- 

Auf  ähnliche  Weise  sind  1876  die  Schiffe  „Hampton“  und 
„Torrington“,  1877  „Wyberton“  und  „Kingston“,  der  „Comroercial 
Steamsbip  Company“  gehörend,  io  den  Dienst  des  „Rotterdatascben 
Lloyd“  übergegangen.  Gleichwohl  fuhren  sie  noch  unter  englischer 
Flagge;  doch  im  Jahre  1882  scheint  eine  engere  Verbindung  zwiscb«n 
den  beiden  Gesellschaften  zu  Stande  gekommen  zu  sein.  Selbst 
der  Name  der  „Comtnercial  Steamsbip  Company“  wird  nicht  mehr 
vernommen,  und  die  drei  noch  an  der  Fahrt  nach  Java  Theil  nehmen- 
den  Schiffe  haben  ihre  Namen  „Torriogton,“  „Hampton“  und 
„Wyberton“  mit  den  Namen  „Noord-Hollaod“,  „Limburg“  und 
„Zeelaud“  gewechselt. 

Es  sind  also  jetzt  nur  zwei  Gesellschaften  übrig  geblieben, 
welche  die  direkte  Verbindung  zwischen  den  Häfen  Niederlands 
und  den  Niederländisch-Indischen  Inselo  vermitteln:  die  Gesellschaft 
„Nederland“  und  der  „Rotterdamsche  Lloyd“.  Erstere  hat  14.  di* 
anderen  Dampfschiffe  in  Fahrt.  Beide  zusammen  bilden  das,  was  nun 
die  Niederländisch-Indische  Dampfschifffahrt  nennen  kann;  doch  die 
Niederländer  verstehen  unter  diesem  Namen  immer  nur  die  Ein- 
gangs erwähnte,  aus  früheren  Jahren  herrübreode  Fahrt,  welche 
I den  Verkehr  der  Häfen  der  Niederländisch-Indischen 
Inseln  untereinander  vermittelt. 

Die  ozeanische  Dampfschifffahrt  Niederlande  erstreckte  «ich  nun 
in  den  letzten  Jahren  auch  auf  eine  Verbindung  mit  den  Vereinig- 
ten Staaten  und  mit  Weat-Indieo.  Erstere  wird  durch  die  „Nieder- 
ländisch-Amerikanische Daropfschifffahrts  - Gesellschaft“  zu  Rotter- 
dam vermittelt,  deren  Schiffe  aber  auch  zu  Zeiten  vou  Amsterdam 
abfahren.  Diese  Unternehmung  ist  mir  nur  sehr  wenig  bekannt: 
nur  die  Namen  von  zwei  Schiffen,  „Caland“  und  „Schollen“,  sind 
mir  im  Gedächtnifs  geblieben.  Die  Verbindung  mit  West-Indien 
wird  vermittelt  durch  die  Gesellschaft  „Koninklijk  Westindisch« 
Maildienst“,  die  ihren  Sitz  io  Amsterdam  bat  Dieselbe  wurde  im 
Jahre  1668  errichtet  und  begann  ihre  Reisen  im  Jahre  1884.  Ihre 


1887. 


Nr.  8. 


41 

EXPORT,  Organ  des  Contralvereins  für  H&ndoUgeographie  etc. 


Dampfer  fahren  am  12.  jeden  Monats  direkt  von  Amsterdam  nach 
Paramaribo,  besuchen  Dcmcrary,  Trinidad,  Curasan,  Puerto  Cabello, 
l.a  Guayra.  (früher  auch  Cumanä  und  Carüpano)  und  kehren  dann 
über  Havre  nach  Amsterdam  xurück.  Die  finanziellen  Resultate, 
anfänglich  sphr  ungünstig,  haben  sich  Im  letzten  Jahre  (1885)  ge- 
bessert. Eine  Dividende  hat  man  aber  bisher  nicht  auszahlen 
können. 

Näheres  kann  ich  vorläufig  nur  über  die  Gesellschaften  „Neder- 
Inod“  und  „Kotterdamsche  Lloyd"  mitthcilen.  Die  Schiffe  der  Gesell- 
schaft „Nederland“  sind  jetzt  folgende: 


Tooaen 

Pfenlrkrafl 

Gebaut 

(n*«o) 

IfffekUv) 

Im  Jahre 

* Soenda  (früher  Celebes) 

1477 

1 200 

1866 

Konrad  

2280 

1600 

1871 

Prüm  van  Oranje 

2 144 

1600 

1871 

* Madocro  ...  .... 

1660 

l 200 

1873 

Prins  Hendrik 

2068 

1 600 

1874 

Prins««  Amalia . 

2638 

1 6(10 

1874 

Voarwaarts 

2066 

I 600 

1874 

* Koningin  Emma 

1810 

14UÖ 

1875 

Prinzen  Mari« 

2087 

1800 

1879 

Prins  Alexander 

2198 

2000 

1881 

Bürgermeister  den  Tex  (froher  Inaulüide) 

2221 

2000 

1882 

Prins  Frederik  

2220 

2000 

1882 

Prins«»  Wilhelmine 

1 9>0 

1 600 

1882 

Sntnätra 

1988 

1600 

1682 

Total  . 

25687 

22800 

Die  mit  einem  Stern  versehenen  Schiffe  gehören  der 

Gesell- 

schaft  „Java“  au. 

Die  Schiffe  des  „Rotterdamschen  Lloyd“  sind  folgend«: 

ToB»«n 

Ffcrdrkaf» 

Gebaal 

(netto) 

(effektiv) 

tm  Jahr« 

**  Limburg  (früher  Hsmpton) 

1374 

800 

1873 

•*  Noord- Holland  (früher  Torrington;'  . . . 

1426 

1000 

1874 

Drenthe 

1 658 

1 OOO 

1876 

**  Zeeland  (früher  Wytorton) 

1511 

1000 

1877 

Gelderland 

1600 

1000 

1878 

Utrecht 

1654 

1000 

1880 

Zuid-Holland .... 

1704 

1000 

1881 

Noord*  Brabant  ......... 

1785 

1250 

1882 

Batavia 

1625 

1200 

1883 

Samarang 

1716 

1 250 

1883 

Soerabaja 

1630 

1250 

1883 

Total  , . 

170*6 

11700 

Die  Schiffe,  deren  Namen  mit  ** 

bezeichnet 

sind,  gehören 

eigentlich  einer  anderen  Gesellschaft,  nämlich  der  Dampfschifffahrta- 
Gesellschaft  „Rotterdam“. 

Die  Reisen  der  beiden  Gesellschaften  waren  im  Anfang  gelegent- 
liche und  von  den  Umständen  abhängig;  doch  finden  sie  jetzt  zu 
bestimmten  Zeiten  regelmäfsig  statt.  Kür  die  Gesellschaft  „Neder- 
lond“  waren  sie  seit  80.  Oktober  1875  vierwöcbentlich,  seit 
13.  Januar  1877  dreiwöchentlich,  seit  26.  April  1879  vierzehntfigig. 
seit  8.  April  1882  zehntägig.  Die  des  .Rotterdamschcn  Lloyd“,  früher 
dreiwöchentlich,  sind  seit  1883  viertehntägig. 

Beide  Gesellschaften  zusammen  haben  1882  eine  Verbindung 
von  Batavia  mit  Djeddah  organisirt  zum  Dienste  der  nach  Mekka 
reisenden  Pilger.  Der  Javaner  kaun  jetzt  für  170  f (=  Gulden 
ä ltOSc  f/),  Nahrung  mit  einbegriffen,  von  Batavia  nach  Djeddah  und 
zurück  reisen.  Die  früher  in  Niedcrlftndisch-Indien  seltene  Pilgerreise 
ist  somit  durch  gröfserc  Sicherheit  und  Billigkeit  in  den  letzten 
Jahren  viel  allgemeiner  geworden,  was  zwar  den  Dampfschifffahrts- 
Gesellschaften  nicht  geringen  Vortbeil  bringt,  aber  die  Regierung 
wegen  des  dadurch  beförderten  Religionseifers  mit  gerechter  Sorge 
erfüllt. 

Die  Regierung  hat  mit  beiden  Gesellschaften  Kontrakte  ge- 
schlossen für  den  Transport  der  Gouvernementspassagiere,  mit  der 
Gesellschaft  „Nederland“  obeudrein  für  den  Postverkehr.  Auch  ist 
es  der  „Nederlandschen  Handelsmaatschappij“  erlaubt,  die  ihr  kon- 
sigoirten,  dem  Gouvernement  gehörenden  Produkte  zum  Theil  und 
unter  gewissen  Bedingungen  den  Dampfschifffahrts-Gesellschaften 
gegen  feste  Frachtpreise  anzuvet trauen. 

Der  „Rolterdamscbe  Lloyd“  hat  ein  Kapital  von  8 Millionen 
Gulden.“ 

Im  nächsten  Aufsatz  werde  ich  auf  den  Betrieb  der  bedeutend- 
sten Gesellschaften  näher  eingehen. 


Europa. 

1887er  Barceloneser  Ausstellung.  Wenn  es  galt,  die  deutsche 
Industrie  auf  ausländische  Weltausstellungen  hinzuweisen,  so  war 
der  „Export“  immer  der  erste  auf  dem  Platze.  So  haben  wir  auch 
*u  verschiedenen  Malen  auf  die  Barceloneser  Ausstellung  aufmerk- 


sam gemacht.  Nun  erhoben  sich  aber  Stimmen  (auch  aus  mafs- 
gebenden  Kreisen),  die  jener  Ausstellung  kein  günstiges  Prognostikon 
stellten  und  ihr  alle  Bedeutung  absprachen.  Deshalb  wandten  wir 
uns  an  verschiedene  Freunde  in  Spanien  mit  dem  Ersuchen,  uns 
die  Urtheite,  die  ihnen  über  die  Aussichten  und  die  Bedeutung  der 
Barceloneser  Ausstellung  zu  Obren  kämen,  sowie  auch  ihre  eigene 
Ansicht  raitzutbeilen.  Im  Folgenden  bringen  wir  die  Schriftstücke, 
die  uns  in  Folge  dessen  bisher  zugegangen  sind,  ihrem  Hauptinhalte 
nach  zur  Kenntnifs  unserer  Leser: 

Barreions,  7.  Januar  1887. 

„Im  Verfolg  meines  Ergebenen  vom  4.  d.  kann  ich  Ihnen  auf  Ihre 
Anfrage  über  die  hier  projekt  irte  Ausstellung  heute  mittheilen,  dal«  nament- 
lich in  deutschen  Kreisen  die  Ansicht  vorherrscht,  dafs  das  Unternehmen 
ein  verfehlte«  «ei:  ja,  einige  gehen  so  weit.  Ausdrücke  zu  gebrauchen,  die 
ich  nicht  wiederholen  mag.  Man  giobt  als  Grund  an,  dafe  die  Persönlich- 
ktitn,  die  das  bilden,  nicht  die  geeigneten  seien,  nud  dafs  die 

Regierung  sich  bis  jetzt  dem  Unternehmen  unsympathisch  gegenüber-steil*. 
I)a.«  letztere  Ut  allerdings  wohl  der  Fall,  wie  ja  überhaupt  Catalonicn  sieh 
keiner  profsen  Zuneigung  derselben  rühmen  kann.  Per  Punkt  betreibt  der 
staatlichen  Unterstützung  der  Ausstellung  ist  bis  jetzt  nicht  zur  Erledigung, 
ja  auch  nicht  einmal  zur  Verhandlung  gekommen. 

Ich  selbst  kann  mich  einer  absolut  pessimistischen  Ansicht  nicht 
hingeben.  Dnls  die  Unternehmer,  wenn  sie  auch,  wie  behauptet  wird,  ein 
Geschäft  dabei  zu  machen  Itcal'-dehtigleu,  so  bedeutende  Ausgaben  wie  bis 
jetzt  schon  gemacht  sind,  einfach  ins  Blaue  hinein  und  zum  einfachen  Weg- 
werfen gemacht  haben  sollten,  kann  ich  mir  nicht  vorstellen.  Pafa  die 
Munizipalität  der  Stadt  den  Park  dafür  hergehen  und  selbst  zur  Verbesserung 
und  Verschönerung  der  Stadt  nicht  unbedeutende  Unkosten  machen  sollte, 
wenn  nicht  die  ernste  Absicht  vorläge  und  weuigsten*  Vorgelegen  hätte,  die 
Sache  zu  etwas  Ordentlichem  zu  bringen,  kann  ich  ebenfalls  nicht  glauben, 
und  dafe  mau  da«,  was  mau  ungefaugeti  hat,  doch  am  Ende  auch  durchführen 
mufs,  scheint  mir  sogar  sehr  nothwendig.  Wenn  indessen  die  Regierung 
gar  nicht«  tbuu  würde,  so  könnte  sich  am  Ende  die  Geduld  und  Ausdauer 
der  Koraiicmitgliedcr  erschöpfen.  — Hier  sind  jedoch  so  zahlreiche  viel- 
fache Millionäre,  welche  eigensinnige  Catalonen  sind,  dafs  da  auch  noch 
Halb  werden  könnte.  Ich  meine,  man  raufe  noch  ein  Paar  Monate 

wenigstens  warten,  eh«  man  «ich  ein  cndgiltigcs  und  entscheidendos  Urtbeil, 
namentlich  wenn  es  ein  absprechendes  sein  soll,  erlauben  darf. 

Dafs  die  Sache  ganz  aufeur  Vergleich  mit  den  grolsen  Ausstellungen 
der  früheren  Jahre  (London,  Pari»,  Wien  usw.)  zu  lassen  ist,  brauch«  ich 
wohl  nicht  erst  hervorzuheben;  das  ist  schon  bei  der  Wahl  der  Stadt  und 
de«  Lande.«  selbstverständlich,  wenn  auch  Barcelona  einer  der  ersten  Hufen - 
und  Handelsplätze  in  Europa  ist.  Was  sich  hier  zeigen  will  und  »oll,  ist 
die  spanische  und  namentlich  die  catalouische  Industrie,  und  die  «oll  dabei 
von  der  fremden  lernen.  Das  scheint  mir  klar,  auf  einen  Welthandels-  und 
Industrie-Kongrefe  hat  man  doch  am  Ende  nie  rechnen  dürfen.“ 

Madrid,  4.  Januar  1887. 

„Im  Besitz  Ihres  Geehrten  vom  27.  Pc2«mh«r  1886  hoho  ieb  unter 
Vorzeigung  Ihres  werthen  Briefe«  Rücksprache  mit  den  hiesigen  Deutschen 
genommen  Deren  Meinung  lautet  nun  dahin:  dafs  die  im  Jahre  1887  in 
Barcelona  zu  eröffnende  Internationale  Ausstellung  keine  besondere  Bedeutung 
für  Spanien  haben  werde,  und  zwar  aus  folgenden  Gründen:  1.  weil  die 
spanische  Regierung  jede  Unterstützung  verweigert  habe:  2.  weil  der  Cata- 
tonier  das  allgemeine  Mifetraucn  seitens  seiner  Landsleute  geniefst  und  in 
Folge  dessen  die  Ausstellung  aufser  von  Cataloniem  nur  von  einer  mäfeigen 
Anzahl  der  übrigen  Spanier  besucht  werden  wird. 

Ich  unterlasse  jedoch  nicht,  Ihnen  über  di«  Barceloneser  Ausstellung 
auch  die  Meinung  der  (’atalonier  liier  am  Platze  mitzutheilen.  Dieselbe  lautet: 
Man  habe  »ich  in  Barcelona  über  eine  Unterstützung  der  spanischen  Regierung 
hinweggesetzt  und  fördere  nun  aus  eigenen  Mitteln  den  Bau.  Eine  Menge 
Arbeiter  seien  im  Parke  von  Barcelona  mit  demselben  beschäftigt,  und  dies 
beweise,  dafs  Catalonicn  hierbei  keiner  Unterstützung  bedürfe.  — Per 
Umfang  der  Ausstellung  werde  ungefähr  nur  Vs  der  letzten  Pariser  Aus- 
stellung betragen*. 

Barcelona,  11.  Januar  1887. 

„In  Folge  der  am  Jahresscblufe  sieh  immer  häufenden  Arbeiten  kommen 
wir  erst  heute  auf  di©  Beantwortung  Ihres  Geehrten  vom  27.  v.  M.  und 
bitten,  diese  unfreiwillige  Verzögerung  gütigst  entschuldigen  zu  wollen. 

Wir  sind  der  Ansicht,  dafs  der  hier  geplanten  Ausstellung  keine  be- 
sonder« Bedeutung  beiiumessen  sein  wird;  die  Unterstützung  seitens  der 
Regierung  wird  nur  eine  moralische  sein;  irgend  ein  Geldzuscbufs  wird 
seiten«  derselben  nicht  geleistet. 

Hingegen  bat  die  Stadt  Barcelona  einen  ziemlich  bedeutenden  Zuschufs 
versprochen;  wir  bezweifeln  aber,  dafs  schon  irgend  eine  Anzahlung  er- 
folgt ist. 

W äs  uns  persönlich  an  einem  guten  Erfolg  der  Ausstellung  zweifeln 
läfst,  ist  der  kurze  Zeitraum,  welcher  für  die  Vorbereitungen  bleibt;  bei 
den  «panischen  Verhältnissen  erscheint  es  fast  undenkbar,  in  Jahresfrist  eine 
„Weltausstellung*  bervorzuzaubern.  Dazu  haben  wir  persönlich  auf  den 
bisher  beschickten  spanischen  Ausstellungen  so  schlechte  Erfahrungen  ge- 
macht, dafs  wir  von  dieser  am  liebsten  fern  blieben. 

Wir  bedauern,  dafs  wir  Ihnen  nicht  mit  genaueren  Angaben  dienen 
können:  wir  haben  bisher  der  Sache  mit  wenig  Interesse  zugesehen  und 
sind  daher  nicht  auf  dem  Laufenden.  Auch  glauben  wir,  dafs  die  meisten 
Firmen,  welche  eventuell  ausstellcn  würden,  sich  einstweilen  noch  ab  wartend 
verhalten. 

Gerüchtweise  verlautet  heute  übrigens,  der  gaoze  Plan  solle  wegen 


Nr.  8. 


48 

EXPORT,  Organ  de«  Centraberemi  Ar  Handeltgeognphie  etc. 


1887. 


Mangels  an  Betheiligung  rückgängig  gemacht  werden;  sollte  da«  Gerächt  «ich 
als  wahr  bestätigen,  so  wurden  wir  Ihnen  gleich  darüber  schreiben. 

Indem  wir  Ihnen  unser  Bedauern  kundgeben,  ihren  Wünschen  nur  in 
»o  lückenhafter  Weise  naebkommen  zu  können,  empfehlen  wir  uns  Ihnen 
mit  vorzüglicher  Hochachtung.* 


Asien. 

Tabakebau  und  Arbelterverhältalsee  auf  den  Philippinen  Bei  dem 

Interesse,  welches  die  Kolonialbewegungen  in  den  KapitaliBtenkreisen  er- 
regen, halte  ich  es  für  zeitgem&fe,  die  Aufmerksamkeit  auf  einen  Punkt 
zu  lenken,  der  meiner  Überzeugung  nach  eine  grofse  Bedeutung  für  Deutsch- 
land erlangen  könnte.  Folgende  Darlegung  ist  das  Resultat  achtjähriger 
Beobachtungen,  die  ich  auf  den  Philippinen  anzustellen  Gelegenheit  gehabt 
habe. 

Es  ist  bisher  über  die  Tabake  der  Philippinen  bei  uns  in  Deutschland 
sehr  wenig  bekannt  geworden;  vor  Allem  aber  ist  dieaer  Tabak  in  seinen 
wirklich  guten  Qualitäten,  seinen  feinsten  Sorten  hier  unbekannt.  In  früheren 
Jahren  war  in  Folge  der  Monopol wirthschaft,  der  schlechten  Verbindungen 
znr  See,  des  Schwankens  in  dem  Ausfall  der  Ernte,  der  geringen  Konkurrenz 
unter  den  Tabaks-Kommissären  in  Manila  usw.  die  Sicherheit  des  Bezuges 
aus  guten  Quellen  stets  sehr  fragwürdig  und  so  die  Waure  in  der  Qualität 
schwankend.  Es  wurden  und  werden  zwar  auch  heute  noch  sehr  viele  so- 
genannte Caga^an-  und  Isabella-Tabake  und  Zigarren  versandt,  die  gerade 
nicht  aus  diese»  besten  Tabaksprovinzen  stammen  So  kamen  viele  minder- 
wertbige  Sorten  in  den  Handel,  die  aus  Provinzen  stammen,  welche  wegen 
ihrer  weniger  günstigen  Bodenarten  und  klimatischen  Verhältnisse  keine 
feinen  Tabake  erzeugen  können.  Ferner  aber  wurde  durch  die  spezifische 
Form  der  cortodot,  die  hier  wegen  ihrer  abweichenden,  kegelförmigen  Ge- 
stalt meist  als  echte  Manilas  angesehen  werden,  der  Nachahmung  und 
Fälschung  jeder  Vorschub  geleistet.  Man  fabrizirt  hier  eben  c ortado*  aus 
irgendwelchem  Tabak,  und  es  wirkt  die  Form  dann  allein  schon  als  Schutz 
marke  für  die  .Echtheit*.  Die  früher  von  der  spanischen  Regierung  verkauften 
Zigarren  waren  stets  sehr  schwankend  in  ihrer  Güte,  was  hauptsächlich 
durch  den  Ausfall  der  Ernte  bedingt  war.  Die  Regierung  mufste  jedes  Jahr 
allen  Tabak  aufkaufen.  Je  nachdem  nun  die  Kassen  der  Regierung  gefüllt 
waren,  wurden  Zigarren  fabrizirt  und  verkauft  So  lagerten  die  Tabakballen 
in  den  gTofsen  Lagerhäusern  Jahre  lang  ohne  alle  Pflege.  Außerdem  waren 
diese  Häuser  trotz  enormer  Kosten  tbeils  zu  wenig  solid  und  gar  zu  luftig 
gebaut,  tbeils  waren  es  alte,  massive,  dumpfige  bodega*.  Bei  dem  feuchten 
Inselklima  tod  Luzoo  z.  B.  bildet  sich  aber  der  Schimmel  auf  den  Tabak- 
blättern besonders  reichlich.  Die  trockenen  Monate  begünstigen  wiederum 
den  Wurnfraft  durch  die  Käfer,  wenn  die  Ballen  nicht  öfter  geöffnet  und 
so  dnreb  Lüftung  die  Schimmelbüduog  und  die  Insekten  zerstört  werden. 
Die  Regierung  lief»  den  Tabak,  um  ihn  reifen  zu  lassen,  stets  zwei  Jahre 
lagern,  ehe  er  zur  Verarbeitung  kam.  Zn  den  feinsten  Sorten,  die  für  die 
CorteB  und  den  Hof  in  Madrid,  sowie  für  die  hohen  Beamten  geliefert  werden 
mufsten,  sachte  man  die  besten  Blätter  aus  den  besten  Sorten  aus  Die 
feineren,  theuren  Exportzigarren  wurden  aus  den  Blättern  der  «zweiten  Klasse41 
gemacht  Für  billigere  Sorten  nahm  man  ältere,  S-  und  4jährige  Tabake, 
und  für  den  Konsum  in  dem  Archipel  selbst  allen  Schund.  Ich  habe  oft 
in  den  Fabriken  Blätter  verarbeiten  sehen,  die  ganz  silbergrau  aussahen,  so 
dick  aal*  der  Schimmelpilz  auf  ibneD.  Durch  Anfencbtcn,  Pressen,  Klopfen 
wird  er  abgewischt;  aber  der  Tabak  hat  dann  kein  oder  zu  wenig  Aroma. 
Ja,  es  läfst  sich  behaupten,  dafs  der  cigenthümliche  trockene  Geschmack, 
der  als  spezifisches  Merkmal  der  Manilazigarren  bekannt  ist,  lediglich  nur 
durch  die  Verbrcnnungsprodukte  des  Pilzmjcets  und  den  absoluten  Mangel 
an  Aroma  entsteht.  Ganz  anders  aber  war  und  ist  es  noch  ln  den  Gegen- 
den, wo  guter  Tabak  produzirt  wird.  Der  Indier,  kurz  Joder  verschmäht 
die  M'inopolzigarre  als  zu  alt,  zu  schwach  und  zu  trocken  im  Gescbmacke. 
Jede  Familie  dreht  sich  ihren  Bedarf  selbst  aus  gutem  und  gut  gelagertem 
Tabak.  Alte  Ta'  ake  raucht  Niemand.  Am  liebsten  rauchen  diese  Leute 
den  einjährigen  Tabak  oder  auch  den  frisch  fermentirten ; derselbe  liefert 
sehr  fein  riechende,  milde  nnd  kräftige  Zigarren.  Sie  brennen  wohl  viel- 
fach schlecht,  da  das  Blatt  noch  zu  viel  eigne  Feuchtigkeit  enthält;  indefs 
werden  sie  in  einigen  Tagen  schnell  lufttrocken.  Solche  Pflantenigarren 
sind  vorzüglich;  sie  werden  sehr  geschätzt  nnd  theuer  bezahlt.  Man  kann 
sie  dem  Kubaprodukt«  gteichstellen.  Ihr  Geschmack  ist  mild  und  nie 
kratzend;  der  Geruch  der  Blätter  selbst  und  der  Zigarren  ist  eigentümlich, 
nämlich  etwas  «üfalicb,  fast  dem  feinen  Aroma  des  Honigs  gleich.  Durch 
das  in  den  Zig&rrenfabriken  übliche,  zur  Erzielung  eines  glatten  Brandes  nnd 
schöner  ABcbe  angewendete  Anfeuchten  and  wiederholtes  Nachfennentiren 
werden  die  Blätter  dunkler  in  Farbe  nnd  verlieren  ihr  ursprüngliches  Aroma. 
Die  Zigarren  bekommen  dadurch  erst  den  säuerlichen  Geruch,  der  In  Europa 
als  echtes  Charakteristikum  für  feine  Sorten  gilt.  Die  feinen,  dünnblättorigen 
Phllippitien-Tabake  vertragen  aber  jede  beschleunigte  Fermentation  schlecht; 
sie  verlieren  dabei  ganz  ihre  guten  Eigenschaften  und  werden  meist  fade 
und  strohig  im  Geschmack.  Besonder«  in  Europa,  bei  unserm  austrocknen- 
den Kontinentalklima,  meiste  dem  Lagern  und  den  dabei  eintretenden 
schnellen  Zersetzungen  durch  geeignete  Beschränkung  de«  freien  Luftzutritts 
vorgebeugt  werden.  Für  fertige  Zigarren  ist  dies  Tn  noch  höherem  Maf*e 
nöthig  als  für  geprefsten  Balientabak. 

Aus  dem  Gesagten  kann  man  ersehen,  dafs  der  Pbiiippinentahak  bei 
seiner  vorzüglichen  Güte,  bei  richtigem  Bezüge  und  richtiger  Behandlung 
sehr  wob]  geeignet  ist,  dem  Kubatabake  gleichgestellt  zu  werden  und  so 
ein  billigeres  und  gleichwertiges  Material  für  die  Zigarrenfabrikation  zu 
liefern. 

Frankreich,  Belgien  und  Nord  - Amerika  sind  die  Hauptabnehmer  für 
diese  Tabake,  sowohl  für  fertige  Zigarren  als  auch  für  Blätter.  Jetzt  ist 


der  Export  der  Manüaxigarren  für  den  Osten  gegen  früher  sehr  geatieger 
ln  Batavia,  auf  ganz  Java,  ebenso  auf  8umätra  werden  von  Zigarren  tut 
nur  Manilas  gcnucbL  Britisch-Indien,  China,  Japan,  Kalifornien,  beaordtn 
Australien  nehmen  jeden  Monat  bedeutende  Mengen  auch  geringerer  »ad 
billigerer  Zigarrensorten  ab.  überhaupt  ist  in  dem  genannten  Gebiete  der 
Manilatabak  mehr  gesucht  und  geschätzt  als  in  Kuba.  Er  ist  auch  bälHgrr 
als  dieser  und  dabei  kräftiger  und  meist  aromatischer.  Es  mag  die«  seintt 
Grund  darin  haben,  dafs  die  Kubas  gar  zu  lange  Zeit  auf  See  bleiben  und 
dadurch  schon  an  Qualität  verlieren.  Tbatsacbe  ist  es,  dafs  Blättertabü 
und  Zigarren  sieb  beim  Seetransport  sehr  verschieden  verhalten.  Zi?«rm. 
die  einen  schon  reiferen  und  naebfermentirten  Tabak  darstelien,  leiden  is 
den  beifsen  Laderäumen  durch  die  schlechte  Luft  mehr  als  die  RohUbatr 
Diese,  besonders  die  in  Prefsballen,  fennentiren,  wenn  sie  nicht  gsr  zu  fruri 
und  noch  unreif  verpackt  worden  sind,  viel  langsamer  und  trocktn 
weniger  aus. 

Nach  den  erwähnten  Ländern  geben  die  Zigarren  von  Manila  ntei 
ziemlich  frisch  und  reifen  und  trocknen  während  der  Reise  gerade  gwigwJ 
nach.  Zu  alte  Tabake  geben,  sei  es  als  Blatt  oder  als  Zigarre,  für  4*l 
Versand  immer  einen  schlechten  Ausfall.  Sie  werden  zu  trocken  und  Vo- 
lieren ihr  Aroma,  ebenso  wie  es  in  Europa  bei  dem  trocknen  Klima  bete 
freien  Lagern  stets  eintritt.  In  den  heifsen  Klimaten  raucht  man  am  lieb- 
sten kräftige  und  frische  Zigarren  und  in  solcher  Anzahl,  wie  man  es  in 
Europa  kaum  vertragen  kann.  Derselbe  Europäer,  der  in  den  Tropen  jabre- 
lang  nur  die  stärksten  Zigarren  rauchen  mochte,  kann  oft  dieselben  Sorten, 
wenn  er  wieder  in  Europa  lebt,  nicht  mehr  vertragen. 

Im  Vergleiche  zu  Java-  und  Sumitralahak  ist  der  Manila  bedeutet 
kräftiger  und  feiner.  Mit  dem  längeren  Lagern,  besonders  in  Europa,  wr-  i 
liert  er  aber  auch  seine  Schwere,  wird  mit  der  Zeit  sogar  zu  leicht  im  Ge- 
schmack. Als  sein  Hauptvorzug  wird  gerühmt,  dafs  er  sich  für  jede  h- 
brikation  eignet  und  gleich  gut  als  Decke  wie  als  Einlage  für  Zigarren  dieoL 
Ehe  aber  der  Philippioentabak  auf  dem  Markte  einen  entsprechenden  PW:  | 

einnebmen  wird,  mufs  noch  viel  für  seine  richtige  und  den  verschieden» 
Zwecken  entsprechende  Behandlung  getban  »erden.  Jetzt  sind  wohl  Zigarren 
fibriken  in  Manila.  die  durch  rationelle  Behandlung  zwar  eine  bessere  Zipsnt 
liefern,  als  man  sin  unter  der  spanischen  Regle  erhallen  konnte;  aber  die 
Preise  sind  noch  zn  hoch  für  europäische  Verhältnis«.  Für  die  richtig* 
Kultur  des  Tabakes  selbst,  seine  Behandlung  bei  und  nach  der  Ernte  u»v 
geschieht  heutzutage  noch  absolut  nichts,  und  es  wird  wohl  noch  Um* 
dauern,  ehe  man  auf  den  Philippinen  sich  bequemen  wird,  den  Tabak  m'  1 
gleicher  Sorgfalt  wie  in  Kuba  zu  pflanzen,  zu  behandeln  und  zu  versend». 

Im  Nachstehenden  will  ich  versuchen,  eine  kurze  Schilderung  drt  j 
früheren  und  der  jetzigen  Tabaksproduktion  und  der  Arbeiterverbältni**e  sol 
den  Philippinen  zu  geben.  — 

Wie  lange  der  Tabaksbau  auf  den  Philippinen  besteht,  wann  und  duiri 
wen  er  dort  eingeführt  worden  ist,  darüber  läfst  sich  etwa«  Bestimmtes  nicht 
angelten.  In  Prof.  Dr.  Jagor's  Werke:  .Reisen  auf  den  Philippinen* 
finden  sich  in  der  sehr  genauen  und  erschöpfenden  Abhandlung  über  Tabet 
und  Mouopol  zwei  Angaben  über  die  Einführung  des  Tabaks  auf  dies*» 
Archipel: 

«Die  von  Wang-tao  aufgefundenen  Notizen  lassen  keinen  Zweifel  dir 
über  bestehen,  dafs  der  Tabak  erst  im  16.  und  17.  Jahrhundert  von  den 
Philippinen  nach  China  eingeführt  wurde,  ln  einem  anderen  chinesiwbeo 
Werke  heilst  es:  Ven-t'-sao,  die  Rauchpflanze,  wurde  Ende  der  Regierung 
Wan-Ii,  zwischen  1578  und  16*20,  in  Fukien  eingeführt  und  auch  Jbm-pa- 
fcw  (von  Tombaku)  genannt.“  Ferner:  .Noch  Schlegel’«  .Batavia*  wurde  li?8 
bi»  1591  der  Tabak  »on  den  Portugiesen  nach  Japan  gebracht  und  von  dort 
nach  China.  1641  »oll  das  Tabakrauchen  im  Mandschu- Heere  allgemein  ge- 
wesen sein." 

Andererseits  wird  aber  angenommen,  dafs  die  Blätter  der 
chinmei*  schon  lange  vor  der  Entdeckung  Amerikas  in  China  zum  Rauch« 
verwandt  wurden.  I)»nnrh  könnte  man  annebmen,  daf«  die  Tabakspfltow 
von  dort  nach  den  naheliegenden  Philippinen  ebenso  wie  unzählige  aedere 
Dinge  durch  die  uralten  Handelsbeziehungen  übernommen  worden  sei-  1° 
Innern  der  Insel  Luton,  in  dm  Kordilleren,  machen  sich  die  unabhängig*» 
wilden  Stämme  aus  Tbon  und  Kupfer  ihre  winzigen  Tabakspfeifen  genau  in 
derselben  Weise,  wie  es  noch  jetzt  die  Chinesen  ihun.  Unter  den  halb  un« 
ganz  zivilisirten  tabakbauenden  Indiern  in  verschiedenen  Gegenden  def 
Tabaksprovinzen  habe  ich  oft  von  einer  alten  Tabakssorte,  die  man  dort  für 
die  bessere  erklärte,  sprechen  huren.  Die  Indier  machten  einen  Unterschied 
zwischen  dem  tabaco  filijnno.  den  sie  Coraton  und  Gttabaruan  nannir®- 
nnd  dem  von  Kuba  eingeführten,  der  nach  seiner  Blattform  e*pada  genannt 
wurde.  Diese  Leute  un'erscbeiden  überhaupt  3 bis  5 Sorten.  Die  Rfgi«**DK 
bat  sehr  oft  au»  Kuba  Samen  eingeführt,  besonder»  in  der  Regiezeit.  Oh  dl«* 
nur  den  Zweck  hatte,  eine  vermeintlich  bessere  Sorte  zu  erhallen,  oder  ob 
die*  absolut  nöthig  wurde,  weil  eine  Degeneration  d«r  bisherigen  Sorte  sieb 
zeigte,  weifs  man  nicht,  uud  es  ist  auch  nichts  darüber  zu  erfahren.  Wo»  t™ 
aber  oft  gehört  habe,  war,  daf*  die  Regierung  Samen  einführen  mufste.  »i 
die  Indier,  um  dem  Regiezwange  sich  zu  entziehen,  meist  ungenügend  San« 
zogen.  Die  Regierung  war  nun  zur  Verthei lung  von  Kubasamen  getwung«- 
um  dieoen  passiven  Widerstand  zu  brechen  und  genügend  Tabak  für 
Regie  zu  erhalten.  In  alten  Kirchenbüchern  in  den  Tabaksprovinzen  Cagajw 
und  Ilocos,  welches  mit  anderen  die  ältesten  AnriedUmgen  der  Spanier  *ul 
den  Philippinen  Bind,  habe  ich  vergeblich  nach  Aufzeichnungen  gesucht- 
Nirgend*  fand  ich  eine  Notiz,  die  über  das  frühere  Vorhandensein  oder  die 
Einführung  des  Tabaks  berichtete. 

Heute  ist  der  Tabaksbau  auf  allen  Inseln  des  Archipels  veibrelteL  ‘ ,e 
Eingeborenen,  sowohl  die  christlichen  als  auch  alle  noch  unabhängig 
Stämme  im  Innern,  selbst  die  Ureinwohner,  die  AetAS,  bauen  Tabak.  Unter 
den  wilden  Stämmen  dient  der  Tabadc,  besonders  unter  den  Igorrotten,  l,n 
Tauschgeschäft  als  Münze. 


1887. 


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EXPORT,  Organ  des  Cantralvereina  fär  Handelageogrephie  etc. 


Nr.  3. 


Für  den  Handel  kommen  indeß  nur  die  Tabake  ganz  bestimmter  Pro- 
vinzen in  Betracht.  Der  best«  Tabak  kommt  von  Nord-Luton  aus  den  beiden 
Inlandprovinzen  Cagayan  and  Isabella  und  den  zu  beideu  Seiten  liegenden 
Vorgebirgen  und  Flußthälern  der  Kordilleren.  An  dem  chinesischen  Meer«, 
der  westlichen  Seite  von  Nord-Luzon,  liegen  di«  Provinzen  Uocoi-Norte  und 
-Sur  und  die  Union-  1»  dem  zu  ihnen  gehörigen  gebirgigen  Hinterlande 
bauen  die  unzivilisirten  Stämme  der  Tinguianen  und  Igorrottcn  Ta*>ak,  den 
sie  in  den  Ebenen  verkaufen.  Dies  sind  die  Hauptgegenden,  wo  brauchbare 
Tabake  erzeugt  werden.  Mehr  nach  Süden  bin  kommt  noch  die  Provinz 
Nueva-Ejica  mit  ihrem  schweren,  fetten  Tabak  in  Betracht,  der  von  den 
Indiern  hauptsächlich  als  Zutbat  zur  Betelnufs  gebraucht  wird.  Alle  anderen 
südlicheren  Provinzen  Luzons  bauen  Tabak  nur  für  ihren  eigenen  Bedarf, 
alter  io  ungenügender  Menge.  Bei  dem  schweren  Lavaboden  dieser  Provinzen 
ist  der  Tabak  sehr  schlecht,  und  außerdem  bringen  andere  Kulturpflanzen, 
die  wiederum  in  den  spezifische!!  Tabaksprovinzen  nicht  gedeihen,  wie  z.  B. 
ganz  besonders  der  Manilahanf  (Abacaj,  bei  geringerer  Arbeit  dem  faulen 
Indier  leichter  seinen  Lebensunterhalt.  Im  Süden  des  Archipels,  auf  den 
Inselgruppen  Visayas  und  Mindanao,  werden  nur  geringe  Qualitäten  erzeugt. 
Früher  lief*  die  Regierung,  besonders  auf  den  Inseln  Zebu  und  Panay,  Tabak 
bauen;  beute  kauft  mau  diese  Sorten  zu  sehr  niedrigen  Preisen  nur  auf  dem 
Markte.  Einzelne  kleine  Distrikte,  wie  der  von  Jaro  auf  der  Insel  Leyte, 
fern  vom  Meere*$trande  gelegen,  geben  noch  brauchbaren,  wenn  auch  wenig 
aromatischen  Tabak.  Auf  der  südlichsten  Insel  Jolö  pflanzt  die  deutsche 
.Borneo- Kompanie*  seit  zwei  Jahren  mit  gutem  Erfolge  Tabak  aus  Sumatra- 
samen,  der  speziell  für  Deckblatt  benutzt  wird. 

So  sind  die  Kulturpflanzen  und  besonders  der  Tabak  durch  die  Boden- 
art« n an  bestimmte  Gegenden  gebunden.  Die  Güte  des  Tabaks  bängt  indefs 
nidi  t allein  vom  Boden  ab ; es  wird  die  Feinheit,  die  Größe  und  vor  Allem 
dos  .Aroma  des  Blattes  auch  .sehr  durch  «las  Mccresklima  beeinflußt.  Man  kann 
feststellen,  daß»  der  Tabak  Lu  allen  Gebieten,  wo  er  noch  in  dem  Bereiche 
de*  salzhaltigen  Thums  und  der  Seeluft  wächst,  stets  von  geringerem  Werthe 
ist,  «1»  der  außerhalb  dieser  Zone  gewachsene.  In  beiden  Hocos- Provin- 
zen, in  der  Union,  liegt  das  Tabaksland  im  Bereiche  der  Seeluft.  Der  Boden 
ist  ein  fast  gleich  leichter,  sandiger  Lehinbodeu,  wie  er  in  den  rcutralgele- 
geneu  Provinzen  Cagayan  und  Isabella  ist.  Der  Tabak  ist  aber  ganz  be- 
deutend schlechter  als  der  aus  dem  Innern.  Im  nördlichsten  Theile  von 
Cagayan,  vom  AuhAusä«  des  Stromes  bis  40  oder  Jiö  km  landeinwärts,  wird 
kein  Tabak  mehr  gebaut,  da  er  seiner  Qualität  nach  keinen  lohnenden  Preis 
erzielt.  Schon  am  grünen,  fast  reifen  Blatte  kann  man  den  Unterschied 
fühlen  und  sehen.  Die  feinen  Isabelta-  und  Cjgayanblüttor  fühlen  sich  zart 
und  biegsam  an.  Sie  haben  auf  der  Ober-  und  Unterseite  nicht  die  dem 
Gefühle  hart  und  filzig  vorkommende,  dichte,  harzig-klebrige  Behaarung.  Die 
Äderung  des  Blattes  ist  eine  viel  feinere  und  weitmaschigere.  Die  trockenen 
Blätter  unterscheiden  «ich  dadurch,  dafit  bei  gutem  Tabak  das  Blatt  eine 
fast  elastische  Biegsamkeit  behält  (die  Indier  nennen  diese  Blätter  yamu&t, 
Uandflchuhleder,  da  sie  sieh  wie  dieses  fast  über  den  Finger  ausdehuen 
lassen,';  ferner  sieht  man  uur  ein«  sehr  kurze  feine  Behaarung,  die  glatte 
Oberfläche  mit  kleinen  Gummitröpfchen  bedeckt  und  auch  eine  sehr  zarte, 
vor  Allem  keine  weiß«  Äderung. 

Für  den  Taluksbau  auf  den  Philippinen  werden  wohl  immer  die  beiden 
Provinzen  t'agayan  und  Isabella,  da  sie  in  der  Mitte  von  Nord-Luzon  gele- 
gen sind,  die  am  besten  geeigneten  bleiben.  Von  Süden  nach  Norden  aus- 
gehend, von  dem  Carabalto  Sur  aus,  tbcilen  sieh  zwei  große  Kordilleren  ab, 
die  diese  Provinzen  wie  einen  riesigen  Tludkeesel  umschließen.  Derselbe 
zerfallt  in  drei  Provinzen. 

Von  Soden  kommend  liegt  hinter  dem  C&raballo  Sur  die  Provinz  Nueva 
ViM-aya,  eine  von  niedrigen  Bergen  durchsetzte,  an  Thälern  und  kleineu 
Flüssen  reiche,  wenig  bewohnte  und  bebaute  Gegend.  Weiter  nach  Norden 
hm  kommt  man  in  die  groben  weiten  Ebenen  der  Provinz  Isabella,  die  wenig 
bewaldet  und  zum  gröfaten  Thcil  noch  ohne  Kultur  sind. 

An  diese  grenzt  Cagayan,  welches  wiederum  etwas  mehr  hügelig  ist 
und  sich  bin  an  das  Meer  hinzieht.  Zu  beiden  Seiten  dieser  ThiJer  oder 
Thalgruppen  steigen  die  bis  in  die  Hochgebirge  meilenweit  sich  hinziehenden 
Vorberge  mit  ihren  unzähligen  kleinen  und  giofsen  Flufstliäleni  au. 
Die  drei  genannten  Provinzen  sind  in  ihrer  gedämmten  Länge  von  mehr 
als  3ÜU  km  von  dem  Hauptstrome,  dem  Rio  Cagayan  durchzogen.  Auf  der 
Unken  Seite  nimmt  dieser  zuerst  den  Rio  Magst  in  der  Provinz  Isabella  und 
später  in  Cagayan  den  Rio  chico  oder  Itabcs  auf,  welche  ihm  durch  ihre 
Unzahl  Nebenflüsse  rino  bedeutende  Wossermenge  Zufuhren.  Von  der 
rechten  Seite  kommen  viele,  aber  weniger  nonnenswerthe  Nebenflüsse.  Eh 
ist  ein  sehr  verzweigtes  Wassometz  in  diesen  Ebenen,  welche  eine  Breiten- 
ausdehnung von  100  bi*  200  km  haben.  Trotzdem  sind  sie  in  heißen  Mo- 
naten sehr  wasserarm.  Die  vielen  kleinen  Bäcbe,  die  in  der  Regenzeit  oft 
vogar  sehr  reifsend  werden,  vertrocknen  dann  fast  ganz,  sobald  das  Niveau 
der  Hauptflüsse  gesunken  ist.  Eh  ist  in  allen  kleinen  Wasseradern  ein«  all- 
mähliche Verschlammung  oder  Versandung  ciugetreten.  Besonders  in  der 
Provinz  Isabella  sieht  man  meilenweite  Strecken  guten  Bodens  ganz  unbe- 
baut, weil  sie  als  zu  wasserarm  gelten  oder  weil  sie  etwa»  weit  vom  Haupt- 
flusse  ab  liegen,  und  mau  gezwungen  wäre,  einen  Weg  bis  zu  diesem,  der 
einzigen  Verkehrsatrafse  zu  bauen.  Mit  wirklich  nicht  zu  grober  Arbeit  und 
mit  nicht  übergroben  Mitteln  wäre  dieses  weite  Gebiet  ertragsfähig  zu 
machen.  Die  vielen  dasselbe  durchkreuzenden  Bäche  und  natürlichen  Kanüle 
lieben  sich  leicht  vertiefen  und  zur  Bewässerung  nutzbar  machen.  Vor- 
läufig hat  man  aber  für  die  so  geringo  Bevölkerungszaht.  die  pro  qkm  2 bis  4 
Personen  beträgt,  noch  viel  bequemer  gelegenes  Land.  Die  unmittelbar  an  den 
Flüssen  und  gröberen  Bächen  gelegenen  Striche  sind  das  Tabaksland.  Ißs- 
*JWbe  liegt  in  der  Cberschwemmungsuino  und  erhält  so  alljährlich  ohne  Mühe 
des  Besitzers  seine  Düngung.  Di«  Infiltration  des  Untergrundes  bietet  das 
ganze  Jahr  hindurch  für  die  Tabakpflanze  genügende  Feuchtigkeit.  Be- 
quemer kann  es  somit  der  Ackerbauer  uirgend*  linden.  Europäer  und  nl- 


I dier,  jeder  der  Tabak  pflanzt,  wählt  nur  solches  Land;  es  giebt  davon  eben 
’ noch  überreichlich,  sodafs  Ländereien,  die  etwas  weit  obliegen  und  Kosten 
1 für  den  Transport  verursachen  würden,  nicht  gewählt  werden.  Die  obere 
Krume  der  Äcker  macht  den  Eindruck,  als  wäre  es  reiner  ausgewaschener 
Schwemmsand.  Tiefer  aber  findet  man  den  Uberschweminungaschlamm  ah- 

S wetzt,  der  dem  Roden  die  grofso  Fruchtbarkeit  giebt.  Denn  ohne  jede 
üngung  von  Menschenhand  wird  dieser  Bodeu  seit  unbekannten  Zeiten  all- 
i jährlich  bebaut.  E*  kommen  in  Folge  dessen  aber  Schwankungen  in  der 
* Qualität  und  Quantität  der  Ernte  vor,  je  nach  der  Art,  wie  die  Überschwem- 
I mutigen  sind.  Kommen  sehr  starke  und  schnell  vorübergehende  Über- 
schwemmungen, so  bleibt  dieser  Boden  arm  au  Nährstoffen ; denn  die  be- 
■ wogten,  schnell  abfliefsenden  Wastor  reiben  den  fruchtbaren  Schlamm  mit 
I sich  fort  und  lassen  ihm  keine  Zeit  zum  Absetzen  und  zur  Infiltration  der 
tieferen  Sandscbichlen.  Stehen  aber  die  Überschwemmungen,  wo*  durch 
! die  Regenmenge  und  die  auf  dem  Meere  herrschenden  Winde  bedingt  ist, 
so  kann  der  Frais  bei  dem  seiner  groben  Länge  entsprechenden  geringen  Qe- 
fällc  nicht  schuell  ablaufen.  Der  Schlamm  setzt  sich  ruhig  auf  den  Feldern 
ab,  anstatt  dem  Meere  zugoführt  zu  werden.  Solche  Jahre  geben  dann  die 
besten  und  reichsteu  Ernten.  Der  Ernteausfall  in  seiner  Qualität  hängt  aber 
noch  davon  ab,  ob  in  den  letzten  Monaten  vor  der  Ernte,  Mai  bis  August, 
plötzliche  stärkere  Regen  «intreten,  die  daun  das  »ich  bildend«  feine  aroma- 
tische Gummi  von  den  Blättern  abspülen  und  so  den  Tabak  minderwerthiger 
machen.  Indefs  kommt  die*  selten  vor.  Im  Allgemeinen  herrscht  in  den 
Monaten  April  bis  August  bis  zur  letzten  Nachernte  eine  verhältnißmäßige 
Trockenheit.  In  den  Nichten  aber  fällt  in  diesen  Gegenden  ein  überreich- 
licher Thau.  Bei  etwas  hochgelegenem  Ijuide  (2  bis  4 m über  dem  niedrigen 
Stande  der  Flüsse  im  Sommer)  ist  der  Thau  dann  oft  die  einzige  rettende 
WasserquelJe  für  die  Pflanzen.  Denn  bei  solchem  I^uide  tritt  mit  dem  Sin- 
ken der  Flüsse  allmählich  auch  das  Grundwasscr  zurück,  und  dio  schon 
reifend«  Pflanze  vermag  dann  ihren  Wurzelapparat  nicht  mehr  in  noch 
. gröbere  Tiefe  zu  treiben.  So  gehen  in  sehr  heißen  Jahren  ganze  Gebiete 
: mehr  oder  weniger  ihrer  Ernte  vorlustig.  Oft  findet  man  den  Tabak  auf 
I den  Sandbänken  angopflanzt,  ja  selbst  auf  solchen  mitten  im  Flusse,  wo  man 
bei  entsprechend  gutem  Wetter  einen  sehr  feinen  uud  großblätterigen  Tabak 
erzielt.  Auf  höher  gelegenem  Lande,  bei  günstigen  Wachsthumsbedingungen, 
fällt  der  Tabak  ebenfalls  gut  in  Qualität  aus,  meint  ist  er  aber  schwerer  und 
dicker  im  Blatt.  Solch«  Tabake  fermentiren  langsamer  uud  brauchen  mehr 
Nachreife.  Sie  würden  so  geeigneter  für  den  Export  sein,  aU*  die  anderen, 
dio  leicht  überfermontirt  werden  können. 

Das  Verfahren  heim  Anbau  des  Tabaks  ist  eine  Nachahmung  der  Kuba- 
kultur, wird  aber  leider  mit  wenig  Intelligenz  und  mit  wenig  Fleifs  ausgefühii. 

Die  Aussaat  uud  dos  Auspflanzen  geschehen  ebenso  wie  in  Kuba, 
wie  auch  in  Java  und  Sumatra.  In  der  Art  der  Ernte  und  in  der  darauf- 
folgenden  Behandlung  des  Tabakes  macht  sich  hier  aber  ein  grober  Unter- 
schied bemerkbar. 

Die  Regierung  bat  in  ihrem  Interesse  Vorschriften  für  die  Kultur  des 
Tabakes  gegeben  und  Kontrollbeamte  gehalten,  ohne  jedoch  irgendwelchen 
F.rfolg  erzielt  zu  haben.  Im  September  wird  ein  passendes  .Stück  Land  in 
unmittelbarer  Nähe  des  Hauses  zugerichtet,  von  Unkraut,  Steinen  gut  gerei- 
uigt,  tief  umgegraben  und  gut  geebnet.  Dann  wird  auf  den  lockeren  Hoden 
der  Tabakssaroe  mit  Holzasche  vermischt  ausgesäet  und  leicht  angegossen. 
Nach  acht  Tugen  fängt  der  Samo  zu  keimen  an.  Vou  jetzt  ab  hedurf  da* 
Pflänzchen  der  größten  Sorgfalt  und  Pflege.  Durch  Reiser  rauf»  es  vor 
Vögeln,  durch  Matten,  die  über  Stäbe  gespannt  sind,  gegen  die  direkten 
Sonnenstrahlen,  gegen  Sturm  und  Regeo  geschützt  werden.  Sehr  viel  Sorg- 
falt muß  auf  die  Entfernung  des  Ungeziefers  verwandt  werden;  dos  mühsame 
. Abstichen  desselben  muß  oft  geschoben.  Sind  die  Pflänzchen  kräftiger  gewor- 
den, so  werden  da,  wo  sie  zu  dicht  stehen,  die  schwächsten  nusgezogen. 

Nach  zwei  Monaten  sind  die  Pflanzen  12  bia  20  cm  hoch  und  können 
nun  auf  die  Felder  verpflanzt  werden,  wenn  diese  inzwischen  fertiggestellt 
sind,  was  häufig  nicht  der  Fall  ist  oder  auch  nicht  sein  kann.  Von  Ende 
Oktober  an  soll  das  Ans  pflanzen  beginnen.  Dies  ist  eine  den  dortigen 
WittoniugsverhäJtnßsen  angepofste  Maßregel.  Während  nämlicb  die  Südinseln 
de*  Archipels  und  die  Westseiten  der  Insel  Luzon  ihre  Regenzeit  von  Mai 
bß  September- Oktober  haben,  ist  dies  auf  der  östlichen,  dem  Pazifik  meero 
zugewandten  Seit«,  und  vor  Allem  in  grofsen  geschützten  Thälern  im  Innern 
der  Insel  fast  umgekehrt  Durch  die  sie  umschließenden  hohen  Gebirge 
sind  sie  vor  dem  Süd wc-st -Monsun  und  seinem  Regen  geschätzt.  Eh  füllt 
so  in  diese  Monate  die  trockene  Zeit,  in  welcher  indeß  oft  Gewitter  und 
Rcgenfalle  Vorkommen.  Manchmal  tritt  auch  eine  grofse  Dürre  in  de»  letzten 
Monaten  ein,  die  der  Tabaksemte,  wie  schon  erwähnt,  dann  lotal  verderblich 
wird,  weil  die  künstliche  Bowässerung  fehlt 

Wenn  im  Oktober  der  Monsun  nach  Nordost  umspringt,  so  beginnt 
hier  dio  Periode  des  Regens,  der  die  ersten  zwei  Monate  meist  «DH  sehr  stark 
ist  Von  Dezember  bin  März  sind  die  Regen  nicht  mehr  so  stark  und 
andauernd.  Es  wechselt  öfter  Regen  mit  Sonnenschein  und  Kcböuen  Tagen 
ab,  waa  das  Wachstbum  sehr  begünstigt  Im  Oktober  beginnen  die  Über- 
schwemmungen, die  oft  von  kurzer  Dauer  sind,  aber  sieb  schnell  wiederholen, 
oder  auch  wochenlang  gleichmäßig  stehen  bleiben  können.  In  der  Regel 
hören  die  großen  Überschwemmungen  im  November  auf,  und  cs  kann  dann 
mit  dem  Auspflanzen  der  Sämlinge  begonnen  werden.  Nun  kommt  es  aber 
manchmal  vor,  daß  im  Dezember,  selbst  im  Januar  noch  plötzliche  heftige 
Stürme  enorme  Regenmengen  bringen,  und  neue  Überschwemmungen  alle 
tiefliegenden  Pflanzungen  zerstören.  Für  diese  Fälle  wird  stets  ein  zweites 
Saatbeet  vorrälhtg  gehalten,  um  schnell  wiederum  auspflanzen  zu  können. 
Tröten  indeß  Überschwemmungen  noch  in  späteren  Monaten  ein,  so  ist  für 
die  davon  betroffenen  Felder  alles  Nachpflanzen  vergebens,  da  die  Reifezeit  de* 
Tabaks  schon  wieder  in  den  Beginn  der  nächsten  Regen  perlode  fällt  und 
dadurch  der  Tabak  ganz  schlecht  ausfaileu  würde.  In  solchen  Jahren  gehen 
alle  tiefliegenden  Pflanzungen  zu  Grunde ; dagegen  gedeiht  dann  der  Tabak 


Nr.  3. 


44 

EXPOBT,  Organ  ds*  Centralrereins  für  HandeUgeographie  etc. 


auf  höheren  Standorten  vorzüglich.  Zain  Glück  treten  aber  beide  Extreme, 
Dürre  und  Waaaerüberfluß,  nicht  gar  zu  häutig  auf.  Daran  liegt  es  auch, 
daß  trotz  Erfahrung  und  besserem  Wj»*en  Alle«  beim  Alten  bleibt  und  man 
immer  die  Natur  allein  sorgen  läfst.  Durch  künstliche  Bewässerung,  und  zwar 
bei  der  riesigen  Fruchtbarkeit  du  Bodens  und  de«  Kliinus  fast  ohne  Düngung, 
könnt«  sich  jeder  sicher  stellen.  Da  dies  aber  Mühe  uud  Kosten  machen 
würde,  so  findet  sich  Niemand,  der  durch  mehr  als  blofse  Redensarten  dum 
übel  abhelfeu  will.  Bei  Allen,  gleichviel  ob  Indiern  oder  Europäern,  herrscht 
die  größte  Faulheit  uud  Nachlässigkeit  in  allen  Arbeiten. 

Das  Auspflanzeu,  auf  welches  fast  noch  größere  Sorgfalt  verwendet 
werden  müßte,  als  auf  die  Aussaat,  geschieht  ebenfalls  in  der  lüderlicbsten 
Webe.  Anstatt  die  Felder  ordentlich  zu  ackern,  was  bei  dem  leichten  Boden 
sieb  so  bequem  machen  liefse,  wird  derselbe  mit  dem  uralten  Ilakeupfluge 
leichthiu  8 bis  10  cm  tief  uufgelockert.  In  dieser  Form  bloibt  das  Feld 
einige  Zeit  liegen,  bis  di«  Schollen  »ich  selbst  gesetzt  und  zerkleinert  haben; 
dann  wird  vielleicht  noch  einmal  mit  einer  ulenden  llolzegge  darüber  hin- 
gefahren, und  fertig  ist  der  Kulturboden. 

Zum  Auapflaozen  sollten  die  geeignetsten  Tage  gewählt  werden,  die 
weder  zu  starken  Regen  noch  zu  heißen  Sonnenschein  haben.  Besonders 
starker  Sonnenschein  schädigt  die  Sämlinge;  sie  verbrennen  und  kommen 
gar  nicht  auf.  Nun  giebt  es  gerade  in  diesen  Monaten  recht  viele  Tage 
und  Wochen,  an  denen  es  nicht  zu  heftig  regnet,  der  Himmel  bedeckt 
bleibt  uud  kaum  auf  Stunden  die  Sonne  voll  scheint.  Laune  uud  Luat  be- 
stimmen indef«  allein  d«u  faulen  Indier,  wenn  nicht  endlich  die  größte 
Notb weudigkeit  im  letzten  Augenblicke  ihn  antreibr,  und  schließlich  wird 
dann  auch  noch  sehr  nachlässig  gearbeitet.  Die  Pflänzchen  sollen  mit  Erd- 
bällen aus  dem  Saatbeete  gehoben  und  in  genügend  große  und  vor 
allein  tiefe  Löcher  gepflanzt  werden.  Dies  ist  aber  auch  schon  zu  mühsam. 
Mit  einem  spitzen  Pfahle  oder  dem  grofsen  schmalen  Buschmesser  wird  eine 
Vertiefung  gemacht,  ein  oder  zwei  Sämlinge  hincingostockt  und  dor  Boden 
mit  einem  Kufstritt  festgetretcu.  Das  geht  ziemlich  schnell  uud  mühelos, 
genügt  also  vollkoinmeu.  So  kommen  die  zarten  Sämlinge,  die  schon  auf 
dem  Transport  nach  deu  Feldern  leiden,  in  irgend  einer  Lage  in  den  Hoden. 

(f ortaelxnnf  folgt.) 

Die  Handels-  und  Verkehrsverhältnisse  Persiens. 

(11.  Theil;  vgl.  Nr.  30  bi*  33  v.  J.) 

Vortrag,  gehalten  von  Barm  Dr.  F.  Stolze  am  17.  Dezember  1886  im 
«Central verein  für  Handelsgeographie  etc.* 

(Stenographisch  aufgenommen  von  Mas  Räckler,  S.  W.,  Blüchersir.  16.) 

Verehrte  Versammlung!  Als  ich  vor  einem  halben  Jahre  denen  erat 
Theil  meines  Vortrages  ü><cr  die  Handels-  und  VerkehrsverhältniBte  Persiens 
hier  io  Ihrer  Mitte  zu  halten  die  Ehr«  hatte,  schloß  ich  mit  den  Worten: 
«Aber  sonst  läTut  aich’s  in  Persien  leben,  und  das  Leben  ist  dort  nicht  so 
schlimm,  wie  ea  von  vielen  Seiteu  dargestellt  worden  ist.“  Ich  hatte  schon 
damals  die  Absicht  gehabt,  etwas  näher  auf  diese  Verhältnisse  einzugehen, 
aber  die  Zeit  gestattete  cs  nicht.  Ich  will  das  in  Folge  dcasen  jetzt  thun, 
unmittelbar  an  das  anknüpfc-nd,  was  ich  damals  gesagt  habe. 

Wenn  man  in  Persien  wirkliche  Erfolge  im  Verkehr  mit  den  Ein* 
geborenen  erzielen  will,  »o  mufs  man  die  Leben*gewohnheiten  derselben 
genau  kennen.  Wie  in  den  meisten  Orient  ländern,  »o  spielt  auch  dort  der 
Stock  bei  der  Bevölkerung  eine  große  Rolle,  aber  in  noch  höherem  Maße 
als  in  den  übrigen,  und  das  gebt  so  weit,  dal«  in  der  persischen  Bevölkerung 
selbst  Sprichwörter  in  dieser  Beziehung  vorhanden  sind,  welche  es  nus- 
sprechen,  dal»  die  Perser  nur  mit  Hilfe  des  Stockes  regiert  werden  können. 
Der  Europäer,  der  mit  den  in  Europa  vorgefaßten  Ansichten  dorthin  kommt, 
der  Kaufmann,  der  das  thut,  wird  bald  sehen,  daf»  er  auf  diese  Weise  nicht 
vorwärts  kommen  bann.  Kr  ist  gezwungen  und  genüthigt,  sich  den  orts- 
üblichen Anschauungen  in  dieser  Beziehung  auzubequemen;  er  mufs,  so 
unlieb  ihm  das  sein  mag,  von  diesem  Zucht  igungsmittel  selbst  Gebrauch 
raschen.  [Heiterkeit.]  Wenn  Sie  nun  fragen,  ob  das  denn  gestattet  und  er- 
laubt ist,  m.  IL,  so  lautet  die  Antwort  darauf:  Formell  uicbt.  Wenn  der 
Bestrafte  wegen  dieser  Behandlungsweise  bei  seiner  Ketrcning  Beschwerde 
führt  und  die  Regierung  sich  an  den  betreffenden  Gesandten  wendet,  dann 
wird  der  Europäer,  der  so  gehandelt  hat,  zu  einer  Geldstrafe  verurthcilt. 
Trotzdem  ist  die  Sache  ganz  unumgänglich;  man  mufs  sich  dem  aussetzen 
und  es  im  gegebenen  Falle  auf  sieb  nehmen.  Man  mufs  eben,  wenn  man 
der  sich  sonst  entwickelnden  Frechheit  der  Leute  iu  angemessener  Weise 
grgenübertreten  will,  dieses  einzig  übrigblcibende  Motel  zu  Hilfe  nehmen,  diese 
ultima  ratio  des  Persers:  den  Stock  re.ip.  die  Peitsche.  Selbstverständlich 
bat  man  sich  dabei  seine  Leute  anzusrben : aber  der  gewöhnliche  Perser 
wird,  sobald  er  siebt,  dafs  der  Europäer  nicht  entschlossen  ist,  dieselben 
Hilfsmittel  gegen  ihn  anzuwenden,  die  der  hochgestellte  Perser  gegen  ihn 
gebraucht,  zum  auaverschämten  Menschen.  Das  ist  also  eine  der  Schütten  - 
Beiten  der  Verhältnisse  in  Persien. 

In  anderer  Beziehung  sind  wieder  grobe  Lichtseiten  da.  Beispielsweise 
ist  der  Diebstahl  in  unserem  Sinne,  der  Diebstahl,  der  mit  Einbruch  ver- 
bunden wäre,  etwas  höchst  Seltenes.  Schlösser  allein  freilich,  die  schlechten 
Schlösser  des  Landes  würden  wenig  helfen;  aber  wie  überall  im  Orient 
wird  auch  dort  das  Siegel  heilig  gehalten,  und  wo  eine  Thür  durch  das  Siegel 
versichert  ist,  kann  man  darauf  rechnen,  sie  nach  Monaten  unerbrochen 
wiederzufinden.  Das  ist  gerade  für  den  Kaufmann  eine  sehr  wichtige  Sache. 
Kaufleute  verlassen  ibro  Magazine  auf  Monate  hin  ohne  ein  anderes  .Schutz- 
mittel als  ein  Bändchen,  das  um  das  Schloß  gelegt  wird  und  auf  welches 
das  Petschaft  des  Betreffenden  gedrückt  i»L  Sie  fühlen  sich  dann  sicher, 
daß  sie  ihre  Waaren  unverletzt  wiederfinden.  Ausgeschlossen  sind  natürlich 
Fälle,  wo  überhaupt  die  Ordnung  im  Lande  aufgehoben  wird.  Wenn  x.  B. 
in  früheren  Jahren  in  Persien  ein  Regierungswechsel  staufand,  so  war  damit 
immer  bis  zu  der  Zeit,  wo  in  den  einzelnen  Provinzen  der  neue  Thron* 


1881  1 

I folger  proklamirt  wurde,  «in«  allgemeine  Auflösung  der  Ordnung  wbnwn  ] 
es  fanden  Raub,  Mord  und  Todtschlag  »tau.  Das  sind  dann  allerdit*»  v 
deoklicbe  Verhältnisse.  Dieselben  dürften  sich  aber  io  neuester  Zeit  Mb 
{ geändert  haben.  Denn  als  der  Schah  Nasr-Eddin  zur  Regierung  iit 
' gab  es  noch  keine  elektrischen  Telegraphen  in  Persien;  jetzt  ist  tbw  trh 
! nur  der  durchgehende  Indo- European- Telegraph  dort  vorhanden,  soodtraß 
1 Regierung  hat  durch  den  General  Houtum  Schindler  selbst  ihr  Lsnii  nt 
, zahlreichen  Telegraphenlinien  bedeckt,  aodaß  jetzt  Zustände,  wie  sie  fräb- 
1 möglich  waren,  besonders  in  den  Uauptemporien  gar  nicht  mehr  vorkomm 
, können;  da  wird  un.er  allen  l'msUindeii  auf  der  Stelle  ßstgeatslll  «ein.  m 
nun  an  der  Regierung  ist,  wobei  allerdings  nicht  verhehlt  werden  dzit 
' es  sich  beim  Regierungswechsel  in  Persien  treffen  könnte,  daf*  zwei  flfi- 
I tendenten  gegeneinander  auflreten,  daß  der  älteste  Sohn  des  Schah,  örwt 
Mutter  keine  legitime  Prinzessin  war,  gegen  den  jüngeren  Sohn,  dswt 
I Mutter  eine  legitime  Prinzessin  aus  dem  Kadscharenstamme  war,  sieb  «kibt. 

und  dafs  diese  beiden  so  lange  einen  Krieg  mit  einander  führten,  b*  4 r 
| Eine  auf  einem  der  im  Orient  gewöhnlichen  Wege  bei  Seite  geschafft  worin 
wäre.  Iß«  also  ist  freilich  nicht  ausgeschlossen;  im  Übrigen  aber,  m.  II. 

| solange  die  regelmäßigen  Verhältnis*«-  obwalten,  kann  matt  dl«  Sickert«/ 

' gegen  Diebstahl  nur  als  eine  bedeutende  betrachten. 

Ebenso  wird  auf  den  großen  llandelswegen  im  Allgemeinen  nicht  öte 
! eine  Unsicherheit  geklagt  werden  können.  Es  kommt  ja  vor,  dafs  ciisi 
eine  Karawane  ausgoraubt  wird,  besonders  auch,  daß  einmal  einzelne 
thiere  abhanden  kommen;  aber  sobald  die  Sachen,  die  dabei  geraubt  w-;rnt 
sind,  einem  Europäer  gehören,  ist  es  durch  Vermittelung  der  Gesandtsrbzft« 
bisher  immer  leicht  gewesen.  Ersatz  dafür  zu  erhalten,  da  die  heUrifeob: 
Distrikte  dazu  angehalten  werden. 

In  Bezug  auf  die  Kosten  des  Lebens  in  Persien  haben  sich  wselfact 
eigenthümliche  Anschauungen  verbreitet.  Von  einzelnen  Seiten  ist  benar- 
gehohen  worden,  dals  das  Leben  in  Persien  so  ungemein  billig  sei.  daf* 
der  Europäer,  der  hingeht,  nur  unwesentliche  Aufwendungen  zu  matta 
I habe  Bei  der  Ktablirung  eines  Geschäfts  in  Persien  ist  aber  ins  Awge  n 
| fassen,  daß  da.*  nicht  «ler  Fall  ist.  Wenn  nämlich  der  Europäer  auch  tw 
i mit  einem  gewusen  Anstande  auftreten  will,  so  muß  er  mit  Nothwt«difi«l 
I gewisse  Bedingungen  erfüllen,  die  dafür  gegeben  sind.  Kr  muß  also  ne 
Anzahl  von  Dienern  halten,  mufs  ein  anständiges  Haus  haben,  er  muN  wie 
| Pferd  haben,  und  diese  Dinge  erfordern  alle  nolhwettdig  einen  gwi***- 
Aufwand.  Mehr  als  iu  jedem  anderen  Lande  sind  sie  iu  Persien  eine  Not» 

I wendigkeit,  Derjenige,  der  nicht  so  auftreten  kann,  wird  von  der  Be 
1 vöikenmg  durchgehend«  verachtet  und  verächtlich  behandelt.  Hier  liegt  ab- 
] ein  Zwang  der  gesellschaftlichen  Verhältnis*«  vor,  der  gar  nicht  umfange- 
werden  kann  und  darf. 

Die  Lebensmittel  sind  ungemein  billig,  und  es  ist  Ihnen  vielleicht  «n 
Interesse,  darüber  einige  ganz  kurze  Preisangaben  zu  hören.  Bo  galten  i.  B 
speziell  in  Busehäbr*)  im  Jahre  1877  folgende  Preise.  Es  kosteten  S'.'i  h 1 
1 ton  folgenden  Lebensmitteln:  Brod  Oao Frei.,  Reis  l,*j  Frttn  Javazucker 8 Fr«..  | 
: Hammelfleisch  2'/»  bis  3 Frc*.,  Rindfleisch  I40  Frei.,  40  Eier  I Frv*. 

■ Ich  habe  speziell  hier  die  Angaben  für  den  Hafen  platz  Busehäbr  gemarbt- 
aus  dem  Grunde,  weil  das  unter  allen  Umständen  der  Ort  sein  würde,  dr 
man  zuerst  ins  Auge  zu  fassen  hätte.  Im  Innern  des  Landes  stellen  »ick 
die  Verhältnisse  selbstv-rsländlich  sehr  verschieden.  In  Schiräs,  welch« 
«ine  der  HauptprodukUongntäiteu  von  Rad*  ist,  sind  die  Reispreise  viel  nie- 
driger als  in  Busehäbr  — 0,»  Frcs.  Ebenso  stellen  sich  auch  die  Flaiscfa* 
preise  dort  niedriger.  Noch  weiter  in  die  abgelegenen  Gegenden  hin««* 
fallen  viele  Preise  noch  mehr;  aber  gerade  in  Buschähr,  wo  auch  eine  Aus- 
fuhr von  solchen  Objekten  unter  Umständen  staltfindet,  sind  die  Preise  vrr- 
bältnißm&ßig  bedeutender.  Daraus  sehen  sie  also,  daß  es  wohl  möglich 
sein  würde,  was  den  Mußen  Unterhalt  betrifft,  dort  sehr  billig  zu  W*n. 
Aber  nun  ist  d«r  Europäer  nicht  im  Stande,  selbst  seine  Lebensmittel 
zukaufen : er  mufs  das  den  Dienern  überlas*cn,  und  bei  dieser  Gelegenheit 
wird  dann  dafür  gesorgt,  daß  nicht  zu  wenig  auagegeben  wird.  Da*  ist  «ins 
Rigeutbümlichkeit  der  persischen  Diener  durch  das  ganze  Land  hindurch,  d»ß 
sie  durchaus  ihr  medäc/id,  ihren  Profit,  bei  der  Sache  machen,  und  das  kann 
man  nicht  umgehen.  Es  kommt  nur  darauf  an,  dafs  man  die  Verhältnis*' 
lies  Landes  genügend  kennt,  um  ihu  auf  rin  Minimum  zu  reduzirfu.  Ganr 
dieselben  Bedingungen  treten  nnn  bei  jedem  Kauf  und  Verkauf  ein,  der 
immer  durch  persische  Mittelspersonen  vermittelt  werden  muß.  Der  Koro- 
1 päer  ist  gar  nicht  im  Stande,  dieses  Geschäft  selbst  zu  besorgen.  Wenn  er 
| es  versucht,  so  wird  ihm  unter  allen  Umständen  die  Sache  thrurer,  als  wenn 
er  diese  Mittelspersonen  hinzuzieht.  Es  herrscht  in  dieser  Beziehung  ei» 

1 solcher  Korpsgeist  beispielsweise  zwischen  den  Dienern  und  den  Verkäufen 
im  Bazar  oder  zwischen  jenen  Vermittlern  und  den  persischen  Kaufleuieo- 
daß  es  ganz  undenkbar  wäre,  ohne  deren  Vermittelung  die  Sachen  auch 
; nur  zu  demselben  Preise  zu  bekommen,  wie  mit  Hilfe  ihrer  Vermittelung 
Allerdings  muß  mau  dann  die  ortsüblichen  Preise  soweit  kennen,  dafs  tose 
im  Stande  ist  za  verhindern,  daß  diese  Leute  einen  ganz  speziellen  Drufi 
ausüben.  Daß  das  natürlich  dort  im  Lande  geschieht,  werden  Sie  ohne 
Weiteres  aus  einem  kleinen  Beispiel  entnehmen,  welche*  ich  Ihne»  raittheileo 
will,  aus  dem  Sie  sehen  werden,  daß  die  Person  bei  Handelsgeschäften  all- 
gemein angesehen  wird.  Es  wurde  einem  englischen  höheren  Beamte» • 
einem  Superintendent  of  tht  Judo- Europium  7 \kgraph  in  Schiris,  eine  i* 
Silber  gearbeitete  persische  Wasserpfeife  zum  Verkauf  augi  boten  und  dafür 
ein  Preis  von  «60  Frcs.  von  ihm  verlangt  Er  fand  deu  Preis  zu  hoch  uud 
bot  240  Frcs.  dafür.  Der  Händler  kam  Tag  für  Tag  wieder  zu  ihm,  ver- 
langte seinen  Preis,  und  als  er  ihn  nicht  erhalten  konnte,  ging  er  von  ihm 

*)  ln  No.  30  bis  33  t.  J.  ist  irrlbümlicberweise  immer  „Ruscher*  gt- 
1 druckt,  als  wenn  das  Wort  mit  langem  e gesprochen  würde.  Das  b i» 

I „ Busehäbr*  ist  aber  kein  Dehnungszeichen,  sondern  wird  deutlich  gesprochen 
i der  vorhergehende  Vokal  lautet  wie  kurzes  ff.  D.  Red. 


1887. 


Nr.  3. 


43 

EXPORT,  Organ  des  Centralvereina  für  Uandelsgeographie  etc. 


fort,  lief*  sich  Monate  lang  bei  niemandem  neben,  ging  dann  zu  einem  eng- 
lischen Arzt  an  demselben  Ort  und  »erlangte  von  diesem  220  Frc*  für  die- 
selbe Wasserpfeife,  also  von  vornherein  20  Frcs.  weniger,  ab  ihm  vorher 
geboten  worden  war.  Ala  ihm  darauf  die  Erwiderung  wurde,  daß  der  Preis 
m hoch  »ei.  daß  der  Arzt  ihm  nur  180  Frcs.  geben  wolle,  wiederholte  sich 
dieselbe  Geschichte.  Er  blieb  zuletzt  fort  und  hat  zum  Schluß  diese 
Wasserpfeife  an  einen  Telegraphisten  für  den  Preis  von  110  Frc*.  verkauft. 
Es  gilt  eben  unter  den  Persern  die  Kegel,  dafs  man  Leuten  von  einer  ge- 
wissen Stellung  und  einem  gewissen  Stand  ein  gewisses  Quantum  ahzu* 
nehmen  bat;  sie  müssen  honon*  cawa  so  viel  mehr  für  dieselbe  Sache 
bezahlen,  Dem  Kaufmann  gegenüber  stellt  »ich  natürlich  iin  kaufmännischen 
Verkehr  die  Sache  anders:  aber  im  eigentlichen  Privatverkebr,  bei  privaten 
Einkäufen  von  hingen,  die  er  für  sich  persönlich  braucht,  wiederholt  sich 
auch  bei  ihm  die  Sache  immer  und  immer  wieder:  je  bedeutender  er  i»t, 
desto  höher  ist  der  Preis  des  einzelnen  Artikel«,  den  er  für  sich  haben  will. 

Was  die  Zahl  der  Diener  betrifft,  die  man  in  Pcrtien  haben  muH»,  um 
einigermaßen  anständig  aufiutreten.  so  beläuft  sie  sich  etwa  auf  vier:  einen 
Hnupldieucr,  der  eben  alle  Vermittelungen  und  Geschäfte  besorgt,  einen 
Koch,  einen  Leibdiener  und  einen  Stallknecht.  Dabei  ist  zu  bemerken,  dafs 
diese  4 Diener  für  2 Personen  ausreicben,  die  zusammen  wohnen.  Das  Ge- 
halt für  dieselben  beläuft  sich  monatlich  etwa  auf  100  bis  150  FrcB., 
100  Frcs.  an  Orten,  wo  cs  billiger  ist,  150  Frc*.  an  denen,  wo  es 
th eurer  ist. 

N'uu  herrscht  im  Lande  die  Eigenihilmlicbkoit  — und  die  Europäer 
haben  alle  gefunden,  daß  dies  praktisch  ist  — dafs  man  nicht,  wie  es  der 
Anfänger  wohl  thut,  bei  seinen  Einkäufen  für  den  Lebensunterhalt  sich  von 
dem  Diener  berechnen  läßt,  was  er  eingekauft  hat  — denn  dabei  kommt  man 
immer  zu  kurz,  dabei  kann  man  die  Quantitäten,  mit  denen  man  nicht  recht 
Bescheid  weiß,  nicht  richtig  bemessen,  und  die  Rechnung  wird  stets  viel  zu 
hoch.  Das  einzig  Richtige,  was  auch  alle  Europäer  jetzt  thun,  ist,  dafs  sie 
sich  bei  ihrem  Hauptdicncr  in  Pension  geben  Es  wird  eine  bestimmte 
.Summe  festgestellt,  für  welche  er  die  Beköstigung  herzustellen  bat,  unge- 
rechnet die  Getränke  und  etwaige  europäische  Konserven.  Ein  mittlerer 
Satz  hierfür  Ist  4 Frca.  für  den  Tag  für  eine  Person.  Wer  lange  Im  Lande 
ist,  der  versteht  es  dann  wohl  auch  noch  billiger  abzuschließen;  aber  Sie 
»oben  schon  hieraus,  dafs  mau  das  Land  eben  kennen  muß,  um  in  ange- 
messener Wei*e  leben  zu  können.  Es  wird  dann  dabei  ganz  genau  kontrakt- 
lich festgesetzt:  hei  jeder  Mahlzeit  bat  der  Betreffende  so  viel  Gänge  zu 
liefern,  zum  Frühstück  4 Gänge,  zum  Diner  5 Gänge,  und  es  muß  Alles 
gut  sein. 

Endlich  kommt  mau  an  die  Krage  des  Hauses.  In  Persien  muß  natür- 
lich jeder  sein  eigenes  Haus  haben,  und  da  sind  denn  die  Miethsverhaltnisse 
so,  daß  ein  solches  Hau«  für  den  Europäer  im  Minimum  im  Monat  immer 
50  Frcs.  kostet,  dafs  es  in  anderen  Orten  im  Monat  100  Frcs.  kostet,  und  even- 
tuell, *.  B.  in  Teheran,  auch  mehr.  Man  inufs  sich  ferner  Pferde  halten,  ein 
Pferd  für  den  Mann  und  unter  allen  Umständen  ein  Reservepferd,  da  rann 
die  größeren  Strecken  unter  keiner  Bediugung  zu  Fuß  zurücklegen  kann. 

Es  stellt  sich  so  heraus,  dafs  die  noUlwendigen  jährlichen  Ilaushaltungs- 
kosten  für  zwei  Menschen  beispielsweise  am  Golf,  wo  alles  theurer  ist  als 
im  Inneieu,  ausschließlich  der  Wobnungsmiethe  sich  auf  ca.  620UFrcs.  be- 
laufen. Persien  ist  also,  wie  «i«  sehen,  kein  billiges  Land  im  gewöhnlichen 
•Sinne  des  Wortes.  Wer  nicht  in  dieser  Weise  aufzutreten  vermag,  der  soll 
gar  nicht  nach  dem  Lande  hingehco,  der  tbut  besser,  zurückzubleiben  und 
den  Versuch  gar  nicht  erst  zu  machen.  Er  kommt  bei  den  Persern,  wenn 
er  nicht  ira  Stande  ist,  irgend  etwas  zu  repräseiitiren,  nicht  durch;  das  ist 
bei  den  Sitten  des  Lande«  unmöglich. 

Ich  will  nun  auf  die  Keiseverbältnissc  und  Transportverbältnisse  in 
Persien  noch  etwas  näher  eiligohe«,  zunächst  auf  die  eigentlichen  Reisever- 
hältnisse Da  hier  im  Lande  wie  im  gTÖfsten  Theil  des  Orients  jemand,  der 
unterwegs  ist,  alles,  was  er  braucht,  mit  sich  führen  muß  — es  existiren  in 
ganz  Persien  nur  zwei  eigentliche  (Jasthöfe  — so  ist  es  selbstverständlich, 
daß  man,  wenn  man  mit  etwa*  Komfort  reisen  will,  eine  Anzahl  von  Maul- 
thieren  zum  Transport  der  Dinge  braucht,  die  mau  nothig  hat.  Das  Mini- 
mum dabei  ist  wiederum  eiue  Zahl  von  4 MaultbicTen  für  diesen  Transport 
— wir  hatten  vorhin  4 Diener,  jetzt  wiederum  4 Maulthiere  — und  dann 
noch  ein  Reitpferd  für  den  Reisenden  selbst.  Von  diesen  Maultbieren  Irans- 
portirt  eins  den  Stall,  ein  zweites  die  Effekten  des  Reisende»,  das  dritte 
Uaulttiier  die  Effekten  der  Diener  und  ein  viertes  Maulthier  die  Küche. 
Außerdem  reiten  die  Diener  auf  diesen  lösten  obenauf.  Das  Maulthier 
kostet  im  Durchschnitt  21,  22  bis  25  Frcs.  pro  Tag.  je  nacb  der  Jahreszeit  und  je 
nach  den  Gegenden,  wo  di«  Maulthiere  gebraucht  werden.  I in  Norden,  z.  B. 
nach  Masendcräo  hinein  oder  nach  Beseht,  sind  die  Maulthiere  theurer  als 
im  Süden,  und  besonders  als  auf  dem  Hochlande.  Wenn  man  dagegen 
nicht  mit  der  Karawane  reisen  will  — welche  einem  ja  die  möglichste  Be- 
quemlichkeit gewährt,  sodafs  man  beispielsweise,  wann  man  im  Quartier  au* 
kommt,  schon  eine  Art  von  Wohnzimmer  vorbereitet  findet  — , wenn  man 
sich  al.«o  entschließt,  auf  Postpferden  zu  reiten,  um  schnell  Torwärlszu- 
kommen,  dann  stellen  sich  die  Preise  so,  daß  man  für  1 Farsach,  welcher 
gleich  6j  km  ist,  I Frcs.  für  das  Pferd  zu  zahlen  hat.  Da  man  nun,  außer 
dem  Pferde,  das  man  selbst  reitet,  ein  Pferd  für  den  Postillon  braucht,  das 
man  gleichfalls  bezahlen  muß,  so  muß  man  also  unter  allen  Umständen  für 
fi,v  ktu,  d.  L für  1 Farsach,  2 Frcs.  bezahlen.  Wenn  man  dann  außerdem,  um 
etwas  bequemer  zu  reisen,  einen  Diener  mit  sich  hat,  wie  es  die  Kaufleute, 
die  in  Peralen  reisen,  alle  thun,  so  hat  man  also  gerade  S Frcs.  für  6,i  km 
zu  zahlen.  Die  Art  des  Reisens  ist  dabei  die,  daß  man  hinter  dem  Sattel 
einen  Quersack  hat,  t/uirdschm  genannt,  in  welchem  man  eine  Anzahl  von 
nothwendigeo  LebeitfthrdüifnUseu  mit  sich  führt,  also  einige  Lebensmittel, 
dann  ferner  ein  paar  I ►ecken,  einen  Sack,  den  man  sieb  auf  den  Stationen 
®it  Häcksel  füllen  läßt,  uro  darauf  schlafen  zu  können,  ein  eben  solches 
fällbare«  Kopfkissen  — es  sind  also  nur  die  Bezüge  dazu  — und  dann  vor 


J allen  Dingen  einige  Gerithe,  als  da  sind  Tassen,  Becher,  Teller,  denn  man 
bekommt  derartige  GeriUhe  niemals  geliehen,  weil  sie  durch  die  Berührung  des 
ungläubigen  Europäers  gesetzlich  unrein  werden  würden.  Das  einzige,  was 
man  auf  den  mei»t<m  Stationen  bekommen  kann,  ist  heißes  Wasser,  Brod 
und  Wassermelonen.  Man  sieht  sich  daun  also  genüthigt,  das  übrige  etwa 
in  Konserven  mit  sich  zu  führen,  besonders  etwas  Fleisch  ex  trakt  und  dergl. 
u».  Viel  genießen  kann  man  bei  diesen  schnellen  Ritten  überhaupt  nicht. 
Der  Appetit  ist  nicht  bedeutend,  man  ißt  wenig,  denn  da  man  etwa  mit  15 
deutschen  Meilen  pro  Tag  anf&ogt  und  das  bis  auf  25  deutsche  Meilen  steigert, 
so  wird  dabei  der  ganze  Körper  so  durchgerütlelt,  daß  ein  besonderer  Appetit 
nicht  vorhanden  sein  kann.  Dazu  kommt  noch  eins,  was  ich  hier  gleich  für 
»Ile,  die  in  die  Lage  kommen  sollten,  bemerken  möchte.  Wer  zum  ersten 
Mal  derartige  Strecken  in  dieser  Weise  zurücklegt,  der  wird  bald  Huden,  daß 
er  schon  am  zweiten  Tage  so  entsetzliche  Schmerzen  überall  in  den  Hauch* 

I Wandungen  empfindet,  dafs  er  nicht  weiß,  wie  «r  sich  länger  im  Sattel  er- 
| hallen  soll.  Diesem  fbelat&nd  kann  man  mit  leichter  Mühe  ablielfeu,  wenn 
| mau  von  vornherein  den  Leib  mit  einer  sehr  eng  anschließenden  und  festen 
Binde  umgärtet,  einem  kämerbmd,  wie  es  im  Pend»chen  heißt,  einem  Leib- 
! bände,  einem  Gurt  also,  welcher  verhindert,  daß  die  Bauchwandungen  dem 
i Schlagen  der  inneren  Theile  zu  sehr  nachgeben.  Wenn  man  einen  solchen 
| Gurt  bei  diesem  Poslreiten  3 Tage  lang  getragen  bat,  so  kann  man  ihn 
' wieder  atdrgeci,  daun  ist  der  Körper  genügend  abgehärtet,  man  ist  so  um 
I die  Schmerzen  herumgekommen,  und  man  hat  nur  mit  der  allgemeinen 
Steifigkeit  zu  kämpfen,  die  natürlich,  wenn  man  m>  lange  hintereinander  ira 
I Sattel  gesessen  hat,  unvermeidlich  ist.  Noth wendig  ist  in  allen  Fällen,  man 
mag  nun  »Post*  rriten  oder  per  Karawane  reisen,  dafs  der  Europäer  sich  selbst 
in  Europa  mit  gutem  Sattel  und  Zaumzeug  versieht.  Wer,  wie  das  hier  so 
häufig  geschieht,  annimmt,  daß  er  an  Ort  und  Stelle  dergleichen  kaufen  oder 
gar  mielhen  könne,  der  ist  in  ciuem  schweren  Irrthum  liofaiigeii-  Kr  muß 
von  vornherein  damit  versehen  sein,  und  man  sehe  sich  js  vor,  daß  man 
besonder*  den  Sattel  möglichst  bequem  und  groß  nimmt;  denn  wenn  man 
1 Post  reiten  will  auf  einer  solchen  kleinen  Pritsche,  m.  H.,  das  ist  ein  gräß- 
liches Ding.  Man  muß  bequem  im  Sattel  sitzen,  er  muß  wie  eine  Art 
j Wiege  »-in.  Ein  Mitit&riattei,  ein  Olitzierakriegssaltel,  da«  ist  dos  Reste,  was 
< man  dafür  wählen  kann.  Der  Zaum  sei  scharf,  denn  alle  persischen  Pferde 
! sind  hartmäulig. 

Dafs  in  Bezug  auf  den  Reisekomfort  die  Ansprüche  in  Persien  ziemlich 
j hoch  gesteigert  sind,  werden  Sie  daran«  ersehen,  daß  beispielsweise  einem 
Superintendent  cf  ihe  Indo- European  Telegraph  für  »eine  Inspektionsreisen 
I die  Linie  cnllaug,  wo  er  «Iso  nur  seine  persönlichen  Bedürfnisse  mit  sieb 
I zu  führen  hat  — denn  alles,  wa«  im  Übrigen  nüthig  ist,  findet  er  auf  den 
einzelnen  Stationen  — von  der  englischen  Regierung  16  Maulthiere  dafür 
gestellt  werden.  Er  ist  daher  im  Stande,  auf  seinen  Reisen  Fische,  ea» y 
chairt  und  alle  möglichen  Bequemlichkeiten  mit  sich  zu  führen,  was  ihm 
I selbstverständlich  »eine  Touren  sehr  viel  angenehmer  und  bequemer  macht, 
| als  wenn  er  sich  darauf  beschränken  muß.  wenn  er  an  Ort  und  Stelle  au- 
i kommt,  »Ich  auf  einem  Teppich  auszuatrecieu.  Aber  es  wird  auch  selbst- 
I verständlich  dementsprechend  theurer. 

Das  wäre  so  ungefähr,  was  ich  Ihnen  über  diese  Verhältnisse  des  Per- 
sonentrnnsports  sagen  wollte. 

Was  den  Gütertransport  aotangt,  so  wird  derselbe  im  Lande  fast  durch* 

• gehende  durch  Maulthiere  besorgt.  Kamele  spielen  eine  nebensächliche 
Rolle,  da  dieselben,  wenigstens  in  den  zunächst  für  Europäer  in  Betracht 
' kommenden  Theilen,  zu  gebirgige  Pfade  zu  überschreiten  haben  würden,  utu 
! gut  fortziikommeu-  Nur  für  solche  Karawanen,  die  sehr  langsam  vorwärts- 
| schreiten  können,  verwendet  man  in  Persien  Kamele,  besonders  nach  ge- 
! wissen  Richtuugcn  hin.  Diese  Thierc  bieten  ja  dann  den  Vortheil,  daß  sie 
«ich  selbst  unterwegs  ernähren,  daß  sie  keine»  initzuführenden  Futter»  be- 
dürfen, während  die  Maulthiere  ihr  gute«  und  abgemessenes  Futter  verlangen. 
Andererseits  sind  die  persischen  Maulthiere  »ehr  tüchtig  und  »ehr  ausdauernd. 
Sie  tragen  bis  150  kg,  außerdem  den  Packsattel;  a*  er  in  der  Kegel  ist  die 
► Ladung  nicht  größer  als  140  kg,  und  bei  leichten  Gegenständen,  die  sperrig 
■ »ind,  also  z.  B.  bei  Baumwolle  usw.,  überschreitet  die  Ladung  wohl  nie 
; 100  kg,  sodafs  man  als  ein  Mittelgewicht  der  Ladung  120  kg  bezeichnen 
1 kann.  Der  Europker  allerdings,  der  beabsichtigt,  dort  im  Lande  zu  reisen. 

bat  das  Recht,  soino  I.ailungen  von  vornherein  so  einzurichten,  daß  sie  das 
1 Maximum  der  Ladefähigkeit  der  Thiere  »»»nutzen,  wobei  dann  aber  eiue 
j große  Hauptrcgrl  ist,  daß  er  seine  beiden  Ladungen  gleichmäßig  vertbeilt, 
I sodaß  das  Thier  auf  der  einen  Seite  genau  so  schwer  belastet  ist  wie  auf 
I der  anderen.  Nur  dann  ist  es  im  Stande,  wirklich  die  Last  zu  tragen,  die 
| ihm  zugemuthet  wird. 

Was  nun  die  Wege  an  langt,  auf  denen  die  TbieTe  vorwärt  »gehen,  so 
erwähnte  ich  schon,  daß  dieselben  gegenwärtig  zum  Theil  förmliche  Leitern 
sind,  und  daß  die  Perser  nicht  daran  denken,  hierin  eine  Änderung  zu 
treffen.  Allerdings  werden  nach  unJ  na-h  schüchterne  Versuche  dieser  Art 
gemacht.  In  den  nördlichen  Theilen  von  Persien  ist  eine  Anzahl  von  Wegen 
angelegt.  Unmittelbar  um  Tcherän  herum  giebt  es  gute  fahrbare  Straßen: 
es  ist  dann  eine  Fahrstraße  von  Ka#win  bis  Agh«  Baba  und  von  Agba  B«l>a 
eine  wirklich  etwas  ebaußeemäßig  angelegte  Lastthierstraße  über  den 
j Karxsän  hinüber  vorhanden.  Dann  rxistiren  weiter  I.asttbierstrafsen  von 
i Tcherän  aus  nach  Masenderän  hinein:  dann  ist  ferner  eine  Straße  von 
i Teheran  nach  Kinn  gebaut,  und  dieselbe  sollte  weiter  nach  Schuster  fort- 
j geführt  werden.  Diese  Anlagen  sind  nun  alle  von  der  Regierung  selbst 
I gemacht.  Es  sind  auch  zuweilen  von  Privaten  einzelne  Pässe  ausgebessert 
! worden,  wie  z.  B.  der  Kotei  Mallu,  der  v.un  Hochplateau  nach  dem  Persischen 
Golf  binabführt.  Aber  d«  diese  Anlagen  «tets  nur  ganz  oberflächlich  ge- 
macht werden,  ohne  di«  genügende  Rücksicht  auf  den  Abfluß  de»  Wassers, 
»o  »ind  »ic  zum  großen  Theil  bald  wieder  durch  die  Krühjahrsregen  zerstört. 
| Daran,  wirklich  durchgehend»  den  Maulthiencrkchr  durch  einen  Karrenverkehr 
' zu  ersetzen,  haben  die  Perser  bisher  nicht  gedacht.  Sie  sträuben  sich  da- 


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Nr.  3.  EXPORT,  Organ  des  Centralverein«  fltr  H&nilelsgeographie  etc.  1887. 


gegen;  es  ist  nun  einmal  ibre  alte  Gewohnheit,  bei  diesem  Lastthicrverkebr  i 
su  bleiben.  Das  geht  soweit,  daß  an  einzelnen  Stellen,  wo  persische  und 
armenische  Dörfer  mit  einander  gemischt  sind,  die  Armenier  zwar  Karren 
haben,  di«  Perser  aber  ihre  Ernte  nach  wie  vor  mit  Lasttbieren  in  das  Dorf 
hineinbringen. 

Nun  wäre  es  sehr  leicht,  mit  Ausnahme  einzelner  Stellon,  in  Persien 
praktikable  Karrenwege  berzustellen,  da  die  mächtigen  breiten  Tbiler, 
die  zwischen  den  Gebirgszügen  liegen,  dafür  die  milbige  Gelegenheit  bieten  | 
würden,  aber  der  Perser  selbst  wird  daran  nicht  denken;  das  müßte  durch- 
aus in  die  lliudo  von  Europäern  gelegt  werden.  Ein  solches  Speditions- 
unternehmen im  Lande  selbst  eiuzurichten,  würde  vollkommen  möglich 
sein,  wenn  man  stellenweise  Wegebesserungen  Yornkbme.  Es  würde  denk- 
bar sein,  dafs  inan  von  der  persischen  Regierung  ein  Privileg  bekäme, 
welches  einer  solchen  Gesellschaft  das  Recht  gestattete,  einzig  und  allein 
mit  Karren  Güter  fortzuführen,  sodafs  die  anderen  sieb  nach  wio  vor  auf  den 
Transport  mit  Jiaultbieren  beschränken  müßten.  Dann  würde  inan  im  Stande 
sein,  den  letzteren  eine  solche  Konkurrenz  zu  machen,  dafs  dieselben  mit 
ihren  Maulthieren  sehr  bald  genüthlgt  würden,  der  Karrengeselßchaft  selbst 
dienstbar  zu  werden.  Das  wäre  also  eine  vorliegende  Möglichkeit,  m.  U. 
Dazu  würden  allerdings,  wie  ich  sagte,  an  einzelnen  Stellen  Wegsbttserungeii 
nothig  sein,  und  ich  brauche  Sie,  damit  Sie  über  die  Möglichkeit  derselben 
urtheilen  können,  nur  auf  den  Kostenanschlag  für  eine  mit  Troikas  in 
schnellem  Tempo  zu  befahrende  Kah* st rafse  zu  verweisen,  -selchen  ich  bei  Ge- 
legenheit der  Eisenbahn projekte  ausführlich  miltbeilcn  werde,  also  für  eine 
Straße,  dio  selbstverständlich  sehr  viel  besser  angelegt  seiu  mufs,  als  wenn 
bloß  Karren  darauf  fortkoinmen  sollen.  Der  ganze  Wegebau  sollte  auf  | 
einer  dieser  Strecken  von  ca.  270  km  nur  220Ü  Freu,  pro  km  kosten.  Sie  ] 
sehen  also  hieraus,  dafs  diese  Kosten  so  minimal  sind,  dafs  wir  absolut 
keinen  Maßst&b  dafür  haben.  Die  Sache  hängt  eben  so  zusammen,  dafs  der 
Arbeitslohn  in  Persien  enorm  niedrig  ist.  Wenn  man  nun  auch  annimmt, 
dafs  die  Europäer,  dio  derartiges  zu  bauen  hätten,  selbstverständlich  tbourer 
bauen  würden,  als  die  persische  Regierung,  so  würden  sieh  die  Kosten 
immer  »ehr  niedrig  stellen.  Das  Baumaterial  liegt  an  Ort  und  Stelle  und 
kostet  nichts;  das  kann  jeder  nehmen,  wo  er  es  findet,  und  es  ist  ganz 
zweifellos,  dafs  cs  auf  diese  Weis«  möglich  sein  würde,  angemessene  Wege- 
bUMttlBfNI  billig  zu  »chaffcn.  Die  persische  Regierung  selbst  gebt  ja  aller- 
dings auch  damit  um;  sie  möchte  in  ihrem  Lande  weitere  passende  Wege 
hcmtelleu.  Es  ist  neuerdings  *.  R.  mit  Herrn  Kegierungshauraeistcr  Stapf 
hier  von  der  persischen  Regierung  deswegen  unterhandelt  worden.  Die 
Unterhandlungen  haben  sich  daran  zerschlagen,  dafs  mau  Herrn  Stapf  nicht 
die  Mittel  gewähren  wollte,  «I.  b.  die  persönlichen  Mittel,  meine  ich,  die 
dafür  unter  allon  Umständen  nothig  gewesen  wären.  Da  kam  man  ihm  mit 
schönen  Worten,  wie:  «Ach,  Persien  ist  ja  ein  so  enorm  billiges  Land,  da 
kannst  Du  sehr  billig  leben  und  hast  außerdem  die  schöne  Gelegenheit, 
noch  nebenbei  Handelsgeschäfte  zu  treiben."  Das  sind  natürlich  Dinge, 
auf  die  sich  der  Europäer,  der  in  den  Dienst  der  persischen  Regierung 
treten  will,  nicht  einlassen  kann,  um  so  weniger,  da  es  immer  eine  sehr 
zweifelhafte  Sache  ist,  ob  er  im  Stande  sein  wird,  von  der  persischen  Re- 
gierung sein  Gehalt  wirklich  zu  bekommen;  denn  es  kommt  vor,  dafs  selbst 
persische  Minister  ihr  Gehalt  nicht  bekommen  können  und  dafs  sie  sich  des- 
wegen für  längere  Zeit  beim  Schah  selbst  eiuquartiren.  [Heiterkeit]  Ein 
Europäer,  der  sich  da  befindet  und  der  in  den  Dienst  der  persischen  Re- 
gierung tritt,  kann  ganz  sicher  sein,  dafs  von  dem  festgestelltrn  Gehalt  auf 
dem  Wege  durch  die  Ministerien  und  durch  die  Zwßcbenstationen  hindurch  j 
etwas  bangen  bleibt  und  dafs  er  nicht  alles  bekommt,  was  er  eigentlich  ! 
haben  sollte.  So  steht's  also  um  die  Wegebauten. 

Aber  da  ich  nun  erwähnt  habe,  dafs  die  persischo  Regierung  jetzt 
eben  versucht  hat,  derartige  neue  Chausseen,  wenn  man  es  so  neunen  darf,  ( 
in  Persien  bauen  zu  lassen,  so  mufs  dabei  gleich  milgethcilt  werden,  dafs 
außer  den  schon  früher  in  meinem  ersten  Vortrag  Ihnen  mitgetbeilten  Ver-  1 
suchen,  Eisenbahnen  in  Persien  anlegen  zu  lassen  und  europäische  Kapitalisten 
dafür  zu  finden,  auch  hier  in  Berlin  in  dem  letzten  Jahre  ein  entsprechender 
Versuch  gemacht  wurde,  kurz  nachdem  der  persische  Gesandte  hier  ein- 
getroffen  war.  Es  haben  Verhandlungen  mit  einem  bedeutenden  Eisenbahn' 
Unternehmer  staltgefunden,  und  es  ist  der  Versuch  gemacht  worden,  ein 
Konsortium  zu  bilden,  leb  selbst  habe  für  diesen  Zweck,  weil  man  sich 
an  mich  wandte,  einen  Rentabilitätsplan  ausgearbeitet  und  kenue  daher 
dies«  Angelegenheit  ganz  genau.  Die  Sache  ist  nachher,  wie  es  fast  voraus- 
zusehen war,  gescheitert.  Sie  ist  von  vornherein  schon  in  der  Beziehung 
verfehlt  gewesen,  dafs  der  Herr,  der  zuerst  die  Verhandlungen  eingeleitet 
hat,  nicht  wußte,  dafs  man  in  der  That  die  Aufserungen  eiues  orientalischen 
Diplomaten  doch  anders  behandeln  mufs,  als  wenn  es  ein  europäischer  ist, 
und  dafs  man  nicht  mit  diesor  .Sicherheit  und  Bestimmtheit  auf  alles  Einzelne 
»ich  verlassen  kann,  was  einem  gesagt  wird.  Kr  batte  Andeutungen,  die 
ihm  gegenüber  gemacht  worden,  falsch  aufgefafst,  und  als  man  mit  ihm 
nun  wirklich  spezieller  verhandelte,  stellte  sich  heraus,  dafs  zunächst  die 
allergrößten  Mißverständnisse  Torbanden  waren,  daß  man  gar  nicht  wußte, 
was  die  eiue  und  was  die  andere  Seite  eigentlich  meinte.  Dos  hervor- 
ragendste Beispiel  dabei  wird  für  Sie  das  sein,  daß  der  Unternehmer  glaubte, 
der  persische  Gesandte  sei  mit  ihm  der  Ansicht,  daß  die  Balm  zunächst 
vom  Persischen  Golf  aus  gebaut  werden  müsse,  und  als  es  zur  wirklichen 
Unterhandlung  kam,  da  stellte  sich  heraus,  dafs  der  persische  Gesandte 
meinte,  die  Bahn  müsse  zunächst  von  Teheran  nach  Moschbed  gebaut  werden, 
nach  der  Hauptstadt  von  Churassün,  dem  berühmten  Wallfahrtsort,  welcher 
der  russischen  zentralasiatiscben  Grenze  zunächst  liegt,  und  daß  er  dies 
damit  begründete,  daß  er  sagte,  ,auf  dieser  Linie  wurden  jährlich  j 
500  000  Pilger  fahren,  und  die*  würde  ja  der  Bahngesellschaft  von  vorn- 
herein eine  ganz  bedeutende  Einnahme  sichern“,  worauf  ihm  denn  freilich 
erwidert  werden  mußte,  dafs  das  wohl  sehr  problematisch  sei,  da  der 
größte  Tbeil  dieser  Pilger  gewohnt  sei,  sich  nach  Meschbed  hinzubetteln  , 


[Heiterkeit),  und  daß  daher  wohl  uicbt  daran  zu  denken  sei,  dafs  mu 
diese  Leute  als  eine  Einnahmequelle  für  eine  Bahn  betrachten  könne,  ganz 
abgesehen  davon,  daß  es  im  deutschen  Interesse  ganz  bestimmt  nicht  liege, 
dort  eine  Rahn  zu  bauen,  welche  zunächst  den  russischen  Interessen  diente 
würde,  dagegen  für  unsere  Exportartikel  gar  keinen  Werth  hätte,  für  Import- 
artikel aus  Persien  hierher  ebenfalls  bedeutungslos  wäre,  also  uns,  au«g« 
noiomen  dos  Technische  der  Sache,  vollkommen  gleicbgiltig  lassen  könnte, 
ja  die  nicht  einmal,  was  eine  Hahn  vom  Persischen  Golf  aus  thun  würde, 
für  unsere  Eisenindustrie  einen  Absatz  gewähren  dürfte;  denn  man  würde 
genötbigt  sein,  die  Schienen  und  Alles,  was  für  den  Bahubau  notb wendig 
wäre,  aus  Rußland  zu  beziehen.  So  also  gingen  die  Ansichten  von  vorn- 
herein auseinander. 

Um  nun  an  dieser  Stelle  klar  und  bündig  zu  zeigen,  unter  welch™ 
Verhältnissen  allein  in  Persien  eine  Eisenbahn  mit  Vortheil  für  den  deutsch™ 
Handel  du«cb  deutsche  Unternehmer  nngelegt  werden  könnte,  glaube  ick, 
nicht  besser  thun  zu  können,  als  wenn  ich  mich  im  Folgenden  im  Wesent- 
lichen an  den  Wortlaut  einer  Denkschrift  anscbließe,  welche  ich  über  diewn 
Gegenstand  im  vorigen  Spätsommer  abgefaßt  habe.  Ich  glaube,  obwohl  damil*  i 
die  Verhandlungen  sich  zerschlagen,  dies  um  so  eher  thun  zu  sollen,  als  norl  ' 
meiner  Cberzeugung  die  dabei  aufgestelHen  Grundsätze  nicht  nur  für  Persit* 
selbst,  wenn  immer  diese  Bestrebungen  sich  erneuern,  mofsgebend  wii  j 
müssen,  sondern  als  nie  auch  für  alle  ähnlichen  Unternehmungen  in  Ländern  ! 
entsprechender  Kulturentwicklung  allein  einen  gedeihlichen  Erfolg  gewanr- 
leisten  können. 

Die  Frage  nach  der  Ausführbarkeit  und  Rentabilität  einer  Persien  für 
den  Weltverkehr  außchticßendcn  Eisenbahn  ist  ungemein  schwer  z« 
beantworten.  Kaum  ein  anderes  der  alten  Kulturländer  unserer  Erde  ist 
uns  geographisch  so  unvollkommen  bekannt,  und  nirgends  finden  eig«- 
thümlichert:  und  abweichendere  Verhältnisse  statt.  Wenn  ich,  obwohl  nicr. 
Eisenbahn-Techniker,  in  dieser  Hinsicht  ein  Urtheil  ausspreebe,  tw>  stützt  weh  ) 
dasselbe  auf  einen  genau  vierjährigen  Aufenthalt  (von  1874  bis  1878}  in  den 
Tbeiien  des  Landes,  welche  dabei  hauptsächlich  in  Frage  kommen.  Nieaund, 
außer  etwa  noch  meinem  Reisegefährten  Dr.  F.  C.  Andreas,  dürfte  bcotr 
für  die  Beantwortung  der  vorliegenden  Frage  Torbereitet  sein,  die  wir  beide 
bereits  in  unserer  1885  bei  Perthes  in  Gotha  als  Ergäntungsheft  77  is 
Peterinan n’i  Geographischen  Mittheilungen  erschienenen  Arbeit  über  »di« 
Handelsverhältnissc  Persiens“  gestreift  haben.  In  Hinweis  auf  diese  Publi- 
kation knnu  ich  es  mir  auch  erwp&ren,  den  Nachweis  zu  führeu,  dafs  eine 
etwaige  Eisenbahn,  wenn  sie  für  andere  Länder  als  Kufsland  nutz- 
bringend sein  soll,  nur  vom  Persischen  Golf  ausgeheu  kann,  wo  den 
freien  Mitbewerb  aller  Nationen  keinerlei  künstlirhe  Hindernisse  im  Wege 
stehen.  Ich  werde  vielmehr  auf  dieser  Grundlage  ohne  Weiteres  an  di* 
eigentliche  Frage  selbst  herantreten. 

A.  Einleitung. 

Als  Anfangspunkt  einer  Bahnlinie  vom  Persischen  Golfe  aus  kann  zu- 
nächst nur  Buschähr  in  Aussicht  genommen  werden.  Zwar  sind  die  Hafen* 
verb&ltnisBe  hier  keineswegs  günstig,  weil  größere  Schiffe  auf  der  offenen 
Rhede  6 km  südwestlich  von  der  Stadt  ankern  müssen.  Aber  Buscbibr  »I 
unbestreitbar  der  größte  Handelsplatz  Persiens  am  Golf;  der  Weg  von  kirr 
nach  der  nächsten  iu  Frage  kommenden  großen  Stadt  des  Inneren  ist  mehr 
als  doppelt  so  kurz,  als  von  jedem  anderen  Hafenplatze  der  Küste,  und 
endlich  au  diesem  Wege  liegen,  nur  70  km  landeinwärts,  noch  im  völlig 
ebenen  Küstenland«,  die  Naftaquellen  von  Däläki,  auf  deren  Ausbeutung 
im  direkten  Interesse  der  Bahn  das  höchste  Gewicht  gelegt  werden  muff 
Denn  da  bis  jetat  über  das  Vorkommen  von  Steinkohlen  im  südlichen  Persien 
nichts  bekannt  geworden  ist,  so  würde  man  zunächst  auf  unbealimmte  Zeit 
hinaus  geuüthigt  »ein,  den  ganzen  Koblenbedarf  drr  Bahn  per  Schiff  nach 
dem  Golf  zu  Bckaffen,  wenn  nicht  Däläki  das  nöttiige  Brennmaterial  böte. 
Hierüber  einige  Daten  zu  geben,  wird  von  Wichtigkeit  sein. 

Am  Fuße  der  Gisäkän-Berge  entquillt  zwei  Erdlöchern,  mit  Wasser  ge* 
mischt,  Nafta  ln  reichlicher  Menge,  sodafs  die  ganze  Gegend  weil  hin  von 
Naftsgerucb  erfüllt  ist,  und  überall  Nafta  auf  Wassertümpeln  und  Rinn- 
salen schwimmt.  Die  Farbe  der  frisch  emporquellenden  Nafta  ist  gelb, 
doch  färbt  sie  sich  an  der  Luft  bald  schwarz.  Ho u tum  Schindler,  dessen 
Angaben  sich  überall  als  durchaus  zuverlässig  erwiesen,  schätzt  die  Meng« 
der  täglich  ausfließenden  Nafta  auf  15000  I,  d.  b.  auf  jährlich  5475QHH 
oder  auf  annähernd  4000  t.  Um  eine  Vorstellung  von  der  Bedeutung  <!«> 
freiwilligen  Ausquellens  einer  solchen  Menge  von  Nafta  zu  gewinnen, 
braucht  man  nur  einen  Blick  auf  die  Verhältnisse  in  Bäkü  zu  werfen.  Dort 
fand  bis  zum  Jahre  1872  ausschließlich  Zisternenbotrieb  statt  Dies* 
Zisternen  batten  2 bis  HO  m Tiefe  mit  stufenförmig  gearbeiteten  Wänden; 
am  Boden,  in  der  uaftaführendea  Schicht,  befand  sich  dann  ein  1 bis  6 in 
tiefes  Sammelbassin,  in  dem  ein  Brunnenkasten  eingesetzt  war,  während  der 
Zwischenraum  mit  Reisig  gefällt  war.  Diese  Zisternen  lieferten 
1832  . . . 2500  Tonnen  Nafta  1863  . . . 5650  Tonnen  Nafta 

1840  . . . 3650  „ „ 1867  ...  16650 

1849  . . . 3350  * . | 1868  . . . 12250  * 

1856  . . * 4000  „ , 

Demnach  betrug  im  Jahre  1856  der  Ertrag  der  damaß  im  Betriebe  beiiuii- 
lichen  70  Zisternen  der  Apschcron-Ualbinsel  nicht  mehr  als  bei  Däläki  frei- 
willig dem  Boden  entquillt  und  ungenutzt  in  den  Däläki- Fiufs  und  von  d* 
ins  Meer  abläuft.  Bedenkt  man  nun,  daß  der  ganz«  Sädwestabbang  de» 
Iranischen  Plateau»  nach  Mesopotamien,  besonders  aber  nach  dem  Persischen 
Meerbusen  hin  überall  Naftaquellen  zeigt  — wenn  auch  viel  weniger  reich- 
lich — so  liegt  der  Schluß  nahe,  daß  hier  Nafialager  von  ähnlicher  Aus- 
dehnung und  Reichhaltigkeit  wie  bei  Bäkü  zu  Tage  treten.  Quillt  doch  auch 
im  Persischen  Meerbusen  wie  im  Kaspischen  Meere  Nafta  vom  Meere»* 
boden  empor. 


47 


1887. 


EXPORT,  Organ  des  Centralvereins  für  Handelsgeographie  etc. 


Nr.  3, 


Wk,  gewaltig  sich  in  BAkn  nett  1873,  ab  die  ersten  Bohrbrunnen  an- 
freiegt  wurden,  der  Naftaertr&g  gesteigert  bat,  zeigen  die  folgenden  Zahlen: 

1S7*  ......  «•»  n.L. i . 


1873  aus 

1874  . 

1875  „ 

1876  . 

1877 

1878 

1879  * 

1880 
1881 
1882  „ 


17  Bobrb nitinen 
M 
G5 
101 


301 


875 


65  850  Tonnen  Nafta 
*1  050 
96  800  _ 

185  000  „ 

250  000 

333  SOO  . _ 

388  300 
416  600 
500000 

? 


. *4  n«fh*b«  Steigerung  wurde  eine  Produktion  tou  1600  000  Tonnen 

e*  hiern»ch  für  sehr  wahrscheinlich,  dafa  die  Nafta- 
quellen  ton  I4laki  bei  rationellem  Betrieb  wenn  auch  nicht  eine  gleich 
i°k  d°Ch  MhI  bwl«u«*n<fo  Ausbeute  geben  und  den  Unternehmer 
7.»t!.nHbl,€n-  WA*rd*u  ff'  ‘ aber  W"  *8  wo,,e’  selbBl  in  ihrem  jetiigen 
r,WKrdC  lhrnKrtf1?  **•>»*«♦  »'**>  damit  den  Feuerungsbedarf  einer 
?SjJfdJ»?ahB  *?D  Busch  Ihr  nach  Schiris,  wie  sie  nach  meiner  Ansicht  zu- 
n l *,ul fur  cine  Rtiht  xon  biD™s  *ü  decken. 

225T  ff  deshalb  von  b©  hoher  Wichtigkeit,  weil  nach  dem  Vor- 
gänge aller  früheren  Konzessionen  zum  Bau  und  Betrieb  einer  Bahn  noth- 
weir* ^ “fb  roil  dieser  das  Hecht  der  Ausnutzung  aller  Minen,  und  damit 
auch  der  Naftaquellen  ven  Diliki  verbunden  »ein  würde.  Auf  der  Strecke 
“E  8*bi[*s  u»  somit  die  Brenrnnatcriaiienfrage  in  der  denkbar  günstig- 
o-  “.  *CI  ” ™n»  dals  die  Rohnafta  selbst,  oder  dafs  die 

Rückstände  der  I etroleumrafftnerie  zur  Kesselfeuerung  benutzt  »erden. 

(KortMtxunt:  folgt.) 

E.  M.  Zustände  auf  Java.  Besser  als  durch  lange  Ausciu- 
audersclzuugcn  werden  die  Zu.Wndc,  welche  auf  Java  liermkco, 
durch  folgendes,  m dem  zu  Batavia  erscheinenden  „Java-Bode*  vom 
”•  d"  «»ttaltma  und  an  den  niederlrmdiachen 
tzenenilkonaul  zu  Singapore  gerichtete  Schreiben  dea  Voratandes 

selbe’ Vautet °”W " Vereenl®lnK“  au  Soekaboemie  ebarakterisirt.  Das- 

■ J ’.^il  aal  dü“  gedrückten  Znstaud  der  Plantagen- 

dnreh’lofnT*1*  K°  0,110  “"d  die  (teringe  Neigung  unserer  Regierung. 
1“'C  ,hA  rbfh0s«  ’0D  «h»‘re“.  d««li  nicht«  begründeten  Abgaben 
derselben  die  Schwungkraft  zu  gebeD,  welche  die  aufsergewSbnlich 
günstige  Art  von  Land  und  Volk  unter  anderen  Verhältnissen  zweifel- 
los  mit  .leb  bringen  kdnnt.  nnd  welche  sie  in  Stand  setzen  würde, 

* MOh'  e'ü®  ?."!**’  wied'B  jelz*Ke.  su  übersteben : ist  bei 
einzelnen  unserer  Mitglieder  die  Frage  entstanden,  ob  ea  nicht  für 
ihre  materielle  Zukunft  besser  sein  würde,  Java  zu  verlassen  und  sich 
in  Eoglisch-Nord-Bornoo  eine  Zukunft  zu  begründen,  wo  din  be- 
kennte Freigebigkeit  der  Regierung  dem  Landbau  Aussichten  zu  er 
ottneu  scheint,  die  unter  gegenwärtigen  Verhülluisseu  dieser  Industrie 
Ja,‘  nicht  besebieden  sein  künuen.  Wir  nehmen  uns  dem- 
gemüfs  die  Freiheit  Euer  Hochwoblgehoreu  hSflich  zu  bitten,  uns 
alle  möglichen  Mittbeilungen  über  die  Bedingungen  zugeben  zu 
lassen,  unter  denen  m Brilisch-Nord-Bomeo  Ländereien  zu  be- 
kommen sind,  Arbeiter  in  Dienst  genommen  werden  künuen  und 

werden  nsw<'gle"'°g  Pfl*””rn  VorMM»"«  *“  Geld  gegeben 

ml.  'ü?,'?1  w.',r  ‘„ra  y°rau!  unscru  Dank  aussprechen,  zeichnen  wir 
n«  grffstcr  Hochachtung 

Der  Vorstand  der  Gesellschaft. 

G.  Mundt,  Präsident. 

G.  W.  Eekhout,  Sekretär.“*) 

Süd -Amerika. 

„.ikM-r?cl**M  j"  dor  bra5lli«"!»ul>«n  Provinz  Säo  Paulo.  {Origi- 
tnn,1  "S  . D*f  Stüduhen  Pirucicalia  liegt  am 

»bin  „ J dMJhlo“e’  Plr»«ir*>w>.  besitzt  sehr  fruchtbare  Lände- 
» yurdp  "fby  gegründet  mit  der  Benennung  „Kirchspiel 
ein«  li  /"  T°,dc  Plr«<«>b»  • Es  wurde  i8zz  zur  Kategorie 
°'fra  erhoben  und  der  vorige  Namen  Piraciraha  durch 
uäd  iii1'.  TV1.'  J*1're  ,8S6  »»rde  es  zurSladt  erhoben, 
Pirseieir lf“  ? Ja,,-r-n  il“f  uGgemeioea  Verlangen  der  alte  Namen 
ein^rnf.„Vedw 0,0*0,®brl:  “ Direkt  neben  der  Stadl  exislirt 
l'onni  r ’fer  Wasserfall;  der  Flufs  wird  befahren  von  kleinen 
amplera.  grofsen  und  kleinen  Kühnen  und  ist  reich  an  Fischen. 

1 Mail’  -S  fdl.  ha!  38  btrafsen,  8 Plätze.  1 Kirchen,  1 Theater, 
Lsz.ir  i'p:i  ,“ebi“de  m,t  Gefängnifs,  1 Hospital.  1 Asyl  für 
»toskrauke,  1 8«)  Häuser  und  7000  Einwohner.  Die  Stadt  wir, I 

gen  Schreiben  .ufBrittoch.Nort-Bon.vo  pelzten  IToffnun- 

W(E“^T  ?-'r  rhatsarhen  hinwei.en,  die  wir  im  Jahre 

kUtBUK  Va,h  u 4*9)  “ • d,e  ün«on8‘ir*n  klimatischeo  und  Bodcnvcr- 
it™'0!’  w“  ^ Gebiet  det  * Briti*h  Nortli  Borneo 

* 'T  Detnnt,  mitpetho.lt  haben.  p 


vorlftofig  noch  mit  Petroleum  erleuchtet  En  wird  augeoblicklicb 
ao  der  Wasserleitung  gearbeitet  welche  bis  Ende  des  .Jahres  fertig 
gestellt  werden  soll;  auch  werden  jetzt  hier  schon  Markthallen  ge- 
baut. Durch  Eisenbahn  steht  die  Stadt  in  Verbindung  mit  den 
KöstenplStzen  Santos  und  Rio  de  Janeiro  und  nach  dem  Innern 
mit  dem  Hafen  Lengöes  (am  Flnsse  Tiete)  durch  Dampfschifffahrt. 
Es  existiren  4 öffentliche  Schulen  für  Knaben  mit  je  einem  Lehrer 
und  zusammen  240  Schülern,  4 Schulen  fnr  Mädchen  mit  je  1 
Lehrerin  und  zusammen  160  Schülerinnen , 1 Kolleg  för  Mädchen 
mit  circa  100  Schülerinnen  und  noch  einige  Partikularscbulen.  Es 
existiren  die  erforderlichen  Behörden,  2 Zeitungsdruckereien,  4 
Musikkapellen,  8 Musiklehrer,  8 Advokaten,  2 Notare,  4 Apotheken. 
8 Arzte,  5 Zahnärzte,  3 Ingenieure,  3 Hotels,  3 Restaurants,  2 
Photographen,  12  Kapitalisten,  4 Uhrmacher,  8 Schneider,  12 
Schuhmacher,  6 Schroiedp,  6 Kupfer-  und  Blecbschmiede,  8 Sattler, 
4 Maler,  6 Tischler,  8 Schlächter,  6 Bäcker,  6 Kommissionsbfluser, 
176  Geschäftshäuser  (Schnitt-,  Porzellan-,  Ei  senwaareo,  fertige 
Kleider,  Lebensmittel  u*w.)  Aufserdem  eine  grofse  Baumwoll- 
spinnerei, Zentral-Zuckerfabrik,  Seifenfabrik,  Gerberei,  3 Bier- 
brauereien und  1 Maschinenfabrik  für  Kaffee-  und  Reisreinigungs- 
maschinen. In  der  Umgegend  sind  18  Ziegeleien,  6 SSgemüblea. 
Es  wohnen  dort  80  Kaffeepflanzer,  26  Zuckerrohrpflanzer  und  viele 
kleine  Bauern,  welche  Zerealieu  pflanzen. 

Der  Kreis  nebst  Stadt  bat  circa  22000  Bewohner;  davon  sind 
ungefähr  der  sechste  Theil  Ausländer,  hauptsächlich  Portugiesen, 
Deutsche  und  Italiener  und  4600  Sklaven.  Die  Oberfläche  des 
Munizips  hat  26  □ Legoas  (a  4B^|  qkm)  nnd  produzirt:  3760000 
kg  Kaffee,  825000  kg  Zuekcr,  1 50000  kg  Baumwolle,  2(XK)  kg 
Rolltabak,  20000000  1 Mais,  4500000  kg  Speck,  8000000  I Reis, 
800000  1 Kartoffeln,  500000  1 Branntwein,  40000  I Mandiokafarin, 
200000  1 Mandiokastärke,  16000000  1 Bohnen,  etwa»  Käse  und 
Butter.  Es  exportirt  nach  dem  Hafen  von  Santo»  3000000  kg 
Kaffee;  ferner  Zucker,  Branntwein,  Bohnen,  Mais,  Farin,  Reis,  Stärke 
nach  den  benachbarten  Munizipien.  Aufserdem  gedeihen  »ebr  gut 
Früchte  und  Gemüse,  wie:  Weintrauben,  Bananen,  Orangen,  Goyabas, 
Quitten,  Mamüo,  Erdnüsse,  Abobera»,  Erbsen,  Caras,  Zwiebeln, 
Knoblauch,  Araruta,  Morangos,  Balatas,  Kohlarieu  usw. 

Kohlengewinnung  in  S&o  Jeronymo  (Rio  Grande  do  Sul).  Die 
«Deutsche  Post“  in  Sao  Leopoldo  schreibt  hierüher: 

«Wer  den  ganzen  Verlauf  der  so  vielseitig  angefeindeten  Kohlen- 
gewinnung in  S.  Jeronymo  kennt,  würde  erstaunen,  wenn  er  beute 
die  kolossale  Veränderung  sehen  würde,  die  sich  in  den  letzten 
zwei  Jahren,  seit  sich  für  diesen  Zweck  eine  nationale  Kompanie 
io  Rio  de  Janeiro  gebildet  bat,  nun  unseren  Blicken  darbietet;  der 
•Schienenweg  von  den  Minen,  der  früher  in  Säo  Jeronymo  auslief, 
i*t  jetzt  nach  den  sogenannten  xargveadaa  verlegt,  wohin  während 
des  ganzen  Jahres  hinreichendes  Fahrwasser  auch  für  gröfsere 
Schiffe  ist,  und  an  den  Ufern  des  Jacuby  erhebt  sich  ein  majestä- 
tisches Fabrikgebäude  mit  einer  Maschine  von  160  Pferdekraft, 
die  täglich  die  Kleinigkeit  von  160  Tonnen  Briketlen  fertig  stellen 
kann. 

In  der  ganzen  Welt  werden  diese  Briketten  in  grofaem  Mafs- 
stabe  fahrizirt  und  nach  den  Konsum-Orten  ansge führt , wozu 
natürlich  auch  Brasilien  gehört,  dessen  Marine  regelmäfsig  eng- 
lisches Produkt  verwendet.  Wenn  nun  in  Zukuuft  dieser  Artikel 
im  eigenen  Lande  fabrizirt  wird,  »o  sind  wir  einen  grofsen  Schritt 
weiter  auf  der  Bahn  unserer  Entwickelung  gekommen,  da  das  Geld 
im  Lande  bleibt  und  wir  von  ausländischen  Lieferanten  unabhängig 
werden.“ 


Deutsche  Lieferungen  nach  Venezuela;  Strafaenuhren.  Der 

«Deutschen  Banzeitung“  entnehmen  wir  hierüber  Folgendes; 

Ein  hübsches  Beispiel  solcher  Lieferungen  bieten  die  für  Caracas 
bestimmten  Strafsenuhren.  Solche  sind  in  jeuer  Gegend  nothwendig, 
da  die  Aufstellung  von  Uhren  auf  Thürmen  der  häufigen  Erdbeben 
halber  nicht  rathsam  ist.  Den  ganzen  Auftrag  Imt  nun  die  in 
Liquidation  begriffene  Stuttgarter  Exportfirma  Alb.  Meyer-Beckh 
vermittelt;  der  Auftrag  bpzog  sich  auf  8 Strafseoubn-u.  3 etwa  3*/»  m 
hohe  Bronzeuhren  für  die  Paläste  der  ersten  Würdenträger,  'so- 
wie eine  Thurranhr  mit  vier  2 m grofsen  Zifferblättern  aus  Milch- 
glas. für  den  Thurm  der  Kathedrale.  •Sämmtlicbe  Zifferblätter  sind 
Nachts  zu  erleuchten  und  erhalten  elektrische  Zeigerwerke,  welche 
durch  ein  unterirdisches  Kabel  von  8000  in  Länge  untereinander 
und  mit  einer  den  Gang  sämmllicher  Uhren  regulirenden  Normal- 
uhr verbunden  werden.  Die  Entwürfe  stammen  aus  dem  Böreau 
der  Architekten  Eisonlohr  & Weigle  in  Stuttgart.  Die  an  den 
Strafsenubrcn  angebrachten  optischen  und  meteorologischen  Instru- 
mente kommen  aus  dem  Atelier  des  Herrn  Mollenkopf  in  Stult- 
gart,  während  der  Gufs  der  formenreichen  Uhrengehluse  von  dem 
K.  Hüttenwerk  Wasseralfingen  besorgt  wurde,  das  durch  seinen 


Nr.  3. 


48 

EXPORT,  Organ  dea  Centralvereins  für  Handelsgeographie  etc. 


1887. 


schönen  Guf*  rOhmlicbst  bekannt  ist.  Die  Bronziruogen  erfolgten 
durch  H.  G.  Streicher  in  Wa»»cr&lfmgen.  Das  Ganze  wird  durch 
einen  deutschen  Arbeiter,  der  »ich  mit  der  Waare  eingeschifft  hat, 
in  Caracas  aufgestellt  werden  und  ein  rühmliches  Zeugnifs  für  die 
deutsche  Kunst  und  Industrie  bilden.  Erwähnt  sei  noch,  dafs  der 
Auftrag  schon  vor  Jahresfrist  ertbeilt  war,  die  Ablieferung  wegen 
der  in  Venezuela  ausgebrochenen  Revolution  übrigens  seither  unter* 
brochen  werden  mufstc.“ 


Ans  wissenschaftlichen  Gesellschaften. 

In  der  Januarsltruirg  der  „6eteHMtiaft  für  Erdkunde'4  gab  der  Vor- 
sitzende. Herr  Dr.  W.  Reifs,  einen  Rückblick  über  die  Vorgänge  in  der 
Gesellschaft  nährend  des  Jahres  1886  und  über  den  gegenwärtigen  Stand 
der  letzteren.  Per  Generalsekretär  Freiherr  von  Danckelmann  erstattete 
hierauf  älter  die  geographische  Forschung  während  des  letzten  Jahres  Bericht, 
aus  welchem  wir  Folgendes  bervorheben. 

Dt«  Polarforsrhimg  ist  ungewöhnlich  arm  an  Ergebnissen  gewesen;  vor 
Kurzem  hat  man  überdies  die  Nachricht  erhalten,  daf*  die  Expedition  von 
I>r.  Bunge  und  Baron  Toll  wegen  einer  Seuche  unter  den  Renthieren 
gescheitert  sei.  Für  die  Erforschung  der  Antarktis  beginnt  sich  das 
Interesse  mehr  und  mehr  zu  regen;  die  Erschöpfung  der  Walfischgriinde 
im  Norden  giebt  den  stärksten  Antrieb  hierzu.  — In  Asien  hat  (tenoral 
Prsch  ewalsky  seine  grofse  Heise  glücklich  beendigt;  auch  Botany  ist,  wie 
soeben  vorlauter,  bei  seiner  Reise  vom  Gelben  Flusse  durch  die  Wüste 
Gobi  auf  russischem  Gebiete  augelangt.  Die  Forschungstahrten  in  Nen- 
Guinea  waren  nur  theihroiso  erfolgreich ; in  Australien  hat  David  LincUay 
mit  Hilfe  von  Kamelen,  die  dort  jetzt  gut  gedeihen,  eine  gelungene  Aus- 
kundnebaftuug  des  King  River,  der,  auf  den  Mardonaldbcrgcn  entspringend, 
sich  in  der  Wüste  verläuft,  unternommen.  --  ln  Nord-Amerika  war  Alaska 
das  Arbeitsfeld  Schwatka’s,  in  Sud-Amerika  die  Sierra  Nevada  de  Sa  Mnrta 
dasjenige  L>r  Sievert’*,  de?  Reisenden  der  Rittcrstiftnng.  Che  rau»  um- 
fassend gestalteten  sich  die  Entdeckungen  in  Afrika,  dem  .Mode-Kontinente* ; 
zum  groben  Theile  waren  hier  deut-ch«  Forscher  thiitig,  OM  denen  leider 
mehrere  dem  Klima  zum  Opfer  fielen.  Der  Vorsitzende  theilte  vor  Eintritt 
in  die  Tagesordnung  mit,  dafs  ihn  die  Frankfurter  Geographische  Gesell- 
schaft anläßlich  ihres  am  18.  Dezember  v.  J.  begangenen  fünfzigjährigen  Jubel- 
festes, „wohl  wesentlich  aus  Kourtoisie  gegen  die  Berliner  Gesellschaft*4, 
zum  Ehrenmitglied«  ernannt  Habe,  ferner  dals  von  Neuem  Sammlungen  für 
das  Xachtigal -Denkmal  ins  Werk  gesetzt  seien,  weil  die  vorhandene  Summe 
(11347  M)  gegenüber  den  hohen  Transportkosten  (nach  Kap  Palnun)  aich 
als  nicht  ausreichend  erwiesen  hat. 

Stabsarzt  Dr.  L.  Wolf,  Dresden,  hielt  hierauf  einen  Vortrag  über  seine 
Reisen  in  Zcntral-Afrika.  Im  Allgemeinen  kann  der  Inhalt  als  nus  frühe- 
ren Vorträgen  desselben  Redners  bekannt  erachtet  werden.  Folgendes  möge 
zur  Ergänzung  angeführt  sein.  Der  Bericht  bezieht  sich  auf  die  grofse 
Expedition,  welche  im  Aufträge  des  Königs  der  Belgier  unter  I.ieuteuaot 
Wifsmnnn  im  November  1883  nach  Luanda  abging,  sich  in  Malange  in 
drei  Karawanen  theilte,  von  denen  die  eine  unter  Führung  des  Redners  im 
Juli  1884  nach  dem  Kassa!  aufbrnch.  denselben  auch,  da  es  gelang,  einen 
mächtigen  Negerfürsten  als  Begleiter  zu  gewinnen,  orTeichto  und  bis  zum 
Kongo  hinab  verfolgte.  Sodann  fuhr  Redner  den  mächtigsten  rechtsseitigen 
Ncbenfluf»  des  Kassai.  den  Sanknrru,  aufwärts  und  machte  achliefslich  noch 
einige  Vnrstöfse  in  den  Lauf  anderer  Nebenflüsse.  Io  Malange  «rar  e*  un- 
möglich, Träger  für  die  ganze  Reise  zu  erhalten;  die  Leute  dort  verdingen 
sich  überhaupt  nicht  auf  Zeit,  sondern  nur  für  einzelne  Touren  und  ver- 
langen di«  Bezahlung  in  Form  von  Tauschwaaren  voraus.  Sie  sind  in  erster 
Linie  Händler  und  ticnutzen  die  Expeditionen  eigentlich  nur  als  Gelegen- 
heit, ins  Innere  zu  gelangen  und  dort  Geschäfte  zu  machen.  Nach  dem 
Kassai  wollte  Niemand ; nur  bis  Mukenge  konnte  man  mit  ihnen  abschli«*f»cn. 
Was  das  weitere  Fortkommen  der  Karawanen  im  Inneren  betrifft,  so  hängt 
dasselbe  wesentlich  von  der  Art  und  Weise  ab.  wie  man  die  Eingeborenen 
zu  nehmen  versteht.  Kriegerische  Zusnmmcnstüfsc  pflegen  »ich  schwer  zu 
rächen,  weil  die  Nachricht  von  denselhen,  meist  sehr  übertrieben,  sich  rasch 
von  Ort  zu  Ort  fortpflnnzt  und  überall  von  vornherein  ein«  feindselige 
Stimmung  gegen  die  Ankömmlinge  erzeugt.  Auch  ohnedies  wird  der  Weine 
gewöhnlich  mit  Drohungen  empfangen;  diese  Drohungen  sind  indefs  nur 
Komödie,  welche  die  Angst  der  Leute  verdecken  sollen,  l'nd  die  Angst 
ist  begreiflich  angesichts  der  unaufhörlichen  Kaubzüge  und  .Sklavenjagden, 
wie  sie  dort  gang  und  gäbe  sind.  Ilat  raun  trotz  besten  Willens  einem  Kampfe 
nicht  ausweid! en  können,  so  muf*  man  auf  einen  formellen  Friedensschlul»  be- 
dacht sein,  der  denn  in  der  Regel  dadurch  erleichtert  wird,  dafs  da»  natürliche 
lirchtsgcfühl  des  Sieger»,  nachdem  die  erste  Aufregung  vorbei,  der  an- 
gegriffenen Partei  gern  Zugeständnis*«*  zu  Tbeil  werden  läfst.  Als  sehr 
interessante  I^ute  schildert  Redner  die  kriegerischen,  streng  von  den  Nach- 
barn »ich  abschlicfsenden  Bakubo,  die.  noch  nicht  von  der  europäischen  Kultur 
berührt,  in  Sitten  und  Kunstfertigkeiten  vieles  Bemerkenswerthe  zeigen,  in 
-chönen  Dörfern  mit  sauberen,  geraden  Straften  und  zierlichen  Häusern 
wohnen  und  den  Ackerbau  sorgfältig,  «dt  auf  eingefriedigten  Feldern,  betrei- 
ben. Ihr  Fürst  ist  der  l.ukengo,  der  als  grausamer  Zauberer  gilt,  der  aber, 
uachdeiu  auch  hier  der  erste  Empfang  ein  feindseliger  gewesen,  in  ein 
freundschaftliches  Verhältnifa  zu  dem  Reisenden  trat.  Von  Löopoldtillc,  wo 
Redner  mit  »einer  Karawane  den  Kassai  und  Kongo  abwärts  angelangt  war, 
fuhr  er  am  5.  Oktober  1885  mit  den  beiden  Dampfern  .Stanley“  und  „Ku 
av«nt“  wieder  stromaufwärts;  nn  der  Mündung  de»  Lucbo  in  den  Lolua 
gründete  er  die  Station  Luluaburg,  und  am  8.  Januar  1886  trat  er  die 
Sankurm fahrt  mit  dem  .En  avant“  an.  Der  Dampfer  war  so  schadhaft,  dafs 
die  Undichtigkeiten  in  der  EUenwoad,  sogar  im  Kessel,  oft  mit  Lehm  aus- 


gebessert »erden  mufsten.  Zürn  Ersatz  unbrauchbar  gewordener  Sledcrohr» 
und  Roststäbe  war  man  Gewehrläufe  zu  verwenden  gezwungen,  wodurch  die 
Wehrhaftigkeit  der  Expedition  natürlich  litt.  Auch  ging  die  Fuhrt  »ehr 
langsam;  *i«  verlief  Inder»  glücklich.  Der  Sankurm  i*t  ein  schöner,  2-  bi* 

30 00  m breiter,  durchschnittlich  3 m tiefer  Strom  mit  wechselnden  UferUod- 
vJwften,  Bis  Kalschitsch,  wo  *.  Z.  Poggo  und  Wi  Ts  mann  übersetzten 
und  wo  mau  am  18.  Februar  1886  cintraf,  reicht  dieser  Charakter  de? 
Flu»*«»;  von  dort  aufwärts,  wo  der  Name  Sankurm  zuiücktritt  und  dafür 
die  Bezeichnung  I.ubilasch  üblich  ist,  wird  er  eng,  felsig  und  reifsend.  Ein 
weiteres  Stück  aufwärt«  traf  man  bei  dem  gefürchteten  Häuptling  Zappu- 
Zapp  die  ernten  Feuergewehre  tind  auch  sonstige  Beweise  für  Handels- 
verkehr mit  dem  nicht  weit  «utfernton  Njangwe.  Der  Sankurm  dürfte,  weil 
er  den  grofsen  Bogen  de»  Kongo  abschneidet  und  somit  auch  die  Stankj- 
Fällo  vermeidet,  in  Zukunft  die  Haupt -Handekstrafse  des  Kongobeckens,  d« 
nächste  und  bequemste  Verbindung  der  Ost-  nnd  West -Küste  ZentraJ- 
Afrikas  bilden. 

Zum  .Schluss«  sprach  Dr.  van  Rijckevorsel  über  Sumitra.  Au* 
dem  sehr  reichhaltigen  Vorträge  mögen  einige  Einzelheiten  hier  Platz,  finde«. 
Das  die  ganz«  Insel  Sumätra  durchstreichende.  dann  unterseeisch  zu  dm 
Nikobaren  sich  fortsetzende  Gebirge  bezeichnet  Redner  als  ein  inber-1 
wirr  gmppirtcs,  dessen  geologische  Deutung  auf  grofse  Schwierigkeiten 
stöfst.  Von  Wichtigkeit  sind  dabei  die  vulktnUchen  Ereignisse,  die  »teilen- 
weise  Alles  kraus  und  bunt  durcheinander  geworfen  haben.  Landschaftlich 
hat  aber  diene*  fc**selhv»e  Walten  der  Naturkräfte  die  überraschendsten  und 
schönsten  Wirkungen  erzeugt.  Die  Bevölkerung  ist  spärlich,  und  in  diesem 
Umstande  sieht  Redner  ein  schweres  Hemmnife  der  Kolonisation,  die  aJ 
Java  wesentlich  wegen  der  dichten  Bevölkerung  so  günstig  verlaufen  i*z. 
Deswegen  sind  auch  »o  viele  Unternehmungen,  trotz  sonst  günstiger  Vor- 
bedingungen, hier  zu  Grunde  gegangen.  — Die  Menschen  sind  gut  gebaut, 
aber  nicht  hübsch  Der  Bevölkerungszuwachs  ist  u,  a.  deshalb  ein  »oJ*ng- 
sanier,  weil  die  Sitte  herrscht,  dar»  die  Frauen  gekauft  werden  roüs***n. 

K*  giebt  deshalb  »ehr  viele  Ledige  beiderlei  Geschlecht»,  und  in  Folgr 
dessen  manche  bedauerliche  Zustände,  wie  Prostitution,  Abtreibung  d* 
Frucht  usw. 

Kommt  der  Reisende,  sei  es  ein  Fremder  oder  ein  Beamter  der  nieder- 
ländischen Regierung,  an  irgend  einen  Ort,  so  versammeln  sich  di«  jungen 
Mädchen  zum  Tanze.  Ohne  Tanz,  geht  es  überhaupt  fast  bei  keiner  Gelegen 
heit  ab:  die  Minner  sieht  man  hierbei  selten.  Mit  Leidenschaft  oblieg« 
die  Leute  dem  Sport  der  Hahnenkämpfc.  Fa*t  jeder  Sumatraner  besitzt 
einen  Kampfbahn,  und  da  diese»  Thier  einen  solchen  Werth  darstellt,  *o  Ufa 
er  e*  nie  au»  der  Hund.  Man  sieht  deshalb  fast  nie  einen  Mann,  der  nicht 
einen  Hahn  unter  dem  Arme  trüge. 

Von  besonderem  Interesse  erscheint  es,  daf»  dort  überall  das  ganz* 
Dorf  für  Verbrechen,  die  in  seinem  Bereiche  verkommen,  verantwortlich  ist, 
d.  h.  freiwillig  zur  Sühne  cintritL  Dies  Ist  ein  uralter  Brauch,  der  nicht 
erst  durch  die  Niederländer  eingefübrt  wurde. 

Die  herrlichen  LandsehaflUhilder  Sumitra»  werden  durch  zahlreiche 
Thier«  belebt.  Affen,  Elefanten,  Tiger,  Wildschweine  Büffel,  Antilopen^  n**  | 

Man  kann  sagen,  daf»  dort  mehr  wilde  Thier«,  als  Menschen  »ind.  Di*  Koaigv 
tiger  »ind  noch  sehr  häufig.  Die  Elefanten  werden  zu  Arbeitsleistungen.  i 
wie  Transporten  usw-,  nicht  benutzt,  da  ihr  Unterhalt  zu  theuer  würde;  *od> 
sollen  sie  nicht  »0  gelehrig  wie  die  indischen  sein- 

Was  die  Wohnungen  und  LehensverhiltnisK«  der  Menschen  tun  Palem- 
bang  betrifft,  so  sind  die  Dörfer  daselbst  »ehr  hübsch  gebaut,  mit  geraden 
Strafscn,  zierlichen  Häusern.  Die  Felder  werden  sehr  sorgfältig  gebaut 
und  oft  eingefriedigt;  Bananen  und  Ananas  sind  die  hauptsächlichsten  Früchte, 
die  gezogen  werden  Von  Hausthicren  findet  mau  nur  Ziegen  und  Hühner, 
dies«  aber  in  grnfser  Meng«.  Geschickt  sind  die  Leute  in  der  Hersteller«! 
schöner  Waffen  und  Flechtarbeiten. 

Palembang  zeichnet  »ich  durch  hohe  Lage  und  angenehm«  Tagcv 
teutperatur  aus;  doch  Isr  das  tropische  BöhMlIlM  dort  im  Allgemein'" 
keineswegs  so  harmlos.  Europäer  erkranken  in  der  Regel  zu  Anfang; 
müssen  sich  erst  an  das  Klima  gewöhnen. 


Briefkasten. 

F.  R.  - in  Berlin.  Dal«  di«  dtuiUdia  Firma  Krupp  ln  K-trn  d-n  ü-vchlar  '«o**» 
t.i rfrruna  vno  SO 4 Ml  T«nn*a  StiliUrhixri-ii,  La»cb«a  unil  Platten  (uT  dt*  Otaataainraliah»*»  »> 
Vlrticil  «*il*n«.  d*r  KnlnnlalraRlarung  In  M-lbourn«  er  tu  Hon  hat.  i-1  n1I!o»W»  nrhUI-  0*' 
JM  ilarnnlba  »uMr*li,rh*  Markt,  mH  diu  \ot  ««.  10  Jahre«  DantarhlaM  »och  f»»t  «»r  k*ii" 
llatidclacrrbindurtgca  halle.  uinl  • dam»,  iwcli  d«r  Syda.j-rr  A*aa»l«llunK  IMü.'lMI.  Hl* 

«Mi  tifc*  Ui  M«lbo«m*  »uttfaiad.  DU  «elcl>*(n  Käfer  d'*  bnicl*:*u*'n.-r»pbl»i  b«a  V«r«4mlaf  »'* 
deuMcfc-  H*>l helll«n4nii  .in  dlrtrn  Au*»t*lluar*n  n«d  itbertiaupl  fit  die  Kc*ctill*Hnn*  <*•*" 
traUtch««  Markte*  aetttrt  haben,  nnd  wclcfcam  Kpoti»  »U  »»bei  a»f»a«i  *un  vl«l*n 
,,*«f*K»*l  »Ind,  Ml  Ikntl  holiinn«!  w»lfb  •iiiaitig*  >'■  .<*«  «i«»*  B«»lfebMllK«o  »brr  sr*»IO<1  b*-rt - 
d><  dl*  iM.in*T  tJmf«nir  ■«nnhBiciidnii  M'-iid>ibf»n  drulwb-r  W*»rr»  *** 

.\n»ir*4i»o,  di«  Brrk«UMc  «i»"r  il»ai*(htn  P«rtid»nt|if«Tliiiin  n«w„  Akt  b*w«W  »* 

o<-u«rilln . » auch  »:«drr  di»  TfcaUnrhe,  d»f»  dl«  R« bannt«  dcmarba  Firm«  <1«  Zn«b  ** 
j«n«r  SOnoO  T-.im*n  Slabl««blnii*n  mw.  «rhalf-n  bau 

Herr  ILO.  Lobodan*.  Hamhorr.  ««»dar:  Dar  llanlmrc -<i«dat»*rlh»»iM*a 
dampf-r  „Roma“  t,(  auaetband  am  >'■-  .lanna»  Votmina#«  ia  Madaira  »ng«k:  mm»s 
Na-  hmil'ac  n-wh  dan»  La  t*l»»a  »ail«ma)jaa|trii.  .Cwn"  ial  ata  ».  Januar  von  »*• 

»arb  Aut«  rrj.rn  und  Hainl.nrj  «li.  r«*UK>‘n.  . ' anif'lo», ' hat  »iiaRebaad  am  7.  Jan'iar  _ 
lulitwa  botnr  paaairt.  ■'  lat  auawrbeu'l  am  ».  Januar  V»rnltiac«  in  M.tat«>>f«v 

K*b ■ MiHMii.  „Iluaart«*,  lat  aat  ».  Jnauar  Narhm.naß»  van  bnrnna  Alr*v  narh  AntaatP** 
teuatMi-  „Carl  Wo«r*#»na"  lai  r«Pkkahr*r=d  »n»  II.  Januar  la  Mad*lr»  an*»k-,",e,'n 
..  ttuton*'  nt  rurkkrbrtnd  am  10.  Jaowar  NarhrnitUffa  In  Bahia  »n^vk«  miarii.  .Rio"  '**  „ 
IU.  Januar  Narhmmaß«  vn»  H-tiia  via  Pwaanabu**  aarli  Blaropa  ali^ctanRen.  ..l’arnaaiM  ^ 
tat  au*K«b*nd  am  Jo  Januar  in  l.Maahnn  i»i»k.i«u»Mi  und  am  II  Januar 
Aauran  narli  Bra»iH«n  «•ii«rr*|<anir*n.  „Hambmrs"  hat  lOrkkabrrnd  am  1.  Ja»u»r  »* 
rrn«  pavairt  and  <*t  am  11.  Jaui.ar  Nai  luunlig-  ln  LMiaban  anc«kaMm«a.  MArg*adu* 
rnrkkvhrend  am  1.1.  Januar  B arluuiiiaK*  T««i«rll*  pamlrt. 

- Daa  »padltlnaahaaa  Aoiraat  HlataaBthal-llanibar*  l.«ftrblal  an«  f*l«*ad*  P*l»Cr<r 
und  H«*l*r-Abf»hM«n  von  Hamburg  narb  eurofAlatben  «ud  ill-*r»««lafb»n  l*ikuaa: 
a)  Dataprarblffa. 

Afrika  (f)üdw«r  kiiai«)  rla  Madalra,  Canarlarb«  1a*«ln.  (InrAn,  Accra.  Lafoa  titw.  bl*  t-'J*’ 
lakt.  F«*tdaaapf«r  „G«f1rtjd  WotnaUl",  KajiL  M*lrh«ru«a.  dtutarb,  II.  Janu»'- 
iLunpfvr  „Adolph  Wrwriaaria“,  Kap;.  U«in«tta,  dnutarJt,  Z».  Fahranr. 


1887. 


49 

EXPORT,  Organ  de»  CentraJverein»  für  Handelageographie  etc. 


Nr.  8. 


Afrika  (Waats  Bat«)  »5»  lladrira.  0»t*«  biw.  bl«  014  Calabar  lokl-  Fo«tdaapf«r  «Anna 
We»r»»ou-,  KipL  Ja.'tk,  dtwtertl,  »5.  F«t'na*r. 

Kap«tedt  «*b.  (»U  kU4«lr»)  all«  81  T«*«,  «aaieSal  Dampfef  „r«M*r\  «a*li»<i.  4.  Fabraar. 
P»mw,  Blaptpor»,  ll»nj[kQ*|  uti4  Japan  („K ituraln-Läni«**)  Diopfir  ■.llaipwia*,  üautacb, 
30.  jiiair , Damp  far Klarte»“,  Jtutaeb,  30.  Fabauar,  Dampfer  „Ktoba“,  deuUaA,  10.  Hin, 
Dampfer  „IpklgaBla“.  danUrh,  So.  lUit,  Dampfer  „Lydia".  daoUcb.  30-  April. 
Sl»*»p*r«,  Hrm*ku»<  und  Japan  (Shlre ■ Llnla)  Dampfer  . Fembmkeahlra",  aa^llach.  Ende 
Jannar,  Dampfer  „D«nhlpbl»*'\  «nftlUih.  30.  Pebraar. 

Panaac,  Htnfapwa,  Hoa«tiia<,  Bibaogbal.  Yokohama  and  HU*«  {direkt)  („Union  Linie“) 
Dampfer  „Caecapedia*',  Kapt.  Frater,  aiultiek,  V Februar. 

Adelaide,  Melbourne  und  Sydney,  (‘ottdampfer  »Hohaaeiaufm",  daatacb,  bla  18.  Januar, 
älngapere,  Hongkong.  Schanghai.  Tokokama,  Hfop°  und  Nagaaakl  (»la  Fort  Sard.  S*»»a.  Adaa 
and  CVIumbo)  l uMdampfer  „ß«i*m“,  deniark,  bla  S.  Februar. 

Valparalao,  Arlra,  Molland»  und  Callau  ela  Penta  Araoaa  {Mag  8tr.)  und  Cutunel  and 
ertiter  narb  Punta  Areoaa  {C.  fc.),  Cerlnio,  La  Liüuu.  La  Libettad.  Arqjutla,  Ban  Joti 
da  Ge*t**aala  und  Ckamparieo  aeaat.  »ach  (fas  Juan  dal  8«r  and  Amtpili  (tla 
Ar.ia-rpre)  Puatdampfar  „IhU-1,  KapL  Vom,  darnach.  31.  Januar,  und  aln  deuterber 
Pnetdarapfar  a<a  in.  Fabruar. 

Montevideo  und  Baanoa  Aue»  f*la  Madeira)  Dampfer  „Korupa“,  KapL  IMlefal.  8t).  Januar, 
Mnntavidoo,  Buaaua  ALre».  K.narvo  und  Ban  Kiota»  (via  Madeira)  Poiidarnpfer  Jrtwfall«*, 
KapL  Behrraaan.  darnach.  >0.  Januar 

Muiuatldao,  Buta.i  Alrae  und  Koiano,  Dampfer  „Aoglo-Indlan“,  anfileck,  VS.  Januar. 
Parnaruboro,  Rio  da  Janeiro  uad  Sanica  (via  Ueaabmi)  und  Aaoren  Peatdaaapfar  „Parana- 
gaa".  Kap!  RohW«,  deolach.  8).  Januar. 

Wut- Indien  ela  llarra  (BL  Thema».  Vanetnaln,  Mahl)  am  6.  u«d  91.  nueb  narb  Puerto- 
Plasa,  am  6.,  fl.  «nd  34.  Jeden  Motiaia,  anniebat  ein  dautacher  Pultdampfer  am 
8t.  Januar. 

Maslro  (rin  Harra),  Vtrarrua,  Tampico  und  Prngrreo  am  8.  Jaden  Moeau,  auniektt  ela 
duuUrber  Pnatdeapfet  in  3.  Februar. 
l'iiettu-Hu-r.,  Dampfrr  „HantiagueAa*4,  Kapt.  f Urtel«.  ?J  Januar. 

Habana.  Uuuim.  Claufuagoa  und  Hl  Jap«  da  Cobn  Dampfer  „A*|uadlU»nn",  Kapt,  Garn), 
■panlaeb,  II.  Februar.  Dampfer  ..BrauvetU“.  KapL  Olagn-bel-,  epaniarh,  13.  Mar*. 

Sem  York  (*ie  Harn)  Poatdampfer  „Rupia",  deutle b.  S‘3.  Jänner.  Poatdampfer  „Wieland1 
«fentecb,  Ml.  Januar,  PtHtdampfer  „Bob *aüa“,  dautark.  6.  Februar.  Puatdampfar  „Kbaetie11, 
deutacb,  18.  Fabruar,  UuUaj-Damplar  „PolarU“.  Kapt.  Srhade.  dauteek.  19.  Jaouaa, 
Dampfer  JtnrTaute“.  KapL  kUller,  deuUrh,  t*  Januar,  Dampfer  „PolynaaU1*,  Kapt. 
Kühn,  duntech.  8.  Fabruar.  Dampfer  .Amalt“,  Kapt.  Bäkr,  dauueb.  9 Kebtuar. 

Hall  Ja*  Ulrskt  (eraall.  auah  Boaton)  Dampfer  „Baumuall",  Kapt.  Beiiwbr,  daulaeb.  H.  Februar. 
Harmlcb,  Dampfer  ..Germania'',  Kapt,  Wnltera,  deuLarb.  19.  Januar. 

Dublin,  BrlatoJ  und  Hunnaea.  Dampfer  „CUy  öf  Malaga-,  Kapt.  Codd.  »Bfllarb,  19  Januar. 
T..a#e.,  gantender  and  Bllbno.  Dampfer  „Claenr".  KapL  Merredal.  rpaniaek.  81.  Jaaua». 
llarceloea,  Tarragoea  und  Valencia,  Dampfer  „Altaradn“.  KapL  Fernande*,  apanlark. 
81.  Januar. 

Madrid  und  aaderea  Babntutiunen  Portugal  Spanten*  (ria  Lätaabenj  Poatdauipfer  „Parma 
gua“,  83.  Jannar. 

Triatl,  Daeapfar  .Julia“,  KapL  Janien.  deuterh,  f».  83.  Januar. 

KeneUutinupal.  tidaaaa  u.  Datum  t Mal  pr.  MoaaL  auuArbat  Dampfer  „Metko“.  Kapt. 
Stuhr,  darnach,  87.  Januar. 

Kopenhagen . Melmüe  (um  Bkngen)  Dampfer  „Muiavi-,  Kapt  »tru<kni.inn,  lUniark, 
88.  Januar. 

Hanak*  n.  Königsberg,  Dampfer  „Angusr1,  KapL  Datfa,  deaiacb,  Indebcrail. 

b)  Hagelackiffe. 

Malbourua  Wbarf  „Frita««**  (ton  Rlaen),  norvagiarJi,  Kode  Jnuuar. 

Sydney  ..InekgMen“  (tob  Kla«n),  engllaab.  Bnda  Jannar. 
nan  Frnnetac«  direkt  „L'ynleea“  (»aai  KapL  Uutu.n,  engiiacb,  ptompL 

UutyaqaU  „Maatenn“,  KapL  Wenrel.  deuueb.  prompt.  „Dora“.  Kapt.  Haneen.  d4nl«rh,  folg. 
Vaiparalio  „Pandur* , Kapt  Kay«ar,  daulaeb.  prompt,  „Polynetla“  (eon  Klaan).  Kapi. 
Bah  lat.  dautaeh,  folgend. 

Ko  aarin  (direkt)  *Je»«T  Aanlng“,  Kapt.  Monon.  cngllaek,  ladet. 

Buann»  Alm»  (Kiarbualn)  .Jng'burg1*.  Kapt.  Zlmmermuan,  deottek,  prompt 
kiaekual«  (Huenen  Airr»)  direkt  „Capelle“  (ton  Riaeu),  KapL  Denaek«,  dtutarh.  ladet,  ^an«“, 
KapL  Edwarde,  engllacb.  Ladet, 
klo  Grande  „Birgitta“.  Kapt  lp»«n.  däniaeh,  ladet. 

Porto  Alegre  (direkt)  JKelka“,  Kapt.  Wie*« , deotarb,  ladet,  „Pomona",  Kapt.  Nleiaen, 
dtniaclt  ladet. 

Santo»  ..Alu lue“.  KapL  Ujrkk.  deaueb,  prompt. 

Rto  de  Janeiro  .jdrgen“,  Kapt.  Betckuann.  deoueb.  prompt  „Kdltk  Mary-,  Kapt.  Hekotu, 
denuch,  prompt  JUritra“,  Kepe.  ÜruataiL  Borvreglach,  tegalferiig,  „Tkomaa  S.  Falek“, 
Kapt.  Jaoobaen,  »orweglieb.  ladet 
Pernemliueo  „Helen*“,  Kapt.  Bebrmaoa.  dentarh,  prompt 
Cledad  Bolle  er  „tludlerml  na  ' Kapt.  LenUckn,  dentanb,  prompt. 

La  Ouayra  nnd  kUraratb*  „Catrinr“,  Kapt.  Poulaen,  diniaeh.  prompt. 

L»  Guayra  und  Puerto  Gabelte  „Mathilde“,  Kapt  Bultaeu,  daut.tk.  prompt 
Fonrto  Cabello  (direkt)  und  Mareraibu  „Gaalne“,  Kept  Maller,  deotarb,  prompt 
Curafao  und  Martraik<.  „Fouaalngu“.  Kapt.  fltraiid,  dtnlKh,  lad«». 

Habana  „Birma“,  Kapt.  Mal*,  deulack,  prompL 
Verarm«  „Dtirango“  Kapt  Wahlen,  deutnek.  prompt. 

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11»  lirgtlaag  fkr  41t  Mflrderttgitatle«  Jade»  ui  (Ufr«  L L.  tl«g«re4tklta  MarM  M ftr- 


«eGe«  tm  dm  dam  HtaiMlMrtriaift  4e»  L-L  altk  I aagtklriga«  rirana  1 Hark  (In  ÖMUckai 
kMurlti)  ktiaaflgea.  In  iWiiialti  4m  wri«  41*  mH  Im  Irflr4tni(  getrbin 


ü*kar  Oltriti  t«rbu<M«n  lileitM  I«  l*ck««ag  gtrteUL  I!«  If  rt«««a  «tl»«r  l«BragS«kn 
Gellt  In*  L-L  air  Mine*  IktLieoIvs  M 4m  Ittklhi  kekaaelet  It4b(u(ti  «U. 

35.  Ein  tüchtiger  Afent  in  Kopenhsgrn,  «elcber  (bu«lhet  eeit  mehreren 
Jahren  elablirt  und  bei  der  PJaU-Kundsehafi  put  eineefübrt  ist,  wünscht  die 
Vertretung  einer  leistungsfähigen  Leimfabrik  tu  übemehmen  Derselbe 
toter eaairl  sich  speziell  für  Kölner  Leim  und  billige  Waare.  Offerten  erbeten 
unter  L.  L.  83  an  das  E.*B. 

86.  Ein  renommiftes  Amsterdamer  Haus  wünscht  mit  solchen  deutschen 
Fabrikanten  in  Verbindung  zu  treten,  welche  geneigt  sind,  ihre  Muster  in 
keinem  Anfang  1887  zu  eröffnenden  permanenten  Musterlager  gegen  Ver- 
gütung Ton  40  ft  pro  qm  jährlicher  Raucnmiethe  auBXu&tellen  und  ihm  den 
Verkauf  ihrer  Erzeugnisse  sowohl  für  den  Export  als  auch  für  den  boll&ndischen 
Konsum  proviaionsweise  zu  übertragen.  Es  kommen  dabei  die  folgenden 
Branchen  hauptsächlich  in  Berücksichtigung:  Koufektion  (Damenmäntel, 

Tricot-  und  Jersey-Taillen).  Manufaktumaarcn,  Porzellan,  Steingut.  Glas,  Näh- 
maschinen, landwirtschaftliche  Geräte.  Möbel,  billige  gute  l’ianinoe,  Hand- 
schuhe, Spiegel,  Lackirwaarea,  Papier,  Leder,  Konserven,  Wische,  Uhren,  j 
Metailwsaren , Uoldwaarcn  usw.  Offerten  zur  Weiterbeförderung  erbeten  I 
w»*eT  L L.  84  an  das  E.-B.  I 


87.  Ein  bestens  empfohlene«  Agenturgeschäft  in  Venedig,  welche«  die 
Provinzen  Ober*  und  MittcMtaliens  regelmiTsig  bereisen  li/st,  sucht  Ver- 
tretungen leistungsfähiger  deutscher  Fabrikanten  in  folgenden  Artikeln: 
Kattun  -Manofaktunraaren,  Blaudruckstoffe,  wollene  Sbawls,  Flanelle,  Kascb- 
mirBbawls,  Konfektionsartikel  für  Damen,  wollene  Stoffe  für  Damen,  Kasch- 
mirc,  sinn  rot  liehe  Geraer  und  Greizer  Fabrikat«  usw.  Offerten  zur  Weiter- 
beförderung erbeten  unter  L.  L.  35  an  das  E *B. 

38.  L>ie  Herren  H.  Ähren s <k  Co.  in  Yokohama.  Hiogo,  Nagasaki  und 
London  zeigen  uns  an,  dafs  nach  dem  Tode  des  Inhaber»,  Qerm  Henry 
Ahrena,  das  Geschäft  unter  der  Firma  II.  Ahrens  <fc  Co.  Nachfolger 
an  die  Herren  Th.  Hake,  E.  Wismer  und  G.  R.  Mosle.  welche  die  Lei- 
tung des  Geschäfts  schon  seit  Jahren  inne  hatten,  ühergegatigeu  ist.  Die 
Führung  des  Londoner  Zweiggeschäftes  verbleibt  nach  wie  vor  dem  Herrn 
W.  A.  Dattan,  der  ebenso  wie  die  Inhaber  der  neuen  Finna  mit  der 
Liquidation  des  früheren  Geschäfts  in  Japan  betraut  ist. 

89.  Für  eine  renommirte  deutsche  Pinselfabrik  werden  geeignete 
Verbindungen  nach  dem  Auslande  gesucht.  Angebote  und  Anfragen  unter 
L.  L.  U an  das  E.-B. 

40.  Wir  erhielten  Muster  von  Serviettenringen  aus  geprefster  Pappe- 
Dieselben  sind  für  den  Export  nach  Algerien  bestimmt,  werden  dort  in  allen 
GrüLen  als  Armbänder  benutzt  und  ersetzen  solch«  aus  BüfTelhorn.  Bei 
soliden  Preisen  und  guter  Woare  ist  in  diesem  Artikel  ein  größeres  Ge- 
schäft zu  machen.  Wir  ersuchen  leistungsfähige  Fabrikanten  in  dieser  Branche 
um  Einreichung  ihrer  Offerten  nebst  Beifügung  von  Gegen  mustern  unter 
L.  L.  37  au  das  E.-B.  Proben  stehen  event.  zur  Verfügung. 

41.  Ein  bestens  empfohlener  Geschäftsmann  iu  Marseille,  welcher  sich 
mit  dein  Import  und  Export  für  Marokko  beschäftigt,  wünscht  kpeziell  für 
den  Ein-  und  Verkauf  in  Kommission  von  Fellen.  Häuten,  Wolle  wie  über- 
haupt «Iler  Arten  thieriseber  Rohprodukte  geeignete  Verbindungen  anzu- 
knüpfen.  Angebote  und  Anfragen  unter  L.  L.  38  an  das  E.-B. 

42  Eine  leistungsfähige  westfälische  Drabtweberei  sucht  für  Schweden 
und  Norwegen  einen  zuverlässigen  Agenten  mit  guten  Referenzen,  welcher 
mit  der  Branche  bekannt  ist.  Offerten  erbeten  unter  L.  L.  39  an  das  E.-B. 

43.  Ein  besten*  empfohlener,  sehr  tbätiger  Agent  wünscht  speziell 
für  Sevilla  die  Vertretung  einer  IrLtungsfähigeu  Fabrik  von  Sieinnula- 
sowie  weifoon  Pcrlmutterknöpfen  zu  übernehmeu.  Offerten  zur  Weiter- 
beförderung erbeten  unter  L.  L.  40  an  da»  E.-B. 

41.  Eine  seit  einer  Reibe  von  Jahren  auf  Java  elablirte  Import-Firma 
ersucht  leistungsfähige  Fabrikanten  um  Preislisten  und  Katalog«  der  ver- 
schiedensten Artikel,  u.  a.  von  Manufakturwaaien,  Decken,  Teppichen,  Wäsche- 
artikeln, Papier,  Bijonterieen,  Hnusgerätben,  I-ampen,  Porzellan-  und  Glas- 
artikeln. Parfüraerieen,  Bier,  Frucblkonserven  usw.  Offerten  zur  Weiterbeför- 
derung er!»eten  unter  L.  L.  41  an  das  E.-B, 

45.  Leistungsfähige  deutsche  Fabrikanten  von  billigen  Kx|H>rt-Pianos 
(300  .df  pro  Stück)  ersuchen  wir  um  Einsendung  ihrer  Preisleistcn  und 
illustrirtcu  Kataloge.  K»  handelt  sich  um  den  Export  von  größeren  Posten. 
Offerten  erbeten  unter  L.  L.  42  an  das  K.  B- 

46-  Ein  solides  Agentur-  und  Kommissionsgeschäft  in  Warschau  wünscht 
die  Vertretung  leistungsfähiger  Fabrikanten  in  folgend«!!  Artikeln:  Wäsrho- 
knöpfe,  Thüringer  Wachsperlen  und  Knöpfe,  Perteu  au*  Metall  und  vene* 
tianische  Perlen,  rothe  Nähseide,  Perlmutterknöpfe.  Offerten  zur  Weiter- 
beförderung erbeten  unter  L,  J,.  43  an  da»  E.-B. 

47.  Für  eine  leistungsfähige  Fabrik  von  Holzwerkzeugen,  Metailwsaren, 
Brückenwaagen  usw.  werden  geeignete  Verbindungen  nach  dem  Auslande 
gesucht.  Angebote  und  Anfragen  unter  L.  L.  44  an  da»  E.-B. 

48.  fbemeeiseben  Importeuren  r*»p.  Agenten  können  wir  für  den 
Bezug  von  Strumpfwaaren  eine  sehr  leistungsfähige  deutsche  Fabrik  nach- 
weiseu.  Offerten  erbeten  unter  L.  L.  45  au  da»  E.-B. 

49.  Eine  sehr  leiitlungsfäbige  deutsche  Fabrik  von  Handstickereien 
wünscht  ihre  Verbindungen  nach  dem  Auslande  zu  erweitern  und  sucht  zu 
diesem  Zwecke  tüchtige  Agenten  au  allen  bedeutenden  überseeischen  Handels- 
plätzen Offerten  erbeten  unter  L.  L.  46  an  das  H.  B. 

50.  Ein  renommirtes  Import-  und  Exportgeschäft  in  Antwerpen  wünscht 
mit  leUtungkfübigen  Fabriken  von  weitem  Brod-  und  Würfelzucker  in  Ver- 
bindung zu  treten;  der  Zucker  ist  für  den  Export  nach  Liverpool  bestimmt. 
Die  betr.  Firma  inleresairt  sich  hauptsächlich  für  Zuckerfabriken,  die  in  der 
Umgegend  von  Hamburg,  Bremen  und  Hannover  gelegen  sind.  Rheinland 
und  Westfalen  kommen  nicht  in  Betracht.  Die  Preise  sind  so  billig  als 
möglich  f.  a-  b.  Seehafen  zu  stellen.  Angebote  und  Anfragen  unter  L.  L.  47 
an  das  E.-B. 

51.  I.eistungsiäbigen  deutschen  Fabrikanten,  welche  in  Tunis  vertreten 
zu  sein  wünschen,  können  wir  daselbst  tüchtige  Agenten  tiacbw«is«n.  Anfragen 
unter  L.  L.  48  an  das  K.-H. 

52.  Ein  in  ganz  Deutschland  gut  eingefnbrte»  Haus,  welchen  viel 
reisen  läfst,  wünscht  noch  die  Vertretung  leistungsfähiger  Fabriken  zu  über- 
nehmen, evcntl.  Kommission«-  resp.  Musterlager  erwünscht.  Prima- Referenzen 
in  Berlin,  London,  Pari».  Offerten  zur  Weiterbeförderung  erbeten  unter 
L.  L.  49  an  das  E.-B. 

53.  Wir  empfingen  aus  Kapstadt  Proben  von  Crocidolite  in  3 Quali- 
täten und  bitten  Interessenten,  dieselben  bei  uns  einzusehen,  event.  ihre 
Adresse  »ub  L.  L.  50  an  das  E.-B.  einzusenden. 

5l.  Von  Rabat,  Marokko,  empfingen  wir  eine  schöne  Kollektion  dor- 
tiger Teppiche  rum  Verkaufe.  Keflektanlen  können  di«  Sendung  in  un- 
serem Burean  besichtigen.  Schriftliche  Anfragen  werden  unter  L.  L.  51 
an  das  E.-B.  erbeten. 

55.  Eine  Leipziger  Firma,  welche  »ich  mit  dein  Einkauf  deutscher, 
speziell  sächsischer  und  thüringischer  Artikel  in  Kommission,  sowie  mit  dem 
Verkauf  überseeischer  Artikel  an  genanntem  Plutze  befafst,  wünscht  geeignete 
Verbindungen  anzuknüpfen.  Angebote  und  Anfragen  unter  L.  L 52  an 
das  E.-B. 


Nr.  8. 


SO 

EXPORT,  Organ  des  Centralvereins  für  Handelsgeographie  et«. 


1887 


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kinderlose  deutsche  Familie  (Frau  geborene  Eng- 
länderin) in  London  wünscht  einen  gesitteten 
deutschen  oder  ausländischen  Knaben  ln  Pension 
*u  nehmen,  welcher  einziger  Pensionär  bleiben  soll. 
Derselbe  erhält  auf  Wunsch  gediegenen  Unterricht 
in  der  englischen,  französischen  und  spanischen 
Sprache,  sowie  auch  in  wissenschaftlichen  Fächern 
und  in  der  Musik.  Späterhin  könnte,  in  Folge 
guter  Konnexionen,  der  Knabe,  wenn  erwünscht, 
zu  seiner  kommerziellen  Ausbildung  in  einem  soliden 
Geschfiftshause  placirt  werden.  Bedingungen  für 
volle  Pension  und  Unterricht  (Je  nach  dem  Um- 
fange des  letzteren)  "O  bis  90  x im  Jahre.  Beste  I 
Referenzen  stehen  tu  Diensten.  Adressen  abzu- 
geben  unter  B.  52.  an  die  Kxped.  d.  Bl.  [SO) 

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engl,  und  «.panischen  and  portngics.  Sprache 
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das  ganze  spanische  Amerika  mit  Erfolg  be- 
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sowie  für  alle  anderen  Holzbearbeitung«* Etablisse- 
ment* nebst  Motoren  und  aoabalanclrtcn  Trat» 
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Einkauf  deutscher  und  Österreicher  Fabrik- 
erzeugnisse.  Dieselben  sind  durch  ihre 
langjährigen  Erfahrungen  im  Exportge- 
schäft, namentlich  in  Kurz-  und  Metall- 
waaren,  Bijouterioen,  Glas,  Porzellan,  Stein- 
gut, Farben  u «Igl-,  Imstande,  überseeischen 
Einkäufern  bei  geringer  Kommission  er- 
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1887. 


Nr.  3. 


51 

EXPORT,  Organ  de«  Contralvereins  für  Handelageographie  etc. 


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gurn,  «'iMntnUm.  CotorHal-  tirnl  Afo-I 
I thokcrvaarMi  «de.  4ß  PrAniicri.] 
| ticaaniiutaltoaU  Md  CiÖO  HUü 
II.  Badarr»- Artikel  r 

tahnon , Sonndsrbahnpn  . «!•  Hart- 
I «u«-I|ctz-  und  hrr«r»ar*»S<kc.  HarxA 

f irJxn  iinsl  ll’ncAr«  iu.1  StaMum- 

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bis  aso  mm  Bohrwalt«,  ca.  40000  Kt*<k  satt  1817  Im 
(Uirtaba.  Die  durchgelt-xzene  Wa>«erineog«  gaben 
dleielbea  bet  2 MV  a Druck  bt»  auf  ?p«'t  genau  an. 

Cirö.jie  Einfachheit  dar  ('«natrurtion  i »ahr 
lalrhtaa  Ela-  und  Aaaarhaltea ; geringe.  IJenlcht; 
geringd«  IlcpBralorbadSrflU-kctt ; dauanut«  Fa- 
»fladllckkalt;  gariug.tar  Drackrarlaal; 

Haallaga  uad  Mawlndr ; gleiche  ReMf.etbeHa  zum 
Selbst,  epartrea:  teiclii.-*  Aaarlaaadarmrhmrn,  waau 
Krlnlgang  nothwandig. 

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H.  Meineoke  jr.  £ 

BRESLAU,  6abit2  • Strass«  90a. 


R.  Schärff  in  Brieg, 

Reg. -Bei.  Breslau,  (aij 

Fabrik  von  Sattelgurten,  Wagen bonlen  und  den- 
jenigen Posainetitir-Waaren,  welche  in  der  Satt- 
lerei und  beim  Wagenbau  gebraucht  weiden. 


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Nr.  3. 


52 

EXPORT,  Organ  des  Centralrereins  für  Handelagmgrapbja  et«. 


mm 


G.  M.  Pfaff  in  Kaiserslautern 

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Gold.  Med.  Berlin  1879.  Porto  Alegre  1881.  Moskau  1882.  Berlin  1883.  Amsterdam  1883.  Teplitx  1884.  | Ehren-Dipl.  1.  Preis. 


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EXPORT. 

Organ 

' uss 


Erirtifit  |Mn  OIiiiIm 

Al)t!|ll, 

die  drelj «ralun«  Petitselle 
•der  deren  Rann 

■H  M PI.  Uretheet, 
werden  *oo  der 

Üxpe4ition  des  „Export«1', 

Berlin  SW.,  Kochstr.  27, 
enlgeceBgenomtneo. 

nach  Uobereinktraft 

mit  der  RijiedlUon. 


Centralvereins  für  Handelsgeographie  und  Förderung  deutscher  Interessen  im  Auslande. 


Redaktion  und  Expedition:  Berlin  S.W.,  Kochstrafse  27. 

(Geecbif  lesalti  Wochentags  9 bla  4 Uhr.) 

■V“  Dar  ,KX  PORT**  ist  im  deutacbon  Postreitung»katalog  für  1837  unter  Nr.  1876,  Seite  59  eingetragen. 


IX.  Jahrgang.  cSetlm,  ew  25.  «laiwat  issj.  Nr.  4. 


frlaee  W'ocbetuckrift  rerfoiirt  den  Zweck,  fortlaufend  Berichte  über  die  la{«  anxrer  lAndslente  lei  Anslande  wr  Keontnlf»  Ihrer  Leser  xs  bringen,  die  Interessen  de«  den -eben  Exports 
fbetkriftlg  in  vertreten,  sowie  de«  deutschen  Handel  and  der  deutschen  Industrie  vltbflg«  Mldbellnngen  kber  die  HandelsTerhLUnlMe  des  Aulandes  In  kftrxester  Frist  xn  fibermltteln. 

Briefe,  Zeitungen  and  Werttuendnngen  fhr  den  „Kxpnrt»'  sind  an  die  Redaktion.  Berlin  S.W„  KochetreCM  77,  in  richten. 

Briefe.  Zeitungen.  Beltrltteerklt  rn  nge  n . Wertbse  nda  nge  n für  den  „Centralverehi  für  I1u<leli«»errepkle  etc.“  ilnd  neck  Berlin  S.W.  Kochetrelke  TT.  sa  senden. 

Inhalt:  An  unsere  Mitglieder.  — Das  Lissahoner  Ilafenprojekt.  Origiualhericbt  von  A.  <’.  iu  Lissabon.  — Europa:  Schwimmende 
Muster  lagcr.  — Ober  die  Geschäftslage  in  Lübeck.  — Westfalische  Steinkohle  in  Hamburg  — Zur  Ucbung  de»  Flachs-  und  Kämmelbaues.  — Asien: 
Tabaksbau  und  Arbeitervrrhällnisse  auf  den  Philippinen.  ( Fortsetzung }-  — Die  Handels-  und  Vcrkchrsterhiltnisse  Persien.*.  II.  Theil.  (Vgl.  Nr.  80  bis  33  v.  J.) 
Vortrag,  gehalten  von  Herrn  Dr.  K.  Stolze  am  17.  Dezember  1886  im  »Ontralvercin  für  Uun-IclHgeographie  etc.*  (Scblufs).  — Klimatische  und  Arbeiter- 
Verhältnisse  in  Nord- Borneo.  — Afrika:  Schwedisches  Exportmuster  Inger  in  Tanger.  — Nachrichien  au*  Marokko:  Hinrichtung  einer  spanischen  Handel* 
kaminer  in  Tanger  in  Aussicht;  Verlegung  des  Hoflagers  von  Marrakesch  nach  Fes  oder  Uekinen.  — No  1 d-  A in  c rik  a:  Das  natürliche  Ga»  in  Pittsburgh 
und  der  Eintiufs  desselben  auf  die  dortige  Industrie.  — Aus  wissenschaftlichen  Gesellschaften:  Die  Geographische  Gesellschaft  in  ßrcmea.  — 
Briefkasten.  — Deutsche  Exportbank  {Abtbeilung:  Export- Hu  reau).  — Anzeigen. 

Die  Wiedergabe  von  Artikeln  ans  dem  ,, Export"  ist  gestattet,  wenn  die  Bemerkung  hinzugefügt  wird:  Abdruck  (bezw.  Uebersetzuag}  aus  dem  , .EXPORT". 


An  unsere  Mitglieder. 

Die  Mitglieder  des  Unterzeichneten  Verein«  werde ■ ersucht,  ihren 
Jahresbeitrag  (im  Miadeatbetrsge  ven  12  Mark)  fiir  das  laufende  Ge- 
schäftsjahr gefälligst  bald  an  die  nachstehende  Adresse  einzasenden: 

An  den  „Central verein  für  Mandelsgeographie  ctc.*\ 

7.u  Händen  de«  Vorsitzenden,  Herrn  Dr.  Junnaseh, 

Berlin  S.W.,  Kochstrafse  27. 

Pnslanweisongsformnlare  mit  obiger  Adresse  hatten  wir  der  Nr.  2 
des  „Exports"  beilegen  lassen;  wir  ersuchen  unsere  Mitglieder,  die- 
selben xnr  Einzahlung  des  Mitgliedsbeitrage«  benutzen  zu  wollen. 

Die  Mitglieder  der  uns  befreundeten  nnd  verbündeten  Vereine  zahlen, 
wie  wir  ansdiürkltch  bemerken,  ihre  Beiträge  nueh  wie  vor  an  die 
Knsaenatell«  der  Vereine,  denen  sie  angehören. 

Centralverein  für  Handelsgeographie  etc. 


Das  Liasaboner  Hafenprojekt. 

Originalberirht  von  A.  C.  in  Lissabon.  (Mit  Karte.) 

Portugals  Hnupthüfeu  leiden  derzeit,  wiewohl  sie  in  der  Rang- 
liste europäischer  Seehandels-Zeuli  n einen  hervorragenden  Platz 
ein  nehmen , noch  an  Unzukömmlicl.!  eiten  aller  Art.  Eine  etwas 
stürmische  Witterung  zeigt  die  Richtigkeit  dieses  Unheiles  für 
Lissabon  ebenso  wie  für  0 Porto.  Wer  hei  solchen  Verhält- 
nissen jemals  die  soliden,  jetzt  freilich  verwahrlosten  Hafenbanten 
der  Portugiesen  u.  n.  in  Mazagnn  an  der  marokkanischen  Küste 
gesehen,  der  inufs  sieb  in  der  That  wundern,  dafs  dieses  Volk  in 
seiner  eigenen  Heimath  in  früheren  Jahrhunderten  so  sehr  wenig 
in  dieser  Richtung  gethau  hat.  ln  anerkennenswerther  Weise  beeilt 
•dch  die  gegenwärtige  Generation,  das  Versäumte  nachzuholen, 
dnreh  Schaffung  geeigneter  Bauten  der  Schifffahrt  die  nölhigen 
sicheren  Hafenst&tten  zu  bereiten  nnd  dem  Aufsenhandel  Portugals 
dadurch  neue  Nahrung  zu  geben.  Es  ist  in  diesem  Blatte  bereits 
»n  anderer  Stelle  der  Hafenbauten  in  Leixöes  nahe  dem  Ansflusse 
des  Douro  gedacht,  und  es  bleibt  hier  nur  liinzuzufngen,  dafs  die 
umfangreichen  Arbeiten  daselbst  ihren  Fortgang  nehmen,  wenn 
»och  die  schwierigen  Witterungsverhältnisse  der  letzten  Wochen 
oft  hemmend  eingriffen.  Zu  den  Kosten  dieser  Hafenbauten 
trügt  der  Importhandel  insoweit  bei.  als  auf  jedem  Zollabfertigung«- 
formular  der  „ Porto  de,Lcixöe*u  ah  ständige  Rubrik  figurirt  und  bei 
jeder  Verzollang.O,«i JVo  vom  Werth  der  Importwaareu  hierfür  an- 
gwetzt  werden.  — Wie  bezüglich  des  Lissaboner  Hafens  sebou 


aeit  sehr  langer  Zeit  umfassende  Verbesserungen  in  Aussicht  ge- 
nommen wurden,  werde  ich  in  den  nachfolgenden  Zeilen  darlegen; 
heute  soviel  steht  nunmehr  endlich  fest,  liegt  ein  definitives  Pro- 
jekt für  die  Hafenbauten  vor,  uud  das  ist  auch  wirklich  sehr  ze.it- 
geni&r»,  denn  anderenfalls  hätten  die  jüngsten  traurigen  Ereignisse*) 
auf  dem  Tejo  der  Regierung  begründete  Vorwürfe  über  die  stark 
an  portugiesische  pat&HCÜt  erinnernden  Hafenverbesseruugsinafs- 
nahmen  eingebracht.  So  aber  stobt  die  jetzige  Regierung  gewisser- 
mähen  entschuldigt  da;  denn  sie  hat  ja  das  Ihrige  gethau  und 
feiert  dcmgemäfs  ihre  Triumphe.  Dem  Minister  der  öffentlichen 
Arbeiten  ging  kürzlich  ein  prunkendes  Anerkennungsschreiben  von 
der  „Asaociacäo  Coinmercial  de  Lisboa“  zu,  worin  ihm  der  Dank 
für  seinen  Eifer  in  der  Hafenangelegenheit  ausgesprochen  wurde. 

Es  liegt  aufserbalb  des  Rahmens  dieser  Darlegung,  alle  die 
Nainen,  welche  mit  den  Lissaboner  Ilafeuhuuten  io  Verbindung 
stehen,  hier  zu  verzeichnen;  ich  berühre  Idofs  da»  Hauptsächlichste. 
Schon  Köuig  Johann  V fafsle  vor  ungefähr  156  Jahren  den  Gedan- 
ken an  eine  Verbesserung  der  Kursverhältnisse,  um  dadurch  der 
Hauptstadt  seines  Reiches  Reicbtbum  und  Blüte  in  vermehrtem 
Mafse  zuzuführen.  Seine  Idee  war  der  Bau  eines  starken  Dammes 
gegenüber  der  Stadt  bis  hinunter  nach  Belem,  wo  ein  grofses  Dock 
zum  Schutz  der  Schiffe  anfgeführt  werden  sollte.  Auf  diese  An- 
gelegenheit kam  vor  ungefähr  100  Jahren  der  bekannte  ausgezeich- 
nete Minister  Marques  Pombal  zurück,  auf  welchen  Staatsmann 
Portugal  immer  noch  mit  berechtigtem  Stolze  blickt.  So  sehr  sein 
weitsebauender  Geist  von  der  Nothwendigkcit  von  Schutzbauten 
im  Tejo  überzeugt  war,  so  binderten  ihn  doch  politische  Wirren 
daran,  den  Projekten  des  Ingenieurs  Carlos  Mardel,  den  er 
mit  dem  Gegenstände  betraut  batte,  näher  zu  treten.  In  der  ersten 
Hälfte  dieses  Jahrhunderts  ruhte  das  Hafenprojekt  vollständig,  uud 
erst  1852  griff  der  Stadtingenieur  Pedro  Jose  Pesarat  dasselbe 
wieder  auf.  Der  (furch  ihn  gegebenen  Anregung  folgte  die  Aus- 
arbeitung von  Plänen  auch  von  anderer  Seite;  gleichwohl  scheint  sein 
1866  vurgelegt.es  Projekt  doch  die  Gruudlagc  der  modernen  Hafen- 

•)  Am  24.  Dezember  1886  4 Ohr  früh  rissen  die  beiden  Ankerk'-Ucn 
i.aos  tw-stem  englischen  Stahle)  der  englischen  Krieirsfregatte  .Sultan*  in 
Folg»  der  rapiden  Flufsströnoung;  ohne  dafs  es  Jemand  hätte  hindern  können, 
glitt  da»  Schiff  flufsabwiirts  und  brachte  dem  französischen  HandoUdampftr 
„Ville  de  Victoria*  ein  solches  Leck  bei,  dafs  dieser  sofort  sank.  Dor 
Katastrophe  fielen  32  Menschen  sowie  die  gesarointe  Ladung  zum  Opfer. 
— Vgl,  hierzu  auch  das,  was  in  dem  Originalbericht  aus  Lissabon  in  Nr.  10» 
S.  142,  v.  J.  über  die  unsicheren,  ja  geradezu  gefährlichen  TTafen Verhältnisse 
von  Lissabon  gesagt  ist. 


Dioi 


by  Google 


Nr.  4. 


54 

EXPORT,  Organ  de«  Centralverein«  für  Handelageographie  etc. 


1887. 


Erojekt«  geworden  zu  sein.  Im  Wesentlichen  wollte  er  in  gerader 
inie  einen  Kai  vom  Marine-Arsenal  bis  zum  Thurm  von  Beiern 
(6500  in),  ein  grofses  Handelsdock  in  Alcantara  und  andere  Docke 
in  8anto»  uhw.  auffQhren.  — Unter  all  den  Staatsmännern  und 
Ingenieuren,  die  in  den  siebziger  Jahren  sich  das  Studium  der 
Hafenbauten  angelegen  sein  liefsen,  scheint  mir  Ingenieur  Men  des 
Ouerreiro  der  bedeutendste  Förderer  des  Werkes  zu  sein.  Der- 
selbe wurde  zum  Referenten  der  1883  von  der  Regierung  einge- 
setzten ständigen  Kommission  ernannt,  und  hauptsächlich  sein  Ver- 
dienst ist  der  umfassende  Plan,  mit  dem  sieb  1885  das  Parlament 
beschäftigte  und  den  das  Gesetz  vom  16.  Juli  dess.  J.  zur  Basis 
des  cröffneten  Konkurses  einsetzte.  Dieser  Konkurs,  welcher  auf 
den  1.  Februar  1886  ausgeschrieben  war,  förderte  ira  Ganzen 
sechs  Projekte  zu  Tage;  von  diesen  wurden  für  den  definitiven 
Plan  vier  in  engere  Wahl  gezogen,  die  vier  nämlich,  welche  sich 
innerhalb  des  Rahmens  des  Voranschlags  von  10800  Contos  Gesamint- 
kosten  bewegten  (1  portugiesisches  Conto  de  Reis  = 4535.7$  ,f(). 
Es  war  dies  1.  ein  Projekt  portugiesischer  Ingenieure  (grupo 
national );  2.  ein  anderes  des  grupo  national , hergestellt  unter  Bei- 
hilfe des  Direktors  der  Marseiller  Hafenwerke  Mr.  Guerard; 
3.  ein  Projekt  von  Gnerard  selbst  und  4.  eines  vom  Ingenieur 
Reeves.  Keines  dieser  Projekte  wurde  indefs  vollständig  ange- 
nommen, vielmehr  schlug  die  junta  consu It ira  das  obras  publicas 
einige  Änderungen  vor  und  forderte  die  Direktion  der  Lissaboner 


Hafenarbeiten  auf,  einen  Plan  auszuarbeiten,  welcher  den  von  der 
1883er  Kommission  vorgesehenen  Abstand  der  ftufseren  Kailinie 
wahre.  Die  Direktion  ihrerseits  legte  statt  eines  gleich  sw  ei 
Pläne  vor,  die  Wahl  freilassend,  ob  der  Wasserstand  in  den  Docken 
den  Gezeiten  ausgesetzt  sein  oder  ob  das  Dock  von  Alcantara  ein 
„Fluktuations-Docku  darstellen  solle.  Endlich  ouq  bat  in  den 
letzten  Monaten  des  Vorjahres  die  janfo  consultiva  ein  letztes  Wort 
gesprochen  und  nach  eiuigen  neuen  Feilungen  an  dem  Werke  eio 
definitives  Projekt  aufgestellt,  das  die  Regierung  gutgeheifsen  hat, 
vorbehaltlich  der  kleinen  Änderungen,  die  bei  Durchführung  der 
Arbeiten  sieb  als  unvermeidlich  berausstellen  sollten. 

Es  kann  nichts  weniger  als  anregend  sein,  sich  durch  die  eben 
kurz  skizzirte  Projekt-Scbmiederei  hindurchzuarbeiten,  da  sie  ira 
Grunde  genommen  nichts  weiter  ist,  als  ein  Hin-  and  Herzerren 
der  Materie  und  ein  Verschleppen  von  Jahr  zu  Jahr.  Immerhin  liegt 
das  Elaborat  jetzt  fertig  da;  am  23.  Dezember  v.  J.  ist  der  drei- 
monatliche Konkurs  für  Uebernabme  der  Ausführung  ausgeschrieben. 
Wir  wollen  hoffen,  dafs  das  zweite  Stadium  der  Hafenfrage,  d.  i. 
die  Durchführung  des  grofsartigen  Projektes,  sich  in  weniger  lang- 
wieriger Weise  vollziehe.  Steht  dann  über  Jahr  und  Tag  das  voll- 
endete Werk,  wie  es  jetzt  vorgesehen  ist,  fertig  da,  so  dürfte  kein 
Zweifel  darüber  herrschen,  dafs  cs  sich  den  grofsartigsten  Schöpfun- 
gen dieser  Art  würdig  zur  Seite  stellt.  Bis  dahin  aber  wird  noch 
viel  Wasser  den  Tejo  hinuoterfliefsen. 


1.  Brücke  der  Ostbahn  [cammho  de  ferro  de  leeie).  — 2.  Stnlion  der  Osthalm.  — 8.  Dock  der  Kornhalle  ( doca  do  tcrrciro  do  trigo).  — 4.  Dock 
de*  Zollamt*  (doca  da  alfändega).  — 5.  Station  der  Südbahn.  — 6.  Schwimmende  Landungsbrücken  (darmbarradouros  (luctuantcs),  — 7.  Dock  de* 
Marine* Arsenals.  — 8.  Am  Tejo  zu  erwerbendes  Oebict,  wo  da*  projektirte  Pont-  und  Telegranhrncebkude  errichtet  werden  soll.  — 9.  Santo*- Hafendock 
< doca  de  marle  [untres  = Gezeiten}).  — 10.  Vorhafen.  — 11.  Schwimmendes  Dock  (doca  de  ftucivapio)  mit  Trockendocken  und  mit  einer  geneigt™ 
Ebene,  auf  der  Schiffe  reparirt  werden  (westliche  Seite).  — 12.  Dock  von  Santo  Amaro  — 13.  Atn  Tejo  zu  erwerbendes  Gebiet  für  den  Zentral bahnhof. 
— 14.  Ebensolches  Gebiet  zwischen  Santo  Amaro  und  Junqueira  für  verschiedene  öffentliche  und  Privatbauten.  — 15.  Projektirte*  Hau*  für  den  Hafen- 
kapitin.  — 16.  Lagerhäuser.  — 17.  Zu  erwerbende*  Gebiet  für  öffentliche  und  private  Bauten.  — 18.  Kanal  (eaneiro)  von  Alcantara.  — 19.  L’fer-Aveoue 
(aoenida  marginal)  und  Eisenbahn.  — A.  Projektirtes  Postgeblude.  — U.  Projektirte  Zentralstation. 


Es  sei  mir  gestattet,  das  definitive  Hafenprojekt  genauer  zu 
beleuchten.  Dasselbe  fufst  auf  der  fioaoziellen  Basis  von  10800 
Contos  und  umfafst  die  Uferstrecken  auf  der  rechten  Seite  des  Tejo 
von  der  Brücke  an  der  Station  der  Ostbahn  ( caminho  de  ferro  de 
teste ) flufsabwSrts  bis  an  den  Kanal  (den  kleinen  Bach),  der  bei  Alcin- 
tara  in  den  Tejo  [liefst.  Vorgesehen  ist  die  Errichtung  folgender 
Docke,  deren  Dimensionen  und  zahlengemlf*  bestimmte  Beschaffen- 
heit ich  der  Übersichtlichkeit  wegen  in  Tabellenform  wiedergebe: 

Tof*l-W**««r-  Minimal 

Li  nee  Uralte  ob*rfUrh*  Kailinie  Wwaerliofe 


Dock  von  Santo  Amaro  . . 

735 

195*) 

14* 

1175 

9,. 

Reparations-Dock  a)  . . . . 

160 

25 

— 

b) 

100 

15 

— 

— 

— 

Vorhafen 

200 

9- 

1100 

8* 

Dock  von  Santo» 

717*) 

234 

16,t 

— 

6 

Dock  de*  Marine- Arsenals  . . 

395 

80*) 

— 

— 

8* 

Dock  des  Zollamte*  . 

300 

50 

— 

6 

Dock  vor  dem  terreiro  do  trigo 

300 

50 

u 

570 

4 

*)  Im  Mittel. 


Das  Dock  von  Santo  Amaro  ist  das  dem  Kanal  von  Alcin- 
tara  zun leb stü  egende  (350  m östlich)  und  bat  eine  sich  immer 
gleicbbleibende  Wasseroberfläche  (ohne  Gezeitenbewegung).  Gegen 
Norden  begrenzt  dasselbe  ein  Köstenkai  mit  vorliegender,  300  ra 
langer  Rampe,  hauptsächlich  zum  Ausladen  von  Holz  bestimmt. 
Südlich  schliefst  sich  das  Dock  an  einen  100  m breiten,  in  den 
Flufs  hineingebauten  Damm  mit  Kaibauten  aufsen  und  innen.  Der 
eine  Tbeil  dieses  Dammes  soll  als  Depot  für  Kohlen,  der  andere 
für  anderweitige  Güter  benutzt  werden,  zu  deren  Schutz  4 Schuppen 
von  100  m Länge  und  20  m Breite  vorgesehen  sind.  Jeder  dieser 
letzteren  ist  mit  6 Longitudinal-  und  5 Transversal-Schienenwegen 
und  den  nötbigen  Drehscheiben  ausgestattet.  Auf  der  Südseite  des 
Dammes  wird  ein  Schutzdach  aufgeführt.  Im  Westen  dieses  Dockes 
schließen  sich  unmittelbar  die  beiden  Reparationsdocke  an; 
sollte  sich  Bedarf  einstellen,  so  kann  ein  drittes  daneben  errichtet 
werden.  Jenaeit  der  Reparationsdocke  wird  eine  geneigte  Ebene 


hergestellt  für  Reinigung  und  Reparation  von  Schiffen,  die  bia  zu 
2000  Tonnen  Ladung  fassen. 

An  das  Dock  von  Santo  Amaro  (auch  doca  de  fluctuaf&o  ge 
nonnt)  reiht  sich  östlich  der  Vorhafen  ( ante-porto ) mit  160m 
breitem  Eingänge  vom  Flusse  her.  Der  Vorhafen  bat  Gezeiten- 
bewegung und  wird  von  Landungskaien  umschlossen;  auf  dem 
nördlichen  derselben  siebt  ein  Schutzdach.  Der  Vorhafen  stebt  in 
Verbindung  mit  dem  Dock  von  Santo  Amaro  durch  eine  25  m breite 
Schleuse  mit  3 Paar  Öffnungen,  deren  Schwelle  dem  Gnradniveau 
des  Vorhafens  gleicbliegt. 

Der  Pra<;&  de  Santos  (dem  Santos-Platz)  liegt  das  Dock 
gleichen  Namens  (auch  doca  de  marcs  genannt)  mit  Eingang  vorn 
Flusse  her  vor.  Es  ist  das  Hauptdock  des  Hafens.  Au  der  Nord- 
seite desselben  zieht  sich  eine  Kaimauer  hin,  im  Westen  trennt 
es  ein  75  m breiter  Damm  mit  Mauern  von  dem  Vorhafen.  Behuf« 
Herstellung  der  Verbindung  zwischen  beiden  ist  der  Damm  durch 
eine  30  ra  breite  Fahrrinne  unterbrochen,  worüber  sich  eine  eiserne, 
bewegliche  Brücke  wölbt;  über  dieselbe  gelangt  man  nach  dem 
Aufseukui.  Gegen  den  Flufs  bin  begrenzt  das  Sautos-Dock  eiuc 
Mauer,  unter  deren  Schutz  sowohl  kleine  Barken  wie  auch  Schiffe 
von  beträchtlicher  Gröfse  bei  stürmischem  Wetter  sicher  liegen. 
An  der  Ostseite  des  Dockes  läuft  eine  Rampe  (devaiadouro)  von 
300  m Ausdehnung,  an  der  die  Fischerbarken  bei  jedem  Wasser- 
stande landen  können.  • 

Weiter  nach  Osten  folgt  das  Dock  vor  dem  Marine-Arsenal, 
zu  dem  vom  Flusse  aus  eine  30  m breite  Einfahrt  führt,  Dispo- 
sitionen bezüglich  desselben  seitens  der  Kriegsmarine,  wie  sie 
dem  Dienste  der  letzteren  entsprechen,  können  eventuell  adoplirt 
werden. 

Zu  Zwecken  der  alfändega  (des  Zollamtes)  wird  in  der  Nibr 
derselben  ein  weiteres  Dock  mit  620  m Landungskai  und  50  tu 
Rampe  errichtet.  Gegen  den  Flofs  schützt  dasselbe  eine  10  m 
breite  Landungsmauer,  die  innen  wie  aufsen  zum  Eio-  und  Aus- 
laden von  Passagieren  und  Waaren  benutzt  werden  kann. 

Die  Reihenfolge  der  Docke  schliefst  endlich  nach  Osten  biz^ 


1887. 


55 

EXPORT,  Organ  de«  Centralverein«  für  flandelegeographie  etc. 


Nr.  4. 


da«  Dock  de«  öffentlichen  Kornbause*  (terreiro  do  trigo ) ab.  im  vorigen  Jahre  ausgeaandte  „Deutsche  Handelsexpedition  1886“ 
Seine  Ansdehnungen  wurden  oben  verzeichnet;  die  Kampe  denselben  vielfach  Anregung  zur  Nachahmung  gegeben  bat,  ao  namentlich 
reifst  100  m.  seitens  Frankreichs,  Italiens  und  Schwedens,  haben  wir  in  ver- 

Die  Mauern,  welche  die  Docke  nach  auf&cn  begrenzen,  und  schicdrneo  Nummern  des  vorigen  Jabrea  unseren  Lesern  mit- 

diejenigen,  welche  sich  an  die  zwiscbenliegendcn  Dämme  lehnen,  getbeilt  (io  Nr.  3,  20,  24,  27,  48.) 

bilden  den  gemeinschaftlichen  ftufseren  Kai  in  einet  Gesararotaus-  Unserer  Notiz,  die  wir  io  Nr.  24  v.  J.  brachten,  dafs  der 

debnung  von  5286  m.  wovon  390  m auf  die  Dockeingfioge  entfallen,  französische  Admiral  Aube  einer  Abordnung  der  Kaufmannschaft 

Fis  streicht  dieser  Aufsenkai  vom  Alcintara-Kaual  bis  zur  Pra^a  ein  zurückgestelltes  Kriegsschiff  zur  Verfügung  zu  stellen  versprach, 

do  commtrcio  in  gerader  Richtung,  und  läuft  dann  in  einer  leicht  das  nach  Art  des  „Gottorp“  als  schwimmende  Ausstellung 

gebogenen  Kurve  2500  rn  bis  zur  Ostbaho.  eingerichtet  werden  sollte,  können  wir  jetzt,  nach  dem  französischen 

Von  der  Station  der  Ostbabn  führt  ein  Uferweg  (avenitUi  Blatte  „Le  Travail  National“,  die  Nachricht  binzufügen,  dafs 

marginal)  in  25  m Breite  in  entsprechender  Entfernung  längs  der  mehrere  Abgeordnete  in  der  Kammer  beantragt  haben,  von  der 
Uferkaie  bis  nach  Alcäntara  bin.  Regierung  sollten  durch  Vermittelung  des  Marinemioisters  sieben 

Zwei  Schieneustrftnge  werden  die  Stationen  der  Ostbabn  und  Truppentraosportscbiffe  den  Haudelskammero  zor  Verfügung  ge- 

der  Südbahn  (nächst  der  alfdndega ),  sowie  der  Bahn  von  Torres  . stellt  werden,  und  zwar  zu  dem  Zwecke,  diese  Schiffe  zur  Ent- 
Vedras  (in  Alciutara)  verbinden  und  an  die  für  den  Kai-  und  Sendung  von  Handelsexpeditionen  (mit  schwimmenden  Masterlagern) 

Dockdienst  nötbigen  Linien  anscbliefsen.  zu  benutzen. 

Znm  Heben  von  Lasten  wird  die  nöthige  Anzahl  von  Dampf-  Desgleichen  können  wir  unsere  Mittbeilung  über  die  von  der 

und  Handkrahoen  angeschafft,  darunter  einer  von  120  Tonneu  Firma  Canepa&Riccini  in  Genna  ausgerüstete  Handelsexpedition 

Tragkraft.  Daneben  finden  alle  diejenigen  Apparate  und  Maschinen  (vgl.  Nr.  48  v.  J.,  S.  737)  dabin  ergänzen,  dafs  dies«  Expedition 

Aufstellung,  welche  den  Anforderungen  an  einen  Hafen,  wie  Lissabon  folgende  Häfen  anlaufen  wird: 

einer  werden  soll,  entsprechen.  Kap- Verde-Inseln  {portugiesisch):  Säo  Vicente;  Brasilien: 

Als  unbedingte  Nothwendigkeit  erweist  sieb  die  Beseitigung  Rio  de  Janeiro,  Babia,  Maceiö,  Recife,  San  Loiz  (Insel  8.  Luis  de 

des  schlammigen  Strandes  im  Westen  des  Alcäntara-Kanals,  sowie  Maranhäo),  Para  (Beiern);  Guiana:  Paramaribo,  Demerara  (George- 

eine  entsprechende  Uferbefestigung  im  Anschlufs  an  die  Kanal-  | town);  Puerto  d’  Espana  (Trinidad);  Venezuela:  Carüpano,  La 
brücke,  damit  diese  den  gerade  hier  bei  Südwestwinden  sehr  Guaira,  Puerto -Cabello,  Mararäibo;  Cura^ao;  Colombia:  Saba- 
starken Wasserfluthungeu  nicht  uumittelbar  ausgesetzt  sei.  Mit  nilla,  Cartagena,  Colon  (Aspinwall);  Costa- Rica:  Puerto  Limon; 

Rücksicht  hierauf  wird  projektirt,  das  Ufer  nach  Regulirung  des  Nicaragua:  Grevtown  (San  Jnan  del  Norte);  Republik  Hon- 

Straudes  durch  eine  gut  gepflasterte  Böschung  bis  nach  dem  Ge-  duras:  Trujillo;  Britiscb-Honduras:  Belize;  Mexico:  Progreso, 

bäude  des  Porto  franco  hin  zu  schützen.  Aus  lokalen  Rücksichten  Catn  piche,  Laguna  de  Terminos,  Veracruz,  Tampico,  Mataino  ros; 

erweist  sich  hier  auch  die  Anlage  eines  kleinen  Dockes  vor  der  Cuba:  Habana,  Matanzas,  Santiago  de  Cuba;  Jamaica:  Kiogatoo; 

Santo  Amaro  genannten  Ortsstelle  als  oothwendig.  Dieser  Verlän-  Insel  Haiti:  in  der  Republik  Haiti  die  Häfen  Saint  M&rc,  Port- 
gerung gemäfs  werden  auch  die  avenida,  sowie  die  Schienenwege  etwas  nu-Prince,  Aux  Cayea,  Jacmcl,  in  der  Republik  Santo  Domingo  den 

weiter  nach  Westen  geführt.  Um  den  Zusammenhang  der  Kaie  auf  gleichnamigen  Hafen;  Puerto-Rico:  Mayaguez,  Ponce;  Jungfern  - 

dem  linken  und  der  Böschung  auf  dem  rechten  Ufer  des  Kanal»  j I nse  ln  (dänisch):  San  Thomas;  endlich  die  portugiesische  Insel  Madeira, 
herzustellen,  soll  der  letztere  überbrückt  werden.  — Die  Kosten 

für  diese  eben  gedachten  Ergänzungs-  und  Verbiodungsarbciten  F S.  Ober  dis  Geschäftslage  in  Lübeck,  das  bekanntlich  im 

westlich  vom  Kanäle  liegen  außerhalb  des  oben  aogesetzteu  Kosten-  deutschen  Ostsee-Handel  für  den  Export  nach  dem  Norden,  be- 

anscblages.  Dagegen  sind  in  diesen  noch  einbegriffen  die  Erd-  sonders  nach  Finland,  und  für  den  Import  nordischer  Rohprodukte 

füllungen  und  die  Uferplanirung  bis  zum  Kranz  der  Kaimauern,  so-  Qach  dem  Binnenlande  der  einflnfsreiebste  Platz  ist,  schreibt  uns 
wie  die  Zahlung  aller  Expropriationen  oder  lnderanitätsgelder  für  unser  dortiger  Mitarbeiter: 

Erwerbung  des  nötbigen  Bodens,  sowie  des  Schadens,  der  durch  Im  Allgemeinen  hat  auch  Lübeck  aus  dem  verflossenen 

den  Transport  von  Materialien  oder  anderswie  ao  Privateigentum  Jahre  eine  günstigere  Handelsbilanz  als  im  Jahre  1885  gezogen, 
bewirkt  wird.  Allerdings  bat  sich,  wenngleich  die  statistischen  Handelsnachweise 

In  der  Konkursauscbreibung  werden  noch  ganz  spezielle  Vor-  auch  schon  für  das  erste  Semester  dieses  Jahres  teilweise  eine 

Schriften  gegeben  über  die  in  Frage  kommenden  Gegenstände,  wie  Besserung  zu  erkennen  gaben,  diese  Wendung  bemerkbarer  doch 

Kaimauern,  Erdaufschüttungen,  Abzugsrohre,  Schienenwege,  Treppen,  erst  in  der  zweiten  Jahreshälfte  und  speziell  zum  Jahresschlufs 

Maschinen  und  hydraulische  Apparate  (2  Dampfmaschinen  von  je  gezeigt.  Dennoch  inufs  man  auch  damit  zufrieden  sein;  ist  doch 

SO  Pferdekräften,  Pumpen,  1 fester  Krahn  von  20  Tonnen,  2 von  schon  der  Umstand,  dafs  das  Jahr  mit  guten  Aussichten  für  die 

10  Tonnen  und  30  bewegliche  von  750  bis  1500  kg  Tragkraft,  neue  Kampagne  abgeschlossen  hat,  allein  schon  kein  ganz  gering- 

Armstrong-Akkumulatoren,  4 Ankerwinden  von  wenigstens  1000  wertiges  Ergebnifs. 

und  16  von  500  kg)  usw.  Hierauf  einzugehen  verbietet  der  be-  Das  Geschäft  nach  dem  mit  unserem  Platze  so  eng  verbundenen 

grenzte  Raum  dieses  Blattes.  Es  genüge  noch  zu  erwähnen,  dafs  Finland  hat  unter  zwei  günstigen  Einflüssen  gestanden.  Einmal 

der  Konkurs  90  Tage  (vom  22.  Dezember  1886  an)  läuft.  Den  Vor-  bat  das  russische  Grofsfürsteothum  eine  gute  Ernte  geborgen,  und 

zug  werden  diejenigen  Offerten  erbalten,  welche  auf  der  vorgese-  zweitens  hatten  sich  nach  jahrelanger  Raubwirthschaft  in  der  Forst- 

heoen  Finanzbasis  zu  den  Hafenanlagen  noch  Ergänzung»-  und  kultur  zum  ersten  Male  wohltätige  Einflüsse  bemerkbar  gemacht 

Vervollständigungswerke  von  anerkannter  öffentlicher  Nützlichkeit  — es  hat  der  sinnlose  Holzexport  aus  Finland  in  diesem  Jahre 

in  den  Plan  einfügen.  Jeder  Bewerber  mufs  als  Unterlage  für  seine  Um  ca.  15%  abgenommeo.  Die  Wirkungen  der  letzteren  Msfsregel 

Offerte  600  (?  die  Red.)  Contos  deponiren.  Die  Offerte  mufs  von  einem  werden  sich  erst  später  heraussteilen.  Die  gute  Ernte  hat  jedoch 

Memorandum  begleitet  sein,  worin  summarisch  da» System  beschrieben  schon  in  dieser  SaisoD  das  Geschäft  vorteilhaft  beeinflulsl.  Unser 

wird,  welches  der  betreffende  Unternehmer  bei  Durchführung  der  Exportgeschäft  bat  allerdings  mit  dem  sehr  wichtigen  Artikel 

Hafenwerke  in  Anwendung  zu  bringen  beabsichtigt,  sowie  alle  Zucker,  an  welchem  die  grofse  Zuckerfabrik  von  de  Vofs  in 

»onstigeo  zur  Begutachtung  des  Vorschlages  nötigen  Erklärungen.  Itzehoe,  Stettiner  Fabriken  und  dann  besonders  Magdeburger  und 

Die  Arbeiten  haben  zu  beginnen  innerhalb  der  Frist  von  30  Tagen  haitische  Raffineure  beteiligt  siud,  nur  mäßigen  Erfolg  gehabt, 

nach  erfolgtem  Zuschlag  und  müssen  nach  Ablauf  von  10  Jahren  weil  die  mit  grofsen  Exportbonifikationen  begünstigten  russischen 

beendet  sein.  Fabriken  hinsichtlich  des  Preises  eine  übergrofs«  Konkurrenz  boten. 

Bezüglich  aller  Einzelheiten  verweise  ich  auf  den  „Diario  do  Dagegen  sind  die  Umsätze  in  Kolooialwaaren,  namentlich  in  Kaffee 

governo*  vom  22.  Dezember  v.  J.j  mir  selbst  lag  nur  daran,  auch  (dessen  Konjunktur  hier  zu  glücklichen  Spekulationen  geführt  hat) 

meinerseits  Anregung  für  eine  eventuelle  Beteiligung  dcutschoo  recht  beträchtlich  geworden.  Ähnliches  läfst  sich  von  dem  hiesigen 

Kapitales  beim  Lissaboner  Hafenbau  zu  geben.  Dem  deutschen  Propregeschäft  der  Manufaktur-  und  Kurz waarenbrauebe 

Unternehmer,  der  die  Durchführung  des  Werkes  unternimmt,  stellt  sagen.  Auch  hier  liegt  dank  der  erhöhten  Konsumptionsfäbigkeit 

die  von  der  „Deutschen  Exportbank“  auf  Veranlassung  der  vor-  eine  Besserung  des  Geschäfts  vor.  Die  Umsätze  sind  gröfser  als 

jährigen  Deutschen  Handelsexpedition  begründete  „Exposi^äo  j,n  Vorjahre  gewesen  und  haben  in  Folge  der  eiogetretenen  Preis- 

Permanente  de  Machinas  e FerraraentaB  AI  lern  äs“  in  i aufbesserung  den  hiesigen  Exporteuren  auch  einen  gröfseren  Nutzen 
Lissabon  ihre  Dienste  mit  Vergnügeu  zur  Verfügung.  gelassen.  Von  Vortheil  ist  diesem  Propregeschäft  der  Umstand 

gewesen,  dafs  sich  die  Fabrikanten  unter  Einschränkung  der 

direkten  Lieferung  wieder  etwas  mehr  der  hiesigen  Zwiscben- 
hliropa.  glieder  bedient  haben.  Hinsichtlich  der  früher  fühlbar  gewordenen 

Schwimmende  Musterlager.  Dafs  die  von  der  „Deutschen  Einschränkung  unseres  Zwischenhandels  und  der  heutigen  Lage 

Exportbank“  und  dem  „Contralvcrein  für  Handelsgeograpbie  etc.*  dieses  seestädtischen  Vermittelungsgeschäfta  gesteht  man  sich  flbri- 


Nr.  4. 


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EXPORT,  Organ  de»  Centralvereina  für  Handelsgeographie  etc. 


1887. 


gen»  auch  hier  am  Platze,  daß  bei  dem  entwickelten  Stande  des 
heutigen  Kommuuikationswesens  tbataäcblieh  die  Nothwendigkeit 
mannigfaltiger  Lager  auf  vielen  Zwischeuslationen  zuweilen  über- 
flüssig geworden  ist,  weil  der  Umsatz  bei  der  vorgeschrittenen 
Marktkunde  »ich  rascher  vollzieht  und  dem  Erzenger  die  von  »einer 
Seite  in  seinen  Produkten  angelegten  Kapitalien  in  verhältnismäßig 
kurzer  Zeit  häufig  auch  ohne  die  Thätigkeit  weiterer  Zwischen- 
glieder zurückführt.  Dennoch  i»t  es  etwas  andere»,  diese  Auffas- 
sung als  eine  für  alle  Verhältnisse  passende  hinzunehmen.  Der 
W'aarenaustausch  beruht  nicht  allein  auf  der  Leistungsfähigkeit  der 
Produzenten,  sondern  auch  auf  der  Intelligenz,  dem  Wissen  und 
der  Beweglichkeit  des  Kaufmannsstandes.  Das  bei  der  heutigen 
Marktlage  vorhandene  Risiko  bat  den  direkten  Export  der  Fabri- 
kanten namentlich  aaf  den  überseeischen  Absatzgebieten  vielfach 
zu  groben  Verlosten  geführt,  und  was  ist  es  anderes  als  dieselbe 
Unsicherheit  anf  unseren  nordischen  Märkten  gewesen,  die  unseren 
vorerwähnten  Exporteuren  das  Propregeschäft  jetzt  wieder  in 
gröberem  Umfange  in  die  Hand  gegeben  hat?  Man  möge  die 
Lage  des  scestfid tischen  Zwischenhandels  also  nicht  im  Werthe  zu 
sehr  unterschätzen. 

Das  Geschäft  in  nordiseheu  Hölzern,  für  welche  Lübeck  der 
gröfste  und  maßgebendste  Markt  ist,  bat  gegen  das  Vorjahr  einen 
Vorsprung  von  ca.  9000  Standard  Mehrbezug  erreicht.  Die  Bezüge 
würden  noch  wesentlich  gröber  geworden  sei»,  wenn  die  billigen 
Schiffsfrachten  nicht  einen  TheiJ  des  schwedischen  Exports  statt 
über  Lübeck  über  die  niederländischen  Häfen  gelenkt  hätten.  So 
haben  namentlich  die  Khcinprovinz  und  Süd-Dcutschland  mehr  als 
früher  von  diesen  fremden  Häfen  Deckung  für  ihren  Bedarf  gesucht. 
Wie  für  alle  Schwergüter  ist  deshalb  auch  im  Holzgescbäft  der 
Mangel  billiger  Wasserstraßen  (Elb-Trave-  und  Rheiu-Weser-Elb- 
Kanal)  wiederum  recht  fühlbar  geworden.  Das  Geschäft  in  west- 
fälischer Kohle  hat  in  Folge  des  niedrigen  Scbiffsfrachtenstandes 
ebenfalls  keinen  Aufschwung  nehmen  können.  Wie  in  Hamburg, 
so  dürften  auch  wohl  für  unseren  Platz  die  Bezüge  des  deutschen 
Produktes  nicht  das  Quanium  des  Vorjahres  erreicht  haben.  Unser 
Weiugescbäft,  für  welches,  namentlich  was  Bordeauxweine  be- 
trifft, Lübeck  der  erste  Markt  Deutschland»  ist.  hat  trotz  der 
mäßigen  Erute  io  Frankreich  eineu  guten  Abschluß  erreicht. 
Allerdings  ist  der  zunehmende  direkte  Bezug  Schwedens  fühlbar 
geworden.  Als  bemerkenswerlh  ist  zu  verzeichnen,  daß  auch  für 
den  Lübecker  Verschnitt  rothe  Weine  aus  Sizilien  und  anderen  süd- 
lichen Ländern  einen  zunehmenden  Ersatz  der  Bordeauxweine  liefern. 

Die  Aulagc  der  Deutsch-Russischen  Nufta-lmport-Gesellschaft  ist 
erst  Ende  August  zur  Aufnahme  des  Petroleums  in  Stand  gesetzt 
worden.  Trotzdem  ist  bis  Jahresscbluß  ein  Quantum  von 
400Ü0  Ztr.  russischen  Petroleums  für  den  hiesigen  Platz  und  nach 
den  Provinzen  begeben  worden.  Neue  Zufuhren  per  Tankdampfer 
von  Libau  werden  jetzt  erwartet. 

m Westfälische  Steinkohle  in  Hamburg.  Da»  Jahr  1886  hat 
die  bereits  im  Vorjahre  gehegten  Befürchtungen,  daß  die  wesfäli- 
sche  Kohle  der  englischen  gegenüber  in  Hamburg  einen  weiteren 
Rückgang  aufweisen  werde,  leider  gerechtfertigt  und  zwar  io  hohem 
Grade,  indem  bereits  die  ersten  4 Monate  eine  Verminderung  der 
Zufuhr  von  24880  t =*  ca.  6 bis  7 % aufweisen,  was  annähernd 
dem  doppelten  Rückgänge  des  vorigen  Jahres  von  12  220  t ent- 
spricht. Der  soeben  erschienene  Bericht  der  Hamburger  Handels- 
kammer beklagt  diese  Thatsache  und  weist  darauf  hin,  daß  die 
Gesammtiraporteinbuße  des  Jahre»  1886  ganz  allein  den  ungün- 
stigen, mit  einem  Manko  von  28080  t ausgehenden  Abschlüssen 
der  ersten  6 Monate  zuzuschreihen  ist,  mithin  derjenigen  Periode, 
für  welche  der  neue,  erst  mit  Anfang  Juui  in  Kraft  getretene  Tarif 
noch  so  gut  wie  nicht  wirksam  zu  sein  vermochte;  daraus  geht 
also,  da  die  Abnahme  für  das  ganze  Jahr  schließlich  nur  17580  t 
betrug,  ferner  hervor,  daß  die  zweite  Hälfte  des  Jahres  unter  dem 
Einflüsse  der  gewährten  Frachtermäßigung  nicht  uur  den  Rück- 
lauf nicht  fortgesetzt,  sondern  ihn  sogar  am  den  verhältnismäßig 
wesentlichen  Betrug  von  ca.  lüOOO  t zu  reduziren  vermocht  hat. 
Ob  die  Frachtermäßigung  aber  auch  hiureichen  wird , das  frühere 
jährliche  Wachsthum  der  deutschen  Kohlendufubr  in  Hamburg 
dauernd  wiederhcrzustellen,  wird  nach  der  Ansicht  der  genannten 
Kammer  einerseits  davon  abhangen.  ob  der  englischen  Kohleu- 
indnstrie,  deren  Produktion  bereits  pro  1884  um  l1/*,  1885  aber 
um  weitere  8 Millionen  t gegen  1888  zurückgeblieben  ist,  ein  Be- 
harren auf  dem  W’ege  der  Unterbietung  der  deutschen  Kohle  auch 
ferner  räthlich  erscheinen  wird,  uod  andererseits  davon,  ob  es  der 
deutschen  Montanindustrie  gelingen  wird,  die  neuerdings  mit  »o 
heroischen  Mitteln  angestrebte  innere  Kräftigung  in  dem  Maße  zu 
erlangen,  daß  sie  durch  ein  Entgegenkommen  auch  ihrerseits  den 
Abnehmern  ein  opferlose»  Treublciben  zu  ermöglichen  vermag. 


| Aach  der  preußische  EisenbahnfUku»  wird  mit  Befriedigung  auf 
i die  Tarifermäßigung  blicken,  wenn  ihm  auch  zur  Zeit  eia  positiver 
Erfolg  noch  nicht  erwachsen  sein  sollte.  Durch  die  jetzige  Fracht- 
ermäßigung ist  es  über  wenigstens  gelungen,  den  Bahnen  eiae 
starkbedrohte  Frachteinnahme  von  mehr  als  2tyj  Millionen  *4t  uad 
i der  deutschen  Kohlenindustrie  ein  jährliches  Absatzquantum  von 
ca.  53  500  Doppel  Waggons,  deren  Werth  von  8*/*  Millionen.«/ 

; sonst  ins  Ausland  gewandert  wäre,  zu  erhalten.  — Di«  vor- 
handenen Lösch-  und  Ladevorrichtungen  siud  zur  Bewältigung  de» 
Verkehrs  ausreichend.  Daß  die  im  Gange  befindlichen,  vom  Zoll- 
i Anschluß  bedingten  gewaltigen  Umgestaltungen  den  Hafeneinricb- 
| tungcu  in  Bezug  auf  die  rasche  und  zweckmäßige  Bewältigung  auch 
1 eines  in  Zukunft  wesentlich  gesteigerten  Koblenverkehrs  nur  Gute» 
und  Hinreichendes  bringen  werden,  Ateht  zuversichtlich  zu  hoffen 
— Übrigens  wurden  vou  westfälischen  Kohlen  zum  überseeischen 
Export  1886  im  Ganzen  12000  t via  Hamburg  verladeo,  da  reo 
6530  t direkt  ins  Seeschiff. 

Zur  Hebung  des  Flachs-  und  Kümmelbaues.  Es  ist  schon 
wiederholt  darauf  hiugewieseo,  daß  unsere  Laudwirtbschafl  bei  der 
schlechten  Preislage  des  Rübenbaues  und  ähnlicher  Kulturen  gut 
daran  thun  würde,  etwas  mehr  Werth  auf  die  Kultur  von  Handel»- 
gewachsen  zu  legen.  Als  besonders  zutreffend  kann  diese  Mahnung 
bezüglich  des  Flacbsps  bingenomrnen  werden.  Obgleich  die 
deutsche  Leineuindustrie,  einer  der  blühendsten  Industriezweige 
unseres  Landes,  gegenwärtig  79  Großelablisscmeots  mit  31000  Ar- 
beitern beschäftigt  und  auf  Grund  dieser  Leistungsfähigkeit  dahin 
gelangt  ist,  der  englischen  Leineniudustrie.  welche  die  Hälfte  aller 
in  Europa  «xistirenden  Flachsspiudeln  beschäftigt,  eine  &benat 
drückende  Konkurrenz  zu  bereiten,  so  werden  dennoch  iu  Deotsch- 
j lund  gegenwärtig  nicht  mehr  als  ca.  850000  Meterzentner  Flachs 
(rohe  Faser)  jährlich  gewonnen,  während  der  Mindeatbedarf  an 
Flachs  für  unsere  Leinenindustrie  jährlich  auf  1 I00000  M.-Ztr.  ge- 
schätzt wird,  sodaß  alljährlich  ein  Import  fremden  Flachses  im 
j Quantum  von  mehr  aß  300000  M.-Ztr.  notbwendig  wird,  der  be- 
kanntlich  vorherrschend  von  Rußland  gedeckt  wird. 

Ein  anderes  Handelsgewächs,  auf  dessen  mangeludeu  An  ■ ■ 

! uns  die  diesjährige  Marktlage  desselben  in  Lübeck  aufmerksam 
I macht,  ist  der  Kümmel.  Der  Kümmel,  welcher  bekanntlich  ab 
Gewürz,  viel  mehr  aber  noch  als  Rohstoff  für  bestimmte  Ol* 

1 destillationen  ein  gangbarer  Artikel  bei  uns  ist,  wird  in  Deutsch- 
land vorherrschend  nur  in  Sachsen,  in  Schwarzwalddistrikten  usJ 
in  Thüringen  angebaut  (in  letzterem  Gebiete  kommt  er  allerdings 
auch  wild  wachsend  vor).  In  Ost-  und  West-Prenfsen,  io  Posen, 
in  Schlesien  und  in  Hannover  bat  man  erst  neuerdings  stellenweise 
mit  dem  Anhau  des  Doldengewächse»  (contm  carvi),  dessen  Sam' 

: der  Kümmel  ist,  begonnen.  Die  Hauptproduktiousläuder  des  Küm 
I mels  sind  Niederland,  Rußland  und  danu  Schweden  und  Fiolaad. 
i Bei  der  ungenügenden  heiinathlichen  Kümmel-Produktion  sind  die 
Küinmelöl-Iudustrieen  und  der  Handel  seither  auf  starke  Be- 
, Züge  diese»  Produkts  vom  Auslande  angewiesen  gewesen.  Für  des 
»chwcdßckcu  Kümmel  ist  Stettin  der  Hauptmarkt,  fär  den  fine 
»eben  Lübeck.  Die  Bezüge  von  finischum  Kümmel  sind  nun  auch 
in  diesem  Jahre  in  Lübeck  nicht  bloß  ueuuenswerth  gewesen, 
sondern  haben  die  Zufuhreu  de»  Vorjahres  noch  um  ein  Wesent- 
liches fibertroffen,  trotzdem  daß  der  finlsche  Kümmel  zum  Unter- 
schiede vom  deutschen,  weil  er  nicht  besonders  augebaut  wird, 
sondern  auf  ausgedehnten  Flächen  wild  wächst  und  nur  eioge- 
sammelt  wird,  bei  weitem  nicht  so  gut  iat,  ein  kleineres  Koro  bst 
und  vor  allen  Dingen  nicht  so  ölhaltig  ist.  Der  fioische  Kömuiel 
aber  hat.  weil  die  Nachfrage  groß  gewesen  ist,  trotzdem  Preis'' 

I erzielt,  welche  für  die  Qualität  viel  zu  hoch  gewesen  sind.  D»® 
Preise  sind  dieselben  des  deutschen  sowie  des  guten  niederländi- 
schen Kümmels  gewesen,  sodaß  hier  eine  „Überpreis- Bezahlung’ 
vorliegt.  Man  ersieht  hieraus,  wie  wünschenswert!)  es  sein  muß 
daß  wir  uns  bemühen,  den  Bedarf  solcher  Rohprodukte,  für  welche 
der  deutsche  Boden  vorzüglich  geeignet  ist  selbst  zu  decken. 

Wie  beim  Flachs,  so  ist  auch  beim  Kümmel  noch  ein  andern 
Moment  nicht  zu  übersehen.  Deutschland  besitzt  die  Mittel- 
solche  Rohstoffe  nicht  bloß  für  »einen  eigenen  Bedarf  genüget 
zu  erzeugen,  sondern  es  wäre  auch  in  der  Lage,  deu  Überschuß 
für  den  Export  zu  verwerthen.  Beim  Flachs  fällt  dieser  UawbuD 
besonders  ins  Auge.  Wir  sagten,  daß  unsere  Leinenindustrie  *al 
einen  jährlichen  Bezug  fremden  Flachses  im  Quantum  von  ''«■ 
800000  M.-Ztr.  angewiesen  ist  Nun  ist  aber  unsere  Einfuhr  jähr* 
lieh  viel  größer  als  dieser  Decknngsbezug,  und  es  folgt  daraus 
daß  wir  noch  einen  Überschuß  des  Imports  alljährlich  exportir«®- 
Mit  dem  Kümmel  könoten  wir,  wenn  der  Anbau  ausreichend  s®lB 
würde,  ebenfalls  ein  Exportgeschäft  treiben;  denn  sowohl  lt»l’ea 
und  Spanien,  als  auch  Frankreich  uud  England  sind  starke  Ver- 


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EXPORT,  Organ  de«  Centr&lvereina  für  llandelsgeographie  etc. 


Nr.  4, 


braucber  dieses  Produkts,  welche  die  bessere  deutsche  Qualität  vor 
den  schwedischen,  finischen  und  polnischen  schlechteren  Sorten 
gern  bevorzugen  würden.  Man  sicht,  es  sind  trotz  aller  Über- 
produktion immer  noch  manche  Lücken  auf  unseren  Produktions- 
gehieten,  die  leicht  ausgefüllt  werden  könnten,  wenn  man  sich  nicht 
mit  so  einseitiger  Gewalt  nur  auf  solche  Erzeugnisse  werfen  wollte, 
die  ihre  Probe  auf  dem  Weltmarkt  schon  bestanden  haben. 

Asien. 

Tabakabau  und  Arbelterverhältnßse  auf  den  Philippinen  (Fortsetzung). 
Ob  beim  Anpflanzen  der  Tabak-Sämlinge  die  Wurzel  geknickt,  umgebogen, 
die  Pflanze  selbst  gebrochen  ist,  macht  nichts.  Auf  wasserarmerem  Boden 
rächt  sich  dieses  Verfahren  sehr  bald.  Die  gedrückten  und  geknickten  Wurzeln 
brauchen  längere  Zeit,  ehe  sie  anfangen  tu  arbeiten,  und  inzwischen  sterben 
die  Pflänzchen  ab.  Aber  auch  für  das  weitere  Wachsllium  ist  es  von  Nach- 
tbeil. Solch  einmal  umgebogene  Wurzeln  bilden  die  Pfahlwurzel  nicht 
weiter  aus,  die  Sritenwurzeln  dringen  nicht  so  tief  ins  Erdreich  wie  diese, 
und  so  bleiben  dann  die  Pflanzen  io  den  späteren  Monaten  aus  Wasser- 
mangel schlecht  ernährt,  die  Blätter  bleiben  klein  und  dick  und  geben  keinen 
feinen,  aromatischen  Tabak. 

Man  siebt  auf  den  Feldern  stet«  grosse  weite  Lücken  mit  verkümmerten 
Pflanzen  oder  gauz  ohne  solche.  An  ein  Nacbpflsnzen  denkt  man  dort 
nicht.  So  lange  die  Pflänzchen  nicht  ordentlich  angewaebsen  sind,  müssen 
.sie  durch  kleine  Schattendicber,  eine  Erdscholle,  ein  Stück  Baumrinde 
'Hier  ein  Brettchen  gegen  zu  intensiven  Sonnenschein  geschützt  werden. 
W «unmöglich  sollte  an  sehr  heifssn  Tagen  nach  dem  Stande  der  Sonne  das 
Schutzdach  zweimal  umgestellt  werden.  Aber  wenn  der  dortige  Pflanzer 
überhaupt  zu  Anfang  au  jede  Pflanze  ein  Rindenstück  steckt,  so  ist  dies 
schon  ein«  sehr  große  Leistung;  ein  tägliche)»  Umstellen  würde  doch 
gar  zu  viel  verlangt  sein ! Die  Setzlinge  werden  in  Rücksicht  auf  dio  spätere 
Größe  der  Pflanze,  die  bis  über  1 m hoch  wird  und  einen  Umfang  von  oft 
mehr  als  Vs  m erreichen  kann,  gleich  schon  in  Reihen  von  mindestens 
V*  m Abstand  von  einander  ausgepflanzt.  Sind  die  Pflanzen  nach  14  Tagen 
endlich  augegangen  und  gedeihen  sie,  so  bleibt  dem  Landbauor  noch  viel 
Arbeit  und  Wartung  für  diese  zu  thun.  So  oft  wie  möglich  toll  das  Un- 
kraut gegätet  werden,  da  dasselbe  ungemein  üppig  wuchert  und  der  Tabak- 
pflanze nicht  allein  viel  Nahrung  entzieht,  sondern  dieselbe  meist  direkt 
überwuchert  und  erstickt.  Das  Ansgäten  wird  meistens  zweimal,  zu  An- 
fang und  in  den  letzteren  Monaten  besorgt.  Das  ist  aber  viol  zu  wenig. 
— Von  Ungeziefer  leidet  der  Tabak  auch  viel.  Vor  Allem  ist  et  die  Raune 
eines  Nachtsrhmettcriings , welche  in  den  Reifestadien  ganz  besonders  die 
besten  und  entwickeltsten  Blätter  «ich  aassucht  und  durch  Ihren  Fraß  ver- 
dirbt. Dadurch  gehen  gerade  die  besten  und  grüfsten  mittleren  Blätter 
verloren,  welche  das  sogenannte  Bestgut  liefern  und  auch  am  besten  bezahlt 
werden.  Die  Raupe  ist  grofs  genug,  um  schnell  gefunden  zu  werden,  wenn 
nur  die  Louto  das  Absueben  in  den  frühen  Morgenstunden  bald  nach  .Son- 
nenaufgang vornehmen  wollten.  Später,  bei  zunehmender  Hitze,  verkriecht 
sich  das  Thier  in  die  ßlattwiukel  und  andere  Verstecke  und  int  dann  schwer 
sichtbar.  E*  giebt  außerdem  noch  eine  Menge  geflügelte  und  ungrflügelte 
Insekten,  die  auf  dem  Tabaksblatte  durch  ihre  Stichwunden  unschöne  Flecke 
erzeugen,  ohne  es  direkt  werthlos  zu  machen.  Sie  treten  jo  nach  den  ihnen 
zusagenden  Witterungsverhältnissen  alljährlich  in  verschieden  grober  Menge 
auf.  Ihre  Vertilgung  ist  schwieriger,  aber  im  Allgemeinen  machen  sie  auch 
keinen  größten  Schaden.  Durch  zeitweilige  Räucherungen  in  der  dicken 
Nebelatmosnhlre  der  frühen  Morgenzeit  kann  man  ihnen  erfolgreich  entgegen- 
treten. Alle  diese  nothwendigen  Arbeiten  unterbleiben  meistens  ganz,  weil 
rie  eben  zu  viel  Mühe  machen. 

Ein  analerer  sehr  wichtiger  Punkt  für  die  vollkommene  Entwickelung, 
der  ebenfalls  selten  von  den  Philippinen-Bcwohnern  beachtet  wird,  ist  das 
Auakneifen  der  .Geize*.  Dies  sind  Seitentriebe  und  Blätter,  die  aus  den 
BUttachsoln  oft  zu  zweien  oder  mehreren  sich  rasch  ausbilden.  Sie  ent- 
ziehen dem  ITaupthlatte  die  Nahrung,  *o<Uß  dieses  kleiner  bleibt  oder  auch 
bald  gelb  zu  werden  anfängt,  ohne  zur  eigentlichen  Reife  zu  gelangen. 
Merkwürdigerweise  hut  sich  dort  di«  Meinung  eingeführt,  daß  diese  kleinen, 
schmalen,  bandgrofsen  (ieizbläiter  der  feinste  Tabak  seien.  Es  wird  diese 
Sorte  Blätter  von  den  dortigen  Einwohnern  auch  sehr  gesucht  und  fast  am 
besten  bezahlt-  Man  nennt  sie  Romero.  In  den  Tabaksproviozen  wird 
dom  Gaste  thatsächlich  eine  Zigarre  präsentirt  mit  der  wichtigen  Bemerkung: 
-Romen»*,  was  er  sofort  zu  schätzen  wissen  mufs.  Gut  sind  die  Zigarren, 
vor  Allem  aber  ungeheuer  stark,  und  dies  scheint  mir  auch  der  Hauptgrund 
für  diese  Liebhaberei  zu  »ein  und  die  Bowaro-Sorte  zur  theuersten  und 
seltensten  gemacht  zu  haben. 

Ebenso  wichtig  wie  im  Laufe  des  Wachsthums  des  Blattes  das  Geizen 
•st,  L»t  für  di«  Reife  desselben  das  Ausbrechen  der  sich  bildenden  Blüten- 
knospen  von  Bedeutung.  Läßt  man  die  Pflanze  blühen,  so  verliert  das 
Blatt  sehr  an  Kraft,  da  alle  Keservenahrstoffe  dann  einzig  zur  Blüten-  und 
Sancnbildung  verbraucht  werden.  Bei  ordinären  Tabakssorten,  auf  schwerem 
Boden  und  in  weniger  warmem  Kümo,  wo  da»  Wachsthum  langsamer  ist, 
kann  man  die  Pflanze  eher  bis  zum  Blähen  kommen  lassen,  um  so  die  gar 
massig  im  Blatt  abgelagerten  Eiweifsstoffe  etwa«  zu  verringern  und  den 
Tehak  brennbarer  zu  machen.  Beim  Philippinentabak  ist  «s  aber  umge- 
kehrt. Diese»  Verfahren  würde  einen  schwachen,  gehaltlosen  und  vor  allen 
Dingen  einen  Tabak  liefen»,  der  beiin  Lagern  sehr  schnell  trocken  und 
strohig  werden  würde.  Das  Ausbrechen  der  Blütenknospen  geschieht 
asutsutbeil*  wohl,  oft  aber  viel  zu  spät  oder  nicht  zu  wiederholten  Malen. 
Kt  bilden  sich  mehrfach  von  Neuem  Knospen  nach;  da  dies  aber  mit  der 
Erntezeit  fast  zuaammenfällt,  so  macht  es  nicht  zu  viel  aus. 

sär  die  gute  und  glei<  hmäßige  Qualität  der  Brnte  ist  die  Art,  wie 


diese  vorgenommen  wird,  von  der  größten  Bedeutung,  und  gerade  die«  Ist 
der  Punkt,  in  welchem  «ine  Verbesserung  für  den  Tabak  der  Philippinen 
eingeführt  werden  müßte. 

Die  alte,  heute  noch  allgemein  gebräuchliche  Methode  des  Ahernteus, 
Trocknens  und  Fennentiren»  ist  durchaus  falsch  und  unzulänglich  Es  wird 
eben  kein  Unterschied  gemneht,  ob  die  Pflanze  an  einem  wasserreichen  oder 
ärmeren  Standorte , auf  leichterem  oder  schwererem  Boden  gewachsen  ist, 
ob  sie  einige  Wochen  später  als  ein«  andere  gepflanzt  ist,  und  ob  ihre 
ersten  Blätter  und  die  letzten  und  jüngsten  verschieden  sind  in  ihrer  Reife 
und  Entwicklung-  lat  die  Erntezeit,  d.  h.  die  Monate,  in  denen  man  ge- 
wohnt ist  zu  ernten,  da,  so  wird  auch  nach  der  Schablone  damit  begonnen. 
Wie  kann  bei  solch  wildem  Verfahren  ein  gleich  mäßige»  Produkt  auch  nur 
von  demselben  Felde  erzielt  werden!  Naturgemäß  entwickeln  sich  und 
reifen  die  Blätter  an  der  Staude  verschieden.  Dio  größten  Blätter  sind 
die  untersten  und  ältesten,  sie  reifen  also  auch  am  ehesten.  Wie  leicht 
wäre  es,  diese  Blätter  vorher  abzublatten!  So  bleiben  sie  aber  an  der 
Staude,  werden  überreif,  sinken  zu  Boden,  bekommen  Faulflecke  und  sind 
trotz  ihrer  Größe  von  geringem  Werthe.  Nach  ihnen  haben  sich  die  mitt- 
leren Blätter  entwickelt,  dos  sog,  Bestgut.  Es  sind  dies  ebenfalls  große 
Blätter,  und  nach  dem  Reifezustand  dieser  4 hi»  G Blätter  an  jeder  Staude 
richtet  sich  der  Ernteanfang. 

Die  Reife  des  Blatte»  kennzeichnet  sich  ganz  deutlich  vor  Allem  da- 
durch, daß  über  die  ganze  Blattflächo  gleichmäßig  bis  zu  der  Spitz«  und  den 
Rändern  alle  die  zwischen  den  Aden)  liegenden  Zellgewebepartieen  glatt 
und  straf  gestreckt  erscheinen,  und  daß  ferner  das  Blatt  sich  nicht  zu 
leicht  (wie  bei  Überreife)  oder  zu  schwer  (wi«  bei  Unreife)  von  der  Staude 
brechen,  nicht  reißen,  läßt.  Man  kann  einen  deutlich  brechenden  Ton 
unterscheiden.  Blätter,  die  abgefallen  sind  oder  sich  »ehr  leicht  ablösen, 
sind  kraftlos  und  werden  beim  Fermentiren  hell  und  milsfarbig.  Boi  jungen, 
noch  wachsenden  Blättern  sieht  man  besonders  nach  den  Rändern  hin 
zwischen  den  Adern  und  Rippen  ein  noch  schwach  gewelltes,  krauses, 
helleres  Zellgewebe,  ganz  ähnlich  kraus,  wie  man  es  an  dem  sich  »treckenden 
Flügel  eines  jungen  Schmetterlings  beobachten  kann.  Solche  noch  un- 
fertigen Blätter  geben  schweren  und  ungleichen  Tabak,  dessen  Blatt  nach 
dein  Trocknen  verschiedene  Farben  zeigt.  Im  Geschmack  sind  solche 
Blätter  kratzend,  bitter,  beißend  und  heifs  auf  der  Zunge  Bei  der  großen 
Indolenz  der  Philippiner  wird  wenig  odor  keiue  Rücksicht  auf  di«  ver- 
schiedene Reife  der  Blätter  genommen.  Ist  also  die  erwünschte  Zeit  der 
Ernte  da,  so  zieht  die  ganze  Familie  mit  ihrem  Büffolsrhlitten  oder  Karren 
auf»  Feld.  Dort  wird  nun  kurzweg,  ohne  Wahl  und  Qual,  die  ganze  .Staude 
abgeblattet.  Es  bleiben  höchstens  einige  Geize  und  die  zu  kleinen  Spitzen- 
blätter stehen,  dio  einige  Wochen  später  eine  Art  Nachernte  liefern,  welche 
vielfach  den  berühmten  Homero  giebt.  Beim  Abblatten  fängt  man 
oben  an  und  briebt  Blatt  für  Blatt  mit  der  rechten  Hand  ab,  schichtet  die 
Blätter  über  den  linken  Arm  zu  einem  Packen  und  trägt  diesen  zum  Karren, 
der  sie  nach  Hause  schafft.  So  kommen  die  überreifen,  meist  stellenweise 
schon  angefaulten  Bodenblätter  mit  den  besten  Mitteiblättern  und  den  un- 
reifsten Spitzenblättern  auf  einer.  Haufeu.  So  lange  es  Tag  ist  und  so  lange 
noch  Blätter  zu  holen  sind,  wird  dieses  Abblatten  fortgesetzt.  Ist  alle»  unter 
Dach,  dann  erst  geht  man  an  da»  Trocknen,  ja  häufig  erst  an  die  Vorbe- 
reitungen für  dasselbe.  El  werden  dann  erst  oft  die  Bambusstäbchen  zum 
Aufreihen  der  Blätter  geschnitten.  Inzwischen  liegen  die  grünen  Blätter 
auf  einem  Haufen,  welken,  drücken  sich,  erhitzen  sich,  bekommen  Risse  und 
Flecke,  werden  faulig  uv,,  alle»  Dinge,  die  so  leicht  zu  vermeiden  wären 
und  von  denen  so  viel  Narlitheil  und  Geldverlust  kommt.  Beim  Aufreihen 
zum  Trocknen  und  bei  dem  Trocknen  selbst  wird  #bm>  lüderlich  ver- 
fahren. Die  Blätter  werden  zu  je  IO  an  ihren  dicken  Stielenden  auf  ein 
dünnes  Bambusstäbchen  gereiht.  Sie  sollen  nicht  zu  dicht  hangen,  »ich  nie 
berühren,  well  sie  sonst  ungleich  austrocknen.  Hierbei,  während  des  Auf- 
reihens, wäre  e«  leicht,  eine  Auswahl  unter  den  Blättern  nach  ihrem  Reife- 
zustande zu  treffen,  die  für  dio  Fermentation  ungemein  wichtig  wäre.  Man 
ist  aber  gewohnt,  nur  nach  den  Größen  zu  sortiren  So  werden  die  zwei 
besten  Größen  abgesondert  und  dos  andere  Material,  wie  es  in  dio  Hand 
kommt,  aufgereiht. 

Die  Trockenschuppen  sollen  luftig  und  hell,  aber  nicht  direkt  dem 
Sonnenlichte  ausgesetzt  sein;  denn  direkte»  Sonnenlicht  vertragen  die  Blätter 
beim  Trocknen  durchaus  nicht.  Bei  der  leichten  Bauart  der  Häuser,  die 
aus  Bambus  und  Schilf  oder  Palmblittern  hergcatellt  werden,  wird  aber 
meist  keine  dieser  Bedingungen  recht  erfüllt.  Zwischen  den  Bambusstäben, 
durchs  Schilfdach  dringt  die  Sonne  und  beliebtet  Stellen  und  Blättergruppon; 
dadurch  erhalten  die  Blätter  schon  beim  Trocknen  ein  verschiedenes  Aus- 
sehen, ohne  der  chemisch  verschiedenen  Wirkung  von  Licht  und  Schatten 
zu  gedenken.  So  bleiben  sie  4 bis  8 Wochen,  manchmal  auch  langer, 
»eiten  kürzere  Zeit,  hangen  Man  nennt  sie  trocken,  wenn  sie  sich  nur 
noch  zähe  anfühlen,  die  Stiele,  ohne  abzubrechcn,  sich  knicken  lassen,  und 
dio  Farbe  der  meisten  eine  braune  geworden  ist;  sortirt  werden  die  Blätter 
nicht.  Die  Hauptwirkung  soll  die  Fermentation  erzielen,  was  bei  richtiger 
Wartung  auch  eint  reffen  würde.  Indeß,  wie  wird  fermentirt!  Nun,  so  wi« 
es  am  bequemsten  ist  und  am  schnellsten  gehen  mag  Ein  tadellose«  Pro- 
dukt ließe  sich  aber  auch  bei  der  größten  Sorgfalt  jetzt  nicht  mehr  er- 
langen, da  die  Blätter  an  sich  zu  große  Verschiedenheiten  zeigen.  In  dem- 
selben oder  einem  andern  Schuppen  ist  durch  eine  Lehm-  oder  Bretter- 
unterläge  ein  erhöhter,  2 bi»  9 qm  großer  Platz  geschaffen;  auf  diesen 
werden  nun  die  Tab&kBblätter  mit  ihren  Stäbchen,  meistens  O4  bis  1 m 
hoch,  mit  den  Spitzen  nach  innen  aufgeschichtet  und  mit  Brettern  und 
Steinen  beschwert.  Je  fester  der  Haufen  geschichtet  wird,  desto  langsamer 
und  besser  geschieht  die  Gährung.  Bei  zu  viel  Luftzutritt  fermentirt  der 
Tabak  schneller,  verliert  aber  an  Aroma.  So  bleibt  der  Haufen  2 bis  3 
Tage  liegen.  Er  fängt  an  zu  gäbren,  und  die  Blätter  erhitzen  sich  sehr 
stark  dabei.  Es  »oll  die  Wärme  nicht  über  60°  C.  »teigen,  da  sonst  die 


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EXPORT,  Organ  de«  Centralverein«  für  Handelageographie  etc. 


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Blätter  verbrennen  und  zu  dunkel  werden.  Der  Haufen  rauf*  dann  umge- 
Ki'hichtet  und  dien  je  nach  Notbwendigkeit  8«  oft  wiederholt  werden, 
hi«  dio  Blätter  «ich  nieht  mehr  stark  erhitzen  und  den  richtigen,  aromati- 
schen Tabaksgerueh  erlangt  haben.  Die  Temperatur  wird  nur  mit  der  Hand  , 
gemessen.  und  nach  dem  bloßen  Gefühle  wird  bestimmt,  ob  sich  vielleicht 
di«  leidige  Arbeit  de«  Umscbichtcns  noch  einen  Tag  verschieben  läßt.  Ich 
habe  sogar  einmal  gefunden,  dato  in  einem  Dorfe  Alle  einen  gemeinsamen 
Fermentirsehuppeu  hatten,  in  welchem  abwrcbitelndo  Vertrauensleute  »ich 
als  Wache  befanden.  Die««  mögen  ihre  Beobachtungen  nicht  tu  gewissen- 
haft gemacht  haben.  Schließlich  merkten  sie  doch,  daß  der  Tabak  .schon 
gar  ru  heiß  geworden  nnd  e«  die  höchste  Zeit  »ei,  ihn  urarulegen.  Sie  er- 
hoben ein  großes  Spektakel,  aber  ohne  Erfolg,  da  die  Andern  inzwischen 
nicht  zu  Haus  geblieben  waren  und  e»  nun  an  Armen  fehlte,  den  großen 
Tabakshaufen  schnell  und  regelrecht  umzulegen.  Man  half  «ich,  indem  man 
schleunigst  die  schon  dampfenden  Blätter  auseirianderriß  und  so  die  Gib* 
rting  gewaltsam  hemmte.  Natürlich  verlor  das  ganze  Dorf  bedeutend  an 
seinem  Ernteertrage.  Von  dem  langsamen  Ferment i reo,  dem  Tetnperetur- 
ti alten  und  öfteren  l'mschirhten  der  Blätter  bängt  es  besonders  ab,  ob  der 
Tabak  schöne  Farbe  hat,  ob  er  nicht  bruchig,  leicht  auatrocknond  wird,  ob 
derselbe  überhaupt  für  die  Zigarrenfabrikation  geeignet  wird  und  ein  leicht 
rauch  bares  Blatt  giobt.  Ist  er  schlecht  und  ungenügend  fermentirt,  so 
brennt  er  kohlend  und  riecht  nicht  fein.  Ist  er  zu  stark  fermentirt,  also 
verbrannt,  dann  hat  er  wenig  Aroma  und  Terträgt  kein  Lagern;  er  wird  1 
trocken,  brüchig  nnd  geschmacklos.  Leider  kommt  e«  sehr  häufig  vor,  daß  I 
der  Tabak  zu  stark  fermentirt  wird,  tbeits  in  Folge  der  Faulheit  der  Leut«, 
tbeil*  wegen  de*  Bestrebens,  ihn  recht  schnell  auf  den  Markt  tu  bringen.  • 
um  das  lang  ersehnte  Geld  zu  erhalten.  Je  lockerer  die  Packung  des 
Haufens,  desto  schneller  ist  die  Gablung  zu  Ende,  obgleich  in  diesem  Falle 
das  sogenannte  Verbrennen  durch  zu  hohe  Temperatur  nicht  eintritt.  Man 
erhält  aber  immerhin  einen  in  Qualität  schwächeren  und  weniger  ausdauern- 
den Tabak.  Da  nun  zum  guten  Glück  die  Blätter  so  verschieden  in  ihren 
Rcifostadien  sind,  so  giebt  es  unter  den  vielen  im  Ballen  immer  noch  brauch- 
bare, die  der  Fabrikant  aß  gute  verwenden  kann.  Tabake,  die  ungenügend 
fermentirt  haben,  fennentiren  noch  ßngsam  im  Ballen  nach,  was  übrigens 
allgemein  und  immer  der  Fall  ist.  Guter,  ganz,  fertiger  Tabak  »oll  im  Ballen 
zwei  Jahre  und  darüber  immer  noch  biegsam  und  gewßscrmaßen  zähe  bleiben. 

(st  die  sogenannte  Fermentation  der  Blätter  beendet,  so  wird  mit  den- 
selben eine  Art  Sortirung  vorgenommen.  Nach  der  Länge  und  Breite,  ohne 
Rücksicht  auf  dio  Farbe,  höchstens  je  nachdem  die  Blätter  sehr  tob  Raupen 
durchlöchert  oder  sonst  zerrissen  sind,  werden  sie  heute  in  4 Klassen 
gebracht.  Früher,  in  der  Regiezeit,  wurden  bis  zu  6 Klassen  unter- 
schieden und  danach  auch  meist  angekauft.  In  dieeer  Art  aorlirt,  werden 
di«  Blätter  in  Ballen  bis  zu  4 Zentnern  Gewicht  ohne  große  Pressung 
mit  getrockneten  Bananenhlättern  umwickelt  und  mit  gespaltenem  spanischem 
Rohr  (Hotanfj)  geschnürt.  So  kaufen  sie  die  Aufkäufer  in  den  Dörfern 
selbst  und  zahlen  die  Sorten  je  nach  der  Größe  und  dem  Gewicht.  Heut«  sind 
die  Preise  besser  aß  zur  Monopolzoit,  aber  auch  die  Anforderungen  an  die 
einzelnen  Klassen  viel  größer  und  willkürlicher,  sodaß  der  Indier,  wenn  er 
wenig  Tabak  der  ersten  Klassen  produzirt,  schlechtere  Einnahmen  hat  als 
früher  unter  der  Regie. 

Ohne  auf  Zahlen  über  die  Mengo  der  Produktion  und  die  Preise  ein- 
zugehfD,  die  in  den  Knnsulateherichten,  in  Dr.  Jagor's  Arbeit  über  den 
Tabak  der  Philippinen  zu  finden  sind,  will  ich  einige  Bemerkungen  machen 
über  den  Stand  de*  Tabakshaues  zur  Zeit  de«  Monopols  und  über  die  Ver- 
hältnisse, ln  denen  er  sich  jetzt  nach  seiner  Freigabe  befindet  Wie  be- 
kannt, war  bis  Anfang  1883  der  Tabalubaii  auf  den  Philippinen  Monopol 
der  Regierung.  Dies  will,  in  dortige  Verhältnisse  übersetzt  bedeuten,  daß 
die  Indier  Tabak  bauen  mit  Taten,  und  daß  der  Anbau  nötigenfalls  er- 
zwungen wurde  mit  allen  Härten,  ohne  Rücksicht  auf  die  üblen  Folgen,  die 
ein  solche*  Prinzip  auf  die  Dauer  stet*  erzeugen  muß. 

Die  Regierung  wollte  natürlich  möglichst  viel  Tabak  haben,  um  mit 
dessen  Ertrage  ihr«  Kassen  füllen  zu  können.  So  wurde  denn  dem  Indier 
verboten,  auf  jedem  für  Tahak  irgend  brauchbaren  Boden  eine  andere  Nutz- 
und  Näbrpflanz«  zu  bauen.  Reß,  Mais,  süße  Kartoffeln,  die  H&uptnihr- 
mittel  dor  malaiischen  Bevölkerung,  mußten  dem  Tabak  weichen  Iß  der 
Indier  nun  von  Haus  aus  durchaus  keinen  Sinn  für  Arbeit  hat  und  er  zu 
dieser  nur  unter  sehr  vorsorglicher  direkter  Leitung  und  ständiger  Außicht 
gebracht  werden  kann,  so  war  die  Folge  dieser  Maßnahme  eine  allmähliche 
Verarmung  der  Provinzen.  Jede  FamiRe  sollte  i«  nach  ihrer  Kopfzahl  «In« 
bestimmte  Menge  von  Tabakspflanzen  bauen.  Es  kamen  ungefähr  10-  bß 
20000  Pflanzen  auf  jede  Familie.  Die*  ist,  w«un  sie  richtig  gewartet  und 
kultivlrt  werden,  viel.  Für  den  faulen  Indier,  der  außerdem  ganz  gut 
wußte,  für  wen  und  wessen  Vortheil  er  arbeite,  war  ee  zu  viel.  Kn  fehlte 
ihm  deshalb  au  Lust,  nebenbei  noch  andere  Feldfrücht«  für  seinen  Lebens- 
unterhalt zu  bauen.  .Schon  bei  der  Anlage  der  meisten  Dörfer  hatte  man 
»ich  nach  der  Krtragsfthigkeit  des  Boden*  für  Tabak  gerichtet  Alle  Dörfer 
liegen  in  unmittelbarer  Nähe  der  Flüsse.  Ks  findet  sich  demnach  auch  nicht 
viel  Land,  welches,  nahe  und  bequem  gelegen,  dem  Dorfbewohner  ohne  viel 
Müh«  zum  Anhau  anderer  Früchte  dienen  könnt«.  Mais  und  KamotU*  (süße 
Kaitoffelnj  sind  die  einzigen  Nebenprodukt«),  Viehzucht  wird  ebenfalls  kaum 
getrieben,  lu  früheren  Zeiten,  als  die  Dorfpfarrer  noch  große  Verwaltungs- 
rechte in  ihren  Doriadttfttn  hatten,  war  unter  ihrem  Einfluß  mehr  Regsam- 
keit. In  Cagsyan  wurden  viele  andere  Nutzgewächec,  besonder»  Weizen  statt 
Reis  gebaut.  Weg«  und  Brücken  waren  gut  im  Stand«  und  auf  die*«  Weise 
geeiguet,  den  Wohlstand  der  Dorfschaftea  zu  heben  und  zu  halten  Seit 
Jahrzehnten  liegt  Alles  sehr  darnieder.  Durch  den  ewigen  Wachau)  der 
Gouverneure  und  ihrer  l'nterbeamten  hatte  sich  in  den  Provinzen  unter 
diesen  Herren  ein  richtiges  AusKuugungs*y*tem  oder  noch  Schlimmeres  aus- 
gebildet,  jeder  Beamte  suchte  seine  Einnahmen  zu  vermehren.  Da  es 
ihnen  aber  dafür  an  Intelligenz  und  Fleiß  fehlte,  *o  mußt«  der  Indier  her- 


halten. Willkür  und  Tyrannei  haben  die  langen  Jahre  hindurch  die  Pro- 
dukt iorislu»!  und  SO  auch  deu  Wohlstand  der  Bevölkerung  in  den  Tabak* 
Provinzen  ganz  unterdrückt.  Gelder  für  Wege  und  Brücken,  die  für  dez 
Verkehr  so  nothwendig  war«!»,  sind  anderswohin  gewandert.  Der  Flufs  ist 
nicht  überall  leicht  zu  befahren.  Im  Sommer  zu  seicht  und  verwandet,  io 
der  Regenzeit  für  Ruder-  und  Segelfahrzeuge  zu  reißend,  dient  er  den 
Verkehr  viel  zu  wenig.  Jetzt  sind  nun  neuerdings  einige  ganz  flache,  kleit- 
Dampßchlepper  im  Gauge,  die  aber  aß  Privatspekulation  die  Preise  für  4m 
Zufuhren  auch  nicht  billiger  stellen  wollen.  Mit  der  Abfuhr  de*  Tabak* 
ßt  es  ebenso;  sie  wird  zu  theuer,  und  so  bleibt  der  llauptverdien*'  •!«-. 
Zwischenhändlern  und  den  Spediteuren:  der  Indier  kommt  hei  den  Preiin 
schlecht  weg.  Bei  den  *ehr  geringen  Bedürfnissen  dieser  Bevölkerung  giurr 
dies  noch  an.  Aber  leider  ist  dieselbe  »eit  langen  Jahren  gezwungen 
und  gewöhnt,  ihren  ganzen  Bedarf  an  Reis,  Ol,  Zucker,  Geweben  u»w.  i ® 
auswärts  zu  beziehen.  Durch  di«  Entfernungen  und  die  schlechten  Verkehr« 
mittel  wird  aber  die  Zufuhr  enorm  vertbeuert.  Die  Händler  verdienen.  ok 
sie  nun  gegen  Geld,  oder  wie  «s  Gebrauch  ist,  gegen  Tabak  verkaufen.  gat 
bedeutend.  Dor  Indier  kann  uie  mit  seinem  Erwerbe  aiukotninen  und  macht 
Schulden.  Die  Preise  sind  abnorm  hoch.  Oft  habe  ich  für  einen  Sack  Reu 
20  bi*  30  Jt  bezahlen  müssen.  Abhilfe  für  dies«  traurigen  wirtbachaftlirhrr 
Verhältnisse  gab  es  nicht  und  giebt  es  heute  ebenso  wenig.  Ra  würde  ebtt 
gegen  das  Geschäftsinteresse  gewisser  Leute  gehen.  Früher  war  dies  cic- 
gute  Quelle,  um  reich  zu  werden  für  di«  Beamten,  die  sich  direkt  oder  in- 
direkt durch  ihr«  Kreaturen  an  dem  lukrativen  Importgeschäfte  betheiligt*L 
Jetzt  wird  die  Bevölkerung  von  Europäern.  Mestizen,  Chinesen  «ystenuu*-: 
ausgewogen-  Alle  treiben  Wucher  mit  Geld  oder  Wnaren.  Di«  Chinesen  habet 
sich  fest  elngenßtot.  In  jedem  Dorfe:  der  Händler,  Krämer  lat  ein  Chiarw. 
All«  uuter  sich  bilden  einen  „King“  und  geben  im  Gehoimen  Gelder  u 
bestimmte  Stellen  und  Individuen,  nur  damit  sie  deren  Beihilfe  sicher  sio<- 
Ohne  den  Druck  solcher  Helfer,  und  wäre  ca  auch  nur  der  Dorfschulttc. 
würde  kein  Indier  dem  Chinesen  für  seinen  Handel  Transportmittel  okr 
Arbeiter  geben.  Der  Indier  thut  ganz  Recht;  denn  meist  erhält  er  m 
dem  »usbodungonon  Lohn«  kaum  einen  Theil.  — In  ganz  direkter  Weise  t«tr 
schädigend  wirkte  die  Willkür  derjenigen  Beamten  (a/oradores) , wekb 
bei  der  Abnahme  des  Tabaks  für  die  Regierung  die  Klassifikation  zu  besorgt' 
hatten.  Ob  der  Beamte  einen  Ballen  zur  zweiten  oder  vierten  Klasee  gebüg 
erklärte,  hing  oft  von  einem  tüchtigen  silbernen  Händedrucke  ab.  loa« 
aber  verlor  der  Indier  dabei.  Ähnlich  ist  es  auch  heute  noch.  Dazu  kam« 
dann  Doch  die  üeldverhältnisse.  Die  Regierung  nahm  den  Tabak  all«u 
es  dürft«  an  Niemanden  sonst  Tabak  verkauft  werden.  Mit  dem  Bezahl 
hatte  sie  cs  indeß  meist  nicht  so  eilig;  sie  zahlte,  wann  sie  konnte.  £• 
kam  vor,  daß  di«  ganze  Ernte  vorläufig  mit  Bon*  bezahlt  wurde,  und  dtaie 
erst  später  mit  Metall  und  zwar  recht  langsam,  in  Ratenzahlungen*  eingeii*' 
wurden.  Di«  Bons  hatten  wohl  Zwangskurs,  blieben  aber  ohne  Werth,  * 
der  Händler  nicht  zu  zwingen  war,  weine  Waare  für  so  unsichere  Werth« 
zu  verkaufen.  Es  trat  ein«  ungemein  groß«  Entwertung  dieser  Zahhmr» 
mittel  ein.  Der  Indier  mußte  froh  sein,  wenn  er  für  den  1-Dollar-Bon  V*  owt 
V»  des  Wertbes  in  Geld  oder  Waaren  erhielt.  Dies  war  wriederum  eia  ,fo 
nes"  Geschäft  für  die  Aufkäufer.  Der  Indier  war  schlimm  daran.  Er  sollt* 
»ich  quälen,  um  vielen  und  guten  Tahak  zu  liefern,  und  zwar  unter  soicä« 
ihn  schädigenden  Zuständen.  Die  Preis«,  welche  die  Regierung  zahlte,  war« 
niedrig  und  vor  Allem  zu  gleichmäßig  bemoasen.  Ks  wurden  die  größt» 
und  besten  Blätter  im  Verhältnis  tu  deu  geringeren  schlechter  bezaPt 
Wenn  zu  viel  Tabak  der  I.  Klasse  abgeliefert  wurde  und  dies  mit  der  (Des 
nung  der  Regierung  nicht  stimmt«,  so  kam  es  sogar  vor,  dafs  derselbe  nicht 
mehr  als  I.  Klasse  bezahlt  wurde.  Es  blieb  also  eine  Mitteiernte  in  Qusliüi 
und  Quantität  der  sicherste  und  bequemste  Ertrag  für  den  Indier.  8o  wunk 
er  in  seiner  Faulheit  noch  bestärkt.  Kr  bebaute  nur  grade  so  viel,  als  er 
zu  bebauen  gezwungen  war,  und  machte  es  sich  dabei  so  bequem  wie  miß- 
lich, sodaß  von  Gäten,  dem  Abstichen  tod  Ungeziefer  und  irgendwelche 
Sorgfalt  bei  der  Ernte  nicht  die  Hede  war  Der  ewige  Geldmangel  dränft* 
datu,  die  Ernte  so  schnell  wie  möglich  abzultefern,  und  so  wurde  4«n 
schlecht  getrocknet  und  noch  schlechter  und  schneller  fermentirt.  Pas  ß 
bis  heute  so  gebliebeD.  Scbuldenmacbon  ßt  bei  solchen  Verhältnissen  g« ■ 
natürlich;  es  war  nicht  nöthig,  daß  dieselben  durch  die  „Segnungen*  4<r 
Zivilisation,  die  hier  zunächst  in  der  Ausbreitung  von  Luxus  und  Laster  be- 
steht, noch  gesteigert  wurden.  So  ist  x.R.  der  Hahnenkampf  erlaubt;  dieser  allein 
genügt  vollständig,  um  die  Leute  von  der  Arbeit  abzubalteu  und  zn  ruisir«®- 
abgesehen  von  den  eifrig  von  Mann  und  Weib  getriebenen  verbotenen  Spin- 
len.  Ganze  Dorfschaften  sind  so  ruiiiirt,  dafs  sie  vollständig  in  den  Hindro 
der  W'ucber er  sind.  Der  Wucher  ßt  überhaupt  entsetzlich  verbreitet 
hoch.  Das  Gesetz  verbietet  ihn;  ea  giebt  aber  trotzdem  keinen  Scheu  nsd 
kein«  Steuer  gegen  die  Handhabung  desselben.  Mestizen,  schlaue  Indier, 
Chinesen  und  verkommene  Europäer  leben  davon  und  sind  leider  zu  oft  BOf 
die  n«lfer  hoch  ungesehener  Kapitalisten.  Durch  höbe  Zinsen  gegen  Hypo- 
theken, Unterpfand  usw.  entziehen  »ie  den  leichtlebigen  Indiern  Alle«.  •‘“Iß* 
ihr  Ackerland,  und  zwingen  sie  nun,  als  Schuldner  lediglich  zum  Vorttci 
des  neuen  Besitzers  weiterzuarbeiten.  Auf  diese  Weise  ßt  der  größte  Th**1 
der  wirklich  arbeitenden  Bevölkerung  bereits  gezwungen,  für  seine 
zu  arbeiten.  In  der  Regel  muß  der  Schuldner  bis  '/■  des  Ertrag*« 
geben.  Da  aber  jedes  Jahr  neue  Schulden  hinzu  kommen,  so  wird  dsr  I0®** 
seinen  Gläubiger  nie  los.  Ks  findet  nämlich  auch  bei  der  Ablieferung 
Ernte  ein  großer  Wucher  statt,  indem  die  Wertbe  dee  Ertrags  io  \ort“‘ 
viel  zu  niedrig  festgesetzt  werden. 

Ist  z.  B.  die  G««ammtachuld  100  Dollars,  so  wird  ausgemacht,  4*£**rj 
Ackerbauer  diese  mit  10  Ballen  Tahak  zahlen  muß.  Kr  verliert  bed«»'** 
dadurch,  denn  der  wirkliche  Marktwerth  beträgt  das  Doppelte.  P*  mJv*t 
eine  freiwillige  Abmachung  ist  und  Zinsen  direkt  nicht  genommen  n**"*0, 
so  ßt  dieses  Verfahren  „legal“.  Freilich  sucht  der  Indier  den  Andern  •h*1' 
falls  zu  betrügen,  wo  er  kann.  Er  hleibt  Schuldner,  borgt  von  N*»*®-  *" 


1887. 


59 

EXPORT,  Organ  de»  Centralverein»  für  Handelsgeographie  etc. 


Nr.  4. 


er  eeiaem  OUobiger  thnrbbrennrn  kenn,  um  nnter  anderem  Namen,  in 
irgend  einer  anderen  Provinz  sich  anzusiedcln.  Froher  war  dies  weniger 
der  Fall,  da  in  den  verschiedenen  Provinzdialekten,  sowie  anch  in  der  ge- 
ringen, sehr  erschwerten  Verbindung  der  einzelnen  Provinzen  unter  einander 
ein  bedeutender  Hindernngsgrund  lag.  Bei  dem  Mangel  an  Personalakten 
und  Grundbüchern  war  es  eigentlich  niemals  möglich,  einen  beatimmten 
Grundbesitz  featzustellen.  So  konnte  es  sich  auch  ereignen,  dafs  der- 
selbe Indier  sein  Land  an  8 bis  4 verschiedene  Gläubiger  verpfändete,  dazu 
auch  manchmal  noch  das  seine*  Nachbars  oder  Namensvetters.  Dagegen 
konnte  der  Geschädigte  meist  ebenfalls  nichts  ausrichtcn  Die  fierichtapflege 
war  zu  tbeuer,  zu  langsam  und  vor  Allem  zu  willkürlich.  Jetzt  ist  dies 
Alle*  bedeutend  gebessert.  Der  gesammte  behaute  Grundbesitz  ist  nun 
▼ermeaaen,  und  die  betreffenden,  auf  die  Person  lautenden  Besitztitel  sind 
von  der  Regierung  ansgegeben.  Immerhin  besteht  aber  noch  keine  Werthbe- 
stimmung des  Grundbesitzes  im  liandel  und  Geldverkebr,  die  dem  Ackerbauer 
irgend  einen  Kredit  verschaffen  könnte,  ohne  dafs  er  dabei  in  die  Hände 
von  Wucherern  fiele.  Es  ist  noch  viel  tu  viel  freies  Land  vorhanden  und  die 
Bevölkerung  in  diesen  Gegenden  zu  dünn,  sodafs  bei  der  allgemeinen  Ab- 
neigung der  Reichen  gegen  den  Landbau  nur  Wenige  ihr  Geld  auf  land- 
wirtschaftliche Produkte  oder  Grundstücke  leihen.  Der  Gläubiger  befurchtet, 
das  betreffende  Grundstück  ganz  gegen  seinen  Willen  schließlich  vielleicht 
zu  seiner  Deckung  übernehmen,  es  selbst  bebauen  oder  nach  der  vorerwähnten 
Methode  durch  seinen  Schuldner  bebauen  lassen  zn  müssen.  Die  Chinesen 
haben  jetzt,  nach  der  Freigabe  des  Tahaksbaues,  auf  solche  Weise  einen 
groben  Thell  des  besten  und  bostgelogenen  Tabakslandes,  besonders  in 
Cagayan,  an  sich  gebracht,  wenn  auch  oft  vorläufig  irgend  ein  Mestize  oder 
verkommener  Spanier  als  Besitzer  figurirt.  Sie  nehmen  von  den  Insassen 
’/s  oder  V«  des  Ertrages.  Vorläufig  wagen  es  die  Chinesen  noch  nicht,  in 
Form  von  Pflaozerkompanieen  öffentlich  aufzutreten  und  ihr  Land  seihst 
durch  Chinesen  bebauen  zu  lassen.  Sie  fürchten  bei  ihrer  doch  immerhin 
nur  geduldeten  Stellung  im  Lande  den  Neid  und  die  Rache  der  Indier  und 
Weinen.  Mit  der  Zeit  aber,  sowie  man  nur  anfangrn  wird,  Kulis  als  Peld- 
arbeitor  zu  verwenden,  werden  sie  es  sicher  und  mit  dem  besten  Erfolge 
thun.  Dafs  auf  den  Philippinen  so  wenige  Chinesen  als  l^ndbauer  sich  an- 
siedeln oder  beschäftigen  lassen.  Hegt  nicht  in  ihrem  Widerwillen,  wie  es 
allgemein  geglaubt  wird,  sondern  entschieden  in  den  herrschenden  Verhält- 
nissen. Überall  sind  die  Chinesen  als  Kauflcute,  Krämer.  Handwerker  vor- 
handen. In  den  großen  Häfen,  wie  Manila,  Ilo-Ilo  und  Zebu,  sind  sie 
Arbeiter,  treiben  auch  Gärtnerei,  da  sie  dort  bei  den  geordneteren  Verhält- 
nissen sich  persönlich  und  materiell  sicher  fühlen.  Die  ganze  Stellung  der 
„heidnischen*  Chinesen  zur  Regierung,  ebenso  zu  der  streng  katholischen 
Bevölkerung  ist  eine  sehr  unsichere.  Es  sind  genug  Gesetze  vorhanden,  die 
ihnen  jeden  liandel,  vor  allem  jeden  Besitz  an  Land,  Häusern  usw.  verbieten 
und  sie  nur  als  besitzloae  ArbeitakUssc  für  Feld-  und  Bergbau  dulden.  Da 
aber  von  jeher,  aus  Eigennutz  der  Beamten,  sich  so  nach  und  nach  diese 
Masse  Chinesen  eingenistet  hat,  die  jetzt  ein  grofses  Kapital,  vielleicht  das 
größte  auf  den  Philippinen,  repräsentirt,  so  mufs  die  Regierung  mit  diesem 
Faktor  rechnen,  ihre  eigenen  früheren  Gesetze  ruhig  umgehen  lassen  und  in 
Folge  dessen  die  Chinesen  sogar  schützen.  Außerdem  sind  die  Chinesen 
die  Hauptschuldner  des  europäischen  Importhandcls  und  wiederum  die 
Gläubiger  der  Bevölkerung  im  Zwischen-  und  Kleinhandel.  Unter  diesen 
Verhältnissen  Ist  die  Existenz  der  Chinesen  wohl  oder  übel  durch  die  Han- 
delsgesetze am  meisten  gesichert.  Wenn  der  Chinese  als  Ackerhauer  ins 
Inland  gebt,  so  findet  er  nur  Hafs  und  Schwierigkeiten  und  nur  äufserst 
schwer  Rechtsschutz.  Die  Indier,  die  sich  aus  allen  ITandclKpoaitionen,  die 
sie  früher  ganz  allein  inneliatten,  Ton  den  Chinesen  langsam  haben  ver- 
drängen lassen,  wehren  sich  in  ihrer  letzten  Stellung  als  Produzenten  gegen 
dl«  chinesische  Konkurrenz,  die  billiger  und  größere  Mengen  produtireu 
würde.  E»  herrscht  aber  leider  noch  die  altspanische  Ansicht  vor;  nur  nicht 
viel  arbeiten  oder  viel  erzeugen,  sonst  wird  das  Produkt  zu  billig;  lieber 
wenig  erzeugen,  aber  tbeuer  verkaufen,  so  verdient  man  mehr  und  bequemer. 

(Schlaft  folgt) 

Die  Handele-  und  VerkehreverhäJtnieee  Persiens. 

(11.  TheiJ;  vgl.  Nr.  30  bis  33  v.  J.) 

Vortrag,  gehalten  von  Herrn  Dr.  F.  Stolze  am  17.  Dezember  1886  im 
•Centralverein  für  HandelsgeogTaphie  etc.* 

(Stenographisch  aufgenoramen  von  Max  Bäckler,  S.  W.,  Blücherstr.  16.) 

(Schlafs.) 

Wenn  in  solcher  Weise  aU  Anfangspunkt  einer  am  Golf  beginnenden 
Linie  Buschähr,  so  wie  als  erster  iiauptknotenpunkt  die  Stadt  Sebiräs  fixirt 
worden  ist,  so  gilt  es  nun,  die  Läuge  dieser  Linie  zu  bestimmen,  eine  Auf- 
gabe, welche  bei  dem  Mangel  genauer  Karten  nicht  leicht  ist.  Nun  beträgt, 
in  der  Luftlinie  gemessen,  der  Abstand  beider  Stationen  190  Kilometer,  nach 
persischer  Rechnung  als  Maulthierweg  aber  43  bis  49  Fersach.  Da  1 Fersacb 
durchschnittlich  gleich  6,a  Kilometer  ist,  so  ergiebt  sich  hieraus  eine 
Länge  des  Weges  von  300  Kilometer.  Das  mufa  in  diesem  so  sehr  ge- 
birgigen Terrain  and  bei  dem  Umstande,  dafs  der  Weg  die  Hauptort&cbaften 
•Unebnen  soll,  nur  als  ein  richtiges  Verhältnis,  nämlich  annnäberud  von 
2:8,  erscheinen.  Ungemein  schwer  ist  es  aber,  eine  Schätzung  für  die 
i'änge  eineT  za  bauenden  Bahn  zu  gewinnen.  AU  sicherster  Weg  hierfür 
erschien  'mir  die  folgende  Methode:  ich  »teilte  die  Länge  des  Maultbierwegei 
iin  ebenen  Küstensaum  — nicht  die  Luftlinie  — und  im  breiten,  ebenen 
LäugstkaU  fest,  und  addirte  ein  Fünftel  hinzu: 


Küsteusaum 

73  Kilometer 

Kazetün-Thal  .... 

60 

Karaagatscb-Schir&v 

50  . 

+ 37 

m 

Dann  mafs  ich  die  jetzige  Wegestreeke  in  sehr  gebirgigem  Terrain, 
und  verdreifachte  sie; 

Däläkt — Kamerun -Thal  40  kua  x 8 = 120  Kilometer. 

Die  Strecke  endlich  im  oberen  Laufe  des  Dnläki -Flusses  mafs  ich  mit 
den  Windungen,  und  verdoppelt«  sie: 

Käzerün-Thid— -Karaagatsch-Thal  45  km  x 2 — 90  Kilometer. 

Durch  Summirung  dieser  drei  Posten  erhalte  ich  als  voraussichtliche 
Bahnlänge: 

a)  220  km  (eben)  -f-  120  km  (gebirgig)  -f-  90  km  = 430  Kilometer, 
d.  b.  das  2,»  fache  der  Luftlinie.  Ich  glaube,  dafs  die  Balm  diese  Länge  be- 
stimmt nicht  überschreiten,  Bondern  ober  darunter  bleiben  wird,  da  selbst 
in  den  eigentlich  gebirgigen  Strecken  sich  stets  breite,  flache  Thälor  ein- 
vebieben,  und  die  Gebirge  mehr  den  Charakter  von  IMateaubegrenruugeii. 
als  von  aufgesetzten  Gebirgsketten  haben.  Die  Länge  de*  Hubnwegc*  würde 
sich  demnach  zum  Maulthierwege  verhalten,  wie  l.w  : 1,  oder  rund  wie  3:2. 

Um  nun  über  den  auf  dieser  Strecke  gegenwärtig  sUttfindcnden  Ver- 
kehr, sowie  über  die  Unkosten,  welche  dem  Handel  durch  den  Maulthier- 
transport dabei  erwachsen , wenigstens  annähernde  Daten  zu  erhalten  — 
direkte  Angaben  fehlen  ganz  - habe  ich  den  folgenden  Umweg  eiuge- 
sch  lagen. 

Nach  den  vom  British  Resident  of  the  Persian  Gulf  ln  den  Reports 
from  Her  Majesty’s  Consuls  etc.  publizirton  Tabellen  betrug  der  Werth  der 
Einfuhr  in  Ruschähr 

1878  6 185  600  Rupees 

1879  12  286  900 

1881  6 600800 

1882  9 740  980 

31814  280 

also  im  jährlichen  Durchschnitt 

8 703  570  Rupee* 
oder  31  758  925  Frca.  { Kenia) 


Die  Ausfuhr  aus  Ruschähr  betrug 

1878  12  661  300  Rupees 

1879  6 444  900 

1881  7 718  800 

1882  5 ÖU4  220 


32329  220 

also  im  jährlichen  Durchschnitt 

8 082  G 10  Rupees 
oder  20  20*5  525  Frcs.  (Kerdn) 

Der  Gesammthaudel  belief  sich  also  im  jährlichen  Durchschnitt  auf 
41  965450  Frca.  (Kerän) 

b)  oder  rund  42  000000  Frcs.  (Heran) 

Nun  »ollen  vertragsmäßig  von  europäischen  Kauf  leuten  für  die  von 
ihnen  eingeführten  oder  ausgefübrteu  Waaren  5%  ad  vaiorem  sowohl  an 
Eingangs-  als  Ausfuhrzöllen  erhoben  werden,  von  Eingeborenen  nur  3 '7*. 
Nach  den  Angaben  des  englischen  Residenten  sowie  aller  andern  englischen 
Konsuln  werden  nun  aber  durchschnittlich  höchstens  3 % erhoben,  d.  b-  also 

c)  1 258843  Pres.  (Kerän)  oder  rund  1 258000  Frcs.  (Kerin). 

Dies«  Summ«  nun  ist  im  vollen  Einklang  mit  der  Pacbtsummc  für  die 
Zölle  der  Zollstation  Buschäbr-Schiräs,  welche  sich  1880  nach  der  offiziellen 
persischen  Liste  auf  550000  Frcs.  (Kerän)  belief.  Denn  da  za  dieser  Summe 
das  jährliche  bedeutende  Geschenk  (pischkisch)  hinzukomml,  welches  der 
Pächter  nach  Tebrän  zu  zahlen  hat,  und  da  alle  Krbebungskosten  ihm  zur 
Last  falten,  so  übersteigt  die  erhobene  Summe  die  Pacbixuinme  stets  um 
mindestens  66a.  j °/o,  oft  sogar  um  200  % und  noch  mehr.  Zieht  man  nun 
ferner  in  Betracht,  daß  all  dio  obigen  Augabrn  über  Export  und  Import  in 
letzter  Linie  dea  Zollp&cbtern  entstammen,  welche  keinerlei  amtliche  Listen 
fuhren,  wohl  aber  ein  luteres»«  daran  habet»,  den  Verkehr  kleiner  erscheinen 
zu  lassen,  als  er  wirklich  ist,  so  wird  man  zugeben  müssen,  dafs  jene  Summe 
von  1 258000  Frcs.  (Kerän)  für  die  erhobenen  Zölle  wohl  zu  niedrig,  alter 
nicht  zu  hoch  gegriffen  sein  kann. 

Es  giebt  mm  ein  Mittel,  sich  aus  dieser  Zahl  di«  Zahl  der  Maultbiere 
zu  konstruiren,  welche  zum  Transport  der  verzollten  Güter  nötbig  waren. 
Da  nämlich  bei  der  Erhebung  der  Zölle  ad  r alertm  sehr  häufig  Streitigkeiten 
über  den  wirklichen  Werth  der  Waaren  »ich  erhoben,  so  hatte  »ich  allmäh- 
lich der  Gebrauch  ausgebildet,  vou  allen  ein-  und  ausgehenden  Warnen  3Va  Frcs. 
pro  Kiste  und  2Vs  Frcs.  pro  Ballen  zu  erheben,  iin  Durchschnitt  also  3 Frcs., 
und  da  ein  Maulthier  stets  zwei  Kolli  trägt,  6 Frcs.  (Kerän)  pro  Maultbier- 
Ladutig.  Hiernach  waren  für  jene  Zollsumme  von  1258343  Fn». 

d)  209724  Maulthierladungen  jährlich  erforderlich,  oder  — ■ auf 

365  Tage  vertheilt  — 

574,*  Maulthierladungen  täglich, 
die  sich  auf  28?,)  Maultbiere  in  jeder  Richtung  verthcilen. 

Um  nun  die  hierdurch  erwachsenden  Kosten,  sowie  das  Gewicht  de» 
jährlichen  Gesammtverkehrs  zu  bestimmen,  mufs  man  auf  das  Gewicht  der 
Manltbierladung  und  den  Preis  des  Maulthiers  pro  Tag  zurückgehen.  Die 
Maulütierliwlung  übersteigt  nur  ganz  ausnah msweise  140  kg  und  hat  bei  volu- 
minösen Gegenständen,  wie  z.  B.  Baumwolle,  höchstens  100  kg  Nimmt  man 
dem  entsprechend  einen  Mittelwert!»  von  120  kg  an,  ao  entsprechen  die  obigen 
Maultbierzablen  einem 

•)  Jahresverkehr  von  25167  Tonnen,  und  einem 
Tages  verkehr  vou  68,»»  Tonnen. 

Der  Preis  pro  Maullbiertag  beläuft  sich  in  der  guten  Jahreszeit,  wo 
unterwegs  überall  reichlich  Futter  ist,  auf  2 Frcs,  bei  nicht  zu  schweren 
Ladungen,  auf  3 Free.  b«i  schweren,  in  der  trockenen  Jahreszeit  sowie  in 
einem  Wintermonat  auf  3 bis  4 Frcs.  Nimmt  mau  als  Durchschnitt  8 Frcs., 
so  erhält  man  auf  die  10  Tagereiseu  laogc  Strecke  Buschähr-Scbirü* 


sie 


Nr.  4 


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EXPORT,  Organ  den  Centralvereins  für  Handelegeographie  etc. 


1887. 


f ) jährlich  8 X 10  X 309724  = 6291720  Freu., 

ttglitb  3 X 10  X 574*=  17*458  Frca. 

Auf  einer  Bahn  von  *430  Kilometer  Länge  würde  man  für  die  obigen 
Güter  haben: 

g)  jährlich  430  x 25 167  = 10821  700  Tonnenkilometer, 

täglich  430  x 68**  29649  Tonnenkilometer. 

Kombinirt  nun  nun  die  Zahlen  g)  and  f)  mit  einander,  so  erhält  man 
den  Maximalwerte  welchen  der  pro  Tonnenkilometer  erhobene  Frachtsatz 
nirgends  erreichen,  geschweige  denn  übersteigen  darf.  Derselbe  ist 
0*si«Frcs.,  oder  rund 

b)  Maximnltarif  pro  Tonnenkilometer:  40  Pfennig. 

Selbstverständlich  könnten  sich  die  Frachtsätze  dieser  Grenze  nur  für 
wenige  eximirte  Gegenstände  nähern  und  müfsten  im  Allgemeinen  bedeutend 
darunter  bleiben,  wenn  die  Babn  erweiternd  und  vermehrend  auf  den  Ver- 
kehr wirken  soll.  Inwieweit  dies  möglich  ist,  werden  die  folgenden  Be- 
trachtungen zeigen. 

B.  Kosten  der  Bahn  and  Art  der  Anlage. 

Schon  aus  den  für  den  heutigen  Verkehr  geltenden  Zahlen  unter  e) 
ersieht  man,  dafs  eine  Bahn  Buschälir- Schiris,  wenn  sie  sich  in  absehbarer 
Zeit  rsntiren  soll,  unmöglich  als  Vollbahn  gebaut  werden  kann.  Denn  wie- 
wohl unzweifelhaft  ist,  daß  sie  einen  mächtigen  Aufschwung  des  Verkehrs 
herbeiführen  wird,  so  kann  die  volle  Wirkung  sieb  doch  nur  erst  allmählich 
einstellen.  Zunächst  wird  die  Folge  eines  rationell  abgestuften  Tarifs,  der  be- 
sonders für  Massengüter  niedrig  gegriffen  werden  mufs,  die  sein,  dafs  für 
diese  weit  ins  Innere  hinein  ein  Absatz  ermöglicht  wird,  wo  di«  hohen 
Transportkosten  bisher  völlig  prohibitiv  wirkten.  Dennoch  wird 
auch  dieser  Fortschritt  kein  ganz  plölzlichcr  sein;  denn  bisher  blieb  das  Land 
virlfarb  einfach  unangebaut,  weil  der  Absatz  mangelte,  und  es  mufs  nun  erst 
dem  Pflug  unterworfen  werden.  Das  Volk  verhungerte  in  den  Zeiten  der  Noth 
und  batte  keinen  Absatz  in  Jahren  des  Ueberflusses;  nur  der  regelmäßige 
Verkehr  beschäftigt  den  Pflug.  Die  volle  Wirkung  einer  Bahn  kann  sich 
ferner  erst  geltend  machen,  wenn  an  Stelle  des  jetzt  ausschließlich  herr- 
schenden Lasttbiertransportes  in  deu  langgestreckten  breiten  Thälern  ein  regel- 
mäßig Organisator  Ksrrenvorkehr  tritt.  Und  wenn  auch  die  Babngesellscbaft 
hierin  selbst  die  Initiative  ergreift,  so  mnß  doch  auch  hierfür  Zeit  zur  Ent- 
wickelung gelassen  werden.  Es  ist  daher  nur  ein  Akt  weiser  Vorsicht,  wenn 
man  die  Bahn  ganz  auf  den  gegen  wärt  igen  Verkehr  zusebnridet  und  sie  als 
Sekundärbahn  baut.  Sobald  dann  der  Verkehr  sich  so  weit  entwickelt  haben 
wird,  daß  diese  Bahn  ihn  nicht  mehr  zu  bewältigen  vermag,  muß  sie  aller- 
dings durch  eine  Vollbahn  ersetzt  werden.  Mau  wird  dann  die  Vollbahn 
nicht  auf  die  nur  dem  ersten  Bedürfniß  »«gepaßte  Linie  der  Sekundärbahn 
legen,  sondern  unter  genauem,  durch  die  vorgeschrittenen  Verhältnisse  erst 
ermöglichtem  Studium  des  Terrains  auf  die  für  das  schwere  Betriebamaterial 
»sende  Linie,  unter  Anwendung  eventuell  auch  gröfserer  Kunstbauten, 
ährend  des  ganten  Neubaues  bleibt  die  alte  Bahn  in  Betrieb,  der  erat  bei 
völliger  Fertigstellung  der  Vollbahn  auf  dies«  übergeht.  Da  nun  die  Sekuu- 
därbabn  von  Anfang  an  nur  mit  äußerster  Eraparniß  an  Erdarbeit  hergestellt 
ist,  so  beruht  ihr  größter  Werth  auf  dem  Schienenmaterial,  welches,  als 
ganz  eiserner  Oberbau  konstruirt,  leicht  aufgehoben  und  anderweitig,  sei  es 
als  Fortsetzung  der  Hauptbahn  über  Schiris  hinaus,  sei  es  auf  Stichbahnen 
gleicher  Beschaffenheit,  wieder  verwendet  wird.  Dieses  Vorgeben  sichert  dos 
Unternehmen  finanziell  von  vornherein,  indem  das  erste  Anlagekapital  dem 
zu  erwartenden  Verdienst  angepaßt  ist,  die  persische  Regierung  nicht  mit 
der  Girant i«  für  ganz  unsinnig  und  zwecklos  gebaute  Bahnkilometer  belastet 
und  endlich  der  künftige  große  Betrieb  auf  die  wirklich  günstigste  Linie 
angewiesen  wird,  was  man  nicht  einmal  von  allen  europäischen  Linien  sagen 
kann,  geschweige  denn  von  Bahnen  dieser  Art. 

Um  einen  Anhalt  für  die  etwaigen  Kosten  der  Bahn  aus  anderen 
Kiseubahnausclilägen  in  demselben  Lande  zu  gewinnen,  kann  am  besten  auf 
das  Reuter 'sehe  Projekt  zurückgegangen  werden.  Reuter  batte  die  Kon- 
zession für  den  Bau  einer  K&hn  von  Rescht  über  Tehrin,  Isfahän,  Schiräs, 
Buschähr,  der  sich  beliebige  andere  Bahnen  anschließen  sollten.  Das  Grund- 
kapital tollte  I JOOOOOOO  .//  betragen,  und  die  Zinsgarantie  der  persischen 
Regierung  für  eine  Verzinsung  dieser  .Summe  mit  5%  und  2°/o  Amortisa- 
tion sollte  beginnen,  sobald  die  Kahn  bi*  Dfabän  fertig  war.  Um  die  Bahn- 
länge zu  ermitteln,  will  ich  nun  die  Entfernungen  aus  dem  offiziellen  Post- 
um! Telegrapben-Verzeiehniß  entnehmen  und  ein  Fünftel  binzurechnen.  So 
erhält  man: 

Knseli-Tehrän  . . . 348*  + 69,?  bc  418*  km, 

Tebrän-Schiiäs  . . . 948*  -4-  189*  km  = 1 138*  km, 

dazu  Schiräs- Ruscbfibr  . . -fr-  430  km, 

Enseli-Buschäbr  . . 1986*  km. 

Demnach  entfallen  auf  das  Kilometer  60404  ,//. 

Wollte  man  für  die  Theißtrecke  Buschähr- Schitis  genau  denselben  Satz 
unnchme»,  so  erhielte  man 

0 Grundkapital  pro  km  G0404  JC.  (iesammlkapital  25974000  M. 
Die  Verzinsung  dieses  Kapitals  mit  6°/of  sowie  weitere  5°/o  für  Betrieb 
uiw.  würde  jährlich  erfordern: 


i')  6®'o 1558440  M 

5°/o  . . . . L 1 298700 

2857140  .ff 


Es  ist  mm  aber  nach  0 durch  den  Maultbierverkelir  eine  Einnahme 
vorhanden  von  rund  5000000  M. 

Somit  würde  sich  die  Babn  bei  einem  Durchsehnittstarif  von 
O 25  Pfennig  pro  Tonnenkilometer 

voll  verzinsen,  auch  wenn  keinerlei  Steigerung  des  Verkehrs  eintrita,  ein 
völlig  undenkbarer  Fall.  Schon  eine  Verdreifachung  des  Güterverkehr* 
würde  bei  einem  Durchs«  hnlttstarif  von  nur  7*  Pfennig  genügen,  die  volle 
Rentabilität  zu  sichern.  Bei  dimer  Rentabilitätsberechnung  ßt  der  Personen- 


verkehr ganz  außer  Acht  gelassen  worden,  weil  er  bis  jetzt  einen  wesentlichen 
Ertrag  kaum  abwerfen  würde.  Bei  der  großen  Reßelust  der  Perser  dürfte 
sich  derselbe  aber  sehr  bald  in  bedeutendem  Maße  entwickeln. 

Ich  will  nuti  versuchen,  soweit  es  nach  Lage  der  Dinge  möglich  ün, 
zu  zeigen,  dafs  mit  einem  Kapital  von  60404  *4f  pro  km  in  der  That  der 
Bau  einer  Bahn  Buschähr-Schiräs  möglich  ist. 

In  Ermanglung  von  spezielleren  Kostenanschlägen  für  Eisenbahnen 
ist  es  nütbig,  auf  entsprechend«  Anschläge  für  Wege  bauten  zurück  zu  gehen. 
Die  persischen  Generale  G as  teig  er  Kbän  und  Bübler,  zwei  Österreicher, 
stellten  die  folgende  Kostenrechnung  für  eine  mit  Troikas  in  schnellem 
Tempo  befahrbare  Straße  von  Kaswin  nach  Miänidj  auf: 


Streck« 

Kaswin-Siähdibän  . . . 
Siähdähän-Kirväh  . . . 
Kinräb-Ilididj  .... 
Hidädj-Sultäniäh  . . . 
Sultäniih-Zändjäu  . . . 

UL«g* 
1b  km 

■ • • «* 

...  28* 

...  31* 

...  83* 

...  87* 

K extra 
1b  Fr». 

37500 

37900 

39000 

37800 

55100 

160* 

207800 

Zändjän-Nikpei  .... 
Nikpei-Särtshäm  . - 

Särtshim-Miänidj  . . . 

. - . 29* 

. . . 41* 

...  88* 

IllOOO 

121000 

151000 

109* 

383000 

Auf  der  ersten,  verhältnismäßig  ebenen  Strecke  betragen  demnach 
die  Kosten  pro  km  1296  Frcs.,  auf  der  zweiten,  sehr  gebirgigen,  auf  welcher 
der  1 500  m hoho  Kaplan  - Kuh  zu  übersteigen  und  drei  ca.  150  m lange 
Brücken  anzulegen  waren,  pro  km  3 514  Frcs.,  also  in  Mark  rund 


Fahrstraße,  hügelig,  pro  km  .....  1 050  M 
. gebirgig,  * . 2800  Jf 


Legt  inan  nun  die  Balm  als  Sekmidärbabu  au,  so  wird  man  dio  Koster, 
des  Unterbaues  im  Allgemeineu  nach  den  Kosten  eines  solchen  C hausse r- 
baues  taxiren  können.  Es  zerfiel  nämlich  di«  Bahnstrecke  nach  a)  in  220  kta 
ebenes  und  210  km  sehr  gebirgiges  Terr&iu.  Nimmt  man  nun  die  Kosten 
des  Unterbaues  im  obeneu  Terrain  als  doppelt,  im  gebirgigen  als  dreitna1 
so  hoch  au,  als  hei  jenen  .Straßenbauten,  so  erhält  man  dafür 

im  ebenen  Terrain  462O0()  Jf 

ira  gebirgigen  Terrain 1 785000  , 

k)  Gesammts  trecke 2247000  .// 

k'}  oder  pro  km 5226  . 

Ich  denke  mir  nun  deu  Oberbau  und  alle  übrigen  Anlagen  in  einfacher 
Weise,  etwa  wie  bei  der  Feldabahn*),  hergestellt;  rechne  ich  dann  hierfür 
pro  km  34774  .fi  — boi  der  Feldabahn  betrugen  die  Ko»ten  für  die 
Straßendecken  inkl.  Unterbau,  der  hier  bereits  in  jenen  5226  .ff  voll 
gedeckt  ist,  17000  .ff  — so  erhalte  ich  für  die  Anlage  des  fertigen  Bahn- 
körpers — k")  40000  M pro  km, 

IIi«rxu  wäre  für  Betriebsmaterial  das  Doppelte  des  betreffenden  Posten» 
bei  der  Feldababn  zu  rechneu,  und 

k"’)  der  Rest  von  14  60t  M ab  Reservefonds 
für  verschiedene  Ausgaben  zu  betrachten,  wie  Workstätteneinrichtuugcn. 
Stations-  und  Bürcaueiurichtungen,  ev.  bei  eiuzelnen  Stationen  nütbig 
werdenden  Grunderwerb,  endlich  für  die  streckenweise  schwierige  \Va*.*«r- 
beschaffung,  für  welche  auf  der  ganzen  Linie  überhaupt  der  Nachweis  zu 
führen  ist  Die  Oe*ainratauf9telluiig  ist  dann: 


pro  km 

Unterbau 5226  .U 

Oberbau  und  übrige  Anlagen  . . 34774  a 

Betriebsmittel  . 6000  „ 

Reservefonds 14404  . 


k*"*) 60404  M 


Ich  glaube,  hiermit  die  Ausführbarkeit  der  Bahn  für  einen  Koatenbe- 
trag  von  60 104  M pro  km  nachgewiesen  zu  haben.  Ab  Grundlage  waren 
dabei  die  Zahlen  des  nersweben  Wege  baue«,  resp.  die  der  Feldabahu 
überall  mindestens  verdoppelt.  Da  für  die  Ausführung  iin  Wesentlichen 
ganz  ähnliche  Grundsätze,  wie  bei  der  Feldababn  in  Aussicht  genommen 
sind,  uäialich  eine  Spurbreite  vou  1 m,  Minimalradien  von  weunmöglich  nicht 
unter  100  m,  Maximalgefälle  wennmöglich  nicht  über  1 : 50,  Maximalgeschwin- 
digkeit  30  km,  so  muß  jene  Bausumme  als  durchaus  zureichend  betracht  ft 
werden.  Bei  den  jetzt  so  niedrigen  Eiseupreisen  würde  ein  großer  Tlieit 
der  hier  angesctxtcn  Kosten  sieb  wesentlich  niedriger  stelleu,  södafs  dadurch 
Mittel  für  unvorhergesehene  andere  Ausgaben  erwachsen  würden.  Überhaupt 
kann  aber  dieser  ganze  Abschnitt  nicht  den  Zweck  haben,  einen  wirklichen 
Kostenanschlag  zu  liefern;  er  soll  nur  zeigen,  daß  nach  Analogie  anderer 
Anlagen  der  Bahnbau,  auch  Wenn  man  die  Kosten  überall  mindestens  dop- 
pelt flO  hoch  greift,  ausführbar  ist. 

Der  Bahnkörper  wird  dabei  mit  möglichster  Vermeiduug  gröfserer  Erd- 
arbeiten und  Kunstbauten  angelegt.  Verlorene  Gefälle  sind  selbstredend 
nicht  zu  vermeiden  und  müssen  durch  Längenentwicklung  wieder  eingebracht 
werden.  Unter  besonders  ungünstigen  Verhältnissen  sind  alle  Schwierigkeiten 
auf  einen  Punkt  zu  komentrir«n  und  durch  ein  größeres  Bauwerk  in  Eisen  zu 
überwinden,  welches  z.  Z.  in  Deutschland  zu  Spottpreisen  hergestellt  und 
durch  mitgeschickte  Monteure  an  Ort  und  Stelle  aufgebaut  wird.  — Dev 
Oberbau  wird  nach  einem  der  neueren  Systeme  mit  Stabloberschiene  und 
flußeisernen  Quer-  und  Längaschwellen  konstruirt,  und,  von  Huscbähr  begin- 
nend, mit  einem  von  einer  Lokomotive  geschobenen  Zug  verlegt.  — Durchlässe 
für  Wasserläufe,  deren  Maximal -Wassermengen  sich  vorläufig  jeder  ScbatzuDtr 


*)  Eine  sich  der  Werrabahu  anschließende  -Sekundärbahti. 


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EXPORT,  Organ  des  Centrahereins  für  Handelsgcographie  etc. 


entziehen,  «erden  durch  gafsciserne  Kehren  gebildet.  Wege  oder  Gberfüh' 
ningen,  ■sowie  Sicberiieitaanlagen  irgendwelcher  Art  sind  uonüthig.  — 
Wärterhäuser,  Schuppen,  Stationsgebäude  werden  unter  Zuhilfenahme  von 
Elaenkonstmklion  überall  aus  am  Ort  gebrannten  Ziegeln  bergest  eilt,  da 
nur  so  ein  genügender  Schutz  gegen  dl«  enormen  Hitzegrade  des  Tages  ge- 
boten wird.  — Sollte  an  irgend  einer  Stelle,  wie  i.  ß.  am  salzhaltigen 
Dälaki-Fluß,  die  Versorgung  mit  salzfreiem  Wasser  Schwierigkeit  bereiten, 
so  ist  von  der  großen  Differenz  zwischen  Tages-  und  Nachttemperatur  io 
ähnlicher  Weise  Gebrauch  zu  machen,  wie  cs  bereits  an  einzelnen  Stellen 
in  Amerika  geschieht,  indem  man  flache  Wasserha&jin»  mit  geneigten  Glas- 
dächern überdacht,  und  das  in  der  Nacht  sieb  bildende,  in  reichlichem 
Strome  von  der  inneren  Glaswand  abfließeude  Kondensat lomwaMer  auf- 
fängt.  Wo  reines  Quollwasser,  tirundwasser  vorhanden  ist,  kommen  Wind- 
räder zur  Anwendung. 

Betrieb  und  Bauausführung.  Der  Betrieb  würde,  entsprechend 
dein  Bau  als  Sekundärbahn,  als  ein  möglichst  einfacher  zu  denken  sein. 
Sowohl  bei  ihm  als  bei  der  Bauausführung  wären  europäische  Kräfte  nur 
in  leitenden  Stellungen  und  als  Vorarbeiter  zu  verwenden.  Für  allo  subal- 
ternen Beamteostellungen , sowie  für  die  eigentlichen  Arbeiter  bietet  das 
Land  selbst  ein  vortreffliches,  dem  Klima  gewachsenes,  billiges  Menschen- 
inaterial,  welches  um  so  williger  in  die  Dienste  der  Babugescllachafi  treten 
würd a.  als  diese  im  Stande  wäre,  ihm  Schutz  gegen  die  landesüblichen 
Bedrückungen  persischer  Machthaber  zu  gewähren.  Besonders  mit  den  zahl- 
reichen, sehr  intelligenten  Armeniern  wären  die  Reamtenstellen  zu  besetzen. 
Dieselben  haben  sich  schon  jetzt  im  Dienste  des  Indo-Europ«an  Telegraph 
unter  europäischer  Beaufsichtigung  überall  trefflich  als  Telegraphisten, 
besonders  auch  auf  den  kleineren  Stationen,  bewährt.  Da  sie  der  Landes- 
sprache mächtig  und  Christen  sind,  und  da  sie  ferner  meist  ganz  besonders 
das  Bedürfnis  europäischen  Schutzes  empfinden,  so  können  geeignetere  Leute 
für  diese  Stellungen  kaum  gefunden  werden. 

Zinsgarantie.  Eiue  schwierige  Frage  wird  stets  die  der  Zinsgarantie 
Ideiben.  Denn  wenn  die  persische  Regierung  auch  bereitwillig  genug  sein 
dürfte,  eine  solche  zu  übernehmen,  so  mafs  doch  auch  die  genügende  Sicher- 
heit dafür  gefunden  werden.  Man  hat  dieselbe  bisher  stets  in  den  Zöllen 
gesucht  und  dürft«  auch  in  diesem  Falle  darauf  zurückzugreifen  gezwungen 
sein*  Ich  würde  iudes*eu  niemals  rathen,  für  dieseu  Zweck  die  Gesammt- 
einnahmen,  wie  sie  der  Regierung  aus  den  Zollpachten  «ingehen,  in  Anspruch 
zu  nehmen : denn  cs  ist  sehr  schwer,  von  denselben  Geldforderungen  einzu- 
treiben. Dagegen  wäre  eine  Form  zu  empfehlen,  wie  man  sie  auch  schon  in 
der  Reuter  sehen  Konzession  in  Bezug  auf  sämmtliche  Zölle  gewählt  hatte, 
da/s  sich  die  Gesellschaft  das  Recht  der  Zollerhebung  am  Persischen  Golf  über- 
tragen liefse.  Ich  ratlic  zu  dieser  Beschränkung,  weil  man  voraussichtlich 
aufser  Stande  sein  würde,  di«  Zollerhebung  im  ganzen  Reiche  in  angemessener 
Weise  durchzuführen,  weil  ferner  durch  einen  so  großen  Eingriff  in  die 
dortigen  Verhältnis*«  böses  Blut  und  Verdacht  erregt  werden  müßte,  und 
endlich,  weil  die  Zollerhebung  am  Persischen  Golf  leicht  und  ausreichend 
zur  Deckung  ist,  wie  ich  sogleich  zeigen  werde. 

Für  Buschühr  ist  die  Höhe  der  Zolleinnnhme  bereits  unter  c)  auf 
1256543  Frcs.  festgestellt-  Genau  nach  derselben  Methode  Jäfst  sie  sich 
für  Lingäh  bestimmen.  Ks  betrug  nämlich 


die  Eiafalir  die  Ausfuhr 

1878: 5475660  ltupees  4790580  Rupeo» 

1879: 4756830  . 4 101500  . 

1881: 5767220  „ 4595145 

1882:  4731000  . 4261945  „ 

80  730  710  Kupees  18149170  Kupees 


in  Summa  ........  88879880  Kupees 

jährlich 9719970  . 

1)  oder 24299925  Frcs.  (Keräu).  Hiervon 


betrogen  die  Zolleinuahmen  mit  3%:  tu)  728998  Frcs.  (Keriin) 

Für  Bändir-Abhas  ist  eine  annähernde  Feststellung  weit  schwieriger. 
Von  dort  liegt  aufser  einer  ganz  unmotivirteu,  mit  keinerlei  Belegen  und 
Ursprungsangaben  versehenen  Schätzung  aus  dem  Jahre  1879  nur  aus  dem 
Jahre  1863  eine*  Tabelle  vor,  aus  welcher  «s  möglich  ist,  die  Zahl  der  Maul  - 
thierladungen  zu  bestimmen.  Die  Rechnung  ist  nämlich: 


Tonnen  .........  6 106 

Säcke  13553 

Ballen 8784 

Kisten  5979 

Körbe 1 645 

ürofse  Stücke 7 768 


*8725  Kolli 

gleich  21862  Maulthiorladungeii. 

Duz«  kommen  17096  MaulthicrladiiDgcn  i 120  kg  für  diverco  Gegenstände, 
zusammen  also  rund  38050  MaulÜiierladungeu.  Pro  Maulthierladung  sind 
6 Frcs  Zoll  zu  rechnen,  also  n)  228COO  Frcs.  (Kerin). 

Diese  Summ«  ist  nach  den  Angaben  von  Co  loael,I-.ll7  (siehe  die 
llandelaverhältnisse  Persiens,  Seite  77*)  zwar  noch  um  25  bis  SO0,«  zu  gering; 
duch  will  ich  dies  nicht  berücksichtigen,  wohl  aber  dos  Faktum,  daß  nach 
<l«r  Tabelle  über  die  Zollpachtsummcn  (1.  c.  S.  43)  seit  1868,  also  bestimmt 
>eit  1863  die  östlichen  Provinzen  einen  solchen  Aufschwung  genommen  haben, 
dofs  sich  die  Zölle  etwa  verdreifacht  haben.  Ich  will  sie  demnach  auf 
n)  600000  Fix«.  (Heran) 

lieb«!  zu  niedrig  als  zu  hoch  anuehmen.  Dann  erhält  man  für  die  Zölle 
dieser  drei  Emporien 

*)  In  dem  Krgänzungskeft  77  zu  ,P  et  ermann'«  Geographischen  Mit- 
tlieilungcn;  Gotha,  Juslu»  Perthes,  1886. 


Buschähr 1258348  Frcs. 

Lingäh  728  998  „ 

Blndir-Abbäs  ......  600000  „ 

2587841  Frcs. 

oder  rund 

o)  2600000  M. 

Hiervon  sind  25%  als  Krhebungskosten  abzuziehen,  bleiben 
o’)  1950000  M 

Nun  war  die  Verziusungssumme  mit  6%  nach  i')  1558440  My  oder 
mit  7%  1818180  M ; durch  die  Zollerhebung  am  Persischen  Golf  würde 
daher  die  hierfür  erforderliche  Summe  schon  jetzt  mehr  als  gedeckt  werden. 
Da  nun  die  Grundlage  der  Einnahmefixinmg  eine  derartige  ist,  dafs  dieselbe 
unter  keiner  Bedingung  zu  hoch,  wahrscheinlich  aber  wesentlich  zu  niedrig 
ist,  so  ergiebt  sich  hieraus,  dafs  die  Zolleinnahmen  des  Persischen  Golfs 
unter  allen  Umständen  zur  vollen  Verzinsung  und  Amortiairung  des  Bau- 
kapitals ausreichen  würden. 

Weun  im  Vorstehenden  die  Möglichkeit  einer  gewinnbringenden  Eisen- 
bahnanlage auf  der  Strecke  Buschähr— Schiräs  naehgewksen  wurde,  so  war 
dabei  stets  die  Voraussetzung,  dafs  der  BahngeselJschaft  durch  einen  an- 
gemessenen Vertrag  die  hierfür  nüthigen  Recht«  ringeräumt  würden.  In 
einem  Lande  wie  Persien  kann  man  in  dieser  Beziehung  nicht  vorsichtig 
; genug  Rein;  es  gilt  vor  allem,  von  der  Regierung  nicht  nur  die  nüthigen 
: Zusicherungen  zu  erhalten,  sondern  sie  auch  zugleich  pekuniär  an  der 
| strengen  Erfüllung  derselben  zu  interessiren , und  so  der  Versuchung  vor- 
i zubeugen,  Erpressungen  aller  Art  gegenüber  der  Rahngesellschaft  zu  einer 
] Einnahmequelle  für  die  Machthaber  zu  machen.  In  diesem  Sinne  ist  der 
i|  nachstehende  Entwurf  abgefaßt  worden.  Wenn  einzelne  Paragraphen  des- 
I selben,  wie  z.  B.  § 20,  unnütbig  und  noch  § 21  selbstverständlich  erscheinen, 
so  haben  religiöse  oder  andere  Rücksichten  die  besondere  Aufnahme 
wünschenswert)!  gemacht.  Mehrere  Paragraphen,  wie  z.  B.  * 17  und  § 21, 
enthalten  nicht  unbedingt  noth wendige,  aber  möglichst  anzustrebende  Be- 
willigungen. 

Entwurf  eines  Vertrages,  betreffend  den  Bau  von  Eisenbahnen 
in  Persien. 

§ 1.  Die  pertdsche  Regierung  überträgt  das  ausschließliche  Recht  zur 
Anlage  von  Schienenwegen  jeder  Art  in  Persien  südlich  des  Breitengrades 
von  Tehrän,  sowie  zwischen  Tehrän  und  Mlahhid  an  ...  . 

§ 2.  ln  Rücksicht  auf  die  möglichst  billige  und  solide  Herstellung 
i dieser  Bahnen  wird  mit  dem  Bau  derselben  vom  Persischen  Golf  aus  be- 
gonnen werden,  uud  zwar  wird  zuerst  die  Strecke  Buschibr- Sbiräs  in 
Angriff  genommeu  werden,  der  sich  seinerzeit  die  Strecken  Schiräs— Isfahän, 
Isfahän  — Tehrän,  Tehrän — Mislihäd  usw.  anscb ließen  sollen. 

§ 8.  Die  generellen  Vorarbeiten  für  die  Strecke  Buschähr— Schiräs 
müssen  spätestens  in  dem  der  Unterzeichnung  dieses  Vertrages  folgenden 
Winterhalbjahr  durch  die  Tracirungsar beiten  begonnen  werden,  denen  die 
persische  Regierung  durch  Unterstützung  der  dazu  Abgesendeten  jeden  mög- 
lichen Vorschub  leisten  wird.  Die  fiahnarbeiten  selbst  sind  spätesten»  ein 
Jahr  nach  Beginn  der  Vorarbeiten  in  Angriff  zu  nehmen  und  müssen  so 
gefördert  werden,  dafs  die  Strecke  Buschähr— Schiris  spätesten*  3 Jahre  nach 
Beendigung  der  Vorarbeiten  ln  Betrieb  genommen  werden  kann. 

Entsprechende  Fristen  gelten  für  die  übrigen  in  § 2 aufgeführten 
Strecken,  und  zwar  in  der  Art,  dafs  für  jede  derselben  vom  Datum  der 
Inbetriebsetzung  der  vorhergehenden  an  gerechnet  wird. 

§ 4.  Aller  Grund  und  Boden,  soweit  er  zur  Anlage  einer  zweigeleisigen 
Bahn  und  30  m Abstand  zu  beiden  Seiten  derselben  erforderlich  ist,  soll 
dem  Konzessionär  kostenfrei  überlassen  werden. 

§ 5.  Das  für  die  Konstruktion  und  den  Betrieb  der  besagten  Bahnen 
benöthigte,  von  der  persischen  Regierung  durch  Zinsgarantie  Ton  7%  ge- 
währleistete Kapital  soll  im  Durchschnitt  pro  Kilometer  die  Summe  von 
200 OOU  M nicht  überschreiten. 

§ 6.  Die  Dauer  der  vorliegenden  Konzession  beläuft  sich  auf  77  Jahr« 
vom  Tage  der  Unterzeichnung  au.  Di«  Amortisation  mit  jährlich  1%  beginnt 
daher  42  Jahre  nach  dem  Abschluß  des  Vertrages. 

$ 7.  Die  von  der  persischen  Regierung  übernommene  Zinsgarantie 
von  7%  tritt  für  eine  jede  Strecke  in  Kraft,  sobald  dieselbe  dem  Verkehr 
übergeben  ist. 

Von  den  Bruttoeinnahmen  des  Bahuuiiternehmens  gelangen  zur  Er- 
mittlung de»  Reingewinnes  die  Betriebskosten  und  vom  Jahr«  ...  ab  di« 
zur  Amortisation  benöthigte»  Summen  in  Abzug. 

$ 8.  Als  Sicherheit  für  die  Zinsgarantie  überträgt  die  persische  Re- 
gierung dem  Konzessionär  die  Verwaltung  der  Zollstellen  am  Golf  und  an 
allen  Orten,  nach  denen  die  Bahnen  forUchreileu , sodaß  die  Zölle  einfach 
als  FrachUuxcbläge  erhoben  werden  können. 

§ 9.  Dagegen  erhält  die  persisch«  Regierung,  sobald  die  Reineinnahmen 
der  Bahneu  sowie  Jeder  der  von  dem  Konzessionär  nach  §§  17  bis  21 
unternommenen  gewerblichen  oder  anderweitigen  Unternehmungen  einen 
Zinsfuß  von  7%  überschreiten,  von  der  Superdividende  einen  Antbeil  von 
20%. 

§ 10.  Der  Stand  der  Einnahmen  und  Ausgaben  des  Unternehmen* 
wird  durch  einen  jährlich  aufzuatelknden  und  zu  veröffentlichenden  aus- 
führlichen Rechnungsabschluß  festgestellt,  nach  welchem  sich  auch  der 
etwaige  Zinszuschuß  der  persischen  Regierung  beinißt. 

§ 11.  Die  pendache  Regierung  ernennt  einen  Kommissar  für  all«  Ver- 
handlungen mit  dem  Konzessionär,  für  die  Rechnungsabschlüsse  usw.  Im  Fall 
der  Konzessionär  »ich  mit  ihm  in  irgeud  einer  Angelegenheit  nicht  zu 
einigen  im  Stande  sein  sollte,  wählen  beide  eineu  einer  anderen  Nationalität 
ungehörigen  Unparteiischen,  dessen  Schiedsspruch  sie  sich  bedingungslos 
unterwerfen. 


ale 


Nr.  4. 


63 

EXPORT,  Organ  de«  CeuiraJ  verein»  fttr  Handelsgeographie  ete. 


1887. 


§ 12.  Die  Frachtsätze  und  Pereonentarife  dürfen  in  keinem  Falle  die 
gegenwärtigen  entsprechende!)  Sätze-  für  Güter-  wnd  Personenbeförderung 
übersteigen. 

$ 13.  Der  Konzessionär  bat  das  Recht,  alle  für  den  Bau  und  Betrieb 
der  Bahn,  sowie  für  den  Privatbedarf  seiner  Angestellten  nothwendigen 
Güter  zollfrei  einzufübren. 

§ 14.  Die  Arbeiter  und  Beamten  der  Balm  und  der  von  dem  Konzessionär 
noch  §§  17  bis  21  in  Angriff  genommenen  Betrieb«  dürfen  ebensowenig  wie 
diese  Unternehmungen  selbst  toh  der  persischen  Regierung  oder  den  Lokal- 
autoritäten  irgend  einer  Besteuerung  unterworfen  werden. 

$ 15.  Der  Konzessionär  hat  dos  völlig  unbeschränkte  Rocht,  ein- 
heimische und  fremde  Arbeiter  und  Beamten  in  jeder  ihm  nothwendig  er- 
scheinenden Anzahl  zu  verwenden  Die  persisch«  Regierung  wird  dafür  Sorg» 
tragen,  daß  ihm  in  dieser  Beziehung,  sowie  in  der  ganzen  Angelegenheit 
dos  Baues  und  der  Verwaltung  der  Bahnen  und  der  übrigen  Unternehmungen 
auch  von  den  Lokal -Autoritäten  weder  direkte  noch  indirekte  Hindernisse 
in  den  Weg  gelegt  werden. 

$ 16.  Der  Konzessionär  wird  auf  jvder  Bahnlinie  in  einem  der  täglich 
nach  dieser  und  jener  Richtung  gehenden  Züge  im  Dieustkoupe  einen  Hatz 
für  einen  Postschaffner  mit  seinen  Briefbeuteln  reserviron.  Packele  darf 
der  Postschaffner  im  Dienstkoupe  nicht  mitführen:  wohl  aber  sollen  ihm 
dieselben  in  einem  Güterwagen  als  Gesammtkolli  gegen  Erlegung  des  tarif- 
mäßigen Frachtgeldes  mitbefördert  werden. 

§ 17.  Dem  Konzessionär  wird  das  ausschließliche  Recht  zur  Errichtung 
einer  Uampferlinl«  auf  dem  Kinin  crtheilt. 

§ 18.  Dem  Konzessionär  wird  dos  ausschließliche  Recht  zur  Aus- 
beutung der  der  Regierung  gehörigen  Minen  (ausgenommen  die  Minen  edler 
Metalle  uud  Edelsteine),  Noftaauellen,  Wälder,  sowie  — unbeschadet  be- 
stehender Privatrechte  — der  Wasserausnutzung  im  Küstenland«  des  Per- 
sischen Golfes  uud  in  10  kru  Abstand  von  den  zu  bauenden  Bahnen  über- 
tragen. 

$ 19.  Der  Konzessionär  bol  dos  Recht,  im  engen  Anschluß  an  dos 
Bahnuntemehmen  ein  Speditionsgeschäft  für  Karrenverkehr  einzurichten. 
Von  andereu  Fuhrwerken  — ausgenommen  Laxuse«piipagen  — welche  die 
von  ihm  in  Stand  gesetzten  Wege  benutzen  wollen,  hat  er  das  Recht,  «ine 
Wegegeldabgab«  zu  erlichen. 

§ 30.  Der  Konzessionär  hat  das  Recht  der  Weinkelteruug  für  den 
Export. 

§ 21.  Der  Konzessionär  hat  dos  Recht  zur  Anlage  gewerblicher  und 
industrieller  Unternehmungen  jeglicher  Art,  sowie  zum  landwirtschaftlichen 
Betriebe.  Er  darf  für  den  emteren  Zweck  den  noth wendigen  Grand  and 
Boden  erwerben  und  Gebäude  jeder  Art  darauf  errichten,  während  er  für 
den  letzteren  Pachtkontrakte  auf  lange  Dauer  abschlicfsen  darf. 

§ 22.  Der  Konzessionär  darf  die  in  §§  17  bis  20  namhaft  gemachten 
Unternehmungen  mit  allen  Rechten  und  Pflichten,  welch«  der  vorliegende 
Vertrag  gewährt,  an  dritte  Personen  zediren  (cfr.  8 9). 

§ 23.  Seitens  des  Konzessionäre  wird  in  der  deutschen  Reichsbank 

zu  Berlin  eine  Summe  von H als  Sicherheit  für  die  Innehaltung  der 

in  $ 3 bestimmten  Fristen  deponirt. 

Das  also  waren  die  Grundlagen,  auf  denen  damals  deutscherseits  ver- 
handelt wurde.  DoTs  das  Unternehmen  sich  zerschlug,  konnte  für  den 
Kenner  persischer  Verhältnisse  nicht  Wunder  nehmen.  Hat  man  doch  bisher 
in  Tehrän  selbst,  sowie  in  den  europäischen  Zentren,  wo  Verhandlungen 
stattfanden,  stets  nur  gesucht,  den  möglichst  groben  Gewinn  aus  der  Be- 
willigung der  Konzession  zu  ziehen,  und  die  dem  Lande  erwachsenden  Vor- 
theile ganz  außer  Acht  gelassen!  Wenn  auch  im  obigen  Konzesftionsentwurf 
hierauf  Rücksicht  genommen  war,  indem  die  persische  Regierung  an  der 
Superdivideude  aller  Unternehmungen  mit  20%  betheiligt  wurde,  so  konnte 
man  sich  doch  schou  von  vornherein  sogen,  daß  es  noch  ollen  persischen 
Gepflogenheiten  ohne  eine  entsprechend«  iionorirung  der  Macher  hier  und  in 
Tehrän  nicht  gehen  werde,  und  war  auch  innerhalb  mäßiger  Grenzen  zu 
einem  solchen  Opfer  entschlossen.  Aber  schon  bald  nach  Beginn  der 
Unterhandlungen  zeigte  sieb,  wie  groß  in  dieser  Beziehung  die  Erwartungen 
waren. 

Von  dem  persischen  Gesandten  wurde  beispielsweise  verlangt,  daß  für 
jedes  der  einzelnen  Sm  Konzessionsentwurf  aufgeführten  Unternehmen  eine 
besondere  Konzession  entnommen  werden  müsse,  da  nicht  zwei  mit  einander 
verbunden  worden  könnten,  und  was  dergleichen  mehr  ist.  Deshalb  ließ 
man  die  Sache  indessen  nicht  ganz  (allen;  es  wurde  Immer  noch 
hoffnungsvoll  weiter  verhandelt.  Da  stellte  sich  aber  plötzlich  heraus,  daß 
man  persischerecits  gleichzeitig  mit  dem  amerikanischen  Gesandten  in 
Tehrän  über  dasselbe  Objekt  verhandelt  hatte,  und  daß  diesem  schon  eiue 
Konzession  zugesicbert  war.  Zuerst  wurde  dieses  Faktum  hier  von  dem 
persischen  Gesandten  bestritten  und  für  unmöglich  erklärt;  nachher  erwies 
es  sich  doch  als  richtig.  Später  ist  die  ganze  Sache  dann  aufgegeben 
worden,  und  der  persische  Gesandte  hot  daun  wiederholt  versucht,  einen 
Wegebaumeister  für  die  persische  Regierung  zu  gewinnen.  Nachdem  das 
nun  auch  nicht  geglückt  war,  da  ich  dem  Betreffenden  den  Rath  gegeben 
hatte,  dafs  er  sich  vorsehen  und  seine  Preisforderungen  nicht  zu  niedrig 
stellen  möchte,  sollen  nun  neuerdings  wieder  Versuche  in  Gang  gekommen 
sein,  noch  einmal  Leute  zu  (luden,  die  sich  dazu  verstehen  wollen,  eine 
Eisen  bahn  zu  bauen-  Doch  werden  diese  Versuche  so  lange  erfolglos  bleiben, 
bis  die  persische  Regierung  begreift»  daß  Persien  bei  einer  Eßenbahnanlage 
mehr  gewinnt,  als  es  den  Unternehmern  gewährt.  8i«  sehen  daraus,  wie 
eigentümlich  gegenwärtig  diese  Verhältnisse  in  Persien  sind,  und  wie  sie 
sich  in  der  Schwebe  befinden. 

Nun  möchte  ich  noch  auf  einen  anderen  Punkt  kommen,  den  ich  noch 
nicht  besprochen  habe,  nämlich  auf  die  Häfen  am  persischen  Golf-  Das  ist 
eiue  der  allerwesoutiichston  und  allerwicbligsteu  Fragen. 


Buschähr  steht  selbstverständlich  gegenwärtig  an  der  Spitze,  weil  von 
Buschähr  aus  die  europäischen  Sendungen,  die  für  dos  Innere  von  Persien 
bestimmt  sind , olle  ihren  Weg  über  die  Pässe  noch  Schiris  nehmen  uo<i 
von  da  aus  weiter  vertheilt  werden,  und  weil  ebenso  ein  grofser  Theil  selb»! 
der  Güter,  die  aus  dem  östlichen  Persien  kommen,  ihren  Weg  über  Schiri* 
noch  Buschäbr  nehmen.  Kuschähr  selbst  ist  ein  Ort  von  etwa  12000  Ein- 
wohnern, dessen  Hafen  zwischen  der  Halbinsel,  auf  der  die  Stadt  liegt,  tind 
zwischen  dem  Festlande  sich  befindet.  Der  Hafen  aber  ist  nur  bei  Spriac- 
fluthen  für  europäische  Schiffe  bis  6 m Tiefgang  zugänglich,  bei  gewöhn- 
lichem Was  »erstand«  nur  für  die  Schiffe  der  Eingeborenen.  Die  europäischer 
Schiffe  müssen  daan  auf  der  Aufsenrhede  liegen  blelbeu,  wo  sie  in  6 ln 
Abstand  vom  Festland«  4 Faden  Tiefe  Anden.  Sie  sehen  demnach, 
sich  dem  Ausladen  der  Schiffe  große  Schwierigkeiten  in  den  Weg  setzte 
Dabei  ist  die  Rhede  keineswegs  gegen  Winde  geschützt.  Sie  ist  sowohl 
den  heftigen  Nordwestwinden  als  den  Südostwinden  umi  den  Südwestwindfi 
aufgesetzt,  also  eigentlich  ungeschützt  zu  nennen.  Dazu  kommt  feran. 
dafs  die  Lage  der  Stadt  insofern  eine  ungünstige  ist,  als  von  Buschäbr  iui 
der  Weg  nach  dem  Festlande  hinüber  über  einen  Salzsumpf  führt,  der  ar 
Fluthzeit  vom  Meere  überschwemmt  ist,  sodaß  die  Karawanen  dann  nicht 
ohne  weiteres  passiren  können.  Dos  olles  sind  große  Schwierigkeiten,  da- 
für Buschähr  vorhanden  sind.  Trotzdem  hat  sich  der  Ort  sehr  gehoben 
Seit  1883  sind  auf  Veranlassung  der  Holländer,  die  daselbst  durch  dz» 
sehr  rührige  Haus  Hotz  & Zoou  vertreten  sind,  Zolldepots  errichtet,  a 
welchen  die  Güter  lagern  können,  und  aus  welchen  sie,  wenn  sie  außer 
dem  Lagergeld  1%  ml  Valoren»  zahlen,  wieder  ausgeführt  werden  könnet 
Du  ist  eine  große  Erleichterung  für  den  dortigen  Handel  gewesen. 

Der  zweite  Ort  am  Persischen  Golf,  der  in  Betrtrht  kommt,  ist  Bimkr- 
Abbis.  Bänder-Abbäs  würde  der  geographischen  Lage  nach  eigentlich  am 
allermeisten  begünstigt  sein.  Es  liegt  an  der  Steiß,  wo  di«  arabische  Halb- 
insel mit  einer  Spitze  gegeu  den  Persischen  Golf  vorspringt,  und  wo  di* 
persische  Küste  selbst  tief  ausgebogen  ist.  Es  ist  daher  nicht  nur  der  v.a 
der  Natur  gegebene  Hafen  für  die  Ostproviozen , sondern  es  würde  von  di 
aus  auch  vielleicht  möglich  sein,  mit  Umgehung  der  meisten  bei  Buschähr 
so  schwierigen  Pässe  in  den  mächtigen  Lingsthälern  des  Geblrgsaystea» 
nach  den  Westprovinzen  zu  gelangen.  Auch  schon  früher  wurde  dir*« 
günstige  Lage  erkannt,  denn  dicht  davor  auf  der  Insel  Hormü-  befand» 
sich  die  alten  portugiesischen  Besitzungen.  Binder -Abbia  hat  rinn: 
Ankorgrund  in  3 Faden  Tiefe  bei  l1/»  km  Abstand  von  der  Kürt* 
und  in  4 bis  5 Faden  Tiefe  bei  3 km  Abstand  von  der  Küste.  Die  Zahl 
der  Einwohner  beträgt  etwa  8000.  Die  Wasserversorgung  aber  ist  seht 
schlecht,  noch  bedeutend  schlechter  als  bei  Buschähr,  wo  man  ja  auch  W 
Zisternenwasser  oder  Brunnenwasser  angewiesen  ist.  Bei  Händer-Abh^ 
aber  ist  das  Wasser  so  schlecht,  daß  der  einzig«  europäische  Agent,  dtr 
sich  dort  befindet,  es  vorzieht,  auf  einem  im  Meere  ankernden  Schiffe  - 
•s  liegt  etwa  8 km  von  der  Küste  entfernt  — seinen  Wohnsitz  aufzuschbgm 
und  sein  Wasser  von  den  Dampfern  der  .British  Ituita  Steam  Navigation 
Company*  zu  beziehen.  Außerdem  ist  der  Ort  sehr  ungesund.  Dt  näalKh 
dort  viele  Fische  gefangen  und  eiugesoizen  werden,  und  da  in  bekannter 
Unreinlichkeit  die  Perser  die  Cberreste  dieser  Industrie  am  Strande  liegen 
lassen,  to  wird  natürlich  die  ganze  Gegend  verpestet.  Dagegen  hat  d*r 
Ort  darin  einen  großen  Vorzug,  daß  schon  in  einem  Abstande  von  sw 
5 km  davon  die  Vorberge  des  Gebirge*  vorhanden  sind  (während  man  bei 
Buschähr  weit  hin  nach  dem  Gebirge  hat)  und  dafs  die  eigentlichen  OeNrgr 
schon  in  25  km  Abstand  herantreten. 

Am  günstigsten  in  vieler  Beziehung  ist  Lingäh  gelegen,  welches  »fä 
zwischen  Binder- Abbäs  und  Buschähr,  näher  an  eretorom,  an  der  Kaste 
befindet  l.ing&h  präsentirt  sich  schon  vom  Meere  aus  sehr  günstig.  E* 
ist  mit  Dattelpflanzungen  umgeben  und  zählt  10000  Einwohner,  die  zu» 
großen  Theil  sich  in  sehr  behäbiger  Lage  befinden.  Der  Hafen  ist  fT“’- 
nur  gegen  die  S4d Westwinde  offen,  die  aber  überhaupt  nur  bei  Winterstärm» 
mit  Gewitter  verbunden  stattfinden  und  immer  höchstens  '/*  Stunde  dauern, 
sodaß  sie  nicht  bedenklich  sind.  Gegen  die  anderen  Winde  ßt  der  Hafen 
vollkommen  geschützt.  Der  Ankergrund  hat  schon  in  750  m Ab*taud  w» 
Lands  5 Faden  Tiefe,  sodaß  also  hier  die  I-adeverhältnisse  unendlich  «fl 
günstiger  sind  als  bei  jedem  azideren  Hafen.  Außerdem  hat  Lingib  aifcä 
einen  sehr  bedeutenden  Handel,  der  dem  Handel  von  Buschähr  zunäfh*1 
steht,  wie  das  in  den  Tabellen,  die  der  oft  zitirten  Arbeit  beigegeben  ***• 
ausführlich  dargelegt  ist.  Man  sieht  an  Lingäh,  welches  als  Hinterland 
das  östliche  Firs  und  anliegende  Distrikte  versorgt,  so  recht,  wie  bedeut00“ 
der  persische  Handel  unter  günstigen  Verhältnissen  werden  könnte. 

Vielleicht  der  allerbedeutendste  Ort  für  den  Handel  am  persi*cbfn 
Golf  kann  einmal  Mohammer&h  werden,  welche«  dicht  am  Schatt-el-AtM* 
•ich  befindet,  am  Haffar-Kanal,  der  denselben  mit  dem  Karün  verbindet. 
Es  hat  schon  jetzt  15000  Einwohner.  Der  lloffor- Kanal  ist  5 km  Irtjf- 
500  m breit  und  hat  3 bis  4 Faden  Tiofe.  Seine  Mündung  in  den  Schstt- 
el-Arab  ist  nur  1500  m,  also  1 */»  km  von  Muhainmerah  selbst  entfri®*- 
Ihw  Wasser  in  diesem  Haffar-Kanal  ist  so  rein,  daß  die  simmtlichcn  Scbm«. 
auch  die  europäischen,  die  den  Schntl-el-Arab  hinauf  fahren,  in  den  H*»* 
Kanal  Uineinfährcn,  um  ihren  Wasservorrath  zu  ergänzen,  und  ihre  Fi»0r 
dort  füllen.  Muhammerah  gewinnt  dem  nur  3 bis  4 Stunden  entfernt*0 
Bosra  von  Tag  zu  Tag  an  Einwohnerzahl  ab.  Basra  ist  bekanntlich  cll‘" 
der  ungesundesten  Orte  der  Welt,  der  ungesundeste  Ort  im  ganzes  Kupb'1' 
Tigris-Delta.  Die  Menschen  werden  in  Bosra  förmlich  vom  Fieber  deng- 
ln Muhammerah  dagegen  kommt  Fieber  überhaupt  nicht  vor,  und  • 
unbedingt  als  der  gesundeste  Ort  im  ganzen  Delta  dort  bezeichnet  wem00 
Muhammerah  hat  schon  jetzt  einen  au»  Palmstämmen  hergestelltru  Kn- 
und  zur  Zeit  der  Daltelernte  sieht  man  die  Schiffe  der  Eingeboren«0/* 
Hunderten  an  diesem  Kai  liegen.  Der  Zugang  zu  Muhammerah 
natürlich  zunächst  durch  den  Sehatt-el-Arab  statt,  der  beim  uWfjMjv 
Wasserstand  3 bis  4 m Tief«  bat.  Ea  giebt  noch  einen  anderes  2ag*°£ 


1887. 


88 

EXPORT,  Orgm  dea  Centr*lverera*  f*r  Bsodolageographia  etc. 


Nr.  4. 


nämlich  d«n  Cbor-i-Bämosebir,  der  ganz  und  gar  auf  persischem  Gebiete 
liegt,  während  der  Schatt-el-Arab  eine  persische-  und  eine  türkische  Käste 
hat.  Dieser  Chor-ä-Bämc«i-bir  ist  nur  halb  so  tief  wie  der  Sehatt-el-Arab, 
fiir  kleinere  Segelfabraeuge  aber  stets  pavürbar  und  bietet  wie  gesagt  den 
Vorzug,  ganz  auf  persischem  Gebiete  zu  liegen  und  demnach  von  türkischen 
Zollplackereien  ganz  unabhängig  zu  sein. 

Mnhamraerah  würde  noch  eine  ganz  besondere  Wichtigkeit  durch  di« 
bereits  in  dem  Kon*e**i»us«ntwtirf  für  den  Bau  einer  Eisenbahn  erwähnte 
Dampfschifffahrt  auf  dem  Kanin  erhalten.  Bestrebungen,  eine  solche  ein- 
nixichten,  wurden  bereits  1875  tod  der  Firma  Gray,  Dawes  A Co.  und 
1878  von  einer  französischen  Gesellschaft,  an  deren  Spitze  der  sehr  einfluß- 
reiche Leibarzt  des  Schah,  Ihr.  Tholozan,  stand,  eitrigst  gefördert,  aher 
immer  wieder  hinte (trieben,  obwohl  es  sich  dabei  nicht  nur  um  einen 
kürzeren  Karawanen  weg  nach  Isfahän  und  Aufschliefsung  von  Arabistin  für 
den  ifandel,  sondern  auch  um  die  Fruchtbarmachung  der  ausgedehnten 
Rhenen  um  Schuster  handelte,  welche  mit  den  hei  Ahväs  nöthigen  Sehleusen- 
anlagen  unmittelbar  wrbtinden  »ein  würde,  sodafs  diese  Gegend  wieder  in 
einen  Garten  verwandelt  werden  könnte,  wie  sie  es  vor  der  Zerstörung  der 
Dämme  von  Ahväs  war.  Die*  ist  eines  der  schlagendsten  Beispiele,  wie 
di«  persische  Regierung  in  schwer  zu  tausender  Verblendung  alle  Pläne  tod 
sich  webt,  welche  geeignet  wären,  dem  Lande  in  kurzer  Zeit  zu  neuem 
Aufschwünge  zu  verhelfen. 

Damit  hätte  ich  ungefähr  das  gesagt,  was  ich  beabsichtigt  hatte 
Ihnen  heute  Abend  mitzutheilen.  (Lebhafter  Beifall.) 

E.  M.  Klimatische  and  Arbelterverhiltnisae  in  Nord-Borneo. 

ln  Antwort  auf  den  in  voriger  Nummer  in  dem  Artikel:  „Zustande 
auf  Java*  mitgetheilten  Brief  der  „Landbouw  Vereeniging*  an 
Soekaboeroie  ist  ein  Schreiben  von  dem  niederländischen  General* 
koosul  zu  Singapore  eiogegaogeD,  in  welchem  folgcude,  durch  die 
Generalagenten  der  „British  North  Borneo  Company*  ertbeilten 
Nachrichten  zur  Kenntnifs  der  Absender  gebracht  werden: 

Die  Eingeborenen  von  Nord*Borneo  werden  gewöhnlich  nicht 
als  Arbeiter  für  das  Pflanzen  von  Tabak  gebraucht,  weil  sie  hierin 
keine  Cebuog  besitzen ; dagegen  übernehmen  sie  gern  das  Aufräumen 
des  Gebüsches  und  das  Bauen  der  Schuppen. 

Die  Regierung  giebt  den  Pflanzern  keine  Vorschüsse,  sie  bietet 
nur  Ländereien  unter  den  günstigsten  Bedingungen  an.  Was  die 
Kulifrage  betrifft,  so  tbeilen  die  Agenten  ferner  mit,  dafs  ein 
Pflanzer,  welcher  Kalis  von  Java  mitgebraebt  batte,  die  Absicht 
äußerte,  dieselben  durch  Kalis  von  Hongkong  zu  ersetzen,  die, 
wie  er  za  vermuthen  scheint,  besser  für  das  Klima  und  die  Arbeit 
geeignet  sind.  Auf  allen  anderen  Tabakspflanzungen  bat  man  bis 
jetzt  von  Chineaen-Arbeit  gegen  Bezahlung  des  gleichen  Preises 
wie  auf  Deli  Gebrauch  gemacht.  Bei  den  letzten  Kontrakten 
wurden  dem  Kuli  48  Dollars  Vorschuf»  gegeben ; manchmal  steigert 
sich  dieser  Betrag  auf  60  $.  Es  ist  nicht  schwer,  in  Singapore 
Chinesen  für  Nord-Borneo  anzuwerben,  da  das  Land  hinsichtlich 
«eines  Klimas  als  günstig  bekannt  ist. 

Afrika. 

Schwedisches  Export-Musterlager  in  Tanger.  Das  in  Wien  er- 
scheinende „Handelsmuseum*  schreibt  in  seiner  Nummer  2 vom 
6.  Januar:  „Der  belgische  Minister-Resident  in  Tanger  macht  in 
seinem  letzten  Jahresberichte  auf  die  Erfolge  der  dort  etablirten 
Ausstellung  schwedischer  Exportartikel  aufmerksam,  ln  Nach- 
ahmung des  von  Deutschland  [d.  b.  von  der  vom  „Ceotralvereio 
für  Handclsgeograpbie  etc.*  und  der  „Deutschen  Exportbank  * durch 
die  „Deutsche  Handelsexpedition  1886*.  D.  R.]  gegebenen 
Beispieles  habe,  wie  auch  das  -Handels- Museum*  [und  auch  der 
„Export*  in  Nr.  30  v.  J.  — D.  R.]  seinerzeit  berichtete,  die  schwe- 
dische Regierung  der  Instruktionsfregatte  „Vantdia*  die  unentgelt- 
liche Mitnahme  einer  von  schwedischen  Industriellen  zusammen- 
gestellten  Mustersammlung  gestattet,  welche  io  Tanger  aasgeschifft 
und  in  einem  besonderen  Lokale  untergebraebt  wurde.  Die  meisten 
der  mitgebrachten  Wuaren  haben  nun  bereits  Käufer  gefunden  and, 
wie  es  scheint,  neue  Bestellungen  zur  Folge  gehabt,  da  die  baldige 
Ankunft  eines  zweiten  schwedischen  und  zwar  eines  Kauffahrtei- 
schiffes mit  einer  Ladung  nationaler  Manufakturprodukte,  als  Eiaen- 
und  Stablwaaren,  Holzwaaren,  Möbel,  Kerzen,  Packpapier,  Pflüge, 
Zündhölzchen  usw.,  angekündigt  ist.  Der  Berichterstatter  empfiehlt 
seinen  Landsleuten  die  Befolgung  des  schwedischen  Vorbildes  uud 
erwartet  von  derselben  bedeutende  Vortbeile  für  den  belgischen 
Handel;  ebenso  befürwortet  er  die  Kreirung  eines  regelmäßigen 
Scbifffahrtsdienstes  zwischen  Belgien  und  Marokko,  welches  mit 
dem  Momente  der  Freigabe  des  dortigen  Handels  (der  erste 
Schritt  sei  bereits  durch  die  versuchsweise  erfolgte  Gestattung  des 
Exportes  von  Weizen,  Gerate  und  Vieh  für  die  Dauer  von  3 Jahren 
geschehen)  zweifellos  ein  aufserordentlicb  wichtiges  Absatzfeld  für 
fremde  Industrie-Erzeugnisse  zu  werden  verspreche.* 

Nachrichten  aas  Marokko:  (Einrichtung  einer  spanischen  Han- 
delskammer in  Tanger  in  Aussicht;  Verlegung  des  Hoflagers 


von  Marrakesch  nach  Fes  oder  Mekiues).  — Von  Tanger  wird 
berichtet,  dafs  anf  Veranlassung  und  unter  dem  Vorsitze  des  spani- 
schen Konsuls  dort  eine  vorbereitende  Versammlung  stattgefuuden 
habe,  die  sich  mit  der  Schaffung  einer  spanischen  Handelskammer 
daselbst  beschäftigte.  Dieser  Plan  wurde  von  den  Angehörigen  der 
Handels  weit  daselbst,  Eingeborenen  sowohl  wie  Spaniern  und 
anderen  Ausländern,  warm  begrüßt. 

Die  Errichtung  einer  spanischen  Handelskammer  zu  Tanger 
wird  in  Madrid  mit  Recht  als  ein  wirksames  Moment  der  Zivilisa- 
tion and  des  Fortschrittes  Ihr  Marokko  im  Allgemeinen  betrachtet, 
sowie  namentlich  auch  als  eia  wichtiger  Schritt  snr  Beförderung 
des  moralischen  Einflusses  Spaniens  im  Besonderen. 

Wie  man  uns  aus  Marokko  ferner  mittbeilt,  wird  der  Sultan 
demnächst  wieder  von  Marrakesch  sieb  nach  Fes  oder  Mekiucs 
begehen. 

Nord -Amerika. 

wi  Das  natürliche  Gas  in  Pittsburgh  und  dar  Einfluß  des- 
selben auf  die  dortig«  Industrie.  Herr  Kurt  Sorge,  der  Direktor 
der  Bessemerabtheilung  der  Georgs-Marienbfitt«  in  Osnabrück , ein 
namhafter  deutscher  Ingenieur,  der  im  vorigen  Sommer  eine  längere 
Studienreise  in  den  Vereinigten  Staaten  von  Nord-Amerika  machte, 
sprach  am  Sonntag,  den  16.  Januar  ds.  Jrs.,  io  der  zu  Düsseldorf 
ahgebaltenen  Generalversammlung  des  „Vereins  deutscher  Eisenhütten- 
leute* öber  das  natürliche  Gas  io  Pittsburgh  und  den  Einflufs 
desselben  anf  die  dortige  Industrie.  Der  Vortrag,  der  auch  interes- 
sante Streiflichter  auf  die  amerikanischen  Industrievcrhältoisse  im 
Allgemeinen  warf,  war  so  werthvoll,  dafs  auch  den  Lesern  des 
„Exports“  mit  einer  Skizze  desselben  gedient  sein  wird. 

Die  zum  Theil  außerordentlichen  Leistungen  der  amerikanischen 
Industrie,  meinte  Redner  Eingangs  mit  Recht,  sind,  abgesehen  von 
der  keineswegs  zu  unterschätzenden  technischen  Tüchtigkeit  und 
Strebsamkeit  des  Amerikaners  vor  allem  anf  zwei  Faktoren  zurück- 
zuführen.  Dies  sind  anscheinend  immer  zur  Verfügung  stehendes, 
bedeutendes  Kapital  und  der  außerordentliche  natürliche  Retebthum 
des  Bodens.  Vortragender  hat  persönlich  den  Eindrnck  gewonnen, 
als  wenn  für  irgend  einen  Gewinn  versprechenden  Zweck  selbst 
bei  geringer  Sicherheit  in  Amerika  immer  Kapital  vorhanden  ist, 
und  es  erklärt  sich  dies,  wenn  auch  wohl  unbestritten  der  ameri- 
kanische Kapitalist  unternehmender  ist,  als  der  unserige,  doch  vor 
allem  auch  wieder  ans  dem  zweiten  Faktor,  dem  Reichthum  des 
Landes,  welcher  einen  eventuellen  Verlast  leichter  ersetzen  and  somit 
auch  leichter  verschmerzen  läfst. 

Der  Vortragende  lenkt  sodann  die  Aufmerksamkeit  der  Zuhörer 
auf  ein  Produkt  de9  amerikanischen  Bodens,  das  im  Allgemeinen 
sowohl  als  ancb  besonders  für  die  amerikanische  Industrie  eine 
ganz  außerordentliche  Bedeutung  besitzt,  die  gasförmigen  Aus- 
strömungen des  Bodens,  denen  man  die  ziemlich  allgemein  klingende 
Bezeichnung  „natürliches  Gas*  bergelegt  bat. 

Pittsburgh  batte  im  Jahre  1880  etwa  166000  Seelen,  zählt 
aber  heute  mH  seiner  Schwesterstadt  Alleghany  City  minde- 
stens 800000  Einwohner.  Die  Stadt  liegt  mitten  im  Kohlenrevier 
und  am  Zusammenfluß  der  beiden  Ströme  Monongahela  and  Alleg- 
haoy,  welche  von  hier  ab  gemeinschaftlich  den  Ohio  und  damit 
eine  bedeutende  Wasserstraße  zum  Missisippi  bilden.  Pittsburgh 
ist  ein  Industriezentrum  ersten  Ranges.  Der  Alleghany  ist  von 
Natur  schiffbar,  den  Monongabels  bat  man  durch  Schleusen  schiff- 
bar gemacht,  und  mit  einem  unterhalb  der  Stadt  quer  durch  den 
Ohio  gezogenen  mächtigen  Damm  nebst  8chleuse  wußte  man  außer- 
dem dem  Einfluß  de«  im  Sommer  niedrigen  Wasserstandes  zn  be- 
gegnen. Nicht  weniger  als  13  Eisenbahnlinien  laufen  in  Pittsburgh 
und  Alleghany  City  zusammen,  sodaß  für  die  Verfrachtung  der 
Industrie-Erzeugnisse  nach  allen  Gegenden  die  denkbar  günstigsten 
Verhältnisse  vorhanden  sind. 

So  ist  denn  auch  Pittsburg  im  Laufe  der  Jahre  ein  Industrie- 
mittelpunkt  ersten  Ranges  geworden;  seine  sechs  Flußufer  sind 
dicht  mit  Eisen-  nnd  Stahlwerken,  Glashütten  und  anderen  Fabriken 
besetzt  oder  dienen  als  Verfrachtungsplätxe  für  den  sehr  bedeuten- 
den Schiffsverkehr.  Wegen  des  Waldes  voa  Schornsteinen,  die 
früher  einen  so  dichten  Ranch  aussendeten,  daß  man  oft  die  Sonne 
io  Pittsburgh  gar  nicht  zu  sehen  bekam,  naonte  man  die  Stadt 
„Smoky  City“;  allein  dieser  Name  bat  keine  Berechtigung  mehr, 
nachdem  die  intensive  Verwendung  des  natürlichen  Gases  zu 
Feuerung»! wecken  in  den  industriellen  Werken  die  Verhältnisse 
wesentlich  günstiger  gestaltet  hat,  sodaß  die  Atmosphäre  eine  viel 
freiere  geworden  ist. 

Das  Auffinden  des  natürlichen  Gase»  bängt  mit  dem  Bohren 
nach  Öl  zusammen . Schon  1869  worden  in  einzelnen  Fällen  Gas- 
quellen erbohrt,  welche  nur  Spuren  von  öl  enthielten.  Man  machte 


Nr.  4. 


64 

EXPORT,  Organ  des  Centraltereins  för  H&ndelegeographir  etc. 


1887. 


dieses  Gm  dadurch  tum  Theil  nutebar,  dafs  man  es  als  Heizmaterial 
für  die  Dampfkessel  verwendete,  welche  den  Dampf  zum  Betriebe 
der  Ölpumpmaschioen  oder  auch  filr  die  Bohrmaschinen  benach- 
barter Bohrlöcher  erzeugten.  Aber  an  eine  weitere  Verwerthung 
wurde  in  den  ersten  Jahren  keineswegs  gedacht  Selbst  die  Quelle, 
welche  man  bei  400  m Teufe  1878  in  Murraysville  bei  Pittsburgh 
fand  and  welche  einen  so  starken  Gasstrom  entsandte,  dafs  Bohr- 
gestänge und  Bohrer  io  die  Luft  geschleudert  wurden,  blieb  längere 
Zeit  unbenutzt.  Das  natürliche  Gas  in  die  Industrie  eingeführt  zu 
haben,  ist  ein  Verdienst  der  Pitteburgber  Eisenwerke  von  Spang, 
Cbalfand  and  Cie.  and  Graff,  Rennet  and  Cie.,  welche  es 
seit  1875/76  aus  einer  27  km  langen  Leitung  verwendeten,  ohne 
jedoch  weiteren  Kreisen  zu  verratheD,  einen  wie  grofsen  Vortheil 
sie  aus  der  Verwendung  zogen. 

Jene  oben  erwähnte  Quelle  von  Murraysville  wurde  erst  1883 
nutzbar  gemacht,  indem  man  die  Gasmenge  aufzufangen  und  an 
Orte  zu  leiten  versuchte,  wo  man  sie  verwerthen  konnte. 

Was  die  Entstehung  des  Naturgases  an  langt,  so  wird  bekannt- 
lich angenommen,  dafs  Öl  und  Gas  ihren  Ursprung  der  Zersetzung 
von  tbieriseben  und  pflanzlichen  Organismen  verdanken.  Daa  ganze 
Gebiet  des  appalarhischeu  Kohlenfeldes,  welches  sich  an  den  West- 
abbang  des  Allegbanygebirges  anlehnt  und  sich  über  einen  grofsen 
Theil  des  östlichen  Nord-Amerika  ausbreitet,  bildete  zur  Zeit  des 
devonischen  Zeitalters  einen  gewaltigen  See,  später  wohl  eine  Fläche 
voll  Seen  und  Sümpfe,  und  die  Kohlenlager  sowie  die  öl*  und 
Gasabscheidungen  liefern  den  Beweis  von  der  Üppigkeit  des  kar- 
boniachen  Pflaozenwucbsca.  Abwechselnde  Bodenerhebungen  und 
Bodensenkungen  wurden  in  der  Devonzeit  die  Ursache  der  ver- 
schiedenen Schichten  von  Schlamm-  und  Pflauzenablagerungen. 
Die  jüngeren  Bildungen  dieser  Periode  repräsentiren  die  Koblen- 
flötze,  welche  in  geringer  Teufe  abgebaut  werden.  Die  ZerseUuogs- 
produkte  der  ältesten  und  tiefsten  Flölze  liefern  uns  Gas  und  Öl. 

Die  gasführenden  Felsen  werden  in  einer  Tiefe  von  300  bis 
900  m erbobrt.  Mao  nimmt  an,  dafs  die  Gassandsteine,  welche 
in  geologischem  Sinne  vollkommeo  identisch  sind  mit  den  Ölsand- 
steinen. beiden  Stoffen  nur  als  Behälter  dienen,  und  dafs  die  Bil- 
dung der  Kohlenwasserstoffe  in  darunter  liegenden  Schichten  statt- 
findet. Derselben  Quelle  ihre  Entstehung  verdankend  steigen  Gas 
nnd  Ol,  oft  wohl  noch  nicht  gesondert,  durch  die  Felsscbicbten 
empor,  bis  sie  von  einer  undurchlässigen  Schicht  zuröckgebalten 
und  auf  diese  Weise  sozusagen  in  einem  Reservoir  gesammelt  werden. 

Die  Erbobniog  des  Gases  ist  ziemlich  einfach;  mit  grtiteeren 
Kosten  ist  die  Legung  der  Leitung  verbunden,  schon  weil  aus 
technischen  Rücksichten  gewöhnlich  zwei  parallele  Stränge  gelegt 
werden  müssen  und  weil  die  Grundbesitzer  die  Erlanbnifs  zur 
Legung  der  Rohre  sich  sehr  tbeuer  bezahlen  lassen.  So  kommt 
es,  dafs  die  Kosten  einer  Leitung  sieb  stellenweise  auf  30  000 
pro  km  stellen.  Die  liebte  Weite  der  Rohre  beträgt  600  mm,  die 
meisten  haben  jedoch  200  mm  liebte  Weite.  An  den  Hauptleitungen 
bringt  man  der  Sicherheit  wegen  ein  hohes  Ausströmungsrohr  an; 
dasselbe  ist  mit  einem  Ventil  versehen,  das  auf  einen  bestimmten 
Druck  belastet  ist.  Ein  solches  Auströmungsrohr  befindet  sich 
auch  inmitten  Pittsburghs  auf  einem  freien  Platze,  wo  alles  über- 
schüssige Gas  mit  einer  Riesenflaratne  aus  einem  Rohr  von  160  mm 
lichter  Weite  verbrennt. 

Die  Leuchtkraft  des  Naturgases  kommt  der  des  künstlich  aus 
Steinkohlen  dargestellten  nicht  gleich,  erreicht  letzteres  vielmehr 
durchweg  nur  zur  Hälfte;  neuerdings  wird  jedoch  die  Leuchtkraft 
des  enteren  durch  die  sog.  KarburiruDg.  für  welche  die  Pctroleum- 
rnckstiode  ein  vortreffliches  Material  abgebeD,  wesentlich  gehoben. 

Den  Heizwerth  des  Naturgases  anlaogend,  so  kommen  10  cbm 
etwa  15,4  kg  Kohle  gleich.  För  häusliche  und  industrielle  Zwecke 
nimmt  io  Folge  dessen  seine  Verwendung  von  Tag  zu  Tage  zu. 
Der  Preis  ist  erstaunlich  billig.  Für  1 Kochofen  monatlich  4 «,4f, 
für  einen  Stubenofen  3 ,U  (die  nur  für  8 Monate  im  Jahre  za 
entrichten  sind)  und  für  1 Flamme  zur  Beleuchtung  0,so  pro 
Monat,  ist  ein  gewöhnlicher  Preis,  zumal  da  das  Gas  dem  Konsu- 
menten nicht  zugemeasen  wird,  sondern  ein  völlig  unbeschränkter 
Gebrauch  erlaubt  ist.  Vielfach  werden  auch  die  Verträge  von  Fall 
zu  Fall  geschlossen.  Vortragender  besuchte  die  Villa  eines  Ingenieurs, 
die,  aus  zwei  geräumigen  Stockwerken  bestehend,  für  480  J( 
jährlich  geheizt  ußd  beleuchtet  wurde  nnd  zwar  eioschliefslicb  des 
Treibhauses,  der  Ställe  nnd  der  Nebengebäude. 

In  der  neueren  Zeit  fangen  einige  Gesellschaften  auch  an.  Gas 
nach  Messern  abzugeben,  wobei  das  Kubikmeter  durchschnittlich  mit 
1 Pfennig  berechnet  wird. 

Für  industrielle  Zwecke  wnrde  das  Naturgas,  wie  bereits  be- 
merkt, seit  1876  in  zwei  Werken  Pittsburghs  verwandt;  heute  giebt 
es  kaum  ein  Eisenwerk  oder  eine  Glashütte  dort,  welche  es  nicht 
anwendete. 


Die  Edgar-Thomson-Werke  ersparen  seit  Einführung  des  Natur 
gases  allein  147  Arbeitskräfte,  welche  bisher  zum  Kohlenladee. 
Aschefahren  usw.  noth wendig  waren.  Von  der  Heizung  der  Lokc- 
motiven  abgesehen,  welche  noch  mit  Kohle  geschieht,  gebraucht  diese« 
Riesenwerk  heute  kein  Kilogramm  Kohle  mehr,  trotzdem  dafs  es  ein# 
tägliche  Schienenproduktion  von  650  Tonnen  aufzuweisen  hat. 

Abgesehen  von  der  Reinlichkeit  und  Annehmlichkeit  dieser 
Heizung  wird  auch  bezüglich  der  Abnutzung  von  Geräthen  und  Ap- 
paraten eine  sehr  grotec  Ersparnis  erzielt,  sodafs  man  sogar  dazu 
öbergegangen  ist,  die  steinernen  Wiederhitzer  (System  Whitwell)  <\*i 
Hochofenanlagen  des  Werkes  mit  natürlichem  Gas  zu  betreiben. 

Der  Kohlenverbrauch  bat  denn  auch  in  Pittsburgh  gauz  be- 
deutend abgenommen.  Während  früher  durchweg  pro  Tag  30000 
Tonnen  Kohle  verbraucht  wurden,  werden  heute  knapp  3000* 
Tonnen  verwendet ; an  die  Stelle  der  10  000  Tonnen  ist  das  Natur 
gas  getreten,  dessen  nutzbar  gemachte  Quantität  sich  anf  63.  i 
Millionen  cbm  pro  Tag  belaufen  mute. 

Die  Gasverschwendong  war  bis  vor  kurzer  Zeit  eine  grade« 
ansinnige.  Im  Sommer  1885  wurde  die  Quantität  des  täglich  io 
Pittsburgh  verloren  gehenden  Gases  auf  2 000  000  cbm  geschätzt, 
was  einem  Kohlenquantum  von  2 400  Tonnen,  oder  die  Tonne  tu 
7 bis  8 . //  gerechnet  einem  Kapitalverlust  von  17  000  bis  19000 
<11  täglich  entspricht. 

Die  grötete  Gasgesellschaft  in  Pittsburgh  versorgt  ans  eiorr 
Leitung  von  640  km  Rohrlänge,  davon  106  km  io  der  Stadt,  3 000 
Privatbluser,  300  Gasthöfe  und  kleinere  Fabriken,  60  Glashütten 
und  34  Eisen-  und  Stahlwerke.  Sämmtlicben  Konsumenten  wird 
das  Gas  ungemessen  angeführt.  Die  Gesellschaft  hat,  nebenbei  be- 
merkt, 1886  in  einem  Quartale  600000  <11  Dividende  vertheilt. 

Redner  wendet  sich  weiterhin  zu  der  Frage,  ob  eine  Er- 
schöpfung der  (rasquellen  zu  befürchten  sei,  und  glaubt  dieselbe 
im  analogen  Vergleich  mit  den  Petroleumquellen  verneinen  zu 
sollen.  Die  älteste  Gasquelle  zu  Murraysville  ist  nunmehr  schon 
10  volle  Jahre  im  Betriebe,  aber  noch  hat  sich  bis  heute  kein# 
Druck  Verminderung  gezeigt  Die  Pitteburgber  Verhältnisse  «o- 
langend,  so  würde  selbst  dann,  wenn  nach  10  Jahren  der  Gas« 
flute  anfhören  sollte,  dennoch  die  ganze  Anlage  von  unschätzbare 
Vortheil  sein.  Denn  schon  innerhalb  weniger  Jahre  werden  dk 
Anlagekosten  gedeckt  sein,  und  heute  betragen,  obgleich  die  Ab 
gaben  ja  noch  hoch  sind,  die  Ersparnisse  an  Heizungsmateriii 
schon  über  50%. 

Selbst  wenn  die  sonstigen  Angaben  über  gesteigertes  Aus- 
bringen, verbesserte  Qualität,  längere  Haltbarkeit  der  Öfen  and 
Apparate  nicht  ganz  mit  der  Wirklichkeit  übereiostiraroen  sollten, 
bleibt  die  Ersparnite  immerhin  grote  genng,  da  nach  Deckung  de* 
ursprünglich  aufgeweodeteo  Kapitals  der  Preis  des  Gases  ent 
sprechend  billiger  werden  raute  und  da  hierzu  auf  alle  Fälle  n<vi 
eine  bedeutende  Verringerung  der  Arbeitslöhne  kommt. 

Mit  dieser  Thatsacbe  hat  die  deutsche  Industrie  zu  rechnen 
zumal  da  die  Konkurrenzfähigkeit  der  amerikanischen  und  deutsch« 
Eisenindustrie  immer  mehr  in  Frage  kommt.  Gleichwertig,  da 
Eindruck  hat  der  Vortragende  auf  seiner  amerikanischen  Studien- 
reise bekommen,  gleichwertig  sind  die  Leistungen  der  deutsches 
Eisen-  und  Stahlindustrie  denen  der  Amerikaner  mindestens,  ued 
das  ist  doppelt  bemerkenswert,  weil  der  Amerikaner  jenen  Kamp., 
den  der  deutsche  Eisenhöttenmann  täglich  zu  kämpfen  bat,  nicht 
kennt,  da  ihm  Kapital,  reiche  Erze,  billiges  Brennmaterial  voll«' 
zur  Verfügung  sichen,  und  nur  die  ungünstigeren  Arbeiterverbilt- 
nisse  diesen  Vorteil  in  etwas  ausgleichen.  Bei  Einführung  der 
deutschen  Sparsamkeit  im  Betriebe  und  rationeller  Ausnutzung  d«r 
natürlichen  Reicbthümer  werden  die  amerikanischen  Eisen-  n®“ 
Stahlwerke  ihre  Kosten  noch  wesentlich  herabdrücken  kÜOGf® 
Zu  den  natürlichen  Reicht  Ürnern  gehört  in  erster  Linie  das  vor- 
zügliche Brennmaterial  des  Naturgases,  das,  selbst  wenn  ca  eiotw- 
zu  flieteen  aufbören  sollte,  der  amerikanischen  Industrie  i»®*r 
noch  einen  Vorteil  brächte:  denn  allmählich  wird  man  sirh. 
speziell  in  Pittsburgh,  so  an  die  Gasfeuerung  gewöhnen,  dafs  m»1 
beim  Ausbleiben  des  natürlichen  künstliches  Gas  zur  Feuern®* 
verwenden  würde,  wie  denn  das  Naturgas  die  Gasfeuerung  nberh*®P 
sehr  fördern  wird.  

Aus  wissenschaftlichen  Gesellschaften. 

Dl»  Geographisch«  Geielljchaft  In  Bremen.  Diese  Gesell»1'^'1- 
der  frühere  im  Jahre  1870  gegründete  * Verein  für  die  deoltf* 
Nordpolarfahrt“,  verfolgt  den  Zweck,  geographische  Forschung*®“0 
Kenntnisse  zu  fördern  und  darauf  gerichtete  Bestrebungen 
stützen.  8ie  sucht  diesen  Zweck  auf  mancherlei  Weise  zu  enei«®*® 
in  erster  Linie  durch  die  Anregung,  die  Unterstützung  und  Leite®, 
von  Entdeckung«-  und  Forschungsreisen.  Solcher  Reisen  ter*°' 
staltete  die  Gesellschaft  bisher  drei:  die  deutsche  Expedition  <**■ 


Nr.  4. 


65 

1887.  EXPORT,  Organ  de«  Central  verein»  für  Handelsgeographie  etc. 


Schiffe  „Germania“  and  „Hanta“  nach  Ost-Grönland  1869/70,  eine  ! 
Reise  nach  West-Sibirien  1876  und  eine  Reise  nach  den  Küstenge-  j 
bieten  des  Beringsmeeres,  sowie  nach  dem  südlichen  Alaska  in  den  ! 
Jahren  1881  und  1882.  Die  Ergebnisse  aller  dieser  Expeditionen 
wurden  in  größeren  Werken  veröffentlicht;  das  mit  Karten,  Farben- 
druckbildern und  zahlreichen  sonstigen  Illustrationen  ausgestattete 
zweibändige  Werk  über  die  zweite  deutsche  Nordpolarfahrt  zerßillt 
in  einen  erzählenden  und  einen  wissenschaftlichen  Theil;  dasselbe  : 
ist  jetzt  fast  vergriffen.  Von  diesem  Werke  veranstaltete  die  : 
Gesellschaft  eine  Volksausgabe,  die  ebenfalls  außerordentliche 
Verbreitung  gefunden  hat.  Die  Ergebnisse  der  im  Jahre  1876  ver-  | 
anstalteten  Reise  nach  West-Sibirien  wurden  in  einem  umfassenden, 
durch  Illustrationen  uBd  Karten  reich  ausgestatteten  Werke  des  Dr. 
Otto  Fi  nach  im  Jahre  1879  veröffentlicht.  Endlich  eraebien  vor 
Kurzem,  als  eine  wertbvolle  wissenschaftliche  Frucht  jener  dritten, 
nach  Alaska  gerichteten  Reise  die  Monographie  des  Dr.  Aurel 
Krause  über  die  Tlinkit-Indianer  Süd-Alaska«.  Die  durch  diese  | 
Reisen  gewonnenen  naturwissenschaftlichen  und  ethnologischen  ! 
Sammlungen  wurden  einer  großen  Anzahl  wissenschaftlicher  An-  j 
atalten,  vorzugsweise  des  Inlandes,  überwiesen,  nachdem  sie  von 
Fachmännern  in  einer  Reihe  von  Abhandlungen  bearbeitet  worden 
waren. 

In  zweiter  Linie  wirkt  die  Gesellschaft  für  die  Pflege  der 
Länder-  und  Völkerkunde  durch  Herausgabe  ihrer  von  Dr.  M. 
Lindeman  redigirten  Zeitschrift:  „Deutsche  Geographische  Blätter“. 
Wir  haben  öfter  Gelegenheit  gehabt,  dieser  Zeitschrift  anerkennend 
zu  gedenken  und  den  Inhalt  einzelner  Aufsätze  näher  mitzulbeilcn. 
Wie  ein  Blick  iu  das  dem  heutigen  „Export“  beigelegte  Inhalts- 
verzeichnifs  der  bisher  erschienenen  9 Baude  zeigt,  wird  der  wirt- 
schaftlichen Seite  der  Länder-  und  Völkerkunde  iu  den  „Deutschen 
Geographischen  Blättern“  eine  besondere  Berücksichtigung  zu  Theil. 
Die  nächsten  Hefte  werden  u.  u.  einen  Aufsatz  Über  die  Ent- 
wickelung der  mexicaniscbeo  Eisenbahnen  bringen,  nebst  Karte, 
welche  auch  die  TerraiuverbültDisse  berücksichtigt;  ferner  einen 
Bericht  von  I)r.  0.  F in  sch  über  seine  Reisen  im  Indischen  Ozean, 
nebst  Originalkarte;  endlich  ein  Facsimile  der  mutmaßlich  ältesten 
Karte  von  Nordwest-Deutscbland , nebst  erläuterndem  Text  dazu. 
Natürlich  gehören  die  in  überseeischen  Ländern  zahlreich  sich  auf- 
haltenden  Söhne  der  alten  Hansestadt  fast  sämmtlich  der  heimat- 
lichen Gesellschaft  als  Mitglieder  an;  in  diesen,  sowie  in  vielen 
wissenschaftlichen  Freunden  jenseit  der  Meere  steht  der  Redaktion 
ein  Kreis  werthvoller  Mitarbeiter  treu  zur  Seite,  und  durch  die  von 
Bremen  ausgehenden  vielseitigen  ozeanischen  Dampferverbindungeo 
gestalten  sich  diese  Beziehungen  immer  enger  und  lebendiger. 
Ihnen  war  vorzugsweise  die  von  der  Gesellschaft  vor  ein  paar  Jahren 
unternommene  Argentinische  Ausstellung  in  Bremen  zu  danken,  „ 
während  zwei  frühere  Ausstellungen  dem  Bremer  Publikum  Erzeng-  I 
uissc  und  ethnologische  Gegenstände  aus  West-Sibirien,  dem 
TschukUchculande  und  Alaska  vorführten.  Im  Monat  Dezember 
1686  konnten  im  Lokal  der  Gesellschaft  bereits  Gegenstände  aus 
Ländern  Ost-Asiens,  mit  welchen  uns  die  neae  Reichspostdampfer- 
linie in  unmittelbaren  Verkehr  gesetzt  hat,  in  einer  kleinen  Aus- 
stellung den  Mitgliedern  und  Freunden  der  Gesellschaft  einige 
Wochen  hindurch  gezeigt  werden.  Über  diese  Ausstellungen  wurden 
von  der  Gesellschaft  ausführliche,  mancherlei  werthvolle  Nachweise 
und  Aufklärungen  enthaltende  Kataloge  veröffentlicht.  Selbstver- 
ständlich finden  io  den  Versammlungen  der  Gesellschaft  regelmäßig 
Vorträge  aus  dem  Gebiete  der  Länder-  und  Völkerkunde  statt; 
uusere  jetzt  zahlreichen  wissenschaftlichen  Reisenden  stellen  sich 
zu  dein  Zweck  gern  der  Gesellschaft  in  freundlichster  Weise  zur 
Verfügung  und  sie  finden  in  einem  stets  zahlreichen  Kreis  von  Damen 
und  Herren  eine  aufmerksame  und  dankbare  Zuhörerschaft. 

Ein  fortgesetztes  Zeugnif»  für  dieses  vielseitige  Wirken  der 
Gesellschaft  bietet  ihre  Zeitschrift,  die  hiermit  dem  Leserkreis  des 
„Exports“  bestens  empfohlen  wird. 

Briefkasten. 

- Du  flf*Sln.,n>l>*>i*  lifint  Blnmenlhnl-Barobar«  berichtet  um  folgende  Dampfer- 
**•<  Begier- AMfthrtrn  von  Hamaerg  neoh  eurupekicbrn  uni  äberoeelivbea  Plktiee: 
a)  Dampfs«  kiff*. 

Afrika  (SiidwMikkit»)  *ka  Madeln,  CanarWrh«  Inseln,  (keedhe,  Acer*.  L*g«t  «*».  bU  Lessids 
•«*!•  Po*tiiaj»pC«r  „Gertrud  W'ewtaiaa",  KspL  MeK-birUtn,  dewtsrh,  31.  Jaawar,  Pos4- 
dswpfsr  „ Adolph  Woermsan“,  KspL  Meinem,  dsuurb,  SH.  Februar. 

Afrika  (Waatkäatej  lia  Madeira,  (Jur*,  me.  bH  Old  Caiabar  lubl.  Posldsmpfsr  „Aaoa 
Wuarmaan'-,  Kapt.  Jarrk,  dauUrk,  IS.  Februar. 

K.puadt  ii.a.  (tia  Madeira)  alla  !»  Tss*.  i«nactm  P.npOr  „Tartar*.  «o*ll«<t>.  4.  Psbrwar.  I 
•'*n*i*.  «lauapcra.  Honakoa*  und  Japaa  <..Kta**in-Llnis“)  Üanpler  „Hetperi*“.  deutecb,  | 
>U.  Jannar,  Dampfer  „Klerwa“,  deutsch.  SU.  Februar.  Dampfer  „Nlokre“,  devtsch.  IU.  Min.  j 
Jeklgeula",  deuueb,  3<k  Mir»,  Dampfar  „Lydia**.  deutsch.  SU  April,  Dampfer 
-CaaeaMra-,  de-oueb,  IO.  Mai. 

Blagagnro,  Uongksa«  und  Japan  (Bhlre.Lli'le)  Dampfer  „Pembrofcnslur*“,  engllarA,  Kade 
_ J****,>  Dampfer  „Mqniooutbehlr«*-,  «ngllach,  i*0.  Februar. 

«lofapora,  Hongkong,  «rbaagbat,  Yokubama  und  Hlogn  (direkt)  („Union- Linie**) 
Dampfer  „Caicap.iiia-,  Kap«  Praeer,  endlich,  4.  Fabnaar. 

••P****  Hongkong,  Arhanckail,  Yokohama,  Ht«gc  nad  Nagasaki  (via  Peel-Said.  Huea,  Adea 
“"d  Oalombn)  Paetdanpfer  „HaJvrn“.  dewlsrli,  b*a  S.  Februar. 


Adelaide,  Melbourne  und  Sydney,  eia  dealeeber  Poetdampfer  bi«  19.  Febraar. 

Valparalao,  Arlea,  Molloodo.  Callao,  Pan*-a  Amnu  {Mag.-Sirj  Corral , Corooef.  Taleabcane 
und  li|wUtns  aalaafeltd  via  Aat*r*rpo»  Poeldampfrr  , ..Nakksrsk“,  KapL  Sabot,  deuiacb, 
31.  Januar,  PuatiUmpfer  , IMa“,  Kapt.  Vmi,  dauiarb,  14.  Februar. 

Valparaieo,  Arira,  Mullead»  and  Callas  eia  Puou  Arena*  (Mac-  Str.)  und  Corouel  und 
«aller  nach  Punte  Ar. nee  (C.  (L),  Ceristo,  La  Union,  Le  Llberiad,  Acajull»,  Saa  Jos* 
de  GeeUmala  und  Cbaiaparieo  e.eaL  auch  San  Jaao  dal  dar  und  Amapala  (rla 
Aaiwerpea)  l'o«t<lampf*r  „Nakiarrah“,  KapL  Sobit,  deutsch,  21.  Januar,  und  «Iu  deut- 
icber  Pastdaapder  am  9s.  Pabrutr. 

Val  parat  io.  Pnata  Arena*  (Mag.-Sfr.),  Corral,  Coronet,  Taleabuaae.  Iqulqiia,  Arlea, 
MoUendo,  und  Calla«,  ferner  Central- Amerika,  Panta  Aromas,  Oerint*,  La  Union, 
La  Llbertad,  AcaJoUa,  San  Joti  de  Guatemala,  Cbataperico  uad  Guayaquil  lia  Antwerpen 
Dampfer  „Cella“,  Kapt.  Wnrtmaao,  deutsch,  IS.  Februar, 

Mnntsiideu,  Buenoo  Aires,  Roastio  and  San  Nicolas  (rla  Madeira)  Possdaiapfer  „Hamburg“, 
KapL  Untucbe,  deutsch.  1.  Februar. 

Hehle.  Rio  da  Janeiro  and  Bantu*  (rla  LUsaban)  Puatdampler  „Ceera“,  Kap«.  Ilaaicbüdl, 
deatacb,  4.  Februar. 

Nkbaree  bei  Aifail  Bl  omealbal. 

Wltlerun»*- Bericht.  1>I«  KUrerhiltnlne  sind  «ährend  der  lelaten  SVu<h«n  de«  Ver- 
kehr Im  Hefen  recht  hinderlich  geweern. 

Koch  baute,  nachdem  »eit  3 Ta«*®  Tbeuwette*  «in« »irrten  Itt,  bereit«»  des  durch  Kbbe 
und  Ftulh  ln  ßo*«gwng  «ebaltenen  Biema»een  dem  Hafen  »er*  »hc  «rufet  Schwierigkeiten ; doch 
werden  leiatera  bei  Anhalten  milder  Wiiterun«  von  Tag  eu  Tn«  «erin«er. 

Der  FluCsechiSfahrlsrcrkshr  ruht  noch  giwtlirli,  and  selbst  bei  aodausrndtv  milder 
Witterung  dörflsa  wühl  neeh  Wochen  vergeben,  beenr  der  firblBIshrUierkahr  auf  den  Plänern 
Klba,  Havel,  Spree  uaw.  wieder  ewfgennmmen  werden  kann. 

— Herr  R.  O.  Lobedsae , Uamber«.  melden  Der  Hemburf-SSdemerlkanlaebe  Pusi- 
danifer  „Rin“  i*1  am  14.  Januar  Vormlfta«*  non  Pemstubueo  oscb  Europa  ahgsgangta- 
„Bwenna  Aires“  ist  am  4 Januar  NacbralUags  von  Buenos  Aires  >11  Amwwrpeu  «erb  Karopa 
ahgegengen.  „Coin“  hat  rnckkebreed  am  14.  Jannar  II  Uhr  Morgens  Dover  paaetrt  nnd 
l*t  Nachmittags  in  VJietiagen  engekommen.  „Lissabon“  ist  ansgabswd  am  IV.  Januar  Vormittags 
la  Madsira  angskosnmen  uad  am  Nachmittag  narb  dam  La  Plate  weiter«  eg«og»n.  _Q«rr>*nt*a“ 
bat  aus« eh« cd  am  IT.  Jaaruar  V Uhr  Abends  Du«*r  paatirt.  „Hamburg“  ha«  rürhkehroad  am 
17.  Januar  II  Uhr  Murgan«  Dover  paaiirL  „Camplua.  * bat  ausgehend  am  lg.  Jannar  Mo 
Ylcent*  paaiirL  _Hahla"  lat  awegebend  am  19.  Jaauar  Vormittag*  I»  Buenos  AJree  aagekum- 
mea.  „lUeie-ro“  tat  am  M.  Jenaer  von  Sjb>  Vlcente  nach  Aat*erpen  abgegenge®.  ..Ancctuln*- 
let  rbekkebren-i  am  16.  Januar  Vormittag*  la  LlaaalM»»  aagekomme».  am  Nachmittag 
nach  Uambwr«  weltergegangea  und  bat  am  30.  Jsnaar  11  Ubr  Morgen*  Dover  paulrt.  „Carl 
Wnermann“  lat  rbekhebrend  am  19.  Jannar  Nachmittag*  In  Vlisfingen  angrkommen. 

Deutsche  Kxportbenk. 

Für  TeJegrunme:  F.xportbank.  Berlin. 

Abt he-lluiag : Exporttirsii. 

Berlin  SW.,  KoehitraTRe  27. 

(Briefe.  Packet«,  aiw.  usw.  »lad  nur  mit  dltitr  Adr  um  ■■  varoeben.) 

II«  Ter«ll«ag  flr  die  l«flr4er»Dril*itn  jeder  ni  Ckilrv  L L eitgtrolrklea  Maria  IM  der- 
(albra  vea  des  In  IkeeaMlMrerkaade  4s*  K.-B.  nlahl  aagehlrlgea  rirmsa  I Mark  (la  darnach** 
Brlefnarkrol  ketaeflRse.  - Vea  IIsimiIu  4m  R.-«.  rerisi  dl*  el  der  ItHrdatif  gsscblfi- 
Itebsr  Ofertee  «srkaadeaea  (ikeitci  b lecken«  «wtsilL  — Ib  14r*i**s  mlerr  iailra«gek*r 
ibeiil  das  K.-B.  aar  roiata  IkeaaaUe*  n dea  dsaulkca  kskanatsn  ledlngngea  all. 

56.  Rio«  gröfner*  deutsch«  Fabrik,  welch«  gewirkte  und  gestrickte 
wollen«  und  halbwollene  Unterzeuge,  Herren-Westen  uaw.  hcrstellt,  wünscht 
für  den  Export  ihrer  Fnbrikhtc  nach  Ost- Asien,  Süd- Australien  und  Süd- 
Afrika  geeignete  Verbindungen  anzuknüpfen.  Offerten  erbeten  unter  L.  L.  53 
au  des  K.-B. 

57.  Tüchtigen  Agenten  reep.  Importeuren  in  Italien,  Syrien  usw., 
welche  sieb  für  den  Bezug  von  Stiefelbknd«rn  intereesiren,  können  wir  eine 
sehr  Icistuoirsf&bige  deutsche  Fabrik  nachwei»en.  Angebote  und  Anfragen 
unter  L.  U.  Ö4  an  d&s  R.-B. 

58.  Ein  sehr  tüchtiger,  schneidiger  Agent  in  Brüssel  wünscht  noch 
VerDetungeu,  jedoch  nur  von  prima  Häusern  zu  übernehmen.  Genannter  hat 
auch  vorzügliche  Verbindungen  in  Spanien  und  Portugal.  Offerten  erbeten 
unter  h.  L.  55  an  das  E.  B. 

59.  Eine  im  Auslande  sehr  gut  eingeführte  Fabrik,  welche  als  hervor- 
ragende Speziaiit&t  stählerne  lleu-,  Dünger-,  Rübengabeln  usw.  anfertigt, 
sucht  weitere  Verbindungen  nscb  Spanien,  Portugal,  Türkei,  Algier,  Rumänien, 
Klein-Asien  und  Brasilien.  Offerten  erbeten  unter  L.  L.  56  an  das  E.-B. 

60.  Ein  renommlrtes  Agentur-  und  Kommissionsgeschäft  der  Mamifaklur- 
waarenbranche  in  Venedig  sucht  Vertretungen  erster  deutscher  Fabrikanten 
in  genannten  Artikeln  za  übernehmen.  Offerten  erbeten  unter  L.  I».  57 
an  das  E.-B. 

61.  Ein  solides  Agentur-  und  Kommissionsgeschäft  englischer,  deutscher 
und  österreichischer  Slanufaklurwoaren  der  Woll-,  I. einen-  und  Baumwoll- 
Br&nche  in  Konstantinopel  sucht  noch  weitere  Beziehungen  mit  Deutschland 
und  England.  Offerten  erbeten  unter  L.  L.  58  an  das  B -R. 

62.  Wir  empfingen  aus  Kapstadt  Proben  von  CrocidoHt*  iu  3 Quali- 
täten und  bitten  Interessenten,  dieselben  bei  uns  einzusehen,  event.  ihn- 
Adresse  sub  L.  L.  59  an  dos  E.-B.  elnxuseuden. 

63.  Bin  gut  eingeführtes  Agentur-Geschäft  in  Paris  empfiehlt  sich 
deutschen  Fabriken  zur  Übernahme  von  Vertretungen.  Die  Firma  iutereisirt 
sich  hauptsächlich  für  Eisen-  und  Risenwaaren,  sowie  für  Haushaltangs- 
gerätbe  und  sonstige  gute  Artikel.  Angebot«  und  Anfragen  unter  U.  L.  60 
an  das  R.-B. 

64.  Ein  mit  besten  Empfehlungen  versehenes  Agentur-  und  Kommissions- 
Geschäft  in  Smyrna  sucht  mit  leistungsfähigen  deutschen  Fabrikanten  von 
Portefeuille- Waareu  in  Verbindung  zu  treten.  Offerten  erbeten  unter  L.  L. 
61  an  das  R.-B. 

65.  Für  eine  leistungsfähige  Fabrik  chirurgischer  Instrumente  aus  Stahl, 
Neusilber,  Silber  usw.  werden  im  Auslände  tüchtige  Vertreter  gesucht.  Gef. 
Offerten  unter  L.  L.  62  befördert  das  K.-B. 

66.  Ein  renommirtes  Baus  in  Neapel,  welches  bisher  dea  Artikel 
„rohe  näute*  zum  Verkauf  an  dortige  Gerbereien  auf  indirektem  Wege  be- 
zog, wünscht  direkte  Verbindungen  mit  leistungsfähigen  Exportfirmen  ge- 
nannter Branche  in  Bahia,  Montevideo,  Buenos  Aires  und  Corrientes  anxu* 
knüpfen.  Angebote  und  Anfragen  unter  L.  L.  63  an  das  E.-B. 

67.  Für  eine  leistungsfähige  deutsche  Fabrik  versilberter  Tafelgerilb« 
werden  geeignete  Verbindungen  in  Griechenland  und  in  der  Levante  gesucht. 
Angebote  und  Anfragen  unter  L.  L.  64  an  das  E.-B. 


Nr.  4. 


66 

EXPORT,  Organ  des  Centralvereina  für  Handelegeograpbie  etc. 


1MJ. 


68.  Ein»  leistungsfähige  bayerisch«  Hopfenhandlung  sucht  zu  günstigen  Be- 
dingungen Vertreter  an  geeigneten  Plätzen  de*  Auslandes,  ferner  auch  für  Ham 
bürg  und  U engegend,  sowie  für  Berlin,  Dresden  und  an  sonstigen  bedeutenderen 
Bierkonsum-  und  FabrlkatiouAplützcn.  Angebote  unter  L.  L.  65  an  das  E.-B. 

69.  Denjenigen  Fabrikanten,  «eiche  sich  an  der  diesjährigen  inter- 
nationalen Ausheilung  ln  Barcelona  beiheiligen  und  daselbst  während  der 
Dauer  derselben  geeignete  Vertreter  wünschen,  sind  wir  in  der  Lage  einige 


tüchtige  Persönlichkeiten  naebzuweisen.  Angebote  und  Anfragen  rat« 
L.  L.  66  an  das  K.-B. 

70.  Ein  tüchtiger  Agent  in  Belgrad  wünscht  mit  leistungsfähig« 
deutschen  Fabriken  von  Reisstärke  sowie  von  Stearin  und  Ceresin  in  Verbin- 
dung zu  treten.  Angebote  unter  L.  L 67  an  das  E.*B. 

71.  Eine  leistungsfähige  Berliner  Lampenfabrik  sucht  ständige,  tao'i- 
tige  Agenten  an  überseeischen  Plätzen  Angebote  unter  L.L.68  an  das  E.-B. 


ANZEIGEN. 

Durch  verkehr  nach 

Madrid 

und  anderen  Ba&naUtionen 

in  Porta|gal- Spanien. 

Posldaiopfer  „Argentlns*  am  4.  Februar. 

„ „Oarä*  „ 18. 

Für  verschiedene  Artikel  sind  veränderte  Frachten 
seit  I.  September  1886  in  Kraft  getreten. 

Durch  fruchten  nach  Gewicht  und  direkte  Kon- 
nossemente bei 

August  Blumenthal  - Hamburg. 
Export  nach  Amerika. 

Die  Firma 

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New  York  (Nord-Amerika) 

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leute und  Private),  pro  Auskunft  5 M. 

2.  Welt-Adresse n vertag,  20  Adressen  S .//. 

3.  Drucksachen  -Beförderung  im  Weltpostverein: 
Zirkulare:  pto  1000  Stück  10  .<V,  pro  600 
Stück  6 .//:  Kataloge  nach  Uebereinkunft. 

Prf«**  sind  loco  New  York. 

Bedingung  für  Jedermann:  Netto-Casaa  Im  Voraus. 
Postanweisung  oder  Papiergeld  nach  Tageskurs. 


Dampfschifffahrt  des  Oesterr.-Ungar.  Lloyd  in  Triest 

Acutxug  au«  dem  Fahrplane 

glltig  für  den  Monat  Januar  1887. 

Fahrten  ah  Triest: 

Ost -Indien  nach  Hongkong  über  Brindiri,  Port  Said,  Suez,  Aden,  Bombay,  Colombo,  Penang  Md 
and  China,  Singapur«,  am  18.  Januar  um  4 Uhr  Nu.; 
na  mit  UebcrschifTung  auf  eigene  Dampfer: 

Säet-  (kmol  in  Suez  nach  Djeddab,  Massaua,  Uodeidali  und  Suakin; 
in  Colombo  nach  Madi&s  und  t’alcutta. 


Egypten,  Freitag  Mittags  nach  Alexandrien,  über  Corfu  (Verbindung  mit  Port  Said  und  8yriea|. 

Levante,  Dieuslag  um  4 Ohr  Nachmittag*,  noch  Griechenland  bi#  Smyrna;  den  11.  und  25.  öl« 

Fiume  und  den  4.  und  18.  über  Ancona,  dann  nach  Brindisi,  Corfu,  Syta,  Piräus  und  Chir*. 
Mittwoch,  jeden  zweiten  (5.  und  19.),  Ü Ubr  Nachmittags,  nach  The«a*llen  bio  Cowiüat 
nopel-,  mit  Berührung  von  Fiume,  Corfu,  Patraa,  Catacolo,  Calamata,  Piräus  Volo,  SaJooKfc: 
Samstag  2 Uhr  Nachmittags,  nach  C-onstantinopel,  mit  Berührung  von  Corfu  und  Piriw: 
ferner  via  Piräus  noch  Syro,  Insel  Candien  und  Smyrna;  dann  via  ConsUntmopsl 
den  flüfcu  des  Schwarzen  Meeres; 

jeden  zweiten  Samstag  (1.,  15.  und  29.)  nach  Sjrien  via  Smyrna,  und  (8.  und  22.)  sici 
Thessalien  via  Piräus. 

Dalmatien,  jeden  Montag,  Mittwoch  und  Samstag  10  Uhr  Vormittags,  (jeden  Samstag  via  SpaUto  Md 
Uetkovkb); 

jeden  Samstag  um  4 Uhr  nach  Mctkovicli  direkt. 

Istrien,  Dienstag  and  Freitag  um  7 Ubr  früh  nach  Fiume  über  Pol«  etc. 


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Ohne  Haftunj'  für  die  Kegel tnäfcigkoit  des  Dienstes  während  der  Kontumaz- llafsrogela- 
Nähere  Auskunft  ertheilt  die  Kommerzielle  Direktion  in  Triest  und  die  General- Argentur  io  Wirc 
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Digitized  by  Google 


1887. 


87 

EXPORT,  Organ  dea  Centralvereing  für  Handaisgeographie  etc. 


Nr.  4. 


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Tratmaachinen,  HanimaschiDon  u.  komblnlrt«  Tret-  u.  Hacdmaachlnat 
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Alle  Tbeile  der  Maschinen  von  der  kleinsten  Schraube  bis  zum  Gestell  und 
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Wassermesser,  D.  8.  P.  No.  1243 


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«wiftyn 

noch  Uoberoinkunft 

nU  der  Kz^dltleo. 


Centralvereins  für  Handelsgeographie  und  Förderung  deutscher  Interessen  im  Auslande. 


Redaktion  und  Expedition:  Berlin  S.W.,  Kochstrafee  27. 

fO«#chirt.*.lt  WocbfnU*!  9 bl»  4 trhr.) 

Dw  „EXPORT"  ist  ün  deutschen  PosttafaagakaUlof  für  1887  unter  Nr.  1876,  Seite  81  eingetragen. 


IX.  Jahrgang.  e&eiXUt,  ZWi  i.  $e$iwvi  iss Nr.  5. 


Dl«««  W©eh«n«c»rtfl  »«rfolgt  dm  Zweck,  fortlaufend  Bericht«  fcber  dl«  Lag«  aiuerer  I.ani»l«uu  tn  Antlud«  xar  Xenctnlt»  ihrer  L«mt  sh  bringen,  dl«  Inten««««  de«  d«*t»ch«a  Rsp«rt» 
fhUkrifti«  in  »«rtreten,  «owl«  dem  d«ntech«n  Htadtl  und  d«r  d«nt«<h«a  I«d««trf«  wlchUg«  MIUheU»n««a  tthw  dl«  Hud«hnrhiltnl«M  d«  Anslsnd««  1«  khr»**t«r  Prtet  *a  ftb«mltuln. 

Brief«,  Zelioagcn  and  Wertiu Bildungen  flr  da«  „Kxpert*4  Mod  «a  dl«  ttedoktt©«,  B«rlla  &.W.,  KoehatnJ»«  TI,  ta  richten.  « 

Brief«.  Z eit  a og«n . H«Urltta«r k Ihr «ag«c , W«rths«ad aa»«a  fir  den  „Oeatenlnnia  flr  Haa4«l>rM(rra«kli  eto.“  Mod  nach  Berlin  8.W  KoobaUaX»*  TT.  so  ««adea 

Inhalt:  An  unsere  Mitglieder.  — Chinas  Erwachen.  — Europa:  Zustände  im  Grofakokler  Komitat  (Siebenbürgen).  — ■ Die  Regelung  des 
Verkehrs  mit  Kunstbotter.  — Asien:  Tabaksbau  und  ArbeitenerbälUtiasc  auf  den  Philippinen.  (Schlufs).  — Afrika:  Die  Fleiecbproduktion  in  dem  süd- 
ne&tafrikanbcben  Schatxgebiet  und  die  Möglichkeit  ihrer  Verwerthung.  Im  J Vntralverein  für  Handeisgeographie  etc.“  am  14.  Januar  1887  gehaltener 
Vortrag  des  Missionainspektors  Herrn  C.  ü.  Büttner.  — Nord- Amerika:  Die  nordamerikanisebe  Hocbofenindustrie.  — Briefkasten.  — Deutsche 
Kxporlbank  (Abtbeilung:  Export-Bureau).  — Anseigen. 

Die  Wiedergabe  von  Artikeln  aus  dem  ,, Expert"  nt  gestattet,  wenn  die  fteaierkung  tkinzugefUgt  wird:  Abdruck  (bezw.  Uebersetzung)  aus  dem  „EXPORT". 


An  unsere  Mitglieder. 

Die  Mitglieder  de«  onteneichaeten  Vereins  werden  ersucht,  ihren 
Jahresbeitrag  (im  Mindeatbetrage  von  12  Markt  für  da«  laufende  Ge 
sehlflsjahr  gefälligst  bald  an  die  nachstehende  Adresse  einxnsenden: 
Ad  den  „Centralverein  für  Handelsgeographie  etc.“, 

tm  Händen  des  Vorsitzenden,  Herrn  I>r.  Jan  nasch, 

Berlin  8.W.,  Kochstraße  27. 

Pastan  weianngsfermnlnre  mit  obiger  Adresse  hatten  wir  der  Nr.  2 
de«  .Exports“  beilegen  lassen;  wir  erstehen  ansere  Mitglieder,  die- 
«elhen  sar  Einsahlang  des  Mitgliedsbeitrages  benutzen  si  wollen. 

Die  Mitglieder  der  na«  befremdeten  and  verbündete!  Vereine  nhlen, 
wie  wir  aasdrickUch  bemerken,  ihre  Beitrüge  nach  wie  ver  an  die 
Kissens  teil»  der  Vereine,  denen  sie  ugehdrev. 

Centralverein  für  HandeUgeographie  etc. 


Chinas  Erwachen. 

Mehr  als  ein  Anzeichen  spricht  dafür,  daß  China  entschlossen 
ist,  sowohl  im  Innern  als  auch  in  seinem  Verbültnifs  z.u  den  west- 
lichen Kulturstätten  Umgestaltungen  vorznnehmeo,  welche  berufen 
sind,  die  allroftblicbe  Abtragung  der  „chinesischen  Mauer*  zu 
bewirken.  In  dieser  Beziehung  ist  die  Denkschrift,  welche  der 
Marquis  v.  Tseng  in  der  „Asiatic  Quarterl y Review*  vor  Kurzem 
veröffentlicht  hat,  von  um  so  gröfserer  Bedeutung,  als  ihr  Er- 
scheinen in  eine  Zeit  füllte  in  welcher  Vorgänge  verschiedener  Art 
thatslchlich  beweisen,  dafs  — was  der  ehemalige  Botschafter 
Chinas  und  voraussichtliche  Leiter  der  auswärtigen  Angelegenheiten 
•einer  Heimath  über  zn  erwartende  Neuerungen  gesagt  bat  — • nicht 
blofs  die  Meinungsäußerung  eines  Privatmaoues  ist.  Die  in  der 
Denkschrift  ausgesprochenen  Gedanken  legen  uns  klar,  wie  der  ge- 
bildet« Chinese  die  Geschieht«  und  diu  bisherige  Entwicklung 
'eines  Landes  beurtheilt;  er  ist  so  wenig  blind  gegen  die  Sünden, 
welche  die  Verwaltung  desselben  begangen  bat,  als  zurückhaltend 
in  seinem  l'rtheil  über  die  Behandlung,  welche  China  und  die 
Chinesen  bisher  durch  die  Regierungen  und  Völker  des  Westens 
erfahren  haben  und  noch  erfahren.  Er  deutet  die  Wege  an,  welche 
'i»s  Reich  der  Mitte  einzuschlagen  bitte,  wenn  es  in  dem  Wett- 
bewerb der  Völker  diejenige  Stellung  sich  erringen  will,  welche 
seinem  Umfang  und  seiner  Bevölkeruogszabl  entspricht.  Er  erör- 
tert die  Ursachen  der  Auswanderung,  die  er  vielleicht  etwas  ein- 
■•«iUg  nur  als  die  Folge  der  durch  die  Taiping-  und  mohamine- 
danischen  Aufstände  verursachten  Armuth  bezeichnet-  Der  Aus- 


wandererstrom könne  durch  eine  bessere  Vertheilung  der  Bevölke- 
rung, durch  die  Bebauung  ungeheurer  Linderstrockeo,  die  bisher 
die  Hand  des  Pflügers  unberührt  gelassen,  zurückgebalten  werden. 
Die  chinesische  Regierung  habe  angesichts  dieser  Möglichkeit 
wenig  Lust,  die  Auswanderung  zu  fördern,  um  so  weniger,  als 
die  Chinesen  in  einzelnen  Ländern  nicht  den  gesetzlichen  Schutz 
genießen,  wie  die  Angehörigen  anderer  Nationalitäten.  Die  innere 
Festigung  des  Reiches  durch  die  Verbesserung  seiner  wirtschaft- 
lichen Bedingungen  sei  aber  auch  aus  militärischen  Gründen  not- 
wendig, da  nur  ein  kräftiges  Volk  nach  außen  widerstandsfähig 
sei.  „Die  Soldaten  sind  nur  die  äußere  Kruste,  der  Panzer  einer 
Nation,  während  das  Volk  das  belebende  Herz  bildet.*  Zunächst 
werde  die  Küstenbefestigung  ins  Auge  gefaßt,  gleichzeitig  die 
Schaffung  einer  starken  Flotte.  „Für  China  ist  eine  starke  Flotte 
unentbehrlich.*  Während  die  Verbesserung  der  Küstenvertheidigung 
und  die  Entwicklung  der  Land-  und  Seemacht  betrieben  wird,  aoll 
vorläufig  die  Einführung  von  Eisenbahnen  unterbleiben.  Später 
werden  auch  diese  notwendig  werden.  Wichtiger  noch  als  diese 
Andeutungen  sind  die  am  Schlüsse  der  Denkschrift  vorgebraebten 
Äußerungen  über  die  künftige  Stellung  Chinas  zum  Auslände,  ins- 
besondere über  die  Verträge  von  1858  und  1860.  Danach  scheint 
! die  Kündigung  dieser  Verträge  nach  Ablauf  ihrer  jetzigen  zehn- 
| jährigen  Dauer  beabsichtigt  zu  sein.  Es  sei  leichter,  sagt  Marquis 
v.  Tseng,  eine  Niederlage  zu  vergessen,  als  die  daraus  entsprin- 
genden Folgen,  „leichter,  den  Schlag,  aß  das  beständige  Reiben 
j des  Sattelgurt«  zu  übersehen.*  China  habe  jede  Wunde  aus  den 
Ereignissen  von  1860  aß  längst  geheilt  vergessen,  aber  anders  sei 
! es  mit  den  aus  denselben  abgeleiteten  Verträgen.  Durch  die  Abgabe 
seiner  Oberhoheit  über  den  Tbeil  seines  Gebietes,  der  in  den  aus- 
wärtigen Aosiedluogen  in  den  Vertragshäfen  einbegriffen  ist,  sowie 
in  anderen  Beziehungen  fühle  China,  daß  diese  Verträge  es  io  eine 
unhaltbare  Lage  bringen,  und  so  sei  es  behufs  Vermeidung  von 
Obeln,  zn  welchen  diese  Verträge  in  anderen  Ländern  geführt  haben, 
zur  Kündigung  derselben  geDölbigt.  Es  zieme  sich  für  China  und 
alle  asiatischen  Länder,  die  sich  in  derselben  Lage  befinden,  die 
kleinlichen  Eifersüchteleien,  die  den  Osten  mehr  vom  Osten  trennen 
als  vom  W'esten,  fallen  zu  lassen  und  zusammen  den  Versuch  zu 
machen,  ihre  auswärtigen  Beziehungen  mehr  nach  Verträgen  als 
I nach  Kapitulationen  zu  regeln.  Bei  seinen  Bemühungen,  aus  den  Ver- 
trägen solche  Artikel  auszuraerzen,  die  seine  Entwicklung  hemmen 
und  seine  Eigenliebe  verletzen,  ohne  anderen  Ländern  wirkliche 
Vortbeile  zuzuwenden,  werde  China,  ohne  sich  zu  überstürzen,  fest 
und  sicher  den  Weg  der  diplomatiscbeu  Unterhandlung  einscblagen. 

Dsß  diese  Auslassungen  nicht  bloß  als  diejenigen  eines  Privat- 
mannes aufzufassen  sind,  daß  sie  vielmehr  den  Anschauungen  der 


Nr.  5. 


70 

EXPORT,  Organ  deB  Centr&lvereins  für  Handelsgeographie  etc. 


1887 


leitenden  Kreise  Chinas  Ausdruck  verleihen  und  offenbar  die  Wege 
zeichnen,  in  welchen  die  auswärtige  Politik  des  Reiches  der  Mitte 
in  der  nächsten  Zukunft  gehen  wird,  dafür  legen  einige  Vorgänge 
aus  der.  neuesten  Zeit  ein  beredtes  und  nicht  mißxuverstehendes 
Zeugen  fs  ab- 

Die  Verträge  Chinas  mit  England  and  Frankreich,  welche  auch 
den  Verträgen  mit  Deutschland  und  anderen  Mächten  an  Grunde 
liegen,  enhalten  folgende  Hauptbestimmungen;  1.  Die  Zulassung 
auswärtiger  Gesandten  und  Konsuln,  2.  die  Kontrolle  und  Rechts- 
sprechung Aber  die  Fremden  in  China  bleibt  ansschliefslicb  den 
Konsuln  der  betreffenden  Länder  überlassen,  3.  ungehindertes  Reisen 
mit  Pässen  im  g&ozen  Lande,  4.  freie  Ausübung  der  christlichen 
Religion,  und  6.  freier  Handelsverkehr  und  Gewerbebetrieb  in  be- 
stimmten Städten  an  der  Küste. 

Von  diesen  Zugeständnissen  scheint  nach  der  Denkschrift  des 
Marquis  v.  Tseng  die  „Exterrilor ialität*  am  meisten  Sorge 
zu  bereiten.  Nach  ihr  unterstehen  alle  in  China  lebenden  Auslän- 
der nicht  der  chinesischen  Beaufsichtigung  und  Rechtssprechung, 
sondern  derjenigen  der  Konsuln,  welche  ihr  Heimatbsstaat  nach  . 
China  entsandt  hat.  Es  sind  also  im  chinesischen  Staate  noch  so  | 
viele  selbständige  Staaten,  als  Nationen  durch  Konsuln  vertreten 
sind.  China  bat  die  Empfindung,  daß  dieses  Konsnlatswesen  des 
Orients  die  Hoheitarecbte  des  Kaisers,  aber  auch  die  Eigenliebe  j 
der  Bevölkerung  zu  sehr  verletze,  als  dafs  dasselbe  auf  die  Dauer 
geduldet  werden  könne.  Die  „Exterritorialität*  erscheint  ihm  als 
die  schlimmste'  der  dem  Osten  aufgezwungenen,  die  Würde  des 
letzteren  beleidigenden  Einrichtungen,  die  anf  dem  Wege  der  diplo- 
matischen Unterhandlung  als  die  erste  zu  beseitigen  wäre.  Dafs 
die  „Exterritorialität*  in  der  Tbat  ihren  Wirkungskreis  Schritt 
für  8chritt  verlassen  wird,  dafür  sprechen  auch  die  Verhandlungen 
mit  Japan  über  die  Erneuerung  seiner  Verträge  mit  den  West- 
mächten. Nach  dem  Ergebnifs  dieser  Verhandlungen  steht  fest, 
dafs  für  die  japanische  Rechtssprechung  ein  Übergang  zor  vollen 
Gleichstellung  der  Einheimischen  und  Fremden  eingeleitet  wird. 
Für  die  Strafrechtspflege  ist  durch  die  Annahme  des  „Code  penal* 
die  Beseitigung  der  Konsulargerichtsbarkeit  vorbereitet  Für  die 
Privatrechtspflege  ist  zunächst  eine  Frist  vorgesehen,  innerhalb 
welcher  Japan  seine  Rechtsbücber  abfassen  wird.  Da  aber  die  j 
japanischen  Gerichte  nach  Ablauf  dieser  Frist  noch  nicht  die  jnri- 
stisebe  Fachbildung  auf  der  Grundlage  der  neuen  Gesetzgebung 
besitzen  können,  so  wird  die  japanische  Regierung  au  den  Stellen, 
wo  es  erforderlich  sein  wird,  eine  Anzahl  europäische  Richter 
anstellen,  welche  aber  nicht  etwa  gemischte  Gerichte  bilden,  son- 
dern als  japanische  Staatsdiener  besoldet  werden  und  als  solche  , 
in  die  japanischen  Gerichtskörper  eintreten.  Nach  Ablauf  einer 
weiteren  Frist  tritt  daoo  die  ganze  Rechtspflege  unter  japanische  | 
Verwaltung  anf  der  Grundlage  des  vollkommen  gleichen  Rechts  für  j 
Einheimische  und  Fremde. 

Diese  Verhandlungen  haben  offenbar  aoeb  in  China  den  Wuusch 
nach  Beseitigung  der  Einrichtungen  wachgerufen,  die  sich  wie 
ein  fremder  Staat  auf  chinesischem  Boden  festgesetzt  haben.  Wie 
Japan  vor  Jahrhunderten  chinesische  Kultur  und  Schrift,  Sitten  und 
Gebräuche  sieb  zu  eigen  gemacht  hat,  so  wird  jetzt  China,  das 
seither  „geschlafen*,  von  Japan  darao  erinnert,  dafs  es  auch  eine  euro- 
päische Kultur  gebe,  und  dafs  der  Osten  nun  vom  Westen  Anre- 
gungen zu  neuem  Leben  aufzunehmen  habe.  Das  nennt  Marquis  I 
v.  Tseng;  „Chinas  Erwachen*. 

Die  Beseitigung  der  alten  Konsulargerichtsbarkeit  in  China 
hat  nicht  blofs  die  Bedeutung  einer  Rechtsfrage.  Sie  hingt  sehr  ' 
eng  zusammen  mit  der  Erschließung  des  Innern  dieses  Ungeheuern  , 
Reiches,  denn  die  „Exterritorial ität“  bildet  eine  wesentliche  Hinde- 
rung der  Entwicklung  des  Verkehrs  mit  dem  Tonern.  Anderseits 
darf  man  sich  nicht  der  Hoffnung  hingeben,  dafs  China  so  rasch 
vorgehen  werde  wie  Japan,  welches  nicht  mit  so  alten  Überliefe  i 
ruogen  und  mit  einer  so  zftben  und  gewaltigen  Volksmasse  zu 
rechnen  bat  wie  China.  Die  Verträge  Chinas  gehen  aber  ihrem 
Ende  entgegen,  der  deutsch-chinesische  Vertrag  steht  im  dritten 
Jahrzehnt  seiner  Wirksamkeit  und  er  wird,  wenn  wir  nicht  irren, 
im  Jahre  1890  kündbar.  Das  ist  eine  verhiltnifsmlfsig  kurze  , 
Spanne  Zeit,  wenn  man  die  Entfernung  der  Reiche  und  die 
Schwierigkeiten  der  Verhandlungen  erwägt.  Nach  den  Andeutungen  ' 
des  Marquis  v.  Tseng  steht  die  Kündigung  der  Verträge  aber  in 
Aussicht,  und  es  ist  nicht  verfrüht,  wenn  wir  udb  jetzt  schon  auf 
die  bevorstehenden  Unterhandlungen  vorbereiten. 

Ein  anderer  in  der  neuesten  Zeit  vielfach  besprochener  Gegen- 
stand der  Verträge  mit  China  ist  die  Gewährleistung  der 
Religionsfreiheit.  In  dieser  Beziehung  hat  die  chinesische 
Regierung  mit  grofsen  Schwierigkeiten  zu  kämpfen  gehabt,  aber 
nicht  etwa  deswegen,  weil  die  Religionsfreiheit  mit  den  Überliefe- 
rungen dieses  alten  Reiches  in  Widerspruch  gestanden  hätte.  In 


einem  Lande,  wo  vier  verschiedene  Glaubensbekenntnisse  sich  in  die 
Bevölkerung  tbeilen,  stebt  die  religiöse  Unduldsamkeit  dem  guten 
Einvernehmen  mit  den  Bekenoern  eines  neuen  Glaubens  nicht  im 
Wege.  Die  Stellungen  im  öffentlichen  Dienste  sind  sogar  von  der 
Religion  vollständig  unabhängig.  Taoisten,  Buddhisten  uud  An- 
hänger des  Konfutse  bekleiden  hohe  Stellen.  Vor  wenigen  Jahren 
bekleidete  sogar  die  Stelle  des  Vizekönigs  von  Nanking  ein  Mobam 
medaoer.  Viel  gröfsere  Nachtheile  als  die  natürliche  Unduldsamkeit 
der  grofsen  Volksmasseu  haben  den  Christen  der  Übereifer  und 
die  Uneinigkeit,  namentlich  aber  die  Übergriffe  der  christlichen 
Missionare  gebracht  Wenn  nuu  auch  China  zeitweise  aus  Klug- 
heit und  in  seiner  Sorge,  die  Beziehungen  zu  den  Weatmichten 
nicht  zn  gefährden,  sich  den  Forderungen  Frankreichs,  die  Ange- 
hörigen der  römischen  Kirche  unter  den  Schutz  dieses  Landes  zu 
stellen,  gefügt  hat  so  giebt  doch  die  Zähigkeit,  mit  welcher  die 
chinesische  Regierung  seit  einigen  Jahren  die  Zurückweisung  dieaer 
Bevormundung  und  Einmischung  einer  fremden  Macht  io  die  iaoereo 
Verhältnisse  des  Reiches  betreibt  einen  unzweideutigen  Beweis 
dafür,  dafs  China  sich  darüber  sehr  klar  ist  wer  der  Friedens 
slörer  ist  Die  Verhandlungen  mit  dem  römischen  Stuhl  über  die 
Errichtung  einer  päpstlichen  Vertretung  in  China,  die  Erledigung 
der  Angelegenheit  wegen  der  katholischen  Kirche  zu  Peh-Tang. 
die  Erklärung  des  Vizekönigs  von  Kanton  dem  französischen  Kon 
■ul  gegenüber,  dafs  zum  Cbristentbum  bekehrt«  Chioesen  noch 
immer  Chinesen  bleiben  und  keiner  fremden  Behörde  unterstehen, 
dies  Alles  läfst  erkennen,  dafs  China  gewillt  ist,  die  politische 
Verbindung  zwischen  den  französischen  Behörden  und  den  römisch 
katholischen  Missionaren  und  Gläubigen  zu  vernichten,  weil  die- 
selbe mit  dem  inneren  Frieden  des  Reiches,  aber  auch  mit  der 
Würde  desselben  unverträglich  ist 

China  begnügt  sieb  aber  mit  diesen  Erfolgen  und  Erklärungen 
nicht.  Wie  neueste  Nachrichten  bestätigen,  bat  sich  die  Regierung 
in  aller  Form  von  dieser  Einmischung  in  seine  inneren  Verhältnisse 
befreit.  Die  „Times“  veröffentlichen  unterm  10.  d.  Mts.  mehrere. 
ihrem  Inhalte  nach  im  Wesentlichen  übereinstimmende  Kundgebun- 
gen der  Provinzialregiernogen,  durch  welche  sämmtlichen  Chinesen, 
welchen  Glaubens  sie  sein  mögen,  in  Erinnerung  gebracht  wird, 
dafs  sie  auch  durch  die  Änderung  ihres  Glaubensbekenntnisse« 
nicht  aufgebört  haben,  chinesische  Unterthaoen  zu  sein,  dafs  sie 
den  einheimischen  Behörden  unterstellt  sind,  und  diese  nicht  ds- 
rauf  verzichten,  den  gesetzlichen  Schutz  zu  gewähren  und  auzzu- 
flben.  Diese  Bekanntmachungen,  die  offenbar  auf  eine  Quelle  zu- 
rückzufübren  sind,  müssen  als  eine  Warnung  aufgefafst  werden, 
welche  denjenigen  gilt,  die  bisher  versucht  haben,  in  China  für 
die  Anhänger  der  römischen  Kirche  ein  besonderes  Recht  zu 
schaffen.  Die  Kundgebungen  enthalten  aber  gleichzeitig  ernste  und 
eindringliche  Mahnungen  an  die  Bevölkerung,  mit  den  christlicher 
Missionaren  und  Gläubigen  in  Frieden  zu  leben,  deren  kirchliche 
Übungen  und  Einrichtungen  zu  schonen  und  alle  Störungen  des 
guten  Einvernehmens  mit  ihnen  zu  vermeiden.  Die  christliche 
Religion  sei  eine  Religion  des  Friedens;  sie  lehre  wie  die  alteu 
einheimischen  Bekenntnisse,  Recht  zu  thun.  Schon  vor  anderthsti 
Jahrzehnten  hatte  der  Tsnog-Ii-Yamen  dem  diplomatischen  Körper 
in  Peking  den  Vorschlag  gemacht,  dafs  die  fremden  Missionare  sich 
anf  ihren  eigentlichen  Beruf  beschränken  sollten,  dafs  es  ihnen 
nicht  gestattet  sein  solle,  irgend  ein  unabhängiges  Verfahren  oder 
eigene  Behörden  einzurichten,  dafs  sie  sich  nicht  in  die  Strafrecht 
liehen  Angelegenheiten  der  eingeborenen  Gläubigen  mischen  dürf- 
ten, dafs  zweifelhafte  Individuen  und  erwiesene  Verbrecher  nicht 
in  den  Kirchen  zurückgehalten  werden  sollten,  und  schliefsHcb. 
dafs  den  Missionaren  verboten  werde,  amtliche  Siegel  zu  führen 
oder  mit  den  Örtlichen  Behörden  so  zu  verkehren,  als  ob  sie,  dir 
Missionare,  selbst  Beamte  seien.  Diese  Vorschläge  wurden  aber  da- 
mals abgelebnt  und  so  blieb  der  Regierung  nichts  anderes  übrig,  al» 
in  dieser  Richtung  selbständig  vorzugehen.  Die  Zukunft  wird  nun 
lehren,  oh  dieser  Weg  der  richtige  war.  Sicherlich  kann  China 
das  Recht  zur  selbständigen  Ordnung  seiner  Verhältnisse  nicht 
bestritten  werden;  es  fragt  sich  nur,  ob  die  römisch-katholischen 
Missionare  sich  in  die  neuen  Verhältnisse  schicken  werden.  Es 
roufs  gesagt  werden,  dafs  im  Allgemeinen  die  Abgesandten  der 
englischen,  schottischen  und  amerikanischen,  sowie  der  rheinischen 
und  Basler  Missionsanstalten  sich  die  Übergriffe  nicht  erlaubt  haben 
welche  sieh  die  Jesuiten,  die  Dominikaner  und  Franziskaner  und 
andere  Orden  in  früherer  und  neuerer  Zeit  hoben  zu  Schulden 
kommen  lassen,  und  es  läge  deshalb  im  Interesse  der  Enteren, 
aber  auch  im  Siuue  aller  derjenigen,  welche  ein  friedliches  und 
gedeihliches  Einverständnis  mit  China  wünschen,  wenn  die  genann- 
ten Missionsanstalten  ihre  Sendlinge  daran  erinnern  würden,  da/» 
das  christliche  Bekehningswerk  in  China  einer  Zeit  entgegengeht 
welche  die  größte  Vorsicht  und  Zurückhaltung  bedingt,  sollen  ern«t- 


1887. 


TI 

EXPORT,  Organ  de«  Centralvereiu«  für  Handelegeographie  etc. 


Nr.  5. 


liehe  Störungen  vermieden  werden.  E»  wird  eich  denn  zeigen  ’ 
auf  welcher  Seite  die  Ruhestörer  sind  und  wem  die  Verantwortung 
fttr  etwa  sich  erneuernde  Christenverfolgungen  aufxnhönlen  ist. 

Europa. 

Zustand«  im  ßrurakoklrr  Komitat  (Siebenbürgen).  Wiederum  geben 
uns  Zuschriften  au»  Ungarn  tu,  die  über  wah'baft  „asiatische“*  Zustände  in 
t'inzelnen  Gemeinden  Klage  führen.  So  wird  uns  berichtet,  <lnfs  in  Krei'Ch 
(OroftkokUr  Komi  tat)  (kr  Notar  Stock  *ich  die  zutu  Rau  seines  Hauses  , 
nörhigen  Arbeiter,  wenn  es  anders  nicht  ging,  M>gar  von  der  Straf«  her 
mit  Gewalt  verschaffte.  Dabei  folgte  er  aber  nur  dem  Beispiele  -seines  hoben  : 
Gönners  und  Vorgesetzten,  des  Grafen  Gabriel  Bethlen,  des  Obergrspans 
de»  Groß-  und  Kleinkokler  KomiUtes,  der  im  lotztvtrfiossenen  Sommer  nahe 
au  'ZOO  Konkurrenzarbeiter  dazu  preßte,  um  eine  seiner  Wiesen  gegen  den 
vorheiflj  eisenden  Bach  eindämenen  zu  iaaMn! 

Der  Notar  Stock  bedurfte  zum  Baue  «•ine»  Hauses  aber  auch  des 
Geldes  — und  das  suchte  er  dadurch  zu  erlangen,  dafs  er  der  Gemeinde 
ein  gefk  lachte*  Schriftstück  des  Stuhlrichteramtes  vorlegte!  — fieilieh 
ohne  Erfolg.  Dafür  aber  erhob  er,  ohne  Wissrn  der  Gemeinde,  allerlei 
Pacht*  und  andere  Kommuualgrlder  und  verbrauchte  diese  für  sich!  Zu 
fürchten  batte  er  dabei  Mehl*,  da  sein  unmittelbarer  Vorgesetzter,  der  Stubl- 
richter  Fodor,  ein«  nicht  geringere  Mißachtung  de*  Gesetzes  an  den  Tag  | 
legt,  ii.  a.  sogar  einen  gewissen  Lukka  zum  Kieinrichter  einsetzt«,  der  schon 
früher  einmal  3 Jahre  Richter  gewesen  war.  aber  keine  Rechnung  ablegen 
konnte:  eigenthümli- herweise  ging  zu  der  Zeit,  als  die  Recbnungsabtrguiig 
ci folgen  sollte,  das  ganze  betreffende  Archiv  in  Flammen  auf!  Später  wurde  ■ 
ei  sogar  beim  Diebstahl  ertappt! 

Schließlich  erfahren  wir  noch,  «Jaf»  J Bürger  der  Gemeinde  Kreisch, 
Georg  Thellmann  und  Georg  Schuster,  angeblich  weil  sie  Zinne  ab- 
gerissen habtn  sollten  uiw.,  durch  dm  Notar  .Stock  nach  Scblfaburg  ins 
Gefkngnifs  geliefert  wurden,  woselbst  die  Betreffenden,  die  vollkommen  un- 
schuldig waren,  7 Wecken  zabrlngen  mufsten.  Bei  der  Überführung  dorthin 
wurden  sie  gegen  alles  Recht  einem  Gendarmerie-  Postenführer  übergeben, 
der  mit  ihnen  ein  Verhör  unter  Anwendung  von  Zwangsmitteln  au- 
steilte, wie  sie  in  einem  zivilisirten  Staate  heute  unmöglich  sind.  Der 
Postenführer  schlug  die  Unglücklichen  mit  der  Faust  ins  Gesicht,  warf  sie 
zu  Boden,  trat  sie  mit  Füfsen,  und  brachte  den  einen,  Schuster,  in  einen  dun- 
keln feuchten  Keller,  wo  er  ihn  zwang,  nur  mit  den  Unterkleidern  bedeckt  in 
einer  mit  eiskaltem  Wasser  gefüllten  Grube  2 Stunden  zuiubringeu.  Thellmann 
wurde  ähnlich  gepeinigt  und  erhielt  schließlich  Schläge  (mittels  des  Gewebr- 
ladealockes)  gegen  die  Fußsohlen  — und  alles  dies  geschah,  um  von  ihm 
bezw.  »einem  Leidensgefährten  ein  Geständnifs  zu  erpressen. 

Wir  aber  meinen:  nicht»  kann  das  Ansehen  des  Staate»  tiefer  uud  un- 
heilbarer schädigen,  als  derartige  Vorkommnisse.  Es  liegt  im  höchsten 
Interesse  der  Regierung  und  des  Staate»,  die  Beamten,  die  solches  gethao, 
unter  deren  Augen  so  etwas  auch  nur  geschehen  konnte,  vom  Amt  zu  ent- 
fernen: besser  beute  als  morgen! 

Die  Regelung  des  Verkehrs  mit  Kunetbutter.  Wie  bekannt,  hat 
die  Produktion  von  Kunsthutter  neuerdings  ganz  bedeutende  Dimen- 
sionen angenommen  und  macht  sieb  bei  den  Export-  und  lmport- 
verhältnissen  als  ein  nicht  unwichtiger  Faktor  geltend.  Unter  der 
Gesammteinfubr  von  Butler  nach  Deutschland,  welche  i.  J.  1885 
auf  4284  Tonnen  ä 1000  kg  netto  im  geschätzten  Werth  von 
5218000  J(  sich  belief,  ist  ein  beträchtliches  Quantum  jene«  Surro- 
gat» mit  einbegriffen. 

Kunstbutter  (Margarin,  Sparbutter,  Butterine  usw.)  besteht  in  der 
Hauptsache  aus  Rindertalg  und  ibnlichen  Fettstoffen;  auf  das  Her- 
stellungsverfahren sind  mehrfach  Patente  erlheilt  worden.  In  Nord- 
Amerika  wird  hauptsächlich  die  Methode  Möge  Mouries  angewendet; 
der  Talg  kommt  hierbei  in  Behälter  mit  lauem  Wasser,  wird  dann 
wiederholt  mit  kaltem  Wasser  gewaschen,  durch  einen  mit  Dampf 
betriebenen  Apparat  (meaf  hashtr)  von  den  Fasern  befreit  und 
dann  durch  ein  feines  Sieb  geprefst,  hierauf  geschmolzen  und  um- 
gerührt,  wobei  die  Fettroembrane  zu  Boden  sinkt  und  als  scrap 
entfernt  wird,  während  ein  klares  gelbes  öl  mit  einem  weifaen 
Häuteben  zurückbleibt;  letzteres  wird  abgesebäumt  und  das  öl  ab- 
gezogen, um  es  fest  werden  zu  lassen.  Dieses  refined  fat  wird 
nao  bei  ca.  80°  C.  geprefst,  wodurch  das  öl  abfliefst  und  der  reine 
Steariokuchen  zurückbleibt;  letzterer  dient  zur  Licbtfabrikation, 
während  da»  Öl  durch  Zusatz  von  ca.  10%  Milch,  durch  Salzen 
und  Färben  mit  Annato  (Lösung  von  Orlean  in  Ätzkalilauge  und 
Wasser)  zu  Kunstbutter  verarbeitet  wird.  ^Neuerdings  soll  übri- 
gens in  Amerika  die  Kunstbutter  durch  Zusatz  von  Gelatine, 
welche  grofac  Mengen  Wasser  zu  binden  vermag,  häufig  verfälscht  , 
werden).  — Aufaer  in  Nord-Amerika  wird  die  Kunstbutterfabrikation 
auch  in  Deutschland,  England,  Niederland,  Frankreich  und  Öster-  1 
reich  betrieben;  hierzu  ist  in  jüngster  Zeit  auch  Rufsland  gekommen,  j 
welches  3 Fabriken  in  Moskau,  Petersburg  und  Odessa  besitzt,  von 
denen  die  gröfate  für  ca.  700000  Rubel  per  Jahr  exportiren  soll, 
ln  Deutschland  selbst  bestehen  au  60  Fabriken  dieser  Art;  auf  den 
Regierungsbezirk  Düsseldorf  allein  kommen  12  Fabriken  mit  einer 
Jahresproduktion  von  ca.  46000  Ztr.  im  Werthe  von  2700000  j/t\ 
weitere  Etablissements  bestehen  in  den  Bezirken  beziehungsweise 


Städten:  Osnabrück,  Köln,  Hannover,  Arnsberg,  Frankfurt  a/M.  1 
Breslau,  Berlin,  Stettin,  München,  Ulm  uaw.  Der  Konsum  von 
Kunstbutter  wird  beispielsweise  im  Stadtkreise  Bochum  auf  monat- 
lich 4000  kg,  im  Landkreise  Dortmund  auf  das  Dreifache  d*8 
Verbrauchs  an  N&turbutter  geschätzt  In  den  Vereinigten  Staat en 
von  Nord-Amerika  ist  die  Ausfuhr  von  Margariubutter,  welche  i.  J- 
1871  «rat  1698402  Pfund  betrug,  1881  auf  26827676  Pfd.  ge- 
stiegen : sie  bat  hierdurch  die  Ausfuhr  vou  Naturbutter,  welche  noch 
im  Jahre  1880  sich  auf  37000000  Pfd.  belief,  auf  21331868  Pfd.  her- 
abgedrückt uud  stellt  noch  weitere  Schädigungen  des  letzteren  Ex- 
portzweiges dadurch  io  Aussicht,  dafs  der  Ruf  des  Produktes  ge- 
schädigt und  die  Konsumenten  auch  gegen  die  echten  Butterpro- 
dukte  des  Landes  mifstrauiacb  werden  und  sich  ablehnend  ver- 
halten. ln  Niederland  soll  ein  einziger  Fabrikplatz  nach 
öffentlichen  Blättern  wöchentlich  ca.  160  Tonnen  Kunstbutter  nach 
England  exportiren. 

Unter  diesen  Umständen  ist  es  nicht  zu  verwundern,  wenn  das 
Publikum,  und  besonders  die  Molkerei-Interessenteo,  gegen  den  un- 
gehinderten Verkehr  mit  Kunstbutter  — welche  dem  Naturprodukt 
sehr  ähnlich  hergestcllt  und  mit  wesentlich  gTÖfserem  Nutzen  ab- 
gesetzt werden  kann  — Front  gemacht  haben,  ln  Berlin  bat  sich 
z.  B.  ein  Butterschutx verein  gebildet,  welcher  die  Butter  pro- 
duzirenden  I.andwirtbe.  die  Butterhändler  und  Konsumenten  um- 
fassen, eine  zuverläfsige  Kontrolle  des  ßutterbaudels  berbeifübren 
uud  aeiue  Zwecke  mittels  Uoteraucbungsatatioueu,  Auakuufls- 
bureaua,  öffentlicher  Kosthallen  und  einschlägiger  populärer  Schriften 
erreichen  will. 

Auch  in  Nord-Amerika,  der  eigentlichen  Heimath  der  fraglichen 
Industrie,  sind  lebhafte  Klagen  über  dieselbe  aus  den  Reiben  der 
Butter  erzeugenden  Farmer  sowohl  als  des  konsumireoden  Publikums 
laut  geworden;  in  mehreren  Unions-Staaten  ist  in  Folge  dessen  die 
Erzeugung  und  der  Verkauf  von  Kunstbutter  gänzlich  verboten 
worden,  während  in  anderen  Staaten  der  Union  Kunstbutter  blofa 
als  solche  bezeichnet  und  erkennbar  gemacht  zu  werden  braucht,  be- 
ziehungsweise einschlägige  Gesetzesbestimmungen  noch  gar  nicht 
bestehen.  Übrigens  »oll  auch  da,  wo  letztere  vorhanden  sind,  ein 
besonderer  Erfolg  nicht  zu  verspüren  sein,  was  bei  den  ameri- 
kanischen Verhältnissen  nicht  Wunder  nehmen  kann.  — In  Däne- 
mark ist  durch  ein  Gesetz  vom  1.  April  1866  (abgedruckt  im 
«Deutschen  Handelsarchiv*  1886  I S.  388)  bestimmt  worden,  dafs 
Kunstbutter  von  Fabrikanten,  Händlern  und  Exporteuren  stets  als 
solche  bezcichuct  und  mit  einer  eigenartigen  Umschliefsung  ver- 
sehen werden  mufa,  welche  von  der  für  Milchbutter  üblichen  durch- 
aus abweiebt;  in  Verdachts  fällen  sind  entsprechende  Kacbsucbungen 
bei  Fabrikanten,  Händlern  und  Exporteuren  zulässig;  Zuwiderhan- 
delnde werden  neben  Einziehung  der  Waare  mit  Geldstrafe  von  200  bis 
2000  Kronen  belegt.  Ganz  ähnliche  Bestimmungen  sind  auch  in 
Schweden  durch  Gesetz  vom  21.  Juni  1886  («Deutsches  Handels- 
archiv * 1 S.  486)  getroffen  worden;  eigens  ist  hier  bestimmt,  dafs 
auch  beim  Import  ausländischer  Butter  der  Empfänger  ausdrücklich 
anzugeben  hat,  ob  die  Waare  rein  oder  mit  Kunstbutter  versetzt 
ist;  im  Zweifelsfall  mufs  er  dies  auf  seine  Kosten  durch  eine  ent- 
sprechende Untersuchung  der  Waare  konstatiren  lassen.  — Er- 
leichtert wird  die  Ausführung  dieser  Gesetze  dadurch,  dafs  die 
Unterscheidung  zwischen  Natur-  und  Kunatbutter  für  das  Auge 
zwar  schwierig,  durch  eine  Untersuchung  dagegen  relativ  leicht  uud 
sicher  zu  bewerkstelligen  ist.  (Durch  grobe  Einfachheit  zeichnet 
»ich  das  nach  stehende  Prüfungs  verfahren  aus:  giefst  man  einen 
Tropfen  Benzin  auf  eine  Glas-  oder  Blechscheibe,  so  erfolgt  eine 
starke  zentrifugale  Ausdehnung  der  Flüssigkeit,  und  der  Rand  der 
entstandenen  Scheibe  bildet  eine  aus  sehr  kleinen  Tüpfelchen  be- 
stehende Kreislinie,  welche  einen  Augenblick  nach  der  Verdunstung 
des  auf  der  Fläche  befindlichen  Benzins  noch  sichtbar  bleibt;  diese 
besondere  Eigenschaft  des  Benzins  wird  durch  darin  gelöste  Kub- 
butter  aufgehoben,  oder  doch  sehr  abgeschwächt,  nicht  dagegen 
durch  Margarin  butter). 

Den  letztgenannten  Ländern  wird  sich  nun  in  Bälde  auch 
Deutschland  anscbliefsen,  indem  der  unlängst  bekannt  gewordene 
Gesetzentwurf  betr.  den  Verkehr  mit  Kunstbutter  gleichfalls  vor- 
schreibt, dafs  beim  Verkehr  mit  Kuustbutter  alle  Gefifse,  Um- 
hüllungen, Verkaufsstellen,  Geschäftsräume  usw.  mit  einer  ent- 
sprechenden Aufschrift  zu  versehen  sind.  Wird  Kunstbutter  in 
Gebinden  oder  Kisten  verkauft  oder  feilgehalten,  so  bat  die  In- 
schrift auch  die  Finna  des  Fabrikanten  zu  enthalten;  wird  sie  iu 
einzelnen  Stücken  in  Verkehr  gebracht,  so  müssen  solche  von  recht- 
eckiger Form  sein.  Ala  Kunstbutter  gelten  alle  der  Milchbutter 
ähnliche,  zum  Genufs  für  Menschen  bestimmte  Zubereitungen,  deren 
Fettgehalt  nicht  ausschließlich  der  Milch  entstammt;  als  Strafe 
ist  neben  Einziehung  der  Waare  Haft  oder  Geldstrafe  bis  150  •Jl 
angedroht;  daneben  bleiben  die  einschlägigen  Vorschriften  de»  Ge- 


Nr.  5. 


72 

EXPORT,  Organ  de»  Centraherein»  för  Haodelugeo^niphie  etc. 


1887 


seties  über  den  Verkehr  mit  Nahrung»  • und  Gcnufsmittcln  und  Ge* 
braucbsgegenständcn  vom  14.  Mai  1879  fortbesteheo- 

Dieser  Entwurf  geht  von  der  ohne  Zweifel  richtigen  Erwägtmg 
aus,  dafg  es  sich  um  polizeiliche  Einschränkungen  oder  gar  um 
ein  Verbot  der  Kuustbutterfabrikatioo  nicht  handeln  kann,  sondern 
nur  um  eine  sachgemSfse  Regelung  des  Verkehrs  mit  Kunstbutter, 
und  dafs  diese  Regelung  weniger  von  BanitAtspolizeilicben  als  von 
wirtschaftlichen  Gesichtspunkten  ans  ins  Auge  tu  fassen  sei.  Es 
wird  zwar  von  manchen  Seiten  die  GesnndheiUschAdlichkeit  der 
Kunstbutter  behauptet  (so  »oll  die  Kommission  für  Produkte  der 
Milchwirtschaft  in  New  York  uolflngst  auf  Grund  von  Gutachten 
SachveratAndiger  ausgesprochen  haben,  Margariu  sei  unverdanlicb; 
es  besitze,  wenn  aus  allerlei  tierischen  Fetten  und  ölen  in- 
sammengesetzt,  nicht  die  erforderliche  Auflösungsfähigkeit  und 
führe  dem  menschlichen  Körper  Krankheiten  zu.)  Die  überwiegende 
Meinung  in  unparteiischen  Kreisen  gebt  aber  doch  wohl  dahin, 
dafs  Kunstbntter  zwar  etwas  schwerer  verdaulich  ist  als  Milch* 
butter,  im  Übrigen  aber  letzterer  an  Nährwert  wenig  nacbsteht; 
was  die  allerdings  naheliegende  Gesundheitsgefäbrdung  im  Falle 
der  Verwendung  des  Fettes  kranker  Tbiere  betrifft,  so  ist  wohl 
zuzugeben,  dafs  bei  manchen  Tbierkrankbeiten  das  Fettgewebe 
Veränderungen  erleidet  welche  dessen  Genufs  gefährlich  machen, 
und  dafs  auch  der  Übergang  von  tierischen  Parasiten  in  den 
menschlichen  Körper  durch  den  Genufs  von  Kunstbutter  erfolgen 
kann.  Allein  das  sind  Gefahren,  die  bei  jeder  Verwendung  des 
Fleisches  und  Fettes  kranker  Tbiere  zum  menschlichen  Genufs  in 
gleichem,  zum  Tbeil  noch  höherem  Grade  bestehen.  Zu  Gunsten 
der  Kunstbutlerfabrikation  ist  ferner  in  Betracht  zn  ziehen,  dafs 
sie  nicht  nur  selber  einen  ansehnlichen  Produktions*  und  Erwerbs* 
zweig  bildet,  sondern  auch  eine  vorteilhafte  Verwertung  des  Fettes 
geschlachteter  Tbiere  und  einen  wohlfeilen  Ersatz  der  Milcbbutter 
für  die  ärmeren  Volksklassen  ermöglicht.  — Mit  Recht  dagegen 
kann  dem  Kunstbutterhandel  das  vorgeworfen  werden,  dafs  die 
Waaro  in  der  Regel  unter  falscher  Flagge  segelt,  dafs  sie  etwas 
Anderes  nnd  Besseres  zu  sein  vorgiebt,  als  sie  wirklich  ist  Da* 
durch  wird  nicht  nur  das  kaufende  Publikum  getäuscht  und  um 
die  Werthdiffereoz  gegenüber  der  Milcbbutter  benachteiligt,  son- 
dern insbesondere  auch  die  MilcbbuUerproduktion  schwer  geschä- 
digt; letzteres  mit  umsomehr  ins  Gewicht,  als  die  Landwirt- 
schaft bei  der  nicht  wegzuleugnendeD  Schwierigkeit  ihrer  Lage 
vielfach  in  der  Molkerei  noch  eine  Stütze  gefunden  und  sich  neuer- 
dings an  vielen  Orten  speziell  hierauf  eingerichtet  bat  Der  Ex- 
port vou  Kunstbutter  unter  falscher  Etikette  führt  überdies  zu  einer 
Diskreditimog  des  inländischen  Naturproduktes,  zum  Sinken  der 
Preise  und  zu  einer  Erschwerung  des  Exports  desselben. 

Für  unsere  Molkerei  *ist  der  Export  von  nicht  zu  unter- 
schätzender Bedeutung.  Die  Ausfuhr  Deutschlands  an  Natur-  und 
Kunsthutter  betrug  im  Jahre  1880:  12  466  Tonnen  ä 1000  kg  netto 
und  ist  nach  einem  kleinen  Rückgang  in  den  Jahren  1 881  und 
1882  auf  14074  Tonnen  (im  geschätzten  Werth  von  21 110000  «./f) 
im  Jahr  1886  gestiegen.  Die  Ausfuhr  geht  zum  gröfsteu  Theil  über 
Hamburg  und  Bremen  nach  England  und  sonst  über  See,  ferner 
nach  Dänemark,  Belgien  und  Frankreich.  Nach  uod  über  Hamburg- 
Altona  allein  sind  im  Jahre  1886  nicht  weniger  als  11508100  kg 
exportirt  worden. 

Es  ist  zu  wünschen,  dafs  der  fragliche  Gesetzentwurf*),  welcher 
auf  rationeller  Grundlage  ruht  und  die  verschiedenen  hier  in 
Betracht  kommenden  Interessen  in  glücklicher  Weise  berücksichtigt, 
zur  Annahme  gelangen  und  zur  weiteren  Kräftigung  dieses  nam- 
haften Exportzweiges  beitragen  wird. 

Asien. 

Tabaksbau  und  ArbriterveriiiltnisM  auf  den  Philippinen.  (Scfalufs.)  Es  wäre 
noch  zu  erwähnen,  warum  bis  jetzt  noch  keine  gröfseren  europäischen 
Pflaozerkompanieen,  wie  z.  B.  in  Sumatra,  sich  auf  den  Philippinen  ange- 
riedelt  haben.  Per  Hauptgrund  i*t  wohl  der,  dafs  die  Spanier  früher  über- 

*)  Wie  wir  erfahren,  hat  der  deutsche  Landwirtbscbaftsrstb  ein« 
Petition  an  den  Reichstag  gerichtet,  worin  er  bittet,  den  fraglichen  Entwurf 
dahin  zu  indem,  dafs  1.  in  §§  1 und  2 statt  der  Bezeichnung  •Kunstbuttei*' 
eine  solche  Bezeichnung  gewählt  werde,  welche  das  Wort  .Butter“  nicht  j 
enthält;  2.  in  § 2 neben  der  Bezeichnung  der  Verkaufsgefäfsc  mit  der  für 
den  Artikel  „Kunst butter*  gewählten  offiziellen  Bezeichnung  auch  die  An- 
wendung von  üeflfsen  mit  bestimmter,  von  der  bei  der  Milchbntterverpackung 
gebräuchlichen  abweichender  Form  vorgeschrieben  werde;  3.  da«  Gesetz  ein*'  ■ 
Erweiterung  dahin  erfahre,  dafs  a)  eine  Kontrolle  über  die  Fabrikation  der 
Kunstbuller  im  Inlande  binsichilicb  der  Verwendung  der  in  sanitärer  Be- 
ziehung bedenklichen  Rohmaterialien  geschaffen  und  auch  die  Einfuhr  der  ; 
zur  Fabrikation  Ton  Kunstbutter  dienenden  Rohmaterialien  einer  strengen 
Kontrolle  unterstellt  werde,  b)  die  Fabrikation  von  Mischhutler  verboten 
werde,  und  e)  strengere  Strafbestimmungen,  insbesondere  im  Wiederholungs- 
fälle des  Betruges,  getroffen  »erden. 


1 baupt  keine  Fremden  haben  wollten,  sie  selbst  aber  für  solche  UntwraeC 
ui  ungen  nichts  taugen  oder  keine  Mittel  habeu.  Jetzt  ist  es  anders  geworden 
und  die  Ansichten  der  Regierung  und  der  Bevölkerung  sind  dein  fremder. 
Kapital  günstiger  — Seit  der  Aufgabe  der  Regie  besteht  in  Cagayan  und 
Isabeila  eine  »panisch-philippinische  Gesellschaft,  die  general  >it 

Tabaeot“',  welche  sowohl  Pflanzung  als  auch  Verarbeitung  des  Tabalts  betreib: 

Es  ist  die  einzige  Gesellschaft,  die  mit  genügenden  Mitteln  den  Tabaksbau 
auf  ihren  haeiendai  auaführi.  Sonst  sind  es  nur  kleine  Pflanzer  mit  geriugetu 
Betriebskapitale,  die  ebenso  wie  die  unter  gleichen  Verhältnissen  in  anderen 
Provinzen  Zucker  bauenden  Pflanzer  sich  mühsam  halten  und  nach  alten 
Stile  ohne  jede  Besserung  ihren  Raubbau  treiben. 

Die  Tabaealera  („CompaAia  general")  nimmt  keine  Chinesen  als  Arbeiter 
sondern  nur  Indier.  Dies  mag  wobi  seinen  Grund  darin  haben,  dafs  aie  ein« 

; spanisch-philippinische  Gesellschaft  ist,  bei  welcher  die  verschiedensten  Gel- 
der betheiligt  sind.  Hier  in  diesen  Provinzen  ist  es  nun  den  herrschender 
Dominikanermönchen  lieber,  wenn  die  neu  zugewanderten  Kolonisten  au* 

' „lieben,  opferwilligen  Gläubigen“  und  nicht  aus  „ungläubigen*  Chine*  u 
| bestehen.  So  hat  man  mit  grofsen  Kosten  aus  anderen  Provinzen  indisch* 
i Familien  herbeigesebafft,  ihre  Schulden  dort  bezahlt,  sie  hier  mit  Haua,  Land, 
Vieh  und  Allem  ausgestattet,  und  läfst  sie  hier  nun  nach  philippinisch* 
Methode  pflanzen.  Jede  Familie  bat  ihr  Stück  Land  und  baut  den  Tabak 
I ebenso  wie  früher.  Groüse,  kostspielige  Magazine  sind  gebaut,  am  den  Tabak 
besser  zu  lagern  bezw.  zu  trocknen.  Aber  viel  bessere  Ergebnisse  siebt  tax 
jetzt,  nach  4 Jahren,  immer  noch  nicht  Die  meisten  der  Arbeiter  sine 
schlechtes  Gesindel  gewesen,  Spieler  usw.,  die  scbllebHcb  wieder  fortgelaufcn 
I sind.  Der  Rest  arbeitet  ohne  geeignete  Leitung  so  langsam  weiter.  Eia* 

| Besserung  der  Qualität  oder  gröfscre  Hebung  io  der  Quantität  des  Tab«- 
] ist  nicht  sehr  bemerkbar.  Auiserdem  fehlt  es  der  Kompanie  an  Fachleuiro. 

! Wie  es  in  Spanien  in  ähnlichen  Fällen  immer  geschieht,  so  sind  auch  :c  f 
diesem  Unternehmen,  abgesehen  von  den  höchsten  Verwaitungaposten,  dk  : 
I anderen  meist  nach  Gunst  besetzt  worden;  ich  kenne  l.  B.  einen  Tischler 
{ der  jetzt  Inspektor  mit  hohem  Gehalte  isL  Vorläufig  ist  die  Tabacaler 
eigentlich  keine  Pflanzerkompanie,  sondern  mehr  für  die  Zigarrenfabrikatior 
in  ihren  grofsen  Fabriken  in  Manila  und  für  den  Tahakabaudel  eingerichtet 
Ihre  vielen  Agenten  und  Aufkäufer  in  allen  Tbeilen  der  Provinzen  geben  J 
i dm  Indiern  Vorschüsse,  bestimmen  die  Anzahl  der  abzuliefemden  Tabak» 

. ballen  nach  Gewicht  und  zu  bestimmten  Preisen,  natürlich  für  ihre  Tasche 
i möglichst  günstig,  und  liefern  dann  jeder  an  die  grofsen  Magazine  der  Kncr- 
I panie  ab,  selbstredend  wieder  zu  noch  besseren,  testen  Preisen.  Hierfi- 
bekomm  cd  sie  Gehalt  und  meist  noch  Tantieme,  ln  ganz  gleicher  Weis* 

I sind  noch  2 bis  3 andere  grafse  europäische,  aber  nicht  • spanische  Firmer 
| an  dieser  Alt  Aufkauf  betbeiligt.  Besonders  “leckt  hier  belgisches  uni 
englisches  Kapital.  Auf  diese  Weise  ist  wiederum  eine  Monopclge»elUcfcah 
geschaffen,  wenn  auch  nur  für  den  Ankauf  und  Verkauf  des  Tabaks.  Zu 
Anfang,  nach  dem  Freigeben  des  Tabaks,  ging  die  Spekulation  sehr  lebhaft  ■ 

1 Jetzt  haben  sich  die  Verhältnisse  natürlich  gefestigt,  und  fast  das  ganz« 
Geschäft,  besonders  für  den  Export,  liegt  nun  in  den  Händen  dieser  Grossisten.  [ 
Der  geringe  kleinere  Zwischenhandel  deckt  nicht  im  Entferntesten  den  ln-  I 
l&ndakonsnm.  So  ist  es  jetzt  genau  ebenso,  wie  es  früher  unter  der  Regt*  ! 
I war.  Die  grofsen  Kapitalien  bebenseben  den  Markt  und  können  so  beim 
| Ankäufe  des  Tabak*  in  den  Provinzen,  ebenso  wie  beim  Verkauf  in  Manila. 

die  Preise  leiebt  noch  ihrem  Willen  regeln.  Zu  einer  wirklichen  Entfaltung 
i des  Tahakshaues  ist  unter  solchen  Verhältnissen  kaum  eine  Aussicht  vor 
banden.  Die  Eingeborenen  klagen  sogar  fast  noch  mehr  über  die  neaea 
Zustände,  als  sie  *■»  früher  thataa.  Der  Indier  konnte  früher  seinen  Tabak, 
ob  er  gut  oder  schlecht  war,  bei  feststehenden  Preisen,  welche  die  Regierung 
zahlte,  im  Durchschnitt  immerhin  gut  los  werden.  Heute  erzielen  die  besten 
und  feinsten  Blätter  hohe  Preise,  während  im  Verhältnis  zu  früher  gerade 
die  Mittelgute  jetzt  schlecht  bezahlt  wird.  Die  „ersten  Klassen*  machen 
stets  nur  ei.ien  kleinen  Theil  der  Ernte  aus;  der  Indier  hat  es  aber  noch 
lange  nicht  gelernt,  durch  bessere  Methode  des  Anbaues  und  seinen  FJeif» 

! bessere  Resultate,  namentlich  mehr  erstklassigen  Tahak  zu  erzielen. 

Einen  Aufschwung  wird  die  Tabakskultur  auf  den  Philippinen  erat  dann 
nehmen,  wenn  grofse  rationelle  Pflanzungen  angelegt  werden,  welche,  unab- 
hängig vom  Markte  in  Manila,  ihre  Tabiüte  selbst  verschiffen  oder  gleich  an 
■ Ort  und  Stelle  verarbeiten.  Für  solche  Pflanzungen,  die  mit  dem  nöthigec 
: Kapital  und  durch  tüchtige  Kräfte  und  Fachleute  geleitet  werden  müssen. 

finden  sich  Land  und  auch  Arbeitskräfte  genügend.  Vor  Allem  murs  von 
j der  alten  Kulturmethode  ganz  abgesehen  werden.  Die  Leitung  mufi»  in  einer 
Hand  liegen  und  die  Arbeiten  unter  ständiger  Aufsicht  nach  ihrer  notb- 
I wendigen  Reihenfolge  gemacht  werden,  ganz  wie  es  in  Deutschland  auf 
groben  Gütern  ge  handhabt  wird.  Ein  solches  Verfahren  ist  selbst  nicht 
einmal  auf  Sumatra  ganz  gebräuchlich.  Wege,  Bewässerung  und  Kntwässc- 
. tungsgriben  mäfsten  reichlichst  angelegt  werden  und  die  Kultur  weniger 
| nach  „Krfabrungsgrund »ätzen"  betrieben  werden.  Der  Begriff  und  der  Nuuen 
| theoretischer  und  praktischer  Vorversuehe,  wie  es  bei  uns  die  landwirth- 
»chaftllchen  Versuchsstationen  besorgen,  ist  natürlich  im  Osten  ganz  unbe- 
kannt. Selbst  die  grofsen,  reichen  niederländischen  und  englischen  Pflamer 
befassen  sich  damit  nie.  Fa  werden  wohl  Bodenproben  zur  Analyse  nach 
Europa  gesandt;  ob  aber  die  physikalischen  und  die  vielen  anderen  Faktoren 
stimmen,  das  wird  eben  „praktisch“,  d.  h.  durch  Geldopfer  erprobt  Nur  wenn 
sachverständige  und  erfahrene  Männer,  die  I*iid  und  Leute  kennen,  durch 
Betheiligung  am  Unternehmen  veranlagt  werden,  ihr  ganzes  Wiasen  und  ihre 
ganze  Zeit  der  Hebung  der  Tabakskultur  an  Ori  und  Stalle  zn  widmen,  wird 
ein  Erfolg,  aber  dann  auch  ein  bedeutender  Erfolg,  erzielt  werden. 

Die  Frage,  welche  Arbeiter  dort  am  besten  zu  verwenden  seien,  ist 
vorläufig  noch  nicht  durch  Beispiele  und  Erfahrungen  zu  entscheiden.  Fa 
sind  in  früherer  Zeit  mit  Cbincecn  Versuche  in  ganz  kleinem  Malsstabe  ge- 
macht worden,  die  aber  nicht  als  Beweis«  dienen  können,  da  sie  entschieden 
nicht  durch  die  Schuld  der  Arbeiter,  sondern  durch  die  gewöhnliche  ltl/*- 


1887. 


78 

EXPORT,  Organ  de«  Centrmberefn»  für  Hwdelsgeagnpliie  etc. 


Nr.  5. 


wirtbscbaft  and  in  Folge  de*  Geldmangels  gescheitert  Bind.  In  Fabriken, 
Zuckersiedereien,  im  Hafen  für  da*  Laden  und  Ausladen,  für  den  Transport 
der  Güter  and  fast  überall,  wo  «B  sieb  um  schnelles  und  prompte«  Schaffen 
handelt,  werden  beute  Chinesen  gesucht  und  verwandt.  Der  gesamroie 
Handel  würde  ohne  die  chineBtscben  Arbeiter,  die  in  Genossenschaften  die 
Arbeit  in  Akkord  nehmen,  in  Manila  jetzt  nicht  mehr  ausführbar  sein.  Alb 
gemein  nennt  man  im  ganzen  Osten  die  Chinesen  die  besten  Arbeiter.  Fs 
ist  dies  in  vielen  Begebungen  wobl  richtig,  besonders  da,  wo  Chinesen  noch 
leicht  zu  erreichen  sind.  Sie  sind  genügsamer  und  arbeitsamer  als  die 
Malaien.  Immerhin  hingt  der  Erfolg  doch  davon  ab,  wie  man  sie  behandelt 
und  wo  und  wie  sie  arbeiten  müasen.  Es  Ist  der  Kuli  doch  kein  so  stän- 
diges und  sicheres  Arbeitermaterial,  wie  man  glaubt.  Die  großen  Pflanzungen 
mit  ihrem  herrschenden  despotischen  System  bähen  schwer  genug  mit  diesem 
Volke  zu  kämpfen,  und  Knlimanirel  erfordert  gewaltige  Opfer. 

Die  Kntisklaverei  bat  aufgehört.  So  bequem  und  billig  wie  vor  Jahren 
bekommt  man  beute  in  Hongkong,  Singapore  usw.  keine  Kulis  mehr.  Der 
Chinese  ist  bedeutend  anspruchsvoller  geworden,  ganz  besonders  in  Bezug 
auf  Behandlung  und  auf  seinen  Gewinn.  Kulirevolten  kommen  daher  sehr 
oft  vor  und  zwar  in  bedenklicher  Form.  Einzeln  ist  der  Chinese  feig  und 
nachgiebig,  als  Glied  der  Masse  aber  ist  er  herausfordernd.  Der  Malaie  ist 
entschieden  weniger  arbeitsam,  aber  er  ist  geduldig  und  leichter  zu  lenken. 
Da,  wo  rs  ihm  durchaus  nicht  zuBagt,  läuft  er  lieber  weg»  als  daß  er  sich  offen 
auflehnt.  In  Java  bewährt  sich  der  Javane  bei  einer  vorsorglichen  Behänd* 
lunRswcßc  »ehr  gut  als  Feldarbeiter.  Der  Philippinen-Malaie  ist  im  Allge- 
meinen, besonders  aber  in  den  Ackerbauprovinzen,  noch  nicht  an  strenge  und 
geregelte  Arbeit  gewöhnt  worden.  Es  sind  eben  noch  keine  großen  Pflanzer 
vorhanden,  und  die  wenigen  Zuekerpflanxer  leben  mit  den  Indiern  fanl  und 
bequem  im  ahen  Schlendrian  weiter.  Der  Indier  Ul  seit  urdenk liehen  Zeiten 
von  den  Europäern  gewöhnt,  stets  nur  susgeplündert  zu  werden.  Kr  ist  so 
mißtrauisch  geworden  und  arbeitet  lieber  für  Seinesgleichen,  als  für  seine 
Unterdrücker,  von  denen  er  nie  eigentlichen  Nutzen  und  Rechtsschutz  erhalten 
hat.  Was  kann  man  auch  von  einem  Arbeiter  verlangen,  der  pro  Tag  SO  bis 
50  Pfg.  erhält  und  von  diesem  Lohne  seine  Bedürfnisse  und  Kleider  kaufen 
muß!  Der  Besitzer  den  Landes  verkauft  in  der  Regel  alle  Bedürfnisse  zum 
Leben  an  seine  Leute  auf  Kredit,  aber  meistens  ebenfalls  zu  betrügerisch 
hoben  Preisen.  Dies  ist  eine  allgemeine  sogenannte  Vorsichtsmaßregel. 
Denn  hat  der  Indier  Schulden  und  kann  man  ihn  nicht  durch  seine  Familie 
ballen,  so  verliert  man,  wenn  er  fortläufL,  nicht  viel,  weil  man  es  an  den 
Wsaren  schon  verdient  bat.  Bs  wird  der  Arbeiter  fast  dazu  verleitet,  Schul- 
den zu  machen,  theils  aus  Habsucht,  theils  um  Ihn  fester  dadurch  an  sich  zu 
binden.  Genau  ebenso  ist  es,  wenn  Besitzer  und  Arbeiter  skb  in  den  Er- 
trag theilen.  Immer  bleibt  für  den  Arbeiter  am  Ende  des  Jahres  nichts  als 
Schulden.  Diese  Behandlungaweiae  bringt  es  mit  sich,  daß  der  Indier  grade 
keine  Neigung  für  Feldarbeit  haben  kann  Es  mufs  den  Arbeitern  gegen- 
über ein  ehrliche«  und  rechtliches  System  eingefuhrt  und  streng  darauf  ge- 
sehen werden,  dafs  die  Rechte  und  Pflichten  beiderseitig  erfüllt  werden. 
Der  Pflanzer  mufs  seine  indischen  Arbeiter  (bei  Chinesen  würde  es  derselbe 
Fall  sein)  vor  allen  Uebergriffen  der  Dorfschulzen,  x.  B.  bei  Erhebung  der 
Steuern,  sowie  gegen  die  Erpressung  von  Abgaben  anderer,  weniger  gesetz- 
licher Art  sichern,  sie  mit  Nachdruck  dagegen  zu  schützen  wissen,  mufs  sie 
besser  halten,  behandeln  und  bezahlen.  Dann  wird  der  Indier  ein  guter  Feld- 
arbeiten besonder*  die  Verheiralhelen  werden  sieh  dann  auf  den  Pflanzungen 
fest  ansiedeln  und  einen  Arbeiterstock  bilden,  der  sich  meist  aus  sieb  selbst 
ergänzt,  d.  b.  die  Leute  werben  unter  sich,  unter  Verwandten  und  Bekannten 
nene  Krifto  an.  Jetzt,  bei  der  neuen,  für  die  Hebung  des  Acker  baue«  gün- 
stigen Strömung  auf  den  Philippinen  ist  dies  leichter  als  früher.  Es  kommt 
nicht  mehr  vor,  daß  in  abgelegenen  Provinzen  Gouverneure  fast  das  Faust- 
reeht  üben  wie  früher,  als  sie  durch  die  Entfernung  sowie  den  Mangrl  an 
Geld  und  geeigneter  Vertretung  der  Unterdrückten  gegen  jede  Beschwerde 
um)  erfolgreiche  Klage  bet  den  obersten  Behörden  in  Manila  fast  sicher 
waren.  Einzelne  Zugeständnisse  mufs  man  schon  aus  Geschäftsklugheit 
machen.  Die  Herrschaft  der  Geistlichen  ist  auch  nicht  mehr  von  der  Be- 
deutung wie  f-ie  früher  war.  Sie  wird  stets  als  zu  schlimm  geschildert.  Es 
herrscht  sehr  ausgesprochen  das  Lebensprinzip  der  Selbsterbaltung.  Pflanzer 
und  Pfarrer  sind  dort  jeder  in  seiner  Weise  Geschäftsleute.  Es  ist  den 
Geistlichen  ganz  gleich,  wer  und  von  welcher  Religion  der  Pflanzer  ist,  so 
lange  er  eben  nicht  ihren  grofBen  und  kleinen  Interessen  nnd  besonders 
thron  Privatverhältnissen  in  den  Weg  tritt.  Meist  haben  Ausländer,  also 
Nichtspanier,  sehr  frci»ndnchaftlii*h«  Beziehungen  zu  den  Pfarrern  und  so 
für  ihre  Zwecke  ihr«  Hauptstütze  an  ihnen,  da  die  Indier  viel  mehr  auf  den 
Pfarrer  als  auf  Beamte  und  Gesetze  hören  nnd  achten. 

In  neuester  Zeit  wünschen  die  Spanier  und  die  Regierung  Chinesen  ala 
Feldarbeiter.  Man  möchte  gern  anfangen,  die  Chinesen  aus  ihren  Positionen 
im  Handel  hertuazudrängen.  Von  der  Regierung  wird  Pflanzern,  die  mit 
Chinesen  arbeiten  wollen,  jeder  Vorschub  geleistet  werden.  Ob  aber  der 
Chinese  auf  den  Philippinen  wird  arbeiten  wollen,  ist  noch  zu  probiren. 
Jedenfalls  wird  man  für  die  Kulis  auf  den  Philippinen  ein  anderes  Regiment 
einführen  müssen,  sls  es  in  holländischen  und  englischen  Pflanzungen  noch 
gehsndhsbt  wird.  Dort  herrscht  noch  viel  die  Peitsche,  der  iUssendünkel 
und  — Hafs,  und  ao  ist  dort  noch  eine  Art  Kuliaklaverei  vorhanden.  Dort  j 
ist  e»  dem  unzufriedenen  Kuli  schwer  zu  entlaufen.  Im  Innern  nehmen 
ihn  die  wilden  Malaien  nicht  auf,  und  bei  den  andersglkubigen  Einwohnern 
findet  «r  auch  nirfat  leicht  Aufnahme.  Auf  den  Philippinen  sind  die  Chine- 
sen aber  überallhin  als  freie  Handelsleute  zerstreut.  Bei  ihnen  findet  der 
Kuli,  der  seinem  Kontrakt  nicht  mehr  nachkoromen  will,  sofort  Unterkunft. 
Ja,  selbst  die  friedlichen  Indier  nehmen  ihn  auf.  Es  ist  so  ersichtlich,  dafs 
®*a  auf  den  Philippinen  mit  den  Chinesen  doch  anders  verfahren  müssen 
»rrd  als  auf  Sumätrm,  z.  B.  in  Bezug  auf  Behandlung  und  Löhne. 

leb  habe  mir  die  Chinesen  bei  ihren  Arbeiten  und  Handelsunterneh- 
nrangen  stets  mit  gröfstem  Interesse  betrachtet,  j 


überall  wundert  man  sieb,  dafs  Chinesen  stets  Arbeitskrifte  für  ihre 
grösseren  Unternehmungen  finden,  und  Weifte  z.  B.  dies  manchmal  kaum 
erreichen  können-  Wie  oft  habe  ich  gefunden,  dafs  reiche  Chinesen  eine 
Menge  ihrer  Landsleute  als  Arbeiter  batten,  mit  denen  sie  sieh  nicht  einmal 
auf  chinesisch  verständigen  konnten,  da  e«  so  viele  verschiedene  Dialekte 
in  China  giebt.  Bei  der  Berechnung  dee  Gewinnes  und  Verlustes  aber  ver- 
standen sieb  Alle  ausgezeichnet  Wie  kein  anderes  Volk  der  Erde  haben 
die  Chinesen  unter  sich  das  Genossenschaftswesen  ausxubilden  verstanden, 
und  darin  liegt  ihre  Stärke  und  ihr  Erfolg  anderen  Völkern  gegenüber, 
wohin  sie  auch  kommen  mögen.  Für  die  verschiedensten  Interessen  existi- 
ren  bestimmte  Gebeimbünde.  Meist  sind  diese  durch  ganze  Landsmann- 
schaften, Verwandten  kreise  oder  bloß  Familien  gebildet.  Solche  Genossen- 
schaften arbeiten  gemeinsam  und  theilen  den  Gewinn  je  nach  der  Arbeit 
und  ihrer  Art.  Es  ist  eine  auf  Arbeitsleistung  gegründete  Aktiengesellschaft 
Bei  ihren  stets  sehr  weit  verzweigten  größeren  Hsndelsuntemebmungen, 
x-  B.  beim  Ankauf  von  Rohprodukten  (wie  Hanf,  Zucker  usw.).  verbreiten  sieh 
solche  Gesellschaften  über  bestimmte  Provinzen.  Selten  machen  aber  dabei 
verschiedene  Gesellschaften  einander  Konkurrenz.  Der  sehr  ausgeprägte 
Erwerbssinn  und  das  stark  ausgeprägte  Mißtrauen  der  Chinesen  brachte  sie 
dahin,  in  dieser  Form  tu  arbeiten.  E*  weifs  eben  jeder,  was  er  verdienen 
kann  und  will,  und  so  bat  jeder  seinen  Gewinn  nach  seiner  Meinung 
gesicherter. 

Auf  dieser  Basis  würde  eine  Unternehmung  mit  chinesischen  Arbeitern 
entschieden  am  Besten  prosperiren  und  ausdauern.  Die  Chinesen  vertragen 
das  Klima  ebenso  gut  wie  die  Indier,  obsebon  sie  bei  ihren  Arbeiten  der 
Sonne  und  dem  Regen  fast  mehr  aufgesetzt  sind  als  dies«.  An  Körperkraft 
ist  der  Chinese  dem  Indier  überlegen,  und  er  arbeitet,  wenn  es  seinen  Nutzen 
gilt,  viel  ausdauernder.  Im  Grofsen  und  Ganzen  sind  für  die  Zwecke  einer 
Pflanzung  beide,  der  Chinese  wie  der  dortige  Malaie,  ganz  gut  verwendbar, 
wenn  nur  auf  die  Eigenart  eines  Jeden  die  richtige  Rücksicht  genommen  wird, 
was  bis  jetzt  gar  nicht  geschieht. 

Mit  dieser  Schilderung  habe  ich  den  Zweck  verfolgt,  eine  Darlegung 
der  Verhältnisse  zu  geben,  wie  sie  auf  den  Philippinen  in  der  Tbat  nnd 
und  wie  sie  sein  könnten.  Leider  herrscht  in  Bezug  auf  derartige  Ver- 
öffentlichungen in  den  Kreisen  der  dort  lebenden  Europäer  das  Prinzip, 
nicht  su«  der  Schule  zu  plaudern  oder  die  Aufmerksamkeit  Anderer  darauf 
zu  lenken.  Viel  zu  wenig  wird  bei  Berichten  der  objektive  Standpunkt  zur 
Geltung  gebracht.  Meist  bedingen  Sonderinteresseu  ganz  falsche  Dariegun- 

Sen,  abgesehen  davon,  dafs  wirklich  wenige  Europäer  sich  die  Mühe  nehmen, 
inge  Zeit  an.  Ort  und  Stelle  zu  beobachten  und  ihre  Erfahrungen  auch 
Andern  zu  Gut«  kommen  zu  lassen.  Fast  Alle  sind  durch  ihre  Geecbäfte 
so  den  Kösteoplätzen  fest  gebunden  und  berichten  ebenso  wie  die  Privat- 
reitraden  über  solche  ihnen  fern  liegende  Verhältnisse  nur  nach  Hörensagen 
und  längst  veralteten  sogenannten  Erfahrungen  Anderer. 

Möge  das  Gesagte  ein  Fingerzeig  sein  zur  erfolgreichen  Verwertbung 
deutschen  Kapital*  und  deutscher  Intelligenz  auch  im  dortigen  Lande. 

Afrika 

Die  Flehctiproduktlon  In  dem  eQdweetafrikaniechen  Schutz- 
gebiet und  die  Möglichkeit  ihrer  Verwerthung. 

Im  »Central verein  für  Handelsgeograpbie  etc.“  am  14.  Januar  1887  gehaltener 
Vortrag  des  Missionsinspektors  Herrn  C.  G.  Büttner. 

Nachdem  die  Bildung  einer  eigenen  Gesellschaft  für  die  Verwerthang 
der  Fleischproduktion  unseres  sädwestafrikanischen  Schutzgebietes  in  Gang 
gebracht  Ist,  möchte  es  an  der  Zelt  sein,  einen  möglichst  unparteiischen 
Belicht  über  die  diesem  Unternehmen  zu  Grunde  liegenden  Thatsacben  zu 
geben,  um  klar  und  offen  über  die  Aussichten  des  Unternehmens,  sowie  suchte 
über  die  za  erwartenden  Schwierigkeiten  zu  sprechen.  Vorausschicken  mufs 
ich  allerdings,  dafs  ich  meinerseits  in  dem  Sinne  Partei  bin,  daß  ich  die 
Möglichkeit  der  Verwerthung  der  Fleischproduktion  von  Süd  west- Afrika  für 
einen  sehr  wichtigen  Faktor  bei  der  ferneren  Entwicklung  des  Schutzgebietes 
halte,  und  dafs  ich  von  ganzem  Herten  wünsche,  daß  alle  darauf  zielenden 
Unternehmungen  mit  so  grofser  Besonnenheit  und  mit  solcher  Benutzung 
der  vorhandenen  Umstände,  mit  solcher  Vermeidung  aller  vorliegenden 
Schwierigkeiten  angefangen  und  fortgenetzt  würden,  dafs  ein  thateäcblicher 
Gewinn  den  Unternehmer  auch  lohnen  möchte. 

Was  nun  die  erste  Frage  anbrtrifft,  welche  hier  tu  besprechen  wäre, 
nämlich:  ist  in  Damaralaud  und  Namaqualand  Schlachtvieh  in  großer  Menge 
vorhanden,  kann  es  dort  unter  gün«tigon  Umsländen  produzirl  werden?  — so 
mufs  ich  allerdings  fürchten,  mich  nur  zu  wiederhoLn,  wenn  ich  die  Frage 
im  vollsten  Umfange  bejahe.  Die  Viebbeerden  bilden  den  Reichthum  der 
Eingeborenen;  die  Milch  ist  die  Hauptnahrung  derselben.  Und  wohlgemerkt, 
die  Menschen  pflegen  dort  nur  diejenige  Milch  zu  verbrauchen,  welche  übrig 
bleibt,  nachdem  die  Kälber  sich  «angetrunken  hatten.  Es  ist  deshalb  eine  be- 
deutende Menge  von  Rindern  erforderlich,  um  eine  Familie  zu  ernähren. 
Eine  allgemeine  Statistik  liogt  nicht  vor;  einzelne  von  mir  vorgeootnmone 
Zählungen  haben  ergeben,  dafs  nicht  besonders  reiche  Familien  für  den 
Unterhalt  ihres  Hausstandes  70  bis  80  Melkkühe  bedurften;  bei  den  Häusern 
reicher  Häuptlinge  habe  ich  während  der  dürTen  Zeit  300  Kühe  und  mehr 
gezählt,  die  für  den  Hausbedarf  gemolken  wurden.  Und  das  war  auf  den 
Missionsstationen,  wo  die  Leute  zusammengedringt  wohnen  und  verhält  oiß- 
roäßig  wenig  Weide  für  ihre  Heerden  fanden,  wo  sie  also  den  beim  Hause 
befindlichen  Trupp  auf  ein  Minimum  beschränkten.  Weit  gröfser  ist  die  Zahl 
der  auf  den  sogenannten  Viehposten  befindlichen  Rinder,  und  ich  glaube, 
nicht  zu  viel  zu  behaupten,  wenn  ich  annebme,  daß  bei  den  Herero  min- 
destens 15  Stück  Rindvieh  auf  den  Kopf  der  Bevölkerung  kommen;  eher 
mehr  als  weniger,  das  würde  also  bei  ca.  100000  Einwohnern  ca.  1*/*  Miillion 
Rinder  zum  mindesten  ergeben. 


Nr.  5. 


74 

EXPORT,  Organ  des  Centralvereins  für  Handelsgeographie  etc. 


1R87. 


Bei  deo  Hottentotten  ist  «las  Verhältnis  nicbt  so  günstig;  dies  liegt 
aber  nur  an  der  elenden  Art  und  Weise,  wie  sie  ihre  Beordert  behandeln; 
bei  d*r  Sorglosigkeit,  mit  welcher  sie  in  der  dürren  Zeit  fast  alle  Quellen 
bis  auf*  Äufseiste  verunreinigen  lasten,  ist  es  Oberhaupt  ein  Wunder,  dafs 
ihre  Heerden  noch  nicbt  völlig  ausgestorben  siud. 

Uieve  Heerden  zu  verwalten,  ist  der  denkbar  geringste  Apparat  nötbig. 
Der  Hottentotte  kümmert  sich  im  Allgemeinen  nur  in  so  «eit  um  »ein  Vieh, 
dafs  er  die  Kälber  der  «lugenden  Kühe  in  der  Nähe  behüt,  in  der  Er- 
wartung, dafs  die  Hutter  ab  und  zu  heimkebren  werden,  um  sich  melken  zu 
laaaen,  und  auch  bei  den  Uererö,  wo  es  die  Lieblingsbeschäftigung  der 
Minner  ist,  hinter  ihren  Rindern  tu  sein,  bähen  die  Hirten  eigentlich  keine 
andete  Arbeit,  als  das  Vieb  zu  trinken  und  es  auf  gute  Weide  zu  bringen. 
Btllle  zu  hauen  ist  unnölbig,  und  Heu  zu  machen  ebenfalls,  weil  das  Gra* 
auf  dem  Halm  getrocknet  Stehen  bleibt,  bis  neue  Regen  fallen  und  neues 
Gras  aussefalägt.  Tbatsicblicb  zahlt  der  reiche  Eingeborene  sein.' in  Vasallen 
und  Knechte  für  da«  Bewachen  der  Heerde  fast  so  gut  wie  gar  nicht».  Er 
g es  tauet  ihm  nur,  von  der  Milch  der  Heerde  mitzugenieften,  giebt  ihm 
einmal  bei  festlichen  Gelegenheiten  ein  Stück  Fleisch  miUueasan,  versorgt 
ihn  mit  etwas  Munition,  nominell  um  Raubthiere  abzuwehren  u.  dgl.  Und 
auch  der  Europäer  pflegt  meistens,  wenn  er  Kübe  genug  bei  seiner  Qeerdo 
bat,  dem  Postenhalter  neben  der  Milch  nur  etwa  l/s  oder  auch  unter  Umständen 
die  Hälfte  der  Kälber  zuzumtchen.  Freilich  gehört  eine  sehr  tüchtige 
und  genaue  Aufsicht  dazu,  wenn  Veruntreuungen  der  Hirten  verhindert 
werden  eollen. 

Ferner  raufe  ich  wiederholen,  dafs  nsch  alledem,  was  ich  sonst  von 
Afrika  gehört  und  gesehen,  kaum  rin  Theil  desselben  nach  Axt  der  ein- 
heimischen Gräser  un>t  Pflanzen  zur  Viehzucht  so  geeignet  erscheint,  wio  das 
deutsche  Gebiet  in  .Südwest-Afrika,  natürlich  immer  abgesehen  von  dem 
eigentlichen  Küstengürtel.  Die  Kapkolonie  bietet  jedenfalls  auch  nicht  ent- 
femt  ein  so  gute»  Weideland,  und  nördlich  von  Damaraland  fangen  bereits 
die  harteu,  fast  buschig  wachsenden  Gräser  an,  welche  nur  ein  klägliches 
Viehfutter  abgeben,  und  in  den  Kongo- Gegenden  und  weiter  nördlich,  wo  es 
ja  allerdings  mehr  regnet  als  in  Damaraland,  da  wachsen  auch  die  Grlaer 
so  gewaltig,  dofs  selbst  ein  Rind  aie  nicht  mehr  kauen  kann,  wenn  das  erste 
Stadium  de»  F.rgrünens  vorbei  ist.  Ebenso  sagten  uns  auch  immer  die  Leute, 
welche  aus  dem  Transvaal  tu  uns  kamen,  dafs  das  Grasfeld  von  Damaraland 
vorzüglich  «ei,  und  wenn  ich  gsr  sehe,  wie  die  Herren  der  ostafrikaniseben 
Gesellschaft  immer  von  ihren  Flauen  reden,  Gerste,  Hafer,  Klee  u.  dgl.  bei 
ihren  Stationen  zu  e&en,  damit  das  Vieh  Futter  habe,  so  mufs  ich  anoehmen, 
dafs  auch  dort  die  einheimischen  Gräser  nicht  viel  taugen.  In  Damaraland 
und  Namaquatand  bat  die  Natur  darin  aufs  Beste  für  das  Vieb  gesorgt.  Nur 
wenige  Pflauzen  giebt  es  dort,  welche  überhaupt  nicht  von  den  Rindern  ge- 
fressen werden,  und  die  Bäume  und  Büsche  selbst  der  wüstesten  Steingegend 
bieten  dort  in  ihren  Schoten  und  Früchten  immer  noch  ein  vorzügliches 
Viehfutter. 

Und  dieses  alles  ist  schon  jetzt  vorhanden;  viel  mehr  Vieb,  als  bereits 
vorhanden  ist,  könnte  bei  rationeller  Bewirtschaftung  noch  gehalten  werden. 
Durch  Anlegung  von  Zisternen  könnten  viele  Quadratmeilen  schönsten  Weide- 
landes, die  jetzt  noch  nie  benotet  sind,  benutzbar  gemacht  werden.  Und 
bedenkt  man,  wie  viele  nutzlose  Ochsen  und  Hammel  jetzt  auf  die  Weide 
gehen,  bis  sie  vor  Altersschwäche  sterben,  so  lä/st  sieb  berechnen,  wie  viel 
gröfaer  die  Zahl  der  Kühe  und  damit  die  Gröfse  des  Nachwuchses  ent  sein 
könnte,  als  es  bereits  jetzt  der  Fall  ist 

Es  kommt  nun  die  zweite  Krage,  welche  vielleicht  wunderlich  klingen 
msg  für  denjenigen,  der  nur  an  europäische  Verhältnis»«  gewöhnt  ist,  die 
aber  für  Südwest- Afrika  doch  aufgeworfen  werden  mufs,  nämlich : können  die 
Eingeborenen  auf  friedlichem  Wege  zum  Verkauf  ihrer  Scblacbtochsen  und 
Hammel  veranlafst  werden? 

Diese  Frage  ist  nicbt  unwichtig,  denn  vor  90,  40  Jahren  haben  die 
Missionare,  die  geraubtes  Schlachtvieh  nicht  von  den  Räubern  kaufen  woll- 
ten. oft  genug  Mangel  gelitten,  weil  ihnen  niemand  gutwillig  Schlachtvieh 
verkaufen  wollte.  Einmal  ist  dem  Eingeborenen  das  Stock  Vieh,  das  er 
von  klein  auf  mit  aller  Sorgfalt  aufgezogen,  wirklich  ans  Herz  gewachsen, 
sodafe  er  es  nicht  über  sich  gewinnen  kann,  es  ohne  weiteres  dem  Messer 
dev  gefühllosen,  mordlusligen  Weihten  zu  überliefern;  anderenteils  spielt  auch 
wohl  der  heidnische  Aberglaube  dabei  mit.  Wahrscheinlich  ist  jedes  Thier 
zu  bestimmten  Zwecken  geweiht,  und  es  würde  Unglü>k  bringen,  wenn  mau 
es  anders  verwendete.  Auch  beute  noch  spielen  bei  vielen  ähnliche  Beweg- 
gründe mit,  und  man  kann  wohl  wagen,  dafs  erst  mit  dem  Fori  sch -eilen  des 
Christcnthuins  alle  Schranken  des  Handels  fallen  würden.  Jedoch  mufs  ich 
ausdrücklich  betonen,  dafs  heutzutage  durchaus  noch  nicht  der  ganze  Vieh- 
reiebthum  de«  Landes  dem  europäischen  Kaufmann  erschlossen  ist.  Es  ist 
selbstverständlich,  dafs  jeder  Versuch,  sich  direkt  durch  blofse  Gewalt  oder 
indirekt  durch  Vermittlung  von  räuberischen  Eingeborenen,  die  man  etwa 
mit  Munition  oder  Kriegsgerätb  unterstützte,  in  den  Besitz  von  Vieh  zu 
setzen,  jetzt,  wo  das  Land  unter  Aufsicht  der  Reichsbeamten  steht,  ausge- 
schlossen erscheinen  mufs. 

Indessen  hat  «ich  dort  ein  gewisser  Handel  entwickelt.  Ja,  augenblick- 
lich stebt  es  bereits  so,  dafs  die  Eingeborenen  dem  Händler  mehr  Vieh  an- 
bieten,  als  er  auf  dem  bisherigen  Wege  zu  exportiren  vermag,  und  dafs  bei 
vielen  Häuptlingen  und  reichen  Leuten  Mangel  an  europäischen  Waaren  und 
Geräthon  vorhanden  ist,  weil  ihnen  niemand  ihr  Vieh  abkaufen  will.  Es 
würde  überall  von  ihnen  als  eine  Wohl! hat  angegeben  werden,  wenn  sieb 
Kaufleute  dort  etablirten.  Bei  meinem  letzten  Aufenthalte  in  Damaraland 
raufste  ich  es  oft  genug  von  den  vornehmen  und  reichen  Herero  tu  hören 
bekommen,  wie  elend  sie  daran  seien,  dafs  aie  nicht  mehr  soviel  Kleider  usw. 
zu  kaufen  bekommen  könnten,  wie  sie  woilien.  Es  sei  nicht  ihre  Schuld, 
dar»  sie  so  zerlumpt  geben  müfaten  usw. 

Die  augenblicklichen  landesüblichen  Preise  sind  etwa  folgende:  Man 
kauft  einen  guten,  6 bl«  7 Jahre  alten  Scblacbtochsen  etwa  für  100  tt  Mehl  oder 


für  SO  h Zucker  oder  für  20  u Pulver  oder  für  einen  gutan  Männeranzug  U.  dgl.; 
«inen  fetten  Hammel  für  6 Meter  Blaudruck  oder  für  4 u Kaffee,  im  Innern 
zwei  Hammel  für  5 u Pulver  u.  dgl.  Besonders  im  Gange  war  in  letzter 
Zeit  der  Handel  von  Pferden  gegen  Scblacbtochsen;  8 bis  12  junge,  fünf-  bis 
sechsjährige  Ochsen  wurden  für  «in  Pferd  gegeben. 

Es  ist  selbstverständlich,  dafs  mit  dem  Portscbreiten  des  Christen  tbunw 
sich  der  Bedarf  an  Erzeugnissen  der  europäischen  Industrie  noch  immer  mehr 
steigern  wird,  vor  Allem  nach  Kleiderstoffen.  Und  wenn  auch  die  «Den 
Geizhälse  dort  sich  nicht  gern  etwas  gönnen,  so  ist  das  junge  Volk  desto 
begieriger  nach  den  eingeführteo  Herrlichkeiten.  Und  wenn  erst  einer 
der  juncen  vornehmen  Leute  ein  Gewehr,  einen  Sattel,  einen  Anzug  von 
besonderer  Güte  bat,  dann  lassen  natürlich  die  andern  ihren  Vätern  und  Ohmen 
keine  Ruhe,  bis  sie  eich  auch  etwas  Ähnliche»  haben  kaufen  können.  Ferner 
steigert  sich  der  Verbrauch  von  sogenannten  Koloutalwaaren  immer  mehr. 
Auch  tauschen  die  Herero  gern  Ochsen  für  Mehl  und  Schiffszwieback  ein. 
weil  sie  dabei  sparsamer  leben  zu  können  glauiwn.  Wird  nämlich  in 
einem  Bause  einmal  ein  Ochs  geschlachtet,  so  finden  sich  sogleich  soviel 
Verwandte,  Freunde  und  Bekannte  zum  Festmahle  ein,  dafs  der  eigwntlirb« 
Besitzer  und  seine  Ftmilie  doch  kaum  mehr  al»  einen  Tag  davon  mitznessca 
hat.  Ist  aber  der  Ochs  für  Reis,  Mehl,  Zwieback  eingetauaefat,  so  läfat  sich 
dieser  Vorrath  leichter  verbergen,  und  man  bat  für  längere  Zeit  etwas  Zu- 
kost zur  Milch. 

Neben  dem  flandel  wird  sich  bei  fortschreitender  Entwicklung  de» 
Schutzgebietes  noch  ein  zweiter  Weg  Anden,  auf  dem  das  Vieh  der  Einge- 
borenen in  die  Hände  des  Europäers  kommt.  Die  Herero  haben  noch  we- 
niger als  die  Hottentotten  Neigung  zur  Handarbeit;  schon  Schmied«  sind 
sehr  selten,  und  die  eingeborenen  Schmiede  gehören  meistens  zu  andern 
Stämmen  und  sind  ei oge wandert.  Nun  können  sie  aber  bei  dem  gegen- 
wärtigen Stande  der  Kultur  ohne  Handwerker  nicht  mehr  auskomtnen. 
Schmiede  und  Gewebrmacher  sind  nötbig,  um  die  Wagen  und  Gewehre  zu 
repariren , ebenso  tritt  das  Bedürfnis  nach  Zimmerleuten  und  Schreinarti 
immer  mehr  hervor,  Schuhmacher  und  Schneider  würden  ebenfalls  bald  Arbeit 
finden,  wenn  sie  vorhanden  wären.  Alle  diese  Handwerker  kann  der  reiche 
Eingeborene  aber  wesentlich  nur  mit  Vieb  bezahlen;  wiederum  die  Hand- 
werker würden  sich  bald  zum  Wohlstand  heranarbeiten,  wenn  sie  für  da» 
erhaltene  Vieh  Absatz  bitten,  wie  das  die  Beispiele  derjenigen  wenigen  Leute, 
welche  sich  bis  jetst  als  Handwerker  in  Südweet-  Afrika  niedergelassen,  bereit» 
zeigen. 

Wenn  ich  also  vorhin  sagen  raufste,  dafs  der  ganze  lteichthum  an  Viel 
noch  nicht  für  den  Handel  disponibel  ist,  so  ist  doch  ebenso  festzubalten,  daf* 
bereits  jetzt  mehrere  Tausend  Ochsen  jährlich  aus  den  Händen  der  Einge- 
borenen in  die  Hände  von  Europäern  übergehen,  und  dafs  diese  Zahl  sich 
allmählich  aber  sicher  beben  wird,  je  mehr  für  den  Absatz  des  Viehes  ge- 
sorgt werden  kann.  Allerdings  wird  in&o  sich  darauf  gefafst  machen  müssen, 
dafs  die  Eingeborenen  ebenso  ja  länger  doeto  mehr  die  Neigung  zeigen  werden, 
nicht  Vieb  von  bester  Kraft  und  im  besten  Futlerzuatande  zu  verkaufen;  es 
wird  ihnen  eben  leichter,  noch  nicht  schlachtfahige  Ochsen  und  noch  nicbt 
völlig  ausgewachsene  Hammel  abzugeben,  als  schlacbtbares  Vieh.  Itidessee 
kann  dieses  kaum  als  ein  NacbtbeU  für  den  Händler  angesehen  werden.  Ds 
man  ihm  gern  freie  Weide  gestattet,  so  verbesaert  gerade  solches  in  bester 
Jugendkraft  heran  wachsende  Vieh  seinen  Wrertb  in  solchem  Mafse,  dafs  die 
Kneten  für  die  Hirten  dadurch  reichlichst  gedeckt  werden,  während  da» 
Risiko,  dergleichen  Vieh  durch  Krankheit,  Dürre  und  Diebstahl  zu  verlieren, 
viel  geringer  ist  als  bei  jüngerem  oder  älterem  Bestände. 

Wir  kommen  nun  za  der  Frage:  was  wird  aus  dem  jetzt  seitens  der 
Europäer  von  deo  Eingeborenen  eingebandelten  Vieh?  Da  ist  zunächst  zu 
bemerkeo,  dafs  augenblicklich  ein  bedeutender  Theil  dieses  Viehes  für  den 
eigenen  Gebrauch  der  Europäer  und  zur  Tragung  der  Spesen  des  sonstigen 
Handels  verwandt  wird.  Die  Handwerker  und  Händler,  welche  im  Lande 
wohnen,  verbrauchen  natürlich  ein  gewisses  Quantum  zur  Beköstigung  für 
sieb  und  ihre  Leute.  Es  ist  dort  noch  das  glückliche  Land,  wo  den  Knechten 
am  1.  des  Monats  Fleisch  als  Kost  zugetbeilt  wird:  mau  erwartet, dafs  sie  die 
nötbigen  Kohlenhydrate  dazu  in  der  Form  von  Gummi,  , Uiutjes-,  allerlei 
wilden  Früchten  am  Wege  auflesen.  Nicbt  gering  ist  der  Verbrauch  und 
Verscbleifs  von  Zugochsen  bei  den  weiten  Transporten  vom  Halen  bis  in 
die  eigentlichen  Gebiete  des  StrauLfnicm-  und  Elfen beinbaodels.  Dort  im 
Ovamboland,  am  Ükavango  und  Ngsmi,  giebt  es  nur  geringeres  Vieh;  Rinder, 
Schafe  und  Ziegen  siud  eine  kleine  unansehnliche  Rasse,  und  so  mufs  Damara- 
land  die  Zugochsen  liefern.  Ebenso  wird  Vieh  zur  Bezahlung  der  Wagen- 
leute,  Hirten,  Gärtner,  Boteuläufer  verwandt.  Zum  Theil  werden  such  die 
susfübrbsren  Produkte  der  Jagd:  Straufsfedern  und  Elfenbein,  direkt  an  di* 
jagenden  Eingeborenen  mit  Vieh  bezahlt:  besonders  scheint  dies  in  manchen 
Gegenden  der  Kalahari  der  Fall  su  «eia.  Und  wenn  es,  wie  su  hoffen  steht, 
in  dem  Schutzgebiet  möglich  sein  wird,  durch  vernüuftige  Jagdgesetze  den 
Stand  des  Edelwildes,  der  Straube,  Elefanten,  Giraffen,  vielleicht  auch  der 
Nashörner  allmählich  zu  verbessern,  so  wird  die  Zunahme  der  Jagdprodukt« 
sicher  auch  einen  günstigen  Eloflufa  auf  die  VerwertbuDg  der  Fleischproduk- 
tion  haben,  vor  Allem  in  der  Form,  dafs  es  den  Eingeborenen  dann  leichter 
sein  wird,  mit  den  Jagdprodukten  den  deutschen  Kaufmann  und  Handwerker 
zu  bezahlen,  welcher  dann  eben  wieder  im  Stande  sein  wird,  seinerseits  für 
sich  und  seine  Bedienung  mehr  in  Fleisch  anzulegen. 

Immerhin  häufen  sieb  dennoch  bei  den  gröfseren  und  kleineren  Händlern 
Porten  von  Schlachtvieh  auf,  die  im  Lande  selbet  keine  Verwertbung  findes 
können  und  die  exporlirt  werden  müssen.  Dss  Naturgemäfse  ist  nun,  daf* 
mon  die  Ochsen  dabin  treibt,  wo  sie  verwerthet  werden  können,  dafs  man 
sie  als  ihr  eigenes  Transportmittel  benutzt.  Allerdings  liegt  der  Markt,  et« 
etwa  die  Kupferminen  bei  Port  Nolloth  oder  die  Diamant/elder,  well  sh; 
aber  an  sich  Hegt  in  den  weiten  Distanzen  noch  nicbt  die  Schwierigkeit. 

Diese  Ochsen  sind  das  Wandern  gewöhnt;  bet  einigermafaeo  «eter 
Weide  können  sie  bequem  S'/w  bis  3 deutsche  Meilen  ita  Durchschnitt  tag- 


1887. 


75 

EXPORT,  Organ  de«  Central  verein«  für  Handelagoographie  etc. 


Nr.  5. 


lieh  wandern,  und  wenn  dazwischen  entsprechende  Ruhepausen  gemacht 
werden,  so  werden  nie  unterwegs  nur  noch  mehr  Fleisch  »setzen.  Auch  die 
Zeit,  welche  auf  solch  weiter  Wanderschaft  zugebracht  werden  mufs,  6 bis 
12  Monate,  ist  an  sieh  kein  Verlast.  Wie  vorhin  gesagt,  sind  die  eing*- 
kauften  Ochsen  »eist  noch  nicht  schlachtreif,  sie  wachsen  während  der 
Wanderschaft  heran.  Ebenso  wenig  entstehen  dem  11  kodier,  wenn  er  den 
Trupp  seJbst  begleitet,  nennentwerUie  Kosten  darob  die  Reise  selbst  Kr 
braucht  unterwegs  kaum  mehr  Leute  hei  der  Heerde  als  daheim.  Ka  möchte 
manchmal  sogar  scheinen,  dnfs  er  sie  für  einen  solchen  Zug  billiger  haben 
könnte,  ab  wenn  er  aie  aaf  einem  festen  Platze  in  Dienst  hätte.  De  Kutter* 
kosten  sind  sehr  gering.  Die  Namaquah&uptlinge  beanspruchen  zwar  meist 
eine  Abgabe  von  dem  Händler,  der  mit  seinem  Viehtransport  durch  ihr 
Gebiet  zieht,  nnd  die  Hlndler  sprechen  sehr  ziel  darüber;  tbatskeblich  sind 
ca  aber  selten  aber  & bis  10  £,  welche  verlangt  werden,  wofür  der  Händler 
Hunderte  von  Ochsen  mehrere  Woeben,  oft  auch  Monate  lang  in  dem  betref- 
fenden Gebiet  auf  di«  Weide  schicken  darf.  Seihet  das  Risiko  unterwegs 
lat  durchaus  nicht  gröfser,  ab  wenn  der  Händler  seine  Heerde  an  einem 
festen  Orte  bitte.  Vorausgesetzt,  was  einem  mit  den  I^andesverbältnissm 
erfahrenen  Mann«  immer  möglich  sein  wird,  dafs  der  Händler  nicht  blindlings 
in  ein  „Durstfeld*  oder  in  einen  von  der  Lungenseuche  heimgesuchten  Distrikt 
hineinsieht,  so  hat  er  unterwegs  wenig  za  fürchten.  Seine  Hirten,  denen 
es  unterwegs  sn  Hehlern  fehlt,  werden  ihm  viel  weniger  stehlen  ab  daheim; 
selbst 'die  Ochsen,  wenn  einmal  an  die  Wandergesellsebaft  gewöhnt,  haben 
weniger  Lust  fortsulaufen.  Und  räuberische  Anfälle  wird  der  Transport irende 
Händler  nur  dann  zu  furchten  heben,  wenn  er  sie  selbst  durch  sein  früheres 
Benehmen  gegen  die  Eingeborenen  verschuldet  bal;  es  wird  ihm  selbst  in 
solchem  Kalle  nicht  schwer  sein,  die  Wohnorte  seiner  Feinde  zn  umgehen. 
Ebenso  wenig  ist  jetzt  noch  von  Löwen  und  anderen  Rauhtbieren  für  einen 
solchen  Transport  etwas  zu  fürchten. 

Die  Schwierigkeiten  liegen  auf  einem  ganz  anderen  Gebiet.  Ba  bt  so 
gut  wie  unmöglich,  dafs  derselbe  weifte  Mann  in  Damaraland  Vieh  von  den 
Eingeborenen  gegen  Waaren  eintauscht  und  persönlich  dasselbe  auch  bis  zu 
den  Marktplätzen  transpovtirt.  Daa  kaufmännische  Geschäft  mit  den  Ein- 
geborenen liftt  sieb  nicht  mit  einem  Male  atrf  viel«  Monate  so  unterbrechen, 
dafs  der  Eigentbömer  de«  Geschäfts  selbst  mit  dem  gekauften  Vbh  in 
die  Kerne  ziehen  kann.  Etwas  Laufendes  bloibt  auch  beim  besten  Willen 
zurück:  V»a*rcn bestände  sind  unverkauft  geblieben,  Schuldfordeningen  nicht 
eingegangen,  «in  Theil  der  Heerde  ist  noch  nicht  transportfähig.  Alles 
dies  müftte  so  gnt  wie  weggeworfen  werden,  wenn  der  Eigentümer  seihet 
mit  dem  Transporte  »«bt  Es  kommt  dazu,  dafs  doch  auch  ein  afrikanischer 
Händler,  selbst  wenn  er  gewohnt  bt,  den  Ochsen  wagen  als  seine  Wohnung 
zu  betrachten,  irgendwo  seinen  festen  Wohnort  haben  wiH.  Und  mit  je 
gröfseren  Mitteln  er  arbeiten  kann,  desto  eher  glaubt  er  ein  Heim  für  seine 
Familie,  für  Weib  und  Kind,  beanspruchen  zu  können.  Ein  Dausircn  im 
Kleinen  ist  wohl  möglich;  gröfterq  Geschäfte  auf  diese  Art  zu  betreiben, 
erscheint  fast  undenkbar. 

Denn  wenn  umgekehrt  der  eigentliche  Geschäftsinhaber  am  festen  Platze 
in  Damaralacd  bleiben,  den  Viehtransport  zu  den  Marktplätzen  durch  seine 
Agenten  beeorgtn  leasen  will,  so  entstehen  neue  Schwierigkeiten.  Der 
Kommis  entschwindet  mit  dem  Viehtranaport,  also  mit  einem  Wert  he  von  2- 
bis  3000  £,  seinem  Prinzipal  auf  Monate,  vielleicht  auf  Jahr«  aus  dem  Ge- 
sichtskreis; Nachricht  einander  zu  geben,  ist  fest  unmöglich.  Von  dem  Kommis 
wird  verlangt,  dafs  er  mit  Zurücksetzung  alter  persönlichen  Bequemlichkeit 
die  anvertraute  Heerde  Tag  und  Nacht  unter  Aufticht  halte,  dafs  er  mit 
eigenem  raschem  Entschluss«  die  Gewinnchancen  im  Verlauf  des  Unterneh- 
mens erkenne  und  atisnotze,  und  das  alles  soll  er  selbständig  tbun,  ohne 
dafs  das  Auge  de«  Herrn  ihn  kontrolüren  kann.  Seltaveratändlich  würde 
etwaiger  Untreue  jeglicher  Weg  geebnet  sein.  Ein  Kommis  mit  einem  sol- 
chen Viehtrausport  von  Daraaraiand  nach  dem  Transvaal  oder  den  Diamant - 
feldera  könnte  ja  bereits  Monate  lang  mit  dem  Erlös  der  Heerde  an«  Süü- 
Afrika  verschwunden  und  vollständig  verschollen  sein,  ehe  der  Besitzer  des 
Geschäftes  überhaupt  etwas  davon  erfahren  würde,  ganz  abgesehen,  dafs 
letzterem  kaum  irgendwelche  Mittel  zu  Gebote  stehen,  ihn  zu  verfolgen. 
Und  es  ist  sicher  kein  übles  Zeichen  für  die  relative  und  absolute  Ehrlichkeit 
in  jenen  Wildnisaen,  dafs  derartige  Geschäfte  dennoch  geplant  and  aus- 
gefnhrt  werden. 

Mao  sieht  auch,  wie  für  derartige  Geschäfte  das  Kompsniegeschift  faxt 
als  die  einzig  mögliche  Form  erscheint  Wenn  ein  paar  gute  Freunde  ehrlich 
uod  redlich  Zusammenhalten,  einer  daheim,  der  andere  unterwegs  die  Ge- 
schäfte besorgt,  dann  können  aie  wohl  zu  einigem  Wohlstand  kommen.  So 
fand  ich  bei  meiner  letzten  Reis«  das  Geschäft  von  Dominicus  <fc  Walzer, 
nördlich  vom  Oranjeflufs.  Walzer  war  in  Heirschabis  geblieben  und  kaufte 
Vieh  ein,  Dominicus  lag  mit  der  verkäuflichen  HeeTde  möglichst  nahe  am 
OraDjeflafs  und  wartete  auf  günstige  Gelegenheiten,  um  ein  Trüppchen 
Ochsen  nach  dem  andern  an  den  Mann  tu  bringen. 

Noch  grofsartiger  war  seinerzeit  der  Plan  der  MissionshandeBgesell- 
schaft,  welche  über  eine  ganze  Anzahl  sehr  treuer  Leute  verfügte  und  welche 
auf  dem  ganzen  Wege  von  Damaraland  bis  au  den  Minen  vou  Ukiep  eine 
Reihe  von  Stationen,  nur  wenige  Tagereisen  von  einander  entfernt,  angelegt 
hatte,  »odaft  größter«  Viehtransporte  vermieden  wurden.  Dennoch  ging  auch 
dieses  Unternehmen  durch  den  Leichtsinn  einiger  wenigen,  gerade  an  den  ver- 
hftltnlftmkftig  günstigsten  Stellen  innerhalb  der  Kapkolonie  Angestellten  zu 
Grund«,  welche  in  J sh  reefrist  eine  Summe  von  über  20000  £ zu  verschleu- 
dern im  Stande  waren. 

Treu  aller  dieser  Schwierigkeiten  kann  man  dennoch  »nehmen,  dafs 
jährlich  4-  bis  5000  Rinder,  wenn  nicht  mehr,  über  Land  aus  dem  deutschen 
Schutzgebiete  eiponirl  werden,  für  den  Augeublick  allerdings  die  meisten  durch 
Buren,  Bastards  und  weifte  Händler,  welche  in  der  Kapkolonie  oder  Griqua- 
landwest  ansässig  sind  und  von  dort  mit  Pferden  nach  Damaralaod  hinüber- 
|ehen,  um  Rinder  einzutanschen.  So  fand  ich  t.  B.  im  Oktober  1885  einen 


grofsen  Theil  der  von  Warren  nach  Beendigung  seiner  Expedition  verkauf- 
ten englischen  Soldatenpferde  in  Damareland  durch  die  Aufkäufer  feilgeboten. 

Es  lag  nahe,  den  Versuch  direkten  Vlehexportes  per  Schiff  zu  machen. 
Mit  solchen  Versuchen  hatte  übrigens  der  Handel  von  Damaraland  ange- 
fangen, indem  bereits  In  den  dreiftiger  und  vierzieer  Jahren  Ochsen  von 
Walfischbai  nach  St.  Helena  verfrachtet  wurden;  allerdings  war  damals  ein 
grofter  Ochs  für  5 n Pulver  zu  kaufen  gewesen.  Nachdem  der  Markt  von 
St.  Helena  nicht  mehr  in  Betracht  kam,  blieb  allein  Kapstadt  resp.  Port 
Nolloth  als  Ziel  der  Reise  übrig.  Es  ist  aber  meines  Wissens  nur  bei  ganz 
seltenen  Versuchen  geblieben.  Die  Schwierigkeiten  Hegen  hier  darin,  dafs 
drei  Arten  von  Leuten  bei  dem  Geschäft  interessirt  werden  müssen:  1.  der 
Kaufmann,  der  die  Ochsen  exportirt,  2.  der  Schiffer,  d«r  aie  fährt,  3.  der 
Schlächter,  der  sie  verwerthet;  and  die  Sache  liftt  sich  nur  dann  durch- 
führen, wenn  jeder  der  beiden  andern  den  Dritten  auch  etwas  verdienen 
lassen  will.  Bis  jetzt  ist  es  aber  noch  nicht  möglich  gewesen,  di«  luter- 
, cMenten  tu  gemeinsamer  Arbeit  zu  vereinigen.  Es  kommt  hinzu,  daf*  an 
I den  eigentlichen  Hafenplätzen  die  ScblacbtochMn  nur  die  allerkürzeste  Zeit 
1 stehen  bleiben  können,  eben  um  der  dort  mangelnden  W««de  willen.  Anderer- 
seits ist  es  ja  sehr  schwer,  mH  dem  Schiff  die  bestimmte  Stunde  ein- 
zuhalten,  wenn  esr  nicht  eben  ein  Dampfer  iat.  Und  gerade  wieder  beim 
Dampfer  sind  die  Unkosten  des  Schiffes,  wenn  es  nun  doch  warten  muft,  so 
grofs,  dafs  dieselben  auch  sogleich  wieder  in«  G»- wicht  fallen.  Endlich  bietet 
die  Kapstadt  selbst  einen  doeh  immer  nur  beschränkten  Markt,  der  schon 
doreh  die  Ankunft  von  wenigen  hundert  Ocbsen  auf  eiumal,  besonders  jetzt 
sehr  stark  beeinflufst  ist,  nachdem  die  Eisenbahn  nach  Rimberley  das  ganze 
Gebiet  der  Kapkolonie  mit  der  Hauptstadt  in  gute  Verbindung  gebracht  hat. 

Es  wäre  also  das  Nächst«,  dafs  jemand,  welcher  den  vorhin  geschilder- 
ten Viehreichthum  unseres  Schutzgebietes  verwertben  will,  sich  nach  andern 
Marktplätzen  umsehen  raufs.  Nach  demjenigen,  was  man  von  der  Beschaffen- 
heit der  Käatenplätze  nördlich  von  Bengueha  hört,  ist  dort  nicht  viel  Schlacht- 
vieh zu  bekommen.  Ich  kaim  mich  ja  darin  irren:  aber  nach  dem,  was  mir 
wenigstens  von  der  Kongomündung.  von  Kamerun  und  der  Goldküste  erzählt 
ist,  sind  die  Europäer  dort  viel  auf  Konserven  angewiesen,  vielleicht  bängt 
die  Bösartigkeit  der  dortigen  Kleber  mit  dem  Mangel  an  Fleischnahrung  tu- 
saramrn.  Urd  so  wäre  es  am  Ende  nicht  aussichtslos,  wenn  jemand  es 
übernehmen  würde,  dort  einen  Marti  für  Vieh  ans  Damaraland  zu  suchen. 
Wenn  jeder  einzelne  KüMetiplatz  auch  immer  nur  wenig,  vorläufig  wenig- 
stens, verbraucht,  es  würde  doch  im  Ganzen  «in  schönes  Trüpprhen  abge- 
setzt werden  können.  Allerdings  sind  die  gegenwärtigen  PoBtverkehrs- 
verbältnisse  an  der  afrikanischen  Käste  derart,  dafs  niemand  etwas  vom 
anderen  erfährt.  Die  Reisen  nach  dem  Norden  sind  übrigens  mit  Wind  und 
Strom  auch  nicht  halb  so  schwierig,  wie  nach  dem  Kap,  wo  alles  dem  Schiffer 
entgegensteht.  Man  könnte  wohl  di«  Reise  von  Walfischbai  bis  zur  Kongo- 
mündung für  daa  zu  trausportirende  Schlachtvieh  noch  eia  gutes  Theil  leichter 
finden,  als  von  Walfischbai  nach  der  Kapstadt,  ja  vielleicht  selbst  nach 
Port  Nolloth,  da  man  auf  jener  Fahrt  Strom  wie  Passat  für  steh  hätte,  während 
hier  die  Segelschiffe  einen  ungeheuren  Umweg  machen  müssen,  sodafs  sie 
selten  unter  14  Tagen,  oft  über  30  Tage  unterwegs  eind. 

Allerdings  müfsten  die  Unternehmer  mit  eigenen  Fahrzeugen  arbeiten. 
Wer  an  jener  Küste  mit  praktisch  gebauten  Schiffen  erscheinen  würde, 
hätte  den  Handel  in  der  Hand.  Freilich,  was  für  Fehlgriff»  auf  diesem 
Gebiete  möglich  sind,  das  habe  ich  bei  meiner  Fahrt  auf  der  „Meta"  des 
Herrn  Lüderitz  an  meinen  eigenen  Knochen  spüren  müssen.  Das  Schiffchen 
war  eigens  für  die  südafrikant'-che  Küstenfahrt  neu  gebaut,  und  es  war  beim 
Bau  und  der  Ausrüstung  nichts  gespart  Aber  anstatt  eines  scharfgehauten 
Klippers  mit  hohen  Masten,  der  ancb  bei  den  dort  vorherrschenden  leichten 
Winden  gegen  den  hohen  und  rerworrenen  Wellengang  jene«  T heile*  des 
Atlantischen  Ozeans  kämpfen  kann,  war  eine  Kuff  gebaut  mit  breitem  Boden 
und  kurzen  Masten,  die  allerdings  nicht  leicht  kentern  konnte,  die  aber  selbst 
bei  Windstärke  3 sich  niebt  vom  Fleck  rührte,  die  beim  heftigsten  Winde 
kaum  € Knoten  machte,  sodafs  man  dann  beständig  fürchten  muftte,  die  von 
hinten  beranstürmenden  Wellen  würden  jeden  Augenblick  den  Schiffskörper 
| zertrümmern;  war  doch  selbst  im  April  die  Kajüte  auf  dem  Btuterdo-k  durch  eine 
solche  Welle  eingeschlagen,  im  August  der  Mann  am  Kuder  weggewaschen 
•orden. 

Hoffentlich  werden  die  späteren  Unternehmer  bessere  Berather  hei  der 
Anschaffung  ihrer  Schiffe  zn  finden  wissen. 

Wenn  nun  aleo  schon  der  Transport  lebenden  Viehes  nicht  ohne 
gewisse  Aussichten  wäre,  so  fallen  Datürlieb  sehr  viele  Schwierigkeiten  bei 
der  Verfrachtung  des  irgendwie  präservirten  Fleisches  völlig  fort,  und  ein 
darauf  gerichtetes  Unternehmen  könnte  als  viel  rentabler  angesehen  werden. 

Gestatten  Sie  mir,  daft  ich  nun  kurz  dariegv,  wie  ich  mir  die  Anlegung 
einer  solchen  Schlächterei  denke. 

Es  kann  zunächst  keine  Frage  darüber  sein,  an  welchem  Orte  diese 
anznlegen  wäre:  ich  würde  es  geradezu  für  Thorbeit  erklären,  wenn  durch 
weiteres  Nachsueben  nach  einem  passenden  Orte  noch  mehr  Zeit  und  Geld 
an  sogenannte  Expeditionen  vergeudet  würde,  als  bersits  geschehen  ist. 
Kommt  es  darauf  au,  die  Ochsen  im  goten  Putterzustande  bis  dicht  an  die 
Küste  beranzubringen  und  sie  möglichst  nab«  an  einem  Hafen  tu  achtachten, 
so  bietet  kein  Ort  an  der  ganten  Küste  auch  nur  annähernd  »o  gut«  Ge- 
legenheit als  der  Mund  des  Schwachaub.  Und  ich  betone  ganz  ausdrücklich, 
daft  es  auch  nicht  gelingen  wird,  an  der  ganien  Küste  vom  Oranjefluft  bi» 
Kap  Frio  einen  auch  nur  annähernd  gleich  günstigen  Platz  zu  finden.  Es 
würde  zu  weit  führen,  dies  hier  de»  Näheren  zu  begründen;  auf  weiter«  An- 
fragen der  Interessenten  «inzugehen,  hin  ich  gerne  bereit.  Ich  sage  hier 
nur  kurz  dies««:  daft  da«  Küstenland  südlich  von  Walfiscbbai  bis  zum 
j Oranjefluft  völlig  bekannt  ist,  soweit  die  Frage  der  Viehweide  In  Betracht 
1 kommt,  und  in  diesem  Strich  ist  eine  Schlichtereistation  in  der  Nähe  der 
Küste  undenkbar.  Nördlich  von  Walfiscbbai  mag  sich  ja  das  brauchbar« 
I Weideland  etwas  mehr  der  Küste  nkbern;  aber  nirgendwo  ist  dort  «in  Thal, 


Nr.  5. 


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EXPORT,  Organ  de«  Oentndverein*  für  Hudelngeogrephie  ete. 


1887. 


du  einen  so  großen  Zu  Aufs  an  Wasser,  eine  bo  grobe  Vegetation  bitte,  f 
wie  am  Sehwsebaub,  dessen  Flußgebiet  du  größte  vom  Oranjefluß  bis  rum 
Kunene  ist,  wie  sieb  bei  niberer  Untersuchung  dei  Landes  ergeben  hat. 
Dort  im  Scbwachaubtbal«  resp.  im  Flußbetts  ist  immer  soviel  Futter,  Gras, 
Ried  und  Schoten  der  Ahnabäume  vorbanden,  daß  dur-hdß  im  Innern  irob 
ccndrn  KauHeute  mit  der  gräteten  Bequemlichkeit  größere  Oeerden  von  200 
bis  300  Stück  in  kurzen  Zeiträumen  nach  der  Küste  gesandt  «erden  können, 
um  dort  abgescblachtct  tu  «erden.  Allerdings  müßte  du  Fleisch  dann  noch 
eventuell  nach  der  WaNUchbai  auf  die  größeren  Seeschiffe  traosporlirt  werden. 
Aber  ein  Landungaplatt  für  kleinere  Boote  wird  am  Schwaehaubmund  leicht 
tu  finden  re*p.  zu  schaffen  sein,  und  die  Kbede  ist  dort  nicht  schlechter 
aß  etwa  in  Port  N'olloth,  «o  die  Kupfererz  ladenden  Schiffe  auch  sehr  «eit 
ab  vom  Lande  auf  offener  Rbede  liegen  müsaen,  ohne  daß  irgend  ein 
Zufluchtabafen  in  der  Nike  ist,  während  hier  die  Walfischbai  im  aller- 
schlimmsten  Fall  in  kürzea'er  Zeit  tu  erreichen  wäre. 

Auch  würden  dort  am  ehesten  tüchtige  Leute  aus  den  Eingeborenen 
tu  den  gröberen  Arbeiten  tu  haben  sein;  selbst  für  die  nöthigen  Boote 
würde  sieb  Bemannung  aus  den  Hottentotten  der  Seeknste  ebenso  gut  finden 
lassen,  wie  jeut  für  die  Fischereien  in  Sandwich barbour.  Ea  wäre  dort  auch 
sehr  leicht,  über  die  Details  der  Anlage  gute  Auskunft  tu  erlangen,  da  mehrere 
Deutsche  und  andere  Europäer  mit  den  Verhältnissen  in  der  Umgegend  von 
Walfiscbbai  und  Scbwacbsubmund  wobl  bekannt  sind. 

leb  würde  ferner  den  Unternehmern  der  Schlächterei  durchaus  ruhen, 
sich  nicht  auf  den  direkten  Viehhandel  mit  den  Eingeborenen  einxulaasen, 
sondern  lieber  ibr  Vieh  von  den  bereits  iin  Lande  ansässigen  Kaufleuten  und 
Händlern  aniukaufen.  Natürlich  wollen  diese  auch  dabei  etwas,  und  wenn- 
möglich  re>bt  viel  verdienen,  und  es  scheint  ja  auf  den  ersten  Klick  so  ver- 
lockend, auch  diesen  Gewinn  eintustreichen.  Aber  es  giebl  vielleicht  kein 
Geschäft  in  der  Welt,  welches  so  große  Ansprüche  an  die  persönliche  Mit- 
arbeit des  Eigentümers  stellt,  wie  der  Yiebbaadel.  Und  unter  den  Ver- 
hältnissen von  Süd  Afrika  ist  dies  doppelt  der  Fall.  Der  Gewinn,  den  eine 
SchläcbtereiuDlrmebmung  dadurch  tu  erlangen  glaubt,  daß  sie  die  Händler, 
die  Land  und  Leute  kennen,  umgehen  will,  würde  zebnßcb  an  anderer 
Stelle  verloren  geben;  denn  die  Kommis,  selbst  wenn  sie  gegen  Tantieme 
arbeiten,  wo*auf  sich  zunächst  kaum  jemand  dort  einlauen  kan»,  werden 
nie  so  billig  arbeiten,  wie  diese  kßineren  Händler  selbst.  Auch  würde  die 
Schlächterei  allen  Cbikanen  seiteos  derselben  ausgesetzt  sein,  wenn  sie  ihnen 
Konkurrent  machen  wollte,  während  sich  die  kleineren  Händler  möglichster 
Reellität  befleißigen  würden,  wenn  die  Schlächterei  ihnen  in  diesem  Falle 
in  kulsnter  Weise  die  Produkte  abnimmt.  Noch  weniger  wäre  es  tu  empfeh- 
len, wovon  auch  schon  in  einem  Blatt*  geschrieben  war,  die  Begründung 
eigener  Viehzucht  auf  drn  weiten  Grasfeldem  des  Kaoko  nach  amerikanischer 
Weise  in  Aussicht  tu  nehmen.  Ich  muß  es  nach  meiner  Landeskeantniß 
durchaus  bestreite»,  daß  der  Europäer  in  absehbarer  Zeit  so  billig  Vieh 
produzire»  und  womöglich  gar  gegen  den  Willen  der  Eingeborenen  damit 
bestehen  kann,  wie  dies*  selbst.  Sobald  die  im  Lande  ansässigen  deutschen 
Händler  und  Handwerker  sehen  werden,  dafs  sie  das  Vieh,  welche«  sie  als 
Bezahlung  erhalten  haben,  irgendwo  abaetzeu  können,  werden  sie  sich  bald 
darauf  einrichten,  dem  Bedürfnis  dieser  Absatzstelle  Genüge  zu  leßten.  Sie 
werden  selbst  gern  ihre  Geschäfte  vergrößern,  gern  das  Risiko  übernehmen, 
welches  die  Einschulung  von  Gehilfen  mit  sich  bringt,  die  das  Land  und 
seine  Art  nicht  kennen,  sie  werden  gern  den  Tbell  des  eingekauften 
Viehes,  welcher  zur  Schlachtung  noch  nicht  geeignet  ist,  auf  ihren  Vßb- 
posteo  lauge  genug  behalten,  bis  die  Schlächterei  im  Stand«  ist,  dasselbe  abzu- 
nehmen. Sie  werden  gern  auf  eigene  Kosten  und  Gefahr  den  Transport 
des  Viehes  bis  an  die  Käste  übernehmen.  Und  indem  sie  in  ollen  diesen 
Stücken  sicherer  nnd  sparsamer  und  daher  billiger  arbeiten,  aß  ea  die 
Schlächterei  durch  ihre  Angestellten  je  thun  könnte,  ersparen  sie  derselben 
alles  Risiko,  welches  mit  dem  Halten  von  Vieh  in  jenem  Laude  in  Folge  von 
Seuchen,  Untreue  und  Raub  verbunden  sein  könnte. 

Es  Ut  auch  keine  Frage,  daß  die  Schlächterei,  sobald  sie  den  Händlern 
dos  Vieh  rsscb  und  im  Großen  abnebmen  kann,  die  Ochsen  und  Hammel 
ganz  bedeutend  unter  den  gegenwärtigen  Marktpreisen  erhalten  würde,  da  ja 
dann  auch  für  die  Händler  in  solchem  Felle  der  größte  Theil  des  Risikos, 
dos  sie  jetzt  ßufen,  verschwinden  würde.  Gegenwärtig  berechnen  die  Händler 
ihre  Wtaren,  mit  denen  sie  das  Schlachtvieh  bezahlen,  150  bis  200  % über 
die  kapischen  Preise.  Andererseiß  haben  Kalkulationen,  denen  ich  jede 
Sicherheit  zusprechen  muß  und  durch  welche  unter  anderen  dß  Preise  re* 
gulirt  wurden,  nach  welchen  wir  Missionare  die  Güter  für  unseren  Bedarf 
aus  den  Waarenhäusem  der  Mission shandelsgesellscbaft  erhielten,  ergeben,  daß 
im  Durchschnitt  4(P,o  de*  Preises  in  Deutschland  die  Geasmmt spesen  bis  nach 
Damaraland  deckten.  Somit  rechnet  der  Händler  jetzt  1 10  bis  l€0*/s  des  ur- 
sprünglichen Preises  als  seinen  Gewinn,  beziehentlich  als  Deckung  des 
Risikos.  Fällt  diese*  weg  und  Ut  es  ihm  möglich,  schneller  Absatz  tu  fin- 
den, so  kann  er  seine  Produkte  fast  zur  Hälfte  des  gegenwärtigen  nomi- 
nellen Preises  fortgeben  und  doch  noch  dabei  verdienen.  Ebenso  ist  es 
nicht  unmöglich,  daß  bei  stärkerem  Angebot  neuer  guter  europäischer 
Waaren  sich  die  Viebpreiso  auch  noch  an  sieb  etwas  drücken  lassen  möch- 
ten, wenn  auch  jene  Zeiten  kaum  mehr  wiederkebren  werden,  in  denen  man 
für  5 Pfd.  Pulver  einen  Ochsen,  für  eine  Muskete  ihrer  8 bekam. 

Was  nun  die  Arten  des  Schlachten*  und  FleischprtserTirens  anbetrifft, 
so  bin  ich  zu  wenig  Fachmann,  um  darüber  urtbeilen  tu  können.  Rathen 
will  ich  nur,  sieb  im  Anfänge  nicht  tu  großartig  einturiebten.  Wenn  ru- 
näcbst  nur  eine  Menge  von  etwa  1000  Rindern  im  Jahre  bewältigt  werden 
könnte,  so  wäre  dos  genug,  um  suf  die  dsbei  gewonnenen  Erfahrungen  bin 
weiter  vorgeben  tu  können-  Denn  natürlich  würde  es  sich  ent  im  Verlaufe 
des  Geschäfts  selb-t  herausstelßn,  auf  welche  Werse  es  betrieben  werden 
muß.  So  wird  z.  B.  die  Beschaffung  größerer  Mengen  von  Wasser  und 
Brennstoff  auch  wohl  überlegt  werden  müssen.  Allmählich  kann  man  ja 
dann  die  Fabrik  erweitern 


Ohne  Zweifel  wäre  dos  Fleisch,  für  dos  natürlich  der  Absatz  möglichst 
in  der  Nähe  selbst  tu  suchen  und  tu  finden  wäre,  exportfähig.  Schon  in  Damara- 
land seihst  würde  ein  Theil  de«  präservirten  Fleisches  dieser  Schlächterei  ebenso 
gut  Abnahme  finden,  wie  jetzt  du  Pökelfleisch  aus  Chicago  bis  dorthin  ge- 
bracht und  im  innersten  Inneren  von  Afrika  verbraucht  wird,  ebenso  in  der 
Kapkolonie  bis  nach  Mauritius,  ebenso  am  Kongo  und  in  Kamerun,  sodaß 
vielleicht  nur  wenig  übrig  bleiben  würde,  um  auf  dem  deutschen  Markte 
selbst  unseren  eigenen  Landwirtben  Konkurrent  zu  machen. 

Leicht  wird  rs  sein,  das  Fett  in  verwerthen,  ebenso  die  Fell«.  Die 
Rindsfelle  aus  Damaraland  müßten  eigentlich  tu  den  besten  der  Welt  ge- 
hören, da  ja  die  Rinder  dort  in  völlig  naturgemäßer  Weise  leben.  Sie 
haben  augenblicklich  keinen  Preis  auf  dem  Weltmarkt,  weil  sie  meist  in 
nachlässiger  Weise  getrocknet  oder  gesalzen  werden.  Wird  dafür  gesorgt, 
daß  das  Fell  in  gutem  Zustande  auf  den  Markt  kommt,  so  wird  es  allein 
einen  guten  Tbell  des  für  den  Ochsen  gezahlten  Preise*  decken.  Ein  w«rtb- 
voller  Exportartikel  wären  für  uns  ferner  dß  Knochen.  Besonders  möchte 
ich  hier  auch  noch  auf  di«  Hammel  hin*eisen.  Da  deren  Fett,  wß  bekannt, 
unserm  Gänsefett  tum  Verwechseln  ähnlich  Ist,  sodaß  es  auch  zu  besserem 
Gebäck  verwendet  werden  kann,  so  iat  auch  das  Fleisch  selbst  ungleich 
scbmackhafter,  als  das  unserer  Hammel.  Die  Keulen  sind  geräuchert  tbat- 
sächlicb  eine  Delikatesse.  Hier  könnt«  jene  Schlächterei  unsem  deutsches 
Tisch  tbalsäcbiich  um  ein  wertbvolles  Stuck  bereichern. 

Es  ist  dann  noch  von  der  Verwertfauog  dee  Blute«  und  der  Abfälle  ru 
künstlichem  Dünger,  Guano,  gesprochen  worden.  Ich  bin  natürlich  auch 

hier,  in  der  Technik  der  Kunstdüngerfabrikatßn.  tu  wenig  erfahren,  um 

mir  ein  abschließendes  Urtheil  erlauben  tu  dürfen.  Sonst  würde  ich  nach 
mciDcm  Gefühle  gerade  in  der  Anbinfung  dieser  Abfatlstoffe  in  der  NAhe  der 
Schlächterei  eine  Hauptschwierigkeit  der  Unternehmung  sehen-  Dergleichen 
Dinge  bilden  schon  hier  nicht  die  angenehmsi«  Nachbarschaft,  noch  viel 
weniger  in  dem  Brutofen  der  Tropen.  Ich  für  meine  Person  würde  dieses 
alles  am  liebsten  sofort  io  den  Ofen  werfen,  damit  es  nicht  die  Millionen 
von  Aasfliegen  und  alles,  «ns  dazu  gehört,  in  dß  Nähe  der  Häuser  locke. 

Nach  diesem  allen  kann  ich  es  durchaus  nicht  für  aussichtslos  harten, 
wenn  in  vernünftiger,  nüchterner,  vorsichtiger  Weise  mit  den  Versuchen, 
lebendes  Vßh  oder  kooservirtes  Fleisch  ucw.  von  der  Mündung  des  Schwaehaub 
zu  exportireu,  vorgegangen  wird.  Vor  allem  aber  wäre  es  zu  wünschen,  dafs 
die  neu  sich  bildende  Gesellschaft  von  vornherein  es  versucht,  durch  ein  gut 
gebaut*«  Sehiff  sich  völlige  Freiheit  für  ihr«  Bewegungen  an  der  westafrikz- 
nischen  Koste  tu  verschaffen.  Ist  das  Problem  gelüst,  eine  gute  Verbindung  der 
Häfen  unseres  Schutzgebietes  mit  der  übrigen  Welt  und  wennmöglich  d irr  kt 
mit  Deutschland  tu  gewinnen  und  es  endlich  von  Kapstadt  tu  emanzipirea. 
dann  ist  das  Schlimmste  bereits  überwunden;  dos  Übrige  wird  sich  dann 
wie  von  selbst  finden. 


Nord-Amerika. 

m Die  nordaraerikanische  Hochofenindustrie.  Noch  vor  zehn 
Jahren,  bei  Gelegenheit  der  Weltausstellung  zu  Philadelphia,  wufste 
man  Ober  eine  amerikanische  Hochofenindustrie  kaum  Nennen*- 
wertbes  io  berichten:  heute  staunt  die  Welt  Ober  die  Produktion*- 
fibigkeit  dieser  Industrie,  für  welche  ein  Zeitraum  von  10  Jahren 
bioreiebte,  sich  den  zweiten  Platz  in  der  Reihe  der  Roheisen  er- 
zeugenden Länder  zu  sichern  und  mit  nicht  weniger  als  21  °/o  an 
der  Gesammt-Roheisenerzeugnog  der  Welt  betheiligt  zu  sein.  Unter 
diesen  Umständen  ist  es  doppelt  interessant,  aus  den  MiUbeilungen 
eines  deutschen  Ingenieurs,  des  Herrn  Direktors  W.  Brägmano 
an*  Dortmund,  die  Verhältnisse  dieser  Industrie  und  die  Ursachen 
ihre*  stauoenswerthen  Aufschwunges  kennen  zu  lernen.  Eine  in- 
dustrielle Studienreise  führte  den  Genannten  im  vorigen  Jahre 
nach  Nord -Amerika,  und  auf  der  Reiseroute  New  York,  Philadelphia. 
Harrisburgh,  Pittsburgh,  Alliance  (Ohio)  Johnstown,  Altoooa,  Bethle- 
hem, New  York  lernte  er  jenes  für  die  amerikanische  Hochofeo- 
indnstrie  in  erster  Linie  maßgebende  Gebiet  kennen,  von  dem  er 
am  16.  Januar  d.  J.  in  der  zu  Düsseldorf  abgehaltenen  General- 
versammlung des  „Vereins  deutscher  Eisenhöttenleute“  ein  hoch- 
interessantes Bild^entwarf,  dem  auf  Grund  unserer  Aufzeichnnogen 
die  nacbfolgenden'ZBge  entlehnt  sind. 

Io  der  Roheisenerzeugung  der  Welt  nimmt  England  — die 
Statistik  von  1885  zu  Grunde  gelegt  — die  erste  Stelle  mit 
7l/4  Millionen  Tonnen  ein,  und  unmittelbar  darauf  folgt  Nord- 
Amerika  mit  4 044  526  t,  während  Deutschland  an  dritter  Stelle 
33j4  Millionen  t erzeugt.  Von  jenen  4 Millionen  t in  Nord-Amerika 
enlfalleo  auf  Pennaylvaoien  allein  8tyg  Millionen  t,  von  denen 
1 063  732  t mit  Koks,  1 102  900  t mit  Anthrazit  und  10  846  t mit 
Holzkohlen  hergestellt  wurden.  Diese  Produktion  entspricht  59, i % 
der  deutschen  Roheisenerzeugung.  Der  Flächeninhalt  Peunsyl- 
▼aoiens  (119  135  qkm)  beträgt  ungefähr^ der  Fliehe  des  Deut- 
schen Reiches  (540  51  ‘.Kg i qkm). J Ende  des  Jahres  1886  standen 
in  Penosylvannien  133  Öfen  (von  [insgesammt  248  Hochöfen)  nn 
Betrieb. 

Das  Aufblähen  seiner  Robeiseoindostrie  verdankt  dieser  Land- 
strich seinem  Kohleureichthnm.  Er  besitzt  in  seinem  östlichen 
Theile  ausgezeichnete  Anthrazitvorkommen,  während  er  in  seinem 
westlichen  Theile  von  dem  grofsen  appalacbischen  Kohlenfdd 
durchzogen  wird,  in  welchem  ganz  vorzügliche  Kokskohlen  vor- 


1887. 


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EXPORT,  Organ  de«  Cantralvereins  fflr  Handelsgeographie  etc. 


Nr.  5. 


banden  sind.  Die  Anthrazite  Pennaylvaniens  brechen  in  graßen 
Stöcken,  sind  von  ausgezeichneter  Trmnsportfähigkeit  and  Wetter- 
kestfindigkeit  und  zerspringen  im  Ofen  nicht  Trotz  dieser  aus- 
gezeichneten Eigenschaften  der  Anthrazitkohle  wird  die  Herstellung 
reinen  Anthrazit-Roheisens  mehr  und  mehr  eingeschränkt,  da  ein 
Zusatz  von  Koks  eine  bedeutende  Produktionssteigerung  im  Ge- 
folge hat,  uod  so  setzt  man  häufig  bis  za  einem  Drittel  an 
Koks  zu. 

Den  größten  Antheil  an  der  Kokserzeogung  Peonsylvaoiens 
hat  der  etwa  100  Ko  südlich  von  Pittsburgh  gelegene  Connelsville- 
Distrikt,  der  im  Jahre  1886  nicht  weniger  als  78,t  % der  pennsyl- 
vanischen  und  60,«  % der  Gesammtkokserzeugung  Nord- Amerikas 
lieferte.  Dieser  Distrikt  ist  nur  ungefähr  5 km  breit  und  80  km 
lang,  das  flacbliegende  Kohleoflötz  desselben  2 % bis  31/*  m mäch- 
tig mit  einer  Scbieferbank  von  etwa  % m.  Da  das  Hangende 
nicht  besonders  gut  ist,  so  werden  bei  dem  dort  öblicbco  Pfeiler- 
bau die  Pfeiler  auf  3 m,  die  Strecken  dazwischen  auf  nur  3%  m 
angesetzt.  Bei  der  Gewinnung  der  Pfeiler  entstehen  grofse  Ver- 
luste. Im  übrigen  ist  bei  der  grofsen  Weichheit  der  Kohle  die 
Gewinnung  billig  und  stellt  sich  durchweg  auf  nur  1 M für  die 
im  Grubcnwagen  verladene  Tonne.  Im  Akkord  sollen  ein  Mann 
unJ  ein  Junge  in  10  Stunden  26  Metertonnen  gewonnen  und  in 
Gmbeowageo  verladen  haben.  Eine  der  besten  und  jedenfalls  in 
Westfalen  viel  beneidete  Eigenschaft  dieser  Kohle  ist  ihre  verbält- 
nifsraälsige  Reinheit,  die  es  gestattet,  in  der  ganzen  Connelsville- 
Gegend  ohne  Kohlenwäsche  auszukommen.  Das  Ausbringen  der 
Kohle  beträgt  63  bis  65%. 

Eine  genaue  Statistik  der  amerikanischen  Erzförderung  liegt 
nicht  vor.  Der  Durchschnittsbedarf  an  Eisenerzen  ergiebt  sich 
unter  Eiorechoung  der  Eisenschlacken,  wenn  man  die  Tonoent&bl 
des  prodnzirten  Eisens  mit  1,9  multiplizirt  Darnach  ergiebt  sich 
für  das  Jahr  1884  ein  Bedarf  von  7 786  949  Grofstonnen,  4 2240« 
wovon  nur  487  820 1 durch  Einfuhr  gedeckt  wurden.  För  die  direkten 
Prozesse,  zum  Ausfuttern  der  Puddelöfen  usw.  sollen  noch  420  000  t 
gebraucht  worden  sein,  sodaß  im  Lande  7 718  129  t gewonnen 
worden  sein  müssen.  Das  Ausbringen  aus  den  amerikanischen 
Erzen  ist  ein  sehr  hohes;  es  stellt  sieb  durchschnittlich  auf  50 %, 
während  dasselbe  für  englische  Erze  nur  41,6%,  för  deutsche 
38,5%  und  für  belgische  37%  beträgt. 

Die  Gruben  am  Lake  Superior  bei  Marquette  liefern  ein  Drittel 
des  Gesammtbedarfs  der  amerikanischen  Erze,  New  Jersey  und 
Cornwall  in  Pennaylvanien  zusammen  etwas  über  ’/tO»  die  Groben 
am  Lake  Cbamplaio  */u*  und  die  von  Alters  her  berühmten 
Gruben  in  Missouri  der  „Iran  Mountain  Pilot  Knob“  ‘/so-  Den  be- 
kaunten  und  beröhmten  Erzvorkommen  entstammt  somit  etwas  aber 
die  Hälfte  des  Bedarfs,  der  andere  Theil  wird  durch  zerstreut  lie- 
gende Erzvorkommen  in  den  Eiseodistrikteo  selbst  gedeckt,  worüber 
genauere  Angaben  nicht  zu  bekommen  sind. 

Sehr  viel  Mühe  bat  man  sich  am  Entdeckung  manganhaltiger 
Eisensteine  zur  Spiegeleiseofabrikatiou  gegeben  uod  nicht  ohne 
Erfolg.  Trotz  der  ungeheueren  Steigerung  der  Produktion  ist  der 
Import  fremder  Erze  mit  Mangangehalt  in  stetem  Rückgang.  Be- 
sonders io  Arkansas  soll  in  letzter  Zeit  ein  nahezu  50%  Mangan 
enthaltendes  Erz  gefunden  worden  sein. 

Der  gröfste  Theil  der  importirten  Erze  kam  von  Bilbao  bezw. 
dem  Mittelländischen  Meere.  Daß  ein  Import  fremder  Erze  über- 
haupt möglich  ist,  bat  man  den  geringen  Gewinnungskosten  und 
den  niedrigen  8eefracbten  bei  hohem  Eisengehalt  der  Erze  zuzu- 
schreiben.  Der  Löwenanteil  des  Imports  fällt  auf  Pennaylvanien. 
Das  Erz  nimmt  seinen  Weg  über  Baltimore,  wenn  es  für  die  Koks- 
hochöfen,  und  über  Philadelphia,  wenn  e«  für  die  Antbrazitregion 
bestimmt  ist. 

Sehr  bedeutende  Mengen  werden  seit  1884  von  der  8üdo*t- 
aeite  von  Cuba  importirt,  im  Jahre  1886  schon  100000  t Die 
„Betlehem  Iran  Company*,  die  „ Pennsylvania  Steel  Company* 
und  Herr  A.  Eaensbaw  sind  Eigentümer  dieser  Graben.  In 
Canada  sind  ebenfalls  bedeutende  Erzvorkommen  bei  Toronto  in 
Ontario  entdeckt.  Im  Jahre  1884  lieferten  dieselben  40  000  t,  und 
es  werden  stärkere  Förderungen  erwartet 

Im  Vergleich  zu  aodereo  Ländern  ist  der  Import  fremder  Erze 
in  den  Vereinigten  Staaten  nicht  grofa.  Es  importirten  1884 
England  2 728  672  t Frankreich  1412  710  t 

Belgien  1 487  748  t Deutschland  980  442  t 

Vereinigte  Staaten  487  820  L 

Die  letzteren  importirten  somit  im  Verbältnifa  zur  Produktion 
die  geringste  Menge  Erz. 

Im  Staate  Pennsylvanien  werden  besonder*  die  Erze  vom  Lake 
Superior,  die  ihren  Weg  über  die  grofsen  Binnenseen  bis  Erie 
nehmen,  Erze  von  Cornwall,  ferner  Erze  aus  dem  Staate  New  York 
und  itnportirte  Erze  verhüttet 


Dm  einen  Überblick  über  die  Wegelängen  za  gewinnen,  welche 
die  Erze  auf  den  Eisenbahnen  znrückzulegen  haben,  giebt  der  Vor- 
tragende die  nachfolgenden  Entfernungen  an: 


Pittsburgh  — Philadalpbia  . . 569  km 

„ — Erie 235 

„ — AflUtabula  am  Krieses  205 

„ — Johnstown  . » ♦ . 125, 14  . 

» — ConueUville  ...  90  „ 

Baltimore  — Harri  »burgh  ....  136  • 

Philadelphia — Harriaburgb  . . . 169,s  „ 

Zum  Vergleiche  mögen  dienen: 

Siegen  — Langendreer  ....  127  km 

Siegen  — Dortmund 1874  „ 

Ruhrort  — Dortmund 57^o  „ 


Die  obigen  Entfernungen,  zu  denen  noch  die  bedeutenden 
Seetransporti  äugen  biozulreteo,  zeigen  zur  Genüge,  dafs  geringhal- 
tige Erze  nicht  verwendet  werden  können.  Aus  demselben  Grunde 
ist  die  Verwendung  von  aelbstentladenden  Waggons,  wie  in  Eng- 
land üblich,  nicht  möglich,  da  die  Leertransporte  zu  tbeuer  werden 
würden,  und  so  laufen  Tricbterwageu  in  gröfserer  Anzahl  nnr  zum 
Transport  der  Kohlen  im  Antbrazitrevier  selbst  und  von  diesem 
zu  den  Verschiffungshäfen.  Die  Amerikaner  benutzen  zu  ihren 
Transporten  fast  ausschließlich  Wagen,  die  auf  2 „trucks*  mit  je 
2 Achsen  laufen.  Für  Kokstransporte  sind  Sonderwaggons  vor- 
bauden.  Den  deutschen  Verhältnissen  gegenüber  stellen  sich  da- 
durch die  Trunsportverhältnisse  so,  dafs  anf  unseren  Bahnen  pro 
Einheit  Geleisläoge  nur  % an  Erzmaterial  und  etwas  mehr  als  % 
an  Koksmaterial  wie  in  Pennsylvanien  anfgestellt  werden  kann. 
Da  sämmlliehe  Waggons  bewegliche  Bodenklappeo  haben  und  das 
Aostelleo  einer  genügenden  Anzahl  von  Leuten  gestatten,  so  liegen 
aacb  för  eine  rasche  Entladung  die  Verhältnisse  in  Amerika  gün- 
stiger als  bei  uns. 

Der  gröfste  Theil  des  Erzlagerplatzes  bei  den  amerikanischen 
Hochöfen  wird  des  strengen  Winters  wegen  überdacht;  auch  wird 
aus  demselben  Grande  ausreichender  Raum  för  Vorrathserxe  vor- 
gesehen. 

Von  der  seitens  des  Vortragenden  eingehend  beschriebenen 
technischen  Einrichtung  der  Hochöfen,  die  des  Näheren  darzulegen 
außerhalb  des  Rahmens  unseres  Blattes  liegt,  erwäbneu  wir  nur, 
daß  der  durch  die  ganze  amerikanische  Technik  gebende  Zug,  die 
Handarbeit  möglichst  durch  die  Maschinenarbeit  zu  ersetzen,  auch 
io  dem  Veraache  zum  Ausdruck  kommt,  das  Beschicken  der  Hoch- 
öfen rein  durch  Maschinenarbeit  zu  bewerkstelligen,  ein  Versuch, 
der  von  Erfolg  begleitet  gewesen  ist  Auch  das  mag  erwähnt  sein, 
daß  aof  vielen  neueren  Werken  die  Schlacke  mit  Erfolg  io  flüssi- 
gem Zustande  abgefahren  wird. 

Über  die  Höhe  der  Produktion  sind  io  den  letzten  Jahren 
fortwährend  Berichte  veröffentlicht  wordeu,  doch  betreffen  dieselben 
fast  immer  die  Mazimalproduktionen.  Für  die  Mehrzahl  der  Koks- 
hochöfen neuerer  Konstruktion  dürfte  die  Leistung  zwischen  130 
bis  160  t pro  Tag  schwanken,  obgleich  nicht  zu  Ipugnen  ist,  daß 
Produktionen  von  täglich  190  bis  über  200  t regelmäßig  im  Jahres 
durchschoßt  erreicht  worden. 

Die  Leistungen  der  Arbeiter  sind  denen  der  deutschen  durch- 
weg gleieh;  einen  ungünstigen  Einfluß  übt  zuweilen  der  Wechsel 
der  Beschäftigung  aus. 

Das  Verhältoiß  der  Arbeitgeber  zu  den  Arbeitern  ist  kein 
sehr  freundliches.  Der  Mangel  jeglicher  Fürsorge  seitens  der  Arbeit- 
geber für  ihre  Leute  hat  letztere  dahio  geföhrt,  eigene  Verbäude 
zur  gegenseitigen  Hilfe  bei  Krankheiten,  Unfällen  usw.  zu  bilden. 
Erfolgreiche  Streiks  haben  auch  das  Ihrige  dazu  beigetragen,  die 
Arbeiterkorporationen  über  ihre  Macht  bei  geschlossenem  Vorgehen 
aufzuklären,  und  heute  bildet  der  Verband  der  „Ritter  von  der 
Arbeit*  (knight*  of  labonr),  dem  die  Mehrzahl  der  Arbeiter  an- 
gebört,  eine  Macht,  mit  der  die  größten  Arbeitgeber  zu  rechnen 
haben.  Es  ist  nicht  so  selten,  daß  dieser  Verband  eine  ander- 
weitige Festsetzung  von  Löhnen  und  Gedingen,  die  Entfernung 
eines  mißliebigen  bezw.  die  Anstellung  eines  auderen  Obermeisters, 
auch  die  Einführung  von  8stöndiger  statt  12stündiger  Arbeitszeit 
erlangt  Auf  einem  der  gröfsteo  Hocbofeuwerke  in  der  Nähe  von 
Pittsburgh  ist  beispielsweise  die  Satündige  Arbeitszeit  für  die  Leute 
mit  Ausnahme  der  Maschinisten  durchgeführt,  während  kleinere 
Werke  io  derselben  Gegend  nach  wie  vor  nnr  zweimaligen  Schicht- 
wechsel haben. 

Die  Arbeitgeber  suchen  ein  allzu  geschlossenes  Vorgehen  der 
Arbeiter  nur  dadurch  zn  verhindern,  daß  sie  ihre  Belegschaft  mög- 
lichst international  aus  Amerikanern,  Irländern,  Deutschen,  Ungarn 
und  Engländern  zusammenselzen.  Das  Betragen  der  Leute  wfth- 
während  der  Arbeitszeit  ist  übrigens  durchaos  ruhig  und  an- 
ständig. 


Nr.  5. 


78 

BXPORT,  Organ  das  Central  verein»  für  Handelageographic  etc. 


1887 


Die  Lohne  auf  den  pennsylvaniacben  Hochofen werken  sind 
annähernd  doppelt  so  hoch  wie  auf  den  weaUäliacb-uiederrheiaiscben. 
Erste  Scbmelser  erhalten  8 <AC  und  mehr,  sweite  Schmelzer,  Gich- 
ter, Scblackenleute  usw.  etwa  6 <4C,  Platzarbeiter  3 3/4</f,  alles 
ro  ISslfiodige  Schiebt.  Lokomotivführer  werden  mit  1 <AC  die 
tunde  and  Obermeister  mit  875  bis  800  «.• 4(.  den  Monat  bezahlt. 

Von  den  Selbstkosten  ein  genaues  Bild  zu  geben,  bezeichnet 
der  Vortragende  als  ziemlich  schwer;  doch  kann  wohl  angenommen 
werden,  dafs  ein  Preis  von  18  Dollars  für  Bessemereisen  den  meisten 
Werken  einen  besonders  hoben  Nutzen  nicht  llfst.  Diese  18  Dollars 
würden  sich  vertheilen  auf 


1760  Erz  i 7 $ = 12j*  $ 

500  Kalk  i 1 0,io  * 

1200  Koks  4 2 . «*  2,40  . 

Löhne  . . «=  La»  * 

General*  und  Betriebskosten  . l,ss  » 


18  Dollars. 

Puddeleisen  stellt  sieb  unter  gleichen  Verhältnisaen  auf  etwa 
l6^o  Dollar«. 

Je  nach  Lage  der  Werke  verschieben  sich  diese  Zahlen;  doch 
dürfte  selbst  auf  den  günstigst  gelegenen  Werken,  welche  Bessemer- 
eisen  erzeugen,  in  Peonsylvaoien  der  Preis  für  die  Tonne  Eisen  im 
Ent  nicht  unter  10  Dollars  sinken. 

Zum  Schlüsse  seiner  Überaus  interessanten  Ausführungen  spen- 
det der  Vortragende  der  Gastfreiheit  und  dem  Entgegenkommen 
der  uordamerik attischen  Eisen hüttenleute  den  Kollegen  anderer 
Länder  gegenüber  volles  Lob,  und  ist  in  der  Lage  mitzutbeilen, 
dafs  sie  von  den  deutschen  Eisenhüttenleuten  dasselbe  zu  rühmen 
gewufst  hätten.  (Lebhafter  Beifall.) 

Briefk&aton. 

— Herr  R.  O-  Lo  h «4  ■ • i Raraberi.  meldet:  Dar  Hnmbort-SfldamarlSaulaeb«  Saal' 
daaapfar  ,.M*nla»l«no“  In  am  19.  Januar  Vomlnaa«  am  Habt»  Europa  ib«aRiD#»a. 

„Ceara“  lat  am  25.  Januar  Marhaliuga  ton  Anivarp«a  nncS  Uaantiuf*  »bKe*»n*«L-  »CtW« 
ua“  int  am  TJ  Jiimu  Nachm  in»*»  »n  M.dt-ra  uarb  den  La  Plata  ilnornu^tii  „T\|»oa“  fit 
auagabaad  am  >4.  Januar  Vormkuajt  In  Llaaai.ua  a**»kun>B>ea  »ad  am  ?fc.  Januar  Narfcmll 
uga  narb  Braailian  »»ltarg«g»tm«n  „Ri»"  bat  rbekkahrand  am  91.  Januar  Hlo  Virania 
patalrt.  „Koma“  kat  auagabeud  au  94.  Januar  ln  Butaci  Air«  angtkomaen.  „Paran-tg«*" 
bal  auapebetid  aa  37.  Januar  0 tlb»  Abend»  Do  rat  paaalrt.  „Valparaiso“  Lat  saafafeenrt  am 
am  IS.  Januar  Vormittage  la  Babla  angekomanen. 

— Daa  Spaditkaalaaaa  Aaraal  BlaaiaatbaMlambant  bartrbiat  «aa  fatgaada  Daapfat- 
aad  Sag  lat- Ablab  riaa  »au  Baakarg  aaeb  avrapilaebaa  and  Sbaraaalacban  Plitaaa: 
a)  Dampft«  kiff«. 

Afrlka  (Pldaratkiala}  »U  Uadtlra,  Caaameha  laaala.  Gor«*,  Acer«.  La«»  aa».  bia  Loaad» 
lakl.  Po»td«mpf«r  „Gartrud  Woaraaon“,  Kapt  MaJrhart»*«,  d«ut«rh,  1A.  Februar, 

Afrika  (Waatkbata)  *la  Madeira,  Gerd#  ai».  bl«  Old  Oalabar  Inkl.  Paatdaaptar  „Anna 
WoarmuD1*,  KapL  Jarcä,  daaUrb,  14  Februar. 

Kapaudt  nt»,  (rla  Madeira)  all«  JA  Tag«.  auniebat  Dampfer  „Tartar“,  angliaeb,  4.  Februar. 
Penaag.  ttapa^or*,  Hangfcang  aad  Japan  („Kingaln  - Linie-)  Dampfer  „Rlartra-,  deuUrb. 
10.  F«br»«r,  Dampfer  „Nioba“,  dautarb,  10.  Mir»,  Dampfer  „Ipblgania-,  daularh,  SlkkUrj, 
Daapfar  „Lydia-,  dealerb,  90.  April,  Dampfer  „Caaaaadra“.  dautaeb,  10.  Mal. 

Stagapore,  Mnimkung  uad  Japan  (Bfalra-LlalrJ  Daapfar  . FembrokaaAire-*,  tag Eiarb , Aafaa/ 
Fr  brtaar,  Daapfar  ..Mcuavutbahlre-',  augllarU,  30.  Fabruar. 

Pmanr,  Slngap»r«.  Uongkun«,  «cbawhal,  Yakukama  und  Ulogo  (direkt)  {„ünlouLInU') 
Dampfer  „Catcepadit'-,  Kapt.  Fraaer,  angliaeb,  i Februar 
Singapur»,  Hongkong.  Srhaaghal.  Yokokama,  Hto*o  uad  KagaaalU  (ata  Part- Said,  Suea,  Adan 
n»d  Colombo)  Volldampf*»  „Datern“,  deutarb.  bla  5.  Februar 
Adalalda,  Melbourne  uad  Sydney.  I'oatdaapfer  „Uababunr*.  daaiarb,  bi»  IS,  Februar. 
Wladiwostok,  r««nL  auch  N>r  e ■; fl.»  (*U  livngkoagj  Daapfar  Kapl  Wulff,  nor- 

wagbaeb.  1.  lUlfte  Min 

Wladlaroafaik  und  fflrot^affak  (rla  Hbagkong)  Dampfer  „Triumph*,  dauurb,* Anfang  April. 
Valparaleo,  Arte«,  Molland«.  Calla«,  Puota  Araaaa  (Ma«.-Sir.)  Ccrral , Caracal,  lairabuaao 
and  Iqoique  aalaufand  rla  Antwerpen  Pu»id«tnpf»r  „IbL“,  KapL  Vota,  dauiacb,  14.  Fa- 
bfuar. 

Valparalao,  Arlea,  Mallaadn  u»d  Callao  rla  Po»u  Araaaa  (Mag.  (kr.)  uad  Cnronel  «ad 
»aller  narb  Poota  Armee  (C.  R.),  Cortniu,  La  CnSon,  La  Lib-rtad,  Arajutä*,  San  J«a4 
da  Oiaatraala  uad  Cbaap-arieo.  •not-  auch  San  Jaan  dal  S«r  uad  Aaapdla  (via 
Ant*trpaol  als  da  * lieber  Poatdaapfar  aa  9S.  Fabr«ar. 

Valpatalao,  Puma  Arena»  (Mag.-Str.),  Canal,  Coro»a|,  Taleabaaoo.  Iqulque.  Arlea, 
Mollaado.  und  Calla«,  farnar  Zeateal  AmarUa,  Funu  Araaaa.  Carinta,  La  OaAoo. 
La  Llbaitad,  AraJuUa,  «an  Joe*  da  Qtaataaaala,  Cbaaparleo  aad  Uuajequi:  »la  Aaiaarpan 
Daapfar  „Cella“,  KapL  Vfortmann,  dantarh,  IV.  Februar. 

Mostaridao,  Boaaoi  Alm,  Soaarto  uad  Man  Blc«la>  (»la  Madeira)  Pottdrapfar  „Ria“,  Kapt. 
BarrelaL,  dautarb,  10.  Februar,  FoetAunpfer  „Caara",  KapL  Haute  hlld,  dauurA,  IS-  Fe- 
bruar, 

Paraamhaeo.  Rio  da  Janeiro  and  Santo«  (via  Uaiaboa)  Foatdaapfar  Jiania»id*«M,  KapL 
Drayar,  dautarb,  9b.  Februar. 

Babla,  Rio  da  Janeiro  uad  Santoa  (na  Ltanbon!  Fnaidaapfar  „Arguitlaa“,  Kapt.  Hrtelke, 
dautreb.  4.  Fabrtear,  Poaidanpfar  „Deetarro“,  Kap«.  Salnberlirh,  deutarb.  11  Fabruar. 
Babla,  Ri«  da  Janeiro  und  «aoioa  «ln  deu lecher  Daapfar  am  A.  Februar. 

Caere,  Maraabaa  und  Para  (»la  Antwerpen  und  Ha*r«)  Daapfar  „Baall“,  KapL  Tboapaon, 
eng  Harb,  10.  Kabruar 

WeaL I edlen  »la  Han«  (SL  Tbnmaa.  VeneiutJa,  Haiti)  aa  0.  uad  ||.  anab  narb  Paarto- 
Plata,  am  «,  91.  uad  94.  jaden  Monat»,  nnirbai  «in  dautaebar  Paatdamprer  am 
C Februar. 

Mailro  (»la  Harra),  Veraarni . Tampico  und  Pragreeo  aa  9.  jade«  Monate,  ■ an  Achat  ein 
detiUcber  Poatdaapfer  am  9.  Fabruar. 

Ne»  York  (ela  Ham)  Poetdempfar  Böhams«-,  dautaeb,  6.  Fabruar.  Foatdaapfar  „Rbirtia  -, 
dauUcb,  11,  Fabruar.  Pootdampfar  ,.Su «««-*,  deaterh,  90.  Fabruar , Paatdaapfw  „Mora 
»la-,  d««ucb,  tJ.  Februar,  Dnlo«-Dampf«r  „Poljneale“,  Kap«.  Kuh«,  dautarb.  9.  Februar. 
Dampf«»  _A»al#*.  KapL  Bibr,  dautarb,  9 Februar,  Dampfer  „California-,  Kapt.  Wlmk- 
lar,  dautaeb,  Id.  Februai,  Daapfar  „Marula“,  KapL  Uaaf»,  deutarb,  11.  Fabruar. 
Kibaraa  bal  Auguat  Bleaaeibal 

WKtanaglbarlrkt.  Während  dar  Utite»  Worb«  batta»  »Ir  andauernd  m.ldee  Wetter 
— aa  Tag«  5 btt  6 Grad  Wimt  — and  dlaae  Tempern «rr  hat  »Mantürb  daau  belgatrngaa, 
la  HafeueerkeJir  «tuet  Rrletchteruag  au  athaffan  ismarbln  treibt  alt  Kbb«  and  Fluth  n«rb 
»lal  K.t  auf  und  nb,  aadnfe  bei  Scbutastrnnaportan  Anwendung  ron  Diapdbraft  «l«b  erfordar- 
ll«b  aarbL 

Ra  wird ' hier  »St  der  alt  daa  F4ulad«a  la  Flui.kiiiee  bogonaan.  doch  ateW  da«  Bla 
«drarbaib  »ob  bltr  noch  fett,  todafa  aatArileb  eine  Aufothrae  de»  Fl  ulaarblfff  ahnt»  erheb  re« 
«rat  «rfalgtnjkana.  nachdem  daa  Ria  «ufgubtwchen  «ad  hier  paaatrt  IfL 


i Dateche  Kxportbank. 

Ftr  Tal«crusaae ; Eiportbaifk.  BorHa 

AhtheflMf:  Exporttareu. 

ßerlin  BW.,  Kochslrafae  27. 

(Brief«.  Packet«,  uae.  »iw.  elbd  nur  alt  dlaarr  Adrette  ••  rarteban.) 

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biDtluug  im  Orient  u*chw«fi»oo,  Angebote  u»w.  unUr  L.  L.  70  ab  «Islh  E.  R. 

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Tricot-  und  Jersey-Tsillen).  MsnufskturwAaren,  Porzellan,  Steingut.  Gins.  Nib- 
miurhinen,  lsndwirthsrhsftlirbe  Oerilbe,  Möbel,  billige  gut«  Pisninoe,  lland- 
nebube,  Spiegel,  Lackirwranren,  Papier,  Leder,  Konserven,  Wi»cbe,  Uhren, 
Meutlwsargn,  Ooldwanmn  usw.  Offerten  zur  Weiterbeförderung  erbet«: 
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mit  leistungsf&higen  Fabrikanten  von  weitem  Rrod-  und  Würfelzucker  in  Ver- 
bindung zu  treten;  der  Zucker  ist  für  den  Export  nach  Liverpool  beatimirt 
Die  betT.  Pinna  interessirt  sich  bsdptsächlii'h  für  Zuckerfabriken,  die  in  der 
Umgegend  von  Hamburg,  Bremen  und  Hannover  gelegen  sind.  Rheinlac' 
und  Wmtfalen  kommen  nicht  in  B«tracbL  Die  Preis«  sind  so  billig  ab 
möglich  f.  a.  b.  S«ebaf«n  zu  stellen.  Angebot«  und  Anfragen  unter  L.  L 75 
an  das  E.-B. 

80.  Deutschen  Fabrikanten,  weich«  in  Parts  tüchtig«  Agenten  suchet, 
können  wir  daselbBl  mehrere  geeignete  Persönlichkeiten  nachweivcn.  An  frag*  - 
unter  L.  L.  76  an  dos  E.-B. 

81.  Eine  belgische  Finna,  welche  die  Fabrikation  und  den  Export 
des  epochemachenden  Artikels  „Kallkolith*,  eines  patentirten  Untergründe« 
für  CHfarben  usw.,  ln  die  Hand  genommen  und  bereits  in  sämmtlicben 
europäischen  Staaten  für  den  Absatz  dieses ' Produktes  Verbindungen  m 
geknüpft  hat,  «icht  ihr  Fabrikat  auch  in  nberseoiacheo  Lindem  einxuführii 
und  wünscht  hauptsächlich  Importeuren  resp.  Agenten  in  böd-  und  Zentra!- 
Amerika  sowie  Wcst-lndicn  den  Alleinverkauf  de«  „KaUkalith"  xu  übortngez 
Angebote  uud  Anfragen  unter  L.  L.  77  an  daa  E.-U. 

82.  Ein  solides  Agentur-  und  Kommissionsgeschäft  in  Warschau  wünscht 
die  Vertretung  leistungsfähiger  Fabrikanten  von  folgenden  Artikeln:  Wäsche- 
knöpfe,  Thüringer  Wacbsperlen  und  Knöpfe,  Perlen  aus  Metall  und  vene- 
zianische Perleo,  rothe  Nähseide,  Perlmutterknöpfe.  Offerten  zur  Weiter- 
beförderung erbeten  unter  L.  L.  78  an  das  K.-B. 

88.  Eine  leistungsfähig«  westfälische  Drabtweberei  sucht  für  Schweden 
und  Norwegen  einen  zuverlässigen  Agenten  mit  guten  Referenten,  welche: 
mit  der  Branche  bekannt  ist.  Offerten  erbeten  unter  L.  L.  79  an  daa  B.-B 

84.  Ein  renommirtes  Import-  und  Kommiasiooahau*  in  Buenos  Airea 
welches  bereits  in  Brauereiartikeln,  Likören,  Drogen,  Maschinen,  sowie  in  der 
Papier-  und  Melalttiraucbe  ein  bedeutende«  Geschäft  macht,  wünscht  seine 
Verbindungen  in  genannten  Artikeln  auscudehneu.  Offerten  zur  Weiter- 
beförderung erbeten  unter  L.  L.  80  an  da*  R.-B. 

85.  Ausstellung  von  Nahrungsmitteln  usw.  in  Amsterdam 
1887.  Im  Laufs  de«  Jahres  1887  wird  In  Amsterdam  eine  besondere  Aus- 
stellung von  Nahrungsmitteln  usw.  stattfindea;  bei  dieser  Gelegenheit  sollen 
u.  a»  auch  Vorträge  über  Kochkunst,  ausgestellte  Kocbapparate  u*w.  gehultra 
werden.  Diese  Ausstellung  ist  zwar  nicht  internatioual;  jedoch  werden 
einzelne  sehr  interessante  oder  neue  Apparates  Sammlungen,  Berichte  über 
ZubereitungsverfahieQ  usw.  als  außerordentliche  Einsendungen  tom  Ausland» 
zagelassen  werden.  Interessenten  erfahren  Näheres  durch  das  E.-B.  auf 
Anfragen  unter  L-  L.  81. 

86.  Wie  wir  hören,  beabsichtigt  die  spanische  Marine  Verwaltung,  auf 
der  in  diesem  Jahre  stattßndenden  Ausstellung  in  Barcelona  bedeutender« 
Ankäufe  zu  machen;  die  spanische  Regierung  bat  für  diese  Zwecke  bei  der 
Aufstellung  des  Budgets  bereits  gröfsere  Summen  ausgeworfeu.  Wir  maebrn 
daher  deutsche  Fabrikanten,  welche  sich  mit  der  Herstellung  von  Mascbinrn 
und  sonstigen  Artikeln  für  den  Mariuebedarf  beschäftigen,  auf  diese  Aus- 
stellung besonders  aufmerksam  und  empfehlen  denselben,  diesem  Unternehmen 
gröfsere  Beachtung  zu  schenken.  Prospekte,  Sitnationspläne  usw.  stehen  auf 
gelt.  Anfragen  unter  L.  L.  83  an  des  E.-ß-  zur  Verfügung. 


1887. 


79 

EIPORT,  Organ  dm  Centralrarains  fOr  Handehgeographia  et«. 


Nr.  S. 


GerouD-Aostnliu  and  New  Zealand  Dtspatdi. 
Direkt  von  1IAM  BÜRG  nach 

ISimeilin  AVlmrf  erentl.  via 
Ijjttleton. 

Segler  „Viktoria“  Anfang  März. 

Wrllinj(toii  und  IVapier 

ein  erstklassiger  Segler  Mitte  Jfcrt. 

August  Blumenthal  - Hamburg. 


Deutsche 

Post-Dampfschifffahrt. 

Deutsche  Dampfschifffahrts  - 
Gesellschaft  „Kosmos“. 
Von  HAMBURG  via  Antwerpen 
nach 

Valparaiso,  Arien,  ülollendo  and 
Cnllno,  l'untn*  Arenna  (Mnit.-Str.). 
Corrnl,  Coronet,  Tnlcnhaano  uwl 
Iqniqae  anlaufmd) 
am  14.  Februar 

Dampßächitf  „Ibis*4,  Kapt.  Voss. 


Von  HAMBURG  via  Antwerpen 
nach 

Valparaino.  Arien,  ülollendo  und 
Cnllno  und  weiter  nach  Corinto,  Ln 
I'nion,  La  Libertnd,  AcaJntla,  Mnn 
Ju»e  de  Goatennl«  and  Champeriro 
(l'unta- Arenan  (llag.-§tr.)  Corrnl, 
Coronet,  Tolcahnnuo  und  lqnlqne 
anlaufeud) 
am  28.  Februar 

DampfechifT,  .Luxor“, Kapt.  Grondön. 

Knöhr  & Burchard,  Hamburg. 


Eine  »ehr  leistungsfähige  dentache  Fabrik 
aechanbiciicr  Stickereien,  die  als  Hpczlolitiit: 
gestickte  Satin«,  Kongreß«  und  Batl'bchUrzen, 
ferner  feinste  Kaschmir«  uud  AUu*iM-liiir*«  u iu 
drn  allerfc Insten  SridenNilckereUuMfQbrungen, 
»owie  frrllg  gomlrte  Hoeenirägrr  In  Platt« 
■nd  kreuzaf  irhstirknrci.  ferner  baut  gewllrkte 
PonloffelblikUer  usw.  liefert,  vt  Huscht  Ihre 
Verbindungen  nach  dem  Ausland«,  sowie  allen 
bedeatenden  Handelsplätzen  zu  erweitern  und 
sacht  tüchtige  Agenten  and  Konsumenten. 
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Rt'UKN  Hf IiMUVKN. 


Alias  bar  k b*l  Wirts«. 

I mmI  Carl  * Gustav  Marsort. 
■/.arMcasr  »n  ls»il«jtB«rbadi  s Hof.TfsfP*  CJIL 


R.  Schärft'  in  Brieg, 

Reg.«  Beit.  Breslau,  i*n 
t*brik  von  Sattelgurten,  Wagenborden  und  den- 
jenigen lWmentir- Wanreu,  welch»  in  der  Satt 
Urei  und  beim  Wageuhaa  gebraucht  werden. 


KATALOG 

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kpoianl,  W.  Markgrafeustrafee  60,  tum  Preise 
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auf  Wtgfiijtitigtfit, 

jo6od)  ohne  jfta($rdJiil)perßm6[ic$Rctt. 
Ifnictjtrt  1845. 

ÖattfirW:  IViitMk  ISauR  fn  Strlin. 
örneral-firpenmiditijtc  für  D«Rtfd>lfttil : Jons  »en  Bhcffoit.  Dr.  TfZrtlnrr. 

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~ («Hl  1711.10  Wurf.) 

Di«  ®ti«Di<$aft  offerid  «in«  tridfr  Äuötrabl  aen  fÖ<Tfl$rrunalLÄcmbinatu'n«n.  — DialbrntfH* 
©ftbriliganj  brglant  qlridttitig  mit  Itt  UrtfUbrrtinq.  I.  DlolbrnDe  hei  her  % 3abr«4prjmi« 

flÜtg.  — Di«  Adlern  flnt  nach  8 Jahren  nnnrrfalibor.  — 9(ufrfd)tfrhnf 

fitna  brr  SBrrfidjfrung  für  fern  ÄrtcaöfoU 
unter  Itbrralflcn  fBrbitiQunqni  * — gehr  «mpffhlfn^meTtlj 

flnt  ti«  llalicen  mit  0>n*inn-  (Piwibrnbrn)  ^ufaiumlung,  Mo  lern  Cfrtub«rt«n  nortj  brl 
<eb|riteu  etnr  feljr  günftigr  fUpttal- jlnlaar  ^«n>äbr«n. 

Um  riagftuh»t: 

UttUierfrtL^Soticc, 

finit  fünf  [übrigen  ©r»inn-8fTtb«ilung«.  gerieten  ober  nad?  Mm  balbafmifcbt«n  Darif)  »<!$<  in 

Mriu«  nür  Srfrtjranfnntirn  M SBotinortfo, 
^^tifc^uffnthöUOu^N^rfrijöftigungöttrt, 
iemi«  brr  3:ot>f6nrt  (DtifH,  €«lbftmetb)  aufürbt. 

3«t*  Bulfunft,  fewi«  au6fübrlt<b«  fltfdxnltbafldbrritbte  unb  i?rc|prft«  bercitwinigft  burtf)  bal 

3eufrai--'Düvcnu:  Stettin  SW.,  (E^arlottenftr.  18. 

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Knallbonbons,  Altrapen,  Saaidekorationen,  Papier laterneu,  Masken,  Pcrrucken, 
Stoff-  u.  Papirr-Ko*tüine.  Rigotpbouee  (Schen-Musik-luainimeote)  etc.  etc 
sowi»  ff.  Cartonnsgen,  Christbaumschmuck  und 

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Jahre  im  Auslands  war  und  die  Marktverhiltniase 
von  Perd,  Chile  und  Argentinien  kennt,  der  eng- 
liechen  und  »panhirhen  Sprache  mbcMig  Ist,  mit 
der  Buchfabmng  Besche  d weif»,  «icht  Stellung 
hier  alt  Kompioirist,  Korrespondent  oder  Kciseudcr. 
am  liebsten  solch«,  wo  er  »eine  Kenntnis*«  ver- 
werihen  bann.  Oute  Rrforeoaen. 

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80 

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Gröfste  Flanell -Fabrik 
mit  eigener  Spinnerei,  Weberei.  Firberei  und  Appretur. 

— Gegrlindet  lm  Jahre  1830. 

Jahresproduktion  circa  100000  Stück  Flanell,  glatt  und  gemultect,  in  leichten  und  schweren 
, ,«  Qualitäten  für  den  grofsen  Konsum.  (•) 

—ui  BethelUgt  bei  der  „Deutnahen  Handulaexpeditlon  1880“.  .. 

Korr»»  posil  BDI;  KnglUch,  Fraoxöaiach,  Italienisch,  Spanisch,  Portu*1«»l*ch. 


Yegetabilien  en  gros. 

Export  nach  allen  Ländern.  [U] 

Daniel  Gm  Söhne,  Ebingen  (Wlrttemborg). 


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Vore&se  argen  aMlere  System«  (Kxttakteiorn.  Aon ilil- 

latortn  asw.}>  RnhchiD  KaaKraftUou  Solid««»« 

Au.nhrvaf  — OräfBto  ZarrrlMnlpkelt  I«  der 
Klrliif.  lif  Vnad  (llaatr  IrfrbaliN  Ui  dl» 
Hthle'.cfc.  Kkrfu»  ftblinUrUek  vorie- 
lehrlekrs  flr  riaullitki  kutmi.  UuretU, 
Hirhstlttii  aadi  Hagajia*  dtt  KinlglWk  Freftlkl- 
xhei  ailttir  Tarwaltaaff. 

Die  BOhle’scb«  Bpritxe  Ut  juderxelt  tna  Ge- 
brauch fertig  «ad  kann  »elkat  nach  Jahrelanger 
Aufbewahrung  sicht  versagen.  Sie  ist  von  Jeder 
mann  sofort  ond  ohne  Irgend  weiche  Vornbunc  ** 
benutzen. 

Dicaelbe  lat  nr  Verwandln«  In  Fabrik**. 
Werk» tltten  und  Ma«aslaeB  Jeder  Art,  Wohn 
bkuanro,  Karmen , KoIuoImh  b*w.  vorzüglich  ge 
ekguet. 


At texte : Königliche  G«echäfs-Olt(»*r«d  au  Spandau. 
KtioWlehe  ElienibBhB  - Dlr»ktloa  ru  Heriin. 
lirasddirekicr  Kippln*  dar  Feuerwehr  so  Ham 
barf  na«. 

Wlndsrverkitfoni  enUprefhcndrr  Kabatt. 

Riohard  SchwartxkopfF. 
Berit.  Mller.tr.  172«.  [«>1 


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Einkauf  deutscher  und  Österreicher  Fabrik 
erzeugniase.  Dieselben  sind  durch  ihre 
langjährigen  Erfahrungen  im  Exportge- 
schäft, namentlich  in  Kurz-  und  Metall- 
waaren,  Bijouterieen,  Gla»,  Porzellan,  Stein- 
gut, Farben  n dgl.,  imstande,  überseeische 
Einkäufern  bei  geringer  Kommission  er- 
hebliche Vortbeile  zu  sichern.  [xi] 


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London  1884,  Antwerpen  1885. 

Inhaber: 

MENZEL  A BKBNDT  t 

«mpfiahlt  ihr«  [Mi 


Neu:  Zerlegbare  PlaaiaM. 

Fabrikation  en  gras.  — Export 


Digitized  by  Google 


1887. 


81 

EXPORT,  Organ  de«  Ontrulvereini  Rlr  Handetageographie  eit 


Nr.  5. 


G.  M.  Pfaff  in  Kaiserslautern. 

Spezialität: 


(Vielverbeaaortea  Singer  - System). 


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Der  Alleinverkauf  für  ganze  Bezirke  wird  gesichert. 


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mit  v'e^en  bewahrten  Ver- 
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Die  wichtigen  reibenden  Tbeile  sind  aus  bestem 
Stahl  geschmiedet,  nicht  gegossen. 


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J _j  mH  S Atmosphären  Druck  proMrt  und  sind  mit  unserer  Schotimarke  ^ 
tad  Firmastempel  vmebei  «■- 


fc  j*q JUJodtUBj } )i|0|8|  6||||q  pun 

J»n*a  «isjpjfi  ' Jtqo|t||«j  a «jojs  ‘«0|ji|vjaB  itijjanuj 
£ -6  ‘jaijDHl«04  ‘tj  iu  j»ds  j Jiioj  pun  -iqaujj  »«jOjB  iqo|«jg 
fci  Bajom3|a|V*uniBunpjaA  toou  aftuqpai  M|oq  m o • p jniosqy 

CQ  -T3  : u jmbbjuub!3  u»i|0t|Ui|8«al  pun  ujmbijiioh  joa  wötwjoa 


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Wassermesser,  D.  R.  P.  No.  1243 


irai»  I»  Uroncc  an.g. fuhrt  I«  >l*n  G'&aarn  dir  7 
•■I«  730  mm  H .bMMit«,  r».  «tiliuo  Hlöck  mH  IST;  Im 
H*lrl«W.  Ul«  d'  r<-liH*1x«**«*  Wt,Mnn««(i  (»lian 
4l«»«il  «n  r-i  1 «iu  io  Druck  kU  auf  SrpCi  («imu  au. 

>■'**«•  n.fafkkrll  d«r  Conaimrt.na ; »«kr 
laich«««  Klo-  and  AiMcklllrni  *•(!■>(«•  Uralrht; 

Rr|.ara<«rht-4Brf)lrkr|(  j ri.ucrurl-  Km. 
|.nn  illrltkaii  i •«ttn.vicr  Drwrhmlari:  ■.«•••«••Im 

Haalüngr  tiad  Oaalmlrs  *l«l«fcc  »t...r,-ik.  i.  (,« 

Nalkairaparkiaa  ; Ulrhtr.  \ «ar  l«antf rrachm’a.  »uimi 
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«ONKAI  1872.  PHILADELPHIA  1878.  DRESDEN  1879. 

WIEN  1873.  BERLIN  1878.  BRÜSSEL  1880. 

SYDNEY  1879.  «KLR0I1KNK  1880. 

PORTO  ALEGRK  1881.  ^=5)  NÜRNBERG  1882. 


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Hebewerkreage,  Fabrik  Ei nrichtunfen.  Dampfmaschinen  Tranam  «t Io- 
nen, Eloenkoastruktiooen  empfehlen  unter  Garantie 

Fried.  Filler  & Hinsel 

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ChroniOK  und  Ülfarbeiiilrurkbilder. 
OmCsartig  eingerichtete:«  KtablDzemont. 
Betrieb  mit  Pwmpf-  mul  Wasserkraft 

«SO  Arbeiter.  Uf(rB«t«< 


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Nr.  6. 


*2 

EXPORT,  Organ  des  Centrelrereins  für  Hudelageographie  etc. 


isn 


Jk  Dampfschifffahrt  des  Oesterr.-Ungar.  Lloyd  in  Triest. 

Annif  »11  dem  Fahrplane 

feSlfej  giltig  flr  den  Monat  Februar  1887. 

Fährte«  ah  Trient: 

Out- Indien  nach  Hongkong  über  Brindisi,  Port  Satd,  So«,  Aden,  Bombay,  rolombo,  Penang  nnd 
und  China,  Singapore,  am  18.  Februar  um  4 Uhr  Nm.; 
via  mit  UcboracWffuDg  auf  eigene  Dampfer: 

Sau- Canal  in  Suez  nach  Djeddab,  Kassaus,  Uodeidah  und  Snskin; 
ln  Colombo  nach  Madras  und  Caleutta. 

Egypten,  Freitag  Mittag»  nach  Alexandrien,  über  Brindisi  (Verbindung  mit  Port  Said  und  Syrien). 

Levante,  Dienstag  um  4 Uhr  Nachmittags,  nach  Griechenland  bis  Smyrna;  den  8.  und  2?.' über 

Fiume  und  den  1.  und  15.  über  Ancona,  dann  nach  Brindisi,  Corfn,  Syra,  Piräus  und  Chios; 
Mittwoch,  jeden  zweiten  (2.  und  16.),  6 Uhr  Nachmittags,  nach  Thessalien  bis  Constanti- 
nopel;  mit  Berührung  ton  Flame,  Corfu,  Patrss,  Catacolo,  Calainata,  Piräus,  Volo,  Salonich . 
Samstag  2 Uhr  Nachmittags,  nach  Constantinopol,  mit  Berührung  von  Corfu  und  Piräus; 
ferner  via  Piräus  nach  Syra,  Insel  Candien  und  Smyrna;  dann  via  Constantinopel  nach 
den  Häfen  des  Schwarzen  Meeres; 

jeden  zweiton  Samstag  (12.  und  26.)  nach  Syrien  via  Smyrna,  und  (5.  und  19.)  nach 

Thessalien  via  Piräus.  l 

Dalmatien,  jeden  Montag.  Mittwoch  und  SainsUg  10  Uhr  Vormittags,  (jeden  Samstag  via  Spalato  nach 
Metkovicb); 

jeden  Samstag  um  4 Uhr  Nachmittags  nach  Metkovich  direkt. 

Istrien.  Dienstag  und  Freitag  um  7 I hr  früh  nach  Fiume  über  Pola  etc. 

Venedig,  jeden  Dienstag,  Donnerstag  und  Samstag  um  Mitternacht. 

Ohne  Haftung  für  die  Regrlmifaigkcit  des  Dienstes  während  der  Konlumaz-Mafsregeln. 

Nähere  Auskunft  erlbeilt  die  Kommerzielle  Direktion  in  Triest  und  die  General- Agentur  in  Wien, 
Schwarzen  bergplatt  No.  6.  [«] 


dessen  ausschließlicher  Zweck  ee  ist,  die 
Musikwerkfabrikation  mit  Unterstützung  d« 
Grofdh.  Bad.  Regierung  in  allen  Zweigen  «ft* 
solide  gescbmacktolle  Arbeit  mit  gut  arm- 
girter  Musik,  und  durch  den  Abschluß  raste 
Geschäfte  zu  fördern,  empfiehlt  sieb  best«* 
zur  Anfertigung  aller  Arten  Orchester-  nod 
Flötenwerke,  Orgeln,  Walxen  zu  vorhandm« 
Werken,  sowie  zur  Besorgung  sümwtKrier 
einschlägiger  Reparaturen. 

Dem  Verbände  gehören  die  nachverzafctot 
ten  Orchestrlonfabrikanten  alt  Mitglieder  u 

I.  Benz,  Josef  in  Villingea. 

-2.  Blessing,  Wolfgang  iu  Uaterkirnac* 

3.  Dold.  Gordian  . Vöbrenbacfi. 

4.  Hein«.  F.  X.  u VShrenbach 

5.  Heitzmann.  Tobias  in  Vlllingen. 

6.  Imhof  A Mückle  m VÖhrenbach- 

7.  Keller,  Fr.  in  Lenzklrch. 

8.  Kooa.  Sebastian  in  Firtwaagaa. 

9.  Mückle.  J.,  in  Furtwaagm. 

10.  Schünatein.  L P.  in  Vllllngen. 

11.  Stern,  Josef  in  Villingea. 

IV.  Weisaer  Ambro»  in  UnterkJraaok 

13.  weite.  H.  4 Söhne  in  Frelburg.  (S) 


BRAUNSBERG 

Cigarren-  und  Tabak- Fabrikanten. 

gefertigten  Fabrikate 

tn  allen  Preislagen  und  Faxens,  mit  und  ohne  Fanoy -Aufmachung: 
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Comptoir  und  Hjuiptlagsr:  Aleinnderstrnrm)  1.  IW 

34  eigene  Zweiggeschäfte  nnter  unserer  Firmt  in  Berlin. 


Verband  der  Misikwerkfabrihitei 
badischen  Schwarzwaldes, 


• 1*1* 


1 


m 


6» 


rrr« 


Höchster  Königlicher  Staatspreis  Prenfsen  Höchster  Preis  Aastral.  Weltansst.  Melbourne 

183°  1881 

. q^SER  l|p& 

**  BERLIN  **  ELBING  r 


1887. 


8.1 

EXPORT,  Organ  der  Centralveroins  (Br  Handelsgeogiaphie  «ta. 


Nt  5. 


Hjdrnull-rhc  t.llUli>rc**se. 


LEIPZIG, 

baut  Heit  1855  als  alleinige 

Spezialität 

Maschinen  für  Buch-  und  Steindruckereien, 
Buchbindereien,  Album-  und  Cartonnage- 
fabriken, Papier-  und  Pappfabriken. 

560  Arbeiter!  — Produktion:  2300  Maschinen  jährlich. 

In  dieser  Spezialität  gröfetor  und  leistungsfähigster 
Fabrikant  Europas,  dessen  bis  jetst  gebaute  36  000  Stück 
Maschinen  in  allen  sivilisirten  Ländern  der  Welt  verbreitet 
stehen!  («j 

Komp  leier  illustiirter  Katalog  gratis  und  franko  su  Diensten. 


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COBLENZ 


üuiirlicher  Hüf-Piauuforte-Fabriouit 

und  Hoflieferant  der  deutschen  Kaiserin. 


tsrtttcsls  von  »au  ITr.  Clara  Sehniaana. 
AM,  llrahm.  *.  Itälow.  JaSII,  UmI. 
HMikonskl  Nervals.  Tbalberf  nad 
Wagner  liobou  sinslimmlg  har  vor : 
uar«r(l*lc4iHch«  TmichanMt.  Elagiat  <M  An- 
•cfclafti  und  un*erau*tllch  ? Solidität 


Export  von  Elfigeln  nnd  Pianlnos 
nach  allen  Weltthellen. 


Cnhlenr  1885:  Erster  Ehrenpreis 
Ihrer  Bajmdl  iler  Kaiserin.  i») 


IqXltt 

ft  /&&; 


rtu 


Dr.  Adolf  Kayser,  Saalfeld  in  Thüringen, 
Chemiscbe  Farbenfabrik,  Erdfarben -Scblieewirki,  Bergbai. 


Fried.  Hoffmann, 

Heglhrttu*»  - Käunwlstar, 

BERLIN  N.,  Resselstrafit  7, 

Butedulidin  Birsi  u.  Ubwitirton  der  „DuIkIhi 

TApfir-  und  Zlejlw  • Zellunl" 

liefert: 

Schienen  für  die  billigsten  und  leiatungs- 
fihigsten  Arbeitsbahnen  (vergl.,  Eiport“  1885  Nr- 2 
unter:  v Unsere  Kxportinduitrie“)  kosten  auf  Holz  - 
oder  Steinschwellen  verwendet  du  Meter  50  Ff. 
und  wiegen  etwa  2 kg.  — Zar  Hentellung  |tu 
•tlhleraer  Bedeiee  (ohne  Hob-  oder Bteinsrh wellen) 
dienende  Schienen  von  6 besw.  8 kg  Gewicht 
kosten  du  Meter  1,m  bezw.  I,t»  Mark. 

Kntvrfirfe  zu  1.  Ziegel-,  Kalk-  und  Zement- 
werken mit  Ringöfen ; 2.  Gipawerkea  mit  Keuel- 
öfen;  8.  gewölbten  gewerblichen  und  laadwirth- 
echaftllcbea  Gebäuden  und  Brücken. 

Plftne  für  dergleichen  Bahnen,  sowie  alte  auf 
Vorstehende»  bezüglichen  chemiechen  und  taoh- 
■iaohaa  Gutachten  und  Untersuchungen. 

Die  „Deatache  T8pfer-  u4  Ziegler- Zoltaag- 
von  Fried.  Hoffmann  erscheint  wöchentlich; 
Abonnement  3 Mark  vierteljährlich.  (11 

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Nr.  5. 


84 

EXPORT,  Organ  des  Contral verein«  für  HandeUgoographie  et r. 


1887 


Transportversicherungs  -Aktien  getellachaft 

in  BERLIN  C.  2,  Hnrgslr.  23 — 26,  Börsengebäude. 


Mnuid-Kapltal 

3000000  Mark. 

Bea«rve-Fonda 

300000  Mark. 

Spar- Fonds  (1387) 
450000  Mark. 
KonzeMlonlrt  du  roh  Aller- 
höchste Kabinett-Ordre 
Sr.  Majeetit  de«  König« 
vom  25.  AprH  1870. 


AufBichteratb : 

Wilhelm  Wolff,  Königlloher  Xommertl«nr*th  lo  Berlin,  Stellvertreter  den 
Yonitseodai; 

Joseph  Hersfeld  (frfther  in  Firm«  Hallgarten  k Bersfeld  ia  New  York 
ln  Berlin; 

E.  Schering,  Kßnigi.  Kommenlenrath  in  Berlin ; 

E.  Veit,  Königlicher  Geheimer  Kommenlenrath,  Mitinhaber  der  Firma 
Beb.  Warschauer  * Co.,  in  Berlin. 

Vorstand: 

Ernst  Schräder,  Direktor 

l>er  .Deutsche  Lloyd*  schlief»!  Wt  Sicherungen  ah  gegen  die  tlefahr  des  Transportes  zur  8«>e, 
Huf  PI  Basen  und  Binnengewässern  sowie  zu  Lande  zu  festen  und  billigen  Prämien  und  gewährt 
äofserst  günstige  Bedingungen  sowohl  hei  Exporten  wie  bei  lm »orten  von  Waaren  aller  Art 

Der  .Deutsche  Lloyd"  bat  an  zahlreichen  transatlantischen  Plätzen  Agenturen  zum  Abschluf*  »ou 
Transport -Versicherungen  errichter  Kör  Orte,  an  welchen  die  Heaellsnhad  noeh  nicht  vertreten 
ist,  werden  Agentnren  »ergeben;  Keflektnnlen  h,- liehen  sich  die«erhalh  an  die  Direktion  in  Berlin 
zu  wenden  (SS) 


Eisens  Messingdrahlgewebe  Fa  rbige  Fenstergaze^ 
Vt u i n n re  1 v e r i in k t e . 0 R A H T G E W C B E " -****S!m ! 
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Nessel-Druckerei  and  Färberei 

l>.  Schneider  in  Salzwedel. 

n<*ATtlndet  1827, 

labrizirt  besonder*  modernere 

Kleiderstoffe  in  lH.»wren  (J oalitAt^o 
digo  Färberei,  aueli  iu  Verbind“1*  ® 
Allzarin,  Methylenblau  et,’.  M 
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Fm»  di,  Üolllilne  • 


•t»-.,UUh  TI»  II  Ja»»«» , b**Um  aw..  *...  r» 

■(«•»er  In  R.  Jihai»,  k.  R"M*»aip«l*a(,Mta«  *<•» 


i.ednrki  I“  Julia 

A'allRar  a Apulaat  I 


, MH... I.ul  In  Berlin  W.  ff],  44.  i 

i R«rt»n  W,  ttirh(r(lM«nul«f  Ru. 


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Laiiflwirtliscliaftliclier  ITlaNchinen  und  Geräthe 

und  ftli*  Wagen- Fabrikation 

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Säemaschinen,  Göpel,  Dreaohmascbia« 
Lokomobilen  and  Dampfdreeohsitir. 


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Mühlen-  und  Futtermaschineu. 


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Brennereien  und  Stärkefabriken. 


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Maschinen,  Werkzeugen  u.  Stanzen 

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Abonnirt 

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and  Im  Itacbbudel 
(Wutiiii  & AroLtiR, 
Petlln  W.,  NUikgrifeartr  65) 
iu»lr  b*-i  dn  Redaktion. 


Prth  »lertrljdlirllrh 

ini  deutschen  ToalteWct  3 ,*.4( 
Im  WeltpoatTcreiB  . . . 3.»  » 
TraU  (ln  pin  Jalir 
Im  deutsrbaa  Poit*abl*t  l-tg»  Jf 
Im  WaitpoMvarrln  . . .13«  „ 
Im  VtraifiMoalaiid  . . . 18«  „ 

V'la«elaa  Nammani  40  IT». 


EXPORT. 

Organ 


tnrtitrt  Irin  HiiiIii 
ft ■ z 1 1| II , 

49.  rmin.il. 

«dar  daran  Baud 
mit  SO  Pt  tmraebaat. 
werde»  TAD  der 

Expedition  de«  „Exports“, 

Berlin  SW.,  Koehstr.  27, 

aBt^ataacariummaa. 

28ei  I a cj  c i v 

nach  U Obereinkunft 

mit  dar  RxpedlUoo. 


Centralvereins  für  Handelsgeographie  uno  Förderung  deutscher  Interessen  im  Auslande 


Redaktion  und  Expedition:  Berlin  S.W.,  Kochstrafse  27. 

(Oeich&f  laseit«  Wo«ba&U<i  9 bl*  4 Uhr.) 

W Der  ,KX  PORT"  ist  im  deuUchen  PoBtxeltungskxtalog  für  1887  unter  Nr.  1876,  Seite  59  eingetnfeiL 

IX.  Jahrgang.  SWAvi,  «v*t  s.  tfefimax.  i8S{.  Nr.  6. 


_ . injjLiwjj. 

Dleae  Wocbaoachrtn  Tarfolgt  den  Zwack,  fortlaufend  BaricbLa  6b er  die  Lage  naaerer  Landxleste  Im  Aailftnde  iar  Keoctalf»  Ihrer  Laaar  an  brlncaa,  dla  IataraBMD  das  daoUchan  Exporta 
thatkrUtls  **  »artretaa.  »owlo  d«m  d*at*eii*n  Handel  and  der  dantachan  1 ndoutrt*  wtchtlga  Mltthallangan  über  dla  HaadalxrerhHtnlaM  da*  Aulandaa  ln  khrtaatar  Krlst  i«  4b«rmltlaln 

Brief«.  ZallOBsan  and  Warthiaadangaa  für  den  „Export“  «lad  an  die  Redaktion,  Berlin  B.W.,  Kochstrafe«  TT.  an  richten. 

Briefe.  Z e II  n n « on , B el  t rlt  1 *e  r k U r a b g e n , Werthtendongan  flr  das  „Ontrali*r*la  fflr  Kaedolagaegrapkla  ik.“  alnd  nach  Barlla  8.W,  Koehttraba  *7.  an  aandan. 

Inhalt:  An  unsere  Mitglieder.  — Der  ozeanische  Postdampferverkehr.  6.  Niederländische  Linien:  Die  Gesellschaft  .NederUnd*'.  Von 
Dr.  Moritz  Lintieman  in  Kremen.  — Afrika:  Ein«  deutsche  Bautnwollpflsnzuiig  in  Egypten  (Vortrag  »on  Dr.  S.  Bernstein).  — Nord* Amerika: 
I)ie  Lage  der  Viehzucht  in  den  Vereinigten  Staaten.  — Süd-Amerika:  Nachrichten  aus  Argentinien  (Originalbericht  aus  Estancia  Magdalena,  Provinz 
Buenos  Air«*).  — Der  Rindviehbestand  von  Rio  Grande  do  Sul  (Originalbericbt  aus  Rio  Grande  von  Dr.  II.  v.  Jherlng).  — Politische  und  geschäftliche 
Lage  Penis ; endliche  Inangriffnahme  den  Ucayali- Projekte«  (Origtnalbericht  aus  Arequipa).  — Australien  und  Südaee:  Handel  und  Schifffahrt  zwischen 
Hamburg  und  Australien  1885  sowie  Auswanderung  von  Hamburg  nach  Australien.  — Litte rarische  Umschau.  — Briefkasten.  — Deutache 
Rxporlbank  (Abtheilung:  Export- Bu  re  au).  — Anzeigen. 

Die  Wiedergabe  von  Artikeln  aus  dem  ,, Export“  iit  gestattet,  wenn  dis  Bemerkung  hiiuwgefBgt  wird:  Abdruck  (beiw.  Uebersstzung)  aus  dem  „EXPORT“. 


An  unsere  Mitglieder. 

Di«  Mitglieder  des  anteneiehnetea  Verein  werden  ersieht,  ihren 
Jahresbeitrag  (Im  Miadeathetrnge  van  12  Mark)  fir  das  laufende  (Je- 
Hthlftsjabr  gefälligst  bald  an  die  nachstehende  Adresse  einmsendea: 

Au  den  „Central  vor  eia  für  Handelsgeographie  etc.“, 

zu  Händen  des  Vorsitzenden,  Herrn  Dr.  Jan  nasch, 

Berlin  S.W.,  Kochstrafse  27. 

rostanweisniigsformilare  mit  obiger  Adresse  hatten  wir  der  Nr.  2 
de«  „Exports“  beilegen  lassen;  wir  ersuchen  unsere  Mitglieder,  die- 
selben zur  Einzahlung  des  Mitgliedsbeitrages  benntzen  xn  wollen. 

Die  Mitglieder  der  ans  befreundeten  und  verbündeten  Vereine  zahlen, 
wie  wir  ausdrücklich  bemerken,  ihre  Beitrüge  nach  wie  ver  an  die 
Knaaenstelle  der  Vereine,  denen  sie  angeboren 

Oentralverein  für  Handelsgeographie  et«. 


Der  ozeanische  Postdampferverkehr. 

8.  Niederländische  Linien:  Die  Gesellschaft  „Ncder- 
land“. 

Von  Dr.  Moritz  Lindem&n  in  Kremen- 
Die  Gesellschaft  „Nederland“  besteht  seit  17  Jahren  und  wurde, 
wie  bereits  bemerkt,  gebildet,  um  eine  regelmäßige  Postdampfer- 
Verbindung  zwischen  den  Niederlanden  und  den  niederländisch- 
iodischen  Kolonieen  ins  Leben  zu  rufen.  Die  Gesellschaft  wählte 
zu  ihrem  Ehrenpräsidenten  den  nilbeliebten,  leider  früh  dahinge- 
schiedenen  Prinzen  Heinrich  der  Niederlande.  Es  ist  bekannt, 
dafs  dieser  Prinz  alle  gemeinnützigen  und  patriotischen  Bestre- 
bungen auf  das  That  kräftigste  und  mit  bedeutenden  Geldopfern 
förderte.  Beispielsweise  war  seiner  Initiative  die  Gründung  einer 
Gesellschaft  zu  danken,  welche  die  niederlindiscben  Faktoreien  an 
der  äquatorialen  Westküste  Afrikas  gründete.  So  erwies  sich  denn 
die  Hilfe  nnd  der  Kinflufs  des  Prinzen  Heinrich  auch  der  Kom- 
panie „Nederland“  von  hohem  Vortheil. 

Wir  werfen  nuu  zunächst  einen  Blick  auf  das  Betriebsjabr 
1878.  Das  Aktienkapital  der  Gesellschaft  in  Aktien  zum  Nominal- 
betrag, theils  von  1000,  theils  von  500  Gulden,  betrügt  7 Mil- 
lionen/. Davon  sind  jedoch  nur  3600000  / begeben,  die  andere 
Hälfte  ist  bei  der  „Niederländischen  Bank“  belegt  und  wird  be- 
reit  gehalten  zum  Austausch  gegen  Obligationen  einer  fünfprozen- 


tigen Anleihe,  welche,  im  Betrag  von  3l/a  Millionen  /,  im  Jahre 

1872  aufgenommen  wurde;  106000/  sind  von  dieser  Anleihe 
bereits  zurückgezahlt.  Eine  Dividende  konnte  die  Gesellschaft  für 

1873  nicht  zahlen,  doch  batte  der  Betrieb  dieses  Jahres  den  Ver- 
lust des  Vorjahres  wieder  eingebracht.  Die  Reineinnahme  aus  den 
von  der  Gesellschaft  veranstalteten  Reisen  betrag  im  Jahre  1873: 
396167  / Zu  den  vier  Dampfern,  welche  den  Betrieb  der  Gesell- 
schaft eröffneten,  kamen  ein  fünfter  und  eio  sechster,  die  in  Glasgow 
hei  Jo hn  F. I d e r h C o.  erbaut  wurden ; diese  sechs  Dampfer,  welche 
bis  Ende  1874  alle  io  Betrieb  zu  setzen  waren,  hatten  eine  Ge- 
sammttragfähigkeit  von  13986  gemessenen  Tonnen  bei  1600  effekti- 
ven PferdekrÜften.  Der  Werth  der  Dampfer  der  Gesellschaft  steht 
in  der  Bilanz  von  1873  mit  3 159 203, vo  / zu  Buch;  die  Reiseuu- 
kosten  der  Dampfer  werden  auf  157918  / angegeben.  Die  Gagen 
der  Bemannung  der  Schiffe  betrugen  1873:  35669,  die  Versiche- 
rungsrechnung  45521,  die  Steinkohlenrechnung  193  302/  Die  An- 
stalten und  Einrichtungen  der  Gesellschaft  zuNieuwediep  haben  einen 
Bucbwerth  von  76831,  diejenigen  zu  Batavia  einen  solchen  von 
4700  /.  Der  Güterverkehr  wie  der  Personenverkehr  haben  zu- 
genommen. Hier  sei  zunächst  tabellarisch  die  Zahl  der  Reisen, 
welche  die  Dampfer  der  Kompanie  und  in  einzelnen  Fällen  noch 
dazu  von  ihr  gemiethete  Dampfer  ansfübrten,  für  die  vier  Jahre 
1873/76  verzeichnet. 

Zahl  dor  Dampfer  AureLira  Htiartisen 


1873: 

12 

12 

8 

1874: 

9 

9 

8 

1875: 

6 

13 

13 

1876: 

9 

16 

15 

Von  1877  an  werden  die  Angaben,  welche  die  Direktion  den 
Aktionlren  der  Kompanie  vorlegt,  ausführlicher,  sie  richten  sich 
auch  auf  die  Dauer  der  Reisen,  und  cs  ergiebt  sich  da  Folgendes: 
1877.  Die  Zahl  der  Reisen  im  vierwöcbeotlichea  Postdienst, 
der  mit  der  Heimreise  des  D.  „Voorwarts“  am  7.  März  1877  ab- 
scblofs,  und  im  dreiwöchentlichen  Postdienst,  der  mit  der  Ausreise 
des  D.  „Conrad“  begann,  betrag  17  Ausreisen  und  ebensoviel  Heim- 
reisen. Die  Dauer  der  Reisen,  welche  slmmttich  von  Nieuwediep 
ausgingen  und  Batavia  zum  Ziel  hatten,  war 

Tug«,  »q  godampft  Iiaerr  der  Rotte  mit  lubegrKT  »lim 
ward«  AnfeatlulU 

Längst«  Ausreise  . 4t  Tage  20  Stdn.  45  Tage  17  Stdn. 

Durchschnittliche  do-  37  , G „ 41  „ 15  B 

Kürzeste  do.  , , 38  . 21  „ 38  * 22  . 

Unterwegs  worden  angelanfen:  auf  11  Ausreisen  Southampton. 
Neapel,  Padang,  auf  6 Ausreisen  aufserdem  auch  Aden,  nur  einmal 


Nr.  6. 


86 

EXPORT,  Organ  deB  Centralvereins  für  Handelßgeographie  etc. 


1887. 


wurde  nUtt  Southampton  London  sngelaufen.  Auf  den  Heimreisen 
wurde  in  5 Fällen  Padang  und  Neapel,  in  1 auch  Penang,  in  6 nur 
Neapel,  in  4 auch  Aden  and  einmal  Gibraltar,  in  1 Point  de  Galle 
und  Marseille  berührt. 

Dauer  der  Reis*  mit  Kliiachlub  allns 
tlampftage  Aufenthalt» 

Längste  Heimreise  44  Tage  12  Stdn.  62  Tage  20  Stdn. 

Durchschnitt!.  <lo.  . 40  „ 1 * 43  „ 8 „ 

Kürzeste  do.  . 36  , II  , 38  „ 7 . 

Außerdem  wurden  4 außerordentliche  Reisen  nach  Batavia 
und  zurück  gemacht. 

1878.  Zahl  der  Aus-  und  der  Heimreisen  17,  dazu  drei  außer- 
ordentliche Reisen  nach  Batavia  und  zurück. 

Tage,  an  denen  gedampft  Dauer  der  Iteise  mit  Kin.»c liluts  alle« 


Längste  Ausreise  . . 

. 41  Tage  6 Stdn. 

46  Tuge  18 

Stdn. 

Längste  Heimreise 

•42 

. n . 

45 

9 

M 

Durcbschn.  Ausreise  . 

37 

41 

_ 

1 

m 

Durchgehn.  Heimreise  . 

39 

• | 9 

42 

„ 

— 

9 

Kürzeste  Ausreise 

34 

„ 20  , 

38 

_ 

16 

* 

Kürzeste  Heimreise 

36 

v 1 V 

37 

• 

1 

. 

Southampton,  Neapel,  Aden,  Padang  bleiben  die  Anlaufs- 
häfen auf  den  gewöhnlichen  Reisen;  auf  den  anfserordentlicben 
wird  ausgehend  auch  einmal  Djeddah,  rückkebrend  werden  Fu- 
Uchau.  Siugapore,  Penang,  Point  de  Galle,  London  und  Kopenhagen 
berührt. 

1879.  Die  Zahl  der  Ausreisen  war  *22,  die  der  Heimreisen 
eben  so  viel;  vom  26.  April  1877  an  liefen  die  Dampfer  nicht 
mehr  von  Nieuwediep,  sondern  von  Ijmuiden,  dem  neuen  Hafen 
von  Amsterdam,  aus;  die  Anlanfshäfen  sind  meist  dieselben,  doch 
werden  rückkebrend  Penang  und  A tj eh,  neben  Aden,  Neapel  nnd 
Marseille  angelaufen. 

Hinsichtlich  der  weiteren  Reisen  stellen  wir  folgende  Tabelle 
für  die'  Jahre  1879  bis  1886  zusammen. 

Zahl  und  Dauer  der 


1 870  2246  T.  23  St.  4 1 T.  23  8t  37  T-  20 8t! 22  49  T.  23 St.  45  T.  15 St.  4 1 T.  — St. 

1880  2648  , 16  „ 43  . 5 , 38  , 17  , 2650  „ 23  „ 43  B 9 , 38  . 23 

1881  2546  * 18  . 42  . 13  „ 37  . 17  . 

1882V* 31  nkbt  *nf4g.  42  . 15  . 37  „ — „ 

1883  34  . „ 43  „ 12  „ 37  „ 17  , 

1884  34  „ . 42 . 21  . 38  „ 1 „ 

1885  35  . „ 43  „ 8 „ 88  „ 22  „ 

*)  Von  1882  an  fanden,  von  Amsterdam  am  8.  April,  von  Batavia  am 

14.  Juni  beginnend,  3 Expeditionen  im  Monat  statt. 

Ich  wende  mich  nun  zunächst  zum  Passagierverkebr.  Ich 
babe  darüber  aus  den  mir  vorliegenden  Mittheilungen  der  Direktion 
die  nachstehende  Tabelle  zusarnrnengestellt. 

Passagierverkehr. 

Es  wurden  Passagiere  befördert: 


2550  „ 4 . 42  . 8.  38  . 4, 
31  nk*  45  „ — „ 38 B 22  . 
34  . . 42  . 18  . 37  . 15  „ 

34  . . 42  . 18  „ 32  . 16  „ 

35  . . (43  „ 22  . 38  , 13  . 


nach  Java 


von  Java 


I.  Klaue 

I.  Klaue 

I 3 

i 

*3 

s 

■i 

5 

2 

t 

u 

2 

1873  595 


206 


1874  464 

1875  643  119  329 

1876  739  230  321 

1877  878 . 868  856 

1878  818  183  299 
1879:920  272  336 
1880979  248  375  32 
1881852  217  329  24 


42  1913  1874  388  146 

55  3779  1875  372  290  269  21 

67  4859  1876  381  188  277  41 

7 1 4384 1 1877  411  286  313  36 

71  3330  1878  516  325  423  57 

119  3576  1879  530  306  443  73 

107  2950  1880  521  321  472  65 

12421113  2775  1881  661  323  545  62 

1882  960  194  413|55  1533  124  3279  1882  679  317  462  70 

1883,791  154  432  56  1215  88  2736,1883  751  395  326  37 

1884  906  194  341  41  2068  94  3644  1884  653  285  303  42 


692  44  1208 


554 

1187 

1560* 

1420 

1601 

2054 

2827 

2040 


43  1131 
52,2191 
45  2491 
55  2521 
89  3011 
74  3480 
67  4273 
107  3738 
20571102  3687 
2059  1 127  3695 
2016  83  3382 
83  4748 


Jahr  voa  Mamelll*  nach  Port  Said  v«m  Port  Said  nach  Mar  will* 

1882  ...  17  Passagiere  63  Passagiere 

1883  ...  87  187 

1884  ...  32  17 

1885  ...  15  . 66  . 

Ich  lasse  nun  noch  eine  Übersicht  über  den  Güter v er k ehr 
folgen.  Für  die  ersten  Betriebsjahre  können  nur  die  folgenden 
wenigen  Zahlen  gegeben  werden: 

narb  Port  Bald  nach  Indien  von  Indien 

1872  ...  48  Tonnen  3133  Last  5744  Last 

1873  ...  34  , 6823  . 9039  . 

Von  1874  ließen  sich  aus  den  mir  vorliegenden  Mitteilungen 
der  Direktion  die  folgenden  Tabellen  zusammenstelleD,  wobei 
Zusammenziehungen  nach  Perioden  und  veränderte  Aufstellungen 
unvermeidlich  waren. 

Durch  die  Schiffe  der  Gesellschaft  wurden  Güter  befördert: 

1.  Ausgehend. 


Ausreisen 

Heimreisen 

Unart»  1 Mittler«  1 KQriesl» 

Ll 

Jj 

■3 

(Aufenthalte  einbegriffen) 

•2 

(Aufenthalt«  einbegriffen) 

M 

In  Tagen  und  Standen 

liM. 

In  lagen  und  Standen 

Jahr 

VnnNfennedlep.Voa  Nfeuwe 
apktnr  Amafer  1 dl«p, 
dam  nach  Amrtejdam 

*■•«»•>1  “ «»  iSSJftii 

IHM  an  anch  | 
nach  Marseiile  in  Port  Said 

Nach  Padang 

Nach  Java  nnd  andere* 
indlacheo  t>UU«n 

von  Nl«u«> 
dlep.  »pilar 
Amsterdam 

von  Sonth- 

himpton 

von  Nleuwe- 
■ii'ji  rtlz 
Amsterdam 

v«»B  Sonth 
bunptOD 

1874 

146  cbm 

979  cbm 

37  engl,  t 

15,422  cbm 

1811  engi  1 

1875 

(t  engl.  Tonn« 
v.  Sonthampton; 
574  cbm 

1386  . 

161  . 

19,186  . 

4406  . 

1876 

«37  . 

— 

1403  B 

166  cbm 

«.<ii  . 

7156  rbts 

1877 

408  . 

— 

2336  . 

*00  . 

28.7GG  . 

12317  . 

1878 

293  . 

— 

2322  . 

170  . 

24,392  m 

9918  . 

1879 

181  . 

— 

2000  . 

370  B 

32,585  . 

14457  . 

1880 

1881 

1882 

1883 

1884 

1885 

228  . 
128  „ 

262  „ 
660  . 
298  . 
462  „ 

151  cbm 
569  . 

838  „ 

689  . 
573  . 
603  „ 

Narb  Padang,  Java  und  anderen  Indiachea  Pliil»* 
Im  G anz*n  befördert 

60,272  cbm 
58,622  . 

74,874  „ 

95,239  . 

83,437  , 

78,165  „ 

Jahr 

1878: 

1874: 

1875: 

1876: 

1877: 

1878: 

1879: 


2.  Einkomuend. 
Von  Java  und  Davon  fllr  Rechnung 
anderen  Indischen  der  Regierung 


PI  AUcn 
5744  Last 
9416  . 

15691  „ 

16336  . 

25334  . 

21226  „ 
24829  . 


3777  I 
4325 
3175 
2458 


Jahr 

1880: 

1881: 

1882: 

1883: 

1884: 

1885: 


27686  Last 
29076  „ 

33123  . 

34765  . 

28474  . 

35760  . 


nicht  mehr 
angegeben. 

nämlich:  22794  „ von  Java, 

1038  . . Penang, 

997  „ B Singapore. 

Unter  den  von  Java  eingefübrten  Gütern  waren  bestimmt  für 


Venedig,  Ne-  Himburg  u.a. 

Naw  York 

Marseille 

iprl.  (ienna 

(rvadeNord 

iKindon 

und  Triert 

»cebifen 

1876: 

825  Last 

182  Last 

— 

— 

136  Last 

1877: 

3364 

350  . 

9 Last 

144  Last 

41  . 

1878: 

172 

497  . 

4 . 

335  . 

5 , 

!o  H4S  . f. 

(neben  y<ß 

kopafibaa) 

Last  f.Chlnai 

425  . 

1879: 

1371 

n 

386  „ 

7 Last 

983  I^st 

1880: 

1881: 

3241 

1008 

Laat 

1236  B 
301  . 

von  18S0  ab 
inwrafeli««- 

271  , 

356  , 

1882: 

2902 

349 1 *>  „ 

mit  «tntie 

158  V*  • 

1883: 

2052 

4226  . 

griffen 

41  . 

1884: 

2780 

4825  . 

143  . 

1885: 

5065 

, 

6491  B 

49  . 

49  Last 


•)  Darunter  383  Deckpassagiere  nach  Suez. 

Von  April  1882  an  wurde,  wie  oben  angedeutet,  ausgehend 
(lud  cinkommcnd,  statt  bisher  Neapel,  Marseille  angelaufen.  Der 
Passagierverkebr  zwischen  Marseille  und  Port  Said  stellte  sich  wie 
folgt: 


Ke  wurden  mit  den  Dampfern  der  Gesellschaft  für  Amsterdam  und 
andere  Plätze  angebracht: 

im  Jahre  1882:  von  Marseille  2577  Tonnen,  von  Colombo  — Tonnen 

„ „ 1883:  . , 1953  . . „ 162 

„ . 1884:  . . 1405  . „ . 1278 

. . 1885:  . „ 4340  „ . . 3031 

Bezüglich  des  V erb  Alto  iss  es  derGesellscbaf  t zur  Nieder- 
ländischen Regierung,  besonders  in  Betreff  der  Beförderung 
der  Post  sowie  von  Gütern  für  die  Regierung,  ist  Folgendes  zu 
bemerken.  Durch  einen  Ende  1874  ablaufenden  Vertrag  batte  die 
Gesellschaft  die  Verpflichtung  übernommen,  mit  4 Dampfern  erster 
Klasse  und  namentlich  mit  der  erforderlichen  Schnelligkeit  eine 
i regelmäßige  Fahrt  zwischen  den  Niederlanden  und  Java  zu  unter- 
, halten.  Sie  stellte  der  Regierung  für  die  ausgehenden  Dampfer  einen 
: bestimmten  Tbeil  der  Schiffsräume  zur  Aufnahme  von  Passagieren 
, und  Gütern  zur  Verfüguog  gegen  eine  von  der  Regierung  au  gebende 


Digitized 


87 


1887. 


EXPORT,  Organ  des  Centralvereins  für  Handölsgeographie  etc. 


Nr.  6. 


Zusicherung,  dafs  sie  für  einen  Theil  der  Retourladung  tu  einer  nach 
Mafegabe  der  Segelschifffracht  erhöhten  Pracht  aufkorame.  Bei 
Ablauf  des  Vertrags  wollte  die  Gesellschaft  auf  eine  Erneuerung 
denselben  unter  Einführung  einer  monatlichen  Fahrt  mit  sechs 
Ernte-Klasse- Dampfern  eingehen;  doch  sie  konnte  für  die  dann  be- 
absichtigten 12  Reisen  die  gleiche  Menge  Regierungs-Güter,  welche 
ihr  früher  für  8 Reisen  zugesagt  war,  nicht  mehr  bekommen.  Die 
Sicherheit,  auf  den  Rückreisen  die  Laderäume  ungefähr  zur  Hälfte 
mit  Regierungs-Gütern  füllen  zu  können,  wie  das  im  ersten  Ver- 
trug vereinbart,  war  für  die  Gesellschaft  bestimmend  dafür  gewesen, 
die  Tarife  für  die  Beförderung  von  Passagieren  und  Gütern  für 
die  Regierung  niedrig  xu  stellen.  Die  Regierung  wollte  nun  zwar 
das  Recht  auf  einen  bedeutenden  Theil  der  Schiffsräume  vor  wie 
nach  behalten,  ohne  indefs,  wie  früher,  die  Versicherung  xu  er* 
theilen,  dafs  sie  dieaelbeu  auch  wirklich  in  Anspruch  nehmen 
würde.  Darauf  konnte  die  Kompanie  in  Rücksicht  auf  die  grofse 
Stütze,  welche  sie  bisher  in  der  Beförderung  vou  Kaufmann  eg  ütero 
und  Privatpassagiereu  gefunden  und  die  sie  sich  auch  für  die  Zu- 
kunft zu  erhalten  wünschte,  nicht  eingehen.  Am  12.  Oktober  1875, 
nach  längerer  Verhandlung,  kam  ein  neuer  Vertrag,  wegen  Be- 
förderung der  Post  durch  die  Dampfer  der  Gesellschaft,  mit  der 
Niederländischen  Regierung  beziehungsweise  dem  niederländischen 
Finanz-  und  Kolonialmioister  zu  Stande.  In  diesem  Vertrage  wurde 
Folgendes  bestimmt:  Vom  30.  Oktober  1876  an  wird  die  Briefpost 
alle  4 Wochen  von  Nieuwediep  und  12  Tage  später  vou  Neapel 
nach  Padang  und  Batavia  befördert  und  zwar  möglichst  mit  regel- 
iufiffligen  Zwischenposteu  einmal  im  Monat  von  Batavia  nach 
Neapel  und  Nieuwediep.  Auf  den  Rückreisen  mufs  Padang  io  den 
Monaten  November  bis  eiuschlicfslich  Mürz  angelaufen  werden;  für 
die  übrigen  Monate  besteht  eine  solche  Verpflichtung  nicht,  da  in 
dieser  Zeit  der  Weg  der  Dampfer  von  der  Sunda-Strafse  nach 
Aden  südlich  geht  in  Folge  des  im  Indischen  Oxeaus  herrschenden 
Monsuns.  Für  die  Beförderung  der  Post  empfängt  die  Gesellschaft 
auf  der  Strecke  Nieuwediep— Bstam  oder  Padang  und  zurück: 
für  Briefe  !>/  (d.  h.  (bilden  a I ,«•*/)  für  das  Kilogramm, 
für  Drucksachen  jO  Cts.  für  das  Kilogramm; 
auf  der  Strecke  Neapel  — Batavia  oder  Padang  and  zurück: 
für  Briefe  IO./  für  das  Kilogramm, 
für  Drucksachen  50  Cts.  für  das  Kilogramm. 

Die  Zeit,  iunerbalb  deren  die  Dampfer  der  Gesellschaft  die  ! 
Heimreise  zurückzulegen  haben,  ist  — von  Fällen,  in  denen  „force  ' 
majeure14  eintritt,  abgesehen  — die  folgende: 
von  Batavia  Dach  Neapel  85  Tage, 

„ „ über  Padang  nach  Neapel  37  Tage. 

Die  im  Falle  der  Verspätung  eines  Dampfers  eintretende  Geld* 
bofse  ist  auf  300/  festgesetzt,  der  Höchstbetrag  der  Geldbuße  für 
eine  Reiae  ist  3000 / 

Die  Gesellschaft  behält  das  Recht,  auf  der  Heimreise  andere 
Häfen  anlaufen  zu  lassen.  Die  Regicruug  verbürgt  der  Gesellschaft 
eine  Mindest- Einnahme  aus  der  Beförderung  der  Briefpost  auf  jeder 
der  slattflndendeu  26  Aus*  und  26  Heimreisen  zum  Belaufe  von 
3000/.  Im  April  1876  konnte  die  Direktion  der  Gesellschaft  mit- 
theilcn,  dafs  der  Postdienst  ihrer  Dampfer  nach  dem  neuen  Vertrage 
ein  sehr  schneller  gewesen.  Die  erste  Post  wurde  von  Neapel  nach 
Padang  io  25  Tagen  21  Standen,  von  Neapel  nach  Batavia  in 
28  Tagen  22  Stunden  befördert;  der  erste  Postdampfer,  welcher  die 
Postverbindung  zwischen  den  Niederlanden  and  Sumilra  von  46  auf 
28  Tage  verkürzte,  wurde  in  Padang  mit  grofsem  Jubel  empfangen. 

Vom  1.  Januar  1877  ab  fuhren  die  Postdampfer  der  Gesellschaft, 
statt  bisher  alle  4 Wochen,  alle  drei  Wochen.  xVuf  Grund  eines 
Vertrags,  welcher  zwischen  der  Gesellschaft  „Nederlaod*  und  der 
Dampfergesellschaft  „Java14  im  Mai  1876  abgeschlossen  wurde, 
traten  die  Dampfer  der  letztgenannten  Gesellschaft  in  den  Dienst 
der  „Nederland4,  welche  dafür  der  Gesellschaft  „Java14  einen  nach 
dem  Toooengehalt,  der  Pferdekraft  und  Klasse  der  Dampfer,  wie 
nach  den  io  den  beiden  Vorjahren  erzielten  Frachten  bemessenen 
Aotheil  an  ihren  Überschüssen  zahlte.  Durch  die  gröfsere  Zahl 
von  Dampfern,  welche  der  Gesellschaft  „Nederland*  auf  Grund 
dieses  Vertrags  zur  Verfügung  standeu,  wurde  die  Einführung  des 
dreiwöchentlichen  Postdienstes  ermöglicht  Die  Verpflichtung  zum 
Anlaufen  von  Padang  auf  der  Rückreise  fiel  vom  September  1877 
an  weg;  statt  dessen  wurden  in  der  Zeit  von  Januar  bis  Mai  von 
deu  aus  Batavia  nach  den  Niederlanden  ausgehenden  Dampfern 
Penang  und  Atjeh  angelaufen  und  es  wurde  damit  für  die  bezeich- 
net« Zeit  die  Reise  vou  Atjeh  bis  Neapel  auf  27  Tage  verkürzt. 
Barch  diese  Fahrplan  Veränderung  wurde  es  auch  ermöglicht,  den 
von  Sumatra  aus  den  dortigen  niederländischen  und  deutschen 
Plantagen  versandten  Tabak,  statt  bisher  mit  englischen  Dampfern, 
nunmehr  mit  den  Dampfern  der  Gesellschaft  „Nederland*4  zu  be-  1 
fördern. 


Die  niedrigeren  Frachten  und  der  zur  Aufnahme  der  Erzeug* 
nisse  der  Ostköste  Sumätras  bedingte  Umweg  erwiesen  sich  nun 
freilich,  zumal  da  die  zu  dem  Zweck  offen  gehaltenen  Laderäume 
nicht  immer  besetzt  wurden,  als  nachtheilig  und  die  Dampfer  schlu- 
gen bald  wieder  wie  früher  den  direkten  Weg  ein.  Seit  1.  Januar 
1880  fiel  auch  die  Verpflichtung,  Penang  und  Atjeh  iu  den  oben 
bezeiebneten  Monaten  anzulaufen,  wieder  weg  und  der  Dienst  wurde 
nun  wie  folgt  geregelt:  Alle  14  Tage  Sonnabends  von  Amsterdam 
(Ijmuiden)  über  Southampton  nach  Neapel,  wo  der  Dampfer  13 
Tage  nach  Abfahrt  di«  Briefpost  findet,  von  da  über  Port  * Said 
nach  Batavia  und  zwar  die  eine  Reise  über  Padang,  die  andere, 
fakultativ,  über  Atjeh.  Die  Reise  Neapel-Batavia  ist  in  30  Tagen 
zurückzulegen.  Von  Batavia  alle  2 Wochen  io  32  Tagen  nach 
Neapel  und  zwar  fakultativ  über  Padang;  von  Neapel  nach  Amster- 
dam. Die  Feststellung  bestimmter  Abfabrtstage  erfolgt  auf  Grund 
eines  besonderen  Vertrags  mit  dem  Kolonialmioister. 

Am  8.  April  1882,  nachdem  vier  neue  Erste-Klasse- Dampfer 
io  Dienst  gestellt  und  dadurch  die  im  Jahr  zur  Verfügung  stehen- 
den Laderäume  um  22500  Tonnen  vergröfsert  waren,  begann  von 
Amsterdam  — nnd  am  14.  Juni  von  Batavia  aus  der  zehntägige  Fahr- 
dienst; die  Abfahrten  erfolgen  beiderseits  abwechselnd  Mittwochs 
und  Sonnabends  mit  l1/*  Woche  Zwischenzeit,  und  statt  Neapel 
wird  Marseille,  der  Ausgangspunkt  so  vieler  Dampferlinien,  als 
der  anch  von  den  Schiffen  der  Gesellschaft  „Nederland“  anzulaufende 
Mittelmeerhafen  gewählt.  Dieser  Fahrplan  besteht  im  Wesentlichen 
noch  jetzt. 

Seit  1881  wurden  an  Briefen  und  Drucksachen  von  den 
Dampfern  der  Gesellschaft  befördert: 

1881:  11819  kg  1884  : 37  552  kg 

1882  : 20  975  „ 1885:  39  451  „ 

1883:  28  195  „ 


Die  oben  erwähnte  Bürgschaft  seitens  der  Regierung  für  eine 
Einnahme  der  Gesellschaft  im  Betrage  von  3000  / aus  der  Beförde- 
rung der  Briefpost  auf  jeder  Reise  wurde  bei  Einführung  des  zehn- 
tägigen Dienstes  nicht  verändert,  vielmehr  nach  wie  vor  auf  52 
Reisen  angewendet.  Die  Gesellschaft  bezog  vom  Staate  auf  Grund 
des  Postvertrags  1882:  117000/,  1883:  109000/,  1884:  102000/ 
Im  April  1881,  wo  die  Direktion  auf  einen  zehnjährigen  Be- 
trieb zuröckblickeu  konnte,  worden  die  Ergebnisse,  weiche  in  dieser 
Zeit  erzielt  waren,  zusam mengest«] It.  Es  waren  290  Reisen  ausgefübrt, 
49  647  Passagiere  nnd  576  300  Tonnen  Güter  befördert  worden. 

Für  die  Aktionäre  der  Gesellschaft  stellten  sich  bis  einschließ- 
lich 1885  folgende  Ergebnisse  an  Dividenden  heraus: 


1871  Dicht*. 

1872  5"*  •/«  Defizit. 

1873  dieser  Verlust  wieder 
eingebolt. 

1874  5 % Dividend«. 

1876  5 0 o ,, 

1876  5 % w 

1877  7 % * 


1878  2 7»  % Dividende. 

1879  4 V*  °/o 

1880  8'/*  % „ 

1881  9 °o 

1882  6'/»  % 

1883  2%  °;u  „ 

1884  nichts. 

1885  4 % 


Die  Durchschnittsdividende  in  den  16  Betriebsjahren  war  also 
nur  knapp  4 %,  was  bei  sogenannten  Seepapieren  immerhin  sehr 
mäfsig  ist 

Es  ist  von  Interesse,  die  Unfälle,  welche  die  Schiffe  der  Ge- 
sellschaft in  dem  Betriebe  während  der  Zeit  von  15  Jahren  be- 
trafen, etwas  näher  zu  betrachten. 

Des  ersten  grofsen  Mißgeschickes,  welches  die  Gesellschaft 
gleich  bei  Eröffnung  ihres  Betriebes  im  Mai  1872  dadurch  betraf, 
dafs  der  D.  „Willem  III."  am  zweiten  Tage  nach  der  Abfahrt  von 
Nieuwediep  auf  See  verbrannte,  haben  wir  bereits  in  dem  einleiten- 
den Aufsatz  über  die  niederländischen  Ozeandampferliuien  gedacht. 

Am  18.  März  1876  verliefe  der  Dampfer  der  Gesellschaft 
„Prinses  Amalia’  auf  seiner  fünften  Ausreise  nach  Java  Nieuwe- 
diep, am  22.  März  Southampton  mit  ungefähr  1800  Tons  Stück- 
gütern und  290  Passagieren  1.,  2.  und  3.  Klasse.  Von  Suez  ging 
er  ain  7.  April  Nachmittags  3 Uhr  ab,  Maschine  iu  bester  Ordnung, 
4 Stunden  später  brach  die  Welle,  nnd  die  Maschine  erlitt  auch 
sonstige  Beschädigung.  Durch  den  D.  „Mandalay“  wurde  das 
Schiff  für  500  £ nach  Suez  geschleppt.  Hier  ergab  sich,  dafs  die 
Reparatur  auf  einer  europäischen  Schiffswerft  vorgenominen  werden 
müsse.  Zu  dem  Zweck  wurde  iu  England  einer  der  kräftigsten 
Schleppdampfer,  die  „Anglia“,  geraiethet,  und  es  gelang  glücklich, 
die  „Priosea  Arnalia14  nach  dem  Clyde,  zur  Werft  von  John 
Eider  & Go.  zu  schleppen.  Die  Passagiere  und  Güter  des  „Prinses 
Amalia*  waren  mit  zwei  anderen  Dampfern  der  Gesellschaft  nach 
Java  expedirt  worden.  Der  gesammte  Schaden,  welcher  aus  diesem 
Unfall  der  Gesellschaft  erwuchs,  betrug  über  185  000/;  die  Ver- 
sicherungsgesellschaft erklärte  sich  bei  der  Unklarheit  der  Ursache 
der  Beschädigung  bereit,  die  Hälfte  der  Reparaturkosten  su  tragen. 


Nr.  6. 


88 

EXPORT,  Organ  des  Centralvereins  für  H&ndelsgeographie  etc. 


1887. 


Am  23.  Mai  1878  stlefs  der  Dampfer  „Voorwarts“,  der  Gesell- 
schaft auf  der  Heimreise  nach  Europa  begriffen,  nahe  bei  Penang 
mit  einem  Dampfer  der  englischen  P.  & 0.  Company,  „Khedive“, 
derart  zusammen,  data  der  „Voorwarta“  an  Backbordseite  bis 
unter  die  Wasserlinie  durchschnitten  wurde  und  sehr  bald  12  Fufa 
Wasser  im  Raum  standen.  Der  Kapitln  des  „Voorwarts“,  Anckea, 
liefs  die  Dampfpumpeu  kräftig  wirken,  und  da  er  sofort  auf  das  Land 
xusteuerte,  ao  glückte  es  ihm,  dia  Passagiere  eine  Stunde  nach  dem 
Zusammenstoß  an  Land  xu  setzen.  Es  wurde  wegen  Abbriogena 
and  vorläufiger  Ausbesserung  des  D.  „Voorwarts*  ein  Vertrag  von 
dem  Agenten  der  Gesellschaft  „Nederland“  in  Penang  mit  einem 
Unternehmer  geschlossen.  Ans  dem  Dampfer  wurde  die  werthvolle 
Ladung  Zinn  geborgen  und  nach  den  Niederlanden  verschifft.  Die 
übrigen  Güter,  darunter  bedeutende  Mengen  Tabak,  hatten  sehr 
gelitten  und  wurden  in  Penang  verkaoft.  Das  Loch  im  „Voorwarts“ 
wurde  vorläufig  gedichtet  und  letxterer  somit  flott;  die  Hauptrepa- 
ratur des  Schiffs  wurde  im  Trockendock  xu  Singapore  vorgenommen 
und  fiel  so  gut  aus,  dafs  die  Experten  dem  „Voorwarts“  wiederum 
die  erste  Klasse  ertheilen  konnten.  Ende  Märt  1879  kehrte  das 
Schiff  vollbeladen  nach  den  Niederlanden  xurück. 

Von  beiden  betheiligten  Parteien  war  inxwischen  ein  Prozefs 
hei  in  Admiralitätsgericbt  in  London  anhängig  gemacht  worden,  der 
Spruch  dieses  Gerichtshofs  lautete  dahin:  beide Theile  haben  Scfanld. 

Darauf  ging  die  Sache  an  den  „court  of  appealatl,  den  Appell- 
bof.  Dieser  fand,  zur  grofsen  Verwunderung  und  Entrüstung  der 
Direktion  der  holländischen  Gesellschaft,  allein  den  Dampfer  „Voor- 
warts“  schuldig.  Dabei  konnte  sich  diese  Gesellschaft  natürlich 
nicht  beruhigen  und  auf  ihren  Antrag  kam  die  Sache  in  dritter 
Instanz  vor  die  Kammer  der  Pairs.  Dieser  höchste  Gerichtshof 
Englands  trat  dem  Erkenntnifs  des  Admiralitätsgericbts,  wonach 
beiden  Tbeilen  die  Schuld  beizumessen,  bei  und  hob  somit  das 
zweitinstanzliche  Uriheil  des  Appellhofs  auf.  Die  holländische 
Gesellschaft  hatte  darnach  den  Schaden  des  D.  „Khedive“,  die  P.  & 0. 
Company  die  Havarie  des  D.  „Voorwarts“  xu  tragen.  Der  höchste 
Ersatz,  welcher  nach  dem  englicheo  Geaeti  zulässig,  beträgt  nur 
8 £ die  Ton  des  eigenen  Schiffs,  was  bei  dem  „Khedive“  360  OUO 
/ betrug,  während  der  Schaden  des  „Voorwarts“  an  Schiffsladung 
und  Fracht  auf  9 760000  f geschätzt  wurde.  Somit  blieb  die 
holländische  Gesellschaft  erheblich  in  Nacbtbeil. 

Am  4.  Oktober  1886  ereignete  sich  dann  daa  bereit«  früher 
erwähnte  große  Unglück  mit  dem  D.  „Koniug  der  Nederlanden“, 
der  iro  Indischen  Ozean  auf  etwa  7°  s.  B.  und  64°  ö.  L.  die 
Schraube  brach  und  überhaupt  solchen  Schaden  erlitt,  dafs  er  trotz 
aller  Anstrengungen  des  Pumpens  nicht  flott  erhalten  werden  konnte, 
sondern  verlassen  werden  mufste  und  am  5.  Oktober  Mittags  weg- 
sank. Die  Personen,  welche  sich  an  Bord  befanden,  im  Ganzen 
216,  schifften  sich  in  guter  Ordouug  in  7 Booten  ein;  von  diesen 
erreichten  vier  die  Tachsgoa- Inseln,  drei  Boote  mit  90  Personen 
kamen  nicht  wieder  zum  Vorschein  und  sind  somit  verunglückt. 

In  verschiedenen  Fällen  haben  die  Dampfer  der  Gesellschaft 
anderen  in  Seenoth  befindlichen  Schiffen  Hilfe  leisten  können. 
Darüber  Folgendes:  1.  D.  „Prins  Hendrik“,  Kapt.  Braat,  traf  am 
14.  April  1875  den  mit  Steinkohlen  und  Stückgütern  beladenen 
niederländischen  Dampfer  „Borneo*  in  Seenoth;  das  Schiff  war  anf 
der  Reise  von  Nieuwediep  nach  Atjeh  und  hatte  Schaden  an  der 
Maschine;  trotz  stürmischen  Wetters  gelang  es  dem  auf  der  Fahrt 
von  Pori  Safd  nach  Nieuwediep  begriffenen  D.  „Hendrik“,  den 
„Borneo“,  auf  eineT  Strecke  von  980  engl.  Meilen,  in  32  Stunden 
30  Minuten  nach  La  Valetta  zn  schleppen;  der  Gesellschaft  „Nsder- 
land“  wurde  für  diese  Seehilfe  von  der  Amsterdamer  Lootsen- Kom- 
mission eine  Entschädigung  von  22  000  f zuerkannt 

2.  Im  selben  Jahr,  am  12.  Dezember  1876,  traf  D.  „Gonrad“, 

Kapt.  de  Ri d der,  einen  portugiesischen  Kriegs-TTansportdampfer 
mit  etwa  400  Personen  an  Bord  anf  der  Reise  von  Port  Said  nach 

Lissabon  auf  33°  4'  n.  Br.  and  22*3  24'  ö.  L.  (anf  der  Hübe  von 

Candia);  die  Maschine  dieses  Schiffs,  „India“,  war  völlig  gebrochen. 
Kapt.  de  Kid  der  war  auf  der  Reise  nach  Neapel  und  bot  dem 

Kommandanten  der  „India*  an,  diese  nach  Messina  zu  schleppen; 

dies  wurde  angenommen.  Sechs  Stunden  war  man  bei  der  unge- 
stümen See  bemüht,  die  Trosse  des  in  Seenoth  befindlichen  Schiffs 
an  Bord  des  „Conrad*  zu  bringen,  schliefslich  brach  die  Trosse. 
Nun  wurde  das  starke  Manila-Kabel  des  „Conrad*  ausgebracht,  es 
bewährte  sich;  die  Strecke  bis  Messina,  400  engl.  Meilen,  legte 
D.  „Conrad*,  die  „India*  im  Schlepptau,  in  67  Stunden  zurück, 
und  am  14.  Dezember,  Abends  11  Uhr,  wurde  Messina  erreicht. 
Die  portugiesische  Regierung  zahlte  der  Kompanie  eine  Entschädi- 
gung von  2600  £. 

3.  Am  4.  Oktober  1876  traf  D.  „Voorwarts“,  Kapt.  Graadt 
van  Roggen,  auf  der  Reise  von  Batavia  nach  Suez  im  Rothen 
Meer,  Perim  vorüber,  das  Dampfschiff  „Medina*  anf  dem  Parkfns-  ! 


Felsen  sitzend.  Mit  Pilgern  von  Penang  nach  Djedd&b  unterwegs 
gerieth  D.  „Medina*  hier  am  1.  Oktober  auf  Klippen.  Daa  eng 
lische  Dampfschiff  „Timor*  batte  bereits  600  Pilger  aafgeoommen 
Der  Versuch  des  D.  „Voorwarts*,  die  „Medina“,  welche  noch  in 
gutem  Zustande  zu  sein  sebien,  abzubringen,  mißlang,  weil  die 
Trossen  rissen  und  auch  Hebeversuche,  die  vom  Felsen  aus  angc- 
stellt  wurden,  sich  als  vergeblich  erwiesen.  So  rettete  D.  „Voor- 
warts“ wenigstens  die  50  Mann  Besatzung  and  brachte  nie  nach 
Suez.  Der  Gesellschaft  sprach  die  englische  Regierung  hierfür  ihren 
Dank  aus. 

4.  Am  28.  Juni  1880  traf  D.  „Printe*  Ainalia*,  Kapt.  A d r i a n i . 
als  er  die  Insel  „Jobei  Zukur*  im  Rothen  Meer  passirte),  den  D 
„Veoetia*  der  engl.  P.  & O.-Company  ara  Grand  sitzend.  Der- 
selbe signalisirte:  Könnt  ihr  uns  abschleppen?  Dies  versuchte 

nun  Kapt.  Adriani  zwei  Tage  hindurch,  allein  mehrmals  brachen 
die  Schlepptrossen  und  es  gelang  nicht.  So  beschränkte  Bich  denn 
die  „Prinees  Amalia“  darauf,  Post  und  Passsgiere  der  „Veoetia’ 
überzunehmen,  die  wohlbehalten  am  1.  Juli  nach  Aden  gebracht 
wurden.  Die  „Venetia*  kam  später  dadurch  frei,  dafs  sie  Kohlen 
warf  and  gelaugte  auch  nach  Aden.  Die  Direktion  der  P.  de  0. 
Comp,  vergütete  die  Unkosten  und  ließ  Kapitän  und  Mannschaft 
der  „Prinses  Amalia“  ein  schönes  Geschenk  überreichen. 

6.  Am  8.  Oktober  1880,  Abends  l/*8  Uhr  sah  Kapt  Braat,  I) 
„Prins  Hendrik“,  der  sich  anf  der  Reise  nach  Java  im  Golf  von 
Aden  befand,  Feuerajgnale.  Er  antwortete  mit  Blaulichtern  und 
blieb  am  Ort,  bis  um  8 Uhr  15  Min.  eine  mit  1 Offizier  und  4 
Mann  besetzte  Schaluppe  langscit  kam.  Dieselbe  kam  vom  deut- 
schen D.  „Asia“,  der  auf  der  Reise  von  Amoy  nach  New  York  auf 
der  Insel  Sokotra  gestrandet  war  und  Hilfe  begehrte.  D.  „Prin^ 
Hendrik“  näherte  sieb  vorsichtig  dem  D.  „Asia*  und  es  ward* 
nun  zunächst  so  viel  als  möglich  unbeschädigte  Ladung  der  „Asia* 
Qbergenointnen.  Des  Nachts  blieb  ein  Offizier  des  „Prins  Hendrik* 
an  Bord  der  „Asia*;  auch  wurden  Waffen  unter  der  Bemannu&g 
der  letzteren  vertfaeilt,  um  die  Eiogebornen  der  Insel,  welche  in 
Schaaren  an  das  Schiff  zu  kommen  drobten,  abzubalten.  DU 

Versuche,  die  „Asia“  vom  Felsen  zu  schleppen,  erwiesen  sich  al*  I 
erfolglos,  da  das  Schiff  zu  fest  saß.  So  wurden  denn  säramtlirb* 
Schiffbrüchige  der  „Asia“  an  Bord  des  „Prins  Hendrik“  genommen, 
der  nun  seine  Reise  nach  Batavia  fortsetzte.  Unterwegs  begegnete 
er  dem  niederländischen  Kriegsdampfer  „Madnra*,  dem  die  Schiff-  , 
brüchigen  übergeben  wurden,  Mit  diesem  erreichten  sie  Point  de 
Galle.  Die  aus  der  „Asia*  geborgenen  Güter,  4804  Kisten  Thee.  i 
14  Krandjangs  Gutta- Percha  und  24  Krandjangs  „Gummi  elaaticnm*, 
wurden  nach  erfolgter  Zahlung  des  Bergelohns  und  sonstiger  Un 
kosten  den  Berechtigten  ausgeliefert.  — 6.  Am  10.  November  1880  \ 

lag  der  der  Gesellschaft  gehörende  D.  „Koningin  Emma“,  Kapt 
Hissink,  auf  der  Rhede  von  Aden,  um  seine  Reise  nach  den  Nieder- 
landen fortzuselzen,  als  eine  Schiffsschaluppe  in  den  Hafen  lief 
mit  dem  1.  Offizier  des  D.  ^Oity  of  Meeca“,  welcher  berichtet#, 
dafs  dieses  Schiff  mit  gebrochener  Schraubenachse  im  Golf  treibe 
und  Hilfe,  am  es  in  Sicherheit  zu  bringen,  begehrt  werde.  Da 
kein  Kriegsschiff  zur  Stelle  war,  so  übernahm  D.  „Emma“  die 
Aufgabe  Dieselbe  war  nicht  leicht.  Der  Unfall  batte  sich  am 
9.  November  um  7 Uhr  Nachmittags  ereignet,  die  „Emma“  ging 
am  10.  Abends  '/»Ö  von  Aden  weg  und  suchte  die  ganze  Nacht 
und  den  folgenden  Morgen;  endlich  entdeckte  der  Kapitän  das  Schiff, 
welches  68  englische  Meilen  in  WSW.-Richtnng  getrieben  and 
dadurch  ganz  aus  dem  Kurs  der  Schifffahrt  in  diesen  Meerestheileo 
gerathen  war.  Es  befand  sich  gar  nicht  weit  von  der  hier  für 
Schiffe  ziemlich  gefährlichen  Küste.  Es  gelang,  das  Schiff  ins  Schlepp- 
tau zn  nehmen,  was  viel  Überlegung  und  seemännische  Kunde  er- 
forderte, nnd  am  11.  November  früh  war  die  „City  of  Mecca“  im 
sicheren  Hafen  von  Aden.  — 7.  D.  „Prins  van  Oranje“,  Kapt  R. 
Berkel  bach  van  den  Sprenkel,  begegnete  auf  seiner  23.  Rückreise 
im  Rothen  Meer  dem  D.  „Orion“  von  der  „8t*r  Navigation  Comp.*, 
welcher  die  Welle  gebrochen  hatte;  „Prins  van  Oranje“  nabin  diesen 
Dampfer  ins  Schlepptau  und  brachte  ihn  wohlbehalten  am  1.  De- 
zember 1881  nach  Suez;  die  Eigner  des  „Orion*  kohlten  für  diesen 
ihnen  geleisteten  Dienst  der  Gesellschaft  eine  mäßige  Vergütaog 

Im  folgenden  Artikel  werde  ich  einen  Blick  auf  den  jetsigen 
Stand  des  Betriebes  und  der  Geschäfte  der  Kompanie  „Nederland* 
werfen,  sowie  die  anderen  früher  erwähnten  größeren  niederlän- 
dischen Ozean-Dampßchifffahrts-Unternebmungen  an  der  Hand  des 
mir  vorliegenden  Materials  etwas  genaner  beschreiben. 

Afrika. 

Ein«  deutsche  Baumwollpflanzung  in  Egypten. 

Vortrag,  gehalten  von  Herrn  Dr.  S.  Bernstein. 

I.  Wie  ich  Besitzer  einer  „Abadieb“  wurde.  — Inden  wk  «as 
iro  Geiste  zum  schönen  Nilthal  hinbegehen,  um  dort  die  Haumwollpfia&u 


1887. 


89 

EXPORT,  Organ  de«  Centr&lvereias  für  Huidelsgeograpbie  etc. 


Nr.  fi. 


und  ihre  Kulturmethodo  kennen  zu  lernen,  streifen  wir  eia  Probien,  das 
heutzutage  von  den  Deutschen  »ehr  lebhaft  diskutirt  wird  und  unter  vielen 
frommen  Wünschen  ihr  jüngstgeborener  ist,  nämlich  die  Gründung  deutscher 
Ackerbaukolonlcen  auf  dem  afrikanischen  Kontinente.  Freilich  liegen  die 
Verhältnisse,  unter  denen  der  Deutsche  in  Egypten,  wo  das  Klima  ein  für 
ihn  sehr  zuträgliches  ist,  Ausicdlnugen  gründen  kann,  bei  Weitem  günstiger 
als  irgendwo  sonst  im  „wilden"  Theile  von  Ost-  und  West-Afrika.  Doch 
bleiben  auch  da  noch,  wie  Sie  sehen  werden,  Hindernisse  genug  zu  über- 
winden und  vor  allem  ein  Stein  des  Anstof&es,  über  den  zu  fallen  er  immer 
in  Gefahr  ist,  die  Rechts-  und  Eigcnthumsfrmge. 

Ein  Zufall  führte  mich  nach  Egypten.  Da  geschah  es  eines  Tages,  dafs 
ein  Freund,  ein  Malteser,  mir  mittbeilte,  er  habe  eine  vortreffliche  Gelegen- 
beit,  einen  langersehnten  Wunsch  zu  erfüllen.  Oft  batte  er  nämlich  geklagt, 
es  sei  zu  traurig,  sein  ganzes  Leben  laug  aus  einer  Miethskosernc  m die  an- 
dere zu  ziehen  und  keinen  Winkel  auf  dem  weilen  Erdenrund  sein  eigen 
zu  nennen.  Wie  schön  ilagegen,  einen  Acker,  einen  Garten,  ein  Haus  zu 
besitzen,  wo  man  als  Herr  schalten  und  walteu  könne,  wie  ein  König  auf 
dem  eigenen  Grund  und  Boden!  Es  werde  nämlich  in  wenigen  Tagen  Tom 
italienischen  Generalkonsulat  in  Alczuudria  eine  Abadieb  (d.  b.  eiu  ägyp- 
tische* Gut)  von  etwa  130  Feddän  (h  0*?)«  ha)  meistbietend  verkauft.  Er 
»ei  überzeugt,  es  werde  Niemand  zum  Termin  kommeu  und  das  Termin 
vielleicht  umsonst  zu  haben  sein.  Kr  sei  ganz  entschlossen,  eg  zu  erwerben, 
fall»  ich  mich  betbeiligen  und  die  Hälfte  dazu  beitragen  wolle.  Ich  erklärte 
mich  im  Scherze  bereit,  die  Hälfte  beizutragen,  wenn  das  Terrain,  wie  er 
meinte,  «umsonst  zu  habe»  sei.“  übrigen*  rechnete  ich  oaino  Ersparnisse 
zusammen,  die  Rechnung  war  schnell  gemacht,  und  diesen  Betrag  stellte  ich 
ihm  für  allo  Fälle  zur  Verfügung. 

In  einigen  Tagen  zeigte  er  mir,  zu  meiner  nicht  geringen  Überraschung, 
eine  im  Namen  Victor  Emmanuels,  des  Königs  von  Italicu,  ausgestellte  Urkunde, 
in  welcher  wir  Beide,  als  Ersteher  des  betreffenden  Grundstücke*,  benachrichtigt 
wurden,  an  einem  bestimmten  Togo  zu  bestimmter  Stunde  uns  in  Scboka 
bei  Damanhür  in  der  Provinz  Behera  einzufindeu,  damit  die  feierliche  Besitz- 
ergreifung der  Abadteb,  in  Gegenwart  des  Dragomans  des  italienischen 
Geueealkonsulatt,  ktattfinden  könne. 

Wir  verfügten  uns  der  Verabredung  gemäüs  nach  dem  tod  Alexandria 
eine  Eisen bahnstunde  entfernten  Damanhür.  Dort  trafen  wir  in  Begleitung 
von  drei  Kawassen  des  italienischen  Generalkonsulats  den  sehr  korpulenten 
Dragoman  in  glänzender  Uniform.  Ein  stolzer  Dreimaster  bedeckte  sein 
Haupt.  Nur  schien  er  mit  seinem  sehr  hoben  goldgestickten  Kragen  in 
gespanntem  Verbältuiü,  denn  Mutter  Natur  hatte  ihm  oiucu  kurzen  Hals 
bcschieden. 

Wir  selbst  batten  eiuen  uns  empfohlenen  «tasar",  d.  b.  Gutsverwalter, 
halb  Griechen,  halb  Türken,  mitgebracht,  einen  etwas  umständlichen  Grau- 
kopf mit  rotliem  Tarbusch  (d.  b.  Fez),  der  überall  in  der  Welt  hcruin- 
gewrsen  und  überall  Haare  gelassen  hatte.  Auch  die  vorher  bestellten 
„StaattkuUcben“  waren  zur  Stelle,  nämlich  eine  Anzahl  kleiner,  elend 
aussehender  Reitesel  mit  den  dazu  gehörenden  Eselsjungen,  ein  unentbehr- 
liches Verkehrsmittel  im  Landesinnem,  wo  vou  Streiken  keine  Spur  und 
wo  selbst  die  Fufswege  durch  die  Nilüberschwemmung  alljährlich  wieder 
verwischt  werden. 

Wir  bildeten  eine  stattliche  Karawane,  als  wir  vom  hohen  Eisenbahn- 
dämm  hinunter  rechts  querfeldein  nach  Scboka  fortritten.  Der  Dragoman, 
für  den  wir  den  besten  Esel  ausgesucht  hatten,  war  an  der  Spitze  des 
Zuges,  erstens  als  Respektsperson,  sodann,  weil  wir  fürchteten,  ihn  unter- 
wegs zu  verlieren,  falls  sein  Thier  mit  den  vier  Schwefelhölzchen  unter  der 
kolossalen  Last  zusammeuk nickte. 

Von  Weitem  zeigte  man  uns  den  •Cöb"  von  Scboka  als  das  Ziel 
unteres  Ausflugs.  Diese  Com  oder  Hügel,  welche  die  horizontale,  baum- 
lose Fläche  des  Deltas  unterbrechen,  sind  Überreste  uralter,  untergegangeuer 
Städte,  in  denen  aber  nach  Aiterthümern  zu  suchen  vergebliche  Mühe  wäre.  j 
Die  alten  Egypter  bauten  ihre  Wohnungen  aus  sehr  vergänglichem  Material, 
aus  an  der  Sonne  getrockneten  oder  achlecbtgebraunten  Ziegeln.  Im  Gegen- 
satz hierzu  waren  ihre  Gräber,  in  den  oichstgolcgcncu  Bergen  der  Libyschen 
Wüste,  aus  dein  härtesten  Felsgestein,  mit  unendlicher  Sorgfalt,  wie  für  die 
Ewigkeit  aus  dem  Vollen  bersusgeazbeitet.  Da»  entsprach  ihrer  Überzeugung, 
wonach  dieses  Leben  flüchtig  uud  werthlos  und  nur  eine  Vorbereitung  für  das 
Leben  nach  dem  Tode  sei,  das  ewig  dauern  werde.  Der  Unsterblichkeit*- 
gedenke  hat  nie  wieder,  weder  bei  den  alten  noch  bei  den  modernen  Völ- 
kern, eine  solche  Uuerscbütterlichkeit,  eine  solche  Jahrtausende  überdauernde 
Naiurkraft  bewiesen,  wie  hier.  Jetzt  dienen  diese  Cöia  den  benachbarten 
Dörfern  als  unerschöpfliche  Fundstätte  ammoniak reicher  Erde,  womit  sie 
ihre  Durrsbfelder  düngen.  Nur  auf  grofsen  Umwegen  konnten  wir  uns 
Scboka  nähern,  wegen  des  noch  überall  auf  den  Feldern  stehenden  Wassers. 
Oft  mulkten  wir  auf  der  ganz  durchweichten  schmalen  Kante,  welche  ein 
Grundstück  umgab,  vorwärlszukommen  suchen,  während  rechts  und  links 
ein  zusammenhängender  Wasserspiegel  sich  weithin  ausdehnto.  Mit  be- 
wunderungswürdiger Ausdauer  schlappten  uns  die  schwachen  Tbiere  auf  dem  ] 
schlüpfrigen  Boden  vorwärts.  Der  Tag  war  nicht  zu  warm,  da  ein  frischer  . 
Luftzug  und  ein  ziemlich  umfangreiches  Gewölk  die  Kraft  der  Sonnenstrahlen 
dämpfte.  Die  Luft  war  mit  herrlichem  Wohlgeruch  von  den  naben  Bcrsim- 
Peldera  (Bersim  ist  der  egyptische  Klee)  und  von  den  rothblüheoden  Bohnen 
erfüllt.  Ganze  Schwärme  von  Vögeln  belebten  die  Landschaft,  besonders 
Wildenten  und  Wildgänae.  Auf  Schritt  und  Tritt  scheuchten  wir  Wasser- 
schnepfen auf,  und  in  der  Ferne  sahen  wir  Flamingos  und  Pelikane  fliegen. 
Nach  einer  Stunde  gelangten  «Ir  an  die  Turrah  el  Hauäscb,  d b.  Scblaugen- 
lanal,  den  wir  auf  einer  baufälligen  Brücke  aus  Ziegeln  überschritten,  und  ' 
dann  ins  Dorf  Scboka.  Wir  hielten  vor  dem  gröfsten  der  niedrigen,  einem 
Würfel  ähnlichen  Häusern.  Eine  Mauer  mit  einem  Thorweg  umgab  den  Hof 
und  -chlor«  sich  unmittelbar  sn  die  Hauptfront  des  Hauses  an.  Vor  der 
Thür  desselben  hockten  Ibrahim  abuHadra,  der  Schecb-el-beled,  d.  b.  Dorf-  ! 


Schulze,  und  einige  Fellachen,  die  uns  erwarteten.  L>er>n  wir  waren  vorn 
Mudir  vou  Damanhür,  dem  der  italienische  Generalkonsul  Zweck  und  Ziel 
unseres  Ausfluges  angezeigt  batte,  nach  Scboka  angemeldet  worden.  Der 
Scbecb-el-bcled,  ein«  greise  schmächtige  Gestalt  mit  langem  weilVra  Bart, 
mochte  wohl  70  Jahre  alt  sein.  Er  war  noch  sehr  rüstig  uud  hatte  ein 
Paar  unheimlich  funkelnde  Augen.  Freundlich  von  ihm  cirigeladcn,  ins 
Uaua  einzutreteu.  gelangten  wir  iu  ein  geräumiges  Fremdenzimmer,  da.*  mit 
dem  Rest  des  Ilaus«  nur  durch  den  Flur  Zusammenhing.  Eine  M<itte  von 
Pallühaal  war  am  Kufsboden  ausgebreitet,  auf  dem  wir  alle  Platz  nahmen. 
Es  wurden  Pfeifen  gereicht,  und  neben  uns  hockte  der  Schoch- el  bclcd. 
Die  BegrüLungsformelu:  „Essaiak?  Taib,  taibiu,  Eusciialak!'*  uaw.  nab  tuen 
kein  Endo.  Gar  oft  steht  ihre  Lauge  sn  umgekehrtem  Wbältuifs  zur  Herz- 
lichkeit. Nachher  wollte  er  uns  das  Terrain  schon  zeigen.  Unterdessen  sollten 
wir  ausruben  und  etwas  essen.  — Eine  sehr  weit  getriebene  Gastfreund- 
schaft ist  dem  Schech-el-beled  auf  dem  Lande,  wo  o*  nirgends  Gasthöfe 
giebt,  zur  Pflicht  gemacht;  dafür  erhält  er  von  der  Regierung  gewisse  ihr 
gehörende  Ländereien  unentgeltlich  in  Pacht.  — Nachdem  der  Sohn  de» 
-Schoch  mit  einer  blanken  Measingachü-sel  und  Kanne  nebst  weifwrn  Hand- 
tuch uq  I Seife  deu  Ruudgang  gehalten  und  jeder  sich  «ehr  gewissenhaft 
die  Hände  gewaschen,  wurde  der  niedrige  PrÜM-ntir*dj«ioel  he  re  ing**  bracht 
uud  in  die  Mitte  des  Zimmers  auf  den  Fufsboden  gesetzt.  Wir  gruppirten 
uns  rund  um  denselben,  uud  nun  wurde  ein  sehr  grofse*  messingenes  Prä- 
seiitlrb'ett  mit  dtn  Speisen  darauf  hinget  teilt.  Eine  flache  $cbüs-el  ent- 
hielt die  Melucbieh,  eiue  sehr  wohlschmeckende  dicke  Suppe  au*  einer  Art 
Sauerampfer.  Nobon  einem  Umifon  flacher,  knuspriger,  runder  Brodflailen 
lagen  zarte  Zwiebelpflaoxen.  die  unreif  aus  dom  Boden  genommen  und  ge- 
reicht werden.  Sie  -chtnecken  sehr  süf*  und  sind  weder  durch  Geruch  noch 
Geschmack  so  belästigend  wie  ihre  anrüchigen  Namt*nsschwe>tem  bei  uns. 
f Auch  dor  feierliche  Tmthabn  lag  auf  dor  Platte  — aber  keine  Löffel,  keine 

I Meiner  und  Gabel.  Jeder  nahm  eiu  paar  ßrode  zur  Hand,  brach  sie  in  läng- 
liche Stücke  und  löffelte  damit  iu  der  gemeinsamen  Suppenschüssel  herum. 
Dann  packte  der  Hausherr  den  Truthahn  an  einer  Keule  und  reichte  ihn 
fcsthaltend  dem  Nachbar,  der  die  andere  Keule  oder  sonst  ein  Stück  falste; 
daun  zog  er  mit  einem  herzhaften  Ruck  den  Truthahn  wieder  an  sich  uud 
bediente  m>  der  Reihe  nach  jeden.  Wenn  irgend  eine  Stelle  zu  fest  war 
und  sieb  nicht  lösen  wollte,  dann  genirte  er  sich  nicht,  sondern  packte  dos 
widerspenstige  Thier  mit  beiden  Händen  und  lehrte  ca  „mores%  dabet 
natürlich  mehr  guten  Willen  al*  Grazie  entwickelnd.  Nach  dem  K*sen  wie- 
der die  unvermeidliche,  nein,  die  unentbehrliche  Uessiogkanno  und  Schüssel 
zum  Waschen  und  dann  Kaffee  iu  MiuiaturUssen.  Darauf  brachen  wir  mit 
tausend  „katercherak4'  — Dauksaguogen  — auf.  Es  war  Dach  2 Ubr,  als 
wir  nach  f !*r»chreitung  dor  vorhin  pa-»irten  baufälligen  Brücke  jenseit  de* 
Scblangeukanal*  Halt  machten.  „Hier  dieser  Kanal  ist  die  Grenze,  uud 
dort  das  lange  Haus  gehört  zum  Grundstück.  Alles,  was  hier  vor  uns  liegt, 
sind  hundert  uud  dort  das  Stuck  Huker  llaud  sind  dreißig,  zusammen  130 
Feddän.  Da«  ist  die  Abadioh.“  Vor  uns  lag  ein  einziger,  zusammenhängen- 
der Wasserspiegel.  Ein  mäfsiger  Sontbaum  mit  langen  Stacheln  und  das 
lauggestreckte  Gebäude,  das  einer  Scheune  glich,  ragten  allein  au.*  dein 
Wasser.  Mein  Freund  und  ich  sahen  uns  an.  aber  nicht  wie  die  schlauen 
Auguro,  im  Gegeutheil.  Der  Dragoman  erklärt«,  um  da*  Protokoll  uufsetr.cn 
zu  können,  müf-ten  wir  erst  alle  Grenzen  des  Grundstücks  selbst  begangen 
haben.  Aber  wie  sollte  das  geschehen,  da  wir  keinen  Schritt  vorwärts 
konnten,  ohne  bis  ans  Knie  in*  Wasser  zu  gerathen?  Kaum  hatten  wir 
diesos  Bedenken  geüufsert,  so  ergriffen  uns  schon  feste  Arme,  uud  wie 
kleine  Kinder  wurdeu  wir  ein  jeder  vou  einem  handfesten  Fellachen  in  die 
Höbe  gehoben,  und  nachdem  er  sein  blaues  Uem  I,  damit  es  nicht  nafs 
werde,  hoch  aufgeschür/t  hatte,  ging  es  Im  Galopp  ins  Wasser  hinein.  Auf 
einen  solchen  Akt  der  Besitzergreifung  waren  wir  nicht  gefafst  — eigentlich 
batte  man  von  uns  Besitz  ergriffen  — der  komische  Umzug  lief»  die  auf- 
steigende böse  Laune  nicht  aufkommen.  Ich  gratulirte  meinem  Freunde, 
weil  er  jetzt  ein  König  auf  eigenem  Grund  uud  Boden  und  gleich  am  ersten 
Tage  Tom  Volke  auf  Händen  getragen  war.  Nachdem  wir  so  das  Vergnügen, 
Huckepack  geschleppt  zu  werden,  fast  eine  Stunde  laug  genossen,  wurden 
wir  endlich  am  llau*e  abgesetzt.  Es  war  ein  grobes,  aus  ungebrannten 
Ziegeln  mit  dicken  Wanden  aufgemauertes  Gebäude.  Es  hatte  kleine  Fen- 
ster, war  Stall  und  Scheune  zugleich  und  enthielt  an  dem  einen  Ende  eiue 
bewohnbare  Kammer.  Hier  nahmen  wir  um  einen  alten  Tisch  Aufstellung. 
Der  Dragoman  schrieb  den  Text  des  Protokolls  auf,  unterzeichnet«,  lief-  uns 
glückliche  Eigenthümer  und  einige  Zeugen  auch  unterzeichnen  nnd  der  Besitz- 
ergreifungsakt war  perfekt.  Wir  waren  eben  fertig,  als  einer  der  Fellachen 
bereinrief:  «Mattar,  Mattar!"  d.  h Kegen,  liegen! 

Der  erste  Regen  verursacht  immer  eine  gewisse  Aufregung  unter  den 
Eingeborenen.  Wir  waren  im  Januar.  Die  Regenperiode,  d.  i.  der  egyp- 
»cbe  Winter,  fallt  in  diesen  Monat  und  ist  am  oberen  Lauf  des  NU  in  den 
Bergen  sehr  nafs  und  stürmisch.  Von  deu  Wasserraasseu,  d e dann  nieder- 
gehen, schwellen  alle  Bäche,  Seen  uud  der  Nil  so  no,  dafs  eben  ganz 
Egypten  regelmüfsig  dadurch  überschwemmt  wird.  Dies«  Wassermassen 
legen  den  ungeheuren  VVeg  bis  zum  Delta  in  sechs  bis  sieben  Monaten 
zurück  und  bewirken  alljährlich  gegen  deu  15.  August  dos  erste  sichtbare 
Steigen  des  Nil  in  Kairo.  Im  Delta  regnet  es  nur  nahe  am  Meere  und  auch 
da  nur  selten.  Daher  achtctou  wir  nicht  darauf  und  begaben  uns  auf  den 
Rückweg  nach  Damanhür,  um  rechtzeitig  den  Schnellzug  nach  Alexandria 
zu  erreichen. 

Unterdessen  hatte  sich  der  Himmel  ganz  bezogen,  der  Regen  nahm 
sichtlich  zu  und  Ton  Zeit  zu  Zeit  webte  der  scharfe  Nordost  uns  mächtig» 
Windstöfse  gerade  ins  Gesicht.  Der  Dragoman  musterte  mit  besorgter  Miene 
seine  glänzend«  Uniform  und  band  sein  Tuch  um  seinen  goldgestickten  Drei- 
master, auf  den  der  Wind  e*  abgesehen  zu  haben  schien,  während  sein 
armer  Reitesel  die  Beinchen  immer  unsicherer  setzte.  Auch  mein  Thier 
schwankte  sehr  bedenklich,  und  der  EscUjungc  mit  seinem  einzigen,  dünnen. 


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Nr.  6.  EXPORT,  Organ  de»  Centralferein»  für  Handelsgeographie  etc.  1887 


am  Leib«  fest  bittenden  Baumwollbomde  lief  hinterher  wie  ein  triefende* 
Stückchen  Unglück.  Die  Karawane  dehnte  sieh  immer  Iknger  nnd  rückte 
langsam  Torwarts.  Das  Tompo  wurde  zum  Trauermarsch,  je  mehr  es  zu 
dunkoln  begann. 

Das  Wetter  war  nach  und  nach  ernstlich  böse  .geworden,  sodafs  die 
Eselsjungen,  vor  Angst  und  Frost  beulend,  hinter  uns  weit  turückblieben. 
Zuletzt  waren  wir,  mein  Freund  und  ich»  ganz  allein.  Die  unter  uns  xu- 
sarnrornsiukenden  Tbiere  hatten  wir  verlassen,  und  wir  wateten  in  seltsamen 
Sprüngen  über  tiefe  Grüben  durch  die  schnell  hereinbrechende  Nacht.  Glück* 
licherweise  wurden  auf  dem  hoben  Eiaenbabndamm  hei  Damanbur  einige 
Laternen  angezundet,  welche  uns  von  weitem  als  Wegweiser  dienten.  Das 
Wetter  war  zu  einem  tropischen  Regen  sturm  von  unbeschreiblicher  Heftig- 
keit ausgeartet.  Ich  habe  nie  wieder  etwas  Ähnliches  erlebt  Dabei  steckten 
wir  ohne  Weg  und  Steg  in  einem  wogenden  Morast.  Von  unseren  Begleitern 
war  nichts  zu  hören  und  nichtB  zu  sehen.  Im  Finstern  schien  es  uns,  als  ob 
mit  jedem  Augenblick  die  Flutb  höher  und  höher  stieg  und  uns  zu  ver- 
schlingen drohte.  Endlich  erreichten  wir  den  ersehnten  Eisenbahndamm, 
der  steil  in  die  Höhe  emporstngt  Mit  grofser  Mühe  erkletterten  wir  ihn 
auf  allen  Vieren  und  glaubten  das  Schlimmste  überstanden  zu  haben-  Aber 
erst  jetzt  begann  unsere  gröfste  N'oth  und  wirkliche  Lebensgefahr.  Zwei 
Gelelse  lagen  auf  dem  engen  Damm  knapp  nebeneinander,  sodafs  wir  zwi- 
schen den  Schienen  vorwärtaeilen  mufsten.  Statt  auf  hölzernen  Schwellen 
ruhten  hier  die  Schienen  auf  je  zwei  eisernen  Recken,  dio  eine  eiserne  Quer- 
stange einige  Zoll  über  dem  Hoden  Terbindet.  Ober  diese  Quecstangen 
*tol|»erten  und  stürzten  wir  mehrere  Mal  nieder,  obwohl  wir  un*  an  der 
Hand  festhielten.  Abgesehen  von  der  Gefahr,  im  Finstern  durch  einen  Schritt 
in  falscher  Richtung  den  hohen  Damm  hinunterzustürzen,  drohte  uns  noch 
fiel  Schlimmeres  dadurch,  dafs  wir  bei  dem  furchtbaren  Pfeifen  und  Heulen 
des  Sturmes  nichts  hören,  und  weil  uns  der  Wind  die  Wasscrtoassen  mit 
unerträglicher  Gewalt  iDs  Gesiebt  peitschte,  auch  nichts  sehen  konnten,  jeden 
Augenblick  also  gewärtig  sein  mufsten,  «on  einem  Zuge  überfahren  zu 
werden.  Diese  Gefahr,  die  man  nicht  sah  und  nicht  hörte,  war  ganz  un- 
heimlich, und  ihr  auszuweichen  undenkbar.  Wie  Besessene  liefen  wir,  als 
ob  uns  der  böse  Feind  an  den  Fersen  wäre,  in  der  Richtung  nach  Damanbiir 
Torwarts.  Wir  hioltcn  cs  für  rathsamer  und  waren  im  Begriff,  Tom  Damm 
in  die  schwarze  Fluth  wieder  hinunterzurutschen,  als  wir  einen  hellen  Schein 
nicht  weit  vor  uns  gewahrten.  Es  war  eine  Rahnwärterbude,  in  der  ein 
helles  Feuer  brannte.  Als  wir  keuchend  an  der  offenen  Thür  erschienen, 
schrie  uns  eine  garstige  Hexe,  die  sich  am  Reisigfeuer  wärmte,  entgegen: 
, Harra  ja  killib,  banal*  Fort  ihr  Hunde,  fort!  und  ergriff  hastig  den  Zipfel  ihres 
blauen  Hemdes,  um  sich  das  Gesicht  zu  bedecken.  Aber  zehntausend  Hexen 
halten  uns  in  dem  Augenblick  Ton  der  rettende«  Thürschwelle  nicht  fort- 
gebracht,  auf  welcher  wir  die  Rückkehr  des  Wärters  erwarteten,  der  sich  an 
einer  nahen  Weiche  befand.  Im  nächsten  Augenblick  brauste  der  Zug 
vorüber.  Dann  erschien  der  Wärter  und  begleitete  uns  zur  naben  Station. 
Der  Zug  nach  Alexandria  war  längst  fort,  und  nun  mufsten  wir  in  der  einzigen 
Ucrbrrge  des  Ortes,  bei  Christi,  einem  Griechen,  zur  Nacht  ejnkehren. 

Nach  und  nach  fanden  sich  die  Tersprengten  Mitglieder  unserer  Kara- 
wane ein.  Ein  Bild  des  Jammers  war  der  vor  Kurzem  noch  so  stolze  Drago- 
man.  Er  fluchte,  wie  nur  ein  Italiener  fluchen  kann.  Die  graue  Bestie  habe 
an  der  schlimmsten  Stelle,  wo  eine  metertiefe  Pfütze  war,  plötzlich  das 
Beten  bekommen  und  sei  aufs  Knie  gesunken  und  er  über  den  Kopf  in 
den  tiefsten  Strudel  binuntergeflogen.  Wie  lange  er  da  gelegen  und  wie  er 
sich  endlich  aus  dem  Schlamm  herausgewüblt , das  wi**«  er  nicht;  aber  so- 
viel wisse  er,  dsfs  auf  seinen  Hilferuf  keine  menschliche  Seele,  kein  Kawafs, 
kein  Eselsjuoge  geantwortet  und  dafs  dann  sein  Eso),  dio  feige  Bestie,  auch 
verschwunden  gewesen.  Bei  dieser  Gelegenheit  habe  er  seinen  Dreimaster, 
Revolver,  Uhr  und  Portemonnaie  verloren  und  könne  überhaupt  mit  seiner 
Uniform  sich  in  feiner  Gesellschaft  nie  mehr  zeigen.  Er  wolle  aber  gegen 
die  Keziemng  eine  Entscbädigungsklage  einreichrn,  die  sieb  gewaschen  habe. 
Wie  kann  der  Vixekönig  die  Wege  in  solchem  Zustand  lassen?! 

Dieser  Scblufsrofraiii  war  für  dio  damaligen  Anschauungen  cliarahte- 
rislUrh.  Das  Schlimmste  verlor  seinen  Stachel,  wenn  man  daraus  die  Mög- 
lichkeit einer  Entscbädigungsklage  gegen  den  Vixekönig  berleilen  konnte. 
So  sah  ich  einen  Photographen,  einen  Württembergcr,  in  Kairo  mit  Staub 
und  Blut  bedeckt,  mit  zerrissenen  Kleidern,  jubelnd  in  die  Wirthsatube  hereiu- 
sturzen  mit  den  Worten:  „Die  Prozession  «ei  am  Auszug  gowoseu;  er  habe 
sie  aufDebmen  wollen,  und  da  hätten  sie  ihn  durebgebauen  und  fortgejagt." 
Und  sieb  die  Hände  reibend  rief  er:  „Bei  Gott!  Du  kannscht  cs  gtaubbe. 
Die  wüschte,  fanatische  Kerle!  Und  mei  Apparat  inoht  kun  und  klci  ge- 
schmisse!“  Er  erhielt  vom  Vfockönig  ein  Schmerzensgeld  Ton  25000  Franca. 

Nach  der  Rückkehr  war  mein  Freund  wie  umgewandelt  Er  fafste, 
abergläubisch  wie  alle  Südländer  sind,  das  erlittene  Unwetter  sIb  böse  Vor- 
bedeutung auf,  urid  von  dem  Tage  an  bereute  er  den  Ankauf  der  Abadiob.  Doch 
half  es  nichts.  Unser  Verwalter  mufste  mit  Geld  versehen  und  zur  An- 
schaffung von  vorläufig  zwei  Paar  Rüffeln,  welche  viel  billiger  als  Stiere 
waren,  nach  Scboka  abgeschickt  worden.  Auch  wurden  drei  Esel,  Acker- 
geräth,  Saatgut  angekauft.  Aber  kaum  waren  vierzehn  Tage  vergangen,  so 
erschien  er  mit  der  Hiobspost,  Scfaecfa  Ibrahim  sei  mit  andern  Fellachen  ge- 
kommen, habe  unser  Gespann,  mit  dem  er  gepflügt,  mit  Schlägen  fort- 
getrieben  und  habe  selbst  mit  seinen  Stieren  die  Stelle  zu  pflügen  begonnen, 
indem  er  ihm  zugerufen,  das  Land  gehöre  uns  nicht  und  wir  bitten  kein 
Recht,  darauf  zu  pflügen. 

Ich  vertäfele  einen  Protest,  der  vom  Verwalter  unterschrieben  wurde. 
Doch  — zu  unserer  Schande  sei  es  gesagt  — nicht  um  dem  Vizekünig 
einen  Prorefs  zu  machen,  wir  hatten  Beide  kein  Talent  dazu,  sondern  um 
den  Thatbeatand  dem  italienischen  Generalkonsul  mitzutheilen,  damit  er  uns, 
wie  es  seine  Pflicht  war,  das  unbestrittene  Recht  auf  das  uns  verkaufte 
Terrain  verschaffe.  Er  versprach  das  Beste,  aber  es  blieb  leider  beim  Alten, 
zumal  da  der  Dragoman  nicht  wieder  zu  einer  Mission  nach  Damsnbar  oder 


Scboka  binauszubringen  war.  Wir  mufsten  uns  an  andere  Götter  wende, 
mein  Freund  an  den  englischen,  leb  an  meinen  proufsischeu  Qeneralkoon 
Dieser  empfahl  mir  einen  Umweg,  der  vielleicht  schneller  zum  Ziele  fahre: 
werde,  und  wies  mich  an  Ali-Bey,  den  damaligen  Polixeipräfekten  ni 
Alexandria,  der  uns  einen  Brief  für  seinen  Freund  den  Mudir  (d.  b.  Ge 
ner&l-Gouvemour)  von  Damanfaür  und  zugleich  einen  guten  Rath  mitgil 
Wir  sollten  »eibet  hingehen  und  ihm  fünf  Pfund  mit  der  Erklärung  über- 
reichen, dafs  wir  unsere  Steuern  bezahlen  wollten,  und  eine  Steuerquittoct 
von  ihm  verlangen.  Gelänge  es,  eine  solche  zu  erhalten,  dann  könnten  wir 
ganz  ruhig  sein;  denn  eine  solche  Steuerquittnng  sei  für  alle  Zeiten  at 
gütiges  Dokument,  und  dann  könne  nns  unser  Bigenthum  von  Niemia«! 
wieder  angefochten  werden. 

Wir  fuhren  zum  Mudir  der  Provinz  Beböra  nach  Damanbür.  F.r  la- 
den Brief,  liefe  uns  neben  sich  niedersitzen  und  uns  Tscblbuke  reichen-  & 
war  ein  schöner,  stattlicher  Raum  mit  gTofsen,  weithin  geöffneten  Thum 
An  den  Wänden  liefen  rings  breite,  teppicb belegt«  Polster;  auch  der  Fuö- 
boden  war  mit  einem  Teppich  bedeckt.  Viele  Bittsteller  standen  vor  d« 
Mudir  entweder  baarfufs  oder  in  weiften  Strümpfen.  Die  Schube  waren  v? 
der  Thür  des  Diväns,  d.  b.  des  Empfangszimmers,  abgelegt.  Von  10  Qr  | 
Morgens  bis  S Uhr  Nachmittags  war  hier  täglich  Empfang  für  J*dwaui  1 
ohne  Ausnahme.  Die  Schreiber  gingen  ein  und  aus  und  legten  die  nöthip: 
Schriftstücke,  die  Verwaltung  der  Provinz  betreffend,  vor.  Der  Mudir  uui« 
zeichnete,  indem  er  sein  geschwärztes  Siegel  daraufprefste.  Alle  Kla«** 
sacben,  alle  Bittgesuche  wurden  hier  offen  verhandelt  und  entschieden.  .i:< 
Strafen  wurden  hier  Geldstrafen  oder  eine  Anzahl  Peitschenhiebe  verlier 
und  auf  der  Stelle  vollzogen.  Eine  solch«  Exekution  ist  schrecklich  u 
zuseben. 

Die  Hiebe  werden  dem  Delinquenten,  der  in  den  Stock  geschnallt  u. 
Boden  liegt,  von  einem  Kawassen  mit  einer  Peitsche  von  Rhinozeroshsut  ud 
die  Fufssoblen  aufgezihlt.  Nach  dem  dritten  Schlage  beginnt  das  estscti 
liebe  Heulen  und  Schreien;  bei  jedem  neuen  Hiebe  wird  ein  neuer  Heftige 
angerufen.  Zuletzt  artet  das  Brüllen  in  ein  wütbendes  Flehen  um  Gn*t« 
aus,  das  einem  Fluche  verzweifelt  ähnlich  klingt  und  Strafsen  weit  xu  b«tt 
ist.  Nach  dem  10.,  20.  oder  SO.  Schlage  — dem  Fortschritt  der  Neeuf-  ’ 
gemäfs  ist  hier  das  Dezimalsystem  eingefübrt  — werden  die  Pufeknöca*  ■ 
vom  Slocka  losgeschnallt,  nnd  der  Armesünder  schwankt,  wie  ein  Trunk«.-*:, 
oder  wie  ein  Kind,  dM  die  ersten  Gehversuche  macht,  auf  zerfetzten  Sahir: 
zur  Tbür  hinaus.  Weder  mir  noch  einem  andern  Anwesenden  ist  w (*- 
lungen,  durch  Fürbitte  den  Mudir  oder  den  Sabat  d.  b.  Polizeipräfekten  - 
alle  diese  hoben  Beamten  sind  Türken  — milder  zu  stimmen.  Mit  über- 
legenem  Schmunzeln  ob  unserer  unmännlichen  Schwäche  wurde  die  Krö- 
nung erst  voll  gemacht  und  dann  erklärt,  dafs  es  gar  nicht  so  schic« 
und  dafs  Jedermann  hierzulande  es  gewöhnt  sei.  — Manchmal  k« 
cs  mir  vor,  als  ob  nicht  Grausamkeit,  sondern  ein  falschverstao'lca^ 
Pflichtgefühl  die  Ursache  dieser  Härte  sei.  Denn  eben  dieselben  Barbant 
zeigten  znm  Schutz  der  Frauen  und  Kinder  ein  weiches  Herz,  und  ihre  Fit- 
sorge  für  die  Thiere  war  oft  rührend  anzusehen.  So  geschah  es  einmal  - 
es  wird  ich  weif«  nicht  mehr  welchem  Mudir  naebgesagt  — dafs  ein  hoch- 
beladenea  Kamel,  vom  Führer  sich  selbst  überlassen,  den  Weg  verfehlt  ntd 
plötzlich  in  den  hoben  Divio,  der  zur  ebenen  Erde  sich  befand,  zum  Scbrerk«- 
aller  Anwesenden  den  langen  Uala  zur  Tbür  hereingesteckt  habe.  Offen!**- 
war  das  anno  Thier  in  unmenschlicher  Weise  beladen.  Ein  Gesetz  verbiet«, 
mehr  als  sieben  Kantar,  d.  i.  nach  unserem  Gewicht  gegen  6 Zentner  suttu- 
legen.  Sofort  liefs  der  Mudir  durch  seine  Leute  das  Thier  zum  Knieen  nieder' 
zwingen,  abladen  und  das  Gewicht  feststellen.  Die  Last  wog  fast  lOKsotv 
Der  berzloso  Führer,  der  sieh  unterdessen  eingefunden,  wurde  neben  «<**n 
Kamel  niedergelegt  und  erhielt  10  Peitschenhiebe.  Dann  entlief«  ihn  d« 
Mudir  mit  den  Worten:  „Aber  jetzt  nimm  Dich  in  Acht!  Wenn  Dich  d» 
Kamel  noch  einmal  bei  mir  verklagt,  dann  kommst  Du  nicht  mehr  so  leich- 
ten Kaufs  davon!" 

Als  wir  unsere  Klage  gegen  den  gewaltthätigen  Scbecb-el-beled  vor- 
brachten,  sagte  uns  der  Mudir,  der  Bcbech-ebbeled  habe  auf  seinen  Bcifh- 
gcbandcU,  denn  der  italienische  Generalkonsul  habe  kein  Recht,  moluaB*- 
danisebe  Erde  meistbietend  zu  verkaufen,  noch  weniger  für  Egypten  gihiS* 
Besitzurkunden  auszustellen.  Nur  ein  Hodjet,  d.  b.  ein  vom  Mebkemeb, 
höchsten  geistlichen  Gerichtshof,  ausgestelltes  Dokument  verleibe  Eigenthaa*' 
rechte.  So  lange  wir  «in  Hodjet  nicht  hätten,  dürften  wir  auch  »on 
Behörden  keinen  Schutz  und  keine  Anerkennung  al9  Eigentümer  be- 
sprachen. Erste  Bedingung,  um  ein  Hodjet  zu  erlangen,  sei  eine  scbriflbcbt. 
bindende  Erklärung,  dafs  inan  sich  dem  Gesetz  und  der  Gerichtsbarkeit 
Lande«  unterwerfen  und  auf  den  Schutz  des  eigenen  Konsulates  verliebt«* 
wolle.  „Bringt  mir  ein  Hodjet,  und  ich  will  Euch  gern  zu  Diensten  n111- 
Als  wir  mit  den  fünf  Pfund  als  Steuerzahlung  herausrückten,  da  liebe***' 
und  sagte;  „Da  erkenne  ich  meinen  Freund,  den  ScbUukopf  Ali  Boj;  *”*' 
obwohl  wir  sehr  arm  sind  und  mein  Herr  das  Geld  sehr  nötbig  braucht,  •* 
darf  ich  cs  doch  nicht  annebmen.M  Darauf  sagten  wir:  „Was  »olt  Wj 
entstehen?  Wir  haben  nun  einmal  dM  Terrain  gekauft  und  auch  ”x 
und  wollen  und  müssen  es  bearbeiten.  Wisse,  dsfs  der  Eine  tob  «**  e’ 
Engländer,  der  Andere  ein  Preufse  ist,  und  wenn  der  Scbecb-el*b®W  *** 
noch  einmal  auf  unserem  Grund  uod  Boden  in  die  Quer«  kommt,  dao 
wisse,  dafs  wir  uns  mit  den  Waffen  in  der  Hand  verteidigen  werden. 
wenn  uns  nur  ein  Haar  gekrümmt  wird,  dann  wehe  Dir  und  Deinem 
denn  die  Königin  Victoria  und  König  Wilhelm  sind  viel  mächtiger  J 
und  Dein  Hm  und  worden  für  uns  strenge  Rechenschaft  von  Euch  fojdr*»  | 
Er  sagte  „Gott  ist  grob!  Ziehet  hin  nach  Scboka!  Der  Scheck*«-« 
soll  Euch  nichts  zu  Leide  thunu,  nnd  wir  empfahlen  uns.  Er  stand  »“•* 
gab  uns  mit  ein  Paar  Schritten  das  Geleit.  Diese  Höflichkeit,  die  l**'  B 
lieh  nur  den  Pascbss  und  hochgestellten  Personen  erwiesen  “ 
wir  der  Königin  Victoria  und  dem  König  Wilhelm  zu  verdanken- 

Wir  kehrten  etwas  enttäuscht  nach  Alexandria  zurück,  denn 


1887. 


91 

EXPOBT,  Organ  des  Centralvereins  für  H&ndelsgeograpbie  etc. 


Nr.  6. 


Kigentbumarecht*  hingen  nach  wie  vor  in  der  Luft  und  wir  batten  nichts 
Positives,  nichts  Schriftliches  erreicht,  Ucin  Freund  wurde  immer  unzu- 
friedener mit  dem  Besitz,  der  so  viel  Ärger  nod  Kosten  verursache,  und 
theilte  mir  mit,  dafa  er  einen  Eingeborenen  gefunden,  der  ihm  seinen  An* 
theil,  und,  wenn  ich  wolle,  auch  meinen  für  den  Erwerhsprela  abzunehmen 
bereit  sei;  oder,  teils  ich  es  vorziebe,  wolle  er  mir  auch  seine  Hälfte  über- 
lassen. Das  Geld  könne  ich  ihm  bezahlen,  wann  ich  wolle.  Ja,  er  stelle 
Bich  mir  auch  sonst  in  freundschaftlicher  Weis«  znr  Verfügung.  Ich  bat  am 
Bedenkzeit,  bis  icb  noch  einmal  in  Schoka  gewesen  und  alles  genau  über- 
legt batte. 

Als  ich  am  nächsten  Sonntag  nach  Schoka  kam,  batten  sieb  die  Wa*>cr 
fast  ganz  verlaufen.  Die  trockenste  Stelle  war  vom  Verwalter  selbst  ge- 
pflügt worden;  aber  er  war  allein  an  der  Arbeit,  und  die  war  von  geringem 
Nutzen. 

Er  verstand  es  nicht,  sich  mit  den  Dorfbewohnern  gut  zu  stellen.  Er 
verachtete  eie,  wollte  alles  besser  wissen,  war  rechthaberisch  und  zänkisch, 
bestellte  unnutierweise  europäisches  Ackergenith,  das  später  unberührt 
liegen  blieb,  und  verfehlte  gründlich  seine  Bestimmung.  Anstatt  die  Be- 
ar irth&chaftung  der  Abadteh  zu  leiten  und  Arbeiter  heranzuzieben,  arbeitete 
er  selbst  und  leistete  höchstens,  wss  ein  guter  Tagelöhner  viel  billiger  auch 
geschafft  bitte.  Er  war  sich  dieses  Fehlers  beautet,  schob  ihn  aber  auf 
Rechnung  seiner  falschen  Stellung  gegenüber  den  Ortsbehörden.  Unbrauch- 
bare Leute  lieben  solche  Ausflüchte,  hinter  denen  sie  sich  gegen  alle  mög- 
lichen Angriffe  gedeckt  fühlen.  Icb  sah  dm  Schecb-cl-heted  auf  seinem 
benachbarten  Grundstücke  arbeiten.  Ich  ging  hin  und  lud  ihn  ein,  zu  mir 
zu  kommen,  da  ich  für  ihn  Tabak  aus  Alexandria  mitgvbracbt  bitte.  Das 
Wort  „duchin*  (Tabak)  übt  eine  unwiderstehliche  Macht  auf  jedes  Fellachen- 
herz.  Zwar  etwas  unsicher  und  scheu  mit  ein  paar  pbospboreszirenden  Augen, 
in  denen  sein  schlechtes  Gewissen  zu  lesen  war  — aber  er  folgte  mir  doch. 

Vor  der  Thür  unseres  Gebäudes  war  im  Schatten  ein  sauberes  Plätzchen, 
wo  eine  Strohmatte  »usgebreilet  lag.  Dort  setzten  wir  uns  nieder  und  ich 
reichte  ihm  eine  Düte  mit  Tsbak,  den  er  sofort  mit  Kennermienen  mnsterte. 
Nachdem  er  sich  eine  Zigarrette  gedreht  und  mit  Wohlgefallen  angeraucht  hatte 
und  an  den  Vorbereitungen  merkte,  dste  der  Verwalter  Kaffee  koche,  tbaute 
er  auf  und  wurde  zutraulich.  Ich  fragte  ihn,  wie  ihm  unsere  Büffel  gefielen. 
Er  meinte,  das  seien  gar  keine  Tbiero  für  eoleben  Boden.  »Hier  mutet  Du 
Stiere,  mindestens  zwei  Gespanne  haben.“  — »Ich  verstehe  mich  nicht  auf 
den  Ankauf  von  Stieren.  Willst  Du  es  für  mich  besorgen?“  — .Nein,  bier 
würdest  Dn  fehl  echt  und  tbeuer  kaufen,  aber  ich  will  Dir  einen  „kallif“  (d.  b. 
einen  Tbierpfleger)  geben,  der  Dir  auf  dem  Markte  zu  Tanta  Praebttbiere 
aussuchen  soll. — »Wie  viel  wird  das  kosten?“  — .Dugiebst  ihm  20  Pfund 
pro  Stück  mit,  and  nach  acht  Tagen  ist  er  mit  den  Thieren  wieder  hier.“ 
— »Das  macht  zusammen  80  Pfund.  Das  ist  viel  Geld.  Wer  ist  denn  Dein 
kallif?“  — »Kr  beitet  Mo)b am med.  Niemand  versteht  es  wie  er,  das  Vieh 
zu  füttern.  Du  kannst  jeden  Tag  zweimal  pflügen,  und  doch  bleiben  Deine 
Stiere  rund  und  fett.“  — »Kann  man  ihm  soviel  Geld  anvertrauen? ' — 
»Soviel  und  uoch  viel  mehr.  Kr  lätet  sich  die  Zunge  ausreiteen,  ehe  er  einen 
Pari  zuviel  von  deinem  Gelde  ausgiebt  “ — Dafa  er  fortbleiben  oder  dos 
anvertraute  Geld  unterschlagen  könnte,  dieser  ungeheuerliche  Gedanke,  der 
uns  so  geläufig  ist,  war  ihm  nicht  in  den  Sinn  gekommen,  er  lag  au  teer* 
halb  der  Sehweite  dieser  Naturmenschen.  Ich  fuhr  fort: 

»Wenn  ich  nun  80  Pfund  ausgegeben  und  die  Stiere  bier  sind  und  ieh 
die  Arbeit  beginne,  dann  kommst  Du  eines  Tages  and  treibst  sie  mit  Schlägen 
von  meinem  Felde?“  — »Niemals!  Rabinah  (der  Herrgott)  ist  mein  Zeuge, 
niemals!“  — »Warum  hast  Du  dann  meine  Büffel  weggetrteben?“  — »Weil 
mit  Büfffln  bier  nichts  auszurichten  ist.  Beitet  denn  das  arbeiten,  was  Dein 
Nasar  hier  treibt?  Er  schafft  nichts  und  hindert  uns,  den  Acker  rechtzeitig 
zu  bestellen.  Wenn  ieh  sehe,  dafa  bier  wirklich  gearbeitet  wird  und  dafs 
es  keine  »masküra“  (d.  b.  Gespött)  ist,  dann  wird  Dich  Niemand  hier  stören, 
w*nn  auch  der  Mudir  sagt,  dafa  Du  eigentlich  kein  Recht  hast,  auf  diesem 
Acker  zu  pflügen.“  — »lind  hast  Du  denn  eigentlich  ein  Recht,  auf  diesem  Acker 
zu  pflügen?“  — »Ob  ich  ein  Recht  habe,  auf  dicoea  Acker  zu  pflügen?  Ur- 
th«tie  selbst.“ 

»Vor  hundert  Jahren  war  hier  alles,  was  Dein  Auge  sieht,  ein  einziger 
Sumpf  voll  Schilf  und  Röhricht  und  wimmelte  von  Schlangen  und  Wild- 
schweinen. Damals  zog  mein  Vater  her  mit  seinen  Brüdern;  sie  haben  das 
Salzwasser  abgeleitet  und  haben  mit  Hacke  und  »gaasableh“  viele  Jahre  ge-  i 
arbeitet,  bis  es  ein  Acker  wnrde.  Bier  waren  Löcber  voll  weilsen  Salze«  so 
tief  und  breit,  dafs  das  Gespann  darin  bei  der  Arbeit  verschwand.  Viel 
Schweifs  und  viel«  Jahre  sind  verflossen,  bis  die  .gaasabieh*  diese  Löcber  au*- 
gefüllt  und  geebnet  hat.  Und  ala  sie  so  weit  waren,  da  wollte  immer  noch  ; 
nichts  wtchaen,  weil  zu  viel  Salz  im  Boden  war,  und  wiederum  mufste  viele 
Jahre  lang  der  Nil  daraufgeleitet  werden,  bis  der  Acker  endlich  säte  wer,  und 
als  er  sute  war,  starb  mein  Vater.  Er  hat  mich  als  Bub«n  bier  pflögen  und 
pflanzen  gelehrt  und  ich  habe  hier  gepflügt  und  gepflanzt,  bi»  mein  Bart 
weite  geworden,  und  Du  fragst,  ob  ich  hier  zu  pflügen  ein  Recht  habe? — Und 
weil  der  Weizen  hier  ao  schön  und  der  Reis  noch  schöner  gedieh,  so  hatte 
eines  Tages  Said-Paseha  beun  Vorüberreiten  ein  Auge  darauf  geworfen,  and 
vtntge  Tage  nachher  kam  der  Mudir  mit  einem  Franzosen  und  sagte,  dafs 
Said-Pascha  diesem  Franzosen,  der  sein  Koch  gewesen  und  ihn  so  gat  heraus- 
gefüttert  hatte,  achthundert  Feddin  auf  dem  Grund  von  Schoka  geschenkt 
hat«,  UI1ci  befahl  sie  ihm  zuzumessen  und  icb  habe  sie  ihm  selbst  zugemeaaen. 
Aber  dem  Franzoeen  gefiel  es  bier  nicht,  denn  er  mufste  hier  zuviel  schwitzen 
and  keuchen.“  (FurUctieB«  folgt) 


Nord -Amerika. 

E.I).  Die  Lage  der  Viehzucht  in  den  Vereinigten  Staaten. 

Die  zahleDgemfifse  Erkenotoifs  gilt  gemeinhin  für  die  vollkom- 
menste, die  wir  Menschen  von  den  Dingen  und  Erscheinungen 


in  der  Welt  au  erlangen  vermögen  — von  den  Dingen  und  Er- 
scheinungen im  Naturleben  ebenso  wie  von  denjenigen  im  Menschen- 
leben ; besonders  die  volkswirtschaftlichen  Phänomene  aber  sind 
wir  sehr  gewöhnt  in  einfachen  Ziffern  darzustellen  und  in  dieser 
Weiae  gegen  einander  abzuwägen.  Sehen  wir  in  einem  bestimmten 
Produktionszweige  eines  bestimmten  Landes  die  Ziffern,  die  uns 
denselben  zur  Anschauung  bringen,  von  Jahr  zu  Jahr  und  von 
Jahrzehnt  zu  Jahrzehnt  in  stetigem,  starkem  Prozentsätze  steigen, 
so  scbliefsen  wir  in  der  Kegel  ohne  weiteres  auf  seine  hohe  Pro- 
sperität, und  so  neigen  wir  ohne  grofses  Bedenken  zu  dem  Glau- 
ben an  seine  weitere,  noch  viel  glin  zendere  Zukunft.  Begeben 
wir  aber  damit  nicht  häufiger,  als  wir  denken,  einen  verhängnis- 
vollen Trugschlufs?  Das  „qoantam*  iäfst  sich  ja  wohl  bequem  in 
eine  Zahl  fassen;  mit  dem  .quäle“,  das  in  wirtschaftlichen  Fra- 
gen nicht  weniger  bedeutsam  ist,  verhält  es  sich  aber  doch  viel- 
fach wesentlich  anders.  Nicht  ohne  Grund  bat  uns  der  geistreiche 
Volkswirt  H.  Riehl  nachdrücklich  vor  einer  „statistischen  Krank- 
heit“ gewarnt,  die  in  unserem  Zeitalter  grassirt,  und  in  der  man 
das  „Wie  viel?“  und  „Wie?“  bunt  und  kritiklos  durcheinander 
wirft,  und  wir  sind  der  Meinung,  dafs  diese  Warnung  bezüglich 
keines  Landes  so  sehr  Beherzigung  verdient,  wie  bezüglich  der 
nordamerikanischen  Union. 

Wenn  man  die  Fortschritte  der  Viehzucht  in  den  Vereinigten 
Staaten  während  der  letzten  fünfzehn  Jahre  überblickt,  wie  einem 
dieselben  in  den  statistischen  Zahlen  vor  Augen  stehen,  so  kann 
man  als  Angehöriger  eines  anderen  Staats-  und  Wirtschaftsge- 
bietes leicht  vollkommen  hingerissen  werden  von  Staunen,  Be- 
wunderung und  Neid.  Wie  ist  drüben  in  dem  glücklichen  Lande 
jenseit  des  Atlantischen  Ozeanes  Alles  und  Jedes  in  beständigem 
raschem  Aufschwünge,  und  wie  stagnirt  und  iavirt  bei  uns  in 
Europa  und  in  Deutschland  Alles  und  Jedes!  — kann  mau  denken. 

Im  Jahre  1870  besafs  die  nordamerikaoisebe  Uoiou  nach  den 
offiziellen  Zensuszahlen  23.g  Millionen  Rinder,  7,h  Mill.  Pferde, 
28,5  Mill.  Schafe  und  25, is  Mill.  Schweine;  sie  stellte  also  schon 
damals  unser  Deutsches  Reich  in  sämmtlicben  Zweigen  der  Vieh- 
zucht, was  den  extensiven  Betrieb  derselben  anlaugt,  beträchtlich 
in  den  Schallen.  Im  Jahre  1885  aber  bezifferte  »ich  der  Vieh- 
bestand der  Union  auf  49,4  Mill.  Rinder,  auf  12,<»  Mill.  Pferde,  auf 
48, $ Mill.  Schafe  und  auf  46,09  Mill.  Schweine;  derselbe  übertraf 
also  den  unserigen  bezüglich  der  Zahl  der  Rinder  reichlich  3 Mal. 
bezüglich  der  Pferde  3'/-.»  Mal,  bezüglich  der  Scbafu  2 Mal  und 
bezüglich  der  Schweine  6 Mal.  Und  die  Volkszahl  der  Union  ist 
doch  gar  nicht  so  sehr  viel  gröfser,  als  die  Volkszahl  des  Deut- 
schen Reiches.  Armes  Deutschland!  Reiches  Amerika!  — ist 
man  da  versucht  ausznrufen.  — Ja,  selbst  Rufsland,  der  erste 
der  europäischen  Viehzochlfttaatca  hinsichtlich  der  Zahlenstärke 
seiner  Bestände,  besitzt  beute  nur  etwa  eben  so  viele  Rinder  und 
ein  Viertel  so  viele  Schweine  wie  die  Union,  und  dasselbe  bat  einzig 
und  allein  bezüglich  seiner  altberübmteu  Pferdezucht  noch  den 
Vorrang  vor  derselben  bewahrt.  Während  die  in  Frage  stehenden 
Ziffern  »ich  in  den  Vereinigten  Staaten  im  Verlaufe  der  letzten 
15  Jahre  betreffs  der  Rinder  um  92,  betreffs  der  Pferde  um  70, 
betreffs  der  Schafe  um  70,  betreffs  der  Schweine  um  87  Prozent 
steigerten,  so  blieben  sie  in  Rufsland  ebenso  wie  in  Deutschland 
fast  genau  dieselben,  oder  sie  gingen  vielleicht  zum  Theil  sogar 
nicht  unbeträchtlich  zurück. 

Welche  bedenkliche  Konkurrenz  hat  uns  sodann  der  nicht 
weniger  mächtig  gewachsene  Export  von  Fleisch,  Talg,  Leder,  Wolle 
usw.  aus  der  Union  auf  unseren  heimischen  Märkten  bereitet!  Sehe 
man  doch  nur  das  einzige  Schlachthaus  von  Armour  & Co.  in 
Chicago  an,  und  wie  es  durch  seine  Grofsartigkeit  und  durch  die 
Zahl  der  Schweine  und  Rinder,  die  cs  alljährlich  verarbeitet,  ohne- 
gleichen iu  der  Welt  dastebt!  Doch  wir  wollen  unsere  Auseinander- 
setzungen nicht  noch  weiter  in  unnölhiger  Weise  durch  Ziffern 
illustriren.  Es  gebt  ja  aus  allen  doch  nur  dieselbe  Frage  für  uns 
hervor:  Wohin  soll  das  noch  führen?  Wenn  die  Neue  Welt  noch 
fern  davon  ist,  den  Höhepunkt  ihrer  Bevölkerungszabl  erreicht  zu 
haben,  mufs  man  dann  nicht  ebenso  annehmen,  dafs  auch  ihre 
Viehbeatandzablcn  fernerweit  noch  einen  ebenso  starken  Zuwachs 
erhalten  werden^  wie  bisher?  Liegen  nicht  in  dem  „Grofsen  Westen“ 
sowie  auch  in  dem  Süden  noch  immer  unendlich  weite  Flächen 
brach  und  unbenutzt,  die  sich  zu  keinem  anderen  Gewerbe  besser 
eignen  als  zu  der  Viehzucht? 

Bezüglich  der  allgemeinen  Bevölkerungsziffer  hegen  wir  in  der 
That  die  Meinung,  dafs  dieselbe  eines  noch  weiteren  starken  Stei- 
gern) fähig  ist,  wenn  wir  auch  keineswegs  so  sanguinisch  sind  wie 
viele  Andere,  welche  die  Union  in  ihrer  Phantasie  schon  von 
ebenso  vielen  Hundert  Millionen  Bewohnern  angefüllt  sehen  wie 
das  gesammte  Europa,  einfach  weil  die  Union  eine  beinahe  ebenso 
ausgedehnte  Landfläche  darstellt.  Im  Übrigen  glauben  wir  atar, 


Nr.  6. 


92 

EXPORT,  Organ  des  Centralvereins  für  Handelageographio  etc. 


18R7. 


daß  man  ziemlich  unkritisch  und  oberflächlich  verfährt,  wenn  man 
die  Viehzucht  ohne  weiteren  nach  Analogie  der  Bevölkerung  beur- 
theilt.  Die  Möglichkeit  einer  Weiterentwickelnng  der  Bevölkerung 
beruht  außer  in  der  Weiterentwickelung  der  verschiedenen  Roh- 
produktionszweige — namentlich  nach  der  intensiven  Seite  hin  — 
auch  in  der  Weiterentwickelung  der  eigentlichen  Industrie,  nnd 
daf»  diese  letztere  noch  eine  viel  gewaltigere  werden  wird  ah  jetzt, 
dafür  sprechen  eine  ganze  Menge  von  Anzeichen.  Die  Urproduktions- 
zweige  beruhen  aber  in  der  Regel  auf  viel  einfacheren  Grundlagen, 
und  ihnen  sind  deshalb  die  Grenzen  ihrer  Weiterentwickelung  viel 
enger  und  strenger  gezogen.  Bei  der  Viehzucht  insbesondere  fragt 
es  sich,  ob  die  Weiden.  Wiesen  und  Felder,  welche  die  Union  be- 
sitzt, fernerweil  noch  Futter  in  genügender  Menge  und  genügender 
Qualität  zu  liefern  fähig  sind,  um  ein  Doch  weiteres  rasches  Fort- 
schreiten der  oben  aufgeffihrten  Bestand  Ziffern  möglich  and  wahr- 
scheinlich zu  machen.  Mit  dem  einfachen  Schlüsse:  -Die  Vieh- 
bestandzablen  verdoppelten  sich  in  den  letzten  füufzehn  Jahren 
nahezu,  also  werden  sie  sich  in  den  kommenden  fünfzehn  Jahren 
wieder  nahezu  verdoppeln“  — init  diesem  Schlüsse  ist  es  da  nicht 
getban.  Die  Frage  ist,  um  es  mit  audercu  Worten  zu  sagen,  nicht 
blofs  eine  statistische,  sondern  auch  eine  geographische.  Wie 
beantworten  wir  dieselbe  aber  von  dem  geographischen  Stand- 
punkte aus? 

Als  wir  vor  zwei  Jahren  die  eigentlichen  Viebzuchtgegenden 
der  Uniou  — die  Prärieen  von  Texas,  Nebraska,  Dakota,  sowie  die 
Felsengebirgaterritorieu  — durchstreiften,  da  beschlich  uns  bereit» 
an  vielen  Orten  ein  lebhafter  Zweifel  an  der  Tielgerühmten  Uner- 
schöpfliebkeit  der  Naturweiden,  die  »ich  daselbst  rings  um  uns 
herum  ansbreiteten.  Zu  Tausenden  und  Tausenden  lagen  ver- 
hungerte Rinder  und  Schafe  todt  an  unserem  Wege,  zu  Tausenden 
uud  Tausenden  schleppten  sich  die  zu  Skeletteu  abgemagerteo 
Tb  irre  nur  noch  mühsam  fort,  uud  in  den  RicseuheerdeD,  die  man 
au  uns  vorübertrieb,  war  kaum  ein  einziges  Stück,  das  uns  durch 
sein  berabgekomraenes  Aussehen  nicht  Mitleid  eingeflöfst  hätte. 
Wir  hatten  uns  die  Üppigkeit  des  Pflanzenwuchses  in  den  „Gras- 
meoren“  des  Grofsen  Westens  früher  anders  gedacht,  und  ebenso 
auch  die  Prosperität  der  Rinder-  und  Krhafheerden  in  denselben. 
Bei  unseren  näheren  Nachforschungen  ei  fuhren  wir  indessen  damals 
noch,  daß  die  Viehzucht  der  westlichen  „raoebes“  (Hirtenlager) 
und  „ranges“  (Weidedistrikte)  den  „sbeep  kings“  und  „caltle  kings“ 
sowie  den  englischen  Gesellschaften,  die  sie  betrieben,  trotz  alle- 
dem uud  alledem  jährlich  15  bis  16  Prozent  Reinertrag  abgäben. 
Es  sei  wahr,  sagte  mau  uns,  dafs  zuweilen  in  einem  einzigen 
Wrinter  mehrere  Millionen  Tbicre  durch  Mangel  an  Nahrung  und 
Pflege  zu  Grunde  gingen,  und  daß  sic  die  übrigen  Monate  hin- 
durch fast  ohne  Ausnahme  ein  außerordentlich  dürftiges  Dasein 
fristeten;  aber  das  neue  Frühjahr  bringe  neues  „buneh“-Gras,  die 
Überlebenden  fütterten  sich  wieder  herauf,  und  es  sei  niemals  Mangel 
an  jungem  Nachwuchs.  Der  periodische  Futtermangel,  der  eine 
sehr  strenge  Schranke  der  Entwickelung  des  westlichen  Viehbe- 
standes bildet,  erklärt  sich  einmal  aus  der  Regenarimith  und  Dörre, 
die  besonders  während  des  Spätsommer»  und  Herbstes  eine  beinahe 
absolute  über  den  westlichen  Hocbplatean»  ist  und  das  dort 
in  böscheligen  Gruppen  wachsende  Gras  auf  dem  Halme  in  Heu 
verwandelt,  sodann  aber  auch  an«  der  andauernden  Schneedecke, 
die  sich  während  de»  Winters  regelmäßig  über  den  vertrockneten 
Halmen  ausbreitet.  Außer  dem  Futtermangel  ist  es  aber  auch  an 
vielen  Orten  ganz  direkt  der  Wassermangel,  der  die  Heerden  plagt 
und  dezimirt,  weil  derselbe  in  der  dünnen,  trockenen  Plateauluft 
von  den  Thieren  doppelt  empfunden  wird.  Zur  Zeit  des  Winters, 
wenn  sich  die  Flüsse  und  Teiche  der  Prfiriegegend  mit  fußdicketu 
Eise  überziehen,  ist  dieser  Wassermangel  ganz  allgemein  und  in 
seinen  Wirkungen  fast  noch  furchtbarer  aß  der  Futtermangel. 
Auch  die  Kälte,  die  sich  in  dem  uordaincrikauiscben  Westen  in 
der  Regel  mit  heftigem  Sturme  paart,  richtet  unter  den  Rindern 
und  Schafen,  die  da«  ganze  Jahr  ohne  Schutzdach  im  Freien  Zu- 
bringern müssen,  in  ganz  unmittelbarer  Weise  entsetzliche  Ver- 
heerungen an.  Das  Fieber,  das  man  zumeist  aß  die  Hauptursache 
der  Sterblichkeit  unter  den  Heerden  bezeichnen  hört,  und  an  dem 
im  Frühjahre  zahllose  Tbicre  dahinsterken,  die  uicbt  direkt  ver- 
hungert, verdurstet  oder  erfroren  »iud,  ist  nach  unserer  Meinung 
nur  eine  Folge  der  Härte,  mit  denen  die  Thiere  von  Wind  und 
Weiter  und  von  den  Menschen  behandelt  werden;  ebenso  zum  grofsen 
Theiß  wohl  aurh  die  I. ungenseuche,  welche  die  westliche  Vieh- 
zucht im  gegenwärtigen  Augenblicke  so  arg  bedroht.  Den  Mitgliedern 
der  Thierschutzvercine  möchte  wohl  das  Herz  bluten,  wenn  sie  an 
die  Heerden  in  den  Prärieen  und  in  dem  Feßengebirge  denken.  Wie 
ganz  anders  steht  es  doch  da  um  die  Heerden  der  Schweiz! 

Doch  zur  weiteren  Bekräftigung  dessen,  wa*  wir  da  auf  Grund 
eigener  Anschauung  von  der  Lage  der  westlichen  Viehzucht  be- 


haupten, zitiren  wir  ein  paar  Darstellungen  aus  amerikanische: 
Feder,  denen  man  schwerlich  den  Vorwurf  deutscher  Hyperkritik 
machen  wird: 

„Jahre  hindurch  haben  die  Viehzüchter  die  westlichen  Ebenes 
und  die  Felseogebirgstbäler  unumschränkt  beherrscht.  Sie  habe: 
die  dortige  Presse  in  ihrer  Hand  gehabt,  sie  haben  durch  ge- 
schickte Darstellungen  auch  die  Presse  des  Ostens  irregeleitet 
and  sie 'haben  dadurch  in  den  östlichen  Staaten  sowie  in  dem 
Auslande  die  Vorstellung  geweckt,  als  sei  das  Viebzüchtergewerß 
auf  den  Prärieen  im  höchsten  Grade  profitabel.  Riesenhafte  inlän- 
dische und  fremde  Kapitalien  sind  in  Folge  dessen  in  demselben  an- 
gelegt worden.  Ehrenhafte  und  unterrichtete  Männer  haben  zwar 
ihre  warnende  Stimme  seit  geraumer  Zeit  ertönen  lassen  und  den 
unvorsichtigen  Kspitalisten,  die  »ich  dem  grofsen  „boom“  blind- 
lings anvertrauten,  finanziellen  Schiffbruch  vorausgeaagt.  Sit 
galten  aber  als  Raben,  die  zu  Allem  krächzen.  Heute  ist  der  Ta« 
der  Abrechnung  nabe.  Heute  ist  der  Graswucbs  der  Gebirgslbäiff 
und  der  westlichen  Ebenen,  so  weit  er  im  Bereiche  eines  fließen 
den  Gewässers  liegt,  auf  Jahre  hinaus  von  Grund  aus  zerstört 
— dank  der  unsinnigen  Übervölkerung  („ovcrstockmg“)  derselbe 
mit  Heerden. 

Betrachtet  man  beispielsweise  die  Lage  in  dem  Thal«  de» 
oberen  Nord-Platte-Flusses,  das  vor  vier  Jahren  von  hohem  „buoch*- 
Gras  prangte,  das  bisher  eins  der  berühmtesten  Weidethiier  *ar. 
und  da»  von  wohlgenährten  Rindern,  Pferden  und  Antilope: 
wimmelte.  Was  ist  dieses  Thal  heute  geworden?  Eine  grasJosf 
Wüste.  Ich  kehre  eben  von  einer  Inspektionatour  aus  dem  ge- 
nannten l'bale  und  den  ihm  benachbarten  Bergen  zurück,  und  ick 
gestehe,  dafs  ich  niemals  eine  trostlosere  und  aussichtslosen 
Viehzüchtergegend  gesehen  habe.  So  weit  die  Grasböscbel  nicht 
bi«  auf  die  Wurzelkeime  von  den  Zähnen  der  hungrigen,  magerte 
Tbiere  abgesagt  worden  sind,  so  weit  sind  sie  von  den  Tausend« 
von  Hufen,  die  darauf  bin-  uud  kerschreiten,  aus  detn  Boden  ber- 
ausgctrctcu  worden.  Da  die  Heerden  im  Tbalc  nicht  mehr  da» 
not  hi  gi*  Futti  r finden  konnten,  so  haben  sie  sich  in  kleine  Gruppet 
aufgelöst  und  in  die  höheren  Bergregioneu  zerstreut,  wo  sie  »ich 
kümmerlich  weiter  fristen.  Welches  wird  aber  das  unvermeidliche 
Schicksal  dieser  Gruppen  im  Winter  sciu?  Das  Wild  pflegt, 
seinem  Instinkt  getrieben,  in  das  Thal  hinab  zu  flöchten,  sobald 
die  ersten  Schneestürroe  zu  wütbeo  beginnen.  Die  Rinder  und 
Pferde  haben  diesen  Instinkt  aber  nicht,  denn  sie  sind  an  ändert 
Verhältnisse  gewöhnt.  Sie  werden  also  ohne  Zweifel  so  lange 
den  Bergen  verbleiben,  bis  ihnen  der  Weg  hinab  durch  Schnee* 
weben  versperrt  sein  wird,  und  der  Tod  durch  Hunger  und  KÜt* 
ist  ihnen  dann  sicher.  Au  ein  Herabtreiben  ist  nicht  zu  denke«, 
denn  die  „cowboys“  hüten  sich  wohlweislich  vor  den  unbekannte*1 
Feßenlabyrinthen,  in  denen  sie  sich  schließlich  selbst  verlieren 
könnten.  Ich  konnte  die  Thiere  während  eines  ersten  ßchneefslJe* 
beobachten.  Sie  irrten  ängstlich  nach  allen  Sciteu  hin  und  h<r- 
nur  nach  der  richtigen  Seite  wandten  sie  sich  nicht,  und  den  Pt»1** 
den  sie  heraufgestiegen,  hatten  sie  offenbar  vergessen.  Was  könnt* 
ihnen  auch  die  Rückkehr  in  das  Thal  viel  nützen?  Selbst  die 
wenigen  Thiere,  die  zurückgeblieben  sind,  finden  daselbst  ibws 
Unterhalt  nicht  mehr.  Ich  sah  Hunderte  derselben  an  den  Drsht* 
zäunen  and  Bewässerungsgräben  stehen  und  den  grauen,  ,ptl 
Pflanzenwuchs  entblößten  Boden  anstarren,  und  endlich  resigoirt 
nach  den  Hügeln  hinaufklettern,  um  dort  lieber  in  dem  ließt 
Schnee  zu  wühlen,  statt  in  der  graslosen  Ebene  ohne  weitere* 
zu  verhungern. “ — Das  ist  ein  Bild  aus  dem  Territorium  ^ftyomwjj* 

Nicht  viel  tröstlicher  sieht  ein  solches  aus  Montana  aus,  ob- 
gleich wir  glauben,  dafs  die  Produktionsfähigkeit  dieses  Territoriu®1 
im  Vergleich  mit  derjenigen  der  südlicher  liegenden  Gegenden 
hoch  zu  stellen  ist.  Einer  der  Berichte,  die  vor  uns  liegen,  ßuß  • 

„Die  große  Ncidringbaus-Heerde,  die  wegen  Futtermangel 
Wyoming  nach  Montana  getrieben  wurde,  ist  vollkommen 
glückt.  Einige  Zeit  gedieh  diese  Heerde,  die  aus  40ÜÜU  atuf 
bestand,  hier  recht  gut;  aber  als  die  trockene  Jahreszeit 
wurde  das  Gras  spärlich,  und  die  meisten  Ströme  trockneten  voJ- 
kommen  aus.  Der  Bestand  wurde  schwächer  und  schwächer,  u® 
die  Rinder  stürzten  bnndertweise.  Auch  die  Hirten  litten  darr 
den  Wassermangel  so  furchtbar,  dafs  sie  sich  endlich  ffMg? 
sahen,  die  Heerde  ihrer  eigenen  Rettung  wegen  zu  verlassen- 
Anblick  uud  das  Gebrüll  der  Thiere,  die  simmtlich  zu  H«®t 
Knochen  abgemagert  sind,  und  die  vielfach  zu  schwach  sind,  •» 
sich  weiter  fortzubewegen,  ist  ergreifend.  Ein  kalter,  troct*0  * 
durchbohrender  Wind,  der  über  das  Land  fegt  (im  Oktober),  * 
ihre  traurige  Lage  noch  wesentlich  verschlimmert.  Sachverständig 
versichern,  daß  nicht  200  Stück  den  Winter  überleben  werde® 

Aus  We&t-Knnsa*  endlich  schreibt  inan:  „Die  Vlehi^“* 
kommen  gegenwärtig  zu  dem  Bewußtsein,  dafs  sie  ihr 


1887. 


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EXPORT,  Organ  des  C«ntralvereins  für  Handelageographie  et c. 


Nr.  6. 


unmöglich  in  der  alten  Weise  weiter  betreiben  können,  data  sie 
ihre  Heerden  vielmehr  während  des  langen,  arktischen  Winters, 
der  dieser  Gegend  eigen  ist,  künftig  sorgfältig  schützen  und  künst- 
lich füttern  müssen.  Die  östlichen  Kapitalisten  noch  ferner  über 
ihre  kritische  Lage  nnd  ihren  Bankerott  durch  falsche  Vor- 
spiegelungen zu  täuschen,  wird  ihnen  schwerlich  gelingen.  Die 
einzige  Hilfe  für  die  verhungernden  Tbiere  und  für  die  ganze  In- 
dustrie liegt  in  dem  ausgedehnten  Anbau  von  Alfalva  (Luzerne), 
der  in  Colorado  an  solchen  Stellen,  wo  künstliche  Bewässerung 
des  Bodens  möglich  ist,  gut  gelungen  zu  sein  scheint  Die  Kosten  des 
Betriebes  werden  sieb  dadurch  freilich  sehr  wesentlich  erhöhen,  und 
an  die  Realisirong  eines  grofsen  Reinertrages  ist  nicht  zu  denken/ 

Die  Einlenkung  zur  winterlichen  Stallfdtterung,  die  durch  die 
Umstände,  die  in  dem  nordamerikanischen  Westen  obwalten,  drin- 
gend geboten  erscheint,  mufs  die  weitere  extensive  Entwickelung 
des  dortigen  Viehbestandes  unbedingt  bedeutend  biotanbalteo. 
Damit  ist  aber  das  Urtheil  über  denjenigen  Tbeil  der  Union  ge- 
sprochen, von  dem  man  bisher  die  sanguinischsten  Hoffnungen  in 
der  fraglichen  Hinsicht  nährte.  Wenn  für  die  Stallfötterung  und 
die  intensive  Entwickelung  des  Viehbestandes  — die  Veredelung  der 
Rassen  bebufs  Milch-  und  Fleischgewiooung  — auch  aufser  io  dem 
Alfalva-Bau  noch  in  dem  Maisbau  eine  ganz  gute  Grundlage  gege- 
ben ist,  so  wird  doch  auch  selbst  dadurch  ein  fernerweites  Stei- 
gen der  Zahlen  in  der  Weise,  wie  es  bei  der  bisherigen  Raubwirth- 
sebaft  statthatte,  schwerlich  ermöglicht  werden.  Die  schlechte  Mais- 
ernte des  letztvergsDgenen  Jahres,  die  hinter  der  vorbergegangeueo 
um  ca.  300  Millionen  Busheis  (ä  35.. 4 I)  zurückblieb,  mahnt  auch 
die  amerikanischen  Sanguiniker  daran,  dafs  es  nach  der  ziemlich 
vollkommenen  Okkupation  der  westlichen  Ackerbaugebiete  aller 
Wahrscheinlichkeit  nach  selbst  mit  diesem  einheimischen  Getreide 
nicht  mehr  so  rasch  vorwärtsgehen  wird,  wie  bisher.  Dem  Al- 
falva-Bau aber  dürften  durch  den  beschränkten  verfügbaren  Wasser- 
vorrath  der  wesllicheu  Steppen-  und  WästengegendeD  sehr  enge 
Grenzen  gezogen  sein.  Ähnlich  wie  in  unseren  europäischen  Alpen- 
ländern liegen  ja  die  Verhältuisse  in  dem  uordaroerikaniseben 
Westen  fast  in  keiner  Beziehung,  und  an  eine  Bevölkerung  des 
Gebietes  mit  Heerdeo,  wie  wir  sie  io  der  Schweiz  oder  in  Ober- 
Baieru  sehen,  ist  nicht  zu  denken. 

Am  rnpidesten  entwickelte  sich  der  Viehbestand  in  den  letzten 
Jahren  in  Texas,  und  die  Rinderzahl  stieg  dort  iu  den  Jahren 
1880  bis  1885  von  4,1  auf  9 Millionen  — also  um  mehr  als  100 
Prozent.  Aber  in  diesem  Staate  waren  die  Verwüstungen,  die  in 
den  beiden  letzten  Jahren  Hunger,  Frost  und  Krankheiten  in  dem 
Bestände  angeriebtet  haben,  auch  am  allergräfslicbsten,  und  wenn 
in  irgend  einer  Gegend  der  Union,  so  weist  dort  die  allgemeine 
Lage  heute  nachdrücklich  bin  auf  eine  baldige  Umkehr  von  der 
Raubwirthschaft,  die  ihre  eigenen  Grundlagen  zerstört.  Im  Wioter 
1884/85  gingen  in  Texas  nach  den  offiziellen  Schätzungen  nabe 
an  2 Millionen  Rinder  zu  Grunde. 

Was  den  Süden  der  Union  anlangt,  so  ist  derselbe  in  seinen 
slromtlichen  Wirtschaftszweigen  immer  zu  sehr  der  konservative, 
langsam  und  bedachtsam  fortschreitende  Tbeil  der  grofsen  Republik 
gewesen,  als  dafs  wir  von  ihm  erwarten  sollten,  er  werde  sich 
heute  plötzlich  aufraffen  und  das  unausbleibliche  Retardando  der 
Entwickelung  der  westlichen  Viehzucht  quitt  machen.  Man  bat  in 
deu  SüdHaaten  ohne  Zweifel  den  guten  Willen,  auch  in  dem  „stock 
raising*  in  der  Zukunft  besser  vorwärtszukommcu,  als  in  der 
Vergangenheit;  man  redet  daselbst  viel  von  dem  bevorstehenden 
Aufschwünge  in  diesem  wie  in  anderen  Zweigen,  aber  mau  bängt 
seinen  Reden  doch  regelmäfsig  noeb  dieses  oder  jene«  bedeokliebe 
„wenn1*  und  „aber“  an.  Die  erste  Crux  des  Südens  ist  auch  be- 
züglich der  Viehzucht  die  Negerarbeit;  aufserdem  ist  es  aber  auch 
nro  die  Naturweiden  daselbst  durchaus  nicht  gläuzend  bestellt  — 
trotz  der  reichen  Niederschläge,  die  den  Boden  benetzen.  Der 
Sommer  ist  für  die  meisten  Futtergraser  zu  hetfs,  der  Boden  ist 
für  sie  an  den  meisten  Orten  zu  dürr  und  sandig,  und  an  anderen 
Orten  wieder  ist  er  für  sie  zu  feucht  nnd  morastig.  Mit  dem  Kiefern- 
wachs, der  bei  wpitem  den  größten  Raum  in  dem  südlichen  Flach- 
uad  Hügellande  einnimmt,  vergesellschaften  sich  nahrhafte  Wieseu- 
gräser  ungern,  wie  man  weifs;  in  den  zeitweise  oder  ständig  über- 
flutheten  Alluviallbäleru  der  Flüsse  wieder  gedeihen  meist  nur 
sogenannte  saure  Gräser,  die  das  Vieh  verachtet,  und  in  der 
Alleghanyregion  endlich  siebt  man  sieb  nach  grünen  Gebirgaweiden 
und  Matten,  wie  sie  unsere  deutschen  Hoch-  und  Mittelgebirgen 
charakteristisch  sind,  im  Allgemeinen  vergebens  um.  Dafs  es  im 
Süden  vollkommen  an  Gräsern  und  Kräutern,  die  zur  Erhaltung 
Ton  Heerdea  dienen  können,  fehlt,  wollen  wir  natürlich  nicht 
sagen,  wohl  aber,  dafs  die  Vorbedingungen,  welche  die  Viehzucht 
in  diesem  Theile  der  Union  findet,  keine  besonders  günstigen  sind. 

Während  auf  die  Prärie-  nnd  Felsengebirgsstaaten  nahezu  die 


Hälfte  des  gegenwärtigen  Riudcrbestandes  der  Union  entfällt,  und 
während  sich  die  Heerden  in  diesen  Staaten  in  den  letztvergangenen 
fünfzehn  Jahren  zwei-  oder  dreimal  verdoppelt  haben,  so  kommt 
auf  die  Südstaaten  nur  etwa  7"  des  gesammteo  Bestandes,  und  so 
haben  sich  die  Zahlen  dort  in  dem  fraglichen  Zeiträume  zum  Theil 
verkleinert  statt  vergröfsert. 

Am  besten  steht  es  io  jeder  Beziehung  mit  der  Viehzucht  der- 
jenigen Südstaaten,  die  den  Nordstaaten  am  nächsten  benachbart 
sind,  und  dort  bat  man  es  auch  zugleich  mit  der  Veredelung  der 
Rassen  verbältnifsmäfsig  am  weitesten  gebracht.  Besonders  weisen 
wir  da  auf  Kentucky  und  seine  guten  Pferde  hin. 

Wie  in  jedem  anderen  Wirtschaftszweige,  so  ist  auch  iu  der 
Viehzucht  der  Norden,  resp.  der  Nordosten  — die  Gegend  zwischen 
den  grofsen  cauadischcn  Seen,  dem  Missisippi,  dem  Ohio  und  dem 
Atlantischen  Ozeau  — das  weitaus  meistbegünstigte  Gebiet  der  Union. 
Dort  ist  man  mit  diesem  Gewerbe  aber  längst  in  europäische 
Bahnen  eingelenkt,  und  man  erwartet  das  Heil  dort  nicht  mehr 
von  der  Vergrößerung  der  Bestände,  sondern  von  der  sorgfältigen 
Zucht  und  Pflege  derselben.  Der  Staat  New  York  besafs  1870 
2,io  Mill.  Rinder,  1880  Mill.  und  1885  2,4?  Mil!.,  der  Staat 
Ohio  1870  1,47  Mill.,  1880  1,»  Mill.  und  1885  nur  l.M  Mill-,  der 
Staat  Pennaylvanien  1870  1,5a  Mill.,  1880  l,w  Mill.  und  1885 
1,77  Mill.  — für  Amerika  ohne  Zweifel  ein  sehr  langsamer  Gang 
der  Entwickelung.  Während  aber  in  Texas  kaum  7to  der  Rinder 
Milchkühe  sind,  so  sind  in  New  York  fast  */s  derselben  Milchkühe, 
in  Ohio  wenigstens  % derselben  und  in  Peunsylvanien  etwa  die 
Hälfte  derselben.  Und  nicht  viel  anders  steht  es  mit  den  anderen 
Zweigen  der  Viehzucht  der  Nordstaaten.  New  York,  New  Jersey, 
Ohio,  Indiana,  Illinois  und  Peunsylvanien  erzeugen  heute  zum  Theil 
ganz  vorzügliche  Pferderassen,  und  Ohio,  Pennsylvanien,  Vermont 
und  Michigan  recht  gute  Wollschafe.  Die  Zahl  der  Schweine  ver- 
größert sich  in  den  Nordoststaaten  neuerdings  ebenfalls  nicht  mehr 
bedeutend;  iu  New  York  sank  dieselbe  sogar  von  975000  im  Jahre 
1870  auf  751000  im  Jahre  1880  — und  wir  sind  sehr  geneigt, 
auch  dies  als  ein  Zeichen  davon  auzuaebcü,  dafs  die  Viehzucht  der 
Union  im  Begriffe  ist,  von  der  niederen  Stufe  eines  rohen,  ex- 
tensiven Betriebes  auf  die  höhere  Stufe  eines  sorgfältigen,  intensiven 
Betriebes  emporzusteigen.  So  lange  das  Schwein  das  Hauptprodukt 
der  amerikanischen  Viehzucht  lieferte,  und  so  lange  der  Scbweine- 
bestand  die  stärksten  Zahlen  aufzuweisen  hatte,  konnten  wir  immer 
nicht  umhin,  die  Union  mit  den  Staaten  von  Südost  Europa,  die 
bekanntlich  in  ihrer  Wirthscbaftsentwickelung  unendlich  viel  zu 
wünschen  übrig  lassen,  in  ein  und  dieselbe  Reibe  zu  stellen. 

Wir  haben  hier  kaum  noch  nöthig,  darauf  binzuweisea,  dafs 
die  Natur-  und  Kunstweideo  der  nördlichen  UuionsstaBten  in  vielen 
Gegenden  an  Ertragfähigkeit  mit  den  besten  Weiden  Europas  wett- 
eifern. Sind  dieselben  ja  doch  zu  einem  großen  Theile  mit  euro- 
päischen Grasarten  bestanden,  und  werden  diese  Grasarten  ja  doch 
in  ihrer  neuen  Heimath  von  noch  reichlicheren  Niederschlägen 
benetzt  wie  bei  uns!  Die  Weiden  des  Nordens  müssen  aber  im 
Allgemeinen  als  zur  Genüge  mit  Heerden  bevölkert  gelten. 

SUd- Amerika. 

Nachrichten  aus  Argentinien.  (Cholera  in  Argentinien ; schlechte 
Geschäftslage  daselbst;  Aussichten  auf  Besserung  in  Folge  guter 
Ernte;  Wichtigkeit  der  mittleren  und  südlichen  Theile  Argeutiniens 
für  deutsche  Kolonisation;  Entdeckung  von  Steinkohlen  in  der  Pro- 
vinz Catamarca.)  Originalbericbt  aus  Estancia  Magdalena,  Pro- 
vinz Buenos  Aires. 

Ich  schrieb  Ihnen  zuletzt  im  Oktober  v.  J.  Ende  desselben 
Monats  ist  hier,  wahrscheinlich  von  Italien  her,  die  Cholera  ein- 
geschleppt und  von  der  Stadt  Buenos  Aires  aus  nordwärts  ins 
Innere  vorgedrungeu;  Rosario,  Cordoba,  Tucuman  leiden  stark, 
Parana,  Mcndoza  usw.  bisher  weniger,  ebenso  Buenos  Aires  selbst. 
Die  Seuche  ist  bisher  nirgends  sehr  bösartig  aufgetreten  und  so 
mag  es  wohl  ähnlich  wie  im  Jahre  1874  bald  vorübergebeu.  Handel 
und  Verkehr  leiden  selbstverständlich  inzwischen  bedeutend*). 

•)  Dem  in  Buenos  Aires  erscheinenden  „Argentinischen  Wochenblatt“ 
▼00  1.  Januar  d.  J.  entnehmen  wir,  dafs  die  Cboleraseuche  »ich  immer  weiter 
im  Lande  verbreitet,  und  dafs  ea  nnn  kaum  noch  eine  Provinz  giebt,  die 
gänzlich  verschont  geblieben  ist.  Die  große  Hitze  (in  Buenos  Aires  31  bis 
33®  C.  im  Schatten,  weiter  nach  Norden  noch  einige  Grade  mehr)  trug  auch 
wohl  zu  der  weiteren  Ausbreitung  bei.  Am  schlimmsten  wurde  die  Stadt 
Tucuman  helmgesucht.  ln  Cordoba  und  Rosario  wird  eine  Abnahme  der  Er- 
krankungen und  Todesfälle  konstatirt.  Dagegen  tritt  die  Seuche  ziemlich 
stark  in  Bahia  blanca  auf.  Tn  den  übrigen  Provinzen  hat  die  Seuche  bis 
jetzt  keinen  bösartigen  Charakter  angenommen;  das  Fatale  ist  nur,  dafs 
immer  noch  neue  Orte,  so  nun  auch  Jujuj,  von  derselben  betroffen  werden. 
— Nach  Niederschrift  der  vorstehenden  Zeilen  ging  uns  eine  De|»«scl>e  aus 
Buenos  Aires  zu,  derzufolge  die  Seuche  im  Erlöschen  ist  und  die  durch  sie 
veranlassten  Oesch&ftsetockungen  nacblassen.  D.  Ucd. 


Nr.  6. 


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EXPORT,  Organ  des  Centralvereins  für  Handelageographie  etc. 


1887. 


Die  Weizen-  und  Leinsaat-Ernte  hat  begonnen;  die  Berichte 
darüber  lauten  aus  dem  ganzen  Lande  sehr  günstig.  Der  Haupt- 
ausfuhrartikcl,  Wolle,  erzielt  Preise,  wie  wir  solche  seit  1872  nicht 
gesehen  haben. 

Die  Witterung  ist  in  den  letzten  Monaten  den  Kfimpen  selir 
günstig  gewesen;  das  Vieh  ist  in  Folge  dessen  fett  und  erzielt  gut« 
Verkaufspreise.  Das  Gold-Agio  betrügt  in  den  letzten  Wochen  nur 
28  bis  80%,  trotz  der  Cholera. 

Ober  die  neu  entdeckten  Goldfelder  am  Cabo  de  las  Virgenes 
an  der  Magalbues-Strafse  hört  man  nichts  mehr.  — Die  Berichte 
darüber  dienten  auch  wohl  nur  dem  Zweck,  dort  auf  billige  Weise 
eine  Niederlassung  als  Gegengewicht  gegen  die  aufblühende  chile- 
nische Kolonie  Pnnta  Are  na-»  zu  schaffen.  Eine  hundertjährige  Er- 
fahrung lehrt,  dafs  südwärts  von  der  Linie  Buenos  Aires-Valparaiso 
Edelmetalle  io  bedeutenderer  Menge  niemals  gefunden  worden  sind. 
Wichtiger  ist  jedenfalls,  dafs  es  in  Patagonien  mit  der  Viehzucht 
gut  voran  geht,  und  deshalb  komme  ich  nochmals  darauf  zurück, 
dafs  es  sich  wohl  der  Mühe  lohnte,  von  Deutschland  aus  die  West- 
seite auf  ihren  Werth  für  Viehzucht  und  Ackerbau  gründlich  zu 
prüfen  und  eventuell  dort  gröfsere  Strecken  zu  erwerben.  Ich  be- 
daure,  dafs  meine  Geldmittel  nicht  reichten,  um  wenigstens  bis  an 
den  Nabuel  Huapi  zu  gelangen;  außerdem  begannen  die  Scbnee- 
ffille,  als  ich  Ende  Mai  am  Limay  anlangte.  Von  Puerto  Moutt 
resp.  Reloncavi  ist  diese  Gegend  leicht  zu  erreichen,  und  nach 
Fertigstellung  des  Panama-Kanals  ist  sie  Deutschland  so  nahe  wie 
Buenos  Aires.  Regen  fallen,  wie  es  scheint,  dort  reichlich,  und  für 
Viebzucbterzeugnisse  ist  die  Westküste  ein  naher  und  sicherer  Ab- 
satzmarkt. Die  Regierung  bat  jetzt  zwei  Kommissionen  von  Feld- 
messern dort  an  der  Arbeit,  und  schon  im  nächsten  Jahre  wird  sie 
dort  nene  Landverkäufe  vornehmen.  Der  Durchschnittspreis  des 
Landes  betrügt  dort  2000  bis  5000  Pesos  m/n  (1  $ Papier  z.  Z. 
= 2.®o  t /O  Pro  Ü-Legua  (*=  27  qkm).  Eine  Reise  längs  den  Ost- 
abbängen  der  patagonischen  Kordillera  bat  heute  keine  grofse 
Schwierigkeiten  und  würde  von  der  Regierung  unterstützt  werden. 
Die  Patagonier  sind  nicht  feindlich  gesinnt;  sie  würden  im  Gegen- 
iheil  als  Führer  und  Jlgcr  gute  Dienste  leisten.  Eine  Hauptbe- 
dingung für  das  Gelingen  einer  solchen  Reise  ist  ein  guter  Maul- 
ihiertrupp  and  eine  Anzahl  brauchbarer  Bergpferde;  die  sonstigen 
Unkosten  sind  gering.  Eine  Land-Kompanie  würde  zunächst  ge- 
eignete Leute,  und  zwar  unter  den  deutschen  Kolonisten  in  Sfid- 
Cbile  mit  Leichtigkeit  anwerben;  ent  später  kann  dieselbe  nen  er- 
wandernde Familien  dazwischen  ansiedeln.  Das  Geschäft  roufs 
selbstverständlich  auf  der  Viehzucht  basiren,  bis  allmählich  Wege, 
Brücken  usw.  hergestellt  sind.  Die  Kordillerenp&sse  werden  als 
verhfiltnifsmfifsig  sehr  günstig  geschildert,  sodafs  Fahrwege  ohne 
grofse  Unkosten  berzustelleu  sind,  da  an  gutem  Holz  für  Brücken, 
Wohubäuscr  usw.  kein  Mangel  ist.  Das  Klima  ist  ohne  Frage  für 
Nordländer  ein  sehr  günstiges,  und  wo  es  nicht  mehr  genügend 
regnet,  bieten  die  vielen  Flüsse  und  Bäche  die  Möglichkeit,  in  den 
Tbälern  wenigstens  durch  Anbau  der  Luzerne  usw.  und  durch 
regelmäßige  Bewässerung  des  Bodens  sich  reichlich  Futter  für  das 
Vieh  und  Ackerbauerzeugnisse  für  die  Menschen  zu  beschaffen. 
Die  Gewässer  sind  reich  an  wohlschmeckenden  Fischen,  namentlich 
„truchas“  (Forellenart);  auch  an  allerlei  Wild  ist  kein  Mangel, 
wilde  Schweine,  Hirsche  und  Guanacos  trifft  man  zu  gewisser 
Jahreszeit  noch  zu  Tausenden  beisammen  — ein  Zeichen,  dafs  dort 
gute  Weiden  sind.  Deutschland  sendet  alljährlich  so  viele  Reisende 
ans;  wie  kommt  es,  dafs  sich  bisher  Niemand  für  diese  Gegenden 
intercssirte?  Und  doch  sind  sie  das  natürliche  Hinterland  und  Aus- 
dehnungsgebiet  der  gnt  gedeihenden  deutschen  Kolonieen  in  Süd- 
Chile,  welche  räumlich  beschränkt  und  auch  wohl  von  der  dortigen 
Regierung  absichtlich  nicht  weiter  ausgedehnt  werden,  während  die 
Ansiedelung  deutscher  Kolonisten  jetzt,  nach  Vernichtung  der 
Indianer,  auf  argentinischem  Gebiet  doch  keine  grofsen  Schwierig- 
keiten bietet  und  von  der  argentinischen  Regierung  unbedingt  be- 
günstigt werden  würde. 

Io  der  Provinz  Catamarca,  30  km  von  einer  im  Bau  begriffenen 
Eisenbahn,  hat  der  Prof.  I)r.  Brakcbusch  aus  Cordoba  grofse 
Steinkoblen-Lager  entdeckt.  Bedarf  dafür  haben  die  Bahnen, 
die  Zuckerindustrie  in  Tueuman  usw.;  aufserdem  giebt  es  in  der 
Näbe,  wie  mir  bekannt  ist,  grofse  Massen  Eisenerze,  Kupfer  usw., 
sodafs  auch  die  Sache  für  Kapitalisten  von  Interesse  ist. 

Der  Rindviehbestand  von  Rio  Grande  do  Sul.  (Originalbericht 
aus  Rio  Grande  von  Dr.  H.  v.  Jhering.)  Der  erste  Bericht  des 
„Exports*  über  die  „1886er  Südamerikanische  Ausstellung*  (in 
Nr.  44  v.  JM  S.  679)  enthielt  u.  a.  die  Angabe,  dafs  Rio  Grande 
do  Sul  ungefähr  2 Millionen  Stück  Rindvieh  zähle.  Wer  die  Aus- 
fuhrlisten  Rio  Grandes  vergleicht  und  sieht,  dafs  diese  Provinz 
alljährlich  über  1 Million  Rindsbäute  ausführt,  wird  wissen,  dafs 


I obige  Zahl  wenig  mehr  angiebt,  als  den  jährlichen  Abgang  at 
Rindvieh.  Es  ist  natürlich,  dafs  diejenigen,  welche  hierüber  Dicht 
genau  orientirt  sind,  io  solchen  Dingen  sich  leicht  irren  köooeQ; 
ein  Blick  übrigens  io  das  einzige  Spezialwerk  über  Rio  Grande  do 
Sul,  mein  Buch:  „Rio  Grande  do  Sul.  Gera  1885“  würde  de« 
oben  erwähnten  Irrtburo  leicht  haben  vermeiden  lassen. 

Die  Frage  nach  dem  Rind  Viehbestand  dieser  Provinz  ist  nur 
aber  nicht  leicht  zu  beantworten.  Wenn  Henry  Lange  die  G«- 
sammtzabl  des  Viehstapels  gleichfalls  viel  zu  niedrig  angiebt 
so  ist  hierzu  geltend  zu  machen,  dafs  eine  Statistik  den  Viebstand«« 
in  Rio  Grande  gar  nicht  vorhanden  ist  und  es  sich  nur  um  hoch*', 
lückenhafte  Schätzungen  handeln  kann.  Nicht  einmal  über  di« 
Bewoboerrabl  der  Provinz  liegen  brauchbare  Erhebungen  vor,  wie 
viel  weniger  über  das  Vieh.  So  ist,  will  man  doch  zu  einer  au- 
näbemd  richtigen  Schätzung  kommen,  der  einzige  zuverlässige  Wri 
der  von  mir  eingeschlagene:  den  jährlichen  Verbrauch  von  Kini- 
vieb  zu  ermitteln  und  daraus  die  Gesammtmenge  zu  berechne». 
Die  Ausfuhr  von  Häuten  beläuft  sich  nach  Mittheilung  bestirnt«.' 
richtetcr  Grofsexporteure  auf  ungefähr  500  000  gesalzene  Hänt« 
und  eben  so  viele  trockene.  Diese  Zahlen  sind  übrigens  in  stetig«.' 
Abnahme  begriffen  wegen  der  Zunahme  der  Gerbereien.*)  Der 
offizielle  Katalog  der  deutsch-brasilianischen  Ausstellung  cntbil; 
die  zuverlässigste  überhaupt  vorhandene  Statistik  der  Ausfuhr  rot 
Viebzucliterzeugoissen;  nach  dieser  Statistik  betrug  die  Gesaromt 
ausfubr  von  Rindab&utcn  aus  der  Provinz  im  Jahre  1879,$  [ 
1 150  708  im  Wertbc  von  7 265  Contos  de  Reis  [=  13  800  000 . k \ 
Wenn  nun  in  dieser  Zahl  auch  Häote  vom  „Estado  Oriental*  (Uni  > 
guay)  mit  einbegriffen  gewesen  sein  müssen,  so  geht  anderemiu 
auch  Vieh  vom  unserer  Provinz  nach  jener  Nachbarrepublik,  so- 
wie namentlich  auch  Häute  dorthin  geben  bezw.  geacbmugg«J: 
werden,  da  die  Rio  Grande  verlassenden  Häute  einen  Ausfubno', 
zu  tragen  haben,  während  Uruguay  die  von  Brasilien  eingeführtrj 
Viebzucbterzeugnisse  nicht  besteuert,  überhaupt  aus  den  Fehlern 
brasilianischer  Wirtschaftspolitik  geschickt  und  systematisch  dei 
denkbar  größten  Nutzen  zieht. 

Zu  obiger  in  Anbetracht  des  Schmuggels  sicher  nicht  zu  boct  j 
gesetzten  Zahl  kommt  dann  noch  die  ganze  und  nicht  unerheblich« 
Menge  von  Häuten  hinzu,  welche  in  der  Provinz  verbraucht  wer- 
den. Es  braucht  nicht  auf  die  große  Zahl  der  Gerbereien  hier 
biuge wiesen  zu  werden;  wohl  aber  ist  hervorzuheben,  dafs  scks 
zahllose  Häute  in  ungegerbtem  Zustande  Verwendung  finden  u 
Riemen  und  anderen  Tbeileo  am  Geschirr  der  Heerden  von  Maui- 
thieren,  welche  den  Verkehr  mit  dem  Hochlande  der  Provinz  ver- 
mitteln, zu  Säcken  („surröes*)  und  anderen  Gerätbeu  zum  Auf- 
bewahren  und  Versand  von  Mate,  Haaren  usw.,  und  all  (liest 
ungegerbten  Geräthe  halten  nur  kurze  Zeit  aus.  Wenn  auch  rai: 
den  Häuten  nicht  mehr  so  gleichgiltig  und  verschwenderisch 
wie  in  frübereu  Zeiten  umgegangeo  wird,  so  ist  doch  immerhin 
auch  die  Zahl  der  roh  verbrauchten  Häute  noch  eine  grofse-  So 
wird  Alles  in  Allem  der  Verbrauch  von  Rindshäuten  und  die  Aus- 
fuhr von  solchen  jährlich  nicht  unter  1 400  000  Stück  betragen, 
und  diese  Zahl  muß  uns  den  Anhalt  zur  Berechnung  der  gesammt*» 
Viehmenge  bieten. 

In  dieser  Hinsicht  habe  ich  einen  Irrthum  meines  erwähnt« 
Buches  tu  berichtigen.  Ich  gab  darin  S-  94  an,  dafs  jährlich 
ungefähr  10  % des  Viehbestandes  von  den  „estancieiros*  ver- 
wendet würden,  eine  Angabe,  welche  ich  dem  erwähnten,  sonst 
zuverlässig  bearbeiteten  Bericht  über  die  deutsch-brasilianisch« 
Ausstellung  von  Porto  Alegre  entnahm.  Jetzt,  wo  ich  nach  eigenen 
Erkundigungen  bei  zahlreichen  Viehzüchtern  genauer  unterricht«: 
bin,  weifs  ich,  daß  jene  Angabe  falsch  ist.  Alle  hiesigen  „cstiO- 
cieiroB*  geben  übereinstimmend  die  jährliche  „marcagao*,  d h.  ‘3« 
Zahl  des  neu  mit  Jahresmarke  versehenen  Jungviehes  zu  20  bis  25  io 
des  Gesaromtbeatandes  an.  Ich  habe  um  so  weniger  Grund,  die« 
Angaben  in  Zweifel  zu  ziehen,  als  sie  auch  mit  den  am  La  Fl*** 
gemachten  Erfahrungen  übereinstimmen,  wie  sie  uns  nameotlic® 
durch  die  musterhaften  Schriften  von  C.  F.  E.  Scbultxe  des  Näheres 
bekannt  geworden  sind.  In  seinem  Buche:  „Der  rationelle  EstaacJs- 
Betrieb  im  unteren  La  Plata-Gebiete.  Ratzeburg  1885“ 
Schultze  S.  46  den  Durchschoittasatz  der  Vermehrung  zu  27  hu 
28  °/o  bei  einem  nur  auf  Kampweide  angewiesenen  Viehslapel  **• 

Der  höhere  Prozentsatz  in  Argentinien  im  Vergleiche  zu  Rio  Grand« 
do  Sul  rührt  von  der  besseren  Beschaffenheit  der  dortigen  Kämp»  *er 
Auch  in  Uruguay  ist  der  Kamp  im  Allgemeinen  besser  als  in  RioGraou« 
do  Sul,  dessen  „caropo9*  nur  in  der  Gegend  von  Bage 
denselben  messen  können.  Je  besser  aber  der  Kamp*  u“  ? 
höher  die  Vermehrung  der  Heerde.  In  Rio  Grande  aber  sind 

*)  Die  Ausfuhr  von  gesalzenen  Rindshäuten  betrug  z.  B.  4 1 7 54^ 

im  Jahre  1885,  ruud  360000  Stück  ioi  Jahre  1886.  W*  ' 


1887. 


Nr.  6. 


95 

EXPORT.  Organ  des  Centralvereins  für  Handetsgeographie  ete. 


„caropos“  vielfach  mit  Waldungen,  Sümpfen  nsw,  durchsetzt,  sodaß 
im  Durchschnitt  mehr  als  30  % Vermehrung  bezw.  „marca$io* 
sicht  anzunebmen  sind.  Die  letztere  aber  muß,  damit  der  ge- 
aammte  Viehstapel  der  gleiche  bleibe,  dem  Abgauge  entsprechen. 
Hiernach  ergäbe  sich  die  Gesammtmasso  von  Rindvieh  zu  7 Millionen. 
Das  ist  gewiß  eher  zu  niedrig  gerechnet  als  za  hoch;  denn  wenn 
man  anoehmen  wollte,  daß  nur  die  Hälfte  der  Geftammtbodenfläcbe 
von  Rio  Grande  do  8al  der  Viehzocht  diente,  so  würde  das,  bei 
3000  Stück  Rindvieh  anf  die  CjLegoa  [=  43,3t;  qkm],  schon  nahezu 
8 Millionen  ergeben.  Natürlich  giebt  es  auch  viel  schlechte«  und 
schwächer  besetztes  Kampland;  immerhin  aber  kann  auch  von 
diesem  Gesichtspunkte  atu*  der  Rind  Viehbestand  nicht  weniger  als 
7 Millionen  betragen. 

Politische  und  geschäftliche  Lage  Perüe;  endliche  Inangriff- 
nahme des  Uoay all- Projektes.  (Originalbericht  ans  Areqoipa 
vom  14.  Dezember  1886).  Seitdem  General  Caceres  zum  konstitu- 
tionellen Präsidenten  fast  einstimmig  erwählt  wurde,  bat  er  mit 
Beinen  Ministern,  wie  auch  der  jetzt  soeben  beendete  konstitutio- 
nelle Kougrefs  von  1886  (der  erste  nach  den  7 Kriegsjahren)  so 
viel  mit  der  Regelung  der  allseitig  eiogerisseneQ  Unordnung  zu 
tbun  gehabt,  dafs  alle  Beziehungen  zum  Auslande  sich  fast  nur 
auf  formellen  Notenwechsel  beschränkten. 

Cber  unser  Geschäft  ist  augenblicklich  wenig  und  haupt- 
sächlich nichts  Günstiges  zu  berichten.  Verkäufe  im  ganzen  Lande 
sind  unter  Null;  in  Schafwolle  gebt  augenblicklich  das  Geschäft 
etwas  besser,  wer  weifs  für  wie  lange;  der  eoglische  Kur*  kommt 
aber  kaum  auf  36  d pro  Sol,  während  wir  bei  leidlich  gutem 
Geschäft  zum  allerwenigsten  einen  Kurs  von  40  d im  Mittel  haben 
müssen.  Dabei  vermehr!  sieb  hier  allerorten  die  Anzahl  der  Ein- 
wanderer von  zwei  Nationalitäten,  die  geradezu  die  schlimmsten 
Feinde  des  soliden  europäischen  Geschäftes  sind:  Chinesen  und 

eine  südeuropäisefae  Nation,  die  ich  aber  nicht  neonen  will.  Wo 
diese  beiden  bansen,  mit  ihren  Schmuggeleien  and  sonstigen  Nieder- 
trächtigkeiten, da  stirbt  aller  solide  Handel  ans. 

Dagegen  hat  der  Kongrefs  nnd  die  Regierung  eine  anerkennens- 
werthe  Energie  zur  Förderung  der  Unternehmungen  im  Innern,  und 
beziehungsweise  auch  der  bergmännischen  Unternehmungen  ent- 
wickelt. Die  Früchte  sind  freilich  noch  gering,  aber  der  Anfang 
ist  wenigstens  gemacht,  und  Ihr  Korrespondent  bat  die  Befriedigung, 
durch  seine  Arbeiten  zu  diesem  guten  Zwecke  nicht  unwesentlich 
beigetragen  zn  haben. 

Mein  Vorschlag  betreffs  Wege,  Schifffahrt  und  Export  Über 
den  Ucaysli  nach  dem  Atlantischen  Meere  (vgl.  „Export*  1883, 
Nr.  46;  1883,  Nrn.  3,  4,  7,  8;  1885  Nr.  4.  D.  Red.)  ist  nun 
endlich,  nach  den  7 Kriegsjahren,  mit  geringen  Modifikationen  an- 
genommen; ich  werde  mich  beehren.  Ihnen,  wahrscheinlich  schon 
mit  der  nächsten  Post,  den  Wortlaut  zu  übermitteln,  da  dessen 
Abdruck  in  Ihrem  geschätzten  Blatte  hoffentlich  eine  wenn  auch 
nur  theilweise  erfolgende  Mitwirkung  deutschen  Kapitals  an  diesem 
wich  tigen  Unternehmen  hervorrufen  dürfte.  Als  Deutscher  habe 
ich  »ein  Vaterland  niemals  vergessen,  obgleich  ich  schon  34  Jahre 
io  diesem  Lande  lebe,  und  gerade  deshalb  hielt  ich  es  für  meine 
Pfiiclit,  meine  Arbeit  und  die  zu  erwartenden  Erfolge  in  erster  Linie 
meinem  Lande  anzubieten,  zuerst  in  den  Berichten,  welche  Sie  in 
Ihrem  Blatte  zur  öffentlichen  Kenntnifs  brachten,  und  später  in 
unmittelbaren  Mitt  hei  hingen  an  die  höchsten  betreffenden  Stellen. 
Bei  letzteren  erfuhr  ich  aber  leider  eine  mehr  als  kühle  Abweisung, 
obgleich  ich  darauf  binwies,  dafs  Nord-Amerikaner,  Franzosen  und 
Italiener  sehr  lebhaft  sich  mit  den  von  mir  dargestellten  Verhält- 
nissen beschäftigen  würden.  Jetzt  ist  das  zur  Wirklichkeit  geworden: 
ein  Nord-Amerikaner,  Mr.  Grace,  bat  einen  großartigen  Vorschlag 
gemacht,  der  freilich  so  hoch  gegriffen  ist,  dafs  er  vielleicht  gerade 
deshalb  um  so  tiefer  fallen  wird.  Geht  er  aber  durch,  so  ist  es 
um  den  Handel  nicht  allein  von  Deutschland  hier  geschehen,  und 
Peru  wird  ausschließlich  ein  Markt  für  Nord-Amerika,  nur  mein 
Bereich  ausgeschlossen,  da  ich  immer  für  Deutschland  und  deut- 
sches Interesse  arbeiten  werde.  Vielleicht  zu  spät  kommt  dann 
der  alte  Michel  wieder  naebgehinkt  in  den  Fußtapfen  der  Yankees; 
und  das  wollte  ich  eben  verhüten,  fand  aber  bei  dem  Enthusiasmus 
für  Afrika  keinen  günstigen  Boden  für  mein  Vorhaben,  obgleich 
hier  in  jeder  Hinsicht  Besseres  geboten  wurde. 


Australien  und  SBdsee. 

Handel  und  Schifffahrt  zwischen  Hamburg  und  Australien  1886 
sowie  Auswanderung  von  Hamburg  nach  Australien. 

1 Unmittelbare  Ansfuhr  von  Hamburg  nach  Australien  1885 
nach  den  einzelnen  Waaren  und  deren  Gewicht: 


Traubenzucker  . - . 737  900 

Roher  Zucker  . . . 25  500 

KrisUU-Sandxucker . . 25  500 

Raffinaden  ....  67  600 

Sirup 18  500 

Rohtabak 33  800 

Zigarren 127  100 

Reis 38 100 

Wein 22  100 

Cognac 67  400 

Franz,  u.  span.  Sprit  . 61  400 

Korn-  u.  Kartoffel-Spiri- 
tus n.  Sprit  230  900 

Genever  572  200 

Likör u.  and. Branntaein  81000 

Bier  2 787  300 

Mineralwasser  - . . 26  000 

Malz 27  200 

Hopfen  19  300 

Trock.  Zichorien  wurzeln  51  500 

Stärke 643  500 

Kartoffelmehl.  . 16  200 

Getrocknete  Fische.  . 119  200 

Kondeiuirte  Milch  - • 53  700 

Steinsalz  ....  2 884  600 

Konserven 21  400 

Andere  Verzehrung!- 
artikel  .....  80 100 

Bauholz 462  100 

Stabholz 83  300 

Asphalt 86  300 

Zement 21355  600 

Kalk 40300 

Buchdruck  ei  schwärze  . 59  000 

Andere  P&rb  waaren  112  200 

Medizinische  Blätter, 

Bluten  usw,  ...  23  100 

Säuren  ......  37  100 

WaMcrglu  (Fenster)  l?)  23  700 

Verschied,  medizinische 
u andere  Balze  . . 43  700 

Glyzerin 19  700 

Äther  aller  Art  ...  29  400 

Essenzen,  Extrakte  . . 73  800 

Andere  Drogen  und 
Chemikalien  ...  38  200 

Kreide  ......  66  500 

Lithograpbirsteine  . . 162  400 

Eck  ud<!  Winkelelsen  39  600 

Eisen  in  Stangen  nnd 

Plittcn 251100 

Gewalzte  Eisenbleche  . 84  100 


Eisendrabt  .... 

kg 

1 945000 

Stahldraht 

3 586  000 

Andere  Metall« 

20  500 

Kleesaat 

21  900 

Andere  Rohstoff«  und 
Halbfabrikate  . . . 

127  700 

Wollen«  und  Halb- 
wollene Stoffe  . . 

25  000 

Baumwollwaaren  . . 

38  600 

Ander«  Manufaktnnraaren 

30  100 

Matten  aller  Art  - - 

19  900 

Stroh-  und  Bastgeflechte 

21  600 

Korb«aaren  ... 

19  200 

Mobilien  .... 

l 432  400 

Grobe  Hobwaaren  . 

77  500 

Keine  Holz»aaren 

324  800 

Gummi  waaren  . • ■ 

41  400 

Ledernes  Pußzeug  . . 

35  800 

Andere  Lederwaaren 

19  400 

Papier  . . ... 

1 070  200 

Pappe  

73  900 

Papier-  und  Pappwoaren 

34  500 

Ho  h lß  las  waaren  ■ ■ - 

480  800 

Andere  G’aswaarcn 

26  200 

Porzellan 

166  600 

Stein zeug  und  feine 
Thonwoaren  . . • 

71700 

Schiefertafeln  . . 

20  500 

Marmor»  aaren  . . . 

37  800 

Grobe  Eiseuwaaren 

179  400 

Eiserne  Nägel 

602  700 

Andere  feine  Eisenwaarc» 

127  200 

Telegraphenkabet 

40  600 

Zinnwaareo  .... 

30  400 

Andere  Metall  waaren 

64  100 

Nähmaschinen  u-  Tbeilc 

178  400 

Ander«  Maschinen  und 
Theiie  .... 

176  500 

Fortepianos  und  Klavia- 
turen   

1 395  900 

Ändere  Musikinstrumente 

66  200 

Dynamit 

207  700 

Ükbiefspulver  .... 

97  800 

Zündhölzer  ... 

99  300 

Irdene  Pfeifen  . . 

65  500 

Puppen  und  Puppenbälge 

33  700 

Andere  Spielwaarcn 

211  700 

Kurzwaarcn 

64  900 

Stearin-  u.  ParaffinFcbte 

217  200 

| Andere  Lichte  . . . 

25  900 

] Andere  IndustriearMket 

195  000 

3 Pa  Magiergut  .... 

19  200 

Zusammen 

45  777  400 

Die  Auafuhr  Hamburgs  nach  Australien  betrug 

1884  26517700  kg  I 1881  8 913  900  kg 

1883  13  876  500  „ 1880  4 448  700  , 

1882  10005  300  . | 1879  1 941  000  „ 

2.  Gewicht  und  Werth  der  unmiUelbareu  Einfuhr  Hamburgs 


von  Australien  1866: 

Werth  tu 

M 

Wein  ....  68  bl,  10320 
Likör  und  anderer 
Branntwein  . . 19  , 8 920 

Weizen  ...  439  100  kg  73  980 

Andere  Vcrzeb- 

ruagsartikel  i 100  . 2 690 

Gold-  und  Sil- 
bererz ...  68  900  „ 37  550 


Werth  tu 

jh 

Sohlleder  . . 1700  kg  3 570 

Anderes  Leder  830  * 2 330 

Borke  und  Lohe  20  000  * 5 700 

Roh«  Schafwolle  1 589  7ü0  .3  635  180 
Andere  Artikel  722  . 15580 

Guano,  ammoniak- 

I haltig  . . - 196  900  « 12  044 

Zusammen  M 3 807  664 


Die  Einfuhr  Hamburgs  aus  Australien  betrug 


1884 

1 298  700  M 

1881 

217 

510  M 

1883 

1635  260  . 

1880 

76 

800  , 

1883 

2 279  000  „ 

1879 

33 

100  » 

8.  Zahl  und  Tonuengehalt  der  1885  von  Hamburg  nach 
Australien  abgegangenen  Schiffe: 


11  Dampfer  von  19  930  Reg.-Tonnen. 

41  Segelschiffe  „ _33  462  , 

Zusammen  55  Schiffe  von  53  392  Reg.- Tonnen, 

gegou  ? . . 7 im  Jahre  1884 

„ 28  „ . 28371  . » 1883 

, 80  „ 26  800  , 1882 
4.  Zahl  und  Touneogehalt  der  1885  von  Australien  in 
Hamburg  angekosuneneu  Schiffe: 

4 Dampfer  von  7 195  Reg. -Tonnen. 

1 Segelschiff  . 641  , . 

Zusammen  5 Schiffe  „ 7 836  Reg. -Tonnen- 


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Nr.  6. 


96 

EXPORT,  Organ  de«  Ceotralvereias  für  Handelsgeegraphi»  etc. 


1887. 


gegen  ? Schiffe  im  Jahr«  1884 

, 4 . im  5 750  « , 1883 

„ 5 „ „ 7 024  , „ 1882 

6.  Direkte  Auswanderung  von  Hamburg  nach  Australien  1*85: 
Deutsche  579 
Fremde  147 
Zusammen  726, 

darunter  525  Männer  und  201  Frauen, 
gegen  ? im  Jahre  1884 

„ 885  , „ 572  , . * 1883,  zusammen  1457, 

, 650  » 369  . * „ 1882,  zusammen  1019, 


Lltterarfsche  Umschau. 

Verzelrhnifs  der  bei  der  Redaktion  eingegangenen  Druckschriften. 

Die  nachstehend  besprochenen  und  angeteigten  Werke  können  durch  die 
Buchhandlung  Walther  & Apolant,  Berlin  W , Markgrafcnstrafce  00, 
jederzeit  bezogen  werden. 

Alexander  Freiherr  von  Hübner,  Durch  das  britische  Reich.  Leipzig, 
F A.  Brock  haut,  188G.  (Vgl.  die  Besprechung  in  Kr.  49  v.  J.j  in  der 
untenfolgenden  Besprechung  wird  speziell  die Chinesenfrage  behandelt. 

m Gelegentlich  unserer  neulichen  Besprechung  des  Uübner’schen  Werkes 
.Durch  das  britische  Reich“  versprachen  wir,  auf  die  von  dem  alten  Spazier- 
gänger um  die  Welt  eingehend  behandelte  Chinesenfrage  zurückzukommen, 
eine  Frage,  deren  Lösung  im  20.  Jahrhundert  liegen  dürfte,  die  aber  gleich- 
wohl ihre  Schatten  auf  das  unsrige  in  nicht  geringem  Habe  zurückwirft. 

Mit  Recht  meint  Hübner,  dafs  der  letzte  Krieg  Englands  und  Frank- 
reichs mit  China  nicht  allein  die  grofse  Mauer  zerstört  habe,  welche  400 
Millioiieu  Seelen  von  dem  Reste  des  Menschengeschlechts  abscblofs,  sondern 
auch  den  Chinesen  die  Welt  erschlossen  habe.  Die  Zahl  der  weifsen  Reisen- 
den iin  Reich  der  Mitte  bat  sei  1810  nicht  so  sehr  zngenommen,  aber  die 
Chinesen  stürzten  nach  den  nunmehr  offen  stehenden  Tborou  ihres  Gefäng- 
nisses und  überschwemmen  nunmehr  seit  über  20  Jahren  drei  Viertel  des 
Globus.  Sehr  begabt,  aber  in  rein  geistiger  Beziehung  dom  Kaukasier  nicht 
ebenbürtig,  tbätig,  nüchtern  und  enthaltsam  bis  an  die  äufaerste  Grenze  des 
Möglichen,  ein  geborener  Kaufmann,  vortrefflicher  Landwirth  und  Gärtner, 
in  aller  Uandarbeit  hinter  Niemand  zurückstehend,  bekämpft  der  Chinese 
den  Weifsen,  wo  er  ihm  begegnet.  Nicht  mit  Gewalt,  aber  mit  den  Waffen 
der  Arbeit  und  der  Enthaltsamkeit  besiegt  und  verdrängt  er  ihn.  Dank 
seinen  geistigen  und  physischen  Beschaffenheit  und  seinen  Lebcnsgewobnheiten 
ist  es  ihm  möglich,  alles  um  den  halben  Preis  zu  leisten. 

Was  Hübner  selbst  in  dieser  Beziehung  beobachtete,  ist  lehrreich  ge- 
nug. Im  Jahre  1871  befand  sich  der  ganze  englische  Handel  mit  China  in 
den  Händen  dreier  greiser  englischer  Firmen  und  eines  amerikanischen 
Hauses  in  Hongkong  und  Schanghai  und  mehrerer  englischer  und  deutscher 
Kaufleute  zweiten  Ranges  in  don  Vertragsh&fen.  Gleichfalls  englische, 
deutsche  und  amerikanische  Kaufleute  dienten  diesen  Häusern  als  Vermittler 
für  den  Handel  mit  den  eingeborenen  Kleinhändlern,  deren  Aufgabe  sich 
darauf  beschränkte,  die  vom  Auslande  importirten  Waoren  im  Innern  zu 
vertreiben.  Aufserdem  besaß*  das  erwähnte  amerikanische  Haus  20  Dampfer, 
welche  die  Verbindung  mit  den  Vertragshäfen,  an  der  Küste  und  auf  dem 
Yang-tse  unterhielten.  Heute  ist  die  Zahl  der  gröberen  fremden  Häuser 
bedeutend  geringer  geworden  und  der  ganze  Zwischenhandel  in  chinesische 
Hände  übergegangen.  Dio  amerikanischen  Dampfschiffe  wurden  von  einheimi- 
schen Gesellschaften  erstanden. 

ln  Singapur,  auf  dem  hinterindiseben  Festlande,  auf  den  Sandwich-  und 
den  Gilbert-Inseln  bat  die  Zahl  der  gelben  Einwanderer  riesig  zugenommen, 
ln  Chile  und  Peru  hat  die  Zahl  der  eingewanderten  Chinesen  200000  er- 
reicht, was  iro  Vcrbältnifs  zu  der  geringen  weifsen  Bevölkerung  dieser  Land- 
striche Behr  hoch  genannt  werden  mufs. 

Aber  besonders  ist  diese  Vermehrung  in  den  Vereinigten  Staaten  und 
in  Australien  wahrzunehmen,  vor  allem  in  den  pazifischen  Staaten  der  ameri- 
kanischen Union,  und  nirgends  mehr  als  in  Californien.  Die  Legislatur  des 
letzteren  Staates  hat  bekanntlich  im  vorigen  Jahre  die  chinesische  Einwande- 
rung für  die  Dauer  von  10  Jahren  durch  Gesetz  verboten,  lind  doch  ge- 
winnen die  Chinesen  fortwährend  an  Boden.  Hübner  belegt  dies  durch 
ein  aufserst  bezeichnendes  Beispiel  aus  St.  Francisco,  der  blühenden  Metro- 
pole den  pazifischen  Ufergebietes,  in  Beziehung  auf  Handel  und  Verkehr  der 
dritten  Stadt  der  Union,  ln  den  dortigen  Zigarren fabriken  arbeiten  Weifse 
und  Gelbe  Seite  an  Seite.  Im  Herbst  1885  stellten  die  Chinesen  die  Arbeit 
ein,  indem  sie  die  Entlassung  ihrer  weifsen  Gefährten  verlangten.  Die 
Eigrntbümcr  der  Fabriken  gaben  noch  und  entiiefsen  ihre  weifsen  Arbeiter. 
Als  Entschuldigung  vor  der  öffentlichen  Meinung  diente  ihnen  der  vollkommen 
wahre  Grund,  dafs  es  ihnen  unmöglich  sei,  für  denselben  Lohn  weifse  Ar- 
beiter zu  finden.  Also  der  durch  das  Gesetz  verpönte  Chinese  ist 
bereits  in  der  Lage,  dom  Arbeitgeber  »eluGesetz  aufzuerlegen. 
Mit  Recht  schrieb  deshalb  auch  „The  Morning  Call"  in  St.  Francisco:  „Den 
Chinesen  genügt  es  nicht  mehr,  einen  unserer  Industriezweige  mit  uns  zu 
theilen,  .sie  verlangen  ihn  für  sich  allein.  Nachdem  sie  sich  die  Zigarren- 
erzeugung angeeignet  haben,  werden  sie  dasselbe  versuchen  mit  anderen 
Zweigen,  wie  Konfektion  von  Schuhen  und  Kleidern,  und  unsere  Fabrikanten 
werden  sich  genöthigt  sehen,  ihre  Arbeiter,  Männer  und  Mädchen,  zu  ent- 
lassen . . . Die  Arbeitseinstellung  zeigte  die  Rasse  in  ihrem  wahren  Gesicht 
Sie  verbreitet  ein  neues  Licht  üher  die  chinesische  Frage  und  ist  im 
Grunde  nichts  Anderes,  als  eine  Aufforderung  an  den  Weifsen,  das  Feld  zu 
räumen.“ 

Mit  Recht  meint  Hübner  schliefslicb,  in  Europa  kenne  man  die  Chinesen 


nur  vom  Hörensagen.  Man  sei  bereit,  sie  unbequem  und  unangenehm  zu 
finden,  aber  man  beschäftige  sich  nicht  weiter  mit  ihnen,  man  frage  nicht 
Was  werden  sie  in  einer  mehr  oder  weniger  nahen  Zukunft  sein  ? Dem- 
gegenüber glaubt  der  einsichtige  Kenner  der  Verhältnisse,  dafs  man  sich  bei 
genauerer  Prüfung  wundern  und  erschrecken  würde  über  die  aufserordeot 
lieben  und  stetigen  Fortschritte,  welche  diese  Rasse  in  der  jüngsten  Zeit 
gemacht  hat  Deutsche,  Engländer,  Irländer,  Skandinavier,  Italiener.  m:t 
einem  Worte:  die  Kolonisten  summt  lieber  europäischen  Kationen  werde* 
kaum  hiureichen,  um  den  Unnusaen  menschlicher  Wesen  cntgegenautretoc.. 
welche  dieser  ungeheure  Körper,  das  Reich  der  Milte  genannt,  über  deo  Erd- 
kreis ergiefst  Wird  dieser  beständige  Aderlafs,  fragt  Hübner,  seine  Kot 
stitution  erschöpfen,  werden  darüber  die  Quellen  des  Lebens  einer  Nazi-oe 
versiegen,  weiche  um  100  Millionen  Seelen  mehr  zählt  als  die  Gesamnü 
bevölkerung  Europas?  Wir  wissen  es  nicht.  Was  wird  entstehen  ans  dec- 
Aneinanderprallen  jener  beiden  Ströme,  des  weifsen  und  des  gelben?  Werdet 
sie  friedlich  in  parallelen  Rinnsalen  dahinfliefsen  oder  durch  ihren  Zusammet 
stofs  chaotische  Zustände  mengen?  Wird  die  christliche  Gesellschaft,  d;e 
christliche  Zivilisation  in  ihrer  jetzigen  Gestalt  für  einige  Zeit  verschwinden 
Wird  sie  siegreich  hervorgehen  ans  dem  Konflikt  und  ihre  ewigen  Prinxipier 
nach  wie  vor  befruchtend  über  das  Erdenrund  tragen?  Wir  wissen  ee  nicht 
Es  sind  dies  ungelöst*  Rätbsel;  verhüllt  ruhen  sie  noch  im  Scboofse  de* 
Znkunft.  Was  wir  vernehmen,  sind  nur  die  ersten  Kjäuge  der  Ouvertur*- 
des  grofsen  Dramas  kommender  Zeiten.  Noch  ist  der  Vorhang  nicht  aufgt 
rollt.  Die  Handlung  spielt  im  20.  Jahrhundert 

„A  naeionalisagdo  ou  grxmde  naturalvu n;äa  e naturalisa^do  tacita* ; po- 
Alfredo  d'Eecragnolle  Taunay.  Rio  de  Jauairo  1886. 

A.  W.  S.  Diese  von  der  „Socio* lade  Central  da  Imraigracäo“  heran 
i gegebene  Propagandaschrift  gieht  zunächst  einen  Überblick  über  die  Natur*  i 
| lisationsgesetze  der  europäischen  Staaten  und  der  amerikanischen  Republik^ 

! und  wendet  sich  dann  zu  einer  eingehenden  Erörterung  der  bezüglich« 

1 Gesetze  Brasiliens.  Der  Verfasser  zeigt  darin  die  ganze  Engherzigkeit  de* 
brasilianischen  Naturalisationsverfahrens.  die  es  seinem  eigenen  Vater,  den 
im  Jahre  1882  in  Rio  verstorbenen  Baron  von  Taunay,  trotz  einas ^jäh- 
rigen Aufenthaltes  im  Lande  und  seiner  schwärmerischen  Liebe  für  das- 
selbe unmöglich  gemacht  habe,  brasilianischer  Staatsbürger  zu  werden  ; er 
bespricht  ferner  die  Urtheilo  hervorragender  brasilianischer  Publizisten  über 
die  Unzulänglichkeit  dieses  Verfahrens,  sowie  ein  Memorandum  seines  Vater* 
vom  Jahro  1830,  das  sich  mit  dor  Einführung  der  grofsen  Natura llWion 
beschäftigt,  und  kommt  dann  auf  seine  eigene,  am  16.  August  1877  übrr 
den  Gegenstand  gehaltene  Kammerrede  zurück.  Dieselbe  machte  dam»  • 
gerechtes  Aufsehen  und  gab  gewUsermafsen  den  Anstoß*  zu  der  in  Flufs  be- 
findlichen Bewegung,  welche  darauf  gerichtet  ist,  di*  völlige  Gleichbe- 
rechtigung des  natural iairten  Bürgers  mit  dem  einheimisches 
zum  Gesetz  zu  erhoben.  Die  einzeln«)  Phasen  dieser  Bewegung,  in  dw 
namentlich  auch  Silveira  Martins  eingriff.  sind  bekannt.  Das  Wahl refonn 
Gesetz  vom  9.  Januar  1881,  durch  welches  die  Wählbarkeit  der  Akath  - 
Ukcn  dekretirt  wurde,  war  ihr  erstes  bedeutsames  praktische»  Resultat,  da< 
aber  den  Agitatoren  für  die  Idee  der  grofsen  Naturalisation  durchaus  nick« 
genügte.  Namentlich  war  es  Tau  na  y,  der  wiederholt  auf  den  Erlafs  eines 
die  völlige  Gleichberechtigung  der  Naturalisirten  gewährleistenden  NaturaU- 
sationagewetzes  drang  und  der  Kammer  zweckentsprechende  Gesetzentwürfe, 
die  er  im  Anhang  seines  Buches  mittheiit,  vorlogt*;  er  hat  es  auch  in  «einer 
Stellung  als  Präsident  dor  Provinz  Parana  verstanden,  mit  Hilfe  der  voc  , 
ihm  organlsirten  EmigTntion*-Qcs*IUchaften  für  die  Naturalisation  der  eingr- 
wanderton  Kolonisten  wirksam  Propaganda  au  machen  und  die  ihm  dabei  i 
entgegenstehenden  gesetzlichen  Schwierigkeiten  z.  Th.  zu  beseitigen.  Doch 
wird  er  sich  mit  dein  Erreichten  nicht  zufrieden  geben  und  auch  in  seiner 
gegenwärtigen  Stellung  als  Senator  des  Kaiserreiches  den  Kampf  für  die 
Einführung  eines  wahrhaft  freisinnigen  Naturaltsationsgesetxes  (wtMtm. 

Mit  Recht  bezeichnet  er  ein  solches  als  die  Grundlage  einer  starken  euro- 
päischen Einwanderung  und  stellt  die  Forderung  dieser  letzteren  ala  dis 
gröfste  patriotische  That  jedes  Brasilianers  hin 

Grofs  sind  indefs  die  Schwierigkeiten,  welche  seinem  Streben  durch 
die  Engherzigkeit  der  Chauvinisten  bereitet  werden,  und  ob  «r  dieselben 
überwinden  wird,  ist  noch  fraglich.  Doch  schon  die  redliche  Absicht  ist 
des  Lobes  und  der  Anerkennung  aller  derer  werth,  welche  sich  für  die 
gedeihliche  Entwickelung  Brasiliens  interessiren,  und  wir  speziell  lassen  sie 
ihm  um  so  lieber  zu  Theil  werden,  als  »ich  sein  Gesetzentwurf  vetn 
9.  August  1886  im  Wesentlichen  mit  allen  Forderungen  deckt,  die  wir  im 
.Export“  von  jeher  als  die  Grundlage  eines  rationellen  Nataralisatioasvw- 
fahrens  für  Brasilien  bezeichnet  haben. 

Carte * Commerciales  indiquani  Ui  produrtion*  industrielles  ft  ayricola 
le«  centres  eommerciaux,  le  cAiffre  de  la  population.  le*  ehemins  de  fer,' 
le*  route*,  le*  Imreaux  de  poete  et  de  täegraphe,  le*  compagnie*  maritime* 
des/terrant  le * p orte,  etc.,  etc.,  owe  texte  camptementeure  o epUcotif.  ihr 
F.  Bianconi.  Pari*  2*85.  ff""  tirie : Begum  d’Amenqu*.  So.  i. 
BepuUique  orientale  de  V Uruguay,  Bresil.  Chague  carte  ave c Uxtt, 
prix  cartonne:  4 frone*.  Prix  pour  tes  » cnucripteur » ä une  eerieaUdrc 
3 frone*  par  carte . 

Studien  unter  den  Tropen  Amerikas.  Von  Dr.  Franz  Engel.  Zweite 
Auflage.  Jena,  Friedr.  Mauke*»  Verlag  (B.  Schenk).  187». 


Briefkasten. 

Unsern  Mitgliedern  diene  zur  Nachricht,  dafs  Herr  K*rt  von  fawriü 
am  Abend  des  31.  Dezember  in  Bahia  angekommen  Ist  und  am  1.  Januar 
seine  Reise  nach  Rio  de  Janeiro  fortgesetzt  bau 


Nr.  6. 


97 

1887.  EXPORT,  Organ  de«  Cantaalverain«  für  Hudelagaographie  etc. 


Die  Mitflieder  de«  „Central  verein  ■ fnr  Haadelsgeofraphie  etc.*  wird 
es  interessiren,  Keontnlf*  von  folgendem  Zirkulär  des  Herrn  Profi  Dr.  Seite- 
Rast  za  erkalten,  welche*  «ich  auf  die  grobe  WollMmmiung  van  P.  Chas 
e hijo*  in  Buenos  Aires  bezieht,  die  auf  der  vorjibrigen  „Söd**>cTikani*cben 
Ausstellung*  zur  Schau  gebracht  war. 

„Königliche  landwirUi*ch*ft liebe  Hochschule  zu  Berlin  N.,  Invalidenetr. 
Nr.  43.  Berlin,  17.  Januar  1887.  Den  Besuchern  der  von  dem  .Central* 
verein  für  Handelsfeograpbie  etc.“  veranstalteten  „1886er  Sudaaerikaniscben 
Ausstellung  in  Berlin*  wird  ein  Schaugegenstand  noch  in  lebhafter  Erinne- 
rung sein:  eine  Sammlung  von  Wollmnsteru  und  Vliefsen,  welche  die  Berren 
Franz  Chas  & Söhne  io  Buenos  Aires  ausgestellt  hatten.  Da*  wichtige, 
stilgerecht  aufgetaute  Glasspind,  sowie  die  um  dasselbe  pruppirten  Glas- 
kasten bildeten  einen  würdigen  Mittelpunkt  in  dem  berrlicben  Saale  der 
neuen  Berliner  Waareabörse  und  machten  auf  den  Beschauer  den  wobltbuen* 
den  Eindruck  der  Vornehmheit  und  gediegenen. Eleganz.  Im  Einklänge  mit 
der  gewählten  und  geschmackvollen  Form  dos  Äufseren  und  seiner  dekora- 
tiven Ausstattung  stand  der  Gehalt  der  Sammlung.  Durch  zahlreiche  Woll- 
znu&ter,  V liebe  und  photographische  Tbierbilder  haben  die  Aussteller  den 
produktiven  Standpunkt  der  43  000  Individuen  uotfaw»enden  Merino  NegrvtU- 
Heerden  auf  ihrem  Güterkomplex  „El  Rosario*  in  Buenos  Aires  zur  An- 
schauung gebracht  und  den  deutschen  Konkurrenten  einen  ungeschmink- 
ten Aufscbluf»  über  ihre  Leistungen  auf  dem  viel  umstrittenen  Ge- 
biete der  Merinowotlerzeugung  gegeben.  Ja.  sie  haben  weiter,  um  den 
deutschen  Merinozücbtern  den  offensten  Einblick  in  die  Erfolge  der  betreffen- 
den südamerikanischen  Prodnktionswerkstätten  zu  gewähren,  eich  hochherzig 
dazu  entschlossen,  die  mH  einem  Kostenaufwand«  von  6000  M hergestellte 
Sammlung  nebst  allem  Zubehör  dem  Museam  der  laodwirt hach aftli eben 
Hochschule  in  Berlin  znm  Geschenk  zu  machen.  Es  ziert  jetzt  den  Saal 
der  zootechniscben  Abtheilung  dos  Museums,  wo  die  werthvolle  Sammlung  ! 
ihre  Einreihuug  in  das  ohnehin  reichhaltigste,  die  Wollproduktion  der  Erde 
zur  Darstellung  bringende  WollkabineU  gefunden  hat-  Für  die  jetzige  Be- 
reicherung desselben  durch  die  neue  Zuwendung  ist  die  landwirtschaftliche  ' 
Hochschule  den  Herren  Besitzern  jener  lleerden  . sowie  den  Herren  Ernst 
klar  ob  in  Buenos  Aires  und  dessen  Bruder,  dem  Königl.  Koamerzienralli 
P.  March  in  Cbarlottenburg,  welche  die  Cberveisung  des  Geschenks  wohl- 
wollend vermittelt  haben,  tu  lebhaftem  Danke  verpflichtet. 

Prof.  Dr.  SettegaBt, 

Geh.  Reg.-Rath,  Vorsteher  der  zootechniscben  Abteilung 
des  Museums  der  landwirtbsch.  Hochschule  zu  Berlin." 

Fr.  W — rin  Berlin.  Der  von  Herrn  Geh. -Rath  Professur  Reuleauz 
statt  des  umständlicheren  Wortes  .fernsprechcn"  (für  telepboniren)  vorge- 
schlagene Ausdruck  .Liften“  ist  leider  — falsch  gebildet.  Das  Zeitwort  ist, 
wie  man  sofort  ersieht,  von  der  ersten  Silbe  des  Worte«  „Hifthorn*  her- 
geleiter,  die  auch  selbständig  (der  Hi  ft)  noch  vorkommt  und  aoviel  wie 
„Jagdboraruf*  bedeutet  (Fälschlich  findet  sich  übrigens,  auf  Grund  einer 
Volksetymologie,  sogar  die  Form  „Höfthorn",  wobei  jedenfalls  daran  ge- 
dacht worden  ist,  da/»  da*  Jagdhorn  dem  Jager  auf  die  Hafte  benhbängt  7} 
Eine  andere  Form  dieses  Wortes  lautet  auch  beute  noch:  der  Hief,  und  in 
Folge  dessen  hört  man  vielfach  auch  noch:  das  „Hiefhorn"  (vgl.  auch  die 
Wörter:  Hiefriemen,  HiefstolaJ.  Der  „Hi ft"  verhält  sich  nun  in  seiner 
Bildung  zu  <ler  Form:  der  „Tlief"  iihnlich  wie  „Gift"  zu  „Gabe"  und  „ge- 
ben", „Schluft"  (*  Schlucht)  zu  „Schlief"  [klitschige  Stelle  im  Brode]  und 
„schliefen",  „Gruft*  zu  „Grab“  und  „graben",  „Kluft“  zu  „Kloben“  und 
„kliebeu"  spalten).  Da  nun  beide  Formen,  „Hief“  und  „Hilf",  sich 
von  dem  alten  Zeitwort  „tiefen“  (*»  in*  Born  stofsen,  gotbuch  hiufmm) 
Wl  eiten,  *o  würde  mau  durch  Bildung  eines  Worte*  „hiften"  (statt  des 
richtigen  „biefen")  denselben  Fehler  begeben,  als  wenn  nun  von  den 
eben  genannten  TIauptw örtern  bilde»  wollte:  „giften*  (statt  „geben“;  kommt 
allerdings  vor  in  „vergiften",  aber  in  anderer  Bedeutung);  „schluften*  statt 
„schliefen";  „grufteo*  statt  „graben“;  „Hatten"  statt  „kliebeo“.  Da  aber 
gar  kein  Grund  vorliegt,  von  der  historischen  Form  .hiefen*  abmgeheo 
[d.  h.  wenn  denn  nun  einmal  „gebieft“  (oder  „geboffen"?)  werden  soll] 

— so  ist  die  Form  „bitten“  eben  unrichtig  gebildet. 

Iid  übrigen  soll  es  uns  freuen,  wenn  Sie  durch  Vermittelung  den 
„lliefkmtes“  uns  oft  „aabiefen“,  und  der  „Hiefrarkebr*  wird  hoffentlich  sich 
hier  so  häufen,  dafa  de«  amtliche  „Uiefbuch“  such  ferner  an  Umfang  stets 
so  zunimmt  wie  bisher. 

— Dm  Spedlcluadhaui  Aag-aat  HlaaiealhaJH».mb»rf  barlcbiai  «*•  fol««ade  DeaapfeT 
•ad  8egl«c  - Ablabnen  *»o  II  am  bürg  nach  «u/*pM»cbeo  amC  Bt-era«  «lachen  FUtaea: 

•)  Dampf. rhiffe, 

Afrika  (Sidwritkirie)  via  Madeira,  Caaarterb«  lonlo,  Garte,  Accra,  Lago«  «'»  W*  Loeada 
iftkl . Poetdampfer  „Oartrad  Wo»n»aaa“,  Wagt  Malrbartaa«,  daotwb,  t*.  Fafcraar. 

Afrika  (Wealk fiat«)  m Madafe«,  Gert»  «»».  tl*  014  Calabar  l«kl„  Poatdampfbc  .Anal 
Woermac q",  Kapc  Jarek,  dautarh,  IS.  Februar 

F«oatig,  8 Inj  »pur«.  Heafknag  uad  Japan  (-Klugala-Lfeia*1}  Dampfer  .JUectra“,  deutsch,  1 
JO.  Februar,  Dampfer  „Niobe",  deutarb,  10.  Min.  Dampfer  _lphlK«o«a“.  <U«t«rb,  JO.  Mitra, 
Dampfer  „Lydia-,  darnach,  70.  AprU,  Dampfer  „Caaaaadra",  ilaetor-h,  10.  Mai,  Dampfer 
„Folrhymnla“  deulicb,  JO.  Juni. 

Singapur*,  Hongkong  und  Japan  araot.  eia  Antwerpen  and  Lowdoa  (.*lbir«-UnJ«J  Dampfer 
.Mi.nmmiibiMre".  »nt  Hieb,  JO.  Februar. 

t’eaaag.  «rngapo»».  Hooghoag  und  Schanghai  (via  Ant««rpaa)  („Daton-Llnla“)  Dampfer 
„Alrab-,  HapL  Touag,  «ngtfech,  JS.  Fabroar. 

Adelalde,  MelbMirn«  uad  Sydney,  PneliUnapfer  „llababuif“.  de« Urb.  bla  19.  Fabraar. 

WUdlw-mtok,  e.  eilt.  a»rh  Nleolajaffak  (via  tL-ugkoa«)  Dampfer  „Atlaa“,  Kapt.  Walt,  na« 
««Stock,  1.  HAI  fl«  Mira. 

Wtadhmetnk  n»4  WtooleJeFvk  (via  H«e>fkeaf)  Dampfer  „Triumph“,  daularb,  Anfang  April. 

Valparatao.  Arica,  Wollend* , Callao,  Pons«  Arena»  (Mag.-Btr.)  Coeval,  Cunr**1.  Tweabaano 
und  lt|«li)oe  anlaufeod  via  Antwerpen  Poatdampfer  „Ketoa".  Kap«.  Daniels««*,  d«utacb, 

U.  INtruar,  Poaldaaapfat  „lbla**,  Kapt  Voaa,  OauurS,  K fekrnir. 

ValparaSao,  ArK  M«ito«4o  >r>4  Calleo  via  tSmu  Ar««aa  (Mmg.  «u.)  «nd  Cotoael  and 
»•Iler  narb  C«riiMo,  La  Uslu«,  La  Liberia d,  Arajulla,  San  Joaa  de  G«at«mala  und 
Cbamperico,  «.ent.  au«A  *aa  Jau  de)  Bur  Md  Aawpala  (via  Anlwvrpen)  Pe«t4aiapf«r 
„IbU",  Kapc.  Vu*a.  dastreb.  IS.  Pabruar. 

Vliparatoe.  Paula  Arenaa  iMac-*».),  (tonal,  Tato«fe«s»a,  lqakt«e  und  Artos,  fern« 
Zentral- Amerika.  Pont«  Aren««,  Coriate,  La  Unioa,  La  LU>erta4,  Arajulla.  San  J«a*  4a 
Uualvmalv  Cbamperleo  and  GaayaqnH  vta  Antwsrpe«  tkampfer  „Cella“,  Krpt.  Warimam, 
deulerb.  II  Februar. 


ÜMtavide«,  Baesoe  Alrea,  Raeario  ua*  Iton  Hioelaa  (vis  Madeira)  Po«uUmpf«r  „Caara", 
Kapt.  Hauarhild,  droiarb,  10.  Februar,  Poatdampfvr  „Rio“.  KapL  fUrratot,  dastoek, 
JO.  Fabroar,  Foaldaaapfer  „Santo«“,  Kapt.  Bola,  d«atark,  I-  Mira. 

Beide.  Bin  da  Janeiro  und  flauloa  (via  Uaaaben } Kairadampfer  „D*it«fro“.  Kapt.  Maluber 
lieb,  deslaeb.  12.  Jtobmaar. 

P«mamb«(so,  Klu  d«  Jaa«Iro  und  Baal««  (via  Uiaabos)  foedampfer  „Mostovideo“,  Kapc 
Drvrer,  dautaeb,  I).  Februar. 

Oaara,  Maranham  uad  Para  (vta  Antwerpen  and  Havre)  Dampfer  „Baall“,  Kapt.  Tbsmpaus, 
auf  liaeb,  IO  Februar. 

Weai-Indlea  via  Havrv  (Nt  Tbemaa,  Vn«u«la,  Haill)  am  (.  «ad  >1.  aueb  aiaek  Puerto 
Fiale,  am  «.,  II.  and  J4.  jaden  Munau , iDutrbat  Fuatdampfer  „Allemaale“,  Kapt. 
Bptuik,  deuiarb,  ii.  Fabraar,  Foaldaaaprer  „Bavaria“,  Kapc  Ueeelar,  deulatb.  »«.  Fe 
bruar,  Pottdaupiar  „KraatU“,  Kapc  lüpf,  dewtaeb,  fi.  Mari. 

Mealco  (vta  Uivra),  Verarrni,  Tamplro  and  Profraio  am  1 Jeden  Mooaia,  aunärhvt  P«at- 
dampfer  „faieula“,  dewtach,  S.  Mir? 

Habaaa,  lUtuiiu.  Cieafuefo«  nsd  Ol-  Ja«»  de  Cnba  Dampfer  „Aeaadillasa“.  Kapt.  Uaiai , 
epauurb,  II.  Februar,  Dampfer  „Braisada“,  Kapc  Olafuibui''.  «pantoeb,  16.  Mkra. 

Habana  Dampfer  „ludla-,  Kapt.  Hülean,  dauUrb,  6.  April,  Dampfer  „Kuropa-,  Kap«.  Briedel, 
deaiaeb.  M.  April. 

Hew  York  (via  Havre)  Fostdampfer  ..Hbaeua".  deal, ob,  IS.  Februar,  PoUdacapfer  „Buevia1-, 
deutfch.  io.  Februar,  Poatdampfer  „Muravta“,  deuVKb,  11  Fatraar,  Pettdampfer  „Ru(ia-, 
deutorh,  6 Mira,  Poetdampfer  „Geliert“,  deulatb,  15.  IfAts.  Uulou  Dempfer  „Arnatfi 
Kapl  »ihr,  deeurh,  p Februar,  Dampfer  „CallfoTata“,  Kapt  Wlaklar,  deutieb,  tfl.  Fe 
hroar,  Dampfer  „Mareala“,  Kapc  Maat«,  deutarb,  Fl-  Februar,  Dampfer  „A«etralla“,  K«|t. 
Fraarb,  deotoeb,  3.  Mira. 

Har  «rieb,  Dampfer  „L’raane“,  Kapc  Rrhede.  deutarb,  9.  Februar. 

DQakiuhen  Dampfer  „Blam-bt“.  Kapc  Abraham,  fraaiöelaf  b.  Ffi  Februar. 

Tauner,  Barealona,  Uanaa,  Ltoorao,  Urltaieeebla,  Neapel,  Tunto,  Ma«*i*a,  Patormu  uad 
Cataula  Dampfer  ,,Geou«-  , deute; b,  10.  Fe-.ruar. 

Malis«,  Bar««tona,  Ceti#  und  Maraeille,  Dampfer  deutorb,  Iß.  Febraar. 

Huelra,  Cadti  (Bevttla),  Cana«eaa  und  Alleanie  Dampfer  „Mol*“,  Kapt.  Luseea,  apasletb, 
10.  Febraar. 

Madrid  und  anderen  Bahnst«« tonen  Pnrtu*ul-*P«»l«n»  («la  LUiabos)  pMtdampfev  „Ds- 
aterre“,  deutarb,  l*.  Februar,  Poetdampfer  „Ro»arlc'\  deuiatli,  ZA.  Fabraar. 

Triaec  Veeiedls,  Anrona.  Dampdar  „MatblliU'*,  Kapt.  BnU«.  dssterh,  15.  Februar. 

Carla baanu  Dampfer  „Elba**,  Kapt.  Elfern,  dtutacb,  12.  Febraar. 

K pp eu Was *«,  Malmö«  (um  Bkagea)  Dampfer  „Arrletu*“,  Kapt.  Barfned,  däsiaeb,  12-  Februar 
b)  Begelacblffs. 

MeUK-nnee  Wbarf  „FitUoe“  (v«a  KltesL  Doretuwk,  Kude  Febraar. 

Melbourne  „Masatlan“,  denterb,  eret«  Hüfte  Mari. 

Sydaaj  „latbsrsas“  (rsn  Wleen),  aafitosh,  Bsde  Febnaa». 

Daaedls  Wbarf  eennl.  via  LjrUtotn»  „Vjctorie",  deutarb,  Anfaas  JUrt. 

(tos  FranrUce  dlreat  „Cjaiaea“  (voa  Ktaea),  Kapt  Hattos,  «npilaeb,  Mitte  Febrsar. 
WeatSBMe  Mexlrut  (avent.  «la  Havre  «der  Bnrdeauti  „Aeulo*“,  Kapt.  Relarr»,  desttub, 
prumpc 

Wesikilat«  Zentral  Amerika*  (evenl.  na  llavre  oder  llordeaui)  „Dora*',  deutarb,  pteeapt. 
(luaje^sll  „Dora-,  Kapc  Hasten,  dkoixb,  prompt. 

VaiparaUn  (Elp.  de*  Herrn  F Laeli)  ,.l*r»feaor*,  (»ua  Einen)  Kapc  Ubiern,  deulatb,  prompt, 
■Paeb“,  (vus  EUm>)  Kapc  Urepus,  Aestach.  felgesd,  „Psljsaals“  (ton  K»aea) . Kapt 
Bahlka,  desueb,  folgend. 

JUaarto  (direkt)  „Jaasp  Amtof,  Kapc  Msetos,  eepttorW.  .«j.lferU« 

Buntes  Air«»  (Klaebuels)  Jnjebu!*-',  Kapt.  Z immer uaoa.  deut*«b.  «egelfertis 
■feibueto  (Bwenoe  Aires ^ direkt  „Capella-  («i  n Kktru),  KapL  UrMek»,  denuch,  Udet 
Wfe  Grande  „ilirjitte-,  Kap«.  Ipaen.  SMtoeh,  Mseifartlr 

Porto  Alepre  (direkt)  „Pomnsa“,  Kapt.  Nlelsra.  d&nterb,  ladet,  „Bpruil-',  Kapt.  de  Josse, 

WulländUrk,  prompt, 

Heirtoe  „Aussat",  Kapc  StraeAltoldar,  dntacb,  prnntpl- 

Rio  de  Janeiro  „Jürgen",  KapC  Rfeekmaaii,  deuteeb.  prompt,  „Edith  Mary“,  Kapc  Uulta, 
deutaeb,  prompt.  „Tboaaat  8.  Falek“,  Kapc  Jafebaes,  uurwsslach,  ladsC 
Farnambseo  „Hafeue",  Kapt.  Uebrnaans,  destaeb,  regeUeriLs,  „Stanley-,  Kap«.  Jubuaeii.  «m- 
wsstoeb.  prompt. 

Cisdad  Bolirar  „Doda“  Luiea  - Kapc  Komaafepe«,  d# steril,  pesmpl 
La  Gsayra  uad  MarataRm  „Catriar“.  Kapc  Fmalaea,  dkalarb.  »etrelfertl« 

La  Gssrra  and  l'uert»  Cabetl«  „FeiU",  Kap«.  kUuaicb.  dauiectu  ptosipt,  „Mstlillde“.  Kapl. 
Boitren.  deutirh,  proapc 

Fsvrt®  (tobello  (dirakt)  ond  Mtmads  ..Pollui",  Kap«.  v>ongiea«,  deuterJi,  peouipt,  „Atbii*- 
K«pL  F«dk>  rta,  deutarb,  prompt. 

Bl,  Tboma»  „Pal«»-',  Kapt  Bosonbeck.  bulliadtaeb.  prumpc 

(’artagana,  Bavanllla,  Otttlaai  and  Sic  Maria  „(Ulm  Holt",  Kapc  Coombs  eatriurh.  prompt- 
Celon  und  P««t  Lltnus  „Flink“,  Kapl.  Lotfter,  dauUcb,  ladet. 

Rabana  „Blriai“,  Kapt.  Mela,  deutaeb,  prompt. 

Vetarraa  Jbirufi'*  Kap*.  Wahlen,  deslaeb.  prompt 
Philadelphia  „Urasua",  Kapc  Niemann,  dentacb,  promp*. 

Naw  York  •^‘babapere“,  Kap«,  Müller,  deotirh,  lade«. 

Näber»«  be*  A a < a . t B I u m e u tb  al. 

W Ittrrausabe rieht,  ln  FotoaAsdaua*  der  oaruieu  Teeaporatat  bst  da«  Et»  lin  tue*!*«« 
Hafen  Rerler  *kb  •<?  alemllob  «erloren.  Jedoch  «teilt  daa  Bl«  oberhalb  ros  blae  noch  ftei;  — 
■sch  alns«saa*raea  Berichten  »oll  auf  der  Ober-Blbe  Metlenmetoe  die  Eisdecke  to  Bewegung 
gakommeo  «ein,  aodafa  alt»  Assakbt  anf  einen  baldl«««  bigans  »•  rhaaden  laC 

D«f«  erit  einiger  Zeit  »tbun  die  KAbne  mit  Einladen  von  Untern  fnr  dl«  vae»«h1ed«s»*i 
•tottossw  «ngofaegan  haben,  berLbtele  mb  kAfeUeb;  Im  Cl.rtgau  »Snd  aslfeaa  d«r  »■••tlepp 
«eMCTabrU  Gaaellacbafles  all«  Vaelse« llivnges  grirotfen,  damit  nseb  Haaalrnn  dna  Klar»  dat 
Dlaua«  Mgleleb  anfZaaoaamm  «amen  kann. 

— Herr  I.O.L«l*4tai,  Hamburg,  meldet:  Der  HemhsrR-S6dimerfkaai»ebe  Post- 
dampfer . Rnaarto“  b«!  rückkebrmad  am  P9.  Januar  Mittag*  bd»  Vire.it»  pssairC  „Doetarru  ' 
bat  rückkekrend  am  BO.  Januar  12  Ubr  Mittag»  Dover  paaalrt  und  l«t  am*  II.  Januar  Vormittag« 
In  Antwerpen  angakusames.  „PeesamAmeu"  toi  asagebesd  aaa  M.  Januar  Kaebmituga  lu 
l’eraambsro  attgekommen.  „Cemplnaa“  fal  anagebead  «m  Jl.  Januar  Vormittag»  inMonlevldt» 
aogekemmee.  JLio“  tot  rhekkebrsnd  am  JS  Januar  Vormittag»  1s  Liaasbes  aagekummes  uad 
kat  am  1.  Februar  9 Ubr  Morgen»  1>  '»er  paaalrt.  Jfeatos“  Ist  am  I.  Februar  VormlUgs* 

I Bakla  hark  Bhrspa  »hg*g»»ge«  „Boenut  Air«*“  kat  rSckkehresd  am  1.  Februar  Sa»  vi  - t , 
l>»«*(ri.  „Drag«»)“  i»>  am  1t.  Januar  Hackmlttaga  von  Bu«no«  Alm«  narb  Aatwerpon  abg« 

ganges  „Plrtaifi«“  i>t  «sageband  aaa  1.  Febraar  V&rmiltaga  in  Lbttto«  angekonimea. 


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Nr.  6. 


98 

EXPORT,  Organ  daa  C«ntr»lver«iaa  fOr  Haodelageographie  et«. 


1887 


89.  Gesucht  für  Java  leistungsfähige  Fabrikant«]  von  Kunstwachs 
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90.  Eine  leistungsfähige  deutsche  Fabrik  dar  Eisen-  und  Stahlwaaren- 
brauche  sucht  einen  tüchtigen  Vertreter  in  Pari  (Provinz  ftr&o  Pari,  Brasilien). 
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91.  Ein  gut  eingefübrter  Agent  in  Beirut  wünscht  mit  leistungsfähigen 
deutschen  Fabrikanten  von  Planellhrroden  sowie  von  billigen  Strumpfwaaren 
in  Verbindung  zu  treten.  Korres]>ondenz  französisch  oder  englisch-  Offerten 
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92.  F.in  bestens  empfohlenes  Agentur-  und  Kommissionsgeschäft  in 
Ruscbtschuk  mit  Filiale  in  Bucuresci  sucht  Vertretungen  erster  deutscher 
Fabrikanten  in  folgenden  Artikeln  an  übernehmen:  Kleiderstoffe,  Kattune, 
I.amastoff,  Möbelstoffe,  Hüte,  ferner  Anilinfarben,  Eisenwaaren  sowie  alle  Artikel 
der  Galanterie-  und  Kurzwaarenbranrhe.  Offerten  zur  Weiterbeförderung 
erbeten  unter  L.  L.  89  an  das  E.-B. 

98.  Die  Finna  Engelhard  de  Co.  in  Batavia  und  Samarang  zeigt  uns 
an,  Jafa  am  1.  Januar  1887  Herr  F.  W.  Cordes  als  Tbeilbaber  Tn  das 
Geschäft  eingetreten  ist 

94.  Wir  erhielten  aus  Bulgarien  Muster  von  dort  erzeugter  Wolle. 
Diese  Wolle  ist  daselbst  in  gröfscren  Mengen  zu  sehr  annehmbaren  Preisen 
za  kaufen.  Kleinere  Muster  stehen  Interessenten  gern  zur  Verfügung.  An- 
gebote und  Anfragen  unter  L.  L.  90  an  das  E.-B. 

9b.  Denjenigen  Fabrikanten,  welche  sich  an  der  dic#jkhrigcn  inter- 
nationalen Aussteifung  in  Barcelona  betheiligen  und  daselbst  während  der 
Dauer  derselben  geeignete  Vertreter  wünschen,  sind  wir  in  der  Lage  einige 
tüchtige  Persönlichkeiten  nachzuweisen.  Angebote  und  Anfragen  unter 
L.  L.  91  an  dos  E.-B. 

96.  Für  eine  leistungsfähige  Fabrik,  welche  chirnrglsche  Instrumente 
aus  Stahl,  Neusilber,  Silber  usw.  herstellt,  werden  im  Auslande  tüchtige  Ver- 
treter gesucht.  Gef.  Offerten  unter  L.  L.  92  befördert  das  E.-B. 

97.  Eine  gröbere  deutsche  Fabrik,  welche  gewirkte  und  gestrickte 
wollene  und  halbwollene  llnterxeuge,  Herren-Westen  usw.  herslellt,  wünscht 
für  den  Export  ihrer  Fabrikate  nach  Ost- Asien,  Süd- Australien  und  Süd- 
Afrika  geeignete  Verbindungen  anzuknüpfen.  Offerten  erbeten  unter  L.  L.  98 
an  das  K.-B. 

98.  Ein  renommirtes  Agentur-  und  Kommissionsgeschäft  der  Manufaktur- 
waarenbranche  in  Venedig  sucht  Vertretungen  erster  deutscher  Fabrikanten 


ln  genannten  Artikeln  tu  übernehmen.  Offerten  erbeten  unter  L.  I..  94 
an  daa  R.-B. 

99.  Die  Herren  Gebrüder  Rxelbirth  in  Tiflis  zeigen  uns  an,  dal« 
Heu  M.  Pivovaroff  als  Sozius  ihrem  bisher  betriebenen  Spedition»-, 
Kommissions-  und  Agentur-Gescblfte  beitritt,  welche«  vom  1.  Januar  188* 
an  unter  der  Firma  Rxelbirth  4 Pivovaroff  mit  Übernahme  dor  Aktiv* 
und  Passiva  fortgeführt  wird. 

100.  Wie  wir  hören,  beabsichtigt  die  spanische  Marine verwal tu nr.  au' 
der  in  diesem  Jahre  stattfindenden  Ausstellung  in  Barcelona  bedeutender» 
Ankiufe  zu  machen:  die  spanische  Regierung  hat  für  diese  Zwecke  bei  de- 
Aufstellung  des  Budgets  bereits  gröfaere  Summen  aoageworfra.  Wir  nzarb*-- 
daher  deutsche  Fabrikanten,  welche  sich  mit  der  Herstellung  von  Maschine 
und  sonstigen  Artikeln  für  den  Marinebedarf  beschäftigen , auf  diese  An* 
Stellung  besonders  aufmerksam  und  empfehlen  denselben,  diesem  Unternehm»:: 
gröfsere  Beachtung  zu  schenken-  Prospekte,  .Situationspläne  usw.  stehen  au 
gefl.  Anfragen  unter  L.  L.  95  an  das  K.-B.  zur  Verfügung. 

101.  Eine  sehr  leistungsfähige  deutsche  Fabrik  meebauiseher  Stickerei«, 
die  als  Spezialität:  gestickte  Satin-,  Kongrefs-  und  Batistschürzen,  ferner 
feinste  Kaschmir-  und  Atl&sschörzen  in  den  allerfeinsten  Seidenatickwreiaue- 
fübrunge»,  sowie  fertig  gamlrte  Hosenträger  in  Platt-  und  Kreuzstiebstickerei, 
ferner  bnnt  gestickte  Paatoffelblitter  usw.  liefert,  wünscht  Ihre  Verhindunr«* 
nach  dem  Auslande,  sowie  allen  bedeutenden  Handelsplätzen  zu  erweitert 
und  aucht  tüchtige  Agenten  und  Konsumenten.  Offerten  unter  L.  L.  9» 
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Perimutterknöpfe,  sowie  Holzwerkieoge,  Metall-  und  Strumpfwaaren  verlier- 
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Expedition  intendirt  erste  Hälfte  März. 

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bedeutende  Fracht-Reduktionen  erhältlich. 

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Blumenau,  Provinz  Santa  Cathrina,  Brasilien, 

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Sr.  KOatcUcfcan  Hobelt  de»  Herzog»  Max  la  Btjeni- 
Grofshandel  und  Export 
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3gk 


1887, 


99 

EXPORT,  Organ  de«  Centralvereins  für  Handelsgeographie  etc. 


Nr.  6. 


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Berlin  SW.,  Kocliatr.  27, 

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nach  U Übereinkunft 

Bit  der  Kipeditloik 


Centralvereins  für  Hanoelsgeographie  und  Förderung  deutscher  Interessen  im  Auslande. 


Redaktion  und  Expedition:  Berlin  S.W.,  Kochstrafee  27. 

(Ga»abift»>»lti  WeebwUp  s bl»  4 Uhr.) 

L>er  .EXPORT"  ist  im  deut»cben  Postxeitunfj*kaUlog  für  1887  unter  Nr.  1876,  Seite  69  eingetragen. 


IX.  Jahrgang.  eSeiftvt,  Oe-n  a.  fFetuuw  i $$i.  Nr.  7. 


Die»*  Wotieaxchrift  »erfolgt  das  Zw#ek,  fertJaeftad  Berichte  At>«r  die  Lage  aiuerer  Landalout*  la  Aoalaad«  S«f  Keontnlö  ihrer  Leeer  sa  hrlagea,  die  Ut*r«eien  de»  dea’rdMa  Kxgorle 
thatfcrlfU*  io  Tertretta,  »owle  de«  deetechen  Handel  nnd  der  deeUchen  Ipdmtri«  wlchüge Mimtellnagen  über  dl»  UandeUTarhiltnlaM  de»  An»UiuU»  io  karteeier  Kriet  xa  AberattUla. 

Briefe,  Zeltuageo  und  Werthxendangeu  für  d*o  „Kxgert“  »lad  an  die  Bedaktioo.  Berlin  8.W„  KochxUalae  27,  tu  rlchUn. 

Briefe,  Zellangen.  Belt rl tteerkl Am a« e n . Wertheendnngen  fAr  den  „Central rereln  fXr  UnsdtU*ea*raphl»  et«.'*  »Ind  nach  Berlin  8W_,  Koch»traite  J7.  tu  eeadea- 

I □ beit:  Bericht  des  Preisgericb  ts  der  ,1886er  Sädame  rikaniseben  Ausstellung  iti  Berlin“.  ~ Europa:  Telegraphische  Verbindung 
uut  Tanger.  — Anstellung  ton  Nahrungsmitteln  usw.  in  Amsterdam  1887.  — Internationale  maritime  Ausstellung  in  Le  Hatre  1887,  — Direkt«  [>ampf- 
Rostock -b4neoo*Th-8<bwe<l«n.  Einfluf«  der  UileS-Ofolcn-Eisrabahn  auf  die  englisch*  Eisen-Industrie.  — Hamburgs  uud  Bremens  Schifffahrt 

1886.  — Asien:  »on  der  Malabarkiute.  — Eine  neue  Planugengeselischaft  auf  Boroeo.  — RuTsIaud*  Stellung  tu  Persien;  Bohuprojekte  in  Persien.  — 
Aue  wissenschaftlichen  Gesellschaften:  Sitzungsbericht  der  Gesellschaft  für  Erdkuude.  — Vereinsnachrichten:  .Allgemeiner  DeuUcher  Schul- 
verein"  zur  Erhaltung  des  Peutachthuins  im  Auslände.  — Briefkasten.  — Deutsche  Kiportbank  (Abtheilung:  Export- Bureau).  — Anzeigen. 

Oie  Wiedergabe  von  Artikeln  tu»  dem  „Export"  itt  gwUltet,  wenci  die  Bemertaitg  hiiwigefügt  wird:  Abdruck  (berw.  Ueb^rsetzang)  aus  dem  „EXPORT". 


Bericht  des  Preisgerichts 

der 

„1886er  SQdamerlkanischen  Ausstellung  In  Berlin“. 

[Eröffnung  der  Ausstellung  atu  15.  September, 

Schlafs  derselben  am  28.  Norember  1886.) 

Ober  die  elnxclaen  Aas&tcllnn*M;r'*ecj*.jLniic  vi-rgL  d*a  Katalog  der  ,UMG*r  Hid- 
«m  e rlk  »Dinchea  Ausstellung  In  Berlin“  Berlin  1880.  KüaimUctonsrrrtag  von 
Walther  h Apolant 

Am  1.  Oktober  1885  und  am  1.  Januar  1886  sandte  der 
^Centralverein  für  Handelsgeogrnphie  etc.“  au  seine  Vertrauens- 
männer in  Söd-Araerikn  je  ein  die  Südamertkanische  Ausstellung 
betreffendes  Rundschreiben,  das  zugleich  das  Programm  der  Aus- 
stellung enthielt.  Oemfifs  § 7 dieses  Programme»  konstituirte  »ich 
Anfang  Oktober  1886  das 

Preisgericht 

der 

* 1886er  Südamerikanischen  A aas  teil  ang  in  Berlin/ 

Die  Namen  der  Mitglieder  denselben  sind,  nach  den  9 Sektionen 
geordnet,  die  den  Preisrichtern  zur  Bauzeichnung  vorgelegt  waren, 
im  Katalog  der  SAdatnerikaniscben  Ausstellung  (Seite  22  und  23) 
schon  veröffentlicht  worden.  Diejenigen  Mitglieder  der  dort  ge- 
nannten IX.  Sektion,  denen  die  Prüfung  der  ausgestellten  Drogen 
und  Arzneimittel  oblag,  haben  sich  aber,  im  Einverständnis  mit 
der  Gesammt- Jury,  als  besondere  chemisch-physiologische 
Sektion  (die  4.  der  jetzigen  „Wissenschaftlichen  Abtbeilung")  kon- 
stitnirt;  bildeten  doch  die  ausgestellten  Drogen  und  Medikamente 
einen  der  ansehnlichsten  nnd  wichtigsten  Tbeile  der  Ausstellung. 
Desgleichen  theilte  »ich  die  ursprüngliche  I.  (wissenschaftliche) 
Sektion  zur  Reurthciluug  der  Naturalien  in  eine  zoologische 
Sektion  (für  die  sehr  instruktiven  Naturalien  aus  dem  Thierreiche) 
und  eine  botanische  Sektion.  Die  Urtbeile  der  letzteren  wurden, 
soweit  es  sich  um  Früchte,  Samen  usw.  (nicht  um  ganze  Pflanzen) 
handelte,  von  der  für  die  zahlreichen  Zerealieu  ebenfalls  ueu- 
gebildeten  1.  Sektion  der  Abtheilung  C.  verwerthet  Aufserdem  ! 
theilte  sich  die  Sektiun  zur  Beurtbeilung  der  Hölzer,  Erden  usw. 
in  zwei  Sektionen:  eine  mineralogische  für  die  reichen  Erz-  und 
Mineraliensammlungen,  und  in  eine  technische  für  die  ebenfalls 
sehr  zahlreichen  und  werthvollen  Holzsamralungen. 

Demnach  bestand  das  Preisgericht  aus  folgenden  Abtbei- 
Inngeh  nnd  Sektionen: 

A.  Wissenschaftlich®  Abthoilung. 

1.  Zoologische  Sektion:  Prof.  Dr.  R.  Hart  mann,  Obmann;  Prof. 

Dr.  <A.  Nehring;  Konsul  E.  Brass. 


2.  Botanische  Sektion : Prof.  Dr.  L.  Wittmack,  Obmann;  Prof. 
Dr.  U.  Bieder  mann;  Prof.  Dr.  P.  Magnus;  Dr.  raed.  Tb. 
Weyl;  Garteninspektor  W.  Perring. 

3.  Mineralogische  Sektion:  Geb.- Rath  Prof.  Dr.  H.  Weifs,  Obmann; 
Dr.  Fritz  Novtling;  Dr.  Branmüller;  Dr.  med,  Tb.  Weyl; 
Prof.  Dr.  R.  Biedermann. 

4.  Pharma  kog nostische  und  chemisch -physiologische  Sektion  zur  Be- 
urtheilung der  Drogen  und  Arzneimittel : Privatdozeat  Dr.  A. 
Tschirch,  Obmann;  Apotheker  F.  Hobe;  Apotheker  H.  Par- 
reidt;  Dr.  A.  Bernard;  Dr.  C.  Schacht;  Dr.  Th.  Weyl; 
Prof.  Dr.  R.  Biedermann. 

B.  Technische  Abtheilung. 

1.  Sektion,  zur  Beurtheilung  der  Hölzer:  Edmund  Schlicke. 
Obmann;  Louis Treitel;  K.  Grunert.  Regierungs-Baumeister; 
R.  Geliert,  Fabrikdirektor. 

2.  Sektion,  zur  Beurtheilnng  der  Ixthen  und  Gerbstoffe,  sowie  der 
Leder  und  Lederwaaren:  A.  Eberz,  Obmann;  W.  Karnpff. 
meyer;  M.  Biermann. 

3.  Sektion,  zur  Beurtheilnng  der  Textil-  und  Faserstoffe:  H.  Lis - 
sauer,  Obmann;  Ad.  Fiegel;  B.  Vogts;  E.  Markwald; 

G.  Wolff;  H.  Deussen;  L.  Dyhrenfurth;  Geh.  Reg.-Ratb 
Prof.  Dr.  Settegast;  S,  Solmar;  Alex  Steintbal;  Julius 
Blass;  Max  Blass. 

C.  Abthoilung  zur  Beurtheilung  der  Nahrungs-  und 
GenaTamittel- 

1 . Sektion,  zur  Beurtheilung  der  Zerealieu  Prof.  Dr.  L.  W i tt  mack ; 
J.  J.  van  den  Wijngaert. 

2.  Sektion,  zur  Beurtheilung  der  Kaffees,  Kakao*  und  Zucker. 
Georg  Joachintstbal,  Obmanu;  Karl  Holzmann,  i.  F.: 
W.  Naetebus;  Paul  Krause;  Ingenieur  J.  Görz. 

3.  Sektion,  zur  Beurtheilung  der  Weine,  Biere  und  Sjnrituosen : 
Hugo  Damm,  i.  F.:  Mundt  & Co.;  August  Hoddick; 
Konsul  Karl  Ackermann;  Hermann  Gilka,  i.  F.s  J.  A. 
Gilka;  F.  W.  Bnrchardt. 

4.  Sektion,  zur  Beurtheilung  der  Konserven : Emil  Gehricke, 
Obmann;  Konsul  E.  Brass;  Generalkonsul  M.  Schlesinger; 
Hugo  Hoffman n;  Dr.  med.  Th,  Weyl;  Prof.  Dr.  R.  Bieder- 
mann; Adolf  Huster. 

5.  Sektion,  zur  Beurtheilung  der  Tabake  und  Zigarren:  Karl  Ge- 
rold, Obmann;  Bernhard  Locser;  Richard  Mie,  i.  F.:  C. 

H.  Ulriei  & Co.;  Georg  Po nath,  i.  F.:  W.  Ponatb;  Eugen 
Schot  pplenberg, 


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Nr.  7, 


1887. 


102 

EXPORT,  Organ  des  Central  varein«  ffir  llande Ideographie  etc. 


D.  Abtheilung  für  GegexiBt&nde, 
die  in  den  vorigen  Abteilungen  nicht  genannt  sind, 
wie  Büohor,  Karten,  Altertümer  uaw. 

Ur.  R,  Jan  nasch;  Prof.  Dr.  R.  Hartman o;  Prof.  Dr.  A. 

Nehring;  Ad.  Schnitze;  C.  Beck;  Ferd.  Bürgel;  Alex 

Stadthagen. 

Die  in  Vorstehendem  genannten  Herren  Preisrichter  haben  sich 
den  umfassenden  und  zeitraubenden  Arbeiten  ihres  Amtes  in  ent- 
gegenkommendster Weise  unterzogen.  Es  war  in  der  Thal  keine 
leichte  Aufgabe,  die  bedeutenden  Waarenmengen,  welche  in  den 
verschiedensten  Proben  und  Mustern  zur  Schau  gebracht  waren, 
eingehend  zu  prüfen,  umsomehr  als  hier  zum  weitaus  gröfsten 
Tbeile  nicht  fertige  Waaren,  industrielle  Erzeugnisse,  sondern  Roh- 
stoffe, wie  Kaffee,  Faser-  und  sonstige  Pflanzen  Stoffe,  Hölzer, 
Zerealien  usw.  Vorlagen,  die  uicbl  etwa  nach  dem  Aussehen  oder 
der  mehr  oder  weniger  kunstvollen  Verarbeitung  beurtheilt  werden 
konnten,  sondern  deren  innere  Beschaffenheit  oder  chemische  Zu- 
sammensetzung oder  Verwerthbarkeit  für  den  praktischen  Gebrauch 
durch  eine  Reihe  von  Versuchen  und  Analysen  festzustellen  war. 
Schon  der  bedeutende  Umfang  des  vorliegenden  Berichtes  kann  den 
Interessenten  eine  Vorstellung  von  der  unermüdlichen  Arbeit  geben, 
welche  die  Herren  Preisrichter  im  Interesse  der  Sache  opferwillig 
übernommen  haben;  dazu  ist  der  Bericht  noch  nicht  eiomal  voll- 
atiodig,  da  die  Urtheile  der  2.  Sektion  der  Abtbeilung  R (Sektion 
zur  Beurtheilung  der  Loben  und  Gerbstoffe  sowie  der  Leder  und 
Lederwaareo)  noch  ausstehen.  Die  betreffenden  Analysen  erfordern 
eine  längere  Zeit,  und  so  sind  wir  genöthigt,  den  Bericht  dieser 
Sektion  später  in  einem  Nachträge  zu  bringen. 

Simmtiicben  Herren  Preisrichtern  aber  stattet  der  „Central- 
verein  für  Handelsgeograpbie  etc.1*  für  ihre  liebenswürdige  Bereit- 
willigkeit zur  Übernahme  der  zeitraubenden  einzelnen  Jury- Arbeiten, 
für  ihre  unermüdliche  Mitwirkung  in  den  zahlreichen  Sektions- 
und Plenarsitzungen  des  Preisgericht«,  sowie  für  ihre  iufserst  ge- 
diegenen und  wertbvollen  Berichte  hiermit  seinen  verbindlichsten 
und  ausdrucksvollsten  Dank  ab.  Zugleich  ist  es  für  den  Verein 
bei  Erfüllung  dieser  angenehmen  Dankespflicbt  eine  besondere 
Genugtuung,  den  Herren  Preisrichtern  versichern  zu  können,  dafs 
sie  durch  ihre  eingehende  Berichterstattung  über  die  ausgestellten 
Gegenstände  sowohl  der  deutschen  Wissenschaft  als  namentlich  der 
deutschen  Industrie  und  dem  deutschen  Handel  wesentliche  Dienste 
geleistet,  zur  Förderung  der  deutschen  Interessen  mithin  in  bedeu- 
tendem Mafse  beigetragen  haben,  ganz  besonders  auch  noch  durch 
die  sehr  zahlreichen  Ralbscbläge  und  Weisungen,  die  sie  den  Aus- 
stellern in  Bezug  auf  Erzeugung,  Fabrikation,  Verpackung  und 
sonstige  Behandlung  sowie  Verwerthbarkeit  ihrer  Waaren  ertheilt 
haben.  Wir  können  gemifa  unseren  Erfahrungen  nach  der  1882 er 
brasilianischen  Ausstellung  auch  überzeugt  sein,  dafs  die  süd- 
amerikanischen  Produzenten  diese  Winke  erustlich  befolgen  werden, 
ebenso  wie  wir  zuversichtlich  zu  hoffen  berechtigt  sind,  dafs  auch 
diese  letzte  Ausstellung  für  die  Anknüpfung  und  Festigung  der 
Handelsbeziehungen  zwischen  Deutschland  und  Süd-Amerika  die 
befriedigendsten  Folgen  haben  wird. 

Auf  die  erwähnten  Rathschläge  und  Weisungen  machen  wir 
die  Aussteller  hier  noch  besonders  aufmerksam,  speziell  auf  die- 
jenigen. welche  von  der  chemisch-physiologischen  Sektion,  der 
Sektion  zur  Beurtheilung  der  Faser-  und  Textilstoffe  und  der 
Sektion  zur  Beurtheilung  des  Zuckers  ertheilt  worden  sind.  Für 
die  Exportfähigkeit  südamerikanischer  Erzeugnisse  nicht  nur  Dach 
Deutschland,  sondern  auch  nach  allen  anderen  Ländern  wird  die 
Befolgung  dieser  Rathschläge  sich  als  von  grofser  Wichtigkeit  er- 
weisen. 

Bevor  wir  ao  die  Berichterstattung  über  die  Preiavertbeilung 
herantreten,  glauben  wir  die  Aussteller  noch  darauf  aufmerksam 
machen  zu  sollen,  dBfs  die  Herren  Preisrichter  bei  der  Beurtheilung 
der  Ausstellungsgegenstände  sehr  streng  verfahren  sind.  Das 
war  schon  durch  die  grofse  Menge  der  ausgestellten  Erzeugnisse 
geboten,  die  bei  einzelnen  Waarensorten,  wie  Kaffee.  Drogen  und 
Arzneien,  Zerealien,  Spirituosen  usw.  eine  so  bedeutende  war,  dafs 
die  Befürchtung  nahe  lag,  es  könnten  darunter  auch  allzu  viele 
minderwerthige  Objekte  ausgestellt  sein.  Im  Grofsen  und  Ganzen 
war  diese  Befürchtung  zwar  nicht  begründet;  wenn  nun  aueb,  in 
Folge  der  strengeren  Prüfung,  viele  Aussteller  nicht  so  prämiirt 
worden  sind,  wie  sie  vielleicht  gehofft  haben,  so  ist  doch  denjenigen, 
welche  eine  Auszeichnung  erhalten  haben,  gerade  durch  diese 
strengere  Beurtheilung  ein  um  so  gröfserer  Dienst  erwiesen. 

Preise  und  Diplome. 

Die  zur  Verkeilung  gelangenden  Preise  bestehen  nach  § 7, 
Nr.  4 und  5 des  Programms: 


1.  in  einem  Diplom  der  goldenen  Medaille  (I.  Preis), 

5*.  * „ „ „ silbernen  „ (II.  Preis). 

3.  „ „ „ » bronzenen  „ (III.  Preis). 

Für  besondere  hervorragende  wissenschaftliche  oder  technisch? 
6esaai«tleistaageB  wurde  der  Erste  Preis  alt  Auzeirknang  zuerkannt 
Die  Preisdiplome  werden  gegenwärtig  in  künstlerischer 
Ausführung  hergestellt.  Diejenigen  Aussteller,  welchen  mehrere 
Auszeichnungen  zuerkannt  worden  sind,  erhalten  nur  ein  Diplom, 
auf  welchem  ihre  sämmtlichen  Preise  angegeben  sind.  Den  Aus- 
stellern werden  die  Diplome  durch  unsere  Vertrauensmänner  bezw 
durch  die  betreffenden  Ausstcllungskommissioneu  zngestellt  werden 
Znr  Erleichterung  der  Jury-Arbeiten  wurden  Formulare  mit 
den  nachstehend  verzeiebneteu  Überschriften  vertheilt,  unter  welchen 
die  Urtheile  des  Preisgerichts  eingetragen  wurden: 

1.  und  2.  Name  und  Wohnort  des  Ausstellers. 

8.  Seite  des  Ausstellungskataloge»,  auf  welcher  die  ausgestellte 
Wasre  aufgefübrt  ist 

4-  Nähere  Bezeichnung  der  Waare,  welche  beurtheilt  werden  solL 

5.  Qualität  der  Waare  (1  = vorzüglich;  2 = gut;  3 = mittelmüfsig: 

4 = gering).  Abweichungen  von  dieser  Klassifikation  in  den 
von  den  einzelnen  Sektionen  gefällten  UrtheileD  sind  an  des 
betreffenden  Stellen  angegeben. 

6.  MarktfSbigkeit  der  Waare  in  Deutschland  mit  Bezug  auf  ihr» 
Qualität  (1  er  Marktaussiebten  sehr  günstig;  durch  energi-  | 
sebes  Bestreben  ist  der  Markt  mehr  ala  bisher  zu  gewinnen; 

2 = Aussichten  mittel mäfsig;  3 «=  Aussichten  sehr  gering} 
Bei  Beurtheilung  mancher  Produkte  mufste  indefs  eine  ander 
Skala  gewählt  werden. 

7.  Marktfähigkeit  der  Waare  mit  Bezug  auf  ihren  Preis  (1  = kann 
bei  günstiger  Konjunktur  höhere  Preise  erzielen;  2 = för  deutsche 
Verhältnisse  geeignet;  3 = etwas  zn  ermäßigen;  4 = viel  za  1 
hoch).  Abweichungen  von  dieser  Skala  sind  an  den  betreffen 
den  Stellen  bervorgeboben. 

8.  Welchen  Preis  verdienen  eventuell  die  Gesammtleistungen  de* 
Ausstellers,  unter  Berücksichtigung  der  unter  5, 6 und  7 gefällten 
Urtheile? 

9.  Namen  der  Preisrichter. 

10.  Bemerkungen  der  Preisrichter. 

Prnisvertbeilung. 

„Die  von  dem  „Central verein  f&r  Handelsgeograpbie  und  Für 
deruog  deutscher  Interessen  im  Auslände*  veranstaltet«  Süd  am  er  i-  | 
kanische  Ausstellung  gehört  zu  den  interessantesten  und  lehr-  I 
reichsten  der  bis  jeUt  stattgehabten  Ausstellungen“,  so  beginnt  der 
Bericht  der  wissenschaftlichen  Abtbeilung  des  Preisgerichts.  „Jeder 
Manu  der  Wissenschaft,  der  ein  warmes  Herz  für  die  jenseit  des 
Atlantischen  Ozeans  inmitten  verschwenderisch-üppiger  Tropennalur 
sich  vollziehenden  Völker  beweguugen  hat,  mufs  sich  an  der  hier 
gebotenen  Repräsentation  so  mannigfaltiger,  mit  gutem  Bedacht  ge- 
wählter und  doch  in  anspruchsloser  Form  dargebraebter  südameri- 
kanischer  Landesprodukte  ergötzen.“ 

A.  Wissenschaftliche  Abtheilung. 

Dafs  die  Südamerikanische  Ausstellung  so  reichhaltige 
Sammlungen  von  Naturprodukten  enthielt,  ist  in  erster  Linie  dec 
Bemühungen  zahlreicher  Ausstellnngskommissionen , Vereine  und 
Behörden  in  den  betreffenden  sädamerikaniseben  Städten  oder  Pro- 
vinzen, sowie  verschiedener  Vertrauensmänner  des  „Centralveroiiu 
für  Handelsgeograpbie  etc.“  zu  danken,  denen  es  in  Folge  ihres  un- 
ermüdlichen Fleifses  gelungen  ist,  lehrreiche  Kollektiv-Ausstellungen 
für  die  Südamerikanische  Ausstellung  zusammen zubriDgen.  ln 
Anerkennung  dieser  Bemühungen  hat  das  Preisgericht  beschlossen, 
folgende  Preise  für  Gesammt-Lelstaagea  tnzuerkennen: 

1.  dem  „Centro  da  Lavoura  e Commercio“  in  Rio  de  Janeiro, 
welchem  die  iufserst  zahlreiche  Betheiligong  Brasiliens,  speziell 
der  Mittel-  und  Nordprovinzen,  zu  danken  ist,  und  das  in 
eotgegenkommendster  Weise  den  Versand  aller  brasilianischer 
Ansstellungsgüter  übernommen  batte,  den  I.  Preis  mit  Aus- 
Miehnang; 

2.  und  3.  Herrn  Karl  von  Koseritz  (-Porto  Alegre)  und  Herrn 
Dr.  H.  v.  J bering  (-Sto  Lonren^o),  denen  die  reiche  und 
interessante  Beschickung  der  Ausstellung  seiten»  der  Provinz 
Rio  Grande  do  8ul  zn  verdanken  ist,  je  einen  I.  Preis  mit 
Atazelehvaag; 

4.  Herrn  August  Germer  (-BlumeDau),  der  als  Vertreter  des 
dortigen  „Kulturvereins“  die  Ausstellung  in  reichster  und 
originellster  Weise  beschickt  hat,  für  Gesamrotleistnng  den 
I.  Preis; 

5.  der  Ausstellungskommissioa  in  Säo  Paulo  den  L Prsi* 
mit  Aanzeiebnang ; 


1887. 


103 

EXPORT,  Organ  des  Centralvereins  für  Handelsgeographie  etc. 


Nr.  7. 


6.  der  Ausstellungskommission  in  Piracicaba  den  I.  Preis; 

7.  Herrn  Apotheker  Karl  Nehring  in  Piracicaba  für  hervorragende 
Gesammtleistung  den  L Preis; 

8.  dem  kaiserlichen  Eisenhüttenwerk  in  Ipanemu,  Säo  Paulo, 
für  hervorragende  Gesammtleistung  den  I.  Preis  mit  ia&zeielinnng: 

9.  Herrn  Apotheker  6.  Peckolt  in  Rio  de  Janeiro  für  hervor- 
ragende Gesammtleistung  den  I.  Preis  mit  Aiczeichaug; 

10.  Der  „Companhia  Fabrica  de  Tecidos  de  Rink14  io  Rio  de 
Janeiro  für  hervorragende  Gesainrntleistong  den  I.  Preis  mit 
Ausstich  aug; 

11.  den)  „Inslitulo  Fluminense  de  Agricultura14  in  Rio  de  Janeiro 
für  Gesammtleistung  den  I.  Preis; 

12.  der  „Escuela  de  Minas“  in  Ouro  Prclo,  Minas  Geräts.  für 
hervorragende  wissenschaftliche  Gesamrutleistuug  den  I.  Preis 
mit  Aoszeichnaiig; 

13.  der  AusKtelluagskoroinifision  inPernambneo  für  hervorragende 
Gesammtleistung  den  I.  Preis  mit  Aaszeicbnaag; 

14.  der  Ausstellungskommission  in  Parabyba  do  Norte  für  Ge- 
sammtleistung  den  I.  Preis; 

15.  der  Ausstellungskommission  in  Amazonas  für  Gesammt- 
leistung  den  I.  Preis; 

16.  der  Ausstellungskommisssion  in  Pari  („Place  du  Commerce  i 
du  Pari“)  einen  111.  Preis; 

17.  Herrn  P.  Correia  de  Aranjo,  Sekretär  der  brasilianischen  [ 
Gesandtschaft  in  BerliD,  für  hervorragende  Gesammtleistung  1 
den  1.  Preis; 

18.  dem  Gouvernement  der  Seccion  Zulia  (Venezuela)  für  Gesammt- 
leistnng  den  I.  Preis; 

19.  Herrn  Herrn.  Leicbsenring  in  Cochabamba  für  Gesamrat- 
leistung  den  I.  Preis; 

20.  Herrn  Dr.  Karl  Martin  in  Paerto  Monlt  für  Gesammtleistung 
den  1.  Preis; 

21.  Herrn  Richard  Napp  in  Buenos  Aires  für  Gesammtleistung 
den  I.  Preis; 

22.  der  „Kompanie  Kemmerich,  A.-G.“,  in  Santa  Elena,  für  her- 
vorragende Gesammtleistung  deu  I.  Preis  mit  Auszeichnung; 

23.  Herren  Francisco  Chas  e hijos  in  Buenos  Aires  für  her- 
vorragende Gesammt  leistung  den  I.  Preis  mit  Auszcichnaag: 

24.  der  „Sfldnmerik&nischen  Kolonisationsgesellscb&ft  in  Leipzig44  für 
ihre  Gesammtausstellung  paraguay  ischer  Erzeugnisse  den  I.  Preis. 
Die  Republik  Paraguay  ist  zwar  nur  durch  diese  kleine,  je- 
doch sehr  instruktive  Ausstellung  vertreten.  In  Anbetracht  aber, 
dafs  dieses  Land  nach  dem  mehrjährigen  fürchterlichen  Bürger- 
kriege gegen  die  Tripelallianz  und  anter  dem  entsetzlichen  Drucke 
seines  blutgierigen  Diktators  Francisco  Solano  Lopez  erst  vor 
ca.  10  Jahren  blutend  und  zerschmettert  von  seinen  Besiegern  ver- 
lassen wurde,  soll  seinem  liebenswürdigen,  strebsamen  and  tapferen 
Volke  (den  Guarani)  an  dieser  Stelle  eine  ehrenvolle  Erwähnung  als 
eine  Aufmunterung  zu  fernerweitem  Streben  und  eine  Beglückwün- 
schung zu  seinem  jetzigen  Wiederaufblühen  nicht  vorenthalten  bleiben. 

1.  Zoologische  Sektion. 

Die  südamerikanische  Ausstellung  in  der  neuen  Waarenbörse 
cDlbilt  neben  vielen  anderen  Naturprodukten  auch  eine  grofse  Zahl 
von  zoologischen  Gegenständen. 

Auf  den  ersten  Blick  fallen  beim  Betreten  der  grofsen,  sebön 
ausgestatteten  Ausstellungshalle  die  zahlreichen  Tbierfelle  ins  Auge, 
welche  meistens  gruppenweise  zu  sogenannten  Trophäen  vereinigt 
sind.  Da  sieht  man  die  buntgefleckten  Felle  vom  Jaguar  (dem 
sog.  Tiger  der  Brasilianer,  auch  Onze  genannt)  und  vom  Ozelot 
(Tigerkatze),  ferner  Felle  vom  amerikanischen  Löwen  (Puma  oder 
Kuguar),  sowie  von  kleineren  Katzenarten.  Weniger  in  die  Augen 
fallend,  aber  für  den  Kenner  nicht  minder  interessant  sind  die 
Felle  der  Fischottern,  Marder,  Füchse,  Nasenbären  und  Pelzrobben. 
Von  Fischottern  ist  nicht  nur  die  kleinere  Art  (Lontra  der  Brasi- 
lianer), sondern  auch  die  gröfsere,  seltenere  Ariranha  vertreten. 
Von  marderartigen  Thieren  sind  vorhanden  die  Hyrare , welche 
unserem  Baummarder  vergleichbar,  aber  gröfser  ist,  und  der  Grison 
(FVroa),  welcher  uuserm  litis  ähnelt.  Die  Felle  der  Pelzrobben, 
welche  von  einer  dem  nordischen  Seebären  verwandten  südlichen 
Ohrenrobben-Art  herröbren,  sieht  man  thcils  in  rohem,  gesalzenem 
Zustande,  tbeils  fein  zubereitet  und  zur  direkten  Benutzung  als 
“elzwerk  (sealikin)  fertig. 

Sehr  hübsch  präsentiren  sich  die  zu  Decken  oder  Teppichen 
geschmackvoll  zusammengesetzten  Guanaco-  und  Vicuna- Felle, 
ebenso  die  Mäntel,  welche  aus  den  Federn  bezw.  aus  Bfilgeo  des 
*®erikanischen  Stiaufses  hergestellt  sind.  Interessant  und  recht 
brauchbar  erscheinen  auch  die  zahlreich  ausgestellten  Schalen 
(oder  Panzer)  mehrerer  Gürteltbier-Arten  {'dieselben  bilden  leichte 
und  dabei  sehr  zähe  Körbe,  welche  sich  ohne  grofse  Mühe  zum 


praktischen  Gebrauch  berriebten  lassen,  wie  einige  Beispiele  zeigen. 

Au  cb  die  Felleverscbiedener  Hirscharten  verdienen  eine  Er- 
wähnung; sie  rühren  hauptsächlich  von  dem  Kampreb  (Cervus  cam- 
ptutri. s)  und  dem  rothbraunen  Spiefshirsch  (Cervus  rufus)  her.  Auch 
die  Affenfelle,  sowie  diejenigen  von  Ameisenbären  und  Beutel- 
nlten,  von  Wildschweinen  (Percaris)  und  von  jungen  Tapiren  mögen 
kurz  erwähnt  werden. 

Als  Aussteller  von  Säugetbier-Fellen  sind  besonders  zu  uennen 
der  Apotheker  Karl  Nehring  in  Piracicaba  (Provinz  8.  Paulo), 
H.  Ebaen  in  Capivary  (Santa  Catharina),  H.  Stolzenbach  in 
! Pernambuco,  G.  nötiger  in  Itahahy-Bmsquc  (Santa  Catharina), 
und  der  Konsul  E.  Brass  in  Berlin. 

Einzig  dastehend  auf  der  Ausstellung  und  als  Seltenheit  über- 
haupt hervorzubeben  ist  die  an  der  Westwand  aufgehlngte  Schale 
| eines  Rie&en-Gnrteltbiers,  welche  zu  der  von  K.  Nehring  ausge- 
stellten reichen  Kollektion  gehört;  dieses  Stück  hat  insofern  auch 
ein  ethnologisches  Interesse,  als  dasselbe  in  einer  Indianer-Familie 
lange  Jahre  hindurch  als  Kinderwiege  gedient  bat. 

Aufser  Siugetbier-Felieu  und  -Pauzcrn  sind  auch  ausgestopfte, 
zum  Tlieil  recht  gut  prftparirte  Siugelhiere  vorhanden,  meist  von 
K.  Nehring  ausgestellt.  Dahin  gehört  z.  B.  eine  Hyrare,  ferner 
ein  Exemplar  des  kleinen  Ameisenbären,  sowie  des  in  unseren 
Museen  noch  seltenen  brasilianischen  Hasen.  Letzterer  ist  kaum 
so  grofs  wie  unser  wildes  Kaninchen.  Sehr  hübsch  sind  auch  die 
mit  Haut  und  Haar  pr&parirtcn  Spiefshirscbköpfe  des  genannten  Aus- 
stellers. (Spiefshirsche  nennt  man  bekanntlich  jene  kleine  Hirsche 
Süd-Amerikas,  deren  Geweih  niemals  über  das  Spiefser-Stadinm 
hioauskommt.  Es  giebt  3 oder  4 Arteu  nebst  einigen  Varietäten,  io 
unseren  zoologischen  Gärten  sieht  man  sie  bisher  äufserst  selten.) 

In  wissenschaftlicher  Hinsicht  sehr  interessant,  wenn  auch 
das  Auge  des  Laien  weniger  erfreuend,  sind  die  zahlreich  ausge- 
stellten Säugethier- Schädel.  An  erster  Stelle  ist  hier  die  von  dem 
Lehrer  Theodor  Bischoff  in  Mundo  Novo  (Rio  Graode  do  Sul) 
ausgestellte  Kollektion  zu  nennen.  Sie  enthält  die  Schädel  der 
meisten  in  Süd-Brasilien  lebenden  Stugethier- Arten,  theilweise  in 
zahlreichen  DoobleUeo,  sodafs  man  an  diesem  Materiale  die  Va- 
riationen der  betreffenden  Arten,  sofern  sie  sieb  am  Schädel  und 
Gebifs  zeigen,  sehr  gut  studiren  könnte.  Jeder  Zoolog  wird  seine 
Freude  an  dieser  Kollektion  haben. 

Von  der  Hand  Bisckoff’s  liegen  ferner  fl eif&ig  aasgearbeitete, 
zum  Tbeil  mit  schlichten,  aber  doch  sehr  charakteristischen 
Aquarcllbildern  aasgestattete  Hefte  (Manuskripte)  über  äufsere 
Form,  Vorkommen  und  Lebensweise  brasilianischer,  bisher  nur 
wenig  beobachteter  Sftugethiere  vor. 

Neben  Th.  Bischoff  ist  es  wieder  K.  Nehring,  der  hier  als 
hervorragender  Aussteller  geoannt  zu  werden  verdient.  Die  von 
ihm  übersandten  Schädel  zeichnen  sich  tbeils  durch  gute  Präpa- 
raten, tbeils  dnreh  wissenschaftlichen  Werth  aus.  Als  interessant 
auch  für  den  Xicbtxoologen  heben  wir  unter  ihnen  hervor  den 
riesigen  Ochsenschädel,  welcher  als  Dekorationsstück  über  dem  nach 
oben  führenden  Aufgange  befestigt  ist,  und  den  mit  stattlichem 
Geweih  versehenen  Schädel  eines  Sumpfhirsches,  welcher  seinen 
Platz  an  der  Westwand  gefunden  bat  Der  Sumpfhirsch  (Germs 
paludosm ) ist  die  gröfste  Hirsebart  Süd-Amerikas;  seine  Jagd  be- 
reitet grofse  Schwierigkeiten,  weshalb  Geweihe  und  Schädel  des- 
selben in  europäischen  Sammlungen  bisher  zu  den  Seltenheiten 
gehören.  — Uebrigens  befinden  sieb  in  der  Kollektion  des  Herrn 
Tb.  Bischoff  ebenfalls  einige  Schädel  dieser  Art,  wenngleich  mit 
schwächerem  Geweih. 

Aufser  den  Säagetbieren  sind  auch  Vögel,  Reptilien,  Am- 
phibien, Mollusken  und  Insekten  vertreten.  Die  Klasse  der 
Vögel  bat,  abgesehen  von  den  schon  erwähnten  Straufsfcderu, 
zahlreiche  Bruststücke  von  Tukanen  geliefert,  welche  als  Pelzwerk 
oder  wohl  auch  als  Hutschmuck  benutzt  werden.  Dieselben  sind 
meist  von  August  Germer  iu  Blumenau  und  von  Konsul 
E.  Brass  in  Berlin  ausgestellt.  Wissenschaftlich  interessant  sind 
manche  ausgestopft«  Vögel,  z.  B.  der  sogenannte  Lebmbans  (Jotio 
de  barro ) oder  Töpfervogel  (F^rnaruu  rufus),  über  den  kürzlich 
Herr  Professor  Goldi  (Rio  de  Janeiro)  einen  interessanten  Aufsatz 
im  „Zoologischen  Garten44  veröffentlicht  hat.  K.  Nehring  hat 
zwei  sehr  schöne  grofse  Nester  dieses  „Töpfermeisters  unter  den 
Vögeln44  ausgestellt;  ein  ausgestopftes  Exemplar  des  Vogels  selbst, 
der  ziemlich  unscheinbar  aussieht,  befindet  sieb  in  der  peruanischen 
Abteilung.  Hübsche  Zusammenstellungen  ausgestopfter  Vögel  haben 
Herr  Karl  von  Koseritz  uud  Herr  Ruickoldt  geliefert 

Unter  den  Reptilien  uDd  Amphibien  beben  wir  hervor  den 
Schädel  eines  Alligators,  sowie  mehrere  Gläser  mit  Schlangen  und 
Fröschen,  ausgestellt  von  Th.  Bischoff,  ferner  Schildkröten  ans 
dem  Flusse  Piracicaba  und  sog.  Wurmschlangen  (AmpAtsboeua 
flavt$cens)lfk\is  der  Umgebung  der  Stadt  Piracicaba,  ausgestellt  von 


Nr.  7. 


104 

EXPORT,  Organ  des  Central  Vereins  für  HandeUgeograpbie  etc. 


1 887. 


K.  Nebring.  Diese  „Wunnscblaogen“,  welche  von  den  Brasilianern 
auch  als  „zweiköpfige  Schlangen“  bezeichnet  werden,  weil  ihr 
hinteres  Körperende  ungefähr  ebenso  aussieht,  wie  der  Kopf,  sind 
zoologisch  sehr  interessant!  Sie  leben  io  der  Erde,  wie  unsere 
Regeuwürmer,  und  entziehen  sich  meist  der  Beobachtung. 

Auch  die  von  demselben  Aussteller  gesammelten  Land-  und 
Süfswasser-Konchylien  verdienen  die  Beachtung  des  Zoologen  und 
Thier-Geographen.  Als  Neuheit  seien  hervorgehoben  die  Spiritus- 
Exemplare  einer  erst  kürzlich  von  dem  Aussteller  entdeckten  und 
von  Professor  von  Martens  hierselbst  benannten  Kastalien-Art 
aas  dem  Piracicaha-Flusse.  Kastalien  sind  überhaupt  noch  selten 
in  europäischen  Sammlungen.  Anch  die  Schneckeneier,  welche 
fast  wie  Vogeleier  aussehen,  mögen  knrz  erwähnt  werden. 

Was  dann  die  ausgestellten  Insekten  anbelriffl,  so  nimmt  vor 
Allem  die  merkwürdige  Zusammenstellung  von  brasilianischen 
Käfern  und  Schmetterlingen,  welche  Herr  K.  Kitter  in  Pelotas 
geliefert  und  als  Geschenk  für  Se.  Majestät  den  deutschen  Kaiser  be- 
stimmt bat,  das  Interesse  in  Anspruch.  Sie  ist  mit  grofsem  Fleiß  und 
Geschmack  arrangirt  und  zeigt  uns  den  Reichthum  der  brasiliani- 
schen Insekten-Fauna  aufs  Deutlichste.  Sehr  schön  sind  auch  die 
vom  „Central verein  für  Handclsgeographie  etc.“  ausgestellten  In- 
sckten-Sammlungeu,  sowie  die  von  Maria  da  Motta  Teixcira 
in  Rczende,  Provinz  Säo  Paulo  ausgestellten  Scidcnraupeu-Cocons, 
nebst  Proben  der  zugehörigen  Fabrikate. 

Endlich  mögen  noch  die  von  K.  Nebring  eingesaudten,  merk- 
würdig geformten  Wespennester  und  die  von  demselben  Aussteller, 
sowie  voq  einigen  andern  berrühreuden.  sehr  guten  Proben  von  Honig 
und  Wachs  als  bemerkenswerthe  lusektenprodukte  erwähnt  werden. 

Ueberblirken  wir  die  Gesammtbeit  der  zoologischen  Objekte, 
so  müssen  wir  anerkennen,  daß  dieselben  nicht  nur  das  ganze  Bild 
der  Ausstellung  dekorativ  belebten,  sondern  dafs  sich  auch  viele 
Objekte  darunter  befinden,  welche  entweder  praktische  Bedeutung 
haben,  oder  von  unzweifelhaftem  Wertbe  für  die  Wissenschaft  sind. 

Folgende  Preise  wurden  von  der  zoologischen  Sektion  vertheilt: 
1.  u.  2.  den  Herren  Karl  Nebring  in  Piracicabä,  Provinz  Sio 
Paulo,  und  Theodor  Bixchoff  io  Mundo  Novo,  Rio  Grande 
do  Sul,  die  mit  ihren  Leistungen  in  wissenschaftlicher  Hinsicht 
obenau  stehen,  je  einen  1.  Preis; 

3.  bis  8.  den  Herren  Hermann  Müller  (Berlin),  Aussteller  eines 
wohlerhaltenen  peruanischen  Muinienacbädels;  Aug.  Germer  in 
Blumenau  für  Tukunbrflste,  Gürtclthierschalen,  lebende  Vögel 
usw.;  Karl  Kitter  in  Pelotas,  Prov.  Rio  Grando  do  Sul,  für  ein 
aus  Glivdrrtbieren  zusammengesetztem  deutsches  Reicbswappeu; 
Dr.  H.  v.  J bering  in  Sio  Lourengo,  Rio  Grande  do  Sul,  und 
Herrn.  Leichsenring  in  Cochabamba  für  instruktive  Samm- 
lungen; Salomon  Briceno  in  Merida,  Venezuela,  für  Koli- 
bris. Schmetterlinge  und  Käfer,  je  einen  II.  Prela; 

9.  bis  16.  den  Herren  Georg  Boettgerin  Itajaby-Brusque,  Provinz 
Santa  Catharina;  H Ebsen  in  Capivary,  Provinz  Santa 
Cathnrina;  Hermann  Stolzenbach  in  Recife,  Provinz 
Peruambucq;  F.  Bornemann  in  Piura,  Peru;  J.  W.  Wahlen 
in  Punta  Arena«  (Magalhäes-Straße);  Richard  Napp  in 
Buenos  Aires;  August  Wiener  in  Jaguaräo,  Provinz  Rio 
Grande  do  Sul;  Petersen  & Emmei  in  Arequipa,  Peru,  für 
ausgestellte  Felle,  Insekten  usw.  je  einen  1H.  Preis. 

Ober  die  Qualität  und  Marktfäbigkeit  der  ausgestellten  Felle 
und  Pelze  bemerkt  die  Sektion: 

Die  meisten  der  ausgestellten  Felle  sind  für  Deutschland, 
billige  Preise  vorausgesetzt,  zu  verwenden;  die  Preise  sind  aber 
vielfach  höher  gestellt,  als  man  solche  sonst  aus  Süd-Amerika  ge- 
wohnt ist  (mit  Ausnahme  der  Felle  von  Herrn  G.  Boeltger,  der  für 
deutsche  Verhältnisse  geeignete  Preise  angegeben  bat).  Bei  den 
meisten  Fellen  usw.  fehlt  aber  die  Angabe  des  Preises,  sodafs  eine 
Beurtbeilung  derselben  sehr  erschwert  ist. 

Ein  Fehler  bei  mancbcu  Fellen  ist  der,  dafs  dieselben 
gegerbt  sind,  wodurch  ihre  Zubereitung  für  Petzwerk  erschwert 
wird.  Da  die  dortigen  Aussteller  die  Pclzwerkbercitung  nicht 
verstehen,  so  würden  sie  besser  tbuo,  die  Feile  in  rohem  Zustande 
hierherzusenden.  * 

Ganz  besonders  zu  verurtheilen  ist  das  Verfahren  des 
Hamburger  Vertreters  des  Herrn  J.  W.  Wahlen  in  Pnnta 
Arena»  (Magalhäea  - Strafse).  Während  der  Aussteller  selbst  in 
seinem  Begleitschreiben  Preise  angiebt,  die  uugef&br  dem  Wertbe 
der  von  ibm  ausgestellten  Objekte  entsprechen,  hat  sein  Hamburger 
Vertreter  sich  gemüfsigt  gefunden,  diese  Preise  um  das  Vierfache 
zu  erhöhen  und  den  Aussteller  dadurch  geradezu  der  Lächerlichkeit 
preisxugebeu  — die  allerdings  auf  den  Vertreter  selber  zuröckf&llt! 
Prof.  Dr.  R.  Hartmann.  Prof.  Dr.  A.  Nebring. 

Konsul  E.  Brass. 


9.  Botanische  8ektioo, 

zur  Beurthoilung  von  Pflanzen,  Früchten  usw.,  ezkl. 

Nahrungsmittel,  Droguen,  Arzoeisloffe,  Loben  usw. 

Die  botanische  Sektion  gab  ihr  Urtheil  ab: 

a)  über  ausgestellte  Holzsammlungen  und  einzelne  Hölzer; 

b)  über  ausgestellte  Pflanxensammluogen  und  einzelne  Pflanzen. 

Früchte,  Sämereien  usw. 

Bei  der  Preisbemessung  kam  ad  a)  anch  das  Urtheil  der 
1.  8eklion  der  Technischen  Abtheilung  in  Betracht;  die 
Drtheile  beider  Sektionen  bat  da»  Preisgericht  hier,  unter  der 
Wissenschaftlichen  Abtheilung,  zusarmnengefaßt. 

Das  Urtheil  der  botanischen  Sektion  über  solche  ausgestellten 
Früchte,  Samen  usw.,  die  hauptsächlich  entweder  als  Nahrung»- 
und  Genufsmittel  oder  als  Arzneimittel  verwendet  werden,  ist  hei 
der  Preisbemessung  in  der  Abtheilung  für  Nahrung«-  und 
Genufsmittel,  bezw.  in  der  Sektion  für  Drogen  und 
Arzneimittel  mit  in  Betracht  gezogen  worden;  siehe  weiter 
unten. 

In  wissenschaftlicher  und  technischer  Hinsicht  habet 
nun  die  botanische,  reap.  die  betr.  technische  Sektion  den  weiter 
unten  genannten  Ausstellern  die  angegebenen  11.  resp.  III.  Preise 
zuerkannt.  Von  der  Ertheilung  einer  höheren  Auszeichnung  als 
der  des  II.  Preises  für  die  Holzsammlungen  mußte  das  Preisgericht 
da  der  rein  technische  Standpunkt  als  der  für  diese  Ausstellung 
maßgebende  in  Betracht  zu  ziehen  war,  abseben;  in  Erwägung,  daß 
es  sich  bei  sämmtlichen  betreffenden  Ausstellern  nur  um  die  Zu- 
sammenstellung der  iu  ihrem  Bereich  vorkommenden,  von  der  Natur 
hergegebenen  Produkte,  also  um  eine  Sam mel-Tbfttigkeit  handrh, 
war  bei  der  Beurtbeilung  nur  entscheidend,  inwieweit  aus  dem  Ein 
gesandten  eine  mehr  oder  minder  genaue  Information  geschöpft 
werden  konnte;  dabei  wurde  also  namentlich  auch  der  Fleifs,  der 
auf  die  wissenschaftliche  Bestimmung  der  Pflanzen  resp.  auf  die 
Beschreibung  ihrer  Verwertbung  verwendet  worden  ist,  in  Betracht 


gezogen. 

a)  Holzsammlongea  waren  von  folgenden  Herren  ausgestellt 
welche  die  daneben  verzeichneten  Preise  erhielten: 
AutstdluuRKkuinmixsion  in  Curilyba;  siehe  oben  (Preise  für  Ge- 
sammlleistnng); 

August  Germer,  Blumenau;  siehe  oben  (Preise  far  Gesamte' 
leistung); 

Jakob  Petersen,  Porto  Alegre,  Prov.  Rio  Grande  d.  S.;  11.  Prei« 
Dr.  H.  v.  J bering,  Säo  Lourengo,  „ „ » * ; II.  „ ; 

Ildcfonao  P.  Correa,  Curityba,  Prov.  Parana;  11.  „ ; 

Antonio  de  Barros,  Morretcs,  „ „ ; II.  „ ; 

[Aussteller  unbekannt;.  Assunguy,  „ „ ; 11.  , ; 

Gemeindeverwaltung  von  Riachuelo,  Riachuelo,  Provinz 

ßergipe;  II.  „ j 

Dr.  Manoel  Buarque  deMacedo,  Parahyba  do  Norte;  II.  „ ; 
Ausslellungskommisaion  in  Amazonas;  II.  * ; 

Gouvernement  der  Seccioo  Zulia,  Venezuela  (siehe  auch 

oben);  II.  „ ; 

Carlos  R.  Gallardo,  Buenos  Aires;  II.  „ ; 

„Imperial  Instituto  Flumioense  d'Agricultura“  in  Rio  de 

Janeiro;  II.  „ ; 

P.  C.  de  Araujo  in  Rio  de  Janeiro;  II.  * ; 

Heinrich  GrevsmQhl,  Blumenau,  Prov.  Sta.  Catharina,  III.  „ ; 
Augusto  de  Assis  Texeira,  Curityba,  Prov.  Säo  Paulo;  III.  „ ; 
Dr.  Francisco  de  Paula  Ramos  de  Azevedo,  Cam- 

pinas,  Prov.  Säo  Paulo;  III.  , ; 

„Coropauhia  de  Estrada  de  Ferro  Mogysna*,  Prov. 

Säo  Paulo;  111.  „ ; 

Rudolf  Lehmann,  Säo  Jose  dos  Campos,  Prov.  Sio 
Paulo;  III.  „ ; 

Karl  Nebring,  Piracicabä,  Prov.  Sio  Paulo;  111.  „ ; 

Paulino  e Antonio  Aguirra,  Säo  Matheus,  Prov. 

Espirito  Santo;  11L  „ ; 

Eugenio  Francellino  Motta,  Säo  Matheus,  Prov. 

Espirito  Santo;  111.  t ; 

Rufino  Antonio  d'Azevedo,  Victoria,  Prov.  Espirito 

Santo;  III.  „ 

Marine- Arsenal  Pernambuco,  Recife,  Prov.  Pernam- 

buco;  111.  , ; 

Amt  der  öffentlichen  Arbeiten,  Recife,  Prov. 

Pernambuco;  111.  „ ; 

Dr.  Catäo  Gomea  Jardiru,  faienda  Santa  Barbara, 

Prov.  Minas  Geraes;  III.  „ ; 

Dr.  Joaqnim  Francisco  de  Paula,  Curityba,  Prov. 

Minas  Geraes;  Hl.  „ ; 

Dr.  Lucas  Teizeira,  Souza  Magalbies,  Prov.  Miuaa 

Geraes ; 111.  „ 


1887. 


105 

EXPORT,  Organ  des  Centralvereins  für  H&ndelageographie  etc. 


Nr.  7. 


b)  Die  Drtbeile  der  botanischen  Sektion  über  Medizinal-, 
Extraktiv-  und  Nabrungs-  bez«.  Genufspflanzen  und  Früchte  usw 
sind  mit  denen  der  Sektionen  zur  Beurthdlung  der  Medizinal-  und 
Extraktivstoffe  bezw.  der  Nabrungs-  und  Gcnufsmiltcl  kombinirt 
worden;  siebe  an  den  betreffenden  Stellen.  Hervorgehoben  sei  hier 
noch,  daß  wegen  ihrer  Leistungen  auf  botanischem  Gebiete  die 
Ausatellungskommiasion  von  Amazonas  für  diverse  Produkte  den 
II.  Preis,  Dr.  Jose  Pereira  Maia,  Parahyba  do  Norte,  für  Wölk- 
aus den  Blütenkolben  des  Zuckerrohres  (die  als  Pflanzendaunen 
lür  Matratzen  usw.  dient)  den  U.  Preis,  die  Aasstellungskommission 
(„Place  du  Commerce“)  von  Para  für  ihre  Sammelsendung  aus  dem 
Pflanzenreiche  (Kautschuk,  Kakao,  Guarani,  Kastanien,  KopaTva- 
balaam,  Ucnhnba)  den  III.  Preis,  und  Juan  van  Wyl  in  Helvecia, 
Prov.  Santa  Fe,  Argentinien,  für  Erdnüsse  in  ganzen  Pflanzen,  wie 
sie  bisher  hier  nicht  gezeigt,  den  01.  Preis  erhielten. 

Die  in  der  Södamerikaniscben  Ausstellung  zur  Schau  ge- 
brachten lebenden  Pflanzen  konnten  bei  der  Prämiiruog  nicht 
berücksichtigt  werden  (wenigstens  nicht  für  sieb  allein),  weil  sie 
dsfür  nicht  werthvoll  genug  waren,  weder  was  Werth  an  sich,  noch 
was  Seltenheit  usw.  aobetrifft. 

Prof.  Dr.  L.  Wittmack;  Prof.  Dr.  P.  Magnus;  W.  Perring. 


3.  Mineralogische  Sektion. 

Wenn  mau  den  bedeutenden  Reichthum  au  Erzen  und  sonstigen 
Mineralprodukten,  durch  welchen  sich  gerade  Süd-Amerika  beson- 
ders auszeichnet,  berücksichtigt  und  damit  die  Summe  der  ausge- 
stellten Suiten,  Sammluogen  und  Einzelproben  vergleicht,  so  ist 
nicht  zu  verkennen,  dafs  eine  lebhaftere  Betheiligung  seitens  der  , 
södamerikaniscben  Staaten  dringend  erwünscht  gewesen  wäre. 
Ein  Bild  des  Mineralreicbtbums  des  südatnerikanischen  Kontinents 
gewlhren  die  eingesandten  Proben  nnr  sehr  nüberungsweise.  So 
vennifst  man  z.  B.  beinahe  vollständig  die  Erzcognisse  der  an 
Montanprodukten  und  Mineralien  so  reichen  Länder  Chile  und 
Peru,  ja  jene  beiden  Mineralerzeugnisse,  mit  welchen  8üd-Amerika 
den  Weltmarkt  beherrscht:  Guano  und  Salpeter,  sind  nur  in  höchst 
unvollkommener  Weise  vertreten,  und  können  auch  Dicht  annähernd 
ein  Bild  von  der  gewaltigen  Produktion  beider  Mineralien  liefern. 

Noch  einen  anderen  Punkt  siebt  die  Jury  sieb  veranlaßt  zu 
erwähnen,  da  sie  nicht  glaubt,  denselben  übergehen  zu  können. 
Mit  nur  sehr  wenigen  Ausnahmen  machen  die  ausgestellten  Minc- 
ralsniten  nicht  den  Eindruck  einer  systematischen  Sammlung 
zum  Zwecke  einer  Erläuterung  des  Mineralvorkommens  einer  be- 
stimmten Gegend,  sondern  sie  scheinen  eher  der  Laune  and  dem 
Zufall  des  einzelnen  Sammlers  ihr  Dasein  zu  verdanken.  Daher 
kann  die  Jury  nicht  zn  der  (Jeberzeugung  gelangen,  dafs  die  Mine- 
ralpyramide, welche  von  dem  Herrn  Robert  Puhlmann  in 
Santa  Cruz  (Provinz  Rio  Grande  do  Sul)  eingesendet  ist  (im 
Ausstellungssaale  gleich  beim  Eingang  rechter  Hand)  eines  Preises 
werth  sei.  Ferner  kann  die  Jury  ebensowenig  die  Ueberzeuguog 
gewinnen,  dafs  die  eingestellten  Achate  eines  Preises  oder  einer 
lobenden  Erwähnung  werth  seien.  Selbstverständlich  verkennt  die 
Jury  durchaus  nicht  den  guten  Willen,  welcher  sich  in  der  Ein- 
sendung einzelner  Saiten  dokumentirt  bat,  nnd  darum  hat  sie  auch 
einzelne  einer  Auszeichnung  für  würdig  erachtet,  die  jedoch  weniger 
dem  Material  selbst  gilt,  als  dazn  dienen  soll,  ein  Sporn  für  die 
Zukunft  zu  sein. 

Die  Jury  hat  es  für  ihre  Pflicht  gehalten,  auf  diese  negativen 
Seiten  der  ihrer  Prüfnog  unterstellten  Produkte  aufmerksam  zu 
machen;  sie  freut  sieb  aber,  die  weiter  unten  genannten  Aussteller 
eines  Preises  für  würdig  erachten  zu  können,  da  dieselben  durch 
ihre  Sammlungen  und  Erzeugnisse  bewiesen  haben,  was  Süd-Amerika 
hinsichtlich  der  Mineral produkte  leisten  könnte.  Die  Jory  hat 
»ich  bei  der  Beurtbeiluog  der  Preiswürdigkeit  von  zwei  Momenten 
leiten  lassen,  einmal  von  dem  technisch-industriellen,  sodann 
von  dem  wissenschaftlichen  Wert  he  des  betreffenden  Aus- 
»telluogsobjektes. 

Nach  beiden  Richtungen  bin  zeichnet  sich  die  Ausstellung  der 
•Eacuela  de  Mioas“  in  Ouro  Preto  (Provinz  Minas  Geraea) 
m ganz  hervorragender  Weise  ans.  Von  besonderem  wissenschaft- 
lichem Wertbe  ist  die  Sammlung  der  Mineralien,  welche  sich 
heim  Waschen  der  diamantfübreuden  Ablagerungen  ergeben,  da  eine 
»oiche  in  dieser  Vollständigkeit  und  Uebersicbtlicbkeit  bisher  noch 
®icbt  oacb  Deutschland  gelangt  ist 

Bemerkenswert!)  sind  u.  a.  die  Eisenerze,  besonders  die  sog. 
Itahirite.  Die  Reinheit  dieser  Erze,  die  keinen  Schwefel  und  nur 
naoedcutende  Spuren  von  Phosphor  enthalten,  stellt  sie  den 
heilen  schwedischen  Erzen  an  die  8eite.  Aus  den  sehr 
»chätieoiwerthen  Notizen,  welche  die  Ausstellerin  beigefügt  hat, 
Scat  hervor,  dafs  die  Verarbeitung  dieser  ausgezeichneten  Erze 


noch  in  den  Kinderschuhen  steckt.  In  der  Gegend  dieser  meist 
zu  Tage  stehenden  Erze  in  der  Nähe  großer  Urwälder  möchte  für 
den  deutschen  Hüttenmann  sieb  ein  ersprießliches  Feld  der  Thälig- 
keit  darbieten.  Bis  jetzt  fehlen  noch  Hochöfen,  nnd  das  Eisen 
wird  durch  primitive  KeDnarbeit  und  mittels  deB  sogenannten  cata- 
loniscben  Feuers  gewonnen.  — Eine  Zukunft  wird  auch  den  Man- 
ganerzen erblühen.  Reiche  Lager  hocbwcrlbiger  Braunsteine  und 
Psilnmelane  werden  fast  gar  nicht  ausgebeutet.  — Die  altberühmte 
Goldgewinnung  ist  durch  eine  Reihe  von  Pyriten  und  gold- 
führenden Gesteinen  illustrirt.  An  diese  scbliefsen  sieb  Proben  von 
silberhaltigem  Blei  glanz. 

Von  ganz  bedeutend  technischem  Wertbe  dürften  die  ausgestellten 
Asbestproben  sein,  und  die  Jury  möchte  gerade  ganz  besonders 
betonen,  dafs  diesem  Artikel  bei  der  mehr  und  mehr  sich  ver- 
gröfsernden  Asbest-Industrie  Deutschlands  eine  besondere  Aufmerk- 
samkeit zu  schenken  sei.  Sind  die  Gänge,  in  welchen  der  Asbest 
auftritt,  einigermafsen  mächtig  und  anhaltend,  sodaß  die  Produktion 
eine  lohnende  wäre,  so  dürfte  sich  der  Asbest  zu  einem  bedeuten- 
den Exportartikel  eraporsebwingen. 

Die  Jury' hat  darum  der  „Escucla  de  Minas“  in  Ouro  Preto 
einen  ersten  Preis  für  hervorragende  Gesammlcistung  zuerkannt. 

Eine  sehr  beaebtenswertbe  Sammlung  stellen  die  Erzeugnisse 
der  Eisenwerke  von  Ipanema  dar.  Die  Jury  erkennt  indenseiben 
das  Bestreben,  die  Mincralprodukte  des  Landes  an  Ort  und  Stelle 
nutzbar  zu  macheu,  ein  Bestreben,  das,  wie  die  Ausstellung  lehrt, 
von  erfreulichem  Erfolge  begleitet  ist.  lieber  die  ebenfalls  von 
diesem  Aussteller  eiogesaodteu  Steinkohlen  glaubt  die  Jury  sich 
eines  Urlbciles  enthalten  zu  sollen,  da  außer  deu  eiugcsaudten 
Proben  auch  nicht  der  geringste  Anhaltspunkt  über  Aus- 
dehnung, Mächtigkeit  und  Produklionsfahigkeit  jener  Koblenflötze 
vorliegt. 

Die  Jury  hat  dem  Eisenhüttenwerk  Ipanema  in  Säo 
Paulo  einen  ereiea  Preis  mit  Auszeit hnang  zuerkannt. 

Eine  beaebtenswertbe  Sammlung  bieten  ferner  die  vom  „Cen- 
tralverein für  Handelsgeographie  etc.“  ausgestellten  und  von  Herrn 
Richard  Nopp  in  Buenos  Aires  (Argentinien)  gesammelten  Erz- 
proben aus  der  Provinz  la  Rioja,  welche  deu  Miueralreichthum 
dieser  Provinz  recht  gut  illustriren.  Da  die  betreffende  Sammlung 
bereits  Gegenstand  einer  ausführlichen  Untersuchung  und  Mittheilung 
derselben  im  „Export“  1886  Nr.  21  seitens  des  Mitgliedes  der 
Jury  Dr.  Noctliug  war,  so  sieht  die  Jury  davon  ab,  die- 
selbe hier  zu  wiederholen,  nnd  verweint  auf  jeuen  Artikel. 

Die  Jury  bat  dem  Herrn  Richard  Napp  in  Buenos  Aires 
(Argentinien)  einen  zweitea  Preis  zuerkannt  wegen  bedeutender 
Leistungen  auf  technisch-mineralogischem  Gebiete. 

Eine  nicht  minder  beachtenswerthe  Erscheinung  bilden  zwei  von 
Herrn  Karl  Francke  in  Kassel  ausgestellte  Barren  metallischen 
Wismuths  aus  Bolivia  im  Gewichte  von  111  Pfund  14  Unzen  eng- 
lisch. Die  Erze  kommen  hoch  oben  in  den  Anden  von  Bolivia 
und  Peru  vor.  Die  Erze  sind  nicht  sehr  rein,  besonders  enthalten 
sie  Antimon.  Das  aus  diesen  Erzen  gewonnene  Metall  konnte  sich 
in  Bezug  auf  Reinheit  mit  dem  sächsischen  Wismutb  nicht  messen; 
es  ist  aber  deshalb  bemerkenswert!),  weil  es  auf  der  Bruchfläche 
ungewöhnlich  große  rhomboedriscbe  Kristallisation  zeigt,  die  doch 
immerhin  auf  ziemlich  große  Reinheit  deutet.  Eine  Analyse  lag 
nicht  vor. 

Die  Jury  möchte  die  Aufmerksamkeit  der  Interessenten  auf 
dieses  Metall  binlenken,  da  eg,  wenn  es  in  größerer  Menge  vor- 
kommt, leicht  zu  einem  lohnenden  Exportartikel  werden  könnte. 
Da  aber  jede  eingehende  Angabe  über  Produktion,  Art  des  Vor- 
kommens u.  s.  w.  fehlen,  die  Jury  sieb  also  kein  abschließendes 
Urtbeil  bilden  kann,  so  bat  sie,  um  zu  beweisen,  dafs  das  be- 
treffende Ausstellungsobjekt  Aufmerksamkeit  erregt  hat,  dem 
Herrn  Karl  Francke  in  Kassel  einen  dritten  Preis  für  zwei 
ausgestellte  Barren  metallischen  Wismuths  aus  Bolivia  zu- 
erkannt. 

Ueber  die  andern  Ausstellungsobjekte,  wie  Tbonp,  Asphalt  usw. 
glaubt  die  Jury  bemerken  zu  müssen,  daß  dieselben  wohl  einer 
Erwähnung,  nicht  aber  eines  Preises  werth  seien. 

Schliefslicb  sei  noch  das  rohe  und  raffinirte  Petroleum 
von  Faustino  G.  Piaggio  in  Callao  erwähnt. 

Die  Petrolenmquellen  bei  Zorntos  iu  Per«  wurden  im  Jahre 
1864  entdeckt,  werden  aber  erst  seit  1889  von  dem  Herrn  Piaggio 
ausgebeutet. 

Das  Afro/eo  crudo  beginnt  bei  95°  zu  sieden;  es  sind  also 
1 vermutblich  die  leichteren  Produkte  aus  dem  Rohöl  schon  entfernt 
: worden.  Dafür  spricht  auch  das  hoho  spezifische  Gewicht  von  Oats 
bei  -f-  15°C.  Das  raffinirte  Petroleum  (AVrosene)  fängt  bei  125°  an  zu 
| sieden;  die  Hanptmenge  destillirt  bei  140  bis  150°  (diese  Zahlen 
stimmen  nickt  gut  mit  den  in  einer  beigelegten  Druckschrift  ent- 


106 


Nr.  7.  EXPORT,  Organ  des  Central  Vereins  für  Uandelsgeographie  etc.  1887 


haltenen  überein).  Das  Ol  fluorcszirt  nicht.  Der  Siedepunkt  guten  I 
penasylvauiscben  Petroleums  liegt  etwa  bei  135°,  uud  das  spezifische  j 
Gewicht  desselben  betrügt  O.«oo  Die  etwas  höheren  Zahlen  de»  1 
peruanischen  Olea  dürfen  ats  ein  Vorzug  desselben  angesehen 
werden.  Im  Interesse  der  südamerikaDischcn  Staaten  ist  die  Ent- 
wickelung der  jungen  peruanischen  Erdölindustrie  dringend  zu 
wünschen. 

Dem  verdienstvollen  Unternehmer  dieser  Petroleuraindustrie  ist 
der  erste  Preis  zuerkannt  worden. 

Gebeimrath  Prof.  Dr.  Weif«.  Dr.  Braurnüller. 

Dr.  Fritz  Noetting.  Prof.  Dr.  R.  Biedermann. 

4.  Pbarmakognoatiscbo  und  chemisch  - physiologische 
Sektion  zur  Beurtheilung  der  Drogen,  Medizinal-  j 
waaren  und  Medikamente. 

Einleitender  Bericht  von  I)r.  Th.  Wejrl. 

Entsprechend  dem  Kulturzustande  der  auf  der  Südamcrikaui-  j 
scheu  Ausstellung  vertretenen  Länder  waren  es  vor  Allem  die  j 
Rohdrogen,  welche  durch  ihre  Reichhaltigkeit  und  Güte  in  her-  J 
vorragendem  Mafse  intoressirten. 

Cber  einzelne  derselben,  wie  Kaffee,  Tabak  usw.,  haben  die  j 
speziellen  Fachkommissionen  der  Jury  vom  kaufmännischen  Stand- 
punkte aus  berichtet. 

Die  pharmnkognostische  und  chemisch -physiologische  Sektion 
der  wissenschaftlichen  Jury- Abtheiluog  hatte  daher  nur  diejenigen 
Produkte  zu  berücksichtigen,  welche  vom  chemischen,  medizinischen 
oder  physiologischen  Standpunkte  aus  Rearhtung  verdienten. 

Im  Allgemeinen  darf  gesagt  werden,  dafs  die  Süd- 
amerikanische Ausstellung  auch  dem  Chemiker,  dem 
Arzte  und  Physiologen  Material  und  demzufolge  An- 
regung in  reicher  Fülle  darbot. 

Dafs  so  pflanzenreiche  Länder  wie  die  südamerikanischen,  wie 
vor  allem  Brasilien  nnd  Argentinien,  berufen  sein  werden,  unseren 
Arzneischatz  in  noch  höherem  Mafse,  als  dies  bereits  geschehen, 
wesentlich  zu  bereichern,  braucht  kaum  ausdrücklich  bemerkt  zu 
werden. 

Es  ist  aber  zugleich  natürlich,  dafs  sich  die  Prüfung  der  aas- 
gestellten Arzneidrogen  und  fertigen  Arzneien  nicht  so  schnell 
ermöglichen  läßt,  wie  etwa  die  Untersuchung  des  Zucker»  oder 
des  Kaffees. 

Das  Material  an  Arzneimitteln,  welches  die  Ausstellung  in  so 
reichem  Mafse  darbot,  wird  den  hiesigen  Kliniken  zu  Versuchen 
unterbreitet  werden.  Hoffentlich  finden  sich  unter  den  eingesandten 
Heilmitteln  recht  viele,  die  unseren  Kranken  nützen  und  einen  Im- 
port lohnend  erscheinen  lassen. 

Bei  späteren  Ausstellungen  scheint  es  geboten,  dafs  die  Herren 
Aussteller  von  Arzneimitteln  das  Rohmaterial  ihrer  Arzneien 
(Wurzeln,  Blätter,  Blüten,  Früchte)  und  die  wissenschaftlichen 
Namen  der  benutzten  Pflanzen  ihren  Ausstellungsobjekten  hinzu- 
fügen. Erforderlich  sind  ferner  Angaben  über  die  Herstellung  der 
Arzneien. 

Scbliefsljch  »ei  es  gestattet,  einige  — gewifs  lohnende  — Auf- 
gaben für  die  Apotheker  und  Drogenhändler  zu  formnlireo. 

Erwünscht  wären 

1.  pflanzliche  AnUsyphilHicu  y welche  die  Anwendung  des  (Queck- 

silbers überflüssig  machten; 

2.  yarcotica,  d.  h.  Anaesthetica,  welche  Herz  und  Respiration  in- 

takt liefsen; 

3.  billige  AnNfebrilia; 

4.  Abführmittel. 

Hauptbericht  von  Dr.  A.  Tsehirch, 

Dozent  der  Botanik  and  Pharmakognosie  an  der  Universität  Berlin. 

Die  auf  der  Ausstellung  vertretenen  Aussteller  von  Drogen 
und  Medizioalwaaren  repräsentiren  zwar  nicht  der  Masse  der  aus- 
gestellten Produkte  nach,  wohl  aber  der  Zahl  nach  das  Gros  der 
Aussteller:  gegen  100  derselben  haben  uns  ihre  Objrkte  vor  Augen 
geführt.  Nichtsdestoweniger  geben  die  Ausstellungsobjekte  uns  noch 
laDge  kein  ausreichend  vollständiges  Rild  des  enormen  Reicbthums  der 
Länder,  die  vertreten  sind,  and  selbst  wesentliche,  ja  hochbedentende 
Drogen  sind  gar  niobt  oder  doch  nur  in  unzureichender  Weise 
vertreten.  Um  nur  einiges  herauszugreifen,  so  durfte  man  wohl 
aus  Chile  Honig,  aus  Bolivia,  Peru  und  Ecuador  Chinarinden  zn 
sehen  erwarten.  Erslerer  ist  aus  diesem  Lande  gar  nicht  ver- 
treten, obwohl  Valparaiso  außerordentliche  Mengen  jährlich  ver- 
schifft; letztere  waren  zwar  in  einer  Probe  aus  Cuxco  von  Petersen 
& Kramei  in  Arequipa,  einem  Säckchen  von  Herrn  Joäo  & 
P.  Lima  und  einem  solchen,  ebenfalls  ohne  nähere  Bezeichnung 
von  Assiz  Souza  in  Babia  und  in  einer  kleinen  Kollektion  von 


Herrn  Leichsenring  in  Cocbabamba  (Bolivia)  ausgestellt;*)  aber 
diese  kleinen  Proben  können  doch  keinen  Begriff  geben  von  den 
großen  Exportmengen  von  Chinarinde,  die  jetzt  besonders  aus  dem 
Norden  Süd-Amerikas  in  den  europäischen  Handel  gelangen. 

Die  beiden  Abtbeilungen  der  Sektion:  1.  Die  Drogen  und 
2.  die  Medikamente,  sind  etwa  gleich  stark  vertreten  und  beide 
wobl  geeignet,  auch  dem  Europäer  das  gröfste  Interesse  zu  erregen 

Was  zunächst  die  Drogen  betrifft,  so  sind  nur  von  einer 
kleinen  Anzahl  von  Ausstellern  alle  die  Bedingungen  erfüllt  worden, 
die  wir  berechtigterweise  an  eine  Vorführung  fremder  Produkte 
aus  dieser  Klasse  stellen  dürfen.  Es  genügt  nämlich  dnrebau- 
nicht,  ein  Bündel  Rinden,  Wurzeln,  Hölzer  oder  einen  Sack  Samen 
oder  Früchte  beliebig  berauszugTeifeu  und  allein  mit  dem  Vulgär- 
namen. den  die  fragliche  Pflanze  in  ihrer  Heimat  trägt,  versehen,  ein- 
zusenden.  Mit  dergleichen  auch  auf  dieser  Ausstellung  vertretener 
Drogen  ist  gar  nichts  anznfangen,  selbst  wenn  die  Etikette  noch 
den  Vermerk  trägt:  „Vortreffliches  Antisyphiliticum1*  oder  „Gegen 
Verdauungsbeschwerden“.  Auf  Grund  einer  solchen  Notiz  wird  es 
niemand  einfallen,  non  die  fragliche  Droge  nach  dem  Vulgirnameo 
zu  bestellen,  besonders  wenn  sie  auf  der  Anssteilnng  etwa  gar  du  ree 
ein  Bündel  brauner  Rinden  vertreten  ist,  die  dentlicb  verratheo, 
dafs  sie  nicht  einmal  alle  einer  Pflanze  angehören.  Dergleichet 
Sendungen  haben  gar  keinen  oder  doch  nur  geringen  Werth,  und 
diesen  geringen  erlangen  sie  auch  erst  dann,  wenn  es  der  Jan 
gelungen  ist,  durch  Vergleichen,  Nachschlagen,  Erkundigungen  bei 
Einheimischen  usw.  den  botanischen  Namen  der  Pflanze  zu  er-  ' 
mitteln,  eine  Arbeit,  die  bekanntlich  zn  den  zeitraubendsten  und 
undankbarsten  der  Welt  gehört,  bei  der  ich  aber  sehr  wirkungs- 
voll durch  Pinto’s  Diccionario  da  Botanica  Braiileira,  welche* 
mit  ausgestellt  war,  unterstützt  wurde.  Mag  die  fragliche  Drogf 
auch  noch  so  werthvoll  sein,  der  Aussteller  wird  nur  in  den 
seltensten  Fällen  das  Ziel  erreichen,  dafs  ein  deutscher  Forscher 
die  fragliche  Droge  untersucht.  Zuerst  muß  man  doch,  ehe  man 
au  die  Arbeit  gebt,  wissen,  womit  man  es  zu  thun  bat.  In  einigen  I 
unten  zu  besprechenden  Fällen  war  es  mir  gelungen,  die  Stamm- 
pflnnze  zu  ermitteln,  in  zahlreichen  anderen  war  dies  unmöglich. 
Verbftltnißmäßig  am  wichtigsten  ist  es  noch,  die  Herkunft  von 
Samen  und  Früchten  zu  ermitteln,  da  zahlreiche  Pflanzen  durch 
das  Aussehen  und  den  Bau  dieser  morphologischen  Glieder 
charakterisirt  sind  — schwerer  ist  es  schon  bei  Blättern,  aber 
nahezu  unmöglich  wird  es,  wenn  nur  Zweig-  oder  Wurzelproben  obm 
irgendwelche  anderen  Beigaben  vorliegen.  Das  Beigeben  dr* 

I Vulgärnamens  wird  bei  diesen  sogar  oftmals  zur  zweischneidiges  1 
Waffe;  denn  da  unter  dem  gleichen  Namen  oft  die  verschiedensten 
j Pflanzen  gebeo,  und  derselbe  oder  doch  wenigstens  ein  sehr  ähnlich 
lautender  Name  nicht  nur  etwa  in  den  einzelnen  Bezirken,  sondern 
Belbst  in  derselben  Gegend  für  im  System  oft  weit  auseinander 
liegende  Pflanzen  aogewendet  wird,  so  gehört  viel  Ausdauer  und 
Interesse  an  der  Sache  dazu,  um  in  diesem  Wirrsal  sich  zurecht- 
zuflnden.  Die  Aufgabe  ist  eine  um  so  undankbarere,  da  als  Preis 
für  die  aufgewendete  Mühe  nicht  einmal  in  der  Mehrzahl  der  Fälle 
die  Möglichkeit  winkt,  eine  brauchbare  Droge  dem  Arzoeiscbatz 
einfttgen  zu  können. 

Um  eine  Droge  heutzutage  dem  deutschen  sachverständiges 
Publikum  zu  empfehlen,  dazu  gehört  zunächst  die  Angabe  der  Stamm- 
pflanze,  oder  wenn  dieselbe  zu  machen  dem  Aussteller  selbst  au« 
Mangel  an  botanischen  Kenntnissen  unmöglich  ist,  die  Beifügung 
eines  blühenden  oder  fruchttragenden  Zweiges,  ferner  Angaben  über 
die  Verwendung  in  der  Heimat  und  Hervorhebung  desjenigen 
Tbeils  der  Pflanze,  dem  arzneiliche  Wirksamkeit  nachgerübmt  wird. 
Wir  werden  mit  so  unendlich  vielen  neuen  Drogen  überschwemmt 
daß  wir  Dur  bei  genauer  Orientirung  über  die  obigen  Punkte  auch 
nur  den  Versuch  wagen  können,  die  fragliche  Droge  in  den  Kreis 
der  Untersuchungen  zu  ziehen. 

Zwei  Anssteller  waren  es,  die  den  obigen  Anforderungen  voll 
und  ganz  entsprachen:  Herr  Apotheker  Nehring  in  Piraclcaba 
uud  Herr  Apotheker  Pcckolt  in  Rio  de  Janeiro;  sie  sind  e» 
denn  auch,  die  vou  der  Jury  als  des  ersten  Preises  würdig  erachtet 
wurden.  Der  erstere  hatte  auf  den  Etiketten  alles  angegeben, 
was  er  von  der  Droge  ermitteln  konnte,  und  der  zweite  hatte 
einen  Katalog  beigegeben,  dessen  Nummern  zwar  nicht  immer  mit 
den  Nummern  auf  den  Objekten  übereinstimmten,  der  jedoch  so 
vollständig,  so  durchweg  wissenschaftlich  angeordnet  und  durch- 
geföhrt  war,  dafs  ich,  obgleich  die  Güte  der  aasgestellten  Drogen 
vielfach  zu  wünschen  übrig  ließ,  auch  die  kleinen  Mengen  der 
vorliegenden  Proben  eine  Prüfung  in  vielen  Fällen  nicht  zuließen, 
nicht  aostehe,  diese  Ausstellung  vom  wissenschaftlichen  Stand- 
punkt als  musterhaft  in  ihrer  Art  zu  bezeichnen;  batte  doch 


*)  Letzter«  Sammlung  traf  verspätet  ein  und  fehlt  im  Katalog. 


1887 


107 

EXPORT,  Organ  des  Centraivereins  für  Handelsgeographie  etc 


Nr.  7. 


Peckolt  sogar  eine  Anzahl  von  Analysen  beigegeben,  and  aus 
einigen  Drogen  dargestellte,  besonders  interessante  Bestandtbeile 
derselben  mit  ausgestellt. 

Niebst  diesen  beiden  Ausstellern  ist  der  Ale  ademisch-pharma- 
k ognostische  Verein  Berlin  zu  nennen,  der  durch  sein  chilenisches 
Mitglied,  Herrn  Apotheker  Meyer,  eine  trefflich  bestimmte  Kollektion 
chilenischer  Droguen  ansgestellt  batte.  Auch  Marques  de  Hol- 
landa  in  Rio  de  Janeiro  batte  einige  Drogen  mit  den  bota- 
nischen Namen  versehen  vorgeführt. 

Unter  der  Unzahl  der  ausgestellten  neuen  Drogen  steht  in 
erster  Linie  die  Jurubeba,  sowohl  was  ihre  Bedeutung  selbst  wie  die 
Menge  der  aus  ihr  hergestellten  Präparate  betrifft  (Barth olomeo 
& Co.,  Pernambuco,  hatte  einen  ganzen  Tisch  galenßcber 
Jurubeba- Präparate  vorgefubrt).  Eh  ist  eines  der  vielen  grofseo 
Verdienste  der  südamerikaniseben  Ausstellung,  uns  mit  dieser 
interessanten  Droge  bekannt  gemacht  zu  haben.  Besonders  ist 
es  die  (geschält  verwendete)  Wurzel  der  Jurubeba , die  Wurzel  von 
Solanum  paniculatum  L.,  wie  der  botanische  Name  lautet,  welche 
Verwert bung  findet;  aber  auch  die  Früchte  (Beeren)  und  Samen 
(von  Solan,  insädiottutn  Marl)  fand  ich  bei  Peckolt  ausgestellt, 
auch  sie  werden  viel  benutzt.  Der  Jurubeba  (Juribeba,  Jupeba  uill ) 
wird  in  dem  „Prospecto“  naebgerührat: 

„Diese  kostbare  Mcdlzioal-Pflante,  die  hauptsächlich  im  Norden  von  Brasilien 
gedeiht,  wo  sie  auch  in  genügender  Weise  bekannt  ist,  nimmt  bereits  seit 
längerer  Zeit  «inen  bedeutenden  PlaU  in  der  brasiLianitichen  Flora  ein. 
Pison  beschrieb  sie  in  seiner  Botanik,  und  der  rrofite  unsterbliche 
Lin  ne  klassJfixirte  sie  in  die  Familie  der  Solaaecu  (Nachtschatten),  und 
benannte  sie  demnach  Solanum  pmricnlafum.  Karl  Friedrich  von 
Martins  erwähnt  sie  in  seiner  „Flora  frraciliensis“,  und  M erat  und  Debüt 
in  ihrem  ,Dictionnaire  de  la  mutiere  midtcaU  thero^tiqur“  erzählen  uns 
den  medizini»ch*o  Gebrauch,  den  die  Eingeborenen  der  Antillen  von  den 
Wurzeln  und  Früchten  der  Jurubeba  machen  Alle  diese  Naturforscher 
erklären  uns  die  Jurubeba  als  ein  vorzügliches  Abfühnnitiel,  und  als  solches 
empfehlen  sie  es  hauptsächlich  bei  Verstopfung  und  Entzündung  der  Leber 
und  Milz.  Ebenfalls  ist  es  ausgezeichnet  als  harntreibendes  Mittel,  in  gröberer 
Dosis  bei  innerlichem  Gebrauche.  Es  ist  sonderbar,  so  schreiben  brasi- 
lianische Aente,  dafs  die  Jurubeba  noch  gar  nicht  in  der  europäischen 
Medizin  bekannt  sei.  Bis  jetzt  seien  noch  immer  die  besten  Resultate  erzielt 
worden,  und  es  unterliege  keinem  Zweifel,  dafs,  bei  etwaigen  Versuchen, 
selbst  in  Europa  die  Jurubeba  in  der  Medizin  die  größte  Verbreitung  finden 
würde. 

Die  verschiedenartigen  Arzneimittel,  die  zum  innerlichen  Gebrauch  aus 
der  Jurubeba  bereitet  werden,  sind  folgende:  Jurubeba-Sirup.  Jurubeba- Wein. 
.turnbeba-Piilen.  Jurubeba- Extrakt.  Jutubeba- Tinktur.  Eisenhaltiger  Jurubeba- 
W«in.  Eisenhaltiger  Jurubeba-Sirup.  Eisenhaltige  Jurubeba-Pillen. 

Zum  äufaerlicfaen  Gebrauch:  Jurubeba-Öl.  Jurubeba- Pomade.  Jurubeba- 
Pflaster. 

Jurubeba-Sirup  ist  ein  klarer  Sirup  von  gutem  und  angenehmem  Ge- 
schmack. Die  gewöhnliche  Dosis  für  Erwachsene  ist:  je  2 KfUüffsl  voll, 
3 Mal  des  Tages,  rein  oder  gemischt  mit  ein  wenig  Wasser,  oder  mit 
einem  leichten  Aufgub  der  Jurubeba-Wurzel  (8  g von  der  Wurzel  und 
400  g kochendes  Wasser).  Stets  eiue  halbe  Stunde  vor,  oder  3 Stunden 
□ach  dem  Esien  zu  nehmen.  Für  Kinder  stets  1 Theelöffel  toll  dieses 
Sirups.  3 Mal  täglich;  man  kann  jedoch  allmählich  bis  zu  einem  Eßlöffel 
voll  jeden  Mal  übergehen. 

Jurul<ba-Wcin  ist  ein  durchsichtiger  Wein  von  vorzüglichem  Geschmack 
und  Geruch,  ln  seiner  AufuSsung  bat  er  die  medizinischen  Bestandtbeile 
der  Jurubeba.  Kr  Ist  mit  Mslsgs-Wein  zusammengesetzt  und  kauu  daher 
id  einem  kleinen  Becher  selbst  als  mageustärkend  vor  dem  Essen 
genommen  weiden.  Die  Itosis  für  Erwachsene  ist  die  vou  4 Efalüffeln 
den  Tag  (2  des  Morgens  und  2 eine  Stunde  vor  dem  Mittag),  für  Kinder 
iin  Anfänge  2 Thcclöffc!  voll,  die  jedoch  später  bi»  zu  2 Eßlöffeln  an- 
vaebsen  können  (ebenfall«  l des  Morgens,  1 eine  Stunde  vor  dem  Mittag). 
Jurubeba- 1'iHm  Diese  Pillen  sind  versilbert  und  von  regulärer  Gröfse. 
Sie  sind  leicht  mit  ein  wenig  Wasser  zu  nehmen.  Die  gewöhnliche 
l'osis  ist:  6 Pillen  den  Tag.  je  zwei,  eine  Stunde  vor  oder  S Stunden 
nach  dem  Eisen.  Dies  gilt  für  Erwachsene;  für  Kinder  ist  die  Dosis 
2 Piilsn  den  Tag. 

Jurubeba  7'inktur.  Diese  Tinktur  erfüllt  hauptsächlich  ihren  Zweck  bei 
Personen,  denen  es  schwer  fällt,  irgend  eine  Medizin  zu  nehmen.  Dosis: 
Mau  nehme  4 bis  12  Tropfen  den  Tag  in  einem  Efslöffel  voll  Wasser. 
Bei  Kindern  verringere  man  die  Portion  ein  wenig. 

Jurwfceöa- Öl.  Man  bestreiche  die  von  irgend  einer  Entzündung  oder 
Schmerzen  angegriffenen  Theile  2 bi*  3 Mal  täglich  mit  diesem  Ol.  E» 
ist  ein  vorzügliches  linderndes  Mittel,  und  namentlich  empfiehlt  es  sich 
bti  Erytipetot. 

Jurubeba  Pomade.  Hilft  ausgezeichnet  gegen  Obstruktionen  der  Leber 
and  Milz. 

Jwvbcba-Jffiutcr.  Man  streiche  dastrlbe  auf  eine  dünne  Haut  oder  ein 
Slickcbcu  Leinwand  und  lege  es  auf  die  Geschwulst. 

Von  8 zu  8 Tagen  ziehe  man  dos  Pflaster  ab  und  reinige  die  Stelle, 
auf  der  es  gewesen,  gut  mit  öl. 

Pas  Verhalten  der  Kranken:  Allen  den  Perionen,  die  von  irgend  einem 
dieser  erwähnten  Arzneimittel  Gebrauch  machen,  sei  es  empfohlen,  »ehr  viel 
rpuisren  au  gehen  und  sich  so  viel  wie  möglich  fetter  und  gesalzener 
§pth«a  zu  enthalten. 


Wein  kann  mau  in  geringem  Mafutabe  trinken,  ebenfalls  Kaffee,  jedoch 
mufs  dieser  schwach  sein.“ 

Wenn  die  Jurubeba  nuu  auch  nicht  alle  diese  Heilkräfte  wirk- 
lich in  diesem  Mafse  besitzt,  ao  erscheint  sie  doch  einer  Prüfung 
wertb,  um  so  mehr,  als  Peckolt  einen  (ebenfalls  ausgestellten) 
Körper,  das  Jurubebin,  daraus  dargestellt  hat,  das  wohl  die  Wirk- 
samkeit der  Droge  io  kouzentrirter  Form  repriaentirt.  Die  Droge 
selbst  wird  uns  von  den  beiden  trefflichen  Apothekern  Veras  (Per- 
narobuco)  und  de  Hol  landa  (Rio  de  Janeiro)  vorgeführt,  uud  es 
dürfte  keioem  Zweifel  unterliegen,  dafs,  falls  dieselbe  in  Deutsch- 
land eingefubrt  werden  sollte,  sie  sich  die  Beachtung  der  Phar- 
makologen erwerben  und  zu  eingehender  Untersuchung  anregen 
wird.  Die  ausgestellten  Proben  (alle  zogaratnen  etwa  100  gl)  er- 
möglichten natürlich  eine  solche  Untersuchung  nicht. 

Erwähnt  sei  noch,  dafs  Jurubeba  do  Purd  von  Solanuui  ntam- 
mosum  L. , Jurubeba  brava  fJurupetinga)  von  Solanum  bravia 
stammt. 

Nächst  der  Jurubeba  erregten  natürlich  die  ausgestellten  Va- 
nille u mein  höchste»  Interesse. 

Das  Municipio  de  Assassualy  (Miuas  Geraea)  hatte  frische, 
und  K.  W.  Kleine  in  St.  Catharina  präparirte  Vkjille  ausgestellt, 
und  auch  in  der  Pernambncenser  (Veras)  und  der  Parabybaer  Ab- 
teilung (Bandeira)  und  bei  Ne  bring  fanden  sich  — freilich 
weniger  schöne  — Proben  Vanille  („bauuilha14). 

Die  beiden  erstgenannten  Vanillen  sind  an  sieb  so  vortrefflich, 
dafs  wir  nicht  aogestanden  haben,  ihnen  den  ersten  Preis  zu  er- 
theilen.  Es  sind  Früchte  darunter,  die  eine  Länge  von  2ö  cm  und 
eine  Breite  von  5 cm  besitzen.  Dieselben  sind  zudem  von  Herrn 
K.  W.  Kleine  »o  aufscrordentlicb  sachgemäfs  getrocknet  and  ver- 
packt, dafs  man  sic  als  in  jeder  Beziehung  vortrefflich  bezeichnen 
mufs.  Leider  sind  diese  brasilianischen  Vanillen  für  den  europäi- 
schen Markt,  wenigstens  als  Genufsmittelzusatz,  nicht  verwerthbar. 
Beide  Proben  enthielten  verbältoifsrnäfsig  wenig  .Vanillin,  dagegen 
einen  außerordentlich  fein,  heliotrop-  und  cumarinartig  riechenden 
; Körper.  Ihr  Geruch  ist  daher  gänzlich  abweichend  von  dem  unserer 
Vanille,  an  eine  Verwendung  an  Stelle  derselben  also  nicht  zu 
denken.  Dagegen  glaube  ich  wohl,  dafs  dieselbe  in  der,  Parfümerie- 
fabrikation  eiue  große  Bedeutung  erlangen  können  wird,  da  der  Ge- 
ruch sehr  dauerhaft  und  äußerst  lieblich  ist;  auch  das  mehrfach 
(bes.  von  Veras-Peroambuco)  ausgestellte  Fedegoso-Gras,  unserer 
Ivcrancusawurzel  ( Androjtogott  murieatum ) an  Geruch  täuschend 
ähnlich,  ist  für  Parfümeriezwecke  gut  verwendbar.  Die  Vanillons 
von  Veras  und  Bandeira  waren  im  Geruch  etwas  mehr  unserer 
Vanille  ähnlich,  können  aber  ebenfalls  nicht  damit^konkurrireo. 
(Preis  des  Vanillons  von  Veras  10  iJl  pro  kg.) 

Ebenso  überrascht  wie  durch  die  trefflichen  Vanillen  wurde 
ich  durch  den  ausgestellten  Zimrut  in  Schalen.  Derselbe,  in 
etwa  ö cm  breiten  und  bis  zu  O4  cm  dicken  Platten  besonders  von 
Guimaraes  und  Valente  (Pernambuco)  vorgeführt,  öbertraf  an 
Lieblichkeit  des  Geruches  und  Geschmackes  bei  weitem  den 
chinesischen  Zimmt  (CinnamomuM  Cassia ) und  kam  darin  fast  voll- 
ständig dem  ceylonischen  gleich.  Das  daraus  von  mir  dargestellto 
ätherische  Öl  war  von  dem  ceylonischen  kaum  zu  unterscheiden ; 
doch  ist  der  südamerikanisebe  Zimmt  nicht  so  ergiebig,  was 
namentlich  daran  liegt,  dafs  die  Stücke  von^älteren  Ästen  stammen 
und  daher  sehr  reich  an  sklerenchymatischen  Zellen  und  in  dem- 
selben Mafse  ärmer  an  Ölzellen  sind.  Es  empfiehlt  sich  vielleicht, 
die  Stücke  noch  tiefer  zu  schälen,  da  besonders  die  inneren  Schichten 
wertb  voll  sind.  Dieser,  wie  aus  den^Bericbteo  her  vorgeht,  sehr 
billig  sich  stellende  Zimmt  dürfte  eine  Zukunft  haben. 

Das  Gleiche  gilt  von  dem  in  vielen  Proben  von  Parahyba, 
Pernambuco  (Ausstellungskommission)  und  besonders  St  Catha- 
rina ausgestellten  weifsen  Ingwer  ( Zingiber  officinaU ),  der  zwar 
in  ausgezeichneter  Qualität  (Drisch)  vorlag  (von  Jul.  Michaelis  io 
Lages),  al>er  s.  Z.  wobl  nur  io  so  geringer  Menge  kultivirt  wird, 
daß  er  mit  dem  indischen  nicht  konkurriren  kann.  Eine  größere 
Zukunft  bat  vielleicht  der  ebenfalls  frisch  vorgeführte  gelbe 
Ingwer  (eine  Curcuma-Art?).  Derselbe  liefert  eine  treffliche,  sehr 
haltbare  gelbe  Farbe  und  besitzt  einen  intensiven  aromatischen, 
pfefferartigen  Geruch.  Einen  Körper  daraus  zu  isoliren,  ist  mir 
noch  nicht  gelungen,  doch  sind  Kulturen  im  Gange. 

Kopaivnbalsam  war  von  vielen  Ausstellern  eingesandt: 
Seccion  Zulia  (Eatado  Falcon)  in  Venezuela;  Ausstell ungs- 
kommission  Amazonas;  Böttger  io  ltajaby-Brusque;  Nehring 
in  Piracicabä,  Presto»  in  Amazonas,  Commßsäo  mista  in  Parana. 

Derselbe  war  fast  durchweg,  soweit  ich  im  Stande  war,  sein 
spezifische»  Gewicht  zu  ermitteln,  für  unsere  Anforderungen  zn 
leicht  nnd  dünnflüssig,  hat  daher,  da  die  deutsche  Pbarmakopöe 
die  dickflüssigen  Sorten  bevorzugt  (*pet.  Gew.  0.«  bis  O.*®)  wenig 
Aussichten  bei  uns.  Es  würde  sich  daher  empfehlen,  nur  die 


Kr.  7. 


108 

EXPORT,  Organ  dea  CeotraWereins  für  Handelsgeographie  etc. 


1M7. 


dickeren  8orten  nach  Deutschland  zu  ex  porti  ren.  Aach  Copabiba- 
Öl  fand  ich  in  mehreren  Proben,  z.  B.  eine  treffliche  bei  N eh  ring, 
sowie  bei  der  Kommission  von  Curityba. 

Gua  rank,  immer  noch  vielfach  in  Anwendung,  wennschon 
lingst  nicht  mehr  in  der  Ausdehnung  wie  früher,  hatten  Herr 
Prestes  und  Louro,  Amazonas,  und  Herr  Petisco  in  Para  aua- 
gestellt.  Die  Proben  waren  gut. 

Ganz  ausgezeichnet  wurden  einige  Proben  Honig  befunden. 
In  erster  Linie  gilt  dies  von  dem  Schleuderhonig  von  Hannemann 
in  Rio  Pardo  und  dem  Honig  von  Mahlow  und  Schneider  ia 
Joiovillc.  (Ferner  sandte  Saoter  in  Säo  Leopolde,  und  Nehring 
in  Piraeicabä  Houig,  Peckolt  einige  kleinere  Proben  seltenerer 
Sorten.)  Der  ganze  Reicht  hum  der  tropischeu  Flora  duftete  aus 
denselben,  and  ein  so  vortreffliches  „Bouquet**  lag  ln  dem  Ge- 
schmacke  dieser  Honige,  daß  sie  wohl  kaum  von  einem  aodcrcu 
Produkte  übertroffen  werden  könncu.  Valparaiso-Houig  faud  ich 
niemals  so  vorzüglich,  und  unser  heimischer  erreicht  diese  Vortreff- 
lichkeit niemals,  ganz  abgesehen  davon,  dafs  er  erheblich  tbenrer  ist. 
Der  Preis  des  Scb  neid  er 'sehen  Honigs  ist  derselbe  wie  der  von 
Valparaiso-Honig  (Vertreter  H.  Ecke,  Berlio,  Markusstr.  5).  Der 
mehrfach  vertretene  Crucubonig  bat  meinen  Beifall  nicht  gefunden. 
Bei  mäßiger  Preisstellung  kann  man  den  ausgestellten  Produkten 
eio  günstiges  Prognostiken  stellen. 

Das  Gleiche  kann  ich  in  letzterer  Beziehung  von  dem  Wachs 
sagen,  welches  hier  einen  verhiltnißmäßig  hoben  Preis  besitzt, 
drüben  jedoch  sich  erheblich  billiger  stellt.  Die  mir  vorliegenden 
Proben  von  M ichael is- Lages;  v.  Jbering-Säo  Loureo^o;  Hanne- 
mann-Rio  Pardo;  Kolonie  Silveira  Martins  (Rio  Grande); 
Nebring-Piracicahä;  Saute r- Kolonie  Säo  Leopoldo;  Matheus- 
Peroambuco;  Carlos  Leal- Pernambuco  warm  nicht  Übel  und 
zeugten  von  aaebgemfifser  Bearbeitung ; besonders  das  Bienenwachs 
war  schön,  weniger  die  vorgeföhrten  Proben  Carnaoba  wachs. 
Letzteres  (von  Copemicia  eeriftra)  könnte  in  viel  besserer  Qualität 
geliefert  werden  — alsdann  würde  sicher  die  Nachfrage  danach, 
die  jetst  nur  noeb  gering  ist,  steigen. 

Ipecacnanha  war  gut  vertreten  nod  wurde  uns  von  Jo  io  4 
P.  Lima  in  Pernambuco,  Nehring  in  Piracieahä  und  dem  Kranken- 
bause io  Avaruna  vorgefübrt.  Solche  von  Cephaülls  lpecacu- 
anha  ( Ipeeacuanha  negra , Poaia  preta),  der  einzigen  Sorte,  die 
in  Deutschland  offlzineli  ist,  hatten  de  Ho  II  an  da  in  Rio  de  Janeiro, 
d'Aranjo,  ebendaselbst,  u.  A.  ausgestellt.  Sie  allein  besitzt  Be- 
deutung für  uns.  Aufser  ihr  fand  ich  noch  Tpecacuan&a  branca , 
(Ibaia  branca ) von  Btchardsonia  scabra  St.  HU;  Ipec.  aus  lacarehy; 
Poaya,  Poaia  de  flor  mul : Ibaia  de  flor  vermelho  (Piracicabä);  Ratz 
de  Ibaia  de  Hatto  grosso  (Psychotzia  lasiostylis)  aus  Rio  u.  a. 

Sassaparille  war  nur  io  zwei  Proben  (aus  Vcuezuela  und 
Rio  de  Janeiro,  letztere  von  d’Aranjo)  vertreten,  die  in  Deutsch- 
land keine  Verwendung  finden  können,  da  sie  beide  nicht  zu  der 
in  Deutschland  allein  zugelaasenen  Ho  udnra.v- Sorte  gehören.  Nach 
einer  mikroskopischen  Prüfung  derselben  gehörte  die  eiue  zur  aogen. 
Veracruz -Sorte,  die  andere  zu  einer  als  Parä-Sarsa  bekannten. 
Der  ans  Venezuela  (Seccion  Zulia.  Estado  Palcon)  vorliegende 
Ballen  (Zurron)  gab  ein  hübsches  Bild  der  Verpackungsart 

Solche  Sarsa  mit  den  Rhizomen  und  8tengelresteo  ist  aber 
in  Deutschland  nicht  mehr  beliebt.  Man  zieht  hier  die  prallen, 
stärkereichen  Sorten  vor;  ob  mit  Recht,  glaube  leb  bezweifeln  za 
müssen,  denn  die  Stürke  ist  es  nicht,  weswegen  man  Santa  ver- 
wendet, und  manche  der  jetzt  verworfenen  Sorten  mag  wirkungs- 
voller sein  als  die  so  beliebten  Honduras.  Allein  für  die  Expor- 
teure  mufs  der  Geschmack  der  Länder,  io  die  sie  ihre  Waare 
senden,  bezw.  die  medizinalpolizeilicben  Vorschriften  in  denselben 
(bes.  die  Pbarmakopöe)  roafsgebend  sein,  and  beide  verbieten  z.  Z. 
Sorten  wie  die  ausgestellten,  überhaupt  dürfte  es  sich  empfehlen, 
das  Rhizom  fortzulasaen,  die  Wurzeln  gnt  zu  sortireo,  der  Länge 
Ducb  neben  einander  zu  legen  and  demnach  von  der  in  Venezuela 
beliebten  Verpackungsart  gftnzlicb  abzugehen.  Dann  wird  eR  der 
freilich  stark  io  Abnahme  begriffenen  Droge  vielleicht  eher  gelingen, 
wieder  das  Vertrauen  zu  erwecken  und  zu  weiteren  Versuchen  anzn- 
regen.  Im  Grofsen  und  Garnen  besitzt  die  Droge  wenig  Sympalbieen 
mehr.  Ein  Versand  in  geschnittener  Form  (wie  sie  de  Hollands  in 
Rio  ausstellt)  ist  zu  widerratbeo.  Der  Preis  der  Sarsa  von 
Seccion  Zulia  (Ausfuhrhafen  Maracaibo)  beträgt  40  bis  50  * H pro 
Zentner  loco. 

Eine  Probe  Perühalsam  stand  zwar  im  Katalog,  war  aber 
nicht  aufzufinden. 

Die  ausgestellten  Chinarinden  waren,  wie  schon  erwähnt,  nicht 
zahlreich.  Besonderes  Interesse  erregten  nur  die  von  Herrn 
Leieksenringin  Bol i via  ausgestellten  Calisaya-Kulturrindeo. 
Ea  waren  ziemlich  starke  eingerollte  Astrinden,  deren  Cbiningehalt 
zum  Theil  schon  recht  hübsche  Fortschritte  in  den  Chinakulturen 


I Bolivias  zeigte,  denen  man  von  ganzem  Herzen  Gedeihen  wünschen 
' roufs.  No.  IX  zeigte  (nach  Leichsenrings  Angaben)  6.75 S 
und  No.  X gar  6 » % Chinin,  bei  verh&ltaißmäßig  niedrigem  Gt- 
halte  an  Cinchonin  (0,w  bez.  1,07%).  Wenn  die  Kulturen  so  fort- 
sebreiteo.  werden  wir  bald  von  guten  Erfolgen  zu  hören  haben 
Die  Probe  von  Cuzcorinde  au»  Arequipa  war  an  Ausaeben  gut;  *ie 
bestand  aus  schönen  gerollten,  mehrere  Ccntimeter  dicken  Astrinden 
Eine  Angabe  über  den  Alkaloid-  bezw.  Chiningebalt  — die  erste  und 
Hauptforderung,  die  mau  jetzt  an  eine  Sendung  China  zu  stellt« 
berechtigt  ist,  da  die  deutsche  Pbarmakopöe  jede  Rinde  zuläßt,  dw 
den  gehörigen  Alkaloidgehalt  (8.5 °/o)  besitzt  — war  weder  die#« 
Rinden,  aoeh  den  beiden  Bäekcbrn  China  aus  Bahia  und  Per- 
nambneo  beigegeben.  Sie  sollte  niemals  fehlen.  Die  Cuzcoricßf 
fand  ich  cfaininreich;  die  beiden  letzteren  Sendungen  zeigen,  dift 
der  Landweg  durch  den  amerikanischen  Kontinent  noch  jetzt  bis- 
weilen nieht  gescheut  wird. 

Chinarinden  anderer  Provenienz  waren  auch  zu  sehen: 
China  preta  da  Terra  von  Ctstrum  Ibcudochina  hatte  s.  B.  Verai 
in  Pernambuco  vorgefübrt,  Quinn  amarella  die  Prov.  Parana.  Qum 
da  folha  grande  Säo  Paulo,  Quinquina  von  Exostema  ctupidat ka 
□nd  Qvina  da  Serra  Rio  de  Janeiro.  Die  seiner  Zeit  ausgrfübrv 
Rio  de  Janeiro-China  war  nicht  vertreten,  sie  dürfte  daher  wohl  anct 
im  Lande  selbst,  wie  hier,  jede  Bedeutung  verloren  haben.  Über- 
haupt besitzen  alle  Chinarinden,  die  nicht  dem  Cinchonengürtel  dir 
Andeu  entstammen,  oder  gar  alle  von  anderen  Pflanzen  abgeleitetes 
1 für  uns  zunächst  kein  Interesse,  obwohl  nicht  zu  lcngnen  ist,  dit 
1 sie  wegen  ihrer  Bitterkeit  und  anderer  ihnen  uachgcrübmten  Eiget- 
j schäften  bisweilen  werthvolle  Arzneimittel  sein  können.  Es  bt 
uutcr  ihnen  manche  Rinde,  die  zu  einer  Untersuchung  einladei  uoa 
dieselbe  wohl  auch  schon  gefunden  hätte,  wenn  sie  nicht  dea  an- 
sprucbsvolleu,  nur  auf  die  Bitterkeit,  nicht  einen  Cbiningehalt  xt- 
rückznfübreoden  Namen  „China"  führte.  Man  hat  aber  dieaesogtr 
1 falschen  Chinarinden  meist,  wenn  man  kein  Chinin  fand,  betonte 
geworfen,  ohne  sie  weiter  der  Beachtung  zu  würdigen. 

Die  zahlreich  (besonders  von  Carv  al  ho  & Mc  1 1 o,  A.  Louro. 
C.  Prestes  u.  A.  in  der  Provinz  Amazonas)  ausgestellten,  d» 

I meotlich  medizinisch  verwendeten  Milchsäfte  (leite)  waren  wifd-f 
simmtlicb  in  viel  zu  genügen  Mengen  ausgestellt,  als  dafs  sich  O 
Unheil  über  dieselben  abgeben  liefse.  Es  wäre  sehr  zu  hoffen,  <tib 
bei  einer  künftigen  Ausstellung  einmal  von  einem  Sachverständig' 
drüben  eine  durch  ausreichende  Proben  illuslxirte  Kollektion  ta 
Milchsäften  vorgeführt  würde,  die  eine  Untersuchung  lohnt.  Eiflf  1 
kleine,  schlecht  verschlossene  Booteille  mit  (bisweilen)  verdorbesea 
Milchsaft  genügt  eben  nicht.  Die  Nachfrage  nach  Kautschuk,  dea 
Hauptprodukte  aller  Milchsäfte,  steigt  von  Jahr  zu  Jahr.  &*»' 
Amerika  ist  außerordentlich  reich  an  milchenden  Pflanzen,  die  uw 
Erträge  liefern  können  nnd  viel  wichtiger  in  technischer  als 
medizinischer  Beziehung  sind.  Wenn  die  Kautschukfabrikatuo 
i dort  auf  Grund  vorheriger  genauer  wissenschaftlicher  Untersuch  uö|F'I! 
möglichst  zahlreicher  Milchsäfte  sachgemäß  eingerichtet  wird, 
ist  gar  nicht  daran  zu  zweifeln,  dafa  sie  bald  einen  enorroeu  Auf- 
schwung nehmen  und  großen  Absatz  finden  wird;  zeigeo  doch 
wenigen  (1. 8.  von  Petisco  in  Pari)  ausgestellten  Proben,  d»‘‘ 
das  Produkt  ein  gutes  ist.  t . . 

Von  den  Fett-  nnd  Ölpflanzen  interesairte  mich  n»**r,KD 
in  erster  Linie  der  jSicism  communis.  Die  Aussteller,  welche  aus 
Riciuns&a  m en  gesandt  haben,  sind  zahlreich:  8crtorio  i<*  1 •'f* 
Paulo,  Salomon  in  Espirito  Santo,  Assiz  Soaxa  in  Babia, 
it  P.  Lima,  de  Lemos  und  da  Cunba,  Martins  & Bas(° 

| in  Pernambuco. 

Die  große  Zahl  der  Aussteller  zeigt  allein  schon,  daf* 
Kultur  des  Ricinus  dort  tüchtige  Fortschritte  gemacht  bat. 
Proben  waren  durchweg  gnt,  ebenso  wie  das  daraus  ge«®00*"* 
(Oleo  mntnona).  Ganz  vortrefflich  war  das  Ricinusöl  de*  H 
Scheeffer  in  Blumenau,  Sa.  Catharioa;  (Preis  0,<w  c/df  Pr0  , 
gramm  franko  Säo  Francisco  do  8ul).  Wenn  solches  öl  z® 

Preise  dauernd  au  den  deutschen  Markt  kommt,  so  wird  «* 
der  ostiudischen  Konkurrenz  guten  Absatz  fiudeo.  . 

Von  den  Fettpftanzen  interessirt  dann  zunächst  die  Myrisla* 

| abtheiluog.  Die  Bicuiha,  das  Fett  der  Myristica  bkuw a,  ^ 

' freilich  in  wenig  einladenden  Proben,  die  Samen  selbst  äsgcp^ 

. in  guter  Qualität  vorhanden.  Eine  geregeltere  Fabrikate 
auch  hier  ein  besseres  Produkt  erzeugen.  . ^ 

Unter  dem  Namen  Ucuhuba  werden,  wie  die  Bwti®  ^ad 
zeigte,  die  Samen  der  Myristica  surinamentu  verwendet.  »Jf ' 
außerordentlich  fettreich.  Das  Gleiche  gilt  von  den  0it***ic*t®*  0jr 
von  Pieuragina  1 anbrosisstma  Arr.  C.  (die  Bestimmung  erschein  ^ 
fraglich),  öl  enthalten  auch  die  Amendoim,  die  A odirobs/rvy 
{ Carapa  gnineenns)  die  N h an  d iro  ba- Samen  (FemUea 
letztere  liefern  das  Oleo  de  andiroba,  welches  uns  deM«®dt' 


109 

1887.  EXPORT,  Organ  des  Centralvereins  für  Handelsgeographie  etc.  Nr.  7. 


und  da  Silva  in  Parahyba  vorführen  und  das  besonders  zur  Seifen- 
fabrikation sich  eignet.  Amazonas  bat  viele  Ölsamen  nnd  Früchte 
und  die  Produkte  selbst  vorgeführt,  die  nach  einer  vorläufigen  Fett- 
best itnrnung  einiger  der  ersleren  wohl  brauchbar  und  ergiebig  Rind; 
doch  sind  die  öle  meist  nicht  sehr  wohlschmeckend.  Die  ebendaher 
stammende  Kakaobutter  hatte  meinen  Beifall  nicht;  das  Fett  der 
Cumarüsameu  ( Dipterix  odorata ) besitzt  einen  feinen  Geruch  und  ist 
zu  Parfüroeriexwecken  wohl  verwendbar. 

Die  ausgestellten  animalischen  Fette  (Aussteller:  Jorge  (Haussen 
( Etahelecimento  Fhredao)  in  Cachoeira.  and  Joäo  Pedro  Kölzer  io 
Sa.  Cruz)  erwiesen  sich  sämmtlich  als  für  den  medizinischen  Gebrauch 
nicht  verwendbar.  Sie  waren  auffallend  hart. 

Die  von  Venezuela  (Seccion  Zulia)  in  eigenartigen  Beuteln 
ausgestellte  Ilausenbtase  (üfincftcs  de  Curbina ) war  vortrefflich  (Preis 
4 vif.  pro  Kilogramm). 

Eines  Produktes  mag  noch  an  dieser  Stelle  Erwähnung  ge- 
schehen, wrlches  allerdings  nur  zur  Hällte  zu  den  Drogen  zu 
rechnen  ist,  der  Cajü-Kastanien  {Anaeardium  occidentale).  Ebenso 
wie  man  die  Amendoim  oder  Marti  (die  Erdnüsse,  pea  nwte,  voo 
Arachix  kypogaea ) rüstet  und  geröstet  genießt,  so  hat  man  nun  auch 
die  sog.  Elcpbnntenlfiuse  in  der  gleichen  Weise  behandelt  und  ein 
unserem  Gcschinackc  so  trefflich  zusagendes  Produkt  erhalten, 
daß  das  Glas,  welches  sie  enthielt  (es  war  von  der  Ausstellung«- 
kommßsion  in  Pernambuco  ausgestellt),  schon  frühzeitig  geleert 
war.  Die  gerösteten  Cajü-Kastanien  schmecken  nämlich  erheblich 
besser  als  die  Amendoim.  Es  ist  sehr  interessant,  dafs  man  gerade 
auf  diese  Frucht  als  Genufs  mittel  verfiel,  die  doch  in  der  Frucht- 
schale  das  so  stark  fitzende  Cardol  enthalt.  Um  den  Kern  zu  be- 
nutzen, röstet  man  die  ganze  Frucht  stark  and  entfernt  dann  erst 
die  Schale.  Ich  habe  selten  eine  wohlschmeckendere  geröstete 
Frucht  genossen,  als  diese  Cajiis  (Preis  K..K  pro  15  kg). 

Cocablfitter  waren  in  guter  Qualität  aus  Cuzco  von  Rob. 
Reinecke  and  Petersen  & Emmel  in  Arequipa  vorgefuhrt 

Mate  (Paraguav-Thee)  war  reichlich  vertreten,  als  Droge  so- 
wohl wie  prfiparirt  gepulvert.  Aussteller  waren  besonders:  Kölzer 
in  Santa  Cruz,  F.  Fon  tan  a in  Curityba,  ferner  vou  J bering  in 
Säo  Lourenco,  Oliveira  in  Joinvil’le,  Ildefonso  P.  Correa, 
Francisco  J.  Requiäo  und  JoseRibeiro  de  Macedo,  Loyola 
Rebe llo  in  Curityba,  Aug.  Germer  in  Rluroeoau. 

Ich  habe  schon  früher  vielfach  Versuche  mit  der  Herva  Mate 
( Ilex  paraguayemis)  angestellt  und  habe  diese  Versuche  neuerdings 
unter  Herheiziehung  zahlreicher  Freunde  und  unter  Berücksichtigung 
aller  der  für  die  Bereitung  angegebenen  Kautelen  wiederholt. 
Allein  ich  bin  doch  zu  meinem  früheren  Urtheile  zurückgekehrt: 
der  Mate  ist  nichts  für  den  deutschen  Geschmack.  Doch  will  es 
mir  scheinen,  dafs  mau  sich  an  den  Geschmack  gewöhnen  kann  und 
ihn  mit  der  Zeit  angenehmer  findet  als  anfangs.  Von  Bedeutung 
dürfte  er  aber  als  Theesurrcgat  für  unsere  Marine  sein,  oder  als 
Verbcsserungsmittel  für  schlechtes  Wasser  bei  weiten  Landreisen, 
wozu  ihn  sein  angenehmer  adstriogirender  Geschmack  und  der 
billige  Preis  (Kölzer  liefert  1 kg  für  1 , # frei  Porto  Alegre)  be- 
sonders befähigt. 

Dafs  man  auch  die  eigentliche  Theeknltnr  eifrig  in  Süd- 
Amerika  pflegt,  zeigten  gute  Proben  von  Chd , die  Ne  bring  nnd 
Diederichscn  (Säo  Paulo)  ausgestellt  hatten. 

Tonkobohneo  (Camorü),  von  Veras  in  trefflicher  Güte  vor- 
geführt und  auch  in  der  Abtbeiluog  Amazonas  (bei  Herrn  Louro) 
vertreten,  ist  ein  jetzt  sehr  begehrter  Artikel,  der  in  viel  größerer 
Menge  importirt  werden  könnte.  (Veras  notirt  als  Preis  pro  15  kg 
60  « //.)  Aach  ein  Fett  ( Oleo  de  cumarü ) war  in  der  Abtbeiluog 
Amazonas  ausgestellt  (siehe  oben.) 

Die  ausgestellten  Harze  und  Gummata  waren  von  unter- 
geordneter Bedeutung.  Peckolt  sandte  zahlreiche  kleine  Proben, 
Stolzenbach  Gummi  von  Maogabeira,  Dr.  E.  Fereira  in  Parahyba 
Cujucinbarz,  Louro  in  Amazonas  Breu  branco  oder  cicanlan  (IVo- 
Iwm  guianense ) die  Ausstellungskommissioo  der  gleichen  Provinz 
Jutabyharz  (Hymenaea  Courbaril):  Tacamahac  und  Caricari  (Eicmi), 
Kt-sioa  Algarobba  and  Gummi  (Carana)  war  ausgestellt  von  der 
Seccion  Zulia  (Venezuela). 

Ferner  war  von  wichtigeren  Drogen  vorgeföhrt:  Cayennepfeffer 
( pimenta  romarinha ) durch  v.  Jheriog,  Säo  Lourengo;  Quassia- 
becher  aus  Parana;  UruQU  (Orlean)  und  Barbatimänrinde  aus  Pira- 
ricabä;  Jequirity sarnen  (Abrus  precatorim)  aus  Rio  de  Janeiro; 
Paranüsse,  Pbro/udo-Rinde  (Hortia  arborea  Engler );  Fedegoso  wurzcl 
(CWia  oecidenialü  Z.?);  Vegetabil.  Elfenbein  ( FhyUlepha # macro • 
c/rrpa);  Pichorimsamen,  Jalapcnwurzel  (Butatu  de  purga);  Carni- 
culataroen  ( Gnilandina  Bondua)  und  Tamarinden  aus  Pernambuco; 
Safflor  (fälschlich  Agufrhn  = Safran  geuannt);  Apafräo  - Samen 
(Samen  von  Bixa  orellana). 

Die  Stärkemehle  waren  sehr  zahlreich  vertreten  nnd,  wie  eine 


mikroskopische  Untersuchung  lehrte,  in  fast  durchweg  guten  nnd 
gleichartigen  Mustern  ausgestellt. 

Wir  fanden  Ararutmehl  ( ararvia ) ausgestellt  von  Germer  in 
Blumenau;  Julius  Michaelis  in  Lages;  der  „commmdo  mista" 
in  Antonina  (Prov.  Paraoi);  Mehring  io  Piracicaba;  Peckolt  in 
Rio;  Coelho  und  Barros  in  Parahyba. 

Die  Arrowroots  haben  wenig  Aussichten  io  Deutschland,  was 
den  Medizinalbedarf  betrifft.  Die  deutsche  Pharmakopoe,  Edit.  L, 
schrieb  als  offizinell  allein  das  Maranta  arr<ncroot>  westindisches 
Arrowroot  ( Maranta  arundinaeea ) vor,  und  das  wird  vornehmlich  in 
den  Apotheken  noch  jetzt  gehalten.  Nun  haut  man  zwar,  wie  von 
Germer  in  Blumenau  vorgefübrte  Proben  zeigen,  io  Brasilien 
auch  diese  Maranta,  doch  steht  die  MarantastärkeprodukÜon  in 
keinem  Verhältnis  zur  Maniokge winuung.  Manihot  (Mandioca) 
in  trefflicher  Form  war  reichlich  vorhanden,  besonders  von  der  Aus- 
stelluogskomnmsion  und  Jerooymo  io  Pernambuco;  Aguirra  in 
Espirito  Santo;  Viegas  Moniz  und  Barros  in  Piracicaba;  Spiel- 
berg am  Rio  Caby,  Rio  Grande;  ferner  v.  Jheriog  id  Säo  Lourenqo; 
de  Nacar  in  Parausguä;  der  Kommission  in  Antonina;  Harros  in 
Curityba;  Ribeiro  de  Maccdo  in  Porto  da  Cima;  Avuros  und 
Sertorio  in  Säo  Paulo;  Madeira  und  Motta  in  Espirito  Santo; 
Macedo  und  Barros  io  Parahyba;  A usstellungsk ommission 
in  Amazonas;  v.  Gülich  io  Itacurubi  (Paraguay).  Da  die  Stärke- 
Körner  des  Manioks  klein  sind, seine  Verkleisteruogstemperatur  niedrig 
liegt  und  seine  Gewinnung  leicht  und  mühelos  ist,  so  hat  es,  vor- 
ausgesetzt, dafs  es  mit  der  jetzt  in  Deutschland  in  sehr  vollkommener 
Form  durgestelltcn  Kartoffelstärke  konkurrireo  kann,  vielleicht  eine 
Zukunft,  iu  technischer  Beziehung  wenigstens.  Medizinisch  kommt 
ja  Stärke  kaum  in  Betracht,  und  wo  man  sie  anwendet,  wird 
meistens  der  Weizenstärke  der  Vorzug  gegeben. 

Ueber  die  Medikamente,  galeniacbeo  Piüparate,  Spezialitäten  und 
Gebeimmittel,  bei  deren  Prüfung  ich  von  den  übrigen  Jurymitglie- 
dern,  den  Herren  Dr.  Bernurd,  Dr.  Schacht,  Parreidt,  Hobe, 
wirkungsvoll  unterstützt  wurde,  kaun  ich  mich  kurz  fassen,  da  sie 
nur  vom  pharmazeutischen  Standpunkte  aus  begutachtet  werden  konn- 
ten: ihre  Wirkungsweise  zu  prüfen,  lag  weder  in  meiner  Aufgabe,  noch 
verspürte  ich  Lust  dazu.  Wenn  ein  Medikament  gegen  20  heterogene 
Leiden  angepriesen  wird,  so  erregt  es  schoo  voo  vornherein  ganz 
außerordentliches  Mißtrauen,  und  Niemand  mag  sich  hier  seiner 
annebmen.  Von  all  den  unzähligen  Medikamenten  von  Cbinawein, 
Cajuwein,  Sirop  d'aroeira  nnd  rnutainba,  Pepton  wein,  Jatahysirup, 
Genipapowein,  elixir  citro  vieirato,  China-  und  Velaminapillen,  Sam* 
biaba-Einaprilzuog  erregten  nur  die  Jurobebapräparate  einiges  In- 
teresse; doch  erscheint  es  fraglich,  ob  auch  nur  eines  derselben 
irgendwelche  Aussicht  hat,  von  der  deutschen  Pharmazie  akzep- 
tirt  zu  werden.  Die  Droge  wollen  wir  doch  zuerst  kennen  und 
studiren.  Sie  ist  es,  die,  wenn  überhaupt  etwas  von  der  Jurubeba, 
Aussicht  auf  Erfolg  hat;  die  daraus  herzustellenden  Präparate  wird 
man,  wenn  die  Droge  sich  als  das  erweist,  was  sie  sein  will,  als- 
dann in  Deutschland  bereiten  und  niemals  aus  Süd-Amerika  be- 
ziehen, besonders  da  die  uns  hier  vorgefübrten  und  ausgestellten 
medizinischen  Präparate  vom  galenischon  Standpunkte,  vom  Stand- 
punkt der  bekanntlich  außerordentlich  streng  verfahrenden  deut- 
schen Pharmazie,  mit  nur  wenigen  Ausnahmen  als  nicht  lege  artü 
bereitet  zu  bezeichnen  sind.  So  sedimentireode  Weine  und  Elixire,  so 
trübe  Sirupe  und  ungleichmäßige  Extrakte  und  Pillen,  wie  diese, 
passiren  nicht  die  strenge  Kontrolle  eine«  deutschen  Rezeptors,  sie 
mögen  noch  so  elegaot  verpackt,  noch  so  geschmackvoll  etiket- 
tirt  und  mit  noch  so  reichhaltigen  Empfehlungen  versehen  sein ; 
für  südamerikanische  pharmazeutische  Präparate  (Extrakte,  Tink- 
turen, Sirupe)  »st  also  — wenn  ich  einige  wenige  ausnebme  — 
in  Deutschland  kein  Markt.  In  noch  viel  höherem  Grade  gilt  dies 
; für  die  sog.  Patontarzneien,  die  unter  Angabe  der  Beatand- 
, tbeile,  aber  unter  Verschweigung  der  Bereitungsart,  verkauft 
werden. 

Geradezu  aber  bedenklich  sind  die  Gebeimmittel.  Das 
Berliner  Polizeipräsidium  und  der  Karlsruher  Orlsgesundheitarath 
führen  einen  heftigen  Kampf  gegen  den  deutschen  Gebeimmittel- 
Schwindel,  und  nun  sollt-n  wir  uns  noch  zu  den  einheimischen 
tropische  Gebeimmittel  zulegen?  Das  ist  denn  doch  etwas  viel 
verlangt.  Wenn  es  sich  um  Zahntropfen  handelt  oder  ein  un- 
fehlbares Antisyphiliticum  oder  einen  Magenbittern,  dann 
mag  es  noch  geben  — wir  haben  dieser  Mittel  so  viele  schon,  daß  cs 
am  Ende  auf  eins  mehr  oder  weniger  nicht  ankommt.  — Was 
muß  sich  aber  dieser  Chirurg  Morsch  von  der  deutschen  Heilkunde 
für  einen  Begriff  machen,  der  sich  untersteht,  in  einer  Reihe  von 
Bierflaschen  uns  vorzusetcen  «Mittel  gegen  jeden  kalten  and  heißen 
Brand11,  „Mittel  gegen  jede  Art  Blutvergiftung  durch  tbierisches 
oder  menschliches  Leichengift11  (10  bis  15  Tropfen  in  eia  Trinkglas 
Wasser!)  „Mittel  gegen  alle  Arten  von  venerischen  Krankheiten“, 


110 

Nr  7.  EXPORT,  Organ  de#  Centralverein#  für  Handelsgeograpbio  etc.  1887. 


.Mittel gegen  dieHuodswuthfßObis  HX)Tropfen  in  ein  Glas  Salzwasser: 
.besser  und  sicherer  als  Pasteur  s Verfuhren  („probat“),  und  gar  ein 
.Mittel  gegen  alle  lebensgefährlichen  Krankheiten“,  selbst  asiatische 
Cholera,  gelbes  Fieber.  Pest,  Faul-  und  Surapffieber“  (4  bis  30  Tropfen 
iu  ein  Glas  Wasser,  davon  alle  5 Minuten  einen  Theelflffel),  der 
fflr  eine  Bierflasche  dieser  Mixturen  von  etwa  1 Liter  20.  24, 
ja  32  Mark  verlangt  und  sich  bereit  erklärt,  das  Geheimnifs  der 
Bereitung  zu  verkaufen. 

Derartige  Monstrositäten  sind  aber  selbst  in  Söd-Amerika  Selten- 
heiten, und  die  intelligenten  und  rührigen  Apotheker,  von  denen 
wir  schon  oben  mehrere  genannt  haben,  weisen  unzweifelhaft  die 
Gemeinschaft  mit  jenem  Herrn  Morsch  weit  von  sich. 

Wenn  an  eine  Adresse,  so  ist  es  an  die  dieser  Pioniere  europäi- 
scher und  speziell  deutscher  Pharmazie  und  Naturforsebuog  in  Söd- 
Amerika,  an  welche  ich  die  Bitte  richte,  in  der  Beschickung  deutscher 
Ausstellungen  insofern  eine  Aenderuog  eintreten  zu  lassen,  als 
sie  die  an  sich  und  für  das  südamerikanische  Publikum  ja  sehr 
schAtzenswerthen  Spezialitäten  künftighin  fortlassen:  sie  finden  bei 
uns  wirklich  kein  Feld;  statt  dessen  aber  recht  viele  Drogen,  in 
guten  Exemplaren,  mit  genauer  Angabe  der  Stammpflanze  oder 
unter  Beilegung  derselben  und  Hinznfngung  einer  Liste  derjenigen 
Krankheiten,  gegen  die  man  die  Droge  drüben  anwendet,  einsenden: 
dann  werden  wir  uns  leichter  verständigen,  einen  regeren  Austausch 

r 'flogen  und  auch  an  die  Untersuchung  der  Drogen  mit  gröfserem 
nteresse  gehen.  Sie  können  unserer  Unterstützung  sicher  sein. 

Schon  das,  was  die  diesmalige,  gerade  von  den  Apothekern 
trefflich  beschickte  südamcrikanischc  Ausstellung  au  Drogen  bot, 
war  sehr  aoerkennenswertb  um!  wohl  geeignet,  Anknüpfungspunkte 
zu  bieten.  Es  wird  künftighin  bei  Beachtung  der  obigen  Punkte 
aber  noch  eio  weit  höherer  Nutzen  aus  derartigen  Ausstellungen 
für  beide  Theile  erwachsen  als  bisher  und  das  Band,  welches  die 
Deutsche»  diesseit  und  jenseit  des  Ozeans  verbindet,  enger  knüpfen. 
Elu  guter  Anfang  ist  ja  gemacht. 

Fassen  wir  die  Leistungen  auf  dem  Gebiete  der  Drogen  und 
Medikamente  in  ein  Gesammtresultat  zusammen,  so  können  wir 
sagen,  dafs  dieselben  auf  ersterem  Gebiete  überwiegend  gut,  ja 
vortrefflich  waren,  auf  dem  zweiten  jedoch  den  strengeren  An- 
forderungen der  deutschen  Pharmazie  nicht  genügen  kounten. 

Ich  habe  daher  im  Einverständnis  mit  den  übrigun  Preis- 
richtern der  Sektion  12  erste  Preise  (für  Drohen),  29  zweite  Preise  . 
und  22  dritte  Preise  verleiben  können,  vgl.  fulgendc  Tabelle. 

1.  Dr.  IT.  v,  Jhoring,  Säo  Lourenco,  Provinz  Rio  Grande  «Io  Sol,  Brasi- 
lien: Wachs  Drogen.  111.  Preis. 

2,  W.  Spiolborg,  fasnuta  »Spielberg"  am  Rio  Catav.  Provinz  Rio  Grande 
do  Sul,  Brasilien:  medizinisch«  Stärke,  Maniok.  II.  Preis. 

3.  Johann  Peter  Kotier,  Santa  Cruz,  Provinz  Rio  Grande  do  Sul, 
Brasilien;  Paraguaythee  (Maie).  III.  Preis. 

,4  Produzent  Wilhelm  Mün*-h  (Aussteller  J.  P.  Küher),  Santa  Cruz, 
Provinz  Rio  Grande  do  Sul,  Brasilien;  Fett.  III.  Preis. 

5.  Kolonie  Silvoira  Martins,  Provinz  Rio  Grande  do  Stil,  Brasilien; 
Wachs.  III.  Preis. 

fl.  Johann  Sauter,  Hom  Jardim,  Kolonie  S(Lo  Leopolde,  Provinz  Rio 
Grunde  do  Sul,  Brasilien ; Honig,  Wachs,  Fett.  111.  Preb. 

7.  Fr.  August  Hanne  mann,  faicnda  „Abellina“  bei  Rio  Pardo,  Provinz 
Rio  Grande  do  Sul,  Brasilien;  Schleuderhonig  I.  Preb. 

8.  Karl  Schneider,  Joinville,  Provinz  Santa  Cat  hart  na,  Brasilien;  Honig. 

I.  Preio. 

9.  Georg  Böttger.  Itajahy-Rrusqu«,  Provinz  Santa  Catharina,  Brasilien; 
Kopairahalmm.  II.  Preb. 

10.  Wilhelm  Scheeffer,  Rlttmennit,  Provinz  Santa  Catharina,  Brasilien; 
Ricinunol.  I.  Preb. 

11.  Julius  Michaelis,  Loge»,  Provinz  Santa  Catharina,  Brasilien;  Wachs, 
Stärke  III.  Preis,  Honig  und  Ingwer  II.  Preis. 

12.  M ab  low,  Joinville,  Provinz  Santa  Catharina,  Brasilien:  Honig  I.  Preb. 

13.  Jose  Celestino  de  Oliveira,  Joinville,  Provinz  Santa  Catharina; 
Male.  III.  Preis. 

14.  Commieeäo  nritta  {Ausstellung«  - Kommission)  iu  Curityha,  Provinz 
Parana,  Brasilien:  Drogen  (Kopalvabalsam).  II.  Preb. 

15.  Francisco  F.  Fontana,  Caritvba,  Provinz  Parana,  Brasilien;  Mate. 

II.  Preb. 

16.  Apotheker  Karl  Nehring,  Piracicabä,  Provinz  Säo  Paulo,  Brasilien: 
Drogen.  Liesammt lei&tung  I.  Preb. 

17.  Antonio  Gotnez  de  Azevcdo  Sampaio,  Jacarehr,  Provinz  Säo 
Paulo,  Brasilien:  iiharmazeuti.vche  Präparat**.  III.  Preis. 

18.  Dr.  Morse*  Burros,  Piraricabft,  Provinz  Säo  Paulo,  Brasilien:  Stärke. 
II.  Preis. 

19.  Ausstelluneskoramission  in  Säo  Paulo,  Brasilien;  Stärke.  II.  Preb. 

20.  Rudolf  Lehmann,  SAo  Jom  dos  Campos,  Provinz  Säo  Paulo,  Brasi- 
lien; Apotheker vaaren.  III.  Preis. 

21.  Fabrica  de  Avuroa,  Säo  Jose  dos  Campos,  Provinz  Säo  Paulo,  Bra- 
silien: Stärke.  II.  Preb. 

22.  Gustav  Peckolt,  Rio  de  Janeiro,  Brasilien;  Drogen.  I.  Preis. 

23.  Jofto  Aguirre,  Victoria,  Provinz  Rspirito  Santo,  Brasilien;  Drogen 
und  deren  Produkte,  Öle.  II.  Preis. 


24.  Municipio  do  Assassnalv,  Minta  Geraes,  Brasilien;  frische  Vanille 

I.  Preis. 

25.  Karl  Walther  Kleine,  Villa  do  Tubario,  Provinz  Santa  Catharina. 
Brasilien;  präparirte  Vanille.  I.  Preis. 

26.  1>.  Paulino  Antonio  Aguirra,  Säo  Matheus,  Provinz  Espirito  Samo. 
Brasilien;  Stärke.  II.  Preis« 

27.  Francisco  da  Rorha  Tagnrro,  Victoria,  Provinz  F.«pirlto  Santo. 
-Brasilien;  Ricinunameu.  II.  Preis. 

28.  Francisco  de  Assis  Souza,  Bahia,  Brasilien;  Chinarinden,  Ricinus, 
samen.  IL  Preis. 

29.  Eugenio  Marques  de  Hollands,  Rio  de  Janeiro,  Brasilien;  I.  Preb 
für  üesatnmtleistuug  und  für  Loroqfa  Ttmoerina.  für  Drogen  II.  Preb. 
für  pharmavcutitvche  Präparate  (Extrakte)  111.  Preis. 

30.  Antonio  Jos«  Rodrigucs  d'Araujo,  Rio  do  Janeiro,  Brasilier.; 
pharmazeutische  Präparate  III.  Preb,  Drogen  II.  Preis. 

31.  Antonio  Borges  do  Castro,  Rio  do  Janeiro;  Apothckcrwaarcn 

III.  Preb;  festes  Pepion  II.  Preis. 

32.  Robert  Kogall,  Santa  Leopoldina,  Provinz  Espirito  Santo,  Brasilien: 

Amendoim.  III.  Preis. 

33.  Stadtverwaltung  von  Riaehuelo,  Provinz  Sergipe,  Brasilien:  Drogtc.. 
phannazeut isr he  Präparate.  II.  Preis. 

34.  Ausstellung»-  Kommission  in  Recife,  Provinz  Pcrnambucn,  Brasilien. 
Drogen,  Cajti,  Stärke,  Ingwer;  für  Gesammtleiatung  I.  Preis. 

35.  Guimaräes  * Valente,  Pernambuco,  Brasilien;  Ziroint.  II.  Preb. 
36-  A.  M.  Veras,  Pernambuco,  Brasilien;  Drogen  (Jurubeba,  China.  ■ 

Cumaru,  Vanille);  für  Geframmllcistung  I.  Preb. 

37.  J.  V.  Alves  Matheus,  Pernamhuro,  Brasilien:  Wachs.  III.  Preis. 

38.  A.  P.  Cunha,  Pernambnco,  Brasilien;  Kicinussamen,  Sesam-  III.  Preis. 

39.  Hermann  Stolzenbach  A Co.,  Pernambuco,  Brasilien;  Feitsamcr. 
UI.  Preis. 

40.  Jo&o  it  P.  Lima,  Pernambuco,  Brasilien;  Ririntr.vsaincn,  China,  Ipc- 
cacuanha,  Strychnos.  II.  Preis. 

41.  Andre  Maria  Pinheiro,  Pernambuco,  Brasilien;  Honig.  III.  Preb. 

42.  Joaquim  de  Almelda  Pinto;  Dteeionario  da  Botanica  Braxileita 

II.  Preis.  (F.s  empfiehlt  sreh,  den  Verfasser  Buszaieiehnen,  obgleich  er 
nicht  Aussteller  Ist.) 

43.  Rartholomco  A Co.,  Pernambuco.  Brasilien:  Jurubeba  - Präparate 

III.  Preb. 

44.  Leicbsenring,  Cochahamba,  Bolivia;  Chinarinden.  II.  Preis. 

45.  Manoel  Fau*iino_de  Mendonca  in  Kege  Bjutos,  Protfius  Parabyba 
do  Morte,  Brasilien,  Öl«  usw.  III.  Preis. 

4G.  Tgnacio  Mala  da  Silva,  Coelho,  Provinz  Parahyba  do  Sorte,  Brasilier 
Oele  usw.  III.  Preis. 

47.  D.  Carmem  Bandeira,  Provinz  Parahvba  do  Nortc,  Brasilien ; Vanillen. 

II.  Preis. 

48.  Amador  Louro,  Amazonas,  Brasilien;  Harze,  Drogen.  II.  Preis. 

49.  Caetano  Prestes,  Amazonas,  Brasilien;  Hölter,  S&fte,  Uuarauä,  Kopaira 
II.  Preis. 

50.  Jos«  Mathias  Gomes,  Amazonas,  Brasilien;  Drogen.  III.  Preb. 

51.  Ausstellungs  - Kommission  von  Amazonas,  Brasilien;  Drogen.  , 
Hölzer,  Kopaivahalsam.  II.  Preis. 

52.  Carvalho  e Mello,  Amazonas,  Brasilien;  Drogen,  Säfte.  III.  Preb. 

53.  Goblerno  de!  Seccion  Zulia  (Estado  Patron),  Venezuela;  Sassapi 
rille,  Chinarinde,  Kopatrabafsam,  Harze,  Hausenblase.  II.  Preis. 

54.  Petersen  A Emmel,  Areqnipa,  Peru;  Chinarinde,  Cool  II.  Preis. 

55.  Robert  Keinecke,  Areqnipa,  Peru;  Coca.  II*  Prel*. 

56.  Pharmakognostischer  Verein,  Berlin,  Chilenische  Drogen.  0«- 
sammtleistung.  I.  Preb. 

57.  »Südamerikaniscbe  Kolonisationsgesellschaft  in  Leipzig": 
Drogen  und  Öle:  für  Geiammtleistung  11.  Preis. 

58.  Jose  0.  Potisco,  Pani;  Kautschuk,  Ucubnbo,  Guaranä-  II.  Prel!«. 

über  das  Interesse,  das  die  aasgestellten  Drogen  und  Präpa- 
rate, speziell  die  Sammlung  von  G.  Pecknlt  iu  Rio,  auch  fflr  den 
Chemiker  haben,  bemerkt  Herr  Prof.  Dr.  R.  Biedermann: 

„Diese  aufserordeutlich  reiche  ph nrmokogoostische  Samm- 
lung von  Gustav  Peckolt  io  Rio  de  Janeiro  verdient  auch  von 
Seiten  des  Chemikers  aufmerksamste  Beachtung.  Unter  den  Aus- 
stellungsobjekten befinden  sich  neben  manchem  Bekannten,  neben 
vielen  von  dem  Aussteller  und  von  seinem  Vater  Dr.  Th.  Peckolt 
untersuchten  Stoffen  manche  Körper,  besonders  ätherische  öle,  die 
wissenschaftlich  noch  völlig  neu  sind.  Einige  Untersacbungcn,  die 
noch  im  Gange  sind,  haben  dies  bereits  erwiesen.  Z.  B. : 

No.  836.  Oleo  Santa  Maria;  spezifisches  Gewicht  be- 

steht aus  verschiedenen  Stoffen;  begiuut  bei  175°  C.  zu  sieden,  der 
Siedepunkt  steigt  gleichmfifsig  bis  240°;  ein  geringer  Theil  siedet 
zwischen  240  und  260°;  wird  mit  konzentrirter  Schwefelsäure  briun- 
roth  gefärbt,  giebt  bei  Eiowirkuog  von  Oxydationsmitteln  feste 
Verbindungen. 

No.  349.  Oleo  de  (hiaeo;  spezifisches  Gewicht  O.jcw  bei  15°, 
siedet  bei  165  bis  180n,  oxvdirt  sich  beim  Stehen  an  der  Luft 
unter  Bräunung;  giebt  mit  Kaliambicbroinat  und  Schwefelsäure 
eine  feste  kristallisirende  Verbindung. 

No.  951.  Oleo  de  Jaborandy,  siedet  ziemlich  konstant  bei  270 
bis  275°;  mit  konzentrirter  Schwefelsäure  roth  gefärbt;  wird  za 
einem  kristallisirbaren  Körper  oxydirt. 

Wenn  auch  von  den  drei  Ausstellern:  A.  J.  de  Aranjo  in 


1887. 


111 

EXPORT,  Organ  de«  Centralverein#  für  Handel«geographie  etc. 


Nr.  7. 


Rio  de  Janeiro,  Engenio  Marques  de  Holland«  io  Rio  de  Ja- 
neiro und  A.  M.  Veras  in  Pernambuco  nicht  die  grobe  Reich- 
haltigkeit der  Peckolt'scbeo  Ausstellung  dargeboten  wird,  so  legen 
die  ausgestellten  Objekte  doch  ein  höchst  rühmliches  Zeugnifs  ab 
von  dem  Eifer,  mit  welchem  die  drei  Genannten  die  südatnerika- 
nisebe  Flora  durch  forschen,  sowie  von  der  wissenschaftlichen  Be-  \ 
fihigung,  welche  sie  bei  der  Darstellung  der  Präparate  geleitet  hat.“ 
Die  pharm9kognostische  und  chemisch-physiologische  Sektion: 

Dr.  A.  Tschirch.  Hobe.  Parreidt.  Dr.  A.  Bernard. 

Dr.  C.  Schacht.  Dr.  Th.  Weyl.  Prof.  Dr.  R.  Biedermann. 

B.  Technische  Abtheilung. 

1.  Sektion,  zur  Beurtheilung  der  Hölzer. 

Das  Unheil  der  Sektion  zur  Beurtheilung  der  Hölzer  (der 
Herren  Edmund  Schlicke,  Louis  Treitel,  K.  Grunert,  Regie- 
rungs-Baumeister, R.  Geliert,  Fabrikdirektor)  ist  bei  der  Preis- 
bemesaung  für  die  ausgestellten  Holzsammlungeo  und  einzelnen 
Hölzer  für  die  botanische  Sektion  (siebe  oben)  mit  bestimmend 
gewesen. 

2.  Sektion,  zur  Beurtheilung  der  Lohen  und  Gerbstoffe, 

sowie  der  Leder  und  Lederwaaren. 

Die  Urtheiie  dieser  Sektion  stehen  noch  aus.  Sobald  die  be- 
gonnenen Analysen  beendet  sind,  wird  der  Bericht  veröffentlicht 
werden.  Mit  demselben  werden  auch  die  Urtheiie  über  die  aus- 
gestellten Leder  und  Lederarbeiteu  zur  Publikation  gelangen. 

3.  Sektion,  zur  Beurtheilung  derTextil-  und  Faserstoffe. 

a)  Baumwolle. 

Die  rohe  Baumwolle  ist  durch  die  Kollektion  des  Kaiser- 
lichen Instituts  in  Rio  (»Imperial  Institut®  Flumineuse 
de  Agricultu  rau)  in  erster  Linie  hervorragend  vertreten;  die  Samm- 
lung zeichnet  sich  durch  ihre  Mannigfaltigkeit  und  Uebersicbt- 
lichkcit  aus.  Die  brasilianische  Baumwolle  nimmt  bekanntlich 
qualitativ  eine  der  ersten  Stellen  unter  den  rivalisirenden  Sorten  ein; 
nur  die  Höhe  ihres  Preises  und  die  leider  beschränkte  Menge 
ihrer  Erzeugung  steht  ihrer  Herrschaft  auf  deu  Märkten  von  Liver- 
pool und  London  im  Wege.  Dementsprechend  finden  sich  in 
der  Kaiserl.  Kollektion,  sowie  auch  in  derjenigen  von  Victor 
Neesen  in  Pernambuco  Sorten  von  hervorragend  langem  Stapel, 
von  vorzüglicher  Feinheit  und  Seidigkeit,  die  als  solche  für 
deutsche  Spinnereien  gut  geeignet  sind  und  für  welche  beiden 
daher  von  der  Jury  der  I.  Preis  erthrilt  wird;  dieselbe  Auszeieh- 
nnsg  wird  für  die  Kollektion  peruanischer  Baumwolle  deu  Aus- 
stellern F.  Hilbck  & Co.  iu  Piura  zuerkannt;  diese  Sammlung  | 
enthält  aofserordentlicb  feinfaserige  Sorten  voo  besonderer  Schön- 
heit, obgleich  manche  Gattungen  derselben  zur  Verwendung  für 
die  deutschen  Spinner  als  solche  zu  fein  und  daher  für  deu 
deutschen  Konsum  ihres  Preises  wegen  als  schwer  verwendbar  be- 
trachtet werden  müssen.  Einige  andere,  von  Brasilien  ausgestellte 
Baumwollsorten  wurden  von  den  Spinnern  (heil*  als  zn  gemischt 
ia  der  Farbe,  theils  als  zu  unrein  bezeichnet.  L.  S.  Scabra  iu 
Tatuby  (Süo  Paulo)  erhielt  für  seine  Baumwolle  (Mittelsorte, 
härtere,  aber  gute.Qualilät)  den  III.  Preis.  Die  von  Martin  Schaffter 
io  Hernaudarias  (Provinz  Entre-Rios)  ausgestellte  Baumwolle  ist 
lobend  zu  erwähnen,  desgl.  die  von  Job.  Santer  in  Bom  Jardim, 
Rio  Grande  do  Sul;  beide  Aussteller  erhielten  gleichfalls  den 
Hl.  Preis. 

b)  Wolle. 

Die  Kollektion  von  Kammgarowolle  der  Aussteller  Francisco 
Chaa  e hijos  in  Buenos  Aires  reprisentirt  eine  grofse,  ein- 
heitliche Leistung  des  Züchters.  Die  Wolle  ist  sehr  lang  und 
schliefst  sich  den  feinsten  Gattungen  würdig  an,  wenn  auch  die 
Spitz«  derselben  — wohl  durch  den  Iaogen  Aufenthalt  der  Schafe 
im  Freien  — hinter  der  europäischen  an  Reinheit  etwas  zurückbleibt. 

Di«  ausgestellten  Woll-Vliefse  desselben  Züchters,  welche  er 
>1*  von  deutschen  Negretti-  Schafen  abstammend  bezeichnet  und 
-Vcyrrffi  Ar  gentin  i nennt,  zeigen  bei  dem  Bestreben,  Tuchwolle  mit 
dem  erforderlichen  Nerv  und  der  nöthigen  Festigkeit  und  Elasti- 
*ült  zu  erzeugen,  doch  den  Fehler  übertriebener  Wülste,  welche  j 
d|«  Fettproduktion  fördern  und  den  Zutritt  der  Luft  zur  Hautfläche  i 
hindern.  Die  acblesischeu  Elektoralscbafe  würden  nach  Ansicht  der 
■Jury  tum  Import  nach  Argentinien  geeignet  sein  und  zur  Produzirung 
eiaer  nervigen  Wolle  führen,  wie  sie  anscheinend  von  dem  Züchter 

beabsichtigt  ist. 

Wenn  der  Züchter  in  der  ausgeiegten  Broschüre  die  Ansicht 
wsspricht,  dafs  er  die  betreffende  Herde  durch  Importe  nicht  mehr 
verbessern  könne,  so  möchten  wir  ihm  eine  persönliche  Besichtigung 


der  im  Berliner  Landwirtschaftlichen  Museum  befindlichen  Woll- 
Sammlung  wünschen,  welche  Herr  Geheim  rat  h Prof.  Settegast  dort 
ausgestellt  hat.  Der  Züchter  wird  darin  schlesische  Elektorulwollen 
finden,  welche  ihn  sehr  wahrscheinlich  zu  einer  Änderung  seiner 
Ansicht  bringen  werden. 

Die  Gesammtleistung  desselben  ist  indessen  so  bedeutend,  dafs 
der  1.  Preis  mit  Auszeichnung  ihm  von  der  Jury  zuerkannt  wird. 

Die  von  Waetge  & Schlief  in  Buenos  Aires  ausgestellten 
offenen  Vliefae  sind  von  mittelfeiner  (Qualität,  jedoch  besonders 
klettenrein;  daher  ist  den  Ausstellern  der  II.  Preis  zuerkaoot. 

Die  gleich«  Aaszeichnnig  ist  für  die  Alpac.iwollen  der  Aus- 
steller Petersen  o.  Emrael  in  Arequipa  iu  Perii  festgesetzt,  da 
diese  Wollen  sich  durch  ungewöhnliche  Länge,  Feinheit  uod  vor- 
zügliche Reinheit  ihrer  Färbung  auszeichneo.  Verschiedene  Sorten 
dieser  Aipaca  - Wollen  sind  als  Material  sehr  schätzenswert!), 
namentlich  Llama  de  Aipaca,  Modefarbe. 

c)  Pflanzenfasern. 

Die  Guaxima-  und  Tucum-Fasern  bilden  sehr  interessante  Ob- 
jekte der  Ausstellung,  wenn  sich  auch  augenblicklich  die  Verwend- 
barkeit derselben  für  den  europäischen  Markt  nicht  übersehen  lifst, 
da  weder  die  Art  und  Weise  der  Behandlung,  noch  die  Verarbeitung 
beider  Gattungen  durch  die  Aussteller  veranschaulicht  tat  Der 
hervorragenden  Feinheit  und  Länge  der  Fäden  wegen  wurden  die 
Tucuma  (Mocaiba  cocvs  vcnticosa)  der  Ausstellungs-Kommission 
ln  Pernambuco  mit  dem  I.  Preis«,  die  Tucum  fistrocaryum  des 
Ausstellers  Dr.  Panlino  y Antonio  Azuia  in  Säo  Paulo,  die 
Gtuixrma  urena  luhata  des  Ausstellers  Paul  Ribeira  in  Slo 
Paulo  mit  dem  II.  Preise  ausgezeichnet.  Den  Hl.  Preis  für  Tucum 
erhielt  das  »Museo  Sertoris“  in  Säo  Paulo.  Die  Jury  hält  es  indessen 
für  wünschenswertb,  dafs  die  Aussteller  durch  Probesendungen  von 
mindestens  100  kg  jeder  Gattung  iu  Deutschland  anzustelleud« 
Versuche  unterstützen,  durch  welche  ermittelt  werden  soll,  für 
welche  Fabrikationszwecke  diese  Pflanzenfasern  verwendbar  sind, 
und  dafs  sie  gleichzeitig  durch  Angabe  der  Preise  ein  Urtheil  hier- 
über erleichtern. 

Die  sogenannte  Brasilianische  Seide  (Cocolina),  von 
welcher  die  anscheinend  recht  seidige  Naturfaser  von  der  Aus- 
•«telluugs-Kommisaion  in  Säo  Paolo  ausgestellt  ist,  und 
welche  ebenfalls  mit  dem  II.  Preise  ausgezeichnet  wurde,  hat  hei 
Angestellten  Versuchen  gezeigt,  dafs  sie  in  der  That  die  Karbe  sehr 
schön  aunimmt  und  nach  Färbung  noch  an  seidenartigem  Glanze 
gewinnt;  da  indessen  die  Faser  ihrer  Kürze  wegen  sich  nicht  zum 
Verarbeiten  io  der  Weberei  und  ihrer  Stärke  wegen  sich  auch  uicht 
zum  Verspinnen  eignet,  so  ist  die  Art  und  Weise  der  Verwendung 
der  Jury  unklar  geblieben;  dieselbe  bittet  daher  die  Ausstellerin  utn 
Notizen  hierüber,  ebenso  um  Überlassung  eines  größeren  Quantums 
zu  entsprechenden  Versuchen.  Einen  III  Preis  für  Cocolina  erhielt 
Tiburcio  Furtado  de  Mendonga,  Säo  Paulo.  Den  II.  Preis 
erhielt  ferner  Mauoei  Buarquc  de  Macedo  in  Parahyba  do  Norle 
für  seinen  Brasil-Hanf  ( ’fibra  de  Gravata ),  welcher  sich  ebenso  wie 
die  von  den  Ausstellungs  - Kommissionen  in  Amazonas  und  Per- 
nambuco  ausgestellten  und  mit  dem  III.  Preise  bedachten  anderen 
Gattungen  Brasil  - Hanf  (Bromeliaceen)  bereits  als  Handelsartikel 
für  die  Tau-Fabrikation  auf  den  deutschen  Handelsplätzen  Eingang 
verschafft  hat.  Erwähnt  sei  noch  die  Hanftaser  der  Aussteller 
N.  Lowe  in  Mercedes,  Argentinien  (HI.  Preis),  welche  sich  bei 
entsprechender  Preisstellung  zur  Papierfabrikatiou  eignen  würde. 
Die  Beurtheilung  einer  sehr  reichhaltigen  Kollektion  verschiedener, 
der  hiesigen  Industrie  noch  unbekannten  Pflanzenfasern  des  Apo- 
thekers  G.  Peckolt  in  Rio  de  Janeiro  (mit  dem  III,  Preise  aus- 
gezeichnet) tnufste  in  Folge  der  vorliegenden  geringen  Quantitäten 
unterbleiben;  dem  Aussteller  wird  gleichfalls  die  Überlassung 
gröfserer  Versuchsmengen  empfohlen. 

Hervorragend  schön  und  von  besonderer  Feinheit  sind  die  vom 
Kaiserl.  Landwirtschaftlichen  Institut  in  Rio  (»Imperial 
Instituto  Flumiuense  de  Agricullura“  ausgestellten  Binsen 
und  die  daraus  gefertigten  (PaoamA-)Hüte;  sowohl  was  Reinheit 
der  Farbe,  wie  Elastizität  anbetrifft,  verdienen  diese  Objekte  einer 
ganz  besonderen  Erwähnung  und  die  Ertheiluug  des  I.  Preises.  Die 
Marktgängigkeit  der  hergesteliten  Hüte  ist  von  der  Mode  abhängig. 

Für  ausgestellte  Urictiry  (Binsen  zu  Besen  und  Bürsten)  er- 
hielt die  Ausstellungs-Kommission  in  Pernambuco  deu  III.  Preis, 
Erst  müssen  gröfsere  Waarenmengen  gesendet  werden,  ehe  ein- 
gehendere Beurtheilung  erfolgen  kann. 

Auch  die  von  K.  Nohriog  in  Piracicabä  ausgestellten 
Pflanzen-Adern  der  Luffagurke  und  die  daraus  gefertigten  Pbantasie- 
gegenstände  verdienen  eine  Erwähnung  wegen  der  Sauberkeit  des 
verwendeten  Materials  und  der  Formenschönheit  der  fabrizirten 
Objekte;  dieselben  werden  mit  dem  II.  Preise  ausgezeichnet. 


Nr.  7. 


1887, 


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EXPORT,  Org&o  dea  Centr&lvereins  für  Haodelsgeographie  etc. 


d)  Heide. 

Io  enter  Reibe  tritt  die  Kollektion  des  Aussteller*  Dr.  H.  v. 
Jberiug  in  Säo  Loureogo  als  bedeutsam  rühmlich  hervor, 
uameutlicb  des  gröfseren  Fortschrittes  wegen,  der  gegen  die  in  der 
letzten  Brasilianischen  Ausstellung  ausgestellten  Seiden  zu  ver- 
zeichnen ist.  Seine  weihen  und  gelben  Grege-Sorten  zeichnen  sieb 
dnreh  vortrefflichen  Glanz  aus  und  konkurriren  sowohl  in  dieser 
Hinsicht,  als  auch  in  der  Festigkeit  und  Reinheit  des  Fadens  mit 
chinesischen  Sorten  gröberen  Titres;  es  wird  nur  von  dem  erzeugten 
Quantum  und  dem  geforderten  Preise  abhangen,  ob  nicht  früher 
oder  spiter  ein  Export  dieser  brasilianischen  Seid«  zulässig  wird, 
insofern  nicht  einheimische  Webereien  das  Quantum  aufzehreo. 
Der  Aussteller  erhielt  den  I.  Freia.  Etwas  gröber  und  mehr  den 
japanischen  ordinären  Gattungen  ähnlich  sind  die  Greges  des  Aas- 
stellers G.  Böttger,  Itajaby-Brusque , dennoch  aber  sind  sie 
der  rühmlichen  Erwähnung  würdig  und  erhalten  den  II.  Prei«.  — 
Auch  die  von  der  Ausstellerin  Maria  da  Motta  Teixeira  in 
Rezende  gebotenen  Cordoonetseiden.  welche  aus  dunkelfarbigen, 
vom  Eichenspinner  herrübrenden  Cocons  gesponnen  sind,  zeichnen 
sich  durch  Elastizität  and  Festigkeit  aus;  ebenso  sind  die  ausge- 
stellten, farbigen  Cordonnets,  sowie  die  daraus  gewebten  Tricot- 
waaren  von  schönem,  reichem  Lüstre,  daher  verdient  diese  Aus- 
stellung den  II.  Preis.  Den  III.  Preis  für  ausgestellte  Seiden- 

Proben  bezw.  Cocons  erhielten  Virgil  io  La  mb  er  in  Santa 
Theresa  do  Timbuhv  und  Manoel  da  Costa  Madeira,  Espirito 
Santo. 

e)  Gewebe  und  Handarbeiten. 

Die  Baum wollgcwebe,  welche  die  Baumwollweberei  in 
Magdalena  ausgestellt  hat,  sind  für  den  Bedarf  der  Landkund- 
scliaft  vollkommen  geeignet  (es  sind  gute  Stoffe  für  Kittel,  ordiuäre 
Kleider,  Säcke  usw.);  auch  die  von  der  Firma  ausgestellten  Roh- 
stoffe und  Gespinste  sind  von  guter  Qualität;  dasselbe  gilt  von 
den  Fabrikaten  der  Bauinwollweberci  S.  Marti nho  (Eigentbümer 
Manoel  Guedcs  & Co.)  in  Tatuby  (Säo  Paulo),  wenn  die- 
selben auch  naturgemäß*  für  die  deutschen  Märkte  nicht  import- 
fähig sein  können.  Die  Leistungen  beider  Firmen  verdienen  den 
II.  Preis.  — Den  I.  Preis  mit  Ansteicbsnng  erhält  die  Mechanische 
Weherei  von  Rink  in  Rio  Janeiro,  welche  namentlich  durch  eine 
reiche  Kollektion  von  wollenen  und  halbwollenen  Herren-  und 
Damenstoffen  und  Filzen  iu  schöner  Ausführung  überrascht. 
Die  Vielseitigkeit  der  ausgestellten  Fabrikate  ist  lobend  zu  er- 
wähnen, und  ebenso  ist  die  täuschende  Annäherung  einzelner 
Stoffe  für  Herrenkleider  an  die  Lausitzer  und  sächsischen  Fabrikate 
rühmend  hervorzuheben.  Von  den  ans  Streichgarnen  fabrizirten 
Stoffen  bat  die  Jury  angenommen,  dafs,  da  die  hierzu  erforder- 
lichen Wollgarne  nicht  in  Brasilieu  erzeugt  werden,  das  erforder- 
liche Rohmaterial  aus  europäischen  Spinnereien  iroportirt  ist. 

Die  von  der  „Südamerikoniscben  Kolonisatinnsgcsellscbaft*  in 
Leipzig  sowie  von  der  Nähscbule  in  Asuncion  ausgestellten  fleifsigen 
Arbeiten  in  Spitzen  und  Stickereien  erhalten  den  II.  Preis,  ebenso  die 
Handarbeiten  vonFräuleinTavernc  in  Espirito  Santo  und  Dal - 
meira  Servia  (Dolmacio  Fereiro?)  in  Monjardin;  desgleichen 
die  Schule  der  Frau  Candida  Msrguerita  in  Espirito  Santo  für 
schöne  Handarbeiten  in  Wolle  und  Baumwolle,  Filet,  Guipire; 
endlich  Livinia  Mullul la  für  lobenswert!*«  Filet-Arbeit. 

Hugo  Lissauer.  B.  Vogts.  L.  Dyhrenfurtb.  Julius  Blasa. 

Max  Blass.  Sig.  Solroar.  Ad.  Fiegel.  Gustav  Wolff. 

E.  Markwald. 

C.  Ab th eilang  für  Nahrung»-  und  Genaft mittel. 

1.  Sektion  zur  Beurtheilung  der  Zerealien. 

Die  Zerealien,  welche  auf  der  „1886er  Südarnerikanischeo 
Ausstellung  iu  Berlin*  zur  Schau  gebracht  waren,  umfafsten  auch 
solche,  die  in  Europa  gebaut  werden,  wie  Weizen,  Roggen,  Gerste, 
Hafer,  Mais,  ja  sogar  Buchweizen;  aber  selbstverständlich  werden 
diese  nur  in  den  gemäfsigten  Gegenden  kultivirt.  Zahlreich  sind 
die  Weizenproben  aus  Rio  Grande  do  Sul,  darunter  einige  von 
sehr  guter,  kleberreicher  Qualität,  sodafs  sie  mit  dem  Weiten  au« 
Uruguay  und  Argentinien  den  besten  ungarischen  Weizensorten  an 
die  Seite  gestellt  werden  köunen.  Andere  freilich  sind  mangelhaft 
ausgebildet,  z.  Tb.  vielleicht  in  der  Ernte  beregnet.  — Der  Roggen 
ist  ziemlich  kleinkörnig  und  enthält  eine  auffallende  Menge  sehr 
dunkelbrauner  Körner,  was  den  Werth  beeinträchtigt.  — Die  Gerste 
zeigt  nur  in  wenigen  Proben,  darunter  eine  aus  Montevideo,  eine 
gute  Qualität;  meist  aber  ist  das  Korn  dach  und  leicht,  die  Farbe 
dunkel.  — Schlimmer  noch  steht  es  mit  dem  Hafer,  von  dem  fast 
gar  keine  guten  Muster  zu  sehen  sind.  — Der  Mais,  das  einge- 
borene amerikanische  Getreide,  ist  selbstverständlich  sehr  gut  ent- 


wickelt; nach  bespelztem  Mais,  Zea  May*  tunicata  Larrhanhaga. 
suchte  man  aber  vergebens. 

Von  trefflicher  Beschaffenheit  war  der  Reis,  während  Mobreo- 
birse,  Andropogon  Sorghum,  jetzt  in  Nord-Amerika  so  viel  gebaut, 
auffallend  wenig  vertreten  war. 

Massenhaft  vorhanden  wareri,  namentlich  aus  Brasilien,  die 
Bohnen,  besonder*  die  schwarzen,  Phaseolus  vulgaris  nigerrimtti 
Zuccag , welche  nebst  Maniok  die  Xatiooal-Speise  der  Brasilianer 
ausmachen;  aber  auch  weifse  und  bunte  io  vielen  Sorten  fanden 
sich.  Dieser  Reichthum  an  Bohnensorten  spricht  gewifs  auch  da- 
für. dafs  unsere  Gartenbohne  in  Amerika  einheimisch  ist-  Andere 
Beweise  liefern  die  Funde  in  den  altperuauischen  Gräbern  zu  Aocon 
bei  Lima*),  sowie  die  historisch-linguistischen  Studien  von  Ass 
Gray  und  Hainmond  Trumbull.  — Dolichos-  (Vigna-)  Arten 
fanden  Bich  wenig;  auffallend  war  our  eine  schwarze  Varietät  von 
Vigna  sinensis  Emil.  ( Dolichos  sinensis  L.) 

Äufserat  interessant  war  cs,  die  vielen  Stärkemehl  lieferndes 
und  als  wichtige  Nahrungsmittel  angebauten  Knollen  und  Wurzeln 
zu  sehen,  wie  sie  besonders  August  Germer  aus  Blumeocui  i» 
seiner  aus  Palmstämmen  erbauten  Hätte,  ferner  Julias  Michaeli» 
aus  Lagcs  in  der  Provinz  Santa  Catharina  und  die  Ausstellungs- 
Kommiasioo  von  Peroambuco  ausgestellt  hatten. 

Die  wichtigsten  darunter  sind  die  Maniokpflanzen,  zur  Familie 
der  Euphorbiaceae  gehörig,  von  denen  besonders  2 Arten  kultivirt 
werden,  eine  giftige:  Manihot  utilissima  ibW,  und  eiue  aftfse  , 

M.  Aipi  BAil,  während  eiue  dritte,  meist  nur  wild  vorkommoodt 
Manihot  Glasiovi  J.  Müller , in  ihrem  Milchsaft  das  Ceara- Kau- 
tschuk liefert.  — Manihot  utilissima  enthält  in  ihren  georginenartigec 
Wurzeln  einen  giftigen  Milchsaft,  der  aber  durch  Pressen  der  ge- 
schälten und  zerriebenen  Wurzeln  leicht  entfernt  werden  kann. 
Der  zurückbleibende  Brei  wird  entweder  getrocknet  und  ab 
Cassave-Mebl  zur  Bereitung  flacher  Kuchen  massenhaft  benutzt 
oder  io  Wasser  aufgeschläiumt  und  auf  Stärkemehl  verarbeitet 
i Diese  Stärke  fahrt  den  Namen  brasilianisches  Arrowroot  (Araru  *0 
i wird  sie  noch  feucht  auf  heifsen  Platten  oder  io  Kesseln  halb  ver- 
kleistert, so  entsteht  der  brasilianische  Sago,  die  Tapioca.  Oft 
wird  sie  vor  dem  Erhitzen  durch  Siebe  gedrückt 

Der  Ertrag  der  Manihot  utilissima  an  Stärkemehl  »oll  pro  Hek 
tar  gröfser  sein  als  der  der  Kartoffeln •*);  die  Vermehrung  erfolgt  , 
sehr  leicht  indem  man  die  dicken  Stengel  in  Stücke  uiit  je  dre:  1 
Augen  schneidet  und  diese  steckt.  Die  Warzein  kann  man  nicht  j 
zur  Vermehrung  benutzen.  — Wegen  des  grofsen  Ertrages  is:  Ij 
Maniok  jetzt  in  fast  allen  Tropen  eine  fast  allgemein  eingebürgerte 
Kulturpflanze,  namentlich  noch  in  Afrika;  ihr  Vaterland  ist  aber 
das  wärmere  Amerika,  wo  sie  sieh  schon  in  den  peruanischen  Gräbers 
findet.  Zur  Kultur  ist  sehr  nahrhafter,  nicht  tu  nasser  Boden 
ootbwendig. 

Die  Natur  des  giftigen  Saftes  der  Wurzel  ist  noch  nicht  genau 
bekannt;  Blausäure,  wie  man  früher  annahm,  soll  er  nicht  enthalten. 
Auffallend  ist  die  Flüchtigkeit  des  Giftes;  denn  eingedickt  wird 
der  Saft  ohne  Schaden  za  verschiedeoeoea  Saucen  verwendet. 
Fleisch,  das  in  dem  Saft  gekocht,  soll  sich  lange  halten,  also  eine 
antiseptisebe  Wirkung!  — Siehe  hierüber,  speziell  über  die  Saucen: 
,fR*port  of  (he  Comissioner  of  Agriculture  for  1881  — 82.  Washington 
1882,  p.  277. 

Die  süfse  Manihot  wird  weniger  gebaut  und  nur  gekocht  ia  der 
Art  wie  Rüben  gegessen. 

Nächst  Maniok  ist  das  wichtigste  Knollengewächs  der  Tropen 
die  Yam  oder  Yams,  die  von  verschiedenen  Arten  Dioscorea  ge- 
wonnen wird,  D.  safiva,  alata,  aculeala  etc.  Sie  wird  io  vielen 
Tropen,  auch  iu  Nord-Brasilien,  h ha  me  genannt,  io  Süd-Brasilien 
aber  beifst  sie  Card.  Dieses  Wort,  in  der  Schreibart  rara,  be- 
zeichnet im  allen  Peru  den  Mais,  „weil  er  das  Brod  ist,  welche» 
sie  haben*,  wie  Garcilasao  de  la  Vega  sagt.***)  Wir  haben 
also  hier  einen  interessanten  Fall  der  Wort- Vertauschung,  ln  Per- 
nambuco  versiebt  mau  nach  Herrn  de  Araujo,  Sekretär  der  bra- 
silianischen Gesandtschaft  in  Berlin,  unter  cara  sogar  noch  etwas 
anderes,  nämlich  kleine  Kuollen  von  einer  Pflanze,  wahrscheinlich 
Colocasia  antiquorum  Schott,  vor.  esculenta  Schott 

Fast  von  gleicher  Wichtigkeit  wie  Yams  sind  die  Bataten, 

*)  Wittmack  in  Verhandl.  d.  Bot.  Vereins  d.  Prov.  Brandenburg, 

XXI , 1879.  Sitzungsberichte,  pap.  176.  Nachrichten  au»  dem  Klub  der 
LaaiJwirtbc  zu  Berlin,  1881.  Nr.  115,  nag.  789.  Bericht  d.  deutschen  botan. 
Geaellscb..  1886,  pag.  XXXIV. 

**)  F.ine  Fläche  von  22 0 m im  Quadrat  <the  square  cf  220  metm\ 
also  wohl  4.n  ha,  soll  40  000  Pflanzen  nnd  80  000  Pfd.  Mehl  geben,  eit 
einem  Wuth  von  520  £ 10  400  Mark.  Simmonda,  Tropiettl  a grünt - 

tmre.  London,  1877,  pag.  850.  — Kartoffeln  bringen  di«  Hälft«  SUUke. 

***)  Gareil asso  d«  la  Vega,  Primern  parle  de  los  eomentarwt  naiv 
que  traten  del  origen  de  tot  Incat  etc.  Lisboa,  160»,  pag.  276 


1887. 


113 

EXPORT,  Organ  des  C^ntralvereins  für  H&ndelageographie  etc. 


Nr.  7. 


Batatas  edulis  Choity,  (Convolwlus  Batafas  L.),  die  sogen,  süßen 
Kartoffeln.  Sie  haben  zusammengesetzte  Stärkekörner  wie  der 
Maniok,  dagegen  Dioscorca  einfache,  viel  größere. 

Außer  diesen  bekannteren  Knollen  fanden  sich  aus  Blumenau 
noch  mächtige  rübenförmige  Wurzelstöcke  ohne  wiasenschaftlichen 
Namen,  wahrscheinlich  Alocasia  marrorrhiza  Schott . unter  dem 
Vulgär- Namen  Inhaine,  was  leicht  zn  Verwechselungen  mit  I)io- 
scorea  Anlafs  giebt.  Colocasia  antiquorum  und  Aloccma  macrorrhiza 
führen  beide  auf  den  Südsee- Inseln  den  Namen  taro.  — Die  betr. 
Wurzelknolle  dient  in  Blnmenau  nur  zu  Schweinefutter. 

Ganz  neu  für  uns  waren  auf  der  Ausstellung  die  kleinen 
Knollen,  welche  „Margareten1*  oder  margaritas  beifsen.  Es  ist 
dies  A'naiAowma  sagittifolia  Schott.  — Nicht  zu  ermitteln  war  bis 
jetzt  der  wissenschaftliche  Name  fflr  Tajo  (Taya?),  anscheinend 
auch  eine  Aracea. 

Sehr  interessant  waren  ferner  unter  vielen  anderen  Dingen, 
deren  Aufzählung  hier  zu  weit  führen  würde,  Stauden  der 
.Erdnuß,  Arachis  hypogaea  L,  mit  zahlreichen,  noch  daran 
hangenden  unterirdischen  Früchten,  deren  Samen  bekanntlich 
ein  feines  Speiseöl  liefern,  das  oft  zur  Verfälschung  des  Oliven- 
öls dient. 

Bei  der  Priaiiirung  der  ausgestellten  Zerealien  wurde  das  Ur- 
tbeil  der  botanischen  8ektion  der  Wissenschaftlichen  Abtheilung 
mit  berücksichtigt. 

Ausgestellt  hatten  folgende  Herren,  welche  die  daneben  vorzeichneten 
Preise  erhielten: 

Kolonie  Maciel  in  Rio  Grande  do  Sul,  landwirtschaftliche  Produkte,  ins- 
besondere guter  Weizen;  II.  Preis. 

Camillo  Locscber,  Kolonie  Säo  Lourenco,  Rio  Grande  do  Sul,  Mehl,  Ge- 
treide, Insbesondere  guter  triyo  creouio;  II.  Preis. 

Commistdo  mista  (Au*stelluiig<ikotDcni>sion)  in  Curityba,  europäisches 
Getreide,  BwImIuB,  Reis;  III.  Preis. 

Eduard  Grauert  in  Montevideo,  Getreide,  Rohnen  und  Leinsamen; 
III.  PreU. 

A.  Lei  mitte  & Sohn,  Montevideo,  Bohnen  nnd  Getreide,  insbesondere  gute 
Gerste;  II.  Preis, 

IgnacioMaiadaSilra,  Coelho,  Parabyba  do  Morte,  Bohnen,  Erdnüsse  usw. ; 
III.  Preis. 

Victor ino  Raposo  in  Parabyba  do  Norte,  gute  Bohnen;  III.  Preis. 
Manoel  Faustino  Mendonfa  in  Rego  Barros,  Parabyba  do  Sorte,  guter 
Reis  und  Maniok;  II.  Preis. 

Oberlru  A Co.  in  Diamante,  Provinz  F.ntre-Rios,  Weiten:  II.  Preis. 

Luis  Podesta  iu  Montevideo.  Mehl,  Maccarnni;  II.  Preis. 

Julius  Mich a« Hs  in  Lagen,  Provinz  Santa  Catbarina,  Getreide,  Bucbweixen, 
zahlreiche  Knollen,  Maccaroni;  11.  Preis. 

Maniokmehl  bezw.  Tapioka  und  Arrowroot  waren  aus- 
gestellt: 

1.  von  dem  .Imperial  Instituto  Fluminense  de  Agricultura“  in  Rio; 

2.  von  Herrn  Apotheker  Mehring  in  Piracicabä  (S&o  Paulo); 

3.  von  Joa6  Viegas  Cort.  Muniz  in  Piracicabä  (Säo  Paulo); 

4.  von  Fritz  Strang,  S&o  Joäo  de  Capivary  (Säo  Paulo); 

5.  von  C.  v.  Gülicb  io  Asuncion. 

Alle  haben  Tapioca  und  Arrow-Root  ansgestellt,  einzelne  wie 
Muniz,  auch  Maismehl;  sfiramtlicbe  Produkte  kann  man  als  gut 
bezeichnen. 

Io  heifaen  Flüssigkeiten  aufgelöst,  deihen  sie  vorzüglich  und 
schmecken  vollkommen  rein,  sodaß  man  das  Arrow-Root  dem 
hier  am  meisten  gebrauchten  und  importirten  St.  Vincent  Arrow- 
Root  ebenbürtig  an  die  Seite  stellen  kann.  Leider  aber  sind  die 
Preise  zu  hoch;  so  notirt  z.  B.  N eh  ring  für  verkleisterten  Manihot, 
den  man  hier  blätterigen  Tapioca  nennt,  16  , f(  für  40  Liter.  1 Liter 
wiegt  aber  rund  nur  350  Gramm;  es  würde  mithin  1 kg  1.«» 
kosten,  während  dieses  Produkt  hier  im  Grofseo  mit  76  4$  pro 
1 kg  zu  haben  ist. 

Arrow-Root  wird  hier  mit  95  ^4(  pro  100  kg  verkauft.  Könnte 
man  von  drüben  zu  diesen  Preisen  liefern,  so  wäre  wahrscheinlich 
ein  ziemlich  bedeutendes  Geschäft  zu  machen. 

Ganz  anders  stellt  es  sich  mit  den  Maismehlen,  die  Muniz 
die  40  Liter  mit  8 <U  in  erster  und  mit  5 Ji  in  zweiter  Qualität 
angiebt;  hiervon  wiegt  ein  Liter  500  Gramm,  und  daher  käme 
dieses  Produkt  zu  einem  ao  billigen  Preis  hierher,  dafs  es  be- 
stimmt die  hiesigen  Maismehle,  Maizena,  Mondamin  and  ähnliche, 
blofs  unter  einem  anderen  Namen  laufende  Produkte  aus  dem  Felde 
schlagen  müfste. 

Herr  Mnoiz  erhält  einen  II.  Preis,  und  Herr  Fritz  Strang 
einen  III.  Preis. 

Prof.  Dr.  L.  Wittmack.  Jos.  J.  van  den  Wijngaert. 

(SfMnfr  M|i) 

Europa. 

Telegraphische  Verbindung  mit  Tanger.  Mit  Tanger  in  Ma- 
rokko ist  über  Gibraltar  eine  Telegrapbenverbindung  hergestellt 
worden.  Die  Wortgebühr  für  Telegramme  nach  Taoger  beträgt  für 


die  Beförderung  über  Spanien,  8au  Roque  0*io  über  die  Schweiz, 
Malta  0,60  « Ut  über  Großbritannien  0,?s  vk. 

Ausstellung  für  Volksernährung  und  Kochkunst  In  Amsterdam 
1887.  Im  Laufe  des  Jahres  1887  wird  in  Amsterdam  eine  besondere 
Ausstellung  von  Nahrungsmitteln  usw.  stattfiuden;  bei  dieser  Gelegen- 
heit sollen  u.  a.  auch  Vorträge  über  Kochkunst,  ausgestellte  Koch- 
apparate usw.  gehalten  werden.  Ursprünglich  sollte  die  Ausstellung 
nur  eine  nationale  sein ; neuerdings  ist  aber  beschlossen,  dieselbe 
als  eioe  internationale  abzuhalteo,  nnd  es  werden  nunmehr  auch 
Apparate,  Sammlungen,  Berichte  über  Zubereitungsverfahren  usw. 
vom  Auslande  zugelassen  werden.  Die  Ausstellung  zerfällt  in  zwei 
Haupttbeile,  von  denen  der  erste  die  gebräuchlichsten,  sowie  auch 
bisher  noch  nicht  allgemein  bekannte  Nabrangs-  nnd  Genufsmittel 
(einschließlich  Getränke)  und  deren  Zubereitung  umfaßt,  während 
die  zweite  Abtheilung  aus  Wettstreiten  und  Lehrkursen  besteht. 
(Vergleiche  die  Anzeige.) 

Internationale  maritime  Ausstellung  In  Le  Havre  1887.  Vom 

1.  Mai  bis  80.  September  ev.  15.  Oktober  d.  J.  wird  io  Le  Havre  eine 
maritime  Ausstellung  abgebalteu  werden,  die  für  alle  Industrie- 
zweige, welche  mit  der  Marine,  der  Fischerei  und  der  Elektri- 
zität in  Verbindung  stehen,  eine  internationale,  für  alle  Aus- 
fuhrerzeugnisse der  französischen  Kolonieen,  sowie  für  alle  Artikel 
die  in  denselben  eingefübrt  werden,  eine  nationale  sein  soll.  Die 
Ausstellung  wird  abgehalten  io  Folge  der  Initiative  de»  „Svndicat 
Geueral  du  Commerce  et  de ITndustrle*  in  Havre.  DieStadtverwaltuug 
stellt  für  die  Zwecke  der  Ausstellung  drei  der  größten  Plätze,  so- 
wie in  der  Stadt  selbst  eine  große  Wasserfläche  von  60  000  qm 
zur  Verfügung. 

Die  Ausstellung  wird  in  8 Hauptabteilungen  zerfallen: 

I.  Die  „schwimmende“  Abteilung,  welche  alle  Typen  von 
Dampf-  und  Segelschiffen  umfaßt,  die  iu  der  Kriegs-  und  Handels- 
marine, bei  der  Fischerei,  dein  Lootseu-  und  Retlungswesen,  der 
Vergnügung»-  und  Sport-Schifffahrt,  sowie  bei  der  Erforschung  des 
Meeres  oder  der  Flüsse  zur  Anwendung  kommen,  endlich  alle 
schwimmenden  Apparate  und  Vorrichtungen,  die  im  Rhede-  und 
Hafeodienst  gebraucht  werden. 

II.  Die  Maschinen- Abteilung,  mit  folgenden  Sektionen: 

1.  für  Dampf-  und  andere  Maschinen,  welche  Marinezwecken 
dienen;  2.  für  Modelle  und  Pläne;  3.  für  die  Industrien,  die  sich  in 
irgend  einer  Weise  mit  der  Ausrüstung  oder  Verproviantiruug  der 
Schiffe  befassen;  4.  für  Reltuogsapparate;  5.  für  Fischerei- Apparate 
sowie  alles  Material  und  alle  Erzeugnisse,  die  sich  auf  die  Aqui- 
kultur  sezieben;  6.  für  elektrische  Maschinen. 

III.  Nationale  Abtbeilung  für  Ausfuhrwaaren  der  französischen 
Kolonieen  und  solche  Waaren,  die  in  denselben  von  Frankreich 
eingeführt  werden. 

Anfragen,  Anmeldungen  usw.  sind  za  richten  an  die  „Dircction  de 
l’Exposition  Maritime  Internationale“,  rue  de  Paris  118,  au  Havre. 

m Direkte  Dampfschlffsverblsdang  Rostock -Dänemark -Schweden,  la 

Rostock  plant  man  die  Errichtung  einer  Aktiengesellschaft  zur  Erbauung  eine* 
Dampfer«,  dor  eine  direkte  Verbindung  Rostock-Dänemark-Sehweden  her- 
stellon  soll,  ora  den  FrachtTerkebr  zwischen  diesen  Ländern  zu  heben.  In 
erster  Linie  rechnet  man  auf  den  Viebtransport  von  Gjedver  nach  Warne- 
münde und  auf  den  Güterverkehr  ton  Kopenhagen  und  Malmö  nach  Rostock 
und  umgekehrt.  Auch  die  für  Rostock  und  das  Hinterland  bestimmten  eng- 
lischen Güter,  welche  von  England  nach  Kopenhagen  verfrachtet  werden, 
hofft  man  auf  die  neue  Linie  übernehmen  zu  können.  Der  Dampfer  soll  eine 
Tragfähigkeit  von  200  t haben.  r 

m Einfluß  der  Lulek-Ofoten  Eisenbahn  auf  die  englische  Eisenindustrie. 
Seitens  der  „Swedlab  and  Norwegen  Railwav  Company“  wird  im  bevorste- 
henden Sommer  die  Bahn  von  Gelliva&ra  bi«  Lulei  in  Angriff  genommen 
werden,  welche  eine  Länge  von  200  km  haben  wird-  Wese  Bahn  dürfte 
einen  merklichen  Einfluß  auf  das  englische  Eisengewerbe  auszaäben  berufen 
sein,  da  durch  »ie  die  reichhaltigen  Erze  von  Lappland  auf  billigem  Wege 
zum  Exporte  nach  England  kommen.  Dos  berühmte  Gellivaara-Erz,  welches 
70°,o  metallisches  Eisen  enthält,  wird  sich  nämlich  nach  Eröffnung  der  ge- 
nannten Bahnstrecke  zu  nicht  höherem  Preise  nach  Nord -England  liefern 
lassen,  als  das  baakisebe  Erz,  welche«  nur  50°,o  metallisches  Eisen  enthält. 

M Hamburgs  und  Bremens  Schifffahrt  1886.  Während  die  Schifffahrt 
Hamburgs  für  1686  einen  Aufschwung  zu  verzeichnen  bat,  ist  diejenige 
Bremens  zurückgegangen. 

Es  liefen  ein  in  Hamburg  1886:  6 913  Schiffe  mit  8 791  922  t 
davon  Dampfer  (4654  Reisen)  „ 8 208  626  i 
1885:  6790  Schiffe  „ 8 704  112  t 
davon  Dampfer  (4478  Reisen)  „ 3096990  t.  Die 
Tonoenzahl  hat  also  in  Hamburg  um  87880  t zogenomtnen. 

Es  liefen  ein  in  Bremen  1886:  2744  Schiffe  mit  1263  263  t 

davon  Dampfer  914  „ . 903  322  t 

1885:  2979  * „ 1 289  399  t 

davon  Dampfer  976  » „ 915  499  L Die 

Tonnenzahl  ist  also  um  26 136  t zurückgegangen. 


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Nr.  7. 


114 

EXPORT,  Organ  des  Centralvercius  für  Handelageographie  ete. 


1887. 


Asien. 

ML.  V»«  d«r  Malabar  küst».  (11.)  Unter  dlearr  Oberacbrift 
habe  ich  in  Nr.  8 des  „Exports“  von  1889,  auf  Grund  von  schrift- 
lichen und  mündlichen  Mittbeilungen  mehrerer  in  .Indien  ansässiger 
deutscher  Kaufleute  und  Industrieller,  sowohl  des  Handels  und  Ver- 
kehrs, als  auch  der  Industrie  der  Malabarküste  (der  vorderindischen 
Westküste)  gedacht  und  dabei  auch  auf  die  Industrie  biogewiesen, 
welche  die  evangelische  (Baseler)  Mission  und  die  Leipziger  luthe- 
rische Mission  unter  den  zum  Chriatenthum  bekehrten  Hindus  ins 
Lebeu  gerufen  haben.  Inzwischen  sind  mir  verschiedene  Berichte 
der  Baseler  Mission  und  zugleich  „vertrauliche  Berichte  über  Handel 
und  Industrie  dieser  Mission14  aus  einem  Aufsatz  bekannt  geworden, 
welchen  ein  Schweizer  Kaufmann,  der  längere  Zeit  in  Indien  lebte, 
Robert  Angst  in  Aarau,  in  dem  soeben  erschienenen  Jahrbuch 
der  Diittelscbweizerischen  geographisch-kommerziellen  Gesellschaft 
veröffentlicht  bat;  aus  diesen  Berichten  will  ich  hier  nun  in  Er- 
gänzung jener  früheren  Mitlbciluug  das,  was  mir  besonders  beach- 
tenswert erscheint,  zusammenstellen. 

Ich  erinnere  vor  allem  daran,  worauf  ich  schon  damals  hin- 
wies,  daft  die  Mission  den  zum  Christenthum  übergetretenen  Hin- 
dus nothgedrungen  eine  neue  wirthschaftlic.be  Existenz  schaffen 
muft.  da  sie  durch  die  Taufe  ihre  Angehörigkeit  zur  Kaste  und 
damit  ihre  bisherigen  Existenzbedingungen  verlieren.  Die  ersten 
Versuche  wurden  mit  der  Einführung  der  Schlosserei  und  l'hr- 
macherei  gemacht;  sie  schlugen  aber  fehl,  da  das  Bedürfnis  für  die 
Erzeugnisse  dieser  beiden  Industrien  im  Lande  ein  sehr  geringes 
war.  Da  verfiel  man  auf  die  Weberei,  die  ja  schon  seit  uralten  Zeiten 
bei  den  lodern  als  Hand-  und  Hausindustrie  bestand.  In  den  60er 
Jahren  wurden  europäische  Stühle  aufgestellt,  an  denen  zu  arbeiten 
die  Hindus  sich,  freilich  nur  sehr  allmählich,  gewöhnten.  Die 
Industrie  entwickelte  sich  aber  mehr  und  mehr,  und  im  Juhre  1884 
wurden  in  den  Webereien  der  Baseler  Mission  ungefähr  600  zum 
grÖfsteaTheile  zumChristenthum  bekehrte  Hindus,  aber  auch  einzelne 
Heiden  beschäftigt  und  eiue  jährliche  Produktion  von  206  000 
Yards  (=  188  364,71  m)  erzielt.  Ferner  wurde  in  Calicut  eine 

Tischlerei  errichtet , in  welcher  Möbel,  Materialien  für  Häuser, 
Zigarrenkisten  und  Spulen  angefertigt  werden.  Ein  weiterer  be- 
deutender Industriezweig  der  Baseler  Mission  ist  die  Ziegelbrennerei. 
Solche  Ziegelbrennereien,  welche  jetzt  mit  Hilfe  von  Dampfmaschinen 
betrieben  werden  und  bei  dem  guten  Material  ein  vorzügliches 
Fabrikat  liefern,  besteben  in  Dscheppu,  südlich  von  Mangalore  im 
Kanara-Distrikt,  in  Kudrolli,  nördlich  von  Mangalore,  und  in  Are- 
kallu,  im  Calicut-Diatrikt.  Im  Jahre  1884  beschäftigten  diese 
Ziegeleien  an  600  Arbeiter,  unter  welchen  mehr  Heiden  als  Christen, 
und  es  wurden  fabrizirt:  2 278  000  Falzziegel,  106  000  Backsteine, 
65  000  Firstziegel,  600  Ventilatoren  usw.  Eine  jetzt  mit  einem 
Personal  von  etwa  70  Arbeitern  betriebene  mechanische  Werkstatt 
in  Mangalore  war  anfänglich  nur  dazu  bestimmt,  Reparaturen  der 
in  den  verschiedenen  Werkstätten  der  Mission  tbätigen  Maschineu 
vorzunehmen;  jetzt  aber  liefert  diese  Werkstatt  auch  noch  Gegen- 
stände für  Dritte,  so  namentlich  Pumpen  für  Brunnen,  Brücken, 
Transmissionen,  Häuser,  Geräthe  und  Werkzeuge  der  verschieden- 
sten Art.  Der  Bucbdruckerei  und  Buchbinderei,  sowie  der  Buch- 
handlung der  Raseier  Mission  in  Mangalore  habe  ich  bereits  früher 
gedacht.  In  allen  ihren  Werkstätten  sorgt  die  Mission  auch  für  das 
materielle  Wohl  der  Arbeiter  durch  Spar-  und  Krankenkassen,  so- 
wie durch  die  Herstellung  von  Arbciterwohoungcn,  deren  Eigen- 
thfimer  die  Arbeiter  durch  allmähliche  Abtragung  der  Herstellungs- 
kosten werden  können.  Diese  ostindischeo  Industriewerkstätten  der 
Baseler  Mission  haben  im  Jahre  1884  nach  Abzug  aller  Kosten  im 
Ganzen  einen  Reingewinn  von  60000  Frcs.  abgeworfen! 

Handel  und  Handelsprodukte  der  Malabarküste  habe  ich  in 
jenem  früheren  Artikel  beleuchtet;  es  sei  hier  nur  noch  erwähnt, 
dafs  in  Mangalore  die  Mission  im  Auschlufs  an  ihre  industriellen 
Werkstätten  eiu  kaufmännisches  Geschäft  begründet  bat,  welches 
die  Beschaffung  des  Rohmaterials,  dessen  jene  Werkstätten  be- 
dürfen. sowie  den  Vertrieb  der  Fabrikate  der  letzteren  besorgt. 
Für  den  Kleinverkauf  errichtete  diese  Missionshandlung,  welche 
im  Jahre  1884  einen  Reingewinn  von  7000  Frcs.  abwarf,  in  ver- 
schiedenen Missionsplälzcn  Verkaufsläden,  sogenannte  „shops“. 

Später  hoffe  ich  noch  Einiges  über  die  Tbätigkeit  der  Leip- 
ziger Mission  mittheilen  zu  können. 

Rufslanda  Stellung  zu  Persien ; Bahnprojekte  in  Persien. 

Die  festere  Stellung,  welche  Rufsloud  seit  der  Einverleibung  Merw'a 
und  der  Vollendung  der  Transkaspi  Bahn  bis  zu  den  Ufern  dea 
Amu-Darja  neuerdings  in  der  Nachbarschaft  Persiens  gewonnen 
hat,  rnufs  seinen  Einflnfs  auf  dieses  Land  notbwendigerweisc  in 
politischer  wie  in  merkantiler  Hinsicht  wesentlich  erhöhen.  Die 
beiden  Staaten  greozen  jetzt  nicht  nur  auf  der  Seite  des  Kaukasus. 


sondern  in  weiter  Ansdehnung  auch  mit  ihren  traoakaapischeo  Gt- 
bieten  aneinander,  und  der  nordische  Kolofs  scheint  gesonnen.  mit 
seiner  ganzen  Schwere  auf  den  schwachen  Nachbarn  zur  za «• 
scbliefslieben  Förderung  seiner  eigensten  Interessen  zu  drücken 

Mehrfach  ist  in  den  letzten  Jahrgängen  des  „Exports14  (188« 

; Nr.  3 und  41;  1887  Nr.  3 und  4)  von  den  Babnprojekteo  in 
Reiche  des  Schah  die  Rede  gewesen.  Jetzt  dringt  die  russische 
Presse  zu  einem  energischen  Eingreifen,  um  den  Konkurrenten  >i 
schnell  und  so  gründlich  wie  möglich  den  Rang  abzulaufen.  Dir 
.Nowoje  Wremä“  z.  B.  schreibt:  „Eine  der  hauptsächlichste  Auf 
gaben  des  Fürsten  Dolgoruki,  unseres  neuen  Gesandten  ia 
Persien,  wird  es  sein,  dieses  zur  unmittelbaren  Unterwerft:; 
unter  den  Einflufs  Rufslands  bezüglich  der  im  persischen  Reicht 
projektirten  ersten  Eisenbahn  zu  bringen.  Englische,  amerikanisch*, 
jetzt  sogar  auch  rassische  Unternehmer  schlugen  und  acbhgrc 
vor,  diese  Bahn  von  Reaeht  (au  den  Ufern  des  Kaspische 
Meeres)  aus  au  zulegen.  So  führt  z.  B.  gegenwärtig  der  be- 
kannte russische  Eisenbahn baucr  S.  8.  Palfikow  Unterband 
lungen  mit  der  persischen  Regierung  über  den  Bau  einer 
Eisenbahn  von  Tehr&n  nach  Reicht.  Wie  die  „Birshew.  Wedom.* 
kürzlich  meldeten,  sollen  speziell  aus  Petersburg  zu  diesem  Zweck? 
aufKcchnungPaläko  w’s  gesandte  Ingenieure  roitVoruntersuehoaga 
zu  dieser  Bahn  beschäftigt  sein.  Als  sein  Vertreter  in  Tebrii 
fuogirt  der  Direktor  der  persischen  Posten  und  Telegraphen,  Herr 
Bogatal.*) 

Ein  solcher  Schienenweg  würde  ausachluTsiich  innerhalb  der 
Grenzen  Persiens  liegen.  Wenn  er  dagegen  eine  der  Stationen  der 
Transkaspi-Bahn  als  Endpunkt  hätte,  so  würde  er  in  steter  Ab- 
hängigkeit von  der  russischen  Regierung  stehen.  Das  Recht  d«r 
letzteren  auf  eine  so  eioflufsreicbe  Rolle  begründet  sich  daran/, 
da  ft  ohne  ihre  Garantie  für  das  Kapital,  welches  zum  Bau  vt<t 
Bahnen  in  Persien  erforderlich  ist,  die  Erbauung  derselben  uo- 
raöglich  wird.  Anderseits  müssen  politische,  militärische  »oi 
Handelskombinationen  Rufsland  früher  oder  später  dazu  fahren,  eat- 
weder  den  Bau  einer  ersten  persischen  Bahn  von  ihrem  tm>- 
kaspisefaen  Schienenwege  ab  austufübren  oder  zur  Verwirklichint 
eines  ähnlichen  Unternehmens  die  Mittel  auf  die  eine  oder  die 
andere  Weise,  sei  es  durch  materielle  Hilfe  oder  durch  Garant'* 
zu  bieten.“ 

Die  erstgenannte  Zeitung  drängt  ferner  nachdrücklich  auf  de  ! 
Abscklufs  eines  neuen  Handelstraktats  mit  Persien.  Die  eioxi«* 
Grundlage  für  die  Handelsbeziehungen  beider  Länder  bildet  bt>  I 
jetzt  die  Ergänzung*- Akte  zu  dem  turkmentsebaiseben  Traktat  *ea 
Jahre  1828,  durch  welche  auch  der  Zolltarif  für  die  asiatisch 
Grenze  bestimmt  wird.  Derselbe  belastet  die  Einfuhr  von  asiatische! 
Waaren  nach  Rufsland  mit  nur  5%.  Diesen  Umstaad  sollte 
die  europäische  Konkurrenz  zu  Nutze  machen  und  ihre  Manu 
fakturerzeugnisse  entweder  in  ihrer  ursprünglichen  oder  doch  ia 
nur  wenig  umgearbeiteter  Gestalt  von  Persien  aus  nach  Rnftlsad 
. importiren.  Nach  amtlichen  Angaben  sollen  jährlich  für  706-  «i* 
800  000  Rbl.  Waaren  dieser  Art  ins  Zarenreich  kommen.  Gegen- 
wärtig errichten  sogar,  wie  die  „Nowoje  Wremä“  zu  erzähl*0 
weif»,  auswärtige  Kapitalisten  in  Rescbt  Fabriken  für  die  Be- 
stellung von  Seidenwaaren  und  Tüchern,  um  ihre  Erzeugnisse  t« 
hier  gegen  o0;®  Zoll  nach  Rufslund  einzufübreu.  Man  kann  *'^r‘ 

! aussetzen,  dafs  die  Besitzer  dieser  Fabriken  sehr  gute  Geschäfte 
machen  werden,  da  die  Ausgaben  in  Folge  der  Wohlfeilheit 
, Brennmaterials,  der  Arbeitskraft,  der  Rohmaterialien  nur  sebf  8*" 
ring  sind. 

E.  M.  Eine  neue  Plantagengeeellschaft  auf  Borneo.  In  Looi c 
hat  die  „British  Borneo  Truding  and  Planting  Company*  ihr*-» 
Prospekt  veröffentlicht.  Das  Kapital  soll  1 00 000  £ io  Autheih* 
zu  1 £ betragen.  Direktoren  sind  C.  Ben  nett  und  E.  I»ocz* 
zu  London,  J.  A.  Travers  in  Queensland  und  J.  Dünn.  t°trt 
den  Adviseuren  in  Borneo  erscheinen  die  Namen  W.  P-  PfJer' 

H.  Walther  und  S.  B.  .1.  Skertckly  zu  Saudakan. 

Die  Gesellschaft  hat  die  Absicht,  Handel  und  Plantagenwirt'; 
sebaft  zu  treiben;  zu  letzterem  Zweck  bat  sie  20000  Acr*»  **•* 

| (ä  40,4:  a)  auf  98  Jahre  erhalten,  ohne  für  dieselben  Pacht  l- 
müssen.  Sandakanbai  wird  in  dem  Prospekt  als  einer  der  prächtig»1** 
Häfen  der  Welt  beschrieben,  der  jeden  Vergleich  mit  Sydney  0D^ 
Milford  aushalten  kann;  17  schiffbare  Flüsse  münden  dort  -[i 

*)  Auch  mit  einem  französischen  Ingenieur  soll  die  persische  R*f^*j* 
in  allerletzter  Zeit,  und  zwar  erfolgreiche  Unterhandlungen  wef*Dn!l(4. 
bauten  geführt  haben,  über  die  Aussichten  solcher  Bahnen,  deren  K ^ 
bilitäl  usw.  vgl.  übrigen»  in  dem  Vortrage  de»  Uerrn  Dr.  Stolze  ® 
Handel»-  und  Verkekrsverbältniaae  Persien«  den  AbwhaW  ^ 
die  Anlage  von  Eisenbahnen  in  Persien.  „Export“  1867,  Nr.  3,  5 * 1 
4,  8.  59  bia  63.  D-  **■ 


1887. 


115 

EXPORT,  Organ  des  Ceotr&lvereins  für  Handelageographie  etc. 


Nr.  7. 


geben  einen  bequemen  Zugang  zu  den  verschiedenen  Distrikten, 
während  8nndakan  selbst,  auf  halbem  Wege  zwischen  Australien 
und  China  gelegen,  einen  natürlichen  Mittelpunkt  für  den  Handel 
bildet.  Das  der  Gesellschaft  überwiesene  Land  ist  bewaldet,  der 
Holzbestand,  der  von  vorzüglicher  Qualität  ist,  wird  auf  1200000 
Tonnen  geschützt.  Dasselbe  würde  in  China,  Mauritius  und  Queens- 
land einen  guteu  Absatz  finden.  Wenn  man  den  Werth  nur  sehr 
gering,  mit  50  Cents  für  die  Tonne  schützt,  so  würde  das  Holz  allein 
schon  100000  £.  also  das  ganze  Gesellschaftskapital  einhringen. 
Auch  liefert  das  Land  Rota ng  (spanisches  Rohr),  Guttapercha,  India- 
Rubber,  Bienenwachs,  Perlmutter,  Muscheln  usw. 

Die  Gesellschaft  beabsichtigt  eiuen  direkten  Ein-  und  Ausfuhr- 
handel, sowohl  für  eigene  Rechnung  wie  auch  als  Ageulur,  ins 
Leben  zu  rufen.  Sie  beabsichtigt,  Plantagen  für  die  Kultur  von  Tabak. 
Pfeffer,  Kakao,  Sago,  Kapok  (eine  Art  Seidenbaumwolle),  Manila- 
hanf und  anderen  Artikeln  anzulegen.  Die  faserbaltigeu  Pflanzen 
versprechen  reichlichen  Ertrag;  die  Gesellschaft  hat  sich  den  aus- 
schliefsliclien  Gebrauch  von  Maschinen  des  Herrn  W.  E.  Death 
gesichert,  der  in  dieser  Hinsicht  einen  sehr  guten  Ruf  besitzt  (er 
erhielt  1884  zu  Calculta  den  ersten  Preis);  die  Ananasfasern  könnt  n 
nach  Europa  gebracht  werden  und  brauchen  nur  10  £ die  Tonne 
zu  kosten,  während  sie  für  40  bis  60  X verkauft  werden  können. 

Weiter  beabsichtigt  die  Gesellschaft,  Vorschüsse  auf  Eigentbum 
zu  Reben.  Ackerland  anzukanfen,  Häuser  zu  baueo  usw.;  damit 
hofft  man  8 bis  1 2ö/0  zu  verdienen. 

Arbeiter  sind  um  geringes  Geld  in  grofser  Zahl  zu  bekommen 
Das  Klima  ist  gesund.  Herr  Walker  will  die  Beaufsichtigung 
der  Plantagen  übernehmen;  solange  bis  Gewinn  erzielt  wird,  sollen 
hierfür  nicht  mehr  als  350  £ jährlich  ausgegeben  werden.  Diese 
Gesellschaft  soll  unter  britischer  Herrschaft  stehen,  während  die 
North  Borneo  Company“  sie  in  jeder  Beziehung  zu  unterstützen 
bereit  ist. 

Langsam  und  sicher  breitet  sich  der  Unternehmungsgeist  im 
englischen  Borneo  aus.  Die  ursprüngliche  Gesellschaft  kann  so 
noch  die  Mutter  verschiedener  anderer  Kolonieen  werden.  Ferner 
berichtet  der  „Java  Bode“  (Batavia),  dafs  Graf  Geloes  d'Elsloo, 
ein  Javapflanzer,  30000  Acres  Land  im  Gebiet  der  „Nord-Borneo 
Gesellschaft“  nach  gesucht  hat. 

Aus  wissenschaftlichen  Gesellschaften. 

In  der  Februaraltzung  der  „Gesellschaft  für  Erdkunde'  führte  Herr 
Prof.  Dr.  Sachau  au  Stelle  des  erkrankten  Herrn  I)r.  W.  Reifs  den 
Vorsitz.  In  »einem  überblick  über  den  Stand  der  geographischen 
Forschungen  und  Ereignisse  berichtete  er,  daf»  Dr.  Junker  von  Kairo  aus 
auf  das  Einladungsschreiben  der  Gesellschaft  [dessen  wir  in  Nr.  50  des 
»Eiport»*  1886  an  dieser  Stelle  gedachten)  geantwortet  und  »ich  bereit  er- 
kürt habe,  auf  seiner  Heimreise  nach  Petersburg  (Dr.  Junker  ist  Deutsch- 
russe} in  Berlin  den  ersten  Bericht  über  seinen  siebenjährigen  Aufenthalt 
itn  Herzen  Afrikas  zu  erstatten.  Vorläufig  gedenkt  aber  Dr.  Junker  noch 
einige  Wochen  in  Kairo  zu  bleiben,  damit  die  Reise  in  das  nordische  Klima 
nicht  durch  unvermittelten  Übergang  seiner  Gesundheit  Schaden  hringe- 
Sobald  Dr.  Junker  in  Berlin  eintrifft,  wird  eine  aufserordcntliche  Sitzung 
der  Gesellschaft  einbernfen  werden. 

Im  Vordergründe  des  geographischen  Interesses  steht  heute  die  Expe- 
dition Stanley’*,  der  Emin  Pasch»  (Dr.  Schnitzler)  IJilfe  und  Ersatz 
bringen  will.  Die  Expedition  ist  seitens  der  Regierungen  Englands  und 
Egyptens,  des  Königs  der  Belgier,  des  reichen  Schotten  Mackinnon  und 
der  geographischen  Gesellschaften  in  London  und  Glasgow  mit  bedeutenden 
Kitteln  »»»gestattet.  Emin  Pascha  soll  z.  Z.  noch  ca.  30  Soldaten  und  20 
Of&tiure  zur  Verfügung  haben  und  sich  mit  knapper  Notb  event.  bi*  Ende 
d.  J.  halten  können.  Eine  zweite  Expedition,  die  von  der  „Balloon  Society 
«f  Great  Rritain*  ausgerüstet  ist,  sucht  unter  Camcron's  Leitung  Emin 
Pucha  von  Westen  her  Hilfe  zu  bringen.  Nach  den  neuesten  Berichten 
befindet  Stanley  «ich  in  Sansibar,  wo  er  betreffs  des  Operationsplancs  und 
d«  «inzuschlsgeuden  W ege*  sich  definitiv  entschliefsen  wird.  Die  Expe- 
dition de»  Dr.  Oskar  Lenz,  die  in  der  gleichen  Absicht  wie  Stanley's 
neueste  Expedition  schon  am  15.  Juni  1885  Wien  verlassen  halte  und  am 
2«.  Augu»t  dcsB.  Jahres  von  ßnnnna  aufgebrochen  war,  muffte  unter  dem 
Schutze  des  bekannten  arabischen  Händler»  Tippoo  Tip  den  Rückweg  an- 
treten,  da  der  Plan  derselben  unausführbar  war.  Die  »Handels-  und  In- 
duMriegmlliclaft  für  da«  Kongo-Gebiet*  (»Compagnie  du  Congo  pour  le 
Commerce  et  1'lndustrie*)  in  Brüssel  hat  Geologen  und  andere  Gelehrte  zor  Er- 
forschung des  Oberlaufs  des  Kongo  und  «einer  Nebenflüsse  entsandt.  Mit 
der  \ ermoMmg  des  unteren  Kongo  ist  unter  Leitung  de»  Kapt.  Junger  der 
Anfang  gemacht.  Die  französische  Regierung  sucht  vom  Senegal  aus  ins 
mnsre  Afrikas  vorzudringen,  und  zwar  bis  Tomhütu  (Timhuktu):  eine  Ex- 
pedition mcht  suf  dem  Wasserwege,  eine  andere  auf  dem  Landwege  ins 
hwirr*  zu  gelangen.  Vom  »Verein  zur  Förderung  deutscher  Interessen  in 
Süd-Afrika*  tat  die  erBje  Veröffentlichung  unter  dem  Titel:  »Deutsche  Inter- 
w»en  in  Süd-Afrika“  eingegangeo.  Die  Versuche  der  Suezkanal-Gesellschaft, 
“f®  mit  Hilfe  elektrischen  Lichts  anch  Nachts  pa«sirbiir  zu  machen, 

al*  vollitindig  gelungne  zu  bezeichnen;  ein  Dampfer  der  »Messageries 
•“nti»ea*  bat  den  Kanal  von  Port  Said  bis  Suez  in  16  Stunden,  gröfsten- 
weil»  uibmid  der  Nacht,  passirt.  Auch  bat  die  Gaaellschaft  mit  der  egyp- 


tischen  Regierung  ein  Übereinkommen  getroffen  betreffs  Verbreiterung  des 
Kanals  in  »einer  ganzen  Länge,  sodafi*  nach  Vollendung  der  Arbeiten  die 
Schiffe  überall  nebeneinander  fahren  können.  Die  Trauerbotschaft  aus 
Massaua  (Massorah)  hat  da*  Interesse  für  diesen  Tbeil  dos  afrikanischen 
Kontinents  erhöht;  deshalb  wird  die  gute  Spezialkalte  jene»  Gebietes  in 
der  „Gaxelte  Göographbpie*  vom  27.  Januar  1887  willkommen  sein,  ob- 
gleich der  begleitende  Text  nichts  Neues  bietet. 

In  Amerika  hat  der  bekannte  Archüolog  Desire  Charney  eine  Reise 
nach  den  alten  Kulturstätten  Zential-  Amerikas,  speziell  Yucatan«,  unternommen. 
In  einer  groben  Kuinenstsdt  im  Gebiete  der  Majas  Indianer  entdeckte  er 
eine  alte  ludianer-RegrübriibstüMe,  wo  er  beim  Blofslegen  einer  Pyramide 
auf  alte  Wundgemähte  Briefs;  ein  Aufstand  der  Maja»  binderte  ihn  aber  vor- 
läufig an  der  Fortsetzung  seiner  Untersuchungen. 

Das  neueste  Heft  der  von  der  „Neu-Guinea-Kompanio'’  beramgoßebenen 
„Nachrichten  aus  Kaiser- Wilhelm -Land"  enthält  neue  Spezialkartea  der  Ge- 
biete am  iluon-Golf,  die  vom  Admiral  v.  Schleinitz  und  »einen  Beamten 
an  {genommen  sind.  Eine  Reihe  guter  Häfen  wurde  bei  den  Forschung»- 
führten  entdeckt  und  friedliche  Beziehungen  mit  den  Eingeborenen  ange- 
knüpft. Die  ganze  Küste  ist  mit  starkem  BoUbeetand«  bedeckt.  — Die 
„Geographische  Gesellschaft"  in  Melbourne  bereitet  eine  Expedition  zur  Er- 
forschung des  Südpol*  voi ; die  Regierung  der  Kolonie  Victoria  wird  dlesell* 
unterstützen,  doch  steht  die  Zusage  einer  solchen  Beihilfe  seitens  der  Re- 
gierungen der  übrigen  Kolonieen  und  de»  Mutterlandes  noch  aus. 

Zum  Sch  In  km*  seiner  MittheiJungen  bemerkte  der  Vorsitzende,  dafs  die 
süinriitlichrn  Begleiter  de*  verstorbenen  AfrikareUenden  Robert  Flegel  in 
der  Sitzung  anwesend  »eien:  die  Herren  Paul  Staudinger,  Ernst  Hartert 
und  Ingenieur  Thiel.  Letzterer  war  der  Führer  de*  Dampfers  „Heinrich 
Barth“  der  Flegel -Expedition.  Nach  Flegel'«  Tode  blieb  Tbiel  zur  Er- 
ledigung verschiedener  Angelegenheiten  zurück;  nachdem  er  die*«  in  höchst 
! zufriedenstellender  Weise  geordnet,  ist  er  vor  einigen  Tagen  wieder  in 
I Deutschland  ein  ge  troffen.  Z.  Z.  ist  kein  Sendling  der  „Afrikanischen  Ge- 
I Seilschaft  in  Deutschland"  mehr  in  Afrika. 

Der  Vortrag,  den  Herr  Lcgationsratb  Prof.  Dr.  Brugsch- Pascha  über 
I Land  und  Leute  im  heutigen  Persien  hallen  sollte,  fiel  wegen  plötzlicher  Er- 
krankung des  Genannten  aus. 

Den  Schlub  des  Abends  bildete  der  Vortrag  des  Herrn  P.  Staudinger 
I über  seine  Reise  von  Lohn  am  Benue  nach  den  Reichen  vonSarla, 
I Kan«,  Samfara,  Sokötd  und  Gandu. 

Am  12.  August  1885  trat  die  Expedition  von  Lokü  aus,  das  unter  8° 
n.  Br.  und  8 " ö.  L.  von  Greenwich  am  Benue  liegt,  ihre  Forschungsreise 
an.  Dieselbe  berührt«  die  Orte  Aoas*nrawji  (Provinz  Afö),  Kefti  Abdes  Senga, 
Sehnmiimbara  (Provinz  Yeskü),  Kaussam  (Provinz  Korr«),  Koschia  (blühender 
Ort  in  der  Provinz  Kadarrö),  Gidan  Garba  oder  Libero,  Gilku,  Ribakö,  Ri- 
koka,  Igmbi,  Kimm  Daudschi  und  die  bedeutende  Stadl  Saria  (oder  So*»), 
die  Hauptstadt  des  Reiche«  Saris,  woselbst  die  Forscher  vom  29.  September 
bi»  zum  23.  Oktober  1885  verweilten.  Von  hier  zogen  sie  in  das  Reich 
Kano,  dessen  »ehr  ausgedehnte  Hauptstadt  gleichen  Namens  sie  am  29. 
Oktober  1885  erreichten.  Auf  demselben  Wege  zurück  gelangten  »ie  am 
10.  November  desselben  Jahres  wieder  nach  Karin,  um  von  hier  aus  nach 
Sokötd  zu  marschiren.  Durch  die  Provinzen  Katschena  und  Samfara  (Haupt- 
»tadt  Kaura)  »änderten  sie  bis  In  das  Land  Sokötd,  dessen  bedeutendste 
Städte  Gandi,  Sokutd,  Gandu  und  das  am  nördlichsten  gelegene  Wurnu  sind: 
die  letztgenannte  Stadt  ist  die  bedeutendste  und  zugleich  die  Residenz  des 
Sultans  von  Sokötd.  I in  Allgemeinen  sind  die  Gegenden,  durch  welche  die 
Reisenden  zogen,  fruchtbar  und  bevölkert;  bei  Gilku  fanden  sich  zahlreiche 
Ginginja- Palmen;  auf  dem  Wege  von  Saria  nach  Kano  waren  überall,  mit 
Ausnahme  der  ersten  Tagereise  bis  Likörö,  »ehr  gut  bebaute,  auch  mit  dem 
dort  eingeführten  Weizen  bestellte  Felder,  die  theilweise  mit  Hecken  um- 
znunt  waren,  sowie  grobe  Mengen  Vieh.  Der  Weg  von  Saria  nach  Sokötd 
führte  durch  waldreiches,  äufserst  ergiebiges  Gebiet;  bei  Paskari,  ungefähr 
in  der  Mitte  zwischen  Saria  und  Gandi,  wuchs  viel  Baumwolle,  ebenso  bei 
Bokd  und  bei  Gandi  selbst:  bei  Rokd  fanden  sich  u.  a.  auch  Adaosonien. 
Ganz  Sokötd  ist  im  Allgemeinen  ein  fruchtbare»  Laud,  da*  von  zahlreichen 
gröfseren  und  kleineren  Flufrläufen  bewässert  wird. 

Die  Uauptbevölkcrung  in  all  diesen  Hstussa-Gobicten  bilden  die  mo- 
hammedanischen Fulwfh;  doch  finden  sich  auch  zahlreiche  Heiden  (Sklaven- 
stämme),  namentlich  von  Lokü  am  Benue  an  nordwärts,  und  bei  diesen  ist 
der  FetiKchdiensl  noch  im  Schwange.  Die  Bewohner  von  Agiri  (nördlich 
von  Keffi  Abdes  Senga)  sind  deswegen  interessant,  weil  sie  noch  Reste  der 
heidnischen,  von  den  IMussa- Einwanderern  unterworfenen  Ureinwohner  sind. 
Die  Fulweh  (Fullaneh)  sind  neerdenhesitzer  und  dabei  muthige,  wilde  Gc- 
I seilen.  Viele  von  ihnen  haben  beinahe  kaukasische  Gesichtszüge,  und  oft 
begegnet  man  unter  ihnen  prächtigen  und  schönen  Gestalten. 

Im  Sarin- Reiche  finden  sich  zahlreiche  Heerden.  Die  einheimischen 
j Gewebe  und  die  Sattler-  und  Ftechtwaiucn  sind  von  guter  Arbeit:  nament- 
J lieh  zeichnen  sich  die  Gewebe  durch  haltbare  schöne  Farben  (Roth  und 
1 Blau  in  allen  Schattirungen)  aus.  — Im  Reiche  Kano  passirte  die  Expe- 
dition zahlreiche  Ortschaften.  Der  Anblick  der  Veste  Kano  war  imposant. 

[ Der  dortige  König  ist  der  stolzeste  und  reichste  aller  Häussa- Fürsten;  selbst 
, Araber  verschmähen  es  nicht,  in  *eioe  Dienste  zu  treten.  Sein  Palast  ist 
1 ein  mächtiger  arabischer  Kuppelbau,  dessen  Wände  mit  Messingbecken  ge- 
‘ schmückt  sind.  Eine  Anzahl  reicher  Araber  lebt  beständig  dort;  bei  einem 
| der  reichsten,  einem  Tripolitaner,  wohnten  die  Reisenden  und  erhielten 
i durch  ihn  Einblick  In  die  dortigen  Verhältnisse.  Dia  aus  Lehm  hergestellten 
Gebäude  sind  wegen  ihrer  Haltbarkeit  zu  bewundern.  Der  Verkehr  mit  dem 
Reiche  Koka  ist  ein  sehr  lebhafter;  dasselbe  ist  von  Kano  aus  leicht  zu  er- 
reichen. Für  den  Transport  von  Personen  und  Waaren  worden  Dromedare 
benutzt.  — Auch  bei  Kano  findet  sich  etwas  Weizen. 

Die  Hin-  und  Rückreise  von  Saria  nach  Kano  hatte  vier  Wocheu  in 
Anspruch  genommen.  Die  Reise  ging  von  hier  nach  Kaura,  der  Hauptstadt 


Nr.  7. 


116 

EXPORT,  Organ  des  Centralvereina  für  H&odelsgeographie  etc. 


1887. 


von  Samfara,  wo  vorher  niemals  Europäer  gewesen  waren.  Karawanen  | 
sieben  von  hier  aus  durch  die  Sahara  nach  Tombütu  (Timhuktu),  Adar  uaw.,  1 
und  verkaufen  daselbst  Salz  gegen  die  von  dorther  bezogenen  Waaren.  In  , 
Kaura  trafen  die  Reisenden  den  Sultän  von  So^to,  dem  der  König  von  ( 
•Sari»  entgegengezngen  war,  wie  alle  Häussafünttcn  einmal  im  Jahre  zu  ihm 
kommen.  Die  Reisenden  wurden  vom  Sultän  sehr  freundlich  empfangen  | 
und  überreichten  ihm  Geschenke  und  ein  Schreiben  des  deutschen  Kaisers; 
bei  der  Audienz  erklärte  der  Sultän,  dafs  «ein  Land  dem  Handel  mit  allen  . 
Nationen  offenstehe  und  seine  Märkte  frei  seien  für  die  Kaufleute  aller 
Völker;  den  Engländern  bah»  er  weder  Gebiet  abgetreten,  noch  irgendwelche 
Sonderrechte  eingeräumt.  [Danach  sind  also  viele  der  engliachen  Ansprache  I 
im  Niger- Renue-Gebict  unbegründet] 

Der  Marsch  ging  dann  weiter  nach  Sokötö,  das  man  am  4.  Januar 
188fi  erreichte,  und  von  dort  in  4 Tagereisen  nach  Gantlu,  dem  letzten  und 
am  meisten  nach  Westen  gelegenen  Orte,  den  die  Reisenden  besuchten 
(10°  29'  n.  Br.  und  4*37'  ü.  L.  v.  Greenwich)  und  wo  nie  vom  10.  hi»  20.  Ja- 
nuar v.  J.  verweilten.  Ihr  Rückweg  führte  über  die  Hauptstadt  des  Landes, 
Wurm»,  von  wo  sie  am  20.  Februar  nufbrarhen;  vom  12.  bi*  zum  2A.  Min 
waren  sie  wieder  in  Saris,  von  wo  sie  am  20.  April  1886  wieder  in  Lokö 
am  ßenue  eintrafen.  Die  Stadt  KaschtA  war  inzwischen  von  feindlichen 
Stämmen  ausgerauht  worden:  ein  Zeichen,  dafs  die  dortigen  Zustände  doch 
keine  getuckerten  sind.  In  Lokö  fanden  sie  einen  Brief  der  * Afrikanischen 
Gesellschaft  in  Deutschland“  vor,  der  ihnen  meldete,  daß  die  Expedition 
aufgelöst  sei,  und  sie  deshalb  sunirkberief.  Ende  Juli  konnten  die  Reisenden 
endlich  mit  ihrem  Dampfer  .Heinrich  Harth“  auf  dem  Benue  und  Niger  ihre 
Rückreise  antreten. 

Am  Schlüsse  seines  Vortrages  gab  der  Vortragende  der  Hoffnung  Raum, 
dafs  Deutschland  jene  reichen  Gebiete  auch  in  Zukunft  nicht  vernach- 
lässigen werde,  da  dieselben  für  den  Handel  mit  Kamerun,  Tombütu,  den 
Ländern  am  Tsad-Sce  und  dem  Kongo-Gebiete  von  äufserstcr  Wichtigkeit 
seien. 

Vor  Beendigung  der  Sitzung  theilte  der  Vorsitzende  noch  mit,  dafs  die 
Sammlungen  Robert  Flegel's  in  Berlin  eingetToffen,  aber  noch  nicht 
ausgepackt  seien. 

Vereinsnachrichten. 

„Allgemeiner  Deutscher  Schulverein“  zur  Erhaltung  des 

Deutschthums  Im  Auslande.  Herr  Hof-Prediger  und  Garnison 
Pfarrer  Dr.  E.  Frommei  wird  am  Donnerstag  den  3.  März  er.  | 
Abends  8 Ihr  im  Architektenbause,  Wilhelmstr.  92/93,  einen  Vortrag 
über  „Lund  und  Leute  in  Süd-Deutschland“  halten. 

Billette  zu  diesem  Vortrage  sind  zum  Preise  von  1 < f(  für 
Mitglieder  und  l.$o  dt  für  Nichtmitglieder  iu  den  Nicol ai’scben 
Buchhandlungen:  ßrndemtr.  13  und  PoLsdamerstr.  123  !>  (an  der  | 
Potsdamer  Brücke),  sowie  in  der  Sehne ider'schen  Buchbandluug 
Leipzigerstr.  129  und  später  an  der  Kasse  zu  babeu. 


Briefkasten. 

n«rrn  A.  C.  in  Lissabon.  Wie  wir  vernehmen,  hat  ein  fr»nz*V«iichee 
Syndikat  rochrer*  Ingenieur«  nach  Lissabon  ciit-andt,  welche  die  Fläne  für 
die  projektirten  großartigen  HafenanUgen  und  Kaibauten  sowie  die  Terrain 
und  WaflserverhäRnisse  an  Ort  und  .Stelle  eingehend  »tu ihren  sollen,  um 
später  dem  Syndikate  Bericht  zu  ei  statten.  In  den  letzten  Tagen  sind  auch  I 
zwei  bedeutende  italienische  Ingenieure  zu  gleichem  Zwecke  eingetroffen; 
es  aind  dieselben,  welche  mit  der  Leitung  der  Hafenarbeiten  in  Genua  sowie 
der  bedeutenden  Neuanlagen  und  Arbeiten  in  Neapel  und  Venedig  betraut 
sind.  Durch  Marquis  Oldoini  werden  die  beiden  Herren  bei  allen  Ministern 
und  einflußreichen  Beamten  vorgeatellt.  — Hoffentlich  werden  Sie  bald 
die  Freude  haben,  daß  auch  deutsche  Ingenieure  in  derselben  Absicht  nach 
Lissabon  reisen  und  dafs  der  deutschen  Industrie  die  Mitwirkung  an  diesem 
großen  rntemebincn  gewahrt  wird. 

— Die  „Norddeutsche  Allgemeine  Zeituog“  theilte  kürzlich  mit,  daß  die 
auf  Grootfontein  (etwa  19*30*  b.  Br.  und  18*  ü.  L.  v.  Gicenwicli)  in  der 
Otowic-Gcgend  in  Süd-Afrika  angesiedelten  Bure n auf  ihren  Antrag  nach  er- 
folgter Genehmigung  Sr.  Majestät  des  Kaisers  unter  den  Schutz  des  Deut- 
schen Reiches  gestellt  sind. 

— Eine  angesehene  Berliner  Zeitung  brachte  kürzlich  folgende  Notiz: 

.Cher  den  Hnndel  in  Textilfahrikaten  in  Marokko  ist  dem  Aus- 
wärtigen Amt  in  London  ein  Bericht  des  dortigen  englischen  Konsulats  zu- 
gegangen,  dem  zufolge  die  britischen  Kaufleute  den  Importhandel  iu  Stoffen 
gänzlich  verloren  haben,  da  sie  von  Deutschen  verdrängt  worden  sind. 
Es  beißt,  dafs  die  Deutschen  einen  dem  englischen  Fabrikat  nachgeahmten  I 
billigeren  Artikel  fabriziren  und  ihren  Abnehmern  4 Monate  Kredit  gewähren, 
ohne  Zinsen  zu  berechnen.  Der  englische  Kaufmann  bestand  früher  auf  haarer 
Bezahlung,  giebt  aber  jetzt  drei  Monate  Kredit  UDd  berechnet  Zinsen.  Der 
Umsatz  von  Stoffen,  der  jetzt  fast  gänzlich  in  deutsche  Räude  übergr-gangen 
ist,  beziffert  sich  auf  ca.  80000  £ jährlich“. 

Dia  Notiz  enthält  ebensoviel  Unsinn  als  Worte.  Wie  uoa  der  Einsender  1 
der  Notiz  versicherte,  ist  die  Einfuhr  deutscher  Textilstoffc  in  Marokko 
äufamt  gering,  während  England  in  dieser  Branche,  namentlich  was  Baum- 
wollstoffe betrifft,  ganz  bedeutend  prävalirt  Obige  Nachricht  scheint  von 
britischer  Seite  wohl  in  irgend  einer  spekulativen  Absicht  verbreitet  zu 
«erden. 

— Herr  K.  O,  La  bed naa  , Hambarp.  c»«ld«li  Dar  Poti 

dampfar  „1*«/»u»»u«“  Ut  »«a  ?.  Februar  Nerbaitlaga  io«  UwVm  narb  Rrariltau  writer- 
«•*■»*««.  JlW  !•*  «m  5-  Fvbnaa»  rew  Heauoa  Air«  aarb  Antwcrpa»  and  Hamberg  ab*r- 
|.nf*n.  „LUuboa-*  Ul  au«t«h«»d  cm  7 F.bruar  Vormittag«  Lu  Bahln  MtlZowiMa.  „Tijue.- 


I«t  »„«Hebend  am  B.  Februar  Vormittag*  Iu  Ball«  aa«tkouiman  „SunlniJ^i"  lat  rOckket, 
'•ad  am  3 Februar  NaebmjtU««  In  L B aosek.n.mrn,  aoa  4 Kabraar  MirhaiiU«4<  n*e» 
II.mMirg  wet1»ry  *f»i'g»o  und  hal  am  B.  Februar  ham  paialn.  „R^aflo”  hat  r üekkehraod  an 
9.  Februar  I Uhr  Morr«»*  Dnr*r  paoaln  uud  IM  am  »,  F*t-raar  Iu  Antwerpen  an*  »4t  «tw  naa» 
..Ar^tnilua"  bai  e«iK*IUud  6.  Fatruar  12  L’br  Narbt«  Dover  pamlrt  und  IM  am  I O.  F»brtu 
Vramiliaca  la  Llaeabuu  anpikMumtn.  „PetropoiL«“  hat  auaf-hend  am  & Frfcniar  S C l> 
Monten*  lK.it/  paaalit,  lat  aca  II.  Fabruar  lllUa«a  la  Hidalra  anz«bomm<>n  and  am  Nacbaaritim 
nach  <ltm  La  l’lata  .Hamburg"  hat  auagaband  am  4,  Februar  ’>  L'hr  Mo!g»< 

Dover  pisilrt.  „C'.irrlente»--  lat  autRabtud  am  IO  Kabraar  V ornriLUfa  ia  Muutrvidcu  lo,t 

komme«. 

- Daa  apadltloaabasa  Aagwxt  Blamr-nthal.Mamkwnr  berichte!  tat  Wm4a 

uad  fleglet  Abfahrten  «na  Raa  bürg  nach  nropiiub«a  und  ebarwrrierbaa  FliUan: 

«)  Dampf. rblffe 

Afrika  (Siiduratküala)  «la  Madeira,  Ca»ert*ch»  Ini.lo,  Gor*«,  Aorra.  Latin  M*.  bla  L«n«»d« 
lukl..  Poetdeinpftr  „(irrtcud  Wutrnua“,  Kapl  Melrbartaau.  dmiUch,  3K.  F.Ktu«». 

Kapitedt  uaw.  («I«  Madeln)  alle  ZS  Ta< #,  (anAcbat  Dampfer  „Trojan“.  anglUcb,  4.  Mir i. 

I'estu»,  Blaaaport.  MauRkoac  uad  Japan  („Klacala- Linie“)  Dampfer  „Elwtra“,  tteutnrh. 

20.  Februar,  Dampfer  „Niobe“.  deuUeb,  10.  Hin,  Dampfer  ..If.lil/ai.1»-,  deutsch,  So.  MLi 
Dampfer  „Lydia“,  dautarb.  fO.  April,  Dampfer  „L'aaaaudia",  deutach,  10.  Mal,  Darapf*r 
„l’riybymnia“  detiUch,  So.  Jani. 

Singapur«.  H.m*kung  uad  Japan  «««ab  «la  Aulwrrpa«  uad  London  (»bi/eLint«)  Dampfor 
..Mnurnuuiatbirn",  Kapl  Richard,  eu»llarh,  ftL  Fetiruar, 

Adatald«.  Melboaraa  und  Hydaay,  Fuatdampfar  „Hahaiinrx-,  deiMarb,  bl«  IV.  Kabraar. 

BlDRapi.re,  lloiipkutip.  Si  banxbal.  Tukobaaua,  Hioya  uad  Nairaaaki  (ria  Porl-Said,  buaa,  Ada« 
und  CV-Inmbo)  l'oMdampfer  „Oder",  dentacb,  Ma  i.  Mir*. 

WladitmMok.  e««nt.  au'k  Ntr«l«jrflak  («la  Uoopkong)  Dampfer  ..Atlaj-,  AapU  Walff.  mor 
«e<t*ck,  1.  Hilft.  Min. 

Wlaiil«r<i«t*.k  and  NirolaJ.dak  («ia  llv.nzkomp:)  Dampfar  „Tilampb“,  dtaisrb,  Aaf.nji  April 

VaJp«nl«o,  Arie«,  MnU.ed»,  CaJIsn,  Funta  Ar. dm  (Map.-Btr.)  Cotral,  Coroael,  Teieabuaa-. 
und  Ii{uL)ua  aalaufand  via  Aatvrrpan  Fa«ulampr»r„IMa“,  Kapt.  Vom,  d.otarb,  SB.  Pabrair 

Valparalao.  Arlra,  Mullaado  und  Calla»  «ia  PusU  Araaa*  [M»x  Str.)  und  Coronet  aaZ 
»aller  narb  Carlato,  La  Uulea,  La  Liberted,  Arijotli,  Hi-  Joe»  da  Umatemuala  taa4 
Chan.ptr«c«,  evenl.  auch  Sau  Juan  del  aur  und  Amapala  (»ta  Aalatrpeu)  PuMdempCrr 
„Ibla“,  K»pt.  Vnia,  dtutarh.  ZR.  Februar. 

Valparalao,  Fnnta  Arena«  ;M«a..*rr.) , Canal,  TalraboMu,  Iqultua  und  Arien . ferner 
Zaalra!- Amerika,  Puata  Arena«,  Corinto,  La  Unl«D,  La  Ltbartad,  Arajstl».  Kid  JoM  4« 
(iuaiemala.  Cbamperleo  und  Gnayaijail  «la  Antvarpe«  Dampfar  „Cella“,  Kapt  Wi>rt«na.aa 
dtvlarb,  ZI.  Februar. 

Mualttultu,  Huanaa  Air«*,  Bnaa/Ia  and  Han  Nitolaa  («ta  Madeira)  Poet d« Opfer  .Itoal 
ftdea“,  Kapt.  Dreier,  detiUth.  20.  Februar,  Pottdampfer  „Sautue-,  Kapt.  B«i«.  dautarb 
1.  Min. 

Kabln.  Hto  de  Janeiro  uad  Baatoe  («ta  Lliaaboo)  Puatdampfar  nD«Utn»‘',  Kapt.  Salabet 
lieh,  deetarb.  I”.  Februar. 

Pernamiioeo.  Rio  da  Janeiro  uod  Santo«  («la  Ltanabon)  FMldampfee  „Roaarlo“,  Ktj 
RchoUar»«,  deuUrh,  21,  Februar. 

W»,t- Indien  «ia  Havra  (ft,  Tbetna*.  VenaauaLa,  Hanl)  am  4 und  ZI-  noch  uaeh  Puerto 
Platn.  am  rt.,  ZI.  und  24.  )adao  Moeala , «unbrbM  Pueldaapfer  „AUamnoin“,  Ki» 
aprutk,  dautarb,  21.  Fabruar,  Foaldampfcr  „Bavaria“,  Kapt,  Reaaton,  örutacli,  ZS.  Fe 
b.uar.  Poa(dam|ifrr  „Francla",  Kapt.  Kopff,  den  Urb,  6.  Mir« 

Mesito  («la  Hairej,  Veracraa,  Tampir«  «ad  Pronra»«  am  2.  jrdea  Henau,  »unärhit  Pm> 
dampfer  ..Saionia“,  deuUrh,  2.  Mir*. 

tlabana.  MaUaiaa.  Clenfuego«  und  8t.  Ja*o  da  Cuba  Dampfe«  „UrenttAa".  Kapt.  Olnpmh*.. 
apanlarb,  IS.  Mir*. 

Habana  Dampfer  „ltidU  ‘,  Kapt.  ilnlMn,  daatarh,  S.  April,  Dampfar  „Kampa“,  Kapt.  Atiafe:, 
desleeb,  IO.  April. 

Me«  Terk  («la  Havre)  Ptratdamprer  „Huaiia“,  deutaclk,  20.  Kebruat,  Poatdampfar  «Morifli- 
dtvUch.  2T.  Februar,  Poitdampfer  ..Raxia“,  deutacb.  6.  Mir«,  PuMdampSer  „fiel  Irr- 
deutteb,  13.  Mi  r.  I'oatdampfer  „BoUemla",  dautieb,  20.  Mira.  U ulen- Dampfar  „Calif  e 
alt“.  Kapt.  Wmblar.  deuUrh,  IC.  Februar.  Dampfer  .Marvala“,  KapL  Mnnfa,  dantarb 

21.  Fabruar,  Dampfar  „AnetralU“.  Kart  Franek.  dautaeb.  2.  Mbr«. 

Dublin,  Bnatnl  and  ftnaataa,  DantpJar  „City  <if  LUbon“,  encltaek,  17.  Februar. 

D&akkrrban  Dampfar  „Blanrba“,  ItapL  Abeabam.  fruoaSelark.  2A  Pabruar 

Pa>apa*.  Sa»  Und  er  und  Biltmo,  Dampfar  „M-illaa“,  Kapt,  Ariatza,  «panlacb,  I«.  Februar  I 

Com b*.  VI40,  Cadll  (Savilla),  Carusenn  und  Alicante  Dampfer  „Ptnacm“.  Kapt.  llUmareodk 
•paulacb,  19.  Februar. 

Madrid  und  nnderen  lUbiutatiooen  Portncal  Spanien«  («ta  Lluaboa)  Poitdampfer  Jie- 
alarrV-,  «leutieb,  IA  Februar.  Poitdampfer  ..Roanrlo“,  deuiech,  ZA  Fabraar. 

Trie«,  Ven»di|,  Ancoaa,  Bari,  Dampfer.  Mathilda“,  K«p4.  Rolf*,  deularb,  r*.  17.  Fabruar. 

Knn«iaiitiai>pet,  Odaaoa  und  aventl.  Batuea  I Mal  pr.  Monat,  aiinirbrt  Dampfer  .Jtelnbart- 
Kapl.  Rühr,  danueb,  Anfang  Märt. 

b)  Hecelac  blffa. 

Malbimma  Wbarf  „Frilaaa“  («ou  Kleea),  iiuraezln  h,  Knda  Februar. 

HydMy  ,Jn<bpr«en”  (»«.n  Riten),  enclurh.  Bude  Febm»r. 

Danedlti  Wbarf  evenll.  »la  Lytllatoei  „Virlcria“,  dentarh,  Anfamr  Mir*. 

San  Franclaro  dirast  .Cynlaca“  (von  Klean),  Kapt.  Huiion,  «•illarft,  Mitta  Februar. 

WestkSate  Mexico«  (tttal  «la  Harra  ud«r  Bonleaax)  „Aaolua“,  Kapt.  Reiner«,  deutacb 
prompt. 

Wairkbite  Zentral' Amenkaa  „Marie“,  deutach,  pcompt. 

Gaayaqnll  „Dora“,  Kap«.  Hinten,  dinleeb,  prompt. 

Valparalv»  (K*p.  dea  Herrn  F.  La^ii)  „Pn>fe*»m-*,  (»o«  Elteu)  KapL  Oblaan,  dtnUck,  prompt. 
„Purb“,  (»an  KiieoJ  Kapl.  tlrapu»,  deutnrb,  folgend,  nFuly  ueain*'  (eun  KUee),  Kapt. 
Hahlke,  detaUCb,  folnervd. 

Bi«*«  AI  ree  (RUekualn)  Jnzeburg-",  Kapt.  Zlmmarmaon.  denUcb,  ae«rif^«. 

Klarbutto  ;Uucno«  AiresJ  direkt  „Capelle"  («•■*  Kiam),  Kapt.  Denec-ke,  deutneft,  ladet. 

Rio  Grande  „Blriina“,  Kapt.  Ipien.  dlnlarb,  aepelferti«;. 

Tort«  Ate» r*  (direkt)  „Paanona“,  Kap«.  Kletten,  dinlaek,  ladet,  J|prult‘'.  Kapt.  da 
bollindlerh.  prompt. 

Raut««  „An »11  »tu.  Kapt.  Suaeklmldar,  AnuUcb.  prompt. 

Rin  da  Janeiro  ^Jutgon1*,  Kapt.  Raeckmann.  deuUrh,  prompt,  „Bdltb  Muy“,  Kapt.  Hulta. 
deuueb,  prompt.  _Tb«maa  fl.  PalcA",  Kapt.  Jarobaea,  n.ir»e»l»rh.  ladaL 

Pernatubuco  „Stau  f)“.  Kapt.  JoAnaea.  aereriibeli,  pmmpt. 

Ciudad  Ibi ] I « »r  „Ii.ida  Lnlaa“  KapL  Nummenaeu.  dautaeb,  prompt. 

La  Guayra  und  Maniraibo  „Felix“,  Kapt.  Munoitb,  deouch.  prompt. 

Nähere»  bai  Aagaat  Rlomeatbal 

W lltrruaif» bericht.  Ule  Kklte  lut  »fchread  der  lalatea  Tap«  »eeentlleh  rartamnn 
— »Ir  haben  Narht»  tu  4 Grad  Kille  cekabt  — uad  da  Im  Inlaut*  du  »letehe  Temperatur 
berrxht,  ao  wtrd  di«  KrnSnnnc  der  Fluf**ehilTMhrt  in  oeltar«  Fern*  R*rnckL. 

Im  hlea-pen  llafan-Kevter  und  in  den  Kanllen  Lat  die  Rttblldang  raaeb  vorwfcrii  ge 
erhrttton;  Krbulantran«p«irtt  erfnrdar»  wiederum  Darapfkrafl  und  a»  maeAeei  »leb  > »n  Ntama 
8rh»leri»k«it»a  galteud. 


Hrotsrlie  Exportbank. 

Fär  Tnlagrsmo«  t Ezporibuk,  BnrUa. 

Ablheilung  Expertbureau. 

Berli«  SW.,  Kochatrafa«  27. 

(Briefe,  Farketa,  uaw.  uaw.  »ind  nur  mH  dlaaa«  Adrema  au  rnriebeu  } 

11*  TamUaag  flr  *1«  LfHrnutittitn  )«der  nl  Ckifrv  L.  L «la*wek-He»  Mtrtw  M far- 
•albt«  tm  da«  *«■  *k Maealea.erkaada  *m  K.-I.  ■I«ll  M{tilH»H  Hrmt»  I Mart  (W  teturtaa 
Brief  wart  r«|  kenafiiea.  bta  Ikaaaaalan  4m  K.-I.  »arte«  IM  mR  dar  Mrdantf  turiW 

Ikbrr  Ifartaa  rerbaadaam  TakaitM  k fcaekau*  poilallL  - Ma  Idriiiu  aalaar  LafPucnWr 
IbrtR  da«  U.  air  »ria«  UtaitiM  n dea  deaaeJVea  Wlaaalm  B*dj»uKea  all. 

103.  Über  die  Einfuhr  von  deufacben  Hopfen  nach  Australien  erhalten 
wir  von  unterm  Korrespondenten  in  Adelaide  folgenden  Bericht : 


CjOOQiC 


117 


1887. 


EXPORT,  Organ  des  Centnüvereins  für  Handelsgeographie  etc. 


Nr.  7. 


,Wm  in  Australien  an  Hopfen  verbraucht  wird,  besteht  tbeil  weise  an« 
heimischem  Gewächs,  welches  z.  B in  Süd-Australien  hauptsächlich  von 
Deutschen  in  den  Högeldistrikten  bei  Adelaide,  »«dann  im  Sädosten  der 
Kolonie  bei  Mount  Gambier  in  stetig  zunehmender  Menge  gebaut  wird.  Einer 
unserer  kürzlich  in  Lobetbal  verstorbenen  Landsleute,  Namens  Klein- 
schmidt,  kann  als  der  eigentliche  Begründer  der  südaustralischen  ilopfen- 
kultur  angesehen  werden.  Der  Konsum  übersteigt  jedoch  noch  bei  Weitem 
die  heimische  Produktion,  und  «o  wird  denn  viel  englischer  (Keni)  und  be- 
sonders auch  tasmanischer  sowie  California-  und  Oreron-llopfen  eingeführt. 
Auch  taierieeber  Hopfen  ist  in  manchen  Jaliron  auf  den  Markt  gekommen. 
Der  Import  variirte  aber  aus  Ihnen  leicht  erklärlichen  Ursachen  in  den  ein- 
zelnen Jahren  ganz  beträchtlich." 

Deutschen  Hopfenexporteuren,  welche  in  Australien  und  den  australi- 
schen Kolouieen  geeignete  Verbindungen  anzuknüpfen  wünschen,  können  wir 
daselbst  Bolide  Firmen  namhaft  machen.  Auch  sind  wir  in  der  Lage,  den- 
jenigen Fabrikanten,  welche  sich  an  der  diesjährigen  Ausstellung  in  Adelaide 
zu  beteiligen  gedenken,  geeignete  Vertreter  und  auch  sonstige  gute  Ver- 
bindungen, namentlich  in  Süd-Australien,  naebzuweisen.  Wir  ersuchen  unsere 
Freunde,  sieb  rechtzeitig  an  uns  zu  wenden,  zumal  da  der  Agcntenschwindcl, 
weicher  seinerzeit  auf  den  Ausstellungen  in  Sydney  und  Melbourne  herrschte, 
auch  jetzt  wieder  aufxulretm  scheint.  Anfragen  unter  L.  L-  98  an  das  K.-H. 

104.  Von  einem  unserer  Korrespondenten  in  Barcelona  erhalten  wir 
folgende  Miltbeilungen,  welche  die  Ausstellung  in  Barcelona  betreffen: 

«Die  hiesige  „Junta  directiva*  der  Internationalen  Ausstellung  hat  noch 
keinen  Schlusstermin  für  dio  Anmeldung  von  Ausstellungsgegenständen  fest- 
gesetzt. Die  Anmeldungen  scheinen  überhaupt  bis  jetzt  nur  spärlich  ein- 
gelaofen  zu  sein,  da  man  kein  rechte«  Vertrauen  zur  ganzen  Unternehmung 
zu  haben  scheint.  Momentan  sollen  Verhandlungen  seitens  der  Unternehmer 
mit  der  hiesigen  Stadtverwaltung  wegen  Übernahme  des  ganzen  Projektes 
schweben.  Im  Fall«  die  Siadt  Barcelona  die  übernähme  der  Ausstellung 
verweigern  sollte,  so  rnüiste  sich  wahrscheinlich  der  Staat  der  ganzen  Sache 
aonehmeu.  Die  Bauten  «ind  schon  viel  zu  weit  Torgeschritten,  als  dafs  man 
zurückkonnt«.  Unter  diesen  Umständen  dürfte  es  also  momentan  geratben 
sein,  mit  den  Anmeldungen  deutscher  Firmen  zur  Ausstellung  noch  zu 
warten." 

Jedenfalls  ist  es  nach  unteren  bisherigen  Informationen  (vgl.  auch  die 
Originalberichte  über  die  Bareelonescr  Ausstellung  aus  Madrid  und  Barcelona 
in  Nr.  3 des  „Export«",  8.  41)  äuCseist  unwahrscheinlich,  dafs  der  Termin 
zur  Eröffnung  der  Ausstellung  (15.  September  d.  J.)  innegehnlten  wird. 

Interessenten  erhalten  Prospekte,  Sitnationspläne  usw.  auf  gell.  Anfragen 
unter  L.  L.  99  durch  das  E.-B.  Jedoch  empfiehlt  es  sich,  dafs  die  Interes- 


senten auch  bei  ihren  Geschäftsfreunden  in  Spanien  «kh  direkte  Auskunft 
eroberten- 

105.  Ein  tüchtiger  Agent  in  Kopenhagen,  welcher  daselbst  »eit  mehreren 
Jahren  etablirt  und  bei  der  Platz-Kundschaft  gut  eingeführt  ist,  wünscht  die 
Vertretung  einer  leistungsfähigen  Leimfabrik  zu  übernehmen.  Derselbe 
iuteresKirt  sich  speziell  für  Kölner  Leim  und  billige  Waare.  Offerten  erbeten 
unter  L.  L.  100  an  da«  B.-B. 

, 106.  Deutschen  Fabrikanten,  wetebe  sich  für  den  Export  nach  der 

I Türkei  interessiren,  können  wir  einen  tüchtigen  und  zuverlässigen  Agenten 
naebweiseu  und  zwar  hauptsächlich  für  den  Verkauf  von  Kurz-  und  Nürn- 
berger Waare D«  Barmer  Produkten,  Gold-  und  Silbeigespinsteu,  8pEegcl-  und 
(loldtahmen,  Chemikalien  uud  Farbwaaren,  sowie  auch  von  Porzellan  und 
Steingut.  Reflcktirende  belieben  Offerten  aub  L.  L.  101  an  da«  E.-B.  zur 
Weiterbeförderung  einxusenden. 

107.  Ein  gut  ciugefiährtc*  Agenturgeschäft  iu  Crajova  (Rumänien)  wünscht 
. die  Vertretung  leistungsfähiger  Fabrik a iten  der  Eisen-,  Leder-  uud  Kokmial- 

waaroti  brauche  zu  übernehmen.  Offerten  erbeten  unter  I*.  L.  102  an  da»  E.-B. 

108.  Eine  leistungsfähige  Fabrik,  welche  Kaffeemaschinen  aller  Systeme, 
Prisen tirtsller,  Kaffeebretter  (Taa*en),  Vogelbauer,  Hauahaltnngsartikel  (aus 
blankem  und  lackiriem  Blech,  Messing,  Kupfer,  bronzirtem  Kupfer,  und 
vernickelte  Haushaltung«- Artikel)  beurteilt,  sucht  ständige,  tüchtige  Agenten 
au  überseeischen  Plätzen.  Angebote  unter  L.  L.  103  an  dav  E.-B- 

109.  Eine  »ehr  leistungafähige  Fabrik  für  Möbel  aua  gebogenem  Holze 
sucht  in  Pari*  einen  tüchtigen  Vertreter,  welcher  bei  der  Exportkundschaft 
gut  eingefübrt  iat.  Angebote  und  Anfragen  unter  L.  L-  104  an  daa  K.-B. 

110.  Ein  iufserat  thktiger,  bestens  empfohlener  Agent  in  Brüssel,  wel- 
cher auch  in  Spanien  und  Portugal  «ehr  gute  Verbindungen  hat,  wünscht  für 
Sevilla  die  Vertretung  einer  leistungsfähigen  Steionufeknopf-  sowie  Perl- 
mutterknopffabrik zu  übernehmen.  Offerten  erbeten  unter  L.  L.  105  an 

i das  E.-B. 

111.  Eine  leistungsfähige  westfälische  Drahtweherei  sucht  für  Schweden 
und  Norwegen  einen  zuverlässigen  Agenten  mit  guten  Reforcuzeu,  welcher 
mit  der  Branche  bekanot  ist.  Offerten  erbeten  unter  L.  L.  10t»  an  das  E.-B. 

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Nr.  7. 


116 

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1887. 


119 

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Nr.  7. 


120 

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Ost-Indien  nach  Hongkong  über  Rriodiiti,  Port  Said,  Suez.  Aden,  Bombay.  Colombo,  Penoug  uud 
und  China,  Siogapore,  am  18.  Februar  um  4 Uhr  Nm.; 
via  mit  Ueberacbiffung  auf  eigene  Dampfer: 

Sttes- Canal  in  Suez  nach  Djeddab,  Mnaoaun,  Hotleidab  und  Suakin: 
in  Colombo  nach  Madras  und  Caicutta. 

Egypten,  Freitag  Mittag.»  nach  Alexandrien,  über  Brindisi  (Verbindung  mit  Port  Said  und  Syrien). 

Levante,  Dienstag  um  4 Chi  Nachmittags  nach  Griechenland  bis  Smyrna:  deu  8.  und  22.  ülwr 

Fiume  und  den  I.  und  15.  Ober  Ancona,  datu»  nach  Rrindisi,  Corfu,  Syra,  Piräus  und  Chioa; 
Mittwoch,  jeden  zweiten  (2.  und  16.),  6 Chr  Nachmittags,  nach  Thessalien  bis  CunaUuid- 
nopcl:  mit  Berührung  von  Fiume,  Corfu,  l’atras,  Catacolo,  Calamata,  Piräus,  Volo,  SaJonich; 

Samstag  2 Ubr  Nachmittags,  nach  Constantinopel,  mit  Berührung  von  Corfu  und  Pirkas: 
feiner  via  Piräus  nach  Syra,  Insel  Candien  und  Smyrna;  daun  via  Constantinopel  nach 
den  Hifen  des  Schwarzen  Meeres; 

toden  zweiten  Samstag  (12.  und  26.)  nach  Syrien  via  Smyrna,  und  (6.  und  18.)  nach 
Thessalien  via  Piräus. 

Dalmatien,  jeden  Montag,  Mittwoch  und  Samstag  10  Cbr  Vormittags,  (jeden  Samstag  via  SpaJatn  nach 
Metkovich) : 

joden  Samstag  um  4 Uhr  Nachmittag»  nach  Metkovich  direkt. 

Istrien.  Dienstag  und  Freitag  um  7 Chr  früh  nach  Fiume  über  Pola  etc 
Venedig,  jeden  Dienstag,  Donnerstag  und  Samstag  um  Mitternacht. 

Ohne  Haftung  für  die  Kegelmäfvigkcit  den  Dienstes  wäbreud  der  Kontumaz- Mufsrogeln. 

Nähere  Auskunft  ertbeilt  die  Kommerziell«*  Direktion  in  Triest  und  die  General* Agentur  in  Wien, 
Schwarteohertplau  No.  6.  |4f. 


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28)  ma  H>hrw*ita,  r«,  40000  «nick  ntt  IST»  ■■ 
llrmebe.  tM«  ilurrhf  «**•••••  W»*.»rinrr>**  |lh— 
UiMvli.ee  l.,l  } - Xmi  m DriMk  Sla  auf  JpCt  g»nae  aa 
Ortw*  EliärkloH  4<r  ('iiaiinrtloBi  mW 
l«irtit*a  acln-  and  »•»•<  halten;  Karin«*,  Ivewli-hl, 
«•rite*..  R»|>«retirk«dir(Uik>lt;  itmtml«  *" 

C a4llrhki.il;  Kvn114.tr«  Itrnrk rerlnat | ha« 
atiiMia  uu.i  QenUde | tleivhv  lt-»vr» «tliMl«  i 
l*ril>*i«r|iarl*en : l*lchl»v  taevlnai 
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and  Im  Bacfeatndtl 
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Berlin  W„  Xerkirrafenetr.  60) 
sowie  bei  4*»  Redaktion. 


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Berlin  SW_  Kochstr.  27, 

«Bt****n8f  uummet». 


StiCajm 

nach  üoborcinkunft 

mll  dar  RxpoditteS, 


Centralvereins  für  Hanoelsgeographie  und  Förderung  deutscher  Interessen  im  Auslande 


Redaktion  und  Expedition:  Berlin  S.W.,  Kochstrafse  27. 

'Geeehi  fleieiti  Wochentag*  9 bl«  4 in».} 

Der  „EXPORT “ ist  im  deutschen  Po*txeitung*kitalßg  für  1887  unter  Nr.  1876,  Seite  59  aingetrsgea.  ’VQ 

IX.  Jahrgang.  SWlW,  IW  25.  I^feuat  issj;.  Nr.  8. 


t»l«*e  Wochenschrift  «erfolgt  deo  Zweck,  fortlxafend  Berichte  über  die  Ltg«  euerer  Landeleute  Im  Auslände  sur  KennUilGi  Ihm  Leeer  tu  bring««,  die  Itit*re*Mii  da«  d*ur  ■ eben  Export« 
thatkriAlg  so  vertreten,  ««wie  dem  deutschen  Handel  und  der  deutsr.bcn  Industrie  wichtig«  MiUbelluagen  Iber  die  HandetsTarhiltaisee  des  Anslaad««  ln  khrtecUr  Prlat  sn  übermitteln 

Briefe.  Zeitungen  und  Werthsend  nagen  fÖT  den  ^lCxport“  sind  an  die  Redaktion.  Berlin  S.W.,  Kochstrabe  27,  an  richten. 

Brief«,  Zeitungen.  B e lt  ri  ttic  r k I i r o n g e n . W’e  r t h s e n d s n g e n für  den  „Centmlrerwln  für  Handelegeograghie  etc.“  sind  nach  Berlin  SW..  Kochstrafse  TT.  an  senden. 

Inhalt:  An  unsere  Mitglieder.  — Kur  Philosophie  des  OeschifU  und  der  Handelngeog raphie.  IV.  Von  L.  C.  Beck.  (Fortsetzung.) 
— Bericht  des  Preisgerichts  der  .1886er  Südame rikaniacben  Ausstellung  in  Berlin**.  (Schlafs.)  — Europa:  Internal ioualr  Ausstellung 
in  Barcelona  — Zum  Export  deutschen  Rtiben- Kohzuckcrx  nach  Nord- Amerika.  — Braunkohle  bei  der  Stadt  Posen.  — Zur  Weinerxeugung  in  Kaukaaiem 
und  Reparablen.  — Cber  das  mechunische  liewerbe  in  Norwegen.  — Asien:  Volkswirthschaftliches  aus  China.  — Littcrariscbc  Umschau.  — 
Vereinsnachrichten:  Der  „Wärttcmbrrgixcbe  Verein  für  HandeUgeographie*.  — Briefkasten.  — Deutsche  Exportbank  (Abtheilung:  Export- 
Bureau).  — Anzeigen- 


Dit  Wiedergabe  von  Artikeln  aus  dem  „Export"  ist  gestattet,  wenn  die  Bemerkung  himugefügt  wird:  Abdmck  (bezw.  Ueberaetzeng)  aua  dem  „EXPORT". 


An  unsere  Mitglieder. 

Die  Mitglieder  des  aaterzeielinete*  Verein»  werden  ersucht,  ihren 
Jahresbeitrag  (im  Mindeatbetrnge  Tan  12  Mark)  für  das  laufende  Ge- 
schäftsjahr gefälligst  bald  an  die  nachstehende  Adresse  einxnsenden: 

An  den  ..Central verein  für  Handelsgeogrüphie  «*tc.u, 

zu  Händen  des  Vorsitzenden,  Herrn  Dr.  Jannascb, 

Berlin  S.W.,  Kochstrafse  27. 

Pastanweisungnformnlare  mit  obiger  Adresse  hatten  wir  der  Nr.  2 
de«  ..Export*“  beilegen  lassen;  wir  ersuche«  unsere  Mitglieder,  die- 
selben zur  Einzahlung  des  Mitgliedsbeitrages  benutzen  zu  wollen. 

Die  Mitglieder  der  nna  befreundeten  und  verhindern  Vereine  zahlen, 
wie  wir  ausdrücklich  bemerken,  ihre  Beiträge  narb  wie  rsr  an  die 
Kassenstelle  der  Vereine,  denen  sie  angehiren. 

Centr&lverein  für  Handelsgeographie  etc. 


Zur  Philosophie  des  Geschäfts  und  der  Handelsgeographie. 

Von  L.  C.  Beck. 

(Ptortstluas.) 

IV. 

ln  der  bisherigen  Betrachtung  war  unter  dem  Begriff  Gold 
nicht  blofa  dieses  Metall,  sondern  auch  das  in  einem  gewissen 
Quantität*  vcrhfiltnif»  ihm  gleichwertige  Silber  verstanden  worden; 
denn  es  ist  für  die  Wertbbestitnmuog  eines  Objekt*  offenbar  gleich- 
gütig,  ob  man  sich  dasselbe  aus  einem  kleinen  mehr-  oder  einem 
grofsen  minderwertbigen  Tbeil  zusammengesetzt  denkt,  wenn  beide 
in  demselben  Werthverbältnifs  zu  einander  bleiben.  So  lange 
dies  der  Fall  ist,  d.  h.  so  lange  bei  gleichem  Produktionsaufwand 
das  Durchschnittsergebnis  der  Silberproduktion  immer  dasselbe 
Mehrfache  von  dem  der  Goldgewinnung  darstellt,  wird  der  also 
begründete  natürliche  Tausch werth  beider  Metalle  sich  nicht 
ändern,  und  e«  kann  deshalb  auch  keine  durch  eine  Mebrerzeugung 
bedingte  „Entwerthung“  des  eiuen  oder  anderen  stattlinden,  so 
lange  die  Menge  des  Goldes  das  Bedürfnis  nach  demselben,  als  dem 
bequemeren  Tausch-  und  hoher  geschätzten  Konsumtionsmitte],  zu 
befriedigen  vermag. 

Die  gröfaere  Zweck  rafifsigkeit  des  Goldes  als  Tauschmittels, 
welche  vorzugsweise  auf  seinem  höheren  Produktionswerth  beruht, 
verleiht  diesem  Metall  dem  Silber  gegenüber  einen  höheren  Zweck- 
werth, der  in  dem  Mafse  den  natürlichen  Tauschwerth  übertrifft, 
ela  das  Bedürfnis  den  Umfang  des  von  der  gegebenen  Goldmenge 


zu  erfüllenden  Zweckes  erweitert.  Im  Allgemeinen  wird  diese»  Be- 
dürfnis nach  dem  werthvolleren  Tausehmittel  einerseits  mit  der 
Menge  und  dem  Werth  der  Tauscbgüter,  andererseits  mit  der 
Ausdehnung  des  Verkehrsgebietes  zunehmen,  mit  der  Ausbildung 
des  Kreditwesens  Bich  aber  vermindern.  Deshalb  wird  in  denjenigen 
Gebieten,  in  welchen  die  Erzeugnisse  einer  entwickelten  Industrie 
mittels  eines  ausgedehnten  Handels  vertheilt  wurden,  das  Gold 
als  das  bevorzugte  Tauscbmittel  einen  höheren  Tauschwerth  als 
anderwärts,  dem  Silber  gegenüber,  erhalten  haben,  und  zwar  ge- 
rade in  früheren  Zeiten,  als  noch  kein  weitverzweigtes  Bankwesen 
die  Werthbegleicbnngen  des  Handels  erleichterten.  — Den  Grund 
dieser  WertherbOhung  bilden  zunächst  die  gröfseren  Beförderungs- 
kosten, welche  das  »einem  Produktionswerth  entsprechend  grOfsere 
Silberquantum  bedingen  würde,  wenn  es  an  Stelle  des  ihm  gleieh- 
. werthigen  kleineren  Goldquantums  zur  Begleichung  einer  bel&og- 
gebenden  Werthforderung,  in  einer  Arbeit  bedeutenden  Entfernung, 
benutzt  werden  sollte.  Zur  Ersparung  dieser  Mehrkosten,  welche 
! mit  der  Hohe  des  zu  begleichenden  Werthes  und  mit  der  Länge 
und  den  Verkehrsscbwierigkeiten  der  Wege  zwischen  den  Tauach- 
slellen  zunebinen,  leistet  man  grOfsere  Zahlungen,  soweit  diese 
nicht  durch  KrediUnweisungen  vermittelt  werden,  in  Gold.  So 
laoge  es  an  einer  Tauscbstelle  iu  genügender  Menge  vorhanden 
1 ist,  wird  diese  zweckmäfsige  Verwendung  keine  WertherbOhung  zur 
Folge  haben;  anders  aber,  wenn  es  zu  mangeln  beginnt,  wenu 
mithin  ein  Redürfnifs  darnach  sieb  fühlbar  macht  Dana  bildet 
die  Beschaffung  de«  Goldes  eiuen  besonderen  Zweck,  der  durch 
besondere  Mittel  erreicht  werden  mufs.  Soweit  diese  Mittel  nicht 
selbst  besondere  Prodnktionsleistungen  darstellen,  wie  a.  B.  die 
räumlich  und  seitlich  ausgedehnten  Bemühungen  des  geschält» - 
raäfsigen  Eintausches  des  Goldes  gegen  Silber,  werden  sie  vor- 
nehmlich in  Bedingungen  bestehen,  welche  die  Hingabe  von 
Gold vorrfitben  den  Besitzern  derselben  als  eine  Förderung  ihres 
Zweckstrebens  nach  Gewinn  erscheinen  lassen.  Indem  so  der 
Gewinn,  welchen  das  Gold  als  das  zweck  tnäfsigere  Tauscha  Ittel, 
dem  Silber  gegenüber,  durch  Ersparung  eine»  gröfseren  Beförde- 
rung*- d.  h.  Produktioosaufwandes  gewährt,  auf  die  verschiedenen 
tausch  bereiten  Stellen  »einer  Ansammlung  vertheilt  wird,  erhöbt 
sich  durch  dieseo  gewinnbringenden  Umtausch  für  die  letzte  Stelle 
der  Produktions-  und  mithin  der  uatnrliche  Tauschwert!! 
des  Goldes,  dem  gegenüber  der  Werth  des  weniger  zwewk raäfsigen 
Silbers  vermindert  erscheinen  wird.  In  dem  Mafse,  al»  mit  der 
Entwickelung  des  Handel»  das  Redürfnifs  nach  Gold  sich  ausbreitet 
und  erhöht,  wird  eine  allgemeine  höhere  Wertschätzung  diesem 
Metalls  Plalz  greifen,  welcbu  in  einer  Vergröfeerung  He»  einem' 


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Nr.  8.  EXPORT,  Organ  des  Centndvereins  für  Handelsgeograpfaie  etc.  1881 


Goldquaotum  gleich wertigen  Silberquantums  zum  Ausdruck  kommt. 
Dieser  Vorgang  läßt  sich  wie  folgt  veranschaulichen: 

Wenn  der  Preis  eines  Gute«  durch  ein  Goldquantnm  Q,  oder 
durch  ein  dem  Produktionswerth  nach  ihm  gleiches  Silberquantura 
nQ  ausgedrückt  wird,  und  wenn  die  Beförderung  des  enteren  ein 
Goldquantum  q oder  eine  gleich wertbige  Silbermenge  nq  beansprucht, 
so  wird  die  Bezahlung  des  Preises  io  Silber  einen  Frachtaufwand 
von  n.nq  oder  n*q  in  Silber  verursachen.  Die  in  letzterem  Metall 
ausgedrOckte  Ersparnis  an  Kosten,  welche  aus  der  Bezahlung  des 
Preises  in  Gold  sich  ergiebt,  betrlgt  somit  n?q  — nq  oder  q (n*  — *). 
Wird  von  diesem  Frachtgewinn  iu  Silber  ein  Quantum  mq  für  den 
Eintausch  des  Goldes  Q gegen  «Q  Silber  bewilligt,  so  verringert 
sich  also  jener  Gewinn  auf  ?(ns — ?i)  - mq,  während  sich  der  in 
Silber  aosgedrückte  Produktionswerth  des  GoldqQantnms  Q auf 
nQ  + mq  erhöbt  Die  Werthsteigeruog  des  Goldes  um  mq  findet 
ihre  Grenze  an  q(n*  — n),  welches  Produkt  gröfser  sein  mufa, 
wenn  die  Zahlung  in  Gold  noch  einen  Fracbtgewinn  ergeben  soll. 
Erführt  nun  das  Gold  auch  anderwärts  jene  an  der  Vergrößerung 
des  gleichwertigen  Silberquaotums  bemerkbare  Wertherböbuog, 
so  wird  sich  seine  Zweckmäßigkeit  als  räumlich  kleineres  Tausch- 
mittel  dem  Silber  gegenüber  immer  mehr  steigern,  und  dies  wird 
sieh  »o  lange  fortsetzen,  als  Zahlungen,  welche  Fracbtunter- 
schicde  bedingen,  noch  in  Silber  geleistet  werden  dürfen. 
Wird  das  Gold  als  Zahlmittel  festgesetzt,  so  hört  die  Wertherhöbung 
desselben  aus  Frachtverschiedenbeiten  auf. 

Andere  Bedingungen  der  Wertherhöbung  des  Goldes  dem 
Silber  gegenüber  bleiben  dann  aber  noch  bestehen  und  zwar 
diejenigen,  welche  einerseits  mit  dem  Verbrauch  des  Goldes  als 
Schmuck-  und  Prunk  mittels  gegeben  sind  und  welche  andererseits 
aus  einer  fortgesetzten  Verringerung  des  Produktionswerthes  des 
Silbers  sich  berleiten. 

Was  zunächst  die  höhere  Werthschätznng  des  Goldes  als 
Mittels  des  Schmucks  und  Prunks  betrifft,  so  erklärt  sich 
dieselbe  theils  aus  der  in  seinem  Zustand  gegebenen  seltenen 
Vereinigung  zweckentsprechender  Eigenschaften  (Unver- 
änderlichkeit des  Glanzes  und  der  Farbe,  höbe  Dehnbarkeit  usw.), 
theils  wieder  aus  seinem  hoben  Produktion«-  bezw.  Tauschwerth, 
welcher  den  Besitz  goldenen  Schmucks  und  Geräthes  als  ein  Zeichen 
der  Befriedigung  höherer  Lebensansprüche,  als  ein  das  Mittelmafs 
übersteigendes  Güterverrnögen  erscheinen  lassen.  Wäre  das  Gold 
ebenso  massenhaft  und  billig  wie  das  ihm  etwas  ähnliche  Messing 
zn  erzeugen,  so  würde  es  zwar  noch  als  Schmuck-,  aber  nicht 
mehr  als  Pruokmittel  gebraucht  werden,  und  das  Messing  selbst 
würde  wegen  »einer  minder  zweckmftfsigen  Eigenschaften  gar  nicht 
mehr  begehrt  und  mithin  entwerthet  werden. 

Was  würde  aber  eintreten,  wenn  Gold  und  Silber  in  gleichen 
Kaummengen  zu  demselben  Produktionspreise  beschafft  werden 
könnten?  Als  Prunkmittel,  d.  h.  als  Zeichen  des  Wohlstandes  oder 
des  Reicbthums,  würden  dann  beide  gleich  zweckro&fsig  sein;  doch 
würde  man  das  Gold  wegen  seiner  Un Veränderlichkeit  in  allen 
den  Fällen  bevorzugen,  in  welchen  nicht  aus  ästhetischen  oder 
technischen  Rücksichten  die  Anwendung  des  Silbers  geboten  er- 
scheint Soweit  also  nicht  die  besonderen  Eigenschaften  des  Silbers, 
wie  seine  weifse  Farbe,  sein  hellerer  Glanz,  sein  geringeres  Gewicht 
sein  chemisches  Verhalten  nsw.  in  Frage  kommen,  würde  das  Gold, 
wegen  seines  natürlichen  Vorzuges  der  Unveränderlichkeit  als  ein 
zweckmäßigeres  Prunk-  und  Schmnckmittel  mehr  verwendet  und 
höher  geschätzt  werden.  Die  höhere  Werthschätznng  ist  eben  die 
Erkenntnifs  oder  die  Vorstellung  der  größeren  Zweckmäßigkeit, 
welche  ein  Ding  vor  einem  anderen  als  Mittel  für  einen  Zweck 
besitzt  oder  zu  haben  scheint.  Die  größere  Zweckmäßigkeit  des 
Goldes  verleiht  nun  aber  der  Produktion  dieses  Metalls  einen 
höheren  Zweckwerth  als  der  Silberproduktion,  womit  die  Bedingung 
gegeben  ist  einen  den  Produktionswertb  übersteigenden  Tauscbpreis, 
also  einen  Gewinn  zn  erzielen.  Das  Gold  trägt  also  vermöge 
seiner  natürlichen  Beschaffenheit  die  Bedingung  in  sich, 
selbst  wenn  es  bei  gleichem  Produktionsaufwand  in  derselben 
Kaummenge  wie  das  8ilb«r  gewonnen  werden  könnte,  letzterem 
Metall  gegenüber  eine  Wertherhöbung  zu  begründen.  Diese 
in  einem  höheren  Tauschpreis  sich  Besprechende  Wertherhöbung 
des  Goldes  würde  zur  Folge  haben,  daß  man  an  Silber  nur  noch 
so  viel  produziren  würde,  als  dasselbe  wegen  seiner  besonderen 
Eigenschaften  begehrt  würde,  lin  Umfange  dieses  Bedarfes,  in 
welchem  das  Silber  als  Mittel  für  besondere  Zwecke  nicht  durch 
Gold  vertreten  werden  könnte,  würde  sich  der  Preis  des  Silbers 
dann  selbständig  entwickeln.  8o  lange  derselbe  noch  einen  Gewinn 
ergäbe,  würde  er  eine  Vergröfserung  der  Silberproduktioo  über 
jeDen  begrenzten  Bedarf  hinaus  bedingen,  woraus  folgen  würde, 
dafs  dann  das  Mehrerzeugniß  mit  dem  zweckmäßigeren  Gold 
wieder  in  Mitbewerb  um  den  Verbrauch  treten  und  dario  durch 


! letzteres  wieder  verdrängt  würde.  Der  Umfang  der  Zweck* 
welche  einerseits  sowohl  mittels  Gold,  als  auch  mittel 
Silber,  andererseits  nur  mittels  Silber  erfüllt  werden  köosa 
| würde  also  bei  gleichen  Prodaktionswerthen  die  Gröfae  beidM 
| Metallproduktionen  bestimmen,  wobei  dasjenige  Metall,  welch« 
i wegen  seiner  größeren  Zweckmäßigkeit  eine  umfangreichere  V* 
! weodung  findet,  einen  höheren  Tauschwerth  als  das  ändert 
erlangen  würde. 

Das  Silber,  als  das  weniger  begehrte  Gut,  könnte  dann  eine« 
seiner  Produktionsmöglicbkeit  entsprechenden  Verbrauch  nur  ia> 
durch  erzielen,  dafs  es  als  Gegenwertb  für  den  Prodalctioasaufirial 
in  einer  gröfseren  Menge  als  das  Gold  geliefert,  dafs  also  sein  iif 
ein  einheitliches  Quantum  bezogener  Produktions werth  verheert 
würde  — Hieraus  ersieht  man,  dafs  schon  die  eige nschaftl ich* 
Verschiedenheit  des  Golde«  und  de.«  Silbers,  selbst  unter  gleich« 
Produktionsverhältnissen,  den  Produktions-  und  Tauschwert! 
beider  Metalle  zu  differenziiren  vermag. 

Es  ist  ein  naheliegender  Gedanke,  dafs  man  die  Eigenachsfco, 
welche  dem  Golde  und  dem  Silber  ihre  Zweckmäßigkeit  verleib«, 

I nicht  iu  den  wechselnden  räumlichen  Mengen  und  Formen  ihre 
' natürlichen  Vorkommen«  oder  ihrer  Erzeugung,  sondern  io  ihre« 

| Stoff  begründet  findet,  und  dafs  man  daher  diese  Metalle  an- 
einander nicht  nach  räumlichen  Maßen,  sondern  nach  dem  M*ß 
des  Stoffes,  dem  Gewicht  vergleicht.  Der  natürlich  bedingte 
Werthunterschied  zwischen  Gold  und  Silber  wird  deshalb, 

I bei  gleichen  Produktionsverhältnissen,  auch  in  einer  gröfaer« 
Gewichtsmenge,  welche  in  Silber  für  ein  dem  Produktion* 
aufwand  nach  gleiches  Goldquantum  zu  liefern  wäre,  sich  ao* 
sprechen.  Da  nun  das  Gold  annähernd  ein  doppelt  ao  groß« 
spezifisches  Gewicht  als  dasjenige  des  Silbers  besitzt,  so  beding 
die  auf  seine  natürlichen  Vorzüge  begründete  höhere  Werth  »chitisM 
des  ersteren  Metalls  nach  dem  Gewicht,  bei  gleichen  Produktion« 
Verhältnissen,  die  Werthgleichheit  eines  Volumens  Gold  mit  ein« 
sein  (angenäbertea)  Doppeltes  übertreffendeu  Silbermenge.  Köoout 
also  Gold  und  Silber  io  gleichen  Gewicbtsmengen  mit  gleich 
Kosten  gewonneo  werden,  so  würde  trotzdem  eine  Goldminx« 
einen  höheren  Werth  als  den  zweier  Silbermünzen  von  derselbe 
Größe  darstellen. 

| Nehmen  wir  selbst  an,  dafs  zu  einer  Zeit,  da  man  sich  äta 
die  Produktionsweise  beider  Metalle  noch  kein  Urtheii  hätte  bi 
den  können,  ein  nach  dem  Gewicht  bemessenes  Werth  Verhältnis 
von  1 : 1 bestanden  habe,  so  würde  das  Gold  bei  gröfseren  Wertl- 
begleichungen  als  das  weniger  voluminöse  Zahlmittel  bevorzug 
worden  sein,  und  es  würde  in  der  oben  angedeuteten  Weiae  na? 
Wertherhöbung  dem  Silber  gegenüber  erfahren  haben.  EU  wird« 
also  das  Gold  nur  gegen  eine  das  gleiche  Gewicht  und  das  (u 
näh erungs weise)  doppelte  Volumen  übersteigende  Silbermenge  sw; 
getauscht  werden.  Bedeuten  Gg  und  (7s  gleiche  Gewichte,  Vq  «od 
Vs  gleiche  Volumina  Gold  und  Silber,  und  bekunde  sich  die  böb«? 
Wertschätzung  des  Goldes  als  Prnnk-  und  Schmuckmittels  in  rissr 
an  Silber  mehr  zu  leistenden  Gewichte-  bezw.  Kaummenge  qi  bei* 
t*i  und  drücke  sich  die  Wertherhöbung  des  Goldes  als  des  zweck' 
mäßigeren  Zahlmittels  in  einer  Erhöhung  des  gleichwertigen  Silber 
quantums  um  eine  Gewichts-  bezw.  Rauragröße  bezw.  t>? 
ao  würde  bei  gleichen  Produktionsverhältnissen,  unter  der  Annahm*- 
daß  das  Gold  gerade  doppelt  so  schwer  sei  wie  das  Silber,  da« 
Werth verbältnifs  zwischen  beiden  sieb  wie  folgt  darstellen: 

Gg  * Os  -f  9j  -f  qi  = 2 Vs  -|-  2v{  -|-  2v*  «=  2(  Es  -f-  n + t*)  = Pf 
Mit  der  Verminderung  des  Produktionswerthes  de* 
Silbers,  d.  b.  mit  der  Vergrößerung  des  durchschnittlichen  Qu*® 
tum«,  welches  bei  gleichem  Produktionsaufwand  an  Silber  roebr 
als  an  Gold  gewonnen  werden  kann,  wichst  der  in  Silber 
gedrückte  Tauschwerth  des  Goldes  nicht  blofs  in  dem  Gewicht 
der  ihm,  dem  Produktionswertb  nach,  gleichen  Silber- 
menge,  sondern  auch  in  dem  Silberqoantum,  welches  dann  behuf* 
Eintausches  de«  Golde»  als  de«  — auch  dem  Gewicht  nach  - 
zweck tnäfsigeren  Zahlmittels  zu  gewähren  ist;  denn  je  größer 
der  Gewichtsunterschied  zwischen  gleichwertigen  Gold-  und  Silbe*' 
mengen,  desto  gröfser  die  Ersparnis  an  E'raebtkosten  usw.  b*> 
Zahlungen  in  Gold,  desto  umfangreicher  seine  Verwendung  für  di«**0 
Zweck,  desto  gröfser  der  Aufwand  ao  Mitteln,  um  letzteren  zu  erfäW«®j 
Der  Gewichtsunterschied  zwischen  gl  eich  werth  igen  Gold* 

) 8ilbermengen  beeinflufst  aber  auch  die  höhere  Werthsrbättanjt  df* 
Goldes  als  Prunkmittels  und  zwar  dahin,  dafs  es  dann.  *1*  010 
kostbareres  Gut  als  das  Silber,  zweckmäfsiger  als  diese*  & 

1 benutzen  ist,  um  den  Wohlstand  oder  Reichtum  zur  Sch*“  ** 

I bringen.  Der  in  der  Gleichwertigkeit  eines  Quantums  Silbe* 
mit  einer  kleineren  GewicbU-  uod  Raummenge  Gold  wich 
j drückende  höhere  Werth  des  letzteren  macht  dieses  beaondeT»  V 
eignet,  als  Schmuckmittel  dem  Prunk  zu  dienen. 


1887. 


123 

EXPORT,  Organ  de.-*  Central  verein*  für  Haudeßgeographie  etc. 


Nr.  8. 


Wenn  eine  gelbe,  glänzende  UbrkeUe,  eine  Brocbe  mit 
funkelnden  Steinen  als  ein  Schmuck  gilt,  so  könnte  das  Begehren 
danach  auch  durch  eine  blaokgcputzte  Messingkette,  durch  ein 
billiges  Blendwerk  mit  falschen  Steinen  befriedigt  werden;  die  un- 
vermögende Putzsucht  begnügt  sich  auch  mit  solchem  Kram,  weil 
Besseres  nicht  zu  ersebwingeu  ist,  der  „Anstand“  und  der  „solide  Ge- 
Nchmack“  verlangt  aber  Gold  und  kostbares  echtes  Gestein,  und  j 
warum  ? Weil  der  Schmuck  in  der  Krffillung  seines  Zweckes:  ent- 
weder in  einer  Einförmigkeit  einen  ästhetisch  wirkenden  Wechsel 
hervorzubringen,  oder  das  Anmuthige,  das  Schöne  einer  Erscheinung 
zu  erhöhen,  oder  pine  sonst  wenig  oder  gar  nicht  bemerkbare 
Seite  oder  Eigenschaft  des  zu  schmückenden  Objekts  in  einer  an- 
genehmen Weise  augenfällig  zu  machen.  — durch  die  Kostbar- 
keit seines  Stoffes  oder  seiner  Formengebnng  den  Besitz 
oder  den  Schein  eines  diesen  Luxus  erlaubenden  Vermögens, 
also  einen  wirklichen  oder  scheinbaren  Wohlstand  oder  Reichthum 
zor  Schau  zu  bringen,  oder  mit  einem  Wort,  als  Prnnkmittel 
xu  wirken  vermag-  Bringen  Ornamente  an  einem  Bauwerk, 
Blumen,  Spitzen,  farbige  Bänder,  glänzendes  Geschmeide  in  der 
weiblichen  Tracht  einen  angenehmen  Wechsel  hervor  oder  erhüben 
«in  die  Anrnutb  der  Erscheinung,  macht  ein  Fingerring  auf  die 
Schönheit  eioer  Hand  aufmerksam,  weist  ein  Ordensschmuck  auf 
Verdienst  oder  Guust  bin.  so  bekundet  die  Kostbarkeit  eines  : 
Schmuckes  die  Verfügung  über  ein  entsprechendes  Vermögen.  So- 
weit höhere  Bildung  durch  den  Aufwand  eines  größeren  sachlichen  ] 
Vermögens  erworben  werden  kaun  und  soweit  dieselbe  in  einem 
guten  — mehr  auf  die  Qualität  als  auf  die  Quantität  der  Genuß-  1 
mittel  ausgehenden  — Geschmack  zum  Ausdruck  kommt,  und  so- 
weit ferner  bei  Gleiehwerihigkeit  der  Mittel  die  kleinere  Quantität 
mit  einer  besseren  Qualität  identifizirt  werden  darf,  werden  alle 
diejenigen,  welch  mittels  ihres  materiellen  Vermögens  eine  höhere 
Kultur  oder  den  Schein  einer  solchen  bekunden  wollen,  das  Gold 
als  das  seiner  kleineren  Quantität  und  besseren  Qualität  nach 
zweckmäßigere  Schmuckmittel  dem  Silber  gegenüber  bevorzugen  ; 
und  sie  werden  diesen  höheren  Zwcckwerlk  in  einem  höheren 
Tnuscbpreis  anerkennen.  — Der  in  einer  kleineren  Quantität  I 
sich  aussprechende  höhere  Produktionswcrtb  des  Goldes  verleiht  i 
somit  diesem  in  mehrfachen  Beziehungen  dem  Silber  eigenschaft- 
lieb  überlegenen  Metall,  dem  letzteren  gegenüber,  als  Zahl-,  I 
Schmuck-  und  Prnnkmittel  eine  grftfsere  Zweckmäßig- 
keit und  mithin  auch  einen  seinen  Produk t io nswertli  über- 
steigenden  Tauschwerth.  Da  Dtm  aber  der  höhere  Produktions- 
Wert  h des  Goldes  durch  die  geringere  Masseuhaftigkeit  seines 
Vorkommens  bedingt  wird,  so  erweist  sich  der  höhere 
Tausch  werth  desselben,  dem  Silber  gegenüber,  als  ein  durch- 
aus natürlich  begründeter. 

Die  Feststellung  dieses  Kausalverbältoisses  ist  deshalb  von 
Wichtigkeit,  weil  sie  die  von  bimetallistischer  Seite  aufgestelltc  ! 
Behauptung,  dafs  der  höhere  Werth  des  Goldes  nur  zum  Tbeil 
durch  seine  Produktionsverhältnisse  bedingt  sei,  im  Übrigen  aber 
nur  als  A ffektions werth  bestehe,  als  eine  hinfällige  erkennen 
läßt.  Mit  dieser  Behauptung  fällt  auch  die  Möglichkeit,  zwischen 
dem  Gold-  und  dem  Silber  als  Zahlmitteln  ein  von  den 
Schwankungen  der  Produktiouswertbc  beider  Metalle  un-  j 
abhängiges,  allgemein  gütiges  Werth verhältniß  feat- 
»uietzen. 

Die  Glcichwerthigkeit  zweier  Dinge  besteht  im  Allgemeinen  iu 
ihrer  gleichen  Zweckmäßigkeit  als  Mittel,  d.  b.  in  einem  gleichen  Be- 
diogUDgsvermögen,  eine  als  Zweck  erstrebte  Wirkung  oder  Folge 
zu  erzielen.  Wie  aus  dem  zureichenden  Grund  die  Folge,  so  mufs 
in»  gleichen  Bedingungsverbältnissen  die  gleiche  Wirkung  hervor- 
geben; der  Erfolg  mufs  voll  im  Bedingungsvermögen  begründet 
Mio.  Ein  Mangel  an  der  natürlich  bedingten  Zweckmäßig- 
keit eines  Mittels  kaun  nicht  durch  ein  Übereinkommen  er-  ; 
ginzt  werden,  — selbst  wenn  letzteres  allgemein  aner- 
kannt würde!  Denn  mit  diesem  Übereinkommen  gleicher  Zweck-  | 
roäfsigkeit  würde  doch  zugleich  die  ^tatsächliche  Werthverschiedepheit  j 
der  beiden  Mittel  anerkannt  werden,  und  es  ginge  also  das  Über-  1 
mkommeu  darauf  hinaus,  die  Übereinstimmung  zweier  be- 
wußt verschiedener  Werthc  anzuuehmen.  Dies  läufst  nichts  , 
Anderes,  als  dafs  6 einmal  gerade  sein  soll.  So  lange  man  ein 
^erthverhäitnifs  immer  nur  nach  einer  Einheit  bestimmen  mufs, 
kann  niemals  1 : » = 1 ; wrfcw  gesetzt  werden.  ln  dieser  un-  . 
möglichen,  den  Satz  der  Identität  aufhebenden  Formel  aber  spricht 
»ich  das  Verlangen  des  Bimetallismus  aus!*) 

Der  Werth  des  Goldes  und  Silbers  als  Geld  besteht  in  deren  j 

*)  Würde  nach  diesen  Ausführungen  de»  geehrten  Verfassen  auch  das  , 
‘»pivigtld  beurtheilt  werden  Mimen?  Hier  ist  doch  ein  gutes  Rtfick  I 
«wawutioMiwcrtb  vorhanden.  Die  Red.  I 


Zweckmäßigkeit  als  Tauscbmittel,  d.  h.  in  ihrem  als  Arbeitsprodukt 
erworbenen  und  als  Geldsorte  festgestellten  Vermögen,  die  durch 
die  Arbeitsteilung  unterbrochene  Kausalreihe  der  Bedürfnißhefrie- 
digung  wieder  herzustcllen.  Könnte  und  wollte  Jedermann  zu 
jeder  Zeit  die  ihm  erwünschten  Konsnmtioosmittel  in  zweckent- 
sprechender Weise  selbst  erzeugen,  so  würde  es  keinen  Tausch 
geben.  Derselbe  ist  eben  nur  möglich,  wenn  auf  einer  Seite  etwas 
Nichtvorhandenes  begehrt  wird,  was  von  einer  änderet),  gegen  ein 
dort  begehrenswerthes  Ding  geliefert  werden  kann,  und  er  vollzieht 
sich  auf  Grund  der  Anerkennung  gleicher  Zweckmäßigkeit 
der  auszutauschenden  Objekte.  — Wer  eine  Sache  mit  vollem 
Bewufstsein  unter  ihrem  Zweck- (Nutz-)W’erth  veräufsert,  sei  es 
aus  Notb  oder  Leichtsinn,  oder  sei  es,  dafs  er  mit  dem  einzu- 
tauschenden  Gut  ein  besseres  Geschäft  machen  kann,  beabsichtigt 
mit  derselben,  beim  Abschlufs  des  Tausches,  doch  immer  nur 
den  Zweck  zu  erfüllen,  den  er  mit  der  sonst  minderwertbigen 
Gegenleistung  zu  erreichen  gedenkt.  Insofern  dieser  Zweck  nicht 
mit  der  betrachteten  Sache  selbst,  sondern  wegen  Mangels  an 
andereu  Mitteln  nur  mit  der  minderwertbigen  Gegenleistung  er- 
füllt werden  kann,  erweisen  sich  die  beiden  Tauschobjekte  in  ihrer 
Zweckmäßigkeit  als  identisch  und  somit  als  für  dieseu 
Zweck  gieiebwertbig.  Auf  der  anderen  Seite,  welche  das  be- 
trachtete Gut  bewußt  unterwerthig  eintauscht,  verleibt  die  He- 
uutzung  dieser  Tauschgelegenbeit  als  eines  zweckförderoden  Um- 
staudes  der  sonst  minderwertbigen  Gegenleistung  dieselbe  Zweck- 
mäßigkeit, die  dem  Tauschobjekt  als  Mittel  für  seinen  eigentlichen 
Zweck  an  «ich  zukommt.  Wo  dagegen  das  Bewufstsein  des  wirk- 
lichen Zweckwertbes  der  auszutauschenden  Güter  fehlt,  da  bandelt 
es  sich  nur  um  eiue  unzweckmäßige  Verwendung  derselben  als 
Mittel  für  einen  anderen  Zweck. 

Nach  der  Darlegung  im  Abschnitt  III*)  dieser  Arbeit  urgab 
sich  als  natürliche  Wertheinheit,  d.  h.  als  eine  dem  Naturmaß 
des  noth wendigsten  Lebensbedarfs  glcichzuschätzende  Gegenleistung, 
der  Durchschnittsertrag  der  Gold-  und  Silberproduktion  aller 
derjenigen  iu  einem  wcrthausgieichenden  Tauschverkehr  stehenden 
Gebiete,  in  welchen  unter  den  günstigsten  Bedingungen  der  Pro- 
duktionsaufwand zu  beschaffen  und  das  Produkt  zu  vertauschen 
war.  Sobald  dieses  Dnrcbschnittsquantum  Gold  oder  Silber  «ich 
festgestellt  hatte,  wurde  es  zum  unteren  Grenzwcrlh,  nach 
welchem  jeder  Mehrertrag  ciueu  Gewinn,  jeder  Mangel  eiuen 
durch  vermehrte  Arbeit  oder  durch  eine  andere  Produktion  zu  er- 
gänzenden Ausfall  bildete.  Der  Tausch-  und  Zweckwerth 
dieses  als  Wertheinheit  sich  ergebenden  Quantums  besteht 
«ouach  in  seinem  vom  nolbwendigsten  Lebensbedarf  bestimmten, 
also  niedrigsten  Produktionswerth,  und  es  sind  mithin  der 
Produktion»-,  Tausch-  und  Zweckwerth  dieses  kleinsten 
Gold-  bezw.  Silberquantums  mit  einander  identisch. 

Wenn  nun  diese  kleinsten,  das  Naturmafs  des  nothwendigsteu 
Lebensbedarfs  darstellenden  Gold-  und  Silbermengen,  nach  Maßgabe 
des  auf  gleichem  Produktionsaufwand  bezogenen  Produktionsertrag)» 
dieser  Metalle  und  unter  Berücksichtigung  der  größeren  Zweck- 
mäßigkeit des  Goldes  als  Tausch-,  Schmuck-  und  Prunkroittcß,  zu 
«hier  Zeit  iu  einem  ihre  Glcichwerthigkeit  ausdrückiudeu  Verhältniß 
von  1 : n bestimmt  wurde,  so  ist  leicht  einzusehen,  dafs  das  Silber 
Dicht  mehr  denselben  Zweckwerth  als  Tauschmittel  behalten  kann, 
wenn  sein  ihm  identischer  Produktionswerth  sich  verringert,  d.  h. 
wenn  bei  gleichem  Produktionsaufwand  mehr  aß  bisher  davon  ge- 
wonnen werden  kann,  wenn  jenes  hiernach  in  gleichwertigen 
Quantitäten  Gold  und  Silber  sich  aussprechende  Werthverbältuiß 
zu  1 : h -f  m sich  abändert.  Wie  schon  erwähnt,  kann  niemals 
1 : it  =»  1 : h -f-  m,  z.  B.  */u  */i«  gesetzt  werden,  denn  dies 

hieße  das  Denkgesetz  der  Identität  anfhehen.  — Wird  bei  einem 
Produktionsaufwand  P einerseits  als  DurcbscbnitUergebniß  ein 
Goldquantum  Q?,  andererseits  zu  einer  Zeit  ein  Durehschnittsquantum 
Silber  »Ql  und  später  ein  solches  (w  + »>)Qi  gewonnen,  so  wird 
wQn  anfangs  einen  Gewinn  bilden,  welcher  in  der  im  Abschnitt  1 II 
dargelegten  Weise  mit  der  Zeit  die  Lebensansprücbc  und  mithin 
den  Produktionsaufwand  auf  eine  Größe  P + p erhöhen  wird. 
Erweist  sich  der  durchschnittliche  Mehrgewinn  an  Silber  *Qs 
als  die  Ursache  der  Erhöhung  des  Produktionswerthe»  des  Ergeb- 
nisses (n  -4-  m)Qs,  so  wird  eben  durch  letzteres  der  notwendig»* 
Aufwand  P+  p beglichen,  d.  h.  bewerthet,  und  es  stellt  sich  nun 
P + p « (»  + m)Qa.  — Die  Erhöhung  der  Lebensansprüchc  und 
mithin  des  Produktionsaufwandes,  herbeigefübrt  durch  den  Mehr- 
gewinn an  Silber,  wird  nun  aber  auch  maßgebend  für  die  Gold- 
produktion, die  zum  Zwecke  des  Vergleichs,  als  gleichbleibend  an- 
genommen, nunmehr  mit  demselben  Quantum  Qg  den  erhöhten 
Aufwand  P -f-  p bewerthen  mufs.  Wenn  daher  einerseits  P 4-  p 

*)  Vgl.  „Export*  1886,  Nr.  ol,  S.  778. 


Nr.  8. 


m 

EXPORT,  Organ  des  Centralvereins  für  Handelsgeographie  etc. 


1887. 


Qg  und  andererseits  P + p — («  *+-  m)Q.v  *u  setzen  ist,  so  muß 
also  Qg  = (»  + m)Qs  werde u.  Da  aber  als  Zweck wertb«  des 
früheren  gleichen  Produktionsaufwandes  P die  Gold-  und  Silber* 
ouanta  Qg  und  uQs  einander  gleich  waren  und  da  ferner  P =* 
Qg  * P-b  p war,  so  ergiebt  sieb  ans 

P = Qj 7 — »Qs  und  P + p es  Qg  = («  + ui  Q* 
die  Gleichung  Qg  ■=  nQs  =*  (m  -f-  in )Q&, 
d.  b.  die  auf  einen  niedrigsten  Produktionsaufwand  be- 
zogenen Durchacbnittsertrftgnisse  der  Gold-  und  Silber- 
produktion behalten  als  dessen  mittlere  Gegenleistun- 
gen den  gleichen  Zweckwortb,  wenn  ihre  Quantitäten 
sich  auch  ändern.  — Wenu  biernacb  einem  gewissen  Produk- 
tionsanfwand  einerseits  1 u Gold,  andererseits  zu  einer  Zeit  15  u 
Silber  entsprachen,  und  änderte  sich  später  dieses  Werlhverbältuiß 
von  ] : 15  in  1 : 18  ab,  so  kann  nunmehr  1 u Silber  nur  noch  den 
Werth  von  Vis  n Gold  besitzen  und  nicht  mehr  den  früheren  von  '/is- 

Einen  solchen  Verstofs  gegen  den  Satz  der  Identität, 
welcher  in  der  Übereinstimmung  der  Produktionsweise  die  gleiche 
Zweckmäßigkeit  verschiedener  Gold-  und  Silbcrmengen  als  Tauscb- 
mittel  und  Wertbmesser  begründet,  fordert  aber  der  Bimetallis-  | 
mus  in  seinem  Verlangen  der  Festsetzung  eines  Wertbverbält-  J 
niases  zwischen  beiden  Metallen  als  Geld.  Abgesehen  davon,  dafs 
durch  eine  solche  unlogische  Festsetzung  bei  einem  größeren 
Unterschied  der  Produktionswerthe  beider  Metalle  die  private 
Nachprüfung  sehr  ermuntert  würde,  so  könnte  durch  eine  derartige 
Regelung  des  Werthverbältnissee  doch  nicht  verhindert  werden, 
daß  das  Gold  als  das  seinem  Gewicht  und  seinem  höheren  Pro- 
duktionswerth nach  zweckmäßigere  Zahlmittel  von  den  Banken 
zurückbehaltcn  und  nur  gegen  ein  Aufgeld  dem  Bedarf  überlassen 
würde.  Auf  diesem  Wege  würde  sich  dann  jener  logische  Fehler, 
aber  nur  zu  Gunsten  der  gewerbsmäßigen  Finanzlogiker,  wieder 
ausgleicben,  und  die  große  Menge,  der  diese  Werthverbesserung 
de«  Silbers  dienen  sollte,  müßte  denselben  bezahlen. 

Wenn  die  internationale  Doppelwährung  die  ihr  unter- 
stellten großen  volkswirtschaftlichen  Vortheile  nur  bringen  kann, 
sofern  dem  Silber  ein  nicht  natürlich  bedingter  Werth  beigelegt 
wird,  wenn  dieselben  nicht  auch  erzielt  werden  können  mittels  der 
sogen,  fakultativen  Doppelwährung,  welche  mit  dem  Silber 
als  einem  werthwechselnden  Geld  rechnet,  so  können  jene  Vor- 
theile, wie  der  feste  Werth  des  Silbers,  nicht  natürlich  be- 
dingt sein.  |FoitKtaan(  fol|t) 

Bericht  des  Preisgerichts 

der 

„1886  er  Sßdamerikanischen  Ausstellung  in  Berlin“. 

[ Eröffnung  der  Ausstellung  am  15.  September, 

Schluß  derselben  am  28.  November  1886.] 

Cher  die  einzelnen  Aa»4«lloDgat*ce*itiij<{e  vcrgL.  den  Katalog  der  .lSMnr  SCid- 
aaieiik  anlschen  Aa  »Stellung  la  Berlin*.  Berlin  ISSC.  Kurnc  Li«lon»vrrlnn  von 
Walther  A Apolaat. 

(ScWuCi.) 

Als  Nachtrag  za  den  in  Nr.  7 veröffentlichten  Urtheilen  des 
Preisgericht!»  (über  Gesummtleistungen)  ist  noch  zu  nennen: 

25-  Die  Ausstellungskommission  in  Curityba,  Provinz 
Parana,  Brasilien,  der  die  reiche  Beschickung  der  Ausstellung  seitens 
der  genannten  Provinz  zu  verdanken  ist,  erhält  für  Gesummtleislnng 
den  I.  Preis. 

2.  Sektion,  zur  Be  urtheilung  der  Kaffe  es,  Kakaos,  Zucker. 

a)  Kaffee. 

Im  Allgemeinen  können  wir  zu  unserer  Freude  und  Aller,  die 
sich  dafür  iotere&siren,  konstatiren,  daß  dieses  Mal,  im  Vergleich 
zur  letzten  Brasilianischen  Ausstellung,  weit  mehr  für  Deutschland 
passende  Qualitäten  ausgestellt  sind,  und  dafs  namentlich  der 
Kaffee  der  Provinz  Sio  Paulo,  von  der  Ausstellung  in  Campinas 
(vonTorloga  O’Connor  Paos  de  Camargo-Danntre  in  Cam- 
pinas), faat  durchweg  schöne,  weiche,  grünliche  oder  blasse,  selbst 
gelbe  Campinas-Kaffees  aufweist,  die  in  Deutschland  tbeils  zum  Roh- 
verkauf, theils  zu  Brvnnzwecken  (gemischt  mit  zentr&lamerikani- 
»eben  Kaffees  od.  a.)  die  gangbarste  und  n utzen bringendste 
Verwendung  finden;  ja  man  kann  dreist  behaupten,  daß  diese 
Art  Kaffees  den  weitaus  größten  Theil  aller  in  Deutschland  gang- 
baren Kaffees  heutzutage  ausmacben. 

Vorzüglich  sind  die  hier  ausgestellten  veredelten  Sorten,  wie: 
gewaschene  bläuliche  Campinas  und  feine  gewaschene  Perl-Campi- 
uas,  welche,  da  sie  gutschmeckend  und  sehr  schön  von  Aussehen, 
namentlich  den  zentralamerikanischen  Kaffees,  auch  den  blauen, 
den  Westindien-Arten  ähnlichen  Javas  and  selbst  den  ostimliscben 
Ceylons  und  Tellicberrys  insofern  Konkurrenz  machen,  als  sie 
weit  billiger  einsteben,  allerdings  nicht  den  schweren,  vollen  und 
säuerlichen  Geschmack  haben,  der  nun  einmal  jenen  Kaffees  eigen 


ist  und  diese  in  derMischnng  mit  Java,  Preanger  und  Menado  zum 
beliebtesten  Getränk  aller  Feinschmecker  macht. 

Die  Campinas  lavis  aber  schmecken  auch  gut  und  machen 
namentlich  den  hier  beliebten  Guatemalas  Konkurrenz;  im  Allge- 
meinen kommen  sie  noch  nicht  häufig  genug  an  den  hiesigen 
Harkt. 

Vorzüglich  sind  die  „Bourbonartigon  Campinas41  von 
Rodrigo  Pereira  Baretto,  Eldorado,  welcher  diverse  Loose 
ausgestellt  hat,  auch  einen  Perl-Bourbon  mit  Silberhaut,  faat 
Mysore-artig.  Diese  Kaffees  schmecken  vorzüglich,  doch  haben  wir 
sie  schon  in  etwas  dickerer,  größerer  Bohne  gesehen  und  nicht  so 
röthlich  wie  diese;  immerhin  müssen  wir  diesem  Aussteller,  wie 
dem  Herrn  Coronet  Sertorio  im  Municipio  de  Jabu  (Säo  Paulo), 
welcher  2 Me nado-artige,  gelbe  und  bräunliche  Campi nas- 
Kaffees  ausgestellt  bat,  die  alles  Dagewesene  von  Campinas 
im  Aussehen  übertreffen,  den  I.  Preß  verleihen.  Wir  bemerken 
jedoch,  daß  diese  grob  gelben  Kaffees  mehr  Aussehen,  als 
guten  Geschmack  aufweiseo,  doch  ist  das  bei  den  blaßgelben, 
in  der  Farbe  so  ganz  gleichmäßigen  Kaffees  häufig  der  Fall;  es  giebt 
aber  auch  vorzüglich  schmeckende,  grünlich  - gelbliche, 
weiche,  sebönr iechende  Campinas,  die  hier  sehr  beliebt 
und  gangbar  sind,  und  welche,  da  der  Geschmack  für  uns  Haupt- 
sache ist,  vor  Allen  auch  den  1.  Preis  verdienen,  es  sind  dies: 
Nr.  132  des  Kaffee -Katalogs  von  Säo  Paulo,  Aussteller  Luiz  No- 
gueira,  Wohnort  Aranha,  Plantage  8.  Pedro,  welcher  00000  kg 
produziri  Es  ist  tuf  dieses  Quantum  besonderer  Werth  au 
legen;  denn  was  nützt  es,  wenn  Jemand  vielleicht  6000  kg  sehr 
schönen  Kaffee  prodozirt,  den  er  vielleicht  besonders  verlesen  hat? 
Für  den  Handel  kommen  die  Massen  in  Betracht  Nr.  138  de« 
Katalogs,  blau  gewaschener  Perl-Campinaa,  verdient  auch  den  I.  Preis. 
Die  grünen,  groben,  gewaschenen  Campinas-Kaffees  von  Geraldo 
Ribeiro  da  Souza,  Rezende  Anhumas,  verdienen  den  I.  Preis  für 
Glas  Nr.  9:  Campinas  late  in  bisher  noch  nicht  dagewesener 
Größe,  und  für  Nr.  42:  etwas  kleiner,  ebenso  gelb  Perl,  ausgezeich- 
nete Qualität 

Die  grünen  und  grüngelblichen  Campinas  von  Säo  Paulo  sind 
in  der  Güte,  wie  sie  hier  ausgestellt  sind  — es  fragt  sich , ob  sie 
in  großen  Mengen  such  so  schön  geliefert  werden  — fast  alle  gut- 
schmeckend, gutriechend,  gut  von  Bohne,  sog.  superiors,  die  hier 
sehr  beliebt  sind! 

Der  Kaffee-Katalog  von  Säo  Paulo  weist  217  Nummern  auf, 
die  wir  fast  alle  gemustert  haben.  (Vgl.  Seit«  87  bis  91  des  Katalogs.) 

(Die  nachfolgenden  Nummern  entsprechen  denselben  Nummern  in  dem 
Venefchnifs  der  von  der  Provinz  Sio  Paulo  ausgeetelllen  Kaffeeeorten). 


I.  I>cmer*ra-Art-  Catnpin.  Lobende 
Erwähnung. 

4.  grünt  sup. 

5.  hübsch,  grünlich  sup. 

6.  f.  grün  sup. 

7.  grünl-  Peil. 

8.  7.  gelb!,  sup.  Campin. -Art.  Lo- 
bende Erwähnung. 

9.  blafs  grob. 

11.  grün  sup. 

12.  grünt  Perl. 

16.  grünt  Campinas. 

17.  grünt  egal,  supeiior.  Lobende 
Erwähnung. 

21.  blafs  Campinas. 

22.  Perl,  blafsgrün. 

24.  blaß,  sup. 

25.  grob,  gelb  superior. 

26.  ff.  grün  egal.  I.  Preis. 

27.  grünt  sup. 

28.  grünL  do. 

29.  schön  f.  gTÜn  sup. 

31.  grünt  sup. 

38.  unbrauchbar,  stinkt! 

33b  Denierara -Art,  grob.  Lohende 
Erwähnung. 

34.  grünl.  sup. 

36.  egal  in  Farbe. 

87.  egal  grün  sup. 

38.  gelb,  grob,  Dem.  Art.  tanipin., 
riecht  aber  schlecht 
41.  Säo  Paulo,  sup.  gelb!,  ('ampin. 
Lobende  Erwähnung. 

43.  grünl.  sup. 

44.  grob,  grün,  sup.  Lobende  Er- 
wähnung. 

45.  grünlich. 

49.  sup.  sehr  schön  grüu. 

51.  gruul.  sup. 

53.  grünl.  sup. 


I 54.  superior. 

I 55.  Perl. 

I 56.  grün,  sup. 

; 57.  grün,  sup. 

59.  schön  Dem.  Ar!. 

60.  sehr  reell,  grünlich,  egst 

61.  bläut  Perl  Campinas.  Lobende 
Erwähnung. 

62.  bläut  sup. 

| 63.  grün).  Perl. 

1 64.  gewaschen  Campinas.  1.  Preß. 

65.  blau  Ceylon  Art,  Perl.  I.  Preis. 
I 66.  grünlich. 

i 69.  grün,  sup.  Lobende  Erwähnung. 
I 70.  grün,  do. 

71.  grünt  sup. 

| 74.  hübsch  grün,  sup. 

1 78  egal  grünt  sup. 

| 79.  sup.,  grob,  blafs. 

80.  grün,  sup. 

I 81.  grob,  grünlich.  1.  Preß. 

82.  grünl.  Perl. 

63.  schön  grün  sup. 

84.  grünt  Perl. 

85-  sup.,  hübsch  grün,  egal,  tobende 
Erwähnung. 

86.  grün,  in  der  Schale,  kleinbohnig. 
88-  egal  blafs,  Perl 
99.  grünl.  sup.  grob. 

90.  egal  grünt 

91.  grünt  Perl. 

93.  Farbe  zn  dunkel. 

94.  unegal  Perl. 

94a  bläulich  superior. 

94b  hübsch  grün  Perl. 

95.  grünt  Perl. 

96.  grün  superior. 

97.  hübsch  farbig,  trockene  Bohne. 

98.  sup.  grünl.  Campin. 

109.  blafs  Perl. 


1887. 


135 

EXPORT,  Organ  de*  Centmlveroine  för  Handelsgeographie  etc. 


101.  grünt,  «up.  i 1&3.  grün  »up. 

10S.  grünt,  mp.  153.  grönl.  sap. 

104.  grünt.  Perl.  154.  grünt,  egiü  Perl. 

105.  grob  sup.  blafs  grünt.,  riecht  i 155.  grönl.  Perl. 

gut  156.  »up.  bl«r«,  Camp. 

106.  grünt,  sup.  , 157.  gut,  grönl.  Perl,  grob. 

106.  grönl.  sup.  ' 158.  grünt,  mp. 

109.  grönl.  Perl.  159.  grob.  Lobende  Erwibng. 

110.  grünlich.  ' 160.  bläul.  Perl  gewaschen.  Lobende 

111.  unegal  Perl.  Erwähnung, 

lllallnlsc.  ’ 161.  grönl.  Perl. 

112.  grönl.  Perl.  167.  grönl.  Perl. 

113.  grünt,  sup.  i 1R9.  grob,  grün,  sup. 

114.  grob  blafsgrön.  < 170.  Perl,  grönl. 

115.  grob  blafsgrön.  Lobende  Er-  j 170a  grob,  blafsgrönl. 

wibnung.  1 70b  grönl.  Perl. 

116.  grönl.  Perl  sap.  Lobende  Er-  171.  «ehr  gut  superior.  Lobende  Er- 
wähnung- wähnnng. 

117.  blafagrön,  grob.  Lobende  Kr-  175.  grönl.  Perl, 

wibnung.  177.  grönl.  Perl  egal. 

118.  grönl.  grob  sup.  Lobende  Kr-  180.  bunt  grünt,  brüchig, 

wibnung.  188.  grönl.  Perl. 

120.  blafsgr.  sup.  184.  blau  Perl  Ceylon  Art.  I.  Preis. 

123.  regulär  first.  185.  grönl.  sup. 

123.  trrünl.  Perl,  passend.  Farbe  matt.  | 186.  grün,  sup. 

134.  sup.  grönl.  I 187.  grönl-  sup. 

135.  blafs  grönl.  sup.  1 191.  ordinär  Brenn-Campinas. 

136.  blafs  grönl.  aup.  192.  grönl.  sup. 

126a  grünt,  sup.,  blafs.  194.  grob,  grün,  schön.  Lobende  Kr- 

127.  egal  grünL  sup.  wibnung- 

131.  grönl-  superior.  195.  bunt,  grönl.  Perl,  klein. 

132.  hochfein  gelb.  I.  Preis,  »orxigl.  196.  grönl.,  grob.  Lobende  Erwihng. 

133.  »ilberbiutig,  grün,  Perl.  197.  gelbgröne  Perl.  Lobende  Kr- 

134.  blafs  sup.  Campinas.  Lobende  i wibnung. 

Erwähnung.  199.  grönl.  Perl. 

135.  f.  grün),  sup.  200.  hübsch  bliul.  Perl. 

138.  hochfein  btaq  Perl  Camp.  Ceylon  201.  grönl.  Perl- 

Art,  Silberhaut.  I.  Preis»  207.  grün,  sup. 

139.  grönl,  Perl.  206.  grün,  sup. 

140.  grönl.  Perl.  209.  bliul.  sup. 

141-  grünL  Perl.  210.  blafs.  Perl. 

142.  grönl.  grob  sup.  212,  griSnl.  sup. 

143.  egal  grönl.  aup.  313.  unegal  in  Bohne,  grob,  etwas  ! 

144.  grob,  blafs,  schön,  aber  hart!  dunkel. 

145.  do.  , etwas  besser.  215.  grünt.  Perl. 

H6.  Khr  grob  (nrutbm.  Lot*nd«  Schliefslieh  in  noch  <l.r  Hoffe« 
...  Erwähnung.  TOn  p6t|ef  Brune,  Araraü,  Pror. 

4«.  ffrunl.  Perl.  Lobende  BraUmg.  Sl()  p,ui0  („||  „ur  draUchen 

Arbeitern  bearbeitet)  lobend  zu  er-  [ 

150.  grup  rap.  »Urnen. 

151.  egal,  etwa«  grau. 

Weniger  für  hier  passend,  aber  darum  oft  nicht  minder  »cbön 
an  Aussehen,  leider  nicht  ao  0 eich  mack,  sind  nun  die  in  der 
grofcen  Kaffee- Pyramide  vom  „Centro  da  Lavoura  e Coramercio“ 
in  Rio  de  Janeiro  ausgestellten  „Rio- Kaffees.“  Es  wäre  unrecht, 
dieser  Ausstellung  nicht  auch  das  gröfste  Lob  angedeihen  zu  lassen; 
ihr  Katalog  weist  738  Nummern  auf.  Alle  anzusehen,  war  absolut 
unmöglich;  wir  haben  das  Möglichste  geleistet  und  einen  grofsen 
Tbeil  der  Muster,  wie  hier  folgt,  beschrieben. 

(Pie  nachfolgenden  Nummern  entsprechen  denselben  Nummern  in 
dem  Verzeichn  ifs  der  vom  »Centn»  da  Lavoura  e Com  memo“  in  Rio  de  Ja- 
neiro ausgestellten  Kaffeesorten:  vorgl.  Seite  181  bis  195  des  Katalogs.) 

3.  gut  ord.  Rio  graugrün.  [ 194.  grönl. 

II.  ord.  Rio.  ! 196.  ord  Rio. 

26.  ord.  Perl  Rio.  205.  gew.  Camp.  Art  grob.  Lobende 

29.  wie  406,  blafs  grob.  Erwähnung. 

53.  grönL  Rio  Perl.  217.  reell  grönl,  Rio. 

62.  good  ord.  Rio.  219.  ord.  duff.  Rio  grönl. 

65.  good  ord.  Rio.  222.  sehr  hübsch  Rio. 

80.  bunt,  ord.  Rio,  klein.  230.  grönl.  Rio. 

86.  f.  reell  grönl.  Rio.  249.*)  blsfsgrün  Rio,  sehr  hübsch. 

89.  grob,  graugrün  Campinas -Art  Lobende  Erwähnung. 

ausgezeichnet  schon  Rio.  Lo-  257.  ff.  gelb  Rio  Campinas  Art  (doch 
bende  Erwähnung.  scheint  derselbe  appretirt?)  Lo- 

94.  good  ord.  Rio.  bende  Erwähnung. 

106.  sehr  reell.  265.  good  ord.  Rio. 

138.  good  ord.  Rio.  279.  grob  blafsgran  Rio,  ausgezeichnet 

142.  g.  ord.  Rio.  schön.  Lobende  Erwähnung. 

147.  sehr  reell.  286.  sehr  grob,  Menado-Art  Rio. 

154. *)  ganz  ord.  Rio,  duff  in  Farbe  u.  1.  Preis. 

klein,  nicht  passend.  292.  Perl  Rio  guUchmekend.  Lobende 

155.  grau  Rio  Perl.  Brwähnung. 

171.  bunt  301.  Menado  ähnlich,  grobgrau.  Lo- 

172.  sehr  klein  Rio  UiW.  ungenügend.  bende  Erwähnung. 

173.  Rio  lavi.  304.  sup..  för  uns  zu  duff  in  Farbe. 


307.  grün  Perl  gutrieeliend. 

bende  Erwähnung 
812.  duff,  grob  Rio. 

317.  ord.  Rio. 

322.  good  ord. 

331.  grl.  klein. 


461.  Rio. 

462  schlecht,  grau. 

464.  ordinär,  schwarz,  grau. 

465.  Karbe  zart,  unegal. 
467.  Rio. 

469.  Rio. 


339.  f.  lavi  Campinas- Art.  Lobende  ! 473.  sehr  grob  lat*.  I.  Preis. 


Erwähnung. 

341.  zu  dunkel,  Rio. 

849.  ff.  Perl  lavt,  Ceylon -Art,  gut- 
riechend.  I.  Preis. 

350.  hochfein,  wie  Menado  in  Boime, 
gewaschen  grob  Campinas -Art- 
Lobende  Erwähnung. 

352.  bläul.  Perl  mit  SilborUant. 


368.  grob  grau  Puerto- Rico- Art.  495.  Perl,  unegal  bll 

372.  grob  Rio  lavi.  Lobende  Krwäh-  498.  tave  mittel mäfsig. 


475.  klein  Rio  lo*. 

478.  Rio. 

483.  Rio. 

485.  gew.  Bourbon  Camp.  Lobende 
Erwähnung. 

487.  lave.  Lobende  Erwähnung. 
489.  Perl  blafs  Rio. 

494.  grob  grau. 

495.  Perl,  unegal  bläul. 


nung. 

375.  Camp  lave. 
wähnung. 


504.  grob  grönl.  egal  Rio,  aber  hart 
im  tieschmaek. 

507.  Rio  lorö. 


376.  bläul.  lave,  sehr  grob.  I.  Preis,  509.  Menado-Art 


378.  grob  grönl.  Perl.  wibm 

879.  sup.  Rio.  510.  grönl. 

880.  grob,  grün  Campinas  superior.  | 512.  äufsei 

Lobende  Erwähnung.  I Lobei 

395.  grob  blafs  Rio,  für  den  Norden  : 515.  Rio. 


wibnung. 

510.  grönl.  blafs  gutachmcckend. 
512.  äufserst  schön,  blafsgelb  hart, 
lebende  Erwähnung. 


passend. 

406.  ff.  gew  Campinas -Guatemala- 
Art.  Lobende  Erwähnung. 


519.  grau,  bart. 

520.  Rio. 

521.  ord.  Rio,  nicht  passend. 


412.  blau  Perl.  Lobende  Erwähnung.  524.  hübsch.  Lobende  Erwähnung. 

415.  Rio  late  > 525  Rio. 

416.  blau  Perl.  Lobende  Kwäbnung.  531.  Rio  lat*  lebende  Erwähnung. 

429.  Campino*  - Art,  viel  trockne  533.  Rio  lave.  Lohende  Erwähnung. 


Bohnen. 

431.  kl.  gew.  Campinas. 

435.  sup.  Campinas.  Lobende  Er- 
wähnung. 


534.  Rio  laet,  zu  klein. 

537.  hübsch,  zu  klein. 

539.  gutscbineckend,  lare Ceylon- Art. 
Lobende  Erwähnung. 


436.  blafsgrob  Campinas-  Lobende  1 540.  blafs  egal.  Lohende  Erwähnung. 


Erwähnung. 

438,  f.  grün,  sup.  grob  Campinas. 
I.  Preis» 

, 439.  grönl.  sup.  Perl.  Lobende  Er- 
wähnung. 

444-  hübsch  «gal. 

445.  Rio. 

446.  egal,  grünlich,  bart. 

447.  gelb  grl.  sup.  grob  Campina*. 

I.  Preis. 

448.  egal  blafs  gelb. 

449.  Rio  lavi  gut. 

450.  klein,  reell,  Rio 

451.  grob  Menado-Art,  Campinas. 
i Frei*. 

454,  sup.  Campinas  egal  Rio. 

456.  hübsch  blafs  Rio  grob.  I .obende 
Erwähnung. 


I 541.  Rio. 

, 544.  Rio. 

545.  Campinas  lat*  grob-  I.obsudi- 
Erwäbmmg. 

554.  zu  grob,  lave. 

568.  Rio. 

559.  grönl.  Perl  gutschmeckend-  Lo- 
bende Erwähnung. 

| 562.  sehr  grob  Dm.  Art.  I.  Preis, 
j 568.  Rio  lavt.  Lobende  Erwähnung. 
t 628.  f.  sup.  färb.  Rio,  egalboimig  II. 
-farbig.  Lobende  Erwähnung. 

631.  f.  gelbl.,  Rio  Campina«  - Art, 
hübsche  Farbe.  Lobende  Er- 
wähnung. 

631.  f.  grün,  *up.  Rio.  Lobende  Er- 
wähnung. 

635.  Rio  lave.  lebende  Erwähnung 


26.  ord.  Perl  Rio.  205.  gew.  Camp.  Art  grob.  Lobende 

29.  wie  406,  blafs  grob.  Erwähnung. 

53.  grönL  Rio  Perl.  217.  reell  grönl.  Rio. 

62.  good  ord.  Rio.  219.  ord.  duff,  Rio  grönl. 

65.  good  ord.  Rio.  222.  sehr  hübsch  Rio. 

80.  bunt,  ord.  Rio,  klein.  230.  grönl.  Rio. 

86.  f.  reell  grönl.  Rio.  249.*)  blsfsgrün  Rio,  sehr  hübsch. 

89.  grob,  graugrün  Campinas -Art  Lobende  Erwähnung. 

ausgezeichnet  schon  Rio.  Lo-  257.  ff.  gelb  Rio  Campinas  Art  (doch 
bende  Erwähnung.  scheint  derselbe  appretirt?)  Lo- 

94.  good  ord.  Rio.  bende  Erwähnung. 

106.  sehr  reell.  265.  good  ord.  Rio. 

138.  good  ord.  Rio.  279.  grob  blafsgran  Rio,  ausgezeichnet 

142.  g.  ord.  Rio.  schön.  Lobende  Erwähnung. 

147.  sehr  reell.  286.  sehr  grob,  Menado-Art  Rio. 

154. *)  ganz  ord.  Rio,  duff  in  Farbe  u.  1.  Preis. 

klein,  nicht  passend.  292.  Perl  Rio  gutsebmekend.  Lobende 

155.  grau  Rio  Perl.  Brwähnung. 

171.  bunt  301.  Menado  ähnlich,  grobgrau.  Lo- 

172.  sehr  klein  Rio  faW.  ungenügend-  bende  Erwähnung. 

173.  Rio  lavi.  304.  sup.,  för  uns  zu  duff  in  Färb«. 

•)  Im  Verzeichnis  der  Rio-Kaffees  nicht  aufgefabrt,  weil  der  Produzent 
seinen  Namen  uaw.  nicht  angegeben  bat. 


Diese  Rio-Kaffees  wurden  früher  in  den  deutschen  Provinzen 
stark  gebraucht;  seitdem  aber  die  Vereinigten  Staaten  von  Nord- 
Amerika  so  kolossale  Konsumenten  dieser  Kaffees  geworden  sind, 
haben  die  Preise  des  „Riou-Kaffees  in  Deutschland  eine  solche  Höhe 
erreicht,  daf»  sie  beispielsweise  vor  Kurzem  10%  über  der  New- 
Yorkcr  Notirung  standen.  Da  nun  diese  Rio-Kaffees  für  uns 
schlechter  schmecken,  so  ist  es  klar,  dafs  Deutschland  seine 
Versorgung  in  Santos  sucht. 

Einige  der  ausgestellten  Loose  sind  aber  so  grofsartig  von 
Bohne  und  äufserlicber  Schönheit,  dal»  wir  sie  prümiiren  mufsten. 
Noch  bemerken  wir  jedoch,  dafs  die  ausgestellten  „Rio  laviis“  und 
»blau  Rio  Perl  luvda“  auch  im  Geschmack  gut  sind;  ob  dies  in 
der  Bearbeitung  oder  im  Boden  liegt,  bliebe  zu  erforschen. . — 
Wir  erwähnten  Nr.  451,  Menadoarl;  wir  haben  dieselbe  prärniirt, 
obschon  die  Bohne  nicht  ansgebildet  genug  ist. 

Nr.  376  sehr  grob  bläulich  Rio  lave  (Campioasart)  nocbedel, 
verdient  einen  Preis!  — Ebenso  Nr.  662  sehr  grob  Demerara-Art, 
endlich  Nr.  360  und  473  hochfeine  gow.  Rio»  (Campinasartcn),  und 
349  ff.  blau  Perl  lave  Ceylonart;  schliefslieh  nennen  wir  noch,  als 
ftufserst  schön,  blafsgelb,  grob,  Rio  Nr.  612,  aber  zu  hart-im  Ge- 
schmack: es  ist  eben  „Rio“!  — Gar  nicht  passend  für  hjer,  da  zu 
hart  im  Geschmack,  sind  die  ausgestellten  Kaffees  von;  Esptrito 
Santo,  Moritiba  und  Bahia,  Curityba  (Provinz  Parana),  Maracaibo, 
wenigstens  der  hier  ausgestellte,  da  weit  schönere  javaartige 
Kaffee»  Vorkommen,  die  Pernambuco- Kaffees  nsw.  — 

Zu  erwähnen  bleibt  noch  ein  schöner,  grober,  gelber  snp. 
Campinas  von  J.  D.  Pinto  Ferraz,  fazenda  dos  Alpes,  der  aus  der 
Provinz  8 io  Paulo  stammt,  wie  auch  unter  den  Rio -Kaffee« 
einige  „Sio  Paulo“-Arten  figuriren. 

Den  Wertb  dieser  Aufstellung  für  den  Kaffee-Handel  Deutsch- 


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Kr.  8. 


126 

EXPORT,  Organ  de«  Central  verein*  für  Hamlelageographie  etc. 


1887. 


lands  betreffend,  so  ist  za  l>emerken,  dafs  sich  mit  den  Pflanzern  j 
eine  direkte  Verbindung  kaum  wird  anbahnen  lassen,  dafs  man 
aber  seine  Kommittenten  in  Brasilien  eventuell  anf  gewisse  Genres 
aufmerksam  machen  kann! 

Es  hat  sich  nämlich,  abgesehen  von  den  grofsen  Importplätzen 
wie  Hamburg,  Bremen,  Stettin,  bereits  seit  Jahren  eine  lebhafte  : 
direkte  Verbindung  mit  Santo»  in  Brasilien  etablirt,  welche,  da 
man  die  Kultur  der  dortigen,  für  uns  hervorragend  wich- 
tigen Kaffees  sichtlich  bessert,  immer  gröbere  Dimensionen 
annehmen  wird.  — Sollte  es  noch  gelingen,  die  Itio-Kaffecs  noch 
mehr  xn  veredeln  und  namentlich  solche  billiger  zn  produxiren,  so 
würden  sie  hier  in  der  Provinz  sichern  Absatz  finden. 

Die  diesmalige  Kaffee-Ausstellung  bietet  jedenfalls  ein  er- 
freuliches Bild  der  brasilianischen  Kaffee-Kultur;  deshalb  sind  wir 
dem  „Central- Verein  für  Handelsgeographie  etc.“  dankbar,  daf«  er 
uns  dies  so  grofsartig  vor  Augen  geführt  hat. 

b)  Kakaos  und  Chokoiaden. 

Die  uns  zur  Begutachtung  übergebenen  Kakao  proben  haben 
wir  gebrannt  und  (heilen  nachfolgend  unser  Urtheil  darüber  mit. 

Aussteller: 

1.  Gouvernement  der  Seccion  Zulia,  Venezuela:  Maracaibo  ist  ; 
die  feinste  Sorte  von  den  vier  Proben.  Eine  im  Handel  seit  langen  j 
Jahren  eingeföbrte  Waare,  die  der  schönen  Farbe  wegen  oft  geweht 
ist.  I.  Preis. 

2.  Ausstellungs- Kommission  von  Amazonas:  Amazonas,  uns 
bisher  unbekannt,  aber  von  gutem  Geschmack,  Farbe  nicht  gerade 
schön,  aber  doch  zum  Verbrauch  geeignet.  II.  Preis. 

3.  Place  du  Commerce  du  Para:  Brasil-Parä,  ebenfalls  eine  gute 
Verbraucbssorte,  die  besonders  mit  anderen  Sorten  gemischt  ein  gutes 
Resultat  liefern  mufs.  III.  Preis. 

4.  und  5.  Andre  M.  Pinbeiro  und  L.  Kuhn  in  Peruambueo: 
Pernambuco,  Farbe  sehr  schlecht,  Geschmack  ebenfalls  schlecht 
Kür  sich  allein  unbrauchbar. 

Die  ausgestellten  Chokoiaden  sind  nicht  nach  unserem 
Geschmack,  weil  sie  zu  sflfe  und  zu  gewürzig  sind.  Die  Einfuhr 
derselben  dürfte  unmöglich  sein,  da  diu  geforderten  Preise  zu  hoch 
sind  und  überdies  das  Fabrikat  den  hohen  Zoll  von  80  , U pro  i 
HX)  kg  nicht  zu  tragen  vermag.  Da  der  Zollsatz  für  Kakao  nur 
35  bezw.  45  t,1(  pro  HX)  kg  beträgt,  so  kann  die  Chokoladc  hier 
in  Deutschland,  wegen  der  niedrigen  Zuckerpreise  und  unserer  sehr 
ausgebildeten  Maschinentechnik,  um  Vieles  wohlfeiler  und  besser 
fabrizirt  werden  als  in  Süd -Amerika. 


George  Joachimsthal.  C.  Holzmann.  Paul  Krause. 
e)  Zucker. 

Standpunkt  bei  der  Beurtheil un g.  Die  ausgestellten 
Zucker  sind  nach  zwei  Richtungen  hin  zu  beurtheilen:  einmal  nach 
der  Güte,  ohne  Rücksicht  darauf,  ob  die  ausgestellte  Waare  sich  I 
für  einen  Export  aus  Brasilien  eignet,  und  zweitens  von  dem  Ge-  I 
sichtspunkte  aus,  in  wieweit  die  einen  oder  anderen  ausgestellten  | 
Zucker  mehr  oder  weniger  für  einen  Export  geeignet  sind. 

Wenn  die  Südaraerikaniscbe  Ausstellung  die  Aufgabe  hat,  die  | 
südamerianiseben  Produkte  iu  Deutschland  bekannter  zu  machen,  so 
kann  dies  wohl  nur  im  Interesse  regerer  Handelsbeziehungen  sein, 
und  defehalb  scheint  die  Beurtbeiluog  von  letzterem  Gesichtspunkte  I 
aus  zunächst  die  bei  weitem  wichtigere. 

Schwierigkeit  der  Einfuhr  nach  Deutschland.  Wenn 
man  jedoch  berücksichtigt,  dafs  Deutschland  dasjenige  Land  der 
Erde  ist,  welches  am  meisten  exportfähigen*)  Zucker  produzirt, 
nachdem  es  seinen  eigenen  Verbrauch  durch  die  einheimische  Indu- 


•)  Wir  fügen  hier  bei  folgende 

Zusammenstellung 

der  über  Hamburg  «ährend  des  ßetriebsjshres  1885/86  ausgeführten 
Zuckermengeo. 

(Reduktion:  1 Ssrk  = 101  kg:  100  kg  roh  * 90  kg  raffln.) 

D.  Red.  i 


Oktober  tätt  Ms 
Seplembrr  IMS 
Md 

England  . . ■ 

Frankreich  . . 
Xiederland  . . 
Portugal  . . - 
Schweden  und  1 
Norwegen  . . J 

United  States 
und  t'anada 
Ven*ch.  Hadern 
/n summen  . , 


Stck 

liobwcker 

2 222  678 
30  786 
153  251 

kr 

lUftlPÄ.If 

20  133  438 
6 669013 

Zauru  ui»  n 

redoxlrt  a«f  (tohiiuknr 

To»»« 

246  861 
3 109 
15  478 
7410 

2 103  887 

2 338 

1 152  525 

— 

116  405 

26  485 

2 253  523 

5 HO 

31 150  SOI  kir  | = 306  7 SO  Tonnen 


[).  Red. 


strio  gedeckt  bat,  wenn  man  ferner  berücksichtigt,  dafs  der  Einfuhr 
fremden  Zuckers  nach  Deutschland  ein  ziemlich  hoher  Zoll  [30,  bzw, 
24  M.  pro  HXlkg]  entgegenstebt.  so  ist  kaum  nbzusehco,  wie  das  ausge- 
stellte brasilianische  Produkt  auf  unseren  Märkten  einen  Absatz  finden 
sollte.  Es  ist  demnach  die  nachstehende  Beurthcilung  der  brasilianischen 
Zucker  von  dem  zweiten  Gesichtspunkte  aus  nicht  als  eine  solche 
aufzufassen,  welche  speziell  auf  d eutscheHandelsbeziehungen  Bezug 
nimmt,  sondern  welche  vielmehr  die  Frage  erörtert:  ob  und  in- 
wieweit die  ausgestellten  brasilianischen  Zucker  überhaupt  zum 
Exporte  nach  konsumirendeu  Ländern  geeignet  sind  oder  nicht. 

Für  Brasilien  in  Betracht  kommende  Importländer. 
Für  Brasilien  sind  unter  den  europäischen  Ländern  zuin  Importe 
von  Zucker  zunächst  England  und  vielleicht  noch  Italieu  ins  Auge 
zu  fassen,  uud  bisher  findet  auch  ein  ziemlich  bedeutender  Absatz 
vou  brasilianischen  Zuckern  nach  England,  besonders  nach  Liver- 
pool statt.  Die  Quantitäten,  welche  nach  Italien  gehen  könnten, 
sind  jedoch  ziemlich  geringfügiger  Natur,  wie  überhaupt  das  ganze 
Mittelrnerrgebiet  von  Frankreich  und  Oesterreich,  theilweise  auch  von 
Holland  und  England  versorgt  wird,  da  dasselbe  weniger  anf  Roh- 
zucker, als  vielmehr  auf  konsumfähigo  Waare  Anspruch  macht. 
Das  nicht  in  genügendem  Mafsstabe  produzirende  Spanien 
scheint  für  Brasilien  verschlossen  zu  sein,  weil  die  spanischen 
Kolonieen  ihre  Zucker  zollfrei  dorthin  einführen  können,  wäh- 
rend die  Zucker  anderer  Produktionsgebiete  einen  nicht  unbedeu- 
tenden Zoll  bei  der  Einfuhr  zu  tragen  haben. 

Da  die  brasilianische  Produktion  eine  solche  ist,  welche  den 
Konsum  des  Landes  sehr  stark  übersteigt  und  mithin  darauf  ange- 
wiesen ist,  greife«  Quantitäten  zu  exportireo,  so  müssen  im  Allge- 
meinen die  Orte  eines  möglichen  geringen  Absatzes  unberücksich- 
tigt bleiben;  es  kann  in  einem  solchen  Berichte  nur  auf  die 
Absatzgebiete  hingewiesen  werden,  welche  als  grnfee  regelmäfsige 
Abnehmer  seit  Jahren  figurireu  und  in  welchen  die  Konkurrenz 
eine  nicht  allzu  schwierige  ist.  Das  einzige  Gebiet,  welches  diesen 
Bedingungen  in  Europa  entspricht,  ist  England. 

Aufser  England  giebt  es  nur  noch  ein  grofses  Konsumptioos- 
gebiet  auf  der  Erde,  welches  das  brasilianische  Produkt  in  bedeu- 
tenden Quantitäten  atifnelunen  kann:  es  sind  dies  die  Vereinigten 
Staaten  Nord- Amerikas.  Die  anderen  amerikanischen  Gebiete,  welebe 
theilweise  auch  stark  produziren,  kommen  dabei  weniger  in  Be- 
tracht, einmal,  weil  ihre  Kousumption  keine  so  bedeutende  ist,  und" 
zweitens,  weil  sie,  soweit  die  Kousumption  die  eigene  Produktion 
übersteigt,  für  die  Ergänzung  ihres  weiteren  Bedarfes  oft  näher 
liegende  Produktions-Gebiete  zur  Deckung  haben.  Es  dürfte  hier 
nur  noch  Canada  genannt  werden,  welches  auf  die  Einfuhr  seines 
gesarnmten  Verbrauchs  angewiesen  ist,  und  nach  welchem  ja  auch 
Brasilien  in  geeigneter  Menge  Zucker  importirt 

Produktion  Brasilien*.  Die  Produktion  Brasiliens  ist  eine 
ziemlich  ungleiehmä feige  und  kommt  in  folgenden  AusfuhrziflTern 
für  die  vergangenen  Jahre  zur  Geltung.  Aus  den  Provinzen  Per- 
namburo  nnd  Bahia  wurden  in  dem  Rechnungsjahre  1881/82 
194  516  Tons,  1882/83  131  897  Tons,  1883/84  226  709  Tons  aus- 
geführt.  Die  Ausfuhr  im  Jahre  1884/85  betrug  ca.  2 550  000  Sack 
und  im  Jahre  1885/86  ca.  1 660  000  Sack  (äöO  kg).  Von  diesenMengen 
entnahmen  die  Vereinigten  Staaten  in  der  oben  aufgefübrten  Reihen- 
folge der  Jahre  75  657,  49  969  und  110  497  Tons.  resp.  in  den 
beiden  letzten  Jahren  1550  000  Sack,  respektive  1220  000  Sack. 
Nach  England  und  dem  Kanal  wurden  gesandt,  ebenso  wieder  in 
der  vorstehenden  Reihenfolge  der  Jahre,  62  000  Tons,  32  (XM)  Tons, 
48 000  Toll)  resp.  680  000  Sack  und  250  000  Sack.  Die  Entnahme 
C'anadas  variirt  iu  diesen  Jahren  zwischen  14-  bis  30000  Tons. 

In  diesen  3 Konsumgebiotcn  liegt  der  Hauptabsatz  für  Brasilien, 
und  es  zeigt  sich,  dafe  diese  Staaten  zur  Aufnahme  grüfeerer  bra- 
silianischer Zuckermengeu  sehr  geeignet  und  gewillt  sind,  sobald 
nur  die  brasilianische  Ernte  eine  höhere  Ausfuhr  ermöglicht. 

Aus  den  vorstehenden  Ziffern  ist  zu  erkennen,  wie  jedesmal 
einer  geringeren  Produktion  auch  eine  geringere  Aufnahme  in  den 
drei  Staaten  entspricht,  und  wie  diese  Staaten  bei  steigender  Pro- 
duktion resp.  Ausfuhr  aus  Brasilien  auch  gröfeere  Quantitäten  ent- 
nehmen. Wenn  demnach  die  heutige  Lage  der  brasilianischen  In- 
dustrie eine  ziemlich  gedrückte  ist,  so  scheint  dies  weniger  dem 
Mangel  an  Absatzgebiet  oder  einer  allzugrofeen  Konkurrenz  auf 
dem  Weltmärkte  zuzuschreibeu  zu  sein,  sondern  der  Grund  dieser 
Thatsachen  und  ihre  Ursachen  müssen  vielmehr  im  Lande  selbst 
gesucht  werden. 

Unterstützung  der  brasilianischen  Industrie  durch 
die  Regierung.  — Mangel  an  technischen  Einrichtungen. 
— Scheinbare  Unrichtigkeit  im  Prinzip  der  Unter- 
stützung. Es  ist  für  den  Fernstehenden  ziemlich  schwierig,  ein 
genaueres  Urtheil  über  diese  Fragen  abzugeben;  es  wird  aber  ein 
solches  dadurch  erleichtert,  dafs  über  die  Art  der  brasilianischen 


* 127 

1887.  EXPORT,  Organ  de»  Centralvereins  für  H&ndelsgeographie  etc.  Nr.  8. 


Fabrikation  und  aber  die  große  Unterstützung,  welche  die  brasi- 
lianische Regierung  ihrer  Industrie  gegeben  bat,  ferner  anch  über 
die  sonstigen  Verhältnisse  so  viel  bekannt  geworden  ist,  dafa  man 
schon  aus  diesen  Nachrichten,  welchen  nicht  widersprochen  wurde, 
genauere  Schlösse  auf  die  dortige  Industrie  ziehen  kann.  Die  bra- 
silianische Industrie  krankt  au  dein  Übel,  unter  dem  viele  Rohr- 
industrieen  leiden.  Sie  hat  ein  vorzügliches  Material  zur  Zucker- 
bereitung,  welches  fast  durchgängig  in  durchaus  unrationeller  Weise 
verwerthet  zu  werden  scheint.  Die  Ausbeuten  von  7 — 10%  Zucker 
au»  einem  Materiale,  welches  16—18  und  mehr  Prozent  Zucker 
enthält,  sind  als  ganz  schlechte  zu  bezeichnen  und  sichen  durchaus 
nicht  im  Einklänge  mit  den  Erfahrungen  und  der  Anwendung  der  Er- 
fahrungen, welche  die  Technik  bisher  in  der  Zockerindustrie  gemacht 
hat.  Es  will  scheinen,  als  ob  die  Unterstützung  durch  die  brasilianische 
Regierung  insofern  eine  nicht  ganz  geeignete  gewesen  sei,  als  die- 
selbe neu  entstehenden  Fabriken  eine  Zinsgarantie  gewährt,  jedoch 
ohne  die  direkt  ausgesprochene  Bedingung,  dafs  die  Zinsgarantie 
nur  dann  übernommen  werde,  wenn  die  Fabriken  selbst  nach  den 
neuesten  technischen  Verfahren  eingerichtet  werden.  Es  will  ferner 
scheinen,  dafs  in  Folg«  dieser  Art  der  Unterstützung  die  dortigen 
Zuckerfabriken  im  Vertrauen  auf  die  gurantirten  Verzinsungen 
weniger  auf  wirkliche  Güte  uud  zweckentsprechende  Einrichtungen 
gesehen  haben,  als  vielmehr  darauf,  iu  möglichst  kurzer  Zeit 
Fabriken  zu  errichteu  und  nach  veralteten  Systemen  zu  arbeiten, 
welche  unter  den  heutigen  Preisverhältnissen  des  Weltmarktes  unter 
allen  Umständen  verlustbringend  sein  müssen.  Verständigere 
Bedingungen,  welche  die  brasilianische  Regierung  für  Leistungen 
der  Zinsgarantie  gestellt  hätte,  würden  nicht  allein  für  die  brasilia- 
nische Zuckerindustrie  von  außerordentlichem  Vortheile  gewesen 
sein,  sondern  zweifelsohne  auch  die  Folge  gehabt  haben,  andere 
Industrien  in  Brasilien  zu  kräftigen  und  groß  zu  ziehen.  E9 
ist  darunter  zunächst  die  Industrie  der  Maschinenfabrikation 
zu  verstehen,  und  es  wäre  vielleicht  auf  diese  Weise  gelungen, 
sich  in  Brasilien  von  den  englischen  Maschinenlieferanten  zu 
emauzipiren.  Die  Folge  davon,  daß  solche  Bedingungen  nicht 
gestellt  wurden,  giebt  sich  in  zwei  Tbatsachen  kund.  Erstens 
wurden  die  Zuckerfabriken  mit  englischen,  meist  altmodischen 
Apparaten  montirt,  welche  nicht  auf  der  Hübe  der  Zeit  standen, 
und  cs  floß  eine  grofse  Summe  Geldes  aus  Brasilien  nach  England, 
welche  füglich  hätte  in  Brasilien  bleiben  können.  Zweitens  aber 
kranken  fast  alle  brasilianischen  Konsumzucker,  welche  in  diesen 
Zentralfabriken  dargestellt  werden,  un  dem  Mangel  einer  guten, 
technisch  richtigen  Verarbeitung.  Es  ist  bedauernswert^  daß  das 
vorzügliche  brasilianische  Rohmaterial,  welches  vollkommen  ge- 
eignet ist,  zu  den  besten  und  haltbarsten  Koosumzuckern  verarbeitet 
zu  werden,  jetzt  großenteils  zur  Fabrikation  von  Zuckern  ver- 
braucht wird,  die  sich  als  wenig  haltbar  erweisen  uud  in  Folge 
dessen  die  Möglichkeit  ihres  Exports  stark  schädigen. 

Noth  Wendigkeit  der  Annahme  der  neuen  technischen 
Verfahret).  Die  brasilianische  Industrie  wird  unter  den  heutigen 
Preisverbältoissen,  von  welchen  eine  starke  Besserung  sobald  nicht 
zu  hoffen  ist,  weiter  kranken  und  noch  viele  Opfer  fordern, 
wenn  nicht  bald  mit  aller  Energie  an  die  Einführung  rationeller 
Verfahren  gegangen  and  der  alte  Schlendrian  endlich  verlassen 
wird.  Wenn  erst  die  Ausbeute  aus  dem  Zuckerrohr  iu  brasilia- 
nischen Fabriken  eine  entsprechende  geworden  sein  wird  — und  das 
kann  sie  nur  durch  Einführung  der  neuesten  technischen  Errungen- 
schaften, die  allerdings  für  Deutschland  schon  ziemlich  alt  sind  — 
so  wird  sie  auch  im  Stande  sein,  bei  den  billigen  Preisen  auf  dem 
Weltmärkte  geeignet  zu  konkurriren.  Es  bleibt  dann  zu  unter- 
suchen, ob  in  Fällen  besonders  gedrückter  Preise  die  brasilianische 
Regierung  zeitweise  die  dortigen  sehr  hohen  Eisenbabntarife 
beruntersetzt  und  eventuell  die  Ausfuhrzölle  auf  Zucker  vermin- 
dert oder  kreditirt.  Die  Zinsgarantie  der  brasilianischen  Regierung, 
wie  sie  bisher  bestanden  hat,  scheint  von  keinem  großen  Segen 
für  da»  Land  gewesen  zu  sein.  Die  Zuckerfabrikanten  wurden 
durch  dieselbe  allerdings  aus  einer  gewissen  Notblage  befreit,  aber 
zugleich  in  den  Stand  gesetzt,  ohno  Mühe  in  ihrem  bisherigen 
Schlendrian  weiter  zu  arbeiten. 

Art  der  Ziosgarantie.  Gewährung  einer  Zinsgarantie  nur 
für  solche  Fabriken,  welche  nach  den  neuesten  technischen  Erfah- 
rungen eingerichtet  sind,  scheint  mir  das  einzige  Mittel  zu  sein, 
die  Fabrikanten  zu  ihrem  eigenen  Besten  zu  zwingen,  die  in  andern 
Ländern  gemachten  Fortschritte  sich  anzueignen.  Wer  diesem 
Zwang  nicht  folgt,  muß  leiden;  denn  es  kann  nicht  Aufgabe  der 
Regierung  eines  Landes  sein,  Rückschritte  oder  Stehenbleiben  in 
einer  Industrie  zum  Nachtheile  des  voranschreitenden  Theiles  zu 
begünstigen. 

Beurtheilung  der  ausgestellten  Zucker;  deren  säuer- 
licher Geruch  und  dessen  Ursachen  und  Folgen.  Geht  man 


| nun  zur  Beurtbcilnng  der  ausgestellten  Zucker  selbst  über,  so  findet 
man  vielfach  als  charakteristisches  Zeichen  unvollkommener  Arbeit 
resp.  unvollkommener  Einrichtungen  einen  säuerlichen  Geruch  der 
Zucker,  welcher  dieselben  sowohl  für  den  Landeskonsum  als  auch 
! für  den  Export  schwer  verwendbar  macht.  Der  säuerliche  Geruch 
ist  ein  Zeichen  der  schlechten  Haltbarkeit  der  Zucker,  was  n&ment- 
i lieb  bei  Konsurawaare  nicht  Vorkommen  darf.  Für  Exportwaare, 
soweit  solche  für  Raffineriezwecke  verwendet  wird,  ist  dieser  Ge- 
ruch freilich  weniger  hinderlich;  allein  er  bleibt  immer  ein  Moment, 
welches  den  Verkäufer  zwingt,  seine  Waare  zu  wesentlich  billigeren 
Preisen  abzusetzeo.  Der  säuerliche  Geruch  entsteht  au»  einer 
Gährung,  die  wiederum  ihren  Ursprung  fremden  Bestandtheilen 
im  Zucker  zu  verdanken  bat,  welche  bei  guter  Arbeit  aus  dem- 
selben entfernt  werden  können.  Dieser  oft  vorkommende  säuerliche 
Geruch  läßt  keinen  günstigen  Rückschluß  auf  die  Vollkommen- 
heit der  technischen  Einrichtungen  in  der  brasilianischen  Zucker- 
Industrie  zu. 

Brenzlicher  Geruch  und  dessen  Ursachen.  Eine  fernere 
unangenehme  Eigenschaft  mancher  ausgestellter  Zucker  ist  ein 
brenzlicher  Geruch,  der  von  der  Arbeit  bei  offenem  Feuer  oder  von 
ganz  ungenügender  Reinigung  der  Säfte  Zeugniß  ablegt.  Solche 
Zucker  können  als  Rohzucker  im  Auslande  zwar  sehr  gnte  Ver- 
wendung finden,  sind  aber  als  Konsumwaare  absolut  unbrauchbar. 
In  wieweit  dieselben  im  Lande  selbst  akzeptirt  und  von  einem  ge- 
wissen Tbeile  der  Bevölkerung  konsumirt  werden,  entzieht  sich 
unserer  Kenntniß. 

Arbeit  auf  Farinc  statt  auf  Kristallzucker.  Eine  dritte 
Eigenschaft,  welche  die  brasilianischen  Konsumzucker  für  den  Ex- 
port nicht  sehr  tauglich  macht,  ist  die  scheinbar  große  Liebhaberei 
der  Raffineure,  statt  kräftiger  Kristallzucker  Farinc  herzustellen 
mit  ganz  mattem  Kristall,  d.  h.  also  Zucker,  welche  in  der  Kon- 
kurrenz mit  den  Kolonial-Kristallzuckern,  die  zum  Konsume  nach 
Europa  kommen,  immer  den  Kürzeren  ziehen  müssen.  Daß  die 
Fabrikation  dieser  Farinezacker  ebenfalls  mit  nicht  vollkommen 
auf  der  Höhe  stehenden  Einrichtungen  betrieben  wird,  geht  daraus  her- 
vor, daß  die  Nacbprodukto  solcher  raffiuirter  Zucker,  wie  sie  theilwcisc 
unter  der  Bezeichnung  dritte  und  vierte  Qualität  ausgestellt  sind, 
den  unangenehmen  brenzlichen  Geruch  haben,  von  dem  oben  die 
Rede  war. 

Beispiele  obiger  Uebetstände.  Als  Beispiele  für  die 
oben  gerügten  Uebelstände  einzelner  Zucker  dienen  zunächst  be- 
züglich ihres  sauren  Geruchs  die  ausgestellteu  Zucker  von  Lima 
und  Sampaio,  welche,  von  scheinbar  gutem  Aussehen,  doch  einen 
unangenehmen  Geruch  entwickeln,  sodaß  unter  allen  Umständen  der 
europäische  Konsument  sich  an  deren  Verbrauch  stoßen  wird.  Ein 
zweites  Beispiel  hierfür  sind  die  von  der  Fabrik  Liinäo  aus- 
gestellten Zucker,  welche  bei  ganz  reinem  Geschmack  säuerlich 
riechen.  In  der  Ausstellung  der  Zuckerraffineure  der  Provinz  Rio 
de  Janeiro,  welche  4 Qualitäten  ein  gesandt  haben,  zeigte  sich,  wie, 
trotz  der  ersten  ganz  vorzüglichen  Qualitäten  der  Zucker,  die  dritte 
und  vierte  Qualität  einen  brenzlichen  Geruch  haben,  an  dem  der 
europäische  Kousument  unter  allen  Umständen  Anstoß  nehmen 
wird.  Für  alle  diese  Zncker  wird  das  Ausland  kein  Abneh- 
mer sein. 

Gute  Zucker.  Auf  der  andern  Seite  aber  befinden  sich  in  der 
Ausstellung  einzelne  Proben,  welche  nicht  allein  von  einer  ganz 
trefflichen  Arbeit  Zeugniß  ablegen,  sondern  auch  für  deu  In- 
lands- und  Auslandskonsum  als  durchaus  gute  uud  geeignete  Waare 
bezeichnet  werden  müssen.  Speziell  nur  für  den  Lundeskonaum 
dürften  die  von  Joaqnim  Salgueiral  de  Co.  ausgestellten 
Zucker  als  sehr  gute  Waare  neben  der  1.  uud  2.  Qualität  der 
Ausstellung  der  Zuckerraffineure  Rio»  zu  nenuen  sein;  aber 
auch  diese  Zucker  sind  ihres  feinen  matten  Kristalls  halber  und 
auch  tbeilweis«  deshalb,  weil  sie  nicht  ganz  trocken  und  io  Folge 
dessen  wahrscheinlich  nicht  sehr  haltbar  sein  werden,  nicht  allzu- 
sehr für  den  Export  zu  empfehlen.  Als  Kristallzucker  für  den 
Export,  soweit  es  sich  um  Konsumwaare  bandelt,  zeichnen  sich  die 
Zucker  der  Fabriken  Pureza,  Quissaman,  Lorena  und  Säo 
Joäo  aus;  in  erster  Linie  ist  als  bester  Zucker  der  der  Fa- 
brik Lorena  unter  1.  jacto  zu  nennen.  Diesem  sehr  nahe  stehend 
ist  2.  jacto  von  Pureza  und  Säo  Joäo  und  der  von  Quissaman 
ausgestellte  helle  Kristallzucker;  als  ganz  vorzügliche  Exportwaare 
zum  indirekten  Konsum,  d.  h.  also  als  Kocbzucker  oder  zur  Ver- 
wendung für  Likörfabrikation  usw.  ist  der  von  Quissaman  aus- 
gestellte Zucker  6.  jacto  zu  nennen. 

Im  Folgenden  übergebe  ich  noch  eine  Spezialisirnog  der  von 
mir  in  der  Ausstellung  Vorgefundenen  Zucker,  welche  meiner 
Beurtheilung  unterlegen  haben : an  deren  Schluß  befindet  sich 
die  Zusammenstellung  über  die  Preisvertheilang. 


Nr.  8. 


128 

EXPORT«  Org&u  des  Contra! Vereins  für  Handelsgeographie  etc. 


1887. 


Aussteller. 

1.  Josü  Lius  Albuqucrque.  (Dnrchsclintllswzare  alten  Systems.)  6 

a)  Asaucar  purgado  branco,  matt«  unrein,  nicht  guter  Geruch. 

b)  „ „ sumenos,  „ „ Muerlichcr  „ 

e)  brulo  do  pilar,  kräftig,  besserer  Geruch.  Kxportwaare. 

2.  ßuarque  iiacedo.  (Durdwcbnittswaare  alten  Systems.)  ...  fl 

a)  brulo  miaturado,  guter  Halb-Kri&tall,  guter  Geruch«  Export* 

waare. 

b)  Kapadtiro  do»  brejo«,  lokaler  Gebrauch,  reiner  Geschmack. 

3.  Jose  de  Almeida.  (DurcbschoitUwaare  alten  Systems.)  ...  6 

a)  brulo,  malt,  Nr.  w/ii,  Exporte aare,  ziemlich  rein. 

4.  Viuva  Harroa  e P-°,  (Waare  nur  für  Lamieskoosutn.) 

4 "4"  6 -+-  6 [”  16]  s 3 «•  5.33 

a)  weifser  Kandis,  kleiner  Kristall  \ 

b)  rafinado  2,  wcifegclb  farin,  reiner  Genicb  \ Mittel  waare. 

e)  rafinado  3,  hellbraun  farin,  ««  „ ) 

5.  Joaquim  Salgueiral  ft  Co.,  (Primawaaro  für  Landes- 

konsum.) 

5 4-  4 4-  5 [—  14]  3 = 4tsn. 

a)  farin  hcllwcifsgclb,  sehr  feiner  Kristall,  matt  t ß.f 

b>  » ,,'i'*br*"n Eiport. 

e)  „ gelbbraun  „ „ „ „ ) ' 

Bcsto  der  Reihe  und  mit  dem  III  Preise  bedacht,  weil  unter 
1 bis  8 inkl.  als  beste  zu  beurtbeilcn.  — 

6.  Lima  ft  Sampaio,  (ungenügende  Reinigung,  roher  saurer  Genicb 

und  matt.) 

.)  farin,  io  feoebt,  ..uror  O.rnch  1 Wm  ^ w„rt  „,IM  „ichl 
I)  ; lockt,  »enig  bilibir  i ,ir  L“d**k“'“u,D' 

1  I 4.  10  + 8 [—  27) : 3 *»  9. 

7.  A Commissäo  in  Curilyba,  Rohzucker  (keine  Kxportwaare,  Zucker 

aus  alten  Einrichtungen,  offenes  Feuer.) 

a)  Assucar  grosso,  (boa)  säuerlicher  Geruch. 

b)  „ somenos  ,,  „ 

c)  Maseavinho,  brenzlicher  Geruch. 

d)  Mascava  feiner  Geruch,  bester  Zucker  der  4 Proben. 

G + (i  f 5 + 4 [=  21] : 4 as  5,«. 

8.  Jose  F.  M.  Portccla. 

a)  hellbrauner  gebrochener  Kandis,  kräftiger  feiner  Genicb.  Mittelw.  6 

9.  Diversa»  Uaioas  (9)  (nähere  Bezeichnung  von  Sorten  und  Her- 

kunft fehlen.) 

a)  sauer  riechend  14 

b)  mittelgut,  ungeeignete  Arbeit 13 

c)  Durchschnittssorte  9 

d)  gute  Arbeit,  reiner  Geruch 6 

e)  4a  jacte,  sehr  guter  Zucker,  Kxportwaare 3 

45 

10.  Quelmado  (6,*.) 

1 jacto,  grauer  Zucker,  reiner  Geschmack  , . 7 

2 jacto,  „ „ „ „ 6 

18 

11.  Limäo  (9). 

1 jacto,  säuerlich  riechend,  feucht,  reiner  Geschmack.  ...  9 

2 jacto,  „ n „ „ „ 9 

18 

12.  Purcza  OM),  Prima-Waare.  (2  jacto  Kxportwaare.) 

1 jacto,  sehr  rein,  guter  Geschmack  und  Geruch,  trocken  ...  6 

2 jacto,  „ „ „ U ti  «...  2 

3 jacto,  * „ „ „ hi«  n ...  8 

11 

13.  Proeesso  antlgo  (diwrsas  uslnas).  (9) 

.1  kn.»  äfa  »upirtor  | 0.r.Kh,  atotter  KrUfall  . I 

b)  „ somenoü  y •*.  -»  9 

c)  maacavinb«,  feucht,  zu  Säure  geneigt 9 

d)  msscavo,  mittel,  nimartiger  Geruch  9 

36 

14.  Quissaman  :4,& ). 

al  jacto  \ trr||jj.  Unterschied  ) „ n , , !! 

b)  M I * f alle  reinen  Geruch  und  Go-  6 

i : 1«-*—  ;iX£r'4*s“‘  ’ 

e)  „ J — feinster  Honiggeschmack  ) 2 

“26 

Kristallzucker,  hell,  prima  Waare,  trocken  .........  2 

„ feiner  Kristall,  aber  ungleich . 4 

beides  Konsumwaaro  nuch  für  Europa.  32 

15.  Lorena  (3,$). 

1 jacto,  wdfs,  trocken,  Kristall  glcichrnäfsig,  sehr  rein  ....  2 

2 jacto,  vorzügliche  Waare,  als  2.  Produkt  sehr  trocken  ....  1 

3 jacto,  fein,  matter  Kristall,  sehr  gesunde  Farbe 7 

Tö 

16.  Engenbo  central  In  PSrodcabA  (•). 

a)  1 Probe  in  4 Flasche»,  irelfs,  kräftiger  Kristall,  aber  feucht  und 
säuerlich,  wenig  haltbar,  schlecht  geblaut  . 6 


17.  Mirauda  (6,«>. 

I  facto,  (nu.  .b«  tr.ck«  >nd  r.in  1 reil,,HG<,nlchullj0e.cbn..ck,  b 

S fr.u  unlieb,.  Knstoll  5 rt.,  ? 

3 jacto,  matt,  halb  trocken  f 6 

17 

18.  Rio  Branco  (6). 

1 Jacto,  Mittelwaare,  zu  grau  6 

2 jacto,  „ schlechter  Geruch  ..........  7 

3 jacto,  rein,  rumartiger  Geruch,  gute  Waare 5 

18 

19.  Ausstellung  dor  Zuckerraffineure  (4). 

la  qualidade  ff.,  weif*  farin,  prima  Waare 2 

2 „ f.  farin,  aber  zu  feucht  . 4 

3 „ weifsgelb  farin,  etwas  brenzlicher  Geruch  ....  5 

4 „ hellgelb  farin,  „ „ 5 

16 

20.  Säo  Joäo  (4). 

1 iacto  1 guter  Kristall,  sehr  trocken,  weifser  Zucker  ....  3 

2 jacto  J von  reinem  Geschmack  und  Genicb  .......  2 

3 jacto,  gute  Farbe,  feucht,  reiner  Geschmack 6 

4 jacto,  matter  Kristall,  säuerlich- weingeistiger  Geruch  . . 5 

16 

21.  Porto  Real  (0). 

1 jacto,  sehr  weifs,  aber  feucht  und  säuerlich  riechend  ...  7 

2 jacto,  sehr  rein,  gute  Farbe 5 

12 

22.  Cup  im  (5).  (Alles  Konsum  waare  für  Inland.) 

1 jacto.  nicht  weifs  genug,  geringer  Kristall,  aber  trocken  ...  6 

2 jacto,  gut  weifs  und  trockeu 5 

3 jacto,  für  3.  Produkt  sehr  schön  und  rein,  aber  matter  Kristall  4 

4 jacto,  „ 4.  „ gute  Farbe  und  Waaie,  aber  zu  feucht 

und  matt  5 

20 

Die  ausgestellten  Zucker  mufsten  ihrer  Mannigfaltigkeit  halber,  und 
weil  sie  verschiedenen  Prozessen  sowohl  als  auch  verschiedenen  Stadien  der 
Fabrikation  entstammen,  eine  ziemlich  weitgehende  Kategoriainmg  erfahren 
Dieselbe  ist.  wie  folgt,  vorgenommen  worden: 

A «=  1.  ba  «5.  c =■  9.  de  « 13. 

an  «=«  2.  b •»  6.  cd  *•  10.  e = 14. 

a =*  3.  b««7.  de  ***  11. 

ab  = 4.  cb  =*  8.  d - 12. 

Zur  Beurtheiluug  sind  die  Zahlen  für  die  einzelnen  Proben  addirt, 
und  die  Summen  durch  die  Anzahl  der  Proben  je  einer  Kollektion  dividirt; 
das  Resultat  giebt  die  Maßgabe  für  die  Prämiirung  ab.  — 

Als  beste  Waare  »teilt  obeuan: 

Lorena  2°  jacto. 

Die  geringste  Waare  ist  reprasentirt  durch  „Diversos  Usinas  A.“, 
soweit  es  sich  nicht  um  Zucker  aus  alten  Prozessen  handelt.  Im  Ganzen 
sind  in  Übereinstimmung  mit  dem  Urtheile  der  Geeammt-Jurj  nur  7 Preise 
zuerkanut  worden,  und  zwar: 

I.  Preis:  Lorena  (für  beste  Geaammtleistung). 

II.  Preis:  Pureza, 

Säo  Joäo, 

Quissaman. 

III.  Preis:  Cupim, 

Joaquim  Salgueiral, 

obwohl  der  Zucker  anscheinend  sich  jetzt  etwas  weniger  gut  haltbar  zeigt,  als 
im  Anfaug. 

Die  Ausstellung  der  Zuckerraffineure  gehört  mit  No.  4 als  PreU- 
zahl  neben  Säo  Joäo  zum  zweiten  Preise,  ist  nber  vorstehend  nicht  aufge- 
führt, weil  diceelbe  unter  einem  bestimmten  Namen  nicht  figurirt. 

J.  Gör*. 

3.  Sektion,  xur  Beurtlieilung  der  Weine,  Biere  und 
Spirituosen. 

Die  uns  auf  der  Ausstellung  vorgeführten  Weine  haben  im 
Allgemeinen  einen  für  uns  fremden  Charakter,  sodafs  sie  in  ihren 
Arten  schwerlich  mit  hier  gewachsenen  oder  hier  eiogeführten 
Sorten  zu  vergleichen  sind  und  hier  wohl  kaum  eingeführt  werden 
könnten;  nur  der  ürangenwein  hat  einige  Aebulichkeit  mit  dem 
Madeira,  jedoch  möchten  wir  behaupten,  dafs  der  Vinho  de  Laranja 
noch  berauschender  ist.  Wir  haben  aus  diesem  Grunde  die  Weine 
hauptsächlich  daraufhin  geprüft,  ob  sie  sachgemifs  und  sauber  be- 
handelt scheinen,  und  ob  sie  in  Rücksicht  auf  den  bei  uns  üblichen 
Geschmack  vielleicht  hier  verwendbar  sind.  Für  Letzteres  wäre  nun 
auch  iu  erster  Linie  der  Preis  maßgebend,  der  nur  vereinzelt  kenntlich 
war,  aber  auch  hierbei  nach  der  Angabe  pro  Flasche  keinen  be- 
stimmten Anhalt  bot,  da  bei  einem  Kauf  stets  in  Fässern  bezogen 
würde,  wobei  der  Preis  an  sich  ermäfsigt  und  die  Fracht  und 
Steuer  eine  wesentlich  andere  sein  würde.  Für  eine  Marktfähig- 
keit der  ausgestellten  Weine  wäre  ferner  vornehmlich  auch  raafs- 
gebeud,  ob  dieselben,  in  Gebinden  bezogen,  den  Transport  aus- 
hielten,  was  aus  dem  Versand  in  Flaschen  nicht  zu  beurtbeilen  ist. 
Die  gute,  d.  b.  sachgcmäfso  Behandlung  des  Weines  kennzeichnet 
sich  theilweisc  dadurch,  ob  der  Wein  sauber  d.  h.  rcinscbmeckend, 


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Nr.  8. 


12» 

1887.  EXPORT,  Organ  de«  Oentralvereina  für  Uandelsgeographie  oto. 


oder  säuerlich,  ob  er  trübe  oder  blank  (klar)  ist  usw.  Unter 
Berücksichtigung  aller  Verhiltniaae  sind  wir  in  der  Lage  zu  kon- 
statiren,  dafs  die  ausgestellten  Weine  im  Allgemeinen  als  „gut“  be- 
zeichnet werden  können,  dafs  aber  eine  Aussicht  für  Absatz  bei 
uns  — selbst  bei  mitogen  Preisen  — kaum  vorhanden  ist.  In 
dem  Katalog  sind  37  Wein- Aussteller  verzeichnet,  von  denen  wir 
jedoch  nur  30  auf  der  Ausstellung  ermitteln  konnten,  weil  die 
Aussteller  es  sum  grufstea  Tbeil  unterliefsen , ihre  Kisten  und 
Flaschen  mit  ihrem  Namen  zu  versehen.  Den  obigen  Ausspruch 
„gut“  basiren  wir  darauf,  dafs  wir  dem  dritten  Theile  der  Aussteller,  I 
deren  WTeine  wir  probirten,  den  I.  und  II.  Preis  ertheilen  konnten,  i 
und  zwar: 

3 Ausstellern  den  I.,  7 Ausstellern  den  II.,  0 Ausstellern  den 
III.  Preis,  wogegen  4 Aussteller  Unprobirbarea  aufwiesen,  was  je- 
doch au  schlechter  Verkorkung  und  Vcrpicbung  zu  liegen  schien. 
Von  den  mit  No.  I bedachten  Ausstellern  können  wir  wiederum 
hervorheben  Francisco  Cordero  in  Rioja  für  seine  Kollektion, 
die  Anfserst  geschickt  behandelt  ist,  Theobald  Friederichs,  Porto 
Alegre,  dessen  W’eine  Fachkenntnisse  and  sorgsame  Pflege  verrathen, 
sowie  Antonio  J.  D.  Baptista,  Ponta  Grossa  (Parana),  dessen 
Orangenwein  wir  als  den  besten  aller  ausgestellten  Weine  dieser 
Art  bezeichnen  können. 

1.  Marenco  y Cereseto,  San  Juan  (Argentinien);  Kollektion  von  Weinen, 
Qualität  2 III.  Preis. 

2.  ColodroeUijo,  Cordoba;  Kollektion  von  W einen,  Qualität  2.  III.  Preis. 

3.  Francisco  Cordero,  Rioja;  Kollektion  ton  W einen,  Qualität  1 . Sauber 
und  bouqtietreich,  recht  gut.  I.  Preis. 

4-  Checbini  Hs.  y C%  Buenos  Aires;  Kollektion  von  Weinen,  Qualität  3. 

5.  Alfredo  Day  A C'*,  Buenos  Aires;  Vinho  de  Maraiya,  Qualität  I. 

II.  Preis. 

6.  Direktor  Domingo  Clerici  del  Estabiecimiento  de  S.  A.  Lafoii« 
Queredo,  Adatgalä;  Kollektion  von  Weinen,  Qualität  3. 

7.  Joäo  Hamilton,  Parabyba  (Brasilien';  Vinho  de  iMrunja , Qualität  4. 

8.  l)r-  Crispin  t>  llcnriques,  Parabyba  (Brasilien);  Vinftodc  Cajü.  Sauer, 
schlecht  verkorkt. 

9 Porto  A Santiago,  Pernambuco;  Pm&o  de  Genipapo.  Verdorben, 
schlecht  verkorkt  und  vsTplcht. 

10.  Joäo  do  Amaral,  Pernambuco;  Vinho  de  Abacaxi,  Qualität  3. 

11.  L.  Goldschnitt  t,  &äo  Paulo;  Kollektion  von  Weinen,  Qualität  1.  Mit 
Ausnahme  de*  Roth weina  tauber  behandelt.  II.  Preis. 

12.  Franc“  Per?  de  Vasconcellos,  Rio  de  Janeiro;  Kollektion  von 
Weinen,  Qualität  2.  III.  Preis. 

13.  B.  Pledorichsen,  Provinz  Sä«  Paulo;  FiitAo  (Kollektion),  Qualität  3. 

14.  I)r.  Ant.  de  Serpa  Pinto  Jun.,  Cidade  da  Cunba;  Kollektion  von 
Weinen,  Qualität  I.  II.  Preis. 

15.  Carlos  Büroer,  Penba  de  Fianfa;  PutAo  'Judo  de  1886,  Qualität  2. 

III.  Preis. 

16.  Gaspar  Pereira  de  Castro,  Beiern  de  Jundiahy;  PrnAo  Braxiiciro , 
Qualität  3. 

17.  Joaq u i in  Antonio  Corria,  Tiete,  S.  Paulo,  Brasilien ; PinAo  Brasiteiro, 
Qualität  3. 

18  Joaquim  A.  Pinto  Paeca,  Provinz  Kspirito  Santo;  Vinho.  Ver- 
dorben, schlecht  verkorkt. 

19.  ? Rio  Novo,  Brasilien;  VinKo  de  I.sirtiryn, 

Qualität  I.  II.  Preis. 

20.  Andre  Gimbert,  Curityba;  Vinho  Curitybnno.  Qualität  2.  III.  Preis, 

21.  A nt- J.  D.  Baptiata,  Ponta-tlroua,  Parana;  Vinho  de  lytranja,  Qualität  1. 
Der  beste  der  ausgestellten  Weine  dieser  Art.  I.  Preis. 

22.  Graf  Preti,  Retiro  (Uruguay);  Vinho  de  Montevideo,  Qualität  2. 

11.  Preis. 

23.  August  Germer,  Bluroenau;  Orangenvrein,  Qualität  2.  II.  Preis. 

24.  Kolonie  Silveira  Martins,  Säo  Pedro  do  Rio  Grande  do  Sul; 
86^  Wein,  verdorben. 

25.  Joäo  Pedro  Kaller,  Rio  Pardo  (Säo  Pedro  do  Rio  Grande  do  Sul); 
Orangenvrein,  Qualität  2,  II.  Preis. 

26.  F.  Theobald  Friederichs,  Porto  Alegre;  Kollektion  von  Weinen. 
Qualität  1.  Aussteller  besitzt  Fachkenntnibse ; auch  »Sud  die  Weine 
durch  hübsches  Bouquet  ausgezeichnet,  gut  bearbeitet,  gut  verkorkt 
usw.  I.  Preis. 

27.  Jakob  Scriba,  Boro  Janliro ; Roth-  und  Weifswein,  Qual.  1-  II.  Preis. 

28.  F.duardo  Maurelle,  Kolonie  Alice  (Cascata);  Wein,  Qualität  3. 

29.  Jose  Rodrig.  d'Alraeida,  Morretes  (Parana);  Nationalwein,  Qualität  S. 

30.  Cbrietoffle  A Co.,  Säo  Paulo;  Ananaswein,  Qualität  3.  Von  Ananas 
war  nichts  zu  schmecken! 

b)  Bier. 

Während  vor  vier  Jahren  eine  kleine  Anzahl  brasilianischer 
Braner  die  hiesige  brasilianische  Ausstellung  beschickte,  sind  auf 
dieser  nfldamerikanischen  23  Brauereien  mit  36  Marken  vertreten, 
also  etwa  so  viele,  wie  in  Berlin  bestehen.  Damals  fand  die  Jury 
alle  Biere  sauer;  «ine  Marke  war  wegen  starken  Alkoholzusatzes 
nicht  ganz  so  sauer  and  erhielt  einen  Preis.  Hierüber  haben  sieb 
die  Südamerikaner  wohl  selbst  gewundert,  und  es  ist  ganz  erklär- 
lich, dafs  jetzt  23  Firmen  zam  Mitbewerb  erschienen. 

Nach  dem  Uriheile  der  Jury  entsprechen  ^Smmtlicbe  Biere 
nicht  dem,  was  wir  hier  unter  „Bier“  verstehet»;  abgesehen  davon, 


dafs  sie  sich  alle  in  säuerlicher  Gitirung  befinden,  zeigt  keine 
Marke  einen  Geschmack  nach  Malz  oder  Hopfen.  — Sämratliche 
Marken  würden  auch  zu  hiesigen  Preisen  unserer  billigsten  Biere 
nicht  verkäuflich  sein. 

Es  sei  bemerkt,  dafs  Hernardo  W ei  gang  in  Curityba  die 
hier  gesetzlich  geschützte  Marke  (Guarany)  eines  Exporteurs,  io 
Zeichnung  und  Farben  auf  das  Täusehcudste  kopirt,  ausstellte! 

Als  das  relativ  beste  Bier  ist  das  der  Firma  Krederico 
Christoffel,  Porto  Alegre  (Preti i)  zu  nennen. 

Selbst  unter  Berücksichtigung  der  Schwierigkeiten,  welche  das 
sildameriknnische  Klima  den  Brauern  bereitet,  kann  doch  die  Jury 
eine  PrSmiirnng  nicht  in  Vorschlag  bringen. 

Bier  wurde  ausgestellt  von: 

1.  A.  Solar»  A Schutz- Riga,  Argentinien;  Export-Bier,  Porter,  Qua- 
lität 4.  Sämuitlurke  Marktu  würden  auch  zu  hiesigen  Preisen  unserer 
billigsten  Biere  nicht  verkäuflich  sein. 

2.  August«  Kruss  Surcatsore* , Brasilien,  Pemamboco;  Wetfs*  und 
Schwarz  Bier,  Kzlra-Stout,  Qualität  4. 

3.  Antonio  Klingcr,  Rio  tir.  do  Sul;  Bier  (Hirsch marke),  Qualität  4. 

4.  Juiio  lloffmann,  Rio  Gr.  do  Sul;  Bier,  Qualität  4. 

5.  Antonio  Cainpuni,  Porto  Alegre;  Bock-Bier,  Qualität  4—5. 

6.  Guilherme  Buchte,  Santa  Cruz;  Doppel- Bier,  Qualiläl  4—5. 

7.  Hcnriquc  Ritter,  Säo  Loureuvo;  Doppel  Bier,  Qualität  4—5. 

8.  Carlos  lütter,  Pelotas;  Doppel- Bier,  Qualität  4. 

9.  Cartos  Hopp,  Porto  Alegre:  JVrtii,  Qualität  4. 

10.  Fr.  Th.  Friederichs,  Porto  Alegre;  Tivoli,  Karo,  Qualität  4. 

11.  Krederico  Schmidt,  Porto  Alegre;  Prota,  Branca , Qualität  4. 

12.  Guilherme  Becker,  Porto  Alegre;  I.agcr-Bier,  Qualität  4. 

13.  Krederico  Christoffel,  Porto  Alegre:  Bremen,  Prtta,  Qualität 8— 4. 

14.  Faust  d Spaelty,  Säo  Paulo;  Löwen-Bie*.  Qualität  4—5. 

15.  Ser  rat  A Schmidt,  Kspirito  Santo,  Bmncn,  Qualität  4—5. 

16.  Logos  & Co.,  Kspirito  Santo;  Pule  Air,  Qualität  3—4. 

17.  Goumoena,  Kspirito  Santo;  Tell-Ric,  Qualität  4—5. 

18.  Francisco  Logos,  Kspirito  Santo;  Bock  Hier,  Qualität  4—5. 

19.  F.  W.  Lind  vchetd,  PetropoHs;  Doppel,  KttpecUd,  Lunch,  Qualität  4. 

20.  Serral  A Villanova,  Santa  Theresa;  l*rcta,  Qualität  4. 

21.  Leilner  A Filhos,  Curityba,  Parana;  Preta,  Qualität  4-5;  Doppel, 
Qualität  3—4. 

22.  Robert  Woigeng,  Curityba,  Parana;  Adler.  Qualität  3—4. 

23.  Bernardo  Walfang,  Curityba,  Parana;  Naeional  Guarany,  Qua- 
lität 4—5.  Ahmte  die  Marko  ciuor  deutschen  Export  Firma  täuschend 
nah ! 

24.  Domiugo  Favereto,  Porto  de  Ciina;  National,  Branca,  Qualität  4 

25.  Tbom.  I werseu  A Grosse,  Horretes,  Nacional,  Qualität  4. 

An  dieser  Stelle  sei  auch  des  Hopfens  gedacht,  der  von 
verschiedenen  Ausstellern  zur  Schau  gebracht  war.  Hopfen  war 
ausgestellt  von:  1.  Baron  Kurt  von  Steinberg,  Kolonie  Säo  Lou- 
reogo;  2.  Kolonie  Säo  Louren^o;  3.  Pastor  Haetinger,  Povoacäo 
Germania  (alle  in  der  brasilianischen  Provinz  Rio  Grande  do  Sul) 
Die  Juroren  betrachteten  diese  südamerikanischen  Provenien- 
zen mit  grofsem  Mifstrauen.  weil  sie  glaubten,  dafs  die  ausgestellte 
Waare  dein  schlechten  russischen  Hopfen  ähneln  werde.  Dies  er- 
wies sich  als  durchaus  irrthümlich,  und  das  Ausstellungsprodukt 
der  Kolonie  Säo  Louren^o  erhielt  den  I.  Preis  mit  dem  Bemerken, 
dafs  derselbe  auch  in  Deutschland  als  gute  Waare  allgemeine  An- 
erkennung finden  würde.  Das  möge  der  Kolonie  eine  Aufmunte- 
rung sein,  in  der  Kultur  und  Veredelung  des  Hopfens  fortzufabreo. 
Absatz  im  lnlande  wird  ja  das  Produkt  genug  finden,  denn  den 
dort  gebrauten  Bieren  wird  die  Zutbat  von  Hopfen  eine  werthvolle 
Bereicherung  sein.  An  eine  Ausfuhr  des  Hüpfens  uach  Deutsch- 
land ist  bei  der  hiesigen  Überproduktion  nicht  zu  denken. 

Der  von  Baron  von  St c in b erg  ausgestellte  Hopfen  batte  bei 
der  Ernte  leider  gelitten,  und  die  Jury  sah  deshalb  von  einer  Prt- 
miirung  ab,  uiu  nicht  einen  Preis  zu  urtbeileu,  welcher  einer  unter 
normalen  ErnteverbÄllnissen  erzielten  Qualität  wahrscheinlich  nicht 
entsprochen  haben  würde. 

Die  von  Herrn  Pastor  Haetinger  gesandte  Waare  war  zu 
alt,  nm  ein  zutreffendes  Urtheil  zu  ermöglichen.  Die  oben  sub  1 
und  3 gedachten  Aussteller  sollten  nicht  ermangeln,  gröfsere 
Proben  einer  neuen  Ernte  zur  Begutachtung  nach  Deutschland  zu 
senden,  da  dieselben  höchst  wahrscheinlich  ein  günstiges  Urtheil 
erzielen  dürften. 

e)  Spirituosen. 

Obgleich  hei  den  auf  der  brasilianischen  Ausstellung  im  Jahre 
1882  ausgestellten  Likören  es  von  der  damaligen  Jury  raouirt 
wurde,  dafs  alle  zu  süfa  hergestellt  seien,  kann  auch  diesmal  nur 
gesagt  werden,  dafs  der  zu  reichliche  Zuckerverbraucb  nicht 
nachgelassen  hat,  vielmehr  mit  ein  Grund  sein  dürfte,  diescu  Fabri- 
katen den  deutschen  Markt  zu  verschlicfscn,  wenn  sie  nicht  aufser- 
dem  auch  uoch  zu  theuer  eiustäuden.  Mit  fast  alleiniger  Annahme 
des  Bananen-Likörs,  welcher  als  Kuriosum  bezogen  werden  dürfte, 
wird  der  Verkauf  derselben  hierher  unmöglich  sein.  Trotzdem 


Nr.  8. 


180 

EXPORT,  Organ  des  Centralvereins  für  Handelsgeographie  etc. 


1887. 


mufs  konstatirt  werden,  dafs  die  Produkte  von  E.  Marques  de  Hol*  I 
landa  in  Rio  de  Janeiro  und  Guilherme  Chriatoffle  £:  Co. 
in  Säo  Paulo  durch  exakte  Herstellung  und  Verarbeitung  »ehr  reinen  j 
Sprit»  recht  beachtenswert!»  sind;  die  Erzeugnisse  von  de  H ol- 
landa  verdienen  sehr  wohl  eine  hervorragende  Anerkennung,  doch  , 
konnte  der  Firma  Guilherme  Chriatoffle  & Co.  ein  Preis  des- 
halb nicht  erihcilt  werden,  weil  sie  die  Marke  eines  deutschen  Fa-  | 
brikanten  nachgeahmt  hat  — Dem  Zuckerrohr-Branntwein  dürfte 
wohl  auch  in  Deutschland  eine  gröfsere  Zukunft  erblühen,  wenn  er 
auf  guten  Apparaten  reiner  und  feiuer  dargestellt  werden  könnte. 
Es  haben  sich  bei  dieser  vielfach  ausgestellten  Spezialität  enorme 
Qualität»- Unterschiede  fcststelleo  lassen.  Das  von  Felippe  de  , 
Souza  e Silva  in  Antonina  ausgestellte  Produkt  ist  das  durch 
Reinheit  und  Feinheit  ausgezeichnetste  der  Ausstellung,  weshalb  1 
wir  auch  nicht  Anstand  genommen  haben,  diesem  Aussteller  den 

I.  Preis  zu  ertheilen.  | 

Ein  Gleiches  gilt  von  dem  von  der  Firma  Deroto  Rocha 
& Co.  in  Buenos  Aires  ausgestellten  reklifizirten  Sprit,  der  von  her- 
vorragender Schönheit,  völlig  rein  und  fein  dargestcllt  ist. 

Der  von  K.  v.  G öl  ich,  Asuncion,  nachträglich  eingesandte 
Likör  ist  ein  nicht  zu  verachtendes  Produkt,  namentlich  wenn  es 
durch  Gährung  und  Destillation  erzeugt  sein  sollte,  was  aber  nicht 
der  Fall  zu  sein  scheint.  Es  macht  vielmehr  den  Eindruck  eine» 
Gemenge»  verschiedener  Extrakte,  namentlich  wegen  des  eigen- 
tümlichen Nachgeschmackes  nach  Rosenöl.  Jedenfalls  wäre  es 
interessant  zu  erfahren,  wie  dieser  Branntwein  hergestellt  worden  j 
ist;  erst  dann  könnte  man  ein  genaueres  Urtbeil  füllen.  Bei  der 
Abwieguog  des  Fabrikates,  das  den  II.  Preis  erhielt,  ergab  sich  ein 
Alkoholgehalt  von  38%. 

1.  Franc.  Lul*  Wein  mann,  Neustadt-Silo  Leopoldo;  Likör- Kollektion, 
Qualität  2.  II.  Preis. 

2.  P.  Ruschei  & Co.,  Rstrella;  Bauanen-Saft.  Qualität  2.  II.  Preis. 

3.  Dr.  H.  vom  Jbering,  Säo  Lourenco;  Zuckerrohr-  und  Batateo-Braunt- 
wein.  Qualität  2.  II.  Preis. 

4.  Kolonie  Silveira  Martins;  Aguardonte.  Qualität  4. 

5.  Kolonie  Sio  Loureo^o;  Bataten-  Sprit  und  -Branntwein.  Qualität  2. 
III.  Preis. 

6.  Kolonie  t'axias:  Cacha^a  & Essig.  Qualität  4. 

7.  Karl  Walther  Kleine,  Villa  do  Tubaräo;  Aguardente.  Qualität  3. 

8.  Kolonie  Theresopoli»;  Aguardente.  Qualität  2.  II.  Preis. 

9.  Felippe  de  Souxa  e Silva,  Antonina;  Aguardente.  Qualität  l. 

I.  Preis. 

10.  Priscilliano  Corröa  & Co.,  Paranaguä  (Kol.  Alexandra);  Rum. 
Qualität  2.  III.  Preis. 

II.  Antonio  de  Barros,  Curityba;  Rum.  Qualität  2.  II.  Preis. 

12.  Ed.  Engelhardt,  Curityba;  Liköre  und  Bitter.  Qualität  2.  II.  Preis. 

13.  Art b.  Victor  de  Sä.  Antonina;  Liquor  de  laranja.  Qualität  3. 

14.  Francisco  J.  Requiäo,  Curityba;  Likör  von  Herva  Mate.  Qualität  2. 

III.  Preis. 

15.  Julio  C.  Bellacbc,  Curiyba ; Likör  von  Herta  Mate;  Qualiiät  3. 

16.  Carlo»  Nebring,  Piracicabä;  ZurkerTobr-Spiritus.  Qualität  2.  11.  Preis. 

17.  Guilherme  Cbristoffle  y Co.,  Säo  Paulo;  Likör- Kollektion.  Qualität  1. 
Die  Firma  hat  die  Marke  eines  in  Brasilien  gut  oingclübrlei»  Magen- 
bittern einer  deutschen  Exportfirma,  sowohl  was  die  Farbe  als  den  oberen 
Thcil  des  Etiketts  anbelangt,  naebgeabmt,  und  erhält  deshalb  keinen  Preis. 

18.  Carlos  Börner,  Ponba  de  Fiaiifa;  Rohr-  und  Trauben -Branntwein. 
Qualität  2.  II.  Preis. 

19.  „Museo  Sertorio“,  Municipio  de  Santos;  Aguardcnte-Kullcktion.  Qua- 
lität 2.  II.  Preis. 

20.  R.  Diederichs'en,  Murumby;  Essig  und  Traubcn-Branntw.  Qualität  2- 

II.  Preis. 

21.  Engenbo  Central,  Piracicabä;  Aguardente  de  Cannas.  Qualität  2. 
II.  Preis. 

22.  Caspar  de  Castro,  Itahibn;  Trauben-Branntwein.  Qualität  2.  II.  Preis. 

23.  Carlos  B.  Silva,  fumda  Santa  Maria,  Säo  Paulo;  Zuckerrohr-Brannt- 
wein Qualität  2.  II.  Preis. 

24.  Morelli  <fc  Co.,  ltd;  Zuckerrohr  Branntwein.  Qualität  2.  II.  Preis. 

25.  W ölte r,  Säo  Lourenco;  Mais-,  Bataten- und  Kohr- Branntwein.  Qualität  3. 

26.  August  Germer,  Blumeuau;  Cncba^a.  Qualität  2.  II.  Preis. 

27.  Otto  Freygang,  Blumenau;  Kollektion  von  Liköron.  Qualität  3. 

28.  Comp.  Engenbo  Central,  Rio  Branco;  Aguardente.  Qualität  3. 

29.  Henrique  Coutinbo,  Monte  Alegre;  Aguardente.  Qualität  2- 

II.  Pr  ela. 

30.  N.  de  Costa  Pinto,  Itapenaira;  Aguardente.  Qualität  3. 

31.  Franc,  de  R.  Tagarro,  Espirito  Santo;  Aguardente.  Qualität  2. 

III.  Preis. 

32.  Hart'ins  & Durando,  Victoria;  Cognac  und  Liköre.  Qualität  2. 
II.  PreU. 

33.  D.  Ixabel  Santos,  Victoria,  ücapcridina;  verdorben. 

34.  Kinilio  Coutinbo,  Espirito  Santo ; Genipapina  und  llesperidina.  Qua- 
lität 2.  U.  Preis. 

35.  Mcndonc»,  Pousso  Alto,  Mi  na*  Geraes;  Genipapina  und  ITesperidiaa. 
Qualität  2.  II.  Preis. 

36.  Em.  da  Silva  Coutinbo,  Espirito  Santo;  Genipapina  u.  Hesperidin». 
Qualität  2.  II.  Preis. 

37.  A.  da  Silva,  Guimaraes;  Cognac,  Likör.  Qualität  3. 


38.  Franc.  Estclano,  Pernambuco;  Canninha-  und  Gouipapo-Likör.  Quali- 
tät 2.  IU.  Preis. 

39.  A.  M.  Veras  Co.,  Pernambuco;  Zucker-Sprit  und  Likör.  Qualität  3. 

40.  Josö  Magalhäes,  Pernambuco;  Orangen-Likör  und  Essige.  Qualität  I. 

I.  Preis. 

4L  Ausstellungs-Kommission,  Pernambuco;  Aguardente.  Qualität  3. 

42.  Martins  Yieigas  & Co.,  Pernambuco;  Essig,  Laranginha* Genever, 
Orangen-Bitter.  Qualität  3. 

43.  Kusebio  Coelbo,  Parabyba,  Zuckerrohr  - Branntwein.  Qualität  2. 

II.  Preis. 

44.  Pedro  Teixeira  de  Vasconcollos,  Parabyba;  Zuckerrohr-Branntwein. 
Qualität  2.  UI.  Preis. 

45.  Corner  Gatväo,  Parabyba;  Zuckerrohr  - Branntwein.  Qualität  2. 

III.  Preis. 

46.  Imperial  Institute  FluminonsedeAgricultura,  Rio  de  Janeiro; 
Branntwein  in  dir.  Stärken.  Qualität  2.  11.  Treis. 

47.  K.  Marques  de  Ilollanda,  Rio  de  Janeiro;  grofse  Likör- Kollektion. 
Qualität  1.  I.  Preis. 

48.  Engen  ho  Victoria,  Porto  de  Ci ma:  Aguardente.  Qualität  2.  II.  Pr*!*. 

49.  Gouvernement  der  Soccion  Zu  lia  (Venezuela);  Zuckerrohr- Brannt- 
wein. Qualität  2.  II.  PreU. 

50.  A.  Sotari  y Schulz-Riga,  Buenos  Aires;  Kollektion  von  Likören. 
Qualität  2.  II.  Preis. 

51.  Devoto  Kocba  <fc  Co.,  Buenos  Aires;  IT.  rektif.  Sprit.  Qualität  1. 
1.  Preis. 

52.  Marenco  & Co.,  Buenos  Aires;  argentinischer  Cognac.  Qualität  2. 
III.  Preis. 

53.  Ernesto  Grubn,  Asuncion,  Paraguay;  Bitter  - Likör.  Qualität  2. 

III.  Preis. 

54.  K.  v.  (Jülich,  Asuncion,  Paraguay,  Branntwein.  Qualität  2.  II.  Preis. 
11.  Damm.  A.  Hoddick.  K.  Ackermann.  ILGilka.  F.  W.  Bore bardt. 

4.  Sektion,  zur  Beurtheiluog  der  Konserven, 
Konfitüren  usw. 

Die  von  H.  Thöle  in  Buenos  Aires  ausgestellten  Fleisch-  und 
Wuratwaaren  sind  verdorben  und  deshalb  nicht  zu  beurteilen. 

Die  von  derselben  Firma  ausgestellten  Fleisch-  und  Geflügel- 
konserven  wurden  für  vorzüglich  befunden,  sind  aber,  wenn  die 
geforderten  Preise  nicht  sehr  niedrig  sind],  für  einen  Export 
hierher  unmöglich,  da  der  Zoll  60 ,1t  für  100  kg  betrügt  Die 
konservirteu  Früchte  sind  nicht  nach  dem  hiesigen  Geschmack 
eingemacht.  Für  die  Fleisch-  und  Geflügel  konserven  erhielt  die 
Firma  den  I.  Preis. 

(Das  von  H.  Thöle  zur  Ausstellung  gesandte  eingesalzene 
ganze  Schwein  wurde,  nachdem  dasselbe  auf  Trichinen  untersucht 
war,  mit  besonderer  Erlaubnis  dos  Reicbsamts  des  Innern  zur 
Einfuhr  zugelassen;  das  Schwein  war  trich  inen  frei,  jedoch  voll- 
ständig verdorben  und  ungeniefsbar.) 

Die  Ansstellnogskommissiou  in  Pernambnco  stellt  eine  grofse 
Kollektion  von  Pickles  in  Flaschen,  von  Früchten,  Konfitüren  und 
Gelees  in  Büchsen  aus.  Dieselben  sind  sehr  schön;  besonders 
wurden  die  Goyaba-Gelcos,  für  die  sicher  der  hiesige  Markt  zu  erobern 
ist,  als  vorzüglich  befunden.  Die  Pickles  hingegen  sind  zu  scharf 
und  die  Früchte  zu  süfs,  mithin  für  unseren  Geschmack  als  nicht 
geeignet  erachtet  worden.  Für  Konfitüren  und  Gelees  erhielt  die 
Kommission  den  L Preis. 

Die  FleischprSparate  der  „Kompanie  Kemmerich“  in  Sauta 
Elena,  Argentinien  (Fleischextrakt,  Fleiscbbouillon,  Fleischpcpton, 
Fleiscbfuttermebl)  sind  für  so  vorzüglich  befunden  worden,  dafs, 

: abgesehen  von  der  wissenschaftlichen  Untersuchung,  der  Kompauie 
; speziell  schon  für  die  kondenairte  flüssige  Bouillon  der  I.  Preis 
gebührt. 

Die  Vorzüglichkeit  de»  Liebig' sehen  Fleischextrakts,  welches 
von  Kemmerich  in  Sta.  Elena  dargestellt  wird,  ist  allgemein  an- 
erkannt, sodafs  dieser  Theil  der  Kemmerich1  sehen  Ausstellung 
nicht  n&ber  erörtert  zu  werden  braucht.  Das  Fleischextrakt 
ist  ein  Genufcmittel,  welches  in  Folge  seines  Gehaltes  an  Salzen 
und  gewissen  basischen  Bestundtheilen  des  Fleisches  anregend  auf 
das  Nervensystem  wirkt;  aber  es  ist  kein  Nahrungsmittel  im  ge- 
wöhnlichem Sinoo  des  Wortes  wegen  des  Fehlens  von  Eiweifs- 
stoffen.  Diese  den  eigentlichen  Nährwerth  des  Fleisches  ausmacben- 
den  Stolle  stecken  in  den  bei  der  Fleiscbextraktfabrikation  bleiben- 
den Rückständen.  Es  hat  nicht  an  Versuchen  gefehlt,  diese  nütz- 
lich zu  verwenden.  Zu  den  erfolgreichsten  gehört  die  Fabrikation 
des  Kemmerich' sehen  Fleischfuttermehls,  das  bei  einem 
Gehalt  von  70  bis  75%  verdaulichem  Eiweifa  für  die  Landwirt- 
schaft als  ein  intensives  Futtermittel  von  gröfstem  Werthe  ist 
ln  neuerer  Zeit  hat  Hr.  Kemmerich  den  Vichreichthum  der 
Ebenen  am  La  Plata  auch  in  der  Weise  für  die  menschliche  Er- 
nährung nutzbar  zu  machen  gesucht,  dafs  er  nicht  mehr  allein  das 
Fleisch  einerseits  in.  ein  eiweifsfreie»  Genofsmilte!  und  andererseits 
in  einen  Futterstoff^ v« wandelt,  sondern  gerade  die  Eiweifsatoffe 
des  Fleisches  in.  leiept  resorbirbarer  Form  der  menschlichen  Er- 


1887. 


181 

EXPORT,  Organ  des  Central  verein»  für  il&ndelBgeographie  etc. 


Nr.  8. 


nfihruog  darbietet.  Hierin  liegt  offenbar  ein  groftsor  Fortschritt, 
der  nur  durch  cingeheude  physiologische  und  chemische  Stadien 
zu  erreichen  war.  Dos  Eiweife,  welche»  dem  Liebig'&chen  Ex* 
trakt  fehlt,  ist  in  dem  neuen  Präparat  in  löslicher  Form,  d.  h.  als 
Pepton,  vorhanden.  Dadurch  wird  dem  Magen,  der  die  unlöslichen 
Eiweifsstoffe  zu  verdauen,  d.  h.  in  Pepton  urozuwandeln  hat,  eine 
Arbeit  erspart,  Hr.  Kemmerich  ist  nicht  der  Erste,  der  diesen 
Weg  zur  Verwerthang  des  Fleischalbumins  eingeschlagen  hat;  die 
länger  bekannten  Präparate  „fluid  btxf ",  „fluid  meat*  n.  a.  in. 
enthalten  ebenfalls  die  Nährstoffe  des  Fleisches  in  flüssiger  Form. 
Allein  vor  diesen  zeichnet  sich  das  Kemme  rieb 'sehe  Fleischpepton 
aufser  seinem  hohen  Gehalt  von  35  bis  39%  Pepton  durch  besonderen 
Wohlgeschmack  aus.  Neuerdings  angestellle  Versuche  haben  ge- 
zeigt, dafs  dasselbe  bei  ungenügender  Ernährung  eine  erheblichere 
Verringerung  des  Stickstoffverlustes,  hei  überschüssiger  Nahrung 
eineu  größeren  Ansatz  bewirkt,  als  andere  ähnliche  Präparate. 

Wegen  der  wissenschaftlichen  Erwägungen,  die  zur  Dar- 
stellung dieses  Fleischpeptons  geführt  haben,  wegen  der  Vorzüglich- 
keit dieses  und  der  übrigen  Präparate  uud  wegen  der  Reichhaltigkeit, 
der  Ausstellung  des  Hm.  Kemmerich  wird  für  diesen  der  I,  Preis 
mit  Agsirichnang  festgesetzt. 

Antonio  Borges  de  Castro  in  Rio  de  Janeiro.  Neben  verschie- 
denen pharmazeutischen  Präparaten,  unter  denen  die  Papayin  ent- 
haltenden hervorzubebeu  sind,  ist  das  feste  Pepton  sowie  auch  Pep- 
ton wein  anerkennend  zu  erwähnen.  Jenes  ist  stärker  eingedampft 
als  das  Kemmerich'sche  und  etwas  wuuiger  leicht  löslich,  aber  von 
gutem  Geschmack.  Eine  Analyse  ist  nicht  vorhanden.  Mehrere 
Atteste  bescheinigen  die  ausgezeichnete  Wirksamkeit  des  Präparats. 
Das  Papayin  ist  ein  peptonisirendes  Ferment  (im  Safte  von  Giriert  ; 
Papaya  verkommend),  welches  Eiweifsstoffe  löslich  macht  oder 
deren  Verdauung  befördert. 

Dieses  feste  Pepton  . ( Ttytoua  solida)  dürfte  auch  in 
Deutschland  marktfähig  sein.  Fs  wird  der  II.  Preis  zuerknuut. 

Karl  Walther  Kleine  in  Villa  d«  Tubaräo  (Santa  Catha- 
ritin)  stellt  Ananas  in  Büchsen  aus,  die  von  dem  herrlichsten  Ge- 
schmack und  Aroma  wareu.  Die  Verpackung  war  aber  sehr  man- 
gelhaft. Die  Büchsen  waren  mit  blauem  Lack  schlecht  verschlossen, 
der  heim  Ocffnen  der  Büchsen  ahsprang  und  den  Inhalt  unsauber 
werden  lief*;  die  ausgestellten  Palinitos  in  Büchsen  und  Flaschen 
sind  hier  noch  zu  wenig  bekannt;  besonders  dürften  die  in  Butter 
eingemachten  wegen  des  Schlechtwcrdcns  der  Butter  von  jeder  Ein- 
führung hierher  ausgeschlossen  sein.  Für  die  Gesammtlcistung  wird 
der  III.  Preis  festgesetzt. 

Oswaldo  Pere*  Sanchez  in  Santiago  stellt  sehr  schöne, 
unserrn  Geschmack  zusagende,  in  Büchsen  eingemachte  Früchte 
aus;  für  dieselben  ist  ihm  der  II.  Preis  zuerkannt  wordeo. 

Costa  Rocba  & Co.  in  Rio  stellten  ebenfalls  sehr  empfehlens- 
werthe  Früchte,  dagegen  weniger  gute  Gemüse  aus;  diese  Firma 
erhält  den  II.  Preis. 

Die  Dampfkonserven-Fabrik  in  Villa  de  Benevente,  die  Herren 
Vieira.  GuimaraesA  Santo»  und  Francisco  Pere ira  de  Vas- 
concellos,  Rio,  stellten  mehr  oder  minder  gute  resp.  für  unsern 
Geschmack  geeignete  Konserven  aus.  Für  die  erstore  Firma  wird 
der  1IL,  für  die  zweite  der  II.  und  für  die  dritte  der  1.  Preis  fest- 
gesetzt. Die  Ausstellung  der  letzteren  Firma  ist  eine  nach  jeder 
Richtung  hin  wirklich  gelungene  zu  neuneu;  nur  die  Fischkooser- 
ven.  die  mit  Knoblauch  geschwängert  in  Oel  schwimmen,  dürften 
io  Deutschland  keinen  Markt  finden. 

Die  Fleischpräparate  des  „Estabelecimento  Pared  äo“  (von 
Jorge  Claussen  in  Cacboeira)  sind  ganz  vorzüglich,  dürften  sich 
aber,  weil  in  Saucen  prüparirt,  für  den  hiesigen  Markt  wenig  eig- 
nen, es  sei  denn  für  Militärzwecke,  für  die  sie  aber  wieder  zu 
theucr  kommen,  da  der  Eingangszoll  für  diese  Präparate  ein  zu 
hoher  ist.  Die  Zungen  haltcu  in  Folge  der  angewandten,  za  scharf 
wirkenden  Konservirungsmethode  iu  ihrem  Gescbmacke  sehr  ge- 
litten. Wegen  der  Vorzüglichkeit  der  Präparate  im  Allgemeinen 
wird  der  Fabrik  der  1.  Preis  zuerkannt. 

Mit  dem  Xarqtte  ( camesecca , tusqjo)  sind  hier  wiederholt  selbst 
gröfsere  Versuche  angestellt  worden;  dieselben  sind  aber  feblge- 
schlagcn,  uud  schliefslicb  mufsten  diese  Präparate  als  Ilundefutler 
verwandt  werden.  Die  Versuche  schlugen  zum  Thcil  wohl  deshalb  fehl, 
weil  die  Aussteller  Anweisungen  für  die  den  verschiedenem  Zwecken 
entsprechenden  Zubereitungsarten  nicht  angegeben  haben.  Das  wäre 
aber  unbedingt  nothwendig  gewesen,  da  die  xarque  eine  salzige 
harzartige  Kruste  ansetzt,  die  sich  nur  inlterst  schwer  ganz  ent- 
fernen läf»t,  ohne  dafs  man  zugleich  von  der  an  sich  ziemlich  dünnen 
Fleischschicht  einen  Tbeil  mit  wegsebneidet.  Der  Geschmack  dieser 
Kruste  macht  sich  aber  auch  nach  ihrer  Entfernung,  selbst  wenn 
das  Fleisch  ausgelüftet  worden  ist,  immer  noch  bemerkbar.  Dem 
deutschen  Konsumenten  sagt  dieses  Präparat  in  Folge  dessen  nicht 


sonderlich  zu;  für  den  Brasilianer  bildet  es  aber  eines  der  belieb- 
testen Nahrungsmittel.  Von  den  betheiligten  remjnc-AusstclIcrn  er- 
hielten Yiuva  Claussen  & Ca.  in  Porto-Alegre,  sowie  Paulet 
in  Montevideo  je  einen  II.  Preis. 

Die  kurz  vor  Schlafs  der  Ausstellung  anlangendeo  Fleisch- 
konserven  der  neu  etablirten  Fabriken  in  Puerto  Marquez  (Pro- 
vinz Entre-Rios,  Argentinien)  erhielten  einen  I.  Preis.  Dieses 
Bnchsenfleisch  (ohne  Knochen)  ist  für  den  Konsum  fertig  vorbe- 
reitet, mit  Saucen  und  den  nötbigen  Gewürzen  versehen.  Für  Militär- 
und  Marinezwecke  eignet  es  sich  vorzüglich. 

Die  Sektion  hat  auch  die  ausgestellten  Lichte,  Seifen  und 
Parfümerieen  untersucht,  weil  diese  aus  thierischeo  Fetten  her- 
gestellten  Industrie-Erzeugnisse  den  eben  genannten  (xarque  usw.) 
am  nächsten  stehen  und  deren  Fabrikation  gerade  mit  der  enormen 
Viehscblächterei  der  xarqtumhtn  und  saladeros  Süd-Amerikas  in 
innigem  Zusammenhang  steht  sowie  deren  bedeutende  Mengen  au 
Talg  und  sonstigem  Fett  verbraucht. 

Folgende  Preise  kamen  bierhei  zur  Vertheilung:  Adolf  Voigt 
in  Porto  Alegre  erhielt  für  ausgezeichnete  Seifen  und  preiswerte 
Lichte  den  I.  Preis.  Die  Firma  Meirelles  & Ca.  iu  Pclotas  erhielt 
für  ausgezeichnete  Seifen  und  Parfümerieen  gleichfalls  den  L Preis. 
E.  Gebricke.  Konsul  E.  Brass.  Generalkonsul  M.  Schlesinger. 
Hugo  Hoffmann.  Dr.  med.  Th.  Wey I.  Prof.  Dr.  R.  Biedermann. 

Adolf  IIuBter. 


6.  Sektion,  zur  Beurtheilung  der  Tabake  und 
Zigarren. 

Die  in  der  südamerikanischen  Ausstellung  zur  Ansicht  ge- 
brachtem Tabake  und  Tabaksfabrikate  gaben,  soweit  sie  nicht  zu 
dekorativen  Zwecken  benutzt  waren  oder  durch  eine  die  klima- 
tischen Einflüsse  nicht  berücksichtigende  Aufmachungs3rt  gelitten 
batten,  zur  folgenden  Beurtheilung  der  einzelnen  Produktionsländer, 
Produzenten  und  Fabrikanten  Veranlassung: 

Die  Jury  konnte  folgenden  Ausstellern  für  die  relativ  besten  Objekte 
eiuen  Preis  zuvr kennen: 

1 F.  C.  Daring,  Rio  Grande  do  Sul;  für  Robtabake.  II.  Preis. 

2.  Jakob  Klaes,  Pelota«;  gevchniu.  Tabake  usw.  II.  Preis. 

3.  Erncsto  Gripp,  Santa  Cruz;  für  Zigarren  (Formarbeit).  II.  Preis. 

4.  Jorge  Merck,  Rio  Pardo;  für  Rauchtabak  in  Päckchen.  III.  Preis. 

5.  Lopez  & Ca.,  Cacboeira;  für  Rauchtabak.  11.  Preis. 

6 August  Germer,  lllumenau;  für  cigarilloa  und  fumo.  II.  Preis. 

7.  Carl  Rotbbarth,  Blumenau;  für  gutgcpllegten  Kobtabak.  11.  Preis. 

3.  Francesco  de  P»  M.  Brito,  Curilyba;  für  Zigarrottcn  und  fumo. 

II.  Preis. 

9.  Eugenio  ßenaseketzky  (Bendaxteski?),  Asaunguy;  für  seinen 
Dach  Jahrgängen  geordneten  Kobtabak.  II.  Preis. 

10.  Dannetnanu  6c  Co,,  St.  Felix,  Bahia;  für  Ges&mintleLstung.  I.  Preis. 

11.  Sintosdc  Co.,  Pernambuco;  für  schön  gearbeitet«  Zigarrottcn.  III.  Preis. 

12.  Jose  A.  dos  Santo»,  Pernambuco;  für  schön  gearbeitete  Zigarretlcn  in 
Maisstrob  <L  Papier.  III.  Preis. 

13.  Francisco  Corres  A.  Co.,  Rio  de  Janeiro;  für  geschnittenen  Rauch- 
tabak und  fumo.  UI.  Preis. 

14.  ? , Paraguay;  für  Uobtabak.  III.  Preis. 

15.  A.  Krauel  A Co.,  Bclgrauo;  für  vorzügliche  Zigarren,  sowie  auch  mit 
Rücksicht  auf  die  Verdienste,  welche  sieb  der  Aussteller  um  die  För- 
derung der  Tabak-  und  Zigarrouiudustn«  in  Argentinien  erworben  hat, 
den  1.  Preis. 

Aussteller:  Provinz  Säo  Pedro  do  Rio  Grande  do  8uL 

1.  Jofto  Pedro  Koclxer,  Santa  Cruz;  Tabak  in  Blättern.  Da  jede 
weitere  Angaho  fehlt,  so  kann  nur  gesagt  werden,  dafs  der  Tabak  noch 
nicht  genügend  sortirt  ist;  derselbe  ist  rauchbar  und  zur  Decke  geeig- 
net. 

2.  Lopez  & Co.,  Cacboeira  (Inhaber  der  Firma  Herr  Gardoso);  Rauch- 
tabak ( Caporal  ffanmeiro ) l>or  reine  Geruch  und  Geschmack  des  Ta- 
baks ist  auznerkennen.  II.  Preis. 

3 Kolonie  Madel;  1 Rolle  Zigarretten-Tabak.  Der  Tabak  i»t  für  deutschen 
Geschmack  nicht  anwendbar,  vielleicht  zur  .Schuupftabakfabrikatiou  '< 

4.  Kolonie  Accioli;  2 Rollen  Zigarretten-Tabak.  Kür  diesen  Tabak  gilt 
dasselbe,  wie  für  den  von  der  Kolonie  Maciel  ausgestellten;  der  reine 
Geschmack  ist  anzuerkennen! 

5.  F.  C.  Düring,  Villa  Theresa,  St.  Cniz;  1 grofse  Rolle  Zigarretten- 
Tabak,  1 kleine  Rolle  Zigarretten-Tabak  in  Maisstroh  und  Blechdose. 
Hier  gilt  dasselbe,  wie  bei  No.  3 und  4. 

Diese  Rollen,  die  ihrer  Form  und  ihres  dunkeln  Aussehens  wegen  oft 
für  Kautabak  gehalten  werden,  stellen  einen  sehr  kräftigen  und  ange- 
nehmen Zigarrettentabak  dar.  Derselbe  wird  mit  einem  Messer  fein  in 
die  linke  Hand  geschabt,  dann  zerrieben,  und  scblicfslich  in  kleine 
wdhat  {Maisstroh  in  Form  von  Zigarretten papier)  gewickelt. 

6.  F.  C.  Düring,  Rio  Grande  do  Sul;  2 Ballen  Tabak  in  Blättern  ü 15 
kg.  Bollen  1 enthält  dort  gezogenen,  feinen  Habana-Tabak,  hell  und 
dunkel,  1886er  Kmte;  der  Samen  des  Tabaks  kam  vor  2 Jahren  von 
der  Habana. 

Bullen  2 enthält  gewöhnlichen  Rio-Grande  - Tabak . ebenfalls  hell  und 
dunkel.  Der  aus  Habana-Samen  gezogene  Tabak  brennt  leidlich,  ist 
von  Geruch  gut,  das  Blatt  ist  grofs  und  scheint  bei  weiterer  Kultur 


132 

Nr.  8.  EXPORT,  Organ  de»  Central  Vereins  für  Handelsgeographie  et«.  1887. 


auch  schöne  Karbon  za  liefern ; auffallend  ist  die  starke  Kippe  desselben. 
Ein  eingeheudei  Urtbeil  ist  nicht  möglich,  da  Angaben  über  Freia,  Kul- 
tur. Hoden  usw.  fehlen. 

Uber  den  aus  Rio-Samen  gezogenen  Tabak  läßt  sich  Im  Allgemeinen 
das  Gleiche  sogen;  doch  wird  derselbe  mehr  für  L’mblott  geeignet  ge- 
halten. II.  Preis. 

7 Jakob  Klaes,  Pelotas;  1 Kasten  mit  Zigarretten  in  Maisstrob.  Die 
Zigarrettcn  sind  schön,  aber  zu  kräftig  für  den  deutschen  Geschmack. 

Ein  Rohr  mit  ausgezeichnetem  Tabak  von  Rio  Grande.  Der  Tabak 
hat  ein  angenehmes  Aroma. 

1 Rolle  mH  gedrehtem,  feinstem  Rauchtabak.  Die  Packettabake  haben 
leider  durch  den  Geruch  des  Kastens  und  durch  Schiffsdunst  gelitten. 

1 Kästchen,  1 Tabaks pflatue  vorstehend.  Fehlt! 

7 Büchsen  mit  verschiedenen  geschnittenen  schweren  Rauchtabaken. 
Die  in  der  Preisliste  angegebenen  Preise  »iud  nur  bei  größeren  Par- 
tiern  und  für  Pelotas  zu  verstehen.  Die  7 Blechbüchsen  enthalten  vor- 
züglich geschnittenen  aromatischen  Tahak,  der  in  den  nördlicheren  Kli- 
mnten  sich  vermutblich  zum  Rauchen  und  Kauen  eienen  dürfte.  11.  Preis. 

8.  Horacio  T.  Örengo,  Rio  l’ardo;  Zigarrctten-Tabak  und  Maispapicr 
dazu.  !>cf  Tabak  ist  leider  vollständig  verdorben. 

9.  Jorge  Merck,  Rio,  l’ardo;  Tabak  in  Päckchen.  Der  Tabak  ist  rein 
von  Geschmack,  unparfümirL  III.  Preis. 

10.  Adolf  Heinrich,  Kolonie  Teutonia;  3 Kistcken  Zigarren.  1 Kiste  Zi- 
garren von  Habana  Tabak,  pro  Mille  100  M\  1 Kiste  Zigarren  No.  2, 
pro  Mille  100  U/ 1 Kßte  Zigarren  No.  3,  Zigarren  von  Cuba-Tabak, 
pro  Mille  70  M.  Der  Tabak  ist  vollständig  roh,  von  unangenehmem, 
scharfem  Geschmack,  aber  gutem  Geruch;  die  Preise  sind  aber  viel  zu 
hoch,  da  weder  der  Werth  des  Tabaks  noch  die  für  hier  nicht  genügende 
Arbeit  und  die  Verpackung  der  unsortirten  Zigarren  dieselben  recht- 
fertigen. 

I.  Ernst  GH  pp,  Santa  Cruz;  1 Kasten  chorulof  und  ci garros.  Die  Zi- 
garren ('oArmrfos),  in  einfacher,  gefälliger  Ausstattung  verpackt,  zeichnen 
sich  durch  gute  Formarbeit  und  gleich  mäßiges  Sortiment  aus.  Brand 
gut,  aber  der  Geschmack,  wenngleich  rein,  scharf.  — Die  von  Maisstroh 
umgebenen  Zigarrettcn  (ciyarro#)  sind  mit  Tabak  in  Zigarrenform  um 
s|M>unrn  und  schmecken  rem  und  mild.  Eine  weitere  Beurtheilung  bleibt 
ausgeschlossen.  II.  Preis. 

Provinz  St.  Catharina. 

1.  August  Germer,  Hlumenau  (im  l’rwaldhaus);  Zigarren,  Zigarrettcn, 
fumo  f Rauchtabak  für  die  kleine  caeMNtfo,  Tbonpfelfe).  Es  sind  nur 
noch  Zigarrettcn  in  Maisstroh  verbanden,  mild  und  fein  von  Geschmack; 
das  Gleiche  ist  vom  fumo  zu  sagen.  II.  Preis. 

2.  Karl  Rothbarth,  Hlumenau.  Roh  tahak  in  Docken  In  einem  Kasten, 
ausgestellt  durch  August  Germer,  im  Drwaldhau«.  Der  ausgestellte 
Tabak  ist  schönfarbig,  sehr  deckfähig,  gut  brennbar  und  aromatisch, 
sein  Werth  mangels  Preisangabe  nicht  »boebltxbwr.  II.  Preis. 

3.  Kar!  Schneider  & Co.,  Joinvill«;  I Kiste  mit  1005  Zigarren.  Die- 
selben sollen  nur  in  Bezug  auf  Reinheit  des  verwandten  Material*  und 
des  in  Anbetracht  dessen  billigen  Preises  in  Konkurrenz  treten.  1000 
Stück  45  jU  frei  Hamburg  verzollt.  Der  Geschmack  dieser  gilt  gearbeite- 
ten, leicht  lüftenden  Zigurren,  deren  Sortiment  aber  zu  wünschen  übrig 
laßt,  ist  sehr  gewöhnlich  und  kann  mit  hiesigen,  gleich werthigen  Fa- 
brikaten nicht  konkurriren. 

4 Geortr  Rüttger,  ltajahy-Bnis»iue ; aus  Habana  Samen  gezogener  Tahak. 
Der  Tabak  eignet  sich  zu  Uroblatlzwecken,  Ist  aber  für  die  deutsche 
Fabrikation  gegenwärtig  noch  zu  kräftig 

Provinz  Parani. 

1.  Francisco  de  Paula  M.  Brito,  Curityba,  Fumo  da  Lapn,  Rauchtabak; 
fumo  das  cemcha*,  tigarrttat.  Die  ausgestellten  Zigsrrctten  munden 
wegen  der  äußerst  feinen  Maisstrob' Hülse  am  Besten,  (ob  für  deutschen 
Geschmack  — ?).  Der  Uolllabak  und  Talak  in  Blechbüchsen  ist  rein  ton 
Geschmack  und  edel  von  Geruch;  derselbe  ist  lobend  zu  erwähnen. 

2.  Reinhold  Kopf,  Cwrltyba.  Zigarren,  Bahia- Zigarren-  Der  Brand 
dieser  Zigarren  ist  gut,  der  Geruch  aromatisch,  der  Geschmack  befriedigt 
nicht;  die  Arbeit  ist  mangelhaft,  für  hiesige  Verhältnisse  verfehlt. 

3.  Eugenio  Hendazzesky,  Assunguy.  Tabakblätter,  Kolonietabak, 
1 Arroba—  14.oas  kg  kostet  in  A*sunguy  43000  Rs.  —>  ca.  8 M \ bei 
größeren  Quantitäten  bedeutend  billiger.  An  dem  Rohtabak  ist  nach 
den  ausgestellten  diversen  Jahrgängen  ein  bedeutender  Fortschritt  zu 
erkennen  (18H4  bis  1886;-.  Die  Preise  sind  z.  Zt.  noch  viel  zu  hoch;  doch 
hat  der  Tabak  voraussichtlich  eine  gute  Zukunft.  II.  Preis. 

Provint  Säo  Paulo. 

].  Apotheker  Karl  Ne  bring,  Pirnricabä.  Mel  de  fumo  (Tnhaksaft). 
Verwendung  unbekannt. 

2.  «Imperial  lustituto  Fluminense  d'Agricnltara",  Rio  de  Janeiro. 
Große  Tabakblätter  (folhas  de  fumo).  Der  Tahak  scheint  gepreßt 
zu  sein  und  macht  einen  befremdlichen  Eindruck,  welcher  nur  dann 
erklärlicher  würde,  wenn  man  in  der  Eigenschaft  als  Bcurtbciler  wüßte, 
welchen  Zwecken  er  dienen  soll. 

3.  Dan n r mann  A Co.,  Säo  Felix,  Bahia.  Sammlung  von  Tabak-Blättern, 
BoIlen-Tabak  und  Zigarren.  Sömmtliche  Zigarren  »eigen  eine  vorzüg- 
liche Arbeit  und  in  der  geringen  Stückzahl,  die  von  jedem  Format  aus- 
gestellt ist,  ein  sorgfältiges  Sortiment. 

Der  zu  den  Zigarren  verwendete  Tahak  ist  sehr  edel.  Ein  Import 
dieser  Fabrikate,  so  anerkennenswert!]  dieselben  auch  sind,  würde  sich 
weßen  der  Höhe  der  geforderten  Preis«  nicht  empfehlen.  Die  Tabake 
können  in  ibrem  jetzigen  Zustande  leider  nicht  heurtheilt  werden.  I.  Preis. 

Provinz  Pernambuco. 

1.  Die  Ausstellungs-Kommission.  Tabak  ln  Blättern  von  Garanhuns, 
Preis  10000  Rs  pro  15  kg,  Tahak  in  Rollen,  Preis  10*000  Rs.  pro 


15  kg.  Der  Tabak  dieser  Provinz  besitzt  «in  vorzügliches  kräftiges 
Aroma:  es  ist  zu  bedauern,  daß  die  Pflanzer  über  die  Kunst,  den* 
selben  für  den  Export  *u  venrerthen,  in  Unwissenheit  sind,  andern  fall* 
würde  sich  der  Artikel  in  enormen  Mengen  und  Werthen  ausführen 
lassen.  Der  Tabak  ist,  wie  dies  die  Ausstellung*  Kommission  zutreffend 
bemerkt,  sehr  aromatisch;  leider  entzieht  sich  derselbe  der  näheren  Be- 
urtheilung, weil  über  die  aus  ihm  hergestellten  Fabrikate  uns  nichts 
bekannt  ist. 

2.  A.  P.  da  Cun ha  (Fabrik  „Apollo“).  Zigarren  i 40-,  50- und  60*000  K*. 
pro  roillc.  Zigarrelteu  i 4-,  6-  und  7*000  Rs.,  in  Tabak  und  Mais- 
strohpapier 10*000  Rs.  Geschnittener  und  gehackter  Tabak  ä 2-,  5-, 
6-,  10-  und  129000  Rs.  Di«  Zigarren,  in  feiner  Ausstattung  und  an- 
scheinend von  guter  (Form)- Arbeit,  sind  so  fest  gewickelt,  dafs  eine 
Beurtheilung  der  Qualität  des  dazu  verwandten  Tabaks  kaum  möglich 
ist  Soviel  läßt  sich  aber  hei  dem  herben  Geschmack  mit  Bestimmt- 
heit sagen,  daß  die  dafür  anges-etrten  Preise  nach  hiesigen  Begriffen 
hoch  sind  und  wohl  kaum  ein  Geschäft  zulassen  werden.  Leider  sind 
die  Tabake  des  Seegeruchs  wegen,  den  sie  angenommen  haben,  nicht 
genau  tu  bcurtbeilen;  anzunehmen  ist,  daß  sie  bei  der  Versendung  voll 
und  aromatßch  waren.  Der  Schnitt  ist  lang  und  gleichmäßig;  ge- 
hackter Tabak  fehlt. 

3.  Sau  tos  4 Cie.  1 Kiste  Zigarretien  verschiedener  Sorten.  Die  zur 
Ausstellung  gelangten  Zigarrettcn  in  Maisslroh-l’apier  sind  von  vor- 
züglicher Arbeit,  leider  für  den  deutschen  Geschmack  ungeeignet. 

III.  Preis. 

4.  Jose  A.  dos  Santo».  I Blechkasten  enthaltend;  I Sortimt.  Zigarro tß-n, 
darunter  eine  Deutschland  gewidmete  Qualität  Es  ßt  hierüber  das 
Gleich«  zu  sagen:  die  äußerst  schöne  Arbeit  und  Aufmachung  sind  an- 
zuerkennen. III.  Preis. 

5.  Cordaro  dos  Melho.  1 Rolle  Rauchtabak.  Fehlt;  vermutblich  einem 
anderen  Aussteller  bcigelegt 

Venezuela. 

I.  Gouvernement  der  Seccion  Zulia.  Tabaco  de  ftrjja.  Für  dessen  An- 
bau ist  sehr  günstiger  Boden  vorhanden,  Preß  25  bis  30  Pesos  pro  Ztr. 
Der  Tabak  hat  auf  der  Reis«  sehr  gelitten. 

Peru. 

I.  P.  Ritbck  & Co.,  Pinna.  Rolllahak  aus  der  Provinz  Jaen  pro  46  kg 
l,i*  Sol  frei  Bord  Paita.  Der  Rolltabak  ist  kräftig  und  rein  von  Ge- 
ruch, raucht  sich  angenehm.  — Preß? — Blättertabak  aus  der  Pro- 
vinz Jaen,  kommt  hauptsächlich  in  großer  Menge  in  Huabamba  sn  den 
Markt  und  kostet  pro  46  kg  l,ir  * frei  Bord  Paita.  Der  Tabak 
ist  Girac-artig  und  gelangt  hier  in  Deutschland  nicht  mehr  zur  Ver- 
wendung. 

Chile. 

1.  Wilh.  und  Friedr.  ßriede,  Puerto  Montt.  Zigarrettcn  (v.  Maßstrobj 
und  Maisbiätter  dazu.  Fehlen. 

Argentinien. 

1.  Augusto  Kraue)  & Co.,  Belgrano,  Buenos  Aires.  Zigarren  und 
Tabuke.  Die  Arbeit  ist  gut,  Brand  nicht  willig,  Geschmack  flau,  dabei 
aber  scharf,  ohne  sonderliches  Aroma.  Die  Sr.  Majestät  dem  deutschen 
Kaiser  dedizirten  Zigarren  waren,  soweit  der  äußere  Anblick  und  der 
Geruch  ein  Urtbeil  erlaubten,  sehr  gut;  die  Arbeit  war  vorzüglich.  I.  Preis. 

2.  Francisco  Corröa  A Co.  Geschnittene  und  Rollentabako  im  Preße 
von  1 $200  bis  5*000  Rs.  Die  Tabake  haben,  weil  zu  lange  im  Glaskasten 
versrblossen,  sehr  gelitten;  einzelne  Marken,  wie  Special,  Caporal 
Brasil,  Aymora,  sind  fein  und  kräftig  von  Geruch  und  Geschmack,  aber 
für  Deutschland  schon  wegen  der  hohen  Preis«  wenig  geeignet  Wegen 
des  jetzigen  Zustandes  der  Tubake,  die  meist  verdorben  sind,  läßt  »ich 
über  den  größeren  Theil  denselben  wenig  sagen.  III.  Preis. 

Paraguay. 

— — Rohtubak.  Der  Tabak  hat  «inen  edlen  Charakter,  brennt  gut, 
ßt  aromatßch,  aber  noch  etwas  wild  im  Geschmack;  das  sehr  ver- 
trorkneto  Muster  läßt  ein«  Beurtheilung,  ob  derselbe  zu  Decktabak  ge- 
eignet ßt,  nicht  tu.  Eingehendere  Beurtheilung  ist,  da  auch  Preisangabe 
fehlt,  unmöglich.  III.  Preis.  Leider  ist  der  Aussteller  z.  Z.  noch 
uribekanub 

Im  Allgemeinen  sei  bemerkt,  dafs,  abgesehen  von  den  für 
Deutschland  längst  eingefQhrten,  bewährten  Tabaken,  die  meisten 
der  ausgestellten  Tabake  noch  zu  wenig  kultivirt  sind,  um  für 
Deutschland  als  importfähig  angesehen  zu  werden. 

Die  zu  Schnupftabaken  geeigneten  Halbfabrikate  sind  ihres 
Aromas  wegen  anzuerkennen. 

Die  zu  Zigarrettcn  verwendeten  Tabak«  Rind  für  den  deutschen 
Geschmack  zu  kräftig;  die  Zigarretien  selbst  leiden  an  demselben 
Übelstand.  Die  meisten  von  ihnen  sind  sauber  und  gut  gearbeitet: 
doch  würde  sich  mit  ihnen,  selbst  wenn  sie  in  leichterer  Qualität 
hergestellt  wflrden,  kaum  ein  belangreiches  Geschäft  hierher  er- 
zielen lassen. 

Ebenso  sind  die  ausgestellten  Zigarren  für  Deutschland  zu 
kräftig  und  wegen  der  für  dieselben  geforderten  Preise  mit  den 
hier  aus  ausländischen  Tabaken  gefertigten  Zigarren  nicht  kon- 
kurrenzfähig. Der  südamerikanische  Tabak  eignet  sich  für  die 
Zigarrenfabrikation  außerordentlich  gut,  würde  aber,  weil  erfah- 
rungsgemäß die  aus  einem  und  demselben  Gewlchsa  gefertigten 
Zigarren  dem  deutschen  Geschmack  nicht  entsprechen,  mit  anderen 
Tabaken  gemischt  werden  müssen.  Die  den  günstig  beurtheiltea 


1887. 


Nr.  8. 


183 

EXPORT,  Organ  des  Centralvereins  für  Handelagcographie  etc. 


Ausstellern  gezollten  Anerkennungen  sollen  nicht  Ausdrücken,  daß  ’ 
ihre  Artikel  sich  für  den  Export  nach  Deutschland  eignen  (Aus- 
nahmen sind  kenntlich  gemacht),  sondern  sie  sind  so  aufzufassen, 
dafs  die  betreffenden  Aussteller  unter  all  den  zur  Ausstellung 
gebrachten  Tabaken  und  Tabakfabrikaten  bedingungsweise  das 
Beste  ausgestellt  haben. 

Zu  bedauern  bleibt  es,  dafs  für  die  meisten  der  ausgestellten 
Gegenstände  eine  Preis-  und  Jabrgangsangabe  fehlt,  die  eine  Kal- 
kulation ermöglicht  bitten,  auf  deren  Grundlage  das  gefüllte  Ur- 
theil  vielleicht  in  einer  oder  der  anderen  Weise  moditizirt 
worden  wflre. 

Karl  Gerold.  Bernhard  Loeser.  Ponalh.  Richard  Mie. 
Eugen  Schoepplonberg. 

D.  Abtheilung  für  Gegenstände, 
dio  in  don  vorigen  Abtheilungon  nicht  genannt  sind, 
wio  Bücher,  Karton,  Altorthümor,  uaw. 

1.  Der  Regierung  der  Rcpublica  Oriental  del  Uruguay,  für  den  Jahrgang 
1884  des  von  ihr  veröffentlichten  „Anuario  Esladistico'  den  11.  Prall* 

2.  A.  Gala  ree,  in  Buenos  Aires,  für  »ein  Werk  Boi tjutjo*  de  Buenos 
Aires  (Buenos  Aires  1886),  den  11.  Preis 

3.  Alejandro  Ganeedo  in  Buenos  Aires,  für  sein  Werk:  Memoria  de- 
acrijjtiva  de  ta  IVoriticia  de  Santiago  del  E*tero  (Buenos  Aires  1885), 
den  11.  Preis. 

4.  )lax  Bescheren  in  Santo  Antonio  da  Paltneira,  Prov.  Rio  Grande  do 
Sul,  für  eine  Originalknrte  de-«  nordwestlichen  Theiles  der  Provinz  Rio 
Grande  do  Sul  und  die  Profile  desselben  Theiles  dieser  Provinz,  den 

I.  Preis. 

5.  „DistrictO  do  Telegrapho  da  Provincäa  do  Parans’i“,  für  den  sehr  gut 
angeführten  Nivelicmentsplan  des  Gebietes  zwischen  dem  Atlantischen 
Ozean  und  dem  Parana-Fluss«,  den  I.  Preis. 

6 Emilio  C.  Reiss  de  Vignolte  in  Curityba,  für  einen  Plan  der  um 
Cnrityba  gelegenen  Kolonien,  den  II.  Preis. 

7.  Major  Jorge  J.  Roh  de  in  Buenos  Aires,  für  seine  Mapa  de  los  Terri- 
torios  del  Limny  y Nruquen  y de  las  provmcias  chüenas  (Buenos  Aires 
1886),  den  I.  Preis. 

!>r.  R.  A.  Hehl  in  Rio  de  Janeiro,  für  sein  Werk:  Von  den  vegeta- 
bilischen Schätzen  Brasiliens  und  seiner  Bodenkultur,  nebst  grosser  Boden- 
kulturkarte  Brasiliens,  den  I.  Preis. 

Ungewöhnlich  reich  war  dio  „188 Ger  Südamerik  auisclie  Aus- 
stellung“ au  interessanten.  und  lehrreichen  Photographieen,  welche 
uns  die  Naturbescbaffenheit  und  das  Volksleben  io  verschiedenen 
Gegenden  Brasiliens,  Uruguays,  Argentiniens,  Chiles,  Paraguays, 
Perus  und  Bolivias  Vorfahren. 

Die  Aussteller  Albert  Richard  Dietze  in  Santa  Leopoldina, 
estac&o  Caja,  Provinz  Espirito  Santo,  Hermann  Leich. senri  ng 
in  Cochabamba,  Bolivia,  C.  J.  Kuhr  io  Tilsit,  die  „Escuela  de 
Artes  y Oficios“  in  Montevideo,  der  „Klub  der  Moslerreiteru  in  Porto 
Alegre  verdienen  für  die  von  ihnen  ausgestellten  Photographie- 
Serien  eine  ehrenveile  Erwähnung. 

Dem  Photographen  A.  Ducaskle  in  Recife  wird  für  seine  Porträt- 
photographieen  der  L Preis  zuerkannt. 

Die  Firma  Stiller  & Lassa  in  Buenos  Aires  erhält  für  ihre 
vorzüglichen  lithographischen  Leistungen,  sowie  für  ihre  Pracht- 
ausstattungen von  Büchern  (in  typographischer  Hinsicht  und  für 
die  schönen,  dauerhaften  F.inbände)  den  1.  Preis. 

Die  Firma  Ernst  Nolle  in  Buenos  Aires  erhält  für  ihre  aus- 
gezeichneten Leistungen  auf  kartographischem  Gebiete  sowie  für 
ihre  von  Erfolg  gekrönten  Bestrebungen  auf  typographischem  Ge- 
biete den  L Preis.  Eiuige  der  in  Buenos  Aires  selbst  hergestellten 
Karten  zeigen  eine  feine  und  doch  deutliche  lithographische  Aus- 
führung, sodafs  sie  mit  anderen  von  derselben  Firma  ausgestellten, 
jedoch  in  Hamburg  lithograpbirten  Karten  fast  in  eiue  lteihe  ge- 
stellt werden  können. 

Prof,  Gochring  io  Leipzig  für  die  Aquarell-Zeichnung  der 
Zitteraal  - Lagunen  (Gymnotcn -Sümpfe)  der  Llanos  von  Venezuela 
den  U.  Preis. 

Zu:  B.  Technische  Abtheilung,  ist  noch  nachzutragen: 
Chr.  Latnk  in  Born  Jarditu,  Provinz  Rio  Grande  do  Sul,  für 
gute  Scilerciprodukte  den  1.  Preis. 

Dr.  R.  Jan  nasch.  Prof.  Dr.  R.  Hartiuann. 

Prof.  Dr.  A.  Nehring.  Ad.  Schultze.  C.  Beck.  Ferd.  Bürgel. 
Alex  Stadthagen. 


Europa. 

Internationale  Ausstellung  in  Barcelona.  Da  cs  für  die  ein- 
zelnen deutschen  Interessenten  schwierig  sein  dürfte,  sich  mit  der 
„Junta  directiva“  der  Ausstellung  in  Barcelona  direkt  ins  Einver- 
nehmen zu  setzen,  so  ist  anzurathen,  sich  durch  gewissen  hafte 


Firmen  daselbst  vertreten  zu  lassen.  In  neuerer  Zeit  empfiehlt 
sieb  als  solche  Julius  Emmerling  in  Frankfurt  am  Main- 
Sachsenhausen  und  Barcelona;  wir  stellen  es  den  Interessenten 
anheim,  sich  mit  dieser  Firma  in  Verbindung  zu  setzen.  (Vgl.  hier- 
zu: Nach  Schlufs  der  Redaktion,  8.  138.) 

Zum  Expert  deutsche«  Rüben-Rohruckers  nach  Nord-Amerika  Die  „Magd- 
Zeitg.“  vom  6.  Februar  d.  J.  brachte  ein  längere*,  au  die  deutschen  Rüben- 
zucker-Exporteure  gerichtetes  offene*  Sendsch reiben  des  Herrn  A.  Kxner 
(Berlin),  der  aL§  Spezial  bevollmächtigter  der  »Deutschen  Bank"  iu  dem 
deutschen  Syndikat  für  chinesische  F.iHeubalinhauten  sieh  via  Suez  nach 
China  begeben  hatte  und  nunmehr  über  Japan  und  Amerika  xurückgekehrt 
ist.  Herr  Exner  berichtet  in  diesem  Schreiben,  daß  er  bei  seinem  Aufent- 
halte in  den  United  States  und  Canada  Gelegenheit  batte,  mit  den  ersten 
Rübenzucker- Importeuren  und  Raffineuren  dieser  Lander  über  die  Ver- 
hältnisse des  Zuck  erhandele  und  die  Aussichten  größerer  Rohzucker- Ver- 
schiffungen über  den  Atlantik  sich  eingehend  zu  bespreche«.  Man  beklagte 
sich  Herrn  Einer  gegenüber  bitter  über  gewisse  Unregelmäßigkeiten,  dio 
im  Verkehr  mit  einigen  deutschen,  österreichischen  und  belgischen  Expor- 
teuren vorgekommen  sein  sotten,  namentlich  darüber,  dafs  verschiedenen 
amerikanischen  Raffineuren  auf  Kontrakte  über  Küben-Rubzuckrr  Nr.  13 
Zucker  bis  hinauf  zu  Nr.  16  geliefert  worden  Sind;  in  Folge  dessen  sind  dm 
dortigen  Importeuren  hohe  Mehrkosten  an  Kingangszoll  erwachsen,  die  später 
zu  unliebsamem  Briefwechsel  und  au  Weiterungen  zwischen  dem  europäischen 
Verkäufer  und  dem  zu  Recht  Rückerstattung  de»  verauslagten  Mehrtolle* 
verlangenden  amerikanischen  Käufer  geführt  haben.  — Ferner  besafsen  ver- 
schiedene der  nordomcrikamschcn  bezw.  canad heben  Raffinerie««,  die  zuvor 
Dur  Uobr-Zucker  verarbeitet  hatten,  hei  ihren  ersten  Versuchen  mit  Rüben- 
zucker anfangs  nirht  die  nöthige  Erfahrung,  um  die  verschiedenen  Qualitäten 
deutschen  oder  österreichischi*»  Rohzuckers  genau  unterscheiden  zu  können. 
Dieser  Umstand  acheint  leider  von  einzelnen  Exporteuren  zum  Nacbthcil 
der  Amerikaner  ausgcuuUt  worden  zu  »ein,  indem  mau  den  letzteren  statt  des 
ausbedutigenen  Endproduktes  mehrfach  Zweitprodukt  oder  ein  Gemisch  von 
Erst-  und  Zweitprodukt  liefert«.  — Dann  trifft  aber  auch  einzelne  unserer 
Spediteure  die  Schuld  an  ähnlichen  Vorkommnissen  In  unrichtiger  Politik 
suchen  Einzelne  sich  in  gegenseitigem  Wettbewerb  zu  überbieten  und  dein 
Exporteur  die  besten  Einrichtungen  zur  Verfügung  zu  stellen,  um  Ent-  und 
Zweitprodukt,  alte  und  neue  Zocker  zu  mischen-  Eine  deraitige  Mischung, 
wenn  sie  von  dem  Krstprodukt  durch  den  Augenschein  auch  manchmal 
kaum  zu  unterscheiden  ist,  kann  doch  bei  späterer  Verarbeitung  nie  ein  be- 
friedigendes Ergebnis  liefern,  sodafs  der  betreffende  Raffineur  von  weitereu 
Bezügen  solchen  Rübenzucker*  natürlich  abstchen  wird.  — Schließlich  sind 
Fälle  vorgekommen,  dafs  Scbiffskapitäne  sich  vorn  Spediteur  haben  bereden 
lassen,  dje  Konnossement«  bereits  danu  zu  unterzeichnen,  wenn  erst  eine 
kU-irre  Menge  Zucker  an  Uord  geliefert  war,  während  der  llauptbctrag  erst 
innerhalb  der  (liebsten  5 bis  6 Tage  allmählich  nachfolgte.  Der  Dampfer 
verlief*  somit  den  Hafen  zu  einer  Zeit,  da  er,  dem  Konnosscmcntsdatum 
zufolge,  schon  beinahe  in  New  York  hätte  sein  müssen.  Solche  Fäll*  ver- 
dienen aber  MUMBtlieb  auch  vom  Standpunkte  der  europäischen  Banken 
Beachtung.  Die  englische  Bank,  welche  gegen  ein  solches  Konnossement  di* 
betreffende  Rembnurstratte  akzeptirtc,  di«  deutschen  und  ösUjrreichiscboo 
Bankinstitute,  die  solche  Dokumententratten  vor  erfolgtem  Akzept  dUkontirteu, 
wurden  that'äcblicb  getäuscht,  indem  ihnen  an  Stolle  eines  Unterpfandes 
von  so  und  so  viel  Tausend  Tonnen  Zucker  nur  ein  zu  Unrecht  au -ge»  teilte-*, 
zur  Zeit  werthloses  Dokument  behänd igt  wurde. 

Zur  Ehre  der  deutschen  Industrie-  und  Handelswelt  ist  anzunehmen, 
dafs  solche  Fälle  nur  vereinzelt  vorgekommen  sind,  und  der  best«  Beweis 
für  die  Richtigkeit  dieser  Annahme  liegt  ln  der  hochachtbaren  Stellung, 
welche  die  deutsche  Industrie  und  der  deutsche  Handel  im  Lauf*  der  loUteu 
10  Jahre  sich  errungen  haben,  und  von  welcher  auch  Herr  Kxner  bei  seiner 
Reise  uh»  den  Eidball  sich  überall  überzeugt  hat.  Uns  will  es  aber  scheinen, 
dafs  der  jetzt» ge  neu  begründete  Ruf  Deutschlands  auf  dem  Weltmärkte 
strengere  Maßnahmen  erheischt,  als  bloß  solche  allgemeine  Anklagen  vor 
dem  Kicbteretuhlo  der  Öffentlichkeit:  wenn  jemand  betrügt,  dann  mit  ihm 
vor  deu  Strafrichter  — das  ist  für  solche  Subjekte  das  einzig  Richtige. 

m Braunkohle  bei  der  Stadt  Posen.  Die  vielfach  angezweifel- 
ten  Zeitungsnachrichten  der  letzten  Zeit  über  Auffindung  von  Brnun- 
kohlenlagern  bei  der  Stadt  Posen  finden  jetzt  ihre  volle  Bestätigung 
durch  einen  ausführlichen  Artikel,  den  die  Zeitschrift  de*  Vereins 
deutscher  Eisenhüttenleute  „Stahl  und  Eisen'*  au*  der  Feder  des 
Herrn  Dr.  Kos  mann  in  Breslau  veröffentlicht.  Darnach  wird  mit 
der  Erschließung  dieser  Braunkobleufelder  auch  in  den  östlichen 
Theilen  der  preufsischen  Monarchie  ein  erster  Schritt  zur  Entfal- 
tung einer  Bergwerks-  and  anderer  sich  daran  schließender  lodu- 
strieen  gethan  sein.  Zur  Zeit  stellt  sich  die  aus  Ober-Schlesien 
herangeführte  Steinkohle  loco  Station  Posen  auf  0,61  für  den 
Ztr.  im  Durchschnitt,  I*  Nußkohle  auf  0.»  bis  0,6o  « Vf,  Stückkohle 
auf  0,72  bis  0,73  , fl.  Stellt  sich  das  Wcrtbvcrhältniß  zwischen 
Steinkohle  und  Braunkohle  wie  7 : 4,  so  kann  die  Braunkohle  zu 
einem  Durchschnittspreis  von  0,34  , loco  Grobe  verkauft  werden, 
und  es  braucht  die  zukünftige  Förderung  zunächst  auf  gar  keinen 
anderen  Absatz  als  denjenigen  in  der  Stadt  Posen  und  Umgebung 
zu  rechnen.  Nach  höchst  zuverlässigen  Ermittlungen  werden  für 
die  vorhandenen  ländlichen  Industrien,  wie  Brennereien,  Ziegeleien, 
Dampfruüblen,  für  Fabriken  und  den  Hausbrand  gegenwärtig  2% 
Millionen  Ztr.  Steinkohlen  jährlich  verbraucht,  welchu  im  Verbält- 
, niß  zuru  Brennwcrthe  einem  Quantum  von  43/<  Millionen  Ztr. 


VjOOQie 


134 

Sr.  ß.  EXPORT,  Organ  dea  Centralvereins  für  Handelngeogruphio  etc.  1887. 


Braunkohlen  entsprechen.  Dan  zukünftige  Unternehmen  bat  daher 
Ursache,  »ich  auf  breitester  Grundlage  einxuricbten,  um  in  leistungs- 
fähigster Weise  sofort  in  eine  schwunghafte  Förderung  einzutreten. 

Die  Entwicklung  mächtiger  Thonschicbten,  darunter  bis  35  m 
mächtiger  blaugrauer  Thonlager  in  dem  die  Braunkohle  bedeckenden 
Scbichtcnsystem,  bietet  Gewähr  für  die  günstige  Niederbringung 
der  Tiefbauschächte,  gegen  das  Entstehen  bedeutenderer  Tages- 
bräche  nach  Ausgewinnuog  der  Braunkohle  und  die  Grundlage  für 
eine  Thon  waarenindustrie,  die  sich  hier  leicht  entwickeln  dürfte. 

Zur  Weinerzeugung  in  Radkasten  und  Bessarabien.  Als  Er-  ; 
gänzuog  der  in  No.  41  des  „Exports“  1886  gebrachten  Nachricht 
über  die  Firma  Rothschild,  die  im  Kaukasus  seit  einiger  Zeit  bei 
allen  gewerblichen  und  landwirtschaftlichen  Unternehmungen  mit 
grofsen  Mitteln  eingreift,  melden  russische  Blätter,  daß  Rothschild 
gemeinsam  mit  dern  Fürsten  Bagration-Mucbranski,  einem  der 
bedeutendsten  Weinbergbesitzer  in  Kaukasien,  ein  grofscs  Unter- 
nehmen behufs  Weincnteuguug  plane.  Der  Werth  der  Gärteu  des 
Fürsten  Bagration  wird  mit  luveutar  auf  ungefähr  2 Millionen  Rbl. 
geschätzt.  Eine  ebenso  hohe  Summe  hiuterlegt  Kothscbi Id  in  Baar. 

Ob  dieses  Weingeschäft  eine  ähnliche  Richtung  nehmen  wird, 
wie  die  berüchtigte  „Werkstatt  für  Herstellung  künstlicher  aus- 
ländischer Weine“  in  der  Stadt  Raschin  im  Gouvernement  Twer, 
bleibt  abzuwarten.  Dort  arbeiten  nach  glaubwürdigen  Nachrichten 
gegen  60  Meister,  die  sich  mit  der  Umarbeitung  bessarubi scher 
und  krimischer  Weine  in  ausländische  Portweine,  Jerez  (Sherry) 
Madeira  u.  a.  beschäftigen.  Im  Ganzen  sollen  gegen  50  000 
Wedro  (zu  12,399»«  1)  rotheu  und  weifsen  Weins  zum  Preise  von 
4 bi»  6 Rbl.  pro  Wedro  angefertigt  werden.  Aufserdem  werden 
hier  jährlich  gegen  70  000  Flaschen  Schaumwein  (nachgeahmter 
Champagner)  hergestellt. 

Nach  anderer  Richtung  scheinen  die  Behörden  genauer  zu  sein. 
Bei  einer  durch  einen  Chemiker  iu  Odessa  vorgenorumenen  Analyse 
südrussiseber  Weine  fand  man  in  mehreren  der  zur  Untersuchung 
eingesandten  Proben  bedeutende  Beimischungen  von  Salizylsäure. 
Da  legte  sich  die  Odessaer  Stadtverwaltung  ins  Mittel  uud  ver- 
warnte schriftlich  diejenigen  Weinhändlcr,  deren  Proben  diese  der 
Gesundheit  nachtheilige  Beimischung  enthielten,  sie  sollten  von 
dieser  Fälschung  ihrer  Weine  abstehen,  widrigenfalls  sie  einer  ge- 
setzlichen Bestrafung  unterworfen  und  ihre  Namen  veröffentlicht 
werden  würden. 

Obgleich  die  Jabreserzeuguug  von  Wein  in  Süd-Rufsland  jetzt 
etwa  2 Millionen  bl  beträgt,  ist  dio  Ausfuhr  aus  Odessa  bis- 
her noch  verschwindend  klein  geblieben.  Der  wesentlichste 
Grand  liegt  wohl  in  der  auf  Mängeln  der  Zubereitung  beruhenden 
geringen  Haltbarkeit  dieser  Weine,  welche  keinen  längeren  Trans- 
port zulüßt.  Doch  fungen  manche  bessarabische  Sorten  neuer- 
dings an,  im  Auslände  und  auch  in  Deutschland  mehr  Aufmerksam- 
keit zu  erregen.  Die  Ernte  1885  war  sehr  reich,  lu  Akkcrmaun 
kostete  ein  Wedro  65  bis  70  Kopeken.  Mit  Küstendampferu  wur- 
den ungefähr  150000  Wedro  nach  Odessa  gebracht.  Die  gesammte 
Produktion  Besaarabiens  wurde,  vielleicht  etwas  zu  hoch,  auf  4*/j 
bin  5 Millionen  Wedro  veranschlagt.  Dazu  wurden  60  000  Pud 
(ä  16,38  kg)  Weintrauben  nach  dem  Norden  versandt. 

m Ober  das  mechanische  Gewerbe  in  Norwegen  weife  der 
Londoner  „Ironmonger“,  was  das  Jahr  1886  aobelangt,  keineswegs 
Glänzendes  zu  berichten.  Schiffsbau  wurde  in  sehr  beschränktem 
Mafse  betrieben,  und  selbst  die  Ausbesserung  alter  Dampfer  fand 
uur  da  statt,  wo  sie  unentbehrlich  geworden  war.  Hieran»  ergab 
sieb  denn  die  Nothwendigkeit  der  Herabminderung  der  Arbeits- 
kräfte. Im  Maschinenbaufach  siebt  man  jetzt  mit  einer  gewissen 
Hoffnungsfreudigkeit  dem  Augenblick  entgegen,  wo  die  Besitzer 
alter  Dampfer  sich  entschließen  werden,  neue  Maschinen  mit  drei- 
facher Expansion  aufstellen  zu  lassen.  Im  Ackerbaurnaschinen- 
facbe  ist  sich  die  Zahl  der  Arbeiter  gleich  geblieben,  obschon 
dadurch  in  manchen  Fällen  eine  Überproduktion  stattgefunden 
haben  dürfte.  Augenblicklich  gebt  in  Norwegen  das  Streben  dahin, 
nur  die  einheimische  Industrie  zu  unterstützen  und 
sich  die  ausländische  möglichst  vom  Leibe  zu  halten. 
So  bat  deun  such  die  bedeutendste  Handelsfirma  des  Landes  eine 
eigene  Maschinenfabrik  errichtet. 

.Stahl  kommt  jetzt  mehr  und  mehr  in  Gebrauch.  Die  Walk- 
werke  haben  mit  der  Herstellung  von  Werkzeugstahl  wieder  ange- 
fangen  und  »ollen  ebenso  gute  als  billige  Artikel  erzeugen.  Die 
Herstellung  von  Hufnägeln  hat  gegen  das  Vorjahr  eine  Ausdehnung 
erfahren.  Bisher  ist  Frankreich  für  norwegische  Hufnägel  das 
bedeutendste  Absatzgebiet  gewesen;  seitdem  aber  auch  dort  Fabriken 
für  den  gleichen  Artikel  errichtet  worden  »ind,  hat  sich  die  Aus- 
fuhr dorthin  naturgcmäfs  verringert.  Sowohl  in  Deutschland  wie 
io  Rußland  sleheu  die  Schutzzölle  der  Einfuhr  norwegischer 


Artikel  hindernd  im  Wege.  Die  Gesammtausfuhr  betrug  im  vorigen 
Jahre  9000000  Kronen  (ä  1,125*//)-  Die  Nagclfabrikcn  haben  ihre 
Arbeiterzahl  nicht  zu  vermindern  brauchen.  Obgleich  die  Vorrftthe 
von  Nägeln  etwas  stärker  aß  wüuscheuswerth  sind,  ist  das  Geschäft 
1886  doch  im  Großen  uud  Ganzen  nicht  gerade  schlecht  gewesen. 

Asien. 

Volkswirtschaftliche»  aus  China.  Von  den  Versprechungen,  mit  wel- 
chen der  Marquis  Tseng  die  europäische  Welt  überrascht  hat,  nachdem  er 
den  Weg  in  »eine  Heimatli  »»getreten  hatte,  darf  man  nicht  zu  viel  für 
die  künftigen  Beziehungen  zwischen  China  und  dem  Westen  erwarten.  l>or 
chinesische  Staatsmann,  welcher  »eine  Betrachtungen  über  China*  Erwachen 
unter  der  Einwirkung  seiner  auf  den  Wanderungen  durch  Europa  gesammel- 
ten Erfahrungen  niedergeschrieben  bat,  mag  vielleicht  durch  di«  erworbene 
Kenntnifs  europäischer  Kultur  sich  haben  verleiten  lassen,  dm  Abstand 
dieser  letzteren  von  derjenigen  «einer  Heimath  kleiner  dnrzustellca,  »1»  er 
wirklich  noch  ist.  Vielleicht  auch  verlief»  er  Europa  mit  der  ernsten  Ab- 
sicht, auf  die  Reformen  biuruwirken,  von  welchen  er  sagte,  daß  sie  für 
China*  Neubelebung  erforderlich  seien.  Er  wird  aber  sicherlich  mit  den 
allergrößten  Schwierigkeiten  zu  kämpfen  haben,  wenn  er  einmal  dieses 
Reformwerk  in  die  Hand  nimmt.  Es  stehen  ihm  alte  Gewohnheiten,  Vor- 
urthcile,  aUcrthümliche  Einrichtungen,  Interessen  entgegen,  und  sie  alle  zu 
besiegeu,  erfordert  in  China  gewiß  eine  unendliche  Ausdauer,  eine  lange 
Zeit  und  wohl  auch  schwere  innere  Kämpfe.  Wie  sehr  berechtigt  da*  Miß- 
trauen betreffs  eines  baldigen  Eindringens  europäischer  Anschauungen  in  das 
Reich  der  Mille  ist,  dafür  gcbcu  die  id  jüngerer  Zeit  öfter  als  früher  eio- 
treffendeu  Nachrichten  über  die  inneren  Verhältnisse  des  Reiches  mannigfache 
Anhaltspunkte.  Unter  diesen  haben  die  Mittheilungen  de*  Konsuls  Sejm  Ott  r 
der  Vereinigten  Staaten  mehrfach  Beachtung  gefunden,  da  sie  in  einem  ge- 
wissen Gegensätze  zu  den  erwähnten  Äußerungen  des  Marquis  Tseng 
stehen  und  geeignet  sind,  die  Hoffnungen  bcrabxustlmtneu , welche  der 
chinesische  Staatsmann  wach  gerufen  hat. 

Jene  Miltheilungen  belieben  sich  auf  die  chinesische  Bergwerksindustrie, 
die  Erbauung  von  Eisenbahnen  und  die  Wirksamkeit  der  chinesischen 
Innungen.  Konsul  Scymour  giebt  an,  daß  den  Bergw crksunlerne h- 
mungeu  In  letzter  Zeit  große  Aufmerksamkeit  zuge wendet  werde  und  dafs, 
da  in  den  südlichen  Provinzen  Chinas  s cli  werthvolle  Bergwerke  befinden, 
die  chinesischen  Behörden  ciu  Hergwerkxaml  in  Kanton  eingerichtet  hätten, 
welches  den  Zweck  habe,  den  Betrieb  der  Silber-,  Kupfer-,  Zinn-  und  Eisen- 
gruben zu  fördern.  Diese  neue  Behörde  ist  aus  hohen  Beamten  der  Provinz 
Kwangtung  zusammengesetzt;  die  von  derselben  veröffentlichten  Bergwerks- 
verordnungen haben  aber  nur  zur  Folge  gehabt,  daß  der  größere  Tbeil  der  Go  winne, 
welche  bei  irgendwieerfolgreichen  Unternehmungen  erzielt  werden,  in  die  Tasche 
der  Mandarinen  fließt.  Gleich  im  Beginne  der  Verordnungen,  so  wie  in 
der  Konzession  und  dem  Prospekt  jeder  Bergwetksge&ellschaft  ist  ausdrück- 
lich und  klar  festgesetzt,  daß  Ausländern  und  zum  <'hri*teothum  bekehrten 
Eingeborenen  die  Bcthriligung  au  irgend  einem  »olrheu  Unternehmen  unter- 
sagt ist.  Dieses  Verbot  wird  durch  die  weitere  Vorschrift  geschützt,  daß 
Gesuche  um  die  Erthcilung  von  Bergwcrkxprivilegien  von  dem  Nachweise 
begleitet  sein  müssen,  dafs  die  Gesuchssteller  keine  Christen  sind  uud  dafs 
keinem  Ausländer  ein  Sitz  in  der  Verwaltung  der  Gesellschaft  eingeräumt 
werden  wird.  Ohne  diesen  Nachweis  wird  keine  Konzession  ertbeiit  Ferner 
sehen  die  Verordnungen  vor,  daß,  fall*  von  der  Bevölkerung,  in  deren 
Nachbarschaft  die  Errichtung  von  Bergwerken  beabsichtigt  ist,  Einwendungen 
erhoben  werden,  weil  Grabstätten,  Wohnungen  oder  zauberische  Einflüsse 
durch  die  Berg  Werksanlage  bedroht  eracheiuen,  die  Anlage  aufgegeben  und 
andere  Anbnustcllen  gewählt  werden  müssen,  »aferu  dio  Beschwerden  weh 
als  begründet  erweis«».  Wenn  Jemand  in  den  Besitz  eines  besonders 
reichen  Bergwerks  gelaugt,  welches  höhere  Abgaben  bedingt,  so  soll  dem 
Eigcnthümer  eine  besondere  Anerkennung  dadurch  ausgesprochen  werden, 
daß  ihm  ein  amtlicher  Titel  verliehen  wird.  Sollte  in  irgend  einem  Distrikt 
ein  Bergwerk  sich  von  anfscrordentlichein  Reichthum  und  Werth  erweisen, 
so  wild  dies«  ThaUache  an  den  Kaiser  berichtet,  damit  der  Behörde  de» 
Distrikts  eine  Belohnung  gewährt  wird. 

Die«  »ind  einige  der  Verordnungen,  welche  über  die  Bergwerke  erlassen 
sind.  Es  ist  wohl  selbstverständlich,  daß  unter  solchen  Verhältnissen  von  einer 
Bcthätigung  ausländischen  Kapital*  in  solchen  Unternehmungen  nicht  die 
Rede  sein  kann.  Dagegen  bieten  dieselben  immerhin  ausländischen  Fach- 
leuten Gelegenheit  zur  Vcrwerthung  ihrer  Kenntnis*«,  indem  dieselben  bei 
der  Hinrichtung  und  technischen  Leitung  clmiesßcber  Bergwerke  zugelavsen 
werden.  Ein  tüchtiger  und  zuverlässiger  Ingenieur  einer  gut  orgauisirten 
Gesellschaft  eingeborener  Kapitalisten  kann  e*  auf  ein  Einkommen  von  etwa 
6000  Dollars  und  eine  ansebulicbe  Entschädigung  für  Gehilfen  und  Diener 
bringen.  Er  müßte  aber  jedenfalls  befähigt  sein,  den  Bedarf  an  Berg- 
werk-imaschinen  fachmännisch  zu  heurtheilen  und  deren  Auswahl  zu  leiten. 
Dies  ist  der  Anthei),  welchen  Ausländer  im  bestell  Fall  am  chinesischen 
Bergbau  haben  können. 

Auch  über  den  Bisenbahnbau  äußert  »ich  Konsul  Seymour.  Nach- 
dem er  von  der  Versuebslinie,  welche  im  Nord  westen  Ton  China  gebaut 
werden  soll,  und  den  Anstrengungen  der  verschiedenen  westlichen  Syndikate 
gesprochen,  hebt  er  hervor,  daß  China  die  Kib&uuug  von  Eisenbahnen  nicht 
länger  hinausschieben  könne.  Die  größere  Beweglichkeit  de*  Heere*  sei  nur 
durch  die  Kiscnbahneu  zu  erreichen  und  diese  sei  nothwendig  geworden 
wegen  der  Unruhen  an  der  Grenze.  Der  Chinese  furchte  jedoch,  daß  die 
Eisenbahnen  das  Hereinströmen  der  Ausländer  fördern  werden.  Aber  gröfser 
ist  die  Besorgnifs,  es  könnten  die  Gräber  vergangener  Geschlechter  durch 
die  Eisenbahnen  belästigt  werden.  Mittlerweile  hallen  die  Würdenträger 
Chinas  die  großen  Preise  der  Eisenbabnlotterie  zurück  und  cntxiohcn  sie 


1887. 


Nr.  8. 


185 

EXPORT,  Organ  des  Contralvereins  für  Handelsgeographie  etc. 


zunächst  noch  dem  Bereiche  der  ausländischen  Bewerber,  wobei  sie  ein«  Art  ' 
boshafter  Freude  empfinden,  wie  etwa  Kinder,  welche  gewisse  Ilaustbierc 
zwingen,  doreh  bittende  Haltung  und  Kunststücke  die  vorgehaltenen  Lecker- 
bissen zu  verdienen. 

Uebcr  die  Rinrichtung  der  Gilden,  deren  Hilfsmittel,  Kinflufs  und 
rasches  Eingreifen  bringt  Seym'o'ur  beachtenswert!»«  Mittbeilungen.  Die- 
selben  hätten  «ich  in  ihren  guten!  Eigenschaften  bei  Anlafs  der  im  Juli  1 S8.r>  ; 
ia»  südlichen  China  eingetretenen  Uriifnuhweminnngen  vorzüglich  bewährt, 
insbesondere  durch  ihre  raseben  und  reichlichen  Hilfsleistungen  Diese  Gil- 
den umfassen  jeden  einzelnen  Handels-  nnd  Industriezweig  und  werden  in  , 
aller  Stille,  ohne  Lärm  und  Reibung  verwaltet  und  geleitet.  Die  leitenden 
Kräfte  dieser  Gilden  sind  unsichtbar  und  schweigsam;  aber  wenn  irgend  ein 
Anlal*  sie  zu  raschem  und  entscheidendem  Eingreifen  auffordert,  so  setzen  1 
»ich  die  Rider  dieser  grnfsen  Maschine  wie  mit  einem  Schlage  in  Bewegnmr, 
als  ob  durch  ein  elektrisches  Signal  irgend  einer  leitenden  Zentral  macht 
jedes  einzelne  Mitglied  der  betreffenden  Gilde  einen  Befehl  erhalten  hätte; 
und  derselbe  wird  mit  der  äufsersten  Gewissenhaftigkeit  befolgt,  wie  wenn 
• Jas  Leben  jedes  Einzelnen  von  dem  Zusammenwirken  Aller  abhängig  wäre. 
Streitigkeiten  im  Geschäftsverkehr  werden  durch  den  Schiedsspruch  oder  die 
Verordnungen  der  Gilde,  zu  welcher  die  Parteien  gehören,  geschlichtet.  Der 
Einspruch  gegen  Klagen  von  Nichtmitgliodern  wird  — sofern  dieser  Ein- 
spruch bcgTilfalel  ist  — durch  die  Gilde  geschützt,  deren  Mitglied  der  An- 
gegriffen« ist.  Derselbe  überweist  der  Gildo  den  Fall,  welche  ihn  gewählten 
Richtern  zur  Entscheidung  vorlegt,  und  dieser  Spruch  ist  dann  mafsgebend. 
Die  Mandarinen  begegnen  oft  grofsen  Schwierigkeiten,  wenn  sie  gegen  die  , 
Reachlüsee  der  Gilden  strenge  Vorschriften  erlassen  wollen,  da  ea  nicht  leicht  j 
ist,  sie  zu  etwas  zu  zwingen,  was  sie  nicht  hilligc-n.  Jede  Auslage  und  jeder 
Verlust,  welch«  ein  Mitglied  einer  Haitdelsgilde  erleidet,  weil  er  eiu  von  | 
ihm  als  ungerecht  betrachtetes  Verlangen  nicht  erfüllt,  wird  an»  dem  Scbnt*  | 
der  Gilde  zurückerdattct,  sobald  der  Betreffende  nur  die  Vorschriften  der  1 
Gilde  befolgt  und  nichts  unternimmt,  was  die  Zustimmung  der  Gilde  nicht  ' 
gefunden  hat.  Dl«  Gilden  sind  in  einem  Lande,  wo  Gesetz  und  Recht  ledig- 
lich von  der  Laune  der  Beamten  abhangen,  eine  Notbmendigkeit;  aber  sie 
werden  da  auch  zu  einer  gTofsen  Macht,  während  der  Einzelne,  wenn  er  seine 
Interessen  allein  zu  vertreten  hätte,  machtlos  wäre. 

Ausländische  Handelshäuser,  die  über  Millionen  verfügen  und  ganre 
Handelsflotten  für  die  Verschiffung  von  chinesischen  Erzeugnissen,  welche 
den  europäischen  und  amerikanischen  Märkten  nigeffihrt  werden  sollen,  in 
«len  chinesischen  Häfen  bereit  hallen,  waren  bisher  nie  Imstande,  die  Preise 
chinesischer  Erzeugnisse  fertzustellen : sie  waren  vielmehr  stets  und  in  nllen 
Fällen  gezwungen,  zu  den  Preisen  und  Bedingungen  zu  handeln,  welche  die 
Thcegilden,  die  Seiden-  und  die  Sobiffergilden  bestimmt  haben:  aufserdem 
rauf«  jede*  Geschäft  in  China  durch  eingeborene  Unterhändler  vermittelt 
werden,  um  alle  Verstöße  gegen  die  Landesgcbriuehc  tu  vermeiden.  Dies 
alles  ist  bedingt  durch  die  Unfähigkeit  der  ausländischen  Kanfleute,  den  1 
Eiiiflufa  der  Gilden  zu  beseitigen  und  zu  brechen.  Die  größten  und  reich- 
sten Bankgeschäfte , welcbo  läng«  der  chinesischen  Küste  angesiodclt  sind, 
können  die  eingeborenen  Unterhändler  nicht  entbehren;  durch  Ihre  Hände 
geht  alle«  Geld,  obwohl  eine  grofsc  Zahl  Ton  sprachkundigen  ausländischen 
Angestellten  zur  Verfügung  steht. 

über  die  ilandelsgebräucbe  in  China  äußert  sich  ein  in  Schanghai 
ansässiger  franrö*i«ebcr  Kaufmann  in  einer  die  vorstehenden  Mittbei- 
lungen  ergänzenden  Weise.  Der  chinesische  Kaufmann  sei  mit  wenigen 
Ausnahmen  von  gewissenhaftester  Ehrlichkeit.  Er  h&ndlo  einfach  nur  auf 
das  gegebene  Wort  hin;  ist  auf  dieser  Grundlage  «in  Geschäft  abgeschlossen, 
so  wird  es  ancb,  soweit  dasselbe  von  ihm  abhängt,  auf  das  Genaueste  aus- 
gefobrt.  Es  ist  in  der  That  selten,  daß  ein  chinesischer  Kaufmann  für 
einen  Geschäftsabschluß  eine  Unterschrift  verlangt  oder  giebt.  Selbst  bei 
den  gröfsfen  Aufträgen  begnügt  er  sich  mit  einem  Vormerk  auf  einem 
Notizblatt.  Sollte  ein  Europäer  die  eingegangene  Verpflichtung  nicht  er- 
füllen, so  wird  er  sofort  unter  „Quarantäne“  gestellt,  welche  bis  achtzehn 
Monate  dauern  kann.  Der  Kaufmann,  welcher  sich  in  diesem  Zustande  des 
Verrufs  befindet,  wirr!  vollständig  aufser  Stande  9ein,  auch  nur  einen  Strang 
Seide  zu  kaufen  oder  ein  Stück  Baumwolle  zu  verkaufen.  Den  europäischen 
Händlern  ist  es  bisher  nicht  gelungen,  den  Chinesen  gegenüber  in  gleicher 
Weise  zu  verfahren,  fall*  «in  solcher  sich  eines  Vertragsbruches  schuldig 
gemacht  hätte.  Einestheils  fehlt  den  Europäern  der  Gemeinsinn,  welcher 
di«  Chinesen  auveichnet,  aodmitheil*  aber  kommen  die  Fälle,  welch«  zur 
Ergreifung:  einer  ähnlichen  Maßregel  geeignet  wären,  nur  sehr  selten  vor 
Zu  der  für  die  Ablieferung  der  Waaro  vereinbarten  Zeit  wird  geprüft,  oh 
die  Waaro  den  Abmachungen  entspreche;  hierauf  findet  di«  endgiltig«  Über- 
nahme oder  die  Zurückweisung  statt,  letztere,  wenn  die  Verabredung  von 
Seiten  des  Verkäufers  nicht  genau  ein  gehalten  ist.  Di«  europäischen  Hauser 
hoben  für  diesen  Zweck  besondere  Inspektoren,  welche  wichtigere  Waaren, 
*1«  Seide  und  Thee,  untersuchen,  und  diese  Beamten  sind  gewöhnlich  höchst 
zuverlässig  und  fachkundig.  Für  Waarcn  von  geringerem  Werthe  wird  die 
Anweisung  und  Hilfe  des  »Comprador«'1  In  Anspruch  genommen.  Der 
chinesische  .Comprador«"  spricht  immer  englisch,  und  er  war  vor  der  Er- 
richtung dcT  europäischen  Banken  ein«  Person  von  grüfstem  Kinflufs.  Jedes  i 
gute  Geschäftshau*  beansprucht  die  Dienst«  eines  »Comprador«“,  der  eine  , 
Art  von  Banquier  ist.  Er  empfingt  und  zahlt  Gelder  für  diejenigen,  welche 
sich  »einer  bedienen.  Er  erhält  eine  recht  ansehnliche  Vergütung  und  stellt  | 
»ich  in  Berug  auf  sein  Einkommen  sehr  gut.  Als  Sicherheit  hinterlegt  er 
hei  einer  Bank  eine  Summe  und  aufserdem  stellt  er  einen  Bürgen.  Seit  1 
der  Errichtung  der  europäischen  Banken  in  China  hat  die  Bedeutung  der 
„Compradore“  sehr  abgenomroen;  nur  noch  der  „Comprador«“  einer  Bank  hat 
seinen  alten  Einflufs.  Er  vermittelt  eigentlich  das  ganze  Geschäft:  er  allein  , 
kann  »einem  Auftraggeber  dw  Kundschaft  der  Eingeborenen  Zufuhren;  mit 
einem  Wort,  ein  guter  „Comprador«“  ist  unentbehrlich  für  jode*  naus,  | 
»elriies  mit  dem  Chinesen  Geschäfte  machen  will.  fn*be«ondere  auch  die 


Berücksichtigung  der  Gebräuche  des  Volkes  bedingt  diese  Vermittlung,  und 
darin  haben  gerade  die  Franzosen  gesündigt,  daß  sie  glaubten,  den  Chinesen 
französischen  Geschmack  beibringen  zu  können,  während  die  Engländer  es 
verstanden  haben,  namentlich  in  Bezug  auf  Baumwollstoffe  den  Geschmacks- 
richtungen der  chinesischen  Verbraucher  Rechnung  zu  tragen. 

In  Bezug  auf  die  Errichtung  von  üandelsunte rnchmungen  in 
China  wird  immer  betont,  dafs  der  einzige  Weg,  um  mit  Erfolg  aufzutreien 
und' auch  das  angestrebte  Ziel  zu  erreichen,  darin  besteht,  dafs  man  sich 
nicht  durch  Agenten  mit  beschränkten  Vollmachten  vertreten  läßt,  sondern 
selbst  nach  China  geht.  Diejenigen  Unternehmungen,  welche  bisher  Erfolg 
gehabt  haben,  sind  durch  die  Kaufleute  persönlich  gegründet  worden-  Sie 
haben ^ mit  Sorgfalt  und  Ausdauer  die  Erfordernisse  des  Marktes  und  die 
Ansprüche  der  Nachfrage  studirt.  Der  Versuch,  rin  Geschäft  auf  schriftlichem 
Wege  zu  errichte»,  ist  aussichtslos.  Die  Verzögerungen  und  Hinziehungen 
würden  Verluste  an  Zeit  und  Geld  bringen  und  könnten  für  das  zu  «meh- 
lende naus  verbünguifsvoH  werden.  Wer  in  China  ein  Geschäft  gründen 
will,  mufs  die  englische  Sprache  beherrschen:  er  darf  Arbeit  und  Kosten 
nicht  sparen,  um  sich  zuverlässige  Hilfe  zu  sichern,  und  zwar  je  nach  dem 
Geschäftszweig,  der  gewählt  wurde  Für  den  Metallbande]  sollte  er  sieb  mit 
einem  fachmännisch  tüchtig  gebildeten  Techniker  verwehen;  für  den  Thee- 
und  Seidenbandel  mit  einem  besonderen  Fachmann,  und  auch  diese  Gehilfen 
sollten  des  Englischen  mächtig  sein.  Für  untergeordnete  Dienste  ist  es 
leicht,  unter  den  Portugiesen  in  Makao  die  geeigneten  Persönlichkeiten  zu 
finden.  Immerhin  bleiben  die  Hauptvoraussetzuogen  für  ein  erfolgreichen 
Vorgehen  die  eigene  Thatkraft  und  Umsicht,  sowie  die  vorsichtige  Berücksich- 
tigung der  Handelsgehräucbe  der  eingeborenen  Bevölkerung.  Dann  abei 
ist  es  möglich,  in  kurzer  Zeit  ein  gesundes  und  gewinnbringendes  Geschäft 
einzurichten,  das  dann  später  auch  der  Führung  eines  Vertreters  überlassen 
werde»  kann 

LitterariNche  Umschau. 

VrrzelcJiaife  der  bei  der  Redaktion  eingegangenen  Druckschriften. 

Verwaltungs-Bericht  des  Rathe*  der  Königlichen  Haupt-  und  Residenz- 
stadt Dresden  für  das  Jahr  1885-  Dresden  1886. 

Annali  di  Statiitica.  StuUHica  Fuscicofo  11  y 111.  Mot  nie 

.**ißr  Corulisimi  Industriali  dkUa  Provineia  di  Vmtein.  Jtonut  tS$6. 

Vereinsnachrichten. 

Der  „Wörtteroberglsche  Verein  für  Handelsgeographie“  hielt 
am  11.  Februar  d.  J.  unter  Vorsitz  des  HandeLkamtnerackret&ris 
Dr.  H über  seine  Generalversammlung  int  oberen  Museum  zu  Stutt- 
gart ab.  Nach  dem  Geschäftsbericht  pro  1886/87  beziffern  sich 
die.  Hinnahmen  im  letzteren  Jahre  auf  3792  ,.#«  worunter  2549 , // 
Bcitritge  von  254  Mitgliedern  sind  (inkl.  Abonnenten  des  „Export*“); 
die  kgl.  Zentralstelle  zahlte  100  < ff , dos  kgl.  Kultministerium 
200  t/fl  als  Unterstützung  für  die  Vercinsbestrebungen,  wofür  der 
Vorstand  den  hohen  Stellen  Dank  sagt.  Die  Ausgaben  betragen 
3299  t4C\  somit  hat  sich  ein  Kassen  bestand  von  493  , ff.  ergeben. 
Für  die  Landeskunde  wurden  100  t/ff  ansgegeben,  für  das  Mauch- 
Denkmal  25  . ff.  Der  Etat  für  1887  wurde  mit  2 900  , # in  Ein- 
nahme und  Ausgabe  festgestellt. 

In  Betreff  der  Vereinsthätigkeit  Sufserte  der  Vorsitzende,  dafs 
er  sich  über  das  letzte  Jahr  kurz  fassen  könne,  da  erst  im  August 
vorigen  Jahres  der  3.  und  4.  Jahresbericht  ausgegeben  worden  sei. 

„Dieser  Jahresbericht“,  so  fuhr  der  Vorsitzende  fort,  „ist  an 
sich  schon  insofern  ein  Beweis  unseres  Wirkens,  als  ein  solcher 
Bericht,  der  übrigens  auch  diesmal  wieder  allseitige  Anerkennung 
gefunden  hat,  als  Schlufszeugnifs  einer  längeren,  vielseitigen  Ver- 
cinsthätigkeit  gelten  kann  uud  in  demselben  auch  schon  der  Weg 
augedeulct  war,  den  wir  seitdem  mit  Beharrlichkeit  verfolgt  haben. 

Mit  Bezug  auf  die  verschiedenen  Seiten  unserer  statuten- 
mäßigen Thätigkeit  rouge  zunächst  ein  Wort  über  die  öffent- 
lichen Vorträge  eine  Stelle  finden. 

Bei  dei  Anordnung  der  Vorträge  leitete  uns  der  WuDscb,  den 
Angehörigen  unseres  Vereins  die  Bekanntschaft  von  Männern 
zu  vermitteln,  welche  aus  eigener  Anschauung  mit  den  Ländern, 
welche  sie  besprachen,  bekannt  waren  oder  den  Gegenstand,  den 
sie  behandelten,  durch  eingehendes  Stadium  ergründet  hatten  und 
die  uns  volle  Bürgschaft  für  das  Resultat  gaben;  hierin  haben  wir, 
wie  der  Erfolg  zeigt,  uns  nicht  getäuscht. 

Wir  erlauben  uns,  das  Verzeichnis  der  Vorträge  folgen  zu 
lassen:  Am  19.  Februar  1886  sprach  Herr  Friedrich  von  Hell- 
wald über  Marco  Polo;  am  26.  März  Herr  August  Einwald 
über  seine  4.  Expedition  in  Afrika;  am  9.  April  Herr  Professor 
Miller  über  Land  uud  Leute  in  Serbien. 

Auf  Veranlassung  des  hiesigen  Zweigvereins  des  Kolonialver- 
eins, dem  sich  nnacr  Verein  hierbei  angeschlossen,  hielt  Herr 
Dr.  Karl  Peters  am  24.  Mai  einen  Vortrag  über  Afrika. 

Die  Reihe  der  Wintervorträge  eröffnete  am  1.  Oktober  1886 
Herr  Dr.  Hahn  mit  einem  solchen  über  „Deutsche  Kolonisation"; 
ihm  folgte  am  6.  November  ein  Vortrag  des  Herrn  Dr.  Karl 
Müller  über  „die  Gründung  der  Ostindischen  Kompanie“;  an» 
18.  November  hielt  auf  Veranlassong  des  „Zweigvereins  des 


Nr.  8. 


138 

EXPORT,  Organ  des  Central  Vereins  für  Handelsgeographio  etc. 


1887. 


Deutacbeu  Kolonialvereins*  Herr  Dr.  Bernhard  Schwarz  einen 
Vortrag  über  .seine  Reisen  in  Kamerun“,  wozu  auch  unsere  Mit- 
glieder eingeladen  wurden.  Herr  Paul  Dehn  aus  Wien  sprach  am 
3.  Dezember  über  „Land  und  Leute  auf  der  Balkaobalbinsel“,  Herr 
Dr.  Paulus  von  hier  am  14.  Januar  1887  über  „Deutsche  Kolonieen 
in  Palästina  und  deren  Zukunft“,  während  heute  Abend  unser 
Mitglied,  Herr  E.  Metzger,  über  „den  Einflufa  des  Parlamentarismus 
auf  dia  Entwicklung  der  Niederländisch  - Indischen  Kolonieen“ 
sprechen  wird. 

Die  Vereinsabende,  die  wir  seit  vorigem  Jahre  einmal  monat- 
lich abgebalten  habeu,  dürften  sich  immer  noch  eines  zahlreicheren 
Besuches  von  Seiteu  der  Mitglieder  erfreueu.  Die  Vorträge 
mehrerer  unserer  Mitglieder  brachten  den  Anwesenden  immer 
reiche  Anreguug,  weshalb  wir  Sie  an  diese  Einrichtung  — für 
welche  der  dritte  Freitag  des  Monats  festgesetzt  ist  — zn  erinnern 
uns  erlauben. 

In  Betreff  unseres  Handels  in  useuras  bemühten  wir  uns, 
die  Sammlung,  soviel  unsere  Mittel  es  erlaubten,  mich  Inhalt  und 
Umfang  zu  vergröfsern.  Wir  wendeten  uus  zu  diesem  Zweck  an 
das  Auswärtige  Amt  in  Berlin,  an  das  Kgl.  Ministerium  der  Aus- 
wärtigen Angelegenheiten  in  Stuttgart,  an  das  Deutsche  Konsulat 
in  London,  um  von  der  Londoner  Ausstellung  Doubletten  uud 
etwaige  an  die  ausstellenden  Kolonialländer  nicht  zurückgeheode 
Objekte  zu  erlanget),  ebenso  an  verschiedene  Freunde  des  Vereins 
im  Ausland. 

Von  letzteren  worden  uns  theils  Sammlungen  übermittelt, 
theils  baldige  Zusendung  versprochen,  wogegen  vou  Seiten  der 
genannten  Behörden  unserem  Museum  bis  jetzt  leider  keinerlei 
Unterstützung  zu  Thell  wurde.  Wir  werdeu  jedoch  noch  einmal 
uns  an  das  Auswärtige  Amt  mit  dem  Ersuchen  wenden,  unser 
Museum,  ebenso  wie  dies  hinsichtlich  des  Museums  zu  Frankfurt 
geschehen,  den  deutschen  Konsulaten  im  Ausland  zu  empfehlen, 
und  hoffen,  dafs  diese  Bitte  mehr  Berücksichtigung  finden  wird. 

Wesentliche  Verdienste  hat  sich  unser  Ausscbufemitglicd, 
Herr  Missionar  A.  Mann,  um  die  Aufstellung  und  Katalogisiruug 
der  Sammlung  erworben.  Unsere  Bibliothek  weist  einen  Bestand 
von  270  Nummern  (nicht  Bänden)  an  Büchern  und  Broschüren, 
89  Nummern  (nicht  Jahrgdugeo)  an  Zeitschriften  und  28  KarteD 
und  Pläncu  auf.  Das  wesentlichste  Mittel  zu  ihrer  Ausbreitung 
liegt  in  dem  Scbriftenaustausch,  der  jetzt  78  Gesellschaften, 
Institute  nsw.  (gegen  43  im  Februar  1886)  nach  weist. 

Die  Arbeit  der  landeskundlichen  Bibliographie  Württembergs 
hat  leider  dadurch  eine  Verzögerung  erfahren,  dafs  der  von  uns 
angcstellte  Hilfsarbeiter  durch  plötzliche  und  schwere  Erkrankung 
die  Arbeit  aufzugeben  genöthigt  war.  Nach  einiger  Zeit  erst 
glückte  es  uns,  einen  geeigneten  Nachfolger  zu  finden,  der  nicht 
gleich  die  unvollendete  Arbeit  aufnabin,  sondern  mit  der  Biblio- 
graphie der  Karten  begann.  Wir  sind  hierzu  übergegangen,  um 
das  Eindringen  in  die  Behandlung  des  ziemlich  spröden  Stoffes 
dadurch  zu  erleichtern,  dafs  an  einem  neuen  Abschnitt  angefangen 
wird.  Wir  befinden  uns  hierbei  in  völliger  Uebereinstimmung  mit 
Herrn  Professor  Dr.  Hart  mann,  uoter  dessen  Leitung  die  Arbeit 
stattfindet  und  dem  wir  für  seine  Bemühungen  unsere  Erkenntlich- 
keit auch  hier  auszudrücken  uus  erlauben. 

Der  Ausschufs  versammelte  sich  in  21  Sitzungen,  von  denen 
2 mit  dem  Ausscbufs  des  hiesigen  Kolonialvereins  gemeinschaft- 
lich abgehalten  wurden.  Gegenstand  dieser  letzteren  Verhandlungen 
war  die  Unterstützung  der  deutschen  Kolonisation  in  Ost- Afrika. 
Wir  konstatiren  bei  diesem  Anlafs  mit  besonderem  Vergnügen  die 
ununterbrochene  Einmüthigkeit  des  Zusammengehens  der  Leitung 
des  Zweigvereins  mit  der  TbÜtigkeit  des  unseren. 

Bei  dem  Kongrefs  in  Berlin  vom  13.  bis  16.  September  1886 
war  der  Verein  durch  seinen  Vizevorstand,  Herrn  Direktor  Zil- 
ling,  vertreten;  die  Ergebnisse  der  Versammlung  sind  Ihnen 
Allen  bekannt . weshalb  wir  auf  dieselben  nicht  näher  einzugehen 
brauchen. 

Wir  erwähnen  noch,  dafs  bei  einer  an  einem  Vereinsabend 
veranstalteten  Sammlung  für  die  Restauration  des  dem  bekannten 
Afrika-Reisenden  Karl  Manch  hier  gestifteten  Denkmals  achtzig 
und  einige  Mark  eingingeu. 

Zum  Schiufs  erfüllen  wir  noch  eine  angenehme  Pflicht,  weon 
wir  für  folgende  Zuwendungen  unseren  Dank  aussprechen: 

dem  K.  Kultusministerium  für  einen  Beitrag  von  200  , i(  zur 
Landeskunde;  der  Kgl.  Zentralstelle  für  Gewerbe  und  Handel  für 
einen  solchen  von  100  *41  zur  Lokal- Miethe  für  unser  Museum; 
dem  Herrn  Konsul  Heldbeck  in  Lagos  für  eine  reiche  Sammlung 
von  Naturprodukten  und  Indnstricerzeugnissen  von  der  GoldkQste; 
Herrn  Fabrikant  Jul.  llcufs  für  Kleidungsstücke  und  Hausgerithc 
rassischer  Landbewohner  in  der  Umgegend  von  Moskau;  den 
Herreu  Beruardiu,  A.  Fues.  F.  Fleischer,  Dr.  Huber,  Pro- 


fessor Dr.  Kan,  A.  Kuppler,  A.  Keil,  Dr.  Kiepert.  Metzger  , 
Nast,  Hofrath  Dr.  Renz,  Konsul  Speidel  für  Gaben  für  die  Bib- 
liothek. 

Die  Zahl  unserer  Mitglieder  bat  sich  trotz  vielfachen  Abganges 
durch  Wegzug,  Todesfall  usw.  doch  insoweit  wieder  ergänzt,  dafs 
der  vorigjährige  Bestand  sich  erhalten  hat. 

Mit  Rücksicht  auf  das  heute  so  aktuelle  Interesse  der  Export- 
handelsfragen und  der  kolonialen  Bestrebungen,  sowie  unter  Hin- 
weis auf  die  energische  Förderung,  die  unser  „Centralverein 
für  Handelsgeograpbie  etc.“  in  Berlin  während  der  9 Jahre 
seines  Bestehens,  ebenso  wie  unser  Zweigverein  seit  seioer 
Gründuog  im  Jahre  1882  sowohl  praktisch  als  durch  da* 
Vereinsorgan  „Export“  jeneu  Fragen  haben  angedeihen  lassen, 
hegen  wir  das  Vertrauen  zu  unseren  Mitgliedern,  dafs  sie 
auch  im  neuen  Vereiosjahre  unsere  Bestrebungen  möglichst  unter- 
stützen, sowie  dem  Verein  zahlreiche  neue  Mitglieder  zu  führen 
werden.  Außerdem  wären  wir  auch  für  Beiträge  zu  unserer  Biblio- 
thek und  unserem  Museum  dankbar.“  — Nach  Abstattung  dieses 
geschäftlichen  Berichts  folgte  die  Ergänzung  des  Ausschusses,  in 
welchen  die  Herren  Behin,  Dr.  Hahn  und  Zillnig  wieder-,  und 
A.  Mann  mugcwäblt  wurden.  Hierauf  hieltllerr Ingenieur E. Metzger 
vor  einem  sehr  zahlreichen  Publikum,  das  sich  inzwischen  eiug^ 
funden  hatte,  und  wobei  namentlich  der  Kolonial  verein  vertreten 
war,  einen  höchst  interessanten  Vortrag  „Ueber  den  Einflufs  des 
Parlamentarismus  auf  die  Entwickelung  der  niederländiach-ostindi- 
sehen  Kolonieen.“ 

Redner  gab  einleitend  einen  historischen  Rückblick  auf  den  Krweib. 
Verlust  und  die  Wiedergewinnung  der  Kclouieeo,  die  sowohl  in  französischen, 
wie  in  englischen  Hunden  gewesen  sind,  ehe  sic  wieder  in  holländischen  Besitz 
kamen.  IG02  gelang  es  der  ostindisebeo  Kompanie,  von  der  holländischen 
Regierung  ein  Monopol  zur  Allcinausbeulung  der  Kolonieen  zn  erhalte», 
wodurch  alle  Konkurrenz  ausgeschlossen  wurde.  Der  grobe  Staatsmann 
Oldenbarneveldt  war  cs,  der,  wie  alle  Holländer  gegen  Monopole  einge- 
nommen, der  Notbwendigkeit  hier  seine  (Überzeugung  opferte  und  dadurch 
den  Grund  zur  Grüfte  seines  Vaterlandes  legte.  Die  Staatsregierung  hatte 
lauge  Zeit  keinen  groben  Einfluf*  auf  die  Kolonieen,  die  eine  oigene  Zentrsl- 
leitung  batten  unter  dem  absoluten  General-Gouverneur.  Bis  1780  blieb  da» 
so,  worauf  rascher  Wechsel  im  Besitz  und  in  den  Systemen  folgte.  1817  er 
hielt  Holland  seine  Kolonieen  wieder,  und  bald  begann  der  Parlamentarismus 
»einen  Einflufs  auszuühen.  Bald  in  liberaler,  bald  in  konservativer  Strömung 
suchte  man  immer  mehr  nerr  der  Kolonieen  zu  werden,  U.  b.  eine  gesetz- 
gebend« Macht  dort  zu  erlangen,  was  1840  erstmals  gelang,  wo  die  Kontrolle 
uud  die  Verwendung  der  Überschüsse  durch  das  Parlament  durchgesetrt 
wurde.  Aber  erst  1848  kam  diejenige  Konstitution  zu  Stande,  welche  den 
Schwerpunkt  der  Verwaltung  der  Kolonieen  in  die  Kammern  legte.  Von 
hier  ab  beschäftigten  sich  auch  die  Liberalen  mit  dem  Schicksal  der  Ein- 
geborenen auf  Java,  weun  auch  nicht  alle  in  gleich  humauer  Gesinnung, 
tbeilweiso  sogar  unter  wohlvcrdecktem,  aber  krassem  Egoismus.  Redner  gab 
nun  zunächst  eine  Übersicht  der  holländische«  Stasteeinricfatungen,  welche 
bei  der  Verwaltung  der  Kolonieen  Mitwirken.  Ein  Kolonialminister,  der  in 
Holland  residirt,  eicht  über  dem  Generalgouverneur  auf  Java;  dem  Minister 
meist  gegenüber  sieben  die  Kammern,  uud  der  L’nzuträglicbkeiten  giebt  es 
unendlich  viele,  welche  zwischen  diesen  drei  Uauptfaktoren  fort  und  fort 
auftauchen.  Namentlich  die  Feststellung  der  Einnahmen  und  Aufgaben 
durch  die  Kammern  ist  schwierig,  was  schon  in  der  totalen  l'nkeuntnif* 
der  meisten  Abgeordneten  über  das  Land  der  Kolonieen  liegt,  während  der 
häufige  Wechsel  des  Kolcnialministers  oft  gröbere  Verwirrung  hervorbringt, 
da  nicht  auch  der  Generalgouvcmcur  uud  »ciu  System  in  Ost-Indien  mit 
dem  Minister  und  dessen  System  wechselt.  So  hat  es  beispielsweise  seit 
1848  28  Kolouialmiuister  und  nur  9 GencralgouvcrneTirc  gegeben.  Förm- 
liche Kriege  zwischen  Minister  und  Gouverneur  sind  daher  nichts  Seltenes, 
worüber  »ich  das  Publikum  höchlich  amüsirt,  die  aber  dem  Lande  nicht 
zum  Nutzen  geieicheu.  Vor  1879,  als  es  noch  jährliche  Überschüsse  gab, 
war  übrigens  der  Streit  in  den  Kammern  über  die  Kolonieen  ein  größerer 
als  jetzt,  wo  die  Überschüsse  einem  jährlichen  Defizit  Platz  gemacht  haben, 
während  man  doch  das  Gegen) heil  annehmeu  sollte.  Redner  zeigte  an  zwei 
konkreten  Beispielen,  wie  besonders  nachtheilig  der  Parlamentarismus  wirkte ; 
das  agrarische  Gesetz  brauchte  $ Jahre,  bis  es  die  Kämpfe  in  den  Kammern 
durcbgcinacbt  batte,  deren  Majoritäten  alle  Augenblicke  wechselten.  Der 
Atjeh-Krieg  auf  Sumatra  aber  wurde  in  Folge  des  MinUtorwecbsels  zum 
Schaden  für  das  Land  geführt;  der  ganze  Fcldzugsplan , wie  er  seit  1873 
durchgeführt  worden  war,  wurde  1875  vollständig  geändert;  die  Folgen 
konnten  selbstverständlich  nicht  auableiben.  — Eben»  onachtheilig  wirkte  der 
Parlamentarismus  auf  die  Bestrebungen  der  Regierung  zur  Verbesserung 
der  Verkebrsverhiltnisse.  Betreffs  eines  Eisenbahnbaues  auf  Java,  wo  der 
Staat  groben  eigenen  Betrieb  bat,  für  den  die  Eisenbahn  eine  unabweisbare 
Notb Wendigkeit  war,  wurde  über  technische  Fragen,  ob  breit-  oder  schmal- 
spurig u.  dgl.,  viele  Jahre  herumgestritten,  sodaf»  erst  1862  die  erste  Loko- 
motive in  Java  abgelasaen  wurde,  während  1848  der  erste  Plan  eiuer  Eisen- 
bahn in  der  Kammer  besprochen  worden  war.  — Immerhin,  schliefst  Redner, 
sei  dem  Parlamentarismus  allein  die  Schuld  nicht  beizumessen;  denn  beim 
Auftreten  wahrhaft  grofscr  Männer,  wie  Oldenbarneveldt  und  später  der 
absoluteste  Herrscher  Ostindien»,  DaendeU,  es  waren,  bat  es  sich  gezeigt, 
dafs  mit  dem  Parlamentarismus  oder  auch  ohne  denselben  Grofses  geleistet 
werdeu  konnte.  Das  sei  ein  Beweis,  dais  grobe  Männer  wohl  mehr  al» 
Systeme  zu  leisten  im  Stande  seien,  und  glücklich  sei  daher  ein  Volk  zu 
preisen,  dem  soh-he  Männer  zu  rechter  Zeit  entstehen,  glücklicher  aber  dann 


1887. 


EXPORT,  Organ  des  Oentralvereins  für  Haudelsgeographie  ott*. 


Nr.  8. 


noch  das  Volk,  welches  »eine  greisen  Geister  zu  schätzen  um)  ihnen  ihre 
Aufgabe  zu  erleichtern  weif»!  — Die  Versammlung,  heute  von  der  Wahrheit 
«ler  letzten  Worte  und  ihrer  hohen  Bedeutung  in  der  gegenwärtigen  schweren 
Zeit  wohl  mehr  als  je  durchdrungen,  zollte  dem  Redner  begeisterten  Reifall. 
Oer  Vorstand  Dr.  Huber  sprach  ihn  noch  besonders  warmen  bank  aus. 
Zum  Schlufs  sprach  di«  Versammlung  dem  Vorsitzenden  l)r.  Huber  selbst 
ihren  bank  für  dessen  Leitung  des  Vereins  aus. 


Briefkasten. 

— Harr  H.  O.  L«  h «d  an«  . Hsmbqrr,  nalitu;  D«r  lliabarc  R[i4iD«(lkui»fte  Foa« 
ilai»ji(*r  „ArrfaBUna“  l*t  aaa  II.  Fabruar  VorranUci  «•«»  Liiaabon  »arb  tlraaUfen  »«tieiir«*an- 
K«u.  „Caara"  bat  auigchaad  am  12.  Fabruar  $ tH»r  Na.lnaitlaga  Dorrr  paaairt,  ■■«  am  l?.  Fabrvar 
Almud»  Ia  MaiMra  angtk.-fniB««  itrul  aa  IM.  Falimar  VnrmltJar*  waah  ifeaa  I.a  Plala  »elfer - 
««•KAujeu.  -Buimo*  Mm“  lat  rärktabrand  am  14.  Faliauar  VormlUaf»  kn  Aatvarpa»  aapa- 
komuan  uni  am  17.  Fabruar  VoriulUaii  «aa  Aniwnrpan  narb  llamtivrg  at>K*(**iS*a  „ttl*.“ 
hat  auagehcnS  aa  14  Fabruar  7 Uhr  Abaail»  LH. rar  |,a«*iit.  „Paranagua-  l»t  aaigahaanl  aa 
15.  Fabruar  VuamltlAga  iu  Parnaabar«  aagakuoiafra.  ,.Uftt<aa>“  bat  rüekkabraud  am  I.  Fa- 
tiruar  Mittag«  Mia  Vfeauia  paaalrl.  „Ffentci“  Lat  filckkakrand  ata  17.  Februar  Nachmittag»  tu 
I.iaaatHin  a^irkommao  aml  am  IS.  Fabruar  Narhalttt*»  «on  I.feaaU-o  nach  Hremarbaiaa  und 
llauaborg  abgagangao.  „Yal|i«ralj.i'-  fei  am  IS  Fabroir  Varmittag»  r*a  Uabia  narb  Btiropi 
abgagauftn.  „Ko“  lat  auagtbaiul  am  IS.  Fabrnvr  Varraitlag*  In  LU«ah«ti  aagekoinmen. 

— Da«  BpadUlnaabao«  iigiit  Blaatratbai-llaiobBrR  hta lebtet  um  felgende  Dampfer 
unU  tfeglrr- Abfabrtrs  »„u  Hamburg  nach  ruropalarhea  and  iberiaalirban  Flitaau: 

•1  Dampficblffa. 

Afrika  {Add« r»ikn*'*)  aia  Madeira,  Cananirb«  luaala,  Cfert*.  Arm.  Lage«  aiir.  bla  Loanda 
lakl.,  Puatdauipfor  „Gertrud  Woarniann''.  Kapt.  Mrlcb«rt»«fl,  riautarb,  2».  Fabruar,  pott- 
■Unipfrr  „Adulph  Woarmanu".  Kapt  Meinertr,  deutaab,  13.  Mari. 

Kapatadl  ti*w.  (rla  Madeira)  all«  IS  Tag«,  «uoifb*t  Dampfer  „Troja»",  «=«lia<b.  4 Min. 
I'aoamr.  Singapur«,  IJoTikut«  und  Japan  („Kln«ain -Ltni«'“)  Dampfer  „JSlobe‘,  deutsch, 
10.  Mt«,  Dampfer  „Iplitxenli".  deucaeb,  SO.  lli«,  Dampfer  „Ljrdla“,  d«nta<b.  2lL  April, 
Dampfer  „Caaaasdra-.  daatacb,  10.  Mal,  Dampfer  „Poti hymnla“  dauUtfc,  lu.  Mal. 
NiBgapore,  Hongkong  und  Japan  ««a»t.  «Ia  Antnerpan  uud  Luudou  {Bhtra-I.inl*)  Dampfer 
„Mumnoulbablrf-,  Kapt.  Hirkard,  «nglferb,  23.  Frtanar.  Dampfer  „Meriuurul.lr«",  oiigharli. 
90.  Mira. 

raeang,  Ningapor«.  Hongkong  nud  Schanghai  (ela  Aotwerp«»)  („Ualoa  Linl»1')  Dampfer 
«Ali ab“,  Kapt.  Youag,  engilacb,  21.  Februar. 

SlDgapure.  Honghc«g,  AcbangbaJ,  Yokohama.  Hiugo  and  NagaaaAl  (ria  Port  Ba5d,  Sara,  Aden 
und  Colombo)  Poatdampfar  ..Odor",  darnach,  bla  S.  Utri 
Wladiwostok,  c» ent.  euch  .Mrolajeffsk  {*ia  Hongkong}  Dampfer  „Altar*,  Kapt,  Wulf,  nur- 
e»gu«k,  I.  Hilft«  Mir*. 

W ladkwnet, k und  Nlcolajc'sh  {ria  il<.iigknng)  Dampfer  „•frlumüb**,  daula.li,  Anfang  April. 
Valparaiso,  Anca.  Mollaildo.  Calla»,  Pu-ta  Arroaa  (Mag.  Stf.)  Corral.  CoroBal.  Talcabuaiin 
und  lijulqua  antaufend  aia  Antsrcrpan  P«al4«mpfer„1bl*“.  Kapt.  Vau, d Mfech, M,  Februar, 
l'oatdampfer  „N«kn“,  KapL  Praha,  ifeuUrb,  14.  Min,  dampfet  „Luixur*  , Kapt. 
Urnadin,  ifeufecli.  I».  Min. 

Valparalao,  PmIi  Arenas  (Mag.  »-f).  Corral.  Taleahaano,  IqaiMgii«.  Arlca,  Mollcudu. 
Calla»,  Pa>U  a.  <JaayH„ll  (rit  Auiwarjcn;  Dampfer  „LaVi»iau.  Kap«.  Ueriaar,  dawurb, 

MoBt*Ttde«>,  Burnot  Alraa,  Roa«rio  und  San  Nicola*  («Ia  Madeln)  Puitdampfer  „Bacno*. 
Aitaa“,  Kapt.  LÖa«.  daatarb,  I.  Mira,  rostiUmgifer  „Urogua)".  Kapt.  Klar,  dtiitack. 
10.  Mira. 

Monier Idm,  Dnenoa  Alraa  und  Boaarlu,  Dampfer  „Kirtla“,  eugllarb,  2».  Februar. 

HahJa.  Bio  da  Janeiro  and  Mantua  («ia  LUaabon)  1'  -«ldampfer  .JSaafea",  KapL  Hofe,  dnntacb. 

4.  Mira,  P.mtdampfer  „Valparalao",  Kapt.  Kiedrl,  da«.l«rb,  IM.  Mart. 

Parnainbucsi,  Hi»  da  Janeiro  und  Mantua  («la  Ltaaabon)  Pnaidampfee  „Hoaatl»",  Kant. 
SchäUarn»,  daalatb.  23.  Februar. 

C'aarn,  Maranham  n»d  Para  («U  Aoiwerpa»)  Dampfer  „Caaranaa",  HipL  Jellartl.  et.gli.tb, 
71.  Ftbrwar. 

Wett- Indian  «ia  Harra  (Ht.  Tbocaaa,  Venctuela,  Haiti)  am  C.  uad  91.  auch  narb  Pnarto- 
Plata,  am  «.,  21.  und  34-  Jeden  Monat# , aonScbat  P.ulamj.fsr  „Bararia“,  Kap». 
Bcaa.ug,  daoUeb,  24.  Februar,  F-aUlaropfer  „Fraan»-,  KapL  Kopf,  rfewUrb,  ii.  Man. 
Ueairo  («Ia  Harra).  Vtracmn.  Tampico  und  Progreto  am  2.  jaden  Monat»,  suiiacbat  Poat- 
dampfer  „baaon1 1*.  diubrb,  2.  Märt. 

(Urbadoaa.  Csrm^acs  Caitnrn«,  Anttxua.  bamarara,  Jamaica.  Lim»«,  tiisju.»».  CarwpaB» 
u,  d,  Wenkntfe  (direkt)  Pottdampfer  „K.aaqolbo",  ««gllach.  ? Uiri. 

Puerlorio*  und  Sl  [komiugo  direkt.  Pnatdampfer  „Rnrlotjoeit“,  Kapt.  liaitsll,  apaaiarfa, 
M.  Fal.ro tr. 

HaLaaia,  MaUnsa«.  rirnfeagoa  und  Bt.  Jag»  da  C«ba  Dampfer  „BrenieAa“.  KapL  Olmutbal, 
tpanlaeb,  1$.  Märt. 

Ilabana  Dampfer  „Indla".  Kapt.  Hüll«»,  dentach.  i.  April,  Dampfer  „F.un.pa",  Kapt.  Mftelel, 
dautaeb.  SO.  April. 

New  Y«lk  («Ia  Ua.f»)  Fualdampfer  „lloraria",  deuUrb,  *7,  Febroar,  Pualdamplar  „OaUart", 
deufecb,  fi.  Mira,  direkt  Foildtmpfer  ..Kugia",  dentacb.  9,  Mira,  (sla  Hatte)  Pos  ldampfer 
„Laaatwir.  deufecb.  13.  Märt.  Poatdampfer  „Wl.laod".  dawfecb,  70.  Mär t.  Po.tdampfer 
„Rbaetla“,  d*wt*ch.  2T.  Mir«.  Hnlu».  Dampfer  „Mamaia-,  KapL  Ma«l>,  dautaifa,  23.  Fe- 
hpaar, Dampfer  „Au«tialfe“,  KapL  Franck,  daulerh,  4.  Morr,  Dampfer  Jtemmlii“.  Kapt. 
Müllar,  deuUctr,  IS.  Min.  Daopfer  „Potflieala",  Kapt,  Kiibu,  doiuacb,  23  Min 
llalifaa  und  BoaUm  («ikrek»)  Dampfer  „GrafbnXrk".  Kapt.  Xrh«an«r.  drutarh.  ».  Mkn. 

Ifeaton  (dliaklj  Dampfer  „Wa.liiugLm  CUj“,  engliatb.  Ende  Uärt. 

Har stirb,  Dampfer  „nnaua",  KapL  SrhaHe.  dewiacb.  23.  Fabruar. 

Southampton.  Dampfer  „Bomaa“,  KapL  Joint,  engllnch.  4 Märt. 

Lmk.  Jeden  Montag  und  Freitag  tualcbac  1 englisrber  Dampfer  am  JS.  Febnuf. 

.Antwerpen  Sonnabend  l dantarber  Dampfer  aaa  211,  Februar. 

Üonku.hen,  Dampfer  „llUnebe",  KapL  Abraham,  franaöaiooh,  9S.  Februar. 

Iltrrel-  Di.  Genua,  Lltorne,  Neapel,  Moaalna.  Falennn  und  Cafanla.  Daanpfer  , M*r>-.  i|:<  *, 
deufecb,  24.  Febrwar. 

Malaga,  Barefeua,  nnd  Maraetlle,  Dampfer  „Hamburg-.  dtuUcb.  I,  Mac«. 

Madrid  o«d  anderen  Bahnt tationen  Portugal-Bpantene  (da  LLttabun)  F»«ulamplcr  „Kotnris  . 

dautaeb,  J.S.  Fabruar.  Poe  ldampfer  „SanLje“,  dcutarb,  4.  Mitt 
fepatt«  und  l.laaahu«,  drei  Mal  pm  Monat.  >ii«»c-liit  Dampfer  „Oldenburg“,  Kapt.  CUax«, 
dfuuch.  itächala  Worbe. 

KonaUntlnopal,  Odeaaa  uad  aienil.  Batuta  1 Mal  pr.  Monat,  tuaiebat  Dampfer  ,.lte|»beck“. 

Kapt.  Hi.br,  dautaeb,  Anfang  Märr. 
fetabtabarg  ‘direkt)  ein  «rhwe.llacher  Dampfer  am  24.  Fabruar 
Paarig  «nd  Kftnsgatcrg.  Dampfer  ..Ferdinand",  Kapt.  Lage,  dnutacb,  ladtberelt. 

IO  Hegrlarhiffe. 

MeJboacna  Wharf  „FrittsK“  (»un  Blaen),  norwugioch,  Bude  Febroar,  -MatalUa',  Kap« 
Lfterbut,  de  ii  Urb,  Anfang  Mir». 
kydBtT  Uothgrecn“  (eon  Blaen),  eugliacb.  Bude  Februar- 
I'unetfln  Wbarf  ..V'ul-tria",  deutreb.  Anfang  Min. 

Wellington  und  Napler  „Carolina  Uebn“.  deutech,  Mitte  Mirr 

Hta  Francfei o direkt  „Cynfeca“  (von  Klaeo),  KapL  Hufton,  «ngiisrh.  Mit««  Februar. 
Waaakbwa  Mcair««  (aedwt  w»  Harra  oder  Bordcaai;  ^iaulu»",  Kapt  Helnar»,  deufecb, 
preMp«. 

ii' tat L utt«  Zentral- Anmrikaa  „Mari«  ',  dcufeck,  prompt 
libltiqull  „Don“.  KapL  llanaaii.  dknueb,  prumpr. 

Valpani««  „Futk“,  (m  Eiaen),  Kap«.  Onpaw,  .fewisrh,  pcompL  „pt.|»»wia“  (r»o  RlarsV 

KapL  Bahik«.  deufecb.  folgend. 

Raauot  Alraa  (Klacbueloj  Jngeburg",  Kap«.  ZlmiuermaaB,  deufecb.  sogelfortig. 

UlariMlo  (Buer»»»  Alrrrj  direkt  „Capalta“  feou  Eiten),  KapL  DaaMfc«,  deuueh,  lade«. 
Katrtrtldeu  and  Kmarto  „Adala  S.  Illllr“,  Kap«.  Jtnhlut,  eqgliacb,  Itdat. 
r»rt»  Air*»»  (dlrakt)  ..Famooa",  Kep»  Niefeen,  dinfe.-h,  feile-,  „Bpruir . Kap«,  de  Jung«. 
t-ilJändl*ek.  prompt. 

■io  Grand«  J>clbea  Maria".  Kap«.  Briwrk.  dinlaeb,  lade*. 

StaCa*  „Auguaf*.  KapL  glrackbuUJcr,  dauuek,  prumpr. 


| Hl»  da  Janeiro  „Jürgen",  Kapi.  Htwckinaon,  dauteeh,  piumpt.  „Kdrili  M«tj“,  KapL  Holt* 
ilaufeeb,  prompL  ..Tboma*  8.  Falck“.  KapL  .laeobaen.  norsregtreh,  lad«. 

| Kahla,  „Maria“,  Kap«.  ScbuiMcbac,  deufecb,  pu-topL 

Fernambucu  „8iaule>",  Kap«.  Joknee»,  iwrwegfeeb,  prompt. 

Ciudad  IlollTtr  „D*a#  l.ufea"  Kapt  N»t«me»»en  ileatirb.  prarnp«. 

La  Gutyr#  und  Manrtibo  „Felia“.  Kapt.  MAnnicb.  dentacli.  aagalfaatig. 

La  Gnayra  and  »*neri«.  Ca  ball»  „Hatilid«“,  KapL  Bolt*»«,  «feutacb,  pri.inpt- 
Puerto  Cabello  (direkt)  und  Maracaibo  „Füllt*“.  KapL  Oeriglrre,  deularb,  peompL,  „Alb.»  ' 
Kapt,  F»lkeri«,  deufecb,  prompt. 

ML  Tlmmaa  „Falaa“,  KapL  Uoaanbeek,  bolliadlinh,  prorupL 

Cartagaaa,  (fevanllla,  Urejtuwn  nnd  Ata.  Maria  »Ellen  lloil",  KapL  Coouife»,  englferb,  prompt. 
Lol -Mi  und  Fort  Llmon  jFlink",  Kap«.  I.orffler,  ileuferh.  ladet. 

Veracrui  „Bau  Luis“,  KapL  Ode,  deufecb,  prompt 
1'liilAdelDhte  „Uranua“,  Kapt.  Nie  man«,  deutsch,  prempi. 

N&berea  bei  A ugwet  Bl  umr  ntbaL 

W Ille rnngaberlrbt.  M l«  lm  Inland«,  «-  bat  bat  auih  hier  daa  Fcu»1»«4i«r  »ähre«d 
der  letalen  Wache  anrchalten.  die  Kaue  arraiebte  durebachulttlirh  fi  (irad  und  drsbalb 
alnd  die  Koeaiuuntkitlou«  - Vaihäitntaae  *n  craebwart  wie  kaum  «asort  leider  beeiahan  mo- 
lueataa  wenig  AuailcbUn  für  eioeo  Unaecbiag  dar  Witterung. 

Der  kill«  Oatwiad  hält  an,  and  so  lange  nicht  «Ina  andere  Windrichtung  «intrttt,  «ibelwt 
I ml  eine  Uaeterung  dar  Verhält»!«»«  »lebt  tu  retbnea  m eeln. 


Deutsche  Exportbuuk. 

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Abthflilunfl:  Exporthureaa. 

Berlin  S.W.,  KocbatrafBe  27. 

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«rJkrn  taa  4e«  4e«  äkaaiaalaireräaade  4ri  R.-t.  alckl  aagekärlgM  F.ra-i  1 Merk  (In  daeferhei 
Briefmarkte)  kcbaflgea.  - De*  Ikfemlii  4«i  LI.  »erde«  «e  mV  iar  BMIriereeg  gacehifl 
lieber  Olrrtei  Terku4ea«a  rakarire  ie  Bcckaug  geitolll.  - Bl»  Ufllisa  **l»*r  iaflraggtiar 
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fordert nur  ganz  geringfügig«  tnaBchlnclie  Hinrichtungen.  Der  zu  fabritirende 
Artikel  ist  fast  ausscblielslich  zum  Kxport  bestimmt  und  nachweislich  ln  vor- 
züglichster Entwickelung  begriffen.  Der  Unternehmer  ist  langjähriger  Leiter 
eines  ersten  Hauses  dieser  Branche;  ihm  stehen  die  besten  Referenzen  zur 
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115.  Ein  bestens  empfobleoes  Agentur-  und  KommissionsgiTScliäti  in 
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I bindnng  zu  treten.  Offerten  zur  Weiterbeförderung  erbeten  unter  L.L.  110 
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116.  Eine  sehr  leistungsfähige  deutsche  Fabrik  der  Strumpfvaareu- 
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zu  treten:  Filzunterröcke,  Flanelle,  Sbawls,  gestickte  Kaschmir-Stoffe,  Wäsche 
für  Herren,  Seidonwaareu  und  Konfektionsartikel  für  Datasu,  Nürnberger 

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118.  Nach  Smyrna  werden  stählerne  Heu-  und  Düngergabeln,  Sena-cu 
! und  Sicheln  verlangt.  Offerten  zur  Weiterbeförderung  or beton  unter  L.  L.  IIS 

an  das«  E.-B. 

119.  Angesichts  de«  Vervollkommnung  der  Beziehungen  der  Deutschen 
Keichshauptstadt  zum  Weltverkehre  und  der  regeren  Behelligung  an  >ler 
Zentralisation  der  Geschäfte  vom  Hinterlands  her,  haben  die  Allgemeine 

| Versichorongs-UrselUrbaft  für  See-,  Flufs  und  Landtransport  in  Drevlen,  die 
Transatlantische  Güter- Versicherung* -GekelUchaft  in  Berlin  und  die  Säch- 
sische Rückversicherungs-Gesellschaft  in  Dresden  (siebe  Inserat)  den  Anstofv 
l gegeben,  in  Berlin  ein  Zentralbüreau  für  «lie  erwähnten  Gesellschafteu  zu 
; errichten.  Die  praktischen  (josichtsjmnkte,  welch«  «labei  mafugebend  gewesen 
•und,  haben  zur  Voraussetzung,  daf»  der  g««cbäftlid>e  und  persönliche  Verkeilt 
dabei  gewinnen  werde,  wofür  es  an  Gelegenheit  jetat  und  künftig  nicht  OHihr 
fehlen  wird. 

120.  Unser  Korrespondent  in  Adelaide  schreibt  uns.  dafs  dort  kürzlich 
ein«  .Stempelsteuer  auf  Check«,  Wechsel  und  Konnossemente  eingeführt  Ot. 
Auf  Wechsel,  welche  für  das  deutsche  Geschäft  wohl  zumeist  in  Betracht 
kommen,  betrügt  der  Stempel  6 l’enco  für  je  50  £ (V*  pro  mille)  oder  einen 
Bruchtheil  dieser  Summe. 

121.  Ein  seit  mehreren  Jahren  in  Wien  bestehende)*  Agentur-  und 
Kommissionsgeschäft  empfiehlt  »ich  deutschen  Fabrikauten  zur  Übernahme 
von  Vertretungen.  Offerten  zur  Weiterbeförderung  erlvoten  unter  L.  L.  114 

| an  das  K.-B. 

122.  Die  Firma  0.  Ueckmaun  in  Berlin  zeigt  uus  au,  «Inf*  um 
I 15.  Februar  <L  J.  ihr  langjähriger  Mitarbeiter  Um  Georg  Ueckmaun  als 
' .Sozius  aufgenommen  ist. 

123.  Ein  bestens  empfohlenes  Agentur-  und  KoimniWonsgeschäft  iu 
Kubchtschuk  mit  Filiale  in  Bucnresci  sucht  Vertretungen  erster  deutscher 

. Fabrikanten  io  folgenden  Artikeln  zu  übernehmen:  Kleiderstoffe,  Kattune, 

1 I.amastoff,  Möbelstoffe,  Hüte,  ferner  Anilinfarben,  Kisenwaaren  sowie  alle  Artikel 
der  Gahuitfric-  und  Eurzwoarenbrancbe.  Offerten  zur  Weiterbefönlemug 
erbeten  unter  L.  L 115  an  da»  E.-B. 

124.  Wir  erhielten  aus  Bulgarien  Muster  von  durt  erzeugter  Wolle. 
Diese  Wolle  ist  daselbst  in  grOfseren  Mengen  zu  sehr  annehmbaren  Preisen 
zu  kaufen.  Kleinere  Muster  stehen  Interessenten  gern  zur  Verfügung.  An- 
gebote und  Anfragen  unter  L.  L.  116  an  da*  K.-B- 

125.  Eine  gröbere  deutsche  Fabrik,  welche  gewirkte  und  gestrickte 
wollene  und  halbwollene  Unterzeuge,  Herren- Wösten  usw.  bersteilt,  wünscht 
für  den  Kxport  ihrer  Fabrikate  nach  Ost-Asien,  Süd- Aua  traben  und  Snd- 
Afrika  geeignete  Verbindungen  anzu knüpfen.  Offerten  erbeten  unter  L.  JL  U? 
an  das  E.-B. 

126.  Über  die  Besch  affen  heit  des  Auskunttswewens  in  Reisland  erhalten 


1887. 


Nr.  8. 


138 

EXPORT,  Orgau  den  Central  verein«  für  Haudelsgeogrujihie  etc. 


wir  von  einem  Geschäftsfreunde  io  Moskau  nachstehende  Mtlhellung,  welche  i 
für  weitere  geschäftlich«  Kreise  vou  interesso  seio  dürfte; 

, Es  sind  in  letzterer  Zeit  häufig  Fälle  vorgekomiaen,  dafs  Leute,  Ver*  ' 
tretet  dortiger  Auskunft«- Bureaus,  zu  mir  kamen  uod  von  mir  Geld  leihen 
wollten,  indem  aie  bemerkten,  data  ober  mich  eis»«  Anfrage  von  dort  vorliege 
und  dafs  sie,  (alle  ich  ihnen  das  Verlangte  abschlagen  sollte,  über  mich  eine 
schlechte  Auskunft  ertbeüen  würde it;  das  Auskunftswesen  ist  hier,  wie  Ihnen 
wobl  bekannt,  in  letzterer  Zeit  sehr  heruntergekommen,  und  etliche  Indmdtmi 
suchen  das  auazo nutzen.  “ 

127.  Nach  dem  Orient  werden  verlangt : Jkhoek-spiegelgla*,  Lamatücber. 
reinwollen  mit  Fransen,  Flanelle  reinwollen  und  halbwollen.  Offerten  nimmt 
<1jw  R.-B.  unter  L.  L.  118  enigegen. 

Nach  Schiufa  der  Redaktion. 

Während  der  Drucklegung  dieser  >' immer  erhielt«!  wir  noch 
folgende  Nachricht  äber  di«  Barceloieaer  Weltausstellung  zngesaudl: 


Barcelona,  16.  Februar  1887. 

„Kr  gereicht  nns  zur  (knugthnang,  Ihnen  jetzt  anzeig«*  z*  körnt* «, 
dafi  di«  Regierung  300000  Dnrost>=  1 600000  Peseta*!  ^ 1 215000  , ft  > 
Subvention  an  die  Uateraehmer  der  Aaaitellang  geben  wird.  Ich 
wnfsle  ea  schon  vor  einer  Woche,  doch  wollte  ich  e*  erst  jmbliziri 
sehen,  bevor  ich  es  Ihnen  schrieb. 

Ob  nun  die  Stadt,  welebe  100000  Dnros  (=  405  000  , /^)^  zu- 
schicfeen  wollte,  dieselben  nnn  auch  noch  geben  wird,  weif*  ieb  nicht. 
Diese  Offerte  war  an  die  Bedingung  geknüpft,  dafs  das  Komik  zuvor 
1 Million  Pesetas  (*»  810000  Jf)  »angegeben  haben  misse.  — Jetzt 
könnte  nnn  die  Krage  entstehen,  ob  es  nicht  2500000  Pesetas  sein 
müfaten.  nämlich  die  i[h  Million  des  Staats  «ad  die  I Million  des  Komite*; 
es  ist  sehr  möglich,  dafs  die  Väter  der  Stadt  das  sagen  werde«. 

Die  Arbeiten  schreiten  fort,  aber  heule  noch  wie  bisher  — 
langsam. k* 


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. „Oordulm“  „ Mitte  April. 

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und  nimmt  auch  Unter  für 

l.vttleton  und  Auekland 

Segler  „Victoria"  (Eisen)  Anfang  Mint- 

Wellington  und  Kupier 

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Landtransport  ln  Dresden,  gegründet  1860 

und  di« 

Tiansatlantisehe  Güterversicherungs-Uesellschaft  in  BERLIN, 

gegründet  1872, 

in  Verbindung  mit  der 

Sächsischen  Itückversirlierungs-Gcsellschaft,  gegründet  1864, 

haben  seit  1.  Januar  er.  ritt  Zeatral-Bfirean 

in  Berlin,  Markgrafenstr.  51a  Ecke  Behrenstr. 

errichtet.  f?3) 


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H.  Julius  Mayr,  Antwerpen. 


1887. 


13» 

EXPORT,  Organ  dea  Centralvereiua  für  Handelagengniphie  «Ir. 


Nr.  8. 


MAND 


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und  Hoflieferant  der  deutschen  Kaiserin. 


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[671 


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Die  „Deutsche  Offerten  • Zeitung",  Inter 
nationalen  Organ  für  die  Interessen  des  Bande)« 
und  der  Industrie,  gewährleistet  in  Folge  ihrer 
trotzen  Verbreitung  im  In-  und  Aue  lande  In»rrat4>n 
aller  Art  unbedingten  Erfolg.  Von  allen  in  Süd- 
Amerika  und  speziell  in  den  emporblühenden  La 
Plata-Staaten  iit  keine  zweite  deutsche  Zeitung  »o 
verbreitet  wie  die  Deutsche  Offertcn-Zeltung**. 
Der  redaktionelle  Theil  enthält  interessante  Mit- 
tbeilungen  über  alle  wichtigen  Ereignisse  anf  dem 
Gebiete  den  Ilandela,  der  Industrie,  der  Kolonisation 
usw.  — Abonnement  per  Quartal  1 Mark,  Inaer- 
tionspreis  40  Pfg.  pro  Zeile,  bei  gröfseren  Auf- 
trägen and  Wiederholungen  hoher  Rabatt.  — Preis 
per  Zeile  im  Beiugwquellen- Anzeiger  oder  in  der 
Adrehtafel  4 Mark  jährlich  pränumerando.  Alle 
. Anfragen  sind  zu  richten  sn  die  Kxpodition  der 
„Deutschen  Offerten-Zettnng“ , OIpa«trafse  68. 
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die  drelgofpaltco«  PoUUelle 
oder  denn  IUdod 
mit  50  PI  benehmet, 
werden  von  der 
Expedition  de»  „Export»“, 
Berlin  SW.,  Koclütr.  27, 

ect«e«ecK«aoainen. 


nach  Ü Obereinkunft 

mit  du  Expedition. 


Centralvereins  für  Handelsgeographie  und  Förderung  deutscher  Interessen  im  Auslande 


Redaktion  und  Expedition:  Berlin  S.W.,  Kochs trafse  27. 

(Goecbifteaelti  WocbenU«e  0 bla  4 L'hr.) 

BV*  Der  «EXPORT*  Ul  im  deutschen  Postxeitung*katalog  für  1887  unter  Nr.  1876,  Seit«  59  e;:i  ge  tragen.  "IPB 

IX.  Jahrgang.  • S&ct-fm,  <Vh  i.  0lwdts  i8S£.  Nr.  9. 


Utei«  Wocbeaichrlft  »erfüllt  den  Zweck,  fortleafend  Bericht«  iber  dl«  L««e  unserer  Lnndilent«  Im  AailMde  inr  Kennt  ult»  Ihrer  Leoer  n bring«,  die  Intereeeen  des  deutschen  Export» 
tbetkrlfU*  n vertreten,  sowie  dem  deatnehen  Hendel  and  der  deutschen  Indost rio  wichtige  Hitth«llnn«en  über  die  Hudele* «rbiitalMe  de«  Auslandes  lu  kkrtMUr  Frist  se  ab*rral:;«la. 

Briefe,  Zeitungen  und  Werthscn dangen  für  den  „Export44  elnd  nn  die  Redaktion.  Berlin  S.W.,  KochetrmXM  27,  in  riehtnn. 

Brief«,  Zeitnngen.  Beitrittserklärungen.  Wertheendungea  für  den  „Caatmlfceein  fär  llundelieeerrapfcl«  etc.44  etnd  nach  Berlin  SW.,  KochstzaXM  37.  so  »enden, 


Inhalt:  Sitzung  des  «Allgemeinen  Deutschen  Scbulverein»“  zur  Erhaltung  desDcutscbtbums  im  Auslande.  — Derozeaniscbc 
Postdampferverkehr:  6.  Niederländische  Linien:  Die  Gesellschaft  „Nederland“  (Schiufa).  7.  Der  .Rotterdamsehe  Lloyd“.  Von  Dr.  Moritz  Lindem&n 
in  Bremen.  — Europa:  Schulzzollbewegung  in  Schweden.  — Das  Geschäft  in  Kolonialwolle  1S8C.  — Ein  Wort  über  kolonialpolitlscbe  Agitation.  — 
Afrika:  Eine  deutsche  Bsumuollpflanxung  ln  Egypten.  Vortrag,  gehalten  vou  Herrn  Dr.  S.  Bernstein.  (Schlaf»),  — Vereinsnachricbten:  Der 
Ausschuß»  des  „Württcmbergiscben  Vereins  für  Uandelsgeographie  etc.“  — ln  Sachen  der  Südamerikanischen  Aufstellung.  — Briefkasten.  — Deutsche 
Kxportbank  (Abtheilung:  Export-Bureau).  — Anzeigen. 

Dis  Wiedergabe  von  Artikeln  au«  dem  ,, Export"  ist  geetattet,  wene  die  Bemerkung  hinzugefügt  wird:  Abdreck  (bezw.  Ueberaetzung)  aus  dem  „EXPOÄT“. 


Allgemeiner  Deutscher  Schuherein 
iar  ErtaltuB«  des  DmMUubs  Io  diuludt. 

Zentralleitung  Berlin.  Bureau : NW.  Luisenstr.  45. 

Donnerstag,  den  3.  März  1887,  Abends  8 Uhr, 

im  grotsen  Saale  des  Architektenhaneee, 

Wilbelmstrafse  92/93,  . 

Vertrag  des  Ktaiglicken  Hof-Predigers  und  Samson-Pfarrers 
Herrn  Dr.  E.  Frommel: 

„Ober  Luid  and  Leute  in  Süd-Doutsohlftnd.“ 

Billette  zu  1 M für  Mitglieder  und  1,»  für  NichtmitgHeder  sind  in 
den  Ni c olsi ’ sehen  Buchhandlungen:  Brüderstr.  13  und  Potsdamerstr.  123  b 
(an  der  Potsdamer  Brücke),  sowie  in  der  8cbnei<ier'*cbcn  Buchhandlung,  ; 
Leipzigentr.  129,  und  am  3.  Mkrz  Abends  an  der  Kasse  zu  lösen- 

Berlin,  im  Februar  1887.  Der  Zentral* Vorstand. 


Der  ozeanisch«  Poetdampferverkehr. 

6.  Niederländische.  Linien:  Die  Gesellschaft  „Neder- 
land“  (Schiufa).  — 7.  Der  „Rotterdamsche  Lloyd“. 

Von  Dr.  Moritz  Lindeman  in  Bremen, 
len  April  1886  konnte  die  Direktion  der  Gesellschaft  „Neder- 
Und“  den  Aktionären  berichten,  dafs  das  Bctricbsjabr  1885  trotz 
des  gedrückten  Handels  und  der  niedrigen  Frachten  ein  besseres 
eweseo  sei  als  das  vorhergehende-,  und  zwar  hauptsächlich  in  Folge 
er  schnellen  und  ohne  jede  Havarie  ausgeführten  Reisen,  welche 
dem  eigenen  Versicherungsrisiko  zn  Gute  kamen. 

Die  Gewinn-  und  Verluatrechnung  für  1885  ergab 

(/  = Gulden  k j,»  .//) 


Einnahme  aus  den  Reisen  der  Dampfer  559  344&o  / 

Verschiedene  Einnahmen  48  597*3»  • 

Versicherung,  eigenes  Risiko _ . . 217  579,ai  , 


Gesammt-Gcwiim  825  521, m / 
Hiervon  wurden  bestritten  für  verschiedene  Zwecke,  als: 

Defizit  der  Ioteressenrecbnung,  Kursauagleichung  der  Obli- 
gationen, Verlust  bei  Verkauf  des  Koblenhulks  tu  Soerabaja, 

Abschreibungen  auf  das  Etablissement  der  Gesellschaft  in 
Amsterdam  sowie  auf  den  Werth  der  Dampfer,  und  Reserve 
für  dieae  letztere  Abschreibung,  im  Gauzen  ....  . . 640  990«  f 

Verblieb  ein  Betrag  von  184  531,m  / 
Hiervon  wurde  eine  Dividende  von  4 % bezahlt,  die  Patent- 
Steuer  mit  4591,io  f entrichtet  und  auf  die  neue  Rechnung  ein 
Saldo  von  600, tt  / vorgetragen. 


Das  Kapital  der  Gesellschaft  blieb  nach  wie  vor  nominell 
7 000  000  f oder  in  Wirklichkeit  — nach  Abzug  von  2 516  500  f 
unbegebeuer  Aktien  — 4 483  500  f% 

Die  von  der  Gesellschaft  aufgeoommeneu  Anleihen  betragen: 
öprozcnligc  Anleihe  von  1872  zum  ursprüng- 
lichen Betrage  »on  3 500  OOO/*,  jetzt  im  Betrage  von  1672  500/" 

4Vsproxentigv  Anleihe  Ton  1879  zum 
ursprünglichen  Betrage  von  1 OOO  000  /,  « . « „ 763  000  « 

4pror.entlge  Anleihe  von  1881  zum  ursprüng- 
lichen Betrage  von  2 OOO  OOO  /,  . „ , , 1 859  OOO  , 

Zusammen  4 294  500  / 
Im  Jahre  1885  wurden  Anleihescheine  im  Betrage  von 
198  600  f ausgcloost. 

Der  Reservefonds  betrug  am  1.  Januar  1885  81  615,78/* 

Hierzu  die  Rente  belegter  Fonds  mit 3 I05,oo  „ 

Somit  Reservefonds  ultimo  Dctcmbcr  1885:  84  920,»  / 
Der  Versicherung»- Reservefonds  verblieb  in  dem  nach 

Artikel  21  der  Statuten  bestimmten  Betrage  von  ....  750  000*0./ 
Das  Ergeboifs  der  Versicherung  auf  eigenes  Risiko  ist  bereits 
oben  mitgetbeilt. 

Die  Dampfer  der  Gesellschaft  stehen  mit  der  Summe  von 
1 6 651  875  f zu  Buch.  Die  gewöhnliche  Abschreibung  vom  Werth 
der  Schiffe  für  Abnutzung  betrug  350  100  f gleich  5 % des  in 
der  letzten  Bilanz  aufgeffibrtea  Werlbcs. 

Eine  Summe  von  100  000  f ist  außerdem  in  das  Credit  der 
Rechnung  der  Abschreibungen  gebracht,  da  sich  dergleichen  Re- 
serven als  sehr  nützlich  erwiesen  haben. 

Die  Reiseunkosteu  der  Dampferffotte  der  Gesellschaft  waren 
454  666.70 /,  die  Gagen  der  Bemannung  112  129,5« /•  Die  Fracht- 
; und  Passagegelder  trugen  823  892, 715  / ein-  Aus  der  Magazin- 
reebnung  seien  folgende  Posten  nach  der  Bilanz  hervorgehoben: 
Vorrath  an  Bord  von  Schiffen: 

, Ausrüitungsgogcnatäude  au  Bord  vou  13  Schiffen  ....  63  977, 415  / 


Proviant  an  Bord  von  14  Schiffen 319  865, u . 

Msscbincntheilo  in  BataTia 13  445, t»  „ 

Maschinenthelle  in  Port-Said 7 514^0  * 

Vorrath  an  Proviant  in  Amsterdam 18  852,ai  . 

Vorrath  an  AumUtuugagegeoständen  in  Amsterdam  . . . 116 196ow  « 


Im  Ganzen  539  851, rt  / 

SUinkohlenrechnuug : 

Der  Werth  Ende  Dezember  1885  war: 

Geliefert  an  14  Schilfe  für  laufende  Reisen 270  159,»  / 

Vorrath  an  Steinkohlen  im  Magazin  zu  Batavia 1 90  963a  * 

Vorrath  an  Steinkohlen  im  Magatiu  zu  Amsterdam  . . . . 9 84 ,00  . 


Im  Ganten  468  107,»  / 


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Nr.  9. 


142 

EXPORT,  Organ  des  Contralvereins  für  Handelsgeograpbie  etc. 


1887 


(Nachträgen  möchte  ich  hier  noch,  dafs  die  Dampfer  der 
Gesellschaft  aufnehmen  köunen:  60  Passagiere  erster,  34  zweiter, 
250  dritter  Klnsse,  3000  Tonnen  Ladung  und  800  t Steinkohlen.) 

Die  Versicheruogsrechnuug  ergicbt,  dafs  an  JabresprSmien  für 
11  Dampfer  gezahlt  wurden  308  666.$&  /. 

Der  laut  Rechnung  des  Vorjahres  46,652,1-j  / betragende  Unter- 
stiitzungsfonds  für  das  Personal  vermehrte  sich  durch  Zinsen, 
Geldbußen  usw.  im  Jahre  1885  auf  51  361  es  f Daraus  wurden 
Unterstützungen  an  Nachgelassene  von  verunglückten  Schiffsleuten 
und  an  Invaliden  des  sonstigen  Arbeiterpersonals  mit  5351,84/gczahlt, 
und  sonach  betrug  der  Fonds  am  31.  Dezember  1885  46  009, $4  / 

Ich  schliefse  diese  Mittheilungen  über  die  Kompanie  „Neder- 
land*  mit  folgendeu  Bemerkungen. 

Die  Kompanie  bat  Agenten:  in  England  an  4,  auf  dem  euro- 
päischen Festland  an  20,  in  Niederländiscb-lndien  an  7.  im  übri- 
gen Asien  sowie  in  Nord-Afrika  an  11  Plätzen.  Die  Oberfahrts- 
preise betragen  für  die  Fahrt  von  Marseille  und  Port-Said 
nach  Butnvja  oder  zurück:  für  einen  Erwachsenen  in  der  ersten 
Kajüte  700/ (ton  Marseille)  und  600  /(von  Port-Said);  für  die 
2.  Kajüte  sind  die  Preise  folgende:  von  Marseille  nach  Batavia 
350  / von  Port-Said  dahin  300  / von  Batavia  nach  Marseille 
390/,  von  Batavia  nach  Port-Said  330/  Von  Port-Said  oder 
Marseille  nach  Amsterdam  oder  zurück  ist  der  Überfabrls preis: 
Port-Said  — Amsterdam:  Marseille  — Amsterdam: 

1.  Kajüte  250/,  1.  Kajüte  150/, 

2.  n 125/  2.  . 75/ 

Die  Beköstigung  ist  iu  dem  überfahrtspreise  mit  einbegriffen, 
Bier,  Wein  und  Spirituoseu  sind  besonders  zu  bezahlen. 

Über  die  Frachten  und  die  dafür  bei  der  Gesellschaft  be- 
stehenden Sätze  Folgendes. 

Die  Gesellschaft  nimmt  Güter  für  alle  Häfen  in  Niederländisch- 
indien an.  Der  mindeste  Frachtsatz  bei  direkter  Beförderung  ist 
9. so/.  Für  die  Beförderung  von  Packereien  in  dem  Gewicht  von 
1 bis  70  kg  oder  dem  Raum  von  ll/a  bis  100  ebdro  besteht  ein  eigener 
Tarif.  Danach  kostet  beispielsweise  die  Beförderung  eines  Packets 
im  Gewicht  von  1 kg  von  Marseille  oder  Port-Suid  nach  Padang, 
Sarnarang  oder  Soerabaja  1,93  / nach  Amboina  und  einer  Reibe 
anderer  Plätze  3.st/usw.  Für  „Bullion*  uud  andere  Werthsen- 
dungen besteht  ein  besonderer  Tarif.  Auf  Grund  einer  Vereinbarung 
mit  dem  „österreichisch-ungarischen  Lloyd“  werden  durch  die  Kom- 
panie „Nederland*  auf  direkte  Konnossemente  Güter  von  Triest 
und  Venedig,  unter  Umladung  in  Port-Said,  nach  Plätzen  des 
niederländisch-indischen  lnsrlreicbs  befördert.  Der  Tarif  ist  z,  B. 
von  Triest  nach  Batavia,  Padang,  Sarnarang  oder  Soerabaja  für 
leichte  Güter  (die  Tonne  von  40  Kubikfufs  englisch)  36  s,  für 
schwere  Güter  (die  Tonne  von  1000  kg  Gewicht)  60  s usw. 

Die  Sätze  für  Rückfrachten  von  Niederländisch-Iodien  nach 
Port-Said  oder  Marseille  sind  nicht  fest,  sondern  richten  sich  nach 
dem  Stande  der  Frachten  in  Java  für  Nicderland.  Von  Interesse  ist 
cs,  diu  durchschnittlichen  Dampferfrachten  von  Batavia,  Sarnarang 
uud  Soerabaja  nach  Niederland  im  Jahre  1885  für  die  wichtigsten 
Ausfuhrgegenstände  hier  mitzutheilen.  Sie  waren 


für 

Kaffee 

32.m 

bis  35 

/ 

für 

900 

kg 

„ 

Zucker  . 

20 

- 22* 

1000 

„ 

Ziun 

15 

9 

1000 

„ 

Indigo  . 

45 

, «0 

„ 

650 

„ 

Gewürze 

40 

n 65 

„ 

600  bu 750. 

„ 

Tabak  . 

25 

„ 30 

„ 

400 

» 

Reis 

20 

„ 25 

n 

. 

1000 

, 

Für  die  Beförderung  von  Packereien  von  Java  nach  Port-Said, 
Marseille  ond  Amsterdam  besteht  ein  besonderer  Tarif,  wonach 
1 kg  1,93/,  10  kg  6,2a/  usw.  kosten.  Daa  höchste  zulässige 
Gewicht  sind  50  kg,  deren  Beförderung  18,go  / kostet. 

Auf  Grund  einer  Vereinbarung  mit  der  Dainpfergcsellschaft 
„Oceuo“  iu  Liverpool  werden  von  den  Dampfern  der  Kompanie 
„Nederland*  auch  Güter  nach  Pcnang  und  Singapore.  nach  Dell 
(Sumatra),  Manila,  Yokohama,  Fu-tschau,  Schanghai,  Tientsin,  Hiogo 
und  Nagasaki  (letztere  beiden  Häfen  in  Japan)  unter  Umladung 
in  Port-Said,  befördert.  Frachtsatz  ist  z.  B.  für  40  Kubikfufs 
englisch  oder  20  Zentner  nach  Peoang  und  Singapore  45  a,  nach 
Schanghai  55  s,  nach  Tientsin  80  s usw.  Es  finden  auch,  auf 
Grund  eines  Abkommens  mit  der  Gesellschaft,  für  die  Dampf- 
schifffahrt in  Niederländisch- Indien  Verladungen  nach  Saigon,  Fu- 
tschau,  Swatau  und  Hongkong  statt,  wobei  in  Batavia  umgeladen  wird. 

Betreffs  der  vorhin  erwähnten  Güterbeförderung  von  Deli  durch 
die  Gesellschaft  „Oceao*  zum  Anschlaf»  au  die  Fahrten  der 
„Nederland*  möchte  ich  die  nachfolgende  MiUbeilung  der  „Kölner 
Zeitung*  hier  abdrucken,  welche  dieselbe  kürzlich  d.  d.  Singapore, 
den  27.  Dezember  1886  brachte: 

„Der  hiesigen  Agentur  des  „Nordd.  Lloyds*  ist  es  gelungen, 


' mit  den  Tabakpflanzern  von  der  Ostküste  Sumatras  ein  Ab- 
kommen zu  treffeu,  wonach  für  fünf  Jahre  die  Hälfte  der  gesarnm- 
j ten  nach  Europa  bestimmten  Ernte  über  Singapore  mit  den  Dampfern 
( der  genannten  Gesellschaft  versandt  werden  soll.  Für  eine  Reih«; 
von  Jahren  halte  eine  englische  Gesellschaft,  die  „Oce&a  Steamship 
Company*  von  Liverpool,  fast  das  Monopol  dafür,  den  Sumatra- 
tabak  von  hier  nach  Amsterdam  zu  befördern.  Die  Verschiffung!»- 
1 zeit  steht  bevor,  und  der  Lloyd  wird  mehrere  besondere  Dampfer 
heraussenden,  die  vielleicht  nur  bis  hierher  fahren,  nm  dann  mit 
voller  Ladung  Tabak  nach  Europa,  meist  nach  Amsterdam,  zurück  - 
zukebren.  Ein  bedeutender  Tbeil  des  Tabakbaues  iu  Deli,  unter 
welchem  Namen  man  hier  einen  grofsen  Theil  der  Ostkäste  Sumatra« 
zusaramenfafst,  ist  in  den  Händen  von  Ausländern,  namentlich 
Schweizern  und  Deutschen;  unter  den  Pflanzern  von  Deli  dürfte 
so  ziemlich  jede  europäische  Nation  vertreten  sein.*9) 

Wie  jede  grofse  Dampfergesellschaft,  so  empfand  auch  die 
Kompanie  „Nederland*  sehr  bald  nach  Eröffnung  ihres  Betriebs 
das  Hedürfnifs,  ein  eigenes  Trockendock  für  die  vorkommenden 
Schiffsreparaturen  zur  Verfügung  zu  haben.  In  der  ersten  Zeit 
wurde  das  Regierungs-Trockendock  zu  Willcmsoord,  so  weit  es 
nicht  von  den  Schiffen  der  Kriegsmarine  iu  Auspruch  genommen 
wurde,  benutzt,  und  es  konnten  in  demselben  die  Schiffe  der 
Gesellschaft  jedes  Mai  nach  zurückgelegter  Reise  nachgesehen 
werden.  Es  wurde  aber  die  Errichtung  eines  eigenen  Trockendock» 
in  Nieuwediep  oder  in  Amsterdam  geplant;  die  Wahl  fiel  zu 
Gunsten  Amsterdams  aus,  das  durch  den  inzwischen  geschaffenen 
direkten  Weg  nach  See  und  die  Anlage  von  ijuiuiden  entschieden 
der  günstigere  Platz  gegenüber  Nieuwediep  war.  Am  17.  August 
1877  wurde  die  Amsterdamer  Trockendock-Kompanie  (Amaterdam- 
schc  Droogdok-Maatschappij)  errichtet  und  die  Gesellschaft  „Neder- 
l land*  nahm  für  290  000  / Aktien  dieser  Kompanie,  welche  im 
Jahre  1879  das  Trockendock  nebst  Werkstätten  eröffnet«. 

7.  Der  „Rotterdamsche  Lloyd*. 

In  dem  allgemeinen  Überblick,  welchen  ich  in  Nr.  3 des 
„Exports“  von  diesem  Jahre  über  die  niederländischen  Ozeandampfer 
linien  gegeben  habe,  wurde  auf  Grand  der  Mittheiiungeu  meine» 
niederländischen  Gewährsmannes  bemerkt,  dafs  diese  Gesellschaft 
im  Jahre  1875  gegründet  sei.  Nach  näherer  Kenntnisnahme  der 
((tatsächlichen  Verhältnisse  finde  ich,  dafs  jene  Annahme  aicäl 
genau  ist.  Seit  längerer  Zeit  bestanden  allerdings  schon  in  Rotter- 
dam die  verschiedenen  Darapfschiffsrhcdereicn,  welche  jetzt  des 
„Rotterdamschen  Lloyd*  bilden,  jedoch  jede  für  sich;  das  Gemein- 
' same  war  nur,  dafs  sie  die  Führung  und  Betriebsleitung  ihrer 
Unternehmungen  einem  und  demselben  Handelshause,  W.  Ruya  & 
Zonen  in  Rotterdam,  übergeben  hatten.  Erst  im  Jahre  1883 
wurde  unter  den  Theilbabern  jener  Rhedcreien  der  Wunsch  laut, 
dafs  dieselben  sich  sämmtlich  zu  einer  anonymen  Genossenschaft 
(Naamloze  Vennootachap)  vereinigen  möchten.  Eine  Versammlung 
von  Vertretern  der  verschiedenen  Khedereien  fand  statt,  und  es 
wurde  eine  Einigung  erzielt;  ein  von  einer  Kommission  ausgearbei- 
, teter  Statnlenentwurf  fand  die  Zustimmung  der  Theilhaber  der 
| verschiedenen  Rhedereien  und  auch  am  15.  Juni  1883  die  könig- 
liche Genehmigung.  Das  Kapital  der  neuen  Gesellschaft  wurde 
* auf  8 Millionen  /bestimmt,  davon  jedoch  vorläufig  nur  4 Millionen  f 
l ausgegeben.  Die  Schiffe  der  Rhedcreien  wurden  nach  dem  Werth, 

I den  sie  im  Betriebe  hatten,  geschätzt,  und  die  Anthcilhaber  erhielten 
1 die  entsprechende  Anzahl  Aktien  der  neuen  Gesellschaft,  als  deren 
. Zweck  der  Artikel  2 der  Statuten  „die  Fracht-  und  Passagierfahrt 
! mit  eigenen  Dampfschiffen  nach  Niederländisch -Indien  und  die 
Frachtfahrt  nach  anderen  Häfen*  hinstellte.  Als  Nominalbetrag  einer 
| Aktie  („aandeel*)  wurde  die  Summe  von  500  / bestimmt.  Aus 
den  Statuten  heben  wir  noch  die  Bestimmung  hervor,  dafs  die  Ver- 
1 waltune  uud  Leitung  des  ganzen  Unternehmens  einem  Direktor 
uoter  Mitwirkung  von  drei  Kommissaren  übergeben  ist  und  daf.« 

I der  Direktor  120  Aktien  besitzen  mufs.  Die  Gesellschaft  ist  vor- 
läufig auf  25  Jahre  gebildet  worden. 

Der  geschätzte  Werth  der  neun  Dampfor,  welche  die  neue  Ge- 
j Seilschaft  von  den  verschiedenen  Rhedereien  übernahm  — 2 für 
die  kleine  Fahrt  und  7 für  die  grofse  Fahrt  — betrug  4033000  / 

. uud  für  die  über  4 Millionen  — den  Betrag  der  Aktien  — binaus- 
| gehende  Summe  wurde  eine  Buchschuld  der  Gesellschaft  eingetragen. 

! 1884  war  ihr  erstes  Betriebsjahr,  ln  Verbindung  mit  der  Gcsell- 
I srhaft  „Nederland*,  zu  deren  Direktion  das  den  „Rotterdumscbeu 
1 Lloyd*  dirigirende  Hans  Rnys  de  Zonen  gehörte,  wurde  eine 
I vierzehntägige  Fahrt  naob  Java  und  Sumatra  eröffnet,  und  die  7 
' Dampfer  des  „Rotterdamschen  Lloyds*  führten  bis  Ende  Dezember 

•)  Über  die  Pflanzungen  in  Deli  und  Nachbarschaft  hat  der  »Kspovt* 

I wiederholt  eingehende  Mitihellungen  gemacht. 


1887. 


Nr.  9. 


14» 

EXPORT,  Organ  des  Central  Vereins  für  Handelsgeographie  etc. 


1884  20  Reisen  nach  Java  und  Sumatra  aus.  Das  geschäftliche 
Ergebnifs  des  ersten  Betriebsjubres  war  kein  günstiges.  Schon 
bei  der  Errichtung  der  neuen  Genossenschaft  begannen  die  Frachten 
auf  Java  beruuterzugehen ; such  fehlte  es  an  Gütern,  und  sehr  oft 
mufsten  die  Schiffe  mit  theilweise  leeren  Güterräumen  zurück- 
kehren.  Die  kolonialen  Produkte  fielen  im  Preise  und  bedeutende 
Mengen  derselben  wurden  mit  Segelschiffen  befördert,  wie  denn 
auch  die  früheren  Zuekerladungen  wegfkten.  Eine  neue  englische 
Linie,  die  „Dural  liue",  drückte  durch  ihre  Milwerbung  die  Frachten 
noch  weiter  herab.  Auch  die  ßetriebsergebnisse  der  zwei  kleineren 
Dampfer,  „Ariadne*  und  „Senior*  — dieselben  sind  in  der  früher  miß 
getbeilten  Liste  nicht  mit  aufgeführt  — welche  die  Küsten-  und 
europäische  Fuhrt  vermittelten,  waren  nicht  günstig,  da  auch  hier 
die  Frachten  und  zwar  gegen  das  Vorjahr  um  30  bis  40%  zurück- 
gingen. D.  „Ariadne*  machte  ira  Mittelmeer  und  in  der  Ostsee 
Reisen,  mufstc  aber  wegen  Mangels  an  Fracht  fünf  Monate  im 
Hafen  liegen  bleiben;  D.  „Senior“,  eigens  für  die  Eisenerztransporte 
von  Bilbao  gebaut,  wurde  trotz  der  außerordentlich  niedrigen 
Frachten  gröfstentheils  in  dieser  Fahrt  beschäftigt  und  machte 
außerdem  eiuzelne  Reisen  nach  der  Ostsee.  Für  den  Betrieb  im 
Jahre  1884  schoß  das  Haus  Ruys  &.  Zonen  das  nölbige  Kapital 
gegen  Zinsvergütung  vor.  Aus  der  Gewinn*  und  Verlustrecboung 
für  18-84  ergiebt  sieb,  daß  die  Dampfer  einen  Ueberschuß  von 
189720.#./',  oder  abzüglich  der  Kosten,  welche  die  Errichtung  der 
Gesellschaft  erforderte,  einen  solchen  ira  Betrage  von  182806,3)  / 
lieferten.  Von  dieser  Summe  wurden  1820(MJ  / als  Abnutzung  vom 
Werth  der  Schiffe  (ein  Betrag  von  4,5 1 % vom  geschätzten  Werth 
der  Schiffe)  nbgesebrieben  und  der  Rest  auf  das  Konto  des  näch- 
sten Jahres  übertragen;  somit  konnte  eine  Dividende  für  1884 
nicht  vertbeilt  werden.  Günstiger  war  das  zweite  Jabr,  1865, 
denn  es  konnte  aus  den  in  diesem  Jahr  erzielten  Einnahmen  eine 
Dividende  von  3%  vertbeilt  werden.  Die  Reisen  der  Dampfer  er- 
gaben 1885  einen  Saldo  von  325106,90/;  nach  Abzug  der  Ab- 
schreibung mit  201 650 /blieb  ein  Gewinn-Saldo  im  Betrage  von 
123456.«»/  Nach  Abzug  der  Dividende  (von  ca.  3%)  und  eines 
weiteren  Betrages  von  3072  / Patenlsteuer  blieben  zum  Ueber- 
tragen  auf  die  Rechnung  von  1886  884^/. 

ln  der  kurzen  Zeit  des  Betriebes  der  nenen  Gesellschaft  kamen 
einige  Havariefülle  vor:  I).  „Soerabaja“  erlitt  bei  seiner  ersten  Reise 
in  di*r  Bai  von  Biscayn  bei  einem  heftigen  Sturme  mehrfach  solche 
Beschädigungen,  daß  er  zunächst  den  französischen  Hafen  St 
Nazaire  (an  der  Mündnng  der  Loire)  anlaufen  und  dort  vor  Fort- 
setzung seiner  Reise  die  nöthigen  Ausbesserungen  vornehmen  lassen 
mußte.  D.  „Gelderland“  kam  mit  Brand  in  der  Ladung  nach  Suez 
zurück;  hier  wurde  die  Ladung  gelöscht,  der  beschädigte  Tbeil 
verkauft  und  sodann  die  Rehe  nach  Java  fortgesetzt.  Endlich  er- 
litt die  „Drenthe“  Schaden  an  ihrer  Schraube;  sie  mufste  zwei  Mal 
umkehren,  um  in  Batavia  aus  '.ubessem,  erreichte  aber  endlich  wohl- 
behalten den  heimischen  Hai  n. 

Die  Bauorte  und  Boujah  ^ der  jetzigen  Flotte  der  Gesellschaft 
sind  einer  mir  vorliegenden  „cbriftlichen  Mittheilung  zufolge: 


Dampfer 

„Batavia“ 

ist  erbaut 

in 

VUssingcn  . , . 

1883 

„Soerabaja“ 

„ 

* . . . 

1684 

„Dreutlie“ 

9 

Newcastle  am  Tyne 

1876 

„Geideriand* 

9 

Middlesbro’  . . . 

1878 

„Utrecht“ 

m 

» ... 

1880 

„Zuid-Holland“ 

„ 

» ... 

1882 

„Semarang“ 

„ 

„ ... 

1883 

„Ariadne“ 

„ 

Stockton  .... 

187» 

„Senior“ 

• 

„ 

Middlesbro'  . . . 

1879 

Nur  zwei  Schiffe  also  sind  io  Niederland,  die  übrigen  in  Eng- 
land erbaut. 

Die  Beförderung  der  Poet  nach  und  von  Niederländiscb-Indien 
geschieht,  soweit  es  sich  um  niederländische  Dampfer  handelt,  wie 
wir  früher  bereits  berichteten,  durch  die  Kompanie  „Nederland“. 
Jedoch  nimmt  der  „Rolterdamscbe  Lloyd“  an  der  Beförderung 
kolonialer  Produkte  nach  den  niederländischen  Häfen  für  Rechnung 
der  Regierung  Tbeil;  die  bedeutendsten  Mengen  dieser  Güter  sind 
Kaffee  and  Zinn. 

E n r 0 p n. 

F.  S.  Schutzzollbewegung  in  Schweden.  Die  nordischen 
Länder  haben  bisher  vorzugsweise  die  Aufgabe  verfolgt,  Rohpro- 
dukte auszuführen  und  dafür  Produkte  anderer  Linder  einznführen. 
In  neuerer  Zeit  hat  sich  in  diesem  Verhältnis  eine  Änderung  be- 
merkbar gemacht,  dergestalt,  daß  nicht  bloß  Finland,  sondern  auch 
die  skandinavischen  Länder,  namentlich  aber  Schweden  aufgehört 
haben,  für  ihren  Bedarf  an  ioduslrieprodukten  io  dem  alten  Umfang 
Deckung  von  auswärts  zu  suchen.  Es  hat  sich  besonders  in 
Schweden  unter  den  Einwirkungen  der  ungestörten  Kulturentwicke- 


lung  das  Streben  geltend  gemacht,  im  Bezüge  vou  Industrie-Erzeug- 
nissen  sich  vom  Auslande  unabhängiger  zn  machen,  uud  nicht  als 
die  geringsten  Symptome  der  vorhandeueu  Neigung  zu  einer  inten- 
siveren Entwickelung  der  eigenen  nationalen  Arbeit  können  die 
von  uns  z.  Tb.  schon  erwähnten  Thatsacben  angesehen  werden:  die 
Organisation  eines  alle  Industrie-  und  Handelszentren  umfassenden 
Ezportvereins,  an  dessen  Spitze  sich  der  schwedische  Kronprinz 
gestellt  hat,  und  die  Ausrüstung  von  llandelsexpedilioueu  mich  dem 
Muster  der  deutschen  „Gotlorp*-  Expedition.  Als  Ursache  oder 
richtiger  als  eine  Folge  dieser  die  gegenwärtige  wirtschaftliche 
Situation  Schwedens  ebarakterisireuden  Tendenz  kann  die  Scbutz- 
zollbeweguog  angesehen  werden,  welche  ans  kleinen  Anfängen 
| heraus  ein  Faktor  von  nicht  zu  unterschätzender  Bedeutung,  zu- 
gleich aber  auch  ein  Beweis  für  den  Ernst  geworden  ist,  mit  wei- 
chem dieses  Land  au  die  Aufgabe  der  Schaffung  einer  natio- 
nalen Industrie  hcrantritt. 

Die  Zusammensetzung  des  neuen,  kürzlich  zusammengetreteneo 
Reichstags  läßt  darauf  schließen,  daß  die  Bewegung  zu  Gunsten 
der  schwedischen  Schutzzölle  diesmal  eine  entscheidendere  Bedeu- 
tung für  die  Gesetzgebung  gewinnen  wird.  Man  war  besonders  ge- 
spannt auf  die  Zusammensetzung  des  sogen.  „Bewilligungsaus- 
schusses“, weil  diesem  die  Vorberatung  der  Zollanträge  obliegt, 
uud  bei  der  Wahl  der  Mitglieder  dieses  Ausschusses  die  Schutz- 
Zöllner  und  Freihändler  ihre  Kräfte  ganz  besonders  zu  erproben 
pflegen.  Die  vorliegenden  Resultate  sind  nicht  hinter  den  Er- 
wartungen zurückgeblieben,  indem  in  diesen  Ausschuß  15  Schulz- 
zöllner und  nnr  5 Freihändler  gewählt  worden  sind.  Die  weitere 
Ausführung  der  Bestrebungen  für  das  Schutzzollwesen  bleibt  freilich 
noch  abhängig  von  dein  Ausfall  der  Wahlen  für  die  zweite  Kammer 
des  Parlaments,  die  nach  Schluß  der  begouuenen  Session  vor  sich 
gehen  solleo.  Io  dieser  zweiten  Kammer  ist  die  demokratische 
! Bauernpartei  einstweilen  noch  vorherrschend,  und  wenn  sich  inner- 
1 halb  derselben  auch  wohl  eine  genügende  Stimmung  für  die  Zölle 
auf  Lebensmittel  finden  ließe,  so  ist  man  doch  in  diesen  Kreisen 
einer  gleichen  Zollbelastung  fremder  ludustrieprodukte  gerade  uicht 
geneigt,  weil  man  in  der  Landbevölkerung  der  Ansicht  ist,  daß 
durch  diese  Zölle  nur  eine  Verlbeueruug  der  Fabrikate  und  Matiu- 
fakte  eintrelen  werde.  Bei  der  gegenwärtig  in  Schweden  herr- 
schenden Stimmung  ist  jedoch  auzuuehmen,  daß  man  auch  in  der 
zwoiten  Kammer  eine  genügende  Unterstützung  für  eia  großes, 
den  Ackerbau  und  die  Industrie  umfassendes  Programm  iiudeu 
werde,  und  so  mag  es  angezeigt  erscheinen,  sich  schon  bei  Zeiten 
auf  die  Erschwerungen  einzurichten,  welche  unserem  Ausfuhrhandel 
nach  Schweden  bevorstehen  werden. 

Wie  in  jedem  anderen  Lande,  so  ist  auch  in  Schweden  das 
Ziel  der  Scbutzzollbewegung : der  einheimischen  Industrie  durch 
Absperrung  der  fremden  Angebote  die  Mittel  zu  einer  kräftigeren 
Entwickelung  zu  geben,  und  ans  diesem  Grunde  werden  speziell 
die  Industriezöllc  einen  ungünstigen  Einfluß  auf  den  deutschen 
Waareohandel  ausüben,  weil  Deutschland  weniger  an  dem  Export 
landwirtschaftlicher  Produkte  aß  vielmehr  an  der  Ausfuhr  von 
Industrie-Erzeugnissen  nach  Schweden  inleresairt  ist.  Schweden  hat 
überhaupt  für  Deutschland  eine  viel  größere  Bedeutung  als  Ex* 
portmarkt  denn  ala  Importland,  und  darin  liegt  die  besondere 
Veranlassung,  den  Vorgängen  in  Schweden  mit  Aufmerksamkeit  zu 
folgen.  Die  Ausfuhr  von  Schweden  nach  Deutschland  betrug  im 
Jahre  1885  nur  17  739  317  Kronen,  die  Ausfuhr  Deutschlands  nach 
Schweden  dagegen  87  403  685  Kroneu  (zu  1,134.  U ).  Den  einzelnen 
Handelswaaren  nach  bezifferten  sich  die  Werthe  der  Einfuhr  und 
Ausfuhr  hei  den  wichtigeren  Waarenkategorieen  folgendermaßen: 

Eiafahr  Ausfuhr 


Getreide  und  Produkte  daraus  . 

Kronen 

40  G 16  276 

Kroeru. 

23  519  747 

Kolonialvr&aren 

. 41  560  991 

243  602 

Metall«,  unverarbeitet  . . . 

9230171 

44007  IGO 

„ verarbeitet  . 

. 14  310  758 

3 998  045 

Manufakte  . . 

. 54  215  108 

4 39  9 992 

Mineralien,  Rohstoffe  .... 

. 26  619  290 

1 557  373 

Gespinste 

. 20  258  953 

366  392 

Haare,  Federn,  Häute  .... 

. 14  109  827 

l 742  279 

Fahrzeuge,  Maschinen  usw.  . . 

. 14  530  893 

2 «62  845 

Garn  und  Zwirn 

9 000  491 

757  183 

Verschiedene  PflanzeostnflV  . . 

. »667  091 

916  286 

Karben  und  Farbstoffe  ... 

2 761  253 

36  S 863 

Gartenerzeugnisse  usw.  . . . 

4 823  306 

250  724 

Man  ersieht  hieraus  also  den  vorwiegenden  Bezug  von  Industrie- 
erzeugoissen  aus  dem  Auslände,  namentlich  von  verarbeiteten  Me- 
tallen. von  Manufakturwaaren,  von  Gespinsten,  Maschinen,  Garn 
und  Zwirn,  Farben  und  Farbstoffen,  Gartenbauerzengnisscn  und 
einzelnen  Rohstoffen,  wie  Haare,  Federn,  Häute,  mineralische  Roh- 
stoffe und  Pflanzenstoffe.  An  der  Gesammteinfuhr  Ist  Deutschland 


CjOOQiC 


Nr.  9. 


1887. 


144 

EXPORT,  Organ  des  Centralvcreins  für  Handelsgeographie  etc. 


mit  ungefähr  % der  Totalwerth-Summe  betheiligt,  während  von 
der  Gesanimtausfuhr  Schwedens  nur  ca.  Via  auf  Deutschland  entfällt. 

Das  Geschäft  in  Kolonialwolle  1886.  Dem  von  der  Firma 
Gustav  Ebell  & Go.  in  Berlin  und  Port  Elizabeth  herausgegebenen 
Jahresbericht  über  das  1886er  Geschäft  in  Kolonialwolle  entnehmen 
wir,  dafs  das  vergangene  Jahr  in  Bezug  auf  das  Wollgescbäft  ein 
sehr  bewegtes  Bild  zeigt,  im  Allgemeinen  aber  als  ein  günstiges 
Betriebsjahr  angesehen  werden  mufe.  Die  Woll preise  standen  zu 
Anfang  des  Jahres  Behr  niedrig;  Merinowollen  wurden  noch  im 
April  16%  billiger  notirt  als  1876,  in  welchem  Jahre  die  Preise 
ihren  bis  dahin  niedrigsten  Stand  erreicht  hatten.  Eine  Ver- 
minderung der  Wollerzeogung,  die  nicht  mehr  lohnend  genug  er- 
scheinen mufste,  stand  somit  in  sicherer  Aussicht.  Da  wandte  sich 
aber  die  Mode  den  Merinowollen  wieder  in  erhöhtem  Mafsc  zu; 
dies,  sowie  andere  Umstände  hatten  zur  Folge,  dafs  sich  plötzlich 
ein  bedeutender  Umschwung  vollzog.  Zuuächst  war  die  letzte  Hand 
von  Lagern  ganz  cntblöfst,  weil  das  Vorratbkaufen  jahrelang  ver- 
lustbringend gewesen  war;  in  den  ersten  Tagen  des  Mai  wurde 
ferner  von  Buenos  Aires  allseitig  ein  beträchtlicher  quantitativer 
Ausfall  der  beendeten  Schur  gemeldet;  schliefslich  hielten  die 
französischen  Kämmer,  die  am  La  Plata  sehr  umfangreich  operirt 
hatten,  nicht  nur  mit  ihren  fertigen  Zögen  vom  Markte  zurück,  sondern 
gingen  auch  kurz  vor  der  Antwerpener  Auktion  entschlossen  mit  Woll- 
kftufenvor.  Den  abnorm  niedrigen  Preisstand  benutzend,  beeilten  sieb 
nun  Viele,  noch  schnell  zu  kaufen,  um  sich  wieder  mit  Vorrätben 
zu  versehen;  die  Spekulation  griff  ebenfalls  tbätig  ein,  und  im 
Zeitraum  von  wenigen  Tagen  waren  die  Preise  um  25  % gestiegen. 
Als  nun  im  Juni  *—  ungefähr  zur  Zeit  der  deutschen  Wollroftrkte 

— die  Londoner  Auktion  jenen  Preisaufschlag  vollauf  bestätigte, 
und  unter  dem  freieren  Eingreifen  der  bis  dahin  noch  zurück- 
haltenden Engländer  die  Preise  während  der  zweiten  Hälfte  der 
Auktion  sich  noch  steigerten,  da  begann  eine  förmliche  Jagd  auf 
Wolle,  bis  Anfang  September  der  Artikel  60  bis  70%  höher  als 
im  Mai  notirt  wurde! 

Während  dieser  wenigen  Monate  hatten  die  französischen 
Kämmer  sich  mit  Wolle  aller  Provenienzen  überladen  und  „Zug“ 
daraus  fabrizirt;  sie  konnten  dieses  Fabrikat  aber  nicht  zu  einem 
dem  höheren  Einkaufspreise  entsprechenden  Preise  verkaufen,  und 
ala  sich  gegen  Ende  des  Jahres  auch  noch  der  politische  Horizont 
verdüsterte  und  die  inzwischen  gut  versorgten  Spinner  wenig  kauf- 
lustig waren,  trat  ein  so  starkes  Angebot  zu  rapide  sinkenden 
Preisen  von  Seiten  der  französischen  Kämmerein,  dafs  gegen  Weih- 
nachten die  Preise  für  „Zug*  aufserordentlich  sanken.  An  der 
Londoner  Dezember-Auktion,  zu  der  übrigens  mehr  Wolle  einge- 
troffen war,  als  man  erwartet  hatte,  betbeiligle  Frankreich  sich 
wenig  oder  gar  nicht;  dieselbe  verlief  unter  diesen  Um- 
ständen flau  und  schlofs  mit  einem  Sinken  von  ca.  20  % gegen 
den  schon  etwas  matteren  Schlufs  der  Londoner  September-Auktion 

— was  nach  einer  so  rapiden  Steigerung  kein  Wunder  nehmen 
darf.  Die  hiermit  erreichte  Preislage  scheint  vorläufig  eine  stetige 
zu  sein,  da  seit  Ende  des  vorigen  Jahres  die  Wollpreise  auf  einer 
mäfsigen  Höhe  stehen  und  der  Verbrauch  vollständig  der  Er- 
zeugung gleichkommt 

Folgende  Übersichten  geben  ein  Bild  von  dem  Stande  der 
W'nllproduktion  im  Allgemeinen  und  der  deutschen  Woll-Industrie 
im  Besonderen: 

Gesammt-Wollprodnktion  Australiens,  der  Kapkolonie 
und  der  La  Plata-Staaten  1860,  1876,  1880,  1885,  1886. 
(Reduktion  auf  reingewasebene  Wolle,  io  Millionen  Pfund  englisch  [ä  453,»s«a g] 
(36  «=  35  000000  m.) 

lfitki  ms  im  is»  im 

Australien  ....  35  14S3/*  168  206V*  235 

Kap-Kolonie  . . . 143,'«  33  42%  35  44 

La  Plata  ....  15V*  73'/*  77*/«  H3  10« 

/.«gammen  «5%  *88  SM1,«  *85 

Der  Ausfall  am  La  Plata  fällt  gegen  die  Zunahme  von  Australien 
kaum  ins  Gewicht.  Die  Zunahme  der  Produktion  am  Kap  dürfte 
zum  grofsen  Thetl  nur  eine  scheinbare  sein,  da  man  während  der 
ungünstigen  Konjunktur  daselbst  viel  alte  Wolle  zorückhielt,  die 
erst  zur  Verschiffung  kam,  als  sich  die  Marktlage  änderte  und 
man  ans  gleichem  Grunde  die  neue  Schur  beschleunigte. 

Nach  den  Ermittelungen  des  Kaiserl.  Statistischen  Amtes  be- 
trug die: 

Ein-  und  Ausfuhr  von  roher  Wrolle  nnd  Knnstwolle 
nach  Deutschland  1872/79,  1860,  1886,  1886: 

DarchKhBttt 
dar  S Jahre 

Einfuhr  1STO.T9  isso  lass  iMt  (Jml-Xov.) 

Ztr.  Ztr.  Ztr.  Ztr. 

Rohe  Schafwolle  . . . 1 295  660  I 375  000  1 976  000  2 254  000 

Shoddy  ....  49750  106500  166000  159000 

Zusammen  1*45410  1481500  214*000  *418  000 


Ausfuhr 


Rohe  Schafwolle  . . . 

434  250 

286500 

202  000 

275  000 

Sboddy  

151  700 

283  400 

27SOOO 

262  000 

Zusammen 

585950 

589900 

475000 

537  000 

Mehr  Ein-  als  Ausfuhr 

759  460 

911  G00 

1 677  000 

1 87  C 000 

Einheimische  Pro- 

duktion 

576  860 

505  000 

490  000 

490  000 

Zur  Verarbeitung  im  Deut- 

sehen  Reich  geblieben 

1 461  325 

1 830  000 

2 157  000 

2 366  000 

Die  Ermittelungen  für  1886  reichen  nur  bis  Ende  November, 
ergeben  aber  schon  für  diesen  Zeitraum  von  11  Monaten  eine  um 
271 000  Ztr.  Wolle  gröfsere  Einfuhr  als  im  ganzen  Jahre  1885, 
das  in  Folge  des  darniederliegenden  Geschäfts  einen  Rückgang 
zeigte.  Obwohl  nun  auch  diesmal  die  Ausfuhr  einheimischer,  und 
der  Durchgang  fremder  Wollen  etwas  gröfser  gewesen,  und  e* 
andererseits  fraglich  ist,  ob  unser  einheimischer  Schafbestand,  dessen 
Berechnung  noch  auf  der  Viehzählung  von  1888  beruht,  inzwischen 
nicht  schon  wieder  eine  Einbnfse  erlitten  bat,  so  ist  dennoch  mit 
Sicherheit  anzunebmen,  dafs  wir  1886  das  Jahr  des  bis  dahin 
gröfsten  Verbrauchs,  nämlich  1884,  nro  ein  Bedeutendes  über- 
schrittet) haben.  Damit  hat  sich  denn  die  Spannkraft  nnd  Leistungs- 
fähigkeit unserer  Wollindnatrie  von  Neuem  aufs  Glänzendste  be- 
währt. 

Zum  Schlafs  folge  noch  eine  Zusammenstellung  über  den 
deutschen  Wollgarn-  nnd  WToMwaarenhandel 
1872/79.  1880,  1886,  1886. 

DarcfcKheltt 


Einfuhr: 

Wollgarne 

Wollwaaron: 

Ungewalktc  und  gewalkte 
Posamentier-  uodStmmpf- 

waaren  

Teppiche  

der  « Jahre 
1#T219 
Ztr. 

3*6  750 

135  200 

2 845 
6 725 

1680 

Ztr. 

897000 

46  000 

2 900 
6 200 

1885 

Ztr. 

886000 

28  500 

2000 
4 200 

Ztr. 

409000 

26  300 

1 900 
3 400 

A usfuhr: 

144  770 

55  900 

34  700 

31  60U 

W'ollgarne  . 
Wollwaaren: 

95  535 

99  000 

118500 

139800 

U »gewalkte  und  gewalkte 
Posamentier-  und  Strumpf- 

272  000 

834  400 

412000 

455  500 

waaren  

21  100 

77  000 

84  400 

98 

Teppiche  

6 040 

9 650 

12  000 

11700 

299140 

421050 

608400 

565600 

Ein  Wort  über  kolonialpolitische  Agitation.  Die  „Kölnische 
Zeitung*  (Nr.  48,  erstes  Blatt,  vom  Donnerstag,  17.  Februar  d.  J.)| 
bringt  über  dieses  zeitgvmäfse  Thema  den  folgenden  beachten*- s 
wertben  Artikel,  den  wir  des  Interesses  wegen,  das  er  für  alle* 
unsere  Leser  haben  wird,  hier  vollständig  wiedergeben: 

„Wir  aind  in  unserer  Kolonialbewagung  auf  einem  Punkte  anpelaogt, 
wo  ein  offene*  Wort  gesprochen  werden  rauf»,  seihet  wenn  e*  einige  Inter- 
essen verletzen  sollte.  Wollen  wir  vorwärts  kommen,  so  mufs  gebrochen 
werden  mit  jenen  wenn  auch  noch  so  leisen  Anfängen  der  Schönfärberei, 
jener  Selbstüberhebung  der  Mittelmäfsigkeit,  die  sich,  von  den  allzusehr 
anderweitig  beschäftigten  Leitern  der  Bewegung  nicht  hinreichend  beachte» 
oder  such  absichtlich  unbeachtet  gelassen,  im  Laufe  der  Zeit  eingescblicben 
haben.  Bei  der  Eröffnung  des  am  8.  Janaar  abgebalteoen  bairischen  Ver- 
cinslagcs  sagte  Fürst  Uohenlohe-Langenburg,  dafs  man  für  das  so  weit 
vom  Meer  entfernte  Beiern  in  Kolonial-Angelegenbeiten  eine  etwas  kubiere 
Stimmung  erwartet  habe.  Gut,  wenn  man  nur  dem  entsprechend  gebandelt 
hätte.  Wie  aber  verträgt  es  sich  mit  dieser  hier  doppelt  angebrachten 
Vorsicht,  wenn  in  einem  auf  die  BerbeiziebuDg  eines  weiteren  Publikum* 
berechneten  Vorträge  Kamerun  mit  allen  Mitteln  der  Phrase,  sber  ohne 
auch  nur  den  leisesten  Versuch  eines  Beweises,  als  Eldorado  geschildert 
wird,  aus  dem  uns  dereinst  freundliche  Bauernhäuser  und  Kircbthünne  ent- 
gegenblicken würden.  „Wie  kann  man  es  wagen"  — sagten  Leut«,  die  in 
ihren  Ansichten  »<*fc  schwankend  waren,  — .uns  das  zu  bieten!"  Der 
Rückschlag  ist  bei  solchem  Vorgehen  unvermeidlich  und  ist  auch  diesmal 
nicht  ausgebllcben.  Warum  aber  mit  der  Wahrheit  zurückhalten?  Man  kann 
alle  die  vielen  Schattenseiten  Kameruns  ruhig  eingesteben  und  doch  über- 
zeugt sein,  dafs  es  ein  sehr  werthvoller  Besitz  ist.  Das  Publikum  in  Man- 
chen, Augsburg,  Nürnberg  war  und  ist  nichts  weniger  als  kolonialfeindlich. 
Außerdem  war  gemafa  den  Besonderheiten  der  bairischen  Parteigruppinmg 
recht  viel  Aussicht  auf  Unterstützung  durch  die  deutschfreisinnige  Partei 
vorhanden,  eine  Unterstützung,  die  hinwiederum  günstig  auf  Norddeutschland 
eingewirkt  haben  würde.  Aber  wenn  der  „Deutsche  Kolonialverein"  geglaubt 
bet,  dafs  ein  sechswöchentlicher  Aufenthalt  in  Kamerun  jemanden  zum 
unwiderstehlichen  Agitator  machen  müsse,  so  dürfte  ihn  doch  inzwischen 
der  Mifserfolg  in  Süd-Deutschland  eines  Besseren  belehrt  haben.  Dieser 
Fehler  bat  durch  alle  Hochachtung,  dio  man  der  persönlichen  Liebenswürdig- 
keit des  Fürsten  Uohenlohe-Langenburg  tu  Theil  werden  läfst,  nicht 
wieder  ausgeglichen  werden  können.  „Herr  Dr.  Schwarz",  schreibt  die 
Augsburger  Abendzeitung,  „kam  am  15.  November  1885  nach  Kamerun,  hielt 
sich  dann  noch  drei  Tage  auf,  reiste  übers  Gebirg  in  neun  Togemärachen 
und  etwa  40  bis  50  Gehstundeu  ins  Innere,  kehrte  nach  Weihnachten  1885 


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Nr.  9. 


I8H7. 


auf  dem  Mungoflufs  nach  Kamerun  zurück  und  reiste  noeh  vor  Neujahr  18R6 
wieder  narii  Europa  — insgesammt  sechs  Wochen  Aufenthalts  iD  Afrika.* 
Daser  Geringfügigkeit  seiner  Erfahrung  stellen  der  »Fränkische  Kurier*  und 
andere  Blätter  verschiedene  überkübne  Behauptungen  des  genannten  Kolo* 
nialredners  gegenüber,  die  allerdings  seihst  der  glühendste  Kolonial  freund, 
wenn  er  es  mit  der  Wahrheit  ernst  nimmt,  nicht  vertheidigen  möchte.  Bei 
der  Berathung  über  die  für  die  Erschließung  Afrikas  bestimmten  150000  .Ä 
bat  Vircbow  in  der  Reichsiagssittung  vom  8.  ds.  angedeutet,  Robert 
Flegel  sei  gebrochenen  Herzen«  gestorben,  weil  ihn  sein  Vaterland  im 
Stiebe  gelassen  habe.  Soweit  es  dabei  auf  die  Geldmittel  aukam,  hat  ein 
aolcbes  Imstichlassen  jedenfalls  nicht  stattgefunden.  Bas  Auswärtige  Amt 
bat  bedeutende  und  im  Vergleich  zu  dem,  was  mit  geringen  Mitteln  Nach* 
tigal,  Sch  * einfurtb,  Roblfs  u.  A.  m.  geleistet  hoben,  sehr  bedeutende 
Geldmittel  aufgewandt,  damit  dem  von  Adamaua  erwarteten  Robert  Flegel 
eine  Unterstützung« -Expedition  eutgegenmarschire.  Dafs  der  zum  Führer 
dieser  Expedition  ausersehene  Herr  Schwarz  schon  nach  dem  ersten  Tage* 
marsch  auf  neuem,  unerforschtem  Boden  utnkebren  und  ohne  auch  nur  einen 
abermaligen  Versuch  zu  wagen,  heimkehren  würde,  das  konnte  allerdings  — 
die  gauzc  Geschichte  der  Afrlkafortdiuitg  kennt  nichts  Ähnliches  — vom 
Auswärtigen  Amte  nicht  vorausgesetzt  werden.  Der  Mann,  der  zu  solchem 
Unternehmen  Auftrag  und  Mittel  in  Empfang  nimmt,  der  tollte  his  ins  in- 
nerste Gebein  Linein  fühlen,  dafs  er  sein  Leben  einzusetzen  hat,  gleich  je- 
dem Offizier,  der  seine  Leute  zum  Sturm  auf  eine  feindliche  Schanze  führt, 
lind  sollte  er  nicht  lieber,  gleich  jenen  jungen  Spartanern,  wenn  nicht  sieg- 
reich heimkehrcit  — dann  überhaupt  nicht?  Wer  aber  hielte  es  für  möglich 
oder  denkbar,  dafs  dieser  selbe  Herr  den  einzig  uud  allein  Robert  Flegel 
gebührenden  Ruhmeskranz  einer  Erforschung  des  Hinterlandes  von  Kamerun 
für  sich  in  Anspruch  nehmen,  ja,  sogar  diesen  Anspruch  noch  bei  Ankunft 
der  den  Tod  des  grofsen  Forwhers  meldenden  Trauerbotschaft  aufrecht 
halten  winde?  Dafs  von  den  vielen  Forschern,  die  Kamerun  bereist  haben, 
keiner  eine  eintägige  Reise,  selbst  wenn  sie  durch  neues  Gebiet  führt,  auch 
nur  für  eiwihuenswfrlb  halten,  geschweige  denn  einen  Anspruch  auf  Er- 
forschung des  Hinterlandes  darauf  aufbautu  würde,  brauche  ich  wohl  kaum 
zu  erwähnen.  Nicht  einmat  der  Kommandant  des  deutschen  Kanonenboots 
„Cyclop“,  der  über  300  km  weit  ins  Innere  vordrang,  bat  jemals  eine  ähn- 
liche Ehre  beansprucht,  noch  viel  weniger  Nachtigal,  Büchner,  Reiche- 
nau, Mann,  von  den  fremden  Nationalitäten  ganz  zu  schweigen.  Sollte  es 
unter  solchen  Umstünden  nicht  Pflicht  der  Wissenschaft  sein,  eine  scharfe  und 
sogar  sehr  scharfe  Kritik  zu  üben?  — • Zu  einem  andern  und  noch  schwär« 
zem  Thema  übergebend,  möchte  ich  vor  den  Abenteurern  der  Afrikaforsehuug 
warnen,  d.  h.  wahrlich  nicht  vor  jenen,  deren  Abcntcumtbum  mit  grofsen 
Leistungen  verknüpft  ist,  sondern  vor  jenen  Schwindlern  vom  Schlage  ■ es 
sogenannten  Lieutenants  S.  Israel,  der,  obwohl  (oder  vielleicht  weil)  er 
ein  Huch  über  Gegenden  geschrieben,  die  er  nie  gesehen,  doch  noch  lange 
«eine  Schmarotzrrrxistenz  hätte  fortwttto  können,  wäre  er  nicht  wegen  an- 
derer Vergehen  dem  Strafgesetz  verfallen.  Es  ist  ein  irrthuui,  zu  glauben, 
dafs  der  noch  so  ernste  Charakter  einer  Wissenschaft  vor  Täuschung  und 
Betrug  schütze.  Und  wie  jede  andere  Wissenschaft,  ao  hat  auch  die  Afrika- 
forsebung  ihre  besondere  Art  vou  Charlatanismus,  ihren  besonderen,  viele 
Individuen  umfassenden  Schmarotz erkrebs.  Das  ist  auch  einer  der  Gründe, 

weshalb  im  gegenwärtigen  Augenblick  die  Zweckmäßigkeit  einer  allgemeinen 
Kolonialagitation  zu  bezweifeln  sein  dürfte.  Btofs  ernste,  gediegene,  be- 
scheidene, opferwillige  Arbeit,  sei  es  dabeitn,  sei  es  draufsen,  kann  uns 
helfen.  Es  liegt  aber  schon  im  Wesen  der  Agitation,  dafs  sich  das  Schma- 
rotxcrthum  nur  allzugern  an  sic  anbeftet.  Als  es  unter  Leitung  des  ersten 
Mannes  unseres  Volkes  galt,  durch  deutliche  Beweise  der  Yolksstimmung 
die  Reichsregierurig  und  namentlich  den  Fürsten  Reichskanzler  zum  Ein- 
greifen zu  veranlassen,  da  war  die  Agitation  am  Platze.  Aber  ihrer  Natur 
nach  kann  die  Volksstimmung  blofs  eine  berathende,  keinesfalls  eine  aus- 
führende oder  vollziehende  Gewalt  sein.  Zu  erklären,  dafs  wir  Kolonie«» 
haben  wollen,  war  Sache  des  Volkes.  Die  erworbenen  Kolonien  zu  ent- 
wickeln, ist  Sache  der  Verwaltung  uud  des  Handels.  Sobald  sich  erst  ein- 
mal die  ganze  Sache  in  guten  Händen  befindet,  daun  noch  agiliren  zu  wol- 
len, wäre  ungefähr  dasselbe,  als  wenn  jemand  auch  heute  noch  wie  vor  30 
und  40  Jubrcn  zu  Guusteu  unserer  Marine  Bierreden  halten  wollte.  Die 
Gefahr,  dafs  die  Agitation  zu  viel  und  zu  lange  betrieben  werde,  liegt  na- 
mentlich auch  deshalb  nahe,  da  grobe,  da*  ganze  Volk  durchdringende 
Fragen  für  viele  Leute  diejenige  Wirkung  zu  haben  scheinen,  welche  man 
sonst  wob!  dein  Anblick  eines  Brodkorhe»  znschmbt.  Und  doch  gleicht  die 
Kolonialpolitik  dein  Spröfaling  eines  langsam  wachsenden  Baume«,  den  mau, 
so  gesund  er  «ein  mag,  nicht  allzu  oft  aus  dem  Boden  nehmen  und  be- 
schauen kann,  ohne  seiue  Wurzeln  zu  beschädigen.  F.lueiu  klugen  Manne 
braucht  nicht  erst  geragt  zu  weideu,  dafs  auch  das  edelste  Roß  schließlich 
müde  wird.“  

Afrika. 

Ela«  deutsche  Baumwollpfleazung  In  Egypten. 

Vortrag,  gehalten  von  Herrn  Dr.  S.  Bernstein. 

(Schlaft.) 

»Wir  sahen  den  Franzosen  nur  wieder,  wenn  es  ihm  gelang,  ein  Stück  nach 
dem  andern  von  diesem  Acker  weiterzuverkaufen.  Jede*  Mal  gab'*  dann  ein 
grobes  Schmausen  aus  den  Körben,  die  er  eigens  mithrachte:  denn  unser 
Essen  schmeckte  ihm  nicht,  es  war  ihm  nicht  fein  genug.  Ich  aber  und 
meine  Söhne,  wir  fuhren  fort  hier  zu  pflügen,  den»  er  hatte  weder  Pflug  noch 
Vieh.  Zuletzt  verkaufte  er  dieses  Stück,  Deine  13l>  Feddün,  an  den  Italiener 
Naxio.  Ja,  das  war  ein  anderer  Mann,  stark  und  arbeitsam  Tag  und  Nacht, 
hat  auch  der  Erde  woblgetban  mit  Pflug  und  GaMabieb,  bis  einmal  sein 
Konsul  kam  und  ihn  in  Ketten  fortführto.  Manches  Fellachen  her/,  in  Sohoka 


hat  geweint,  als  man  ihn  fortführte.  Allah  möge  ihn  belohnen!  Dann 
kamen  2 Jahre  und  es  war  wieder  Niemand  da.  Dann  bist  Du  gekommen. 
Aber  Ihi  lebst  in  Alexandria  wie  der  Franzose.  Dort  lebst  Da  in  Freuden 
und  willst  wahrscheinlich  dick  werden,  «nd  denkst  nicht  daran,  Deinen  Acker 
selbst  zu  bestellen.  Und  was  Dein  Nas&r  bestellte,  ist  ao  gut  wie  Dicht« 
Und  wir  sollen  Deinen  Acker  nicht  anrühren?  alle  Tage  vorübergehen  und 
sehen,  wie  er  brach  liegt  und  verdirbt,  wie  das  stehende  Wasser  Furchen 
hinelnfribt,  vorubergeben  und  nicht  anrübren?  damit  all  unsere  Arbeit  und 
die  Arbeit  unserer  Väter,  die  ihn  in  Stand  gesetzt,  verloren  sei?  Ist  das 
Deine  Meinung?  Oder  willst  Du  lieber  kommen  und  selbst  arbeiten?  Dann 
komm,  und  ich  will  Dir  zeigen,  wie  ein  Fellach  arbeiten  xnufs.  Komm! 
Du  tollst  ein  echter  Fclloch  werden  und  sollst  cs  nicht  bereuen.“  — 

Und  ich  kam  und  ward  ein  echter  Fellach  und  sollt«  es  nicht  bereuen. 

Nachdem  ich  meines  Freundes  Anlhcil  übernommen,  wurde  der  Schul- 
meister an  den  Nagel  gehängt  und  loh  zog  an  Stelle  des  Verwalters  nach 
Sehoka  und  begann  hier  zu  wirthseb&ften.  Und  Arbeit  gab  s in  Hülle  und 
Fülle.  Sehr  zu  Statten  kam  es  mir,  dafs  auf  der  Ahadieb  zehn  Feddün  mit 
Bcrwim  und  fast  ebensoviel  mit  Gerste  bestellt  waren.  Schech  Ibrahim 
nannte  mir  die  Fellachen,  die  die«  Anpflanzungen  gemacht  hatten.  Ich  ver- 
sicherte ihnen,  dafs  sie  dieselben  ruhig  weiterbesorgen  und  nach  Landesbrauch 
die  Hälfte  de*  Ertrages  für  sieb  nehmen  könnten-  Diesen  Vertrag  nennt 
mau  „miss  u nuss*,  d.  b.  halb  und  halb,  und  ist  er  für  den  Kigentbümer  stets 
sehr  vorthcilhafu 

Sach  dem  Vertrage  Nusa-u-nuss  hat  der  betreffende  Fellach  auf  seine 
Kosten  den  angewiesenen  Acker  zu  bestellen  nnd  zu  besäen,  hat  die  recht- 
zeitige Entwässerung  zu  besorgen,  ihn  vom  Unkraut  tu  reinigen,  die  reife  Frucht 
zu  schneiden,  oder,  wie  es  gewüntkb  geschieht,  mit  der  Hand  auszuraufen, 
wodurch  der  Acker,  vom  Wuntelwerk  befreit,  reiner  znribkbteibt , dann  die 
grüne  Frucht,  gewöhnlich  mit  Kamelen,  auf  die  Tenne  vor  mein  Haus  zu 
schaffen  und  hier  auuudrescbcn,  das  Korn  und  Stroh  in  gleiche  Hälften  zu 
theilen  und  diejenige  Hälfte,  welche  ich  ihm  bezeichne,  zu  nehmen. 

Die  Art  des  Dreschen«  ist  eigentümlich  I)Ic  grüne  Frucht  wird  auf 
einen  grofsen  ruudeu  Haufen  aufgesehichtet.  Ein  schlittenartigcs  Gethbrt, 
das  unter  den  zwei  Spur  hölzern  mit  scharfen,  nach  unten  *pitz  hervorragen- 
den Eisens tücken  beschlagen  ist,  wird  mit  einem  Kamel  oder  Büffel  be- 
spannt, und  nachdem  sich  alle  nackten  Kinder  der  Nachbarschaft  als  Ballast 
hirjeingosotzt,  wird  der  Schlitten  in  immer  engeren  Kreisen  um  den  Hänfen 
h er umge fahren-  Durch  die  scharfen  Kisenstück*  wird  das  Stroh  zu  Häcksel 
geschnitten  und  die  Ähren  entkernt.  Hierauf  wird  die  zusammengetegte 
Spreu  gegen  den  Wind  geworfen  und  so  das  Korn  von  der  Spreu  gesondert. 
Dabei  mufa  die  Höhe  des  Wurfes  der  Kraft  des  Luftzuges  angepafst  werden, 
denn  «irr  Wind  da>f  die  Körner  nicht  zu  sehr  zerstreuen,  auch  die  Spreu 
! nicht  zu  weit  verweben,  sondern  beide  Thoilc  müssen  auf  denselben,  etwa 
zwei  Meter  von  einander  entfernten  Puukt  /urü  kfallen.  Hierin  war  nun 
Hadr  wiederum  Meister.  Während  die  Buben  und  Mädchen  im  Schlitten 
jubiliren,  sind  auch  diejenigen,  die  an  dem  Nuss-u-uuss-  Vertrage  thelloehmen 
— es  sind  ihrer  immer  mehrere  — mit  Säcken  zur  Stelle,  um  ihre  Hälfte  cinza* 
heimsen.  Das  ist  wohl  dor  schönste  Moment  im  dornenvollen  Leben  des  Fellachen. 
AI»er  auch  diese  seine  einzige  Freude  hat  ihren  Schatten.  Denn  der  Schech- 
el-beled  ist  auch  dabei  und  merkt  genau,  wieviel  ein  Jeder  fortträgt,  uud 
er  wird  die  Steuer  rückMfuide  sehr  bald  gellend  machen,  obgleich  von  Rück- 
ständen nicht  die  Rede  sein  kann,  wo  die  Steuer  jahrelang  in»  Voraus,  zu- 
letzt gar  ein  Voracbufs  von  sechs  Erntejahreu  entrichtet  werden  mußte. 
Und  wcnu  diese  Eintreibung  oft  in  unmenschlicher  Weise  vor  sich  geht,  wer 
kann  sich  da  de*  nerzwebs  über  das  traurige  Loos  dos  Fellachen  erwehren? 
Die  Fellachen,  die  auf  meiner  Abadieb  arbeiteten,  waren  steuerfrei,  da  es 
dem  Schech- el-beled  aus  dem  früher  angeführten  Grunde  streng  verboten 
war,  für  mein  Terrain  Steuerqulttuogen  zu  ertbcllon.  Daher  der  Andrang 
der  Fellachen,  um  bei  mir  »nuss-u-nuss“  zu  arbeiten. 

$o  kam  es,  daß  ich,  im  Fallo  dr*  Bedarfs,  immer  eine  große  Auswahl 
vou  Arbeitern  zur  Verfügung  batte.  Den  tüchtigsten  unter  diesen  und  die 
mir  auch  sonst  am  besten  gefielen,  überliefa  Ich  einige  Feddün  nicht  weil 
von  meinem  Gebäude,  damit  sic  sieh  mit  ihrem  Harem  — so  heifst  die 
Familie,  und  wenn  sie  auch  gewöhnlich  nur  aus  einer  Frau  besteht  — da- 
selbst anbauon  könnten.  Ich  lieferte  die  Ziegel,  ungefähr  4001)0,  aus  einem 
Gemenge  von  NiUchlama  und  Häcksel  (dieselben  sind  durch  hölzerne  Formen  sobr 
regelmäßig  bcrgcstellt  uml  ziemlich  widerstandsfähig)  und  auch  da«  uöthige 
Hole  für  Fenster  und  Thören.  Mit  diesem  Baumaterial,  das  ungefähr 
200  Frc«.  kostete,  wurden  von  den  Betreffenden  acht  würfelförmige  Häuschen 
erbaut,  und  bald  hatte  ich  eine  kleine  Kolonie  sehr  brauchbarer  Fellachen 
mit  Weib  und  Kind  auf  meinem  Grund  und  Bodeu  angesiedelt.  Auch  die 
Frauen  und  Kinder  meldeten  sich  oft  zur  Arbeit.  Den  geschickteren  unter 
den  Fellachinnen  wurden  die  Hühner  zur  Aufzucht  «»vertraut.  Für  100  Stück 
in  Kairo  künstlich  ausgebrüteter  Hühner  zahlt«  ich  4 M,  und  diese  übergab 
ich  einer  derselben,  unter  der  Bedingung,  dafs  sie  sie  hüten,  pflegen  und 
futtern,  und  mir  nach  Verlauf  von  4 Monaten  50  giofsgcfütterte  Hübner 
zurückgeben  sollte.  Brander»  müssen  die  Küchlein  Nachts  gut  verschlossen 
I werden,  da  die  Schlangen  nach  diesen  Leckerbissen  seht  gierig  sind.  Was 
I im  Laufe  der  4 Monate  umkam,  du»  ging  der  Fellachin,  nicht  mir,  verloren, 
i Auch  die  Mädchen  haben  ihre  Spezialität,  die  Verfertigung  der  „GUIen".  Sie 
kneten  den  Mist  in  Kugclfurtn  und  schleudern  ihn  mit  großer  Kraft  und  in 
l regelmäßigen  Reihen  an  die  Außcnmauer  ihres  Hause*,  sodaß  abgeplattete, 

, kreisrunde,  festklcbende  Kuchen  entstehen,  die  nach  und  nseh  eintrocktien 
, und  erhärten.  Das  geschieht  nicht  sowohl  wegen  der  architektonischen  De- 
koration de«  Hause*,  als  zur  Gewinnung  des  nöthigen  Brennmaterials,  da* 
ln  Ermangelung  von  Holz  und  Reisig  in  Untcr-Egyptcn  sehr  lar  ist.  Mit 
diesen  Gillen,  die  auf  den  Dorfmärkten  ein  gesuchter  Handelsartikel  sind, 
wird  gekocht  und  Brod  gebacken. 

II.  Wie  der  Acker  für  die  Baumwolle  bestellt  wird.  — Es 
| war  der  Monat  Februar  herangekommen,  und  nun  galt  es,  den  Hoden 


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1887. 


für  die  Haupt  Produktion  des  Jahres,  die  Baumwolle,  sorgfältig  ?.u  be- 
stellen. Hierzu  bedarf  c*  sehr  kräftigen  Arbeit«« iehes,  und  ich  batte  den 
mir  von  Schccb  Ibrahim  empfohlenen  Kalläf  Mohammed  zum  Markt 
nach  Taota  geschickt,  um  zwei  Paar  Stiere  anrusc haften . Ich  händigte  ihm, 
wie  iler  Schoch  gerathen,  achtzig  l’fund  ein,  den  muthmaßlichcn  Preis  für 
zwei  Gespanne.  Ich  rnufs  gestehen,  dafs  es  mir  unbehaglich  war,  ihm  so 
viele  Goldstücke  anznmtrauen,  da  ich  nichts  von  ihm  wußte,  als  dafs  er 
Mohammed  hieß,  deren  e»  hunderttausend  in  Egypten  giebt,  und  dafs  er 
ein  armer  Teufel  war  Kacb  acht  Tagen  erschien  er  wieder  mit  zwei  präch- 
tigen Gespannen  junger  vierjähriger  Stiere  und  hatte  unterwegs  für  sich  und 
das  Vieh  sehr  wenig  verbraucht;  er  war  offenbar  bestrebt  gewesen,  mög- 
lichst sparsam  zu  wirtschaften. 

Die  Stiere  hatten  glattes,  großgeflcckte»,  braunweilses  Fell,  einen  herrlich 
geraden  Rücken,  einen  kurzen,  sehr  breiten  Hals  mit  kurigehörnlctn  kleinem 
Kopfe  und  Augen,  die  Feuer  sprühten.  Das  waren  mächtige  Thiere,  in 
deren  Nähe  ich  mich  niebt  beraogetraute.  Sie  »ließen  mit  den  Hörnern 
nach  mir,  wie  die  Fellachen  meinten,  wegen  meines  ungewohnten  Kleides, 
während  sie  iburn  gegenüber  sehr  fromm  und  so  zahm  waren,  daß  sie  sich 
von  dem  neunjährigen  Jungen  des  Kalläf*  führen  und  ins  Joch  spannen  ließen 
und  seiner  Stimme  gehorchend,  wie  Lämmer,  unter  dem  Pfluge  gingen. 
Und  wie  vortrefflich  forderten  sie  die  Arbeit  der  .gassabieh"! 

Die  »gassabieh“  ist  eine  Art  flachen  Schlittens,  der  mit  der  vordersten, 
den  Thiere«  zugewendeten  eisernen  Breitseite  auf  dem  Boden  aufliegt  und 
schleift  und,  wenn  der  Schlitten  belastet  und  in  Bewegung  ist,  in  den 
Boden  hmeiaschneidet  und  die  aufgehobene  Erde  aufniitirul  und  weiter- 
schallt. Wenn  die  Stiere  vor  die  „gassabieh“  gespannt  waren  und  es  führte 
sic  Salem  Abdelrasak,  und  die  eiserne  Schneide  der  „gassabieh*  in  den 
Boden  einschnilt,  dann  batte  der  Beduine  — eino  mächtige  Gestalt,  er  war 
das  Haupt  eines  in  der  Nachbarschaft  ansässigen  BeduinensUintnes  — Mühe, 
»ich  auf  dem  über  die  steiuh»rten  Erdschollen  rasselnden  Seblitten  auf- 
recht zu  erhalten.  Es  halte  etwas  Homerisches,  die  Kraft  de*  Mannes 
und  die  Kraft  der  Stiere  vereint  aufs  Höchste  angespannt  zu  sehen,  um  den 
widerspenstigen  Acker  zu  besiegen. 

Es  bandelte  sich  nämlich  darum,  mit  der  .gassabieh“  den  Boden  zu 
nivelliron,  also  vou  der  Hübe  das  Allzuviel  der  Erde  in  die  vom  Wasser  aus- 
cw&*cbenen  Furchen  zu  bringen  und  so  eine  völlig  horizontale  und  ebene 
’läcbc  berxustellen.  Dies  ist  in  Egypten  unbedingte  Voraussetzung  einer 
guten  Kultur  und  eines  nur  einigermaßen  befriedigenden  Resultates.  Auf 
unebenem  Boden,  wie  bei  uns,  zu  pflanzen,  ist  dort  ganz  unmöglich,  da  nur 
im  Januar  etwas  Regen  fällt  und  da  während  der  übrigen  II  Monate  die 
Äcker  auf  die  natürliche  oder  künstliche  Ueberscbwcunnung  durch  Nilwasser 
angewiesen  sind.  Ist  der  Roden  nicht  ganz  genau  horizontal,  so  erhalten 
die  Pflanzen  auf  der  Höbe  zu  wonig,  die  im  Thal  zu  viel  Wasser  und  die 
enteren  verdorren,  während  die  letzteren  verfaulen.  Nur  auf  gut  nivellirtem 
Boden  erhalt  jede  Pflanze  das  ihr  angemessene  Wa«fccr<iu»ntum.  Daher  ist 
die  Arbeit  mit  der  „gassabicb1'  eine  so  wichtige  und,  je  nachdem  die  Ab- 
weichung von  der  horizontalen  Fläche  bedeutend  ist,  eine  sehr  langwierige, 
Mensch  und  Thier  erschöpfende.  Gewöhnlich  handelt  es  sich  darum,  einen 
oder  zwei  Fufs  Unebenheit  auszugleichen,  manchmal  aber  auch  mehr,  beson- 
ders da,  wo  die  Wasser  lange  allein  gewirthsehaflet  und  den  Ackor  verwüstet 
haben.  Dazu  kommt,  dal*  die  frisch  uivellirte  Stelle  im  ersten  Jahre  sehr 
weuig  trägt,  da  die  oberste,  lufterfüllte  und  süße  Erdschicht  abgekrstxt  und 
ins  Thal  versenkt  wurde.  Dadur<b  geräth  die  salzreiche  untere  Schicht  nach 
oben,  die  erst  durch  häufige  Cberfluthung  mit  Nilwasser,  durch  Anpflanzung 
von  Bersim  und  Rrl«  nach  und  nach  versolst  werden  kann. 

Für  die  Baumwolle  wird  das  ältere  Kulturland  bestimmt,  das  eine 
Weile  brach  gelegen  oder  wo  eben  die  Gerste  abgeeruiet  worden  ist,  oder 
noch  besser,  wo  der  Bersitn  gestanden  hat  und  nach  dem  letzten  Schnitt 
von  dem  Vieh  abgeweidet  worden  ist.  Auf  dein  sehr  kompakten  Boden  von 
Schoka  war  ein  dreimaliges  Ackern  de*  Bautuwollterrains  mit  dem  egjptbcben 
Pfluge  geboten. 

Der  egyptisebe  Pflug  ist  noch  ganz  dasselbe  primitive  Instrument,  wie  es 
vor  Jahrtausenden  bei  den  alten  Kgvptern  in  Gebrauch  war  und  wie  es  an 
den  Wänden  der  Todtenkamiuern  sieh  vielfach  abgebildet  findet.  Alle  Ver- 
suche, dem  Fellachen  einen  rationellen  Pflug  zu  geben,  der,  auf  Rädern 
laufend , Ihm  die  Arbeit  erleichtert  und  den  Rodeu  tiefer  aufreifst  und  die 
Scholle  besser  umwendet,  sind  total  gescheitert,  und  die  schüusteu  englischen, 
provcufatUcben,  amerikanischen  Pflüge  verrosten  im  Nilscblamm  neben  den 
andern  ausländischen  landwirtschaftlichen  Maschinen,  neben  den  Dampf 
pflügen,  Dreschmaschinen,  Lokomobilen,  welche,  wenn  man  den  sehr  tbeuien 
Transport  binzureebnet,  ein  Heidengeld  gekostet  haben,  Der  Fellach  will 
kein  anderes  Instrument  als  das  herkömmliche.  Kr  ist  selbst  ein  Maacliinen- 
theil  in  dem  Getriebe  seiner  Landwirtschaft;  es  läßt  sieb  nicht  willkürlich 
ein  einzelner  Maschinenteil  ausschalten  und  durch  einen  anderen  ersetzen, 
ohne  das  ganze  Getriebe  von  Grund  aus  zu  iudern.  — Die  Koustiuktion  de» 
egyptischcu  Pfluges  ist  folgende: 

An  einer  langen  Deichsel,  mit  dem  hölzernen  Joch  vorn,  ist  hinten  die 
mit  einem  verjüngt  sich  zuspitzenden  handln  eiten  Eisen  beschlagene  Pflug* 
schar  so  befestigt,  daß  der  dadurch  entstehende  Winkel,  der  »ich  nach 
vorn  öffnet,  durch  einen  verschiebbaren,  flachen  eisernen  Bogen  mit  Löchern 
beliebig  »teil  oder  spitz  gesteckt  werden  kann.  Dazu  kommt  ein  aufrechter 
Ansatz  hinten,  der  die  Steuerung  bezweckt  und  vom  Fellachen  fortdauernd 
in  der  Hand  gebaltcu  wird,  sodafs  er  den  Pflug  bei  der  Arbeit  nicht  nur 

steuern,  sondern  auch  tragen  muf*.  Sobald  er  ihn  losläßt,  fällt  derselbe  zu 

Boden.  An  jeder  Wendung  mul*  der  Pflug  tierausgeiHibcn  und  in  die  neue 
Ackerfurche  hinübergetragen  werden.  Diese  schwere  Arbeit  wird  durch  den 
Umstand  gemildert,  daf*  die  Pflugschar  höchstens  vier  bis  fünf  Zoll  den 
Boden  aufreifst.  Dafür  muCs  der  Fellach  aber  oft  kreuzweise  pflügen  und, 
wie  wir  eben  gesehen  hatten,  für  die  Baumwolle  sogar  dreimal.  Nachdem 

er  dann  das  Feld  noch  mit  einer  Egge  von  allem  Unkraut  und  Wurzelwetk 


gereinigt  hat,  stellt  er  die  Pflugschar  etwas  steiler  ein  und  pflügt  über  das 
ganze  Feld  von  Meter  zu  Meter  eine  tiefere  Furche,  die  einzeln  no'-h  mit  der 
Hacke,  durch  Zerkleinern  der  etwa  vorhandenen  grüfseren  Erdschollen, 
sauber  berausgearbeitet  wird. 

Ein  solche«  für  die  Buumwollpflanze  bestelltes  Feld  bat  eine  feine 
Ackerkrume  von  sehr  schönem  Aussehen.  Ich  batte  auf  diese  Weise  gegen 
zwanzig  Fcddän  vorbereiten  lassen.  Jetzt  kam  es  darauf  an,  die  geeigneten 
Leute  zum  bien  auizuwäblen,  Da  sieb  Alle  stürmisch  anboten,  wegen  des 
erhöhten  Tagelohns,  der  in  diesem  Falle  einen  Franc  für  den  Mann  und 
einen  halben  Franc  für  ein  Mädchen  oder  einen  Burachen  beträgt,  während 
der  gewöhnliche  Tagelohn  damals  nur  ball)  *0  hoch  war,  wohlverstanden 
ohne  Beköstigung  — ich  sage,  da  sich  Alle  anboten,  so  umging  ich  die  Wahl, 
indem  ich  Hadr,  den  tüchtigsten  und  gcachteUten  der  Fellachen  in  Schoka, 
und  den  gefürchteten  Beduinen  Salem  Abdelrasak  beauftragte,  sich  ihre 
Leute  selbst  auBZuwählen  und  am  nächsten  Morgen  bei  Tagesanbruch  ein 
jeder  mit  <>  Mann,  6 Mädchen  und  fi  Burschen  zur  .Stelle  zu  sein,  duMt 
beide  Parteien  die  Arbeit  auf  je  Bechs  Ackeifurchcn  zugleich  aitfasaen  könn- 
ten. Die  Führer,  zwischen  denen  größter  Wettstreit  und  ein  auf  Rassen- 
anterschied  begründeter  NeiJ  herrschte,  wählten  eich  die  besten,  kräftigsten 
und  flinksten  Stamraebgenosson  ans.  Sie  waren  in  Aufregung,  wie  vor 
einem  Wettrennen,  denn  sie  wußten,  daß  die  gleichzeitige  Arbeit  die 
Leistungsfähigkeit  jeder  Partei  in»  klarste  Licht  stellen  werde.  Auch  hatte 
ich  dem  Führer  der  Partei,  welche  die  beste  und  schnellste  Arbeit  liefern  werde, 
eine  „abaja“,  d.  b.  ein  weifses  wollenes  Gewand,  xum  Geschenk  versprochen. 

Einen  Tag  vor  der  Aussaat  wurde  der  Baumwollsame  in»  Wasser 
gelegt  und  aufgeweicht.  Ich  hatte  mir  zwei  .ardeb*  (von  je  2,ti  hl) 
von  der  „nbadteb*  de*  Tu ssum- Pascha,  dessen  Baumwollrjualitit  be- 
rühmt war,  verschafft.  Derselbe  hatte  vor  einigen  Jahren  echten  Sea- 
Isluud-Samcn  aus  Nord- Amerika  bezogen  Diese  hochgeschätzte  Bauinwoll- 
sorte, die  von  den  westindischen  Inseln  stammt  und  in  den  $üd»ta&ten  der 
Union  vielfach  gebaut  wird,  erzielt  auf  dem  Markt  von  Liverpool  den  höch- 
sten Preis. 

Gleich  nach  Sonnenaufgang  waren  sie  Alle  an  dein  ihnen  angewiesenen 
Posten.  Nachdem  die  Ackerfurchen  ahgezihlt  waren,  stellten  sie  sich  in 
der  Diagonale  schräg  gegenüber  auf,  sodafs  jede  Partei  ihre  sechs  Acker- 
furchen vor  sich  hatte  und  die  Fortschritte  der  Gegenpartei  genau  im  Auge 
behalten  konnte.  Inmitten  des  Feldes  waren  grofse  Gefäße  mit  Waaser 
aufee*  teilt;  auch  war  der  Baumwollsamen,  der  zur  Verwendung  kommen  sollte, 
in  Körben  herbeigetchaJTt- 

Salcm  Abdelrasak  stellte  seine  sechs  Beduinen  auf  dem  rechten  Flügel 
des  Ackerfeldes,  das  ein  regelmäßiges  Viereck  bildete,  an  der  Mündung  von 
sechs  Ackerfurchen  auf.  In  der  lland  hatte  jeder  von  ihnen  einen  geraden. 
l,i&  m laugen  Stecken.  Dahinter  stand  der  dazugehörige  Bursche  mit  dem 
Korb  auB  Palmstroh  voll  Baumwollsamen  in  der  Linken  und  hinter  diesem 
ein  Mädchen  mit  einem  großen  wassergefüllten  Thonknig  in  der  Linkec 
und  mit  einem  flachen  Uolzstäbcbcu  in  der  Rechten.  Auf  dem  aeätig 
gegen überl iegenden  Flügel  desselben  Feldes,  ganz  genau  in  derselben 
Ordnung  und  mit  denselben  Waffen  versehen,  stellten  sich  die  Fellachen  ia 
sechs  Kotten  drei  Manu  tief  auf.  Vor  jeder  Partei  atand  der  Führer,  der 
ihre  Arbeit  überwachte  und  sie  anfeuerte.  Auf  ein  gegebene»  Zeichen  er- 
tönte ein  lauter  Schlachtruf:  , Allah  keriraf“  Gott  ist  größt  Und  nun  be- 
gannen »ie  mit  einem  Feuereifer  zu  arheiten,  der  nur  durch  lauten  Sieges- 
jubel unterbrochen  wurde,  sobald  eine  Partei  die  vor  ihr  liegenden  sechs 
Ackerfurchen  einige  Augenblicke  früher  abaolvSrt  hatte,  als  die  andere.  Die 
Arbeit  selbst  ging  aber  in  folgender  Weise  vor  sieb: 

Der  Vordermann  legte  seinen  Stecken  flach  In  die  Furche,  wodurch 
1,35  m abgesteckt  wurden,  und  grub  mit  der  Spitze  desselben  auf  der 
Abdachung  der  Ackerfurche  in  halber  Hübe  ein  Loch  von  10  cm,  in  welches 
der  nachfolgende  Bursche  drei  Finger  voll  Baumwollsamen,  etwa  4 bis  b 
Körner,  mit  der  rechten  Hund  liincinlcgtc,  worauf  da*  nachfolgende  Mädchen 
Wasser  aus  dein  Kruge  liineingoß  und  da»  Loch  mit  dem  Holzatäbehen 
zuscharrte.  In  dieser  Waise  ging  die  Aussiiat  mit  großer  Regelmäfsigkcit 
sehr  schnei)  vorwärts,  nur  daß  der  Vordermann  der  zweiten,  vierten  und 
sechsten  Rotte  da»  erste  Loch  auf  der  halben  Höbe  de»  Stecken»,  der  tu 
diesem  Zwecke  in  der  Mitte  eingekerbt  war,  machte,  während  der  dritte 
und  fünfte  Vordermann  genau  mit  dem  ersteu  auf  gleicher  Höhe  arbeitete, 
wodurch  die  Stellung  der  Pflanzen  in  rege! in ä feiger  Weise  abwechselnd  nach 
allen  Richtungen  I r,  m von  einander  entfernt  war. 

Beide  Parteien  hielten  sich  im  Allgemeinen  gleich  gut,  doch  war  die 
Ausdauer  der  Fellachen  ungleich  größer  und  ihre  Arbeit  besser.  Die 
zeltbcwohnenden  Beduinen  »ind  Dilettanten  de»  Ackerbaues,  während  die 
Fellachen  im  Schlamme  de»  Acker»  ihr  Leben  verbringen.  Das  ist  ein  gnr 
schweres,  mühevolle»  Loos,  das  des  Fellachen!  Die  Arbeit  mit  Pflug  und 
„gassabieh“  in  der  Sonuenglulh  ist  aufreibend,  aber  die  Nachtarbeit  iro 
.Schlamme  ist  noch  schlimmer  f>obald  der  Nil  zu  sinken  beginnt  und  da» 
Wasser  in  den  entfernten  Kanälen  spärlich  fließt,  gilt  es,  diese  Kanäle  zu 
stauen  und  daa  Wasser  alle  zehn  bis  zwölf  Tage  auf  den  ganz  auagedörrten 
Acker  hinaufzubringen.  Von  Schleusen  ist  nirgend»  eine  Spur.  Zehn  bi* 
zwanzig  Fellachen  »teigen,  sobald  ihre  Nachbarn  stromabwärts  im  Schlafe 
liegen,  nachdem  »ie  ihr  einziges  Kleid,  das  blaue  Hemd,  abgeworfen,  in 
den  Nachts  sehr  kühl  strömenden  Kanal,  heben  aus  dem  Grunde  desselben 
einen  Krdklof*  nach  dem  anderen  heraus  und  werfen  diese  auf  eine  und  die- 
selbe. gewöhnlich  die  engste  Stelle  zusammen,  bis  der  improvisirte  Damm 
allmählich  herau*wäcb*t  und  nach  stundenlanger  mühseligster  Arbeit  so  hoch 
ist,  daß  das  fernere  Abfließen  de«  Wasser»  unmöglich  wird;  dadurch  staut 
cs  sich  und  wird  in  ein  System  von  Kinneu  auf  die  Überschwemmung»- 
bedürftigen  Äcker  geleitet.  Zu  diesem  Zwecke  ist  jedes  einzelne  Feld  mit 
einer  Einfassung  aus  aufgeworfenem  Schlamme  versehen,  der,  geglättet  und 
an  der  Sonne  getrocknet,  »ehr  widerstandsfähig  wird.  Ist  der  Damm  im 
Kanal  aufgeworfen,  dann  gilt  es,  ihn  zu  bewachen  und  gegen  Beschädigung 


1887. 


EXPORT,  Organ  dos  Central  Vereins  fßr  flandelsgeogr&phie  etc. 


Nr. !). 


zu  vcrtboidigen.  Deswegen  versammeln  sich  meist  zehn  bis  zirattzif  Mann. 
Die  Nachbarn  stronubwirU . welche,,  anstatt  zu  schlafen,  vielleicht  dieselbe 
Absicht  batten,  da  ja  auch  ihre  Acker  von  derselben  Sonne  ausgedörrt 
werden,  erwählen  einen  oder  zwei  beherzte  Männer,  welche  den  Kanal 
stromaufwärts  absuchen  müssen,  bis  sie  das  nindernif»  entdecken,  ln  diesem 
Falle  brauchen  sic  dem  hinfälligen  Bauwerke  nur  einen  Fufstritl  zu  geben, 
dann  stürzt  es  zusammen  und  die  gestaut«  Wassernüsse  schiefst  mit  doppelter 
Geschwindigkeit  zu  TM«-  Nun  sollte  man  glauben,  dafs  die  Schar  der 
Vertheidiger  eine  solche  Möglichkeit  ausscbliefst.  Dem  ist  aber  nicht  so. 
Die  egjpthche  Nacht  hat  etwas  die  Phantasie  des  Fellachen  ungemein  Auf- 
regendes.  Sie  ist  für  ihn  voller  Schrecken.  Er  bevölkert  sie  mit  allerhand 
Geistern  und  Gespenstern.  Kino  nachts  sich  nahende  Gestalt  erscheint  in 
einiger  Entfernung  riesengrofs  — vielleicht  in  Folg«  einer  eigentümlichen, 
der  Höhenlage  des  Terrains  und  der  Nachbarschafi  de*  Meere*  entsprechenden 
Strahlenbrechung  — denn  die  Thntsache  babe  ich  oft  konstatirt  — und  wenn 
die  zwanzig  Manu  das  nahende  übermenschliche  Ungetüm  erblicken,  ergreift 
sie  ein  panischer  Schrecken  , und  ihrer  Sinne  nicht  mehr  mächtig,  laufen 
sie  alle  davon.  Aher  der  Feind  ist  auch  kein  Held,  und  nachdem  er  den 
Damm  im  Kanal  mit  einem  Fufetritt  eingestofsen,  ergreift  auch  er  schleunigst 
da*  U a*cn panier.  Kaum  ist  er  verschwunden,  so  kehren  die  Fellachen  zurück, 
schimpfend  und  tobend  und  sich  der  Feigheit  gegenseitig  beschuldigend, 
wob«»  jeder  schwört,  dafs  der  andere  das  Signal  zur  Flucht  gegeben  Sofort 
steigen  sie  wieder  ins  Wasser,  um  den  Ba<j  wiederherzustellen. 

Gewöhnlich,  wenn  r*  sich  um  die  Bewässerung  meines  Grundstockes 
handelt«,  blieb  ich  bis  ein  oder  zwei  l'hr  nach  Mitternacht  mit  den  Fellachen 
auf  Wach«  und  verscheuchte  durch  einen  Schuf«  aus  der  Lefaucheu.v-Bücbse 
die  etwa  nahenden  Störenfriede.  Nach  zwei  Uhr  sind  solche  Besuch«  ge- 
wöhnlich nicht  mehr  zu  furchten  gewesen.  Denn  der  Schlaf  ü bemannt  daun 
weit  und  breit  die  durch  das  Tagewerk  ermatteten  braunen  Menschenkinder. 
Wenn  ich  daun  ins  flau«  mich  zurückzog  und  für  di«  zurück  bleibenden  Wächter 
etwas  Tabak  zurückliefe,  um  sie  wenigstens  »o  lange  wach  zu  erhalten,  als 
der  Yorrath  reichte,  und  ihnen  doch  noch  ein  Überfall  wie  der  oben  W- 
scbricbeiic  possirte,  dann  pflegten  sie  am  nächsten  Morgen  bei  meinem  Kr- 
acheinen ein«  ganze  Mo»dg«cbichlo  zu  erzählen.  Wenigst«»*  vierzig  Feinde 
aus  dem  benachbarten  Dorfe  Enditdda  waren  herbeigestürmt,  mit  denen  sie 
wie  Löwen  gekämpft,  bis  sic,  von  der  Zahl  übermannt,  muthig  siirückgewichcu 
seien.  Dann  aber,  nachdem  di«  Feinde  entflohen,  hätten  sie  den  Damm 
wieder  bergest  eilt.  Thatsächlich  aber  batten  sie  sehr  fest  geschlafen  und  die 

ganze  Geschichte  geträumt.  Beim  Erwachen  fanden  sie  den  Damm  einge*U)feea 
und  batten  ihn  wiederhergestellt.  Das  war  da«  einzige  Wahre  daran. 

Es  existirt  zwni  eine  vorgeochn ebene  Reihenfolge,  in  welcher  die  Grund- 
stücke am  Kaual  Brwässeruugsrecht  haben,  aber  sie  wird  nicht  innegebalton 
und  e»  herrscht  darin  die  reinste  Willkür.  Ich  konnte  «s  nie  erreichen,  in 
die  betreffende  Liste,  »«lebe  auf  der  Mudiririi  zu  Damanhür  geführt  wird, 
als  Wasaexberechtigter  aufgenommen  zu  werden.  Ich  sucht«  mich  mit  dem 
Wasserbau-Inspektor  gut  zu  stellen,  du»  Vorsicht,  welche  ebenfalls  überflüssig 
war,  da  man  das  Wasser,  das  man  brauchte,  mit  Gewalt  nehmen  mufsle, 
— * sonst  konnte  inan  lange  warten,  bis  man  es  erhielt. 

An»  fünften  od»r  sechsten  Tag«  nach  der  Aussaat  der  Baumwoll- 
pflanze  erscheinen  diu  Blätter.  Die  ersten  drei  oder  vier  zarten  Blättchen 
sind  mit  schwärzlichen  Punkten  versehen.  Die  Baumwoll pflanze  gehört 
zu  den  Malvaccen,  und  der  botanische  Name  der  von  uns  erzielten 
Varietät  ist  Go*»ypium  barbadense,  von  der  Insel  Barbados  in  der  westindi- 
schen Inselgruppe  so  genannt,  von  wo  der  erste  Same,  nach  Sea  Island  und 
Georgia  gebracht,  dort  die  kleine  einheimische,  minderwertige  Varietät  ver- 
drängt hatte.  Im  Allgemeinen  geben  di«  strauchartigen  Varietäten,  zu  denen 
auch  unsere  egyptisebe  gehört,  bessere  Baumwolle  als  di«  kraulartigen,  und 
die  baumartigen  Varietäten  bester«  als  die  strauchartigen.  Von  den  baum- 
artigen sollen  einige  auf  den  Inseln  de*  Stillen  Ozean*  eine  Höhe  von  zwan- 
zig Fufe  und  ein  Alter  von  50  Jahren  erreichen.  Aber  frucbtl>ar  sind  die 
Baumwollpflanzen  im  Allgemeinen  nur  in  dou  ersten  drei  Jahren,  am  frucht- 
barsten im  «raten  Jahre;  daher  zieht  man  gewöhnlich  auch  vor,  nach  einem 
Jahre  di«  Pflanze  unuuhaucn  und  von  neuem  zu  säen.  Wenn  wir  unspre 
rgyptUcbe  Pflanze  näher  betrachten,  so  finden  wir,  daf*  di«  Blätter  3-  bi*  5- 
lappig  und  an  der  Rückseite  nah«  den  Blattstielen  mit  einer  oder  mehreren 
kleinen  Drüsen  versehen  sind.  Di«  Blätter  sind  um  die  laugen  A»te  ab- 
wechselnd gestellt.  Wenn  all«  Samenkörner  aufgegangen  sind,  so  werden  an 
jeder  Stelle  vier  bi*  fünf  Pflänzchen  sein,  von  denen  man  nur  eins,  natürlich 
da*  stärkst«,  oder  höchstens  zwei  stehen  läfet,  während  die  andern  entfernt 
werden  müssen.  Bei  derselben  Gelegenheit  wird  der  Pflanze,  welche  auf  der 
flachen  Abdachung  der  Ackerfurche  gepflanzt  ist,  durch  Aufhäufeln  der  Erde 
von  der  Höbe  eine  breiter«,  sicherer«  Basis  gegeben.  Bald  mufe  auch  der 
Boden  mit  der  Hacke  gelockert  werden,  «oM  mau  sich  in  Acht  nehmen 
mufe,  die  seitwärts  horizontal  laufenden,  zarten  Wurzeln  zu  verletzen.  Die 
Ilauptwurzul  geht  vertikal  ziemlich  lief  hinunter.  Das  Häufeln  mufe  so  oft 
wie  möglich  erneuert  werden,  besonders  nach  einer  gründlichen  Bewässerung« 
wenn  der  Bodon  wieder  au»getrocknet  ist.  In  diesem  Fall*  zieht  er  »ich  zu 
festen,  harten,  leimartig  glänzenden  Krusten  zusammen,  welche,  von  der 
Sonnenglnth  gesprengt,  grofee  fingerbreite,  tief*  Sprünge  zeigen,  in  denen 
die  Kjdechs.cn  und  Schlangen  ihre  Schlupfwinkel  finden.  Solch  steinharter 
Boden  mufs  so  oft  wie  thunlich  aufgelockcrt  worden,  um  den  Wurzeln  Luft 
zu  geben.  Wenn  di«  Pflanze  eine  Höhe  von  zwei  Fufe  erreicht  hat,  dann 
geht  man  auch  wohl  mit  einem  ruhigen  Gespann  hinein  und  zieht  mit  der  Pflug- 
schar je  eine  grofee  Furche  in  der  Mitte  zwischen  den  schon  vorhandenen 
alten  Ackerfurchen;  dadurch  wird  die  Erdo  umgeworfen  und  über  die  alten 
Ackerfurchen  geschüttet.  Das  kann  aber  nur  mit  so  intelligentem  Arbeitsvieh, 
wie  das  egyptische,  geschehen,  ohne  Hio  Baumwolipflanzen  zu  verletzen.  Ks 
ist  bewunderungswürdig,  wie  vorsichtig  dio  prächtigen  Thiere  ihre  nnfe 
setzen,  um  den  Pflanzen  nicht  zu  nabe  zu  kommen.  Aber  das  leisten  nur 
die  Stiere.  Ich  versuchte  cs  mit  den  Büffeln,  mufeto  aber  den  Versuch  so- 


1 fort  aufgeben.  Der  egyptische  Büffel  ist  ungeschickt,  faul  und  gefrüfelg. 

, Kr  hat  nichts  von  d--m  Temperament  des  ihm  äufeerlich  so  ähnlichen  nord- 
amerikanischen  Büffels.  Seine  Ilauptleidonschaft  ist,  eine  grofee  und  tief* 
Pfütze  oder  den  Kanal  aufzusuchen  und  sich  so  lief  wie  möglich  hineinzuwühlen. 
Zuletzt  sieht  man  nur  noch  die  Nase,  die  Hörner  und  ein  paar  Glotzaugen 
au*  dem  Wasser  ragen.  In  solcher  Stellung  verweilt  da»  Thier  stundenlang 
und  es  ist  schwer  daraus  zu  vertreiben.  Es  scheint  zu  schwelgen,  den  Vor- 
übergehenden zu  bemitleiden  und  ihm  zuzunifcn:  „Ach,  du  ärmste  Kreatur! 
| Was  quälst  Du  Dich  ab,  Himmel  und  Erde  nach  einem  unerreichbaren 
Glücke  abzusuchen.  .Sieh  robb  an!  Ich  hab*  w hier  gefunden.  Im  Schlamm 
; ist  das  Glück!  Giebt’i  etwas  Schöneres,  als  so  im  (Huck  zu  schwimmen, 
zu  waten,  zu  wühlen,  zu  schlampampen?'1  Der  Büffel  ist  offenbar  ein  Realist. 

Der  Preis  de»  Rüffel*,  der  leicht  den  in  Egypten  periodisch  wieder- 
I kehrenden  Viehseuchen  zum  Opfer  fallt,  ist,  seinen  Leistungen  entsprechend, 
' viel  niedriger  al»  der  des  Stieres  Während  dieser  20  Pfund  kostet,  zahlt  man 
für  jenen  nur  5 Pfund.  Höher  im  Preise  ist  die  Büffelkuh,  di«  8 bis  10  Pfund 
kostet,  weil  sie  «in«  ungeheure  Quantität  Milch  liefert.  Die  Luft  rings  um 
diese  lebende  Milchfabrik  ist  mit  dem  bekannten  Kuhstallgeruch.  aber  auch 
mit  einer  fatalen  Beimengung  von  Moschusduft  erfüllt  Auch  die  Mileb  und 
die  Butter  von  der  Büffelkuh  haben  einen  daran  mahnenden  Beigoscb mack,  der 
mir  beide  lingeniefsbar  machte.  Die  Europäer  pflegen  die  Ziegenmilch  vor- 
' zuziehen  und  sich  der  Butter  in  dem  heifsen  Land«  zu  enthalten. 

Eine  Büffelkuh  gehört  als  unentbehrlich«*  Familienstück  zum  Haushalt 
des  Fellachen.  Wenn  sie  Abend»  zur  Trinke  getrieben  wird,  so  setzt  man 
die  kleinsten  Spröfelinge,  nackt  wie  sic  sind,  zu  zweien  und  tu  dreien  auf 
den  breiten  Rücken  der  „djemussah“,  das  ist  ihr  Name.  Sie  liefert  die 
Hauptnahrung  der  Familie,  daher  auch  die  grofee  Anhänglichkeit  der  Kinder 
an  dieselbe-  Eine  charakterfetische  Szene  »ah  ich  einmal,  als  ich  den  Fellachen 
Uidr  in  seinem  Hause  aufsuchen  wollte.  Schon  von  weitem  vernahm  ich 
klägliches  Geheul,  wie  es  von  den  Klageweibern  bei  Todesfellen  angestimmt 
| wird,  aber  untermischt  mit  Kindesgeschrei.  Vor  der  Thür  drängten  »ich  die 
! Nachbarn  mit  bekümmerten  Micdcd.  Auch  Ich  trat  heran  und  erblickte  im 
kleinen  Hofe  ein  ergreifende*  Bild.  Die  kranke  „djemussah“  lag  auf  der 
1 Erde;  sie  war  soeben  umgesunken,  nachdem  »io  zwei  Tage  lang  alle  Nahrung 
zurückgewiesen  und  den  Kopf  in  stumpfem  Brüten  immer  tiefer  halt*  hangen 
lassen.  Die  Frau  des  Jladr,  mit  rolbgoweintem  geschwollenem  Gesicht,  das 
Jüngste  auf  dom  Arm«,  jammerte  in  lauten  Klagetönen.  Die  Kinder,  wie 
ein  Chor  von  Orgelpfeifen,  begleiteten  sie  in  ohrzerroifaender  Weise.  Am 
meisten  cefafet  war  die  Grofsmuttcr,  die  aufgeregt  gestikulirte  und  dem  Hadr 
Vorstellungen  zu  machen  schien.  Hadr  selbst,  mit  verweinten  Augen,  hatte 
ein  Knie  auf  die  kranke  „djemussah*  gestemmt  und  schwang  in  der  liechten 
ein  grofee*  Schtacbtmesser.  Daneben  stand  der  Händler,  der  ungeduldig 
den  Stofe  erwartete,  da  er  die  Büffelkuh  nur  unter  der  Bedingung  nehmen 
wollte,  daf»  sie  lebend  geschlachtet  werde.  „Die  gute  „djemussah“!  Die 
goldene  „djemussah“!  Noch  nicht,  Hadr!  Wart«  noch,  Vater!*  so  klang  cs 
mitleidig  in  der  Runde.  Plötzlich  brach  Hadr  in  ein  furchtbares  konvulsi- 
visches Schluchzen  au»  und  «tiefe  dc-tn  Thier  da«  Messer  in  die  Brust.  Ein 
Aufkreischen  der  Weiber  und  Kinder  verrieth  «ben  so  viel  Schmerz  wie 
Schrecken.  Dieser  barte  Kampf  zwischen  Gemütb  und  Selbstsucht  war  greif- 
bar auf  den  groben,  aber  in  der  Leidenschaft  ausdrucksvollen  Gesichtern 
zu  lesen.  Dabei  bitte  der  herkulisch  gebaute  Hadr  als  Modell  eines  Opfer- 
priestera  jeden  Bildhauer  begeistert. 

Ich  bracht«  den  Leuten  einigen  Trost,  indem  ich  dem  Hadr  anzeigte, 
dafs  wir  am  nächsten  Morgen  eine  grofee  Arbeit  beginnen  wollten,  wobei  er 
ein  gut  Stück  Geld  verdienen  und  bald  die  , djemussah“  ersetzen  könnte; 
er  solle  nur  tüchtige  Arbeiter  mitbringen.  Wir  wollten  nämlich  eine 
„sakieh“  erbauen.  Die  .sakieh“  ist  da»  uralte  egyptisebo  Schöpfrad,  das 
zur  Bewässerung  der  B&umwollpflanzung  während  der  Monate  Juni,  Juli 
! und  August,  wo  das  Nilwasser  im  Kanal  fast  ganz  verschwindet,  uncul- 
! bcbrlich  i*t. 

An  der  Stelle,  die  ich  ihm  bezeichnet«,  hob  am  nächsten  Morgen  Hadr 
und  sein  Begleiter  den  Roden  aus,  um  zu  untersuchen,  ob  an  dieser  Stelle 
süfees  Wassers  und  zwar  in  hinreichender  Meng«  vorhanden  sei.  Zuoberst  lag 
3.«  Meter  tiefchw&rze  Humuserde,  dann  ein  heller  Sandstein  mit  vielen 
Muscheln,  wie  er  am  egyptischcu  Meeresufer  überall  in  der  Bildung  begriffrn 
ist,  wo  dasselbe  vom  Seewasser  bespült  wird,  daun  eine  schwache  Thonschicht 
und  endlich  reiner  Sand  mit  schönem  süfsem  Wasser.  Der  Platz  war  also 
gefunden.  Nun  wurden  da*  Dorf  und  die  Beduinen  aufgeboten  und  wie  die 
Maulwürfe  gruben  sie  sieb  in  die  Erde  ein;  denn  es  handelte  sieb  darum, 
eine  sehr  grofs»  und  tiefe  Kammer  auszusebaehten  von  4 Metern  im  Quadrat, 
d-  h also  von  16  Quadratmetern  Grundfläche.  Ein  l'heil  der  Leute  arbeitete 
in  der  Tiefe,  indem  sic  di«  Körbe  au»  Palmatrob  mit  Erde  anfüilten,  welche 
dann  von  den  übrigen,  die  oben  geblieben  waren,  an  Stricken  in  die  Höhe 
gezogen  wurden.  Bald  häufle  sich  oben,  «in  Meter  vom  Rande  des  Brunnen- 
schächte* entfernt,  im  Umkreise  ein  mächtiger  Wall  von  herausgehobener 
Erde,  welche  festgestampft  später  al»  Saumpfad  für  den  Esel,  der  die  .sakieh“ 
drehen  sollt«,  bestimmt  war.  .El  Ain!  El  Ain!“  .Eine  Quelle!  Eine  Quelle!“ 
heulten  plötzlich  die  Leute  aus  der  Tiefe,  und  wie  die  Katzen  auf  allen  Vieren, 
von  den  Gefährten  oben  unterstützt,  kletterten  sie  empor.  Eine  mächtige 
Quelle  war  angebobrt  und  sandte  ihr  sprudelnde»  Wasser  mit  Gewalt  in  die 
Höhe.  Die  Aufregung  war  grofe,  die  Darstellung  der  Gefahr,  der  sie  ent- 
ronnen und  die  von  ihrer  Einbildungskraft  übertrieben  wurde,  wollte  nicht 
aufhören.  Jetzt  »«Uten  sie  sich  Alle  oben  auf  den  aufgesrhichteten  weifeen 
Sand,  der  natürlich  zu  oberst  zu  liegen  kam,  und  malten  sich  ein«  rosige 
Zukunft  aus. 

Aus  der  ganzen  Umgegend  würden  die  Leute  kommen,  um  hier  da« 
herrliche,  kühle  Wasser  im  Sommer  zu  genicfecu  und  die  Kamel«  zu  tränken. 
Dio  Fellachen  sagten;  „Natürlich  mufe  mau  da*  Wasser  verkaufen“,  worauf 
die  Beduinen  stolz  einwendeten:  ,,EI  chauagh»  mu-ch  sakkab!“  d.  h.  dur 
Herr  Ist  doch  kein  Wa**«rTcrkiufer!  Der  Sskkah  mit  dem  wasscrgefüllten 


Nr.  9. 


EXPORT,  Organ  de«  Centralvercins  (Sr  llamlülsgeogrnphin  etc. 


1887. 


Qftunelficlüavb  auf  dem  Rocken  ist  nämlich  eine  groteske,  stehende  Figur 
in  «len  Strafscn  Kairos.  Das  Hammelfell  sieht  »io  nusgesiopft  aus  und  stellt 
das  Thier  in  Lebensgröße  dar.  Die  Beduinen  lia’len  Kahl  — der  Chauagha 
hfitte  nicht  L'ern  dM  Saklah  MfpUt. 

Selmrl  I war  auch  Sehech  I bra  hi  tn  von  einem  der  Fellachen  benachrichtigt 
worden.  Kr  kam  and  »ab  sich  die  Anlage  an,  kostete  das  Wasser  und  sagte: 
,.1'allah  baebtak  kebirr“  ..Beim  Allah,  Dein  Glück  ist  grofs!‘  Nun  wollten 
sie  Alle  von  mir  wissen,  wie  leb  das  unterirdisch*  Auge,  wie  sie  die  Quölle 
nennen,  ausfindig  gemacht  hatte.  Ich  hätte  mich  (sei  den  abergläubischen 
Leuten  als  Zauberer  un  i Hexenmeister  außpielen  können.  Ich  sagt«  ihnen 
einfach,  was  dir  Wahrheit  war.  Bei  sehr  trockn«r,  andsuemder  Hitze,  wenn 
selbst  das  Unkraut,  das  überall  wucherte  und  aller  Bemühungen,  es  in  ver- 
nichten, spottete,  iu  nrdorren  begann,  hatte  ich  bemerkt,  dals  es  an  citvr 
Stelle  immer  grün  blieb  und  ein  viel  größeres  Wa«hsUium  als  ringsumher 
erreichte.  Dies«  Stelle,  die  Feuchtigkeit  enthalt«  n inufste,  hatte  ich  anbohren 
lasten.  Sie  sagten,  sie  wollten  beim  Biunnenbohnen  es  künftig  auch  so  mn<  hen, 
und  Alle  waren  voll  heller,  »ngefeudicher  Freude  aber  den  von  Stunde  in 
Stunde  steigenden  Wasserspiegel. 

AN  eine  Art  Glückwunsch  erhielt  ich  am  nächsten  Tape  iw«i  Geschenke. 

II  ad  r brachte  eia  schlanke*  Bäumchen  (eine  Akazie  Labbach),  mit  der  Wurzel  und 
pflanzte  es  in  die  llummcrde  einige  Schritte  abseits  von  der  Sakieh-  Als 
ich  ihn  fragte:  „Warum  so  weit  ab?“  erkläite  er:  .Damit  der  Baum  vom  Vidi, 
«las  zur  Trink«»  gehe,  nicht  beschädigt  werde.  Uebrigens,  wenn  Du  in  zehn 
Jahren  hier  s!«di*t,  dann  ühenwhattet  trotz  der  Entfernung  dieser  I.abWli 
Deine  ganze  Sakieh,  sodals  Du  und  ich  und  der  Esel,  der  sie  drehen  soll, 
uns  freuen  werden  über  den  herrlichen  Schatte»,  denn  der  Labbach  will  den 
feuchten  Dunst  der  Sakieh  cinathmcn  und  wird  bald  »eine  grün«  Nase  hin- 
einstecken und  später  mit  seiner  Krone  ganz  und  gar  hinöbcrwachsen.“  Dieser 
Ba>  m.  der  di*  Landschaft  durch  seine  ollen  Formen  und  sein  dl«  htes  Laubdach 
hebt,  erreicht  ein©  ungeheuere  Größe  und  «•in  sehr  hohe»  Alter. 

Vier  sarke  Bohlen  aus  SontbaumhoD,  welches  im  Orirnt  «las  Kicheoholz 
vertritt,  wurden  im  Viereck  zusammengefügt  und  gewissermaßen  als  Brunnen- 
krartt  auf  den  Giund  des  Brunnens  gelegt.  Bings  utn  dies«  vier  Bohlen  wur- 
den aufrechte,  vierkantige  türkische  Pfähl«,  dio  unten  xugespitzt  und  im 
Feuer  geschwärzt  waren,  in  den  Boden  mit  Gewalt  hircingetrieben.  Durch 
vier  Querbalken  wurden  alle  diese  aufrechten  Pfähle  oben  wieder  zu*aaimcn- 
gehaib-n,  wxlaß  eine  große,  regelrecht*  Kammer  fntitand.  Zwischen  di« 
PfähJ«  und  di«  Erdsände  wurde  starkes  Reis’g  d«>r  vorjährigen  Baumwollernte 
der  Quere  nach  ins  Wasser  versenkt  und  Ms  oben  aufgeschkhtet  und  festg«?- 
»tarnpft,  um  den  Einsturz  «ler  Erdwiindc  zu  bindern.  Ich  glaube,  der 
Zimmertnann  nennt  das  „abstoifetv.“  In  dies«  Kammer  wurde  das  mäch- 
tig« S.  höpfrad  der  Sakieh  auf  einer  kräftigen  Achse  hinein  gehängt.  An  dom 
Umfang  «Jiese»  Rades  waren  viele  hölzerne  Schöpfeimer  ai  gebracht,  welche 
bei  der  Drehung  d«*>elben  atf  der  einen  Seite  sich  füllten  und  auf  der  an- 
dern in  «-ine  groß«  hölzerne  Aufnahinerinne  sich  entleeiten,  von  wo  da* 
Waaser  dann  in  kleinen  Kanälen  auf  die  Baumwollfelder  «citu  geleitct  wurde. 
Um  «las  Schöpfmd  dann  in  Dr«d.img  zu  vergelten,  war  ein  kle  nes,  gezahnte* 
Hobrad  horizontal  so  angebracht,  dafs  es  iu  die  mit  Speichen  vergebene  Achse 
elogriff,  sobald  es  vermittels  einer  Dei<  hsvl  von  i inein  eingespaui.te»  Eiel  im 
Kreise  gedreht  wurde.  Dem  armen  Kael  mußten  die  Augen  verbunden  werden, 
damit  er,  durch  die  ewige  Drehung  nicht  schwindlig  gemacht,  stehen  bleibe. 
Das  ist  di«  uralte  egypißchc  Sakieli.  — In  ihr  w.vr  einige  Jahrtaufend«  vor 
Christi  Geburt  die  Quintessenz  der  damaligen  Ingetdeurkunst  niedergeiegt. 
Wer  «Ich  gern  bespiegelt,  mag  ui.sere  Dampfmotoren  und  ihre  Leistungen 
«lamit  vergleichen. 

Ich  sagt*  oben,  dafs  ich  zwei  Geschenke  erhalten  hatte.  Das  zweite 
war  «in  Topf  voll  lebender  Aale,  die  mir  der  Bc«luin«  Salem  Abddrasak 
bracht«*,  um  »i«  innerhalb  der  Sakieh  in.»  Wasser  ru  »erzen.  Er  erklärte  mir, 
dafs  die  Aale  das  stärkt!  ießende,  küble  Quellwasser  außuehm  und  sich  vor- 
zugsweise darin  heruinwäl/en,  und  »o  den  Ain,  „das  Auge“,  immer  wieder  auf- 
wühleu  und  offen  halten.  Doch  batte  diese»  Geschenk,  nach  der  Meinung 
der  Fellachen,  üble  Folgen.  Die  Aale  kletterten  am  Reisig  empor  und  sollten  mit 
ihren  Vettern,  den  Schlangen,  lineilaubten  Verkehr  pflegen,  wodurch  bei  Nacht 
die  Umgegend  der  Sakieh  unsicher  gemacht  wurde.  [???  Die  Red  j Daher 
mieden  wir  nach  Einbruch  der  Dunkelheit  die  Stelle,  wo  ein  fatales  Pfeifen 
di«  Gegenwart  verliebter  Schlangen  verrieth,  dio  sich  am  Wasser  mit  diesem 
Lockten  Jas  Zeichen  zum  Stelldichein  gaben.  [’fYfYt  D.  Red,] 

Gegen  den  15.  Mai  sind  dio  Stunden  schon  mächtig  eroporge wachsen, 
und  die  ßauinwollpflanzuag  gleicht  einem  buschigen  Wald  von  einein  Meter 
Höhe  Nun  müssen  di«  Pflanzen  gelichtet  werden.  Man  kneift  oder  bricht 
ihnen  die  Huupltriebe  ab.  E*  kommen  dann  die  Seiteatrieb«  um  so  reicher, 
bringen  die  zahlreichsten  Blüten  und  dio  sebön-te,  feinste  Baumwolle. 
Auch  ist  jetzt  eine  gründliche  Reinigung  des  Unkrauts  durch  Knaben  oder 
Mädchen  geboten.  Im  Juni  sehen  wir  dann  die  hellgelben  Blüten  zahlreich 
erscheinen.  Ein«  solche  Blüte  »st  fiinfbl.tUrig,  am  Grnridi:  mit  den  herz- 
förmigen Hüllblättern,  die  verwachsen  und  eingeschnitten  sind,  versehen. 
Das  Aussehen  der  Blüten  ist  malvenartig.  Wegen  des  sehr  allmählichen 
Reifens  der  Frucht  umfaßt  dio  Ernte  die  sehr  lange  Periode  vom  Septem-  . 
her  bis  Januar.  Die  Frucht  ist  eine  drei-  bi*  fünffächenge  Kapsel.  Wenn 
diese  reif  ist,  dann  springt  sie  auf,  wobei  die  lange,  veifse  Baumwolle, 
deren  einzelne  Fasern  auf  der  Schale  des  Sarnen*  wurzeln,  zwo  Vorschein 
kommt.  Die  silberglänzenden  sehnet* weifsen  Flocken  blitzen  weithin,  leider 
auch  bei  Nacht,  fodafs  sich  Diebe,  durch  die  ühermanoshoben  Büsche  ganz 
gedeckt,  sehr  leicht  in  di«  Pflanzung  einschlcichen  können;  daher  muß  man 
die  Baumwollfelder  bei  Nacht*  ahpntrouilliren  und  «tabei  an  verschiedenen 
Paukten  derselben  das  Gewehr  lOUBallW. 

Jeden  Sonnabend  wurde  die  Baumwolle  eingc »atnmelt,  weil  jeden 
Sonntag  Markt  in  Datnanbür  war.  Zum  Eiusainmeln  engagirte  man  die 
Fellachen Itinder  von  7 bi*  10  Jahren,  aher  unter  der  ausdrücklichen  Bedin- 
gung, dafs  sie  ein  Hemd  mit  bringen  müssen.  Nicht  aus  sog.  moralischen 


Skrupeln,  denn  ich  hatte  nichts  gegen  die  schöne,  tinachuldvolle  Nacktheit, 
zumal  da  die  Witterung  und  die  Polizei  auch  nichts  dagegen  hatten.  Aber 
in  diesem  speziellen  Folie  mufote  ich  auf  einem  Hemd«  bestehen,  während 
die  Mütter  gegen  diesen  übertriebenen  K leider  luxus  sich  entschieden  strikub- 
ten.  Die  Kinder  mu taten  nämlich  die  Baumwolle  in  ihrem  Hemde  sammeln, 
indem  sie  den  vordem  Theil  zu  einem  Bündel  rusammenfafsten.  Nachdem 
sie  soviel  Baumwolle,  als  sie  darin  tragen  konnten,  abgeliefcrt,  kehrten  fcie 
immer  wieder  in  die  Pflanzung  zurück,  bi*  diese  von  allen  aufgesprungenen 
Kapseln  befreit  war.  Je  häufiger  die  Baumwolle  gesammelt  und  je  »ebn« I ler 
sie  geborgen  wird,  deato  besser  ist  ihre  Qualität,  da  der  Karhtthau  der- 
selben »ehr  schädlich  Ist.  Noch  schädlicher  sin«i  Regengüsse*  von  denen 
die  aufgesprungene  Baumwolle  ganz  gelb  wird;  aber  in  Egypten  ist  dies« 
Gefahr  kaum  zu  fürchten,  während  sie  iu  den  Südstaaten  der  Union  und 
anderswo  grofsen  Schaden  thut. 

Innerhalb  der  Baamwollkapetl  befinden  sich  3 bis  5 Samenkörner. 
Diese  sind  oval,  von  schwärzlichem  Aussehen  und  lassen  sich  von  der  eie 
umhüllenden  Baumwolle  ziemlich  schwer  lösen-  Das  besorgen  im  Gror»«u 
die  sogenannten  Kgienirmaschinen,  welche  mit  einer  g«  zahnten  Welle  die 
Baumwolle  ergreifen  und  durch  einen  eisernen  Ro*t  prease»,  wobei  die 
■licken  Samenkörner  nicht  hindurch  könuen,  daher  getrennt  znrückbleihcn.  l>ic 
Baumwolle  wird  dann  durch  hydraulische  Pressen  in  Bollen  zusammen  gepreßt 
und  exportirt.  In  seinem  vortrefflichen  Ruche  über  Egypten  nennt  Seine 
Exzellenz  Herr  Dr.  v.  Stephan  die  Kgrenirmaachinen  Raumwollentkörnening*- 
etabliasements.  Da»  Wort  ist  etwa*  lang  und  zum  Telegraphiren  ungeeignet. 
Aher  damals  war  er  wohl  noch  nicht  Telegraphendirektor. 

Die  Reife  und  Ergiebigkeit  der  Baumwollstaude  wird  durch  das  Er- 
scheinen des  „rothen“  Nil,  der  im  September  bereits  so  hoch  gestiegen  is». 
«*afs  man  die  Felder  damit  überschwemmt  und  düngt,  gar  «ehr  begünstigt. 
Das  röt bliche  Wasser  ist  dickflüssig  und  mit  organischen  .Substanzen  gesät- 
tigt. K*  ist  flüssiger  Guano,  der  von  den  Bergen,  wo  Milliarden  von  Vögeln 
während  ihres  Winteraufenthalte*  nisten,  durch  die  ersten  Regengüsse  hln- 
weggeschwemmt  und  dem  Nil  zugeffihrt  wurde. 

Nachdem  der  rothe  Nil  länger*  Zeit  auf  den  Baumwollfeldern  gestan- 
den und  «len  Acker  gründlich  durchweicht  hat,  dann  pflegt  man  am  Fttf* 
der  Baumwollstauden  Rohnen  aimu*äen,  welche  bi*  zur  Reife  hundert  Tag« 
brauchen.  Ebenso  lange  dauert  es,  bis  alle  Baumwollblütcn  abgrhlüht  und 
die  Baumwollkapseln  mit  ihrem  kostbaren  Inhalt  aufgesprungen  sind.  Be- 
sonder» hübsch  ist  ein  solches  Feld  im  Monat  Dezember,  wo  gleichzeitig 
mit  der  rothblühendeo  und  pritchiig  duftenden  Bohne  noch  immer  gelbe 
Baumwollblütcn  und  Tausende  von  aufspringenden  schneeweißen  Baumwoll- 
kapseln vorhanden  sind. 

Nach  der  ogyptischen  Methode  zu  rechnen,  deckt  die  auf  so  gut  vor- 
bereitetem Boden  »ehr  sichere  and  ergiebige  Bohnenernte  alle  Auslagen, 
welche  für  die  Kultur  der  Baumwoll-  und  Bohnenpflanzung  gemacht  wurden, 
aodaf*  der  Ertrag  der  Baumwolle  als  Reingewinn  zurSckbleibt.  Jeder  Feddi» 
bringt  !U0  bis  *200  Kilogramm  Baumwolle  auf  Boden  geringer  Qualität,  mi« 
der  meinige  war.  Wenn  wir  als  Durch' chniM  einen  Ertrag  von  150  kg 
nnnehmen,  so  brachten  diese,  nach  dem  damaligen  Preise  von  300  Francs 
für  fünfzig  kg.  900  Francs  pro  Feddnn,  also  für  da*  ganz«  Feld  von 
20  Feddän  18  000  Franca.  Den  Ertrag  von  2*/f  Ardeb  Baumwollsamen 
pro  Feddün  und  den  Werth  des  Reisigs  wollen  wir  als  unwesentlich  unbe- 
rücksichtigt lassen.  Nun  nehmen  wir  an,  dafs  der  Rest  der  Abadieb,  also 
die  übrigen  110  Feddün,  zur  Ernährung  des  Besitzern,  seiner  Lento  und 
Arbeitsthiere  verbraucht  werden;  sei  es,  dafs  nur  20  Feddän  de»  Terrain* 
zum  Anhau  der  Baumwolle  geeignet  waren,  sei  es,  dafs  das  Betriebskapital 
nicht  weiter  reicht«,  *©  waren  die  18  000  Franc*  oder  rund  15  000  .44 
«ler  Jabrexreir.ertrag  des  ganzen  Gutes.  Da  aber  die  Baum  Weltpreise  1885 
außergewöhnlich  hoch  waren,  so  wollen  wir  diese  utn  zwei  Drilttheile  redtt- 
ziren  und,  um  jede  Täuschung  auszuscliliefsen,  nur  öOOO  M als  unbedingt 
sichern  jährlichen  Reinertrag  hinstellen.  Ein  solcher  Ertrag,  zu  fünf  Prozent 
knpitalisirt,  entspricht  einem  Betrage  von  100000  .4t , auf  den  die  120 
Fedrlnn  geschätzt  werden  können,  oder  769  .//  pro  Feddän.  Nun  kann 
man  aber  in  Egypten  den  Fed  län  in  viel  schönerer  Lage  und  von  viel  besserer 
Qualität,  a!*o  auch  mit  höheren  Erträgnissen,  ru  500  ,4t.  und  in  solcher 
Lage,  wie  meine  Ahadieh  war,  für  200  M und  billiger  kaufen,  d.  h.  also 
für  weniger  als  ein  Dritttheil  des  von  uns  ahgeschätzten  reellen  Werfbea. 
Aua  dieser  mit  wenigen  Strichen  angedcuteten  Rechnung  ergiebt  sich,  wie 
vorteilhaft  eine  Niederlassung  in  Egypten  für  deutsche»  Kapital,  im  Verein 
mit  «ieutseher  Intelligenz  nod  Thatkraft,  werden  knno,  vorausgesetzt  freilich, 
dnfs  eine  befriedigende  Regelung  der  Kigenlhumsfrage  auf  diplomatischem 
Wege  erzielt  wird. 

leb  sagte,  dafs  zur  Zeit,  aß  wir  die  von  uns  angepflanzte  Baumwolle 
ernteten,  d.  h.  im  Jahre  1805,  die  Prc-*c  deraelhcn  sehr  hoch  waren. 
Diesem  Umstande  hatte  ich  *9  zu  tfanken,  dal*  ich,  nach  Verlauf  eines  Jahre», 
nicht  nur  meinem  Freunde  seinen  Antlieii  bezahlen,  sondern  auch  ein  kleine*, 
»ehr  bequemes  Baus  au*  gebrannten  Ziegeln,  welche  auf  Kamelen  beran- 
gtKhlA  wurden,  erbauen  konnte,  mit  einem  kleinen  Gemüsegarten  dabei, 
sodals  mein  Besilzriachfolgcr  unter  wesentlich  angenehmeren  Bedingungen 
die  Bewirt hadtaftong  der  Ahadieh  anzntreten  im  Stand«  war. 

Daß  die  Kaumwollpreis«  damals  «ine  wiche  Höhe  erreichen  konnten, 
log  nn  dem  nordamerikanischen  Bürgerkriege,  welcher  die  Südstaaten  der 
Union  zur  Aufhebung  der  Sklavenarbeit  gezwungen  hatte.  Die  Pflanzer 
konnten  während  des  Krieges,  der  fünf  Jahre  wkhrte,  ihre  Fehler 
nicht  bestellen,  und  da  sie  allein  den  englischen  Markt  reit  Baumwolle  ver- 
sorgten, so  entstand  hier  unter  der  arbeitslosen  Bevölkerung  und  bei  den 
Fabrikanten  die  größt«  Noth.  Di«  Betroffenen,  welche  nach  Millionen  zähl- 
ten, deren  Kxi-tenz  von  der  Hesctaffnng,  Verschiffung,  Verarbeitung  der 
Baumwolle  at-bing,  nl*o  vor  Allem  in  den  Industricbczirkcn,  waren  am  Vorabend 
einer  fuichtbaren  wirthschaftlichen  Katastrophe.  Daher  kamen  die  verzwei- 
feltster! Auvkunflsmittel  zum  Vorschein.  Die  gesinnungslose  Majorität  der 


1887. 


14!) 

EXPORT,  Orgun  de»  Centrabcroins  für  Hanileliigeographie  etc. 


Nr.  0. 


Fabrikanten  wollte  die  Südstaaten  unterstützt  wissen,  um  den  früheren  Zu* 
stand  wiederherznstcllen  und  damit  den  ruhmvollen  Traditionen  der  Eng- 
länder, welche  die  Unterdrückung  de«  Sklavenhandel«  auf  Ihre  Fahnen  ge- 
schrieben holten,  Hohn  za  sprechen.  Der  gesunde  Menschenverstand  einer 
besonnenen  Minderheit  fand  einen  besseren  Ausweg.  E«  wurde  Geld  ge- 
sammelt, eine  „Cotton  Supply  Association*1  gegründet,  und  es  wurden  die 
englischen  Konsuln  derjenigen  Länder,  wo  Baumwolle  gedeihen  konnte, 
angewiesen,  mit  Geld  und  gutem  Samen,  mit  Maschinen  und  Raumwollpressen, 
kurz  mit  Rath  und  Thal  alle  Versuche  zur  Ausbreitung  der  Baumwnllkultnr 
zu  nnterstützen.  Seitdem  erwuchs  in  Ost-Indien,  Egypten  und  Brasilien 
eine  der  nordamerikanischen  zwar  nicht  ebenbürtige,*)  aber  eine  jedenfalls  sehr 
beachtenswerthe  und  bleibende  Konkurrenz  in  der  Versorgung  des  englischen 
Marktes  mit  Rohbaumwolle.  Damit  war  auch  für  alle  Folgezeit  da«  so  ge- 
fährliche Monopol  der  Südstaaten  gebrochen.  Jetzt  erst  konnte  man  ge- 
wahren, ein  wio  ungeheures  Verbreitungsgebiet  die  Haumwollpflanze  auf  dem 
Erdball  besitzt. 

Zwischen  dem  33.  und  46.  Grade  nördlicher  und  dem  30.  Grade  end- 
licher Breite  liegen  ungeheure  Kontinente  und  Inseh),  welche  alle  für  die 
Hanoi  wolle  anbaufähig  sind.  Am  schönsten  gedeiht  sie  in  denjenigen  Ländern 
mit  fenckiwarinem  Klima,  welche  zwischen  der  gemifaigten  und  heifren  Zone 
tnitteninne,  möglichst  nahe  den  Meeresküsten  Hegen.  Die  vortrefflichste 
Baumwolle  liefern  die  Sndrinatcn  der  Union  am  m es  iranischen  Golf,  wohin 
sie  von  einer  Insel  Sea  Island  verpflanzt  wurde.  Die  egypiische  Baumwolle 
steht  im  Range  und  Werth  der  .Sea- Island- Baumwolle  sehr  nabe. 

Das  ist  das  grofse  Verdienst  Mehemed  Ali’s,  dnls  er  die  volkswirth- 
scbaftllche  Bedeutung  dieser  Pflanze  sofort  erkannte,  als  ihm  eine  solche  in 
Knirn  im  Jahre  1831  im  Garten  von  Mako*Bey  gezeigt  wurde.  Nun  sorgte 
er  für  gutes  Saatkorn,  lief»  Spinnereien  und  Webereien  aniegen,  zog  geschickte 
ausländische  Arbeiter  ins  Land,  die  seine  Fellachen  in  der  Anpflanzung  und 
Verarbeitung  der  Baumwolle  unterweisen  sollten,  und  wurde  auch  hierin, 
wie  in  allen  andern  Beziehungen,  der  Begründer  drs  egyptivrben  Wohlstan- 
des. Wenn  seine  Mittel  oft  despotisch  waren,  so  war  eben  der  phänomenale  Auf- 
schwung des  Landes,  der  mit  Recht  eine  Wiedergeburt  genannt  «erden  kann, 
nur  mit  solchen  Mitteln  durchzusctzen.  Die  Tndolenz  der  Bewohner,  denen 
jede  Neuerung  zuwider  war,  sträubte  sich  auch  gegen  den  Anbau  der  Baum- 
wollstaude. Nur  mit  Zwang  konnte  Mehemed  Ali  in  den  ersten  Jahren 
eine  ausgedehntere  Anpflanzung  derselben  erreichen,  und  als  bei  dieser  Ge- 
legenheit einmal  — wie  der  Engländer  Lane  erzählt  — die  erforderliche 
Überschwemmungahöhe  des  Nil  »usblieb  und  die  Fellachen  in  Gefahr  waren, 
die  Früchte  dieser  mühevollen  Kultur  dnrrh  Trockenheit  einzubqfsen,  da 
entstand  gegen  den  Yizekünig  eine  Gähntng  im  Volke,  welche  er  dadurch 
zu  beschwören  suchte,  dafs  er  die  Imäms,  d.  h.  mohammedanischen  Priester 
am  Ufer  des  rebellischen  Stromes  einen  Gottesdienst  abhalten  lieh,  um  das 
Steigen  desselben  vom  Himmel  zu  erflehen.  Aber  es  war  umsonst.  Daher 
berief  er  die  Priester  der  Kopten,  d.  b.  der  eingeborenen  Christen,  zu  dem- 
selben Zwecke.  Zuletzt,  als  auch  dies  nichts  geholfen,  lief«  er  di*  Rab- 
biner antreten  und  rief  in  kölnischer  Verzweiflung  aus  : „Von  all  diesen 
Religionen  wird  doch  eine  »ein,  die  etwas  taugt!" 

Unter  Mehemed  Ali  wurden  im  ersten  Ezportjahr«  900  Zentner  Baum- 
wolle verschifft.  Da*  war  im  Jahre  1822.  Im  Jahre  1859  wurden  500  000 
Zentner  exportirt,  und  im  Jahre  1886  rechnete  man  in  Egypten  auf  einen 
cnuthmafslirhen  Export  von  3000000  Zentnern.  Das  entspricht  einer  Ein- 
nahme von  300  bis  400  Millionen  Francs  durch  oinen  einzigen  Ausfuhrartikel 
bei  einer  Bevölkerung  von  5 Millionen  Seelen.  Da  Egypten  unter  den  Ptole- 
mäern von  8 Millionen  bewohnt  war,  so  ist  auch  von  diesem  Gesichtspunkte 
aus  im  Lande  noch  Raum  für  eine  ganz  bedeutende  Einwanderung,  Hierbei 
ist  der  Vortheil  nicht  zu  überschätze»,  dafs  der  Deutsche  in  Egypten  nur 
sieten  Tagereisen  von  der  lloimath  entfernt  ist  und  im  neuen  Lande  niemals 
Gefahr  läuft,  sein«  Nationalität  zu  verlieren. 

Ich  schlief»«  mit  einigen  praktischen  Winken  zur  Unterscheidung  der 
Baomwoll-  und  Leinen-Gespinste. 

Die  Baumwollfaser  der  guten  egyptiseben  Baumwolle  Ist  gegen  2 Zoll 
lang,  sehr  widerstandsfähig,  in  der  Farbe  etwas  gelblich  seidenglänzend. 
Wenn  wir  die  einzelne  Faser  unter  dem  Mikroskop  anseben,  so  finden  wir 
«ine  gewundene,  vielfach  schraubenförmig  gerollte  Zelle,  welche  »ich  von  der 
gleichförmig  zilindrischen  Leinfaser  sehr  wesentlich  unterscheidet.  Daher 
eignet  sieh  auch  die  Baumwolle  so  sehr  zur  Verarbeitung  als  Garn,  well 
wh  die  Fasern  sehr  leicht  und  fest  zusainmendrehen.  Die  Baumwollfaser 
hat  die  gröfste  Stärke  etwas  unterbalb  der  Mitte  und  verjüngt  sich  zur 
Wurzel  und  zur  Spitze  bin.  Aufserdem  charakterisirt  sie  eine  damaszirte 
oder  astförmigo  Zeichnung  auf  ihrer  Oberfläche  der  ganzen  Länge  nach. 
Die*e  Zeichnung  gehurt  ganz  allein  der  Baumwollfaser  an  und  tritt  bei  den 
geringen  Sorten  noch  deutlicher  als  bei  den  feinen  setdengl&nzenden  auf, 
an  denen  sie  matter  ausgebildet  ist  Auf  diese  Weis«  läfst  sieb  mit  Sicher- 
heit die  Gegenwart  von  Baumwolle  in  jedem  Gewebe  nachweisen;  aufserdem 
auch  durch  chemische  Reageritien.  Indem  nämlich  die  Baumwollfaser  ganz 
intakt  mit  ihrer  Zeiluloee,  d.  b.  mit  ihrem  natürlichen  Zelleninhalt,  zur  Ver- 
arbeitung gelangt,  nimmt  sie  leichter  und  unverwischbarer  alle  möglichen 
rarbrnwirkungen  an,  wobei  die  Zellulose  von  den  chemischen  Stoffen  ganz 
derehtrinkt  wird,  was  bei  der  Leinfaser,  die  das  Produkt  eines  künstlichen 

*)  Wir  bemerken  hierzu,  dafs  die  vom  „Central verein  für  Handels- 
gi-ogrzphieetc."  veranstaltete  „1886"  öödamerikantoche  Ausstellung  in  Berlin* 
übrigen»  ton  Neuem  dargclhan  hat,  dafs,  wenn  Süd-Amerika,  was  die  Menge 
der  Produktion  betrifft,  auch  nicht  als  ebenbürtiger  Konkurrent  der  Union 
gegenüber  suflritt,  doch  manche  sü'tamerikanische  Marken  der  nontaroeri- 
«aruschen  vonuxieben  sind,  so  besonders  die  brasilianische,  speziell  die 
»«*  Pernambuco,  ferner  di«  peruanische  Baumwollo.  Ihrer  Herrschaft  auf 
4bq  Märkten  von  London  and  Liverpool  steht  nur  die  nöhe  ihres  Preises 
und  die  leider  beschränkt«  Menge  ihrer  Erzeugung  im  Wege.  1>.  Red. 


Fäulnifsprozesse*  Ist,  nur  sehr  oberflächlich  der  Fall  ist.  Dieser  natürlichen 
Beschaffenheit  ihrer  Faser  verdanken  die  Baumwollstoffe  den  hohen  Grad 
der  Vollkommenheit,  zu  dom  ihre  Färberei  »ich  entwickeln  konnte. 


Verelnsn  achrtchten. 

Der  Aisschurs  des  „WOrttemberglschen  Vereins  für  Handels- 
geographte  etc.41  hat  sich  srn  22.  Pebrnar  d.  J.  von  neuem  kon- 
Ktitairt.  Es  wurden  gewählt:  zum  Vorsitzenden  Herr  Dr.  Huber, 
zum  Vize-Vorsitzenden  Herr  Direktor  Zilling,  zum  Schatzmeister 
, Herr  N.  Romingcr.  (Herr  A.  Kues  hat  das  Amt  wegen  längerer 
Abwesenheit  niederlegen  müssen).  Mit  den  Geschäften  des  Schrift- 
führers wurde  Herr  E.  Metzger  wieder  beauftragt.  Der  Ausscbufs 
besteht  gegenwärtig  aas  folgenden  Herren  (nach  der  Reihenfolge, 
wie  dieselben  snitzutreten  haben:  E.  Metzger,  Kommerzienratli 
N.  Rominger,  Herrn.  Franck  (-Ludwigsburg),  Dr.  Huber,  Kom- 
merzienrnth  Ad.  Schiedmaver,  A.  Kues,  Hofrath  Dr.  Renz, 
Dr.  phi).  Hofmeister,  L.  Böhm  (-Gmünd),  Dr.  0.  Hahn  (-Reut- 
lingen), Direktor  P.  Zilling  und  A.  Mann,  denen  durch  Zuwahl 
(nach  § 5 der  Statnten)  die  Herren  J ul.  B raun  (-Heilbronn),  Berg- 
rath Dr.  Klüpfel,  Kaufmann  Felix  Müller  und  Kaufmann  Karl 
Eiseulohr  zngesellt  wurden. 

In  Sachen  der  Sidamerlkanlschen  Ausheilung.  Berliner  Zeitungen 
] schreiben: 

„Die  BÜilamerikaniache  Ausstellung  hat,  wie  zu  erwarten  war,  mit  einem 
bedeutenden  Defizit  geschlossen.  Es  lag  dies  lediglich  an  der  Veranstaltung. 
Die  Ausstellung  war  eigentlich  erst  fertig,  als  sie  geschlossen  wurde.  Die 
Hauptsache,  der  Kütalog,  war  erst  vollendet,  als  die  Ausstellung  tu  F.nde  ging.“ 

Die  betreffenden  Berichterstatter  ihäteo  besser,  den  Finanzbericht  über 
die  Ausstellung  in  der  Generalversammlung  des  „Ccntralvcreins  für  Handels- 
geographie etc.*  abzuwarten,  «he  sie  über  das  „bedeutende“  Defizit  berichten 
und  andere  Mittheilungen  machen,  welche  unrichtig  sind.  Wenn  der  Aufbau 
der  Ausstellung  sich  nach  ihrer  Eröffnung  noch  einige  Wochen  hinausgezogen 
hat,  so  ist  der  Grund  in  der  verspäteten  Ankunft  der  überseeischen  Sen- 
dungen, nicht  aber  „lediglich  in  der  Veranstaltung*  zu  suchen.  Dafv  der 
Katalog  bei  einer  Ausstellung  die  „Hauptsache"  ist,  war  uns  nett.  Die 
enorme  Zahl  botanischer,  chemischer  und  sonstiger  technologischer  Unter- 
suchungen zahlreicher,  bisher,  unbekannter  überseeischer  Provenienzen  be- 
hufs Bestimmung  und  Klassifikation  derselben  ist  die  Ursache  des  ver- 
späteten Erscheinens  des  Kataloges.  Unsere  Leser,  welche  den  Katalog 
kennen  und  »einen  dauernd  wissenschaftlichen  Werth  schätzen  gelernt  haben, 
werden  das  verspätet«  Erscheinen  desselben  verständlich  finden.  Kür  die 
| meisten  Besucher  der  Ausstellung  dürften  auch  die  Etiketten  genügt  haben. 
Bei  einem  gründlichen  Studium  der  Ausstellung  war  aufserdem  jederzeit  der 
„Kommisaar  du  jour*  bereit,  eingehendere  Erklärungen  zu  geben.  Unsere 
Leser  haben  übrigens  aus  den  beiden  letzten  Nummern  des  Blatte«  ersehen 
können,  mit  welch  ungeheurem  Aufwande  von  Mühe  und  fachmännischer 
Gründlichkeit  die  Ausstellung  behandelt  worden  ist  Das  spricht  doch  für 
die  „Veranstaltung“  derselben,  welcher  der  oberflächliche  Berichterstatter 
gern  eins  anhingen  möchte. 

Briefkasten. 

n«rr  Luit  Jos«  Ribeiro  de  Baretto  in  Triumpho  (Provinz  Rio 
1 Grande  do  Bai,  Süd-Brasilien)  ist,  wie  uns  mitgctbeilt  wird,  willens,  einen 
Landkomplex  von  über  40  Kolonlrloose  (40  Kol. -Loos«  = 19340  ha)  um 
Preise  von  50  Conto*  de  Reis  (-»  ca.  93500  M)  zu  verkaufen.  Unser  Be- 
richterstatter hält  den  Ankauf  die»«*  Landet  zu  diesem  Preise  für  ein  »ehr  gu- 
tes Gecchäft.  Interessenten  erfahren  auf  Anfrage  Näheres  durch  die  Redaktion. 

— In  einem  Briefe  vom  21.  Januar  d.  J.  aus  Porto  Alegre  wird  uns 
mitgetheilt,  dafs  Herr  v.  Kooerltx  nach  einer  »ehr  schlechten  Uberfshrt  da- 
selbst angekommen  ist.  In  demselben  Schreiben  heifst  es,  dafs  Senator 
d1  Kscragnolle  Taunay  schwer  erkrankt  ist  und  dafs  man  für  sein 
Leben  fürchtet. 

— Wir  erhielten  kürzlich  folgende  Zuschrift:  „Sehr  ge-ehiter  Herr! 
In  dem  Vortrage  des  Herrn  Dr.  Jannasch  über  „die  Entwickelung  der 
Textilindustrie  bei  den  kolonialen  Völkern"  im  „Verein  Berliner  Kauflcnte 
1 und  Industrieller*  wurde  u.  a.  gesagt,  „die  Unentbehrlichkeit  der  Produkte 
der  Textilindustrie  mache  die  Herboischaffung  neuer  Textilfasern  immer 
noth  wendiger“ 

Schon  seit  Jahren  trage  ich  mich  mit  einer  „Idee“,  deren  praktische 
Verwert hung,  nach  meiuer  Ansicht,  leicht  ausführbar  und  gewinnbringeud 
ist.  Sie  betrifft  eine  in  ganz  Deutschland,  auf  jedem  Boden  gedeihende 
Pflanz«,  deren  Faserstoff  zu  gutem  Gewebe  und  zur  Papierfabrikation  zu 
verwenden  i&t.  Die  Chinesen  bereiten  daraus  ein  feines  Papier  und  ein 
seidenartiges  (silkenllke)  Gewebe.  In  Rufsland  fnbritirt  man  aus  der  Frucht 
dieser  Pflanze  ein  vorzügliches  Speiseöl,  das  dem  gewöhnlichen  Mohnöl  in 
Gehalt  und  Geschmack  weit  voransteht  und  dort  bedeutender  Konsum-  und 
Handelsartikel  i*L  Merkwürdigerweise  ist  noch  keine  der  drei  Fahrikations- 
azten  bei  uns  eingeführt;  man  könnte  annehmen,  dal»  der  .Stoff,  wenigsten* 
in  Bezug  auf  Papierfabrikation  und  Gewebe,  grofse  Schwierigkeiten  bereiten 
muss«;  aber  ich  denke,  wne  die  Herren  Chinesen  könnet»,  das  werden  unsere 
Industriellen  «loch  auch  zu  Stande  bringen. 

Die  Pflanze  ist  dio  „kaukasische*  oder  „russische  Riosen-Sounonbluiiu-“ 
mit  breiter  Fruchtkrone,  dickem,  gegen  6 bis  8 Fufa  hohem  Stengel, „die  überaM 
fortkommt.  In  Ruhland  wird  sie  wegen  ihres  reichen  und  guten  Olproduktes 


Nr.  9. 


150 

EXPORT,  Organ  des  Central verein«  für  Handelsgeographie  etc. 


1887. 


•stark  angehaut.  leb  schrieb  einmal  als  Redakteur  in  Chemnitz  in  den  70er  I 
Jahren  an  Herrn  v.  Bismarck  als  Gutsbesitzer  und  I’apicrfabrikantttn  in  1 
Vartia  und  stellte  ihm  auch  vor,  ob  nicht  fielleicht  die  Rabatten  der  j 
Schieoenpeleiso  mit  dieser  Kultur-  und  Schmuckpflanze  bebaut  «erden 
könnten.  F.r  schrieb  mir:  er  habe  sich  in  Rufsland  schon  um  diese  Pflanze 
interessirt  und  werde  einen  Versuch  mit  dem  Anbau  machen- 

in  Bezug  auf  ihre  Verwendbarkeit  zu  Gewebe  und  Papierstoff  wären 
sorgfältige  chemische  und  technische  Untersuchungen  noth wendig,  die  bei 
geringen  Kosten  jeder  Industrielle  ausführen  lassen  kann.  Kur  die  nächst' 
liegende  Fabrikationsweise,  die  ülgewinnnng,  dürften  die  einfachsten  Rechen- 
cxcmpel  die  Vortheile  des  Anbaues  beweisen. 

Nehmen  wir  eine  Bebauungsfläche  von  1000  F.  lg.  und  1 OOO  F.  br.: 

1 000  OOO  Qu,-F.  oder  ca,  40  Morgen.  Die  Saat  würde  erfordern  auf  1 Qu-F. 

5 Körner  = 5 000  000  Körner.  Davon  40u,!o  Verlust  abgerechnet,  würden 
sich  zur  Ernte  3000000  K.  ergeben-  Die  Krone  einer  guten  russischen 
Sonnenblume  darf  man  durchschnittlich  mit  050  vollen  gesunden  Samen- 
kernen berechnen.  Im  reifen,  nicht  eingetrockneteu  Zustande  wiegen  12 
bis  15  Körner  1 Gramm,  oder  1 Krone  (15  zu  1 g)  hat  43,  rund  40  g, 
oder  25  Kronen  =*  1 OOO  g ™ l kg  Nach  Abzug  der  Schale  und  der  ■ 

Kuchenrest«  dürften  25  Kronen  zur  Produktion  von  500  g — Vs  kg  01  J 
erforderlich  sein,  oder  die  3 Millionen  Kronen  der  Ernte  würden  ergehen  j 
60000  kg  s*s  1 200  Ztr.  Öl.  Dm  xft  kg  «•  1 Pfund  Speiseöl  mit  80  Pfg. 
berechnet,  wurde  die  Produktion  den  Geldwerth  von  96  000  ,U  erreichen.  i 
Die  Ausgaben  würden  betragen  (Arbeits-  und  Boden  preise  der  östlichen 


Provinzen): 

für  Pflanzenkürner  (1  kg  zu  1 legen  (bl*  Maschine  dazu 

1 Rbl.)  ■= 600  M erfunden) 800 

für  Rente  der  Bodenfliche  für  andere  Arbeitcn(BlStter- 

(1  preurs.  Mg.  zu  30  M)  1 200  „ pflücken) 400  . 

für  Düngung,  Ackerung  usw.  1000  * für  F.rnto- Arbeiten  . . . 1500  „ 
für  Arbeit  zum  Samen  - für  Fuhrlöhne  usw.  . . • 800  - 


Zusammen  6 300  .//  ’ 

Gesetzt  auch,  diese  Berechnung  habe  einzelne  Posten  der  Auigabo  zu  ■ 
niedrig  gegriffen  oder  aufser  Ansatz  gelassen,  «1er  die  Ernte  würde  geringe- 
res Ergebnifs  Jiefem;  kurz,  wäre  noch  manches  Wenn  und  Aber  dazwischen, 
so  würde  der  ÖLstoffgewinn  immer  noch  sehr  bedeutenden,  jedenfalls  sicheren 
Cberschufs  ergeben,  abgesehen  von  der  Verwerthung  der  Ölkuchen  zur  Land- 
wirthschaft. 

Die  Einrichtung  einer  Ölfabrik  ist  einfach  und  nicht  kostspielig  bei 
Wasser-  und  Dampfkraft,  hydraulischen  Pressen,  Schälmaschinen,  Bassins, 
Fässern  usw.  Der  Absalz  guten  Speiseöls  ist  rcgelmifrig  und  gesichert,  Kon- 
kurrenz in  Deutschland  meines  Wissens  noch  nicht  vorhanden.  Der  Anbau 
der  Sonnenblume  würde  sich  vorzugsweise  in  der  Provinz  Posen  einführen 
lassen,  wo  ich  recht  intelligente  deutsche  L&ndwiithe  kennen  geturnt 
habe,  die  wobl  Versuche  machen '*  könnten , ferner  in  Pommern,  Ober-  | 
Schlesien,  Ungarn  usw. 

Wird  die  Ölfabrikation  mit  einer  Papierfabrik  oder  Tcxtilgcwinnung  aus  | 
den  Stengelfasem  verbunden,  *o  haben  letzter«  den  Fahrikationsstoff  billiger  | 
als  Holz,  Zellulose  usw.,  rein  umsonst  Nehmen  Sie  den  Stengel  als  Pro-  ; 
duktionsstoff  zu  nur  1 */■*  Bogen  Kauzleipapior,  so  erhalten  Sie  gratis  oder 
fast  gratis  für  mehr  als  40  000  .//  Papierstoff.  Diese  wenn  auch  nicht  ganz 
gründliche  Berechnung  ist  schon  eiuos  Versuch»  zum  Anbau  und  zur 
chemisch-technischen  Untersuchung  des  Faserstoffs  der  Sonnenblume  Werth. 
Ich  hoffe,  es  wird  dies  durch  Ibro  besonder»  oinflufsreiebe  Anregung  (u  den 
beteiligten  Kreisen  geschehen."  — — — - 

Da  der  Gegenstand  dieses  Schreibens  nach  unserer  Auffassung  für  die 
Fachpresse  ton  bUffllW  Interesse  sein  mufste,  wir  selbst  aber  zur  Be* 
urtheilung  dieser  Sache  uns  nicht  für  kompetent  erachteten,  so  sandten  wir 
das  Schreiben  an  die  Redaktion  der  „Papierzeitung*  mit  der  ergebensten 
Bitte,  sich  mit  dem  Schreiber  des  Briefes  in  Verbindung  zu  setzen.  Statt 
desseu  aber  leistete  die  genannte  Redaktion  in  ihrem  Briefkasten  folgende 
Abfertigung  der  in  jenem  Schreiben  enthaltenen  wohlgemeinten  Vorschläge: 

„Red.  d.  «Exports*.  Es  finden  sich  immer  wieder  neue  Mcnscbenhc- 
glücker,  welche  ohne  Kenntnifs  dessen,  was  schon  geleistet  worden  ist,  neue 
Pflanzen  für  Textil-  und  Papierzwecke  empfehlen,  die  grÖfstontheils  schon 
probirt  und  wieder  verlassen  sind. 

Was  die  Papierfabrikation  betrifft,  so  bedarf  dieselbe  augenblicklich 
keiner  neuen  Rohstoff-Quellen,  da  es  der  unermüdlichen  Technik  gelungen 
ist.  neben  Kspartogras,  Jute  usw.  auch  Holz  und  Stroh  in  gute  Papiere  zu 
verwandeln.  Lumpen,  die  früher  sehr  tbeuer  waren,  sind  durch  die  wach- 
sende Wetlbewerbung  dieser  Rohstoffe  sehr  billig  geworden.  Ke  dürfte  unter 
diesen  Umständen  schwierig  sein,  Rohstoffe  zu  finden,  die  massenhaft  Vor- 
kommen, billig  genug  sind  und  weniger  Schwierigkeiten  verursachen  als 
unsere  jetzigen.  Die  Papierindustrie  hat  daher  keine  Veranlassung,  sich 
für  die  von  Ihrem  Korrespondenten  empfohlene  Anpflanzung  der  kaukasischen 
Sonnenblume  zu  erwärmen.  Ob  sie  der  Öl-  und  Textil- Industrie  besonderen 
Nutzen  bringen  würde,  liegt  aufserhalb  unserer  Bourthcilung,  dürfte  aber 
jedenfalls  erst  zu  erproben  sein,  ehe  man  auf  grofsartige  Anpflanzungen 
eingeht.4 

Für  «ine  solche  oberflächliche  Art  der  Beantwortung  sachlicher,  wobl-  I 
gemeinter  Vorschläge  fehlt  uns  denn  doch  der  parlamentarische  Ausdruck.  : 
Abgesehen  davon,  dala  es  vollständig  unbegründet  ist,  dem  Schreiber  de* 
obigen  Briefes  Unkenntnifs  dessen,  was  in  der  Textil-  und  Papierindustrie 
schon  geleistet  worden  ist,  zu  imputiren,  so  ist  es  eine  geradezu  thüriehte 
Behauptung,  dafs  die  Papierfabrikation  augenblicklich  keiner  neuen  Rohstoff- 
quellen bedürfe.  Dos  klingt  genau  gerade  so,  als  wenn  vor  Bekanntwerden 
der  Baumwolle  Jemand  die  Behauptung  aufzustellen  gewagt  hätte,  «laf» 
die  Textilindustrie  keines  solchen  Rohstoffes  bedürfe,  da  Wolle,  Flachs. 
Hanf  usw.  den  vorhandenen  Zwecken  vollständig  genügten.  Auf  eine 


Kritik  des  Satzes,  dafs  die  Technik  jetzt  auch  Holz  und  Stroh  in 
„guto“  Papiere  zu  verwenden  verstehe,  brauchen  wir  uns  hier  wohl 
nicht  näher  rinzulassen.  Ja,  „Papier*  macht  man  schon  daraus,  aber  was 
für  welches!  Man  braucht  blols  die  Haltbarkeit  der  früheren  Büttenpapier« 
ins  Auge  zu  fassen,  die  nach  jahrhundertelangem  Lagern  im  Aktenstnube 
sich  als  unverwüstlich  bewiesen  haben,  und  damit  die  heutigen,  äufserliela 
allerdings  vielfach  schöneren  holzigen  Papiere  zu  vergleichen,  die  bei  etwa» 
starkem  Anfawteo  sofort  brechen  und  aufserdem  in  sehr  ku-zer  Zeit  vergilben. 

Aber  selbst  zugegeben,  dafs  die  Papier-  bexw.  die  Textilindustrie  mit 
den  bisher  benutzten  Pflanzenfasern  vollständig  auskomme  — ist  es  denn 
nicht  möglich,  sogar  wahrscheinlich,  dafs  es  unter  den  zahllosen  anderer. 
Pflanzenfasern  für  mancho  Zwecke  bessere  gebe?  Und  falls  'lies  der  Fall 
ist,  was  die  fortdauernd  azurnste! lenden  Versuche  ergeben  würden,  hätten 
dann  diese  Industrien  nicht  „Veranlassung,  rieh  für  solche  neu  vorgeschlage- 
nen  Pflanzenstoffe  zu  erwärmen?“ 

Wie  dem  aber  auch  »ein  möge,  jedenfalls  hatten  die  wohlerwogener 
Vorschläge  unseres  Herrn  Korrespondenten  von  Seiten  der  „Papierxeitung* 
eine  wohlwollendere  Art  der  Beantwortung  verdient.  Wenn  jemand  in  dieser 
eingehenden,  ruhigen  und  sachlichen  Weise  «inen  ehrlich  gemeinten  und 
wohlbegründeten  Vorschlag  macht,  dann  ist  die  Krtbeilung  einer  solchen 
Antwort,  wio  wir  sie  mitgutheilt  haben,  unbedingt  als  ein  Mangel  gut- ( 
Literarischer  Gewohnheiten  zu  bezeichnen. 

— Herr  U.  O.  Lok«4>*i,  Hinkurf.  meldet:  Der  Uinlmtf . Siiltat/ikmlMh«  Pi’ 
dampfor  „Hahia“  iti  am  1*.  Februar  Ntrliralitaj;«  ,r.o  liurnoi  Air»«  nach  Antwerpen  ’t 
Hamburg  thgegatigen.  „RI®“  I«  am  I«  FlSniv  von  Mna-cn  nach  fin«l;|«w  weitergegangMi 
„lUtna“  l*t  »m  15.  Februar  »«•  Bu*n»«  Air**  nach  Antwerpen  und  Hamburg  »tge«e"*ni 
..t»e*l«fTO“  bat  aurgebend  am  ZI  Februar  Dover  paaairt,  „Oara“  btt  »«»gebend  am  22.  Fe- 
bruar Sä"  Vireot*  pawlrt  und  „Cutfilea*"  i.t  am  53.  Februar  <»  Bueaoa  Alm*  «irk 
Antwerpen  nnd  Hamburg  abgegingen.  „fndla“  bat  rönkkrbrend  am  *4.  Februar  tgu  Vteastr 
paamL  „S»nU.»‘-  hat  rflr-kkehrend  am  JSL  Pakruar  Di»t«r  pa»nri,  tat  am  24.  Februar  In  Bremer 
Oata®  »riK»k.  nirv»n  un.l  am  25.  Februar  narb  Hamburg  *t.tcn,ry engen.  „Bnr«»p*“  Ul  au» 
gehend  am  Ji.  Fabruar  ln  llunlevideo  tage  komm  cd.  Jdancetldew"  hat  auigctieod  am  24.  Fr 
bruar  Dover  parairt. 

— Daa  N(-fdlti»ti>Ziau*  Angwat  Bl«»rethal-Il ambarg  berichtet  um  talfaada  Dampfe 
u*d  Begier- Ablabnrn  tu«  Hamburg  nach  etmiptlaehaa  u»d  äbaraeeiarkea  Fliunn: 
a)  Dinkficbitlfi 

Afrika  (hfidwraiküata)  via  Madeira,  Canariarb*  tuaeln.  Rar«,  Am».  Lago«  utw.  LU  Loaal» 
inkl..  PutCdampfer  „Adnt|ih  Woarmant»",  Kapt-  kleinem.  draferh.  15.  M ir/. 

Kapatadl  uiw.  (Ha  Madair*)  alia  SB  Tagt,  toniehal  Dampfer  „M.hk**.  ougliarb,  4.  klirr. 

Ptuang.  Stngapore.  Hongkong  und  Japan  („Kiagatn- Ldmic-)  Dampfer  „Niobe“,  deaUit 
10-  Man.  Dampfer  „Ipbageuia“.  deutacb,  3t).  Min.  Dampfer  „Lydia“,  deutacb.  2Ö.  Apft- 
Dampfnr  „Caaaandri“,  doatrek.  10.  Mat,  Dampfet  „p.iljhjmul*“  deutsch.  30.  Stal,  Dampfer 
„Aieianta“,  deutacb,  2"  Juni. 

Singapur*,  Hnagkemc  und  Japan  »veaL  via  Antwerpen  und  London  (Skire-Linie)  Dampfer 
„MerlunaUbir*“,  eng  liech.  2o.  Mar*. 

Singapur*,  H®ngkcmg,  Srkanghal,  Yukohama,  Hiogo  und  Nagasaki  (rl*  Perl  ■Raid,  Su®*,  Ad» 
und  Colombo)  PotLlarapfer  .<)4»r*,  danlarh,  bia  5.  M.ir». 

AdelaUl«,  Mtlbouraa  und  Sjdn*;.  Puetdaaapfer  „N**k«“.  dtulnrk,  bia  13.  Mir«. 

Wladlwr-stok,  rannt,  aurh  NlculaJ*ff»k  (tii  ll-ingkuagv  Dampfer  „Ailaa“.  Kapt.  Wulff.  n»r 
w*g i»eh,  1.  lUlfte  Mir». 

WUdiwmlnk  und  Mr.- lajatvk  (via  ItoBrgkiMg)  Dampfer  „Triumph“,  dfiatirh.  Anfaor  4p“'- 

VaJparaiao,  Ariea,  M.-.||*mlo,  Callao,  l’uuta  Arrna»  (M^j.  Str.)  Corral , Cnonal.  Tlltlhan 
ood  Iqulijua  anlaufend  rla  Antwerpen  P-wldatnpfer  „Nokn",  KapC.  l'reLii,  4*ttta*h, 

14.  M&ra,  Fuirdampfar  „Lasui“,  Kapt.  OrondSn.  >UnUch,  2S.  Min. 

Valparalio,  Funu  Anna,  rktw.-S.'r.),  Corral,  Tafeakuaiao,  I<|nii|«a,  Arien,  MoZin.!... 
Callao,  ParU  a.  UaaraqwU  fvi»  Auiwarpas)  Dampfer  „t.arinia“,  Kapt.  tlanrnr,  dn.i>: > 

21  Mar. 

Mnntarldeo.  Ru«»o>  Alna,  Roaarlo  und  »an  Nicolai  (rla  Madeira)  PoMdampfcr  „L'roßaa;*. 
KapL  Kirr,  darnach,  80,  Märe,  Pnatdnmpfer  Kapt.  r.  Hulla».  draUrh,  1.  Ma. 

Munterldoo  and  Bwonua  Airaa  (via  Madeira)  Poitdampfer  ^Krkr wladw“,  Kapt.  Spifedv 
dauiarh,  |QL  Mira. 

Monteeldro,  Burout  Airci  und  ltntari«,  Dampfer  „Klrtl«“,  angllirh.  3.  Mir« 

Panaamboco,  Bio  da  Jaaelro  und  Sonic«  (via  Ltiaabon)  l’uaidanipfer  „l’crnamburu". 
Kap«.  Scharfe,  dautack,  25.  Märt. 

Babla,  Rio  de  Janeiro  und  Santua  (via  Llaaabon^  Puttdampfer  .JSantui“,  Kapt.  Ucle,  dcutacb. 

4.  Mir*,  Poitdampfer  „Valparaiso“,  Kapt.  Riedel,  dentirh,  IS.  Män. 

Waet-Indien  ela  Harr*  (Kt  Tbomai,  Veneanata,  Haiti)  am  ti.  nsd  21.  aurh  nach  Puert-r- 
Plala.  am  <L,  ll.  und  24.  Jeden  Mowata,  mnärhat  P««tdampf<r  „Frawria“,  Kapt. 
Kupff.  ilautark,  Mir«. 

Meiuo  (rla  Ham),  Vrrarraa,  Taspfeo  und  Prograio  am  3.  Jaden  Hnnala,  annärhat  Put- 
dnmpfer  ..Saxuuia-*,  douuek,  2.  Mira. 

Birteiori,  CorRao,  Cartagcua,  Antigua,  Demerata,  Jamaica,  Lltuurt,  Ur«)ia«ti,  Carupano 
W.  d.  WeatkOalc  (direkt)  Poitdampfer  „K-i«nukbo".  engliieh,  2.  ilin. 

ruerto-Rlco  und  8t.  Domingo  (direkt;  Ife.atdampfe«  „Horlbquen“,  Kapt  Oarlelit,  tpauixti. 

5.  Min. 

Habana,  MaUmaa.  Clesfoogoa  und  8t.  Jago  de  Culm  Dampfer  „Bremcfla“,  Kapt.  Olagaibrl, 
epaniarh,  15.  Mir», 

Habana  Dampfer  „ladU“,  Kapt.  Ilült«ii,  deutarh,  5.  April,  Dampfer  „Humpa“,  K.pt,  »liefe l, 
dautaeh,  30.  April. 

New  York  (»ia  Ham)  Puitdampfwr  „Ifellerr“,  deutacb,  li.  klirr,  (direkt)  Pwatdampfer  Jtugia“ 
devUcb,  Man.  (via  Havre)  Puttdampfer  „Inning“,  druferb.  13.  Mnra,  Puatdampfrr 
„Wieland“,  deouch.  >0.  Min.  Puiidaiopfer  „Itbaeila-*,  deutarb,  2T.  Mari.  Poatdaeapfer 
„Suerla“.  3.  April,  (direkt/  I’"*tdauipfer  „tlanimrmia-*,  deutark.  A Aprtl.  Dnbi«-Daoipfer 
„Amtralla“,  Kapt.  Fraeck,  deutarb.  4.  Man,  Dampfer  ..Polaria“.  Kapt.  Kehade,  d*ati<x. 

14,  Marx,  Dampfer  «Sorrent«“,  Kapt.  Müller,  drnferh,  23.  Mär*,  Dampfer  «Taormina“. 
Kapt.  Franrh,  iteuuch.  SO,  Mir» 

Halifax  und  Boitun  (direkt)  Dampfer  „Graihrnok“,  Kapt.  Kcbwaner.  deutich,  x M&rx, 

Uueloa  (direkt)  Dampfer  „Walbarbj“,  engliarb.  li.  Märe.  Dampfer  „Waahtuglua  l’ity“. 
rojsllaih,  10.  April. 

Harwick,  Dampfer  ..Uraeoa",  Kapt.  flcliade.  dentich.  t.  Mira. 

Halt,  Dampfer  „Sulun“,  Kapt,  CuUlll,  enflUrb,  2.  Mira. 

Southampton,  Dampfer  „Human“,  Kapt.  Jortta,  engllacb,  i.  Mir*. 

Madrid  und  anderen  (UknaUtlonrn  Portugal-Spanten»  (rla  I.Uaahnn)  Poitdampfer  „„Sniku", 
denferii,  t.  Mnrr,  Peetdampfer  „Valparain^“,  ilonUch.  IA,  Mir». 

Konatanlinopel,  Odaaaa  =n4  eveutl.  Uatnm  I Mal  pr.  Monat,  ennBcliet  Dampfer  „Ktiwbeek“, 
KapL  Kühr,  deutacb,  Aofa/ag  Mir*. 

KopeuLigru,  Malmö,  (um  Hktftn)  Dampfer  „Arcluraa“,  Kapt.  BarfoeiL  diulath,  2.  Mirt. 

Damlg  eud  Künigiberg.  Dampfer  „Augwat“,  Kapt  Delf,  dentarh,  la»trberelt. 

b)  Scgelachlff*. 

Malbonma  Wharf  „Frttaoa“  (vorn  K»,«n),  n-rrwagterli , Bude  Februar,  „Matatlan“,  Kapt. 
Lererku«,  deutsch.  Anfang  Win. 

Hjdne^  „Incfagraan“  (von  Ki«»u),  englireb,  Ende  Februar,  „Cardlllera“  (li-u  Elten),  eugtUrb, 
klltle  April,  „C.>nflttrntla“.  Kapt.  Rathe,  dautack,  prompt. 

Dunrdin  Wharf  „Victoria“,  deutich,  Anfang  Min. 

Wellington  und  Naplar  „Carultue  Uebn*.  uoutacb,  Mitte  Min 

WeetRQeU  Mexlcua  (ereul.  via  Havre  oder  Burdeaua)  „Aenlw*“,  Kepl.  Reiner*,  deut/fb. 
prompt, 

Weeiii'iet»  Zentral  Amerika*  (PunU  Are»*«  bla  Champerif»  “der  umgekehrt;  „Marte'‘,  Kapt- 
Dreck  wobl«,  deeUrb,  prompt. 

(luajeqall  „Dort“.  Kapt.  Hanno,  däoiacb,  prompt. 

Velper*i«o  (Eap.  daa  Herrn  F.  Laelx)  „Put-k“.  (von  Ki«»’n).  Kapt,  Drapnw,  deulicb,  prompt. 

„PuIf  ucaU  • (von  Kiatu)  Kapt.  Bablkt,  deutacb,  folgend. 


1887 


IS1 

EXPORT,  Organ  dos  Centralvereins  für  Handelsgeognphie  otr. 


Nr.  !>. 


flu  «so«  Air«*  (Klaehaalo)  „Ingelxirg",  Kapt.  Zlamerman d,  dsoUrb,  „M.  fl.  Rüelirri* 

K*r-i  R*X**»X.  drntaoh,  prompL 

BUrbaeto  (Buauo#  Als«»)  direkt  „Captll*“  (roo  Rhxii),  K»pt  Den««»«,  deuUrti.  Udet,  .Kot«“ 
K»«i.  Uremen,  nontgtKlh,  ladet. 

Mot«ia»ld*o  und  Eeiiilo  .Adel»  8.  Hill»*’,  KipL  Jenkin*.  »njlikfh.  ladet, 
l’nrio  Alagr«  (direkt)  JPomona“,  K«pe.  Nlnie*.  dlnlaHa,  Udat,  K*pt.  d*  Junge, 

hol  lind  Urb,  prwpt. 

Rio  Grande  „Dnr«li«a  Maria",  Kap«,  ftrfnrk,  dlnlarh,  ladet. 

Bant««  „Aagiiat“.  Kapt.  $ir*ekhnlder,  daeurh.  prompt, 

RI«  da  Janeiro  „JArgeu-,  K»pt.  Rerfkieaim.  datilarh,  pniaapt,  „EJilli  Urrj".  K *pt.  tlulfl. 

ilauueb,  prnnpL  „Tboraa*  8.  Fahk*,  KapA  laaebHa,  nervepiirh,  ladet. 

Bahia,  .Marl*“,  Kapt.  Set  iiteariier.  deotarh,  |ir<m*pL 
pemsioimu  ,jkanl*j“,  K»pt,  Jobnaea,  ne-rvogUcb,  prompt. 

Cindtd  llollrar  .PoÄa  Leis»*  Kapt-  NorameeaeD.  daotaeb,  prompt. 

L>a  Guapra  und  tUrarait»  _F*IU“,  Kapt  lltantch,  denttch.  aepelfenlg. 

Lr*  Oaapra  und  Puartii  C »Velin  „Mathilde*1,  K*pt.  Hallten,  dentteb,  pr-'-iupt. 

I'uerto  Cabrlln  (direkt)  uefl  Maraealha  „Pnllo*“,  Kapt.  tiortfieae,  drutarfc,  prompt.  ^Altila'* 
Knpt  Folhrrt»,  druletb,  prompt. 

Pit.  Tlnimai  „Pale»'*,  Kapl.  ltoieabeek,  hollledlarh,  pfotapt. 

Cartag*»*.  ftavanill»,  GifTtoae  und  at»  Maria  „Klkn  BnU‘*.  Kap«.  CnemVa,  etiRlUrti,  prompt 
Colon  und  Port  Llmon  „Pllok“  Kapt.  Loefdar,  deutle V,  ladet. 

Veraerut  .8«n  Lulv,  Kapt  Ode,  iteni«rk,  prompt. 

Philadelphia  „Cratiit*“,  Kapt  Klemaun,  deuiarb,  prompt. 

Nbbare*  hei  Aor«*I  Blimeotbal. 

Hamborn,  den  TI.  Februtr.  WKt*rw*nb*i1rht.  Dl*  letale  W.k-Ii«  har  na«  emllirl, 
Ja»  lanireraeknte  Thauaetler  RcNrarbt,  nad  e»  hat  »leb  leH  gestern  da«  Elt  Ita  blMift«  llalan 
Itetinr  »■>  tiemlitb  »nie»».  — 

Diu  Kit  von  der  tther-lülie  lal  Je. Wh  nn#V  nicht  paaslrt,  und  i»  lange  diet  nkH  Retchebea. 
kmu  die  Pltiltnrhillliihrt  iiklürlich  aiehl  erf>ff«»»t  werden-  — 

t.cUto  Narbt  gegen  3 Grad  Kille,  aiu  Tage  heiter««  «armes  Werter,  - 


Den  tu  che  Exporibank. 

Fflr  Tel«trr»nun« : KxportboDk.  Berltu. 

Ahthellung:  Exportbureau. 

Berlin  SW.,  Kocbstrafs«  27. 

(Briefe,  rächet*.  u*w.  e»w.  atnd  nur  mit  lliner  Adreaa*  au  ««rnehen  } 

Ul  Tarrl'Big  flr  41«  leflrderngilMU*  jeder  nh  rhlfr*  L.  L •lagarnkhle»  DVvrle  fsl  dar* 
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ib eilt  du  H.  iw  irim  ibtnntnten  u den  daniallu  itUttUs  ledingnng«»  «Ja 

128.  Hin  bestens  empfohlener  Agent  in  Krajova  (Rumänien),  dessen 
Geschäft  bereits  seit  circn  50  Jahren  besteht,  wünscht  die  Vertretung  leistungs- 
fiihiger  Hitmr  in  folgenden  Artikeln  z«  übernehmen:  Eisenwsuuwii,  omatl- 
lirte  Eiaenlöpfe,  Nägel,  Leder,  besonders  Sohlen-  und  Kaibvrichsledcr, 
Omntnixitge,  Berliner  Woll-  und  Wirkwsaren,  Strickgarn«.  Kotoninlwoartn, 
Thran  uam.  Offerten  erbeten  nnler  i«.  L.  119  au  das  E.*H. 

139.  Verlangt  werden  nach  drm  Kaplande  Preisangaben,  Zeichnungen, 
Skirten  för  eine  Mnblencinriehtung,  welche  verschiedene  Sorten  Mehl,  fein, 
mittel  und  grob,  fabrjzlnen  soll  und  dabei  die  nutbigen  (länge  für  Herstellung 
von  Graupen,  Maismehl  usw.  hat.  Eine  20- Pfordekrafl-Maiehine,  wofür 
gleichfalls  Prei«!  mit  Skizzen  eingefordrrt  werden,  für  Holzfcuerung  einge- 
richtet, mufs  das  erforderliche  Wasser  von  dein  Wasserbecken,  das  W Fofs 


Tom  Platze  der  Mühle  entfernt  ist,  für  das  Getriebe  herbeischaüen.  Das  Bocken 
kann  ca.  1000  Gallonen  täglich  abgeben.  Offerten  zur  Weiterbeförderung 
erbeten  unter  L.  L-  120  an  das  E.-B. 

ISO.  Ein  Antwerpener  Haus  wünscht  mit  einem  deutschen  Fabrikanten 
in  Verbindung  zu  treten,  der  englisch«  Bisrpumpen  (fite  or  eix  motion  bcor 
engines)  liefert,  welche  zum  Bierantschonken  verwendet  werden.  Offerten 
erbeten  unter  L.  L.  121  an  das  E.-B. 

1.71.  Man  sucht  für  den  Platz  Pari»  die  Vertretung  einer  leistungs- 
fähigen Fabrik  für  Trikot-  und  JcrsejUillen  zu  übernehmen.  Beite  Refe- 
renzen »tehen  zur  Verfügung.  Offerten  erbeten  unter  L.  L-  122  an  da«  F..-B. 

132.  Eine  sehr  leistuDgefähigo  dwiUcbe  Tuchfabrik  sucht  in  Buenos 
Aires  und  Montevideo  tüchtige  Agenten.  Offerten  erbeten  unter  L.  L.  123 
an  das  E.-B. 

133.  Die  Herren^ B.  J.  H.  Frangenheim  A A.  M.  Harthoorn  m 
Rataria  haben  am  12.  Januar  d.  J.  zur  Betreibung  von  Agentur-  und  Kom- 
missionsgeschäften unter  der  Firma  Frangenheim  & Co.  «ine  Kommandit- 
gezellschaft  in  Batavia  mit  oinrr  Filiale  in  Tjeribon  begründet. 

134-  Glashütten  in  Schlesien,  Sachsen  und  Bayern,  welche  besonders 
in  der  Biciflaschen-Fabrikation  für  den  Export  leintangs*  nnd  konkurrenz- 
fähig sind,  werden  um  Angabe  ihrer  Adresaen  emaeht  unter  L.  L.  124  an 
da 3 E.-B. 

133.  Für  Java  wird  die  Verbindung  mit  einer  möglichst  in  der  Nähe 
eines  holländischen  oder  deutschen  Seehafen*  belegenen  leistungsfähigen 
Fabrik,  welch«  einaillirt»  Kochgeschirre  herstellt,  gewünscht.  Von  lettteren 
geht  auf  Java  eine  Marke  B.  ü.  W (t  Co.  Es  *äre  uns  sehr  erwünscht, 
den  Namen  de*  Fabrikanten  zn  erfahren,  und  wir  «rauchen  unsere  hiesigen 
wie  unsere  Freunde  auf  Java  um  bezügliche  Miltheilungen.  Angebote  und 
Anfragen  unter  L,  L.  125  an  das  F..-B. 

13f».  Leist ungsflbigen  deutacben  Porzellanfahriken,  wenn  möglich  solchen, 
welche  in  der  Nibo  eines  holländischen  oder  deutschen  Seehafens  gelegen 
sind,  können  wir  für  den  Export  von  Tellern  usw.  eine  lohnende  Verbindung 
auf  Java  nachweisen.  Angebote  und  Anfragen  unter  L.  L.  12C  an  das  E.-B. 

137.  Nach  Spanisch  flondurw*  werden  folgende  Artikel  verlangt:  Ilosan* 
Stoffe  und  zwar  hauptsächlich  dicke  und  inncnscillg  wollige  Stoffe.  Mousaeline- 
und  Pikeestoffe,  Schuhwerk  für  Männer,  Frauen  und  Kinder,  künstliche 
Blumen,  feine  und  ordinäre  Spitzen.  Preislisten  zur  Weiterbeförderung  er- 
beten unter  L.  L.  127  an  das  E.-ß. 

138-  Ein  gut  empfohlene»  Import-  und  Exportgeschäft  in  Antwerpen 
sucht  mit  leistungsfähigen  Fabrikanten  von  Kattun  und  ähnlichen  Stoffen 
für  den  Export  nach  der  Westküste  Afrikas  in  Verbindung  zu  treten.  An- 
gebote und  Anfragen  unter  L.  L.  128  an  da«  E.-B. 

139.  Ein  renotnmlrte*  Agentur-  und  Kommissionsgeschäft  der  M&nufaktur- 
waarenbranebe  in  Venedig  sucht  Vertretungen  erster  deutscher  Fabrikanten 
in  genannten  Artikeln  zu  übernehmen.  Offerten  erbeten  unter  L.  L.  129 
an  das  K.-ß. 


Grrman-Australian  and  New  Zdand  DespaScIi 

Von  HAMBURG  direkt  nach 

Melbourne  Wharf 

Segler  „Tritxoe"  (Einen)  Anfang  Mürz. 

, „Kasatlas“  B Anfang  März. 

Sydney 

Segler  „Inchgresr."  (Eisen)  Anfang  Mürz. 

. ..Conflucntia"  , Kode  März. 

„ „Oordiller*“  . Milte  April. 

Munedin  Wharf 

und  nimmt  auch  Güter  für  LyttloLin  und  Ancklatid 
Segler  „Victoria**  (Eisen)  Anfang  März. 

lSnnedin,  l.y tlleton. 
Wellington,  Auekland 

Segler  „Olenlora"  (Ei*en)  15.  März. 
cTcut.  via  London. 

Wellington  und  Kapier 

Segler  „Caroltoo  Bebn*'  (Ersen)  Milte  Mürz. 
Alles  Nähere  bei 

Kiigust  Blumenthal  — Hamburg. 


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Nr.  9. 


1)2 

EXPORT,  Organ  des  Conlrulverein»  (Sr  Hamk'lsgeograjihic  etc. 


1WU 


International 

Centennary  Exhibition  MELBOURNE 

1888. 


Zur  Vertretung  der  deutschen  Industrie-  und  Handels-Interessen  bei  der  Aufteilung  und  bei 
der  Einführung  ins  australische  Geschäft  offerirt  ihre  io  Deutschland  woblrennmmirteu  Dienste  die 
ort «angesessene  Finna: 

PALMER  SCOTT  & Co.  — MELBOURNE. 

Seit  fünf  Jahren  in  noch  bestehender  Verblödung  mit  Peter  Behrendt,  Zivil-Ingenieur,  und 
Kd vt  In  Liuischclt,  Kaufmann,  ist  dieselbe  in  erster  Wnie  im  Stande,  allen  Ansprüchen  und  Erforder- 
nissen in  technischer  wie  kommerzieller  Beziehung  zu  entsprechen.  — I7ftj 


Direkte  Korrespondenzen  erbeten  nach  Melbourne  185  Collins  Street  West.  — Korrespondenzen 
«erden  auch  von  der  Deutschen  Kzpoitbauk  (Berlin  SW.,  Kocbstraise  27)  entgegengenomraon. 


Dampfschifffahrt  des  Oesterr.-Ungar.  Lloyd  in  Triest. 

Anftsiig  aus  dem  Fahrplane 

gütig  für  den  Monat  Mär*  1867. 

Fahrten  ab  Trleatt 


Ost-Indien  nach  Bombay  über  Brindisi,  Port  Said,  Suez  und  Aden,  am  1.  März  um  4 Uhr  Nachm. 

und  Ohlno,  

na  nach  Hongkong  über  Brindisi,  Port  Said,  Suez,  Aden,  Bombay,  Colombo,  Penang  and 
Sues- C*mal  Singaparc,  am  18.  März  um  4 Ubr  Nachm.; 
mit  Ueberschiffung  auf  eigene  Dampfer: 

in  Suez  nach  Djeddab,  klossauo,  llodeidab  und  Suakin; 
in  Colombo  uach  Madras  und  Caicutta. 


Egypten,  Freitag  Mittags  nach  Alexandrien,  über  Brindisi  (Verbindung  mit  Port  Said  und  Syrien). 

Levante,  Dienstag  um  4 Uhr  Nachmittags,  nach  Griechenland  bis  Smyrna;  den  8.  und  22.  über 

Fiume  und  den  1.  und  15.  über  Ancona,  dann  nach  Brindisi,  Corfu,  Syra,  Piriua  und  Cbios; 
Mittwoch,  jeden  zweiteu  (2.  und  16.),  6 Uhr  Nachmittags,  nach  Thessalien  bis  Constanti- 
nopel;  mit  Berührung  von  Piaine,  Corfu,  Santa  Maura,  ratras,  Catacolo,  Calamata,  Piräus. 
Volo,  Salon  ich; 

Samstag  2 Uhr  Nachmittags,  nach  t'-onstantinopel,  mit  Berührung  von  Corfu  und  Piräus; 
ferner  via  Piräus  nach  Syra,  Insel  Caudien  uud  Smyrna;  daun  via  Constautinopel  nach 
den  Häfen  de«  Schwarzen  Meeres; 

jeden  zweiten  Samstag  (12.  und  26.)  nach  Syrien  via  Smyrna,  und  (5.  und  19.)  nach 
Thessalien  via  Piräus. 

Dalmatien,  jeden  Montag,  Mittwoch  und  Samstag  10  Uhr  Vormittags,  (jeden  Samstag  via  Spalato  nach 
Mctkovicb); 

jeden  Samstag  um  4 Uhr  Nachmittags  nach  Metkovich  direkt. 


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Nr.  9. 


IM 

EXPORT,  Organ  de*  Centralvorein*  für  Handelugeographie  etc. 


1887. 


„New- York" 

£rlimsurr(idimni(is--(6rrr([fdiaff 

auf  (Srndifeitiflttit, 

jeöocQ  of)ne  ?7rtc^fcCugoerßin6[ic^fteil. 

(Sni*ttl  1613. 

ÜautirrJ:  I>rutf<6f  2S«ill  in  iötrlin. 


©«urjl-Sbfot'ßmict'tiätf  für  S><utfd)lattb : <$aas  non  Jtfcrtfen,  Dr.  2Hci$a«. 


ffinranttc*.£f»nii$ 

am  1.  ftuuuir  1886:  28l  ittiühincn  Jöark. 

(«84178336  Kiff.) 


I>if  ©(IrDi^sift  rffrrirt  eint  rddje  Äufiinabl  een  ©crftdjmingS'Äfltnbinaticneii.  — S)mbrnbrn* 
©rftciiigung  beginnt  glddjjdlig  mit  fc«r  8B«tfl<^<ruitg,  1.  $»iclfctntc  bti  3 'bfurg  brr  2.  3-a^rrPprämie 

f&tlig.  — *Dle  $elic«t  flnb  na<$  8 3ot|rrn  utivrrfaUbar.  — 5lufrcd)trrl)n(=  I 

tun#  brr  ätoficfftrutiti  für  bett  ÄrtcgöfaU 
unter  liberalsten  SSebtiiaunaen  * — ©tfcr  flnpfftilfnftnfrlh  I 

finb  bie  Vellern  mit  ßrmiim-  (fHoihrnben-)  AnTiunmluno,  bie  Nm  ©«filmen  nod)  bei 
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(mit  fünfjährigen  ©rainn-JBtrtiKilung^rncrtn  eter  nach  ttm  balbgraiifcbtrn  iarif)  mdih<  in 

praflifcber  SBelfc  alle  Seftbräiitunaen  » äöobnoeteö,  I 

Mgjeife^ufentliaUöunitnSÖeftljöftipnööart, 
jcoie  ber  Xobeoart  (SJufH,  ©elbftmert)  aufbebt.  I 

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Nr.  9. 


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3 000 000  Alaik.  Wilhelm  Wolfl.  Königlich«:  Kommerzleorath  in  Berlin,  Stellvertreter  des 

Reserve- Fond»  Vorsitzenden; 

300000  Mark.  Joseph  Hersfeld  (früher  ln  Pinna  Hallgarten  k HeriftU  ln  New  York) 

Hp»r- Fonds  (1887)  g.  Bchering,  Könlgl.  Kommerxlenrath  in  Berlin; 

450000  Mark.  E.  Veit,  Königlicher  Geheimer  Kommerslenrath , Mitinhaber  der  Firma 

Konzesalonirt  durch  Aller-  *«*•  W»no*«wr  k Oe.,  ln  Berlin. 

Mchate  Kablncts-Ordre  VnrfttÄtiH  • 

Sr.  Majestät  des  Königs  _ VOWiana. 

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iufserst  günstige  Bedingungen  sowohl  bei  Exporten  wie  bei  Importen  von  Woaren  aller  Art 

Der  „Deutsche  Lloyd*  hat  an  zahlreichen  transatlantischen  Plätzen  Agenturen  zum  Abschlufs  von 
Transport- Versicherungen  errichtet.  Für  Orte,  an  welchen  die  Gesellschaft  noch  nicht  vertreten 
Ist,  werden  Agenturen  vergeben;  Reflektanten  belieben  sich  dieserbalb  an  die  Direktion  in  Berlin 
tu  wenden.  133  J 


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Nr.  9. 


156 

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die  dreiRtspeiteae  Pdlt teile 
oder  deren  liaum 
Bit  SO  PC.  berechaet 
werden  von  der 

Expedition  de«  „Exports“, 

Berlin  SW.,  Kochstr.  87, 

•ot»oj;aa*caomiaeu. 


c%4iCay*\ 

nach  Ueboreinktmft 

mit  der  Expedition. 


Centralvereins  für  Handelsgeographie  und  Förderung  deutscher  Interessen  im  Auslande. 


Redaktion  und  Expedition:  Berlin  S.W.,  Kochetrafee  27. 

(Oeiebtf  tiselti  WoctuaUci  9 Mi  4 Ohr.) 

■MP*  Der  „KX  POkT*  itt  iia  deutsch  en  PoitMitungskatalog  für  1887  unter  Nr.  187d,  Seit«  59  eingotrxgon 

EL  Jahrgang.  c8et.fi»»,  IW  s.  t?lt£>dt*  iss  Nr.  10. 


DleaeWochmchrlfl  rirfelgt  die  Zwick,  fortlaufend  Berichte  Iber  die  Lage  u narre:  Ludaleeta  tm  Aoaiande  tat  KvontnlC»  Ihrer  Leeer  n brlftgea,  AU  Interieeia  dal  deatache«  Export* 
thatkriftt«  ea  vartreten.  »owie  dam  deotachan  Handel  and  der  denticben  Indailrle  wichtige  Mltthellanxeu  über  die  HaodeleeerhlltnlMe  dee  Aealaudee  is  körtetUr  Prlet  (Q  Abermltuin. 

B/lefa,  Zeltnagen  und  Werthaeadunxen  für  dea  „Eipert“  3 lad  an  die  itedaJclioa.  Berlia  S.W..  Kochetra&e  37,  sa  richten. 

Briefe.  Zeltoagea,  Beltrltteerkliraagea,  Wertheendaagea  f t r den  „Cntnlmria  fZr  Hudelaceeirrephle  ela.“  find  nach  Berlin  SW„  Kochitrala*  37,  xe  eenden. 

Inhalt:  An  unsere  Mitglieder.  — Bat  Kamerun  eine  Zukunft?  Klima,  Handel  und  Plantagenbau,  sowie  allgemein  kulturelle  und  missio- 
narische Aufgaben  und  Aussichten  in  der  jungen  Kolonie,  auf  Grand  eigener  und  fremder  Anschauung  dargcstellt  von  Dr.  Bernhard  Schwarz.  — 
| Europa:  .Ständige  Deutsche  Maschinen-  und  Werkzeug- Ausstellung  iu  Lissabon“,  — Asien:  Zur  ungünstigen  Lage  der  Zuckerindustrie  auf  Java-  — 
Europäische  Interessen  in  Ost-Asien.  — Afrika:  F.  A.  E.  Luderitz  +.  — Nord-Amerika:  Neue  Ansiedelung  im  Staate  Sinatoa  (Originalbericht  aus 
Guajmas  im  Staate  Sonora).  — Der  neue  direkte  Telegraph  zwischen  den  Vereinigte»  Staaten  von  Nord-Amerika  und  Brasilien.  — Süd-Amerika:  Über 
die  Decken  aus  Straufs-,  Gtianaco-,  Puma-  und  Seehund»- Felten  (Originalbericht  aus  Punta  Arena»,  Mngalhäes-Strafse).  — Mühlcnunterncbmungen  in  Bra- 
silien (Originalbericht  aus  Rio  de  Janeiro).  — Ober  die  Kolonie  Sko  Lourenfo  (Origiual bericht  aus  Slo  Lourenco).  — Australien  und  Südsee:  Die 
Jubiläumsausstellung  in  Adelaide  1887  und  die  ZcntennialausstelluDg  in  Melbourne  1888  (Originalbericht  aus  Adelaide).  — Briefkasten.  — Deutsche 
Eaportbank  (Abtheilung:  Export-Bureau).  — Anzeigen. 

(He  Wiedergabe  von  Artikeln  aus  dem  ,, Export"  ist  gestattet,  wenn  die  Bemerkung  hinzugefügt  wird:  Abdruck  (bezw.  Uebersetzung)  ans  dem  „EXPORT“. 


An  unsere  Mitglieder. 

Die  Mitglieder  des  Unterzeichneten  Verein*  werden  ersieht,  ihren 
Jahresbeitrag  (in  Xiadutbetrage  von  19  Mut)  flr  das  laufende  6e- 
icMftajahr  gefälligst  bald  an  die  nachstehende  Adresse  eiuesendeu: 

An  den  „Central  verein  für  Handelsgeographie  etc.“, 

za  Händen  des  Vorsitzenden,  Herrn  Dr.  Jannasch, 

Berlin  S.W.,  Kocbstrafse  97. 

Die  Mitglieder  der  uns  befremdeten  and  verbündeten  Vereine  zahlen, 
wie  wir  aasdrflekliek  bemerken,  Ihre  Beiträge  nach  wie  rer  an  die 
Kassenstelle  der  Vereine,  denen  sie  augehffren. 

Centralverein  für  Handelageographie  etc. 


Hat  Kamentn  eine  Zukunft? 

Klima,  Handel  und  PiaoUgenbau,  sowie  allgemein  kulturelle  und  missiona- 
rische Aufgaben  und  Aussichten  in  der  jungen  Kolonie,  auf  Qrand  eigener 
und  fremder  Anschauung  dargestellt 
von 

Dr.  Bernhard  8ebwers- 

Vorbe roerku ng.  Eben,  da  ich  die  nachstehenden  Abhand- 
lungen abgeschlossen  hatte,  kommt  mir  Nr.  9 des  „Exports“  zu 
Gesicht,  in  welcher  ein  gegen  mich  gerichteter  Artikel  der  „Kölni- 
schen Zeitung“  vom  17.  Februar  d.  J.  enthalten  ist.  Ähnlich  leiden- 
schaftlichen Angriffen,  vielfach  wörtlich  übereinstimmend  in  ihren 
giftigen  Ausfallen,  bin  ich  schon  seit  einiger  Zeit  in  den  verschie- 
densten Blättern  ausgesetzt;  daher  möchte  ich  fast  vermutben, 
dafs  dieselben  von  ein  and  demselben  Individuum  ausgehen  and 
von  einem  durch  mein  Buch  „Kamerun,  Reise  in  die  Hinterlande*, 
Leipzig  bei  P.  Frohberg,  1886  — seitdem  datireo  wenigstens  jene 
systematischen  Angriffe  auf  meine  Wenigkeit  — bervorgerufenen 
Konkurrenzneid  diktirt  worden  sind,  wofür  auch  ihr  ganzer  klein- 
licher und  giftiger  Ton  spricht. 

Inders  ein  Name  ist  unter  diesen  Ergössen  einer  edlen  Seele 
niemals  genannt,  wie  das  ja  derartige  Gegner  immer  zu  thun 
pflegen.  Ich  habe  dieselben  daher  grundsätzlich  — da  ich  selbst 
stet»  nur  mit  offenem  Visir  kämpfe  — bisher  ignorirt  und  würde 
das  auch  diesmal  getbau  haben,  wenn  ich  nicht  von  bedeutsamer 
§«it«  zu  einer  Entgegnung  veranlafst  worden  wäre. 

Ich  werde  mich  dabei  aber  thunlichst  kurz  fassen.  Der  An- 
griff zerfällt  in  eineu  sachlichen  und  einen  persönlichen  Tbeil. 
ln  dem  ersteren  wird  behauptet,  dafs  meine  Schilderungen  Kameruns 


nur  Phrasen  ohne  Beweise  seien.  Es  versteht  sich  aber  doch  vou 
selbst,  dafs  ich  im  engen  Rahmen  eines  Vortrages  nicht  auf  lange 
Argumentationen  eingaheu  kann.  Dieselben  sollen  die  nach- 
stehenden Artikel  bringen,  und  darum  denke  ich,  dafs  diese  letzteren 
die  beste  Widerlegung  jenes  Vorwurfes  sein  werden.  Nur  das  Eine 
will  icb  betonen,  dafs  ich  noch  überall  hervorgehoben  habe,  Ka- 
merun sei  kein  Gebiet  für  deutsche  Einwanderer,  sodafs  sich 
also  der  famose  Herr  X.,  Y.  oder  — heifst  er  Z.,  ohne  Grund  über 
die  Dörfer  und  Kirchthflrme  ereifert,  die  ich  in  Zukunft  in  Kamerun 
sehe.  Es  sind  Bauten  von  bekehrten  Schwarzen  gemeint,  wie  dies 
die  zahlreichen  konservativen,  nationalliberalen  und  überhaupt 
kolonialfreundlichen  Blätter,  welche  mit  grofser  Anerkennung  über 
meine  Vorträge  referirten,  auch  ganz  richtig  aufgefafst  hatten. 
Ungleich  ungerechter  noch  sind  die  persönlichen  Angriffe  des  Ar- 
tikels, zu  deoen  ich  mich  nun  wende. 

Der  ebreuwertbe  Anonymus  rechnet  mir  nach,  wie  lange  ich 
in  Kamerun  war.  Er  thut  dies  auf  Grund  von  Angaben  der  „Augs- 
burger Abendzeitung*.  Warum  denn  nicht  auf  Grund  meines  Buches, 
das  doch  dafür  die  rechte  Quelle  war?  Hätte  er  in  dieses  hinein - 
gesehen,  so  würde  er  bemerkt  haben,  dafs  jene  Angaben  des  Augs- 
burger Blattes  unwahr  oder  doch  ungenau  sind. 

Der  Anonymus  sagt:  „Herr  Dr.  Schwarz  kam  am  16.  No- 
vember 1885  nach  Kamerun.“  Falsch,  Herr  Kritikus!  In  meinem 
Buche  steht  schwarz  auf  weifs  S.  78,  dafs  ich  am  10.  November 
in  Kamerun  eiotraf. 

Weiter  heifst  es,  nach  drei  Tagen  sei  ich  ins  Innere  abgerei&t. 
In  meinem  Buche  S.  107  sage  ich:  am  90.  November.  Kanu  der 
Verfasser  nicht  von  10  bis  90  zählen? 

Dann  wird  gesagt,  icb  sei  9 Tage  und  etwa  40  bis  50  Gehatunden 
ins  Innere  gezogen.  In  Wahrheit  brach  ich  am  4.  Dezember  von 
Mapanja  ins  Innere  auf  (s.  mein  Buch  S.  186)  und  kam  am  31.  De- 
zember wieder  in  Kamerun  an.  Das  sind  nach  einem  einfachen 
Rechenexempel,  zu  dessen  Bewältigung  man  den  Schreiber  jenes 
Artikels  doch  auch  für  fähig  halten  sollte,  nicht  9,  sondern  97 
Tage,  und  die  Entfernung  des  von  mir  gemachten  Weges  beträgt 
nicht  40  Stunden,  sondern  ungefähr  das  Doppelte,  80  Stunden. 

Endlich  heifst  es,  ich  sei  noch  vor  Neujahr  1886  nach  Europa 
zurückgekehrt , während  icb  auf  S.  353  meines  Buches  die  Sil- 
vesterfeier in  Kamerun  schildere. 

Ist  solche  Kampfesweiae  ehrlich?  Oder  ist  das  die  strenge 
Wahrheitstreue,  die  der  Verfasser  doch  prätendirt,  während  er  mir 
sie  abspricht?  Nach  diesen  Proben  wird  im  Grunde  Jedermann 
schon  erkennen,  was  für  ein  Gegner  hinter  dem  wohlweislich  ge- 


Nr.  10. 


158 

EXPORT,  Organ  de«  Contxalvereitw  für  HandeUgeographie  etc. 


1887. 


schloasenen  Visir  stecken  mag.  Ich  will  aber  doch  Doch  eio 
Charakteristik  am  daraus  hervorheben. 

Der  Artikel  sagt,  ich  sei  nach  dem  ersten  Tagesmarsch  auf 
neuem,  unerforschtem  Boden  umgekehrt.  Die  Wahrheit  ist,  dafs 
von  den  etwa  14  größeren  (and  einigen  kleineren)  Dörfern,  die 
ich  besuchte,  nur  erst  4 schon  einmal  Weifoe  gesehen  hatten,  and 
dafs  nicht  ein  Tag,  sondern  nahezu  der  ganze  fast  vierwflcbent- 
liche  Marsch,  mit  einziger  Ausnahme  der  Strecke  von  Mapanja 
nach  Bnea  und  der  engeren  Umgebung  von  Bakundu  ba  Nambele,  | 
mich  auf  zuvor  noch  von  keinem  Deutschen  betretenen  Boden  > 
sah.  Ich  mache  dem  ehrenwerthen  Anonymus  mein  Kompliment 
über  das  grofse  Geschick,  das  er  besitzt,  fremde  Leistungen  zn 
beschneiden. 

Zu  gleicher  Zeit  erdreistet  sich  der  Herr,  meine  Umkehr  aus  • 
einem  Mangel  an  Mutb  abzuleiten.  Weifs  er  nicht,  dafs  ein  Ehren-  ! 
mann  einen  so  schweren  Vorwarf  niemals  gegen  einen  Anderen  ! 
aus  dem  bequemen  und  schützenden  Versteck  heraus  macht,  son- 
dem  onr  Aoge  in  Auge?  Der  Anonymus  beweist  damit,  nicht  j 
dafs  es  mir,  sondern  dafs  es  ihm  an  Mutti  fehlt.  Übrigens  ist  es  , 
so  »ehr  leicht,  vom  Studirtische  aus  einen  Reisenden  zu  verspotten, 
da  fr  ex  nicht  kühn  genug  vorgedrungen  sei.  Das  erscheint  als  eine 
überaus  billige  Tapferkeit.  Wer  mein  Buch  liest,  wird  wohl  er- 
kennen, dafs  ich  vor  unüberwindlichen  Schwierigkeiten  stand,  wie 
sie  übrigens  zur  Zeit  noch  alte  anderen  Kamerunreisenden  gefunden  j 
haben,  ohne  deshalb  von  irgend  Jemand  der  Feigheit  geziehen  zu 
werden.  Oder  nenne  mir  doch  der  klage  Herr  Verfasser,  der  an- 
geblich die  Geschichte  der  Erforschung  Afrikas  so  genau  kennt, 
einen  Reisenden,  der  weiter  oder  auch  nur  so  weit  vorgedruogen 
wäre,  als  ich? 

Wenn  schliefslicb  der  HerT  Anonymus  in  demselben  Artikel 
auch  noch  von  dem  Lieutenant  Israel  berüchtigten  Angedenkens 
handelt  und  also  die  Stirn  hat,  diesen  Menschen,  der  bekanntlich 
vor  Kurzem  dem  Strafgesetzbuch  verfiel,  in  einem  Athem  mit  mir 
zu  nennen,  so  ist  das  eine  Handlungsweise,  für  die  ich  keinen 
parlamentarischen  Ansdruck  habe.  — 

Ich  schliefse,  indem  ich  mich  der  Hoffnung  hingebe,  dafs 
nach  dieser  einmaligen  Abwehr  mir  kein  billig  denkender  Mensch 
zumuthen  wird,  auf  die  etwa  noch  beliebten  weiteren  Anläufe  des 
ehrenwerthen  Anonymus  auch  nur  irgendwie  zu  rcagireo. 

Dr.  Bernhard  Schwarz. 

1.  Einleitendes  über  den  gegenwärtigen  Stand  der  , 
kolonialen  Bewegung  überhaupt  uud  d er  Aussichten  für 
Kamerun  insbesondere.  Die  Bezeichnung  Kamerun  stammt  ! 
bekanntlich  noch  aus  der  Zeit  vor  3-  bis  400  Jahren,  als  die  Porto-  ' 
giesen  in  West- Afrika  ihr  Wesen  hatten,  und  bezog  sich  auf  die 
mitunter  massenhaft  in  den  betreffenden  Küstengewäsaem  auftreten- 
den Schalenthiere  — camarues,  d.  h.  Krabben.  In  diesem  an  die 
Krebse“  erinnernden  Namen  könnte  man  leicht  ein  böses  Omen  für 
jene  unsere  ganze  Kolonie  erblickeo.  Tn  der  Tbat  scheint  es  fa#t 
mit  der  Letzteren  nicht  vorwärts,  sondern  rückwärts  zu  geben. 
Woran  liegt  das? 

Zunächst  theilt  Kamerun  damit  nur  das  Geschick  unserer 
jungen  kolonialen  Erwerbungen  überhaupt.  Es  kann  in  de?  Thal 
nicht  mehr  geleugnet  werden,  dafs  betreffs  derselben  ein  gewisser 
Umschlag,  eine  starke  Abkühlung  in  der  öffentlichen  Meinung  ein- 
getreten ist.  Man  vergegenwärtige  sich  nur  noch  einmal  den 
Enthusiasmus,  der  vor  wenigen  Jahren  im  ganzen  deutschen  Volke 
einem  endlich  entfesselten  Strome  gleich  losbrach.  als  die  ersten 
kleinen  Aneignungen  überseeischen  herrenlosen  Gebiets  durch  unsere 
energische  Reichsregierung  bekannt  wurden.  Der  Sedanjubel  von 
1870  war  kaum  gewaltiger  gewesen.  Selbst  viele  dar  kolonialen 
Gegner  wurden  von  dem  „Wogenprall“,  um  mit  der  „Wacht  am 
Rhein"  zu  reden,  mit  fortgerissen,  und  die  Wenigen,  die  hartnäckig 
bei  ihrem  Widerspruch  blieben,  fühlten  ihre  Ohnmacht  gegen- 
über dieser  Flutb  nationaler  Begeisterung  und  zogen  sich  ver- 
dutzt und  mit  Spott  überhäuft  zurück. 

So  steht  es  heute  unbestreitbar  uicbt  mehr.  Die  schäumenden 
Wasser  haben  sich  verlaufen.  Die  Gegner  rücken  von  Neuem  mutb- 
belebt  vor.  Sie  posaunen  es  voll  Genugtuung  aus:  „Wir  haben'» 
ja  vorher  gesagt-  Das  Ganze  war  ein  künstlich  erregter  Taumel 
ohne  tatsächlichen  Hintergrund."  Ähnlich  klang  es  bei  Gelegen- 
heit des  im  Herhat  des  Vorjahres  abgehalteoen  Berliner  kolonialen 
Kongresses  durch  die  Spalten  vieler  Berliner  und  auswärtiger 
Zeitungen  hindurch.  Und  dafs  der  Widerspruch  so  kühn  seine 
Stimme  wieder  erbeben  darf,  das  ist  eben  der  beste  Beweis  dafür, 
dafs  es  auch  im  Volke  andern  aussiebt.  In  gewissem  Sinne  macht 
ja  die  Presse  nicht  die  öffentliche  Meinung,  sondern  sie  wird  von 
dieser  gemacht.  Und  da  sieht  man  denn,  wie  an  Stelle  der  Be- 
geisterung selbst  über  viele  der  „Getreuesten  von  den  Getreuen" 
Kleinmut  gekommen  ist.  „Es  war'  zu  schön  gewesen,  es  hat 


nicht  sollen  sein",  das  ist  jetat  vielfach  der  Grundton  der  Volks- 
stimmung auf  dem  kolonialen  Gebiete.  Manche  suchen  dabei  ibreu 
jähen  Stimmungswechsel  damit  zu  beschönigen,  dafs  sie  mit 
wichtiger  Miene  und  „aus  bester  Quelle"  mittheilen,  die  Regierung 
habe  selbst  das  Vertrauen  oder  doch  den  Math  zur  Kolonialpolitik 
verloren,  und  Fant  Bismarck  denke  daran,  die  ganze  jungr 
Schöpfung  wieder  abfzugeben. 

Oboe  jetzt  schon  auf  diese  letztere  Behauptung  weiter  einzageben, 
deren  Haltlosigkeit  ja  a priori  Jedem  einleucbtet,  welcher  weifs , wie 
reiflich  Bismarck  seine  Pläne  erwägt  und  wie  zäh  er  dann  aber  auch 
an  denselben  festhilt,  b«  »ei  zunächst  nur  gesagt,  daf»  der  erwähnte 
Rückschlag  in  der  Volksstimmung,  genau  betrachtet,  nichts  Bedenk 
liehe»  bat,  sondern  vielmehr  eine  Naturnotwendigkeit  bezeichnet 
Die  Stimmung  erofsor  Massen ' ist  stets  und  überall,  eine  waradel 
bare  gewesen,  leicht  erregt  und  ebenso  leicht  wieder  weichend 
Es  gilt  aber  doch  mehr  oder  minder,  was  einer  unserer  Humoristen 
singt:  „Das  Publikum  ist  gar  zu  dumm;  da«  nimmt  mir,  hoff"  ich. 
keiner  krumm,  denn  Einer  ist  kein  Publikum." 

Außerdem,  selbst  wenn  dieser  rasche  Umschlag  nicht  psycho- 
logisch so  leicht  zu  erklären  wäre,  so  würde  er  doch  durch  allerhand 
besondere  Umstände  begreiflich  und  selbst  in  gewissem  Miaf.se  be- 
rechtigt erscheinen.  ... 

Die  Menge  will  Erfolge  sehen.  Diese  treten  aber  bei  kolonialen 
Unternehmungen  zumeist  noch  weniger  rasch  zu  Tage,  wie  ander- 
wärts. Kolonieen  sind  Saaten,  die  in  der  Kegel  spät  aufgehen 
Sie  fordern  darum  Geduld  und  Ausdauer.  Die  Zeiten  eines  Cortez. 
eines  Pizarro  u.  A.,  in  denen  man  von  einer  einzigen  Fahrt  nach 
der  neuen  Welt  ganze  Berge  Gold  und  Silber  zurüekbringen  konnte, 
sind  längst  vorbei.  Selbst  der  überseeische  Handel,  der  noch  un- 
längst mit  hoben  Prozentsätzen  lohnte,  wirft  häufig  nur  noch  einen 
zwar  recht  guten,  aber  doch  nicht  überschwenglichen  Lohn  ab. 
Zorn  mindesten  bat  er  auch  sein  Risiko  und  erfordert  Anlage 
kapital  und  Facherfahrung.  Diese  TbaUacben  waren  wohl  in 
unseren  Seestädten  längst  bekannt,  aber  nicht  in  der  grofsen 
Volksmenge.  Diese  sah  vielfach  in  den  neuerworbenen  Kolonieen 
Eldorados,  in  deoen  man  im  Handumdrehen  reich  werden  könne 
Sagt  man  nun  solchen  Phantasten,  wie  die  Dinge  in  Wirklichkeit 
stehen,  oder  haben  diese  in  unbedachten  Unternehmungen  selbst 
bald  die  gleichen  Erfahrungen  machen  müssen,  so  beifst  es  dann 
nur  zu  leicht:  „Es  ist  nichts  mit  den  Kolonieen." 

Ich  will  au  dieser  Stelle  nnr  ein  kleines  eigenes  Erl efts/A 
umflechten.  Ich  hielt  vor  Kurzem  in  einem  Bärgervereio  einet 
Vortrag  über  Kamerun,  in  welchem  ich  u.  a.  zeigte,  welche  Schiut 
dort  noch  zu  beheben  seien.  Am  nächsten  Tage  kommt  ein  junger 
Kaufmann  zu  mir,  mit  der  Bitte,  ihm  doch  einige  Rathschläge  zu 
geben.  Er  wolle  in  Kamerun  eine  Faktorei  anlegen.  Natürlich 
war  meine-  erste  Frage  nach  der  Höbe  seines  Anlagekapital*.  Ds 
zeigte  sich,  dafs  dasselbe  kaum  einige  Hundert  Mark  betrug 
i zu  wenig,  um  für  den  Pasaagepreis  bis  Kamerun  zu.  reichen.  Ich 
setzte  darauf  dem  Herro  auseinander,  dafs  die  Begründung  einer 
Faktorei  an  der  Küste  nicht  wohl  unter  10000  «n  durchführbar 
sei.  Darauf  erwiderte  mein  Beeaeh  aber  ganz  gelassen:  „leb  wtH 
ja  auch  nicht  an  der  Küste  bleiben,  sondern  ins  Innere  geben  und 
dort  mit  einigen  üu'Lgenommenen  Waaren  einen  kleinen  Kramladen 
errichten."  Und  als  ich  dem  entgegenhielt,  dafs  man  iß«  Innere 
ohne*  besondere  Zurflstungen  und  Führer  gar  nicht  gelangen  könne, 
hat  er  nar,  ihm  eine  Spczialkarte  zu  nennen,  er  werde  sich  schon 
i allein  znrechtfioden. 

Man  lacht  über  solche  Naivetätea.  Allein  sie  wiederholen  sich 
tausendfach.  Was  könnten  Firmen  wie  Wörmann  u-  dergl.  in 
dieser  Hinsicht  berichten.1  Bekannt  ist  auch  da»  Beispiel  einiger 
junger  Leute  aus  Königsberg.  Dieselben  traten,  reich  an  aben- 
teuerlichen Gelüsten,  aber  eben  so  arm  an  Erfahrung  und  Gold 
mittelo,  vor  Jahre*friet  zu  einem  Verein  zusammen,  dessen  Aufgabe 
es  sein  sollte,  in  Kamerun  zn  pflanzen,  zu  handeln  und  was  tonst 
noch.  Bald  nach  der  „Gründung"  gingen  einige  der  Kühnsten,  mit 
| etwas  Sparpfennigen  ausgerüstet,  nach  Afrika  ab.  Binnen  Kurzem 
I kehrten  sie,  von  allen  Mitteln  entblöfat  und  krank,  wieder  heim 
| Nun  gedenken  sie,  wie  die  fortschrittlichen  Zeitungen  mit  Emphase 
meldeten,  eine  Broschüre  herauszugeben  und  Jedermann  vor  Raine 
run  als  einem  traurigen  Lande  zu  warnen.  In  dieser  Weise  ist 
die  „Abwiegelung"  nach  dem  Anflodern  der  Begeisterung  leicht 
zu  erklären. 

Es  liegt  leider,  wir  wollen  dies  gerade  hier  nicht  verschweigen, 
i im  deutschen  sonst  so  lobenswerth  idealen  Wesen  andererseits 
auch  wieder  etwas  ungesund  Abenteuernde«.  Wie  viele  unserer 
i Landsleute  sind  in  derart  unbedachter  Weise  in  die  Ferne  gepilgert 
| und  dort  elendiglich  zu  Grunde  gegangen!  Unsere  Konsulate  könnten 
i von  solchen  Irrlichtern  genug  berichten.  Es  war  natürlich,  daf» 

1 dergleichen  unklare  Geister  ira  ersten  Augenblick  sich  mit  Jubel 


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1887.  EXPORT,  Organ  de«  Ccntralvereins  für  Hatidelegeograpbie  etc. 


der  kolonialen  Sache  bemächtigten.  Diesen  rasch  abgebrannte 
Strohfeuer  hat  an  dem  gegenwärtigen  Umschwung  der  Stimmung 
nicht  wenig  Antheil. 

Es  ist  bemerkenswert!),  dafs  derartige  ungesunde  Erscheinungen 
unter  anderen  Nationen  viel  weniger  Vorkommen.  Dort  herrscht 
im  Allgemeinen  mehr  Nüchternheit  in  den  kolonialen  Bestrebungen 
und  daher  resultirt  auch  mehr  Erfolg.  Man  denke  an  England 
beispielsweise.  In  seinem  Besitzungen  arbeiten  Leute,  die  jahre- 
lange Erfahrung  in  überseeischem  Wesen  hinter  sich  haben.  Grofse 
..Kompanieen“,  zusammengesetzt  aus  Geldleuten  und  Großindustriel- 
len , beuten  die  Länder  unter  Aufwand  der  reichsten  finanziellen 
Mittel  aus.  Mao  vergleiche  nur  z.  B.  die  „Afrikanische  Kompanie*4, 
die  am  Binue  still  aber  stetig  sieb  ausbreitete,  mit  den  verweifelten 
Bemühungen  des  unglücklichen  Flegel,  einige  Interessenten  für  das 
von  ihm  erschlossene  hoffnungsreiche  Gebiet  zu  erlangen.  Noch 
unlängst  sagte  mir  ein  bei  dem  Direktorium  eines  deutschen  Kolo- 
nialunternehmens  betheillgtcr  Herr:  „Bei  uns  drängen  sieb  immer 
nur  die  Habenichtse,  die  verworrenen  Köpfe,  die  dürren  Schwärmer 
zu  solchen  Dingen.*4 

Es  kann  demnach  im  Hinblick  auf  unsere  koloniale  Sache 
nicht  genug  vor  dem  Abenteuerwesen  gewarnt  werden.  Wir 
müssen  nüchtern  werden.  Es  mufs  das  Kapital  sammt  der  Erfah- 
rung des  Wettkaufmanns  mehr  herzutreten,  und  andererseits  sollte 
für  die  geographische  Aufklärung  der  Menge  mehr  geschehen. 
Durch  Vorträge,  Zeitschriften,  namentlich  auch  die  politischen  und 
kleineren,  in  den  Schulen  usw.  wird  man  häufiger  Belehrung  über 
Tropenlandschaften  u.  dgl.  zu  geben  haben.  Dabei  ist  allerdings 
nicht  zu  vergessen,  dafs  man  bei  so  großen  nationalen  Unterneh- 
mungen, wie  die  koloniale  Sache  ist,  eben  jedesmal  Lehrgeld  wird 
zahlen  müssen.  Die  Erfahrung  wird  uns  auch  in  dieser  Hinsicht  j 
schon  klüger  machen.  Von  einer  Nation,  die  vor  kaum  3 Jahren  j 
erst  anfing  zu  kolonisiren,  kann  man  Dicht  erwarten,  dafs  sie  keine 
Fehler  macht,  und  darum  auch  nicht,  dafs  die  Begeisterung  für  die 
Sache  sich  immer  gleich  bleibt. 

Merkwürdig  ist  es  übrigens,  wie  ungeduldig  mau  gerade  »nf 
die  Erfolge  io  unseren  neudeutschen  Gebieten  sieht,  während  man 
anderen  Ländern  gegenüber  längst  gelernt  hat,  mit  größter 
Langmuth  auszuharren  und  auch  die  schwersten  Anfänge  zu  er- 
tragen. Wer  beispielsweise  nach  Nord-Amerika  auswandert,  sagt 
sieb  ganz  bestimmt,  dafs  er  zunächst  eine  barte  Lehrzeit  durch- 
zu macheu  haben  wird.  Wer  auf  Brasilien  sein  Augenmerk  richtet, 
der  weiß  auch,  dafs  er  dort  mindestens  ein  Jahrzehnt  kämpfen 
müssen  wird,  ehe  er  gesicherten  Boden  unter  den  Füßen  bat. 
Nur  in  den  neuen  deutschen  Besitzungen  soll  das  Glück  im  Galopp 
eirungen  werden.  Kehrt  von  da  Einer  ohne  Erfolg  heim,  so  giebt 
es  in  allen  möglichen  Zeitungen  ein  gewaltiges  Lamento  mit  dem 
Grundton:  »Die  Kolonieen  taugen  nichts14,  während  fast  jedes  Fahr- 
zeug aus  Amerika  oder  Australien  Hunderte  von  ähnlichen  Schiff- 
brüchigen zurückbringt,  ohne  dafs  mau  ein  Wort  darüber  verliert 
oder  gar  über  das  ganze  Gebiet  der  Vereinigten  Staaten  und  Austra- 
lien den  Stab  bricht  als  über  Länder,  in  denen  nichts  mehr  zu 
machen  sei.  Auf  der  anderen  Seite  wird  jedes  Beispiel,  wo  in  die- 
nen Ländern  Einer  schnell  vorwärtsgekommen,  in  der  alteo  Heimat 
weit  verbreitet,  dahingegen  ähnliche,  bei  der  Jugend  unserer  Be- 
sitzungen freilich  noch  seltene  Fälle  aus  dem  Bereiche  dieser  kaum 
Jemandem  bekannt  werden.  Wie  Viele  wissen  denn  bei  uns  etwas 
von  den  zum  Theil  wenigstens  wahrhaft  großartigen  Erfolgen  von 
Firmen  wie  — um  von  dem  bekannteren  Wörraanu  zu  schweigen 
— Jantzen  & Tborinählen,  Wölber  und  Brobm,  Gaiser, 
Gödel t,  Vietor,  0‘Swald  u.  A.,  die  sieb  zumeist  aus  kleinen 
Anfängen  heraus  in  wenigen  Jahren  zu  den  blühendsten  Geschäften 
omporgearbeitet  haben  und  dies  allein  der  West-  oder  Ostküste 
Afrika«  verdanken!  Wie  Viele  ferner  wissen  denn  bei  uns  etwas 
von  den  schwedischen  Kolonisten  am  Kamerunberge!  Vor  Kurzem 
wurden  dieselben  allerdings  vielfach  genannt.  Es  war  dies  bei  Gele- 
genheit der  Wühlereien  Rogozinski's  in  jenen  Gegenden.  Damals 
lernte  man  die  wackeren  Nordländer  als  tbätige  Freunde  Deutsch- 
lands kennen.  Daß  dieselben  aber  auch  leuchtende  Beispiele  da- 
von sind,  wie  man  — im  Gegensatz  zu  den  unglücklichen  Königs- 
bergern  — in  unseren  Schutzgebieten  selbst  ohne  Erfahrung  und 
ohne  Anlagekapital  mit  etwas  Ausdauer  und  Erfindsamkeit  in 
kurzer  Zeit  wohlhabend  werden  kann,  das  ist  den  Wenigsten  zu 
Ohren  gekommen.  Ebenso  haben  nur  Einzelne  von  denen,  die 
aus  der  geringen  Prosperität,  welche  die  Wörmann'sche  Kaffee- 
plantage  in  Gabnu  bisher  hatte,  mit  vielem  Lärm  ein  abfälliges 
Urtheil  über  die  Idee  des  Plantageobaues  in  West-Afrika  überhaupt 
ableiten,  Kenntniß  davon,  dafs  dieser  Fiantagenbau  in  unserem 
Kamerun -Gebiete  bereits  mit  ungeahntem  Erfolge  ins  Werk  ge- 
setzt werden  konnte,  daß  z.  B.  die  Baptistenmission  bei  Victoria 
am  Fuße  des  Kameronberges  eine  Kakaopflauzung  mit  9000  jungen 


Stämmen  hatte,  die  von  Sachverständigen  auf  3000  Pfand  St.  engl, 
geschätzt  und  für  eine  ähnlich  hohe  Samme  neulich  io  der  Tbat 
auch  au  die  Baseler  Mission  verkauft  wurde.  Kann  man  solchen 
Tbatsacben  im  Ernste  Fälle  gegenüberstellen,  wo  gänzlich  unfähige 
Individuen,  die  da  draußen  auftanchten,  selbstverständlich  ohne 
alles  Resultat  wieder  verdufteten?  Ich  denke  dabei  an  einen 
jungen  Mann  aus  Söd-Deutscbland,  der  vor  einiger  Zeit  in  Kamerun 
ans  Land  stieg,  um,  wie  die  Zeitungen  zu  Hause  rühmend  ver- 
kündeten, großartige  agrikulturelle  Versuche  am  Kamerunberge 
anzustellen.  Der  bequeme  Herr  trieb  sich  aber  daun  nur  in  den 
Faktoreien  herum,  nützte  deren  Gastfreundschaft  in  der  rücksichts- 
losesten Weise  aus  und  rührte  zu  seinem  Vorwärtskommen  auch 
nicht  einen  Finger.  Ist  es,  frage  ich,  ein  patriotisches,  ja  auch 
nur  ein  unparteiisches  Unterfangen,  wenn  man  auf  Grund  solcher 
Beispiele  das  Urtheil  fällt  über  die  ganze  koloniale  Angelegenheit, 
wie  es  die  gegnerischen  Tagesblätter  stetig  thun? 

Ganz  ähnlich  wird  die  Sache  gehandhabt  mit  dem  gesundheit- 
lichen Punkte,  der  eben  auch  einen  wesentlichen  Antheil  daran  hat, 
dafs  man  zur  Zeit  so  wenig  günstig  urtbeilt  über  unsere  Liegen- 
schaften da  draußen.  Es  sind  ja  freilich,  seitdem  wir  in  Afrika 
arbeiten,  schon  einige  eklatante  Beispiele  von  schweren  Erkran- 
kungen oder  Todesfällen  von  dorther  bekannt  geworden.  So  be- 
klageoswerth  das  an  sich  ist,  darf  man  damit  das  ganze  große 
koloniale  Werk  diskreditiren?  Wie  viele  Europäer,  die  nach  Mittel- 
oder Süd -Amerika  gingen,  bat  das  gelbe  Fieber  weggerafft!  Wer 
bitte  aber  je  gewagt,  deswegen  die  lateinische  Rasse,  die  dort 
Reiche  begründet  bat,  der  Thorbeit  zu  bezichtigen?  Als  einige 
Herren  von  der  o&lafrikanischcn  Gesellschaft  bei  ihren  Landerwer- 
bungen erkrankten,  war  die  liberale  Presse  gleich  zur  Hand  mit 
der  hämischen  Bemerkung,  daß  ja  nun  der  Beweis  vorliege,  wie 
viel  jene  Ländereien  wcrtli  seien.  Ist  das  ehrlich?  Müfste  man 
da  nicht  mindestens  erst  abziehen,  was  von  der  betreffenden  Er- 
krankung auf  Rechnung  der  Reisestrapazen  usw.  zu  schieben 
sei?  Ea  geht  mit  den  Berichten  über  den  Gesundheitsstand  einer 
Gegend  überhaupt  oft  wunderbar  zu,  schon  bei  uns  zu  Hauso,  wo 
beispielsweise  Einer  den  Aufenthalt  in  München  anpreist,  der  Andere 
ihn  als  höchst  gefährlich  bezeichnet  usw.  Ist  cs  da  verwunder- 
lich, wenn  über  die  wenig  bekannte  Fremde  die  Ansichten  noch 
ganz  anders  anseinandergehen?  Und  wie  kommen  dieselben  oft 
zu  Stande!  Als  ich  von  meiner  Reise  ins  Innere  wieder  an  die 
Kamerun-Küste  zurückkcbrte,  fand  ich  dort  ein,  wenigstens  bezüg- 
lich des  weiblichen  Theiles,  älteres  Ehepaar,  das  eine  Vergnügungs- 
reise nach  Kamerun  gemacht  batte.  Ohne  an  strapaziösere  Touren 
gewöhnt  zu  sein,  ohne  etwas  von  den  Tropen  und  der  dort  nöthigen 
Vorsicht  zu  wissen,  kurz,  völlig  unvorbereitet,  wie  sie  waren,  be- 
kamen die  beiden  Leute  nach  einigen  sonnigen  Ausflügen  natürlich 
das  ja  auch  unvermeidliche  Fieber,  fuhren  postwendend  wieder 
heim  und  schildern  nun  jedenfalls  allenthalben  das  Klima  der 
Kolonie  als  wahrhaft  verderbenbringend.  Hätten  sie  nur  einen  Tag 
mit  mir  auf  den  frischen  Höben  des  Kamerunberges  oder  auf  den 
gesunden  Hochflächen  im  Innern,  etwa  in  Messinge  ha  Kake,  zu- 
bringen können,  sie  würden  schon  etwas  bekehrt  gewesen  sein. 

Unsere  bisherigen  Ausführungen  sollten  zeigen,  wie  leicht  eine 
Aenderung  der  allgemeinen  Ansichten  über  unsere  Kolonieen  ein- 
treten  konnte.  Wir  fügen  dem  noch  die  Einwirkung  der  Auswan- 
denmgsfrage  bei.  Als  die  ersten  Quadratmeilen  überseeischen  Be- 
sitzes von  Deutschland  erworben  wurden,  wiesen  alsbald  die  be- 
rufensten Stimmen  darauf  hin,  daß  jene  Ländereien,  weil  zumeist 
innerhalb  der  Tropen  gelegen,  nicht  als  Absatzgebiete  für  unseren 
Menscbenüberschufs,  sondern  nur  für  unsere  Industrieprodukte  wür- 
den aufgefaßt  werden  können.  Aber  die  Schwärmer  beachteten 
dies  nicht.  Sie  träumten  von  einem  Ncu-Deutschland  da  und  dort 
unter  dem  heifsen  Himmelsstriche,  bis  es  sich  nachgerade  klar 
herausstellte,  daß  der  gröfste  Tlieil  unserer  Erwerbungen  zur  Zeit 
wenigstens  noch  ungeeignet  sei,  deutsche  Auswanderer  aufzuneb- 
men.  Denn  wenn  auch  Schweinfurtb  in  seiner  berühmten  Rede 
auf  dem  Naturforscher- Kongreß  in  Berlin  ganz  gewiß  Recht  hat 
damit,  daß  die  Hochländer  Ost-Afrikas  selbst  Deutschen  in  größerer 
Menge  Aufenthalt  und  Arbeit  verstatten  würden,  und  wenn  Flegel 
in  ähnlicher  Weise  sicher  nicht  ohne  guten  Grund  die  hoben 
Terrassenlilnder  in  den  Binuc-Quellgebieten  rühmt,  so  ist  doch  eine 
Masseneinwaoderung  dorthin,  so  lange  es  nicht  Straßen  bezw.  Eisen- 
bahnen giebt,  welche  die  Einwanderer  rasch  und  ohne  Aufenthalt 
ans  den  Fieberniederungen  dort  binauftransportiren,  rein  undenk- 
bar. Für  eine  solche  bleibt  vorläufig  von  allen  deutschen  Übersee- 
gebictcn  nur  Angra  Pequena,  das  indeß  wieder  durch  seine  viel- 
besprochene und  zugleich  viel  übertriebene  Unfruchtbarkeit  ab- 
seb  reckt. 

Da«  fast  negative  Resultat,  zu  dem  auf  diese  Weise  die  Für- 
sorge für  die  Auswanderer,  welche  ja  Viele  überhaupt  erst  zur 


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{EXPORT,  Organ  de»  Centralvereins  für  liandelsgeographie  etc. 


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Kolonialpolitik  gcf&hrt  batte,  gelangen  mufs,  ist  es  nun  aber  eben, 
welches  „die  schöne  Zeit  der  jungen  Liebe“,  den  ersten  kolonialen 
Enthusiasmus  gleichfalls  nicht  wenig  abküblen  mufste  — Ich 
vermag  hierfür  oiu  recht  drastisches  Beispiel  aus  meiner  Erfahrung 
anzufnhren.  Als  ich  vor  1 V*  Jahren  die  in  ihrer  Nationalität  be- 
drohten Deutschen  in  der  Dohrudscba  besuchte,  fragten  mich  viele 
derselben,  ob  deon  die  Regierung  ihnen  nicht  Land  in  den  neuen 
Kolonieen  anweisen  könne.  Als  ich  dies  unter  Hinweis  auf  den 
tropischen  Charakter  derselben  verneinte,  da  lautete  die  Antwort 
gewöhnlich:  „Ja,  zu  was  haben  wir  denn  überhaupt  Kolonieen  er- 
worben?“ Von  der  Bedeutung  solcher  für  die  heimische  Industrie 
bat  eben  die  breite  Volksmasse  io  der  Regel  keine  Vorstellung; 
Kolonisation  und  Auswanderung  sind  ihr  identisch. 

Wie  es  aber  auch  immer  mit  der  Stimmung  der  grofsen  Menge, 
mit  der  wir  ans  bisher  beschäftigten,  stehen  ruag.  das  Eine  ist 
unbezweifelbar,  der  wirklich  denkenden  und  urteilsfähigen  Freunde 
der  kolonialen  Sache  sind  im  Verlaufe  der  wenigen  Jahre  unserer  kolo- 
nialen Arbeit  nicht  weniger  geworden.  Im  Gegeotheil  mufs  ihre 
Zahl  als  im  langsamen,  aber  steten  Wachstburn  liegriffeu  bezeich- 
net werden.  Das  zeigte  sich  bei  den  j ängsten  Berliner  kolonialen 
Versammlungen,  die  einen  unerwarteteu  Zuzug  der  besten  Kräfte 
zu  verzeichnen  batten.  Und  wer  die  Verhandlungen  unparteiisch 
verfolgte,  der  mufste  auch  erkennen,  dafs  hier  keine  gedrückte, 
sondern  vielmehr  eine  gehoben«  und  zielbewufste  Stimmung  j 
herrschte.  Die  unklare  Begeisterung  der  grofsen  Meugc  mag  im  j 
Schwinden  begriffen  sein;  daför  bat  sich,  wenn  auch  nur  in  einer 
vcrhältnifsmäfsig  kleinen  Schaar,  ein  klarerer  Blick  and  ein  tat- 
kräftigeres Vorgehen  ausgebildet.  Die  koloniale  Bewegung  ist  in 
das  zweite  Stadium:  de»  geräuschloseren,  aber  daför  um  so  tieferen 
Dahiuflutbens,  getreten.  Statt  der  Worte  Werden  wir  mehr  Thatan 
haben.  Der  rasebeu  Erwerbung  der  Ländereien  wird  die  langsamere, 
aber  stetere  Arbeit  der  Verwertung,  des  Ausbaues  folgen.  Die 
Gegner,  welche  die  eingetretene  ruhigere  Entwickelung  für  einen 
Niedergang  der  ganzen  Sache  anseben,  werden  sich  also  ebenso 
täuschen,  wie  die,  welche  etwa  glauben  wollten,  dafs  der  Neubau 
eines  Hauses  aufgegebeu  sei,  weil  die  Arbeiter  nach  Herstellung 
der  Umfassungsmauern  im  lonern  beschäftigt  und  darum  dem 
Auge  nicht  mehr  so  sichtbar  sind.  Neue  Gesellschaften  2ur  Aus- 
nutzung unserer  Liegenschaften  erstehen,  so  die  Deutscb-westafri- 
kanisrhe  Kompanie  erat  vor  Kurzem;  selbst  Kapitalisten,  die  Haupt- 
matadore  bei  der  zu  ikuendtrn  Arbeit,  finden  »ich,  wenn  auch  noch 
immer  mehr  vereinzelt,  so  doch  in  stetig  wachsender  Zahl  herzu; 
zahlreiche  Reisende,  nicht  blofs  theoretische  Forscher,  sondern 
auch  Praktiker,  Gärtner  und  Bergleute,  wurden  und  werden  täglich 
noch  ausgesandt, um  die  Bodenschätze  zu  untersuchen;  vielfache  Pläne 
für  bedeutsame  Unternehmungen,  als  Anlegung  neuer  Faktoreien, 
Aufsuchung  von  direkten  Handelsverbindungen  mit  dem  Hinterlande, 
Pflanzungen  iu  größerem  Mafsstabe,  Exportversuche  mit  ganz  neuen 
Artikeln  und  Impnrtversurhe  mit  bisher  unausgeoützteo  Naturgaben 
gewinnen  stetig  greifbarere  Gestalt.  Braucht  dem  gegenüber  noch 
besonder»  ausgeführt  zu  werden,  dafs  uueh  die  Regierung  an  ein 
Zurückweicben  nicht  deukt?  Dafs  sie  vielmehr  noch  eifriger  auf 
der  betretenen  Bahn  fortschreitet?  Wurde  nicht  erst  jüngst  eine 
definitive  Abgrenzung  Kameruns  gegen  das  englische  Gebiet  er- 
zielt? Ist  nicht  die  oft  bespöttelte  Dampfyacht  „Nacbtigal*  nun 
doch  in  Kamerun  angelangt?  In  ähnlicher  Weise  liefse  sich  noch 
manches  als  beredtes  Zeugnif»  daför  unföhren,  dafs  unser  eiserner 
Reichskanzler  auch  ferner  die  starke  Haud  von  »einem  Lieblings- 
kinde nicht  abziehen  wird. 

Kurz,  es  geht  nicht,  wie  nur  ein  schlechter  und  voreinge- 
nommener Beobachter  urtbeilen  kann,  rückwärts,  sondern  gerade 
vorwärts  mit  der  kolonialen  Sache.  Ob  aber  gleicbmäfsig  auf 
allen  Gebieten?  Ob  nicht  gerade  das  eben  erwähnte  Kamerun 
seinem  Namen  „Krebse“  auch  mehr  in  den  Hintergrund  tritt  und 
an  Interesse  verliert?  Unbestreitbar  haben  »ich  gerade  bei  die- 
ser unserer  wcMafrikauischen  Besitzung  von  vornherein  eine  An- 
zahl fataler  Schwierigkeiten  aufgetbürnit.  Mau  deuke  au  die  bluti- 
geu  Kämpfe  mit  den  Eingeborenen,  die  unheimliche  Gährung.  die 
dort  noch  immer  io  einem  Theilc  der  Bevölkerung  »ich  forterhält  und 
leicht  wieder  einen  wilden  Ausbruch  erzengen  könnte,  wenn  wir 
nicht  zwei  Kriegsschiffe  auf  dem  Kumerunstrom  unterhielten.  Man 
denke  ferner  an  die  gerade  durch  unsere  Okkupation  jener  Gebiete 
entstandenen  ärgerlicbeu  Verwicklungen  mit  dem  inifsgQusligcn 
England,  die  erst  neuerdings  nicht  ohne  abermaliges  Xacbgebeu 
von  uoaerer  Seite  beseitigt  wurden,  sodann  an  den  jähen  Töd  N achti- 
gal'»,  der  »ich  sein  Fieber  wobt  zum  Theil  wenigstens  in  Kame- 
run geholt  bat,  an  die  boshaften  Intriguen  den  Polen  Rogozinski, 
an  die  fruchtlosen  Bemühungen,  die  Weiteren  Hinterländer  zu  crscblie- 
fsen,  die  auch  dem  Verfasser  so  viel  Herzeleid  bereitet  und  dem 
armen  Flegel  sogar  das  Leben  gekostet  haben,  sowie  an  die  be- 


sonderen Übelstände,  mit  denen  dort  unter  einem  schon  halb  ver- 
dorbenen Menschenschlag  in  einem  gefährlichen  Klima  der  Handel 
und  jedes  kolonisatorische  Unternehmen  zu  kämpfen  bat.  Erwägt 
man  da»  Alles,  so  ist  cs  ja  nur  begreiflich,  weun  sich  die  Wag- 
achale  der  allgemeinen  Meinung  mehr  und  mehr  zu  UnguDSten 
Kameruns  geneigt  bat.  Scheinen  doch  eben  überall,  iu  Neu-Guinea, 
in  Süd  west- Afrika,  in  Ost-Afrika  die  Verhältnisse  besser  zu  liegen 
als  hier.  Dazu  kommt,  dafs  durch  das  unbestritten  großartig 
Ibutkräftigc  Vorgehen  der  ostafrikanischen  Gesellschaft  das  Ge- 
biet dieser  letzteren  derartig  in  den  Vordergrund  des  Interesse« 
geschoben  wurde,  dafs  daneben  alle  anderen  Kolouinltcrritorien 
zuröcktreten  mufsteu.  ln  dieser  Weise  konutc  es  geschehen,  dafs. 
während  für  alle  übrigen  neudeutscheo  Ländcreieu  eigene  Gesell- 
schaften zum  Behufe  einer  weiteren  Verwertbung  entstanden,  für 
Augra  Pequena,  die  „Sandbüchse“,  wie  die  Gegner  sie,  allerdings 
nicht  ganz  gerechtfertigt,  tauften,  sogar  zwei,  für  Kamerun  sieb 
dergleichen  nicht  bildete,  denn  die  in  Hamburg  im  Vorjahre  be- 
gründete Westafrikaniscbe  Huudels-  und  Plantagengesellschaft  trägt 
keinen  eigentlichen  Öffentlichen  Charakter. 

Das  ist  aber  im  Interesse  unserer  gesammten  Kolonialpolit  L 
überaus  zu  beklagen.  Denn  Kameruo  stellt  in  vieler  Beziehung 
ein  verheißungsvolleres  Gebiet  dar,  als  wir  es  irgendwo  ander- 
besitzen.  Mit  Recht  wurde  es  seiner  Zeit  ein  Thor  zu  dem  Herz« 
Afrikas  genannt.  Und  ein  Engländer,  der  West- Afrika  und  die  Ziele 
der  heimathlichen  Politik  dortsclbsl  genau  kennt,  konnte  mir  sagen: 
„Wenn  Sie  jetzt  Kamerun  noch  nicht  hätten,  würden  Sie  es  nicht 
bekommen.“  Kamerun  ist  in  den  verschiedensten  Hinsichten  eia 
Land  init  grofsartiger  Zukunft.  Dies  auf  Grund  der  von  mir  zu- 
folge staatlichen  Aufträge»  im  Winter  1885/86  au  Ort  und  Stelle 
augestellten  Untersuchungen  nachzuweisen  und  dadurch  die  Auf- 
merksamkeit wieder  mehr  auf  Kamerun  zu  lenken,  ist  der  Zweck 
der  nachstehenden  eiufacbeu,  aber  wahrheitsgetreuen  Ausfüh- 
rungen.   (FoiImUuoc  folgt) 

Europa. 

Über  di«  „Ständige  Deutsche  Maschinen-  und  Werkzeag- 
Ausstellung  in  Lissabon11  schreibt  das  Wiener  „Handel sinuseun:' 
vom  24.  Februar  d.  J.: 

„Musterlager  Deutscher  Maschinen  in  Lissabon,  ffr 
Berliner  Exportbank,  welche  seiner  Zeit  da»  Unternehme«  dt* 
schwimmenden  Musteriagers  per  Dampfer  „Gottorp“  einleitete,  bxt 
in  Lissabon  ein  Magazin  eröffnet,  in  welchem  hauptsächlich  dis  I 
Maschinenfurh  vertreten  ist.  Dieselbe  hat  auch  ihre  eigenen  An- 
gestellten dahin  gesandt,  welche  demselben  vorstehen  und  die  Alles 
aufbieten,  um  ihren  Artikeln  Eingang  zu  verschaffen.  Ein  dem 
tiges  Unternehmen , hervorgerufen  durch  Vereinigung  vieler  In- 
dustrieller, geleitet  von  tüchtigen  Angestellten,  dürfte  nach  Ansicht 
unseres  Konsulats  in  Lissabon,  dessen  Januar-Bericht  wir  diese 
Mittheilung  entnehmen,  auch  der  Beachtung  österreichisch -unga- 
rischer Industrieller  werth  sein,  da  darin  eine  viel  sicherere  Garan- 
tie des  Erfolges  liegt,  als  in  dem  Engagement  zumeist  deutscher 
Agenten,  die  großentheils  schon  reichlich  deutsche  Agenturen 
führen  und  selten  sich  mit  anderen,  für  sich  allein  nicht  besonders 
lohnenden  Artikeln  befassen  wollen.“ 


Asien. 

E.  M.  Zur  ungünstigen  Lage  der  Zuckerindustrie  auf  lava 

Vor  einiger  Zeit  brachte  eine  in  Niederländisch-Indien  erscheinende 
Zeitung  die  Mittheilung,  dafs  eine  Zuckerfabrik  trotz  der  schlechten 
Zeiten  noch  einen  Gewinn  von  öOOOOGuldeu  (ä  1,«>  *AC)  au  ver- 
zeichnen habe. 

Diese  Mittheilung  erregte  einen  Sturm  von  Entrüstung  in  der 
dortigen  Presse,  sodafs  das  erwähnte  Blatt  („Soerabayasche  Courant“) 
es  für  nölhig  hält,  eine  Art  Rechtfertigung  zu  veröffentlichen,  welche 
eigentümliche  Streiflichter  auf  verschiedene  Zustände  wirft.  Die- 
selbe lautet: 

„Von  verschiedenen  Seiten  fragt  man  uns,  wie  wir  so  unvor- 
sichtig sein  konnten,  unter  gegenwärtigen  Verhältnissen  Meldung 
von  dem  Gewinn  zu  machen,  den  eine  einzige  Zuckerfabrik  in 
diesem  Jahre  noch  erzieh  hat.  Wir  glauben,  es  würde  Unrecht 
sein,  dies  nicht  zu  thun.  Es  ist  doch  eine  Thalsache  dafs,  obwohl 
die  Preise  zwischen  7, 74  und  8.00/ pro  Pikol  (ä  61,7513  kg)  schwankten, 
einzelne  unter  sehr  günstigen  Umständen  arbeitend«  Fabriken  im 
letzten  Betriebsjahre  noch  etwas  verdienten.  Hätten  wir  diese  Tbat- 
sache  verschweigen  müssen?  Durchaus  nicht,  das  wäre  uupassend. 
unehrlich  und  aufserdem  dumm.  Glaubt  man  denn,  dafs  Übertreibung 
Nutzen  stiften  könne  und  dafs  die  Kammern  nicht  besser  unterrichtet 
seien  ? Die  Regierung  weif*  »ehr  gut,  dafs  es  noch  Fabriken  giebt. 


18*7. 


161 

EXPORT,  Organ  de«  CcntralveroiHB  für  ilandclsgeographie  etc. 


Nr.  10. 


welche  Gewinne  erzielen.  Was  bedeutet  auch  ein  Gewinn  von 
60  000  f bei  einer  sehr  günstigen  Ernte  im  Verbftltnifs  zu  einem 
Kapital  von  wenigstens  600  000  f welches  in  einer  solchen  Fabrik 
angelegt  ist,  und  dem  damit  verbundenen  Risiko  gegenüber? 

Diese  Zahlen  müßten  gerade  ein  Sporn  für  die  Regierung 
sein,  Sorge  zu  tragen,  dafs  auch  andere  Fabriken  in  solche  günstige 
Lage  kommen.  Wenn  keine  Fabrik  Vortheile  erzielte,  so  könnte 
die  Regierung  unmöglich  aus  Staatsmitteln  Hilfe  bringen;  sie  kann 
dies  nur,  weil  eben  die  Industrie  lebensfähig  ist,  und  darum  bat 
nie  auch  die  Pflicht,  alle  Hindernisse  und  Lasten,  welche  auf  der- 
selben ruhen,  aus  dem  Wege  zu  räumen. “ 

Europäische  Interessen  in  Ost -Asien.  Die  Londoner  „Pall 
Mall  Gazette“  vom  24.  Februar  d.  J.  brachte  folgenden  Artikel 
mit  der  Überschrift:  „Unfair  Competition  io  tbe  Far  East“: 

„Wir  erhalten  neue  Aufklärungen  über  die  Erfolge  französischer  und 
deutscher  Kaufleute  und  KahrikBnten  im  fernen  Osten,  und  zwar  durch  eine 
MiMheilnng,  die  uns  »eiten*  eine*  Herrn  anging,  der  kürzlich  China  und 
Jnpan  bereiste.  Es  wird  darin  siebt  bestritten,  dafs  die  Deutschen  und 
Franzosen  einen  nicht  geringen  Antheil  ihre»  Erfolge»  der  Thai  kraft  ihrer 
Kaufleute  und  der  Gewandtheit  ihrer  Fabrikanten  (betreffs  Anpassung  ihrer 
Erzeugnisse  an  die  in  China  beliebten  Marken)  zu  verdanken  haben;  aber, 
so  behauptet  unser  Gewährsmann,  es  sind  dabei  noch  andere  I'tnge  im 
Werke,  von  denen  tielleicbt  nls  das  Ungerechteste  der  diplomatische  Druck 
bezeichnet  werden  tmifs,  der  gegen  die  Chinesen  and  Japaner  ausgeüht 
wriTd.  — Unser  Korrespondent  Mgt:  Es  »st  dürr  hau»  kein  Gehtrainift,  dafs 
vor  Kurzem  während  gewisser  Verhandlungen  zu  Peking  der  deutsche 
Gesandt«  seine  Einwilligung  zu  den  chinesischen  Forderungen  davon  ab- 
hängig wacht«,  daß  seinen  Land» lernen  gewisse  Konzessionen  gewacht 
würden.  Ferner  wird  stark  vermuthot,  dafs  letzthin  eine  sehr  bedeutende 
Lieferung  dem  französischen  Syndikate  in  Tientsin  zugewendet  wurde 
als  ein  „quid  pro  quo“  dafür,  dafs  die  französische  Regierung  ihre  Zustim- 
mung dazu  gab,  die  im  Bereiche  des  Kaiserlichen  Palastes  zu  Peking  gele- 
gene römisch  - katholische  Kathedrale  zu  beseitigen,  welche  der  Kaiserlichen 
Familie  schon  so  lang«  ein  Dorn  im  Auge  gewesen  war,  Weitei  hin  ist  cs 
eine  wohlbekannte  Tbatsache,  dafs  der  deutsche  Gesandte  in  Tokio 
gegenwärtig  den  Umstand , dafs  di«  Verhandlungen  über  die  Revision 
■1er  Verträge  sich  in  die  Länge  ziehen,  dazu  benutzt,  um  mit  Ililfe  der 
Japaner  seine  Amtsgcuo**en  in  minder  wichtigen  Punkten  zu  übcrrortheilen. 
Dhs  bind  einige  aus  der  Menge  herausgegriffene  Beispiele.  In  zahlreichen 
anderen  Fällen,  wo  kein  „quid  pro  quo“  augeboten  werden  kann,  benutzen 
die  Gesandten  ihr«  amtlich«  Tbätlgkeit  dazu,  um  bestimmten  Personen 
besondere  Lieferungen  zuzuwonden,  und  .zwar  dadurch,  daß"  sie  die  von 
diesen  zu  liefernden  Waaren  immer  wieder  von  Neuem  anpreisen.  — 
l n»  diesem  illoyalen  Einflüsse  zu  begegnen,  so  schlägt  unser  Korrespondent 
vor,  sollten  unsere  Vertreter  daselbst  zur  Abgabe  der  Erklärung  bevoll- 
mächtigt werden:  „dal»  die  Bevorzugung  anderer  Länder  unter  ungleichen 
Iledingungen  nur  als  eine  Unfreundlichkeit  gegen  die  britische  Nation  und 
deshalb  als  eine  Beleidigung  („displeasing“)  der  britischen  Regierung  an- 
gesehen werden  könne.“  Ein  wenig  diplomatische  Aufmerksamkeit  den 
Rngtand  besuchenden  Japanern  und  Chinesen  gegenüber  möchte  ebenfalls 
von  Werth  sein;  in  dieoer  Hinsicht  würden  wir  nnr  dem  von  Deutschland 
gegebenen  Beispiele  folgen.“ 

Wie  die  „Pall  Mall  Gazette“  ernsten  Lettern  solchen  „diplo- 
matischen* Unsinn  vorlegen  darf,  ist  uns  unerfindlich.  Was  zu- 
nächst das  „stark  vermuthete“  französische  „Quid  pro  quo“  be- 
trifft, so  können  wir  dies  hier  aus  dem  Spiele  lassen;  erstens  geht 
das  nur  die  Franzosen  an,  und  zweitens,  was  scheren  uu»  „starke 
Vermuthangen  ?“  Wcun  zwei  hochangesebenen  und  industriell  ftnfserst 
tüchtigen  Nationen  bezw.  ihren  Vertretern  in  Ost-Asien  der  Vorwurf 
gemacht  wird,  dafs  sie  „unfair“  handeln,  so  müssen  als  Beweise 
dafür  uicht  bloße  Vermuthungen,  sondern  Thalsuchen  augefuhrt 
werden.  Angenommen,  unsere  deutschen  amtlichen  Vertreter  in 
Peking  und  Tökio  hätten  so  gehandelt,  wie  der  Korrespondent  der 
„Pall  Mall  Gazette“  behauptet;  welcher  billig  denkende  Ausländer 
kann  ihnen  denn  daraus  einen  Vorwurf  machen,  wenn  sie  ihren 
Landsleuten  unter  Benutzung  des  Einflusses,  den  ihr«  amtliche 
Stellung  ihnen  verleibt,  möglichst  viele  Vortheile  zuznwenden 
suchen?  Das  ist  doch  alles  andere  eher  als  „unfair“,  das  ist  ein- 
fach ihre  Pflicht!  Dafs  sie  dabei  illoyal  vorgegaugen  »ind,  dafür 
kann  der  Korrespondent  der  „Pall  Mall  Gazette“  auch  nicht  eine 
einzige  Thatsache  anföhren;  denn  hätte  er  dies  gekonnt,  er 
würde  sie  sicher  nicht  verschwiegen  haben.  Solche  Anschuldi- 
gungen aber  zu  erbeben  und  dieselben  durch  so  allgemein  gehaltene 
Phrasen  beweisen  zu  wollen,  das  macht  anf  uns  den  Eiudruck,  als 
ob  die  „Pall  Mall  Gazette“  kein  Verständnif»  dafür  habe,  von 
welch  hoher  Wichtigkeit  es  ist,  dafs  die  Vertreter  aller  Kultur- 
nationen  in  jenen  Ländern  in  alleu  Hauptfragen  möglichst 
einig  vorgeben  sollen,  unbeschadet  der  Vortheile  wie  Lieferungen 
u»w.,  die  sie  ihreu  Landsleuteo  in  einzelnen  Fällen  zuweisen 
können,  und  dafs  das  genannte  Blatt  nicht  begreift,  wie  sehr  die 
Veröffentlichung  solcher  Artikel  wie  des  obigen  dem  einmütbigen 
Zusammengehen  jener  Vertreter  nnr  entgegenwirken  kann. 

Aus  den  Ausführungen  des  Korrespondenten  der  „Päll  Mall 


Gazette“  scheint  uns  nur  soviel  hervorzugehen,  dafs  er  bei  seiner 
Reise  durch  Chiua  und  Japau  seine  oder  seiner  Auftraggeber  Zwecke 
nicht  erreicht  bat  — nun  muß  er  doch  einen  Sündenbock  finden, 
dem  er  sein  Fiasko  aufbalsen  kanu,  und  das  ist  dann  der  deutsche 
bezw.  französische  Minister-Resident! 

Geradezu  komisch  aber  klingt  sein  den  englischen  Diplomaten 
gegebener  Rath.  Als  wenn  die  auf  ihn  gewartet  bitten,  am  sich 
vorschreiben  zu  lassen,  zu  welchen  „Erklärungen“  sie  bevollmäch- 
tigt werden  sollen! 

Afrika. 

F.  A.  E.  Lüderitz  f . 

Es  ist  nicht  mehr  daran  zu  zweifeln:  F.  A.  E.  Lüderitz, 
dessen  Name  mit  dem  Beginne  unserer  praktischen  Kolonialpolitik 
so  innig  verknüpft  ist,  von  dem  die  erste  deutsche  Kolonie  als 
Ton  ihrem  Begründer  den  Namen  „Lüderitzlaod“  erhalten  hat  — 
ist  nicht  mehr.  In  letzter  Zeit  hatten  wir  verschiedentlich  Nach- 
richten erhalten,  dafs  der  unternehmende  Mann  vermißt  werde; 
immer  halten  wir  aber  gehofft,  dafs  doch  endlich  die  freudige 
Nachricht  von  seiner  Rettung  oder  Wicdemuftiodung  eintreffeu 
werde.  Leider  vergebens!  Die  Nummer  199  der  in  der  Kapstadt 
erscheinenden  Zeitung:  „Das  Kapland“  (vom  14.  Januar  d.  J.) 
brachte  endlich  genauere  Nachrichten  über  das  wahrscheinliche 
Schicksal  des  Herrn  Lüderitz;  da  wir  seither,  aufscr  der  weiter 
nnten  abgedruckten  Notiz  aus  der  „Kölnischen  Zeitung“,  keine 
neueren  Berichte  über  ihn  erhalten  haben,  so  ist  sein  Tod  als  ge- 
wiß ouzuurlmmi.  und  wir  gebcu  deshalb  im  Nachstehenden  die  Mit- 
theilungco  des  „Kaplandea“  wieder,  die  wir  in  der  vorigen  Nummer 
noch  nicht  publizirt  batten  in  der  Hoffnung,  günstigere  Nachrichten 
zn  erhalten. 

End«  Mai  1866  traf  Herr  F.  A.  E.  Lüderitz,  mit  allem  zn  einer  Er- 
forschungsreise  Nothwendigen  ausgerüstet,  hier  in  Kapstadt  ein,  in  der  Ab- 
sicht, Grofs-Namaqualarid  in  Bet-ig  auf  »eine  mineralischen  Hilfsquellen  einer 
genaueren  Untersuchung  zu  unterziehen. 

Am  7.  Juni  v.  J.  ging  Herr  Lüderitz  auf  dem  ihm  gehörigen  Schooner 
„Meta“  von  Kapstadt  in  See  nach  Angra  Pequena,  wo  er  auch  am  13.  Juni 
eintraf.  Herr  Harry  Esselin,  au*  Baud  gebürtig,  der  mit  Hern»  Lüde- 
ritz au»  Europa  herausgekommen,  war  »ein  Reisebegleiter;  Herr  Lüderitz 
beabsichtigte,  Herrn  Esselin  auch  bei  seiner  Erforachungsreise  ins  Innere 
mitzunehmen , und  er  engagirte  zu  demselben  Zwecke  Bergmann  Hoskins 
sowie  den  Steuermann  des  oben  erwähnten  Schooners  „Meta“,  Herrn  J.  Stein- 
g röter,  ans  Essen  gebürtig. 

Nach  einem  längeren  Aufenthalte  in  Angra  Pcquena  brach  die  Gesell- 
schaft Mitte  August  nach  Bethanien  auf,  wo  man  eine  grüfser«  Anzahl 
Hottentotten  mit  Ihren  Wogen  engagirte  und  sieh  alsdann  südwärts  wandte, 
um,  wie  schon  oben  bemerkt,  die  mineralischen  Hilfsquellen  de«  Lande»  zu 
erforschen,  und  um  außerdem  den  Oranjeflnfs,  an  dr-sen  Mündung  sich  eine 
groß«  Stromschnelle  befindet,  in  Betreff  seiner  Scbiffharkeit  zu  untersuchen. 

Herr  F.  A.  E Lüderitz  hatte  zu  diesem  Zwecke  mehrere  gröfsere 
Herthon'sche  Kanevasboote  aus  Europa  mitgebraebt.  die  in  Nabaadrift  Id» 
Wasser  gelassen  wurden;  die  Reis«  ging  dann,  am  20.  September,  per  Wasser 
weiter  bis  Ariesdrift,  wo  man  noch  27  Tagen  ankern.  Während  dieser  Zeit 
wurden  52  StromschneHcn  patttrt,  bei  deren  jeder  die  Boote  aus  dem  Wasser 
genommen  und  am  Ufer  entlang  getragen  werden  mafsten;  jedoch  bewährten 
sich  die  Boote  bis  zur  Ankunft  in  Arie*drift  ausgezeichnet. 

Nachdem  Herr  Lüderitz  die  Herren  Esset  in  und  Ho*  k ins  in  Aries- 
drift zuruckgelas&en  hatte,  beaehlofs  er,  mit  dem  Steuermann  Hern»  Stein* 
gröver  selbst  die  Reise  von  Arieadrifk  nach  Anirra  Pcquena  in  dem  größten 
der  mitgenommenen  Kanevasbooto  per  Wasser  ouzutreteu,  da  eine  Rückreise 
den  Oranjeflurs  stromaufwärts  mit  zu  vielen  Schwierigkeiten  verknüpft  ge- 
wesen wäre. 

In  einem  unterm  19./I0.  aus  Port  Nolloth  datirten  Briefe  benachrichtigt 
Tlerr  Lüderitz  die  Herren  Poppe,  Boussow  & Co.  in  Kapstadt  von  der 
ausgesprochenen  Absicht,  die  Rückreise  zur  See  die  Küste  entlang  zu  machen, 
und  theilt  gleichzeitig  mit.  dafs  er  eine  Anzahl  von  Hottentotten  zum  Tragen» 
des  Boote»,  Proviant*  und  Gepäckes  engagirt  habe.  Nach  Aussage  dieser 
Hottentotten  hat  sich  Herr  Lüderitz  mit  Herrn  Steiugrövcr  am  22./ 10. 
in  Alexandrabai,  140  Seemeilen  südlich  von  Angra  Pequena,  eingcschifft. 
Dieser  Brief  des  Herrn  Lüderitz  an  die  Herren  Poppe,  Roussow  £ Co. 
Ist  sein  letzte»  Lebenszeichen,  da  nach  diaser  Zeit  jede  Nachricht  über  die 
Reisenden  fehlt 

Die  Herren  Esselin  und  Hoskins,  welche  von  Herrn  Lüderitz  hei 
«einem  Weggange  von  Ariesdrift  Ordre  erhalten  hatten,  auf  weitere  Verhal- 
tungsmaßregeln von  Angra  Pequena  aus  tu  warten,  erhielten  Anfang» 
Dezember  einen  Brief  von  Herrn  John  Müller,  Generalbevollmächtigten 
des  Herrn  Lüderitz,  ln  dem  derselbe  sich  bei  obigen  Herren  nach  iJera 
Verbleib  dos  Herrn  Lüderitz  erkundigt;  er  habe  seit  dem  Abgang«  der 
Expedition  keine  weiteren  Nachrichten  von  demselben  erhallen  und  sei  einiger- 
maßen über  da*  Schicksal  der  Reisenden  beunruhigt.  Dieser  Brief  gelangte 
durch  einet»  Landboten  in  die  Hände  dos  Herrn  Ksaelin  und  war  dalirt 
vom  20,11. 

Da  Herr  Lüderitz  bei  seinem  Scheiden  aus  Ariesdrift  Herrn  Esaeliu 
gegenüber  geäußert  batte,  dafs  er  innerhalb  6 Taffen  in  Angra  Pequena 
»ein  werde,  »o  befürchtete  Herr  Essel  in  nicht  mit  Unrecht,  dafs  die  Rei- 
senden verunglückt  seien.  Er  brach  doahalb  sofort,  um  Nac  hforschungen 


162 

Nr.  IO.  EXPORT,  Organ  das  Centralrereina  für  Uandalsgeographia  etc.  1*87 


anzustellen,  nach  Port  Nolloth  auf  und  kam  von  dort  am  12.  Dezember  hier 
in  Kapstadt  an. 

Ilerr  J.  Müller,  der  am  25./1I.  ein  Schreiben  der  Herren  Poppe, 
Rousaow  & Co.  erbalten  batte,  daa  ihn  von  der  Abreise  des  Herrn  Lüde- 
ritz  von  Alexandrabai  in  Kenntnif»  setzte,  traf  nun  seinerseits  alle  nüthigen 
Arrangements  zum  Aufsueben  der  Vermifsten.  Er  Bandte  sofort  eine  wobl* 
ausgerüstete  Expedition  unter  Befehl  des  Herrn  Hesslein  (eines  Angestellten 
des  Herrn  Lüderitz)  ins  Innere  mit  dem  Aufträge,  bis  nach  Ariesdrift  vor- 
zudringeo,  «ährend  er  selbst  sieb  auf  dem  LüdcriU'scben  Schooner  „Meta* 
am  6./ 12.  auf  den  Weg  machte,  um  liugs  der  KÜBte  Nachforschungen  an- 
zustellen. 

Am  23./I2.  traf  Herr  Müller  in  Port  Nolloth  ein,  ohne  die  geringste 
Spur  von  den  Vermifsten  gefunden  zu  haben,  ln  Port  Nolloth  auf»  Bereit- 
willigste vom  Hafenmeister  Kapt-  Carstens  und  der  .Cape  Copper  Mining 
Company“  unterstützt,  machte  sich  Herr  Müller  zu  Pferde  auf  den  Weg, 
um  auch  läng»  der  Küste  noch  nach  de»  Vermieten  zu  suchen,  um  so  keine 
Vorsicht  aufser  Acht  xu  lassen,  leider  aber  auch  ohne  jeden  Erfolg.  In 
Alexandrahai  traf  Herr  Müller  mit  Herrn  nesslelu  zusammen,  und  die 
gemeinschaftlich  oingezogenen  Erkundigungen  machten  es  zur  Gewifsheit, 
daf*  Herr  Lüderits  mit  dem  Steuermann  Steingrovcr  sich  zusammen  in 
Alexandrahai  auf  dem  mitgenommenen  Kauevasboote  eingeschifft  hatte. 

Am  30./ 12.  kam  ITorr  Müller  in  Portb  Nolloth  wieder  an  und  ging 
nun  auf  einem  von  Angra  Pequena  mitgenommenen  Walfischboot,  das  zwei 
wasserdichte  Corapartiments  hatte,  daran,  noch  einmal  die  Käste  genau  zu 
untersuchen  und  keine  Buchten  oder  Schlupfwinkel  ununtersucht  tu  lassen. 
Am  1-/1.  87  verliefe  diese«  Boot  Port  Nolloth. 

Mittlerweile  hatte  auch  Kapt.  Petersen  vom  Schooner  „Seahird"  die 
Küste  uud  naheliegenden  Inseln  erfolglos  abgesucht.  Die  .Meta“,  die  Port 
Nolloth  am  28-/12.  verlief*,  lief  am  5./1.  87  hier  in  Kapstadt  ein  und  ebenso 
ein  zweiter  Schooner  «Lila“,  boido  ohne  irgend  einen  Erfolg.  Die  .Lila“ 
brachte  noch  Daten  aut  Angra  Pequena  mit  vom  18/12,  au»  Walfischbai 
vom  22./12.  und  aus  Sandwich  Harbour  vom  28./I2,  wo  man  gleichfalls 
überall  eifrlgst  nach  den  Vermifsten  gesucht  batte,  jedoch  wieder  ohne 
Resultat 

Am  24. /1 2 machte  »ich  Herr  Esselin  auf  dem  Schooner  .Louis  Alfred" 
auf  den  Weg  nach  Angra  Pequena,  uro  von  dort  einen  letzten  Versuch  zu 
machen,  eine  Spur  der  Vermissten  au  finden  und  die  Küste  bis  tum  Orsnje- 
flufs  abzusuchen;  jedoch  ist  kaum  anzunehrocu,  dar»  Herrn  Essel  in  dieser 
Versuch  gelingen  wird,  denn  abgesehen  von  allen  andereu  Hindernissen, 
die  das  noch  völlig  wilde  Terrain  bietet,  fehlt  es  vor  allen  Dingen  am 
milbigen  Trinkwasser. 

Nachdem  nun  alles  gethan,  was  in  Menscbcnkrfcften  steht,  ist  kaum 
anzunehmen,  dafs  noch  je  wieder  eine  Spur  der  Vermifsten  gefunden  wird; 
denn  die  Annahme,  dafs  die  Insassen  de»  Bootes  tod  einem  Schilfe  auf- 
genotmnrn  sind,  ist  kaum  berechtigt,  da  sonst  doch  wobl  schon  per  Tele- 
graph eine  Nachricht  von  Herrn  Lüderitz  eingetroffen  wirr.  Andernfalls 
aber  ist  diese  Möglichkeit  auch  deswegen  fast  vollkommen  ausgeschlossen, 
weil  Schiffe,  mit  Ausnahme  einer  ganz  geringen  Anzahl  Küstenschooner,  nie 
so  weit  östlich  kommen;  sind  die  Reisenden  aber  vom  Sturme  seewärts  ge- 
trieben, (was  wobl  die  wahrscheinlichste  Annahme  ist,  da  gerade  zur  Zeit 
ihrer  Abreise  vom  20-  bis  30.  Oktober  ein  heftiger  Nordsturm  webt«),  so 
kann  man  ihren  Tod  als  sicher  annehmen,  da  das  Boot,  abgesehen  von  dem 
Mangel  an  Lebensmitteln,  viel  zu  ungeeignet  war,  um  einem  höheren  See- 
gänge widerstehen  zu  können. 

Weitere,  vom  25.  Januar  d.  J.  datirte  Mittbeilungen  über  daa 
Schicksal  des  Herrn  Lüderitz  und  seine»  Geführten  Jos.  Stein- 
gröver  bringt  die  „Kölnische  Zeitung14  aus  Kapstadt. 

Danach  bat  ein  etwa  6 Stunden  von  der  Mündung  des  Oranjeflusses 
wohnender  Bur,  Rennrd  Conxö,  durchreisenden  Händlern  erzählt,  er  habe 
uro  die  Zeit  des  22.  Oktober  nicht  weit  von  der  Mündung  de»  Flusses  ge- 
fischt, als  zwei  Herren,  ein  gröfserer,  der  eine  goldene  Brille  getragen,  und 
ein  kleinerer,  in  einem  kleinen  Boote  den  Flufs  hrninti-rgekouiracn  seien. 
Dieselben  hätten  versucht,  aus  der  Münduug  in  die  offene  See  zu  fahren, 
was  ihnen  aber  io  Folge  der  dort  vorhandenen  Katarakte  und  der  vor  der 
Mündung  lagernden  Sandbank  nicht  gelungen  sei.  Darauf  hätten  aie,  wobei 
er  milgehotfen,  das  leicht«  Boot  ans  Ufer  gezogen  uud  es  an  eine  Stelle 
des  rechts  vorn  Flusse  belegrnen  Meeresufers  getragen,  wo  durch  ein  vor- 
liegende» Riff  die  starke  Brandung  gebrochen  wurde,  und  ihm  mitgetheilt, 
sie  beabsichtigten,  nach  Angra  Pequena  zu  segeln.  Auf  9eine  Fragr,  ob  sie 
»ich  denn  getrauten,  in  einem  so  kleinen  gebrechlichen  Fahrzeuge  eine  so 
gefährliche  weite  Fahrt  zu  unternehmen,  habe  der  kleinere  geantwortet,  das 
Boot  sei  seefahig,  Wind  und  Strömung  günstig,  und  so  würden  sic  in  zwei 
Tagen  dort  sein.  Darauf  sei  das  kleine  Segel  aufgezogen  und  das  Boot  in 
nordwestlicher  Richtung  mit  auffallender  Geschwindigkeit  auf  die  hohe  See 
gesegelt.  Er  habe  die  Fahrt  mit  den  Augen  verfolgt;  das  klein«  Boot  sei 
ihm  aber  bald  in  Folge  der  hohen  Dünung  aus  dem  OeBichte  entschwunden 
Ein  englischer  Minenarheitcr,  welcher  sich  mit  Herrn  Lüderitz  nach  dem 
Oranjeffufs  begeben  halte,  hat  ebenfalls  die  Ausfahrt  de»  Bootes  aus  der 
Flufsmündung  verfolg»,  bis  es  mit  einem  Male  aus  seinen  Augen  verschwand; 
ob  es  umgeschlagen  war  oder  nur  durch  die  Wogen  verdeckt  wurde,  konnte 
er  nicht  nntersebeiden. 

l'naerc  Leser,  welche  die  Nachricht  von  der  ersten  deutschen 
Flaggenhissung  auf  afrikanischem  Boden  im  Jahre  1884  mit  dem- 
aelbcn  Jubel  begrüfst  haben  wie  wir,  werden  auch  von  denselben 
schmerzlichen  Gefühlen  wie  wir  durchdrungen  sein  bei  der  Nach- 
richt von  diesem  so  ganz  und  gar  unerwarteten  Ausgange  der 
Lüderitz'schen  Expedition  und  von  dem  Tode  des  im  klüftigsten 
Mannesalter  stehenden  Leiters  derselben.  Wir  sehen  ihn  noch  vor 


uns,  wie  er  einige  Tage  vor  seiner  Abreise  nach  Süd-Afrika  aal 
unserem  Bureau  die  von  ihm  ins  Auge  gefafsten  Pläne  und  deren 
Einzelheiten  mit  einer  Begeisterung  und  einem  wahrhaft  jugend- 
lichen Holdenmuthe  entwickelte,  wie  er  uns  die  Details  seiner 
Kauevasboote  auseinandersetzte  und  seine  Hoffnung  aussprach,  mit 
diesen  den  Oraojeflufs  hinunter  bis  zn  der  noch  fast  unbekannten, 
durch  eine  Sandbarre  unzugänglich  gemachten  Mündung  hinabzi; 
fahren.  Dieser  Plan  ist  ihm,  wie  aus  den  obenatehenden  Mii- 
thei langen  hervorgeht,  auch  insoweit  gelungen,  dafs  er  den  Üraoje- 
flufs,  mit  Ausnahme  der  Stromscbnclleu,  bis  zur  Mündung  befahr« 
hat.  Von  dort  nun  die  SeekOste  entlang  in  einem  solch  klcict; 
Boote  bis  nach  Angra  Pequena  zu  fahren,  diesen  Gedanken  hatte 
er  vor  seiner  Abreise  aus  Europa  sicher  noch  nicht  gefafst;  er  i« 
ihm  wohl  erst  gekommen,  als  er  den  Versuch,  den  ganzen  Üranjt- 
strom  hinunterzufabren,  glücklich  ausgeführt  batte.  Die  dann  von 
ihm  unternommene  Küstenfabrt  bis  Angra  Pequeua  mufs  ahn 
zweifelsohne  als  ein  allzu  kühnes  Wagnifa  bezeichnet  werden;  übt; 
die  Gründe  und  Aussichten,  die  Herrn  Lüderitz  dazu  verleiteten, 
werden  wir  aber  wobl  niemals  etwas  Genaueres  erfahren  könne; 

Wie  dem  aber  auch  sein  möge:  Lüderitz  war  ein  noter- 
nehmender  und  entschlossener  Mann,  und  sein  Tod  wird  von  All« 
tief  betrauert  werden,  die  ihn  und  seinen  liebenswürdigen  Charakter 
näher  kennen  zu  lernen  Gelegenheit  halten.  Es  war  ihm  nid* 
genug,  das  vielfach  mit  Unrecht  verrufene  Angra  Peqaens  ao; 
sein  Hinterland  den  deutschen  Interessen  erschlossen  zu  habet 
und  es  unter  deutschem  Schutze,  io  Händen  thätiger  Gesellschaft« 
zu  wissen,  die  sich  die  Hebung  des  Landes  und  die  Ausbeute)»? 
seines  Viehreichthnms  usw.  angelegen  sein  lassen,  sondern  er  sachte 
auch  selbst  aus  allen  Kräften  dazu  beizutragen,  dafs  das  viclfact 
noch  unbekannte  und  unwegsame  Gebiet  näher  erforscht  werde 
Und  der  Erfüllung  dieser  Aufgabe  ist  er  zum  Opfer  gefallen. 

Die  Geschichte  der  deutschen  Kolonialpolitik  wird  Reiset 
Namen  immer  mit  Ehren  nennen  als  den  des  Begründers  der  entea 
deutschen  Kolonie,  eines  energischen  Unternehmers  und  eise« 
treuen  Sohnes  des  Vaterlandes. 


Nord-Amerika. 

Neue  Ansiedelung  im  Staate  Sinaloa  (Westküste  Meiif* 
Origioalbericht  aus  Ouaymas  ira  Staat«  8onora.  — In  der  l«w» 
Zeit  macht  sieb  eine  erfreuliche  Bewegung  zn  Gunsten  von  kv 
Riedelungen  in  den  tnexicaniscben  Grenzstaaten  bemerkbar  - 
unter  Anderen  ist  eine  Kolonie  im  Staate  Sinaloa  und  bei  den 
kleinen  Orte  Topolobampo  (am  Golfe  von  Californien)  im  Eo1' 
stehen  begriffeu.  Hunderte  von  Einwanderern,  theils  europäisch» 
tbeils  amerikanischer  Herkunft,  siud  über  Guaymas  dahin  xhge- 
gangen.  Die  in  der  Hauptstadt  Mexico  erscheinende  deutelte 
Zeitung  „Germania*  giebt  folgende  Berichte  einiger  Ein- 
wanderer wieder,  die  beweisen,  dafs  sowohl  die  Boden  Verfalltag 
wie  das  Klima  günstig  sind.  Wir  geben  die  Berichte  der  erwähn- 
ten Zeitung  ohne  weiteren  Kommentar: 

«Am  Eingänge  des  inneren  Hsfens  fanden  wir,  dafs  keiner  der  an  der  Kid» 
des  Stillen  Meeres  sich  befindlichen  Häfen  den  von  Topolobampo  hia«»cäit- 
! lieb  Tiefe  seines  Kanals  und  des  den  Schiffen  darbietenden  Schutzes  «bi* 

I trifft;  da»  Minimum  der  Tiefe  ist  4 Faden  (zu  l.™u  u»),  der  Hafen  ist  fiu 
lieh  von  hoben  Bergen  umgeben  und  seine  Ausdehnung  derart,  ilaf« 
bedeutende  Anzahl  von  gröfsereu  Schiffen  bequem  dort  ankern  knub— ’D» 
Gewässer  wimmeln  von  Fischen,  Austern  und  Schildkröten.  Das  sich  dsr* 
bietende  Panorama  Ist  grofsartig  schön  und  spottet  aller  Beschreibung. 

Nord  und  West  dehnt  sich  eine  grobe  fruchtbare  Ebene  mit  schwanen 
Boden  aus,  welche  daa  Thal  des  Flusses  „Fuorte“  mnfafsL  Sowohl  die  Ö<fEf 
als  auch  die  Thäler  sind  mit  einer  reichen  Vegetation  bedeckt,  au«  welcbr* 
Grunde  es  nie  an  Brennmaterial  fehlen  wird.  Auch  giebt  es  einige  Arten 
von  Kaktus.  Der  fruchtbare  Boden  kann  jede  Art  Erzeugnisse  der  geiniWF® 
und  beifsen  Zone  hervorbringen.  Die  Luft  ist  rein  und  gesund,  und  n*3 
fühlt  beim  Einatbmen  derselben  ein  gewisses  Wohlbehagen : die  bsnK»** 
den  Winde  sind  mäfsig  and  regelmlfsig;  die  Temperatur  schwankt  «■*•**•* 
5€°  und  88°  Fahrenbeit  (—  lS'/a®  bis  36\s°C).  Der  für  die  Stadt  bestimm» 
Ort  ist  derart  gewählt,  dafs  derselbe  dem  Hafen  gegenüber  gd*g*D 
wird.  Wir  haben  gefunden,  dafs  die  Mexicaner  liebenswürdig  w d * 
gutem  Herzen  und  sehr  gut  gegen  uns  gesonnen  sind.  — Einige 
der  Kolonie  haben  das  Thal  „ Puerto»  " explorirt  und  da»  eben  Gesagte 
»tätigt  gefunden“  usw. 

Ein  anderer  Brief  sagt  u.  a.  Folgendes : .Einige  von  «a*  - 

(regend  in  einer  Ausdehnung  von  60  Meilen  bereist  und  dieselbe  *>*!** 
sichtlich  des  Bodens  als  des  Klima»  ausgezeichnet  gefunden.  Da* 
meter  zeigt  zwischen  5€°  bl»  96°  Fahrenheit  im  Schatten,  unter  dm  *<*  • ' 
Fische  und  Wildbret  giebt  es  hier  in  Masse.  Vor  einigen  Tag«*  6D^n 
wir  eine  grüne  Schildkröte,  ein  Reh  und  eine  grofae  Anzahl  ^*ch5YW°,^ 
wir  ein  deliziöses  Mittagessen  bereiteten.  Dr.  Sehollbaus.  ***”*_  . 
einer  Woche  nach  Fuertes  abgereist  ist,  ist  gestern  wieder  hier  ang»*0“ 
auch  erwarten  wir  von  einem  Augenblick  zum  andern  den  Heim 


1887 


163 

EXPORT,  Organ  des  Centrelvereins  für  Handelsgengraphio  etc. 


Nr.  10. 


mit  anderen  Kolonisten.  Wir  bähen  bereit«  einen  Backofen  an«  Steinen 
und  Lehm  erbaut  und  «ehr  gutes  Brot  gebacken.4* 

Au»  dem  Regierongsorgan  der  Republik:  „El  Diärio  Otieial“ 
vom  27.  Januar  d.  J.  ersehen  wir  außerdem,  dafs  die  französische 
Gesellschaft  „du  Boleo“  in  Santa  Rosalia,  Untcr-Californien,  offiziell 
nach  weist,  dafs  sie  auf  ihren  Ländereien  bereits  108  Familien  mit 
441  Mitgliedern  nu  titanischer  Nationalität  und  19  Familien  mit 
G8  Mitgliedern  ausländischer  Abstammung,  sowie  auch  84  unver* 
heiratbete  Kolonisten  sowohl  inländischer  wie  ausländischer  Herkunft 
als  Ansiedler  hat. 

m Dar  neua  direkte  Telegraph  zwischen  den  Vereinigten 
Staaten  von  Nord -Amerika  und  Brasilien  Der  Londoner  „lron- 
monger“  meidet,  dafs  augenblicklich  in  Paris  da«  Telegrapbenkabel 
für  die  „Pedro  Segundo  American  Cable  and  Telegraph  Company“ 
hergeetellt  wird.  Wenn  man  jetat  ein  Telegramm  von  New  York 
nach  Para  schickt,  so  kann  man  nicht  an  demselben  Tage  eine 
Antwort  erhalten;  denn  die  geaammte  Linie  befindet  sich  in  eng- 
lischen Händen,  und  Handelsnacbrichteu  werden  demgemäfa  auf 
dem  Londoner  Markte  steta  ein  paar  Stunden  früher  als  in  New 
York  bekannt.  Mittel»  der  neuen  Verbindung  hofft  man  binnen 
zwei  Stunden  eine  Erwiderung  erhalten  zn  können.  Die  Pedro- 
Scgundo-Gesellscbaft  besitzt  ein  alleiniges  Privilegium  zum  Anlegeu 
eines  Telegraphen  zwischen  Cayenne  in  Französisch-Guayaoa  und 
Brasilien;  ferner  bat  sie  das  Vorrecht  erlangt,  Telegramme  mit  den 
anf  brasilianischem  Gebiete  befindlichen  Stationen  auszuwecbseln. 
Im  vergangenen  Juni  hat  Namens  der  französischen  Regierung 
Herr  Gran  et,  Post-  und  Telegraphen  minister,  mit  der  kurze  Zeit 
vorher  in  Paris  mit  bedeutenden  Kapitalien  gegründeten  „Cotnpaguie 
telegraphique  des  Antillen“  ein  Abkommen  betreffs  Herstellung  ton 
Telegraphenlinien  nach  den  französischen  Antillen  und  Süd-Amerika 
abgeschlossen.  Diesem  Vertrage  gemlfs  gewährt  die  französische 
Regierung  der  neuen  Gesellschaft  eine  jährliche  Unterstützung  von 
800000  <//.  Von  Haus  au»  batte  die  französische  Gesellschaft  die 
Absicht,  ein  unterseeisches  Kabel  zu  legen,  das  mit  den  südaroeri- 
kaoischen  Linieo  der  englischen  Gesellschaft  gleichlaufend  wäre. 
Allein  als  sie  hörte,  dafs  ihr  die  New-Ynrker  Pedro-Segundo-Gesell- 
schaft  zuvorgekoromeo  sei,  beschloß«  sie  sieb  mit  der  amerikanischen 
Gesellschaft  betreffs  eines  gemeinschaftlichen  Vorgehens  zu  einigen. 
In  Gemibbeit  der  zu  Stande  gekommenen  Einigung  wird  zuvörderst 
ein  Kabul  von  New  York  nach  Cayenne  eingerichtet;  in  Haiti 
schliefst  sich  diese«  Kabel  an  eine  nach  Habana  führende  Zweig- 
linie an,  und  später  soll  ein  weiteres  Kabel  zwischen  Habaoa  und 
der  französischen  Küste  gelegt  werden.  Die  direkte  Verbindung 
zwischen  New  York  nnd  Brasilien  wird  voraussichtlich  am  1.  Mai 
d.  J.  bergestellt  sein.  Die  bestehenden  Gesellschaften  haben  in 
Folge  dessen  ihre  Sätze  bereits  ermlfsigl  und  zwar  von  New  York 
nach  Pari  auf  10, u %M  pro  Wort  statt  18,»,  von  New  York  nach 
Rio  auf  8,25  t4C  statt  10,i2«/Ä- 


Süd-  Amerika. 

Über  die  Decken  au»  Straufs-,  Guanaco-,  Puma-  und  See- 
hunds-Fellan,  die  auf  der  vorjährigen  Südaroerikaniscben  Aus- 
stellung zur  Schau  gebracht  waren,  entnehmen  wir  einem  Original- 
bericht des  Ausstellers  ans  Punta  Arenas  (Magalbäcs-Strafse)  Fol- 
gendes: 

Der  sQdamcrikanische  Straufs  lebt  in  Hecrdcn  in  der  ganzeu 
Argeutiniscben  Republik  bis  zur  Mngalhäes  - Strafse,  findet  sich 
aber  nicht  auf  Feucrland.  Die  Eier  werden  vom  Männchen  aus- 
gehrütet,  welches  auch  die  JuDgen  bewacht.  Die  Indianer  ver- 
folgen den  Straufs  fiufserst  stark,  sowohl  weil  sie  da»  Fleisch  des 
starken  Fettgehalts  wegen  allem  andern  vorziehen,  als  aoeh  der 
Federn  und  des  Felles  wegen.  Die  Federn  werden  in  Bündel  ge- 
bunden und  hauptsächlich  nach  Frankreich  und  dun  Vereinigten 
Staaten  gesandt,  woselbst  das  Pfund  ungefähr  3 Mark  werth  ist. 

Die  Felle  werden  ebenso  wie  die  Guanacofelte  behandelt:  die 
Straubdecken  haben  auch  ungefähr  denselben  Werth  wie  diese. 

Das  Guanaco  lebt  in  groben  HeerdeD  io  ganz  Patagonien 
und  in  der  Cordillera  weiter  nördlich  bis  Bolivia.  Die  Indianer 
Patagoniens  leben  zum  gröfsten  Theil  von  Guanacos;  sie  kleiden 
sich  mit  den  Fellen  der  jungen  Thiere,  und  au»  denen  der  alten 
verfertigen  sie  ihre  Zelte;  einige  Indianer  machen  aus  der  Wolle 
sehr  starke  Gewebe. 

Die  Deckeu,  welche  die  Händler  von  den  Indianern  gegen 
Lebensmittel,  Waffeu  und  hauptsächlich  Branntwein  Umtauschen, 
sind  aus  den  Fellen  von  höchstens  zwei  Wochen  alten  Thicren 
gefertigt. 

Eine  besonder»  feine  Art  verfertigen  die  Indianer  nur  für 
ibren  eigenen  Gebrauch  aus  den  Fellen  der  aus  dem  Mutterleibe 
geschnittenen  Thierrhen.  Die  Männer  besorgen  nicht«  weiter  als 


das  Tödten  und  Abbalgen  der  Guanacos;  alle  weitere  Arbeit  fällt 
den  Weibern  zu.  Dieselben  spannen  zunächst  die  Häute  aus  und 
lassen  sie  an  der  Sonne  trocknen,  was  bei  den  hier  herrschenden 
Wrinden  binnen  wenigen  Stunden  geschieht.  Nachher  werden  die 
Felle  mit  Glasscherben  abgekratzt,  um  alle  fleischigen  Theile  zu 
entfernen,  mit  etwas  Slraufsfett  eingerieben  und  dann  durch  Reiben 
mit  den  Händen  weich  gemacht.  Schließlich  werden  die  so  prä- 
parirten  Felle  mit  Sehnen  zusammengenäht.  Zu  einer  guten  Decke 
gehören  13  Felle.  Vielfach  werden  dieselben  auch  noch  mit  farbigen 
Erden  bemalt.  Der  Preis  einer  guten  Decke  ist  hier  ungefähr 
50  Mark. 

Der  Puma  oder  Silberlöwe  lebt  in  ganz  Süd-Amerika,  in  be- 
sonders grofser  Zahl  aber  io  Patagonien,  wo  ihm  die  zahlreichen 
Guanacoberden  reichliche  Nahrung  bieten.  Die  Felle,  mit  Kopf 
und  Pfoten  abgezogen,  bilden  als  Kuriosum  eine  Art  Handelsartikel 
hier;  jedoch  dürfte  das  Fell  dieses  Raubtbiers  von  gröfserem 
Wierthe  sein,  da  die  Haut  ganz  außerordentlich  zäh  und  stark  ist. 
Ein  Pumafell  kostet  ungefähr  12  Mark. 

Der  Seehund  der  Magalhies- Strafse  (hier  „Lobo  de  dos 
pelos4*,  zweibaariger  Seehund  genannt)  lebt  in  ziemlicher 
Menge  auf  allen  Felsen  in  den  Kanälen  nördlich  und  südlich  von 
der  Magalbues-Slrabe,  ungefähr  von  Kap  Horn  bis  Kap  Tres-Montes. 
In  den  Östlicheren  Theilen  der  Magalbäes-Strabe  dagegen  findet 
er  Bich  nicht,  da  die  Küsteu  daselbst  nicht  felsig  sind  und  somit 
den  Thieren  in  Höhlen  und  dergleichen  keinen  Schutz  darbieten. 

Die  feinsten  Felle  sind  dje  von  ungefähr  einjährigen,  also 
halbausgewacbseoen  Thieren.  Ältere  Thiere  haben  nicht  ganz  so 
feine  Behaarung,  und  das  Fell  der  einjährigen  Weibchen  ist  wiederum 
besser  als  das  der  Mäuuchen. 

Die  Jagd  auf  diese  Seehunde  ist  eine  ebenso  beschwerliche 
als  gefährliche  Arbeit.  Dieselbe  wird  von  kleinen  Schooneru,  Fahr- 
zeugen von  20  bis  100  Tonnen  Kaumgebalt,  betrieben.  Die  Leute 
wurden  auf  kleinen  Inseln  und  Felsen  io  den  Kanälen  mit  Vorrätben 
an  WasBer,  Lebensmitteln  und  Holz  ausgcachifft,  bisweilen  wird 
ihnen  auch  ein  Boot  gelassen.  Danach  segelt  der  Scbooner  weiter 
nach  andern  Felseo,  um  daselbst  ebenfalls  Leute  zu  landen.  Die- 
selben müssen  daselbst  io  Zelten  oft  Monate  lang  zubringen.  Die 
h eisen  sind  oft  so  niedrig,  dafs  bei  starken  Stürmen  die  Wellen 
alle  Vorräthe  hinwegwaseben;  die  Leute  laufen  dann  Gefahr  zu 
verhungere.  Wasser  fehlt  bei  den  dort  herrschenden,  fast  unauf- 
hörlichen Regen  »eiten. 

Die  Jagd  findet  während  der  Gebärzeit  der  Seehunde  statt,  in 
den  Monaten  Dezember  und  Januar.  Nach  dieser  Zeit  machen  die 
Scbooner  wieder  ihre  Rundreise,  um  die  Leute  mit  den  erbeuteten 
Fellen  abzuholen.  Die  letzteren  werden  roh  gesalzen  verschickt. 
Bisher  war  London  der  einzige  Platz,  wo  diese  Felle  gegerbt  und 
richtig  zubcrcilet  werden. 

Dieses  wunderschöne  Pelzwerk  bildet  seil  ungefähr  zehn  Jahren 
einen  Handelsartikel,  der  hauptsächlich  in  England  und  den  Ver- 
einigten Staaten  von  Nord-Amerika  verbraucht  wurde.  In  den 
letzten  Jahren  hat  der  Verbrauch  bedeutend  abgenoraroeo;  in  Folge 
desseo  ist  auch  der  Preis  ganz  erheblich  gefallen.  Während  vor 
acht  Jahren  die  rohen  Seebuudsfellu  mit  4 £ 10  s das  Stück  be- 
zahlt wurden,  stehen  sie  augenblicklich  auf  ungefähr  1 £.  Vor 
ungefähr  acht  Jahren  wurden  jährlich  etwa  10  000  Stück  von  hier 
ausgeführt.  In  der  1886er  Saison  ist  nur  ein  kleiner  Scbooner, 
einem  Norweger  gehörend,  der  gleichzeitig  Kapitän  desselben  ist, 
auf  deo  Seebuudsfaug  ausgegangen  und  mit  1000  Fellen  zurück- 
gekehrt  Sollte  der  Preis  iu  Folge  stärkeren  Konsumes  wieder 
steigen,  so  werden  sich  auch  bald  wieder  mehr  Fahrzeuge  ein- 
finden, welche  die  Jagd  betreiben. 

Mühlenunternehmungen  In  Brasilien.  (Originnlhericht  aus  Rio 
de  Janeiro.)  Unter  dem  Titel  „Moinho  Fluminenso,  Gianelli 
& Co.“  ist  dieser  Tage  eine  Kommanditgesellschaft  ins  Leben  ge- 
rufen worden,  die  sieb  den  Mühlenbclrieb  im  Groben  zum  Ziel 
gesetzt  hat.  Das  Kapital  ist  auf  2 000  Contos  de  Reis  beziffert 
und  in  4 000  Aktien  ä 500  S 000  Rs.  zur  Zeichnung  aufgelegt 
worden.  (1  $ 000  Rs.  z.  Z.  — etwa  I47  < 1 Conto  also  =*  1870 <.  ((). 

Sitz  der  Gesellschaft  ist  Rio,  ihr  Bankier  „Tbe  London  k Brazilian 
Bank,  Limited“,  in  Rio.  Die  Gründer,  Gianelli  de  Co.,  rufen  nur 
die  Hälfte  des  Kapitals  ein,  da  sie  anuehmen,  damit  auszukoraiucu; 
die  Thuilzahlungen  enden  am  15.  Juni  1687.  Bis  jetzt  ist  etwa 
die  Hälfte  des  Aufgelegten  gezeichnet  (An  Geldüberflufs  krankt 
unser  Platz  gerade  nicht.)  — Die  Bäcker  sollen  besonders  stark 
unter  den  Zeichnern  vertreten  sein,  was  man  allgemein  als  ein 
dem  Unternehmen  ausgestelltes  gutes  Zeugnifs  auffafst.  Die  Mühle, 
die  man  sich  in  grobem  Mafs stabe  zu  denken  hat,  soll  im  August 
in  Betrieb  sein.  Sie  wird  in  Rio  am  Strande  erbaut,  bequem  zu- 
gänglich für  Land-  und  Seefrachtwesen.  Alle  Maschinen  sind  in 


Nr.  10. 


164 

EXPORT,  Organ  des  Centralvereins  für  Uandelageographie  etc. 


1887. 


England  bestellt;  doch  ist  ausdrücklich  das  österreichisch- ungarische 
Mühlenmodell  vorgescbrieben.  Giuoelli  & Co.  machen  sieb  ver- 
bindlich, die  Mühle  für  600  Contos  de  Reis  berzustelleu  und  damit 
ein  Werk  zu  schaffen,  welches  80  Tonnen  Weizen  täglich  zu  ver- 
arbeiten vermag,  dabei  aber  genügende  Ersatzmittel  besitzt,  um 
gegebenen  Falls  das  Doppelte  leisten  zu  können.  Die  neue  Unter- 
nehmung rechnet  ihren  Gewinn  aus  den  erheblichen  Unterschieden 
her,  die  zwischen  dem  Preise  des  rohen  Weizens  und  des  Weizen- 
mehls bestehen  und  die  letzthin  besonders  grell  hervorgetreten 
sind.  Man  erhofft  eine  Dividende  von  30  “o  auf  das  eiogezahlte 
Kapital.  Da  der  Voranschlag  in  seiner  Kürze  ganz  besonders  ge- 
eignet erscheint,  Interessenten  über  Einzelheiten  und  Getriebe 
einer  derartigen  Anlage  in  Rio  zu  unterrichten,  so  setze  ich  den- 
selben ausführlich  her: 


Voranschlag  „Muinho  Fluminense“. 
Welle»,  W Ton*  pro  Tee. 

In  ÄtlO  Arbei(»U*en 
24000  Tone  jährlich, 
ä'.fOWproTou  ......  Ke  2 280:000  1000 

KufalciklßuOTou«»  20*000  Ke.  32:000  * 000 


'erkrSbranc,  Ai  heiter. 

Konto nJieufll  .......  JU.  50:000  1 000 

ö|,  Reu»n»1iir*o  ».»oitftlge 

kleine  8p*f*n Iti.  4:000  * 000 

Vcrvich-rang  dorliehSnde. 

Ma*cblu«u  ii-  Vonätbe  Ke.  9:000  * 000 

Steuern Hi.  1iQi>j#000 

Dieorl  In  Zollamt.  Zolle 

Uf»  Re.  46:000*000 

Mehl ■ Kenner  und  Sfcke  . ta.  llß:,Ä':>**)0 

Kiele  S^cke K*.  40:000  * 000 

ZlneeanJiakler  Oubfthrta  Ra.  M:OOU*UOO 
Z»r  Urckno*  etwelger  Ver- 
loste *n  Knwvu  ■ Ktn- 

KAdkcu Kr-  20:000  * 000 

AbschreibnoK  en  Vluchl- 


MehT).  M nrkeEx  Ira.jlikb 
dem  beeten  Trieft«*. 

SS-,',  ei>m  Weisem.  R400 
Tone  = *»tKl  Fab  * 

15*500  Rs  1440  6*1*500 
Mehl,  Marke  I»,  cietih 
dem  besten  unerikaui- 
«chnn.  SO',1,  vum  Welsen. 

7200  Ten*  ~ S)«oFif. 
k 11*500  Us.  1 100:000*000 
Mehl.  Mark«  11a..  für 
Schilfe* wieback  ti-  Klei- 
ster. 7*,',*;«  von  Welsen, 

1 800  Ton*  20000  Kal* 
k 12*00»  R*  240 : 000*000 

Ka.  2S4S 

Diskont  7%_.  . lu  liö 

kt».  26-17 

Kleie.  24*  tun  Vfriien. 

5 SSO  Tont  =*  110000 


ne«  *iu<l  UebkadM  . . . 1U.  20:000  *000  ) ■ WJL  nmiAni 

K«tS-V«rlMl»  R*.  M:1BtM00  u 

f Jehall  de*  OeschnfUleitef*  Re.  18:000*  000  DUkoiiU%Ra»r*4»f«0  R*.  274 
Anfeimmmearr  Gcwlau  Leere  Welsenslrke,'24OÜU0 

B*  200:000#««  * 400  R«i»  ....  Ra.  SO: 

iUllltniilfwl  Kn  *017 


«l$«KJ 

206*500 

305*200 


IWOSUUU 
7BöJ .00 


•)  Der  J*«lirer*tindi(re  wird  nim-ntlirh  an  der  hier  i»rgt rechneten  Autnicblirkelt 
dse  Welzen*  einen  MnlutaL  für  die  ItourtboUang  de*  eiul  iriner  UcntafcUilit 

haben. 

Ein  nicht  unansehnlicher  Posten  ist  für  Kurs-Verluste  belastet. 
Inwieweit  derselbe  jedoch  binreichen  möchte,  die  belangreichen 
Differenzen  in  den  Preisen  von  Weizen,  Mehl  und  Gold  auszu- 
gleicheo,  steht  dahin.  Jedenfalls  sind  das  drei  recht  schwankende 
Gestalten.  — Giauelli  & Co.  sollen  übrigens  mit  ähnlichen  Unter- 
nehmungen am  La  Plata  recht  gute  Geschäfte  gemacht  haben,  und 
auch  das  bisher  von  ibuen  hier  unterhaltene  kleinere  Mühlenwerk 
galt  für  tüchtig.  Was  die  Italiener  am  La  Plata  in  der  Mühlen- 
industrie geleistet,  dafür  legt  die  dortige  Einfuhr-Statistik  ein  be- 
redtes Zeugnifs  ab.  Der  Tag  ist  vorauszusehen,  an  dem  Italien 
seine  grobe  Ausfuhr  Ton  Mühlen-  und  Nudelteig -Fabrikaten  (sog. 
„massas  italianas*)  nach  den  La  Plata -Ländern  durch  die  ihm 
dort  von  den  eigenen  Söhnen  mit  Geschick  uud  Glück  bereitete 
Konkurrenz  geendigt  sehen  wird.  Brasilien  bezieht  viel  deutsches 
Mehl  (freilich  noch  viel  mehr  nordamerikanisebes);  auch  hier  rauft 
eine  inländische  Industrie  schmälernd  einwirken.  — Die  hiesige 
neue  Gesellschaft  hat  die  Förderung  des  brasilianischen  Weizen- 
baues und  der  Getreidepflanznng  überhaupt  ausgesprochencrmaften 
in  ihr  Programm  aufgenommen.  Eine  Aufmunterung  für  die  Ko- 
lonisten der  Südprovinzen  ist  das  ohne  Zweifel*);  nur  müfsten  da 
noch  Getreide  - Frachttarife  hinzukommen,  die  mit  uordamerika- 
niseben  und  deutschen  Frachtsätzen  ausgleicbeud  vorgingen,  — 
ein  kaum  durchführbares  Unterfangen  in  Brasilien!  Denn  es  ist 
hier  in  Rio  eben  ein  Andere»,  wie  am  La  Plata,  wo  die  Gelreide- 
äcker  so  zu  sagen  um  die  Mühlen  herumliegen. 

Ea  ist  nnn  noch  ein  zweites,  noch  gröfsere»  Müblenunternohmen 
geplant,  von  dem  freilich  noch  nicht  viel  in  die  Oeffentlicbkeil  ge- 
drungen ist,  für  dessen  wirklichen  Hintergrund  aber  bürgende  Aus- 
sagen vorliegeo.  Dabei  bandelt  es  sich  um  Anlage  von  Mühlen 
bester  Bauart  im  ganzen  Kaiserreich  Brasilien.  Man  will  zu  dem 
Behufe  250  000  £ aufbringen.  Gründer  sind  der  Viaeonde  de 
Figueiredo  und  W.  liolraan,  bekannte  Finanzleute  Rios,  beide 
Direktoren  des  hiesigen  „Banco  International  do  Brazil*.  Der  Vis- 
e ou de  de  Figueiredo  weilt  eben  jetzt  in  England,  höchstwahr- 
scheinlich deshalb,  um  sich  über  Mühlenanlagen,  Maschinen,  Preise 
usw.  gründlich  zu  informiren.  Mit  Hilfe  der  deutschen  und  bra- 
silianischen konsularischen  Vertretungen  müfste  es  ein  Leichtes 
sein,  einen  Mann  von  so  hervorragender  Stellung  in  London  aus- 
findig zu  machen.  Die  deutschen  Mühlenbaucr,  die  doch  Vorzügliches 
leisten,  sollten  die  Gelegenheit  nicht  versäumen,  sich  bei  einem 


•)  Und  zwar  qm  so  mehr,  als  disnelKon  vielfach  ganz  vorzüglichen 
Weizen  produxireo,  wie  die  vorjährige  Södtmerikanischo  Ausstellung  dar- 
gethan  hat;  vgl.  den  Bericht  des  Preisgericht»  in  Nr.  7 d.  8.  112/113. 

D.  Rrd. 


groften  und  wohlgeplauten  Untern  eh  men  zu  melden  und  den  Eng- 
ländern einen  guten  Posten  von  Bestellungen  streitig  zu  machen. 
Visconde  de  Figueiredo  spricht  vollkommen  englisch  und  ist 
ein  zugänglicher,  sehr  kluger,  welterfahrener  Mann. 

Über  die  Kolonie  Sao  Lourenpo,  deren  wirtschaftliche  Ver- 
hältnisse in  Folge  der  Bemühungen  des  Herrn  Dr.  H.  ▼.  Jhering 
auf  der  vorjährigen  Südamcrikanisclien  Ausstellung  so  ausgezeichnet 
und  anschaulich  dargeslellt  waren,  entnehmen  wir  einem  Original- 
berichte des  geoaoten  Herrn  noch  folgende  Angaben,  die  für 
unsere  Leser  sicher  von  Interesse  »ein  werden.  Herr  Dr.  v.  Jhering 
schreibt: 

„Eingehendere  Berichte  über  die  Kolonie  Säo  Lourengo  finden 
sich  in  der  „Deutschen  Kolonial-Zeitnng“  1884,  Heft  8,  und  1885,  Heft 
14,  sowie  im  „Export1*  1886,  No.  31,  8.  642.  Der  Hinweis  auf 
diese  zum  Tbeil  von  mir  selbst  stammenden  Berichte  überhebt 
mich  der  Verpflichtung  eingehender  Berichterstattung.  Der  Dar- 
stellung im  „Export“  sind  einige  Berichtigungen  anzuscb  tieften. 
Die  Kolonie,  soweit  sie  von  Rheiagantz  resp.  dessen  Erben  be- 
siedelt wurde,  hat  nicht  über  8000  Seelen.  Dazu  kommen  in 
angrenzenden,  von  anderen  Unternehmern  besiedelten  Pikaden  noch 
200  bis  800  Bewohner,  sämmtlicb  deutschen  resp.  deutsch-bra- 
silianischen Ursprunges.  Der  Ort  Säo  Louren^o  liegt  nicht,  wie 
die  Kolonie,  in  der  bewaldeten  Serra  dos  Taipes,  sondern  auf  dem 
Kamp,  an  der  Mündung  des  kleinen  S&o-Lourencoflusaes  in  die 
Lagoa  dos  patos,  und  hat  800  Bewohner,  wogegen  der  neuerdings 
cum  Vororte  des  Munlzipes  erhobene  rein  brasilianische  Ort 
ßoqneiräo  deren  kaum  200  hat.  In  Beeng  auf  jenen  „Export- 
Artikel  ist  noch  zu  bemerken,  daft  die  Ptkade  St.  Augusts  von 
August  Hardt  nnd  Willi.  Lindem&on  angelegt  ist,  und  die 
Pikade  St.  Clara  vom  Coronet  Sä. 

Der  Boden  von  Säo  Louren^o  ist  minder  schwer  als  jener  der 
alten  Kolonieen,  auch  nicht  so  gut,  wie  jener  von  Säo  Feliciano, 
das  über  eine  Tagereise  von  Säo  Loureogo  abliegt.  Trotzdem  war 
die  Entwicklung  der  Kolonie  eine  sehr  günstige,  wie  besonders  aus 
der  Tbatsacbe  bervorgeht,  da  ft  die  gesammt«  Kolonisten  schuld  nur 
noch  60  Contos  (also  ca.  112  000  , U)  betragt,  obgleich  das  Loos 
von  48  ha  zu  1000$000Rs.  verkauft  und  die  Schuld  mit  6%  verzinst 
wird.  Es  sind  mithin  von  über  9 D-Legoas  (ä  48.«  qkm)  be- 
siedelten Landes  nur  noch  -/s  D-Legoa  oder  7u/o  zu  bezahlen. 
Eine  Kolonie,  die  solches  leistet,  verdient  jedenfalls  den  Namen 
der  „Perle  unter  den  Privatkolonieen  von  Rio  Grande'*,  welchen  ihr 
K.  v.  Koseritx  beilegte. 

Der  jährliche  Export  der  Kolonie  beläuft  sich  »einem  Werthe 
nach  auf  800  bis  900  Contos  de  Reis.  Hauptposten  niud  darunter 
Bohnen  ca.  50  000  Sack  (ä  60  kg)  im  Wertbe  von  200  bis  250 
Contos,  Mais  ca.  150  000  Sack  ä 2 $000  Rs.  im  Gesammtwerth 
von  300  Contos,  Kartoffeln  ca.  180000  Sack  i 1 $ 000 Rs.,  also  für  180 
Contos,  Schmalz  für  15,  Hühner  für  60,  Eier  für  GO  Contos  osw. 
An  800  Wagen  schaffen  diene  Produkte  tbeils  nach  Säo  Louren^o, 
theils  nach  relotas. 


Australien  und  Slidsee. 

Oie  Jubiläumsausstellung  in  Adelaide  1887  und  die  Zentennial- 
ausstellung  in  Melbourne  1888.  (Origiualbericht  aus  Adelaide 
vom  25.  Januar).  Die  Vorarbeiten  für  die  am  20.  Juni  d.  J.  zu 
eröffnende  „Adelaide  Jubilee  International  Exhibition1*  sind  seit 
geraumer  Zeit  in  vollstem  Flusse,  und  allem  Anscheine  nach 
wird  unsere  Kolonie  nicht  bloft  Ehre  mit  der  Ausstellung  cinlegen, 
sondern  es  werden  auch  die  Folgen  derselben  für  die  Belebung 
unseres  Handels  sowohl  mit  den  Nacbbarkolonieen  als  mit  dem 
Auslande  von  nicht  zu  unterschätzender  Bedeutung  sein. 

Über  den  gegenwärtigen  Stand  der  Ausstellungsangelegeoheiten 
kann  ich  Ihnen  Folgendes  berichten.  Der  für  den  Ausstellungs- 
palast gewählte  Platz  (in  den  „park  lands“)  sowie  Plan  und  Aus- 
führung des  Gebäudes  finden  allseitigen  Beifall.  Der  Raum  für 
die  verschiedenen  Linder  ist  in  der  Hauptsache  folgendermafsen 
vertbeilt.  Der  westliche  Theil  („court*)  des  Hauptgebäudes  nebst 
Anbau  ist  für  die  britischen,  amerikanischen,  deutschen  und  son- 
stigen ausländischen  Aussteller  reservirt,  die  vom  Londoner  Komitl 
angemeldet  worden  sind,  von  dem  bis  zum  1.  Januar,  dem  Scblufs- 
termio,  zahlreiche  Anmeldungen  eingelaufen  sind.  Der  östliche 
Tbeil  des  Hauptgebäudes  ist  in  drei  Tbeile  getheilt;  von  diesen 
erhält  die  Nacbbarkolonie  Victoria  den  nördlichen,  New  South  Wales 
den  mittleren  Theil,  und  unsere  Kolonie  South-Australiu  die  süd- 
liche Frontseite,  lu  Folge  dieses  Arrangement»  erhält  vorläufig 
jede  dieser  Kolonieen  ca.  7000  Quadratfuft  Raum;  jeder  weitere 
von  ihnen  beanspruchte  Raum  wird  ihnen  von  dem  östlichen 
Anbau  zugetbeilt.  Die  Aussteller  der  übrigen,  nicht  offiziell 
vertretenen  australischen  Kolonieen  werden  ebenfalls  in  diesem 


1887. 


165 

EXPORT,  Organ  des  Contral Vereins  für  H&ndelsgeograpbie  ete. 


Nr.  10. 


Anbau  untergebracht.  werden.  Für  die  schönen  Künste  ist  ein  < 
besonderer  Raum  des  Hauptgebäudes  bestimmt;  für  die  aus*  | 
ländischen  Aussteller  auf  diesem  Gebiete  sind  drei  geräumige  Ab-  1 
theiluogen  dieses  Raumes,  sowie  die  westliche  Galerie  der  Haupt- 
halle reservirt,  während  die  bezüglichen  australischen  Objekte  den 
Rest  des  „art  court*  und  die  östliche  Galerie  der  Haupthalle  ein- 
nehmen werden.  In  einer  besonderen  Maschinenhalle  werden 
die  Maschinen  aus  jedem  der  betheiligten  Linder  aufgestellt.  — 
Mehrere  Unternehmer  aus  den  Kreisen  der  Importeure  errichten  an 
der  nordwestlichen  Ecke  des  Ausstcllungaplattes  einen  Ober  50’ 
hohen  und  65'  im  Durchmesser  haltenden  achteckigen  Kiosk,  der 
in  seiner  Architektonik  eine  Zierde  der  gaozen  Ausstellung  zu 
werden  verspricht.  Die  Unternehmer  gedenken  in  demselben  die 
verschiedenen  Artikel,  deren  Hauptimporteure  sie  sind,  cur  An- 
schauung zu  bringen.  — * Von  Seiten  der  söd  australischen  Wein* 
bauer  steht  eine  Kollektivausstellung  einheimischer  Weine  in  Aus- 
sicht ; wir  begrüfsen  diesen  Plan  auf  das  Wärmste,  da  hierdurch 
den  Ausländern  Gelegenheit  geboten  wird,  die  herrlichen  Erzeug- 
nisse unseres  Weinbaues  an  der  Quelle  kennen  zu  lernen*).  — 
Ein  Herr  Be  van  hat  der  Ausstellungskommission  für  Süd-Austra- 
lien den  Vorschlag  gemacht,  eine  reiche  Sammlung  ans  dem  Thier-, 
Pflanzen-  und  Mineralreiche  Neu-Guineas  aaszustellen,  um  dadurch 
den  Reicbtbum  dieses  Landes  den  Besuchers  der  Ausstellung  vor 
Augen  zu  führen;  gleichzeitig  hat  er  den  Wunsch  ausgesprochen, 
dafs  die  Sammlung  später  vou  dem  Landesmuseum  unserer  Kolonie 
erworben  werde;  Verhandlungen  hierüber  mit  dem  Ausstellungs- 
kornite  finden  zur  Zeit  stau. 

Von  Süd- Australien  selbst  sind  bis  jetzt  7768nFufs  Raum 
definitiv  angemeldtt.  über  weitere  7500  DFuf»  steht  die  Kom- 
mission in  Briefwechsel  mit  den  Interessenten.  Weitere  Anmel- 
dungen werden  noch  erwartet,  sodafs  der  Kolonie  Süd -Australien 
vom  Kumitc  im  Ganzen  eiu  Raum  von  20000  GFufs  zur  Verfügung 
gestellt  worden  ist.  Victoria  und  New  South  Wales,  die  bis  jetzt 
je  7000  GFufs  angemeldct  haben,  werden  offiziell  vertreten  sein; 
aber  auch  seitens  der  übrigen  Kolonieen  ist  eine  zahlreiche  Bethei- 
ligung sicher;  selbst  das  Northern  Territory  wird,  dank  der  Für- 
sorge der  Regierang,  durch  werthvolle  und  interessante  Ausstellungs- 
objekte vertreten  sein. 

Darüber  aber  kann  kein  Zweifel  sein:  Für  die  nächstjährige 
Ausstellung,  welche  zur  Feier  des  hundertjährigen  Bestehens  der 
ersten  australischen  Kolonie  die  benachbarte  Kolonie  Victoria  in  der 
Hauptstadt  Melbourne  abhalten  wird,  ist  mit  Sicherheit  noch  eine 
weit  gröfsere  Bethciliguog  seitens  aller  australischen  Kolonieen 
sowie  seitens  des  Auslandes  zu  erwarten.  Zunächst  überragt  ja 
Melbourne,  wie  überhaupt  die  Kolonie  Victoria,  unsere  Kolonie  und 
deren  Hauptstadt  ganz  bedeutend,  sowohl  was  die  Bevölkern  ngszahl 
als  die  Entwickelung  des  Handels  aobetrifft.  Anfserdem  wird  aber 
die  Melbourner  Ausstellung  von  der  dortigen  Regierung  inszenirt 
werden,  während  die  Adelaidcr  nur  von  Privatpersonen  ausgeht, 
denen  nachträglich  eine  Subvention  von  einigen  30000  £ seitens 
der  Regierung  zugesichert  ist.  Übrigens  haben  wohl  sehr  viele 
derjenigen  Ausländer,  die  unsere  Ausstellung  beschickt  haben,  sich 
dazu  nur  durch  den  Gedanken  bestimmen  lassen,  dafs  sie  ihre 
Waaren  nach  Schlufs  unserer  Ausstellung  oboe  nennenswertbe 
Kosten  nach  Melbourne  versenden  können  und  sie  so  Gelegenheit 
haben,  dieselben  auf  zwei  bedeutenden  australischen  Märkten  dem 
Publikam  vorzuführen. 

Von  sümmllicben  australischen  Kolonieen  ist  ferner  der  Plan 
der  Melbourner  Ausstellung  äufserst  warm  begrüfst  worden;  nach 
deu  Berichten,  die  iu  dieser  Beziehung  bis  jetzt  hier  bekannt  ge- 
worden sind,  rüstet  mau  sich  aller  Orten  ßr  eine  glänzende  Be- 
schickung dieser  Ausstellung.  Das  ist  von  den  ausländischen, 
speziell  den  deutschen  industriellen  jedenfalls  wohl  zu  beachten, 
und  es  steht  zu  hoffen,  dafs  viele  derselben,  die  vielleicht  prinzi- 
piell „ausstelluugsmüde*  sind,  oder  welche  die  uicbt  unerheblichen 
Kosten  gescheut  haben,  mit  denen  die  Beschickung  einer  Ausstel- 
lung an  einem  so  entfernten  Platze  nun  einmal  verknüpft  ist,  und 
deshalb  von  unserer  Adelaidcr  Ausstellung  zurückgeblieben  sind, 
sich  doch  entschliefsen  werden,  ihre  Erzeugnisse,  die  in  jeder  Hin- 
sicht mit  den  Waaren  anderer  Länder  konkurriren  können,  den 
zahlungsfähigen  australischen  Käufern  in  Melbourne  vorzufübren. 
Die  Wichtigkeit  des  australischen  Marktes,  speziell  für  die  deutsche 
Industrie,  bat  Ihr  „Export*  seit  seinem  neunjährigen  Bestehen  in 
zahlreichen  trefflichen  Leitartikeln,  Vorträgen  und  Orlginalbericbten 
so  oft  hervorgeboben,  dafs  ich  es  unterlassen  darf,  dieselbe  hier 
eingehend  zu  erörtern.  Von  dieser  Bedeutung  der  rasch  aufblühen- 

*)  ln  diesem  Urtheils  über  die  südausiralisehen  Weine  können  wir  un- 
serem Korrespondenten  nur  beUtimmenj  die  verschiedenen  Harken,  welche 
die  „Deutsche  Export  bank“  vor  einiger  Zeit  in  gröfseren  Mengen  hier  auf 
den  Markt  brachte,  erfreuten  »ich  allseitigon  Beifalles.  D.  Red. 


den  australisch« u Kolonieen  ist  ja  auch  Ihre  Reicbsregiorung  voll- 
ständig überzeugt,  wie  sie  bei  den  Ausstellungen  in  Sydney  und 
Me.bourne  vor  ca.  7 Jahren  durch  Entsendung  eine»  eigenen  Kom- 
missars bewiesen  bat.  Es  steht  zu  hoffen,  dafs  sie  auch  zu  der 
nächstjährigen  Melbourner  Ausstellung  wiederum  einen  offiziellen 
Vertreter  sendet;  denn  für  sehr  viele  deutsche  Industriellen  würde 
da»  natürlich  ein  kräftiger  Sporn  sein,  sich  an  dieser  Ausstellung 
zu  betheiligen.  . - . - - 

Briefkasten. 

Herrn  A — in  Leipzig  benachrichtigen  wir  in  Betreff  der  Ausstellung 
xu  Barcelona,  dafs  10  Ausatellungsachuppen  h 2400  qm  bereits  im  Gerüst 
stehen  und  2 beinahe  fertig  sind.  Die  Arbeit  »ebroitet  »ehr  langsam  vor, 
und  sicherlich  wird  der  Eröffnungs-Termin  verschoben  werden. 

Herr  Th.  Weher,  früher  Deutscher  Konsul  in  Apia  (Samoa-Inseln) 
und  i.  Z.  dortiger  Leiter  der  „Deutschen  Handels-  und  Plantagen-Geaellschaft 
der  Südse« - Inseln  tu  Hamburg",  wird  Anfang  oder  XUt«  April  d.  J.  in 
Hamburg  etnlreffen.  

Deutsche  Exportbank. 

Kfir  Teltwrimui«!  Hxportheak.  Berlin. 

Abtbeilung : Exportbureai. 

Berlin  SW.,  Koehatrafse  27. 

Parket«,  er*,  nee.  »iad  ner  mit  Bieter  Adr*»»«  «u  letrrlien.) 

139.  Nach  Smynui  werden  Kaschmir-  und  BaüaLscbüraen,  Hosenträger, 
Pantoffelblitter  usw.  v erlangt.  Offerten  zur  Weiterbeförderung  erbeten  unter 
L.  L.  129  an  das  E.-B. 

140.  Eine  sehr  leistungsfähige  Fabrik  für  Möbel  aus  gebogenem  Holze 
sucht  einen  tüchtigen  und  zuverlässigen  Agenten  in  Antwerpen.  Offerten 

, zur  Weiterbeförderung  erbeten  unter  L.  L.  130  an  das  K.-B. 

141.  Eine  renommirte  bayerische  HopfenhandJuog  sucht  zu  günstigen 
Bedingungen  Vertreter  an  geeigneten  Pützen  des  Auslandes,  speziell  in  Japan, 
ferner  auch  in  Hamborg  und  Umgegend,  sowie  in  Berlin,  Dresden  und  au 

| sonstigen  bedeutenderen  Bierkonsum-  und  Fabrikationsplätzen.  Offerten 
: erbeten  unter  L.  L.  131  an  das  F..-B. 

142.  Die  Herren  Nocff  rfc  Suucovits  in  Sofia  zeigen  mit  Zirkular 
vom  1.  Februar  d.  J.  an,  dafs  sie  sich  au  diesem  Platze  etablirt  haben  und 
sich  mit  Handelsgeschäften  jeder  Art  befassen  werden. 

143.  F.iu  Tabaks pflanzi'r  auf  Sumatra  wünscht  transportable  Holzhäuser 
zu  beziehen  und  bittet  leistungsfähige  Fabrikanten  um  Angebote  unter 
L.  L.  132  an  das  E.-B. 

144.  Gesucht  eine  auch  im  heüsen  Klima  sich  haltcndo  Farbe,  die  sich 
für  die  Marmorining  des  Schnittes  eingebundener  Bocher  eignet,  sowie  die 
hierau  dienenden  Instrumente.  Angebote  unter  L.  L.  133  an  das  E--B. 

145.  Gesucht  für  Java  leistungsfähige  Fabrikanten  von  kunatwaebs 
(OerCMne).  Anerbietungen  unter  L.  L.  134  an  das  E.-B. 

14G-  Deutschen  Fabrikanten,  welche  sich  für  den  Export  nach  der 
Türkei  intcrcssiren,  können  wir  einen  tüchtigen  und  zuverlässigen  Agenten 
nsefaweieen  und  zwar  hauptsächlich  für  den  Verkauf  von  Kurz-  und  Nürn- 
! herger  Waaren,  Barmer  Produkten,  Gold-  und  Silbergespinsteu,  Spiegel-  und 
Goldrahmen,  Chemikalien  und  Farbeaaren,  sowie  auch  von  Porzellan  und 
Steingut.  Reflektirende  belieben  Offerten  sub  L.  L.  135  an  das  E.-B.  zur 
Weiterbeförderung  einzusendeo. 

147.  Herr  Vinzenz  Daneu  in  Palermo  zeigt  uns  mit  Zirkular  vom 
I.  März  d.  J.  an,  dafs  er  seine  Firma  V.  Daneu  aufgelöst  bat,  um  vereint 
mit  Herrn  Heinrich  Tappenbeck  die  Thitigkeit  derselben  fortzusetzon 
und  auszudehnen.  Dis  neue  Firma  lautet  Daneu  dt  Co.  und  betreibt 
Agentur-  und  Kommissjoiutgewchäfte. 

148.  Ein  renommirtes  Agentur  und  KomnusaiousgescUäfl  in  Beirut 
sucht  mit  ersten  deutschen  Fabrikanten  in  folgenden  Artikeln  in  Verbindung 
zu  treten:  Filzunterröcke,  Flanelle,  ShawD,  gestickte  Kaschmir-Stoffe,  Wäsche 
für  Herren,  Seidenwaaren  und  Koafektiuu&ariikel  für  Damen,  Nürnberger 
Kurawaaren,  ZinkspiegeL,  ausgeputzte  Nparteriehütc  für  Damen  und  Mädchen, 
Modetnche,  Drabtgewcbo  usw.  Offerten  zur  Weiterbeförderung  erbeten  unter 
L.  L.  136  an  das  K.-B. 

149.  Nach  dein  Orient  werden  verlangt : Schock  Spiegelglas,  Lamatücber 
reinwollen  mit  Fransen,  Flanelle  reibwolleu  und  halbwollen  Offerten  uiinmt 
das  E.-B,  unter  L.  L.  137  entgegen. 

150.  Hin  gut  elugeführler  Londoner  Importeur  von  photographische  n 
Gebrauchsartikeln  wünscht  mit  ersten  deutschen  Luxuspapicriabriken  für 
Photograph! een  in  Verbindung  zu  treten.  Offerten  erbeten  unter  L.  I«.  138 
an  das  E.-B. 

151.  Eiue  »ehr  angesehene  Finna  in  Sud-Italien,  welche  als  Spezia- 
litäten Blumen-,  Gemüse-  und  landwirtschaftliche  Sämereien  führt  und 
dieselben  selbst  züchtet,  sucht  tüchtige  zuverlässige  Agenten  in  den  Ver- 
einigten Staaten  von  Nord-Amerika  und  an  den  Hauptplätxen  Australiens,  wie 
Adelaide,  Melbourne,  Sydney,  Brisbane.  Die  betreffenden  Vertreter  müssen 
bei  den  Samen -Grossisten  und  Gärtnern  an  deu  betreffenden  Plätzen  gut 
eingeführt  sein  und  dürfen  keine  Konkurrenzfirmen  vertreten.  Offerten  er- 
beten unter  L.  L.  131)  au  das  K.-B. 

152.  Wir  erhielten  aus  Kapstadt  Muster  von  Nautiiusmuscheb.  Die- 
selben dürften  sich  hauptsächlich  zur  Anfertigung  von  Nippes  Sachen  eignen. 
Interessenten  können  die  Muscheln  bei  dem  E.-B.  einseben. 

153.  Für  die  bei  der  „Exposifäo  Permanente  de  älachiuas  e Ferra- 
mentaa  Allemia"  in  Lissabon  beteiligten  Fabrikanten  dürfte  es  von  Interesse 
sein  zu  erfahren,  dafs  dem  Ton  der  Deutschen  Exportbank  inszeolrtou  Unter- 

i nehmen  auch  seitens  des  Auslandes  eine  weitgehendere  Beachtung  gezollt 
wird.  Wir  verweisen  hierbei  auf  den  Bericht  des  österreichischen  Konsuls 
in  Lissabon,  dessen  Hauptinhalt  in  dieser  Nr.  auf  Seite  160  angegeben  Ut. 


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Kr.  10. 


166 

EXPORT,  Organ  de»  Ccnlrelrereios  für  Handelngeographie  elf. 


1887. 


ANZEIGEN. 

Gcrnaii-Auslnliaii  and  Nev  Zealand  Uespatch, 

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Von  HAMBURG  direkt  nach 

Melbourne  Whnrf 

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Sydney 

Segler  „Confluentia"  25.  Mir*. 

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und  nimmt  «ach  Guter  für  Ljttleton  und  Aucklnnd 
Segler  „Victoria"  12.  Man. 

Duuedin,  Lyttleton, 
Wellington,  Anckland 

8. gier  .01-nlori"  (Ei„n)  15.  »in. 

Wellington  und  Napier 

Segler  „Caroline  Beha"  25.  Mir*. 

Alle#  Nähere  bei 

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Nr.  10. 


168 

EXPORT,  Organ  de«  Centralvereins  für  Handelageographie  etc. 


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Verbild  der  Mislbwerkfibritaita  des 
badischen  Schwimnldn, 

dessen  ausiebliflslicber  Zweck  es  ist,  die 
Kusikwerkfabrikation  mit  Unterstützung  der 
GroCsh.  Bad.  Regierung  in  allen  Zweigen  durch 
solide  geschmackvolle  Arbeit  mit  gut  arrun- 
girter  Musik,  und  durch  den  Abschiufs  reeller 
Geschifte  zu  fördern,  empfiehlt  sich  bestens 
zur  Anfertigung  aller  Arten  Orchester-  und 
Plötenwerke,  Orgeln,  Walzen  zu  vorhandenen 
Werken,  sowie  zur  Besorgung  simmtlicher 
einschlägiger  Reparaturen. 

Dem  Verbände  gehöre«  die  raebverzeiohae- 
ten  Orchestrlonfabrlkanten  als  Mitglieds  an.' 

1.  Beaz,  Joaef  in  Villlngen. 

2.  Bleaslng,  Wolfgang  in  Unterfclraaoh. 

S.  Bold,  Gordian  in  Vötareabaoh. 

4.  Haine,  F.  X.  in  Vöhreabach. 

5.  Heitzmana,  Tobias  in  VHIIngen. 

6.  Imhof  L Nuckle  in  Vihrenbach. 

7.  Keller,  Fr.  in  Lanzklrch. 

8.  Kooo,  Sebastian  in  Fa rtw  tagen. 

9.  Mackle,  J.,  in  Furtwangea. 

10.  SoMnatein,  L P.  in  Villiagea. 

11.  Stern,  Joeef  in  Villlagen. 

12.  Welaser,  Ambros  in  Unterkirnach. 

13.  Walta,  H.  & Söhne  in  Freibirg.  [»] 


- Oädraekt  bei  Ja  11m*  Bitten  ft  Id  Im  B*rlla  W.,  MtasntnOs  63.  M <3- 
• Itber  * *p«l  tot  Im  ■•tUm  W_  k»rk*r»r»n,ir«(.»  40- 


Digitized  by  Google 


Abonnirt 

«Lid  bei  de;  Pcxl 
and  Im  Sackband«) 
i'VAtTBM  k Aroun. 
Berlin  W.,  Mxrkjprxfeostr.  80j 
•OWl«  bei  der  Reduktion. 


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im  dcnfscben  Poftifefalrt  San  -V 
tm  WdlportTtreln  ...  t,n  « 
HiwU  lln  fiua  Jük 
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Im \VeUpiMtv«r«4n  . . .Um»  „ 
la  VartinMajUiid  . . .(84»  „ 

HomIu  H Pff. 


EruMel  Jlfci  tlintii. 
Anilin, 

dl«  dr«((«*pan«M  P«tl*i<1l« 
oder  der««  Kaum 
Bit  30  Pt  bfmhiiM. 
■«tiUn  «ea  <3«; 
Expeditios  des  „FxperU“, 
Berlin  SW.,  Kochslr.  27, 

entgegen  genommen. 


n*cb  Ueberetnkunft 

mit  d«r  Expedition. 


Centralvereins  für  Hanoelsgeographie  und  Förderung  deutscher  Interessen  im  Auslande. 


Redaktion  und  Expedition : Berlin  S.W.,  Kochstrafse  27. 

(G«acfckrt*a«!t:  WocbctiUx»  9 bl*  4 Uhrj 

Det  »EXPORT*  i>i  im  italischen  PostzeUunz-kaUlog  für  1887  unter  Nr.  1870,  Seit«  59  eingf tragen. 


IX.  Jahrgang.  SBetiUi,  ZWi  15.  ÖKaäw»  ts«£.  Nr.  11. 


D(«m  Wocheneclirlft  verfolgt  d«a  Zweck,  fortiiafend  fUrttb'«  Aber  di«  Luc»  «luerer  l.*nd»l«ot*  Im  AuDaiid«  *ur  Kenntnlf»  Ihrer  L«iar  in  bring««,  dU  IntcrecMR  4w  daa-.>eb«n  Hxpoev 
tkatkr&fti«  n »ertrtlen  ««wie  dem  deaUdken  Hand«!  and  der  deaUchon  In  du«  (Me  wlcktlce  UlUbelluecen  Hb«r  dU  HutdeUrerUUtaiM«  de«  A«e4«dm  Ul  khrtMUr  Pliel  u htMrmlUei«. 

Brkf«.  ZeltosRcn  nwd  W«rttaMadong«n  Ar  den  »Expert“  »lud  «n  die  fted*ktl«n.  Berlin  8 W.  guckwade  97.  ta  richte«. 

Brief«,  Zeitnahen.  Beltrlttierklkra  n««n.  Wert  b ic  n d n n ge  □ flr  des  »Cewtnlreeela  ftr  Hu4iUtt»m«Ue  eie.*1  »lad  ouk  Berlin  SW.,  Kochetntec  JT,  n »enden. 

Inhalt:  Die  Aufregung  in  der  mohammedanischen  Welt.  — Der  ozeanische  Poatda mpferverkebr.  Niederländische  Linien:  8.  Die 
Kompanie:  „KoninkJijke  WeMindisch«  Maildiennt“  in  Amsterdam.  Von  Dr.  Moritz  Lindeman  in  Bremen.  — Europa:  Vicomte  Ferdinand  de  Lesscps 
als  Oast  in  der  deutschen  Reichshauptstadt.  — Afrika:  Hat  Kamerun  eine  Zukunft?  Klima,  Handel  und  Plantagenbau,  sowie  allgemein  kulturelle 
und  missionarische  Aufgaben  und  Aussichten  in  der  jungen  Kolonie,  auf  Grund  eigener  und  fremder  Anschauung  dargestellt  Ton  Dr.  Bernhard 
Schwarz.  (PerUetzung).  — Süd* Amerika:  Biaenhahuprojekt  Ibarra— San  Lorenzo  del  Pailon  {Ecuador).  (Original bericht  aus  Ibarra).  — Folterung  eines 
Deutschen  in  Peru  (Originalboricht  aus  Yquitos).  — Australien  und  Sädsee:  Das  Königreich  Hawaii.  — Australische  Klagen  aber  Mifestlnd«  im  Verkehr 
mit  Deutschland.  — Au»  wissenschaftlichen  Gesellschaften:  Sitzungsbericht  der  .Gesellschaft  für  Erdkunde“.  — Lltterarische  Umschau.  — 
Briefkasten.  — Deutsche  Kzportbank  (Abtbeilung:  Kzport-Bn rean)-  — Anzeigen, 

Die  Wiedergabe  von  Artikeln  aus  dem  , .Export4*  ist  gestattet,  wenn  dis  Bemerkung  hiiHugeftigt  wird:  Abdruck  (bezw.  Uebersetzung)  aus  dem  ..EXPORT". 


Die  Aufregung  in  der  mohammedanischen  Wett 

Mocb  ist  kaum  ein  Jahr  verflossen,  seit  die  Nachricht  nach 
Europa  gelangte,  daf*  eine  grö feere  Zahl  Araber  am  Kongo  einge- 
troffen sei  und  den  Besitzstand  des  ueubegrüodt-ten  Staates  auf 
dem  nördlichen  Ufer  des  Flusses  bedrohe.  Diese  Nachricht  erregte 
damals  ungewöhnliches  Aufsehen,  denn  es  war  das  erste  Mal.  dafs 
Araber  in  gröfserer  Zahl  so  weit  im  Süden  und  Süd -Westen 
Afrikas,  bis  nahe  nach  dem  Atlantischen  Ozean,  erobernd  vor- 
drangen.  Woher  kamen  sie,  welches  waren  die  Ursachen  ihres 
so  plötzlichen  Vordringens?  War  ihr  Erscheinen  an  dieser  Stelle 
ein  zufälliges,  isolirtes,  oder  stand  es  mit  anderen  sozialen  oder 
religiös-politischen  Vorgängen,  die  in  anderen  Tbeilen  des  schwar- 
zen Kontinents  oder  in  der  mohammedanischen  Welt  sieb  abspielten, 
in  Zusammenhang? 

Wer  aus  den  in  Ober- Egypten  und  in  den  östlichen  Sudän- 
I ändern  stattgehabten  Vorgängen  Veranlassung  genommen  hat,  der 
neueren  Entwickelung  des  Mobammedanismus  mit  anch  nur  einiger 
Aufmerksamkeit  zu  folgen,  der  wird  mit  Erstaunen  wabrgenommen 
haben,  dafs  bereits  seit  längerer  Zeit  die  mohammedanische  Welt 
in  ihrer  ganzen  ungeheueren  Verbreitungszone  eine  grofse  Auf- 
regung zeigt«,  deren  leidenschaftliche  Äufseruogen  insbesondere 
den  Christen  gegenüber  unverholen  und,  wo  immer  es  möglich 
war,  in  thätlicher  Weise  zum  Ausdruck  gelangten. 

Die  1882er  Revolution  in  Egypten  enthüllte  in  geradezu  er-  , 
schreckender  Weise  einen  Fanatismus  und  eine  Wutb  gegenüber 
Allem,  was  christlich  biefs  und  war,  dafs  es  unmöglich  gewesen 
wäre,  jene  religiös-politische  Eruption  auf  lokale  Mifsstände  turück- 
zifübren.  Von  einem  wahnsinnigen  Hasse  und  einer  ebenso  tief- 
rmpfundenen  Verachtung  des  christlichen,  abendländischen  Wesens 
«rad  die  mohammedanischen  Völker  stets  erfüllt  gewesen;  aber  sie 
haben  es,  mehr  oder  weniger,  mit  echt  orientalischer  Selbstver- 
leugnung und  Selbstbeherrschung  zn  verbergen  gewufst.  Es  müssen 
also  allgemein  wirkende  Ursachen  und  Empfindungen  gewesen  sein, 
welche  nicht  nnr  aus  Unter-  uod  Ober-Egypten,  sondern  auch  au« 
dom  Sudan  den  Fahnen  A rabi-Paschas  ganze  Stämme  mit  Tau- 
enden streitbarer  Krieger  zngefnhrt  haben.  Und  kaum  ist  die  Em- 
pörung in  Egypten  gedämpft,  der  Führer  gefangen  und  verbannt, 

*0  flammt  der  Aufruhr  und  Krieg  im  Sudan  attf«  Neue  auf,  weifs 
«ich  in  einem  Nu  Ober-Egypten«  zu  bemächtigen  und  bringt  einer 
mit  allen  Mitteln  der  Kringskuust  wohlamgcrflsteten,  im  kolonialen 
Kriege  erprobten,  von  bewährten  Führern  geleiteten  englischen 
Armee  den  Untergang.  Gleichzeitig  dehnt  sich  der  Aufruhr  nach 


I dem  Zentrum  Afrikas  aus,  wo  er,  nach  den  durch  Dr.  Junker 
zu  uns  gelangten  Miltheilungen,  noch  jetzt  wüthet.  Schon  glaubte 
I man  äks  Feuer  gedämpft,  da  traten  plötzlich  arabische  Kriegs 
häufen  ain  Kongo  erobernd  auf.  Und  aus  welchen  entfernten  und 
entferntesten  Gegenden  der  mohammedanischen  Welt  auch  die  Nach- 
richten zu  uns  gelangen:  aus  Ost-Indien,  dem  malaiischen  Archipel, 
ja  selbst  aus  dem  östlichen  China  erhalten  wir  Kunde  von  einer 
furchtbaren  Aufreguog  unter  den  Mohammedanern,  welche  bereit  ist, 
jeden  Augenblick  ihrem  Hasse  gegen  die  Europäer  und  deren 
Interessen  in  leidenschaftlichster,  grausamster  Weise  Ausdruck  zu 
geben.  Das  kann  kein  Zufall  sein,  hier  liegt  ein  wobldurcbdachter 
und  wohlerwogener  Plan  zn  Grunde.  Möge  es  nun  das  Eindringen 
der  europäischen,  christlichen  Kulturvölker  und  deren  Interessen 
sein,  welche  von  allen  Küsten  und  Meeresarmeu  aus  ihre  Forde- 
rungen bis  weit  in  die  angrenzenden  Länder  hinein  gellend 
machen  und  welche  daher  die  religiösen  Empfindungen  der  moham- 
medanischen Völker  und  namentlich  deren  Geistlichkeit  beun- 
ruhigen, möge  hierzu  sich  noch  der  Neid  der  durch  europäische 
Handelsinteressen  benachtheiligten  wirtschaftlichen  Kreise  jener 
Völker  gesellen,  möge  endlich  — wie  mehrfach  behauptet  wird  — 
die  türkische  Regierung  den  Religionsbafs  aus  politischen  Gründen, 
zur  Stärkung  ihrer  Widerstandsfähigkeit,  in  systematischer  Weise 
sebüreu  lassen,  oder  mögen  die  fanatischen  mohammedanischen 
Sekten  zur  Stärkung  ihres  Einflusses  diese  Minirarbeit  aus  eigenem 
Antriebe  vollführen:  so  ist  nnd  bleibt  die  Tbatsache  bestehend, 
dafs  die  mohammedanische  Welt  in  einer  früher  nicht  gekannten 
Gährung  begriffen  ist.  Und  das  ist  eine  Tbatsache,  mit  welcher 
nicht  nur  der  wirtschaftliche  Unternehmungsgeist  der  Europäer, 
sondern  anch  die  Politik  der  enropäischeo  Staaten  wird  rechnen 
müssen.  — 

Man  erwäge,  dafs  der  energischere  und  wohlhabendere  Tbeil 
der  Bevölkerung  Ost-Indiens  aus  Mohammedanern  besteht,  und  dafs 
derselbe  ca.  40  Millionen  Menschen  zählt.  Man  erinnere  sich,  dafs  diese 
Mohammedaner  grofse  Tbeile  Indien«  in  früheren  Jahrhunderten 
beherrscht  haben,  und  dafs  sie  noch  jetzt  einen  mafsgebenden  Eiuflufs 
auf  die  geaaramte  Bevölkerung  ausüben,  welcher  im  umgekehrten 
Verbiltnifs  zu  ihrer  numerischen  Bedeutung  gegenüber  der  mehrere 
Hundert  Millionen  zählenden  Einwohnerschaft  Indiens  steht.  Von 
ihrer  Stellung  im  malaiischen  Archipel  gilt  Ähnliches,  und  wie 
in  Indien  die  englischen,  so  werden  im  Archipel  die  holländischen 
Interessen  von  derselben  beeinflufst.  Es  kann  auch  für  den  Handel 
mit  den  mohammedanischon  Mittelmeerländern,  für  die  Handels- 
beziehungen der  Europäer  zu  den  osUfrikaoischen  Ländern  bis 


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Nr.  11.  EXPORT,  Organ  des  Oentralvereins  für  Handelegeographie  etc.  1887. 


nach  Sansibar  nicht  anders  als  nachtheilig  sein,  wenn  die  religiöse 
Aufregung  in  so  gehässiger  Weise  aufflammt,  die  friedlichen  Be- 
ziehungen untergräbt  uud  ein  gegenseitiges  Mifstraueu  erzeugt, 
welches  wegen  seiner  tief  greifenden  seelischen  Motive  auf  lange 
Zeit  hinaus  unausrottbar  sein  dürfte. 

Ob  und  wann  auf  der  ganzen  Linie  der  mohammedanischen 
Glaubeusfront  der  Kampf  zum  Ausbruch  gelangen  wird  — auf  eini- 
gen Theilen  derselben  ist  es  bereits  geschehen  — vermag  mau 
jetzt  noch  nicht  zu  ermessen.  Vielleicht  dafs  eine  ausgedehntere 
europäische  Verwickelung,  der  Eintritt  orientalischer  Unruhen  usw, 
ihn  beschleunigen  wird.  Dafs  diesfalls  der  koloniale  Besitzstand  der 
europäischen  Staaten,  insbesondere  Englands  und  Hollands  bedroht 
ist,  steht  aufser  Frage.  Dafs  dieser  bisher  öberhaupt  seitens  der 
Eingeborenen  jener  kolonialen  Länder  uuangetastet  blieb,  ist  ledig- 
lich die  Folge  ihrer  durch  Rassen-  uud  Religionsunterscbiede 
verursachten  Uneinigkeit.  In  dem  Augenblicke  aber,  in  welchem 
der  Blobammedanismus  die  Herrschaft  ober  die  Gemüther  gewinnt, 
macht  sich  ein  einigendes  Prinzip  geltend,  welches  eine  furcht- 
bare, despotische  Macht  repräsentirt.  Dann  werden  es  nicht  nur 
einige  atschioesische  Stämme  und  irreguläre  Kriegerbaufen  halb- 
nackter Sudanesen  sein,  welche  der  Flagge  des  Halbmonds  folgen, 
sondern  ganze  fanatisirte  und  halbzirilisirte  Völker  werden 
gegen  die  gebafsten  Europäer  anstürmen.  Und  diesfalls  dürfte  eine 
Veranlassung  für  die  europäischen  Kulturvölker  gegeben  sein,  mit 
den  alten  asiatischen  Kulturvölkern,  den  Chinesen  und  Japanern, 
gegeu  den  Terrorismus  uud  Fanatismus  der  mohammedanischen 
Welt  gemeinsam  vorzugehen  und  dessen  Grenzen  eiuzusehränken. 

Die  gröfsten,  tiefgreifendsten  Revolutionen,  welche  die  Mensch- 
heit iu  Erregung  and  Bewegung  versetzt  haben,  sind  religiöser 
Natnr  gewesen.  Bei  dem  organischen  Zusammenhänge  aller  Lebens- 
bediogungen  und  Lebensäufseruogen  der  Völker  müssen  solche  Be- 
wegungen auch  auf  die  anderen  Gebiete  dieses  Lebens  binüber- 
gTcifen  oder  stehen  von  vornherein  mit  denselben  in  engstem 
Zusammenhänge;  politische  wie  wirtschaftliche  Fragen  tauchen 
daher  mehr  oder  weniger  plötzlich  neben  ihnen  auf.  So  in  den 
Anfängen  des  Christentums,  des  Mobammedanismus,  der  Refor- 
mation usw.  Auch  die  jetzige  Bewegung,  welche  die  mohamme- 
danische Welt  durchzieht,  steht  in  einer  sehr  engen  Beziehung 
zu  wirtschaftlichen  Fragen. 

Es  ist  unleugbar,  dafs  durch  die  modernen  Verkehrsmittel  und 
die  durch  dieselben  geschaffenen  grofsen  internationalen  Verkehra- 
strafsen  die  Schwerpunkte  des  Verkebrslebens  jener  mohammeda- 
nischen Länder  verlegt  worden  sind  und  dafs  Jahrhunderte  alte 
Beziehungen  eine  Änderung  und  Schädigung  erlitten  haben.  Er- 
wäge man  ferner,  dafs  die  europäischen  Manufukte,  deren  Her- 
stellung sieb  auf  die  maschinelle  Produktion  stützt,  das  Handwerk 
und  die  Kleinindustrie  in  jenen  Ländern  ruinirt  haben.  Welche 
enorme  Beeinträchtigung  bat,  wenn  auch  vielleicht  nur  vorüber- 
gebend, iu  Egypten  und  Indien  der  kleine  Landbaoer  durch  den 
grofsen  Plantagenbau  erfahren:  alles  Gründe,  welche  die  ohnehin 
schon  vorhandene  Abneigung  gegenüber  dem  Europäer  und  den 
„Segnungen*  seiner  Kultur  Doch  vermehren. 

Erwäge  man  ferner,  dafs  in  fast  sämmtlicheu  mohammedanischen 
Ländern  die  ganze  Richtung  der  Produktion  eine  eiuseiügc  ist. 
Neben  einer  extensiven  landwirtschaftlichen  Produktion,  welche 
sowohl  iu  den  ausgedehnten  afrikanischen  wie  asiatischen  Steppen- 
läuderu  zur  onmadiseben  Weidewirtschaft  berabsinkt,  zeigt  die 
jetzt  vorhandene  Industrie  nur  traurige  Reste  einer  in  der  Blüte- 
zeit der  Araber  hochentwickelten  Technik.  Jeder  Ern tea Unfall  rnufs 
der  Existenz  der  mohammedanischen  Völker  ernste  Schwierigkeiten 
bereiten,  und  diese  Unsicherheit  bindert  eine  intensivere  Ent- 
wickelung der  Kultur  und  zwingt  die  einzelnen  Stämme  zum 
fortgesetzten  Kampf  und  Raub.  Aber  auch  ohne  den  Eintritt 
derartiger  wiitbscbafllicher  Krisen  würde  die  zuuebmende  Bevölke- 
rungszabl  solche  namentlich  in  den  Steppeuläudern  boi  den  uoraa- 
disireuden  Stämmen  bervoirufeo,  denen  der  Übergang  zum  Acker- 
bau durch  die  Kargheit  der  Natur  verwehrt  ist,  es  sei  denn,  dafs 
der  Cberschufs  der  Bevölkerung  auswandere.  Dies  geschieht,  und 
die  überschüssigen  jüngeren  Männer  suchen  anderweitig  ein  Unter- 
kommen. Im  Handel  der  entfernteren  Küstenstädte,  im  Karawanen- 
verkebr  sowie  im  Kriegsdienste  verwerthen  sie,  je  uach  Charakter 
uud  Neigung,  ihre  Dienste.  Sobald  ein  mohammedanischer  Herr- 
scher in  Afrika  den  Kriegspfad  betritt,  kann  er  bei  genügenden 
Mitteln  mit  Sicherheit  anf  einen  starken  Zuzug  zahlreicher  Kämpfer 
rechnen,  die,  des  Arbeiten«  entwöhnt,  stets  bereit  sind,  gegen  Aus- 
sicht auf  Lohn  und  Beate  ihre  Haut  zu  Markte  zu  tragen,  nament- 
lich wenn  es  gilt,  durch  Menscbenjagd  einen  wohlfeilen  und  ein- 
träglichen Raub  auszuführen.  Diese  arabischen  und  berberi&chen 
Condotüeri  wandern  durch  ganz  Nord-Afrika  und  sind  der  Scbrek- 
ken  der  friedlicheren,  angesessenen  Stämme.  Gleichzeitig  sind 


sie  die  Bannerträger  des  Halbmonds  gegen  die  dem  Mobammeda- 
nismus  noch  nicht  unterworfenen  Negervölker  de»  Sudans.  Die 
zahlreichen,  weit  verbreiteten  mohammedanischen  Sekten  säumen 
uicbt,  zu  (solchen  Kriegszügen  aufzumuntern  uud  finden  dabei 
seitens  dieser  ewig  beutelösteroen  Landsknechte  eine  nur  zu  be- 
reite Hilfe,  deren  Führer  begierig  sind,  mit  ihrem  kriegerischen 
Gefolge  eine  neue  Dynastie,  ein  neues  Reich  zu  begründen.  Dieser 
Exodus  der  nomadisirenden  Steppenvölker  ist  es,  welcher  seit 
einem  Jahrtausend  die  Fahne  des  Halbmonds  in  erfolgreichster 
Weise  bis  nach  den  Ufern  des  Indus  und  bis  nach  den  Gestaden 
des  Atlantik  getragen  hat,  und  welcher  für  stets  ersatzbereite 
Kämpfer  gesorgt  bat  Ihrer  Ausdehnung  gegen  Norden  sind  starke, 
unüberwindliche  Schranken  gesetzt;  der  Süden  aber,  der  Sudan  in 
Afrika,  im  Osten  Asiens  die  von  den  Hindus  und  Malaien  bewohnten 
Länder  vermögen  ihrem  Anstürme  weniger  feste  Grenzen  entgegen- 
zustellen,  uud  so  sehen  wir  sie  jetzt  in  einer  breiten  Front  im 
Zentrum  Afrikas  bis  nach  dem  Äquator  Vordringen.  Ob,  wo  und 
wann  ihnen  Hall  geboten  wird,  steht  dahin.  Dafs  sie  gefährlich 
siud,  ist  unleugbar.  Zerstörer  und  Räuber,  welche  sic  sind,  ver- 
mögen sie  nur  selten  eine  dauernde  Kultur  zu  schaffen,  und  des- 
halb verschwinden  sie  und  ihre  neugeschaffenen  Reiche  häufig 
ebenso  schnell,  wie  sie  gekommen  und  entstanden  sind. 

Stände  die  wilde,  ungebäodigte  Kraft  dieser  nomadisireoden 
Völker  allein,  so  würde  ihre  Bedeutung  eine  ephemere  seiu.  Aber 
dieselbe  wird  durch  religiöse  Eioflüsse  inspirirt,  welche  sich  fort- 
dauernd geltend  machen  und  die  bestrebt  sind,  jene  rohe  Kraft 
zu  org&oisiren  uud  auf  bestimmte  Ziele  hinzuleiten,  welche  schlief»- 
lieh  auf  die  Bekämpfung  des  europäischen,  des  christlichen  Ein- 
flusses gerichtet  siud. 

Fast  alle  Reisenden,  welche  die  mohammedanischen  Länder 
Afrikas  und  Asiens  in  neuerer  Zeit  besucht  haben,  bezeugen  ein 
Auffiammen  des  mohammedanischen  Fanatismus  in  dem  ganzen, 
dem  Halbmond  unterworfenen  Gebiete.  Nachtigal,  Rohlfs  und 
Andere  wissen  von  dem  steigenden  Einflüsse  und  der  Verbreitung 
der  Sekte  der  Es-Senusi  zu  erzählen,  welche  den  Fanatismus  der 
mohammedanischen  Völker  entflammen  und  zur  Bekämpfung  der 
gehabten  Christen  und  Europäer  aufrufeo. 

Wird  diesen  fanatisirenden  Einflüssen  nicht  bald  in  der  einen  oder 
der  anderen  Weise  ein  Ziel  gesetzt,  so  werden,  wie  s.  Z.  in  Egypten, 
die  Flammen  eines  fanatischen  Religionskrieges  überall  da  jäh 
emporschlagen,  wo  die  Herrschaft  der  Europäer  nicht  genügend 
erstarkt  ist,  um  jede  Empörung  sofort  gewaltsam  im  Keime  zu  er- 
sticken. 

Es  ist  kein  Zweifel:  der  heilige  Krieg  ist  genugsam  vorbe- 
reitet, und  wenn  er  von  den  Häuptern  der  Mohammedaner  gepredigt 
werden  sollte,  so  würde  deren  Wort  überall  zündeo.  Die  Kolonial- 
politik, sowie  der  Handel  der  europäischen  Völker  mit  den  moham- 
medanischen Ländern  werden  nicht  nur  am  Kongo  und  Nil,  sondern 
auch  in  Indien  und  im  indischen  Archipel  mit  der  in  der  ganzen 
mohammedanischen  Welt  herrschenden  religiösen  Aufregung  zu 
rechnen  haben.  Denn  dafs  eine  solche  vorhanden  ist,  ist  in  Zweifel 
zu  ziehen  gar  nicht  mehr  möglich,  und  deshalb  wird  man  iu  dem 
gcwaltthitigeu  Auftreten  arabischer  Kriegsbanfen  am  Kongo  oder 
im  Östlichen  Sud&n,  sowie  in  den  Hetzereien  der  Ulemas  und 
Sektirer  in  Afrika  oder  Asien  uicbt  etwas  Zufälliges,  sondern  die 
Aeufserungen  eines  systematisch  geschürten  und  organisirten  reli- 
giösen Fanatismus  erblicken  müssen. 

Der  ozeanische  Postdampferverkehr. 

Von  Dr.  Moritz  Liudem&n  in  Bremen. 

Niederländische  Linien: 

8.  Die  Kompanie  „Koninklijke  Westindische  Maildicust* 
in  Amsterdam. 

Vor  260  Jahren  webte  die  Niederländische  Flagge  an  den 
i Ufern  des  Hudson,  auf  verschiedenen  westindischen  Inseln,  wie  an 
den  Küsten  Brasiliens,  and  es  schien  eine  Zeit  lang,  als  ob  dort, 
und  nicht  in  Ost-Indien  der  niederländische  Kolonialbesitz  sich  am 
| reichsten  und  bedeutendsten  entfalten  würde.  Von  allen  jenen  viel- 
' versprechenden  Besitzergreifungen  ist  den  Niederländern  in  Nieder- 
ländisch-Weatiodien  nur  ein  kleiner,  verhältnifsmäfsig  bedeutungs- 
loser Rest  geblieben:  es  sind  die  Kolonieen  Surinam  oder  Nieder- 
läudiscb-Guiana  uud  einige  unter  dem  Namen  Curacao  zusammen- 
i gefafste  Inselu,  die  westlich  von  Surinam  nahe  dem  amerikanischeu 
I Festlande  gelegen  sind;  die  Kolonie  Surinam,  mit  der  Hauptstadt 
Paramaribo,  24700  Einwohner,  hat  eine  Fläche  von  119  821  qkm 
und  72500  Einwohner.  Die  Kolonie  Curacao,  sechs  Inseln,  die 
auch  deu  Namen  „niederländische  Antillen*  führen,  haben  eine 
Fläche  von  nur  1130  qkm  und  43400  Bewohner;  der  Hauptort  ist 
hier  Willemstad  auf  Curacao.  Neger,  Mischlinge  und  Indianer  bil- 


1887. 


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EXPORT,  Organ  de»  Centralvereins  für  Handelageographie  etc 


den  die  Masse  der  Bevölkerung:  Paramaribo  zählte  1885  nur  718  schaft  durch  Artikel  4 des  Statuts  zur  Aufnahme  einer  Anleihe  itn 

Europäer  und  (Iber  6000  Einwanderer,  Kulis  aus  den  britisch-  Höchstbetragc  von  450000/  ermächtigt.  Die  Direktion  der  Ge- 

indischen  Besitzungen,  die  nach  Niederländisch-  nnd  Britisch-Guiana  nossenschaft  liegt  in  den  Händen  von  einer  oder  zwei  Personen, 

kommen,  um  auf  den  Plaotogen  zu  arbeiten,  zum  Theil  aber  wieder  denen  wiederum  4 bis  6 Kommissare  Aufsicht  führend  zur  Seite 

in  ihre  Heimath  znrückkehren.  Die  Weißen  sind  zum  Theil  Nach-  stehen.  Ein  Direktor  muß  mindestens  10  Aktien  haben.  Die  Ge- 
kommen von  Juden,  die  ans  Brasilien  vertrieben  wurden;  unter  der  hälter  der  Direktoren  werden  durch  die  General  Versammlung  der 

farbigen  Einwohnerschaft  Paramaribos  gehört  der  bei  weitem  über-  Aktionäre  festgesetzt;  aufserdeni  genießeu  die  Direktoren  einen 

wiegeudo  Theil  zu  der  Herrnhuter  Gemeinde.  Antbeil  am  Reingewinn.  Dieser  ist  wie  folgt  zu  vertheilen:  Zu- 

Nach  diesen  allgemeinen  Bemerkungen  will  ich  der  Besprechung  nächst  werden  6%  des  Genossenschaftskapitals  an  die  Aktionäre 
der  oben  beieicbneten  Dampfergesellschaft  noch  einige  Angaben  vertheilt:  über  den  Rest  wird,  wie  folgt,  verfügt:  20%  an  den  Re- 

über  Erzeugnisse,  sowie  die  Ein-  und  Ausfuhren  von  Niederländisch-  servefonds,  15%  an  die  Direktoren,  10%  an  die  Kommissare,  6% 

Westindien  vorausschicken.  Ich  entnehme  letztere  zum  Theil  an  den  Unterstützungsfonds  des  Personals  der  Genossenschaft.  50% 

den  Mitheiluogen  der  Herren  Bergs ma  und  F.  M.  Jaeger  im  an  die  Aktionäre. 

Katalog  der  1883  er  Amsterdamer  Ausstellung.  Danach  stellte  sich  Die  Gesellschaft  ließ  in  Amsterdam  3 Dampfer  (bei  der  «Veritas* 

die  Einfuhr  die  Ausfuhr  in  höchster  Klasse  eingetragen),  jeden  mit  einer  Tragfähigkeit  von 

1872  . . . 3 688  000/ (=  Gulden  3847000/,  1000  t bauen,  und  sie  versieht  seit  1884  in  monatlichen  Aus-  und 

1881  . . . 4 823  000  * zu  1^»  *4f)  3 885  000  . Rückreisen  mit  grofser  Regelmäßigkeit  den  Dienst  auf  Grund  des 

Die  Ansfnbr  der  Hauptprodukte  war  1872:  Zucker  1 214  300  kg.  folgenden  Fahrplan».  Die  Dampfer  verlassen  Amsterdam  am  12. 

Kakao  838  000  kg,  Baumwolle  143  000  kg,  1 206  000  1 Melasse  und  jedes  Monats,  Vormittags  10  Uhr,  zur  ununterbrochenen  Reise  nach 

521  OOO  I Rum  und  Schnaps.  1881  waren  die  wichtigsten  Ausfuhren:  Paramaribo,  woselbst  die  Ankunft  um  den  30.  desselben  Monat» 

Zucker  8 638  000  kg,  Kakao  1 882  000  kg,  Melasse  1 608  000  1,  erfolgt.  Nach  Aufenthalt  von  einigen  Tagen  hier  tritt  das  Schilf 
Rom  533  000  1.  Außerdem  wurden  1881  638  626  g Gold  aasgeführt,  seine  interkolooiale  Reise  an.  die  drei  Wochen  dauert,  und  zwar 
theils  nach  den  Niederlanden,  theils  nach  Nord-Amerika.  Hierzu  zitire  j werden  dabei  folgende  Häfen  in  der  nachstehenden  Reihenfolge  be- 
icb  wenige  Zeilen  ans  Martin'»  westindischen  Reiseerinnerungen : 1 rührt:  Demerara,  Trinidad.  Cttracao,  Puerto  Cabello.  La  Gnayra, 
«Schon  1876  wurde  Gold  im  Wertbe  von  49  900/  ansgeführt,  j Trinidad,  Demerara,  zurück  narb  Paramaribo.  Nach  zweitägigem 

1884  betrug  die  Goldausfubr  über  eine  Milliou;  seit  dem  Beginn  ! Aufenthalt  kehrt  das  Schilf  in  etwa  18  tägiger  Fahrt  nach  Havre 

der  Goldgewinnung  bis  zum  Mai  1885  betrug  der  Werth  des  ans-  < und  von  da  nach  Amsterdam  zurück. 

geführten  Goldes  fast  6%  Million / nnd  es  ist  nicht  zu  bezweifeln.  ' Blicken  wir  anf  die  Geschäftsergebnisse,  so  sind  dieselben  bia- 

dafs  die  Erzeugung  diese»  Metalls  sich  noch  in  großartiger  Weise  her  im  Allgemeinen  nicht  günstig  gewesen,  doch  haben  sie  sich 

steigern  wird.*  im  letzten  Jahre  gebessert.  Zu  den  Schwierigkeiten,  welche  jeder 

Von  den  oben  erwähnten  Erzeugnissen  ging  das  meiste  nach  Nord-  neue  Betrieb  bedingt,  kamen  niedrige  Frachten  und  niedrige  Pro- 
Amerika  und  England,  Kakao,  der  hauptsächlich  Gewinn  bringende  duktenpreise;  doch  blieben  die  Schiffe  von  Unglücksfällen  ver- 
Artikel , tbeilweise  auch  nach  Frankreich,  nach  den  Niederlanden  schont.  Nenn  im  Jahre  1884  aiisgeführte  Reisen  brachten  einen 
nur  verhältnismäßig  geringe  Mengen.  Was  insbesondere  die  Er-  I berschuß  von  468,«);, /.  also  mehr  oder  weniger  50/ für  die  Reise; 
Zeugnisse  der  Insel  Curai'ao  betrifft,  so  nimmt,  nach  den  Mittbei-  12  Reisen  des  Jahres  1885  lieferten  einen  Uebcrscbufs  von  45899,4s/ 

lungen  Professor  Martin/,  der  im  Frühjahr  1885  geologische  oder  3825/  für  die  Reise.  Nach  Abzug  aller  Unkosten,  oament- 

üntersQchungen  anf  der  Insel  anstellte,  der  Phosphat  von  St.  Bar-  lieb  auch  der  statutenmäßigen  Abschreibung  von  6%  des  in  der 

bara  die  erste  Stelle  ein;  er  hält,  zusammen  mit  den  gleichen  Gc-  Bilanz  angeführten  Werthes  der  Schiffe,  ergab  das  Jahr  1884 

steinen  von  Aruba,  das  Gleichgewicht  zwischen  Einnahmen  und  einen  Verlust  von  44634,5«)/,  das  Jahr  1886  einen  solchen  von 

Ausgaben  auf  den  Inseln  aufrecht,  die  früher  nicht  ohne  Zn-  18211, sg/. 

sebnfs  von  Seiten  des  Mutterlandes  aaskommen  konnten.  Im  Jahre  Vor  Kurzem  wurde  nun  der  Bericht  der  Direktion  über  das 

1884  wurden  anf  Curasan  70  Schiffe  mit  54  859  cbm  jener  Ge-  Betriebsjahr  1886  an  die  Aktionäre  vertbcill,  und  auf  diesen  will 

steine  befrachtet  und  nach  Europa  verschifft.  Der  Schiffsverkehr  ich  etwas  ausführlicher  eingehen  Zunächst  wird  betont,  daß  der 

im  Allgemeinen  zeigt,  daß  die  Kolonie  Niederländiscb-Westindicn  Betrieb  auch  im  Jahre  1886  frei  von  Unfällen  geblieben  ist  und  der 

durchaus  nicht  im  Aufschwünge  begriffen  ist.  Ich  gebe  darüber  gute  Ruf  der  Gesellschaft  in  Bezog  auf  ihren  Dampferdienst  sieb 

folgende  vergleichende  Ziffern:  mehr  und  mehr  befestigt.  In  West- Indien  waren  die  Frachten  nach 

1872  1882  wie  vor  niedrig;  doch  nahmeu  sowohl  die  Beförderung  von  Gütern 

Angekommene  Schiffe  182  mit  22  294  t 225  mit  25  708  t auf  den  Rückreisen,  wie  der  Passagierverkehr  gegen  das  Vorjahr 

Abgegangerie  „ 180  « 22  537  „ 232  „ 26  098  * zu ; ferner  wurden  erhebliche  Ersparungen  in  einigen  Richtungen 


(Der  genannte  Reisende  Martin  sagt  von  Paramaribo:  «Der  erzielt,  und  es  verbesserten  sich  somit  die  Finanzen  der  Gesell- 

Hafen  macht  einen  traurigen  Eindruck;  er  ist  das  sprechende  Bild  schaft  zusehends. 

der  Verarmung  der  früher  so  blühenden,  bereits  über  200  Jahre  im  Der  Beirieb  von  1886  lieferte  einen  Überschuß  von  . . . 100  819.*»/ 

Besitze  der  Holländer  befindlichen  Kolonie.*)  Hiervon  waren  zunächst  als  Defizit  der  Rente  - Rechnung 

Die  meisten  Schiffe  kamen  von  und  segelten  nach  Demerara  abruriehen 9 716»» 

(Britisch-Guiana).  das,  wie  wir  gesehen  haben,  zu  den  westindischen  Blieben  . . . 91058.sk/ 

Anlaufhäfen  sowohl  der  britischeo  «Roval  Mail- Gesellschaft*,  wie  Davon  atmisetzen  5®/o  de*  Hilanzwerths  der  Schiffe  mit  . 48 948,m  . 

der  französischen  „Compagnie  Generale  Transatlaotique“  gehört ; an»  »odaf*  xur  Verfügung  standen  42110,»»/ 

den  Niederlanden  k&meu  1882  nnr  22,  es  gingen  dahin  direkt  nur  Diese  wurden  zur  Deckung  der  Verluste  der  Vorjahre  iut 

14  Schiffe  ab.  Betrage  von 62  846,»  . 

Der  Bildung  der  Kompanie  „Koninkljike  Westindische  Mail-  verwandt  und  dadurch  die  Veriuatxiffer  auf 20  786,,»/ 

dienst*  lag  der  berechtigte  Gedanke  nnd  Wunsch  zu  Gründe,  den  herabgemindert. 


Verkehr  der  Kolonie  mit  dem  niederländischen  Mutterlands  zu  Wir  werfen  nun  noch  einen  Blick  in  die  Bilanz  für  1886. 

beiderseitigem  Nutzen  zu  heben,  wozu  allerdings,  nach  den  vor-  ln  der  „verhörte  balans*  (Dbersichta-Bilanz)  finden  wir  unter 
stehend  bemerkten  Thatsachen,  Grund  genng  vorlag.  Debet  u.  a.  folgende  Posten: 

Die  Errichtung  der  Kompanie  erfolgte  am  21.  Juli  1882  in  An  unbegebeoen  Aktien  188500/  an  Dampfern  930011/, 
Amsterdam  und  es  worde  dem  Statot  am  15.  August  1882  die  an  Einrichtungen  zu  Paramaribo  74  936  / solchen  zu  Amsterdam 

königliche  Gutheißung  zu  Theil.  Das  Statut  stellt  es  als  Aufgabe  11838  / an  Versichemngsrechnung  für  laufende  Jahresvemichernng 

der  unter  dem  Namen  «Westindische  Maildienst*  gegründeten  Gc-  34  708/  an  Unkosten  für  laufende  Reisen  der  Dampfer  57228  /. 

nossenschaft  (Veouootscbap)  hin:  „die  Fracht-  und  Passagierfahrt  Im  Credit  der  Bilanz  finden  wir  u.  a.  anfgefübrt:  per  K-ipital- 

mit  eigenen  oder  gemietheten  Dampfschiffen  zwischen  den  Nieder-  rechnung  1 200000  /,  per  6 %ige  Obligationsanleihe  J883  238 000/ 

landen  ond  ihren  Kolonieen  in  West-Indien  onter  oder  ohne  Be-  per  Versicherungsfonds  19284  /,  per  Fracht-  und  Passagegeldcr  für 

rühruog  dazwischen  liegender  Häfen  zn  versehen.  Die  Aus-  laufende  Reisen  57927  / 

dehnuDg  der  Fahrten  auf  andere  Länder  und  die  Unterstützung  von  Die  Dampfer  der  Gesellschaft  standen  Ende  1886  wie  folgt 

Unternehmungen , welche  geeignet  sind,  die  Hauptlinie  zu  fördern,  zu  Buch: 

wurden  Vorbehalten.  Die  Dauer  der  Genossenschaft  wurde  zunächst  I Dampfer  «Oranje -Nassau"  mit 323  666/ 

auf  50  Jahre  bestimmt.  « „Prins  Wille«  I.*  mit.  326  590  « 

Von  dem  Betriebskapital  der  Gesellschaft,  1 200000/  in  Aktien  ! * «Prins  Maurits"  mit  328  702  „ 

(aandeelen),  die  auf  1000/  oder  auf  500/  lauten,  wurden  zunächst  Der  Abzug  voo  5%  des  Buchwerths  für  Abnutzung  betrug 

8 171000/ gezeichnet;  die  Zeichnung  des  Restes  sollte  spätestens  48  948  /. 

in  3 Jahren  erfolgen.  Zugleich  wurde  die  Verwaltung  der  Genossen-  ! Ober  den  Personenverkehr,  der  jedenfalls  an  Bedeutung  hinter 


Nr.  II. 


172 

EXPORT,  Organ  des  Central  verein*  für  Handelsgeograpbie  etc. 


1887. 


dem  Güterverkehr  erbeblieh  zurücktritt,  vermag  ich  keine  Angaben 
zq  machen;  doch  hoffe  ich,  später  Näheres  über  das  mit  der 
niederUndiscben  Regierung  getroffene  Übereinkommen  wegen  Be* 
förderung  der  Post  mittbeileu  zu  können. 

Die  Gesellschaft  bat  an  16  Hafenplfitzen  Agenten.  Die  Über* 
fabrtspreise  sind  bei  den  Rückreisen  etwas  höher  als  bei  den 
Ausreisen.  Beispielsweise  kostet  ein  Billett  in  der  1.  Klasse  (es 
gibt  2 Klassen  oder  Kajüten)  von  Amsterdam  nach  Paramaribo 
400  f und  von  Paramaribo  nach  Amsterdam  450  f. 

Bei  den  Fahrten  zwischen  Paramaribo  and  Havre  ist  die 
Rückreise  25  f tbcurer  als  die  Ausreise,  übrigens  giebt  es  für 
beide  Klassen  Retourbillett«-  und  für  die  I.  Klasse  sogar  „Randreise* 
Billette“,  welche  gegen  Zahlung  von  TlS’/z^den  Inhaber  berech- 
tigen. eine  sogenannte  Rundreise,  d.  b.  Ausreise,  die  interkolo- 
niale  Tour  und  die  Rückreise,  zu  machen,  wobei  die  Reise  an 
jedem  der  Anlaufhäfen  unterbrochen  werden  kanD. 

Europa. 

Vicomte  Ferdinand  de  Leeeeps  alt  Gast  in  der  deutschen 
Reichehauptstadt. 

Seit  wenigen  Tagen  hat  Berlin  die  Ehre,  den  „groben  Kran* 
zosen“,  wie  die  in  Versailles  an  Lesseps'  Geburtshanse  auf  Ver- 
anlassung der  Bürger  jener  Stadt  angebrachte  Marmortafel  ihn  mit 
Recht  nennt,  in  seinen  Mauern  zn  beherbergen,  und  da  ziemt  es 
uns  wohl,  ihn,  den  berühmten  Förderer  der  auch  von  uns  vertrete- 
tenen  Ziele,  der  praktischen  Handels-  und  Verkehrsgeographie, 
freudig  zu  begrüfsen. 

Lesseps'  Biographie,  die  wir  im  „Export“  1886  Nr.  2 ver- 
öffentlichten, wird  unseren  Lesern  noch  in  der  Erinnerung  sein, 
sodafs  wir  auf  sein  an  bedeutsamen  Ereignissen  reiches  Leben  hier 
nicht  einzugeben  brauchen.  Dagegen  sei  es  uns  gestattet,  eiuigea 
über  Lesseps'  universale  Bedeutung  zu  sagen  — erschöpfen  können 
wir  diesen  Gegenstand  auf  dem  uns  an  Gebote  stehenden  Raume 
ja  keineswegs. 

Wollten  wir  hier  darlegeo.  dafs  die  Erbauung  des  Suez-Kanals 
für  die  Entwicklung  des  Handelsverkehre*  die  weittragendsten 
Folgen  gehabt  bst,  und  dafs  ähulicbe  Folgen  nach  Vollendung  des 
Paoamä-Kaual»  sich  für  andere  Gebiete  de*  Erdballs  ergeben  wer- 
den, so  würde  man  uns  mit  Recht  sagen:  tig  U^Vöfl* 

Die  grofsartigen  Schöpfungen  Lesseps*  sind  aber  noch  nach  einer 
anderen,  der  allgemein  kulturellen  Seite  hin.  von  Bedeutung,  and 
darauf  möchten  wir  hier  kurz  binweisen.  Die  materiellen  Inter- 
essen, die  aus  der  Erschließung  dieser  neuen  Wege  zunächst  Vor- 
theil ziehen,  bilden,  wie  die  Geschichte  der  Menschheit  dies  in 
ähnlichen  Fällen  stets  bewiesen  bat,  gleichsam  das  Fundament  für 
die  höheren,  die  geistigen  Interessen.  Ist  der  Orient  durch  den 
Saez-Kanal  dem  Occident  beträchtlich  näher  gerückt,  and  wird  uns 
durch  den  Panama-Kanal  der  Zugang  xnr  Westküste  Amerikas, 
zum  Stillen  Ozean  und  zu  dessen  stetig  an  Bedeutung  gewinnender 
Inselwelt  um  ein  gutes  Stück  verkürzt  werden,  so  wird  die  notb- 
wendige  Folge  der  vermehrten  Handelsbeziehungen  sein,  dafs  die 
abendländische  Gesittung  in  immer  engere  Berührung  mit  jenen 
fernen  Lindern  tritt,  namentlich  mit  dem  rascher  aufstrebenden 
Japan  und  dem  zögernden  China  sowie  den  indochinesischen  Rei- 
chen. Nicht  dafs  wir  uns  überschwenglichen  Erwartungen  hin- 
geben, als  wenn  die  dortigen  Nationen,  ebenso  wie  die  dem  Han- 
delswege  nach  dem  fernen  Osten  nahe  wohoenden  mohammedani- 
schen Völker  in  kurzer  Zeit  für  die  Einflüsse  unserer  alten 
Bildung  and  Geistesarbeit  zugänglich  und  aufnahmefähig  würden. 
Betrachtet  man  aber  die  folgenschweren  neueren  Errungenschaften: 
die  Anwendung  der  Dampfkraft  und  der  Elektrizität  im  Dienste 
des  Verkehrs,  sowie,  nicht  in  letzter  Reibe,  die  Abkürzung  der 
Handelswegc  durch  den  Bau  kontinentaler  Eisenbahnen  und  die 
Durchstechung  von  Landengen,  wodurch  es  u.  a.  unseren  Schiffen 
möglich  ist,  drei*  bis  viermal  schneller  als  vor  etwa  60  Jahren 
zum  fernen  Orient  zu  gelangen,  so  muß  man  zugeben,  daß  die 
Annäherung  der  Völker,  wie  in  räumlicher  Beziehung,  ebenso  auch 
auf  geistigem  Gebiet«  jedenfalls  in  kürzerer  Zeit  geschehen 
wird,  als  dies  sonst  zu  erwarten  gewesen  wäre.  Mag  die  Masse 
des  Volkes  in  den  mohammedanischen,  buddhistischen  und  anderen 
Ländern  auch  noch  für  lange  Zeit  auf  niedrigerer  Stufe  stehen: 
den  intelligenten  Häuptern  und  Vertretern  desselben  muß  doch 
zuletzt  ein  Verstfindniß  aufgehen  für  unsere  Geistesrichtung  und 
unsere  im  Laufe  der  Jahrhunderte  geschaffene  immense  Kultur- 
arbeit, und  allmählich  wird  ein  solches  Verständnis  sich  auch 
nach  unten  hin,  in  den  tieferen  Schichten  der  Nationen,  ver- 
breiten. 

Darin  aber  liegt  gerade  die  universale  Bedeutung  eines  Les- 
seps, daß  er  des  geschilderten  Zieles:  unserer  Kultur  und  Ge- 


sittung, d.  b.  der  Kultur  überhaupt,  wie  wir  ohne  Anmaßung 
sagen  dürfen,  die  Herrschaft  auf  dem  Erdball  zu  sichern,  sich  voll 
bewußt  war  uod  trotz  aller  ihm  io  den  Weg  tretenden  Schwierig- 
keiten nicht  rastete  und  ruhte,  bis  er  sein  diesem  Bewußtsein, 
dieser  Erkenntniß  entstammendes  Werk  vollendet  sah,  bezw.  beim 
Panama-Kanale  endlich  daran  gehen  konnte,  alle  seine  Kräfte  der 
gesicherten  Ausführung  zu  widmen. 

Fast  wunderbar  erscheint  es  (dies  möchten  wir  am  Schlüsse 
noch  hervorheben),  wie  dieses  energische  Festbalten  an  den  ge- 
faßten Plänen  und  die  kraftvolle,  zielbewußte  Durchführung  der- 
selben, mit  einem  Worte:  die  stetige  angestrengte  Gedankenarbeit 
dazu  beigetragen  haben,  Lesseps  nicht  bloß  die  geistige,  sondern 
auch  die  körperliche  Elastizität  der  Jugend  zu  bewahren,  trotz  der 
82  Jahre,  die  er  jetzt  zählt.  „Die  ganze  äußere  Haltung  Lesseps’ 
ist  die  eines  in  der  Fülle  seiner  Kraft  stehenden  Mannes“,  biefa 
es  in  seiner  eingangs  erwähnten  Biographie,  „und  wer  ihn  sieht, 
wie  er  elastischen  Ganges  ohne  Stock  über  die  Straße  geht,  wird 
niemals  vermuthen,  daß  er  beinahe  ein  Altersgenosse  unseres  Jahr- 
hunderts ist.“ 

Möge  es  dem  nicht  bloß  durch  die  Großtbateu  seines  Lebens, 
sondern  auch  wegen  seines  edeln  Sinnes  und  seiner  persönlichen 
Liebenswürdigkeit  bekannten  Herrn  von  Lesseps  vergönnt  sein, 
die  Fertigstellung  des  Paoama-K&nales  in  vollster  Kraft  zu  erleben: 
das  wird  für  ihn,  in  Anbetracht  der  Schwierigkeiten,  die  hier  be- 
deutend größer  sind  als  bei  der  Durchstechung  des  Isthmus  von 
Suez,  sicherlich  der  schönste  Lohn  sein. 

Afrika. 

Hat  Kamerun  eine  Zukunft? 

Klima,  Handel  und  Flantageobsu,  »owic  allgemein  kulturelle  und  mi*aioaa- 
rlacbe  Aufgaben  und  Aussichten  in  der  jungen  Kolonie,  auf  Grand  eigener 
und  fremder  Anschauung  dargestellt 
von 

Dr.  Bernhard  Schwarz. 

(Kortattzut) 

2.  Das  Klima  vou  Kamerun.  Der  Hanptein wand,  der  seiner 
Zeit  gegen  den  Erwerb  vou  Kamerun  erhoben  wurde,  beziehentlich 
gegen  dessen  Beibehaltung  als  Kolonie  noch  immer  erhoben  wird, 
bezieht  sich  auf  das  dortige  Klima,  das  man  vielfach  geradezu  ein 
mörderisches  oder  doch  ein  besonders  ungünstiges  nennt.  Selbst 
im  Reichstage  gründete  sich  der  Widerspruch  der  anükolonialcu 
Deputaten  nur  darauf.  Man  sprach  vom  „Fieberlocb“  in  ähnlich 
stereotyper  uod  wenig  ästhetischer  Weise,  wie  man  für  Angra 
Pequena  die  „Sandhücbse“  bereit  hielt  Es  ist  aber  überaus  ver- 
wunderlich. wie  Parlamentarier,  die  selbst  als  handelspolitische 
Kapazitäten  Bedeutung  für  sich  in  Anspruch  nehmen,  das  Verfehlte 
jener  Argumentation  nicht  einzuseben  vermögen. 

Denn  angenommen  auch,  Kamerun  wäre  wirklich  so  ungesund, 
wie  es  ausposaunt  wird,  so  könnte  das  einen  Hinderungsgrund  für 
koloniale  Bestrebungen  dortselbst  doch  nur  abgeben,  wenn  die 
Absicht  vorläge,  dabin  ganze  Massen  unseres  Volks  zu  verpflanzen. 
In  diesem  Fülle  möchten  jene  Volksvertreter  ja  berechtigt  sein,  im 
Interesse  der  weniger  urthdlsfähigen  großen  Menge  Einspruch  zu 
erheben,  in  gleicher  Weise,  wie  etwa  sdoer  Zeit  vor  der  Einwan- 
derung nach  Nurd- Brasilien  oder  nach  Texas  usw.  gewarnt  wurde. 
So  aber  steht  die  Sache  gar  nicht.  Gerade  bezüglich  Kameruns 
ist  vou  vornherein  und  von  berufenster  Seite  her  betont  worden, 
daß  die  Erwerbung  nur  für  den  Handel  Bedeutung  haben  solle. 

Ist  dies  aber  der  Fall,  so  muß  die  Gesundheitsfrage  zu  einer 
ziemlich  untergeordneten  werden.  Man  weiß  ja,  daß  der  Handel 
nach  seinem  ganzen  Wesen  einen  Zug  nach  Gewinn  bat,  so  stark, 
dafs  daraus  unter  Umständen  der  bewundernawertbeste  Herois- 
mus erwächst.  Auf  diese  Weise  wurde  der  Handel  zum  erfolg- 
reichstes Motor  in  der  gesummten  Enldeckungsgeschichte  der  Erde. 
Die  Gewinnsucht  trieb  ihn  hinaus  auf  die  einsamsten  Meere  und 
hinein  unter  die  wildesten  Völker.  Uod  ebenso  fragte  er  niemals 
darnach,  was  da  oder  dort  für  ein  Klima  sei,  sondern  allein,  waa 
für  Geachäftsaussicbten  sich  ergäben.  Stand  es  irgendwo  nur  in 
letzterer  Beziehung  gut,  so  wagte  er  sich  selbst  in  die  verrufensten 
Herde  von  Miasmen  hinein.  Die  Weltgeschichte  bietet  dafür 
tausendfache  Belege.  Die  alten  Phönizier  hatten  ihr  Wesen  in  den 
Niederungen  de»  östlichen  Corsica  ebenso  wie  im  Bereiche  dea 
feuchtwarmen  Rothen  Meeres,  ohne  die  dort  hausenden  Fieber  zu 
beachten.  In  gleicher  Sorglosigkeit  trieben  die  Griechen  ihr  kolo- 
loniale»  Werk  in  der  Krim  und  an  der  gefährlichen  Ostküste  des 
Pontus  Euxinus.  die  Römer  u.  a.  in  der  algerischen  Metidja,  in 
der  damals  die  Krankheit  wohl  noch  verheerender  auftrat  aß  vor 
60  Jahren  bei  der  französischen  Eroberung.  Und  die  Kulturvölker 
von  beule?  Das  Klima  von  Ost-Indien  gehört  mit  zu  den  schlimm- 


1887. 


178 

EXPORT,  Organ  des  Central  Vereins  für  Handelsgeographie  etc. 


Nr.  11. 


»tcn  der  Erde,  ist  wenigstens  nicht  besser  als  das  von  Kamerun, 
mit  dem  es  auch  im  Einzelnen  bezüglich  seines  warrodunstigen 
Charakters  grofse  Ähnlichkeit  aufweist.  Hat  das  die  kommerzielle 
Nation  von  jenseit  des  Kanals  verhindert,  dort  festen  Fufs  zu 
fassen,  ja  das  Land  zum  Untergrund  der  ganzen  englischen  Volks- 
wohlfabrt  zu  machen?  Oder  haben  die  notorisch  ungünstigen 
klimatischen  Verhältnisse  vieler  Theile  der  Inseln  des  indischen 
Archipels  die  Niederländer  darin  irre  gemacht,  dort  sich  ein  Reich 
zu  gründen,  das  nahezu  die  einzige  Quelle  ihres  nationalen  Reicb- 
tbums  au«macbl?  Und  wouach  schauen  die  Russen  sehnsüchtiger 
ans  als  nach  dem  tropisch  üppigem,  aber  auch  tropisch  ungesunden 
Südrand  des  Kaspischen  Meeres?  Diese  Beispiele  ließen  sich  ins 
Unendliche  vermehren.  Sie  zeigeu,  dafs  der  Handel  von  klima- 
tologi«chen  Erwägungen  sich  nicht  beirren  lftfst.  Wollen  nur 
wir  Deutsche  unseren  aufstrebenden  Handel  in  solche  Schranken 
zwängen?  Es  würde  dies  den  Herren  von  der  sogenannten  Fort- 
schrittspartei nicht  gelingen,  wenn  sie  auch  noch  eioflufsreicher 
und  beredter  wären,  als  sie  es  sind.  Wie  der  deutsche  Handel 
sieh  an  der  verheißungsvollen  Karnerunküste  festsetzte,  ehe  wir 
Kolooialpolitik  trieben,  so  würde  er  dort  auch,  wenngleich  dann 
unter  ungleich  schwierigeren  Verhältnissen,  bleiben,  wenn  es  den 
Herren  von  der  Opposition  gelänge,  die  koloniale  Bewegung  wieder 
zu  unterdrücken.  Der  deutsche  Handel  steht  ja  auch  au  Furcht- 
losigkeit dem  anderer  Nationen  nicht  nach. 

Es  ist  aber  auch  gar  nicht  so  schlimm  damit,  dafs,  wie  wieder 
eins  der  beliebten  „liberalen”  Stiebworte  lantet,  da  draufsen  nur 
unglückliche  Landsleute  „io  den  Tod  gehetzt”  werden.  Keine 
deutsche  Firma  zwingt  ihre  jungen  Leute,  in  die  afrikanischen 
Faktoreien  zu  geben.  Es  kommen  nur  Freiwillige  zur  Verwendung, 
und  dafs  in  dieser  Beziehung  die  überseeischen  Geschäfte  keinen 
Mangel  an  Personal  haben,  beweist  die  eine  Thatsache  schon,  dafs 
C.  Wßrmann  in  Hamburg  gedruckte  Abweisungen  für  die  be- 
züglichen Bewerbungen  in  Anwendung  zu  bringen  sich  genötbigt 
sab.  Es  erklärt  sich  dieser  Andrang  zu  den  gefährlichen  Posten 
nicht  nur  aus  (lern  gegenwärtigen  schlechten  Geschäftsgang,  der  so 
viele  unbeschäftigte  Handlungsgehilfen  geschaffen  bat,  sondern  ohne 
Zweifel  auch  aus  dem  gerade  der  deutschen  Nation  so  stark  einge- 
pflanzten Wandertrieb.  Will  denn  nun  diejenige  Partei  gerade,  die 
immer  die  Freiheit  im  Munde  fährt,  solchen  strebenden  Naturen 
Zwang  anlbun?  Lfifst  man  doch  ruhig  auch  Jeoe  gewähren,  die  etwa 
dem  Seediennt  oder  dem  Hüttenwesen  sich  widmen  wollen,  obwohl 
beide  Berufsarten  kaum  weniger  bedrohlich  sind,  als  das  Leben 
eines  Kaufmanns  in  einer  afrikanischen  Fieberregion! 

Man  wird  nun  zwar  sagen:  „Ja,  diese  jungen  Menschen  haben 
eben  noch  keine  Erfahrung,  darum  mufs  ihrer  Tollkühnheit  be- 
gegnet werden.  Wenn  sie  von  draufsen  zurückkebren,  werden  sie 
ganz  anders  denken.“  Diese  letztere  Annahme  ist  aber  gänzlich 
falsch.  Nur  wenige  jener  kühnen  Jünglinge  kommen  zu  bleibendem 
Aufenthalt  wieder  zu  uns.  Die  Allermeisten  sehnen  sich  nach 
wenigen  Wochen  nach  Afrika  zurück.  Ich  habe  Dutzende  solcher 
kennen  gelernt.  Die  mancherlei  Vorzüge,  die  ein  Leben  da  draufsen 
neben  den  unverkennbaren  Gefahren  besitzt  die  Unabhängigkeit, 
die  fast  suveräne  Machtstellung  unter  den  schwanen  Dlenstleuteo, 
die  Freiheit  von  dem  ganzen,  oft  so  drückenden  Zwang  der  hei- 
mischen Verhältnisse,  der  gewaltige  Zauber  einer  fremdartigen 
Natur  hatten  es  ihnen  angethan.  Nur  ein  Beispiel  aus  meiner 
jüngsten  Erfahrung.  Bei  meinem  Aufenthalt  in  West-Afrika  im 

Vorjahre  lernte  ich  eiuen  jungen  Mann  aus  einer  alten  Adels- 
familie kennen,  der  nach  mancherlei  Irrfahrten  endlich  io  einer 
dortigen  Faktorei  angekommen  war.  Da  sein  Kontrakt  ablief,  so 
kehrte  er  vor  Kurzem  in  die  Heimath  zurück.  Er  war  noch  blafs 
und  schwach  von  mehrfachen  Fieberanfällen.  Um  so  mehr  hoffte 
sein  wohlsituirter  Vater,  ihn  nun  dauernd  an  Deutschland  fesseln 
zu  können.  Aber  schon  nach  wenigen  Wochen  hehagte  es  dem 
„Afrikaner“  nicht  mehr  im  weichen,  heimathlicbeu  Neste.  Ohne 
der  Bitten  der  Eltern,  der  Tbräncu  der  Geschwister  zu  achten, 
machte  er  sich  wieder  auf  den  Weg  nach  dem  „dunklen“  Erdtbeil. 

Weiter  aber  ist  za  bedenken,  dafs  im  Laufe  der  Zeit 
selbst  hier  eine  grofse  Schonung  des  weifsen  Menscbenmaterials 
eiutreten  wird.  Schon  jetzt  sind  schwarze  Clerks  in  vielen  Fak- 
toreien selbständig  thätig  und  mit  bestem  Erfolg.  Es  erscheint 
als  eine  Aufgabe  unserer  Kolonialpolitik,  mehr  und  mehr  die 
Schwarzen  durch  die  Schwarzen  zu  leiten.  Und  um  das  gleich 
hier  anzufflgen,  die  Mission  wird,  wie  schon  bisher,  so  auch  ferner- 
hin zur  Erreichung  dieses  Zieles  wesentlich  beitragen.  Noch  besser 
als  beim  Handel  wird  dieses  System  bei  dem  zu  erwartenden  Plan- 
tagenhau möglich  sein.  Wenn  wir  nur  die  ersten  Leiter  abgeben, 
dürften  die  Neger,  die  namentlich  im  Innern  vielfach  schon  eigene 
Farmen  besitzen,  die  Pflanzungen  bald  gauz  allein  zn  unterhalten  im 
Stande  sein,  sodafs  wir  da  draufsen  Kolonien  haben  können,  ohne 


dafs  sonderlich  viele  Weifse  exponirt  werden  müssen.  Ist  dies  aber, 

I wie  kein  Kundiger  bezweifeln  wird,  ausführbar,  so  füllt  der  einzige 
' Einwand  der  Herren  Richter,  Windtburst  und  Genossen  gegen  den 
Besitz  Kameruns  völlig  dabin. 

Indefs  darf  der  Vorwarf,  dafs  das  Klima  Kameruns  das  denkbar 
ungünstigste  sei,  nicht  einmal  in  der  Allgemeinheit  steben  gelassen 
werden,  wie  ihn  jene  Theoretiker,  von  denen  wohl  nicht  einer  die 
Verhältnisse  an  Ort  und  Stelle  kennen  gelernt  bat,  erheben.  Wir 
kennen  zur  Zeit  nur  erat  die  Küste  unserer  jungen  Besitzung  ge- 
nauer. Vom  Innern  wissen  wir  noch  blutwenig.  Nun  ist  aber 
Kamerun  im  weitern  Sinne  des  Wortes  eiu  ungeheures,  viele  Tausende 
von  Qnadratmeilen  umfassendes  Terrain.  Erscheint  es  denn  da  be- 
rechtigt, von  dem  Lande  als  einem  nogesunden  schlechthin  zu 
reden?  Wir  wollen  vorläufig  wieder  annebmen,  das  Küstengebiet 
sei  so  schlimm:  können  da  nicht  im  Innern  ganz  andere  Verhält- 
nisse herrschen?  Die  meisten  Uferränder  warmer  Erdstriche  weisen 
ein  ungesundes  Klima  auf.  Man  denke  beispielsweise  nur  au  Vera- 
cruz,  das  nicht  ohne  Grund  so  verrufen  ist,  au  Batavia,  an  die 
Küste  von  Brasilien  u.  a.  Liegen  dort  aber  die  Verhältnisse  im 
Innern  nicht  ganz  aoders?  Hat  nicht  die  so  üble  Küste  von  Ma&saua 
am  Rothen  Meere  in  Abessinien  ein  Hinterland,  das  zu  den  ge 
»lindesten  Gebieten  der  Erde  zählt,  nach  dem  Zeugnifs  eines 
Roblfs?  Ist  Ähnliches  nicht  der  Fall  eben  auch  bei  Batavia 
und  bezüglich  der  Tafelländer  von  Mexico?  Wem  fiele  es  ein, 
wegen  der  dortigen  ungesunden  Tiefebenen  die  sämmtlicben  so 
hoffnungsreichen  Territorien  zu  verurtheilen? 

Eh  liegt  aber  Grund  genug  vor  zu  der  Annahme,  dafs  wir 
bezüglich  Kameruns  ebenso  oder  doch  annähernd  gut  daran  sind, 
j Denn  das  Innere  dieser  Kolonie  ist,  wie  wir  jetzt  schon  bestimmt 
wissen,  durchaus  höher  liegendes  Land,  entsprechend  dem  gan- 
zen bezüglichen  Charakter  des  afrikanischen  Kontinents.  Ja  noch 
mehr.  Gerade  Kamerun  erscheint  in  dieser  Hinsicht  besonders 
! begünstigt.  Nirgends  an  der  ganzen  Westküste,  ja  am  gesammten 
Gestade  Afrika«  tritt  ein  so  gewaltiges  and  ausgedehntes  Hoch- 
gebirge. beiläufig  fast  von  Montblanc-Höhe,  so  dicht  *□  die  Küste, 
wie  es  dort  der  Kamerun-Pik  thut.  Feruer  beginnen  kaum  ander- 
wärts die  höheren  Terrassen  des  lauern  so  bald  schon,  wenige  Tage- 
! reisen,  ja  theilweise  nur  wenige  Meilen  von  dem  Meeresgestade,  wie 
dort,  was  ja  schon  die  so  nahe  gerückten  Katarakte  der  Küsten- 
ströme beweisen. 

Nun  ist  es  allerdings  richtig,  dafs  wir  über  das  eigentliche 
Wesen  und  den  Grund  des  afrikanischen  Fiebers  noch  nicht  im 
Klaren  sind,  dafs  dasselbe  mitunter  auf  anscheinend  wenigstens 
ganz  trockenem  Boden  auftritt.  wie  bei  San  Salvador,  südlich 
vom  Kongo,  und  anderwärts  wieder  in  sumpfigen  Gegenden  fehlt, 
wie  in  Neu-Caledouien.  Es  ist  ferner  wahr,  dafs  über  das  Höhen- 
klima im  Bereich  der  Tropen  die  Ausicbten  noch  vielfach  ausein- 
andergehen  und  dafs  oft  noch  auf  Erhebungen  da«  Fieber  auftritt, 
wo  wir  es  nicht  mehr  erwarten  sollten.  Trotz  alledem  steht  doch 
eine  gewisse  günstige  Einwirkung  größerer  Höhen  ganz  außer 
allem  Zweifel.  Darauf  deuten  schon  die  Lokalitäten  hin,  wo  ander- 
wärts die  Malaria  auftritt.  Wir  haben  sie  in  Europa  gewiß  niemals 
etwa  in  den  Alpeu  oder  in  den  höheren  Mittelgebirgen,  sondern 
immer  nur  in  den  sumpfigen  Tiefebenen,  in  Deutschland  beispiels- 
weise bekanntlich  in  Wilhelmshaven,  in  den  Seeregionen  von  Mecklen- 
burg und  Pommern  u*w,;  ebenso  tritt  das  Übel  in  der  Krim  lediglich 
in  den  tieferen  Partie?»,  im  Kaukasus  im  sumpfenden  Kion-Thale, 
j in  der  Dohrudscha  in  den  morastigen  Niederungen  des  Karasu-Thale« 
auf;  ähnlich  steht  es  in  Griechenland,  in  Italien  und  in  Algerien. 
Im  letzteren  Gebiete  erfreuen  Bich  selbst  die  niederen  Lagen  im 
Atlas  eines  herrlichen  Klimas,  so  n.  a.  das  berühmte  Bad  Hammam 
Rirrhii,  während  dicht  darunter  in  der  Tiefe  die  bösartigsten  Fieber 
grassiren  oder  doch  grassirten,  so  lange  man  nicht  Entsumpfungen 
und  Eukalyptusanpflanzuogcn  vorgenoromeo  hatte.  Mit  beiden  er- 
zielte man  in  jener  französischen  Kolonie  die  überraschendsten 
. Effekte.  Es  sei  mir  gestattet,  hierzu  ein  überaus  schlagendes 
■ Beispiel  aus  meinem  Werke  über  Algerien  („Algerien,  Küste,  Atlas 
! und  Wüste,  nach  50  Jahren  französischer  Herrschaft“,  Leipzig, 
' P.  Frohberg.  1881,  8.  97  f.)  beiznbringen,  das  sich  auf  durchaus 
zuverlässige  Angaben  stützt.  „An  der  Stelle,  wo  sich  heute  dieser 
Ort  (Bufarik  in  der  algerischen  Strandebene  Metidscha)  erhebt,  be- 
fand sich  bis  1630  ein  ausgedehnter  Sumpf,  der  allein  von  allerlei 
Gethier,  namentlich  Wildschweinen,  bewohnt  wnrde.  Auf  einem 
etwas  gehobeneren  Platze  stand  eine  weiße  Kubba  (arabische  Be- 
gräbniskapelle) mit  einem  Brunnen,  Über  welchem  sich  vier  Zitter- 
pappeln erhoben.  Aus  den  Zweigen  dieser  Bäume  hingen  Stricke 
nieder,  an  denen  nicht  selten  ein  Mensch  aufgeknüpft  war.  Der 
Ort  stellte  eine  arabische  Richtstätte  dar,  auf  der  die  gerechten 
| Urtheilc  der  Kadis  vollstreekt  wurden.  Gleichwohl  hatte  dieser 
Platz  voll  Grausen  auch  von  Zeit  zu  Zeit  sein  buntes  Leben.  Alle 


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EXPORT,  Organ  des  Central  Vereins  für  Handelageographie  etc. 


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Montage  versammelten  sieb  hier  in  dem  nahem  mathematisch 
genauen  Mittelpunkte  der  gottbegnadeten  Ebene  die  Araber  von 
nah  und  fern  sammt  ihren  Produkten  und  hielten  einen  Markt  ab. 

Die  natürliche  Wichtigkeit  diese«  Punktes  war  es  denn  nun 
auch,  welche  die  Franzosen  zn  dem  Entschloß  brachte,  daselbst 
eine  Stadt  zu  gründen,  die  das  Zentrum  der  Metidscba  werden 
sollte,  wie  es  Orleansville  für  die  Scbeliffeheoe  ist.  Allein  sie 
batten  die  Rechnung  ohne  den  Winh  gemacht.  Der  großartig 
angelegte  Ort  wollte  trotz  aller  Munifizenz  der  Regierung,  die  den 
herbeistrümenden  Kolonisten  Land  und  Privilegien  aller  Art  ge- 
währte, nicht  gedeihen.  Das  Fieber,  dieser  böse  Gast,  war,  ge- 
nährt von  den  Miasmen  des  ehemaligen  Sumpfbodens,  der  jetzt, 
wo  der  Pflug  ihn  aufbrach,  doppelt  stark  ausdüustete,  mit  eioge- 
zogen  und  wüthete  furchtbar  unter  den  Einwohoern.  So  erkrankten 
im  Jabre  1841  nicht  weniger  als  450  Personen  und  106  starbeu 
sogar.  1842  wurden  von  300  Kolonisten  92  weggerafft,  1849 
unterlag  noch  ein  Zwölftel  der  gesammten  Bevölkerung.  Aber  es 
wurde  doch  mit  der  Zeit  immer  besser,  und  wenn  man  Doch  1842 
daran  gedacht  batte,  die  Ausiedluug  wieder  gftuzlich  aufzugeheo, 
wenn  iu  der  That  oft  genug  ganze  Familien  unter  bedeutendem 
pekuniärem  Verlust  von  dem  unheilvollen  Orte  in  größter  Hast 
entwichen,  so  erlebten  doch  die,  welche  mutbig  aushielten,  die 
Freude,  dafs  1848  schon  der  Prozentsatz  der  Unterliegenden  auf 
l.r*g,  1848  auf  Vaa  herab  sank  und  1856  die  Geburten  (139)  die 
Sterbefälle  (77)  überragten. 

Seitdem  ist  der  Ort  durch  Anpflanzungen  des  australischen 
Fieberbeilbauins,  der  bier  wie  io  einem  Treibhause  gedeiht,  durch 
Entwässerung  und  andere  derartige  Maßnahmen  mehr  und  mehr 
in  einen  Platz  verwandelt  worden,  der  zum  mindesten  nicht  un- 
gesünder ist,  als  die  Metidscba  Oberhaupt;  und  wo  vordem  nach 
dem  Sprichwort  „nicht  einmal  die  Krähen  leben  konnten“,  da 
wohnen  jetzt  5187  Mt-nscben,  von  denen  nur  1964  Araber  sind. 
Der  Sumpf  ist  zum  üppigen  Garten,  die  Richtstätte  zur  Stätte  des 
Lebens  und  Gedeihens  geworden.  Zebu  Jahre  bat  Bufarik  mit 
deo  Eingeborenen,  20  Jahre  mit  dem  noch  schlimmeren  Feinde, 
dem  Fieber,  gekirnpft;  menschliche  Zähigkeit  und  Ausdauer  bähen, 
wenn  auch  erst  nach  längerem  Ringen,  beide  Gegner  überwunden. 
So  ist  diese  Metidscba -Stadt  ein  laut  redeoder  Beweis  von  der 
Siegeskraft  der  Kultur  überhaupt,  der  Siegeskraft  des  Menscben- 
geistes,  der  in  langsamem  aber  stetigem,  oft  gehemmtem  aber  nie- 
mals dauernd  aufgchaltencm  Fortschritt  das  alte  Bibelwort  zum 
Vollzug  bringt:  „Füllet  die  Erde  und  machet  sie  Euch  uoterthan.“ 

Weitere  Beleg«  ließen  sieb  noch  massenhaft  beibringen.  Ich 
will  indefs  nur  noeb  auf  zwei  bedeutsame  Äußerungen  binweisen, 
die  in  der  Sektion  für  Tropeohygieine  bei  der  Berliner  Natur- 
f-r-chervereamralung  1886  fielen.  Die  eine,  aus  dem  Monde  des 
bekannten  Missionars  Büttner,  ging  dahin,  dafs  nach  seinen  Er- 
fahrungen nicht  nur  die  gröfsere  Erhebung  des  Bodens,  sondern 
überhaupt  schon  die  festere  Beschaffenheit  desselben  deo  günstigsten 
Einflufs  übe.  Wähle  mau  beispielsweise  sein  Lager  statt  auf  mo- 
rastigem Erdreich  auf  einem  dicht  dabei  befindlichen  Felsen,  so 
werde  man  schon  ungleich  seltener  von  der  Krankheit  ergriffen 
werden.  Die  andere  Äußerung  ging  von  dem  trefflichen  Berliner 
Superintendenten  Merensky  aus,  der  als  Missionar  uod  zugleich 
als  Arzt  fast  ein  Mrnscbenalter  iu  Transvaal  zubrachte.  Derselbe 
behauptete,  dafs  die  dortigen,  beiläufig  zumeist  sehr  bösartigen 
Fieber  immer  am  häufigsten  io  den  Übergangszeiten  vou  einer 
Jahreszeit  zur  andern,  also  im  Anfang  der  Regen-  wie  ebenso  der 
Trockenzeit,  mithin  wenn  die  Erde  halboafs,  ungleich  weniger  aber 
während  der  betreffenden  Periode  selbst,  das  keifst,  wenn  der  Boden 
ganz  feucht  oder  ganz  trocken,  auftreten,  eine  Beobachtung,  die  auch  i 
andere,  die  au  jenen  Beratungen  theiluahmeu,  gemacht  haben 
wollten. 

Nach  alledem  wird  man  doch  die  Malaria  im  Wesentlichen 
als  eine  Bodenkraukbeit,  eine  mehr  lokal  bedingte  Erscheinung, 
d.  b.  als  Sumpffieber  aufzufassen  haben.  Damit  ist  indirekt  auch 
der  Beweis  für  dcu  relativ  wenigstens  antifebril  wirkenden 
Einflufs  des  Höhenklimas  erbracht.  Giebt  mau  aber  dies  zu,  so 
mnfs  eben  Kamerun,  weil  ein  dem  atlergröfsteo  Tbeil  seines  Areals 
nach  gehobenes  Terrain,  schon  von  vornherein  als  vor  manchen 
anderen  Tropeogebieten  bevorzugt  erscheinen. 

Iu  Wirklichkeit  kann  aber  auch  bereits  für  manche  seiner 
höheren  Parti  een  der  Beweis  mindestens  relativer  Fieberfreiheit 
als  erbracht  angesehen  werden.  Ich  gestatte  mir  hierbei  zunächst 
auf  meine  eigenen  Erfahrungen  zurückzugreifen.  Während  ich 
schon  an  der  Goldkfiste  leichtere  Anfälle  mit  biliösen  Erscheinungen, 
in  den  Nigergebieten  dann  ein  bereits  ernsteres,  wirkliches  Galleo- 
fieber und  auf  dem  von  mir  während  10  Tage  bewohnten  Hulk  im 
Kamerunflusse  ein  zwar  rasch  vorübergebendes,  aber  doch  ziemlich 
schweres  Malaria-Fieber  gehabt  batte,  blieb  ich,  nachdem  ich  unmittel- 


bar darauf  über  Viktoria  nach  Mapanja,  700  m hoch  am  Kamerun- 
berge, binaufgestiegea  war.  ebenso  io  diesem  Orte,  wo  ich  ca.  2 Wochen 
weilte,  wie  nachmals  während  der  vier  Wochen,  die  ich  zu  meiuer 
Wanderung  ids  Innere  beiiöihigte,  vollständig  fieberfrei  bis  auf  ein 
heftiges,  jedoch  rasch  wieder  verschwundenes  Blut-rbrechen  am 
letzteo  Tage  nach  einer  tagelaogeu  Fahrt  irodunstigeu  Mungotbale.  Ich 
empfand  sogar  ein  gesteigertes  Wohlbefinden,  wie  nur  selten  in 
der  Heimatb,  uod  aß  und  schlief  fast  stets  ausgezeichnet.  Und 
das  Alles  trotz  der  außerordentlichsten  Strapazen,  z.  B.  «ieben- 
uod  achtstündiger  Tagemärsche,  bei  denen  ich  sogar  tbeilweise 
mein  Gewehr  selbst  trug.  Weon  ich  nun  auch  gar  nicht  be- 
haupten will,  dafs  dieser  günstige  Gesundheitszustand  lediglich  auf 
Rechnung  des  Gebirgsklimas  zn  setzen  ist,  so  kann  man  doch  auch 
nicht  leugnen,  dafs  dasselbe  nicht  einen  wesentlichen  Antbeil  daran 
gehabt  haben  sollte.  Denn  ich  weilte  während  dieser  ganzen  Zeit 
in  einer  Durchschoittshöhe  von  mindestens  400  tn  und  befand  mich 
auch  alsbald  weniger  wohl,  wenn  sich  die  von  mir  eiogehaltene 
llaudelsstrafse,  die  erst  längere  Zeit  an  den  Abhängen  des  Kamerun- 
berges  hinlief  und  später  die  inneren  Plateaus  erklomm,  einmal 
wieder  der  Niederung  näherte. 

Es  gab  hierbei  selbst  Orte,  wo  nach  der  Versicherung  der 
Eingeborenen,  beziehentlich  des  Schweden  Knutsoo,  meines  Be- 
gleiters, Fieber  ganz  unbekannt  sein  sollten , so  das  in  wahrhaft 
alpiner  Lage,  800  m hoch  an  den  Wänden  des  Götterberges  frei 
und  luftig  thronende,  von  kühlen,  klaren  Gebirgsbächen  durch- 
rauschte Buea,  ferner  das  nur  250  m Höhe  abweisende,  aber  schon 
auf  der  ersten  Biunenterras&e  gelegene  Messinge  ba  Kake  uod  das 
am  Fuße  des  Bafaramigebirges  iu  grasigem  Hügellande  sich  aus- 
breitende Kimeudi,  für  das  ich  300  in  Höhe  faud. 

Andere  Orte  waren  wenigstens  ganz  entschieden  nur  schwächere 
Fieberberde,  so  Bakundu  ba  Nambele,  der  8itz  des  Baptisten- 
rohsiooars  Richardson.  Dasselbe  liegt  zwar  nur  noch  gegen 
100  m hoch  und  schon  nahe  dem  tiefen  Mungothale;  indefs  hat  es 
seinen  Platz  doch  recht  günstig  auf  einem  kleinen,  von  zwei  tiefen 
Bergwanser»chlucbten  umrahmten  freien  Plateau.  Der  Missionar 
uod  seine  Frau  litten  deun  auch  nur  vou  Zeit  zu  Zeit  an  leichteren 
Anfällen,  wobei  ich  allerdings  nicht  unerwähnt  lassen  will,  dafs 
sie  etwa  alle  4 Tage  */2  6 Chinin  als  Präservativ  za  nehmen 
pflegten.  Sie  wohnten  aber  auch  schon  7 Jabre  an  jener  Stelle 
ira  weiten  Urwalde  und  waren  nur  vor  4 Jahren  einmal  auf  kurze 
Zeit  in  Europa  gewesen.  Richardson  sah  allerdings  sehr  eleud 
aus,  obwohl  er  aicb  kräftig  fühlte.  Das  mag  aber  wohl  zum  nicht 
geriogen  Theil  durch  die  für  das  Klima  doch  noch  nicht  genug 
kräftige  Kost  bedingt  werden.  Denn  frisches  Fleisch  ist  leider 
auch  dort  noch  theu**r  uod  schlecht.  Krau  Richardson  fand  ich 
übrigens  geradezu  blühend.  Obwohl  kaum  über  30  Jahre  alt,  war 
sie  doch  in  den  letzten  Jahren  so  korpulent  geworden,  daß  sie 
190  Pfund  wog. 

Es  ist  bemerkenswert!!,  dafs  auch  die  meisten  Ortschaften,  die 
ich  in  der  Nähe  passirte,  so  Ikatta,  ferner  Messinge  ba  Kake  und 
Kumba.  eine  ganz  ähnliche  Lage  haben  auf  einem  schmalen,  von 
zwei  tiefen  Wasserrinnen  begrenzten  Plateauslreifeo.  Dieselbe  in- 
stinktive Erkenotoiß  der  Neger,  die  hier  hohe,  luftige  Plätze  zur 
Wohnung  günstig  fand,  ließ  hinwiederum  fast  das  ganze  eigent- 
liche Mungothal  ohne  menschliche  Ansiedlungen  bleiheo.  Man  sieht 
nur  da  uod  dort  einen  lediglich  durch  einen  oder  mehrere  Waareti- 
sebuppen  maikirten  Hafen;  der  dazu  gehörige  Ort  befindet  sich 
immer  in  einer  Entfernung  von  ungefähr  5 km  landeinwärts 
auf  den  höheren  Flächen,  zu  denen  das  Terrain  vom  Fluß  ah 
allenthalben  mit  steilen  Uferböschungen  aufsteigt.  Ich  selbst  habt- 
einige  Nächte  drnnten  im  tiefen  Stromthale  zubringen  müssen  und 
kann  nicht  umhin  zu  gestehen,  daß  sie  mit  zu  den  unaogenehmsteu 
der  ganzen  Reise  zählen.  Unter  Anderem  verbrachte  ich  den 
Weihnachtsheiligenabead  im  Hafen  von  Bakundu  ba  Nambele.  Die 
bleierne  Schwüle  daselbst  Hefa  mich  fast  kein  Auge  zutbuu.  Wie 
viel  angenehmer  waren  die  Nächte  gewesen,  die  ich  in  dem  nur 
l'/a  Stunde  entfernten  Orte  zubrachte! 

Man  wird  nun  allerdings  gegen  diese  ganze  Beweisführung 
einwenden,  dafs  ich  ja  nur  auf  eine  relativ  geringe  Entfernung, 
ca.  40  geogr.  Meilen  weit  ins  Innere  eingedrungen  bin.  Allein 
abgesehen  davon,  daß  ich  damit  doch  immer  einen  recht  beträcht- 
lichen Tbeil  des  Landes  zu  sehen  bekam,  so  besitzen  wir  auch 
über  das  viel  weitere  Hinterland  der  jungen  Kolonie  ein  bedeut- 
sames Zeugnifs.  Flegel  versicherte  mir  bei  einer  Besprechung, 
die  ich  mit  ihm  Ostern  1885  in  Hamburg  hatte,  daß  in  dem  ge- 
birgigen Binue-Quellgebiet  bei  einer  Mcereshöbe  von  1000  m die 
absolut  fieberfreie  Zone  beginne.  Da  nun,  nach  der  Masse  der 
dort  entspringenden  und  nach  allen  Himmelsgegenden  sich  ver- 
zweigenden Wasserllufe  zu  schließen,  dieses  Gebirgsterrain  ein 
sehr  ausgedehntes  zu  sein  scheint,  so  dürfte  damit  wenigstens  in 


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EXPORT,  Organ  des  Central  vereine  für  Handeisgeographie  etc. 


jener  Richtung  für  unsere  Besitzung  ein  Hinterland  gegeben  sein, 
das,  wie  immer  auch  die  Kißten  Verhältnisse  »eien,  klimatisch  sehr 
günstig  genannt  werden  müfste.  Cnd  ca  ist  auch  bekannt,  daß 
Flegel  glaubte,  dort  ein  Gebiet  sogar  för  deutsche  Auswanderung«- 
kolonieen  gefunden  zu  haben. 

Fl  ege  I 's  hierauf  bezügliche  Angabe  widerstreitet  allerdings  den 
meisten  Aussagen  auderer  Reifender  betreffs  de»  Innern  von  Afrika. 
Nach  manchen  der  Letzteren  sollte  der  Gesundheitszustand,  je  tiefer 
hinein,  sogar  nur  um  so  ungünstiger  werden,  trotz  der  wachsenden 
Höhe  des  Terrains.  Allein  einmal  dürften  jene  Reisenden  um  des- 
willen ein  zutreffendes,  allgemeines  Urtheil  über  das  Klima  nicht 
fällen  können,  weil  gerade  ihr  schlechteres  Befinden  durch  die 
wachsenden  Strapazen  und  den  mit  der  Entfernung  vom  Meeres-  : 
gestade  rapid  zunehmenden  Mangel  an  allem  Komfort  bedingt 
worden  sein  kann.  So  langp  nicht  Europäer,  umgeben  von  allen 
Bequemlichkeiten,  längere  Zeit  feste  Wohnsitze  im  Innern  des  Kon- 
tinents gehabt  haben,  so  lange  wird  man  ein  bestimmtes,  endgil- 
tigps  Verdikt  über  die  sanitären  Verhältnisse  da  drinnen  anch  nicht 
abzngeben  im  Stande  sein.  Andererseits  kann  ja,  ungeachtet  des 
schlechteren  Klimas  etwa  in  eioem  anderen  Tbeile  von  Inner-Afrika, 
gerade  das  dichtbewohnte  und  gutbewaldete  Hochland  des  Binue, 
entsprechend  dem  g'-genöher  an  der  Ostküste  gelegenen,  so  über- 
aus gesunden  Abessinien,  in  Wirklichkeit  ein  klimatologisch  ebenso 
begünstigtes  Gebiet  darstellen. 

Ich  für  meinen  Theil  möchte  dem  IJrtheile  Flegel’»,  der  eine 
durchaus  nüchterne,  wahre  Natur  war,  unbedingt  trauen.  In  diesem 
Falle  glaube  ich  dann  aber  auch  einen  Schluß  auf  das  noch 
zwischen  dem  Forschungsgebiete  Flegel’»  und  dem  nieinigen  übrig 
gehliebene,  unbesuchte  Stück  Land,  das  Flußgebiet  des  oberen 
Kalabar,  ziehen  zu  können.  Dasselbe  dürfte  nämlich  von  dem  von 
mir  gesehenen  Bafarami -Gebirge  ab  ebenfalls  eine  Höhe  von  ca. 

1 OOO  in  haben,  also  wahrscheinlich  »neb  fieberfrei  sein,  zumal  da, 
wie  erwähnt,  schon  das  von  mir  zuletzt  erreichte  Kimeodi  bereits 
in  dirsetn  Kufe  steht 

Auffallend  bleibt  es  hierbei  allerdings,  dafs  ähnlich  günstige 
Verhältnisse  nicht  auch  schon  in  M:ipiuju  im  Kantern» -Gebirge 
herrschen,  das  wir  ja  durch  die  Schweden  etwas  genauer  kennen. 
Die  Gegner  Kameruns  könnten  hier  leicht  darauf  biu weisen,  dafs 
jene  vier  nordischen  Kolonisten  in  drei  Jahren  zwei  Mann,  also 
50° 0 ihres  Personalbestandes,  verloren  haben.  Irfa  will  nun  zur 
Erklärung  dieser  traurigen  Tbatsache  nicht  darauf  hinweisen.  dafs 
Ms  pan  ja  ja  eben  noch  nicht  die  von  Flegel  besprochene  Hölieo- 
zooe  erreicht,  auch  nicht,  dafs  es  sein  Triukwa«ser  über  6 km  weit 
herbeiholen  mufs  und  dafs  es  noch  zu  sehr  im  Bereiche  des  Meeres 
und  seiner  endlosen  Nebel  liegt.  Ich  möchte  vielmehr  für  das 
schnelle  Sterben  der  biederen  Schweden  deren  allzu  dürftige  Lebens- 
weise in  allererster  Linie  verantwortlich  machen.  Bedingen  doch 
ähnliche  Verhältnisse,  schlechte  Wohnung  und  unzureichende  Kost, 
auch  bei  uns,  in  unseren  Großstädten,  eine  außerordentliche  Sterb- 
lichkeit in  den  betreffenden  Kreisen,  unter  den  ärmeren  Volks- 
schichten. Io  Afrika,  in  dessen  akuter  Natur  io  allea  möglichen 
Beziehungen  kleine  Ursachen  große  Wirkungen  haben,  ist  die»  aber 
in  erhöhtem  Maße  der  Fall. 

Als  ich  zu  den  Schweden  kam,  bewohnten  diese  eine  ganz 
enge,  windschiefe  und  baufällige  Hütte,  wie  sie  so  elend  kaum  der 
firmste  Neger  in  jenem  Dorfe  hat.  Durch  das  dünne,  lückenhafte 
Fl  echt  werk  der  Wände  vermochten  die  Feuchtigkeit,  wie  sie  die 
dortigen  Nebel  unausgesetzt  erzeugen,  die  plötzlichen  rauhen  Winde 
uud  die  kühle  Nachtluft  unbehindert  eiuzudringeo.  Den  Boden 
des  elenden  Hauses  bildete  eine  Staublage  von  wohl  fast  einer 
halben  Elle  Höhe.  Die  Betten  waren  eleude  Pfahlgestelle  mit  alten, 
verschmutzten  und  modrigen  Decken.  Die  Kost  der  jungen  Leute, 
die  alle  noch  in  den  zwanziger  Jahren,  also  im  hungrigsten  Alter 
so  zu  sagen,  standen,  machte  Tag  für  Tag  in  der  Hauptsache  ge- 
trockneter Stockfisch  aus,  der  eine  die  Gerucbsncrven  empfindlich 
beleidigende  Beschaffenheit  besaß,  sowie  io  Wasser  gekochte  Koka- 
warzelo  summt  etwas  Tbee  uud  ordinären  englischen  Biscuita.  Als 
Bekleidung  dienten  dicke,  bereits  sehr  verfilzte  Wollbemden,  eng 
anliegende  Beinkleider  von  grobem,  weißem  Wollstoff,  wie  ihn  die 
Slovaken  bei  uns  tragen,  und  endlich  ein  breiter,  grober  Filzbat 
für  den  Kopf. 

Man  nenne  es  uicht  Indiskretion,  daß  ich  dies  Alles  so  genau 
beschreibe.  Höhere  Rücksichten,  das  Bestreben,  unsere  mit  deutschem 
Blut  erworbeue  juuge  Kolouie  nicht  durch  die  l'uerfuhrenheit  und 
den  Leichtsinn  junger  Leute  diskreditiren  zu  lassen,  nöthigten  mich 
dazu.  Außerdem  rede  ich  das  nicht  im  Rücken  jener  im  Übrigen 
so  trefflichen  und  um  Deutschland  so  wohlverdienten  Herren.  Ich 
habe  es  ihnen  bei  meinem  Aufenthalt  in  Mapanja  ins  Gesiebt  ge- 
sagt und  hatte  die  Freude,  daß  sie,  wie  sie  schon  am  nächsten 
Tag  ihr  schönes  neues  Haus  bezogen,  so  auch  anfiugen,  etwas 


besser  zu  leben,  was  ihnen  ihre  sehr  günstige  finanzielle  Lage  ja 
auch  vollauf  gestattet  Bei  ihrem  vorherigen  Lehen  aber  muß  es 
Jedermann  ein  Wunder  nennen,  dafs  sie  nicht  alle  vier  gestorben 
sind.  Die  zwei  Überlebenden  könnten  recht  gut  ala  ein  Beweis 
für  die  gute  Luft  des  Kamerungebirges  ang  führt  wurden.  Be- 
rn rrkeus  wert  her  weise  sind  es  die  beiden  Prinzipale,  während 
gerade  die  Diener,  die  vielleicht  noch  weniger  gut  leben  konnten 
und  von  Hau»  aus  schlechter  genährt  sein  mochten,  den  Tod 
fanden. 

Bei  dieser  Gelegenheit  wollen  wir  noch  darauf  aufmerksam 
machen,  daß  die  allerdings  nicht  wegzuleugnende,  auffällige  That- 
sache,  daß  das  Fieber  noch  in  so  hoher  Lage  am  Kamerunherg 
vorkommt,  noch  keineswegs  zu  beweisen  braucht,  daß  die  Krank- 
heit dortselb»t  wirklich  zu  Hause  ist  Mau  bat  daran  gedacht, 
daß  Winde,  vielleicht  auch  die  in  jener  Gegend  stetig  vom  Meer 
gegen  das  Gebirge  außteigenden  dicken  Nebel  die  Fieberpilze  mit 
sich  aus  der  Niederung  io  die  Hube  reißen  könnten.  Wenn  diene 
Hypothese  richtig  ist,  so  ergiebt  sich  wieder  ein  Vorzug  des  lunero 
des  Landes.  Denn  da  dort  our  Hochland  vorhanden  ist,  also 
Kraukheitskeime  nicht  s-lbat  entwickelt  werden,  die  Entfernung 
von  den  Fiebeiherdeo  io  der  Kfisteoregiou  aber  schon  beträcht- 
lich beißen  muß,  so  liegt  die  G-f,ihr  den  Auftretens  der  gefährlichen 
Sporen  bereits  weniger  im  Beruh  h der  Möglichkeit. 

Wahrscheinlicher  noch  als  die  Zuführung  der  üblen  Keime 
durch  Wind  oder  Nebel  erscheint  die  Erzeugung  derselben  an  Ort 
und  Stelle  in  Folge  der  Niederschlags-  und  Wgelationsverbältntsne 
des  Kameruuberges.  Werden  uäinlicb,  wie  wahrscheinlich  ist,  die 
Fieberiufektiousstoffe  aus  faulenden  organischen  Substanzen  gebo- 
ren, so  bieten  dafür  die  weiten  Flanken  des  Karaerunberges  ein 
überaus  geeignetes  Feld.  Denn  dieselben  erscheinen  mit  einer 
überaus  dichten  Urwaldsflura  vollständig  überzogen.  Und  wie  diese 
üppige  Pflanzenwelt  auf  einem  überaus  tiefgründigen,  weichen,  theil- 
weine  selbst  moorigen,  d.  b.  von  fröherhm  verwesl^u  Wgriuhilicn 
durchsetzten  Boden  steht,  so  setzt  sie  sich  auch  weni- 

ger aus  barten,  holzigen,  aß  aus  wen  heo.  »affigen  Pflanzen,  vor 
allriu  Schilfarten,  zusammen.  Diese  *ou*l  mehr  der  Niederung 
I eigene  Buschwell  reicht  am  Kamerun berg  bis  über  1U00  m empor. 

Man  kaun  behaupten,  duß  die  Abhänge  des  Berges  zu  einem  guten 
: Theil  noch  den  Sumpfebarakter  der  Niederung  heibehalteu.  Es 
I bängt  dies,  wie  aogedeutet,  mit  den  Ki-genvcrbältnUsen  der  tief 
! ei  ug  euch  mit*1  neu  Bucht  von  Biufra  zusammen.  Nach  deu  überein- 
stimmenden Zeugnissen  von  Reich  enow,  Bucbholtz  u.  A.  ver- 
j schwimmen  eben  hier  die  beiden  sonst  so  scharf  geschiedenen 
! Jahreszeiten  der  Tropen  in  einander.  Es  regnet  in  dieser  Region 
1 eigentlich  das  ganze  Jahr  hindurch.  Ich  selbst  kam  dort  am  Ende 
j der  nassen  Periode  an;  aber  noch  die  sämmllicbeu  nächsten  Wochen 
hindurch  gab  es  täglich  starke  Gewitter  mit  ausgiebigen  Nieder- 
; scblägeu.  Erst  weiter  ira  Innern  klärte  sich  der  in  der  Küsten- 
region  fast  stets  bedeckte  Himmel  uud  es  kamen  trockne  Tage,  eine 
' Tbatsache,  die  beiläufig  ebenfalls  wieder  eiueo  gewissen  Vorzug  des 
i Hinterlandes  bezeichnet  (VortMtaanc  folgt) 


Süd -Amerika. 

Elienbahnprojekt  Ibarra—  San  Lorenzo  dal  Pallea  (Ecuador). 

(Origiualberirbt  aus  Iharra  vom  27.  Januar;  von  Bernh.  Flem- 
ming,  Zivil-Ingenieur).  Die  ecuadoriaoische  Regierung  hat  mich 
beauftragt,  den  beifolgenden  Kontrakt  über  den  Bau  einer  Eisen- 
bahn von  San  Lorenzo  (Provinz  Esmeralda*)  bis  Iharra  (Provinz 
Imbabura)  in  Deutschland  zur  Kenotoiß  zu  bringen  und  deutsche 
Kapitalisten  zur  Beteiligung  au  dem  Unternehmen  einzuladen. 
Vertrag,  betreffend  deu  Ban  einer  Eisenbahn  zum  Stillen  Meer, 
abgeschlossen  zwischen  der  Regierung  von  Ecuador  und  den 
Herren  Juan  G.  Enrique  Kinlay  und  Francisco  W.  Wieweit 
( Äsung.) 

Die  Ißrren  Finlay  und  Wie  well  verpflichten  sich,  eine  Dampf- 
Eisenbahn  zu  bauen,  ausznrüstcu  und  in  Betrieb  zu  halten  zwischen  dem 
, Orte  San  Lorenzo  in  der  Provinz  Esmeraldas  und  der  Stadt  ibarra  in  der 
Provinz  Imbabura. 

Das  Unternehmen  erhält  den  Namen  „Ferrocarril  del  Pacifico“.  So 
lange  die  Unternehmer  den  Betrieb  desselben  in  der  Band  haben,  darf  keine 
andere  Person  oder  Gesellschaft,  weder  die  Nationalregierung  noch  die  Re- 
gierungen der  Provinzen  Esmeraldas  und  Imbabura,  zwischen  den  genannten 
Orten  irgend  eine  Bahn  bauen. 

Die  Bauarbeiten  müssen  beginnen  l*/i  Jahr  nach  erfolgter  gesetz- 
mäfsiger  Genehmigung  dieses  Vertrage»,  uud  4>  Jahre  nach  Beginn  der  Ar- 
beiten mufs  (abgesehen  von  nicht  vorauszusebenden  Ereignissen  oder  ele- 
mentarer Gewalt)  das  ganze  Werk  vollendet  sein,  widrigenfalls  der  Vertrag 
erlischt. 

Die  Unternehmer  haben  das  Recht,  die  Bahn  mit  Doppelgleis  herzu- 
stellen,  aber  ohne  daß  aus  der  Lesung  des  zweiten  Gleises,  die  ganz  auf 
Kosten  der  Unternehmer  zu  geschehen  hat,  der  Regierung  neue  Verbind- 
lichkeiten erwachsen. 


NTr.  11 


lf6 

EXPORT,  Organ  das  Crntralverein»  für  Uandelsgeographie  etc. 


1887. 


Die  lieble  Spurweite  [il.  b.  leriecbeo  deo  inneren  Schi.nenrindero]  soll 
U^js  m betragen.  [In  Deutschland  und  den  mristen  übrigen  europäischen 
Ländern  betlägt  dimlbe  l,us  in].  Pie  Steigung  soll  durchgehend»  nicht 
über  3 : 100,  in  Ausnahmef&llen  nicht  über  4 : 100  hinansgehen.  (Ea  folgen 
dann  EinxelbcMimmnnecn  über  Kurrenradin*,  Bröekenmaterial,  Schienen, 
Schwellen,  Stationsgebäude,  rollendes  Material,  Fracht  nnd  Personentarife,  An- 
lage einer  Telegiaphen-  "der  Telcphonlinio  läng*  der  Bahnstrecke  usw.  usw.) 

Die  Unternehmer  erhalten  das  auaschliefsliche  Privileg  mm  Betriebe 
dieser  Bahn  auf  SO  Jahre,  sowie  als  Entgelt  für  ihr»  Arbeiten  und  Kosten 
den  Ertrag  de*  Eisenbahnbetriebe*  und  der  Hafeneiukünfte  von  San  Lorenxo, 
unter  näheren,  im  Vertrage  angegebenen  Bedingungen.  (Ee  folgen  dann  An- 
gaben über  die  Kosten  de*  Unternehmen*  (27000  Sucres  = 109350  M pro 
Kilometer]  und  deren  Yerxinsung  seitens  der  Regierung  mit  6%  usw.) 

Die  Unternehmer  können  eine  Menge  (Jäter  (wi«  Ewenbahnrnaterial, 
Lebensmittel  usw.)  für  die  Dauer  des  Bahnbaues  zollfrei  einfübren;  der  Eisen- 
bahnbetrieb selber  sowie  die  Ländereien  nebst  allem  Zubehör  bleiben  von 
allen  Steuern  und  Abgaben,  auch  in  Kriegsxeiten,  vollständig  befreit.") 

Zum  Beweise  dafür,  daß  auf  der  ganzen  Strecke  von  Panama 
bis  Paita  (Peru)  kein  ähnlicher  Durchbruch  der  westlichen  Kordillere 
und  kein  so  offenes  Thal  sich  vorfiodet,  wie  dos  von  Ibarra  [0°  20' 
n.  Breite,  78ö  19'  51"  w.  Länge  v,  Greenwich]  bis  San  Lorenzo 
del  Pailon  [1°  16'  n.  Breite  und  78°  54'  51"  w.  Länge  v.  Greenwich], 
berufe  ich  mich  auf  das  kompetente  Urtbeil  des  Vorsitzenden 
der  Geographischen  Gesellschaft  in  Berlin,  Herrn  Dr.  Wilhelm 
Reifs.  Die  in  Aussicht  genommene  Eisenbahn  bildet  iu  Folge 
der  Abwesenheit  jeder  Terraiuschwierigkeit  die  natürliche  Verbin- 
dung der  Küste  mit  den  zwei  ecuadorianischen  Provinzen  Picbincha 
(Quito)  und  Imbabura  (Ibarra)  und  den  beiden  colombianischen 
Provinzen  Pasto  und  Tuquerres,  alle  vier  mit  zahlreicher  Bevölke- 
rnng.  Auch  findet  sich  dort  eine  ziemlich  entwickelte  Textil- 
industrie, sowie  Viehzucht,  Anbau  von  Zerealien  und  Induslrie- 
gewfichsen  jeder  Art;  ferner  existirt  einiger  Export  von  Cascarilla 
und  anderen , der  östlichen  Kordillere  entnommenen  Erzeugnissen. 

Ibarra  liegt  7000  ' (nach  Reifs  2344  m)  über  Meer  und  22  Le- 
guas  in  direkter  Entfernung  vom  Stillen  Ozean,  oder  mit  Berück- 
sichtigung von  25%  für  Kurven  und  Berührung  anderer  Ortschaften 
30  Leguas,  was  einer  Steigung  von  1%  entspricht  (5  Leguan 
= 4 deutschen  Meilen,  1 Legua  also  = 5936  in).  Das  Maximum 
der  Steigung  einzelner  Strecken  übersteigt  nicht  3%. 

Die  Entfernung  lkarra's  von  Quito  beträgt  17  Leguas  eines 
guten  Reitweges,  während  die  jetzige  Verbindung  der  Hauptstadt 
mit  Gnnyaquil  bekanntlich  während  der  sechs  Regenmonate  unter- 
brochen ist.  Zwischen  Ibarra  und  Quito  ist,  nach  Vollendung  der 
Küstenstrecke,  eine  Eisenbahn  stets  als  anssichtsvolles  Unternehmen 
betrachtet  worden. 

Die  ganze  Entfernung  von  der  Küste  bis  Ibarra  dürfte  sich 
auf  etwa  125  km  reduziren  lassen.  Auf  der  ersten  Hälfte  von  der 
Küste  her  ist  kein  Brückenbau  erforderlich,  abgesehen  von  einer 
kleinen  l’eberführung  von  75'  Spannung  beim  Flusse  Lita.  Auf 
der  übrigen  Strecke  ergeben  sieb  drei  Brücken  mittlerer  Größe, 
deren  Kosten  eine  Kompensation  in  billigem  Material  und  niedrigen 
Löhnen  finden.  Die  Ersparnis  pro  Kilometer  dürfte  etwa  5000 
Sucres  betragen,  also  nicht  die  veranschlagten  nnd  von  der 
Regierung  zu  verzinsenden  3375000  $,  sondern  nur  etwa 
3 Still.  $ (1  $ *=  5 Frcs.  Silber  *=  4oa  Gold)  kosten.  Rechnet 
man  dazu  die  Nutznießung  für  99  Jahre,  die  freie  Einfuhr 
während  der  ersten  sechs  Jahre,  die  Möglichkeit  der  wohl- 
feileu  Erwerbung  grofser  Lüudereien,  die  sich  durchaus  für 
Kakaobau  eignen,  und  die  völlig  sichere  Garantie  der  Regierung, 
da  zwei  Drittel  des  ecuadorianischen  Handels  über  Panama  kommen, 
also  als  ersten  Hafen  den  Pailon**),  einen  in  gesundheitlicher  Be- 
ziehung einzig  dastehenden  Küstenplatz,  berühren,  so  erscheint  das 
Unternehmen  solid  und  annehmbar,  selbst  wenn  die  Regierung  sich 
aufser  Stande  erklärt,  die  garantirten  6%  anders  als  in  Silber  za 
zahlen.  Dieselbe  ist  sich  bewufst,  dafs  bei  den  billigen  Eisen- 
preisen und  dem  niedrigen  Zinsfufs  in  Europa  und  der  Aussicht 
einer  glänzenden  Entwicklung  der  Länder  am  Stillen  Ozean  nach 
Vollendung  des  Panamäkanals  der  Kontrakt  ein  äufserst  günstiger 
m nennen  ist.  Auch  ist  derselbe  nur  unter  dem  Druck  zu  Stande 
gekommen,  den  die  grofse  Geld-,  wenn  auch  nicht  Produktenarmuth, 
ausübt,  und  unter  dem  selbst  das  einflußreiche  Guayaquil  das  Feld 
räumen  mufste.  Es  eröffnet  sich  deutschen  Unternehmern  eiu 
weites  Feld  für  neue  Anlagen  hier  und  iu  der  Folge  auf  deu 
naheliegenden  Galapagos-Iuseln.  ganz  abgesehen  davon,  dafs  die 
175  000  Acres  (ä  0,«m:  ba)  der  „Ecuador  Land  Company“  am  Pailon 
billig  zu  haben  sind,  während  auf  der  anderen  Seite  sich  kaum 

*}  Interessenten,  die  sich  an  der  Lieferung  des  xu  diesem  Kiseobahnhau 
erforderlichen  Materials  xu  betheiligen  gewinnen  sind,  können  den  vollständigen 
Text  dieses  Vertrags  an  Wochentagen  bis  1 Uhr  in  der  Redaktion  einsehen. 

**j  „Pailon*  eigentlich:  grofse»  Wasserbecken;  gemeint  ist  San  Lorenzo 
del  Pailon.  D.  Red. 


eine  ähnliche  Konjunktur,  und  je  später  desto  weniger,  wieder- 
finden  möchte. 

Die  Rentabilität  des  Unternehmens  dürfte  sich  um  so  mehr 
steigern,  da  das  seit  1874  iu  Angriff  genommene  Konkurrenzunter- 
nehmen von  Yaguachi  bei  Guayaquil  nach  Quito,  bei  einer  Länge  von 
90  Leguas  nur  im  alluvialen  Küstengebiete,  zwar  in  einer  Strecke 
von  30  Leguas  vollendet  iat,  aber  beim  Erreichen  der  Kordillere 
mit  vielen  Sprengungen  und  den  Übergängen  der  Bergjoche  von 
Pomachaca,  Igualata  und  Tiopullo  zu  kämpfen  hat,  weshalb  man 
eine  Vollendung  auch  erst  iu  12  Jahren  für  denkbar  hält.  Außer- 
dem ist  der  Endpunkt  Yaguachi  von  Guayaquil  um  5 Stunden  ent- 
fernt, welche  Strecke  von  kleinen  Flußdampfern  befahren  wird. 
Es  findet  also  zweimaliges  Umladen  statt. 

Der  KoDgref*  tritt  am  10.  Juni  zusammen,  um  den  Beschluß 
der  Exekutive  betreffs  obigen  Vertrages  zu  genehmigen. 

Folterung  eines  Deutschen  in  Peru.  (Origiualbericht  au* 
Yquitos  vom  2.  Januar).  Seit  Jahren  Leser  des  „Exports“,  wel- 
cher mir  meines  wechselnden  Aufenthaltes  halber  durch  meine 
deutschen  Freunde  stets  nachgesaudt  wird,  erlaube  ich  mir,  lhuen 
Aber  einen  Vorfall  zu  berichten,  welcher  vor  kurzer  Zeit  sich  hier 
ereignet  hat  und  dessen  Darstellung  gerade  für  Ihr  geschätztes  Blatt, 
das  sich  die  Förderung  deutscher  Interessen  im  Auslaude  zur  Auf- 
gabe gestellt  bat,  von  Wichtigkeit  sein  wird. 

Ein  Deutscher  wurde  hier  in  Yquitos  (Peru)  gefol- 
tert! Kuum  glaublich,  aber  wahrt  Ich  werde  mir  erlauben.  Ihnen 
in  Folgendem  einen  Auszug  der  Anklage,  wie  dieselbe  dein  Gene- 
ralkonsul nacb  Lima  gesandt  ist,  zuzustellcu.  Herr  S.  (den  Namen 
will  ich  vorläufig  seiner  in  Deutschland  lebenden  Familie  halber 
verschweigen)  batte  einem  anderen,  mittellosen  Deutsche»  die  Über- 
fahrt auf  einem  Dampfer  von  hier  uach  eiu  ein  aoderen  Punkte 
verschafft.  Der  letzten;  Deutsche  schuldete  jedoch  einem  Kaufmann 
Namens  Waesche  noch  eine  Summe,  wodurch  dieser  sich  veraolnfst 
fühlte,  die  Abfahrt  des  Deutschen  polizeilich  zu  vereiteln. 

Am  Abend  des  Tages,  als  Herr  S.  jenem  mittellosen  Deutschen 
behufs  dessen  Abreise  behilflich  gewesen  war, >aß  er  mit  einem  Lands- 
inanne,  Herrn  Erker,  auf  eiuer  vor  dem  Hotel  eine*  Chinesen 
befindlichen  Bauk.  als  Waesche,  nebenbei  gesagt  eine  übel- 
berüchtigte Persönlichkeit,  auf  Beide  zutrat  uDd  sofort  das  Ge- 
spräch über  den  erwähnten  Deutscheu  mit  dem  Bemerken  eröff- 
nete,  daß  er  denselben  nicht  fortlasse.  Ein  Wort  gab  da«  andere,  und 
der  Streit  erreichte  seinen  Höhepunkt,  als  Hur  8.  auf  eine  piquirte 
Antwort  des  Herrn  W.  erwiderte;  „Sie  sind  ein  ausgemachter 
Schurke,  einen  kranken  Menschen  nicht  fortzulasscu  I“  (der  betr. 
Deutsche  ist  krauk);  ,.»o  einen  Schurken,  wie  Sie,  bin  ich  ira  Stande, 
Diederzuschießen !“  Jedoch  kam  es  zu  keiuen  Thätlicbkeiten;  beide 
HerreD  waren  ohne  Waffen.  S.  stand  hiernach  auf  und  trat  in  das 
Speisezimmer  des  Hotels;  damit  war  der  ganze  Vorgang  erledigt. 

Am  anderen  Tage  jedoch,  früh  9 Uhr,  wurde  Herr  S.  auf  Re- 
quisition des  Waesche  durch  1 Offizier  und  4 Soldaten  in  seiner 
Wohnung  verhaftet  und  nach  dem  hiesigen  Cuartel  abgeführt,  un- 
ter dem  Vorwaude,  daß  der  Subpräfekt  Melena  ihn  sprechen 
wolle.  Bei  der  Ankunft  bei  demselben  wurde  ihm  eröffnet,  daß  er 
Arrestant  «ei;  dann  wurde  er  in  eine  Zelle  eingesperrt  und  folgen- 
dermaßen gefoltert: 

Der  Kommandant  Biliaroar  trat  mit  6 Soldaten  in  die  Zelle, 
ließ  Herrn  S.  die  Daumen  mit  Biodfadeo  zusammenbinden,  die  so 
festgebundenen  Hände  auf  die  Schienbeine  legen  and  ein  Gewehr 
unter  die  Kuiee  und  über  die  Ellbogengelenke  durchschieben  und 
ein  zweites  Gewehr  von  vorn  nach  hinten  über  dem  ersten  zwischen 
den  Beinen  durchstecken.  Es  ist  dies  eine  Stelluog,  in  welcher 
ein  Mensch  weder  liegen  noch  sitzen  noch  stehen  kann,  oder  er 
müßte  sich  die  Daumen  herausreißen.  Io  hiesiger  Landessprache 
heißt  diese  Tortur  Boliar , eine  der  größten  Folterqualen,  welche 
mau  kennt  und  welche  öfters  sogar  schon  den  Tod  herbeigeführt 
hat.  Diese  Tortur  ist  nacb  peruanischem  Gesetz  verboten. 

Iu  diesem  Zustande  wurde  der  bedauernswert e Mann  beinabe 
1 Stunde  gelassen,  bis  er  ohnmächtig  keuchend  zusammenbrach, 
ohne  jedoch  in  dieser  Stellung  fallen  zu  können.  Jetzt  trat  der 
Kommandant  mit  den  Soldaten  zum  zweiten  Male  ein,  ließ  den 
Manu  losbinden  und  in  Eisen  schmieden. 

Auf  Anfrage  des  S.  an  den  Kommandanten,  weshalb  er  hier 
gefoltert  werde,  entgegnetc  der  Kommandant:  „Entschuldigen  Sie, 
ich  kann  nicht  dafür;  cs  geschieht  auf  höheren  Befehl Auf 
weiteres  Bitten,  ihm  diesen  Befehl  vorzuzcigen,  holte  der  Komman- 
dant ein  Schriftstück  hervor  — es  war  ein  Verhaftungsbefehl, 
unterschrieben  H.  Waesche  — worin  gesagt  wurde,  daß  S.  den 
H.  Waesche  mit  dem  Leben  bedroht  habe  und  deshalb  zu  zwei- 
maliger solcher  Folter  verurtbeilt  sei.  — 

Nachdem  S.  24  Stunden  in  Eisen  geschmiedet  gesessen,  wur- 
den ihm  dieselben  abgenommen  uud  er  zum  Subpräfekten  Melena 


1887. 


177 

EXPORT,  Organ  des  Centralvereins  für  Handelsgeographie  eto. 


Nr.  11. 


geführt.  Hier  sah  er  denselben  zum  ersten  Male,  im  Beisein  des 
Waesche  und  des  Kommandanten.  Der  Subprflfekt  erklärte  hier 
dem  $.,  er  sei  frei;  das  Geschehene  möge  er  entschuldigen,  da  er 
(der  Subprifekt)  ihn  nicht  gekannt  habe;  die  Strafe  sei  zwar  »ehr 
hart  gewesen,  das  sei  aber  Landessitte  usw. 

Auf  eine  Anfrage  des  Herrn  S.  an  Herrn  Waesche.  weshalb 
er  ihn  habe  verhaften  und  maitrfitiren  lassen,  entgegoete  Waesche, 
er  habe  Angst  gehabt,  habe  aber  den  Sobprfifeklen  gebeten,  ihn 
(S.)  gut  zu  behandeln. 

Wie  also  die  Sache  liegt,  wurde  S.  auf  Requisition  eines  Kauf- 
mannes verhaftet,  gefoltert,  in  Eisen  geacbmiedet  und  nach  24 
Stunden  mit  Entschnldignngen  freigelasaen,  ohne  nur  einen  Richter 
gesehen  zu  haben. 

Heute  noch  klagt  der  Mann  über  Schmerzen  in  den  Rücken- 
wirbeln  und  in  der  Brust,  die  von  der  Qberstandenen  Folter  berröhreo. 

Wie  ich  Ihnen  bereits  oben  mitgetbeilt,  hat  S.  sich  sofort  uro 
Schutz  und  Genugtuung  an  den  deutschen  Generalkonsul  nach 
Lima  gewandt  (ein  weiter  Weg!)  Als  der  Subpräfekt  dies  erfuhr, 
wandte  sich  derselbe  an  hiesige  deutsche  Kaufleute,  Gehr.  Kahn 
und  G.  Schermuly,  sie  bittend,  ihren  Einflofs  bei  S.  dahin 
geltend  zu  machen,  dafs  derselbe  sieb  nicht  bei  der  deutschen 
Regierung  beschwere;  er  habe  ibu  nicht  gekannt,  nicht  gewufst,  dafs 
er  ein  ordentlicher  Mann  sei  usw.  — 

8.  war  Soldat  und  hat  187(V71  den  Krieg  mit  Auszeichnung 
njitgemacht.  wofür  er  mit  dem  Eisernen  Kreuze  dekorirt  wurde. 
Sicher  wird  das  Deutsche  Vaterland  seine  Söhne,  welche  mitgeholfen 
xu  seiner  jetzigen  Gröfse,  nicht  im  Auslande,  und  noch  dazu  ohne 
jeglichen  Grund,  foltern  lassen.  C.  H.  Schinkoth. 

Die  Wahrheit  des  oben  Gesagten  bezeugen 

C.  Victor.  Josef  Erker.  Oskar  Heller,  Apotheker. 

Reconhe{0  como  legitimus  as  assignaturas  de  Carlos  Victor , Josi 
Erker  e ()*cur  Heller , indusiriass  rieste  departamento,  as  quaes  estfto 
tscriptas  a printeira  ho  verso,  t as  ultima s acima  do  presente  dom - 
menfo.  e p-ira  constar  onde  convier , dou  este  que  vae  por  mim  assignado 
f sei  lad  o com  as  Imperiaes  Annas  <T  esle  Vice-Consulado  do  Brasil 
ent  Iquitos,  Janeiro  6.  1887.  (L.  8.)  Joao  Eiras,  Vice-Consul  iuh  ;. 

Y quilos,  ein  Ort  von  ca.  10000  Einwohnern,  am  oberen  Laufe 
des  Amazonas  gelegen,  beherrscht  mit  seinem  lebhaften  Handel  das 
ganze  obere  Flußgebiet  desselben.  — Industrie  und  Handel  befinden 
sich  zum  größten  Tbeile  iu  deutschen  Händen,  und  es  ist  nicht 
za  hoch  gegriffen , das  hier  verwendete  deutsche  Kapital  auf 
20000000  zu  schätzen. 

Kautschuk  ist  das  Hanptprodukt,  welches  massenhaft  in  den 
hiesigen  Wäldern  gefunden  und  ausgeföhrt  wird.  Nach  Angabe 
des  Zollamtes  Macaos  (Brasilien)  betrug  die  Ausfuhr  von  Yquitos 
1885  : 300  000  Arrobas  (zu  ]4.<;gg  kg)  im  Werthe  von  1H  Mill.  ti( ; 
die  Ausfuhr  von  1886  wird  die  von  1885  bei  Weitem  übersteigen. 

Mit  der  Bitte,  für  die  möglichst  große  Veröffentlichung  der 
geschilderten  Schffndtbat  Sorge  tragen  lassen  zu  wollen,  zeichne 
ich  mit  der  größten  Hochachtung  C.  H.  Schinkoth. 

Dieser  Bitte  kommen  wir  unsererseits  hiermit  nach  und  ersuchen 
die  deutsche  Presse  gleichzeitig,  die  obige  Darstellung  auch  ihrer- 
seits baldigst  veröffentlichen  und  so  dazu  beitragen  zu  wollen,  daß 
solche  Vorkommnisse  nicht  unbeachtet  und  unbestraft  der  Vergessen- 
heit anheimfallen.  Die  Redaktion. 


Australien  und  Siidsee. 

Das  Königreich  Hawaii.  Aus  dem  vor  Kurzem  versandten 
Hawaii  schen  Alrnanacb  und  Jahrbuch  für  1887,  welches  Thomas 
Drum  in  Honolulu  herausgrgeben  hat,  werden  einige  Mittbeiluogen 
willkommen  sein.  Es  betrug: 

Eiflfetiorrn«  CMneten  Portn*te*»e  Fr«ndr  gIumo 


bis  Bevölkerung  nach  >ieiD 

Zensus  von  1884  . . . 44  232  17  937  9 377  9 032*)  80578 

Ea  kamen  mehr  Passagiere 

an  als  abrelsten  1885.  . 1 488  154  1 910  3 552 

Es  kamen  mehr  Passagiere 
au  als  abreisten  lös  30. 

Juni  188«  ...  848  .848 

44  232  20  273  9 531  10  942  84  978 

Mehr  abgcrcisl  aß  augekom- 

raen  hi*  30.  Juni  188C  . 158  201  359 

' ~44  232  20  273  9 37if  ' 10  741  84  6 1 9 

1 tarne  bufs  der  Todesfälle  über  die  Geburten  vom  I.  Januar  1885 

bis  30.  Juni  188« 45 

84  574 


*)  Unter  diesen  waren  1282  Engländer,  2066  Amerikaner,  1600  Deutsche, 
192  Franzosen,  116  Japaner,  392  Norweger. 

Bei  der  Einfuhr,  welche  im  Jahre  1885  einen  Werth  von 
5880000  Dollars  hatte,  stehen  die  Vereinigten  Staaten  in  erster 


Linie  mit  2 940  000$.  Sodann  folgen  Großbritauuien  mit  486  000  $ 
und  Deutschland  mit  161  000  $.  Die  Ausfuhr  batte  1885  einen 
Werth  von  8 958  000  $.  davon  kamen  auf  Zucker  8 356  000  $, 
auf  Reis  387  000  $.  auf  Häute  71  532  $.  Seit  1875  bat  das 
Königreich  Hawaii  und  insbesondere  Honolulu  aufgehört,  ein  Yer- 
scbiffungsplatz  für  Walfischthran  zu  sein;  die  amerikanischen  Schiffe, 
welche  noch  jetzt  in  den  nördlichen  Tbeilen  des  großen  Ozeaus 
den  Walfischfaug  betreiben,  bringen  ihren  Fang  nach  Sun  Fran- 
cisco. An  Stelle  des  Walfiscbfaogs  ist  der  Bau  des  Zuckerrohrs 
das  Hauptgewerbe  auf  den  Inseln  geworden.  Das  Jahrbuch  zählt 
73  Plaulagen  auf,  ohne  indessen  leider  den  Flächeninhalt  derselben 
anzugeben.  18  sind  in  den  Händen  des  deutschen  Hauses  G.  Hack- 
feld & Co.,  8 gehören  dem  Hanse  F.  A.  Schaefer  & Co. 

Die  Rbederei  des  Königreichs  zählt  an  größeren  Schiffen: 
2 Dumpfer,  4 Barken,  2 Briggen  und  3 Schooner. 

Die  K&stenfahrt  zwischen  den  Inseln  wird  durch  13  Dampfer 
und  33  Segelschiffe,  meist  Scboouer,  vermittelt.  Das  Staatsbudget 
weist  für  die  Periode  1886  bis  1888  ein  beträchtliches  Defizit  auf : 
1 712  552,31  $,  nämlich  2 839  924.«  $ Einnahmen  und  4 552  477,j«  $ 
Ausgaben.  Die  Staatsschuld  betrug  am  1.  April  1886:  1065  600$. 
Das  Königreich  hat  sich  durch  Inbesitznahme  einer  öden,  von  Riffen 
umgebenen  ln«el  vergrößert,  „Ocean  Island“,  welche,  unter  128d  23' 
n.  Br.  und  178«  30'  w.  L.  v.  Gr.  gelegen,  einige  Anstalten  und  Ein- 
richtungen für  die  sich  etwadahin  rettenden  Schiffbrüchigen  aufnehmen 
soll.  Bereits  4 Schiffe  haben  im  Laufe  der  Zeit  in  der  Nähe  der 
riffreichen  Insel  Scbiffbrucb  gelitten.  — ln  Betreff  des  1886  über 
die  Inseln  gegangenen  ozeanischen  Passagierverkehrs  gewähren 
folgende  Zahlen  Anhalt:  Von  San  Francisco  uach  Australien  und 
Neu-Seelaud  1385,  in  entgegengesetzter  Richtung  1341,  von  Victoria 
| io  Britisch-Columbien  nach  China  1100,  von  San  Francisco  nach 
China  491,  von  Tahiti  nach  San  Francisco  10  Personen.  Unter  den 
i Ereignissen  von  1886  ist  der  Brand  des  Cbincsenviertcls  von  Ho- 
1 nolulu,  der  Erlaß  eines  Gesetzes,  welches  den  Verkauf  und  Ge- 
brauch von  Opium  gestattet,  und  die  Fortdauer  der  Einwanderung 
aus  Japan,  Portugal  und  China  zu  verzeichnen. 

Australische  Klagen  über  Mißstände  im  Verkehr  mit  Deutsch- 
land. Die  Adelaider  „Australische  Zeitung*  vom  19.  Januar  führt 
bittere  Klagen  über  manche  Vorkommnisse  des  Verkehrs  mit  Deutsch- 
, land,  die  wir  hier  im  beiderseitigen  Interesse  zum  Abdruck  briageu. 

„Mit  wahrer  Freude  haben  wir  In  den  letzten  Jahren  gesehen,  welch« 
| großen  Fortschritte  die  deutsche  Industrie  Im  Auslände  macht,  sich  einen 
Markt  nach  dem  anderen  erobert  und  anderen  Nationen  mit  den  glück- 
lichsten Erfolgen  Konkurrenz  iu  einer  stets  wachsenden  Zahl  von  Artikeln 
macht,  in  denen  diese  von  jeher  eino  höbe  Meisterarhaft  erreicht  hatten. 
Die  historische  Züchtigung:  „Billig,  aber  schlecht!“  hat  ersichtlich  ihre 
heilsamste  Wirkung  gehabt;  der  Grundsatz,  dafs  mau  auf  deu  Markt  der 
Krdonieen  nur  dos  Erlesenste  und  Beste  senden  sollte,  gelangt  mehr  und 
mehr  zur  Anerkennung  und  Ausführung;  strenge  Gewissenhaftigkeit  und 
( prompte  GeschafUrfühniug  wird  allmählich  zur  Regel.  Leider  aber  hat  diese 
Regel  noch  immer  ihre  traurigen  Ausnahmen,  und  diese  sind  es,  welche  die 
1 Presse  schonungslos  aufdcckeu  sollte. 

U.  a.  bezogen  mehrere  australische  Regierungen  seit  Jahren  Dynamit  von 
verschiedenen  Firmen,  von  denen  mehrere  Sendungen  so  unglücklich  aus- 
helen,  daß  dadurch  die  größten  Gefahren  in  deu  Kolonieen  entstanden,  ln 
Sydney  geschah  dies  mit  400,  in  der  Kapkolonie  mit  2 500  Kisten,  von 
j denen  mehrere  Wagenladungen  während  des  Transportes  nach  Barberton 
I explodirten,  und  soeben  mit  400  Kisten  in  Adelaide,  welche  die  Regierung 
1 unter  großen  Gefahren  und  Kosten  vernichten  lassen  mußte.  Sie  batte 
I einem  Sachverständigen,  E.  T hompson,  für  die  Mühe  der  Vernichtung  250  £ 
] zu  zahlen,  ihm  ein  Segelschiff  zu  stellen,  das  50  £ Miethe  kostete,  und  ihm 
I sonstige  Zahlung  für  Zündschnur  usw.  zu  leisten.  Di«  ganze  Stadt  war  des- 
halb in  Aufregung,  und  unter  dem  Eindrücke  des  tagelang  anhaltenden 
l Donners  der  Explosionen  (denn  jede  einzelne  Kiste  wurde  auf  dem  Meere 
unter  Wasser,  in  der  Entfernung  von  8 bis  10  Meilen  vom  l.ande,  ange- 
zündet), die  da*  Volk  von  seiner  Angst  erlösten,  schreiben  wir  diesen  Artikel 
nieder.  Dies«  Dynamit- Lieferung  war  tob  der  Siegen -Dynamit -Kompanie 
in  Förde  (Westfalen,  Reg  -Boi.  Arnsberg)  geliefert.  !>i«  Untersuchung  ergab, 
dafs  daB  Nitro-Glyierin  vom  Kieselguhr  sich  getrennt  hatte  und  aus  den  Pa- 
tronen auslief,  die  Kiston  ferner  in  der  unsichersten  Weiso  verpackt  waren. 
Wie  «ehr  dieser  unverantwortliche  Vorfall  dem  deutschen  Handel  und  dem 
deutschen  Namen  hier  geschadet  bat,  bedarf  keiner  besonderen  Versicherung 

Die  Klageu  hiesiger  Geschäftsleute,  die  mit  deutschen  Firmen  in  Ver- 
bindung stehen,  über  nachlässige  und  unzuverlässige  Absendung  von  Gütern, 
über  da#  Vernachlässigen  des  rechtzeitigen  Senden»  der  Rill  of  Beding,  des 
Bruchs  kontraktlich  gestellter  Termine  der  Absetzungen,  der  Sendung  von 
Waareu,  welche  der  Bestellung  nicht  entsprechen,  sodafs  Waaron  geringer 
oder  geringster  Güte  etatrvffen,  wo  bester  Güte  bestellt  war  usw.,  sind  noch 
gar  zu  blutig  und  bilden  alljährlich  eine  lange,  traurige  Liste 

Die  hohen  Erwartungen,  zu  denen  wir  ln  Betreff  der  neuen,  vom  .Staate 
hoch  unterstützten  Dampferverbindong  durch  den  aufs  Rühmlichste  bekannten 
j „Norddeutschen  Lloyd“  uns  berechtigt  glaubten,  sind  seither  nicht  in  Er- 
füllung gegangen.  Äußerst  viele,  und  darunter  manche  gerechte  Klagen 
| haben  sich  gegen  die  bis  jetzt  gesendeten  alten  Schiffe  erhoben,  die  den 
| Schiffen  der  englischen  und  französischen  Linien,  die  tb«Us  ohne,  theüs  unter 


Nr.  11. 


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EXPORT,  Organ  de«  C«nU*lverein»  {Ar  Handelsgeographie  de. 


1887. 


geringerer  Staatsonterstützung  laufen,  in  der  Thal  wesentlich  uaebsteben. 
Die  Kompanie  schien  die*  bald  einzuseben  und  sendete  das  neugebaute 
Schiff  „Preußen“,  auf  dessen  Ankunft  Deutsrh«  wie  Briten  gleich  gekannt 
waren.  Aber  auf  dietem  unglücklichen  Schiffe  brachen  die  Pockeu  aus,  *o- 
dufa  es  aus  der  Quarantäne  drr  einen  Kolonie  in  die  der  anderen  überging. 
A:o  9.  Januar  waren  in  der  Sydney- Quarantäne  unter  den  Passagieren  des- 
selben bereits  bei  76  Personell  die  Pocken  au 8g eb rochen  und  bei  24  stellten 
aicb  die  Vorajroiptoroe  dieser  Krankheit  ein;  in  Me.boume  27  Pockenftlle 
und  in  Adelaide  4.  Hier  starben  bereits  2,  in  Melbourne  2 und  in  Sjdoey  8 
(jetzt  schon  12)  der  unglücklichen  Passagiere.  Ob  und  welche  Vornaeb- 
läsaigungen  tob  Vorsichtsmaßregeln  auf  dem  Schiffe  vorgekommen  sind,  ver- 
mögen  wir  nicht  zu  sagen ; wir  wissen  nur,  dafs  auf  jedem  englischen 
Schiffe,  auf  dem  diese  unglückliche  Krankheit  ausbracb,  die  Folgen  viel  ge- 
ringer waren  und  in  keinem  Falle  sich  auf  dem  Schiffe  verbreiteten.  Reisende 
auf  dem  „Preußen“  behaupten  nun  und  gaben  ihre  Aussagen  zu  Protokoll, 
dafs  nöthige  Vorsichtsmaßregeln  in  diesem  Falle  re>  ht  sehr  versäumt  worden 
seien.  Wir  wollen  hier  eine  MltUiellung  de*  englischen  „Advcrtiscr*  in  Ade- 
laide vom  lü.  Januar  wörtlich  anfübren.  Sie  lautet:  „Dafs  grobe  Nachlässig- 
keiten seitens  der  Leiter  des  „Preußen“  vorgrkommrn  sind,  kann  man  aus 
beunruhigenden  Aussagen  schließen,  die  uns  soeben  aus  authentischen 
Quellen  zugegnngen  sind.  [>auach  scheint  es,  dafs  einer  der  Offiziere  des 
.Preußen“  bei  der  Bestattung  der  Leiche  des  Pockenkranken,  bei  dem  die 
Krankheit  ursprünglich  ausbrach  und  der  auf  der  Rhede  von  Süd- Australien 
starb,  amtlich  zugegen  gewesen  sei,  sie  geleitet  habe  und  nach  seiner  Rück- 
kehr sich  frei  unter  Schiffsmannschaft  wie  Passagieren  bewegte.  Solch  ein 
rücksichtsloses  Verfahren  acheiot  fast  unglaublich,  aber  Zeugen  kommen  für 
die  Wahrheit  dieser  Aussage  auf.  ln  Melbourne  ist  ferner  bezeugt  worden, 
daß  man  die  nur  fluchtig  in  Segeltuch  gehüllte  Leiche  mitten  durch  den 
Kreis  der  Zwßchendeckspaasagiere  getragen  habe  usw.  Dies  wird  hier  ln 
Adelaide  bestätigt.  Es  Ul  ferner  bezeugt,  daß  der  Aufwärter  des  Pocken- 
kranken zugleich  auch  anderen  Kranken  aufgewartet  habe,  die  denn  auch 
zunächst  in  der  Adelaide-Quarantäno  an  den  Pocken  erkrankten.  Dafs  dieses 
Unglück  des  „Preußen“  unter  solchen  Umständen  in  den  australischen  Kolo- 
nien, in  denen  die»o  Krankheit  sieb  noch  nicht  befindet,  eine  sehr  tiefe 
Mißstimmung  hervorgerufen  bat,  bedarf  keiner  Versicherung.  Und  das  muß 
gerade  auf  einem  so  gerühmten  deutschen  Schiffe  geschehen!  Das  Lehrgeld,  j 
welches  der  „Norddeutsche  Lloyd“  in  dienern  Palle  zu  zahlen  haben  wird, 
ist  ein  sehr  tbeures,  das  kaum  unter  10  000  £ betragen  möchte.  Eine 
fernere  Klage  gegen  die  Kompanie  seitens  der  Oescb&ftsleute  ist  die,  «laß 
ihre  Frachsätze,  die  Ton  Anfang  an  schon  höher  waren,  als  die  Durch- 
frachten per  Dampfer  über  England,  nruerdings  noch  wesentlich  erhöht 
worden  sind,  wodurch  hiesige  Geschäftsleute  fast  gezwungen  werden,  ihren 
patriotischen  Gefühlen  entgegen  zu  den  alten  Verbindungen  lurückzugeben 
und  ihre  Wasren  wieder  über  England  verschiffen  zu  lussen.  Zahlreiche 
Aufträge  in  diesem  Sinne  *o  len,  wie  uns  mitgrtheiU  wird,  bereits  nach 
Deutschland  abgegangen  sein,  denen  ohne  Zweifel  andere  folgen  werden. 
Die  Durchfracht  von  Deutschland  hierher,  so  berichtet  man  uns,  beträgt 
per  Dampfer  via  England  2 £ pro  Tonne  *=  40  englische  Kubikfuß,  während 
der  „Norddeutsche  Lloyd*  anfänglich  40  M oder  2 £ für  das  Kubikmeter 
™ etwa  85  engl.  Kubikfufs  berechnete  und  neuerdinga  seinen  Frachttarif 
auf  50  M und  darüber  erhöbt  haben  soll.  Ob  es  dem  „Lloyd*  gelingen 
wird,  unter  solchen  Umständen  auch  fernerhin  volle  Frachten  nach  Austra- 
lien zu  erhalten,  wird  die  Zukunft  recht  rasch  lehren. 

Wir  könnten  die  Reibe  dieser  Klagen  noch  durch  manche  fernere  ver- 
längern; doch  uiöge  dies  für  jetzt  genügen.  Wir  we'den  diesen  Artikel 
mehreren  Hauptblättern  der  deutschen  Presse  mit  dem  freundlichen  Ersuchen 
übersenden,  davon  Kenutnifs  zu  nehmen  und  mit  aller  Kraft  dabin  zu 
wirken,  daß,  zum  Besten  der  lieben  Ueimath,  dergleichen  Rügen  in  Zu- 
kunft fortfallcn.“ 

Ähnliche  Klagen  erhebt  der  „New  Zealaod  Hcrald“;  derselbe 
schreibt: 

„Der  deutsche  Ausfuhrhandel  nach  Australien  und  Neuseeland  bat  in 
den  letzten  Jahren  bedeutend  zugenommen.  In  zahlreichen  Artikeln  haben 
die  Deuiscbeu  dabei  durch  die  Vorzüglichkeit  ihrer  Artikel  die  Engländer  aus 
dem  Felde  geschlagen;  in  anderen  Artikeln  ist  aber  das  Resultat  der  Kon- 
kurrenz für  die  Deutschen  ein  se«<r  ungünstiges  gewesen,  und  di«  englischen 
Fabrikanten  und  die  kolonialen  Importeure  müseeu  geradezu  entrüstet  sein 
über  die  schlechte  Qua  ität  der  Koukurreuzwaare.  So  ist  deutscher  Zement 
von  Baumeistern  und  Aichitvkten  als  untauglich  erklärt  (<L  b.  auf  dein 
australischen  Fest  laude),  wenn  auch  die  neuseeländische  Regierung  denselben 
zu  Foriifikatioiisr.we>  keu  benutzt,  wahrscheinlich  seiner  Billigkeit  wegen.  Wir 
bedauern,  dafs  man  gegenwärtig  in  der  hiesigen  Geschäftswelt  im  Verkehr 
mit  deutschen  Firmen  im  Allgemeinen  zahlreiche  Klagen  führt;  die  aebtungs- 
werihen  deutschen  Geschäftsleute  ha'-ea  darunter  in  Folge  der  nicht  ge- 
wissenhaften und  nicht  reellen  Handlungsweise  ihrer  Kollegen  miUuleiden.* 
Zum  großen  Tbe>le  sind  diese  Klagen  jedenfalls  berechtigt. 
Ei  ist  immer  wieder  das  alte  Lied  Aber  Ausrodung  mittelmäßiger 
Waare,  »cblecbte  Aufmachung  oder  Verpackung,  kleinliche»  Geschäfts- 
gebabren  einzelner  weniger,  dabei  nicht  sonderlich  bedeutender 
Firmen,  un’er  deren  Handlungsweise  die  tüchtigen  Fabrikanten  and 
Exporteure  mitzuh-iden  haben. 

Hervorheben  möchten  wir  hier  noch,  dafs  in  Nen-Seeland  selbst 
der  deutsche  Zt-mmt  der  Firma  Alfcen’acbe  Forti andxeroeot- 
Fabriken  io  Hamburg  außerordentlich  beliebt  ist;  derselbe  wird 
nicht  nur  bei  d<-u  Regierungshauteo  benutzt,  sondern  auch  von 
vielen  Harb  verständigen  anderen  Marken  vorgezogen,  zum  nicht 
geringen  Ärger  der  eugüaehen  Fabrikanten. 


Aus  wissenschaftlichen  Gesellschaften. 

ln  der  MKrzaitzung  dar  Gesellschaft  für  Erdkunde  führte  wiederum 
Herr  Prof.  Dr.  Sachau,  in  Vertretung  des  noch  augonleidenden  Herrn 
Dr.  Reifs,  deo  Vorsitz.  Gestorben  sind  folgende  Mitglieder  der  Gesellschaft 
bezw.  Geographen  und  For*chungsreiseude  anderer  Länder:  Geheimer  Rath 
Prof.  Dt.  Schröder  und  Prof.  Eicbler  ia  Berlin;  Reymondall  Brun, 
Generalsekretär  der  Geographischen  Gesellschaft  in  Bern;  Kapt.  George, 
Kurator  der  Kartographischen  Abtheilung  der  Geographischen  Gc-ellscbalt  in 
London:  der  General  in  der  indischen  Armee  Ch.  M* Gregor  (durch  seine 
Roßen  in  Persien,  Beludscbistäu,  Afgbanistän  bekannt);  Büigermr-isier  Kir- 
chenpauer  in  Hamburg.  Von  den  mitgethciltcu  g^ographn-chen  Nachrichten 
usw.  geben  wir  folgende  hier  wieder.  In  der  Osterwoche  d.  J.  wird  in 
Karlsruhe  der  VH.  Deutsche  Geograpbentag  ahgebalien  werden.  Herr  Dr. 
Klaus  y.  d.  Steinen,  der  1SS4  seine  große  Expedition  narb  dem  Xingii- 
Gebiete  in  Inner  - Brasilien  unternommen,  rüstet  gegenwärtig  eine  neue  Ez- 
pedition  ebendahin  aus,  um  die  wichtigen  Ergebnisse  der  ersteren  über  die 
dortigen,  noch  in  sozusagen  präeolumbianiscben  Zuständen  lebenden  Indianer 
und  deren  Gebiet  zu  vervollständigen.  Sein  Bruder,  Maler  Willi,  v.  d.  Stei- 
nen, nimmt  an  dieser  Expedition  Thesl,  desgleichen  Dr.  Ehrenreicb.  der 
durch  seine  Forschungen  am  Rio  Doee  bekannt  ist;  ferner  Dr.  Vogel  io 
München,  der  die  geographischen  und  astronomischen  Ortsbestimmungen 
auslübren  wird.  Letzterer  bestreitet  die  Kosten  seinor  Reise  au«  eigenen 
Mitteln:  in  Anbetracht  dessen  bewilligt  ihm  die  Gesellschaft  ein  Stipendium 
von  2000  jtt  aus  der  Karl- Ritter- Stiftung.  Prof.  Aschcrson  hat  «eine 
Studienreise  nach  dem  Nildelta  angetreten.  — Stanley  ist  mit  700  Mann 
von  Sansibar  nach  der  Kongomündung  abgereist,  um  von  Webten  her 
Kmin-Paacba  (Dr.  Schnitzer,  nicht  Schnitzler)  Hilfe  zu  bringen.  Es  ist 
ihm  gelungen,  den  bekannten  arabischen  Sklavenhändler  Tippu-Tip  für 
seinen  Plan  zu  gewinnen.  Anfang  Mai  wird  die  Expedition  an  den  Stanley- 
Falls  anlangen.  Der  General -Sekretär  Fieiherr  v.  Danke  I inan  verlas  ein 
längeres  Scheiben  des  Herrn  Dr.  Wolkenbauer  in  Bremen,  welches  ein- 
gebende Miltheilungen  über  die  Person  Dr.  Eduard  Schnitzer*»  (Emm- 
Paschas)  enthielt.  Danach  ist  derselbe  am  28.  März  1810  in  Oppeln  ge- 
boren: nach  Absotvirung  seiner  Gymnasial-  und  akademischen  Studien  (er 
ist  Dr.  med.)  war  er  türkischer  Schiffsarzt  und  machte  als  solcher  die  Be- 
kanntschaft eines  einflußreichen  höheren  Beamten,  den  er  auf  allen  Kelsen 
begleitete;  dabei  wurdo  er  äußerlich  ganz  tum  Türken.  Nach  kürzerem 
Besuche  Deutschlands.  Mitte  der  70er  Jahre,  trat  er  in  egypusebe  Dienste, 
und  bald  trat  er  daun  als  Hm  in -Pascha  im  Sudän  auf,  wo  er  aicb  bi»  jetzt 
gegen  die  Scharen  des  Machdi  gehalten  bat:  der  letzte  Rust  der  ägyptischen 
Herrschaft  m jenen  afrikanischen  Provinzen. 

Herr  Dr.  Snouck- Hurgronje  berichtete  hierauf  über  seine  Reise 
nach  Mekka  und  Medina.  Die  Landschaft  Hidsrhäs  an  «ter  Westküste 
Arabiens  bietet  dem  Reisenden  be«ieutende  Schwierigkeiten,  selbst  den  Mckka- 
pilgero,  da  die  Straßen  von  Jambo  nach  Medina  und  von  Dschiddah  nach 
Mekka  von  den  Hark-Stiminrn  unsicher  gemacht  werden  Di#  Bewohner 
all  der  genannten  Orte,  die  das  Zentrum  de«  Isläin»  bilden,  haben  selbst- 
verständlich, wie  alle  asiatischen  and  afrikanischen  Mohammedaner,  kein 
Verstäudniß  für  europäisches  Wesen  und  abendländische  Gesittung;  mit 
Mißtrauen  und  Haß  begegnen  sic  dem  Christen,  und  nur  wer  äufserlicb 
als  Moslim  auftritt,  ist  in  der  Lage,  Beobachtungen  über  Land  und  Leute 
anstellen  zu  können. 

Zwischen  Mekka  und  Medina  reist  man  nur  nacht«,  sodaß  es  nicht 
möglich  ist,  unterwegs  Beobachtungen  über  das  Land  anzustellen.  Besser 
kann  man  dafür  die  Leute  beobachten.  Nur  wenigen  Europäern  war  e*  bis- 
her vergönnt,  Mekka  als  Pilger  zu  besuchen,  darunter  Ali  Ht-y  (ein  Spanier), 
Burkhardt  und  ßurton.  Ihre  Schilderungen  über  das  dortige  Leben  uud 
Treiben  sind  aber  unvollständig  und  theilwei«#  unrichtig,  da  die  Mekkaner 
io  der  Jahreszeit,  in  wekber  jene  Europäer  dort  waren,  nämlich  zur  Zeit  «ter 
Uauptfeste,  sich  in  einem  abnormen  Zustande  befinden,  von  dem  man  nicht 
ohne  Weiteres  Schluss«  auf  ihr  Gesammtleben  ziehen  kann. 

Die  Bevölkerung  Mekkas  Ul  in  mancher  Beziehung  eine  flottante;  zahl- 
reiche Kaufleute,  Studenten  usw.,  die  aß  Pilger  dorthin  kommen,  bleiben 
manchmal  Jahre  lang  dort,  ehe  sie  io  ihre  Ueimath  zurückkehren;  ebenso 
bleiben  von  den  8-  bß  10000  Malaien,  die  jährlich  nach  Mekka  pilgern, 
immer  ca.  2000  für  einige  Zeit  dort,  während  ebenso  viele  derjenigen  Pilger, 
die  sieb  daselbst  für  ciuige  Zeit  niedergelassen  hatten,  sich  entschließen, 
wieder  in  ihre  Heimat  zurückzukehren 

Dr.  Snouek-Uurgrouje  brachte  die  Zeit  vom  5.  bß  11.  Monat  1303 
(Februar  bis  August  1885)  dort  aß  „Schriitgelelirter*  zu.  Er  wollte  länger 
bleibeu,  um  die  Haupt pilgerzeit  mitzumachen  uud  dabei  das  islamitische 
Leben  m seinem  Glanze  und  seiner  Unberührtheit  von  fremden  Einflüssen 
zu  beobachten.  Doch  kam  er  nicht  dazu,  da  er  die  Stadl  plötzlich  verlassen 
mußte. 

Ehe  er  von  Dschiddah  nach  Mekka  abreiste,  macht«  er  »leb  mit  zahl- 
reichen dort  wohnenden  Mekksuern  und  Malaien  bekannt.  Zahlreiche  Pilger 
aus  Buchara,  Kahulßtän,  Mekka,  Dschiddah  usw  photographirte  er  dort, 
später  sogar  auch  in  Mekka;  doch  mußt«  er  dabei  vorg-ben,  daß  er  die 
verbotene  Kun*l  de»  Abbtldens  nur  selten,  für  seine  Freunde  usw.  au  »übe. 
Eine  lange  Reibe  von  Pbotographieen  schmückte  denn  auch  die  Wände  de« 
Sitzungssaal«*  und  diente  zur  Illustration  des  interessanten  Vorträge«, 
darunter  Pbotographieen  der  Ka‘ba  (de«  heiligen  Siemes),  der  Moschee  in 
Mekka,  0 Unnau  Paschas  usw.  usw. 

Dschiddah  hat  seit  der  Eröffnung  des  Suoz-Kanales  an  Bedeutung  für 
den  Handel  überhaupt  und  mit  dem  Sudän  insbesondere  verloren;  jetzt  ist 
es  nur  noch  von  Bedeutung  für  das  arabische  liinterßni,  hauptsächlich 
Mekka.  Die  5i>-biafi0  0U0  Bewohnet  Mekkas  und  der  Umgebung  beziehen 
ihre  Lebensrnittel  über  Dschiddah,  mit  Aufnahme  geringerer  Mengen,  die 
durch  Beduinen  berbeigesebafft  werden.  Unter  den  Bewohnern  Dschiddahs 


1887. 


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EXPORT,  Organ  de«  Centralvereins  für  Haadelageographie  etc. 


Nr.  11. 


findet  man  Hodramith  (Leute  ans  Hadramaut),  ferner  solche  aus  dem  übrigen 
Arabien.  Indien  und  Afrika.  Eir  e Hauptrolle  *pielen  die  .Zünfte",  darunter 
na>>  entlieh  Bootsleute,  ferner  di«  ßaqil» (Fremdenführer)  unter  ihren  .Seheeben 
(Häuptern'.  Ein  solcher  Sc  liech  »orgt  für  die  sieb  ihm  amertraueuden 
Fremden  in  jeder  W*l»e,  namentlich  aber  auch  dafür,  daß  ihr  Beutrl  leidhter 
wird.  ISO  Scbeche  i-cnten  nur  die  malaiischen  Pilger  aus.  Mancher  von 
diesen  Scherben  bat  10  bi*  20  ITnlcrbeamt«.  Sie  befördern  die  Pilger»  die 
sie  srbon  am  Hafen  in  Kmpfaug  nehme»,  auf  Kamelen  nach  Mekka. 

Die  Luft  ist  io  l’scbiddab  ent»etzlich  heifs;  nach  den  seltenen  Regen  - 
schauern  treten  oft  Kratikbeitm,  häufig  in  seltsamer  Form  auf.  So  kam  in 
einem  Jahre  die  »Knekraukbeit*  (»Kuirfall")  vor,  bei  der  die  Leute  plötz- 
li>-h  dahinstürxlen;  noch  heute  werden  manche  F.reignUse  Tom  Jahre  »des 
Kniefalles'*  datirt.  Später  gab  es  Arm-  u»w.  Krankheiten.  Europäer,  die 
ges»ml  sind  und  regelmäßig  leben,  können  es  übrigens  sehr  wohl  aushallen. 
Am  21.  Februar  zog  Dr.  Suouck  nach  Mekka:  unterwegs  passirten  sie  26 
Oendarmerirposten ; zwei  derselben  sind  in  Dörfern,  Bachra  und  Hadda, 
stationirt.  Bei  der  Unsicherheit  des  Weges  sind  diese  Posten  von  Wich- 
tigkeit. 

Die  Pby.iognomis  Mekkas  hat  sich  seit  Burkbardt's  Anwesenheit 
nicht  verändert.  Im  breitesten  Tbeile  der  Stadt  liegt  die  Moschee,  ein 
offener,  mit  Säulenhallen  umgebener  Hof,  und  io  deren  Mitte  die  Ka'ba. 
Die  Moschee  darf  weder  verkleinert  noch  verlegt  werden,  obschon  ihre  Lage 
an  manchen  Uebelstinden  leidet.  Regnet  es  östlich  von  Mekka,  dann  bilden 
sich  in  der  Stadt  förmliche  kleine  Seen.  Die  größte  Waschschüssel  wird 
dann  die  Moschee,  da  ibr  Hof  fest  zwei  Fufs  tiefer  liegt  als  die  Umgebung. 
Der  Boden  des  Thaies,  in  dem  sie  liegt,  erhöbt  sich  fortwährend  durch  den 
in  Folge  der  UeberBcfawemmungen  sieb  ablagernden  Schlamm.  Zu  den 
H&osem,  in  denen  vormals  Mohammed,  Abu  Be  kr  usw.  wohnten,  muß 
man  mehrere  Stufen  hinabsteigen.  In  Folge  der  geschilderten  Uebelstlnde 
war  oft  die  ganze  Mosebeo  mit  Wasser  gefällt:  der  Brunnen  Semsem  in  der 
Moschee,  der  sobst  viele  Meter  tief  ist,  Aufs  dann  über.  Jetzt  ist  die 
Moschee  durch  die  Mauern  der  umliegenden  Biuser  geschützt. 

Osnz  Mekka  lebt  von  deu  Fremden:  die  Moacbeebeamten,  Kamel- 
vermiether,  Eseltreiber,  Gelehrte  und  Studenten,  die  Zünfte,  ßrner  alle,  die 
zur  Zeit  des  Oadsrb  (der  Uaupfpilgerzeit)  Räumlichkeiten  vennietheti.  Die 
Srberife  und  Kegierungsbeaaiten  beuten  ihrerseits  wieder  die  ganze  Be- 
völkerung aus. 

In  der  östlichen  Ecke  der  Ka'ba  ist  in  5 m Röhe  der  bekannte  schwarze 
Stein  eingemauert,  der  durch  die  zahlreichen  Küsse  der  Gläubigen,  die  zu 
ihm  empor»!  eigen,  eine  telDrartige  Aushöhlung  erhalten  hat.  Redner  ver 
breitete  sich  über  die  Geschichte  dieses  Steins,  der  wahrscheinlich  aus  dem 
Gebirge  Mekkas  stammt.  Semsem,  der  heilige  Quell  (oder  Brunnen?)  wird 
ohne  Grund  als  Seuchenherd  verleumdet:  während  ein  Pilger  trinkt,  soll 
ein  anderer  darin  die  Kleider  waschen  usw.  Du  ist  aber  unmöglich,  da  er 
riefe  Jferer  tief  und  außerdem  mit  einer  hohen  Umfassungsmauer  umgeben 
ist.  Die  Märchen  über  den  schlechten  Gesundheitszustand  Mekkas  sind 
tendenziöse  Erfindungen,  die  von  der  türkischen  Geeundheitsbebörde  (dem 
Conseil  sanitaire)  amgeben,  um  Ausläuder  vom  Besuche  absuhaJten.  Die 
Engländer  treten  dem  nicht  entgegen,  um  die  Aufmerksamkeit  von  dem  als 
Seuchenherd  bekannten  Bombay  abxulenken.  überhaupt  ist  der  hauptsäch- 
lich wegen  seine»  materiellen  Erträgnisses  aufrecht  erhaltene  tüikiscbe  Sani- 
tätsdienst im  Rothen  Meere  nicht  viel  mehr  als  Schwindel.  Seit  Qnrün-ar- 
Raschid  ist  Mekka  mit  einer  Wasserleitung  versehen,  die  aus  einer  Entfernung 
von  50  km  östlich  weiches,  »üßes  Wasser  herbeibringt.  Oft  war  sie  in  Folge 
der  stete  herrschenden  Nachlässigkeit  verfallen,  und  dann  behalfen  sich  die 
Mekkaner  mit  Rcg«-n wasser,  das  sie  in  Zisternen  auffingen.  Jetzt  ist  die 
Leitung  wieder  ganz  bergestellt,  sodaß  zahlreiche  öffentliche  Brunnen  wohl- 
schmeckende» Wasser  liefern.  Während  des  Hadsch  werden  allerdings  viele 
Regeln  der  Hygieine  übertreten,  und  die  Unaauberkeit  des  indobritiseben 
Gesindels  kann  dann  gemeingefährlich  werden.  Semsem  gilt  sls  Heilmittel 
gegen  alle  Krankheiten;  »aber“,  »o  sagen  die  Mohammedaner,  »der  erforder- 
liche Glaube  ist  in  unseren  Tagen  selten !“  Die  meisten  Ärzte  verordnen 
t»  nur  als  Puryativ;  **  schmeckt  wie  verdünntes  Ruterwasser.  Redner  hat 
eine  Analy*e  desselben  vorgenommen,  und  liefs  eine  Probe  des  Semsem- 
Wasters  zlrkuliren.  Möglicherweise  Ist  die  Ansiedelung,  der  Mekka  sein 
Entstehen  verdankt,  durch  den  Semsembrunnen  veranlaßt. 

Der-  Vortragende  ging  dann  näher  auf  die  politischen  Zustände  Mekkas 
ein,  auf  die  Geschichte  der  herrschenden  Familien,  den  Übergang  Mekka» 
unter  die  Herrschaft  de»  Slambuler  Sultans  usw.  Letzterer  sandte  1882 
Oth  man -Pascha  als  Gouverneur,  der  sehr  zur  Hebung  Mekkas  beigetragen 
bat  Doch  mitten  aus  seiner  segensreichen  Wirksamkeit  heraus  wurde  er 
in  Folge  von  Intriguen  der  altangeaeaaenen  Familien,  die  noch  eine  gewisse 
Herrschaft  ausüben,  nach  Aleppo  versetzt. 

Die  Bevölkerung  Mekka»  ist  sehr  gemischt:  die  Qadramith  kommen 
hierher  als  Diener,  Egypten  »endet  Handwerker,  Profeesoren  und  Mädchen, 
Marokko  Leute  verschiedenen  Standes  und  Gewerbe*,  Indien  die  gemeinsten 
Bettler,  verruchte  Gauner,  aber  auch  die  wohlhabendsten,  bestgvslnnten  Kauf- 
leutt.  Wer  in  Mekka  heiratbet,  wird  Mekkaner.  Ost-  und  Zentral- Afrika 
»endet  zahlreiche  Neger  und  versieht  auch  die  Sklavenmärkte  Mekkas  mit 
,Waarr".  So  wie  die  Verhältnisse  in  Zentral  - Afrika  jetzt  liegen,  gereicht 
den  meisten  dieser  Neger  die  Sklaverei  in  Mekka  zum  Segen;  die  meisten 
von  ihnen  werden  dazu  nach  einiger  Zelt  ganz  frei.  Redner  bot  verschie- 
denen Sklaven  an,  sie  in  ihre  Heimat  zurückzuführen;  sie  weigerten  sich 
jedoch,  oder  stimmten  nur  unler  der  Bedingung  zu,  daß  er  sie  such  wieder 
zuröckbringe;  denn,  so  erklärten  sie  ohne  Ausnahme,  durch  die  Sklaverei 
ttien  sie  er«t  zu  Menschen  geworden.  Wenn  tuen  diese  Zustände  an  Ort 
und  Stelle  studirt-  so  siebt  man,  dafs  die  englische  Anti-SJavery • Bewegung 
vielfach  nur  Schwindel,  oder  wenigstens  ein  Mif9griff  ist.  — Die  Konkubinen, 
uoentlich  aus  Abessinien,  werden  in  Mekka  oft  höher  geachtet,  als  die 
Gatttonen;  da*  Ist  durch  religiöse  Vorschriften  so  geordnet.  Eire  Sklavin 


kann  keinem  anderen  Herrn  mehr  übertragen  werden,  sobald  sie  geboren  bat; 
eine  Gattin  kann  aber  eventuell  von  ihrem  Manne  geschieden  werden;  mit- 
hin steht  die  Sklavin  in  einem  festeren  Verbaftniß  als  die  Frau. 

Eine  greif*«  Rulle  im  Volksleben  spielen  noch  die  Sclierife,  die  den 
15  Stadtvierteln  vorstehen.  Letztere  sind  niebt  abgegrenrt,  aber  jeder 
Mensch,  ja  sogar  jeder  Hund  w«jß  genau,  zu  weichem  Viertel  er  gehört. 
Oft  entstehen,  namentlich  zur  Zeit  des  Hadsch,  Streitigkeiten,  ja  sogar 
förmliche  Schlachten  unter  den  Bewohnern  zweier  benachbarter  Viertel; 
häufig  gelingt  den  Scberifen  aber  auch  ein  Sühneversuch,  bei  dem  «in 
Vertreter  de»  schuldigen  Viertels  sich  »«Iber  verwundet  und  schlief». ich  die 
Kosten  des  Sühnema1  lea  trägt. 

Der  Charakter  der  Mekkaner  wird  meist  zu  abfällig  heurtbeilt.  Sie 
sind  sehr  umgänglich;  Gast  mahle,  Picknicks  sind  an  der  Tagesordnung. 
Gescbm-trk  für  künstlerische  Ausstattung  ihrer  Wohnungen  besitzen  *ie  nicht. 
Die  volkstümliche  Religion  i«>  mit  Aberglauben  vermischt;  es  giebt  u.  a. 
Zaubergüitel,  welche  die  Fruchtbarkeit  der  Weiber  befördern,  und  solche,  die  ihr 
steuern.  Alle  Mekkanerinnen  werden  mindestens  einmal  vom  „Sar“  besessen, 
einem  Dämon,  der  nur  der  Beschwörung  weicht;  alte  Bescbwöreriouen  ver- 
treiben ihn  unter  Musik  usw.  mit  Zauberformeln  u.  a-,  und  als  »Hauptheil- 
mittel*  wird  der  Krankeu  ein  kostbarer  M -ntel  oder  dergl.  verschrieben. 
Manche  Mekkaner,  deren  Frauen  oft  vom  »Sar*  besehen  wurden,  sind  dadurch 
finanziell  schon  zu  Grunde  gerichtet  worden.  [Tont  comme  chei  nöuslj  Für 
alte  Neuerungen  sind  die  Mekkaner  zugänglich,  nur  Dicht  ftir  eump-deche; 
auf  di«  den  Europäern  ungünstige  Stimmung  und  auf  ihren  Fanatismus  sind 
auch  die  Ereignisse  in  Egypten,  im  Suddn  usw.  nicht  ohne  Einfluß  geblie- 
ben. Wenn  erst  einmal  Eßenbabneu  nach  Mekka  und  Medina  führen,  so 
dürfte  sich  auch  dort  manches  ändern;  bis  sich  Mekka  abermals  um  eine 
Elle  erhöbt  bat,  dürfte  auch  der  Gesichtskreis  der  Bewohner  ein  weiterer 
geworden  sein. 

Herr  Dr.  Emil  Deckert  erhielt  hierauf  das  Wort  zu  seinem  Vortrage 
über  den  Yellowstone-Park  in  den  Vereinigten  Staaten,  der  bekanntlich  im 
Quellgebiet  des  Yellowstone- Flusse*  (Wyoming)  liegt.  Im  Jahre  1871  wurde 
der  .Park“,  der  durch  seine  merkwürdigen  Gey  «er- Landschaften  berühmt  ge- 
worden ist,  neu  entdeckt  und  am  1.  März  1872  von  der  Uuionregierung 
zur  Staatsdomäne  erklärt,  die  m einen  großartigen  Nationalpark  umges<- baffen 
werden  soll.  Der  Vortragende  gah  einen  Überblick  über  die  geolo.- Ische 
Formation  des  Gebiete«  uud  beschrieb  dann  iu  anschaulicher  und  interessanter 
Weis«  die  Reise,  die  er  vor  ea.  zwei  Jahren  dorthin  unternommen,  S'*wie 
dio  Eindrücke,  die  er  in  diesem  großartigen  Urwaldgehieto  inmitten  einer 
seltenen,  au  Widersprüchen  in  klimatischer  und  sonstiger  Beziehung  reichen 
Natur  gewonneu  batte.  Zahlreiche  gute  Pootographieeo  dienten  dem  Redner 
zur  Erläuterung  seines  Vortrages. 


Lttterartsche  Umschau. 

Yerzelebttlfs  der  bei  der  Redaktion  ein  gegangen  eu  Druckschriften. 

Die  nachstehend  besprochenen  und  angezeigteu  Werke  können  durch  die 
Buchhandlung  Walther  A Apolant,  Berlin  W,  Matbgrafenstraße  60, 
jederzeit  bezogen  werden. 

2887.  Gran  Almanaqut  dd  Siylo.  Aiio  XXIV.  Libreriu  naciotutl  dr  A. 
ßarreiro  Ramot , AforUectdco. 

A.  TF.  8.  Ein  Kalender,  wie  es  derou  viele  in  Süd- Amerika  giebt,  nützlich, 
ja  wohl  unentbehrlich  für  die  Bewohner  von  Montevideo  und  der  ganzen  Republik 
Uruguay,  aber  von  geringem  Interesse  für  alle  übrigen  Menschen.  Kalendarium, 
Münztabellen,  Anekdoten  und  Reklamen,  namentlich  GebeimtnlUelreklamen, 
wechseln  mit  Gesetzesauszügen , Regententafeln  usw.  ab,  und  den  Schluß 
bildet  ein  Verzetchnifs  derjenigen  Firmen,  welche  den  Kalenderroann  mit 
ihren  Annoncen  erfreut  haben.  Auffallend  ist  es  bei  diesem  Kalender,  wie 
bei  den  meisten  derartigen  Publikationen  in  Süd-Amerika,  dafs  die  deutschen 
Industriellen  sich  ihrer  nicht  annähernd  in  dem  Mafse,  wie  audere  euro- 
päische Industrielle  bedienen,  um  die  Aufmerksamkeit  der  Konsumenten  auf 
ihre  Fabrikate  zu  lenken,  was  bei  der  großen  Rolle,  welcbe  die  Kalender 
□an  einmal  jeuaeit  des  Ozeans  spielen,  als  ein  Mangel  an  kaufmännischer 
Rührigkeit  bezeichnet  werdeu  muß. 

Deutsche  Geographische  Blätter.  Herausgegebcn  von  der  »Geo- 
graphischen Gesellschaft*  in  Bremen  durch  Dr  M.  Linde  man.  Diese 
Zeitschrift  erscheint  vierteljährlich.  Ahounerocntsprei»  8 M jährlich 
Kommissionsverlag  von  G.  A.  v Hai  ein,  Kremen.  1886.  Heft  4. 
Band  IX-  Inhalt:  1.  Die  brasilianische  Provinz  Matto  Grosso,  nach  der 
Schilderung  von  Dr.  J.  Severiano  da  Fonscca.  Von  Dr.  H.  v.  Jhering. 
2.  Ethnologische  Beiträge.  Zaubereiprozesse  und  Gottesurtheile  in  Afrika. 
Von  Dr.  Alb.  Herrn.  Post  3.  Von  dem  Niger- Henuegebiet  und  seinen 
Qandelsverbältnissen.  Von  Ernst  UarterL  4.  Der  Ausbruch  de«  Ätna 
vom  Mai  1886.  5.  Die  Ergebnisse  der  Untersuchuogsfahrten  des  deut- 
schen Kriegschiffes  »Drache*  in  der  Nordsee.  Von  Professor  Dr.  0. 
Krümmel  in  Kiel.  6.  Vorläufige  Mittheilung  über  die  wissenschaftlichen 
Ergebnisse  der  deuseben  Polarstationen  7.  Kleinere  Miltbeilungen: 
a)  Aus  der  »Geographischen  Gesellschaft*  in  Bremen  (Vorträge,  Aus- 
stellung, Personalien),  b)  Polarreg  innen.  (Norwegische  und  Schottische 
Eismeerfiscberei.  Fiscbereikreuzer  im  antarktischen  Meere.  Pearys  Mai- 
gaarda  Schlittenreise  auf  dem  grönländischen  lnlandseise),  c)  Aus  Neu- 
Guinea.  (Zweite  Fahrt  auf  dem  Kaiserin- Augusta- Fluß.  Dampfer  »Isabel*, 
Kapitän  Dallmaun,  nach  Neu-Guinea.  Gold  am  Uüon-Golf).  d)  Von  der 
Insel  Reunion.  (Dr.  Konrad  Keller' s Reisen),  e)  Die  Insel  Barbados, 
f)  Britisch-  Guiana.  g)  Die  nordfriesischen  Inseln,  b)  Aus  Sibirien, 
i)  Dr.  0.  Adolf  Fischer  t.  k)  Die  Bcrri-Berri-Krankheit.  1)  Dampfer- 
linicu  zwischen  Europa  und  dem  Kongo.  8.  Geographische  Lttteratur- 
Korrospondenz  der  Ältesten  der  Kaufmannschaft  von  Berlin 


Nr.  11. 


180 

EXPORT,  Organ  des  Centralrereins  (Br  Handelsgeographie  etc. 


1887. 


Chile,  Briefe  von  Kolouinten.  1885.  (Molto:  Ubi  bme  tbi  patria 
Nervosität  and  Nervenschwäche.  Kino  gemeinverständliche  Abhand- 
lung für  Gebildete  aller  Stände  toq  Dr.  E.  Maien  fisch  in  Zürich,  Be- 
«itzer  und  Arzt  der  Wasserheilanstalt  Mammem  am  Bodens««.  Zweite 
Auflage.  Benno  Schwabe  (Schweighau.verVhe  Verlagsbuchhand- 
lung), Basel  >886, 

Die  Wasserkur,  da«  Verbalten  bei  derselben  und  die  Krankheiten,  für 
die  »ich  eine  solche  eignet.  Eine  gemeinverständliche  Abhandlung  von 
Dr.  B.  Maienfisch  in  Zürich,  Besitzer  der  Wasserheilanstalt  Mammem 
am  Unter**«  (Schweiz).  Zweite  Auftngc-  Basel,  Benno  Schwabe’«  Ver- 
lagsbuchhandlung, 1B86. 

Korrespondenzblatt  de»  „Allgemeinen  Deutschen  Schu Ivoreines' 
in  Deutschiazid.  Berlin,  Januar  1837.  Ko.  1. 

Inhalt:  Über  die  Erhaltung  deutscher  Sprache  und  Art  in  der  Fremde 
l Bericht,  erstattet  von  Prof.  Dr.  Kuoll  iu  der  III.  SiUuug  de»  » Allgemeinen 
Deutschen  Kongresses  zur  Forderung  überseischei  Interessen“  am 
16.  September  zu  Berlin).  — Das  DeuUcbthum  in  Kram.  — Fried- 
rich Fronius  und  Josef  lialtrich  (zwei  deutsche  Lebensbilder  aus 
Siebenbürgen).  — Deutsche  Schulen  in  der  Dobnidacha.  — Die  Russi- 
fiziruog  der  deutschen  Ostsee- Provinzen.  — Vereinanachricbten.  — Lilte- 
rarisebe  Besprechungen.  — Inserate. 

Campaiia  del  chuco.  Expedition  Uevtvla  a eabo  Ufjo  ri  comando  in- 
mediato  del  Ex mo  seüor  ministro  de  guena  y marina,  general  Dr  D. 
Benjamin  Vietoriea  m el  ano  1884  para  la  cxploradon,  oeupation 
y doutinio  de  lodo  ei  Chaco  Argentino.  — Parte  general  y dmr*o  de 
marcha  con  lodos  toe  jefes  de  las  diversas  columnas  milUare»  r infarme» 
de  las  com  ist  ones  tientificas,  etc.  etc . — Pnecdido  de  una  mtroduccwn 
ilustiatirau  acompaitado  del  plano  general  toooyrdfito.  — Publiention 
oficial.  — Buenos  Aires.  Jmprenta  Europea.  Mureno  51.  esquina  ei  De- 
fensa , 1885. 

Registro  Estadistico  de  la  Vrotincia  de  Buenos  Aires  ano  1879 
«r  1860.  Puldtcado  bajo  la  direceion  del  doctor  Emil  io  R.  Coni. 
Seguiula  rpoca . ano  r igesimo  sesto  y setimo.  Buenos  Aires  1886. 
voll  1 

dmuriu  de  la  Oficina  Central  Meteorolojica  de  Chile , pubüeado 
por  la  coniMion  de-  Meteorologia.  Tomo  18°.  correspondtente  a 1886. 

4°  Cuademo:  julio  1 agosto.  Santiago  de  Chile  1886. 

Quart  rly  rrpoit  of  the  chief  of  the  lureau  of  statistics,  treasuru  department, 
rtlatiee  to  the  Import»,  Export*.  Immigration,  and  Navigation 
of  the  United  State»,  / or  the  thrtc  months  cm img  stptemlxr  uO,  1886, 
also  containmg  nther  statistics  relative  to  the  (Nde  and  tw/utfry  of  the 
count  ry.  Washington  1886. 

Österreichische  Statistik.  Hernaegegcben  vou  der  K-  K.  Statistischen 
Zentral- Kommission  XIV.  Band.  3.  Heft  Wnaren -Ausfuhr  aus  dem  adr 
gemeinen  Österreichisch- Ungar Urhen  Zollgebiet  iui  Jahre  1835.  Wien 
1886.  ln  Kommission  bei  Karl  Gerold  s Sohn. 

— Nachrichten  über  Industrie,  Handel  und  Verkehr  aus  dem  Statist.  Depar- 
tement im  k.  k.  Handelsministerium.  XXX Ul-  Bd.  III.  Heft:  Hauptcr- 
gebnis.se  der  ö»terreichi»chen  KisenlNthnstatistik  iui  Jahre  1885.  — 

IV  lieft:  Wert  he  für  die  Mongcneinhcitcn  der  itn  Jahr«  1885  im  öster- 
reichisch-ungarischen Zollgebiete  ein-  und  ausgeführten  Waaren.  Wien 
1886.  

Hricfkftstcn. 

Mühlenunternehmuagcn  in  Brasilien.  Zu  diesem  in  voriger  Nummer 
veröffentlichten  Belichte  erhalten  wir  noch  folgende  Nachschrift  aus  Rio  de 
Janeiro  vom  15.  Februar: 

Soeben  meldet  ein  Telegramm,  dais  der  iu  der  besagten  Korrespondenz 
erwähnt«  Visconde  de  Kigueiredo  sich  bereits  wieder  hierher  einge- 
sebifft  hat.  Dadurch  wird  der  letzt«  Passus  meines  Berichts  — ■ jenen  Herrn 
in  London  aufzusueben  — tbeilweise  gegenstandslos  InteriMäeiileu  mülsten  j 
(in  englischer  Sprache)  sich  direkt  hierher  wenden,  entweder  an  den  Ge-  ] 
nannten  oder  an;  W.  lloJuian,  Director  do  »Banco  Inirrnacional“  hier. 

— Hern»  Dr.  Uörger.  Adelaide  (8üd- Australien).  In  der  Wer  theimer- 
scheu  Saldi«  stimmt  die  im  „Export“  gegebene  Darstellung  genau  tail  dem  von 
der  Schriftleitung  berauieegebenen  offiziellen  Berichte  über  deu  „Allgemeinen 
Deutschen  KongreCs*  überein;  ein  Exemplar  de«  genanntm  Berichtes  liefsen 
wir  per  Pust  au  Ihre  werthe  Adresse  abgeben. 

— Neue  deutsch«  Kolonie  in  Süd-Afrika.  Die  Herren  E.  Nagel,  ' 
M.  Bauer  und  F.  Hevdweiler  in  Berlin  haben  auf  Grund  einet  Vertrages 
mit  Umquiltcla,  König  des  unabhängigen  Pondolandes  in  Süd-Aftika,  ein  Gebiet 
von  160  engl.  Quadratmeilen  oder  41439  ha  erworben,  das  sie  für  landwirt- 
schaftliche und  gewerblich«  Zweck«  nutzbar  machen  wollen.  Kupferminen 
befinden  sich  im  Lande.  Zwei  Häfen  sind  su  nennen:  St.  Johns  Mouth  und 
Port  Grosvenor. 

Die  oben  genannten  Herren  versenden  unter  der  Firma:  „Yerwerthung 
des  E.  Nagel'schen  Vertrages  über  Landerwcrh  im  Pondolaod«,  (Süd-Afrika)“  , 
eine  Broschüre  mit  genauer  Karte  behufs  Einladung  zum  Beitritte. 

Jedenfalls  ist  dieses  Auftreten  einer  neuen  kolonialen  Gesellschaft  «iu 
Bewei»  dafür,  dal«  die  koloniale  Bewegung  nicht  im  Rückgang  begriffen  ist. 
sondern  im  Stillen  immer  weitere  Anhänger  gewinnt  und  Erfolge  erzielt. 

— In  einer  Besprechung  über  das  kürzlich  erschienene  Werk  Audoy-  | 
naud's:  „Beobachtungen  über  das  Gipam  des  Mos'us*  sagt  die  „Deutsche 
Chemiker-Zeitung“:  „Das  Gipsen  des  Weines,  welches  im  Süden  Frankreichs 
sehr  allgemein  itn  Gebrauch  i*t,  hat  nach  der  Meinung  der  erfahrensten  I 
Weinbauer  den  Zweck,  dem  W«ln  Farbe,  Glanz  und  gTÖfserc  Haltbarkeit  zu 
geben  Verfasser  hat  sich  nun  überzeugt,  daf»  eia  wenig  Gips,  in  Most  ge- 


bröckelt, diesen  sofort  intensiver  f&rbt.  Ferner  bat  ihn  «in«  lange,  sorgfältig 
ausgefübrtc  Reihe  tod  Versuchen  mit  gegipsten  und  nngegipsten  Weineo  zu 
dem  Ergebnils  geführt,  dafs  die  Wirkung  des  Fermentes  bei  Zusatz  von 
Gips  viel  intensiver  ist,  dafs  viel  mehr  Kobleusäurc  und  deshalb  auch 
Alkohol  entwickelt  wird  und  dafs  di«  schädlichen  sekundären  Gärungen  voll- 
ständig eliminirt  werden,  sodafit  die  gegipsten  Weine  in  der  Ttat  haltbarer 
werden  als  die  nicht  gegipsten”. 

Demnach  scheint  die  Reklame,  die  vielfach  (auch  hier  in  Berlin)  für 
„ungegipsten“  Wein  gemacht  wird,  doch  wohl  der  thatsächlichen  Begründung 
zu  entbehren. 

Dr  0.  B—  iu  A-  Die  Auzahl  sämmtiieber  bäuerlicher  Wirtschaften  mit 
Kühen  ist  weder  für  daa  Deutsche  Reich  noch  für  Preufsen  bekannt;  dagegen 
wurde  für  letzteres  anf  Grund  der  Viehzählung  vom  10.  Januar  1833  er- 
mittelt, wie  viel  Gehöfte  mit  mehr  als  lü  Kühen  in  Preufsen  vor- 
handen sind;  diese  Verhältnisse  stellen  sich  wie  folgt: 

Gehöfte  mit  Rindvieh  und  zwar  mit  mehr  als  10  Stück  desselben: 
a)  Gehöfte  mit  10  bis  19  Stück  b)  Gehöfte  mit  20  und  mehr 

Rindvieh.  Stück  Rindvieh. 

Anzahl  dar 

Gehöfte  i KOIm;  GthOffc».  Kühe; 

1.  in  den  Städten  . . . 80  563  j 1 in  deu  Städten  ...  20  419 

2.  in  den  Landgemeinden  2.  in  den  Landgemeinden 

uilt  mehr  ais  1000  Einw.  110  690  1 m>t  mehr  als  1000  Einw.  21  170 

3.  in  den  Landgemeinden  3.  in  den  Landgemeinden 

mit  weniger  als  1000  I mit  weniger  als  1000 

Einw 434  1917  F.inw 38  216 

4.  in  den  Gutahezirken  . 45  281  I 4.  in  den  Gutsbezirken  ■ 73  365 

überhaupt  . . .669  3401  ! überhaupt  . . .157  1170 

— Hm  R.  0-  Lot  f<i  •m.  Hau  kurz.  D*r 

lUapta-  „Bnaariu“  bat  »atythrin»  am  ».  Mär»  Narbmilia«*  T*n«rllf«  |Maair1.  „Cwra“  i«l 
auaccbeint  »»  V Mär*  Vormhu««  la  Mowtorldaa  *a|*»aan*a.  „Valparslau“  bat  rürhXabraad 
am  1.  U«ii  11  Ubr  Mura*na  Uuvi  r jiaaurt.  „Kurufia”  Ut  am  IU.  Mira  raa  M«bUYld«u  nach  Ant- 
werpen und  llamkun.-  walterf a|tanf<n.  bat  aa-gebtiid  am  II.  Mir*  Unter  pWMlil. 

,,lndU-*  lat  rüt-bkabraad  aaa  9.  Mär*  la  Antwar|rts  anK*bnmnieti  and  am  11.  Mit*  uaeb  Kam- 
barg  abftgucea.  „I’rrtuatiu*  lat  am  11.  Mira  vun  Bebta  rla  PerMmt-uco  uaefe  tUropa  ab 
IWN(*B. 

— Daa  epäetUnnabaua  Aafart  Blamenthsl-Hambarx  barlebtnl  na*  folsaada  Dampfer- 
and  Otglar-Abfabrtea  tun  Hamburf  nach  aurapälaeban  and  äbartealarban  Pliuea; 

a)  Dampfaebirr*. 

Afrika  (Sfidaairtküata)  via  Madalra,  CaaaH.rb»  laaalw,  Gori«,  Ae m.  Lagu*  u*w.  bl«  Loanda 
llikl..  PntLdampr«*  „Uta  Woanaaan“,  Kap«.  Dulro-r.  <l*«Uch.  3t.  Min. 

Afrika  (w«*tkü»io)  vl«  »li  jri.-a,  tluci«  u*a.  Puitdeoipfar  „AOnlph  Wnernnao" , Kapt. 
Melnert*.  deuUeb.  V * Ur  i. 

f KapiUdt  ><aa.  («U  Madeira)  all«  SB  Ta*«,  «aniebtt  Dampfer  .Spartan-.  euglUeh,  1.  April. 

l'vaaa«.  «tnfapara.  ttoniik  n*  und  Japan  <_KiB«»in  Linir-)  Dampfer  JlpbU«niau,  daoiUcb, 
:*0.  Marx,  Dampfer  d«at«.-b.  30  April.  Dampfer  „Caiaaadra“,  daatecb,  10.  Mal. 

Dampfer  ..Polybynmia-  deularb,  Sil.  Mai,  Dampfer  „AUlanta**,  deatarh,  JW.Junl. 
Hlagapora,  IlimaSuaw  aad  Japan  av«nt.  rla  Anlwtrpon  nnil  London  (Sfaix-Llnlej  Dampfer 
„Uenuneuhirw-,  KapL  Duitaii,  «ngUtcb,  Sft.  Mira,  Dwmpfer  „Cardlpanahit*“,  K*pt  Wukln« 
cnzlUrb.  2V.  Mal. 

Adefald*.  Melbourne  und  Sydney,  Puetdampfer  „Norfcar*,  deularb,  19.  Min. 

Mnaapore,  lionzkon«.  «ehaeirbaJ.  Yokobaxna,  illo«o  uoa  Nt^taakl  <tla  Port  Seid,  Sues,  Aden 
and  ColoenboJ  t'oetdampfer  ...Seebaeo",  deularb,  bie  }.  April. 

Wladiw'xbtk,  «rest-  antb  K>c«ls|(ff«k  {tie  Ilongk  >ng)  Dampfer  „Atlae“,  Kapt.  Wulff,  i»i*r- 
«a|H*eb,  prompt 

Wlaitiwatck  und  Meulajufft'k  (ela  flnnzkonR]  Dampfer  ..Triompb*.  deuttrk,  Anfanf  April. 

«ln  deultrbar  Dampfar  fcrnl*  April  oder  Anfang  Mai. 

Valiiaraiiu,  Arlca,  Mndandu,  CalUo.  I*.:rt  -Sianl rj  (Kalklaad-Iuatln}.  Fuata  Aren««  Sir.) 

Corral , Corunel.  Tateabujno  und  lfulqua  talanfead  «la  Antwerpen  ein  drutarber  Poit 
dampter  am  Z>.  Man. 

Mollendo,  Hiac*.  Calla».  l’«vta  und  änaytqull  (*ta  Autwerjien)  I'oeidampitr  J.ii»ot“,  Kapt 
Gründen,  dentech,  21.  iLtrx. 

Valparaim,  Puma  Arena*  (Ma«.-8T).  Cnrrs).  Talrahuann,  Ljul^u*.  Arlra.  Mnllrad», 
Calla»,  Pajt»  nnd  Guayaquil  (ela  Antwerpen)  Dampfer  „Latinia“,  KapLMertaer,  deutaeb, 
21.  Märt,  Dampfer  „Titania",  Kapt.  Weller,  deularb,  21.  A|iriL 
MuBlevtdO»  und  Buanua  Air««  {via  Medeira)  Po>idampf«r  „Kebfnicder“,  Kapt.  Splledt, 
deu'ieb,  1».  Mira. 

Montevideo,  Buenoe  Alree,  Konario  und  Stu  Nkolt»  (via  Madeira)  Poetdampfee  „Urupway“, 
Kapt.  Kur,  deuteeb.  1.  April,  t'uatdampfer  ..l'aranacaa",  Kapt.  lUbl'a,  daeUcb,  Iu.  April 
Bahia,  Ri»  de  Janeiro  sed  n»at«e  (vta  Ll*«abo«j  ToMdampfer  „Valpara«*.»“,  Kapt  RJ*<tel, 
deoiech,  IS.  Mira,  Poatdampfer  „Tljara“,  Kapt  Kl«r,  deuueb,  4.  April. 

I'eraambae«.  Km  de  Jaamln  »ad  Oaetoa  (via  Ixmtoa)  Poeldaaapfer  „Perwamburo**, 
Kapt.  Hcbarfe,  daulecb.  23.  Mir«. 

Weit-Iudlea  via  Havre  (SL  Tbomaa,  Veueanela,  Haiti)  am  6.  und  21.  aueb  nach  Puerto 
Plata.  am  d..  II.  und  24.  Jeden  lloaiu,  auairbrt  Dampfer  „Pranrla“,  deutvvb, 
II.  Mir*.  Dampfar  jUi>l*|a-  24.  Min,  Dampfer  „Hun^aria“  April. 

Mextr«  (trle  liavrej,  Vererrni.  Tampfr«  »ad  l'roereeo  am  2.  J*de®  Monet«,  auniciHt  Poel 
dampf«*  „Teutonia",  deuticb.  2,  Aprit,  P»»tdampfer  ,.U«l«eUau,  dMittrb.  2.  M«J. 

Haben«,  Matanaaa,  Clenfuegoe  nad  Bl.  Jag»  de  Cohn  Dampfer  „Pranriera-,  Kapt.  Cirarda, 
•penierb,  2V  Mir*. 

Habäna  Dampfer  „Indla",  Kapt.  HüUen,  deuUcb.  3.  April,  Dampfer  „Kuropa".  Kapt.  Stiefel, 
deutxeb,  April. 

New  York  (ela  Harre)  Pootdampfrr  „Wieland",  deuiacb,  2"  Mir»,  Po«idarapf«r  _Kka«!l**‘, 
dentarb.  27.  Mkra,  Pootdampfai  „Buevta-,  3.  April,  (direkt)  Poetdampfer  „Uammunla“. 
deiitacb.  6.  April,  Union-Dampfer  „l'iiUna~,  Kapt.  Scbad«,  deularb.  16  Mir*.  Dampfer 
„Pol  ynealn“,  Kapl.  Kbbn,  deutacb,  1J  .Mir*,  Dampfer  „Taorotiaa-,  Kapt.  Franrk,  doulecb. 
» Mir*. 

tlalifa«  nnil  Rovton  («la  Antwerpen)  Dampfe»  „WamDabm-,  Kapt.  Hundewadt.  dxaieeb,  30.  Mir» 
ilmtiiii  (direkt)  Dampfer  ,.W«tii«rbj--.  enfflUrb,  Li.  Mio,  Dampfar  „Waablngtun  Clij-, 
eufliirh,  10.  April. 

liarwlek,  Dampfer  „Urans*“,  Kapt,  Urkidi.  deularb,  14.  Mkra. 

Hüll.  Dampfer  „Sultan“,  Kapt.  Cattlll,  en*lt»cb.  16.  Mkra. 

Madrid  und  andere«  Babn*tatioo«n  I" -'rtsza  •Spanlee»  (via  Liaaaboo;  Pootdampfer  „Velperat».'-, 
deaiach,  IS.  Mär*,  Poaldampfnr  „Pernamhitrer-,  deularb,  23.  Mär»,  Poeldampfer  ,,T>Jtra-', 
dentarb.  4.  Ap  11. 

Trtewt,  Venedig,  Ancona,  Bari,  Dampfer  „Olga“.  Kapl.  «.  Helm*,  dreUch,  24.  Min. 
fiuibnnburg  dir  kt  Dampfer  „Morden-  Kapt.  Wiiteratröui,  aebwediaeb,  IT.  Mir*. 

Movkbulm,  Dampfrr  „Blocks j|m“,  Kapt.  Biubm,  deuUcb.  17.  Mire. 

Kepanbagcn,  Malmo  (um  »tagen)  Dampfar  „Vondat  **♦.’*,  Kap!.  Cbrteleaie«,  diniaefe, 
IS.  Mär* 

Li  bau  direkt  Dampfer  ..George  Dltlmann“,  Kapt.  Üaodbetk,  deutarb,  ladebereit. 

Fleaebiurg  und  flnnderbarg,  Dampfer  „Kaeal“.  dtnueb,  bl*  19.  Mir», 
buttio  dlrnkt  Dampfer  „Bembari-',  Kapt-  bebradwr,  danteek,  ca.  16-  Mir*. 

Dan»»*  und  Kinig«l>arg,  Dampf«*  „Au(U*r,  Kapt.  Delf»,  deutacb,  rs.  IS.  Mix«. 

b)  Begelacblff*. 

Melbourue  Wbarf  „Maaatlan“,  Kapl.  Leverkua,  demlerh.  Io  diesen  Taro«. 

»pduV  ..Cordlltera“  («on  Blaen),  «aglbteb,  Mine  Aprit,  „CnndoentU",  Kapl  Halbe,  daularb 
prompt. 


1887. 


Nr.  11. 


1»1 

EXPORT,  Organ  8m  Centnlvereisa  fflr  Handalsgoographie  etc. 


Du«4Ja  Wharf  „Vlaaort»'*,  d«uUKk,  La  dLaaaa  Tmio. 

Wwtklti.  Hau« i (mol  via  Harra  o-dar  Borlawi:  »Aaoiaa-,  K.|>l  t.laar*.  AaaUck, 
prompt 

Waaikätta  Zentral- Aiaarikar  (Paula  Artcat  bla  Cbamprrlcu  odar  amgakahrt)  -Maria",  Kapt. 

Brack trolilt,  <l««urh,  prompt. 

Oaa/aqull  -Data1*.  Kapt.  Haataa,  dknixk,  prompt 

Valparaiso  .Val^aaala"  (toa  Bitra)  Kap«.  Bablk«.  daquah,  proatpt 

Klj'kuel > (Boaooa  Alre»)  dlrakt  „Rota",  KapL  llöranaao,  norwagUch.  Ud»i. 

Montarldan  and  Boaarlo  -.Adel»  S.  Hllla".  KifV  Jaoklot,  «nglisek,  lad«. 

Porto  Altar«  (dlrakt)  „Ilrltat".  KapL  Bau  io. an.  daoitck,  prompt  -Mattv*  KapL  Tkomaaa, 
dinlorb,  ladat 

Bio  (Wando  -Dcrlkra  Maria**,  Kap«.  Briack.  dknltrk,  aafaJIartlg,  „Tante»“,  Kap«.  -Ad*»'1, 
dautarb,  ladat,  JUgirrlaml“,  KapL  Deckt»,  dtuttcb  prumpt. 

San  «na  „ Augur«".  KapL  Btrackboldar,  d«ut»rb,  prompt. 

Hie  da  Jaatlro  .Jdrfao“,  Kapl.  Rnerkmaat,  daatarb,  prompt,  „Muk  Mary**,  Kapt.  Holla. 

darnach,  •apaüenlg. 

Hakia,  -Maria",  Kipt.  Bchnmacber,  dauucb,  prompt. 

Parnambocu  „gtanley“.  S»P«.  Jobuaaa,  aaroapUeb,  prompt. 

Ciudad  Boilrar  „Dali»  Zorla"  Kapt  Schach»,  dauurh,  nach  Ankaall. 

La  Goayra  „Mathilda".  Kapt.  Boltica,  dautxb,  prompt 

La  Goarra  and  Mararaiho  -Clara“.  Kapl.  Tboparata,  dialark,  prompt 

Paart«  Caftallo  (dlrakt)  „Rarlqua“,  Kapt.  PatarMa,  dauucb,  ladat 

Paart«  Caballo  (dlrakt)  und  Maracaibo  „Alten-,  Kap«.  KulkarU,  darnach,  prompt. 

HL  Thema«  -Palaa".  KapL  Beaaahark,  hollkndUab.  prompt 
Varanua  ..Sa»  Lul. ■•,  KapL  Oda.  daaUck,  prompt. 

New  York  „Anal“,  danuch.  prompt  „Kacanaa",  nnnra»i«ah.  folpaad.  „Aatia",  daatacb,  (olpaud. 
Nkhacoa  bat  Auguat  Blumanibal. 

Hamburg.  den  18.  Mkn.  BnrtrhL  Dia  Pln(a.<-te1«ahrt  Indhdat  sich  a»rh  allan 
kn  blaopan  la  rollam  Batrlaba . dorh  baaagaa  »leb  dl«  Fracht««  auf  aiaam  aahr  niedrigen  Brand 


DeuUche  Exportbinlt. 

Wr  Telegramme . Exportbuk.  Barllo 

Abthellnafl:  Exporteure« ii. 

Berlin  SW.,  Kochatruree  27. 

(Brief*.  Pa«ka«a.  aaw.  aa«r.  atnd  nur  ml«  dieser  Adrcaia  »u  «traabea.) 

Ala  VargfHP«  flr  41a  MWdaaugakaaUa  jadir  nk  CbtfN  k In  alagwakbtaa  Maria  Mt  dar- 
M*ea  raa  im  dam  UaaaaaUrarkaada  4aa  L I alrkl  mtalirlg.1  PWwa  I Kar«  (h  daaiachaa 
Irlateariea)  Maaflgaa.  - Boa  ikaiaaaKa  4m  L I variaa  41a  mH  iar  ■«Ibrdccmag  gaacAAA 
lieft«*  Mcriaa  rerkixteira  Cakaatea  la  Itdnig  g«  Mellt.  - Ha  Adraaaaa  aalaar  iaflraggaftar 
Ikalll  4a a H.  air  aalata  ikauadlaa  M 4*«  leaaelkra  kakaaalaa  la4h|U|N  bIl 

154.  Ein  gröfeeres  Exporthaus  in  Neapel,  welches  sich  mit  der  Ausfuhr 
von  Olivcn-Ul  für  Färbereien,  sowie  von  Maschinen-,  Brenn-  und  ordiolrem 
Speiseöl  beschäftigt,  sucht  an  allen  gröberen  Handelsplätzen  Deutschlands, 
in  denen  bedeutend«  Depots  resp.  Engros- Hindi  er  von  Oliven-0l  existiren, 
geeignete  Verbindungen  anzuknüpfen.  Magdeburg  kommt  nicht  in  Betracht, 
da  das  betr.  Haus  daselbst  bereits  vertreten  ist.  Offerten  erbeten  unter 
L.  L.  140  an  das  B.-B. 

155.  Für  Hanf,  Schwefel,  Weinstein,  Lakritzen,  Haselnüsse  und  an«l#re 
italienische  Produkte  werden  Käufer  resp.  tüchtige  Agenten  gesneht.  Offerten 
erbeten  unter  L.  L.  141  sn  das  K.-B. 

156.  Ein  besten»  empfohlene«  Agenlurgeschift  in  KonaUotinopel,  welches 
auch  Geschäfte  für  eigene  Rechnung  macht  und  bereit«  eine  Reihe  von 
Fabrikanten  der  Textilbianche  vertritt,  wünscht  weiten»  Agenturen  leistungs- 
fähiger deutscher  Häuser  zu  übernehmen.  Offerten  erbeten  unter  L.  L.  142 
an  das  E -B. 

157.  Ein  bestens  empfohlener  Agent  in  Krajova  (Rumänien),  dessen 
Geschäft  bereits  seit  circa  50  Jahren  besteht,  wünscht  die  Vertretung  leistungs- 
fähiger Häuser  in  folgenden  Artikeln  zu  übernehmen:  Kiseowaaren,  eroail- 
lirte  Ei-entöpfe,  Nägel,  Leder,  besonders  Sohlen-  uad  Kelbwichaleder, 
Oummizüge,  Berliner  Wo  11-  und  Wirkwaaren,  Strickgarne,  Kolonial waami, 
Thran  usw.  Offerten  erbeten  unter  L.  L.  148  an  da»  E.-B. 

158.  Ein  Antwerpens  Haus  wünscht  mit  einem  deutschen  Fabrikanten 
in  Verbindung  zu  treten,  der  englisch«  Bierpumpen  (five  or  six  motion  beer 
engin  es)  liefert,  welch«  zum  Bierausscbenken  verwendet  werden.  Offerten 
erbeten  unter  L.  L.  144  an  da»  E.-B. 

159.  Nach  SpaoiBch-lIoudaroi)  werden  folgende  Artikel  verlangt:  Hosen- 
stoffe und  zwar  hauptsächlich  dicke  und  innenseilig  wollige  Stoffe,  Mouweline- 
uud  Pikeeetoffe,  Scbubwerk  für  Männer,  Frauen  uad  Kinder,  künstliche 


Blumen,  Mae  und  ordinäre  8pitxen.  Preislisten  zur  Waiterbofördening  er- 
beten unter  L.  L.  145  an  das  E.-B. 

160.  Leistungsfähigen  deutschen  Porzellanfabriken,  wenn  möglich  sol- 
chen, welche  in  der  Nähe  eines  holländischen  oder  deutschen  Seehafens  gelegen 
sind,  können  wir  für  den  Export  von  Tellern  usw.  ein«  lohnende  Verbindung 
auf  Java  nach  weisen.  Angebote  und  Anfragen  unter  L.  L.  146  an  da»  K.-B. 

161.  Ein  bestens  empfohlenes  Agentur-  und  Kommissionsgeschäft  in 
Ruscbtschuk  mit  Filiale  in  Rucuresci  sucht  Vertretungen  erster  deutscher 
Fabrikanten  in  folgenden  Artikeln  sn  übernehmen:  Kleiderstoffe,  Kattune, 
Lamastoff,  Möbelstoffe,  Hüte,  ferner  Anilinfarben,  Klsenwaaren  sowie  alle  Artikel 
der  Galanterie-  und  Kurr-waarenbranche.  Offerten  zur  Weiterbeförderung 
erbeten  unter  L.  L.  147  an  das  E.-R. 

162.  Bereits  in  Nr.  42  des  .Exports*  vom  vorigen  Jahre  publizirten 
wir  unter  der  Rubrik  „Deutsche  Exportbank*  folgende  Mittbeilung  Nr.  648: 

„Wir  ersuchen  unsere  Freunde  in  Australien,  uns  über  die  Firma 
Oppenheimer  A Co.  io  Sydney,  welche  in  neuerer  Zelt  wieder  Geschäfts- 
zirkuLare  an  deutieb«  Fabrikanten  versandte,  Auskunft  zu  ertheilen.  Es 
interossirt  uns  besonders  zu  erfahren,  ob  die  Firma  mit  dem  früheren  Hause 
gleichen  Namens  in  Melbourne,  Auckland  (New  Zealand)  und  in  Noumea  (Neu- 
Caledonien)  identisch  ist  und  oh  dieselbe  ihr«  slten  Gsachiftsprinzipien  auf 
recht  erhalten  will*. 

Da  genannte  Firma,  vor  dar  auch,  allerdings  erst  in  neuerer  Zeit,  die 
hiesige  Tagespresse  warnt,  ihre  Schwindeleien  fortzusetxen  scheint,  so  sehen 
wir  uns  Teranlafst,  auch  denjenigen  Fabrikanten,  welche  dem  Abonnenten- 
verhande  des  Export-  Bureaus  noch  nicht  angeboren,  die  Antezedenzien  oben- 
genannter Firma  hiermit  öffentlich  bekannt  zu  gehen,  welche  wir  übrigens 
auch  schon  früher  einer  Reihe  von  gröfseren  Bankinstituten  und  Groß- 
industriellen mitgelheilt  haben.  Dieselben  lauten  folgrndcrmafscn: 

Aus  Auckland  berichtete  man  uns  im  Jahre  188z:  „Die  Pinna  Oppen- 
heimer & Co.  verdient  durchaus  kein  Vertrauen.  Anno  1881  haben  die 
Leute  in  Melbourne  einen  »ehr  schlechten  Bankerott  gemacht,  welcher  sie 
genöthigt  hat,  Victoria  schleunigst  zu  verlassen.  Sie  siedelten  nach  Auckland 
über  und  machten  in  englischen  und  deutschen  Zeitungen  bekannt,  daß  sie 
mit  Oppenheimer  A Co.  in  Melbourne  nicht  zu  verwechseln  »eien.  Die 
Firma  in  Auckland  wurde  ohne  alles  Kapital  gegründet,  und  da  man  wufate, 
dafa  jene  Bekanntmachungen  io  den  Zeitungen  Schwindeleien  waren,  so  blieb  die 
Firma  ohne  Vertrauen*.  Ein  Londoner  Bankhaus  berichtete  uns  am  18.  Juli 
1884  Folgendes:  „A.  Oppenheimer  A Co.  (bis  1881  in  Melbourne  und 

s|<4ter  in  Auckland)  sind  sehr  wohl  als  ganz  durchtriebene  Schwindler  be- 
kannt; ob  aber  der  A.  Oppenheimer  in  Noumea  (Neu-Caledonien)  derselbe 
Monn  ist,  wissen  wir  nicht  genau.  Es  ist  aber  Aller  Meinung,  daß  A.  Oppen- 
heimer kein  anderer  »ein  kann,  als  die  früheren  A.  Oppenheimer  A Co.* 

Sehliefslieh  schrieb  uns  ein  Geschäftsfreund  in  Sachsen  am  5.  Dezember 
1884,  daf»  die  Firma  Oppenheimer  A Co.  in  Svdney  jedenfalls  mit 
A.  Oppenheimer  in  Noumea  identisch  sei;  denn  die  Firma  bezeichnet  deu 
den  Herrn  Oppenheimer  in  Noumea  als  „unseren*  Herrn  0 

Bei  der  Oemeingefälirliebkeit  genannter  Firma  halten  wir  uns,  wie  schon 
gesagt,  veranlaßt  gesehen,  vorstehende  Mittheilungen  öffentlich  bekannt  zu 
mache«.  Da  wir  aber  sonst  derartige  Auskünfte  nur  den  Abonnenten  unseres 
Export- Bureau»  ertheilen.  so  machen  wir  wiederholt  deutsche  Fabrikanten 
auf  die  Bestrebungen  unseres  Instituts  aufmerksam  und  laden  dieselben 
ergebenst  ein,  dem  Abonnenten  verbände  des  Export -Bureau*  beizutreten. 
Prospekte  Stehen  auf  Wunsch  gern  zur  Verfügung. 

168.  Die  Firma  Canepa  <t  Ricchini  in  Genua,  Via  8.  Giorgi  Nr.  2, 
wird  biunen  kurzem  eine  Handelsexpedition  nach  überseeischen  Ländern 
ausrö&tcn  und  zwar  in  ähnlicher  Weise  wie  die  von  der  Deutschen  Export  Bank 
im  vorigen  Jahre  inszenirt«  MnsteratiBstellung  auf  dem  Dampfer  „Gottorp".  Die 
Herren  Canepa  & Ricchini  sind  gern  bereit,  deutschen  Fabrikanten, 
welche  sich  an  der  Expedition  zu  betheiligen  gedenken,  Näheres  mitxutbeilen 
und  Prospekte  einzusenden.  Wir  haben  auf  dieses  neue  Unternehmen  hereiU 
in  Nr.  48  vorigen  Jafarss  (Seite  737)  sowie  eingehender,  unter  Nennung  der 
anzulaufenden  Häfen,  io  Nr.  4 d.  J.  (8.  55)  hingewiesen. 


Gennan-Australian  and  New  Zealand  Uespatch. 

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Von  HAMBURG  direkt  nach 

Melbourne  Wharf 

Segler  „Xafatlsn"  Milt«  Mär*. 

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Segler  „Confuentir’  25  Mär?. 

Segler  „Cordülera“  (Eisen)  20.  April. 

Wellington  und  Nnpler 

Segler  „Caroline  Bahn''  25.  Mär*. 

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Eine  leistungafSbige  Chamottpfabrik  bei  j 
Stettin  sucht  Kommissions-Finnen,  welche 
ien  Vertrieb  ihrer  Fabrikate  im  Auslande  i 
-•barnebinen  wollen.  Adressen  unter  B.  85 
in  der  Expedition  dieser  Zeitung. 


-Barcelona. 

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Dampfergelegenheit  alle  8 Tage. 

I'.lkan  Al  Co.  Hamburg. 

Spediteure 

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Internationale  Ausstellung 
in  Barcelona.  mi 
September  1887  — April  1888. 

R.  DRESCHER,  Chemnitz  i./S. 
Fabrik  für  Beleuchtung«-  und  Heizungs-Anlagen 

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Hamburg - 

Reisedauer 


F 

^ri«FirnL-r^T^-A--ru.-rXTJ^parifljrggWH;^igBEi 

Edward  William  Klingender 

llß  Colli»»  SUvr«.  Wnt 

Melbourne  (Victoria),  Anstralien 

RerhUanwalt  und  Notar. 

Referenz:  Wild,  llronn  A Wild,  Advokaten, 

lO'i '»  IroMonsera  Um,  Ciwajuld«.  London  KC. 
Zur  Ertbcilung  von  Auskunft  bereit: 

Arnold  Heinrich  Llaner. 

8pedtUons««»chlin,  Hamburg.  [M] 

iTJ-Ty  ,-rx-r 

Digitized  by  Google 


Nr.  11. 


183 

EXPORT,  Organ  des  Centralrereins  für  Handelsgeographie  etc. 


1887. 


Dampfschifffahrt  des  Oesterr.-Ungar.  Lloyd  in  Triest. 

Aaaiiif  a«B  dem  Fahrplane 

gütig  für  den  Monat  Mfirz  1887. 

Kahrton  ab  Trient: 

Ost-Indien  imc.li  Bombay  über  Brindisi,  Port  Said,  Suez  und  Aden,  am  l.  Man  um  4 Uhr  Nachm. 

nnd  China,  

via  »ach  Hongkong  über  Brindisi,  Port  Said,  Suez,  Aden.  Bombay,  Colomho,  Penang  und 
Suez  Canal  Singapore,  am  18.  Män  um  4 l’hr  Nachm.; 
mit  Ueberschiffung  auf  eigene  Dampfer: 

in  Suex  nach  Djeddab,  Masaaua,  Hodeidah  nnd  Snakin: 
in  Colombo  nach  Madras  und  Calcutta. 

Egypten,  Freitag  Mittags  nach  Alexandrien,  über  Brindisi  (Verbindung  mit  Port  Said  und  Syrien). 

Levante,  Dienstag  um  4 Uhr  Nachmittags,  nach  Griechenland  bis  Smyrna:  den  8.  und  22.  über 

Fiume  und  den  1.  und  15.  über  Ancona,  dann  nach  Brindisi,  Corfu,  Syra,  Piräus  und  Cbios. 
Mittwoch,  jeden  zweiten  (2.  und  16.),  6 Uhr  Nachmittags,  nach  Thessalien  bis  Conatanti 
nopel;  mit  Berührung  von  Fiume,  Corfn,  Santa  Maurn,  l’ntraa,  Catacolo,  Calamata,  Piräus. 
Volo,  Salonich; 

Samstag  2 Uhr  Nachmittags,  nach  Constantinopel,  mit  Berührung  von  Corfu  und  Piräus 
ferner  via  Piräus  nach  Syra,  Insel  Candien  und  Smyrna:  dann  via  Constantinopel  nach 
den  Häfen  des  Schwarzen  Meeres; 

jeden  zweiten  Samstag  (12.  und  26.)  nach  Syrien  via  Smyrna,  und  (5.  und  19.)  nach 
Thessalien  via  Piräus. 

Dalmatien,  jeden  Montag,  Mittwoch  und  Samstag  IQ  Uhr  Vormittags,  (jeden  Samstag  via  Spalato  nach 
Metkovicb); 

jeden  Samstag  um  4 llhr  Nachmittags  nach  Metkovicb  direkt. 


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zuletzt  längere  Jahre  in  Süd-Amerika  thütig. 
ist  der  französischen  und  »panischen  Sprache 
müebtig  uud  verfügt  über  einige  tausend 
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Venedig,  jeden  Dienstag,  Donnerstag  nnd  Samstag  um  Mitternacht. 


Ohne  Haftung  für  die  Regel mäftigkeit  de» 
Nähere  Auskunft  ertheilt  die  Kommerzielle 
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EXPORT,  Organ  des  Cootralvereins  fSr  Handelsgeographie  et«. 


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und  Man.hinenhkuser,  Komptoir-,  Bahnwärter,  Portier- 
und  Wicgfhiueor,  Pavillon«,  Trinkhallen,  Magazine. 
Rennten,  Speie bor,  Scbsuaan,  Baracken,  Qualtchuppen, 
Kohlen-,  Petroleum-,  Lager-,  Lokoootiv-  und  Wagen 
»«•huppen.  Ausaullunge-,  Markt-  und  Perronballen, 
Zirka»,  Tkeatar,  Panorama  eie. 

Aaachlig.  «ad  IllaaUirte  rro.pvhU  »falle.  [♦*»] 


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8 u (iebrauchsanweisii  ngen  in  allen  europäischen  Spracheu.  Mi 

Jwjgä^’WänW*'*  Der  AUeinverkauf  für  gar ue  Berühr  uird  gesichert.  - 

~ Y Abbildungen  und  BeseHnibungsn  suf  Verfangen.  1*1 

G.  M.  PAFF,  Nithitiaschinenfabrik,  Kaiserslautern, 


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rar  «I«  ledakdea 


Abonnlrt 

"lrd  tri  d«r  Po.i 
and  tm  Hoefabaadi-i 
(Wtttiu  A AN>t»*r, 
fl iti»a  W..  M*(kgrafen»tr GO) 
■»wie  bol  4rr  Redaktion. 


rnü  Tlerleljifcrlle.il 
im  doutwbon  Pa*tfebl«t  ,Vn  Jt 
im  V.  <■ |r|.f.itT»'-.rin  . . Ä.r»  „ 
TroU  für»  »*■**  J»hr 
UBIootf^he-n  Pcutjcetlet  l'ijn  M 
im  WellpoetTorolB  . . . 1 1.®  „ 
Im  Vfre«n«aiulaBd  . . . L8#i  „ 

Kta««lae  Mamaierw  M l*ft, 


CncliiM  Irin  Bmitij. 

Aitiiin, 

di»  dr»l*eip*Jt«a»  P*UU*IU 
«4«  4«r«a  iUam 
mit  90  Pf.  ber (Kiitel. 
werden  T«a  dtr 

Expedition  des  „Export«“, 

Berlin  SW.,  Kochitr.  »7, 

•«  tt««»ag»DO  & »•*. 


nach  Uebereinkunft 

mit  <Wr  Kirodltloa. 


Centralvereins  für  Handelsgeographie  und  Förderung  deutscher  Interessen  im  Auslandl 


IX.  Jahrgang. 


Redaktion  und  Expedition:  Berlin  S.W.,  Kochstralse  27. 

'üeicttf  (•«•!(:  Wochentag*  9 bli  I l/hr.) 

l>er  „KXPORT"  bt  im  doutocben  Postxeiümgskstalog  für  1887  unter  Nr.  1878,  Seit«  69  aingefcafea. 

cSetfiw,  cVv»  55.  ÖKsöta.  IS? 2- 


Nr.  12. 


Dl«M W ocbeaaclirlft  Torf»l«t  da«  Zweck.  fortlMfeod  Bericht«  Ober  dH  lag*  «netrer  landilcute  Im  A«*ltnd<  tar  Kenncalb  Ihrer  Lotet  io  bringen,  die  IntarMMo  d«i  den:. ebne  Biporte 
' »i triftig  i«  Ttrirelen,  »owle  dem  detitechen  Handel  «ad  der  deoUchwi  ledvMrH  wichtige  kittthrilaagon  Ober  dH  HaofHHrerfclllouae  de*  AMlaade*  iw  kiraerier  PrHt  *a  Ober miueio. 

Brlrie.  Zeitungen  und  Vt  cr.hiendoaigeo  fhr  den  „itxport**  tLnd  an  die  Uedaktioa.  Berlin  ß. W KodutrafM  77.  iw  richten. 

Briefe,  Zeitungen,  Bettrlttierk  lArnngen.  Wer thieed o n *c n fhr  den  „Cewtralrerotn  flr  Handeligeographle  etc.**  *iad  nach  Berlin  BW.  KoeheunfM  >7.  u Maden. 

Inhalt:  Der  neunzigste  Geburtstag  das  Deutschen  Kaisers,  — Die  deutsche  Kolonisation  in  Ost-Afrika.  — Afrika:  Hat 
Kamerun  eine  Zukunft?  Klima,  Handel  und  Plantagenbau,  sowie  allgemein  kulturelle  und  inisaioiuu’iiiclie  Aufgaben  und  Aussichten  in  der  jungen 
Kolonie,  auf  Grund  eigener  und  fremder  Anschauung  dargr.«lrlU  ton  Dr.  Bernhard  Schwarz.  (Fortsetzung)  — Süd- Amerika:  Die  Kolonisation  im 
lUftocu-Thale,  Süd- Brasilien  (Originalbcricht  aus  Joinvillo).  — Australien  und  Südsee:  1886er  Weltausstellung  ia  Melbourne  (Originalberieht  aus 
Melbourne).  — Aus  wissenschaftlichen  Gesellschaften:  Festsitzung  der  .Gesellschaft  für  Erdkunde“  und  der  .Anthropologischen  Gesellschaft* 
iw  16.  Mir*  zu  Klaren  des  Afrikareisenden  Herrn  Dr.  Wilhelm  Junker.  — Vereinsnachricbtcn:  „ Württembergucher  Verein  für  Handclsgrograpbic 
ric.*  — Bitsungsanseigc  des  „ Central  rare  ins  für  llandelsgeographie  etc.“  — Litterariaebe  Irasehau.  — Briefkasten.  — Deutsche 
Ksportbank  (Abtheilung:  Ei purt- Bu reau).  — Anzeigen. 

Die  Wiedergabe  von  Artikeln  au«  dem  „Eiport'*  ist  gestattet,  wenn  die  Demerkmg  hinzugefugt  wird:  Abdruck  (bezw.  Uebersetzung)  aus  dem  „EXPORT“. 


Der  neunzigste  Geburtstag 

des 

Deutschen  Kaisers. 

Berlin  nicht  allein  röstet  sieb,  den  neunzigsten  Geburtstag  des 
Herrschers  würdig  zu  begeben,  sondern  ganz  Deutschland  bereitet 
eine  Feier  vor,  welche  zu  einem  nationalen  Fcate,  za  cioer 
nationalen  Kundgebung  sieb  gestalten  wird.  Denn  das  ist  klar: 
gilt  das  Fest  der  Person  des  Monarchen,  so  ist  dasselbe  auch  zu- 
gleich eine  Verherrlichung  aller  der  Prinzipien  und  Bestrebungen, 
«eiche  durch  diese  Persönlichkeit  vertreten  und  verkörpert  werden 
und  die  ihren  Mittelpunkt  in  der  Person  des  „Deutschen  Kaisers“ 
finden. 

Der  „Deutsche  Kaiser“  — — ein  klang-  und  sagr-u  reiches 
Wort!  Welche  schmerzlichen  Erinnerungen  weckt  dasselbe  in  den 
Herzen  der  Älteren,  welche  Summe  froher  und  begeisterter  Hoff 
auDgen  in  den  Gemfithern  der  Jugend!  Jene  wissen  sich  nur  noch 
in  gut  des  Schemens  zu  entsinnen,  welches  die  ganze  traurige 
Realität  dieser  Worte  ausmarhtc  und  deren  einstige  weltgeschicht- 
liche Macht  und  Bedeutung  unter  der  dicken  8tauhkrusle  einer 
mebrhundertjlbrigen,  traurigen  Geschichte  begraben  lag.  Die 
Jagend  aber  bat  den  ganzen  blendenden  Zauber  der  WTorte  ohne 
jenen  bitteren  Beigeschmack  empfunden:  denn  vor  ihren  Augen 
erstand  in  nie  geahnter  Herrlichkeit  aufs  Neue  das  Reich  Deutscher 
Nation,  stolzer  und  fester  als  es  selbst  zur  Zeit  der  grofsen  herr- 
lichen Staufen  dagestanden  hat.  Sache  der  deutschen  Jugend  wird 
**  »ein,  es  so  zu  bewahren.  — 

Neunzig  Jahre!  Ein  langer  Zeitraum  in  der  schnellschreitenden 
Geschichte  der  Völker  der  Neuzeit,  ein  schier  unendlicher,  endloser 
Zeitraum  in  der  Geschichte  des  Einzelnen.  Welch  ein  Wechsel  der 
Dinge!  Im  Anfaug  der  Periode  die  Reste  der  Feadalzeit  in  üppigster 
Fälle,  jede  gesunde  Regung  eines  freien  Volksleben»  durch  ihre 
Bissige  Wucht  erdrückend.  Nur  kümmerlich  und  schüchtern 
niokeo  Bich  vereinzelte  Versuche  eine»  freieren  Volks-  und  Natio- 
nslgefühls  empor.  Alle»  nationale  Leben,  der  kühne  Gedanke,  wie 
die  selbstlose  hingehende  That,  sind  durch  die  eisernen  Klammern 
des  mit  feudalem  Flickwerk  massenhaft  verbrämten  absolutistischen 
Polizeistaates  bis  zum  Ersticken  zugesebnört  gewesen.  Während 
die  Völker  Englands,  Frankreichs,  der  Niederlande,  Skandinavien», 
der  Vereinigten  Staaten  sich  längst  ein  nationales  Leben  und  Be 
wafitsein  erklmpft  und  ertrotzt  hatten,  war  in  Deutschland  — 
dank  dem  herrschenden  Einflufs  Rufslanda  und  Österreichs  sowie  der 
eigenen  Jämmerlichkeit  — jeder  Versuch,  einer  nationalen  Idee 
Boden  und  Lebeu  zu  verschaffen,  mit  blinder  Furcht  und  blödem 


Fanatismus  niedergelreten  worden.  Und  doch  ist  die  freiere  Ge- 
staltung des  Volkslebens,  die  lebendig  gewordene  nationale  Idee 
einzig  und  allein  die  Grandlage  gewesen,  aus  der  die  Macht  und 
Einheit  Deutschlands  neu  erstehen  konnte. 

Keil»  Wunder,  daß  die  vornehmsten  Geister  unsere«.  Volkes 
diesem  eotuatioualisirten  politischen  Zerrbilde,  Deutschland  ge- 
1 heifsen,  den  Röcken  wandten  und  mit  dem  öffentlichen  Leben  wie 
mit  deu  Slaat»intere**en  möglichst  wenig  zu  thun  haben  wollten, 
dafs  »ie  es  vorzogen  zu  philosophiren  und  der  Kunst,  dem  Kultus 
des  Schönen  zu  dienen,  als  diesen  deutschen  „Staaten.“  Staaten, 
ja,  Staaten  gab'*,  ja  sogar  solche  mit  wunderbarer  Ordnung,  so 
ordentlich  wie  nur  eine  frisch  gescheuerte  Kaserne  oder  Aktenstube 
auiselien  konnte:  aber  eio  Volk,  eine  Nation  gab’»  nicht.  Die 
Form  war  vorhanden,  aber  die  Seele  fehlte,  die  staatliche  Mecha- 
: nik  arbeitete  stumm  und  geduldig  weiter,  bi*  das  Uhrwerk 
ahgeleiert  war  oder  da*  Öl  zu  fehlen  begann.  Hütte  ein  auf  der 
nationalen  Idee,  ein  auf  grofseu  nationalen  Gesichtspunkten  uufge- 
baute*  Staats-  und  Volksleben  die  großbeanlagten  Männer  Deutsch- 
lands in  seinen  Dienst  gestellt,  so  hätte  im  Anfänge  des  Jahr- 
hunderts, bei  Beginn  der  neuen  Zeit,  der  Zusatnmenbrocb  Deutsch- 
lands bei  Jena  — denn  thatsäehlich  sank  hier  mit  Preußen  ganz 
Deutschland  in  den  Staub  — nicht  io  der  Weise,  wie  es  geschah, 
erfolgen  können.  Bei  Jena  sind  nicht  die  preußischen  Heere,  son- 
dern ist  das  entnationaliairte  deutsche  Staatenkonglomerat,  dessen 
Seele  längst  friedsam,  ohne  Sang  and  Klang  bestattet  war,  von 
einem  zar  Nation  erstarkten  Volke  niedergeworfen  worden,  dem 
seine  Fahnen  den  Weg  nicht  nur  zum  Waffenruhme,  sondern  auch 
znro  Siege  der  es  beherrschenden  national-politischen  Ideen  zeigten, 
welche  seine  grofsen  Geister  in  feurigster  Begeisterung  der  Welt 
schon  seit  Jahrzehnten  verkündet  hatten.  Wie  hätte  einem  solchen 
Ansturm«  gegenüber  die  altdeutsche,  stilgerecht  »ungestaltete  poli- 
tische Rumpelkammer  Stand  halten  können! 

In  dieae  Zeit  voll  des  nationalen  Jammer*  nnd  Elends  fällt  — 
j es  klingt  fast  wie  Ironie  — die  Jugend  des  Deutschen  Kaisers! 

I Aber  wer  vermöchte  die  Wege  und  den  Willco  des  Schicksals, 

I der  Vorsehung  zu  erforschen?  Wahrscheinlich  mehr  alt  irgend  eine 
andere  Periode  seines  Lebens  ist  es  die  frühe  Jugendzeit,  welche 
dem  Menschen  so  mächtige,  tiefgreifende  Eindrücke  binterläßt,  ge- 
wesen, welche  auf  die  spätere  Charaktereotwickelung  de*  jungen 
i Prinzen  deu  maßgebenden  Einflufs  ausgeübt  hat.  Die  Wucht  und 
der  Druck  der  feindlichen  Angriffe,  vor  denen  Preußen  dahinsinkt, 

I die  psychischen  und  physischen  Leiden  der  eigenen  Eltern  und 
Geschwister,  die  allmähliche,  sehr  allmähliche  Wiedergewinnung 
i der  Kraft  des  Staates  durch  wesentlich  veränderte  politische  Maximen, 


Nr.  12. 


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EXPORT,  Organ  des  Ceotralvereim  für  H&ndefegeographie  ete. 


1887. 


das  innig«  Aneinandcrschließen  den  Volkes  und  Fürsten  ob  der 
gemeinsam  erduldeten  Leiden,  das  F.mporflamincn  eines  einheitlichen 
nationalen  Willens,  welcher  die  Oemütber  des  deutschen  Volkes 
tun  ersten  Male  mit  zovor  nie  gekannter  und  gewohnter  Kraft 
dnrehbebt  und  zum  furchtbaren  opferreichen  Kampfe  fortreifst  — 
wahrscheinlich  gerade  die  Zeit,  in  welche  alle  dies«  Vorginge  fallen, 
die  Erinnerung  an  dieselben  ist  es  gewesen,  welche  den  jungen 
Printen  mit  Widerwillen  UDd  Verachtung  gegen  die  früheren  ver- 
hängnisvollen Staatapraktiken  erfüllte  und  ihn  anderen  politischen 
Grundsätzen  und  Gesichtspunkten  zugänglich  gemacht  bat.  Als 
Militär  von  Jugend  auf  erzogen,  int  der  Prinz  io  seinen  Gewohnheiten 
stets  einfach,  sein  Wille  nüchtern  erwägend,  auf  positive,  praktische 
und  erreichbare  Ziele  gerichtet  gewesen.  Dafs  Preußen  zur  Be- 
hauptung seiner  Stellung  io  Deutschland  wie  gegenüber  dem  Aus- 
lände sich  nur  auf  die  eigene  Kraft  verlassen  könne,  dafs  es  daher  | 
seine  Armee  stärken  und  vergrößern  müsse,  ist  stets  die  Ansicht 
des  Prinzen  als  Militär  gewesen,  welcher  er  als  König  getreu  geblieben 
ist.  Dafa  durch  Betätigung  dieser  Ansicht  zugleich  das  stark 
ausgeprägte  monarchische  Gefühl  de«  Prinzen  den  revolutionären  } 
Tendenzen  oin  Gegengewicht  schaffen  wollte,  ist  unleugbar,  and 
nicht  in  letzter  Instanz  ist  er  hauptsächlich  aus  diesem  Groude  in 
militärischen  Fragen  unbeugsam  gewesen.  Das  war  und  ist  Hoben- 
zollernart:  starkwillig  und  berrachhegierig,  nnd  auf  andere  Art 
wirs  in  Deutschland  wie  gegenüber  dem  raubsüchtigen  Auslände 
nicht  gegangen.  Und  was  der  Jüngling  in  trübseliger  Zeit  erfahren, 
was  der  Mann  in  den  vierziger  Jahren  Bitteres  gekostet,  der  be- 
jahrte Mann  und  der  Greis  bat  ea  als  Prinzregent,  als  König  und 
Kaiser  genutzt  und  zum  Heil  des  Volkes  verwertbet. 

Wohl  selten  bat  ein  Fürst  unter  schwierigeren  Verhältnissen 
einen  Thron  bestiegen  wie  König  Wilhelm,  und  nur  Wenige, 
vielleicht  keiner,  ist  aus  allen  Mühseligkeiten  und  Widerwärtigkeiten 
so  siegreich  und  in  »einem  Thon  aus  denselben  so  glänzend  ge- 
rechtfertigt bervorgegangen  wie  Kaiser  Wilhelm.  Wer  erinnert 
sich  nicht  der  traurigen  Lage  Preußens  nach  den  Olmötzer  Vor- 
gängen, welche  sein  Prestige  in  Deutschland  untergraben,  sein 
Ansehen  im  Auslände  diskreditirt  batten,  sodafs  Mächte  dritten 
Hanges  wie  Dänemark  es  offen  höhnen  konnten.  Das  selbständige 
politische  Leben  schien  vernichtet  uüd  Preufsen  zur  Salnpie  Kufs- 
lands uud  Österreichs  hernhgedrückt.  Uod  dazu  im  Lande  eine  mäch- 
tige Opposition,  keine  Mittel,  kein  schlagfertiges  Heer!  Trotz  solcher 
Schwierigkeiten  wird  gleichwohl  unter  der  heftigsten  Opposition 
die  Armecreorganisation  kurze  Zeit  nach  dem  Regierungsantritte 
des  Königs  Wilhelm  durebgefübrt.  Mit  welcher  Berechtigung, 
das  liegt  heute  vor  Aller  Augen!  Österreich  und  die  Mittel  Staaten 
benutzen  den  Konflikt,  um  Preufsen  zu  isolireo,  was  dank  der  in- 
zwischen erstarkten  deutsch- nationalen  Partei  und  den  sich  als 
mächtig  erweisenden  gemeinsamen  Wirtbscbaftsiotereasen  de«  zoll- 
vereinten  Deutschlands  dem  1863er  deutschen  Fürstentage  nicht 
gelingt.  Trotz  des  Verfassungsstreites  wird  1864  der  Krieg  gegen 
Dänemark  begonnen  und  die  vordem  so  berrscblustig  und  siegeo- 
stolz  auftretende  österreichische  Politik  ins  Schlepptau  genommen. 
1866  wird  die  führende  Stellung  Preufsen«  in  Deutschland  ent- 
schieden und  der  Ausgleich  mit  der  Opposition  herbeigefübrt,  die 
Grundlage  des  Deutschen  Reiche«  durch  den  Norddeutschen  Bund 
geschaffen  und  durch  Einführung  des  allgemeinen  geheimen  Stimm- 
rechts das  ganze  Volk  zur  Mitarbeit  am  Reicbsbau  herangezogen. 
Die  alten  traurigen  Erfahrungen,  die  alte  Misere  hatte  gezeigt,  dafs 
zur  grofsen  Thal  die  ganze  nationale  Kraft  gehöre,  und  noch  heute 
sind  wir  überzeugt,  dafs  die  unglaubliche  und  zuvor  nie  gekannte 
Begeisterung,  welche  im  Siegesjahre  1870  emporfiammle,  ohne  das 
gleiche  Stimmrecht  aller  Stände  und  Personen  nicht  möglich  ge- 
wesen wäre.  Dieser  Wirkung  mögen  sich  Diejenigen  entsinnen, 
welche  dieses  Recht  seiner  Schattenseiten  halber  beseitigen  wollen. 
Ein  Volk,  eine  NalioD  io  Waffen,  ist  ohne  ein  solches  Recht  ein 
bewaffneter  Automat,  es  sinkt  zum  militärischen  Werkzeuge  herab. 
Wühl  uns,  dafs  wir  1870  als  Nation  und  nicht  nur  als  geeinigt« 
deutsche  Armee  ins  Feld  zogen;  denn  beim  MaDgel  der  nationalen 
Eintracht  und  bei  weniger  elementarer  Wucht  derselben  hätte  das 
allezeit  feindliche  und  mifsgünstige  Ausland  uns  gern  das  Zeug 
ao  Rücken  und  Flanken  geflickt.  So  aber  vermochten  die  Deutschen 
den  Kampf  mit  dem  durch  mächtige  nationale  Traditionen  ge- 
einigteu  Erbfeinde  erfolgreich  aufzuoefamen.  Uod  die  Beurkundung 
der  Siege  der  geeinigten  deutschen  Nation  war  die  deutsche 
Kaiserkrone,  gewonnen  und  genommen  za  Versailles  am  18.  Januar 
1871  durch  den  Kaiser  Wilhelm  I.,  allezeit  Mehrer  des  Reichs. 

Bei  diesen  Betrachtungen  der  Männer  uneingedenk  zu  sein, 
welche  in  diesen  schwierigen  Zeiten  dem  Kaiser  mit  Rath  und  Tbat 
treulich  zur  8eite  gestanden  haben,  wäre  unmöglich ; geistig  geeint, 
wie  sie  es  mit  König  Wilhelm  seit  Dezennien  waren,  haben  sie  in 
ununterbrochener  gemeinsamer  Arbeit  mit  ihrem  Monarchen  Kaiser 


und  Kelch  geschaffen.  Chor  solche  Tafelrunde  von  Rittern  verfügt 
der  Monarch  als  solcher  nicht  allein.  Um  solche  Übereinstimmung 
und  gegenseitige  Ergänzung  des  Denkens  nnd  Handelns  Vieler  zu 
schaffen,  dazu  gehört  eine  Somme  hervorragender  persönlicher, 
men  Behl  ich  er  Eigenschaften,  welche  nicht  nur  die  Achtung,  son- 
dern auch  die  Liebe  und  freudige  Hingebung  an  die  Person  des 
Herrschers  nnd  nicht  nur  an  die  von  ihm  vertretenen  Pqpzipien 
knüpft  Und  der  Umstand,  dafs  alle  die  dem  Kaiser  durch  ge- 
meinsame Arbeit  und  Gefahr  eng  verbundenen  Männer  diese  Hin- 
gabe und  liebevolle  Verehrung  für  den  greisen  Monarchen  besitzen, 
bürgt  für  die  Größe  und  den  Werth  seiner  menschlichen  Eigen- 
schaften. Eine  solche  Hingabe  setzt  eine  unwandelbare  Loyalität 
des  Charakters  des  Herrschers  voraas,  und  wie  diese  es  io  erster 
Linie  gewesen  ist,  welche  dem  König  und  später  dem  Kaiser  jeder- 
zeit ein  sicherer  Führer  in  der  Auswahl  seiner  ßeralher  wie  bei 
seinen  Entscheidungen  in  schwerwiegenden  Augenblicken  gewesm 
ist,  so  ist  es  auch  diese  Eigenschaft  mehr  als  jede  andere  gewesen 
nnd  wird  es  auch  küoftig  sein,  welche  das  ganze  deutsche  Volk 
in  aufrichtig  empfundener  Herzlichkeit  und  Begeisterung  aufs  Neue 
am  90.  Geburtstage  des  greisen  kaiserlichen  Helden  r.n  dem  Ruf'1: 
vereinigt.  Hell  Kaiser  nnd  Reich! 


Die  deutache  Kolonisation  in  Oit-Afrika. 

Aus  den  Mittheilungeo,  welche  kürzlich  seitens  der  Deulscli- 
ostafrikanischen  Gesellschaft  durch  Vermittelung  der  Berliner  Presse 
in  die  Öffentlichkeit  gelangt  sind,  geht  hervor,  dafs  das  von  dieser 
Gesellschaft  gesuchte  Kapital  im  Betrage  von  4 Millionen  ,4(.  auf- 
gebracht nnd  kürzlich  die  Konstituirung  derselben  erfolgt  ist. 

Die  kurze  Geschichte  dieser  Gesellschaft  ist  eine  höchst  merk- 
würdige, und  wenn  man  ihren  Entwicklungsgang  verfolgt,  so  ist  es 
auch  dem  unparteiischen  Beobachter  recht  schwierig,  die  Wahr- 
heit von  den  lrrthümern,  die  Komik  von  Hem  Ernste,  das  Aben- 
teuerliche und  Zufällige  von  der  wohlerwogenen  und  durch- 
dachten Planmäßigkeit  in  dieser  kurzen  Entwicklungsgeschichte  von 
einander  zu  trennen.  Es  ist  nur  wenige  Jahre  her,  als  die  Nach- 
richt nach  Deutschland  gelangte,  daß  mehrere  mittellose,  dem 
Studenten-  und  Fähndrichsnlter  kaum  entsprossene  junge  Männer  im 
Osten  Afrikas  ausgedehnte  Laodstrecken  für  das  Deutsche  Reich 
erworben  hätten.  Man  schenkte  diesen  Nachrichten  keinen  Glauben, 
man  zackte  die  Achseln,  selbst  die  aufrichtigen  Freunde  der 
deutschen  Kolonisation  warnten  vor  den  kolonialen  Schwärmern 
und  Optimisten  und  fürchteten  durch  dieselben  die  deutsche 
Kolonialpolitik  kompromiUirt  zu  sehen. 

Will  man  ehrlich  aein,  so  maß  man  zugeben,  daß  diese  Zweifel 
durchaua  berechtigt  gewesen  sind.  Einige  junge  Männer  reisen 
von  Deutschland  ab,  um  nach  Monatsfrist  io  Sansibar  einzutreffeo. 
Von  dort  brechen  sie,  sehr  mangelhaft  ausgerüstet  und  ohne  Kennt- 
uiß  von  Land  und  Leuten  zu  besitzen,  nach  dem  Innern  des  afri- 
kanischen Kontinents  auf.  Nach  einem  vierwöchentlicheo  Ritte  ins 
schwarze  Unbekannte  machen  sie  Kehrt,  und  langen  nach  abermals 
vier  Wochen,  erschöpft  und  nahezu  von  allen  Mitteln  entblößt, 
wieder  in  Sansibar  an.  Am  Schlüsse  dos  vierten  Monats  sind  sie 
wieder  in  Berlin  nnd  behaupten,  einige  Tausend  Quadratmeilen 
durch  Verträge  usw.  annektirt  zu  haben.  Das  klang  nicht  nur 
für  deutsche,  sondern  für  aller  Welt  Begriffe  — wie  seiner  Zeit  die 
Nachrichten  u.  a.  auch  aus  England  lehrten  — schier  unbegreiflich, 
sintemalen  wir  nicht  mehr  in  dem  Zeitalter  der  Conquistadores 
leben,  und  auch  auf  dem  ganzen  Eroberungszuge,  der  eher  der 
Ferienreise  eines  alten  humoristischen  Korpaburacben  glich,  kein 
Tropfen  Blutes  geflossen  ist 

Die  Folgen,  welche  jener  kühne  und  unternehmende  Ritt  nach 
sich  gesogen  bat,  waren  aber  nichts  weniger  aß  humoristisch, 
sondern  vielmehr  sehr  ernst,  and  sie  bewegten  sich  sehr  bald  auf 
einem  durchaus  realen  Boden.  Ein  kaiserlicher  Schatzbrief  stellte 
jene  Länder  unter  den  Schatz  des  Deutschen  Reiches,  und  der 
größt«  Realpolitiker  des  Jahrhunderts  zeigt  alsbald,  daß  er  gewillt 
sei,  das  per  fas  oder  nefas  erworbene  Gebiet  als  deutsches  Gebiet 
zu  reklamiren.  Eine  starke  deutache  Flott«  bringt  dies  den  Sul- 
tanen und  Zwitterherrschern  an  der  ostafrikanischen  Küste  in 
ebenso  eindringlicher,  wie  anschaulicher  Weise  tum  klaren  Ver- 
ständnis, und  durch  Vorträge  mit  dem  Sultan  von  Sansibar  sowie 
mit  England  wird  das  Gebiet  der  neuen  deutschen  Erwerbung  fest 
begrenzt  und  abgerundet  Dieselben  mutbigen  Unternehmer,  deren 
Kredit  jedenfalls  «an  der  Börse  nichts  galt*,  bringen  es  durch 
ihren  Eifer,  ihre  Begeisterung  dahin,  den  so  schwerfälligen  und 
mit  doppelten  und  dreifachen  Hemmschuhen  veraeheneu  Geldwageu 
deutscher  Privater  in  Bewegung  zu  versetzen.  Freilich  muß  Schritt 
gefahren  werden,  aber  es  gebt  doch  vorwärts.  Die  Quellen  fließen 


1*87. 


187 

EXPORT,  Organ  8««  Centralverein*  für  Handolageographie  etc. 


Nr.  12. 


spärlich,  aber  doch  stark  genug,  um  die  Bewegung  in  und  für 
Ost-Afrika  in  Klub  zu  erbalten.  Da,  in  letaler  Stunde,  gelingt  es  den 
die  deutsche  Vorsehung  spielenden  Mächten,  neue,  stärkere  Quellen 
zu  erbobren  und  die  Deutsch-ostafri kan i sehe  Gesellschaft  mit  Mitteln 
zu  versehen,  welche  ihr  für  einige  Jahre  den  för  eine  freiere  Be- 
wegung nöthigen  Ellbogenraum  verschaffen.  Mögen  die  aufgebrachten 
Mittel  aun  halb  gezogen,  halb  biogesunken  sein,  gleichviel,  sie  sind 
vorhanden,  und  dessen  freuen  wir  uns:  der  moralische  Muth  hat 
wieder  einmal  sein  Übergewicht  über  das  Beharrungsvermögen  der 
menschlichen  Natur  bekundet. 

Der  moralische  wie  materielle  Erfolg  — denn  die  Aufbringung 
von  Millionen  in  Deutschland  für  koloniale  Zwecbe  ist  an  und  für 
sich  schon  ein  Erfolg  — hat  die  den  ostafrikaniseben  Unterneh- 
mungen gegnerische  Presae  und  Ansieht  momentan  zum  Schweigen 
gebracht.  Es  ist  unleugbar,  dafs  die  Deutsch- ostafrikanische 
Gesellschaft  durch  ihre  neuerliche  Entwickelung  manches  Konto  in 
ihrem  Schuldbuch  ausgemerzt  bat  Das  frühere  nervöse  Hasten, 
Tasten  und  Fühlen  bst  ruhigerer  Ueberlegung  und  planmäßigem 
Handeln  Platz  gemacht  Fehler,  wie  seiner  Zeit  die  Abgabe  und  der 
Verkauf  von  Landloosei]  an  wenig  Bemittelte,  aind  gut  gemacht 
worden  durch  Rückgewihr  der  gemachten  Einzahlungen.  Aach 
sind  neuester  Zeit  Männer  mit  an  die  Spitze  des  Unternehmens  ge- 
treten, welche  wirtschaftliche  Erfahrung  besitzen  und  der  früheren 
sich  jagenden  unreifen  Projektenmacherei  ein  wirksames  Gegen- 
gewicht gewähren.  Das  Alles  kann  seitens  der  öffentlichen  Kritik 
nicht  unbeachtet  bleiben,  sie  bat  dies  anerkannt  und  sie  mufate 
es  anerkennen.  Möge  man  ferner  ober  die  mafsgebenden  Leiter 
des  Unternehmens  im  übrigen  denken  wie  man  will,  — sie  haben 
bei  der  Inszenirung  desselben  ihre  Haut  za  Markte  getragen  und 
sie  werden  sie  wieder  zu  Markte  tragen;  denn  dafs  jetzt  bei  dem 
gröfseren  Umfange  des  Unternehmens  und  bei  der  nunmehr  be- 
ginnenden inteusiveren  Arbeit  die  zu  überwindenden  Schwierig- 
keiten, Mühseligkeiten  und  Gefahren  sich  potenziren  werden,  wird 
nur  der  in  kolonialwirthsehaftlichen  und  koionialpolitischen  Fra- 
gen gänzlich  Unerfahrrae  zu  bezweifeln  fähig  sein.  (Jod  diese 
Hingabe  ihrer  ganzen  Individualität  au  das  von  ihnen  iuazenirte 
Unternehmen,  ihre  Aufopferung  für  dasselbe,  sichert  Männeru,  wie 
Dr.  Petera  und  dessen  näheren  Freunden,  die  persönliche 
Achtung  und  Neigung  aller  derjenigen,  welche  unabhängigen  Sinnes 
sind  und  deren  Urtheil  nicht  unter  dem  Einflüsse  eine«  überhaupt  i 
gegeu  die  koloaialpolitiachen  Bestrebungen  gerichteten  tendenziösen 
Hasse«  steht. 

Die  deutschen  Koionieen  in  Ost-Afrika  sind  vorhanden.  Es  ist 
jetzt  nicht  mehr  an  der  Zeit,  die  Zweckmifsigkeit  ihres  Besitzes 
zu  diskulireo.  Wir  stehen  vor  einer  fertigen  Thatsacbe,  und  die 
Deutschen  haben  in  objektivster  Weise  den  Werth  oder  Unwertb 
dieses  Besitzes  zu  prüfen  und  je  nach  dem  Befunde  die  Mittel  zu 
erörtero,  durch  welche  dies«  Koionieen  für  Deutschland  möglichst 
ergiebig  gemacht  werden  können.  Bia  jetzt  ist  im  Publikum  so 
gut  wie  nichts  darüber  bekannt;  denn  was  einzelne  noch  mehr 
schwärmerische  als  begeisterte  Schriftsteller  darüber  veröffentlicht 
haben,  wimmelt  von  Widersprächen,  Ungenauigkeiteo  und  Lob- 
hudeleien, die  im  Interesse  der  ostafrikaniseben  Koionieen  und  der 
Deutsch-ostafrikaniscfaen  Gesellschaft  besser  unterblieben  wären,  und 
die  verständige  und  nüchtern  urtheilendu  Anhänger  deutscher  Kolo- 
nialpolitik dieser  Gesellschaft  gegenüber  oiebt  nur  zur  Reserve  and 
Vorsicht  gemahnt.  sondern  sogar  mit  Mifstrauen  erfüllt  haben.  Die 
alte  Geschichte  von  den  übereifrigen  Freunden! 

Also  nicht  wegen,  soudern  trotz  jener  Übertreibungen 
darf  mao  immerhin  annebmen,  dafs  in  jenen  weiten  Laud- 
strecken  — mögen  es  nun  6000  oder  10000  Ge  viert  me  ileu  sein  — 
ausgedehnte  Landschaften  mit  gutem  Klima,  gutem  Boden  und 
gutem  Wasser  vorhanden  sind.  Sicher  ist,  dafs  in  den  ausge- 
dehnten Teraseenländcrn  und  Hochflächen  die  Bevölkerung  «ine 
relativ  dichte  ist;  übrigens  würden  ja  auch  die  Neger,  wiewohl  gegen 
die  Einflüsse  der  tropischen  Natur  weniger  als  die  Nordländer 
empfindlich.  in  absolut  ungesunden  Gegenden  auf  die  Dauer  nicht 
exisiiren  können.  Aus  ähnlichen  Gegenden  Rind  in  Afrika  selbst, 
in  Ost-  und  West-Indien,  in  Brasilien  seitens  der  europäischen 
Kolonialvölker  grofse  Reicbthümer  seit  Jahrhunderten  gezogen 
worden.  Weshalb  sollten'*  die  Deutschen  nicht  ebenso  können? 

Wollen  wir  aber  unsere  Interessen  in  Ost-Afrika  mit  politischem 
wie  wirthschaftlichem  Ernste  behandeln,  so  dürfen  wir  bei  dem 
ersten  Schritte  nicht  stehen  bleiben,  sondern  müssen  auch  die 
weiteren  Schritte  thun.  Was  nützt  uns  eine  Kolonie,  mit  welcher 
wir  keine  Verbindung  haben,  nach  welcher  wir  deutsche  Waaren 
auf  tbeuren  Umwegen  schaffen,  von  welcher  wir  die  kolonialen 
Rohstoffe  auf  dem  gleichen  kostspieligen  Woge  beziehen  sollen? 
Ebenso  gut  könnte  sie  in  Monde  liegen.  Koionieen,  welche  nicht 
im  Stande  sind,  ihre  Erzeugnisse  setmell  und  billig  uacb  deu 


europäischen  Märkten  oder  den  grofseu  Stapelplätzen  zu  schaffen, 
können  nicht  proaperirco.  Es  ist  leicht  gesagt,  dafs  die  Deutach-ost- 
afrikanische  Gesellschaft  sich  eine  eigene  direkte  Dampferlinie  ein- 
richten,  oder  dafs  sie  auf  längere  Zeit  kleioere  Dampfer  'chartern 
möge,  welche  die  Verbindung  mit  Kapstadt  oder  Aden,  d.  h.  mit  der 
deutsch-asiatischen  Linie  hcrstellen  möge.  Solche  Aufwendungen, 
auch  wenn  sie  jährlich  nur  wenige  hunderttausend  Mark  kosten, 
wfirdeo  das  Betriebskapital  der  noch  jungen  Gesellschaft  Überreichlich 
in  Anspruch  nehmen.  Wir  meinen,  dafs  das  Deutsche  Reich,  wenn  es 
im  Interesse  seines  Handels  nach  Asien  und  Australien  mehrere 
Millionen  Mark  alljährlich  subveutiouirt,  auch  für  die  Hebung 
seiner  eigenen  Koionieen  eine  verbältnifsmifsig  geringe  Summe  auf- 
bringen  könne.  Wir  geben  zu,  dafs  es  ein  Experiment  ist,  dessen 
wirtschaftliche  Ergebnisse  sieh  nicht  im  Voraus  bestimmen  laaseu. 
Aber  es  handelt  sieb  mindestens  um  ein  sehr  wichtiges  Experiment, 
nicht  nur  für  den  ganzen  deutschen  Aufsenhaodel,  sondern  für  den 
ersten  Schritt  auf  dem  Gebiete  der  eigenen  kolonialwirthschaft- 
licheo  Produktion,  welcher  für  die  ganze  wirtschaftliche  Ent- 
wickelung Deutschlands  von  eminentester  Bedeutung  werden  kanu! 
Und  da  erscheint  es  nicht  mehr  als  billig,  dafs  auch  die  Gesammt- 
beil  einen  Theil  des  Risikos  trägt,  namentlich,  wenn  die  private 
Opferwilligkeit  bereits  das  Ihre  getan  und  die  jungen  kolonialen 
Unternehmungen  mit  einigen  Millionen  dotirt  bat. 

Hoffentlich  wird  die  eine  solche  Dampferverbindung  bezweckende 
Vorlage  im  Reichstage  recht  bald  eingebracht,  damit  eine  regel- 
mäfsige  Verkehrslinie  tunlichst  bald  hergesteilt  werde. 

Bei  allen  persönlichen  Sympathieeo  für  die  Leiter  der  o*t- 
afrikanischen  Koionieen,  sowie  bei  aller  Anerkennung  der  prinzi- 
piellen Bedeutung  der  dortigen  Unternehmungen  wird  man  immer 
und  immer  wieder  deren  experimentellen  Charakter  akzentuiren 
müssen.  Darin  liegt  nichta  die  Wichtigkeit  derselben  Beschrän- 
kendes. Diesen  Charakter  teilen  die  ostafrikaniseben  Unterneh- 
mungen mit  denen  an  der  Westkäste,  in  Kamerun,  in  Neu-Guioea 
und  scbliefslieh  mit  allen  wirtschaftlichen,  industriellen,  wie  mer- 
kantilen Unternehmungen  überhaupt.  Wäre  es  möglich,  mit  be- 
stimmter Aussicht  auf  Erfolg,  ohne  Risiko  wirtschaftliche  Unter- 
nehmungen zu  inszeniren,  so  würde  der  Mutige  und  Kluge  vor 
dem  Dummen  nichts  voraus  haben.  Wenn  wir  gleichwohl  daher  au 
dieser  Stelle  auf  den  experimentellen  Charakter  der  ganzen  ost- 
afrikanischen  Kolonisation  hinweiseo,  so  geschieht  ea,  um  von  vorn- 
herein vor  sanguinischen  Hoffnungen  zu  warnen  and  solche  zu  be- 
I kftrapfen.  Wir  sind  fest  überzeugt,  dafs,  wenn  nicht  bereits  nach 
einigen  Jahren  sehr  günstige  wirtschaftliche  Erfolge  aus  Ost- 
Afrika  gemeldet  werden,  die  kolooialpolitiscfae  Opposition  einstimmig 
den  Stab  über  das  ganze  Unternehmen  brechen  wird.  Das  wird 
nicht  nur  die  vielen  Schwankenden,  Lauen  und  Halben,  welche 
bereits  jetzt  die  ganze  koloniale  Bewegung  mit  Schlacken  und 
Ballast  durchsetzen  und  belasten,  zum  Rückzuge  veranlassen,  son- 
dern auch  io  der  Öffentlichen  Meinung  einen  Rückschlag  hervor- 
bringen. Es  kann  daher  gar  nicht  oft  und  nachhaltig  genug  be- 
tont werden,  dafs  junge  koloniale  Unternehmungen  — ganz  verein- 
, zelte  glückliche  Ausnahmen  abgerechnet  — im  Laufe  der  ersten  Jahre 
keinen  Gewinn  bringen  können.  Kaffee,  Baumwolle,  Zucker,  Zimmt, 
Tabak,  sind  Pflanzen,  welche,  um  gewinnbringende  Erträge  tu  ge- 
währen, eine  jahrelange  Kultur  des  Bodens,  Erfahrung  und  ge- 
schalte Arbeiter  fordern  and  voraassetzeo.  Und  wie  wir  uns  in 
dieser  Ansicht  weder  von  den  Unbilliges  fordernden  Gegnern  einer 
deutschen  Kolonialwirtbscbaft  nichts  abhandeln  lassen,  so  wenig 
werden  uns  die  übertriebenen  Hoffnungen  kolonialwirthschaftlicher 
Heifssporne  eines  Anderen  belehren.  Man  erwäge  ferner,  dafs 
io  den  Kaffeekulturen  Javas,  Ost-  und  West-Indiens,  Zeutral- 
und  Süd -Amerikas,  Milliarden  veranlagt  sind,  dafs  daselbst  Tau- 
sende erfahrener  Pflanzer  die  Produktion  leiten  uod  Hunderttausende 
geschulter  Arbeiter  ihrem  Befehle  gehorchen,  dafs  die  Beeinflussung 
der  empfindlichen  Pflanzen  durch  Boden,  Niederschläge,  Klima,  seit 
Jahrhunderten  beobachtet,  dafs  die  unter  diesen  Einflüssen  am 
besten  gedeihenden  Msrken  erprobt  sind,  dafs  die  Nachfrage, 
Aufnahmefähigkeit  und  Zahlungsfähigkeit  der  eiotelaeo  in  ihren 
Ansprüchen  sehr  verschiedenen  Märkte  für  dieses  Genufsmittel 
genau  bekannt  ist,  dafs  eine  Flotte  von  kleineren  Schiffen  und 
Dampfern  den  Verkehr  zwischen  den  einzelnen  Produktionsorten, 
Saamelstelleu  und  Slapelplätzen  vermittelt,  dafs  grofse  Kapital- 
raassen  den  Absatz  der  ganzen  Produktion  übernehmen  und  sichern. 
Vors cb Asse  gewähren  usw.  — kurz,  siebt  man  diese  ungeheuren 
Vortheil«,  über  welche  eine  mächtige  Konkurrenz  gebietet,  ln  Be- 
tracht, so  wird  man  die  Schwieriglceiteu  erkennen,  mit  welchen 
junge  koloniale  Unternehmungen  zu  kämpfen  haben.  Gen  an  das- 
selbe gilt  von  dem  Anbau  und  Handel  mit  Kakao,  Zucker,  The« 
und  Tabak.  Wie  viele  Milliarden  Mark  sind  in  den  Baurnwollen- 
pflauzangen,  im  Baumwollenbandel  veranlagt!  Alljährlich  werdou 


Nr.  12. 


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EXPORT,  Organ  des  Centndvereins  für  Handelageographie  etc. 


1887. 


ca.  2 Milliarden  *«  Baumwolle,  im  Werthe  von  ca.  1 Milliarde  Mark, 
Ton  den  Kolooieen  nach  Liverpool,  durch  eine  Flotte  vou  500000 
Tonnen  Gehalt,  verschifft  Das  »oll  und  wird  den  tüchtigen  Unter- 
nehraersiun  nicht  hindern,  den  Kampf  durch  bessere  Leistuogen  zu 
gewinnen;  aber  diese  besseren  Leistungen  kosten  Zeit,  Erfahrung, 
Geld,  und  noch  müssen  in  Ost-Afrika  die  Lindereien  ausgesucht 
und  durch  anzulernende  Arbeiter  kultivirt  werden,  welche  ebenso 
billige  und  gute  Waare  liefern  sollen,  wie  jene  mächtige  Konkurrenz. 

Hier  kano  nur  Arbeit,  intensive  rastlose  Arbeit  helfen.  Bei 
dieser  hat  der  Enthusiasmus  Gelegenheit,  sich  abzukühleu  und  zu 
zeigen,  dafs  er  nicht  blofs  an  kühnen  Plinen  sich  erhitzt,  son- 
dern dafs  er  stark  und  gewaltig  genug  ist,  in  ernstem,  hartem 
Kampfe  sich  durch  zahllose  Enttäuschungen  hindurchzuringen. 
So  lange  er  dazu  seine  Fähigkeit  nicht  naebgewiesen  bat,  steht 
er  mit  beiden  Füfsen  im  Experiment  mitten  drinnen.  Das  mögen 
die  Gegner  und  Freunde  bedenken,  jene,  um  nicht  ungerechtfertigte, 
verfrühte  Forderungen  zu  stellen,  diese,  um  nicht  in  ihrer  Opfer- 
Willigkeit  nacbznlassen  und  nicht  später  der  im  Kampfe  bewährten 
Kraft  die  nöthigen  Mittel  zur  Fortsetzung  der  Arbeit  zu  ver- 
sagen. Der  vorläufig  noch  experimentelle  Charakter  unserer  Kolo- 
nial wirthschaft,  sowie  die  längere  Produktionsdauer  der  einzelnen 
Anlageo  wird  den  Unternehmern  gröfsere  Opfer  in  Gestalt  be- 
deutender Fonds  perdus  auferlegen  und  eine  Verzinsung  der  auf- 
gewandten  Kapitalien  im  günstigsten  Falle  erst  nach  6,  8 und  10 
Jahren  ermöglichen.  Um  sowohl  voreilige  unbegründete  Hoffnungen 
der  Freunde  wie  gehässige  Angriffe  der  Gegner  zu  bekämpfen,  wäre 
es  zweckmäfsig  gewesen,  wenn  die  Deutsch-ostafrikaniscbc  Gesell- 
schaft von  vornherein  auf  8 bis  10  Jahre  jeden  Zinsgenufs  statutarisch 
ausgeschlossen  hätte.  Neben  den  Schwierigkeiten,  welchen  die 
wirtschaftliche  Produktion  in  den  ostafrikaniseben  Kolonieen  be- 
gegnen wird,  werden  die  Leiter  der  dortigen  Unternehmungen  ancb 
andererseits  mancherlei  Vortheile  erkennen  und  gewinnen  lernen, 
welche  zur  Zeit  sich  noch  jeder  Berechnung  entziehen.  Indessen  darf 
wohl  angenommen  werden,  dafs  in  einem  so  ausgedehnten  Lande, 
mit  so  verschiedenen  Höhenlagen  und  geologischen  Formationen, 
sich  sowohl  werthvolle  HandeUpflaozen  und  Hölzer,  als  auch  Mine- 
ralien linden  werden,  deren  Ausbeutung  gewinnreich  sein  wird. 
Unseres  Erachtens  mülste  auf  die  Erforschung  und  Ausbeutung 
dieser  natürlichen,  von  der  Natur  freiwillig  gewährten  und  daher 
billiger  zu  produzirenden  Güter  ein  Hauptaugenmerk  gerichtet  wer- 
den. Möglich,  dafs  sich  auch  bequemere  Wege,  namentlich 
zu  Wasser,  nach  dem  Landinnern  gewinnen  und  mit  wenig  Kosten 
nutzbar  machen  la&sen,  welche  die  Verbindung  mit  dem  Meere 
und  somit  eine  leichte  Exportfäbigkeit  der  Waare  sichern.  Auch 
können  bei  umsichtiger  Leitung  vielleicht  die  Karawaoenzüge  von 
früheren  Verbindungen  abgezogen  und  gegen  mfifsige  Zollgefälle  nach 
der  Küste  geleitet  werden.  Nach  gewonnener  genauerer  Kenntoifs 
des  Landes,  welches  in  seiner  ganzen  Ausdehnung  nichts  weniger  als 
erforscht  ist,  werden  auch  Hochländer  ausfindig  gemacht  werden, 
in  welchen  die  Europäer  dauernd  wohnen  und  arbeiten  können, 
ebenso  wie  dies  io  der  Kapkolonie,  in  den  Basutobergen,  in  Trans- 
vaal u*w.  der  Fall  ist.  Man  braucht  deshalb  noch  keineswegs  an 
eine  Massenanswanderung  zu  denken.  Weshalb  sollten  aber  Euro- 
päer in  jenen  Hochländern  nicht  ebenso  leben  können,  wie  etwa  in 
den  Hochländern  von  Chile,  Fern,  Mexico  und  Brasilien?  Zur  Zeit 
ist  das  Land  noch  keinesfalls  für  eine  auch  nur  geringe  deutsche 
Einwanderung  aufnahmefähig;  denn  auch  nur  wenige  Hundert  Ein- 
wanderer würden  weder  in  den  Häfen,  noch  auf  ihrer  Reise  nach 
dem  Innern  die  für  ihren  Empfang  nöthigen  Vorrichtungen,  Vor- 
kehrungen und  Vorrithe  antreffen,  geschweige  deun  ohne  Zeitver- 
lust eine  Verwerthuug  ihrer  Arbeitskräfte  zu  erzielen  vermögeu. 
Auf  der  anderen  Seite  werden  sieb  bisher  ungekannte  und  unge- 
ahnte Hindernisse  bei  der  Kolonisation  des  Landes  ergeben,  und 
nicht  zu  deren  geringsten  werden  die  Schwierigkeiten  gehören,  die 
durch  den  Verkehr  mit  den  Eingeborenen  und  namentlich  mit  den 
Arabern  entstehen.  Auch  der  Verkehr  unter  den  Kolonisatoren 
selbst  wird  nicht  immer  nach  Wunsch  geregelt  werdeo  können, 
und  mancher,  der  hier  das  Haupt  hoch  trug  und  von  kolonialer 
Begeisterung  strahlte,  wird  sich  drübon  bei  fortgesetzter  Entbehrung 
und  Anstrengung  nach  den  Fleischtöpfen  Alt-Deutschlands  zurück- 
sehaen.  Und  solcher  Anhängsel,  die  hier  bereits  bei  Anderen  auf 
dem  Faulbett  und  auf  der  Tasche  liegen,  bat  die  kolouiale  Bewegung 
nur  allzu  viele.  Das  sind  nicht  nur  kostspielige,  sondern 
auch  demoralisirend  wirkende  Elemente,  die  hoffentlich  von  den 
besseren  Kräften  bald  abgeschüttelt  und  unschädlich  gemacht  werden. 
Kurz,  die  junge  Deutsch-ostafrikanische  Gesellschaft  steht  jetzt  am 
Beginn  ihrer  Tbätigkeit  nnd  ihrer  Prüfzeit.  Sie  bst  reichlich  Ge- 
legenheit, die  Fähigkeit  der  Leiter,  die  wirtschaftliche  Tüchtig- 
keit ihrer  Mitarbeiter,  die  unausgesetzte  opferfreudige  Hiugabe 
ihrer  sämmtlichen  Pioniere  nnd  deren  Unterordnung  unter  die  ge- 


meinsamen grofsen  Aufgaben  zu  erweisen.  Erbringen  sie  diesen 
Beweis,  wenn  wie  billig  auch  erst  nach  mehreren  Jahren,  so  gehört 
Ost-Afrika  ihnen.  Und  wenn  Einem  ein  günstiges  Rrgebnifs  zu 
gönnen  ist,  so  gebührt  es  Demjenigen,  welcher  Kopf  und  Herz  der 
Gesellschaft  in  sich  vereinigt:  dem  Dr.  Karl  Peters. 


A fr  lk  a. 

H»t  Kamerun  eine  Zukunft7 

Klm*.  H.r  de:  und  Pl.uUg.nbiu,  Kiwi.  allgemein  kulturell,  und  aueeteni' 
rische  Aufgaben  and  Aussichten  in  der  jungen  Kolonie,  saf  Grand  eigener 
und  fremder  Anschauung  dargestellt 
vou 

Dr.  Bernhard  Schwarz. 

(Fortsetzung.) 

Zum  Kamerunberge  zurückkehrend,  werden  wir  nun  schon  be- 
greifen, dafs  der  früher  geschildert«  Buschwald  dort  eine  ewig  fenebte 
und  dampfende  Masse  darstcllen  mufs.  Weit  entfernt  indefs,  dafs 
dies  entmutigen  könnte,  werden  wir  dadurch  nnr  um  so  energi- 
scher auf  die  Plantagenarbeit  hingewiesen.  Es  kano  keinem  Zwei- 
fel unterliegen,  dafs,  wenn  erst  einmal  die  Flanken  des  Berges 
gelichtet,  ausgetrocknet  und  von  Frucbtäckern  eingenommen  sein 
werden,  auch  der  Gesundheitszustand  dort  oben  za  einem  besseren 
sich  gestalten  dürfte.  Denn  das  ist  nun  einmal  Tbatsaehe,  dafs 
olle  dergleichen  Mikroorganismen,  wie  sie  wahrscheinlich  die  Keime 
auch  des  Malaria -Fiebers  bilden,  Luft,  Licht  und  Trockenheit  am 
wenigsten  vertragen. 

Einige  Fachleute,  wie  z.  B.  Dr.  Büchner,  geben  übrigens 
noch  weiter  und  behaupten,  dafs  man  das  Fieber,  welches  man 
auf  den  Höben  des  Kamerun berges  bekomme,  einfach  iin  eigenen 
Körper  mit  aus  der  Tiefebene  bringe  nnd  dafs  man  dort  oben 
fieberfrei  bleiben  würde,  könnte  mau  etwa  mittelst  eines  Luft- 
ballons direkt  von  Europa  ans  dabin  gelangen.  Dem  scheint  nun 
freilich  die  Tbatsaehe  zu  widersprechen,  dafs  selbst  dortige  Einge- 
borene, die  nie  zum  Strande  hinunterkommen,  doch  nicht  von 
dem  bösen  Leiden  verschont  bleiben.  Das  Richtige  an  der  An- 
sicht aber  dürfte  doch  sein,  dafs  ein  möglichst  bald  nach  der  Lan- 
dung au  der  Kamerunküste  bewerkstelligtes  Aufsteigen  in  die 
Höhon  des  Berges  eine  wenigstens  relative  Sicherung  vor  dem 
Fieber  oder  doch  vor  dessen  schwersten  Erscheinungen  in 
Aussicht  stellt.  Als  Beweis  dafür  liefse  sich  noch  anfübren, 
dafs  von  den  Schweden  eben  jene  Beiden,  die  Diener,  die  am 
öftesten  der  Gummi- Ablieferung  halber  in  das  uugesunde  Viktoria 
hinQotersteigen  mufsteo,  dem  Fieber  zum  Opfer  fielen. 

Wir  haben  mit  unseren  bisherigen  Ausführungen  die  relative 
Fieberfreiheit  der  Erhebungen  Kameruns  und  damit  auch,  da  das 
Land  eben  zum  allergröfaten  Theile  Hochland  ist,  die  Vortbeile 
des  dortigen  Klimas  überhaupt  zu  erweisen  gesucht  Sollten  wir 
dadurch  aber  noch  nicht  überzeugt  haben,  so  wird  man  wenigstens 
die  günstigen  Wirkungen  der  höheren  Theile  unserer  Kolonie  auf 
das  Allgemeinbefinden  nicht  wegstreiten  können.  Dieselben  werdeu 
bedingt  durch  die  dort  herrschende  niedrigere  Temperatur.  Nach 
meinen  eigenen  Beobachtungen  betrug  die  Wärmedifferenz  zwischen 
Viktoria  und  Mapanja  bei  einem  Höhenunterschied  von  fast  700  m 
uud  einer  Luftdruckdiffereoz  von  50  mm  durchschnittlich  etwa 
6 bis  8°  C.  (im  Schatten).  Am  Abend  und  Morgen  pflegten  die  Ab- 
weichungen noch  viel  erheblicher  zu  sein,  nämlich  bis  zu  10  und 
120,  indem  das  Quecksilber  in  Viktoria  nm  jene  Zeit  nicht  selten 
26,  ja  28°  zeigte,  während  wir  in  Mapanja  nur  17,  16  und  einmal 
selbst  150  beobachteten.  Sogar  in  der  Mittagszeit  erreichte  die 
Wärme  in  jenem  Gebirgsdorf  nie  eine  lästige  Höhe.  Sie  überstieg 
in  keinem  Falle  24°  C.,  was  ja  selbst  bei  uns  noch  keine  beson- 
dere Sommerwärme  bezeichnen  würde.  Au  den  letztgedschten  Ver- 
hältnissen haben  übrigens  anfser  der  Höbe  der  Lage  auch  die  dort 
häufig  webenden  W’inde  und  noch  mehr  die  schon  erwähnten  Nebel, 
die  daselbst  fast  immer  den  Himmel  bedeckt  sein  lassen,  das  Haupt- 
verdienst. 

Günstiger  fast  noch  erscheint  das  allerdings  auch  etwas  höher 
gelegene  Boea.  Zwischen  diesem  Orte  und  Viktoria  betrug  der  Unter- 
schied während  der  zwei  Tage  meines  Aufenthalts  bei  Sonnen- Auf-  und 
Untergang  sogar  8 bis  10°.  Ein  weiterer  Vorzug  dieses  köstlichen 
Alpendorfes  ist  das  Fehlen  der  Nebel,  die  in  Mapanja  häufig  schroffe 
Temperatu  rwechsel  und  in  deren  Gefolge  Rheumatismen  mit  sich 
bringen.  Dafür  pflegt  aber  in  Buea  die  Mittagsw&rtne  um  einige  Grad 
höher  zu  sein  als  dort. 

Ähnlich  günstige  Verhältnisse  finden  sich  auch  auf  den  Er- 
hebungen im  Innern.  Allerdings,  die  gröfsere  Entfernung  vom  ab- 
kühlenden Meere  und  die  in  Folge  dessen  stärkere  Entfaltung  der 
Sonnenhitze  bewirken  da  drinnen  für  die  Mittagsstunden  eine  sogar 
noch  höhere  Temperatur,  als  sie  die  Küste  erreicht.  leb  batte 
beispielsweise  in  Kutnba,  auf  der  ersten  Binnenlandsterrasse,  bei 


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einer  Seehöhe  von  fast  300  m,  einmal  36°,  was  ich  auf  der  gan- 
zen Reine  nicht  wieder  beobachtete;  dafür  sank  das  Glas  in  den 
Morgeu-  und  Abendstunden  bis  auf  22  und  selbst  20°. 

Die  Wirkungen,  die  solche  relativ  doch  niedrige  Temperaturen 
auf  den  Körper  haben,  kann  man  sich  leicht  vorstellen.  Zunächst 
wird  die  Haut,  die  an  der  Küste  immer  feucht  blieb,  einmal  tro- 
cken, und  schon  das  bringt  einen  bernhigenden  Eindruck  auf 
die  Nerven  hervor.  Als  weitere  Folgen  stellen  sich  vermehrter 
Appetit,  besserer  Schlaf  uud  bessere  Verdauung  ein.  Der  Kräfte- 
zustand bebt  sich,  die  Stimmung  wird  eine  rontbigere,  belebtere. 
Physisch  und  moralisch  tritt  eine  Auffrischung  ein,  und  das  ist  iu 
Betreff  des  Fiebers,  das  immer  eine  physische  und  seelische  Krank- 
heit zugleich  ist,  besonders  wichtig.  Die  Aktivität,  so  zu  sagen,  die 
in  dem  erschlaffenden  Küstenklima  so  leicht  zu  Grunde  geht  und 
einer  traurigen  Passivität  weicht,  kommt  wieder.  Gewifs  hätten 
die  Schweden  nicht  so  Großes  geleistet,  wenn  sie  ihre  Wobnuug  in 
Viktoria  genommen  hätten.  Und  so  kann  man  wohl  auch  sagen, 
das  kältere  Klima  der  zum  Glück  so  ausgedehnten  Hochlande 
Kameruns  verbürgt  zum  Theil  wenigstens  eine  kulturelle  Zukunft 
für  die  Kolonie.  Man  stelle  nur  auch  einmal  den  Schweden 
Knutson  neben  den  deutschen  Agenten  in  Viktoria.  Jener  ist 
trotz  der  gekennzeichneten  unzureichenden  Lebensweise  noch  immer 
ein  Hüne,  dieser,  obwohl  von  Haus  aus  auch  sehr  kräftig  und 
sogar  früherer  Seemann,  eine  wahre  Jammergestalt.  (Der  unglück- 
liche junge  Mann,  ein  Herr  Bergbaus,  ist  ührigens  unterdeß  ge- 
storben. ) Auch  au  mir  selbst  erfuhr  ich  den  günstigen  Einfluß 
des  Höhenklimas.  Es  war  ein  ganz  anderes  Athmen  da  oben. 
Ich  fühlte  mich  so  leicht  uud  frisch,  während  ich  im  KOstenlande 
selbst  in  gesunden  Tagen  doch  meist  immer  schlaff  und 
gedrückt  war.  Allerdings  schüttelte  mich  in  Mapanja  nicht 
selten  sogar  der  Frost  io  der  Nacht,  Aber  auch  das  machte  nach 
dem  endlosen  Transpiriren  eher  Vergnügen,  ähnlich  wie  bei 
dem  Mauuc  io  der  Fabel,  der  gern  das  „Gruseln*  lernen  wollte. 
Das  sind  Tbatsaohen,  die  Jeder  erlebt,  der  aus  den  dunstigen 
Niedcruugeu  Kameruns  in  die  naben  Berge  kinaufsteigt.  Ein 
Zweifeln  an  diesen  wenigstens  allgemein  günstigen  Einwirkungen 
des  dortigen  Höhenklimas  ist  ganz  unmöglich.  leb  überlasse  es 
aber  deu  Herren  Ärzten,  daraus  auch  noch  Schlüsse  auf  spezielle 
günstige  Folgen  zu  ziehen,  als  da  z.  B.  sind  Entlastungen  des 
Herzeus,  das  ja  in  den  Tropen  besonders  stark  affizirt  erscheint, 
der  Leber,  der  Nieren  usw.  Ich  selbst  will  nur  noch  auf  eine  kleine, 
jedoch  recht  wohltbätige  Wirkung  der  Höhen  hinweiseo.  Dieselben 
entbehren  nämlich,  im  Innern  schon  hei  300  m,  der  Moskitos 
uud  der  Sandflicgen,  die  anderwärts  den  Europäer  wahrhaft  zur 
Verzweiflung  briugen  können. 

Zur  Vervollständigung  unserer  Beweisführung  wollen  wir  zum 
Scblufs  auch  noch  auf  die  Eingeborenen  binweiseu.  Die  Leute  der 
Niederung  sind  grundverschieden  im  Körperbau  und  Kräftezustand 
wie  selbst  bezüglich  des  Muthes  und  sonstigen  Charakters  von 
denen  der  Berge.  Die  Duallas  von  Kamerun -Stadt  erscheinen 
allerdings  noch  leidlich  stark;  das  mufs  aber  vorzugsweise  auf 
Keck u u ug  der  besseren  Nahrung  gebracht  werden,  die  ihnen  ihr 
so  einträglicher  Zwischenhandel  ermöglicht.  Dagegen  vergleiche 
ruau  einmal  die  Bakuudus  aus  deu  Mungo-  Niederungen  mit  den 
ßakwiri*  vom  Kamerun- Berge!  Meine  Träger,  die  aus  dem  letzt- 
genannten Stamme  gewählt  waren,  erregten  durch  ihren  athletischen 
Körperbau,  ihre  mächtige  Stimme,  ihre  Kauflust  überall,  wohin  wir 
kamen,  grofsen  Schrecken,  und  ihre  Herausforderungen  zum  Ring- 
kampf wurden  fast  niemals  angenommen.  Nach  dem  Sklaven  aus 
dem  Bafarami -Gebirge  zu  urtheileo,  den  ich  von  ßakundu  ab  als 
Dolmetschen  bei  mir  führte,  sind  die  Bewohner  jener  Erhebung  uud 
die  der  Binue-Quellgebiete  uoeb  gröfser  und  kräftiger. 

Wir  meinen,  unsere  bisherigen  Darlegungen  werden  genügen, 
um  die  Wichtigkeit  des  gehobeneren  Bodens  von  Kamerun  in 
hygieinisrher  Hinsicht  zu  beweisen.  Aber  dann  bleibt  doch  immer 
das  schlechte  Klima  des  Tieflandes  als  Angriffsobjekt  für  die  Gegner. 
Inders  auch  in  dieser  Beziehung  sind  Einschränkungen  des  Vorwurfs 
möglich. 

Zunächst  erscheint  ja  eben  das  Areal  des  Tieflandes  (ange- 
nommen, dasselbe  sei  wirklich  ein  klimatisch  ganz  hoffnungsloses 
Gebiet)  in  unserer  Kolonie  iro  Verhältnis  zu  den  höheren  Partieen 
als  ein  verschwindendes,  wie  deno  bekanntlich  die  Natur  auch  sonst 
das  Terrain  des  dunklen  Konliuents  ähnlich  providentiell  angelegt 
hat.  Wir  haben  tiefe  Landstriche  in  Kamerun  nnr  an  der  Küste. 
Aber  auch  hier  sind  diese  durch  das  Kamerungebirge  unterbrochen. 
Denn  dasselbe  tritt  auf  eine  Strecke  von  10  bis  12  geogr.  Meilen  mit 
ziemlich  steilen  Abfällen  bis  dicht  an  das  Meer  heran.  Die  auf 
diese  Weise  in  zwei  Theile  zerlegte  Flachküste  ist  daneben  auch 
von  sehr  verschiedener  Breite,  je  nachdem  die  Binnenlandsterrussen 
weiter  vor-  oder  zurücklruten.  Das  Erster*  geschieht  besonders 


auffallend,  je  weiter  man  gegen  Süden  vorrückt  So  ist  der  Mo- 
anje-Katarakt  östlich  faiuter  Klein-Batanga  nach  Zoller  nur  18  See- 
meilen von  dem  Meere  entfernt.  Unterhalb  davon,  bei  Plaolation 
und  an  der  Südgrenze  der  Kolonie,  nähert  sich  der  Terrassenab- 
fall  der  Küste  gar  bis  auf  die  Hälfte  dieser  Entfernung  und  darunter. 
Weiter  nördlich  liegen  die  Katurakte  der  Küstenflüsse,  d.  b.  ihr 
Ahstieg  vom  Tafelland  zur  Kflstentiefcbene  mehr  im  ionern,  so 
beim  Mungo  gegen  30  geogr.  Meilen;  aber  wenn  auch  bis  dahinein 
das  Strombett  selbst  so  niedrig  ist,  dafs  es  kaum  noch  6t)  m 
Seehöhe  im  Durchschnitt  aofweist,  so  steigt  doch  mit  Ausnahme 
der  eigentlichen  Münduugsparlie  das  Land  auf  beiden  Ufern  rasch 
derart  an,  bis  100  m und  mehr,  dafs  an  ein  eigentliches  Thal  nicht 
wohl  zu  denken  ist.  Relativ  ausgedehntere  Tieflande  ergeben  dem- 
nach blofs  die  Inseln  und  Landzungen  in  den  grofsen  Mündungs- 
delten  zu  beiden  Seiten  des  Kamerungebirges,  so  das  Gebiet  am 
Rio  de!  Rey,  am  Lange  uud  besonder»  am  Kamerunfluß,  jenem  von 
einer  ganzen  Reihe  bedeutender  Küstenströme  gebildeten  Mün- 
duugsbeckcn,  das  in  dco  zahlreichen  Sumpf-Insein  auf  seiner 
Wasserfläche  und  den  Sumpfrändern  des  anstoßenden  Festlandes 
ein  Tiefebenenareal  von  mindestens  60  □ Meilen  repräseotirt,  darunter 
als  größte  zusammenhängende  Sumpfmasse  die  seiner  Zeit  vou 
Frankreich  beanspruchte  Malimba-Insei  mit  einem  Flächeninhalt 
von  allein  über  10  □ Meilen,  das  ist  fast  das  Doppelte  von  dem 
Areal  etwa  des  Fürstenthums  Renfs  ä.  L.  Das  erscheint  uns  wohl 
viel;  aber  was  sind  50  □ Meilen  gegen  die  vielen  Tausenden  von 
□ Meilen,  die,  durchgängig  Hochland,  unsere  Kolonie  da  draufsen 
umfassen  kann,  wenn  wir  sie  erst  entsprechend  bis  in  das  Innere 
hinein  ausgedehnt  haben  werden! 

Freilich,  die  bekanntlich  so  hartnäckigen  Gegner  unserer  kolo- 
nialen Sache  werden  sagen:  jenes  kleine  Tieflaudgcbiet  ist  nur  in- 
sofern gerade  von  größter  Dichtigkeit,  als  der  Handel  nach  Lage 
der  Dinge  dort  immer  sein  Zentrum  haben  wird. 

Das  ist  nun  freilich  nicht  zu  leugnen.  Denn  gerade  jenes 
Sumpfgebiet  umschließt  den  besten  und  nahezu  einzigen  Hafen  des 
ganzen  Laude«.  Gleichwohl  ist  selbst  dort  inmitten  dieser  endlosen 
Sümpfe  das  Gespenst  des  Fiebers  nicht  so  schlimm,  als  man  wohl 
meint.  Zunächst  ist  ja  zu  erwägCD,  daß  das  dortige  Klima  neben 
seinen  Schattenseiten  auch  Vorzüge  hat,  welche  schwerwiegend 
sind.  Mit  Recht  hat  man  darauf  hingewiesen,  daß  daselbst  Staub 
und  plötzliche  rauhe  Winde,  wie  sie  bei  uns  so  mancher  Brust 
den  Todesstoß  geben,  gänzlich  unbekannte  Dinge  sind.  Die  Lun* 
enschwindsucht , die  in  unseren  Breiten  und  selbst  auch  in  an- 
eren  tropischen  Ländern,  z.  B.  in  Brasilien,  ungezählte  Millionen 
hinrafft,  kommt  dort  überhaupt  nicht  vor.  Es  scheint  sogar,  als 
ob  Leute  mit  phthßßcber  Aulage,  die  dort  biuausgehcn,  sich  da- 
selbst länger  halten  könnten,  als  in  der  Heimat.  Wenigstens  ist 
mir  ein  Beispiel  bekannt,  das  diese  Vermuthung  nahe  legt.  Es  ist 
aber  auf  alle  Fälle  keine  Cebertreibung,  wenn  man  behauptet,  daß 
die  Lungentuberkulose  ein  zehnmal  schlimmerer  Würgengel  ist,  als 
das  Fieber.  Wir  haben  auch  Beispiele  geuug.  daß  iu  jenen 
Gegenden  weiße  Menschen  lange  und  ohne  sonderlichen  Schaden 
gelebt  haben.  So  erwähnt  Zöller,  daß  der  Bischof  von  Gabun 
bereits  33  Jahre  auf  seinem  Posten  ist  und  sein  Vorgänger  gar 
90  Jahre  alt  wurde,  und  doch  ist  Gabun  nachweislich  schlechter 
in  sanitärer  Hinsicht  noch  als  Kamerun.  Der  Wörmano'sche 
Agent  Herr  Schulze  lebt,  so  viel  ich  weiß,  bereits  fast  20  Jahre 
auf  der  kleinen  Eloby-Insel,  die  allerdings  für  relativ  sehr  gesund 
gilt.  Aber  auch  in  Kamerun  selbst  giebt  es  einige  europäische 
Kaufleute,  die  schon  längere  Zeit  ganz  munter  dort  hausen.  Außer 
dem  Angeführten  hat  übrigens  gerade  das  Klima  von  Kamernn  noch 
den  besonderen  Vorzug,  daß  Dysenterie,  die  fürchterliche  Plage 
anderer  Tropenländer,  so  z.  B.  der  Sunda-lnseln,  fast  gar  nicht 
auftritt. 

Bei  dieser  Gelegenheit  soll  auch  noch  darauf  aufmerksam  ge- 
macht werden,  dafs  die  Hitze  iu  den  Küstenregionen  zwar,  wie 
erwähnt,  unangenehm,  aber  immerhin  doch  viel  erträglicher  ist,  als 
mau  gemeinhin  annimint.  Gerade  im  Zentrum  der  Sumpfgegend, 
bei  den  Kamerunstädten,  ist  die  Temperatur,  jedenfalls  durch  die 
Einwirkung  des  naben  Meeres,  des  großen,  oft  mehrere  Kilometer 
breiten  Stromes  und  der  unermefslichen  Mungrovewälder,  auffallend 
gemäßigt.  Mehrmals  halten  wir  früh  6 Uhr  nur  24"  und  selbst 
20°  C.t  namentlich  wenn  in  der  Nacht,  wie  gewöhnlich,  Tornados, 
Gewitteratfirroe,  gewüthet  hatten.  Das  Maximum  Überstieg  eben- 
dort nur  in  Ausnahmefällen  26  oder  28".  Temperaturen,  wie  am 
Rothen  Meere  oder  iu  Zentral -Asien,  wo  mau  40  und  60°  beob- 
achtet hat,  kommen  hier  nie  vor.  Kamerun  gehört  unbest  ritten 
unter  die  gemäßigteren  der  warmen  Länder  der  Erde.  Selbst  in 
den  erwähnten  engen,  ventilationslosen  Flußriunen  im  Innern,  so 
beim  Hafenplatz  von  Bakundu  ha  Nambele,  schwankte  das  Thermo- 
meter immer  nur  zwischen  26  und  32°  C.  In  der  Küstenregion. 


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Kr.  12.  EXPORT,  Organ  deB  Centralvereins  für  Handelegeographie  etc.  1887. 


darunter  auch  in  Viktoria,  das  sonst  mangels  eine*  grofsen  Flufses 
schon  einige  Grade  wärmer  ist  als  Kamerun -Stadt,  läfst  die  so- 
genannte Seebrise,  die  leider  meist  nur  aber  Tag  weht,  die  Atmo- 
sphäre oft  fast  behaglich  erscheinen,  wenn  auch  niemals  so,  wie 
etwa  in  Mapanja.  Ganz  besonders  ist  die*  der  Fall  in  dem  später 
noch  zu  erwähnenden  Suellaba,  an  der  eigentlichen  Mündung  des 
Kamerunfluss«*,  wo  in  der  Regel  wihreud  des  ganzen  Tages  ein 
überaus  heftiger  Seewind  die  Luft  bis  auf  22  bis  200  abknhlt. 
Nur  in  den  Nächten,  wo  vielfach  ein  Landwind  einsetzt,  der  wie 
der  Hauch  aus  einem  Glutbofen  daberfährt  und  nicht  selten  wahre 
Leicheng*-rüche  mit  sich  führt,  wird  die  Sache  oft  wirklich  qualvoll 
und  der  Schlaf  anfaerordentlich  beeiuträebtigt. 

Mit  diesen  Ausführungen  fällt  es  uns  natürlich  nicht  ein,  über 
die  wirklichen  Gefahren  hinwegtiuseben  zu  wollen,  ln  der  Thal 
giebl’s  in  Kamerun  Fieber,  und  manch  junges,  hoffnungsvolles  Leben 
mufste  Ibro,  oft  schon  nach  kurzem  Aufenthalte,  znro  Opfer  fallen. 
Allein  man  darf  nicht  vergessen,  dafs  auf  das  Konto  desselben  ge- 
wöhnlich alle  Todesfälle  von  Europäern,  die  dort  überhaupt  Vor- 
kommen, gesetzt  werden.  Vielen  von  diesen  aber  lag  irgend  eine 
andere  Krankheit  zn  Grunde.  Beispielsweise  kam  während  meiner 
Reise  ein  junger,  vornehmer  Schwede  dorthin,  der  nach  wenigen 
Tugen  schon  starb.  Nun  biefs  es  auch  wieder  uuisono:  -Das 
schreckliche  Fieber  !*  In  Wahrheit  hatte  aber  ein  unter  dem 
Trcpenklima  allerdings  wobl  rascher,  als  das  anderwärts  geschehen 
»ein  würde,  entwickelter  Herzfehler  dem  Manne  ein  so  jähes  Ende 
bereitet. 

Aber  auch  da,  wo  wirkliches  Fieber  vorliegt,  trägt  an  dem- 
selben in  vielen  Fällen  mehr  die  falsche  Lebensweise  der  Europäer, 
als  das  Klima  die  Schuld.  Nicht  wenige  der  Letzteren  schwächen 
sieb  durch  geschlechtliche  Ausschweifungen.  Diese  sind  aber  in 
einem  Lande,  wo  man  ohnedies  nur  zu  leicht  schlaff  und  blutarm 
wird,  io  einem  Lande,  wo  Energie  und  Regsamkeit  doppelt  nötbig 
sind  zur  Stütze  auch  des  Körpers,  besonders  gefährlich.  Noch 
kürzlich  erzählte  mir  ein  junger  Herr,  der  mehrere  Jahre  ohneScbaden 
unter  den  Tropen  weilte,  dafs  sein  Vater,  ein  Arzt,  der  gleich- 
falls lange  dortselbst  gewohnt  batte,  ihm  den  guten  Rath  mitgab: 
„Fürchte  Dich  nicht,  meide  die  Weiber,  trinke  keine  Spirituosen!" 
Und  selbst  die  moralisch  Laxesten  von  allen  Europäern  in  West- 
Afrika  pflegen  den  neu  Angekommenen  vor  jeder  Anknüpfung  mit 
den  Töchtern  des  Landes  zu  warnen,  ehe  nicht  der  erste  Fieber- 
anfall  Überstunden  sei.  Insonderheit  soll  eine  Erkrankung  an 
Syphilis,  welch  letztere  in  West- Afrika  sehr  verbreitet  ist,  ver- 
bunden mit  einem  wenn  auch  leichten  Fieberanfall,  vielfach  einen 
Weltlichen  Ausgang  herbeifübren. 

Ungleich  gefährlicher  noch  als  die  Eizesse  in  Venere  sind 
aber  die  io  Baccho.  Mit  Recht  sagte  Dr.  Wolf  anf  dem  Berliner 
Nalurforschertag:  „Man  bedenke,  dafs  die  Organe,  die  das  Tropen- 
klima überbaupt  und  das  Fieber  insbesondere  angreift,  gerade  die 
Organe  sind,  die  auch  durch  das  Trinken  mitgenommen  werden, 
Herz.  Leber  und  Nieren!“  Sehr  oft,  wo  ein  einfacher  Fieberanfall 
bei  einem  mäßigen  Menschen  ohne  Schädigung  vorübergeht,  führt 
er  bei  einem  Trinker  zn  einem  Leberabszefa , der  mit  dem  Tode 
endigt. 

Das  sind  unbestreitbare  Sitze.  Und  doeb,  wunderbarerweise, 
wird  in  jenen  Regionen  fast  mehr  getrunken  als  selbst  im  hohen 
Norden.  Und  dabei  sind  die  Getränke,  damit  sie  in  der  Hitze 
sich  überhaupt  halten,  meist  auch  noch  sehr  stark.  So  das  Bier, 
das,  gewöhnlich  Hamburger  oder  englisches  Ursprungs,  nach  der 
Einfüllung  in  die  Flaschen  in  der  Heimat  noch  einmal  gekocht 
wird.  Dazu  kommen  dann  scharfe,  alte  Cognacs,  schwere  spanische 
Weine  u.  dcrgl.  Champagner  und  Rheinweine  fungiren  schon  mehr 
als  Luxusartikel.  Man  wird  nun  glauben,  die  Hitze  des  Klimas 
reiz«  stark  zum  Trinken.  Das  ist  aber  gar  nicht  der  Fall,  wohl 
weil  dieselbe  keine  trockene,  sondern  eine  feuchte  ist.  Man  bedarf 
in  Kamerun  nur  wenig  Getränk.  Spirituosen  wollen  sogar  im 
Aubmg  gar  nicht  munden,  namentlich  das  schale,  bittere  Bier, 
zumal  da  ja  die  betreffenden  Flüssigkeiten  bei  dem  Mangel  an  Eis 
badewarin  sind.  Kaffee  oder  Theo,  Selterswaaser  und  Zitronen- 
liroonade  thun  ungleich  bessere  Dienste.  Also  mufs  man  be- 
kennen: Wie  überall,  so  ist  auch  hier  das  Trinken  kein  Bedürfnis, 
sondern  eine  Angewöhnung.  Was  soll  mau  sagen,  wenn  — wie 
ich  Fälle  kennen  gelernt  habe  — ein  junger  Mann  an  einem  Tage 
30  Cognacs  zu  sich  nimmt,  das  Bier  und  der  Wein,  der  noch  über- 
dies konsumirt  wird,  nicht  gerechnet!  Oder  wenn  ein  Anderer  zur 
Abendmuhlzeit  eine  ganze  Flasche  Cognac  aus&tacb,  gleichfalls  als 
Begleiterin  von  noch  einigen  anderen  Getränken!  Zur  Ehre  der 
Kaufleut«  in  jenen  Gegeuden  sei  es  übrigens  gesagt,  dafs  viele  von 
ihnen  damit  nicht  getroffen  oder  dafs  sie  doch  von  Forschungs- 
reisenden in  der  beregteu  Hiusicht  noch  überboten  werden.  Zwei  solche 
sollen  in  Kamerun  bei  einem  vielmonatlichen  Aufenthalt  täglich 


| 30  Flaschen  Bier  konsumirt  haben.  Wie  grenzenlos  leichtsinnig 
man  in  dieser  Hinsicht  ist,  beweise  noch  ein  Fall.  Ein  mir  be- 
kannter Herr,  eine  Herkules-Figur,  begann  schon  früh  nüchtern 
j mit  Cognac,  obwohl  er  bereits  seit  längerer  Zeit  beim  Erwachen 
immer  Unmassen  von  Galle  answarf.  Er  verlachte  aber  alle 
Warnungen.  Die  Folge  war,  dafs  er,  als  ich  ihn  nach  einigen 
Monaten  wiedersab,  zum  Skelett  znsammengefallen  erschien  und 
schleunigst  nach  Europa  reisen  mufste.  Eine  derartige  Lebens- 
weise würde  bei  uus  den  Ruin  ebenso  gewif*  nach  sich  ziehen  als 
in  Afrika.  Hier  aber  kommt  Alles  auf  das  grofse  Fieberkonto. 

Meiner  Ansicht  nach  haben  die  Deutschen  eine  solche  geradezu 
unverzeihliche  und  frevelhafte  Uomäfsigkeit  von  den  dortigen  Eng- 
ländern und  den  Seeleuten,  die  an  jener  Küste  verkehren,  gelernt. 
Jetzt  ist  die  Unsitte  schon  zur  Senche  geworden.  Kommt  man  in 
irgend  ein  Haus,  so  geht  es  nicht  anders,  es  wird  ein  „ Kleiner“ 
eingeschenkt,  darauf  noch  „einer“,  dann  heifst  es:  „Nur  noch  einer, 
denu  aller  guten  Dinge  sind  drei“,  und  so  geht’»  fort.  Es  ist 
nicht  leicht,  der  aufserordentlichen  Liebenswürdigkeit  der  Lands- 
leute da  draufsen  zu  widerstehen.  Zumeist  sind  ja  auch  die  Ver- 
führten junge  Menschen,  die  an  sich  schon  Alles  leichter  nehmen. 
— Vielleicht  wird  mau  mir  meine  Offenheit  verargen,  aber  Offen- 
heit schien  mir  hier  Pflicht.  Es  handelt  sich  ja  um  theure 
Menschenleben,  die  man  möglicherweise  durch  ernste  Worte  mit- 
bewahren helfen  kann. 

Will  man  aber  noch  Belege,  so  beherzige  man  doch  nur  die 
auffällige  Thatsacbe,  die  Herr  Dr.  Büchner  (Deutsche  Kolonialztg. 
3.  Jahrg.,  19.  Heft,  Seite  561)  vergebens  leugnet,  dafs  die  Missio- 
nare eine  bedeutend  geringere  Sterblichkeit  zeigen,  als  die  Kanflpute. 
Ohne  Zweifel  ist  ihre  gröfsere  Enthaltsamkeit  in  den  beiden  er- 
wähnten Punkten  die  Grsache  davon. 

Endlich  aber  sollte  selbst  die  Tbatsache,  die  allerdings  zu- 
gegeben werden  mufs,  dafs  das  Fieber  in  jenen  Gegenden  früher 
oder  später  jeden  Europäer,  auch  den  Mäßigsten,  ergreifen  wird 
uud  dafs  es  irgeud  ein  wirksames  Präservativ  dagegen  zur  Zeit  noch 
nicht  giebt  doch  nicht  zu  sehr  zurückschrecken.  Erstlich  sollen 
von  100  Fällen  nur  etwa  8 tödtlich  verlaufen;  namentlich  ist  ein 
schlimmer  Ausgang  in  den  ersten  Jahren  des  Aufenthalts  sehr  un- 
wahrscheinlich. Sodann  aber  lassen  sich  auch  eine  ganze  Reibe 
wirksamer  Mittel  nennen,  die  wenigstens  das  Obel  abzuschwäcben 
geeignet  Bind. 

Vor  allem  sollte  man  Niemand  zn  früh  dahinaus  entlassen. 
Das  Fieber  scheint  auf  Körper,  die  noch  auf  einer  gewissen  Ent- 
wicklungsstufe stehen,  einen  stärkeren  Einflufs  zu  haben,  als  auf 
solche,  die  das  volle  Mannesalter  erreicht  haben.  Es  giebt  sogar 
Ärzte,  die  auf  Grund  von  Beispielen,  die  ihnen  vorgekommen,  für 
höhere  Lebensjahre  eine  völlige  Unzugänglichkeit  für  die  Malaria 
[ annehmen  wollen.  Daraus  darf  man  allerdings  nicht  folgern,  dafs 
man  dahinaus  möglichst  alte  Leute  schicken  solle.  Denn  in  höhe- 
ren Jahren  besitzt  ja  andrerseits  der  Mensch  entschieden  die  Wider- 
standsfähigkeit, die  das  Klima  da  draufsen  fordert,  nicht  mehr  in 
dem  Grade  wie  früher.  Auch  meinen  die  angezogenen  Gewährs- 
männer nicht,  dafs  man  jene  Fieberfreiheit  roitbringt,  wenn  man 
als  alter  Mann  dahinaus  kommt,  sondern  vielmehr,  dafs  man  sie 
da  draufsen  nach  einem  längeren  Aufenthalt  erreicht,  weun  es 
überhaupt  glückt,  dabei  ein  höheres  Alter  zu  erlangen.  Gemäfs  der 
I allgemeinen  Erfahrung  an  der  gesummten  tropischen  Westküste  von 
Afrika  müssen  indefs  solche  Beispiele  von  Akklimatisation  als 
mindestens  sehr  vereinzelte,  als  exzeptionelle  bezeichnet  werden. 
Die  Rpgel  ist,  dafs  der  Welfse  nach  2 oder  doch  3 Jahren  un- 
unterbrochenen Aufenthaltes  dortselbst  wieder  einmal  auf  mehrere 
Monate  nach  Europa  reisen  mufs,  will  er  nicht  zu  Grande  gehen. 
Es  gilt  dies  für  die  ganze  ungeheure  Uferlinie  von  Sencgambien 
bis  Loanda  hinunter.  An  eine  Akkommodation  der  europäischen 
Natur  au  das  Sumpfklima  jener  Küstengebiete  oder  gar  an  das 
: allmähliche  Heranwachsen  einer  akklimatisirten  zweiten  Generation. 

| sofern  man  dabei  wenigstens  einen  rein  weifsen,  unvermischten 
Schlag,  Kiuder  von  einem  europäischen  Vater  und  einer  europäi- 
schen Mutter,  im  Auge  hat,  ist  schlechterdings,  wie  hier  gleich 
ausdrücklich  betont  werden  soll,  nicht  zu  denken.  Bekanntlich 
bat  sich  die  gleiche  Unmöglichkeit  schon  längst  in  ähnlich  gearte- 
ten Gebieten,  so  z.  B.  in  Ost-Indien  u.  a.  berausgestellt.  beiläufig 
ohne  dafs  sich  dadurch  etwa  die  Engländer  oder  Holländer  von 
ihrem  so  gewinnreichen  kolonialen  Treibern  hätten  abhringen  lassen. 
Nur  in  subtropischen  Gebieten,  so  in  Algerien  und  in  dem  über- 
haupt in  so  vielfacher  Beziehung  mit  dem  Norden  des  Erdtheiles 
korrespondirenden  Süd-Afrika,  ist  es  gelangen,  ans  rein  europäi- 
schem Blute  einen  übrigens  hervorragend  kräftigen  Nachwuchs  zu 
erzielen.  Vielleicht  aber,  dafs  sich  auf  den  Gebieten,  die  wir  hier 
im  Auge  haben,  im  Laufe  der  Zeit  ein  dem  üblen  Klima  wenigstens 
leidlich  widerstehender  Mischlingsschlag  ansbildet. 


1887. 


Nr.  12 


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EXPORT,  Organ  des  Centralvereins  fQr  Handelsgeographie  etc. 


Wie  dem  aber  auch  sein  möge,  wir  bleiben  doch  bei  unserer 
Behauptung  stehen,  dafs  die  dorthin  »ich  wendenden  Europäer 
wenigstens  ein  gewisses  Alter,  dos  30.  oder  zum  mindesten  das  25. 
Jahr,  erreicht  haben  sollten.  Vielfache  Erfahrungen  sprechen  da- 
für So  batto  mein  Gefährte  ungleich  nachhaltiger  am  Fieber  zu 
leiden  als  ich  und  mufste  scblieftlich  urakehren.  Er  war  aber 
mehr  als  15  Jahre  jünger  als  ich.  Ebenso  sind  von  den  4 Schwe- 
den gerade  die  zwei  Jüngsten  gestorben.  Auch  in  mehreren  Fak- 
toreien, die  ich  besuchte,  waren  in  der  Regel  blutjunge  Leute,  die 
erst  kaum  20  Jahre  zühlten,  zuerst  der  üblen  Krankheit  zum  Opfer 
gefallen.  Ähulicbc  Erfahrungen  haben  die  Hissionsanstalten  und 
verschiedene  Afrikareisende  gemacht,  leb  beziehe  mich  beispiels- 
weise auf  das  Zeugnifs  des  bekannten  Majors  von  Mechow,  des 
Erforschers  des  Kuango-  Ein  etwas  gereiftcrcs  Alter  bat  ja  anch 
uoeb  die  schwerwiegenden  Vorzüge,  daft  es  dem  Menschen  leichter 
wird,  den  Versuchen  zu  Unmäftigkeiten  im  Gescblechtsgenufs  und 
im  Trinken  zu  widerstehen,  sowie  dafs  das  Erschrecken  bei  den 
ersten  Anfällen  der  Krankheit  nicht  allzu  grofs  ist.  Denn  wie  bei 
der  Cholera  etwa  haben  auch  diesem  Leiden  gegenüber  Furcht  uud 
Kleimnuth  den  nachtheiligsten  Einflufs,  wie  denn  bei  dem  ganzen 
Charakter  des  Fiebers,  der  ein  halb  psychischer  ist,  und  der  ent- 
nervenden Art  des  Klimas  jener  Gegenden  überhaupt  Willenskraft 
und  Selbstbeherrschung  unentbehrliche  Dinge  sind. 

(KoftmUsoc  folgt.] 

Süd -Amerika. 

Die  Kolonisation  im  Itapocii  Thals,  Süd  Brasilien.  (Original- 
bericht.)  Im  Nachfolgenden  ist  ein  Rericht  des  mir  wohl- 
bekannten und  befreundeten  Herrn  Dr.  Kaergcr  veröffentlicht, 
welcher  vor  ungefähr  Jahresfrist  in  Santa  Catharina  sieb  nieder- 
gelassen hat.  Der  Bericht  ist  mir  um  so  willkommener,  weil  ich 
für  die  Wahrheitsliebe  und  loyale  Gesinnung  des  Verfassers  auf 
das  Unbedingteste  einsteho.  Herr  Dr.  Kaerger  bat  s.  Z.  in  Strafs- 
burg unter  der  Leitung  der  Herren  Prof.  Knapp  und  Brentano 
Staatswissenschnften  studirt  und  ist  später  als  Landwirth  tb&tig  ge- 
wesen. Wegen  seiner  überwiegend  praktischen  Richtung  habe  ich 
seineu  Entschlafe,  sich  in  Süd-Braailien  als  Kolonist  niederzulassen, 
mit  Freuden  begrüfst.  Da  ich  von  ihm  eine  kräftige  Förderung 
»Iler  der  Bestrebungen  za  erhoffen  mich  berechtigt  glaubu,  welche 
meine  Freunde  und  ich  seit  10  Jahren  vertreten  haben,  so  ersuche  ich 
alle  meine  persönlichen  Freunde  sowie  alle  Mitglieder  des  .Cen- 
tral Vereins  für  Handelsgeograpbie  etc.*  in  Süd-Brasilien,  dem  Ge- 
nannten entgegenzuknmmen  und  seinen  Wünschen  nnd  Arbeiten 
förderlich  sein  za  wollen.  Dr.  R.  Jannaseh. 

Joinville  bei  Sao  Francisco  do  Sul, 

Provinz  Santa  Catharina.  Brasilien.  26°  sfldl. Breite 
Ende  Januar  1887. 

Ich  habe  bald  nach  meiner  Ankunft  hierselbst  ein  Grundstück 
am  Itapocn  — bei  der  Mündung  des  1 tapocii sinho  in  den- 
selben — gekauft,  und  bin  als  erster  deutscher  Kolonist  jenes 
Thaies,  in  welchem  bisher  nur  Brasilianer  angesiedelt  waren,  am 
1.  Juni  v.  J.  hinauHgezogen.  Bald  nach  mir  folgte  ein  Herr  Gütlich, 
der  mit  seiner  Familie  auf  demselben  Schiffe  angekomeuen  war. 

Beide  waren  wir  durch  die  Schilderung  des  schönen  und 
fruchtbaren  Itapocüthales  veranlagt  worden,  selbständig,  ohne 
Rücksicht  auf  eine  etwaige  Besiedelung  des  Thaies  seitens  des 
Hamburger  Vereins,  bis  dabin  vorzudringen.  Ein  glücklicher  Zu- 
fall fügte  es,  dafs  bald  nach  uns  eine  Anzahl  in  früheren  Zeiten 
ans  Deutschland  nach  Rufsland  eiogewaoderter,  von  dort  aber 
agrarischer  und  politischer  Verhältnisse  halber  geflüchteter  Familien, 
für  welche  in  Deutschland  20  000  «.•#  gesammelt  worden  waren, 
hier  anlaugten  und  das  Land  zwischen  den  letzten  Kolonisten  (io 
der  Södstrafse)  bis  zu  dem  Punkte  kauften,  an  dem  die  Vereius- 
direktiou  eine  bis  an  den  Itapocüfluft  sich  erstreckende  Stadt 
(Göltzow  genannt)  anzulegen  beabsichtigt.  Nunmehr  wurde  auch  die 
Besiedelung  des  Itapocüthales  seihst  systematisch  in  die  Hand  ge- 
nommen und  im  Laufe  des  verflossenen  Jahres  eine  Anzahl  von 
circa  30  deutschen  Familien  daselbst  angesiedelt.  Es  ist  in  Aus- 
sicht genommen,  die  Kolonisation  längs  des  Itapocüthales  bis 
hinauf  in  das  Hochland  von  Säo  Bento  weiter  zu  führen  und  so 
eine  zweite  Verbindung  — - neben  der  von  der  Regierung  gebauten 
Serra-Strafse  — zwischen  dem  Getreide  und  Vieh  produziren- 
den  Hochland  und  dem  die  subtropischen  und  tbeil weise  auch 
die  tropischen  Früchte  kultivireuden  Küstenland  berzustellen. 

Io  welcher  Weise  schreitet  man  aber  hier  mit  der  Kolonisation 
vorwärts?  In  Nord-Amerika  hat  man  das  Prinzip:  Erst  Verkehrs- 
mittel und  dann  Kolonisten.  Der  Besiedelung  atu  Manitoba,  die 
jetzt  so  energisch  betrieben  wird,  ging  die  Erbauung  der  dritten 
Pacific-Eiscobahn  voraus,  die  eine  direkte  Verbindung  dieses  Landes 


mit  der  Küste  herstellte.  Hier  aber  heifst  es:  Erst  Kolonisten,  und 
dann  allmählich,  sehr  allmählich  die  Wege.  Tbeilweiso  trägt  hieran 
die  brasilianische  Regierung  Schuld,  die  dem  Hamburger  Verein, 
| welcher  die  Kolonisation  von  Dona  Francisca  in  Händen  hat,  die 
, seit  1 */j  Jahren  fälligen  Snbventionsgelder  nicht  auszahlt  und  stets 
in  der  Zahlung  dieser  Gelder  lässig  war,  theils  in  dem  Koloni- 
i sationsprinzip  der  Vereinsdirektion.  Dieselbe  geht  darauf  aus,  in 
laugen,  nur  an  den  beiden  Seiten  mit  je  einer  Reibe  Kolonisten 
besetzten  Straften  die  Kolonisation  möglichst  weit  in  die  Ferne  zu 
treiben.  Dies  bedingt  aber  einen  so  ausgedehnten  Straftenbau, 
dafs  die  durch  den  Verkauf  der  Ländereien  eingehenden  Gelder  bei 
weitem  nicht  hinreichen,  die  hierfür  nötbigen  Auslagen  zu  be- 
streiten. Würde  dagegen  die  Kolonisation  mehr  konzentrisch, 
von  gemeinsamen  Mittelpunkten  ans  nach  allen  Richtungen  bin, 
statt  nur  in  einer  Richtung  betrieben,  so  wäre  die  benöthigte  Länge 
| von  Hauptstraften  eine  viel  geringere,  und  der  Bau  derselben 
könnte,  unter  Beibehaltung  des  hier  befolgten  Prinzips,  die  Kauf- 
preise der  Grundstücke  seitens  der  Kolonisten  am  Straftenbau  ab- 
arbeiten zu  lassen,  vollständig  mit  Hilfe  dieser  Kaufgelder 
bewältigt  werden.  Aufterdem  würde  diese  Art  der  Besiedluug  deu 
Vortboil  gewähren,  eine  dichtere  Bevölkerung  zu  schaffen,  und  da- 
durch einen  festeren  gegenseitigen  Schutz  (gegen  Überfälle  durch 
die  Indianer),  gegenseitige  Unterstützungsmöglichkeit  und  einen 
lebhafteren  Austausch  von  Produkten  und  Arbeitskraft  gewähren. 

Diese  Erwägungen  müssen  allerdings  vor  anderen  koloni- 
satorischen Rücksichten  zurücktreten.  So  z.  B.  ist  die  Longitudi- 
nal-Kolonisatiou  gerechtfertigt,  wenn  es  sich  darum  handelt,  durch  ein 
unfruchtbares  oder  weniger  fruchtbares  Land  zu  einem  von  der 
! Natur  günstiger  ausgestatteten  Landstrich  zu  gelaogen,  wio  das  hier 
mit  der  Sfidstrafte  und  dem  Itapocüthal  der  Fall  war,  oder  wenn 
es  gilt,  die  Verbindung  zweier  agrikultureil  ganz  verschiedener 
Laadstrecken  herzustellen  und  dadurch  den  Austausch  der  beider- 
seitigen Produkte  zu  bewirken.  Diesen  Zweck  z.  B.  verfolgt  die 
Serra-Strafse,  und  hier  trat  dieses  Ziel  dergestalt  in  den  Vorder- 
grund, daft  die  Strafte  schon  vor  der  Besiedlung  ihres  Terrains, 
ia  ohne  die  bestimmte  Aussicht,  dasselbe  jemals  ganz  besiedeln  zu 
Icöouen,  von  der  Regierung  gebaut  wurde.  Nuo  aber,  du  diese 
Verbindung  hergestellt  ist,  hat  es  meiner  Ansicht  nach  keinen 
Zweck,  die  Besiedlung  des  Itapocüthales  wieder  mit  aller  Macht 
| vorwärtszutreiben,  um  eine  zweite  ganz  unnöthige  Verbindung 
I mit  dem  Hochland  zu  erreichen,  anstatt  das  überaus  fruchtbare 
! Land  nach  allen  Seiteu  bin  auszuoutzen. 

Allerdings  würden  Bicb  einem  solchen  Vorhaben  gewisse,  in 
i den  Personen  liegende  Schwierigkeiten  gegenüberstellen.  Das  in 
Frage  kommende  Land  aebört  nämlich  dem  Prinzen  von  Joinville, 
einem  der  drei  orleanistischen  Prinzen,  die  in  Folge  ihrer  Ver- 
schwägerung mit  dem  kaiserlichen  Hause  in  Brasilien  Ländereien 
besitzen.  Diese  Prinzen  sind  nun  in  die  Idee  verrannt,  es  Bei  so- 
wohl für  sie  selbst,  wie  für  die  Sache  der  Kolonisation  besser, 
das  Land  nicht  in  Eigentburo,  sondern  in  99jährige  Pacht  auszu- 
; geben.  Jedesmal  nun,  wenn  es  sich  darum  bandelt,  daft  der  Ver- 
ein neues  Land  von  dem  Prinzen  behufs  Kolonisation  eigentbüm- 
| lieh  erwirbt;  hat  der  Vertreter  des  Prinzen,  der  möglichst  wenig 
I Land  zu  Eigenthum  weggebeu  will,  mit  dem  Direktor  der  Kolonie, 

| der  möglichst  viel  Land  zu  Eigeothum  zur  Vertheiluog  au  Kolo- 
nisten er  werben  inoft,  einen  gewissen  Kampf  zu  bestehen,  der 
allerdings,  da  beide  Ämter  in  einer  Person  vereinigt  sind,  nur  ein 
inoerer  ist.  Die  Rücksicht  nuo  auf  die  priuzlichen  Prinzipien  läftt 
! den  Vertreter  des  Prinzen  (einen  Elsässer  aus  Mülhausen,  Namens 
l Brost  lein)  sogar  stets  zweifeln,  ob  er  das  Land  zu  beiden  Seiten 
des  den  Itapocü  hinaufföhrenden  Weges,  und  nicht  vielmehr  nur 
das  an  der  Flufsseite  gelegene  Land  der  Direktion  überlassen  soll; 
sie  würde  ihn  aber  jedenfalls  stets  davon  abhalten,  das  mehr  iui 
Innern  liegende  Land  berzugeben.  Vielleicht  wird  nun  die  Mög- 
lichkeit eioer  latitudioalen  Kolonisation  in  der  nächsten  Zeit  ge- 
schaffen. Seit  längerer  Zeit  werden  nämlich  zwischen  dem  Ham- 
burger Verein,  dem  „ Westdeutschen  Verein  für  Kolonisation  und 
Export*  und  den  Prinzen  Verhandlungen  gepflogen,  welche  die 
Gründung  einer  gröfteren  Kolouisationsgesclischaft  zum  Zweck 
haben,  in  welche  die  Prinzen  ihr  Land,  der  Hamburger  Verein 
i seine  bereits  geleisteten  kolonisatorischen  Arbeiten  und  der  West- 
1 deutsche  Verein  Kapitalien  einsebieften  soll.  Für  die  Kolonie 
I Dona  Francisca  wie  für  die  deutsche  Kolonisation  im  Allgemeinen 
würde  die  Ausführung  dieser  Idee  von  gröfttem  Glück  sein;  sie 
wäre  jedenfalls  eine  aussicbtsvollere  Kapitalanlage  als  die  Be- 
siedlung von  Sao  Feliciano  durch  die  Gesellschaft  „Hermann.“ 

Wie  gestalten  sich  nun  die  Folgen  jenes  Prinzips:  „Erst  Kolo- 
nisten und  dann  Wege!“  für  den  einzelnen  Kolonisten?  In  ihrer 
ganzen  Schwere  habe  ich  dieselben  kennen  gelernt.  Als  ich  nach 
dem  Itapocn  kam,  bestand  der  Weg  dorthin  in  einer  vor  Zeiten 


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EXPORT,  Organ  dea  Centralvereins  für  Handelsgeoyraphie  etc. 


1887. 


durch  eineu  unternehmenden,  aber  nach  Gründerära-Grundsätzeu  I 
bandelnden  Belgier  Jourdan  angelegten  Pikade  d.  h.  einem  Wald-  ] 
wege,  der  durch  einfaches  Absäbcln  des  Unterholzes  hergestellt  ist. 
Über  20  bis  30  gröfsere  und  kleinere  Flüßchen  mufstc  man  ohne 
jede  Bröckensnlage  pa&siren,  steile  Terrainwellen  mußte  man  binauf- 
und  binuntciklettern,  an  unzähligen  Stellen  mufste  das  wieder- 
zusaromeDgewachseoe  Gebüsch  auseinandergebauen,  oder  wenn  ein 
entwurzelter  Urwaldsriese  den  Weg  versperrt  batte,  eine  den- 
selben umgehende  Seiteupikade  gehauen  werden. 

Alles  dies  ging  noch  an,  wenn  es  sich  nur  um  die  Passage 
von  Menschen  handelte.  Allein  wie  sollte  man  mit  Menschen  allein 
die  nötigen  Lebensmittel,  Gerätschaften  und  das  Pflanzgut  hiu- 
ausschaffen,  namentlich  wenn  man,  wie  ich,  nicht  für  sich  allein,  ! 
sondern  für  einige  Arbeiter  zu  sorgen  hatte,  und  nicht  nur  2 bis  I 
3 Morgen,  sondern  über  10  Morgen  gleich  zu  Anfang  bepflanzen  | 
wollte!  leb  sab  mich  also  genötigt,  2 Pferde  anzusebaffen,  die 
ich  mit  der  zu  transportirenden  Last  belud.  Was  ich  aber  auf 
diesen  Fahrten  durcbgemacht  habe,  ist  unbeschreiblich.  Zu  dem 
erbärmlichen  Wege  trat  als  erschwerender  Umstand  der  Mangel 
an  den  nötigen  Vorrichtungen  zur  zweckmäßigen  Belastung  des 
Thicres,  die  ich  Uicils  nicht  kannte,  teils  an  Ort  und  Stelle  nicht 
auftreibeu  konnte.  Da  mußten  denn  die  Pferde  die  steilen  Böschun- 
gen der  Bäche  hinab,  kamen  mit  vermehrter  Gewalt  unten  an,  und 
patsch!  sitzen  sie  bis  am  Bauche  im  Schlamme.  Mit  Mühe  raffen 
sie  sich  empor,  geäogstigt  stürmen  sie  das  entgegengesetzte  Ufer 
hinan  und  regelmäßig  verlieren  sie  dann  ihre  ganze  Last,  wenn 
man  dieselbe  nicht  schon  vorher,  damit  die  Pferde  überhaupt  aus 
dem  Schlamm  herauskouuten,  uhzunebmen  genötigt  war.  Rechts 
und  links  standen  oft  die  Bäume  so  nabe  am  Wege,  dafs  das  Pferd 
mit  seiner  Last  sich  kaum  durebzuwinden  vermochte,  oder  die  Dornen 
von  Schlinggewächsen  hingcu  so  tief  herab,  dafs  sie  erst  abge- 
säbelt werden  mußten,  ehe  das  Thier  durcbkriechen  konnte.  Alles 
daa  ist  jetzt  besser  geworden;  die  Flüsse  sind  provisorisch  nber- 
brückt,  die  Pikade  ist  breiter  gehaueu  und  kanu,  weil  täglich  von 
Menschen  begangen,  nicht  inehr  so  leicht  Zuwachsen.  Gleichwohl 
giebt  cs  noch  immer  schwer  passirbare  Stellen,  und  vor  allem 
ist  eine  Pikade,  bevor  sie  in  eine  Strafse  umgewandult  ist,  niemals 
für  Wagen  befahrbar.  Für  den  Augenblick  int  dieser  Zustand  er- 
träglich. Hinauszuscbaffeu  aus  dem  Urwald  haben  wir  noch  nichts, 
und  den  Import  besorgt  mittelst  Muullhieren  der  oben  erwähnte 
Götscb,  der  im  Itapociithal  eine  sogeuaonte  Vcnde,  d.  h.  eiucn 
Laden  angelegt  bat,  der  für  die  notbweDdigsten  Bedürfnisse 
des  Kolonisten  sorgt.  Wenn  aber  der  Zeitpunkt  gekommen  sein 
wird,  in  dem  der  Kolonist  seine  Produkte  zu  verkaufen  wünscht, 
so  würde  sich  der  Mangel  einer  fahrbaren  Strafse  sehr  fühlbar 
machen.  Man  ist  nun  allerdings  dabei,  dieselbe  auszubauen;  aber 
weuu  hierzulande  an  und  für  sich  schon  alles  sehr  langsam  geht, 
so  wird  die  Langsamkeit  hierbei  durch  deD  Mangel  an  Geldern, 
insbesondere  der  von  der  Regierung  geschuldeten  Subventions- 
gelder, verdoppelt  und  verdreifacht.  Die  Möglichkeit,  dafs  eine 
Summe  Geldes  tou  den  maßgebenden  Körperschaften  und  der 
Regierung  selbst  bewilligt  ist  und  doch  Jahre  lang  nicht  ausbe- 
zahlt  wird,  ist  eben  nur  in  Brasilien  vorhanden,  einem  Lande,  ia 
welchem  es  von  den  ärmsten  Vagabunden  bis  hinauf  zu  den 
höchsten  Beamten  des  Reiches  Menschen  giebt,  denen  noch  immer 
nicht  die  Idee  aufgegangen  ist,  dafs  das  gegebene  Wort  bindet 

Eine  grofse  Erleichterung  gewährt  dem  ankoromenden  Kolo- 
nisten des  Itapocii , daß  das  rechte  Ufer  desselben  schon  seit  7 
Jahren  mit  einheimischen  Brasilianern  besetzt  ist,  welche  dem- 
selben wenigstens  Zucker,  Schnaps  und  Farinba  (das  aus  der 
Mandiok wurzel  gewonnene  Mehl),  sowie  Weide  für  etwaige  Pferde 
und  Maulthicre  liefern  können. 

Ob  diese  Leute  bei  ihrer  großen  Bedürfnislosigkeit  später 
ancb  Abnehmer  der  deutschen  Produkte  sein  werden,  erscheint 
zweifelhaft. 

Von  allen  Kulturen  scheint  die  Kaffeekultur  die  rentabelste  zn 
sein  und  namentlich  für  die  Zukunft  am  meisten  Aussicht  zu 
haben.  In  geschützter  Lage  gedeiht  der  Kaffee  vortrefflich,  und 
diese  Lage  wird  durch  die  zahlreichen  Hügel  und  Berge,  von  denen 
das  Küstenland  durchzogen  ist,  in  ausreichendem  Maße  geboten. 
Bisher  war  das  Zuckerrohr  die  rentabelste  Pflanze;  der  immer  mehr 
fallende  Preis  des  Zuckers  wird  aber  wohl  auch  die  hiesigen  Ko- 
lonisten allmählich  zur  Bevorzugung  anderer  Kulturen  führen.  Sehr 
einträglich  ist  ferner  der  Anbau  von  Reis  und  Mais,  ersterer  in 
Folge  des  Bestehens  einer  ausgezeichnet  funktionirenden  Reis- 
mühle in  Joinville  ein  flotter  Exportartikel,  letzterer  das  beste  Ma- 
terial zur  Fütterung  alles  Viehes.  Von  menscbliscben  Nährstoffen 
sind  die  nahrhaften  und  schmackhaften  schwarzen  Bohnen  und  eine 
große  Anzahl  Knollen-  und  Wurzelgewächse  hervorzuheben,  welche 
gleichermaßen  wie  Mais  ein  kräftiges  Vichfntter  abgebeo.  Ausschließ- 


lich in  Händen  der  Brasilianer  liegt  die  Bereitung  der  sogenannten 
Farinba  aus  der  Mandiokwurzel  und  das  Mate- Geschäft,  von  welch 
letzterem  eine  Ausdehnung  nach  Europa  durch  deutsche  Kolonisten 
sehr  zu  wünschen  wäre. 

Nach  alledem  zu  schließen,  was  ich  gesehen  und  gehört 
habe,  ist  die  Auswanderung  nach  Dona  Francisca  Leuten  die  ar- 
beiten wollen,  nur  zu  empfehlen.  Das  Geld  wächst  zwar  uicbt  auf 
den  Bäumen,  wie  man  aus  manchen  Schriften,  wie  z.  B.  denen  des 
Herrn  vou  Eye  entnehmen  müßte;  aber  für  denjenigen,  der  nicht 
davor  zurückscbreckt,  in  den  ersten  Jahreu  ein  entbehrungsreiches 
und  mühseliges  Leben  zu  führeu,  eröffnet  sich  hier  ein  Arbeitsfeld, 
das  dem  fleißigen  Menschen  ein  sicheres  Einkommen  und  ein  un- 
abhängiges Leben  verschafft.  Leute,  die  mit  keinem  Pfennig  in  der 
Tasche  bier  ankamen,  sind  in  vielen  Fällen  hier  zu  wirklichem 
Wohlstand  gelangt,  und  in  den  meisten  Fällen,  in  denen  nichts 
erreicht  wurde,  trugen  Unfleiß  oder  persönliche  Unglücksfälle  die 
Schuld  daran.  In  wieweit  nun  die  Arbeit  mit  fremdcu  Arbeits- 
kräften sich  rentirt,  darüber  kaun  ich  jetzt  noch  kein  Urtheil 
fällen.  Es  liegeD  allerdings  zahlreiche  Beispiele  vor,  in  denen  in 
solchen  Fällen  die  Leute  ihr  raitgebrucbles  Kapital  zugesetzt  haben ; 
allein  ich  glaube,  dafs  hieran  ein  schlechtes  Haushalten  mit  dem 
Kapital  die  Schuld  trug.  Die  meisten,  die  mit  einigen  Mitteln  ver- 
sehen hier  ankotnmen,  wollcu  mit  aller  Gewalt  sofort  ihr  Geld  los 
werden  und  stürzen  sich  deshalb  in  Unternehmungen,  bei  denen 
für  die  hiesigen  Verhältnisse  das  Anlagekapital  viel  zu  groß  war, 
als  daß  es  sich  jemaß  reutiren  konnte.  Nur  wer  von  klein  au- 
fäogt  und  allmählich  io  gleichem  Verhältoiß  zu  seinen  wachsen- 
den Erfahrungen  und  steigenden  Einnahmen  seiuen  Tätigkeits- 
kreis vergrößert,  hat  hier  Aussicht  auf  Erfolg.  Auf  diese  Weise 
ist  es  auch  einer  beträchtlichen  Anzahl  hiesiger  Kolonisten  oder 
Söhnen  von  solchen  gelungen,  selbst  industrielle  EtabliasemeuU 
trotz  der  hoben  Arbeitslöhne  mit  sichtlichem  Erfolge  ins  Leben 
zu  rufen. 

Alle  diejenigen  aber,  welche  Lust  haben  hierher  auszuwandern, 
müssen  vor  allen  Dingen  gewarnt  werden,  den  maßlosen  Ueber- 
treibungen,  deren  sich  Dr.  v.Eye  in  seinem  Buche  „der  Auswan- 
derer14 schuldig  gemacht  bat,  Glauben  zu  schenken.  Dasselbe 
spricht  z.  B.  von  einer  mehrere  Meter  starken  Humusschicht  im 
Itapoculbal,  von  einem  Zentner  Bohnen,  den  der  Kaffeebaum  tragen 
soll,  von  20  Ernten  aus  einer  Znckerrohrpflauzung,  von  arm- 
dickem Zuckerrohr,  von  320facbem  Ertrage  des  Mais  u.  a.  m. 
Alles  das  sind  zum  Tbeil  Hirngespinste,  znm  Thcil  vielleicht 
Ausnabmefällc,  die  uur  ein  einziges  Mal  koostatirt  worden  sind, 
deren  Erwähnung  aber  in  dem  Auswanderungslustigeu,  der  nur  zu 
leicht  geneigt  ist,  aus  allen  Schilderungen  uur  das  Günstigste  her- 
auszuleBeD,  die  Idee  erweckt,  als  ob  er  es  hier  mit  normaleu, 
oder  wenigstens  den  normalen  sehr  nahe  kommenden  Thatsachen 
zu  tbun  habe. 

Das  Gegenstück  hierzu  bilden  die  bis  jetzt  noch  mündlichen 
Auslassungen  einzelner  Reisenden,  die  zum  Tbeil  als  Abgesandte 
deutscher  Kolonialvereine,  zum  Tbeil  auf  eigene  Faust  Sud-Brasi- 
lieu  „bereisen“.  Bo  z.  B.  haben  die  von  deutschen  Kolonialver- 
einen  ausgesandten  Herren  Keller-Leutzinger  und  Zenkner  in 
höchst  abßlliger  W'eise  über  hiesige  Verhältnisse  geurtheilt.  Von 
dem  Werthc  solcher  Urtheile  kann  man  sich  aber  erst  den  rich- 
tigen Begriff  machen,  wenn  man  weiß,  in  welcher  Weise  die 
Herren  die  hiesigen  Verhältnisse  „erforscht“  haben.  Da  sind  sie 
durch  einzelue  Straßen  durchgeritten,  haben  rechts  und  links 
einige  Weiden,  an  manchen  Steilen  luftige  Palmitenhiuser,  sicher 
aber  nirgends  die  eigentlichen  Felder  gesehen,  die  meistentheils 
mehr  im  Inneren  der  Besitztümer  liegen.  Ans  dem  Mangel  an 
solchen  neben  der  Straße  schlossen  sie  dann  auf  ihr  völliges 
Fehlen,  und  ans  den  leicht  gebauten  Hütten,  die  für  die  hiesigen 
klimatischen  Verhältnisse  vollständig  ausreichen,  auf  die  Armuth 
ihrer  Bewohner.  Nach  dem  Itapocii,  aer  in  neuester  Zeit  von  jedem 
anfgesucht  wird,  der  sich  über  hiesige  Verhältnisse  orientiren  will, 
sind  sie  gar  nicht  gekommen,  weil  es  den  Herren  Forscbunga- 
reisenden  zu  stark  geregnet  bat.  Die  „vollständige“  Erforschung 
der  ganzen  Kolonie  Dona  Francisca  war  in  4 bis  6 Tagen  beendet, 
eine  Zeit,  die  selbstverständlich  nicht  hinreiebte,  um  die  Vor- 
urteile, mit  welchen  die  Herren  von  vornherein  an  die  hiesigen 
Verhältnisse  herangingeo,  in  richtige  Urtheile  zu  verwandeln. 

ln  ganz  ähnlicher  Lage  befindet  sieb  ein  Herr  Dr.  Meister, 
der  zwar  schon  länger  als  ein  Jahr  sich  in  Brasilien  aufbftlt  und 
über  viele  hiesige  Verhältnisse,  soweit  sie  sich  auch  in  den  Städten 
bemerkbar  machen,  gewiß  ein  treffendes  Urtheil  zn  fällen  im  Stande 
ist,  über  den  Stand  der  Landwirtschaft  aber  und  die  Verhältnisse 
hiesiger  Kolonisten  des  nötigen  Beurtbeilungsmateriales  entbehrt. 
Denn  was  kann  es  nützen,  wenn  er  bin  und  wieder  zn  einem  oder 
dem  andern  Bauern  gegangen  ist,  und  diese  nach  Banernart  ihm  vor 


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EXPORT,  Organ  dos  Gentralverems  für  Handelageographie  etc. 


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geklagt  bähen?  Den  größten  Theil  seiner  Zeit  hat  er  in  Städten, 
insbesondere  in  Joinville  zugebroebt,  und  hat  hier  das  natürliche 
Vorurtbeil  der  Kaufleute  öber  die  Landwirtschaft  eingesogen. 
Wenn  er  also  da«  Urtlieil  abgiebt:  «Der  Lundbau  auf  Urwaldboden 
kann  niemals  einträglich  sein**,  so  ist  dies  vollkommen  aus  der 
Luft  gegriffen.  Um  hierüber  sich  ein  Urtheil  gebildet  zu  haben, 
genügt  es  nicht  allein,  die  Strapazen  des  Ganges  durch  eine  Ur- 
waldpikade  ertragen  zu  haben  (und  ich  glaube  einfach,  dafs  er 
nicht  einmal  dieses  getban  hat),  sondern  inan  mufs  im  Urwald  selbst 
gearbeitet,  seine  Pflanzungen  beobachtet  und  mitten  unter  den 
Kolonisten  als  Kolonist  gelebt  haben,  um  so  an  sieb  selbst  und 
an  seinen  Nachbarn  untrügliche  Erfahrungen  sammeln  za  können. 
Wenn  ich  mir  meine  Pflanzung  ansebe,  deren  rapides  Wachsthura 
und  reichen  Ertrag  ich  vor  Augen  habe,  so  kann  bei  mir  jedenfalls 
über  die  Fruchtbsrkeit  des  Landes  kein  Zweifel  mehr  bestehen, 
und  dieses  Moment  ist  neben  der  Existenz  eines  gnten  Weges  ja  von 
allen  da*  wichtigste,  denn  Absatz  für  seine  Produkte  findet  der- 
jenige, der  in  der  Wahl  seiner  Produkte  und  der  Verkaufszeit  das 
Richtige  trifft  und  auch  sonst  sich  nicht  verspekulirt,  bei  der  Nibe 
der  Stadt  und  des  vortrefflichen  Hafens  stets. 

Lassen  Sie  mich  zum  Schlufs  noch  einige  Gedanken  über  die 
Art  und  Weise  hinzufügen,  wie  nach  meiner  Ansicht  der  West- 
deutsche  Verein  bei  Zustandekommen  des  erwfhoten  Projektes  mit 
der  Kolonisation  hier  Vorgehen  müfste. 

Zunftchst  müfste  das  Land  zwischen  den  verschiedenen,  wie 
Spinnenbeine  nach  allen  Seiten  ansgestreckten  Strafsen  kolonisirt 
werden.  So  könnte  beispielsweise  oino  Verbindung  zwischen  Neu- 
dorf und  dem  Itapocii  geschaffen  werden,  indem  man  von  beiden 
oder  von  einer  Seite  einen  Kreis  von  Kolonisten  an  den  andern 
anreibt.  Ein  solcher  Kreis  würde  nach  meiner  Berechnung  Btcts 
36  Kolonisten  umfassen,  deren  Grundstücke  strahlenförmig  auf  einen 
Kreis  von  circa  124  Morgen  Gröfse  auslaufen,  an  dessen  Berüh- 
rungspunkt sie  eine  Breite  von  13  m hätten,  während  die  nach 
einer  Länge  von  1 100  in  erreichte  breiteste  Grenze  209  ro  be- 
tragen würde.  Das  Grundstück  würde  demnach  einen  Flächenin- 
halt von  122  100  4m,  also  von  nicht  gauz  50  Morgen  haben,  eine 
GröDe,  in  welcher  die  Grundstücke  hier  auch  bisher  auBgegeben 
worden  sind.  Mitten  dnreh  den  Kreis  fahrt  ein  Weg  von  1200  m 
Länge.  Würde  derselbe  nach  dem  alten  System  besiedelt  werden, 
so  könnten  bei  der  gleichen  Tiefe  der  Grundstücke  und  bei  der 
gleichen  Durchsebn ittsbreite  derselben  (=  111  m)  nur  21  Kolo- 
nisten an  beide  Reihen  gelegt  werden.  Das  Land  in  der  Mitte 
nun  wäre  zur  Allmende,  znr  gemeinsamen  Weide  bestimmt,  auf 
welcher  jedem  Kolonisten  eine  bestimmte  Anzahl  Vieh  zu  halten 
erlaubt  wäre.  Dort  auch  würde  der  von  der  Direktion  zu  erbau- 
ende Schuppen,  sowie  die  ersten  Hütten  der  Kolonisten  bingebaut 
werden.  Anfangs  freilich  müfste,  nachdem  dieses  Stück  nach  An- 
ordnung der  Direktion  gemeiusam  vom  Holzbestande  befreit  worden 
ist.  Jedem  ein  seinem  Antheil  entsprechendes  Stück  zur  Bebauung 
mit  andern  Produkten  zugewiesen  werden,  da  cs  dem  Kolonisten 
anfangs  darauf  ankommt,  schnell  einige  znr  Nahrung  dienende 
Produkte  zu  erzielen,  während  das  Bedürfnifs  nach  Weide  erst 
später  eintritt.  Auf  dem  abgeschlagenen  Lande  wird  also  die  Di- 
rektion jedem  ein  Stück  Land  von  3*/s  Morgen  zuweisen,  auf  dem 
er  seine  Hütte  baucu  und  etwas  pflanzen  kann.  Dieses  Land  wird 
eine  von  der  Lage  seines  wirklichen  Grundstücks  ganz  unabhängige 
Lage  haben.  Da  aber  der  Radius  dieses  Mittelkreises  nur  100  ro 
beträgt,  so  macht  es  nichts  aus,  ob  das  Grundstück  etwas  näher 
oder  entfernter  von  seiner  Hütte  liegt.  Sein  definitives  Wohnhaus 
wird  der  Kolonist  doch  au  eine  andere  Stelle  legen,  sei  es  nun  in 
sein  Grundstück  selbst,  oder  auf  die  Allmende,  welch  letzteres 
ihm  Jederzeit  gestattet  sein  mufs. 

Die  Vortheile  dieser  konzentrischen  Besiedlung  sind  meines 
Erachtens  folgende: 

1.  Die  gröfserc  gegenseitige  Nähe  gewährt  einen  starken  Schatz, 
der  namentlich  im  Anfang  sehr  nötbig  erscheint. 

2.  Der  Gemeinsinn  wird  gefördert  und  dadurch  ein  gemein- 
schaftliches Vorgehen  in  vielen  Dingcu  möglich.  Auch  ist  der 
Austausch  von  Erfahrungen  ungemein  erleichtert,  and  gerade  dieser 
ist  für  den  mit  den  hiesigen  Verhältnissen  so  gänzlich  unbekannten 
Kolonisten  von  großer  Wichtigkeit.  Wünschenswert  erschiene  es 
darum  auch,  einer  solchen  neuen  Gemeinde  stets  einige  alte  Kolo- 
nisten  eiozuvcrleiben,  deren  es  immer  welche  giebt,  die  ihre  Grund- 
stücke zu  verlassen  and  andere  aufzusnehen  wünschen,  oder  die 
für  ihre  erwachsenen  Söhne  ein  neues  Grundstück  suchen. 

3.  Die  gemeinsame  Weide  bietet  eine  Menge  Vorteile.  Auf 
jeden  Kolonisten  kommen  ca.  3*/a  Morgen  Weide.  Wenn  jeder 
diese  selbst  cinzäunen  sollte,  müfslv  er  einen  Zaun  von  ca.  860  m 
Läng«  herrichten;  so  aber  genügt  es,  wenn  jeder  einen  Zaun  von 
13  rn  Länge  baut,  um  das  gesammte  Vieh  von  allen  Grundstücken 


fern  zu  halten.  Die  Existenz  einer  gemeinsamen  Weide,  von  wel- 
cher jeder  Kolonist  gleich  weit  entfernt  liegt,  ermöglicht  es  je  2 
oder  mehreren  Familien,  zusammen  sich  eine  Kuh  zu  halten,  für 
welche,  soll  sie  gut  sein,  auch  hier  120  bis  200  eff  gezahlt  werden 
müssen.  Und  welches  Labsal  ein  Trunk  Milch  im  Urwald  gewährt, 
kann  nur  der  ermessen,  der  Monate  lang  nichts  wie  trockenes 
Fleisch,  trockene  Bohnen  uud  trockene  Farinha  hat  essen  müssen. 

Unter  den  36  Kolonisten  wird  sich  stets  Einer  oder  der 
Andere  finden,  der  mehr  Vieh  halten  kann,  als  anf  seinen  Antheil 
entfällt.  An  diesen  können  von  Gemeinde  wegen  freie  Antheile 
verpachtet,  und  der  Erlös  zu  Gemeindezwecken,  insbesondere  zur 
Instandhaltung  der  Strafsen  verwandt  werden. 

4.  In  jeder  Besiedlung  giebt  es  Leute,  denen  cs  aus  irgend 
einem  Grunde  nicht  mehr  auf  ihrem  Grundstück  gefällt  — gewöhn- 
lich weil  sie  ihre  überspannten  Erwartungen  nicht  erfüllt  gesehen 
haben.  Bei  der  jetzigen  Art  der  Besiedlung  kommen  nnn  deren 
verlassene  und  zum  Theil  schon  kultivirte  Grundstücke  den  alten 
Kolonisten  höchst  selten  zn  gut,  da  bei  der  grofsen  Entfernung 
der  Grundstücke  von  einauder  sich  selten  ein  Anderer  al*  der  un- 
mittelbare Nachbar  bereit  finden  wird,  das  verlassene  Grundstück 
zu  dem  seinen  binzuzufügen.  Hier  aber  liegt  die  Sache  ganz 
auders.  Für  das  eine  Grundstück  können  36  Bewerber  auftreten, 
von  denen  der  entferntest  Wohnende  nnr  200  m weit  liegt.  Die 
Koloniedircktion  kann  dann  ein  solches  Grundstück  auch  zu 
tbeurerem  Preise  verkaufen,  während  jetzt  die  Kulturarbeiten  der 
früheren  Besitzer  von  verlassenen  (nicht  von  verkauften)  Grundstücken 
meist  einen  ungerechtfertigten  Gewinn  des  Neuerwerbers  bilden. 

5.  Einer  der  Gründe,  welche  bei  den  ersten  Anfäugen  der 
Besiedlung  sehr  häufig  den  Neuling  schnell  wieder  aus  dem  Ur- 
wald vertreibt,  ist  die  trostlose  Verlassenheit,  in  der  sich  der 
Kolonist  mitten  im  Urwald  befindet  Der  Urwald,  weit  entfernt 
davon,  sich  an  Schönheit  mit  unseren  Wäldern  messen  zu  können, 
macht  in  seiner  finstern  Undurchdringlichkeit  anf  den  Neuan- 
kömmling stet«  einen  ganz  deprimirenden  Eindruck.  Mitten  unter 
die  Riesen  dieses  Waldes  wird  er  versetzt,  uud  hier  soll  er  nun 
sich  Platz  schaffen!  Kein  Wunder,  wenn  gar  Manchem,  dem  es  zu 
lange  dauert,  ehe  etwas  Raum  und  Licht  in  das  Urwaldchaos 
kommt,  der  Mutb  ausgeht,  und  er  Hals  über  Kopf  wieder  zu  deu 
Menschen  und  ihrer  Zivilisation  zurückflüchtet.  Ganz  anders  da- 
gegen, wenn,  wie  es  jetzt  bei  den  au*  Rufsland  gekommenen 
Deutschen  der  Fall  war,  eine  gröfsere  Anzahl  von  Leuten  die 
8aehe  gemeinsam  anfangen.  Da  wird  schnell  ein  grofses  Stück 
Land  frei,  und  der  Mensch,  umgeben  von  einer  Anzahl  Gleich- 
strebender,  athmet  bald  erleichtert  anf  und  geht  mit  frischem  Mnth 
an  die  Arbeit. 

Diesen  vielen  Vortheilen  gegenüber  sind  die  Nacbtheilc,  die 
das  geschilderte  System  mit  sich  bringt,  nur  gering  anzuscblageu. 
Die  unregelmäßige  Form  der  Grundstücke  dürfte  sich  nicht  als  so 
nachtbeilig  erweisen,  wie  es  den  Anschein  hat.  Wollte  man 
freilich  ein  zu  bepflügendes  Grundstück  in  eine  Spitze  von  13  in 
auslaufen  lassen,  so  würde  das  der  Bebauung  große  Schwierig- 
keiten bereiten. 

Für  die  Hackkultur  aber,  die  in  den  ersten  8 bis  10  Jahren 
allein  hier  getrieben  werden  kann,  ist  die  Form  des  Grundstücks 
bei  weitem  nicht  von  der  gleichen  Wichtigkeit.  Muß  der  Kolonist 
doch  oft  in  die  entlegensten  Ecken  und  die  sonderbarst  geformten 
Landstücke,  wie  sie  die  grotesk  übereinander  liegenden  Baum- 
stämme übrig  lassen,  ein  paar  Körner  Mais  bincinthun,  um  nur 
sein  Land  nach  Möglichkeit  auazunutxen.  Wird  später  eine  Pflug- 
kultur  eingeführt,  so  ist  trotz  der  dadurch  bedingten  tbeilweise 
einzuHckteodeo  Stallwirtbschaft  doch  immer  noch  so  viel  Weide 
uöthig,  daß  hierzu  der  vorderste  Theil  des  Grundstücks  bis  za 
einer  Breite  von  öOm  und  mehr  sehr  gut  ausgewäblt  werden  kann. 

Einen  wirklichen  Nachtheil  kann  man  cs  kaum  nennen,  daß 
durch  das  in  Frage  stehende  System  die  Direktioosarbeit  vermehrt 
werden  würde.  Zweifellos  erfordert  es  mehr  Mühe,  36  Kolonisten 
zu  einer  Gemeinde  zusammenzuschweißen,  als  20  Kolonisten  an 
jo  einen  Punkt  der  Straße  xu  setzen  und  sie  nun  ihrem  Schicksal 
zu  überlassen.  Mehr  Geld  als  bisher  würde  die  vermehrte 
Arbeit  nicht  erfordern,  da  mit  dem  Gelde,  was  jetzt  von  der 
Direktiou  verausgabt  wird,  das  Doppelte  uud  Vierfache  an 
Arbeitsleistungen  erzielt  werden  könnte.  Ich  habe  oft  genug  den 
Vermessung»-  and  den  Vorbereituogsarbeiten  für  den  Straßenbau 
beigewohut,  uro  hierüber  ein  Urtheil  haben  zu  können.  Die  be- 
treffenden Arbeiter  bekommen  im  Verhältniß  zu  dem  hier  üblichen 
Tagelobn  und  im  Verhältniß  zu  ihrer,  von  Ausuahmef&lleu  abge- 
sehen, durchaus  leichten  Arbeit  einen  zu  hohen  Lohn,  sie  arbeiten 
zu  kurze  Zeit  am  Tage,  und  es  werden  mehr  solcher  Leute  enga- 
girt,  als  für  eine  gleiche  Arbeitsleistung  an  anderen  Orten  erforder- 
lich wäre. 


194 

Nr.  12.  EXPORT,  Orrao  de«  Centralverein*  für  Handelageographie  etc.  1887. 


Wörde  man  hier  und  au  «öderen  Orten  nicht  mit  einer  unan- 
gebrachten, aber  ungemein  bequemen  Generosität  die  Direktion 
alles  theurer  bezahlen  lassen,  als  Privatpersonen,  so  könnte  man 
mit  demselben  Gelde  unendlich  viel  mehr  erreichen  als  jetzt. 

Möge  nun  aber  mit  der  Ausführung  jenes  Vcrscbmelzungs- 
Projektes  ein  Wechsel  im  System  eirtreten  oder  nicht,  jedenfalls 
werden  derselben  von  der  gesammten  Einwohnerschaft  der  Kolo- 
nieeu  die  größten  Svmpathieen  entgegengebracht;  hoffen  wir,  dafs 
es  nicht,  wie  so  vieles  in  Brasilien,  an  dem  bösen  Willen  oder  der 
Unschlüssigkeit  der  maßgebenden  Faktoren  scheitert. 

Australien  und  Südsee. 

1888er  Weltausstellung  in  Melbourne.  (Originalbericht  aus 
Melbourne).  Am  26.  Januar  d.  J.  fand  hier  eine  Sitzung  der 
.Executive  Commission  of  the  Melbourne  Centennial  International 
Exhibition  1888“  statt;  auf  Grund  der  in  derselben  vorgebraebten 
Gesichtspunkte  und  geßßten  Beschlüsse  sowie  anderweitiger  Noch- 
richteu  bin  ich  in  der  Lage,  Ihnen  Folgendes  mitzutbeilen. 

Die  zur  Gedenkfeier  der  im  Jahre  1788  begonnenen  Koloni- 
sation Australiens  in  Melbourne  geplante  Weltausstellung  soll  am  j 
1.  August  1888  eröffnet  und  am  31.  Januar  1889  geschlossen  wer- 
den, im  Ganzen  also  sechs  Monate  dauern.  Anfangs  machte  sieb 
seitens  Sydney'«,  der  Hauptstadt  der  ersteu  australischen  Kolonie 
New  South  Wales,  gegen  Melbourne  als  Silz  der  Ausstellung  wohl 
eine  Art  Eifersucht  geltend;  doch  beginnt  man  nachgerade  einzu- 
seben,  dafs  der  gröfste  Nutzen  für  G es  am  mt- Australien  sich  daraus 
ergeben  wird,  wenn  alle  Kolonieeo  den  Tribut  ihrer  Produkte  nach 
Melbourne  bringen,  der  hinsichtlich  der  Bevolkerungszahl  und  des 
Handels  wichtigsten  australischen  Stadt,  dem  Hauptorte  der  an 
Seeleuzuhl  bedeutendsten  australischen  Kolonie  Victoria.  Eine 
großartige  Retbeiligung  zunächst  seiteus  der  australischen  Kolonieeo 
erscheint  somit  gesichert. 

Was  das  Ausland  anbetrifft,  so  rechnet  man  hier  auf  eine  be- 
deutend stärkere  Retbeiligung  und  zahlreicheren  Besuch  als  im 
Jahre  1880.  Denn  ist  die  Melbourner  Zentcnnial- Ausstellung  an 
sich  schon  ein  hochbedeutsames  Ereigniß,  so  lenkt  sie  auch  die 
Aufmerksamkeit  des  Auslandes  von  Neuem  auf  die  rapide  Ent- 
wickelung, deren  sich  die  australischen  Kolooieen  im  Laufe  der 
letzteu  Jahrzehnte  zu  erfreuen  hatten.  Um  so  mehr  ist  man  hier 
eine  starke  ausländische  Betheiligung  zu  erwarten  berechtigt,  als 
die  fremden  Industriellen  und  Kaufleute  sicher  sein  können,  alle 
namhaften  Händler  und  Produzenten  Australiens  auf  der  Melbourner 
Ausstellung  vereinigt  zu  finden  und  so  alle  Beziehungen  zu  festi- 
gen UDd  neue  lohnende  Verbindungen  einzugehen.  Auch  ist  die 
Exekutiv-Kommission  gesonnen,  den  Ausstellern  in  Bezug  auf  den 
Kostenpunkt  (Raummietbe,  Kosten  des  Dampfbetriebes  in  der  Ma- 
schinenhalle usw.)  in  der  liberalsten  Weise  entgegenzukommen, 
und  zwar  aus  dem  einfachen  Grunde,  weil  man  weifs,  dafs  du« 
unvermeidbare  Defizit  nur  durch  Heranziehung  möglichst  zahl- 
reicher Besucher  verringert  werden  kann,  dies  aber  nur  durch 
weitgebendes  Entgegenkommen  den  Ausstellern  gegenüber  zu  er- 
reichen ist.  Letztere  sollen,  wenn  sie  überhaupt  zur  Zahlung  von 
Raummiethc  usw.  herangezogen  werden,  worüber  man  zur  Zeit 
noch  berätb,  höchstens  10  s fi  d als  einmaligen  Kostenbeitrag 
zahlen;  in  Betreff  der  Kosten  für  die  zu  liefernde  Dampfkraft 
müfste  natürlich  in  jedem  Einzelfalle  besonders  verhandelt  werden, 
wenn  nicht  die  Kolonialregierung  diese  Kosten  mit  übernimmt. 

Der  von  der  Kolonialregierung  zu  leistende  Zuschuß  wurde 
von  der  Kommission  im  Maximum  auf  100  000  £ berechnet,  und 
uach  den  Erklärungen  Mr.  Deakin's,  des  Chief  SecreUry  der 
Kolonie,  der  an  den  Beratbnngen  der  Kommission  theiin&hm,  steht 
es  aufser  Frage,  daß  die  Regierung  diese  Summe  xahleu  wird. 

Zwei  Mitglieder  der  Kommission,  der  oben  genannte  Deakin 
und  Mr.  Murray  Smith,  sind  gegenwärtig  auf  dem  Wege  nach 
England,  am  dort  für  die  Ausstellung  ibätig  zu  sein;  die  Mit- 
wirkung der  kaiserlich-britischen  Regierung  wird  für  sicher  ange- 
sehen. Und  in  der  Tbat  die  einzige  Wolke  am  Himmel  der  Aus- 
stellung ist  die  Möglichkeit  ernster  europäischer  Verwickelungen 
um)  Kriege.  Sobald  der  Text  des  Ausstellungsprospektes  festge- 
stellt  und  in  die  Hände  der  britisebeu  Regieruug  gelangt  ist,  wird 
letztere  die  übrigen  europäischen  und  ausländischen  Staaten  zur 
Retbeiligung  an  der  Ausstellung  einladen.  Da  die  Ausstellung 
nicht  nur  eine  solche  von  Rohprodukten,  Fabrikaten  u.  derg).  sein, 
sondern  auch  industrielle  Prozesse,  technische  Verfahren  usw.  zur 
Anschauung  bringen  soll,  so  bat  die  Kommission  den  Dach  Europa 
entsandten  Mitgliedern  vor  allem  auch  aufgetragen,  bei  den  dortigen 
Regierungen  dafür  zu  wirken,  daß  Methoden  und  Verfahren  der 
gedachten  Art  von  Seiten  ihrer  Linder  ausgestellt  werden,  und 
dafs  eventuell  die  Regierungen  die  Kosten  übernehmen,  wenn  die 


] Vorführung  umfangreicher  technischer  Prozesse  den  einzelnen 
Privaten  unverhältnismäßig  hohe  Kosten  auferlcgen  sollte.  Insbe- 
sondere wünschen  die  Victorianer  neue  Bewässerungsanlagen  kennen 
zu  lernen,  um  sie  in  der  Kolonie  einzuführen;  in  dieser  Hinsicht 
sollen  die  Herren  Deakin  und  Murrav  Smith  sich  besonders 
in  England  und  Italien  umseben  und  siel)  auch  mit  Nord-Amerika 
in  Verbindung  setzen,  das  ebenso  wie  England  in  neuester  Zeit 
ausgezeichnete  Maschinen  für  Irrigationszwecke  liefert.*) 

Die  Aussichten  für  die  Melbourner  Ausstellung  sind  übrigens 
in  Folge  der  besseren  Land-  und  Secverbiudungen  (der  kontinen- 
talen Eisenbahnlinien  in  Australien  und  der  neuen  Postdampfer- 
linien)  ungleich  günstiger  als  im  Jahre  1880.  Außerdem  hat  die 
Bevölkerung  seit  jenem  Jahre  bedeutend  lugenommen  und  der 
Außen-  und  Binnenhandel  ist  in  beständigem  Wachsen  begriffen; 
die  Zolleinnahmen  Victorias  z.  B.  habeu  sich  seit  1880  verdoppelt. 

Nörgler  und  Zweifler  giebt's  freilich  überall,  so  auch  hier,  und 
manche  einheimische  Geschäftsleute  mögen  dem  Ausstellunga plane 
noch  feindlich  gegenübersteheu.  Aber  sie  werden  schon  eines 
Besseren  belehrt  werden,  wenn  die  Besucher  aus  allen  Kultur- 
Staaten  der  Erde  zahlreich  hier  cinlreffen;  denn  daß  schon  dieser 
Zustrom  allein  auf  alle  Geschäfte  gflostig  einwirkeo  muß,  liegt  ja 
auf  der  Hand.  Die  weiter  denkenden  Kaufleute  (und  die  bilden 
doch  schließlich  die  Mehrzahl)  betrachten  übrigens  die  Ausstellung 
nicht  bloß  von  diesem  rein  geschäftlichen,  sondern  auch  von  einem 
höheren  Gesichtspunkte  aus:  dieselbe  soll  nicht  bloß  belebend  auf 
den  Handel  Australiens  wirken,  indem  sie  der  Weit  die  stetig 
wachsende  Produktionskraft  dieses  Landes  zeigt,  sondern  sie  soll 
auch  einen  erziehenden  Einfluß  auf  das  kaufende  Publikum  aus- 
üben, seinen  Geschmack  läutern;  sie  soll  ft- nie r eine  Verbindung 
zwischen  den  Sonderinteressen  Australiens  und  den  allgemeinereu 
Interessen  des  britischen  Reiches  anbahnen,  und  überhaupt  auf  die 
Festiguog  der  internationalen  Beziehungen  günstig  einwirken  und 
so  zur  Erhaltung  des  Weltfriedens  beitragen. 

Aus  wissenschaftlichen  Gesellschaften. 

Festsitzung  der  „Gesellschaft  für  Erdkunde*  und  der  „Anthropologischen 
Gesellschaft“  am  16.  Hirz  zu  Ehren  des  Afrikareisenden  Herrn  Dr.  Wll 

hfllm  Koker.  Dr.  nml.  Wilhelm  Junker,  der  verdiente  Afrikareispnde, 
dar  Erforscher  dos  cgyptiachon  Sudin  und  der  Stromgebiete  zwischen  Nil 
und  Kongo,  ist  im  Jahre  1840  zu  Moskau  vou  deutschen  Eltern  geboren; 

J seine  Knsbenzeit  und  sp&tei  die  Jahre  seiner  akademischen  Studien  verbrachte 

. er  in  Deutschland.  Im  Besitze  eines  bedeutenden  Vermögens  konnte  er  dem 
sclbslgcwählten  Berufe  eines  Korscbougsreiscudcn  ungehindert  naebkommen. 
Seine  erste  gröfsere  Expedition  (1876,78)  galt  der  Erforschung  de«  Gebiet«« 
der  westlichen  Nilzuflüsse;  1870  war  er  wieder  in  Europa  und  hat  ».  Z. 
auch  in  der  Berliner  Geographischen  Gesellschaft  über  di«  Ergebnisse  seiner 
Reisen  Bericht  erstattet,  die  iro  Wesentlichen  eine  Fortsetzung  xu  Schwein- 
furth's  Forschungen  bildeten.  Ende  187!)  unternahm  er  seine  zweite  große 
Expedition,  deren  Endziel  das  Mangbattu-lengliscb  M<>obuUu-)Land,  und  deren 
Hauptaufgabe  die  Erforschung  des  Gebietes  zwischen  den  Zuflüssen  de* 
oberen  Nil  und  des  Kongo  war,  sowie  die  Feststellung  des  Laufes  des  von 
Dr.  Schweinfurth  entdeckten  Delle  (ob  derselbe  iu  den  tum  Tsad-Sec 
fliofsendeu  -Schari,  oder  in  den  Kongo  mündet)-  Gogen  seine  Erwartung 
nahm  diese  Reise  sieben  Jahre  In  Anspruch,  da  er  in  Folge  der  Macbdi- 
Erhebung  von  allem  Verkehr  mit  der  übrigen  Welt  ahgesebnitten  war 
und  eine  Zeitinng  sogar  schon  für  todt  gehalten  wurde  Erst  im  vorigen 
Jahre  waren  wieder  Nachrichten  von  ihm  nach  Europa  gekommen;  gegon  Ende 
desselben  war  er  so  glücklich,  wieder  an  der  Ostküste  Afrikas  anzulangen, 
von  wo  er  über  Sansibar  und  Kairo  nach  Europa  zurückkehrte,  nachdem  er 
sich  in  Kairo  erst  einige  Wochen  aufgebalten  batte,  um  sich  an  den  bevor- 
stehenden klimatischen  Wechsel  zu  gewöhnen.  Von  dort  ging  er  über 
München  nach  Berlin,  um  hier  in  der  Gesellschaft  für  Erdkunde  seineu 
ersten  Bericht  zu  erstatten  und  daun  noch  Petersburg  weiterzu reisen. 

In  den  Sälen  des  Zentralhotels  batten  sich  die  Mitglieder  der  „Gesell- 
schaft für  Erdkunde“  sowie  der  „Anthropologischen  Gesellschaft*  am  16. 
März  6 Uhr  Abends  äußerst  zahlreich  zu  der  zu  Ehren  Dr.  Junker'*  anhe- 
rau toten  Festsitzung  veisammelt.  Eine  ausgezeichnete  Übersichtskarte 
Zentral- Afrikas  vom  Äquator  bi*  zum  I0.u  nürdl.  Breite  und  vom  18.  bis 
34.°  östlicher  Länge  von  Greenwich,  im  MoJaslabe  1:416  666,  auf  der  die 
a&mmtlichen  Routen  Dr.  Junker's  angegeben  waren,  erleichterte  das  Vcr- 
Htinduif*  des  Vortrages.  Der  Vorsitzende  der  erstgenannten  Gesellschaft, 
Um  Dr.  W.  Reifs,  begrüßte  Herrn  Dr.  Junker,  eine  kräftige,  mittel- 
große. aounengebrkunt«  Gestalt  mit  braunem  Vollbart,  ungefähr  mit  folgen- 
den Worten:  , Wir  haben  heute  die  Ehre,  einen  jener  selbstlosen  Männer  in 
unserer  Mitte  zu  sehen,  dessen  ganzes  Denken  und  Fühlen  der  eineu 
großen  Aufgabe,  der  Erforschung  Afrikas,  gewidmet  ist.  Nachdem  er  schon 
früher  längere  Reisen  in  den  von  Schweinfurth  erforschten  Gebieten  unter- 
nommen, die  ihn  zum  Theil  durch  ganz  unbekannte  Gegenden  führten,  hat  er 
187y  auf  eigene  Kosten  eine  neue  grofs«  Expedition  dorthin  auagerüstet, 
die  ihn  sieben  Jahre  in  jenes  Gebiet  bannte,  da  inzwischen  seine  Forschungen 
durch  die  politßch-religiÖBen  Umwälzungen  im  Sudan  erschwert  wurden. 
Jahre  lang  hat  er  die  Länder  zwischen  Egypten  und  dem  Kongo  durch- 

j *)  Das  ist  ein  Fiugerzeig  auch  für  unsere  leistungsfähige  deutsche 

1 MaichLnenladustric.  D.  Red. 


1887. 


195 

EXPORT,  Organ  dos  Ceotralvwein«  für  Hsndelsgeographio  etc. 


Nr.  12. 


«ändert,  oft  verlassen  von  Trübem  und  dem  Untergango  nahe,  doch  immer 
das  eine  hohe  Ziel  tot  Angen;  alle  Routen,  die  auf  der  hier  ausgestellten 
grofsen  Karte  verzeichnet  sind,  hat  er  selbst,  oft  unter  den  gTÜfsien  Be- 
schwerden, zunückgelegt  und  dabei  ein  Gebiet  erschlossen,  das  bisher  auf 
allen  Karten  als  fast  ganz  wei&er  Fleck  kenntlich  war.  Seine  werthvollen 
wissenschaftlichen  Arbeiten  daselbst  wurden  durch  die  bekannle  Erhebung  des 
Machdl  unterbrochen,  sodafs  er  sich  xurückwandte  nach  l.adö  am  BähKspr, 
BacbO-el-Gebel,  woselbst  sieb  Emin-Pascba  (Dr.  Schnitzer)  befand.  Dort 
wurde  ihm  aber  durch  Mtesa  auch  der  Weg  nach  Süden  ahgeschnitteu,  und 
lange  Zeit  drangen  keine  Nachrichten  von  ihm  xu  uns.  Von  »nromllicbcn 
geographischen  Gesellschaften  Deutschlands  wurde  deshalb  ein  Gesuch  an  den 
Keicbskan'ler  gesandt,  sich  dafür  bemühen  zu  wollen,  Nachrichten  über  Dr. 
Junker  zu  erhalten;  die  Petition  wurde  wohlwollend  angenommen,  und  die 
in  Folge  dessen  unternommenen  Versuche,  »ich  mit  Dr.  Junker  in  Verbindung 
zu  setzen,  fielen  glücklich  aus,  sodafs  endlich  wieder  Nachrichten  anlaugten. 
die  vom  Auswärtigen  Amte  sofort  nach  Ihrem  Eintreffen  der  Gesellschaft  für 
Krdkundc  übermittelt  wurden.  Für  diese  freundliche  Intervention  des  Aus- 
wärtigen Amtes  sp-eche  ich  demselben  im  Namen  der  Gesollsehaft  auch  hier 
den  wärmsten  Dank  aus.  Den  von  ihm  gegebenen  Nachrichten  konnte  Dr. 
Junker  auf  dem  Kufre  folgen.  Zwar  sind  seine  umfangreichen  Sammlungen, 
die  in  dio  Bünde  des  Macbdi  fielen,  büchst  wahrscheinlich  für  immer  ver- 
loren; doch  er  selbit  ist  glücklicherweise  gerettet,  und  ebenso  seine  Tage- 
bücher. Indem  ich  Sic,  Herr  Dr.  Junker,  zu  Ihrer  Rückkehr  beglück- 
wünsche, beifse  ich  Sie  in  unser  aller  Namen  herzlich  willkommen,  und  über- 
reiche Ihnen  das  Diplom  eines  Ehrenmitgliedes  der  Gesellschaft  für  Erd- 
kunde“ (Lebhafte  Zustimmung  ) 

Herr  Gebeimrath  Prof.  Dr.  Virchow,  der  Vorsitzende  der  .Anthropo- 
logischen Gesellschaft“,  sprach  hierauf  ungefähr  Folgendes:  „Wenn  Herrn 
Dr.  Junker  di«  Anthropologische  Gesellschaft  auch  erst  ln  zweiter  Reihe 
begrüfst,  so  ist  es  doch  gerade  diese,  die  ein  äufserat  hohes  Interesse  an 
den  Ergebnissen  seiner  Forschung  hat  Das  Problem  deB  „schwanen  Erd- 
theils-  und  auch  des  .schwarzen  Manne-*"  liel*  sich  gerade  von  den  durch 
Dr.  Junker  erforschten  Punkten  aus  am  besten  lösen,  in  jenem  gewaltigen 
Seengebiete,  von  wo  die  wirbelnden  Bewegungen  der  afrikanischen  VÖIker- 
m aase ii  ausgegangen  sind.  Und  gerade  Herr  Dr.  Junker  war  für  diese 
Forschungen  besonders  geeignet,  da  er  ja  von  Jugend  auf  in  „anthropo- 
logischer Luft'1  gelebt  bnt,  so  als  Knabe  in  Güttingen,  wo  des  Anthropo- 
logen Blumenbach  Lehren  noch  lebendig  waren,  und  Bpäter  als  Jüngling 
unter  dem  unmittelbaren  Einflüsse  des  berühmten  Anthropologen  Karl 
Krnst  von  Baer. 

Dr.  Junker'»  Sammlungen,  darunter  auch  die  von  Schädeln  usw.  sind 
zwar  leider  verloren;  doch  auch  so  schon  kann  unsere  Wissenschaft,  wie 
ich  mich  durch  Unterredungen  mit  ihm  überzeugt  habe,  mit  den  Ergebnissen 
■elBW  Forschung  zufrieden  sein.  Ich  freue  mich  ihm  sagen  zu  können, 
dafs  wir  ibn  trott  seiner  russischen  Staatsangehörigkeit  nicht  ganz  und  gar 
ala  Russen  betrachten  Deutsche  Herzen  schlagen  überall  für  ihn,  denn  die 
Nachrichten  «her  seine  Schicksale  fanden  den  Weg  in  jede*  deutsche  Herz 
Uns  alten  gilt  er  jetzt  als  Landsmann,  und  so  begrüfs«  ich  ibn  mit  der 
Überzeugung,  dafs  auch  er  seiner  Zugehörigkeit  zu  uns  sieh  bewirfst  bleiben 
wird.“  (Lebhaftes  Bravo.) 

Nachdem  Herr  Dr.  Reifs  hierauf  milgetheilt,  dafs  zahlreiche  doutsche 
geographische  Gesellschaften,  u.  a.  Hamburg,  Stettin,  Gotha,  Halle,  Kassel 
usw.  theils  durch  Abgeordnete  in  der  Sitzung  vertreten  seien,  theils  Bc- 
grüfsungstclegramm«  gesandt  hätten,  erlbciHc  er  Herrn  Dr.  Junker  das 
Wort,  der  mit  jubelndem  Beifall  begrüfst  wurde. 

Herr  Dr.  Junker  begann  seinen  Vortrag,  indem  er  daran  erinnerte, 
dafs  er  im  Jahr«  1879  zum  ersten  Mal«  vor  dieser  Versammlung  zu  sprechen 
dio  Ehre  gehabt  habe,  und  zwar  über  seine  Reisen  in  den  Äquatorialprovinzen 
Egyptens.  Die  zweite  Expedition,  über  die  er  heute  bei  der  Fülle  des 
Materials  nur  das  Wichtigste  mittheilte,  unternahm  er  Endo  1879  von  Kairo 
aus,  und  langte  über  Suez-Sauakin-Bciber  [am  Nil,  Babr-el-Abiad]  Anfang 
Januar  1880  in  Chartüm  an.  Seine  Begleiter  waren  Bofandorf,  ein 
Deutscher,  der  die  Naturalicn-Sammlungen  unter  seine  Obhut  zu  nehmen 
hatte,  sowie  ein  Negerknsbe,  den  er  von  der  ersten  Expedition  mit  nach 
Deutschland  genommen  hatte  und  den  er  jetzt  zu  seiner  lleimath  zurück- 
braehte.  Dr.  Junk er’  * Hauptziel  war  diesmal,  die  Ländergebiete  am  Uelle- 
Strora  (der  in  den  Kongo  mündet,  dort,  «o  der  Äquator  dienen  zum  zweiten 
Male  schneidet)  durch  Rundreisen  zu  erforschen  und  den  Strom  nach  Westen 
hin  zu  verfolgen.  Leider  war,  wie  er  in  Cbartum  erfuhr,  der  Bahr-el-Gebe! 
(der  aua  den  grofsen  .Seen  kommende  ober«  Nil)  wieder  durch  Qtttbimo 
versperrt,  sodafs  sein  Plan,  über  Ladn  den  l>l)e  zu  erreichen,  vereitelt 
wurde.  Doch  konnte  di«  Expedition  per  Dampfer  bis  Sfeschra-er-Reg  im 
Gebiete  de»  Bahr-cI-Gbaxal  gelangen;  zwar  hinderten  auch  hier  Grasharren 
die  Fahrt,  dieselben  wurden  aber  vom  Dampfer  forcirt  Auf  letzterem  befand 
sieh  auch  Jesai- Pascha,  den  im  Jahre  darauf  an  ebenderselben  Stelle  das 
h.  Z.  in  den  Zeitungen  gemeldete  traurige  Geschick  des  Hungertodes  ereilte: 
der  Dampfer  fuhr  sich  in  den  Grasharren  fest,  sodafs  er  weder  vorwärt« 
mich  rückwärts  konnte:  nach  monatolungem  Warten  gingen  J es» i- Pascha 
und  seinen  Begleitern  die  Lebensmittel  aus,  und  schliefslich  mufsten  sie 
buchstäblich  verhungern.  Schreckliche  Szenen  kamen  dabei  vor:  von  den 
Leichen  der  Verhungerten  nährten  »ich  die  Überlebenden,  und  mir  wenige 
Jenelben  wurden  endlich  gerettet. 

Mescbra-er-Reg  bildete  nunmehr  den  Ausgangspunkt  der  Expedition,  and 
von  hier  aus  gelangle  Dr.  Junker  zunächst  nach  Dein-Soliraän,  von  wo  er 
«eine  Rundreisen  begann-  Sein  Gepäck  sandte  er  von  Ganda  aus  nach  Dwn- 
Bekir.  Dieses  Gebiet  war  ihm  schon  bekannt,  da  er  auf  »einer  ersten  Expedition 
tcbon  bis  jenvil  der  Station  Wan  gewesen  war.  Eheerin  Dem-Rekir  einzog,  sandte 
•r  Boten  zum  dortigen  Fürsten,  um  sich  eine  gastliche  Aufnahme  zu  sichern. 
Mit  seinen  Roten  kamen  die  Abgesandten  des  Fürsten  zurück,  der  ihm  den 
Eintritt  in  sein  Gebiet  gestattet«.  Denselben  Grundsatz,  erst  die  eigenen 


Roten  der  Häuptling«  abzuwarten,  beobachtete  Dr.  Junker  in  allen  Fällen, 
um  das  nun  einmal  bestehende  Mifstrauen  der  Negerfursten  zu  beschwichtigen, 
und  niemals  ist  er  dabei  schlecht  gefahren.  Von  Dem-Rekir  aus  zog  er  auf 
theilweism  neuen  Wegen  weiter,  auf  denen  er  das  Itinerar  des  Italieners 
Miani  berichtigen  und  die  zum  Teil  verlorenen  Arbeiten  des  griechischen 
Forschungtreisenden  Potagos  ergänzen  konnte.  Seine  Begleiter  waren,  aufser 
Rohndorf  und  dem  Negerknaben,  schwarze  Diener  rMiwie  ein«  ihm  zuge- 
laufene neunjährige  Sklavin,  die  ihn  bis  zu  seiner  Ankunft  in  Sansibar  nicht 
mehr  verlieft. 

Nach  einem  Marsch«  von  14  Tagen  (Juni  1880)  gelangte  er  mit  einem  Ge- 
folge von  250  Dienern  und  Trägem  zu  den  Hütlm  der  Njam>Njam,  die  unter  dem 
Fürsten  Ndoruma  nördlich  vom  Uelle  wohnen.  Hier  »»h  er  die  von 
Schweiufurth  beschriehenen  Galerie- Wälder  (Waldterrassen),  di«  mit  ihrer 
tropischen  Vegetation  einen  herrlichen  Anblick  gewähren.  Kr  legte  hier 
eine  feste  Station  an  und  lieT*  sie  zum  Schutze  gegen  die  häufigen  Leoparden  mit 
starken  Dornzäunen  versehen.  Häufig  fallen  dort  Menschen  den  Leoparden 
zum  Opfer.  Diese  Raubthicre  haben  die  Gewohnheit,  mehrere  Nächte  hin- 
durch nach  der  Stelle  zurückzukebren,  wo  sie  eine  Beute  erjagt  haben;  die 
Eingeborenen  bauen  deshalb  lu  der  Nähe  eine»  solchen  Ortes  eine  Block- 
hütte und  errichten  auf  der  betreffenden  Stelle  eine  Falle.  ZurZeit  der  An- 
wesenheit Dr.  Junker'»  wurde  eine  Negerin,  als  sie  Abend»  Wossei  bolte, 
von  einem  Leoparden  angefallen  und  zum  Theil  verzehrt.  Die  Eingeborenen 
befestigten  am  nächsten  Tage  eireu  Arm  der  Leiche  in  der  Falb;  sie  er- 
reichten auch  ihr  Ziel  und  tödteten  da»  Rauhlhicr.  Vor  dem  Löwen,  der 
zu  seinem  Opfer  nicht  zurückkehrt  und  durch  Fallen  überhaupt  nicht  zu 
fangen  lat,  schützen  die  Neger  sich  in  anderer  Weise,  indem  sie  Netzwerk 
über  ihre  Hütten  hängen,  das  der  Löwe  ebenso  wie  die  Fallen  meidet.  Zur 
Regenzeit  ist  an  Jagd  kaum  za  denken;  die  schmalen  Negerpfade  sind 
dann  fast  unpasalrbar  wegen  des  mannshohen  Grases,  da»  alle  Bewegungen 
hindert.  Im  ltezeraber,  wenn  dasselbe  dürr  und  gelb  gewordeu  ist,  wird  es 
abgebrannt.  Dieses  Abbrennen  wird  von  den  Eingeborenen  für  die  Jagd 
ansgebeutet.  Einzelne  gröbere  Stellen  werden  absichtlich  vor  dem  Brande 
bewahrt,  und  dorthin  ziehen  die  Thiere  sich  zurück ; sobald  nun  auch  diese 
Stellen  angezündet  werden,  ist  es  leicht,  auch  gröfsere  Thiere,  u.  a.  Rlefnnten 
zu  erlegen,  da  diese  dann  wegen  der  durch  den  Brand  entstandenen  Ver- 
letzungen an  ihren  Füfeen  nnbehilflicb  in  Ihren  Bewegungen  sind.  In  dunkler 
Nacht  bilden  diese  Grasbrände  ein  erhabenes,  aber  beängstigendes  Bild; 
Millionen  von  Kerfen,  Vögeln.  Schlangen  und  gröfecren  Thieren,  Pflanzen 
usw.  gehen  zwecklos  zu  Grunde.  — Zur  Zeit  der  Dürre,  von  Dezember  bi* 
April,  wenn  da«  Hocbgras  weggebrannt  ist,  ist  die  schönste  Reisezeit;  auch 
hat  man  dann  Gelegenheit,  dio  ganze  Gegend,  auch  seitwärts  von  den  Wegen, 
zu  durchstreifen.  Von  April  an  wird  das  junge  Gras  so  hoch,  dafs  oh  dem 
Wanderer  iufe«r»t  beschwerlich  ist ; außerdem  verursacht  dann  oas  Nafs- 
«rrden  der  Füfse  und  Beine  in  dem  stark  bethauten,  bis  an  die  Knie« 
reichenden  Grase  häufig  sehr  unangenehme  Krankheiten  und  Ausschläge, 
selbst  Wunden. 

Auf  der  Station  im  Gebiete  Ndoniraa’s,  wo  er  auf  Wun*cb  des  Fürsten 
länger«  Zeit  blieb,  gelang  es  Dr.  Junker  o.  a.  auch,  Gemüse,  Radieschen 
usw.  zu  ziehen.  Seine  Leut«  waren  dort  gut  geborgen;  aber  das  Stillleben 
behagte  ihm  nicht.  Während  desselben  hatte  er  sich  mit  den  Häuptern  der 
umliegenden  Stämme  durch  Boten  in  gutes  Einvernehmen  gesetzt ; nur  eiuer, 
der  mächtige  Kürst  Bio,  drohte  mit  einem  Überfall.  (Zwei  Jahre  später 
war  die  Macht  Bio’s  vollständig  gebrochen,  und  als  Dr.  Junker  s|wter  sich 
auf  der  Flucht  vor  den  Macbdisten  befand,  durchreiste  er  such  dieses  Ge- 
biet.) Während  er  selber  zahlreiche  Njam-Njam-Rlämme  besuchte  und  ihr 
Land  erforscht«,  mufst«  Rohndorf  auf  der  Station  Zurückbleiben,  um  die 
erlegten  Thiere  zu  präpariren  und  die  sonstigen  Sammlungen  zu  ordnen. 
Auf  diesen  Wanderungen  hatte  Dr.  Junker  oft  Gelegenheit,  blutige  Zu- 
sammenstöfse  der  Stämme  durch  seine  Intervention  zu  verhindern.  Iiu  De- 
zember 1880  kehrte  er  zu  Xdönima  zurück,  um  von  dort  aus  den  Njam- 
Njam-Fürsten  Bakangai  zu  besuchen,  der  südlich  vom  Uetl«  wohnt.  Bei 
den  Abärambo  erhielt  er  Träger;  doch  waren  es  treulos«  Leute,  di«  ihn 
unterwegs  beraubten  und  im  Stich  liefern  (Januar  1881).  Zwei  Monate 
sorgenvoller  Zeit  mufete  er  auf  demselben  Fleck  zubtingen,  da  ohne  Träger 
an  Weiterkoromen  nicht  zu  denken  war;  die  Furcht  vor  den  Abärambo 
raubte  ihm  dabei  häufig  den  Schlaf.  Endlich  wurde  er  durch  einen  der  be- 
nachbarten befreundeten  Fürsten  abgebolt.  Rohndorf  sandte  er  nach 
Mbomo,  einem  Orte  am  Flusse  gleichen  Namens,  der  einer  der  gröfeten 
Nebenflüsse  des  Uelle  Ist;  derselbe  sollte  dort  eine  neue  Station  giündeu, 
während  er  »ich  nordwärts  zu  den  Amodi  wandte,  Rrst  Ende  1881  konnte  er 
seinen  Plan,  Bakangai  zu  besuchen,  ausführen.  Von  hier  «ns,  südlich  vom 
Uelle,  unternahm  er  ebenfalls  zahlreiche  Rundreisen,  wobei  er  auch  hier 
Miini’s  Itinerar  berichtigen  konnte 

Über  die  Sitten  und  Gebräuche  verschiedener  Sandch-Stämm«  im  Lande 
Mangbattu  (Monbuttu),  dem  Ziele  seiner  Reise,  das  er  vom  Lande  Bakangai’» 
aus  besuchte,  wufste  Dr.  Jun  ker  rasnebes  Interessante  zu  berichten.  Besonders 
hob  er  die  liebevolle  V erebrung  bervor,  welche  die  Einwohner  ihren  Vorfahren  er- 
weisen; Nahrungsmittel,  u.  a.  auf  der  Jagd  erbeutetes  Fleisch  usw.,  werden  ihnen 
täglich  geopfert.  Die  regierenden  Fürsten  lassen  sieb  in  ihreu  Entschlüssen 
oft  durch  Visionen  leiten,  indem  sie  die  Aussprüche  der  ihnen  im  Traume 
erscheinenden  Vorfahren  befolgen.  Der  Verführer  eines  unbescholtenen 

Mädchens  wird  mit  dem  Tod«  bestraft;  Diebe  werden  verstümmelt  (durch 
Abnahme  der  Finger,  Hände  oder  Ohren).  Die  Männer  gehen  meist  ganz 
nackt;  die  Frauen  tragen  einen  Bastschurz,  der  »ich,  wenn  sie  sitzen,  bi» 
auf  die  Knie«  legt;  im  Zustande  heftiger  Erregung  oder  tiefen  Schmerzen 
werfen  sie  aber  auch  dieses  einzige  Kleidungsstück  ab.  Ihren  Körper  ver- 
stehen die  Frauen,  namentlich  dfe  vornehmeren^  mit  symmetrischen  Punkten, 
Linien  und  Figuren  zu  schmücken,  wobei  sie  01,  schwarze  Farbe  und  einen 
llolzstift  znm  Malen  benutzen.  Immer  wissen  sie  dabei  neue  Muster  zu 
erfinden,  das  sind  dann  gleichsam  ihre  „Modetoiletteo“.  Elfenbeinen»« 


Nr.  19. 


19« 

EXPORT,  Organ  da«  Centr&hereina  fflr  Hasdelageogmphie  etc. 


1887. 


Uxanudela  in  ihren  oft  7.  Fuf»  hoben  Toapet*  venrollsUunligeat  ihren 
Aufputz. 

ln  Maiighatiu  traf  Dr.  Junker  mit  dem  Italleuer  Casati  zusammen. 
Beim  Weitermarscbe  entdeckte  er  den  Nöpoko-Fluß  (den  Nepogiri  Stan- 
lejf»’?).  Vom  Bomokandi- Flusse,  der  nach  der  Meinung  Schweinfurtb’tt 
der  Otierlauf  ile»  Stanley ‘sehen  Aruaimi  ist,  stellte  Dr.  Junker  fest,  dal* 
er  sich  in  den  Celle  ergießt.  Südlich  vom  Bomokandi  stieß  er  auf  das 
Pygmäeuvolk  der  Tiki-Tiki:  dieeelben  sind  sehr  furchtsam  und  leben  meist 
von  der  Jagd. 

Im  August  1882  passirt«  er  zum  letzten  Male  den  Helle,  und  zwar  auf 
seiner  Rückreise  nach  Norden,  bei  der  er  von  Üasati  begleitet  wurde. 

Sie  batten  dabei  i«hr  beschwerliche  Märsche  zu  machen,  sodaß  sie  körper- 
lich sehr  znrückkamcn.  ßohndorf  hatte  inzwischen  die  Station  an  einem 
andertn  als  dem  angegebenen  Punkte  anlegen  müssen  (in  Semio);  doch  end- 
lich, im  September  1882,  wurde  dieselbe  erreicht.  Alles  Leid  war  nun  bald 
vergessen,  und  nach  kurzer  Zeit  wurden  wieder  neue  Gebiete  in  der  Umgebung 
durchstreift  und  dabei  der  Lauf  der  Flüsse  l'errc  und  Mbomii  fcstgastcllt- 
Bohndorf  war  iii?.wi»theii  oft  krank  gewesen;  auch  sonstiges  Mißgeschick 
hatte  die  Station  betroffen,  da  in  Folg«  einen  Brandes  viel  von  den  Samm- 
lungen zerstört  worden  war. 

Im  Oktober  1882  brach  Bobndorf  mit  den  Junker’&chen  Sammlun- 
gen auf,  um  nach  Norden  zurürkzuwandern.  Inzwischen  brachen  aller  die 
machdistischen  Unruhen  im  Sudin  aus;  auch  die  Dinka- Stämme  rcvoltirten 
in  Folge  dessen,  9odaf»  der  Weg  nach  Mescbra-er-Reg  verlegt  war.  Bobn- 
dorf  war  es  gelungen,  mit  Zurücklassung  der  Sammlungen  per  Dampfer 
nach  Chartüm  und  Kairo  zu  gelangen;  doch  Dr.  Junker,  der  nacbfolgou 
wollte,  sab  sich  genöthigt,  wieder  gen  Süden  zu  ziehen.  Das  war  der  Anfang 
der  vielen  Kreuz-  und  Qu  erzöge,  die  ilm  bis  Ende  1886,  also  über  vier  Jahre 
von  der  Rückkehr  in  die  lleimatb  abhaltco  sollten-  Der  Redner  gab  über 
diese  Reisen  ein  kurzes  üesammtbild,  da  es  ihm  nicht  möglich  war,  dieselben 
im  Rahmen  eine«  Vortrages  eingehend  zu  bebildern.  Am  1.  Mir*  1883  war  er 
wieder  auf  der  Station  in  Semio.  Während  dieser  Zeit  hatte  der  egyplßcb- 
cdgliscbe  Befehlshaber  Lupton-Bey  vergeblich  versucht,  den  Aufstand  der 
Machdiatcn  mit  Erfolg  zu  bekämpfen;  er  hatte  nur  irreguläre  Truppen  sur 
Verfügung,  Leute  au*  Düngota  und  arabisches  Gesindel  au*  allen  möglichen 
Ländern,  die  zwar  gern  gegen  ungläubige  Neger  Krieg  führen,  im  Kampfe 
gegen  ihre  Glaubensgenossen  Lupton-Bey  aber  elend  im  Stich  ließen. 
Km  in -Pascha  (Dr.  Schnitzer)  dagegen,  der  Gouverneur  de*  äußersten 
Südens  in  den  egyptisrbon  Äquntorialprc-vinzen,  batte  gut  geschulte  Soldaten, 
di«  gern  gegen  die  Araber  bezw.  Machdisten  kämpften;  in  Folge  dessen 
wurde  er  von  den  letzteren  anfangs  auch  weniger  belästigt,  während  Lupton- 
Bey  sich  ihnen  schließlich  ergeben  mußte,  ohne  difs  ihu  übrigen*  irgend 
t-in  Vorwurf  treffen  kann;  noch  heute  schmachtet  er  in  den  li&nden  der 
MacbdUten. 

Anfang  August  1883  batte  Dr.  Junker  alle  Hoffnung  auf  die  Rückkehr 
nach  Norden  aufgegrben;  wie  sehnlich  auch  seine  Augen  dorthin  gerichtet 
waren:  es  kam  kein  Dampfer  den  Nil  hinauf.  Doch  endlich,  im  Oktober  1883, 
langte  der  ao  lang  erwartete  Dampfer  an,  zugleich  mit  ihm  ein  Schreiben 
Lupton'»,  worin  er  Dr.  Junker  bat,  mit  einigen  der  Njam-Niaio- Fürsten 
zu  ihm  zu  stoßen.  Der  Fürst  von  Semio  wur  dazu  auch  bereit,  und 
Dr.  Junker  zog  in  Folge  dessen  nordwärts;  unterwegs  aber,  in  einer  wild- 
reichen  Gegend,  blieb  er  längere  Zeit,  hauptsächlich  durch  seine  Vorsicht 
veranlaßt,  dn  er  sich  nicht  enUchließen  konnte,  mit  seiner  schwachen  Macht 
weiter  zu  rieben.  Hin  Glück  für  ihn:  denn  Lupton  war  inzwischen  schon 
in  die  Hände  dei  Machdisten  gefallen. 

Dr.  Junker  rinnst«  sich  schließlich  mit  dem  Gedanken  vertraut  machen, 
über  Ladö,  nach  Süden  hin,  die  Rückkehr  xu  versuchen.  Am  16.  November 
1883  brach  er  auf  und  erreichte  nach  35  Tagen  Ladö  und  Emin-Tascha; 
doch  alle  seine  .Sammlungen  mußt«  er  au*  Mangel  au  Trägern  zurücklaasen. 
Dieselben  sind  später  »ämmtiieh  den  Machdisten  (unter  dem  Emir  Kara- 
mala)  in  die  Hände  gefallen  und  für  die  Wissenschaft  wahrscheinlich  für 
immer  verloren.  . 

Über  zwei  Jahr«  weilte  Dr.  Junker  bei  Emin-Pascha;  während  dieser  I 
Zeit  erhielt  er  die  letzten  von  Mai  1883  datirten  Briefe  durch  einen  Dampfer  I 
aui  Ende  des  Jahres  1883:  seit  der  Zeit  ist  er  dann  drei  Jahre  lang,  bis 
Anfang  1886,  ohne  alle  Nachrichten  geblieben;  weder  erhielt  er  solche  vou  ; 
außerhalb,  noch  «eine  Angehörigen  und  Freunde  von  ihm. 

ln  E min  -Paschas  Gebiet  batte  bis  1884  verhiltnißmäfsige  Buhe  ge- 
herrscht, da  er  alle  Revolten  gleich  im  Keime  mit  kräftiger  Hand  unter- 
drückte. Oie  Machdisten  drangen  aber  allmählich  immer  weiter  vor,  und 
Anfang  Febiuar  1881  gingen  mehrere  Orte,  die  unter  Em  in -Pascha  standen, 
zum  Macbdi  über.  Im  Mai  1884  erhielt  Emin-Pascha  die  ersten  Drohbriefe 
von  dem  Mochdistcngeneral  Emir  Karamala;  damals  standen  die  Empörer 
nur  noch  6 Stunden  von  ihm  entfernt  (am  Bahr-ei-Gbasal).  Die»*  Briefe 
brachteu  eine  schlimme  Nachricht,  die  sich  später  als  wahr  herausstellte: 
Hicks1  Aimrc  war  zu  Grunde  ^gerichtet,  und  in  Folge  dessen  forderte 
Karamala  Km  in- Pascha  zur  Cbergabe  auf.  Weitere  Briefe  folgten;  am 
2?  Mai  erhielt  auch  Dr.  Junker  einen  Brief  von  Karamala,  in  dem  * 
letzterer  ihn  aufforderte,  seine  Sammlungen  abzuholen,  da  dieselben  sonst 
wahrscheinlich  verloren  gehen  würden.  Später  berichtet*  Karamala  auch 
den  Fall  t’hartüms;  doch  hatte  Emin- Pascha  die  Archive  schon  vorher  von 
Lndd  nach  Diifil«  bringen  lassen.  Nach  Chart  tim»  Einnahme  (28.  Januar 
1885)  zog  er  9icb  auch  selbst  dahin  zurück,  und  ist  dort  «eit  jener  Zeit 
von  den  Angriffen  der  Machdisten  verschont  geblieben. 

Atn  2.  Mai  1866  verließ  Dr.  Junker  »einen  Freund  Ern  in  Bey,  um 
den  Versuch  zu  wogen,  nach  Südweston  hin  die  Küste  zu  erreichen  und  in 
die  lleimatb  zurückzukebren,  während  jener,  ein  Beispiel  seltener  Treue,  auf 
.«einem  Posten  weiter  auszuhairen  beschlossen  hatte  Endlich  glückte  *s 
Dr.  Junker,  in  da»  Land  des  König«  Kabrega  im  Land«  Unjoro  am  Albert- 
Njansa  zu  gelangen.  Ein  Freudeutag  war  für  ihn  der  Tag  seiner  Ankunft  i 


daselbst  im  März  1886.  Da  fand  er  Briefe  Tor  au*  der  Hvimath,  aus  Deutsch- 
land, aus  Sansibar  vom  englischen  Generalkonsul  Kirk  daselbst,  sowie  vom 
Suliän  Said  Rarga»cb,  ferner  eine  Sammlung  »ämratli« her  Depeschen  vom 
Keuter'scbcn  Bureau  über  dio  Lage  im  Sudan  während  der  beiden  letzten 
Jahre  usw.  Später  hatte  er  in  Buganda  Gelegenheit,  für  die  Leute  des 
Gouverneurs  E min- Pascha  für  2000  Thaler  Kleiderzeuge  einzukaufen,  deren 
sic  dringend  benöthigten-  Ober  Msalila  (südlich  vom  Victoria -Njmnia) 
reiste  er  in  Begleitung  des  arabischen  Händlers  Tippu  Tip  zur  Ottküst«, 
wo  er  endlich  am  31.  Dezember  1886  eintraf,  um  über  Sansibar  und  Kairo 
nach  Europa  zurückzukebren.  Leider  mußte  er  es  in  der  letzten  Nacht,  die 
er  an  der  Küste  zubrachte,  noch  erleben,  daß  ein  Deutscher,  Hermann 
Gieseke,  der  Vertreter  de*  »leb  mit  dem  Elfenbeinbaudel  befassenden 
HauHC*  Heinrich  Adolf  Meyer  (in  Hamburg  und  Sansibar),  in  »einem 
Zelte,  welches  dem  des  Dr.  Junker  benachbart  war,  von  gedungenen  Mör- 
dern erschossen  wurde,  wahrscheinlich  deswegen,  weil  die  Urheber  dieser 
Schandtbat  seine  Konkurrenz  in  dem  gewinnbringenden  Elfenbeinbaudel  voll 
Neid  und  Haß  immer  stärker  anwachsen  sahen. 

Dr.  Junker  erwähnte  dann  noch  der  Stanley'schen  Expedition,  uud 
hoffte,  daß  c»  ihr  möglich  sein  werde,  auch  seinen  in  der  Gewalt  der  Mach- 
disten befindlichen  Freunden  Lupton-Bey  und  Slatin-ßey  Hilfe  und  Er- 
lösung zu  bringen,  und  schloß  mit  Worten  des  Dankes  für  die  ihm 
hier  gewordene  Anerkennung,  di*  der  schönste  Lohn  sei  für  das  Wenige, 
das  ei  geleistet  habe. 

Der  Vorsitzende,  llerr  Dr.  Reifs,  wies,  der  bescheidenen  letzten 
Äußerung  des  Redners  gegenüber,  noch  einmal  auf  die  hohe  Bedeutung  der 
durch  Dr.  Junker  durebgeführten  Erforschung  des  U*ll*-Gebiete*  bin;  zu 
Ehren  Dr.  Junker'a  erhoben  sich  hierauf  die  Anwesenden  von  ihren  Plätzen. 

Um  8 Uhr  begann  das  Festmahl;  Staatssekretär  a.  D.  Herzog,  Ili,  brachte 
während  desselben  das  Hoch  auf  Se.  Majestät  den  Kaiser  aus.  driMen  Ruhm 
bi*  in  die  fernsten  Tfaeile  des  Erdballs  gedrungen  sei.  Herr  Geheimrath 
Professor  Dr.  Bastian  toastete  auf  Herrn  Dr.  Junker,  der  glücklich  so 
vielen  Gefahren  entronnen  sei  und  dabei  so  unermeßlich  viel  für  di«  Wissen- 
schaft geleistet  habe.  Wenn  Dr.  Fischer  auch  den  Strapazen  dieser  Ex- 
pedition im  vorigen  Jahre  erlegen  sei,  so  übertöne  doch  beute  die  Freude 
über  Junker1«  Wiederkehr  die  Klage  um  den  Todten.  Mit  wenigen  ein 
fachen  bewegten  Worten  dankte  Hen  Dr.  Junker,  und  trank  auf  da»  Wohl 
der  Anwesenden,  sowie  auf  die  baldige  Errettung  seiner  in  Afrika  zurück- 
gebliebenen Freunde.  Schließlich  verlas  IJerr  Dr.  Reifs  noch  die  zahl- 
reichen Glückwünsche  der  Geographischen  Gesellschaften  aus  München. 
Kassel,  Dresden,  Gotha,  Halle,  Greifswald,  Stettin,  Hamburg,  Lübeck,  Karls 
ruhe  und  Königsberg  und  theilte  den  Anwesenden  mit,  daß  auch  die  Peters- 
burger „Geographische  Gesellschaft*  Herrn  Dr.  Junker  zum  Ehrenmitglied« 
ernannt  habe. 


Vereinsnaehrlchten. 

Du  „Württemberglschen  Verein  für  Handelsgeographie  etc.1 

hielt  am  U.  März  Herr  Missionar  R.  Lechler  einen  Vortrag  über: 
„Dio  Chinesen  in  ihrem  Verb&ltnifs  zu  der  europäischen 
Kultur-.  Herr  Lechler  wurde  bereits  im  Jahre  1846  von  der 
Baseler  Mission  nach  China  geschickt,  wo  er,  als  erster  Deutscher, 
das  Werk  mit  eiuein  Schweden,  H am  berge  r,  und  zwar  zunächst 
im  Innern  des  Landes  , später  in  Hongkong  begann.  Nachdem  er 
1871  schon  einmal  zur  Erholung  io  die  Heimath  zurückgekehrt  war, 
tiuden  wir  ihn  1874  wieder  in  China,  von  wo  er  vor  Kurzem 
abermals  nach  Europa  reiste,  um  seine  angegriffene  Gesundheit 
wiederherzustellen. 

Auf  Grund  seiner  langen  Erfahrung  und  seines  reichen  Wissens 
gelang  es  ihm,  für  die  wichtige  Frage,  die  er  als  Tbetna  gewählt, 
bei  seinen  Zuhörern  das  gröfste  Interesse  zu  erwecken.  Wir  er- 
lauben uns.  im  Folgenden  den  Gedaukengang  des  Vortragenden  zu 
skizziren.  Der  Redner  wies  zunächst  auf  das  hohe  Alter  der 
chinesischen  Kultur  hin.  Das  chinesische  Volk,  sagte  er,  besteht 
in  »einer  Eigenart  bis  auf  den  heutigen  Tag  noch  fort  und  ist 
einer  Weiterentwicklung  fähig,  während  die  anderen  Völker  des  Alter 
thums  längst  vom  Schauplätze  der  Geschieht«  verschwunden  sind. 

Der  Grund  liegt  zum  Tbeil  wohl  in  der  eigenthnmlicben 
Religionsform.  Bei  den  hamitischcn  Völkern  war  das  Wesen  der 
Religion  die  Identifizirung  des  Lebens  der  Gottheit  mit  dem  Natur- 
Icbco;  besser  war  es  anfänglich  bei  den  Indogermaueu:  die  Varuna- 
Religion  der  allen  Arier  stobt  noch  in  verhältDifsrnäfsig  schöner 
Reinheit  vor  uns  und  bildet  in  dem  tiefen  Süüdenbewufstsein  der 
▼edischen  Sänger  einen  scharfen  Kontrast  zu  den  späteren  Verirrun- 
gen des  Brahmanismus.  Trotz  der  Reaktion  des  Bnddhisraus  konnte 
dieser  es  nur  bis  zur  Hoffnungslosigkeit  bringen,  deren  höchstes  Ziel 
die  Auflösung  ins  Nichts  ist.  Die  Griechen  und  Römer  haben  die 
von  den  Hamiten  empfangenen  Anfänge  höherer  Kultur  gepflegt,  und 
ihr  Leben  ist  lange  Zeit  hindurch  vom  idealen  Geiste  durchdrungen 
gewesen.  Doch  auch  ihr  Ende  war  der  Bankerott,  weil  ihr  Leben 
schließlich  allen  idealen  Inhaltes  bar  geworden  war. 

Die  Chinesen  haben  allezeit  eine  höbe  Ehrfurcht  vor  dem 
Himmel  gehabt,  und  der  Kaiser,  obschon  der  Sohn  de»  Himmels,  war 
doch  dem  höchsten  Herrscher  ganz  und  gar  untergeordnet;  nie  haben 
sic  ein  Bild  des  letzteren  gemacht,  in  ihrer  ganzen  Religion  herrscht 
eine  Reinheit,  welche  diejenige  weit  übertrifft,  der  man  bei  anderen 


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1887. 


Nr.  12. 


197 

EXPORT,  Organ  de«  Centralvereina  für  H&ndelftgeographie  etc. 


heidnischen  Völkern  begegnet  Daxu  kommt  die  grobe  Ehrfurcht, 
welche  die  Jüngeren  den  Älteren  zollen,  und  die  Errichtung  den 
Staates  auf  dieser  Grundlage  der  Pietät  einer-  nnd  der  Autorität 
andererseits.  Nur  auf  dem  Cbristeothum  ist  die  Überlegenheit  der 
europäischen  Völker  über  alle  anderen  basirl*),  und  nur  in  dem 
Verhältnis,  in  welchem  die  aufscreuropfiiacbeu  Volker  den  Lehren 
desselben  ein  offenes  Ohr  leiben,  können  sie  zu  einer  höheren 
Stufe  des  Fortschrittes  geführt  werden.  Hätte  China  das  gelban, 
«o  wäre  gerade  dieses  Land  sehr  geeignet  gewesen,  eine  hohe  Stufe 
in  der  Zivilisation  zu  erreichen.  So  aber  sind  die  späteren  Ge- 
schlechter allerdings  nicht  vernichtet  worden,  sic  sind  aber  in 
ihrer  Entwickelung  verknOcbert  und  stationär  geblieben.  China  hat 
die  Hilfe  der  so  geschmähten  Barbaren  aorafen  müssen,  um  Hieb 
seinen  schon  vor  Jahrtausenden  erworbenen  Beaits  zu  sichern;  da- 
mals bat  es  z.  B.  schon  einen  Kalender  gehabt,  aber  vor  einigen 
bändert  Jahren  mufsle  es  tu  den  katholischen  Missionaren  seine 
Zuflucht  nehmen,  um  denselben  za  verbessern;  selbst  war  es  nicht 
dazn  im  Stande. 

Die  Bereitung  des  Pulvers,  die  Buchdruckerkunst  haben  bei  den 
Chinesen  keine  Fortschritte  gemacht.  Die  Verkehrsmittel  stehen 
auf  demselben  armseligen  Standpunkt,  auf  dem  sie  vor  Jahrhun- 
derten gestanden  haben;  Wagen,  Karren  usw.  zur  Beförderung  von 
Keuschen  und  Waaren  giebt  es  uicht.  Die  Posteinrichtungcn  sind 
primitiv,  Zeitungen  giebt  es  nur  in  den  Hafenstädten,  Beziehungen 
zwischen  den  verschiedenen  Provinzen  werden  nicht  unterhalten, 
das  offizielle  Journal  bringt  hauptsächlich  nur  Berichte  über  die 
Beförderung  und  die  Degradation  von  Beamten. 

Es  ist  hsnptsäcblicb  der  grenzenlose  Hocbmutb  gewesen,  wel- 
cher die  Chinesen  auf  dem  Pfade  des  Fortschrittes  gehemmt  bat, 
UDd  hierin  ist  erst  durch  das  Vorgehen  der  W estinächte  eine  Ver- 
änderung gekommen;  in  au  ehe  Schranke  ist  iu  Folg«  desselben  ge- 
fallen, und  namentlich  in  höheren  Kreisen  ist  freundlicher  Verkehr 
mit  den  Europäern  häufig  geworden,  sodafs  sich  nach  und  nach 
ein  Umschwung  der  Anschauungen  vollzieht  und  die  Chinesen  selbst 
zu  begreifen  anfangen,  wieviel  sie  noch  zu  lernen  haben.  Auch 
die  Europäer,  welche  die  chinesische  Regierung  in  ihre  Dienste  ge- 
nommen, verbreiten  nützliche  Kenntnisse.  In  Peking  ist  eine  Uni- 
versität gegründet,  es  bestehen  verschiedene  Erziehungsanstalten; 
der  diplomatische  Verkehr  mit  Europa  und  Amerika  ist  viel  leb- 
hafter geworden.  8o  sehen  wir  überall  den  Fortschritt,  der  aller- 
dings noch  vielfach,  namentlich  durch  den  Fung-schui**)  gehemmt 
wird,  von  dessen  Einflufs  die  Eisenbahnen  o.  a.  ein  trauriges  Bei- 
spiel geben.  Ein  Olflck  für  die  Entwickelung,  dafs  ein  Mann  wie 
Li  Hnng  Tsebang  an  der  Spitze  steht,  welcher  es  mit  derselben 
wirklich  ernst  meint.  Auch  den  Schulunterricht  sucht  man  zu  beben, 
und  zwar,  wie  vom  Redner  näher  ausgeführt  wurde,  nicht  ohne 
Erfolg. 

SITZUNG 

des 

Centralvereins  für  Handelsgeographie  etc. 
Freitag,  den  1.  April  1886, 

Abe>«  l'l,  Uhr. 

im  Saale  de«  Herrn  Zennig,  Loipzigeratrafse  111. 

Tagesordnung: 

Vortrag  dea  Herrn  Dr.  Carlos  Zarcmba. 

Vortragender  Rath  im  Handelsministerium  zu  Mexico: 

Die  Entwickelung  Mexicos  in  alter  und  nener  Zeit. 
Centr&lverein  für  Handelsgeographie  etc. 

Der  Vorsitzende: 

Dr.  R.  Jan  nasch. 

Literarische  Umschau. 

Verzeichn!  fs  der  bei  der  Redaktion  ci »gegangenen  Druckschriften. 

Die  nachstehend  besprochenen  und  angeieigten  Werke  können  durch  die 
Buchhandlung  Walther  dt  Apolaul,  Berlin  W , Markgrafenatrafse  <10, 
jederzeit  bezogen  werden. 

Vorläufiger  Bericht  der  Handelskammer  zu  Kiel  über  ihre  Tbktigkeit 
sowie  über  Lage  und  Gang  des  Verkehrs  im  Jahre  1886. 

*)  Das  heifst  doch  wohl,  auf  der  durch  das  Christenthum  vorbereiteten 
Humanität  und  dem  durch  letztere  ermöglichten  hohen  Stande  der  allge- 
meinen Bildung,  insonderheit  auf  dem  bedeutenden  Fortschritte  in  den  Natur- 
wissenschaften sowie  der  hochentwickelten  heutigen  Technik.  D.  Red. 

**)  Fung-schui  oder  Flug-scbui  ist  der  Glaube  an  geheime  Naturkrifte.  D.  tt. 


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schaft*.  Vierte»  Vereinsjaht  1887. 

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Diecuraoe  pruferulos  na  nrimeira  aessdo  da  StOn  UgiaUitv  rti  da  Asasm- 
bÜa  Gtral  Lttjitlativa  Rio  dr  Janeiro  1886. 

Boleti m da  Soeiedade  de  Oeographia  de  Lisboa.  G.  Sene  Afoi  7 
e 8.  Lisboa  1886. 

, Verwcrthung  des  E.  Nagerscheu  Vertrages  über  I. anderwerb  i ui 
Pondolande  (Süd- Afrika).  Berlin  1887. 

Jahres  bericht  dea  Bürger-  und  Gewerbeverein»  zu  H ermannstad  t 
j für  1886.  (fermannst.vit  1887. 

Livros  de  propapanda  da  Soeiedade  de  Jmmigrai'do: 

' — /.;  d’ Eacragnolle  Taunay,  Alfredo ; (’aeamento  Civil.  V,  txitfdo. 
Rio  de  Janeiro  1886. 

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Statistischen  Amt.  Statistik  der  Seeschifffahrt  für  das  Jahr  1886  bezw. 
I.  Januar  1886.  Zweite  Abtheiluug.  Seeverkehr  in  den  deutschen  Hafen- 
plätxen  und  See  reiten  deutscher  Schiff«.  Neue  Folge.  Band  21,  Ab- 
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wissenschaft. 

Statistisk  Arsbok  for  FinlanJ,  ut gieren  af  Statistiska  Ar  gangen  1886. 
(Aimuaire  statistigue  pour  la  Finlawle)  Hebnngfort  1896 

Bidrag  tili  Finlands  officiela  Statistik.  XX  Jemvägs- Statistik 
15.  JernvägxatyrHssn»  i Finland  Berdtlelee  für  hr  1885  Hehing- 
fors  1886. 

I Fernachau.  Jahrbuch  der  „MittelachweixerUchen  Geographisch- kommer- 
ziellen Gesellschaft“  in  Aarau.  Erster  Band.  Aarau,  Dnirk  von  H.  R. 
Sauerländer.  1886. 

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Nr.  12. 


196 

EXPORT,  Organ  den  Gontralrereinn  für  Handelageogr&phie  ote. 


IR87. 


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Flöten  werke,  Orgeln,  Walsen  zu  vorhandenen 
Werken,  sowie  zur  Besorgung  »iromtlichcr 
einschlägiger  Reparaturen. 

Dem  Verbände  gehöre*  die  aaohverzelchne- 
ten  Orchostrlonfabrikantea  als  Mitglieder  an 

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2.  Blestlng,  Wolfgang  iu  Unterklraaeh. 

3.  Oold.  Gordian  iu  Vöhrenbacn. 

4.  Heine,  F.  X.  in  Vöhrenbach 

5.  Heitzmann.  Tobiaa  in  Villiagen. 

6.  Imhof  A Mückle  i»  Vihrenbach. 

7.  Keller,  Fr.  in  Learklrch. 

8.  Koos,  Sebastiaa  in  Furtwangen. 

9.  Mückle,  J.,  io  Furtwrangeo. 

10.  SoMnalein.  L.  P.  in  Vllllogan. 

11.  Stern,  Josef  in  Villiagen 

12.  Welsser.  Ambros  in  Unterkiraaeh. 

13.  Walte.  H,  & Söhne  in  Freiburg  Cjf] 


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mann, 28  Jahr  alt,  renräseotable  Erscfcoi- 
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| kntiou  tnoussirender  Wässer  genau  kennt, 
sucht  mit  einer  grüftcren  Exportfirma  in 
j Verbindung  zu  treten  behufs  Errichtung  einer 
Destillation  im  Auslände.  Solche  Firmen, 
welche  bereits  überseeische  Besitzungen  ha- 
I ben,  erhalten  den  Vorzug.  — Suchender  war 
zuletzt  längere  Jahre  iu  Sud-Amerika  thätig, 
ist  der  französischen  und  spanischen  Sprache 
mächtig  und  verfügt  über  einige  tausend 
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und  Amsterdam  1883  mit  der 
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Hw.«HW>sr.  Or.  R.  ilsssissk.  — ■— ■iMtaasvariae  *m  Wailbar  * Apaiaat  ta  tarta  W„  Maia«i  aJ.u.u.J.s  00. 


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A b onnirt 

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and  im  Btubbiadci 
|Wutiu  A Amun. 
Berlin  W.,  HirkrnfcMtr.  60) 
«awie  bat  d*t  K«dakt|«ft. 


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Im  deaticbia  Pc«t«eblrt  t/mJt 
t«  WHi^MtierrlB  . . . 1»  „ 
PnU  rtri  rim«  Jikr 

Im  dtuo^bco  Portir«tl«t  1?>w  -M 
Un  Wellp*«tTer«Ln  . . .lk»  „ 
ta  VtiMMiailiod  . . .16j«  „ 

UikIi«  üiuin  40  Pfj. 


(ntMtl  |i<n  liintii. 
Anilin, 

Hi  dnlfrifriUti««  Prti'safl« 
odar  «U/m  liaau 
mU  50  f£  b«i  ir  b r.L-r. 
werdia  tob  dar 

ixpeditiou  de«  „Exporit“, 

Berlin  S W.,  Kochstr.  27, 

ra  tcefe  a f e a on  m m. 


®*U«^aw 

nach  Uebereinirunft 

mit  dir  ExpnilUo-a. 


Centralvereins  für  Handelsgeographie  und  Förderung  deutscher  Interessen  im  Auslande. 


Redaktion  und  Expedition:  Berlin  S.W.,  Kochstrafee  27. 

(OoeekiflMilt:  WocOcatifi  0 bla  4 tAr.) 

W Dor  .EXPORT"  ist  im  deutschen  Po*txejtung*k»ta!og  für  1887  unter  Nr.  1878,  Seit«  59  eingetragen.  “»• 

IX.  Jahrgang.  28**ß*t»  Tkw  99.  SfR&äi*  1 $$z.  Nr.  13. 

Df*««W  och  Inschrift  »erfolgl  den  Zweck.  forfUnfeod  Berichte  hber  die  L*«e  easerer  LmdsUnt.  Im  AoilMd*  rar  Kens  teil»  Ihrer  Leter  in  bringen,  die  Interessen  de»  de«  lachen  Kip.ru 
IhKkriftit  in  rertreUn.  sowie  dem  deutschen  Hindel  and  der  deetschen  Indastrte  wlchUge  Mltihillang.e  6b. r dl#  HudeltrerhiltflliM  des  Anslinde*  in  kknester  Prtst  to  Ihermltule. 

Briefe,  Zeltnngwn  in«  Werthseodanfe«  Hu  den  „Ksyert“  MM  es  die  RMakiiei.  Berlin  S.W.,  Kochstralse  27,  in  rtchu*. 

Briefe.  Zeltnngen,  BeltrltteerklArnncen,  Wertbseodangen  fhr  den  „Cewtrmliereln  flr  Hndeliceegxi«hle  etc.*4  sind  nach  Berlin  8W.,  Kixhitishe  97.  so  senden. 

Inhalt:  Sitsnngsanzeig«  de*  „Ceutralvereim  für  H»ndel*|eographie  etc.*  — Der  deutsche  Kaufmann  und  die  fremden  Spra- 
chen. — Europa:  Ein  Wort  über  die  koloolalpoiltitcb«  Agitation.  — ZolTerhöbungen  in  Portugal  in  Aussicht  (Origmalbericht  aus  Lissabon).  — Sebwfo- 
aeode  Ks.portmostrrUger  unter  französischer  Flagge.  — Einsturz  einer  Kaimauer  in  den  neuen  Hafenwerken  Antwerpen*.  — Afrika:  11  a«  Kamerun 
eine  Zukunft?  Klima,  Handel  und  Plantagenbau,  sowie  allgemein  kulturelle  und  mwaionariache  Aufgaben  und  Aueeichten  in  der  jungen  Kolonie,  auf 
Grund  eigener  und  fremder  Anschauung  dargestellt  von  Dr.  Bernhard  Schwarz.  (Fortsetzung).  — Briefkasten.  — Deutsche  Kiportbank 
(A  btheilung:  Eiport- Bureau).  — Anzeigen. 

Pi«  Wnforgibt  >m  Irtikili  am  itm  „ttpm"  in  gaumt,  ««an  di«  Btmnl.ng  Itimugefllgt  «iri:  trirac*  (bcw.  Ikbertttttngl  nt  fca  „EXPORT". 


SITZUNG 

des 

Centralvereins  fllr  Handelsgeographie  etc. 

Freitag,  den  1.  April  1886, 

Abftid»  V/,  Uhr, 

im  Saale  des  Herrn  Zennig,  Leipzigerstrafse  1 121. 

Tagesordnung: 

Vortrag  des  Herrn  Dr.  Carlos  Zaremba, 

Vortragender  Ratb  im  Handelsministerium  zu  Mexico: 

Die  Entwickelung  Mexicos  in  alter  und  neuer  Zeit. 
CentmlverBln  für  H&ndelsgeographie  etc. 

Der  Vorsitzender 
Dr.  R.  Ja  ti  na  sch. 


Der  deutsche  Kaufmann  und  die  fremden  Sprachen. 

Es  hat  eine  Zeit  gegeben,  in  «reicher  der  deutsche  Kaufmann 
eine  völlig  genügende  Kennt nifs  fremder  Sprachen  zu  haben  glaubte, 
wenn  er  Französisch  und  Englisch  verstand.  Es  war  das  jene  Zeit, 
in  welcher  die  englische  Industrie,  nicht  wie  dt«  kontinentale  durch 
fortwfthrendi*  Kriegsunruhen  geschädigt  und  zum  Tbeil  zerstört, 
wirklich  die  der  ganzen  Welt  überragte,  englischer  Stahl  und 
englisches  Zeug  wirklich  überall  das  beste  war;  jene  Zeit,  in 
welcher  der  französische  Geschmack  — gepflegt  an  einem  Hofe,  wo 
jede  Laune  eine«  einflußreichen  Mannes,  einer  angebetetco  Frau 
rum  Gesetz  werden  konnte,  wo  cs  vor  Allem  darauf  ankam,  zn 
glSoren,  mochte  auch  die  Welt  darüber  zu  Grunde  gehen  - selbst 
in  seineo  Absonderlichkeiten  und  trotz  seiner  Unnatur  dem  übrigen 
Europa  die  „Mode*  verschrieb. 

Wenn  io  jener  Zeit  der  deutsche  Kaufmann  die  guten  und 
begehrten  Waaren  des  Auslandes  von  der  rechten  (Quelle  and  auf 
kürzestem  Wege  beziehen  wollte,  wenn  er  gar  selbst  ins  Ausland 
reiste,  um  an  Ort  und  Stelle  die  Erzeugnisse  der  französischen 
nnd  englischen  Industrie  anfzusuchen,  so  mußte  er  natürlich  mit 
den  Engländern  and  Franzosen  sprechen  können,  und  da  nicht  zu 
erwarten  war,  dafs  diese  um  des  deutschen  Michels  willen  ihre 
schöne  Sprache  mit  einer  anderen  vertauschen  nnd  sich  die  Mühe  j 
geben  sollten,  das  „znngeozcrbrecberische.  holprige  Deutsch*  zu  er- 
lernen. dessen  Unregelmäßigkeiten  in  der  Bildung  der  grammatischen 
Formen  und  dessen  Mannigfaltigkeiten  in  der  Wortstellung  so  wie  ! 


1 so  dem  Auslande  fast  unüberwindlich  sind,  so  blieb  dem  gutea 
Deutschen  nichts  übrig,  als  seinerseits  Englisch  und  Französisch 
zu  lernen,  englische  und  französische  Briefe  zu  schreiben,  wenn 
er  überhaupt  Antwort  haben  wollte,  und,  wenn  er  über  die  Grenze 
rpit-t4«,  die  fremde  Sprache  zu  gebrauchen,  so  gut  und  ao  schlecht 
es  eben  ging. 

So  lernten  die  Deutschen  diese  „fremden*  Sprachen  immer 
besser,  sodafs  sie  sogar  iu  England  und  Frankreich  offene  Stellen 
genug  fanden  und  sich  immer  mehr  in  eine  große  Handelspraxis 
einlernten,  und  daheim  übte  man  sich,  seitdem  dem  Vaterland« 
Friede  und  Ruhe  wiedergewonnen  «rar,  immer  mehr  in  den  Künsten 
des  Friedens,  damit  man  es  immer  mehr  mit  dem  Auslande  auf- 
uchmen  konnte,  sodafs  mau  es  kaum  noch  begreifen  kann,  wie 
l es  immer  noch  Leute  io  Deutschland  giebt,  welche  ihre  Waaren 
durch  Aufschrift  englischer  und  französischer  Bezeichnungen  dem 
guten  Deutschen  in  besonderer  Weise  anzupreisen  versuchen. 

So  mußte  der  nächste  Schritt  den  immer  mehr  aufstreben- 
den deutschen  Mann  dahin  führen,  den  Engländern  und  Frauzosen 
auf  deren  eigene  Absatzgebiete  za  folgen  und  im  südlichen  und 
östlichen  Europa,  in  Amerika,  in  der  Levante,  in  den  großen 
Handelsemporien  Asiens  und  Afrikas  ebenfalls  in  die  Milbe  Werbung 
einzutreten.  Und  siebe  da,  auch  dies  gelang.  Immer  mehr  Handels- 
beziehungen konnten  auch  dort  angeknüpft  werden,  wohin  Engländer 
und  Franzosen  schon  vorausgeguugeu  waren  und  wo  diese  den 
Verkehr  mit  den  .Eingeborenen“  bereits  eröffnet  hatten.  An  jenen 
Hafen-  and  Handelsplätzen  hatte  sich  die  Sprachenfrage  unterdessen 
in  ähnlicher  Weise  wie  im  Verkehr  mit  Deutschland  geordnet. 
Einzelne  strebsame  Eingeborene  hatten  sehr  bald  den  Vortheil 
herausgefunden , welchen  ihnen  die  Kenntaiß  der  Sprache  der 
fremden  Herren  bieten  würde,  sie  hatten  sieb  ein  mehr  oder  minder 
gutes  Englisch,  beziehentlich  Französisch  angeeignet  und  spielten 
nun  die  Vermittler  zwischen  den  Fremden  und  ihren  Landsleuten. 

Das  war  natürlich  für  die  Engländer  (bezw.  Franzosen)  sehr 
angenehm,  und  so  kamen  sie  immer  mehr  zum  Glauben,  ihre  Sprache 
sei  zur  „Weltsprache*  berufen,  deren  Kenntniß  genüge,  am  mit 
aller  Welt  Verbindungen  anzuknüpfeo,  um  io  aller  Welt  durch- 
kommen zu  können. 

Es  war  nicht  zu  verwundern,  daß  auch  die  Deutschen  au! 
diese  Anschauung  willigst  eingingen,  uod  wenn  man  nun  auch 
nicht  bloß  um  der  Engländer  und  Franzosen  willen  deren  Sprachen 
lernte,  so  tbat  man  es  doch  um  so  lieber,  um  die  Kennloifs  der 
.Weltsprachen*  zu  erlangen,  und  meinte  nun  wirklich  weiter  nichts 
nöthig  zu  haben.  Allerdings  trug  zur  Täuschung  Über  den  eigent- 
lichen Chzrakter  dieser  „Weltsprachen*  der  Umstand  hei.  dafs  auf 
so  vielen  Foetdampfern,  eben  weil  diese  allermeist  dm  »eebeherr« 


Nr.  13. 


202 

EXPORT,  Organ  des  Centralvereina  für  Handelageographie  etc. 


1387. 


sehenden  Völkern  gehörten,  englisch  oder  französisch  gesprochen 
wurde.  Und  so  war  es  kein  Wunder,  dafs  so  Tiele  Deutsche  im 
Auslände.  Ober  das  wahre  Verb&ltnifs  im  Unklaren,  nichts  darum 
gabeo,  wenn  sie  darüber  ihre  eigene  Muttersprache  vergaben  oder 
Tcrlernten;  so  manche  glaubten,  wenn  sie  sich  über  See  ein  eigenes 
Heim  eingerichtet,  ihren  Kindern  keine  gröfsere  Wohlthat  erweisen 
zu  können,  als  wenn  sie  mit  ihnen  nur  in  der  fremden,  sogenannten 
Weltsprache  redeten. 

Unterdessen  aber  hat  sich  nun  ein  wirklicher  Weltverkehr 
angebahnt  Die  so  lange  verschlossenen  Linder  Asiens  haben  sich 
aufgetban,  Afrika  ist  erschlossen.  Jetzt  erst  gewöhnen  sieb  unsere 
Gedanken  allmählich  daran,  die  Zahl  der  Menschen  sich  so  grofs 
vorzuslelleD,  die  Völker  so  vielgestaltig,  so  vielsprachig  zu  wissen. 
So  ist  es  heutzutage  keinem  Einsichtigen  mehr  zweifelhaft,  dafs 
neben  deu  vielen  Millionen,  bei  denen  man  mit  Englisch  und 
Französisch  (beziehentlich  Spanisch  oder  Portugiesisch)  durchkom- 
men kann,  noch  viel  mehr  Millionen  existireo,  welche  von  diesen 
Sprachen  noch  nichts  gelernt,  kaum  etwas  davon  gehört  bähen. 
Selbst  in  Indien,  wo  doch  die  ganze  Herrschaft  in  Englands  Händen 
liegt  und  das  Studium  von  dessen  Sprache  auf  jede  Weise  ge- 
fördert und  begünstigt  wird,  ist  es  nur  eine  sehr  geringe  Minder- 
zahl, welche  vom  Englischen  mehr  als  einige  Brocken  versteht; 
China  hält  natürlich,  wie  an  allem  Herkömmlichen,  so  auch  an 
seiner  Sprache  fest,  von  Afrika  ganz  zu  schweigen. 

Zu  gleicher  Zeit  ist  es  auch  keinem  Einsichtigen  mehr  zweifel- 
haft, dafs,  wenn  unsere  Industrie  noch  weiteren  Absatz  für  die 
Erzeugnisse  unserer  fleifsigen  Hände,  ihrer  kunstreich  erdachten 
Maschinen  finden  will,  wenn  unsere  Kaufleute  noch  billiger  uad 
besser  die  Rohstoffe  erlangen  wollen,  die  wir  für  unseren  Gebrauch 
nöthig  glauben  und  die  uus  unser  eigenes  Vaterland  nicht  bietet, 
wir  gerade  in  jene,  bisher  noch  nicht  in  den  «Weltverkehr*  ein- 
bezogenen Gebiete  bi ueiud ringen,  dort  die  Ürstoffe  aufsuchen, 
dort  die  Käufer  für  die  vaterländischen  Waaren  Anden  müssen. 

Die  Statistik  zeigt  es  uns,  dafs  es  dem  Deutschen  allerdings  je 
länger  desto  mehr  möglich  wird,  auch  über  8ee  in  den  Wettbewerb 
mit  den  übrigen  Europäern  erfolgreich  einzutreten  und  immer  mehr 
Raum  zu  gewinnen.  Aber  dies  beschränkt  sich  in  Asien  and 
Afrika  immer  noch  wesentlich  auf  die  Hafenplätze,  beziehentlich 
die  diesen  zunächstgelegenen  Gegenden.  Hier  stofsen  und  dräogen 
sich  die  Konkurrenten  und  es  ist  ein  beständiger  Kampf  ums 
Dasein,  wo  Niemand  recht  weifa,  wie  es  scbliefslicb  dort  enden  wird. 
Die  Andern  wirklich  zu  überflügeln,  einen  ihnen  unzugänglichen 
freien  Spielraum  zu  gewiooen,  würde  dann  gelingen,  wenn  man 
ein  Mittel  ausAodig  machen  könnte,  um  auch  in  die  dem  „Weltver- 
kehr*, d.  h.  England  (mit  Amerika)  und  Frankreich  noch  nicht 
erschlossenen  Gebiete  schneller  einzudringen  als  jene. 

Es  bat  sich  hier  nun  ein  Wettbewerb  der  Nationen  gezeigt, 
gröfsere  Lieferungen  der  asiatischen  Regierungen,  Eisenbahnkon- 
zessionen u.  dgl.  zu  erhalten.  Gewifs  müfste  die  ganze  Nation, 
deren  Angehörigen  etwa  der  Bau  grofser  Eisenbahnen  in  Asien 
übertragen  würde,  bedeutenden  Vortheil  aus  solchen  Unternehmungen 
ziehen.  Aber  der  Natur  der  Sache  nach  käme  solches  zunächst 
nnr  dem  Großkapital  zu  Gute,  welches  wiederum  eine  bedenkliche 
Neigung  zeigt,  international  zu  sein.  Giebt  es  denn  für  den  nicht 
mit  soviel  Geldmitteln  ausgerüsteten,  aber  gewandten  und  unter- 
nehmungslustigen Kaufmann  gar  kein  Mittel,  um  auch  etwas 
verdienen  tu  können? 

Gewifs  mufs  es  solche  Mittel  geben,  und  das  näcbstliegende, 
so  zu  sagen  Jedem  zugängliche  wäre  dieses,  dafs  der  deutsche 
Kaufmann  darangeht,  wie  er  seinerzeit  Englisch  und  Französisch 
erlernt  hat,  nun  auch  die  in  China,  Indien,  Persien,  die  in  Afrika  ge- 
sprochenen Sprachen  je  länger  desto  mehr  zu  bewältigen.  Könnte 
er  dies,  so  Käme  er  ja  damit  dem  dortigen  Produzenten,  dem 
dortigeD  Kunden  sofort  um  ein  Bedeutendes  näher,  als  diejenigen 
Konkurrenten,  welche  nur  die  Kenntnifs  der  sogenannten  „Welt- 
sprachen* besitzen.  Er  könnte  mit  ihnen  ohne  Vermittler  reden 
und  verkehren  und  nun  endlich  Eingang  zu  Jedermann  in  der 
Welt  finden,  viel  schneller  als  die  Übrigen. 

Wir  sind  es  leider  durch  die  Indianergescbichten  und  Robtn- 
sonaden,  wie  durch  die  hochgelehrten  Reisoworke  so  sehr  gewöhnt, 
uus  unter  dem  Afrikareisenden  oder  Chinaforscher  ein  Wesen  be- 
sonderer Art  vortustellen,  ausgerüstet  je  nachdem  mit  Revolver, 
Schleierhut  und  Scblacbtmesser  oder  mit  Theodolith,  Hammerstock 
und  Botanisirtrommel,  dafs  die  Idee,  unsere  „Reisenden*  mit  ihren 
Musterpacketcn  unter  den  Afrikanern  oder  vor  den  Mandarinen  zu 
denken,  den  meisten  zunächst  nur  als  eine  gute  Vorlage  für  die 
Künstler  unserer  Witzblätter  erscheinen  möchte.  Aber  leugnen 
kann  es  wohl  Niemand,  dafs  derjenige  Kaufmann,  der  es  fertig 
brächte,  im  Innern  Chinas  oder  Afrikas  zu  reisen  und  seine  Waaren- 
proben  den  dortigen  Kunden  in  ihrer  Sprache  anzupreisen,  sehr 


’ bald  sich  und  seinen  Auftraggebern  neue  und  grofse  Gewinne  zu- 
! wenden  könnte. 

Die  Sache  ist  auch  für  denjenigen,  der  sie  wirklich  planvoll 
auffassen  will,  so  schwierig  gar  nicht,  wie  es  vielleicht  aussieht. 

Denn  es  wäre  ja  nur  ein  unbegründetes  Vorartheil,  zu  glauben. 

| dafs  es  irgend  eine  Sprache  gäbe,  die  nicht  von  einem  Deutschen 
erlernt  werden  könnte.  Die  Zeiten  sind  dahin,  wo  mau  meinte, 
viele  Völker  verständigten  sich  untereinander  nur  durch  thierisebe 
Laute  und  Zeichen,  die  uachzuabmeu  andern  Menschenkindern  un- 
möglich wäre.  Die  evangelische  Mission  unseres  Jahrhunderts, 

! welche  überall,  wo  sie  einsetzte,  zunächst  die  Sprache  der  Eiu- 
I geborenen  zn  erforschen  und  zu  erlernen  versuchte,  hat  zwar  oft 
1 genug,  zumal  im  Anfang,  Schwierigkeiten  dabei  gefunden,  bis  das 
i Geheim uifs  des  Baues  der  bearbeiteten  Sprachen  ergründet  war; 
aber  die  Hunderte  von  Übersetzungen  der  Bibel,  welche  in 
diesem  Jahrhundert  durch  die  Missionare  bergestellt  sind,  be- 
zeugen schon  allein,  dafs  alle  diejenigen  Dialekte,  welche  inan  zu 
' bearbeiten  versucht  hat,  bis  herab  zu  den  Sprachen  der  Busch- 
| männer  und  der  Feuerländer,  ganz  wohl  von  Jedem  verstanden  und 
J gesprochen  werden  können,  der  sie  erlernen  will.  Dafs  die  be- 
treffenden Grammatiken  und  Wörterbücher  meist  nur  in  den  Händen 
Weniger  Rind,  hat  doch  nicht  viel  zu  bedeuten.  Mit  Leichtigkeit 
könnten  ja  die  Manuskripte  beschafft  und  in  so  vielen  Exemplaren 
vervielfältigt  werden,  wie  man  will. 

So  würde  es  sich  nur  darum  bandeln,  die  erworbenen  Exem- 
plare in  immer  weiteren  Kreisen  auszunutzen.  Mit  Daok  ist  es 
J auzuerkenucn,  dafs  auch  in  diesem  Stück  unsere  Reichsregieruog 
eine  kräftige  Initiative  ergriffen  hat  und  durch  die  Errichtung  des 
Orientalischen  Seminars  in  Berlin  Gelegenheit  schaffen  will,  dar»  inan 
I wenigstens  einige  der  Hauptsprachen  des  Orients  in  Deutschland 
selbst  erlernen  kann.  Es  wäre  im  Interesse  des  ganzen  Volkes  nur 
l zu  wünschen,  dafs  nicht  blofs  die  Wissenschaft  und  die  Konsular- 
be&mten,  sondern  auch  die  Kaufleute  und  Industriellen  diese  Ge- 
legenheit benutzon  möchten,  um  ein  Feld,  auf  dem  sie  noch  mit 
keiner  andern  europäischen  Konkurrenz  zu  kämpfen  hätten,  frischen 
Muthos  betreten  zu  können. 

Ebenso  gut,  wie  z.  B.  einzelne  evangelische  Missionare  bis  in 
die  innersten  Provinzen  Chinas  hinein  ganz  im  Frieden  uraher- 
zieben,  ihre  Bücher  und  Traktate  verkaufen,  ebenso  gut  würde 
: der  reelle  Kaufmann,  der  tüchtige  Mediziner,  der  anschlägige  Tech- 
niker sein  gutes  Fortkommen  dort  Anden  können,  wenn  er  nur  die 
Sprache  des  Landes  so  weit  beherrscht,  dafs  er  dem  Eingeborenen 
nicht  mehr  so  ganz  als  Fremder  gegenübersteht.  Es  ist  kein 
Zweifel,  dafs  Tausende  von  gebildeten  Deutschen,  vor  Allem  viel- 
j leicht  Ärzte  uud  Chemiker,  in  China  eine  gute  Praxis  erhalten 
könnten,  wenn  sie  es  nicht  scheuten,  zu  dem  übrigen  Vielen,  das 
sie  schon  so  wie  so  lernen  müssen,  auch  noch  Chinesisch  hinzuzu- 
lernen. Dasselbe  gilt  von  Indien;  auch  in  Afrika  würde  es  nicht 
{ viel  anders  sein,  wo  leider  an  so  mancher  Stelle  schon  fast  zu 
I viel  durch  die  Gewalttätigkeiten  und  Ruchlosigkeiten  der  Fremden 
j verdorben  ist  uud  wo  allerdings  die  deu  Eingeborenen  in  weiteren 
I Kreisen  verständlichen  Verkehrssprachen  zum  Tbeil  sich  erst  noch 
| mit  dem  Verkehr  selbst  entwickeln  müssen. 

Jedenfalls  würde  es  sich  hier  wie  dort  bald  zeigen,  wie  viele 
| Vortheile  derjenige  voraus  hat,  welcher  mit  einigen  Vorkenotuissen 
I in  der  Landessprache  die  fremden  Gegenden  betritt.  Es  wird  frei- 
| lieb  oft  davon  gesprochen,  dafs  mau  derartige  Sprachen  uur  im 
I fremden  Lande  selbst  völlig  erlernen  könne.  Gewifs  wird  man 
aus  Büchern  und  vom  Lehrer  allein  sich  keine  Sprache  so  völlig 
J uneignen,  dafs  man  sofort  in  ihr  mit  den  Laodesbewobnern  ver- 
| kehren  könnte,  wenn  mau  zu  ihnen  kommt.  Aber  demjenigen, 
welcher  die  Grundregeln  einigermaßen  begriffen  und  einen  ge- 
{ wissen  Wortschatz  im  Gedüchtnifs  hat,  werden  schon  in  den  ersten 
j Tagen  seines  Aufenthaltes  wenigstens  einige  bekannte  Laute  ins 
i Ohr  klingen,  bald  wird  sich  auch  der  Muth  Huden,  die  ersten 
, Sprech versuche  zu  machen.  Bald  wird  mau  sich  mit  den  Einge- 
borenen verständigen  können,  und  dann  tbut  sich  dem  Fremden 
eine  neue  Welt  auf,  von  welcher  der  keine  Ahnung  hat,  der  immer 
nur  durch  den  Dolmetschen  zu  verkehren  genöthigt  ist.  Für  jeden 
Kaufmann  wird  das  von  unbezahlbarem  Wutha  sein.  Denn  wenn 
er  auch  zunächst  am  Hafenplatz  durch  das  Zusammenhalten  der 
eingeborenen  Dolmetschen  und  Makler  sich  gezwungen  sehen  sollte, 
sich  der  Dienste  derselben  ebenfalls  bedienen  zu  müssen . so 
kaun  er  jene  doch  nur  um  so  besser  kontrolliren,  wenn  er  selbst 
im  Stande  ist  zu  beurtheilen,  was  sie  eigentlich  reden  uud  treiben. 
Es  wird  sieb  bei  Kenntnifs  der  Landessprache  wenigstens  für  das 
Privatleben  bald  ein  direkter  Verkehr  mit  den  eigentlichen  Kunden 
ermöglichen  lassen,  wo  unter  vier  Augen  scbliefslicb  doch  so  man- 
ches beredet  werden  kann,  das  zu  bindern  der  Makler  und  Dol- 
metsch nun  nicht  mehr  die  Macht  hat.  Uad  so  würde  es  dem 


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203 

EXPORT,  Organ  doa  Centralvereins  für  Uandelageographio  etc. 


Nr.  13' 


sprachkundigen  Kaufmann  nicht  schwer  fallen,  nun  auch  immer 
weitere  Verbindungen  in  das  von  europäischem  Handel  noch  weniger 
berührte  Innere  auftosuchcu  und  aufzuacblicfsen.  Erst  bei  solchem 
direkten  Verkehr  werden  sich  auch  die  eigentlichen  Bedürfnisse 
der  fremden  Völker,  ihre  Geschmacksrichtungen  usw.  studiren 
lassen.  Kurs,  es  würde  einem  solchen  Kanfmann  ein  Leichtes  sein, 
sich  vor  allen  anderen,  der  Sprache  unkundigen  Mitbewerbern  ! 
bestens  einrufflhren. 

Natürlich  wird  nicht  jeder  alle  Sprachen  lernen  können.  Aber 
gerade  hiermit  ist  nun  wieder  die  Möglichkeit  gegeben,  sich  in  be- 
sondere Spezialitäten  einznarbeiten  und  sieb  so  auch  unter  den 
sprachkundigen  Konkurrenten  der  eigenen  Nation  das  besondere 
Arbeitsfeld  zu  sichern.  Es  wird  gewifs  noch  lang«  dauern,  bi» 
eino  wirkliche  Überproduktion  von  solchen  Deutschen  vorhanden 
ist,  die  nicht  blofs  Englisch  und  Französisch,  sondern  auch  so  ein 
bischen  Chinesisch  oder  gar  Hottentottisch  können. 

Soll  allerdings  die  Sache  wirklich  dem  Bedürfnis  entsprechend 
aasgeführt  werden,  so  wird  der  Handelsstand  selbst  hierfür  ein- 
treten  müssen,  und  den  Vertretern  der  Handelskorporatiouen  ist 
hier  ein  weite»  Feld  segensreicher  Thfitigkeit  eröffnet.  Es  wird 
Sache  der  Kuufleutc  selbst  »ein,  darauf  hinzuweisen,  für  welche 
Sprachen  noch  Lehrer  und  Unterricbtsaostalten  nöthig  seieu,  und 
auch,  da  ja  zu  allem  Geld  gehört,  im  weitesten  Mafse  die  Mittel  zu 
gewähren,  um  unserer  tbaten lustigen  und  wohlgescbultcn  Jugend 
Anstalten  zur  tüchtigen  Erlernung,  wenn  nicht  alter,  so  doch 
der  wichtigsten  Sprachen  aller  Erdthcilc  cinzuriebten.  Dann 
erst  wird  deutscher  Handel  nnd  deutsche  Industrie  wirklich  daran 
denken  können,  sich  den  Weltmarkt  zu  erobern. 


Gnropa. 

^ Ela  Wort  über  kolooialpolltläche  Agitation  (vgl.  Nr.  9 d.  J.) 

Als  Vorbemerkung  zu  dem  Artikel:  „Hai  Kamerun  eino  Zukunft?*1 
hatte  der  Verfasser  desselben,  Herr  Dr.  Schwarz,  in  Nr.  10  de» 
„Exports11  eine  Abwehr  gegen  einen  Artikel  veröffentlicht,  der  unter 
obiger  Spitxroarke  in  der  „Kölnischen  Zeitung*1  vom  17.  Februar  d.  J. 
enthalten  war  und  den  wir  in  unserer  Nr.  9 reproduz irten.  Eben- 
dieselbe Abwehr  mit  unwesentlichen  Abweichungen  batte  nun  Herr 
Schwarz  auch  an  die  „K.  Z.u  gerichtet,  welche  dieselbe  zunächst 
Herrn  Dr.  Hugo  Zöller  vorlegte  und  dann  gleichzeitig  mit  der 
Antwort  des  Letzteren  am  16.  März  d.  J.  publizirte.  Diese  Antwort 
lautet: 

„München,  8.  März. 

Der  im  Januar  diese»  Jahres  leider  mit  einigem  Ungeschick  unter- 
nommene Versuch,  in  Süd- Deutschland  für  unsere  Kolonialpolitik  Propagaaila 
zu  machen,  veranlagte  mich  einige  Wochen  später,  durch  einen  in  der 
Kölnischen  Zeitung  veröffentlichten  Aufsatz  (17.  Februar)  auf  die  Schaden 
und  Gefahren  einer  kritiklos  betriebene«  Agitation  hin ia weisen  und  meine 
Warnung  neben  anderem  durch  Hinweis  auf  die  Thätigkeit  und  einig»  Aufae- 
rungen  des  Kolonialredner»  Dr.  Schwarz  za  begründen.  Herr  Dr.  Schwarz 
bat  sich  hiernach  zur  Einsendung  eines  Artikel»  veranlagt  gefühlt,  betreff* 
dessen  die  Kölnische  Zeitung  bei  mir  anfragte,  ob  der  Verfasser  zunächst 
angehalten  weiden  solle,  »einen  Äuf»erungen  gegen  mich  eine  sachliche  und 
anständige  Form  zu  geben.  Ich  habe  die*  als  unnütiiig  ahlchne»  zu  dürfen 
geglaubt.  Die  Zuschrift  lautet:  [vgl.  Nr.  9 des  „Export»“.] 

Hierzu  habe  ich  zu  bemerken: 

Was  die  angebliche  Anonymität  »«belangt,  so  darf  ich  wohl  sage«, 
ita/s  da»  Zeichen,  unter  welchem  mein  Aufsatz  erschienen  ist,  keine  Ver- 
hüllung des  Namens  vorstelJt,  wie  denn  diejenigen  Zeitungen,  welche  den 
Artikel  auszugsweise  abdruckten,  ausdrücklich  meinen  Namen  hinzugefügt 
bähen  Und  daf*  auch  Herr  Dr.  Schwarz  den  Namen  de»  Verfasser»  recht 
wohl  kennt,  beweist  seine  Bezeichnung:  „der  famose  Herr  X,  Y,  oder  heifst 
er  — Z.“  Weiter  sei  bemerkt,  dafs  ich,  abgesehen  von  ein  paar  Aufsätzen 
m „Vom  Fel»  zum  Meer“  — die  sich  nicht  mit  Dr.  Schwarz  beschäftigten 
— niemals  auch  nur  eine  Zeile  für  eine  andere  Zeitung,  als  die  Kölnische, 
such  rieben  habe.  Dies  zur  Beurtheilung  der  Bemerkung  betreffend  die  „in 
dt«  verschiedenste«  Blättern  vermuthlich  von  einem  und  demselben  Indi- 
viduum ausgehenden  giftigen  Ausfälle.“ 

über  Kamerun  sind  bisher  etwa  drei  Dntzend  Bücher,  Broschüren  usw. 
veröffentlicht  worden,  gute  und  schlechte,  deren  Zahl  sich  noch  alle  paar 
Monate  vermehrt.  Das  Sch  warz’scho  Buch  ist  gewifs  nicht  ohne  Werth, 
insofern  als  es  den  denkbar  deutlichsten  Beweis  liefert,  was  alles  man 
unserem.  Leserpublikum  als  geistige  Kost  darzubieten  wagt.  Auf  Seite  140 
steht  wörtlich:  „Von  meteorologischen  Besonderheiten  Mapanjas  (eines  Neger- 
dorfes) erwähne  ich  nur  einen  wahren  Meteor- Regen,  der  sich  öfters  abend»  j 
gegen  ','»7  bei  hellem  Himmel  einaustellcn  pflegte.“  Dieser  Blüte  entspricht 
4er  sonstige  Inhalt  de»  Buches.  Dafs  gewisse  Negerdörfer  ganz  besonder* 
von  Meteorschwärmen,  und  zwar  zu  einer  bestimmten  Zeit  des  Abends,  | 
beimgesuebt  werden,  ist  jedenfalls  eine  der  bedeutsamsten  Entdeckungen  I 
unseres  Jahrhunderts,  die  selbst  Schiaparelli  nicht  geahnt  zu  haben 
tcheint.  Und  diese  Entdeckung  mufate  erst  in  Kamerun  gemacht  werden! 

Die  den  Entsatz  und  die  Unterstützung  Robert  Flegel*»  bezweckende 
Expedition  ist  seitens  der  deutschen  Reichsregierung  zunächst  Herrn  Dr. 


v.  Danckelmsn  n und  dann  mir  augeholen  worden.  Da  ich  erst  kurz 
TOrher  mit  tchwerem  perniziösem  Fieber  au*  West-Afrika  zuruckgekehrt 
war,  so  habe  Ich  die  uugeheure  Verantwortlichkeit  eines  Unternehmen»,  von 
dem  (wenigstens  zum  Theil)  ein  edle*  Menschenleben  abhing,  nicht  auf  mich 
nehmen  zu  dürfen  geglaubt,  habe  mich  aber  bereit  erklärt,  na*‘h  ein  bis 
zwei  Monaten  der  Erholung  und  Kräftigung  abermals  Leben  and  Gesundheit 
einzusetzen,  falls  sich  bis  dahin  kein  Besserer  gefunden  haben  sollte. 

Als  Entgegnung  auf  dio  Zuschrift  de»  Herrn  l>r.  Schwarz  würde 
eigentlich  der  Wiederabdruck  meine«  am  17.  Februar  veröffentlichten  Auf- 
sätze« genügt  haben.  Der  Vollständigkeit  halber  fasse  ich  das  Wesentlichste 
noch  einmal,  wie  folgt,  zusammen: 

1)  Herr  Dr.  Schwarz,  der  zur  Unterstützung  des  im  Innern  Afrika» 
verweilenden  Robert  Flegel  Auftrag  und  »ehr  bedeutende  Geldmittel  in 
Empfang  nahm,  hat  diesen  Auftrag  so  prompt  ausgefübrt,  daf*  er  schon 

I nach  dem  ersten  Tagemarsch  über  da*  mehrmals  von  anderen  Reisenden 
besuchte  Kumba  hinaus  nmkcbrte,  sich,  ohne  auch  nur  den  Versuch  an 
! einer  andern  Stelle  zu  erneuern,  auf  dem  nächsten  Dampfer  einschiffte  und 
. Robert  Flegel  «Ich  Helbat  überlief«. 

2)  Auf  Grund  diese*  glorreichen  Unternehmens  hat  sich  Herr  Dr. 
Schwarz  als  Erforscher  des  „Hinterlandes“,  oder,  wie  »eine  meisten  Vor- 
träge (mit  oder  ohne  Wissen  des  Herrn  Schwarz)  angekündigt  wurden, 
der  »Hinterländer*  von  Kamerun  aufgespielt.  Ja,  er  bat  sogar  diesen  An- 
spruch aufrech terbalten,  als  er  bei  Ankunft  der  Nachricht  von  Robert 
FlegeUs  Tode  öffentlich  darauf  aufmerksam  gemacht  wurde,  dafs  dieser 
Rubme»kranz  einzig  und  allein  dem  verstorbenen  Foraeber  gebühre. 

3)  Auf  Grund  seines  »echswöchentlichen  ruhmvollen  Aufenthalte»  in 
Kamerun  bat  sich  Herr  Dr.  Schwarz  berufen  gefühlt,  in  Europa  als  Kolo- 
niaDpoatol  aufzutreten  und  in  zahlreichen  Vorträgen  behufs  Belehrung  de* 
Publikums  über  unsere  Kolonialpolitik  ähnliche  „Wahrheiten“  zu  verbreiten, 

1 wie  z.  B.  die  erwähnte  Notiz  von  den  Kirchthürmen  und  Bauernhäusern, 
oder  daf*  das  Fieber  «on  den  Mangrove  herrühre,  oder  dafs  dio  Mangrove- 
Dickichte  von  der  Reichsregierung  ausgerottet  werden  müfsten  usw.  usw. 

ad  1)  ist  des  Nähern  zu  bemerken:  Schwarz  gieht  in  seinem  Buche 
auch  nicht  den  leisesten  Versuch  eine»  gewissenhaften  Dinorars,  da*  doch, 
namentlich  wenn  man  gar  keine  astronomischen  Ortsbestimmungen  macht, 
zu  den  allerersten  Pflichten  eines  Reisenden  gehört.  Dauer  und  Länge  des 
Marsches  lassen  sich  daher  nach  dem  Sch  w arz'schen  Buche  gar  nicht  be- 
stimmen. Den  erwähnten  Passus  der  — übrigens  gut  nationalliberalen  — 
„Augsburger  Abendzeitung“  habe  ich  do»halb  wiedergegeben,  weil  er  von 
einem  Herrn  herrührt,  der  gleichzeitig  mit  Schwarz  in  Kamerun  war.  So- 
weit sich  das  au»  Schwarz*  Ruch  ersehen  l&fst,  hat  er  von  dem  Kfoten- 
platz  Viktoria  bis  Kimondi,  seinem  fernsten  Punkte,  elf  Tage  benötbigt  und 
zum  Rückweg  beziehentlich  zur  Rückfahrt  anf  dem  Flusse  fünf  Tage.  Da» 
Dt  die  ganze  Afrikareise.  Sechs  Tage  de»  Hinmarsches  entfallen  auf  die 
allbekannte,  wohl  hundert  Mal  Torher  tbeils  zu  Fufs,  Ihells  auf  bequemem 
Woerm»nn’*cben  Flufsdampfer  zuröckgrlrgtc  Strecke  von  der  Mission»* 
Station  Viktoria  nach  der  MissionssUtron  Bakundu-  Ib-.  Büchner,  der  die 
gewissenhafteste  exiitircndc  Kartenaufnahme  dieser  Strecke  anfertigte,  legte 
sie  zu  Fufs  in  19‘  > Stunden  zurück  und  berechnet  die  Entfernung  von 
Viktoria  nach  Bakundu  in  der  Luftlinie  auf  50  bis  höchstens  €0  km  Von 
der  Miationsrtalion  Bakundu  nach  dom  mehrfach  vorher  von  anderen 
Reisenden  besuchten  Kumba  ist  Schwarz  vier  Tage  untorwegs  gewesen, 
sodaf*.  da  die  Tagemärsche  immer  kleiner  zu  werden  pflegen,  je  weniger 
der  Weg  vorher  von  W elften  betreten  worden  ist,  die  Entfernung  aller- 
höchsten* auf  33  bi*  34  km  angenommen  werden  kann.  Wahrscheinlich  ist 
sie  auch  nicht  annähernd  so  gtofs  Schwarz  behauptet,  auf  diesem  Wege 
neue  Dörfer  berührt  zu  haben.  Möglich  ist  e.<  jj,  dafs  er  sich  ein  wenig 
seitwärts  von  der  Strafte  seiner  Vorgänger  gehalten  hat.  Möglich  aber  auch, 
dBft  or  den  längstbekannten  Dörfern  blofs  andere  Namen  gab  — ein  Kunst- 
stück, das  er  beispielsweise  betreffs  der  Ortschaft  Kumba  ausgeführt  bat. 

1 Die  erste  Nachricht,  die  Schwarz  von  Bord  seine»  hcimscgelndcn  Dampfers 
nach  Deutschland  sandte,  wufste  viel  von  grofsen  Entdeckungen,  namentlich 
einer  bedeutenden  Stadt  namens  Bafon  zu  berichten.  Später  stellte  eB  sich 
heraus,  dafs  Bafon  nichts  anderes  als  ein  zweiter  Name  für  das  altbekannte, 
; mehrfach  vorher  besuchte  Kumba  war.  Knmba  bedeutet  an  dicseT  Stelle 
des  Küstengebiets  die  Grenze  des  erforschten  Landstrichs.  Schwarz  aber 
ist  nur  noch  bis  zum  nächsten  Dorfe  gelangt  (das  er  Kirnend!  nennt),  und 
j dann  amgekehrt.  Auf  einer  dem  Buche  beigegebenen  Karte  ist  dio  Ent- 
fernung von  Kumba  nach  Kimendi  mit  20  km  eingetragen.  Gewöhnlich 
I liegen  in  West- Afrika  die  Dörfer  lange  nicht  so  weit  auseinander,  namentlich 
j nicht,  wenn,  wie  Schwarz  angiebt,  die  Gegend  iuftent  dicht  bevölkert 
i war.  Aber  angenommen  auch,  dafs  er  die  Entfernung  richtig  angegeben, 
1 so  würde  das  doch  immer  nur  einen  Spaziergang  von  Köln  über  Brühl  nach 
Kierberg  oder  etwa*  über  das  Doppelte  eines  Spazierganges  von  Berlin 
nach  Charlottenburg  (läng*  der  Linio  der  Stadtbahn)  bedeuten.  Kann  man 
daraus  einen  Anspruch  anf  Erforschung  der  Hinterländer  von  Kamerun  (eis 
Gebiet  so  greis  wie  Deutschland)  herleiten?  Noch  dreister  ist  die  Behauptung, 
daf»  Schwarz  40  geogr.  Meilen  = 300  k in  weit  vorgedrungen  sei.  In  dar 
Luftlinie  ist  Kumba  jedenfalls  nicht  weiter  als  80  km  von  Kamerun  ent- 
fernt. Schade  um  diese  Dreistigkeit,  dar*  aie  sich  nicht  auch  schon  in 
Afrika  bethätigle! 

Daf»  die  Neger,  wie  Herr  Dr.  Schwarz  behauptet,  ihm  in  Kimendi 
Schwierigkeiten  in  den  Weg  legten,  ist  sehr  gut  möglich,  ja,  sogar  wahr- 
scheinlich. Aber  dafs  er  darauf  im  Voraus  gefaftt  »ein  mufste,  weifs  doch 
jedes  Kind.  Derartige  Schwi-rigkeiton  überwindet  man  entweder  durch 
Geduld  (wie  es  meistens  di«  Missionare  machen',  oder  aber,  wenn  man  dazu 
kein«  Zeit  hat,  indem  man  an  einem  anderen  Punkte  den  Versuch  erneuert. 
Mit  dem  Eindringen  ins  innere  ist  es  gerade  so,  wie  wenn  mau  einen  Nagel 
in  die  Wand  schlägt.  Trifft  ro»n  auf  den  Stein,  so  mufs  man  einen  andern 
Punkt  wählen,  bis  man  schlieislich  die  Fuge  findet.  Auch  ich  habe  sowohl 


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EXPORT,  Organ  des  Centralvereins  für  Handelsgeopraphie  etc. 


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in  Togo  und  Kamerun  als  in  anderen  Erdtheilen  oftroJ*  Keim  ernten  Anlauf 
lurüokweicben  müssen.  Aber  niemals  und  in  keinem  Orte  bin  ich  curäck- 
gegasgen,  ohne  entweder  mit  verstärkter  Macht  oder  aber  an  anderer 
passenderer  Stelle  aufs  Neu«  vomidtinger.  Es  giabt  wohl  katnn  einen 
Kamerun-Reisenden,  der  nicht  dieselbe  Erfahrung  gemacht  bitte,  und  zwar 
oftm.il*,  nicht  blüfr,  wie  Herr  Dr.  Schwarz,  ein  einziges  Mal.  Und  jeden*  : 
falls  Riebt  es  — so  viel«  Nnrocn  auch  schon  jetzt  die  Liste  enthält  — 
keiner»  einzigen  Kamerun-Reisenden,  der  sich  nach  dem  ersten  MiTserfolg 
auf  den  Dampfer  gesetzt  hätte  und  noch  Hause  gefahren  wäre.  Ist  etwa  I 
Herr  Dr.  Schwarz  seine»  Gepäck«»  beraubt  wenden?  Hat  man  ihm  auch 
nur  ein  Haar  gekrümmt?  Sein  Huch  enthält  darüber  nicht  die  leiseste  An- 
deutung. Aber  »eilst  wenn  dies  der  Kall  gewesen  wäre,  so  halte  er  an  der 
Küste  vollauf  Gelegenheit,  sich  auf»  Neu«  austurusten.  Ob  «r,  indem  er 
obn«-  auch  nur  den  leisesten  Versuch  einer  Erneuerung  des  Unternehmen* 
brimkehrte,  seine  Pflicht  und  Schuldigkeit  getban  bat? 

ad  2).  Wer  nach  tapferem  Ringen  und  Einsetzung  aller  Kräfte,  wenn 
auch  geschlagen,  heienkehrt,  dem  soll  man,  so  lauge  er  sich  innerhalb  der 
Grenzen  der  Rc*cbcidenheit  hält,  seinen  MifMirfoIg  nicht  Torwerfen.  Aber 
Terdient  derjenige  solch  zarte  Rücksicht,  der,  indem  er  das  Hinterland  oder 
die  Hiuterläuder  von  Kamerun  berebt  zu  haben  behaupt«!,  an  den  Rubmes- 
krauz  desjenigen  hcrangreift,  dem  er  hätte  helfen  vollen,  aber  nicht  ge- 
holfen hat? 

ad  3)  ist  zu  bemerken,  da  ft  ca  doch  wohl  ziemlich  gleichgiltig  ist,  ob 
Schwarz  Kamerun  am  Siltesfeilage  verlieh»  oder  am  Neujahr*  tage.  Ferner: 
Wer  jemals  ausgedehnte  Mangrove-Dickichte  gesehen  bat,  weif»,  dafs  man 
beinahe  ebenso  gut  »ou  einer  Ausrottung  der  Alpeu  sprechen  könnte. 

Betreff*  des  von  Schwarz  erwähnten  sogenannten  Lieutenants  Sieg-  j 
wund  Israel  wäre  zu  bemerken,  dafs  dessen  Angelegenheit  den  sozusagen 
versöhnlichsten  Abschluß  gefunden  hat,  der,  da  es  keinen  Gerichtshof  für 
Verbrechen  gegen  Wahrheit  und  Wissenschaft  giebt  und  wohl  auch  niemals  | 
gaben  wird,  überhaupt  möglich  wir.  Indem  diesef  Herr  aiifrer  mit  der  j 
Wahrheit  auch  noch  mit  dem  Strafgesetz  in  Zwiespalt  gerieth,  ist  das  Ver-  i 
gehen  wenigstens  einigerroaft«»  gesühnt,  da»  beleidigte  Rechtsgefühl  be- 
friedigt worden. 

Warum  nun,  könnte  man  fragen,  so  viele  Worte  über  Herrn  Dr.  I 
Schwarz?  Den  todten  Robert  Flegel  kann  man  nicht  wieder  lebendig 
machen.  Die  Summen,  welch#  dll  Sch warz ’sclie  Unternehmen  gekostet, 
wird  Herr  Dr.  Schwarz  auch  wohl  nicht  geneigt  »ein  ztirückznei statten, 
wenn  er  sic  überhaupt  nennen  will.  Und  ob  sich  Dr.  Schwarz  einen  un- 
verdienten Lorbeerkisnz  um  di«  Stirn  windet,  kann  ja  sehliefslich  ebenso 
gleichgiltig  sein,  al*  wenn  sich  rin  Negerhäuptling  einen  alten  Zilinder 
aufsetzt.  Durchaus  nicht  gleichgiltig  — obwohl  manche  Leute  so  zu  rieuken 
scheinen  — ist  es  dagegen,  was  bei  der  Kolon ialngitation  dem  zu  telehreudeu  ; 
Publikum  aufget lacht  wird.  Schon  «inil  wir  auf  der  ali«wbn*»igen  Hahn  so  j 
we>t  gelangt,  »laf»  bei  einem  guten  Bruehtbeil  unecrer  Kolomal-  und  Agita-  I 
tionsreden  d’-iijeuigeti  Zuhörern,  die  etwa»  von  der  Sach«  verlieben,  die  j 
Haare  zu  Berg«  sieben  müssen.  Das  kan»,  das  darf,  das  soll  nicht  ao 
e 1 11  ergehen:  Den  vielboohäftigten  Herren,  di«  an  d«r  Spitze  der  Kolonial- 
Bewegung  sieben,  kann  man  unmöglich  zumuthen,  dafs  sie  ins  Einzelne  ein-  I 
«hingen,  dafs  me  wissen,  wer  zuerst  nach  Kumbu  kam  und  wie  weit  dieser 
Ort  von  der  Küste  entfernt  sei.  Das  aber  kann  man  von  diesen  Herreu 
verlangen,  dafs  sie  ihren  Namen  blof»  zu  solchen  l'nti'rnehmuiigeu  hergeben, 
deren  Organisation  wenigstens  eine  gewisse  Kritik-Fähigkeit  verbürgt.  Man  I 
denke  sich,  wovor  ein  gütige»  Geschick  uns  bewahren  möge,  dio  jetzige 
Manier  der  Agitation  auf  das  finanzielle  Gebiet  übertragen  — Gottlob  ist  ; 
da»  noch  nicht  der  Fall  — , so  wären  wir  tbata&ehlidi  am  Anfang  des  Ende* 
nngdangl.  Kanu  «•»  befremdend  rnu-heinen,  wenn  »ich  einem  Manne,  der 
15  der  besten  Jahre  seines  Lebens  dem  Kampfe  für  eino  deutsche  Kolonial- 
politik  gewidmet  but.  «hon  bei  dem  blühen  Gedanken  an  diese  Möglichkeit 
da»  Herz  im  Leib«  herumdrebt?  Hugo  Zoller. 

P.  S.  Eine  ganz  ähnliche  Kontroverse  wie  die  obige  hat  llenr  Dr. 
Schwarz  im  vorigen  Jahre  mit  der  Redaktion  von  „Peterman n's  Mit- 
theilungen*, der  allbekannten  geogiaphisclun  Zeitschrift,  gehabt.  Es  haudelie  . 
sieb  um  eine  durchaus  sachliche  Besprechung  de»  » Reise w er k*M-  Schwarz  ! 
wollt«  eine»  ähnlichen  Ton  anschlagen,  wie  der  in  seinem  oben  abgednseklm 
Schriftstück  hrriortretende,  nahm  aber  wohlweislich  davon  Abstand,  al»  ihm 
die  Krwidenmg  darauf  mitgetheilt  worden  war.  Zum  Auswärtigen  Amte 
steht  Schwarz  seit  seiner  Rückkehr  in  keinerlei  Beziehungen. 

Zollerhöhungen  In  Portugal  in  Aussicht  (Originalbcricht  aus 
Lissabon).  Wie  ich  dem  hiesigen  „Diario  do  Governo“  entnehme, 
sollen  »ich  die  Cortes  in  den  nfirhsten  Sitzungen  mit  der  Reform 
des  Zolltarifs  beschäftiget).  Die  Reform  soll  (ohne  Xacbtlieit,  eher 
mit  Vortheil  für  die  öffentlichen  Einnahmen)  die  nothwendige  Ver- 
einfachung dr«  Dienstes  herheiführen  und  gleichzeitig  den  Inter- 
essen des  einheimischen  Landhaue»,  der  Industrie  und  des  Handel» 
gerecht  werden.  Um  die  bezüglichen  Wünsche  des  Laude*  thnnlichsl 
berücksichtigen  zu  können,  bestimmt  eine  königliche  Verordnung 
vom  12.  Mürz  d.  J.,  dafs  durch  den  obersten  Zollrath  schleunigst 
Zirkulare  versandt  werden,  worin  die  landwirtschaftlichen,  kom- 
merziellen und  industriellen  Korporationen,  sowie  Fabriksdirektoren  : 
und  Chefs  bedeutender  Induatrieen  eingeladen  werden,  ihre  auf 
diesen  Gegenstand  bezüglichen  Gutachten  und  Wünsche  bis  zum 
51.  d.  M.  einzusenden,  wobei  der  Zolltarifseütwurf,  welcher  deu 
Deputirten  l88f>  vorgelegt  worden,  zur  Ilasis  zu  nehmen  ist. 

Eine  der  ersten  Körperschaften,  welche  sich  in  der  vorliegen- 
den Angelegenheit  vernehmen  lassen  wird,  ist  wohl  die  „Aasocia^äo 
Industrial  Portugueza“,  dieselbe,  welche  im  nächsten  Jahre  hier 


eine  nationale  Ausstellung  ins  Leben  rufen  wird  und  hierzu  bereits 
die  Bewilligung  von  15  Contos  (=  113393  . f()  Staatsuaterstützuog 
erhalten  hat.  Von  der  Associacio  *ind  wir  es  gewohnt,  dafs  sie 
bei  jeder  Gelegenheit  für  den  Schutz  der  nationalen  Arbeit  eiulritt- 
Hiernach  erscheint  es  durchaus  nicht  ausgeschlossen,  dafs  wir 
nächstens  die  deutscheu  Eiufuhrwaareu  nach  einem  zwar  „ver- 
einfachten“, aber  noch  höheren  Tarife  als  bisher  zu  verzollen 
haben  werden. 

Schwimmende  Exportmuaterlager  unter  französischer  Flagge. 

Das  Wiener  „Handelsmuseura“  schreibt:  „Dem  Bordeleven  Marine- 
Ingenieur  Paatoureau  Labesse  gebührt  das  Verdienst,  die  Idee 
der  flottirenden  Ausstellungen  gefeilt  zu  haben. 

Man  könnte,  schrieb  derselbe  seinerzeit  in  einer  Broschüre, 
anstatt  kostspielige  Bazare  in  allen  Welttbeilen  zu  errichten,  das- 
selbe Ziel  auf  viel  einfachere  Weise  erreichen,  indem  inan  die 
Frarbträume  eines  Dampfschiffe»  in  Vusstellungsräume  umwandelte 
und  diese  schwimmende  Exposition  eine  Reibe  von  wichtigen  Han- 
delshäfen besuchen  lief»«.  Da»  betreffende  Schiff  würdo  so  die 
Mission  eines  überseeischen  Geschäftsreisenden  io  grofsem  Mafs- 
stabe  zu  erfüllen  haben.  Dank  den  zahlreichen  Verbindungen, 
welche  nunmehr  zwischen  allen  Weltgegenden  bestehen,  kann  das 
Mustersortiment  stets  binnen  kurzer  Frist  ergänzt  und  die  Reise 
in  regelmäfsigen  Zeiträumen  stets  wiederholt  werden.  Es  würc 
z.  B.  möglich,  fünfzig  der  wichtigsten  Häfen  der  Erde  innerhalb 
zweier  Jahre  anzulanfen  bei  einer  mittleren  Aufenthaltsdauer  von 
10  Tagen;  thcillen  sich  zwei  oder  mehrere  Schiffe  in  diese  Reise, 
BO  würde  sich  das  Ausbleiben  des  einzelnen  natürlich  entsprechend 
abkürzen  lassen.  Man  könnte  auch,  wenn  mehrere  Schiffe  gleich- 
zeitig ausgesaudt  werden,  gewisse  Kategorieeu  von  Waaren  syste- 
matisch anf  denselben  vertheilen,  wa»  die  Operationen  sehr  ver- 
einfachen würde.  Die  Ausreisen  der  Dampfer  müfsten  in  mög- 
lichst regelmäfsigen  Intervallen  erfolgen;  ebenso  würden  die  Daten 
der  Ankunft  in  dem  einen  oder  anderen  Hafeu  im  Voraos  bekannt 
zu  machen  sein. 

Um  nun,  abgesehen  von  einer  zweckraüfsigen  und  würdigen 
Darstellung  der  verschiedenen  Industriecn,  sofort  praktische  Resul- 
tate herbeizuführen,  empfiehlt  es  sich,  dafs  entsprechend  den 
aufliegenden  Mustern  ein  gewisser  Vorrath  schon  von  allem  An- 
fang an  an  Bord  genommen  wird,  d.  b.  eventuelle  Aufträge  müfs- 
ten durch  die  an  Bord  befindlichen  Vorräthe  unmittelbare  Aus- 
führung erfahren  können.  Alle  derartigen  Geschäfte  sind  selbst- 
redend nur  gegen  baar  abzuwickeln.  Jeder  Anssteller  müfste  sich 
verpflichten:  1.  die  Mietbe  für  den  beanspruchten  Raum,  2.  die 
Fracht  für  seine  Vorräthe,  S.  eine  Kommission  für  erzielte  Verkäufe 
an  die  Unternehmer  zu  bezahlen. 

Den  Ausstellern  rauf»  dagegen  das  direkte  Einvernehmen  mit 
den  Käufern,  die  Beschaffung  von  Mustertypen  durch  dieselben,  die 
direkte  Erkundigung  über  die  Bedürfnisse  des  in  Frage  kommen- 
den Absatzgebietes  usw.  Vorbehalten  bleiben.  Überdies  sollten 
dun  Ausstellern  im  Hinblick  auf  den  nicht  unbeträchtlichen  Waaren- 
werth,  welchen  sie  den  Unternehmern  einer  schwimmenden  Aus- 
stellung anvertrauen,  bestimmte  Garantieen  nicht  sowohl  wegen  des 
unmittelbaren  materiellen  Risikos,  sondern  auch  riicksicbtlich  einer 
t hatkräftigen  und  sachverständigen  Interessenvertretung  geboten 
werden.  Daher  ist  es  auch  von  entscheidendster  Wichtigkeit  für 
; das  Gelingen  eines  solchen  Unternehmens,  dafs  dasselbe  nur  von 
: durchaus  zuverlässigen  und  unparteiischen  Fachleuten  verwaltet 
wird,  denen  überdies  allgemein  bekannte  und  geachtete  Namen  der 
Handelswelt  mit  ihrem  Einflüsse  zur  Seite  stehen. 

Gegenwärtig  beschäftigen  sich  zwei  Gruppen  von  französischen 
Industriellen  sowie  eine  schwedische  Kompanie  mit  der  Bildung 
schwimmender  Exportmusterlager ; diese  Unternehmungen  sind  es 
auch,  welche  den  Berichterstatter  des  .Bulletin  Comraercial“  zu 
den  oben  im  Auszug  wiedergegebenen  Reflexionen  veranlagt  haben.“ 

Hierzu  bemerken  wir:  Die  Frage  der  schwimmenden  Ausstellun- 
gen ist  durch  die  vorjährige  Deutsche  Handclsexpedition  in  um- 
tasseader  Weise  gelöst  worden.  Jetzt  die  Frage  der  Priorität 
dieser  „Idee“  im  „Haiidelsmuseum“  erörtert  zu  scheu,  berührt  uns 
eigentümlich,  um  so  mehr  als  diese  Idee  so  unendlich  nahe  liegt, 
dafs  sie  längst  vor  Labesse  auch  von  anderen  Nationen  „gefafel“ 
wurde.  Ein  wirkliches  „Verdienst“  gebührt  doch  nur  den  Deutschen, 
die  sie  wiederholt  praktisch  ausgefübrt  haben.  Die  Red. 

Einsturz  einer  Kaimauer  in  den  neuen  Hafenwerken  Antwer- 
pens. In  Antwerpen  ereignete  sich  otn  26.  Februar,  wie  inan  Ber- 
liner Zeitungen  schrieb,  pin  noch  nie  dngewesener  Vorfall. 

„Ein  englischer  Dampfer,  der  „Neu-Guiuea“,  verlief»  nämlich  mit 
einer  vollen  Ladung  uud  der  Bestimmung  nach  Boston  den  Kbeinkai 
I und  wurde  dabei,  wie  üblich,  von  einem  kluinen  .Schraubendampfer 
I geschleppt.  Plötzlich  rissen  die  Schlepptaue  und  der  Dampfer 


1887. 


*205 

EXPORT,  Organ  des  Centralvercina  für  H Andelsgeographie  etc.  Nr.  13. 


trieb  hilflos  den  Fluß  hinab.  Der  Kapitän  ließ  zwar  die  Anker 
«uswerfen,  dieselben  faßten  aber  nicht,  und  dabei  geschah  es  denn, 
daß  das  Schiff  gegen  eine  Kaimauer  anstieß,  die  einen  Schutzhafen 
für  Kähne  in  dem  Kai  .ran  Metteren“  uhschließt.  Der  Dampfer  er- 
litt bei  diesem  Anprall  nur  eine  ganz  leichte  Havarie;  die  kolossale 
Mauer  dagegen,  von  der  ein  Ausschnitt  auf  der  Ausstellung  des 
Jahren  1885  zur  Verwunderung  aller  Besucher  in  natürlicher  GrÖfse 
ausgestellt  war,  wäre  um  eiu  Haar  zusanuncngcstürsL  Geuau  in 
der  Mitte  getroffen,  wankte  sie  auf  ihrem  aus  eisernen  Caissons 
bestehenden  Fundamente;  sie  wäre  in  den  Schutzhafeu  gefallen 
und  wörde  die  dort  befindlichen  Kähne  zerschmettert  haben,  'wenn 
nicht  die  eiserne  üebergangsbrücke,  welche  an  dieser  Stelle  er- 
richtet ist,  sie  gestützt  hätte.  Gegenwärtig  steht  die  Mauer  noch, 
aber  stark  in  der  Richtung  nach  dem  Hafen  zu  geneigt,  und  die 
eiserne  Brücke  droht  jeden  Augenblick  unter  dem  Druck  dieses 
enormen  Gewichtes  nachiogebv».  Die  städtischen  Behörden,  darun- 
ter der  städtische  Ingenieur  noyers,  begaben  sich  sofort  nach 
dem  Schauplatz  des  Unglücks,  um  eine  Untersuchung  anzustelien, 
deren  Resultat  in  der  Erkenntnifs  bestand,  dafs  die  Mauer  bis  zur 
Hälfte  abgetragen  und  wieder  neu  nufgebaut  werden  ruufa.  Vor- 
läufig hat  man  sich  darauf  beschränkt,  dieselbe  so  gut  wie  möglich 
mit  Balken  u.  dgl.  zu  stützen.  Die  Belgier  haben  io  letzter  Zeit 
entschiedenes  Pech  mit  ihren  öffentlichen  Bauwerken.  Im  ver- 
flossenen Jahre  stürzte  das  Fort  von  Rnpelmonde  zusammen,  daun 
der  Tunnel  von  Huy,  und  jetzt  wird  eine  der  für  unerschütterlich 
gehaltenen  Kaimauern  von  einem  Dampfer  über  den  Haufen  ge- 
rannt.1* 

Diese  Mittheilung  mufste  für  jeden,  der  iu  deu  letzten  Jahren 
Antwerpen  besucht  und  das  kolossale  Hafenmauerwerk  gesehen  hat, 
ungl  aublieh  erscheinen,  und  so  wandten  wir  uns  mit  einer  bezüg- 
lichen Aufrage  uu  einen  unserer  dortigen  Korrespondenten.  In 
seiner  Antwort  bestätigt  er  aber  die  Richtigkeit  der  obigen  Mit- 
theilung in  allen  Einzelheiten.  Der  ongeriebteto  Schaden  wird  auf 
150  000  Frc«.  geschätzt,  wobei  jedoch  die  geringeren  Kosten  für 
Reparatur  des  Schiffes  und  Löschung  der  Ladung  wohl  mit  einbe- 
griffen sind.  Die  Red. 


Afrika. 

Hat  Kamerun  eine  Zukunft? 

Klima,  Handel  und  Plantiigenbau , sowie  allgemein  kulturelle  und  nii-siuii*- 
rische  Aufgaben  «ml  Aussichten  in  d<r  jungen  Kolonie,  auf  Grund  eigener 
und  fremder  Anschauung  dargestellt 
voa 

I>r.  Bernhard  Schwarz. 

(PoriMtzng) 

Eine  besondere  Aufmerksamkeit  sollte  dann  den  Wok  nun  gs- 
Verhältnissen  gewidmet  werden.  Es  ist  ja  richtig,  dafs  nach  der 
Eigenart  des  Handels  gerade  die  ungünstigsten  Gegenden , in 
Kamerun  speziell  die  sumpfigen  Flußmündungen,  die  Hauptgebiete 
des  europäischen  Treibens  abgeben  müssen.  Aber  auch  dort  wäre 
eine  bessere  Auswahl  der  eigentlichen  Wohnplätze  möglich,  als 
sie  bisher  getroffen  wurde.  Vor  Allem  möchte  ich  den  sogenannten 
Hulks  den  Krieg  erklären,  jenen  alten  abgetakelten  Schiffen,  die 
in  so  vielen  der  westafrikanischen  „Oilrivers“  noch  immer  den  Auf- 
enthaltsort der  europäischen  Kauflente  bilden.  Freilich,  das  alte 
System,  nach  welchem  diese  Fahrzeuge  wirkliche  Schiffe  waren, 
die  mit  Waaren  aus  der  Ferne  kamen,  einige  Monate  im  Hafen 
liegen  blieben,  bi»  sie  Rückfracht  erlangt  hatten,  und  dann  wieder 
auftakelten,  um  heitnzukebren,  ist  seit  der  Verdrängung  der  Segler 
durch  die  Dampfer  so  gut  wie  überall  abgekommen.  Aber  damit 
ist  die  Sache  nur  noch  schlimmer  geworden.  Die  alten,  mächtigen 
Rümpfe  sind  jetzt  für  immer  im  Hafen  verankert  und  daher  nament- 
lich dort,  wo,  wie  in  Kamerun-Stadt,  nicht  das  offene  Meer,  sondern 
ein  Flufs  den  Hafenplatz  bildet,  einer  akuten  Fäuluifs  unterwürfen. 
So  herrschte  auf  dem  der  Firma  Jantzen  & Thormählen  ge- 
hörigen Hulk  „Luise*,  den  ich  fast  zwei  Wochen  lang  bewohnte,  ein 
unangenehmer  Modergeruch  selbst  in  den  luftigsten  Räumen,  wie 
denn  dieses  schwimmende  Haus  schon  wiederholt  große  Lecke  be- 
kommen hatte  und  nur  durch  fleißiges  Auspumpeu  über  Wasser 
erhalten  werden  konnte.  Jedenfalls  batte  sieh  anch  unter  dem 
Boden  des  Fahrzeugs,  wie  bei  dem  schlammigen  Charakter  des  Kame- 
runstromes und  der  Triebkraft  der  dortigen  Natur  wohl  erklärlich, 
längst  schon  ein  ganzes  Herbarium  von  Wasserpflanzen  und  Weich- 
thieren  aller  Art  angebaut. 

Unerfahrene  meinen  allerdings  leicht,  mitten  auf  dem  großen 
Strome  müsse  die  Luft  besser  sein,  als  an  dem  sumpfigen  Lande, 
ln  Wahrheit  aber  ist  das  Gegentheit  der  Fall.  Fast  jeden  Morgen 
waren  wir  auf  jener  alten  Arche  in  dicke,  schwere  Nebel  gebullt, 
die  sich  längs  der  Wasserbahn  hinzogen,  während  es  am  Lande 


' klar  war.  In  der  That  starb  denn  auch  einer  noserer  Mitbewohner 
des  Fahrzeugs,  ein  junger,  kräftiger  Mensch,  an  perniziösem  Fieber. 

Zum  Glück  sind  aber  gerade  in  Kamerun  die  Hulks,  auch  in 
dieser  Form,  bereit»  auf  den  Aussterbe- Etat  gekommen.  E»  Hegen 
ihrer  nur  noch  3 oder  4 im  Flusse,  darunter  eine  einzige  deutsche. 
Die  Mehrzahl  der  dortseihst  thätigon  Firmen  hat  feste  Gebäude, 
in  theilweise  recht  ansehnlicher  Weise,  am  Lande  aufrühren  lassen. 
Indefs  auch  gegen  diese  Wohnungen  raub  man  Bedenken  haben. 
Sie  stehen  nämlich  insgesammt  dicht  am  Flußufer,  d.  h.,  da  das 
mächtige  Gewässer  an  jener  Stelle,  5 bis  6 deutsche  Meilen  von 
der  Mündung,  noch  Ebbe  und  Fluth  hat,  zur  Zeit  der  ersteren 
mitten  im  ekelhaftesten  Schmutze  drin.  Von  dem  Schlamragcrurb, 
der  dem  Letzteren  entstieg,  ist  mir,  als  ich  einige  Tage  in  der 
im  Übrigen  höchst  elegant  eingerichteten  Wörmann’schen  Faktorei 
zubrachte,  mehrmals  in  der  Nacht  fast  Übel  geworden.  Ist  es 
denn  eiu  Wunder,  wenn  die  Europäer  in  solcher  Umgebung  er- 
kranken? Man  sage  aber  nicht,  derartiges  ist  dort  unvermeidlich. 
Gerade  in  Kamerun  liegen  in  dieser  Beziehung  die  Verhältnisse 
sehr  günstig.  Dicht  hinter  den  Faktoreien  erhebt  sich  das  Terrain 
jäh  zu  einem  40  m hohen,  von  trockenem,  mit  Hasen  und  tropischem 
Wald  bestandenem  Lehmboden  gebildeten  Plateau,  auf  dem  eine 
relativ  frische  Luft  weht.  Steigt  man  vom  Flusse  dahinauf,  so 
athmet  man  stet.»  freier  auf.  Trotz  der  geringen  Höhendifferenz 
ist  der  Unterschied  ganz  erstaunlich.  Das  hat  nicht  nur  die 
Bnptistenmisaion  und  die  deutsche  Regierung,  die  beide  ihre  Dienst- 
ge bände  dort  oben  errichten  ließen,  bezw.  errichten  lassen,  sondern 
selbst  die  Negerbevölkerung  erkannt,  welche  da  droben  ihre  Städte 
anlegte.  Nur  die  europäischen  Kaufleute  bleiben  drunten  in  ihrem 
Sumpfe  hocken  und  werden  vom  Fieber  dezimirt,  nicht  nur  zum 
cigcneu  Schaden,  sondern  zum  Schaden  der  ganzen  jungen  Kolonie, 
die  dadurch  mehr  in  Verruf  geräth,  als  sie  es  thatsächlich  verdient, 

Oder  will  man  sagen:  der  Kaufmann  kann  nicht  jeden  Morgen 
von  der  Höhe  zum  Strande  niedersteigen,  das  ist  zu  zeitraubend? 
Nun,  in  Liberia  (in  Monrovia  sowohl  aß  in  Kap  Palmas)  stehen, 

; wie  ich  mit  meinen  eigenen  Augen  gesehen  habe,  die  Wohnungen 
; der  deutschen  Händler  auf  der  Höhe  und  lediglich  die  eigentlichen 
Wnarenmagazine  unten  am  Wasser,  ohne  dafs  das  Geschäft  irgend- 
! wie  Schaden  leidet. 

Weiter  müßte  anch  der  Art  der  Wohnungen  noch  mehr  Auf- 
merksamkeit und  ngentliches  Studium  gewidmet  werden.  Ich  ver- 
kenne ja  gar  nicht,  daß  namentlich  viele  der  Wörmann  "sehen 
, Faktoreien  iu  West-Afrika,  durunter  in  erster  Linie  da»  neue  Haus 
; in  Kamerun,  wahre  Prachtbauten  sind.  Der  Typus  derselben  ist 
sehr  gleichartig,  im  Erdgeschoß  der  Raum  für  die  feineren  Waaren 
— di»;  ordinären  befinden  sich  in  bretternen  Schuppen  oder  Well- 
blcchhäusern  im  Hofe  — , im  oberen,  über  ciue  Freitreppe  zu  er- 
reichenden Stock  ein  großer  Speisesaal  und,  um  denselben  herum 
gelegen,  die  Schlafzimmer  der  Beamten.  Diese  sämmtlichen  oberen 
Räume  sind  hell  und  luftig.  Gleichwohl  müßte  in  einem  solchen 
Klimu  noch  mehr  geschehen.  Beim  Bau  des  Hauses  wäre  vor 
Allem  die  Art  des  Untergrundes  zu  beachten,  feuchtes  Erdreich 
auszugraben  und  trockener  Sand  snnimt  Asche  und  Schlacken  dafür 
anzubringen,  ln  gleicher  Weise  müßte  dann  anch  der  Boden  auf 
einige  Entfernung  rings  um  das  Gebäude  behandelt  werden.  Feuchter 
Hasen,  Gartenanlagcn,  Buschmasseu  wären  völlig  fern  zu  halten. 
Ferner,  da»  Hau»  selbst  anlangend,  dürfte  nicht  im  Parterre  der 
gedarbte  Waarenraum  sein,  in  welchem  durch  die  Menge  von 
, Artikeln  »Iler  Art,  von  Tabak,  Stoffen  usw.,  sowie  durch  den  Mau- 
, gcl  an  Ventilation  in  Folge  der  aus  Furcht  gegen  Einbrüche  mit  be- 
; sonder»  gutem  Verschluß  versehenen  Fenster  und  Tbüren  stets  eine 
schwüle,  dumpfe  Luft  erzeugt  wird.  Vielmehr  muß  das  obere  Stock- 
werk nur  auf  einem  Rost  stehen,  aodtfs  der  Wind  immer  darunter 
; durchziehen  kann,  wie  beispielsweise  die  Schweden  in  Mspanja  ihr 
neues  Wohnhaus  konstruirt  haben. 

In  ähnlicher  Weise  würde  bei  der  gewarnten  Einrichtung 
noch  mancherlei  Fürsorge  arn  Platze  sein.  So  können  ja  auch 
dicke  Roßhaarmatratzen,  die  nur  selten  einmal  gereinigt  werden, 
oder  Stahlfedermatralzen,  die  in  der  feuchten  Treibbauswflrme  nur 
zu  schnell  rosten,  als  den  Verhältnissen  entsprechend  nicht  ange- 
sehen werden. 

Da  wir  es  bei  dem  Malariafteber  ohne  Zweifel  auch  mit  einem 
Bacillus  zu  thnn  haben,  so  würde  mau  hier  wohl  manche  treff- 
liche Erfindung  von  dern  modernen  SanitJitswesen.  von  Typhus- 
nnd  Cholerabaracken  entlehnen  können,  wo  es  sieb  ja  im  Wesent- 
lichen auch  urn  Bekämpfung  unsichtbarer  Infektionspilze  handelt. 

Allerdings  wird  es  für  die  Tropen  immer  noch  besonderer 
Vorkehrungen  bedürfen,  und  darum  wäre  es  nöthig,  daß  von  Seiten 
der  Regierung  und  der  kolonialen  Vereine  etwa  durch  ein  Preis- 
ausschreiben die  Art  eine»  wirklich  normalen  Tropenwohnhaasea 
ermittelt  würde,  beziehentlich  daß,  um  diese  gauzcu  Verhältnisse 


Nr.  13 


206 

EXPORT,  Organ  des  Centralvereins  für  HaudeUgeographie  etc. 


1887. 


an  OK  und  Steile  zu  studiren,  Sanitätsleute  oder  doch  entsprechend 
gebildete  Architekten  ausgesandt  würden.  Dieselben  müßten  frei- 
lich nicht  nur  unsere  jungen  Kolonieen,  sondern  auch  solche  Tropen- 
gfbiete  besuchen,  wo  man  schon  hierauf  bezügliche  Erfahrungen  und 
Erfindungen  gemacht  bat.  Vor  Allem  wäre  Ost-Indien  mit  seinem, 
Kamerun  eben  so  ähnlichen  Klima  ins  Auge  zu  fassen,  woselbst  ja 
die  praktischen  Engländer  so  Vieles  gethan  haben,  um  das  Leben 
erträglicher  und  zuträglicher  zu  gestalten.  Beispielsweise  würden 
von  dort  die  grofsen,  durch  einen  Mechanismus  bewegten  Zimmer- 
veotilatoren  zu  übernehmen  sein,  welche  die  besten  Dienste  leisten. 

Viele  andere  Desiderata  bedürfen  gar  nicht  erst  des  wissen- 
schaftlichen Nachweises  ihrer  Nützlichkeit.  Ich  deuke  vor  Allem 
an  Eismaschinen,  die  man  jetzt  selbst  in  vielen  europäischen 
Häusern  während  des  Sommers  in  Tbäligkeit  findet.  Es  ist  zu 
verwundern,  daß  man  diese  segensreichen  Erfindungen  moderner 
Technik  da  draufsen  noch  gar  nicht  autrifft.  Bei  meiner  Heise 
fand  ich  einen  solchen  Apparat  nur  auf  dem  Kanonenbot  „Cyklop“, 
nirgends  aber  am  Lande.  Und  doch  erhält  man  einen  solchen  von 
bedeutender  Leistungsfähigkeit  heutzutage  schon  für  ca.  1 500  ,,1( . 
Welch  eio  Gewinn  wäre  es,  wenn  etwa  die  Herren  Besitzer  von 
afrikanischen  Faktoreien  ihre  dortigen  Beamten  etwas  kürzer 
hielten  in  Bezug  auf  die  nur  mit  zu  viel  Liberalität  gewährten 
Spirituosen,  und  dafür  Eismaschinen  beschafften  t 

Allerdings,  Manche  glauben,  daß  in  jeneu  beifsen  Gegenden 
ein  kalter  Trunk  schaden  könne.  Aber  man  braucht  doch  auch 
nicht  gleich  an  eine  Gcfrierpunkt-Tempcrutnr  zu  denken.  Eine 
Abkühlung  der  zu  genießenden  Flüssigkeiten,  die  seilen  weniger 
als  22°  C.  haben,  auch  nur  um  4 bis  6°,  würde  schon  erfrischend 
auf  den  ganzen  Menschen  und  vor  Allem  auf  den  erschlafften  Magen 
summt  Lingeweiden  wirken.  Und  wenn  man  selbst  für  den  Haus- 
gebrauch, resp.  für  Konservirung  von  Speisen,  die  dort  nur  zu 
rasch  verderben,  das  nützliche  Instrument  nicht  in  Tbäügkeit  setzen 
wollte,  so  wäre  dasselbe  doch  in  Kotbfällen  von  aufserordentlicher 
Bedeutung.  Wie  manches  Menschenleben  würde  allein  dadurch  zu 
retten  sein!  Ich  kenne  einen  Arzt,  der  nach  eigenen  Erfahrungen 
in  den  Tropen  gegen  das  Fieber  nicht  Chinin,  sondern  nur  kalte 
Bäder  anwendet.  Solche  vermag  man  sich  da  draußen  ebenso 
wenig  wie  kalte  Kompressen  für  die  fieberglühende  Stirn  ohne 
Eismaschinen  zu  beschaffen.  Es  wäre  nölbig,  daß  von  Seiten  der 
Obrigkeit  derartige  Dinge  verorduuugsmäfsig  geregelt  würden,  ebenso 
wie  in  der  Heimath  etwa  die  Desinfektion  der  Aborte  uod  Äbuliches. 

Gleiche  Aufmerksamkeit  wie  auf  die  Wohnung  sollte  auf 
Kleidung  und  Nahrung  verwandt  werden.  Io  ersterer  Beziehung 
ist  vor  Allem  vor  Prinzipienreiterei  a la  Jäger  zu  warnen.  Mag 
immerhin  das  Wollregirno  in  unserem  kälteren  Norden  berechtigt 
sein,  da  draußen  liegt  die  Sache  anders.  Wohl  ist  das  leinene 
Unterkleid  auch  dort  als  kältend  zu  verwerfen;  aber  das  einzig 
Sacbentsprechende  ist  und  bleibt  daselbst  gleichwohl  die  Baum- 
wolle und  zwar  in  Form  von  gewirkten,  aber  nicht  allzu  eng  an- 
liegenden Jacken  für  den  Oberkörper  und  ebensolchen  Beinkleidern 
für  die  Beine  und  den  Leib.  Die  letzteren  vertreten  Unterhose 
und  Beinkleid  zugleich.  Nur  in  den  seltensten  Fällen  wird  mau 
dabei  uoeb  das  Bedürfniß  nach  Extra- Oberkleidern  empfinden. 
Das  gilt  aber  woblgcmerkt  lediglich  für  die  KäHtenregionen,  die  Tag 
und  Nacht  meist  gleiche  Temperaturen  aufweiseu.  Im  Innern, 
auf  höher  gelegenem  Terrain  wird  man,  wie  ich  dies  wenigstens  tliat, 
für  Abend  und  Morgen,  die  dort  oft  sehr  kühl  sind,  ein  Wollhemd 
zur  Hand  nehmen.  Uber  Tag  aber  ratbe  ich  auch  da  nur  zu 
Baumwolle,  um  lästige  Hautkrankheiten,  die  durch  die  Friktion 
der  Wolle  auf  der  durch  vielen  Schweifs  schon  an  sich  sehr 
empfindlichen  Haut  nur  zu  leicht  entstehen,  zu  vermeiden. 

Was  die  nicht  weniger  wichtige  Ernährung  angeht,  so  speist 
mau  ja  im  Allgemeinen  in  den  Hauptfaktoreieu  — in  den  Neben- 
faktoreien,  wie  in  Viktoria  u.  wohin  selten  Dampfer  koromeu, 
fehlt  es  oft  an  dem  Nötigsten  — recht  gut,  wo  nicht  fein.  Immer- 
hin sollte  hier  noch  größere  Sorgfalt  angewandt  werden.  Denn 
hei  der  unter  jenem  Himmelsstrich  notorisch  leicht  eintreteoden 
Blutarmutb  ist  eine  kräftige  Nahrung  eine  der  Hauptsachen.  Viele 
der  Todesfälle,  die  auf  das  große  Fieberkonto  geschrieben  werden, 
datiren  allein  von  allgemeiner  Schwäche  her.  Deshalb  müßten  vor 
Allem  noch  gediegenere  Konserven  für  doK  beschafft  werden.  Denn 
in  vielen  Fällen  ist  man  vorzugsweise  auf  diese  angewiesen.  Grob- 
faseriges. ganz  zerzaustes,  ausgekochtes  und  geschmackloses  Fleisch, 
wie  es  nur  zu  oft  den  Büchsen  entsteigt  zum  Schrecken  aller 
Weißen,  sollte  dort  nicht  zur  Verwendung  kommen,  wo  in  Folge 
von  Gallfieberanwaodlungen  schon  an  sich  Neigung  zu  Übelkeit  , 
und  Appetitlosigkeit  vorhanden  zu  sein  pflegt.  Die  feinsten  Deli-  J 
katesseo,  Geflügel,  Wildpret,  dann  kräftige  Suppen,  daheim  aus  i 
bestem  mageren  Rindfleisch  gewonnen,  u.  dergl.  wären  hier  am  ( 
Platze.  Daneben  aber  müßte  auch  mehr  für  gutes  frisches  Fleisch  I 


gesorgt  sein.  Auf  dem  erwähnten  Hulk,  den  ich  bewohnte,  gab  es 
fast  Tag  für  Tag  nur  Ziegenbraten  von  den  eußetzlich  dürren  und 
zähen  Tbicren,  die  dort  in  der  Kästenregion  zu  Hause  sind. 
Warum  thun  sich  die  aämmtlichen  Faktoreien  eines  solchen 
Platzes  nicht  zusammen,  um  vom  Kamerunberge  oder  aus  dem 
Innern  sich  von  den  kräftigen  Rindern  bringen  zu  lassen,  die  man 
dort  hat?  Hätten  wir  die  projektirte  Subvention« -Dampfcrliuie  für 
die  weslafrikanische  Küste  bekommen,  so  würde  man  an  Plätzen 
wie  Kamerun,  an  der  Goldküate  usw.  selbst  Schlachtvieh  von 
Angra  Pequcna  und  Kapstadt  haben  berbeischaffen  können.  — 

Was  nun  die  Erkrankungsfälle  selbst  betrifft,  so  bat  man  auch 
bier  seit  der  Zeit,  wo  die  Begeisterung  für  Kolonieen  so  allgemein 
wurde,  schon  wesentliche  FoKschritte  gemacht.  Allerdings,  alle 
die  Mittel,  die  man  nach  einander  zum  Ersatz  für  Chinin  vorschlug, 
wie  Arsenik.  Antipyrin,  Eukalyptusöl  und  dergl..  haben  sich  nicht 
bewährt.  Die  Versuche  mit  Ozon,  die  viel  verhießen,  sind  wenig- 
stens noch  nicht  abgeschlossen.  So  bleibt  es  denn  vorläufig  noch 
bei  dem  Cbinin;  indeß  man  hat  doch  an  Stelle  des  schwefelsauren 
immer  mehr  das  salzsaure  gesetzt,  das  besser  veKragen  wird. 
Ferner  pflegte  man  an  der  ganzen  Westküste  Afrikas  das  wichtige 
Mittel  seither  immer  erst  einige  Stauden  nach  dem  ersten  Anfälle 
zu  reichen,  da  in  den  meisten  Fällen  wahrem!  des  Anfalles  selbst 
der  Magen  sogar  die  kleinste  Dosis  alsbald  wieder  durch  Erbrechen 
von  sich  giebt.  Noch  während  meiner  Anwesenheit  in  Kamerun 
verfuhr  der  Arzt  des  deutschen  Kriegsschiffes  „Cyklop“  io  dieser 
Weise.  Und  doch  ist  es  selbstverständlich,  daß  das  Chinin  am 
besten  während  des  Anfalles  selbst  wirken  müßte.  Man  ist  daher 
neuerdings  vielfach  dazu  gekommen,  es  im  Wege  der  Einspritzung 
unter  die  Haut  oder  in  den  Darm  noch  während  der  Erkrankung 
auzuwenden.  Von  erfahrensten  Kapazitäten  wird  auch  gleich  im 
ersten  Stadium  des  Übels  der  Gebrauch  von  milden  Abführmitteln 
empfohlen.  Besonders  wichtig  sebeiot  hier  das  Kalomel  (Queck- 
silberchlorür)  zu  sein,  das  biliösen  (galligen)  Komplikationen  gegen- 
über ebenfalls  sehr  günstig  wirken  soll. 

Gegen  die  sehr  häufig  vor,  während  oder  nach  den  Fieber* 
anfüllen  auftretende  hochgradige  Schlaflosigkeit,  die  natürlich  die 
Kräfte  des  Patienten  rasch  herunterbringt,  wendete  ich  mit  sehr 
gutem  Erfolge  Chloralbydrat  an,  das  ja  bekanntlich  auch  über- 
haupt eine  nervenberuhigende  Wirkung  äußert.  Nur  muß  man 
dasselbe  in  gnt  verschlossenen  bezw.  verlötheten  Gläsern  mit  sich 
fuhren,  da  es  sich  in  der  feuchten  Wörme  soost  leicht  auflöst. 
Eio  tüchtiger  Tropenarzt  empfahl  dagegen  zur  Erzielung  der  näm- 
lichen Erfolge  nur  Aufgießung  von  kaltem  Wasser  aus  größerer 
Höhe  auf  den  Nacken  des  Patienten.  Wir  würden  also  beiläufig 
auch  von  diesem  Gesichtspunkte  aus  wieder  die  Einführung  von 
Eismaschinen  wünschen  müssen.  Die  Anwendung  von  Morphium 
aber  hörte  ich  von  manchen  Seiten  durchaus  widerrathen.  Der 
gleichfalls  sehr  häufigen  Appetitlosigkeit  tritt  mau  erfolgreich  durch 
Oebrauch  von  Salzsäure  entgegen,  die  auch  bei  Gallabsonderungen 
noch  günstig  zu  wirken  scheint  Desgleichen  leistet  Limonade 
von  frischen  Zitronen,  die  man  in  Form  von  kleinen,  sehr  scharfen 
und  saftreicben  wilden  Limonen  überall  an  der  Küste  wie  auch 
im  Innern  erhält,  sehr  gute  Dienste. 

Am  gefürcbletsten  ist  natürlich  da  draufsen  das  sogenannte 
perniziöse  oder  hämaturisebe  Fieber,  bei  dem  Blutausscheidungen 
(Blutharnen  und  Bluterbrechen)  auftreten,  von  dunen  mau  behauptet, 
daß  sie  bei  einer  längeren  Dauer  als  80  Stunden  sicher  tödteu. 
Dies  Letztere  trifft  nun  zwar  nicht  immer  ein  — ich  kannte  bei- 
spielsweise einen  Faktoreibeamten  in  Kamerun,  der  wochenlang 
blutigen  Urin  ließ  — , indeß  ist  immerhin  ein  möglichst  rasches 
Stillen  der  spontanen  Blutung  erstes  Erforderniß.  Während  man 
aber  in  dieser  Hinsicht  bisher  nicht  allzuviel  zu  thun  wußte,  hat 
neuerdings  eine  Autorität  auf  diesem  Gebiete  häufiges  uod  massen- 
haftes Trinken  von  Pflanzeoessigen  aogerathen,  worauf  die  Blu- 
tung sehr  bald  nachlansen  soll.  Gegen  Dysenterie,  welche  aber 
gerade  in  Kamerun  nur  sehr  selten  und  in  geringem  Grade  aut- 
zutrelen  pflegt,  empfiehlt  man  allenthalben  in  jenen  Gegenden 
das  sofortige  Trinken  einer  größeren  Menge  (Qj  Flasche  *=  0,2  1) 
von  dem  sogenannten  Kastor-Öl  (Ricinus-Öl),  das  man  in  jeder 
Kaktorei  erhält.  Gegen  Hautentzündungen  („Prickly-beat“,  „Rotber 
Hund*)  endlich,  die  oft  zu  einer  argeo  Qual  ausarteu,  wie  ich  an 
mir  selbst  erfahren  habe,  wendet  man  dort  ebenfalls  mit  bester 
Wirkung  lauwarme  Süß-  (nie  See-)  W'asserbäder  an,  in  die  Zitro- 
nensaft in  größerer  Menge  getropft  wurde.  Jedenfalls  aber  würden 
auch  hier  hfiufige  kalte  Bäder  vortreffliche  Dienste  leisten,  also 
I noch  einmal:  Eismaschinen!  Überhaupt  ist  da  draußen  sorgfältige 
! Hautpflege  erstes  Erforderniß  und  Morgens  nnd  Abends  je  eiu  Bad 
| gewiß  nicht  za  viel.  Vielleicht  würden  gegen  das  Fieber  auch 
Dampfbäder  gute  Dienste  thun  mit  nachfolgenden  kalten  Ab- 
I Spülungen.  Man  kuuu  sich  dergleichen  sehr  leicht  bereiten,  wenn 


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EXPORT,  Organ  dea  Ccntralvereina  für  Handelsgeographie  etc. 


Nr.  13. 


man  io  eine  Wanne,  in  welche  einige  Eimer  kochendes  Wasser 
geschüttet  wurden,  einen  Stuhl  stellt  und  auf  diesem  daun  der- 
gestalt Platz  nimmt,  dafs  man  ein  am  Hals  zugebuodcnes  Laken 
über  die  Wanne  breitet,  sodafs  der  Wasserdampf  nicht  nach  aufsen 
entweichen  kann,  sondern  am  nackten  Körper  aufwfirta  steigen  mufs, 
Zur  Verdichtung  der  Hülle  wird  noch  eine  wollene  Decke  über 
dieselbe  geworfen.  Bei  großer  Hitze  im  Kopfe  könnte  dieser,  der 
ja  überhaupt  frei  bleibt,  mittelst  kalter  Kompressen  gekühlt  werden. 
Ich  weifs  nicht,  ob  man  eine  solche  Schwitzkur  schon  einmal  gegen 
Malaria  angewandt  hat;  aber  in  Füllen,  wo  die  Haut  des  Patienten 
trocken  bleibt  und  der  erlösende  Schweifs,  der  den  Krankheilssloff 
aus  dem  Körper  treibt,  nicht  eintreten  will,  würde  doch  vielleicht 
noch  dieses  Mittel  sieb  verlohnen.  Mindestens  ist  jede  Beförderung 
des  Schweifses,  mit  dessen  Eintritt  stets  die  Krankheit  gehoben 
erscheint,  anzurathen.  Ich  habe  mir  einmal  einen  recht  heftigen 
Anfall  nur  so  kurirt,  dafs  ich  mich  sofort  ins  Bett  legte  und  von 
meinem  Diener  mit  einem  halben  Dutzend  Pferdedecken  zudeckeu 
liefst.  Nachdem  bald  darauf  eine  ganz  unglaubliche  Transpiration 
cingetrcten  war,  rieb  ich  mich  mit  nassen  Lappen  ab  und  war  bald 
bis  auf  etwas  Schwäche  wieder  hergestellt. 

Die  hier  gegebenen  Winke  haben,  wenngleich  durchweg  aus 
praktischer  Erfahrung  heraus  entstanden,  als  Worte  eines  Laien, 
wie  ich  mir  wohl  bewufst  bin,  natürlich  lediglich  einen  begrenzten 
Werth.  Sie  sollten  aber  vor  Allem  auch  nur  darthun,  dafs  gegen 
den  bösen  Feind  unserer  Kolonialpolitik,  das  Fieber,  gewifs  noch 
manches  mit  Erfolg  geschehen  könnte,  wenn  demselben  nur  ein 
wirkliches  und  eingehendes  Studium  gewidmet  würde.  Aber  daran 
fehlt  es  noch  fast  gio  ztich.  Bei  dem  bisherigen  Mangel  einer  aus- 
gedehnteren überseeischen  Betbütigung  unseres  Volkes  haben  nur 
in  den  seltensten  Füllen  einzelne  Mediziner  mehr  ans  Liebhaberei 
sich  mit  dem  Studium  tropischer  Krankheiten  beschüftigt.  Im  All- 
gemeinen aber  waren,  wie  das  maugels  praktischer  Erfahrung,  der 
wichtigsten  Basis  der  Wissenschaft  des  Aeskulap,  gar  nicht  anders 
sein  konnte,  unsere  Ärzte  früher  auf  diesem  Gebiete  nur  sehr  wenig 
orienlirt.  Die  wenigen  europäischen,  wirklich  gediegener  »unge- 
bildeten Mediziner  aber,  die  in  tropischen  Gebieten  schon  vordem 
tbfttig  waren,  boten  im  besten  Falle  vereinzelte  Halbschlügc,  bei 
denen)  wie  die  bekannte,  im  Aufträge  der  Delegirtenkonferenz  des 
„Centralvereins  für  Handelsgeographie  etc.4,  der  „Gesellschaft  für 
Deutsche  Kolonisation1*  und  des  „Deutschen  Kolonialvereins"*  von 
letzterem  berausgegebene  und  der  Naturforscbervcrsammlung  von 
1886  gewidmete  Festschrift  beweist)  sich  die  Herren  Kollegen  viel- 
fach in  die  schärfsten  Widersprüche  mit  einander  verwickelten. 
So  darf  aber  die  Sache  im  Interesse  unserer  jungen  Kolonialpolitik 
und  vieler  junger  hoffnungsvoller  Menschenleben  nicht  weiter  fort- 
geben. Es  sollten  hier  sachkundige  und  energische  Enqueten  ange- 
stellt werden.  Die  Ausgaben  dafür  müßten  sehr  wohl  angebracht 
heilten. 

Vieles  würden  ja  für  dieses  Gebiet  schon  die  Herren  Ärzte 
unserer  Kriegsschiffe,  namentlich  solcher,  die  irgendwo  für  lingere 
Zeit  stationirt  sind,  wie  dies  gerade  bezüglich  Kameruns  von  zwei 
Fahrzeugen  gilt,  zu  leisten  vermögen,  wenn  sie  von  den  Behörden, 
bezw.  dem  Reichsgesuodbeilsamt,  welches  zugleich  als  Reichs- 
kolooialgesundbeit&amt  zu  fungiren  hätte,  dazu  verpflichtet,  bezw. 
schon  mit  Rücksicht  auf  diese  wissenschaftliche  Nebenbeschäftigung 
gewählt  würden.  Io  dieser  Weise  könnte  bereits  ohne  besondere 
Kosten  manches  erreicht  werden.  Natürlich  würde  dies  nicht  genügen. 
Es  müfsten  daneben  auch  noch  Ärzte  ausgesandl  werden,  gewisser- 
maßen als  medizinische  Reisende,  die  Spezialstudien  am  Lande 
und  im  Lande  bezw.  unter  gleichzeitiger  meteorologischer  Tbätig- 
keit  anstellten.  Wie  werthvoll  würde  es  beispielsweise  sein,  wenn 
ein  solcher  Gelehrter  etwa  ein  bis  zwei  Jahre  auf  dem  Katneruugebirge 
wohnte,  um  zu  untersuchen,  ob  da&selbe  sich  zur  Anlegung  von  Höhen- 
kurorten eignet!  An  jungen  medizinischen  Gelehrten,  die  zu  der- 
artigen Missionen  bereit  wären,  würde  es  am  allerwenigsten  fehlen. 
Möchte  nur  dieser  wichtige  Punkt  bald  ins  Auge  gefaßt  werden  und 
etwa  auch  für  die  koloniale  Hygieine  und  den  Malaria-Bacillus  eine 
Autorität  wie  Koch  erstehen!  Ich  bemerke  bei  dieser  Gelegenheit 
noch,  dafs,  während  England  stehende  Ärzte  selbst  in  kleineren 
Faktoreien  hat  — ich  traf  einen  solchen  beispielsweise  sogar  in 
New-Calabar,  mehrere  Meilen  von  der  Flußmündung  im  Innern, 
mitten  im  Urwald,  wo  nur  eine  einzige  englische  Firma  mit  ge- 
ringem Personal  angesiedelt  ist  — , die  deutschen  Niederlassungen 
in  Kamerun,  die  doch  durch  ihre  kommerzielle  Bedeutung  und 
ihre  Kopfzahl  in  erster  Linie  unter  ähnlichen  Etablissements  in 
West-Afrika  rangiren,  völlig  ohne  ärztlichen  Beistand  dasteben. 
Allerdings  haben  die  beiden  stationären  Kriegsfabrzeuge  je  einen 
Arzt;  aber  diese  Herren  brauchen  keine  Zivilpiaxis  auszuüben, 
wenn  sie  nicht  wollen.  Ancli  kommt  es  vor,  daß  beide  Kanonen- 
boote für  mehrere  Tage  nicht  zur  Stelle  sind,  io  welchem  Falle 


selbst  der  deutsche  Gouverneur  summt  seinen  Unterbeamten  bei 
einer  plötzlichen  Erkrankung  des  Arztes  entbehren  würde.  Das 
sind  Verhältnisse,  die  nicht  länger  geduldet  werden  dürften.  Eine 
europäische  Faktorei  da  draußen  erfordert  so  bedeutende  Mittel 
zu  ihrer  Unterhaltung,  bringt  ev.  so  große  Summen  ein,  daß  der 
Aufwand,  den  die  Anstellung  eines  Arztes  noch  nöthig  machen 
würde,  dabei  gar  nicht  in  Betracht  kommt.  Außerdem  könnten  in 
Kamerun  ja  die  betreffenden  Kosten  auf  ein  ganzes  halbes  Dutzend 
Firmen  zusammt  der  deutschen  Kolonialbehörde  repartirt  werden. 
Dieser  Arzt  aber  würde  zugleich  zu  wissenschaftlicher  Untersuchung 
der  Tropenkrankheiten  zu  benutzen  sein. 

Zum  Schluß  aber  möchte  ich  nochmals  auf  die  Nothwendigkeit 
baldiger  Schaffung  von  Luftkurorten  hinweisen.  Zugegeben  selbst, 
daß  innerhalb  der  ganzen  Kamerunkolonie  kein  einziger  wirklich 
absolut  fieberfreier  Platz  existirte,  so  kann  doch  kein  vernünftiger 
Mensch  die  günstige  Wirkung  eines  Aufenthaltes  iu  reinerer,  bezw. 
kühlerer  Luft  auf  Fieberrekonvaleszcotcn  und  überhaupt  durch  den 
Aufenthalt  io  der  Surapfregioo  geschwächte  Naturen  leugnen.  Schon 
der  treffliche  Greißwalder  Professor  Buch  hol  tz  hat  dies  in  seioern 
Buche  ausdrücklich  betont. 

Wie  groß  aber  in  dieser  Hinsicht  das  ßedürfniß,  resp.  wie 
leicht  auch  die  Befriedigung  desselben  wäre,  das  erhellt  aus  der 
Geschichte  des  kleinen  Etablissements  des  Herrn  Sehr  ahn  auf 
der  schon  genannten  Landzunge  des  Kap  Sucllaba.  Dort  pflegen 
fortwährend  alle  Zimmer  von  erholungsbedürftigen  Kaufleuten  und 
Seeoffizieren  besetzt  zu  sein.  Und  es  ist  wirklich  wunderbar, 
welch  günstige  Wirkung  ein  selbst  nur  kurzer  Aufenthalt  an  die- 
sem gleichfalls  noch  in  der  Sumpfzone  gelegenen,  über  5 bis  6 Mei- 
len von  Kamerun -Stadt  entfernten,  aber  rings  von  Wasser  um- 
rauschten und  fast  immer  von  einer  frischen  Seebrise  bestrichenen 
Punkte  ausübt.  Alle,  die  in  Kamerun  wohnen,  wissen  davon  zu 
erzählen.  Daß  aber  ein  eigentliches  Höhenklima  noch  viel  mehr 
leisten  würde,  liegt  auf  der  Hand.  Und  hierfür  bietet  doch  das  so 
nahe,  dicht  am  Meere  aufsteigeode  und  bis  in  die  Polarzone  reichende 
Karoerungebirge  den  denkbar  günstigsten  Boden.  Besonders  möchte 
ich  dazu  den  in  meinem  Buche  (^Kamerun,  Reise  in  die  Hinter- 
lande1*, Leipzig,  bei  Paul  Frobberg,  1886)  näher  beschriebenen 
nnd  in  diesen  Abhandlungen  bereits  erwähnten  Ort  Buea  (spr.  Bea) 
empfehlen,  der  fast  1000  m hoch  am  Nordostabhange  des  mächtigen 
Hochgebirges  anf  trockenen  almeuartigen  Grasblößen  liegt.  Der 
Boden  ist  hier  im  Allgemeinen  ein  harter  Lehm  Ober  alter  Lava, 
ganz  im  Gegensatz  zu  dem  feuchten  schwarzen  Humus,  der  um 
Mapanjs  herum  sich  ausbreitet.  Seenebel,  die  io  lelztgedachtem 
Orte  so  häufig  sind,  reichen  nicht  mehr  bis  hierher,  die  höbe 
Terra?««  ist  ganz  der  Sonne  und  der  Luft  zugänglich,  der  Urwald 
weicht  in  weitem  Kreise  zurück  und  zeigt  an  Stelle  der  wilden,  immer 
von  Tbau  triefenden  Busch  weit  von  Mapanja  schon  höheren,  lichteren 
Bestand.  Dazu  das  reichlich  vorhandene  klare  und  küble  Gebirgs- 
wasser.  Alle  diese  günstigen  Faktoren  lassen  es  durchaus  glaublich 
erscheinen,  was  die  Einwoboer  und  ebenso  die  schwedischen  Kolo- 
nisten in  Mapaoja  behaupten,  daß  in  Buea  Fieber  nicht  mehr  ver- 
komme. 

Nur  müßte  ein  besserer  Zugang  geschaffen  werden.  Denn  die 
gegenwärtig  dort  hinanfführeoden  elenden  Negerpfade  machen  eine 
mühselige  Reise  von  2 Tagen  ab  Viktoria  nothwendig,  während  ein 
von  da  aus  angelegter  Saumweg  den  Marseh  anf  die  Hälfte  reduziren 
könnte.  Kirne  dann  noch  eine  auch  in  anderer  Beziehung  dringend 
nöthige  regelmäßige  Verbindung  zwischen  Kamerun  und  Viktoria 
mittelst  eines  kleinen  Küstendampfers  oder  auch  durch  regelmäßiges 
Anlegen  der  Wörmann'schen  Fostdampfer  in  Viktoria  hinzu,  und 
würde  die  Station  mit  Maulesclu,  die  im  Gebirge  wohl  gedeihen 
könnten,  oder  mit  Reitochsen  versehen  — es  besteht  io  Buea  be- 
reits eine  sehr  beträchtliche  Rindviebzucht  mit  starken  wohlgenähr- 
ten Tbieren  — , so  könnte  selbst  ein  ziemlich  geschwächter  Mensch 
die  Tour  iu  einem  Tage  von  Kamerun  aus  ohne  zu  große  Anstrengung 
ausführen. 

Dr.  Büchner  wendet  gegen  derartige  Pläne  ein:  „Wer  soll 
denn  die  Kosten  tragen?1*  Nun,  ich  meine,  wenn  wirklich  die 
deutsche  Regierung  (im  Gegensatz  zu  der  englischen,  bei  der  einst 
die  Aulage  von  Sanatorien  auf  dem  Kamerungebirge  schon  eine 
fest  beschlossene  Sache  war,  deren  Ausführung  nur  unsere  Invasion 
verhindert  hat)  nichts  tbun  wollte  oder  könnte,  und  wenn  ebenso 
die  stolzen  Hamburger  Firmen,  die  in  Kamerun  ihre  Fahne«  wehen 
lassen,  nicht  bereit  sein  sollten,  etwas  zur  Erhaltung  des  Lehens 
ihrer  Beamten  zu  verausgaben,  so  würde  doch  vielleicht  noch  die 
Mission  in  richtiger  Erwägung  ihrer  Interessen  und  Aufgaben  hier 
einzutreten  sieb  veranlaßt  fühlen.  Es  ist  bekannt,  daß  neuerdings 
die  Baseler  Missionsgesellschaft  sich  in  Kamerun  und  Viktoria 
festgesetzt  hat.  Dieselbe  wird  aber  doch  entschieden  sich  nicht 
anf  die  Küste  beschränken  wollen,  um  so  weniger  als  dort  unter 


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Nr.  13.  EXPORT*  Organ  des  Centralvereins  für  HandeUgeographio  etc. 


einer  schon  etwas  degenerirtcn  Bevölkerung  für  ihre  religiösen 
Zwecke  nicht  viel  zu  thnn  ist.  Anders  steht  cs  in  Baea.  Hier 
lebt  eioe  noch  unverdorbene  Rasse,  die  zudem  dem  Europäer  aufs 
Freundlichste  entgegenkommt.  Auch  gehört  der  Ort  zu  den  volk-  i 
reichsten  der  ganzen  Küstenpartie,  indem  dort  eine  Seelenzahl  von 
mindestens  2-  bis  8 000  sich  findet.  Ebenso  sind  andere  gröfsere 
Orte,  wie  Sopo  und  Lissoka,  von  da  aus  leicht  zu  erreichen,  wie  ' 
denn  auch  die  wichtigsten  Jocbstraßen  nach  der  dicht  bevölkerten 
Westseite  des  Hochgebirges  von  hier  ausgehen.  So  könnte  in 
Buca  leicht  die  Zentralmiasionsstation  für  das  ganze  wichtige  ! 
Kamerungebirge  begründet  werden.  Und  was  wäre  nuu  einfacher,  , 
als  damit  zugleich  ein  Sanatorium  zu  verbinden,  das  ebenso  wie  j 
den  Beamten  der  Missionsgeseltschaft  seihst*  beziehentlich  ihren  . 
Farmern  von  der  miterworbenen  grofsen  Kakaoplantage  in  Viktoria, 
so  auch  den  weifsen  Händlern,  Soldaten  und  Zivilangestellten  ein  1 
uuter  Leitung  eines  Arztes  »teilendes  Asyl  böte?  Die  Baseler 
Mission  würde  sich  damit  grofse  Svmpathieen  im  ganzen  deutschen 
Volke  und  wirkliche  Verdienste  um  unsere  junge  Kolonialpolitik 
erwerben,  nicht  davon  zu  roden,  daß  sie  — sie  treibt  ja  bekanntlich 
auch  Handel  — mit  einer  solchen  Niederlassung  in  Baea  zugleich 
eine  der  bedeutendsten  Handelsstraßen  der  ganzen  Kolonie  in  ihre 
Hand  bekäme.  Denu  Buea  ist  eine  der  wichtigsten  Etappen  an 
der  Route  Viktoria  zum  oberen  Calabar  und  oberen  Mungo,  und  von 
dort  ist  namentlich  auch  das  hochbedeutsame  Bakunduland  leicht  > 
zu  erreichen. 

Haben  wir  uns  bisher  so  za  sagen  nur  in  Detailvorschlägen  | 
bewegt*  so  dürfte  nunmehr  aher  auch  noch  die  Frage  zu  beant- 
worten sein,  ob  nicht  selbst  im  Grofsen  und  Ganzen  etwas  znr 
Verbesserung  der  klimatischen  Verhältnisse  geschehen  könne,  ähn- 
lich wie  man  ja  durch  Drainagen  und  verwandte  EnLvumpfuugs- 
arbeitpn  oder  Ähnliches  anderwärts  gleichfalls  schon  so  oft  günstige 
Veränderungen  in  den  bezüglichen  Verhältnissen  eines  Land-  , 
strichen  herbeigeführt  hat.  Ich  meine,  auch  in  dieser  Hinsicht  ■ 
wird  ein  bestimmtes  »Ja4*  am  Platze  sein,  wenngleich  in  Bezug 
auf  dieses  große  und  weitausschauende  Kapitel  unsere  Ausführuu- 
gen  nur  auf  den  Namen  kleiner  Fingerzeige  Anspruch  machen 
können  and  wollen. 

Zunächst  wird  man  wohl  an  Enkalyptusanpflanzungen  denken. 
Oh  dieselben  auch  unter  diesem  Himmelsstriche  möglich  sind,  ist  i 
zur  Zeit  durch  die  Praxis  noch  niemals  festgestellt  worden;  cs  , 
erscheint  aber  fast  sicher,  da  jene  Bäume  gerade  feuchtwarme  1 
Standorte  lieben  und  überhaupt  jenseit  der  wärmeren  Zonen 
schon  uicht  mehr  fortkomroen.  Man  sollte  also  wenigstens  einmal 
einen  Versuch  machen,  und  dazu  würde  ich  die  Jossplatte,  auf 
der  das  neue  Gouvernementsgebäude  zn  stehen  kommen  wird,  so- 
wie die  Umgegend  von  Viktoria  besonders  empfehlen. 

Dafs  im  Gegensatz  dazu  anderwärts  Abbolzungen  nöthig  sind, 
wurde  schon  früher  angedeutet.  Wenn  das  Fieber,  wie  nicht  mehr 
tu  bezweifeln  ist,  mit  der  Feuchtigkeit  in  einem  gewissen  ursäch- 
lichen Zusammenhang  steht,  so  wird  beispielsweise  das  Kamerun- 
gebirge  gesünder  werden,  wenn  erst  einmal  ein  ausgedehnterer 
Plantagenbau  die  ewig  dampfende,  den  Boden  an  einer  gründlichen 
Austrocknung  hindernde  Boschwildnifs  eingeengt  haben  wird.  Man 
mufs  nur  einmal  einige  Stunden  inmitten  der  letzteren  wie  zwischen 
hoben,  beengenden  Kerkermauern  oder  wie  unter  den  venetianiseben 
Bleidäcbern  angebracht  haben  und  dann  auf  eine  Blöße  gekommen 
sein,  wo  unwillkürlich  die  Brust  wieder  frei  aufathract  nach  der 
dumpfen*  modrigen,  glühenden  Stickluft  in  jenem  Backofen,  um  zu 
begreifen,  welch  eine  Region  voll  Verderben  diese  an  sich  ja  durch 
ihr  unglaublich  üppiges  Wracbsthum  so  anziehenden  Buschwälder 
vorstellen,  übrigens  würde  hier  wie  auch  in  ähnlichen  Gegenden 
im  Innern,  so  z.  B.  in  Massuma,  das  von  einer  feuchten  Schilf- 
masse* die  cs  rings  eioscbließt,  fast  erdrückt  wird,  bereits  die  An- 
legung von  breiten  Verkchrsstntfsen  eine  Besserung  herbeiführen. 
Ähnliches  gilt  auch  von  der  ausgedehnten  Hochwaldzone,  die  sich 
nordwärts  hinter  dem  Kamernn gebirge  vorfindet.  Die  wahrhaft 
gigantischen  Bäume  derselben  bildeu  mit  ihren  ungeheuren  Lanb- 
kronen  ein  fortlaufendes  dichtes  Dach  über  das  ganze  Erdreich* 
während  zugleich  zahlreiche  gestürzte  Hölzer  am  Boden  furchtbare 
Käuloißberde  darstellen.  Mit  Recht  konnte  mir  dort  einmal  mein 
Begleiter  Knutson  zurufen:  „Doktor,  hier  können  selbst  die  Ein- 
geborenen nicht  ein  Jahr  labeii!*  Werden  dereinst  diese  wahrhaft 
vorsintfluthlichen  Urforate  nicht  einer  Ausrottung,  wohl  aher  doch 
einer  Lichtung  unterworfen,  wozu  ja  auch  ihr  aufserordentlicber 
Reiehthtim  an  den  edelsten  Nutzholzarten,  die  sich  auf  dem  nahen 
Muugo  flößen  ließen,  auffordert,  so  wird  ohne  Zweifel  das  Klima 
eine  bedeutende  Besserung  erfahren. 

Wenn  aber  das  Binnenland  Überhaupt  in  dieser  Hinsicht  ent-  1 
schieden  besser  gestellt  ist,  so  wird  sich  die  hier  aufgeworfene  > 


Frage  vor  Allem  auf  die  Küstensäume  zu  erstrecken  haben.  Aller- 
dings scheinen  die  dortigen  Mangrovesürapfe  bei.  ihrem  schwamm- 
nrtigen  Untergründe,  der  häufig  genug  dem  menschlichen  Fuß  das 
Auftreten  verwehrt,  selbst  wenn  derselbe  das  unglaubliche  Gewirr 
der  Aste  und  Luftwurzeln  durchdringen  könnte,  sowie  wegen  ihrer 
bedeutenden  Ausdehnung,  die  sich  an  dem  gesammten  Gestade,  wie 
erwähnt,  auf  gewiß  50  (Juadratmrilen  beläuft,  jeden  Abholzungs- 
versnch  als  Wahnsinn  erkennen  zu  lassen.  Trotzdem  würde  plan- 
mäßiges Vorgeben  und  Beharrlichkeit  doch  auch  hier  mauebes  er- 
reichen. Beispiele  erster  Anfänge  liegen  schon  vor.  So  hat  Gou- 
verneur von  Soden  in  Gemeinschaft  mit  Ingenieur  Schruhn  auf 
der  bereits  erwähnten  Landzunge  von  Suellaba  bereits  eine  ganze 
Anzahl  Wege  in  den  Mangrovewald  hineingebroeben.  Ebenso 
haben  hie  und  da  auch  die  Neger  mit  Erfolg  Angriffe  auf  die 
Mangrovewildnifs  gemacht,  so  bei  dem  Dorfe  Mungo,  etwa  eine 
halbe  Tagereise  oberhalb  Kameruns,  wo  sie  durch  Erdanschüttungen 
und  Entwässerungen  Raum  für  den  genannten,  bereits  sehr  statt- 
lichen Ort  und  seihst  für  wahre  Hafenanlagen  gewannen.  In  gleicher 
Weise  würden  die  Viktorianer,  wären  sie  nicht  so  indolent  in  dieser 
Beziehung,  durch  Zuschüttung  eines  stagnirendeo  Creeks  io  ihrer 
Nähe  ihr  jetzt  mit  Recht  verrufenes  Klima  zu  verbessern  vermögen. 
Anderwärts  ließe  sich  wohl  dadurch,  daß  die  zahlreichen  Wasser- 
adern, von  denen  diese  schwimmenden  Wälder  durchzogen  erschei- 
nen, gereinigt  und  verbreitert  würden  — wobei  man  io  den  ab- 
getriebenen Mangroven  einen  wertbvollen  Exportartikel  gewänne  — , 
eine  bessere  Yentilirung  dieser  Miasmenherde  erzielen.  Vielleicht 
wird  endlich  eine,  wenn  auch  erst  sehr  späte  Zeit  sogar  an  eine 
Korrektion  der  Ströme  gehen,  wodurch  deren  gegenwärtige  Ver- 
sumpfung im  Unterlaufe  beschränkt  und  die  trefflichen  Wasserbahnen 
zugleich  einer  ausgiebigeren  Schifffahrt  erschlossen  werden  würden. 
Man  lächelt  vielleicht  über  so  weit  aussehende  Projekte;  aber  was 
hat  in  solchen  Beziehungen  unsere  Zeit  nicht  für  Diuge  fertig  ge- 
bracht, die  man  früher  ebenfalls  für  unmöglich  hielt! 

Überhaupt  wird  man  berechtigt  dazu  sein,  gerade  iu  kliinatolo- 
gi&cber  Hinsicht  von  der  Zeit  vieles  zu  erwarten.  Es  ist  ja  z.  B.  eine 
bekannte  Thatsache,  daß  jungfräuliche  Wildniß  schon  durch  eine 
immer  dichter  werdende  Bevölkerung  auch  stets  gesunder  wird, 
ln  dieser  Hinsicht  äußert«  sich  vor  kurzem  Jemand  sehr  treffend, 
daß  ihm  die  jetzigen  Zuzügler  in  unseren  Kolonialgebieten  wie  die 
sogenannten  Trockenwohner  in  den  Berliner  Neubauten  vorkämen. 
Mindestens  verlieren  derartige  Gebiete  in  dieser  Weise,  d.  b.  durch 
ein  besseres  Bekanntwerden,  schon  die  Schrecken,  mit  denen  die 
Wildniß  von  jeher  in  der  Phantasie  der  Kulturmenschen  umgeben 
erschien,  oder  cs  werden  diese  doch  auf  ihr  gehöriges  Maß  herab- 
gesetzt, wie  dies  bei  dem  über  Gebühr  verschrieenen  Kamerun  nur 
zu  wünschen  wäre.  Daneben  scheint  es  aber  auch  noch  einen 
bessernden  Einfluß  der  Zeit  zu  geben,  den  wir  zwar  konstatiren, 
aber  nicht  erklären  können.  Man  denke  nur,  wie  übelberufen  ehe- 
mals etwa  Batavia  war.  Was  Sansibar  angeht,  so  konnte  noch 
E.  v.  Weber  in  seinem  Buche  „Vier  Jahre  io  Süd-Afrika"  erzählen, 
daß  nicht  selten  weiße  Ankömmlinge  schon  am  ersten  Tage  ihre« 
Aufenthalts  anf  der  Insel  vom  Fieber  weggerafft  wurden,  während 
jetzt  der  Platz  als  relativ  gesund  gilt.  Ich  erinnere  mich  aus  meiner 
Jagend,  von  dem  Klima  Madagaskars  vielfach  als  von  einem  todbrin- 
genden gelesen  zu  haben,  was  heutzutage  kein  Mensch  mehr  glaubt 
Ebenso  haben  sich  die  Verhältnisse  in  Algerien,  wo  früher  zahllose 
Menschen  zu  Grunde  gingen  und  das  jetzt  doch  Niemand  mehr 
fürchtet  das  im  Gegentheil  alljährlich  bereits  Massen  von  Vergnü- 
guogsreisenden  aufsuchen,  dann  die  Verhältnisse  im  Kaukasus  u.  a. 
zum  Besseren  gewandt.  Fast  scheint  es  demnach,  als  ob  irgend- 
welche atmosphärische  Einflüsse,  vielleicht  ein  Anwachsen  der  Luft- 
strömungen, verbunden  mit  einer  Verminderung  kosmischer  Nebel 
usw.,  oder  sonstige  Veränderungen  außerhalb  oder  innerhalb  des 
Krdkörpers  an  einer  klimatischen  Wandlung  arbeiteten. 

Sicher  ist,  daß  mindestens  periodische  Schwankungen  zur 
Geltung  kommen.  So  giebt  es  Jahre  und  selbst  Reihenfolgen  von 
Jahren,  wo  die  Mortalität  an  einem  besonderen  tropischen  Küsten- 
striche ungleich  stärker  ist,  als  zu  anderen  Zeiten.  Beispielsweise 
soll  gerade  West- Afrika  gegenwärtig  in  einem  besonders  üblen 
Stadium  stehen,  das  nach  Ansicht  der  dortigen  Weißen  nach  einigen 
Jahren  wieder  einer  Besserung  Platz  macht 

Blicken  wir  nunmehr  noch  einmal  auf  dieses  ganze  wichtige 
Kapitel  zurück,  so  glaube  ich  doch,  dafs  die  klimatischen  Verhält- 
nisse in  Kamerun  mindestens  nicht  verzweifelt  liegen,  nnd  dafs 
wir  gerade  rücksicbtlich  dieses  relativ  allerdings  fundamentalen 
Punktes  unsere  Frage:  „Hat  die  Kolonie  eine  Zukunft1*  — mit 
einem  entschiedenen  „Ja"  zu  beantworten  berechtigt  sind. 

(Kortorttnat  folgt) 


1R87. 


209 

EXPORT,  Oiyan  de«  Centralverein«  für  Handelageographie  ete. 


Nr.  13. 


Briefkasten. 

Herrn  II—  hier.  Daf*  die  im  „Export“  von  Zeit  tu  Zeit  erachelnen- 
ilen  Artikel  über  unsere  Exportindustrie  d-e  Verwirklichung  einer  prak- 
tischen Idee  dantlellen,  beweist  der  U instand,  liafit  die  praktischen  Engländer 
dieselbe  jetzt  nnebahmen,  u.  a.  «The  british  Mcrcantjle  Gazette“  unter  der 
Rubrik:  „Industries  of  England". 

Herrn  G.  K—  in  Stettin.  Wie  der  ■Rumänische  Lloyd"  mittheilt, 
soll  Nachrichten  aus  O Jossa  zufolge  sich  eine  lebhafte  Bewegung  der  russi- 
schen Truppen  läng*  der  Wcslgrcnxo  an  der  Küste  de*  Schwarten  Meere* 
bemerkbar  machen 

Herren  H.,  R.  <k  Co.  in  Rio  Grande-  Daf*  au«h  in  Argentinien 
jetzt  grofse  Kohlenlager  gefunden  werden,  ist  für  die  Entwickelung  Süd- 
Amerikas  von  besonderer  Wichtigkeit.  Näheres  über  diese  Kohlenlager  finden 
Sie  in  dem  Berichte,  den  Herr  L»r.  Hrarkebiiüch,  Professor  der  Mineralogie 
an  der  L'nivereitit  Cordoba,  kürzlich  über  dieselben  erstattet  hat.  Danach 
finden  sich  ausgezeichnete  Kohlenlager  von  mehr  als  1 m Mächtigkeit  bei 
Paganzo.  30  km  ton  der  projektirten  Eisenbahnlinie  Dean-Funes — Chilecito. 
Wasser  findet  sich  genug  daselbst,  und  der  Boden  ist  fruchtbar.  Der  Be- 
sitzer der  Grundstücke,  Herr  Igarzabal,  beabsichtigt,  eine  Aktiengesell- 
schaft zu  bilden,  um  die  zur  Ausbeutung  der  Kohlenschätxc  erforderlichen 
Kapitalien  oufzu  bringen. 

— „Der  brnsi 'ionische  Kaiser  D.  Pedro  II.  liegt,“  wie  uns  eine  vom 
3.  Märe  d.  J.  datirte  Zuschrift  meldet,  „seit  einigen  Tagen  in  Petropnlis 
fieberkrank  (an  fehris  interaitten*.)  Sein  Zustand  soll  nicht  nnbedenkiirh 
sein.  Die  Thronfolgcrin  Isabella  weilt  zur  Zeit  mit  Gemahl  und  Kindern 
in  Europa.“ 

— Herheiscbaffung  neuer  Textilstoffe  betreffend-  im  Brief- 
kasten der  Nr.  9 batten  «ir  eine  Zuschrift  veröffentlicht,  die  sich  mit  der 
Frage  beschäftigte,  ob  die  Textil-  und  die  Papierindustrie  Versuche  zur  Be- 
schaffung geeigneter  neuer  Faserstoffe  nt  unterstützen  hätten,  und  gleichzeitig 
die  eigenthüm liehe  Stellung,  welche  die  „Fapierzeitung"  dieser  Krag«  gegen- 
über einuimrnr,  ins  rechte  Licht  zu  Hetzen  gesucht.  Wir  freuen  uns,  im 
Nachstehenden  ein  l'rtbcil  zum  Abdruck  bringen  zu  können,  dos  unserer 
in  Nr.  9 ausgesprochenen  Ansicht  vollkommen  beipfliebtet.  und  für  uns  von 
desto  höherem  Wertbe  ist,  als  es  von  einem  Fach  manne  stammt.  Der- 
selbe schreibt: 

„In  Nr.  9 Ihre*»  geschätzten  Blatt«  Seite  150  internssirt«  mich  die  An- 
regung betreffs  der  kaukasischen  Sonnenblume,  um  so  mehr  als  ich  mit  Ihrem 
Urtheil  über  die  schon  vorher  gelesene  Behandlung  in  der  Papier  - Zeitung 
vollständig  übereinstimme  und  das  Gleiche  bei  Rücksprache  mit  Papier- 
Fabrikanten  hör«:  — daf*  die  Gewinnung  eine*  neuen,  recht  guten  — und 
«Joch  billigen  Rohstoffes  hochwillkommen  sei.  leb  habe  ferner  deshalb  auch 
die  Z «.sage  seitens  einer  b<  deutenden  Papier- Fabrik  bekummen.  Versuche 
mit  der  Faser  zu  machen,  wenn  ich  sie  schaffen  könne:  andererseits  hat 
sich  ein  Bruder  von  mir,  der  Gutsbesitzer  Sn  Schlesien  ist,  bereit  erklärt, 
einen  Anbauversuch  damit  m machen.  Es  wird  sich  nun  um  die  Gewinnung 
de«  wichtigen  Samens  und  sonstige  Kult! virang  der  Pflanze  und  Behandlung 
der  Korner  und  Stengel  bandeln,  und  deshalb  wende  ich  mich  an  Sie  mit 
der  ergebenen  Bitte,  mir  weitere  Information  Reitens  Ihres  Herrn  Korrespon- 
denten bewirken  zu  wollen. 

Vorläufig  bandelt  es  sieb  ja  nur  um  einen  kleinen  Versuch,  um  das 
gewonnene  Produkt,  Körner  wie  Faser,  chemisch-technisch  auf  Inhalt  und 
Verwendbarkeit  prüfen  zu  können  und  Anhaltspunkte  für  eine  Berechnung  ; 
sowie  die  Erfordernisse  in  Anbau  und  Ernte  (KcifcsUdium  tisw.)  zu  ge- 
winnen.“ 

— Da»  #p«dnloo«A*u»  *niro«t  BlanMithtl-ilunbarg  barlctatei  an«  feinende  n»mpr«t 
und  Sfgler-AbC&hrUa  tos  Hunhorn  n»rh  earopLrirbeo  und  &t>ereee»«'h»n  >‘>AUea 
»)  Dempfec  feilte. 

Afrika  (*Md»»Mkü*!e)  via  Madeira,  Canarlirbe  l»iela,  Der*«,  Accra.  I^a«  u»v.  bla  Luanda 
lakl-,  Poaedanpfer  „Ella  W«enaasn“,  Kapt.  DltUaer,  deuweb,  31,  Mari. 

Afrika  (We«tkö»le)  »1»  Madeira,  Oorce  ua«.  Pii«td»B|if«r  „Erna  Weeratann“,  Kap», 
Jen.«-n,  deattck,  15.  April. 

Knp«Uili  »iw.  (via  Madeira)  alle  SS  T*«e,  aunärhet  Dmprir  „Sparten“.  enzlUrli,  1 April. 

I>t»nr.  Olnirapere.  lloovkniiK  und  Japan  („Kknaaln Linie*-)  Dampfer  „Iplit» •*.!»“,  daularlr 
.1(1,  Min,  Dawpfer  „Lydia“.  dealerb.  Jtl.  April,  Dampfer  „C»f«»ndr» \ ileuixfe.  IO.  Met, 
Dampfer  „Palyhjrm&ia-  d*vjl»eb,  SO.  Mai,  Dampfer  „Atalanla“,  denueb,  30.  Juni,  Dampfer 
„Ue’ptria",  deuDcfe,  IO.  Juli. 

Sinsapnrv,  llc*«kooit  und  Japan  e««ol.  ela  Aetweipea  und  Leudan  (Sblre-LlnlrJ  Dampfet 
„MermnauliSrn",  KapL  [>utu,e,  enplrech,  i.  April,  Dampfer  „C'erdM*— Ah***.  K«p»  Wiskin», 
enjrllatb,  IV  Mal. 

1‘rnang,  Ainicapore,  HutiKkoag,  Scbanshxl  |vl»  Antwerpen  und  Ixudon)  (Ufen-Mnie)  Dampfer 
„Cilencn»—  Kapt  «make,  etexl.,  Sl.  Min. 

SiBcapute,  H»i«kon|,  &cku(li>l.  Ynliobaai,  USuee  und  Nagasaki  ( »kx  Port-IUM,  Auoa,  Aden 
und  Cnlnaabn)  l'Midampfar  „Salier“,  deutarb.  bl*  1A.  April. 

Atlelalde,  Melbnurue  und  Kjrdaee,  1‘mtdanipSer  „Breuftmi-,  d«nt*rfe,  SO.  Mal. 

W l*dlW6«toft,  event.  »erb  Ni<oiaJ«ff»k  {»i»  HostfkftiR)  Dampfer  „Triumph“,  Kapt.  Urot, 
deuearb,  2.  April,  Dampfer  „Tfc  >»*•*,  Kap«.  Jaf.been,  dculieb.  .Vntaif  Mil. 

WUdiw=at.ik  und  KletilapeWik  (laalkMälkh  via  Odeara)  ein  Dtmpfer  km  MeuM  Mal. 

Vulpa/ariu  und  Aries,  Tun!«  Ar<»aa  (UaR.-Str.).  Curral,  Camnel,  Taieabuano  und  ).|ut<{ue 
•nlaufend  via  Aut«i-rpou  Puatdampfrr  „Uai4a*.  Kapt.  Tue met  atafiii,  deulieb.  11.  April. 

Valparalao,  Ponta  Areuai  ;Ma«.-l*T),  Curral,  l'nUahsauo,  Iqutijue,  Arlra.  tl-sllrudu, 
Cailao,  PavU  und  Guayaquil  (via  Atuwefpeu}  Dampfer  „Titania“,  Kapt.  Weller,  deutle  h 
32.  April. 

Montevkilun.  Rnanu«  Aiwe.  lUearin  und  har.  KifoUe  (vis  Madeira)  PaMdanpfer  ..i'ernem 
bueo*.  Kap».  Scharf»,  deu»»cb.  I.  April.  P-jet-raapfvr  ,,Paraun«ii»“,  Kapt  K-dilfe,  IrnUcb, 
10.  April,  Po*td«nipfer  „Currleoica“,  Kapt.  Iv-cbmauo,  deuutii.  8ü.  April. 

Kahl».  Km  de  Jeuviru  und  Sanu.»  (via  tdaeaboo.l  Povdaiopfar  «Tljac»".  Keq.i  Kie»,  «leuuch, 

4.  April. 

Mabla,  Uto  de  Janeiro,  San  Prenfltco  und  Santoe  (ela  LlieaUm)  Pcetdampfer  .rampinar*. 
Kapt.  tHrrh,  deutech,  IS-  April. 

Pernauihuc. . Mio  da  Janetr«  uud  Santo»  (ela  Llmtabon)  Pnildainpfer  „AfW'irtina**, 
KapL  Metelke,  ile-uUrk,  i' . April. 

Ceara,  MaTanbam  und  Para  (vU  An(«erp«a)  Dampfer  „Par»«i»»ir*,  K*pt  Sl.fe*.  »ham,  au*- 
IDth,  Sil.  Mir*. 

Weit  Indien  via  Havre  (SL  Thnmai.  Veunuela,  Uatif)  am  4.  und  21.  lort  narb  Puerto- 
Plaia,  am  6,,  tl.  end  34.  )edee  M.i.% »i« , tuaJUbal  Pnriilaaapfer  „Kbenanla“,  Kij.l. 
Schal ill,  dantlrh,  6.  April,  Putlilaapfvr  „TburinKla”,  KapL  lUcke.  dentarb,  tl,  April. 
l'utidaapDi  „BdeuiriR*,  Kapt.  Bauer,  deutaeb,  54.  April,  l'i*td.>iupfar  „Aflanaaaum“, 


f Kapl.  ScbnVler,  deu'.t  h.  Mal.  Pcotdampfer  „llaiaila“,  Kapt.  Raenin*.  dauueb,  31.  Mal, 
Poui.tampfer  «BasonU'*,  Kapt.  Mario,  deni«*b,  3C..  Mai- 
( Maalrn  (ela  Havre),  Vtrarns«,  Taaplro  uud  Procrueo  in  2.  «»den  Monata,  annirbad  Poat- 
■leapfer  „Te^touia“.  deularb.  3.  April,  Puutdampfer  „Uulietla“,  deultcb.  3.  Mal. 

Hab-m»  u»d  Malaniae  Dampfer  „Krearnca“,  Kapt  Clrarda,  »panlarb.  31.  Mir*. 

Habana  Dampfer  „Europa“,  Kap»  Sliffe1,  deul.rh,  JA.  April. 

Heu  York  (na  Ham)  Poetilampfer  „Su»vla“,  3.  April,  Pc«tdainpfer  „Uaannonta“,  (direkt) 
deutaeb.  f.  April.  Potidamprer  „Qellerc**,  (,1a  Havre)  deuiacb,  IT.  April,  puitdajupDr 
„Kuifia  ‘,  (dkrakl)  deiltxh,  Sl.  April.  l',.»tda=spfer  (rla  Harr»)  deutarh,  21.  April, 

l'.iaidarapfte  „Wieland“,  («la  fta«re)  dauiavk,  1.  Mai.  üalo«*-Dampf»f  „Poljaeala“,  Kapl. 
Kuhn,  deutach,  M&ri,  Dampfer  „Amalf.“,  Kapt  lUbr,  druterb,  IQ.  April.  Dampfer 
„California“,  Kapt  Winkler,  deateeh,  13.  April , Dampfer  „Taoemlu*“,  Kapt.  Franrk, 
deutarb.  2l>.  April- 

llallfax  un-1  |J,,»t«D  («rla  ABlweip«<i)  Dampfer  „Wandrihm“,  Kapt.  Huadewadt,  dontirh,  30.  Mira, 

Bnetoa  (direkt)  t»aropf*r  „Wa»hlngt»n  CI«y-•,  enpltirii,  bla  Bniie  April. 

«{■ehre  and  M-.ulreal  (via  Aalnerpea)  Daaspftr  „Cr«»««“,  Kapt.  StbnaMr,  deutarb, 

11.  April. 

Moutraal  (dirukt)  Dampfer  „Ralmoral  C»»Me  *,  anpliarb.  15.  bla  SO.  April,  Dampfer  „Duf- 
bani  Cilj“,  en*lltcb.  21-  April. 

Kkhere«  bei  Anpuat  Blnmautbal. 

— Herr  K.O.  Lake  d tut.  Ham  bar*,  meldet : Der  Hambuic-sadniueriauuiMb*  Poe« 

I dampfer  „Prrnembur».  - bat  ru  -kkehread  am  IS.  Min  fi  üfcr  Abende  Dover  p«»»irt  „Bunin“ 
»it  rürkkeArer.d  an»  19.  Min  Mi:l*«»  In  Antwerpen  »uqeAemroen-  .J-iieaV»«**  h»i  rWrkkehrend 
am  19.  Mira  Vmiult««»  Kio  Vleeuie  paiirirt.  „Corrienlea ' bat  rörkkehien-l  *m  21  Mar»  Vor- 
, n.ltt»Ka  TenertSe  pMtlri.  ..Petrefwill»"  Dt  aiu  IS.  ML**  Kar hmlUact  vnn  Memleriduo  nach  tlaau- 
' tiurp  al>tepan(«n.  „Munin« Id »n“  Im  aii»^. beud  »m  'JO.  Mira  Vormittage  kn  Montevideo  ang« 

; iumiB» n.  „Va]paraib»H  lial  auapebeud  in  31.  Mirt  11  L'hr  Abrnda  Dover  pe»»ljt.  „Tljnca“ 
i»t  (Orkkekrud  »m  td.  Man  Vonalit»#»  la  Lleuabon  an*ekom«i(m.  am  Nachmittag  uaeb  Ham- 
, bnrg  weiterRegangeu  und  bat  saa  S4.  Min  T Uhr  Morgen«  Derer  pa»«lri. 


Deutache  Exportbaok. 

Für  Telegramme , Exporthaus,  Barliu- 

Ablhellunfl:  Exporlbgreau. 

Herlin  SW.,  Kochstrafse  27. 

(Brief«.  Purkeie,  n«vr.  n* ».  tlnd  nur  mit  «Dn»er  Adreaae  au  veeueban.) 

AM  Tn« klang  Ar  die  BuOrdfraagikeclM  Jeder  nl  Cklfre  L.  L.  ibgvreleklM  Mrrla  Mt  d*r- 
irikea  «an  tu  In  D«aa»Bletftrlaade  dt«  K.-B.  a Ich k aagehlrlfca  Uran  I luk  (In  tniwkn 
Briefwart »«)  krMiAgra.  Den  iheaaealea  daa  K.-B.  verdia  dl»  mH  der  BeArdervag  geeckin- 
lieber  Oferteu  •erkiadraaa  fakielw  ta  Reckaa««  grjiMlL  - Ma  Adreaaea  »laer  Uflraggeket 
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177.  Nach  Melbourne  aenlen  Garne  verlangt  zur  Fabrikation  von 
Strümpfen,  Socken,  UntOTbcinkWiieni.  E*  ktunmen  haupts&chlkh  wollene 
unii  seidene  Game  in  Betracht,  gewöhnliche  und  feine  Waare,  in  «mmt- 
liehen  Farben  und  SchaUimngwn.  Offerten  erbeten  unter  L.  I».  1G0  an  das 

; K.-B. 

178.  Ein  australisches  Hau«  wünscht  die  Vertretung  einer  leistungs- 
fähigen chemiAehen  Fabrik  von  Nation  bicarbonicum  und  Salizylsäure  zu 
übernebtneft.  Offerten  ertielen  unter  L.  I».  161  an  das  K.-B. 

179.  Wir  haben  aus  Melbourne  Nachfrage  nach  folgenden  Artikeln: 
Schiefspulver,  Patronenhülsen  und  gefüllte  Patronen  ans  Pappe  und  Messing, 
Bandeisen,  Srhmelztiegel  für  Juweliere  und  Messingschmicde.  Offerten  nebst 
Mustern  erbeten  unter  L.  L.  162  an  das  E.-B. 

180.  Ein  respektables  Agentur-  uud  Importgeschäft  in  Konstant! nnpel 
sucht  eins  geeignete  Bezugsquelle  für  geprefste  uud  bedruckte  baumwollene 
Sammle.  Muster  stehen  zur  Verfügung.  Angebote  und  Anfragen  unter 
L.  L.  163  au  das  E.-B. 

181.  Ein  gut  «ingeführtes  Importgeschäft  in  Melbourne  sucht  mit  einer 
I leistungsfähigen  deutschen  Export  - Buchhandlung  tu  Verbindung  in  treten, 

speziell  für  den  Bezug  von  neuesten  Romanen  und  Musikallen.  Kataloge 
erbeten  unter  L.  L.  164  an  da*  K.-B. 

182.  Ein  bestens  empfohlener  Agent  in  Krajova  (Rumänien),  dessen 

Geschäft  bereits  seit  circa  50  Jahren  besteht,  wünscht  die  Vertretung  leistungs- 
fähiger  Häuser  In  folgenden  Artikeln  zu  übernehmen:  Eisen  wahren,  emaü- 

lirte  Eiseatöpfe,  Nägel,  Leder,  besonder*  .Sohlen-  und  Kalbwichsleder, 
Gumtnisüge,  Berliner  Wo II-  und  Wirkwaaren,  Strirkgarne,  Kolonialwaaren, 
Thran  usw.  Offerten  erbeten  unter  L.  L.  165  an  das  R.-B. 

1B3.  Eine  sehr  angesehene  Finna  in  Süd-Italien,  welche  als  Spezia- 
litäten Blumen-,  Gemüse-  und  landwirtschaftliche  Sämereien  führt  und 
I dieselben  selbst  züchtet,  sucht  tüchtige  zuverlässige  Agenten  in  den  Ver- 
einigten Staaten  von  Nord-Amerika  und  an  den  Hauptplktzen  Australiens,  wie 
j Adelaide,  Melbourne,  Sydney,  Brisbane.  Die  betreffenden  Vertreter  müssen 
bei  den  Samen -Grossisten  und  Gärtnern  an  den  betreffenden  Plätzen  gut 
| eingeföhrt  sein  und  dürfen  keine  Konkurrenzfirmen  vertreten-  Offerten  er* 
1 bete»  unter  L L.  16«  an  daa  K.-B. 

| 184.  Ein  grofsercs  Exporthaus  in  Neapel,  welches  sieb  mit  der  Ausfuhr 

! von  Oliveo-Öl  für  Färbereien,  sowie  von  Maschinen-,  Brenn-  und  ordinärem 
Speiseöl  beschäftigt,  sucht  an  allen  £ri>f»eren  Handelsplätzen  Deutschlands, 
in  denen  bedeutende  Depot»  re-«p.  Engros- Händler  von  OHven-ÖI  exJstiren, 
geeignete  Verbindungen  anzuknüpfeo.  Magdeburg  kommt  nicht  in  Betracht, 
da  das  betr.  Haus  daselbst  bereits  vertreten  Ist.  Offerten  erboten  unter 
> L.  L.  167  an  das  P„-B 

185.  Für  Hanf,  Schwefel,  Weinstein,  Lakritzen,  Haselnüsse  und  andere 
italienische  Produkte  werden  Käufer  resp.  tüchtige  Agenten  gesucht.  Offerten 
erbeten  unter  L.  L.  168  au  da»  E.-B. 

186.  Rin  in  der  Nähe  von  Triumphe  (Provinz  Rio  Grande  do  Stil,  Süd- 
Brasilien)  gelegenes  Landgat  (chacara)  ist  zu  verkaufen-  Die  Besitzung, 
welche  am  Flui*  Tatjuary  und  iu  unmittelbarer  Nabe  der  Stadt  Ttiumpho 
liegt,  bat  eine  Gröfso  von  I 690000  qm  und  kostet  inki.  Gebäude  35  Conto» 
de  Reis  (==  ca.  68500  -df).  Die  Gebäude  befinden  sich  in  gutem  Zustand«, 
ebenso  daa  lebende  und  todle  Inventarium,  und  der  Ertrag  des  Gutes  ist  ein 
bedeutender.  Die  näheren  Itetail»,  Situationsplan  usw.  sind  bei  dem  K.-R. 

[ ciuznsebun,  Anfragen  unter  L-  L.  169  an  «las  F..-B. 

187.  Die  bisher  von  Herrn  Fritz  II eck  er t in  Petersdorf  (Schlesien) 
betriebene  Glaawaarenfabrik  ist  in  Folge  Todesfalles  de*  Herrn  Fritz 
Herkert  in  den  Besitz  der  Fra«  Emilie  Meckert  geh.  Weecbe  nher- 
gegangen.  Letztere  führt  das  Geschäft  unter  der  früheren  Firma  unverändert 


Nr.  13. 


310 

EXPORT,  Orgto  Oes  Centnilvereins  für  Handelsgeographie  etc. 


1887. 


fort  und  Lat  ihrem  Scbwiegerfohn  Herrn  Fabrikbesitzer  Hans  Bitte  Prokura 
erthailf,  welcher  fortan  di«  Firma  zeichnen  wird. 

188.  Sach  Spanisch- Honduras  werden  folgende  Artikel  verlangt:  Hosen- 
Stoffe  und  zwar  hauptsächlich  dicke  und  innenseitig  wollige  Stoffe,  Mouaaeline- 
uud  Pikeestoffe,  Scfauhwerk  für  Männer,  Frauen  und  Kinder,  künstliche 
Uly  men,  feine  und  ordinäre  Spitzen.  Preislisten  wir  Weiterbeförderung  er- 
beten unter  I..  L.  170  an  das  K.-B. 


189.  Nach  Antwerpen  werden  für  den  Export  nach  Rumänien  soge- 
nannte .Pointes  de  Prusso*  verlangt.  Offerten  werden  speziell  von  westfäli- 
schen Fabriken  verlangt.  Angebote  und  Anfragen  unter  L L.  171  an  da«  H.-B. 

190.  Bin  renommirtes  Import-  und  Exportgeschäft  in  Antwerpen  wünscht 
für  den  Export  nach  England  mit  leistungsfähigen  Zuckerfabriken  in  Ver- 
bindung zu  treten,  welche  sogenannten  „englischen  Cube-Sugar“  fabrlziren. 
Offerten  erheten  unter  L,  L.  172  an  das  K.-B. 


Export  nach  Amerika. 

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'&*  \\  .-tu**'  lir'  ««  uthtreichen  Abbildungen  und  9 OriginuBtarttn. 

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itnsluten  auf  Verlangen  gratit.  (Mj  Korreapondeni:  Englitds,  FraasOibck,  lUilntKli,  Spanisch,  PortmZesUdL 


Dieser  Nummer  liegt  ein  Prospekt  bei  von  der  Verlagsbuchhandlung  Ferdinand  Hirt  & Sohn  in  Leipzig. 


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1887. 


-211 

EXPORT,  Organ  de*  Ceotralvereins  für  Uanrlelsgengraphie  etc. 


Nr.  13. 


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Mtlikf«  «nd  GcwloSc ; glticbn  KiiniMMI,  «am 
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Verbindung  zu  treten  behufs  Errichtung  einer 
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Nr.  18. 


212 

EXPORT,  Organ  dm  Central  Vereins  für  Umndelegeognphie  etc. 


1887. 


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nnd  Io  Becbbandel 
(W  »ltb  *i  A Areuir, 

Berlin  W., 

Htlf  t>*l  der  Retfaktlna. 


freie  »l«rt»l)Sfcrileh 
lm  deutschen  Po«« eilet  Sv»  4 
la  WeUpwtrereiD  . . . I j»  , 
Freie  (tre  pw  Jibr 
In  donuebea  Pott«ebl«(  IXm  JlT 
Im  W ellpoetr  «reis  . . .15*»  „ 
Ln  VerdoaaasUad  . . 1P«  » 

HhiIm  Staawi  *•  ttg. 


ErtcMit  Jrin  Wiutii. 
lllll|ll, 

<U  FfH'ulla 

oder  deren  Rima 
alt  tO  Pt  berechnet, 

■ erd««  tob  d« 

Expedition  de«  „Experts1 “ 
Berlin  SWn  Koc hstt.  27, 
M((itw(WO  am«. 

nach  TJebereinkunft 

alt  dar  KxpedltioQL 


Centralvereins  für  Handelsgeographie  und  Förderung  deutscher  Interessen  im  Auslande 


Redaktion  nnd  Expedition:  Berlin  S.W.,  Kochstrafee  27. 

(Oeneklf  tasett*  Wockeatac*  9 Mn  4 ülkr.) 

90*  D*r  .EXPORT*  ist  im  deutschen  Poctaaftangskatalof  für  1887  unter  Nr.  187S,  Seite  69  eingetragen. 

LX.  Jahrgang.  SWH™,  (W  s.  €lpa<’  mz.  Nr.  14. 


I>1»m  Wochenschrift  Tirfolft  d*n  Zw*rk,  fortlaufend  B« riebt«  Bier  dl«  La««  nn*«r«r  Land« leat«  la  Auslände  sor  Kaaatnlb  Ihrer  L«e«r  sn  bringen,  dl«  InterMeeo  4«t  d«oU<t«n  Exports 
tbatkrlflJg  i«  Tertr«Urn,  i»w|«  den  deutschen  Handel  and  der  d*atseb«t>  Industrie  wichtige  MltihaUangen  Ibar  dl«  HandelatcrbiltalaM  dM  Ausland««  ia  kftrtaatar  Frist  tu  BbarmlUaln. 

Briet«,  Zeitungen  and  Werthsundnng.n  ftr  d«n  «Xspert**  sind  an  41«  Badaktion.  Berlin  S.W.,  Koebatraf««  37.  tu  rttbt.n. 

Briefe,  Z «uoocen,  Beitrlttaerkllrnnge  n.  Wertsendungen  fit  den  .Caalralvarafe  ftr  Baad«laf*«gTa»Me  ate.M  ala4  nach  Berlin  sw  , Eochstrufe*  T-.  tu  aaadaa. 

Inhalt:  Zur  Lage  der  deutschen  Zucker- Industrie.  — Europa:  VII.  Deutscher  Ueographentag  in  Karlsruhe.  — Französisches  Urtbeii  ober 
die  Erfolge  des  deutschen  Außenhandel*.  — Französische  Handelskammer  in  Lissabon  {Originalbericht  aus  Lissabon).  — Libau’s  Handel  1875  bis  1888.  — 
Neue  Hesse  in  Baku.  — Zur  Fiscbr&ucherei-lnduslric  an  der  Ostseeküste.  — Nord- Amerika:  Eine  Winterreise  durch  den  »ordacnerikanischi-n  Soden.  X. 
Von  Dr.  Kioil  DeckerU  — Süd-Amerika:  Znr  Einwanderung  im  KaiaerTcirh  Brasilien  {Originalbericht  aus  Rio  de  Janeiro).  — Einwirkung  de»  gegen- 
wärtigen hohen  Kursstandes  auf  Produktion  und  Handel  in  Süd-Brasilien;  Oesimdhcitsterhältnisse  in  'Porto  Alrgre;  Anregung  znr  Einrichtung  einer  deutschen 
Dwnpferlinie  Hamburg-  (bezw.  Bremen;-Antwcrpen-Li»ahou*Mogadür*Porto  Alegre  (bezw.  Rio  Orande)  (Originalbericht  aus  Trinmpho).  — Zu  dem  Artikel: 
Folterung  eines  Deutschen  in  Peru. — Australien  und  Südsee:  Adelaide  Jubilee  International  Exhibition:  Betheiligung  des  Auslandes,  speziell  Deutsch- 
lands an  derselben  (Originalhericht  aus  Adelaide).  — Deutsch- Neu-Guinca,  — Vercinsnachrlcbteu:  OeneralTemmmlung  de*  .Allgemeinem  Deutschen  Schul- 
verrina*  in  Wiesbaden.  — 1. literarische  t'mschau.  — Briefkasten.  — Deutsche  Kiportbank  (Abtheilung:  Export-Bureau).  — Anzeigen. 

IN«  Wiedergabe  von  Artikiln  aui  dem  , .Export"  ist  gestattet,  wenn  die  Bemarkong  häittugefligl  wird:  Abdruck  (berw.  Uebersetzung)  aus  dem  „EXPORT". 


Zur  Lage  der  deutschen  Zucker-Industrie. 

Bereite  vor  3 Jahren  (vergl.  „Export“  1884  Nr.  17)  hatten 
wir  auf  Grund  zahlreicher  statistischer  Angaben  den  Nachweis 
geführt,  dafs  die  rapide  Zunahme  der  Zuckerproduktion  noth- 
wendigerwcisc  eine  Krisis  in  der  deutschen  Zucker-Industrie  her- 
vorrufen  müsse,  und  gleichzeitig  hervorgehoben,  dafs  mit  der  Steige-  | 
rung  der  deutschen  Zuckcrausfubr  die  finanziellen  Ertrüge  der  i 
Zuckerrübensteuer  — wegen  der  Exportbonifikationen  — geringer  , 
werden  müfsten.  Letzteres  ist  — wie  wir  im  weiteren  Verlaufe 
dieser  Darlegungen  sehen  werden  — io  einer  geradezu  erstaun-  ; 
liehen  Weise  der  Fall  gewesen,  sodafs  nicht  nur  die  Gegner  der  j 
Exportbonifikationen,  Bondern  auch  die  Zuckerinteressenten  selbst  die  j 
Noth Wendigkeit  einer  Änderung  der  bisherigen  Besteuerung  des 
Zuckers  als  unvermeidbar  anerkennen,  wenn  nicht  ander*  das  ' 
fiskalische  Interesse  völlig  ignorirt  werden  soll.  Letzteres  darf 
gerade  jetzt  nro  so  weniger  geschehen,  als  die  durch  das  gesteigert« 
Militärbudget  vermehrten  Ansgaben  sowie  die  Schwierigkeit,  für 
die  durch  die  Bonifikationen  verursachten  Ausfälle  in  anderen  Ein- 
nahmen einen  Ersatz  zu  finden,  auf  eine  Wahrung  der  fiskalischen 
Interessen  im  vorliegenden  Falle  sehr  energisch  hindrüngen.  Dafs 
der  deutsche  Exporthandel  bei  diesen  Fragen  sehr  wesentlich 
interessirt  ist,  und  dafs  um  deswillen  unsere  Zeitschrift  alle  Ver-  l 
anlassung  hat,  sich  mit  der  obigen  Frage  za  besebfiftigen,  wird 
»ich  aus  dem  Folgenden  ergeben.  Um  die  Bedeutung  der  Frage  | 
für  die  gesaromte  deutsche  Volkswirtschaft  darzulegen,  sind  wir  J 
genöthigt,  die  Entwickelung  der  deutschen  Zucker-Industrie  unter  Zu- 
hilfenahme statistischer  Mittbeilongen  etwas  ausführlicher  darzulegen. 


i'ampaxn*- 

Mnr* 

Zahl  4er 
in  Betrieb 

Men«e  der 
vpratbviutrn 

fi-vc&enen 

Fabriken 

ROben 

Tonnen 

1871/19 

311 

2 250  918 

1876/77 

328 

S 550  037 

1881/82 

343 

6 271  948 

1884/85 

408 

10  402  688 

Zur  Darstellung 
»cn  I kr  Roh 
nstk«r  waren  Rü- 
ben erfordern*!) 


73  GW  904 

98  725  169 

121  258  283 

150  077  329 


Betrieb  und  Produktion  der  deutschen  Rübenzncker- 
fabriken  1871  bis  1885. 

DurchstfcnlU 
Krtateflärhe  liehe  Erat« 

In  B4fim  pro  Hektar 
in  1UU  k« 


12,01 
12, ST 
10,w 
9,w 


Ans  diesen  Ziffern  geht  nicht  nur  hervor,  dafs  der  Umfang 
der  Produktion  wie  der  Produktionsmittel  konstant  rugenommen 
hat,  sondern  dafs  auch  der  Ertrag  pro  Hektar  sowie  die  Ausbeute 
de«  Rohmaterials  aofserordentlich  gesteigert  worden  ist. 


Cher  die  Bedeutung  der  Zucker  - Industrie  in  den 
einzelnen  Ländern  und  Provinzen  Deutschlands  im  Campagnejahre 

1884/85  giebt  die  folgende  Tabelle  Anfschlufs.  _ „ 

° ci...r.rfn.  ijt  entfalle«  »er* 

/.hl  ,1er  *""«•  **'-  i7.i  »rbritrt«  KAben 

Fabriken  ai*Mjl«9Jh«u  blWP  daitluchnUtllch 


Schlesien  . . , 
Sachsen  .... 
Hannover  . . . 
Rheinland  . . . 

Sonstige»  Preufsen 
Preußen  . . . 
Rraunscfaireig  . , 
Anhalt  ... 
Sonst.  Deutschland 
Deutschland  . . 


5« 

130 

42 

12 

76 

81* 

31 

31 

28 

408 


1 855  176 
3 t'-3G  84 8 
1 078  758 
411  919 
1 718815 
8 201  516 
828  874 
656  651 
715  647 
10  402  688 


21  683 
59  190 
17  990 
6 590 
97  501 
131  224 
13  262 

10  506 

11  450 
166  448 


Ti>bq«b 

23  365 
27  976 

25  685 
34  327 
22  616 
25000 

26  738 
21  182 
25  559 
25  497 


Es  brachten  also  im  Campagnejahr  1884  85  die  preußischen 
Zuckerfabriken  79  ®/o  der  gosammten  Rübenzuckersteucr  auf. 
Hinsichtlich  der  Größe  und  Leistungsfähigkeit  der  einzelnen 
Fabriken  läßt  die  letzte  Reihe  der  vorstehenden  Tabelle  erkennen, 
daß  Rheinland  die  größten  Fabriken  aufweist. 


Der  Konsum  von  inländischem  wie  auslündischem  Zucker  ge- 
staltete sich  im  Laufe  der  beobachteten  14  Betriebajuhrc  folgender- 


maßen: 


lUihanckor- 

Froihiktlon 

Einruhr, 

auf 

Rohzucker 

Zuiamiaru 

Ausfuhr, 

auf 

Kuhturker 

redmlrt 

Toait  ■ 

radazlrt 

1871/7» 

186  442 

49  633 

236  075 

14  276 

1872. 73 

262  551 

27  085 

289  636 

17  938 

1873/74 

291  041 

28  953 

319  994 

21  655 

1874/75 

256  412 

27  691 

284  103 

10813 

1875/76 

358  048 

21  253 

379  301 

56  121 

1876/77 

289  423 

12  506 

301  929 

60  354 

1877  78 

378  009 

8883 

386  892 

96  778 

1878/79 

426  155 

7 971 

434  126 

138  077 

1879/80 

409  415 

6 584 

415  999 

134  485 

1880/81 

555  915 

5 607 

561  522 

283  904 

1881,82 

599  722 

5 733 

605  455 

314410 

1882  83 

821  995 

6 G01 

838  596 

472  551 

1883/84 

940  109 

5 376 

945  485 

595  814 

1884/85 

1 123  030 

5909 

1 128  333 

673  727 

493447 

15  656 

509103 

206493 

•rb.ltt  f 

«Df  Itob 
StKkrr 
rwloxiit 


I Verbrauch 
pro  Kopf 


221  799 
271  693 
298  339  ] 
273  290 
323  IW 
241  575  | 

290  114  ! 
296  049 
281514  I 
277  618  1 

291  045  I 
366  045 
349  671 
454  606 

302610 


5^1 

M 
7,»|  6,i 
6* 

7*» 

6,7 
6s»  I 
6 s 

o,.J 

6*4» 

9,  »I 


814 


Nr.  14. 


EXPORT,  Orgu  4m  CenWrcteuN  für  H.iudelsgco^raphi.'  etc 


1887. 


Di«  Zock  «rein  fuhr  ist  bis  auf  ein  Minimum  g s*  falle  c.  während  die 
Zuckeraue  fuhr  den  Verbrauch  des  lolauden  beträchtlich  fiberaitogeB  '. 
hat.  Hieraus  ergiebt  «ich,  daß  der  Sch  «Taupunkt  der  Entwickelung 
der  deutschen  Zocker -Industrie  bereit*  jetzt  von  der  grS&ereu  oder 

geringeren  Aufnahmefähigkeit  des  deutschen  Zucke»  durch  den  Weil» 
markt  abh&ngig  ist  Es  leuchtet  somit  ein,  dafs  dieser  GeetehU- 
ponkt  für  die  Gesetzgebung  von  herfOrrägeudfr  Wichtigkeit  sein  und 
bleiben  mufs,  selbst  wenn  bei  der  zunehmenden  Konsumplionsfühig- 
keit  des  Inlandes  — wie  solche  nach  den  pro  Kopf  mitgetheilten 
Konaumziffcrn  außer  Zweifel  steht  — der  inländische  Konsum  su- 
nimmt.  Der  Konsum  des  deutschen  Zuckers  im  Auslande  ist  von 
1870/71  bis  1884/86  um  4 612°/0,  der  im  Inlande  dagegen  nur  um 
106°/q  gestiegen.  Selbst  eine  ganz  außerordentliche  Zunahme  des 
inländischen  Zuckerkonsums  vorausgesetzt,  würde  — nach  wie  vor 
— die  zukünftige  Entwickelung  der  deutschen  Zucker-Industrie  von 
der  Nachfrage  des  Auslandes  abhängig  sein. 

Über  dio  Brutto-  und  Netto-Ertrftge  der  Steuer  sowie 
über  die  Grüße  der  gewahrten  Rück Vergütungen  geben  die  fol- 
genden Zahlen  Aufschluß. 


Bretto-Ertrac 
dtr  Rftbenctetiar 
in  LÜM  M. 

Eiocsnss 

afllU 

La  10ÜÖ  Ul. 

OeMminlertrac 
der  f>t«u«r»  u. 
Zolle.  Ln  1099.«. 

Buck- 

verfätaaiett  für 
JkUä?e  ftuirtcn 
Zecker  IntttOOul. 

Ketto-Kitrajr 
der  Suuem 
u.  dm  Z«Uu 
hi  1000  JC. 

1876/76 

66  580 

6 672 

72  262 

9 003 

68  249 

1880/81 

10)  164 

1481 

102  645 

56  496 

46  148 

1881/82 

100  351 

1 518 

101  869 

44  992 

56  877 

1882/83 

1883/84 

139  954 

1730 

141  664 

74  397 

67  286 

142  690 

1400 

144  090 

96  802 

47  788 

1884/85 

166  443 

1 378 

167  821 

128  452 

39  369 

en  geben  die  folgenden  Ziffern  genaue  Auskunft 

Zar  ilwttnflBng 
ton  lOOksZacker 
waren  Rftbcn  er- 
fortUrlkh 

k* 

2uek«raa*fnJir 

Cbertchui»  der 
K*fwrtvtirgBts&ff 
fia-cr  di«  geübt!« 
it&hensioatr 
(Prlmt?) 

Totu>«n 

jfi 

1871/72  . . 

1207 

14  276 

- 7 280 

1872/73  . . 

1211 

17  938 

- 10  224 

1873/74  . . 

1212 

21  655 

— 12  782 

1874/75  . . 

1075 

10813 

17  300 

1876/76  . . 

1 162 

56  121 

11  785 

1876/77  . . 

1227 

60  364 

— 50  094 

1877/78  . . 

1082 

9«  778 

144  199 

1878/79  . . 

1 086 

138077 

59  373 

1879/80  . . 

1 174 

134  486 

2 689 

1880/81  . . 

1 137 

283  904 

173  181 

1881/82  . . 

1046 

314410 

650  828 

1882/88  . . 

1051 

472  561 

935  651 

1883  84  . . 

949 

695  814 

1680  196 

1884/86  . . 

926 

673  727 

2142  452 

Summa  2 890  908 

+ 5 817  664 

Man  ersieht  hieraus,  dafs  seit  dem  Betriebsjabre  1882/83  die 
Netto-Ertrige  der  Steuer  ganz  erheblich  zurückgegaogen  sind,  was 
für  die  Fiuanzwirtbscbaft  des  Reiches  um  so  gefährlicher  und  von 
um  so  gröfserer  Bedeutung  ist,  als  — wie  wir  bereits  sahen  — die 
sich  rapide  steigernde  Ausfuhr  und  die  in  Folge  dessen  gezahlten 
Rückvergütungen  binnen  wenigen  Jahren  den  ganzen  Netto-Ertrag 
der  8 teuer  sehr  erheblich  verringern  müssen.  Dies  zu  verhindern, 
gleichzeitig  aber  der  deutschen  Zucker- Industrie  eine  weitere  ge- 
deihliche Entwickelung  zu  sichern,  ist  die  schwierige  Aufgabe  der 
volkswirtschaftlichen  Gesetzgebung. 

Die  Ursachen  der  Zunahme  der  Zuckerausfubr.  Die 
gesteigerten  Bedürfnisse  des  Weltmarktes  sowie  die  technischen 
Fortschritte  der  deutschen  Zuckeriodustrie  erklären  die  starke  Zu- 
nahme der  deutschen  Znckerausfuhr  nicht  allein. 

Da  die  Zuckerrübensteuer  eine  Kousumstcucr  sein  soll,  so  ist 
es  durchaus  gerechtfertigt,  dafs  für  den  ausgefnhrten  Zucker  die 
gezahlte  Steuer  zurückgezahlt  wird;  denn  es  ist  klar,  daß  der 
Konsument  auf  dem  Weltmärkte,  wo  ihm  das  Zuckerangebot  von 
allen  Seiten  zuströmt,  eine  deutsche  Steuer  zu  zahlen  nicht  ge- 
willt sein  wird.  Nun  wird  thats&chlich  für  den  ausgeführteo  Zucker 
nicht  nur  die  gezahlte  Steuer,  sondern  noch  ein  Plus  zurückge- 
währt, welches  daher  den  Charakter  einer  Ausfuhrprämie  er- 
hält, und  diese  Ist  eine  weitere  Veranlassung  zu  der  enormen  Zu- 
nahme der  Zuckerproduktion  und  der  rapide  gesteigerten  Zucker- 
exportation  gewesen. 


— 80380 

Von  1871/72  bis  1884/85  gezahlte  Prämie  5737  274 

*)  I»  Ergänzung  der  obigen  Tabelle  sei  bemerkt,  dafs  die  Zucker- 
riibenstener  ton  1871/72  bis  1884,85  1,*»  M pro  100  kg  Roben  betrug. 
Die  Export  Vergütung  für  den  nitsgeführten  Zucker  betrug  von  1871/72 


Gründe  gegen  die  Reduktion  der  Kxportvcrg fltungeo. 

Diese  Grande  sind  «c&werwiegend,  aa  die  ganze  neuere 
deutsche  Zuckartlduetrie  jetzt  auf  einen  starken  Export  eingerichtet 
ist  Ohne  jene  Prämie  würde  sie  — nach  Ansicht  der  Zucker- 
mUsreaMSien  — den  ausländischen  Markt  verlieren,  well  das  Aus- 
land, namentlich  Frankreich,  sieht  nur  die  gleichen,  sondern  sogar 
noch  höhere  Exportprämien  zahlt.  Daß  dieselben  nicht  schon  bisher 
dem  sich  auf  eine  geringere  Prämie  stützenden  deutschen  Zucker 
eine  erfolgreichere  Konkurrenz  bereitet  haben,  ist  durch  die  größeren 
technischen  Fortschritte  verhindert  worden,  welche  den  deutschen 
Zuckerfabrikanten  eine  intensivere  Ausnutzung  der  Rüben  ermög- 
licht haben.  Nach  der  Ansicht  der  Zuckerfabrikanten  ist  diese 
Ausbeutung  zur  Zeit  auf  ihrem  Höhepunkte  angelangt,  sodaß  gerade 
jetzt  für  den  Wegfall  der  Ausfuhrprämie  kein  Ersatzmittel  gefunden 
werden  kann. 

Dies  ist  nicht  allein  im  Interesse  der  Zuckeriodustrie  zu 
berücksichtigen,  sondern  auch  im  Interesse  der  Landwirtschaft, 
der  Maschineninduatrte  und  des  Exporthandels  zu  erwägen. 

Die  Röbenkultur  hat  io  höherem  Grade  als  der  Anbau  irgend 
einer  anderen  Pflanze  die  Intensität  des  landwirtschaftlichen  Be- 
triebes gefördert  und  dadurch  dem  Laudbau  eine  große  und  dauernd« 
Anregung  gegeben,  sowie  hohe  Löhne  und  reichen  Kapiialgcwion 
gesichert.  Ebenso  hat  die  Zuckerindustrie  die  Entwickelung  des 
Maschinenbaues  io  hohem  Grade  tum  Wohte  der  gesamtsten  Volks- 
wirtschaft gefördert. 

Entsprechend  den  Aufgaben  dieses  Blatte»  haben  wir  aber 
vor  allen  Dingen  auf  die  Bedeutung  der  deutschen  Zuckerindustrie 
für  den  Außenhandel  aufmerksam  zu  machen.  Nicht  nur  machen 
deren  Produkte  einen  sehr  bedeutenden  Tbeil  des  deutschen  Export- 
handels aus,  sondern  sie  ermöglichen  als  hervorragende  Stapel- 
artikel de»  ganzen  Weltmarktes  vielen  anderen  deutschen  Export- 
artikeln den  Zugang  zu  dem  letzteren.  Die  grofsen  Stapel- 
artikel sind  es  vor  allen  anderen,  welche  nicht  nur  die  Regel- 
mfifsigkeit  des  Verkehrs  befördern,  sondern  auch  durch  den 
ihrerseits  gesicherten  Massenverkehr  denjenigen  Waareo  günstigere 
Frachtbedingungen  gewährleisten,  welche  ohne  das  Vorhandensein 
sonstiger  großer  und  gesicherter  werthvoller  Waarenseudungen  wegen 
zu  hoher  Frachten  überhaupt  nicht  verschifft  werden  könnten. 
Neben  England,  welches  durch  die  Export ffihlgk eit  seiner  Eiseu- 
und  Baumwollwaaren  sieb  hervorragend  wichtige  8tapelartikcl  ge- 
sichert hat,  besitzt  Deutschland  nur  wenige  solche,  und  um  deswillen 
haben  wir  alle  Veranlassung,  uns  den  wichtigsten  derselben  zu  er- 
halten. 

Gründe  für  die  Reduktion  der  Exportvcrgütungen. 

Die  Gegner  der  Ausfuhrprämie,  welche  dieselbe  beseitigt  und 
soweit  reduzirt  wissen  wollen,  daß  sie  den  Charakter  der  Steuer- 
Rückvergütung  erhält,  machen  geltend,  daß  kein  Grund  vorliege, 
aaf  Kosten  des  Landes,  d.  h-  der  Steuerzahler,  die  Exporlfiibigkeit 
einer  Industrie  zu  stärken.  Ohne  die  Berechtigung  dieser  Äuße- 
rung an  sich  bestreiten  zu  wollen,  wenden  aie  Anhänger  der 
Prämie  ein,  daß  das  Ausland,  u.  a.  Frankreich,  sehr  hohe  Export- 
prämien zahlt  und  unser  Zucker  unmöglich  mit  dem  französischen 
Zucker  auf  dem  Weltmärkte,  also  zunächst  in  England,  dauernd  zn 
konkurriren  vermag,  wenn  die  Prämie  wegfällt  Im  letzteren 
Falle  wäre  der  Rückschlag  unausbleiblich  und  würde  in  einem 
Kampf  auf  Leben  und  Tod  auf  dem  inländischen  Markte  gipfeln,  in 
welchem  die  größten  und  kapitalkräftigsten  Zuckerfabriken  Sieger 
bleiben,  die  kleinen  Fabriken,  welche  sieb  im  BesiU  des  mitt- 
leren und  bäuerlichen  Grundbesitzes  befinden,  aber  zu  Grunde 
gehen  müßten. 

Mit  Nichten!  versichern  die  Gegner  der  Prämie!  Die  Existenz 
der  deutschen  Zucker-Industrie  ist  nicht  von  der  Gewähr  einer 
Prämie  abhängig,  welche  pro  Tonne  thateäcblich  nur  l,<m  <M, 
also  iu  dem  produktioosreichen  Betriebsjahre  1884/25:  1 340  717 
* Al  betrag.  Viele,  ja  die  meisten  Fabriken  sind  amortisirt,  so  daß 
sie  auch  ohne  jene  Prämie  nach  wie  vor  erfolgreich  auf  dem  Markte 
des  Auslandes  werden  konkorriren  können.  Ferner:  fällt  die 


bis  1882/83  18,»  .//,  von  1883/84  bis  1884/85  18*o  M.  Di«  Herab- 
setzung der  Expertvergütung  ist  durch  di«  fortgesetzt  verbesserten  Extrak- 
tion» verfahren  veranlaßt  worden,  deren  günstige  Ergebnisse  dem  ausgeführteo 
Zucker  bei  den  früheren  Ausfuhrvergü  langen  eine  sehr  hohe  Prämie  gesichert 
haben  würden,  welche  drn  fiskalischen  Nutzen  der  Rühensteuer  völlig  absor- 
biit  hätte.  In  welchem  Grade  die  Extraktion  der  R üb«  vorgeschritten  ist,  läßt 
Spalte  1 der  obigen  Tabelle  erkennen.  Während  1871/72  aus  1207  kg  Rüben 
100  kg  Zucker  uergeateUt  wurden,  wurden  1884/85  bereits  aus  926  kg  Rühen 
100  kg  Zucker  fabruirt.  Um  die  Krtragsfibigkeit  der  K ebenst  euer  auf  der 
gleichen  Höh«  wie  früher  zu  erhalten , hätte  die  Kxport Vergütung  in  an- 
nähernd der  gleichen  Webe  vermindert  werden  niüareu,  wie  die  Zuckerau&beute 
der  Rübe  gestiegen  ist. 


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1887. 


Nr.  14. 


215 

EXPORT,  Organ  des  CentralvereinB  für  Handelsgeogniphie  etc. 


Prämie  weg,  so  werden  die  größten  uod  kapital  reicbstcu  Zucker* 
Fabriken  ihren  Betrieb  noch  mehr  aasdehnen,  am  die  Betriebskosten 
auf  eine  noch  gröbere  Produktionsmenge  tu  vertheilen  und  so  pro 
Tonne  verringern  za  können.*)  Die  kleineren  Fabriken  werden 
durch  Vereinigung  ihrer  Betriebe  zu  ähnlichen  Ergebnissen  zu  gelan- 
gen suchen.  Sinkt  der  Verkaufspreis  des  Zuckers  um  den  Betrag  der 
Prämie,  so  mufs  der  Einkaufspreis  für  die  RQbe,  mnfs  die  Pacht 
pro  Morgen  Land,  müssen  die  Arbeitslöhne,  die  Gebliter  reduzirt, 
müssen  sonstige  Ersparnisse  im  Betriebe  gemacht  werden,  welcher 
vielfach  zu  umständlich  und  luxuriös  eingerichtet  and  gehandbabt 
wird.  Behalten  wir  dagegen  die  Prämie  bei,  so  werden  immer 
noch  mehr  neue  Fabriken  entstehen,  wetebe  für  den  Export 
eingerichtet  werden.  Wo  soll  das  hinaus?  Weshalb  soll  dieses  un- 
gesunde System  immer  noch  mehr  auf  Kosten  de«  Inlandes  und 
seiner  Steuerzahler  ansgebant  und  grofsgezogen  werden?  Und  — 
so  fahren  die  Gegner  fort  — sind  wir  denn,  wenn  wir  bei  dem 
Präraien-System  verharren,  sicher,  dafs  wir  die  Prämie  nicht  eines 
Tages  werden  erhöhen  müssen!  Frankreich  zahlt  bereits  höhere 
Exportprämien  als  Deutschland.  Wörde  eines  Tages  jenes  oder 
ein  anderes  Land  seine  Exportprämien  erhöhen,  so  sind  wir, 
wenn  wir  bei  unserem  System  verbleiben,  gezwungen,  den  weiteren 
Schritt  zu  thun  nnd  auch  unsere  Prämien  zu  steigern.  Wo  ist 
dann  das  Ende  dieses  gegenseitigen  Welt  • Konkurrenzkampfes, 
dessen  bnndels-  und  zoll  politischer  Charakter  sich  zu  einem  rein 
politischen  zuspitzen  wird?  Und  alle  diese  Konsequenzen,  um  den 
Interessenten  einer  Industrie  die  Einnahme  einiger  Millionen  Mark 
zu  gmrantirenj  Weg  daher  mit  der  Prämie!  Man  besteuere  die 
Fabrikate  und  gewähre  för  diejenigen  derselben,  welche  ausgefflhrt 
werden,  die  gezahlte  Steuer  zuröck,  nicht  mehr  und  nicht  weniger! 

Versuche  zur  Lösung  der  Frage.  In  der  vorstehend  dar- 
gelegten Argumentation  der  Gegner  sind  zweifellos  sehr  viele 
richtige  Gesichtspunkte  enthalten.  Gleichviel,  wie  man  über  die- 
selben auch  denken  möge,  so  mufs  doch  darauf  hiugewiescn  werden, 
dafs  die  Beseitigung  der  bisherigen  Besteuerung  der  rohen  Rübe 
und  ihr  Ersatz  durch  eine  Fabrikatateuer  so  außerordentlich  tief 
zugleich  in  das  technische  Getriebe  der  Zucker-Industrie  binein- 
greifen  würde,  dafs  ein  solcher  Versuch  zur  Zeit  um  so  weniger  als 
förderlich  erachtet  werden  kann,  als  es  vermittels  durchgreifender 
ateuerteebniseber  Mafsregelo  auch  bei  der  heutigen  Beateuerungsart 
sehr  wohl  möglich  ist,  die  auf  die  Fabrikat«  entfallenden  Beträge  fest- 
zustellen,  zu  kootrolliren  und  somit  genau  zu  flxireu,  welche  Beträge 
für  die  zur  Ausfuhr  gelangenden  Fabrikate  zurückzugewfihren  sind. 
Indessen  konzentrirt  sieb  der  Schwerpunkt  der  Angriffe  der  Gegner 
auch  nicht  auf  diese  Frage,  sondern  auf  die  Prämie  als  solche.  > 

Wegen  des  Rückganges  der  Steuern  ist  das  fiskalische  Interesse  ! 
des  Staates  auf  das  Empfindlichste  berührt  worden,  und  die  Anhänger 
und  Interessenten  des  seitherigen  Steuersystems  befürchten  mit  j 
Recht,  dafs  die  Reicbsregierung,  unter  Berücksichtigung  der  an 
sie  herantretenden  finanziellen  Verpflichtungen,  der  Beweisführung 
und  den  Ansichten  der  Gegner  ein  willigeres  Ohr  als  seither 
leiben  werde. 

Um  deswillen  sind  denn  neuerdings  gerade  aus  den  Reihen  der 
Interessenten **)  Vorschläge  gemacht  worden,  welche  die  Beibehaltung 

*)  Einige  große  rheinische  Fabriken  haben  aus  diesem  Grunde  ihren 
Betrieb  bereits  erweitert. 

"*)  Auf  Antrag  den  Herrn  Ingenieurs  Gfirz  nahmen  die  am  20.  März 
d.  J.  zu  Magdeburg  versammelten  Vertreter  der  deutschen  Zuckerindustrie 
felgende  Resolutionen  an: 

1.  Der  heutige  Überschuß  der  Ausfuhrvergütung  über  di«  Steuer  bildet 
den  wesentlichsten  Theil  jener  Brutto- Gewinnsumme  der  deutschen  Zucker- 
induntrie,  welche  deren  Existenz  ermöglicht. 

2.  Das  Aufliöreu  dieses  Überschusses  würde  unfehlbar  mehr  als  die 
Hälft  •*  der  Fabriken  zwingen,  den  Betrieb  einztistellen. 

8.  Eine  Reduktion  des  übertwhniaes  in  solchen  Grenzen,  welche  die 
Existenxfähigkeit  der  Industrie  nicht  berühren,  würde  die  Reichseinnahnten 
nur  sehr  wenig  erhöhen. 

4.  lat  es  unabweisbar  m'thig,  dafs  die  Reichieinnahmen  aus  dem  Zucker 
wesentlich  erhöht  werden,  so  knnn  dies  nur  geschehen,  einmal  wenn  die 
Steuerquotc  entsprechend  erhöht  wird,  andererseits  aber  die  entsprechend  zu 
erhöhende  Ausfuhrvergütung  so  geregelt  wird,  dafs  der  Industrie  ein  höherer 
Überschuß,  als  sie  denselben  heute  erhält,  daraus  nicht  erwächst,  derselbe 
aber  auch  nicht  kleiner  wird. 

6.  Soll  eine  solche  Erhöhung  nicht  eintreten,  so  erübrigt  nur,  das 
heutige  ticsetz  in  seiner  ganten  Ausdehnung  weiter  bestehen  zu  lawon  und 
die  Vermehrung  der  Kelchselnnahmen  dnreh  eia«  neben  demselben 
bestehende  besondere  Koniurasteuer  aiunwtreben. 

6.  Alles  dieses  ist  nur  giltig,  so  lange  die  exportirende  deutsche  Indu- 
strie am  Weltmarkt  die  Konkurrenz  mit  weit  höher  prnmiirten  Zuckern 
andern  Lander  bestehen  mufs. 

?.  Fallen  diese  Prämien  im  Auslande  weg,  so  kann  auch  die  deutsche 
Industrie  den  bisherigen  f bertebufs  aus  der  Ausfuhrvergütung  entbehren, 


des  seitherigen  Steuersystems  hei  gleichzeitiger  Währung  der  fis- 
kalischen Interessen  ermöglichen  sollen.  Mit  Rücksicht  darauf, 
dafs  die  Zuckersteuer  eine  Konsumsteuer  ist,  welche  der  inlän- 
dische Konsument  allein  zu  zahlen  hat,  wird  vorgeachlageu,  daß 
neben  der  bisherigen  Zuckerrübensteuer  eioe  inländische  Zucker- 
Kon  sumsteuer  erhoben  werde.  Der  Durchführung  des  Vor- 
schlages würden  steuertecbnische  Gründe  nicht  entgegenstehen. 
Der  gesamtste  produzirte  Zucker  wird  in  den  bereits  vorhandenen 
Magazinen  unter  steueranttliche  Kontrolle  gestellt  und  auf  die  für 
das  Inland  aus  diesen  Magazinen  entnommenen  (Quantitäten  eioe 
Konaumateuer  aufgeschlagen , deren  Höhe  mit  Rücksicht  auf  die 
FinanzbedÜrfuisse  des  Reiches  für  eioe  mehrjährige  Dauer  festge- 
stellt  werden  müßte.  Hierbei  würde  darauf  Rücksicht  zu  nehmen 
sein,  daß  durch  eine  zu  hohe  Steuer  der  Zuckerkonsum  nicht  ein- 
geschränkt werde.  Der  Gesammtertrag  dieser  Koosumsteuer  plus 
der  Zuckerröheusteuer  müßte,  um  den  fiskalischen  Ansprüchen  zu 
genügen,  ca.  50  bis  60  Millionen  alljährlich  betragen.  Für 
den  zur  Ausfuhr  gelangenden  Zocker  würde  nach  wie  vor  die 
bisherige  Ausfuhrprämie  zu  gewähren  sein. 

Ob  diese  Vorschläge  den  Gegnern  genügen,  muß  bezweifelt 
werden.  Dem  fiskalischen  Interesse  ist  allerdings  Rechnung  getragen, 
aber  die  Ausfuhrprämie  wird  nach  Ausführung  jener  Vorschläge, 
statt  wie  früher  vom  Steuerzahler,  von  inländischen  Konsumenten 
entrichtet,  was  schließlich  dasselbe  sagen  will.  Gegenüber  diesem 
Ansinnen  bleiben  aber  offenbar  die  Ausführungen  der  Gegner  in 
vollem  Umfange  bestehen. 

Die  Anhänger  jener  Vorschläge  heben  hervor,  daß  der  Zocker- 
konsumeut  durch  seine  Mehrbelastung  nicht  erheblich  geschädigt 
werde,  da  er  eine  Entschädigung  für  die  Mehrbelastung  durch  die 
größeren  und  besseren  Leistungen  der  Zuckerindustrie  erhalte, 
welche  nur  durch  die  Exportprämie  gewährleistet  werde.  Durch 
dieselbe,  welche  eine  sehr  erfolgreiche  Konkurrenz  auf  dem  Welt- 
märkte ermöglicht,  wird  die  Quantität  der  Zuckerproduktion  enorm 
gesteigert,  mithin  die  .Summe  der  Generalunkosten  auf  eine  größere 
Produktionsmenge  vertheilt,  der  Preis  also  pro  Tonne  bezw.  pro 
Hut  Zncker  geringer.  Hierin  scheint  etwas  Wahres  zu  liegen;  denn 
in  der  Thnt  ist  die  starke  Zunahme  der  deutschen  Zuckerproduktion 
durch  die  starke  gesteigerte  Ausfuhr  hervorgerufen  worden.  Diese 
hat  Veranlassung  zu  einer  beträchtlichen  Preisreduktion  und 
in  Folge  dessen  za  einer  Zunahme  des  Konsums  gegeben, 
wenn  auch  — wie  die  Gegner  bervorheben  — keineswegs  in  dem 
Umfange,  wie  von  den  Zuckerfabrikanten  behauptet  wird. 

Ueber  die  Abnahme  der  Zuckerpreise  giebt  die  folgende  Ta- 
belle Aufschluß.  Mit  diesen  Ziffern  ist  die  oben  raitgetheilte  (dritte) 
Tabelle  zu  vergleichen,  aus  welcher  die  Zunahme  des  Zuckerkousums 
pro  Kopf  der  Bevölkerung  zu  ersehen  ist. 

Mittlerer  Preis  für  Rohzucker. 

netri«ti«jftlirr  .tt  I HeUfetotjshr»  .H 

1869  70  bis  1872,78  . . . 2«,**  I 1881/82  Ms  1885/86  . . . 26,t* 

1873.74  p 1876/77  . . . 34,,»  i 1885,116  * 1886/87  ...  19.« 

1877/78  * 1880/81  . . . 31  | 

Ob  nun  die  durch  die  gedachten  Ursachen  veranlaßt«  Preis- 
reduktion und  Zunahme  des  Zuckerkonsums  nicht  durch  die  ge- 
plante Zuckerkonsumstener  völlig  aufgehoben  wird , wird  von  der 
Höbe  der  letzteren  abbangeo.  Hervorgehoben  sei  noch,  daß  die 
Gegner  der  Exportprämie  gerade  aus  dem  enormen  Preisrückgänge 
des  Zuckers  die  Behauptung  herleiten,  daß  gegenüber  deren  Wicb- 

und  ent  für  diesen  Fall,  und  nur  für  diesen  allein,  könnte  an  einen  Über- 
gang des  bisherigen  Systems  in  (Im  der  Fabrikat-  oder  Konsumsteuer  ge- 
\ dacht  werden.  — Bis  dabin  sind  alle  Anstrengungen  auf  eine  frühere  Ände- 
i rung  des  Systems  verwerflich,  da  sie  die  Existenz  der  deutschen  Industrie 
in  Frage  «teilen  und  allein  dem  Emporblüben  der  ausländischen  Rüben- 
; zuckerinduBtrieen  Vorschub  leisten  würdpn. 

8.  Die  durch  eine  Steuerliühung  oder  eine  besondere  Konsumsteuer, 
mit  welcher  das  heutige  Defizit  der  Rrich*einnnhmen  zu  decken  wäre,  ent- 
stehende Preissteigerung  der  Waare  im  Inlande  wird  dem  deutschen  Kon- 

1 sumeuten  es  noch  immer  ermöglichen,  den  Zucker  bei  weitem  billiger  ein- 
. xu  kaufen,  als  letzterer  bi*  vor  drei  -Uhren  von  ihm  bezahlt  wurde.  Die 
. Differenz  des  heutigen  Znckerpreisos,  in  Folge  der  großen  Produktion,  gegen 
1 jenen  vor  b bis  6 Jahren,  betrügt  jetzt  zu  Gunsten  der  deutschen  Konsu- 
i menten  100  Millionen  M per  Jahr. 

9.  Es  ist  selbstverständlich,  daß  bei  Einführung  einer  besonderen 
K onnun Steuer  eine  entsprechende  Erhöhung  de*  bisherigen  Zolles  auf  Zocker 
eintreten  muß. 

10.  Angesicht*  der  auf  Grund  des  bestehenden  Gesetze«  seitens  der 
1 Industrie  für  die  nächste  Campagne  getroffenen  Vorbereitungen  und  der 
1 kritischen  Verhältnisse  de«  Zuckermarktes  erscheint  es  dringend  geboten, 

, Abänderungen  des  heutigen  Gesetzes  nicht  vor  dem  1.  August  188g  in  Kraft 
I treten  zu  lassen. 


Nr.  14. 


216 

EXPORT,  Organ  des  Central  Vereins  für  ü&ndclsgeographie  etc. 


1887. 


tigkeit  die  Primie  verschwinde,  üodafs  ihr  unmöglich  die  Bedeutung 
für  die  Zuckerindustrie  beigemeasen  werden  könne,  welche  ihre  Ver- 
theidiger  ihr  vindiziren. 

Zieht  man  da»  Fazit  aus  den  vorstehenden  Darlegungen,  so 
mul»  tugegeben  werden,  daß  durch  die  Vorschläge  der  Interessen- 
ten der  Zuckerind ustrie  den  fiskalischen  Forderungen  Rechnung 
getragen  wird,  und  dafs  die  Exportprämie  anstatt  wie  bisher 
durch  den  Staat  bezw.  den  Steuerzahler  durch  die  vom  Konsu- 
menten zu  zahlende  Konsumsteuer  gedeckt  werden  wird.  Der 
dnreh  die  Primie  sich  ergebende  Nachtheil  mag  vielleicht  durch  den 
Vortbeil  aufgehoben  werden,  dafs  einer  sehr  wichtigen  Industrie 
sowie  mehreren  derselben  eng  verbündeten  Gewerbsxweigen  tiefer 
greifende  Erschütterungen  erspart  werden,  welche  zu  vermeiden 
gerade  gegenwärtig  zahlreiche  Gründe  vorliegen.  Gelöst  wird  die 
Frage  aber  dnreh  die  gedachten  Vorschläge  nicht,  sondern  ihre 
Lösung  wird  nur  vertagt  und  kann  erst  dann  erfolgeD.  wenn  die 
Ausfuhrprämie  gänzlich  beseitigt  wird.  Will  die  Gesetzgebung  an 
diese  Lösung  berantreten,  so  wird  sie  die  nöthigo  Rücksicht  auf  die 
bestehenden  Verhältnisse  walten  lassen  und  eine  Übergangsperiode 
ins  Auge  fassen  müssen. 

Unseres  Erachtens  können  nach  Lage  der  Dinge  diu  Mittel 
der  Besserung  nur  folgende  sein: 

1.  Beibehaltung  der  seitherigen  Export  Vergütung  für  2 Jahre. 

2.  Successivo  Reduktion  der  Exportvergütung  bis  zum  gänz- 
lichen Wegfall  der  Prämie.  Die  Reduktionssätze  sind  bereits  jetzt 
zu  bestimmen,  sodafs  der  Zeitpunkt,  von  welchem  an  die  Prämie 
gänzlich  wegfällt,  auf  längere  Zeit  hinaus  bekannt  ist. 

Innerhalb  dieses  Zeitraums  hätten  die  Zuckerfabriken  ihren 
Betrieb  mit  Rücksicht  auf  die  künftigen  Steuer-  und  Marktver- 
hältnisse  zu  regeln,  za  beschränken,  neue  Arbeitsmethoden  zu 
prüfen,  neue  Märkte  und  Verbindungen  zu  kultiviren.  Zu  kurz 
dürfte  die  Übergangsperiode  namentlich  mit  Rücksicht  auf  die  lang- 
fristigeren Pachtkontrakte  der  Rübenl&ndereien  nicht  bemessen 
werden. 

Dafs  auch  noch  zahlreiche  neue  Märkte  dem  deutschen  Zucker 
gewonnen  werden  können,  ist  zweifellos;  denn  noch  in  ganz  neuester 
Zeit  haben  sich  die  Vereinigten  Staaten.  Argentinien,  ja  sogar  das 
zuckerrobrreiche  Brasilien  sowie  Australien  als  sehr  aufnahmefähig 
für  den  deutschen  Zucker  gezeigt.  So  produzirt  z.  B.  Argentinien 
□nr  den  dritten  Thoil  des  von  ihm  konsumirten  Zuckers,  ln  Nord- 
Afrika  ist  der  deutsche  Zucker  noch  in  sehr  geringen  Quantitäten 
vertreten,  wiewohl  seine  Konkurrenzfähigkeit  den  französischen 
Provenienzen  gegenüber  trotz  deren  höheren  Exportprämien  tbat- 
sächlicb  nacbgewiceen  ist.  Nach  dem  Wegfall  der  Ausfuhrprä- 
mie wird  der  deutsche  Fabrikant  allerdings  gezwungen  sein,  die 
so  bequeme,  aber  die  Waare  verteuernde  englische  Zwischenband 
aufzugeben  und  die  fernen  Märkte  selbst  aufzusuchen.  Er  wird 
sich  bequemen  müssen,  für  Australien  Würfelzucker  und  für  Nord- 
Afrika  kleine  Brodo  von  21/?  bis  3 kg  zu  fabriziren.  Ferner  wird 
die  Zunahme  des  Zuckerkonsums  im  Inlande,  welche  in  Folge  der 
durch  die  gesteigerte  einheimische  Konkurrenz  reduzirten  Preise  wach- 
sen mufs,  zur  Beseitigung  der  Überproduktion  sehr  erheblich  bei- 
tragen. Solche  und  ähnliche  Argumente  machen  die  Gegner  nicht 
grandios  geltend,  ebenso  wie  sie  nicht  unberechtigt  darauf  hin- 
weisen,  dafs  Fabriken,  mit  dem  gleichen  Betriebskapital,  in  an- 
nähernd der  gleichen  Verkchrslago  und  mit  denselben  Einrichtun- 
gen versehen,  so  aufserordentlich  verschiedene  Betriebsresultate 
erzielen,  dafs  diesen  finanziellen  Differenzen  gegenüber  die  Export- 
prämie eine  verschwindend  kleine  und  ein  für  das  Gcsammtresultat 
völlig  nebensächlicher  Faktor  ist.  Wie  sehr  die  1884:85er  Be- 
triehsresultate  in  den  einzelnen  Produktionsgebicten  verschieden 
sind,  ergiebt  sich  u.  a.  aus  der  Rühenmenge,  welche  zur  Herstel- 
lung eines  Zentners  Zucker  erforderlich  war.  Während  u.  a.  in 
Ostpreufsen  nur  8,o»,  in  Westpreußen  nur  8,?>  in  Brandenburg 
8,W  Zentner  Rübeu  zur  Produktion  von  1 Ztr.  Zucker  erforderlich 
waren,  war  in  Schleswig-Holstein  das  Verhältnis  wie  10^i : 1,  in 
Westfalen  10^:1,  in  Hessen-Nassau  10, w : 1.  Jedenfalls  lassen 
diese  Ziffern  erkennen,  dafs  die  Gesetzgebung  den  Ansichten  und 
Einwürfen  der  Gegner  der  Prämie  eine  sorgfältige  Prüfung  wird 
angedeihen  lassen  mflsseu. 

Europa. 

VII.  Deutscher  Geographentag  In  Karlsruhe.  In  der  Oster- 
woche,  vom  14.  bis  17.  April,  findet  in  der  Hauptstadt  Badens  der 
VII.  Geographentag  statt.  Mit  demselben  wira  eine  Ausstellung 
verbunden  sein,  die  in  verschiedenen  Abteilungen  einestheils 
Gegenständ®  topographischer,  kartographischer  und  lilterariscber 
Art,  Lehrmittel  und  physikalisch®  Instrumente,  anderntheils  über- 
seeische Natur-  und  Kultiirerzeuguiase,  insbesondere  der  deutschen 
Kolonialgebiete,  enthält.  — Anfragen  sind  zu  richten  an  Herrn 


Geh.  Rath  Dr.  Hardeck  in  Karlsruhe.  (Programme  stehen  den  Mit- 
gliedern des  „Central Vereins  für  Haudelsgeograpbie  etc. * auf  Wunsch 
zur  Verfügung.  D.  Red.) 

Französisches  Urtheil  über  die  Erfolge  des  deutschen  Außen- 
handeis.  Ein  ruhiges  uud  sachgemäßes  Urtheil  des  Auslandes 
über  deutsche  Bestrebungen,  speziell  auf  dem  Gebiete  des  Ausfuhr- 
handels zu  hören,  ist  in  jedem  Falle  wohlthuend  für  diejenigen, 
die  sich  die  Förderung  dieser  Bestrebungen  angelegen  sein  lassen. 
Insbesondere  aber  für  den  „Central verein  für  Haudelsgeograpbie 
etc.*  ist  es  eine  Genugtuung,  den  nachstehenden  Bericht  aus 
dem  „Moniteur  Industrie!*  (vom  24.  März  d.  J.)  hier  zu  verftffent- 
liehen,  da  derselbe  Bich  vorzugsweise  mit  den  von  diesem  Verein  ius 
Leben  gerufenen  Unternehmungen  und  Einrichtungen  befußt  und 
zudem  von  autoritativer  Seite  erstattet  ist,  und  zwar  von  keiuein 
Geringeren  als  dem  französischen  Botschafter  in  Berlin,  Herrn 
Herb  eite,  Exzellenz.  Aus  dem  ganzeu  Inhalte  des  Berichtes 
gebt  hervor,  dafs  der  Botschafter  die  Bestrebungen  und  Unter- 
nehmungen des  genannten  Vereines  für  zweckentsprechend  und  nach- 
ahmenswerth  hält,  weil  sie  für  die  Zukunft  reiche  Aussichten 
bieten  — im  Gegensätze  zu  jenem  Theile  der  deutschen  Presse, 
der,  entweder  von  persönlichen  Rücksichten  geleitet  oder  allen 
nationalen  Sinnes  bar,  nicht  müde  wurde,  solche  Unternehmungen 
durch  systematische  Verdächtigungen  und  Verleumdungen  zu  dis- 
kreditiren  und  zu  schädigen.  Diese  Haltuug  deutscher  Blätter  ist 
für  dieselben  um  so  beschämender,  als  der  französische  Botschafter 
mit  seiuero  diesen  Unternehmungen  günstigen  Urtbeilo  nicht  allein 
steht,  sondern  das  gesummte  Ausland  ihm  darin  sekundirt:  von 
maßgebender  Österreichischer  Seite  (vgl.  „Export*  188$,  Nr.  32) 
ist  speziell  über  die  deutsche  Handelsexpcdilion  ein  sehr  aner- 
kennendes Urtheil  laut  geworden;  von  Italien  wird  ein  ähnliches 
Unternehmen,  nach  dem  Muster  der  „Gottorp-Expedition“,  vorbe- 
reitet; die  französischen  Kaufleute  haben  den  Admiral  Aube  so 
lange  bestürmt,  bis  er  ihnen  zurückgestellte  Kriegsschiffe  für 
„Expeditionen  nach  Art  der  des  „Gottorp“*  znr  Verfügung  stellte; 
von  britischer  Seite  (ln  dem  angesehenen  „British  Trade  Journal*) 
sind  sämiutliche  Origioalberirbte  über  die  Deutsche  Handels- 
expedition  wegen  des  in  ihnen  enthaltenen  reichen  uud  instruktiven 
Materials  in  extenso  übersetzt  worden;  von  schwedischer  Seite 
wurde  eine  ähnliche  Expedition  nach  Marokko  entsandt,  wo  sie  in 
Tanger  auch  Erfolge  erzielt  bat.  — Auch  die  deutsche  Presse  ist, 
wie  wir  zu  unserer  Freude  konstatiren  können,  in  ihrem  über- 
wiegenden Theile  der  Handolsexpeditinn  mit  Interesse  und  Aner- 
kennung gefolgt;  nur  ein  verschwindend  kleiner  Theil  derselben 
(Übrigens  nur  Berliner  Blätter)  war  anderer  Meinung,  wohl  geleitet 
von  dem  Gedanken  so  mancher  nicht  sehr  weit  schauender  Katif- 
Icnte,  deren  höchstes  Ideal  die  allergemeinste  Plusmachvrei  ist  und 
die  sieb  nicht  zu  der  geistigen  Höhe  hinaußchwiogen  können,  auf 
welcher  man  erkennt,  dafs  wir  zur  Ausbreitung  unseres  Handels 
Opfer  bringen  müssen,  und  dafs  Unternehmungen,  wie  die  vom 
„Centralverein  für  Handelsgeograph  io  etc.“  inszenirte  Handels- 
expedition  und  die  „Südaroerikanieche  Ausstellung*,  nicht  von  dem 
krftmerbafteu  Gesichtspunkte  aus  betrachtet  werden  dürfen,  daß 
sofort  nach  Beendigung  derselben  beträchtliche  Gewinne  vorliegen, 
solche  vielmehr  erst  im  Laufe  der  Zeit  resultireu  können,  und 
dann  nicht  deu  Urhebern  allein,  sondern  dem  ganzen  deutschen 
Großhandel  zum  Vortheil  gereichen. 

Einige  Irrthümer  in  dem  Berichte  des  französischen  Botschaf- 
ters kann  man  Letzterem  nicht  anrechnen,  da  sie  zum  Theil  auf 
entschuldbarer  Verwechselung  beruhen,  zum  Theil  in  dem  deutscher- 
seits leider  vielfach  beobachteten  Verhalten,  manche  der  vom 
„Centrnlverein  für  HaDdeßgeographie  etc.“  ins  Leben  gerufenen 
Einrichtungen  zu  ignuriren,  ihre  Erklärung  finden.  Indem  wir 
uns  gestatten,  diese  Irrthümer  in  Anmerkungen  am  Fufse  der  Seite 
richtigzustellen,  bringen  wir  den  Bericht  des  französischen  Bot- 
schafters im  Original  hier  zum  Abdruck: 

.Placement  k l’etranger  des  produita  alleraand». 

Berlin,  le  23  decembre  1886. 

II  paraji  utile  de  Signatar  le*  prlnclpalea  entrepri&es  organisves  cette 
annce  par  des  sociales  privees  dans  I«  but  d'oflrir  de  nouveaux  debouciu-s 
ä l’industrie  allemande. 

D'abord  „l‘exp«diiion  eommerdale*  qul  n'a  p&s  reu&si,  par  suito  du 
naufrage  sur  la  cüte  du  Sahara  du  navire  *jui  la  portait  *) 


*)  Pie  Behauptung:  „L'expedition  Commerciale  n’a  pa*  reussl“  be- 
ruht, wie  aus  dem  oben  folgenden  nächsten  Absatz  hervorgeht,  auf  der  IrT- 
tbümlicben  Voraussetzung,  dafs  die  „Handelsexpeditton*  und  die  „.Schwimmende 
Ausstellung*  zwei  verschiede  ne  Unternehmungen  gewesen  seien,  während 
bekanntlich  die  von  der  llandclsexpedition  mili'efübrte  schwimmende  Aus- 
stellung sowohl  in  den  marokkanischen,  als  auch  in  den  übrigen  Häfen  Er- 
folge erzielt  hat. 


1887. 


217 

EXPORT,  Organ  de»  Centralvereins  für  Handelageographie  etc. 


Nr.  14. 


„L'KxpoBition  floltante“,  qui  a relärhe  dan*  les  principaux  ports  du 
Portugal,  du  äl&roc,  de  .Sjrrie,  de  Turquie  et  d’Rapagne. *) 

.L  Exposition  permanente  de  machines  allemandcs",  h Iüsbonne. 

Lea  .Vereins“  a’effbrceut  non  Heulement  d’ouvrir  de  nouveaux  debouche« 
cn  paj  8 etrangcr  a l'industric  allematidc,  mai»  ils  chercbent  aussi  k lut  faire 
connaitTe  les  goüt*  et  les  besoins  de  »ea  dient»  d’outre-roer. 

Tel  est  le  but  des  »cr.i'eciioiis  de  modele»  dobjets  destine«  k 1 expor- 
tation“  (ausfuhrmusterlager)  elablics  k Stuttgart,  Munich,  Karlsruhe,  Frane- 
fort,  Dmde  et,  tout  recemraent,  \ Düsseldorf;  c'ert  aussi  une  Idee  analogue 
qui  a preside  fi  la  ereation  du  „Musee  comroercial  de  Hrsncfort“.**) 

Ahn  de  faire  connaitre  aux  induHtriala  allemands  le»  produits  de  PArne- 
rique  du  Sud  et  de  leur  muntrer  quel  p&rti  «n  en  pourrait  tirer,  on  a or* 
ganise  cette  annee  une  Exposition  sud  americaine  n Berlin.***) 

Tous  ces  elTorts  n’ont  pas  *’te  sans  Inquieter  le  pay»  qui  souffre  le  plus 
de  la  cOHCntrenr«  de  VAIIemagne,  I)an»  une  »orte  d'enquete  ouverte  en 
Angleterre,  rclativcment  aox  cause»  du  »ucces  «lee  produits  allemaod»  »ur  le 
mairhö  international,  on  »’ett  accorde  k attribuer  Pexpanrion  pri»e  par  le 
comineree  rival.  non  seulemebl  au  bas  prix  de»  eoaicbandine«,  msi»  aussi  h 
une  connaissance  approfondi«  de»  goüta  et  de»  iimjm  dann  le»  pay»  otranger*. 
L’industriel  anglais,  a-t-on  fait  observer,  fabrique  dapres  des  modele»  de 
Convention,  U ealcule  avec  les  mtsnres  et  les  monoaie»  anglaisoa,  emploie 
de»  agents  qui  ignorent  la  langue  de  la  contree  ou  ils  «ont  appet«»  s vendre. 
Lo  producteur  allemand,  au  rontroire,  fournU  des  roftrehandwe*  appro- 
riöes  au  goiit  de«  peuplea  auxqnel*  eile»  »ont  destinde»,  il  s’astreint  meme 
leur  ilonner  de*  dfraenslon»  correapondanl  aux  meeorea  du  pay»;  les 
commis-voyageurs  allemand»  connaissent  le»  usage«  cotmnerriaiix  de  la  regton, 
ils  en  parlent  la  langue,  il»  ne  craignent  pas  d'aller  trouver  le  petit  nego- 
ciant,  tandia  que,  i»r  suite  de  la  diffieuite  de  »e  faire  compnendre,  Pagent 
aoglai»  n'cntretient  sonvent  da  relatious  qu'avcc  Irs  grandec  maison».  I) 
Estin,  co  qui  comtitue,  en  beaucoup  de  ca»,  la  auperiorit*  de  l'agent  alle- 
uand,  cVst  »on  assiduite  au  trarail,  c’est  «a  persistance,  ä laquelle  il  doit 
souvent  de  reussir  ]:i  ou  un  autre  ecbouerait. 

Jules  Derbette. 

Ambacsadear  ile  France. 

Französische  Handelskammer  In  Lissabon.  (Originalbericht 
aus  Lissabon.)  Die  Vortheile  nationaler  Handelskammern  an  grfifse- 
ren  Handelszentren  des  Auslandes  liegen  so  sehr  auf  der  Hand, 
dafs  Einwendungon  dagegen  in  den  Hintergrund  treten.  Insbeson- 
derc  wird  das  Gewicht,  welches  die  Urtheile  und  Beschlüsse  solcher 
K'irpersr haften  im  Interesse  des  nationalen  Handels  mit  dem  fremden 
Lande  in  die  Wagscliale  legen  können,  begrün deterweise  allemal 
mehr  wiegen  als  die  Darlegung  eines  einzelnen  Handelsvertreter». 

Mir  ist  nicht  bekannt,  dafs  Vertreter  des  deutschen  Handels 
irgendwo  im  Auslande  zur  Errichtung  solcher  Kammern  zusammen* 
getreten  wären  — ein  Entstand,  der  sieb  »ehr  wohl  au»  den  zentri- 
fugalen Ansichten  der  Deutschen  in  nationalen  Sachen  erklären  lftfst, 
der  aber  darum  nicht  minder  zu  bedauern  bleibt.  Anders  die  Fran- 
zosen, welche  vornehmlich  auf  dem  südamerikaniseben  Kontinent 
Handelskammern  errichtet  haben.  Den  hiesigen  Zeitungen  entnehme 
icb  die  Nachricht,  dafs  nunmehr  auch  an  unserem  Platze  mit  der 
Errichtung  einer  französischen  Handelskammer  vorgegangen  werden 
soll.  Der  hiesige  französische  Botschafter,  M.  Bill ot , lftfst  der 
Sache  »ein  höchste»  Interesse  angedeihen,  und  es  steht  fast  aufser 
allem  Zweifel,  dafs  der  Statutenentwurf  der  provisorischen  Ver- 
sammlung vom  27.  Februar  d.  J.  zur  endgiltigen  Konatituirung  der 
Kammer  führen  wird. 

Zu  Nutz  und  Frommen  des  deutschen  Handels  lasse  icb  hier 
die  einzelnen  Artikel  des  Entwurfs  folgen; 

Art,  1.  E*  wird  in  Lis&aboa  eine  französuche  Handelskammer  errichtet. 

Art.  2.  Der  Zweck  der  Kammer  ist,  den  io  Portugal  ansässigen  Fran- 
zosen Gelegenheit  zu  geben,  »ich  zur  Diskussion  ihrer  gemeinsamen  Inleressen 
zu  sammeln  und  »ich  gegenseitig  Unterstützung  zu  leisten. 

Art.  3-  Die  Kammer  sammelt  nnd  tauscht  mit  den  französischen  In- 
stitutionen sowohl  der  Hauptstadt  wie  »ach  de»  Ausland«*,  mit  französischen 
nnd  fremden  Kaufleuten  und  Industriellen  alle  jene  Informationen,  die  ge* 


*)  Statt  „E»pagnit“  rauf»  es  belfsen  .Egypte“,  da  die  Handelaexpe- 
dition  in  Folge  erhobener  Zollschwierigkeiten  Barcelona  unverrichteter  Dinpe 
verlassen  muftle  und  von  dort  ans  direkt  nach  Egypten  (Alexandria)  dampfte. 

**)  Die  „crcation  du  Munk«  Coatmercial  de  Francfort“  erfolgte  erst 
lin  Jahre  18&6  nach  dem  Vorbild«  de«  (grmäfs  einem  Rescblu«»«  de«  l&bOer 
mten  deutschen  hondel «.geographischen  Kongresse*}  im  Jahre  1881  xom 
„Centralverein  für  Handelsgeographie  etc.*  in»  Leben  gerufenen  und  heute 
talserst  reiche  Sammlungen  aufweUenden  „Deutschen  Handelsgcographlschi-u 
Mnreums*  in  Berlin,  übrigens  hat  da*  neuhegrnndrte  Frankfurter  Handel»- 
museum  einen  »ehr  grofnen  Theil  seiner  Sammlungen  au»  den  Doubletten 
de»  Handelsgeographischen  Museum»  d«B  genannten  Uentralverein»  übernommen. 

*•*)  Von  besonderer  Wichtigkeit  erscheint  auch  dieser  Rinnet*  auf  die 
Im  Torigen  Jahre  vom  „Centralverein  für  Handelsgeographie  etc.*  verao- 
»taltete  grofsc  Südamerlkanljche  Ausstellung,  ebenso  wie  die  weiter  oben 
erfolgte  Aufführung  der  von  der  „Deut*chen  Exportbank“  mit  Hilfe  de»  ge- 
nannten Centralverein»  in  Lissabon  in»  Leben  gmifmen  „Ständigen  I>eut- 
»eben  Maschinen-  und  Werkzeug-x\u«tellung“. 

■f)  In  dieser  Beziehung  verweisen  wir  noch  auf  den  Leitartikel  der 
vorigen  Nummer,  dessen  Ausführungen  sich  mit  der  hier  wiedergegebenen 
Anschauung  de»  französischen  Botschafter»  vollkommen  decken. 


> eignet  sind,  die  bekteheuden  üandels-  und  Inüustriebeziehungen  zwischen 
1 Frankreich  und  Porlug&l  zu  heben. 

( Es  wird  direkt  mit  den  verschiedenen  Minuterien,  besonder«  mit  dem 
Minialerium  für  Handel  und  dem  für  auswärtige  Angelegenheiten,  mit  den 
diplomatischen  und  Konaular-Ageutcn  Frankreich»  und  mit  den  Handel*- 
, kammem  Frankreich«  und  Portugal»  Korrespondenz  geführt. 

Insbesondere  sieht  die  Kammer  ihren  Zweck: 

1.  in  der  Einführung  von  Verbesserungen  in  alte  Zweige  der  Gesetz- 
g.bun,; 

2.  in  der  Durchführung  von  Arbeiten  und  der  Organisation  öffentlicher 
Dienste,  welche  den  Handel  und  die  Industrie  interessiren  können,  u.  a. 
betreffend  Zollabgaben,  Handelsverträge,  H&fenarbeiteo,  See-  und  Landtrans- 
porte, Post,  Telegraph,  Telephon,  Packetdampferlinien  usw. 

Die  Kammer  berichtet  über  den  Stand  der  ilandelsgesetzgebung  de» 
Landes  und  der  »ich  in  dernelben  vollziehenden  Aenderungen.  Sie  uuter- 
I stützt  die  im  Interesse  französischer  junger  Kaufleute  in  der  Fremdo  von 
i anderen  Handelskammern  und  Körpers«  haften  geltend  gemachten  Be- 
strebungen- 

I Art.  3.  Die  Kammer  bringt  die  Transaktionen  auswärtiger  Kaufleute 
| in  Portugal  zur  Sprache;  ferner  berichtet  sie  über  betrügerische  Maßnahmen, 
die  dem  französischen  Handel  zum  Schaden  gereichen  können- 

Art.  4.  Das  Resultat  ihrer  Arbeiten  bringt  sie  durch  eine  regelmfcfsige 
monatliche  Korrespondenz  oder  durch  ein  periodische»  gedruckte»  Bulletin 
zur  Kenntnir». 

Art.  Ä.  Sie  gewährt  BeriibningBpunkte  im  Urtbeilsauatausche  über 
Handelsangelegenbeiten  zwischen  Franzosen. 

Art.  6.  Au-gescblossen  von  der  Diskussion  in  der  Kammer  sind  An- 
gelegenheiten, welche  den  Industrie-  und  HaodeUinterc*s«n  fern  liegen. 

Art.  7.  Mitglieder  der  Kammer  können  französische  Kaufleute  und  In- 
dustrielle sein,  welche  in  Lissabon  oder  an  einem  anderen  Platze  Portugals 
etablirt  sind,  ebenso  Franzosen,  die  sieb,  in  Cremär*heit  dieser  Statuten, 
direkt  oder  indirekt  mit  dem  Handel  mit  oder  in  Portugal  beschäflicen. 

Art.  8.  Zwecks  Aufnahme  in  den  Verband  der  Kammer  muCs  jeder 
Kandidat  durch  zwei  Mitglieder  derselben  *oi geschlagen  werden;  die  Auf- 
nahme wird  durch  den  Vorstand  beschlossen ; im  Falle  der  Aufnabmcm- 
Weigerung  ist  rin  Rekurs  an  die  Hauptversammlung  möglich. 

Art.  Ein  falliter  und  nicht  wohl  refaabilitirter  Kaufmann,  oder  einer, 
der  eine  ehrenrührige  Strafe  abgebüist  bat,  kann  nicht  Mitglied  der  Kam- 
mer seiu. 

Art.  IO.  Die  AdminUtration  der  Kammer  leitet  ein  Vorstand  von 
18  Mitgliedern,  welche  aus  den  in  Portugal  ansässigen  französischen  Kauf- 
leuten und  Industriellen  heraus  gewählt  werden.  Der  Voratand  selbst  wählt 
• au*  »ich  heraus  zwei  Viarpräaidenten , einen  Sekretär,  «inen  Sekretariat»- 
adjunkteu  und  einen  Kasairer.  Der  Präsident  gehört  mit  zu  dem  Vorstande 
und  wird  durch  die  Generalversammlung  ernannt. 

Art  1 1.  Die  Regtementiiaur*tellaug  de*  Vorstandes  ist  interne  Sache. 

Art.  12.  Der  Vorstand  übernimmt  alle  Funktionen  der  Kammer:  er  ist 
I autorisirt,  alle  Denkschriften,  Petitionen  itn  Namen  der  Kammer  zu  über- 
I reichen,  die  ganze  Korrespondenz  zu  führen  und  während  «eine*  Mandates 
i die  erforderlichen  ßeschlÜHSe  zu  fassen.  Er  kann  nicht  ergänzt  oder  verändert 
werden  aufaer  auf  besondere,  durch  die  Generalversammlung  ertheilto  Befugnif*. 

Art.  13.  Die  Kammer  tritt  Tiermal  des  Jahre»  zn  einer  Generalver- 
sammlung znsammeD:  in  der  letzten  Jahre*versaromluug  schreitet  sie  zur 
Neuwahl  eine»  Drittel*  des  Vorataude»  und  hört  den  Jahresbericht  an. 

Die  zwei  ersten  Drittel  des  Voralaudes,  welche  aus*cheiden,  »erden 
durch  dos  Loos  bestimmt.  Die  aussebtüdeuden  Mitglieder  sind  wieder  wähl- 
bar- ln  der  Generalversammlung  können  sich  abwesendo  Mitglieder  durch 
einen  französischen  Delfgirten  vertreten  lassen. 

Art.  14.  Der  Vorstand  verrichtet  seine  Obliegenheiten  unentgeltlich. 

Art.  ID.  Für  jedes  aussebeidend«  oder  durch  Tod  abtretende  Vorstand*' 
mitglird  wird  in  der  ersten  darauffolgenden  Geueratveraammluog  ein  Ersatz 
gewählt. 

Art.  16-  Die  Mitglieder  der  Kammer  zerfallen  in  gründende,  wirkliche, 

I Ehren-  und  korreapondirende  Mitglieder.  Gründende  s»nd  diejenigen,  welch* 
aicb  der  Kammer  im  ersten  Jahre  ihres  Bestehens  antchliefscn.  — Wirkliche 
I Mitglieder  sind  diejenigen,  welche  jährlich  einen  Beitrag  von  15  Frca.  zahlen. 

F.brcnmitgliedor  sind: 

1.  die  alten  frazuö*i»chen  Kaufleute,  welche  ein  Minimum  tod  200  Frcs- 
! an  den  uuveräurseriiebon  Fonds  leisten; 

2.  diejenigen  wirklichen  Mitglieder,  weiche  aufaer  dem  jährlichen  Rei- 
j trage  für  den  unTeräufterlicben  oder  den  tirkulirenden  Fond»  noch  einen 

Beitrag  von  mindestens  100  Frcs.  leisten. 

Korreapondirende»  Mitglied  kann  auf  Wunsch  jedes  Mitglied  einer 
| französischen  Handelskammer  werden. 

Art.  17.  Korrespondirende  und  Ehrenmitglieder  bab«u  da»  Recht,  den 
Sitzungen  dea  Vorstandes,  jedoch  ohne  Stimmrecht,  beizuwohnen. 

Art.  18.  Um  den  Aufgaben  der  Kammer  gerecht  werden  zn  können, 
wird  errichtet: 

1.  eiu  zirkulirender  Fonds 

a)  mit  den  jährlichen  Beiträgen  der  Mitglieder, 

b)  mit  besonderen,  für  diesen  Food»  bestimmten  Zuwendungen, 

c)  durch  Gewinne  de»  nnvcräuiserlicbon  Fond»; 

2.  ein  unveräufserlicher  Fond»  durch  die  demselben  bostimmung*- 
| gemäf*  zugewandten  G esc  Lenke 

Art.  19.  Ein  Mitglied,  welche»  aufbürt,  den  Bestimmungen  des  Art.  7 
zu  genügen,  oder  welches  nach  »einer  Zulassung  in  den  im  Art  9 vor- 
i gesehenen  Fall  kommen  sollte,  ist  auf  Beschluß  de»  Vorstande»  zu  streichen. 
. In  jedem  Fall  ist  aber  eiDe  Appellation  an  die  Generalversammlung  möglich. 

Jedes  Mitglied,  welche»  seinen  Beitrag  nicht  abfährt  wird  aus  der 
| Liste  gestrichen  und  sein  Au*«cbtufs  durch  den  Vorstand  bekannt  gemacht. 


Kr.  14. 


218 

EXPORT,  Organ  des  Ceutr&lvercios  für  Hsndelsgeograplne  etc. 


1887. 


— Jetier  Ausschluß  muß  dem  Betreffenden  durch  den  Sekretär  des  Vor- 
standes mit  der  Unterschrift  des  Präsidenten  bekannt  gemacht  »erden. 

Art.  20.  Auf  schriftliches  und  von  15  Mitgliedern  der  Generalver- 
sammlung vorgelegtes  Ansuchen  können  die  Statuten  in  der  darauf  fol- 
genden Generalversammlung  modifizirt  «erden,  einen  Majoritätsbeschluß  von 
3 j der  Anwesenden  vorausgesetzt- 

Art.  21.  Der  Vorstand  bat  die  Versammlungen  in  den  ersten  vierzehn 
Tagen  jeden  Vierteljahres  zu  berufen.  Die  Umladungen  hatten  acht  Tage 
vor  dem  Versammiungstage  zu  geschehen. 

Art.  22.  Der  französische  Minister  und  der  französische  Konsul  sind 
gvborne  Mitglieder  der  Kammer;  ersterer  ist  Ehrenmitglied  und  letzterer 
Ehren- Vuepiüaident  in  den  Sitzungen,  in  denen  sie  gegenwärtig  sind. 


Libau's  Handel  1875  bis  1886.  Mit  Libau's  Handel  gebt 
es  seit  1883  stark  bergab,  wie  die  kürzlich  herausgegebene  sta- 
tistische Übersieht  des  Handels  der  Stadt  Libau  in  den  Jahren 


1875  bis  1886  und  die  derselben  betgegebene  graphische  Darstel- 
lung erkennen  lassen.  Einige  Zahlen  dieser  i bersicht  stellen  wir 
in  Folgendem  zusammen  und  machen  dabei  auf  die  starke  Ab- 
nahme der  Ausfuhr  des  Libauer  Hauplexportartikeß,  des  Getreides, 
besonders  aufmerksam.  (1  Last  = 123l3/*o  Pud  = 2002.4  kg). 


j H sndeUsehifffabrt 
% i Kiakotaraaad«  i AangohrmU- 
2 I Schiffe  Schiffe 

I&- 

1875  516  47  500  496'  45  300] 
1880  1670  151  400  1692  154  500 

1883  1812  273  600  1817  273  700 

1884  1769  254  100:1770  258  200] 

1885  1697  227  700  1683  225  600! 

1886  1268  177  700' 1286  180  400 


Werth 

der 

E l u r ii  b r nefabr 


KW. 


KW 


1 854  100  5 948  200 1 

10  023  ÜUO  25  G47  000 
16  810  800  47  980  400 ] 
14  026  400  38  963  200 
12  112  800  31  768  200: 

11  351  600125  290  000 


Gesummt-  Getreide- 
Werth  der  Aukfuhr 
Ein  - und  ln 
A verübt  Ttchetwert 
HbL  fs  7+m  bl), 

7 802  300  606800 

35  670  000  2 246  600 
64  791  200  5590000 
52  989  600  4556000 
48  881000  3597000*) 

36  64 1 600  2756000*) 


*)  Für  1885  und  1886  sind  unter  der  GetreideauNfuhr  auch  Mehl  und 
Kleie  mitge  rechnet,  sodul's  obige  Zahlen,  im  Verhnllnifs  zu  denen  der  Vor- 
jahre, noch  erheblich  geringer  uizusetzen  sind. 

Sowohl  in  Bezug  auf  deu  Handel  als  auch  auf  die  Schifffahrt 
gebt  bieiaus  deutlich  hervor,  dafs  die  günstige  Entwickelung,  die 
Libau  seit  1876  besebiedeo  war,  seit  1883  dem  geraden  Gegen- 
ibeile  gewichen  ist  und  dafs  die  Bedeutung  der  Stadt  als  eines 
Handelsplatzes  in  erschreckender  Weise  abnimmt. 

An  dem  Handel  Libau’«  ist  Deutschland  in  hervorragendem 
Maße  betbeiligt,  uud  von  Jahr  zu  Jahr  hatte  ea  dort  England 
mehr  und  mehr  zurückgedrängt.  Wir  haben  deshalb  unsere  Leser 
auch  fortwährend  Ober  die  Entwickelung  Libau’s  auf  dem  Laufen- 
den erhallen,  und  insbesondere  die  Gründe  der  früheren  günstigen 
Verhältnisse  (in  Nr.  13  des  Jahres  1884},  sowie  die  des  späteren 
Rückganges  (in  Nr.  28  des  Jahre«  1886)  eingehend  dargelegt.  Zum 
Theil  balle  Libau  unter  der  allgemeinen  Ungunst  der  Handelsver- 
h&ltnisse  zu  leiden,  zum  Theil  auch  unter  der  Hübe  der  Getreide- 
Ausfuhrzölle,  endlich  auch  wohl  darunter,  dafs  der  Hafen  mehr  und 
mehr  zu  versanden  droht;  der  Hauptgruod  für  Libau's  Rückgang 
dürfte  aber  in  dem  Aufblühen  des  benachbarten  Windau  zu  suchen 
aein,  das  nach  Fertigstellung  der  Riga- Windauer  Eisenbahn,  die 
beute  schon  bis  Tukkuiu  führt,  Libau  ganz  in  den  Schatten  stellen 
dürfte. 


m Neue  Messe  in  Baku.  Der  Londoner  „Ironmooger*  briugt 
die  Nachricht,  dafs  von  diesem  Jahre  ab  eine  Messe  in  Baku  ein- 
gerichtet werden  wird,  die  wohl  bald  so  wichtig  werden  dürfte  wie  die 
von  Niechni-Nowgorod.  Sie  soll  sm  6.  Mai  jeden  Jahres  eröffnet 
werden  and  bis  zum  1.  Juni  dauern.  Sie  bat  zum  Zweck,  ffeue 
Handelsverbindungen  mit  Persien  und  den  transkaukasischen  Pro- 
vinzen, die  von  dem  neuen  Bahnnetz  durchschnitten  sind,  ins 
Leben  zu  rufen.  Ferner  soll  diese  Messe  der  Entwicklung  der 
ei  obeimischen^Ge  werbe  in  Kaukasten  und  Transkaukasien  Vorschub 
leisten.  „Ironmonger"  fügt  sodann  wörtlich  hinzu;  Batum  ist  kein 
Freihafen  mehr,  allein  das  sollte  die  englischen  Fabrikanten  nicht 
verhindern,  sich  io  angemessener  Weise  am  Handel  von  Baku  zu 
beUieiligen,  zumal  da  die  Frachtverhältniase  von  England  aus  für 
sie  besonders  günstig  sind.  Jedenfalls  werden  sie  den  deutschen 
Fabrikanten  nicht  gestatten  (!!),  das  dortige  Betriebsfeld  dadurch 
ganz  au  sich  zu  reifseu,  dafs  sie  ea  mit  ihren  wohlfeilen  Erzeugnissen 
überschwemmen;  denn  wenn  englische  Produkt«  auch  ein  wenig 
tbeuerer  sind,  so  vermögen  sie  doch  unter  sonst  gleichen  Umstünden 
gegen  alle  anderen  Stand  zu  halten.1* 

Unsere  deutschen  Fabrikanten  werden  wissen,  was  sie  aus 
dieser  liebenswürdigen  Drohung  zu  lernen  haben. 

F.  S.  Zur  Flschrüucherel-Iiidustrie  an  der  Osteeeküste.  So  sehr 
man  einerseits  begründete  Ursache  hat,  die  Vernachlässigung  unserer 
Mrcrrskultur  zu  beklagen,  so  darf  man  ändert rseits  doch  nicht  das 
rüstige  Streben  verkennen,  welches  sich  in  der  industriellen 


Verwerthung  unserer  eigenen  oder  der  fremden  Fischereierträge  in 
den  Kästenstftdten  bemerkbar  macht.  Die  Kooservirung  uud  weitere 
Verarbeitung  der  Seefische  bat  aich  seit  einiger  Zeit  zu  einer 
blühenden  Industrie  entwickelt:  nicht  nur,  dafs  man  durch  die 
verschiedensten  Marinirungsarten  eine  gewinnbringende  Verwerthung 
der  feineren  Seefische  erzielt,  es  ist  ganz  besonders  auch  ein  Zweig 
unserer  Fischerei-Industrie  zur  Blüte  gelaugt,  welcher  auf  der  Ver- 
wertbung  der  billigsten  und  verbreitetsten  Fiacbgattung  der  Ostsee 
— de»  Herings  — beruht,  die  Heringsr&ncherei. 

Die  Verbreitung  des  Herings  in  der  Ostsee  ist  aber  geographisch 
eine  sehr  verschiedene.  Die  Heringsscbwärroc,  welche  die  schwedi- 
schen und  dänischen Küsleugewässrr  bevölkern, sind  die  weitaus  .stärk- 
sten uud  regelmäßigsten.  Au  der  deutschen  Ostseeküste  xeicboet  «ich 
hingegen  nur  die  pommerische  und  eiu  Theil  der  preußischen  Küste 
durch  diescu  Fischreicbthuiu  aus.  Die  Buchten  der  holsteinßcheu 
Küste»,  des  Lübecker  Wyk  und  die  mecklenburgischen  Küsten 
werden  dagegen  verhältnißmißig  weniger  von  den  Heringsschwärmeu 
aufgesucht.  Auf  dieser  Verschiedenheit  beruht  nun  auch  eine  ge- 
wisse Verschiedenheit  der  Heringsr&ucberei  in  den  Ostseehäfen. 
Während  sich  die  Räuchereien  in  Pommern  und  an  der  ost-  und 
westpreufsischen  Küste  damit  beguügen,  ihre  eigenen  Gewässer  uus- 
zubcuten,  ist  der  Ertrag  der  Heriugsfiscberei  an  der  holsteinischen 
und  lübeckischen  Küste  ein  so  ungenügender,  dafs  hier  die  Räucherei- 
Industrie  auf  den  Bezug  fremder  frischer  Heriuge  von  dänischen 
und  schwedischen  Küsten  angewiesen  ist  In  Lübeck  speziell, 
welches  mit  der  dänischen  und  schwedischen  Küste  durch  einen 
täglichen  und  regelmäßigen  Postdaropfschiffsverkehr  verbunden  ist, 
sind  die  Bezüge  schwedischer  und  dänischer  Heringe  die  eigent- 
liche Grundlage  der  hier  ins  Große  entwickelten  Heriugsräueberci 
geworden,  weil  an  der  Lübecker  und  der  benachbarten  Küste  die 
Heringsfiseberei  so  unzureichende  Erträge  liefert,  daß  die  Ge«amml- 
ausbeute  der  Fischer  von  Schlutup  (einem  sehr  alten,  an  der  Trave- 
Mündung  gelegenen  großen  Fischerdorf«)  jährlich  kaum  mehr  als 
den  Bedarf  einer  einzigen  Räucherei  zu  decken  imStande  ist*) 
Wie  iu  Lübeck,  liegen  äliulich  die  Verhältnisse  auch  iu  Fleusburg, 
EckerufÖrde  und  io  Kiel,  wo  die  eigene  Ausbeute  der  See  eben- 
falls nicht  mehr  dem  jährlich  wachsenden  Bedarf  der  Herings- 
räuchereieu  genügt,  wenngleich  die  eigenen  Erträge  hier  immer- 
hin wesentlich  ergiebiger  als  in  Lübeck  sind.  An  der  pommerischen 
und  ostpreußischen  Küste,  wo,  wie  schon  bemerkt,  die  Heringa- 
fischerei  die  größte  Ausbeute  liefert,  würde  man  trotz  dieser  vvr- 
hältnißmkßig  großen  Erträge  ebenfalls  sebou  längst  nach  einer 
Deckung  aus  schwedischen  und  dänischen  Häfen  gestrebt  haben, 
weun  derselben  hier  nicht  die  größere  Entfernung  neben  mangelu- 
der  regelmäßiger  Dampferverbindung  mit  schwedischen  Häfen  ent- 
gegeusteben  würde.  Es  folgt  aus  dieser  Sachlage  nun  zugleich  auch 
der  nicht  uninteressante  Umstand,  daß  die  weitere  Entwickelung 
des  deutschen  Fischräucherei  Wesens  allein  bei  den  westlichen  Ost- 
seestädten Flensburg,  Kiel,  Lübeck  uud  allenfalls  noch  bei  einigen 
mecklenburgischen  Plätzen  Hegen  wird,  weil  hier  die  Bezüge  an 
frischem  Fischmaterial  von  Norden  mit  den  immer  größer  werden- 
den Erträgen  der  schwedischen  und  dänischen  Heringsfiscbercien 
im  Sund  und  unter  der  schwedischen  Küste  einer  wohl  unbegrenzten 
Erweiterung  fähig  sein  werden,  daß  dagegen  die  Räuchereien  der 
Östlichen  Ostseehäfen  immer  an  die  beschränkten  Erträge  des  pom- 
merischen and  ost-  bezw.  weBtpreaßßchen  Heringsfanges  gebunden 
bleiben  dürften.  Es  wäre  interessant  fe>Uusiellen,  wie  groß  sich 
bisher  die  jährliche  Einfuhr  an  frischen  Heringen  vom  Norden 
nach  den  benannten  Ostseehäfen  gestellt  bat.  Leider  hat  man  wegeu 
der  mangelhaften,  die  Fiachartea  unzureichend  unterscheidenden 
Statistik  darüber  noch  zu  keiner  genauen  Feststellung  gelangen 
können.  Mao  wird  sich  immerhin  von  der  Bedeutung,  welche  diese 
Einfuhr  für  diese  wichtige  Lebensmittel-ladustrie  der  Ostseehäfen 
im  Laufe  der  Jahre  Erreicht  hat,  eine  Vorstellung  machen  können, 
wenn  man  sich  den  rapiden  Aufschwung  vergegenwärtigt,  welchen 

*)  Die  schwedische!)  und  dänischen  Heringe  treffen  in  Lübeck  täglich 
mit  den  schwedischen  Poaldampfern  ein.  Von  November  bis  März  ist  die 
Uauptfaugzeit  der  schwedischen,  von  Mira  bis  Mai  die  Zeit  der  dänischen 
Heringe-  Da*  Kiscbmaterial  wird  während  der  xwöirstüudigen  Fahrt  mit 
leichter  Sab-  oder  Bor- liest reuung  frisch  erhalten  und  unterliegt  deu  Be- 
stimmungen des  Zolltarifs  gemäß  keiner  Besteuerung.  Von  jedem  Dampfer 
werden  2 bis  800  Kisten  angebracht,  die  leer  wieder  turückzugehen  pflegen. 
Die  Frachtkosten  belaufen  sich  durchschnittlich  auf  2 Krauen  (2,«4  pro  100 
kg.  Um  sich  unabhängiger  von  den  an  ihre  Abfahrtstermine  streng  gebundenen 
schwedischen  Postschiffen  zu  stellen  und  um  ferner  auch  eine  noch  geringere 
Speaeubelastung  za  erzielen,  beabsichtigen  einige  Lübecker  Räuchereien  jetzt 
den  Hau  und  die  Einstellung  eigen«  für  diese  Fischlransporte  gebauter 
Fischdainpfer.  nie  solche  bereits  für  die  um  Hamburg,  namentlich  in  Ottensen 
etablirien  Ueritigsrüucbereieu  den  Transport  der  Ueringe  zwischen  Gotben- 
burg.  dein  llaupihct iugsiuarkl,  und  Hamburg  »eit  einiger  Zeit  «ermitteln. 


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EXPORT,  Organ  de«  Centralrerem«  für  Handelagoographio  etc. 


Nr.  14, 


die  Heringsrflucboret  allein  in  Lübeck  mit  dem  tu  dieser  Stadt  ge- 
hörigen, bereits  erwihoteo  Fischerdorfe  Schlutup  genommen  hat 
ln  den  sechziger  Jahren  wurden  hier  mit  den  primitivsten  An- 
liegen die  ersten  Räuchereien  begründet,  und  heute  siud  hier  25 
große,  fabrikmifsig  eingerichtete  und  kaufmännisch  geleitete 
Räuchereien  so  stark  beschäftigt,  dafa  an  manchen  Tagen  5,  auch 
6 Waggons  ä 200  Zeotoer  mit  frischen,  oft  noch  warmen  Räucher- 
heringen  voll  beladen  den  Lfibeeker  Bahnhof  verlassen.  Früher 
liefen  die  schwedischen  Dampfer  mit  sparsamen  Heringsfrachten  in 
den  Lfibeeker  Hafen  ein  nnd  hifsten  dann  znm  Zeichen,  daß  sie 
„frische“  Fracht  an  Bord  hatten,  ihren  „Heringsständer“.  Heute 
stehen  die  Lübecker  und  Scblutuper  Räuchereien  in  täglicher  tele- 
graphischer Verbindung  mit  Gothenburg,  Malmö,  Kopenhagen  und 
den  anderen  nordischen  Heringabäfen.  Früher  waren  Lfibeek,  sein 
Umland  und  Hamburg  das  Hauptabsatzgebiet  dieser  Fischräucber- 
waare;  heute  unterhalten  die  Räuchereien  ständige  Reisend»,  die 
nach  Probe  offeriren  und  das  gante  Binnenland,  hauptsächlich  die 
dichtbevölkerten  Provinzen  Sachsen.  Rheinland  und  Westfalen  ver- 
sorgen, und  sie  versenden  ihre  Waare  ancb  über  die  Reicbsgrenzen 
hinaus  nach  Böhmen,  Österreich,  der  Schweiz,  Belgien  und  Frankreich. 

Die  bedeutenden  Fortschritte,  welche  die  Fischräucherei-  Industrie 
in  Lfibeek  und  dann  namentlich  auch  in  Kiel  gemacht  hat,  beruhen 
in  erster  Linie  auf  der  Entwickelung  unseres  Raum  und  Zeit  über- 
windenden EiBenbahntransportweaens,  ferner  auC  den  mit  Hilfe 
einer  rationelleren  Betriebsweise  erhöhten  Erträgen  der  schwedischen 
und  dänischen  Fischereien  nnd  endlich  auch  anf  dem  vervoll- 
kommneten  Arbeitsprozeß  in  den  Räuchereien  selbst  Dafs  die 
vermehrten  und  beschleunigten  Schiffsverbindungen  zwischen  unseren 
Häfen  und  den  schon  genannten  schwedischen  und  dänischen 
Fischereihäfen  auch  eia  Wesentliches  zu  dem  Aufschwung  beige- 
tragen  haben,  mag  endlich  als  ein  Punkt  von  Wichtigkeit  noch  mit 
io  Rechnung  gezogen  werden. 

Die  besondere  Bedeutung,  welche  der  gTofse  Aufschwung  der 
Heringsrftuchcrei  an  der  Ostsee  für  die  Lebensmittelversorgung  des 
Binnenlandes  erlangt  hat  liegt  nicht  allein  darin,  daß  hiermit 
an  und  für  sich  große  Mengen  Nahrungsstoffe  dem  Konsum  der  Be- 
völkerung zugänglich  gemacht  werden,  sondern  auch  noch  in  etwas 
anderem.  Die  Verwerlbuag  des  großen  Heringsreicbthums  der 
Nordsee  beruht  bekanntlich  auf  der  EiDpökelung  der  Heringe  mit 
Salz.  Es  sind  nur  geringe  Mengen  Heringe,  welche  auf  andere 
Weise  von  den  Nordsee-Uferataaten  den  binnenländiscben  Märkten 
zugeffibrt  werden.  Die  Heringaarten  der  Ostsee,  die  von  den  Nord* 
neeberingen  wie  auch  unter  sich  wesentlich  verschieden  sind  nnd 
zwar  je  nach  den  Tbcilen  dieses  Meeres,  welche  sie  bevölkern, 
haben  sich  dem  gleichen  Konservirungsverfabreo  entzogen,  und  alle 
Versuche,  welche  mau  mit  der  Einpökelung  der  Ostseeberinge  ge- 
macht bat  — so  namentlich  auch  in  Stettin  — sind  an  den  für 
diese  Zwecke  unzureichenden  Eigenschaften  der  Ontsee-Heringa- 
spetiet  bisher  gescheitert.  Wenn  jetzt  demnach  in  den  Ostsee- 
häfen im  Gegensatz  zu  früher,  wo  die  Heringsbeute  verschwende- 
risch aß  Dongmittel  für  die  Äcker  benutzt  wurde,  eioe  rationelle 
Masaenverwendung  der  Heringsfänge  erzielt  worden  ist,  so  wird 
man  deshalb  sagen  können,  daß  die  auch  noch  ferner  großer  Ent- 
wickelung fähige  Heringsräncherei  der  Ostsee  die  Herings- 
salzerei der  Nordseeküslen  ersetzt  habe,  und  in  diesem  besonderen 
Sione  mag  also  der  große  oationalökonomiscbe  Werth  beurtheilt 
werden,  welchen  die  deutsche  Fischerei-Industrie  mit  ihrer  Nabrnngs- 
»toff- Veredelung  erlangt  hat,  eine  Tbatsach«,  die  auch  so  lange  erfreu- 
lich genug  bleiben  wird,  ala  unsere  eigenen  Fischereien  noch  nicht 
so  weit  entwickelt  sind,  daß  sie  mit  eigenen  Kräften  an  die  He- 
bung der  Heringascbätze  im  Sunde  und  vor  der  schwedischen  Küste 
denken  können,  und  ao  lauge  wir  also  gezwungen  sind,  für  das 
frische  Fischmaterial  als  Rohmaterial  noch  Deckung  von  auswärts 
zq  suchen,  wie  es  zur  Zeit  geschieht 

Nord -Amerika. 

Eine  Wlnternl«  durch  den  nord.cerik.nlniien  Süden  X.  Von 

lir.  Emil  Decken.  (Vgi.  1BKC,  Nr.  6,  IS,  SO,  IG,  33,  3«,  43,  30;  188?, 
Nr.  2.)  Sieb  konnte  lang  in  New  Orleans  aufzuhalten  und  keine  Fahrt  nach 
den  berühmten  .Jetties*  und  nach  den  .Pässen",  durch  die  der  Mississippi 
«eine  Fluthen  in  den  Mexicanischen  Golf  ergießt,  zu  unternehmen,  das  wäre 
ohne  Zweifel  sine  der  größten  Unterlassungssünden,  deren  sich  ein  Geograph 
schuldig  machen  kann.  Aufser  dem  allgemeinen  Überblicke  über  eins  der 
gewaltigsten  Menschenwerke,  die  zur  Verbesserung  natürlicher  Wasserwege 
unternommen  worden  sind,  gewährt  ihm  ja  ein«  solche  Fahrt  auch  einen 
überaus  lehrreichen  und  interessanten  Hinblick  in  di«  Mecbauik  der  Delta* 
bildung  und  in  die  ganze  rüstige  Landscböpferarbeit,  in  welcher  der  große 
Strom  in  seinem  Mündungsgebiete  begriffen  ist.  Als  was  für  ein  Kinderspiel 
erscheint  einem  doch  das  Bemühen  des  Rheins,  den  Bodessee  mit  Alpen- 
schutt ausiufüllen,  wenn  man  m mit  dem  Bestreben  de*  Mississippi  ver- 
gleicht, den  Golf  von  Mexico  durch  die  Ablagerung  »einer  Senkstoffe  ans 


den  Rocky  Mountains  und  Allegbanies  allmählich  wieder  in  festes  Land  zu 
verwandeln ! Obgleich  di«  Tiefen  de«  Golfes  kaum  zwanzig  Kilometer  südlich 
von  den  MississippimünduQgen  sogenannte  abysslscbe  sind,  und  obgloich 
von  den  Sand*  nnd  Sch  lamm- Massen,  die  der  Strom  in  das  Meer  hinausträgt, 
ein  großer  Theil  durch  das  Wellenspiel  und  den  inneren  Druck  seitwärts 
verfährt  wird  und  die  Nehrungen  und  Bänke  entlang  der  tezanischsn  und 
floridaniseben  Küste  verbreitern  hilft  — an  ein«  Einwirkung  des  Golfstromee 
ist  heute  nicht  Btebr  zu  denken,  da  es  einen  Golfstrom  im  Golf«  nicht  giebt, 
sondern  nur  einen  Golfstrom  aus  dem  Golfe  — : so  rückt  di»  Barre  vor 
seiner  HaupUnünduog  doch  noch  immer  Jahr  für  Jahr  um  volle  hundert 
Meter  weiter  hinaus 

Daß  di»  kultur-  und  wirthachaftsgeographiache  Wirkung,  die  der  Strom 
in  der  angegebenen  Weise  ausübt,  nicht  im  geringsten  als  eioe  günstige 
bezeichnet  werden  kann,  ist  selbstverständlich.  Jas.  B.  Eads  hat  dieselb« 
aber  mit  gutem  Erfolge  za  bekämpfen  gewußt,  soweit  sie  New  Orleans  an- 
geht,  und  nur  bei  den  anderen  Golfhäfen  der  Union,  die  davon  berührt 
werdeu.  ist  dies  bis  heute  nicht  geschehen.  Vor  der  künstlichen  Vertiefung 
der  mittleren  Mississippi-Mündung  durch  die  Eads'achen  .Jetties"  besaß 
der  Süden  eigentlich  keinen  einzigen  Hafen,  der  auch  nur  annähernd  den 
Ansprüchen  an  einen  Weltbafen  ersten  Ranges  genügt  hätte,  uad  darin 
lag  ohne  Zweifel  emo  weitere  Hatiptursache  seiner  wirtschaftlichen  Infe- 
riorität gegenüber  dem  Norden,  der  mit  vorzüglichen  Zugängen  von  der 
tieeseite  her  »o  überreich  auageaUttet  i«L  Daß  diese  Eigentümlichkeit  de« 
nordamerikaniacben  Südens  ganz  wesentlich  mit  dem  »üdataallicben  Klima 
zusammen  bängt  — genau  wie  die  Arbeitsscheu  der  sudstaatlicben  Menschen 
— , kommt  einem  bei  einer  Fahrt  nach  den  Mississippi- Mündungen  deutlich 
geoog  zum  Bewufstsein.  Nicht  bloß  der  ungeheure  Sedimentreichthum  der 
südstaatlichen  Ströme,  der  die  Versandung  aller  Küatenbucbten  bewirkt,  ist 
ja  unmittelbar  auf  das  südataaüiehe  Klima  (urück«uführ«n,  sondern  auch  die 
üppige  Stnndvegetation  von  Hinten , Riedgräsern,  Sumpflilien,  Weiden, 
Zwergpalmen  uaw.,  welche  die  Sand-  und  Sehlammbänke  rasch  dergestalt 
festigen,  dafa  dieselben  den  ungestümsten  Angriffen  der  Meerssbrandung  zu 
trotzen  vermögen. 

An  Gelegenheiten,  die  Mississippi  - Pisse  und  die  Mßsiasippi- Jetties  zu 
betuchen,  fehlt  et  natürlich  in  der  Ausstellungszeit  in  New  Orleans  nicht. 
Namentlich  ist  es  ein  großer  Palastdampfer,  von  der  Art,  wie  sie  nur  auf  den 
nordtanerikaniseben  Riewonströmen  denkbar  ist,  der  all  wöchentlich  mehrere 
Male  xnta  Golf»  hinab-  und  wieder  henuffährt,  ledlslich  zu  dem  Zwecke;, 
um  Tausenden  von  Gästen  und  Einbeimßchen  die  Inaugenscheinnahme  der 
; Delta  Landschaft  und  dos  K ad»  schob  Wunderwerkes  zu  ermöglichen.  Nach 
diesem  Dampfer  — dem  „Jeese  K.  Bell*  — begeben  wir  uns  also  hinab,  oder 
vielmehr,  da  der  Strom  höher  Hegt  als  die  Stadt,  hinanf. 

Es  ist  ein  herrlich  schöner  Sommerlag  — der  nennundzwanzigato  April 
— ein  wenig  zu  beiß  und  schwül  nur  in  der  sonnendurchglühten  und  von 
blühenden  Rotten  und  grünenden  Palmen  und  Orangenbäumen  gMcbmückten 
Misaissippi-MundungSNtadt.  Auf  dem  Strome  empfängt  uns  aber  eine  frische 
Brise  aus  dem  Süden,  und  wir  atbinen  dieselbe  mit  vollen  Zügen.  Nach- 
dem wir  uns  auf  detn  vorderen  Deck,  wo  wir  die  freieste  Aussicht  genießen, 
einen  -guten  Plats  gekichert  haben,  ertönt  die  sonore  Dampfpfeif«,  die 
deutsch«  Musikbande,  die  auf  keinem  amerikanischen  Exkunrionedampfor 
fehlen  darf,  spielt  eine  muntere  Weise  auf,  und  südwärts  geht  «a,  und 
kräftiger  und  angenehmer  wird  zugleich  auch  die  Luft,  die  un6  das  Antlitz 
umfächelt. 

Wir  werfen  von  dem  Dampfer  aus  unwillkürlich  noch  einen  prüfenden 
Rückblick  auf  die  Crewoent-Uity : auf  die  Levees,  durch  die  aie  sich  schützt 
und  erhält,  auf  die  BaumwOilbaUen,  die  unter  freiem  Himmel  oder  unter 
Wachstuchbedeckung  darauf  lagern,  sowie  auf  die  Lagerhäuser  für  Zucker, 
auf  die  Magazine  jeder  Art  und  auf  die  Eisenbahn-Depots,  die  sich  dahinter- 
ducken. Alles  in  Ai  lern  hat  das  Bild  der  Stadt  nicht  gerade  viel,  woran 
vir  uns  erwärmen  können,  und  int  Grunde  genommen  blickt  uns  daraus  all 
jene  Prosa  entgegen,  die  wir  an  den  andoren  amerikanischen  Stadtbildern 
kennen  gelernt  haben.  Der  Hange!  an  hervorragenden  und  bedeutenden 
Bauten  macht  sich  bei  der  Gesammtausicht  von  New  Orleans  um  ao  mehr 
geltend,  als  er  sich  mit  dem  Mangel  an  jedem  natürlichen  Postament  für 
solche  Bauten  vereint.  Dem  Ballten-  und  BreUerwerke  der  Levees  aber 
siebt  mau  seine  hohe  Bedeutung  äußerlich  so  wenig  an  wie  jedem  anderen 
Sehutzdanime;  dasselbe  erhöbt  eher  die  InhalÜoMgkcil  und  Öde  des  Bildes, 
als  dafs  es  sie  vermindert. 

Erhebender  und  impo«tnter  erscheint  uns  der  Flufs  und  das  Leben  und 
Treiben  auf  ihm.  Rin  förmlicher  Maatenwald,  »o  wie  wir  ihn  in  Hamburg 
oder  New  York  bewundern,  breitet  sich  allerdings  auf  der  Wasserfläche  des 
Mississippi  nicht  vor  uns  aus.  Aber  an  den  Levees  liegen  ein  paar  Dut- 
tend große  Fluß-  und  Ozeandampfer,  die  uns  ebensoviel  Respekt  einflößen 
wie  derjenige,  auf  dem  wir  uns  befinden,  und  schwane  Arbeiter  sind  lär- 
mend damit  beschäftigt,  den  Stapelartike!  des  Hafens  mit  Hilfe  des  ge- 
wöhnlichen Apparates  von  Krabnen  und  Winden  in  deren  Räumen  unter* 
Zubringern  Angesicht»  eines  solchen  Hafenbildes  kann  einem  schon  das 
Herz  aufgehen. 

Um  bei  dem  Anblicke  des  vielberufenen  Schlachtfeldes  von  1814  und 
des  darauf  befindlichen  halbverfallenen  Schornstein- Denkmals,  an  dem  wir 
unterhalb  der  Stadt  v orbei  pauiren,  mehr  zu  empSudeu  als  nüchterost« 
Prosa,  muß  mau  Amerikaner  sein,  und  das  sind  wir  leider  nicht  Daß  eia 
Sieg  inmitten  dieser  unpassirbaren  Sümpfe  seitens  der  Kämpfer  cino  ganz 
besondere,  geschickte  Taktik  erforderte,  müssen  wir  aber  wohl  glauben. 

Weitei  stromab wirts  konzentrirt  sich  unsere  Aufmerksamkeit  vor  allen 
Dingen  auf  den  mächtigen  WaseorUuf  und  seine  unmittelbar«  Ufcrlinie. 
Obgleich  die  Ufer  allenthalben  von  dem  Mississippi  selbst  aufgesch  ultet 
worden  sind,  und  obgfeicb  dieselben  sieb  so  wenig  über  den  Wasserspiegel 
desselben  erheben,  dafs  dieser  alljährlich  zu  wiederholten  Malen  über  »io  hin* 
wegsteigt,  bo  erhält  der  Strom  seine  Wasseraiawien  in  deu  normalen  Zeiten 


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EXPORT,  Organ  de«  Ceotralvereins  (Br  Handelsgeographie  et*. 


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doch  in  einer  bewundernswürdigen  Disziplin.  Die  Breit«  der  Rinne,  in  der 
sie  sich  für  gewöhn  lieb  >a  bewegen  heben,  ist  euf  dem  geologisch  viel 
ilteren  Terrein  oberhalb  New  Orleans  eine  außerordentlich  wechselnde. 
Hier  halt  sie  eich  in  der  strengsten  Weise  an  das  Maß  von  einem  knappen 
Kilometer,  sodafa  man  fast  glauben  könnte,  man  bab«  n mit  einem  künst- 
lich auagegrabeneu  and  von  Ingenieuren  abgezirkelten  Kanäle  zu  thun.  Da- 
von, dafB  der  Strom  auch  unterhalb  New  Orleans  noch  in  kütksüiche  Ufer 
eingezw&Bgl  sei,  kann  man  aber  nicht  wohl  reden.  Allerdings  erheben  sich 
hinter  den  natürlichen  Ufern  bie  gegen  das  Fort  St.  Philipp  hin  — auf  einer 
Strecke  von  100  km  — noch  Levee«  aas  Erde,  aber  dieselbe  Regelmäßig- 
keit bezüglich  der  Breite  waltet  auch  noch  unterhalb  des  genannten  Punktes, 
und  dort  sind  bisher  nirgends  Levees  errichtet  worden.  Die  LeTees  sind 
Schutzdämme  gegen  die  Überschwemmungen,  nicht  aber  ReguJirungsdämme, 
und  das  strenge  Habhaften  des  Stromriesen  bezüglich  des  Osbens  in  die 
Breite  ist  ein  vollkommen  freiwilliges,  wenn  wir  so  sagon  dürfen.  Nur  das 
Naturgesetz  ist  es,  an  das  er  dabei  gebunden  ist,  sowie  jedes  andere  Ding 
auf  Erden  auch.  Obgleich  der  Mississippi  zwischen  New  Orleans  und  der 
Dehatheihtng  auch  zur  Zeit  seines  Hochwssserstandcs  nur  noch  ein  GefiU 
von  4 in  bat  — So  cm  pro  km  — , so  genügt  dasselbe  doch,  um  ihm  such 
hier  noch  ein  hohes  Ms/*  von  Erosion»-  und  Traneportationskraft  tu  ver- 
leihen. Dieselbe  wirkt  in  den  gewöhnlichen  ruhigen  Zeiten  aber  vor  allen 
Dingen  in  di«  Tiefe,  und  nur  in  den  Zeiten  wilder  Ekstase  zerstört  sie  hie 
und  da,  wo  der  natürliche  Uferdamm  noch  nicht  genügende  Festigkeit  be- 
sitzt, auch  was  rechts  oder  links  von  der  Strombabin  liegt.  Die  Breschen, 
die  der  Mississippi  bei  solchen  Gelegenheiten  in  Beine  Uferleisten  hinein- 
reifst,  sind  übrigens  zum  groben  Theile  nur  vorübergehend,  die  sich  ganz 
von  selbst  wieder  schließen. 

Wer  den  Mississippi  unterhalb  Ne«  Orleans  einen  Greis  nennt,  dessen 
Kraft  völlig  erlahmt  sei,  der  gebraucht  nach  unserer  Meinung  ein  sehr  armes, 
unzutreffendes  Bild.  Weit  besser  dürfte  der  Göthe'sehe  Vergleich  mit  dem 
Atlas,  der  Zedsrnhinser  auf  seinen  Schultern  ttyft  und  der  seine  Brüder 
.dem  Erzeuger  freudebrausend  an  das  Herz*  führt,  auf  ihn  passen.  Wenn 
irgendwo  höchstentwickelte  Msnneskraft  in  dem  Strome  zu  spüren  ist,  so  ist 
es  wohl  hier  der  Fall.  Und  ist  der  Bau  des  merkwürdigen  Deltas,  das  bei 
dem  Mississippi  viel  weiter  hinausspringt  in  das  Meer  als  bei  jedem  anderen 
Strome  auf  KriJen,  nicht  ebenfalls  weit  eher  als  sin  Zeichen  der  Kraft  des 
Stromes  anzusehen  denn  als  ein  Zeichen  seiner  Schwächet  Wie  ein  Spielzeug 
schiebt  er  di«*  Barre  vor  seinen  Mündungen  vor  sich  her,  und  das  Wellen- 
gekrtaiM)  des  amerikaniechen  Mittelmeeres  stört  ihn  dabei  so  wenig  wie  die 
Strömungen  und  die  starm bewegten  Wogen  desselben.  Die  Tiefe  des 
Strome«  ist  zwar  auch  unterhalb  New  Orleans  eine  wechselnde,  aber  der 
Wechsel  erfolgt  in  äußerst  regelmäßiger  Weise-  Die  größte  Tiefe  liegt 
fast  ausnahmslos  snf  der  konvexen  Seil«  der  Windungen,  die  der  Strom  be- 
schreibt, und  zwar  immer  nahe  dem  Scheitel  derselben;  die  Maximaitiefe 
schwankt  Im  Allgemeinen  nur  wenig  um  die  Zahl  von  40  m,  die  Minimal- 
tiefe  etwas  stärker  um  diejenige  von  12  m-  Was  wir  von  der  Disziplin  der 
Wsawrmawn  bezüglich  der  Breit«,  die  sie  einnehmen,  sagten,  das  könnten 
wir  als«  gar  wohl  auch  bezüglich  der  Tiefe  behaupten.  Kv  ist  auch  darin 
ein  einfaches  Naturgesetz  klar  genug  sichtbar.  Die  Windungen  des  Stromes 
•ind  unterhalb  de«  sogenannten  „Eoglish  Tum“,  dicht  bei  New  Orleeue  — 
wo  die  Engländer  im  Jahr«  1814  nach  dar  verlorenen  Schlacht  Kehrum 
machten  - mit  einziger  Ausnahm«  von  derjenigen  bei  Fort  Philipp  schwach, 
wm  einem  sehr  auffallen  rauf«,  wenn  man  an  die  ungemein  starken  Windungen 
zurückdenkt,  die  dem  Strome  oberhalb  der  Cr*»c«nt  City  charakteristisch 
sind.  Der  Mifttissippi  eilt  in  dem  jungen  Lande,  das  er  »elbst  geschaffen 
bat,  ziemlich  schnurstracks  seinem  Ziels,  dem  Meere  zn.  Augenscheinlich 
bhugt  diese  Geradheit  des  Strom  laufe«  mit  der  Geringfügigkeit  des  Wider- 
standes zusammen,  die  das  junge  Schwemmland  der  bewegte»  WassemkaM« 
entgegensetzt,  sowie  mit  der  hochgradigen  Plastizität  desselben-  Übrigens 
darf  man  auch  nicht  vergessen,  daf«  der  Strom  aein  vermindertes  Gefill  bis 
zu  einem  gewissen  Grade  durch  die  vergrößerte  ul*d  vertiefte  Waasermasse 
ersetzt,  namentlich  zur  Zeit  seines  lange  andauernden  liochvaaserstandea. 

Doch  man  verzeihe  uns  diesen  weitläufigen  potamolog iseben  Exkurs. 
Indem  wir  vermittelst  unseres  Dampfer«  auf  dem  Strome  dahing  leiten,  werfen 
wir  aber  unwillkürlich  außer  auf  die  uns  umgebende  Szenerie  auch  häufige 
BHcke  auf  die  Stromkarte,  die  wir  in  den  Händen  halten. 

Das  Verkebralebcn  auf  dem  Mississippi  mufs  uns  als  ein  sehr  unbe- 
deutendes erscheinen;  denn  auf  der  ganzen,  fast  200  km  weiten  Fahrt  nach 
dem  Golfe  gewahren  wir  nicht  ein  einziges  Schiff,  das  uns  entgegenkommt 
oder  das  mit  uns  den  gleichen  Kar«  einblit  Wir  haben  dabei  freilich  zu 
bedenken,  dsfs  wir  a«f  dar  Schwell#  der  beißen  Jahreszeit  stehen,  in  der 
in  verschiedenen  Golf-Häfen  das  gelb«  Fieber  aosgebrochon  ist,  und  in  der 
das  Geschäft  in  ihnen  im  Allgemeinen  stockt  und  stagnirt.  Auch  in 
der  verkehrsreicheren  Saison  würden  wir  aber  nach  dem,  was  wir  von  dem 
nordamerikaniseben  Süden  gesehen  haben,  nicht  ein  ähnliche«  Bild  in  der 
Mississippimündung  zu  sehen  erwarten,  wie  es  uns  die  Themse-  oder  Klb* 
oder  Hudsonmendung  gewährt.  K<  bestehest  In  dieser  Beziehung  gewiss« 
wirthscfaaftsgeograpbische  Unterschiede,  wie  man  weiß,  und  dieselben  worden 
auch  von  den  absehbaren  zukünftigen  Zeiten  schwerlich  vollkommen  getilgt 
werden  — selbst  nicht,  nachdem  Rad»  sein  großes  Werk  so  glücklich  voll- 
bracht bat,  dafs  man  glauben  möchte,  dasselbe  sei  für  die  Ewigkeit  ge- 
schaffen. 

Die  Uferlandacbaft,  die  wir  unterhalb  des  Englisb  Turn  von  unserm 
Dampfer  aus  erblicken,  ist  so  eintönig,  wie  ein«  ameriksnieche  Uferlaadschaft 
nur  sein  kenn  Dieselbe  besitzt  aber  für  uns  den  Reis  der  Neuheit,  und 
außerdem  regt  sie  uns  durch  hundert  Kleinigkeiten  an  zum  Nachdenken  über 
die  Fragen  der  Stromphysik  und  Deltebildnog,  sowie  über  die  Fragen  des 
Kampfes  zwischen  dein  Geiste  und  der  Natur,  daß  wir  nicht  müde  werden, 
sie  zn  bet  rechten 

Soweit  sieh  einigermaßen  festes  Le»d  und  nicht  blofser  Wald-  oder 


Scfailfsutopi  hinter  de«  Uferwällen  ausbreitet,  so  weit  ist  dasselbe  ebenso 
•ehr  eine  künstliche  Menschenscböpfung  wie  der  Boden,  auf  dem  der  größte 
Tbeil  von  New  Orleans  steht.  Die  jährlichen  Winter-  und  Frübjahra-Cber* 
schwemmungen  dm  Mississippi  Uefsen  allezeit  genug  Wasser  darauf  zurück, 
und  die  Uferwätle  ließen  allezeit  genug  Wasser  hindurch,  um  e9  au  und 
für  sich  für  Menschen  unbewohnbar  zu  machen.  Da  fing  man  nach  der  Be- 
gründung von  New  Orleans  an,  auch  unterhalb  der  Stadt  Levee«  zu  errichten, 
da  legte  man  auch  dort  Entw&sserungakanäle  an,  und  der  Morast  verwan- 
delte sich  in  der  unmittelbaren  Nachbarschaft  des  Strosse#  allenthalben  in 
jeoe  Zuckerrohr-  und  Reisfelder,  wie  sie  gegenwärtig  vor  unseren  Augen 
Hegen.  Oboe  Zweifel  eio  weiterer  schünor  Triumph  des  Menschen  über  den 
Stromriesen!  Die  Zone  des  Kulturlandes,  die  in  der  angegebenen  Weise 
gewonnen  worden  ist,  ist  freilich  eine  sehr  schmale  und  erstreckt  sich 
nirgends  viel  weiter  als  eine  Kilometerbreite  weit  vom  Strome  weg.  Be- 
züglich der  8orgfsit  der  Bestellung  und  Pflege  scheint  dieselbe  nichts  zu 

wünschen  übrig  zn  lassen,  und  der  schwarze  Mann,  mit  dessen  Verdienst 
wir  es  hierbei  zu  thun  haben,  scheint  sich  an  dieser  Steiß  wirklich  einmal 
als  Arbeiter  zu  Im  währen.  Sollte  derselbe  etwa  dazu  dienen,  auch  die  übrig 
gebliebenen  »Svamps'  entlang  den  anderen  Strömen  des  Südens  in  Garten- 
landscbaftea  umzugestalten?  Dm  wäre  eine  wirthschaftliche  Leistung,  die 
man  ihm  hoch  anreebnen  müßte.  Dar  weifse  Mann  wird  dieselbe  allein 
sicherlich  nicht  vollbringen,  dessen  Organisation  lat  dazu  unbedingt  nicht 
geschaffen.  Gar  zu  feet  baue  man  seine  Hoffnungen  aber  auch  nicht  auf 

deu  Neger,  und  vor  allen  Dingen  bedenke  man,  dafs  die  Trockenlegung  der 

MissvtsippMJfergvgend  in  den  Zeiten  bewirkt  worden  ist,  wo  hinter  dem 
schwarzen  Arbeiter  der  weifse  Sklavenaufteber  mit  seiner  Peitsche  stand. 
Heute  vernehmen  wir  auch  hier  — in  dem  ob  seiner  Großthaton  viel  ge- 
priesenen Louisiana  — laute  Klagen  darüber,  dafs  die  Schutzdämme  und 
Entwässerungsanlagen  an  zahlreichen  Stellen  in  V«rß]|  geratben  sind,  und 
daß  der  Zuckerrohr-  und  Reisbau  sich  nicht  mehr  bezahlen  will.  Bezüglich  der 
Zuckerrohr-Kultur,  welche  die  Pflanzer  von  Louisiana  seinerzeit  zu  den  reich&ten 
der  Union  machte,  kommt  beute  außer  der  Arbeiterfrage  auch  die  Konkurrenz 
der  Zuckerrübe  in  Betracht,  und  außerdem  läßt  es  sich  auch  nicht  leugnen, 
daß  dlesor  Wjrthscbaftszwrig  in  dem  Deltalande  ’ dos  Mississippi  viel  un- 
günstigere klimatische  Bedingungen  bat  als  auf  den  westindischen  Inseln. 
Der  lange  louiaianisefae  Sommer  ist  der  anspruchsvollen  Pflanze  hei  weitem 
noch  nicht  lang  genug,  und  in  Folge  dessen  erlangt  eia  nicht  von  fern  den 
hoben  Saccharin-Gehalt  wie  auf  Cuba  oder  Jamaica,  ganz  abgesehen  von  den 
Frosten,  welche  die  Ernte  so  häufig  schädigen,  von  den  Dürren,  die  auch  dsa 
wasserreiche  Louisiana  nicht  verschonen,  und  von  den  Überschwemmungen, 
die  zuweilen  sehr  zur  Unzeit  eintreten.  Von  Prosperität  der  Kulturen  in 
dem  unteren  Louisiana  kono  man  beute  nicht  gut  reden,  obwohl  die  Pßn- 
tagenbesitzer  in  der  Nähe  der  Mississippi-Mündung  wackerer  aß  anderweit 
bemüht  sind 4 eich  mit  Hilfe  der  freien  Negerarbeit  über  dem  Waaaar  zu 
erhalten. 

Die  strenge  soziale  Gliederung  de«  Süden«  fällt  einem  an  dem  unteren 
Mississippi  ungemein  deutlich  ln  die  Augen-  Inmitten  einer  Garten-  oder 
Parkanlage  aus  Sumpfeichen,  Magnolien  und  Orangenbäumen  erhebt  eich  ein 
stattliches  Herrenhaus  von  ähnlicher  Art,  wie  wir  sie  in  Nord- Carolina  kennen 
gelernt  haben,  nur  ringsum  mehr  von  Veranden  und  Oaterleen  umgeben, 
ebenso  wie  die  besseren  Häuser  in  New  Orleans.  In  respektvoller  Ferne  davon 
aber  steht  eine  mehr  oder  minder  zahlreiche  Gruppe  von  kleinen  Hütten, 
mit  kleinen  Maßbeeten  daneben.  Wir  finden  das  Bild  nicht  unsympathisch, 
tsnd  in  jedem  Fell«  befreunden  wir  uns  mit  demselben  mehr  als  mit  dem 
Bilde,  du  uns  andere  amerikanisch«  Ortschaften  gewähren.  Selbstverständ- 
lich haben  wir  es  dabei  mit  einer  Nachwirkung  aus  der  verschwundenen 
Sklavenzelt  zu  thun.  Wir  wünschen  aber  im  Interesse  des  Landes  nicht, 
dafs  dieselbe  völlig  schwinden  und  der  sordstaatlichen  Gleichheit  Platz 
machen  möge;  denn  »0  wie  diese  Gegend  nur  dadurch,  daß  es  Herren  und 
Diener  gab,  dem  Chaos  entrissen  wurde,  so  wird  sie  auch  nur  dadurch,  dafs 
ein  solche«  Verhiltnlß  weiter  fortbeetebt,  vor  dem  Schicksale  bewahrt  werden, 
in  dasselbe  zarüdnufallen.  Der  Wiedereinführung  der  Kegerskiaverei  wollen 
wir  damit  natürlich  nicht  das  Wort  reden,  wohl  aber  einer  besseren  sozial- 
politischen Weisheit,  als  sie  aa«h  dem  großen  Kriege  über  dem  nordaraeri- 
kanuchen  Süden  gewaltet  bat.  Dia  nordstaat!  lohen  Gleichbeitsmacber  haben 
bezüglich  der  aebtungswertben  Kulturarbeit,  die  wir  au  dem  unteren  Missis- 
sippi beobachten,  schon  mancherlei  verdorben,  und  sie  könnten,  wenn  sie 
noch  fornerweit  die  Oberhand  behielten,  leicht  noch  viel  mehr  verderben- 
Falls  der  weiße  Pflanzer  sich  ans  der  Piagueinioe-Parish  zoröckzieht  und 
sein  , Mausion*  niedergerissen  wird,  und  fislß  der  schwarze  Arbeiter  hier 
ebenso  wie  io  anderen  südzteatlirhen  Coantiw  mehr  und  mehr  sieb  selb«! 
überlassen  wird,  so  wird  man  bezüglich  der  Erhaltung  der  Scfautxdämme  und 
Entwässerungsgräben  in  dem  Mississippi-Delta  schwerlich  viel  Freude  erleben. 
Der  große  Strom  ßt  an  und  für  sich  des  Menschen  Feind. 

Hinter  den  Pflsnzerhinsern  und  Ncgerhütten  gewahren  wir  oft  noch 
ein  großes  fabrikartiges  Gebäude.  Es  ist  dies  eine  Zucherraftvuerie . die 
ebenfalls  mit  Hilfe  von  schwarzen  Arbeitern  betrieben  wird.  Von  aadereu 
Wirtbscbafluweigen  scheint  in  der  Gegend  namentlich  noch  die  Msulthior- 
zuebt  in  Blüte  zu  stehen,  denn  an  verschiedenen  Stellen  tummeln  sieh 
große  He  erden  dieser  Thiere. 

Die  Pflanzungen  in  der  Nähe  der  8tadt  tragen  zumeist  französische 
Namen,  dagegen  diejenigen  in  größerer  Ferne  davon  fast  ausschließlich 
englische. 

An  der  einzigen  starken  Biegung,  die  der  Mississippi  unterhalb  des 
Englizh  Turn  macht,  erhebt  sich  inmitten  eine«  Sumpfwaldes  aus  greisen* 
bartbehangeoen  Leben  sei  eben  und  Zypressen  das  Fort  St  Philipp  und  ihm 
gegenüber  das  Fort  Jackson  — Feslungsan  lagen  zum  Schutze  der  Creacenl 
City,  von  denen  mau  vom  Dssapfer  aus  allerdings  ao  gut  wie  gar  nichts 
sieht.  Auf  künstlich  aufgetragenem  Boden  begründet  und  rings  von  un- 
nahbaren Morästen  umgeben,  mögen  dieselben  trotzdem  sehr  furchtbar  sein. 


18*7. 


Ml 

8 X PORT,  Organ  de«  Centralrerein»  für  Handeiagengrapbie  etc. 


Nr.  14. 


vorausgesetzt  natürlich , daß  Soldaten  und  Kanonen  darin  zu  finden  sind, 
«u  bei  amerikaniwhcn  Festungen  nicht  immer  der  Fall  ist.  Ala  unein- 
nehmbar haben  »ich  die  beidien  Mississippi -Forts  weder  in  dem  englisch* 
amerikanischen  Kriege  noch  in  dem  Bürgerkrieg«  bewährt. 

Unterhalb  der  Fort»  hört  es  mit  den  Levees  vollkommen  auf,  und 
wenn  man  die  Strom landsebaft  daselbst  mustert,  bo  muß  man  wohl  stark 
daran  zweifeln,  d&Ts  dos  System  sieb  jemals  weiter  fortsetren  lassen  wird. 
Das  Mögliche  scheint  erreicht  zu  sein,  und  darüber  werden  auch  die  ge- 
waltigsten Anstrengungen  nicht  hhi weghelfen.  Die  Uferleisten  de«  Stromes 
sind  »war  im  Allgemeinen  noch  immer  ko  »eharf  marin rt . wie  weiter  auf- 
wärts, aber  sie  ragen  allmählich  nur  wenige  Zoll  über  den  Waaeerspiegel  des 
Stromes  auf,  und  endlich  worden  wir  aie  gar  nicht  mehr  wahrnehmen,  wenn 
sie  nicht  durch  eine  Reihe  von  Weiden  bäumen  und  Weideuslräucberu  be- 
zeichnet wären-  Was  hinter  den  Uferieistca  liegt,  das  ist  aber  ein  SchiLf- 
sumpf  trostlosester  Art.  und  derselbe  ist  beinahe  dos  ganze  Jahr  hindurch 
mit  einer  mehr  oder  minder  hohen  Wasserscbicht  bedeckt.  Übrigens  zeigen 
die  Uferieisten  hier  anch  verschiedene  Lücken,  die  darauf  hindeuten,  daß 
die  Hochwasser  sie  gelegentlich  völlig  durchbrechen,  um  den*  Strome  einen 
neuen  Ausgang  zun  Meere  zu  schaffen.  Besonders  zahlreich  sind  diese 
•Bayous"  auf  der  Huken  Seite  des  fitroms«,  sodafs  ee  ans  erscheinen  male, 
als  ob  hier  das  recht«  Ufer  das  weniger  slark  benagte  sei.  Wenn  da» 
Bär'sche  Gesetz  in  dieser  Weise  von  dem  unteren  Mississippi  Lägen  gestraft 
wird,  so  haben  wir  uns  dies  wohl  vor  allen  Dingen  durch  das  Vorwiegen 
der  Westwinde  zu  erklären,  das  über  dem  Mi*ai*»ippi-Delta  ein  nicht  weniger 
ausgesprochenes  ist,  als  Aber  dem  übrigen  Nord  - A merika.  Die  Wasser- 
ma«»en  des  Strome«,  and  insbesondere  diejenigen  seiner  HochflatfaeD,  werden 
dadurch  viel  häufiger  gegen  da»  linke  Ufer  angetrieben,  als  gegen  das  rechte. 
Dafs  der  größte  und  wasserreichste  Mündungsarm  der  südwestliche  Ist,  steht 
mit  dem  B Irschen  Gesetze  in  vollem  Einklang«.  Dagegen  haben  es  die 
vorherrschenden  Nordwestwinde  wohl  in  hervorragender  Weise  mit  bewirkt, 
dafs  das  ganze  Delta  sehr  entschieden  gegen  Südosten  gerichtet  ist.  Zur 
Laodfest-Machung  und  Erhöhung  des  Deltas  tragen  aufser  den  Schlamm- 
ablsgerungen  der  Hochwasser  des  Stromes  ohne  Zweifel  auch  die  Staub- 
wolken, die  der  Nordwestwiod  berbeiwirbell,  ein  ganz  Wesentliches  bei.  Die 
Hochwasser  und  die  Staubwinde  werden  aber  weh)  noch  manches  Jahrhundert 
wirken  müssen,  bevor  die  in  Frage  stehende  Gegend  reif  dazu  ist,  ein- 
gedämmt und  in  Kultarisnd  umgeachsffen  zu  werden. 

Ihre  Kulturunflhigkeit  wird  übrigens  vorläufig  auch  noch  dadurch  be- 
trächtlich erhöht,  dafs  die  Salzfluth  des  Oolfes  bis  hierher  in  dem  Flusse 
aufwärtsdringt,  und  dafs  die  im  Zustande  beständiger  Überschwemmung 
oder  Halb- Überschwemmung  befindlichen  Sümpfe  nicht  Süfswassersümpfe, 
sondern  Brack wassersumpfe  and  Sahwaseersämpfe  sind.  Früher  waren  ja  in 
ihnen  sogar  Salzwerke  im  Betriebe;  dieselben  haben  nur  die  Konkurrenz  der 
Michigsner  und  New-Yorker  Balzwerke  noch  weniger  aasgehalten,  als  das 
große  Loulsiaow  Steinsalzwerk  von  New  Iber  La. 

Von  Menschenleben  gewahren  wir  hinter  den  Uferleisten  de«  Mississippi 
nicht  die  geringste  Spur.  Hätte«  wir  unsere  Fahrt  ln  einem  der  kühleren 
Monate  unternommen,  so  würden  wir  vielleicht  hier  und  da  ln  einem  der 
a Bayous*  oder  „Crevaaiee*  — der  Nebenarme  oder  Uferlelsten-Durchbrüche 
— ein  vereinzeltes  Boot  daberrudern  sehen,  da*  auf  Austernfiseberei  oder 
Wasservogel jagd  aasgeht  Dafs  die  Buchten,  durch  welche  die  Aufsenseit«  des 
Mississippi- Deltas  so  wunderlich  zerrissen  und  gegliedert  erscheint,  einen 
unendlichen  Reiclilbum  delikatester  Austern  enthalten,  konnten  wir  ja  in 
den  Kreolen  - Restaurants  von  New  Orleans  häufig  genug  erproben,  und 
ebenso  such,  dafs  in  den  Sümpfen  des  Deltas  der  Wasser »ogeljägersport 
hoch  im  Schwange  steht  Heute  sehen  wir  weder  «inen  Flug  von  Wild- 
giusen,  noch  einen  solchen  von  Krik-  und  Lache nten,  noch  einen  solchen 
von  Schnepfen  — die  in  großer  ZshI  zwischen  den  Binsen  und  Riedgräsern 
bsusen  müssen  — auffliegen,  und  Alles,  was  wir  von  Tbierleben  beobachten, 
beschränkt  sieh  auf  ein  einsames  Krokodil,  da«  seinen  Kopf  eine  geraume 
Weile  in  der  Nähe  unseres  8 hiffea  aus  der  Fluth  herausstreckt,  sowie  auf 
eine  auffällig  große  Zahl  Habichte,  «Re  über  der  Delta-  Landschaft  ihre 
Kreise  beschreiben.  Die  letzteren  haben  wir  als  ein  weiteres  ZeicbM  davon 
anzuMbcB,  dal»  es  dea  Sümpfen  an  kleinen  animalischen  Bewohnern  nicht 
fehlen  kann,  und  in  ihrem  Ausspäben  nach  Beute  liegt  wohl  ein  triftigerer 
Grund  für  sie,  sich  in  ihren  Schlupfwinkeln  verborgen  zu  beiten,  aß  in 
unserem  vorbeigleitenden  Schiffe.  Allzu  buntes  Thierleben  darf  man  in  dem 
MissUippi  Delta  aber  ebensowenig  erwarten,  wie  allzu  buntes  Pflan zenleben. 

Das  Weidengesträuch  begleitet  den  Floß  am  weitesten  nach  seiner 
Mündung  hin;  dasselbe  hält  sieb  aber  immer  streng  an  die  Uferleisten,  und 
was  wir  an  der  Stelle,  wo  wir  d*n  Dampfer  für  eine  kurze  Weile  verlassen, 
in  unser  Herbarium  «inlegen  können,  besteht  nur  in  einigen  wenigen 
Binsen-  und  Riedgiasarien.  Wie  wichtig  diese  gesellig  wachsenden  Pflanzen, 
die  förmliche  unübersehbare  Grasmeere  in  dam  Mississippi  - Delta  bilden,  als 
Staub-  um!  Schlammfänger  und  als  Landfestiger  sind,  haben  wir  beieits 
gesagt.  Bezüglich  des  Weidenwuchses  erscheint  ee  uns  als  eine  sehr  be* 
merkenswertbe  Tbataaehe,  dafs  derselbe  auf  der  rechten  Uferaeite  weiter 
stromabwärts  reicht,  als  auf  der  linken,  und  fest  möchten  wir  annehmrn, 
dafs  sieb  darin  wieder  der  höbe  Grad  von  Gesetzmäßigkeit  ansspriebt,  mit 
der  die  Deltabitdong  vor  sich  geht. 

Da  der  Mmsisippi  in  dem  untersten  Abschnitte  seines  Laufes  siebt 
nur  als  Uferbeasger  and  Ufsrzeratörar,  sondern  vor  allen  Dingen  als  Ufer- 
«rbauer  ibitig  ist  so  kommt  da»  Drängen  der  Wassermaaven  nach  recht*  — 
gemäTs  dem  Bär’schen  Gesetz  — namentlich  in  der  stärkeren  Uferleßten- 
Außcbuttung  zur  Geltung,  and  dieselbe  wird  uro  m>  sichtbarer,  als  nach 
der  linken  Seite  hinüber  die  vom  Winde  getriebenen  Wellen  und  Strö- 
mungen znr  Zelt  der  Hochwasser  die  jung  aufgeschütteten  Massen  viel  öfter 
wieder  mit  sich  fortreißen.  Die  Zerrissenheit  des  Deltas  auf  seiner  Außen- 
seite ist  «in  deutlicher  Ausdruck  davon,  wie  die  Wogen  und  Stunaflutben 
des  Mexicaniseben  Golfes,  di«  oft  genug  ven  den  berüchtigten  „Hnrrieanes* 


bewegt  werden,  de«  „Vater  der  Gewässer“  sein  Landerbauerwerk  au  er- 
schweren und  wieder  za  vernichten  suchen.  Dafs  der  majostätisebe  Strom 
Sieger  in  dem  Kampfe  bleibt.  daß  sein  Rau  trotz  alledem  in  regelmäßigem 
Tempo  weitervräcIiKl , und  dafs  es  im  Grunde  genommen  deck  nur  kleine 
Bruchstücke  sind,  dis  das  Meer  davon  losreifst,  diese  Thatsachen  geben  dom 
Mississippi  in  unseren  Augen  anch  an  dieser  Stelle  etwas  Heldenhaftes,  und 
von  dem  «Greise,  der  sieb  nicht  zu  helfen  weif»*,  können  wir  auch  hierbei  nichts 
erblicken.  Man  bat  bei  dem  Anblicke  seines  Deltas  zu  bedenken,  dafs  das- 
selbe auf  einer  sehr  breiten  und  tiefen  Grundlage,  die  unter  dem  Wasser- 
spiegel verborgen  ist,  ruht,  während  di«  Wellen  und  Strömungen  dea  Meeres 
im  Wesentlichen  nur  auf  die  Oberfläche  zerstörend  wirken. 

Etwa  20  Kilometer  unterhalb  de*  Forts  Jackson  fängt  der  Mississippi  an 
breiter  und  breiter  zu  werden,  bis  der  Abstand  zwischen  seinen  Ufern  12  km 
weiter  abwärts  ungefähr  dreifach  so  groß  ist,  als  ursprünglich,  und  mit  seiner 
zunehmenden  Verbreiterung  gebt  eine  lunefatnende  Verrichtung  Hand  in 
Hand,  »oda/s  seine  Maximaltiefe  endlich  kaum  noch  10  m beträgt  Das 
Gefll!  de*  Strome»  ist  eben  hier  ein  ganz  geringes  geworden,  und  in  Folg« 
dessen  beginnt  die  Ablagerung  der  Sedimente  auch  innerhalb  seiner  Rinne 
in  grofssrtigem  Maßstabe  Wir  haben  ea  bereit*  mit  dem  ungeheuren 
8chuttkegel  sw  Uran,  den  der  Mississippi  an  seiner  Mündung  aufhiuft,  und 
den  er  zugleich  immer  weiter  in  den  Oolf  hinaussebiebt  Der  Stromriese 
bewährt  sich  hier  in  einem  noch  höheren  Grade  als  vorher  als  Laaderbauer 
und  Meerauafüller.  Das  Gehen  und  Wirken  in  die  Breite,  da»  ihm  von  der 
angegebenen  Stelle  ab  charakteristisch  wird,  giebt  sich  außer  in  dem  Aus- 
einander« eichen  seiner  Uferleisten  auch  in  der  Häufung  der  Uferteisten- 
Durchbrüche  kund,  und  zwar  immer  wieder  vor  allen  Dingen  auf  der  linkeo 
Seite.  Endlich  sind  wir  an  dem  Kopfpunkte  «ler  „Pässe“  angdangt,  und 
diese  Pässe  — der  Sndwestpaß,  der  Süd  paß,  der  Nordortpaß  und  der  Pafa  ä 
l’Outre  — sind  wohl  ebenfalls  in  keiner  anderen  Weise  enlatandeu  als  jene 
„CrevassesV  Eine  ähnliche  BnUuebungsveise  glauben  wir  eodlich  auch 
für  dl«  sablreichen  Verzweigungen  dieser  Pässe  »oraussetaen  zu  sollen.  Wie 
dis  Hochwasser  im  Allgemeinen  die  Btromgestaltung  bestimmen,  so  be- 
stimmten sie  auch  die  Deltatbcilung,  und  bis  zu  einem  gewissen  Grade  richteten 
sie  eich  dabei  nach  dem  Bär’schen  Gesetz  ln  einem  noch  höheren  Grade 
aber  nach  den  Launen  des  Windes.  Die  Hauptmasse  de»  Wassers  — etwa 
50  ° o — führt,  wie  wir  bereit*  bervorgehoben  haben,  der  Südwestpaß  hinaus 
in  den  Golf,  die  geringste  Masut  — kaum  10%  — dagegen  der  Südpaß, 
der  verkcbnffS'Waphitch  der  wichtigste  Isl  Es  besteht  in  dieeer  Beziehung 
•ine  merkwürdige  Analogie  zwischen  dom  Mississippi  und  dsr  Donau. 

ln  den  einzelnen  Mündungsarmen  verengt  und  vertieft  sich  der  Wasserlauf 
zunächst  nieder  etwas,  und  man  ersieht  daraus,  dafs  es  dem  großen  Strome 
auch  selbst  nach  seiner  defiuitiven  TbeUung  noch  nicht  an  Erosion  »kraft 
fehlt.  Selbst  sehr  stattliche  Dampfer  könnten,  indem  sie  sieb  immer  an  die  kon- 
vexe Seite  der  schwachen  Windungen  hielten,  welche  die  Haupimüodungssrme 
machen,  in  ihnen  hinab  fahren,  ohne  aaf  den  Grund  tu  gerathen.  Kan  bevor 
sich  einzelne  Arm«  io  das  Meer  ergießen,  erweitern  sich  dieselben  in  ganz  ähn- 
licher Weint  zu  breitin  Trichtern,  wie  dies  bei  dem  Gesammt-Strome  an- 
mittelbar  oberhalb  des  Kopfpuuktes  der  Pässe  der  Fall  ist,  und  dort  steigt 
der  BcbuUkegel  zum  Tbeil  bi»  an  die  Wasserfläche.  Eine  tiefere  Rinne, 
durch  die  er  die  gröfste  Mas.»«  seines  Wassers  hinausführt  in  dsn  Golf, 
erhalten  sich  ja  die  Arme  auch  dort;  aber  die  unter  dem  Wssser  befind- 
lichen Ufer  dieser  Rinnen  sind  so  plastisch,  dafs  sie  sich  von  jeder  Hoch- 
flutb  in  eine  andere  Gestalt  kneten  lassen,  und  dafs  sie  zugleich  beständig  ihre 
Lage  verändern-  Zwischen  ihnen  hindurch  paaren  tu  wollen,  würde  daher 
jedem  tiefer  gehenden  Schiffe  di«  gröfste  Gefahr  bringen.  In  knltnr-  and 
verkebrsgeographischer  Beziehung  Hegt  hierin  ohne  Zweifel  die  Ilaupt- 
achattenseite,  die  «ler  Mississippi  an  und  für  skh  besitz. t.  und  io  dieser 
Beziehung  hatte  man  deshalb  den  Hiesensirom  bis  vor  Kurzem  weit  hinter 
andere,  viel  kleinere  Ströme  zurückzustellen.  Die  kultur-  und  verkehrs- 
geographischen Wirkungen,  welche  die  Ströme  als  Wasserstraßen  ausüben,  hat 
man  aber  Immer  als  die  Nebenwirkungen  anzusehen,  Ihre  Haupt  wirk  ungen 
bestehen  in  der  geologischen  Arbeit,  die  sie  leisten. 

Einen  der  großen  Arme  im  Südwesten  und  Nordosten  durch  Menscfaen- 
konst  in  eine  brauchbare  Schifffahrtsstraße  umzu wandeln,  hat  man  nach 
jahrelangen  Vornnterauchnngen  aufgeben  müssen.  Der  tu  bezähmende  Uiesen- 
strozn  war  in  ihnen  immer  noch  zu  gewaltig  und  zu  ungestüm  — als  Er- 
bauer ebenso  wie  als  Zerstörer.  Aber  mit  dem  kleinsten  Arme  — dem  Süd- 
pssse  — wagte  man  den  Versuch,  und  mit  ihm  glückte  derselbe  auch,  wie 
wir  bereits  betont  haben.  Die  künstlichen  Regulinragsdämme  aus  Weiden- 
werk und  Steinblöcken  — das  sind  ja  die  sogenannten  „Jettles*  — , in  die 
Jas.  B.  Bads  den  Südpols  einxwäagt«,  haben  sich  bis  auf  den  heutigen 
Tag  in  glänzendster  Weise  bewährt,  und  man  bet  durch  dieselben  einen 
Scbifffabrtskanal  erzielt,  der  durch  seine  Tiefe  die  gehegten  Erwartungen 
noch  wesentlich  übertroffen  hat.  1875  begonnen  und  1879  beendet,  haben 
die  Jetties  in  wenigen  Jahren  dazu  geführt,  dafs  der  Südpaß  vor  seiner 
Mündung  eine  Rinne  offen  erhält,  in  der  die  Schiffe  zu  jeder  Zeit  mehr  als 
12  m Wasser  finden. 

Dm  System  der  «Jetties*  beginnt  bereits  am  Kopfende  der  Pässe,  da 
man  daselbst  vor  dem  Südpasse  eine  Art  Wasaerfangtrichter  angelegt 
bat,  um  einen  stärkeren  Braehtheil  des  Miisßsippiwassers  in  ihn  hiueintu- 
zwingen,  als  reiwillig  in  ihn  hineinfloß.  Durch  die  künstliche  Verenge- 
rung d«  frsgf  ichen  Passes  hätte  sonst  das  Gegentheil  einzutreten  gedroht, 
und  statt  tiefelr  tu  werden,  wäre  derselbe  seichter  geworden  Der  Kern- 
punkt des  Gedanken»,  von  dem  Bads  geleitet  wurde,  war  ja  eben  der:  dafs 
der  Strom  «iadurch,  dafs  ihm  die  Möglichkeit  genommen  wurde,  mit  seiner 
Kraft  in  die  Breite  ru  wirken,  nothwendigerweiee  in  verstärktem  Grade  aus- 
furchend  in  die  Tiefe  wirken  werde.  Daß  dieser  Gedanke  eia  völlig  neuer 
geweeeu  und  aus  dea  Hirn  de»  amerikanischen  Ingenieure  selbst  entsprungen 
sei,  kann  man  nicht  behaupt«! ; das  Verdienst  des  Letzteren  besteht  vielmehr 
«larin,  «Ufa  er  ihn  an  dem  amerikanischen  Rieeenstrome  erprobt  hat.  Der 


Nr.  14. 


8*2 

EXPORT,  Organ  des  Centrslwrein«  für  Hsodelsgoographie  etc. 


1887. 


gToCse  Faschinenbau,  auf  dem  die  künstlichen  UfrruMuern  de»  Südpaaaes 
nahen,  ist  ziemlich  streng  nun  dem  Mutter  tob  desjenigen  nn  der  Rhein-, 
reep.  MaavMüniJuuir  aufgefübrt,  und  die  Holländer,  die  in  jeder  Art  Waeeer- 
beu  *o  grofa  aind,  sind  also  die  Lehrmeister  gewesen,  bei  denen  Eada  in 
die  Schule  gegangen  iat.  Die  Jettiee  beginnen  übrigens  an  dem  Hoben 
Ufer  dea  Südpasaes  beträchtlich  früher  als  an  dem  rechten,  «eil  die  Waseer- 
massen  auch  in  den  Mündungsarmen  oacb  links  hinüber  am  stärksten 
drängen. 

Untere  Fahrt  durch  den  Södpais  hindurch  und  in  den  blauen  Oolf 
hinaus  — der  durch  seine  Ufermnene  freilich  nicht  ton  fern  ein  blaues 
Mitteimeer  von  der  Art  unseres  europäischen  iat  — verläuft  in  der  ange- 
nehmsten Weite.  In  Port  Bads,  das  inmitten  der  Srbilfsümpfe  auf  künst* 
lieh  aufgetragenem  Boden  begründet  «Orden  iat,  und  das  bin  jetit  nur  ans 
einem  einzigen  groben  Holzhause  und  ein  paar  kleinen  Nebengebäuden,  mit 
Oleanderhäumen  davor,  besteht,  machen  «ir  eine  kurze  Rast,  und  wir  be- 
nutzen dieselbe  zu  einer  Reihe  von  kleinen  Naturstudien.  Dann  bringt  uns 
aJesse  K.  Bell1*  wieder  zurück  nach  Ne«  Orleans.  Die  Mondnacht,  die  dabei 
über  uns  bereinbricht,  iat  auf  dem  unteren  Mississippi  so  tau  bensch,  als 
eine  Mondnacht  überhaupt  sein  kann,  und  auch  die  SchUfsompfe  und  Weidon- 
büsebe  zu  beiden  Seiten  erhnlten  durch  sie  einen  gewissen  poetischen  Reis. 


Süd-  Amerika. 

Zur  Einwanderung  Im  Kaiserreich  Brasilien.  (Originalbericbt 
aua  Rio  de  Janeiro.)  im  Jahre  1886  sind  in  Brasilien  eingewandert 
24  478  Menschen  und  ausgewandert  7 603,  aodaß  ein  Zuwachs  von 
16  876  durch  Zuwanderung  zu  verzeichnen  iat.  Die  aus  Brasilien 
Auswtndernden  würde  man  richtiger  Rückwanderer  benamsen. 
Der  eingeborene  Brasilianer  wandert  nie  aus.  Die  R0ck wandernden 
sind  zum  allergrößten  Theite  Portugiesen,  der  Rest  Italiener.  Für 
den  Portugiesen  ist  Brasilien  auch  heute  noch  die  alte  Kolonie, 
in  der  er  Geld  macben  will,  um  später  im  alten  Vaterlande  ge- 
mächlich leben  zu  könoen.  Der  Traum  so  vieler  portugiesischer 
Haudarbeiter  und  Tagelöhner,  welche  ich  zu  befragen  vielfache 
Gelegenheit  habe,  ist  ein  Weingötcben  io  Portugal.  Dieser 
Wunsch  läßt  sich  mit  etwa  6 Contos  forte«  (gegen  20  000  »4t) 
schon  recht  hübsch  verwirklichen,  und  darauf  los  wird  gespart  und 
gescharrt.  Als  täglichen  Dnrchscbnittslobn  eines  weißen  Arbeiters 
in  Rio  kann  man  4 $ 000  Rs.  (z.  Z.  7, *3  .-ft ) annehmen.  Davon  weiß 
Mancher  3 $ 000  Rs.  bei  Seite  zu  legen  und  behält  genug  verfüg- 
bar, um  seinen  Körper  durch  große  Schüsseln  schwarzer  Bohnen 
nebst  getrocknetem  Rindfleisch  und  Mandiokmebl  arbeitskräftig  zu 
erhalten.  Es  verdient  bervorgeboben  tu  werden,  daß  der  Deutsche 
fast  nie  zurückwandert,  sondern  sich  im  Laude  einbörgert.  Zum 
Erwerb  haaren  Geldes  bringt  er's  io  den  ersten  Jahren  in  der 
Regel  gar  nicht.  Den  Tagelöbnerdienst,  dem  der  Portugiese,  heute 
da,  morgen  dort,  seiue  Spargelder  abgewinnt,  kann  der  Deutsche 
gar  nicht  verrichten,  weil  ihm  die  Kenntniß  der  Landessprache 
abgeht.  Er  wendet  sich  einem  Gebiete  zu,  auf  dem  er  sich  von 
vornherein  ohne  Weiteres  betbätigen  kann,  dem  Landbau,  Und 
das  Stück  Land,  auf  welchem  er  aieh’a  hat  sauer  werden  lassen, 
und  das  ihm  Ernten  giebt,  hält  ihn  dann  fest  Die  brasilianische 
Regierung  gewährt  den  Reisezuschuß  an  alle  Einwanderer  gleich- 
förmig, ohne  Nationalitäts-Unterschiede  zu  machen.  Fraglos  aber 
wird  sie  vom  Deutschen  weit  vollständiger  für  diese  Wohltbat 
entschädigt,  als  vom  Portugiesen.  — Von  den  24  478  Einwanderern 
des  Jahres  1886  sind  22  286  im  Hafen  Rio  de  Janeiro  ausgeschifft 
worden,  1 491  in  Santos  und  701  in  Sao  Francisco  (für  die  be- 
kannte Dona  Francisca- Kolonie).  Genauere  statistische  Nachweise 
können  nur  über  jene  22  286  im  Hafen  Rio  Angekoramenen  gegeben 
werden.  Von  diesen  waren  17439  (78%)  männlichen,  4847 

(22%)  weiblichen  Geschlechts.  Dem  Alter  nach  waren  18  860 
(85%)  über  10  Jabre  alt,  3 426  (16%)  unter  10  Jahre  alt. 
Einwanderer  waren  ihrer  Nationalität  nach: 

Italiener 11  582  52%  Aller  i Franzosen  .... 

Portugiesen ...  G 287  28  „ „ Polen  - 

Deutsche  ....  1 713*)  8 „ „ j Engländer  .... 

Spanier  .....  II 39  5 „ . , Nordainerikaner. 

Österreicher . . . G44  3 * a I Sonstige  ...» 

AIh  Einschiffungs-Häfen  wählten: 


Jahre 

alt. 

Die 

218 

1% 

Aller 

146  \ 

93  1 

« 

54 

o a 

• 

410  ) 

Genua  

. 7 149  , Hamburg  . . . 

. . 1 271 

Ham 

. . 279 

Lissabon  .... 

. 5 733  , Antwerpen  . 

. . 949 

Rordeauz  . . . 

. . 100 

Neapel 

.2  97l[  Vigo 

. . 880 

Liverpool  . . 

. . 34 

I.a  Plaia-TUfen  . 

. 1 557  [ Bremen  .... 

. . 321 

Sonstige  . . . 

. . 1 042. 

AIb  die  interessanteste  der  vorstehenden  Zahlen  möchte  ich 
die  der  1 657  io  La  Plata-Häfen  Eingeschifften  bezeichnen,  ln  der 
Nationalitäten-Liste  erscheinen  weder  Argentinier,  noch  Uruguayaller, 

*)  Der  Zahl  der  Deutschen  kann  man  dl«  über  Sio  Francisco  Herein 
gekommenen  (701)  ohne  Weiteres  zuzählen;  auch  nnter  den  über  Santo* 
Gegangenen  sind  Deutsche,  sodaß  man  nicht  viel  fehlgehen  «ird,  wenn  man 
den  Prozentsatz  des  deutschen  F.lements  an  der  Gesamot-Rinwandenuig  des 
Jahres  1886  auf  10%  abrundet. 


noch  Paraguayaner,  und  diese  Völker  sind  auch  gar  nicht  wander- 
lustig. Nein,  wir  haben  da  einen  ziellosen  Schwarm  vor  uns,  der 
hin-  und  berflatbet.  Wer  über  8ee  gelebt  hat,  der  wird,  gleich 
mir,  ein  ausgesprochenes  Yagabunden-EIemcnt  in  der  Auswanderer- 
Masse  bemerkt  haben.  Man  trifft  die  Sorte  im  Zwischendeck 
eines  jeden  größeren  Pasü&gier-Dampfers  au,  wo  sic  gewöhnlich 
das  große  Wort  führen  und  dem  soliden,  schlichten  Auswanderer 
durch  Aufzählung  ihrer  Erlebnisse  zu  imponiren  suchen.  Richtige 
Schwadroneure,  schimpfen  sie  unaufhörlich  auf  Kapitän  und  Offiziere, 
sind  nie  mit  der  Beköstigung  zufrieden  und  gefallen  sich  besonders 
darin,  dem  guten  Auswanderer  mit  Vorhalten  einer  gruseligen 
Zukunft  das  Herz  recht  schwer  zu  machen.  Ich  habe  ihrer  äuge- 
troffen,  die  von  Deutschland  nach  Nord-Amerika,  von  da  nach 
Argentinien,  von  Argentinien  nach  Brasilien  gegangen  waren,  und 
nun  bloß  auf  ein  billiges  Segelschiff  warteten,  um  oacb  dem  Kap 
der  guten  Hoffnung  zu  reuen.  Ober  das  ihnen  meistens  nnr  dem 
Namen  nach  bekannte  Reiseziel  sind  sie  stets  voll  dea  Lobes, 
indeß  sie  die  verlassenen  Länder  nicht  genug  lästern  können.  Für 
die  Reisespeeen  müssen  die  woblthätigen  Vereine  der  lieben  Lands- 
leute berhalten,  und  die  zahlen  anch  wohl  oder  übel,  nnr  um  das 
arbeitsscheue  Gesindel  absebieben  zu  sehen.  Vielfach  stehen  die 
landsmaonscbaftlicben  Hilfs-Vereine  der  Hafenplätze  in  einem  ge- 
wissen Kartell  mit  einander  und  tauschen  ihre  Listen  berüchtigter 
„Küatenbummler“  aus,  nm  sich  vor  allzu  mißbräuchlicher  Brand- 
schatzung einigermaßen  zu  schützen. 

Der  Einwandererstrom,  der  angesichts  des  ungeheuren  Ge- 
bietes, in  das  er  sich  ergießt,  eigentlich  nur  den  Namen  eines 
Bächleins  verdient,  zerrann  in  folgende  Provinzen: 

Hauptstadt  Rio  de  Janeiro  . . 7 439  (zumeist  Portugiesen) 

Säo  Paulo  . 7 333  (zumeist  Italiener) 

Rio  Grande  do  8ut  ....  3570  (Vs  Deutsche,  V*  Italiener) 
Minus  Qeraes  ......  1 087 

Rio  (Provinz) 1 052 

Parana  ........  780  (darunter  die  Polen) 

Santa  Catharina 686  (Deutsche) 

Espirito  Santo  ......  214 

Zersplittert  125 

Kurz  zusamraengeßßt,  ersieht  dies  an  der  Hand  der  vorauf- 

gegaogenen  Zahlen  folgendes  Brgebnifs:  daß  die  Einwanderung, 
welche  diesem  Riesenßnde  Leben  einzuflößen  vermöchte,  im  Jabre 
1886  eine  äußerst  schwache  war;  daß  einigen  alten  deutschen 
Flecken  wenigstens  etliche  Tropfen  frischen  Germanenblutes  «ge- 
träufelt worden  sind;  und  daß  die  Italiener,  daheim  und  io  Säo 
Paulo  die  gleiche  kluge  Politik  verfolgend,  auch  in  diesem  Jahre 
ein  beachte  ns  wertbca  Stück  vorwärtsgekommen  siod.  Regierungs- 
seitig geschieht  fast  gsr  nichts  mehr,  Einwanderer  herbeizuzieben. 
Vor  zwei  Jahren  war  die  Einwandererfrage  Mode,  beute  ist  sie's 
gar  nicht  mehr.  Der  „8ociedade  Central  de  Iramigracäo*  scheint 
der  Enthusiasmus  auch  so  ziemlich  verraucht  zu  seio;  ibr  Einfluß 
ist  sicbtbarlicb  gesunken.  Dahingegen  hat  man  iro  Ackerbau- 
Ministerium  alte  Rechnungen  ausgegraben,  die  im  Interesse  des 
Einwanderungs-Wesens  am  Besten  für  immer  und  ewig  vergessen 
worden  wären,  deren  Bezahlung  man  aber  nunmehr  alles  Ernstes 
unter  Bezugnahme  auf  die  das  Eigen  thumsrecht  bestimmenden  Klauseln 
betreiben  will:  es  handelt  sieb  um  die  von  lange  her  gestundeten 
Kaußchillinge  der  Koloniaten-Grundstflcke.  Man  bat  ausgerechnet, 
daß  der  Staat  noch  zu  vereinnahmen  habe: 
von  den  Kolonisten  in  Blumenau  . . 594  Contos  de  reis 

„ „ . „ Brasqae  . . . 904  „ „ * 

, , „ . Azsmbqja  . . 127  a „ . 

a „ * • Espirito  Santo  . 629  a , , 

• . a a Rio  Grande  . . 2 960  , , ■ 

Zusammen  4 614  Contos  (etwa  9033400  M ). 

Glücklicherweise  gilt  in  Brasilien  mehr,  denn  anderswo,  das 
Sprichwort,  daß  nichts  so  heiß  gegessen  wird,  als  es  gekocht  ist. 
Man  wird  ja  wohl  nicht  Geßbr  laufen,  in  Bezog  auf  Vertrags-Be- 
atiremungen  laxer  Gesinnung  geziehen  zu  werden,  wenn  man  der 
brasilianischen  Regierung  einmal  die  Gegenrechnung  des  Kolonisten 
vorhilt  Von  den  Riograndenser  Schuldnern  obiger  Aufstellung 
sitzt  gewiß  ein  guter  Theil  im  Muoizipium  Santa  Cruz,  auf  das 
ich  mich  beispielsweise  beziehen  will,  weil  ich  brauchbare  Zahlen 
daher  znr  Hand  habe.  Dieses  einseine  Muoizipium,  eine  reine 
Kolo  nisten -Schöpfung,  erlegte  während  der  ersten  drei  Viertel  des 
verflossenen  Jahres  provinziale  und  munizipale  Export- Abgaben  auf 
folgende  Tax-Werthe: 

Blätter- Tabak  ....  379:900  Milreift  I Bohnen  36:244  Milreis 

Gedrehten  Tabak  . . 5:802  a ' Reis  .........  14  :099  a 

Herva  mate. 50:296  j Mais  .........  1 :380  . 

Schmalz 47:652  . I Häute  ........  1 :600  a 

Das  Munizipium  exportirte  aber  auch  noch  Zigarren,  Wachs, 
Liköre,  Wein,  Seife,  Fleisch-Konserven,  auf  denen  Ausfuhr- Abgaben 


1887. 


m 

EXPORT»  Organ  des  Central  verein*  für  llandelsgeographie  etc. 


Kr.  14. 


jener  Art  nicht  rohen.  Alle«  zusammen  genommen  ergiebt  einen 
Jahres-Export  von  nicht  unter  650  Conto*  de  reis  im  Werth.  Der 
Import  von  Santa  Crut  wird  auf  500  Conto*  veranschlagt.  Ange- 
nommen, dafs  anch  nur  für  400  Contoa  vom  Auslände  kirne 
(—  nnd  was  werden  denn  die  Leute  dort  anfser  Kaffee  und  Zocker 
viel  vom  brasilianischen  Norden  kaufen?  — ).  so  fällt  dabei  allein 
schon  an  Zöllen  (80%  vom  Werth  + 60%  -+-  6%  and  Neben- 
abgaben) das  nette  Sümmchen  von  ca.  300  Contoa  jährlich  ab, 
die  als  Reicbsatenern  in  die  Zentralkasse  fliefsen.  An  die  Pro- 
vinzialkasse  steuert  das  Muoizipium  jährlich  ca.  86  Conto*,  an 
Gemeinde-Abgaben  bringt  es  37  Contoa  auf.  Wahrlich  das  Bischeu 
Urwald-Boden  hat  der  Kolonist  tu  bezahlen  verstanden,  — qnod 
erat  demonstrandum. 

Einwirkung  des  gegenwärtigen  hohen  Kursstandes  auf  Pro- 
duktion und  Handel  in  Sld  Brasilien;  Besundheitsverhältnlsse  in 
Porto  Alegr«;  Anregung  zur  Einrichtung  einer  deutschen  Dampfer 
linle  Hamburg-  (bezw.  Breme«)-  Antwerpen  - Lissabon  - Mogedär- 
Porto- Alegre  (bezw.  Rio  Braade).  (Originalbericht  aus  Triumpho). 
Seit  Jahren  war  deT  Kurs  nicht  so  gut  wie  jetzt  seit  einiger  Zeit, 
ln  Folge  desseo  remittirt  alle  Welt,  sodafs  oft  Geldknappheit 
herrscht.  Das  grofse  Publikum  hat  von  dem  guten  Kurse  allerdings 
keinen  Nutzen;  die  Kleinhändler  x.  B.  werden  sieh  hüten,  die 
Preise  der  Waaren  herabzusetzen;  die  Kolonisten  ferner  können 
über  die  hohe  NoUrung  des  MilreTs  unmöglich  erfreut  sein,  da 
dieselbe  die  Konkurrenz  Nord-Amerikas  auf  dem  Rio-Markt  und 
anderen  Märkten  des  Nordens  berbeizieht  oder  doch  besonders 
fühlbar  macht,  z.  B.  iu  Mais,  Fettwaaren  usw.  So  ist  auch  der 
8tapel- Artikel  Porto  Alegre’«,  Schweineschmalz,  znr  Zeit  aufser- 
gewöbnlicb  billig. 

Seit  Mitte  vorigen  Monats  hat  die  englische  Bank  von  Rio 
de  Janeiro  eine  Filiale  in  Porto  AlegTe  eröffnet;  der  Handel  wird 
jedenfalls  damit  zufrieden  sein,  ebenso  aber  auch  die  Aktionäre 
der  Bsnk:  denn  Porto  Alegre  ist  ein  nicht  unbedeutender  Handels- 
platz. 

Sie  werden  unterrichtet  sein  von  dem  Auftreten  der  Cholera 
io  den  Nachbar-Repnbliken;  die  Leute  hier  haben  immer  noch 
Furcht  vor  dem  bösen  Gaste,  und  bei  der  Schmutzerei  hierzu- 
lande wäre  es  kein  Wunder,  wenn  derselbe  seinen  Einzug  auch 
hier  hielte.  Hält  man  es  in  Europa  wobl  für  möglich,  dals  man 
in  Porto  Alegre,  welches  ähnlich  wie  New  York  auf  einer  Halb- 
insel gelegen  ist,  sämmtlichen  Fikal-Massen  von  35-  bis  40  000 
weifsen,  gelben  und  schwarzen  Einwohnern  der  Stadt  de«  Morgens 
und  Abends  mittels  Kübel  („cabangoH“  genannt)  ins  Wasser 
schüttet?  Neger  bringen  diese  Kübel  einzeln  auf  dem  Kopfe  an  die 
eigens  zu  diesem  Zwecke  konstruirten,  mit  Geländer  versehenen  Ge- 
rüste; find  10  bis  20  Neger  bei  einander,  so  wird  die  wohlriechende 
Ladung  ein  Ende  nach  dem  Wasser  bin  vorgeschoben,  der  Inhalt 
plätschert  in  die  Finthen  des  Goahyba,  und  jeder  Neger  bekommt 
seinen  leeren  Cabungo  zurück,  um  dieses  Möbel  ungewaschen 
seinem  Eigentümer  wieder  zuzuslellen.  Ist  das  Wasser  niedrig, 
so  erzeugen  diese  eklen  Schlammmassen  mephitische  Düfte,  die 
besonders  bei  Personen,  die  solche  Schmutzerei  nicht  gewohnt  sind, 
meist  sofortiges  Erbrechen  erzeugen.  Aber  auch  bei  höherem 
Wasserstandc  sind  die  Ufer  nichts  weniger  als  wohlriechend  oder 
das  Wasser  appetitlich.  Jedes  Jahr  bin  ich  von  neuem  erstaunt,  dafs 
Porto  Alegre  von  keiner  Epidemie  heimgeaucht  wird  — es  ist  das 
rein«  Wunder.  Aber  die  Strafe  wird  wohl  noch  kommen.  Nun  hat 
Porto  Alegre  neuerdings  einen  Gesundheitarath,  der  viel  von  sich 
sprechen  macht.  Die  Herren  sind  wobl  auch  recht  tbätig,  um 
verdorbene  Lebensmittel  vom  Markte  fernzuhalten,  auf  ein  wenig 
mehr  Reinlichkeit  auf  Straften  und  Plätzen  zu  achten  usw.;  aber 
die  Cabungo*  abzuschaffen,  diese  berechtigte  Eigenlliümlichkeit 
Porto  Alegre’a,  dazu  sind  sie  nicht  im  Stande.  Möchten  sie  die 
Cabungoa  wenigstens  noch  in  ein  Fahrzeug  eotleeren  lassen,  wel- 
ches jede  Nacht  einige  Meilen  weit  den  Flufs  herunter  ge- 
schafft und  ausgepumpt  würde;  es  wäre  dies  ja  zwar  nur  ein  Noth- 
hebelf,  aber  die  Stadt  würde  doch  nicht  in  einem  Fäkal-8ee 
schwimmen,  und  die  Dünste  könnten  eie  nicht  io  dem  Mafsstabe 
verpesten,  wie  das  bis  jetzt  geschieht.  Merkwürdigerweise  ist  die 
Sterblichkeit  in  Porto  Alegre  nicht  so  sehr  bedeutend;  aber  alle 
möglichen  Krankheiten  graasiren  jetzt  im  Sommer  besonders  unter 
den  Kindern. 

Die  deutschen  Zeitungen  sowohl  in  Rio  als  io  Porto  Alegre 
haben  kürzlich  die  öffentliche  Aufmerksamkeit  auf  den  Rio-Porto- 
Aiegreoaer  Dampferverkehr  gelenkt  und  befürworten  dabei,  die 
„Hamburg -Südamerikanische  Dampfachifffabrtsgeaellschafl“  möge 
ungefähr  8 bis  4 Dampfer  auf  die  Tour  Rio— Porte  Alegre  setzen;  sie 
fügen  dieser  Aufforderung  die  Drobuog  oder  Warnung  hinzu,  dafs 
zodernfalls  Bremen  das  tbun  würde,  was  Hamburg  zu  unterlassen 


für  gut  findet  Thatsacbe  ist,  dafs  der  Handelsstand  von  Porto 
Alegre,  Pelotaa  und  Rio  Grande  von  der  Gesellschaft  Lamport  & 
Holt  schmachvoll  ausgebeutet  wird.  Die  „Hamburg-Südameri- 
kanisebe  Dampfsrhifffahrtsgesr-Ilschaft“  befördert  die  Güter  für 
25  s nach  Rio;  dort  werden  dieselben  auf  die  Dampfer  von  Lam- 
peTt  & Holt  übergeladen,  und  Porto  Alegre  zahlt  60  s Fracht 
An  Segelschifffracht  von  Hamburg  nach  Porto  Alegre  werden  zur 
Zeit  etwa  30  s gezahlt  Angenommen,  5 s seien  Piatzspeaen  für 
Rio,  so  bekommen  Lamport  & Holt  für  6 Tage  Kosten-Transport 
5 s mehr  als  die  «Hamburg-Südamerikaniache  Dampfschifffahrt«- 
gesell  schaft  für  26  Tage  Ozean-Transport,  werden  also  mehr  als 
viermal  so  gut  bezahlt.  Auf  diese  Weise  müssen  die  Engländer 
natürlich  reich  werden,  und  allemal  ist  der  Deutsche  der  Prügel- 
junge, auf  dessen  Kosten  sich  andere  mästen:  denn  Güter  und 
Empfänger  sind  zumeist  deutsch.  Die  Vorschläge  der  hiesigen 
beiden  deutschen  Blätter,  deutsche  Kästen- Dampfer  einzustelleo, 
halte  ich  nicht  für  durchgreifend  genug  — es  müfstc  eine  monat- 
liche direkte  Linie  von  und  nach  Hamburg,  eventuell  Lissabon  und 
Antwerpen  anlaufend  eingerichtet  werden.  Ich  bin  weder  Sach- 
verständiger io  Rbederei- Angelegenheiten  noch  in  der  Nautik;  aber 
mir  sagt  mein  simpler  Verstand:  wenn  man  nach  Petersburg  Stadt 
mit  Schiffen  von  800  bis  1 000  Tonnen  Brutto  kommen  kann  und 
kein  Mensch  an  der  Seetüchtigkeit  der  für  jenen  Verkehr  flach  ge- 
bauten Dampfer  zweifelt,  so  kann  man  auch  mit  eben  solchen 
Schiffen  oacn  Porto  Alegre  oder  wenigstens  nach  Rio  Grande 
kommen,  and  die  Frachtrate  kann  verbältnifsmäfsig  hoch  bemessen 
•ein.  Ob  diese  Schiffe  nun  mit  2 Schrauben  oder  mit  Paddel- 
Rädern  konatrairt  werden,  ist  dem  Handel  ganz  gleichgiltig;  jeden- 
falls müfsten  sie  bedeutende  Geschwindigkeit  haben,  um  auch  den 
Erfordernissen  des  Peraonen-Verkebrs  gerecht  zu  werden.  Derartige 
Dampfer  könoteo  auch  recht  bequem  einen  marokkanischen  Hafen 
(etwa  Mogadör)  aolaufen.  Wenn  man  die  Fracht  für  Schwergut  billig 
stellte,  so  würde  allerdings  die  Segelschifffalirt  hierher  bald  ganz 
auf  hören,  aber  die  Dampfer  stets  übervolle  Ladung  haben.  Sollten  Rück- 
ladungen einmal  knapp  sein,  so  giebt  ea  in  Rio  und  Santoa  jeder- 
zeit Kaffee  zu  laden.  Auch  die  Einwanderung  würde  bedeutend 
steigen,  weil  der  des  Fiebern  wegen  vielfach  gefürchtete  Hafen  von 
Rio  vermieden  würde,  und  es  ist  gar  nicht  ausgeschlossen,  dafs 
die  Provinzial-Regieruog  eine  Subvention  bezahlt. 

Zu  dem  Artikel:  Folterung  eines  Deutschen  In  Peru  in  Nr.  11 

des  „Exports“,  den  wir  dom  peruanischen  Generalkonsul 
Herrn  Anibml  Villegas  in  Hamburg  zur  Kenntnisnahme  und 
Berichterstattung  an  seine  Regierung  zugesaodt  batten,  erhalten  wir 
die  nachstehende  Zuschrift  des  genannten  Herrn: 

„Die  Nr.  11  des  «Exports*  enthält  unter  der  Rubrik  „Süd  Amerika*  eine 
Originalkorrespoodenz  aus  Iquito«  (Peru)  vom  2.  Januar  d.  J.,  in  welcher 
erzählt  wird,  auf  welche  Art  dort  ein  deutscher  Burger  gemartert  wurde. 

Obwohl,  wie  es  beißt,  diese  Korrespondenz  einer  Klage  entnommen 
wurde,  die  bei  dem  deutschen  Generalkonsul  in  Lima  eingereicht  ist,  so 
halte  ich  es  doch,  in  Anbetracht  der  ernsten  Bedeutung  dieses  Vorfalles, 
für  meine  Pflicht,  dom  Ministerium  des  Auswärtigen  von  Porti  Mittheilung 
von  der  erwähnten  Korrespondenz  zu  machen.  Ich  hege  die  fest«  Ueber- 
zeugung,  dafs  meine  Regierung,  sei  es  nnn  in  Folge  Ansuchens  seitens  des 
deutschen  Konsuls  io  Lima,  oder  in  Folge  der  von  mir  gemachten  Mitlbei- 
lung,  die  erforderliche  Aufklärung  der  betreffenden  Tbatxacben  anordnen 
wird,  um  dem  als  schuldig  Befundenen  die  vom  Gesetze  vorgeschriebene 
Strafe  zu  Tbeil  werden  tu  lasten. 

Da  es  sich  jedoch  häufig  zeigt,  daß  die  Nachricht  aber  einen  einzelnen 
Vorfall  für  die  Meisten  Veranlassung  giebt,  ohne  Kenntniß  der  näheren 
örtlichen  Umstände  ein  allgemeines  l’rtheil  iu  fällen  und  zu  glauben,  dafs 
derartige  Vorfälle  täglich  Vorkommen  and  den  Normalzustand  des  betreffenden 
Landes  darstellen;  so  halte  ich  es  für  meine  Pflicht,  mich  an  den  „Export“  su 
wenden,  um  eine  annähernde  Beschreibung  der  Zustände  zu  geben,  iu  welchem 
Iquitos  sieb  befindet,  um  et  dadurch  erklärlich  zu  machen,  wie  dort  ein 
derartiger  Vorfall  sich  überhaupt  ereignen  konnte,  und  somit  irrt hümli eben 
Schlußfolgerungen  vorzubeugen;  denn  es  wäre  nicht  zu  verwundern,  wenn 
einige  derjenigen  Personen,  welche  die  erwähnte  Notiz  gelesen  laben,  schon 
zu  einer  allgemeinen  Ansicht  gekommen  sind  nnd  sagen:  .Tn  Peru  giebt  es 
keine  Sicherheit  für  Fremde?*  — 

Da  die  ganze  Republik  Peru  in  Folge  de«  langjährigen  Kriege«  mit 
dem  Ausland*  sowie  des  Bürgerkriege«  eine  tiefe  innerliche  Zerrüttung  er- 
litten bat,  so  konnte  die  jetzige  Regierung,  welche  ihre  grsamrote  Tätig- 
keit der  Wiederherstellung  des  Landet«  widmet,  ihre  Macht  uur  langsam  und 
zögernd  im  Departement  f.oreto  geltend  machen,  welche«  von  der  übrigen 
Republik  durch  uncrmefsliche  Einöden  getrennt  ist.  Diente  «normen  Ent- 
fernungen von  der  Hauptstadt  werden  außerdem  durch  den  Mangel  an  Wegeu 
noch  um  das  Doppelte  gesteigert,  weshalb  auch  die  Zerstörung  der  behörd- 
lichen Gewalt  sieb  dort  viel  stärker  l>«oterkbar  machen  konnte 

Nachdem  nun  der  Bürgerkrieg  seit  kurzem  »ein  Ende  genommen  bat, 
war  eine  der  Hauptaorgen  des  Ministeriums,  welches  sich  Anfangs  1886  aß 
vorläufig*  Regierung  bildete,  eine  KommUsiou  zu  ernennen,  welche  die  Be- 
dürfnisse des  Departements  Loruto  erforschen  und  die  zur  Besserung  der 
dortigen  Verhältnisse  nolbwendigeu  Maßregeln  Vorschlägen  sollte.  Diese 


Nr.  14. 


1887. 


884 

EXPORT,  Organ  dm  Cantralverait»  fdr  Uandelageographi«  »te. 


Kototnisaioti  hat  mm  der  Regierung  * in  an  »führ!  ich  es  Gutachten  unterbreitet, 

Id  welchem  es  «n  Schluss»  beißt: 

.Di»  sorgfältige  Untersuchung  der  Vorgefundenen  Thataacben  ergiebt 
das  Bestehen  gewisser  Zustände,  deren  Kninmif«  Euer  Exzellenz  zweckdien- 
lich »ein  wird,  um  die  sofortige  und  dringend  noth»  endige  Vorsorg«  für  das 
Flußgebiet  von  Lcreto  zu  treffen  und  die  Reorganisation  dicee*  Gebiete» 
Tonubeieiten.  Eh  erscheint  als  eine  würdige  Aufgabe  der  gesetzgebenden 
Macht,  durch  weise  und  wohl  erwogene  Gesetze  die  schlummernden  Keime 
nationaler  Größe  zu  befruchten,  die  in  jenen  weiten  Gebieten  ruhen,  welche 
in  ihrer  Eigenart  und  durch  ihre  wunderbare  Fruchtbarkeit  vielleicht  nicht 
ihreegleichen  in  irgend  einen»  Tbeil«  der  Welt  haben.“ 

Der  Ton  der  gegen wärtigen  Regierung  für  jene»  Departement  ernannte 
Präfekt  hat  in  der  letzteren  Zeit  gleichfalls  einen  Bericht  abgestattet,  durch 
welchen  ein  genauer  Aufschluß  über  die  dortigen  Verhältnisse  und  Bedürf- 
nisse ert heilt  worden  ist.  Dieser  Präfekt  sagt  nun  in  seinem  Bericht  Folgend«*: 

.Unter-Präfektur:  Die  besonderen  Verhältnisse,  in  denen  sich  die 
Provinz  „B^jo-Atnazonas*  augenblicklich  befindet,  geben  dem  mir  übrrtrag*- 
nen  Amte  eine  Bedeutung,  welcher  zur  Zeit  wohl  selbst  der  Einflnfs  der 
obersten  Behörden  dieses  Landes  nicht  gleichkomtnt.  Die  Zunahme  der  Be- 
völkerung, die  Bildung  der  in  Iquitos  ihr  Geschäft  betreibenden  Personen, 
der  Zufluß  von  Arbeitern  sowohl  aus  dem  hiesigen  Gebiet  wie  aus  Brasi- 
lien (die  übrigens  im  Allgemeinen  der  Unordnung  zugethan  sind),  die  Aus- 
dehnung der  Handelsgeschäfte,  die  Nähe  dos  Kaiserreiches,  welche»  so  weise 
regiert  wird,  die  dort  cmgvfahrten  neuen  Gebräuche  und  Gewohnheiten«  und 
salbst  die  Hoffnungen,  weiche  in  den  Gernüthern  durch  den  Reichthum  jener 
Gegenden  erregt  werden:  diese»  alle«  zusammengenommen  erfordert  heute 
mehr  als  je  und  ln  jeder  anderen  Provinz,  dafs  der  Beamte,  welcher  dort 
mit  der  Vertretung  der  republikanischen  Regierung  betraut  ist,  dasjenige  hohe 
Ansehen  mit  der  klaren  Kenntnifa  »einer  Pflicht  vereinigt,  welches  durch 
Charakterfestigkeit,  Rechtlichkeit  und  die  dadurch  begründete  Unabhängigkeit, 
»owi#  durch  die  Stütze  der  öffentlichen  Macht  erreicht  wird-  Es  entstehen 
aber  häufig  Verwaltung»  - Schwierigkeiten,  welche  nur  durch  einsichtsvolle 
Mafsregeln  gehoben  werden  künneu;  es  erheben  sich  persönliche  Streitigkeiten, 
die  nur  durch  entschiedene*  Auftreten  zu  beschwichtigen  sind,  sowie  mehr 
oder  minder  verführerische  Einflüsterungen,  denen  nur  eine  höhere,  mit  Ein- 
sicht gepaarte  Bildung  widerstehen  kann,  schließlich  Drohungen,  die  nur 
durch  die  öffentliche  Gewalt  unschädlich  zu  machen  und  zu  bestrafen  sind. 
— Diese  Bemerkungen  zu  machen,  halte  ich  für  erforderlich,  um  der  Regie-  I 
rung  meinen  sehnlichen  Wunsch  darxutlmn,  dafs  m jenen  entstehenden 
Orten  sowohl  Einheimische  wie  Fremde  sich  unter  dem  Schutz  einer  Behörde 
befinden  mögen,  welche  ihrer  würdig  ist  und  welche  von  ihnen  den  Respekt 
verlangen  kann,  den  man  drin  Geectze  schuldet  Abgesehen  von  ihrer  ma- 
teriellen Macht  bedarf  die  Polizei,  um  Ihren  Pflichten  zur  allseitigen  Zu- 
friedenheit genügen  zu  können,  der  Mitwirkung  kompetenter  Richter;  ohne 
diese  Beamten  sind  ihre  Autorität  und  ihr  Eifer  fruchtlos.  Nun  aber  fehlt 
seit  vielen  Jahren  in  «Bajo- Amazonas*  ein  Richter  I.  Instanz  au*  dom 
Jurlsteostande,  welcher,  dem  Gesetze  zufolge,  dort  seinen  Sitz  haben  »oll. 
und  wenn  such  die  Richter  aus  dem  Laienstand«  diejenige  Tauglichkeit  he 
sitzen  sollten,  deren  sie  im  Allgemeinen  entbehren,  so  begreift  man  wobt 
die  Gefahr,  in  welcher  das  Leben  und  die  Interessen  dieser  Gegenden  ge- 
schwebt haben  und  noch  jetzt  schweben,  die  sich  der  Gnade  der  enregten 
Leidenschaften  der  Einzelnen  und  dem  Mißbrauch  der  behördlichen  Macht 
preisgegeben  sehen.* 

Aus  allem  Vorstehenden  Ist  somit  zu  ersehen,  dafs,  wenn  auch  die 
Thatsache  «ich  ereignen  konnte,  von  welcher  die  Korrespondenz  aus  Iquitos 
handelt,  solche»  doch  nur  unter  dem  Drucke  der  anormalen  Verhältnisse 
geschah,  welche  durch  den  Krieg  bervorgerufen  waren;  g'eichzeitig  Ist 
aber  auch  zu  ersehen,  dafs  die  Regierung  Penis  ihre  besondere  Auftnerk-  ' 
»amkeil  der  an  den  Ufern  de*  Amazonenstromes  und  der  Zuflüsse  desselben  1 
wohnhaften  Bevölkerung  zuwendet,  die  einer  grofsen  und  reichen  Zukunft 
entgegensehen  darf. 

Hamburg,  Im  Märt  1887.  (ge»-)  Anlbal  Vi  liege», 

Generalkonsul  von  Peru.* 

Dazu  bemerken  wir:  Aus  den  etwa*  weitschweifigen  Ausfüh- 
rungen des  Präfekten  des  Departement»  Lorcto  erhellt  mit  aller 
Deutlichkeit,  daf»  die  Zustände  daselbst  wie  in  der  ganzen  Pro- 
vinz Bajo  - Amazonas,  kurz  gesagt,  anarchisch  sind;  der  aiürte 
Bericht  giebt  klipp  und  klar  zu,  dafs  man  daselbst  der  Gnade  der 
erregten  Leidenschaften  der  Einzelnen  und  dem  Mißbrauch  der 
behördlichen  Macht  preisgegebeu  ist.  Demgegenüber  sind 
die  Mittheilungen  über  die  aufserordentliche  Fruchtbarkeit  jener 
Gegenden  vollständig  werthlos,  und  sie  können  uns  nicht  abhalten, 
▼or  der  Auswanderung  dorthin  nach  Kräften  zu  warneo.  Neuer- 
dings verlautet,  dafs  die  peruanische  Regierung  deutsche  Ansiedler 
in  ihr  Land  zu  ziehen  gedenkt;  unsere  Pflicht  ist  es  aber,  diese 
Absicht  au  bekämpfen  ood  die  deutschen  Auswanderer  eiodring- 
lichst  zu  warnen,  sieb  nach  einem  Gebiete  zu  begeben,  wo  ihr 
Leben  und  ihre  Existenz  dem  Angriffe  jedes  frechen  Menschen  und 
sogar  dem  Mifabraucbe  der  öffentlichen  Gewalt  ausgesetzt  sind. 

Dafs  der  amtliche  Vertreter  Perus  io  Deutschland  die  Trag- 
weite des  in  Rede  stehenden  Vorfalles  (Folierung  eines  Deutschen) 
abzuschwächcn  oder  wenigstens  einen  Erkläruogsgrund  dafür  zu 
geben  versucht,  erscheint  ja  begreiflich;  die  Hauptsache  iat  aber, 
dafs  er  seiner  Regierung  sofort  Bericht  erstattet  und  die  Bestra- 
fung der  Schuldigen  verlangt  bat,  und  dieses  pflichtgemäfse  Ver- 
fahren wollen  wir  hier  mit  Dank  verzeichnen. 


Australien  und  Siidsec. 

Adelaide  Jubilee  International  Exhibition;  Bethailigung  des  Aus- 
landes, speziell  Deutschlands  an  derselben  (Originalbericht  aus 
Adelaide.)  Wenige  Monate  nur  trennen  uns  noch  vom  Eröffnungs- 
tage unserer  Ausstellung,  welche  am  30.  Juni  d.  JM  dem  fünfzigsten 
Jahrestage  des  Regierungsantritts  der  Königin,  eröffoet  und  am 
7.  Jauuar  1888  geschlossen  werden  soll.  Aus  den  lbDen  augesandten 
Druckschriften  und  Plänen,  welche  auf  die  Ausstellung  Bezug 
haben,  werden  Sie  sich  wenigstens  einigermaßen  eine  Voratelluug 
des  Hauptgebäude«  der  Ausstellung  machen  können  und  daraus 
ersehen  haben,  dafs  dasselbe  mit  seinen  beiden  langen  und  ver- 
h&ltnifsmäfsig  tiefen  Seitenflügeln  wenig  von  der  ia  genugsam  be- 
kannten orthodoxen  Bauart  der  meisten  Ausstelluugspaläsle  ab- 
weicht.  Das  als  solider  Steinban  aufgefübrte  Hauptgebäude  beab- 
sichtigt man  später  als  permanentes  Aussletluugalokal  für  ver- 
schiedene Zwecke  zu  benutzen.  Die  beiden  Flügel,  aus  Eisen, 
Uolz  and  Glas  koostruiri,  werden  dagegen  später  demolirt  werden. 
Das  Hauptgebäude  mit  seiner  Kuppel  und  der  westliche  Flügel 
sind  bis  auf  unwesentliche  Arbeiten  vollständig  fertiggestellt;  der 
Östliche  Flügel  ist  seit  Kurzem  in  Angriff  genommen.  Der  ur- 
sprünglich ausgearbeitete  Plan  ergab  für  den  Hauptbau  und  die 
beiden  Flügel  eineo  Flächenraum  von  170000  Quadratfuß;  man 
sab  sieb  jedoch  nachher  veranlafst,  die  Seitenbauten  um  ein  Be- 
trächtliches iu  vergrößern.  Der  Hauptbau  zerfällt  io  drei  große 
Höfe  oder  Schiffe  mit  Galerieen,  Balkooen.  Neben  hallen  usw.  Im 
Erdgeschoß  befinden  sieb  gleichfalls  grofse  Räumlichkeiten  znr 
Ausstellung  von  Gütern ; ferner  werden  hier  die  Restaurationen, 
WeinsebenKeo,  Kellereien,  Bnreaux  usw.  eingerichtet.  Hinter  dem 
Hauptgebäude  ist  die  Maschinenhalle,  und  verschiedene  Außen- 
geb&ude,  Pavillons  nsw.  sind  auf  Rechnung  der  Ausstellung«  - 
behörden  wie  auch  auf  Privatkosteo  entweder  schon  fertiggestellt 
oder  in  Ausführung  begriffen.  Die  nötbigen  Garten-  und  Park- 
aulageo  nehmen  unter  der  kundigen  Leitung  unteres  Landsmannes, 
Dr.  Schomburgk,  des  Direktors  des  Adelaider  Botanischen  Gar- 
ten», gleichfalls  einen  recht  erfreulichen  Fortgang. 

Vor  Kursem  kehrt«  Sir  Samuel  Davenport,  der  Kommissar 
Süd-Australiens  auf  der  vor  einigen  Monaten  geschlossenen  Indian 
and  Colonial  Exhibition,  von  London  nach  der  Kolonie  zurück 
und  berichtete,  dafs  die  Betheiliguog  an  der  Ausstellung  seitens 
britischer  Finnen  eine  recht  ausgedehnte  zu  werden  verspreche; 
auch  »den  bis  zu  seiner  Abreise  von  England  (gegen  Mitte  De- 
zember v.  J.)  eine  ganze  Reihe  Anmeldungen  fremdländischer  Aus- 
steller bei  der  Londoner  Kommission  eingelaufen.  So  waren  da- 
selbst bis  Mitte  Dezember  aus  aufserbritischen  Ländern  einge- 
gangeo: 

Von  C«o*da  4 Anmeldungen  für  $46  Qoadratfuß, 


den  Vereinigten  .Staaten 

11 

, 1606 

Dänemark 

2 

„ 56 

Schweden 

I 

. 20 

Niedertaud 

2 

• 80 

Belgien 

4 

„ 160 

Frankreich 

1 

. 90 

Österreich 

7 

. 2278 

Deutschland 

32 

• 1673 

Für  die  Ausstellung  der  Schönen  Künste  waren  außerdem  bis 
zum  genannten  Tage  71  Anmeldungen  eingelaufen,  welche  307  Qua- 
dratfuf»  Raum  beanspruchten.  Die  Gesammtzabl  der  io  London 
angemeldeten  Aussteller  belief  sich  Mitte  Dezember  anf  697;  die 
Anmeldungen  für  Raum  anf  62565  Geviertfuf*.  Am  7.  Januar  d.  J. 
waren  die  Anmeldungen  auf  600  ungewachsen,  darunter  befanden 
sich  510  britische  und  90  fremdländische  Aussteller.  Am  16.  Fe- 
bruar wurde  die  Liste  in  London  endgiltig  geschlossen;  nach  einem 
dieser  Tage  hier  angelangten  Londoner  Telegramm  war  die  Anzahl 
der  angemeldeten  Aussteller  auf  770  gestiegen,  welche  89000  Qua- 
dratfufs  Raum  beanspruchten.  Das  Zahlen verhältnifa  zwischen  bri- 
tischen und  fremden  Ausstellern  giebt  das  Telegramm  leider  nicht 
an;  doch  sagt  man,  dafs  sich  das  Verhältnis  seit  Anfang  Jaanar 
nur  unwesentlich  geändert  habe.  Die  von  Großbritannien  zur  Aus- 
stellung kommenden  Kunstsammlungen  werden  u.  a.  an  die  200  Ge- 
mälde umfassen,  darunter  65  öl-  und  66  Aquarell-Gemälde.  Belgien 
wird  durch  eine  verhältnifsrnäfsig  sehr  grofse  Anzahl  von  Kunst- 
werken vertreten  sein;  für  dieses  Laad  sind  bei  der  Londoner 
Kommission  140  Gemälde  aogemeldeL  Ein  von  London  hier  kürz- 
lich eingelaufener  Bericht  über  die  belgische  Betheiligung  an  der 
Ausstellung  sagt  u.  a.,  dafs  die  belgieeben  und  canadischen  Ab- 
teilungen wegen  unerwartet  reichlicher  Beschickung  von  Aus- 
stellungsobjekten Anbaue  erhalten  nod  die  Höfe  dieser  beiden 
Länder  neben  der  Koostausatellung  wohl  den  Glaaa-  uud  Haapt- 
| Anziehungspunkt  für  die  Besucher  bilden  würden. 

Von  Belgien  scheinen  überhaupt  ganz  besondere  Anstrengungen 


1887. 


295 

EXPORT,  Organ  des  Centralvereins  für  Handelsgeogr&phio  et«. 


Nr.  14. 


gemacht  zu  sein,  um  die  Ausstellung  möglichst  reichhaltig  zu  be- 
schicken; die  dortigen  Geschäft*-  und  Industriekreise  wurden  nach 
Londoner  Berichten  rem  den  belgischen  Behörden  aufs  Eifrigste 
dazu  ermuntert;  man  stellte  den  Industriellen  die  Sendung  eines 
Regierungs-Kommissars  in  Aussicht  ood  crtkeilte  den  betreffenden 
Kreisen  regicrungsseitlich  zifferroäfsige  Auskünfte  über  den  in  den 
letzten  Jahren  rapide  gewachsenen  belgisch-australischen  Handels- 
verkehr, welcher  im  letzten  Jahre  auf  ungefähr  15  Millionen  Francs 
aogegebcu  wurde.  Ob  man  in  diese  Summe  den  belgisch-deutschen 
Traosilbandel  nach  und  von  Australien  mit  eingeschlossen  bat,  bin 
ich  leider  sufscr  Stande  zu  sagen.  Eine  Tbatsacbe  ist  jedenfalls, 
dafs  der  Antwerpeoer  Markt  bis  jetzt  mehr  australische  Wolle 
direkt  von  den  Kolonieen  bezogen  hat,  als  alle  andern  Kontinental- 
hfifon  Europas  zusammengenommen.  Ich  glaube  ancb  nicht  ganz 
feblzugreifeo,  wenn  ich  zu  einem  gewissen  Theiic  wenigstens  die 
beträchtliche  und  rege  Beteiligung  Belgiens  an  der  Adelaider  Aus- 
stellung auf  Rechnung  der  vor  einiger  Zeit  in  Antwerpen  abge- 
baltenen  internationalen  Ausstellung  setze,  welche  den  Belgiern 
aus  nächster  Nähe  die  mannigfachen  Vortheile,  welche  gute  Aus- 
stellungen im  Gefolge  haben,  vor  Augen  führte.  Ebenso  llfst  sich 
wohl  die  Bereitwilligkeit  britischer  Aussteller  zur  Beschickung 
unserer  Ausstellung  za  einem  kleinen  Tbeile  auf  den  durch- 
schlagenden Erfolg  xurückfDhren,  den  die  kürzlich  geschlossene 
Indian  and  Colonial  Exhibition  in  London  erzielte. 

Wie  oben  angegeben,  belief  sich  die  Zahl  der  bis  Mitte  Dezem- 
ber in  London  aogemeldeten  deutschen  Aussteller  erst  auf  32, 
und  wenn  »ich  diese  Anzahl  bis  zum  Schlofsterrain  der  verlängerten 
Anmeldungsfrtsl  (15.  Februar  d.  J.)  auch  wohl  noch  ziemlich  ver- 
mehrt haben  mag,  so  llfst  sich  dennoch  leicht  abseben,  dafa 
die  Gesammtzabl  der  Betheiligung  im  Vergleich  zu  derjenigen 
der  deutscheu  Industrie  auf  den  Ausstellungen  zu  Sydney  und 
Melbourne  (ca.  800  resp.  700)  und  im  Verhiltnifs  zur  Zahl  der 
britischen  Aussteller  nur  eine  geriuge  ist.  AJlerdiogs  kann  die 
Adelaider  Ausstellung  ja  keinen  Vergleich  mit  denjenigen  ihrer 
bedeutenderen  Schwesteratädte  aushalten,  ist  aber  denn  doch  nicht 
so  unbedeutend,  dsfs  nicht  eine  viel  umfangreicher«  Betbeiligung 
Deutschlands  im  eigenen  Interesse  dringend  wünschenswert  ge- 
wesen wäre.  Jedenfalls  steht  die  Zahl  der  deutschen  Anmeldungen 
in  keinem  richtigen  Verhältnis  zur  Anzahl  der  britischen  (über 
600  an  der  Zahl).  Möglich  ist  es,  da/s  verschiedene  Anmeldungen 
deutscher  Firmen  direkt  in  Adelaide  erfolgt  sind.  Dies  konnte 
bekanntlich  geschehen,  wenn  Deutschland  keine  amtliche  Ver- 
tretung hatte,  und  letztere»  ist  ja  nicht  der  Fall.  Die  seitens  der 
deutschen  Regierung  unterlassene  offizielle  Betheiligung,  die  un- 
gewisse politische  Lage  Europas  und  vielleicht  auch  ein  gewisser 
Uberdrufs  an  Ausstellungen  in  einzelnen  Kreisen,  welcher  in  Be- 
zug auf  die  Adelaider  Ausstellung  leider  am  Unrechten  Platze  sein 
möchte,  sind  wohl  unter  den  Gründen  anzuführen,  welche  zu  einer 
verbältnifsrnäfsig  geringen  Beibringung  deutscherseits  geführt  haben. 
Keiner  wird  aber  sagen  können,  dafs  es  der  «Export*  an  genügen- 
der Aufmunterung  habe  fehlen  lassen,  und  ich  bin  gleichfalls 
sicher,  dafs  diejenigen  Firmen,  welche  den  Auslassungen  des 
„Exports“  Gehör  geschenkt  haben  und  die  Ausstellung  beschicken, 
für  unser  deutsches  Vaterland  durch  die  Gediegenheit  ihrer  Aus-  j 
sUsliungsobjekte  nur  Ehre  einlegen,  durch  die  Vorzüglichkeit  ihrer 
Fabrikate  den  Mangel  io  quantitativer  Hinsicht  mehr  als  aufwiegeo 
und  die  Konkurrenz  des  Auslandes  in  jeder  Beziehung  aufs  Beste 
bestehen,  nein,  in  vielen  Fällen  übertreffen  werden.  Ich  hege  die 
feste  Überzeugung,  Ihnen  nach  Eröffnung  der  Ausstellung  berichten 
zu  können,  dafa  meine  hier  ausgesprochene  Ansicht  durch  die  That- 
sachen  bestätigt  worden  ist. 

Was  nun  die  BetbeiliguDg  der  australischen  Kolonieen  an  der 
Ansstellung  betrifft,  so  verspricht  dieselbe  theilweise  eine  recht 
bedeutende  zu  werden.  In  erster  Linie  wird  natürlich  auch  die 
heimische,  südaustralische  Industrie  in  desjenigen  Zweigen  vertre- 
ten sein,  welche  hier  bis  jetzt  festen  Fuf»  gefsfst  haben.  Aber 
auch  Neu -Süd -Wales  (diese  Kolonie  hat  bis  jetzt  18  000  Geviert- 
fnfs  belegt)  und  ganz  besonders  Victoria,  unser  nächster  Nachbar, 
werden  die  Ausstellusg  in  sehr  bedeutendem  Mafse  beschicken. 
Diese  Kolonieen  haben  schon  vor  beinahe  Jahresfrist  eigene  Kom- 
missionen erwählt,  und  die  Regierungen  haben  bedeutende  Geld- 
mittel (Victoria  z.  B.  vorläufig  5000  £)  zur  Bestreitung  der  all- 
gemeinen Kosten  bewilligt.  Auch  die  übrigen  Kolonieen  werden 
in  reichlichem  Mafse  vertreten  sein,  wenn  auch  nicht  so  bedeutend 
wie  Victoria  und  Neu-Süd- Wales,  mit  welchen  beiden  australischen 
Kolonieen  Süd-Australien  aus  naheliegenden  Gründen  die  intensivsten 
Handelsbeziehungen  unterhält. 

Bis  jetzt  sind  erst  weuige  Ausstellungsgegenstände  vom  Aus- 
lande hier  angelangt,  doch  wird  sich  die  Sache  im  Verlauf«  der 
nächsten  Monate  lebhaft  genug  gestalten.  Von  Nsw  York  und  I 


Caoada  trafen  schon  vor  mehreren  Monaten  verschiedene  Sendun- 
gen hier  ein.  Aus  den  offiziellen  Publikationen  der  Ausstellungs- 
behörden ist  zu  ersehen,  dafs  die  Annahme  der  Güter  vom  1.  März 
ab  erfolgt.  Ich  möchte  nicht  verfehlen,  aus  diesen  offiziellen  Be- 
kaoDtgebnngen  hier  noch  einige  Punkte  von  allgemeinerem  Ioter- 
esse  hervorzuheben.*) 

Aus  den  Vorschrift«!  für  die  Aussteller  von  Maschinen  ist  bervorzube- 
ben,  dafs  für  den  20  Quadralfufe  übersteigenden  Raum  1 Shilling  Mietbe  pro 
Fuf«  für  die  Bauer  der  Aufteilung  zu  entrichten  ist.  Für  die  außerhalb 
der  Maschinenhalle  etwa  im  Freien  aufgesfeliten  Maschinen  wird  jedoch  nur 
ein  sehr  geringfügiger  Betrag  erhoben  «erden.  Den  Ausstellern  ist  es  er- 
laubt, mit  Bewilligung  des  Exekutivkomitee*  besondere  Baulichkeiten  auf 
eigene  Kosten  zu  errichten.  Die  Anlagen  für  die  Erzeugung  und  Über- 
tragung der  tur  Treibung  der  auageetellten  Maschinen  nöthigea  Dampfkraft 
«erde»  von  den  AusatelTungsbebördsn  bergen  teilt;  für  Benutzung  solcher 
Dampfkraft  «erden  den  Konsumenten  nur  dis  verbrauchte  Feuerung  und  die 
verausgabten  Arbeitslöhne  ungerechnet  Für  Wasser  haben  die  Aussteller 
mit  Auauahme  des  zur  Erzeugung  der  Treibkraft  aothigen  Wassers  nichts 
zu  entrichten;  in  letzterem  Falle  wird  da«  verbrauchte  Wasser  mit  l1/*  » 
pro  1(X)0  Gallons  berechnet  Leichte  Maschinen  und  solche,  welche  durch 
Gsskr&ft  getrieben  «erden,  können  in  einem  der  mit  dem  Hauptgebäude 
verbundenen  Annexe  zur  Aufstellung  gebracht  «erden;  das  nöthige  Gas  wird 
dem  Konsumenten  zum  möglichst  niedrigen  Preise  geliefert.  Schieneustränge 
sollen  die  Ausstellung  mit  dem  Adelaider  Bahnhöfe  in  Verbindung  bringen, 
und  Geleise  werden  quer  durch  die  Maschinenhalle  geführt,  wodurch  es  er- 
möglicht wird,  die  schweren  Maschinen  vom  Scbiffsbord  ohne  Umladung 
diiekt  an  den  Aufstellungsplatz  zu  schaffen. 

Für  die  Ausstellung  von  Getränken  aller  Art,  wie  Wein,  Bier,  Spiri- 
tuosen, Liköre,  kohlensaure  Wasser  usw.  sind  spezielle  Vorschriften  erlassen, 
deren  Wiedergabe  hier  zu  «eit  führen  würde.  Nur  das  möchte  ich  hier 
bervorheben,  dafs  jedem  Aussteller  von  Getränken  erlaubt  ist,  unter  bestimmt 
festgesetzten  Bedingungen  eine  gewisse  Quantität  der  von  ihm  ausgestellten 
Sorten  durch  die  Ausstellungshebörden  zum  Ausschank  bringen  zu  Lassen. 
Jedes  Getränk,  welches  zum  Ausschank  beetimmt  ist,  mufs  auch  gleichseitig 
eu»gest«llt  «erden.  Die  Anmeldungen  in  dienern  Departement  babeu  späte- 
stens bis  zum  I.  Mai  und  die  Lieferung  zur  Ausstellung  bis  zum  1.  Juni  zu 
geschehen. 

Kür  das  Departement  der  schönen  Kunst«  (6  Sektionen  mit  30  Klassen, 
umfassend  Bildhauerwerke,  Gemälde,  Zeichnungen,  Litbographieen,  Pboto- 
rraphieen,  Dekorationen  usv.)  »lud  gleichfalls  besondere  Bestimmungen  er- 
fassen worden,  aus  denen  ich  hier  nur  einige  bervorheben  kann.  In  dieser 
Abtheilung  wird  keine  Raummiethe  von  den  Ausstellern  erhoben.  Diejeni- 
gen Aussteller,  «eiche  keine  Agenten  m Adelaide  haben,  können  Verein- 
barungen treffen  mit  der  Ausstetlungsbehörde , welche  ihnen  bei  etwaigem 
Verkauf  5%  Kommission  belasten  wird.  Der  auf  verkaufte  und  in  der 
Kolonie  verbleibend«  Gemälde  nsw.  zu  entrichtende  Zoll  mal*  vom  Käufer 
bezahlt  werden,  welchen  Umstand  die  Aussteller  bei  ihrer  Preisforderung  in 
Betracht  ziehen  wollen.  Die  Kunst -Ausstellung  wird  aueh  Abeods  geöffnet 
sein,  zur  Beleuchtung  wird  ausscbliefslicb  elektrische«  Lieht  Verwendung 
finden.  Um  den  Ausstellern  möglichst  günstige  Gelegenheit  zu  geben,  ihre 
zum  etwaigen  Verkauf  bestimmten  Kunstwerke  zu  verwertheu,  bat  maa  eine 
Knnstverloosung  (Colonial  and  International  Art  Union)  in  Vorschlag  ge- 
bracht, für  welche  die  Gewinne  aus  den  zum  Verkauf  ausges feilten  Kunst- 
gegenständen  ausgesucht  werden  sollen.  Der  Preis  jedes  Looses  ist  auf 
1 Guinea  {••21»«  21.«.  M)  festgesetzt;  die  Ziehung  der  Gewinne  soll 
spätestens  14  Tage  vor  Schlafe  der  Ausstellung  statlfludan. 


Deutsch  - Heu -Guinea.  Unter  der  Überschrift  „Beide  Neu- 
Guinea”  finden  wir  in  der  „NordaustralUcheo  Zeitung“  vom  1.  Ja- 
nuar d.  J.  einen  Artikel,  der  neuere  Nachrichten  über  das  Vor- 
gehen der  „Nen-Guinca-Kompanie“  in  Betreff  der  Entsendung  von 
Expeditionen  nsw.  enthält  und  daran  Bemerkungen  über  die  Kolo- 
nisation des  Landes  knüpft,  die  für  unsere  Leser  Interesse  haben. 
Wir  entnehmen  dem  genannten  Blatte  Folgendes: 


Mit  Bezug  auf  d«ii  Fortschritt  in  der  Kolonisation  auf  DeuUcb- 

Neu-Guinea  spricht  sich  S«.  Exzellenz  Hon.  John  Douglas,  Kaiserlicher 
Kommissar  auf  Britisch -Neu-Guinea,  mit  grober  Anerkennung  und  liewun- 
derung  aus.  „Meine  Nachbarn  br nehmen  «ich  musterhaft“,  sagt  er,  .und 
streng  gerecht  gegen  die  Eingeborenen.“  Er  ist  der  Meinung,  dafs  dies  der 
menscheufreun>lTich«te  Weg  sei,  mit  diesao  Leuten  zu  verfahren,  und  dafs 
sie  schnell  zu  der  Überzeugung  von  der  Überlegenheit  der  Welfsen  kommen 
und  sie  als  Freunde  und  Beschützer  anerkennen  würden  über  die  Dampftchiffs- 
Vcrbindung  zwischen  Deutsch  - Neu  • Guinea  und  Queensland  spricht  sieb 
Douglas  gleichfalls  sehr  anerkennend  aus.  Zwei  Dampfer  verkehren  jetzt 
zwischen  Finschhafen  und  Cooktown,  und  in  Kürze  sollen  noch  zwei  andere 
in  Dienst  gestellt  «erden.  Fast  täglich  »erden  neue  Entdeckungen  von 
Flüssen  und  Uäfen  gemacht,  nerr  Douglas  steht  mit  dem  deutschen  Gou- 
verneur, Herrn  Baron  von  Schleinitz,  in  Unterhandlung,  um  eine  regal- 
mäfsige  Kommunikation  mit  dem  Ostende  von  Neu  • Guinea  bcrzusfelion, 
»eichen  Punkt  die  deutschen  Dampfer  bis  jetzt  noch  nicht  berührt  haben. 
Er  meint,  dafs  die  deutsche  Verwaltung  in  einem  Monat  so  viel  verausgabe, 
als  die  englische  Verwaltung  in  einem  Jahre,  und  damit  zeige  Deutschland, 
daJ»  se  entschlossen  sei,  der  Kolonisation  den  unausbleiblichen  Erfolg  zu 
sichern. 


*)  Sollten  sich  deutsche  Firmen  für  genauere  Kiaselheiten  mtereuiren 
so  sind  wir  gern  bereit,  denselben  die  amtlichen  Bekanntmachungen  auf 
Wuusck  zuzusteUea.  D.  Red- 


Nr.  14. 


w« 

EXPORT,  Organ  de«  Contralverem«  fllr  H&ndelsgoographie  etc. 


1887. 


Da*  ist  in  der  That  (wie  dio  „Nordaustralisclie  Zeitung"  bemerkt) 
sehr  anerkenne  ngwertb  uod  ein  Beweis  deutscher  Gründlichkeit,  aber  — mit 
Beamten  und  Dampfschiffen  macht  mau  heutzutage  keine  Kolonieen,  es  ge- 
hören Ansiedler  und  Arbeiter  dazu,  Leute,  die  entschlossen  sind,  sich  aui 
fremder  Scholle  ein  Heim  zu  gründen,  und  die  sich  ein  Heim  gründen  können. 
Es  wäre  eine  sehr  irrige  Ansicht,  wenn  die  Herren  am  grünen  Tische  in 
Berlin  der  Meinung  wären,  dal»  sich  gleich  Einwanderer  finden  liefaen,  die 
den  Acker  Land  in  »einem  Urzustand»  mit  300  odeT  400  Mark  bezahlen 
würden.  Die  erst«  Ansiedler  sollten  überhaupt  erfahrene  Kolonisten  sein, 
die  den  Einwanderern  aus  Deutschland  mit  ihrer  Erfahrung  zur  Seite  stehen 
könnten.  Die  Jahreszeiten,  Witteningsverhältnisae,  die  Landarbeiten  und 
die  Bebauung  des  Uriandes  in  tropischen  und  semitropischen  Kolonieen  sind 
gewaltig  verschieden  von  denen  einer  Rübenpflanzung  bei  Teltow  oder  eines 
Krautackers  bei  Potsdam.  Daa  sollten  die  Herren  am  grünen  Tische  nicht 
außer  Acht  lassen-  Um  Deutsch-Keu-Guinea  im  praktischen  Sinne  zu  ko* 
loniriren,  bedarf  « für  diesen  besonderen  Zweig  der  Verwaltung  eines  Mannes 
ab  Leiters,  der  sich  schon  Erfahrungen  in  diesem  Lande  gesammelt  hat 
und  mit  den  Eingeborenen  nuf  gutem  Kufse  zu  stehen  versteht,  wie  Hott 
Dr.  Pi  nach.  Wir  wissen  nicht,  was  aus  diesem  Herrn,  dem  eigentlichen 
Pfadpfinder  in  Neu-Guinea,  geworden  ist,  seit  er  nach  Europa  zu  rück  kehrte; 
das  aber  wissen  wir,  daf»  er  utd  Hm  Hunstein  mit  Unterstützung  ihrer 
kolonialen  Freunde  in  Australien  in  kurzer  Zeit  den  Anfang  einer  wirk- 
lichen Kolonisation  in  Neu-Guinea  gemacht  haben  würden.  Flasch*  Verdienste 
um  Neu-Guinea  sind  unschützbar.  Warum  versichert  sieb  die  Nco-Guinea- 
Kompanie  oder  die  deutsche  Regierung  nicht  einer  solchen  Kraft,  die  recht 
bald  eine  gesunde,  freie  Entwickelung  für  Kolonisation  geschaffen  haben 
würde?  Oder  bat  etwa  der  Mobr  seine  Schuldigkeit  getban?  Oder  Ut  der 
Kolonisations-Enthusiasmus  in  Deutschland  schon  im  Sinken  oder  Verduften 
begriffen,  nachdem  Lüderitzland  und  Kamerun  die  überschwänglichen  Hoff- 
nungen getäuscht  haben?  Uns  sind  eine  ganze  Menge  Briefe  von  australi- 
schen deutschen  Kolonisten  zugegangen,  die  sich  entschlossen  erklärten, 
nach  Neu-Guinsa  überxusiedeln  Natürlich  haben  wir  unter  den  gegenwir- 
tigen  Verhältnissen  dringend  abratben  müssen,  obgleich  wir  überzeugt  waren, 
dafs  sie  eine  aehr  erwünschte  Aquisitron  für  Neu-Guinea  gewesen  sein 
würden.  Wenn  erst  mit  der  vortrefflichen  Zivilverwaltung  die  eigentliche 
Kolonisation  von  Dentscfa-Neu-Guinea  zum  Austrage  gelangl,  so  kann  es 
nicht  fehlen,  dafs  dieses  Inselland  für  Deutschland  eine  Quelle  reicher  Hilfs- 
mittel sein  wird;  so  lange  aber  europäische  Ansiedlung  und  die  Verwerthung 
des  Grund  und  Bodens,  der  Viehweiden,  der  Wälder  und  Mineralien  als 
Nebensache  oder  gar  nicht  beachtet  werden,  wird  Neu-Guinea  — für  Deutsch- 
land und  für  England  — ein  weither  Elefant  bleiben.* 

Vereinsnactarichten. 

Der  ,, Allgemeine  Deutsche  Schulverein“  zur  Erhaltung  des 
Deutschtbuma  im  Auslände  wird  am  l.V.  16.  uod  17.  April  d.  J. 
in  Wiesbaden  seine  diesjährige  Generalversammlung  ab- 
balten.  Am  Freitag,  den  15.,  findet  Nachmittags  die  Hauptver- 
sammlung der  Hessen  - Nassauiscben  Ortsgruppen  statt,  am  Sonn- 
abend Vormittag  der  Vertretertag,  am  8onntag  gemeinschaftliche 
Fahrt  nach  dem  Niederwald-Denkmal. 

Litterarische  Umschau. 

Verxelchnlf*  der  bol  der  Redaktion  eingegangenea  Dr  ick  Schriften. 

Die  nachstehend  besprochenen  und  angezeigten  Werke  können  durch  die 
Buchhandlung  Walther  & Apolant,  Berlin  W-,  M&ikgrsfeostraß«  GO, 
jederzeit  bezogen  werden. 

[Argentinische]  Keiseskixzen  von  Gerh.  von  Stramberg.  Ant- 
werpen 1887.  Selbstverlag  de«  Verfassers. 

A WS.  .Schon  wieder  einmal  ein  Buch  über  Argentinien!’  wird  der 
Leser  denken,  der  deren  schon  so  manches  in  diesen  Blätter«  besprochen 
gesehen  hat  und  kaum  noch  Lust  haben  dürfte,  eine  derartige  Rezension, 
geschweige  denn  ein  derartiges  Buch  selbst  zu  lesen.  Würde  er  aber  nur 
die  Vorrede  dieses  neuesten  Büchleins  überfliegen,  »o  würde  er  vielleicht 
andern  Sinnes  werden:  denn  darin  sagt  dar  sehr  selbslbewufste  Verfasser, 
dafs  dasselbe  sich  sehr  wesentlich  von  anderen  Büchern  über  Argentinien,  ■ 
die  mehr  oder  minder  decb  nur  von  bezahlten  oder  verkappten  Auawande- 
rangsagenten  geschrieben  seien,  unterscheide,  dafs  er  in  möglichst  drastischer 
Weise,  durch  dos  Hereingreifen  ins  volle  südamerikanisebe  Leben  über  dor- 
tige Zustände  und  Verhältnisse  aufzuklären  und  dem  auswanderungslustigen 
Leser  dasjenige,  was  ihn  drüben  erwartet,  nach  Kräften  zum  Bewufstaein  ra 
bringen  versucht  habe. 

Nun,  wir  wollen  ihm  gern  einrinmen,  dafs  er  seine  subjektiven  An- 
sichten über  Land  und  Leute  freimülliig  und  ln  frischer,  fliefsender  Sprache 
zum  Ausdruck  gebracht  bat;  aber  er  hätte  dies  sehr  wobl  tbun  können,  ohne 
andere  Autoren  und  zwar  auch  solche,  die  zu  Argentinien  in  g&r  keiner 
Beziehung  stehen,  wie  t.  B.  Herrn  von  Koseritz  in  P<?  Alegre,  zu  verun- 
glimpfen; ferner  aber  bleibt  das  Buch  denn  doch  hinter  den  Erwartungen, 
die  das  Vorwort  erweckt,  insofern  weit  zurück,  als  es  in  Bezug  auf  Argen- 
tinien und  die  Argentiner  im  Allgemeinen  nichts  bringt,  was  nicht  schon 
hundertfältig  gesagt  und  geschrieben  worden  wäre.  Dafs  die  dortige  Misch- 
llngsrasa«  überaus  träge  ist  und  an  einer  starken  Selbstüberhebung  leidet, 
de»  Ausländer,  den  Grmgo  aber  mißachtet,  obwohl  ihr  Land  doch  durch 
diesen  erst  der  Kultur  erschlossen  worden  ist,  daß  das  deutsche  Element  dort 
angeeiebts  der  starken  italienischen  Einwanderung  keine  politische  Bedeutung 
bat  und  haben  wird,  dafs  die  Zeit  leider  versäumt  worden  ist,  um  dasselbe 


zu  einem  Hauptfaktor  für  die  Entwickelung  des  Landes  zu  machen , dafs  es 
trotzdem  aber  noch  in  einzelnen  l-andeatbeilcn  möglich  sein  wird,  rein 
deutsche  Ansiedelungen  mit  Erfolg  anzulegen,  — das  sind  denn  doch  alles 
Dinge,  die  Herr  von  Strambaeb  nicht  zuerst  entdeckt  hat;  dagegen  bleibt 
er  dem  nach  Argentinien  ziehenden  Auswandersr  — und  für  diesen  hat  er 
sein  Buch  seiner  eigenen  Erklärung  zufolge  doch  auch  geschrieben  — auf 
• die  meisten  Fragen  wirtschaftlicher  Natur  die  Antwort  schuldig. 

Nur  über  die  Kolonie  Toruquist  bet  Bahia  Bianca  berichtet  er  ein* 
gehender,  und  zwar,  wie  hier  gleich  bemerkt  werden  «nag.  Im  Gegensatz  zu 
anderen  Autoren  in  günstigster  Weise;  ja,  er  stellt  sogar  dio  kühne  Be- 
hauptung auf,  dafs  ein  geeigneterer  Ort  zur  Niederlassung  als  die  Kolonie 
Ternquist  augenblicklich  in  Süd- Amerika  nicht  exietire.  Er,  der  in  den 
ersten  Kapiteln  seines  Buches  nicht  znüde  wird,  die  übersehwenglicheo 
Ausdrücke  anderer,  die  Argentinische  Republik  zur  Ansiedelung  empfehlender 
Schriftsteller  zu  geißeln,  lifst  sich  in  Bezug  auf  das  Tomquist'acbe  Unter- 
nehmen dieselbe  Überschwenglichkeit  m Schulden  kommen,  sodafs  es 
fast  den  Anschein  bat,  als  wirs  sein  Buch  ausschließlich  geschrieben,  um 
diese  doch  erst  im  Entstehen  begriffene  Ansiedelung,  die  erst  die  Beweise 
ihrer  Prosperität  zu  erbringen  hat,  auf  Kosten  anderer  Unternehmungen 
sowohl  io  Argentinien  als  io  Süd-Brasilien  bcrausxustreicben. 

Wir  wünschen  der  Kolonie  Toruquist  ja  das  beste  Gedeihen  and 
, können  es  nur  mit  Freude  begrüben,  dafs  das  reiche  und  ebrenwerthe 
Haue,  wolchos  dieselbe  gegründet  hat,  dem  selion  vor  Jahrzehnten  gegebenen 
erfolgreichen  Beispiele  Porto- Alegronser  Handelshäuser  auf  dem  Woge  nder 
praktischen  Kolonisation  gefolgt  ist,  müssen  aber  unser  Bedauern  darüber 
auseprcchen,  dafs  die  von  Herrn  von  Stramberg  für  die  Kolonie  gemachte 
Reklame  eher  geeignet  ist,  derselben  zu  schaden  als  zu  nützen,  weil  sie 
keine  positiven,  zahlen  mäßigen  Beweise  für  deren  höhere  Entwickelunga- 
fähigkeit  gegenüber  anderen  derartigen  Unternehmungen  erbringt,  desto 
reicher  aber  an  vagen,  unmotirirten  Behauptungen  lat,  welche  keinen  andern 
Zweck  haben,  als  die  Entwickelungsf&higkeit  dieser  anderen  Unternehmungen 
zu  verdunkeln. 

Wann  wird  man  denn  endlich  aufhören,  den  Geist  der  Rivalität  bei 
den  deutschen  Ansiedlern  in  Süd -Amerika  zu  nähren?  Wann  wird  man 
begreifen,  daß  das  ganze  Stromgebiet  des  „La  Plata*  trotz  seiner  politischen 
Zerstückelung  ein  zusammenhängendes,  zur  Aufnahme  der  deutschen  Aus- 
wanderung geeigenechaftotes  Ganzes  bildet,  und  dafs  die  rechtschaffene 
Arbeit,  weiche  unsere  Landsleute  in  dem  einen  Tbeilo  vorrichten,  auch  den 
in  den  anderen  Thailen  ansässigen  Stammeegenossen  zu  Gute  kommen  raufe? 
ist  es  denn  nicht  etwa  genug,  daß  der  PartikularUmua  hier  im  alten  Vater- 
lande der  schlimmste  Hemmschuh  unserer  nationalen  Entwickelung  gewesen 
ist?  Will  man  ihn  nun  auch  in  die  neue  Weit  verpflanzen,  um  ihn  für  Sooder- 
interessen  auszubeuten,  statt  des  Bewußtsein  der  Solidarität,  dos  sich  mehr 
und  mehr  auf  dem  Gebiete  nationaler  Arbeit  innerhalb  der  Reichsgrenzen 
auatnspreehen  beginnt,  auch  bei  den  zersplitterten  deutschen  Gemeinden 
jenseit  de»  Ozean«  zu  beleben? 

Annuaire  Statisbique  o le  la  Prooince  de  Buenos  Aires,  public  eous  la 
directum  du  docteur  Fmile  R.  Coni.  Cinquieme  annee  — 1886. 
Edition  nt  frangais.  Buenos  Aires.  1886. 

Dem  Jahrbuch  liegt  ein  offener  Brief  des  Direktor»  Dr.  Emil  R.  Coni 
. bei,  in  welchem  er  den  Direktoren  der  europäischen  und  amerikanischen 
j statistischen  Bureaux  seinen  Dank  ausspricht  für  die  bereitwillige  Unter- 
stützung, die  sie  ihm  seit  1883,  als  er  benifou  wurde,  die  argentinische 
Statistik  zn  organisiren,  fortwährend  haben  zu  Theil  werden  lassen;  gleich- 
I zeitig  tbeilt  er  mit,  dafs  er  Anfang  1887,  nach  Durchführung  seiner  Auf- 
; gäbe,  seinen  Posten  niederlegen  werde,  um  zu  seinem  ärztlichen  Berufe 
zurückxakefaren. 

Bulletin  de  la  SooiHe  de  Glograpkie  Govmercialc  de  Paris.  Tarnt  VIII 
— 1886/86  — 4*  fasdcuU  et  dermer.  Porte  1886. 

Ammario  da  Provinda  de  Rio  Grande  do  Sul  para  o atmo  1887.  Publi- 
cado  eob  a dirtegäo  de  Qraciano A.  de  Asant  buja  (Tereeiro  atmo.) 
Porto  Alegre , editores:  Gundlach  <6  C •*,  livrtiros , 601  rua  dos  An- 
dradot  1686. 

Antund  Report  of  Ae  Chief  of  the  Bureau  of  Statistin  an  the  Foreign 
Commerce  of  the  United  Stale«  for  the  year  ending  June  30, 1886. 
Washington  1886. 

Finlands  officiela  Statistik: 

— Statistik  Arsbok  för  Ftnland,  utgfven  af  Statietiska  Centralbyran, 
Attonde  urgdngen  1686.  (Annuaire  Statistique  pour  hFinlandr  Huiticme 
annte.  1886.)  Helsingfort  1886. 

— XX.  JemoAge  - Statistik.  16.  JemvAgsstyrelsens  « Finlands  berättelse 
för  a r 1885.  Helsingfort  1886. 

Bollettino  Hella  Societä  Geograf  ca  Italuma.  Serie  II  - Fol.  XI.-  Dicembrc 
1886- Anno  XX- Fase.  IS.  Roma  1886.  — Fol.  XII-  Gmnaio  1887- 
An no  XXI. 'Fase.  I.  Roma  1887. 

Statist ica  Italiana: 

— Popolasione.  Movimento  dello  stato  citile.  Atmo  XXIV.  — 1886. 
Intrvdnsione.  Roma  1886. 

— Statist  ica  dei  Inland  di  preoieione  deüe  camere  di  commercio  per  gli 
anm  1881,  1883,  1883  e 1884  e loro  situasione  patrimoniale  al  31  ai- 
cembre  1883.  Roma  1886. 

— Statut un  dei  debiti  comunali  « JWIWCl'elf  per  mutui  al  31  diembrv 
degh  amu  1883,  1883  e 1884.  Borna  1886. 

San  Diego  County  — Agricultural  and  HorticuUural  Fair,  Armory  Halt, 
San  Diego,  Cal.,  Oct.  6,7  und  8,  1886.  San  Lhsgo  1886. 


I88T. 


227 

EXPORT,  Organ  des  CeotnJvewtn»  (fir  Handelsgeographio  etc. 


Nr.  14. 


Ziele  deutscher  Kolonislpolitfk.  Von  Dr.  Otto  Arendt.  Berlin,  Walther 

-v  Apolant,  1886. 

Bulletins  de  la  Societe  neuchaUloisc  de  Geographie.  Neuchaid  1887. 

Giomule  della  Sodetix  dt  Utture  t cowuereaatotie  »cicnti ficht  di  Genova. 
Genova. 

Verwahnngshwidit  des  Ruthes  der  Kgl.  Haupt-  und  Residenzstadt  Dresden 
für  das  Jahr  1885.  Dresden  1886. 

Bericht  über  die  Ausstellung  sieben  bürgisch' sächsischer  Hausindustrie  (9.  bis 
26.  September  18€6).  Von  Emil  Sigerus.  Uermannstadt  1886. 

Lee  Jounues  du  13  au  2b  Scptcmbre  1886  ä Berlin,  et  kur  tnUrft  inrnr 
la  seiende  coloniale.  Par  U Docteur  C.  M.  Kan.  ( Exlrait  de  la 
„Rente  Coloniale  Internationale“. 

Quadro  cstatistico  das  diverstut  Organisators  minütertaes  que  tem  tuio  lugar 
no  imperio  |do  Brasil | deede  o anno  de  1822  oft  o presente,  formmiado 
pelti  dettiynafdo  special  de  cada  cabinete.  (Geht  bis  Juni  1884, 
Kabinett  Dantas  ) 

Statut*  et  regUmcnt  ynüral  de  la  SocieÜ  internationale  d’Ji'tudcs  Btrsi- 
Itemtes,  placee  saus  ie  haut  patronaye  de  8.  M.  L’Kmpereur  du  Urteil; 
/ander  en  1886.  Paris  1886. 

Statistik  des  Deutschen  Reichs; 

— X.  F.  Bd.  6:  Gewerbestatistik  de«  Reichs  und  der  Grofsstidte  nach  der  all- 
gemeinen Berufszählung  vom  5.  Juni  1882.  1.  Theil:  Gewerbestatistik 
des  Reichs  mit  einer  Einleitung  und  mit  kartographischen  Dai Stellungen. 
Berlin  18S6. 

— N.  K.  B<J.  20:  Warenverkehr  des  deutschen  Zollgebiets  mit  dem  Auslande 
im  Jahr«  1885.  II.  und  111.  Theil.  Berlin  1886. 

— N.  F.  Bd.  21,  Abth.  2;  Statistik  der  Seeschifffahrt  für  das  Jahr  1885.  Ber- 
lin 1886. 

„Koinäntscbe  Revue“.  Budapest. 

Bollettino  della  „ Societa  Africana  drltaliau.  Anno  V.  faec.  XI  e 
XII.  Notembre-dtcembre  1866.  Napoli. 

Mitlbeilungen  an  die  Mitglieder  des  Allgemeinen  deutschen 
Kealscbulminner- Vereins.  IX.  Ausgeg.  den  30.  Desember  1886. 
(Separat-Auagabc  des  Zeutralorgan*  für  die  Interessen  de«  ReaUchul- 
wesens).  Berlin  1886. 

Annalen  der  Hydrographie  und  maritimeD  Meteorologie.  XV. 
Jahrgang.  1887.  Heft  1. 

Mittbeilungen  der  Deutschen  Gesellschaft  für  Natur-  und  Völker- 
kunde Ost- Asiens  35  Heft  Bd.  IV,  Seite  205  bis  244,  mit  Tafel 
XXVII  (Anairbt  des  Fuji  Yama  und  seines  Doppelbtldes  von  Tokio  aus). 
November  1886.  Yokohama. 

Bulletin  de  la  „Socitti  de  Geographie  Commerciale  de  Paris". 
Tome  IX  1886187.  — Num.  1.  Paria  1887. 

„Revue  Fransaiee*  dcViXronger  et  des  CoUmite.  Tome  V.  Trois kiw« 
anwee  No.  26,-Fivrier  1887.  Parte. 

Deutschlands  Interessen  in  Süd-Afrika.  Erster  Bericht  des  Vereins 
zur  Förderung  deutscher  Interessen  in  Süd-Afrika.  Januar  1887.  Berlin. 

Qiornale  della  „Societä  di  Letture  e Convereasioni  Scienti- 
ficht  di  Genova.  Anno  IX- 2‘septembre -fase.  XI:  XII.  Novembre- 
dicembre  1886.  Genova  1887. 

Union  Geographiaue  du  Nord  de  la  France.  Bulletin.  Tome  VIII. 
MaiJuin  1886.  Ifouai. 

Sociill  normande  de  Geographie.  Bulletin  de  Vannee  1886.  Mai- 
Juin. Juiüet-Aadt.  Septembre-Octobre.  1886.  Rouen  1886. 

Meyer,  Emil;  Bericht  über  den  Getreide-,  Öl-  und  Spicituahandel  iu  Berlin 
und  seine  internationalen  Beziehungen  im  Jahre  1886.  Berlin  1887. 

Nachrichten  aus  derostsfrlkanlschen  Mission.  Nr.  8.  Februar  188T. 

Zeitschrift  der  Gesellschaft  für  Erdkunde  zu  Berlin.  XXI.  Bd.  ! 
6.  Heft;  XXII.  Bd-  1.  Heft.  Berlin  t886.  1887. 

Verhandlungen  der  Gesellschaft  für  Erdkunde  zu  Berlin  XIV  Bd.  Nr.  I. 
Berlin  1887. 

de  Schrgver,  Simon;  Rogaumc  d'Araueanie- Patagonit.  Antoing 
1887 . 

Dieses  eogen.  „Königreich  Araucanieu -Patagonien“  ist  dasselbe,  über 

das  ein  Herr  E.  W.  aus  Berlin  in  der  hiesigen  „Union*  im  vorigen  Jahre 

einen  phantastischen  Artikel  zu  veröffentlichen  die  Stirn  hatte;  vgl.  „Export“ 

1886,  Nr.  34,  S.  530  Briefkasten. 

L'Afrique  exploree  et  eivilitee.  VIII.  Annte.  Nr.  2.  Ftvrier  1887. 
Genrve^l887. 

Neue«  vollständiges  Ortslexikon  der  Schweiz,  Nach  den  zuver- 
lässigsten Quellen  bearbeitet  von  Henry  Weber.  Ein  unentbehrliches 
Handbuch  für  Jedermann.  Zweite  Auflage,  durchgeseheu,  verbessert  und 
vermehrt  von  Dr.  Otto  Henne  am  Rhyn,  .'Staatsarchivar  in  St.  Gallen. 
Verlag  von  M.  Kreutz  mann.  St.  Gallen  1886. 

Hittheilongen  des  Vereins  für  Erdkunde  so  Halte  a_/S.  (zugleich 
Organ  de«  Thüringisch-Sächsischen  Geaammtvereins  für  Erdkunde).  188G. 

Bulletin  de  la  Sociiti  des  itudes  indochinoiset  de  Saigon. 
Antue  1886. 

Ketwickelangsgescbichle  der  Kolonialpolitik  dea  Deutschen  Reiche« 
von  Dr.  Charpentier.  Berlin,  Verlag  Ton  Hermann  Bahr  1886. 

Nachrichten  über  Industrie,  Handel  und  Verkehr  aus  dem  statisti- 
schen Departement  im  k.  k Handelsministerium.  XXX1I1.  Baad,  I.  und 


II.  Heft.  Statistik  des  österreichischen  Post-  und  Telcgnipbenwesens  im 
Jahre  1885.  Mit  einer  statistischen  übersieht  über  das  Post-  und  Tele- 
graphenwesen in  Europa.  Wien,  1886. 

Nord-Amerika,  seine  Städte  und  Naturwunder;  das  Land  und  seine  Be- 
wohner ; in  Schilderungen  von  Ernst  von  Hesse- Wartegg.  Auf  Grund- 
lage mehrjähriger  Reisen  durch  den  ganzen  Kontinent,  und  mit  Beiträgen 
von  Udo  Brachvogel,  Bret  Harte,  Theodor  Kirebhoff.  Henry 
de  Lamothe,  Charles  Nordboff,  Bayard  Taylor  u.  A.  Mit  gegen 
dreihundert  Abbildungen.  II.  Band.  Der  grobe  Westen  und  die  Felsen- 
gebirge.  Zweite  verbesserte  und  vermehrte  Auflage.  Preis  6 M.  Leipzig, 
Verlag  von  Gustav  Weigel  1886. 

Bibliographie,  Museenpftege  und  Kolonialthierkunde.  Drei  Ab- 
handlungen verwandten  Inhalts  nebst  einer  Einleitung  in  die  Biographie 
der  Organismen.  Von  Dr.  Wilhelm  Haacke.  Jena,  Gustav  Fischer 
1886.  

Briefkasten. 

Herrn  A — in  Uamburg.  Die  Nachricht  betreff*  des  Rauchverbotes 
in  Marokko  beruht  allerdings  auf  Wahrheit.  Einer  unserer  dortigen  Korre- 
spondenten schreibt  uns: 

„Nachdem  der  Sultan  von  Marokko  heraus^efunden  bat,  dais  der  Ge- 
brauch von  Tabnk  und  anderer  Narkotika  eine  Suade  für  den  Mohammedaner 
ist,  hat  ein  Erlafs  stattgefunden,  dafs  dos  Monopol  der  Regierung  in  Wcg- 
■ fall  kommt;  der  Handel  mit  Tabak  usw.  ist  streng  unterlagt  und  letzterer 
wird  hinfort  als  Koutretiandft  angesehen.  Ebenso  ist  das  Pflanzen  von  Tabak, 
Kiof  usw.  streng  verboten,  und  die  Mohammedaner  dürfen  sich  hinfort  dem 
GenuEs  dea  Rauchens,  Schnupfens  iuw.  nicht  mehr  hingeben;  heimlich  ge- 
schieht es  jedoch  nach  wie  vor.  Die  fremden  Vertreter  in  Tanger  sind  von 
dor  neuen  Verordnung  bereits  unterrichtet  worden,  ln  Casablanca  wurden 
die  Bämmüicben  Yorräthe  der  Regierung  am  3.  März  d.  J.  öffentlich  ver- 
brannt, wie  man  sagt  im  Wertbe  von  10000  Frca.“ 

- Herr  B.  O.  Lokadawa.  HtaSir«,  mISmi  Dar  Min»Mri*»>1asa«rikaal*«A*  Fm»- 
dampfer  .KtbrvMSlC  1*1  räfkbabrand  14.  Bin  Vormittag*  •*  Madaira  angakommen. 
„Hl«“  tat  an,  jj  Mira  VurmlUaga  rot  Bahia  narb  Barop«  iliimuru.  „Valparaiso“  lat  a«J 
K*baa4  ata  5-,  Mira  VarnltUga  In  LJsaatoa  «■*»«• 'irnuru  und  am  97.  Mir«  Vormittag*  narb 
Urwald«»  «rHlarxegaagas  „AU!«n«l»a“  hal  rii-ilt»  Hr»ml  am  K.  Mi«  Ha»  Virtal«  paaalrt. 
..Uruguay“  hat  ausgehend  am  t*.  Min  Du»«.-  paaalrt.  „Caro  pan«*"  und  „Bahia“  alnd  rück 
I kehrend  am  29.  Mars  Vormltltga  iu  Aaiwerpeu  allgekommen.  „Santo*“  lat  aa«geh«ud  am 
| 37.  Mi«  Nachmittag»  ln  llabia  a^rlnmaua  , .Parana*«»“  l*t  rSrbkahrwad  am  l'.i.  Min 
la  Llaaahun  is|ikwa*u  und  am  90.  Mir*  narb  Hamborg  w«il<«-t;aiikOU.  „Cutrinataa*-  i*l 
am  3U.  Mi«  Morgan«  *tm  Autaerpau  narb  Uamburg  al>gcgaa««n.  „Hamburg“  hat  rnr  kkehrend 
am  SU.  Mira  Nachmittag*  Dürrer  paaalrt. 

— Du  Spedltfeaiahaua  Aagaat  Klamenthal-Hamhan  »e'irhtat  diu  folg«»«»  Dampfe«  - 
und  Segler- Abfahrten  ton  Bamberg  nach  europilaehan  uwd  äl*m*(»tk*«  Ptlicaa: 

•)  Dampfacbl ffa. 

Afrika  (tädatKkbU}  »la  Madaira,  Canartscb«  ln  »ein.  Onria,  Art«,  Lag*«  stw.  bl«  Laauda 
lekl , et r.  deutacher  Poal4amp4«r  am  10.  April. 

Afrika  (Wrauual*;  tU  Madeira,  CkltÄ«  waw.  Po«l4ai»pfW  „ttflia  WMfBHB",  Kapt. 
Jatucn,  dsutarh,  19.  April. 

P«w»bx,  Sinitape««.  Hongkowc  uwd  Japan  („Krotuln  Llnt«“j  Oamptrr  „LjdU“ , dMiurb. 
90.  April,  Oairplrr  „Caawawdra“.  d«uta«A.  10,  Mal,  I>arupf«r  .. IVivliymoi»-  dsutach,  JU.  Mai, 
Dampfer  „Atalanla“,  dautach,  IO.  Juni,  Dampfar  „H«*p«r(a“,  d«ettcb,  lö.  JulL 
Slugapurr,  Uungkoug  uwd  Jap«»  er«»«.  Ha  Antwerp»»  nwd  Lo»4on  (Sbire-Uale)  Dampftr 
»Cardlganablr«“.  Kapt  Wtlkiw*.  engllteb,  VS.  Mal. 

Mbgapot«.  Hungk  *g,  Hchangkal,  Yokohama,  Hinge  w»d  N^aaaki  (via  Part-Said,  Sari,  Adru 
u«4)  Colombo)  l oatdaurpfat  ..Prcuf»eti“,  dcoterh.  bl  30.  April. 

Adalalda,  Malbwsrna  und  »jrdnej.  Poctdampfer  .JSaJle*“,  dautark,  bla  UL  AptlL 
WUSiwKMtoh  »nd  Mc.dajrdbk  (via  Hougkawg)  Dampfer  „Th>ra“,  Kapi.  Jarubaau,  deutaeh. 
Aulang  Mal. 

W l.*rf t »,-*1,1  k und  JfleolkJ«A*k  Imaibmafelkk  Ha  (Mnit)  am  Dampf*»  Mit!«  Mai. 
ValparaUo,  Arira,  Helfend.,  und  i allao,  Powla  Arawaa  (Mag. -Sir.).  Curral.  Caruaal.  Talea- 
buaw«  und  I.pl^ui  awlaulaud  *ia  Autwvrpae  Pwatdaapfrr  „t’arda“.  K»pt  Tlntmtrmtau, 
ilautirb,  1t,  April,  JaiIm“,  d'utacb,  ti.  April,  „Kambri«»“,  d-uferk,  9.  Mal 
Valparafee,  Funta  ArewM  (Mag.-Str ),  Corral.  Tafeabuau.!..  t «quluibu,  AiP.fagi.u_  l^ubqu«, 
Arira,  Uelfeadu,  Calla.;.  Pajta  und  Q»a)>ai)aU  (*ia  Aatwarp«»)  Dampfer  „Tliaula“,  Kapt. 
W«ll«r,  dtuueb.  12.  April. 

Mewi«vld»o.  Bnano«  Alm,  Rotarl*  «nd  Han  Nlcelar  (Ha  Uadafea)  Pualdauipfar  „Corri«»- 
taa“,  KapL  Pcerkmanw,  drulavk,  9.  April.  P.iatdampfer  „Pirtwagwa“.  KapL  Bohlt«,  ««wach, 
13.  April,  tloaidaauifer  „Hahia* , Kapt.  v.  11*I(»A,  denfefb,  ‘tJ  April, 

MuiiekduI«,.,  b«rw  e Au«»  und  HaraH«  D*mpi*<  Afe  Un>i  WeltaL“,  «uglferk,  IS.  April, 
llabia.  Bio  da  JkiwM«,  8a*  Praaeiaew  uA4  Nanu  i (»la  lAualHi«)  Purtdampfer  „Camplk««“, 
Kapt.  BU«b.  dtntacb.  18.  ApriL 

Parnamburo , IU»  de  Jan«lJO  uad  iSasfea  (Ha  Llwake«}  Ifealdampfar  „Llaaabu»",  Kapt. 
Malm,  d au  lach.  JS.  Aprl). 

Caar»,  Marawbatu  und  Par«  (via.  AaMacpeo)  Dampfer  „C)iU“.  •uglferk,  13,  April. 
WnI-IcAIm  Ha  Ha*r«  (äh  Thema«,  V«wfi»«la,  Haiti)  am  • und  Sl.  «<°rh  nach  Pu«rto- 
Plala,  am  C,  31.  Itwd  34  J ail m M.  -aaa  . xunächal  Puahlatnpfer  „Kbruaula”,  K«t>l. 
Heb  «kl  dl,  dautarb,  8.  April,  P.-tduupftr  .Tiarluit*,  KapL  Urkt  d«»fecb,  91.  April, 
FeHdampfer  „nnnnnU**,  KapL  Bau«*,  dautMb,  S4.  April.  PotMlampfer  „Ailamaauila“. 
KapL  Scbnufer,  dauferb,  $.  Mai,  Faaldarapfer  „Bavaria“,  KapL  UaaaiOK.  «apfech,  31.  Mal, 
lVaUampftr  ^satupta“,  KapL  Magi»,  dtuueb,  38.  Mai 
Maalro  (*U-IRn«>.  Vrracru«,  Tampico  uwd  Frograio  am  3.  )adaa  MoaaU,  tuaiebat  Pu»t- 
dAmpfer  ..IfblMtl»“.  dauUcb,  9,  Mai, 
llabawa  Dampfer  ..Kuropa  L KapL  Stlafel,  daurnh,  10.  April. 

M«w  York  PoMdampfer  „Hammeula“,  (direkt),  dauferb,  G.  April,  l’oeid «tapfer  ,,(lall««t“,  («ia 
Haar»)  daawck,  17.  April.  Fe»ulampf*r  „Rugla“,  (iltrwkt}  dauUcb,  91- April,  l'oatdampder 
,J.«*»log-,  (Ha  Harr«)  Uautarh,  34.  April.  Featdampf*»  „VTUlaud“.  (tla  H«*r«)  dautagk, 
1.  Mal,  f’otfdaupfrr  _Bob*nita".  (dlr*bl)  3,  Mal,  Vuloa-Danipfer  „Amalfi“,  KapL  HSkr, 
dauueh,  10.  ApHJ,  Ditnpfrr  „Callfernta“,  KapL  Wlakfer,  danUcb.  IX  April,  Dampfer 
„laarmlwa“.  Kap«.  Fraark,  daaferk,  30.  April,  Dkiapfrr  „Auairalla“,  Kapt.  Vraoik, 
dculMb,  91.  April. 

Bo« l*o  (direkt)  Dampfer  „Waahiagioa  Citj“,  rarllarh,  tl»  Boda  April 

Vaabae  uwd  Mnatraal  (via  Aalwrrpa«)  baaspfe«  „Oramoa“,  Kapt.  tfekwaaar,  dauUek, 

IS.  April. 

Usalr««l  fdsreSI)  Dampfer  „L'llj  of  Llorela“,  eagtfech,  13,  Mt  9C*.  April,  Dampfer  „Dur- 
bam  CMr“,  e^liack,  M.  ApriL 

Hai« leb.  Daaapfar  ..Oarwiauia“.  KapL  Wutlar«,  dautarb,  (L  April. 

Bristol  Dampfer  „City  <f  L'adli“.  Kap«.  Kebo*.  »nglferh,  V.  April 
Maltpa,  Barcvfena  u»d  MartHlla,  Dampfer  .Ltwtfea-,  dauferh,  4 April. 

(iiürallar.  Malaiga.  Calla  sml  Manailla  Dampfer  „Hamburg“,  deutsch,  13.  April. 

Cadla  (Sevilla),  Catlbogetia  uud  AIKawt«  Dampfer  „Dkali“ . KapL  Film,  tpawlarb.  •>.  April. 
Bartaloa«,  Tarragoaa  und  Val«a»U  Dampfer  „i'arapaadvr“.  Kapt.  Alblmn,  apanfeob, 9.  ApriL 
Madrid  uwd  aadaran  Bahn  «tat  laaaa  Pc  nugal-Hpaaiana  (Ha  l.katakaal  Fuatdarapfar  „Cam- 
pfewr  . d«ui»t t.  IS.  ApriL  Faatdampfcr  Llwaboo  ',  dauueb,  U.  April. 

Trfett,  Venedig,  A»r->oa.  Bari,  Datapfer  „Jwlfe“.  Kapt.  Jaa**n.  deulark.  ca.  10-  April. 
Asoritcb*  lu«*la  (Hau  Magual,  Foata  Lfeigada)  ‘l'*rr«lra  |Aag>a)  tiod  Fsjfil  |11o«ta)  l'ual- 
dauipfrr  „I.UaafeuW“,  KapL  llulm,  dautarb,  93.  April- 


Nr.  14. 


228 

EXPORT,  Organ  das  Central*er*ina  für  Handelagrographie  etc. 


1887- 


Csrlabsm»  Dara;f«r  »BW,  Kapt.  Kifera,  danUcb,  0.  April, 

Bturkholm  Dampfer  „Soloa",  Kapt.  flaaiorUoa,  tüaiieh,  li.  April,  Dampfer  „Dl an«“,  Kapt. 
Lallmann,  tfegtaefc,  ladafea-aU. 

Hfettln  uad  Diti«  Dampfer  „Far.Hnand“,  Kap«,  La««,  dentach,  ca.  0.  April. 

Damals  uad  K ünlgettTR , Dampfer  „Angwar.  KapL  Dr|f»,  drotarb,  ca.  9.  April. 

b>  Bapalaeblfl*. 

Kcngkonti  „AAaJpir,  Kapr,  Werter« «erd.  drutttb,  prompt. 

Mal*— rne  Vt'Wf  „FrWdricb“,  Kapt.  Kor«,  dentteb,  XX  April.  „War j Blond-U"  (tu  ftfea.) 
«■pliaek,  30.  April. 

Sydney  „Candtjantla",  Kapt  ftaOtr,  dauuek,  7.  April  „Crrtlilrra**  (von  Ksien),  engl  lieb. 
Knda  April. 

Ha»  Frist«».-*  direkt  „Duadonald-  (.«•  Ki.an>.  Kapt.  Puafey,  anplfetb,  prompt. 

WeaLiin'a  Mulcoi  («hdl  tla  Sur«  oder  Bordaaui)  .Atulei“,  K»pL  Ribrur,  dtafecfc, 
prompt. 

MaÄaanillu,  Ha»  Bla«,  Maiallaa  und  Onayma»  ead  wailar  a««nt.  via  Bord  «am  „Hoo^ra", 
Kapc  Spille,  deul.ch»  ptaaepl. 

Waalbhata  Ze*l7al  Amvrttai  (Pnota  Arte««  bla  Cbampv rlce)  „Maria“,  Kap«.  Br*ck wvldt, 
dantaek,  prompt- 

Uaavaqeii  direkt  „Maria“,  Kapt.  Tkomaaekaviaky,  dautaek,  prompt,  „ÜuajaaM"  (io*  Blaen). 
Kapt.  Dvvyar,  daottek,  fotfeod. 

Valpar.no  „P«aital<-.iaP<  (von  RI*m>)  Kapt,  Borxdnrff,  daotaek,  prompt,  „Fotrimpat“  (von 

Ei. an)  Kapt.  Baklka.  daatett,  (»U>ad. 

Bttvoov  Alte«  (Slaebuelo)  „M.  D.  fideScr“.  Kap«.  Uekkarp,  rleutack,  prompt,  „Maria“  Ktpt. 

Rieb«,  dant.rb,  ladet,  „Kptnt  *f  tk«  Daara"  (von  Ria«n)  Kapt.  Judd,  anglfeak,  ladet. 
Mcntoid.n  and  Reaartq  „Adala  B.  HllLt“,  Kapt.  Jankl*»,  «naliitb,  ladet. 

Portio  Alt« rt  (dkakt)  „Bprnlt",  Kapt.  da  Joe«*,  balldndfve’t.  MWelferU*,  „Mtlana“  Kapt. 

BaumaoiK  dentark,  prompt,  „Matte“,  Kapt.  Thnrg«.«n,  ddmlarh,  ladet. 

IUo  flranda  „Taube“,  Kapi.  „Adea“,  dauueb,  ladet.  „Bipterlaad“,  KapL  Daakeo,  dautaek, 
prompt. 

Aaatije  „Aatpuat“,  Kapt.  Streck  holder,  deoteeb,  ***»!  fertig. 

M»o  da  Janeiro  „Ediih  Mary,  Kapt.  UuUa.  dautaek,  a^alfertl« 

Bakla  „Maria“,  Kapt.  det<uaarb«r,  deotoch,  prompt.  „(Star-,  Kapt.  Mörrb,  nora^iacti,  ladat. 
l’aratinbaro  „Stanley,  Kapt.  Jobnian,  »eevregltob,  ifgrlfr rtlf,  „Kurddamlache  S-rwarta*1, 
Kapt.  Rütais  dautaek,  ladet. 

Ciudad  lUlivar  „Doka  Zu»  la"  Kapt.  Äeh.rkt.  dautaek,  naek  Aaknnft. 

La  (iuayn  und  (odar)  Puerto  Cakvllo  „Jufnr1*,  Kapt.  Faeb,  d&nlacb,  prompt. 

La  Guayra  und  Puario  Cabvllo  „Schwas",  Kipt  Warnecke,  deutsrb,  prompt. 

Curagau  und  Mararaiko  „Clara-'.  Kap«.  TligtiK»,  dAniaek,  U«ie-_ 

Puerto»  Cakall*  (direkt)  „Lort-tve“,  Kap«.  Pvtarven,  dautacb,  ladet. 

8L  Tbomae  „Palaa“.  Kapt.  Ruteaberk,  hoilinditeh,  »»grlfernj 
V* rar» nt  „Säial",  KapL  Votbortk,  daatark,  prompt. 

New  Tork  „Rnrvkaraa^,  naewreiark,  prompt,  „Anna“,  dautaek,  folpamt. 

Kibarai  bei  Augaai  Blumantbal. 


Dänische  Exportbaak. 

Fflr  Telegramme  i EtportLanJt,  Berlin. 

AbtheMunj.  F*portt«re»u. 

Berlin  S.W.,  Koehstrafse  27. 

(Eriafe,  Packele,  new,  uew,  und  nur  mit  die» er  Adraaea  tu  vorvakan,} 

Ali  tergklamg  Ikr  dl«  ItllHrrugilii'ti  Jeder  rak  Qufrc  L.  k etegartieklaa  Ofart«  Ul  dar* 
talkri  tea  daa  dam  ikaaaaataarirkaad«  <h  B.-l.  nickt  aagtkirlgaa  Flmn  I Mari  (la  dnlKlra 
Iriidnarla»)  hairafägn,  - Na  ibaaaeataa  daa  E.-1.  werdta  dla  mH  dev  »rflrdma*  ftvacklA- 
1 Icker  Bfarfea  rtrkaadeaea  falaife«  la  larkivait  gMlaUl.  - ila  Idrasiaa  mbvr  ialtra^rtar 
tkafli  daa  f.1.  aar  aalaaa  Uauntu  n daa  dvtaalkvt  talaaalaa  M1>o>(h  mlL 

191.  Wir  sind  tob  mehreren  Seilen  vor  einer  Scbwindelfirn»*  in  Rstuin 
gewarnt  worden,  welche,  wie  man  uns  mittheilt,  bereits  eine  Reihe  von 
denlschen  Exporteuren  betrogen  hat.  Interessenten  erfahret!  den  Namen 
der  betreffenden  Firma  »of  gefl.  Anfragen  unter  L.  L.  173  an  daa  E.-B. 

192.  Von  unserem  Korrespondenten  in  Adelaide  erbalten  wir  über  die 
I.age  des  Hopfenmarkles  in  änd-Australiea  folgenden  Bericht!  .Der  Verkauf 
aller  Hopfenarten  ist  gerade  jetxt  sehr  »ebleppend;  bester  hairtttcher  Hopfen 
verkauft  sich  (duty  psid  = 6 d pro  Pfund)  atn  Platze  mit  la  8d  bis  la  9d  pro 
Pfund.  Für  bairische  und  andere  ausländische  Hopfen  der  nächsten  Krnte 
ist  aber  eine  viel  lebhaftere  Nachfrage  für  Australien  zu  erwarten,  da  die 
heurige  Ernte  in  Tasmanien  mifsrathen  ist  Augenblickliche  Nollningcn  für 
Hopfen  sind  zum  Tbei)  nominell: 

Tasmanien  1 s Od  bis  1 s 8d  J Kent  1 a 2d  bis  laß  oder  7d 

old  do.  ♦ 9d  bis  lOd  Bavarian  la  3d  bis  la  8 oder  9<L 
American  la  Od  bla  ls3d  | 


193.  Ein  gut  eingeföhriea  Haus  in  Hamburg  sucht  die  Vertretung  einer 
leistungsf&higen  Fabrik  von  baumwollenen  bedruckten  Hosenstoffen  für  den 
Export  Offerten  erbeten  unter  L.  L.  174  an  das  E -B. 

194.  Eine  leistungafkhige  Chamottefabrik  bei  .Stettin  sucht  Kommiistonft- 
Flrmen,  welche  den  Vertrieb  ihrer  Fabrikate  im  Auslände  übernehmen  wollen. 
Offerten  erbeten  unter  L.  L.  175  an  das  E.-B. 

195.  Ein  Kommission*-  und  Agentur- Geschäft  in  Rumänien,  welches 
bei  der  Kundschaft  gut  eiogefübrt  ist,  wünscht  die  Vertretung  leistungs- 
fähiger Fabriken  zu  übernehmen.  Offerten  eibeten  unter  L.  L.  176  an 
daa  E.-B. 

196.  Ein  in  ganz  Deutschland  gut  cingeführtes  Haus,  welches  viel 
reisen  lä&t,  wünscht  noch  die  Vertretung  leistungsfähiger  Fabriken  zu  über- 
nehmen, eventl.  Kommission*-  resp.  Musterfager  erwünscht.  Prima-Referenzen 
in  Bertin.  London,  Paria-  Offerten  zur  Weiterbeförderung  erheten  unter 
L.  L.  177  an  das  K.  B, 

197.  Nach  Niederländisch  -Indien  werden  für  die  Einrichtung  einer 
Druckerei  nebst  Papier-  und  Sehndbmaterialienhandlung  Preislisten,  Kata- 
loge usw.  in  folgenden  Artikeln  verlangt:  Couverts,  Visitenkarten,  Schreib- 
papier, Druckpapier,  Schnellpressen,  Tiegeldruckpressen,  Walzenmasse.  Buch- 
druckfarben, Hucbdruckmi-Malerial  und  UlenaUien,  Werkzeuge  für  Graveure, 
Schreibmaterialien  usw.  Offerten  erbeten  unter  L L.  178  an  das  E.-B. 

198.  Ein  tüchtiger  Agent  in  Oran  wünscht  die  Vertretung  leistungs- 
fähiger deutscher  Rzportlirmen  zu  übernehmen,  welche  geneigt  sind,  in 
kunraten  Artikeln  nach  der  Provinz  Oran  zu  arbeiten.  Offerten  erbeten 
unter  L.  L.  179  an  dos  E.-B. 

199.  Hm  renommirtea  Agentur-  und  Kommissionsgeschäft  der  Manufaklur- 
waarenbranebo  in  Venedig  sucht  Vertretungen  erster  deutscher  Fabrikanten 
zu  übernehmen.  Offerten  erbeten  unter  L.  L.  180  an  das  E.-B. 

200.  Ein  gut  empfohlene«  Import-  und  Exportgeschäft  in  Antwerpen 
«uefat  mit  lei«tuDg«fählgeo  Fabrikanten  von  Kattun  und  ähnlichen  Stoffen 
für  den  Export  nach  der  Westküste  Afrikas  in  Verbindung  zu  treten.  An- 
gebote und  Anfragen  unter  L.  L.  181  an  das  B.-H. 

201.  Nach  Sod  - Brasilien  werden  Offerten  resp.  Preislisten  von  Kurz- 
waareo,  Spiel-,  Galanterie-,  Oold-  und  Eisenwaareu  verlangt.  Offerten  erbeten 
unter  L.  L.  182  an  daa  E.-B. 

302.  Eisenbahn  - Bau  - Unternehmer  machen  wir  auf  den  Bau 
einer  soeben  kousessionirten  Rivenlmho  von  10  km  Länge  in  Portugal  auf- 
merksam- Das  erforderliche  Tenmir,  welches  dem  Bau  sehr  günstig  ist,  wird 
unentgeltlich  bergegeben.  Die  Bahn  ist  in  der  Hauptsache  für  Gäter-Trans- 
porte bestimmt.  Der  Bau  einschliefalLch  aller  Gehäude  wird  laut  Anschlag 
circa  90000  M kosten,  Die  Rentabilität  berechnet  sich  auf  20  Prozent. 
Die  Konzestionsiuhaber  beanspruchen  eine  müfsigo  Abstandssumme.  Der  Bau 
kann  sofort  beginnen-  Interessenten  erfahren  das  Nühere  auf  unserem  .Büreau, 
wo  der  Kostenanschlag  and  Spezialzeichnungen  eingeseben  werden  können. 
Anfragen  unter  L.  L.  183  an  da«  B.-B. 

203.  Nach  Beinit  werden  Halstücher  (Foulards)  nach  eingesandtem  Muster, 
welches  Interesaenten  zur  Teifügung  steht,  sowie  Taschentücher  verlangt, 
ferner  Ficliua,  einfarbige,  grztreifl«  und  buntfarbige  Krevetten.  Offerten  er- 
beten unter  L.  L.  184  an  das  E.-B- 


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Berlin  SWM  Kochstrafse  27, 

empfiehlt  sich  fiberseeiacbeB  Firnen  x«r  Einleitang  von  GexchSfUrer- 
biadnngei  für  den  Bezog  deutscher  Export-Artikel  and  zur  Vermittelung 
von  GescbUften. 


Export  nach  Amerika. 

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leute  und  Private),  pro  Auskunft  5 M. 

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Zirkulare:  pro  1000  Stück  10  M,  pro  600 
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Exportartikel,  sowie  zur  Besorgung  einschlägiger  ßankumaätze  zu  den  kulantesten  Bedingungen. 

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schiedenen Modellen.  Export  nach  allen  Welttheilezu  Preislisten  und  Muster  gratis  und  franko. 


1887. 


223 

EXPORT,  Organ  dee  Centralverein«  für  Handelageographie  etc. 


Nr.  14. 


Dampfschifffahrt  des  Oesterr.-Ungar.  Lloyd  in  Triest. 

Auftznjr  riin  dem  Fahrplane 

gütig  ffir  den  Monat  April  1087. 

Fahrt en  ab  Trfeat: 

0«t- Indien  auch  Bombay  über  Brindi»i,  Port  Sail,  Suez  and  Aden,  am  1 April  um  4 Uhr  Nachm, 
and  China,  T— 

na  nach  Hoagtoug  über  Brindisi,  Pori  Sdid,  Suez,  AtUm,  Bombay,  Colombo,  (Ptuang  und 
Sues  ('•mal  Singapur«,  am  18.  April  üm  4 Uhr  Naohni.; 

mit  l’fberachiffuim  auf  edgene  I>ampf.r: 

in  Suez  nach  Ujeddab,  Mav^aua,  llodeidab  und  Suakiu; 
in  Colombo  nach  Madias  und  ualoutta. 


Egrypten.  Freitag  Mittags  nach  Alciandricn,  fiter  Hriodwi  (Verbindung  mit  Port  Said  und  Syrien). 

Levant«,  Dienstag  um  4 Uhr  Nachunitagi..  nach  Griechenland  bi«  Smyrna;  dou  5.  und  19.  über 

Plume  und  den  IS.  und  28.  über  AncOun,  dann  nach  Brindisi.  Corfu,  Syrw,  Pir&us  und  Chio«; 
Mittwoch,  jeden  zweiten  (13.  und  27.,  G Uhr  Nachmittags,  nach  Tbeaaalicn  bi«  Couatanti* 
nopol;  mit  Berührung  ron  Fiume,  Cbrfu,  Santa  Maure,  Patraa,  Catacolo,  Calamaia,  Piräus, 
Volt»,  Salonich; 

Samstag  2 Uhr  Nachmittag«,  nach  Conatantinoju-l,  mit  Berührung  von  Corfu  und  Piräus; 
ferner  via  Piräus  nach  Syra,  Insel  Candten  und  Smyrna;  dann  via  Constantinopcl  nach 
den  Häfen  des  Schwarzen  Meeres;  _ 

jeden  zweiten  Samstag  (9.  und  ?3.)fku«ti  Syden  via  Smyrna,  und  (2-,  16-  und  3tk)  nach 
Tbeaaalii'u  via  Piräu». 

*~T 

Dalmntion,  jeden  Montag,  Mittwoch  und  Saiunlaf  10  Uhr  Vormittags,  (joden  Samstag  via  Spalato  nach 
Metkovich); 

jeden  Samstag  um  4 Uhr  Nar~bmitt«fs  nach  Metkovich  direkt 
Istrlon,  Dienstag  und  Freitag  um  7 Uhr  fr  4p  nach  Fiume  über  Pola  etc. 

Venodig,  jeden  Dienstag,  Donnerstag  und  Samstag  um  II  Uhr  Abvcids. 

Ohne  Haftung  für  die  KegelmkTsigkeit  de«  Dienste*  während  der  Kontumaz-Maforgrla. 

Nähere  Auskunft  crlbcilt  die  Kommerzielle  Direiui..u  in  Triest  und  dio  General-Agentur  in  Wien, 
Sohwargenhcq'pUt/  Nr.  f».  


Leopold  Krawinkel, 

Ber^n«ustadt. 

(Spinnerei  in  Vollmcrlmuaesa.) 

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MOSKAU  1872.  I'UII.AIIKI.PUIA  187».  DKKMIKN  1871. 

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7UtMwo,  nun  h<tm>tes  im  Im  Irr  14«, 
Futtsrkorn . llaWrdrUckWG,  Zuck er, 
Ochnriro,  Kalk,  r»il*>npnm  Kwochee, 
U©Us|>41iDri>,  Kolk,  Uw»i*ioil.u.  Dru- 
gues,  Uiauiacabrn,  Cutwaiial-  «ml  \|«>- 
tbokw»—  n»  «Sc.  4Ö  PnUutwti. 
G«— smmU >«al»  uUr  C7CO  Mock. 

IL  Baiarf»- ArtMoi  ( t iwnbahoe«.  Blraaiaa 
bahne«,  fiecundar&ihnt« , nU  Hart- 
raw-llm-  uti.l  Krr«iuaa*4Brke,  J/orf- 
gun  .*K\f'.  und  Mricbrn  lull  MaAtum- 
otn  Jeder  C^nMrucUori  und  fiir  Uiuul-j 
Btiie  .StraAeenbshn-Jtcbictidierrtewe. 
lUrtauntilnr  nach  mrbr  »1»  400  Mo-| 
•Hirn,  frrthjr  Arktm  lull  Bldcr*  und 
Leger«,  eomplelt  JVnnayorfiaf  m. 

litt  M«rtym»- Artikel  allrr  An.  b*»ondee»| 
Hatte«»«" alam  jeder  CeotlrDCWii  fllr 
die  M -llcrri , mr  Tbno*.  Cetserl-  und 
Tr»t»Alirikni,  ffir  iUa  FaMkatlo« 
Papier.  Draht.  KAteu,  BW  her. . Ihr 
£urkrrm)m|"'  tksknerkr  «I«.  V 'itJfadk 
jjamuil  AlitwtfpeQ  IHB6  gcwicAie 

S Kerner  • Knün»  aller  Art.  PtMaa,  I»- 

aondrn  hrdranhacka,  Man-blnni  fllr 
PYdtertkkrlkr«.  Crt*ta«*-K.  t.i'.l-rrn. 


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(CMUpealtina > l.ii.olitlr  J.-l.-r  Art. ■ 
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du»  etc. 

I Pretai'a iArn:ila  u CutAiogp  jfratio.l 


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Iwkian  alt  Walj«t»artUiraa(:  , . 

Mlrb.r«,  ...ll.Un.il«  r.l.li.Urr  de«  Hotaa«  «Akrrad  d»r  V.rtrHilni.  I 
sMUltkaiUrcrt  oraekub  alt  .<  luttkätlirrr  ta.xhaltaair  4.»»*lk»a  «erb  ; 

ABfarbnllaac  da«  alaceap.  Holaatlckea,  nodarrk  HrSrb«  aaaidrllrk.  I 
KJ«ffark»t«,  «ellilral»  KeMtrakti««,  k»ia«  Bapamlaraa. 

(Mtickitlllcr  Atawaehdaag  der  «tarapf  gewordeaea  Habel,  aad  Bit a- 
t»»»«rr  ta  llt  Hlnate. 

ilalawalU  Jadrr  Hrelu  aad  Stfrta  oka»  baaeadaca  Vorrlrktaag  har« 
■teilbar. 

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Nr.  14. 


1887. 


230 

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Rdnin  Lannehelt,  Kaufmann,  ist  dieselbe  in  erster  Linie  ira  Stande,  allen  Ansprüchen  und  Krforder- 
niasen  in  technischer  wie  kommerzieller  Beziehung  zu  entsprechen.  — [70] 

Direkte  Korrespondenzen  erbeten  nach  Melbourne  185  Colli  ns  Street  West.  -1-  Korrespondenzen  | 
werden  auch  von  der  Deutschen  Kxportbauk  (Berlin  SW.,  Kochstrafte  27}  eutgegengenomroeo. 


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ti  the  Schwarzwald  in  Baien. 

Asaisted  by  the  Grand  Dural  Government 
of  Raden,  the  ahove,  baving  u its  principal 
object  the  improrement  ad  advaucement  of 
the  manufacture  of  muaical  instrumenta  in  all 
its  brauche*,  by  sterling  and  tasteful  work 
wilh  well  anraogod  music,  and  by  entering 
into  thorougbly  solid  business  tranaactions  only ; 
begs  to  be  recomreended  sa  manufacturers  of 
all  kind*  of  orchestral,  pipe,  and  otber  Organs, 
music-barrels  of  all  sorls  &s  well  u every 
kind  of  repsirs  connected  therowith. 

The  following  maaufacturera  of  Orohest  rloas 
belong  tn  the  above  Union: 

1.  Bear,  Joaef  in  VHIlagaa. 

2.  Ble&slag,  Wolfgang  in  Uatarklraaoh. 

3.  Dold,  ßordiaa  m Vöhrenbaoh. 

4.  Heine,  F.  X.  in  VOhreahaoh. 

5.  Heltimaaa.  Tohlaa  in  VIlUagaiL 

f»  Imhof  4 Muokle  in  Vthrenbach. 

7.  Keller,  Fr.  in  Laniklroh. 

8.  Kooa.  Sebastian  in  Furtwangea. 

9.  Mückle,  J.  io  Fnrtwaage«. 

10.  Schlitteln,  L.  P.  in  Vllllngen. 

11.  Stern,  Josef  in  Vllllngen. 

12.  Welaser,  Ambros  in  Unterkimaoli. 

13.  Welte,  H.  4 SAhae  in  Frelbarg.  l9sj 


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1887. 


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282 


Nr.  14. 


EXPORT.  Organ  de»  Centiulvereiiis  für  Haodelsgeogrsphie  et». 


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...  »..II»  »W..  Kochst,. IS.  Jl.  - «stockt  SB  Juli,,.  8msof«14J.  Btoo  W M.y.r.t«ISo  M « 
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Berlin  W„  Mi-'kxTxIatutr.  60) 
*Q»le  bck  der  Redaktion. 


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Expedition  dp«  „Exports“, 
Berlin  SW.,  KocfaMr.  27, 

•ot**j*ro*r«oai  man. 


c&*i(af+% 

nach  üebereinkunft 

mit  dar  RxpadlUoo. 


Centralvereins  für  Handelsgeographie  und  Förderung  deutscher  Interessen  im  Auslandl 


Redaktion  und  Expedition:  Berlin  S.W.,  Kochstrafse  27. 

rOaaabiriaialtt  Worheniair»  9 bu  4 USr.) 

Der  .EXPORT*  ist  im  deutschen  PoBtieitungikstalog  für  1887  unter  Nr.  1876,  Seite  69  eingetragen. 


IX.  Jahrgang. 


oScvftw,  JW»  12.  dptif  1SS£. 


Nr.  15. 


D1«»e  W (KkaoachrlR  »erfoljl  da«  Zweck,  fortlaufend  Befiehlt  über  die  Liga  «asarer  Landitceta  Im  Aulinda  mr  Kenntnlfr  Ihrer  Lteer  ta  brleg*«,  die  Inlareatan  de*  dänischen  Export* 
tbitkriftL«  in  Tertreten.  aowla  dem  deutschen  Handel  «ad  dar  daataekan  Indeitrl«  »IcMlxe  Ulttbellangen  hb*r  die  Handalseerkittniua  dca  Ana  linde»  In  kknaitar  Krirt  *u  tbermliuin. 


Briefe,  Zadtugen  «ad  Warth*aBd«n«aa  fbr  San  »Export*'  sind  aa  die  Hadiktlan.  Berit«  8.W.,  Kfrdtatmbe  r.  m rlektan. 

Briefe,  Z«1tn«|en,  Baltrt  ttiarkllra«c«  n.  W»  rtbs*  ad  n nge  n für  den  .C«nlnltrnl«  flr  Ha*dala«*«sraelila  |U.M  »lad  nach  Berlin  BW.,  Kodutrabe  97.  ta  wtai. 


Inhalt:  Recht  und  Gerechtigkeit  in  Brasilien.  [Von  einem  Kenner  der  dortigen  Verhältnisse  eingesandt]  — Der  ozeanisch»  Post- 
dainpferrerkehr:  9.  Portugiesische  Linien.  Von  Dr,  Moritz  Lindeman  in  Bremen.  — Afrika:  Hat  Kamerun  eine  Zukunft?  Klima, 
Handel  und  Plantagenhau,  sowie  allgemein  kulturelle  und  missionarische  Aufgaben  und  Aussichten  in  der  jungen  Kolonie,  auf  Grund  eigener  und  fremder 
Anschauung  dargestellt  von  Dr.  Bernhard  Schwarz.  (Fortsetzung).  — Kann  das  Klima  Kameruns  durch  Ausrottung  der  Mangrovewaldungen  verbessert 
worden?—-  Gefangennahme  eines  Franzosen  durch  die  Sleppenkabyien  bei  Kap  Juby.  — Aus  wissenschaftlichen  Gesellschaften:  Aprilsitzung  der 
»Gesellschaft  für  Erdkunde*.  — Deutsche  Exporlbank  (Abtbeilung:  Export- Bureau).  — Anzeigen. 

Die  Wiedergabe  von  Artikeln  aas  dem  „Export"  ist  gestattet,  wenn  die  Bemerkung  luntugefügt  wird:  Abdruck  (bezsr.  Uebersetzung)  ass  dem  „EXPORT“. 


Recht  und  Gerechtigkeit  in  Brasilien. 

[Von  einem  Kenner  der  dortigen  Verhältnisse  eiugewuidt.) 

Unter  obiger  Überschrift  treffen  wir  in  der  in  Joinville,  Pro- 
vinz $anta  Calburina,  erscheinenden  Zeitung  „Reform*  einen  Artikel, 
der  »ich  in  scharfer  Wei*e  über  die  Verwerfung  eines  Gnaden- 
gesuches ergeht,  das  von  zahlreichen  Deutschen  in  den  Provinxen 
Rio  Grande  do  Sul  und  Säo  Paulo  za  Gunsten  eines  zu  lebens- 
länglicher Zuchthaushaft  verurtbeiltcn  Deutschen,  Namens  Her- 
ma na  Wagner,  an  den  Kaiser  Dom  Pedro  II  gerichtet  worden 
ist  — Grund  genug,  dnfs  der  „Export1*,  der  ja  stets  dem  Leben 
und  Treiben  unserer  Stammesgenoasen  im  Auslände  überhaupt  wie 
speziell  in  Sfid-Brasilien  das  wärmste  Interesse  zuwendet,  davon 
in  objektiver  Weise  Notiz  nimmt. 

Die  Sache,  um  die  es  sich  hier  handelt,  ist  nach  den  in 
„Koseritz’  Deutscher  Zeitung“  von  den  Herren  Kühn  und  Fense- 
lau  gemachten  Mittbeilungcn  kurz  folgende:  Hermann  Wagner 
oder,  wie  ihn  die  deutachbrasilianischen  Zeitungen  in  undeutscher 
Weise  nennen,  „Germano  Wagner*  ist  ein  geborener  Berliner,  ca. 
46  Jahre  alt  and  seit  116  Jahren  in  Süd-Amerika,  woselbst  er  sich 
aber  nicht  unter  seinen  Landsleuten  auf  den  deutschen  Kolonieen, 
sondern  in  den  durch  ihre  Schmuggler-  und  Räuberbanden  be- 
rüchtigten Grenzgebieten  der  Provinz  Rio  Grande  do  Sul  unter 
Brasilianern  niedergelassen  hatte.  Er  ist  d«rt  Viehzüchter  gewesen, 
hat  auch  als  Arzt  praktizirt  und  später  in  Buenos  Aires  die 
Photographie  erlernt,  die  er  dort  und  iu  der  Banda  Oriental  (Uru- 
guay) als  Broderwerb  mit  Vortheil  betrieben  bat.  Die  Berichter- 
statter schildern  ihn  als  einen  Mann  von  grober  Energie  und 
£Uter  Bildung,  der  des  Spanischen,  Portugiesischen  und  Deutschen 
io  gleicher  Weise  mächtig,  in  seinem  Wesen  aber  mehr  brasili- 
anisch als  deutsch  sei.  Leider  vermissen  wir  bei  den  Personalien 
jegliche  Angabe  über  die  Eltern  Wagners  und  über  sein  Vorleben 
in  Deutschland.  Es  sollte  dies  im  Interesse  der  Sache  und  des 
angeblich  unschuldig  verurtbeiltcn  Mannes  selbst  nacbgebolt  werden. 

Dieser  stand,  den  Berichten  zufolge,  in  freundschaftlichen  Be- 
ziehungen za  einem  sehr  reichen  Estnncieiro  (Grofsgrundbesitzer), 
Namen»  Severino  Antonio  de  Silveira,  der  in  wilder  Ehe  mit 
einer  Person  indianischer  Abkunft  lebte,  deren  Kinder  (fünf  Söhne, 
Namens  Cyrillo,  Severininho,  Lucas,  Julio,  Ovidio  und  eine 
Tochter,  Namens  Felis  bi  na)  er  aber  als  seine  rechtmäfaigen  and 
erbberechtigten  Kinder  auerkennen  lief».  Nachdem  die  Mutter  der- 
selben gestorben  war,  lebte  der  bereits  betagte  Millionär  mit  eioer 
joogen  hübschen  Person  weifser  Abkunft  Namens  Maria  Francisca, 
und  auch  die  mit  dieser  erzeugten  Kinder  liefs  er  trotz  des  Ein- 


spruches seiner  Söhne  Cyrillo  und  Severininho  gerichtlich  als 
Erben  anerkennen.  Jene,  darüber  erzürnt,  traten  nun  feindselig 
gegen  den  Vater  auf,  und  Severininho,  der  aufserdem  in  zärt- 
liche Beziehungen  zu  Maria  Francisca  getreten  war,  mufste  das 
Haus  verlassen  und  wurde  nach  Rio  de  Janeiro  geschickt,  um  dort 
zu  «tudiren,  suchte  aber  vorher  in  Gemeinschaft  mit  jener  Kouku- 
biue  seinen  Vater  durch  Schweinfurter  Grün  zu  vergiften.  Wagner 
wurde  geholt  und  gah  dem  Alten  Gegengift,  wodurch  es  ihm  auch 
gelang,  jenen  za  reiten.  Jahrelang  blieb  er  im  Hause  des  ihm 
dankbaren  Severino,  führte  dessen  Bücher  und  wufste  sich  auch 
den  Kindern  desselben  gegenüber  in  Respekt  zu  setzen.  Er  war 
mit  einem  wohlhabenden  Mädchen,  Namens  Maria  da  Concei^äo, 
verlobt  gewesen,  welches  Verhältnifs  er  aber  ans  nicht  näher  an- 
gegebenen Ursachen  wieder  gelöst  hatte,  um  sich  mit  einer  ganz 
armen  Brasilianerin  zu  verheirathen.  Cyrillo,  der  älteste  Sobu 
Severino’s,  war  ea  nun,  der  um  die  ehemalige  Braut  WTagners 
warb  und  bei  dieser,  die  ihren  früheren  Bräutigam  glühend  halste. 
Gehör  fand.  Seltsamerweise  war  Wagner  selbst  Trauzeuge,  und 
ihm  auch  hatte  Cyrillo  cs  zu  danken,  dafs  sein  Vater  die  Ein- 
willigung zu  der  Vermählung  gegeben  batte.  Severininho  war 
inzwischen  aus  Rio  de  Janeiro  zurückgekehrt,  wo  er  ein  wahres 
Don  Juan-Leben  geführt  hatte,  das  er  nun  bald  auf  der  Estancia 
des  Vaters,  bald  in  Uruguayana  fortsetzte.  Selbst  Wagner’s  Frau 
sab  sieb  von  ihm  mit  Liebesanträgen  verfolgt,  und  dieser  sog  es 
daher  vor,  den  Ort  seiner  mehrjährigen  Thätigkeit  zu  verlassen, 
um,  wie  schon  früher  bemerkt,  in  Buenos  Aires  die  Photographie 
zu  lernen,  die  er  dann  später  in  Uruguay  als  Broderwerb  betrieb. 
An  seine  Stelle  als  Geschäftsführer  bei  Severino  trat  ein  gewisser 
Eleutherio  Silveira  d'Avila,  dem  Severino  später  seine 
Tochter  aus  erstem  Konkubinat,  Felis  bi  na,  zur  Frau  gab,  und 
dem  er  auch  trotz  deB  Einspruches  seiner  ältesten  Söhne  ein  wohl- 
assortirtes  Geschäft  in  Uruguayana  etublirte.  Severininho  hatte  in- 
zwischen den  intimen  Verkehr  mit  der  Konkubine  seines  Vaters, 
Maria  Francisco,  fortgesetzt,  und  diese  hatte  ihm  durch  Besteblung 
des  Alten  die  Mittel  zu  seinem  leichtfertigen  Lebenswandel  ge- 
liefert Der  alte  Severino,  der  dies  endlich  bemerkte,  verlor  die 
Geduld  und  verbannte  die  beiden  Schuldigen  aus  seiner  Nähe,  war 
jedoch  gutmüthig  genug,  seiner  ungetreuen  Konkubine  ein  grofsus 
Grundstück  und. ein  ansehnliches  B&arvermögen  verschreiben  zu 
lassen,  und  diese  lebte  nun  mit  Severininho  herrlich  und  in 
Freuden,  bis  Letzterem  der  Aufenthalt  auf  dem  Lande  langweilig 
wurde  und  er  sich  nach  Urugayana  zurückzog,  wo  er  um  die 
Hand  der  Tochter  eines  zwar  wohlhabenden,  aber  übel  beleumunde- 
ten Mannes  warb,  sich  jedoch  einen  Korb  holte.  Mifamuthig  kehrte 


Nr.  15. 


234 

EXPORT,  Organ  des  Centndvereina  für  Handelsgeographio  etc. 


1887. 


er  tu  Mar ia  Franeisca  zurück,  die  sich  aber  während  seiner  Ab-  Schwager  Eleulhcrio  und  Wagner  weitersufflhren.  Als  reicher 
Wesenheit  in  einen  ihrer  Knechte,  einen  Halbindianer,  verliebt  Mann  fand  er  bald  grofseu  Anhang  und  suchte  sich  durch  diesen 

hatte,  mit  dem  sie  sich  auch  später  verheirathete.  Severinin  ho  insofern  politischen  Eiuflufs  tu  verschaffen,  als  er  dem  konservativen 

ging  non  tu  seinem  Bruder  Cyrillo,  den  er  gegen  den  Vater  auf-  Kandidaten  seines  Distriktes  (sein  Vater  war  stet»  liberal  ge- 

zuhetxen  suchte,  wobei  er  aber  noch  Mufse  fand,  dem  Weibe  seines  wesen)  seine  und  seiner  Freunde  Stimme  susicberte.  Eine  aus- 

Bruders,  der  ehemaligen  Braut  Wag ner’a,  Maria  da  Conceigäo,  scbliefslich  vor  das  Krimioalgericht  gehörende  Angelegenheit  war 
den  Hof  tu  macbco.  ln  flagranti  mit  dieser  im  Ehebruch  ertappt,  damit  tu  einer  Parteisache  gestempelt  worden;  man  fing  an,  sich 
machte  er  seinem  Bruder  eine  Verbeugung  und  empfahl  sieb;  das  in  den  politischen  Kreisen  'der  Provinzialhauptstadt  Porto  Alegre 
ehebrecherische  Weib  aber  flehte  ihren  Gatten  um  Verzeihung  an  für  dieselbe  zu  interessiren,  und  das  fast  ausschliefslich  aus  Kon- 
und  scheint  sie  auch  erhalten  zu  haben,  wenngleich  Cyrillo  sie  servativen  bestehende  Kollegium  des  Appellationsgericbtes  ver- 
von  nun  an  kalt  behandelte  und  noch  verschlossener  als  früher  urtheilte  die  beiden  Angeklagten  am  8.  Mai  1883  zum  Tode,  weil 
wurde.  Am  4.  Mftrz  1880  wurde  nun  Cyrillo  io  der  Nähe  seines  sie  die  von  diesen  erbrachten  und  von  den  Richtern  erster  Instanz 
Hauses  ermordet,  angeblich  von  einer  Räuberbande,  die  nach  voll-  als  genügend  angenommenen  Alibibeweise  für  unzureichend  er- 
brachter That  und  nach  Ausplünderung  des  Hauses  ihren  Weg  nach  achteten.  Die  Todesstrafe  wurde  später  vom  Kaiser  io  lebens- 
der  Banda  Oriental  hin  genommen.  Ein  lahmer  Paraguayer,  der  im  längliches  Zuchthaus  umgewaodclt.  Eleutherio  entfloh  auf 

Hause  anwesend  gewesen  und  der  Plünderung  beigewohnt  batte,  Wagner'»  Bitten;  er  selbst  aber  trägt  seit  nunmehr  4 Jahren  mit 

behauptete,  die  Räuber  hätten  die  Guarany-Sprache  gesprochen.  scheinbarer  Ruhe  die  blanrotbe  Uniform  und  die  schwere  Kette 

W.gner,  der  kurz  zuvor  seine  Frau  verloren  batte  und  nach  Uru-  I des  Galeerensträflings.  Er  erklärt  sich  aller  Welt  gegenüber  für 

guayan8  zurückgekebrt  war,  war  damals  gerade  in  ein  benachbartes  unschuldig  und  verlangt  Gerechtigkeit! 

Haus  gerufen  worden,  um  eine  kranke  Sklavin  ärztlich  zu  be-  Das  ist  in  Kürte  der  wesentliche  Inhalt  der  erwähnten  Be- 

handeln. Er  wurde  am  5.  Märt  vom  Distriktsricbter  veranlagt,  richte  in  „K  ose  ritz’  Deutscher  Zeitung“,  durch  welche  sich  unsere 
ihm  bei  Aufnahme  des  Thatbestandes  des  an  Cyrillo  begangenen  Landsleute  veraolafst  gesehen  babeD,  dem  Kaiser  Dom  Pedro  ein 
Verbrechens  zu  helfen  und  kam  dieser  Aufforderung  auch  nach,  Gnadengesuch  für  Wagner  zu  unterbreiten,  das  aber,  wie  schon 
reiste  aber  schon  am  12.  nach  Montevideo  ab,  wohin  ihn  dringende  bemerkt,  abschlüglich  besebieden  worden  ist. 

Geschäfte  riefen.  Inzwischen  war  Severin  in  ho  auf  seines  Bruders  Die  Berichte  sind  mit  warmem  Gefühl  geschrieben,  lassen 

Estancia  angekommen  und  suchte  dessen  Wittwe  zu  trösten.  Bei  aber  gerade  wegen  der  Sympatbieen  für  die  Person  des  angeblich 
dieser  Gelegenheit  erklärte  dann  Maria  da  Conceigio  ihrem  unschuldig  Verurteilten,  die  sich  in  ibneo  ausspricht,  denjenigen 

Buhlen,  dafs  sie  in  einem  der  Mörder  ihres  Gatten  den  Germano  Grad  von  Objektivität  vermissen,  der  nöthig  ist,  um  sich  in  der 

Wagner,  ihren  ehemaligen  Bräutigam,  erkannt  zu  haben  glaube,  Ferne  ein  genaues  Urtheil  über  den  Fall  bilden  zu  können.  Die 
und  der  lahme  Paraguayer,  den  man  aber  bald  darauf  aus  der  Gewährsmänner  für  die  Wahrheit  der  die  Gegner  Wagncr'a  be- 
Gegend  verschwinden  lief«,  war  so  gefällig,  sie  io  dieser  Behauptung  lastenden  Behauptungen  werden  nirgends  angegeben,  und  das  an- 
zu  unterstützen,  obwohl  Beide  während  der  Anwesenheit  Wag  ne  r’s  gebt  ich  von  Wagner  erbrachte  Alibi,  das  in  erster  Instanz  zum 
nicht  gewagt  batten,  ihn  in  irgend  einer  Weise  des  Verbrechens  zu  Freispruch  geführt,  der  zweiten  Instanz  aber  nicht  genügt  bat,  ist 
beschuldigen.  Severininbo  beeilte  sich  natürlich,  gegen  den  an-  nicht  auf  Grund  der  Akten  zur  Darstellung  gebracht  wordeo.  Mit 
geblichen  Mörder  seines  Bruders  bei  Gericht  Klage  zu  erbeben,  keinem  Wort  wird  angegeben,  ob  Wagner  genau  zu  derselben 

Wagner  batte  kaum  davon  gehört,  als  er  von  Montevideo  berbei-  Zeit,  in  der  Cyrillo  ermordet  worden,  der  kranken  Sklavin  des 

geeilt  kam,  um  seine  verletzte  Ehre  rein  zu  waschen.  Das  hatte  Jose  Patricio  de  Barros  seinen  ärztlichen  Beistand  lieh,  und 
man  ihm  nicht  zugetraut,  und  angeblich  ist  ihm  von  Seiten  d«fs  allein  schon  die  Entfernung  von  dem  Hause  jenes  Barros 

der  bestochenen  Anwälte  des  Klägers  ein  Mann,  Namens  Carlos  bis  zum  Orte  des  Deliktes  die  Betheiligung  Wagner's  an  dem 

Meneses,  entgegen  geschickt  worden,  um  ihn  unterwegs  umzu-  Verbrechen  unmöglich  gemacht  haben  würde.  Es  ist  doch  geradezu 

bringen,  ein  Anschlag,  der  aber  vollkommen  roifsglücicte,  weil  undenkbar,  dafs  ein  auf  solcher  Grundlage  fufsendes  Alibi  dem 

Wagner  sich  »einer  Haut  zu  wehren  wufste.  Das  Gerichts ver-  Appellationsgericht  von  Porto  Alegre,  dem  Obertribunal  in  Rio 

fahren  batte  bereits  vor  Wagner’s  Rückkehr  seinen  Anfang  ge-  und  dem  Kaiser  nicht  genügt  hätte,  selbst  wenn  bei  diesen  eine 

nommen,  und  zwar  suchte  man  nicht  nur  diesen  als  Mörder,  ungerechtfertigte  Voreingenommenheit  gegen  Wagner  und  Eleu- 

sondern  auch  den  alten  Severino  und  Eleutherio  als  Anstifter  therio  vorhanden  sein  sollte. 

des  Mordes  hinzustellen.  Die  Anklage  gegen  Ersteren  wurde  je-  Jedenfalls  reichen  die  erwähnten  Berichte  durchaus  nicht  hin, 

doch  nicht  angenommen,  die  beiden  andern  aber  wurden  am  20.  um  es  uns  hier  in  Deutschland  zu  ermöglichen,  ein  klares  Urtheil 
April  1882,  bis  zu  welchem  Tage  man  die  Schlufssitzung  absicht-  io  der  Sache  zu  gewinnen.  Soviel  aber  steht  für  uns  fest,  dafs, 
lieh  verschleppt  batte,  freigesprochen,  da  sie  nach  Ansicht  des  so  Vieles  auch  für  Wagner's  Unschuld,  namentlich  im  Hinblick 
Gerichtes  genügend  ihre  Unschuld  beweisen  konnten,  und  die  Be-  auf  seine  freie  Gestellung  sprechen  mag,  von  einer  ganz  besonderen 
lastuogszeugeo  sich  in  mancherlei  Widersprüche  verwickelt  batten.  Sympathie  für  ihn  in  Deutschland  keine  Rede  sein  kann.  Ein 
Severininbo  seine  Sache  trotzdem  nicht  verloren.  Von  von  moralischer  Fäulnifs  stinkender  Sumpf  ist  es,  der 
Seiten  eines  Mannes,  der  den  reichen  Erben  gern  seinen  Schwieger-  uns  in  der  Schilderung  des  Severino  Antonio  da  Silveira 
soliu  genannt  hätte,  wurde  ihm  Geld  genug  zur  Verfüguug  gestellt,  enthüllt  wird,  ein  Sumpf,  in  dessen  Bannkreis  ein  wirk- 
uro  gegen  da»  freisprechende  Urtheil  appelUren  zu  können,  und  da  lieh  sittlich  fühlender  Mann  sicher  nicht  so  lange  aus- 
angeblich der  Staatsanwalt  sich  umsonst  an  die  beiden  Angeklagten  gehalten  haben  würde,  wie  Wagner,  der  aufserdem,  wie  die 

gewandt,  um  von  ihnen  eine  nicht  unbedeutende  Summe  zu  er-  Berichterstatter  einräumen,  sich  seines  deutschen  Wesens  lange 

pressen,  so  ging  die  Sache  weiter,  nnd  die  Angeklagten  blieben  eotkleidet  bat  und  mehr  Brasilianer  als  Deutscher  ist.  Freiwillig 
wenigstens  vorläufig  in  Haft.  hat  er  seine  deutsche  Nationalität  und  sein  deutsches  Wesen  preia- 

Der  alte  Severino  wollte  nach  diesen  Dingen  seinen  raifs-  gegeben,  und  dennoch  verlangt  die  „Reform*,  dafs  die  deutsche 

rathenen  Sohn  Severininbo  tbalsäcbiich  enterben  und  gedachte  Regierung  jetzt,  da  er  in  Noth  ist,  für  ihn  eintreten  soll.  Mit 

dies  dadurch  am  besten  zu  thnn,  dafs  er  sein  liegendes  Eigentbum  Emphase  schreibt  sie:  „Wagner  ist  ein  Deutscher,  aber  das  grofse 
in  baarc  Münze  umsetzte,  um  über  diese  daun  mit  Umgebung  Jenes  mächtige  Deutschland  bekümmert  sich  nicht  um  jene  Söhne,  die 
zu  verfügen.  Ein  alter  Freund,  der  Oberstlieutenant  Pompeo  nach  Brasilien  aaswandern.  Schutzlos  überläfst  man  es  ihnen 
Jose  de  Souza,  sollte  ihm  dabei  behilflich  Bein  und  zugleich  die  selbst,  sich  durcbzuschlagen;  das  Reich  rührt  sieb  um  keinen  seiner 
gegen  Wagner  und  Eleutherio  eingeleiteten  Schritte  bekämpfen,  Unterthancn,  sobald  demselben  etwas  in  Brasilien  zustöfat.  Das 
wozu  ihm  eine  bedeutende  Summe  zur  Verfügung  gestellt  wurde,  ist  auch  eine  Konsequenz,  die  sich  für  ansaus  dem  Falle  Wagner 
Der  Genannte  wurde  aber  in  der  Nähe  des  Landgutes  des  ver-  ergiebt,  und  sie  ist  wahrlich  nicht  dazu  angetban,  in  una  die  Liebe 
storbenen  Cyrillo  nebst  einem  ihn  begleitenden  Knaben  in  scheufa-  zum  deutschen  Vaterlande  wach  zu  erhalten.* 
lieber  Weise  ermordet  und  beraubt;  die  Thiter  blieben  jedoch  un-  Ja,  möchten  wir  dem  gegenüber  fragen,  ist  denn  Wagner 

entdeckt.  aber  auch  wirklich  noch  ein  Deutscher?  Dafs  er  es  seinem  ganzen 

Alle  diese  Schläge  wirkten  zusammen,  um  die  Kräfte  des  alten  Wesen  nach  nicht  mehr  ist,  haben  wir  von  seinen  Fürsprechern 

Severino  zu  brechen.  Er  wurde  nach  Qaarabim  gebracht  und  gehurt;  de  jure  dürfte  er  es  aber  auch  nicht  sein,  denn  es  ist  doch 

dort  von  einem  Freunde  Se veri  n inho’s,  dem  Dr.  Lourcngo  kaum  aozuuehmen,  dafs  ein  Mann,  der  seit  Dezennien  fern  von 

Cabclio  behandelt;  doch  starb  er  bereits  am  4L  Oktober  1882,  den  deutschen  Kolonieen  und  dem  Wohnsitze  des  deutschen  Kon- 

und  zwar  während  der  Abwesenheit  des  genannten  Arztes,  der  suis  unter  der  einheimischen  Bevölkerung  geweilt,  sich  in  die 
gerade  nach  Alegrete  gereist  war,  um  einen  von  »einem  Patienten  Matrikel  der  deutschen  Staat  »Zugehörigkeit  habe  eintragen  lassen, 
Unterzeichneten  Wechsel  Ober  12  Contos  de  Reis  zu  diskontiren.  um  sich  dadurch  den  Rechtsschutz  des  Deutschen  Reiches  zu 

8everininho  war  jetzt  Herr  der  Situation  und  eines  be-  sichern.  — Wie  man  cs  also  der  deutschen  Regierung  zur  Last 

deutenden  Vermögens,  das  ihm  gestattete,  die  Klage  gegen  seinen  legen  will,  dafs  sie  sich  nicht  um  Wagner  bekümmert  habe,  be- 


1887. 


Nr.  15. 


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EXPORT,  Organ  des  Cantnüvereins  für  Handelageographie  etc. 


greifen  wir  nicht  recht.  Nur  unter  der  Vornussetzung,  dafs  Wag-  I 
ner  seine  deutsche  Unterthaoeoscbaft  in  vorschriftsmäßiger  Weise 
aufrocht  erhalten  bitte,  wäre  es  dem  deutschen  Konsul  in  Porto 
Alegre  möglich  gewesen,  sich  seiner  auf  Grund  des  Art.  16  des 
zwischen  dem  Deutschen  Reiche  und  Brasilien  bestehenden  Kon- 
sularvertrages vor  Gericht  anzunehmen  und  die  Wiederaufnahme 
des  Verfahrens  zu  betreiben,  falls  sich  ihm  die  Ueberzeugung,  dafs 
der  Mann  ungerecht  verurtheilt  sei,  anfgedringt  haben  würde.  Wir 
sind  aber  überzeugt,  dafs  Konsul  Hellwig  in  diesem  Falle,  auch 
selbst  wenn  Wagner  de  jure  nicht  auf  den  Schutz  des  Reiches 
bitte  Anspruch  machen  können,  sich  seiner  nach  Krfifteu  aoge- 
enommen  haben  würde,  und  jedenfalls  mufs  es  befremden,  dafs 
ie  ganze  Sache  nur  von  Laien  öffentlich  zur  Darstellung  gebracht 
worden  ist  und  dafs  sieb  die  deutschen  Juristen  in  Rio  Grande  — 
es  giebt  dort  deren  ja  doch  mehrere  — darüber  nicht  haben  vor- 
nehmen lassen. 

Ganz  nupassend  finden  wir  die  in  geradezu  drohendem  Tone 
gehaltene  Kritik,  welche  die  „Reform*  an  dem  Kaiser  von  Brasilien 
wegen  Verweigerung  seines  Begnadigungsrechtes  übt.  „Da*  Ver- 
trauen in  die  so  viel  gerühmte  Gerechtigkeitsliebe  des  Kaisers  ist 
bedenklich  erschüttert  worden;*  — beißt  es  da  u.  a.  — „denn 
was  man  auch  sagen  wird,  soviel  steht  fest:  nicht  die  Überzeugung, 
dafs  Wagner  wirklich  schuldig  ist,  hat  den  Kaiser  veranlagt, 
die  Begnadigung  zu  verweigern,  wohl  aber  die  Staatsraison, 
die  Rücksicht  darauf,  dafs  man  die  Begnadigung  gegen  die  Art 
unserer  Rechtspflege  ausbenten  würde.* 

Das  ist  eine  Behauptung,  die  nicht  nur  eine  schwere  Be- 
leidigung gegen  den  Kaiser  involvirt,  sondern  auch  sachlich 
insofern  ganz  haltlos  ist,  als  die  Einräumung  eines  begangenen 
Recbtsimhums  durch  Begnadigung  des  UDgerechterweise  Schuldig- 
gesprochenen  mit  der  Staataraison  gar  nichts  zu  schaffen  bat. 
Recbtsirrtbümer  kommen  auch  io  anderen  Ländern  vor,  selbst  in 
unserm  guten  Deutschland  bat  erst  kürzlich  ein  deB  Mordes  Ange- 
klagter Mann  drei  Jahre  im  Zuchthaus  sitzen  müssen,  bis  sich 
seine  Unschuld  herausgestellt  hat.  Wer  in  der  Wrelt  würde  denn 
daraus  schon  einen  Schlafs  auf  schlechte  Rechtszustände  in  Deutsch- 
land ziehen,  und  welcher  Minister  würde  im  Interesse  der  Staats- 
raison  auf  Vertuschung  eines  solchen  Falles  dringen? 

Wir  sind  weit  davon  entfernt,  die  Mängel  des  brasilianischen 
Rechtswesens  bestreiten  zu  wollen,  vielmehr  haben  wir  bei  Ge- 
legenheit der  Verhandlungen  über  die  Entschädigung  deutscher 
Aussteller  iu  Porto  Alegre  selbst  bei  hervorrsgendea  brasilianischen 
und  von  den  Deutschen  gefeierten  Staatsmännern  einen  auffallenden 
Mangel  an  Rechtsgefühl  getroffen  und  sind  überzeugt,  dafs  auch 
der  dortige  Richtersland  in  moralischer  Hiosicht  viel  zu  wünschen 
übrig  läfst;  aber  gerade  darum  bedauern  wir  es,  dafs  unsere 
Landsleute  in  Süd-Brasilien  noch  viel  zu  weuig  Zusammenhalten, 
um  zu  versuchen,  mit  vereinten  Kräften  bessere  Zustände  herbei- 
zuführen. Sie  haben  das  Gnadengesuch  für  Wugoer  allerdings 
mit  grofser  Einmfllhigkeit  unterzeichnet;  aber  wäre  cs  nicht  besser 
gewesen,  schon  vor  Jahren  an  Ort  und  Stelle  genaue  Recherchen 
anstellen  und  das  Resultat  derselben  in  juristisch  klarer  Form 
veröffeutlichen  zu  lassen,  statt  jetzt,  nachdem  der  Mann  seit  Jahren 
schon  die  Kette  des  Galeerensträflings  getragen,  durch  laienhafte, 
rührselige  Berichte  über  das  ihm  widerfahrene  Corecht  die  öffent- 
liche Meinung  für  die  Einbringung  eines  Gnadengesuches  zu  be- 
einflussen? 

Jedenfalls  Iaht  sich  die  ganze  Angelegenheit  hier  in  der 
Ferne  auf  Grund  der  bisherigen  Veröffentlichungen  nicht  klar  genug 
beurtbeilen,  um  eine  bestimmte  Stellungnahme  in  derselben  zu  er - 
möglichen,  und  darum  möchten  wir  uusere  Leser  hitteu,  weitere 
Berichte  von  autoritativer  Seite  abzuwarten  and  ihr  Urtheil  bis 
zum  Eintreffen  derselben  zu  suspeodireo.*) 

Der  ozeanische  Postdampferverkehr. 

Von  Pr.  Moritz  Lindeman  in  Bremen. 

9.  Portugiesische  Linien. 

Uoter  Vorbehalt  der  Fortsetzung  meiner  Mittbeilungeu  über 
die  von  den  Niederlanden  aus  betriebene  ozeanische  Dampfschiff- 
fahrt will  ich  heute  Einiges  über  die  portugiesischen  Dampferlinien 
mittheilen.  Es  giebt  mir  dazu  eine  aus  Frankfurt  &.  M.  vom 
38.  März  datirte  Zeitungsnotiz  den  Anlais,  welche  lautet: 

*)  Wir  brauchen  unsere  Freunde  in  Bio  Grande  wohl  nicht  erst  darauf 
bmiuvciseo,  dafs  jetzt  erst  recht  Veranlassung  zu  einer  gründlichen  Unter-  i 
nxfcuag  und  Klarstellung  der  ganzen  Angelegenheit  torliegt.  Durch  ihr 
Gnadengesuch  haben  die  dortigen  Deutschen  die  Sache  Wagner’s  zu  der 
ihrigen  gemacht,  sodaf*  sie  jetzt  trachten  müssen,  unwiderlegliche  Beweise 
*o«  der  Unschuld  des  Uefangencu  beizubringeu,  welche  seine  Befreiung  be- 
virfcen.  Die  Aufbringung  genügender  Fonds  dürfte  nicht  schwer  sein.  Pie  Red. 


„Pie  portugiesische  Regierung  schreibt  für  den  20.  Mai 
eine  Konkurrenz  aus  betreffs  Errichtung  von  Dampferlinien 
nach  den  afrikanischen  Koloaieen  mit  440  000  .//  jährlicher 
Subvention.  Pie  Daupdioie  gebt  von  Lissabon  na- b Moiaamede«,  mit 
Anlegen  am  Kap  Verde.  St.  Tfcome  und  Loanda;  eine  fernere  Linie  gebt 
nach  Mossamedes  und  Ibo,  mit  Anlegen  in  Lourenfo-  Marques,  Inhambäne, 
Quelimano  und  Mozambique,  eventuell  bis  Sansibar;  endlich  soll  eine  Linie 
geschaffen  werden  nach  Cbiioene,  Sofala,  Fungen  und  lubatnissengo  im  An- 
schluß» au  die  Hauptlinien.  Pie  Dauer  des  Betriebes  soll  12  Jahre  aein. 
Frachten-  und  Fa-eagierpreise  bleiheu  unter  Kontrolle  der  Regierung  bei 
einer  zweijährigen  Revision  Dagegen  wird  ein  Monopol  für  «ämtniliche 
Staalatranspoite  gewährt.  Auf  der  Hauptlinie  sollen  drei  Dampfer  von 
mindeatena  je  2 000  Tonnen  Tragfähigkeit  und  14  Knoten  Fahrgeschwindig- 
keit kureiren.* 

TbatsSchlich  bestehen  bereits  jetzt  in  diesen  Richtungen  von 
der  portugiesischen  Regierung  subventionirte  Dampferlinien.  Es 
ist  zunächst  die  bekannte  englische  „Castle  Mail  Packets  Company" 
(Donald,  Currie  & Cy.  in  London).  Diese  Kompanie  versieht 
zusammen  mit  der  „Union  Stearo  Ship  Company",  London,  einen 
wöchentlichen  Dampferdienst  zwischen  Plymouth,  resp.  Dartmouth 
einerseits  und  dem  Kap  der  guten  Hoffnung  andererseits,  wofür 
beide  Gesellschaften,  wie  später  zu  besprechen,  von  der  Regierung 
der  englischen  Kap-Kolonie  im  Interesse  der  Beförderung  der  Post 
subventiooirt  sind.  In  der  einen  Woche  geht  ein  Dampfer  der 
„Union*,  in  der  anderen  ein  Dampfer  der  „Castle  Mail*.  Die 
„Castle  Mail  Packets  Company*  ist  in  Lissabon  durch  das  Haus 
E.  Pinto  Rasto  dt  Ca.  vertreten,  nnd  dieses  Haus  hat  am  9.  Mai 
1888  mit  der  portugiesischen  Regierung  einen  Vertrag  wegen  Er- 
richtung einer  Linie  zwischen  Lissabon  und  der  portugiesischen 
Mozambique -Küste  im  Anscblufs  an  die  ostafrikanischen  Fahrten 
der  „British  India  S.  8.  Cy."  abgeschlossen,  welcher  noch 
jetzt  in  Kraft  ist.  Die  wichtigsten  Bestimmungen  dieses  Ver- 
trages gehen  (gütiger  Mittbeilung  zufolge)  dabin:  Die  Kompanie 
ist  verpflichtet,  alle  4 Woeben  eine  Dampfschiff- Reisegelegenheit 
zwischen  Lissabon  und  Ibo  via  Kap  der  guten  Hoffnung  zu  bieten 
and  dabei  die  Häfen  Louren<;o- Marques,  Inbambane,  Chiloane, 
Quelirnaoe  und  Mozambique  aolaufen  zu  lassen.  Dieser  Dienst 
soll  auf  Verlangen  und  ohne  Erhöhung  des  Staatssubsidiums  bis 
Sansibar  ausgedehnt  werden.  Der  Dienst  zwischen  Lissabon  and 
Louren^a-Marques  wird  durch  die  „Castle  Mail  Packets  Company" 
versehen,  uud  die  Reisedauer  darf  30  Tage  nicht  überschreiten. 
Die  für  den  ozeanischen  Dienst  bestimmten  Dampfer  müssen 
2 0iX»  Tonnen,  die  für  den  Kolonialdienst  bezeicboeteu  wenigstens 
500  Tonnen  Raumgchult  haben;  letztere  stehen  eventuell  dem 
Gouverneur  von  Mozambique  zur  Verfügung  (eine  ähnliche  Be- 
stimmung steht  in  dem  Vertrage  zwischen  der  englischen  Regierung 
und  der  „British  India  Cy."  über  die  Linie  Aden— Sansibar— Lindt 
zu  Gunsten  des  britischen  Generalkonsuls  in  Sansibar  (vergl.  S.  695 
des  „Exports*  von  1886).  Die  grofsen  Dampfer  müssen  in  Lissabon 
Raum  für  15  Passagiere  erster,  20  zweiter  and  30  Passagiere 
dritter  Klasse  und  für  800  Tonnen  Güter  zur  Verfügung  haben. 
Die  Kompanie  gewährt  für  Regierungs-Passagiere  und  -Gepäckstücke 
10%  Rabatt  und  befördert  die  Post  gratis.  Sie  erhält  ein  Staats- 
subsidium  von  72  Contos  de  Reis  (1  Conto  de  Reis  = 1 Million 
Reis  » 4 535,7»  da  1 000  Reis  oder  1 Milrefs  4,msts  </#). 
Nach  den  vorliegenden  Fahrplänen  und  sonstigen  Auskünften  ist  sei- 
tens der  „Castle  Mail  Company"  der  Dienst  nun  wie  folgt  geregelt: 

Jeden  vierten  Montag  im  Monat  gebt  ein  Dampfer,  der  drei 
Tage  früher  den  englischen  Hafen  Dartmouth  verlieh»,  von  Lissa- 
bon. Die  mutbmaf »liebe  Dauer  der  Reise  ergeben  folgende  An- 
gaben über  den  Dampfer  „Pembroke  Castle",  der  am  18.  Februar  von 
Dartmouth,  am  21.  Februar  von  Lissabon  abgiog.  Ankunft;  Kap- 
stadt 10.  März;  Port  Durban  (Natal)  16.  Mürz;  Delagoa-Bai 
(Lonren^o-Marques)  20.  März;  Inbambane  23.  März;  Quelimaue  26. 
März;  Mozambique  30.  März.  Hier  scbliefsen  sich  nun  kraft  einer 
Vereinbarung  mit  der  „British  India  Company*  deren  Schiffe  in 
der  Weise  an,  dafs  die  Abfahrt  von  Hozarobiqne  am  2.  April  er- 
folgt; das  Schiff  kommt  sodann  an  in  Ibo  am  3.  April,  in  Lindi 
am  5.,  in  Kilwa  am  7.,  in  Sansibar  am  8.  und  in  Aden  am  25. 
April.  Hier  schliefst  sich  der  Bombay- Dampfer  an;  er  trifft  in 
jenem  wichtigen  Mittelpunkt  indischer  Dampfschifffahrt  am  7.  Mai 
ein.  Die  Flotte  der  „Castle  Mail  Company*  besteht  aus  19  Dampfern, 
von  deoeD  16  gröfserc  von  1158  bis  4280  Pferdekraft,  drei  kleinere 
von  611  bis  840  Pferdekraft  sind. 

Als  Kapital  dar  „Custle  Mail  Company"  wird  mir  die  Summe 
von  1 Million  £ bezeichnet. 

Eine  zweite , seitens  der  portugiesischen  Regierung  subven- 
tionirte Gesellschaft  ist  die  „Empreza  Nacional*.  Sie  erhält  von 
der  portugiesischen  Regierung  für  die  Schifffahrt  zwischen  den  Inseln 
des  Archipels  von  Cabo  Verde  und  zwischen  diesem  nnd  Portu- 
giesisch-Guinea  laut  Kontrakt  vom  30.  Dezember  1881  die  Summe  von 


Nr.  15. 


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EXPORT,  Organ  de«  Centralvereina  fttr  Handelageographie  etc. 


1887. 


30  Contos  de  Refs  (136  071,90  jährlich.  Nach  dein  Kontrakt 
müssen  die  Dampfer  an  bestimmten  Tagen  die  Häfen  von  Lissabon 
und  Loanda  »erlassen,  and  die  Kompanie  verpflichtet  sieb,  znm 
mindesten  für  13  Reisen  hin  nnd  zurück  im  Jahre  Sorge  tu 
tragen.  Die  Fahrten  geben  zwischen  Lissabon  und  Mosaamedes, 
und  dabei  sind  sowohl  auf  dem  Hin-,  als  auf  dem  Rückwege  nach- 
stehende Hftfen  anznlanfen:  Fuochal,  Sao  Vieente,  Sao  Tbiago, 
Principe,  Sio  Thome,  Rio  Zaire  (Congo),  Ambriz,  Loanda,  Benguela. 

Die  Kompanie  bat  überdies  zwischen  dem  Archipel  von  Cabo 
Verde  und  Boiama  (Südküste  von  Senegambico*)  allmonatlich  für 
eine  Dampferverbindung  Sorge  za  tragen.  Sie  erhftlt  dafür  eine 
jährliche  Staatssubvention  von  30  Contos  de  Reis.  Für  die  Reisen 
zwischen  Lissabon  und  Mossamedos  sind  mindestens  vier  Dampfer  in 
Dienst  zu  stellen,  die  zum  wenigsten  1 800  t Raumgehalt,  eine  Ge- 
schwindigkeit von  IO1/}  Meilen  in  der  Stunde  und  Raum  für  60 
Passagiere  erster  und  zweiter  Klasse  haben.  Die  Dauer  einer  Reise 
hin  und  zurück  zwischen  Lissabon  nnd  Mosaamedes,  eioschliefslich 
des  Anlaufens  der  Zwischenhäfen,  darf  60  Tage  nicht  überschreiten. 

Das  Unternehmen  ist  ein  portugiesisches;  die  Kompanie  hat 
die  Post  gratis  za  befördern  und  den  Staats-Passagieren  und 
•Packereien  eine  Redaktion  der  Preise  von  5 bis  15°/o  zu  gewahren. 
Sie  geniefst  Befreiung  von  gewissen  Abgaben.  Diese  Mittheilung 
iat  völlig  zuteriäasig,  und  die  folgende,  mir  im  Frühjahr  v.  J.  aus 
Portugal  brieflich  zogegangene  Privatnotiz  ist  darnach  zn  berichtigen. 
Ea  hiefs  in  jenem  Schreiben:  „Die  früher  von  einer  englischen 
Firma  unter  portugiesischer  Flagge  betriebene  Postlinie  nach  West- 
Afrika  gehört  jetat  einem  portugiesischen  Rh ederei vereine,  der  Be- 
günstigungen seitens  der  Regierung,  aber  keine  Subvention  erhält, 
auch  Keine  Berichte  ausgiebt.41  Das  Aktien-Kapiia)  der  „Empreza 
National1*  beträgt  600  Contos  de  Reis  — 3 367  865  «.  # 

Die  Flotte  der  Kompanie  besteht  aus  folgenden  Dampfern,  die 
sämratlich  in  England  gebaut  sind: 


Tonaenzehalt 

Pfardekn 

Brutto 

Netto 

„A$on*i>o“  . , 

. 1329  t 

786  t 

95 

„Angola*  . . 

. 1 966  „ 

1 263  . 

220 

„BUsan*  . . 

. 444  . 

274  „ 

70 

„Boiama*  . . 

539  „ 

S37  „ 

90 

„Cabo  Verde*  . 

. 2 261  . 

1 460  „ 

250 

„Portugal“  . . 

. 1 966  „ 

1271  „ 

220 

„8.  Thomö* 

. 2 255  , 

1 456  „ 

250 

Ferner  wurde  ein  Subventionavertrag  zwischen  der  portu- 
giesischen Regierung  und  der  in  Lissabon  errichteten  „Com pan hia 
Portugueza  do  Zaire1*  unter  folgenden  Bedingungen  abgeschlossen: 

Die  Kompanie  verpflichtet  sich,  einen  regelmäßigen  Dienst 
zwischen  den  ihr  von  der  Regierung  namhaft  zu  machenden  Häfen 
des  neuen  Kongo-Distrikts  einzurichten  und  zwar  im  Anschlnfs 
an  Ankunft  und  Abgang  der  Dampfer  der  „Empreza  National41. 
Die  Dampfer  müssen  sowohl  zum  Dienst  auf  hoher  See  als  auf 
dem  Flusse  geeignet  sein;  Fracht-  nnd  Passagier-Tarif  unterliegen 
der  Genehmigung  des  General- Gouverneurs  zu  Loanda;  die  Post 
wird  gratis  befördert;  Regierung«  Passagiere  und  Ladung  geniefsen 
90%  Rabatt. 

Das  18  Contos  de  Reis  betragende  Subsidium  wird  von  der 
Kolonialkasse  von  Angola  gezahlt. 

Einer  der  Direktoren  der  „Companbia  Portugueza  do  Zaire4* 
schreibt  mir  unterm  19.  Februar  d.  J.  ans  Lissabon  wie  folgt: 

„Unsere  Gesellschaft  beschäftigt  sich  nur  mit  dem  Verkehr 
auf  dem  Kongo;  wir  haben  ein  kleines  Dampfschiff,  welche»  dazu 
bestimmt  ist,  don  Dienst  zwischen  unseren  verschiedenen  Faktoreien 
zu  versehen.“ 

Endlich  ist  noch  einer  Linie  zu  gedenken,  welche  indessen  nur 
mittelbar  von  der  portugiesischen  Regierung  unterstützt  wird.  Am 
33.  Dezember  1885  scblofs  letztere  einen  Vertrag  mit  Mr.  John 
Brymoer  ab,  welcher  sieb  darin  verpflichtete,  allmonatlich  einen 
Dampfer  von  wenigstens  3 000  t Tragfähigkeit  und  einer  Fabrt- 
schaelligkeit  von  lO.Meileo  von  Lissabon  nach  Goa  und  zurück 
zn  ezpediren.  Diese  Dampfer  müssen  io  Lissabon  resp.  Goa  PlaU 
für  80  beziehungsweise  100  t zur  Verfügung  halten. 

Die  Regierung  verpflichtet  «ich,  alle  Staats- Passagiere  und 
-Ladung  mit  jenen  Dampfern  zu  befördern  and  gewährt  verschiedene 
Vorrechte,  so  z.  B.  Befreiung  von  Tonnengeldern  und  Kohlenzoll 
in  Portugiesisch -Indien  sowie  Erlafs  einiger  Taxen  und  Gebühren. 

Verschiedene  Privatrhedereieo  in  Lissabon  beschäftigen  Dampfer 
in  der  Küstenfabrt  (Provinz  Algarve)  nnd  io  der  Fahrt  nach  den 
Azoren.  Für  die  letztere  loselgrupp«  versieht  die  „Empreza  Insu- 
lans  de  Navegacao“  iu  zweimal  im  Monat  von  Lissabon  ab  statt- 
findenden  Fahrten  einen  regelmäßigen  Dienst,  wobei  folgende  Plätze 


*)  Die  Insel  Bolam»  oder  Mulsins,  die  Bissagos-Iuseln,  Biwao  und 
einige  weiter  nördlich  gelegenen  Punkte  sind  portugiesische  Kolonieen. 


bezw.  Inseln  angclanfen  werden:  Corvo,  Fayal  (Horta),  Flores, 
Graciosa,  Pico,  S.  Jorge,  Santa  Maria,  8.  Miguel,  Terceira). 

In  0 Porto  besteht  die  „Companhia  Portugueza  de  Navegacio 
a vapor  Uni&o*;  dieselbe  besitzt  zwei  Dampfer,  welche  io  regel- 
mäßigen Fahrten  elf  Plätze  der  portugiesischen  Küste  besuchen 
und  auch  Güter  nach  and  von  Brasilien  (unter  Umladung  in  Lissabon) 
befördern.  Diese  11  Plätze  sind:  Vianna,  Porto,  Lissabon,  Sine«, 
Lagos,  Portimto,  Albufeira,  Karo,  Olhäo,  Tavira  und  Villa  Real 
de  Santo  Antonio.  Die  beiden  Dampfer  der  „Uniio4*  sind: 

Toosoazaiuüt 

Brutto  Netto  PferSekroA 

„Lusitanis*  322  191  50 

„Italia*  593  403  80 

Beide  Dampfer  wurden  in  England  gebaut. 

Der  Verkehr  Portugals  mit  Süd-Amerika  wird  durch  die  zahl- 
reichen, in  Lissabon  anlaufeoden  fremden  Postdampfer  in  sehr 
reichlichem  Maße  und  ohne  Subvention  der  portugiesischen  Re- 
gierung unterhalten. 

Über  Umfang  und  Werth  des  von  den  eben  besprochenen 
Linien  jährlich  vermittelten  Personen-  und  Güterverkehrs  hoffe  ich 
später  Mittbeilung  machen  zu  können,  nad  wenn  möglich,  sollen 
sich  diese  Mittheiluogen  auch  auf  die  fremden,  portugiesische 
Häfen  berührenden  Linien  erstrecken. 


Afrika. 

Hat  Kamtrvn  eine  Zukunft? 

Klima,  Handel  und  Piantagenbau,  sowie  allgemein  kulturelle  und  missiona- 
rische Aufgaben  und  Aussichten  in  der  jungen  Kolonie,  auf  Grand  eigener 
und  fremder  Anschauung  dsrgestsllt 

TOB 

Dr.  Bernhard  Schwarz. 

(PortMlxana) 

3.  Der  Handel  von  Kamerun  nnd  seine  mögliche 
Ausdehnung.  Die  Erschließung  der  Hinterlande  and 
die  Art,  wie  neue  Forschungsreisen  zu  diesem  Zwecke 
unternommen  werden  müßten.  — Wenn  wir  nach  Besprechung 
der  durch  das  Klima  bedingten  Schattenseiten  unserer  Kolonie  nun 
zu  den  Vortheilen,  die  dieselbe  anfweist,  übergeben,  ao  müssen 
wir  vor  Allem  des  Handels  gedenken,  als  des  Wichtigsten  aller 
hier  in  Betracht  kommenden  Faktoren.  Denn  wie  demselben  eine 
dominirende  Stellung,  selbst  in  der  Zukunft,  insofern  bleiben  dürfte, 
als  er  doch  immer,  als  Abnehmer  der  Produkte,  die  Basis  auch  für 
Plantageobau  usw.  bilden  wird,  so  war  er  zuvor  sogar  das  eiozige 
Moment,  welches  für  diese  Gegenden  in  Betracht  kam.  Diese  seine 
Vergangenheit  aber  reicht  zndem  weit,  über  fast  ein  halbes  Jahr- 
tausend, zurück,  beiläufig  gewiß  auch  ein  Zeugniß  dafür,  daß  die 
Regierung  mit  der  Okkupation  der  Kolonie  einen  guten  Griff  getban. 

Es  ist  eben  wieder  einmal  ein  grober  Irrthum,  eine  leicht- 
fertige Behauptung  unserer  antikolonialen  Volksmänner,  wenn  sie 
von  Kamerun  als  von  einem  Novum,  einem  noch  völlig  nnerprobten 
Versuchsfeld?,  reden.  Überhaupt  hat  die  weslafrikanische  Küste 
die  Aufmerksamkeit  der  Menschen  schon  im  höchsten  Alterthum 
erregt  Das  Nigerquellgebiet  war  beispielsweise  sehr  früh  bereits 
als  Goldfundst&tte  bekannt  (Peschei,  Geschichte  der  Erdkunde, 
berausgegeben  von  Rüge,  I,  138).  Weiterhin  ging,  es  war  ein 
halbes  Jahrtausend  vor  Beginn  nnserer  Zeitrechnung,  sogar  eine 
ganze  Expedition,  von  großartigen  Dimensionen,  unter  dem  Phönizier 
Hanno,  dem  Columbua  des  Alterthums,  nach  diesen  Gestaden  ab. 
Nicht  weniger  als  60  große  Schiffe,  mit  angeblich  80  000  Aus- 
wanderern, zogen  aus.  Man  gedachte  zn  den,  wie  es  scheint  da- 
mals in  jener  Gegend  bereits  vorhandenen  pbönizischen  Kolonieen 
neue  zu  fügen,  gewiß  eine  Thataacbe,  die  auf  die  Ablehnung  einer 
westafrikaniseben  Subventionadampferlinie  durch  unsere  oppositio- 
nellen Parlamentarier  ein  eigentümliches  Licht  fallen  läßt.  Neben- 
bei erwähnt,  scheint  es  nach  dem  betreffenden  Berichte  fast,  als 
ob  der  kühne  Karthager  bei  seiner  Fahrt  sogar  schon  unseren 
Kamerun berg  gesehen  habe  (Peschei,  a.  a.  0.  I,  30 ff.).  Auch 
in  der  zweiten  Hälfte  des  klassischen  Alterthums,  in  den  letzten 
Jahrhunderten  v.  Cbr.,  wurde  West-Afrika  wiederholt  besucht  and 
ea  ist  kaum  zu  bezweifeln,  daß  schon  damals  bedeutende  Mengen 
von  Naturprodukten  aus  jenen  Gegenden  ihren  Weg  ins  Abendland 
fanden  (Peschei,  a.  a.  0.  I,  S.  34  u.  36). 

In  gleicher  Weise  traten  diese  Küstenstriche  auch  im  ersten 
Stadium  der  neuen  Zeit  wieder  in  helles  Licht  heraus.  Ea  waren 
die  Portugiesen,  welche  schon  im  14.  Jahrh.  einen  lebhaften  Tausch- 
handel gerade  auch  in  Kamerun  unterhielten,  wovon  noch  die  zahl- 
reichen portugiesischen  Namen  zeugen,  die  diesem  Gebiete  erhalten 
blieben.  Wie  lebhaft  die  Transaktionen  zwischen  dem  tropischen 
West-Afrika  und  Europa  sehr  bald  schon  waren,  beweist  die  Tbat- 


1887. 


237 

EXPORT,  Organ  de«  Centralverein«  für  Handelsgeographie  etc. 


Nr.  15. 


sache,  dafs  bereits  im  Jsbre  1460  för  die  Negerspracben  Wörter- 
bücher  angelegt  worden. 

Von  da  ab  ist  speziell  Kamerun  nicht  mehr  ohne  Bewerber 
geblieben.  Nach  den  Portugiesen  fanden  sich  Holländer  und  Eng- 
linder  ein.  Seit  etwa  zwei  Dezennien  kamen  auch  die  Deutschen, 
die  schon  mehrere  Jahrhunderte  zuvor  an  der  Goldküste  Handel 
getrieben  hatten.  Denn  die  bekannten  Festungsanlagen  des  Grofsen 
Kurfürsten  dortselbs!  waren  nicht  Neogrüodnngen,  sondern  sollten 
nur  schon  linger  vorhandene  deutsche  Interessen  schützen. 

Wie  an  so  vielen  Punkten  der  Erde  bat  unsere  Nation,  trotz- 
dem dafs  sie  auch  hier  zuletzt  aufgetreten  ist,  in  Kamerun  gleich- 
falls in  Korzem  alle  europäische  Konkurrenz  überflügelt.  Es  ist 
unbestreitbar,  dafs  die  zwei  deotacbeo  Finnen,  die  leider  zur  Zeit 
erat  in  Kamerun  arbeiten,  das  halbe  Dutzend  dort  vorhandener 
englischer  Faktoreien  — andere  Nationen  sind  überhaupt  nicht 
vertreten  — bezüglich  ihres  Umsatzes  weit  überragen.  Kamerun 
ist  überhaupt  zur  Zeit  bereits  neben  dem  Freistaat  Liberia,  wo 
ebenfalls  unsere  Nation  alle  kommerziellen  Mitbewerber  geschlagen 
hat,  das  weitaus  bedeutendste  Feld  deutsch-kaufmännischer  Be- 
thätignng  an  der  afrikanischen  Westküste. 

Was  die  Art  dieses  Handels  anlangt,  so  ist  er  gegenwärtig 
mit  verschwindenden  Ausnahmen,  die  nnr  dicht  an  der  Küste  zur  Er- 
scheinung kommen,  noch  immer  ein  Tauschgeschäft,  indem  für  ein- 
heimische Naturprodukte  europäische  Handelsartikel  gegeben  werden, 
wobei  sich  im  Laufe  der  Zeit  für  normale  Verhältnisse  wenigstens 
bereits  gewisse  Wertbe  beransgebildet  haben.  Mit  der  Entfernung 
von  der  Küste  steigt  natürlich  der  Preis  der  europäischen  W&aren, 
während  der  der  inländischen  Erzeugnisse  abnimmt,  and  zwar  so 
rapid,  dafs  schon  dadurch  ein  Vorschüben  unserer  Faktoreien  in 
das  Innere,  wie  die  Engländer  dies  nach  und  nach  auf  allen  ihren 
Oil-Rivers  getban  haben,  geboten  erscheint 

Natürlich  bat  ein  derartiges  Tauschgeschäft  anf  alle  Fälle  viel 
Unbequemes,  und  es  ist  daher  mit  Freude  zu  begrüfaen,  dafs  die 
deutsche  Regierung  neuerdings  dort  die  baare  Münze  und  zwar 
natürlich  die  deutsche  eingeführt  bat.  Aber  wie  leicht  begreiflich, 
wird  diese  Mafsnahme  so  lange  nnr  im  Küstengebiet  zur  Geltung 
kommen,  als  nicht  auch  im  Innern  deutsche  Handelsplätze  existiren. 
wo  der  Binnenländer  mit  dem  haaren  Gelde  vertraut  wird.  Es 
legt  sich  also  die  bereits  erwähnte  Ausdehnung  unseres  Geschäfts 
ins  Innere  auch  von  diesem  Gesichtspunkte  ans  nabe.  Bei  dieser 
Gelegenheit  aber  soi  nnr  mit  einem  Worte  darauf  bingewiesen, 
welchen  ungeheuren  Nutzen  für  die  gesammte  Entwicklung  unserer 
Kolonie  eine  so  erzielte  Geltung  des  Baargeldes  haben  würde. 
Exempels  halber  könnte  dann  der  Reisende,  der  händlerische  wie 
der  wissenschaftliche,  mit  einem  Beute)  voll  Geld  in  der  Tasche 
unter  Mitnahme  weniger  Begleiter  oder  bei  der  Gotmüthigkcit  der 
Neger  aelbat  allein  im  Lande  nmherreisen,  ohne  wie  jetzt  durch 
ganze  Tonnen  Gepäck  und  einen  schwerfälligen  Trägertrofs  bis  »nr 
Uoerträglichkeit  gehemmt  za  aein. 

Wir  haben  soeben  andeutungsweise  von  einer  Verschiebung 
unseres  Handels  ins  Innere  gesprochen.  Das  Wichtigste,  waa  da- 
durch erzielt  werden  würde,  wäre  indefs  auf  alle  Fälle  der  Wegfall 
des  gegenwärtigen  ZwisebeohandeUaystems.  Man  weifs  ja,  wie 
zur  Zeit  die  Transaktionen  sieb  dort  vollziehen.  Die  im  Mündungs- 
gebiet der  grofsen  Flüsse  de«  Landes  sitzenden  schwarzen  Stämme 
haben  es  verstanden,  im  Laufe  der  Zeit  mittels  einer  durch  die 
stete  Berührung  mit  Weifsen  erlangten  Gewandtheit  und  geschäft- 
lieben  Überlegenheit  über  die  harmlosen  Neger  im  Innern  sich  zu 
Mittelspersonen  zwischen  diesen  letzteren  und  den  Europäern  auf- 
zuwerfen. Theils  durch  regelmäfsige  Expeditionen  in  da«  Binnen- 
land, das  im  Allgemeinen  ja  natürlich  viel  reicher  produzin  als 
die  vielfach  sumpfige  Küstenlandscbaft,  theils  sogar  mittels  da 
drinnen  unterhaltener  förmlicher  Faktoreien  kaufen  sie  ebenso  alle 
dortigen  Laudeserzengnisse  auf,  wie  sie  andererseits  auch  allein 
daselbst  die  europäischen  Waaren  absetzen,  die  sie  sei  es  zu  Land 
oder  zu  Wasser  dahinein  mitgenommen  haben.  Der  Profit,  den  sie 
bei  diesem  Doppelgeschäft  erzielen,  ist  ein  horrender  nnd  beläuft 
»ich  nicht  selten  auf  Hunderte,  ja  Tausende  von  Prozenten.  Man 
bedenke  nur  etwa,  wie  viel  oft  äu  einem  einzigen  Elfenbeiozahn 
verdient  werden  mag,  für  den  ein  solcher  schwarzer  Händler  im 
Hinterlande  europlisehe  Attikel  giebt,  die  er  io  der  Küstenfaktorei 
für  einige  Mark  erhandelte,  um  dana,  an  das  Gestade  znrückge- 
kebrt,  vielleicht  mehrere  hundert  Mark  zu  lösen. 

Natürlich  suchen  deshalb  auch  jene  schlauen  Küsteobewohner 
da«  kostbare  Privileg  sich  zu  wahren.  Ihr  Prinzip  heifat:  keinen 
Mann  aus  dem  Innern  an  die  Küste  und  keinen  Weifsen  von  der 
Küste  ins  Innere  lassen!  Um  dies  zu  erreichen,  haben  sie, 
ähnlich  wie  einst  schon  die  alten  Phönizier  bezüglich  ihrer  Roh- 
produkteumärkte  thaten,  über  das  Hinterland  von  jeher  allerhand 
Fabeln  verbreitet,  dafs  dort  keine  Menschen  mehr  seieo,  dafs  da 


nnr  noch  die  Wildnifa  mit  bösen,  reifaenden  Tbiereo  zur  Geltung 
komme  and  dergleichen  mehr,  Tendenzlügen,  die  bia  vor  kurzem 
aelbst  von  den  Europäern  geglaubt  wurden.  Und  wo  die  Lift 
nicht  ausreichte,  schreckte  man  selbst  vor  der  Gewalt  nicht  zurück. 
Wiederholt  wurde  Europäern,  die  ins  Innere  Vordringen  wollten, 
von  Kriegskanüs  der  Weg  verlegt.  Nach  meinen  Erfahrungen 
(siebe  mein  „Kamerun*,  8.  817  ff.)  ist  es  sogar  wahrscheinlich, 
dafs  anf  den  HauptbaodcUrouten  eine  Art  Grenzwache  unterhalten 
wird.  Daneben  sind  auch  die  überall  anzutreffenden  schwarzen 
Kommis  von  der  Küste  thätig,  die  Lente  im  Binaenlande  gegen 
die  Weifsen  aufzuhetzen  und  es  ihnen  als  in  ihrem  Interesse  lie- 
gend darzustellen,  wenn  sie  dieselben  nicht  ins  Land  lassen. 

Das  ist  die  sogenannte  „Handelssperre*  oder  „Kontensperre“, 
Ton  der  man  in  Europa  so  oft  gelesen  bat.  Man  sieht  aber,  cs 
ist  total  falsch,  wenn  man  glaubt,  dieselbe  komme  blofs  in  der 
Kfistenregion  zur  Geltung,  sodafs  man  freie  Bahn  habe,  wenn  man 
erst  über  diese  menschliche  Barre  hinaus  sei.  Im  Gegeotheil,  die 
ersten  Tage  kann  man  fast  überall  unbehindert  vorwärts  dringen; 
je  näher  man  aber  dem  entlegeneren  Innern,  den  an  öl  und  Elfen- 
bein reichen  Gegenden  kommt,  um  so  mehr  findet  mao  Hinder- 
nisse. Lediglich  daran  sind  Doch  alle  bisherigen  Bemübangen, 
weiter  einzudringen,  gescheitert. 

Es  ist  aber  selbstverständlich,  dafs  dieses  leidige  Monopol 
für  uns  die  gröfsten  Nachtheile  im  Gefolge  führt,  nicht  allein  in- 
dem dadurch  die  interessantesten  Gebiete  unserer  Wissenschaft  vor- 
enthalten  werden,  sondern  auch  insofern,  als  in  dieser  Weise  einer- 
seits der  Preis  der  für  uns  oöthigen  Rohprodukte  unnatürlich  io  die 
Höhe  geschraubt,  wie  andererseits  iu  rolge  de«  schlechten  Ver- 
dienstes der  Hinterländer  und  des  dortigen  hohen  Preises  unserer 
Waaren  unsere  Importgeschäfte  beschränkt  werden,  nicht  zu  reden 
von  dem  indirekten  Schaden,  den  unsere  8acbe  dadurch  erleidet, 
dafs  die  Küstenstämmc  iu  Folge  des  bequemen  und  reichen  Gewinnes 
widerspenstig,  stolz  und  zu  kolonialen  Arbeiten  wie  auch  für  höhere, 
kulturelle  Ziele  unbrauchbar  werden.  Das  „Ceterum  ccnseo“  rnufs 
hier  also  immer  lauten:  „Hinein  mit  unserem  Handel  io  daa  In 
nere!“  Oder  sollte  es  für  ans  ganz  unmöglich  sein,  da  drinnen 
Faktoreien  anzulegen,  nachdem  dies  doch  ein  King  Bell  und  An- 
dere fertig  gebracht  haben? 

Man  darf  aber  nicht  glauben,  dafs  in  Folge  der  besprochenen 
Mifsstände  unser  Küstenhandel  da  draufsen  ein  wenig  lohnender  aei. 
Er  ist  immerhin  schon  ein  recht  gewinnbringender,  und  zwar  nament- 
lich wegen  der  Reichhaltigkeit  seines  Programms.  Freilich,  bezüg- 
lich der  Gegenstände  des  Exports  tritt  diese  letztere  weniger  zu 
Tage.  Bei  der  noch  immer  anhaltenden  Abschliefsung  des  Innern, 
unserer  Unbekanntachaft  mit  den  Naturschätzen  der  Urwälder,  dem 
Mangel  an  einem  ausgiebigeren  Plantagenbau  ist  das  Exportreper- 
tolr  Kameruns  fast  noch  immer  dasselbe  wie  vor  400  Jahren,  als 
die  Portugiesen  hier  waren.  So  geht  Gummi,  das  doch  iu  Tausen- 
den von  Zentnern  gewonnen  werden  könnte,  nnr  erat  in  kanm 
nennenswerten  Quantitäten  aus,  ebenso  Kakao,  Erdnüsse,  Hölzer 
nnd  Häute,  während  noch  weitere  wichtige  tropische  Produkte,  die 
audere  Gegenden  der  Erde  so  reich  liefero  und  die  auch  hier  in 
Massen  gewonnen  werden  könnten,  wie  Kaffee,  Gewürze,  Drogen, 
Tabak,  Reis,  Zuckerrohr,  Kopal  nnd  dergleichen  noch  gar  nicht 
benutzt  werden. 

In  Folge  dessen  beschränkt  sich  der  Export  dieser  ungeheuren, 
bereits  in  ihrem  jetzigen  Umfange  viele  Tausende  von  Quadralmeilen 
umfassenden  Kolonie,  von  einer  Anzahl  grauer  Papageien  und  ver- 
schiedenen Affen  oder  sonstigen  Kleinigkeiten  abgesehen,  vorzuga- 
weise  anf  Palmöl  bezieh.  Palmkerne  (nicht  Kopra,  die  im  Hinter- 
lande bei  der  Menge  und  Gröfse  der  dortigen  Kokosnüsse  gewonnen 
werden  könnte,  aber  nicht  gewonnen  wird)  und  Elfenbein,  zwei 
Artikel,  die  allerdings  in  sehr  grofsen  Mengen  aufser  Landes 
gehen. 

Dafür  ist  aber  die  Einfuhr  bereits  sehr  reichhaltig.  Sie  nm- 
fafnt:  Tabak  (io  Blättern,  ans  denen  die  Eingeborenen  vorzugs- 
weise Schnupftahak  fabriziren,  da  das  Rauchen  nur  erst  io  den 
dem  Meere  näheren  Gebieten  aafgekommeo  ist),  Spirituosen  („Rum“ 
und  „Gin“,  d.  h.  gering  veredelter  Spiritus,  daneben  auch  schon 
„Gilka“  u.  dergl.),  Salz,  das  im  Sudäo  ganz  fehlt,  Stearinkerzen, 
die  der  Neger  sehr  liebt,  Streichhölzer,  Zeug  (bunte  Kattune,  aber 
auch  balbseideoe  Stoffe),  wollene  Decken  geringer  Qualität,  Singleta 
(baumwollene  gewirkte  Jacken,  weifs,  roth  und  schwarz  gestreift, 
auch  einfarbig  blau),  Regenschirme,  Kupferdrabt  (zu  Armspangen), 
Kochgeschirre,  Nippaachen  von  Porzellan,  Pulver,  Steioacblofs- 
ge  wehre  (die  sehr  begehrten  Hinterlader  dürfen  nicht  mehr  ein- 
geführt  werden,  die  Engländer  liefsen  in  Viktoria  ehedem  nicht 
einmal  die  erstgenannten  Flinten  zu),  Werkzeuge,  wie  Äxte, 
Fascbinenmesser  (diese  letzteren,  die  der  Neger  vielfach  als  Ar- 
beitsinstrument und  Kriegswaffe  zugleich  verwendet,  in  ganzen 


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EXPORT,  Organ  des  Central  Vereins  für  Handelsgeographie  etc. 


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Massen),  Tisch-  and  Tascbeomesser,  Sögen,  Nähnadeln  und  selbst 
schon  Nähmaschinen  nebst  Garn  und  Zwirn,  Nägel,  Zangen, 
Scbccrcn,  Angelhaken  usw.,  dann  Glasperlen,  von  denen  zur  Zeit 
(denn  der  Geschmack  wechselt  sehr)  namentlich  eine  kleine  dunkel- 
rothe,  granatenäbnlicbo  Sorte  sehr  gut  geht  und  eine  Art  Scheide- 
münze im  Lande  abgiebt,  unechte  Geschmeide,  wie  Broschen  und 
Ohrringe,  Mundharmonikas,  Spiegel  (namentlich  die  kleinen  runden 
Nürnberger  Handspiegel  mit  Zinkdcckel),  Seifen,  Parfüms,  Kämme 
und  vieles  Andere  noch. 

Cherblickt  man  diese  Menge  der  verschiedenartigsten  Dinge, 
so  wird  man  erkennen,  dafs  schon  jetzt  der  oft  gehörte  Vorwurf, 
unsere  kolonialen  Erwerbungen  kämen  nur  einigen  wenigen  Millio- 
nären unserer  Seestädte  zu  gute,  nicht  berechtigt  erscheint.  Es 
partizipiren  an  dem  Geschäfte  da  draufsen  in  der  Tbat  bereits  alle 
möglichen  Fabrikationszweige  unserer  heimatlichen  Industrie.  Nur 
das  ist  richtig,  dafs  diese  letztere  noch  viel  ausgiebiger  zur  Liefe- 
rung berangezogen  werden  könnte.  Manche  Waoren,  die  noch 
immer  aus  dem  Aulande  stammen,  vermöchten  wohl  von  uns  selbst 
geliefert  zu  werden.  Vielleicht  gilt  das  sogar  bezüglich  des  Tabaks, 
der  einen  der  bedeutendsten  Einfuhrartikel  darstellt.  Derselbe  ist 
zur  Zeit  noch  ausschließlich  amerikanisches  Produkt.  Auf  meine 
in  Speier,  dem  Zentrum  der  Pfälzer  Tabaksinduslrie,  selbst  getbane 
Anfrage  bei  einem  dortigen  Fabrikanten,  ob  man  denn  noch  nie 
in  West-Afrika  einen  Versuch  mit  Pfälzer  Tabak  gemacht  habe, 
wurde  mir  zur  Antwort,  dafs  dies  wohl  geschehen  sei,  dafs  aber 
der  betreffende  Hamburger  Exporteur  sehr  bald  erklärt  habe,  jenes 
Gewächs  sei  dem  Neger  zu  stark. 

Nach  meinen  Erfahrungen  trifft  das  nicht  zu.  Der  Neger  kann 
schon  ein  kräftiges  Kraut  vertragen,  wie  ich  denn  auch  den  ein- 
geführten amerikanischen  Tabak  so  stark  fand  , dafs  mir  ein  einzi- 
ger Versuch,  ihn  ans  einer  Pfeife  zn  rauchen,  Übelkeit  verursachte. 
Der  Pfälzer  Tabak  ähnelt  zudem  in  der  Farbe  und  Form  seiner 
Blätter  dem  amerikanischen  Fabrikat,  das  da  draufsen  herrscht, 
ganz  außerordentlich  and  bat  bei  richtiger  Behandlung  auch  einen 
recht  ähnlichen  Geruch,  wovon  ich  mich  gleichfalls  an  Ort  und 
Stelle  in  den  FermentatioDskammern  selbst  überzeugte.  Dazu 
kommt  er  um  ein  sehr  Beträchtliches  billiger  zn  stehen.  Ich  möchte 
also  wohl  glauben,  dafs  er  in  Kamerun  konkurrenzfähig  sei.  Auf 
alle  Fälle  lohnte  es  sich,  noch  ausgiebigere  Versuche,  als  bisher, 
damit  anzustellen,  was  in  den  neuen  Faktoreien,  deren  Anlegung 
leb  später  empfehlen  will,  sehr  leicht  geschehen  könnte. 

Ähnlich  ist  es  mit  dem  Kattun.  Wohl  stammt  derselbe  zu 
einem  großen  Tfaeile  bereits  aus  Wörm an n 'sehen  oder  anderen 
deutschen  Fabriken,  aber  man  findet  immer  noch  genug  auch  von 
englischer  Waare.  Die  Glasperlen  sind  zumeist  böhmisches  Fabrikat, 
an  dessen  Stelle  etwa  die  Konkurrenzerzeugnisse  des  Fichtelgebirges 
(mit  Baireuth  als  Stapelplatz)  beraozuiiehen  wären. 

Manche  Branche  vermöchte  außerdem  erheblich  erweitert  zo 
werden,  so  die  der  Kurzwaaren,  wo  noch  viele  andere  Artikel,  als 
die  zur  Zeit  in  den  Faktoreien  geführten,  eiogefögt  werden  könnten, 
beispielsweise  größere  Handbrettsägen.  Feilen,  Hobel,  Instrumente 
zur  Herstellung  der  Kanus  und  dergleichen.  Denn  man  siebt  die 
armen  Schwarzen  ihre  bezüglichen  Arbeiten  vielfach  mit  den  primi- 
tivsten Werkzeugen  verrichten,  so  z.  B.  Bretter  aus  einem  mäch- 
tigen Stamme  mit  dem  einfachen  Faschinenmesser  schneiden,  wobei 
eio  einziges  Exemplar  jener  Bretter  oft  das  Produkt  wocbenlangur 
saurer  Arbeit  ist.  Ebenso  werden  die  Kanus  aus  dem  weichen, 
leicht  vergänglichen  Holze  des  Baum  w oll  bau  mes  (Eriodendron  an- 
fractuosnm)  nur  deshalb  gefertigt,  weil  man  härteres  Material  meist 
nicht  zu  bearbeiten  vermag.  Wo  dies  der  Fall  ist,  treten  auch 
gleich  Boote  ans  Mahagoni  und  dergleichen  auf.  Allerdings  würde, 
um  in  dieser  Hinsicht  verbesserte  Hilfsmittel  einführen  zu  können, 
die  Mithilfe  der  Mission  kaum  zu  entbehren  sein.  Sie  vermag  am 
Besten  den  Schwarzen  auch  in  solch  praktischen  Dingen  zu  unter- 
richten, wie  es  ja  die  Baseler  Mission,  die  nun  eben  auch  in 
Kamerun  eingezogen  ist,  an  der  Goldküate  in  der  Tbat  schon  mit 
gröfstem  Erfolge  gethan  hat,  indem  sie  treffliche  Schmiede,  Tischler, 
Schneider  usw.  aus  den  Schwarten  bildete.  Überhaupt  müssen  ja 
mit  der  Einführung  der  Kultur  in  einem  solchen  Gebiete  auch  die 
Hilfsmittel  der  Kultur  kommen  und  so  unwillkürlich  der  Import 
erweitert  werden. 

Andere  Artikel  würden  neu  eingeföhrt  werden  können,  so  z.  B. 
Cakes  oder  Biskuits,  die  nach  englischem  Muster  gegenwärtig  auch 
in  Deutschland  hergeBtellt  werden  und  die  der  Neger  bei  dem  völli- 
gen Mangel  von  etwas  Brodartigem  mit  aufserordentiieher  Gier 
verschlingt.  Dieselben  werden  von  ihm  in  manchen  Fällen  sogar 
dem  Schnaps  vorgezogen  und  könnten  »Iso  vielleicht  den  Konsum 
dieses  Artikels  beschränken  helfen,  der  in  Hinsicht  auf  die  moralische 
Erziehung  oder  auch  nur  physische  Erhaltung  des  für  unsere  kolo- 


nialen Ziele  da  draufsen  unentbehrlichen  schwarzen  Elementes  als 
nicht  ganz  unbedenklich  bezeichnet  werden  mufs.  Ferner  wären  hier 
Lampen,  Möbel,  wie  Tische,  Stühle,  Bänke  und  andere  Utensilien 
für  das  Haus,  weiter  landwirtschaftliche  Gerätschaften,  Öl-  und 
Zuckerrohrpressen,  Gefäße  für  die  Gumroigewinnung  and  dergleichen 
am  Platze.  Nach  meinen  Beobachtungen  würde  dann  auch  auf  dem 
Gebiet  der  Garderobe  viel  zu  tbun  sein.  Jacken,  Joppen,  Röcke, 
ebenso  wie  Hosen,  ferner  Hüte  und  Mützen,  müßten  trefflich 
geben.  Es  brauchen  dies  nicht  einmal  neue  Dinge  zn  sein.  Gante 
Schiffsladungen  alter  Trödlerwaare  würden  mit  Gewinn  unterzu- 
bringen sein.  Ich  wenigstens  habe  noch  weit  im  Lande  drinnen 
sehen  müssen,  wie  sehr  die  dnnklen  Naturkioder  gerade  darnach 
geizten.  Übrigens  würde  der  Konsum  auch  auf  diesem  Gebiete 
durch  die  Tbäligkeit  der  Mission  gesteigert  werden.  Denn  das  ist 
immer  das  Erste  bei  bekehrten  Negers,  daß  sie,  Männer  wie  Frauen 
und  selbst  Kinder,  in  völliger  Bekleidung  sich  zeigen. 

Um  noch  eins  zu  nennen,  so  will  ich  erwähnen,  daß  ich 
allenthalben  eine  große  Neigong  zu  Elfenbein-Gegenständen  vor- 
faud.  Ich  führte  beispielsweise  iu  meiner  kleiaen  Reiseapotheke 
einen  elfenbeinernen  Kaffeelöffel  mit  mir,  der  fortwährend  der 
Gegenstand  der  größten  Freude  und  Bewunderung  meiner  Träger 
war.  Manche  drängten  sich  dazu,  Medizin  zu  empfangen,  nur  um 
diesem  Kleinod  näher  zu  kommen.  Es  dauerte  deou  auch  gar 
nicht  lauge,  so  war  mir  dasselbe  spurlos  verschwunden.  Wie  leicht 
könnte  man  derartige  Gegenstände,  namentlich  auch  Scbmucksachen, 
so  die  breiten  Arm-  und  Fußringe  ans  Elfenbein,  die  alle  vor- 
nehmen Neger  und  Negerinnen  besitzen,  aus  Knochen  oder  Zella- 
lose imitiren  und  zum  Verkauf  bringen.  Vielleicht  empföhle  es 
sich,  aus  gleichem  Material  auch  Aufsteckkämme  für  die  Haare, 
auf  deren  Frisnr  im  Lande  vielfach  die  größte  Sorgfalt  verwendet 
wird,  sowie  Schnupftabaksdosen,  als  welche  zur  Zeit  nur  Patronen- 
hülsen,  Papierdüten  und  Arsneigläser  dienen,  die  in  den  Obren  ge- 
tragen werden,  herzustellen.  Ebenso  würden  reißenden  Absatz 
finden  Leopardenzftbne,  die  aber  natürlich  absolut  täuschend  nach- 
geahmt sein  raüsften.  Solche  trägt  fast  jeder  Kamerun-  und  Kru- 
neger  an  einer  Schnur  als  Amulette  um  den  Hals.  Dieselben  haben 
ungefähr  die  Form  und  Farbe  der  kleinen  Eberzftbne,  die  mau  bei 
uns  hie  oud  da  als  Falzbeine  zu  verwenden  pflegt.  Ich  bemerke 
hierbei,  daß  icb  kürzlich  io  Ansbach  schon  eine  Firma  traf,  die 
sich  mit  der  Fabrikation  von  Knocheobijouterieen  für  den  über- 
seeischen Handel  befafste.  Wie  wichtig  wäre  es  für  derartige  Ge- 
schäfte, wenn  sie  durch  Spezialitäten  der  angegebenen  Art  aicb 
eine  Absatiqnelle  erschließen  könnten! 

Ich  will  der  Kürze  wegen  dieses  Kapitel  nicht  noch  vermehren. 
Die  wenigen  Andeutungen  werden  gewiß  schon  zeigen,  wie  bei 
etwas  Erfindsamkeit  der  Import  da  draußen  zum  Segen  für  unsere 
absatzbedürftige  Industrie  erweitert  werden  könnte.  Freilich,  auf  die 
znr  Zeit  dort  schon  bestehenden  Faktoreien  wird  man  sieb  dabei 
nicht  allein  verlassen  dürfen.  Diese  haben  ihr  stehendes  Programm 
bereits  von  Jahrzehnten  her,  das  bei  der  der  menschlichen  Natur 
so  vielfach  anklebeudeu  «vis  inertiae*, die  unter  dem  heifsen  Himmels- 
striche sich  leicht  bis  lur  Apathie  steigert,  kaum  jemals  eine 
Änderung  erfährt.  Mußte  ich  doch  bei  meiner  Reise  oft  genug  zu 
meinem  Nachtbelle  wahrnebmen,  daß  dio  Waaren,  die  mir  in  jenen 
Etablissements  als  im  Innern  des  Landes  gut  gehend  bezeichnet 
worden  waren,  keiner  Kauflust  begegneten,  während  Nachfrage 
nach  Dingen  war,  die  ich  nicht  bei  mir  führte.  Die  europäischen 
Kaufleute  da  draufsen  kannten  also,  entgegen  ihrer  eigeneo  Be- 
hauptung, ihr  Handelsgebiet  und  dessen  Bedürfnisse  nicht. 

Nach  meiner  Ansicht  müßte  auch  hier  die  Regierung  oder 
etwa  die  Gesammtheit  der  deutschen  Handelskammern  eingreifen. 
Es  würden  kaufmännisch  gebildete  Reisende  aaszusenden  sein,  die 
lediglich  zu  dem  Zwecke,  die  Negermode  und  den  Negergescbmack 
zu  studireu,  beziehentlich  durch  mitgenommene  Proben  die  Kauf- 
lust der  Schwarzen  zu  reizen,  das  Land  bereisten.  Ohne  Reklame 
und  Musterkoffer  gebt’s  eben  auch  dort  nicht  mehr.  Die  Resultate 
dieser  Enqueten  müßten  dann  in  der  Heimat  veröffentlicht,  bexw. 
in  einem  Handelsmuseum  unter  der  Rubrik  «Kamerun*  Proben 
sänuntlieber  Artikel,  die  da  draufsen  Aussicht  auf  Absatz  haben, 
aufgestellt  werden,  zugleich  mit  Erläuterungen  über  ihre  Fabrikations- 
weise, ihre  Verpackung,  ihre  Preise  im  Importgebiet  und  dergl.  m. 
Beiläufig  bemerke  icb  noch  zu  diesem  Abschnitt,  daß  für  alle 
diese  Verhältnisse  ohne  Zweifel  such  die  bevorstehende  Einfügung 
Hamburgs  in  den  Zollverein  günstig  wirken  dürfte,  indem  dann  die 
dortigen  großen  Exportfirmen  noch  mehr  als  bisher  sieb  veranlaßt 
fühlen  werden,  die  Erzeugnisse  des  deutschen  Hinterlandes  zu  be- 
rücksichtigen. Ebenso  verfehle  icb  nicht  zu  betonen,  daß  wohl 
auch  die  Missionare,  die  ja  durch  ihren  Beruf  in  die  entlegensten 
Gebiete  der  Kolonie  geführt  werden  dürften,  leicht  zu  bewegen 
wären,  die  Interessen  des  Handels  zu  berücksichtigen  und  für  den 


1887. 


289 

EXPORT,  Organ  des  Central  verein«  für  Handelageographie  etc. 


Nr.  15. 


Import  geeignete  Waaren  zu  ermitteln,  ähnlich  wie  ja  die«  die 
englischen  Glaubensboteo  regelmäßig  öberall  getbao  haben. 

Die  wirksamste  Art  allerdings,  die  deutsche  Einfuhr  in  Kamerun 
zu  heben,  bezieh,  das  dortige  wertbvolle  kommerzielle  Gebiet  nach 
seinen  Bedürfnissen  kennen  zu  lernen,  ist  und  bleibt  immer  die 
Vorschiebung  unserer  Faktoreien  ins  Innere,  die  ja  auch  in  anderer 
Beziehung,  wie  wir  schon  sahen,  so  geboten  erscheint  uod  über- 
haupt die  unerläßliche  Voraussetzung  ebenso  der  wissenschaftlichen 
Erschließung  wie  der  allgemeinen  kulturellen  Hebung  und  selbst 
politischen  Beherrschung  und  Behauptung  des  michtigen  Landes  ge- 
nannt werden  mufs.  Ehe  wir  aber  von  dieser  reden,  soll  die  Frage 
noch  kurt  erörtert  werden,  ob  nicht  schon  im  Küstengebiet  eine 
Steigerung  unseres  Handels  durch  Begründung  neuer  Faktoreien  zu 
erreichen  wftre.  Die  Antwort  darauf  dürfte  bezüglich  der  Stadt 
Kamerun,  die  gegenwirtig  und  wohl  auch  für  immer  ihrer  zentralen 
Lage  und  der  trefflichen  Hafenverb&ilotsae  des  majestätischen 
Kamerun -Stromes  wegen,  die  unwillkürlich  an  die  Untet^  Elbe  zwischen 
Hamburg  und  Kozhaven  erinnern,  als  der  Hauptplatz  dea  Kamerun- 
Handels  zu  betrachten  ist,  verneinend  lauten  müssen.  Gegenüber 
den  beiden  dortigen  grofaen  deutschen  Firmen,  C.  Wörmann  und 
Jantzen  & Thormftblen,  die  schon  eine  lingere  Reihe  von 
Jahren  daselbst  thätig  sind,  würde  jede  Konkurrenz  eines  Anfingers 
als  nahezu  aussichtslos  erscheinen,  nicht  zu  reden  davon,  daß  dort 
ja  aufserdem  auch  noch  eine  ganie  Reihe  englischer  Häuser  etablirt  ist. 

Ebenso  dürften  auch  an  der  südlichen  Küste  bei  Maiimba  and 
Batanga  sowie  nördlich  bei  Bimbia  und  Viktoria  weitere  Faktoreien, 
ala  die  zur  Zeit  schon  bestehenden,  kaum  am  Platze  sein,  so  lange 
wenigstens  die  dortigen  Eingeborenen  nicht  durch  einen  Plant&geu- 
bau  in  greiserem  Stile  kaufkräftiger  gemacht  worden  sind.  Da* 
gegen  giebt  es  noch  eine  Küsten« trecke  in  Kamerun,  die  bisher 
von  den  europiischen  Kaufleuten  gauz  vernachlässigt  wurde,  ob- 
wohl sie  doch  io  mehrfacher  Beziehung  sehr  aussichtsreich  genannt 
werden  mufs.  Das  ist  die  Gegend  zwischen  den  westlichen  Ab- 
hängen des  Kamerungebirges  und  dem  englischen  Old-Calabar. 

Hier  würde  zunächst  für  den  Ort  Bibundi  eine  Handelsnieder- 
lassung aufs  Wärmste  zu  empfehlen  sein.  Derselbe  liegt  an  einem 
zwar  nur  80  bis  40  m breiten,  aber  ziemlich  tiefen  Flusse,  der 
einen  vorzüglichen  Hafen  für  kleinere  Küstendampfer  abgiebt, 
etwa  2-  bis  300  m von  dessen  Mündung  ins  Meer.  Die  auch  hier 
bei  der  letzteren  befindliche  Ssndbarre  wird  von  dem  Gewisser 
mittels  einer  noch  immer  zwischen  10  bis  90  m breiten  uod  gleichfalls 
tiefen  Rinne  durchbrochen,  die  eine  ganz  sichere  Einfahrt  erschließt. 
„Das  Meer  ist  noch  dicht  heim  Strande  12  bis  14  m tief,  aodafa 
auch  die  größten  Fahrzeuge  dicht  unter  der  Küste  liegen  können, 
während  sie  laden  und  löschen.*  Die  Einwohner  des  Dorfes  be- 
laufen sich  allerdings  nur  auf  wenige  Hundert  in  einigen  dreißig 
Häusern.  Sie  sind  geübte  Fischer  und  kühne  Seeleute.  Knutson 
und  Waldau  fanden  bei  ihrem  Beauche  dortselbst  die  entgegen- 
kommendste Aufnahme.  Im  Rucken  aber  liegt  in  einer  Entfernung 
▼on  nur  16  km  das  große  und  reiche  Dorf  Bomaaa  an  deu  West- 
abhängen des  Kamerungebirges,  die  sehr  reich  an  Ölpalmen  und 
Kautochuklianen,  bei  ihrer  Fruchtbarkeit  auch  zum  PlaoUgenbau 
geeignet  und  dicht  bevölkert  sind  mit  den  Leuten  des  friedlichen 
und  willigen  Bumbokoatammea.  Eine  europäische  Faktorei  in 
Bibundi  würde  sich  also  nach  den  verschiedensten  Seiten  hin 
bethfttigen,  selbst  Fischerei  treiben  und  namentlich  eine  sehr 
lohnende  Gummiaasfuhr  einieiten  können. 

Aufserdem  eröffnet  gerade  dieser  Platz  noch  viel  weiter 
reichende  Aussichten.  Es  ist  nämlich  das  bisher  weder  von  unserer 
Wissenschaft  noch  von  der  praktischen  Kolonial politik  weiter  berück- 
sichtigte und  darum  in  deutschen  Kreisen  zur  Zeit  noch  wie  eine 
unerschloBBcne  und  aussichtslose  Wildniß  betrachtete  Gebiet  zwischen 
dem  uuteren  Uld-Calabarflusse,  dem  mittleren  Mungo  und  den 
Westbängen  des  Kamernngebirgea  das  Terrain  eines  überaus  stark 
entwickelten  Tauschhandels,  dessen  Ziel  beziehungsweise  Ausgangs- 
punkt aber  gegenwärtig  einzig  und  allein  die  englischen  Faktoreien 
an  der  Oid-Calabar-Mündung,  namentlich  Duke-Town,  bilden.  Von 
dem  letzteren  Orte  ans  wandern  europäische  Waaren  in  größerer 
Menge  und  Mannigfaltigkeit  aß  selbst  vom  Kamernnflusse  aus 
(beispielsweise  selbst  Champagner  und  Absyuth,  sowie  Lehn- 
stühle, Tische  und  dergleichen)  in  das  Innere  unserer  Kolonie  in 
östlicher  nnd  südöstlicher  Richtung  hinein  bis  gegen  den  Mbn-See 
zu.  Ebenso  kommen  von  dort  nach  dem  genannten  englischen 
Stapelplatz  wahrhaft  erstaunliche  Mengen  von  Palmöl  und  der- 
gleichen. Die  genannten  Schweden  trafen  unter  Anderem  eine 
Negerkarawane  von  nicht  weniger  als  200  Trägern , die  nach  dem 
groben  Etappenplatze  Balandu,  etwa  halbwegs  zwischen  Mungo 
und  Calabar,  circa  8000  1 Öl  auf  einmal  trausporiirt  batten.  Fast 
das  ganze  große  und  reiche  Bakunduland  wird  auf  diese  Weise 
von  den  Engländern  ausgebeutet.  (r»rt*m»nf  folgt.) 


Ä.  W.  S.  Kann  das  Klima  Kameruns  durch  Ausrottung  der 
Manflrovewaldungen  verbessert  werden?  Herr  Dr.  Bernhard 
Schwarz  glaubt  obige  Krage  in  seinem  Artikel:  „Hat  Kamerun 
eine  Zukunft?*  („Export  Nr.  13,  8.  208)  bejahen  zu  sollen,  ohne 
indeß  seine  Annahme  in  genügender  Weiae  zu  begründen,  was 
ans  Veranlassung  giebt,  die  Richtigkeit  derselben  durch  Hinweis 
auf  eine  unter  dem  Titel  „0  corte  do  mangue*  in  Rio  de  Janeiro 
erschienenen  Broschüre  in  Zweifel  zu  ziehen.  Der  Verfasser  der- 
selben ist  ein  boebbetagter  Brasilianer,  Namens  Pedro  Soares 
Caldeira,  ein  Mann,  der  die  Bai  von  Rio  noch  mit  einem  dichten 
Mangrovegürtel  umsäumt  gesehen  hat  und  nun  behauptet,  daß 
die  Ausbreitung  des  gelben  Fiebers  daselbst  mit  der  Ausrottung 
der  Mangrovewaldungen  gleichen  Schritt  gehalten,  daß  sich  das 
Klima  der  brasilianischen  Hauptstadt  überhaupt  erat  seit  dieser 
Verwüstung  des  Mangrovedickichts  verschlechtert  habe  und  Rio  erst 
seitdem  eine  ungesunde  Stadt  geworden  sei. 

Er  steht  mit  dieser  Behauptung,  für  welche  er  allerdings  eine 
wissenschaftliche  Begründung  schuldig  bleibt,  nicht  allein,  sondern 
auch  Dr.  Ave-Lallemant  in  seiner  höchst  interessanten  Schrift: 
„Beiträge  zur  Keuotniß  des  gelben  Fiebers*  (1855)  bestätigt  die 
von  Caldeira  angegebenen  Tbatsachen  mit  folgenden  Worten: 
„Aber  trotz  des  Sumpfes  und  des  Waldes  lag  das  damalige  Rio 
ruhig  und  gesund  mitten  in  dieser  Gegend,  und  kein  Mensch  dachte 
an  gelbes  Fiebert  Uod  beute,  wo  man  die  Sümpfe  verschwinden 
macht,  wo  der  Wald  dem  geregelten  Anbau  gewichen,  wo  man  die 
ganze  Gegend  zu  bessern  sucht,  heute  haftet  an  dem  so  vielfach 
beaufsichtigten  Rio  das  gelbe  Fieber  mit  unerbittlicher  Hartnäckig- 
keit! Nein,  die  Gegend  io  und  um  Rio  hat  schwerlich  das  gelbe 
Fieber  erzeugt.  Oder  sollten  wir  vielmehr  io  dem  VerbeMern  der 
Umgegend  von  Rio  einen  Grund  znr  Erweckung  der  Krankheit 
finden  können?  Das  sieht  parodox  genug  aus,  und  doch  bat  diese 
Idee  einige  Möglichkeit  für  sieb.  In  den  brasilianischen 
Tropeogegenden  ist  es  eine  mehrfach,  ja  fast  durchgängig  ge- 
machte Beobachtung,  dafs,  so  lange  sich  nur  einzelne  Anwohner 
hier  und  dort  am  Rande  der  Wälder  und  an  den  Ufern  der  Flüsse 
anbauten  und  nur  io  ganz  kleinem  Mafsstabe  die  Erde  aufrisseo, 
die  Gesundhcitsverhältnisse  ziemlich  gut  blieben.  Kamen  aber  Ein- 
wanderer in  Menge,  vertilgten  sie  meilenweit  die  nrsprüogliche  Vege- 
tation und  legten  den  Boden  los,  so  hatten  sie  anch  in  Menge  an 
remittirenden  Sumpffieberu,  Milzaoscbwelluogen , Leberanschoppun- 
gen, Wassersucht  und  endlich  Durchfall  zu  leiden!  Ja,  manche  weit 
ausgedehnte  KolonUAtioasunternehmang  bat  deswegen  schon  wieder 
aufgegeben  werden  müssen  nach  ganz  bedeutenden  Opfern  an  Men- 
schen und  Geld.* 

Soweit  Ave-Lallemant,  während  Caldeira  seine  Behauptung 
noch  durch  den  Hinweis  darauf  zu  stützen  sucht,  dafs  sich  das 
gelbe  Fieber  an  anderen  tropischen  Küsteust&dtea  Brasiliens,  deren 
Häfen  noch  beute  mit  einem  dichten  Mangrovegürtel  nmsüumt 
seien,  entweder  gar  nicht  oder  in  »ehr  milder  Form  gezeigt  habe, 
eine  Behauptung,  deren  Richtigkeit  freilich  noch  durch  statistische 
Nachweise  erhärtet  werden  müßte,  um  wissenschaftlichen  Werth 
zu  erhalten. 

Immerhin  fordert  die  Schrift  Caldeira1*  zum  Nachdenken 
und  zu  einer  Vermehrung  und  Sichtung  des  vorhandenen  Beobach- 
tuugsmaterials  heraus,  zumal  da  sie  auch  die  sonstigen  Nachtheile 
der  Ausrottung  der  Mangrovewaldungen  beleuchtet.  Als  eine  der 
schlimmsten  Folgen  bezeichnet  Caldeira  die  Verschlammung  und 
Versandung  der  ScbifffahrUkonäle  und  der  FlufsmÜndungeu,  sowie 
das  damit  zusammenhängende  Kleinerwerden  der  in  ihnen  liegenden 
Inseln.  Einst  eroberte  der  Mangrovebautn  das  Meer,  und  jetzt 
dringt  das  Meer  siegreich  gegen  das  Land  vor,  welches  seit  der 
Vernichtung  jener  natürlichen  Schutzmaner  weit  mehr  als  früher 
unter  deu  Wirkungen  der  Floth  zu  leiden  bat. 

Als  weitere  schlimme  Folge  jener  Verwüstung  bezeichnet 
Caldeira  die  Abnahme  mehrerer  Arten  von  Fischen  und  Krustaxeen 
in  der  Bai  von  Rio,  welche  einst  die  billige  Nahrung  der  ärmeren 
Bevölkerung  bildeten  und  gerade  in  den  Mangrovewalduogeu  die 
Elemente  ihres  Gedeihens  fandeo,  und  endlich  kommt  er  zu  dem 
Schluß,  daß  die  von  ihm  gerügten  Obeistände  nur  dadurch  zu  be- 
seitigen seien,  daß  man  der  Natur  die  Wiederbewaldung  des 
Küstensaumes  überläßt  und  dann  durch  polizeiliche  Mafsregel  n 
für  den  Schatz  der  Mangroven  sorgt. 

Wir  wissen  nicht,  ob  Caldeira's  Behauptungen  aich  durch 
gleiche  Beobachtungen  an  anderen  tropischen  Plätzen  durchweg 
ala  richtig  erweisen  lassen,  wollten  aber  nicht  unterlassen  sie  an- 
znführen,  um  zu  zeigen,  daß  der  von  Herrn  Dr.  Schwarz  be- 
züglich Kameruns  gemachte  Vorschlag,  der  bei  der  Masseubaftig- 
keit  der  dortigen  Mangrovewaldungen  und  dem  Mangel  an  Arbeitern 
ohnehin  undurchführbar  erscheint,  denn  doch  einer  genaueren 
Prüfung  bedarf,  am  im  Interesse  der  Kolonie  akzeptirt  zn  werden. 


Nr.  15. 


340 

EXPORT,  Organ  des  Centnhereiu  für  Handelsgeographie  ete. 


1887. 


fiefangennahmo  eines  Franzssss  darob  dis  Stssisskshylsa 
bei  Kap  Jsby. 

Aus  Tauber  gehen  Pariser  Blättern  telegraphische  Mittbeilungen  über 
die  Gefangennahme  eine«  französischen  Kaufmann.» , Namens  Donbe,  au. 
Rühmend  herrorgeboben  wird  das  Verhalten  de«  Direktors  der  englischen 
Posten  von  Kap  Juby,  Tempest,  der  seine  guten  Dienste  angebolen  hat,  um 
dem  gefangenen  Frantoaen  Geldmittel  xugehen  zu  lassen  Da  die  Ergreifung 
des  letzteren  anfserbalb  des  Gebietes  de«  SultAns  von  Marokko  erfolgte,  so  ist 
der  erwähnte  Direktor  bemüht,  sich  mit  dem  arabischen  Stamme  in  Verbin- 
dung zu  aeuen,  welcher  für  die  Freilassung  des  Franzosen  15000  Pres,  ver- 
langt ln  den  beute  vorliegenden  Meldungen  wird  hervorgehoben,  dafs  es 
einer  geschickten  und  schleunigen  Aktion  bedürfe,  (alle  ein  Unglück  ver- 
hütet werden  soll,  das  an  der  Westküste  Marokko«  einen  schlimmen  Eindruck 
machen  wurde.  Mit  den  einender  mannigfach  durchkreuzenden  Bestrebungen 
der  Engländer,  Franzosen  and  Spanier  in  Marokko  hat  der  Vorgang  allem 
Anschein  nach  nichts  zu  thun. 

Aua  diesen  Mittheilungen  darf  geschlossen  werden,  dafa  die  No- 
madenstämme,  in  deren  Gefangenschaft  Hen-  Doubs  geratben  iat, 
in  den  Landstrichen  sich  aufhalten,  deren  Röste  sich  von  Kap  Juby 
bis  Kap  Bojador  erstreckt.  Wäre  der  derzeitige  Standort  der  No- 
maden weiter  tödlich  gelegen,  so  würden  die  letzteren  behufs  Aus- 
lieferung des  Gefangenen  vermuthlich  mit  den  Spaniern  in  Verbin- 
dung getreten  sein,  deren  Aosiedluogen  bereits  bei  Kap  Bojador 
beginnen,  um  am  Rio  de  Oro  sich  in  einer  größeren  Niederlassung 
tu  konzentriren.* *•))  Auch  die  Annahme,  dafs  diese  Nomaden  in  nord- 
östlicher Richtung,  nach  Porto  Cansado  und  dem  Scbwika  hin,  sieh 
aufhalten,  iat  nicht  auageschloasen,  wenn  auch  weniger  wahrschein- 
lich, da  die  Handelsverbindungen  der  Mackenzies  in  dieser  Richtung 
weniger  aasgebreitet  sind  und  daher  die  Nachricht  von  der  Ge- 
fangennahme des  Herrn  Doubs  eher  öber  den  Wad  Draa  und  öber 
Wad  Nöo  nach  Marokko  gelangt  wäre  als  öber  Kap  Juby,  dessen 
Verkehr  mit  letzterem  Lande  ein  durchaus  unregelmäßiger  und 
geringer  ist  Der  durch  einige  kleine  Segler  vermittelte  Seeverkehr 
der  Mackenzie-Gesellschaft  beschränkt  sieb  ausschließlich  auf  die 
canariscben  loselu,  Ober  welche  sie  die  Erzeugnisse  der  nordwest- 
afrikanischen  Steppenläoder  nach  Europa  exportirt 

Die  Mackenzie  - Gesellschaft  unterhält  einen  sehr  lebhaften 
Handel  mit  den  Eingeborenen  jener  Steppenläoder,  aodafs  der 
Snltäa  von  Marokko  dieselben  fortgesetzt  gegen  die  Gesellschaft 
einzunebmen  und  aufzubeizen  sucht.  Bereits  Lenz  gedenkt  dieser 
Intrigueo  (vergl.  Tim  buk  tu,  Leipzig  1884,  8.  854),  die  ich  nach 
den  an  Ort  und  Stelle  gemachten  Erfahrungen  nur  bestätigen 
kann.*4)  Als  ich  mit  meinen  Gefährten  im  Duir  Uled  Bu  Eita 
gefangen  lag,  reiste  ein  marokkanischer  Macbazniyah  (Lebnssoldat) 
am  80.  März  1886  durch  die  Kabyle  und  tbeilte  oBb  im  Laufe 
eines  längeren  Gespräches  mit,  dafH  er  beauftragt  sei,  die  Stämme 
am  Kap  Juby  zu  veranlassen,  ihre  Handelsbeziehungen  mit  den 
Engländern  abzubrcchen.  In  Glimim,  der  Hauptstadt  des  Wad  Nun, 
langten  kurz  nach  unserer  Ankunft  die  Häupter  der  in  der  Nähe 
von  Kap  Juby  angesessenen  8tämme  Ende  April  v.  J.  an.  Der 
Herrscher  des  Wad  Nun,  Kaid  Dachmän,  erklärte  im  Aufträge 
des  Sultäns,  ihnen  die  Erlaubnifs  zur  Heimkehr  nicht  eher  geben 
zu  wollen,  als  bis  sie  sich  zur  Aufgabe  ihrer  Handelsbeziehungen 
zu  der  Mackenzie-Gesellschaft  verpflichtet  hätten.  Gegen  dieses 
Verlangen  erhoben  die  Leute  sehr  energisch  Protest,  da  die  Eng- 
länder ehrlich  gegen  sie  seien  und  ihnen  die  europäischen  Waaren 
erheblich  billiger  verkauften  als  sie  solche  über  Marokko  bezögen, 
auf  welchem  Wege  dieselben  durch  den  mehrwöcbentlicbeo  Trans- 
port und  durch  die  marokkanischen  Zölle  ungebührlich  vertheuert 
würden.  Kaid  Dach tn an  versprach  die  Beschwerden  der  Lente 
dem  Sultan  gegenüber  zu  unterstützen  und  auf  die  Eröffnung  des 
HafeDB  Asaka,  an  der  Mündung  des  Nün  zu  dringen,  wodurch 
der  lange  Umweg  der  Importe  wie  Exporte  über  Atlas  und  Aoti- 
Allaa  vermieden  werde.  In  der  Thal  hat  der  Sultäu  bereite  im 
Juni  ▼.  J.  in  den  Moscheen  seinen  Unterthanen  die  bevorstehende 
Eröffnung  des  Hafens  Asaka  ankündigen  lassen.  Die  Verzögerung 
derselben  ist  bald  darauf  durch  den  noch  zu  beseitigenden  Mangel 
geeigneter  Zollgebäude  raotlvirt  worden,  und  seither  ist  von  der 
ganzen  Angelegenheit  nicht  wieder  die  Rede  gewesen.  Jene  Steppen- 
völker haben  daher  nach  wie  vor  ihre  Beziehungen  zu  den 
Mackenzies  aufrecht  erhalten. 

Meine  Begleiter  und  ich  habeu  io  Glimim  wiederholt  längere 
Unterhaltungen  mit  jenen  Scheichs  gehabt,  die  uns  sämmttich  den 
Leiter  der  englischen  Gesellschaft,  der  nach  ihren  Mittheiluogen 
Thomas  (nicht  Tempest)  hiefs,  als  einen  sehr  energischen  und 


*)  Nach  den  neuesten  Nachrichten  sollen  die  Spanier  ganz  kürzlich  La 
Folge  fortgesetzter  Angriffe  der  Stvppenliahylen  die  Ansiedelungen  am  Rio 
de  Oro  aufgegehen  und  sich  nach  den  canarischen  Inseln  zurückgezogen 
haben. 

*•)  Vergl.  meine  Schrift:  Die  Deutsche  Uaodelsexpedition  1886,  Berlin, 
Karl  Heymanos  Verlag. 


vertrauenswürdigen  Mann  schilderten.  Daraus  dürfte  zu  schliefsen 
sein,  dafs  in  der  Tbat  der  Direktor  der  englischen  Handelsnieder- 
lassung am  Kap  Juby  Einfluß  genug  besitzt,  um  Herrn  Doubs 
aus  den  Händen  jener  8teppenkabylen  zu  erlösen.  So  lange  die 
Kabylen  Aussicht  haben,  eine  auch  nur  ganz  geringe  Austösungs- 
summe  zu  erhalten,  wird  dem  Gefangenen  kein  Leids  geschehen, 
wiewohl  die  fanatischeren  Stammesmitglieder  ca  an  Drohungen 
bedenklichster  Art  nicht  fehlen  lassen  werden.  Dem  Gefangenen 
Geldmittel  zuzusenden,  hat  durchaus  keinen  Zweck;  denn  falls  er 
sie  überhaupt  erhält,  würden  sie  Veranlassung  zu  einer  schlechten 
Behandlung  werden,  die  so  lange  andauern  würde,  als  noch  Baar- 
mittel  vorhanden  sind.  Ungleich  werthvoller  würden  dem  Ge- 
fangenen einige  wollene  Decken  und,  wenn  solche  möglich,  wieder- 
holte Zusendungen  frischer  Wäsche,  sowie  Mittel  gegen  Ungeziefer 
sein,  welches  bereits  nach  kurzer  Zeit  dem  Gefangenen  den  Auf- 
enthalt bei  den  Nomaden  allein  acbon  znr  Hölle  machen  kann. 

Da  die  Kabylen  wissen,  dafs  die  Europäer  stets  einen  höheren 
Preis  für  den  Gefangenen  zahlen  werden,  als  für  diesen  bei  dessen 
Verkauf  nach  dem  Laodinnern  erzielt  werden  kann,  so  dürfte  Herr 
Doubs  nicht  Gefahr  laufen,  nach  dem  Innern  abgeführt  zu  werden. 
Dagegen  liegt  die  Gefahr  einer  längeren  Gefangenschaft  vor. 

Wäre  Herr  Douba  der  Gefangene  eines  Herren  oder  eines 
Duir«  (Zelt-Dorfes),  so  wären  die  seine  Befreiung  bezweckenden 
Verhandlungen  verbältaißmäßig  einfach.  Nach  den  Recbtsgewohn- 
heiten  jener  Stämme  ist  er  aber  Eigentbum  der  ganzen  Kabyle 
und  kann  ohne  deren  Genehmigung  nicht  freigegeben  werden. 
Wenngleich  dieser  Umstand  die  Sicherheit  für  sein  Leben  vermehrt, 
so  lat  doch  andererseits  ein  schleppender  Gang  der  Verhandlungen 
um  so  unvermeidlicher,  als  in  dieselben  die  Iotrignen  wie  die  Hab- 
sucht der  Parteien  und  Familien-  wie  Stammesgruppeu  hineinspielen 
werden.  Auch  der  äufserst  wankelmüthige  Charakter  jeoer  Ein- 
geborenen, ihr  Unveraländuiß  für  den  Werth  der  Zeit  wird  die 
Verhandlungen  außerordentlich  erschweren  nnd  binaustiehen.  I)a 
jede  Partei,  jeder  durch  seinen  Einfluß  hervorragende  Vermittler 
aufser  dem  Antheil  an  der  Gesammtsumme  noch  ein  Geschenk 
verlangt,  so  schwillt  die  Forderung  schnell  an,  und  Herr  Thomas 
bat  in  sehr  berechtigter  Weise  eine  hohe  Summe  verlangt,  um 
eventuell  allen  den  vielseitigen  Ansprüchen  gerecht  werden  zu 
können.  Da  er  den  Charakter  der  Eingeborenen  kennt,  so  wird 
er  keine  Gelegenheit  versäumen,  so  viel  als  möglich  von  dem  Los- 
kaufsgelde  abzuhandeln,  was  er  am  ehesten  durch  Bestechung  oin- 
flufsreichcr  Summesfürsten  erreichen  wird. 

Da  troU  des  Ansehens,  welches  Herr  Thomas  bei  den  Ka- 
bylen genießt,  die  Gefangenschaft  des  Herrn  Doubs  sich  in  die  Länge 
ziehen  kann,  so  empfiehlt  es  sich,  dafs  der  französische  Geschäfts- 
träger io  Tanger  die  marokkanische  Regierung  auf  das  Energischste 
zur  Absendung  von  Boten  drängt,  welche  den  Stämmen  an  der  West- 
küste den  Auslieferungsbefehi  des  Sultäns  für  Herrn  Doubs  unter 
gleichzeitiger  Zusicherung  einer  Belohnung  Überbringern  Abgesehen 
von  den  Beamten  und  Soldaten,  welche  der  Sultan  per  Dampfer  direkt 
nach  Kap  Juby  senden  kann,  ist  der  wirksamste  Interpret  dieser 
Befehle  zweiffellos  Kaid  Dachmän  Ben  Biruk  in  Glimim, 
welcher  auch  über  die  znr  Ausführung  dieser  Befehle  nötbigen 
Zwangsmittel  verfügt.  Ihm  würde  es  nicht  schwer  fallen,  einflußreiche 
Mitglieder  jener  Stämme  den  Wünschen  des  8ultäos  geneigt  zn 
machen;  auch  würde  er  nicht  zögern,  hervorragende  Angehörige 
derselben,  welche  sein  Gebiet  öfter  durchreisen,  so  lange  gefangen 
zu  halten,  bis  der  Befehl  dea  Sultans  erfüllt  ist.  Wenn  die  poli- 
tische Herrschaft  des  letzteren  im  günstigsten  Falle  aich  auch  nur  bis 
nach  dem  Wad  Draa  ausdehnt,  so  ist  er  doch  der  Beherrscher  der 
abendländischen  Gläubigen  und  als  Scherif  auch  von  den  ihm 
nicht  untertbäoigen  Steppenbewohnern  anerkannt  Jedenfalls  muß 
mit  allen  nur  möglichen  Mitteln  für  die  Befreiung  des  Herrn  Doubs 
eiogetreteu  werden,  wenn  das  Anachen  der  Europäer  in  den  nord- 
westafrikaniseben  mohammedanischen  Ländern  nicht  erheblich  leiden 
und  dadurch  auch  io  Marokko  sehr  benachtheiligt  werden  soll. 
Dafs  dies  außerdem  auch  aus  rein  menschlichen  Rücksichten  und 
Gründen  zu  wünscheu  iat,  braucht  von  denen,  welche  die  qual- 
vollen Leiden  einer  Gefangenschaft  bei  jenen  Steppenbewohnern 
noch  vor  Jahresfrist  durebgekostet  haben,  nicht  wohl  erst  ver- 
sichert zu  werden. 

Berlin,  9.  April.  • Dr.  R.  Jan  na  sch. 

Aus  wissenschaftlichen  Gesellschaften. 

Aprilsitzanfl  der  „Gesellschaft  für  Erdkunde  \ Folgend«  Mitibeilungen 
des  Vorsitzers,  Demi  Dr.  W.  Reifs,  erscheinen  von  allgemeinerem  Interesse. 
Der  Kntomolog  Leopold  Conradt  aus  Königsberg  i.  Pr.,  der  früher  in 
Zeotrai-Asien  (Thian-Scbaa -Gebirge,  in  Kaschgar  usw.)  Forschungen  an- 
stellte, gebt  nach  Guatemala.  Der  Italiener  Frsmoi  ist  nach  Mmmutb  abge- 
I reist,  um  dort  für  die  Befreiung  der  Gefangenen  bei  RAs  Altila  tn  wirken.  Der 


1887. 


Nr.  15. 


341 

EXPORT,  Organ  de»  Centraherein»  für  Haadelegeographie  etc. 


Missionar  Vietor  Largcan  geht  vom  Senegal  nach  Tombütu;  Sorela  be- 
absichtigt, ebenfalls  vom  Senegal  aus,  Afrika  in  seiner  gröfsten  Breite  iu 
durchqueren.  Lieutenant  Wifsmaon  hat  vom  Kongo  aus  mehrere  Briefe 
an  deu  Generalsekretär  der  Gesellschaft,  Freiben»  von  Dankelman,  ge- 
richtet, deren  Hauptinhalt  von  Letzterem  zur  KenntniTs  der  Versammlung 
gebracht  wurde.  Die  Briefe  behandeln  namentlich  da»  Verwandtacbafte- 
Verhältnis  der  am  Sankullu  wohnhaften  Völkerstäram«.  — In  der  Osterwoche, 
vom  14.  bis  17.  April  d.  J.,  wird  in  Karlsruhe  der  VII.  Deutsche  Geographen - 
tag  abgehalten  werden. 

Die  Bibliothek  der  Gesellschaft  ist  jetzt  vollständig  geordnet,  und  dem- 
nächst wird  mit  der  Drucklegung  des  Kataloge»  begonnen  werden.  Konsul 
Wagener  hat  der  Bibliothek  simmtliche  Werke  Alexanders  von 
Humboldt  (ca.  120  Bände)  alt  Geschenk  überwiesen;  diese  fast  einzig 
dastehende  Sammlung  umfafst  alles,  was  von  ▼.  Humboldt,  und  altes 
Wichtigere,  was  über  ihn  Beschrieben  ist,  u.  a.  auch  seinen  Briefwechsel, 
Aufsätze,  die  in  hunderterlei,  zum  grofsen  Thei)  nicht  mehr  existirenden 
Zeitschriften  in  französischer  und  deutscher  Sprache  usw.  veröffentlicht 
worden  waren,  nsw.  usw.  Dev  Vorsitzer  Blattete  dem  genannten  Herrn  für 
dieses  wahrhaft  fürstliche  Geschenk  im  Namen  der  Gesellschaft  den  aus- 
drucksvollsten Dank  ab. 

Von  Dr.  Scbliemann  sowie  von  Baron  v.  Nordenakjöld  sind  Briefe 
oingelaufrn  des  Inhalts,  dafs  sie  ihre  sämmtllcbeu  Werke  der  Gesellschaft 
zum  Geschenke  machen  werden.  — Aus  der  Reibe  der  im  Laufe  des  letzten 
Monats  bei  der  Gesellschaft  eingegangenen  Bücher  erwähnen  wir  hier 
namentlich:  Die  Deutsche  Handelsexpedition  1886,  von  Dr. 

R.  Jannasch  (das  Werk  schildert  die  Aufgaben,  Erlebnisse  und  Ergebnisse 
der  Handelsexpedition  in  Marokko),  sowie  das  Lehrbuch  der  Handels-  und 
Verkehrsgeographie  von  Dr-  Emil  Deck  er  L 

Die  beiden  Redner  des  Abends,  die  Herren  Dr.  E.  Arning  und  Dr. 
F.  Sa  ras  in,  hielten  aufsergewabnlieb  fesselnde  Vorträge,  eraterer  über 
Hawaii  und  seine  Vulkane,  letzterer  über  C a y I o n und  diadortigen 
Verhältnisse. 

Dr.  Arning  hat  sich  im  Königreich  Hawaii  mehrere  Jahre  an  ^ge- 
halten, um  die  dort  grnssireDde  Lepra  (den  Aussatz)  zu  studireo,  und  war 
so  in  der  Lage,  sich  eingehend  über  die  dortigen  Zustände  zu  unterriebten. 
Hawaii  ist  beute  als  ein  Kulturstaat  zu  bezeichnen,  da  europäisch- nord- 
amerikanische  Geeittung  dort  in  allen  Beziehungen  herrscht-  Die  Sandwich- 
Inseln  sieben  in  regstem  Verkehr  mit  der  Union,  die  man  per  Dampfer  in 
7 Tagen  erreicht;  ein  unterseeisches  Kabel  dorthin  wird  im  nächsten  Jahre  von 
einer  englischen  Gesellschaft  gelegt  werden.  Für  10  OOO  000  Dollars  Waaren 
(V a der  ganzen  Einfuhr  San  Francisco'*)  worden  in  letzterer  Stadt  von 
Hawaii  aus  imporhrt;  das  Hauptprodukt  ist  Zucker.  Zahlreiche  califomische 
Sommerfrischler,  europäische  und  asiatische  Tonristen  halten  sich  dort  anf. 
Überall  bewegt  sich  der  Fremde  daselbst  auf  dem  Roden  einer  zwar  neuen, 
aber  doch  gediegenen  Zivilisation;  obseboo  di«  einheimischen  Kanaken  vor 
ca.  60  Jahren  noch  vollkommen  .wild*  waren,  findet  man  dort  heute 
Niemand,  der  nicht  lesen  und  schreiben  könnte.  Die  Wohnhäuser  machen 
einen  freundlichen  Eindruck;  vor  jedem  Haus«  befindet  sich  ein  Garten  mit 
prächtigen  exotischen  Gewäcbaen.  Palmen,  die  jetzt  zahlreich  in  Hawaii 
wachsen,  gab  es  dort  ursprünglich  nicht;  dieselben  stammen  alle  von  den 
Samen  her,  die  ein  deutscher  Arzt  von  der  Firma  Schmidt  in  Erfurt  be- 
zogen  und  nach  Hawaii  gebracht  hat. 

Das  gesellschaftliche  und  gesellige  Leben  steht  in  Hawaii  in  schönster 
Blute;  in  dieser  Beziehung  ist  gleichfalls  sine  bedeutende  Besserung  gegen 
frühere  Jahre  zu  verzeichnen.  Beiläufig  erwähnte  der  Redner,  dafk  der 
Dirigent  der  ausgezeichneten  Militärkapelle  in  Honolulu,  Berger,  früher 
bei  der  Kapelle  des  2.  Garderegiments  in  Berlin  wer;  derselbe  hat  es  ver- 
standen, tüchtige  Musiker  dort  beranzubilden. 

Die  Bevölkerung  Hawaiis  beträgt  nach  dem  letzten  Zensus  (Frühjahr 
1880)  86  000  Seelen ; mit  Einschlafs  der  seitdem  von  Jspan  eingefnhrten 
Arbeiter  kann  man  dieselbe  auf  90  000  schätzen.  Die  erste  amtliche  Zählung, 
welche  1832  stattfand,  hatte  eine  Revöikemngazahl  von  143  000  Kanaken 
(Eingeborenen)  ergeben;  solche  exiatiren  heute  aber  nur  noch  41  000,  sodafs 
die  einheimische  Bevölkerung  in  allernächster  Zeit  verschwunden  sein  wird 
— wenigstens  dürfte  ea  gegen  Ende  des  laufenden  Jahrhunderts  kaum  noch 
Kanakro  von  reiner,  unvennischter  Rasse  geben. 

Nachdem  der  Vortragende  die  geschichtliche  Entwickelung  des  Landes 
kurz  beleuchtet  hatte  (vgl.  hierzu  »Export*  1885,  No.  I,  Seite  *3).  ging  er 
auf  eiue  Schilderung  des  Vulkanismus  desselben  ein.  Ans  5*  bis  6000  m 
Meeres  tiefe  erbeben  sich  die  Sandwich- Inseln,  durchweg  aus  rein  vulkanischem 
Gestein,  basaltischer  Lava  bestehend,  bis  zu  4 350  m Höhe  über  dem  Meeres- 
spiegel- Zwei  Vulksne  sind  beute  noch  in  Thätigkeit:  der  Mauns  Loa  auf 
der  Insel  Hawaii  und  der  Haleakata  anf  der  Insel  Maui,  die  aber  nicht 
feuerspeiende  Berge  der  Art  »ind,  wie  man  sich  dieselben  gewöhnlich  vor- 
stellt, dafs  nämlich  aus  der  Spitze  derselben  Flammen,  Lava  und  Asche 
hervorbrichen ; vielmehr  ist  deren  vulkanische  Thätigkeit  mehr  ruhiger,  fried- 
licher Natur.  Auf  diesen  Bergen  finden  sich  nämlich  Lava -Seen,  die  in 
beständiger  Glutli  und  Bewegung  sind,  von  Zeit  zu  Zeit,  ohne  eruptiven 
Charakter*  zu  sein,  überwallen  und  dann  Lavaströme,  oft  von  beträchtlicher 
Breite  (bis  zu  22, * km)  zum  Meere  entsenden.  Die  Einwohner  sind  der- 
malen an  die  prächtigen  und  erhabenen  Erscheinungen  dieser  Lava -Seen 
gewöhnt,  dar»  sie  es  sehr  beklagten,  als  die  vulkanische  Thätigkeit  der- 
selben im  letzten  Herbste  erlosch,  und  sich  freuten,  als  die  Seen  sieb  wieder 
füllten  und  ihre  alte  Pracht  zeigten,  da  in  letzterer  ein  Hauptreiz  für  die 
aas  der  Fremde  kommenden  und  Geld  ins  Land  bringenden  Touristen 
liegt.  — Zahlreiche  schöne  Pbotographieen  (Landschaftsbilder  und  Portrita) 
dienten  zur  Erläuterung  dieses  Vortrages,  ebenso  wie  auch  die  Ausführungen 
des  folgenden  Redners,  Herrn  Dr.  Sarasin,  durch  eine  Reibe  prächtiger 
bildlicher  Darstellungen  veranschaulicht  wurden. 

Die  in  anziehender  Form  gegebene  Schilderung  Ceylons  durch 


Dr.  Saraain  enthielt  eine  Fülle  anregender  Mfttheilungen,  die  von  scharfer 
und  feiner  Beobachtungsgabe  zeugen.  Das  Wichtigste  derselben  versuchen 
wir  hier  in  gedrängter  Kürze  wiederzugeben.  Das  Innere  Ceylons  ist  ein 
grofsartigee  Bcrglaad;  den  Hauptstock  bildet  das  nordsüdlich  sich  binziehende 
Gebirge  mit  dem  Pedro  Tallegalia,  Adamspik,  Pöduru  im  Süden  als  höchsten 
Erhebungen.  Nach  Westen  fällt  dasselbe  steiler  ab  als  nach  Osten,  wo  sich 
ein  ausgedehntes  Tiefland  mit  dichten  Urwaldungen  findet.  (Vom  Adamspik 
soll  der  Erlöser  Buddha  zum  Himmel  gefahren  sein;  der  Abdruck  seiner 
FüCse  wird  den  frommen  Gläubigen  noch  beute  gezeigt  ) Durch  den  Ge- 
birgsstock  wird  das  Land  in  zwei  klimatische  Gebiete  geschieden:  den  Osten, 
das  Tiefland,  das  nur  einmal  jährlich  Monsunregen  hat  und  über  welchem 
•ich  ein  meist  heiterer  Himmel  wölbt,  und  den  Westen  bezw.  Süd  westen 
mit  zweimaligem  Monsunregen.  Im  Anschlafs  hieran  gedachte  der  Redner 
der  Versuche,  die  man  mit  dem  Anbau  von  Nahrunga-  usw.  Pflanzen  dort 
gemacht  hat  Die  Reiskulturen  ziehen  sich  terrassenweis«  bla  ins  Gebirge 
hinauf.  Der  Ceylon -Kaffee  war  bis  1870  auf  allen  Märkten  ein  gesuchter 
Artikel;  seit  der  Zeit  sank  aber  die  Ausfubrziffer  stetig,  da  die  Kaffee- 
kulturen in  Folge  eines  Rostpilzes  arg  geschädigt  wurden.  Statt  des  Kaffees 
hat  man  es  dann  mit  dem  Anbau  von  Kakao,  Thee  und  Chinin  versucht, 
und  zwar  mit  günstigem  Erfolge,  obwohl  sich  bei  den  ersteren  beiden 
neuerdings  wieder  Krankheiten  gezeigt  haben.  — Das  Tiefland  Ost -Ceylon« 
ist,  namentlich  im  Sud* Osten,  mit  dichtem  Urwalds  bestanden,  dem  Auf- 
enthalte zahlreicher  Elefanten,  Büffel,  Wildschweine,  Aspishiracbe,  Lippen- 
bären, Panther,  Affen,  Papageien,  Eichhörnchen  usw.  Der  Wald  ist  zumeist 
Laubwald  und  zeigt  in  Folge  dessen  einige  Ähnlichkeit  mit  unserem  deut- 
schen Walde;  nur  sind  die  Blätter  dichter,  fetter,  fleischiger,  in  Folge  des 
auCaer  der  Monsun  rege  nzeit  herrschenden  Wassermangels.  Besonders  ent- 
wickelt ist  die  Flora  an  den  Flufsrindsrn  und  in  deren  Nachbarschaft,  wo 
■ich  u.  a.  Bäume  oft  von  6 bis  zu  18  m Umfang  varfinden.  Die  greisenbart- 
be hange» en  Äste  der  Baumriesen  senden  zahlreiche  Luftwurzeln  zur  Erde, 
die  zu  mächtigen  Stimmon  werden,  sodafs  man  zwischen  ihnen  oft  wie  in 
wahren  Säulenhallen  umherwandert.  Nach  den  von  den  Flüssen  entfernter 
elegenen  Gebieten  bin,  wo  also  gröbere  Trockenheit  befracht,  verliert  «ich 
ieser  majestätische  Baumwucbs  mehr  und  mehr,  bis  an  den  trockensten 
Stellen  sich  nur  noch  Gestrüpp  von  Euphorbiazeen  nsw.  findet 

Die  Bevölkerung  Ceylons  setzt  sieh  zusammen  aus  Singhalesen,  Ta- 
milen und  den  (ureingeborenen)  Weddas,  sowie  wenigen  Araber»,  Malaien 
und  Europäern.  In  den  Waldgebieten  hausen  jetzt  die  Reste  der  früher 
viel  zahlreicheren  Bevölkerung,  die  unter  den  singbalesiscben  Königen  schon 
bedeutende  Kulturarbeiten  geleistet  bat;  die  von  ihr  angelegten  Wasser- 
becken für  die  Berieselung  der  Reisfelder  werden  aber  beute  von  Krokodilen 
bewohnt,  und  die  groraartlgeo  Ruinen  ihrer  Bauten  sind  von  der  üppig 
wuchernden  Vegetation  des  Urwaldes  bedeckt.  Der  britischen  Regierung 
macht  es  Behr  viel  Mühe,  jene  für  den  Reisbau  nöthigen  Wasserleitungen 
wiederfaerzuetellen  und  die  Bewohner  au  diese  Art  des  Landbaue»  wieder 
iu  gewöhnen.  — Dte  westlich  woL-nenden  Singhalesen  und  die  östlich  woh- 
nenden Tamilen  hegen  einen  bis  jetzt  unüberwindlichen  Uafs  gegeneinander, 
sodafs  sie  «ich  als  völlig  gesonderte  Rassen  erhalten  haben;  der  Osten  ist 
brabmaniscb,  der  Westen  buddhistisch,  der  Osten  drawidisch,  der  Westen 
arisch-  Die  nnkuhivirten  Weddas  vermischen  sich  mit  den  beiden  genannten 
Rassen  und  nehmen  in  Folge  dessen,  sowie  wegen  der  sie  häufig  heim- 
suebenden  Krankheiten  stark  ab;  heutzutage  exiatiren  nur  etwa  noch  3000 
Weddas.  Dss  britische  Gouvernement  hat  dieselbe  dorfweis«  angesiedelt, 
während  sie  früher  io  Höhlen  oder  auf  Bäumen  hausten.  Die  Weddas  sind 
sämrollich  Jäger;  die  indischen  Kasten  giebt  es  bei  ihnen  nicht.  Namen 
für  die  einzelnen  Tage  kennen  sie  nicht;  ebenso  fehlen  ihnen  zum  Tbeil 
die  Zahlen.  Dennoch  stehen  sie  nicht  auf  einer  so  niedrigen  Stufe  der 
Entwicklungsfähigkeit,  wie  man  hiernach  glauben  sollte.  Die  Religionsbe- 
griffe  der  Weddas  zeigen  sich  nur  in  einem  rohen  Ahnenkultus;  Kunstsinn 
ist  bei  ihnen  nur  in  äufserst  geringem  Grade  vorhanden,  wie  sie  denn  in 
Bezug  auf  Musik  nur  einfache  Weisen  kennen  und  der  musikalischen  Instru- 
mente gaoz  entbehren.  Ohne  Zweifel  sind  die  körperlich  kleinen,  höchstens 
I,*?  m messenden  Weddas,  die  von  den  südindischen  Völkern  die  * Affen 
Ceylons*  genannt  werden,  die  Ueberreste  jener  Waldvöiker,  welche  die 
Singhalesen  bei  ihrer  Einwanderung  vorfanden  und  wegen  ihm  Häfslichkeit 
.Teufel*  nannten. 


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243 

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Nr.  15. 


244 

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»owl*  bn  dn  Redaktion. 


Prtl«  rlirtiljibrUeli 
Im  desUctoa  Po»tg*bUt  Ijo  Jt 
Im  WeltpcatToriln  ...  S.»  m 
Prell  ftr*  («in  Jahr 
im  diaticben  Pcxtaeblot  12«  Jt 
ImWidtpoilTcrdD  . . .Um  . 
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•dir  d*rii»  Ham  • j • 
mit  6ü  Pt  bwcchnit. 
wirten  ton  dir 

Expedition  de*  „Exports“, 

Berlin  SWn  Kochstr.  27, 

•etosiogiaommea. 


«Beilage** 

nach  Ueberoinkunft 

mit  dir  Expedition. 


Centralvereins  für  Handelsgeographie  und  Förderung  deutscher  Interessen  im  Auslande. 


Redaktion  und  Expedition:  Berlin  S.1V,  KochstraXso  27. 

(Gmbkf tixalti  WocheaUci  9 bli  4 Ukr.)  . ,_{ 

■V*  Der  .EXPORT*  ist  im  deuUeben  Po*U*itungtk*Ul(ig  für  1887  unter  Nr.  1876,  Seit*  59  «ingatragen.  *W 

IX.  Jahrgang.  SW«™,  den  19.  öpt-if  iss j;.  Nr.  16. 


Dtm  WoehiBsehrtft  virfolft  dn  Zwick,  forttaufiud  Birtchu  Bb«r  dli  Legi  inienr  I^nibliuti  Im  Aulandi  rar  Kmntnlfi  lhr»r  Um  11  bringen,  au  laurwuen  du  diot.ckai  Kxpnru 
thatkrftftt«  n *«rb«t*n.  »owln  drm  deiurhnn  Handil  and  der  deuUcheo  Indaitrlo  wichtig*  Mlttbeil«a<*a  fibir  di*  Hiad*U»*rhAJt*U*i  du  Ausland**  ln  k&r*oit*c  Prlft  an  bbiimiiiotp. 

Brief«,  Z*ltnnc*n  and  Wirtkiindnagan  ftr  dm  «kx^ort**  itnd  an  dl*  Itodaktlon,  Berlin  8.W,  Kochatratae  27.  ta  richten. 

Brief*.  lillii|is,  lieltrlttiarkllraaii«  n W*  r t b ■ • n d □ n « « n ftr  den  „(ntnlnnli  ftr  UaadaU|ao|rraplü*  *le."  atsd  nach  Harlla  8W,  KoduuaXs*  17,  m imdia. 

Inhalt:  Die  »Centennial  International  Exhibition.  Melbourne  1888*.  — Die  australischen  Kolonieen.  I.  — Unsere  Export- 
Industrie:  LXIX.  Die  Nahmaschinen-Industrie  in  Kaiserslautern. — Europa:  Rinfluf*  der  neuen  Schutzzölle  in  Frankreich  auf  die  italienische 
Vieh-Ausfuhr  (Originalbcricht  aus  Turin).  — Die  Dafenbautcn  in  Lissabon  (Original bericht  aus  Lissabon).  — Afrika:  Die  Spanier  am  Rio  de  öro.  — Hat 
Kamerun  eine  Zukunft?  Klima,  Handel  nnd  Plantagenbau,  sowie  allgemein  kulturelle  und  missionarische  Aufgaben  und  Ausrichten  in  der  juugen 
Kolonie,  auf  Grund  eigener  und  fremder  Anschauung  darwestellt  von  Dr.  Bernhard  Schwarz.  (Porßetximg.)  — Nord* Amerika:  Außenhandel  <Ict  Ver- 
einigten Staaten  von  Nord-Amerika  1885/86,  mit  besonderer  Beziehung  auf  Deut^bland.  — Süd -Amerika:  Deutsche  Eisen-  und  Stahlorreugnisao  in 
Brasilien.  — Zur  Frage  einer  direkten  Liampforiinie  zwischen  Hamburg  und  Rio  do  Sul;  Ausschließung  fremder  Rheder  von  der  brasilianischen 

Küstenschifffahrt  in  Aussicht  (Orifinalbericht  aus  Triumpho).  — Verelnsnt.'  b^JUcn:  Sitzung  de*  .CentralTereia»  für  llauJeUgeographio  eii^*  — 
, W ürttombergischer  Verein  für  IIan«lsl*geographie  eU."  — Briefkasten.  — Deutf>!ue  Kxportbank  (Abtheilung:  Export-Bureau).  — Anzeigen. 

Die  Wiedergabe  von  Artikeln  aut  dem  ..Export*4  ist  gestattet,  wenn  die  Bemerkung  hiazugefligt  wird:  Abdruck  (bezw.  Uebersetzung)  aus  dem  „EXPORT“. 


Oie  „Centennial  International  Exhibition,  Melbourne,  1888“. 

Der  Aufschwung,  welchen  der  deutsch-australische  Handel  seit 
den  Ausstellungen  von  Sydney  und  Melbourne,  unterstützt  durch 
die  seit  ca.  einem  Jahre  in  TbAtigkeit  getretene  deutsche  Dampfer- 
linie, genommen  bat,  ist  ein  ho  aufserordentlicher  gewesen,  dafs 
eine  rege  Betheiligung  der  intereasirten  industriellen  Kreise  Deutsch- 
lands an  der  obigen  Ausstellung  gant  aufser  Frage  steht  nnd  sieben 
mufs,  wenn  das  gewonnene  Terrain  nicht  wieder  eingebfifst  werden 
soll.  Um  den  deutschen  Industriellen  einen  genaueren  Einblick  in 
die  neueste  wirtschaftliche  Entwicklung  der  australischen  Kolonieen 
zu  gewähren,  lassen  wir  in  dieser  und  den  nächsten  Nummern  des 
Blattes  eine  Reihe  volkswirtschaftlich-statistischer  Arbeiten  folgen, 
denen  sich  zahlreiche  Originalartikel  von  unserem  Berichterstattern 
in  Sydaey,  Melbourne  und  Adelaide  anreiben  werden.  Die  deutschen 
Waaren,  welche  auf  dem  australischen  Markte  mit  Sicherheit  auf 
Absatz  rechnen  können,  sind  den  deutschen  Industriellen  jetzt  hin- 
reichend bekannt,  und  insofern  wird  denselben  die  Beschickung  der 
Ausstellung  leichter  als  früher  werden.  Bei  dieser  Gelegenheit 
möchten  wir  aber  nicht  unterlassen  darauf  hinzuweisen,  dafs  nur 
kapitalkräftigere  und  daher  exportfähigere  Fabrikanten,  welche 
weitergebenden  Anforderungen  des  überseeischen  Marktes  zu  ge- 
nügen vermögen,  sich  an  der  Ausstellung  betheiligen  sollten.  Gute 
und  solide  Vertreter  werden  rechtzeitig  naebgewiesen  werden. 

Die  unter  dem  obigen  Namen  unter  dem  Präsidium  Sr.  Exzellenz 
Sir  Henry  Brougbam  Loch,  Gouverneur  der  Kolonie  Victoria,  zu 
inszenirende  Ausstellung  wird  am  I.  August  1888  eröffnet  und  am 
81.  Januar  1869  geschlossen  werden.  Dieselbe  wird  in  Carlton 
Gardens  abgehalten  und  sowohl  den  Tag  über  wie  Abends  ge- 
öffnet sein.  Die  dem  Organiaationsplan  der  Ausstellung  vorgedruckte 
Einleitung  hebt  in  sehr  berechtigter  Weise  die  grofse  Konsuroptions- 
fäbigkeit  des  Landet  hervor,  dessen  Einwohnerzahl  sich  auf  circa 
8 Millionen  Menschen  beziffert,  welche  allein  ans  Großbritannien 
alljährlich  für  ca.  32  Millionen  t importirte  Waaren  konsumirt, 
während  — die«  wird  vergleichsweise  mitgetbeilt  — die  Vereinigten 
Staaten  von  Nord-Amerika,  Deutschland  und  Frankreich,  mit  zu- 
sammen 130  000  000  Einwohner,  aus  Großbritannien  jährlich  für 
53  000 000  £ Waaren  einführen,  aodaß  Australien  pro  Kopf  seiner 
Bevölkerung  ungefähr  23mal  soviel  importirt,  als  die  gedachten 
anderen  Länder.  Die«  ist  nicht  nur  die  natürliche  Folge  des  Man- 
gels einer  eigenen  höher  cutwickelten  Industrie,  sondern  auch  auf  den 
Umstand  zurückzuführen,  daß  die  Löhne  in  Australien  sehr  hoch 


! sind  (8  und  10  Shillings  und  selbst  mehr  pro  Tag)  und  dadurch 
der  Bevölkerung  ein  gewisser  Luxuskonsutn  ermöglicht  wird.  Die 
wichtigsten  Nahrungsmittel,  u.  a.  Fleisch,  sind  billiger  als  in  Europa, 
sodaß  ein  größerer  Theil  des  Einkommens  für  Ausstattung  der 
Wohnungen  und  Kleidung  erübrigt  wird. 

Das  Bahnnetz  Australiens  hat  sich  im  Laufe  der  letzten  Jahre 
beträchtlich  ausgedehnt  und  ist  auf  7900  engl:  Meilen  gestiegen. 
Nach  Vollendung  der  im  Bau  befindlichen  Strecken  wird  es  10000 
Meilen  botragen.  Sydney,  Melbourne,  Adelaide — Distanz  1 100 
engl.  Meilen  — sind  durch  Eisenbahnen  verbunden.  Die  Linie 
Sydney— Brisbane  — 710  Meilen  Entfernung  — ist  bis  auf  100 
Meilen  fertig  gestellt  In  kurzer  Zeit  werden  die  gedachten  vier 
Städte  durch  eine  1800  engl.  Meilen  lauge  Eisenbahu  verbunden 
sein,  eine  Tbat,  welche  dem  Unternehmungsgeist«  der  jungen 
australischen  Kolonieen  ein  glänzendes  Zeugnifs  ausstcllt. 

Wir  lassen  nunmehr  einen  summarischen  Auszog  de»  Organi- 
sationsplanes selbst  folgen  und  bemerken,  dafs  derselbe  von  dem 
» Agent-General  for  Victoria,  8 Victoria  Chambers,  Victoria  Street, 
Westminster,  London  SW.*  bezogen  werden  kann. 

Die  Regierungen,  welche  an  der  Ausstellung  sich  zu  be- 
theiligen gewillt  sind,  werden  ersucht,  ihre  darauf  bezüglichen  Er- 
klärungen unter  Angabe  des  zu  belegenden  Raumes  bis  zum 
31.  August  d.  J.  abzugeben.  Mittheilungen,  welche  weitere  Kaum- 
anmeldungen oder  auch  deren  Verringerung  bezwecken,  sind  spä- 
testens bis  zum  31.  Dezember  1887  zu  bewirkeo.  Die  Ausstellungs- 
güter sind  mit  folgender  Adresse  zu  versehen:  „To  the  Commisslnnar 
for  (Name  des  Landes),  Centennial  International  Exhibition  1888, 
Melbourne,  Victoria  Australia*.  Die  betr.  Frachtstücke  babru  auf  der 
Außenseite  zu  enthalteo:  1.  Name  des  Landes,  welchem  der  Aus- 
steller angehört,  2.  Name  bezw.  Firma  des  Ausstellers,  3.  Adresse 
des  Ausstellers,  4.  Gruppe  uud  Klasse,  zu  welcher  die  Güter  ge- 
hören, 5.  Gesammtxiffer  der  Frachtstücke,  welche  der  betr.  Ausstel- 
ler sendet,  6.  laufende  Nummer  des  Frachtstückes. 

ln  einem  solchen  Dreieck  sind  die  betr.  Cbiffern  \isty 
auf  den  Frachtstücken  anzugeben.  Auch  sind  die  vX 
Frachtstücke  mit  den  Landesfarben  des  Herkunftslandes  zu  ver- 
sehen. Die  Ausstellungsgüter  geben  zollfrei  ein.  Die  Kosten  des 
Auspackens,  der  Aufstellung  usw.  bat  der  Aussteller  zu  tragen. 
Die  Ausstellungsgüter  dürfen  nur  mit  Genehmigung  des  Exekutiv- 
Komitees  aus  der  Ausstellung  während  der  Dauer  derselben  entfernt 
werden.  Erfinder-  und  Patentschutz  wird  den  Ausstellungsgütern 
in  der  auf  allen  Ausstellungen  üblieheo  Weise  in  vollem  Umfange 


Nr.  16. 


246 

EXPORT,  Organ  des  Contmlverein«  für  Handelageographie  etc. 


1887. 


gewährt.  Die  Zulassung  der  Ausstellungsgüter  in  den  Gebäuden 
beginnt  mit  dem  1.  Mai  1888  und  endet  mit  dem  15.  Juli  1888. 

Die  Hauptgroppen  der  Ausstellungsgüter  sind  folgende:  1. 
Kunstwerke,  2.  Werke  und  Mittel  für  Erziehung  und  Unterricht, 
Apparate  und  Prozesse  der  freien  Künste  nnd  Wissenschaften,  3. 
Hansgeritbe,  Möbel  nsw.,  4.  GlaB,  Porzellan  uswM  5.  Textilfabrikate, 
Kleidung  und  Zubehör,  6.  Industrielle  Vorrichtungen,  Prozesse  usw. 
und  deren  Erzeugnisse,  7.  Maschinen  and  mechanische  technische 
Verfahren  und  Vorrichtungen,  8.  Nahrungs-  und  Genufsmülel , 9. 
Sanitätsdienst,  Medizin,  Hygieine  und  öffentliches  Unterslätzungs- 
wesen,  10.  Ackerbau  und  landwirtschaftliche  Gewerbe,  11.  Garten- 
bau, 12.  Bergbau-Industrie,  -Maschinen,  -Prozesse  and  -Erzeugnisse. 

Anmeldungen  zur  Benatzuog  von  Dampfmotoren  sind  vor  dem 
31.  März  1888  zu  bewirken. 

Die  Jury  wird  bei  ihren  Urtheilen  die  Originalität,  Nützlich- 
keit, Qualität,  den  Geschmack  und  die  technische  Vollendung  der 
ausgestellten  Güter  in  Betracht  ziehen. 

Ergänzungen  dieser  Bestimmungen  behält  sich  das  Exekutiv- 
Komitee  vor. 


Die  australischen  Kolonieen. 

I.  Wie  uns  die  statistische  Forschnng  über  so  viele  einheimi- 
sche und  auswärtige  Angelegenheiten  fort  nnd  fort  die  schätzens- 
wertesten Mitteilungen  macht  und  sich  hierbei  schon  längst  nicht 
mehr  auf  die  Länder  Europas  und  deren  politische,  wirtschaftliche 
nnd  soziale  Znstände  allein  beschränkt,  sondern  immer  mehr  anch 
über  die  eigentümlichen  Verhältnisse  der  fremden  Erdteile  Aus- 
kunft giebt,  so  ist  dies  neuerdings  auch  in  Bezug  auf  den  bisher 
noch  wenig  gekanoten  fünften  Erdteil  Auatralien  geschehen. 

Allerdings  ist  Anstralien  sozusagen  erst  vor  wenigen  Dezennien 
in  wirtschaftlicher  Beziehung  den  übrigen  Weltteilen  und  na- 
mentlich Europa  näher  getreten;  seitdem  bat  es  aber  eine  yofs- 
artige  Entwickelung  aufzuweisen  gehabt,  sodafs  die  metNjfij^cbe 
Gewinnung  des  australischen  Marktes  auch  für  die  deutsen^ttdo- 
delspolitik  eine  unabweisbare  und  vollberechtigte  Aufgabe  gewor- 
den ist  Deutschland  ist  an  deren  Erfüllung  seit  der  offiziellen 
Beschickung  der  Ausstellungen  von  Sydney  und  Melbourne  mit 
grobem  Eifer  herangetreten  und  hat  ihre  Lösung  seitdem  schon  in 
recht  erfolgreicher  Weise  durcbgeföbrt.  Da  jetzt  wiederum  zur 
hundertjährigen  Gedenkfeier  der  im  Jahre  1788  begonnenen  Kolo- 
nisation Australiens  für  das  Jahr  1888  in  Melbourne  eine  inter- 
nationale Ausstellung  vorbereitet  wird,  so  erscheint  es  als  eine 
dringende  Notb wendigkeit  für  die  weitere  Entwickelung  des  so 
erfolgreich  angebahnten  deutsch -australischen  Handels,  dafs  anch 
diese  in  möglichst  umfassender  Weise  von  Deutschland  aus  be- 
schickt werde,  und  das  um  so  mehr,  als  man  in  allen  australischen 
Kolonieen  fortgesetzt  auf  das  Emsigste  bemüht  ist,  die  günstige 
Entfaltung  der  dortigen  wirthschafÜicbeD  Verhältnisse  auf  Grund 
der  in  den  europäischen  Ländern  vor  sich  gehenden  Fortschritte 
von  Kunst  und  Wissenschaft  mehr  and  mehr  zu  heben,  ln  wie 
günstiger  Weise  aber  die  australischen  Kolonieen  bis  in  die  neueste 
Zeit  in  ihrem  wirtschaftlichen  Aufschwünge  fortgeschritten  sind, 
möge  man  kurz  aus  den  nachfolgenden  Angaben  entnehmen. 

Australien  zerfällt  bekanntlich  in  sieben  vollständig  von  ein- 
ander getrennte  Kolonieen.  Während  den  Kern  des  Festlandes  die 
Kolonie  Süd-Australien  bildet,  welche,  da  sie  den  ganzen  Erd- 
teil von  Norden  nach  Süden  dnrchschneidet,  diesen  Namen  eigent- 
lich mit  Unrecht  führt,  nimmt  den  Nordosten  Queensland  ein, 
ein  schwach  bevölkertes  Land  mit  bst  tropischem  Klima.  Südlich 
davon  liegt  Nen-Süd -Wales  mit  der  Hauptstadt  Sydney,  eine 
zahlreiche,  arbeitsame  Bevölkerung  ernährend;  südlich  daran  schliefst 
sich  Victoria  (dessen  Hauptstadt  Melbourne  ist),  ein  Land,  dessen 
Entwickelung  nicht  hinter  derjenigen  von  Neu-Süd-Wales  zurück- 
ateht.  Südlich  von  Victoria  liegt  als  fünfte  Kolonie  die  Insel 
Tasmanien  und  östlich  von  dieser  Neu-Seeland.  Alle  diese 
6 Kolonieen  haben  jede  eine  vollständig  freie  Verfassung  mit  eige- 
ner Regierung  und  eigenem  Parlament,  dessen  Mitglieder  anf  Grand 
des  allgemeinen  Stimmrechts  gewählt  werden.  Ganz  verschieden 
hiervon  aber  sind  die  Zustände  in  der  siebenten  Kolonie  West- 
Australien.  Dies«»  grofse  Gebiet  ist  Kronland,  welches  von 
England  aus  regiert  wird,  and  wo  man  beute  noch  die  einzigen 
Spuren  von  Verbrecherkolonieen  antrifft. 

Iu  jedem  Staatswesen  bildet  die  Bevölkerung  ja  dessen  gröfsten 
Reichthum;  während  sie  zunimmt,  vermehrt  sich  auch  ihre  Pro- 
duktionskraft  Erwägt  man,  weich  ungeheuren  Werth  die  pro- 
duktive Arbeit  des  Volkes  auch  nur  während  eines  einzigen  Jahres 
hat,  und  wie  verschwindend  klein  alle  andern  Güter  gegen  das 
eine  grofse  Gut,  die  Bevölkerung,  gemessen  nach  dem  dafür  an- 
gewandten Erziehungs-  und  BUdungskapitale,  sind,  so  wird  man 


^ueh  die  grofse  8orgfalt  stets  gerechtfertigt  finden,  welche  wie 
in  allen  alten,  so  auch  namentlich  in  den  jungen  aufstrebenden 
Kulturstaaten  auf  die  Erforschung  der  Bevölkerungsverhältnisae  ver- 
wendet wird.  Australiens  Bevölkerung  wurde  im  Jahre  1867  auf 
1758000  Köpfe  ermittelt,  sie  ist  dann  auf  2640603  Personen  Ende 
1878  und  auf  3334325  Personen  Ende  1885  gestiegen;  dieselbe 
hat  sich  seit  1867  also  fast  verdoppelt  und  zeigte  seit  1878  eine 
Zunahme  von  26,8%.  Wie  sich  diese  Zunahme  in  den  einzelnen 
Kolonieen  stellte,  mag  man  aus  folgenden  Angaben  ersehen. 


Bad*  1676 

Volk  stahl 
Knd*  iss:. 

Znuhs»  ö,'* 

Victoria  .... 

. . 879  442 

991  869 

12* 

Neu-Süd-Waleß 

. . 698  743 

957  914 

38,1 

Q«e*n»land  . . . 

. . 210  510 

326  91 G 

S5j 

Süd-Australien  . . 

. . 248  795 

813423 

26,o 

West-Auati&lien 

. . 28  166 

351 86 

21, > 

Tasmanien  . . . 

. . 109  947 

133  791 

21, r 

Neu-Seeland . . 

. . 470  000 

575  226 

22. 

Hiernach  batte  also  die  Kolonie  Queensland  die  gröfste  Volks- 
vermehrung aufzuweisen;  dieselbe  betrug  in  7 Jahren  mehr  als 
60%;  an  zweiter  Stelle  folgt  die  Kolonie  Nen-Süd-Wales,  während 
die  Volkszuoahme  in  Victoria  am  geringsten  war,  obwohl  sich  im 
Jahre  1885  der  Ueberscbufs  der  Einwanderung  über  die  Aus- 
wanderung gerade  in  den  beiden  letzteren  Kolonieen  erheblich 
gröber  als  in  Queenslaod  und  auch  in  den  übrigen  gestaltet  batte; 
in  letzterer  Kolonie  betrug  nämlich  dieser  Ueberschufs  11  566  Per- 
sonen gegen  36  683  in  Neu-Süd-Wales  und  14  982  Personen  in 
Victoria;  derselbe  Ueberschnfs  stellte  sich  in  8öd-Anstralien  anf 
6098,  West-Australien  anf  2009,  Tasmanien  auf  649  und  in  Neu- 
Seeland  auf  4504  Personen.  Lassen  wir  gleichzeitig  auch  einige 
Angaben  über  die  natürliche  Volksvermehruug  folgen,  so  war  im 
Jahre  1885  sowohl  die  Zahl  der  Geburten  als  diejenige  der  Todes- 
fälle in  den  Kolonieen  Neu-Süd-Wales  und  Victoria  am  gröfsten; 
in  ersterer  betrugen  die  Geburten  35043,  die  Todesfälle  15282,  in 
letzterer  die  Geburten  29976,  die  Todesfälle  14364;  in  Bezug  auf 
die  Geburten  folgt  au  dritter  Stelle  Süd-Australien  mit  12046,  dann 
Neu-Seeland  mit  19693,  dann  Queeoslaud  mit  11672;  iu  Bezug 
auf  die  Todesfälle  dagegen  kommt  erst  Queensl&od  mit  6235,  dauu 
Neu-Seeland  mit  6081  und  dann  Süd-AuBtralien  mit  3987;  Tas- 
manien und  West-Australien  stehen  gegen  die  genannten  iu  Bezug 
auf  Geburten  uod  Todesfälle  iu  Anbetracht  ihrer  wesentlich  ge- 
ringeren Volksxabl  weit  zurück. 

Das  schnelle  Wachsthum  der  Bevölkerung  hat  den  juDgen 
australischen  Staaten  nun  allerdings  auch  grofse  finanzielle  Opfer 
auferlegt,  sodafs  diese  letzteren,  namentlich  mit  den  Ausgaben  der 
europäischen  Staaten  verglichen,  sehr  erheblich  genannt  werden 
müssen.  Die  gesammten  Ausgaben  der  sieben  australischen  Ko- 
looieen  beliefen  sich  nämlich  im  Jahre  1885  auf  21185533  Pfund 
Sterl.;  davon  entfielen  allein  5812286  Pfd.  Ster!.,  also  faat  ein 
Viertel,  auf  die  Verzinsung  der  Anleihen,  ln  den  einzelnen  Ko- 
lonieen stellten  sich  diese  Verhältnisse  wie  folgt: 

CrtMtmnUtugabeti 
£ 

Victoria 6 140  356 

Neu-Süd-Wales  ...  7 537  243 
Queensland  . . . . 2 875  609 
Süd- Australien  ...  2 464  808 
West- Australien  • • 308  849 

Tasmanien  ....  565  767 

Neu-Seeland  . . . . 4 282  901 

Am  ungünstigsten  lag  hiernach  das  Verhältnis  der  Gesammt- 
auagabe  za  dem  Zinsbetrag  der  Anleihen  in  Neu-Seeland,  wo  die 
letztere  Summe  39,c*/o.  also  mehr  als  ein  Drittel  der  gesammten 
Ausgaben  ausmaebte,  während  dieses  Verhältnis  sich  in  den  Ko- 
lonieen Neu-Süd-Wales  und  West- Australien  am  günstigsten  stellte, 
wo  die  bestreifende  Verbältnifszahl  16,2  bezw.  16,o%  betrug;  in 
den  übrigen  Kolonieen  bewegte  sich  dieselbe  Prozentziffer  zwischen 
20,7  in  Victoria  and  27, i in  Süd-Australien. 

Erwägt  man,  dafs  die  Löhne  in  Auatralien  bei  niedrigen  Preisen 
der  Nahrungsmittel  sehr  hoch  sind  und  dafs  die  Produktivkräfte 
des  Landes  — nicht  in  letzter  Linie  auf  Grund  der  starken  euro- 
päischen Einwanderung  — sich  schnell  entwickeln,  dafs  das  Ge- 
sammtvermögen  und  die  Gesammteinoabmen  des  Landes  in  starker 
Zunahme  begriffen  sind,  so  erregen  die  hoben  Steuern  um  so 
weniger  Bedenken,  als  sie  zum  grofsen  Theil  zur  Verzinsung 
namentlich  von  Verkehrs-  und  anderen  öffentlichen  Anlagen  dienen. 
Die  Einnahmen  aller  australischen  Kolonieen  beliefen  sieb  im  Jahre 
1879  auf  15927488  £,  1885  dagegen  auf  24019886  £;  im  ersteren 


Divun  tax  Vcnl&ittng 
d*r  AnlsUnt 
£ 

1 271  907 
1 222  396 
756  565 
664  941 
49  280 
148  598 
1 698  599 


')  Ohne  Maoris. 


1887. 


Nr.  16. 


247 

EXPORT,  Organ  des  CentralvereinB  für  Handelsgeographie  etc. 


Jahre  betrugen  die  Einnahme!)  allein  aus  Zöllen  und  Stenern 
5927036,  im  letzteren  dagegen  9308609  £.  Wahrend  die  Ein- 
nahmen aus  Zöllen  und  Steuern  1879  also  37,j%  der  Geaammt- 
einnahmen  ausmachten,  ist  diese  Prozentzahl  1885  auf  884%  ge- 
stiegen. Wie  sich  diese  Verhältnisse  im  letzteren  Jahre  in  den 
einzelnen  Kolonieen  gestaltet  haben,  mag  man  kurz  aus  der  folgen- 
den Zusammenstellung  ersehen. 

Es  betragen  im  Jahre  1885 

dt*  Gemannt-  di*  Einnahme«)  au 


Id 

Kuirifchnif  . 

Zn|i*a 

anderen  8t»a*rn 

£ 

£ 

£ 

Victoria.  . . . . . 

6 290  361 

1919  539 

628  632 

Neu-Süd- Wales  . 

7 587  367 

1 876  452 

376  199 

Queensland .... 

2 840  960 

990057 

160  018 

Süd-Australien . . 

2 309  592 

569  635 

179  812 

West-Australien  . 

323  213 

134  116 

11719 

Tasmanien  .... 

571  397 

276  100 

90  018 

Neu-8«el»nd  . . . 

4 096  996 

1 422  052 

674  160 

Wenn  man  nuo  berücksichtigt,  dafs  die  wirtschaftliche  Ent- 
wickelung der  jungen  australischen  Kolonieen  weder  unter  dem 
Drucke  grofser  Militär-  und  Marinebudgets,  noch  grofser  Armec- 
lasten  leidet,  dafs  die  Erziehungskosten  eines  grofsen  Tbeiles  der 
einwanderndon  Bevölkerung  von  dem  Mutterlande  bestritten  werden 
und  daher  die  Kolonieen  alljährlich  ohne  Übernahme  irgend  einer 
Gegenleistung  einen  Stamm  leistungsfähiger,  im  kräftigsten  Alter 
stehender  Bürger  erhalten,  so  müssen  auf  Grund  solcher  und  anderer 
Vortheile  die  Steuerverhfiltnisae  Australiens  auch  nach  ganz  anderen 
Gesichtspunkten  bourlhcilt  werden,  als  diejenigen  der  alten  euro- 
päischen Kulturländer.  Das  Gleiche  gilt  auch  mit  Bezug  auf  die 
Schulden  der  australischen  Kolonieen,  deren  hohe  Beträge  für 
manchen  europäischen  Staat  wohl  den  Bankerott  zur  Folge  haben 
würden.  Aufser  den  erwähnten  günstigen  Einflüssen  bat  aber  auch 
der  Bodenreichlhum  Australiens,  haben  die  grofseo  Strecken  besitz- 
freien  Landes,  welche  dem  Landban  daselbst  noch  zur  Verfügung 
stehen  und  die  Ausdehnung  des  landwirtschaftlichen  Betriebes  io 
hohem  Mafsc  begünstigen,  zur  schnellen  Entwickelung  der  für  die 
starke  Volksvermebrung  notwendigen  wirtschaftlichen  Vorbe- 
dingungen beigetragen,  sodafs  die  Höhe  der  Schulden  gleichwohl 
im  Ganzen  eine  wenig  bedenkliche  genannt  werden  raofa.  Wenn 
man  diese  Verhältnisse  allerdings  bei  den  einzelnen  Kolonieen 
untersucht,  so  kommt  man  zu  Ergebnissen,  welche  mitunter  doch  als 
etwas  bedenklich  bezeichnet  werden  müssen. 

Es  betrug  nämlich  im  Jahre  1885 


dl»  BltUora  di«  SUotodmld 


EkTtilkcrong 

lm  Gantea 

pro  Kopf 

Seelen, 

£ 

£ 

Victoria 

975  040 

28  G28  588 

29.4 

Neu- Süd  -Wales 

930  936 

30  064  259 

32,s 

Queensland 

318415 

19  320  850 

60, r 

Snd -Australien  ..... 

319  515 

17  020  900 

63,j 

West* Australien  ..... 

34  072 

1 288  100 

374 

Tasmanien 

132  166 

3 357  000 

25- 

Keu  - Seeland  ...... 

565  012 

35  790  422 

63^ 

im  Ganzen 

3 275  156 

135  470119 

«1,4 

Am  angünstigsten  liegen  diese  Verhältnisse,  wie  man  sieht,  in 
den  Kolonieen  Queensland  nnd  Nen-Seeland,  während  auch  in  Süd- 
Australien  die  Staatsschuld  noch  in  hohem  Mafse  die  Bevölkerung 
belastet;  am  günstigsten  steht  Tasmanien  in  dieser  Beziehung  da, 
am  nächsten  kommt  demselben  Neu- Süd-Wales. 

Wenn  man  nun  aber  danach  fragt,  was  die  australischen  Kolo- 
nieen mit  dem  fremden  Gelde  augefangen  haben,  ob  es  nützlich  ver-  , 
wendet  und  in  soliden  Unternehmungen  angelegt  worden  ist,  so  kann 
man  diese  Frage  im  Allgemeinen  nur  bejahen  in  Anbetracht  der 
grofsen  Leistungen,  welche  auf  dem  Gebiete  des  Verkehrswesens 
in  Australien  angetroffen  werden.  Das  Eisenbahn-,  wie  das 
Telegraphen-  und  Postwesen  haben  sich  nämlich  dort  bis  heute 
einer  hohen  Entwickelung  zu  erfreuen  gehabt.  Am  Ende  des  Jah- 
re« 1885  waren  in  den  sieben  australischen  Kolonieen  im  Ganzen 
7989,15  Miles  (1  Mile  = I409  km)  Eisenbahnen  vorhanden,  wäh- 
rend 2253  Miles  im  Ban  und  7909,:«,  Miles  in  Vorbereitung  be- 
griffen waren;  die  Kosten  des  Bane«  nnd  der  Ausrüstung  der  Eisen- 
bahnen beliefen  sich  auf  78  774  3G8  £,  die  Jahreseinnahmen  auf 
6 893193  und  die  Betriebsausgaben  auf  4 416  661  £.  Bei  den 
elektrischen  Telegraphen  belief  sich  die  Länge  der  Linien  auf 
35  531,?.*,  Miles.  die  Drahtlänge  dagegen  auf  66  439,»  Miles;  Sta- 
tionen gab  es  1 812,  und  die  Jahreseinnahmen  betrugen  576  149  £. 
Was  endlich  das  Postwesen  anlangt,  so  waren  im  Jahre  1886  im 
Ganzen  5016  Postämter  vorhanden;  die  Zahl  der  beförderten  Briefe 
betrug  140  744  265,  diejenige  der  Zeitungen  76  538  013  und  die- 
jenige der  Packete  15  501 678;  die  Einnahmen  beliefen  sich  auf 
1049  212  £,  während  die  Betriebsausgaben  1502  535  £ betrugen. 

Über  den  Handel  Australiens  mit  dem  Auslände  unter  beson-  { 


derer  Berücksichtigung  Deutschlands,  sowie  über  die  produktive 
Thfttigkeit  der  einzelnen  Kolonieen  werden  wir  in  einem  zweiten 
Artikel  einige  nähere  Angaben  folgen  lassen. 

Unsere  Exporti ndustrie. 

LXIX.  (VgL  1886,  Nr.  50.) 

Die  Kähmasehinen-Indiigtrie  in  Kaiserslautern. 

Im  Mittelpunkte  der  zum  Königreich  Baiern  gehörigen  Rbeln- 
pfalx  liegt  die  33000  Einwohner  zählende  alte  Barbarosiastadt 
Kaiserslautern,  welche  in  industrieller  Beziehung  sicherlich  bedeu- 
tender ist,  als  vielfach  angenommen  wird.  Wir  finden  hier  Fabriken, 
in  denen  fast  alle  möglichen  Erzeugnisse  hergestellt  werden,  nnd 
es  ist  ganz  erstaunlich,  welch  bedeutenden  Aufschwung  diese  vor 
20  Jahren  noch  kaum  genannte  Stadt  aufzuweisen  hat. 

Während  sich  die  an  Landesprodukten  so  reich  gesegnete 
Vorderpfalz  wie  ein  herrliches  Weingelände  an  den  stolzen  Ufern 
des  Rheines  dahinzieht  und  mit  ihren  trefflichen  Weinen  nnd  son- 
stigen Erzeugnissen  lohnenden  Handel  treibt,  sind  die  Bewohner 
des  westlichen  Tbeiles  der  Pfalz,  des  sogenannten  Westrichs,  in 
Folge  der  geringen  Bodenbescbaffeoheit  darauf  angewiesen,  ihren 
Erwerb  auf  anderen,  zwar  mühsameren,  aber  ebenso  lohnenden 
Wegen  sich  zu  erringen.  Hieraus  erklärt  sich  auch  diese  Entfal- 
tung industrieller  Thätigkeit. 

Mit  welchem  Erfolge  sich  das  muntere  rührige  Völkchen  der- 
selben gewidmet,  haben  wir  schon  oben  im  Allgemeinen  angedeutet; 
im  Folgenden  sei  es  uns  gestattet,  dies  ao  der  besondere  Beachtung 
verdienenden  Nfihmascbinen-lndustrie  in  Kaiserslautern  des  Näheren 
nachzuweisen. 

Unter  den  62  Nähmascbinenfabriken  Deutschlands  nehmen  die 
in  Kaiserslautern  bestehenden  drei  Nähmaschinenfabriken,  welche 
nahezu  1000  Arbeiter  beschäftigen,  einen  hervorragenden  Rang  ein. 
Allerdings  besteht  eine  derselben  kaum  5 Jahre;  dagegen  haben 
die  Heiden  anderen,  aus  ganz  kleinen  Anfängen  entspringend,  ein 
Altir  von  über  20  Jahren  aufzuweisen. 

Als  älteste  nnd  bedeutendste  dieser  2 Fabriken  glauben  wir 
die  Näbmaschineufabrik  von  G.  M.  Pfaff,  welche  seit  1862  be- 
steht, wegen  der  allgemein  anerkannten  Vorzüglichkeit  und  Beliebt- 
heit ihrer  Erzeugnisse  besonders  hervorheben  zu  roüssan. 

Dieses  mit  den  neuesten  Hilfsmaschinen  ausgerüstet«  Werk  be- 
schäftigt ca.  450  Arbeiter  und  geniefst  in  Folge  der  Gediegenheit 
seiner  Fabrikate  einen  wohlverdienten  Weltruf.  Gegen  20000  rfaff- 
Nähmaschinen  für  Familien-  und  Handwerkergebraneb  verlassen 
jährlich  die  Fabrik,  um  in  allen  Weltthcilen  Absatz  zu  finden.  Mit 
peinlicher  Genauigkeit  wird  hier  jedes  einzelne  Stück  auf  Spezial- 
maschinen bergestellt;  eine  bis  ins  Kleinste  herabgehende  Arbeita- 
theilung,  wie  man  sie  nur  bei  grofsen  leistungsfähigen  Fabriken 
finden  kann,  ist  in  einer  genialen  Weise  angewendet,  die  uns  sofort 
erkennen  läfst,  dafs  wir  eine  in  technischer  Beziehung  auf  der  Höbe 
der  Zeit  stehende  Anstalt  vor  uns  haben. 

Auch  die  fachmännische,  mit  grofser  Umsicht  geführte  Leitung, 
mit  dem  ausgesprochenen  und  ernstgenommenen  Grundsätze,  dem 
Käufer  nur  das  Beste  und  Vollkommenste  zu  liefern,  sowie  die 
über  alles  Lob  erhabene,  mnsterbafte  Ordnung  und  Pünktlichkeit 
machen  einen  vertrauenerweckenden  Eindruck  und  bieten  dem 
Käufer  die  sichere  Gewähr,  etwas  wirklich  Gutes  zu  bekommen. 
Aus  eigener  Erfahrung  können  wir,  was  auch  der  immer  zunehmende 
Absatz  beweist,  nur  bestätigen,  dafs  die  Pfaff-Nähmaschinen  zu 
den  beliebtesten  und  vollkommensten  Maschinen  des  Weltmarktes 
gehören,  die  zwar  im  Preise  etwas  theurer  als  andere,  dafür  aber 
in  der  Güte  desto  ausgezeichneter  sind. 

Wir  müssen  selbstverständlich  darauf  verzichten,  alle  die  vielen 
Vorzüge  der  Pfaff-Nähmaschinen  gegenüber  den  amerikanischen 
und  vielen  anderen  Fabrikaten  hier  namentlich  anzufübren  und  be- 
schränken uns  daher  darauf  zu  konstatiren,  dafs  die  Fabrik  nur 
das  beste  Rohmaterial  verarbeitet.  Alle  wichtigen  reibenden 
Theile  der  Maschine  sind  aus  bestem  Stahl  geschmiedet  und  die 
Holz-Politur  und  ebenso  die  Lackirung  von  eioer  Schönheit,  Dauer- 
haftigkeit und  Gediegenheit,  wie  sie  keine  andere  Maschine  aufweist. 

Der  an  den  Pfaff-Handmaschinen  angebrachte  Handbetrieb, 
sowie  der  Selbstspuler  und  die  Scbwungradauslösung  stehen  in 
ihrer  Leistungsfähigkeit  und  Gediegenheit  unübertroffen  da. 

Noch  wollen  wir  kurz  erwähnen,  dafs  die  Fabrik  in  letzter 
Zeit  wieder  eine  sehr  wichtige,  jedem  Nähenden  gewifs  will- 
kommene Verbesserung  an  ihren  Maschinen  angebracht  hat.  Es 
ist  dies  eine  Einrichtung,  welche  das  bisher  so  lästige  Geräusch 
während  des  Nähens  vollständig  beseitigt.  Diese  Erfindung 
ist  um  so  wertbvoller,  als  der  Verkaufspreis  der  Pfaff-Mascbine, 
wie  man  uns  versichert,  derselbe  bleibt;  der  durch  diese  Ver- 
besserung erzielte  Gang  ist  ein  so  ruhiger  und  angenehmer,  dafs 


Nr.  16. 


248 

EXPORT,  Organ  dea  Centrafrereiiw  für  Handelageographie  etc. 


1X87. 


es  ein  Vcrgnflgen  ist,  eine  solche  Maschine  arbeiten  zu  sehen,  ohne 
das  bekannte,  nervös  aufregende  Klappern  hören  zu  müssen. 

Wir  begrüfsen  diesen  weiteren  grofsen  Vorzug  der  deutschen 
Nähmaschine  gegenüber  der  amerikanischen  mit  lebhafter  Freude 
und  wünschen  dem  anerkanntermaßen  eifrigen  und  unermüdlichen 
Förderer  deutscher  Näbmaschinen-lnduslrio  auch  fernerhin  einen 
guten  Erfolg.  

Europa. 

J.  E.  Einfluß  der  neuen  Schutzzölle  In  Frankreich  auf  die 
italienische  Vieh  - Ausfuhr.  (Originalbericbt  aus  Turin.)  Die 
Stimmung  über  das  Votum,  durch  welches  ueulich  der  französische 
Senat  seinen  Schutzzollgesinnungen  Ausdruck  gab  und  den  Zoll 
auf  eingeführtes  Vieh  bedeutend  erhöhte,  war  bei  den  italienischen 
i'&ndwirthen  keine  gilustige,  da  man  hier  ziemlich  allgemein  der 
Ansicht  ist,  daß  die  Folgen  dieser  Zollerhöhung  für  einen  Haupt- 
ausfuhrartikel Italiens  äußerst  nachtheilig  sein  werden. 

Daß  aber  diese  Ansicht  unbedingt  richtig  sei,  scheint  mir 
zweifelhaft;  es  genügt,  einige  Zahleu  aus  den  letzten  Jahren,  die 
den  italienischen  Viebexport  nach  Frankreich  betreffen,  etwas 
näher  ins  Auge  zu  fassen,  um  alsogleich  zu  erkennen,  daß  die  Zoll- 
erhöbungen  jedenfalls  nicht  direkt  auf  den  italieuiscben  Yiebhandel 
eingewirkt  haben.  Es  ist  eine  bekannte  Tbatsacbe,  daß  Frankreich 
in  dem  au  3.  November  1881  mit  Italien  abgeschlossenen  Vertrage 
•ich  in  Betreff  des  Zolles  auf  Hornvieh  die  Hand  frei  hielt;  dieser 
Vorbehalt  faod  denn  auch  gleich  dadurch  seine  Erklärung,  daß 
Frankreich  schon  am  8.  November  1881  den  Zoll  auf  eingeführte 
Ochsen  von  84t  Fres.  pro  Stück  auf  15  Frca.  erhöhte.  Es  blieb 
aber  nicht  dabei,  denn  durch  das  Gesetz  vom  28.  März  1885  wurde 
eine  neue  Erhöhung  auf  25  Frcs.  pro  Stück  notirt,  worauf  dann 
schließlich  der  ungeheure  Zoll  von  38  Frcs.  kürzlich  festgesetzt 
wurde.  Daß  nun  diese  Maßregeln  in  hohem  Grade  die  hiesigen 
Landwjrtbe  treffen,  liegt  auf  der  Hand,  da  doch  %o  des  expoitfrtei] 
Mastviehes  von  hier  nach  Frankreich  gingen;  daß  letzterer  Staat 
durch  diese  neuen  Zölle  sozusagen  seine  Grenze  sperrte,  kann  der 
italienischen  Viehzucht  gewiß  sehr  nachteilig  werden.  — Vor  we- 
nigen Jahren  noch  war  der  Viebexport  nach  Frankreich  für  Italien 
eine  Quelle  des  Reichtums,  wie  besonders  daraus  bervorgebt,  daß 
in  der  kurzen  Zeit  vou  18G9  bis  1872  die  Preise  fast  um  60%, 
und  von  1872  bis  1873  noch  um  30%  stiegen. 

Nachstehende  Tabelle  zeigt  nun,  wie  die  Höhe  der  italienischen 
Viehausfuhr  nicht  immer  im  entsprechenden  Verhältnis  zu  deu 
Zollerhebungen  in  Frankreich  stand. 

Ausfuhr  von  italienischem  Rindvieh 

(Ochsen,  Stieren,  Kühen,  usw.)  vou  1871  bis  1886. 

8tlU*  Stück  Stack  stack 

1871  ..  162  681  1875  ..  56  595  1879  123  672  1883  ..  127  003 

1872  ,.  134  145  1876  ..  93  335  1880..  86  952  1884  ..  70  968 

1873..  73  344  1877..  155  592  1881  ..  65  924  1885.  40  625 

1874  ..  43  653  1873  ..  1G5  149  1882  ..  109  972  1886  ..  48  798 

Diese  Zahlen  sind  äußerst  schwankend  und  können  zu  keinem 
Schlüsse  führen,  der  die  Befürchtungen  der  italienischen  Landleute 
als  begründet  erscheinen  ließe.  Die  Abweichungen  sind  keineswegs 
regelmäßig,  und  es  wäre  schwierig,  die  Ursache  derselben  genau 
atizugeben.  Dieselben  auf  die  französischen  Schutzzölle  zurückfübren 
zU  wollen,  wäre  unrichtig,  da  der  bedeutende  Außcbwung  der 
italienischen  Viebausfubr  in  deu  Jahren  1882  und  1883  gerade  auf  | 
die  erste  französische  Zollerhöhung  erfolgte.  Richtiger  wäre  es 
vielleicht,  wenn  man  den  Grund  der  großen  Schwankungen  in  den 
Abweichungen  der  Produktion  und  Konsuroption  in  Frankreich 
bezw.  Italien,  sowie  in  den  sonstigen  Konkurrenzländern  suchen 
würde,  ln  jenen  Jahren,  wo  Frankreich  große  Mengen  Rinder  usw, 
braucht,  sei  es  zum  Schlachten  oder  zur  Züchtung,  steigt  unsere 
Ausfuhr  regelmäßig;  sobald  aber  Frankreich  wieder  genügend  ver- 
proviantirt  ist,  muß  dieselbe  auch  unvermeidlich  wieder  siuken. 
So  wird  nun  auch  jedenfalls  die  erste  Folge  der  jüngsten  Zoll- 
er höhungen  sein,  daß  die  eigene  Hornvieh-Produktion  Frankreichs 
bedeutend  steigen , seine  Nachfrage  bei  den  anderen  Staaten  in 
Folge  dessen  eine  geringere  sein  wird. 

Das  Verhältnis,  in  welchem  Italien  bei  der  Vieh-Ausfuhr  nach 
Frankreich  zu  den  übrigen  betreffenden  Ländern  steht,  geht  aus 
folgender  Tabelle  hervor: 

Von  dem  io  Frankreich  von  1881  bis  1886  einge- 
führten Rindvieh  lieferte  Italien: 

Getuen  Kühe  Kkllter  I O einen  Ktbe  K*lb«r 

1881  ..  52  % 23%  81%  1884  . . 64%  20%  25% 

1982  . 67%  35%  37%  I 1885  ..  52%  14%  13% 

1883  . 75%  40%  35%  | 

Man  sieht  hieraus,  daß  eine  Zunahme  des  italienischen  An- 
theiß bi)  der  französischen  Einfuhr  von  Ochsen  und  Kühen  bis 


1883  bestand,  für  Kälber  dagegen  nur  bis  1882.  Seither  geht  die 
italienische  Viehausfuhr  aber  immer  mehr  zurück;  Belgien  hat,  was 
die  Einfuhr  vou  Kühen  und  Kälbern  in  Frankreich  betrifft,  unsere 
Stellung  eingenommen,  und  es  wird  nicht  ausbleiben,  daß  Algerien 
und  Rumänien  in  kurzer  Zeit  uns  bei  der  Ochseoeinfuhr  verdrängen 
werden.*)  Dies  wird  um  so  eher  geschehen,  als  die  Viehproduktion 
Italiens  dem  inländischen  Bedarf«»  nicht  mehr  genügt,  sodaß  wir 
in  den  letzten  Jahren,  d.  h.  seit  1885  bis  beute,  eine  nicht  unbe- 
deutende Anzahl  von  Ochsen  und  Stieren  hierher  eiogefübrt  haben; 
zur  Erläuterung  dessen  gebe  ich  hier  eioige  Zahlen: 

An  Ochsen  und  Stieren  wurden  in  Italien  eingeföhrt: 

St&ek  Stück  Stück 

1881..  3 117  1883..  3 314  1885  ..  7 903 

1882  . . 2 249  1884  . . 4 708  1886  . . 12  702 

Im  laufenden  Jahre  waren  bis  zum  28.  Februar  schon 
2873  St üc k Ochsen  und  Stiere  eingeführt,  gegen  1158  Stück  ins 
selben  Zeitraum  des  vorigen  Jahres,  was  für  die  zwei  ersten  Mo- 
nate von  1887  schon  einen  Überschuß  von  1 715  8tück  ausmacht. 
Im  Jahre  1885  wurden  allein  ans  Rumänien  2000  Stück  Ochsen 
in  Italien  eingefübrt.  Wenn  also  die  Viehzucht  Italiens  dem  eige- 
nen Bedarfs  nicht  mehr  genügt,  so  ist  es  leicht  erklärlich,  daß 
die  Ausfuhr  nach  Frankreich  immer  mehr  abnebmen  muß. 

Zwei  Aufgaben  drängen  sieb  uns  hier  zur  Lösung  auf. 
Erstens  muß  die  inländische  Viehzucht  quantitativ,  vor  allem  aber 
qualitativ  bedeutend  gehoben  werden,  sonst  schwindet  die  Hoff- 
nung, die  fremde  Waare  von  unseren  Märkten  zu  verdrängen,  sowie 
jene,  das  in  Frankreich  verlorene  Gebiet  wieder  gewinnen  zu  kön- 
nen. Die  Lösung  dieser  Aufgabe  fällt  direkt  dem  Landwirtbe  zu; 
es  steht  aber  zu  erwarten,  daß  das  Ackerbauministerium  hierbei 
seine  Unterstützung  picht  versagen  wird.  Zweitens  ist  es  unbedingt 
notbwendig,  daß  bei  den  bevorstehenden  Unterhandlungen  zur  Er- 
neuerung des  Handelsvertrages  mit  Frankreich  im  Interesse  unserer 
gesummten  Landwirtschaft  Maßregeln  getroffen  werden,  welche 
dem  italienischen  Bauer  Bürgschaft  dafür  bieten,  dafs  er  mit  Ver- 
trauen auf  eine  günstige  Entwickelung  der  Viehzucht  die  nöthigen 
Verbesserungen  io  seinem  Betriebe  einführen  kann. 

Die  Hafenbaaten  In  Lissabon.  (Original bericht  ans  Lissa- 
bon). Ich  muß  leider  konstatiren,  daß  das  Interesse  der  deutschen 
Kapital-  nnd  Industrielrreise  an  deu  hiesigen,  io  Aussicht  genom- 
menen Hafenbaaten  bisher  nur  ein  passives  war.  Wie  ich  Ihnen 
bereits  brieflich  mittbeille,  lagen  am  26.  März,  dem  Termin  des 
ausgeschriebenen  Konkurses,  nur  zwei-  nnd  zwar  Dichtdeutsche 
Offerten  vor  — die  eine  von  dem  Belgier  Pierre  Hildnert  Hers  ent 
nnd  die  andere  von  Frederic  William  Ree v es.  Hersent  verband 
mit  seiner  Hafenbau-Offerte  gleichzeitig  eine  andere  nebenhergebendo 
für  den  Bau  einer  Eisenbahn  von  Lissabon  nach  Cuscaes  an  der 
Tcjo-Mündung.  Gegen  alles  Erwarten  ging  die  Prüfungs-Kommission 
sofort  mit  Eifer  an  ihre  Arbeit  Anfang  dieses  Monats  hatte  es 
den  Anschein,  daß  Verbesserung«  Vorschläge  zweier  englischen 
Ingenieure  von  dem  gerade  hier  liegenden  englischen  Geschwader 
(Charles  Daniel  und  William  Onrzon)  den  definitiven  Zuschlag 
der  Regierung  io  weite  Ferne  hiuausschieben  würden;  gestern  indeß 
war  iu  allen  Zeitungen  schon  zo  lesen,  daß  der  Bau  der  Hafen- 
werke endgiltig  Hersent  übergeben  worden  iat  Die  Konzession 
für  die  damit  zusammenhängenden  Babnbauten  am  linken  Tejo- 
Ufer  ist  auf  Einspruch  der  „Companbia  Real  dos  Caminboi  de 
Ferro  Portugoezes*  an  dioso  verliehen  worden. 

Wie  weit  nun  Herr  Hersent  den  Offerten  deutscher  Fabriken 
zugänglich  ist,  werden  wir  sehen.  Es  wäre  sehr  zu  wünschen,  dafs 
die  deutsche  Industrie  bei  den  Lissaboner  Hafenbauten  nicht  ebenso 
leer  ansgehe  wie  in  Leixöea,  wo  das  französische  Konsortium 
Duparehy  ausschließlich  französische  Maschinen  verwendet. 

Afrika. 

Die  Spanier  am  Rio  de  Oro.  Als  vor  wenigen  Jahren  die 
Kolonialthätigkeit  einen  unerwarteten  bedeutenden  Aufschwung 
nahm,  und  besonders  der  schwarze  Erdtheil  Afrika  verdientermaßen 
die  Interessen  der  nach  neuen  Kolonieen  suchenden  Mächte  auf 
sieb  lenkt«,  bemühten  sich  auch  einige  Privatgesellschaften  Spaniens, 

*)  Betreffs  Rumäniens  durfte  du  für  die  nächste  Zeit  doch  mehr  als 
fraglich  sein,  da  es  mit  der  Rinderzucht  daselbst  noch  kläglich  Aussicht. 
Vorläufig  exportirt  Rumänien  noch  kein  Vielt,  du  den  Ansprüchen  der 
großen  Verbnwcbwnitrkte  in  der  Mitte  und  im  Wüten  Europas  genügt  — 
obschon  in  einzelnen  Distrikten  sich  die  Rinderzucht  annähernd  auf  normaler 
Höhe  befinden  mag.  Einer  den  Ansprüchen  des  großen  Exportes  ent- 
sprechend«« Rinderzucht  stehen  übrigens  auch  die  nur  auf  wenige  Jahre 
lautenden  Pachtverträge  der  Pachtbauern,  sowie  die  ungünstigen  Verhältnisse 
der  Kleinbauern  Im  Wege.  T>le  Red. 


1887. 


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EXPORT,  Organ  des  Centralvereins  für  Handelsgeographi©  etc. 


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die  Regierung  zu  veranlassen,  »ich  dieser  Bewegung  aozoschliefsen 
und  schnell,  eh«  es  zu  spät  war,  noch  so  viel  herrenlosen  Grund 
und  Boden  in  Afrika  mit  Beschlag  zu  belegen,  als  nur  möglich. 
Cinovas  del  Caatillo  erkannte  jedoch,  dafs  zu  einem  wirksamen 
Eingreifen  ein  Flottenmaterial  und  Gold  mittel  erforderlich  waren. 
Aber  die  das  zerrüttete  Land  nicht  verfügte.  Er  verhielt  sich  des- 
halb den  Anregungen  gegenüber,  die  von  der  bandelsgeograpbiacben, 
der  Kolonial-  and  Afrikauisteogesellschaft  ausgingen  und  von  einigen 
andern  merkantilen  Körperschaften  unterstützt  worden,  als  Haupt 
der  Regierung  indifferent,  als  Privatmann  jedoch  wohlwollend.  Die 
liberalen  Oppoaitionsmänner  nutzten  indessen  die  Kolonialprojekte 
der  obigen  Vereine  für  ihre  eigenen  Parteizwecke  aus,  versprachen 
ihre  kräftige  Unterstützung,  sobald  sie  die  Regierung  in  ihren 
Hinden  haben  würden,  und  trieben  die  Afrikanisten-  und  die  Ko- 
lonialvereine an,  aus  eigener  Initiative  vorzngehen  und  sich  nicht  um 
die  konservative  Regierung  zu  kümmern.  Demgem&fs  wurde  denn 
im  Joli  1884  eine  Expedition  nach  dem  Golf  von  Guinea  gesandt, 
um  die  tbeils  begründeten,  theils  vermeintlichen  Rechte  Spaniens 
auf  die  den  Inseln  Fernando  Po  and  Corisoo  gegenüberliegenden 
Küsteostrecken  von  Kamerun  bis  zum  Gabunflusae  geltend  zn 
machen.  Die  Expedition  traf  jedoch  um  wenige  Tage  zu  spät  ein, 
Nacbtigal  war  ihr  zn  vorgekommen.  Zwar  suchte  sie  sich  zu  entschä- 
digen, indem  sie  eilig  mit  einer  groben  Masse  von  Stimmen  im 
Hinterlande  jener  Küstenstriche  Vertrüge  abschlofs  und  etwa 
16000  qkm  Landes  für  die  vereinten  Afrikanisten-  und  Kolonial- 
gesellschafteo  aooektirte. 

Fast  gleichseitig  werde  dann  aber  auch  ein  anderes  Gebiet  der 
Westküste  Afrikas  ins  Auge  gefafst,  der  Küstenstrich  von  Kap  Bo- 
jndör  bis  Kap  Blanco.  Seit  Jahren  war  von  spanischen  Afrika- 
reisenden auf  diese  Landstriche  hingewiesen  worden;  aber  natürlich 
hatte  es  an  Mitteln  gefehlt,  sie  in  Beschlag  zu  nehmen.  Vor  dieser 
Küste  befinden  sich  die  sehr  ergiebigen  Fischereigründe,  die  seit 
alten  Zeiten  von  den  Canariern  ausgebeutet  wurden.  Zur  Siche- 
rung dieser  Fiachereigebiete  schien  es  notbwendig,  das  nahegelegene 
Küstenland  zu  besetzen.  Es  wir  jedoch  noch  ein  anderer  Grund, 
der  hiezu  veTanlafste:  der  Wunsch,  den  Handel  mit  Timbnkta  den 
Spaniern  zu  sichern.  Es  wurde  darauf  biugewieaen,  dafs  der  Weg 
von  Timbuktu  nach  dem  Rio  de  Oro  um  800  km  kürter  war  als 
der  nach  den  französischen  Kolonieen  an  der  MQndnng  des  Senegal, 
nümlich  ca.  1700  km  gegen  2600  auf  letzterem  Wege;  dafa  ferner 
die  Route  nach  dem  Rio  de  Oro  in  sanfter  Neigung  über  Walata 
und  Wadan  ununterbrochen  bergab  führt,  wührend  die  andere  un- 
gleich schwieriger  ist  und  bedeutende  Steigungen  des  Bodens  zu 
überwinden  hat;  dafs  endlich  die  Wüstenstrafse  nach  dem  Rio  de 
Oro  durch  schwachbevölkerte  Gebiete,  die  nach  SL  Louis  dagegen 
durch  zahllose  selbständige  Linder  führte,  deren  Bewohner  dem 
Handelsverkehr  grofie  Schwierigkeiten  bereiten  können.  Wenn 
man  also,  so  spekulirt«  man,  mit  den  Seheicha  voo  Adrar,  Tagonet, 
El  Hodh  and  Timbuktu  Vertrüge  schlösse,  wenn  auf  der  Straffe 
zwischen  Timbuktu  und  Rio  de  Oro  spanische  Konsulate  oder 
Agenturen  eingerichtet  würden,  ao  könnte  es  nicht  fehlen,  dafs  der 
Handel  Timboktus  den  neuen  Weg  einschlagen  und  ganz  den  Spa- 
niern sofaHen  mfifste. 

So  wurde  denn  Bon elli  beaufrtagt,  den  Küstenstrich  von  Kap 
Bojadör  bis  Kap  Blanco  zu  besetzen , dort  Faktoreien  einturichien 
und  wenn  möglich  gleich  Vertrüge  mit  allen  den  Scheichs  des  Innern 
abzusehlieCsen.  Trotz  der  Langsamkeit,  mit  der  alle  solche  Plftae 
in  Spanien  ausgeführt  werden,  kam  Bon  elli  doch  andern  Nationen 
zuvor  und  konnte  gegen  Ende  des  Jahres  1884  seinen  Auftrag- 
gebern die  frohe  Botschaft  melden,  dafs  er  den  erwähnten  Küsten- 
strich in  seiner  ganzen  Länge  von  etwa  600  km  für  sie  mit  Be- 
schlag belegt  ond  durch  Vertrüge  mit  den  an  wohnenden  Stüramen 
für  alle  Zeiten  für  Spanien  gesichert  habe.  Im  Gegensatz  zu  den 
meisten  andern  Berichten  achilderte  Bon  elli  den  Boden  jenes  Ge- 
bietes als  sehr  günstig  für  Ackerbau  und  den  Hafen  von  Ciutra 
als  einen  der  schönsten  der  Welt;  er  bilde  einen  Halbkreis  mit 
einer  Sehne  von  28  kin  Lünge,  and  der  Küstensand  weiche  in  ge- 
ringer Entfernung  vom  Meere  dem  besten  Fruchtboden.  Drei  Fak- 
toreien waren  eingerichtet  worden,  nümlich  am  Rio  de  Oro,  an  der 
Bai  von  Cintra  und  am  Kap  Blanco,  und  diese  drei  Niederlassungen 
erhielten  die  Namen  Villa  Cianeros,  Paerto-Badia  und  Medina-Gatell. 
Sie  bestanden  aua  je  einem  Waare nach uppen  und  mehreren  Hütten 
für  die  wenigen  Individuen,  die  an  diesen  Orten  als  Vertreter  der 
spanischen  Interessen  hinterlassen  werden  konnten.  Die  spanisch- 
afrikanische Handelsgesellschaft  hatte  in  Villa  Cisneros  (Rio  de 
Oro)  einen  Ponton  „Ines*  und  in  Medina  Gatell  (Kap  Blaneo)  den 
Schooner  „Libertad“  stationirt  Bon  elli  hatte  den  Eingeborenen 
die  schönsten  Versprechen  gemacht  und  ihre  8cbeu  durch  Eröffnung 
von  Handelsbeziehungen  zu  überwinden  gesucht.  Die  Anwohner 
hatten  ihm  dann  auch  gleich  eine  beträchtliche  Masse  Wolle  und 


137  8tück  Vieh  gebracht,  die  in  einer  für  sie  vortheilbaften  Weise 
eingetanscht  worden  waren.  In  den  nächstbetbeiligten  Kreisen 
knüpfte  man  an  diese  Erfolge  Booelli'a  die  überschwänglichsten 
und  weitgehendsten  Hoffnungen;  der  Handel  des  westlichen  Inner- 
Afrika  mufste  nnn  in  die  Hände  der  Spanier  übergehen,  die  ihre 
neue  Kolonie  mit  dem  ihnen  im  Frieden  mit  Marokko  von  1860 
zugestandenen,  aber  uoch  immer  nicht  förmlich  besetzten  Küsten- 
plntxe  Ifni  verbioden  und  im  Süden  Marokkos  ein  grofsartiges 
Kolonialreich  gründen  würden.  Kultur  uod  „Glauben“  zu  ver- 
breiten war  ja  immer  die  Aufgabe  Spaniens  gewesen;  nun  sollte 
auch  in  das  heidnische  Inner-Afrika  durch  sie  das  Licht  des  „allein- 
seligmachenden Glaubens“  gebracht  werden.  Ernstere  Beurtheiler 
erkannten  jedoch  gleich  die  Schwierigkeiten,  mit  denen  die  Spanier 
am  Rio  de  Oro  zu  kämpfen  haben  würden;  aie  sahen  ein,  dafs  zu 
der  Festsetzung  Spaniens  daselbst  ungeheure  Mittel  notbwendig  seien 
und  die  Regierung  wie  die  Handel-  und  gewerb treibenden  Stände 
aus  ihrer  Apathie  und  Gleichmütigkeit  herausgerissen  werden 
müfsten.  Die  Afrikanisten-  und  Kolooialgcsellsehaft  hatte  nur  den 
Grund  gelegt;  selbst  der  neuen  Kolonie  Lebenskraft  zu  verleihen, 
dazu  batte  sie  weder  die  Kraft  noch  die  Mittel. 

Die  Regierung  sah  in  dieser  Erweiterung  des  spanischen  Be- 
sitzes ein  wenig  erfreuliches  Geschenk;  denn  sie  verhehlte  sich 
nicht,  dafs  es  ihr  grofse  Verlegenheiten  bereiten  werde.  Sie  zeigte 
sich  natürlich  sehr  erfreut,  aber  sie  zögert«,  dem  neuen  Besitz 
den  erforderlichen  staatlichen  Schutz  zu  verleihen,  weil  sie  nicht 
über  die  hierzu  nothwendigen,  sehr  beträchtlichen  Mittel  verfügte. 
Die  Grofsiodastrieilen  und  Pinanzmäaner  aber  erkannten  auch, 
dafs  es  sich  nra  zinslose  Anlage  und  um  den  Verlust  grofser 
Kapitalien  bandele,  ehe  die  Faktoreien  West -Afrikas  im  Stande 
sein  würden,  irgendwelche  praktische  Resultate  zu  erzieleu  und 
Vortheile  zn  bieten. 

So  waren  denn  die  Mittel,  die  für  die  Erhaltung  dieser 
Niederlassungen  flüssig  wurden,  ganz  ungenügend,  und  die  Fak- 
toriien  fristeten  ihr  höchst  kümmerliches  Dasein  mit  so  grofser 
Mühe  und  Noth,  dafs  die  Leiter  derselben  sich  wiederholentlich 
gezwungen  glaubten,  ihre  Posten  als  unhaltbar  aufzugeben.  An- 
gesichts solcher  Zustände  wandten  sich  die  Afrikanisten  an  die 
liberale  Regierung  mit  dem  Ansinnen,  das  Protektorat  über  die 
Sabiniküste  am  Rio  de  Oro  zu  erklären,  and  dies  geschah  denn 
schliefslich  auch  zu  Anfang  Jnni  des  Jahres  1886.  Geändert 
wurde  dadurch  in  den  inneren  Verhältnissen  der  Faktorei  nichts. 
Das  Großkapital  kümmerte  sich  um  sie  nicht,  und  der  Regierung 
fehlten,  wie  immer,  die  Mittel,  den  Faktoreien  einen  nachdrück- 
lichen staatlichen  Schatz  zu  gewähren.  Die  großen  Erwartungen 
bezüglich  der  Leitung  des  innerafrikanisehen  Handels  nach  dem 
Rio  de  Oro  wurden  gründlich  getäuscht.  Die  Franzosen  erkannten 
sehr  bald  die  Absichten  der  Spanier  und  bemühten  sich  mit  Erfolg, 
denselben  entgegenzuarbeiten.  Die  Eingeborenen  der  nächsten 
Umgebung  der  spanischen  Faktoreien  stellten  den  Verkehr  mit 
diesen  allmählich  nicht  nur  ganz  ein,  sondern  nahmen  ihnen  ge- 
genüber eine  entschieden  feindliche  Haltung  an  and  überfielen  sie 
za  wiederholten  Malen.  Ende  Oktober  und  Anfang  November  1886 
lauteten  die  Nachrichten  vom  Rio  de  Oro  ganz  verzweifelt;  so  biefs 
es  in  einer  Depesche  vom  9.  November  1886  von  Las  Palmas  auf 
den  canarischen  Inseln:  „In  der  Faktorei  des  Rio  de  Oro  liegen 
die  Geschäfte  ganz  danieder.“  Allerdings  sprach  dasselbe  Tele- 
gramm noch  die  Hoffnung  aus,  „dafs  nächstens  neue  Karawanen 
erwartet  würden,  um  die  Geschäfte  wieder  anzuknöpfen.“  Die 
Regierung  entschlaf»  sich  nun,  soweit  sie  konnte,  zu  helfen;  doch 
— es  blieb,  wie  gewöhnlich,  bei  frommen  Wünschen.  Statt  der 
erwarteten  Karawanen  kamen  inzwischen  feindliche  Horden,  welche 
die  wenigen  Bewohner  der  Faktorei  zur  Flocht  zwangen,  uod  vor 
einigen  Wochen  trafen  nun  Nachrichten  ein,  denen  gemäfs  die 
8panier  die  Niederlassung  am  Rio  de  Oro  aufgegeben  hätten. 
Offenbar  sollte  hiermit  eioe  letzte  energische  Pression  auf  die 
Regierung  ausgeübt  werden;  denn  darauf  bezügliche  Anfragen  io 
Las  Palmas  wurden  dnreh  Telegramm  vom  3.  April  folgen dennafsen 
beantwortet:  „Zufolge  der  Nacbricbtea,  die  wir  vom  Rio  de  Oro 
haben,  sind  zwei  Überfälle  gegen  jene  Faktorei  von  Seiten^  der 
Eingeborenen  erfolgt.  Zur  Zeit  der  Absendung  der  letzten  Nach- 
richten erwartete  man  einen  dritten  Angriff.  Wir  entbehren  wei- 
terer genauer  Mittheilnngen.“  Gleichzeitig  bringen  nnn  canarische 
Zeitungen  die  Notiz:  „Wie  eine  Zeitung  von  Santa  Cruz  meldet, 
ist  der  gegenwärtige  Chef  der  Faktorei  am  Rio  de  Oro  entschlossen, 
sein  Amt  aufzugeben  und  ln  sein  Vaterland  zurückzakehren,  wenn 
bis  zum  16.  dieses  Monats  (März)  nicht  der  Herr  Santa  Olalla 
eingetroffen  ist,  versehen  mit  den  Mitteln,  um  den  Beamten  das 
Gehalt  zu  zahlen,  das  ihnen  die  Spanisch- Afrikanische  Handels- 
Kompanie  schuldet.* 

Wir  ersehen  hieraus,  dafs  auch  die  letztgenannte  Genossen 


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1887. 


schaft,  welche  die  Leitung  der  Faktorei  übernommen  hatte,  mQde 
geworden  ist.  grofse  Geldsummen  unnütz  zu  vergeuden.  Die  na- 
tionale Ehre  Spaniens  erfordert  es  unter  diesen  Umstünden  nun, 
daß  endlich  die  Regierung  für  den  neuen  Kolonialbesitz  eintritt. 
Jüngst  sollte  denn  auch  der  „El  Vulcano*  mit  den  nöthigen  In- 
struktionen nach  den  canarischen  Inseln  und  der  Faktorei  des  Rio 
de  Oro  aufbrechen  In  Folge  einer  Havarie,  die  er  bald  nach  An- 
tritt der  Reise  erlitt,  roufste  er  indessen  nach  Cadiz  zurückkebreu, 
und  erst  am  3.  April  konnte  er  — den  jüngsten  Nachrichten  zu- 
folge — Cadiz  wieder  verlassen.  Eine  kleine  Truppenabtheilung 
sollte  durch  ihn  nach  den  unter  spanisches  Protektorat  genomme- 
nen Sabiraküstenplätzcn  übergeführt  werden.  Man  nimmt  an,  dafs 
diese  Faktorei  nun  definitiv  dem  Generalkapitanat  der  cunariscben 
Inseln  einverleibt  und  dem  Leiter  desselben  die  wenig  erfreuliche 
Last  aufgebürdet  werden  wird,  diese  unglückselige  Kolonie  gegeu 
alle  Angriffe  zu  vertheidigen.  (Das  ist  inzwischen,  wie  Telegramme 
vom  9.  April  aus  Madrid  melden,  geschehen.  D.  Red.) 

Allen  bisherigen  Erfahrungen  gemäß  müssen  wir  befürchten, 
dafs  diese  Faktoreien  der  Sahäraküste  unter  den  Spaniern  zu  kei- 
ner Bedeutung  gelangen  werden.  Abgesehen  von  allen  übrigen 
Gründen,  die  zu  dieser  Annahme  berechtigen,  sind  die  Spanier 
auch  den  Eingeborenen  in  hohem  Grade  verbalst,  and  sie  können 
sich  an  Thatkraft  mit  keiner  derjenigen  Mächte  messen,  die  ein 
Interesse  an  dem  Handelsverkehr  raitMaroL  ’;o  und  Inner-Afrika  haben. 

Hat  Kamerun  eine  Zukunft? 

Klima,  Handel  und  Plantagenbau,  sowie  allgemein  kulturelle  und  missiona- 
rische Aufgaben  und  Aassictoen  In  der  jungen  Kolonie,  auf  Grand  eigener 
und  fremder  Anschauung  dargestellt 
von 

Dr.  Bernhard  Schwarz. 

(PortMtsonf.) 

Es  ist  hochinteressant,  zu  hören,  welche  ganz  ungeahnten  Ver- 
hältnisse dieser  Handel  bereits  geschaffen.  Eine  lange,  überaus 
lebhafte  Handelsstraße  mit  zahlreichen,  grofseo,  volkreichen  Etappen 
hat  sich  in  der  angegebenen  Richtung,  westostlich,  gebildet.  Ort- 
schaften mit  60,  80  und  mehr  Häusern  sind  hier  keine  Seltenheit. 
Ein  kürzerer  Seitenstrang  läuft  von  Balundn  aus  in  südöstlicher 
Richtung  ins  Land  hinein;  auf  diesem  ist  der  gleichfalls  sehr  statt- 
liche Ort  Bange  der  IlaupUammclplatz  des  nach  dem  Calabar  be- 
stimmten Öles.  Allenthalben  trifft  man  in  diesem  Landestheile 
reisende  schwarze  Händler  aus  den  Hafenplfitzen  der  Calabarmön 
düng,  die  sieb  vor  den  Ähnlichen  Gesellen,  die  vom  Kamerun- 
Auf»  aus  ins  Innere  gehen,  durch  noch  vornehmere  Kleidung  and 
höhere  Bildung  auszeichnen.  In  den  Orteu  selbst  bat  sich  ein 
schon  recht  ansehnlicher  Luxus  ausgebildet.  Man  sieht  Palissaden 
riugs  um  die  Ansiedelung  uiit  förmlichen  überdachten  Stadttboren. 
Die  Straßen  besteben  aus  hart  gestampftem  Lehm,  die  HÄuser  sind 
inwendig  und  auswendig  mit  Mörtel  beworfen  und  in  kleiue  Riume 
mit  schmalen  Thören  und  kleinen  Fensterlöchero  abgetheilt.  Viele 
haben  einen  mit  GebÄaden  nach  Art  der  arabischen  Wohnungen 
rings  umschlossenen  Hof,  sowie  Veranden  und  Pfeilerg&nge,  unter 
denen  europäische  Holzstnhle  stehen.  Bei  manchen  ist  die  nach 
dem  Hofe  gerichtete  Wand  ganz  fortgenommeu,  dergestalt,  dafs 
das  ganze  Haus  so  eine  einzige  große  and  küble  Veranda  bildet, 
wo  der  Hausherr  mit  Familie  seine  Mahlzeiten  einnimmt  und  Nachts 
die  Diener  schlafen.  Es  giebt  auch  obere  Stockwerke,  zu  denen 
vom  Hofe  aus  eine  Treppe  hinaufführt.  Ferner  trifft  man  in  den 
Königshäusern  eine  Menge  Diener  nnd  Heiducken,  die  in  bunte 
Zeugstücke,  Hemden,  Westen  und  andere  Garderobentheile  ge- 
kleidet sind;  manche  von  diesen  Leuten  sprechen  ganz  geläufig  eng- 
lisch. Bei  dem  König  io  Balundn  sahen  die  Schwcdeu  sogar 
bunte  Decken  auf  den  Tischen  uud  europäische  Stühle  in  den  Zim- 
mern, Diener  servirten  Erfrischungen  in  Gläsern  auf  Präseutir- 
tellern,  bei  der  Mahlzeit  wurde  der  Tisch  auf  europäische  Weise  ge- 
deckt, die  Speisen  erschienen  in  Porzdianscb assein  und  waren  auf 
englische  Art  zubereitet;  vor  Beginn  des  Essens  wurde  Waaser 
zum  Händewaschen  herumgegeben,  wobei  das  bis  zum  Boden 
reichende  Tischtuch  als  Serviette  benutzt  ward  nsw.  Der  Sohn 
des  Königs  sprach  fließend  englisch,  zeigte  sieb  sehr  gebildet,  be- 
sonders auch  in  der  Geographie  von  Europa  wohl  orieutirt,  und 
machte  sich  über  die  Mittbeilungen  der  Schweden  genaue  Notizen. 
In  einem  anderen  Hause  befand  sich  u.  a.  eine  grofse  Glocke,  mit 
der  zu  den  Essenszeiten  geläutet  wnrde,  und  der  Hausherr  hatte 
nur  eine  Frau,  die  völlig  englisch  zu  kochen  verstand.  (Über  all 
dies  siehe  den  interessanten  Bericht  Waldau's  in  den  „Deutschen 
geographischen  Blättern*  der  Geographischen  Gesellschaft  in  Bre- 
men, Bd.  IX,  Heft  2,  S.  126  ff.) 

Es  bedarf  kaum  noch  der  ausdrücklichen  Betonung,  dafs  nach 
alledem  die  Anlage  einer  Faktorei  in  dem  gedachten  Bibundi  ein 


ebenso  aussichtsreiches  wie  patriotisches  Unternehmen  sein  würde. 
Der  zur  Zeit  ius  Ausland,  in  eine  englische  Kolonie  strömende 
Gewinn  könnte  abgelenkt  und  unseren  Grenzen  erbalten  werden, 
wohin  er  ja  auch  naturgemäß  gehört.  Es  ist  dazu  um  so  mehr 
Aussicht,  als  der  Weg  von  Balundu,  beziehungsweise  aus  dem 
Herzen  des  ßakundagebietes  nach  der  deutschen  Kamerunküste  bei 
Bibundi  mindesten*  um  die  Hälfte  kürzer  ist,  als  der  nach  den 
englischen  Besitzungen.  Der  Waarentransport  könnte  zudem  sehr 
erleichtert  werden,  wenn  die  zahlreichen  ansehnlichen  Wasseradern, 
wie  der  Rio  del  Key.  der  Mokasse,  der  Merae-Rumbi  und  der  Uange, 
die  alle  aus  deT  Gegend  von  Balundu  nach  unserer  Küste  fließen, 
zur  Benutzung  gelaugten,  was  sehr  bald  geschehen  würde,  wenn 
die  Bakundubändler  erst  eine  Faktorei  an  der  nahen  deutschen 
Küste  an  Stelle  der  entfernteren  englischen  wüßten.  Allerdings 
faudeu  die  Schweden  den  König  von  Baloodu  bei  ihrem  Besuch 
noch  sehr  deutschfeindlich  und  englisch  gesinnt,  ohne  Zweifel  in 
Folg«  von  englischen  Aufhetzungen;  das  bat  sich  aber  geändert, 
seitdem  Ende  1886  Herr  Gouverneur  v.  Soden  auf  dem  Mokasae 
mit  dem  Dampfer  „Fan*  bß  nahe  an  Balundu  hinaufgefahren  ist 
und  dort  mit  dem  erwähnten  Könige,  Yellow  Duke,  einen  Ver- 
trag geschlossen  hat,  „durch  den  der  letztere  den  deutschen  Kaiser 
als  sein  Oberhaupt  anerkannte.*  Waldau  berichtet  das  selbst  in 
einer  Nachschrift  a.  a.  0.  S.  141.  Es  gilt  also  doppelt,  was  er 
S.  137  bezüglich  Bibundis  bemerkt:  „Der  Platz  ist  sehr  passend 
zur  Anlegung  einer  Faktorei.4* 

Dafür  spricht  außerdem  auch  die  von  WTaldau  beregte  Tbat- 
sacbe  (S.  137),  daß  zur  Zeit  bereits  die  Neger  von  Bimbia  dorthin 
einen  lebhaften  Handel  unterhalten.  Dieselben  würden  allerdings 
die  Anlegung  einer  deutschen  Faktorei  an  jenem  Platze  nicht  gern 
sehen;  iodeß  könnte  einer  von  dieser  Seite  etwa  beabsichtigten 
Feindseligkeit  gegen  das  Unternehmen  leicht  begegnet  werden,  wenn 
im  Anfang  wenigstens  eiue  Zeit  lang  eins  der  in  Kamerun  statio- 
nirten  Kanonenboote  vor  Bibundi  ankerte  und  die  Faktorei  sich 
selbst  mit  einer  Schaar  gut  bewaffneter  Knineger  von  Liberia,  die 
leicht  zu  haben  sind,  versähe.  Übrigens  würden  die  Eingeborenen 
der  Gegend  bald  genug  aelhst  die  Niederlassung  gegen  jene  Zwischen- 
händler schützen,  wenn  sie  sehen,  wie  viel  mehr  sie  von  den  Euro- 
päern für  ihr  Ol  erhalten  als  von  ihren  Stammeagenoasen.  Zudem 
verhindert  schon  der  Umstand,  daß  die  Bimbialeute  io  ihrem  eige- 
nen Orte  eine  deutsche  Faktorei  haben,  größere  Gewaltakte. 

Möchte  sich  doch  also  recht  bald  eine  deutsche  Firma  oder 
eine  Kolonialgesellschaft,  wie  wir  deren  bereits  jetzt  mehrere  haben, 
i — ich  denke  beispielsweise  an  die  „Deutacb-Westafrikanischc  Kom- 
panie44, die  sich  ja  die  Ausnutzung  der  deutschen  Besitznogen  in 
West-Afrika  zum  Ziel  gesetzt  bat,  — finden,  die  den  so  überaus 
günstigen  Punkt  besetzte.  Es  würde  sich  daselbst  bereits  mit 
einem  geringeren  Anlagekapital  viel  erreichen  lassen.  Allerdings 
müßte  der  junge  Platz  dann  auch  eine  Verbindung  mit  Europa 
erhalten,  was  iudeß  leicht  erzielt  würde,  wenn  die  Wörm&no'seben 
Dampfer,  die  regelmäßig  Kamerun  besuchen,  auch  diesen  Punkt 
dabei  anliefen  oder  doch  diejenigen  Fahrzeuge  jener  Linie,  die  ihre 
Fahrten  nur  bis  Old  Calabar  au*dehnen  (wie  die  „Erna44  u.  a.), 
noch  bis  Bibundi  zu  gehen  veranlaßt  würden.  Dies  geschähe  aber 
nach  den  von  jener  Rhederei  gebandhabteo  Grundsätzen,  die  für 
die  Aufnahme  eines  neuen  Anlegeplatzes  io  ihr  Programm  nur  auf 
die  Garantie  einer  gewissen  Fracbtroenge  dringen,  ohne  Zweifel. 
Am  besten  wäre  es  freilich  für  derartige  Neugründungen.  wenn 
wir  die  auch  für  West-Afrika  projektirt  gewesene,  jedoch  vom  Reichs- 
tage leider  abgelehnte  Subvention irte  PoBtdampferiinie  besäßen. 

Außer  (beziehentlich  statt)  einer  derartigen  direkten  Verbindung 
mit  der  Heimath  möchte  ich  noch  einer  solchen  (mit  einem  kleinen 
Küslendampfer)  zwischen  Bibundi  und  Kamerunstadt  das  Wort 
reden,  die  übrigens  gleichfalls  unschwer  zu  erhalten  wäre.  Denn 
die  deutsche  Regierung  wird  doch  über  kurz  oder  lang  daran 
denken  müssen,  eine  regelmäßige  Fahrt  zwischen  dem  kolonialen 
Zentrum  in  Kamerunstadt  und  dem  aufblübenden  Bimbia  und 
Viktoria,  beziehentlich  dem  bei  einem  hoffentlich  bald  entstehenden 
großartigen  Plantagenbau  doppelt  wichtig  werdenden  Kamerun- 
gebirgsgebicte  einzuriebten.  Eine  solche  Linie  könnte  leicht  auch 
noch  das  unferne  Bibundi  berühren,  wie  dieselbe  ja  mit  der  Zeit 
unzweifelhaft  zu  einer  Verbindung  sämmtiieber  Kostenpunkte  unserer 
Provinz  überhaupt,  von  Bataoga  im  Süden  bis  znm  Rio  del  Rev 
im  Norden,  sich  entwickeln  würde.  Daß  eine  ähnliche  Küatenlinie 
zur  Zeit  noch  gänzlich  fühlt,  ist  sicher  einer  der  Gründe,  dafs  es 
mit  der  Kolonie  noch  immer  nur  langsam  vorwirtsgeht. 

Natürlich  ließen  sich  in  dem  eben  besprochenen  nördlichen 
Küstengebiet  unserer  jungen  Besitzung  auch  noch  andere  Gestade- 
punkte nennen,  wo  eine  Faktorei  Aussichten  bitte,  so  besonders 
an  den  Mündungen  der  erwähnten  Ströme,  die  dort  von  Norden 
herzuströmen,  namentlich  am  Rio  del  Rey,  dessen  Creeks  jetzt 


1887. 


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EXPORT.  Organ  de«  Centnüveroins  für  Handelagaographie  etc. 


Nr.  16. 


schon  von  den  Bakundubändlern  bei  der  Paasage  nach  dem  Old 
Calabar  benutzt  werden,  lndefe  der  ««ich  zunächst  bietende  und 
die  meisten  Aassiebten  gewährende  Punkt  jener  ganzen  Landes- 
bftlfte  wird  doch  eben  immer  das  genannte  Bihundi  beifsen  müssen. 
Jedenfalls  würde  selbst  schon  diese  einzige  Niederlassung  unserem 
kommerziellen  und  kulturellen  Einfluß  in  jenem  wichtigen  und 
grofsen  Landestbeile,  der  uns  bis  jetzt  nur  formell  gebürte,  die 
Thore  öffnen. 

Nach  unseren  früheren  Darlegungen  ist  aber  von  der  aller- 
größten  Wichtigkeit  die  Verschiebung  unseres  Handels  ins  eigent- 
liche Innere  des  Landes.  Diese  an  sich  sehr  schwierige,  vielleicht 
sogar  unausführbar  erscheinende  Sache  mufs  indefs  in  Kame- 
run als  gerade  besonders  erleichtert  erscheinen  und  zwar  io  Folge 
der  grofsen  Masse  von  ansehnlichen,  mehr  oder  minder  weit  schiff- 
baren Strömen.  die  dort  anf  einer  Küstenlänge  von  kaum  50  geo- 
graphischen Meilen  aus  dem  Herzen  des  Landes  heraus  sich  ins 
Meer  ergiefsen.  Dieselben  sind  ja  auch  jetzt  schon  die  Haupt- 
straßen für  den  bedeutenden  einheimischen  Handel,  richtige  „oil- 
rivers“;  au  ihnen  finden  sich  ferner  zahlreiche  große  Ortschaften 
oder  doch  wenigstens  deren  Hafenplätze,  falls  die  Städte  selbst 
die  nahe  gelegenen,  gesünderen  Hochlande  sich  erwählt  hätten, 
und  an  diese  Flüsse  führen  endlich  anch  noch  von  den  verschie- 
densten Binnenlandstbeilen  her  bedeutsame  Handelsstraßen. 

ln  erster  Linie  würden  hier  natürlich  jene  gewaltigen  Wasser- 
adern zu  berücksichtigen  »ein,  welche  im  Zentrum  des  Landes 
strahlenförmig  Zusammentreffen,  um  den  Kamerunflufs  oder  die 
Kamerunbai  zu  bilden.  Unter  ihnen  ist  in  jeder  Hinsicht  wieder 
der  nennenswertbeate  der  Mungo,  an  dessen  Ufern  sich  denn  auch 
bereits  die  meisten  und  größten  Faktoreien  des  Dualla-Stammes 
bezw.  King  BeH'sund  seines  Erbprinzen,  desManga  Bell,  erheben. 

Ein  sehr  günstiger  Punkt  ist  hier  die  bereits  genannte,  mit 
einem  wahren  Hafen  versehene  große  Stadt  Mungo,  die  mit  ferner 
Berechnung  an  dem  Punkte  angelegt  ist,  wo  der  Mungo  sich  in 
seine  beiden  Hauptarme  Iheilt,  vou  denen  der  eine  südwestlich 
nach  Bimbia  und  Viktoria,  der  andere  südöstlich  nach  Kamerun- 
Stadt  zieht.  King  Bell  hat  dort  ein  großes  Waarenlager,  und  die 
Bevölkerung  des  Orlen  zeichnet  sieb  durch  ihre  relative  Bildung, 
Wohlhabenheit  und  anständige  Bekleidung  ans.  Mungo-Stadt  ist 
von  der  Viktoria-Küste  wie  von  Kamerun-Stadt  aus  mit  Ruderboot 
in  etwa  6,  mit  einem  kleinen  Dampfer  aber  sicher  schon  in  2 Stunden 
zu  erreichen. 

Abnlieh  bedeutende  Ortschaften  finden  sich  anch  weiter  strom- 
aufwärts, nnr  daß  sie  von  da  ab  aus  den  angegebenen  Gründen 
immer  3 bis  6 km  vom  Flnß  abseits  ihre  Stätte  gewählt  haben, 
so  Buodschu  und  etwas  weiter  das  volkreiche  Pundo,  stromabwärts  1, 
stromaufwärts  2 Tagereisen  Kanufahrt  von  Kamerun,  dann  vor 
Allem  Bakundu  ba  Nambele,  mit  dem  man  sich  schon  im  Bereich 
des  grofseu.  freundlichen  und  ziemlich  kultivirten  Baknndu-Stnmmes 
befindet.  Durch  den  bekannten  Baptisten-Missionar  Richardson 
ist,  wie  ich  io  meinen)  „Kamerun**  weiter  ansgefübrt  habe,  der 
Boden  hier  schon  besser  als  an  irgend  einem  Punkte  bereitet, 
zumal  da  Richard sou  selbst  etwas  Handel  trieb,  wenn  auch  nur  zu 
dem  Zweck,  am  so  seine  eigenen  Bedürfnisse  zu  decken.  Nambele, 
das  leidlich  gesund  liegt  — Richardson  wohnt  mit  seiner  jungen 
Frau  bereits  7 Jahre  dort  — und  namentlich  reichliches  und  gutes 
Trinkwasser  besitzt,  vermöchte  ein  Zentrum  des  Handels  im  Innern 
tu  werden.  Es  wird  von  Kamerun-Stadt  ans  mit  einem  entsprechend 
gebauten  Dampfer  — die  Wörmann’sche  „Dualla*.  welche  die  Fahrt 
schon  wiederholt  gemacht  bat,  ist  ein  treffliches  Modell  für  solche 
Fahrzeuge  — in  wenigen  Tagen  erreicht  und  würde,  in  Folge  der 
mehrfachen  Handelswege,  die  hier  Zusammentreffen,  den  Handel 
nach  dem  oberen  Flusse,  dann  uach  dem  Mbn-  und  Rickardssee, 
sowie  selbst  westlich  nach  Old  Galabar  hin  zu  einem  beträchtlichen 
Theile  an  sich  zu  ziehen  vermögen.  Wichtig  erscheint  es  noch, 
dafs  von  Namb«;le  aus  die  Küste  auch  zu  Land,  anf  der  sehr  be- 
lebten Straße  über  die  Oslabhängc  des  Kamerun-Stockes  in  wenigen 
Tagen  zu  gewinnen  ist.  Kurz,  nirgendwo  in  ganz  Kamerun  würde 
eine  Binnenfaktorei  so  leicht  und  mit  soviel  Aussichten  zu  be- 
gründen sein,  wie  hier,  zumal  da  selbst  bei  einem  Weggänge  des 
erwähnten  trefflichen  Missionars  dieser  inöhaam  genug  erworbene 
Vorposten  doch  alsbald  vou  der  Baseler  Mission  anderweitig  be- 
setzt werden  würde. 

Noch  weiter  stromaufwärts  besitzt  dann  Manga  Bell  noch  eine 
Faktorei  in  Ndo  am  linken  und  in  Maudame  am  rechten  Flußufer, 
von  welch  letzterem  Orte  Landwege  nach  den  großen  Baßrami- 
slädlen  Kumba,  Kimendi  und  Bafaraman  führen.  Es  würden  dem- 
nach wohl  auch  hier  europäische  Faktoreien  prosperiren  können. 
Unbestritten  aber  wäre  zuvor  eio  Versuch  mit  Nambele  zu  machen. 

Ganz  ähnlich,  wenngleich,  wie  schon  erwähnt,  etwas  weniger  ] 
günstig,  wie  am  Mungo,  der  Herzader  der  ganzen  Kolonie,  stehen 


die  Verhältnisse  auch  au  den  benachbarten  Flüssen,  so  am  Abo, 
wo  die  Orte  Kokki  und  Abo,  die  HaupsUdt,  zu  Versuchen  beregter 
Art  einladen,  dann  ganz  besonders  ain  Wuri,  dem  größten  Strom 
dieser  Gegend  nach  dem  Mango.  Es  ist  übrigens  hoch  bemerkens- 
werth,  daß  an  diesem  Gewässer,  wenn  auch  nur  wenige  Meilen  von 
Kamernnstadt  entfernt,  die  Firma  C.  Wörmann  bereits  eine 
Binnen-,  oder,  wie  man  in  West- Afrika  sagt,  eine  Buschfaktorei 
unterhält,  gewiß  ein  praktischer  Beweis  dafür,  daß  die  wichtige 
Maßregel  durchführbar  ist-  Die  weiter  stromaufwärts  gelegenen 
Gebiete  waren  allerdings  bis  vor  Kurzem  Übel  berufen.  Die  dort 
wohnenden  Budiman»  sollten  wilde,  ja  sogar  mcnscheofressendc 
Gesellen  sein,  welche  die  Annäherung  keines  Weißen  duldeten.  Ein 
im  Frühling  1886  dahin  ausgefflhrter  Streifzug  eines  Beamten  der 
deutschen  Regierung  in  Kamerun  ergab  jedoch,  daß  jener  Stamm 
mit  Unrecht  verschrieen  sei.  Die  kleine  Expedition  wurde  anf  das 
Freundlichste  aufgenoramen.  „Der  Häuptling  Ngale  von  Budiman, 
welcher  alsbald  (nach  Eintreffen  der  den  Beamten  führenden  Dampf- 
barkasse)  an  Bord  erschien,  zeigte  sich  äußerst  liebenswürdig  und 
entgegenkommend.“  Derselbe  begleitete  am  nächsten  Tage  das 
Fahrzeug  sogar  bis  zu  dem  Katarakt  des  Stromes,  wobei  daa  ganze 
Budimauland  pasairt  und  schließlich  selbst  der  Ndokoko -Stamm 
erreicht  wurde.  Auch  dieser  letztere  bewieB  sich  sehr  entgegen- 
kommend. Zudem  wurde  der  Fluß  bis  zu  jener,  von  Kamerunstadt 
bereits  4 Tagereisen  (stromaufwärts)  entfernten  Stelle  als  wenig- 
stens von  Flußdampfern  innerhalb  der  Regenzeit  (April  bis  No- 
vember) wohl  befahrbar  gefunden.  Es  würde  demnach  die  An- 
legung von  Faktoreien  in  den  BudimanBtädteo  und  gewiß  auch 
noch  an  dein  erwähnten  Punkte  im  Bereiche  der  Ndokoko,  woselbst 
die  Expedition  eine  kleine,  malerische  Bucht  fand,  wohl  anzarathen 
sein*).  Überhaupt  dürften  sich  für  diese  Zwecke  die  Gegenden  bei 
den  Katarakten  (welche  übrigens  alle  Kamerunströrae  bilden,  indem 
sie  vom  Binuenhochlaode  in  die  tiefe  Küstenregion  hinabsteigen), 
eignen,  da  dort  meist  Landbandeiswege  von  verschiedenen  Rich- 
tungen her  Zusammentreffen,  um  nun  in  die  Wasserstraße  überzu- 
geben. (Vgl.  über  die  vorerwähnte  Expedition  „Deutsche  Kolonial- 
zeitung“, 111.  Jahrg.,  Heft  21,  S.  71 7 ff.). 

Ähnlich  günstige  Verhältnisse  im  Bezug  auf  die  Benutzbarkeit 
durch  kleine  Küsten  dampfe  r,  die  Gesinnung  der  Anwohner  und  die 
händlerischen  Aussichten  bieten  auch  die  südlich,  dicht  neben  dem 
Wuri  io  die  gleiche  Bai  sich  ergießenden  Ströme,  die  auf  unseren 
bisherigen  Karten  irrthümlich  als  Creeks  bezeichnet  sind. 

So  zunächst  der  Luog&si,  der  bis  zu  dem  großen  Dorfe  Nga- 
puma,  5 Stunden  weit,  mit  Dampfer  zu  befabreo  ist.  Er  hat  auf 
dieser  ganzen  Strecke  eine  Breite  von  50  bis  120  in  und  nicht 
unter  6 ro  Tiefe.  Der  Ort  liegt  etwa  4 km  vom  Wasser  auf  einer 
hohen  Uferterrasse  „mitten  im  hochstämmigen  Holze  und  bat  mit 
solcher  Umgebung  ganz  den  Charakter  eines  Dorfes  im  Kamerun- 
gebirge. “ „Die  Häuser  lallen  durch  ihr  sauberes  Außeres  auf, 
einige  sind  sogar  mit  Kalk  getüncht.“  Weiter  stromanfwärts,  je- 
doch der  Wasserverbältnisse  wegen  nur  noch  per  Boot  zu  errei- 
chen, liegt  sogar  noch  ein  Tiel  größerer  Ort,  Boso,  der  sich  gleich- 
falls zur  Begründung  einer  Faktorei  eignen  würde.  Dort  residirt 
der  angeblich  den  ganzen  Lungasi  beherrschende  King  Bunsong, 
der  vielleicht  ohne  Schwierigkeiten  für  den  Plan  zu  gewinnen  wäre. 
(Vgl.  hierüber  „Deutsche  Kolonialztg.*,  a.  a.  O.  S.  714.) 

Wichtiger  fast  noch  erscheint  der  Nachbar  des  Lungasi  zur 
Linken,  der  Donga,  in  den  schon  jetzt  die  deutschen  Faktorei- 
beamteu  von  Zeit  zu  Zeit  hiueinfabren,  um  dort  Öl  cinzunehmen. 
Anch  hier  ist  die  Fahrbahn  vou  bedeutender  Tiefe,  die  Breite 
schwankt  zwischen  50  und  1 500  m.  In  solcher  Weise  vermag  mau 
selbst  mit  einem  Dampfer  7 Stunden  weit  vorzudringen,  bis  schließ- 
lich der  Fluß  zu  einer  nur  noch  gegen  30  m breiten  Rtone  zu- 
satntncnsebnimpft,  die  aber  von  kleineren  Fahrzeugen  ohne  Zweifel 
noch  einige  Stunden  weit  zu  befahren  sein  würde,  wenigstens  bis 
za  der  ziemlich  großen  Stadt  Bekirna.  Eine  Handelsniederlassung 
an  diesem  Gewässer  würde  sich  übrigens  auch  auf  den  Gummi- 
export mit  großem  Erfolg  legen  können.  Denn  es  wurde  unserem 
Gewährsmann,  der  den  Fluß  befuhr,  von  einem  Eingeborenen  „ein 
großes  Stück  Kautschuk“  zum  Kauf  augeboten,  uod  behauptet, 
„daß  eine  ziemliche  Menge  davon  in  den  Wäldern  am  oberen 
Donga  vorhanden  sei;  die  geringe  Forderung  des  Schwarzen 
sprach  für  seine  Angabe.“  („Deutsche  Kolonialztg.“  a.  a.  0. 
S.  716.) 

Leider  liegt  eine  ähnliche  Befahrung  und  Untersuchung  des 
letzten  der  in  die  Kamerun-Bai  mündenden  Flüsse,  des  Edea  oder 
Quaqua,  zur  Zeit  noch  nicht  vor.  Doch  dürften  die  Produktious- 

*)  Ein  kürzlich  erat  erschienener  offizitaer  Bericht  weilt  namentlich  auf 
daa  unweit  der  Wuri-Katarakte  gelegene  Port  Yabassi  hin  (vgl.  „Deut.  Kol.- 
Etg."  IV,  b Heft,  8.  146 ff.). 


Nr.  16. 


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EXPORT,  Organ  des  Centralvereins  für  Handelftgeographie  etc. 


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Verhältnisse  selbst  dort  eine  Handel&ansiedlung  aussichtsreich  er- 
scheinen lassen.  Nach  Zöller  („Die  deutschen  Besitzungen  an  der 
westafrikaoiscben  Küste1*,  Stuttgart,  Spemano  1886.  IV,  S.  14) 
verschifften  die  im  Mündungsgebiet  des  genannten  Stromes  (nach 
der  atlantischen  Seite)  gelegenen  3 Faktoreien  (2  deutsche,  1 eng- 
lische) im  Jahre  1884  au  Elfenbein  3000  « engl.,  an  öl  46000  Imper. 
Gallons  und  3 600  Zentner  Palmkerne.  Auch  giebt  die  Perthes'* 
sehe  Spezialkarte  (1  : 800000,  1884)  dicht  unterhalb  der  bereits 
ziemlich  weit  im  Binnenlande  liegenden  Katarakte  einen  „Handels- 
platz" an  im  Bereiche  der  dortaelbst  hinter  den  Küstenbewobnern, 
den  noch  zu  den  DuaOa  gehörenden  Malimba , hausenden  Edea- 
Stämme,  die  wohl  von  den  schwarzen  Küstenhändlem  absichtlich 
als  besonders  wild  bezeichnet  werden.  Mindestens  dürfte  viel 
schwerer  der  Umstand  wiegen,  dafs  die  beiden  „breiten*,  „see- 
artigen1*  Mündungen,  mit  denen  der  Flufs  zum  Ozean  strömt,  wegen 
Brandung  und  Barre  nur  für  besonders  starke  und  flach  laufende 
Kösteodampfer  zu  passiren  sind,  während  der  stille  und  tiefe  Creek, 
mittels  dessen  der  Edea  eben  auch  in  die  Kamerunbai  sich  er- 
gießt, durch  Mangrovegebölz  derartig  verwachsen  ist,  dafs  wenig- 
stens ein  Versuch,  durch  diese  Wasserstrafse  den  Hauptstrom  zu 
erreichen,  welcher  während  meiner  Anwesenheit  in  Kamerun  von 
Herrn  Kanzler  von  Puttkam  er  mit  der  Dampfbarkasse  des 
Gouvernements  unternommen  wurde  und  an  dem  sich  auch  mein  1 
Begleiter  Herr  von  Prittwitz  hetbeiligte,  völlig  mißglückte.  Es  j 
würde  für  die  Erschliefsnng  nicht  nur  jenes  Oil-river,  sondern 
auch  der  ganzen,  noch  total  unerforschten  Landschaft  in  seinem 
Stromgebiet  sowie  des  erst  sehr  wenig  bekannten  südlichen  Kame- 
run überhaupt  von  größter  Wichtigkeit  sein,  wenn  man  den  er- 
wähnten „<Jua<iua- Creek“  unter  Zuhilfenahme  von  einigen  hundert 
Krnboys  wenigstens  notbdnrftig  frei  machen  wollte.  Vielleicht  ist  auch 
nur  die  Einfahrt  durch  die  vom  Kamerunflufs  her  angeschwemmten 
Aste  und  dergleichen  so  verbaut  und  die  Bahn  weiter  hinein  freier. 
Hoffentlich  erfindet  einmal  ein  kluger  Kopf  eine  Maschine,  die, 
ähnlich  etwa  wie  ein  Schneepflug,  derartige  Wasserstraßen  zu 
reinigen  vermag.  Es  würden  damit  für  die  Kamerunkolooie  ganz 
unglaubliche  Vortheile  erreicht  und  bei  der  Unmasse  der  vorhande- 
nen Creeks  nahezu  für  das  ganze  reiche  Stromnetz  des  Landes 
eine  indirekte  Kommunikation  der  einzelnen  Wasseradern  mit  ein- 
ander geschaffen  werden  können.  ; 


Nord-Amerika. 

Außenhandel  dar  Vereinigten  Staaten  von  Nord-Amerika 
1885  und  1886,  mit  besonderer  Beziehung  auf  Deutschland. 

I.  Einleitendes.  Geschäftliche  Lage  der  Union.  Die 
Kulturvölker  Europas  wenden  den  Bestrebungen  des  Auslandes  in 
Bezug  auf  Entwickelung  der  Industrie  und  Ausbreitung  des  Handels 
unausgesetzt  ihr  Augenmerk  zu,  darunter  vor  allem  dem  stetigen 
Anwachsen  der  Vereinigten  Staaten  von  Nord-Amerika,  die  das 
vierte  Laud  der  Erde  bilden  hinsichtlich  der  Gröfee,  der  Bevöl- 
kerung und  des  Gesammtbandels.  Die  Bevölkerung  hatte  schon 
1880  die  Zahl  von  60  Millionen  überschritten,  und  Ende  1886  nach 
den  neuesten  Schätzungen  diejenige  von  69  Millionen  erreicht.  Die 
überaus  schnelle  Zunahme  derselben  in  diesem  9 213  270  qkm  um- 
fassenden Lfindergebietc  steht  in  innigstem  Zusammenhang  mit  der 
Einwanderung,  die 

1826  ca.  1Ü0U0  1656  ca.  200  000  1872  ca.  400  000  I 188S  noch  608  322 

1842  „ IOOOOO1I86I  _ 90  000:1678  . 138  000  1884  „ 518592 

1851  * 880  000  1865  . 250  000  1880  . 460  000  1885  „ 395  346 

1854  . 425  000  1867  . 300  000  1882  „ 790000  1886  „ 384  203 

Personen  betrug.  Die  Gesammtzahl  der  aeit  1821  in  die  Union 
Eingewanderten  beziffert  sich  auf  ca.  13  Millionen  — kein  Wunder 
also,  dafs  die  Bevölkerung  so  unglaublich  rasch  auf  mehr  als  60 
Millionen  stieg.  Zugleich  mit  der  Bevölkerung  nahm  auch  die  Pro- 
duktion, die  Industrie  nnd  der  Handel  zu,  sodaß  die  bedeutenden 
Ziffern  des  letzteren  und  der  profse  Gewinn,  den  er  dem  Lande 
bringt,  von  der  St&rke  des  Eiowanderungsslroiues  wesentlich  be- 
einflußt worden  sind,  wie  dieser  letztere  allerdings  umgekehrt 
auch  abhängig  ist  von  der  jeweiligen  Lage  dos  Handels  und  der 
Industrie  der  Vereinigten  Staaten. 

Ein  deutliches  Bild  des  Einflusses  der  BevöUcerungszunahiuc 
auf  die  Entwickelung  des  Gesammtbandels  der  Union  bietet 
folgende  Zusammenstellung,  in  der  für  die  mit  dem  80.  Juni 
endigenden  Rechnungsjahre  1860,  1866,  1870,  1873,  1876,  1879 
bis  1886  der  Werth  der  Waaren-Einfuhr  und  -Ausfuhr  und  des  Ge- 
saruiiit- Außenhandels,  sowie  deren  Vertheilang  auf  den  Kopf  der 
Bevölkerung  angegeben  sind.  Da  in  den  Vereinigten  Staaten  nur  ■ 
in  den  dekadischen  Jahren  (1860,  1870,  1880  uawj  Volkszählungen  | 
stattflnden,  so  wurde  für  die  Zwecke  der  folgenden  Tabelle  die  1 


Gröfse  der  Bevölkerung  für  die  übrigen  Jahre  errechnet,  und  zwar 
unter  Zugrundelegung  folgender  Zahlen: 

Km«  olincr  Klaw«liacr 

1860  . 31  443  321  i 1880  . 50  155  783 

1870.  38  558  371  | 1086  . 59  000  000  (usueste  Schätzung). 

Aufser  der  Bevölkerungszunahme  waren  Übrigens,  wie  sich  bei 
näherer  Betrachtung  der  folgenden  Tabelle  sofort  ergiebt,  noch 
andere  Einflüsse  auf  die  Entwickelung  der  nordamerikaaiseben 
Ein*  und  Ausfuhr  maßgebend,  u.  a.  der  Bürgerkrieg  Anfang  der 
60er  Jahre,  sowie  der  große  „Krach*  des  Jahres  1878  und  die 
diesem  folgenden  ungünstigen  Geschäfts  Verhältnisse.  So  sehen  wir 
die  Kopfzahlen  des  Jahres  1860  (II4  bezw.  10^  bezw.  21, 9 I) 
bis  zum  Jahre  1865  bedeutend  sinken,  und  zwar  auf  6,4  bezw.  4,7 
bezw.  11*  $;  ähnliches  finden  wir  in  den  Jahren  1873  bis  1879, 
und  schließlich,  wenn  auch  nicht  in  so  bedeutendem  Maße,  von 
1883  bis  heute.  Den  Grund  dieser  letzteren  Abnahme  haben  wir. 
aufser  in  der  allgemeinen  schlechten  Geschäftslage,  sowohl  io 
den  (durch  die  weiter  unten  gekennzeichneten  Verhältnisse  in  den 
Vereinigten  Staaten  hervorgerafenen)  ungünstigen  Konjunkturen, 
namentlich  aber  auch  in  der  durch  diese  Verhältnisse  bedingten 
stetigen  Verminderung  der  Einwanderung  zu  suchen. 


Waaren-Einfuhr  und  -Ausfuhr,  sowie  Gesammthaodel 
der  Union  in  den  Jahren  1860  bis  1A86, 
nnd  deren  Vertheilung  anf  den  Kopf  der  Bevölkerung. 


fahr  I 

Einfuhr 

• 

Pro 

Kopf 

♦ 

Ausfuhr 

* 

Pro 

Kopf 

Gesammthandel 

• 

Pro 

Kopf 

1860  1 

35  361  119 

11,* 

3*3  376  057 

10* 

687  192  176 

21.» 

1665  1 

238  745  580 

6^ 

166  029  803 

4,i 

404  774  883 

11* 

1870  ! 

435  958  408 

392  771  768 

10* 

828  730  176 

21* 

1873  ! 

642  136  210 

IS* 

522  479  317 

iS* 

1 164  615  527 

37,, 

1876 

460  741  191 

10,1 

540  384  671 

11* 

1 001  125  862 

33*1 

1879 

445  777  775 

9., 

71 1 637  393 

14* 

1 157  415  168 

SS,, 

1880 

667  964  746 

13., 

«36  688  658 

16,7 

1 503  593  404 

30,n 

188t 

642  664  628 

IS* 

902  877  846 

17* 

1 546  041974 

SO,., 

1882 

724  639  574 

13,7 

750  542  257 

14* 

1 475  181  851 

37* 

1883 

723  180  914 

13* 

823  839  402 

15j 

1 547  020  316 

33* 

1884 

667  697  693 

11* 

740  513  609 

13* 

1 408211  3oj 

25,, 

1885 

577  527  829 

10,ti 

742  189  755 

12,t 

1 319  717  084 

i 23„> 

1886 

635  436  136 

10* 

679  524  830 

11* 

1 814  960  966 

32* 

Aus  dieser  Zusammenstellung  ist  ferner  ersichtlich  — und  das 
ist  allgemein  interessant  — daß  der  Wrtb  des  nordamerikanischen 
Gesammthandels,  mag  letzterer  im  Ganzen,  besonders  was  die 
Mengen  anbetriffl,  auch  noch  eine  steigende  Tendenz  zeigen,  nicht 
zunimmt.  Da  nicht  nur  die  Bevölkerung,  sondern  auch  die  An- 
wendung der  Maschinen  in  der  Union  erheblich  zugenommen,  mit- 
hin sowohl  die  Zahl  der  Konsumenten  wie  der  Produzenten  sich 
vergrößert  hat,  so  würde  schon  ein  Gleicbbleiben  der  obigen  auf 
den  Kopf  entfallenden  Beträge  einen  Rückgang  in  der  Entwickelung 
des  Handelslebens  der  Union  bezeichnen,  um  wieviel  mehr  also  die 
stetige  Verringerung  dieser  Beträge  in  den  letzten  Jahren. 

Der  Gedanke,  daß  jene  Länder,  aus  denen  der  Strom  der 
Einwanderung  sich  in  die  Union  ergoß,  insbesondere  Deutschland, 
durch  den  Verlust  der  voo  den  Auswanderern  mitgefübrlen  oder 
durch  sie  repräsentirteo  Kapital-  und  Arbeitswerthe  io  bedeutendem 
Maße  geschädigt  wurden,  liegt  nahe,  und  oft  genug  ist  er  ja  auch 
ausgesprochen  worden.  Dieser  Gedanke  drückt  auch  die  Wahrheit 
aus,  nur  nicht  die  ganze  Wahrheit.  Denn  ebenso  wahr  ist  es,  daß 
die  Auswanderung  unter  den  bestehenden  Verhältnissen  ein  un- 
vermeidbares bei  ist,  wenn  sie  überhaupt,  von  universal-kul- 
turpolitischem Standpunkte  aas  betrachtet,  ein  Obel  genannt 
werden  darf.  Gleichfalls  ßt  es  eine  ebenso  wenig  zu  leugnende 
Wahrheit,  daß  der  Handel  und  das  Volksthum  der  Mutterländer 
(insbesondere  des  deutschen)  durch  die  Beziehungen  zo  jenen,  erst 
durch  den  unaufhaltsamen  Auswandererstrom  in  Blüte  gekommenen 
Gebieten  in  ganz  bedeutendem  Maße  gewonnen  haben,  anderer,  an 
sich  erst  in  zweiter  Reibe  wichtiger  Vortheile,  wie  der  Einrichtung 
zahlreicher  Dampferlinien  nicht  zu  gedenken,  die  auch  ihrerseits 
wiederum  befruchtend  einwirken  auf  die  Vermehrung  und  Festigung 
der  Handelsbeziehungen  und  auf  die  Stärkung  des  Baude«  gemein- 
samer geistiger  und  materieller  Interessen  zwischen  dem  Mutter- 
land« und  den  auswandernden  Söhnen  bezw.  dem  von  ihnen  zur 
Ansiedelung  erkorenen  Lande. 

Nehmen  die  Vereinigten  Staaten  von  Nord-Amerika  hinsichtlich 
der  Bedeutung  des  Gesammthandels  die  vierte  Stelle  unter  allen 
Ländern  der  Erde  ein  (nach  England,  Deutschland,  Frankreich),  so 
stehen  sie  unter  allen  außereuropäischen  Ländern  obenan.  Mil 
Recht  widmen  wir  also  der  Haudelsbewr gung  dieses  Ländergebietes 
im  Folgenden  unsere  besondere  Aufmerksamkeit. 

Mit  der  Einwanderung  in  ein  der  Bodenkultur  noch  nicht 


253 


1867. 


EXPORT,  Organ  dm  CwtraWowfns  für  Handel ageograp hie  etc. 


Nr.  16. 


überall  erschlossenes  Land,  wie  die  nordamerikaDiacke  Union  es 
ist,  erweitert  sich  zunächst  das  ProdokLiousgabiei  för  Nahrung»' 
mittel  in  demselben.  Der  Reickthum  der  Boden  er  tilge  der  Union 
ermöglichte  zunächst  eine  mächtige  Ausfuhr;  dadurch  bedingt  stei- 
gerte sich  auch  die  Einfuhr.  Letzteres  fand  aber  nicht  immer  in 
gleichem  Verhältnis  statt;  vielmehr  war  die  jeweilige  Höhe  der 
Einfuhr  auch  davon  abhängig,  ob  der  Markt  in  dem  immer  weiter 
besiedelten  Lande  mit  Eiofubrwaaren  fiberschwemmt  war  oder  nicht 
Den  Perioden  mit  gröfserer  Einfuhr  mufsten  also  naturnoth wendig 
Perioden  mit  geringerer  Einfuhr  folgen,  wenn  auch  die  Ansfnhr 
der  Rohstoffe  ziemlich  stetig  zugenommen  hst.  Im  Grofsen  und 
Ganzen  bat  sich  sowohl  der  Ausfuhr-  wie  der  Einfuhrbandel  der 
Union  in  steigenden  Kurven  bewegt:  ein  Beweis,  dafs  die  Verhält- 
nisse daselbst  im  grofsen  Durchschnitt  günstig  waren.  Seit  1883 
aber  bat  der  Gesammtbandel  der  Union  beständig  abgeoommeß. 
(Vgl.  vorstehende  Tabelle,  8.  252.) 

Den  Grund  dafür  haben  wir  schon  angedeutet:  in  den  Ver- 
einigten Staaten  leidet  der  Handel  unter  dar  allfemeiosa  Über- 
produktion und  der  dadurch  berbeigeffibrteo  schlechteren  Geschäfts- 
lage mindestens  ebensosehr  wie  der  Handel  anderer  Länder.  Es 
sei  uns  an  dieser  Stelle  noch  gestattet,  die  Wort«,  mit  welchen 
auf  dem  vorjährigen  „Allgemeinen  deutschen  Kongrefs“  Herr  Dr. 
Jannasch  die  Lage  der  Union  skizzirte,  hier  za  wiederholen,  da 
sie  dieselbe  treffend  beleuchten: 

«ln  den  Vereinigten  Staaten  von  Nord  - Amerika  ist  der  vermindert« 
Konsum  europäischer  Waaren  mm  grofsen  Theü  der  Stauung  des  europäi- 
schen Ausw&ndernngaatromea  zuruschrriben.  Nit  Rücksicht  auf  denselben 
hatte  vor  mehreren  Jahren  eine  wilde  LandspekuUUoo  Platz  gegriffen, 
welche  erfolglos  bleiben  mutete,  als  der  erwartet*  Kinwandercrstrom  ausblieb. 
Die  Eisenbahnkrbe  führte  bekanntlich  zur  Liquidation  zahlreicher  Bahnen 
und  batte  nothwendigerweise  eine  verderbliche  Schädigung  der  Eisenindustrie 
zur  Folge,  welche  wiederum  nach  I bei  Hg  auf  die  verwandten  Industriezweige 
zurückwirken  mufste.  So  wenig  man  jetzt  In  den  Vereinigten  Staaten  die 
Existent  einer  eoxialen  Frage  negirt  und  nicht  mehr  mitleidig  über  dieselbe 
lächelt,  so  wonig  bemitleidet  man  dort  jetzt  acbe«lzuckeud  die  Schwerfällig- 
keit des  Europäers,  die  es  nicht  versteht,  chronische  wirtschaftliche  Krisen 
mit  muthiger  Entschlossenheit  und  groben  momentanen  Opfern  in  akute 
Krisen  umzuwandeln.  Selbst  die  an  wirthachafUichec  Hiif*noitl<:U)  so  reichen 
Vereinigten  Staaten  haben  die  niederschmetternd«  Nacht  einer  dauernden 
Krise  zum  ersten  Male  empfunden,  ein  Zeichen,  dafs  die  jugendliche  Elasti- 
zität dieses  zukunftsreichen  Landes  doch  nicht  mehr  die  gleiche  ist  wie 
vordem.“ 

Was  nun  das  geschäftliche  Leben  der  Union  gerade  im 
letzten  Fiskaljahre,  1886/86,  im  Allgemeinen  betrifft,  so  zeigt  die 
Summe  des  Gesammtbandel«  ein  Minus  von  ca.  4%  Millionen 
Dollars  gegen  das  Vorjahr.  Für  die  Nordamerikaaer  war  ea  im 
Grofsen  und  Ganzen  kein  gutes  Geschäftsjahr.  Zunächst  bedeutet 
der  an  sich  ja  wenig  besagende  Unterschied  von  4s/4  Millionen 
immerhin  einen  Stillstand  oder  vielmehr  einen  weitere»  Rückschritt; 
die  das  Geschäft  beeinflussenden  Verhältnisse  lagen  während  eines 
grofsen  Tbeilea  des  Jahres  ungünstig,  und  erat  ganz  am  Schloss« 
desselben  (also  Mai-Juni  1880)  begann  sich  ein  erfreulicher  Um- 
schwung auf  allen  Gebieten  des  öffentlichen  Lebens  anzubahnen, 
der  auch  in  der  Folgezeit  bis  heute  sich  ad«  beständig  erwiesen 
hat  und  deshalb  die  Aussichten  auf  ein  günstigeres  Jahr  1886/87 
als  begründet  erscheinen  läfat.  Bio  Theil  dee  Fiskaljahres  1885/86 
war  för  geschäftliche  Unternehmungen  ungünstiger  als  je  !□  Folge 
von  Arbeiterun ruhen  ernster  Art,  niedriger  Waarenpreise,  mangeln- 
der Geachäflslust,  gröfserer  Ooldausfuhr  und  der  Depression  an  der 
Fondsbörse.  In  allen  diesen  Punkten  zeigten  die  letzten  Monat« 
Mai-Juni,  sowie  das  neue  Rechnungsjahr  1886/87,  fiber  welches  die 
statistischen  Zahlen  erst  bis  Ende  Januar  vorliegen,  eine  entschiedene 
Besserung:  die  Schwierigkeiten  im  Verkehr  mit  den  Arbeitern  wur- 
den zum  gröfsten  Theile  gehoben,  die  Preise  der  heimischen  Roh- 
stoffe stiegen,  geschäftlicher  Unternehmertum  zeigt«  sich  allerorten, 
der  Eisen-  und  Stablbandel  war  theiiweise  belebt,  Gold  wurde  1886 
bis  Ende  Dezember  im  Betrage  von  33  800  000  $ eingeführt,  uod 
das  solide  Geschäft  an  der  Fondsbörse  wurde  allmählich  lebhafter 
als  zu  irgend  einer  Zeit  während  der  letzten  fünf  Jahre. 

Die  ArbeiterstreiJcs,  welche  di«  zwischen  den  Arbeitern 
und  den  Kapitalisten  schwebenden  Streitfragen  zum  Austrage 
brachten,  waren  sehr  ernster  Nitur.  Wenn  die  bedeutendsten 
Streiks  auch  zu  Ungunsten  der  Arbeiter  endigten,  so  seigte  doch 
die  gewaltige  Organisation  der  „knigkrte  of  labor“,  dafs  man  es  in 
ihr  mit  einem  mächtigen  Faktor  an  thun  habe,  mit  dem  man  in 
Zukunft  mehr  als  bisher  rechnen  müssen  wird.  Im  Allgemeinen 
kann  festgentellt  werden,  dafs  in  allen  den  Fällen,  wo  die  Arbeiter 
unbilligo  und  unbegründete  Forderungon  stellten,  die  öffentliche  Mei- 
nung sich  entschieden  gegen  sie  ausspracb  und  sie  in  Folge  dessen 
auch  keinen  Erfolg  erzielten;  dagegen  zeigte  sich  überall,  wenn 
die  Arbeiter  durch  zu  lange  Arbeitszeit,  kargen  Lohn  oder  sonstige 
Häxteu  bedrückt  wurden,  eine  allgemeine  Sympathie  des  Publikums 


und  dev  Presse  för  sie,  und  regelmäfsig  gaben  dann  die  Arbeitgeber 
in  den  Hauptpunktes  auch  nach. 

Der  Uaternehmersinn  der  nordamerikaniseben  Grofskapi- 
talisten  befafste  sieb  im  letzten  Jahre  hauptsächlich  mit  der  An- 
lage oder  Reorganisation  von  Eisenbahnlinien.  Diese  Anlagen 
wurden  io  der  ersten  Hälfte  des  Kalenderjahres,  also  bis  zum 
8chlasse  des  Fiskaljahres  (SO.  Juni)  nur  lässig,  später  aber  mit 
solchem  Eifer  betrieben,  dafs  Ende  Dezember  1886  ca.  8000  eng- 
lische Meilen  (zn  1^09  km)  neue  Geleise  gelegt  waren.  Rechnet 
man  an  Anlagekosten  pro  Meile  für  die  Schienen  allein  20  000  $ 
(nach  dem  „Economist“),  so  wflrden  dazu  schon  160  Millionen  $ 
erforderlich  gewesen  sein;  in  der  Tbat  stellen  aber  diese  Anlagen, 
mit  Einscblufs  aller  Brücken,  Weichen,  Stationen,  Bahnhöfe,  des 
Ausrüstungsmuterials  usw.  (30000  S pro  Meile  gerechnet)  ein  Kapi- 
tal von  240  Millionen  $ dar. 

Wae  die  Fallimente  betrifft,  bei  denen  die  Gesammtsumme 
der  Verbindlichkeiten  im  Kalenderjahre  1878:  234  383136  $,  1879 
dagegen  nur  98149  053  $ betrug,  so  war  deren  Anzahl  und  damit 
die  Summe  der  Verbindlichkeiten  seit  letzterem  Jahre  wieder  stetig 
gewachsen;  seit  1884  nahmen  dieselben  aber  wieder  folgendermafsen 
ab:  1884:  226  343  427  *.  1885;  124  220  322$,  1886:  114  644119$: 
ein  Beweis,  dafs  das  geschäftliche  Leben  sich  wieder  in  solideren 
Bahnen  bewegt. 

II.  Aufseohandel  der  Union  1885  und  1886. 

Nach  diesen  Bemerkungen  über  die  schwankenden  Produktions-, 
Arbeite-  und  HandelsverbältnUse  der  Union  geben  wir  zunächst 
in  einer  Haapttbersirkt  (S.  264)  die  Zahlen  über  den  Handelsverkehr 
zwischen  den  Vereinigten  Staaten  und  dem  Auslande  für  die  beiden 
letzten  Rechnungsjahre  1884/85  uod  1885/86,  nach  Ländern  uud 
Ländergruppen  geordnet.  Die  Werthe  för  die  „foroign  exports* 
(Re -Exporte)  haben  wir,  um  nicht  allzu  viele  Zahlen  zu  häufen, 
nicht  gesondert  aufgeführt;  iu  Bezug  auf  das  Gesammtbild  würde 
deren  Aufzählung  ohnehin  kein  anderes  Ergeboifs  liefern,  da  diese 
Re-Exporte  sich  seit  20  Jahren  immer  zwischen  10  bis  20  Millio- 
nen $ im  Ganzen  bewegen  — ein  Minimum  gegen  den  Totalexport 
von  600  bis  700  Millionen  $. 

Die  Hau  ptübersicht  zeigt  im  Allgemeinen  folgende  bemer- 
kenswerthe  Änderungen  dee  letzten  Jahres  1885  86  gegen  das  Jahr 
1884/85  nnd  die  Vorjahre: 

Abnahme  der  Waareu- Ausfuhr  1885/86  gegen  das  Vorj.  um  62  664  925  8 
Zuaaluuo  der  Woareu-Kinfuhr  , „ » * 57  908  807  * 

Wenn  sich  1885/86  dennoch  eia  Überschufs  des  Wertlies  der 
Waaren- Ausfuhr  von  44  088  694$  ergab,  so  war  derselbe  doch  um 
120678  782  $ kleiner  als  im  Vorjahre. 

Der  Gosammteerth  der  Waareu- Km-  und  -Ausfuhr  betrug: 

1885/86:  1314  960  966  $ 
1884,85:  1 319  717  084  $ 

Der  Gssammtwerth  war  also  1865/86  kleiner  am  4 7.76  118  $ 

Diese  Verringerung  des  Gesaromtsatzes  hat  1882/83  begonnen 
(vgl.  oben,  S.  252);  der  Werth  des  Gesammthandels  betrug: 
1882/83  mehr  als  1883/84  . . . 138  809  014  * 

1883/84  mehr  als  1884/85  ...  88  494218* 

1884/85  mehr  als  1885.86  . . . 4 756  118* 

Diese  kleine  Abnahme  von  4*/*  Millionen  im  letzten  Jahre 
läXsi  darauf  ecbliefsen,  dafs  die  Handclsdepression  für  die  Vereinigten 
Staaten  ihren  tiefsten  Punkt  erreicht  bat,  und  dafs  nnnmebr  eine 
Periode  gröfserer  händlerischer  Thätigkeit  und  gröfserer  Erfolge 
beginnen  wird,  wie  wir  dies  schon  für  den  Beginn  des  neuesten 
Rechnungsjahres  konstatirt  haben.  För  die  Zeit  vom  1.  Juli  bis 


Januar  betrug: 

1885/86 

1886,87 

Zunahme 

1886,87 

* 

$ 

* 

die  Waaren-Einfuhr 

354  261  124 

386  795  063  j 

32  533  939 

die  Waarau-Ausfahr 

402  174  816  i 

449  744  917' 

47  570  101 

der  Genammlauf»eoband*l  756  4.35  94<J  836 .739  980  : 80  104  040 


Namentlich  die  Ausfubrziffern  weisen  hiernach  eine  bedeutende 
Vermehrung  auf,  und  zwar  röhrt  dies,  wie  wir  den  neuesten  Be- 
richten zugleich  mit  obigen  Zahlen  entnehmen,  hauptsächlich  von 
den  gröfaeren  Verschiffungen  von  Kobbaumwolle  und  Nahrungs- 
mitteln her. 

Aus  der  Hauptöbersicht  sind  keine  Zahlen  för  die  ein- 
und  ausgefnhrten  Mengen  zu  entnehmen,  sondern  nur  die  Zahlen 
der  Werthe;  wenn  man  aber  die  QuantitäUzableo  der  hauptsäch- 
lichsten Ausfuhrartikel  ins  Auge  fafst,  so  findet  man,  dafs  die  Ab- 
nahme viel  geringer  ist  der  Quantität  als  dem  Werthe  nach,  dafs 
also  die  Abnahme  der  Geaammtaus  fuhr  werthe  mehr  durch  Preis- 
rückgang bedingt  ist,  als  durch  Verringerung  der  ausgefübrten 
Volumina.  Wir  setzen  die  Zahlen  für  die  Mengen  und  Werthe 
einiger  von  den  wichtigsten  Ausfuhrartikeln  der  Vereinigten 


954 

EXPORT,  Organ  des  Centralvereins  für  Handelsgeographie  etc. 


Hanptaberaioht 

über  den  naodelsTarkohr  zwischen  den  Vereinigten  Stetten  und  dem  Auslände 
(är  die  Rechnungsjahre  (l.  Juli/30.  Juni)  1684/85  und  1885/86, 
nach  Lindern  und  Ltndergrappen  geordnet. 

(ln  Dollars.) 


Cbencbah 

der  Einfuhr  (V}  bei*, 
der  Ausfuhr  (A) 
1W4K.  I \M.M 


Europu. 

Grolsbritannicu  und  Irland  . . 

Deutsche«  Reich 

Frankreich 

Belgien 

Italien  ..... 

Niedorland 

übrige  Linder 

Zusammen  . 

.Nord«  und  Zentral-Amerlka. 

BriUscb-Nord-Araerika  .... 

. . - 

Zentralamerikanische  Republiken 

Britisch- Honduras 

Spanisch-Weet-Indicn  .... 
Britisch'West'lndien  .... 
Haiti  und  San- Domingo 
Cl>riLrr>  We»t-Indkn  .... 

Zusammen  . 
SUd-Araerika. 

Brasilien 

Coiombia 

Argentinien 

Obrige  Länder 

Zusammen  . 

Asien  und  Ozeanien. 

China . 

Japan  

Britisch*  Ost- Indien 

Britisch-Australoaien ..... 

Hawaii 

Übrige  Länder*)  ..... 

Zusammen  . 
Afrika  ........ 

Alle  Übrigen  Länder1;  . . . 

OcsnuimtaumiiH'  . 


527  82t»  685  48«  18«  | 742  IN»  755  «78  524  680  | A 1«4  ««2  42«  A 44  «H$  «04  1 1 81»  717  0N4  1 814  »60  «6« 

*)  Da  die  statistische  Erhebung  der  per  Eisenbahn  verfrachteten  Ausfuhr  seitens  der  Vereinigten  Staaten  nicht  vorgesehen  ist,  so  sind  die  für 
Mexico  gegebenen  Exportzifferu  sehr  unvollständig  und  bedeutend  zu  niedrig. 

*)  Die  Philippinen,  früher  aufgeführt  unter  „SpaniBh  poesessionH,  all  other~,  sind  hier  für  1885/86  zum  ersten  Mäh?  initgcrechnet. 

*)  Für  1884(85  sind  di«  Handolsziffern  der  Philippinen  in  dieser  Reihe  noch  mit  eingescblosscn. 


Staaten  für  1881  und  1886  hierher,  und  fügen  denselben  die  An- 
gaben über  Zunahme  bezw.  Abnahme  sowohl  in  der  Menge  als  im 
Wertbe  io  Prozenten  bei: 


Diese  letzte  Tabelle  gestaltet  uns  zugleich  ein  Urtheil  da- 
rüber, was  die  Union  hauptsächlich  zu  exportiren  vermag,  nämlich 
Rohstoffe.  Unter  Hinzurechnung  einiger  unwesentlicher  Posten 
zu  den  obigen  Hauptwaarengattungeo  (zu  Rohbaumwolle  z.  H.  Bauw- 
wollwaareo,  za  Brodstoffen  einige  andere  Zerealien,  zu  Mineralölen 
auch  noch  die  vegetabilischen  und  animalischen  öle  usw.  usw.,  er« 
giebt  sich,  dafs 

Baumwolle  und  Baumwollwoarcn  im  Jahre  1885/86  32m  °/o 
Brodstofle  ......... 

Provisionen  

Öle  

Tabak  (und  Fabrikat«  daraus)  . 

Zocker  

Außerdem  noch:  Lebende  Th  io  re 


Wichtigste 

Ausfoht« 
Artikel 
der  Uahio. 


1880  St  I 1885(86 


Kohbaamaelie  . . tf 
BrxxLtoft  t 
Mai«  . . . Rubel« 
Matrmeht . . Barrels 
Hoffen  . . Rubel« 


3l9»9aHT7*  * UW  007  444 


der  Gesummt- 
aasfuhr 
ausmachtcn. 


5070300  31  730933 
1270*0  HMSTO 

1885813  ISS  106 

ICTC-.r«  tXV  50  263715 
■15  047  367.  38  442  966 


91  908  175 
4M  / A 
I 928  437 
150  565  477 
79*5  TS« 


293  54«  - tU 
11*6  7*3  - «•„ 
37  759  *09  - 6lrf 
8 179  941  -4-  2« 


185  707  119  063 


Alle  anderen  Ausfuhrartikel,  darunter  Erze,  Kohlen,  Holz,  Leder, 
namentlich  aber  alle  lndust riegegenstände,  betragen  mit  wenigen 
Ausnahmen  einzeln  noch  nicht  1%,  die  meisten  weit  unter  V»0/«* 
und  zusammen  noch  nicht  20%  der  Gesammtausfuhr.  Rechnet  man 
die  verhäUnifsmäfsig  minimalen  Beträge  für  Holz,  Rohleder,  Kupfer, 
Pelze,  Häute,  Vegetabilien,  Textilfasern  usw.  usw.,  zu  obigen  81,7g 
0/0  hinzu,  so  ergiebt  sich,  dafs  ca.  85%  der  nordaincrikanischeu 
Ausfuhr  nur  aus  Rohstoffen  und  Nahrungsmitteln  bestehen,  dagegen 
nur  15%  aus  Industrie-Artikeln. 

Die  Ausfuhr  von  Rohbaumwolle,  sowie  aller  Arten  von  Brod- 
stolfen  und  Provisionen,  ferner  von  Mineralöl  betrug  in  Tau- 
senden Dollars: 


106 004  Hl 2 99  429  8631 

40  6%  619  59  728  325 

96  403  372,  40919  951 

Ur792»iiWil  87  *67  715 
7*6  944  545  419T88  796 

378  14*  496,  *93  728  019 
B1360  5«>!  18953990 

147  995614  91  877  233 


Minerslol,  Oallmu  i 397  960  *6*  577  781  74SI  + «ft,  | 408lÄ6ü9l(*ao  1W844,  + *4. 
Blättertabak  . . . U tr.iwex,  *92  773  890  4-  29«  18  787  041  27158  457.4-43, 

Zack««,  lafltolrt  . ..|  222T857  164K»9«7|  -J-6S8.,  20495W  10972770  +4S5,, 

(*  Die  erste  Ziffer  dieser  Zahl  lrt  eine  5.  nicht  eine  3.  wie  das  „Ana aal  Report“ 
fälschlich  oDglcbt.  In  letzterem  Hoden  «Ich  bbrlc*u«  verschiedentlich  Zahlen  «o  uuileot 
lieb  ««druckt,  daf*  aau  nicht  anterschelden  kann,  ob  an  den  betreffenden  Stellen  0,  6 
oderi'J.  1 oder  4;  8 oder  S so  le»ea  Uf. 


» 

» 

1 

% 

♦ 

. 

1 

t 

136  70 1 780  1 

154  254  054 

398  103  208 

348  453  700 

A 

*61  401  428  A 194  199646 

534  604  983 

50*  707  754 

63*41  753 

69  1 54  997 

62  222  791 

61  961  193 

E 

1 018  962  E 

7193804 

125  464  544 

131  116  190 

56  »35  352 

63  417  430 

46  7U8  950 

41  681  716 

E 

10  226  402  E 

21735684 

103  644  302 

105  099  176 

8 605  084 

9 178  513 

20  458  249 

23  294  395 

A 

17  763  165  A 

14  11588* 

35  153  333 

32  472  908 

14  492908 

16  870  636 

11  974  417 

13  373  4*4 

E 

2 518  491' E 

3497212 

26  467  325 

30  244  060 

5 652  749 

8 523  846 

16  804  263 

14  759  717 

A 

11  151  514  A 

6235871 

22  457012 

23  283  563 

33  013  702 

36  138  989 

36  968  875  1 

37  818  864 

A 

3 955  1 73  A 

1 709  875 

69  982  577 

73  987  853 

318  733  328 

357  538  465 

699  240  748 

541373039 

A 290  507  420  A 183834  574 

917  974  076 

898911504 

3G  »60  541  : 

37  496  338 

40  124  907 

34  785  021 

A 

3 164  366  E 

2711317 

77  085  448 

72  281  359 

9 267  021 

10  687  972 

8 340  7R4 

7 737  623 

E 

926  237  E 

2 950  349 

17G07  805 

18  425  595 

6 409  015  ! 

5915413 

2 762  531 

2 512  742 

E 

3 646  481  t : 

3 402  671 

9 171  546 

8 428  155 

218  360 

270  363 

309  753 

379  649 

A 

151  393  A 

109  286 

588  113 

650  012 

48  410  356 

55  705  324 

10575  365 

12  119  739 

E 

37  834  991  E 43  585  585 

58985721 

67  825  063 

10  363  381 

9 853  680 

7 210  879  1 

7 322  126 

E 

3 152  502  E 

2 531  554 

17  574  260 

17  175  800 

3 932  855 

4 260  123 

4 294  008 

4 1 1 1 «50 

A 

361  153  E 

148  473 

8 2*6  863 

8 371  773 

1 870  486 

1 234  019 

2 671  974 

2 613  319 

A 

801  468.  A 

1 379  300 

4 542  460 

3 847  338 

1 17  432  Olb  1 

125  423  232 

76350  201 

71  581  869 

E 

41  081  714\  E 

53  8t  1363 

193762216 

197  005  101 

45  263  660  1 

41  907  532 

7 317  293 

C 541 216 

K 

37  946  367,  E 35  366  310 

52  580  953 

48  448  748 

2 342  077 

3 008  921 

5 583  369 

5 480  457 

A 

3 241  292  .1 

2 471  536 

7 925  446 

8 489  378 

4 328  510 

5 022  346 

4 676  501 

4 725  646 

A 

347  991|F. 

29G  700 

9 005  011 

9 747  992 

13  355  7U9 

15  936  626 

10  157  694 

9 384  672 

E 

3 198  015  E 

6 551  954 

23  513  403 

25  321  298 

65  289  956 

65876  495 

27  734  857 

26  131 991 

E 

37  555  099  E 

39  743  434 

93  024  813 

92  007  416 

16  292  169 

18  972  963 

6 396  500 

7 520581 

E 

9 895  669  E 

1 1 452  332 

22  688  669 

26  493  544 

1 1 767  956 

14  885  573 

3057  415; 

3 135  533 

E 

8 710  541  E 

11  750040 

14  825  371 

180*1  106 

17  699  257 

17  247  825 

4 110 368 5 

4 358  190 

E 

13  588  889,  E 

12  889  035 

21  809  625 

21  606  015 

2 823  393 

3 859  360 

10  6-18  192  1 

1 1 134  301 

A 

7 824  799  A 

7 274  941 

13  471  585 

14  993  661 

8 857  497 

9 805  707 

2 787  922 

3 192  698 

E 

6 069  575  E 

0 013  009 

11  64  5 419 

12  998  405 

6 44 1 093 

16  962  460 

7 175  089 

7 099  688 

A 

734  596i  E 

9 382  772 

13  616  782 

24  082  148 

63  881  365 

81753888 

34  176  066 

36  440991 

K 

29  705279  T.  4 5 312897 

99  05 7 451 

JJÖ  194  879 

3 131  239  | 

3227  939 

3 186  673 

2900  745 

4 

55  434  E 

427 187 

6317912 

6028677 

9 059  426 

1 617  194 

1501190  | 

1 196  195 

E 

7 658236  V. 

420  999 

10  560  616 

2813389 

Nr.  16. 


255 

BXPORT,  Orijsii  de»  Centnilverein»  für  Handelsgeogmphie  etv. 


Rol.b»tun«olUi  Brod>toff«  Provision»*  MiaeimlM 
(311  !Wfi^-31i  :d60üO  I) 


1879/80 

. 211536 

288  037 

132  486 

36  219 

1880/81 

. 247  696 

270  333 

156  824 

40  316 

1881/82 

1 99  813 

182  671 

122  049 

51  233 

1882,83 

. 247  829 

208  041 

109  292 

44  913 

1883/84 

. 197  015 

162  545 

114417 

47  108 

1884/85 

. 201  962 

159  590 

107  341 

50158 

1885/86 

. 205  086 

125  347 

90  625 

50  200 

Danach  ist  als«  die  Ausfuhr  von  Brod  stoffen  seit  1879/80  um 
mehr  als  die  Hälfte  (um  68,31%)  zurflekgegaogeo , die  von  Pro- 
visionen seit  1880/81  um  42, 21%,  während  die  von  Mineralöl  (der 
Quantität  nach)  seit  1880/81  sich  ziemlich  gleich  geblieben  ist  und 
auch  die  von  Rohbaumwolle  (mit  Ausnahme  der  Jahre  1880/81  und 
1882/83)  nur  sehr  unerhebliche  Schwankungen  zeigt  Dem  VVerthe 
nach  hat  aber  die  Ausfuhr  von  Mineralölen  bedeutend  abgenommen : 
im  Jahre  1876/77  betrug  dieselbe  17262964  $,  1885  86  aber  nur 
noch  7752121  $. 

Die  Ausfuhrverh&Itnisse  der  wichtigsten  Industrieprodukte 
im  letzten  Jahre  und  damit  zugleich  ein  allgemeines  Bild  öber  die 
hauptsächlichsten  ludustriebraochen  der  Union  ergiebt  sich  aus  fol- 
gender Zusammenstellung: 

Baumwollwzaren  machten  1885/86  mit  139599.14  $ 2gs%l  der 

Risen. Stahl  u.Waaren  daran«  „ , . 15755490  * 2jB°/o(Ge#amiDt- 

Holz  und  flölzwaaren  _ , 90643990  8 3, N°/*l  Ausfuhr 

Leder  und  Ledcnrsarcn  „ „ . 8737  682$  lji%*  aus. 


Die  Baumwollindustrie  hat  gegen  das  Vorjahr,  io  welchem  sie 
nur  l^n%  der  Gesainmtausfuhr  betrag,  danach  scheinbar  um 
0,4&%,  in  Wahrheit  aber  nur  um  0 ,«%  zugenommen,  da  ja  die 
letztjährige  Gesammtausfubr  um  62664925  S geringer  war  als  die 
des  Vorjahres;  sonderliche  Befürchtungen  kann  also  die  nordameri- 
kanische  Baumwollindustrie  unserer  mächtig  aufblöhenden  deutschen 
Baumwollindustrie  nicht  verursachen. 

Dagegen  streben  die  übrigen  nordamerikauischeu  Industrien, 
namentlich  die  Eisen-  und  Stahlindustrie,  bedeutend  empor,  und 
speziell  letztere  ist  es,  die  uns  auf  den  überseeischen  Märkten  eine 
fühlbare  Konkurrenz  bereitet,  insbesondere  durch  landwirtschaft- 
liche und  andere  Maschinen. 

Io  der  H au ptü hersicht  (S.  254)  sind  nur  die  Zahlen  für 
die  beiden  letzten  Jahre  1884/85  und  1885/86  zum  Vergleiche  zu- 
sammengestellt worden;  um  aber  dem  Leser  es  trotz  des  be- 
schränkten Raumes  zu  ermöglichen,  sich  ein  Bild  von  dem  Antheil 
zu  machen,  den  die  einzelnen  Länder  und  Ländergruppen  auf  der 
Erde  am  Handel  mit  der  Union  haben,  und  11m  zu  zeigen,  wie 
dieser  Antheil  im  Laufe  der  letzten  acht  Jahre  zu-  bezw.  abge- 
nommen  hat,  fügen  wir  eine  zweite  Tabelle  an.  aus  welcher  der 
prozentale  Anteil  der  in  der  Hauptübersicht  aufgeführten  Länder 
und  Ländergruppen  am  Handel  mit  den  Vereinigten  Staaten  für  die 
Jahre  1878.'79  bis  1885/86  ersichtlich  ist. 


Prozentaler  Antheil  der  verschiedenen  Länder  und  Ländergruppen  am  Handel  mit  den  Vereinigten  Staaten 

während  der  Jahre  1878/79  bis  1885/86. 


(E  = Antheil  au  der  nordjunerikaaischeii  Einfuhr;  A = Antheil  an  der  nordamerikanischen  Ausfuhr; 
E -t-  X ss  Antheil  am  nordamerikanlsrhen  Gesamtst handel.) 


18SVM 


WIM 


im» 


Europa. 

Gro&britannien  und  Irland 
Ileutscbes  Reich  .... 

Frankreich 

Belgien 

Italien 

Niederlanri 

Übrige  Länder  .... 
Zuaomm<  n , 


lü,sjj  8j:  9.st 
9,soj  6,12  7Ä 
1,51;  3,4!»  2,67 
2,51  Ml'  2.01 

0,!»«  2. SO  1,70 
5,71  5,00  5,* 
55,l*.i  81.snr.ojw 


>5,52' 86,51 


Nord- und  Zentral- Amerika 

Britisch-  Nordamerika  . . 

Mexico 

Zentralamerik*iti*ehe  Staaten 
Britisch-Ilonduras  , . . 

Spanisch- West-Indien  , . 
Britisch- West-Indien  . . 
Haiti  und  San  Domingo 
fbriges  West-Indien 

Zwiwn m . . 


5,77'  3,8*  4,91 
1.24  0,77  i.oe 
Ojo  o.ts  0,2? 

•)  *)  0,(U 

15,as  2j»  7,n 

MO,»**) M OJS 

0,7?  Oja  Q#1 
Oja  0,45  0,se 


Sld- Amerika. 

Brasilien 

Colo  mb  ia 

Argentinien  .... 
übrige  Länder  . . . 

Zusammen  . 
Asien  und  Ozeanien. 

China 

Japan  

Bntiseh-Ost-Indlen  . . 
Hawaii  ... 

Übrige  Länder  . . . 

Zusammen  «) 

Afrika  

Alle  Übrigen  Länder 


»}  ln  den  Zahlen  für  Britisch-West-lndien  mit  eingerechnet 
b)  Inklusive  Hritisch-Hondura«. 


e)  Die  Zahlen  für  den  Handel  mit  den  Philippinen  sind  für  die  Jat 
Besitzungen u ringcschlwwn;  seit  1.  Juli  1885  unter  denen  für  „Alle  übrigen 

Diese  Zusammenstellung  läfst  erkennen,  dafs  Europa  allein 
durcbscbnittlich  ca.  70° b dieses  Gcsammtliandels  beansprucht  (wovon 
wieder  ca.  .56°, 0 allein  auf  England,  Deutschland,  Frankreich  entfallen); 
auf  das  ganz«  übrige  Amerika  kommen  nur  ca.  22%,  während  sich  der 
Rest  von  8%  auf  Asien,  Australien  und  Afrika  vertheilt;  speziell 
für  unser  Deutsches  Reich  ergiebt  sieb,  dafs  es,  was  den  Antheil 
am  Handel  mit  der  Union  betrifft,  seit  1883/84  an  zweiter  Stelle 
(gleich  hinter  England)  erscheint,  während  es  früher  Frankreich 
diesen  Platz  hatte  einräumen  müssen. 


re  von  1878i,79  bis  1884,85  in  den  Zahlen  für  »Alle  übrigen  Spanischen 
asiatischen  Länder“. 

Besonders  wichtig,  aber  durch  die  allgemein  bekannten  Ver- 
hältnisse leicht  zu  erklären,  ist  die  Tb&tsache,  dafs  über  die  Hälfte 
der  ganzen  uordaraerik aniseben  Ausfuhr  (1885/86:  51 ,19%)  nach 
England  geht,  das  ja  für  den  Bezug  gerade  von  Nahrungsmitteln 
(ßrodsloffen  und  Provisionen)  znm  gröfsten  Theil  auf  das  Ausland, 
besonders  Nord-Amerika,  angewiesen  ist.  (Vergl.  hierüber  die  Dar- 
legungen im  »Export1*  1884,  No.  2,  S.  29.)  — Aach  die  Zahlen- 
reihen für  Britisch- Nordamerika,  Spanisch- Westindien  und  Bra- 
silien in  obiger  Tabelle  erwecken  unser  Interesse,  da  wir  bei 


Nr.  16. 


266 

EXPORT,  Organ  des  Cartnlveraos  Ar  Hudekgecgrapfaie  «t®. 


1887. 


deren  Betrachtung  uns  sofort  die  Frage  nach  dem  Grunde  der  rer-  I 
bältnifsmäfsigen  Gröfse  derselben  vorlegen  und  die  Antwort  da*  i 
rauf  für  Britisch-Nordamerika  io  der  direkten  Nachbarschaft  und 
der  Gleichheit  der  8prache  and  Lebensgewohnheiten,  für  Spanisch- 
W estindien  in  dem  grofsen  Umfange  der  dortigeo  Tabak*  und 
Zuckerverschiffungen,  für  Brasilien  in  der  bedeutenden  Autfohr  von 
Kaffee  finden.  Gerade  in  diesen  genannten  Ländern  aber,  für  di« 
ihrer  gröfseren  Ausfuhr  entsprechend  auch  eine  bedeutendere  Ein- 
fuhr nordamerikanischer  Erzeugnisse , insbesondere  Indnstriepro- 
dukte,  au  verzeichnen  ist,  haben  wir  die  Konkurrenz  der  Union 
besonders  zu  gewärtigen,  aufserdem  noch  in  Japan  nnd  China, 
deren  Aotheii  am  nordamerikanischeu  Gesammthaodel  je  2 bexw. 

beträgt,  ferner  in  Australien,  io  der  8öd»ee,  wo  die  Union 
sich  schon  an  verschiedenen  Punkten  festgesetzt  hat,  in  Mexico, 
das  ja  von  der  Monroe-Doktrin  der  Nordamerikaner  besonders  heifs 
umworben  wird,  und  schliefslich  in  Rufsland;  in  allen  diesen 
Ländern  sucht  die  Industrie  der  Vereinigten  Staaten  namentlich 
ihre  Massenartikel  abzusetzen. 

Auch  über  den  Antbeil  der  einzelnen  Linder  an  der  ttord- 
amerikaoischen  Einfuhr  liefert  die  obige  Tabelle  manche  inter- 
essanten Aufschlüsse.  Der  grofsen  Ausfuhr  der  Vereinigten  Staaten 
nach  England  entsprechend  ist  letzteres  Land  dasjenige,  weiche» 
die  meisten  Waareo  in  die  Union  einführt,  und  zwar  ca.  ein  Viertel 
der  ganzen  nordamerikanischen  Einfuhr;  die  Waareo,  die  England 
von  der  Union  bezieht,  haben  demnach  einen  doppelt  so  hoben 
Gesammtwertb,  als  diejenigen  Artikel,  welche  England  der  Union 
liefert.  Aufserdem  ist  aber  ersichtlich,  dafs  der  englische  Antbeil 
an  der  nordamerikanischen  Einfuhr  seit  1879|80  stetig  abnimmt; 
in  dem  genannten  Jabre  betrug  derselbe  Sl^a0/»,  Im  Jahre  1885/86 
aber  trar  noch  24,38°/«.  Dieser  Umstand  Ist  den  anderen  Industrie- 
ländern Europas,  Frankreich,  Belgien,  Italien,  Niederlaod,  vor 
allem  aber  Deutschland  zu  Gute  gekommen,  dessen  Antbeil  an  der 
nordamerikanischen  Einfuhr  seit  1881/82  ein  stetig  wachsender  ist 
Auffallend  erscheint  bei  diesem  Wachsthum  nur,  dafs  es  dem  ge- 
waltigen, nach  Nord-Amerika  fliehenden  deutschen  Auswanderung»- 
ströme  gegenüber  vcrhältnifsmftfsig  geringfügig  genannt  werden 
mufs:  ein  Beweis  dafür,  dafs  die  deutschen  Einwanderer  nicht  in 
dem  Mafse  Abnehmer  der  deutschen  Waareo  werden,  in  welchem 
sie  die  Produktionskraft  der  Union  erhüben.  (Schlatt  folgt) 


Süd-Amerika. 

« Deutsche  Elsen-  nnd  Stahlerzaug nlsse  in  Brasilien.  Die 

Zeitschrift  des  Vereins  deutscher  Eiseuhüttenleute  „Stahl  und 
Eisen*  enthält  io  ihrem  kürzlich  ausgegebenen  Märsbefte  zara  ersten 
Male  die  Rubrik  „Zwanglose  Mitteilungen  aus  Wissenschaft  und 
Leben*  und  briogt  in  derselben  u.  a.  aus  der  Feder  de«  in  weite- 
ren Kreisen  bekannten  Herrn  8.  8teio  aus  Bonn  eine  anregende 
Skizze:  „Eine  Fahrt  nach  Brasilien,  Reiseerlebnisse  eines  deutschen 
Hüttenmannes*,  ans  welcher  die  nachfolgenden  Mittheilungen  über  [ 
deutsche  Eisen*  und  Stahlerzeugnisse  in  Brasilien  auch  auf 
das  loteresse  der  Leser  des  „Exports*  Anspruch  haben  dürften. 

Der  Verfasser  weist  zunächst  darauf  hio,  dafs  die  brasilianischen 
Eisenbahnen  viel  Eisen  nnd  8tahl  verbrauchen,  welche  Artikel 
meist  aus  England,  dann  aus  Belgien,  Frankreich  und  Nord- 
Amerika  bezogen  wurden.  Deutschland  ist  neaerdings  mit  in  Wett- 
bewerb getreten,  auch  für  neue  Linien,  z.  B.  für  die  von  Casa 
hranca  aus.  England  war  auch  in  der  Lieferung  für  sonstigen  Eisen- 
bedarf (an  Blechen,  Handelseisen,  Faconeisen,  Schmiedestücken  nsw.) 
bisher  voraus,  und  zwar  in  Folge  des  Bestehens  grofser  Handelshäuser 
in  London  bezw.  in  den  britischen  Eisendistfikten,  welche  mitunter 
auf  Telegramm  ihrer  Korrespondenten  in  Rio  de  Janeiro  in  kürzester 
Frist  mit  dem  ersten  abgehenden  Dampfer  jedwede  Bestellung 
zu  liefern  vermochten,  durch  telegraphische  Bestellung  des  einen 
Stückes  auf  diesem,  dea  anderen  Stückes  auf  jenem  Werk,  wo  ee 
greifbar  oder  sofort  lieferbar  tu  beschaffen  war.  Eine  solche  Ein- 
richtung kann  sich  erst  im  Laufe  vieler  Jahre  und  bei  weit  über 
die  Erde  verbreiteten  Absatzgebieten  nutzenbringend  gestalten, 
dürfte  aber  auch  von  unseren  deutschen  Ausfuhrfirmen  in  Ver- 
bindung mit  unseren  ohne  Zweifel  ebenso  leistungsfähiges  Eisen- 
und  Stahlwerken  zn  erstreben  sein.  Aber  eine  Bedingung  ist  vor 
allem  zu  erfüllen:  Ist  einmal  gute  Qualität  geliefert,  dann 
mufs  die  zweite  and  jede  folgende  Lieferung  wenigstens 
ebenso  gut,  wenn  möglich  besser  ausgeführt  werden. 

Hierauf  legte  und  legt  die  Firma  Friedrich  Krupp  in  Essen, 
welche  in  Rio  de  Janeiro  schon  seit  mehreren  Jahren  einen  eige- 
nen Korrespondenten  hat,  grofsen  Werth,  wie  dies  drüben  auch 
allgemein  ausgesprochen  und  anerkannt  wurde,  sowohl  bei  Lieferung 
von  Schienen  uud  sonstigem  Kisenbabnmateria],  als  such  von  Eilen* 
und  Stahlblech.  Kooatmktionselseo  uöd  tn  guter  Letxt  von  Ge- 


schützen nnd  Geneboasen.  Die  Preise  werden  von  dem  Vertreter, 
Herrn  G.  Repsold,  dementsprechend  hoch  gehalten;  aber  die  Güte 
des  gelieferten  Material»  und  der  Arbeit  ist  auch  ausgezeichnet  und 
tadelloa.  Andere  deutsche  Fabrikanten  können  ja  in  ihrer  Art  das- 
selbe tbnn  nnd  leisten,  wie  es  zum  Thcil  auch  bereits  der  Fall  ist. 
Der  Herr  Verfasser  berichtet  in  dieser  Hinsicht  von  einem  äufserst 
erfreulichen  Falle  der  Anerkennung  deutschen  Handwerksgeräthes, 
den  er  miterlebte,  als  Prinz  Heinrich  von  Preufsen  die  Kaffee- 
plantage von  Ybiea  besuchte.  Von  der  Festgesellschaft,  bei  der 
sich  auch  viele  Engländer  nnd  Brasilianer  befanden,  wurde  an 
einem  Tage  eio  Ruodgaog  gemacht  durch  die  grofae  Maschinenhalle 
und  die  Werkstätten,  am  die  Bereitung  de»  Kaffees  zu  zeigeo. 
Da  nahm  HerT  Vergueiro  von  einem  der  Zimmerleute  eine  Axt, 
welche  zum  Holzfällen  und  zum  Bebauen  der  Stämme  diente,  und 
zeigte  sie  Sr.  Künigl.  Hoheit  mit  den  Worten:  „Das  ist  auch 
deutsches  Fabrikat,  ea  ist  das  beste,  was  wir  je  gehabt  haben 
aus  allen  Ländern,  und  was  in  portugiesischer  Sprache  darauf  steht, 
ist  richtig:  „„Mir  widersteht  kein  Einen.**  Diese  Äxte  hielten 
aus  auch  im  härtesten  Holz,  das  wir  fälloo  und  bearbeiten  müssen. 
Diese  Äxte  lassen  sich  bis  auf  das  Stielloch  abscbleifen  uud  be- 
halten immerdar  guten  Schnitt  und  Hieb.*  Dieselben  waren  von 
den  Herren  R.  & H.  Vorster  in  Hagen  i.  W.  gefertigt  Die  Ar- 
beit daran  war  ebenso  achön  wio  vorzüglich.*) 

Um  so  unangenehmer  wurde  der  Verfasser  aber  einige  Monate 
später  in  Rio  de  Janeiro  io  dem  Geschäft  eines  leider  deutschen 
Importeurs  berührt,  welcher  diese  Äxte  in  der  Form  hatte  oach- 
ahmen  lassen,  aber  aus  Eisen  mit  einem  Stück  Stahl  in  der  Schneide 
eingeaebweifat,  die  er  jedoch  als  beste  deutsche  Äxte  verkaufte! 
Wer  mag,  fragt  Verfasser,  sich  wohl  in  Deutschland  dazu  herge- 
geben haben,  dieses  FalsiÜkat  anzufertigen? 

Wir  können  dem  in  dieser  Frage  liegenden  Vorwurf  nur  voll 
und  ganz  beistimmen.  Je  grüfserer  Werth  in  den  überseeischen 
Plätzen  darauf  gelegt  wird,  dafs  die  gesandten  Wanreu  und  Ma- 
schinen von  bestem  Material  und  in  solidester  Arbeit  geliefert 
werden,  um  so  mehr  sollte  es  die  deutsche  Industrie  vermeiden, 
sich  durch  Schund  waaru  einen  augenblicklichen  Vortheil  zu  ver- 
schaffen, sich  aber  dadurch  den  weiteren  Absatz  um  so  sicherer 
zu  verderben. 

Zar  Frage  einer  direktes  Dampferlinie  zwischen  Hamburg 
nsd  Bio  Grtade  do  Gut;  AueechNeftusg  fremder  Rheder  von  der 
brasilianischen  Küstenschifffahrt  in  Aussicht.  (Originalbericht 
aus  Triompho.)  Im  Anschlufs  an  meinen  letzten  Bericht  fsiehe 
Nr.  14;  d.  Red.)  theile  ich  Ihnen  beute  folgende,  der  „Rio*  Post* 
entnommene  interessant«  Angaben  bezüglich  des  Transitverkehrs 
von  Rio  mit. 


Weiter  ge  Haag«  u 


rrkommm 

ln  lifo  de  Jaaeiro 

Trsasltutü'er 

nach  der  Provinz 

ln  II.  $*maetcv 

v*n 

Rio  Grand« 

do  »Hl 

iss« 

lass 

I8AA 

IBM 

Kolli 

Kolli 

Kolli 

Kolli 

17  106 

24  655 

Hamburg  . . 

. 13  140 

21  396 

29  214 

17  898 

Liverpool  . . 

. 28  133 

16  053 

7 724 

7 291 

Antwerpen  . 

. 7 292 

6300 

5 014 

9 877 

Havre  .... 

4 473 

7 314 

59.068 

66  716 

i 

53  098 

51  063 

Wie  bekannt,  beziehen  sich  diese  Zahlen  auf  Kolli,  welche 
mit  Dampfern  in  Rio  aul sogen  uud  ausscbliefslich  durch  englische 
und  brasilianische  Küstendsmpfer  weiterbefördert  werden. 

Im  Durchschnitt  der  beiden  Halbjahre  waren  also  von  Hamburg 
und  Antwerpen  zusammen  etwa  24000  Kolli  nach  der  Provinz 
Rio  Grand«  du  Sal  bestimmt,  und  es  ist  anzunehmen,  dafs  dieses 
ganze  Qonntotn  einer  direkten  schnellen  monatlichen  Linie  nach 
Klo  Grand«  anvertraut  werden  würde. 

Rechnen  wir  nun  6 Kolli  » 40  engl.  Kubikfufa  (=  1 Ton), 
so  hätten  wir  monatlich  466  Tons  Ausladung  von  Hamburg  und 
Antwerpen  von  solchen  Gütern,  welche  «nr  Zeit  gewöhnlich  60  s 
Fracht  zahlen.  Aufserdem  kann  man  aber  mR  Sicherheit  auf 
333  Tons  Güter  rechnen,  welche  zur  Zeit  mit  Seglern  direkt 
expedirt  werden  und  nur  30  « Fracht  tragen  können.  Die  Aus- 
reise würde  (ohne  Passagiere)  nach  dieser  Rechnung  etwa  60000«/# 
bringen;  deT  Heimreise  wäre  allerdings  amr  eine  geringere  Ein- 
nahme su  prognosiiaireu,  da  die  hiesigen  Exportartikel  für  Karopa 
fast  nur  in  Produkten  der  Viehzucht,  wie  Häuten,  Hörnern,  Guano 
u.  dergl.  bestehen;  die  Ladung  wäre  also  in  Sanlos  and  Rio  durch 


*)  Dafs  vorteglicbe  deutsch«  Woare  ha  Auslände  sehr  bevorzugt  wird, 
beweist  uueä  die  Tbatsacbe.  dafs  dem  Vorsteher  der  .Ständigen  deutschen 
Maschinen-  uad  Werkzeug- Aasntsilnng*  in  Lissabon  von  einrm  Beamten  des 
dortig«*  Marine-Arsenals  versichert  wurde,  dafs  n.  a.  die  von  der  erwähnten 
ständigen  deutschen  Anstellung  gelieferten  Keilen  vorzüglicher  seien  als  die 
englischen;  das  Lissabon«  Marine- Arsenal  bezieht  daher  dergl.  Waaren  auch 
aor  durch  Vermittelung  dieser  Ausstellung.  D.  Red. 


1887. 


257 

EXPORT,  Organ  des  Central  Vereins  für  Handelsgeographie  etc. 


Nr.  16. 


Kaffee,  in  der  Wollschureeit  io  Montevideo  durch  Wolle  zu  konv- 
plettireo.  — Vor  einiger  Zeit  wurde  sehr  energisch  gegen  die  freie 
Küstenschifffahrt  agitirt  uud  Petitionen  an  die  Assemblea 
Oeral  (deo  brasilianischen  Reichstag)  gesandt,  nra  die  Fremden  von 
derselben  auszuschliefsflD.  Da  die  Hauptinteressenten  am  Betriebe  der 
Küstenschifffahrt  einige  reiche  Dampfschifffahrtsgesellschaften  sind, 
welche  unzweifelhaft  bedeutenden  Einflufs  bei  der  Regierung  be- 
sitzen und  es  verstanden  haben,  sich  bedeutende  Subventionen  zu 
sichern,  so  ist  es  leicht  möglich,  dafs  io  kürzerer  oder  längerer 
Zeit  die  fremde  Flagge  von  der  Küstenschifffahrt  ausgeschlossen 
wird.  Was  würden  in  solchem  Falle  die  ausländischen  Küsten- 
dampfer  für  einen  Zweck  an  der  brasilianischen  Küste  haben? 
Nur  wenn  dem  Transitverkehr  iu  Montevideo  bedeutende  Erleichte- 
rungen geschaffen  werden,  kOnntpn  künftig  deutsche  Güter  den 
Weg  nach  Rh)  Grande  über  Montevideo  nehmen;  andernfalls 
mOfcte  in  althergebrachter  Weise  die  Umladung  in  Rio  erfolgen 
und  die  deutschen  Küsteudampfer  wären  aufser  Tbätigkeit  gesetzt. 
— Diese  Nachricht  dürfte  ernstlich  zu  erwägen  sein. 


Verein  snachrlchtcn. 

Sitzung  des  .Central verein«  für  Handelugeopraphie  etc,"  vcm  15-  April. 

In  der  am  letzten  Freitag  abgcbaltcnen  Versammlung  des  „Centrnlvereins 
für  Handelsgeographie  etc."  berichtete  Herr  Einer  ausführlich  über  die 
finanziellen  Verhältnisse  and  die  Kruditf&higkeit  Chinas,  über  welche  er  im 
Aufträge  eines  deutschen  Bankkonsortiuros  an  Ort  und  Stelle  eingehendere 
Untersuchungen  angestellt  hatte.  Die  Mitthellungen  des  Vortragenden,  welche 
zahlreiche  Angehörige  der  Bank-  und  Röraenkreise  ruto  Branche  der  Ver- 
sammlung vernnUfst  hatten  and  mit  allseitigem  lebhaftem  Beifall  ausge- 
nommen wurden,  werden  wir  in  der  nächsten  Nummer  des  m Export»“  im 
Wortlaut  veröffentlichen. 

Ober  den  zweiten  Punkt  der  Tagesordnung:  die  1888er  Aasstellung  in 
Melbourne,  referirte  l>r.  Jannasch.  Am  Schlüte  einen  tangeren  Oberblirkes 
über  die  neuere  wirtlischaftlicbe  Entwickelung  der  australischen  Kolonioen 
glauUc  Rrferent  eine  lebhafte  Bethoiiigung  der  deutschen  Industrie  in  Mel- 
bourne befürworten  zu  sollen  (vergl.  den  Auikel  am  Kopfe  dieser  Nummer). 
Um  dieser  Betheilig ung  eineu  tiefer  greifenden  und  nachhaltigen  Kinflnf* 
zu  sichern,  sei  die  Entsendung  eines  Kcichskommiuars  sowie  die  Gewährung 
einer  Reichsuntcrstützuug  wiin»cl»en»wertb.  Den  Ausstellungsgütern  freien 
Transport  zu  gewähren,  scheine  in  Hinblick  auf  den  Mißbrauch,  welcher 
mit  dieser  Vergünstigung  1880  getrieben  worden  »ei,  nicht  epportun.  Da- 
gegen empfehle  es  sieb,  den  Ausstellern  nach  sorgfältiger  Prüfung  der  An- 
meldungen den  Platt  ebne  Entgelt  zu  überiavteu.  Bei  ausgewählter  Be- 
schickung und  sorgfältiger  Organisation  der  Ausstellung,  wobei  namentlich 
gr.jfsere  Kollektivausstellungen  der  einzelnen  Industriezweige  in  den  Vorder- 
grund treten  mürsten,  würden  für  die  deutsche  Abtbeilung  ca-  10  000 
Q-Urtcr  genügen,  und  diese  würden  für  den  Betrag  von  300000  M 
(pro  1 qm  30  zn  erhalten  sein.  Weitere  300  000  M würden  für  die 
Dekoration,  die  Aufstellung  und  den  Betrieb  der  Ausstellung  hinreichend 
sein.  Cm  Unzutrnglirhkeilcn,  wie  solche  bei  den  früheren  Ausstellungen 
von  Sydney  und  Melbourne  sich  ergeben  haben,  in  vermeiden,  sollte  dem 
Kommissar  die  au»sclilief»liche  Disposition  über  die  Ausstellungsgüter  während 
der  Daaer  der  Ausstellung  eingcr&umt  und  den  Vertretern,  Agenten  usw. 
nur  das  Recht  zugratanden  werden,  die  zur  Wahrung  der  geschäftlichen 
Interessen  der  Aussteller  nothwendlgen  Maßregeln,  innerhalb  der  von  der 
Geschäftsordnung  gestockten  Grenzen  tu  treffen.  Auch  sei  durch  rechtzeitig 
anzuknüpfendo  Verhandlungen  dafür  zu  sorgen,  dafs  unter  keinerlei  Vor- 
wand die  Ausstellungsgüter  innerhalb  de«  Rechtsgebietes  der  Kolonie  Victoria 
mit  Beschlag  belegt  werden  können. 

D*  die  Transportzeit  der  Ausstellungsgüter  und  ebenso  der  Aufbau  der 
Ausstellung  ln  Summa  mindestens  6 Monate  in  Anspruch  nehmen,  so  seien 
die  Güter  bereits  im  Februar  n.  J.  aus  Deutschland  zu  versenden  und  daher 
bis  spätestens  zum  September  d.  J.  die  Ernennung  eines  Kommissars  sowie 
eine  Subvention  zii  erwirken.  Referent  schlug  daher  der  Versammlung  fol- 
gende Resolutionen  vor,  welche  mit  allen  gegen  eine  Stimme  angenommen 
wurden : 

1.  Die  Versammlung  erachtet  die  gute  und  auscowählte  Beschickung  der 
1888er  Ausstrl  ung  von  Melbourne  und  die  zahlreiche  Betheiligung  der 
deutschen  Industriellen  an  derselben  als  im  Interesse  unseres  Export- 
handels für  nothwendig,  wenn  nicht  anders  die  auf  den  Ausstellungen 
von  Sydney  und  Melbourne  erzielten  Erfolge  durch  dl«  ausländische 
Konkurrenz  in  Kruge  gestellt  werden  sollen. 

2.  In  gerechter  Würdigung  der  bisherigen  Bestrebungen  der  deutschen 
Reicbsregierung,  den  deutschen  Exporthandel  nach  Australien  zn  heben, 
sowie  mit  Räefcsiebt  auf  die  Nothwendigkeit,  das  auswärtige  Handeisge- 
blet  Deutschlands  im  Interesse  der  Bekämpfung  unserer  industriellen 
Ucherproduktion  zu  erweitern,  wird  der  Vorstand  des  »Centralvereins  für 
Handelsgeographie  etc.*  ermächtigt,  die  Reichsregierung  um  Entsendung 
eines  AusstHlangilommissars  und  um  kräftige  materielle  Unterstützung 
der  deutschen  Aussteller  zu  ersnehen. 

ha  „WOrttembarglsohen  Verein  für  HaRdelsgeoQrapbie  etc."  hielt  Herr 
Dr.  Hugo  Zöller  am  5.  April  d.  J.  eineu  Vortrag  über:  «Kamerun  und 
die  Togoländer*,  welcher  durch  zwei  im  MalVitab  wo»  1:300000 
und  1:100000  gezeichnete  Karten  dieser  Gebiete  erläutert  wurde.  Zur 
Vergleichung  der  durch  Nacbrigal,  Zöllner  nnd  Büchner  erhaltenen 
Resultate  waren  zwei  englische  Admiralitülskartcn,  die  braten  vorher  bekannten 
Dameiiungen  dieser  Gebiete,  neben  den  ersteren  Karten  aufgebängt,  welche 


es  ermöglichten,  die  von  den  deutschen  Forschern  erlangten  Resultate  zu  wür- 
digen. Der  Vortragende  besprach  zunächst  Kamerun,  dann  die  Togoländer  und 
endete  seine  Auseinandersetzungen  mit  einigen  Mittheilungen  über  Dahomeh; 
vollständig  Herr  des  Stoffes,  führte  er  den  Zuhörern  in  einer  Stunde  «ln  sehr 
reiches  Material  vor,  das  wir  hier  nur  übersichtlieh  andeuten  können. 

An  die  Bemerkung,  dafs  Kamerun  und  Togo  die  einzigen  der  direkten 
Reichaverwaltung  unterstellten  Besitzungen  Deutschlands  seien,  schlossen  sich 
Angaben  über  die  Geographie  und  die  Erforschung  des  Landes  (wobei  nament- 
lich in  letzterer  Beziehung  der  Vortragende  au»  »einen  Schriften  manches 
noch  nicht  allgemeiner  Bekannte  mittbeitte),  sowie  eins  Beschreibung  der 
Szenerie.  Wir  wollen  hier  gleich  beifügen,  dafs  der  Vortragende  sich  sicht- 
lich bemühte,  die  hinsichtlich  jene»  Gebiete»  vielleicht  allzu  hoch  gespannten 
Erwartungen  auf  ein  richtiges  Maf*  zurückzuführen.  Vegetation,  Klima,  Tbier- 
welt  wurden  kurz  beschrieben,  und  dann  folgte  über  die  Eingeborenen 
eine  Keibo  von  höchst  interessanten  MiUhoitungen,  welche,  wenn  auch  zum 
Tbeil  nicht  unbekanat,  durch  den  Mund  des  Redners  doch  neues  Leben  ge 
wannen;  u.  a scheint  das  Vorkommen  von  Armbrüsten  bei  den  Fan  nicht 
unwichtig.  Ilervorhebei»  wollen  wir,  dafs  die  Geschichte  der  Eingeborenen 
sich  seiner  Ansicht  nach  vielleicht  weiter  rückwärts  verfolgen  l&fst,  als  man 
bisher  angenommen  bat;  dieser  Punkt  wurde  der  Aufmerksamkeit  der 
Forscher  empfohlen.  Die  Aussichten  der  Kolonie  gründen  sich  z.  Z.  auf 
den  Handel  und  späterhin  au<-b  auf  die  Plantagenwirthscbaft.  — Auch  über 
Togo  wurden  zunächst  geographische  Mittheilungen  gemacht,  dann  die  Ent- 
deckungsgoschichte  erwähnt,  die  ja  erst  mit  Zöller  anfingt,  seine  wieder- 
holten Vorstufe«  und  das  Auffindes  des  Haloflusses  besprochen  und  endlich 
mitgetheilt,  wie  er  anf  dem  Wege  nach  Adongle  durch  die  Nachricht  von 
der  erwarteten  Ankunft  des  deutschen  Geschwaders  in  Kamerun  nach  der 
Küste  zurückgerufen  wurde.  Auch  über  dieses  Gebiet  machte  der  Redner 
eingehende  Miltbeilungen  in  Betreff  des  Bodens,  der  Vegetation  nnd  der 
Thierwcll,  worauf  eine  höchst  interessant«  Schilderung  der  Eingeborenen 
folgte.  Die  Zukunft  des  Landes  liegt  im  Handel.  Etwa  IOOOOO  Menschen 
wohnen  dort  aaf  deutschem  Grundgebiet;  dazu  kommt  die  vier-  bis  fünf- 
fache Zahl  von  Buscbleutcn,  welche  durch  da»  Togogebiet  ihre  Erzeugnisse 
ausführen  und  ihren  Bedarf  einführen.  In  Betreff  des  Klimas  ist  besonders 
bemerkenswertli,  dafs  dasselbe,  wen»  auch  nicht  ungefährlich,  doch  besser 
als  sein  Ruf  sei.  Von  sonstigen  Mitthcilungon  wäre  vielleicht  hervorzu- 
beben, dafs  bei  den  Eingeborenen  die  Trennung  eines  guten  und  eines 
bösen  Printipra  durchaus  nicht  scharf  ausgedrückt  ist,  dafs  vielmehr  viele 
Götter  verehrt  werden.  Das  Hinterland  ist  alv  Missionsfeld  sehr  zu  em- 
pfehlen, um  so  mehr,  als  sonst  vielleicht  die  französischen  Missionen  von 
demselben  Besitz  ergreifen  werden.  Daliome  ist,  trotz  der  Greuel,  die  da 
Vorkommen,  nach  der  Ansicht  des  Redner*  eines  der  geordnetsten  und  wobl- 
tiisziplini  riesten  Länder  Afrikas;  er  bst  das  Land  zweimal  durchkreuzt  und 
dabei  überall  die  gröfste  Unterstützung,  allerdings  gegen  hohe  Bezahlung 
gefunden.  Auch  die  dortigen  Amazonen  sind  keine  Mythe;  doch  sind  sie 
nur  al»  Parodrtnipp«  zu  betrachten. 

Anf  den  Vortrag  folgte  eine  gesellige  Vereinigung,  iu  der  einige  mit 
dem  Gehörten  in  Berührung  stehende  Fragen  besprochen  wurden.  Dieselben 
betrafen  zunächst  die  in  Kamerun  und  Togo  importirten  Artikel , insbeson- 
dere die  F.infiihr  von  Branntwein,  Munition  und  Feuerwaffen.  An  der  Dis- 
kussion nahmen  u.  A.  Tbeil:  Sc.  Durchlaucht  Pürri  Hermann  zu  nohen- 
lohe-Langenburg,  die  Herren  Chevalier  jr.,  Ed.  Elben.  Konsul  Fischer, 
Dr.  Huber,  Dr.  Klüpfel,  Direktor  ZI  Hing  und  der  Vortrageude. 


Briefkasten. 


Fehler- Berichtigung.  In  Nr  14  Seite  214  sind  als  ObsrecfauCi  der 
Exportvergütung  über  die  gezahlte  Rübensleuer  (also  als  Prämie)  in  Folgo 
eines  Verte  he  o»  fälscht  Zahlen  gedruckt  worden,  für  welche  nachstehende 
zu  setzen  sind: 

• M M M 


1871/72  . 

. — 72800 

1872i73  . 

. - 102240 

1873/74  . 

. — 127  820 

1874,75  . 

173000 

1875/76  . 

117850 

1876/77  . 

. - 500940 

1877/78  . . 1441990 
1878/79  . , 693730 

1879,80  . . 26890 

1880/81  . . 1731810 
1881,82  . . 6608280 
1882/83  . . 9336510 


1883.84  . . 16801960 

1884.85  . . 21424520 

+ 58176640 
— 803800 

Voa  1871/73  bl» 

1W4,« graablte  ...... 

Prämie  . . . 57372740 


— Herr  B.  O.  Lebedaa« , Hemberg.  meldet:  Der  Bmi<iu  SIUibuIU*Ii««4  Pe*t 
dampfer  ,.Per*ambo«i~  bai  auigatitnd  am  10.  April  Vormittag«  Madrlra  p«««1rt.  „Valpanito** 
1«(  anagebend  am  ApeO  Vormittag«  ta  Halita  ««gakniomra-  „Wo“  im  rwrhkebreod  am 
10.  April  Mittage  ,1a  l.lmahnn  aogtkumttian.  am  Nachmittag  narb  Hamburg  wallergegaafrn 
and  bat  am  1«.  April  19  Uhr  Nieki,  Dorer  peaairt  „Hamburg-  bat  rSckkebrewd  am  II.  April 
1 Lbr  Morgens  Dorer  peaakrt.  „T^ufe“  tat  auagshrnd  **■  >1-  April  Vormittag«  kn  I.iiaabwi 
rngrkne'rom  und  am  19.  April  Nerbmlllaga  tut  Brasilien  ««ItareagaiigeB.  „Mouterlileo" 
trt  aaa  II.  April  Nark  mittag»  na  U*ate«tdeu  narb  Aalwrrpea  u*d  Hamburg  «reiiorgegiacen. 
..CorriauU«"  bat  ausgehend  »m  19.  April  II  Uhr  Morgen*  Dotct  paaalrt.  nPntTop»ll*- bat  rfirk- 
kekrend  am  13.  April  13  Ubr  Itaehta  Dnrer  p«nrL 


— Daa  Speditlnaahau»  Aafngt  BlnmraUal-Hambarg  t-erlchlet  nai  feiernde  Dampfe*  - 
und  Bef lar> Abfahnen  «ob  Hamburg  nark  ««repilarera  nad  fiberaeeiarbe«  Flauen: 
a)  Dampfst  h Ifte. 

Afrika  (Aüdwrsiküale)  »ia  Madeira.  CanarieelM  Inecln,  Dort«.  Atcra,  Lago«  nan.  bta  Loanria 
kahl.,  Dampfe«  ..Lnlu  Beblen",  Kapt.  Taggeatirork,  dratacb,  M.  April. 

Kapaun  uew.  («1a  Madeira)  alle  3«  Tage,  anniebtt  Dampfer  „Pretoria",  engtlarb.  30.  April. 

Peaaag,  Stagapora,  Hangkeng  uad  Japan  <„K!n«rln  Urne*)  Dampfer  „LpdlaM.  deourh. 
9U.  April,  Dampfer  „Cemaadra"  deuiaeh.  10.  Mal,  Dampfer  „Paljhpmnia-  deutsch,  SU.  Mal, 
Dampfer  ,,A  la.acia".  itaiad.  90,  Juni,  Dampfer  „Rmperia“,  deutsch.  10.  Jnll,  Dampfer 
„Blectra“.  dentacb,  Sr'.  Juli. 

Singe pore,  ffewrhoog  «nd  Japan  aranL  «la  Antwerpen  nnd  London  (Sbirn-Linle)  Dampfer 
„CariitgaBiblrer,  Kapl  Wllkln».  •ngliarb,  Knd*  April. 

I'rn  aay.  Blagapor«.  flongb-mg,  Fnrbau  uad  Srhanghal  (direbl)  (VhUw-Llale)  Dampfer  „Lb)»“, 
Kapt  Mann,  engliaeb.  t Mal. 

Ningepc-ra.  Hongkong.  Brbah# bal.  Yokohama,  lllnge  nnd  Nagasaki  (*ta  PervSaid,  «uaa,  Aden 
«ad  Colombo)  l'oatdampfer  „Preiifarw*,  dmtarh,  Ua  SU.  April. 

Adrlatde,  Metbnnme  nnd  Pcetdampfer  „‘talker*.  dtuueh,  bla  I«.  April. 

Valpankao,  Ar« ca,  MoUand»  emd  CaUaa,  Monte,  idac  , Pwala  Ar«»ae  (Mag.  8«r.),  Corral, 


Nr.  16. 


256 

EXPORT,  Orgas  des  CentralTereine  ffir  Handelsgeographie  etc. 


18*7. 


C4*qu«I.  Taieabaao*  and  I;ulju.  taUufauil  iii  Aalwaip*«  Paaidntpfrr  „KambT*»*", 

Kap*.  Macraanil,  SrBlae*,  tX  Ä|trtL 

Wladiwostok  and  NWnUj**sk  («U  Hongkaa«)  Dampfer  „Tbn»",  KapL  .Itcobt»,  dewtarb, 
Anfiif  HlL 

Valpuotoo,  Pu >U  ArtiiM  Canal.  Taleah^anu,  Coq«l»bo,  airtiif**»»«».  Iqul-ju», 

Arle»,  M«ll«Mo,  Calla«,  Payl*  und  Gaajaquil  («1a  Aal  »•??*»/  Drapier  »Titania-.  Kapt. 
W.ilar,  d«uurh.  JS.  April. 

Mo®i»*ta«e.  Ihm  Air«»,  KaaaHa  nid  Han  JHmli»  (via  Madeira;.  Poaadampfer  „Bahia*, 
Kap*,  v.  IColtan,  Uaularb,  >0.  April.  P>tidami-fer  „Hamkwtf“,  KapL  G&Haettr.  d.uticB, 
I.  Mal,  PoMAanpfar  .Jtorropalia“.  Kapi  Babroaaa,  dfutaek,  14.  Mal. 

Moncatldao  und  Binwi  Air«»  (ab  Breman)  Dampfer  ..Oraf  Bfeaaarek“,  Kapt.  M«iar,  daiitaeh, 
b-la  10.  April. 

Maotaatd««,  Himr.i  Alraa  «ad  «marin  Dampfer  4>ir  Gamet  WcfeaL“,  «ogllirb,  3a  April. 
Paraanshoto , Rio  da  Jaaalrn  eud  8 «au*  (*ia  Ltoaaboa}  Poktdraplwr  _LI»*M..-n",  Kapt 
H*lra.  dealarb,  Si.  AprU. 

Bahia,  Rio  de  Jaoalr«  and  Aaatoa  (»Sa  Llaaiba«)  Poitdampfer  _\r|CDdna“ , Kap«.  Ratelke, 

däntack,  4.  Mal. 

Babla,  RI«  da  Jaaaife  «ad  Santo«  (ab  Bram«)  Dampfer  „Barlla~,  KapL  ».  CalUm,  tulach, 

bl«  20.  AprU. 

Wen- Indira  via  Harra  (Bl  Tfcoaiaa.  ▼«•etaala,  Haiti)  am  8.  and  21.  aotJ>  narb  Paarte- 
Flau,  am  A.  91.  und  24.  Jaden  Mnnau , nnZehat  Poatdampfar  „TbuHagla*,  Kapt 
Höf» r.  daatarb,  21.  April.  Extra  Dampf««  „llultUla“,  KapL  Haerarkcr.  Jmu.ij.  3t.  AprU, 
Poaldaopfer  »Horowia“.  KapL  Bauer,  deatarb,  C Mal.  l'ealdampfar  „AUemanr.la",  KapL 
SchrMer,  dr-iarN,  21.  Mal,  Poaidampfar  „Bavaria“,  Kapt.  Raealaz.  daaurh,  2t.  Mal. 
Mexico  (rla  Harra),  Varacraa,  Tanpic«  and  Pra«raaa  am  >.  >dna  Monate  auadckat  Paat> 
dampfe*  .JlalMtU“,  Kapt.  Drfacher,  dantacb,  2.  Mal. 

Uthtr.t  Dampfer  „Kampa“,  KapL  SUafel,  daotacA,  SO.  April. 

NilHHiM  Aufuat  Rlamaatbal. 


Deutsche  Exportkink. 

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Artikel  verlangt:  Stahl  für  Minen  und  runder  Stahl  (Milano);  Sprengpulver, 
Dynamit,  Züodfadrn,  Drahtseile,  Zündhütchen  ohne  Füllung  (blasdng  caps). 
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218.  Ein  überseeisches  Haus  wünscht  mit  deutschen  Fabrikanten  von 
nachstehenden  Artikeln  in  Verbindung  zu  treten:  Nägel  und  Schrauben  aller 
Arten,  Stacheldrabt  (barbcd  wirr),  Draht,  galvanisirtcs  Bisenblech  (galvanized 
sheet  Iran)  und  galvanisirtes  Wellbletfc  (g&lvanixed  cormgated  ebeet  iron 
roofiog).  Offerten  tur  Weiterbeförderung  erbeten  unter  I«.  L.  198  an  das  E.-B. 

219.  Leistungsfähige  Fabrikanten  von  Stearin  und  Wachskerzen,  Bind- 
faden und  Seilen,  Pack-  and  Schreibpapieren,  KouTerts  usw.  ersuchen  wir 
uro  Einsendung  ihrer  Preislisten  zur  Weiterbeförderung  nach  Mexico.  Offerten 
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220.  Nach  Beirut  «erden  Halstücher  (Foulards)  nach  eingesandtem  Muster, 
welches  Interessenten  tur  Verfügung  steht,  sowie  Taschentücher  verlangt. 


ferner  Fichus,  einfarbige,  gestreifte  und  buntfarbige  Krevetten.  Offerten  er- 
beten unter  L.  L.  200  an  daa  B.-B. 

221.  Nach  Antwerpen  werden  für  den  Export  nach  Rumänien  soge- 
nannte .Pointee  de  Prasse1*,  speziell  von  westfälischen  Fabriken  verlangt. 
Angebote  und  Anfragen  unter  L.  L.  201  an  das  E.-B. 

222.  Eia  renommirtes  Import-  und  Exportgeschäft  in  Antwerpen  wünscht 
für  den  Export  nach  England  mit  loutnngafibigen  Zuckerfabriken  in  Ver- 
bindung xu  treten,  welche  sogenannten  .englischen  Cube-Sugar"  fabrixiren. 
Offerten  erbeten  unter  L.  L.  205  an  das  B.-B. 

223.  Nach  Spanisch- Honduras  «erden  folgende  Artikel  verlangt:  Hosen- 
stoffe und  zwar  hauptsächlich  dicke  und  Innenseitig  wollige  Stoffe,  MouaaeUne- 
und  Pikeestoffe,  Sr.huhwerk  für  Männer,  Frauen  und  Kinder,  künstliche 
Blumen,  feine  und  ordinäre  Spitzen.  Preislisten  zur  Weiterbeförderung  er- 
beten unter  L.  L.  203  an  das  R.-B. 

224.  Ein  £ut  empfohlenes  Kommtasionagesehäft  in  Paraguay  wünscht 
Konsignationen  in  folgenden  Artikeln,  welche  dort  lohnenden  Absatz  finden, 
zu  übernehmen:  Bier,  Wein,  Zucker,  Nähmaschinen , Konserven,  Tinte, 
Lampen,  Eisen-  und  Stahl waaren  usw.  Offerten  zur  Weiterbeförderung  erbeten 
unter  L.  L.  204  an  daa  E--B. 

225.  Ein  bestens  empfohlenes  Agentur-  und  Kommissionsgeschäft  ln 
Ruschtscbiik  mit  Filiale  in  Bucuresa  sucht  Vertretungen  erster  deutscher 
Fabrikanten  ln  folgenden  Artikeln  zu  übernehmen;  Kleiderstoffe,  Kattune, 
Lnmastoff,  Möbelstoffe,  Hüte,  ferner  Anilinfarben,  Eisenwaaren  sowie  alle  Artikel 
der  Galanterie-  und  Kunwaarenbranche.  Offerten  zur  Weiterbeförderung 
erbeten  unter  L.  L.  205  an  das  R.-B. 

226.  Man  sucht  für  den  Platz  Paria  die  Vertretung  einer  leistungs- 
fähigen Fabrik  für  Trikot-  und  JmejtaiUen  zu  übernehmen.'.  Beste  Refe- 
renzen stehen  zur  Verfügung.  Offerten  erbeten  unter  L.  L.  206  aa  das  E.-B. 

227.  Ein  tüchtiger  Agent  in  Stockholm  wünscht  geeignete  Verbindungen 
für  den  Bezug  von  Ölkuchen  ln  Stettin,  Libeu  und  St  Petersburg  anxu- 
knüpfen.  Offerten  erbeten  unter  L.  L.  207  au  das  B.-B. 

228.  Ein  bestens  empfohlener  Agent  in  Stockholm  wünscht  "in  folgenden 
Plätzen  und  für  nachstehende  Artikel  geeignete  Verbindungen  anzukoüpf&n: 
in  New  York  und  Chicago  für  Schwein efleiacb  und  Speek,  in  Antwerpen 
für  Kaffe«,  in  Messina  für  Baumöl  und  in  Smyrna  für  Früchte.  Offerten 
erbeten  unter  L.  L.  208  an  das  E.-R. 

229.  Ein  gut  eingeführter  Agent  in  Smyrna  sucht  die  Vertretung 
leistungsfähiger  deutscher  Fabrikanten  von  Möbel-  und  Kleiderstoffen  wie 
Draperieen,  Kaschmir*  usw.  Offerten  erbeten  unter  L.  L.  209  an  das  B.-B. 

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Stück  5 M.  Kataloge  nach  Ueberainkunft 

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schiedenen Modellen.  Export  nach  allen  Weltth eilen,  Preislisten  und  Muster  gratis  und  franko. 


1887. 


259 

EXPORT,  Organ  des  Centralvereina  für  Handelsgeographie  etc. 


Nr.  18. 


JL  Dampfschifffahrt  des  Oesterr.-Ungar.  Lloyd  in  Triest. 1 

V V Aaitzog  »um  dem  Fahrplane 

gütig  für  den  Kennt  April  1887. 

Fahrten  ah  Triest: 

Ost- Indien  nach  Bombay  über  Brindisi,  Port  Said,  Suez  and  Aden,  am  1.  April  um  4 Uhr  Nachm. 

und  China,  — — — 

via  nach  Hongkong  über  Brindisi,  Port  Said,  Suez,  Aden,  Bombay,  Colombo,  [Peuang  und 
Situ- Canal  Singapur*,  am  18.  April  um  4 Obr  Nachm.; 
mit  Ueberacbiffung  auf  eigene  Dampfer: 

in  Suez  nach  Djeddah,  Maasaua,  Hodeidah  und  Suakin; 
in  Colombo  nach  Madras  und  Caleutta. 

Egypten,  Freitag  Mittags  nach  Alexandrien,  über  Brindisi  (Verbindung  mit  Port  Said  und  Syrien). 

Lev&nto,  Dienstag  um  4 Uhr  Nachmittags,  nach  Griechenland  bis  Smyrna;  den  5.  und  ID.  über 

Fiume  und  den  12.  und  26.  über  Ancona,  dann  nach  Brindisi,  Corfu,  Syra,  Piräus  und  Cbios; 
Mittwoch,  jeden  zweiten  (13.  und  27.),  6 Ubr  Nachmittags,  nach  Thessalien  bis  Conatantl- 
nopel;  mit  Berührung  von  Fiume,  Corfu,  Santa  Kaum.  Patras,  Gatacolo,  Calamata,  Piräus, 
Volo,  fialonich; 

Samstag  2 Ubr  Nachmittags,  nach  Constantinopel,  mit  Berührung  von  Corfu  und  Piräus  , 
ferner  via  Piräus  nach  Syra,  Insel  Candicn  und  Smyrna;  d&nn  via  Constantinopel  nach 
den  Häfen  des  Schwarzen  Meeres; 

jeden  zweiten  Samstag  (9.  und  23-)  nach  Syrien  via  Smyrna,  und  (2.,  16.  und  30.)  nach 
Thessalien  via  Piräus. 

Dalmatien,  jeden  Montag,  Mittwoch  und  Samstag  10  Ubr  Vormittags,  (jeden  Samstag  via  Spalato  nach 
Metkovlcb); 

jeden  Samstag  um  4 Ubr  Nachmittags  nach  Metkorich  direkt 
Istrien,  Dienstag  und  Freitag  um  7 Uhr  früh  nach  Fiume  über  Pole  etc. 

Venedig,  jeden  Dienstag,  Donnerstag  und  Samstag  um  11  Ubr  Abonds. 

Ohne  Haftung  für  die  Regelmifaigkeit  de«  Dienstes  während  der  Koutumaz-Mafsrogeb. 

Nähere  Auskunft  ertheilt  die  Kommerzielle  Direktion  in  Triest  und  die  OenoraJ-Agentar  in  Wien 
Scbwanenbergplatx  Nr.  6.  [Mj 


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der  Einführung  ins  australische  Geschäft  offerirt  ihre  in  Deutschland  wohlrenommirten  Dienste  die 
ortsangesessene  Firma: 

PALMER  SCOTT  &;Co.  — MELBOURNE. 

Seit  fünf  Jahren  in  noch  bostebendsr  Verbindung  mit  Peter  Behrendt,  Zivil-Ingenieur,  und 
F,dwin  Lanschelt,  Kaufmann,  ist  dieselbe  in  erster  Linie  im  Stande,  allen  Ansprüchen  und  Erforder- 
nissen in  technischer  wie  kommerzieller  Beziehung  zu  entsprechen.  — (78) 

Direkte  Korrespondenzen  erbeten  nach  Melbourne  135  ColUns  Street  West.  — Korrespondenzen 
werden  auch  von  der  Deutschen  Exportbank  (Berlin  SW.,  Kocbstrafse  27)  eutgcgeDgenommeu. 


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Nr.  16. 


260 

EXPORT,  Organ  de«  Ceutralvereins  für  Handelageogrtphie  etc. 


1887. 


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Feintet 

überseeisches  Exportbier, 

hell  and  dunkel, 

•owta  auch 

Klosterbräu  in  Flaschen 

und  Fässern. 

Verpackung  seefest  und  vortheitk&fL 
Unsere  Exportbiere  worden  mit  den  börhates 
ABKeirhsanges  auf  den  Ausstellungen  in 
Amsterdam,  Lissabso,  Paria,  Berlin,  Melbsan« 
und  AmNtenlam  1883  mit  der 
tüoldeaeai  Hedmllle 

prümiirt  1*1 

V.Hr.».rlH,,Bburl  Lad  Voigt,  Brrf-Straßm  9. 
Vertreter  gren|eB"  J#fct  D ^ 

10  I Amsterdam:  Herm.  Weher  Singel  *30. 

— 


tan  tato  la  lUrila  W,  XuinlntM  41. 
•fca  W„  Ktrk(»f*n>'rtlt t «0. 


Digitized  by  Google 


Ab  onnlrt 

wird  t>ed  d*r  Po«t 
und  Im  Dsebhudal 
fW AXTVU  4 ArOLAVT. 
Berlin  W„  Markicrtfenrlr.  60) 
sowie  bei  ds»  BsdsktUk 


Frei«  rterteljlkrllch 
Im  dentechan  Port«ebl*i  >«•  Jt 
Im WelipoftTcrdn  ...  kn* 
Freie  An  (UM  Jakr 

km  dentscAen  Postgsblst  Vlm  Jt 
Im  Weltpostverein  . . .15*»  » 
km  Vvreioisos  Und  . . . 18«  . 

IleselM  Kimmen  46  Pt*. 


Erteltlit  |i*t»  (Hiiitti, 

die  4rett«Felteie  PMi'nUt 
•der  deren  Reom 
mit  SO  I't  boroebaet 
«erden  von  der 

Expedition  des  „Exports41, 

Berlin  SW.,  Kochstr.  27, 

•at«t«eBgeaom.mem 


nach  U Übereinkunft 

mit  der  EXpedlllo«. 


Centralvereins  für  Handelsgeographie  und  Förderung  deutscher  Interessen  im  Auslande. 


Redaktion  und  Expedition:  Berlin  S.W.,  Kochstrafse  27. 

(Omebif taselti  Wocheainci  9 bke  4 ITbr.J 

WW"  Der  „EXPORT“  ist  im  deutschen  Po«tzeitun^»ksUlog  für  1 887  unter  Nr.  1876,  Seile  59  eingetragen. 

IX.  Jahrgang*  Sktfm,  Dw  <26.  dp tif  iss Z-  Nr.  17. 

BB BMBH 

Dlue  W ooheajchrtf*.  »»rfolgt  den  Zweck.  fortUafead  Berichte  über  die  Lage  auerer  Landaleite  Im  Aaelaade  rar  KeantalCi  ihrer  Leeer  n bring«»,  die  laleremea  dee  dwcUcbea  Utpeew 
thatkriftlK  ia  »ertrotea.  eowie  dem  dratathea  Handel  nad  der  dcsUchen  Indutrle  «Ichtlge  MlUbellangen  Ober  die  HaadeUrerbkltnlHe  dee  AusUodo»  In  k&raeeter  Krkel  *o  ftbermlttelo. 

Briefe,  Zellaacen  lad  WerUmeoding«  Ar  dea  »Kjperf*  »lad  an  die  Kedaktloa.  Berlin  S.W..  Kocbstrsft»  97.  au  rtebUo. 

Briefe,  lelliaiei.  Bellrltteerk  1 4 r an« e n,  Wertbeendangen  flr  den  .CeatnJrereln  Ar  Haad«la«*«gnFlUe  *U.“  »lnd  nach  Berlin  SW..  Keetutrifte  97,  n »enden 

Inhalt:  Der  gegenwärtige  Stand  der  Eiowsnderunrefrsge  in  Brasilien.  — Europa:  Italiens  Bedeutung  für  den  deutschen  Export, 
und  die  bevorstehenden  italienischen  Zollerhebungen.  — Asien:  Die  Emiuhinwiucllen  und  der  Kredit  Chinas.  Vortrag,  gehalten  am  15.  April  1887  im 
„Centralverein  für  llandslsgeographio  etc.*  von  Horrn  A.  U.  Einer.  — Theo-Export  aus  Ost-Indien  und  Ceylon  (Original bericht  ans  Cataitta).  — Nord* 
Amerika:  Aufsenhandel  der  Vereinigten  Staaten  von  Nord-Amerika  1885/86,  mit  besonderer  Beziehung  auf  Deutschland.  (Schlafs.)  — Australien  und 
Südsee:  Warum  wird  die  18&8er  Ceutenirial- Aufteilung  nicht  in  Sydney  abgehaltcu?  — Inti’rnationsie  Ausstellung  in  Adelaide  (Original bericht  au« 
Adelaide).  — Litterariscbe  Umschau.  — Briefkasten.  — Deutsche  Exportbank  (Abtheilung:  Export-Bureau).  — Anzeigen. 

Die  Wiedergabe  von  Artikeln  aut  dem  , .Export"  ist  gestattet,  nenn  die  Bemerkung  hinzugefügt  wird:  Abdruck  (bezw.  Uebe rsetzung)  aus  dem  „EXPORT". 


Der  gegenwärtige  Stand  der  Einwanderungefrage  In  Brasilien. 

Unsere  Leser  kennen  die  Stellung,  die  wir  gegenüber  der  obigen 
Krage  von  jeher  eingenommen  haben  and  heute  noch  ein  nehmen. 
Wir  halten  nur  die  Sftdprovinsen  de«  Kaiserreiche«  in  klimatischer 
Hinsicht  für  geeignet  zur  Aufnahme  deutscher  Auswanderung.  Die 
dort  bestehenden  deutschen  Ansiedelungen  haben  hinlängliche  Be- 
weise ihres  Gedeihens  geliefert,  um  uns  ihre  Erweiterung  und  die 
Begründung  neuer  deutscher  Kolonieen  in  denselben  Gegenden  so- 
wohl in  unserem  eigenen  wirtbachaftheben  Interesse,  als  im  Inter- 
esse der  Auswanderer  selbst  als  wünschens werth  erscheinen  zu 
lassen.  An  eine  Massenausivanderung  dorthin  ist  unsererseits  nie 
gedacht  worden  und  konnte  überhaupt  nicht  gedacht  werden,  da  es 
zd  den  nütbigen  Vorbereitungen  zur  Aufnahme  einer  solchen  fehlte; 
ebensowenig  aber  haben  wir  bei  unserer  Agitation  für  Süd-Brasilien 
politische  Hintergedanken  gehegt,  vielmehr  der  Naturalisation  der 
dortigen  Deutschen  das  Wort  geredet,  damit  diese  sich  aus  eigener 
Kraft  die  ihren  Interessen  entsprechende  Stellung  in  ihrem  Adop- 
tivvaterlande schaffen  mögen,  und  Alles,  was  in  dieser  Kichtnng 
in  den  letzten  Jahren  drüben  geschehen  Ist,  wie  z.  B.  die  Wahl  von 
Abgeordneten  deutschen  8tammes,  haben  wir  mit  aufrichtiger  Freude 
begrüfst.  Daneben  aber  sind  wir  eifrigst  bestrebt  gewesen,  die 
handelspolitischen  Beziehungen  zwischen  beiden  Lftndern  durch  Ver- 
anstaltung von  Ausstellungen  brasilianischer  Produkt«  in  Deutsch- 
land und  deutscher  Waaren  in  Brasilien  zu  beleben,  wie  denn 
überhaupt  unsererseits  Alle«  geschehen  ist,  um  zwischen  beiden  Län- 
dern und  Nationen  ein  auf  gegenseitigem  Wohlwollen  beruhendes 
Verhfeltnifs  anzubahnen. 

Leider  — es  mnfs  einmal  offen  und  unumwunden  ausgesprochen 
werden  — sind  unsere  Bemühungen,  wenigstens  so  weit  sie  auf 
die  Forderung  der  deutschen  Kolonisation  in  Süd-Brasilien  abzielten, 
uieht  von  dem  erhofften  Erfolg  gekrönt  worden.  Sie  habeu  aller- 
dings dazu  beigetragen,  einen  Umschwung  in  der  öffentlichen 
Meinung  Deutschlands  über  den  Werth  der  erwähnten  Kolonisu- 
tionsgebiete  herbeizuführeo,  und  bewirkt,  dafs  die  Auswanderung 
dorthin  nicht  ganz  ins  Stocken  gerathen  ist,  aber  das  ist  auch 
Alles.  — Wohl  mag  der  Aufrechterhaltung  de«  von  der  Hey  ät- 
schen Erlasses  von  1859  und  der  hiermit  zusammenhängenden  ge- 
ringen Geneigtheit  des  deutschen  Kapitals,  sich  an  Kolonisations- 
Unternehmungen  in  Süd -Brasilien  zu  betheiligen,  ein  Tbeil  der 
Schuld  an  diesem  Mifserfolg  beizumessen  sein,  aber  die  Hauptschuld 
liegt  in  den  brasilianischen  Verhüllnissen  selbst. 

Es  gab  eine  Zeit,  wo  der  Deutsche  der  allein  gesuchte  und 
geschätzte  Einwanderer  in  Brasilien  war.  aber  sie  ist  lange  dahin. 


Wohl  zollen  hervorragende  und  vorurtheilslose  Männer,  wie  der 
Senator  Taunay  und  Andere,  auch  heute  noch  dieser  Einwanderung 
ihr  uneingeschränktes  Lob;  aber  bei  dem  gröfslen  Theile  der  Bra- 
si,siner.  vom  Minister  herab  bis  zum  Niedrigsten  des  Volkes,  sind 
wir  uicbta  weniger  als  gern  gesehene  Gäste.  Wäre  das  Gegenthei] 
der  Fall,  wie  offiziell  dann  und  wann  versichert  wird,  so  hätte 
inan  unsere  Agitation  sicherlich  durch  ein  weit  gröfseres  Entgegen- 
kommen zu  fördern  gesucht,  als  cs  Ihatsficblich  geschehen  ist.  Uber 
den  wahren  Grund  dieser  Zurückhaltung  sind  wir  keinen  Augen- 
blick im  Zweifel.  Die  Thatsache,  dafs  unsere  Stainmesgenosseu 
io  Süd -Brasilien  durch  ihre  Arbeitsamkeit  zu  Wohlstand  zu  ge- 
langen vermochten,  während  ihre  Mitbürger  brasilianischer  Abkunft, 
bei  denen  Im  Grofsen  und  Ganzen  diese  Arbeitsamkeit  nicht  vor- 
handen ist,  wirtschaftlich  hinter  ihnen  zurückblieben,  sodann  aber 
anch  der  Umstand,  dafs  der  Deutsche  sich  nicht  in  dem  Mafse  dem 
Rrasilianerthum,  wie  in  den  Vereinigten  Staaten  dem  Yankeethum, 
zu  assimiliren  vermocht  bat,  sind  die  Ursachen  dieser  Mifsgunst, 
die  sich  allerdings  nicht  gerade  in  offenkundiger  Antipathie,  aber 
doch  hinlänglich  deutlich  in  der  sonstigen  Haltung  der  brasiliani- 
schen Regierung  und  des  brasilianischen  Volkes  gegenüber  der 
deutschen  Einwanderung  ausspricht.  Dagegen  schwärmt  man  jetzt 
mehr  denn  je  für  die  italienische  Einwanderung.  Keiner  deutschen 
Kolonie  sind  jemals  so  reiche  Subsidien,  namentlich  für  Straßen- 
bau, ans  den  Staatskosten  zugeflossen,  wie  den  vor  10  bis  12  Jahren 
angelegten  italienischen  Kolonieen,  und  von  der  Gründung  neuer 
deutscher  Kolonieen,  wie  sie  doch  ehemals  von  brasilianischen 
Staatsmännern  als  wirthschaflspolitisches  Postulat  hingestellt  fcurde, 
ist  keine  Rede  mehr. 

Wieweit  die  Bevorzugung  der  Italiener  geht,  ersieht  man  uuter 
Anderem  aus  der  Thatsache,  dafs  dieselben  auf  Grund  des  mit  den 
Agenten  Vicenti  und  Sohn  abgeschlossenen  Vertrages  völlig  un- 
entgeltlich nach  Brasilien  befördert  werden,  während  der  deutsche 
Auswanderer  nach  wie  vor  seine  Passage  zu  bezahlen  bat  und 
höchstens  auf  eine  unentgeltliche  Aufnahme  im  Einwandererhause 
von  Rio  und  auf  unentgeltliche  Beförderung  von  dort  nach  dem 
Orte  seiner  Bestimmung  rechnen  darf.  Alle  anderen  von  der 
brasilianischen  Regierung  in  Aussicht  gestellten  Begünstigungen, 
wie  „die  Konzession  eines  der  Kultur  angemessenen, 
richtig  vermessenen  und  abgegrenzten  Landstückes  von 
30  ha  Flächeninhalt  zum  Preise  von  123  bis  495  Milreis 
(246  bis  990  t^)“,  sind  insofern  illusorisch,  als  anf  den  vor- 
handenen Staatskolonieen  die  wirklich  brauchbaren  Parzellen  schon 
lange  besetzt  sind  und  das  schlechtere  Land,  selbst  wenn  cs,  was 
selten  der  Fall,  in  der  versprochenen  Weise  vermessen  wäre,  lur 


Nr.  17. 


1887. 


282 

EXPORT,  Organ  de«  Centraiyereina  für  Handelsgeographie  etc. 


den  niedrigsten  Preis  zu  ihcuer  ist.  An  Anlage  neuer  Kolonieen 
in  Süd-Brasilien  acheiot  die  brasilianische  Regierung  aber  nicht 
zu  denken. 

Bel  den  den  Italienern  gemachten  Begünstigungen  dreht  es 
•ich  ja  übrigens  weniger  um  die  Sefshaftmachnng  von  Bauern,  als 
um  die  Herbeiziebong  von  Lohnarbeitern  für  die  Kaffeeplantagen 
in  Mittel-Brasilien,  namentlich  in  Säo  Paulo,  um  dem  io  Folge  der 
8klavenemanz»pation  eingetretenen  Mangel  an  Arbeitskräften  abzu- 
helfen.  Dafür  sind  uns  nun  freilich  unsere  deutschen  Auswanderer 
zu  gut,  und  nach  wie  vor  werden  wir  unsere  Stimme  gegen  die 
Parceriawirlh schaft  erheben,  durch  welche  die  freie  Entwickelung 
der  deutschen  Arbeiterkolooieen  so  empfindlich  geschädigt  worden 
ist  Wenn  die  Italiener  sich  dazu  bergeben,  an  die  Stelle  der 
Sklaven  zu  treten,  so  können  wir  natürlich  nichts  dagegen 
einwenden,  ja,  wir  wollen  ibneo  herzlich  gern  die  freie  Passage 
nach  Brasilien  gönnen;  aber  wenn  Brasilien  auch  deutsche  Lohn- 
arbeiter ina  Land  ziehen  will,  statt  der  Besiedelung  nach  dem  er- 
probten System  des  kleinen  Grundbesitze*  eine  weitere  Ausdehnung 
zu  geben,  so  wird  es  bei  uns  auf  den  hartnäckigsten  Widerstand 
stofsen.  Dafs  man  derartiges  aber  beabsichtigt,  steht  wohl  aufser 
Frage;  denn  warum  würde  sonst  den  brasilianischen  Konsuln  von 
Seiten  des  Ackerbaoministeriums  in  Rio  die  deutsche  Übersetzung 
der  von  der  „Sociedade  Promotora  da  Immigra^ao  de  Säo  Paulo“ 
unter  dem  Titel  *A  Prorincia  de  Säo  Paolo*  berausgegebeoen  Pro- 
pagandaachrift  zur  Yertheilung  an  Auawanderungslustige  übersandt 
worden  sein?  Gröfsere  Ackerbaukolonieen  existiren  bekanntlich  in 
8äo  Paulo  nicht;  die  Propaganda  kann  also  onseres  Erachtens 
keinen  anderen,  als  den  von  uns  angegebenen  Zweck  haben,  der 
aber  nicht  erreicht  werden  wird. 

Die  Yorliebe  der  Brasilianer  für  die  Italiener  wird  übrigens 
noch  eine  Probe  zn  bestehen  haben.  Das  Auftreten  derselben  in 
Brasilien  ist  noch  viel  zn  neuen  Datums,  um  Vergleiche  mit  der 
deutschen  Einwanderung  znzulassen.  Bia  jetzt  hat  wenigstens  noch 
keine  italienische  Kolonie  die  Blüte  der  deutschen  Kolonieen  er- 
reicht, und  ferner  haben  die  Italiener  noch  zu  beweisen,  dafs  sie 
ea  in  politischer  Hinsicht  den  Deutschen  gleichthun  und,  wie  diese 
es  mehr  als  einmal  getban  haben,  für  die  Integrität  des  Reiches 
und  die  Dynastie  ihr  Blot  auf  den  Schlachtfeldern  verspritzen 
werden.  Was  der  Monarch,  der  die  Geschicke  des  Landes  leitet, 
an  den  monarchisch  gesinnten  Deutschen  hat,  weil*  er;  was  die 
Italiener  ihm  dagegen  in  Zeiten  schwerer  politischer  Krisen  bieten 
werden,  bleibt  der  Zukunft  zu  entscheiden  überlassen. 

Alle  bisher  auf  dem  Gebiete  der  Kolonisation  io  Brasilien  be- 
gangenen Fehler  werden  übrigens  noch  übertroffen  durch  das  aeit 
kurzer  Zeit  hervortretende  Bestreben,  die  tropischen  Nordprovinten, 
selbst  die  beifseslen,  wie  Para,  mit  Europiern  zu  besiedeln.  Der 
Anfang  damit  wurde  bereits  im  Territorium  von  Apehii  gemacht, 
indem  man  dort  20  von  der  Insel  Madeira  stammende  Kolonisten- 
famllien  anzusiedeln  versuchte.  Das  Fiasko  war  vollständig.  Die 
Leute,  kaum  an  dem  Orte  ihrer  Bestimmung  angelangt,  liefen  wie- 
der davon,  da  die  ihnen  versprochenen  Vorkehrungen  für  ihre  An- 
siedelung nicht  vorhanden  waren.  Die  Provinzialregierung  von  Pari 
ist  durch  diesen  Mifserfolg  aber  nichts  weniger  als  entmutbigt  wor- 
den, sondern  beabsichtigt,  für  die  Besiedelung  ihres  weiten  Gebietes 
durch  Bekanntgabe  der  den  Einwanderern  zogestaadenen  Begün- 
stigungen in  Europa  Propaganda  zu  machen,  und  hofft  um  so  mehr 
damit  zu  reüssiren,  als  diese  Begünstigungen  weit  gröfser  sind,  als 
die  in  Süd-Brasilien  gewährten.  Die  Einwanderer  sollen  nämlich 
unentgeltlich  von  Europa  Dach  Beiern  befördert,  dort  verpflegt  und 
auf  Kosten  der  Regierung  an  den  Ort  ihrer  Bestimmung  befördert 
werden,  als  welcher  zunächst  die  Kolonie  Benevides  (29  km  von  der 
erwähnten  Provinzialbauptstadt  entfernt)  ins  Auge  gefafst  worden 
ist  Dort  sollen  sie  vermessene  Landparzellen  von  217800  qm 
Flächeninhalt  nebat  definitiven  Besitztilcln  darüber  erhalten,  für 
welche  erst  nach  fünf  Jahren  der  geringe  Betrag  vod  36 $000  Rs. 
(70  JO  zu  entrichten  ist;  auch  verpflichtet  sich  die  Regierung, 

i’edem  erwachsenen  Einwanderer  täglich  600  Rs.  (1 , H.)  und  jedem 
finde  320  Rs.  (0^4  JO  für  die  Bestreitung  ihrer  Lebensbedürf- 
nisse während  der  ersten  vier  Monate  auszahlen  zu  lassen.  — Das 
klingt  allerdings  sehr  verlockend,  wird  in  Europa  aber  doch  nur  einen 
geringen  Eindruck  machen;  denn  die  Idee,  in  der  heifseo,  fieber- 
reichen Ebene  der  Hyläa  europäische  Ackerbaukolonieen  anzulegen, 
iat  eine  so  ungeheuerliche,  dals  selbst  der  weniger  Gebildete  sie 
belächeln  wird.  Sollten  jedoch  die  Agenten  der  Provinzialregierung 
von  Pari,  welche  von  dieser  freilich  nicht  genannt  worden  sind,  ea  den- 
noch wagen,  unwissende  Leute  zur  Auswanderung  in  jene  Provinz 
zu  verleiten,  so  wird  man  uns  auf  der  Warte  finden,  um  ihnen  das 
Handwerk  zu  legen. 

Merkwürdigerweise  reden  aber  »elbst  die  gelesensten  Blätter 
Brasiliens,  wie  z.  B.  das  „Jornal  do  Commercio*  von  Rio,  dor 


Besiedelung  Nord-Brasiliens  durch  Europäer  das  Wort  und  suchen 
namentlich  die  angeblich  falsche  Ansicht  zu  widerlegen,  dafs  das 
Klima  der  brasilianischen  Nord-Provinzen  die  Ansiedlung  von  euro- 
päischen Ackerbauern  nicht  gestatte.  Die  Art  und  Weise  der 
Argumentation  ist  zum  Theil  haarsträubend.  So  finden  wir  in 
einem  „Immigracäo  para  o Pari*  ü bersch ri ebenen  Artikel,  den  das 
Organ  der  „Soriedade  Central  de  lmmigra<*äo“  in  seiner  Januar- 
nummer brachte,  folgenden  Passus: 

aKs  int  eine  irrtbütnlicbe  Annahme,  dafs  die  Einwanderer  »ich  nur  im 
.Süden  zu  akklimatisiren  vermögen.  Nord-  und  Mittel -B.-asilien  beritte» 
ebenfalls  Gegenden,  welche  in  Bezog  auf  klimatische  und  gesundheitliche 
Bedingungen  für  die  Aufnahme  von  Einwanderern  vollkommen  geeignet 
sind,  wie  ja  auch  der  Kongo,  ein  neuer,  unter  dem  Äquator  gelegener 
afrikanischer  Staat,  der  ein  viel  beifecres  und  ungenuoderei  Klima  al« 
Brasilien  hat,  bald  aus  der  Barbarei  der  afrikanischen  Wilduifn  als  ein  neues 
Wunderland  bervortretea  wird,  ausgerüstet  mit  allen  möglichen  Einrich- 
tungen fortschreitender  Kultur,  welche  durch  die  arbeitsame  Haud  des  bel- 
gischen Einwanderer»  dorthin  vernflaiut  wird.  Und  doch  ivl  der  Unterschied 
zatschen  dem  Klima  Belgiens  und  dee  Kongoetaates  gröfser  als  der  zwischen 
dem  Klima  Nord-Brasiliern  und  Frankreichs.* 

Nun,  das  Wunderland  am  Kongo  soll  erst  noch  durch  die 
Belgier  geschaffen  werden,  die  aber  dazu  herzlich  wenig  Neigung 
zu  haben  scheinen,  da  man  von  einer  irgendwie  bcachtenswerthea 
Auswanderung  derselben  dorthin  bisher  nichts  gehört  hat.  Unver- 
ständlich bleibt  ans  nur,  dafs  ein  Blatt  wie  „A  Immigra<;äo“  keinen 
Anstand  nimmt,  solche  Hirngespinste  in  die  Diskussion  über  eine 
thal&ächlich  sebr  ernste  Sache  hineinzutragen. 

Blicke  man  doch  liober  zurück  auf  die  früheren  Kolonisation  s- 
Tcrsucbe  in  den  tropischen  Provinzen  Brasiliens.  Zwar  haben  sich 
Deutsche  und  Italiener  in  den  Provinzen  Rio  de  Janeiro  und 
Espirito  Santo  zu  akklimatisireu  vermocht;  in  den  nordwärts  davon 
gelegenen  Gebieten  war  dies  aber  nur  immer  ausnahmsweise  der 
Fall.  Die  Kolonie  Moniz  ist  Über  einen  embryonischen  Zustand 
gar  nicht  hinansgekommen,  da  ein  grofser  Theil  der  dort  einge- 
führten Deutschen  dem  Klima  zum  Opfer  fiel  und  der  Rest  sich 
in  Folge  dessen  wieder  entfernte.  — Unvergessen  ist  auch  in 
Deutschland  die  Geschichte  der  Mucurykolonie.  Massenhaft  erlagen 
die  ersten  Kolonisten  dem  Sumpffieber  oder  wurden  auf  Ave-Lalle- 
mant's  Veranlassung  io  gesundere  Gegenden  gebracht,  während  sich 
nur  ein  verbältnifsmäfsig  kleiner  Theü  am  oberen  Mucury  zu  akkli- 
matisiren  vermocht  hat,  ohne  jedoch  in  wirtschaftlicher  Beziehung 
sonderlich  zn  prosperiren.  Es  bleibt  also  nur  noch  die  tm  Jahre 
1818  in  der  Provinz  Bahia  angelegte  Kolonie  Leopoldina  zu  be- 
trachten übrig.  Sie  soll  ein  wohlhabendes  Gemeinwesen  bilden, 
darf  aber  auf  den  Namen  einer  Kolonie,  worunter  man  sonst  in 
Brasilien  einen  Komplex  kleinbäuerlicher  Grundstöcke  versteht, 
eigentlich  keinen  Anspruch  machen;  denn  wir  haben  es  hier  mit 
gröfseren  Landgütern  oder  Fazendas  za  thun,  deren  Besitzer  von 
Anfang  an  in  brasilianischer  Weise  mit  Sklaven  gewirthaebaftet 
haben.  1858  lebten  dort  nur  20  Weifse  und  2000  Neger.  Einen 
Mafsatab  für  das  Gedeihen  kleinbäuerlicher  Ansiedelungen  io  den 
Tropen  kann  mithin  Leopoldina  nicht  darbieten;  auch  sollen  nach 
Tschudi  dort  von  den  ersten  Ansiedlern  zwei  Dritttheile  den 
Wechselfiebern  und  ihren  Folgekrankbeiten  zum  Opfer  gefallen  sein. 

Worauf  beruht  denn,  möchten  wir  fragen,  die  Aouahme  der 
Brasilianer,  dafs  sich  europäische  Bauern  ebenso  gut  in  den  Nord- 
provinzen als  in  den  Södprovinzen  Brasiliens  zu  akklimatisiren 
vermögen?  Die  Erfahrung  hat  dies  verneint,  und  die  Erfahrung 
ist  stets  die  beste  Lehrmeisterin.  Aber  was  gilt  den  Brasilianern 
die  Erfahrung,  wenn  ca  sich  um  die  Befriedigung  der  Interessen 
einzelner  einflußreicher  Persönlichkeiten  bandelt?  Lange  schon 
sind  den  Deputirten  der  Nordprorinzen  die  den  Südprovinzen  für 
Kolonisatiooszwecke  bewilligten  Mittel  ein  Dorn  im  Auge  gewesen. 
Sie  wollen  auch  daran  partizipiren,  und  da  sie  doch  angesichts 
der  wirtschaftlichen  Lage  des  Landes  der  Einwanderung  im 
Allgemeinen  nicht  wohl  Einhalt  gebieten  können,  so  wollen 
sie  wenigstens  versuchen,  dieselbe  in  ihre  Provinzeu  zu  lenken; 
wie  sehr  ihnen  die  kaiserliche  Regierung  hierin  entgegenkommt, 
das  ersieht  man  aas  der  Tbatsache,  dafs  der  Ackerbauminister 
bereits  zwei  Regierungsiogenieure  in  die  Provinzen  Bahia  and 
' Pernambuco  entsandt  hat,  um  geeignete  devolute  Ländereien  für 
die  Anlage  von  Kolonieen  auszuaucken. 

Aus  dem  betreffenden  Dienstschreiben  geht  hervor,  dafs  man 
nicht  beabsichtigt,  jene  Kolonieen  mit  europäischen  Einwanderern 
einer  bestimmten  Nationalität  zu  besiedeln,  sondern  ihnen  von 
Anfang  an  einen  brasilianischen  Charakter  aufdrückeu  will;  uoch 
deutlicher  aber  ist  diese  Tendenz  in  den  folgenden  Worten  aus- 
gesprochen, womit  die  Zeitschrift  „A  Immigra^äo“  ihren  Lesern 
von  dem  Faktum  Kenntnifs  giebt: 

. Jetzt,  da  die  Regierung  aufrichtig  betriebt  ist,  ein  Ke-vultat  (auf  dem 
Gebiete  der  Kolonisation)  zu  erzielen,  sollten  die  erwllinten  Provinzen,  wie 


1887. 


Nr.  17. 


283 

EXPORT,  Organ  des  Centnlrereins  ffir  Hindelsgeographie  etc. 


überhaupt  »Ile  Nordprorinzen  mit  allen  Mitteln  versuchen,,  die  Einwanderung 
in  ihre  Territorien  zu  erleichtern,  dem  Einwanderer  von  unserem  nationalen 
Leben  Kenntnifa  xn  geben,  «ine  Freundschaft  ffir  une  xu  wecken  und  — 
wa*  noch  mehr  — ihn  xu  einen»  Brasilianer  xu  machen,  der  da  *u  begreifen 
im  Stande  ist,  daf»  Brasilien  das  gastfreieste  Land  der  Welt  ist,  mehr 
geeignet  als  irgend  ein  anderes,  denjenigen,  die  ca  aufsueben,  «ine  Wohn- 
stifte  darxubieten.* 

Also  das  ist,  wenn  man  den  obigen  Satz  seiner  echt  brasilia- 
nischen Phrasen  entkleidet,  des  Pudels  Kern,  dafs  man  Kolonisten 
haben  will,  die  für  die  ihnen  gewährte  Gunst,  die  tropischen  Ur- 
wälder Brasiliens  in  Saatenfelder  nmtuwandeln,  sich  dazu  ver- 
stehen, möglichst  bald  die  Sitten  und  die  Sprache  ihres  Volkes 
preiszngeben.  Völkerdünger  will  man  haben  — und  weiter  nichts! 

Nun,  wir  haben  ja  kaum  weiter  nüthig,  unsere  Stellung  der- 
artigen Bestrebungen  gegenüber  zu  präzisiren.  Wir  werden  die- 
selben ebensosehr  bekämpfen,  wie  den  Abseblufs  von  Arbeitskon- 
trakten mH  Deutschen  in  den  mitte) brasilianischen  Kaffcedistrikten. 
Der  Beweis  der  Möglichkeit  einer  gedeihlichen  Besiedlung  tropischer 
Gebiete  durch  deutsche  Bauern  ist  bisher  nirgends  erbracht  worden, 
und  wäre  er  erbracht,  so  brauchten  wir  wahrlich  nicht  nach  Nord- 
Brasilien  zn  geben,  sondern  könnten  unseren  Bevölkerungsüber- 
schufs  in  vorlhcilhafterer  Weise  in  den  eigenen  tropischen  Kolonieen 
verwerthen;  ganz  energisch  werden  wir  besonders  jedem  Versuch 
zu  begegnen  wissen,  Deutsche  nach  Kolonieen  zn  schleppen,  die 
durch  Mischung  verschiedener  europäischer  Volkselemente  mit  Bra- 
silianern auf  die  möglichst  schnelle  Assimilirung  der  Eingewan- 
derten hinarheiten  und  deren  wirtschaftliches  Gedeihen  erst  in 
zweiter  Reibe  berücksichtigen. 

Will  Brasilien  die  schwere  Aufgabe  der  Kolonisation  in  wahr- 
haft praktischer  und  segensreicher  Weise  durchführen,  so  sollte  man 
sich  dort  endlich  von  allen  engherzigen  nativistiacben  Ideen  freizu- 
macbcn  suchen  und  sich  wie  in  den  Vereinigten  Staaten  darauf  be- 
schränken, ein  vernünftiges,  den  ungehemmten  Zuzug  von  Ein- 
wanderern ermöglichendes  Landgesetx  zu  schaffen,  itu  Übrigen  aber 
der  Sache  freien  Lauf  lassen.  Welcher  Staatsmann  kümmert  sieb  denn 
in  den  Vereinigten  8taaten  darum,  dafs  ganze  Landeatheile  nur  mit 
Deutschen  besiedelt  sind?  Wer  hätte  dort  je  den  Versuch  gemacht, 
die  Amerikanisirang  der  Fremden  durch  künstliche  Mischung  der- 
selben mit  einheimischen  Elementen  zu  forciren?  Und  sind  denn 
die  dortigen  Deutschen,  selbst  wenn  sie  — was  glücklicherweise 
jetzt  mehr  als  früher  geschieht  — ihre  deutsche  Sprache  aufrecht 
erhalten,  nicht  ebenso  gute  und  treue  Bürger,  als  die  eingeborenen 
Angelsachsen?  Was  berechtigt  denn  die  Brasilianer,  an  der  Treue 
der  deutschen  Kolonisten  im  Süden  des  Reiches  zu  zweifeln?  Le- 
ben denn  nicht  etwa  auch  in  den  meisten  Ländern  Enropas  Volks- 
stämme verschiedener  Sprache  nebeneinander,  ohne  dafs  dadurch 
die  Grundlage  des  Staates  gefährdet  würde?  Wir  möchten  die  Bra- 
silianer hier  namentlich  auf  das  leuchtende  Vorbild , das  die 
Hobeozollern  allen  kolonisirenden  Staaten  gegeben  haben,  aufmerk- 
sam machen.  Sie  begünstigten  in  jeder  Weise  die  Einwanderung 
fremder  Volkselemente  in  ihre  menschenarmen  Gebiete,  ohne  daran 
zu  denken,  deren  nationale  Eigenart  zu  vergewaltigen;  ja,  die  fran- 
zösischen Refugien  wurden  von  ihnen  sogar  mit  ungewöhnlichen 
Vorrechten  ausgerüstet,  und  heute  noch  giebt  es  io  der  Hauptstadt 
des  Deutschen  Reiches  eine  aus  jener  Zeit  stammende  französische 
Schule  und  eiuen  Dom,  in  dem  allsonnläglicb  das  Evangelium 
in  französischer  Sprache  verkündigt  wird.  Gerade  dieser  von 
jedem  Zwange  und  von  jeder  nativistischen  Einschränkung  freien 
Kolonisation  hat  Preufsen  zum  großen  Theil  die  tüchtigen  Eigen- 
schaften seiner  Bevölkerung  und  seine  gegenwärtige  Machtstellung 
zu  danken.  Wie  kläglich  nimmt  sich  daneben  das  aus,  was  man 
gegenwärtig  unter  dem  Namen  einer  „ColoniBZQäo  national“  in 
Brasilien  inszeniren  will! 

Wir  sind  nach  wie  vor  ehrliche,  offene  Freunde  des  grofsen 
südamerikanischen  Kaiserreiches,  wir  wünschen  in  seinem  eigenen 
Interesse  die  Erweiterung  der  deutschen  Kolonieen  in  den  Süd- 
provinzen  und  werden  alle  dahin  gerichteten  Bestrebungen,  soweit 
sie  »ich  auf  solider  Grundlage  bewegen,  nach  Kräften  unterstützen 
— das  ist  aber  auch  Alles,  was  wir  nach  Mafsgabe  der  Verhältnisse 
auf  diesem  Gebiete  zu  thun  vermögen,  und  für  alle  etwaigen  Miß- 
erfolge  der  beabsichtigten  Kolonisationsversoche  in  Nord-Brasilien 
wird  man  also  nur  die  Urheber  derselben  verantwortlich  machen 
können.  

Europa. 

Italiens  Bedeutung  für  den  deutschen  Export,  und  die  bevor- 
vorstehenden italienischen  Zollerhöhungen.  Italien  bat  sich  be- 
kanntlich in  den  letzten  Jahren  der  Schutzzoll bewegung  ganz  ent- 
schieden angeschlossen  und  projektirt  gegenwärtig  eine  abermalige 
Erhöhung  seiner  Zölle.  Vor  Knrrcm  ist  nun  der  ungemein  sorg- 


fältig ausgearbeitete  Bericht  der  Revisionskommisaion  ausgegeben 
worden  („Atti  de) la  commissione  d'incbieeta  per  la  revisione  della 
tariffa  doganale.*  Rom,  tipograßa  ßotla,  1886).  Derselbe  giebt 
zunächst  eine  Besprechung  der  italienischen  Tarifreform  von  1878 
und  der  Entwickelung  des  Zollwesens  in  den  Hauptlfnderu  Europas 
und  den  Vereinigten  Staaten,  sowie  allgemeinere  Erörterungen  über 
Schutzzoll  und  Freihandel,  Frachttarife,  Preisverhällnisse  u.  dergl. 
und  geht  sodann  zu  eingehenden  Untersuchungen  Über  die  Lage 
der  einzelnen  Industriezweige  in  Italien  und  über  die  Zolldesiderien 
der  Industriellen  über,  um  schlieTslich  zu  zahlreichen  Vorschlägen 
betreffs  Erhöhung  der  bezüglichen  Sitze  des  italienischen  Zolltarifs 
zu  gelangen. 

Diese  Vorschläge  werden  bei  der  Regierung  oder  dem  Parlament 
in  Italien  im  Wesentlichen  voraussichtlich  nicht  auf  Widerstand 
stofseo.  Aber  selbst  wenn  das  der  Fall  sein  sollte,  haben  wir  uns 
in  Deutschland  vom  Beginn  des  nächsten  Jahres  ab  auf  umfassende 
Zollerhebungen  deshalb  gefafst  zn  machen,  weil  bis  dabin  (wie 
unten  näher  ausgefübrt  ist)  wahrscheinlich  der  italienische  Konven- 
tionaltarif in  der  Hauptsache  weggefallen  sein  wird. 

Diese  drohenden  Zollerhöhungen  berühren  die  Interessen  unse- 
rer Exportindnstrie  in  erheblichem  Mafse.  Nach  seiner  Bedeutung 
für  die  deutsche  Ausfuhr  raogirt  Italien,  wenn  man  die  geschätzten 
Werthe  unserer  Gesairnntausfohr  von  1885  zn  Grunde  legt,  mit 
93,9  Millionen  >11  an  11.  Stelle  (obenan  steht  natürlich  Hamburg- 
Altona,  dann  folgen  Großbritannien,  Österreich-Ungarn,  Frankreich, 
Niederland,  Schweiz,  Rufsland,  Belgien,  Vereinigte  Staaten,  Bremen, 
hierauf  Italien;  hierbei  ist  selbstverständlich  nicht  aofser  Acht  zu 
lassen,  dafs  viele  nach  Hamborg  oder  Bremen,  nach  Grofsbritannien, 
Belgien,  Schweiz  osw.  versandte  deutsche  Waareo  nach  Italien  weiter- 
gehen). Ebenso  steht  nach  der  Bedeutung  für  unsere  Ein  fahr 
Italien  au  der  11.  Stelle.  Unter  den  Waarengattnogen,  welche  für 
unser  italienisches  Exportgeschäft  von  besonderer  Wichtigkeit  sind, 
stehen  nach  den  Ergebnissen  von  1885  io  erster  Linie:  Eisen  und 
Eisenwaaren  mit  zusammen  17, j Millionen  . Wolle  nod  Woll- 
waaren  mit  18^,  Instrumente,  Maschinen  and  Fahrzeuge  mit  8, 
Baumwolle  und  Baumwollwaaren  mit  7«,  Leder  nnd  Lederwaaren 
mit  6,2,  Drogerie-,  Apotheker-  nnd  Farbwaaren  mit  5.6,  Kurzwaareo, 
Quincaillerieen  nsw.  mit  5,j,  Erden,  Ente,  edle  Metalle  usw.  mit  6, 
Seide  und  Seideowoaren  mit  4,$  Millionen  jft. 

Unsere  Einfuhr  naeh  Italien  ist  seit  1881  — abgesehen  von 
einem  mäfsigen  Rückgang  im  Jahre  1884  — beständig  gestiegen; 
nach  der  italienischen  Statistik  ist  sie  von  rnnd  66  Millionen  Lire 
im  Jahre  1881  auf  190  Millionen  angewachsen,  was  eine  Zunahme 
von  54  Millionen  = 81  % ergiebt.  In  rnnden  Zahlen  partizipiren 
an  diesem  gewaltigen  Zuwachs:  Eisen-  und  Stablwaareo,  Maschinen 
mit  21  Vj  Millionen  Lire,  Kohlen,  Steingut,  Glas  mit  4,  chemische 
Erzeugnisse  mit  4,  Wollwaareo  mit  3,  Seideowoaren  mit  2%.  Bauro- 
wollwaren  mit  2,  Papier  nnd  Bücher  mit  l'ß,  Kolonialwaaren  mit 
1 Va>  Hanf,  Leinen,  Jute  mit  1,  Spiritus,  Bier,  Getränke  mit  1, 
Verschiedenes  mit  6*/a  Millionen  Lire. 

Ein  kleiner  Rückgang  ist  nur  in  den  Artikeln  Holz  und  Stroh 
eingetreten.  Au  dem  Wettbewerb  um  den  italienischen  Absatz- 
markt waren  im  Jahre  1885  die  Hauptlioder  in  folgender  Weise 
beiheiligt:  Frankreich  mit  368  Millionen  Lire  (Zonabme  gegen  1881; 
0«%),  Grofsbritannien  mit  314  Millionen  (Abnahme:  15%!), 
Österreich  mit  236  Millionen  (Zunahme:  7%),  Deutschland  mit 
120  Millionen  (Zunahme:  81  %),  Rufsland  mit  91%  Millionen  (Zu- 
nahme: 205%),  die  Schweiz  mit  77  Millionen  (Zunahme:  107%), 
Belgien  mit  134  Millionen  (Zunahme:  134%)  usw.  In  Bezug  auf 
den  absoluten  Gescbäftsznwachs  steht  zwar  Rufsland  (wegen  seiner 
Getreideeinfuhr)  an  der  Spitze;  unter  den  eigentlichen  Industrie- 
ländern steht  dagegen  Deutschland  obenan,  darauf  folgen  Schweiz, 
Belgien,  Österreich  und  zuletzt  Frankreich.  Nach  ihren  verhältnifs- 
mäßigeo  Erfolgen  auf  dem  italienischen  Markt  rangtren  sie  dagegen 
folgendermafsen : Belgien,  Schweiz,  Deutschland,  Österreich;  Frank- 
reich ist  nahezu  stationär  geblieben,  England  bat  15%  verloren 
(hauptsächlich  in  der  Baumwotl-  und  Eisenbranche).  Nicht  geringen 
Theil  an  der  Hebung  des  deutsch- italienischen  Verkehrs  hat  be- 
kanntlich die  Gottbardbahn,  wenn  sie  auch  manche  übertriebene 
Hoffnungen  nicht  erfüllt  haben  mag. 

Je  erfreulicher  nun  diese  Erfolge  der  deutschen  Industrie  in 
Italien  sind,  um  so  beklagenswerter  müfsten  die  Schädigungen 
derselben  durch  extreme  Zollmafsregcln  sein. 

Dorch  den  Handelsvertrag  mit  Italien  vom  4.  Mai  1883  sind 
wir  hiergegen  sehr  wenig  geschützt;  dieser  Vertrag  wird  zwar,  falls 
für  den  1.  Februar  1888  keine  Kündigung  erfolgt  (was  vor  dem  1.  Joli 
d.  J.  geschehen  rofifste)  noch  bis  1.  Februar  1892  in  Geltung 
bleiben,  er  hat  jedoch  die  italienischen  Zollsätze  nur  bezüglich 
ganz  weniger  Artikel  gebunden,  nämlich  in  Bezug  auf  Alkaloide, 
Zink  und  Zinkwaaren,  Instrumente  und  Hopfen.  Bei  allen  übrigen 


Nr.  17. 


264 

EXPORT,  Organ  des  Centralvereins  für  Handelsgeographie  etc. 


1887. 


Artikeln  ist  Italien  in  Bezug  auf  Zollerhebungen  nur  insoweit  ein- 
geschränkt, als  es  hierüber  Tarifverträge  mit  sonstigen  Staaten  ab- 
geschlossen hat.  Solcher  Verträge,  an  deren  Vonbeilen  Deutschland 
vermöge  seines  Meialbegünstigungsrechtes  gleichfalls  tbeilnimint, 
bestehen  nun  zwar  mehrere,  nämlich  mit  Österreich  vom  27.  Dez. 
1878,  mit  Frankreich  vom  3.  Not.  1881,  mit  der  Schwei»  vom  22. 
Mürz  1883  und  mit  Spanien  vom  2.  Juni  1884  (die  wichtigeren 
Zoll-Ermäßigungen  bezw.  -Bindungen  in  diesen  Tarifverträgen  be- 
treffen die  Artikel:  Bier,  Spiritus,  öl»  Zichorie,  Seife,  Tbecrfarben, 
Hanf-,  Flachs-  und  Jutegewebe,  Baumwollene  Gewebe,  Strumpf-, 
Posamentirwaaren  und  Sammi,  Wollwaaren,  Seidenwaaren,  Möbel- 
und  Holzwaaren,  Papier  und  Bücher,  H&ute  und  Felle,  Metalle  und 
Metallw&arcn,  Stain-,  Thon-  and  Glaawaaren,  Lichte,  Leim,  Kurz- 
waaren,  Musikinstrumente  usw.)  Von  diesen  Vertrügen  sind  jedoch, 
soviel  bekannt,  die  beiden  erstereu  schon  für  den  1.  Januar  1888  ge- 
kündigt; Kündigung  des  Vertrags  mit  der  Schweiz  soll  nach  dem 
kürzlich  erschienenen  Geschäftsbericht  des  schweizerischen  Handels- 
und Landwirthscbaftadepartements  für  1886  für  den  gleichen  Zeit, 
unkt  in  Aussicht  stehen;  der  Vertrag  mit  Spanieu  wird  am  30. 
uni  d.  J.  von  selbst  ablaufen. 

Ea  wird  sonach  voraussichtlich  mit  Beginn  des  kommenden 
Jahres  Italien  in  Bezug  auf  Zollerhebungen  im  Wesentlichen  freie 
Hand  haben;  ob  bis  zu  diesem  Zeitpunkt  neue  Vertrüge  zwischen 
Italien  und  den  genannten  Staaten  zu  Stande  kommen,  bezw.  ob 
dieselben  nennenswertko  Zollzugeständnisse  enthalten  werden,  mufs 
vorerst  dahingestellt  bleiben. 

Die  deutsche  Industrie  wird  mithin  darauf  gefaßt  sein  müssen, 
dafs  sie  vom  kommenden  Jahr  ah  bei  der  Einfuhr  nach  Italien 
wesentlich  vermehrten  Schwierigkeiten  begegnen  wird.  Das  ist  um 
so  mehr  zu  bedauern,  als  unsere  Industrie  bekanntlich  in  steigen- 
dem Maf.se  auf  den  Export  angewiesen  wird,  hierbei  aber  in  vielen 
Absatzlftndera  zunehmenden  Zollschwierigkeiten  begegnet,  und  als 
ohnehin  unsere  Exportindustrie  gerade  in  Italien  neuerdings  mit 
manchen  Hindernissen  zu  kämpfen  hat.  Um  von  den  vielfach  be- 
klagten Willkürlichkeiten  der  italienischen  Zollbeamten  ganz  abzu- 
sehen, erwihnen  wir  beispielsweise  nur  die  Einfuhr  deutscher 
Kohle,  welebe  trotz  der  Ermäßigung  der  Frachtsätze  der  Gott- 
hardbahu  und  ihrer  Anacblufslinien  nicht  im  erwarteten  Mafse  zu- 
genommen bat  und  in  Folge  des  neuen  italienischen  Schifffahrts- 
gesetzes  vom  6.  Dez.  1885  (wonach  italienischen  Schiffen,  welche 
Kohlen  von  jenscit  der  Slrafse  von  Gibraltar  holen,  eine  Prämie 
von  1 Lira  pro  Tonne  gewährt  wird)  noch  schwieriger  werden 
dürfte;  diese  Prämie  wird  der  cuglischen  und,  da  die  Handelsbe- 
ziehungen zwischen  Belgien  und  Italien  Irercita  bedeutend  sind, 
möglicherweise  auch  der  belgischen  Kobleninduslrie  einen  neuen 
Vortbeil  vor  der  deutschen  gewähren.  (Im  Jahre  1885  lieferte 
Großbritannien  2 716  000,  Frankreich  83  000,  Österreich  71000, 
das  Deutsche  Reich  aber  nur  68  000  Tonnen  Kohlen  und  Koks 
nach  Italien.) 

Dazu  kommt,  dofs  neuerdings  die  eigene  Industrie  Italiens  — 
»um  Theil  zweifellos  in  Folge  der  dortigen  Schutzzölle  — in  ver- 
schiedenen Zweigen  erstarkt  ist  und  sich  als  ein  Faktor  geltend 
macht,  mit  dem  sehr  gerechnet  werden  mufs.  So  ist  daselbst  z.  B. 
die  Eisenproduktion  von  94941  Tonnen  i.  J.  1881  auf  120129  t 
i.  J.  1884  gestiegen,  die  Stahlproduktion  von  3630  anf  4645  t,  die 
Maschinenfabriken  haben  sich  von  1880  bis  1885  an  Zahl  ver- 
dreifacht und  ihre  Produktion  von  12  auf  40  Mill.  Lire  gesteigert 
(Allerdings  ist  ein«  ziemlich  grofse  Anzahl  solcher  Etablissements 
von  Ausländern  mit  ausländischem  Kapital,  wenn  auch  unter  dem 
Schilde  einer  italienischen  Firma,  gegründet  worden.)  Im  Jahre  1877 
gab  es  (nach  Neurnann-Spal lart)  in  Italien  880000  Baumwoll- 
spindelo,  jetzt  zählt  man  nach  der  italienischen  Statistik  deren 
1 600000;  die  Anzahl  der  Baumwollwcbatüble  hat  &ich  in  den 
letzten  10  Jahren  fast  verdoppelt  (wovon  jedoch  eine  erhebliche 
£abl  auf  schweizerische  Filialen  entfällt). 

Es  bedarf  unter  den  geschilderten  Verhältnissen  keiner  weiteren 
Ausführung,  wie  wünschenswert  es  wäre,  wenn  von  deutscher 
Seite  Mittel  und  Wege  gefunden  werden  könnten,  die  drohenden 
Zollerliükungcu  wenigstens  für  unsere  wichtigeren  Einfuhrartikel 
nach  Italien  zu  verhüten.  Jedenfalls  hat  Italien  selber  ein  ganz 
bedeutendes  Interesse  daran,  dafs  seine  bisherigen  Verkehrsbe- 
ziehungen zu  Deutschland  nicht  wesentlich  nlterirt,  und  ihm  ins- 
besondere auch  sein  bisheriger  bedeutender  Absatz  nach  Deutsch- 
land erhalten  bezw.  erleichtert  werde.  In  der  letztaogedeuteten 
Richtung  kommen  nach  den  Ergebnissen  von  1885  als  Ilauptexport- 
artikel  Italiens  nach  Deutschland  in  Betracht:  Abgehaspelte  oder 
gesponnene  Rohseide  mit  28.*  Mill.  <11,  Rohbaumwolle  mit  6-5, 
Hanf  mit  8.$,  Edelsteine  und  Korallen  mit  3,7,  Florettscidc  mit 
2j,  Mandeln  mit  2-s,  Wein  und  Most  in  Fässern  mit  1,9,  Olivenöl 
in  Fässern  mit  1,»,  desgleichen  amtlich  denaturirt  mit  l.j,  Wein- 


stein mit  1,2,  lebendes  Federvieh  mit  1,  Eier  von  Geflügel  sowie 
Eigelb  mit  1 Million  M. 

Es  ist  nach  dem  Ausgeführten  klar,  auf  welchen  Gebieten  die 
starken  und  die  schwachen  Seiten  der  beiden  Länder  nnd  wo  event. 
die  Kompensationsobjekte  liegen. 

Hoffen  wir,  dafs  es  möglich  sein  wird,  den  drohenden  Ge- 
fahren für  unseren  Handel  mit  Italien  ohne  allzu  grofse  Opfer 
auf  deutscher  8eite  zu  begegnen. 


Asien. 

Die  Einnahmequellen  und  der  Kredit  Chinas. 

Vortrag,  gehalten  am  15.  April  1887 
im  .CenUalverein  für  Handelsgeographie  etc.* 
von  Herrn  A.  H.  Einer. 

Heine  Herren!  Im  Hinblick  auf  die  Einführung  der  ersten  deutsch* 
chinesischen  Anleihe  am  hiesigen  Platze  befinde  ich  mich  in  der  angenehmen 
Lage,  in  meinem  Vorträge  über  die  Einnahmequellen  und  den  Kredit  Chinaa 
ein  Thema  behandeln  zu  können,  bezüglich  dessen,  wie  leb  wohl  an  nehmen 
dart,  mir  Ihr  Interesse  auf  halbem  Wege  in  wirksamer  Weise  entgegenkommt. 

Schon  lang«  bat  China  aufgehört,  blofa  für  den  Archäologen,  Geo- 
graphen und  Naturforscher  Gegenstand  wissenschaftlicher  Beschäftigung  ru 
sein.  Auch  auf  dem  Gebiete  der  Politik  und  des  Handels  ist  die  lange  Mauer 
srhon  an  mancher  Stelle  durchbrochen:  wie  die  Diplomaten  mit  der  Macht- 
stellung Chinas  rrebnen,  so  kann  der  Kaufmann  mit  Freuden  konstatiren, 
dafs  schon  lange  ein  reger  Austausch  der  Güter  zwischen  Europa  und  dem 
fernen  Osten  stau&ndet. 

War  das  Bemühen  der  Forscher  von  jeher  dereuf  gerichtet,  an  jedem 
Stücke,  welches  uns  aus  jenen  fernen  Gebieten  zukam,  naebtsweisen,  welch 
kräftige,  individuelle  Kalturentwickelnng  dort  schon  seit  Jahrtausenden  statt- 
gefunden hat,  >0  mtifate  irn  NatlouaJökonomen  — im  Hinblick  auf  den  Fleiß, 
die  Ausdauer  und  die  Geschicklichkeit,  die  an  jenen  mannigfachen  Konst- 
Erzeugnissen  gearbeitet  haben,  welche  wir  in  unseren  Museen  und  Kuriositäten- 
Inden  tu  bewundern  Gelegenheit  haben  — immer  von  Neuem  wieder  der 
Wunsch  sich  regen,  jenen  tbatsächlich  bestehenden  Arbeiten  leb  des  Chinesen 
durch  die  hohen  intellektuellen  Errungenschaften  Europas  zu  befruchten  nnd 
so  China  in  die  fruchtbare  Wirksamkeit  dea  modernen  sozialen  Organismus 
einzu  beziehen.  In  der  Tbat,  01.  H. , rin  Ziel,  dessen  Erreichung  mit  allen 
Mitteln  zu  erstreben  ist,  obschon  sich  derselben  Schwierigkeiten,  ja  selbst 
Gefahren  in  den  Weg  stellen. 

Cher  die  Schwierigkeiten  brauche  ich  zu  Ihnen  nicht  zu  reden;  jedrr 
kennt  sie,  der  noch  nur  oberflächlich  sich  mit  den  Verhältnissen  jenes  Landes 
bekannt  gemacht  hat.  Und  die  Gefahren?  Nun,  sie  liegen  darin,  daß  bei 
unglücklicher  Ausführung  jene«  Asaimilirungsprozaases  die  oataaiallsche 
Konkurrent  — vielleicht  daa  volkawirthachaftliehe  Problem  der  Zukunft 
— uns  selbst  verderblich  worden  kann- 

Im  Rahmen  meines  heutigen  Vortrages  kann  as  ja  nicht  meine  Absicht 
sein,  tneiuen  Betrachtungen  nach  dieser  Richtung  bin  einen  besonderen  Tief- 
gang zu  geben.  Ich  hielt  et  icdoch  für  angezeigt,  in  einem  Verein  für 
Handelsgeograpbie  auch  dieso  Frage  kurz  zu  berühren. 

Was  uns  heute  hier  zusammengeführt,  ist  das  Interesse,  welches  der 
deutsche  Kapitalist  angesichts  der  Einführung  chinesischer  Anleihen  in 
Deutschland  jetzt  in  erhöhtem  Mafse  an  den  Finanzverbältnbsen  and  der 
Kreditwürdigkeit  Chinas  nehmen  mufs. 

Wohl  in  keinem  andern  Lande  »st  die  Aufgabe,  sich  ein  klares  Bild 
von  der  Finanzlage  dee  Staates  zu  machen,  eine  »0  schwierige,  wie  gerade 
in  China.  Der  Mangel  eines  Budgets  in  unserem  Sinne,  daa  Pehlen  amtlicher 
Veröffentlichungen,  bestimmter  Daten  über  die  Einnahmen  oder  Ausgaben 
des  Staates,  gestalten  diese  Aufgabe  für  uns,  die  wir  eine  korrekte  statistische 
Darlegung  verlangen,  geradezu  zu  einer  unlösbaren.  Den  Versuch,  eine 
wenn  auch  nur  annähernd  zuverlässige  Aufstellung  der  regelmifsigen  Ein- 
nahmen und  Ausgaben  des  chinesischen  Staates  anm fertigen,  habe  denn 
auch  ich,  gleich  den  Vielen,  weiche  es  vor  und  mit  mir  versnebt  haben, 
bald  anfgegeben,  und  mich  darauf  beschränkt,  nur  die  einzelnen  Hinnahme  - 
quellen  der  Pekinger  Zentral irgierung  und  speziell  wolche  zu  »tudiren,  welche 
für  uns  Europäer  insofern  die  grüßte  Wichtigkeit  besitzen,  als  deren  Ver- 
pfändung bei  Aufnahme  einer  chinesischen  Anleihe  im  Auslando  die  be- 
nüthigte  oder  gewünschte  hypothekarische  Sicherheit  bieten  soll. 

Ich  gebe  die  nachfolgenden  Darlegungen  nach  einem  an  Ort  und  Stelle 
vorgenommenen  eingehenden  Studium  der  besten  überhaupt  vorhandenen 
Quellen,  darunter  auch  Berichten  der  «China  Mall",  und  unter  Benutzung 
von  Informationen  seitens  einer  seit  langen  Jahren  in  hervorragender  Stellung 
im  nördlichen  China  wirkenden  Persönlichkeit.  Trotzdem  sind  viele  der 
nachfolgenden  Zahlen  nur  als  Taxen  anzuseben,  denen  eine  gewisse  Dehn- 
barkeit beizumessen  ist.  Genauo  Zahlen  enxngeben,  sind  selbst  die  höheren 
chinesischen  Staatsbeamten  nicht  in  der  Lage,  und  alle  wiederbolenttich 
Angestellten  Versuche  der  fremden  Gesandtschaften,  statistisches  Material 
über  die  Einnahmen  und  Ausgaben  des  chinesischen  Staates  von  Seiten  der 
Pekinger  Behörden  zu  erhalten,  sind  bisher  tou  positiven  Erfolgen  nicht 
begleitet  gewesen  Der  Grund  hierfür  dürfte  zur  Hauptsache  wohl  in  dem 
bestehenden  System  der  Verpachtung  der  Steuern  und  Zölle  zu  suchen  sein, 
wodurch  dem  Finanzministerium  in  Peking  selbst  nur  eine  nominelle  Kon- 
trolle über  die  Einkünfte  des  ganzen  Landes  eingerinmt  ist,  während  dasselbe 
über  dos  tliatsichlicbe  Verhältnis  der  Einkünfte  in  den  einzelnen  Provinzen 
von  den  betreffenden  Provinzial bebörden  im  Dnttkelii  gehalten  wird. 

Alle  ProvinziaUteuereinbchmer,  also  di«  betreffenden  Vizekönige  und 
Generalgotiverncure,  sind  angewiesen,  zur  Bestreitung  der  Ausgaben  der 
Zentral regierung  gewisse  Summen,  deren  Miniraalböhe  jeweilig  Torgetchricbeu 


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wird,  jährlich  nach  Peking  einxusenden.  I Wesen  Minimalbetrag  Ul  der  be- 
treffende Provinzialregent  gehalten,  in  jedem  Kalle  nach  Peking  abzufübren. 
Befindet  er  sich  nicht  in  der  Lage,  diese  Summe  durch  die  Zölle  uw.  auf- 
zubringen, und  bleibt  in  Folge  dessen  die  Sendung  in  Peking  aus,  so  drohen 
ihm  härteste  Strafen:  er  kann  seiner  Würden  verlustig  erklärt,  seines  Amtes 
entsetzt  und  wegen  Verweigerung  des  Gehorsams  gegenüber  der  kaiserlichen 
Regierung  in  Fesseln  nach  Peking  trwwportirt  werden,  wo  seiner  weitere 
Strafen  harren.  Es  gehört  deshalb  zu  den  gröfsten  Seltenheiten,  dafs  die 
von  Peking  geforderten  Summen  aeitena  der  ProvinzialregieruDgen  nicht  voll 
abgeliofert  würden.  Wohl  »endet  der  eine  oder  andere  Gouverneur  ein  oder 
successive  mehrere  Memoranden  nach  Peking,  in  denen  er  die  Unmöglichkeit 
schildert,  die  geforderten  Summen  in  seiner  Provinz  aufzubringen,  Schrift- 
stücke, in  denen  er  auf  eine  schlechte  Reiserate  hinweist  auf  eine  Über- 
schwemmung oder  wohl  auch  auf  die  aufscrordroUichen  Lasten,  welche  die 
Provinz  während  des  jüngsten  französischen  Krieges  habe  auf  sich  nehmen 
müssen.  Wenn  aber  trotzdem  die  Zentralregierung  auf  ihrer  Forderung 
bestehen  bleibt,  so  pflegt  fast  stets  der  geforderte  Betrag  in  voller  Höbe 
rechtzeitig  in  Peking  einzutreffen,  <ja  der  in  Frage  stehend«  Provlnzial- 
tiouverneur  wohl  weife,  was  ihm  eventuell  tavorsteben  könnte,  wenn  er  die 
Gelder  nicht  beschafft. 

Wohl  zu  einem  grofsen  Tbeil  aJs  die  Folge  der  Steuerverpachtuug  und 
des  Umstande«»,  dafs  der  Steuereinnehmer  für  das  Einbringen  der  vorge- 
schriebenen MiniroaUumme  persönlich  haltet  — somit  in  Jahren  der  llifs- 
ernte  usw.  unter  Umständen  gTöfscre  Summen  aus  eigener  Tasche  zulegen 
mufs  — dürfte  es  anzusehen  sein,  wenn  die  Provinzialrcgierungen  bestrebt 
sind,  stets  einen  jene  Minimalgrenze  weit  übersteigenden  Steuerbetrag  auf- 
zubringen und  die  Differenz,  die  unter  Umständen  wesentlich  gröber  sein 
kann  als  der  vorgeschriebene  Mini  mal  betrag,  in  ihre  eigenen  Taschen  Hieben 
zu  lassen,  aus  denen  sie  ja  möglicherweise  in  einem  nachfolgenden  schlechten 
Jahre  wirder  etwas  herausgeben  müssen.  Erhält  eine  Provinz  den  Auftrag, 
zur  Bestreitung  der  Ausgaben  des  kaiserlichen  Haushaltes  eine  Summe  von 
100000  Taels  belzuateuern,  so  wird  es  in  China  Niemanden  in  Erstaunen 
setzen,  wenn  die  betreffende  Prorinzialregierung  den  8-  bis  4 fachen  Betrag 
von  der  Bevölkerung  aufzutreiben  versucht,  jedoch  nur  den  geforderten 
Betrag  von  100000  Taels  — vielleicht  auch,  um  sieb  Liebkind  zu  machen, 
eine  etwas  höhere  Summe  — nach  Peking  abfübrt.  Der  Überschufs  ver- 
schwindet Wohin,  vermag  Se.  Exzellenz  der  betr.  Gouverneur,  das  neer 
seiner  mit  ibm  meist  verwandten  Günstlinge  und  Diener  (diese  Leute  beben 
manchmal  eine  entsetzlich  zahlreiche  Verwandtschaft)  besser  zu  erklären 
als  ich. 

Dafs  die  von  Peking  verlangten  .Steuer- Beträge  stets  in  vollem  Betrage 
rinzugehen  pflegen,  Ut  für  uns  ein  deutlicher  Beweis  dafür,  dafs  die  Re- 
gierung über  das  Mab  der  Ausbeutung,  welcher  jene  Quellen  fähig  sind, 
bisher  nicht  biuausgegangcn  ist.  Es  fragt  sich  nun,  oh  und  bis  zu  wel- 
chem Grade  jene  Hilfsquellen  einer  weiteren  Ausschöpfung  fähig  sind. 
Hierüber  werden  wir  hei  Besprechung  der  einzelnen  Stcucrquellen  Nähere» 
«rwehen. 

Zuvor  will  ich  Ihnen  jedoch  noch  eine  weitere  Schilderung  der  be- 
stehenden MandarinenwirthBebaft  geben  und  letztere  durch  einige  Beispiele 
illuKlriren.  Wir  werden  hierdurch  gleich  von  Anfang  an  ein  richtiges  Bild 
der  chinesischen  Zustände  erhalten,  und  es  wird  uns  dadurch,  bei  der  späte- 
ren Besprechung  der  einzelnen  Einnahmequellen,  manches  sonderbar  Er- 
scheinende leichter  verständlich  werden. 

Die  Mandarinen wirthschaft  ist  für  das  Volk  eine  iufserst  drückende; 
aber  Peking  ist  weit,  und  die  Klagen  des  unterdrückten,  ausgesogenen 
Volkes  — welches,  wäre  es  uicht  gar  so  harmlos  und  gutmütbig,  das  Joch 
einer  drückenden  Fremdherrschaft  schon  längst  abgeworfen  bitte  — dringen 
nicht  bis  nach  Peking-  Trotzdem  bat  man  daselbst  für  Alles,  was  man 
sehen  will,  wiederum  ein  sehr  scharfe«  Auge.  Bei  es,  dafs  man  durch  Spione, 
sei  es,  dafs  man  durch  einzelne,  den  betreffenden  Statthallern  feindlich  ge- 
sinnte Neider  und  Rivalen  Informationen  erhält:  in  den  meisten  Fällen  Ut 
man  in  Peking  sehr  genau  darüber  unterrichtet,  welche  Provinzen  für  die 
Herren  Steuereinnehmer  die  vorlheilhaftesten  sind,  und  es  ist  daurebnus 
nichts  Ungewöhnliches,  wenn  einem  dieser  durch  die  Steuern  reich  geworde« 
neu  Mandarinen  — namentlich  wenn  er  es  unklugcrweise  an  den  nöthigen 
Geschenken  nach  oben  bat  fehlen  lassen  — eines  Tages  von  seinem  Über- 
flul’s  ein  Milliönchen  abgeknöpft  wird.  So  etwa»  pflegt  in  einer  sehr  an- 
ständigen Weise  zu  geschehen.  Man  erweist  ihm  z.  U.  die  Ehre,  einen 
neuen  Palast  für  die  Kaiserin  Mutter  bauen  zu  dürfen  oder  lädt  ihn  höf  liehst 
ein,  zur  Wiederherstellung  zerfallener  kaiserlicher  Lustgärten  das  Nöthige 
zu  veranlassen.  Es  finden  sich  ja  zu  derartigen  Aderlässen  leicht  eine 
Menge  „ehrenvolle“  Veranlassungen.  — Ich  brauche  wohl  kaum  zu  bemerken, 
daft  auch  solche  „Ehren“,  soweit  der  Geldpunkt  dabei  in  Frage  kommt, 
wenn  es  irgend  möglich  ist.  auf  das  Volk  ahgewälzt  werden.  Immer  Ut  dies 
aber  nicht  möglich,  und  dann  muTs  der  Gouverneur  schon  in  den  säuern 
Apfel  beifsen  und  die  Silberbarren  aus  seiner  eigenen  Schatzkammer  ab- 
getan : er  nütliigt  dann  wohl  auch  in  aller  Freundschaft  den  einen  oder  ande- 
ren Untergetanen  — Unterstattbalter,  Tau-tai  oder  dgl.,  der  ihm  möglicher- 
weise seine  jetzige  Stellung  verdankt  — sich  gleichfalls  einiger  Stücke  dieses 
weifsen  Metalles  zu  entledigen. 

Vom  .North  China  Herald*  wurde  vor  einiger  Zeit  die  Behauptung  auf- 
gestellt, dafs  nach  der  in  Kanton  allgemein  bestehenden  Ansicht  der  „Hoppo" 
von  Kanton  (das  ist  der  Zolhiunerintendent)  bei  einer  dreijährigen  Aintsdauer 
das  Einkommen  dea  ersten  Jahre»  zum  Ankäufe  seines  Amtes  und  dasjenige 
des  zweiten  zu  Geschenken  aufwenden  müsse,  welche  er  während  einer  drei- 
jährigen Amtsdauer  an  höher  gestellte,  eiuflubreiehe  Persönlichkeiten  zu 
machen  habe;  erst  au»  dem  Einkommen  de*  dritten  Jahre»  sei  e*  ihm  mög- 
lich, für  »ich  etwas  zu  erübrigen,  etwa  300000  Taels  (oder  1 Million  Mark). 
Es  liegt  für  mich  keine  Veranlassung  vor,  Zweifel  in  eine  derartige  Behaup- 
tung zu  setzen. 


Als  eine  weiter«  lllustration»probe  zu  der  durch  die  Verpachtung  der 
Zölle  hervorgemfenen  Mifswirthschaft  möchte  ich  »führen,  dal*  nnch  einer 
offiziellen  Ausladung  der  Zentral regierung  da»  Einkommen  der  letzteren  aus 
dem  Salxmonopol  »ich  auf  etwas  über  9 Millionen  Taels  beläuft,  während, 
wie  wir  nachher  berechnen  werden , dieses  Monopol  mindestens  30  Millionen 
Tael»  abwerfen  mufs. 

Noch  schlimmer  Hegen  die  Verhältnisse  bei  den  Rciatributcn,  wenn 
auch  hierbei  derartig  hohe  Ziffer«  nicht  in  Rede  stehen.  Nach  Peking 
werden  jährlich  etwa  l1/*  Millionen  Pikul»  Reis  — 1 Pikul  gleich  131  Pfund 
— gesandt.  Dle*e  repräsentlren , zu  1'/»  Tael  pro  Pikul  angesclzt,  etwa 
2300000  Taels.  Die»  ist  der  Werth  de»  Reises  in  den  betreffenden  Reis 
hnuriiden  Provinzen  vor  seiner  Verschiffung.  Einen  ganz  anderen  Werth 
dürften  die»«  Reiseendungen  jedoch  meistens  reprisentiren,  wenn  »ie  erst 
einige  Zeit  in  Peking  eingcUgert  sein  werden.  Nicht,  dafs  der  Werth  der 
Sendung  in  Anbetracht  der  Transportkosten,  wie  man  vielleicht  nnnehmen 
könnte,  ein  höherer  geworden  sei;  im  Gegenthcil,  ein  wesentlich  geringerer 
ist  er  geworden.  Sonderbarerweise  soll  nämlich  dieser  Tributrei»  wihrend 
des  Transportes  schlechter  werden-  — Wäre  es  wohl  möglich,  dafs  einzelne 
mit  der  Empfangnahme  und  Expedition  des  Heise*  an  den  einzelnen  Sta- 
tionen beauftragte  höhere  Staatsbeamte,  Mandarinen  und  sonstige  Würdenträger 
unterwegs  den  guten  Reis  gegen  weniger  guten  und  den  weniger  guten  gegen 
schlechten  Umtauschen  unil  die  Differcnzgelder  als  eine  Entschädigung  für 
ihre  gebabto  Mühe  verwenden  könnten?  — Ich  habe  in  Tientain,  ln  meiner 
Eigenschaft  als  Mitrichter  im  deutschen  Konsulatsgericht,  Gelegenheit  gehabt, 
behufs  Feststellung  des  Schadens  eine  Tributreisladung  zu  heaiebtigen,  welcho 
eine  von  einem  deutschen  Dampfer  angeranntc  chinesische  Dschunke  enthielt, 
und  ich  darf  wohl  sagen,  es  war  mir  nie  zuvor  ein  derartig  schlechter, 
schwärzlicher  Reis  zu  Gesiebt  gekommen.  In  Peking  erzählen  sich  die  Euro- 
päer, dafs  die  wihrend  des  Tages  in  den  kaiserliche«  Lagerhäusern  abgelie- 
ferten Transporte  Tributreis  während  der  Nacht  wieder  in  di«  Straften  der 
SUdt  getaucht  und  daselbst  an  die  Bäcker  gegen  verdorbenen,  für  mentch- 
liche  Nahrung  oft  nicht  mehr  tauglichem  Reis  und  eine  entsprechend«  Dif- 
ferenzzablung  ausgetauscht  werden.  Sollte  dem  tbatsicblich  so  sein,  dann 
dürften  wohl  auch  diese  verdorbenen  Reislager  Pekings,  wie  man  wissen  will, 
in  der  Thal  die  Ursache  jene«  plötzlichen  schnellen  Friedensschlusses  im 
letzten  frmnzö»isch-chin«»i*chen  Kriege  abgegeben  haben-  Ein  mir  befreun- 
deter, stet»  sehr  gut  unterrichteter  Europäer  in  Peking  will  nämlich  wissen, 
«Lift  damals  die  kaiserliche  Regierung,  in  Befürchtung  eioes  möglichen  Vor- 
dringens der  Franzosen  nach  dem  Norden,  Auftrag  zu  einer  Revision  der 
Reislager  crtbeilt  habe,  uro  fcstzustrllen,  für  welchen  Zeitraum  die  in  Peking 
lagernden  Quanten  Tributreis  zur  Verköstigung  einer  daselbst  eventuell  .zu 
konzentrirenden  chinesischen  Nordarmee  ausreichen  würden.  Da  nun  «ine 
grofse  Anzahl  Speicher  leer  und  der  gruftere  Tbeil  des  vorhandenen  Reises 
ltngenieftbar  gewesen  sei,  diese  Tbataachu  aber  unmöglich  an  den  höchsten 
Stellen  bekannt  gegeben  werden  durfte,  so  habe  sich  plötzlich  unter  säromt- 
liehen  höheren  Palastbramten  ein  aufserordentlicb  starke»  Friedensbedürfnif» 
bemerkbar  gemacht.  Ihren  vereinten  Ratbschlägen  sei  fl»  gelungen,  die  chi- 
nesische Regierung  zum  Nachgcben  und  zu  Friedensverhandlungen  zu  be- 
wegen. Nachdem  der  Friede  einmal  gesichert,  hatte  natürlich  Niemand  mehr 
ein  Interesse  daran,  die  Höhe  des  Kcistastande»  in  Peking  und  die  Qualität 
des  Reises  tu  kennen.  Die  angeordnoten  Vorratbsverxeichnisse  worden  nie 
angefertigt,  und  die  um  ihren  Reichthum  und  ihre  Würden,  ja  bereits  um  ihr 
Leben  zitternden  Mandarinen  konnten  wieder  ln  Ruhe  ihren  früheren  Be- 
schäftigungen nachgehen. 

So  schildert  man  in  Peking  die  Motive,  weiche  zu  jenem  plötzlichen 
Friedensscbluft  geführt  haben.  Meine»  Wisseu*  ist  diese  Version  bisher 
hier  noch  dicht  bekannt  geworden.  Ich  führe  sie  aber  hauptsächlich  auch 
deshalb  hier  an,  weil  sie  zeigt,  wie  «ehr  die  Einnahmequelle«  des  Staates  zur 
Zeit  von  den  Mandarinen  zum  Schaden  der  ZentraJregierung  ausgenutxt 
werden.  Zugleich  ersehen  wir,  welch  wesentlich  höherer  Erlragsfihigkeji 
für  die  Regierung  dies«  Steuer  fähig  sein  wird,  wenn  »ich  erst  einmal  für 
den  chinesischen  Staat  die  Nothwcndigkeit  einer  rationelleren  Finanzwirth- 
»ebaft  fühlbar  gemacht  haben  und  in  Folge  dessen  die  Beseitigung  der  ji-tzigen 
Mifswirthschaft  vorgenommen  »ein  wird. 

M.  U ! Ich  denke,  das  bisher  Gesagte  genügt,  um  Ihnen  ein  Bild  von 
der  Art  und  Weise  zu  geben,  in  welcher  die  Steuern  und  Zölle  (mit  Aus- 
nahme der  unter  Sir  Robert  Hart's  Oberleitung  stehenden  Seozölle)  in 
China  verwaltet  werden,  und  ich  kann  nunmehr  zur  Besprechung  der  ein- 
zelnen Einnahmequellen  des  Staates  übergehen,  ohne  befürchten  zu  müssen, 
daf*  Manche»  unverständlich  bliebe.  Die  Einnahmequellen  dea  chinesischen 
Reiches  können  wir  folgendermafsen  einthellen: 

1.  die  Grundsteuer, 

2.  die  Reistribute, 

3.  die  Salz»teuer, 

4.  diverse  Lizenz-  und  RegUtrirgcbübrcn, 

5.  die  von  noppo*  verwalteten  Native-Zölle,  inklusive  der  Opium- 
Zwischenstruer, 

6.  der  Lekin, 

7.  die  wichtigste  Quelle,  nämlich  die  zur  Zeit  unter  europäischer 
Verwaltung  stehenden,  auf  die  von  dem  fremden  Handel  ein-  und 
ausgofüfarten  Waaren  erhobenen  Seezölle. 

Zur  Besprechung  der  enteren  Steuer,  der  Grundsteuer,  übergehend, 
welche  in  den  goldene«  Tagen  der  Kicn-Iung-  und  Tsc  hia- tsebing- 
Periode  gegen  Ende  des  vorigen  Jahrhunderts  nahezu  zwei  Drittel  der  Gesamtst- 
revenueu  des  Staats  ausgemacht  haben  soll,  bemerke  ich,  dafs  deren  Er- 
trägnif»  heute  ein  wesentlich  geringere»  Ut  Im  Anfang«  die*«*  Jahrhundert* 
soll  dasselbe  nach  cinor  Aufzeichnung  in  dem  „Hwei-lirn*  (den  staatlich  ge- 
fühlten üeschäftsaufzeichnungen)  für  alle  Provinzen  total  ca-  33000000  TaeJs 
in  Silber  und  etwas  über  4000000  Pikuls  Reis  oder  in  runder  Summe  etwa 
40  Millionen  Taels  (etwa  200  Millionen  Mark)  betragen  haben.  Seitdem  hat 


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da»  Land  Jahre  schwerer  Heimsuchung  durch  machen  müssen.  Die  Taiping- 
KebeMion  hat  Dörfer  und  St&dtc  verwüstet  und  in  einreinen  Provinzen  nahem 
'J,g  des  früher  tut  bebauten  Bodens  in  Brachfelder  and  Wüsteneien  verwan- 
delt. Noch  verschiedentlich  im  Laufe  der  letzten  10  Jahre  nach  Peking 
gesandte  Memorandon  einzelner  Provinzialgauverneure  gehen  da»  in  ihren 
Provinzen  unbestellt  liegende  Land  auf  V«  oder  V»  ihre»  Gcsaamtarwla  an. 
ln  atiderrp  Distrikten,  in  denen  die  Felder  zwar  säinmtiich  wieder  regcl- 
inäfsig  bestellt  werden,  ist  die  Landbevölkerung  theilwei»«  derartig  verarmt, 
daf*  es  • umöplich  ist,  hohe  Abgaben  von  ihr  einzutreihen-  Auch  im  Norden, 
in  ’fWblll,  welche  Provinz  bekanntlich  nur  vanig  von  der  Rebellion  zu  leiden 
gehabt  hat,  berichtet  Li -Mutig-  Tschau?  in  einem  1878  nach  Peking  gerich- 
teten Memorandum,  dnfs  er  aus  der  Grundsteuer  »einer  Provinz  nur 
bOOOOO  Tael»  tu  erzielen  vermöge,  wäbreud  ihm  diese  Steuerqucilo  von 
Peking  au»  mit  1 800000  Taels  im  Minimum  angesetzt  sei. 

Abgesehen  davon,  dafs  in  manchen  Distrikten  die  Verarmung  der  Land- 
bevölkerung ein  Kintreibeo  dieser  Abgabe  häufig  geradezu  unmöglich  macht, 
so  erschwert  vielfach  ein  anderer  Umstand  die  Kinzichung  dieser  Steuer 
in  bedeutendem  MaPsc.  Ke  klingt  Ihnen  vielleicht  sonderbar,  wenn  ich  sage : 
die  Steuereinnehmer  wissen  »ehr  oft  nicht,  von  wiim  die  Grundsteuer  einzu- 
ziefaen  ist,  und  In  Folge  dessen  bleibt  sie  häutig  unrrhoben. 

Ein  jrder  Magistrat  in  China  ist  verpflichtet,  ein  Grundbuch  für  seinen 
Bezirk  zu  führen,  in  welchem  der  Name  jedes  Landeigentümer*  eiuzutragen 
ist  und  in  welchem  bei  Besitzwcchscl  die  entsprechenden  Umschreibungen 
bewirkt  werden  sollen.  Thataaehe  ist  nun,  dafs  diese  Eintragungen  der 
Stern  pelersparnifs  wegen  häutig  unterbleiben,  und  an  vielen  Plätzen  soll  eine 
solche  Konfusion  in  den  Büchern  eingetreten  »ein.  dafs  e»  gänzlich  unmög- 
lich geworden  ist,  die  wirklichen  Landbesitzer  mittete  der  Bücher  festzusteUcn 
und  zur  Entrichtung  der  Abgabe  in  voller  Höbe  heranzuziehen.  Nun  werden 
Sie  denken,  dem  licfso  »ich  durch  eine  Geaamrat-Neuanmeldung  und  Zwangs- 
eintragung  abhelfen.  Darauf  kann  ich  Ihnen  nur  erwidern:  wir  sind  in  China, 
und  für  die  dortigen  Verhältnisse  können  nicht  wohl  unsere  hiesigen  Ein- 
richtungen einen  Maf»»tab  abgeben. 

Nach  veischiedentlich  von  Europäern  in  China  angeslellten  Berech- 
nungen, welche  sich  auf  einzelne  seitens  der  kaiserlichen  Stsatsregierung 
von  Peking  veröffentlicht«  Notizen  stützen,  glaubt  man  da»  derzeitige 
JahresertrfcgniCs  der  Grundsteuer  auf  etwa  90000000  Taels  beziffern  zu 
sollen,  gegen  40  000  000  zu  Anfang  dieses  Jahrhunderts.  (Diese  Ziffer  ist 
jedoch  nicht  zuverlässig.) 

Die  zweite  Einnahmequelle,  die  Steuercinginge  aus  dem  Kwan,  umfahti 
die  sogenannten  Reistribute  Wir  müssen  dieselben  in  zwei  Arten  eio- 
tbfitrn:  nämlich  diejenigen  ReUquanten,  welche  jährlich  als  Tribut  nach 
Peking  zu  liefern  sind,  und  diejenigen  Mengen  Reis,  Getreide  und  Hülsen- 
früebte,  welche  zum  Unterhalt  der  Provinziaiarmreo  bonölhigt  werden.  Für 
uns  kommen  nur  die  für  Peking  bestimmten  Ablieferungen  in  Betracht, 
da  nur  »ie  eine  Einnahme  der  Zentialregierung  bilden.  Diese  Reistribute 
waren  ursprünglich  8 Provinzen  von  den  18  Provinzen  China»  auferlegt  und 
dienten  zum  Unterhalt  der  prkinciii»chen  Mandschuren- Armee.  Derzeit  liudet 
diese  NaturaJienlieferung  nur  noch  von  4 Provinzen:  Kiang-su,  Tscbe  klang, 
Klang-peh  und  Schan-tung  statt,  während  die  anderen  4 Provinzen:  Ho-nnn, 
Kianjr-si,  Hu-peli  und  Hu-nan,  welche  4 zusammen  V»  des  Geaamintquantums 
der  8 Provinzen  zu  liefern  verpflichtet  waren,  jetzt  an  Stelle  dieser  Reia- 
lieferung  eine  ^Überzahlung  leisten,  über  deren  Höhe  indessen  nichts  in  Er- 
fahrung zu  bringen  ist.  Durchschnittlich  werden  an  wirklichen  Heistributen 
jetzt  jährlich  noch  1550  000  Pikuls  nach  PrkiDg  verschifft.  Berechnen  wir 
den  Pikul  mit  1 \t  Tael  und  schlagen  lfg  des  Produktes  al*  GegeuwertU 
der  Silbersendungen  der  letztgenannten  4 Provinzen  hinzu,  so  können  wir 
den  Werth  des  jährlichen  Reistributes  auf  2 800  000  Taels  beziffern.  Dies 
dürfte  der  thatsächliche  Werth  der  Ablieferungen  sein  Was  eventuell  später 
aus  dem  Reis  wird,  habe  ich  Ihnen  bereits  vorhin  geschildert. 

Mit  Bezug  auf  die  Salzsteuer  bemerke  ich,  dafs  cs  sich  hierbei  um 
rin  Monopol  handelt,  das  in  der  folgenden,  ganz  unnötigerweise  kumplizirten 
Weise  gebandbafat  wird.  China  ist  in  eine  gewisse  Anzahl  .Salzdiatrikte 
eingetbeilt  — irre  ich  nicht,  in  7 — , von  denen  jeder  seine  eigenen  Pro- 
duktionsplätze besitzt.  Das  von  diesen  Produktionsplätzen  durch  Einkochen 
und  Verdunsten  von  Seewasser  gewonnene  Salz  darf  nur  in  demjenigen 
Distrikte  verkauft  werden,  welchem  der  Produktinnsplatx  angchört.  Der 
Versuch  des  Verkauf«  io  einem  anderen  Diatrikte  wird  als  Schmuggel  ange- 
sehen und  da»  betreffende  Salz  unterliegt  der  Beschlagnahme.  Das  jeweilig 
produxirte  Salz  muf»  zu  elueua  «an  der  Regieruug  festgesetzten  Preis«  an 
den  Staat  verkauft  werden,  welcher  ui  diesem  Zweck«  in  der  Nähe  der  be- 
treffenden Produktionsplatze  grofse  Aufnabmestelien  errichtet  bat.  Der  Ver- 
kauf des  Salzes  findet  alsdann  zu  einem  gleichfalls  feststehenden,  entsprechend 
höheren  Preise  »citrus  de»  Staates  an  bestimmte  Personen,  sogenannte  Salz- 
kaufleute, statt.  Salzknufmann  kann  nur  derjenige  sein,  welcher  einen  vom 
kaiserlichen  Solzkommissar  bezw.  von  dem  betreffenden  Vizekönig  oder  General- 
gouvenieur  ausgestellten  Limuschein  besitzt.  Ein  solcher  Lizenz>chein  er- 
mächtigt nicht  nur  zum  einmaligen  Einkäufe  eines  bestimmten  Quantums 
Salz,  sondern  ist  auf  unbeschränkte  Zeitdauer  ausgestellt  und  kann  weiter 
verkauft,  oder  was  das  Gebräuchlichste  ist,  in  der  Familie  vererbt  werden. 
Diese  Erlaabuif»»ch«iuo  repräscnliren  einen  beträchtlichen  Werth,  und  ihr 
Kaufpreis,  der  allerdings  in  den  verschiedenen  Distrikten  verschieden  ist, 
kann  derzeit  wohl  mit  10000  bis  15000  Taels  pro  Stück  angegeben  werden. 
Dieser  Schein  ermächtigt,  wie  bereits  bemerkt,  jeweilig  zum  Ankauf  eines 
bestimmten  Quantums,  nämlich  von  500  Yin  aus  der  slaatlicben  äatznieder- 
lsge;  nach  Beschaffung  dieses  Quantums  steht  es  dem  SaDkaufmann  frei, 
die  gekauften  500  Yin  zwecks  Weiterverkauf»  nach  einem  beliebigen,  ihm 
geeignet  erscheinenden  Markte  innerhalb  de»  betreffenden  .Salxdi»triktc»  zu 
schaffen.  Hier  ist  es  ihm  jedoch  nicht  erlaubt,  das  Salz  ohne  Weiteres  an 
den  ersten  Besten  weiter  zu  verkaufen.  Wie  «r  dasselbe  durch  die  Re- 
gelung bezogen  hat,  so  darf  er  dasselbe  auch  nur  durch  die  Regierung 


wieder  verkaufen.  Zu  diesem  Zwecke  mufs  er  dasselbe  in  eine  Art  Zoll- 
haus, deren  es  an  jedem  einiger  mal*«  u wichtigeren  Platz«  eines  oder  mehrere 
triebt,  an  den  „Wei-juea“  (einen  Bevollmächtigten  des  Selzkommissars)  ein 
liefern.  .Seiten»  diese»  „Wei-yuen"  wird  das  Salz  alsdann  nach  und  nach 
und  in  der  Reihenfolge  »einer  Ankunft  zu  einem  gleichfalls  regierungsseitig 
festgesetzten,  entsprechend  höheren  Verkaufspreise  an  dm  Konsum  abge- 
geben. Nach  erfolgtem  Verkaufe  des  letzten  PikuU  erhält  der  Salzkaufmanu 
den  für  die  Zwischenzeit  von  dem  „Wei-yuen“  in  .Verwahrung  geuommrnen 
Lizenzscheia  zurück,  zugleich  mit  dem  Erlöse  de»  Salze*  abzüglich  eines 
Betrage*  für  „Lekin"  und  Verwaltuugskosten. 

Wir  hohen  hier  den  gewif*  interessanten  Fall,  den  von  gewissen  Sozial- 
politiken! so  Heimlichst  herbeigewünsebten  Zustand,  ilnl*  der  Unternehme r- 
gewinu,  der  Gewinn  eines  Kaufmannes  bei  der  einzelnen  Transaktion,  staat- 
licborseit»  nicht  nur  begrenzt,  sondern  sogar  ganz  genau  festgesetzt  ist. 
Der  dem  Salzkau fmanno  erwachsende  Nutzen  besteht  in  der  Differenz  zwischen 
dem  staatlicberaeit*  festgesetzten  Einkaufspreis  und  dem  staatlicherseits  fest- 
gesetzten \ rrkaufaprei»,  abzüglich  de»  Betrages  für  „Lekin“  und  Verwaltungs- 
»pc*cn,  sowie  der  Transportkosten.  Die  Höhe  des  Gewinne»  pro  Jahr  variirt 
allerdings;  sie  wird  desto  höher  sein,  je  schneller  es  dem  Kaufmann  gelingt, 
»ein  Salz  zu  verkaufen  und  seineu  Lizentscbeiu  zu  erneuter  Benutzung 
zunirkzucrhallen,  d.  h.  je  häufiger  cs  ihm  möglich  ist,  im  Laufe  eine«  Jahre» 
die  ihm  auf  seinen  Lizcnx'cbein  bewilligten  jedesmaligen  500  Yin  — das 
sind  ungefähr  .7700  Pikul»  oder  etwa  2000  Meterzentner  — umzusetzen. 
Der  schnellere  oder  langsamer«  Verkauf  des  .Salzes  hängt  hauptsächlich  von 
der  Geschicklichkeit  de«  betreffenden  Kaufmannes  ab,  in  jedem  einzelnen 
Falle  den  bestgeeigneteu  Vcrkaufrplatz  zu  wählen. 

Diese  Salzluenzsrheine  sind  »eiten.»  der  Regierung  nur  in  einer  be- 
schränkten Anzahl  ausgegeben,  welch«  im  Verhältnif»  zum  Sa)xkon«im  de» 
Landes  stehen  soll;  naturgemäfs  muf»  den  Saixkuufleuten  daran  golugeu 
sein,  daf»  die  Zahl  dieser  .Scheine  nicht  wesentlich  vergröbert  wird,  da 
sonst  durch  dos  längere  Abwarten  beim  Verkauf  der  Jahresumsatz  auf  ihre 
Scheine  ein  kleinerer,  ihr  Verdienst  somit  ein  geringerer  werden  würde. 
Ais  der  vor  einigen  Jahren  verstorbene  Tso-taung-tang  versuchte,  300 
neue  Lizenzscheine  auszugeben,  macht«  »ich  gegen  ihn  eine  solch  erbittert« 
Opposition  der  Gildo  der  Salxkauflcute  bemerkbar,  dafs  er  es  für  angezeigt 
hielt,  die  Vermehrung  auf  GO  Stück  zu  beschränken. 

lassen  Sio  uns  nun  versuchen,  m.  H.,  den  Gewinn  festiustellen,  welchen 
die  chinesische  Regierung  aus  diesem  Salzmono-pol  sicht  Derselbe  beruht, 
wie  Sie  aus  dem  geschilderten  Verlauf  der  Transaktion  ersehen  haben,  in 
der  Differenz  zwischen  demjenigen  Preise,  welchen  die  Regierung  dem  Pro- 
duzenten zahlt  und  demjenigen,  welchen  sie  Tom  Saizkaufmann  erhält  sowie 
ferner  in  dem  seit  einigen  Jahren  binzugekommenen  „Leim*,  welchen  der 
Wei-yuro  beim  späteren  Verkauf  des  Sal/es  kürzt.  Obgleich  diese  letztere 
Steuer  eigentlich  unter  den  Titel  „Lek io*  gehört,  »t>  wird  aie  doch  allgemein 
als  zum  Ertrignifs  de»  Salzraonopol«  gehörig  verrechnet,  und  so  wollen  auch 
wir  sie  hier  mit  verrechnen. 

Die  Regierungstreue  variiren  in  den  einzelnen  Distrikten  im  Li&ng- 
IIwei-DUtrikt  zahlt  die  Regierung  dem  Produzenten  ca.  O.js  Tael  pro  Pikul 
und  verkauft  das  gleiche  Quantum  au  don  Salzkaufmann  mit  1,»  Tael 
(eigentlich  mit  Ivio  Tael,  wir  wollen  jedoch  40  Tael-C«nls  als  Verwaltungs- 
Unkosten  fallen  lassen,  um  gleich  den  Reingewinn  zu  haben}.  Die.»  ergiebt 
zunächst  einen  Neito-Nutzen  von  O.u  Tael  pro  Pikul.  Dazu  kommt  der  mit 
l.i»  Taol  zu  kürzende  „Lekin".  Lassen  wir  auch  hier  die  Unebenheit  des 
Bruches  für  Verwaltungskosten  fallen,  so  ergiebt  sich  für  die  Regierung 
ein  Nettogewinn  von  ca  l‘  r Tael  pro  Pikul. 

Cber  die  Höhe  de«  derzeitigen  Konsum*  fehlen  uns  nun  leider  zuver- 
lässige Daten.  Wir  können  nur  aus  dem  Uwei-Tien  ersehen,  dafs  im  5.  Jahr 
von  Tscbia-taching  (das  war  1801)  der  Salzkonsum  in  ganz  China  ca.  20  Mil- 
lionen Pikul»  Imtrug.  Nun  ist  »eit  jener  Zeit  in  einzelnen  Provinzen  der 
ba'xkonsum  wesentlich  zurückgegangen,  namentlich  in  solchen,  deren  Be- 
völkerung durch  Hungersnotb,  Überschwemmung  uud  dergl.  sehr  verringert 
worden  ist.  Dagegen  hat  sich  die  Bevölkerung  anderer  Provinzen  durch 
Zuwanderung  au»  den  erstcren  und  sonst  auf  natürlichem  Wege  vermehrt, 
und  der  Salzkonsum  daselbst  ist  gewachsen.  Wir  können  deshalb  die  obige 
Ziffer  wohl  auch  heut«  noch  als  eine  annähernd  richtige  bestehen  lassen. 

Da,  wie  schon  bemerkt,  die  Preise  in  den  einzelnen  8alzdi»trikten 
variiren,  hier  und  da  deshalb  der  Gewinn  der  Regierung  möglicherweise  et- 
was geringer  sein  könnte,  als  der  vorhin  für  den  Distrikt  Liang-hwei  aus- 
gerechnete von  l‘/s  Tael  pro  Pikul,  so  wollen  wir,  um  keine  unrichtiger- 
wci»e  zu  hoch  gegriffene  Schätzung  eintreten  zu  lassen,  den  DurcfascbnitU- 
gewinn  noch  um  837»  % niedriger  aaaetMi  uud  nur  mit  rund  1 Tael  pro 
Pikul  aunehmeu.  Dann  würde  bei  einem  Salzkonsum  von  20000  000  Pikuls 
das  Salxmottopol  20  Millionen  Tael»  pro  Jahr  abwerfen.  Nach  Auszügen, 
welche  im  Laufe  der  letzten  10  Jahre  aus  verschiedenen  Artikeln  der  in 
Peking  handschriftlich  erscheinenden  $taat.»xeitung  gemacht  worden  sind, 
dürfte  jedoch  da»  Erlragnif\  welche«  die  Zentral regicrung  in  Peking  aus 
dem  Salzmonopol  lieht,  nur  etwa  '•  600  000  Taels  betragen. 

Der  Grund  für  diesen  Minderertrag  ist,  wie  stets,  in  der  durch  die 
Verpachtung  der  Zölle  geschaffenen  Mifswirthschaft  zu  suchen.  Wie  in  fast 
allen  Steuer-  und  Zolldcpartcments  des  chinesischen  Reiches,  »o  werden  auch 
in  diesom  Falle  dem  Volke  grofs«  Summen  abgenommen,  von  denen  nur 
ein  kleiner  Theil  in  die  Kassen  der  Regierung  fliefät.  Auch  dieser  Fall 
beweist  wieder,  daf»  die  Zentral  regicrung  über  da»  Maf»  der  Ausbeutung, 
welcher  die  einzelnen  Steuerquelleu  fähig  sind,  bisher  nicht  binausgcgaageB 
ist,  dar»  im  üegenlheü  jene  Hilfsquellen  einer  wesentlich  stärkeren  Aus- 
»chöpfung,  in  dlcKi-io  Falle  z.  B.  mit  Leichtigkeit  einer  solchen  von  über 
100  Prozent  mehr  fähig  sind,  daf»  somit  bei  rationellerer  Verwaltung  der 
Steuern  dieselben  für  di«  Zentralrogieruug  eia  ganz  gewaltig  höhere«  Krgeb- 
niC*  ab  werfen  würden. 

Wo»  die  Einnahme  aus  der  4.  Steucnjuelle,  die  ver»chie denen  Lizenz- 


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267 

EXPORT,  Organ  des  CentraWereins  für  Handelsgeographie  etc. 


Nr.  17. 


und  Eintragungsgebühren  betrifft,  so  ist  dieselbe  eine  kaum  nennens- 
werthe,  da  diese  Steuern  zum  Theil  rein  nominell  geworden  sind.  Hierher 
gehören  x-  B.  die  Lizenzen  für  RergwcrkHuiiternrhinuiigcn  und  die  Stempel' 
Vorschriften  für  Kontrakte  über  Haus-  und  Grundstücksverkäufe. 

Letztere  Kontrakt«  sind  einer  gesetimäfsigen  Abgabe  von  3 °/o  unter- 
worfen, welche  aber  nur  noch  zehr  selten  gezahlt  wird.  Entweder  melden 
die  Kontrahenten  den  Verkauf  überhaupt  nicht  an,  oder  sie  tragen  als  Kauf- 
preis im  Kontrakt  eine  wesentlich  niedrigere  Summe  ein,  ab  wirklich  ge- 
zahlt wird.  Kin  sehr  großer  Theil  der  Bevölkerung  besitzt  Häuser  und 
Ländereien  auf  Grund  ungestempelter  Kontrakte  Die  Umgehung  dieser 
Steuer  ist  zu  einem  durch  die  Gewohnheit  legalisirten  Recht  geworden  — 
wenigstens  ist  das  der  Standpunkt  des  chinesischen  Volkes.  Durch  die 
unterlassenen  Eintragungen  ist  in  den  flrundhüchem  einzelner  Provinzen, 
z.  H.  in  Shan-*i,  eine  solche  Unordnung  eingerissen,  dofs  dadurch,  wie  bereits 
früher  dargelegt,  auch  die  Erträgnisse  der  Grundsteuer  wesentlich  geschmälert 
werden. 

Ein  elnigcnnafsen  gutes  Erträgnifs  wirft  noch  die  Gebühr  für  Waaren- 
niederlsgen,  namentlich  aber  für  Versatzamt-Lizenzen  ab.  Versatzämter, 
welche  in  China  sehr  zahlreich  sind,  müssen  oft  50  bis  100  Tael*  Lizenz- 
gebühr im  Jahre  zahlen;  auch  müssen  sie  vor  Eröffnung  de»  Geschäftes 
eine  Erlaubnifs  hierzu  beim  Fantai  erwirken,  für  welche  sie  zwischen  500 
bis  5000  Taels  zahlen  müssen.  Die  Hübe  dieses  Betrages  steht  mehr  oder 
weniger  im  Belieben  der  Platxbehürde  und  richtet  si<b  wohl  zum  großen 
Theil  nach  den  «Bedürfnissen“  des  darüber  befindenden  Beamten.  Peking 
erhält  davon  wenig  oder  nichts.  Das  Total-Einkocamen  der  Zentralregierung 
aus  diesen  verschiedenen  kleinen  Lizenz-  und  Registrlrgehübren  wird  man 
wohl  kaum  auf  mehr  als  2 Millionen  Taels  veranschlagen  dürfen.  Entweder 
werden,  wie  geschildert,  die  Gebühren  nicht  entrichtet,  oder  da*.  Entrichtete 
gelangt  nicht  oder  doch  nur  mit  einem  verschwindenden  Rruchtheil  in  die 
Kassen  des  Staates.  Also  überall  geringere  Ablieferung  der  vom  Volke  that- 
sttchlich  gezahlten  Beträge  in  Folge  dieses  Verpachtungssystemsl 

Wir  kommen  nunmehr  zur  Besprechung  der  Zölle  und  Wirschten 
von  denselben  zunächst  die  vorhin  als  5.  Einnahmequelle  aufgeführten  von 
Hoppes  oder  Zoilsuperintondenton  verwalteten  Native-Zölle.  Zölle  auf 
die  in  chinesischen  llinden  ruhenden  Import-  und  Exportgeschäfte. 

Die  Einkünfte  aus  diesen  Nativerüllen  sollen  nach  dem  .Hwei-tien* 
vor  1860  etwa  4 */a  Millionen  Taels  jährlich  ergeben  haben.  Nun  läfst  sich 
nicht  leugnen,  dafg  durch  Einführung  des  fremden  Handels  der  einheimische 
Handel  an  einzelnen  Plätzen,  z.  B.  in  Kanton,  zurückgegangen  und  in  Folge 
dessen  eine  Verringerung  diese«  ZolirrtrSgnissr»  daselbst  eiageUftcn  ist. 
Dem  gegenüber  hat  sich  aber  gerade  durch  den  fremden  Handel  nn  anderen 
Plätzen  wiederum  ein  lebhafterer  Verkehr  entwickelt  und  damit  daselbst 
ein  höheres  Zollerträgnifs  ergeben.  Wir  werden  daher  wohl  auch  beute 
noch  jene  Ziffer,  die  ja  nicht  hoch  ist  (4l/>  Millionen  Taels),  als  den  Ver- 
b&Uuifcsen  ungefähr  entsprechend  in  unsere  Aufstellung  einfügen  können. 

Wir  müssen  jedoch  noch  das  Erträgnifs  eines  Zolles  hinztrrerhnen, 
welcher  seit  Einführung  des  fremden  Handels  seitens  des  lloppo  erhoben 
wird,  nämlich  eine  Zw  isebensteuer  auf  ausländisches  Opium  Aufsrr 
dem  durch  Sir  Robert  Hart  za  erhebenden  Einfuhrzoll  und  aufser  dem 
im  Inland  zu  erhebenden  .Lekin“  wird  aufserdem  noch  «in  dritter  Zoll,  eine 
Zwischensteuer,  an  den  Hafenpl&tzen  in  dem  Augenblicke  erhoben,  da  das 
Opium  in  die  Hand  des  Eingeborenen  übergeht.  Diese  Zwischensteuer 
variirt  an  deu  verschiedenen  Häfen  von  20  bis  etwa  CO  Taela  pro  Kiste. 
Nehmen  wir  als  Durchschnitt  nur  35  Taels  an,  so  ergiebt  dies  bei  einer 
Jabreseinfuhr  von  70000  Kisten  eine  Einnahme  von  etwa  2,,i  Millionen  Taels. 
Hiervon  können  wir,  glaube  ich,  mit  gutem  Gewissen  eine  Million  in  die 
weiten  Taschen  der  Hoppos  abschreiben;  alsdann  verbleiben  für  den  Staat 
noch  etwa  l'/s  Million.  Es  ergiebt  sich  somit  unter  Nr.  5 ein  Totaleingang 
von  etwa  6 Millionen  Taels  für  die  Zentralregierung. 

Wir  kommen  nun  zum  .Lekra".  Der  Lckin,  eine  Art  Transitzoll,  ist 
in  China  seit  1853  bekannt,  jedoch  erst  seit  den  Jahren  184*0,61,  als  die 
Zentralregierung  zur  Unterdrückung  der  Rebellion  früherer  Summen  bedurfte, 
allgemein  eingeführt.  Der  Lekin  ist  ein  Zoll,  welcher  ohne  Ausnahme 
alle  Waaren  trifft,  welche  eine  Provinz  im  Transit  passiren,  und  er  wird  in 
derselben  Provinz  auf  die  pasdrende  Waare  nicht  nur  einmal,  sondern  ver- 
schiedene Male  erhoben.  l>ie  Bestimmungen  betreffs  Erhebung  des  Lekin 
werden  von  den  einzelnen  Proviozialbebörden  festgesetzt.  I*t  Ton  dem  be- 
treffenden Provinzialgouvemeur  ein  kaiserliches  Dekret  mit  der  Ermächtigung 
erlangt,  in  der  und  der  Provinz  Lekin  tu  erheben,  *0  schreiten  die  Lokal- 
behürden  zur  Errichtung  eines  Zentralbureaus  und  zur  Festsetzung  aller 
der  Punkte,  wo  Filislstationen  errichtet  werden  sollen.  Jeder  dieser  Filial- 
atationeu  wird  ein  Wei-yuen  (Verwalter)  vorgesetzt,  welcher  dem  Zentral- 
bureau  untersteht,  aber  von  der  Diatriktabelmrde  unabhängig  ist.  Diese 
Stationen  werden  naturgemäß  längs  der  Uaupttransporlwege,  also  sowohl  der 
Landstraßen  wie  auch  der  Kanäle  errichtet.  Ihre  Anzahl  richtet  sich  nach 
der  Orüfse  de«  Handels  und  danach,  ob  man  glaubt,  dafa  die  Handelsartikel 
dor  Gegend  mehr  oder  weniger  hohe  Abgaben  zu  tragen  vermögen.  Item 
entsprechend  rückt  man  die  einzelnen  Stationen  näher  zusammen  oder  weiter 
auseinander.  Es  ist  eine  Art  Scblagbaum-System  in  Form  unserer  früheren 
('haua*«egekierhebuug.  Im  einzelnen  Falle  ist  die  Abgabe  ja  meistens  nicht 
ins  Gewicht  fallend ; hat  die  Waarc  aber  eine  gTÜfsere  Entfernung  zu  reisen 
und  mufs  sie  alle  paar  Meilen  dieselbe  Abgabe  erneut  bezahlen,  so  ver- 
teuert dies  den  Artikel  sehr. 

Eine  Kontrolle  über  di«  Wri-yuen  (di«  Stationsvorsteher)  existirt  na- 
türlich, wie  bei  allen  derartigen  Posten,  nicht.  Der  Posten  ist  einfach  ver- 
pachtet, und  das  Wenigste  der  gezahlten  Lekin-Gelder  fließt  in  die  öffent- 
lichen Kassen.  Auch  die  Art  und  Weise,  in  welcher  die  Verhandlungen 
zwischen  dem  p^ssirenden  Kaufmann  und  dem  betreffenden  Zollbeamten  ge- 
führt werden,  kennzeichnet  das  System  dieser  Lekin-Erhebung.  In  den 
meisten  Killen  wird  gefeilscht  Der  Zollvenrnlter  verlangt  eine  bestimmte 


Summe,  der  Kaufmann  bietet  weniger,  und  so  feilschen  sie  hin  und  her, 
bis  schließlich  ein  Kinverständnifs  zwischen  beiden  l’beilen  erzielt  ist.  Am 
Billigsten  kommt  der  Kaufmann  davon,  wenn  zwei  Wege  nach  demselben 
Ziele  führen  und  die  beiden  Zollbeamten  sich  in  Folg«  dessen  gegenseitig 
Konkurrenz  machen- 

Cber  die  Lekin- Eingänge,  soweit  sie  in  die  Staatskassen  geflossen  sind, 
liegt  ziemlich  zahlreiches  Material  vor.  Über  die  zweifelsohne  gewaltig  höheren 
Beträge,  welche  das  Volk  tbaUieblicb  zahlt,  läfst  »ich  jedoch  nicht*  ermitteln. 
Aus  verschiedenen  Memoranden  einzelner  Provinzialrrgieningen  sind  gewisse 
Zahlen  ersichtlich  gewesen,  und  es  ist  außerdem  vor  mehreren  Jahren  der 
geBammte  Lekin  - Eingang  aus  den  18  Provinzen  von  Seiten  des  Finanz- 
ministeriums mit  ca-  18  Millionen  Taels  angegeben  worden.  Hierin  ist  jedoch 
’ der  Lekin  auf  Solz  mit  «inbegriffen,  welchen  wir  im  Salxmonopol  schon  var- 
1 rechnet  haben,  und  der  ungefähr  *,*  des  Gewinne«  aus  jener  Steuer  aut- 
maebte.  Wir  müssen  somit  von  jenen  18  Millionen  7 Millionen  absetzen 
und  erhallen  alsdann  einen  Lekin  - Eingang  von  etwa  11  Millionen  TaeU 
für  die  Zentralregierung. 

Obwohl  in  den  letzten  Jahren  dl«  Lekin-Stalipnen  in  verschiedenen  Pro- 
vinzen vermehrt  worden  sind,  so  ist  es  mir  doch  zu  schwer  zn  heurtheilen, 
ob  dadurch  auch  der  Staatskasse  oder  nur  den  Kassen  der  Wei-yuen  und 
sonstigen  Zollbeamten  Vortheile  erwachsen  sind.  Wir  wollen  deshalb  von 
einer  Erhöhung  der  ausgerechneten  Ziffer  von  11  Millionen  Taels  abeehen, 
solch«  vielmehr  bestehen  tauen. 

Wir  haben  nunmehr  die  verschiedenen  Steuern  und  Zölle  Chinas  durch- 
gesprochen, mit  Ausnahme  der  letzten  und  wichtigsten,  der  von  Sir  Robert 
Hart  verwalteten,  auf  die  von  dem  fremden  Handel  ein-  und  ausgeführten 
Waaren  erhobenen  Seezölle. 

Diese  x.  Z.  unter  europäischer  Administration  stehenden  Seezöile  bieten 
uns  ein  wesentlich  andere«  Bild  der  Verwaltung  — ein  Bild,  welches  ge- 
waltig mit  der  Milswirtbscbaft  bei  den  auf  chinesische  Weis«  verwalteten 
Steuern  kontrastirt.  Hier  haben  wir  e9  mit  einem  exakt  geleiteten  Ressort 
zu  thun:  wir  erhalten  regelmäßig  detadlirte  statistische  Aufstellungen  und  sind 
sicher,  dafs,  so  lange  die  Leitung  dieser  Behörde  in  Sir  Robert’*  Händen 
verbleibt,  keinerlei  Unregelmäßigkeiten  in  der  Einziehung  und  Ablieferung 
dieser  Zölle  stattfindeu  werden.  I>«r  in  englischer  Sprache  veröffentlichte 
Jahresbericht  dieser  Behörde  Riebt  uns  ertchöplendes  Material  zur  Beurtheilung 
des  fremden  Handels  mit  China.  Der  Umsatz  im  fremden  Handel  belief  sich 
1885  auf  88  200  018  Haikwan  Taels  Importe,  65005  711  II.iikw.rn  Taels 
Exporte,  zusammen  auf  153205729  Haikwan  Taels  (oder  ca.  766025000  >4Q 
Jahresumsatz.  Die  Zoll  Einnahmen  bezifferten  sich: 

im  Jahre  1882  auf 14  085  072  Hk.  Taels 

„ , 1863  18  286  757  „ „ 

. „ 1884  13  510  712  * 

. . 1885  14  472  766  „ 

Von  diesen  Beträgen  entfallen  auf  den  Opium- Einfuhrzoll  etwa  2 Mil- 
lionen Tsels.  Nach  Inkrafttreten  der  englisch-chinesischen  Opiumkonvcntion 
von  1885  wird  sich  dieser  Betrag  um  weitere  80  Taels  pro  Pikul,  d.  b.  um 
etwa  5'i  Millionen  Taels  vermehren.  Selbst  angenommen,  dafs  durch  diesen 
erhöhten  Rlngangsxoll  auf  Opium  ein  Rückgang  in  der  Opium  - Einfuhr  zu 
knnstatiren  sein  dürfte,  so  wird  man  doch  kaum  fehlgehen,  wenn  inan  für 
di«  Folge  eine  Zunahme  der  Zolleink ünftc  au«  dieser  Quelle  von  4 Millionen 
Taels  mit  Bestimmtheit  voraussetzt 

Daß  durch  einen  etwaigen  Krieg  zwischen  China  und  einer  der  Ver- 
tragsmächtc  dem  Handel  größerer  Schaden  zugefügt  und  dadurch  ein  stärkerer 
Niedergang  der  Zolleiunshmen  veranlaßt  werden  könnte,  als  dies  bri  früheren 
ähnlichen  Gelegenheiten  der  Fall  gewesen,  ist  nicht  wohl  anzunehmen.  Eine 
hei  dem  Vorkehr  mit  China  stark  betheiligte  Macht  hat  alles  Interesse  daran, 
den  Handel  ihrer  eigenen  Unterthanen  möglichst  zu  schonen.  Eine  nicht 
in  gleichem  Maße  an  demse-ben  intereasirte  Nacht  wird  voraussichtlich 
noch  größere  Rücksicht  auf  den  Handel  der  Neutralen  nehmen,  um  das 
Wohlwollen  derselben  nicht  zu  versehenen  und  «ich  nicht  neue  Verwicke- 
lungen zuzuziehen.  Die  Ereignisse  der  Jahre  1858,  1860  und  1883/84  sind 
Beweise  für  die  Richtigkeit  dieser  Auffassung.  Gegen  eine  Einnahme  der 
.Scezöll*  von  14085672  Tael»  in  1882  wiesen  dieselben  während  des  Krieges 
im  Jahre  1863:  13286757,  1884:  13510712  Taels  auf,  und  der  unbedeu- 
tende, 1885  mit  14  472766  Taels  wieder  eingebraebte  Rückgang  ist  viel 
mehr  einer  auf  Überspekulation  beruhenden  Handelskrise  als  dem  Konflikt 
mit  Frankreich  zuzuscliTeiben. 

Ein  Heruntergehen  der  Einnahmen  dor  Seezöll«  würde  selbst  In  dem 
Falle,  daß  Sir  Robert  Hart  den  Zolldienst  verließe,  nicht  zu  befürchten 
»ein  Unordnungen  und  Unzuverlässigkeiten  würden  zwar,  wenn  an  die 
Spitze  des  Dienstes  ein  Chine««  träte.  »<wa*u*ic.htlicli  unvermeidlich  »ein; 
aber  da  nach  chinesischen  Gesetzen  die  Beamten  an  der  Spitze  der  Zoll- 
ämter für  den  Eingang  der  vom  Finanzministerium  festgesetzten  Minimal- 
cinnahmen  persönlich  haftbar  sind  und  diese  Minimaleinnahmen  für  die 
Seezollämter  sicher  nicht  geringer  als  die  früheren  angesetzt  werden  würden, 
so  ist  in  dieser  Beziehung  nichts  zu  befürchten.  Cbcrdie«  wird  mau  mit 
ziemlicher  Sicherheit  annebuie«  dürfen,  dafs  auch  im  Fall«  der  Berufung 
eines  Chinesen  die  Verwaltung  dieser  Seezöile  nach  europäischem  System 
weitergeführt  werden  würde;  einmal  spricht  hierfür  der  Konservativismus  der 
Chinesen,  bestehende  Einrichtungen  in  derselben  Wei*e  fortzu führt«,  an- 
dererseits würde  sich  bei  einer  etwaigen  Verpfandung  dieser  Zölle  auch 
leicht  durch  die  fremden  Gesandtschaften  «in  Druck  auf  die  chinesische  Re- 
gierung behuß  Fortsetzung  der  regelmäßigen  Veröffentlichungen  mit  Erfolg 
ausüben  lassen. 

Pie  nach  europäischem  Syriern  verwalteten  Seezölle,  mit  einem  Durch- 
schuittsertrlgniß  von  14  Millionen  Taels  oder  70  Millionen  Reich-ma>k 
sind  es,  deren  Verpfandung  bei  etwaiger  Aufnahme  einer  großen  chine- 
sischen Anleihe  in  Deutschland  von  uu»  in  erster  Linie  als  Sicherheit  in 
Aussicht  zu  nehmen  ist.  J 


Kr.  17. 


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PORT,  Organ  de«  Centr&lvereiiiB  für  Handelsgeographie  etc. 


1887. 


Sic  werden  aus  meinen  Iterierungen  über  die  verschiedenen  Zoll-  und 
Steuereiukünfte  de»  chinesischen  Stute»  «neben  haben,  dafs  mit  Ausnahme 
dieser  nach  europäischem  System  verwalteten  und  derzeit  auch  unter 
europäischer  Überleitung  stehenden  Seetölle  die  gegenwärtige  Verwaltung 
keiner  der  anderen  Steuern  oder  Zölle  eine  derartige  ist,  um  uns  solch« 
Steuern  als  eine  besonder*  geeignete  hypothekarische  Sicherheit  für  groß« 
Anleihen  erscheinen  zu  leasen-  Daf*  aber  China  im  Auslände,  auch  wenn 
man  »ein*  Zahlungsfähigkeit  mit  Recht  nicht  im  geringsten  bezweifelt,  ohne 
sonstige  Garantieunterlagcn  grobe  Anleihen  aufzunchmen  in  der  Lage  sein 
sollt«,  erscheint  mir  angesichts  der  Halbzivilisation  dieses  lindes  aua- 
geschlossen.  Auch  wir  würden  daher  meine«  Erachtens  im  gegebenen  Falle, 
gleichwie  dies  bisher  stets  von  den  Engländern  geschehen  ist,  auf  Hypo- 
Uickining  der  Seezölle  za  »eben  haben. 

Bei  kleineren  Anleihen,  wie  eine  solche  gestern  hier  eingefüfart  worden  iat, 
hei  der  c»  sich  nur  um  eine  Summe  von  elwa  l Million  Taels  in  Gold 
handelt  — für  welch  minimen  Betrag  in  Folge  de»  betreffenden  kaiserlichen 
Edikte»  da»  gesammte  chinesisch«  Reich  mit  allen  seinen  F.inkünften  haftbar 
gemacht  wurde  — kann  mau  selbstredend  von  einer  Spezialverpfändung  von 
Seezöllen  absehen;  ja,  c»  worden  sich  die  deutschen  Geldgeber  durch  eine 
derartige  Forderung  der  chinesischen  Regierung  gegenüber  lächerlich  machen, 
da  der  letzteren  Vorschüsse  in  dieser,  ja  in  der  doppelten  Höbe  von  den 
in  China  etablirteo  englischen  Banken  stete  bereitwilligst  gegen  einfache 
gesiegelte  Unterschrift  gegeben  werden. 

Noch  öfter  wird  China  in  die  Lage  kommen,  an  den  europäischen  Geld- 
markt appelliren  zu  müssen;  namentlich  wird  die»  der  Fall  sein,  wenn  die 
chinesische  Regierung  »ich  erst  einmal  entschließen  wird,  mit  dem  Bau 
von  Eisenbahnen  in  grofsem  Maßatabe  vorzugeben.  Itef»  dieser  Zeit- 
punkt kommen  wird,  ja  dafs  wir  kein  Viertc'jahrhundert  mehr  davou  entfernt 
sind,  glaub«  ich  alt  ziemlicher  Bestimmtheit  annehmen  zu  sollen.  Per  Bau 
von  Eisenbahnen  scheint  in  China  bereits  beschlossene  Sache  zu  »ein;  man 
will  jedoch  zuvor  andere,  gleichfalls  wichtig«  Piuge  vornehmen,  wie  Flotlen- 
kompleltirung  und  dergleichen.  Auch  ist  man  bestrebt,  den  Bau  der  Bahnen 
möglichst  selbst,  also  möglichst  ohne  Hilfe  der  verhaßten  fremden  Ein- 
dringlinge auszuföhren;  namentlich  will  man  vermeiden,  durch  Vornahme 
gröfserer  F.isenbahnbauten  Bich  im  Austsndc  finanziell  zu  engagiren.  Man 
bat  in  Regicrungskreßen  die  Absicht,  Eisenbahnen  zu  bauen,  und  Se.  Ex- 
zellenz der  Vizekönig  Li-Hung-Tsehang  selbst  bat  mir  dieso  bestehende 
Absicht  wiederholen! lieh  ungefähr  mit  folgenden  Worten  bestätigt:  „Wir 
wollen  F.isetibahnen  bauen,  aber  wir  wollen  deshalb  keine  Schulden  machen. 
Wir  wollen  eine  kleine  Strecke  bauen,  so  lange  als  gerade  unsere  flüssigen 
Mittel  dazu  Busreichen.  Später,  wenn  wir  wieder  etwas  Geld  flüssig  haben 
»erden,  verlängern  wir  die  Bahn,  und  *o  immer  in  dem  Verhältniß  weiter, 
als  gerade  unsere  Mittel  reichen." 

Für  »ns  ist  au«  dieser  Ansicht  das  Faktum  von  Wichtigkeit,  daß  die 
chinesische  Regierung  prinzipiell  zum  Bau  von  Eisenbahnen  entschlossen  ist. 
Von  der  kindlichen  Absicht,  heute  ein  paar  Meilen  und  vielleicht  übers  Jahr 
wieder  ein  paar  Meilen  zu  bauon,  wird  »io  von  selbst  abkommen,  wenn  erst 
eine  Bahn  gebaut  sein  und  im  Betriebe  stehen  wird.  Man  wird  dann  ganz 
naturgemäß  die  Verbindung  gewisser  Handelszentren  oder  den  Bau  strate- 
gischer Linien  planen,  und  cs  wird  aUdann  die  Frage  der  Geldbeschaffung  in 
größerem  Umfange  sich  ganz  von  sotbst  der  chinesischen  Regierung  auf- 
tlrfingeii.  Das  Geld  zu  derartigen  Unternehmungen  wird  aber  in  China  selbst, 
so  sehr  dies  auch  von  der  chinesischen  Regierung  angestrebt  wird,  vorerst 
nicht  aufzubringen  sein.  Pa»  chinesische  Volk  wird  »ich  meine»  Erachtens 
nicht  dazu  verstehen,  freiwillig  sein  Geld  der  Regierung  zu  leihen.  Die 
chinesische  Regierung  genierst  bei  dem  cfaineBiBcbea  Volke  keinen  Kredit, 
wohl  aber  im  Ausland«  — beide»  mit  vollem  Recht.  Bei  inneren  An- 
leihen würde  das  Volk  bezüglich  der  Zinsen  und  Rückzahlungen  von  dem 
guten  Willen  der  Proviniialbehörden  abhangen.  Die  betreffenden  Zahlstellen 
würden  die  Zahlungen  hinausschieben , ja  unter  Umständen  ganz  einstellen, 
und  Bondsinhaber,  welche  au»  geschäftlichen  oder  sonstigen  Rücksichten  es 
mit  dem  Beamten  nicht  verderben  dürfen,  wären  genöthlgt,  gute  Miene  zum 
bösen  Spiele  zu  machen  und  das  Geld  als  k fonds  perdu  gegeben  zu  be- 
trachten. Freiwillig  dürften  deshalb  innere  Anleihen  vorerst  wohl  nicht  ge- 
zeichnet werden. 

Bei  äufscren  Anleihen  sind  die  Verhältnis««  wesentlich  anderer 
Natur.  Hier  werden  die  Kontrakte  direkt  mit  der  chinesischen  Regierung 
gewechselt,  und  diu  zur  Verzinsung  und  Amortisation  benöthigten  Gelder 
werden  nicht  durch  Lokalhcamtc  zur  Auszahlung  gebracht,  sondern  direkt 
von  den  obersten  Behörden  dem  Agenten  der  ausländischen  F.mlssionihäuser 
überwiesen.  Eigenmächtige  Zahlungsverweigerungen  oder  Kürzungen  von 
Seiten  einzelner  Lokalmandarinen  sind  somit  von  den  ausländischen  Anleihe- 
gebern nicht  zu  befürchten.  Auch  pflegen  die  Mandarinen  Ausländern  gegen- 
über eingegangene  Verpflichtungen  stets  prompt  zu  erfüllen,  schon  aus 
Furcht  vor  Verwicklungen  mit  de«  ausländischen  Gesandtschaften , welch 
letztere  die  Interessen  ihrer  Schutzbefohleneu  an  der  richtigen  Stelle  sehr 
wohl  zu  vertreten  wissen  und  durch  ihre  Reklamationen  und  ihr  Vorgehen 
die  schuldigen  Mandarinen  unter  Umstünden  leicht  um  Knopf  und  Kopf 
bringen  können. 

Gerade  wir  Deutschen  befinden  uns  ja  überdies  noch  in  der  glücklichen 
Lage,  in  unserem  diplomatischen  Vertreter  in  Peking  «ine  der  intelligen- 
testen, einflußreichsten  und  durch  ihre  langjährige  dortige  Wirksamkeit  mit 
allen  chinesischen  Verhältnissen  auf»  Innigste  vertraute  Persönlichkeit  zu 
besitzen,  welche  ea  bisher  stets  verstanden  hat,  und  ich  darf  wohl  behaupten, 
cs  auch  fernerhin  stets  verstehen  wird,  die  Interessen  der  Deutschen,  wo 
immer  dieselben  in  China  gefährdet  sein  sollten,  auf  das  Entschiedenste 
und  Thutkräftigste  zu  vertreten.  Exzellenz  von  Brandt,  der  deutsche 
Gesandte,  ist  der  Doyen  der  fremden  Gesandtschaften  in  Peking  und  erfreut 
sich  bei  den  Pekinger  Behörden,  mit  denen  er  schon  durch  seinen  etwa 
20  jährigen  Aufenthalt  daselbst  auf  wesentlich  intimerem  Fuß«  steht,  als  di« 


so  häufig  wechselnden  Minister  anderer  Staaten,  eines  ganz  besonderen  An- 
sehens und  besonderer  Beliebtheit. 

Ssmmtlicho  Einnahmequellen  des  chinesischen  Staates,  welche  zur  Zeit 
benutzt  werden,  haben  wir  im  Laufe  de»  heutigen  Abends  durchge«prochen. 
Nach  unsereu  vorhin  Angestellten  Untersuchungen  können  wir  die  derzeitigen 
thatsicblichen  Steaerablieferungen  an  die  Zentralregierung  in  Peking  an- 
geben  mit: 

110000000  llaikwan  Taels  Grundsteuer, 

2 SCO 000  „ „ Rcistribut, 

9000000  „ „ Salzmonopol, 

2000000  „ „ Lizenz-  und  Regiatrirgebühren, 

6000000  „ „ Native-Zölle  inkl.  Opium-Zwiscbensteucr, 

11 000000  „ „ Lekin, 

14000000  „ „ Seezölle, 

zusammen  65400000  Haikwan  Taels  (■=  327000000  Mark). 

ln  hiesigen  Zeitungen  wurden  letzthin  in  einzelnen,  vermutblich  von 
den  Einlsslonvhäusem  der  neuen  Anleihe  inspirirten  Artikeln  die  Einnahmen 
Chinas  auf  etwa  360  Millionen  Mark  = 72  Millionen  Taels  taxlrt.  Wir  sind 
also  meiner  Berechnung  gegenüber  nur  um  wenige  (6‘/>)  Millionen  Taels 
auseinander,  was  ich  mit  als  einen  Beweis  dafür  ansehen  zu  dürfen  glaube, 
dafs  meine  Schätzungen  der  einzelnen  Steuerquellen  als  den  Verhältnissen 
entsprechend  angesehen  werden  dürfen.  — Wollen  wir  uns  nun  ein  klares 
Bild  von  der  Kreditwürdigkeit  dieses  Staate«  machen,  so  erübrigt  uns  noch, 
die  Höhe  der  schwebenden  Schnld  desselben  zu  eruiren.  Was  di« 
ausländische  Schuld  betrifft,  so  konstatiren  die  bei  Ausbringung  der 
Beit  gestern  hier  gehandelten  chinesischen  Anleihe  veröffentlichten  Prospekte 
bereits,  dafs  derzeit  in  London  uur  etwa  33, * Millionen  £ chinetdsehe  Anleihe 
in  Zirkulation  seien,  deren  letzte  Rückxahlungsraten  nicht  über  1895  hinaus 
lauten.  Hierzu  kommen  meines  Wissens  noch  einige  kleine,  mit  den  englisch- 
chinesischen  Banken  abgeschlossene  und  in  den  Settlements  placlrte  Anleihen, 
u.  a.  eine  9Vs0/oi, g«  Anleihe  von  1881  über  4 Millionen  Kansu-Taels,  deren 
letzte  noch  ausstehende  Amortisationsquoten  von  total  I Million  Taels  in  die- 
sem Jahre  fällig  werden;  eine  1884er  8%ig«  Anleihe  über  2 Millionen  Taels, 
von  denen  die  letzte  Million  Taels  1888  u.  1889  zur  Rückzahlung  fällig  ist; 
dann  eine  kleine  kantonesische  Silber- Anleihe,  die  im  Jahre  1888  bei  der 
.Hongkong  A Shanghai  Bank*  aufgenommen  und  durch  die  Salzsteuer  in 
Kanton  sichergestellt  wurde,  sowie  eine  weitere  kleine  Anleihe  beim  „Comptoir 
<PK»compte*  usw.:  alles  kleinere  Beträge,  sodafs  wir  die  äufsere  Staatsschuld 
Chinas  als  eine  kaum  nennenswertbe  bezeichnen  dürfen. 

Was  nun  die  innere  Schuld  Chinas  betrifft,  so  hat  man  mir  auf 
meine  bezüglichen  Fragen  stets  erwidert:  „Darüber  läßt  »ich  nichts  fest- 
steilen.  * Meine  Herren,  ich  bin  der  Ansicht,  diese  innere  Schuld,  falls  eine 
solche  exlstirt,  kann  für  uns  ganz  gleichgültig  sein.  Wie  ich  Ihnen  vorhin 
bereit»  auseinandersetzte,  würde  das  chinesische  Volk  der  Regierung  frei- 
willig kein  Geld  leihen.  In  Füllen  der  Noth  zögert  allerdings  die  Regierung 
nicht,  eine  Zwa'bgsanJeibe  au fzu nehmen.  Dos  ist  aber  dann  mehr  als  eine 

Schuld  zu  betrachten,  bezüglich  deren  die  Forderung  auf  Rückzahlung  schon 
als  verjährt  anz«*eben  ist  in  demselben  Augenblick,  da  das  Geld  hergelieben 
wird.  Es  sind  dies  Kontributionen,  und  man  lohnt  die  gütigen  Geber  — 
es  wird  stet»  angenommen,  daß  sie  das  Geld  freiwillig  und  rein  nur  au» 
Patriotismus  hergeben  — durch  Verleihung  eine»  Mandarinenknopfes,  Ehren- 
titel» usw.  Ich  glaub«  deshalb,  daf«  wir  derartige  Schulden  der  chinesischen 
Regierung  gar  nicht  als  Schulden  mit  in  Berechnung  zu  ziehen  brauchen; 
denn  bezahlt  oder  eingelrieben  werden  sie  ja  doch  nicht.  — Beiläufig  be- 
merkt, versucht«  im  vorigen  Jahre,  während  meines  Dortseins,  der  Vizekönig 
von  Kanton  in  seiner  Provinz  eine  derartige  Zwangsanleihe  anfzunebmen. 
Er  konnte  die  von  Peking  verlangte  Geldsendung,  da  »«Ine  Provinz  unter 
dem  französischen  Kriege  sehr  stark  zu  leiden  gehabt  hatte,  nicht  durch 
die  Stouora  allein  aufbringeo.  Es  machte  sich  jedoch  bei  dem  Versuche, 
diese  Zwangsanleibe  durchzusetzen,  unter  der  Bevölkerung  dieser  so  schwer 
belasteten  Provinz  eine  solch  aufrührerische  Bewegung  bemerkbar,  dafs  der 
Vizekönig  schließlich  von  seinem  Vorhaben  ab» Und.  Dafür  erging  es  ihm 
allerdings  sehr  schlimm.  Kr  wurde,  in  Folge  des  Ausbleibens  der  Sendung, 
wegen  Ungehorsam  usw.  unter  Anklage  gestellt,  aller  seiner  Titel  und  Wür- 
den für  verlustig  erklärt  und  zur  weiteren  Aburtbdlung  nach  Peking  (raus- 
portirt.  Der  alsdann  an  seine  Stelle  tum  Vizekönig  eingesetzte  Mandarin 
beeilte  sich  natürlich,  die  fehlenden  Gelder  schleunigst  nach  Peking  zu  »en- 
den, und  da  es  ihm  für  den  Augenblick  nicht  möglich  war,  die  hierzu  be- 
nüthlglen  Gelder  von  der  Bevölkerung  eiuzutreiben,  so  verschaffte  er  sich 
einstweilen  da»  Geld  bol  der  „Hongkong  Bank“  durch  die  oben  beregte 
kleine  8%ige  Anleihe  gegen  Verpfändung  des  Salzzolles  seiner  Provinz. 

Meine  Herren!  ich  glaube,  wir  haben  jetzt  die  zur  ßeurthellung  des 
chincschen  Kredits  nothwendigen  Fragen  eingebend  beleuchtet,  und  ich  will 
nunmehr  zu  einer  Zusammenstellung  des  gesammelten  Materials  schreiten. 

Es  ist  vollkommen  richtig,  daß  wir  verhätnißmäßig  wenig  üb«r  die  der 
Pekinger  Zentralregierung  regelmäßig  xufließenden  Einnahmen  wissen  und 
noch  weniger  über  die  regelmäßigen  Ausgaben  derselben.  Ein  Budget  be- 
steht zwar  wob!  unzweifelhaft  beim  Finanzministerium,  wenn  auch  nicht 
zusammengestellt  und  hilanzlrt  wie  bei  unseren  europäischen  Budgets.  Das- 
selbe ist  aber  dein  Publikum  nicht  zugänglich  und  wird  es  voraussichtlich 
auch  sobald  nicht  werden.  Dagegen  kann  wohl  kaum  ein  Zweifel  darüber 
vorhanden  sein,  daß  die  chinesische  Finanzwjrthsehaft,  soweit  man  von  den 
durch  das  Verpachtung«*  y stein  bervorgerufenen  Unregelmäßigkeiten  bei  Er- 
hebung der  Steuer  absiebt,  in  ihrer  Art  eine  sehr  geordnete  ist.  Di«  jähr- 
lichen Steuer- Einnahmen  der  chinesischen  Zentralregleruug  beziffern  sich 
nach  unserer  vorherigen  Berechnung  auf  mindestens  327  Millionen  Mark. 
Die»«  Hilfsquellen  sind  für  die  Regierung  noch  einer  wesentlich  größeren 
Ausscböpfting  fähig  und  sie  erscheinen  weit  elastischer  als  die  Tieler 
anderer  Staaten,  von  denen  wohl  wenige  Länder  im  Stande  gewesen  sein 


Nr.  17. 


1887. 


*69 

EXPORT,  Organ  des  Centralvereins  för  Handelsgeographie  etc. 


würden,  einen  Krieg  zu  führen,  wie  den,  welchen  China  mit  Frankreich  von 
1883  bis  1835  geführt  hat,  ohne  in  viel  höherem  Maße  an  fremdes  Kapital 
in  Form  von  Anleihen  appelliren  zu  müssen,  als  China  dies  gethan  bat,  und 
ohne  daß  der  Handel  nicht  mehr  gelitten  bitte  als  dies  in  China  der  Fall 
gewesen  ist.  Durch  Inkrafttreten  der  englisch-ehineotchen  Opium-Konvention 
von  188f>  dürften  sich  die  ZoHeiokünfta,  wie  bereits  auseinandergesetzt  und 
mit  Bestimmtheit  anzunehmen  ist,  um  etwa  4 Millionen  Taels  vermehren. 
Aber  selbst  angenommen,  daß  die  für  Verzinsung  und  Rückzahlung  aus- 
wärtiger Anleihen  in  Aussicht  zu  nehmenden  Einnahmen  aus  den  Seezöllen 
sich  nur  auf  der  Höbe  von  13  bis  14  Millionen  Taels  halten,  so  würde 
dieser  Betrag  zur  Amortisation  und  Verzinsung  größerer  Anleihen  mehr  als 
genügend  sein,  da  die  älteren,  verbältnifsmiXsig  kleinen  auswärtigen  Anleihen 
Chinas  bereits  in  kurzer  Frist  sämmtlich  zurückgezahlt  sein  werden.  Ganz 
besonders  möchte  ich  aber  Folgendes  betonen  und  deshalb  hier  wieder- 
holen: dal’»  ein  Krieg  zwischen  China  und  einer  der  Vertragsmäcbte  dem 
Tlaadet  gröberen  Schaden  zufügen  und  damit  einen  stärkeren  Niedergang  der 
Zolleinnabtnen  veranlassen  werde,  ist  nicht  wohl  aniunehmen,  wie  die  Er- 
eignisse der  Jahre  1838,  1860  und  1883/84  beweisen.  Außerdem  ist  Land, 
wenn  auch  stark  entwaldet,  sehr  fruchtbar  und  ergiebt  meist  3 Ernten  im  Jahr. 

Wenngleich  der  Erhebungsmodus  der  Abgaben  viel  zu  wünschen  übrig 
Übt,  so  unterliegt  doch,  wie  aus  den  in  der  * Pekinger  Staatszeitung*  von 
Zeit  zu  Zeit  veröffentlichten  Berichten  hervorgeht,  die  Verwendung  derselben 
und  noch  mehr  die  genauo  Ablieferung  der  für  Peking  bestimmten  Gelder 
einer  scharfen  Kontrolle.  Auf  fremdes  Kapital  hat  die  chinesische  Regierung 
bis  jetzt  mir  in  sehr  geringem  Maßo  reflektirt.  Bei  Abschluss  der  wenigen  j 
Anleihen  ist  sic  sehr  vorsichtig  vorgegangen  und  hat  biaher  die  von  ihr 
eingegangenen  Verpflichtungen  mit  der  grüfsten  Gewissenhaftigkeit  erfüllt; 
als  ein  Zeichen  ihrer  besonderen  Vorsicht  ist  es  snzusebeo,  daß  sie  auch 
durch  die  während  des  letzten  Jahres  ihr  von  allen  Seiten,  Ton  deutschen, 
englischen,  französischen  und  amerikanischen  Konsortien  gemachten  An- 
erbietungen sich  nicht  zu  leichtsinnigen  Anleihe»  oder  Ausgaben  bat  ver- 
leiten lauen-  Altos  das  dürfte  der  chinesischen  Regierung  einen  Kredit 
ersten  Ranges  sichern  und  speziell  ehe  durch  die  Seezölle  garantirte  An- 
leihe aß  eine  Kapitalanlage  allerersten  Ranges  erscheinen  lassen. 

Hiermit  wäre  ich  mit  der  Besprechung  de«  mir  gestellten  Themas  zu 
Ende  und  es  erübrigt  mir  nunmehr  nur  noch,  dem  Wunsche  Ausdruck  zu 
geben,  dafs  es  der  deutschen  Fiuanzwelt  gelingen  möge,  bei  Anbruch  der 
durch  den  KUeubahnbau  zu  erwartenden  neuen  Ära  im  fernen  Osten  dem 
deutschen  Handel  und  der  deutschen  Industrie  neue  grobe  Absatzgebiete 
zu  sichern  und  sie  bei  der  Arbeilsvertheilung  auf  den  großen  Märkten  jenes 
weiten  Landes  in  hervorragendster  Webe  zu  betheiligen,  l’m  dies  zu  er- 
reichen, ist  cs  vor  allen  Dingen  notbwendig,  dafs  wir  rechtzeitig,  in  gehöriger 
Stärke,  möglichst  geeint,  und  mit  der  nötbigen  Kenntnifs  des  Laudes  und 
seiner  Verhältnisse  auf  dem  Platze  sind.  Was  bis  jetzt  nach  dieser  Richtung 
hin  unternommen  wurde.  Ist  ungenügend.  Möchte  die  deutsche  Finanzweit 
mit  der  nüthigen  Energie  und  Schnelligkeit  dort  vorxugehen  verstehen  und 
den  richtigen  Moment  nicht  durch  zu  langes  Abwarten  verpassen!  (Lebhafte 
Zustimmung ) 

Thee-Export  aus  Ost-Indian  und  Ceylon.  (Originalbericht 
aus  Calcutta.)  Von  dem  Aufschwung,  welchen  der  indische  Thee- 
hau  in  den  letzten  Jahren  gewonnen  hat,  liefert  die  kürzlich  von  der 
„Indian  Tea  Association“  pubüzirte  Zusammenstellung  das  beste 
Bild.  Wir  entnehmen  derselben  Folgendes: 


Export  indische* 

i Thees  von 

Calcutta 

in  englischen  Pfund. 

1W7 

1HH6 

IWti 

Export  Dach  Großbritannien  im 

Januar 

6 816  336 

5604  851 

5 423  582 

Export  nach  Großbritannien  vom 

1.  Haides  Vorjahre»  bi»  31.  Jan. 

70  621  724 

Gl  170  345 

56  218  762 

Export  nach  Australien  und  New 

Zculatid  im  Januar  .... 

108 460 

205  529 

205  962 

Export  nach  Australien  und  New 

Zeaßnd  vorn  14.  Mai  de«  Vor- 

jahres  bis  31.  Januar  . ■ . 

1 337  178 

1 597  113 

1054  934 

Export  nach  Amerika  im  Januar  . 

9 9011 

100 

35  080 

Export  nach  Amerika,  vom  14.  Mai 

de»  Vorjahre»  bis  31.  Januar 

88  458 

73  582 

96  184 

Export  nach  anderen  Plätzen  im 

Januar  

121  210 

35  616 

48  913 

Export  nach  anderen  Plätzen  vom 

l.Mai  de»  Vorjahres  bis  31. Jan. 

685  153 

218  002 

286  002 

Totalexport  vom  I.  Mai  de»  Vor* 

jahres  bis  31.  Januar  . . . 

72  732  573 

63  059  042 

57  655  882 

Thee- Export  von  Ceylon. 

M 

Totalexport  vom  1.  Oktober  188b  bis  27.  Januar 

1887  . . 

2 368  123 

. .1  . 

. si.  . 

1886  . . 

. 1 279  986 

. . 1.  . 18*3 

. 27.  , 

1884  . , 

545  453 

. • 1.  „ 1884 

. *7.  . 

1885  . . 

. 305  401 

Nord -Amerika. 

Außenhandel  der  Vereinigten  Staaten  von  Nord-Amerika 
1885  und  1886,  mit  besonderer  Beziehung  auf  Deutschland.  (Scblufs.) 

111.  Dentsche  Ausfuhr  nach  den  Vereinigten  Staaten. 
Betrachten  wir  die  Handelsbeziehungen  zwischen  den  Vereinigten 
Staaten  und  Deutschland  insbesondere,  so  gilt  zunächst  das,  was 


wir  im  I.  Artikel  über  den  Einflufs  der  Auswanderung  auf  die 
Hebung  des  Handels  des  Mutterlandes  im  Allgemeinen  gesagt  haben, 
im  Einzelnen  ancb  für  Deutschland.  Die  Einwanderung  aus  Deutsch- 
land allein,  welche  die  Vereinigten  Staaten  von  Nord-Amerika  zum 
Ziel  batte,  sowie  die  gleichzeitige  Handelst*; wegung  zwischen 
beiden  Ländern  für  das  letzte  Jahrzehnt  zeigen  folgende  Ziffern: 

EJuwuiiirrung  | WumnKJnfafci  WaarM-Aatfahr 

Ib  Sie  der  Vereinigten  £tamt«a 

Wrclnlsteii  SUmU-ii  ' von  IVwIiehlauil  nach  Deutschland 


Überhaupt 

aai  D«uUrJiUnd 

ta 

(32500 

IQ»  Dollar» 

- 32  900(00  u; 

1876/77.  . 

. 141857 

27  419 

32  509 

58  107 

1877.78 . . 

. 138  469 

31  958 

34  790 

54810 

1878,79.  . 

, 177  826 

43  531 

35  520 

57  057 

1879,80,  . 

. 457  257 

134  040 

52  211 

57  062 

1880,81  . . 

1881/82 . . 

. 669  431 

249  572 

52  989 

70  188 

. 788  992 

232  269 

56  369 

54  229 

1882/83.  . 

. 603  322 

194  786 

57  378 

66  170 

1883/84 . . 

. 518  592 

179  676 

65  019 

60  603 

1884:85-  . 

. 395  346 

124  443 

63  242 

62  223 

1886  86 . . 

334  203 

84  403 

69  155 

61961 

Seit  1877  sind  demnach  ca.  Vf%  Million  Deutsche  nach  der 
Union  ausgewandert,  seit  1867  im  Ganzen  sogar  fast  2 */a  Millionen; 
diese  außergewöhnlich  große  Auswanderung  hat  aber  nur  eiueu 
geringen  Einflufs  auf  den  Handel  mit  Deutsehland  gehabt  Dean 
wenn  sieb  u.  a.  die  deutsche  Einfuhr  der  Vereinigten  Staaten  seil 
10  Jabren  auch  mehr  als  verdoppelt  bat,  was  ja  immerbin  als  ein 
Erfolg  zu  bcgrflfsen  ist,  so  müßte  sie,  jenem  Heere  von  Aus- 
wanderern entsprechend,  Bich  mindestens  vervierfacht  haben.  Die 
AuRwanderer  als  solche  beziehen  aber  ihre  Bedürfnisse  in  Nord- 
Amerika  fast  ausschließlich  direkt  von  nordamerikauischeo  Liefe- 
ranten. Den  Erfolg  also,  daß  unsere  Ausfuhr  nach  Amerika  sich 
in  10  Jabren  dennoch  verdoppelt  bat  verdanken  wir  zum  weitaus 
größten  Theile  der  regen  uod  soliden  Tätigkeit  unserer  In- 
dustriellen und  der  Rührigkeit  unserer  Großkaufleute. 

Obschon  also  die  deutsche  Auswanderung  direkt  keinen  sonder- 
lichen Einfluß  auf  die  Hebung  der  Handelsbeziehungen  zwischen 
der  Union  und  dem  Drutscben  Reich  ausgeübt  hat,  so  bat  sie  dies 
doch  indirekt,  und  zwar  in  sehr  fördernder  Weise,  zu  tbuo  ver- 
mocht. Denn  wenn  seit  1867  (über  Stettio,  Hamburg,  Bremen, 
Amsterdam,  Rotterdam,  Antwerpen,  Havre)  an  die  2l/a  Millionen 
Deutsche  nach  der  Union  ausgewandert  sind,  so  war  es  selbstver- 
ständlich, daß  Dampfschifffahrts-Gesellschaften,  die  sieb  mit  der  Über- 
führung der  Auswunderer  befaßten,  gute  Geschäfte  machen  und  daß 
neue  Linien  sich  bilden  mußten;  die  Dampferlinien  aber  waren 
ihrerseits  für  die  Vermehrung  der  Handelsgeschäft«  von  äußerst 
hohem  Nutzen,  sie  vermehrten  die  Fracbtgelegenbeit,  und  auch  die 
Fracht  für  die  zu  verschiffenden  Güter  ist  bedeutend  billiger  ge- 
worden. Zur  Zeit  giebt  es  23  größere  europäische  Dampfer-Gesell- 
schaften für  den  Verkehr  mit  Nord-Amerika,  darunter  3 deutsche: 
„Norddeutscher  Lloyd“  in  Bremen,  „Hamburg-Amerikanische  Packet- 
fahrt-Aktiengesellschaff  und  „Carr-Linie"  in  Hamburg  (der  „Stettiner 
Lloyd“  in  Stetliu  ist  unlängst  eingegangen). 

Bei  der  Betrachtung  der  Handelsbeziehungen  der  Union  zu 
Europa  haben  wir  schon  gesehen,  daß  hierbei  England  an  erster 
Stelle  kommt  (daaselbe  unterhält  11  Dampferlioien  für  den  Ver- 
kehr mit  Nord-Amerika).  Seit  1883/84  steht  nun  an  zweiter 
Stelle  Deutschland,  während  dieselbe  früher  von  Frankreich  einge- 
nommen wurde  (d.  b.  was  den  Antbeil  am  Export  und  Import 
getrennt,  wie  auch  am  Gcsammt-Handel  betrifft;  denn  in  Bezug 
auf  den  Aulheil  an  der  nordamerikanischen  Ausfuhr  batte  Deutsch- 
land schon  seit  1881/82  an  zweiter  Stelle  gestanden). 

Die  deutsche  Ausfuhr  nach  der  Union  ist  es  nun  aber 
vorzugsweise,  die  bei  einer  Besprechung  der  deutsch-nordamerika- 
nischen  Handelsbeziehungen  von  Wichtigkeit  ist,  da  es  sich  ja  für 
die  dcutacbe  Industrie  hauptsächlich  darum  bandelt,  zu  erfahren, 
was  sie  in  der  Union  absetzt,  bei  welchen  ihrer  Artikel  sich  eine 
Zunahme  oder  Abnahme  des  Absatzes  zeigt,  welche  neu  auf  den 
Markt  gebrachten  Waaren  Aussicht  auf  Erfolg  haben  usw.,  um 
daoacb  eventuell  ihre  Maßnahmen  und  Änderungen  treffen  zu 
können.  Die  nordamerikanische  Ausfuhr  nach  Deutschland  kommt 
dagegen  hier  bei  dieser  Besprechung  kaum  in  Betracht,  da  dieselbe 
immer  aus  denselben  Rohstoffen  (wie  Baumwolle,  Leder,  Tabak, 
Mineralöl,  Pelzwerk,  Holz  nsw.)  und  Nährstoffen  (Produkten  der 
Landwirtschaft  und  der  Viehzucht)  besteht,  und  zudem  über  96% 
dieser  gesummten  Einfuhr  in  Deutschland  aus  den  genannten  Roh- 
und  Nährstoffen  bestehen,  also  noch  nicht  4%  auf  die  bei  uns 
cingefnhrten  nordamerikanischen  Industrieartikel  entfallen. 

Wir  theilen  bei  der  detaillirten  Aufzählung  der  von  uns  nach 
der  Union  ausgeführten  Waaren  letztere  in  drei  Rubriken:  A.  Zoll- 
freie Artikel,  meist  Rohprodukte  oder  wenig  bearbeitete  Erzeug- 
nifse;  B.  Zollpflichtige  Artikel,  unter  denen  die  verschiedenen 


Nr.  17. 


270 

EXPORT,  Organ  des  Central  Vereins  für  Handelsgeographie  etc. 


1887. 


Arten  unserer  IndoBtricartikel  aufgeführt  sind;  C.  Gold  und 
Silber  in  Barren  und  Münzen.  Bei  den  zollfreien  Artikeln  wÄre 
noch  zu  bemerken,  dafs  viele  derselben  nicht  in  DenUcbland 
selbst  produzirt  sind,  sondern  nur  durch  die  Vermittelung  des 
deutschen  Handels  nach  Nord-Amerika  gelangen,  nachdem  sie  zum 
Thuil  bei  uns  irgendwie  gereinigt,  geschält,  sortirt  oder  sonstwie 
in  geringem  Mafse  bearbeitet  worden  sind,  z.  B.  Elfenbein,  Gummi, 
Hünte  nnd  Felle,  Kaffee,  Kakao,  Reis  usw.;  einen  ziemlich  bedeu- 
tenden Werth  l^ben  auch  die  eingeführten  Bücher,  Kunstwerke, 
Ölgemälde  usw.,  nnd  schließlich  sind,  was  nicht  ohne  Interesse  ist 
zu  bemerken,  für  2 226078  t "Waarcn,  die  in  der  Union  fabrizirt 
wurden,  wieder  dorthiu  zurückgebracht  weil  wir  sie  nicht  verwer- 
ten konnten. 

Einfuhr  von  Deutschland  nach  den  Vereinigten  Staaten 
während  der  am  30.  Juni  1884  85  und  1885/86 
beendeten  Fiskaljahre. 


A.  Zollfreie  Artikel:  Werth  io  Dc.ru« 

Artikel,  die  in  d.  Vereinigten  Staaten  fabrizirt  und  da-  utums  1*3/86 

hin  zurückgebracht  sind,  anderweitig  nicht  auf- 
geführt   1637  873  S 225  078 

Asphalt,  roh 17  526  11720 

Baumwolle,  unverarbeitet 6 6 18  — 

Reuteltuch 20  893  1332 

Bücher  usw.,  anderw.  nicht  aufgef. 197  001  231  062 

Chemikalien,  Drogen,  Farbstoffe,  a.  n.  2 806  986  2 594  324 

Diamanten,  einscül.  Glaserdiamanten 24  678  14  294 

Hier.  62  6 10  26276 

Elfenbein 108 145  8t  281 

Felle  von  l’elzthieren,  unverarbeitet 110  414  232  626 

Früchte  (einsehl.  Nüsse),  a.  n.  a. 10  466  19  975 

Gewürze,  nngeroahlen 420  4 125 

Graphit 22  985  12594 

Guano,  alle  Arten  von  künstlichem  Dünger  . . . 663  771  852  513 

Gummi,  alle  Arten II  319  22  871 

Haare,  a.  n.  a. 125  498  101  665 

naushaltuugageräthe  und  Personal  - Effekten  (gc- 

brau- bte)  von  Einwanderern 135  343  142  510 

Haute  und  Felle,  ausscbliefslich  Pelzwork  ....  552  171  861  569 

Holz,  nicht  verarbeitet,  a.  n.  a 28  038  55  996 

Indiarubber  und  Guttapercha 181925  254  665 

Indigo — 3 661 

Kakao 3 052  10  344 

Kaffee 123  120  179402 

Katechu  und  Terra  Japonica  (Gainbir) — I 160 

Mineralwässer,  alle  nicht  künstlichen  .....  — 244  612 

ule,  Itlierische,  a.  n.  a. ....  124  332  138  586  ; 

Ölgemälde,  Statuen  u.  a.  Kunstwerke  amerikanischer 

Künstler 26  613  40  302 

Papiermaterial:  Lumpen,  nicht  aus  Wollstoffen  . - 1 391  656  790  227 

Alle  anderen 211  476  254  945 

Platins,  unverarbeitet 31587  50  512 

Rinden,  Medizinal-,  (Cinchona,  Quina  usw.)  ...  4 212  1 360 

Sämereien,  nicht  medizinische,  a.  u a. 99326  490  353 

Seide,  roh — 15U08 

Tbiere,  a.  n.  a. . . 105  687  88  730 

Zinn  in  Barren,  Blöcken  und  Mulden 1 897  1 100 

Alle  anderen  zollfreien  Artikel  ....  51 1 281  577  997 

(feaammtwerth  der  zollfreien  Artikel  9358307  10  631575 

B.  Zollpflichtige  Artikel:  Wrrth  in  Dollars 

Baumwollfabrikato:  tWUBA  laäVBC 

Fertige  Kleider 102  818  43  586 

Gebleichte,  gedruckte,  bemalte  oder  gefärbte  Fa- 
brikate   43  155  171811 

Nicht  gebleichte,  gedruckte,  bemalte  oder  gefärbte 

Fabrikate 1 210  661 

Stmmpfwaaren 5 683  318  6 538  585 

Alle  anderen  Fabrikate I 073  295  844  678 

Blei  und  Bleifabrikate 39  966  54  514 

Borsten 530  389  590  356 

Brodstoffe  : 

Weizen  — 2 562 

Alle  anderen  Brodatoffe  8 354  7 753 

Bücher,  Broschüren,  Stahlstiche  usw.,  a.  u.  o.  . . 729  340  76G  598 

Bürsten 39  687  49  450 

Chemikalien,  Drogen  usw 992  108  1 086  767 

Edelsteine 229  640  324  1 18 

Eisen,  Stahl  und  Fabrikate  daraus: 

Anker  und  Kelten  ......  ....  885  59  475 

Bandeisen I 894  — 

Draht  und  Drahlstäbe  aus  Eisen  oder  Stahl  . . 1741  849  2058003 

KUenblecIi 479  2 361 

Eisenerz 2 551  3 581 

Feilen 72  1 264 

Inpots  (Barren) 133  320  439  522 

Maschinen 85026  84823 

Messerwawen 698  625  807  799 


Nadeln  

Reifen  au»  KiM»n 

Keifen  aus  Stahl 

Roheisen 

Schief»«  affen 

Schienen  aus  .stahl  

Schmiede-  und  Gußeisen 

StalreUen  

Stahl 

Verzinnte  Bleche 

Alle  anderen  Fabrikate 

Farben 

Fisch© : 

Heringe,  marinirt  oder  gesalzen 

Sardinen  und  Anchovis  in  Öl  ......  . 

Alle  anderen  Fisdte  

Flaschen,  leer  oder  gefüllt  ......... 

Flachs  Hanf,  Jute  und  all«  Fabrikat«  daraus  . . . 
Früchte  aller  Art  (einsehl.  Nüsse),  a.  n.  a.  . • . 

Galantoriewaaren  

Gemälde,  Statuen,  a.  n.  

Gemüse  aller  Art,  auch  präservirt  ...... 

Gewürze 

Glas  und  Glaswaaren: 

Spiegelglas,  belegt 

. nicht  belegt  

„ wellenförmig,  gewalzt 

Zilinder-,  Krön-  oder  ordinäres  Fensterglas  . . 
Zilinrfer-  und  Kron-Glu,  nicht  versilbert  • , . 

Alle  anderen  Glaswaaren 

Gummi*  und  Guttapcrcha-W&aren  ...... 

Haare  und  llaarfabrikate 

Holz  nnd  Holzfabrikate: 

Bauholz 

Möbel  und  Hausgeräthe  ......... 

Unverarbeitet,  a.  n.  a. 

Alle  anderen  Fabrikate . 

fTopfen . 

Hüte.  Mützen,  flauhen • 

Instrumente,  musikalische 

Irdenwaaren  und  Steingut,  Erden  dafür 

Juwelen  und  Gold-  und  Silberwaaren 

Kartoffeln 

Knöpfe  aller  Art  und  Knopfmateria) 

Kohlen,  bituminöse 

Korsette 

Kupfer-  und  Kupferfabrikate 

Leder-  und  Lederfabrikate: 

Handschuhe 

Andere  Lederfabrikate 

Andere  Ledersorten * 

Malzgetränke: 

ln  Flaschen 

Nicht  in  Flaschen 

Marmor  und  Steinfabrikate  

Messing  und  Meaningfabrikate 

Metalle  und  Mrtallkompositioncn  ....... 

Öle: 

Ätherische  Öle ... 

Mineralöle  ....  

Olivenöl 

Thron  und  Fischöl  ........... 

Alle  anderen  Oie 

Opium  und  Opium« trakt 

Papier  und  Papierfabrikate  . ........ 

Parfümerieen . 

Pelzwerke  uml  verarbeitet«  Felle  von  Pelzthieren  . 

Porzellan,  verziert  und  unverziert . 

Provisionen  (Fteiseb,  Butter,  Käse,  Reis,  Keismchl) 

Snlz 

Samen 

Schwimme 

Seidenwnarcn : 

Fertige  Kleider  

Seidene  Kleiderstoffe 

Alle  anderen  Seidenwaaren 

Seife 

Soda  und  deren  Salze: 

Kaustische  Soda 

Natron,  doppelt  und  einfach  kohlenaaures , ein- 
nbttefhUdi  Sodmls  und  MmmU  .... 

Alle  anderen  Salze 

Spirituosen: 

Branntwein . 

Alle  anderen  Spirituosen . 

Substanzen,  mineralische,  a.  n.  a.  ...... 

Sumarli 


Warth  1»  Dollars 
1884*5  !«»/*• 


57  270 

52  310 

1 412 

— 

3 769 

8 

127  690 

263  158 

48  580 

29  029 

2 310 

1 716 

46  634 

61  617 

63077 

35  668 

1 340 

2 318 

— 

11  434 

391  213 

417  831 

400  766 

496  S3S 

116  989 

115  140 

4 025 

8 331 

11451 

10  882 

242  483 

265  324 

1 664  «07 

1 609  591 

493  761 

216  378 

1 571  071 

2098  424 

184  020 

174  276 

39  755 

70  048 

23 

103 

1 320  065 

1 457  248 

61  205 

112  120 

420 

4 841 

57  973 

32  672 

13  567 

20  448 

403  056 

350  434 

50  175 

69  382 

62  015 

48  284 

623 

157 

11  711 

15  993 



138 

284  667 

424  459 

388  113 

408  730 

776  744 

1 104  853 

1 022  044 

1011517 

74  337 

62  298 

214  198 

252  190 

1 521 

12  829 

652  311 

986  640 

1 100 

378 

650559 

526  064 

l 609 

743 

1 348  369 

1 614  164 

284  667 

145  283 

871  835 

978  070 

8 087 

5 955 

103  651 

103  821 

63  064 

59  818 

162  130 

149  097 

741  597 

1 031534 

3 744 

15  886 

762 

2 

31 

549 

14  OGI 

8312 

38  268 

41  202 

152 

188 

919  304 

1 050  262 

17  581 

13  806 

475  313 

935  484 

808  327 

781  612 

I 012  930 

624  014 

912 

1751 

124  781 

121  960 

1 954 

2 234 

273  678 

199  972 

2 437  058 

2 323  130 

3891  110 

3 877  302 

14  145 

14  807 

1989 

1 580 

4 645 

3193 

2 159 

4 523 

9 558 

13  338 

73170 

73  123 

25  168 

63743 

604  855 

889  260 

Digitized  by  Google 


1887. 


271 

EXPORT,  Organ  de«  Centralvsrein»  für  HtndtUgMgnpbie  etc. 


Nr.  17. 


Wtttt  ia  DoLUjj 

: 1MJK  lw.V'« 

Blättertabak 334  058  79524 

Xi jrartt-n  und  Zigarrrttvn 9 27 1 5 579 

Allo  »aderen  Fsbriknte . . 7 550  7 477 

Taschenuhren,  Uhrwerk«  und  Materialien  ....  78  322  80  1 l?l 

Thier«,  lebende 13  076  6 064 

Weine: 

Schaumweine  . 35  911  . 37  902 

Weiue  in  Flasern  58800(3  GM  116 

Weine  in  Fluchen  . . 299  6 10  332  046 

Wolle: 

Unverarbeitete  ............  9110  7195 

Teppichwollen 29  980  63  831 

Verarbeitete  Wolle. 

Garne 306  929  718  212 

Kleiderstoffe  für  Frauen  und  Kinder  ....  2 170501  1 916  142 

Sbawls  93  «16  106O19 

Stmmpfwaaren I 020  395  HSü  762 

Teppiche,  fertige  Kleider  ........  4 123392  3361  647 

Wollene  Lutopen,  Shoddy,  Mungo  und  Wollab- 

fali 2 674  14  909 

Alle  anderen  verarbeiteten  Wollen  . . . . 1 1 73  682  1 774  952 

Zement - 400  «63  313  972 

Zink  in  Blocken  und  Mulden  99  7H4  106  564 

Andere  Zinkfabrikate 56  150  33  665 

Zucker:  Kobzucker.  5218  396  5 619  543 

Zuckerwerk  und  Konditor» naren 1 087  1 479 

Alle  anderen  zollpflichtigen  Artikel  ....  . . 574  004  534  H4:1. 


Gesammtwerth  der  zollpflichtigen  Artikel  53  883  386  58  523  4;J2 
Graainoitwerlh  der  zollfreien  Artikel  9 358  367  10  631373 

Gessmmtwertfa  der  au»  Deutschland 
elagerthrten  Waaren  63  241  753  69  154  997 

C.  Gold  and  Silber: 

Gold-Barren  und  -Münzen 7 938  164  5 921  677 

Silbe rmünzen 9 538  34  386 


Gesammtwerth  des  au»  Deutschland 

eingefilhrten  Golde«  nnd  Silber» 7 947  702  5 956  063 


Unter  der  wichtigsten  dieser  drei  Gruppen,  derjenigen  der 
zollpflichtigen  Artikel,  »iud  die  Erzeugnisse  der  bochont- 
wickelten  deutschen  Textilindustrie,  der  Eisen-  und  Metallindustrie, 
der  Mascbinenfubrikation,  der  chemischen  Industrie,  der  Fabrika- 
tion mechanischer,  wissenschaftlicher,  musikalischer  und  anderer 
Instrumente  von  hervorragender  Bedeutung  für  den  nordumerika- 
nischen  Markt.  Unter  den  Texlilw&aren  stehen  io  erster  Reihe 
W oll  waaren  und  Baumwoll  waaren;  bei  den  ersteren  zeigte 
sich  gegen  das  Vorjahr  eine  Abnahme  von  8911239$  auf 
8 722  643  S,  bei  den  letzteren  eine  Zunahme  von  6 903  796  $ auf 
7 599  320  $.  Hauptsächlich  betraf  die  erwähnte  Abnahme  Woll- 
kleiderstoffe und  Kleider,  sowie  Teppiche,  die  Zunahme  dagegen 
gebleichte,  gedruckte  usw.  Baumwollfabrikate  und  baumwollene 
Strumpfwaareo,  letzteres  trotz  der  aufblübenden  einheimischen 
Baumwollwaareu  - Industrie  der  Union  und  der  übermächtigen 
Konkurrenz  Englands. 

Der  Raum  gestattet  es  uns  nicht,  auf  alle  wichtigeren  deutschen 
Ausfuhrwaren  an  der  Hand  der  obigen  Tabelle  näher  einzugeben, 
and  wir  beschränken  uns  deshalb  darauf,  folgende  Hauptartikel 
besonders  bervorzuhebeu,  bei  denen  eine  bedeutendere  Abnahme 
( — ) bezw.  Zunahme  (-f-)  de«  Absatzes  zu  verzeichnen  ist,  indem 
wir  es  den  Fabrikanten  überlassen,  ihre  Schlüsse  daraus  zu  ziehen 
und  die  Nutzanwendung  auf  die  von  ihnen  bergestellteo  Waaren 
zu  machen. 

Geringer  war  die  Ausfuhr  im  letzten  Jahre  bei  folgenden 
Hauptausfuhr-Artikelo:  Zollfreie  Chemikalien,  Drogen,  Farbstoffe 
(—7,s  fl/o);  Lumpen  für  die  Papierfabrikation  (—34.*%);  fertige 
baumwollene  Kleider  ( — 51,*%);  Schiefswaffen  ( — 40,3%);  fer- 
tige Seidenkleider  (-  26,«,%);  Blättertabak  (—68,*%);  Woll- 
kleiderstoffe (—  Wollstrumpfwaareo  (—  18,«%);  Woll- 

Teppicbe  uad  -Kleider  (—18.7%);  Zement  (—  21,6%). 

GrOfser  war  die  Ausfuhr  folgender  Fabrikate:  Felle  von 

Pelztbieren.  unverarbeitet  (-f-  110,7  %) ; Dungmaterialien  (-{-  28,i  %); 
Häute  und  Felle  (ausschliefslich  Pelzwerk)  (-|-56.«%);  gebleichte, 
gedruckte  usw.  baumwollene  Fabrikate  (-f-  298,i  %))  Baumwoll- 
strumpfwaaren  (+16,0  %);  zollpflichtige  Chemikalien  und  Drogen 
(-fl6,s%);  Anker  und  Ketten  (+6  620,*%);  Eisen-  und  Stähl- 
et raht  und  Drahtstäbe  (+18#%);  Messerwasren  (+15,*%);  Roh- 
eisen (+  106,i  %);  Galanteriewaaren  (-t-33.6%);  Hopfen  (+6,3 
%);  Hüte,  Mützen  und  Hauben  (-*-  43.:,  %);  Knöpfe  (+ 51,a  %); 
ätherische  Oie  (-+-  824.3%);  Pelzwerk  usw.  (-J-  96,»  %);  Wein 
(+•  14,i  %);  Wollgarn  (+  134%);  Rohzucker  (-+-  7,7  %). 

8chliefsllch  wurden  1385/86  noch  für  244  612  $ Mineralwässer 
und  für  11 434  $ verzinntes  Eisenblech  aus  Deutschland  einge- 


führt, während  im  Vorjahre  diese  Artikel  überhaupt  nicht  impor- 
tirt  worden  waren. 

Zum  Schluss»  seien  uus  noch  folgoudu  retrospektive  Be- 
merkungen gestattet  sowohl  über  den  Außenhandel  der  Union  ira 
Allgemeinen  als  auch  über  die  durch  denselben  dem  deutschen 
Handel  entstehende  Mitwerbuug  auf  dum  ganzen  Erdeurund.  Be- 
trachtet man  di»  früher  witgeibeilten  Zahlen  (Nr.  16,8.254).  so  könnte 
utau,  iu  allgemeiuer  Anw-uduug  dessen,  was  einer  unserer  Mitarbeiter 
über  die  Lage  der  nordamerikaniseben  Viehzucht  im  Besonderen 
sagt  (Nr.  6 d.  J.),  leicht  vollkommen  hingerissen  werden  von 
Staunen,  Bewunderung  und  Neid,  namentlich,  weuu  mun  bedenkt, 
dafs  im  „Fernen  Westen"  wie  auch  im  .Süden  noch  immer  unend- 
lich weile  Fläcbeu  brach  und  unbeuutzt  liegen.  Aber  auch  hier 
ist  dafür  gesorgt,  dafs  die  Bäume  nicht  in  den  Himmel  wachsen. 
Wie  der  erwähnte  geschätzte  Mitarbeiter,  Herr  Dr.  K.  Deckert, 
der  die  nordamerikaimcheu  Verhältnisse  aus  eigener  Anschauung 
gründlich  kennen  lernte,  seit  langer  Zeit  in  Vorträgen  und  zahl- 
reichen Artikeln  (vgl.  u.  a.  die  „Winterreise  durch  den  uordaraeri- 
kanischen  Süden“)  nachgewiesen  hat,  ist  es  Tbatsacbe,  dafs  auch 
iu  dem  reklumereichen  Nord-Amerika  nicht  Alles,  was  gläuzt,  auch 
Gold  ist,  und  dafs  man  dort  vielfach  schon  jetzt  gezwungen  ist,  von 
der  extensiven,  mit  Verschwendung  des  Rohmaterials  gepaarten 
Produktion  zu  einem  intensiven,  den  europäischen  Betriebsweisen 
ähnlichen  Systeme  überxugeheu  (u.  a.  im  Bergbau,  in  der  Vieh- 
zucht usw.),  und  dafs  man  in  anderen  Produktionszweigen  in  ab- 
sehbarer Zeit  dazu  wird  übergehen  müssen.  Wenn  ein  Land,  wie 
die  uordamerikanische  Union,  in  seinen  Produktionsverhältuissen 
zeitweilig  auch  bedeutende  Vorlheile  vor  anderen  Ländern  voraus 
bat  und  diese  dadurch  auf  die  Dauer  zu  überflügeln  droht,  so  liegt 
cb  ja  iu  der  gegenwärtigen  Natur  der  Dinge  auf  unserem  Erd- 
ball, dafs  einem  solchen  Lande  gegenüber  in  nicht  allzu  langer 
Zeit  doch  Konkurrenten  ersteben  und  dadurch  das  wirtschaft- 
liche Gleichgewicht  wiederhergcstellt  wird.  Wir  eriauern  nur  an 
die  nordaraerikanische  Weizenkultur  und  die  derselben  io  Ost- 
indien erwachsene  Mithewerbung,  au  die  nordamerikanische  Baum- 
wollproduktion,  bei  der  wir  bis  zu  den  60er  Jahren  von  der  Union 
ganz  abhängig  waren,  weil  diese  alle  europäischen  Länder  zum 
weitaus  gröfsten  Tbeile  allein  versorgte;  seit  der  Zeit  des  Bürger- 
krieges aber,  durch  welchen  die  Baumwolliodustrie  in  Europa  fast 
brach  gelegt  wurde,  ist  die  Baamwollkultur  ia  zahlreichen  Ländern 
eingebürgert  oder  doch  auf  eine  solche  Stufe  der  Leistungsfähig- 
keit gebracht  worden,  dafs  diese  Länder  zusammen  dor  nord- 
amerikanischen Union  eine  mächtige  Konkurrenz  bereiten  und  so 
das  letztere  Gebiet  nicht  mehr  in  der  Lage  ist,  uns  di»  Preise  für 
diesen  Stapelartikel  vorzuschreiben.  Ähnlich  ging  es  ».  Z.  dem 
ostindischen  Kaffee,  dem  in  Brasilien  eine  übermächtige  Konkur- 
renz erwachsen  ist,  Ühulicb  dem  nordamerikaoiseben  Petroleum, 
das  jetzt,  wenigstens  in  einem  grofsen  Tbeile  der  Alten  Welt,  vor 
dem  russischen  Petroleum  zurückweichen  mufs. 

Die  Furcht  vor  der  fbermacht  der  nordamerikaoiseben  Kon- 
kurrenz, wi»  sie  vielfach  laut  wird,  ist  mithin  ganz  unbegründet, 
wenigstens  was  die  Robstoffproduktion  anbelangt.  In  Betreff  der 
Industrieprodukt»,  es  ist  wahr,  ist  die  Mithewerbung  der  Nord- 
amerikaner, wenigstens  auf  den  Überseeischen  Märkten,  eine  ge- 
waltige — eine  übermächtige  ist  aber  auch  sie  noch  lange  nicht 
and  wird  es  auch  nie  werden,  so  lange  die  europäischen,  insbe- 
sondere die  deutschen  Industriellen  es  sich  wie  bisher  angelegen 
sein  lassen,  die  nordaraerikanischen  Fabrikate  durch  Solidität  iu 
der  Ausführung  und  Billigkeit  im  Preise  zu  übertreffen,  und  wenn 
sie  sich  entschließen  können,  in  angemessener  Reklame,  in  Auf- 
suchung der  fremden  Märkte  usw.  ihren  amerikanischen  Nebenbuhlern 
nacbzueifeni.  — Und  auch  in  dieser  Richtung  haben  wir  Deutschen 
in  letzter  Zeit  manches  geleistet  (wir  erinnern  nur  an  den  Besuch 
der  „Deutschen  Handclsexpediliou  1886“  in  den  westmarokkanischeu 
und  den  wichtigsten  Mittelraeerhäfen)  und  sind  ein  gutes  Stück 
| weiter  gekommen,  aber  noch  lange  nicht  weit  genug.  Denn  große 
und  zahlungskräftige  Gebiete,  so  besonders  in  Süd  - Amerika, 
Australien  usw.  könnten,  insbesondere  was  Eisenbahnunternehmun- 
gen, Anlage  von  Bergwerken.  Einrichtung  von  überseeischen  Banken 
usw.  betrifft,  von  unseren  Kapitalisten  und  Industriellen  noch  in 
Weit  ausgiebigerem  Mafso  uls  bisher  uusgobcutel  werden. 

Australien  mul  Südaee. 

Warum  wird  die  1888er  Centennial-Ausstetlung  nicht  Id  Sydney 
abgehalten?  — Internationale  Ausstellung  in  Adelaide.  (Origionl- 
bc rieht  aus  Adelaide.)  Vor  einigen  Monaten  berichteten 
Sie  in  einer  Originalkorrespondenz  aus  Sydney,  dafs  mun  da- 
selbst zur  Feier  des  100jährigen  Bestehens  der  Kolonie  Neu-Süd- 
Walea  im  Jahre  1888  eine  „Ccntennial  International  Exhibition“ 


Nr.  17. 


272 

EXPORT,  Organ  dea  Centralvereins  für  HandelBgeographie  etc. 


1887. 


abzuhalten  gedenk«.  Dies  war  allerdings  beabsichtigt;  ob  der  Ge-  I 
danke  aber  wirklich  zur  Tbat  reifen  wird,  ist  nenerdings  mehr 
als  fraglich  geworden.  Unerwartete  Hindernisse,  wie  sie  vor  längerer  I 
Zeit  die  Abhaltung  der  Adelaider  Ausstellung  völlig  illusorisch  tu 
machen  gedroht  batten,  stellten  sich  in  Sydney  gleichfalls  ein.  Die 
Regierung  von  Neu- Süd -Wales  sab  sich  nämlich  vor  Kurzem  ge- 
nuthigl.  das  unliebsame  Geständniß  zn  machen,  daß  man  über 
seine  Mittel  hinaus  gelebt  und  einen  Fehlbetrag  von  mehr  als 
2 Millionen  £ Sterling  in  den  StaatasÄckel  gewirthschaftet  habe. 
Djeses  Ergebniß  war  neben  einer  Verminderung  der  regelmäßigen 
Einnahmen,  wie  von  Zöllen,  Eisenbahnen  usw.,  hauptsächlich  auf 
eine  ganz  außerordentliche  Abnahme  aus  den  Verkaufen  der  Kron- 
ländereien  zurückzufnbren.  ln  Folge  dieser  Enthüllungen  trat  eine 
bedeutende  politische  G&brung  im  Lande  ein;  man  sagte  Bich,  dafs 
man  unter  dieaen  Umstanden  die  Ausgaben  auf  das  geringste  Maß 
eiosebränken  müsse;  so  wurde  denn  der  Gedanke,  eine  Weltaus- 
stellung abzubalten,  verworfen  und  durch  andere,  naher  liegcndoPlane 
vollständig  in  den  Hintergrund  gedrängt.  Ware  das  große  Geblude 
der  Ausstellung  von  1879  vor  einigen  Jahren  nicht  ganz  abgebrannt,  so- 
daß  dasselbe  für  die.  projektirte  Ausstellung  hätte  benutzt  werden 
können,  so  möchte  die  Sache  noch  eher  Auklang  gefunden  haben. 
Nicht  sobald  hatte  man  in  Victoria  von  der  Absicht  der  Nacbbar- 
kolonie  gehört,  keine  Ausstellung  abzuhalten,  als  anch  schon  ein 
Mitglied  des  victorianischeo  Parlaments  dem  Hause  den  Vorschlag 
machte,  zur  Verherrlichung  des  hundertjährigen  Jubiläums  der 
Nachharkolonie  eine  Weltausstellung  während  des  Jahres  1888  in 
Melbourne  selbst  abzuhallen.*  man  habe  der  Kolonie  Neu-Süd-Walea 
gegenüber  nicht  allein  den  Vortheil,  einen  Ausstellungspalast  zu 
besitzen,  welcher  mit  geringen  Kosten  für  die  neue  Ausstellung 
hergericblct  werden  könne,  sondern  Victoria  befinde  sich  augen- 
blicklich auch  in  ungleich  günstigerer  Finanzlage,  als  Neu-Süd- 
Walea.  Dieser  Vorschlag  fand  altseiligen  Widerhall  im  Parlamente, 
im  Publikum  und  in  der  Presse  Victorias,  und  um  der  ganzen 
Sache  den  Anschein  der  Rivalität  zu  nehmen  und  ihr  einen  An- 
strich. aufrichtigen  Wohlwollens  zu  geben,  lud  man  die  Mutter- 
kolonie offiziell  und  niebtoffizieil  auf  die  freundoachbarlichnte  Weise 
ein,  die  Ausstellung  durch  rege  Theilnahme  mit  verherrlichen  zu 
helfen  und  der  Welt  zu  zeigeu,  welche  Einigkeit  und  innige  Freund- 
schaft unter  den  Kolonieon  herrsche.  Die  Regierung  und  die  Presse 
von  Neu  - Süd  - Wales  schienen  aber  den  uneigennützigen  Be- 
treuerungen Victorias  nicht  recht  zn  trauen  und  nahmen  deshalb 
eine  mehr  oder  weniger  abwartende,  wenn  nicht  völlig  ablehnende 
Stellung  ein. 

Was  nun  die  Sydneyer  Ausstellung  an  betrifft,  so  ist  dieselbe 
vorläufig  gänzlich  ins  Stocken  geratben;  denn  »eit  geraumer  Zeit 
hatte  man  genug  mit  der  Lösung  hochwichtiger  wirtschaftlicher 
kragen  und  Probleme  zu  thun,  und  alles  übrige  Interesse  kon- 
xentrirte  sieb  in  den  Neuwahlen  zum  Parlamente,  welche  die  Gem&ther 
aufs  Höchste  erregten.  Die  Wahlen  wurden  ganz  vor  Kurzem  be- 
endigt und  ergaben  eine  ganz  bedeutende  Majorität  für  die  bisherige 
Regierung  (mit  Sir  Henry  Parkes  als  Premier),  welche  Frei- 
handelsprinzipien huldigt.  Der  Gegensatz  in  der  Wirtschafts- 
politik de»  freibändlerischen  Neu-8üd-Wales  nnd  des  schutzzöll- 
nerischen  Victoria  wird  also  für  einige  Zeit  auf  alle  Fälle  noch  be- 
stehen bleiben,  ein  Punkt,  welcher  für  die  Exportindustrie  Deutsch- 
lands sein  Interesse  hat.  Alle  diese  Umstände  bat  sich  inzwischen 
Victoria  zu  Nutze  gemacht  und  schon  jetzt  die  ersten  praktischen 
Vorbereitungen  zur  Abhaltung  der  Ausstellung  im  nächsten  Jahre 
getroffen.  Die  erwählte  Ausstellung«  - Kommission  bat  bereits  ein 
allgemeines  Programm  fertig  gestellt,*)  das  ich  Ihnen  ebenso  wie  die  i 
sonstigen  auf  die  Ausstellung  bezüglichen  Publikationen  von  Mel- 
bourne zugeben  lassen  werde.  Ich  will  hier  nur  beiläufig  bemerken, 
daß  dreierlei  Auszeichnungen  gegeben  werden  sollen,  nämlich 
goldene  und  silberne  Medaillen  und  ehrenvolle  Diplome. 

Wie  zu  erwarten  atand,  zeigen  die  einzelnen  Theile  des  Mel- 
bourner  Programms  große  Ähnlichkeit  mit  demjenigen  der  Adelaider 
Ausstellung,  mit  welch  letzterer  wir  es  zunächst  zu  thun  haben, 
und  es  ist  ja  sehr  wahrscheinlich,  daß  dieselbe  manches  Neue  und 
Praktische  zu  Tage  fördert,  was  sich  die  deutschen  Aussteller  im 
nächsten  Jahre  in  Melbourne  (und  vielleicht  ja  auch  in  Sydney?) 
zu  Nutze  machen  können. 

Ober  unsere  Adelaider  Ausstellung  kann  ich  Ihnen  u.  a.  mit- 
theilen, daß  nach  dner  hier  von  London  eingetroffenen  Depesche 
Österreich  einen  Regierungs-Kommissar  ernannt  bat,  welcher  jetzt 
bald  hier  eintreffen  kann.  Und  was  gedenkt  das  Deutsche  Reich 
in  dieser  Hinsicht  zu  thun?  fragen  wir  Süd  - Australier  deutscher 
Abstammung  aus,  wir,  die  wir  hier  alle  andern  nichtbritischen 
Kolonisten  zusammengenommen  bei  Weitem  in  der  Anzahl  fiber- 

•) Vergl.  den  Leitartikel  im  „Export“  Nr.  15.  I).  Red. 


wiegen!  — Für  die  Anfertigung  der  zu  verleihenden  Diplome  und 
Medaillen  wurde  ein  Preisausschreiben  erlassen;  in  Folge  dessen 
sind  von  57  Konkurrenten  Entwürfe  eingelaufen,  eine  entscheidende 
Wahl  ist  von  den  Preisrichtern  aber  noch  nicht  getroffen.  Wie  ich 
Ihnen  schon  io  meinem  letzten  Berichte  mittbeilte,  beliefen  sich  die 
bei  der  Londoner  „Royal  Commission*  bis  zum  Schluß  der  dortigen 
Zeichnungen  (15.  Februar)  eingegangenen  Anmeldungen  zur  Aus- 
stellung auf  rund  89  000  engl.  Geviertfuß  (zu  O.coi9  4®)-  Hierzu 
kommen  noch  ca.  26  OOO  Quadratfuß,  welche  von  hiesigen  Lokal- 
Agenten  für  britische  und  fremde  Aussteller  belegt  sind.  Neu- 
Söd- Wales  bat  durch  seine  Kommission  um  10  000  und  Victoria 
gleichfalls  offiziell  um  12  000  Fufs  Raum  angetrageo;  doch  erwartet 
man,  daß  diese  beiden  Koloniecn  mindestens  je  3000  Fufs  mehr 
nöthig  haben  werden.  Neu -Seeland  wird  nicht  offiziell  vertreten 
sein-,  doch  werden  die  von  Privatausstellern  dieser  Kolonie  zur 
Schau  gebrachten  Objekte  ca.  12-  bis  1500  Fuß  einnehmen.  Queens- 
land, West -Australien  und  Tasmania  haben  keine  offizielle  Ver- 
tretung; manche  Aussteller  aus  diesen  Provinzen  werden  jedoch 
privatim  vertreten  sein.  Für  die  »Qdaustr&lßche  Abtbeilung  sind 
von  Privatausstellern  offiziell  35  436  Quadratfuß  angesagt  worden; 
der  in  Anspruch  genommene  Raum  wird  sich  aber  höchst  wahr- 
scheinlich auf  7879  Fuß  mehr  belaufen.  Hierzu  kommen  alsdaon 
noch  über  4000  Fuß,  welche  von  den  verschiedenen  südaustralischen 
Regierungs-Departements  belegt  sind,  lnsgesarnrnt  berechnet  man 
den  für  die  «ödaustralische  Abtheilung  nöthigen  Raum  auf  ca. 
47  333  Geviertfuß,  von  denen  ungefähr  40000  Fuß  offiziell  sage- 
meldet  sind.  Die  oben  erwähnten,  von  südaustralischen  Ausstellern 
beanspruchten  36  436  Fuß  vertbeilen  sich  auf  folgende  Klassen: 


IHnenindustri«  und  Bergbau  . 1 603  Quadratfuß 

Fübrikwesen 11  878  » 

Wissenschaften  und  Krxtehungxwcsen 2 523  „ 

Schöne  Kimxl« 2 460  „ 

Maschinenbau 8 546  » 

äekertau,  einschließlich  der  bei  demselben  Anwendung 

findenden  Maschinen  und  Ucrätbc  ......  13086  „ 

Gartenbau  und  Blumenzüchterei  ......  340 . 


Zusammen  35  486  Quadratfuf*. 


Ich  gebe  diese  Einzelheiten  hauptsächlich  deshalb,  damit 
deutsche  Industrielle  wenigstens  einen  Anhaltspunkt  gewinnen,  in 
welchen  Zweigen  sie  die  schärfste  lokale  Konkurrenz  zu  erwarten 
haben,  resp.  auf  welchen  Gebieten  voraussichtlich  die  bedeutendste 
Nachfrage  stattfindet  und  der  größte  Bedarf  herrscht  Ich  werde 
mir  erlauben,  auf  einige  nähere  Einzelheiten  in  dieser  Sache  nach 
Eröffnung  der  Ausstellung  zurückzukommen.  Bei  den  südaustralischen 
Industriellen  macht  sich  in  ganz  auffallendem  Maße  das  Bestreben 
geltend,  ihre  Waaren  in  Kollektivausstellungen  zur  Schau  zu  brin- 
gen. Der  Grund  hierfür  ist  wohl  einestbeila  in  dem  Wunsche  zn 
suchen,  der  lokalen  Abtheilnng  der  Ausstellung  den  fremden 
Staaten  gegenüber  dnreh  gemeinschaftliches  Vorgehen  ein  möglichst 
imponirendes  Aussehen  zu  gehen,  oder  doch  wenigstens  nicht  ganz 
hinter  der  mächtigen  ausländischen  Konkurrenz  znrückzustehen. 
Andererseits  wird  aber  auch  wohl  der  Finanzpunkt  bei  diesem 
Zusammenwirken  eine  große  Rolle  spielen.  Manche  der  lokalen 
Aussteller  haben  einen  Raum  von  500  bis  12  000  Quadratfuß  ge- 
mietbet  und  der  Werth  der  von  jedem  zur  Schau  gebrachten  Objekte 
soll  vielfach  Summen  von  300  bis  3000  £ repräsentiren.  Alles  in 
Allem  rechnet  man,  daß  die  Ausstellungsobjekte  einen  Raum  von 
reichlich  200  000  Geviertfuß  einnehroen  werden.  Dies  erscheint 
wenig  im  Vergleich  zur  Melbourner  Ausstellung  des  Jahres  1880, 
welche  ca.  860  000  Quadratfuß  (=  78  986  qm)  umfaßte;  anderer- 
seits muß  man  aber  auch  nicht  vergessen,  daß  unsere  heurige 
Ausstellung  größer  sein  wird,  aß  die  erste  Londoner  Weltaus- 
stellung im  Jahre  1851  war.  Man  kann  dreist  sogen,  daß  die 
Adelaider  Ausstellung  ein  ganz  respektables  Unternehmen  ist, 
zumal  für  unsere  kleine  Kolonie,  und  was  noch  mehr,  es  sprechen 
bis  jetzt  alle  Anzeichen  dafür,  daß  auch  der  endgiltige  Erfolg 
des  Unternehmens  io  jeder  Beziehung  ein  durchschlagender  zu 
werden  verspricht. 


Literarische  Umschau. 

Verzeichniß  4er  b«l  der  Redaktion  eingegangenen  Druckschriften. 

Die  nachstehend  besprochenen  und  angezeigten  Werke  können  durch  die 
Buchhandlung  Walther  & Apolant,  Berlin  W , Markgrafenstnds«  60, 
jederzeit  bezogen  werden. 

— Zu  der  Besprechung  de«  v.  Strambergscben  Werke«:  „Roiae- 
■ kiizcn  au«  dem  unteren  La  Platt- (* ebiete*  (in  Nr.  14,  8.  226) 
erhalten  wir  vom  genannten  Verfasser  folgende  Zuschrift: 

„Die  Nummer  14  Ihres  geschätzten  Blattes  enthält  eine  Kritik  meiner 
„Rciscskiuen  aus  dem  unteren  l.a  Plata-Gebiete“,  in  welcher  neben  andern 
Unrichtigkeiten  behauptet  wird,  daß  ich  aus  „Sonderintetessen“  für  die  Ko- 


1887. 


S73 

EXPORT,  Org&D  de»  Central  vereine  fär  Handelsgeographie  et». 


Nr.  17. 


louie  Tornquist  in  meinem  Ruche  „Reklame“  gemacht  bitte.  Gegenüber 
einer  solchen  Unterstellung,  «eiche  die  Grenzen  einer  erlaubten  Kritik  denn 
doch  stark  überschreitet,  sehe  icb  mich  zu  der  Erklärung  veranlagt,  dsfa  ich 
weder  AuswaoderungMtgent  bin,  noch  zu  der  Kolonie  Tornquist  oder 
irgend  einem  andern  Kolonisationsunternebmen  in  irgendwel- 
cher Beziehung  stehe,  dala  es  mich  sehr  freuen  wird,  wenn  diese  rein 
deutsche  Kolonie  kräftig  gedeiht  und  emporblüht,  dafs  ich  aber  auch  keinem 
besonder«  Schmerz  empfinden  würde,  wenn  dieselbe  von  einem  gegentbeüigen 
Schicksale  ereilt  werden  sollte.  Abgesehen  von  andern  in  meinem  Buche  ent- 
wickelten Gründen,  vor  allem,  weil  kb  de«  ehren wertben  Charakter  des 
Rigenthfimers  und  ganz  speziell  des  Leiters  der  Kolonie  ebenso  lange  kannte 
wie  jene  überhaupt  nicht  mehr  zweifelhafte,  zu  den  scbriftstelleriacben 
Autoren  sich  zählende  Persönlichkeit,  welche  eeil  etwa  einem  Jahre  « «ich 
zur  Lebensaufgabe  gestellt  zu  haben  scheint,  in  der  schweizerischen  Presse 
gegen  die  Kolonie  Stimmung  her  vorrurufen,  bin  ich  aus  Überzeugung  entschieden 
für  dieses  gediegen«,  von  allen  argentinischen  und  brasilianischen  wohl  am 
heuten  fundirte  und  solideste  Kolonisation»- Unternehmen  eingetreten;  ein 
anderes,  persönliches  Interesse  an  der  Kolonie  Tornquist  habe 
ich  in  keiner  Weise.  Die  gegenteilige,  in  Form  einer  begründeten  Be- 
hauptung ausgesprochene  Insinuation  schliefst  also  alle  die  Merkmal«  in  sieb, 
welch«  zu  einer  — gelinde  ausgedrückt  — leichtsinnigen  Unwahrheit  gehören, 
und  daher  erwarte  ich  von  Ihrem  Billigkeitsg«füble,  dafs  Sie  die  gegenwärtige 
Berichtigung  In  Ihr  geschätztes  Blatt  aufnehmen  wrrdeo.  Den  übrigen  Tbeil 
der  Kritik  übergehe  ich  mit  Stillschweigen.  Was  ich  mit  Herrn  ▼.  Koscritz 
abzumachen  habe,  der  mir  gegenüber  sicher  nicht  der  unschuldig  leidende 
oder  verfolgte  Theil  ist,  das  sind  meine  Sachen,  «eiche  den  objektivem  Kri- 
tiker nicht  dazu  verleiten  sollten,  über  mein  Buch  ein  Urtheil  zu  flHcn, 
welches  mit  dem  von  unterer  Tagespresse  abgegebenen  (ich  nenne  hier  nur 
die  „Kölnische  Zeitung“,  die  .Rhein.  We*tf.  Zig,“,  die  .Königaherger  Hartung- 
sehe  Zeitung“,  das  „Hamburger  Fremdenblatt*  u-  a.)  in  diaznatralem  Gegensätze 
steht.  Hochachtungsvoll  Gerb  ▼.  Stramberg.* 

Unser  Mitarbeiter,  der  dss  Werk  von  Stramberg's  besprochen  batte, 
und  dem  wir  obige  Zuschrift  zusandten,  bemerkt  dazu  Folgendes: 

mAWS.  Mit  Befriedigung  haben  wir  von  der  obigen  Erklärung  des 
Herrn  v.  Stramberg  Notiz  genommen,  da  sie  seine  Stellung  zu  dem  Tora* 
quist'schen  Unternehmen  in  einem  besseren  Lichte  erscheinen  läßt,  als  auf 
Grund  der  Lekiüro  seines  Buches  von  uns  gefolgert  werden  muffte.  Im 
übrigen  halten  wir  unser  Urtheil,  da*  in  keiner  Weise  durch  Gründe  per- 
sönlicher Art  beeinflußt  worden,  da  uns  der  Verf.  bisher  selbst  dem  Namen 
nach  völlig  unbekannt  war,  in  seinem  ganzen  Umfange  aufrecht;  es  macht 
nicht  den  geringsten  Eindruck  auf  uns,  von  ihm  zu  erfahren,  dafs  andere 
Blätter  zu  einem  dem  unseren  entgegengesetzten  Urtheil  über  sein  Buch  ge* 
langt  sind. 

Kritik  bat  sich  ein  jeder  Schriftsteller  gefallen  zu  lassen,  und  nament- 
lich ein  solcher,  der  wie  Herr  von  Stramhcrg  in  der  sebärfaten  Weise  an 
Anderen  Kritik  übt,  sollte  sich  nicht  darüber  wuodert),  wenn  ihm  ein  Gleiches 
widerfährt.“ 

Zu  der  erwähnte«  Besprechung:  «Reiseskizzen  aus  dem  unteren 
La  Plata-Gebietc*  ging  uns  noch  folgend«  Zuschrift  ans  Berlin  zu: 

„Bertio,  den  11.  April  1887.  ln  Nr.  14  Ihres  geschätzten  Blatte» 
findet  sich  in  der  Rubrik  Literarische  Umschau  die  Besprechung  eine« 
vor  kurzem  erschienenen  Werkes,  welches  den  Titel  .Reiseskizzen  aus 
dem  untere  n La  PI ata*Gebiete“  trügt  und  Herrn  Gerb.  v.  Stramberg 
zum  Verfasser  hat.  Dem  ergebenst  Unterzeichneten  ist  dieses  Buch  bisher  nicht 
zu  Gesiebt  gekommen ; nach  dem  aber,  was  der  „Riport“  darüber  schreibt,  ent- 
hält dasselbe  ein  höchst  abfällige«  Urtheil  über  die  Argentiner  Allgemeinen 
nnd  spendet  nur  dem  Kolonisations-Unternehmen  dos  Herrn  K.  Tornquist 
übertriebenes  Lob.  Die  ausgeapf <«!»•»«  Abneigung  — um  keinen  stärkeren 
Ausdruck  tu  gebrauchen  — welche  der  Autor  de*  genannten  Werkea  gegen 
die  Argentiner  hegt,  ist  aus  seinen  Korrespondenzen  an  da»  „Berliner 
Tageblatt“  zur  Genüge  bekannt,  uud  ich  würde  darüber  denn  auch  kein 
weiteres  Wort  verlieren,  wenn  nicht  der  „Export*,  anscheinend  in  Unter- 
stützung des  von  Horm  v.  Stramberg  geflltten  Verdammungsurtbcile»,  es 
als  eine  genugsam  bekannt«  und  durch  vielfache  Wiederholung  ausreichend 
dokumentme  Behauptung  bezeichnet«,  dofs  die  „dortige  MischHngsrasse 
(die  Argentiner)  überaus  träge  sei,  an  starker  Selbstüberhebung 
leide  und  den  Ausländer,  den  Orlngo,  mißachte."  Wer  Argen- 
tinien und  die  Argentiner  au«  eigener  Anschauung  genauer  kennen  lernte 
und  ihnen  nicht  ans  irgend  einem  besonderen  Grunde  etwa»  anhingen 
will,  der  wird  nicht  umhin  können,  diese  Behauptung  als  jeder  that- 
sächüchen  Begründung  entbehrend  zu  bezeichnen.  Wenn  der 
argentinßcbe  Landbewohner  nicht  von  Morgens  bis  Abend»  schafft  wie  unser 
deutscher  Bauer,  so  kommt  das  zunächst  daher,  dafs  er  bei  seinen  materiell 
glücklicheren  Existenzbedingungen  eine  aolcbe  unausgesetzte  Thätigkeit  nicht 
zu  entfalten  braucht,  um  für  »ich  und  die  Scinigrn  den  Lebensunterhalt  tu 
erwerben.  Wenn  er  ferner  der  weniger  beschwerlichen  Viehzucht  nachgeht, 
anstatt  mit  Spaten  und  Hacke  das  Land  zu  bebauen,  so  liegt  der  gewifs 
stichhaltige  Grund  dafür  vornehmlich  «Urin,  daß  wenigstens  in  einem  grofsen 
Theil«  Argentinien*  die  Viehzucht  heute  noch  bessere  und  sicherere  Erträge 
liefert  als  der  Ackerbau. 

Die  Leute,  die  ohne  zwingende  Nothwendigkeit  schwerere  Arbeit  ver- 
richten als  sie  müssen,  gehören  überall  zu  den  Ausnahmen,  und  im  Vergleich 
mit  dem  europäischen  Ackerknechte  mag  ja  der  argentinische  Sebafhüter 
immer  noch  ein  Herrenlebon  führen.  Allein  ein  solcher  Vergleich  paßt  eben 
nicht.  Man  stelle  doch  den  eingeborenen  Argentiner  nicht  dem  durch  bittere 
Nothwendigkeit  systematisch  tu  harter  Arbeit  erzogenen  Europäer,  sondern 
dem  Brasilianer,  Peruaner,  Chilenen  oder  Mexlcaner  gegenüber  (von  Boli- 
vianern und  den  so  sehr  in  Gunst  gerat benon  Paraguay anern  gar  nicht  zu 
reden)  und  «ehe  dann,  wer  mehr  arbeitet.  Der  argentinische  Stadtbewohner 


aber  befindet  sich  iu  gleicher  Lage  mit  dem  eingewanderten  Europäer,  dessen 
Konkurrenz  er  auszuballeu  lut,  mag  er  nun  Handwerker,  Kaufmann,  Ge- 
werbetreibender, Arzt,  Ingenieur,  Lehrer,  Jurist  oder  Beamter  »ein.  Ent- 
weder hat  er  seine  bestimmten  Geschäftsatanden  zu  halten  und  sein  vorge- 
schriebenes Arbeitspensum  tu  abeolviren,  oder  er  ringt  im  freien  Wettbewerb 
um  die  Gunst  des  Publikums:  immer  geniefst  er  mit  dem  fremden  Kon- 
kurrenten gemeinschaftlich  den  Vorthoil  eines  leichteren  Broderwerbs  und 
demzufolge  kürzerer  Arbeitszeit. 

Den  weiter  gegen  den  Argentiner  erhobenen  Vorwurf,  dafs  er  „an  starker 
Selbstüberschätzung  leide“,  übwrgohe  ich  als  verhlltnirsmäfsig  unwesentlich 
und  wende  mich  nur  noch  gegen  die  Behauptung,  daß  „der  Agentiner  den 
Ausländer  mifsachte.“  Wenn  diese  Beschuldigung  such  beute  noch  hier 
und  da  auftaucht,  so  beweiat  das  nur,  wie  außerordentlich  schwer  es  ist,  ein 
Urtheil,  das  in  weit  eingeschränkterer  Fassung  früher  einmal  zu  Recht  be- 
standen haben  mag,  den  veränderten  Verhältnissen  gegenüber  zu  rektifiziren. 
Die  ungeheure  Mehrzahl  der  Argentiner  mifsaebtet  den  Fremden  nicht  nur 
nicht,  sondern  schätzt  ihn  hoch  und  erkennt  die  Verdienste,  welche  er  sich 
um  die  kulturelle  Entwicklung  des  Landes  erwarb,  ebenso  bereitwillig  &)m 
rückhaltlos  an.  In  richtiger  Erkenntnifs  des  Wertbas,  welchen  die  Ein- 
wanderung guter  fremder  Elemente  für  ein  junge«  Land  hat,  Ütut  die  Re- 
gierung in  vollster  Übereinstimmung  mit  der  ganzen  gebildeten  Gesellschaft 
Argentiniens  alles  nur  Mögliche,  um  sie  benuuozieben  und  zufriedenzustcllen. 
Und  gerade  der  Deutsche  bat  am  wenigsten  Ursache,  über  Mißachtung  in 
Argentinien  zu  klagen;  denn  es  ist  doch  nachgerade  ziemlich  allgemein  be- 
kannt, daß  von  allen  Fremden  in  jeuem  Lande  die  Deutschen  — obschon 
sie  numerisch  am  schwächsten  vertreten  sind  — die  bevorzugteste  Stellung 
in  der  Gesellschaft  genießen.  Giebt  es  in  einem  andern  Laude  Süd- Amerikas 
eine  Universität  mit  einer  rein  deutschen  Fakultät,  hat  die  deutsche 
Wissenschaft  irgendwo  im  Auslande  größere  Anerkennung  gefunden  als  in 
Argentinien?  Nimmt  nicht  der  deutsche  Großhandel  dort  die  erste  Stellung 
ein,  genießen  nicht  deutsche  Industrielle,  Handwerker  und  Ackerbauer  des 
höchsten  Ansehens?  Von  einer  Mißachtung  der  Fremden  in  Argentinien  wird 
übrigens  schon  deshalb  kaum  ernstlich  die  Rede  sein  können,  weil  die  ganze 
einheimische  Gesellschaft  daselbst  so  mit  fremden  Elementen  durchträukt  ist, 
dafs  man  oft  gar  nicht  weif»,  wo  der  Argentiner  anfängt  und  dor  Fremd« 
aufhört.  Um  nur  ein  naheliegendes  Beispiel  dafür  auf*  u führen,  so  ist  der 
jetzige  Vizepräsident  der  Republik,  Dr.  Carlo«  Pellegrini,  väterlicherseits 
italienischer  und  müttorltchenielti  euglUcber  Herkunft  Was  will  es  alledem 
gegenüber  besagen,  wenn  immer  noch  einzeln«  ungebildete  Individuen  in 
Argentinien  das  Wort  „gringo“  im  Munde  führen?  In  Argentinien  selbst  be- 
lächelt man  das  als  eine  Schrulle,  und  io  Europa  sollte  man  doch  endlich 
aulbörea,  an  das  Märchen  von  dem  Fremdenbafs  der  Argentiner  zu  glauben. 

Sie  hü  fliehst  bittend,  vorstehenden  Zeilen  Kaum  in  Ihrem  geschätzten 
Blatte  gewähren  tu  wollen,  tefehnet  mit  vollkommener  Hochachtung 

Ernst  Bachmann.* 


Briefkasten. 

— ütrr  ILO.  Lebadaat.  Diabari,  maldM:  Dar  H*atur#-flüiUai*rik«ai»eho  Pott 
dampfar  „Penn mbu  co“.  Kapt.  Scharia,  Lat  a*««band  an  1L  April  \'i  Uhr  Mlttaga  »In  Vi- 
raata  paart«.  „Oma“.  Kapt  Haqarlilld.  hat  rikhkatirvnd  ata  1«.  April  Vormlttac»  M«d«ira 
paart  rl  „Corrieauar,  Kap«.  Puaebaaaau,  hat  anipahaad  ia  17.  April  KarkmktU««  Madeira 
paiart  „Deaterro",  Kap«.  Th.  «alubcrllcb , lat  rdrkktbrtad  am  Xfi  April  Nachmittag* 
ia  I.Uiatou  mjtii.mnm  and  ata  17.  April  NarbmltUf*  «ach  Hambnrp  «aUarpaf angan. 
„(U*».«  Kap«.  Bat.,  tat  am  !f.  April  Vorwittafa  «na  Bahia  aaah  Kutnpa  a^t^auuan. 
_l'»ranaf  na’\  Kapl.  P.  ttobtf«,  hak  auagabaad  an  17.  April  11  Chr  Ahauda  IX »er  paart rt. 
„Dfrtarro“,  Kapt.  Satubrrtlah . hat  rtrkkrhrrod  am  fl,  April  Z l’hr  NacbntiUa**  Dnvar 
paMirt.  „Oamplaa*“,  Kapt.  Birrb,  hat  auagabaod  aaa  ZI.  April  If  Uhr  K achte  Darar  paaalrt. 
.Caan",  KapL  HauarhLId,  bat  röchhahraad  am  ZI.  April  9 Chr  Morgen»  Dorat  piaalrl. 

— Daa  Spadltlonabaoa  Xipit  BlamcmthaJ.Hambare  harlehtat  aaa  felpaada  Dampfer- 
Md  SagJar-AldhlMsa  aaa  flamkar(  .«»  avrapUaaSaa  aad  äMraartarbaa  PUta.o 
a)  Danpfaablffa. 

Afrika  (Nid««nkü»la)  ria  Madaln.  Caaarlaaha  Inirtu,  Out*.  Accra,  Lifna  »t*.  bi*  Loan-i* 
laAl  . Dampfer  „Lala  Bohlna“.  Kapt.  Rapfar,  daataeb,  »ft.  April. 

Afrika  (WatUlaH)  via  Madeira,  Dort«  aaa>.  Poatdampfar  „Prataaaor  Waarmaaa“ , KapL 
Taataohrork,  daatech,  IS.  Mal. 

Kapatadt  aaw.  (ala  lfedalra)  alla  ZS  Tapa,  taakchal  Dampfer  „Prato» la“,  engllieh,  ZS.  April. 
Saxilbar  (ala  tteaakamai)  Dampfe*  JUMlhai“,  Kapt  Stalftid.  daatenh,  Anfang  Jnol, 

Paaaap.  Blnpapore,  Henghon#  «ad  Japan  f„Klna«ii. -Llala“)  Dampfer  „Cauamdra".  dadurch, 
10.  Mal,  Dampf ar  „l*aiybyr»nia-  doutarb,  SO.  Mal,  Dampfer  ^u.inu-  «aatacb,  So  Jaul, 
Dampfer  „Haaparia“,  deutaab,  IU.  JalL,  Dampfer  „Ktortta“,  daataah.  *•,  Juli,  Daaaplar 
„Itlaba“ . taouck  ZO.  A.icuai. 

Stapapw«,  Jii.ntik-u»  aad  Japan  tränt.  «ia  Aaiarrpea  und  Loedoa  (Skira-Ltel«)  Dampf« r 

„Cardigan  »Air»“,  Kapt  Wllkkaa,  angUarh,  Bad«  April. 

Pauanm,  Singapurs,  Hon^kuup,  Kutachaa  and  «thi»i|bai  (dlraht)  (tJalaa-LinW)  Danpfar  „Laju“, 
Kap«  Maa»,  «acllacä,  i.  Mal. 

SkBKapara,  Uoavkouf,  Itahaacbrt,  Yokakatna,  Klop«  oad  Na«««ak>  (rda  Port-Said,  Ra«*,  Adr» 
aad  Cnlomtw)  Pnatdampdar  „Rrauaacbv«*«",  dautath,  Ua  30.  April. 

Adadalda,  Malbnuraa  aad  Rrcla«;,  Pcatdampfef  ..T1okeai-:-1letB“,  danttrh,  bla  14.  Mai. 

VTladi vertat  aad  XkataJaCik  (tu  lfeo«lu*K)  Danpkr  HTbyra“,  Kapl  Jacobaa*.  daaUrli, 

Aal man  Mal. 

Baa  Praartaco  di  fr  kt  fbal  faaügaudar  Ladaae)  Dampfer  „KaftUatlon",  rapliarh.  Anfenc 
Jaal. 

MvaHrldaj,  Buanaa  Alraa,  Koaarla  «ad  «an  ftlojlaa  (»ia  Madalm)  PaMdampfar  „Ham 
hart“,  Kapt,  ti>.urbr„  dautach,  I.  Mal.  Pottdampfer  „Mo*.  Ka|>c  Kamin,  dauueh, 
I«.  MaL 

Bähte,  Klo  da  Jaaatro  aad  Santa*  (via  Lliaahoa)  Vortdaaipß-r  „PakrupalU“ , Kapt  lUkr- 

mana,  dmteck.  4-  MaL 

Bahia,  Kl«  da  Janelru.  Ma  KruttiK  da  S«l  and  Sanua  (ila  Llaaaboa)  Pattdampfar  .Ar- 
tratln»“,  Kapt  lUfetfet,  dtaurh,  IS.  Mal. 

Caara,  Maranham  aad  Para  M*  Aotwarpa«)  Dumpfer  „Llabaaanar“,  Kapt  Banaach.  an«. 
Ilach,  3«-  April. 

Waat  Indian  rta  Harra  (tK.  ThMH,  Ttmanate.  HakO  (aaa  fi.  aad  ZI.  amrh  nach  Puarv>. 
Plate)  am  ZI.  and  Z4.  Jadao  Monat* ,"  molcbtt  Ritr» -Dampfer  „HnUtatn'1,  Kapt. 
Haarnrhar,  daotertt,  Z4.  April,  raMdampfnr  „B-^cnaaSa“,  Ka|.t.  Kauar,  dauUeh.  ß.  MaL 
i'oatdamptar  ^AXIamanela",  Kap«.  Brfc rSdrr,  «attiarh,  Yl.  MaL  Pnrtdamplhr  „Barvta*,  Kapt 
lUaalaR,  «aatack,  tt.  Mat. 

Manie«  (rla  U«*ra),  V«r»om* . Tampico  und  Pmfraao  am  Z-  Jadaa  Mnaata  aanbcKrt  Pont- 
dampfe»  „HoteaUa“,  KapL  DnUrhrr,  dastack,  S.  Mal. 

Habnaa  und  nrni.  Mataotte  (ite  Ailvtrpra)  Dampfer  „Blnata“,  Kapt.  da  Upario,  apanterk, 

IU  Mal. 

Nr*  Ynrk  Pnatdanpfer  „Wlaland“.  (rte  Ham)  daaterb,  t.  Mal,  Paatdampfar  „(bikamia-', 
(direkt)  S.  Mal,  Portdampfer  „Khaatia“,  (rla  Harr«)  dawlarb,  «.Mal,  Pnrtdampfaa  „Ham- 


274 

EXPORT,  Organ  de«  Centralvereini  für  H&ndelsgoograpbie  etc. 


1887. 


Nr.  17. 


Monla“,  (via  Harr*)  darnach.  IS.  Mai,  I’ealdi mpfrr  Jhiria“,  [4 Irak t)  danUch,  IV.  Mai, 
Unloo- Dampf«»  „AunralU-,  Kapt.  Kriac k,  dauuch.  7 1.  Aprtl.  Dampfer  „Maraala-,  Kapt. 
Maat* . deotarA.  4.  Mai,  Dampfer  »Morr aal*“.  Kapt.  MOllar,  daaWeh.  II.  Mal.  Dampfer 
..Polyaaai«“,  Kapt.  Kahn.  daoUrh,  t*.  Mal 

Buaton  direkt)  l>«mpr«r  „WbiMBRu.n  City",  «a«liarh,  bla  Knd«  Aprtl. 

V*al*t«  und  M»a(raal  Dampfer  „Oraabrook“,  Kapt.  «ehialdt,  dauiaeh,  IV  Mai. 

b)  Haaalaehirr*. 

Port  KUtahaU  ,4Uria“,  Kapt.  Lauten,  dinlech.  prompt 

Hongkong  „Adolph“.  Kapt  WatUTgaard.  dtotirh.  prompt. 

Malbourne  Wharf  ..Mary  Bland««'-  (von  Kl*«*),  «nglUth.  IV  Mai,  Jkdelpk-  (rna  Klaan), 
dantaah.  IV.  Jnai. 

Bytlaay  „Cnrdlllara“  (von  Haan),  angllacb,  Koda  April,  „JohanM“.  Kapt  MrhnldL,  daataeh, 
Koda  Mal. 

Maa  Praariaco  „ThaUa“  («am  Klaaa),  Kapt  Iplaad.  dautach.  prompt,  „Dondoaald“  (roa  Klara), 
Kapt  Hnodall,  angltaeh,  prompt 

Waatküata  Mulm»  (avant  via  Harra  odar  Bordaaaa)  „Aaolaa“,  Kapt  RaÜMrm,  deatarh. 
prompt 

r.nayna*.  Maiatlaa,  »an  Blaa  and  Manaanlll*  ond  artirr  ataat  vta  Bordaau*  Jioaara'*, 
Kapt  Spill«,  darnach,  prompt 

Cortnto  direkt  Jagmar**,  Kapt  Jnrgauaaa,  dänitrh,  prompt 

Uaayaqoll  direkt  „Maria“,  Kap«.  Tbomaarhaaiky.  deataoh,  prompt,  „Oaaymaa“  (cm  Eiern). 
Kapt  D rarer,  dantach,  folgend. 

Valparalao  „Pmiaiutai"  (roo  Klaaa)  Kapt  Bandm«,  darnach.  prompt  „1‘olrlmpoa“  (van 
Klaaa)  Kapt  Bahlke,  deutacb.  folgend. 

Baaooa  All««  (lUrbaalo)  „Maria“.  Kapt  Kirke,  deaUrh,  ladet  Spirit  of  tha  Dann“  (ton 
Klar«)  Kapt  Jodd,  aagllacb,  aagalfartig,  „Lavamt“,  Kapt.  Gjfaian.  noroaglMh.  ladet. 

Porto  Alegra  (direkt)  ..Helena"  KapL  Baomaaa.  dautach,  pmaipt  „Mat««“,  Kapt  Tborgaaaa. 
dlnlech,  eagalfertag. 

Rio  Oraada  „Tan he“,  Kapt  Aden,  dantach.  ladet  „Sagterlaod“,  Kapt  Daakem,  dautach. 

Rio^Granda  ond  Porta  Alegra  „Harrtet“.  Kapt  Haaaan,  dfaaiich,  ladet 

Santo«  „Anlilnpa",  Kapt  Pater«,  dantach,  prompt,  „Clara“.  Kapt.  Harding,  bollkndiaeh, 
ladet 

Ria  da  Janeiro  Jlten-nymai",  Kapt  Ohla,  danucb.  ladet  „Banto  da  Pretlae“.  Kapt.  Parrtra, 
portngiaalack,  ladet  „Allamaoala“,  Kapt  Wblftan.  danucb,  prompt 

Nikerea  bei  Angnat  Blamentbal. 

Deutsche  Exportbank. 

Pftr  Telegramm«:  Kx  portbank,  Barlin. 

Ablhdliofl:  Exportburetu. 

Berlin  S.W.,  Kochstrafse  27. 

(Brief«.  Parket«.  •««.  »i«  alad  nar  mit  dieear  Adraaa«  ■»  »ererben.) 

41*  Tergttiag  flr  4M  KaOrdefkagehaataa  )*4«r  mb  Cklfre  L L.  alagerakklea  OfarU  Ml  4«r- 
«clbfi  re«  4ra  4«a  ib*aawtra»arb«a4e  im  L4.  «lebt  aagaklrtgw  firme*  I Mark  (M  daaurkea 
IrMfaarkra)  keiaallgan.  - in  ibaaaaataa  4at  K.-l.  wNn  4M  all  4ar  Itflrdarug  gaackkfl- 
I Icker  tfartaa  rtrkaaiaaaa  Otiada  M Bachnag  garteilt  - »M  14ra»aa  aeiaer  iaRraggebar 
tbrttl  4n  L I.  war  aaMn  ibiaaiataa  n 4m  4aanll«a  babaantaa  >«4Mgaag«a  alt 

231.  Eine  renommute  deutsche  Wacbswaarenfabrik  sucht  für  den  Ab- 
satz tob  Wsrbslichlen  narb  Toogking  geeigneie  Verbindungen  anzuknüpfen. 
Offerten  erbeten  unter  L.  L.  210  an  Äs  E.-B. 

232.  Wir  haben  aus  Süd-Brasilien  Nachfrage  nach  Reincbfclmsschinen 
für  ilandbetrieb.  Leistungsfähige  Fabrikanten  ersuchen  vir  um  Einsendung 
von  illuvtrirtea  Preislisten  unter  L.  L.  211  an  das  K.-B. 

233.  Eine  gut  eiugeführte  Firma  in  London  wünscht  die  Vertretung 
einer  leistungs-  und  konkurrenzfähigen  Fabrik  von  Gelatine  zu  übernehmen, 
in  welchem  Artikel  das  betr.  Haus  bei  der  Kundschaft  gut  eingefübrt  ist. 
Offerten  erbeten  unter  L.  L.  212  an  das  E.-B. 


234.  Wir  sind  von  befreundeter  Seite  Tor  einer  Firma  in  Lemberg  ge- 
warnt worden,  welche  Bchwjndelbaft«  UeschifUprinxipien  verfolgt  und  bereits 
mehreren  Fabrikanten  empfindliche  Verluste  beigebracht  hat.  Interessenten 
erfahren  den  Namen  der  Firma  unter  L.  L.  213  an  dos  K.-B. 

235.  Die  GLaswaarenfabrik  von  Fritz  Heckort  in  Petersdorf  boi 
nirsebberg  in  Schlesien  zeigt  uns  an,  ilalls  ihre  bisherige  Berliner  Filiale  mit 
dem  1.  April  d.  J.  aufgelöst  worden  ist  Alle  Anfragen  sind  nunmehr  an 
die  Fabrik  direkt  zu  richten. 

236.  Die  Wollgarn-Fabrik  und  Tapisserie-Manufaktur  von  Tittel  & 
Krüger  in  Plagwitz-Leipzig  mit  Zweigniederlassungen  in  Berlin,  New  York 
und  San  Francisco  ist  vom  1.  Januar  d.  J.  an,  mit  Übertragung  skmmtlicher 
Aktiven  und  Passiven,  in  eine  Aktien-Gesellscbaft  nnter  der  Firma:  Sich* 
sisebe  Wollgarn-Fabrik  vormals  Tittel  dt  Krüger  umgewandelt 
worden. 

237.  Wir  haben  aus  Süd-Brasilien  Nachfrage  nach  Korkschneide- 
manch  inen  (für  Flaschenkorke)  sowie  nach  Kork  platten.  LcistungsfUiife 
Fabrikanten  ersuchen  wir  am  Einsendung  von  Preislisten  unter  L-  L.  214 
an  das  E.-B. 

238.  Eine  renommirte  Schweizer  Uhren-Fabrik  sucht  für  den  Export 
ihrer  Fabrikate  in  China  geeignete  Verbindungen  anzuknüpfen.  Offerten 
erbeten  unter  L.  L.  215  an  das  E.-B. 

239.  Unser  Korrespondent  in  AuckUuid  schreibt  uns:  „Unser  Ministerium 
arbeitet  jetzt  für  eine  Ausstellung,  die  im  Jahre  1389)90  hier  stattfinden 

I soll.  Es  soll  hauptsächlich  eine  SchifffahrtAausstellung  sein,  jedoch  auch 
andere,  nicht  auf  die  Schifffahrt  bezügliche  Gegenstände  sollen  zugelassen 
werden.  Ich  werde  mein  Möglichstes  tbun,  um  den  deutschen  Ausitvllcrn, 
die  sich  doch  jedenfalls  an  der  Ausstellung  betbeiligen  werden,  in  jeder 
Weise  behilflich  zu  arin."  Interessenten  erfahren  den  Namen  unseres  Korre- 
spondenten auf  gefl.  Anfrage  nnter  L.  L.  216  an  das  E.-B. 

240.  Ein  sehr  angesehenes  und  gut  eingeführtes  Haus  in  Konstantinopel 
wünscht  mit  leistungsfähigen  Fabrikanten  von  ordinären  Hosenstoffen,  Piou4a, 
baumwollenen  Flanellen  und  ordinären  Fraaenkleiderstoffcn  in  Verbindung 
zu  treten.  Offerten  erbeten  unter  L.  L.  217  an  das  E.-B. 

241.  Ein  bestens  empfohlenes  Agenturgeschäft  in  Palermo  sucht  Ver- 
tretungen leistungsfähiger  Häuser  für  folgend#  Artikel:  Reis,  Kupfervitriol, 
Steindruckfarben,  pharmazeutische  und  chemische  Produkte.  Für  diese  Artikel 
»tebt  der  betr.  Firma  bei  konkurrenzfähigen  Preisen  ein  lohnender  Absatz 
in  Aussicht  Offerten  erbeten  unter  L.  L.  218  an  das  E.-B. 

242.  Ein  tüchtiger  Agent  in  Alexandrien,  dem  gute  Empfehlungen 
zur  Seite  stehen,  wünscht  die  Vertretung  erster  deutscher  Versicherungs- 
gesellschaften vorzugsweise  für  Feuerversicherung  zu  übernehmen.  Offerten 
erbeten  unter  L.  L.  219  an  das  E.-B. 

248.  Herr  Charles  Sieg rist-Lipp,  Prokurist  der  Firma  J.  Siegrist 
& Co.,  Uhrenfabrik  in  Chaux -de- Fonds  (Schweix),  ist  aus  der  Firma  auage- 
schieden.  Genannter  bat  sich  unter  der  Firma  Charles  Siegrist-Llpp 
in  Chaux -de -Fonds  ctablirt  und  betreibt  ebenfalls  die  Fabrikation  und 
den  Export  von  Uhren. 


German-Anstr&li&n  and  New  Ze&land  Despatch. 

Von  HAMBURG  direkt  nach 

Melbourne  Wharf 

Segler  „Friedrich"  am  27.  April. 

Segler  „Mary  Bluodell"  (v.  Elsen)  am  15.  Mai. 
Segler  „Adolph"  (v.  Eisen)  am  16.  Juni. 

Sydney 

Segler  „Cordillera"  (v.  Eisen)  Ende  April. 
Segler  „Johanna"  Ende  Mai. 

Alles  Nähere  bei 

August  ßlumenthal  - Hamburg. 

Hamburg— Barcelona. 

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1887. 


275 

EXPORT,  Organ  de«  Ceotralvereina  für  Handel&geographie  etc. 


Nr.  17. 


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Nr.  IT. 


276 

EXPORT,  Orgin  des  Centnlvereins  für  Hindelegeographie  etc. 


1887. 


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EXPORT. 

Organ 


Enttitit  jutii  Umlig. 
tnillii, 

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odar  dar«*  Baba 
all  60  Pt  b*r*cha«t. 
«ardaa  t«i  dar 

Expedition  de«  „Exports“, 

Berlin  8W„  Koehstr.  S7, 

AlUP^lM— 


nach  Ueborolnkunfl 

alt  dar  Expedition. 


Centralvereins  für  Handelsgeographie  und  Förderung  deutscher  Interessen  im  Auslande 


Redaktion  und  Expedition:  Berlin  S.W.,  Kochstrafse  27. 

(QatchSftaaalti  WMhwU«a  9 bU  4 Ukr.J 

Der  .EXPORT*  tat  im  öaufrctinp  PsitonUaagsänUlog  für  1867  uatnr  Nr,  1876,  8nita  5»  emgatrayn. 

IX.  Jahrgang.  eSetAv»,  ZW»  3.  0Rs>at  iss£.  Nr.  18. 

i Haa«  Wochenschrift  T,rfolrt  dan  fartianfead  Ba rieht«  bher  dla  La«a  anaarar  1-Mdalaata  la  Aaaiaad«  nr  Kaantalb  Ihrar  L«#er  n btla*«»,  ebe  InUraeaaa  da*  deaueh«a  Kaporu 

UalkrSm*  an  r.rtretan,  Mirla  d«=  daaUchn  Handel  and  der  deoUchan  ladttatria  wlehdy«  Mlttbellnagap  hb«r  dla  Handolar,rhlitnU»a  das  Aaalmde»  in  kftrxaatar  Frist  »ttiSrnUUln 

Miiafa,  taitan«en  and  Waiihaaadaaiao  ftr  das  „Kapert**  alnd  an  4U  tUdaktion.  Berlin  S.W..  Sochrtrah,  37,  so  richten. 

Brlafa.  Zaitaagao,  Baitrl  ttaark  lirangan . Wartfeaa&dasgaa  fSr  dan  „Caatratrmla  ftr  Bnlila»mra>kl>  aU.“  alnd  oac*  Barlla  SW„  KachaUab«  »7.  an  aaaden 

Inhalt:  Die  Lage  der  Deutschen  io  Süd-Brasilien.  Von  A.  W.  Sellin-  — Europa:  Internationale  Ausstellung  in  Barcelona.  — Afrika: 
Afrika  in  den  Verhandlungen  des  VII.  deutschen  Oeographen Lagert  — Marokko.  — Hat  Kamerun  eine  Zukunft?  Klima,  Handel  und  Plantage nhau, 
*ome  allgemein  kulturelle  und  missionarische  Aufgaben  und  Aussichten  in  der  jungen  Kolonie,  auf  Grund  eigener  und  fremder  Anschauung  dargestellt  von 
Dt.  Bernhard  Schwärt.  (Fortsetzung.)  — Zur  Krage  der  Ausrottung  der  Mangrotewilder  in  Kamerun.  — Snd-A  morika:  Fasching  in  Rio  de  Janeiro 
{Origioalberidit).  — Australien  und  Süds««:  Die  australischen  Kolonieen.  II.  — Briefkasten. — Deutsche  Kxportbank  (Abtheilang:  Export- 
Hureau).  — Anzeigen. 


Die  Wiedergabe  von  Artikeln  an  dem  , .Export“  iit  gestattet,  wenn  die  Bemerkung  hinzugefligt  wird:  Abdruck  (berw.  Ueberaetzuegl  ave  dem  „EXPORT". 


Die  Lage  der  Deutschen  in  Süd-Brasilien. 

Von 

A.  W Sellin.*) 

Dir  überseeische  Auswanderung  aus  dem  jetzigen  Gebiete  des 
Deutschen  Reiches  wurde  für  den  Zeitraum  von  1821  bis  1870  auf 
2 770  000  und  die  von  1871  bis  1879  auf  488  961  Personen  abge- 
sehätzt**)  Dazu  kommt  uoch  die  Ton  1880  bis  1884  in  der  Höhe 
von  752  501.  sodnfs  sich  für  die  Zeit  von  1821  bis  1884  eine  Ge- 
sammtziffer  von  4 011  462  für  die  Auswanderung  aus  dem  gegen- 
wirtigen  Reichsgebiete  ergeben  würde,  welche  aber,  ohne  Gefahr 
zu  hoch  zu  greifen,  auf  4 400  000  erhöht  werden  darf,  wenn  die 
Zahl  derjenigen  Personen  hinzugercchnet  werden  soll,  welche,  von 
1821  oder  später  an.  ohne  Wissen  der  Behörden  sowohl  zu  Laude, 
als  über  fremde  Häfen  ausgewaudert  sind. 

Von  diesen  4 400  000  Auswanderern  wunderten  in  Brasilien  ein: 
v jh  1818  bi»  1830  . . . 6 856***| 

» 1830  bis  1837  . . . stockte  die  Ein  Wanderung  gänzlich 

. 1888  bis  1879  . . . 55  538  t) 

, 1**0  Ms  1884  ...  »858++) 

Summa  71  §47 

Nicht  berechnet  sind  von  II ü bbe- Schleiden  die  über  Ant- 
werpen und  Havre  ausgewanderten  Deutschen;  doch  dürfte  sich 
die  Zahl  derselben  kaum  so  hoch  belaufen,  als  die  Zahl  der  nicht 
aus  dem  Deutschen  Reiche  stammenden  Auswanderer,  welche  über 
Hamburg  und  Bremen  ausgewandert  und  in  seiner  Zahlenangabe 
einbegriffen  sind.  Wenn  wir  daher  die  bis  jetzt  nach  Brasilien  ge- 
langte Auswanderung  aus  dem  gegeuwärtigeu  Gebiete  des  Deutschen 
Reiches  auf  70  000  Pcrsoneo  oder  auf  ca.  l.*®/0  der  gesummten 
deutschen  Auswanderung  veranschlagen,  so  dürften  wir  der  Wahr- 
heit ziemlich  nahe  kommen. 

Dieser  geringe  Brucbtheil  derselben  vertheilte  sich  nun.  wenn 
wir  die  nach  den  nördlichsten  Provinzen  reisenden  Geschäftsleute 
unberücksichtigt  lassen,  auf  die  Provinzen  Bahia,  Espirito  Santo, 


*)  Vom  selben  Vertäuter  ist  erschienen  und  durch  die  Biicbluindhing 
"Walther  4 Apolant  tu  beziehen  ■ Entwurf  eins«  Gesetzes  zur  Regelung 
des  Auswanderung*  Wesens  im  Deutschen  Reiche.  Dem  zweiten  deut- 
schen Kolonialkimgref»  vorgelert  von  A.  W.  Sellin.  Berlin  1886, 

**)  8.  Statistik  den  DeutrtCnea  Reiches  Hd.  2,  Abth.  2,  8.  132,  u.  Bd.  43, 
Heft  B.  8.  17. 

.***)  Nach  oftuielJru  brasilianischen  Angaben, 
t)  Nach  H übbe-Schl  eide n:  .Deutsche  Kolonisation.*  Hamburg 

1831.  S ln. 

ft)  Nach  ofliziellen  brasilianischen  Angaben 


Minas  Geraca,  Rio  de  Janeiro.  Säo  Paulo,  Parana.  Santa  Uatharina, 
und  Rio  Grande  do  Snl. 

Das  Klima  dor  3 letztgenauuten  aüd brasilischen  Provinzen 
ist  gesund  und  der  Konstitution  des  Deutschen  zuträglich,  während 
dies  iiu  mittleren  Brasilien  nur  in  höheren  Lagen  der  Fall  ist; 
daneben  aber  sind  »ficnmtlicbe  hier  genannte  Provinzen  in  dem  gröfs- 
ten  Theil  ihres  Areals  aufcerordentlich  fruchtbar.  Da*  haben  selbst 
Gegner  dea  Landes,  wie  der  verstorbeoe  Generalkonsul  J.  J.  Sturz, 
unumwunden  anerkannt,  und  von  sämmtlichen  deutschen,  englischen 
und  französischen  Reisenden,  die  das  Land  aus  eigener  Anschuuung 
kennen  lernten,  ist  dieses  Urteil  bestätigt  worden. 

Wie  non  aber  die  beiden  hier  in  Frage  kommenden  Gebiete 
(Mittel-  und  Süd-Brasilien)  schon  io  Bezug  anf  die  klimatischen 
Verhältnisse  grofce  Verschiedenheiten  aufweisen),  *o  weichen  auch 
die  kulturellen  Verhältnisse  bedeutend  von  einander  ab.  Mittel- 
Brasilien  produzirt  hauptsächlich  Kaffee,  Zocker  und  Baumwolle,  und 
zwar  auf  grofsen,  in  den  Händen  von  Brasilianern  befindlichen  Land- 
gütern (fazendas),  die  entweder  mit  Hilfe  von  Sklaven  oder  mit  Hilfe 
europäischer  Halbpachtkolonisten  und  Lohnarbeiter  bebaut  werden, 
während  io  Süd-Brasilien  die  auf  den  natürlichen  Weideflächen 
(carapos)  betriebene  Viehzucht  die  Hauptbeschäftigung  der  Bra- 
I silianer  bildet,  der  Ackerbau  dagegen  dem  eingewanderten  Europäer 
' überlassen  bleibt,  und  zwar  ist  demselben  hierfür  die  ausgedehnt« 
| und  überaus  fruchtbare  Urwaldregion  erschlossen  worden,  in  welcher 
jedem  majorennen  Einwanderer  Gelegenheit  geboten  wird,  unab- 
hängiger Besitzer  eines  für  den  kleinbäuerlichen  Betrieb  hin- 
reichenden Grundstückes  zu  werdeu.  Diese  Art  der  Besiedelung 
bat  im  mittleren  Brasilien  nur  erst  in  sehr  beschränktem  Mafa« 
Eingang  gefunden,  und  darum  ist  es  wohl  berechtigt,  wenn  man 
diesen  Laudestbeil  io  seiner  kulturellen  Eigenart  als  den  des  land- 
wirtschaftlichen Grofsbetriebes,  Süd -Brasilien  dagegen  als  den  des 
landwirtschaftlichen  Kleinbetriebes  bezeichnet.  Selbstverständlich 
haben  nun  diese  Faktoren  auf  die  Verteilung  der  deutschen 
Einwanderung  über  Süd-  und  Mittel-Brasilien  den  gröfclen  Ein- 
flufs  gehabt. 

Mögen  die  Motive  der  Auswanderung  auch  noch  so  verschieden- 
i artig  sein,  mögen  sie  in  familiären,  wirtschaftlichen,  politischen 
oder  anderen  Mifcständeo  gesucht  werden,  ja,  mag  auch  die  Ansicht 
neuerer  Zoologen  berechtigt  sein,  dafc  dieselben  gebetmnifcvolle» 
Ursachen,  welche  für  die  Wanderungen  mancher  Tbiere  und  deren 
Draug,  westwärts  zu  ziehen,  roaf&gebend  sind,  auch  der  germa- 
nischen Maasenauswauderung  und  ihrer  Westwftrtarichtung.  sowie 
dem  Andrang  des  slavfccben  Elementes  io  die  germanischen  Länder 
zu  Grunde  liegen:  Eines  steht  aufcer  Zweifel,  dafc  nämlich  der 


278 

Nr.  18.  EXPORT,  Organ  de«  Centralvfreins  für  Hände  lsgeographia  etc.  1887* 


einmal  Ausgewanderte,  in  dem  Lande  Keiner  Bes ür&muiif'  augelnogt, 
unabhängiger  Grundbesitzer  sein  will,  selbst  wenn  er  ut  dar  Bei- 
mat sich  niemals  mit  landwirtschaftlichen  Arbeiten  beschäftigt  bitte. 
Das  bat  die  KoloniaatioDsgescbichte  in  den  Vereinigten  Staaten  be- 
wiesen, und  nur  so  erklärt  sich  das  völlige  Fiasko,  das  selbst  bei 
den  günstigsten  Lobnkontrakten  das  Engagement  deutscher  Arbeiter 
im  mittleren  Brasilien  erlitten  hat,  zugleich  aber  auch  die  Tbat- 
aacbe,  dafs  die  deutschen  Einwanderer  mit  Vorliebe  die  Sildpro- 
▼insen  aufsneben.  weil  ihnen  dort,  von  dem  gesunden  and  kühleren 
Klima  ganz  abgesehen,  die  Möglichkeit  geboten  ist,  sich  unter 
günstigen  Bedingungen  auf  eigener  Scholle  eefshaft  zq  machen,  Grund 
genug,  um  bei  allen  die  brasilianischen  Einwandernngsverb&Hnlsae 
betreffenden  Fragen  streng  zwischen  beiden  Landestbeilen  zu  unter- 
scheiden, was  zum  grofsen  Nachtheil  für  eine  objektive  Behandlung 
dieser  Frage  in  Deutschland  früher  leider  nicht  geschehen  ist. 

In  der  südlichsten  Provinz  des  Kaiserreiches,  Rio  Grande  do  Snl, 
begann  die  Einwanderung  von  Deutschen  im  Jahre  1824  mit  der 
Anlage  der  kaiserlichen  Kolonie  Säo  Leopolde  im  Stromgebiet  des 
Rio  dos  Sioos.  Dort  erhielt  jeder  majorenne  Ansiedler  eine  frucht- 
bare Landparzelle  von  160000  O- Brassen  (77, 4 ha)  unentgeltlich 
und  bebaut«  die  von  ihm  urbar  gemachten  Theile  mit  schwanen 
Bohnen.  Mais,  Zerealien  und  Knollenfrüchten  verschiedener  Art, 
für  welche  die  benachbarte  Provinzialhauptstadt  Porto  Alegre  einen 
stets  abnabmefäbigen  Markt  dar  bot 

Wenn  auch  bei  Anlage  dieaer  Kolonie  aus  Unkenntnifs  manche 
schlimme  Fehler  begangen  wurden,  wenn  auch  die  Fürsorge  der  kai- 
serlieben Regierung  für  dieselbe  nach  der  Abdankung  des  Kaisers 
Dom  Pedro  1.  eine  sehr  beschränkt«  war,  und  der  die  Provinz  in 
den  dreifsiger  Jahren  verwüstende  Börgerkrieg  die  deutschen  Kolo- 
nisten in  Mitleidenschaft  zog,  so  steht  es  doch  aufser  Frage,  dafs 
sie  sich  aofserordentlicb  günstig  entwickelt  bat  uod  beute,  obwohl 
ihr  kaum  8 000  Einwanderer  aus  Deutschland  zugefübrt  worden 
sind,  ein  wohlhabendes  Uonizipiom  mit  über  30  000  Bewohnern 
rein  deutschen  Ursprungs  bildet,  Leuten  von  unabhängigem  selbst- 
bewnfstem  Charakter,  welche  deutsche  Sprache  und  Sitte  hoch- 
ballen  nnd  anf  Kinder  und  Kindeskiader  vererben.  Selbst  J.  J.  Sturz, 
der  in  so  überaus  nachtbeiliger  Welse  die  öffentliche  Meinung  in 
Deutschland  gegen  Brasilien  beeinflufst  bat,  stand  in  seinen  letzten 
Lebensjahren,  nachdem  sich  seine  eigenen  Kinder  inRio  Grande  do  Su) 
niedergelassen  batten,  nicht  an,  sieb  zu  Gunsten  dieser  gröfsten 
deutschen  An  Siedlung  daselbst  and  der  Besiedlung  der  ganzen 
Provinz  durch  Deutsche  auszuspreeben.  Die  Prosperität  Säo  Leo- 
pold ob  ist  ferner  auch  in  einem  englischen  Blaubuch*)  unum- 
wunden anerkannt  worden,  obwohl  dieses  sich  im  Allgemeinen 
gegen  Brasilien  als  Auswanderungsziel  für  englische  Untertbanen 
ausspricht,  namentlich  da  Versuche  gemacht  waren,  letztere  in 
klimatisch  ungünstige  Ansiedlungen  und  gar  in  verwerfliche  Dienst- 
verhältnisse zu  locken.  ,8io  Leopoldo“  — heifst  es  suf  Seite  18 
des  genannten  Blaubaches  — „wich  was  established  io  1835  and 
wich  bas  imported  up  to  1867  = 7492  immigrauU  from  Germany, 
bas  now  a populatiou  of  from  20  000  to  25  000  iuhabitants,  and 
ita  ex  ports  are  estimated  to  value  annnally  600  000  £ to  700  000  £. 
It  bas  now  from  long  becn  a mnuicipality  and  possesse»  eooside- 
rable  manufactorie»,  refineries  etc.,  cootainiog  also  many  men  of 
considerable  Capital.41 

Da«  letztere  Uribeil  kann  übrigens  auch  auf  die  meisten 
übrigen  deutschen  Koloakten  in  der  Provinz  Rio  Grande  do  Sul 
bezogen  werden,  wenn  dieselben  sieb  auch  nicht  anf  gleicher  Grund- 
lage wie  Bio  Leopoldo  entwickelt  haben,  indem  sie  nicht  von  der 
brasilianischen  Zeutralregieruog,  sondern  entweder  von  der  Pro- 
vinsialregierung  oder  von  Privatpersonen  bezw.  Gesellschaften  an- 
gelegt worden  sind. 

Das  anf  des  Provinzialkolooieen  adoptirte  System  wich  inso- 
fern von  dem  der  Zentralregiernng  ab,  als  des  einzelnen  Kolo- 
nisten nicht  77,4,  sondern  48,4  ba  Land  überlassen  wurden,  und 
zwar  nicht  unentgeltlich,  sondern  zum  Preise  von  800  Mitreis  oder 
600  dty  die  im  Zeitraum  von  5 Jahren  zahlbar  waren.  Letztere 
Bestimmung  ist  jedoch  niemals  streng  gebandbabt  worden,  da  die 
Regierung  den  Abtah längsten» in  bei  etwaigem  Unvermögen  der 
Kolonisten  stet«  in  liberalster  Weise  prolongirt  bat. 

Die  bedeutendste  dieser  Provinzialkolonieen  ist  Santa  Cruz. 
Dieselbe  wurde  1849  angelegt,  1872  emanzipirt,  d.  h dem  allge- 
meinen VerwaUungsmechaniamus  einverleibt,  und,  nachdem  sie  durch 
kleinere  Ansiedloogen  arrondirt  war,  im  Jahre  1877  zu  einem  be- 
sonderen Munizipium  erhoben,  welches  sieb  einer  La  st  rein  deut- 
schen Verwaltung  erfreut  Die  Einwohnerzahl  belief  sich  im  Jahre 
1884  auf  ca.  18  000  Seelen.  Der  Werth  der  Ausfuhr  bezifferte 

*)  6 — 777  Reports  respecting  tbe  condition  of  British  Immigrant» 

tn  BraciL  London  1873. 


stob  in  demselben  Jahre  auf  1 347  600  dt  und  dar  der  Einfuhr  anf 
9l6  200  dl-  Von  dem  Werth  des  Exportes  entfallen  cs.  1 000  000  ,U 
auf  Tabak,  welcher  früher  von  der  französischen  Regie  aufgekaoft, 
in  den  letzten  Jahren  aber  nach  Deutschland  ausgeführt  wurde. 
Auf  der  Kolonie  «xistiren  9 evangelische  nnd  5 katholische  Kirchen, 
7 öffentliche  und  19  Privatschulen,  in  welchen  theila  deutsch  und 
portugiesisch,  ifacils  nur  deutsch  unterrichtet  wird.*) 

Die  Provinzialkolonieen  Santo  Angele  nnd  Nova  Fetropoiis  sind 
weit  kleiner,  denn  erstere  zählte  1881  our  2 851,  letztere  2 236 
Bewohner  deutschen  Ursprungs;  doch  auch  sie  befinden  sieb  in 

Sedeihlicben  Verhältnissen.  Beide  standen  bis  zu  ihrer  vor  etlichen 
abreu  erfolgten  Emanzipation  unter  der  Leitung  deutscher  Direk- 
toren, ebenso  die  kleine  Provinzial  kolonie  Monte  Alverne,  welche 
im  Jahre  1881  — 988  Seelen  zählte.  Auf  sämmtliehen  drei  letzteren 
Kolonieeo  sind  824  Koionielcose  besetzt,  1 720  dagegen  können  im 
Gebiete  derselben  noch  vermessen  werden. ' Von  der  Landschuld 
wurden  bis  1864:  488  4 82^  abgetragen,  und  254  852  dt  standen 
noch  aut. 

Auf  den  zahlreichen  deutschen  Privatkolonieen  der  Provinz 
Rio  Grande  do  Sol  ist  mau  im  Wesentlichen  dem  auf  den  Proviosial- 
kolonieea  adopürten  System  gefolgt;  doch  wird  der  Preis  für 
Laodparzelleo  von  48,4  ha  Flächeninhalt  dort  nicht  mit  600  d(.% 
sondern  mit  1 000  bis  2 000  dt  berechnet,  was  durch  die  im 
Ganzen  günstigere  Lage  der  betreffenden  Ländereien  und  in  Rück- 
sicht auf  die  höheren  Erwerbskosten  derselben  seitens  der  Unter- 
nehmer nicht  ungerechtfertigt  erscheint,  um  so  weniger,  als  sich 
anf  diesen  Privatkolonieen  die  materielle  Lage  der  Kolonisten  in 
Folge  besserer  Absatzbedingungen  sehr  günstig  von  derjenigen 
mancher  Proviozialkolonisten  zu  unterscheiden  pflegt. 

In  den  Vereinigten  Staaten  haben  wir  ja  übrigens  dieselbe 
Erscheinung.  Das  den  Kolonisation*-  und  EisenbabogeselUchafteu 
gehörige  Land  ist  wett  theurer,  als  das  Regie rnngsland,  wird  aber 
trotzdem  von  den  Kolonisten,  welche  sieb  irgend  in  der  Lage  be- 
finden, es  bezahlen  zu  können,  bevorzugt,  da  es  ihnen  eine  leichtere 
Absatzgelegenbeit  gewährt.  Der  Preis  variirt  dort  je  nach  Lage, 
Qualität  and  Bewässerung  des  Bodens  zwischen  4 bis  10  Dollars 
pro  Acre  oder  82  bis  löijo  dl  pro  Hektar  für  Privatland.  Par- 
zellen von  48.<  ba  würden  demnach  io  den  Vereinigten  Staaten 
1 548, so  bis  6 043,3*  t.4t  kosten,  während  sie  in  Rio  Grande  do  Snl 
schon  für  1 000  bis  2 000  dt  in  vorzüglichster  Qaalität  zu  haben 
sind.  Dazu  kommt  aber  uoeb  in  den  Vereinigten  Staaten  die  gröbere 
Ausgabe  für  das  Urbarmachen  und  den  Bau  von  Stallungen  und 
Wohnhaus,  welch  letzteres  ja  der  barten  Winter  wegen  viel  solider 
eingerichtet  werden  mufft  als  in  Süd-Brasilien,  woselbst  der  Ansiedler 
sich  in  den  ersten  Jahren  mit  einer  leichten,  in  wenigen  Tagen 
herzustellenden  Hütte  behelfen  kann,  während  seine  Thiere  über- 
haupt des  Obdachs  nicht  bedürfen:  ein  Umstand,  den  die  von  Nord- 
Amerika  nach  Brasilien  ausgewaoderten  Kolonisten  als  einen  ganz 
besonderen  Vorzug  dieses  letzteren  Landes  preisen. 

Die  englischen  Kommissäre,  G.  Sewel  und  A.  Pell,  ver- 
anschlagen die  Kosten  der  baulichen  Einrichtungen  eines  Ansiedlers 
in  den  Vereinigten  Staaten  uuf  ca.  9 $ pro  Acre  und  das  Urbar- 
machen (clear)  auf  4 bis  6 $ pro  Acre,  sodaf«,  Alles  zusaratnen- 
gereebnet,  15  bis  20  $ pro  Acre  oder  16640  bis  208^  dt  pro  ha  nölhig 
wären,  um  sich  aof  dem  übernommenen  Lande  einzurichten**), 
während  in  Süd-Brasilien  der  Bau  einer  für  die  ersten  Jahre  voll- 
kommen genügenden  Hütte  höchstens  6O$0OORs.  oder  190  dt  — 
den  Milreis  zum  Kurse  von  2373  Pence  berechnet  — und  die 
Abholzung  und  Zubereitung  von  30  000  □ -Brassen  oder  4*4  ha 
Wsldland  93  $ 000  Ra.,  also  pro  Hektar  19  $ 339  Rs.  oder 
38,47  dl  kosteo  würde***).  Dieser  bedeutende  Unterschied 
zwischen  den  Kosten  der  Urbarmachung  in  Nord-  und  Süd-Amerika 
ist  so  zu  erklären,  dafs  hier  der  gefällte  Waldbestand  verbrannt, 
dort  aber  ausgerodet  und  fortgeschafft  wird,  weswegen  natürlich 
auch  der  Holzwertb  zu  Gunsten  des  nord amerikanischen  Ansiedlers 
in  Anschlag  gebracht  werden  mufs.  Immerhin  lehrt  die  obige  Zu- 
sammenstellung, dafs  für  jeden  Einwanderer  die  Ansiedlung  io 
Süd-Brasilien  unendlich  leichter  als  in  Nord-Amerika  ist,  and  es  mag 
noch  hinzugefügt  werden,  dafs  auch  das  Rcgierungsland  in  den 
Vereinigten  Staaten  theurer  als  in  Brasilien  ist  Dort  erhält  der 
Ansiedler,  oacb  dem  „bomestead-law“,  sobald  er  Bürger  des  Lande» 
zu  werden  verspricht,  360  Acres  oder  64,74  ba  zom  Preise  von 
200  $ oder  860  d(  y io  6 Jahren  zahlbar,  nnd  zwar  mit  Gebübren- 
aufachlag  von  7 bis  34  S oder  29,75  bis  144^o  dt ; hier  kann  er 

*)  Verg).  Deutsche  Kolonial zeitung  Bd.  2 8.  766. 

**)  VfL  „Amerika“,  von  Armin  Tenne r.  Berlin  und  New  York,  2.  Auf- 
lage. 1886.  Seite  247. 

***)  Vgl.  Woldemar  Schultz,  Studien  ober  agrarische  uod  pbysüiA- 
lische  Verhältnisse  rs  Süd- Brasilien  Leipzig  1 845  8.  179,  und  B.  v.  J bering, 
Rio  Grand«  d.  S.  Oers  1886  S.  108. 


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1887. 


Nr.  18. 


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EXPORT,  Organ  dea  Central  vereint*  ffir  HandoUgeographic  etc. 


48.4  ha  zum  Preiso  von  600  «.«,  in  5 Jahren  zahlbar,  erwerben, 
braucht  nicht  Bürger  zu  werden  und  erhält  noch  in  der  Kegel  Sub- 
sidieu  für  die  orale  Zeit  und  minderten»  freie  Reize  von  Rio  de 
Janeiro  aus  bis  zu  detu  Orte  seiner  Bestimmung. 

Als  besonders  gut  prosperirende  Ansiedlungeo  im  Norden  der 
Provinz  müssen  die  Privatkolonieen  Mundo  Novo,  Padre  Eterno, 
Mnrati,  Born  Principio,  Teutonia,  Estrella  und  Rio  Pardense  be- 
zeichnet werden,  während  im  Süden  die  iw  Jahre  1858  von  Jakob 
Khcingantz  auf  der  bewaldeten  Serra  dos  Taip«>  angelegte 
Kolonie  Säo  Louren<;<>  eine  grofse  Anziehungskraft  auf  deutsche 
Einwanderer,  namentlich  auf  Hintcrpommeru , ausgeübt  bat  und 
heute  ein  wohlhabendes  Gemeinwesen  von  ca.  12  000  Seelen  bildet! 
Der  Boden  ist  dort  freilich  leichter,  als  auf  den  Kolonieen  im  Norden 
der  Provinz;  aber  die  Nähe  der  Städte  Pelotas  und  Rio  Grande 
haben  ganz  besonders  günstige,  den  Zwischenhandel  überflüssig 
machende  Absatzbedingungen  geschaffen;  auch  ist  dort  die  Kaub- 
wirthsebaft  schon  lange  aufgegeben  worden,  und  durch  Stall- 
fiHtorung,  Düngung  und  Pflugarbeit  werden  Erträge  erzielt,  die  denen 
auf  den  obigen  Kolonieen  io  keiner  Weise  narhstehen*). 

Noch  liegen  in  den  bis  jetzt  besiedelten  Gebieten,  zumal  seit- 
dem auch  die  Kultivationsfähigkeit  des  Kamplandes  in  neuerer  Zeit 
außer  Zweifel  gestellt  worden  ist,  grofse,  zur  Aufnahme  deutscher 
Kolonisten  geeignete  und  disponible  Flächen;  sollten  diese  aber 
einst  vergeben  sein,  so  bietet  das  Hinterland,  namentlich  das  aus- 
gedehnte Waldgebiet  des  oberen  Uruguay,  das  von  allen  Keiseudcn 
als  der  fruchtbarste  Landstrich  Brasiliens  gepriesen  wird,  Raum 
genug,  um  für  Dezennien  die  gcsatnmlu  deutsche  Emigration  in  der 
günstigsten  Weise  unterzubringeu. 

Die  gedeihliche  materielle  Entwicklung  der  deutschen  Kolonieen 
in  Rio  Grande  do  Sul  steht  aufser  Frage,  obgleich  dieselbe  durch 
mangelhafte  Fürsorge  für  Wegebau  und  Vermessungen  wesentlich 
gehemmt  worden  ist»  Letzterem  UbeUtande  ist  allerdings,  seitdem 
der  preußische  Gesandte  v.  Eich  mann  im  Jahre  1863  die  An- 
siedluugen  von  Säo  Leopoldo  bereist  und  unter  Anerkennung  ihrer 
Prosperität  in  Rio  de  Janeiro  auf  den  Mangel  einer  richtigen  Ver- 
messung aufmerksam  gemacht  hat,  unter  Aufwand  grofser  Kosten 
auf  sämmtlichen  Kolonieen  abgeholfen  worden,  ja,  die  meisten  der- 
selben besitzen  regelrechte  und  legalisirte  Grundbücher.  Dagegen 
macht  sich  der  Mangel  an  guten  Straften  auch  heuto  noch  auf  fast 
allen  Kolonieen  fühlbar,  und  das  neuerdings  dekretirte  Frovinzial- 
getieU,  nach  welchem  jeder  Ansiedler  eine  Wegesteuer  von  12  , « 
pro  anno  zu  entrichten  hat,  für  deren  Erträge  die  vorhandenen 
Straften  in  praktikablem  Zustande  erhalten  werden  sollen,  dürfte 
sich  doch  nur  als  ein  Palliativmittel  erweisen.  Immerbia  ist  aber 
auch  auf  diesem  Gebiete  schon  eine  erhöhte  Tbätigkeil  entfaltet 
worden,  und  namentlich  darauf  muh  hingewiesen  werden,  dafs  in 
der  Provinz  während  des  letzten  Dezenniums  703  km  Eisenbahnen 
gebaut  worden  sind,  und  dafs  der  Daropferverkehr  auf  den  Flüssen, 
dank  der  Tbfitigkeit  der  Deutschen,  als  ein  aufterordeotlich  lebhafter 
bezeichnet  werden  darf. 

Dafs  das  deutsche  Handwerk  in  deu  Städten  der  Provinz  gut 
vertreten  ist  uud  sich  eiuer  beneidenswerthen  Prosperität  erfreut, 
mag  hier  nur  nebenher  noch  erwähnt  werden. 

Will  man  aber  den  materiellen  Werth  der  deutschen  Koloni- 
sation in  Rio  Grande  do  Sul  für  Deutschland  genau  kennen  lernen, 
so  rauft  mau  die  Eutwickeluug  des  deutschen  Handels  daselbst 
verfolgen.  Vor  Beginn  der  Kolonisation  gab  es  keine  deutschen 
Kaufleute  in  der  Provinz;  diese  kamen  vielmehr  mit  den  Kolonisten 
dahin,  uud  es  ist  ihnen  geglückt,  die  englischen  und  französischen 
Kaufleute,  welche  früher  deu  Markt  beherrschten,  aus  dem  Felde 
zu  schlagen,  was  um  so  erfreulicher  ist,  als  sich  mit  der  Er- 
scblieftung  des  Landes  für  den  Ackerbau  die  Umsätze  ganz  außer- 
ordentlich vermehrt  haben.  Während  im  Handelsjahr  1868/64 
die  Einfuhr  nur  9 854  000  < «,  die  Ausfuhr  nur  14  406  000  tAC 
wertbete,  bezifferte  sich  der  Werth  der  erstereo  im  Haudelsjabr 
1879/80  auf  58  672  000  , darunter  ca.  14  000  000  allein ' für 
deutsche  Waaren,  und  der  der  letzteren  auf  43  033  600  ..  11  .**) 

Vergleichen  wir  nun  diese  Ziffern  mit  den  entsprechenden 
Ziffern  der  dentscb-nordamerikunischen  Handelsstatistik,  die  gerade 
für  das  Handelsjabr  1879,80  besonders  günstig  waren,  indem 
damals  für  202  200  000  < tt  Waaren  aus  Deutschland  importirt 
wurden,  während  1878/79  nur  für  128^  und  1877/78  sogar  nur 
für  123.*  Millionen  Mark  von  dorther  angeführt  wurden  •••),  so 

•)  Vgl  : ,.Die  deutschen  Ansied  hingen  in  Süd- Brasilien,  Uruguay  uud 
Argentinien“  von  R.  Dilthey,  Landrichter  a.  L>.  Berlin,  Allgemeine  Verlags- 
agentur. 

**)  Vergl.  Sellin,  Das  Kaiserreich  Brasilien,  Rd.  182,  S.  9.  Leipzig 
uud  Prag  1885. 

***)  Vergl.  Max  Dieztnann,  Deutschland*  an fser europäischer  Uandei. 
l'bemmu  1882,  8.  52. 


kommen  wir  zu  folgendem  überraschendem  Resultat:  Auf  ca.  28  000 
Deutsche,  welche  bis  1879  in  Rio  Grande  do  Sul  eiugewandert 
waren,  kam  im  Handelsjabr  1879/80  ein  Import  deutscher  Waaren 
im  Werthe  von  14  000000  «. « oder  500  . U pro  Kopf;  dagegen  auf 
2 882  849  Deutsche,  welche  von  1820  bis  1879,  die  früheren  Ein- 
wanderungen gar  nicht  mitgereebnet,  in  den  Vereinigten  Staaten 
eiogewandert  waren,*)  kam  in  demselben  Handeftjahre  ein  Import 
deutscher  Waaren  im  Werthe  von  202  200  000.«  oder  TD.u  *4C 
pro  Kopf,  oder  nur  xji  des  Antboils,  den  die  Rio-Grandenser 
beutscheu  an  dem  Verbrauch  vaterländischer  Waaren  batten.  Nach 
einem  Berichte  dea  deutschen  ßeruftkonsul«  in  Porto  Alegrr,  ver- 
öffentlicht im  „Deutschen  Handi-Isarchiv“,  partizipirte  Deutschland 
an  dem  sich  im  Jahre  1885  auf  80000000  <Al  beziffernden  Import 
jener  Stadt  sogar  mit  circa  60  Prozent. 

Die  obigen  Zahlen  erhalten  aber  eine  noch  gröfsere  Bedeutung 
durch  den  Hinweis  auf  die  Exportverhältnisse  beider  Handelsgebiete. 
Während  die  Vereinigten  Staaten  den  Werth  ihrer  oben  bezifferten 
Einfuhr  aus  Deutschland  durch  eine  Ausfuhr  nach  Deutschland  im 
Werthe  voq  205  900  000,-«  ausglichen,  und  zwar  eine  solche, 
durch  welche  der  deutschen  Landwirtschaft  und  der  deutschen 
Industrie  eine  verhängnisvolle  Konkurrenz  erwuchs,  führte  Rio 
Grande  do  Sul  dem  deutschen  Markte  nur  einen  getingen  Thcü 
seiner  Viehzuchtpruduktc  zu,  wohingegen  die  Erzeugnisse  der 
deutschen  Kolonieen  (mit  Ausnahme  des  Tabaks)  ausscbliefslich 
nach  den  brasilianischen  Nordproviuzen  und  den  La  Plata-Staaten 
verfrachtet  wurden.  Sollte  überhaupt  jemals  von  dort  eine  stärkere 
Ausfuhr  nach  Deutschland  erfolgen,  so  kann  sie  nur  aus  solchen 
Produkt«  bestehen,  die  hier  nicht  erzeugt  werden,  und  durch 
welche  also  auch  die  einheimische  Produktion  nicht  beeinträchtigt 
werden  kann. 

Ist  nun  aber  in  Obigem  das  materielle  Gedeihen  der  deutschen 
Kolonieen  in  Rio  Grande  do  Sul  und  deren  hohe  wirtschaftliche 
Bedeutung  für  Deutschland  nachgewiesen,  so  kann  auch  die  be- 
rechtigte Frage  nach  der  geistigen  Entwicklung  des  dortigen 
Deulschthums,  namentlich  im  Vergleich  zu  derjenigen  des  Deutsch- 
thums in  den  angelsächsischen  Ländern,  in  durchaus  günstiger 
Weise  für  ersteres  beantwortet  werden. 

Während  in  den  Vereinigten  Staaten,  woselbst  das  deutsche 
Element  auf  10000000  Seelen  abgeschätzt  wird,**)  zufolge  deB  Berichtes 
des  im  Jahre  1882  in  Buffalo  abgehaltenen  deutschen  Lehrertage« 
nur  877  deutsche  Schulen  mit  291  842  Schülern  vorhanden  waren, 
eine  Ziffer,  die,  selbst  wenn  man  sie  wegen  etwaiger  Uuvollständig- 
keit  der  Listen  auf  das  Doppelte  erhöben  wollte,  nur  duzu  dient, 
nm  den  Untergang  des  Deutachtbums  in  den  Vereinigten  Staaten  zu 
illustriren,  da  andernfalls  mindestens  2 000  000  Kinder  die  deutsche 
Schule  besucht  haben  müfsten:  so  mufs  für  Rio  Grande  do  Sul  die 
Thatsache  konstatirt  werden,  dafs  kein  deutsches  Kind,  wofern 
dessen  Eltern  nicht  io  rein  brasilianische  Distrikte  verschlagen 
wären,  ohne  deutschen  Unterricht  anfwächst;  ja,  daft  sogar  in  den 
Städten  eine  grofse  Anzahl  brasilianischer  Kinder  die  deutschen 
Schulen  besuchen.  Die  Versuche  der  brasilianischen  Regierung, 
durch  KreTrung  von  Freischulen  mit  portugiesischer  Unterrichts- 
sprache auf  den  deutschen  Kolonieen  die  Deutschen  dem  nationalen 
Volkskörper  zu  aasimilireu,  sind  wenigstens  vollständig  gescheitert, 
und  das  Prinzip  der  zweisprachigen  Volksechule,  hat  den  Sieg  über 
jenes  System  davongetragen. 

Wenn  Dr.  Klemm,  einer  der  tüchtigsten  Kenner  amerikanischer 
Verhältnisse,  io  seiner  trefflichen  Arbeit  über  das  „Schulwesen  in 
den  Vereinigten  Staaten“  zu  der  Behauptung  gelangt,  dafs  die 
gänzliche  Verdrängung  der  deutschen  durch  die  englische  Sprache 
daselbst  nnr  noch  eine  Frage  der  Zeit  sei,***)  und  wenn  oin  ebenso 
kompetenter  Kenner  australischer  Verhältnisse,  Dr.  Jung,  zu  dem 
gleichen  Urtbeil  bezw.  dieses  Erdtheüs  gelangt, f)  so  steht  den 
Deutschen  Süd-Brasiliens  der  Ruhm  einer  zähen  Aufrecbterbaltung 
deutscher  Sprache  und  Sitte  von  Seiten  sämmtlicher  Kenner  des 
Landes  zur  Seite,  ff) 

Die  Ursachen  dieser  Erscheinung  sind  darin  zu  suchen,  dafs 
die  Angelsachsen  dem  eiuwandemden  Deutschen  an  Tbalkruft  wenn 

*)  Vergl.  Hnbbc -Schleiden,  Deutsche  Kolonisation,  8. 121.  Hnro- 
burg  1681. 

•*}  Vergl.  Ten ner,  Amerika,  2.  Auflage.  Berlin  und  New  York 
1886,  8.  81. 

***)  Vergl.  Ten  ne  r,  Amerika,  S.  82. 

f)  Vergl.:  „Deutsche  Kolonioon“  ron  Karl  Kmll  Jung,  Leipzig  und 
Prag  1884,  S.  144. 

ff)  Vergl.  J.  J.  v.  Ta  eh  u di,  Reisen  durch  Süd*  Amerika.  Leipzig,  bei 
Brock  laus,  Are-La  Ilomant,  Reisen  in  Süd- Brasilien  im  Jahre  1858.  Wolde* 
mar  Schultz,  Studien  über  agrarische  und  physikalische  Verhält  bisse  ln 
Sud- Brasilien,  Leipzig  1865,  S.  198.  Hugo  Zoller,  Die  Deutschen  im  hru* 
»iliauisebeu  Urwald.  Köln  18b  1. 


Nr.  18. 


280 

EXPORT,  Organ  des  Central  verein»  für  Handebgeograpbio  eUj. 


1887. 


auch  nicht  überlegen,  so  doch  mindestens  ebenbürtig  sind,  und  d&fs 
der  Deutsche  «ich  die  Sprache  der  Herren  de»  Laude»  »ehr  leicht 
uozueignen  vermag,  während  io  Brasilien  da»  Gegentheil  der 
Kall  ist. 

Nun  »oll  aber  durchaus  nicht  geleugnet  werden,  dafs  in  dieser 
größeren  Verschiedenheit  beider  Voikseleincnte  in  Brasilien,  zumal 
wenn  da»  religiöse  Moment  in  Betracht  gezogen  wird,  die  Quelle 
mancher  Hemmnisse  zu  suchen  ist,  denen  die  dortigen  deutschen 
Kolonieeo  io  ihrer  Entwickelung  ausgesetzt  gewesen  sind.  Diese»  zftbe 
Kestlialtuu  an  deutscher  Sprache  und  Sitte  bei  unsere  Landsleuten 
machte  die  Brasilianer  luifstrauiacb  gegen  dieselben.  Man  be- 
trachtete ihre  An&iedlungen  gewissermaßen  als  einen  Staat  im 
Staate,  gegen  den  der  nationale  Chauvinismus  Mißtrauen  aussfien 
zu  müssen  für  angezeigt  fand.  Kecblsverkürzungen  aller  Art. 
namentlich  auch  politische  und  religiöse,  waren  die  Folge  davon. 
Wenn  auch  die  brasilianische  Regierung  liberal  genug  war.  auf 
mauchcu  Kolouieeu  protestantische  Gotteshäuser  zu  bauen  und  pro- 
testantische Geistliche  anzustellen,  so  wurde  doch  die  protestantische  I 
Ehe  von  der  brasilianischen  Gesetzgebung  volle  *10  Jahre  seit  dor  j 
ersten  deutschen  Einwanderung  nicht  als  rechtsgiltig  anerkannt, 
uud  erst  durch  das  Gesetz  vom  11.  September  1 K6 1 nebst  Auit- 
fübrungsdekret  von»  17.  April  1863  wurde  sie  unter  der  Bedingung 
der  Eintragung  in  das  Zivilregister  gesetzlich  der  katholischen 
Ehe  gleichgestellt;  doch  blieben  noch  verschiedene  Härten  für  die 
Eheschließungen  gemischter  Paare  übrig,  wie  z.  B.  die  Ver- 
pflichtung der  katholischen  Trauung  und  das  Versprechen  der  ka- 
tholischen Kindererziehung  seitens  des  protestantischen  Tbeiles, 
Hirten,  welche  auch  gegenwärtig  noch  nicht  beseitigt  sind  und 
wohl  nur  erst  mit  der  Einführung  der  Zivilehe:  in  Brusilicu,  welche 
bereits  iu  den  Kümmern  beantragt  worden  ist,  verschwinden 
werden. 

Viel  schwerer,  als  in  kirchlicher  Hinsiebt,  haben  die  Deutschen 
in  Brasilien  durch  die  Verkümmerung  ihrer  bürgerlichen  und  poli- 
tischen Rechte  gelitten.  Dafs  die  Rechtsverhältnisse  im  Allge- 
meinen iu  einem  juugen  Lande  nicht  so  entwickelt  sein  können, 
als  in  alten  Kulturstaaten,  bedarf  keines  nähereu  Beweises.  Auch 
iu  den  Vereinigten  Staaten  lassen  dieselben  unendlich  viel  zu 
wünschen  übrig,  und  namentlich  wird  der  der  Laudeaspracbe 
unkundige  Einwaudercr  stets  unter  einem  solchen  unfertigen  Recbts- 
zustande  zu  leiden  haben.  Es  sind  lbat»ftchlich  zahlreiche  Beoacli- 
theiliguugeo  von  Deutschen  durch  brasilianische  Gerichte  vor- 
gekommen, welche,  für  die  Betroffenen  um  so  härter  waren,  als  sie 
bei  ihren  heimischen  Konsuln  wegen  Mangels  eines  Konsularvertrages 
nicht  dagegen  appelliren  konuten,  was  namentlich  bezüglich  der 
höchst  mangelhalt  betriebenen  Regulirung  von  Hinterlassenschaften 
dort  verstorbener  Deutschen  sehr  bitter  empfunden  wurde.  Glück- 
licherweise bat  ja  aber  der  am  10.  Januar  1882  erfolgte  Abschluß 
einer  Konsularkonvention  zwischen  Deutschland  uud  Brasilien 
diesem  Zustande  ein  Ende  gemacht,  und  wenn  nun  auch 
damit  die  berechtigten  Forderungen  der  Ansiedler  auf  größeren 
Rechtsschutz  noch  nicht  erledigt  sind,  so  ist  wenigstens  der  Anfang 
zur  Herbeiführung  besserer  Rechtszustinde  gemacht  worden. 

Auch  die  politische  Stellung  der  Deutschen  io  Brasilien  hat 
sich  gegen  früher  günstiger  zu  gestalten  begonnen.  Nuch  Art.  05 
der  brasilianischen  Verfassung  waren  die  oaturalisirtea  und  aku- 
tbolitcbeo  Bürger  früher  vom  passiven  Wahlrecht  ausgeschlossen, 
Grund  genug,  dafs  die  Naturalisation  von  den  Einwanderern  auch 
selten  nacbgesucht  wurde,  wozu  allerdings  auch  die  gesetzlichen 
Schwierigkeiten  und  die  bolieu  Kosten  derselben  Veranlassung  sein 
mochten.  Seitdem  nun  aber  diese  Mißstände  (welche  übrigens  für 
die  als  Ackerbauer  Eingewanderten  nicht  bestunden,  indem  diesen 
laut  Dekret  vom  28.  Juni  1850  die  Naturalisation  unentgeltlich  ge- 
währt wurde)  durch  gesetzliche  Bestimmungen  vom  12.  Juli  1871 
uud  SO.  Oktober  1882  beseitigt  worden  sind,  seitdem  vor  allen  Dingen 
das  u.*ue  Wahlgesetz  vom  Jahre  16B1  die  oaturalisirtea  und  nicht 
katholischen  Bürger  den  Einheimischen  völlig  gleich  gestellt  hat*), 
ist  dies  nuders  geworden  Iu  immer  größerer  Zahl  melden  sich 
die  Deutschen  zum  Eintritt  in  den  brasilianischen  l'uterthanen ver- 
band, und  schon  hüben  sie  aß  schönen  Erfolg  dieser  Selbsthilfe 
die  Wühl  naturalisirter  und  dabei  sogar  evangelischer  Abgeordneten 
ihrer  Nationalität  iu  die  I'rovinziulkaminer  zu  verzeichnen,  denen 
hoffentlich  bald  die  Wahl  von  Deutschen  in  dcu  brasilianischen 
Reichstag  folgen  wird. 

Es  ist  selbstverständlich,  dafs  derartige  Errungenschaften 
weitere  Nuturalßirungcn  und  ein  geschlossene*  Vorgehen  der 
deutschen  Kolonisten  zum  Zweck  der  Festigung  ihrer  sozialen  und 
wirtschaftlichen  Lage  im  Gefolge  haben  werden;  doch  dürfte  eine 

*)  Vcrgl.:  Die  deutschen  Kolonicen  der  Provinz  Rio  Grand«  do  Sul. 
Berlin  1881.  S.  10. 


ununterbrochene  Entwickelung  dieser  ihrer  Interessen  nur  unter 
der  Bedingung  einer  ungehinderten  Zuwanderung  von  Stammesge- 
nossen möglich  sein.  (Koiuhmu*  foi*t ) 


Europa. 

l«t«raationile  Aufteilung  In  Barcelona.  Der  Burcflooiywr 
Ausstellung  ist  nun  doch  ein  offizieller  Charakter  gesichert,  wie 
aus  folgcudem.  uns  zur  Verfügung  gestellten  Schreiben  des  Bürger- 
meisters von  Barcelona  hervorgebt: 

„Alealdia  tVmstituciuual,  Barcelona,  16.  April  1887. 

Din  das  Zustandekommen  der  Internationalen  Ausstellung  in  Barcelona 
zu  sichern,  hat  die  Munizipalität  der  Stadt  diesell»«  übernommen ; da  diene 
Behörde  hierbei  auf  den  Schutz  uud  die  Beihilfe  der  Landesregierung 
rechnen  darf,  so  hat  der  fragliche  öffentliche  Wettstreit  iu  Wirklkhkeil  einen 
ausschließlich  offiziellen  Charakter“ 

Afrika. 

m.  Afrika  in  den  Verhandlungen  des  VII.  deutschen  Geuflraphentages. 

(Paul  Reichardl:  Von  Sanaibar  bis  zum  Tangauika  uud  bis  zum  Kongo 
Quellgebict.  Büttner:  Namaqua-  und  Damaralaud.  Hugo  Zöllen  Togo 
und  Kamerun).  In  den  Verhandlungen  des  von»  15.  bi«  18.  April  zu  Karls- 
ruhe versammelten  VII.  deutschen  Geographentages  bildete  begreiflicherweise 
auch  der  „schwarze  Ktdlbeil*  einen  Gegenstand  der  Vorträge,  zu  denen  mau 
hervorragende  Kenner  der  einschlägigen  Verhältnisse  gewonnen  hatte. 

I.  Zunächst  sprach  der  Afrikareisende  Paul  Ucichardt  über  die  Be- 
obachtungen, «eiche  er  auf  seincu  Reisen  in  Ost-Afrika  von  Sansibar  bis 
zum  Tauganika  und  von  da  tu*  turn  Kongo  Quellgebict  gemacht.  Von  der 
„Allgemeinen  Kolonjsationi»gc*clUrbaft‘  und  dem  König  der  Belgier  ausge- 
Htattet.  ging  die  Expedition,  der  außer  dein  Redner  noch  di«  Herren  v. 
Scheele,  Dr.  Böhm  und  Dr.  Kaiser  angehörten,  zu  dem  Zwecke  nach 
Afrika  um  am  Tiuiganika  eine  wissenschaftliche  Station  zu  gründen.  Nachdem 
sich  die  Orte  Mckona  und  I ugnmncai  für  dienen  Zweck  al*  unhrauchhir  er- 
wiesen hatten,  wurde  die  Station  nach  der  Hauptstadt  ron  Dgunda  verlegt. 
Von  da  wurde  in»  Dezember  1882  die  Reise  in  ds»  Innere  von  Afrika  nn- 
gelreten.  Ein  Besuch  der  Kongo*]  uellen  erwies  «ich  «egen  der  Feindselig- 
keit der  Einwohner  al*  unausführbar:  nur  noch  10  Tagereisen  vom  Ziele 
entfernt  mußte  Redner  utakehreo,  rettete  nur  mit  genauer  Noth  Kaiawane 
und  Leben  und  erreichte  nach  fi  Jahieu  uud  1 Monat  die  Küste.  (Herr 
v.  Scheele  batte  die  Expedition  schon  iu»  Januar  1881  verlassen,  Dr.  Kaiser 
Ntarb  1882  im  Oktober,  Dr.  Böhm  im  Märt  1884).  Redner  schildert  da* 
Klima  de*  von  ihm  durch  reisten  Gebietes  ali  sehr  ungesund,  nib*  Versuche 
zur  Kolonisation  dieser  LtaderatlWCken  nl*  aussichtslos  Da»  Fieber,  dessen 
Wirkung  Keichardt  an  »ich  selbst  in  furchtbarer  Welse  erfahren,  behauptet 
den  Flau,  es  kommt  überall  vor.  in  den  .Sümpfen  und  den  trocknen  Gegen- 
den, iu  der  Tiefe  und  auf  den  Höhen,  an  der  Küste  wie  im  Innern,  sowohl 
während  der  trockneu  als  der  Regenzeit,  ln  Sansibar  ist  das  Klima  in  den 
letzten  Jahren  wohl  in  Folge  der  verringerten  Regenmenge  etwas  besser  ge- 
worden. l’uter  dein  Fieber  leiden  nicht  allein  die  Europäer,  hei  denen  un- 
regelmäßige Nahrung  und  Kleidung,  Exzess«  uud  Strapazen  die  Wider- 
Alnndsfabigkeii  vermindern,  sondern  auch  die  Neger.  Am  ftebergefährliebsten 
ist  die  Zeit  des  Passatwecbselm  Mai  und  April,  am  Schlüsse  der  vom  Februar 
au  dauernden  großen  Regenzeit,  welche  oft  große  f berschwrainningcn  xur 
Folge  haL  Dysenterie  und  Blattern  richten  öfters  große  Verheerungen  unter 
den  Nepern  an.  Gcgon  die  Blattern  verwanden  die  Eingeborene«  Impfungen 
mit  menschlicher  Lymphe,  eine  selbständige  Erfindung  der  Wlhthi  am  Tan- 
ganika.  Vom  Mai  bis  Juli  währt  die  kalte  Zeit,  wahrend  deren  zuweilen 
nur  V*0  Wärme  bcohachtet  wird,  vom  Juli  bis  Oktober  die  heiß«  Zeit,  die 
angenehmste  in  den  Tropen  wegen  der  Trockeuhcit  der  Luft,  obwohl  die 
Hitze  oft  bis  zu  38»  C.  im  Schatten  und  58°  in  der  Sonne  steigt.  Der  Hoden 
des  Tun  Keichardt  durchforschten  Gebietes  besteht  zu  10%  aus  kristalli- 
nischen Gesteinen,  zu  etwa  30%  au*  Thooschtefer  und  zu  60%  aus  Latent. 
Letzterer,  ein  Thou  von  oft  grellrotber  Farbe,  ist  an  sich  fruchtbar  uud  .«ehr 
geeignet  zum  Anbau  tropischer  Gewächse.  Jedoch  trocknet  er  sehr  leicht 
und  wird  manchmal  so  hart,  daß  die  ganz«  Aussaat  verlöre*  geht.  Künst- 
liche Bewässerung  ist  deshalb  oothwendig.  Da*  den  B-idcn  zu  60%  be- 
deckende Gras  ist  meistens  mannshoch,  ja  an  feuchten  Stellen  von  3 bi» 
6 m Höhe.  Grwsbrnnd«  kommen  häufig  vor.  Der  Waldbestand  ist  liebt,  dio 
Bäume  stellen  oft  3 bi*  8 na  auKcinander  und  haben  bet  nur  10  in  Durch- 
schnittshöbe wegen  des  barten  Bodens  kein«  tiefe  Bewurzeluug.  Die  Passat 
stürme  richten  alljährlich  unter  dem  Baumbestände  grobe  Verheerung«»  an. 
Manche  Bäum«  sind  aß  Nutzholz  brauchbar,  von  anderen  ist  die  lanuin- 
haltige  Rinde  werlhvoll,  aus  der  häutig  verkommenden  Akazie  (Acacia  hstula) 
gewinnt  man  Gummi  arabicum-  Eine  Holzart,  di«,  wie  Redner  an  einen» 
Versuche  zeigt,  mit  Leichtigkeit  durch  Reiben  zum  Glimmen  zu  bringen  ist, 
kann  man  als  da*  Streichholz  de*  Neger»  bezeichnen.  Mit  schnell  drehender 
Bewegung  lxihrt  man  cm  in  weirhes  Holz  ein,  wobei  »ich  Holzmehl  bildet, 
das  sich  leicht  entzündet.  Der  Rcichthum  an  Hochwild  ist  groß;  Zebra  und 
Elefaut  werden  nicht  gezähmt,  letzterer  aber  des  Elfenbeins  wegen  immer 
mehr  getüdtet.  Eingeführtc  Rinder  uud  Pferde  sterben  meist:  sie  leiden  mehr 
iu  Folge  der  schlechten  Futtcrkriotcr  nl*  von  der  Tsetsefliege.  Die  Hühner 
legen  viele  Eier,  die  zu  verzehren  dem  Neger  ein  Greuel  ist.  Betreff*  der 
Volksst&mme  macht  Redner  die  Bemerkung,  daß  er  dieselben  vom  bellen 
Gelb  bis  zum  dunkeßten  Schwarz  angetroffeu  habe.  Vom  Charakter  de» 
Negers,  den  er  aß  Clown  und  Bestie  bezeichnet,  weif*  Redner  nicht  viel 
Gutes  zu  sagen.  Einen  Vertrag  könne  man  ebenso  gut  mit  eiuem  Affen 
nbschließen  wie  mit  einem  Neger.  Unter  der  I«a»t  der  Arbeit  versinke  er 
iu  Btumpßinnigen  Ulekbmuth.  Zur  Arbeit  und  Kultur  sei  er  nur  durch  dm 


1887. 


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EXPORT,  Organ  des  Cnntralvercina  für  Handelagengraphle  etc. 


Nr.  18. 


Sklaverei  ca  erziehen,  für  deren  milde  und  pererbte  Ausübung  staatliche 
Garuoticen  tu  fordern  »eien.  Von  den  Negern  selbst  würden  .Sklaven  milde  be- 
handelt. I »it*  religiösen  Vorstellungen  sind  wenig  au  *u  «bildet.  Die  Einwohner 
glauben  an  einen  guten  Geist,  der  viel  zu  gut  sei,  als  daß  man  «ich  um  ihn 
zu  kümmern  brauche,  an  Fetische,  deren  einen  jrdes  Ding  besitzt,  und  an 
eine  Art  von  Secfenwandcnmg.  Im  übrigen  marbt  bei  diesen  Stimmen  der 
faNUa  größere  Fort^ct  ritte  als  das  CWitNthia,  Was  die  Produktion  des 
Landes  anbelangt,  so  ist  außer  Elfenbein,  Kaußchuk  und  Kopai  noch  kein 
Produkt  knnkorrenzfähig;  günstige  Resultate  sind  nur  von  rücksichtslosester 
Energie  zu  erwarten.  Während  im  südlichen  Ost-Afrika  nach  des  Redners 
Aiisieht  nur  Handelskohmieen  möglich  sind,  bieten  die  nördlicheren  Galla- 
und  SomahJiinder  mit  ihrer  intensiven  Viehzucht  bessere  Aussichten. 

Dem  interrssanten  Vortrage  folgt«  lebhafter  Beifall,  aorauf  der  Vor- 
sitzende, Herr  Mini»teria1prüsident  a.  D.  Gr  im  m (Karlsruhe)  dem  Krdner  den 
Dank  der  Versammlung  aussprach  für  die  Erweiterung  des  Wissens  über 
Afrika.  Das  ungünstige  l'rtlieil  Relchardt’s  über  Ost-Afrika  sei  wobt  in» 
Wesentlichen  aut  die  Thatsache  zurürkzufübren,  dafs  der  Forscher  nicht  in 
deu  besser  gestellten  Bezirken  Ost-Afrikas,  sondern  gerade  in  den  un- 
günstigsten gewesen  sei.  Geheim  rnth  Neumayr  (-Hamburg)  widmete  dem 
lSulhe  und  uer  Energie  Reichardt’s  Worte  bewundernder  Anerkennung. 

II.  Mi**ionsir»8p«ktor  Hüttner  (-Berlin)  sprach  dann  über  Namaqua- 
Damaraland.  Das  M<il«eBtafrikanische  Schutzgebiet  ist  ein  Temw.senl.xnd. 
Sein  Boden  beliebt  itn  Norden  und  Süden  hauptsächlich  aus  Gneis  und 
Granit,  in  der  Mitte  aus  Sandstein.  Die  Resultate  der  Ktipfererzunter- 
suc bringen  sind  bis  jetzt  noch  nicht  der  fiffentlicbkrit  übergeben  worden. 
Meteorologische  BeoWhtungen  wird  man  auf  den  Missionsstationen  gern 
anstellen,  wenn  man  ihnen  Instrumente  zur  Verfügung  stellt,  was  nab 
Schluß  des  Vorträge*  namens  der  Deutschen  Seewarle  Gehriuiratb  Neumayr 
zusagt.  Mit  deu  Negern  haben  die  Missionare  kein«  ungünstigen  Erfahrungen 
gemacht.  Aller  Unterricht  ln  den  Negerschulen  erfolge  ohne  Zwang  und 
Peitsche  und  wei*e  zum  Tbcil  büchst  erfreuliche  Erfolge  auf.  (Keduer  legt 
Schreibhefte  aus  den  Nezerschulen,  Bibeln.  Gesangbücher  usw.  In  der 
HnUeutot’eii  - und  Hcreroaprache  vor.)  Koutrahiren  könne  man  mit  den 
Negerbäuptllngen,  nur  solle  man  die  Verträge  »o  abfassen,  dafs  sie  auch  ge- 
halten werden  könnten. 

Die  Kaunti  anbetreffend . so  lu-daucrt  Redner  mit  Recht  da*  Schwinden 
des  groisrii  Wildes,  namentlich  die  Ausrottung  des  Elefanten.  Ihu  erste  in 
Afrika  «eiten»  de»  l’rut*chen  Reiche»  erlassene  Gesetz  betreffe  erfreulicher- 
weise den  Jagdschutz  und  «cid«  schon  das  Seine  wirken. 

Das  Ibimaraland  hat  viele  Rinder,  die  gute  Nahrung  dort  finden-  Auch 
tu  den  KHchbargegeudrri  blüht  die  Viehzucht  Koruban  wird  schwerlich  ein- 
znfiihrcn  »-in,  wohl  »brr  die  Zucht  der  Dattelpalme  und  anderer  Pflanzt  u. 
deren  Produkte  xoro  Kxporliren  geeignet  sind.  Sache  der  Wissenschaft  ist 
es,  da*  über  Südwe*t- Afrika  schon  zahlreich  vorhandene  Material  — die 
Akten  der  Mßsionsarchixe  weisen  auf  54.»  Jahre  zurück  — *«  bearbeiten,  um 
darüber  Klarheit  zu  schaffen,  wie  das  l.an<l  im  Dienste  des  Kulturlebens  auv 
ZHltulzen  sei.  ( Lebhafter  Beifall!) 

III.  Den  dritten  Vortrag  über  Afrika  hielt  Hugo  Zöller:  »L  ber  die 
Grenzen  des  erforschten  und  unerforschten  Gebietes  in  Togo 
und  Kamerun.”  Das  Togoland  umfaßt  nach  de#  Redners  Berechnung 
etwa  1300  qkm.  eliwchlielslieh  der  Annexe  Klcin-Povo.  Agoume  usw.  hat 
dasselbe  eine  Fläche  von  ca.  4000  qkm  und  eine  Küstenlinie  von  58  km. 
Elwa  100000  Einwohner  bewohnen  das  Land.  IHe  neuesten  Kursehuugen 
Italien  bi»  dahin  die  Franzosen  gemacht,  die  noch  am  2 März  1886  in 
Adaiiiab  eine  Miwionsstation  der  (iesellacliaft  vom  Sacre-C'vur  errichteten, 
nachdem  sie  bereit*  früher  eine  solche  in  Atidunghe  gehabt  hatten.  Vom 
.SutiJpunht.-  da  Kultmfreundes  kann  man  dies  nach  de*  Redners  Ansicht 
nur  mit  Freuden  begrüben,  muh*  es  aber  als  Patriot  bedauern,  dafs  die 
Forschungen  nicht  von  Deutschland  gemacht  sind,  da  man  sich  wohl  vor- 
stellen  kann,  welche  Gesinnungen  jetzt  den  Eingeborenen  eingeflüfst  werden. 
In  Togo  halten  aufser  den  eingewaodertm  Europäern  bisher  weder  Muhamme- 
daner noch  Christen  gelebt;  wo  jedoch  Mohammedaner  in  der  Nähe  anderer 
Missionsstatintien  gewesen  sind,  hat  man  gefunden,  itafs  dieselben  weit 
schwerer  tum  Cbristenthnn)  zu  bekehren  waren,  als  die  Heiden. 

Redner  kommt  sodann  zur  Schilderung  der  Gestaltung  dew  Landes, 
dessen  Küsten  sehr  schroff  ab  fallen,  sodaß  das  Landen  ungemein  schwierig 
ist,  weil  überall  ungeheure  Brandungen  augetrofleu  werden.  Hinter  dem 
Strande  kommen  dann  lange  Handflächen,  ein  recht  üppiger  Busch,  hinter 
welchem  die  Lagune  liegt,  die  wieder  ton  starkem  Dickicht  und  Wald,  von 
Oliven-  und  Affrnhrodhüumen  umgeben  ist  Die  wildwachsende  Kaumwolle 
wird  in  grolsen  Mengen  anget/offen.  Im  Norden  sind  sodann  gewaltige  Ge- 
birge. die  aber  bisher  unerforscht  sind-  Ellefanten  giebt  es  in  Togo  fast 
gar  nicht  mehr,  dagegen  eilte  grofse  Menge  von  Leoparden,  die  aber  den 
Menschrn  nur  dann  angreifen,  wenn  sie  Beibit  angegriffen  werden-  ln  der 
Lagune  kommt  da»  Krokodil  in  grüfserer  Zahl  vor.  Die  Moskitos  bilden 
eine  sclt-eckliche  Landplage.  Die  klimatischen  Verhältnisse  sind  der  Vege- 
tation günstig,  ihr  Einfluß  auf  die  Gesundheit  ist  derselbe  wie  in  Kamerun 
lu  der  Kultur  »toben  die  Togoleute  höher  ak  die  KamerunDeger,  was  Red- 
ner an  Beispielen  au*  der  Religion,  der  Architektur  usw.  eingehend  naeli- 
wefsL  Auch  dl«  Dörfer  der  Togoleute  sind  praktischer  angelegt  und  rein- 
licher gehalten  ai*  in  Kamerun.  Dagegen  ist  die  Sklaverei  bei  den  enteren 
schlimmer,  da  bei  ihnen  noch  Sklavenhandel  vorkommt,  ßetüglich  Kameruns 
betout  Redner  die  grofse  Abwechselung  in  der  landschaftlichen  Szenerie. 
Das  Gebirge  steigt  bis  zu  4000  in;  der  Benähe  hat  etwa  die  Höhe  des 
Montblanc,  steigt  direkt  au»  dem  Meere  auf  und  ähnelt  dem  Ätna.  Pos 
Gebirge-  selbst  i>t  sehr  komplizirt.  Die  beiden  bedeutendsten  Kulturleislun- 
gen  der  Kameruner  sind  die  Tromtnelspraclie  und  der  Kanübau.  Mit  den 
Tier  bis  sechs  Tönen,  welche  ihr«  Trommeln  (Ndimbon)  ergeben,  wissen 
sie  Worte  zusamuicu/useUeu,  mittel»  deren  sie  sieb  weitbin  Nachrichten  zu- 
»t'hickcn.  IHe  vom  Redner  ausgeführte  Besteigung  des  Kamerunberges  war 


noch  an  demselben  Tage  in  der  ganzen  Umgegend  bekannt.  E*  dauert 
oft  ein«  ganze  Minute,  ehe  ein  einziges  Wort  getrommelt  ist.  Die  Kanus 
sind  theils  grofse  Krlegaboote,  theils  kleine  Transport-  und  Fischer  kau  üs. 
Die  enteren  zeichnen  «ich  durch  eine  ungeheure  Schnelligkeit  aus.  Wurde 
doch  der  Woermann'scbe  Dampfer  ,,Dualla“  mit  Volldampf  fahrend  von 
einem  solchen  KriegBkanw  beinahe  eingeholt.  Die  kleineren  Boote  sind  von 
grorser  Leichtigkeit,  sodafs  sie  oft  von  Balangaleuten  Kcnominireus  halber 
unter  dem  Arme  getragen  werden. 

Bezüglich  des  Charakters  der  Neger  hat  Redner  durrhweg  erfreuliche 
Erfahrungen  gemacht  und  von  demselben  einen  günstigeren  Eindruck  als 
von  allen  anderen  Naturvölkern  gewonnen.  Die  Neper  besitzen  den  Ehrgeiz, 
dem  weißen  Manne  ähnlich  m werden.  Au»  diesem  Grunde  zeigen  sie  kein« 
Abneigung  gegen  die  Mission. und  ihre  Ttiätigkeit.  Nur  empfiehlt  Redner 
den  Missionaren,  den  Hauptnacbdruck  auf  die  Erziehung  des  Negers  zu 
nützlicher,  handwerksmäßiger  Thäügkeit  zu  legen.  Etwaiger  Widerstand 
solle  nicht  durch  Anwendung,  sondern  durch  rechtzeitig«  Zurschaustellung 
der  Gewnlt  gebrochen  werden. 

Redner  spricht  dann  Hcbließlicb  noch  über  die  Art  und  Weise,  wie  der 
Reisende  am  besten  beim  Vordringen  in  das  Innere  verfahre.  Der  Reisende, 
dessen  Voraclireiten  die  Handelsmonopole  die  größten  Hindern!»*«  entgegen  - 
atellen,  darf  nicht  zu  wenige  Begleiter  haben,  alter  wegen  der  angemessenen 
VerproTiantirung  atieh  nicht  zu  viel«.  In  West-Afrika  tragen  die  begleiten- 
den Neger  70  bi*  80,  in  ö*t- Afrika  bis  100  Pfd.  Zöller  ist  mit  höchsten* 
25  Leuten' ausgekommen.  Bezüglich  der  Mittheilungen,  die  der  Reisend«  über 
das  Gesehene  zu  machen  beabsichtigt,  empfiehlt  Redner  strenge  Objektivität  und 
warnt  vor  einer  Verallgemeinerung  des  Urtheils,  die  immer  schädlich  wirken 
müsse.  Generalisirendc  .Schlüsse  zu  ziehen»  sei  nicht  Sache  de*  Ressenden, 
sondern  der  geographischen  Wissenschaft. 

I.angan haltender  Beifall  folgte  diesen  überau*  interessanten  Darlegungen, 
die  wie  auch  die  beide«  anderen  Vorträge  eine  wesentliche  Bereicherung 
unserer  Kenntnisse  über  den  «dunklen"  Erdthei!  brachten. 

m Marokko.  Auf  dem  VH.  Deutschen  Geographen tage  (15.  bis  18.  April) 
zu  Karlsruhe  hielt  Herr  Professor  Dr.  .1  Rein  aus  Bonn  einen  sehr  ein 
gehenden  und  interessanten  Vortrag  über  Marokko,  den  er  mit  der  Bemer- 
kung begann,  dafs  Prof.  Peter  mann,  aJ*  er  vor  30  Jahren  seine  bekannte 
Karte  herausgrgehen,  die  richtige  Bemerkung  gemacht  habe,  die  Meerenge 
vuii  Gibraltar  trenne  zwei  Welltheile,  zwei  Weltmeere  und  zwei  Religionen. 
Obgleich  für  Europa  das  nächste,  ist  nach  des  Redners  Ansicht  Marokko  für 
unsere  Kenntnif*  doch  immer  noch  da*  fernste  Land  Nord-Afrikas.  So  leicht 
Marokko«  Küsten  mit  ihren  offenen  Rhoden  zugänglich  sind,  *o  außer- 
gewöhnlich schwierig  ist  da*  Kind ringeu  in  das  Innere  des  Landes:  diese 
Schwierigkeiten  liegen  aber  nicht  in  der  Natur  des  letzteren,  in  seinem 
Boden  und  seinem  Klima,  aoudern  in  der  Herrschaft  de*  Islöma.  Willkür, 
Stumpfsilm  und  Ignoranz  zeichnet  die*«  Herrschaft  aus  und  macht  das 
Reisen  im  Innern  so  gefährlich  und  beschwerlich.  Diese  Schwierigkeiten, 
sowie  die  den  Landen»  in  offener  Rhode  schienen,  »o  führt  Redner  weiter 
aus,  von  Herrn  Dr.  Jan  nasch  bei  seiner  Handelsexpedition  nicht  genügend 
gewürdigt  nnd  in  Betracht  gezogen  worden  zu  sein,*)  und  so  sei  auf  die 
verunglückte  Landung  für  ihn  und  seine  Gefehlten  eine  Zeit  der  Entbehrung 
und  der  Qual  gefolgt,  di«  man  sich  s-hrocklicher  kaum  voratellen  könne. 

Als  Beispiele  der  grenzenlosen  Ignoranz  der  Bewohner  führt«  Redner  an, 
daß  Sir  Joseph  liooker  1871  dem  Sultan  versprechen  mußte,  keinen  Stein 
aus  dem  l>ande  fortzu nehmen,  dafs  man  vor  etwa  20  Jahren  in  Rabat  den  Sohn 
eines  griechischen  Renegaten,  der  als  Lehrer  seinen  Schülern  neben  dem 
Koran  auch  etwa*  Geographie  bieten  wollte,  dafür  zwei  Jahre  in  den  Kerker 
warf,  daf#  der  Knid  vou  Mogadör,  der  Wirth  de*  Vortragenden,  187*2  keine 
Ahnung  von  der  Lage  Preußens  hatte.  Die  Ignoranz  des  jetzigen  Sultän* 
sei  auch  bei  der  Unterredung  desselben  mit  Herrn  Dr.  Jan  nasch  in  auf- 
fallendem Maß«  zu  Tage  getreten. 

Allen  Schilderungen  ond  den  über  Mogadör  zur  Ausfuhr  gelangenden 
Produkten  de«  Sit»  entsprechend,  ist  die*«  Landschaft  die  gesegnetste  des 
gauzen  moghrebischen  Reiche#.  In  ihr  und  den  benachbarten  Gebieten  des 
Wad  Nun  und  Wad  Dm  wird  man  wahrscheinlich  auch  den  rechten  Schlüssel 
zur  Deutung  der  an  Sukkulent«-!»  so  reichen  und  eigenartigen  Flora  der 
canarischen  luseln  findet».  Marokkos  Vegetation  trägt  M tti-lmeerrharakter,  i*t 
reich  an  aromatisch«!!  Kräutern  und  Sträncbern,  aber  arm  an  Fettpflanzen. 
IHe  Zahl  derselben  mehrt  sich  nach  dem  Süd  westen  hin,  und  gerade  die 
Beobachtungen  de«  Herrn  Dr.  Jan n asch**)  bilden  einen  wichtige«!  pflanzen- 
geogvaphisebe«  Hinweis,  dafs  hier  di«  Flora  Marokkos  »Ich  dem  Charakter 
derjenigen  der  canarischen  Inseln  nähert,  die  letztere  also  früher  mit  der 
erstem»  wohl  in  innigstem  Zusammenhänge  gestanden  hat. 

Was  nun  die  Reise  des  Vortragenden  an  belangt,  so  fand  dieselbe  im  Jahre 
1872  in  Gemeinschaft  mit  Prof.  Frbrn.  v.  Fritsch  (jetzt  Professor  der  Geologie 
in  Halle  a.  S.)  statt.  Von  Mogadör  aus  wurde  der  3584  m hohe  Tissi  Tacherat, 

*)  Jedenfalls  hat  der  Redner  zur  Zeit  »eines  Vortrages  von  dem  kürz- 
lich erschienenen  Wirke:  .Die  Deutsche  llandelsexpedition  1886**, 
von  Dr.  R.  Jannascb,  noch  kein-*  Kenntnif#  gehabt.  Denn  aus  demselben 
würde  er  entnommen  haben,  daß  die  genannten  .Schwierigkeiten  nach  allen 
Seiten  gewürdigt  worden  waren,  dafs  mau  »ich  dadurch  aber  nicht  nbhalten 
lief*,  das  erhoffte  Ziel  ..Gründung  von  Hand«-l*faktoreienl  zu  erstreben  und 
unter  den  augenblicklichen  möglichst  günstigen  Verhältnissen  der  Witterung 
und  de*  Meere»  den  Versuch  der  l^mdung  zu  wagen.  (D.  Red.) 

**)  In  der  1886er  Junisitzung  der  Berliner  Gesellschaft  für  Erdkunde 
hatte  Herr  Dr.  Jannasch  «ich  eingehender  ülxjr  die  Flora  des  Südens  von 
Marokko  verbreitet,  lu  übersichtlicher  Anordnung  und  durch  zahlreiche 
Mitt bedungen  vermehrt  sind  dies«  Beobachtungen  in  dem  vorhin  erwümteu 
Werker  ,Die  Deutsche  Handelsexpedition  1886“  zusani  mengest  eilt. 

(D.  Red.) 


Kr.  18. 


282 

EXPORT,  Organ  des  Ceatralvereins  fnr  HandeUgongraphie  otc. 


1887. 


die  höchste  Spitz«  des  All«,  bestiegen.  Als  Redner  später  Japan  bereiste, 
stießen  ihm  viele  Vergloichungspunkle  von  selbst  auf.  Ds*  an  27  Ilreitengrade 
umfassende  Japan  besitzt  treffliche  Häfen  bei  ungünstiger  Kästentage,  viele  Vul- 
kane und  heiß«  Quellen,  und  Gestalt  ändernde  Erdbeben  sind  häufig,  während 
Marokko  bei  guten  Rheden  schlechte  Häfen  hat  und  bei  ruhigen  Krdboden- 
vcrhältnissen  vielfach  schlechtes  Gdeihen  zeigt.  Jo  pan  zählt  nach  den  neuesten 
Aufnahmen  37  Millionen  Einwohner,  Marokko  nach  Schätzungen  (Aufnahmen 
sind  nicht  vorhanden)  Höchstens  fi  Millionen.  Japan  ist  Gebirgsland  und 
nur  zu  12*/o  dem  Ackerbau  dienstbar  gemacht.  Marokko  zeigt  Strecken 
reicher  Fruchtbarkeit,  der  Weizen  gedeiht  dort  ohne  alle  Fliege  besser  als 
in  jedem  anderen  Lande;  doch  findet  man  auch  lauggedehnte  Steinjf  egenden 
und  Steppen,  welch  letztere  nach  Osten  und  Süden  mit  der  Zunahme  des 
Wasser  mangels  immer  mehr  bervortreten. 

Marokko  besteht  aus  dein  ehemaligen  Königreich  Fez,  dem  Königreich 
Marokko  mit  der  Hauptstadt,  dem  großen  Steppengebiete,  welches  bis  an  die 
algerische  Grenze  sich  erstreckt  (und  jenseits  derselben  sich  forUetzt),  und  end- 
lich aus  dem  Cbergaug&gebiete  südlich  vorn  Atlas  und  Anti-Atlas  und  der  großen 
Wüste.  Die  Reise  durch  marokkanische*  Gebiet  ist  schwierig,  weil  die  Dol- 
metschen eine  verachtete  Klasse  und  durchweg  ohne  Energie  sind,  obwohl  leta- 
lere bei  der  notorischen  Lügenhaftigkeit  und  Charakterlosigkeit  der  Landes- 
eiiiwohner  durchaus  nothwendig  ist.  Man  macht  die  Reise  auf  Pferden  und 
Maulthiercn,  die  Kamele  dienen  als  Lastlh irre.  Nothwendig  siud  Empfehlungs- 
schreiben an  die  Gouverneure  (Haids)  und  Bürgermeister  (Scheiks),  von  denen 
man  das  auf  der  Reise  erforderliche  Ersmaterial  regelmäßig  und  reichlich  ge- 
liefert erhält.  Zur  Begleitung  Hatte  Redner  erst  3.  später  *>  Poliieisoldaten 
(Mochaznijah),  die  den  Einwohnern  allerdings  mit  Recht  verhafst  wurden,  da 
sic  sich  auf  Kosten  der  Reisenden  Bedrückungen  der  Einwohner  erlaubten. 
Die  Reise  ging  sehr  langsam  von  statten;  sie  dauerte  beispielsweise  von 
Mogadör  bis  Marokko  (178  km)  nicht  weniger  als  fünf  Tage.  Von  Ma- 
rokko aus  bcahsicbtiglc  Rein,  die  Reis«  über  den  Glani  zu  machen,  — 
allein  der  Gouverneur  wollte  dies  wegen  eines  zu  der  Zeit  ausgcbrochenen 
Kriege*  mit  Huern  benachbarten  Rerberstamm  nicht  dulden,  weshalb  Rein 
densrIWn  Weg  einschlug,  den  Hookor  bereits  früher  gemacht  hatte,  den 
Weg  durch  das  Korajathal  nach  dom  3580  m hohen  Tfiswi  Tech  erat.  Da*  Gt- 
birge  ist  von  der  Ebene  aus  gesehen  recht  interessant,  ein  45  bis  60  km 
langer  Gebirgszug  von  durchschnittlich  4 000  m Höhe.  Noch  am  il.  Juni 
war  er  mit  Sehne«  bedeckt,  wie  er  denn  auch  den  Namen  Adoam-Darn 
(d.  b.  Scbneeberp)  trägt.  Nicht  weit  davon  findet  man  auf  einem  Flateau 
Reste  von  Feetungawaoerw,  deren  Hau  von  den  Einwohnern  auf  Christen 
xurückgeführt  wird.  Redner  hält  dies  aber  für  unrichtig,  da  die  Portugiesen 
— und  nur  diese  könnten  in  Betrübt  kommen  — so  weit  nicht  vorge- 
drungen seien.  Man  habe  den  Bau  dieser  Mauern  vielmehr  den  Römern  zu- 
zuschreiben, die  sie  zum  Schutze  ihrer  Gebiet«  aufgerichtet.  Die  Besteigung 
de*  Tissi  Tacherat  war  «ehr  beschwerlich:  »ie  ^erforderte  7 Stunden  Reitens 
und  5 Stunden  Fußsteigen*..  Dafür  war  der  l betblick  vorn  Gipfel  nu*  um 
so  lohnender.  Ein  weitere»  Besteigen  de*  Atlas  wurde  «lern  Reisenden  als 
unmöglich  bezeichnet.  Der  Gewinn  der  Reise  bestand  in  Höbonbestimamr.gen 
sowie  geologischen  und  botanischen  Studienresultaten.  Auf  den  Höhen  des  Alias 
liegt  Schnee,  auf  seinen  Abhängen  wohnt  der  Frühling  und  zu  seinen  Führen 
der  Sommer.  Im  Sommer  trifft  man  von  unten  anfangend  Orangen,  Oliven 
und  Dattelpalmen,  dann  die  Wallnuß  und  eine  Art  Apfelbaum.  Die  Früchte 
des  letzteren  behagen  allerdings  unserem  Geschmack«  nicht-  ln  200«)  m 
Höbe  treffen  wir  Roggen  und  Strecken  Weiden  mit  etuigen  unserer  gewöhn- 
lichen Wiesenblumen.  In  2400  m Höhe  fand  Redner  die  letzten  Obsthäum«. 
Dann  treten  die  alpinen  Gewächse  in  grofar  Meng«  und  bei  3 U)0  m nur 
noch  Unkräuter  auf.  Die  Vegetation  des  Hochgebirges  ist  armselig,  das 
Klima  trocken,  was  die  beiden  aufgefiinden«n  Steinsalzlager  bewiesen.  Außer 
Gerhard  Kuh  Iß,  Lenz,  Hooker  und  dem  Redner  bat  noch  kein  Forscher 
den  Atlas  bestiegen ; es  bleiben  in  Folge  dessen  daselbst  noch  manche 
wissenschaftliche  Fragen  zur  Lösung  übrig. 

Nach  einer  Schilderung  der  Sillen  der  Eingeborenen  f*M  Redner  sein 
L’rtheil  über  Marokko  dahin  zusammen,  dal*  dieses  Land  abgeschlossen  sei 
unter  dem  Einfluß  de*  Korim,  der  zum  krassesten  Absolutismus  führ«. 
Die  Einwohner  Marokkos  sind  ein  prächtiger  Menschenschlag,  aber  es  fehlt 
ihnen  das  geistige  Leben,  und  das  Volk  wird  unter  d<-m  Druck  zu  Grunde 
gehen,  wenn  nicht  bald  andere  Mächte  eins 'breiten.  Sowohl  die  Gelehrten - 
weit  als  die  übrige  Christen  weit  hat  ein  dringendes  Interesse  daran,  daß 
die  Herrschaft  des  Korüu*  in  Marokko  bald  uufhürt,  damit  die  Allgemeinheit 
Nutzen  aus  dem  I .aride  ziehen  kann.  — I>cn  Ausführungen  des  Redners  folgte 
sehr  lebhafter  Beifall. 

Hat  Kamerun  eine  Zukunft? 

Klima,  Handel  und  Plantagenbau,  Bowle  allgemein  kulturelle  und  inßiiona- 
risebe  Aufgaben  und  Aussichten  in  der  jungen  Kolonie,  auf  Grund  eigener 
und  fremder  Anschauung  dargestellt 
von 

Pr.  Bernhard  Schwarz. 

(Fort*«txoiiK.) 

Bevor  wir  aber  mit  deu  Flüssen  der  Kauieruubni  abschlicfsen, 
müssen  wir  noch  erwähnen,  daß  unzweifelhaft  selbst  manche 
Nebenflüsse  der  llauptaderu  zu  kommerziellen  Versuchen  cinladen; 
wenigstens  gilt  dies  von  dem  Dibombe,  der  in  dieser  Hiosirht  kürz- 
lich offiziell  (irren  wir  nicht,  von  dem  zur  Zeit  dem  Gouverneur 
v.  Soden  behufs  anzustellender  Detailforschnngen  im  Lande  alta- 
ehirten  Pr.  Z i n t g ra  f f)  untersucht  wurde  („Deutsche  Kolonialzeitung11, 
IV.  Jahrgang,  4.  Ifeft,  S.  121  ff.).  Derselbe  ist  ein  rechter  Zuflufs 
des  schon  genannten  gewaltig«  n Wuristroiucs,  in  welcbeo  er  bei  der 
„Wuri- Insel“  mündet.  Der  Fluh  zeigte  sich  als  in  der  Regenzeit 


bis  zu  seinen  Katarakten  fnr  kleine  flachgehende  Dampfer  befahr- 
bar; „an  einigen  Stellen  jedoch  würden  gewaltige,  das  Fahrwasser 
einengende  Baumstämme  aus  dem  Wege  geräumt  werden  müssen.1“ 
An  mehreren  Orten,  wie  Bonjo,  Bombe,  Pobo  usw.  vorbei  gelangt 
man  nach  den»  Dorf  Ngnnga  (Häuptling  Mas  so),  das  indefs  etwa 
1 Stunde  vom  Wasser  landeinwärts  liegt.  Hier  würde  sich  die  An- 
lage einer  Faktorei  in  höchstem  Grade  verlohnen. 

„Unter  den  von  mir  bis  jetzt  besuchten  Gegenden“,  heißt  es 
unter  Anderm  in  jenem  Berichte,  „dürften  die  des  Dibombe  mit  die 
geeignetsten  sein  für  landwirtschaftliche  Unternehmungen , Kaut- 
srhukgewinnung  und  Anlage  von  Reispflanzungen.  Die  Kautschuk- 
pflanze ist  ebenso  häufig,  wie  den  Eingeborenen  vollkommen  un- 
bekannt. und  zwar  ist  es  nicht  die  Landolpbia,  deren  Vorkommen  ich 
nicht  beobachtet  habe,  sondern  eine  andere  Art,  die  milchreicher 
sein  soll  als  die  Landolpbia.  Geradezu  auffallend  häufig  findet 
man  diese  Kautschukliane  auf  dem  Wege  von  Nganga  nach  Man- 
gamba  (landeinwärts  westlich)  vor,  sodafs  ein  auf  Kantschukge- 
winnnng  angelegtes  Unternehmen,  welches  etwa  in  Ngaoga  einen 
mit  der  Kautschukgewinnung  gut  vertrauten  Mann  ansässig  machen 
würde,  Erfolg  verspricht.  Das  Dorf  Nganga,  an  lustig  murmelndem 
Gebirgsbach  inmitten  des  Urwaldes  gelegen,  dürfte  sich  am  besten 
dazu  eignen,  weil  einerseits  der  auch  in  der  Trockenzeit  ruit 
kleinen  Kanus  befahrbar«  Dibombe  den  Verkehr  mit  Kamerun, 
wenn  auch  in  bescheidenem  Mafse,  erlaubt,  andrerseits  der  dortige 
Häuptling  Mas  so  für  einen  Neger  ein  anständiger  und  vertrauen- 
erweckender Mann  zu  sein  scheint.“ 

Dazu  kommt,  dafs  seitwärts  westlich  von  diesem  Dorfe  noch 
eine  ganze  Reihe  stattlicher  Ortschaften  mit  einer  starken  Handels- 
bewegung liegen,  die  unser  Gewährsmann  gleichfalls  besuchte,  so 
du*  schon  genannte  Mangamba.  Mulamelo,  Kussallc  und  Nyanssosso. 
Das  letztere  findet  sich  in  trefflichster  Lage,  750  ra  hoch  auf  den 
Flanken  der  Gebirgskette,  die  sieh  als  Wasserscheide  zwischen 
Mungo  und  Wuri  erhebt  und  bisher  unter  dem  Namen  Wapaki  auf 
unseren  Karten  figurirte.  Diese  Erhebung,  für  die  übrigens  der 
Reisende  anstatt  des  eben  genannten,  an  Ort  und  Stelle  unbe- 
kannten Namens  die  Bezeichnung  Bakossi-Berge  (nach  der  an- 
stoßenden Landschuft  Bakossi)  vorscblägt.  steigt  bis  circa  2500  m 
au  und  ist  bis  zur  Spitze  mit  Urwald  bedeckt,  in  dem  obne  Zweifel 
die  Gumrnipflunze  ebenfalls  eine  bedeutende  Rolle  spielt.  Nach  Dr. 
Z.*s  Aussage  sind  auch  diese  mächtigen  Höhen  von  Nyanssosso 
aus,  das  auf  den  Nordhüngeo  liegt,  die  sanfter  sind  ah  die  Ab- 
stürze nach  anderen  Seiten,  am  besten  zu  ersteigen,  ln  diesem 
Dorfe  haben  die  Naturprodukte  übrigens  schon  einen  bedeutend 
niedrigeren  Preis,  als  am  untercu  Dibombe.  „Io  Polio  werden 
3 Bars*)  für  Öl  bezahlt,  in  Nyanssosso  nur  noch  1 Bar.“  Auch  sonst 
ist  der  Ort  bemerkenswert!».  „Das  Dorf  Nyanssosso.  sehr  bevölkert, 
zeichnet  sich  durch  Viehreichtbum  aus;  zahlreiche  gut  genährte 
Kinder,  sowie  grofse  Ziegen  und  Schafe  tummeln  sich  auf  den  mit 
kurzem  Grase  bewachsenen  Weideplätzen  nmher.  Der  Handel  mit 
Vieh  scheint  bedeutend  zu  sein;  am  Tage  meiner  Ankunft  verlief* 
eine  Karawane  von  circa  80  Mann  das  Dorf,  um  Ziegen,  Schafe  und 
Hunde  zum  Mungo  zu  bringen.“  „Elfenbein  sah  ich  in  diesen 
Gegenden  häufiger  als  anderswo  auf  meiuen  Reisen;  auch  bot  sich 
mehrfach»1  Gelegenheit,  dea  Elefanten  in  nächster  Nähe  zu  er- 
blicken.“ 

Außer  diesen  beiden  Orten  würde  nach  der  Ansicht  des  Bericht- 
erstatters auch  das  schon  erwähnte  Pobo  am  unteren  Dibombe  aich 
für  unsere  Pläne  eignen,  zumal  da  .dessen  Häuptling  Mikenge 
eine  Niederlassung  in  seinem  Lande  wünscht.“  Selbst  in 
hygieinischer  Hinsicht  scheinen  die  Verhältnisse  dortsolbst  recht 
günstig  zu  liegen.  „In  gesundheitlicher  Beziehung  kann  ich  nichts 
weiter  sagen,  als  dafs  ich  selbst  mich  stets  des  besten  Wohlseins 
in  diesen  Gegenden  erfreute.  Das  Dorf  liegt  auf  kleinen,  ca.  25  m 
hohen  Hügeln,  die  in  den  ersten  Nachmittags-Stunden  — ich  war 
im  ganzen  4 Tage  dort  — von  einer  frischen  Brise  bestrichen 
wurden ; die  Nachtheile  der  kurz  nach  der  Regenzeit  ausdünsten- 
den  Niederungen  können  vermieden  werden  durch  weitere  Entfernung 
der  Wohnungen  vom  Flusse.“  „Die  Eingeborenen  sind  freundlich, 
wie  denn  auch  der  alte  Häuptling  Mikenge  ein  ganz  umgänglicher 
Mann  ist,  der  sich,  wie  bemerkt,  sehr  für  dag  F)rscheinen  von  Wei- 
ßen begeistert  hat.“  Das  Dorf  Pobo  ist  in  der  trockenen  Zeit  mit 
Kami»  von  Kamerun  aus  in  2 Tagen  zu  erreichen;  stromabwärts 
gebrauchte  ich  10  Stunden.“  Nach  alledem  knou  man  wohl,  wie 
auch  der  Reisende  am  Endo  seines  Referate»  thut,  jeöe  Gegend  am 
Dibombe  für  Unternehmungen  im  beregten  Sinne,  wenn  sie  „auch 

*)  Bar  ist  «in«  der  Wrrlheinheitcn,  die  sieb  im  dortigen  Tamrhbandel*- 
verkehr  sllmählirli  herausgebildet  haben.  Es  bezeichnet  eine  gewisse  Meng« 
von  europäischen  Waaren,  die  Inder*,  wie  man  sich  denken  kann,  je  nach 
der  Gattung  der  Waare  {oh  Tabak,  Kattun,  Pulver  u*w.)  wie  der  Entfernung 
von  der  Küste  verschieden  groß  ist 


188t. 


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EXPORT,  Organ  des  Centralvereins  für  Handelsgeographie  etc. 


Nr.  18. 


nur  mit  geringen  Geldmitteln14  begonnen  werden,  warm  empfehlen. 
Daf.i  jene  Landschaft  sich  für  landwirtschaftliche  Versuche  gleich- 
falls sehr  zu  eignen  scheiut,  wird  im  nächsten  Kapitel  besprochen 
werden. 

Selbstverständlich  worden  auch  die  übrigen,  nicht  in  die  Ka- 
xnerunbai  mündenden  Ströme  des  Landes  für  Unternehmungen  in 
unserem  Sinne  in  Betracht  kommen  können,  da  auch  sie  zumeist  i 
eine  Rolle  als  Uaudels-  beziehentlich  Glstrafsen  spielen,  ln  erster 
Linie  möchte  hier  der  HauptAuß  des  südlichen  Kamerun,  der  von 
Zöller  bis  au  seinen  Katarakt  befahrene  Moanja,  zu  nennen  sein. 
l><*r  eben  erwähnte  Reisende  sagt  selbst  bezüglich  des  an  der 
Mündnng  gelegenen  Klein-Batanga  (a.  a.  Ü.  IV,  S.  *22),  dafs  «dessen  i 
Handel  noch  sehr  entwickclungsfäbig  ist  und  seine  Bedeutung  im 
Gegensatz  zu  vielen  andern  Küstenplätzen  von  Jahr  zu  Jahr  wichst.14 
«Die  echten  und  wahren  Ulproduzenten  — die  greise  Ölsaison  dauert 
vom  Mai  bis  August  — sind  die  hinter  den  Bakoko  wohnenden 
lbea,  die  bei  Klein-Batanga  niemals  zur  Küste  herunterkowmen. 
Die  vom  Zwischenhandel  lebenden  Beundo-  und  Klein-Hatanga- 
Leute  spielen  hier  dieselbe  Rolle,  die  am  Kamerunflufs  den  Dualla 
zufällt,  und  verkaufen  die  in  den  Faktoreien  erstandenen  euro- 
päischen Waaren  mit  wenigstens  einem  Nutzen  von  100  bis  200 
«An  Landeaerzeugnissen  sind  1884  von  Klein-Batauga  aus  11000 
englische  Pfund  Elfenbein,  ferner  25  000  Imperial-Gallons  Palmöl 
und  110  Tons  (zu  1000  kg)  Palmkerne  verschifft  worden.14 

Der  Flufs  selbst  wurde  bei  der  Befahrung  als  ein  «mächtiges14 
(S.  26)  Gewässer  erkannt.  Er  stellte  sich  als  eine  herrliche,  durch- 
schnittlich 160  m breite  und  mit  ihrer  Tiefe  von  2 bis  4 Faden  selbst 
für  kleinere  Flußdampfer  vollkommen  ausreichende  Wasserstraße 
dar.  Auch  wurden  eine  Anzahl  sehr  stattlicher  Ortschaften  passirt. 
Ganz  besonders  bemerkenswerth  ist,  was  dann  von  der  Landschaft 
dicht  unter  dem  nur  18  Seemeileu  von  der  Küste  entfernten  Kata- 
rakt gesagt  wird  (S.  38): 

«Wir  landeten  in  einer  geschützten  Bucht  am  linken  Ufer,  wo 
herrlicher,  hoher,  des  lästigen  Unterholzes  entbehrender  und  an 
unsere  schönsten  Buchenbainc  erinnernder  Laubwald  uns  gastlich 
bewillkommnen  zu  wollen  schien.'  Hier  berathschlagten  denn  auch 
die  «kaufmännischen  Freunde'  des  Reisenden  (NB.  I die  doch  gewiß 
sachverständigen  und  nüchternen  Wö r man  n sehen  Agenten  von 
Klein-  und  von  tirofs-Batanga),  «wie  an  diesem  herrlicbeu 
Orte,  bis  zu  dem  selbst  kleine  Dampfer  ohne  Schwierig- 
keit vorzudringen  vermöchten,  eiuc  Faktorei  angelegt 
werden  könne.14  Die  Eingeborenen  der  Gegend,  die  noch  nie 
Weifse  gesehen  hatten,  bewiesen  sich  zwar  sehen,  aber  doch  nichts 
weniger  als  feindselig.  Bedeutsam  ist  es  auch,  dafs  nach  den  eio- 
gezogenen  Erkundigungen  der  Flufs  sich  oberhalb  des  Falles  noch 
als  wasserreicher,  schiffbarer  Strom  fortsetzt,  dafs  bis  zum  Fall 
die  Finthen  täglich  zweimal  wachsen  und  fallen,  und  eine  wenn 
auch  durch  Verwachsungen  erschwerte  Creek  Verbindung  nach  dem 
Edea-  und  also  selbst  zum  Kamerunstrome  leitet.  Eine  Faktorei 
an  diesem  Punkte  würde  auf  alle  Fälle,  wenigstens  für  eine  Er- 
schließung des  von  da  ab  gäozlich  un entschleierten  Hinterlandes, 
von  enormem  Nutzen  sein  müssen,  da  nach  Zölle r's  Ansicht  (S.  41) 
unzweifelhaft  Negerpfade  abseits  vom  Wasserfall  existiren,  und 
wenn  den  Reisenden  nicht  die  geringe  Menge  der  mitgenommenen 
Lebensmittel  zur  Rückkehr  geoötbigt  bitte,  «einem  weiteren  Vor- 
dringen ins  Innere  keine  sonderlichen  Schwierigkeiten  im  Wege 
gestanden  haben  würden.*1 

ln  ähnlicher  Weise  würden  zuletzt  selbst  die  zur  Zeit  aller- 
dings fast  noch  weniger  belichteten  Küstenströme  des  nördlichen 
Kamerun  unseren  Plänen  dienstbar  gemacht  werden  können.  So 
in  hervorragender  Weise  jedenfalls  zunächst  der  Grenzstrom  gegen 
England,  der  Rio  del  Key,  von  welchem  nach  Waldau’s  Mitthei- 
lung (a.  a.  0.  Heft  2,  S.  130  u.  140f.)  ein  schiffbarer  Creek  bereits 
ziemlich  weit  stromaufwärts  nach  dem  Old  Calabar  abzweigt.  Man 
erreicht  diesen  letzteren  in  solcher  Weise  vom  Rio  del  Key  bequem 
in  einem  Tage.  Es  scheint  diese  Wasserstraße  denn  ancb  die 
letzte  Strecke  der  früher  erwähnten  großen  ostwestlichen  Handels- 
route aus  dem  Bskunduland  und  vom  oberen  Mungo  her  nach  der 
Old  Calabarmündung  zu  sein.  Der  Hauptstapelplatz  dieser  Haudels- 
strafae,  Balnndu,  ist  von  jenem  Punkte  des  Rio  del  Rey  gleichfalls 
nur  eine  kleine  Tagereise  (Landweg)  entfernt.  Eine  deutsche  Handels- 
niederlassung an  dem  Punkte,  wo  jener  Creek  abzweigt,  würde  also 
im  Stande  sein,  die  ganze  Waarcnzufnhr  aus  dem  Innern  unserer 
Kolonie  nach  dein  englischen  Calabarhafen  Duke-Town  abzufangen 
nnd  dem  eigenen  Handel  zu  erhalten.  Der  prachtvolle,  mächtige 
Rio  del  Rey  eignet  sich  dazu  um  so  besser,  als  er  sich  ziemlich 
weit  landeinwärts  selbst  noch  für  Dampfschiffe  von  der  Gröfse  des 
Kanonenbootes  «Habicht14,  und  bis  an  den  genannten  Creek  min- 
destens für  Dainpfschaluppcn,  als  wohl  befahrbar  erwies.  Die  be- 
treffende, im  Herbst  18H6  vom  Gouverneur  von  8oden  unter  Be-  I 


theilignog  Waldau's  unternommene  Expedition,  dampfte  übrigen« 
von  dort  noch  einige  Stunden  ohne  Hindernifs  weiter  ins  völlig  un- 
bekannte Land  hinein  uod  fand  allenthalben  noch  5 bis  8 m Wasser- 
tiefe (a.  a.  0.  S.  141).  Später  befuhr  auch  der  Kommandant  des 
Kanonenboots  «Cyklop“  den  mysteriösen  Flufs.  Er  drang  dabei 
mit  der  Dampfschaluppe  in  siebentägiger  Fahrt  etwa  200  englische 
Meilen  vor,  .wobei  mehrere  Stromschnellen  uud  Wasserfälle  passirt 
wurden ; der  kleine  Dampfer  wurde  an  dieser  Stelle  mit  Tauen  hin- 
aufgescbleppt.  Während  der  ersten  100  Meileu  snh  man  kein  ein- 
ziges Dorf,  später  fand  man  die  Ufer  dicht  bevölkert.“  Zum  Schluß 
wird  hierzu  noch  bemerkt,  dafs  der  Rio  del  Rey  ebenso  wie  der 
Old  Calabar  «in  einer  großen  Krümmung  gegen  Norden14  fließt 
«und  Bich  im  oberen  Laufe  dem  Kamerun  (-Strome,  d.  h.  wohl  dem 
Mungo)  nähert.11  Auf  alle  Fälle  ist  der  mächtige,  in  das  freie  Meer 
mit  einer  breiten,  buchtartigen  Mündung  sich  ergießende  Strom 
hervorragend  geeignet,  gleich  dem  nahen  Old  Calabar,  der  cs  durch 
englischen  Unternehmungsgeist  längst  geworden  ist,  ein  hochbe- 
deutsamer und  lebhafter  Export-  and  Importkanal  unseres  deut- 
schen Handels  in  jenen  Gegenden  zu  werden,  ebenso  wie  er 
gleichzeitig  eben  dadurch  auch  mächtig  zur  Erschließung  dieser 
zur  Zeit  noch  fast  ganz  unbekannten  Laudcsthcile  beitrageu  könnte. 
Beiläufig  gesagt  ist  es  hochwichtig,  daß  durch  die  Grenzverein- 
barung  mit  England  beide  Ufer  des  Stromes  uns  zugesprochen 
wurden,  d.  h.  daß  die  deutsche  Grenze  von  dem  rechten  Ufer 
bezeichnet  wird. 

Ähnlich  kommerziell  benutzbar  scheint  der  Nachbar  de«  Rio 
del  Rey,  der  Mokasse,  zu  sein.  Anf  ihm  vermochte,  wie  erwähut, 
Gouverneur  v.  Soden  mit  einem  kleineu  Dampfer  bis  io  die  Nähe 
Balundu’s,  jenes  großen  Zentralplalze*  des  Handels  westlich  vom 
Kamerungebirge,  vorzudringen;  also  wieder  ein  Weg  zur  Ablenkung 
des  kommerziellem  Verkehrs  voq  dem  englischen  Gebiete  nach  dem 
unsrigen. 

Wichtiger  noch  dürfte  der  Rumbi  sein,  dessen  selbständige 
Existenz  eine  Zeit  lang  von  den  Schweden  geleugnet  wurde,  die 
ihn  einfach  für  «inen  Mündungsarm  des  Rio  del  Rey  erklärten,  in- 
dem sie  zugleich  den  von  ihnen  entdeckten  beziehungsweise  im 
westlichen  Bakundulando  mehrmals  überschrittenen  Meme  für 
identisch  mit  dem  Oberlauf  des  Rio  del  Rey  ansaben  (Waldau  a' 
a.  0.  S.  140,  «Nachschrift.1*)  Durch  die  wiederholten  Forschungs- 
reisen des  Herrn  v.  Soden,  deren  schon  oben  gedacht  wurde,  iat 
indeß  endlich  dieses  ganze  Flufssystem  westlich  vom  Kamernu- 
berge  feBtgestellt  worden.  Darnach  ist  der  Rnmbi  ein  selb- 
ständiger Strom,  und  zwar  der  dritte  unserer  Küste  vom  eng- 
lischen Gebiete  her  (der  erste  der  Rio  del  Rey,  der  zweite  der  Mo- 
kasse), und  identisch  mit  dem  Meme  der  Schweden  (S-  140). 
Dieser  letztere  ist  aber  noch  weit  im  Lande  drinnen  recht  wasser- 
reich. So  fanden  die  Schweden  da,  wo  er  die  crwibDte  große 
Handelsstraße  Bakundu-Balundu  kreuzt,  wohl  nicht  weit  von  seiner 
Quelle,  noch  1,3  m Tiefe,  später,  südöstlich  von  Balundu,  bei 
dem  Dorfe  Bavonajanga,  aber  schon  6 m Tiefe  bei  30  m Breite. 
Allerdings  bildet  das  Gewässer  eben  dort  auch  eine  2 bis  8 m hohe 
Kaskade;  allein  von  da  ab  dürfte  es  bis  zum  Meer  eine  wohl  be- 
fahrbare, 40  bis  60  km  lange  Fahrbahn  ergeben.  Dieselbe  würde 
bei  dem  eben  genannten  Dorfe  auf  eine  zweite,  kleinere  Handels- 
straße stoßen,  die  von  Balundu  aus  südwärts  läuft  und  die  Dörfer 
Bange  und  Bavo,  das  erstere  20,  da»  zweite  10  km  vom  Meme 
entfernt,  zu  Ilauptatopelplätzen  bat.  Von  Bavo  sagt  beispielsweise 
Waldau,  daß  dort  «eine  Menge  Kaufleute  aus  Calabar11  wohnen. 
Also  auch  hier  wieder  die  Möglichkeit,  mittels  eines  kürzeren 
Wasserweges  den  englischen  Handel  nach  unserer  Küste  abzu- 
leiten.  — (Koitwtxvnf  folgt) 

x.  Zur  Frage  der  Ausrottung  der  Mangrovewälder  in  Kamerun. 
Im  «Export14  ist  die  hochwichtige  Frage  angeregt  worden:  «Kann 
das  Klima  Kameruns  durch  Ausrottung  der  Mangrovc- 
waldungen  verbessert  werden?"  Ein  Reisender,  der  sich  nur 
wenige  Wochen  in  Kamerun  aufg<*baltcn  bat  und  dem  es  fern  lag, 
eigene  Studien  über  diese  Frage  anstellen  zu  können  — bejaht 
die  Frage.  Dagegen  läfst  sich  in  Nr.  15  des  «Exports“  S.  23‘J 
eine  gewichtige  Stimme  vernehmen.  Im  Interesse  des  Gegenstandes 
möchten  wir  Folgendes  zur  Mitthcilung  bringen: 

Ein  recht  eifriger  und  fleißiger  Naturforscher,  Julius  Platz- 
mann, der  sich  aus  eigener  Wahl  und  Neigung  lange  Zeit  an  der 
Bai  von  Paraoaguä,  dem  Litorale  der  Proviuz  Parana  (Brasilien) 
aufgehalten  hat,  äußert  sich  über  den  Mangrove  (Mangue) 
wie  folgt ; 

«Ich  habe  nun  schon  lange  am  Mauguevalde  gelebt,  ohne  einen 
schädlichen  Einfluß  von  seiner  Nahe  empfunden  ;.u  haben,  nnd  glaube 
nicht,  dafs  er,  unan  ge  tastet,  dor  Gesundheit  schädlich  werde«  könne.  Aber 
wo  der  Manguewald  abgeschlagen  wurde,  ohne  dafs  man  durch  Aufschüttung 


Nr.  18 


1887. 


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EXPORT,  Orpm  de#  Centralverein#  fflr  Handelsgoographi«  etc. 


»♦in  Terrain  der  Floth  «ntiog,  da  entstehen  jene  Blößen,  wie  mau  sie  häufig 
in  der  Nlbe  von  Städten  und  Ansiedelungen  findet."*) 

Es  int  genugsam  bekannt,  daß  gerade  das  Uloralegen  oder 
Aufwäblen  des  Bodens  oder  beides  in  tropischen  Gegenden  die 
schlummernden  Fieberkeime  weckt. 

Der  Manguewald  besteht  meist  aus  drei  Spezies:  1.  Die  „Cao- 
tabo-uba  (Rhizophora  Mangle  L.)  ist  die  einzige  von  den  dreien, 
deren  Stamm  Ober  dem  Erdboden  suspendirt  angetroffen  wird. 
Alte  Stämme  liegen  ganz  horizontal.  2.  Die  „Mangue  maoso*,  zahme 
Mangue  (Laguocularia  racemosa  Gaertn.)  mit  acbrägsleheodem,  fast 
niederliegendem  Stamm.  Mehr  im  Innern  des  Maoguewaldes  steht  die 
Siriuba  (Avicennia  nitida  L.);  sie  wird  weit  gröfser  als  ibre  beiden 
Vorläufer,  welche  Platzmann  nur  eine  Höbe  von  30  bis  40  Fnfs 
erreichen  sab,  während  er  von  der  letzteren  Exemplare  bis  70  Fufs 
Höbe  antraf.  Die  Rinde  aller  drei  Bäume  des  Mangue  wird  von 
Gerbern  sehr  hoch  geschätzt  und  enthält  mehr  Gerbstoff  als  die 
beste  Eichenrinde.  Diese  werthvolle  Eigenschaft  fährt  bereits  zur 
Vertilgung  des  nützlichen  Waldes,  der  aus  hygioinischen  Rücksichten 
mindestens  geschont  werden  sollte,  und  gar  vor  der  gänzlichen 
Vertilgung  der  Mangrove  sollte  ernstlich  gewarnt  werden. 


Süd- Amerika. 

Fasching  In  Rio  de  Janeiro.  (Obgleich  der  nachstehende  Ori- 
ginalbericht wichtige  Fragen  des  Exporthandels  oder  der  Geo- 
graphie direkt  nicht  berührt,  haben  wir  dennoch  keinen  Augenblick 
gezögert,  denselben  im  „Export*  zn  veröffentlichen.  Wenn  Brasi- 
lien und  die  Auswanderung  dorthin  beute  mit  im  Vordergründe  des 
allgemeinen  Interesses  stehen,  so  dürften  wenige  Schilderungen  so 
geeignet  sein,  ans  die  echtesten  Brasilianer,  die  Bewohner  Rios,  in 
ihrem  innersten  Wesen,  in  ihrem  Thun  nnd  Treiben  kennen  zu 
lehren,  ala  dieser  ans  dem  Vollen  schöpfende,  in  den  frischesten 
Farben  gehaltene  Bericht.  Der  Verfasser,  der  die  Fluminenser  seit 
Jahren  durch  und  durch  kennt,  hat  gerade  während  des  Faschings 
am  besten  Gelegenheit,  seine  „Pappenheimer*  zu  beobachten,  wenn 
sie  sich  geben  lassen  bis  zu  deu  äufsersteu  Grenzen  — und  dar- 
über hinaus. 

Obrigens  enthält  der  Artikel  auch  manche  Hinweisungen,  die 
für  deutsche  Industrielle  von  Werth  sein  könntet],  so  betreffs  der 
bedeutenden  Mengen  von  Wsareo  aller  Arten,  die  während  der 
Faschingstage  in  Rio  draufgehen,  um  im  nächsten  Jahre  durch 
neue  ersetzt  zu  werden.  D.  Red.) 

Unter  den  Tropen  sind  auch  Lustbarkeiten  und  Vergnügen 
tropisch,  sie  gehen  ins  Grofse  bis  zum  Überschwenglichen,  bis  zur 
Übersättigung.  Wie  die  weithinschattende  Mangueira  sich  mit 
Millionen  Blüten  bedeckt,  nur  wenige  Monate  später  eine  Fülle 
straußeneigroßer  saftiger  köstlicher  Früchte  zeitigend,  deren  Last 
den  Riesenstamm  und  sein  gewaltig  Geist  ächzen  macht,  um 
daun  vier  ganze  Jahre  zu  ruhen,  nicht  Blüte,  nicht  Frucht  hervor* 
bringend  — so  konzentrirt  sich,  was  bei  diesen  Menschen  innerhalb 
der  Wendekreise  Freude  und  Frohsinn  heilst,  auf  dio  Fastnacbts- 
zeit.  Der  Fluminenser  (d.  b.  Bewohner  Rios)  lebt  nicht  eben  ge- 
sellig. Die  verwandten  Familien  bocken  allerdings  viel  zusammen} 
aber  der  Fremde,  der  mal  dazwischen  gerathen  ist,  wird  sich  schwer- 
lich wohl  dabei  befunden  haben.  Es  ist  so  erschrecklich  lang- 
weilig. Der  Gesprächsstoff  ist  der  dürftigste,  besonders  die  Frauen- 
zimmer wissen  rein  gar  nichts  zu  sagen  und  sitaen  wie  Mumien 
bei  einander,  sehen  auch  oft  so  aus.  Wie  oft  bähe  ich  nicht  ge- 
lacht, wenn  ein  Neuankömmling  die  vielbefabelte  Schönheit  der 
südländischen  Frauen  zu  seinem  höchsten  Erstaunen  in  Rio  nicht 
zu  entdecken  vermochte  und  nun  erst  begriff,  wie  schön  die  Frauen 
in  Thüringen  und  in  Berlin  seien.  An  geselligen  Vereinigungen 
fehlt  es  gerade  nicht:  aber  die  sind  oft  ausschließlich  der  lieben 
Politik  dienstbar  gemacht,  und  beim  Politisiren  amüsirt  sich  be- 
kanntlich der  Mensch  nicht,  sondern  ärgert  sich.  Am  Ende  gilt 
der  Goethe' »che  Ausspruch:  „daß  die  Somme  unserer  Existenz, 
durch  Vernunft  dividirt,  niemals  rein  aufgebe,  sondern  dafa  immer 
ein  wunderlicher  Bruch  übrig  bleibe*  — doch  für  alle  Zonen,  nur 
dafs  jene  witzigen  deutschen  Kleinstädter  (Lehrjahre  IV.  18.)  all- 
wöchentlich in  die  Nothdurft  kamen,  ihn  wegzubnehen,  iodefs  bei  i 
dem  lethargischen,  an  Geist  und  Geniülb  so  viel  ärmeren  Süd-  1 
länder  jener  Bruch  so  geringfügig  ist,  dafs  er  ihn  ein  Jahr  lang 
uufsainrncln  und  dann  liquidiren  kann.  Es  giebt  hier  etliche  zwanzig 
Gesellschaften  ond  Klubs,  deren  einziger  Zweck  ein  gemeinsames 
planmäßiges  Geniefsen  der  Faschingsinst  ist,  und  die  sich  daher 
auch  „Sociedadcs  carnavalescas*  nennen.  Das  Jahr  über  schlafen 
sie,  aber  zn  Silvester  wachen  sie  auf,  führen  einige  Wochen  lang 

•)  Sieh*  Julius  Platxrnsnn:  Aus  der  Bsi  von  Paranagnä.  Auch 
II  I.ange's  Süd* Brasilien,  2.  Aufl.  I.eipzig,  Pan]  K rohberg  8.  186. 


ein  geränscb volles  Leben,  um  Aschermittwoch  wiederum  ans  den 
Zeitungen,  ans  den  Augen,  ans  dem  Gerede  der  Leute  zu  ver- 
schwinden, todt  und  abgetban  bis  zum  andern  Jahr.  Die  älteste 
und  berühmteste  Karnevals -Gesellschaft  ist  die  der  „Teoeutes  do 
Diabo*  (Statthalter  des  Teufels).  In  ihrem  Klub -Lokal  ist  die 
Mephistopheles -Gestalt  in  allen  möglichen  Auffassungen  an  die 
Winde  gemalt.  Ara  Besten  kommt  das  Wesen  der  Gesellen  in 
dem  von  eioem  Italiener  gemalten  neuesten  Banner  des  Vereins 
zum  Ausdruck:  Satanas,  die  lange  hagere  Gestalt  mit  dem  höhnischen 
Satyrgesicht,  spanisch  gekleidet,  gießt  einem  ihm  überm  Arme 
hangenden  splitternackten  trunkenen  Weibe  eine  Schale  schäu- 
menden Sekts  in  den  balboffeaen  Mund.  Die  „Feoianos*  (Fenier), 
die  „Democraticos*,  die  „Politicos*  sind  Gesellschaften,  die  ihren 
Rang  nehen  den  „Tenentes  do  Diabo*  wohl  behaupten.  Hinter 
den  Namen  mufs  man  weiter  keinen  Sinn  vermuthen,  sie  sind  ganz 
zufällig.  Einer  dieser  Gesellschaften  als  Mitglied  anzugehören,  ist 
eine  kostspielige  Sache.  8chläft  sie  auch  zehn  Monate,  so  ver- 
ursachen doch  die  Bälle  nnd  Gelage,  namentlich  aber  die  mit  be- 
trächtlichen Kosten  verknüpften  Umzüge,  einen  bedeutenden  Auf- 
waud,  für  den  natürlich  die  Mitglieder  ans  ihrem  Beatei  berbalten 
müssen.  Hier,  wo  jeder  Kircbenaprcngcl  in  der  Stadt,  jede  Bruder- 
schaft und  jedes  Krankenhaus  seinen  eigenen  besonderen  Heiligen 
hat,  om  aller  Konkurrenz  aus  dem  Wege  zn  gehen,  — hier  verehren 
seltsamerweise  alle  Narrenvcreloe  eine  und  dieselbe  Schutzgottbeit 
.Momo*  (d.  i.  Mdywc).  Spaltenlang  »ind  die  Gedichte,  mit  denen 
1 die  Klnbpoeten  die  Tagesblätter  zu  Ehren  des  Protektors  anfflllon 
oder  denselben  in  ihren  eigenen  Faschingszeituogen  besingen  und 
lobpreisen.  Auf  vollen  Zettungsseiten  sucht  eine  Gesellschaft  die 
andere  in  renoromistischemGebabren  zu  übertrumpfen.  DasAnooncen- 
wesen  ist  sehr  tbcuer  in  Brasilien,  und  die  Zeitungen  profitiren 
bestens  bei  der  Narrethei-  Nur  eine  Hand  voll  aus  Zeitungs- 
Anzeigen,  damit  sieb  der  Leser  einen  Begriff  mache  von  dem 
Bombast  und  Schwulst,  mit  dem  hier  selbst  das  Vergnügen  ange- 
priesen  werden  mufs,  damit  es  noch  ziehe: 

„Haltet  euch  bereit,  erregte  Mengen!  Welten  des  Entzückens 
sollen  sich  vor  enren  Augen  entfalten.  Die  Karoevalstuge  gehören 
dir,  o Volk!  Für  dich  nur  existiren  wir  Narren.  Du  brauchst 
nur  zu  wollen,  und  Fastnacht  wird  zu  eioem  Feste  voller  Blumen 
und  Lachen,  voller  Reiz  und  Zauber.  Klatscht  B«ifall  unseren 
Streichen,  schöne  Damen,  ihr  Musen  unseres  Sinnens,  die  ihr  die 
Zauberbilder  unserer  Jugend  seid,  der  Traum  unserer  Träume. 
Klatscht,  dafs  die  Handschuhe  reißen.  Blumen,  Senhoras,  viele 
Btnraen!  Eine  Sintflnth  von  Blamen,  Beifallssturm,  eine  Schwemme 
von  Knthusiasmns!* 

Solche  Superlative  kriegt  man  im  Deutschen  gar  nicht  heran«, 
wie:  um  dihtvio  de  floruf  wm  turbiUuw  de  applauws ! um  catadysmo 
de  enthusiasmo  ! Das  Wunderlichste  dabei  ist  der  Kontrast,  der 
sich  zwischen  solchem,  eine  bacchantische  Last  versprechenden 
Wortschwall  ond  der  Wirklichkeit  anf  Platz  und  Straßen  knndgiebt. 
Wer  nach  den  gedruckten  Anpreisungen  römische  8atnrnalien  er- 
wartet, wird  sich  arg  getäuscht  finden.  Zu  wahrer  Lust  muß  jeder 
einen  gewissen  Fonds  von  innerer  Fröhlichkeit  and  Schalkheit  mit- 
bringen.  Dergleichen  findet  sich  bei  aktiven  Raasen,  aber  «eiten 
bei  dem  hiesigen  schlaffen  Menschenschlag,  — Das  Vorspiel  znra 
Fasching  bilden  die  Bälle  der  Narrengesellschaften,  auf  denen  das 
männlicne  Geschlecht  durch  die  Jeanesse  doröe*  von  Rio,  das 
weibliche  — und  zwar  ausschließlich  — durch  öffentliche  Dirnen 
vertreten  ist.  Die  Schwestern  und  Mütter  der  jungen  Lente,  die 
freilich  um  keinen  Preis  jene  Stätten  betreten  dürfen,  wiesen 
nichtsdestoweniger  ganz  wohl,  wie  es  anf  solchen  Bällen  hergeht. 
Aber  das  schädigt  das  Ansehen  des  jungen  Löwen  gar  nicht,  ver- 
leibt ihm  im  Gegen  theil  was  Pikantes,  macht  ihn  um  so  unwider- 
j stehlicber.  Ein  derartiger  Maskenball  bat  meiner  Empfindnng  nach 
gar  keinen  Reiz;  das  Verfehlteste  dabei  ist  eben  das  Maskiren 
selber.  Wenn  in  Deutschland  ein  fröhlicher  Schalk  von  Mädchen 
sich  für  den  Maskenball  in  ein  recht  keckes  Kostüm  wirft,  das 
die  junge  Schöne  allerliebst  kleidet  nnd  io  dem  sie  «ich  für  ein 
paar  Stunden  voll  Schelmerei  woblgefftllt,  so  flüchtet  sie  sich  in 
: halbuobewaßter  Scheu  hinter  die  Gesichtsmaske.  Io  Rio  ist  das 
höchst  widersinnig.  Denn  da  länft  Waare  auf  den  Ball,  und  die 
braucht  der  Käufer  nicht  im  Sack  zu  kaufen.  Viele  Prostituirte 
sind  für  die  Dauer  der  Fastnacbtstage  zu  dem  Galan  in  ein  feste« 
Verhältniß  getreten:  er  bat  «ie  uusstaffirt,  bezahlt  Kutsche  und 
Pferde,  feine  Tafel  und  entschädigt  sie  angemessen  für  die  Zeit- 
versfiuraniß.  Ein  seltsamer  Dünkel,  sieb  protzenhaft  im  Aushalten 
der  modernsten  und  bekanntesten  „molheres  da  vida*  zu  über- 
bietent  Derartige  Verhältnisse  machen  den  hiesigen  Karneval  zu 
etwa«  wesentlich  Anderem  und  Roherem,  als  er  in  Europa  ist. 

Die  Maskenfreiheit  nnd  damit  die  Fastnacht  für  die  breite  Masse 
des  Volkes  beginnt  am  Sonnabend  nach  Sonnenuntergang.  Ala 


1887. 


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EXPORT,  Organ  dos  Central  verein»  für  Handelageographie  etc. 


Nr.  18. 


Erstlinge  erscheinen  zahllose  „diabinhos“  (Teufelchen)  auf  den 
Strafsen,  Knaben  iiu  Alter  von  8 bis  15  Jahren,  von  Kopf  zu  Fuß 
scharlachrot!«  gekleidet,  mit  einer  schrecklichen  Teufels-  oder  ; 
Thierfratze  auf  dem  Kopfe  und  einem  grof&en  Horn  aus  Blech  oder 
Pappe  in  der  Hand,  den»  sie  die  greulichsten  Töne  entlocken,  mit 
verstellter  Stimme  bineinsprechen,  und  zusamroengesebaart  alte 
den  Muthwillen  und  Schabernack  treiben,  auf  den  sie  sich  das 
ganze  Jahr  über  so  sehr  gefreut  haben.  Der  firmste  Junge  will 
da  mitthun,  und  so  siebt  inan  die  sonst  halbnackt  oder  in  Lumpen 
herumlungerndeu  Neger-  und  Mulattenkoaben  in  diesen  Tagen  doch 
mal  gekleidet  und  mit  Schoben  ans  baumwollenem  Zeug  mit  Stroh- 
sohle (sog.  Badeschuhe)  au  deu  Füßen.  Von  dem  billigen  rotben 
Baumwollstoff  (Gaoga  escariata),  der  auascbliefslicb  für  diese 
Mummerei  zur  Verwendung  kommt,  werden  sehr  bedeutende  Mengen 
verbraucht;  es  ist  alles  importirte  Waaru.  Mit  Dunkelwerden 
schallt'«  bald  hier,  bald  da  von  Trommelwirbel  auf  den  Strafsen. 
Das  ist  der  berühmte  Zu  Pereira,  zu  deutsch  Sepp  Birnbaum. 
Über  den  Ursprung  dieser  Beneunung  lärmender  Trommlerbauden 
wird  viel  gefabelt  Die  geläufigste  Erklärung  ist  die:  dafs  es  vor 
Zeiten  einen  grimmen  Polizisten  Namens  Jose  Pereira  gegeben 
habe,  dem  der  Troromeluofug  ein  Greuel  gewesen;  alle  Anstrengung 
aber  half  nicht,  und  Ze  Povinho  (Sepp  Völkchen,  eine  lustige  Be- 
zeichnung des  süßen  Pöbels)  blieb  allen  Mafsregeln  zum  Trotz 
Sieger  und  betreibt  sein  Wir  helschlagen  bis  auf  diesen  Tag-  Der 
„Zü  Pereira“  erscheint  in  etlichen  wenigen  Trupps  malerisch  und 
elegant,  die  voraufsebreitenden  Tambours  gleichförmig  bunt  ge- 
kleidet, hinterdrein  ein  Schwarm  woblkoatümirter  Masken  in  guter 
Ordnung  und  ein  gesticktes  Seidenbanner  mit  sich  führend.  Die 
Mehrzahl  dieser  Schwärme  aber  tritt  ziemlich  armselig  auf.  Etliche 
trommelnde  .inoleques1*  (Negerknaben)  tfaun  sich  zusammen  und 
rasseln  los.  Im  Nu  ist„ZePoviobou  dahinter  her,  den  altberge  brachten, 
unendlich  eintönigen  Trommeltakt  durch  „Ze  Pereira“  - Schreien 
begleitend.  Der  Lärm  ist  betäubend,  und  wer,  wie's  geschieht,  den 
„Ze  Pereira“  als  Sturmbock  benutzt,  um  eine  volk Aberfüllte  Strafse 
mitzupassiren,  dem  gellen  hernach  noch  lange  die  Ohren.  Es  ist 
unglaublich,  welche  Ausdauer  die  Leute  im  Laufen  und  Trommeln 
haben,  wenn  sie  mal  drin  sind.  Bergauf,  bergab,  die  unendlich  langen 
Zeilen  der  TbaDlrafsen  und  an  der  See  hin,  in  der  glühenden 
Februarsonae  und  wieder  bis  tief  in  die  Nacht  hinein,  schweiß- 
triefend, dafs  alle  unechten  Farben  der  billigen  Maskenzeuge  in 
einander  lanfen  und  ihrem  Eigner  ein  papageienhaftes  Aussehen 
geben,  ln  zahlreichen  Exemplaren  wandelt  der  Tod  herum,  in 
langem,  schwarzem  Talar,  auf  Brust  und  Rücken  ein  weifses  Kreuz, 
oder  in  weißem  Talar  mit  schwarzem  Kreuz,  einen  grinseuden 
Todtenscbädel  aufgestülpt.  Die  Sense  in  der  einen,  eine  Klingel 
in  der  anderen  Hand,  tritt  er  vor  die  Leute  bin  und  droht  ihnen 
an,  dafs  er  dieses  Jahr  nicht  an  ihnen  vorübergebeo,  sondern  sie 
abholen  werde,  zfiblt  wohl  auch  noch  die  fürchterlichen  Leiden 
uod  Martern  her,  die  er  ihnen  zugedacht.  Ich  habe  einen  solchen 
Kerl  gesehen,  wie  er  auf  einen  eben  vorüberfabreuden  Leichen- 
wagen hinzeigte  und  den  Umstehenden  triumphirend  zurief:  „Obra 
minhal“  — mein  Werk! 

In  Rio  fehlt'a  nicht  an  stadtbekannten  Typen,  die  ihren  Spitz- 
namen haben,  und  an  denen  und  ihrer  komischen  Reizbarkeit  die 
liebe  Strafsenjugend,  wie  allerwfirts,  sich  eine  Güte  thut.  Ein 
erfinderischer  Geschäftsmann  lief»  einige  Köpfe  in  Papier-macke 
abformen;  sie  fieleo  drollig  ähnlich  aus  und  wurden  flott  verkauft. 
Man  konnte  nichts  Lächerlicheres  sehen,  als  das  aufgestöberte, 
unglückliche  Original,  von  seinen  Kopieen  umringt  und  in  reiner 
Verzweiflung.  Der  „Inglez“  (Engländer)  ist  eine  Lieblingsmaske, 
die  meistens  recht  treffend  dar  ge*  teilt  wird.  Den  Rock  aus  grofs- 
karrirte-m  wunderlichem  Zeugs,  gewürfelte,  zu  kurze  Hosen,  gelbe 
Gamaschen,  den  indischen  Helm  mit  Schleier  auf  dem  mit  fuchsrother 
Perrücke  uod  ebensolchen  „cötelettes“  gezierten  Haupt,  das  Fern- 
rohr und  einen  rotben  Schirm  unterm  Arm  — so  schreitet  Mylord 
daher,  uod  ein  Jeglicher  giebt  sich  alle  Mühe,  einen  rechten  Tropf 
voraustellen.  Hierzulande  kann  man  den  bizarren  Engländer,  den 
der  Deutsche  meistens  nur  noch  aus  Münchener  Bilderbogen  kennt, 
thatsfichlich  noch  berurolaufeo  sehen,  hier  legt  er  sich  keinen 
Zwang  auf.  ln  den  Bergen  von  Novo  Friburgo,  wo  ich  einige 
WeiboacbtsUge  zubrachte,  »tiefs  ich  auf  eine  Engländerin,  die  der 
Jagd  aof  Schmetterlinge  und  kleine  Vögel  oblag.  Sie  war  in  eine 
nordamerikanische  Unionsfiagge  gekleidet,  trug  hohe  Maunssliefeln 
und  indischen  Helm,  den  Rucksack  mit  Mundvorrath  uod  einen 
kleineu  Jagdstubl  ucugeschoalll,  diu  Flinte  über  der  Schulter,  ein 
Schmetterlingsnetz  mit  langem  Stiel  in  der  Hand,  und  am  Kettchen 
führte  sie  eine  schiefbeiuige,  dicke,  büfsliche  Dogge.  Eine  Photo- 
graphie dieser  Figur  hätte  ich  mich  was  kosten  lassen.  Der  Hund 
verschmähte  alles  Darger « lebte,  wenn  mau  G lad  «tone  rief,  fraß 
aber,  wenn  man  Salisbury  sagte.  Im  Übrigen  war  die  Dome 


gesuud.  Wio  aber  fallen  dem  alles  Fremdartige  scharf  erfassenden 
Südländer  solche  Schrullenhaftigkeiten  auf,  und  wie  weif»  er  sie 
bei  angeborenem  mimischem  Talent  zu  karrikiren!  — Dafs  an  bunten 
und  schwarzen  nichtssagenden  Dominos  kein  Mangel  ist,  versteht 
sich  von  selbst.  Viele  tragen,  nur  um  mitzuthuo,  blofs  falsche 
Nase  und  Bart,  Andere  blofs  eine  Schellenkappel  wie  solche  neuer- 
dings namentlich  aus  Sonneberg  in  sehr  hübscher  Wuare  eingeführt 
sind.  Wenn  man's  überschlägt,  was  an  allerlei  Stoffen,  Behängen, 
Besatz,  Papier  mache  iikw.  in  den  paar  Tagen  drauf  gebt,  so  kann 
man  zu  einem  erklecklichen  Sümmchen  kommen.  Und  dos  Beste 
ist:  all  dieser  Flitter  und  Plunder  ist  eitel  Schund,  nur  zu  ein- 
maligem Gebrauch  nütze.  Übers  Jahr  muß  die  Ausgabe  von 
Neuem  gemacht  werden,  und  das  Geld  dafür  geht  ins  Ausland, 
denn  schön  aussebende  und  dabei  so  billige  leichte  Waare  kann  nur 
in  hochentwickelten  Industrieländern,  wie  Deutschland,  England, 
Belgien,  Frankreich,  gemacht  werden.  — Wer  des  Trubels  auf  den 
Straßen  überdrüssig  ist,  sucht  eines  der  zahlreichen  Theater  auf, 
die  aämmtlich  in  ein  und  dasselbe  Viertel  nebeneinander  gepfercht 
siud,  wie  Schaubuden  auf  einem  deutschen  Vogelschießen.  Rio 
hat  nur  zwei  Theater,  welche  sich  in  Betreff  von  Bau  und  Ein- 
richtung mit  europäischen  vergleichen  lassen:  das  Tbeatro  Impe- 
rial Dom  Pedro  11°  und  das  Tbeatro  de  Sio  Pedro  de  Alcantara. 
Die  übrigen  sind  Garten  - Theater;  der  überdeckte  Zoscbauerraozn 
bat  keine  abschließende  Wand,  sondern  setzt  sich  ins  Freie,  in 
den  Garten  hinaus,  fort.  Das  hat  bei  den  hiesigen  klimatischen 
Verhältnissen  sein  Gutes;  denn  wer  vermöchte  es  bei  oft  -+-  29“ 
C.  nach  Sonnenuntergang  in  einem  menscbenerfüllten  und  von 
zahlreichen  Gasflammen  gebeizten  geschlossenen  Raume  auszu- 
balten! 

Die  Schauspielkunst  steht  hier  auf  einer  niedrigen  Stufe.  Das 
kann  nicht  anders  sein  in  einem  Lande,  das  kein  nationales  Schau- 
spiel hat,  und  dessen  Bewohnern  aller  Siun  für  das  edlere  Drama 
abgebt.  Die  Bühnen  fruktifiziren  französische  Übersetzungen,  das 
Vaudeville  ist  ibr  eigentliches  Element.  Und  wenn  sie’s  nur  da- 
bei bewenden  ließen!  Aber  da  kommt  es  so  Manchen  an,  etwas 
für  die  sogenannte  „arte  nacional“  zu  leisten,  und  dann  ist’s  rein 
zam  Davonlaufen.  So  was  Talentloses,  Fades,  Abgeschmackte« 
giebt’s  nicht  znm  zweiten  Male  auf  der  Welt,  wie  die  hiesige  „arte 
nacional“.  — Ein  glücklicher  Einfall  ist  es  gewesen,  die  theatralische 
, Jahresrevue  aus  Paris  zu  importireo.  Sie  ist  am  Platze  vor  einem 
j Publikum,  das  sich  durch  Klatschsucht  und  Kannegießerei  aus- 
i zeichnet  und  soviel  Freude  an  Karrikaturen  bat.  Die  Skandalge- 
sebiebten  des  ganzen  verflossenen  Jahres  werden  aufgewärmt  und 
alle  hierein  Verflochtenen  mit  unbarmherziger  Schärfe  gezeichnet. 
Wenn  da  ein  übereifriger  Polizeidelegat  eine  ganze  Slrandgesell- 
aebaft  arretirt,  weil  etliche,  der  Vorschrift  zuwider,  anstatt  in 
weiten  Badekleidern  io  prall  anliegenden  Trikots  gebadet,  um  nun 
die  triefenden  Verbrecher,  Männlein  uod  Weiblein,  behufs  Fest- 
stellung ihrer  Persönlichkeit  durch  mehrere  Straßen  zum  Polizei- 
Amt  eskortirt,  zum  größten  Ärgerniß  und  Gaudium  aller  Welt, 
— so  erscheint  das  in  noch  tollerer  Form  auf  der  Bühne  wieder. 
Oder  ein  titelsüchtiger  Portugiese,  unkundig  der  schwierigen  Künste 
des  Lesens  und  Schreibens,  aber  vermögend,  füllt  einem  Gauner 
in  die  Hände,  der  ihm  vorspiegelt,  er  vermöge  ihm  beim  Kaiser 
die  Würde  eines  Baräo  de  Villarica  ausznwirken,  und  dabei  einige 
CoDtos  de  reis  abschwindelt,  — so  kommt  der  Geprellte  in  die 
„Revista“.  Ereignet  sich'»,  wie's  im  eben  erzählten  Falle  war,  daß 
der  Gefoppte  ein  Zetergeschrei  gegen  solchen  Mißbrauch  erhebt, 
zu  Polizei  und  Richter  läuft,  — so  reibt  aich  der  Tbeaterdirektor 
die  Hände,  denn  die  Szene  zieht  nun  am  so  mehr.  Der  Minister 
Lafayette,  der  os  im  Schiedsgericht  zu  Santiago  (Schadenersatz- 
frage in  Folge  des  chilenisch-peruanischen  Krieges)  mit  Niemandem 
verderben  wollte,  muß  zur  Buße  sein  Schaukelsystem  in  einem 
possirlichen  Kouplet  besingen  mit  dem  Refrain:  „Pode  ser  que  sim, 
pode  scr  que  nio,  ambos  tem  razäo“  (kann  sein,  kann  nicht  sein,  Beide 
haben  Recht).  Das  Treiben  des  Falschspielers  Cal  ad o,  der  so  viel 
Schande  auf  die  brasilianische  Diplomatie  geladen,  uod  der  seiner- 
zeit aus  Rom  abberufeo  werden  mußte,  hat  zwar  die  Regierung 
zu  vertuschen  gesucht;  aber  die  Theaterunternehmer  schlugen  Ka- 
pital aus  dem  Faktum , umsomehr , als  der  Name  jenes  Ehrlosen 
zu  allerhand  Spielerei  mit  dom  Wörtchen  „calado*  (soviel  wie  pst! 
still!)  förmlich  herausforderte.  Vor  Allem  darf  der  Principe  Obä, 
eines  der  vornehmsten  Originale  Rios,  bei  so  was  nicht  fehlen. 
Der  Principe  Obä  II.  ist  ein  herkulisch  gebauter  Neger,  der  einem 
afrikanischen  Fürstenstamme  entsproß  und  unter  den  Negern  einiger 
Stämme  ein  gewisses  Ansehen  genießt  und  Tribut  von  ihnen  er- 
hebt. Denn  der  Principe  Obä  II.  arbeitet  natürlich  nicht,  sondern. 

| den  goldenen  Kneifer  mühsam  auf  der  Plattnane  balancirend,  durch- 
streift er  in  schwarzem  Anzug,  schwarzem  Zilinderhut  und  weißen 
Handschuhen  die  Straßen  der  Stadt,  mit  einer  unendlich  komischen 


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EXPORT,  Organ  des  Centr&lvereins  für  üandelageographie  etc. 


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Gravität  leutselig  nach  allen  Seiten  gröfsend  und  vor  keiner  Kneipedie  ausgesetzt  int.  Von  Hause  aus  eine  Sprache  für  wohlentwickelt« 

ihm  gratis  verabfolgten  Schnäpse  verschmähend.  Er  ist  Inhaber  Spruchwerkzeuge,  voll  zierlicher  Abtöuuogen,  von  grofser  Mannig* 

des  Kaiserlich  brasilianischen  Roseoordens;  sein  Porträt  und  das  faltigkeit,  aber  wohl  geregelt  in  der  Stimmong  der  einzelnen  Laote, 

«einer  erlauchten  Gemahlin  waren  schon  im  Saale  der  Akademie  entschieden  melodiös,  — was  lat  daraus  geworden  in  dem  für  eine 

ausgestellt,  wo  die  Bilder  zwei  wohlgewichsten  Stiefeln  zum  Ver-  so  durcbgebildete  Sprache  gar  nicht  eingerichteten,  thierisch  rauben 

wechseln  ähnlich  sahen.  Kürzlich  nun  hat  sich  diese  Standes-  und  plumpen  Negerracfaen  mit  seiner  klofsartigen  Zange,  den 

person  wegen  Vornahme  unzüchtiger  Handlungen  mit  noch  im  wulstigen  Lippen  und  der  in  dem  — oft  bis  gegen  die  Ohren  bin 

Kindesalter  stehenden  Unterthaninnen  unmöglich  gemacht  und  ist  geschlitzten  — Frefsorgane  doch  nor  engen  Scballhöble.  Da  fällt 

bis  auf  Weiteres  von  der  Bildfl&che  verschwunden.  — Sind  die  das  auslautende  „a“  fast  regelmäfsig  weg,  ebenso  das  endigende  „r“ 

Revifitas  schon  sonst  gepfeffert,  so  sind  sie's  zur  Faschingszeit  des  Infinitivs.  Deo  schmelzenden  Sons  mouillea  .,1h*  und  „oh“  wird 

ent  recht.  Den  Schauspielern  ist  volle  Freiheit  gegeben,  zu  im-  ein  klangloses  „j“  suhstituirt.  Die  Skala  der  Vokale  rednzirt  sieh 

provisiren,  und  die  benutzen  die  männlichen  zu  den  gewagtesten  auf  etwa  4 Töne,  und  die  Konsonanten  irren  förmlich  in  der  Sprache 
Redewendnngen,  die  weiblichen  zu  den  üppigsten  Gesten.  Gffent-  herum:  der  Eine  sagt  „prevenir“,  der  Andere  „perveuir“,  und 

lieh  ist  das  Publikum  aufgefordert,  mitzulhun,  Komödie  in  der  das  Wort  „contratar“  klingt,  von  Negern  gesprochen,  etwa  wie 

Komödie  zu  spielen.  Weil  jedoch  von  dem  witzarroen  Volke  doch  „eontata“.  Selbst  die  gebildeteren  Brasilianer  müssen  sich  von  den 

nicht  viel  zu  erwarten  wäre,  so  werden  Schauspieler  unter  die  Zu-  Portugiesen  mit  Fug  und  Recht  vorwerfen  lassen,  dafs  sie  von 

schauer  geschmuggelt,  die  ihr  Stichwort  wissen.  So  wird  wenig-  logischer  Anordnung  der  Satzglieder,  der  Stellung  der  Pronomina, 

slens  der  Schein  erzeugt,  als  ob  das  Volk  mitspiele.  — Nach  der  der  Partikeln,  keine  Idee  haben.  Was  der  geringste  Portugiese 

Vorstellung  wird  Tanzmusik  aufgespielt,  und  danach  drehen  sich  aus  reinem  Sprach instinkt  richtig  macht,  kriegt  der  Grammatik 

die  Paare  bis  zum  Morgengrauen.  Dano  und  wann  hält  ein  Ze  1 studirende  Brasilianer  nicht  fertig.  Der  sich  in  Brasilien  und 
Pereira  seinen  Einzug,  denn  der  bat  freien  Zutritt  in  den  Theatern.  Afrika  vollziehende  Prozefs  der  Zersetzung  der  portugiesischen 

Die  Trommler  tanzen  einen  Reigen,  und  geräuschvoll,  wie  sie  ge-  Sprache  mnfste  für  die  denkenden  Linguisten  ein  sehr  dankbare« 

kommen,  rasseln  sie  wieder  von  dannen.  Objekt  sein.  Wer  sich  für  Lautphysiologie  interessirt,  wer  die 

Dafs  es  Tänze  mit  deutlich  hervortretendem  Charakter  in  alter  furchtbare,  geradezu  tragische  Vergewaltigung  einer  menschlichen 

und  neuer  Zeit  und  bei  den  verschiedensten  Völkern  gab,  ist  be-  Sprache  durch  niedrige  Rassen  gründlich  kennen  lernen  will,  der 

kannt.  Am  dreistesten  sind  solche,  wie  viele  Afrikareiseode  zu  gebe  in  portugiesische  Kolooieeo,  deren  grofse  Bevölkerungsmassen 

schildern  wissen,  bei  den  Negervölkcrn  geartet.  Wie  tief  denen  dem  Idiom  der  paar  Millionen  im  kleinen  Portugal  den  Garaus 

Lust  und  Gefallen  an  dergleichen  im  Blute  steckt,  kann  man  in  machen. 

Brasilien  beobachten.  Hierher  hat  der  Neger  seine  unkeuschen,  Doch  es  sollten  ja  Negertftnze  geschildert  werden.  W’enn  die 

wildeo  Tänze  mitgebracht;  und  wie  er  selbst  über  sein  ganzes  Sklaven  auf  der  Fazenda  zum  sonntäglichen  Tanz  auf  dem  „terreiro“ 

Wesen  den  portugiesisch  - französischen  Einflufs  hat  ergehen  lassen  (grofse,  wohlgepflasterte  Tenne  zum  Trocknen  des  Kaffees)  an- 

müsseo,  ohne  die  Grundfarbe  (im  bildlichen  und  wirklichen  Sinne)  treten,  so  begleitet  neben  der  unvermeidlichen  Ziehharmonika  Ge* 

einzubüfsen,  — so  haben  auch  seine  Tänze,  weil  nunmehr  von  be-  saug  den  Tanz.  Darin  liegt  wenigstens  noch  etwas  Urwüchsiges, 

kleideten  Wesen  ausgeführt,  ein  verändertes  Aussehen  angenommen.  Die  plumpen  Figuren  mit  den  gruodhäfslichen  Gesichtern,  die 

Aber  unterm  Kleide  nach  Pariser  8cbDitt  siebt  mau  doch  noch  deu  gleichförmig  linkische  Ausführung  der  steifen  und  abgernpften  Be- 

nackten  Neger  und  Mulatten  tanzen.  Nur  ist  mit  dem  Kleide  eine  wegungen,  der  sogenannte  Gesang  der  breiten  Mäuler  — Alles  das 

gute  Portion  Pariser  Gamin  - Grazie  mit  herübergekommen,  dem  j zusammen  verfehlt  nicht,  auf  den  Fremden  die  InBtigste  Wirkung 
Negertanz  sind  die  ausgelassensten  Sprünge  des  Cancan  zugesellt  auszuüben.  Ist  gerade  ein  gutgelaunter  Gutsherr  da,  so  tritt  der 

worden.  Die  Brasilianer  lieben  diese  ihre  „bailados  nacionaea“  zum  höchsten  Entzücken  seiner  Schwarzen  wohl  auch  mit  an  und 

leidenschaftlich  und  beklatschen  das  Paar,  welches  dieselben  am  zeigt  seinen  Gästen,  wie  ein  richtiger  „jongo“  getanzt  sein  will. 

Zweideutigsten  oder  richtiger  am  Unzweideutigsten  auszuführen  Da  belacht  man  die  Derbheit  und  Uugeschlachtheit,  die  Sache 

weifs.  Die  Namen  der  Tänze  sind  afrikanische:  „lundi,  tango,  kommt  einem  schnurrig  vor.  Aber  im  Ballaale,  wo,  wenn'a  wahr 

jongo,  caterete,  maxixe,  batuque,  zamba.“  Tempo,  Takt,  Charakter  ist,  dafs  Kleider  Leute  machen,  ziviliairte  Menschen  beisammen 

sind  bei  alten  dermafsen  verwandt,  dafs  man  verschiedene  Paar*.-  sind,  macht  sich  das  ganz  anders.  Zudem  hat  der  Stadtneger  und 

zur  selben  Musik  Verschiedenes  tanzen  sieht,  wie  denn  überhaupt  erat  recht  der  Mulatte  bei  Weitem  nicht  den  robusten  Körperbau 

bei  diesen  Tfinzrti  dem  Temperament  und  der  Phantasie  jedes  Ein*  des  Negers  vom  Lande.  Jener  ist  in  der  Regel  ein  dürres,  scbmal- 

zclnen  viel  überlassen  bleibt.  Das  Orchester  ist  mit  modernen  brüstiges  Geschöpf  mit  dünnen,  spinnenartigen  Gliedern  und  langem 

Instrumenten  besetzt;  aber  die  allen  voran  lärmenden  Trommeln  Hals.  Wenn  er  sich  regt,  schlenkert  und  baumelt  Alle«  an  ihm. 

und  eine  mit  trockenen  Erbsen  gefüllte  Blechhülae,  die  im  Takt  Ein  derartige»  Wesen  ist  wie  geschaffen  für  die  Tanzart,  die  ich 

gerasselt  wird,  dürfen  als  unentbehrlich«  afrikanische  Reminis-  doch  nun  wohl  oder  übel  beschreiben  mufs.  — „Maxixe"  (t.  B.) 

zeuzen  nicht  fehlen.  Dafs  die  Musik  eine  sehr  rauschende  ist,  ver-  : ist  dreitaktiger  Tanz.  Die  Füfse  haben  bei  demselben  weniger  zu 
steht  sich  danach  von  selbst.  Dabei  ist  sie  eintönig,  gewöhnlich  leisten,  als  Koiee,  Schenkel  and  Hüften.  Der  Mann  umfafst  das 

nur  eine  kurze,  ins  Unendliche  wiederholte  Strophe.  Mau  mufs  Weib  völlig  in  der  Taille  mit  beiden  Armen,  und  dieses  legt  ihm 

schon  Neger  oder  Mulatte  sein,  um  darnach  eine  Nacht  hindurch  die  Hände  über  die  8chultern  und  legt  sich  hintenüber  unter  mög- 

tanzen  zu  können.  Ich  habe  einmal  eine  im  Hofe  hinterm  Hause  liebstem  Hervordrängen  des  Unterleibes.  Dicht  aneinander  wird 

waschende  Negerin  zu  meiner  Verzweiflung  zwei  Stunden  lang  deu  nun  derart  getanzt,  dafs  Beide  Kniee  und  Schenkel  Takt  um  Takt 

Reim  singen  hören:  zwischen  die  des  Andern  drängen.  Das  dieses  Spiel  begleitende 

„Tcnbo  am  cachorrinbo  de  nome  dödö,  Wiegen  in  den  Hüften  und  der  lüsterne  Gesiebtsausdruck  der 

bäte  o chocolate  c6  uraa  perna  so.“  Tanzenden  geben  dem  Maxixe  uod  seinen  choreographischen  Ver- 

(Dodo,  so  heifst  das  Hündchen  mein,  | wandten  vollends  das  Gepräge  einer  getanzten  Zote.  Das  Tempo 

da»  schlägt  die  Chokolade  nur- mit  einem  Bein).  ist  langsam;  gedreht  wird  selten,  und  meistens  nur  vor-  uod 

Ja,  das  ist  albern  uud  kindisch,  aber  der  Neger  ist  ein  albernes  ! zurückgetreten  oder,  richtiger  gesagt,  gedrängelt.  Eine  audere 

Kind.  Solcher  Liedchen  haben  sie  eine  Unzahl.  Man  kann  sieh  Art  zu  tanzen  weifs  der  Brasilianer  nicht  und  will  aie  nicht, 

meisten»  nichts  dabei  denken,  und  sie  denken  »ich  auch  nicht«  Spielt  die  Musik  mal  einen  Walzer  auf  oder  eine  Mazurka,  so 

dabei.  Vermuthet  man  iu  solchem  Singsang  wirklich  mal  eine  machen  die  Leutchen  sich  auch  die»«  Weisen  auf  ihre  Manier 

Idee,  eine  Anspielung,  und  fragt  einen  recht  hellen  Mulatten  zurecht,  und  es  wird  am  Ende  immer  wieder  ein  Maxixe  daraus, 

danach,  der  auf  Schulen  geschickt  worden  ist  and  »ogcDannte  Und  nun  gar  erst  die  Quadrille!  Wenn  es  die  anmuthigen  Kava- 

Bildung  besitzt,  und  der  das  läppische  Zeug  ebenfalls  trällert  — so  ' liere  und  Damen  der  altfranzösiscben  Zeit  wüfsten,  was  in  Bra- 

weifs  der  auch  nichta  zu  erklären.  So  sind  sie  Alle.  Zuweilen  silien  au»  ihrem  graziösen  Tanz  geworden  ist,  sie  drehten  sich 

sind  solche  Tanzzeilen  aber  ganz  hübsch,  uud  ein  musik verständiger  entsetzt  im  Grabe  herum.  Zur  Quadrille  tritt  man  hier  nicht 

Freund  setzte  mir  einmal  auseinander,  wie  jener  Übergang  oder  ! im  Karre  an,  sondern  stellt  «ich  in  zwei  Zeilen  einander  gegenüber, 

diese  Tonfolge  in  ihrer  Originalität  einem  Komponisten  alle  Ehre  j Nun  beginnt  ein  Gegeneinander,  welches  kein  Eropäer,  dem  man  die 
machen  würden.  Im  Druck  sind  zahllose  erschienen,  von  denen  Obren  verstopfte,  für  eine  Quadrille  halten  würde;  die  Musik  ist 

freilich  nur  ein  verschwindend  kleiner  Theil  etwa»  Ansprechendes  allerdings  die  der  Quadrille.  Die  Arme  hoch  über  den  Kopf  ge- 

fur  uns  hat.  Diese  Liedchen  liegen  vielen  TAuzroelodieen  zu  Grunde,  schlagen,  springt  mau  drauf  los  uod  schleudert  die  Beine,  dafs  der 

dermafsen,  dafs  zuweilen  die  Musikanten  die  Instrumente  absetzen,  Partner  die  Schuhsohle  seines  vis-ä-vis  fast  gerade  vor  deu  Augen 

es  auf  eine  oder  zwei  Minuten  den  Tanzenden  überlassend,  sich  hat;  die  Mädchen  suchen'»  auch  so  hoch  wie  möglich  zu  bringen; 

die  Musik  für  ihre  Füfse  selber  zn  singen.  Die  schöne  portu-  durch  grofse  Kleidermenge  sind  »ie  ohnehin  nicht  behindert,  denn 

giesisehe  Sprache  kommt  dabei  schlecht  weg.  E»  ist  ganz  greu-  zu  Fastnacht  ist«  gehörig  heif»  iu  Rio.  Wo's  irgend  anzubriogen, 

lieb,  die  Verhunzung  anzuhören,  der  sie  in  den  Negermänlern  werden  einige  Takte  Maxixe  eingeschmuggelt.  Weil  man  beim 


1887. 


287 

EXPORT,  Organ  des  Centr&lvereins  für  Handelageographie  etc. 


Nr.  18. 


Kontretanz  sieb  doch  nicht  umfafst  halten  kann,  so  macht  man 
nichtsdestoweniger  die  gewohnten  Exerzitien  par  distance.  Heraus- 
gebogenen  Leibes  wiegen  sie  sich  erst  langsam  bin  nnd  her,  um 
auf  einmal  mit  wirbelnd  schneller  Bewegung  von  Leib  and  Hinter- 
tbeil  auf  einander  loszufabren,  sich  herumzusebwenken  und  dann 
das  Spiel  von  der  andern  Seite  za  wiederholen.  Man  mufe  es 
beobachtet  haben,  um  zu  glauben,  wie  weit  dabei  die  Tollheit 
geht.  Ich  habe  im  Theatro  Recreio  Dramatico,  dessen  Zuschauer- 
raum,  gleich  dem  anderer  Theater,  für  die  Faschingslage  in  einen 
Bailsaal  umgewandelt  war,  Mulattenburschcn  gesehen,  welche  Rad- 
schlagen in  den  Tanz  einznffigen  wufsten,  welche  jählings  sich 
hinwarfen  and  ihren  voräberhüpfenden  Midchen  unter  die  Röcke 
lugten,  um  ebenso  schnell  wieder  auf  den  Beinen  zu  sein,  und 
das  Alles  im  Takt  der  Musik.  Die  Midchen  stehen  an  Ausge- 
lassenheit den  jungen  Männern  uicht  nach,  wissen  ihre  Röcke  zu 
heben  und  zu  schwenken,  fallen  wohl  auch  mal  bin  und  lassen 
dabei  über  die  Absicht  der  vorübergehenden  reizenden  Unordnung 
ihrer  Garderobe  gar  keinen  Zweifel.  Allerdiugs  schwirrt  es  von 
öffentlichen  Dirnen  auf  allen  Ball&älen;  aber  viele  Tänzerinnen 
sind  doch  Midchen  der  mittleren  und  niederen  Klassen.  Die  flotte- 
sten Paare  werden  beklatscht,  man  gruppirt  sich  in  ihrer  Nähe, 
bespricht  sie.  Schnappt  man  die  Unterhaltung  auf,  so  kann  inan 
über  solch  einen  weiblichen  Wildfang  hören:  „A  suseita  e liropa, 
rnas  damnada!*  (die  Person  ist  unbescholten,  aber  ein  Luder!). 
Viele  Mädchen  kleiden  sieb  in  Männertracht,  und  das  sind  hernach 
die  Schlimmsten.  Sie  sind  wirklich  zum  Verwechseln.  Die  Mulattin 
hat  keinen  Zopf,  bei  Mann  nnd  Frau  steht  das  schwane  Kraushaar 
ganz  gleich  um  deu  Kopf.  Auch  die  Stimme  der  Mulattio  ist 
meistens  tief  und  rauh  im  Vergleich  zur  Frauenstimme,  wie  Deut- 
sche sie  kennen.  Das  weibliche  Bfirschlein  raucht  Zigarrctten  und 
führt  Heden,  die  an  Frechheit  die  der  männlichen  Hosengenossen 
wenn  möglich  überbieten.  Za  Papier  ist  absolut  nichts  von  dem  za 
bringen,  was  man  da  zu  hören  kriegt.  An  polizeilicher  Über- 
wachung fehlt  es  gerade  nicht;  doch,  solange  nicht  Schlägerei  und 
Messerstiche  Vorkommen,  mischt  sich  die  Behörde  nicht  in  den 
Trubel.  Und  die  zahlreichen  Familien  besserer  Stände,  die  Damen, 
welche  die  Logen  der  Theater  besetzt  haben,  von  oben  herab  dem 
Treiben  zusebauend,  scheinen  sich  durch  ihren  Sperrsitz  vollständig 
gefeit  zu  fühlen  gegen  den  nicht  eben  veredelnden  Einflufs,  dem 
da  die  jungen  Töchter,  die  doch  Augen  und  Ohren  haben,  preis- 
gegeben  sind.  (Scfchib  bict) 


Australien  und  Sildsee. 

Oie  australitchen  Kolonieea.  II.  Die  produktive  Thätigkeit 
der  australischen  Kolonieen  ist  in  erster  Linie  eine  landwirt- 
schaftliche; näcbstdem  ist  aber  auch  ein  grofser  Vorrath  von 
Metallen  daselbst  vorhanden  und  deren  Gewinnung  eine  von  Jahr 
zu  Jahr  steigende,  wogegen  die  Fabriktbäligkeit  noch  auf  einer 
sehr  untergeordneten  Stufe  stebt  und  alljährlich  die  Einfuhr  grofser 
Mengen  der  verschiedensten  Induatrieerzengnisae  nötbig  macht. 

Fassen  wir  zunächst  die  Metallgewinnung  kurz  ins  Auge,  so 
kommen  hierbei  Eisen,  Kupfer,  Blei,  Silber,  Antimon,  Wismut, 
vor  allen  aber  Gold  and  Zinn  in  Betracht.  Über  die  Gröfse 
der  Produktion  der  beiden  letzteren  giebt  die  Ausfuhr  einen  unge- 
fähren Begriff.  Während  von  den  einzelnen  australischen  Kolonieen 
aber  West- Australien  weder  au  der  Gold-  noch  an  der  Zinnausfuhr 
beteiligt  ist,  führen  die  beiden  Kolonieea  Süd- Australien  and 
Neu- Seeland  auch  nur  Gold  aus;  im  Übrigen  verhielt  sieb  der 
Werth  des  australischen  Gold-  nnd  Zinnexports  im  Jahre 


1886  wie  folgt: 

Werte  der  Ausfuhr  in  PM.  S 

• ao-i 

Gold. 

Zinn. 

Victoria 

. 4 809  535 

6 774 

Neu-Süd  Wales  .... 

. . l 451  124 

722  198 

Queensland 

. . 1119  170 

156  777 

Süd-Australien  .... 

. . 18  295 

— 

West-Australien  . . . 

. . — 

— 

Tasmanien 

. . 141319 

357  587 

Neu -Seeland  .... 

. . 890  056 

— 

im  Ganzen  . 

. . 7 929  499 

1 243  336 

Was  nun  die  landwirtschaftliche  Produktion  Australiens  an- 
laugt, so  nimmt  die  Schafwolle  hierbei  die  erste  Stelle  ein. 
Australien  produzirte  im  Jahre  1860  35  Millionen,  1884  dagegen 
224*/;  Millionen  englische  Pfund  (zu  4&3,.-i&i66  g)  Schafwolle.  An 
der  Spitze  der  australischen  Wollproduktion  stehen  die  Kolonieen 
Neu- Süd -Wales  und  Victoria.  Im  Jahre  1886  wurden  im  Ganzen 
466406773  Pfund  Wolle  im  Preise  von  19687073  £ aus  Australien 
exportirt;  die  einzelnen  Kolonieen  trugen  hierzu  in  folgender 
Weise  bei: 


Ansfahr  von  8chafwolle  1886 


ul  Mm(«  in  Pfand.  Werth  in  £. 

Victoria 106  278  038  5 028  011  t 

Neu- Süd -Wales  . . . . 168  151  659  7 246  G42 

Queensland  ....  42472071  1779688 

Sud • Australien  . . . . 52  254  132  1 671  775 

West- Australien  . . . 4 968  000  445  208 

Tasmanien  ....  5774  142  26048« 

Neu  seeland 86  507  4SI  3 205  275 


Nächst  der  Wolle  hat  in  den  letzten  Jahren  aber  auch  das 
australische  Getreide  für  die  Bedürfnisse  der  Bewohner  Europas 
erheblich  an  Bedeutung  gewonnen  und  im  Verein  mit  dem  ost- 
indischen  Getreide  dem  amerikanischen  Erzengnifs  auf  den  west- 
europäischen Märkten  die  Konkurrenz  bedeutend  erschwert.  Als 
dritter  Artikel  der  landwirtschaftlichen  Produktion  Australiens 
mag  hier  endlich  noch  das  Fleisch  genannt  werden,  wobei  man 
in  erster  Linie  auf  den  Export  nach  Europa  rechnet. 

Von  der  Steigerung,  welche  zunächst  die  australische  Ge- 
treideproduktion  in  den  letzten  10  Jahren  erfahren  hat,  mögen 
die  folgenden  Zahlen  einen  Begriff  geben. 

Die  Zahl  der  kultivirten  Acres  (zu  40,s67bm®)  betrug: 


Io  der  Kolntls 

Im  Jahr« 

itr» 

iSftft 

Victoria  ...... 

. 1 231  105 

2 405  157 

Ncu-Süd-Walcs  .... 

. 513  840 

868  093 

Queenaland  ..... 

85  569 

198  334 

Süd-Australien  .... 

. 1514  916 

2 785  490 

West- Australien  .... 

45  933 

75  196 

Tasmanien 

. 127  282 

144  761 

Neu-Seeland 

787  824 

1 046  705 

im  Ganzen  . 

. 4 306  469 

7 523  786 

Während  das  Gesammtareal  des  kultivirten  Landes  innerhalb 
des  Dezenniums  1876/85  also  um  74,7  Prozent  gewachsen  ist, 
hat  sich  dasselbe  in  den  beiden  Kolonieen  Victoria  und  Queensland 
sogar  verdoppelt. 

über  die  Produktion  der  drei  wichtigsten  Getreidearten 
(Weizen,  Gerste  und  Hafer)  in  den  einzelnen  Kolonieen  während 
des  Jahres  1885  mögen  gleichfalls  einige  Angaben  folgen. 

Im  Jahre  1885  wurden  geerntet  Bush  eis  (zu  864436»  1): 


ln  der  Kolonie 

w*i*«a 

Hafer 

G*rot« 

Victoria  .... 

. . 9 170  538 

4 692  303 

1 302  854 

Neu-Säd-Walc« 

. . 2 733  133 

279  107 

85  606 

Queensland  . . . 

. . 51 598 

1 006 

9 826 

Süd- Australien  . . 

. . 14  621  755 

88  639 

21 1 207 

West- Australien  . 

. . 339  376 

23  142 

89  581 

Tasmanien  . . . 

. . 524  353 

784  325 

176  466 

Nou -Seeland  . . . 

4 242  285 

8 603  702 

896  816 

im  Ganzen  . 

. . 31  683  038 

14  472  224 

2 772  356 

Während  also  Süd 

Australien  allein 

beinahe 

die  Hälfte 

gesanmiten  australischen  Weizenproduktion  geliefert  hat,  wurde 
mehr  als  die  Hälfte  des  gesammten  Hafers  in  Neu -Seeland  und 
fast  die  Hälfte  der  Gerate  in  Victoria  erzeugt. 

Id  allen  jungen  Kolonialländern  herrschen  naturgeroäfs  bei 
der  Landwirtschaft  die  extensiven  Betriebs  Verhältnisse  vor;  dies 
ist  auch  in  Austratieu  noch  in  erheblichem  Mafse  der  Fall,  und  daher 
kommt  es,  dafs  andererseits  die  Viehzucht  sich  dort  einer  hoben 
Entwickelung  zu  erfreuen  hat.  Ein  Bild  von  dieser  Entwickelung 
mögen  kurz  die  folgenden  Angaben  liefern. 

Es  waren  vorhanden 


ln  der  Kolonie 

la  Jahre  Pferde 

Ui  »der 

Schafe 

Schweine 

Victoria  . , • . 

/ 1876 

194  768 

1 128  265 

1 1 278  893 

175  578 

\ 1885 

304  098 

1 290  790 

10  681  837 

238  837 

Neu-Süd-Wale«  . 

/ 1876 

366  703 

3 131  013 

25  269  755 

173  604 

\ 1885 

344  697 

1 317  315 

37  820  906 

208  697 

Queensland  . . . 

J 1876 

138  625 

2 079  979 

7315  074 

53  455 

\ 1885 

260  207 

4 162  652 

8 994  322 

55  843 

8üd-  Australien . . 

/ 1876 

IOC  903 

219  441 

6 133  291 

102  295 

\ 1885 

168  420 

389  726 

6 696  406 

163  807 

West-Australien 

/ 1876 
\ 1885 

33  502 

34  392 

54  058 
70  408 

899  494 
l 702  719 

18  108 
24  280 

Tasmanien  . . . 

/ 1876 

23  622 

124  459 

1 768  785 

60  681 

\ 1885 

28  610 

138  642 

1 648  627 

67  395 

Neu -Seeland  . , 

/ 1876 

99  859 

494  917 

1 1 704  853 

123  921 

\ 1885 

161  736 

698  637 

14  624  547 

200083 

im  Ganzen 

/ 1876 

958  982 

7 232  132 

64  370  145 

707  642 

\ 1885 

1 302  160 

8 068  170 

82  169  3G4 

959  912 

Relativ  am 

meisten 

bat  hiernach 

die  Zahl  der  Pferde 

und  der 

Schweine  zugenommen,  erster«  um  864,  letztere  um  35^  °/0; 
während  ferner  die  hohe  Bedeutung,  welche  die  Schafzucht  in 
Australien  beansprucht,  aus  der  Gröfse  der  betreffenden  Zahlen  in 


Nr.  18. 


288 

EXPORT,  Organ  dos  Central verei na  für  HandeUgeograpbie  etc. 


1887. 


obigen  Angaben  ohne  Weitere*  hervorgeht,  vermehrte  sich  die  Zahl  j 
der  Schafe  io  jenem  zehujitbrigen  Zeitraum  um  27,7,  diejenige  des 
Rindviehs  indefs  nur  um  11*%. 

Neuerdings  bat  man  sich  nun  in  Australien  mit  wachsendem 
Erfolge  auch  der  Fleischproduktion  und  der  Ausfuhr  desselben 
in  frischem  Zustande  nach  Europa  angewandt;  wenn  für  letztere 
auch  vorläufig  nur  England  in  Betracht  kommt,  so  ist  es  doch 
wohl  lediglich  eine  Frage  der  Zeit,  dafs  die  australische  Fleisch- 
produktion auch  für  die  Landwirtschaft  der  übrigen  europäischen 
Länder  dereinst  ein  nicht  zu  unterschätzender  Konkurrent  werden 
wird.  Derartigen  Befürchtungen  begegnet  man  denn  in  der  That 
jetzt  schon  bei  unserer  Landwirtschaft  immer  mehr,  hei  der  man 
ja  für  diese  Zustände  ein  sehr  wachsames  Auge  findet.  Erst  jüngst 
sprach  sieb  der  „Landbote*  (Wochenschrift  für  praktische  Land- 
wirte, Jahrgang  1887,  Nr.  12)  über  die  betreffenden  Verhältnisse 
in  folgender  Weise  ans:  „Die  anfänglich  kaum  beachtete  Ausfuhr 
von  gefrorenem  Hammelfleisch  aus  Neu-Seelaod  nach  London 
bat  der  »B.  u.  H.  Ztg.*  zufolge  in  den  letzten  Jahren  einen  Um- 
fang erreicht,  der  selbst  bei  den  englischen  Viehzüchtern  Besorg- 
nisse erweckt.  Während  vor  dem  Jahre  1882  die  Einfuhr  nach 
London  noch  so  unbedeutend  war,  dafs  das  Zollamt  sie  gar  nicht 
besonders  verzeichnet?,  wurden  1883  über  12000  Tonnen  und  1884 
das  Doppelte  davon  eingefnhrt,  und  es  ist  berechnet  worden,  dafs  im 
Jahre  1886  etwa  30000  t zur  Einfuhr  gelangten.  Die  Beförderung 
der  auf  Neu-Seeland  geschlachteten  Hammel  geschieht  mit  be- 
sonderen Dampfern,  welche  mit  Köhlapparaten  versehen  sind.  Die 
bisherigen  Erfahrungen  haben  ein  so  günstiges  Ergeboifs  gezeigt 
dafs  selbst  dann,  wenn  längere  Strecken  in  den  Tropen  zurnck- 
gelegt  werden,  weder  die  Temperatur  in  den  Schiffsräumen  nenneus- 
werthe  Schwankungen  erleidet,  noch  die  Verluste  irgendwie  in 
Betracht  kommen.  In  den  London-Docks  sind  für  die  Aufnahme 
von  gefrorenem  Hammelfleisch  besondere  Räume  mit  Kühlupparatcn 
eingerichtet,  welche  3000  bis  4000  Schafe  aufnehmeu  können. **•) 

Schließlich  möge  noch  ein  landwirtschaftliches  Industrie 
Erzeugnifs  Erwähnung  finden,  dessen  Herstellung  in  Australien 
neuerdings  nicht  unerhebliche  Fortschritte  gemacht  hat  nämlich 
Zucker;  es  ist  dies  unter  den  heutigen  Verhältnissen  um  so  mehr 
zu  beachten,  als  die  Überproduktion  von  Zucker  in  Europa  den  Ab- 
satz desselben  bedeutend  erschwert  nnd  die  Preise  erheblich  ge- 
drückt hat. 

Die  Zuckerproduktion  Australiens  beschränkt  sich  auf  die 
beiden  Knlonieen  Queensland  und  Neu-Süd-Wales;  außerdem  wird 
Zucker  noch  auf  den  Fidji  • Inseln  gewonnen.  Die  Gcsammt- 
Produktion  desselben  belief  sich  im  Jahre  1885: 

in  Queensland  auf  ....  59000  Tonnen, 
in  Neu-8üd-\V*leg  auf  ca.  . • 18  000  „ 

in  Fidji  auf .12  000 

zusammen  auf  ca.  . . 89  000  Tonnen. 

Die  1886er  Zuckergewinnung  wurde,  wie  folgt,  veranschlagt: 
für  Queensland  auf  ....  60-  bis  65  000  t, 
für  Neu-Süd-Wales  anf  . . 13-  bis  15  000  t, 

für  Fidji  anf 16-  bis  18000  t, 

im  Ganzen  auf  . . . 89-  bis  98  000  t. 

In  den  letzten  Jahren  haben  sich  allerdings  der  australischen 
Zuckerproduktion,  wie  das  „Deutsche  Handelsarchiv*  hervorhebt, 
zwei  Schwierigkeiten  in  den  Weg  gestellt,  einmal  nämlich  der 
Mangel  an  geeigneten  Arbeitskräften,  andererseits  der  fortwährende 
Rückgang  der  Zuckerpreise.  Dem  Mangel  an  Arbeitskräften, 
welcher  in  Folge  einer  die  Einfuhr  polyaenischer  Arbeiter  ein- 
schränkenden gesetzlichen  Bestimmung  cingutretcn  war,  ist  zur 
Zeit  durch  die  Eiufnhr  von  Malaien  aus  Java  abgebolfen;  dagegen 
ist  keine  Anssicht  auf  ein  demnächstiges  Steigen  der  Zuckerpreise 
vorhanden.  Trotzdem  wird  die  Zuckerproduktion  wenigstens  für 
die  Besitzer  ausgedehnter  Zuckeraopflanzungen  in  Australien  immer 
noch  für  lohnend  erachtet,  vorausgesetzt,  dafs  die  Produktions- 
kosten auf  ein  möglichst  geringes  Mais  beschränkt  werden.  Aus 
diesem  Grunde  haben  die  grofsen  Piantagenbesitxer  es  für  rathsam 
befunden,  den  Zuckerrohranbau  möglichst  aaszudehnen,  weil 
nach  ihrer  Annahme  die  Bebauung  eines  gröfeeren  Terrains  ver- 
hältnismäßig weniger  Kosten  erfordert.  Man  erwartet  auf  Gruud 
dessen  für  1887,  unter  Voraussetzung  günstiger  Witterungsverhält- 
nisse. eine  weitere  Steigerung  der  australischen  Zuckerproduktion. 
An  Zucker raffinerien  besteben  zur  Zeit  in  Australien  drei,  näm- 
lich je  eine  in  Sydney,  Victoria  und  Auckland,  von  denen  die 
erster?  jährlich  13-  bis  14000  Tonnen  produzirt. 

Geben  wir  nun  schließlich  zu  einer  kurzen  Betrachtung  des 
Handelsverkehrs  der  australischen  Kolonieen  mit  dem  Aus- 

*)  Yergl.  im  Übrigen  den  Artikel i »Australiens  landtHrtbschafllirhc 

Produktion  und  Fleisches  port“  in  No.  12,  Jsbrg.  1886  dm  »Export*.' 


lande  über,  so  bat  durch  die  mehr  und  mehr  gestiegene  Pro- 
duktionskraft  des  Laudes  die  Ausfuhr  heimischer  Produkte  ebenso 
eine  wesentliche  Zunahme  erfahren,  wie  anf  Grund  der  gesteigerten 
Kaufkraft  des  Volkes  die  Einfuhr  fremder  Industrie- Erzeugnisse 
in  bedeutendem  Maße  vermehrt  worden  ist.  Dazu  kommt,  daß 
durch  die  beiden  internationalen  Ausstellungen  zu  Sydney  und 
Melbourne  der  Handelsverkehr  Australiens  mit  dem  Auslände 
gleichfalls  einen  recht  erheblichen  Impuls  erhalten  hat,  ein  Um 
fttaud,  welcher  gleichzeitig  den  Beweis  liefert,  welchen  nachhaltigen 
Einfluß  internationale  Ausstellungen  auf  Handel  und  Industrie 
eines  Landes  auszuöben  vermögen. 

Fassen  wir  uun  zuuächst  die  Entwickelung  von  Einfuhr  und 
Ausfuhr  der  australischen  Kolonieen  während  der  zehnjährigen 
Periode  1876  85  im  Allgemeinen  ins  Augo,  so  gestaltete  sich  die- 
selbe in  der  folgenden  Weise: 

Werth  der  Ktafnhr  ! Werth  der  Ausfuhr 
i»  £ ln  £ 

1*76  IV»  I im  18HS 

Victoria.  . . . 15  705  354  18  044  604  14  196  487  15  551  758 

Neu -Süd -Wale*  . 13  672  77«  23  365  196  13*103  911  16  541  745 

Queensland  . . 3 126  559  6 422  490  3 875  581  5 243  404 

Süd-Australien  . 4 576  183  5548408  ! 4 816  170  5 686  255 

West- Australien  . 3Ä6  037  650  391  ( 397  293  446  692 

Tasmanien.  . . 1 133  003  1 757  486  1 130  933  1 313  693 

Neu-Seeland  . . 6 905  171  7 479  921  | 5 673  465  __6819  989 

im  Ganzen  45  505068  68  268491  | 48  098  920  51553  486 

Die  Gesammteinfuhr  nahm  also  um  39%  zu,  während  sich 
die  gesammte  Ausfuhr  uro  19*%  vermehrte.  Relativ  am  meisten 
sind  Einfuhr  wie  Ausfuhr  Queenlands  gestiegen;  während  die  erstere 
sich  im  Dezennium  1876/85  verdoppelte,  nahm  die  letztere  um 
35*%  zu;  im  Übrigen  vermitteln  Victoria  und  Neu-Sfld- Wales  zu- 
sammen allein  zwei  Drittel  der  geflammten  Einfuhr  und  Ausfuhr 
Australiens. 

Was  nun  im  Speziellen  den  deuUch-australischen  Han- 
delsverkehr anlaogt,  so  ist  bekannt,  daß  die  Ausstellungen  von 
Sydney  und  Melbourne  für  ihn  einen  besonders  wichtigen  Wende- 
punkt gebildet  haben.  Sind  auch  vor  dem  Jahre  1880  Sendungen 
von  Eisen  und  Slablwaareo,  von  chemischen  Erzeugnissen,  Färb- 
waaren,  Pianinos  und  anderen  Gegenständen  aus  Deutschland  nach 
Aufltralien  gelangt,  so  ist  seit  der  Beschickung  der  genannten 
Ausstellung  seitens  Deutschlands  in  diesen  Handelsverkehr  doch 
erst  Methode  gekommen.  Der  auf  diese  Weise  schon  in  sehr  vor- 
teilhafter Weise  eingeleitete  Handelsverkehr  ist  seitdem  aber  auch 
sehr  sachgemäß  weiter  gepflegt  worden,  und  wenn  im  Verlaufe  nur 
weniger  Jahre  allein  die  Ausfuhr  des  deutschen  Zollgebietes  nach 
; Australien  von  l,g  auf  7,i  Million  steigen  konnte,  so  ist  das 

' ebenso  ein  Beweis  für  die  Bedeutung  und  Entwicklungsfähigkeit 
dieses  Handels,  wie  gleichzeitig  eine  Aufforderung,  denselben  auch 
in  Zukunft  mit  allen  Kräften  zu  pflegen.  Über  die  Entwicklung  des 
deutsch-australischen  Handels  seit  dem  Jahre  1880  mögen  hier  nun 
einige  nähere  Zahleoangaben  folgen. 

Nach  der  deutschen  Reichsstatistik  zunächst  verhielten  sich 
Einfuhr  und  Ausfuhr  des  deutschen  Zollgebietes  von  bezw. 
nach  Australien  in  den  einzelnen  Jahren  seit  1880  wie  folgt: 

DeiitHb«*  Zollgebiet 

Flnfubr  an*  Aurtrrtl*«  I Am*  fuhr  neck  Aattralkm 
Mengt  ln  kg  Werth  in  M \ Menge  In  kg  Werth  ln  M 

1880  . . . 3 923  700  7 807000  I 1 926  100  1 B24  OCMl 

1881  . . . *809  600  5 666  000  ! 7 786  900  3 324  000 

1882  . . . 4 454  000  3 535  000  23  808  700  6 922  000 

1 88“!  . . . 3 562  100  1 966  000  ‘ 9 981  400  5 66000O 

1884  . . . 6 010  300  5 796  000  12  075  200  6 315  000 

1885  . . . 9 736  900  9 188  000  23  846  200  7 947  000 

Während  hiernach  der  Werth  der  Einfuhr  ans  Australien  seit 
1880  um  17*%  zunahm,  stieg  der  Werth  der  Ausfnhr  dorthin  um 
mehr  als  das  Vierfache.  Weuo  im  Übrigen  hierbei  die  Menge 
noch  in  einem  weit  stärkeren  Maße  als  der  Werth  znnahm,  so  trägt 
daran  offenbar  vornehmlich  der  außerordentliche  Preisfall  aller  Er- 
zeugnisse die  Schuld,  welcher  sich  in  den  iotzteu  Jahren  ja  überall 
im  Weltverkehr  so  empfindlich  geltend  machte  und  den  Gewinn 
aus  der  wirtschaftlichen  Thätigkeit  zu  einem  so  überaus  geringen 
gestaltet  bat.  — Von  wichtigeren  Waarenartikelu,  welche  im  Jahre 
1885  aus  dem  deutschen  Zollgebiet  nach  Australien  ausgefübrt 
wurden,  seien  die  folgenden  genannt:  Eisend  raht  für  1974  000,./% 
sebtniod bares  Eisen  in  Stäben  für  126  000  , /%  grobe  Eisenwaaren 
für  531000  darunter  Drahtstifte  flr  361 000  <AC , feine  Eisen- 
waaren  für  163000  «//,  Eisenbahnschienen  für  7700»!  , /<%  Maler- 
Furben,  Tusche  usw.  für  161000  <M ■,  Schieß-  und  Sprengpulver 
für  290000  <-/%  Fortepianos  und  Klaviaturen  für  1 188000  . /%  Ma- 
schinen für  95000  , /?,  feine  Lederwaareu  für  <>00000  « Ü , Bier 
aller  Art  für  99000  . /%  Schreib-,  Druck-  usw.  Papier  für  135000.  ff , 


m 

1887.  EXPORT,  Organ  des  Central  Vereins  für  Handelsgeographie  etc.  Nr.  18. 


Spielzeug  für  90000  «/#,  wollene  Strumpfwaaren  für  98000  «4?« 
wollene  Tuch-  und  Zeugwanren,  unbedrurkt,  für  167000  . if  usw. 

Bei  der  Rio  fuhr  des  deutschen  Zollgebiets  aus  Australien 
ist  vor  ullem  die  Schafwolle  hervorzuheben;  ihr  Einfuhrwerth  be- 
lief eich  1885  auf  5436000  . // , nfichstdero  sind  zu  nennen  Gold-, 
Silber-  und  Platina-Erze  für  2806000  «/#,  Blei-  und  Kupfererze  für 
25500t)  Talg  für  265000  Aspholtsteine  für  937000 
Weizen  für  103000  JL  usw. 

Für  den  Handel  Deutschlands  mit  Australien  kommen  aber 
neben  dem  deutschen  Zollgebiet  auch  unsere  beiden  grofsen  Hafen- 
plKtzc  Hamburg  und  Bremen  iu  hervorragendem  Maße  in  Be- 
tracht. Einmal  vermitteln  dieselben  den  bei  Weitem  grüßten  Theil 
des  deutschen  Handels  mit  Australien  überhaupt,  andererseits  aber 
nehmen  sie  eine  grofse  Menge  australischer  Produkte  auf,  welche 
nicht  in  das  Zollgebiet  gelangen,  sondern  zur  Wiederausfuhr  be- 
stimmt sind  und  dadurch  der  deutschen  Rbederei,  wie  auch  dem 
deutschen  Kredit-  und  Baokverkehr  einen  entsprechenden  Gewinn 
abwerfen,  ln  welchem  Mafse  non  auch  der  Handelsverkehr  der 
bieden  genannten  deutschen  Haßnplätzo  mit  Australien  neuerdings 
sich  gehoben  bat,  mag  man  aus  folgenden  Angabeu  ersehen. 
Hamburgs  Einfuhr  von  Australien  und  der  8üdsee  betrug: 

in  Durchschnitt  der  Jahr*  ln  J»hm 

1851  l»is  1880;  68713  M 1883:  5 067  100  .Ä 

1861  bis  1870  : 615  977  „ 1884  : 4 174  340  „ 

1871  bis  1880  : 4 859  620  . 1885:  6 123  760  * 

Hamborgs  Ausfuhr  nach  Australien  verhielt  sich  wie  folgt: 
1879:  1 941000  kg  1883:15  867  700  kg 

1880:  4 448  700  „ 1884:  28  25*2  800  . 

1881:  8 913  900  „ 1885:  48  680  900  , 

188*2:  10005  300  . 

Bremens  Handel  mit  Australien  zeigt  dagegen  folgendes  Er- 
gebnis: 

Bremens 

l'.lnfulir  tud  Anfuhr  noch 

durchschnittlich  jährlich  Australien  und  d«& 

I847  hisl861  ....  585  499  .//  114  641  ^ 

1857  bi»  1861  ....  974007  „ 3651*23  „ 

1867  bU  1871  ....  696710  „ 672868  . 

1872  bis  1876  ....  1 510514  „ 843  906  . 

1877  Ws  1881  ....  445795  „ 1030  707  . 

1882  bin  1885  ....  518224  . 1 122731  „ 

Auch  ans  diesen  Zahlen  geht  also  hinlänglich  der  Aufschwung 
hervor,  den  namentlich  der  deutsche  Ausfuhrhandel  nach  Australien 
neuerdings  genommen  hat  Allein  alle  diese  Angaben  reprfisentiren 
doch  noch  keineswegs  den  gesamtsten  Handelsverkehr  Deutsch- 
land» mit  jenem  Erdtheil;  denn  es  ist  bekannt,  da  Th  England  noch 
einen  grofsen  Theil  desselben  vermittelt.  Leider  kann  derselbe 
ziffertnäßig  nicht  festgestcllt  werden,  da  er  in  den  Einfuhr-  und 
Ausfubrzablen  zwischen  Deutschland  und  England  zum  grofsen 
Theil  mit  enthalten  ist;  so  viel  steht  jedoch  fest,  dafa  er  noch 
grofse  Summen  darstellt,  dafs  andererseits  aber  auch  grofse 
Summen  durch  denselben  für  Deutschland  verloren  geben,  welche 
England  als  Frachtgewinn,  als  Bank-,  Versicherung»-  und  andere 
Spesen  in  seine  Tasche  steckL 

England  ist  für  die  übrigen  Nationen  ein  schwer  zu  be- 
kämpfender Konkurrent  auf  dem  australischen  Markte;  besafs 
dasselbe  schon  von  Anfang  an  dort  einen  grofsen  Vorsprung,  so 
kommt  ihm  andererseits  hierbei  seine  leistungsfähige  Handelsflotte 
uud  sein  hoch  entwickeltes  Bankwesen  ganz  besonders  za  statten, 
zwei  Faktoren,  mit  denen  auch  Deutschland  bisher  in  hohem 
Mafse  rechnen  mufstc.  Es  war  daher  eine  dringende  Nothwendig- 
keit  für  die  weitere  Entwickelung  des  deutschen  Handelsverkehrs 
mit  jenem  Erdtheil,  dafs  ebenso  wie  nach  Ost- Asien  auch  nach 
Australien  eine  deutsche  subveutionirte  Dampferlinie  errichtet 
wurde;  unzweifelhaft  gewährt  eine  solche  dem  deutschen  Kauf- 
mann, dom  Importeur  wie  dem  Exporteur,  einen  starken  Anhalt 
zur  Bekämpfung  der  englischen  Übermacht.  Letztere  hat  uuu  aller- 
dings in  neuerer  Zeit  nicht  unbedeutend  abgenommen,  wie  vor 
kurzem  erst  „Sydney  Morning  Herald“  iu  drastischer  Weis«  dar- 
legte. In  den  ersten  acht  Monaten  1886  — hiefs  es  dort  — - bezifferte 
sich  der  britische  Ausfuhrhandel  nach  Australien  auf  13760326  Pfd. 
Sterl.  gegen  14954706  Pfd.  Ster!,  in  dem  entsprechenden  Zeit- 
räume des  Vorjahres;  dagegen  betrugen  die  Verschiffungen  von 
Hamburg  nach  Australien  im  Jahre  1885:  45777  400  kg  gegen 
26517700  kg  im  Vorjahre.  Während  sieb  also  für  den  britischen 
Handel  in  den  gedachten  acht  Monaten  ein  Ausfall  von  8 Prozent 
ergiebt,  zeigt  der  bamburgischc  Handel  eine  Zunahme  von  76  Pro- 
zent für  das  Jahr,  und  während  der  Werth  des  britischen  Handels 
seit  1879  nur  eine  Zunahme  von  48  Prozent  aufwies,  sind  die  Ver- 
schiffungen von  Hamburg  rapide  von  1941000  kg  auf  45777400  kg 
gestiegen.  Was  die  australische  Ausfuhr  anlangt,  so  hat  dieselbe 


in  der  Richtung  nach  Großbritannien  in  den  ersteu  acht  Monaten 
1886:  15669848  Pfd.  Sterl.  oder  17  Prozent  weniger  als  in  dem 
entsprechenden  Zeitraum  des  Vorjahres  betragen;  die  australische 
Ausfuhr  nach  Hamburg  bezifferte  sich  dagegen  im  Jahre  1885  auf 
3867950,.//,  während  dieser  Handel  im  Jahre  1879  nur  33100  , H 
aufwies.  „Die  Ursachen  dieses  hemerkenswerthen  Aufschwungs  der 
deutschen  lndu*triecu  und  des  deutschen  Handels14,  heifst  es  a.  a.  0., 
„sind  verschiedener  Art.  Vornehmlich  bat  die  allgemeine  Bildung 
des  Volkes  ein  hohes  Verständaiß  der  Bedeutung  der  Industrie 
für  den  individuellen  und  National  - Wohlstand  entwickelt  und 
gleichzeitig  den  Antrieb  gegeben,  Geschicklichkeit  io  der  Fabrika- 
tion sowie  die  uötbigcu  Kenntnisse  zu  erlangen,  um  die  besten 
Märkte  zu  gewinnen. 

Großbritanniens  industrielles  und  kommerzielles  Übergewicht 
war  nur  durch  seine  Eisen-  und  Kohlenbergwerke  und  durch  den 
vermittelst  einer  großartigen  Flotte  ermöglichten  Bezug  der  Roh- 
stoffe für  die  Industrie  ans  allen  Tbeilca  der  Welt  gesichert. 
Dank  seinem  großen  Reicbthum  an  Geld  und  Arbeitskräften  stand 
es  Jahre  lang  unangreifbar  da.  Sobald  jedoch  die  Löhne  über 
die  auf  dem  Kontinent  gezahlten  stiegen,  worden  die  bisherigen 
Vortheile  Großbritanniens  durch  Verhältnisse  aufgewogen,  welche 
der  intelligente  Deutsche  schnell  genng  übersah  and  ausnutzte. 
Seine  durch  Erziehung  und  wissenschaftliche  Bildung  entwickelte 
Geschicklichkeit  entdeckte  alle  die  Schwächen,  welche  dem  bri- 
tischen Industrie-  und  Handelssystem  anbaften;  in  Folge  der 
• niedrigen  Löhne  in  den  Fabriken  und  vermittelst  einer  nach- 
haltigeren Bearbeitung  der  fremden  Märkte  steht  nun  das  deutsche 
| Geschäft  von  dem  britischen  Fabrikanten  und  Kaufmann  gefürchtet 
da.  Es  ist  kein  Gebeimniß,  dafs  durch  die  Ausstellungen  in  Sydney 
und  Melbourne  viele  belgische  und  deutsche  Waaren  Eingang  auf 
den  Kolonialmärkten  gefunden  haben,  und  auf  dieser  Erkeuntniß 
beruhte  eigentlich  zum  großen  Theil  der  starke  Widerstand,  welcher 
1 der  Abhaltung  einer  Zentennial- Ausstellung  europäischer  Waaren 
! io  Melbourne  anfangs  cutgegengesctEt  wurde.  Die  Waareu  mögen 
! nicht  immer  in  Bezug  auf  Qualität  den  Vergleich  mit  dem 
englischen  Fabrikat  ausgebalten  haben,  jedoch  hat  ihnen  der  Preis 
Absatz  verschafft.14 

Was  nun  die  leixteQ  Worte  anlangt,  so  hoffen  wir,  dafs  auf 
der  erwähnten  1888er  Zentennial-Ausstellung  in  Melbourne  unsere 
Industrie  zeigen  wird,  daß  sie  es  nicht  nur  in  Bezug  auf  den 
Preis,  sondern  auch  auf  die  Qualität  ihrer  Erzeugnisse  jederzeit 
mit  England  aufnebmen  kann,  und  dafs  diese  Ausstellung  dem- 
gemäß unserem  Handelsverkehr  mit  Australien  einen  erneuten 
kräftigen  Impuls  geben  möge. 

Briefkasten. 

Me  „Deutsche  Bank1*  In  Berlin.  [Ho  Bedeutung,  welche  die  hiesige 
„Deutsche  Bank'*  für  dea  deutsche«  Aufseuhandel  durch  die  Pflege  de»  über- 
; »epischen  Geschäftes  erlangt  bat,  veranlagt  an»,  unseren  Lesern  Einiges  aas 
dem  von  der  Direktion  dieses  Institutes  für  das  abgelaufene  Geschäftsjahr 
1886  ausgegebenen  Geschäftsberichte  mitzutbeilen.  Darnach  ist  die  Position 
. der  Hank  als  eine  »ehr  günstige  zu  bezeichnen.  Außer  dem  volleingezahlten 
Aktien- Kapitale  von  60  Millionen  Mark  steben  der  Bank  noch  1621*261  l^u  M 
Reserven,  also  über  25  % des  Aktien- Kapital»,  zur  Verfügung.  Die  Um- 
sätze betrugen  im  Jahre  1886  nach  dem  Hauptbuche  die  koloeaale  Summe 
von  16180640366,»  .44.  An  Provisionen  wurden  verdient  8077992,»  J4. 
an  Effekten  209*2055,**  .//,  an  Wechseln  I 5571l2,su  .//,  an  Kupons  und 
Sorten  585012.«  an  Konftortiat-Gescbäften  523715,ji  M,  an  Zinsen 
2176713,«  .44,  im  Ganzen  (inklusive  Gewinnvortrag  aus  1885  in  Höhe  von 
299235.tu  .40  1031 1836.75  M.  Dem  stehen  gegenüber  Handlungsun kosten 
(wobei  284397^0  .44  für  Steuern,  Abgaben  und  S»ctnpetko«tpn)  1927968,»* .//, 
Abschreibungen  auf  Immobilien  187  588.7*  .//,  auf  klobilien  10  821 411  .44  und 
auf  Delkredere  539730,»  M,  sodaf»  das  Gewinn-  und  Verlustkonto  mit 
einem  Gewinnaaldo  von  7 645727,as  M abschliefst.  Von  diesem  Gewinne 
wurden  verwendet  5400000  M (9%  = 54  .//  pro  Aktie)  als  Dividende 
an  die  Aktionäre.  464572«  M zur  Dotirang  der  ordentlichen  Reserve  B, 
434649«  M Tantieme  an  den  Verwaltungsrath,  693567.«  M vertrags- 
mäßige Tantieme  an  die  Direktionen  in  Barlin,  Bremen,  Frankfurt  o./M., 
Hamburg  und  London,  180000  .44  zu  Remunerationen  für  die  Angestellten, 
75000  .44  zur  Dotirung  des  Pension»-  und  l'nterstützungsfonds  und  der  Reet 
von  497938,1*  M als  Gewinn vortrag  auf  neue  Rechnung.  Die  rührige  und 
zielt* wußte  Leitung  der  , Deutschen  Hank*  bat  e»  verstanden,  dem  Institute 
durch  die  Pflege  des  Konto-Korrent-Verkebrs  eine  solide  Basis  zu  gaben. 
Durch  die  Errichtung  einer  Filiale  in  Frankfurt  a.  M.  bat  nur  noch  das 
heimische  Geschäft  eine  Erweiterung  erfahren,  während  durch  die  tob  der 
„Deutschen  Bank“  Jus  Werk  gesetzte  Begründung  der  „Deutschen  Cbsrsee- 
Bank“,  von  deren  Aktien  sich  2470000  .44  im  Besitze  der  „Deutschen 
Bank  befinden,  der  überseeische  Geschäftsverkehr  erweitert  worden  ist.  Bei 
der  umsichtigen  Leitung  der  „Deutschen  Bank“  'kann  wohl  mit  Sicherheit 
erwartet  werden,  dafs  sich  diese  Neu-Organisationen  in  jeder  Weise  Ix- 
währen  und  dem  deutschen  Handel  zum  Nutzen  gereichen  werden. 

Im  Anschlüsse  hieran  bringen  wir  folgende  Mittheilung  der  „Deutschen 
Baak“  zur  Kenntnifs  unserer  Leser: 


EXPORT,  Organ  dea  Centralvereins  für  Handelsgeographie  etc. 


In  der  am  25.  April  d.  J.,  Nachmittags  2 V»  Uhr  itn  Sitzungssaal« 
der  „Deutschst!  Hank“  stattfehabten  ordentlichen  Geoeralversaznmluug  der 
Aktionäre  der  „Deutschen  Bank14,  in  welcher  13917  Aktien  durch 
‘2747  Stimmen  vertreten  waren,  wurde  von  der  Verlesung  des  Jahresberichtes 
Abstand  genommen,  der  Rt-chnungsabscbluCs  genehmigt,  die  Dividende  auf 
9 %>  festgesetzt  und  der  Verwaltung  einstimmig  Decharge  ertheilt.  Die 
nach  dem  Turnus  ausseheidendeu  Mitglieder  des  Verwaltungsraths,  General- 
konsul Anton  Adelssen,  Kommerzirarath  Ernst  Dergersberg,  Banquier 
Ad.  vom  Rath,  Stadtrath  Theodor  Sarre,  alt  turnt  lieh  in  Berlin,  sowie 
Kaufmann  Georg  A Ihrer ht  in  Bremen  worden  per  Akklamation  wieder- 
gewählt und  der  aus  der  Direktion  auagtachiedene  Präsident  Jonas  neu- 
gewählt.  Die  Auszahlung  der  Dividende  »folgt  von  morgen  ab  an  den  be- 
kannte» Zahlstellen. 

— Die  Suahili-Sprache  als  Lehrgegenstand  des  „Orientali- 
schen Seminars*.  Auf  ein  Gesuch,  das  wir  seiner  Zeit  in  Gemeinschaft 
mit  der  „Gesellschaft  für  Deutsche  Kolonisation*  an  den  Fürsten  Reichs* 
kontier  gesandt  batten  behufs  Ausdehnung  de*  Lehrplanes  de*  Orientali- 
schen Seminars  auf  die  Bä- ntu -Sprachen,  erhielten  wir  seitens  des  Kultus- 
ministeriums folgende  Antwort: 

«Minislerinm 

der  geistlichen,  Unterrichts-  und  Medicinai- 

Angelegenheiten.  Berlin,  den  23.  April  1887. 

D.  I.  No.  1393. 

Auf  die  an  den  Herrn  Reichskanzler  gerichtete  Eingabe  vom  14.  März 
d J-  erwidere  ich  dem  Vorat&nd  im  Einverständnis««  mit  demselben 
ergebenst,  daf*  die  Aufnahme  zunächst  der  Snahili  - Sprache  unter  di« 
Lehrgrgeustände  des  bei  der  hiesigen  Königlichen  Friedrich  - Wilhelm- 
UiRrcnMBl  zu  errichtenden  orientalischen  Seminars  in  Aussicht  genommen  ' 
ist  und  die  Ausdehnung  des  Lehrplans  auf  andere  Bantu-Sprachen  - 
künftiger  Erwägung  Vorbehalten  bleibt. 

v.  Gofsler. 

An 

den  V 'oi stand  des  L'entralvereln*  für  Handels  - Geographie  und  Forderung 
deutscher  (ntercsscu  im  Auslände,  z.  fl.  de«  Vorsitzenden  Herrn  Dr.  Jannascb  | 

Wohlgeboren  hier.“  J 

In  Ergänzung  zu  den  im  Leiter  der  vorigen  Nummer  (Der  gegen* 
«artige  Stand  der  F. i n w anderu ng« frage  Tn  Brasilien)  berichtete» 
Thal -liehen  tbeilcn  wir,  der  vorzüglich  redigirten  „Rio-Poat“  folgend, 
iiiiM-re-i  Lesern  mit,  dof»  die  brasilianische  Regierung  mit  dem  bekannten 
„spekulativen'*  tonst  Iheiro  Antonio  Pedro  da  Costa  Pinto  einen  Kontrakt  i 
hehufs  Einführung  von  5 0(X>  Einwohnern  ans  Nord-Europa  abgeschlossen 
bat.  Da  es  sich  diesmal  hauptsächlich  um  Verleitung  Deutscher  zur  Aus- 
wanderung als  Arbeiter  für  I Häutungen  nach  8äo  Paulo  handelt,  so  machen 
wir  näniinilicbe  deutschen,  österreichisch-ungarischen  und  schweizer  Behörden 
auf  den  Fell  aufim-rksan».  um  so  mehr  als  die  brasilianische  Regierung  bereits 
einen  Agenten  nach  den  deutv-hredenden  Gebieten  Europas  abgesandt  hat, 
der  in  deutschen  Zeitungen  lür  die  Auswanderung  nach  der  Provinz  Säo 
Paulo  Propaganda  machen  soll. 

— ,,Ko«eritz'  Deutsche  Zeitung**  in  Porto  A legre  bringt  unterm 
19.  März  d.  J.  folgende  Notiz: 

„Jlr.  Mazon,  Vertreter  der  französischen  Dampfschifffahrts-Gesellschaft 
..t'bargrurs  Retinis“,  ist  hier  angekommen,  um  alles  Nöthige  abzumacbcn, 
dntnit  eine  direkte  Linie  französischer  Dampfer  zwischen  Rio  de  Janeiro 
und  Rio  Grande  errichtet  Wrrde,  um  den  Waarentransport  zu  vermitteln. 
Der  Anlegeplatz  der  Schiffe  wird  iu  Norte  sein.“ 

(Vgl.  hierzu  die  Originalbaricbte  über  die  DampfschUfsverbindung  mit 
Süd-Brasilien  iu  Nr.  14  und  16.) 

im  Anschluss«  hieran  können  wir  unseren  Lesern  auf  Grand  eines  uns 
von  fachmännischer  Seite  zugegaugenen  Urtbeil*  mittheilen,  dafs  eine  direkte 
Linie  Hamburg-Porto  Alegre  wohl  nicht  rentabel  sein  dürfte,  weil  bei  dem 
geringen  Tiefgang«  von  nur  2*  bis  3 m die  Schiffe  nicht  von  genügender 
Taugfähigkeit  gebaut  werden  tönt  en,  um  auiser  der  grofsen  Ladung  auch 
die  Kohlen  fair  eine  so  lange  Reise  zu  tragrn. 

Wollt«  man  dagegen  ein  tiefergebendeaa,  also  grüfsere«  Schiff  Dach 
braailiani>icheo  Häfen  beladen  und  mit  dem  Rest  der  Ladung  nach  Porto 
Alcgrc  fahren,  so  würde  man  wobl  ein  Schiff  konstruiren  können,  mit  dem 
maD  gegen  die  bisherigen  Verbindungen  mit  Erfolg  vorzugeben  vermöchte. 

— Unter  dem  Namen  „Kolonisationsgesellschaft  Union*  hat 
•ich  am  5.  Januar  1886  in  Berlin  eine  Gesellschaft  von  Laodwirthen  ge- 
bildet, deren  Mitglieder  beachloaseu  haben,  in  Süd-Brasilien  Land  zn  enrerben 
und  sich  dort  ein  neue*  Reim  zn  gründen. 

Da  wir  aelbst  z.  Z.  noch  ohne  eigene  Nachrichten  über  Wirken  und  ; 
Gedeihen  der  Gesellschaft  sind,  so  verweisen  wir  Interessenten  behufs  ein- 
gehenderer Informationen  an  Herrn  Adolf  Föhr,  t.  Z.  Stuttgart,  Garten- 
slrafre  41. 

Hairiache*  Export  mostsrlag« r München.  Auch  im  Jahre  1886, 
dem  zweiten  Geschäftsjahre  dieses  Institutes,  sind  die  ßetrlebaergebnisoe 
rrfrrulich  gewesen.  Heber  hundert  neu«  Geschäftsverbindungen  ausländischer 
Firmen  mit  Mitgliedern  des  Institute«  wurden  vermittelt,  aofherdem  154  Auf- 
träge direkt  ausgeführt,  die  sich  auf  4t  Fabrikanten  (annähernd  die  Hälfte 
der  Ausstellungsraitglieder)  vertheilen.  Sämrotliche  Geschäfte  wurden  verhsst- 
frei  ahgewickelt. 

Die  Zahl  der  Mitglieder  W trügt  94,  der  an  der  Ausstellung  im  Muster- 
lager  i»«iheiligten  Firmen  100.  Di«  Anstellung  wurde  1886  von  2400  Per- 
sonen besucht  (gegen  900  i.  J.  1885).  darunter  von  154  Ausländern  und 
Kaufleuten  aus  deutschen  Hafenptfttzeo,  denen  allen  die  eingehendsten  Auf- 
schlüsse über  die  Erzeugnisse  der  bairischen  KiporfindutHl  gegeben  wurden. 
Heim  Bureau  gingen  etwa  1200  Briefe  ein,  1520  ans.  Kerner  gelangten 
139  Mustersendungen  und  Sper.ialofferten.  228  illustrirle  Kataloge  and  Preis-  j 


listen,  sowie  cm.  500  Artikclvcrzeichniise  zum  Versand  usw.  — Da«  Netz  der 
auswärtigen  Korrespondenten  und  Agenten  hat  sich  erbebiieh  erweitert. 

— Zu  welchen  Mitteln  der  Reklame  die  smarten  Australier 
oft  ihre  Zuflucht  nehmen,  zeigt  folgender  etwas  ungeheuerliche  „Scherz*, 
dessen  Zusendung  wir  der  Güte  rines  unserer  Leser  in  Melbourne  verdanken: 
.23.  2.  87.  Telegram  for  the  Citizen«  of  Melbourne  and  Suburbs.  War  tatween 
France  and  Germany  declared.  Turkey  and  Bulgarin  annexed  hy  Russia 
Political  erisis  in  England;  th«  roinistry  rcsigned.  Opening  of  the  Columbia 
Skating  Rink  Thureda;  Evening  24  th  Febru&ry.  A.  N.  Ridgely  (Manager), 
Columbia  Elite  Rotier  Skating  Rink,  Opposite  Station:  St.  Kilda.* 

— Dem  Handelsmuseum  zu  Frankfurt  a.  M. sind  dieser  Tage  vom 
Kaiserl.  Deutschen  Generalkonsulat  in  Konstantinopel  neue  Muster  von  be  - 
druckten  Wollstoffen  zugegangen,  die  «leb  dort  seil  l1/»  bis  2 Jahren 

einen  viel  gröfseren  Absatz  als  früher  gesichert  haben.  Der  Verbrauch  in 

Konstantinopel  ist  auf  wenigsten«  10000  Stück  von  ca.  50  m anzuschlagen. 
Wie  grofa  der  Konsum  des  Artikel*  in  Smyrna,  Salonik,  Beirut  und  in 
Egypten  ist  — welche  ihn  direkt  aus  den  Fabriken  beziehen  — läfst  sich 

nicht  genau  beziffern,  aber  jedenfalls  ist  er  bedeutend  und  gleichfalls  im 

Zunehmen.  Die  Dessins  bestellen  meistens  aus  miltelgrolscn  Blumen, 
Blättern  und  Objet*,  d.  b.  dies»  sind  am  beliebtesten.  Dies«  Art  von  Dessins 
kann  auf  Wollstoffen  nur  durch  Handdruck  schön  hergestellt  werden.  Cher 
seitherige  Bezugsquellen  dieser  Stoffe,  über  Breite  und  Lang«  der  Stück«, 
Preise  und  Zahlungsbedingungen  ertheilt  das  HandeLsmuseum,  neue  Börse 
in  Frankfurt  a.  M.,  wo  die  Master  ausliegen,  bereitwilligst  nähere  Auskunft; 
KommLsstonsfirmet)  in  Konstantinopel,  die  in  diesen  Artikeln  regelmsfsig 
verkehren,  ist  das  Uandelsmnseum  nachzuweisen  ln  der  Lage. 

— In  Paranü,  der  Hauptstadt  der  argentinischen  Provinz  Entre- 
Rios,  wird  am  l.  Oktober  d.  J.  eiu«  Undwirthschaftlicbo  Ausstellung  in  Ver- 
bindung mit  einer  internationalen  Maschinen- Ausstellung  eröffnet. 
Wegen  der  fortschreitenden  Entwickelung,  deren  sich  die  Landwirtschaft  in 
den  La  Plata-Siaalen  erfreut,  machen  wir  die  deutschen  Maschinenfabrikanten 
auf  diese  Ausstellung  besonders  aufmerksam,  und  behalten  uns  vor,  in  einer 
der  folgenden  Nummern  näher  auf  dieselbe  xuriiekzukomtnen. 

— Jl*rr  K.  Ü.  L • b « 4 a ■ a , Hamb«!*.  maldel:  Dar  Hambury-Sildiaiar  ikaaiiebv  PoM- 
dampfer  „Rappactrb“  (Kxtradampfvr)  lat  »m  n.  April  Nacktnttug*  von  Klo  da  Janeiro  uech 
Hamburg  K«(>nr«n.  ..Kakraivder*-  i>t  aiiegofcvnd  an  li.  April  In  Montevideo  aai*h<>mm«-fi. 
„Raaulu-  bai  rSrkkchreod  an  II.  April  «»•>  Vicfiita  paavirt  und  tu  am  IT,  April  Vormittag» 
la  LutaVo  angekoaameQ-  ..Parana««»-  Id  auagebend  ibH  April  ln  Madfira  inioki  mn.ru 
und  im  Nachmittag  nach  dm  La  I'lala  w»ll«m«gaa«tn.  _TjJa«a-  in  au»««b*ad  in  84.  April 
KerkmUtag«  ia  Bibia  aogadoinmf  e.  „Camploa*“  Ul  «''-»gehend  am  J?  April  Milt»««  I« 
MimU«  »u/{koinm«n  and  in  ti.  April  Narkmllt^»  nach  UraillU«  «alter« WMirn. 

— Dm  SpcdHInnakau»  Aagaat  Blameatkal-Rlmbarf  berlchMH  «m  folgende  Dampfer- 
■ad  Heg:«r-  A b fahrt««  «aa  Han  bat«  aaeh  europdiicbea  und  SkeraeaUehea  Plktaea: 

a)  Dampfac  hiffe. 

Afrika  (WankSau)  via  Madeira , Gerde  uiw.  Peatdanprar  „Profeoeer  Weamaaa" , KapL 
Tacgaahmrk,  deatork,  IV  Mn, 

flantlhat  (via  Soaikaaal)  Dampfer  „Zamikir",  Kapi.  Slaliald,  deutach,  Anfang  Jaai. 

Paaia«.  Singapur«,  lloagV  on«  and  Japan  („Kl  nr»1n  Linie“)  Dampf««  .Uuiaudra".  draiaefi. 
IO-  Mal.  Dampfar  „Pnljkjmaia-  lUatock,  SO.  Mal.  Dampfar  „Atalaaia“,  dentarb,  10.  Jaai. 
Darapfar  „Hiiptrii“.  darnach,  ia  JaU,  Dampfer  „Eladra”,  die  lach,  So.  Juli,  Dampbr 
„Nloba".  deuueh.  Io.  Aa«uai. 

Blagaporv,  n«a«ko«ff  and  Japaa  avaar.  via  Antaarpaa  and  London  (Shtra-Lknir)  Dumpfer 
„l'ird  1*11.1  iire",  Kap*  WIIAiav.  vn«U«rb,  Anfao«  Mal. 

Proan«,  Bingapoea,  nnaitkae«,  Puucbau  «nd  SrbangbaJ  (direkt)  (Daiaa-LlaU)  Dampfer  .,t.iJu-‘ 
Kapt  Mann.  utllMk,  S.  Mai. 

Adolatdi,  Mdbouraa  nnd  -Sjdary.  Poatdanplvr  „llobanaotlvni-,  draiirb.  bi»  IL  Mal. 

Wladlvoitok  und  NiruliJ«ff,k  (»ja  llongkon«)  Dampfer  „Tbyra“,  Kapi.  Jarebien,  dvntirh, 
Aafau«  Mal. 

Kw  Franciac«  direkt  (bei  «eadgmadtt  Ladung)  Dampfer  JUililuilun-  , tafliicb.  Anfimc 
Jaul. 

VaJparaiM,  Arira,  Mnllaado  and  t'nlian,  Monlaridaa,  Paau  Armai  (Mig.  fltr.),  Cwral, 
Corwaal,  TaleaAuaua  anlaafaod  via  Anlaatpaa  Pondampfrr  „Dandtiräb",  KipL  Bvoibr, 
drutarb,  I.  Mal. 

Valparalee,  Puaia  Arnaaa  (Mag.-Str  ),  Corral.  Talrabaano,  Oacninba,  Ani  fa«art».  Iqaiqaa, 
Arlea,  klollradn,  Callao,  Payta  and  Oaayaqall  (via  Aatvarpan)  Dampfer  „Bianca“,  KipL 
Mobilen,  den  Lieb,  I«.  Mil. 

Maatvvldre.  Bueaat  Air«.  Haairio  and  Sin  Hleelaa  (via  Madeira)  PoMdaapfm  „.D«kw“, 
Kapt.  Hilaberllrti,  denticb,  10.  Mai,  Poatdanplvr  .Jtlo“,  Kapt.  Barrvlvt,  dastarb, 
Xl  Mal. 

Montevideo  and  Bueaee  Alrni  (ab  Breme«)  Dampfer  „Prankfuit“,  KapL  Bieeakta,  Neulich, 

bl*  7.  MaL 

Bahia,  Kl«  de  Janeiro  und  Aistaa  (via  LlaMbon)  Pealdimpfar  „Pvtropoll»“,  Kipt.  Bebr- 
maan,  deetvrh.  4.  Mal. 

Babla,  Rio  da  Jaaafta,  S in  Fruilite  do  Hui  and  Santo»  {•!»  Llaiabon)  Pu»ldampf»r  „Ar- 
««ntlai*.  K»pt  Kcctlk«.  dealarh,  IS.  M»l. 

Peraambura , B o da  Janeiro  «ad  Piataa  (via  l.lHMboo  nnd  A*orvnj  I’aatdanpfar  „Ceira“, 
Kapt.  Ifauorkild,  dvatacA,  ».  Mai. 

Wett-lndiea  «ia  Ha*r«  (M.  Tboma».  Veneiaela,  HtfU)  (am  4.  and  1t.  Inch  narb  Puerto- 
flau)  am  It.  und  14.  Jeden  Monat»,  loairbet  Po«tdampf«r  JSoramli“,  Kapt. 
M^la,  dtuticb,  S.  Mal,  Poeidampfar  ^Allvmannia“,  Kapt.  Schrbdvr,  dvuUcb,  81.  Mai,  P»*t- 
dimpfer  „BivarU“,  Kapt.  Raeeia«.  deaterb,  II.  Mib 

II ab • u * and  Maluui  u»a.  (tla  Ant««tpaa)  Duapfer  „Kleeic“.  KapL  de  Ugarta,  tpaokarh, 
II.  MaL 

He«  York  Poeldampfvr  .ll-b»ml*“.  (direkt)  S.  Mal.  Poitdampfw  „RhaeHa“,  (rta  Havre) 
d autark,  0.  MaL  Pmtdampfer  „Hammunta“,  (via  Havrv)  diularh,  |L  Mai,  Poaldaitipfer 
„Saevla“,  (direkt)  dtaurh,  1».  Mal.  Poeldampfer  „UellvrC,  (vke  Hure)  deutark,  II.  MaL, 
Unk**- Dampfer  _Mir«ili“.  Kipi.  Mn*«,  deutark,  4.  Mat,  DimpDr  JSorrmto*4.  Kapt. 
Milkr,  deaterk,  II,  MaL  Dampfer  „Polynaata**,  Kapt.  Kuhn.  deaUcb,  IS,  Mai,  Dampfer 
„Aiojifi  ",  Kapt.  Bäbr.  deutark,  31.  MaL 

^aebe«  und  Montreal  Dampfer  „Gnvtircxik“.  Kape.  Schuld«,  deautck,  IV  Mai,  Ifaupfrr  „Waail- 
rabm*,  Kapt.  lloadeaadt,  daatark,  ' Janl. 

b)  Segetar  blffa. 

Port  RliMirf.li  „Mari*-.  Kapt.  Lasern,  dinlecb,  prompt. 

Hongkong  „Adolph“,  KapL  Waaterraard.  d«ut><h,  prompt. 

Malbcaroa  Wbarf  ..Ui/f  DIundeD“  (von  Rtoen),  *n«U*eb,  Zf«.  Mal,  .Adolph“  {tarn  Kuea), 
Kapt.  Brandt,  denticb.  Rad»  Mal. 

Sydney  „Cordiilara“  (von  Rlarn),  fn«D»rb,  S.  Mal.  „Johanaa“,  Kapt.  Brkuldt,  dauueh, 
Rnda  Mal 

Napi«r  „Hervcb«!"  (»ab  Knau;,  Koda  Mai. 

San  Prandaco  .Thalia“  (von  feien),  KipL  Ipland,  deutaeb,  prompt,  „Duadunaid“  (von  Bl««m), 
KapL  Ooodali,  vogilark,  prompt. 

Weatkuata  MvaWn«  f •»* n l.  via  Havre  odvr  B->«dra«sl  „Aac-lua-.  KapL  Ralarrt,  ileatark, 
prompL 

Ouajoia«,  Maiatlan,  Sau  Hlaa  and  ManMnlllo  oad  «»itor  eint  via  B^rdranx  „Soaura“, 
KapL  Spille,  deatach,  pranpL 

Cariato  «Urakl  „tagmar“.  Kapt.  Jörgen»««,  dinlirh.  prompL 


1887. 


291 

EXPORT,  Organ  dea  Centralvereina  für  Handclagoographie  etc.  Nr.  18. 


RI»  Grand*  „TmUo“,  KtpL  Adm,  deutich.  ladat,  „Hag irrlaod".  Kapl.  Deeken,  d*»Urh, 

Näharea  bei  Al|Dtl  Blaaaaaihal. 

Deutsche  Exportbank. 

Kör  Telegrammei  Exportbank,  Berlin. 

Abtheilung : Exportbureau. 

Berlin  8.W.,  Kochstrafse  27. 

fBriafa,  Parktia,  u»w.  aaw.  aiod  nur  all  dtaaae  Adraaaa  xa  »ertehea  } 

*1«  Tergilaa*  lir  O.  jeder  rrt  Ckifra  L k .la«aea4<AUa  OI.ru  Ul  dar- 

aelkra  m dea  dea  IknuMüTirkiidt  4m  K.<i.  alt  kl  aagrtärtgM  Hit«  I Mart  (la  draLnkr« 
Iriafaarkta)  krli.fi,«*  - »aa  dkaaaaalaa  da*  K.-I.  verdat  4»  all  d«r  »«fflrdanag  gaatälft- 
Ikbar  »Bartit  rarttadMM  BaUaOa  U laeAatag  gatlallt.  - Bla  ä4rt«»«e  trtMr  4aflri«gak«r 
Ualli  da«  t l ur  atlata  Iktmiii  ia  d«a  4mi*IU  MuiIn  Mk«n(N  alt. 

244-  Ein  gut  einge führtet  Agent  in  Smyrna  sucht  die  Vertretung 
leistungsfähiger  deutscher  Fabrikanten  von  Kobel*  und  Kleiderstoffen  #o«ic 
Draperieen,  Kaschmirs  usw.  Offerten  erbeten  unter  L.  L.  220  an  das  K.-B. 

245.  Nach  Beirut  werden  Halstücher  (Foulards)  nach  eingesandtem  Küster, 
welches  IntereMenten  zur  Verfügung  steht,  sowie  Taschentücher  verlangt, 
ferner  Ficbus,  einfarbige,  gestreifte  und  buntfarbige  Kravutten.  Offerten  er-  ! 
beten  unter  L.  L.  22  t an  das  E.-B. 

246.  Nach  Spanisch-Honduras  werden  folgende  Artikel  verlangt:  Hosen- 
stoffe und  zwar  hauptsächlich  dicke  nnd  innenseitig  wolüge  Stoffe,  Kouaseüne- 
und  Pikeestoffe,  Schuhwcrk  für  Känner,  Frauen  KM  Kinder,  künstliche 
Blumen,  feine  und  ordinäre  Spitzen.  Preislisten  zur  Weiterbeförderung  er- 
beten unter  L.  L.  222  an  das  K.-B. 

247.  Ein  gut  empfohlenes  Kommissionsgeschäft  in  Paraguay  wünscht 
Konsignationen  in  folgenden  Artikeln,  welche  dort  lohnenden  Absatz  finden, 
Ml  übernehmen:  Bier,  Wein,  Zucker,  Nähmaschinen,  Konserven,  Tinte, 
Lampen,  Eisen*  und  SÜhlwaaren  usw.  Offerten  zur  Weiterbeförderung  erbeten 
unter  L*  L 223  an  das  E.-B. 

248.  Ein  tüchtiger  Agent  in  Oran  wünscht  die  Vertretung  leistungs- 
fähiger deutscher  Exportfirmen  zu  übernehmen,  welche  geneigt  sind,  in 
kuranten  Artikeln  nach  der  Provinz  Oran  zu  arbeiten.  Offerten  erbeten 
unter  L.  L.  224  an  das  E.-B. 

249.  Eine  sehr  angesehene  Firma  in  Süd-Italien,  welche  sh  Spezia- 
litäten Blumen-,  Gemüse-  und  landwirthscbaftlicbe  Sämereien  führt  und 


dieselben  selbst  züchtet,  sucht  tüchtige  zuverlässige  Agenten  in  den  Ver- 
einigten Stsaten  von  Nord-Amerika  und  an  den  Hauptplätzen  Australiens,  wie 
Adelaide,  Kelbourne,  Sydney,  Brisbane.  Die  betreffenden  Vertreter  müssen 
hei  den  Samen  • Grossisten  und  Gärtnern  an  den  betreffenden  Plätzen  gut 
eingeführt  sein  und  dürfen  keine  Konkurrenzfirmen  vertreten.  Offerten  er- 
beten unter  L.  L.  225  an  das  E.-B. 

250.  Ausländische  Agenten  resp.  Importeure,  welche  sich  für  den  Ver- 
trieb von  Reform- Baurowoll-Waarim  nach  System  La h mann  intcrcssiren, 
ersuchen  wir  um  Einsendung  ihrer  Adreuen  unter  L.  L.  226  an  das  E.-B. 

251.  Für  Adelaide  (Süd  - Australien)  wird  von  einem  bedeutenden 
Agenturgeschäft  die  Vertretung  einer  leistungsfähigen  deutschen  chemischen 
Fabrik  gesucht.  Offerten  erbeten  unter  L.  L.  227  an  das  E.-B. 

252.  Für  eine  renommirle  deutsche  Pinselfabrik  werden  geeignete 
Verbindungen  noch  dom  Auslande  gesucht  Angebote  und  Aufragen  unter 
L.  I..  228  an  das  K.-B. 

253.  Rin  in  ganz  Deutschland  gut  eingeführtes  Haus,  welches  viel 
reisen  läfst,  wünscht  noch  die  Vertretung  leistungsfähiger  Fabriken  zu  über- 
nehmen, eventl-  Kommlssions*  resp.  Musteriager  erwünscht.  Prima- Referenzen 
in  Berlin,  l«ondou,  Paris.  Offerten  zur  Weiterbeförderung  erbeten  unter 
L.  L.  229  an  dos  K.-B. 

254.  Von  einem  renoromirten  Import-  und  Exportgeschäft  in  Antacrpen 
werden  für  den  Export  nach  der  Türkei  eiserne  Bettstellen,  Spiegel  (Dimen- 
sionen 16:10  und  18:12),  Tapisserieartikel  (Faden,  Kanevas  usw.)  und 
leere  Säcke  verlangt.  Offerten  erbeten  unter  ii  L.  230  an  das  E.-B. 

2 55  Ein  reoomuiirlcs  Import-  und  Kommissionsbaus  in  Buenos  Aire«, 
welches  bereits  in  Brauereisrtikeln,  Likören,  Drogen,  Kaschinen,  sowie  in 
Papier-  und  Ketallnaaren  ein  bedeutendes  Geschäft  macht,  wünscht  seine 
Verbindungen  in  genannten  Artikeln  anszudebneu.  Offerten  zur  Weiter- 
beförderung erbeten  unter  L.  L.  231  an  das  K.-B. 

256.  Ein  seit  langen  Jahren  in  Stockholm  ansässiger  Agent  sucht  die 
Vertretung  eines  leistungsfähigen  Fabrikanten  von  wollenen  Futterstoffen  zu 
Paletots.  Offerten  erbeten  unter  L.  L.  232  an  das  E.-B. 

257.  Für  Marseille  wird  die  Vertretung  einer  leistungsfähigen  Fabrik 
in  Elberfeld  oder  Barmen  für  halbwollene  Zanellastoffe  gewünscht,  in  wel- 
chem Artikel  in  Marseille  bedeutende  Nachfrage  herrscht.  Offerten  erbeten 
unter  L.  L.  233  an  das  K.-B. 


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Melbourne  Wharf 

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Segler  „Adolph"  (v.  Eisen)  Ende  Kai. 

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Segler  „Oordillsra"  (v.  Eisen)  6.  Mai. 

Segler  „Johann*"  Ende  Mai. 

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Billig  für  den  Monat  Mai  1887. 

Fahrten  ah  Triest: 


Ost -Indien  nach  Bombay  über  Brindisi,  Port  Said,  Suez  und  Aden,  am  I.  Kai  um  4 übr  Nachm, 
and  China,  — . . ,, 

via  nach  Hongkong  über  Brindisi,  Port  Said,  Suez,  Aden,  Bombay,  Colombo,  Penang  und 
Swef-GmaJ  Singapur*,  am  18.  Hai  um  4 (Jhr  Nachm.  ; 

mit  UeberBchiffung  auf  eigene  Dampfer: 

in  Suez  nach  Djeddah,  Massaua,  Oodcidab  und  Suakin; 
in  Colombo  nach  Madras  und  Calcutta. 


Egypten,  Freitag  Mittags  nach  Alexandrien,  über  Brindisi  (Verbindung  mit  Port  Said  und  Syrien). 

Ler&nt«,  Dienstag  um  4 Uhr  Nachmittags,  nach  Griechenland  bis  Smyrna;  den  3.,  17.  und  31.  über 
Fiume  und  den  20.  und  24.  über  Ancona,  dann  nach  Brindisi,  Corfu,  Syra,  Piräus  und  Chios; 
Mittwoch,  jeden  zweiten  (11.  und  25.),  6 Uhr  Nachmittags,  nach  Thessalien  bis  Ccnstanti- 
nopel;  mit  Berührung  Ton  Fiume,  Corfu,  Santa  Maura,  Patras,  Catacolo,  Calamata,  Piräus, 
Volo,  Salonicb; 

Samstag  2 Uhr  Nachmittags,  nach  ConstanÜnopel,  mit  Berührung  von  Corfu  und  Piräus; 
ferner  via  Piräus  nach  Syra,  Insel  Candien  und  Smyrna;  dann  via  ConstanÜnopel  nach 
den  Häfen  des  Schwarzen  Meeres; 

jeden  zweiten  Samstag  (7.  und  21.)  nach  Syrien  via  Smyrna,  und  (14.  und  28.)  nach 
Tbesaalien  via  Piräus. 

Dalmatien,  jeden  Montag,  Mittwoch  und  Samstag  10  Uhr  Vormittags,  (jeden  Samstag  via  Spalato  nach 
Metkovfeb); 

jeden  Samstag  um  4 Uhr  Nachmittags  nach  Metkovicb  direkt 
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Nähere  Auskunft  ertbeilt  die  Kommerzielle  Direktion  in  Triest  und  die  General- Agentur  in  Wien, 
Scbwarzenbergplalz  Nr.  C.  [46; 


Kr.  18. 


892 

EXPORT,  Organ  ilea  Ceotrulvereins  für  Ilamlolageographie  etc. 


1887. 


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Centennary  Exhibition  MELBOURNE 
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Birekte  Korrespondenzen  erbeten  nach  Melbourne  155  Collins  Street  West.  — Korrespondenzen 
«erdm  auch  von  der  DeuUcben  Kxpoithauk  (Berlin  SW.,  Koc!i*traf»e  27)  eutgegeugenommen. 


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dell«», ftrty*  .tM«in  mit  Badern  urJ 
L*$cr»,  «■»injpiaö*  TViWfpMtKo^a». 

III.  Nsrfeu«  Artikel  alvt  Art,  I^WitiiWn, 

llnrlAUJrtMnnr«  Jodor  GnobtsnKU-.fi  HSr 
di»  MQUorel,  IXIr  TIm.d-,  CcowoU  s.r>: 
Trsk»Oibr(k«r>.  Ulr  41»  InbrfkniiMi  m« 
r*plrr , I Haiti , Eint«,  liVrlisf. . für 
Zo'-knrrwhnr<i"lM'bw*«k«  «r  FirfAjrA 

prdiiwirt.  Atttwn.fi.  I6W.  gi.lii.-4M' 

M u.’ 

tVrrvfr  ■ Kretin»  uUr-r  in,  Fivwn,  fco« 
•ttaitf-.A  h ■ Aru>.li  >• ! >■,  Mi.«clii»>-Il  f.ir 
f rfsli  r ik  c o.  PnstM»  Oignlnt»nui 
I.IMl  n Ic>  nu4bn«l  I Itf.  M AinrtiHlllMm 
Uiim  . IU.fhrn.4  und  P*«»|.iii.i  tpr„i,/,. 
UO  ttodoUoa  *c iwwn.  I»nrrner(utl 
rOwa»tJ‘iäi*5i)  flmUUl  p*W  Art. 
S« ■hnttlr*l<-*tili,ke  »u*  »UM  uod  itm*. 
»Iw® 

Prwknooorntilti  u CataJogo  gi'ftti». 


2! 

i^87.  EXPORT,  Organ  des  Centn 


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orzeujier.  tlrofw  Lei»tunn*filiigkcit,  sparBam&ter  Betrieb. 

ftio  Kessel  »erden  «erlegt  verladen  «ad  auf  gewöliulirhen  Last- 
wagen trau ‘porti rt.  liro&t«  Skherhvft  tor  Beparalnnin  und  BelrieU- 
stiirungeu.  Leiclitesto  Reinigung  und  Instandhaltung.  Reparatur«. ii  ohne 
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Leipziger  Röhrendampfkessel-Fabrik 

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Schkeuditz  bei  Leipzig.  nu 


Lin  J innrer  Mann,  >5  Jahre  alt,  miliUrfrci. 
welcher  fnnf  Jabrc  lang  Rheinland,  Westfalen, 
Belgien,  Holland  and  England  in  llalaoterle- 
und  Lcderwaaren  mit  Krfotg  berewte,  sowie  mit 
der  ktindscbaft  und  Sprache  dnrrb  und  durch 
vertraut  Ist,  sucht,  gestützt  auf  la  Zeugni«»«  und 
Heferenten,  Engagement  für  denselben  oder  Ahn- 
Heben  Artikel. 

Uefl.  üffurlen  unter  Cbiffer  K.  R.  156  an  die 
Expedition  dieser  /cuung.  l^cij 


14  Fhrcmliploino  und  goldene  Medaillen, 

zuletzt  auf  der  1.  Internationalen  Ausstellung  für  Volksernäbrung  und  Kochkunst: 

Ehrenpreis  der  Stadt  Leipzig  — goldene  Medaille, 

allerhöchste,  von  keiner  Konkurrent  ermchie  Auateichnang. 


Kemmerichs  v . ^'«‘sci.-Kxtr«kt 

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tnüaeu  etc. 

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Nahrung»-  und  StarkungsmiUel  fürHagen- 
. kranke,  Scbwaclie  und  Kokon vnleszen ten. 

Zu  liabiüi  in  den  Delikatessen-,  Drogen-  u.  Kolonial waarenfaandlungcu,  sowie  in  den  Apotheken. 
Man  achte  stets  auf  den  Namen  „Kemmerich'4. 


General-Depositar  der  Kemmerloli’achen  Produkte 

H.  Julius  Mayr,  Antwerpen. 


Dr.  Adolf  Kayser,  Saalfeld  in  Thüringen, 
ChcMische  Farbenfabrik,  Erdfarben  -Schlämmwerke,  Bergbau. 

Reichhaltigste!  Sortiment  »on  mehreren  Hundert  Nummern  aller  Arten  cfceralsohor  und  Erd- 
farben fjr  Lithographen.  Buntdruck-,  Papier-  und  Tapetenfabriken,  »wie  Maler  u.  a w. 
w«»l*r  and  Veracichaisa«  za  lHenatcu.  [21] 


Digitized  by  Google 


Nr.  18. 


294 

EXPORT,  Organ  das  Contralvereini  für  HandeUgeograpbie  etc. 


1887. 


Zusammenstellung  der  Activa  und  Passiva 

der 

Zentrale  und  der  Filialen 


DBUTSOHBK"  BAST 


Activa.  an«  31.  Dezember  1886.  Passiva. 


1.  Kassa- Bestinde  ....... 

17  638  941 

09 

( 1-  Aktien- Kapital 

60  000  000 

_ 

2.  Betheiligung  M der  Deutschen 

2.  Depnsiten-Gelder  . 

80  362  209 

12 

Uebersee  -Bank  ....... 

2 470000 

- 

3.  Konto-  Korrent-Kreditoren  .... 

107  446  827 

32 

3.  Effekteu-Besliinde  ....... 

16  288  684 

28 

4.  Akzepte  im  Umlauf  und  Aval-Akzepte 

82  753  414 

40 

4.  Report-Bestände  ....... 

23  784  087 

4fj 

•'  5.  Dividende,  unerhoben 

10851 

_ 

5.  Wechsel- Beatlnde 

69  924  717 

17 

6.  Dclcrederc-Fonds  ....... 

400000 

6.  Coupons-  und  8ortrn-Bcst&nde  . . 

5 058  410 

85 

7.  Reserve- Fonds . 

15  748  039 

02 

7.  Einzahlungen  auf  Konsortial  - Bethei 

8.  Diverse  Kreditoren  ...... 

706  095 

93 

liguogen  .......... 

20  886  257 

52 

9.  Gewinn-  und  Verlust- Konto  . , , 

7 645  727 

98 

8.  Saldi  der  Zentrale  und  der  Filialen 

J 

untereinander  racl.  der  laufenden 

/ 

Tratten 

564  992 

/ 

9.  Konto -Kurrent -Debitoren  inkl.  Vor- 

J 

schösse  etc 

f 

•)  Qedockto  De- 

f 

biloren  . . 91  567  864  JC  23  ^ 

f 

b)  Ungedeckte 

j 

Debitoren . . 26  820  749  , Sfi  , 

/ 

e)  Guthaben  bei 

/ 

ersten  Ban- 

/ 

ijuier»  ...  17  514  160  , 98  , 

f 

10.  UiTcrse  Debitoren-Konto  .... 

9 322  660 

77 

f 

1 1.  Immobilien 

8 122  820 

: 1 • 

/ 

12.  Diverse 

109  818 

jl- 

/ 

Merk 

305073  164 

Mark 

305073164  7 

Debet 

Gewinn- 

und  Verlust- Konto. 

Credit 

1.  An  Ilandlungstinkosten -Konto  (wobei 

i '• 

Per  Saldo  aus  1885  

299  235  70 

284  397,jo  M für  Steuern,  Abgaben 

j 2. 

Gewinn  auf  Effekten  .... 

2 092  055  24 

und  Stempelkosleo)  ...... 

i m »es 

24 

3. 

• 

, . Wechsel  .... 

1 557112  30 

2.  An  Abschreibungen  auf  Immobilien  . 

187  588 

74 

1. 

• 

b • Coupons  und  Sorten 

585  012  OB 

3.  „ . . Mobilien 

10  821 

40 

! 5. 

, 

* b Konsortial-Gcschkfte 

523  715  131 

4.  , . „ Delkredere  . 

533  730 

39 

1 6. 

m 

. . Zinsen  ..... 

2 176  713  92 

5.  M Saldo 

7 *45  727 

98 

7. 

m 

, a Provisionen  . . • 

3077  992  20 

Mark 

10311  836 

75 

Mark 

10  311  836  75 

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1887. 


298 

EXPORT,  Organ  den  Centralvereinn  für  Handelngeograpbie  etc. 


Xr.  18. 


LEIPZIG, 

baut  seit  1855  als  alleinige 

Spezialität 

Maschinen  für  Buch-  und  Steindruckereien,  Buchbindereien,  Papier 
und  Pappfabriken,  Album  und  Cartonnagefabriken. 


560  Arbeiter. 


Produktion:  2300  Maschinen  jährlich. 


Musterlager  meiner  Maschinen  in: 


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Iarr«J»>i  „ C«rto  BI«»«,  pUa  del  a.  Ibiu 

l^ti,  |,g«  Iriii'kBM«.  S IJrendenerrtr.  M.  fari« 

Ifr,  | i.$l4*»iarrr  4 f«.  S«-h«Br»tlior»tr.l  j.  ba 

Britaei  . 4.  MUln,  me  de  I.auDtf  SÜ. 

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Centralvereins  für  Handelsgeographie  und  Förderung  deutscher  Interessen  im  Auslande 


Redaktion  und  Expedition:  Berlin  S.Wn  Kochstrafee  27. 

(Oaachiftasalti  WecUnUca  • M«  4 Ukr.j 

Dar  ^EXPORT“  ist  in  dautactian  PoetxeitangiksUi of  für  1887  oatar  Nr.  1878,  Saita  59  •ingatnfML. 


LX.  Jahrgang. 


cSetfWi,  Dew  IO.  91L?a-i  t$8[. 


Nr.  19. 


DlaM  Wacbaaaehrlft  earfaigt  daa  Zweck,  tartUadrad  Berichte  ibar  die  Lage  auarer  Imadalaata  Iw  Au  Und*  rar  Kenntalb  Ihrer  Lasar  » txlwg  n »ta  lataraaaaa  das  deutsch«!  Export* 
thatkriftig  an  TtrtieUn.  »ewia  dem  deateeban  Handel  and  dar  deaUchen  ladaatrle  wichtig*  Ultthallnngan  Aber  die  HaadeJrrerhllralme  4m  Aulen  de*  ln  kbneaUr  Kriet  » AbermilMia. 

Briefe,  Zaitugan  and  WeriUMdongan  Ar  den  „Export**  sind  es  die  Bedaktion,  Berlin  8.W.,  KocbxtnU*«  77,  sa  lichten. 

Briefe.  Zellaagea,  BaltrIUaarkihratigan,  Werthiandangan  ft  r dec  „Cmtnhwata  Ar  HnadaluwgraaUa  »U-u  eted  a»c&  Berlin  flW..  Kochatrebe  TT.  ia  tandaa. 

(nbhlt:  IM«  Lage  der  Deutschen  in  Süd-Brasilien.  Von  A.  W Sellin.  (Fortsetzung.)  — Europa:  Eine  sogenannte  russische  „P.*fs- 
reform".  — Nord-Amerika:  Die  materiellen  Fortschritte  der  Vereinigten  Staaten.  — Zentral- Amerika:  Nachrichten  aus  der  Republik  Honduras  (Ori- 
ginalkorrespondent aus  San  Pedro  Sula).  — Süd-A  cnerlka:  Fasching  in  Rio  de  Janeiro  (Originalbericht).  — Paraguay.  Eine  Erwiderung  auf  den  Artikel 
nbar  Paraguay  im  „Export*  1883,  Nr.  27  (Originalboricht  ton  K.  v (Jülich  in  Asuncion).  — Internationale  Maschinen-  usw.  Aussteifung  in  Parsek  (Argen- 
tinien). — Literarische  Umschau.  — Briefkasten. — Dentaehe  Ezportbank  (Abtbeilung:  Export-Bureau).  — Anzeigen. 


Oie  Wiedergabe  von  Artikel*  aus  dem  ,,  Export"  ist  gestattet,  wenn  die  Bemerkung  hin  fugt  ‘ (her*.  Uebeitetnuig'  aui  dem  „EXPORT“. 


Die  Lage  der  Deutschen  In  Süd-Brasilien. 

Von 

A.  W.  Sellio. 
iTortsatsuarO  * 

Du  haben  die  Führer  des  Deutsehthnras  in  Süd-Brasilien  schon 
vor  Dezennien  gewafst  und  sind  nicht  müde  geworden,  im  Verein 
mit  den  zahlreichen  Reisenden,  welche  die  dortigen  deutschen  An- 
siedlungen besucht  und  beschrieben  haben,  für  die  Auswanderung  von 
Deutschen  nach  Süd-Brasilien  ihre  Stimme  zu  erheben. 

Leider  aber  hat  der  mächtigste  Staat  Deutschlands,  Prcufsen, 
einer  derartigen  Auswanderungsbewegung  durch  ein  Ausnahme- 
dekret entgegenzuwirkcu  Veranlassung  genommen,  das  insofern,  als 
es  die  Bekämpfung  der  auch  von  uns  getadelten  Dienstverhältnisse 
in  Mittel-Brasilien  zürn  Zweck  hatte,  durchaus  berechtigt  war,  in 
seiner  allgemeinen  Fassung  aber,  durch  welche  die  auf  einer  völlig 
anderen  wirtschaftlichen  Grundlage  sich  entwickelnden  Südpro- 
viozen  in  Mitleidenschaft  gezogen  wurden,  ein  Hemmschuh  für  die 
Entwickelung  der  deutschen  Interessen  daselbst  geworden  ist,  um 
so  mehr,  als  andere  deutsche  Bundesstaaten  unter  dem  Etoflufs  des 
Vorgehens  der  preufsischen  Regierung  die  Auswanderung  nach 
Sud-Brasilien  ebenfalls  auf  administrativem  Wege  zu  unterdrücken 
versucht  haben. 

Der  hier  in  Frage  kommende  Zirkulärerer»  des  preufsischen 
Handelsministers  v.  d.  Heydt  an  die  Königlichen  Regierungen  vom 
3.  November  1859,  auf  dessen  Ursachen  wir  später  bei  Besprechung 
der  Lage  des  Deutschthums  io  Mittel-Brasilien  näher  eingehen  wer- 
den, widerruft  nicht  nur  alle  früher  au  Ausländer  ertbeilte  Kon- 
zessionen zur  Beförderung  von  Auswanderern  nach  Brasilien,  son- 
dern verbietet  auch  den  inländischen  Agenten  eine  solche;  ja,  io 
Verbindung  mit  dem  § 10  des  Gesetzes  vom  7.  Mai  1853  unterstellt 
er  sogar  die  blofse  Auskunftaertheiluog  an  Personen,  welche  nach 
Brasilien  auszuwandern  gesonnen  sind,  einer  strafrechtlichen  Ver- 
folgung, und  zwar,  wie  es  in  den  Motiven  heif&t,  weil  «die  Mit- 
tbeilungen  und  Klagen  über  die  traurige  und  hoffnungslose  Lage 
der  deutschen  Auswanderer  io  Brasilien  in  neuerer  Zeit  immer  zahl- 
reicher geworden  und  sich  bei  den  näheren  Ermittlungen  grüfsten- 
theils  als  gerechtfertigt  erwiesen  haben.“  Ganz  Brasilien  wird  hier 
also  unter  denselben  Gesichtspunkt  gebracht  und  die  von  uns 
weiter  oben  nochgewiesene  Verschiedenheit  in  der  klimatischen 
und  wirtschaftlichen  Eigenart  der  einzelnen  Landcstheile  aufser 
Acht  gelassen,  obwohl  schon  der  Umstand,  dafs  die  Mitteilungen 
und  Klagen  deutscher  Auswanderer,  auf  welche  sich  der  Zirkulär- 
eres stützt,  auachliefslich  au*  den  Halbpachtkolooieen  Mittel- 


| Brasiliens  and  aus  der  Mucurykolonie  in  Mioas  Gerat»,  nicht  aber 
| aus  den  südbrasilianiacbeo  Xosiedlaogeo  gekommen  sind,  eine 
dienen  Umstand  berücknichtigende  Fassung  de«  Reskripte*  nabe 
genug  gelegt  bitte. 

Bis  zum  heutigen  Tage  istabrigl;  tlicherseit*  der  Auswanderung 
von  Deutschen  nach  den  Vereinigten  Staate u,  wo  dieselben  uns 
doch  nachgewiesenermafsen  in  nationaler  und  wirtschaftlicher  Be- 
ziehung verloren  gehen,  und  neuerdings,  wie  der  „Deutsche  Reichs- 
an zeiger“  bekannt  gab,  die  „Arbeitslosigkeit  und  Noih  der  arbeiten- 
den Klassen  eine  so  aasgebreitete  geworden,  dafs  es  den  weoigsten 
Einwanderern  gelingt,  eia  Unterkommen  zu  baden,  die  meisten  aber, 
namentlich  Familien,  im  Elend  verkümmern  und  ihrem  sicheren 
Untergang  entgegenseheo“,  nichts  in  den  Weg  gelegt  worden,  wäh- 
rend die  Entwickelung  der  anerkannt  blühenden  deutsch-brasili- 
anischen Gemeinwesen  uach  wie  vor  gesetzlich  gehemmt  wird. 

Vergeblich  haben  die  dortigen  Kolonisten,  die  doch  wahrlich 
oft  genug  ihre  unwandelbare  Liebe  zum  alten  Vaterland«  durch 
Übersendung  überraschend  hoher  Geldsainmlungen  für  die  Linde- 
rung materieller  Noth  in  der  Heimat  bewiesen  und  sich  darin 
z.  B.  während  des  deulsch-fraozäsischen  Krieges  vor  alleu  andern 
j im  Auslände  lebenden  DeuUcbeu  ausgezeichnet  haben,  am  Modi- 
fikation des  oben  erwähnten  Erlasses  gebeten;  diu  im  Jahre  1867 
von  Bewohnern  der  Provinz  Santa  Cathariua  und  die  im  Jahre  1869 
von  Bewohnern  der  Provini  Rio  Grande  do  Sul  an  die  Regierung 
des  norddeutschen  Bundes  gerichteten  Petitionen  haben,  obwohl  sie 
von  den  betreffenden  Konsuln  unterzeichnet  waren,  nicht  den  ge- 
ringsten Erfolg  gehabt,  und  als  2 800  deutsche  Kolonisten  im  Jahre 
1872  einen  gleichen  Versuch  bei  dem  Deutschen  Reichstage  machten, 
indem  sie  unter  wahrheitsgetreuer  Darlegung  ihrer  Verhältnis«« 
darum  baten, 

1.  dafs  der  Auswanderung  deutscher  Untert hauen  aus  dem 
ganzen  Gebiete  des  Deutschen  Reiches  nach  Rio  Graode  do  Su| 
nicht  mehr  Hindernisse  in  den  Weg  gelegt  würden,  als  es  hiosicht 
lieh  der  Auswanderung  nach  Nord-Amerika  und  Australien  geschieht* 

2.  dafs  das  Mögliche  dafür  geschehe,  einen  Konsulurvertrag* 
zwischen  dem  Deutschen  Reiche  und  Brasilien  behufs  definitiver 
Regulirung  der  Lage  der  dort  lebenden  Deutschen  zum  Abscbluf« 
zu  bringen, 

3.  dafs  ein  Postvertrag  zwischen  beiden  Staaten  vereinbart 
werde, 

! da  mufslen  sie  es  sich  gefallen  lassen,  dafs  ihre  Bitte  trotz  der 
; günstigsten  KommiMionsberichterstatUiug  io  der  Plenarsitzung 
j vom  10.  Mai  1872,  deren  bezügliche  Debatten  ein  gründlicher 
! Kenner  Brasiliens,  Dr.  Are-Lallemant,  als  „das  Un vollständigste, 
! Unbegründetste  und  Uogründ liebste“  bezeichnet«,  was  in  der  An- 


Nr.  19. 


298 

EXPORT,  Organ  de»  CentralvereinB  für  Handclsgeographie  etc, 


1887. 


gelrgenheit  geleistet  werdeu  kounte,4)  in  einer  Weine  abgelehnt 
warne,  welche  den  Bittstellern  geradezu  als  eine  Verhöhnung  ihres 
Gesuches  erscheinen  mufofe,  wie  ja  auch  die  Ausnahmestellung,  in 
welcher  sie  sich  selbst  gegenwärtig  noch  andern  deutschen  Aus- 
wanderern gegenüber  befinden,  von  ihnen  ala  eine  unverdiente 
Ächtung  empfunden  wird. 

Sie  würden  es  wahrscheinlich  nach  einem  solchen  Mifaerfolg 
unterlassen  haben,  sich  noch  einmal  in  derselben  Angelegenheit  an 
den  Reichstag  an  wenden,  wenn  nicht  seit  1878  in  Deutschland, 
dank  der  Initiative  des  damals  in  Berlin  begründeten  „Centralver- 
eins  für  Hundelsgeogrophic  und  Förderung  deutscher  Interessen 
im  Auslände“  und  seiner  Zweigvereine,  welchen  sich  auch  später 
der  Deutsche  Kolonialverein  angcscbloasen  hat,  ein  vollständiger 
Umschlag  in  der  öffentlichen  Meinung  zu  Gunsten  Süd  Brasiliens 
eingetreten  wäre. 

ln  der  Hoffnung  auf  die  Wirkung  dieses  günstigen  Umschlages 
liefseo  sie  im  Juli  1879  eine  neue,  mit  ca.  2 000  Unterschriften 
bedeckte  Petition,  mit  der  Bitte  um  Weiterbeförderung  an  den 
deutschen  Reichstag,  an  den  genannten  Centralverein  gelangen,  in 
welcher  jedoch,  da  ßraailien  inzwischen  dem  Weltpostverein  bei- 
getreten  war,  nur  die  beiden  ersten  Punkte  der  früheren  Petition, 
unter  der  früheren  Motivirung,  wiederholt  wurden;  doch  gelangte 
dieselbe  nicht  anr  Beratbung.  da  diu»  Auswärtige  Amt  durch  ihre 
öffentliche  Erörterung  die  mit  der  brasilianischen  Regierung  damals, 
zwecks  Abscblnf*  einer  Konsnlarkonvention,  angeknüpfteo  Unter- 
handlungen nicht  prijudizirrn  wollte.  Besagte  Konsularkonvention 
wurde,  wie  schon  früher  bemerkt,  auch  tbatsächlich  am  10.  Januar 
1882  abgeschlossen;  die  Petition  um  Aufhebung  des  Reskriptes 
vom  8.  November  1869  blieb  dagegen  bi*  heute  unerledigt,  und  i 
von  dem  Schicksal  einer  im  Jahre  1885  aus  Süd-Brasilien  an  den  j 
Prenfsischen  Landtag  gerichteten  Petition  gleichen  Inhaltes  ist  eben- 
sowenig  bisher  etwa»  öffentlich  bekannt  geworden. 

Mnfs  man  demnach  wohl  annehmen,  dafs  die  prenfsische  Regie- 
rung triftige  Gründe  hat,  noch  ferner  in  ihrer  abweisenden  Haltung 
za  beharren,  so  ist  es  doch  schwer  zo  verstehen,  warum  diese  der 
Öffentlichkeit  nicht  kuadgegeben  werden,  nachdem  das  Interesse 
an  der  deutschen  Kolonisation  in  Süd-Brasilien  ein  so  allgemeines 
geworden  und  von  der  deutschen  Presse  mit  immer  grßfserer  Dring- 
lichkeit darauf  bingewiesen  wird,  daf*  die  Errungenschaften  einer 
sechzigjährigen  Kulturarbeit  daselbst  in  Gefahr  stehen,  unter* ugebeD, 
wenn  den  seit  zehn  Jahren  dort  in  grofser  Zahl  erwandernden 
Italienern  nicht  durch  entsprechende  Zuwanderung  aus  Deutschland 
die  Waage  gehalten  wird.  Hätte  nicht  diese  künstliche  Hemmung 
des  deutschen  Auswandernngsstromes  stattgefnnden,  so  würde  die 
brasilianische  Regieruug  sich  jedenfalls  nicht  veranlafat  gesehen 
haben,  die  italienische  Einwanderung  in  der  Weise,  wie  es  ge- 
schehen, zu  begünstigen.  Sie  hat  es  derselben  jedoch  ermöglicht,  | 
anf  den  Staatsländerrien  innerhalb  der  Zone  , der  deutschen  Kolo* 
nieen  ausgedehnte  Ansiedlungen  zu  begründen  und  damit  die 
Ausdehnungsfähigkeit  der  letzteren  zu  beschränken.  Noch  ist  das 
deutsche  Element  unter  den  Fremden  in  Rio  Grande  do  8ul  nicht 
nur  das  zahlreichste,  sondern  auch  das  kapital*  und  arbeitsfähigste, 
noch  giebt  es  freie»  und  geeignetes  Land  genug,  um  ihm  durch 
Zuwanderung  diese  hervorragende  Stellung  zu  erhalten;  aber  im 
Hinblick  auf  die  zahlreiche  italienische  Einwanderung  ist  cs  die 
höchste  Zeit,  daf*  man  sich  dieser  Aufgabe  in  Deutschland  bewufst 
werde.  Den  25  000  seit  1824  eingewanderten  Deutschen,  stehen 
bereits  87  000  seit  1875  eingewanderte  Italiener  gegenüber,  und 
die  italienische  Regierung  nahm  bisher  keine  Veranlassung,  diesen 
Auswanderungsstrom  irgendwie  zu  beschränken,  im  Gegentheil  bietet 
die  Entsendung  ihres  anerkannt  tüchtigsten  Kolonial-  und  Auswan- 
dernngspolitikers,  Dr.  Corte,  als  Konsuls  nach  Porto  Alegre  und 
dessen  günstige  Berichterstattung  über  die  italienischen  Kolonieen 
in  Rio  Grande  do  Sul  Anhalt  genug  dafür,  dafs  man  die  Aus-  j 
Wanderung  dorthin  auch  ferner  fördern  wird,  anstatt  sie,  wie  es 
von  deutscher  8eite  geschieht,  zn  hemmen. 

Was  im  Obigen  nun  aber  über  die  Lage  des  Deutsehtburos  in 
der  Provinz  Rio  Grande  do  Sul  gesagt  worden  ist,  hat  auch  für  die 
Provinz  Santa  Catharina  Geltung;  denn  wenn  aneh  die  Entwicke- 
lung der  deutschen  Kolonieen  daselbst  in  mancher  Beziehung  eine 
andere,  als  in  der  vorgenannten  Provinz,  gewesen  ist,  ao  sind  die 
Grundbedingungen  des  Gedeihens  ländlicher  Ansiedlungeu,  gesundes 
Klima,  fruchtbarer  Boden  und  entwickelungsfähiges  Hinterland,  I 
auch  dort  in  reichem  Mafse  vorhanden,  und  es  ist  nur  zu  bedauern, 
dafs  jener  Provinz,  deren  freundliche  Gestade  schon  im  Jahre  1815 
auf  den  Dichter  und  Weltreisenden  Chamisao  einen  so  unaus- 
löschlichen Eindruck  gemacht  haben*4),  nicht  eine  weit  gröfsere 
*)  Vergl.  Avä-Lallemant:  „Die  deutsche  Kolonisation  in  Brasilien  und 
der  deutsche  Reichstag11,  Hamburg  bei  A.  Mentzel  1872 

*")  Vgl  Adalbert  v,  Chamlsso'i«  Werke,  Leipzig  1836,  Bd.  1. 


Zahl  deutscher  Eiuwanderer  angeführt  und  es  dadurch  ermöglicht 
worden  ist,  dafs  nun  eine  zahlreiche  italienische  Einwanderung 
als  Mitbewerberin  auf  demselben  Boden  aoftritt 

Genaue  Ziffern  über  die  Stärke  beider  Elemente  liegen  leider 
nicht  vor;  es  steht  aber  aufser  Frage,  dafs  bis  jetzt  das  deutsche 
Element,  dessen  Stärke  auf  60-  bis  80000  Seelen  veranschlagt 
wird,  das  ungleich  zahlreichere  ist 

Die  erste  deutsche  Kolonie  daselbst,  Sio  Pedro  d'Alcantara, 
wurde  im  Jahre  1829  mit  624  katholischen  Rheinländern  gegründet, 
bat  aber,  weil  falsch  angelegt  und  ungenügend  von  der  brasilia- 
nischen Regierung  unterstützt,  sich  nicht  günstig  entwickelt,  so- 
dsfs  sich  die  meisten  Kolonisten  veranlafst  fanden,  wieder  fortzu- 
ziehen, nm  besser  gelegene  Privatländereien  zu  erwerben.  Die 
später  in  der  Provinz  angelegten  Staatskolonieen,  wie  Santa  Izabel, 
Thercsopolis,  Angelina,  Brusque  u.  v.  a.,  haben  leider  auck  nur  zu 
sehr  die  ganze  Unfähigkeit  der  brasilianischen  Staatsorgane  in 
kolonisatorischer  Hinsicht  erkennen  lassen,  da  die  dort  erzielten 
Resnitate  in  keiner  Weise  dem  enormen  Kapital,  das  mit  ihrer 
Gründung  verausgabt  wurde,  entsprechen.  Bei  Besetzung  der  Be- 
amtenstellen machte  sich  häufig  ein  widerlicher  Nepotismus  geltend, 
was  um  so  begreiflicher  war,  als  dieselben  für  ihre  Inhaber,  denen 
sie  die  ungeahndete  Aneignung  von  Staatsgeldern  ermöglichten, 
wahre  Sinekuren  wurden.  Dafs  unter  solchen  Verhältnissen  das 
öffentliche  Rechtsbewnfstaein  leiden  und  ein  Rückschlag  auf  das 
sittliche  Verhalten  der  Bewohner  erfolgen  mnfste,  versteht  sich  von 
selbst,  und  weou  nicht  die  beiden  grolsen  Privatkoionieeo  Dona 
Francisca  und  ßlumenau  in  der  Provinz  Santa  Catharina  gegründet 
worden  wären,  so  dürfte  man  dort  auch  gegenwärtig  noch  keinen 
rechten  Mafostab  für  die  Möglichkeit  einer  vorteilhaften  Begründung 
deutscher  Kolonieen  haben;  denn  die  SUatakolonieen  batten  eigent- 
lich nur  ein  negatives  Resultat  geliefert,  das  sich  erst  nach  der 
Emanzipation  derselben  günstiger  zu  gestalten  begann.  Die  Kolonie 
Dona  Francisca  wurde  von  einer  unter  Vorsitz  des  Hamburger 
Senators  Scbröderj  im  Jahre  1849  gebildeten  deutschen  Aktien- 
gesellschaft, welche  den  Namen  .„Kolonisationsverein  von  1849  in 
Hamburg“  annahm,  auf  den  Ländereien  der  Prinzessin  Dona  Fran- 
cisca  und  ihres  Gatten,  des  Prinzen  v.  Joinville,  im  nördlichen 
Tlteile  der  Provinz  angelegt,  und  zwar  waren  dieser  Gesellschaft 
von  den  Eigentümern  14400  ha  guten  Landes  unter  der  Bedingung, 
binnen  5 Jahren  eine  gewisse  Anzahl  Kolonisten  anzusiedeln  und 
für  deren  einstweilige  Verpflegung  tu  sorgen,  überlassen  worden. 
Mit  Hilfe  des  gezeichneten  Aktienkapitals  im  Betrage  von  150000 
Thalern  und  begünstigt  durch  eine  von  der  brasilianischen  Regie- 
rung zugestandene  Subvention  war  ea  der  Gesellschaft  möglich, 
dieser  Bestimmung  naebzukommen  und  sich  dadurch  nicht  nur  zur 
Besitzerin  des  erwähnten  Areals  zu  machen,  sondern  auch  dasselbe 
dnreh  weitere  Ankäufe  zu  arrondiren  und  damit  eine  dor  gröfsten 
Ackerbaukolonieen  Brasiliens  zu  begründen. 

Das  heutige  Kolooialgebiet  zerfällt  in  zwei  durch  eine  vor- 
zügliche Fahrslrafse  mit  einander  verbundene  Thcile,  in  den  oberen, 
Säo  Bento,  woselbst  Zereaüen,  Ol-  und  Knollenfrüchte,  sowie  Wein, 
Apfel  usw.  kultivirt  werden,  und  in  das  eigentliche  Dona  Francisca, 
welches  im  Tieflandc  liegt  und  Zuckerrohr,  Mais,  Reis,  Bohnen, 
Knollenfrüchte  verschiedenster  Art,  etwas  Kaffee,  Orangen,  Bananen 
und  andere  Südfrüchte  erzeugt.  Über  die  Entwickelung  dieser 
Ansiedlung  gebeo  die  jährlich  io  Hamburg  veröffentlichten  Jahres- 
berichte hinlänglich  Auskunft,  welche  sich  auch  durch  gut  geführte 
meteorologische  Tabellen  für  die  Beurtheilung  der  thal-sächlich 
sehr  günstigen  klimatologischen  Verhältnisse  auazeiebuen.  Ende 
des  Jahres  1888  hatte  das  ganze  Kolonialgebiet  von  Dona  Francisca, 
einschliefslich  8io  Bento,  eine  Bevölkerung  von  28  800  Seelen;  in 
demselben  Jahre  fanden,  Sao  Bento  mit  ca.  5 000  Einwohnern 
nicht  mitgerechnet.  854  Geburten,  135  Sterbefälle  und  79  Trauungen 
statt  Das  sind  Ziffern,  die  keines  Kommentars  bedürfen,  um  zu 
Gunsten  der  Ansiedlung  zu  sprechen,  wenn  ihnen  auch  aus  Rio 
Grande  do  Sul  noch  weit  günstigere  gegenflbergestellt  werden 
können.  Auf  der  Provinzialkolonie  Sao  Angeln  kamen  z.  B.  im 
Jahre  1878  bei  einer  Bevölkerung  von  2 531  Seelen  102  Geburten 
und  nur  16  Sterbefälle  vor.  ln  beiden  Distrikten  der  Kolonie 
Dona  Francisca  waren  1884  = 49  485  Hektar  Land  besetzt  and 
davon  20  790  in  Kultur;  vermessene  nnd  disponible  Kolonieplätze 
waren  144  vorhanden.  Das  Strafsennetz  erstreckte  sich  über 
404  913  Meter  oder  54.r,  deutsche  Meilen,  und  der  Verkehr  darauf 
wurde  mit  502  vierrädrigen  Wagen  unterhalten.  Die  Verbindung 
mit  dem  kleinen  Hafen  von  Sio  Francisco,  welcher  bekanntlich 
gröfseren  Seeschiffen  zugänglich  ist  und  im  Jahre  1882  sogar  von 
S.  M.  Schiff  „Victoria“  besucht  wurde,  wird  durch  einen  kleinen 
Dampfer  und  yiele  Segler  von  1..*,  bis  2 m Tiefgang  auf  dem 
Cnchocira-Flufs  unterhalten.  Für  8chulen  und  Kirchen  ist  auf  der 
Kolonie  got  gesorgt,  und  die  Industrie  macht  jährlich  bedeatende 


1887. 


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Nr.  19. 


Fortschritte.  1882  gab  es  dort  außer  einer  groben  Zucker-  und 
Branntweinfabrik  mit  Dampfbetrieb  (96  Pferdekraft),  welche  60 
bis  70  Arbeiter  beschäftigt,  8 iut  Hälfte  auch  mit  Dampf  betriebene 
Matefabriken  (Mato  oder  Paraguay  thee  ist  das  wichtigste  Auafuhr- 
produkt  der  Kolonie),  1 Reisscbälmühle  mit  Dampfbetrieb,  1 Dampf- 
tischlerei. 1 Daropfwagnerei,  1 Arrowroot-  und  Stärkefabrik,  zahl- 
reiche Säge-,  Mehl-  und  Maodiocamfthlen,  Bierbrauereien  usw. 
Die  Aua-  und  Einfuhrwerte  belaufen  sich  im  Jahre  auf  ca. 
4 000  QUO  iM . Über  den  hervorragend  deutschen  Charakter  der 
Ansiedlung  geben  die  Urtheile  nicht  auseinander.  Es  sei  nur  auf 
die  filteren  Ave  Lallemant  s und  Tscbudi's  und  auf  die  neueren 
Zöller’s*)  und  von  Ey •’•**)  verwiesen.  Auch  der  deutsche 
Konsul,  Dr.  Dürftet,  der  geistige  Leiter  dieses  großen  deutschen 
Gemeinwesens,  mag  als  Gewährsmann  dafür  angeführt  werden. 
Von  ganz  besonderem  Interesse  ist  aber  auch  der  Bericht  des 
Kommandanten  8.  M.  S.  „ Victoria1"  über  dies«  Kolonie.***)  Der 
Hauptort  der  Ansied  lang.  Joinville,  wird  darin  folgendermaßen 
geschildert:  .Die  Stadt  macht  einen  überraschend  reinlichen  und 
wohlhabenden  Eindruck.  Der  ganze  Ort  ist  mit  breiten  chaussirten 
Wegen  durchzogen.  Alle  Hfiuser  sind  baulich  gut  in  Ordnung, 
mit  hübschen  kleinen  G&rten  umgeben  und  durch  Zäune  abgegrenzt. 
Der  Ort  bat  bereits  mehrere  Fabriken  mit  Maschinenbetrieb;  es 
existiren  ferner  3 Bierbrauereien  und  eine  grofse  Anzahl  von  Ver- 
gnügungslokalen, ganz  nach  deutschem  Muster  eingerichtet,  ferner 
eine  deutsche  Schule.  Turn-,  Geaaog-  und  Kriegervereine,  eine 
kleine  protestantische  Kirche  und  sogar  eine  Freimaurerloge.  Alles 
dies  beweist,  daß  in  diesem  Tbeile  Brasiliens  das  deutsche  Element 
sich  wahrscheinlich  nicht  dem  brasilianischen  assimiiiren  wird. 
Man  kann  vollständig  vergessen,  in  Brasilien  zu  sein;  denn  es 
wird  durchweg  deutsch  gesprochen,  wie  auch  Häuser,  Gärten  and 
Tracht  der  Leute  durchaus  den  deutschen  Charakter  beibehalten 
haben.“ 

Vom  rein  ackerbaulichen  Standpunkte  aus  lauten  die  Lrtbeile 
insofern  allerdings  nicht  günstig,  als  die  Grundstücke  nur  10  ha 
Flächeninhalt  und  noch  weniger  umfassen,  wodurch  die  Kolonisten 
geswungen  sind,  von  Anfang  an  eine  kostspielige  intensive  Wirt- 
schaft zu  fuhren,  während  auf  anderen  Kolonieen  Süd-Brasiliens 
die  Konzessionen  so  grofs  sind,  dafs  man  Dezennien  hindurch  ohne 
Gefahr  der  Entwertung  des  Grundstückes  in  extensiver  Weise 
wirtschaften,  d.  h.  den  müheloseren  und  anfänglich  ergiebigeren 
Raubbau  treiben  kann;  doch  hat  andererseits  das  in  Dona  Francisco 
adoptirte  agrarische  System  den  Vorteil,  dafs  die  Wegebauten 
leichter  und  besser  durchführbar  sind,  sodsfs  diese  Kolonie,  welcher 
ohnehin  für  Wrgebauten  von  der  brasilianischen  Regierung  sehr 
bedeutende  Summen  zugeüosien  sind,  mit  Recht  als  die  mit  den 
besten  Straßen  versehene  Ansiedlung  Brasiliens  gilt 

Die  Landpreise  sind  dagegeu  höher,  als  anf  andern  An- 
siedlungen; denn  der  Kolonist  bat  pro  Hektar  25  „ K baar  oder 
88  bei  einer  Zahlungsfrist  von  3 Jahren  zu  zahlen,  sodaß 
unter  so  ungünstigen  Bedingungen  der  Zuzug  von  Einwanderern 
schwerlich  ein  so  starker  gewesen  sein  würde,  wie  er  tatsächlich 
war,  wenn  nicht  den  Unternehmern  eine  Passagesubvention  von 
Seiten  der  brasilianischen  Regierung  gezahlt  worden  wäre,  eine 
Begünstigung,  deren  fernere  Aufrecbternaltoog  aber  »ehr  fraglich 
geworden  ist.  Ob  die  Kolonie  Dooa  Francisco  nach  Aufhebung 
derselben  noch  die  bisherige  Anziehungskraft  anf  deutsche  Ein- 
wanderer ausüben  wird,  ist  zweifelhaft;  jedenfalls  aber  liefert  sic 
den  unwiderleglichen  Beweis  von  der  Kolonisatioosfäbigkeit  des 
durch  sie  erschlossenen  Gebietes,  welches  in  seinen  uobesiedelten 
Theilen  entweder  der  Provinz  oder  dem  Grafen  d’Eu  gebärt  und, 
bevorzugt  durch  die  Nähe  eines  guten  Seehafens,  sicherlich  eine 
große  Zukunft  hat,  vorausgesetzt,  dafs  mancho  bei  der  Anlage  von 
Dona  Francisca  begangene  Fehler  in  Zukunft  vermieden  werden. 

Btumenau,  die  zweitgrößte  deutsche  Kolonie  in  Santa  Cata- 
rina,  wurde  1H62  von  Dr.  Hermann  Blumenau,  einem  deutschen 
Chemiker,  im  fruchtbaren  Tbale  de«  Rio  Itajaby  angelegt;  doch  da 
die  pekuniären  Mittel  des  Gründers  nicht  ausreichten,  um  die  An- 
»icdluug  mit  den  nöthigeu  Straßen  zu  versehen,  so  bot  er  sie  der 
brasilianischen  Zentralrcgierung  zum  Kaufe  an,  welche  sie  auch 
1860  übernahm  und  ihn  mit  der  Verwaltung  bis  zu  ihrer  Emanzi- 
pation im  Jahre  1880  betraute.  Wenn  auch  ein  Theil  des  Flufz- 
thales  Überschwemmungen  ausgesetzt  ist,  so  wird  die  Anlage  im 
Gauzen  und  Großen  doch  als  eine  sehr  gute  bezeichnet,  nament- 
lich von  v.  Tscbndi,  und  in  Bezug  auf  Klima  und  Prosperität  der 
Kolonisten  kann  sie  den  meisten  Kolonieen  in  Rio  Grande  do  Sol 


*)  Vrrgl.  Hugo  Zoller,  Die  Deutschen  Sm  brasilianischen  Urwald«. 
Stuttgart  1882. 

Vergl.:  .Der  Auswanderer“,  Ton  Dr.  von  Eye.  Berlin  1885. 

***)  Vergl.  .Eiport“  Jahrgang  1882,  S.  286. 


an  die  Seite  gestellt  werden.*)  Die  ganze  Kolonie,  welche  beute 
ein  eigenes  Munizipium  bildet,  umfaßt  ein  Gesammtareal  von  ca. 
60000  ha,  von  welchen  jedoch  nur  erst  18  000  ha  in  Kultur 
stehen.  Die  Bevölkerung  bezifferte  sich  im  Jahre  1882  anf  15  710 
Seelen,  darunter  ca.  12  000  Deutsche,  und  es  bestanden  damals  anf 
der  Kolonie  85  Schulen,  mehrere  protestantische  und  katholische 
Kirchen,  149  Zockermühlen,  138  Msndiokamühlen,  10  Ziegeleien, 
6 Bierbrauereien,  28  Schneidemühlen,  22  Mahlmühlen.  4 Reis- 
Stampfen  usw.  Id  demselben  Jahre  kamen  667  Geburten  and  144 
Sterbefälle  vor.  Dafs  die  deutsche  Sprache  aach  hier  gepflegt 
wird,  geht  daraus  hervor,  dafs  auf  dem  Stadtplatze  der  Kolonie 
zwei  deutsche  Zeitungen  erscheinen,  wie  auch  dort  das  gesellige 
Leben  nicht  minder  als  io  Joinville  entwickelt  ist.  Die  Produkte 
der  Kolonie,  bestehend  in  Mais,  Reis,  Bohnen,  Tabak,  Mandioka 
und  andren  Knollengewächsen,  Ölfrüchten,  Nesselfasern,  Brettern 
usw.,  werden  über  den  kleinen,  69,4  km  entfernten  Seehafen 
Itajahv  verschifft,  wobin  die  Verbindung  mit  kleinen  Flufsdampfern 
unterhalten  wird.  Die  jährliche  Ausfuhr  beziffert  sich  auf  ca. 
1000  000  vH . Auf  den  neuen  Theilen  der  Kolonie  sind  leider  in 
neuerer  Zeit  noch  versebiedeue  Überfälle  durch  Indianer  vorge- 
kommen,  wobei  deutsche  Kolonisten  ihr  Leben  eingebüßt  haben, 
eine  Thataache,  die  um  so  beklagenswerter  ist,  als  die  Zahl  der 
Wilden  eine  sehr  beschränkte  ist,  und  es  der  brasilianischen  Regie- 
rung bei  ernstem  Willen  leicht  hätte  gelingen  müssen,  dieselben, 
wie  die  Indianer  in  Rio  Grande  do  Sul,  sefshaft  zu  machen.  Jene 
Provinz  ist  gegenwärtig  völlig  frei  von  vagireoden  Eingeborenen. 

In  den  letzten  Jahren  sind  auch  im  Süden  der  Provinz 
noch  versebiedeue  Ansiedlungen  entstanden,  wie  z.  B.  die  Kolonieen 
Azambuja,  Urnssanga  und  Gräo  Pari,  welche  zum  Theil  sehr  gün- 
stige Ansicdlnngsbedingungen  darbieten.  In  der  auf  den  frucht- 
baren Ländereien  der  brasilianischen  Kronprinzessin  gelegenen 
Kolonie  Grao  Para  wird  z.  B.  ein  Kolonieloos  von  48^  ha  für 
760  ,/U  auf  Kredit  verkauft;  doch  da  hier  bereits  eine  verhältniß- 
mfifsig  grofse  Zahl  von  Italienern  angeaiedelt  worden  ist.  so  kaon  die 
Ansiedlung  von  Deutschen  daselbst  nur  dann  empfohlen  werden, 
wenn  es  gelingen  sollte,  für  dieselben  einen  gröfseren  geschlossenen 
Bodenkomplex  zu  erwerben.  Einzelne  Deutsche,  welche  daselbst 
bereits  ansässig  sind,  sollen  sich  in  guter  Lage  befinden. 

Kann  im  Allgemeinen  die  Provinz  Santa  Catharina,  deren 
Grofshandel,  wie  der  der  Provinz  Rio  Grande  do  Sol,  wesentlich  in 
deutschen  Händen  ist,  nnd  woselbst  gerade  so  wie  dort  die  po- 
litische Stellung  der  Deutschen  sich  bis  zu  dem  Grade  gehoben 
hat,  dafs  sie  durch  Abgeordnete  ihrer  Nationalität  in  der  Provincial- 
kammer vertreten  werden,  der  deutschen  Emigration  als  Nieder- 
lassungsziel  mit  gutem  Gewissen  empfohlen  werden,  so  ist  das 
hinsichtlich  der  dritten  südbrazilianiscben  Provinz,  Parana,  doch 
nur  bedingungsweise  der  Fall. 

Das  Küstengebiet  ist  wenigstens  völlig  ausznnehmen,  da  dort 
miasmatische  Fieber  vorkomtnen  und  die  Erfahrung  das  Fehlsehlagen 
der  kolonisatorischen  Versuche  gelehrt  hat.**)  Günstiger  gestaltete 
sieb  die  Kolonisation  auf  dem  Hochlande  in  der  Nähe  der  Provinxial- 
hauptatadt  Curityba,  zu  welcher  von  der  Hafenstadt  Antonina  aus 
eine  macadamisirte  Straße  und  von  der  Hafenstadt  Paranaguä  »ns 
eine  Eisenbahn  führt,  welche  als  ein  technisches  Kunstwerk  gelten 
kann,  da  sie  auf  einer  Länge  von  nur  112  km  eine  Höhe  von  900 
bis  1000  m zu  überwinden  bat.  Dort  wurden  seit  1870  zahlreiche 
kleine  Munizipal-  nnd  Privatkolonieen  angelegt,  welche  mit  Deutschen 
und  Polen  besiedelt  wurden  und  sich  unter  der  Gunst  eineB  vorzüg- 
lichen Klimas  — der  Jahresdurchschnitt  der  Temperatur  beträgt 
17®  C.  — einer  vortrefflichen  Entwickelung  erfreuen,  wenngleich  die 
Thataache,  daß  die  Parzellirnsg  der  disponiblen  Ländereien  eine 
unpraktische  wir,  zu  Ungnnsten  dieser  Ansiedlungen  im  Vergleich 
mit  denen  io  Santa  Catharina  und  Rio  Grande  do  Snl  ins  Gewicht 
fällt.  Die  Parzellen  enthalten  nur  40  bis  60  Morgen,  und  das  ist  fiJr 
K&mpkolonicon,  welche  mehr  als  die  Urwaldkolonieen  auf  den  Betrieb 
der  Viehzucht  angewiesen  sind,  zu  wenig.  Pastor  Böker,  der  13 
Jahre  in  Curityba  gelebt,  hat  sich  darüber  am  21.  Januar  1886  in 
einem  im  Kolonialverein  zu  Berlin  gehaltenen  Vortrage  geäufsert.***) 
Trotzdem  aber  muß  die  deutsche  Kolonisation  in  jener  Gegend  als 
eine  zukunftsreiche  bezeichnet  werden,  und  es  kann  schon  jetzt  als 
eine  grofse  Errungenschaft  gelten,  daß  der  Prozinzialhauptstadt 
dnreb  die  dort  ansässigen  und  die  umwohnenden  Deutschen  ge- 
wissermaßen ein  deutscher  Charakter  aufgedrückt  worden  ist  Der 
Werth  der  Thätigkeit  unserer  Landsleute  ist  denn  auch  uuver- 


*)  Vergl.  „Süd-Brasilien“,  von  Dr.  Henry  Lange.  2.  Auflage.  Leip- 
zig 1885,  und  A.  W.  Sellin,  Das  Kaiserreich  Brasilien.  Leipzig  uud 
Prag  1885. 

**)  Vergl.  Plattmaor,  Aus  der  Bai  von  Paranaguä.  Leipzig  1872. 
***)  Vergl.  „Deutsche  KoloniaUeitung“  Jahrgang  1884  Heft  8 8 64». 


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EXPORT,  Organ  des  Centralvereins  für  Handelageographie  etc. 


hohlen  von  der  brasilianischen  Regierung  anerkannt  worden,  und 
namentlich  der  jetzige  Senator  Dr.  d’Eacragnolle  Taunay,  der 
bis  snm  1.  April  1886  Präsident  der  Provinz  Parana  war,  hat  es 
nicht  an  Maßregeln  fehlen  lassen,  welche  xnr  Förderung  der  deut- 
schen Kolonisation  beitragen  können.  Auch  in  Curityba  ist  bereits 
eine  gut  redigirte  deutsche  Zeitung  vorhanden,  und  ist  das  deutsche 
Element  in  dem  Provinziallandtage  vertreten.  Die  ca.  90  km  von 
Curityba  entfernt  liegende,  im  J.  1860  angelegte  Kolonie  Assnnguy 
bat  sich  allerdings  trotz  beträchtlicher  ßtaatszusebüsse  wegen 
mangelhafter  Anlage  nicht  vorteilhaft  entwickelt,  und  bei  der  zu- 
künftigen Kolonisirung  der  Provinz  wird  vor  allen  Dingen  die  Iso- 
lirung  der  Ansied lungen  vermieden  werden  müssen,  was  ja  auch  um 
so  leichter  durchführbar  erscheint,  als  in  dem  Vorhandensein  der 
zu  den  Küsten  führenden  Eisenbahn  die  Basis  für  eine  rationelle 
Erschliefsung  des  ausgedehnten  Hochlandes  der  Provinz  gegeben 
ist,  das  sich  bis  zu  den  überaus  fruchtbaren  und  disponiblen  Wald- 
lindereien  am  oberen  Uruguay  und  Parana  erstreckt. 

ln  der  Provinz  Paranä  wurden  bekanntlich  in  den  Jahren 
1877  und  1878  ca.  4000  Deutschrussen  angesicdelt,  die  später  da9 
Land  z.  Tb.  wieder  verliefsen  und  entweder  nach  Argentinien  zogen 
oder  io  ihre  Heimat  zurückkehrten,  ein  Umstand,  der  von  der 
deutschen  Presse  benutzt  wurde,  um  gegen  Brasilieo  Stimmung  zu 
machen.  Es  liegt  uns  fern,  die  zu  Ungunsten  Brasiliens  sprechenden 
Ursachen  dieser  Erscheinung,  die  sich  im  Wesentlichen  darauf 
zurückfübren  lassen,  dafs  die  dortige  Regierung  für  unverhältnis- 
mäßig hohe  Preise  von  gewinnsüchtigen  Landspekulanten  unbrauch- 
bares Land  für  Begründung  der  deutsch-russischen  Aosicdlungen 
erworben  hatte,  beschönigen  zu  wollen;  doch  bat  es  sich  bis  znr 
Zweifellosigkeit  herausgestellt,  dafs  ein  grofser  Theil  der  Ansiedler 
aus  arbeitsscheuen,  unter  dem  verderblichen  Genufs  von  Slaatssub* 
sidien  verwöhnten  Leuten  bestand  und  ein  Mißerfolg  auch  viel- 
leicht dann  unvermeidlich  gewesen  wäre,  wenn  man  ihnen  das 
schönste  Pflanzland  von  der  Welt  gegeben  hätte.  Es  sollte  doch 
mindestens  in  Erwägung  gesogen  werden,  dafs  eine  derartige 
Massen repatriation  von  Deutschen  oder  Italienern,  die  doch  ungleich 
zahlreicher  eingewandert  sind,  niemals  stattgefunden  hat,  und  dafs 
diejenigen  Deutschrussen,  welche  in  der  Provinz  ausharrten,  ver- 
bfiltnifsmärsig  schnell  in  bessere  Verhältnisse  gelangt  sind,  sndafs 
also  nicht  der  geringste  Grund  vorliegt,  aus  der  theilweise  erfolgten 
Rückwanderung  der  Russen  aof  die  absolute  Unbrauchbarkeit  des 
Hochlandes  von  Parana  für  Ansiedluogszwccke  zu  schließen. 

Es  haben  unsere  dortigen  Landsleute  sogar  die  unwiderleg-  [ 
liebsten  Beweise  vom  Gegentheil  geliefert,  sie  haben,  wie  in  den 
anderen  Südprovinzen,  deu  Großhandel  an  sich  gebracht  und  sind 
als  Pioniere  deutscher  Kultur  schon  weit  über  das  Weichbild  der 
Provinzialbaoptatadt  hinaus  nach  Westen  vorgedrungen. 

Die  Kolonisation  dürfte  in  Parana  allerdings  insofern  auf 
größere  Schwierigkeit  als  in  den  anderen  S&dprovinzen  stofacn, 
als  die  disponiblen  Staatsländereien,  ein  kleineres,  zur  Ansiedelung 
qualifizirte*  Gebiet  am  Rio  Ncgro  abgerechnet,  noch  zu  abgelegen 
sind,  um  schon  jetzt  besiedelt  werden  zu  können,  die  Fazendeiros 
(Grofs-grundbesilzer)  dagegen  entweder  zu  hohe  Preise  für  ihr  Land 
fordern  oder  überhaupt  nur  wenig  Neigung  zu  haben  scheinen, 
dasselbe  zu  parzellireu.  Es  wird  denselben  aber,  wenn  sie  eine 
höhere  Bodenrente  gewinnen  wollen,  schließlich  doch  nichts 
anderes  übrig  bleiben,  als  nach  der  einen  oder  der  anderen  Richtung 
hin  sieb  zu  entscheiden.  (MM  folgt) 

Europa. 

Elze  sogenannte  russische  „Pafsrefom“.  Dem  russischen 

Reichsratbe  liegt  augenblicklich  ein  überaus  wichtiger  Gesetzent-  i 
wurf  zur  Berathung  vor,  welcher  nicht  nur  die  Interesseu  aller 
russischen  Unterthanen,  sondern  auch  diejenigen  aller  in  Rußland 
lebenden  oder  nach  Rußland  reisenden  Ausländer  auf  das  Empfind- 
lichste berührt,  nämlich  der  Entwurf  eines  neuen  Gesetzes  über 
die  Erwerbung  und  deu  Verlust  des  russischen  Untertbanenrecbtes, 
sowie  eine  schwere  Besteuerung  des  Aufenthalts  der  Inländer  im 
Auslande  und  der  Ausländer  innerhalb  der  Grenzen  des  russischen 
Reiches. 

Seit  einigen  Jahren  schon  ist  mehrfach  davon  die  Rede  ge- 
wesen, die  Pässe  der  ins  Ausland  Reisenden  mit  einer  besonderen 
Steuer  zu  belegen;  aber  diese  Pläne  scheinen  früher  am  maß- 
gebenden Orte  nicht  die  nöthige  Unterstützung  gefunden  zu  haben. 
Die  Notkwendigkeit  war  allerdings  schon  lange  auch  in  Regierungs- 
kreisen anerkannt,  daß  die  bestehenden  Verordnungen  des  gesumm- 
ten schwerfälligen  Pafswesens  einer  Abänderung  und  Ergänzung 
unterzogen  werden  müßten  und  damit  auch  eine  Revision  der  be- 
treffenden Punkte  des  FriedensricbtergeseUbucbes  und  des  Straf- 
gesetzes Zusammenhängen  solle.  In  Rußland  ist  nämlich  nicht 


allein  der  ins  Ausland  Reisende  eines  Passes  bedürftig,  sondern 
jeder  Einzelne,  der  seine  Heimathgemeinde  verläßt.  Wer  dort  bis- 
her paßtos  betroffen  wurde,  riskirte  hinter  Schloß  und  Riegel  zu 
kommen  und  als  Arrestant  per  Schub  an  seiue  Heimathsbehörde 
abgefertigt  zu  werden.  Wie  leicht  es  für  Banditen  und  Nihilisten 
war,  diese  Pässe  zu  fälschen,  haben  Tausende  von  Beispielen  er- 
wiesen. Lästig  und  beschwerlich  waren  sie  nur  für  die  ehrlichen 
Leute,  und  die  Freude  war  daher  allgemein,  als  im  September 
vorigen  Jahres  sich  die  Kunde  verbreitete,  auf  Initiative  des  Ver- 
wesers des  Jostizministeriums  sei  eine  Spezialkommission  aus  Ver- 
tretern verschiedener  Ministerien  unter  Vorsitz  des  Geheimraths 
Rajewski  zur  Prüfung  der  bestehenden  Bestimmungen  über  das 
Paßwesen  ernannt  worden.  Die  Kommission  hat  mittlerweile  ihre 
Aufgabe  erledigt,  und  seit  dem  März  liegt  der  neue,  hierauf  bezüg- 
liche Gesetzentwurf  dem  Reichsratbe  zur  Berathung  vor. 

Was  das  Paßsystem  anbelangt,  soweit  es  den  Aufenthalt  in 
Rußland  selbst  betrifft,  so  sollen  die  Regeln  über  die  Ausreichung 
von  Pässen  bedeutenden  Abänderungen  unterworfen  werden,  und 
zwar  in  dem  Sinne,  daß  den  unteren  Volksklassen  das  Verlassen 
ihrer  Wohnorte  erleichtert  wird,  wenn  sie  io  Städten  oder  ander- 
weitig ihrem  Erwerbe  n&cbgehen  wollen;  bekanntlich  ist  ein  großer 
Theil  der  ländlichen  Bevölkerung  auf  steter  Wanderschaft  begriffen, 
um  der  Feld-  und  Fabrik-Arbeit  oder  dem  Handwerk  naebzugehes. 
Die  von  den  Landgemeinden  bisher  ausgestellten  Pässe,  die  bei 
der  solidarischen  Haftbarkeit  aller  Gemeindeglieder  für  die  Krön- 
steuern  nothwendig  waren,  sollen  aufgehoben  werden  uew. 

Gans  anders  lautet  dagegen,  was  man  über  die  „Reform*  des 
ausländischen  Pafswesens  vernimmt,  und  wenn  die  Vorschläge  der 
Kommission  und  des  Finanzministeriums  im  Reichsratbe  wirklich 
angenommen  werden,  und  alsdann,  — woran  nicht  zu  zweifeln  ist 
— auch  die  kaiserliche  Bestätigung  erhalten,  so  muß  in  Kurzem 
aller  Verhebr  zwischen  Rnßland  und  der  zivilisirten  Welt  ins 
Stocken  geratben.  Ein  Hinderniß  jedes  Austausches,  unübersteig- 
licber  als  einst  die  chinesische  Mauer,  legt  sich  rings  um  seine 
Grenzen,  soweit  sie  unter  polizeilicher  Kontrolle  stehen  und  von 
einem  festen  Kordon  geschlossen  sind.  Man  tränt  seinen  Augen 
kaum,  wenn  man  in  den  russischen  Blättern  die  Berichte  liest  über 
die  Ungeheuerlichkeiten,  zu  denen  ein  Staat,  der  sich  zu  Europa 
zählt  und  der  Anspruch  erhebt,  zu  deu  zivilisirteu  Mächten  ge- 
rechnet zu  werden,  glaubt  schreiten  zu  dürfen,  sei's  nur  um  einen 
Theil  seiner  loyalsten  Uuterthaaen  von  der  Verbindung  mit  den 
Grundlagen  ihrer  westeuropäischen  Kultur  zu  leichterer  Russifizirung 
und  Orthodoxirang  abzuschneiden,  sei’s  um  in  verkehrter  Spekulation 
seine  dem  Untergange  entgegengehenden  Finanzen  zu  bessern,  oder, 
wie  er  selbst  vorgiebt.  um  ein  vermeintes  »Recht*  an  die  Privat- 
kaasen  der  Ausland-Fahrer  zur  Geltung  zu  bringen. 

Bisher  wurde  nämlich  für  einen  Paß  zur  Reise  ins  Ausland, 
ohne  Rücksicht  auf  die  Zahl  der  in  demselben  verzeichneten  Per- 
sonen, eine  Zahlung  von  5 Rbl.  Kredit  für  sechs  Monate  erhoben, 
von  welcher  Somme  4l/z  Rbl.  dem  Iuvalidenfonds  zußelen  und  50 
Kopeken  die  Kosten  für  die  Anfertigung  der  Paßbücher  decken 
sollten.  Der  Referent  weiß  aber  ans  eigener  Erfahrung,  daß  die 
Sporteln  bei  Ausstellung  eines  Passes  mehrere  Rubel  betragen  und 
in  einer  Weise  erhoben  werden,  über  die  ihm  jede  Kontrolle  fehlt. 
Das  Finanzministerium  gebt  nun  von  der  Erwägung  aus,  daß  die 
russischen  Unterthanen  für  das  Recht,  im  Auslande  zu  leben, 
gar  keine  Steuer  zahlen,  während  sie  doch  bei  ihrem  Aufenthalt  im 
Auslande  den  Schutz  der  russischen  Gesandten  und  Konsuln  ge- 
nießen, an  der  Zahlung  einiger  im  Reiche  erhobenen  Abgaben  und 
Steuern  nicht  tbeilnehmen,  und  bei  ihrer  Rückkehr  gewisse  Vor- 
rechte hinsichtlich  der  unbesteuerten  Einfuhr  von  ausländischen 
Fabrikaten  genießen.  Besonderes  Gewicht  legt  aber  das  Finanz- 
ministerium darauf,  daß  die  russischen  Unterthanen  während  ihres 
Aufenthalts  im  Auslände  bedeutende  Summen  ausgeben,  dnreh  die 
Verausgabung  russischer  Kreditbillete  zum  Sinken  der  russischen 
Valuta  beitragen  und  dadurch  die  Regierung  zu  überflüssigen  Aus 
gaben  bei  den  Zahlungen  für  ausländische  Anleihen  nöthigen! 

Aus  diesen  Gründen  erscheine  eine  besondere  Steuer  für  das 
Recht  des  Aufenthalts  im  Auslande  gerechtfertigt.  Anfänglich  wollte 
man  die  8teuer,  welche  früher  auf  Grund  des  Befehls  des  Zaren 
Nikolaus  vom  Jahre  1851  erhoben  wurde,  wieder  einführen.  Allein 
der  Verweser  des  Finanzministeriums  hielt  eine  Steuer  von  250  Rbl. 
halbjährlich  für  Personen,  welche  genölhigt  sind,  auf  kürzere  Zeit 
ins  Ausland  zu  reisen,  für  zu  drückend.  Es  soll  deshalb  die  neue 
Steuer  auf  ausländische  Pässe  der  Zeitdauer,  für  welche  sie  gütig 
•ein  sollen,  enßprechend  festgesetzt  werdeu.  Nicht  wie  bisher  auf 
eioe  sechsmonatliche  Frist,  sondern  auf  eine  solche,  wie  sie  der 
Reisende  selbst  angiebt,  sollen  die  Pässe  fortan  ausgestellt  werden. 
Es  sollen  aber  drei  verschiedene  Gebühren  erhoben  werden: 

1.  die  Gebühr  für  den  Invalidenfonds,  welche  mit  41/»  Rbl. 


1887. 


801 

EXPORT,  Organ  des  CentralTerains  für  Handolsgeographie  etc.  Nr.  19- 


Kredit  von  jeder  im  Pafs  namhaft  gemachten  Person  zu  entrichten 
ist  bei  einer  Giltigkeit  des  Passes  von  1 bis  za  6 Monaten,  und 

10  Kredit-Rubeln  für  die  Person,  wenn  der  Pafs  auf  6 Monate 

bis  zu  einem  Jahre  ausgestellt  wird ; 

2.  die  Gebühr  für  das  Pafsblankett  mit  3 Kredit- Rubeln  für 
die  Person,  ohne  Rücksicht  auf  die  Däner  desselben  und  auf* die 
Zahl  der  in  demselben  verzeichnten  Personen,  und 

3.  die  Steuer  für  das  Recht  des  Aufenthalts  im  Auslände  von 
jeder  im  Pafs  verzeichneten  Person,  und  zwar: 

a)  für  die  ersten  drei  Monate  10  Rbl.  Gold  monatlich; 

b)  für  jeden  der  drei  folgenden  Monate  15  Rbl.  Gold; 

c)  für  den  7.,  8.  und  9.  Monat  je  30  Rbl.  Gold,  und 

d)  für  die  übrigen  drei  Monate  des  ersten  Jahres  je  35  Rbl.  Gold. 

Es  hat  somit  jeder  russische  Unterthan  für  den  Aufenthalt  im 

Auslände  im  Laufe  des  ersten  Jahres  310  Rbl.  Gold  und 
13  Rbl.  Kredit  zu  zahlen.  Bei  längerem  Aufenthalt  im  Aus- 
lände wird  eine  Steuer  von  30  Rbl.  Gold  für  jeden  weiteren  Monat, 
d.  b.  360  Rbl.  Gold  jährlich  aufser  der  Abgabe  für  den  Invaliden- 
fonds zu  zahlen  haben. 

Dann  wird  auf  die  Personen  bingewieseo,  welche  bis  hierzu  von 
der  Gebühr  für  ausländische  Pässe  befreit  waren.  Nach  dem 
neuen  Projekt  sollen  auch  alle  Diejenigen,  welche  sich  in  kom- 
merziellen Angelegenheiten  (Gilden -Kaufleute  nnd  Zunftokladisten) 
ins  Ausland  begeben,  die  Pafssteuer  zahlen,  weil  sie  — wie  betont 
wird  — mehr  als  Andere  die  Dienste  und  den  Schutz  der  russischen 
Regierung  in  Anspruch  nehmen.  Ferner  heifst  es  in  dem  Gesetz- 
entwurf: „Bisher  sind  Kinder  minderjährigen  Alters  von  der  Pafs- 
Steuer  befreit  gewesen.  Aber  schon  allein  die  Tbatsache,  dafs 
Kinder  mit  ihren  Eitern  oder  Verwandten  ins  Ansland  reisen,  weist 
darauf  bin,  dafs  die  betreffenden  Eltern  im  8tande  sind,  nicht  allein 
für  sich  die  Kosten  für  ausländische  Reisen  zu  bestreiten,  sondern 
auch  noch  für  ihre  Kinder.  Im  Hinblick  hierauf  erscheint  auch 
eine  Besteuerung  der  ins  Ausland  reisenden  Kinder  als  begründet, 
und  es  sollen  hinfort  nur  Kinder  unter  10  Jahren,  welche  mit  ihren 
Eltern,  nicht  aber  mit  ihnen  ferner  stehenden  Personen  reisen,  von 
der  Steuer  befreit  sein.“  Auch  solche  Personen  sollen  ferner  von 
der  Pafssteuer  befreit  bleiben,  welche  Güter  im  Auslande  besitzen, 
aber  auch  nur  für  die  Zeit  von  drei  Monaten,  und  nicht,  wie  bis- 
her, für  einen  viermonatlicben  Aufenthalt 

Wie  hoch  die  Einkünfte  von  den  ausländischen  Pässen  sieh 
bisher  belaufen  haben,  ersieht  man  aus  folgenden  Daten:  Von  den 
5 Rbl.,  die  man  für  einen  auf  aeeha  Monate  ausgestellten  Pafs 
gegenwärtig  zahlt  fallen  4 Rbl.  60  Kop.  dem  Invalidenfonds  zu. 
Non  hat  dieser  Fonds  bezogen:  Im  Jahre  1875  99  693  Rbl.,  1876 
116  224  Rbl.,  1877  83  556  Rbl.,  1878  136173  Rbl.,  1879  131  793 
Rbl.,  1880  131  587  Rbl.,  1881  139  058  Rbl.,  1889  135  582  Rbl., 
1883  133  794  Rbl.,  1884  125  665  Rbl.,  also  durchschnittlich  131000 
Rbl.  — 

Personen,  welche  ins  Ausland  gereist  nod  dort  eine  gewisse 
Zeit  geblieben  waren,  nach  ihrer  Rückkehr  nach  Rufaland,  aber 
noch  vor  Ablauf  eines  Jahres,  wieder  ina  Ausland  zu  reisen  wünschen, 
werden  beim  Empfange  eines  neuen  Passes  eine  Steuer  zu  zahlen 
haben,  wie  sie  für  die  folgende  Kategorie  festgesetzt  ist  d.  h.  wenn 
sie  nach  der  ersten  Abreiae  drei  Monate  im  Auslände  verbracht 
batten,  werden  sie  bei  der  zweiten  die  für  den  vierten  und  die 
folgenden  Monate  des  Aufenthalts  im  Auslande  bestimmte  Steuer 
zahlen  müssen.  Sind  die  Pässe  abgelaufen,  so  sind  die  Restanzen 
von  den  aus  dem  Auslände  Heimkebrenden  durch  die  Zollämter 
einzutreibeo,  und  zwar  wird  aufser  der  bestimmten  Norm  auch  noch 
ein  Strafgeld  von  25%  der  zu  fordernden  Summe  in  Metall- 
Valuta  erhoben  werden.  Jede  Verspätung,  die  mehr  als  einen  Monat 
beträgt,  wird  für  einen  vollen  Monat  gerechnet.  Entrichtet  der  aus 
dem  Auslände  heimkehrende  russische  Unterthan  nicht  die  ganze 
zu  zahlende  Summe,  und  giebt  er  vor,  keiu  Geld  mehr  zu  besitzen, 
so  haben  die  Zollämter  solchen  Personen  ihre  Pässe  abzuuebmen, 
anf  diesen  die  Zeit  der  Rückkehr  der  Inhaber,  den  Betrag  der  an 
fordernden  Steuern,  Poschlin  und  Strafe  zn  vermerken  und  die 
Pafsbücbelcben  an  diejenigen  Institutionen  zu  schicken,  welche  die 
Pässe  ausgereicht  haben,  den  Inhabern  derselben  aber  Bescheini- 
gungen darüber,  dafs  sie  die  Pässe  abgenommon,  eiuzuhändigen. 

Dem  neuen  Gesetz  infolge  sollen  nnn  auch  die  bisher  von 
jeder  Pafssteuer  befreiten  Ausländer  zu  einer  Zahlung  berangezogen 
werden,  weil  sie  nicht  nur  längere  oder  kürzere  Zeit  in  Rufsland 
ansässig  sind,  sondern  auch  Stellungen  io  Bankgeschäften,  Fabriken 
und  anderen  Institutionen  bekleiden  und  ihnen  nicht  weniger  Vor- 
theile aus  ihrem  Aufenthalt  in  Rufsland  erwachsen,  als  den  russi- 
schen Unterthaoeu  selbst  Hinfort  sollen  nur  diejenigen  Ausländer 
von  der  in  Rede  stehenden  Zahlung  frei  sein,  die  nicht  im  Staats- 
oder Privatdienst  (z.  B.  in  kaufmännischen  Geschäften,  Bauk- 
komptoira,  Fabriken  uaw.)  stehen. 


Auch  hier  wissen  die  russischen  Blätter  der  neuen  nnd  unge- 
wöhnlichen Idee  ein  Mäntelchen  der  Gerechtigkeit  umznhingen. 
Wenn  — so  schreiben  z.  B.  die  „Nowosti4*  — die  ins  Ausland 
reisenden  russischen  Unterthanen  für  ihren  Pafs  ca.  700  Kredit- 
Rubel  zahlen  sollen,  so  erfordert  es  die  Gerechtigkeit,  dafs 
auch  die  nach  Rufsland  kommenden  Ausländer  mindestens  mit  dem- 
selben Betrage  besteuert  werden.  Freilich  würde  eine  solche  Steuer 
den  besten  Traditionen  der  russischen  Finanzpolitik  widersprechen, 
welche  seit  Peter  dem  Groben  bestrebt  gewesen,  ausländische 
Kapitalisten  nach  Rufsland  zu  ziehen,  und  von  denselben  grofsen 
Nutzen  erzielt  habe.  Eine  solche  Besteuerung  von  Ausländern  würde 
übrigens  einzig  in  ihrer  Art  seiD.  ln  Frankreich  habe  mau  einmal 
geplant,  von  jedem  Ausländer  eine  Steuer  von  53  Frcs.  zu  erbeben, 
aber  der  Plan  sei  nicht  zur  Verwirklichung  gelangt. 

So  acbeint  auch  die  Nachricht  der  „Politischen  Korrespondenz“ 
nicht  zur  Ausführung  gebracht  worden  zu  sein,  dafs  im  März  1886 
die  ßezirksbebörden  in  Russisch -Polen  beauftragt  worden  seien, 
von  Ausländern,  die  sich  zu  längerem  Aufenthalte  niederlassen, 
eine  Taxe  von  50  Rbl.  jährlich  einzuDebmen.  Keinem  französischen 
Finanzmanne  ist  es  aber  je  eingefallen,  den  Reisen  der  Franzosen 
ms  Ausland  Hindernisse  in  den  Weg  zu  legen  und  sic  zur  Bezahlung 
französischer  Gesandten  und  Konsuln  heran  zuziehen.  Sollte  aber 
die  Besteuerung  der  Ausländer  in  Rufsland  eingeführt  werden,  so 
würde  das  leicht  zu  einer  gleichen  Mafsnahme  gegen  die  das  Aus- 
land besuchenden  Russen  führen. 

Über  die  Höhe  der  Steuer  hat  die  „Nowoje  Wretnja“  die  Notiz 
gebracht,  sie  würde  1 Rbl.  50  Kop.  Gold  täglich  betragen,  und 
sie  sieht  aus  dieser  neuen  Quelle  Ströme  Goldes  in  den  Reichs- 
schätz  fliefsen.  Auch  die  „Moskauer  Zeitung  Katkows*  findet  die 
Besteueruug  der  nach  Rufsland  kommenden  Ausländer  jetzt  für  viel 
gerechter,  während  er  1885  noch  nicht  begreifen  konnte,  auf  welche 
Weise  die  Vertreter  der  hoben  Pafssteuer  vom  Standpunkte  der 
Theorie  des  Finanzraths  dieselbe  vertheidigen  wollten.  Die  ,No- 
wosti“  nennen  das  ganze  Gesetz  einen  Anachronismus,  und  die 
„Birachew.  Wedomosti“  (Börsenncbrichten)  hoffen,  dafs  der  Antrag 
des  Finanzministeriums  im  Reichsrathe  ein  glänzendes  Fiasko 
machen  werde. 

Wie  die  Verhältnisse  gegenwärtig  in  Rufsland  liegen,  glauben 
wir  kaum  annehmen  zu  dürfen,  dafs  in  diesem  Falle  die  Vernunft 
siegen  werde. 

Was  die  Naturaiiairung  von  Ausländern  betrifft,  so  sollen 
folgende  Bedingungen  festgestellt  werden:  a)  Ein  Ausländer  kann 

russischer  Unterthan  erst  nach  fünfjährigem  Aufenthalte  in  Rufsland 
werden,  b)  Ein  nach  Rufsland  übergesiedelter  Ausländer  darf  nicht 
blofs  persönlich,  wie  dieses  bisher  geschah,  sondern  mufs  mit  »einen 
unmündigen  Kindern  in  die  russische  Unterthaoscbaft  treten,  da  bei 
blofs  persönlichem  Übertritt  in  den  russischen.  Unterthanenvcrband 
die  Verbindung  mit  dem  Heimatsstaate  nicht  unterbrochen  wird, 
und  die  Kinder  solcher  Personen,  welche  in  Rufsland  alle  Rechte 
und  Vortbeile  geniefsen,  trotzdem  nicht  der  Wehrpflicht  unterliegen 
und  keinerlei  Pflichten  hinsichtlich  Rufslands  haben  würden.  Es 
scheint  nach  dieser  Verordnung,  dafs  man  im  russischen  Ministerium 
die  ausländischen  Kinder  für  früher  entwickelt  hält,  als  die  russi- 
schen; diesen  bleibt  nämlich  der  Austritt  vor  Erreichung  der  Voll- 
jährigkeit und  Ableistung  ihrer  Militärpflichten  untersagt,  „weil  sie 
ihren  persönlichen  Willen  dann  noch  nicht  ausdrücken  können,  und 
daher  in  der  russischen  Untertbansebaft  verbleiben  müssen,  selbst 
in  dem  Falle,  wenn  ihre  Eltern  in  eine  andere  übergegangen  sind. 

Um  fiktiven  Übertritten  von  Ausländern  in  die  russische 
Untertbansebaft  entgegen  znwirken,  projektirt  man,  Ausländer, 
welche  russische  Unterthanen  geworden  sind,  aber  ihre  Familien  in 
der  früheren  Heimat  belassen  haben,  in  dem  Reehte  Grundbesitz 
in  bestimmten  Rayons  der  Grenzprovinzen  zu  erwerben,  zu  be- 
schränken. — 


Nord-Amerika. 

Die  materiellen  Fortschritte  der  Vereinigten  Staates.  Der  bekannt« 
Statistiker  und  Nationalukonom  Atkinson  hat  iin  „Century  Magazine"  eineu 
Aufsatz  veröffentlicht,  der  sich  über  den  materiellen  Fortschritt  der  Ver- 
einigten Staaten  während  des  ersten  Jahrhunderts  ihres  nationalen  Bestehens 
verbreitet 

Kr  berechnet  die  jetzige  Bevolkenrogstiffer  auf  59  893  000  und  die  für 
das  nächste  Zensusjahr  1890  auf  64  496  000.  Dies  ist  ungefähr  das  Doppelte 
der  Bevölkcrungazabl  tob  1860.  Damals  betrug  sie  31443  321.^ 

Dis  Ernte  von  Getreide  jeder  Art  berechnet  Atkinson  für  das  Jahr 
1885  nach  den  zuverlässigsten  Angaben  auf  3 014  063  984  BusheU  (zu 
35,** i»  1).  Er  ist  der  Ansicht,  dafs  jene  Ernte.  Alles  in  Allem  genommen, 
ungefähr  als  eine  Durchschnitt ‘•ernte  zu  betrachten  Ist.  Rechnet  man  nun 
aus  den  fünf  Jahren  1870  bis  1874  den  Durchschnitt  heraus,  so  ergiebl 
■ich,  dafs  die  Ernte  im  Jahre  1885  fut  genau  doppelt  so  grofs  war,  als  die 
DurrhschnitUernte  jener  Jahre. 


1887. 


308 

EXPORT,  Org*n  de«  C«ntral?ereim  (Br  Haodelageofcraphie  etc. 


Nr.  1». 


Die  Heuernte  der  Vereinigten  Staaten  war  im  Jahre  1886  etwa  doppelt 
so  grofs,  als  zehn  Jahre  vorher. 

Das  KrzcugniGs  von  Roheisen  betrug' im  Jahre  1883:  4 329  889  Tonnen 
(ton  je  2 000  engl.  Pfund).  Da«  für  1886  ist  noch  nicht  genau  festgestellt, 
wird  aber  auf  5 000  000  t geschätzt.  Vor  15  Jahren  wurden  noch  keine 
2 000  000  t Roheiten  erzeugt. 

Die  Baumwollernte  ton  1885  war  6 550  215  Ballen.  Die  ton  1886  ist 
wahrscheinlich  ebenso  grofs  gewesen.  Itm»  ist  dreimal  mehr  als  vor  20  Jah- 
ren. Der  Vergleich  des  Jahres  1885  mit  dem  Jahre  unmittelbar  nach  dem 
Krieg«  hinkt  freilieh.  Aber  trenn  man  di«  20  Jahr«  nach  dem  RebelUons- 
kriogo  mit  den  20  Jahren  vor  dem  Kriege  vergleicht,  so  «rgiebt  sieb,  dafs 
die  froien  Neger  in  jenen  Jahren  fast  doppelt  so  viel  Baumwolle  erzeugt 
haben,  als  früher  die  Sklaven. 

Während  die  Bevülkeruugszabl  der  Vereinigten  Staaten  sich  mithin  erst 
ungefähr  in  80  Jahren  verdoppelt,  haben  die  hauptsächlichsten  Produkte  sieb 
in  einer  weit  kürzeren  Zeit  verdoppelt. 

Was  die  Transportmittel  betrifft,  so  batten  die  Vereinigten  Staaten  im 
Jahre  1865:  83  908  engl.  Meilen  (i  l*n»  km)  Eisenbahn  im  Betrieb.  Im 
Jabre  1886  hatte  »ich  das  Eisenbahnnetz  auf  128  967  Meilen  ausgedehnt. 
Die  Einnahmen  für  Passagier*  und  Erachttransport  betrugen  im  Jahre  1886 
720  000  000  Dollars.  Um  oaebzaweisen,  wie  die  Preise  der  Beförderung  ge- 
sunken sind,  greift  Atkinson  die  New- Yorker  Zentralbahn  heraus.  Auf 
jener  Bahn  war  der  Preis  für  eine  Tonne  Fracht  in  den  Jahren  1865  bis 
1868  durchschnittlich  etwas  über  3 Cents  die  Meile-  In  den  Jahren  1881  bis 
1885  betrug  er  nicht  ganz  acht  Zehntel  eines  Cents  Die  Rrsparnif*  der 
Frachtkosten  für  di«  letztgenannten  vier  Jahre,  mit  dem  Frachtpreis  der 
ersten  vier  Jabre  verglichen,  berechnet  Atkiason  auf  di«  kolossal«  .Summe 
von  3 898  373  559  $- 

Die  Löhne  sind  nach  den  Angaben  Aikiusou1»,  nach  den  Lohnsätzen 
einer  Anzahl  der  bedeutendsten  Handwerke  berechnet,  jetzt  uv  25% 
höher  als  im  Jabre  1860,  während  der  Dollar  jetzt  eine  um  26%  höhere 
Kaufkraft  hat.  Ein  Tag  Arbeitslohn  eines  Handwerker*  in  Ncu-F.ugland 
genügt,  om  die  Kosten  ßr  den  Transport  seiner  jährlichen  Bedürfnisse  an 
Mehl  und  Fleisch  1000  Meilen  weit  aus  dem  Westen  zu  bezahlen. 

ITtn  dl«  zwischen  1865  wod  1886  gemachten  Fortschritte  an  einzelnen 
Beispielen  zu  zeigen,  berechnet  Atkiason,  dafs  die  Bevölkerung  um  69% 
die  Heuernte  um  106  %»  die  Baumwollernte  um  194%  die  Getreideernte 
um  256  °i'o,  da»  Eisenbahnnetz  um  286%  zugeuommen  bat 

Auf  die  Vergleich«,  welche  Atkinson  zwischen  der  Grüfte  des  Gebiets 
einzelner  Staaten  der  Union  uud  europäischer  Staaten,  sowie  zwischen  den 
stehenden  Armeen  Europa#  und  den  25  000  Mann  der  Vereinigten  Staaten 
zieht,  brauchen  wir  nicht  weiter  einzugehen.  Ober  die  Stellung,  welche  die 
Union  Europa  gegenüber  vermöge  ihrer  natürlichen  Hilfsquellen  einnimmt, 
sagt  er:  .Da  wir  über  den  grüfaten  Tbeil  der  Vorrlthe  von  Lebensmitteln 
und  Baumwolle  verfügen,  die  Europa  haben  mufs,  wenn  seine  Bevölkerung 
nicht  verb ungern  soll,  so  besitzen  wir  eine  Generalen weUang  aul  jede  Bank 
in  Europa  utul  küuuen  daraufhin  jederzeit  alles  Edelmetall  ziehen,  dessen 
wir  benüthigen,  um  unsere  Umiaufsmittel  auf  dem  älüuzwsrib  zu  halten,  was 
für  die  öffentlich#  Wohlfahrt  so  wesentlich  ixt.“ 

Die  Gründe  der  raschen  und  gedeihlichen  Entwicklung  der  Vereinigten 
Staaten  findet  Atkinson  1.  in  der  Vertheilung  des  Grundbesitzes  unter 
die  grofse  Masse  des  Volkes,  sorlafs  die  Mehrzahl  der  Eigen t hü mer  de« 
Landes  auch  «eine  Besteller  eind;  2.  in  dem  freien  Verkehr  zwischen  den 
Staaten:  3.  in  den  Freisebulen;  4.  in  dem  allgemeine«  Stimmrecht,  welches 
auch  dem  Ärmsten  den  Schutz  der  Gesetze  sichert;  5.  ln  der  lokales 
Selbstregierung;  6.  in  den  Gesetzen,  welche  den  Eisenbahnban  durch  Privat* 
gesellschaften  erleichtern;  7.  in  der  ererbten  Gewohnheit  der  Selbstregierung, 
welche  jedes  neue  Gemeinwesen  von  selber  zu  einer  politischen  Organisation 
befähigt 

üeber  einzelne  dieser  Punkte  liefse  sich  vielleicht  streiten.  Aber 
dadurch  verlieren  Atkinson*»  statistische  Zusammenstellungen  nichts  an 
Interesse. 


Zentral-Amertba  and  West-Indien. 

Nachrichten  au»  der  Republik  Honduras.  (Aua  einer  Original* 
korrespondenz  ans  San  Pedro  Sula  von  Ende  Mürz.)  Viel  Netzes 

kann  ich  Ihnen  nicht  berichten Wir  haben  in  diesem  Win* 

ter  eine  sehr  sUrke  Regenzeit  gehabt  and  gegenwärtig  regnet  es 
noch  immer  fort. 

Präsident  Don  Luis  Bog  ran  ist  ein  tüchtiger,  friedliebender 
Mann,  und  so  haben  wir  Hoffnung,  dafs  die  Zustände  im  Lande 
sich  bedeutend  bessern  werden,  leb  machte  vor  einiger  Zeit  eine 
Rundreise  mit  ihm  an  der  Küste,  und  hatte  dabei  Gelegenheit, 
seinen  ehrenwerthen  Charakter  und  seine  Freundlichkeit  wiederholt 
kennen  zu  lernen,  loh  stehe  Qbrigens  schon  seit  Jahren  in  äuge* 
nehmen  persönlichen  Beziehungen  zu  ihm. 

Im  Innern  dieses  Landes  wurden  vor  nicht  langer  Zeit  sehr 
reich«  Gold-  und  Silberminen  entdeckt;  dieselben  liefern  eine  gute 
Ausbeute.  In  landwirtschaftlicher  Beziehung  ist  besonders  der 
Bananeobau  als  sehr  lohnend  zu  bezeichnen,  und  so  findet  man 
von  der  Küste  bis  ungefähr  40  bis  50  Lcgnas  (fi  6,.%  km)  ins 
Innere  hinein  zahlreiche  Banancnpflaoznngen. 

Ich  bin  öberzeugt,  dafs  auch  Schaf-  und  ebenso  Ziegenzucht 
hier  sehr  gut  rentiren  würden,  denn  prächtiges  Weideland  und 
Wasser  findet  sich  hier  überall.  Das  Land  kann  man  sehr  billig 
bekommen,  namentlich  die  der  Regierung  gehörig««  Ländereien, 


die  fast  gar  nicht«  kosten.  Die  Eingeborenen  verstehen  allerding« 
voa  der  Schafschur  so  gut  wie  nicht«;  doch  würde  man  ihnen  die 
nöthigen  Kenntnisse  mit  der  Zeit  sohon  beibringen  können. 


Süd -Amerika, 

Fasching  in  Rio  de  Janeiro.  (Originalbericbt.)  (Schluss). 
Zwischen  den  Zolldocks  und  dem  Scblofsberge,  dem  Berge  der 
heiligen  Thercae  und  dem  Sankt  Antouiusberge  liegt  auf  yerblU- 
nifsmäfsig  gleichem  Niveau  Rioe  Zentral  viertel,  die  Kirchspiele  der 
Candelaria  und  von  Sant  Anna,  die  Gegend  der  grosfen  Geschäfte, 
der  Börse,  der  Banken,  der  Theater,  der  besuchtesten  Cafe«  und 
Restaurationen.  Hier  spielt  sich  auch  das  Hauptleben  in  den  Fast* 
nachts  tagen  ab.  Die  ßtrafson  sind  festlich  antgeputxt,  sauber  mit 
weifsein  Sand  »usgestreut,  dunkelgrünes  Mangueira-Laub  darüber 
her.  Das  ist  der  8chmuck,  den  Sonntags  jedes  Cafe  an  legt  uud 
an  dem  man  joden  Hochzeitshaus  erkennt.  An  den  Seiten  sind 
i Bäumchen  gesetzt,  über  deren  ärmliches  Grün  der  Fluminenser  sich 
l kindisch  frent;  einmal  binauszugeben  in  die  schönbeiterfüllte  Natur 
der  gradezu  wunderbar  grofsartigeo  Umgebung  Rioa,  dazu  ist  er 
viel  zu  träge  — freilich  hat  er  auch  gar  keinen  Sion  für  Natur- 
sebönheiten.  Wie  viele  Brasilianer  giebt  as  denn,  die  einen  Fata» 
marsch  hinauf  auf  den  Corcovado,  auf  die  Tijuea  gemacht  haben, 
deren  Gipfel  den  Leuten  doch  tagtäglich  in  die  Schlafstuben 
gucken? 

Vor  bunten  Fahnen  und  Fähnchen  sind  in  den  Strafsen  kaum 
noch  H&userwände  zu  sehen.  An  Bildern  and  Versehen,  in  denen 
sich  die  nächste  Nachbarschaft  eins  ankäogt,  fehlt  cs  nicht  Jede 
Strafse  will  ihren  Musikpavillon  haben,  der,  licht  gezimmert,  gleich 
einem  Schwalbenuesto  an  die  Wand  geklebt  ist,  oder,  wo  die  ohne- 
hin enge  Gasse  keine  weitere  Schmälerung  zulifst,  oben  in  der 
Höhe  des  ersten  8tockwerks  auf  von  Fenster  zu  Fenster  querüber- 
geiegten  Balken  über  der  Strafsenmitte  schwebt.  Alles  Latteo-  und 
Sparrenwerk  in  buntes  Klaggentuch  und  Grün  gehüllt  mit  Lampion« 
behängt,  sehen  diese  Dinger  ganz  lustig  ans,  zwingen  aber  in  der 
Regel  zor  Flucht  sobald  die  Musikanten  loslegen.  Denn  in  solchen 
Tagen,  wo  der  Bedarf  grofs  ist,  suchen  und  finden  auch  Neger- 
bandeo Verdienst,  die  sonst  nur  die  Äufseraten  Winkel  der  ärm- 
lichen Vorstädte  hcimsucheu.  Einen  wirklich  reizenden  Anblick 
gewährt  des  Nachts  die  Illumination.  Fliminchenbogen  überspannen 
in  gemessenen  Abständen  di«  langen  Strafsen.  Von  einem  Ende 
gesehen,  blickt  man  in  ein  feuriges  Tonnengewölbe  hinein.  E« 
herrscht  die  Helligkeit  eines  festlich  erleuchteten  Ballsaales.  Die 
belgische  Gaskocopame  macht  ein  gutes  Geschäft.  Da«  Menschen- 
gewühl in  den  engen  8trafsen  bannt  den  Einzelnen  oft  förmlich 
an  seine  Stelle,  bis  ein  „Zö  Pereira*  Luft  schafft  oder  eine 
kleine  Schlägerei  die  leicht  geängstigteu  Lebte  in  die  Seitengassen 
scheucht 

Der  Sonntag  gehört  den  kleinen  Vereinen,  die  sich  da  »m 
Mäskensuat«  durch  die  Rua  do  Ouvidor  ziehend  zeigen:  die  *Mos- 
quitoa“,  die  „Piratao  do  Atuor*  und  wie  sie  alle  heifsen.  Die  in- 
teressanteste Gruppe,  die  eiuem  Maler  Freude  gemacht  hätte,  war 
die  der  „Cocuinbvs“.  Diese  wollen  einen  wilden  Volksstamm  dar- 
stolles,  und  da*  gelingt  ihnen  ganz  vortrefflich.  Es  sind  laoter 
Neger.  Viele  haben  steh  Arm  und  Gesicht  bemalt.  Die  grellfarbigen 
karakteri stiachen  Gewänder  fallen  durch  ihre  Richtigkeit  auf.  Über- 
haupt bleibt  es  merkwürdig,  wieviel  Sinn  uud  Anhänglichkeit  der 
Neger,  mehr  noch  di«  Negerin,  für  afrikanischen  Schnitt  in  der 
Tracht  bewahren.  Die  -Negra  roina*  ist  ein  gar  nicht  zu  verwech- 
selnder Typus;  der  Schnitt  des  Hemdes,  der  streifige  Poncho,  der 
faltige  Rock,  der  Turban  — alles  dies  sind  durch  keine  Mode  be- 
einflufite  Charakteristika.  Für  den  Fascbingszweck  ist  das  nun 
gehörig  übertrieben,  phantastisch  zogestntzt.  Die  breitbrüatigen, 
vol lärmigen  Negerinnen  mit  der  hohen  Federkrone  auf  der  Büro, 
mächtige  Metallringe  um  Arme,  Handgelenke  und  Fufsknöchel,  Hals 
und  Brust  bedeckt  von  Glasperlen  und  Schnüren  unechten  blitzenden 
Geschmeides,  auf  den  breiten  gutmfitbigen  Gesichtern  mit  den 
Koblenaugen  die  Kinderfreode  an  dem  bunten  Firlefanz  — diö 
Männer  grimmig  tätowirt,  Viele  mit  einer  Perrücke  langsträhnigen 
Indianerbaares,  Keule  und  Bogen  tragend,  so  scliaareo  sie  sich 
singend  und  musizirend  um  ihren  kronengeschrnückten  Häuptling 
und  König,  und  gaben  so,  mit  natürlichen  Mitteln  das  Richtige,  die 
beste  Schaustellung  vom  ganzen  Karneval.  Der  Anblick  war  wenig- 
stens echt.  Wie  jämmerlich  machten  sich  dagegen  die  spanischen 
gewappneten  Kavaliere,  mit  denen  hellfarbiger*1  dfinngliederige  Jüng- 
linge etwas  Besonderes  geben  wollten  und  dabei  rechte  Ritter  von 
der  traurigen  Gestalt  darstellten.  AI*  etwas  höchst  Spafshaftes  fällt 
die  Sucht  drtr  Negermädchen  auf,  sich  roth  zu  färben.  Gesieht  und 
Ohren,  Hals,  Nacken,  Brust  und  Arme  werden  mit  Zinnober  roth 
angcstricben.  So  treibt  sich  die  Schöne  stundenlang  hemm  und 


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EXPORT,  Organ  de«  Centralvereins  für  HandeßgeograpMe  Ate. 


1887. 


geht  dann  turn  Tante.  Da  nun  ein  Neger  — Pardon!  — gant 
abscheulich  schwitzt,  so  entsteht  sehr  bald  ein  Kampf  zwischen 
dem  echten  Untergrund  and  der  unechten  Deckung,  der  die  selt- 
samsten Muster  entstehen  läßt.  Das  Schminken  ist  hier  übrigens 
auch  aufser  der  Fastnachtszeit  sehr  Mode.  Sogar  die  Negerin  trägt 
„Poudre  de  ris“  auf;  ob  sie  sich  dadurch  zur  Mulattin  aufzufärben 
wähnt?  — jedenfalls  siebt  es  sehr  lächerlich  aus.  Aber  nun  erst 
die  Mulattinnen  aller  Schätzungen,  das  will  sagen  95%  der  Bra- 
silianerinnen, was  die  aufstreoen,  um  für  Weifst*  gehalten  za  werden, 
das  geht  in's  Unglaubliche.  Zahlen  habe  ich  nicht  zur  Hand,  aber 
der  Puder  raub  eia  gewaltiger  Handelsartikel  sein. 

Iu  Rio  wird  sehr  stark  iu  Zivilisation  gemacht.  In  Zeitungen 
und  Reden  kein  häufiger  verkommendes  Wort  als  .cmlisarao“. 
Diese  .civilisa<;äo“  mufstc  sich  nun  auch  auf  den  Karneval  er- 
strecken und  dem  wenn  auch  derben,  so  doch  höchst  fidelen 
.Entrudo“  den  Garau«  machen.  Der  Entrudo  nämlich  ist  das  Spiel 
des  Werfens  nnd  Bespritzen«.  Zum  Werfen  bediente  man  sich  der 
sogenannten  „Llmöcs  de  ccra“  (Wachslimonen),  die  mit  sehwach- 
wohlriechendem Wasser  gefüllt  waren,  ganz  ungefährliche  Geschosse, 
die  freilich,  wenn  man  in  Kreuzfeuer  gerietb,  unbequem  werden 
konnten;  aber  dafür  entschädigte  man  sich  in  schadenfroher  Lust, 
wenn  ein  Anderer  recht  zugedeckt  wurde.  Es  gab  aber  auch 
„Limöes  de  bonracha“  (Guromilimonen),  die  bis  zu  l/2  Liter  Wasser 
faßten,  und  mit  denen  ward  die  Sache  schon  bedenklicher.  Aber 
damit  wurde  ln  der  Regel  doch  nur  nach  Cylinderhflten  geschossen 
und  vor  allen  Dingen  nach  haarhänptig  des  Weges  kommenden 
Negerinnen.  Zu  letzterem  Unternehmen  verbanden  sich  gewöhnlich 
zwei,  der  Erste  entsandte  den  Wasserball  über  den  Krauskopf,  der 
Zweite  schickte  einen  Mehlball  nach  — man  denke  sich  den  Kleister 
und  das  in  eiuem  unmöglichen  Portugiesisch  berausgepolterte  Ge- 
belfer des  Opfers  — aber  das  war  ja  eben  der  Ulk.  Die  Damen 
betbeiligteo  sich  vom  Fenster  aus  lebhaft  am  Werfen.  Ihnen  gegen- 
über rächte  man  sich  mit  der  .ßisnaga“,  einer  mit  Buntpapier 
beklebten  Blechhülse,  die  unter’m  Druck  der  Hand  einen  feinen 
Strahl  wohlriechenden  Wassers  entsandte  und  mit  der  zuweilen 
recht  unartig  gezielt  wurde.  Auch  das  Beschütten  mit  vollen 
Was&erkübeln  kam  vor;  noch  vergangenes  Jahr  konnte  ich  unsere 
Geschäftsräume  trotz  schonen  Wetters  nur  schirmbewaffnet  auf- 
suchen, denn  auf  dem  Balkon  dea  gegenüberliegenden  Hauses  bei 
einer  hübschen  Nachbarin  stand  ein  gefüllter  Eimer,  dessen  Bestim- 
mung ich  ganz  genan  kannte,  den  ich  aber  schließlich  doch  glück- 
lich parirte.  Heuer  nun  war,  von  langer  Hand  vorbereitet,  aller 
Handel  mit  Limöe»  unmöglich  gemacht,  das  im  Zoll  Anlangende 
wurde  konfissirt,  Inländische  Fabrikation  polizeilich  verfolgt  Vor 
einem  Jahre  noch  war  der  Prinz  Auguato,  ein  Bökel  dea  Kaisers, 
einer  der  Hauptwerfer,  und  nun  ist  es  auf  einmal  aus  mit  dem 
.Entrudo“,  weil  er,  wie  es  heißt,  nicht  in  die  .Civilisac&o*  paßt. 
Kurzweiliger  ist  es  nun  dadurch  nicht  geworden  beim  Fasching 
in  Rio. 

Am  Montag  ist  nichts  los.  Die  Narren  rohen  sich  aus  von 
ihren  Timten  vom  Sonnabend  nnd  Sonntag  und  stärken  sich  für 
den  .dicken  Dienstag“  (terra  feira  gorda).  Die  meisten  Geschäfte 
feiern  an  dem  Tage,  und  um  1 Uhr  Mittags  schließen  auch  die 
fremden  Geschäftshäuser,  die  am  besten  gar  nicht  öffnen  sollten, 
denn  einen  Kunden  hat  man  zu  Fastnaelit  doch  nie  in  einem 
.Store“  oder  Kontor  gesehen.  In  Spanien  s.  B.  bleibt  während  des 
Karnevals  Alles  geschlossen,  und  sogar  Aschermittwoch  wird,  wie 
mir  ein  Landsmann  mittheilt,  in  Barcelona  noch  durch  Ausflüge 
aufs  Land  gefeiert  Ähnlich  ist  es  in  Argentinien.  — Wer  sich 
bis  dabin  zurückgebalten,  am  Dienstag  kommt  er  heraus.  Von  dem 
Verkehr  kann  man  sich  einen  Begriff  machen,  wenn  man  die  Zableu 
der  durch  die  Straßenbahnen  Beförderten  au  sieht.  Während  der 
3 Tage  von  Sonntag  bis  Dienstag  einschließlich  waren  ihrer  über 
500  000,  d.  h.  mehr  als  Rios  auf  400000  veranschlagte  Einwohner- 
menge. Eine  rechte  Ernte  für  die  Tramway-KompanleCn.  Dienstag 
ist  der  Tag  der  großen  Masken-Aufzüge.  Gegen  3 Uhr  Nachmittags 
finden  sich  die  Karnevalsgesellschaften  an  polizeilich  angewiesenen 
Sammelplätzen  ein,  um  4 Uhr  wird  aufgebrocheo.  Daun  wißt  sich 
der  lange,  lange  Zug  durch  ein  paar  Dutzend  Straßen  hin,  um 
gegen  10  Uhr  sich  aufznlösen.  Die  Eintbeilnog  der  Zuggruppen 
ist  bei  jeder  Gesellschaft  die  gleiche.  Vorauf  Hcllebardeutr&ger 
nnd  berittene  Herolde,  Fanfarenbläser  in  spanischem  Kostüm  oder 
so  was  Ähnlichem;  denn  um  die  historische  Treöe  der  Gewänder 
kümmert  man  sich  wenig,  wenn  sich  es  nur  sonst  rocht  theatralisch 
austlimmt.  Es  folgt  in  kürassierartiger  Tracht  das  Musikkorps  eines 
Kavallerieregiments,  und  darnach  die  sogen.  Ehrenwache,  zu  Pferde, 
auf  deren  glänzenden  Aufzag  die  Veretnsmiigliedor  besonders  viel 
haltea  und  die  irgend  ein  Bild  aus  alter  Zeit  meistens  der  Con- 
quiatadorea,  verstellen  will  Eine  Beschreibung  der  langen  Reihe 
allegorischer  Wagen  würde  den  Leser  ermüden,  zumal  da  in  den 


meisten  sich  Lokalsatire  ansspricht,  welche  die  Kenntniß  der  Be- 
gebenheiten voranssettL  um  interessiren  zu  können.  Am  prunk- 
vollsten sind  stets  die  Bannerwagen  hergerichtet  deren  jede  Gesell- 
schaft mehrere  auffflbrt.  Da  siebt  man  über  den  Nacken  vier 
stützender  Herkniesgestalten  den  Globus  schweben,  der  einem 
Tbronsessel  als  Basis  dient,  anf  dem  in  bunter  fürstlicher  Pracht 
ein  „Fenitno“  sitzt  das  Banner  haltend.  Diese  Wagen  sind  so 
hoch  in  ihrem  Aufbau,  daß  die  thronenden  Gestalten  in  der  Höhe 
der  Baikone  der  ersten  Stockwerke  passiren,  und  die  liegen  sehr 
hoch  in  Rio.  6 bis  8 Manttbiere  ziehen  solch  eine  Last  und  kriegen 
sie  bei  dem  schlechten  Pflaster  oft  kaum  vom  Flecke.  Oben  auf 
dem  schwanken  Sitze,  bei  der  Hitze,  6 Stunden  lang  das  Banner 
regieren,  — es  moß  eine  Tortur  sein.  Vielfach  sind  Mädchen  (!) 
mit  der  Rolle  der  Fahnenträgerin  betraut,  mit  wallendem  Haar,  in 
koitchen  Flor  gehüllt  die  bekannte  Göttinnenfigur  der  Drehscheibe. 

; Dirnen  spielen  eine  Hauptrolle  im  Zuge.  Es  kommen  Muschelwagen 
voll  Nymphen  vor,  Wagen  mit  Titeln  wie:  .Ein  Traum  der  Liebe 
im  ElysiUra“  und  ähnliches  mehr.  Unter  den  karrikirenden  Dar- 
stellungen fällt  manch  Woblgelungenos  anf.  Nach  dieser  Richtung 
hin  bauen  die  Leute  Begabung,  und  „Momua“,  der  Gott  de«  Spottes 
und  Tadels,  ist  mit  Recht  ihr  Heiliger.  Wenn  da  die  ganze  .Ga- 
mara  municipal“  (der  Stadtrath)  auf  Eseln  angeritten  kommt. 
Maua  für  Mann  ein  Ocbseohaupt  aufgestülpt,  so  ist  das  erstlich 
kein  Kompliment  für  den  Witz  der  8tadthfiupter,  daun  aber  beson- 
ders ein  beißendes  Pasquill  auf  den  frechen,  lange  ungestraft  ge- 
bliebenen Unteracbleif,  den  die  Edlen  einmüthiglieh  in  der  Viehhoß- 
Verwaltung  betrieben  haben.  Die  Bierfrage  kam  ft»  Gestalt  beritt 
teuer  Flaschen  vor,  auf  denen  in  Riesenlettern  unsere  gaten  deut- 
schen Exportmarken  zii  lesen  standen.  Man  hatte  in  Rio,  wie  ge- 
wöhnlich, auch  im  Fahnden  auf  Salicylsäure  hinter  Paris  nicht 
Zurückbleiben  wollen,  woraus  viel  dummes  Zeug  entstand.  Am 
Ende  blieb  es  beim  Alten.  Im  Narrenzuge  preist  sich  das  furcht- 
bare hiesige  Gebräu  (Cerveja  nacional)  als  salicylfrei  an,  begegnet 
aber  nur  Spott  und  Hohn,  indes«  die  bierverständige  Welt  mtt  den 
lustigen  deußchen  Flaschen  liebäugelt.  Die  ewigen  Zeitungsfehden 
geben  Stoff  genug  zu  Eulenspiegeleien.  Das  Duell  zweier  natürlich 
heil  gebliebener  Redakteure  gaben  die  Jeuiauos  so  wieder:  .Auf 
einem  der  ersten  Wagen  stand  die  Riesengestalt  (Potrait)  des  ersten 
Duellanten,  die  krumme  Pistole  in  der  Richtung  des  berankom- 
inenden  Zuges  haltend,  dann  folgten  all  die  anderen  Schaustellungen, 
man  dachte  schon  nicht  mehr  an  den  ersten,  — da  tauchte  der 
zweite  Blutdürstige  anf  und  schoß,  Distance  eine  halbe  Meile. 
Der  Kaiser  und  sein  Ministerium  dürfen  nie  fehlen.  Die  Minister 
halten  die  verrücktesten  Ansprachen  aus  Volk,  iodefs  der  wohlpor- 
1 traitirte  Don  Pedro  II.  die  „Reviata  illustrada“,  den  hiesigen  Klad- 
i deradatsch,  studirt.  Wer,  der  je  in  einer  Großstadt  gelebt  hat, 
kennt  nicht  die  plötzlich  auftauchenden,  in  jegliche  Unterhaltung 
sich  eindrängendeu  faden  Gemeinplätze  und  Redensarten!  Aus  der 
Zeit  meines  Berliner  Aufenthaltes  besinne  ich  mich  auf:  .Sie  haben 
ja  so  recht“,  .seichter  Fant“,  .Mensch  ärgere  Dich  nicht“.  So 
fehlt  es  auch  in  Rio  nie  an  einem  herrschenden  geflügelten  Wort. 
Vor  cinoin  Jahre  hatten  wir  .Ora  veja  voce“  (nun  sehen  Sie  mal 
an),  heuer  heißt  es:  .ha  alguma  differenca?  desmnncha-ae  ja* 
(giebt’s  da  Zwist?  man  schlichte  das  gleich),  und  die  Narrenredner 
nnd  das  närrische  Publikum  überbieten  einander  im  Gebrauch 
dieser  Wendungen.  Bei  einbrechender  Dunkelheit  flammen  die 

schon  erwähnten  Gasbogen  auf,  und  in  jedem  Wagen  werden 
bengalische  Lichter  angezündet.  In  der  Rua  do  Ouvidor  ist 
es  taghell.  Die  dort  vermietheten  Fenster  werden  mit 

50£  000  Rs.  und  mehr  für  diesen  Tag  bezahlt,  und  an  allen 
herrscht  Gedränge.  Die  Polizei,  durch  ein  Kavallerieregiment 
verstärkt,  ist  überall,  und  das  ist  sehr  nöthig.  Stöcke  werden 
einfach  konfiszirt  Besonderes  Augenmerk  hat  man  auf  die  Schwärme, 
die  sieb  begleitend  an  die  Muaikbanden  haften.  Denn  da  ist  bei 
solchen  Anlässen  des  Capoeira’s  Platz.  Es  ist  nicht  so  einfach, 
eine  Definition  vom  Capoclra  zu  geben.  Das  Wesen  ist  durch  uud 
durch  .nacional“,  hat  meines  Wissens  nicht  seines  Gleichen  anderswo. 
Der  Capoeira  ist  nie  ein  Weißer,  selten  ein  Neger,  fast  stets  eiu 
Mulatte.  »Er  führt  ein  Bummlerleben,  stiehlt  gelegentlioh,  lebt  mit 
den  Kameraden  wie  in  einer  Zunft  und  hat  seioen  „uom  de  guerre“. 
Wird  mal  eine  Malta  (Bande)  eingefangen,  so  steht  im  Polizeibo- 
beriebt  za  leset),  man  sei  habhaft  geworden  der  berüchtigten  Ca- 
poeiras:  Frigideira  (Bratpfanne),  Fraucetinho  (Französchen),  Mari- 
quinhas  dos  apitos  (Marieeben  mit  dem  Pfeifchen),  Boncca  qüe 
chora  (Heul puppe),  Bolinha  de  onro  (Goldkügelchen)  usw.  Als 
gedungener  Mörder  (capauga)  arbeitet  der  Capoeira  oft  erschreckend 
billig.  Volksmund  und  Presse  bezichtigen  die  Regierung,  Capoeira« 
im  Solde  zu  haben,  daher  denselben  nie  ernstlich  zu  Leibe  ge- 
gangen werde.  Thatsache  ist,  daß  der  schwersten  Verbrechen 
überführte  und  prozessirte  Capoeira»  binnen  kürzester  Frist  wieder 


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EXPORT,  Organ  des  Centralverein»  für  Handelsgeographie  etc. 


1887. 


auf  freiem  Fufie  zu  sein  pflegen.  Sie  setzen  oft  ganze  Stadttheile  in 
Schrecken,  die  Polizisten  achenen  sich  vor  ihnen  und  gehen  ihnen  aus 
dem  Wege.  Kommt  s zwischen  zwei  feindlichen  Maltas,  etwa  den  Nagdas 
und  Guayarniis  (Indianer-Namen)  zum  Troffen,  so  fliefst  Blut  and  setzl's 
Todte.  Wie  oft  ist  der  mit  Vorliebe  zum  Schlachtfeld  auserkorene  Platz 
der  heiligen  Rita  Zeuge  solcher  Greuelszenen  gewesen!  DerCapoeira 
führt  Stock  und  Dolch  bei  sich,  seine  Lieblingswaffe  aber  ist  das 
Rasirtnesscr.  Oft  wird  solche  Bestie  halbnackt  ins  Gef&ngoifs  ein- 
gebracht,  aber  ein  wohlgcschliffcnea  Rasirme&ser  wird  man  stets 
unter  seinen  Lumpen  versteckt  finden.  Es  ist  seine  Lust,  arglos 
ihres  Wegs  Gehenden  einen  Schnitt  beizubriogen.  Fliehenden  setzt 
er  nach,  wenn  er  sich  irgend  sicher  weif»,  die  grausige  Waffe 
schwingend  mit  dem  bekannten  Scbreckrufe:  „corta-se  ja!“  (man 
wird  dich  gleich  anschneiden).  Wer  Rio-Zeitongen  liefst,  kennt 
die  Navalhadas  (von  navalba  ==  Rasirmesser)  als  stehenden  Artikel 
der  Gazetilba  (kleinen  Zeitung).  Diese  entsetzliche  Mordlust  steigert 
sich  beim  Capoeira,  wenn  er  Musik  hört.  Dicke  haben  eine  heilige 
Scheu  vor  marachirenden  Musikbanden,  deren  unheimliche  Begleiter 
sich  schon  durch  ihren  tänzelnden  Schritt  kenntlich  machen.  Mir 
sind  die  Capoeiras  bisher  ein  psychologisches  Räthsel  geblieben, 
ebenso  wie  die  Thatsache,  daß  alle  brasilianische  Marschmusik 
aus  Moll  gebt. 

Der  Zug  ist  vorüber,  aber  das  Leben  auf  den  Strafsen  und  in 
den  Ballsftlen  wogt  noch  weiter  tief  in  die  Nacbt  hinein.  Die 
Zeitungs-Redaktionen  nehmen  Stimmzettel  des  Publikums  entgegen, 
welche  Gesellschaft  des  Zuges  die  Krone  gebühre,  eine  Art  Scher- 
bengericht, dessen  Resultat  andern  Tags  veröffentlicht  wird.  Ober 
den  gesammten  Karneval  fällt  das  „Jornal  do  Commercio“  folgendes 
treffende  Endurtheil:  »Viel  Lärm,  viel  Gedränge,  viel  Musik  und 
Tanz,  viele  Masken  — wenig  Witz l“  (pouco  esperito!)  Ganz  meine 
Meinung,  und  so  wäre  denn  diese  Fast  nach  isheschreibung  korrekt 
mit  einer  AscbermiUwocbBbetraehtung  geschlossen. 

Paraguay.  Eine  Erwiderung  auf  den  Artikel  über  Paraguay 
im  „Export"  1 883,  No.  27.  (Originalbericbt  von  K.  v.  Uülich  in  Asuncion.) 
In  No- 38  des  „Exports*  1885  sprach  die  Redaktion  ihre  Bereitwilligkeit  aus, 
sachlich  gehaltene  Äußerungen  über  Paraguay  aufzunebmen.  Da  nun  dem 
Artikel  des  Herrn  Albert  im  „Export"  No.  27  vom  3.  Juli  1883,  in  welchem 
derselbe  vor  der  Auswanderung  nach  Paraguay  warnt,  dagegen  die  argen- 
tinischen Provinzen  Buenos  Aires,  Entre-Kios,  Santa-Fö,  San  Juan,  Mendoia, 
der  flüdIJcbeu  Hälfte  von  Cordoba  und  einen  Theil  der  Provinz  San  Luis 
empfiehlt,  bis  jetzt  noch  von  keiner  Seile  entgegengetreten  ist,  vielmehr 
noch  jüngst  in  No,  88  des  „Exports"  von  1885  auf  denselben  Bezug  genommen 
wurde,  so  dürfte  es  vielleicht  nicht  überflüssig  erscheinen,  Nachstehendes  ln 
Ihrem  geschätzten  Blatte  zur  Veröffentlichung  zu  bringen. 

I>le  weitläufige  Beschreibung  der  Sümpfe  in  dem  erwähnten  Artikel 
(Ypora  ezistlrt  nicht  — dagegen  ein  Landsee  Ipoa)  könnte  zur  Annahme 
verleiten,  Paraguay  sei  ein  Sumpfland.  Ein  Blick  auf  die  Karle  zeigt  dem 
Leser,  daß  es  ein  Rergland  ist.  — Es  ist  unwahr,  daß  bereits  unter 
dem  25. ü südlicher  Breite  während  des  größten  Theiles  des  Jahres  eine 
solche  Hitze  herrscht,  data  Arbeiten  im  Freien  seitens  eines  Europäers 
zur  Unmöglichkeit  werde.  Man  sehe  doch  den  deutschen  Kolonisten  in  San 
Bernardino!*)  — Es  ist  ein  Irrthum,  daß  die  Hitze  fortwährend  zunimmt, 
wenn  man  von  Asuncion  nach  Nonien  geht.  Herr  A.  vergifst  die  zunehmende 
Bodenerhöhung  zu  berücksichtigen.  Asuncion  ist  ein  ganz  besonders  warmer 
Ort.  (Auch  Berlin  ist  ganz  besonders  warm;  man  reist  von  hier  nach  Süden 
in  die  Sommerfrische,  wie  man  auch  von  Asuncion  nach  Norden  z.  B.  San 
Esten  Ulen  in  die  Sommerfrische  gebt.)  — Es  ist  ein  Irrthum,  dafs  in  Paraguay 
der  Nufshaum  verkomme.  — Es  iat  ein  Irrthum,  dafs  Lapacbo  und  AJgairobe 
wegen  Eisenbärte  in  feuchter  Erde  fast  unvergänglich  seien.  Neben  dem 
Qucbracho  verdient  wegen  dieser  Eigenschaft  der  Urunday  **)  bwondor* 
herTorgeboben  zu  werdeu.  — Es  ist  unrichtig,  dafs  die  weiten  grasbewachse- 
nen Ebenen  de*  Nordens  »ich  nur  theilweiBe  zur  Viehzucht  eignen,  da  dem 
Boden  größtenteils  der  Salzgehalt  mangele,  dafs  nur  vom  Fcjus  nach  Nor- 
den zu,  sowie  in  den  östlichen  Thcilen  des  Landes  sich  salzige  Weideflächen 
finden.  Nur  der  gröfstentheils  mit  Wald  bestandene  Osten  ist  aalzarm.  ***) 
Auf  den  in  geringer  Zahl  dort  vorkommenden  Weideflächen  gedeiht  die 
Viehzucht  ebenfalls.  Die  geringen  Kosten  der  Salzgabe  an  das  Vieh  werden 
reichlich  aufgewogen  durch  die  dort  herrschenden  höheren  Viebpreise.  — 
Es  ist  unrichtig,  dafs  der  Waseerfall  in  Aguaroy  grofsartig  und  584'  senk' 
recht  unter  bedeutendem  Getöse  sich  in  die  Tiefe  stürzt,  f)  Derselbe  hat 
nur  13  m Fallhöhe.  Will  .li-marid  in  Paraguay  einen  „grof »artigen"  Wasser- 
fall wehen,  SD  gebe  er  nach  dem  LaOuairi,  dem  Monday  und  anderen  Neben- 
flüssen de»  Alto  Parana.  — Es  ist  unrichtig,  dafs  Vlllariea  die  tweitgröfste 
Stadt  Paraguays  ist.  Sie  war  ea  vor  dem  Kriege;  jetzt  ist  sie  überflügelt 
von  Conccpcion  u.  a. 

Es  ist  unrichtig,  dafs  in  den  gesegneten  Gefilden  von  Vitlariea  dar 
Chucho,  ein  tückisch  echloichondes  Sumpftiober,  graasire  und  den  Neuange- 
kommenen packe,  ihn  seiner  Kräfte  und  des  Markes  seiner  Knochen  berau- 

")  Cf.  Töppen,  IOO  Tage  in  Paraguay,  S.  168  ff. 

**)  Astronium.  — Pao  ferro  der  Brasilianer. 

***)  Campo  salero  werden  die  salzarmen  Weidefl&ehen  des  Ostens 
genannt.  Herr  A.  ist  durch  das  Wort  „satero"  vielleicht  zur  Annahme,  dafs 
sie  salzhaltig,  gelangt. 

t)  Vgl.  Toppern,  128. 


bend,  um  häufig  dann  den  zum  Skelett  Abgemagerten  in  ein  frühe«  Ortb 
zu  werfen.  Solche  Jammergestalten,  wie  Herr  A.  »ic  beschreibt,  kommen 
jetzt  hier  nicht  mehr  vor.  In  und  kurz  nach  dem  Kriege  sind  sie  häufig 
gewesen  — in  Folge  des  Hungers  und  der  unbeschreiblichen  Drangsale, 
welche  die  Paraguayer  in  jener  Zeit  gelitten  haben.  Das  kalte  Fieber  (das 
Wort  Chucho  ist  aus  der  Argentinischen  Republik  nach  Paraguay  iroportirt) 
tritt  in  Paraguay  nicht  häufiger  wie  >n  Deutschland  auf  und  ist  die  Ent- 
stehung desselben  stets  auf  unzweckmäßige  Lebensweise  zurückzufübren.”) 
R»  ist  unrichtig,  daß  Caazapä  ein  elendes  Dorf  ist.  Ks  ist  das 
blühendste  und  wohlhabendste  im  ganzen  Lande  und  Mine  Bewohner 
werden  als  die  fioifsigslen  Ackerbauer  gelold.**) 

Es  ist  unrichtig,  dafs  der  Ackerbauer  fürchterliche  Heuschreckenplagen***) 
und  zerschmetternde  nagelsehlige  •})  zu  befürchten  habe.  Während  meines 
fünfjährigen  Aufenthaltes  ist  weder  die  eine  noch  die  andere  Plage  aufgo- 
treten.  Die  ältesten  Leute  wiBBen  nur  von  einem  starken  Hegelecbauet  zu 
berichten,  welchoe  Endo  Mai  1879  stattfand.  Die  Geschichte  Paraguays  wei/a 
nur  von  einer  bedeutenden  Heuschreckenplage  zu  berichten,  welche  im 
Januar  1820  das  Land  heimsuchte.  Die  Regierung  befahl  damals,  sofort  von 
Neuem  zu  pflanzen,  und  die  Ernte  war  eine  überaus  reiche. ff) 

Es  ist  unrichtig,  dafs  die  Argentinische  Republik  kein  Absatzgebiet 
für  psraguaysche  Landesprodukt«  sei.  Der  weitaus  größt«  Theit  wird  daher 
exportirt.  Es  ist  unrichtig,  dafs  dio  Arroba  Mais  für  30  käuflich  sei,  der 
Mais  ist  hier  in  der  Regel  tbeurer  als  in  Argentinien,  welches  einen  Theil 
seines  Getreides,  Heu’s  u*w.  gegen  Paraguaythcc,  Tabak,  Apfelsinen  usw. 
umtauscht.  Es  iat  ein  Irrthum,  dafs  Paraguay  tiefer  liege  als  die  Provinz 
Santa  Catharina;  dafs  die  Gebirg«  in  dieser  eisbedeck te  Gipfel  haben.  Die 
„Hitze"  in  Paraguay  übertreibt  Herr  A.  Paraguay  ist  ein  warmes  Land, 
und  wer  die  Wärme  nicht  liebt,  bleib«  fern  davon;  aber  Herr  A.  übertreibt 
gewaltig,  wenn  er  sagt,  dafs  das  Thermometer  in  den  Morgenstunden  der 
Monate  November  bis  März  27°  bis  33°  und  Nachmittags  38°  bis  44°  C.  marke. 
Es  steigt  überhaupt  niemals  über  58°  C.,  und  diswer  Wärmegrad  kommt 
dazu  nur  in  einzelnen  Jahren,  an  einzelnen  Tagen  vor. 

Paraguay  hat  im  Ganzen  etwa  95  heiße  Tage,  mit  einer  Mittage* 
wärme  von  30“  C.  (24°  R.).  Man  berücksichtige  hierbei,  dafs  man  hier 
20*  R.  ungefähr  so  empfindet,  wie  in  Deutschland  II  R Die  Unausstehlich  - 
keit  des  Nordwindes  „welcher,  in  Begleitung  von  feinem  aufgewühltem  Staub«, 
eine  glühende  Backofenhitze  mit  sich  bringt8,  ist  ebenfalls  stark  übertrieben. 
Der  Nordwind  ist  io  Paraguay  weniger  unangenehm  wie  in  den  am  rechten 
Ufer  des  Parana  gelegenen  Theilen  der  Argentinischen  Republik,  weH  er 
hier,  nachdem  er  über  die  Wasserflächen  Matto  Grosses  gestrichen,  reichlich 
mit  Feuchtigkeit  geschwängert  ist  — Im  größten  Theile  Paraguays  stäubt 
es  fast  nie. tH1)  Auch  den  durch  den  Eintritt  des  mit  dem  Nordwinde  um  die 
Herrschaft  streitenden  Südwinde«  herbeigeführten  Temperaturwochsei  und 
dessen  Wirkung  übertreibt  Herr  A.  — Lungenaffektionen  und  Bruathrauk- 
heiten  erzeugt  er  nur  bei  ganz  verweichlichten  Personen. 

Als  Paraguay  eigenthumliche  Krankheiten  führt  Herr  A.  neben  dem 
Chucho,  dem  rothen  Hund,  Dysenterie,  Pocken,  Masern.  Syphilis,  Bräune 
und  Tatanus  an.  Nun  frage  ich:  „Kommen  Dysenterie,  Pocken,  Masern, 
Syphilis  und  Bräun«  nicht  überall  vor"?  Bleibt  also  nur,  aufser  dem  bereits 
besprochenen  Chucho,  noch  der  Tatanus  und  der  rothe  Hund.  Eraterer 
kommt  vor,  aber  sehr  vereinzelt.  Am  rotben  Hunde  leiden,  soviel  ich  be- 
obachtete, nur  solche,  welche  die  in  w&nnen  Ländern  durchaus  gebotenen 
täglichen  Waschungen  versäumen,  oder  durch  Tragen  von  Wolle  die  Haut 
zu  »ehr  reizen.  Töppen  S.  189  bezeichnet  Paraguay  als  ein  sehr  gesundes 
Land;  ebenso  Rengger,  historischer  Versuch  über  die  Revolution  in  Para- 
guay 8.  IX.,  HO.  Um  gerecht  zu  sein,  bitte  der  Verfasser  noch  erwähnen 
müssen,  dafs  Lungenkrankbeiten  selten  Bind,  und  die  Krankheiten  an  führen 
müssen,  welche  in  Paraguay  unbekannt  sind,  wie  Typbus  u.  a.  m.  Eben 
falls  sehr  stark  übertrieben  ist  die  Plage  des  Sandflobes.*t) 

Dm  dem  Einwande  zu  begegnen,  Schreiber  dieser  Zeilen,  der  mit  den 
Herren  Qnietorp,  Fault  und  Förster  bekanntlich  nicht  in  Beziehung 
steht,  spreche,  seiner  Stellung  wegen,  pro  domo,  ist  im  Vorstehenden  überall 
auf  Aufeeningen  unparteiischer  Reisender  Bezug  genommen. 

Internationale  Maechlnen-  new.  Ausstellung  in  Parani  (Argen- 
tinien). Wir  beben  es  schon  oft  genug  betont,  dafs  es  eine  der 
wichtigsten  Aufgaben  de«  industriellen  Deutschland  ist,  neuen  Ab- 
satz für  seine  Prodokte  zu  gewinnen.  Dafs  unter  den  kauffähigsten 
ausländischen  Absatzgebieten  die  südamerikaiiischen  Länder  oben- 

*)  Vgl.  Töppon,  8.  191. 

**)  VgL  Töppen,  S.  61. 

•**)  Vgl.  Töppen,  S.  184:  nagel  ixt  in  Paraguay  eine  seltene  Er- 
scheinung. 

t)  Töppen  pag.  195:  „Ober  die  Wanderheuschrecke,  dio  in  Argen- 
tinien »o  oft  großen  Schaden  anrichteu  soll,  hörte  ich  so  wenig  klagen,  daß 
der  Schaden,  den  sie  bereitet,  nicht  groß  sein  kann. 

•HO  Gomez  de  Terau  Bistoria  del  Paraguay  pag.  93:  „La  proridencia 
fere  ten  acertedo  que  no  solo  la  coaecha  inmediata  afrecld  uns  abundsneia 
unuca  vista,  sino  que  sc  ampliaron  lo«  cultivo»  que  äute»  ec  limitabau  ä 
tabaco,  cada  y mandioca,  Uevandolaa  ä la  produccioa  del  trigo  del  algodon 
de  las  legumbres,  y d«  las  vmlunw.“ 

Rengger,  Historischer  Versuch  über  die  Revolution  in  Paraguay  S.  37t 
„So  ward  das  Jahr  1821  zu  einem  der  fruchtbarsten,  zum  großen  Staunen 
der  Landbauer,  denen  c*  bis  dahin  nicht  eingefallen,  daß  man  in  einem 
Jahre  zweimal  säen  könne." 

+tf)  In  Asuncions  ungepflaaterten,  un gesprengten  Straßen  wirbeln  die 
vielen  schnell  bin  und  her  fahrenden  Pferdebahn  wagen  viel  Staub  auf. 

*+)  Töppen,  S.  199:  Der  Sandfloh  ist  nur  eine  Plage  in  und  bei  nicht 
rein  gehaltenen  Wohnungen. 


1887. 


805 

EXPORT,  Organ  des  Centrahereins  für  üandelsgeograpbie  etc. 


Nr.  49. 


an  stehen,  ist  hinreichend  bekannt  Es  dürfte  daher  zeitgem&fs 
sein,  die  Aufmerksamkeit  unserer  Mascbineufabrikanten  auf  den 
argentinischen  Markt  zu  lenken  und  auf  die  im  Herbst  d.  J.  in 
Paranfc  (Provinz  Entre-Rios)  stattfindende  landwirtschaftliche 
Ausstellung  binzuweisen.  Es  verdient  hierbei  hervorgehoben  zu 
werden,  dais  wir  nach  Argentinien  die  gleichen  Frachten,  wie 
unsere  dort  concurrircnden  Nachbarländer,  England,  Frankreich  und 
Belgien  haben.  Gleichwohl  haben  unsere  Exporte  nach  Argentinien 
in  zahlreichen  Artikeln  noch  nicht  die  Hübe  erreicht,  welche  sie 
bei  einer  sorgfältigeren  Bearbeitung  des  Marktes  erlangen  können. 
Gerade  in  einem  unserer  leistungsfähigsten  Industriezweige,  dem 
Maschinenbau,  ist  unser  Export  nach  Argentinien  verschwindend, 
namentlich,  wenn  man  die  grofse  Nachfrage  Argentiniens  insbe- 
sondere für  landwirtschaftliche  Maschinen  in's  Auge  fafst. 

Einer  statistischen  Arbeit  des  Herrn  Dr.  L.  Harperath 
Ober  unseren  Export  in  Eisenkonstruktionen  und 
Maschinen  nach  Argentinien  in  den  Jahren  1889,  1883,  1884 
und  1885,  bearbeitet  auf  Grundlage  der  Latxine'schen  amtlichen 
Daten  entnehmen  wir  folgende  Mitteilungen  über  den  Import 

von  Eiseokoostruktiooen  (ausgeschlossen  Waffen,  Kficbengerätbe, 
Schlüssel,  Ketten  und  Öfen)  und  Maschinen  in  Argentinien.  Im 
Jahre  1885  worden  daselbst  eingefübrt  Maschinen  etc.  im  Werthe 
von : 83  309  11*2  worunter  aus  Deutschland  für  1 848  338  </#, 
d.  h.  2.2  pZt.!!!  Ziehen  wir  noch  hiervon  jene  Waaren  ab,  von 
welchen  die  Einfuhr  mehr  als  10  pZt.  betrug,  nämlich: 

0— mmtwertä 

Nähmaschinen : 966980  .//,  wovon  aus  Deutschland  570934  M = 59*% 
Nähnadeln  . 87  712  ...  . 40148  „ = 45,.% 

Eiserne  Schränke  102808  „ „ . . 31 144  . >=>30.«% 

Messer  . . 1 148 108  „ „ „ „ 137480  „ = 12,,% 

so  bleibt  ein  Gesammtimport  in  Argentinien  lediglich  in  Eisen- 
konstrnktionen  and  Maschinen  im  WTertbe  von  81 996584  «,#,  woran 
Deutschland  mit  1068  623  <41 J,  d.  b.  mit  l,i  Prozent  beteiligt  ist. 

Dieses  Verhältnifs  ist  geradezu  nnerklftrlicb ! Die  Sicherheit 
bei  Abschlüssen  nach  Argentinien  bat  jetzt  durch  die  Etablirung 
der  Deutschen  Bank  in  Buenos  Aires  eine  neue  feste  Basis  ge- 
wonnen. Selbstverständlich  wollen  aber  die  Argentinier,  wie  alle 
anderen  Käufer  auch,  die  Waare,  welche  sie  begehren,  sebeu! 
Englische,  französische,  belgische  Maschinen  usw,  siebt  man  in 
Buenos  Aires,  Rosario  in  grofser  Anzahl  auf  Lager.  Deutsche  Lager 
fehlen.  Um  deutsche  Maschinen  in  gröfserer  Zahl  kennen  zu  ler- 
nen, ladet  mau  die  deutschen  Fabrikanten  zur  Beteiligung  au  der 
Ausstellung  in  Parana  ein!  Hier,  wo  die  Engländer,  Franzoseu 
und  Belgier  alle  Anstrengungen  machen,  sollte  unsere  Industrie  sich 
mit  der  ausländischen  Konkurrenz  messen.  Wir  richten  die 
dringendste  Mahnung  an  unaere  Maschinenfabrikanten, 
diese  günstige  Gelegenheit  nicht  unbenutzt  vorüber 
gehen  zu  lassen!  Der  Ausstellungsort  ist  günstig  gewählt,  fast 
im  Mittelpunkte  Argentiniens,  leicht  erreichbar  durch  Bahn-  und 
Schiffsverkehr.  Parana,  Hauptstadt  der  ackerbaureichsten  Provinz 
Kntre-Rio«,  hat  16000  Einwohner,  liegt  oberhalb  Rosario,  gegen- 
über Santa-Fe  am  Parana.  Die  am  1.  Oktober  dieses  Jahres  zu 
eröffnende  Ausstellung  umfafst  neben  industriellen,  landwirtschaft- 
lichen and  Katarerzeugnissen  Argentiniens:  Industrielle  und 
land wirtschaftliche  Maschinen  und  Geräthe  jeglicher 
Herkunft,  sowie  Rassethiere  jeder  Art;  ferner  sämmtliche 
Produkte  sowie  Werke  künstlerischen,  historischen  oder  ornamen- 
talen Werthes  jeglicher  Herkunft.  Goldene,  silberne  und  bronzene 
Medaillen  werden  erlheilt,  sowie  ehrenvolle  Erwähnung.  Auskunft 
nach  jeder  Ricbtuog  hin  ertheilt  das  amtliche  Imformationsbüreau 
der  Argentinischen  Republik  in  Berlin  (E.  Bacbmaun,  Berlin  W., 
Kaiserin  Angustastrafae  74.  I).  Die  Frachtrate  bei  Sammelladung, 
die  aber  längstens  am  1.  August  d.  J.  abgeben  mufs,  wird  etwa 
die  Hälfte  der  gewöhnlichen  Frachtsätze  betragen.  Zur  Vertre- 
tung deutscher  Mascbi nenaussteller  ist  auch  Herr  Dr. 
L.  Ilarperath,  z.  Z.  Berlin  C-,  Neue  Schön hauserstrafse  12.  I, 
bis  zum  28.  d.  Mts.  dem  Tage  seiner  Rückreise  nach  Argentinien 
bereit.  Derselbe  wird  während  der  ganzen  Dauer  der  Ausstellung 
in  Parana  anwesend  sein.  Briefe  an  den  Genannten  sind  später 
d.  Adr.:  Deutsches  Konsulat,  Buenos  Aires  zu  richten. 


Lltterarische  Umschau. 

Venelehnlik  der  bei  der  Redaktion  eingegangenen  Druckschriften. 

Dis  nachstehend  besprochenen  und  angezeigten  Werke  können  durch  die 
Buchhandlung  Walther  & Apolant,  Berlin  W.,  Markgrafenstrafoe  60, 
jederzeit  bezogen  werden. 

Einer,  A.  QL,  s.  Zt.  Delegirter  des  Deutschen  Eisenbahn-Konsortiums  für 
China:  Die  Einnahmequellen  und  der  Kredit  Chinas  nebst  Apho- 
rismen über  die  deutsch  - ostastatischen  Handelsbeziehungen.  Berlin, 
A.  Asher  A Co.,  1887. 


Inhalt:  I.  Die  Einnahmequellen  und  der  Kredit  Chinas.  Vortrag,  ge- 
halten im  «Centralverein  für  Hände  Isgeographie  etc.*  in  Berlin  am  15.  April 
1887.  — II.  Aphorismen  über  die  Tbätigkeit  einer  deutschen  Bank  in  China. 
— III.  Deutsche  Versicherungsgesellschaften  in  China.  — IV.  Gründung  einer 
deutschen  Überseebank  io  Japan. 

„Universum".  Illuatrirte  Zeitschrift  für  die  deutsche  Familie.  Dresden 
and  Leipzig.  Verlag  des  „Universums“.  Heft  16  und  17. 


Briefkasten. 

Folgen  de*  Rauchverbotes  in  Marokko.  Verschiedene  hiesige 
Zeitungen  wufaten  vor  einigen  Wochen  von  Ruhestörungen  usw.  zu  erzählen, 
die  in  Folge  des  vom  Sultan  erlassenen  Rauchverbotes  stattgefunden  haben 
sollten.  Auf  eine  bezügliche  Anfrage  unsererseits  gingen  udb  aus  Casablanca 
folgende  Mittheilungen  zu: 

„....Vor  allen  Dingen  sei  erwähnt,  dafs  den  Herren  Berichterstattern 
in  Marokko  die  ungeheuersten  Geschichten  aufgetischt  «erden,  «eil  ihnen 
die  arabische  Sprache  unbekannt  ist  und  sie  »ich  nicht  an  die  rechten 
Quellen  wenden.  Wenn  wir  hier  Artikel  über  Marokko  in  den  Zeitungen 
lesen,  können  wir  uns  in  den  meisten  Fällen  eines  Lächelns  nicht  ent- 
halten. 

Wie  bereits  berichtet,  wurden  hier  in  Casablanca  am  3.  Marz  c.  die 
eämmtiieben  Vorräthe  von  Rauch-  und  Schnupftabak,  Zigarren,  Kif*)  usw. 
verbrannt  [vgl.  „Export"  Nr.  14  d»  J-,  S.  227.  D.  Red,).  Die  Verbrennung 
geschah  öffentlich,  im  Beisein  der  Lokaibebörden ; aber  es  kamen  dabei 
keinerlei  Ruhestörungen,  also  auch  keine  Verhaftungen  vor.  Durch  öffent- 
liche Ausrufer  wurde  der  betr.  Erlafs  des  SulUns  am  »«Iben  Tage  der  Be- 
völkerung bekannt  gemacht.  Einige  Tage  später  wurde  eine  Kamelsladung 
Tabak  beschlagnahmt  und  verbrannt. 

Wenige  Tage  nach  der  Bekanntmachung  dos  Verbots  fingen  die  Ein- 
geborenen bereits  wieder  an,  sich  dem  Genüsse  des  Tabaks  usw.  hinzugeben, 
und  heute  raucht  und  schnupft  Jeder,  dem  es  beliebt,  öffentlich,  ganz  wie 
zuvor. 

An  anderen  Orten  soll  man  das  Verbot  des  Rauchens  nsw.  im  Allge- 
meinen durchzuführen  suchen,  doch  von  Massenvcrha/tungcn  ist  uns  nicht» 
bekannt;  es  scheint  uns  als  ob  den  in  Ihren  Zeitungen  angegebenen  Zahlen 
eine  oder  zwei  Stellen  zu  viel  angeb&ngt  sind. 

Der  Genufs  der  Narkotika  kann  bi«r  überhaupt  nicht  ganz  unterdnickl 
werden ; denn  fast  das  ganze  Heer  des  Suläus  raucht,  und  die  meisten  .seiner 
Räthe  schnupfen. 

Nach  dem  Erlafs  des  Sultan»  ist  Tabak,  Kif  usw.,  wenn  als  Medizin 
angewandt,  nicht  verboten.  Die  hohen  Herren  seiner  Umgebung  haben  sieh 
also  »chon  gesichert,  damit  sie  nicht  zu  kurz  kommen." 

Herrn  R.B—  in  Cnra^ao.  Der  Berliner  Fabrikant  dürfte  denn  doch 
unbedingt  ita  Rechte  sein.  So  gut  wie  die  apauisch  redenden  Völker  sich 
an  englische  Marken  mancher  Waaren  gewöhnt  haben,  ohne  deswegen  die 
Grundbedeutung  des  betr.  Wortes  zu  kennen,  ebenso  gut  können  sie  sieb 
bei  neu  auf  dem  Markte  erscheinenden  Artikeln  zur  Abwechselung 
auch  einmal  an  deutsche  Namen  und  Marken  gewöhnender  Hauptzweck  dabei  ist 
ja  doch,  wie  auch  der  betreffende  Fabrikant  hervorbebt,  nur  der,  dafs  man  die 
betreffenden  neuen  Artikel  auch  äufserlich  als  deutsche  bezeichnen  will. 
Weiter  bat  die  Sprache  als  solche  mit  der  Waare  nichts  zu  tliun;  Ihre 
dnterstellaug,  dafs  die  dortigen  Käufor  also  erst  deutsch  lernen  müfsten,  um 
deutsche  Waaren  kaufen  zu  können,  ist  daher  ganz  unbegründet  — es  ge- 
nügt einfach,  wenn  die  Leute  Antiqua-Schrift  losen  können.  Wenn  das 
Fuolikum  durch  Ihre  Vermittelung  den  betreffenden  Artikel  bat  kennen 
lernen  und  denselben  als  zweckentsprechend  und  werthvoll  erprobt  hat,  dann 
Uhlerli  es  sich  nicht  viel  um  den  Namen,  oder  vielmehr:  je  ungewöhnlicher 
der  Name  klingt,  desto  gTÖfser  und  anhaltender  ist  der  Reiz  der  Neuheit, 
wie  esc  Erfahrung  allerwegen  bestätigt. 

Str.  . . . ± Co.  CannsUdL  In  den  nordamerikanbeheo  Handelsaus- 
weisen wird  die  Einfuhr  von  „Bettfedern“  nicht  besonders  rcgisliirt.  Im 
deutschen  Zollgebiet  betrug  im  Jahre  1886  die  Einfuhr  von  rohen  Bett- 
federa  4391  200  kg  gegen  3877600  kg  im  Vorjahre,  während  sich  die  Ausfuhr 
auf  493600  kg  gegen  438900  kg  im  Vorjahre  belief;  wie  viel  bei  der  Ausfuhr 
nach  den  Vereinigten  Staaten  gingen,  ist  aua  den  Handclsauxwcieen  nicht 
ersichtlich.  Ueber  die  Ausfuhr  von  gereinigten  Bettfedern  des  deutschen 
Zollgebiet»  liegen  für  1886  noch  keine  Angaben  vor;  im  Jahre  1885  belief 
sich  dieselbe  auf  808700  kg,  während  die  Einfuhr  689300  kg  betrug. 

— Ilm  R O.Ltb,4tn.  Hamburg.  D«r  HamVurg  Süd*inrrlkaai»<h*  F«*t- 

damf f»r  „Santo«“,  Kapt.  C.  Bo**,  l«t  ruckk*Vi*tid  am  1.  Mal  Vormittag«  ln  Lltiabon  äuge 
kommrit.  „Valparaiso",  Kapt.  J.  Kiedel,  Ut  rt/tkahnad  am  l.  Mal  NanhmilUfpi  r n,  lUSla 
na ci  Kuiupa  abgegangao.  „lloenm  Aliir,  Kaj.L  K.  L4we  ul  nirkh«hi«sd  am  I.  Mal  Narb- 
mittag»  TM  Mont*vl4*>  Birk  Antwerpen  und  Haiabarg  abgegu^rn.  „tdaaaben“,  Kap«,  t*.  C. 
Keim.  Jet  au*c*t>*wd  am  2.  Mai  X artmlstag»  m LUaabon  eagefcomru«  n „Hneariu".  Kapt. 
Hrhüuernw  k|i  riekkebread  am  3.  Mai,  1 1 Cbr  Margen*,  Dorer  puilrt.  .ffnimbeT*“.  Kap«. 
L.  Scharf«.  im  au««ek*»d  am  3.  Mal  tn  Menteridan  *nrrknmm»n.  Valpera<*<>“,  Kapt.  J.  KI»Ut, 
IM  r6«kk«kr**d  am  3.  Mal  rem  Pemambnru  narb  Humpa  akgegaugtu.  „Baba**,  Kapi.  J.  <1. 
v.  Ilottea,  lat  am  4.  Mai  Akewdt  ,on  Tenerife  narb  deiu  La  Plata  »«*l«r*eg»uR*a.  „Sani»«-. 

Kapt  Bola,  bat  rückk«kr«od  am  i.  Mai  Dorer  pa«»1rt.  „Ltieahon“,  Kept  P.  C.  Holm,  ut  am 
S.  Mal  NacbmJtlaga  ma  LDaabou  ua.b  BraaUlon  abg*gaa|*n.  ..Hamburg“  K«pl.  J.  OilUrbt-, 
hat  amgehend  am  t Mal,  4 Uhr  Nachmittage.  Davae  psoirL  ..Muautidev-,  Kapt.  J.  MfcrA 
waldl,  bat  riokketwead  am  G.  Mal,  9 Uhr  Mvrgen«,  Dorer  paaiirt. 


*)  Der  Kif  ist  eine  Oanfari;  die  Pflanro  wird  getrocknet,  die  Blätter 
(nicht  die  Blüten)  fein  zerschnitten  und  zur  Hälfte  mit  eben  solchen,  fein 
zerschnittenen  Tahaksblittem  vermischt  und  des  Ganze  in  kleinen  Thon* 
pfeifen  geraucht.  Der  Genufs  soll  etwas  berauschend  wirken.  Die  unterm 
Klassen  der  Stadtbevölkeeuug  rauchen  Kif,  diu  besseren  dagegen  Zigarretten 
oder  sie  bedienen  sieh  des  Schnupftabaks,  der  aus  einer  geAiampftcii 
Mischung  von  Tabak,  Wollnüsseu  und  HoUkoblenasch*  berge*tellt  wird. 
Auf  dem  Laad«  raucht  und  schnupft  mau  julserut  wenig. 


Nr.  19. 


ÜOfi 

EXPORT,  Organ  de*  Ceotr&lvoroin«  für  Handelagtographie  etc. 


1887. 


Deutsch«  Exportbank. 

Abtfcellunf : Cxportbartu. 

Berlin  S.W.,  Kochstraf*o  27. 

258.  Eine  gut  eingefübrt«  Firma  ln  London  wünscht  die  Vertretung 
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259.  Wir  haben  aus  Sud* Brasilien  Nachfrage  nach  Korkschnetde- 
masebinen  (für  Flaschenkorke)  sowie  nach  Korkplatten.  Leistungsfähige 
Fabrikanten  ersuchen  wir  um  Einsendung  ton  Preislisten  unter  I..  L.  235 
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Geschäft  bereits  seit  circa  50  Jahren  besteht,  wünscht  die  Vertretung  leistungs- 
fähiger Häuser  in  folgenden  Artikeln  zu  übernehmen:  Eisenwsaren,  email- 

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261.  Ein  tüchtiger  Agent  in  Stockholm  wünscht  geeignete  Verbindungen 
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kuüpfen.  Offerten  erbeten  unter  L.  L.  237  an  dos  K.*B. 

262.  F.in  bestens  empfohlener  Agent  in  Stockholm  wünscht  iu  folgenden 
Plätzen  und  für  nachstehende  Artikel  geeignete  Verbindungen  anxaknüpfeo: 
in  New  York  und  Chicago  für  Schweinefleisch  und  Speck,  in  Antwerpen 
für  Kaffee,  in  Messina  für  Baumöl  und  in  Smyrna  für  Früchte.  Offerten 
erbeten  unter  L.  L.  238  an  das  K.-B. 

263.  Eine  bedeutende  Weingroishaadlung  mit  Besitzung  im  Rheingmu, 
welche  schon  lange  Jahre  hindurch  nach  allen  Weittbeilen  nur  deutsche 
Weine  und  Schaumweine  ausfährt,  sucht  an  ausländischen  Plätzen  geeignete 
Abnehmer.  Angebote  unter  L.  L.  239  an  das  B.-B. 

264.  Leistungsfähigen  deutschen  Fabrikanten  von  Eisenwsaren,  Zucker, 
Lichten,  gewöhnlichen  Seifen,  Butter,  welche  geneigt  sind,  ihre  Artikel  nach 


der  Kap-Kolonie  zu  konsigniren,  können  wir  in  Kapstadt  eine  streng  solide 
Verbindung  nachweiaen.  Anfragen  unter  L.  L 240  an  das  K.-B. 

265.  Kino  sehr  gut  cingoführte  Fabrik  von  Sypbonen  für  Minoralwauer- 
Anatalten,  sowie  von  Gläsern  und  Bierseideln  für  den  Wirtbacbaft&gebrauch 
wünscht  für  den  Ahsatz  ihrer  Fabrikate  nach  dem  überseeischen  Auslande 
mit  tüchtigen  Agenten  resp.  Importeuren  in  Verbindung  zu  treten.  Angebote 
und  Anfragen  unter  L.  L.  241  an  das  B.-B. 

266.  Gesucht  für  Java  leistungsfähige  Fabrikanten  von  Kunstwach* 
(Ceres ine).  Anerbietungen  unter  L.  L.  242  an  das  E.-B. 

267.  Eine  der  ersten  deutschen  Fabriken  lackirter  Ölpapp-  (Papier- 
mache-) Waaren.  sowie  von  Spule»  aller  Art  aus  komprimirtom  Papier  für 
Spinnereien  und  Webereien  sucht  Verbindungen  snzuknüpfen  mit  soliden 
Importfirmen  in  Indien,  Süd-Afrika  (Kapland)  und  Australien.  Offerten  zur 
Weiterbeförderung  erbeten  unter  L.  L.  243  an  das  E.-B. 

268.  Ein  bestens  empfohlenes  Agentur-,  Import-  und  Exportgeschäft  in 
Mailand,  welche*  ganz  Italien  regelmäfsig  bereisen  li/st  und  außerdem  in 
allen  Hauptstädten  Subagenten  unterhält,  wünscht  Vertretungen  erster  deut- 
scher Fabrikanten  zu  übernehmen.  Offerten  zur  Weiterbeförderung  erbeten 
unter  L.  L.  244  an  das  B.-B. 

269  . Eine  reuoramirte  bayerische  Hopfenhsndlnng  sucht  zu  günstigen 
Bedingungen  Vertreter  an  geeigneten  Plätzen  des  Auslandes,  speziell  in  Japan, 
ferner  auch  in  Hamburg  und  Umgegend,  sowie  in  Berlin,  Dresden  und  an 
sonstigen  bedeutenderen  Bierkonsum-  und  Fabrikalionapläiteu.  Offerten 
erbeten  unter  L.  L.  245  an  daa  K.-B. 

270.  Ein  Antwerpens  Haus  wünscht  mit  einem  deutschen  Fabrikanten 
in  Verbindung  zu  treten,  der  englische  Bierpumpen  (üve  or  sia  motioo  beer 
engines)  liefert,  welche  zum  BisrauBicheDken  verwendet  werden.  Offerten 
erbeten  unter  L.  L.  246  an  das  E.-B. 

271.  Für  den  Export  nach  Rumänien  weiden  Möbclleistcn  verlangt. 
Leistungsfähige  Fabrikanten  werden  um  Einsendung  ihrer  Offerten  nebst 
kleinen  Mustersbschnitlen  ersucht.  Angebote  unter  L.  L.  247  an  das  R.-B. 


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lO'^lroamongm  Ub».  CVapriil«.  I.onden  RC- 
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Dieser  Nummer  liegt  ein  Prospekt  hei  van  Karl  Heymanns  Verlag,  Berlin  W»  betreffend  das  Werk: 
„Die  Deutsche  Haudelsexpedition  IHS6“  von  Dr.  B.  Jaunascb. 


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1887. 


807 

EXPORT,  Organ  des  Centralvereins  für  Handetsgeographie  etc. 


Nr.  19, 


Palem  H.  Bdhle. 

Durch  uuUIcbo  VargUlchsprobeu  er»ie*en« 
Vonriiga  itmc*h  ««Aar«  “yrtrtnr  'Rtttnklmrm  Aooltil- 
lilonv  ira.):  klatehvla  M»wlr«Mto»  Nalldasta 
IwlUirm  — «r*r»i#  rjurUalfkiU  la  l»r 
Wirk«««.  A«t  firw«4  4le«*r  KrrrbaUa«  lat  4(a 
nrikleVh«  Htirili«  «»bll*«torl»rli  vurje- 
•M'hrirhra  Kr  •imntltrb«  Ka»*ro«o.  Unnlt», 
Wrrtatlllea  aalt  Uagadar  irr  KColcllfb  Preafal- 
arben  MlllUr  V cmallaar. 

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Hugo  lirtUrbaaaa,  H.  Dresden  »rat  r.  IW. 
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, Eiptrlkati  X»»*lrlt«r.  ScbOoe  Aas- 
alcht  1§. 

. M Ittlbii,  RMInganiarkl  SC. 

. Eraltkenatl-  Ua4»*-C»»er**kall». 

_ £•««*•*  CkritiaAti»«,  tue  Uilltmr  13. 

V.  fslrl  A Ca.,  Am*K«rTorr  10. 

„ Ki|«üi  i«  PtfBsaenu  4«  Kick  im  «I 
rrmmeaU«  Allem!«. 

„ laaf*  A Cm,  High  Holbor»  78. 

„ C.  Hai«  A Cm.  call«  Uareunegildo  33. 


ei  P 6.  Ilaalal,  via  Sl  Karr«  14. 

. Eagva  kaf.  Kkalber  lomalr.  61. 

. f.  iMfiet.  rua  Mal.  lieancha  H. 

. Paltla.  Hlct.«al  A Ca.,  eia  della  Mi- 
nerva 4*. 

. Marga4aai  A Ca..  HuOgltraAt  IO. 
Ci«.  Carl««««  A r«. , Klaralxrgi- 
gatan  »7. 

E»U  tiaagi'ri.rr.  lUaptttiltervUi:». 

Fraa«  Marrk  Ada., an  d«r  Kakiuchkm- 
Brteke. 

Ed-  Bapt*  A Ca.,  \V.i«uaa»«Btky  Pro 

«pekt  M. 

Paal  Hrcl.rt,  III  1‘fkgeiau.  11 
, 1. 1- «stur  A Cm,  Ummat-Kal  68-70. 


(•OI.DF.NK  YIKDAILLK 
1884«  Health  Exhibition,  London. 
Sllktna  ■rdillit  1115,  WcIMmtelluii.  Aititrpit 

Ohne  Oelfttllung 


R.  Schärff  in  Brieg, 

Ileg.-Bez.  Breslau,  [jtj 
Fabrik  von  Sattelgurten,  Wagenbortlen  und  den- 
jenigen Pofcamentir-Waaren,  welche  in  der  Satt- 
lerei und  beim  Wagonbau  gebraucht  werden. 


\V»*i»er-Filtr»toren, 

Thöneroe  poröse  W a»*«rkühler. 
Klnilg»«  Pradakl  »U  Pertilili,  skaa  IM»  6amh. 
|fhoa-2H Inder  fSr  elektrische  Batterteen. 


Mailrraanm 

Rt'CRX  MtUtMASIV  [61 
AI  tan  bar  h bal  War»««- Leltitlg, 

I sonst  Carl  ft  Gustav  Harkort 
Zt/Meaos  ln  Ulealg^uarboch  o Hot  Trapp«  CJI1. 


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welcher  iütif  Jahre  Uni;  Ulieinland,  \\  «-Ntfalcn, 
Ilflglen,  Holland  und  England  in  Galanterie- 
und  Lederwaaren  mit  Erfolg  berefeta,  sowie  mit 

der  KundudiaU  und  Sprache  durch  und  durch 
' vertraut  ist,  «ucht,  geatützt  auf  la  Zeugnisse  und 
Referenzen,  Engagement  für  denedben  oder  4hn- 
licben  Artikel. 

Ged.  OlTerUn  unter  ChilTer  K.  R.  156  an  die 

Ex|>rditU>a  dieeer  Zeitung.  [inj 


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und  Fässern. 

Verpackung  seefest  und  vortheiJka/L 
Onnere  Exportbiere  wurden  Bit  dea  büehatea 
Aaaieiekaaagea  auf  den  A uastel hingen  in 

Aaaterdam,  Lleaahoa,  Pari«.  Berlin,  Melbourne 
und  Amatenlan  1 SS3  mit  der 
<i!ald«‘nen  fledalllc 

prämiirt.  W 

iD  l Amiterdam:  Herrn.  Weber  Singel  230. 


Digitized  by  Google 


Nr.  19. 


308 

EXPORT,  Organ  des  Central  Vereins  für  EUndelsgeographie  etc. 


1887. 


Gold.  Med.  Berlin  1879.  Porto  Alegre  1831.  Moskau  1882.  Berlin  1H83.  Amsterdam  1883.  Teplitz  1884.  Ebren-Dipl.  I.  Preis. 

| Centrale: Berlin M.,Chau»»eestr.ll3. 

, Zweigfabriken:  CiltwtM  and  Inmlci 

(Kreis  Siefen.)  (Rufsland.) 


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Dachpfannenbleche , Tonnenbleche, 
Bncke/platten , Zoreseisen,  Bau • und 
Bedarhungsnsateria/ien , Baugufs . Brücken- 
material , Schi  ff »l  heile , Gas-,  Wasser-  und 
ticisungs- Bohre , Eisern • u.  Stahldraht. 


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London  1884,  Antwerpen  1885. 
Inhaber: 

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Strolihülseii  etc. 

Beamte  und  vorz.ügllrhnte  Myntenie. 

Flsschen-Spölmaschlne  (Unikum)  P.  R. -Patent,  Flaschen- Füllapparate,  neueste 
aatem.  Trtplex-Verkork-  und  mehrere  Sorten  sehr  praktischer  Verkapselung«- 
Maschinen,  Saug-  und  Druckpumpen,  Korkbrtoa  Maschinen,  Brean-Eisen,  Sicher 
heitsheber.  Signal trlehter,  Siruphähne,  Patent-Hebelkorkenzieher,  neueste  Excenter- Verkerkmaschine, 
M.  35,  Haadkorkmaachlnen  aus  Messing,  von  M.  4,00— 11,00  p.  Stuck,  Saft-  und  Tlaktereepreeaen, 
Trichter.  Schinken  uud  gesichte  Marse  in  Zinn,  Kupfer,  Messing  und  Nickel,  Marskannen,  aus  starkem 
Zinkblech  &,  10,  15  Lu.,  Meeslnghähne  mit  und  ohne  abnehmbaren  Schlüssel,  Biersprltzhlhne  mit  uud 
^ ^lh^trirt«Mjrfi*listeT^™ti^^n^^rj^ko^^^^[^i^^ 


Leopold  Krawinkel, 

Bergneustad  t. 

(Hpinnerel  In  Vollnerhaoeeo.) 

blmlleu  ul  halbvolleae  llitiriei|i 

Normalbomdon  und  Hautjaoken. 

Hosen  fflr  Herren  und  Hamen. 

Untorrödte. 

Matrosenhemden. 

Herren-Westen 

(GileU  de  Chasse). 


Geeignete  Vertreter  in  Amerika,  Asien  und 
Australien  gesucht. 


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I ~ Gasmotor. 


Kar  die  kedeauon  TS  H.  Jemen.  Berlin  SW..  KoekeueTM  >?.  - «iedmrkt  bei  Jallne  SUlanfeld  lo  Berns  W,  Hea.mrsit«  SS.  64.  bi 

■leraeiyeber : Dr.  R.  Jenneech.  — Kramleelonererlt«  «en  Weither  * Apelern  In  B«rSn  W..  MarSare/nnnueTee  CB. 


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Ab  onnirt 

«IrO  bai  dar  Po« 
and  wo  Baentuadal 
(Wunrn*  * Anun, 
B«Ua  W_,  tU/kgrmfuaU.  W) 
iovIi  ba(  dar  Bldlklltl 


Prall  tiart'UftfcrUok 
tn  dtaUctua  PorffahM  5«  Jt 
üb  Weltpoatvarrtii  ...  1»  . 

Prrh  «r»  iuh  Jüf 
Im  draUdica  U,*»  •* 

Im  WcUpoat*  wfln  . U«  w 
Im  Ver<Uu*n*lM4  . ■ lfU»  > 

M»»«l««  Knmm  40  PI*. 


EXPORT. 

PRGAN 

OES 


Crsclilat  jilio  OiihUj. 

Hizillii, 

du  dral^ufAlUsi  PmtlUell* 
•dar  dar««  Bau» 

■dt  50  Pt  berBcboat, 
vardaa  von  der 

Expedition  des  „Export«“, 

Berlin  8W.,  Kochstr.  ¥7, 

«ut^afaajBiicuifBeu. 


noch  üoberoinkunft 

mit  der  Expodillaik 


Centralvereins  för  Handelsgeographie  und  Förderung  deutscher  Interessen  im  Auslande 


Redaktion  und  Expedition:  Berlin  S.W.,  Kochatrafse  27. 

(G«»<  b4fii*«l  t,  Wuchtet««»  9 bl»  4 UW.) 

Per  .EXFOUl  * Ul  im  deuiacbeu  Postx«itung*kit*log  für  ISA?  unlrsr  Nr.  187b,  Seile  59  eingetragen 


IX.  Jahrgang. 


e^cilin,  Den  1£,  1SS£. 


Nr.  20. 


!)!«••  WodKroidLrUt  verfolgt  d«&  Zwack,  f»rtUaf«edi  Rarität«  ft  bar  dU  !«{•  auerar  L*nl*U«t«  im  Amlendt  rar  KanntnJfi  Ihrer  Lerar  aa  bringaa,  dl«  Interauas  da«  djent.-tche«  Export* 
thaikrftftl«  ta  vtrtrataa,  wwl«  dam  daatathaa' Ba&dal  and  dar  darnach«»  led«»tri«  wlchügi  Mlrthellangen  fcber  die  Rxndebt«ihUuUM  de»  Atailande»  In  kbneatar  Prfct  tn  ftbanslualn. 


flritln,  Zajfmgat)  and  Wartkiaaidnagae  för  des  „Eip»rt’‘  aisd  «o  dl«  Redaktion,  I 
Briefe.  X alt  aagaa . H«ltrltte«»h  I4ra  o % aa,  Warthaandnngan  ffir  dan 


ierlln  E.W.,  KocJutriUa  37,  » richten. 

„Oh It«I rrrfin  ffir  HaadeUif eogrxpMa  *te.M  »lud  BMb  bar  llo  8W  , Kaehatrxft«  37.  *n  »anden 


Inhalt:  Pie  Lage  der  Deutschen  in  Sud-Brasilien.  Von  A.  W Sellin.  (Schluß.)  — • Der  ozeanisch«  PotsUln iDpfcrverkehr:  10.  lie- 
lri«t>Mfg»bnlM«  deutscher  Stedum  pf  ergebe  ll»ch«ften  in»  Jahr*  IH86-  Von  Dr.  Horiti  Lindcroan  tn  Um  men.  — Europa:  Geschäftslage  in  StdKen. 
Warnung  (Origmalbericht  aus  Neapel).  — Afrika:  Hat  Kamerun  eine  Zukunft?  KHma,  Handel  und  Plan  tagen  luu,  »«wie  allgemein  kulturelle  uod 
miMiouarlsohe  Aufgaben  und  Aussicht*!:  in  der  jungen  Kolonie,  aut  Grund  skalier  uud  fremder  Amsciiatiitng  dargestdlt  von  Dr.  Bernhard  Schwarz. 
(EortscUung.)  — Litterarischa  l’mschau.  — Brief  kästen. — Doulscbe  Export  bank  (Abtheilung:  Bi  port-Bureau).  — Anzeigen. 

Dia  Wisdsrgab«  »o«  Artikeln  aut  dem  „Export"  ist  gestattet,  wenn  dis  Bemefkaitg  ItiarugefBgt  wird:  Abdruck  {bezw.  Ueberietziing)  aus  dem  „EXPORT". 


Die  Lage  der  Deutschen  ln  Sud-Brasilien. 

Von 

A.  W.  Sellin. 

(Schlau.) 

In  der  Provini  Säo  Paulo,  welche  ja  bereits"  fast  ganz  dem 
Gebiete  der  Tropen  »»gehört,  trotzdem  aber  auf  ihrem  fruchtbare» 
Hochlande  ein  Klima  hat,  das  unbedingt  als  ein  gesundes  und 
selbst  dem  Deutsche»  zuträgliches  bezeichnet  werden  kann  (19°  C. 
im  Durchschnitt  hei  763  m über  dem  Meere),  giebt  es  keine  nach 
dem  System  des  kleinen  Grundbesitzes  angelegten  deutschen  Ao- 
siedlungen,  wie  in  den  drei  süd brasilianischen  Provinzen,  sondern 
hier  haben  wir  es,  wie  eingangs  bemerkt,  mit  eioem  lsudwirtb- 
schaftlicben  Großbetrieb  zu  thun,  der  ja  allerdings,  weil  er  das 
wichtigste  Ausfuhrprodnkt  Brasiliens,  den  Kaffee,  benrorbringt, 
von  der  gröfsten  Bedeutung  für  das  Land,  aber  ein  Hindernifs 
für  die  Aufnahme  einer  kleiobiuerlichen  Einwanderung  ist.  Dort 
war  es,  wo  einst  die  berüchtigten  Parceria-  oder  Halhpachtverträge 
mit  deutschen  Einwanderern  abgeschlossen  wurden,  welche  so  un- 
endlich viel  zur  Schädigung  der  deutschen  Kolonicen  in  Süd-Bra- 
silieo  beigetrageo  haben.  Das  Verbot  der  Sklaveneinfuhr  in  Bra- 
silien von  1851  und  der  daraus  entspringende  Arbeitermangcl  in  den 
Kaffeedistrikten  der  Provinz  mochten  dazu  die  Veranlassung  ge- 
geben haben,  sodaß  man  sich  nach  einem  Ersatz  umsah,  was  ja 
auch  an  und  für  sich  ganz  berechtigt  gewesen  wäre,  wenn  man 
sieh  dabei  von  den  Prinzipien  der  Gerechtigkeit  in  Betreff  der 
in  Europa  engagirten  Arbeiter  hätte  leiten  lassen.  Das  war  aber 
nicht  der  Fall.  Wenn  auch  die  mit  denselben  abgeschlossenen, 
auf  Gewinn  der  Emteb&lfte  für  das  Instandhalten  der  dem  Besitzer 
gehörenden  Kaffeebäume  beruhenden  Kontrakte  nicht  ungünstig 
waren,  so  wurden  sie  es  doch  in  Folge  der  mit  ihnen  getriebenen 
Mifsbräoche.  Man  gewährte  armen  unwissenden  Leuten  in  Deutsch- 
land und  anderen  Staaten  Europas  sehr  beträchtliche  Vorschüsse, 
um  sie  antulocken,  und  veranlagte  sie  vor  der  Abreise  nach  Bra- 
silien zur  Unterzeichnung  von  Kontrakten,  durch  welche  sie  sich 
mit  ihrer  Person  für  die  Rückzahlung  der  Vorschüsse  haftpflichtig 
machten  und  es  so  ihrem  Lobnberrn  ermöglichten,  das  Abhängig- 
keit* v erb  Alto  iß  so  lange,  wie  es  nor  irgend  angiog,  auszudehneo, 
indem  er  ihnen  Zins  auf  Zins  berechnete  und  sie  mit  einer  Will- 
kürlickkcit  behandelte,  die  nahezu  an  8klaverel  grenzte.  Bei  dem 
Mangel  einer  geordneten  Rechtspflege  und  eioes  heimatlichen  Kon- 
suUrsehoUes  in  Brasilien  war  es  schwer,  gegen  diese  Mifsbrftuche 
einzuflchreiteD,  gegen  die  selbst  der  schweizerische  Gesandte  J.  J.  v. 
Tschudi  durch  seine  bezügliche  Denkschrift,  die  er  am  9.  Oktober 
1860  an  das  brasilianische  Ministerium  richtete,  vergeblich  an- 


kämpfte,*) vergeblich  Abhilfe  zu  schaffen  versucht  hatte,  und  mithin 
war  es  von  der  preußischen  Regierung  durchaus  gerechtfertigt, 

wenn  sie  durch  ihren  mehrfach  erwähnten  Zirkuläreres  vom 
8.  November  1669  wenigstens  einen  Versuch  in  dieser  Rich- 
tung machte.  8ie  hat  damit  thataäcblich  bis  zu  einem  gewissen 
Grade  den  von  ihr  gewollten  Zweck  erreicht,  und  wenn  nicht  durch 
die  allgemein  gehaltene  Fassung  des  Reskriptes  — wie  schon 
früher  bemerkt  — die  auf  anderen  wirtschaftlichen  Grundlagen 
■ich  entwickelnden  Südprovinzea  in  Mitleidenschaft  gezogen  worden 
wären,  so  würde  sich  schwerlich  eine  deutsche  Stimme  gegen  das- 
selbe erhoben  haben. 

Da  nun  übrigens  auch  die  1879  vollzogene  Reform  des  bra- 
silianischen Dienstgesetzes**)  viel  zu  wünschen  übrig  läßt,  so  zwar, 
I daß  die  verdienstvolle  „Sociedade  Central  de  Immigration  in  Rio 
de  Janeiro  sich  bereits  zu  wiederholten  Malen  um  die  Aufhebung 
1 desselben  bei  der  brasilianischen  Regierung  bemüht  hat  und  den 
j Abschlafs  von  Lohnkontraktea  auf  Grundlage  jenes  Gesetzes  nach 
Kräften  zu  verhindern  bestrebt  ist,  so  dürfte  auch  deutscherseits 
i der  Erlais  einer  dasselbe  Ziel  verfolgenden  Probibitivmafsregel  an 
| gezeigt  sein;  für  die  Aufrechterhaltung  des  erwähnten  preußischen 
Erlasses  jedoch  in  seiner  gegenwärtigen  Fassung  scheint  auch  be- 
züglich der  Provinz  Sio  Paulo  keine  Nothwendigkeit  vorzuliegon, 
wenigstens  dürfte  eine  Modifikation  desselben  den  seit  1859  be- 
deutend veränderten  Verhältnissen  entsprechend  oud  nach  Maß- 
gabe der  Vorschläge  dea  Oberamtmanns  Spiel  borg***)  wohl  der 
Erwägung  werth  sein. 

Wenn  nun  aber  auch  in  der  Provinz  8äo  Paulo  viel  gegen 
Deutsche  gesündigt  worden  ist,  so  muß  doch  auch  konstatirt  werden, 
daß  sich  das  Deutschthum  daselbst,  welches  ca.  12-  bis  16  000 
Beelen  umfaßt,  in  materieller  und  geistiger  Hinsicht  nicht  un- 
günstig entwickelt  hat.  Manche  frühere  Halbpacbtbauern  haben 
sich  zu  Plantsgenbesitzern  emporgear beitet,  und  in  der  Provioxial- 
hauptstadt  Säo  Paulo  legen  die  gemeinnützigen  Einrichtungen, 
die  unsere  dortigen  Landsleute  geschaffen  haben  — Schulen,  gesellige 
Mittelpunkte,  Presse  usw.  — ein  günstiges  Zeogniß  sowohl  von  dem 
materiellen  Wob) befinden,  als  von  dem  nationalen  Sinne  derselben 
ab;  vor  allen  Dingen  aber  muß  die  TbzUache  konstatirt  werden,  daß 
sie  dort,  wie  auch  in  Santo»  io  hervorragendem  Maße  im  Groß- 
handel tbätig  and  in  der  Lage  sind,  die  kommerziellen  Beziehungen 
zum  Vaterlande  noch  bedeutend  zu  erweitern.  Die  Auswanderung 


und  Aussichten  im  Jahre  1861. 
im 


*)  Vergl:  Braalliauivche  Zustände 
Berlin,  NicoUi'sch«  Verlagsbuchhandlung, 

**)  Vergl.:  .Süd-Brasilien",1  von  Dr.  Henry  Lange,  Leipzig  1885. 
***)  Yergl.  „Deutsche  Koloaud-Zeitung*,  Jahrgang  1885  S.  318. 


Nr.  20. 


ato 

EXPORT,  Organ  des  Ontralvereiiw  für  H&ndelsgeographie  ek. 


1887. 


unbemittelter  Leute  uaeb  Sä«  Paulo  darf  allerdings  vor  der  Hand 
nicht  ermuntert  werden ; das  deutsche  Kapital  dagegen  dürfte  dort, 
wie  in  der  benachbarten  Provinz  Rio  de  Janeiro,  deren  wirtschaft- 
liche* Leben  ebenfalls  auf  dem  Plantagenbau  beruht,  gegenwärtig 
ein  günstiges  Feld  der  Betätigung  finden.  Manche  Kazeadeiros 
sind  nämlich  geneigt,  ihre  Besitzungen  unter  dem  Druck  der  fort- 
schreitenden Sklaveucmanzipation  zu  sehr  billigen  Preisen  zu  ver- 
kaufen, vielleicht  mit  dem  richtigen  Instinkt,  daß  es  ihnen  doch 
nicht  glücken  wird,  mit  freien  Arbeitern  das  zu  leisten,  was  ihnen 
als  Sklavenhalter  zu  leisten  möglich  war,  zum  Theil  aber  auch 
wohl  in  Folge  einer  durch  schlechte  Wirtschaft  entstandenen  Ver- 
schuldung. Von  besonderer  Bedeutung  für  Plaotagenunternebmungea 
in  diesen  Provinzen  ist  der  Umstand,  dafs  dieselben  über  ein  aus- 
gedehntes Eisenbahnnetz  und  vorzügliche  Häfen  verfügen  und  also 
in  Bezug  auf  den  Verkehr  den  Ansiedlern  ungleich  bessere  Aussichten 
darbieten,  als  die  drei  Südprovinzen,  von  dem  größeren  Werth 
ihres  Hauptstapelartikels,  des  Kaffees,  ganz  abgesehen. 

Übrigens  soll  nicht  unerwähnt  bleiben,  dafs  im  Süden  der 
Provinz  noch  viele  disponible  und  fruchtbare  Staatsländereien 
liegen,  welche  der  Kolonisation  erschlossen  werden  konnten. 

Auf  die  deutschen  Ackerbaukulonieen  in  Mittel-Brasilien  mag 
hier  nur  in  aller  Kürze  bezug  genommen  werden,  da  siü  ihrer 
tatsächlichen  Bedeutung  und  EntwiokelnngsfBbigkeit  nach  weit 
hinter  den  südbrasilianischen  Ansiedlungen  zurückstehen.  Schon 
1820  waren  im  Gebirge  bei  Rio  de  Janeiro  Schweizer  und 
Deutsche  angesiedelt  worden,  dereu  Nachkommen  heute  noch  die 
Thäler  von  Keu-Freiburg  kultiviren  und  die  Hauptstadt  mit  Ge- 
müse versorgen.  Manche  von  ihnen  leben  in  einem  gewissen 
Wohlstände,  dessen  Ursachen  zum  Tbeil  auf  die  guten  Einnahmen 
zuröckgeführt  werden  können,  welche  dem  Orte  Neu-Freiburg  all- 
jährlich durch  Sommerfrischler  aus  Rio  zngeführt  werden;  auch 
wird  dort  noch  deutsch  gesprochen,  doch  läßt  die  Durchsetzung 
der  deutschen  mit  brasilianischen  Niederlassungen  die  dauernde  Auf- 
rechtcrhaltung  dea  Deutschtums  als  sehr  fragwürdig  erscheinen. 
Dasselbe  gilt  in  Bezug  auf  die  benachbarte,  im  Jahre  1846  entstan- 
dene Kolonie  Petropolis,  55  km  nördlich  von  Rio  und  842  m über 
dem  Meere.  Ursprünglich  als  eine  Ansiedlung  von  dcutschcu 
Cbausseearbeitern  gegründet,  welchen  die  Herstellung  einer  roacada- 
misirten  Strafse  von  der  Bai  von  Rio  nach  dem  kaiserlichen  Land- 
gut Corrego  aecco  oblag,  wurde  dieselbe  durch  unerwarteten  Zuzug 
von  im  Ganzen  2 300  deutschen  Eiuwanderern  erweitert,  welche 
auf  jenem  Landgute  und  in  dessen  Nähe  aefsbaft  gemacht  wurden, 
ihr  im  Ganzen  gutes  Fortkommen  aber  mehr  dem  Umstande,  dafa 
ihnen  bei  der  Erbauung  des  kaiserlichen  Sommerpalastes  und  an- 
derer Gebäude  gute  Lohnarbeit  geboten  wurde,  als  dem  Landbau 
zu  verdanken  haben,  für  dessen  ergiebigen  Betrieb  ihre  kleinen, 
nur  3 preufsisrbe  Morgen  abschüssigen  Landes  umfassenden  Grund- 
stücke nicht  die  nötigen  Vorbedingungen  gewährten. 

In  der  Provinz  Espirito  Santo  wurde  1847  die  Kolonie  Santa 
Izabrl  angelegt,  welche  fruchtbare,  für  die  Kaffeekultur  geeignete 
Ländereien  und  in  Anbetracht  ihrer  gebirgigen  Lage  zwar  ein 
heifses,  aber  kein  ungesundes  Klima  hat  und  gegenwärtig  ca.  2000 
Bewohner  deutscher  Abkunft  zählt,  die  sich  im  Ganzen  und 
Großen  in  erfreulicher  Lage  befinden,  jedoch  zu  einer  völligen 
Entwickelung  ihrer  Leistungsfähigkeit  erst  danu  gelangen  werden, 
wenn  die  Provinz  direkten  Daropferverkehr  mit  Europa  und  eine 
Eisenbahnverbindung  mit  Rio  de  Janeiro  haben  wird.  Ähnlich 
liegen  die  Verhältnisse  auf  der  im  J.  1867  gegründeten  Kolonie  Santa 
Leopoldina,  deren  ursprüngliche  Bevölkerung  auch  deutsch,  seit  10 
Jahren  aber  mit  Italienern  untermischt  worden  ist.  Die  Gesammt- 
zahl  der  Bewohner  beläuft  sich  auf  ca.  13  000,  und  die  brasi- 
lianische Regierung  hat  hier  und  auf  der  noch  neueren  Kolonie  Rio 
Novo  mit  der  Besiedlung  sehr  bedeutende  Summen  verausgabt,  die 
aber  wohl  nicht  immer  iq  der  richtigen  Weise  angewendet  sein 
mögen.  Dafs  aber  tbatsächlicb  europäische  Landleute  in  diesem 
Landstrich,  dank  den  reichen  Erträgen  der  Kaffeekultur,  als  Klein- 
bauern zu  prosperiren  vermögen,  steht  außer  Frag«. 

Auch  in  der  einst  so  berüchtigten,  noch  nördlicher,  in  der 
Provinz  Minas  Geraes  gelegenen  Kolonie  am  Mucary  wirft  die 
Kaffeekultur  reiche  Erträge  ab;  aber  die  grol'sc  Eutfernuug  bis  zu 
den  Kousumplfitzeu,  deren  Nachtheile  man  allerdings  neuerdings 
durch  den  Bau  einer  Eisenbahn  nach  der  Küste  zu  paralysiren  ver- 
sucht hat,  erschwert  die  Verwerthung  des  Produktes,  und  so  finden 
wir  uuter  den  1000  deutschen  Kolonisteu,  welche  am  oberen 
Mucury  und  in  der  Ortschaft  Theophilo  Ottonl  angesiedelt  sind,  nur 
einen  »ehr  bescheidenen  Wohlstand;  doch  mufs  man  es  diesen 
Kolonisten  zuro  Ruhme  naebsageo,  dafa  sie  sich  trotz  ihrer  geringen 
Zahl  deutsch  erhalten  haben,  wofür  allerdings  ihrem  trefflichen 
Pastor  Höllerbach  ein  Hauptverdienst  zazusebreiben  sein  dürfte. 
Die  Geschichte  der  Kolonie  ist  bekannt;  zahlreich  starben  die 


| ersten  Einwanderer  auf  dem  Sumpfboden  im  Küstengebiet  dahin, 
! und  die  das  höhere  Ansied lungsgcbiet  Erreichenden  hatten  ein 
Leben  voller  Entbehrung  und  Kämpfe  mit  wilden  Botokuden  durch- 
zumacben,  bis  es  ihnen  gelang,  in  ihre  heutigen  Verhältnisse  zu 
gelangen.  Ihre  Mißgeschicke,  welche  von  Ave-Lalleinanl  iu 
lebhaften  Farben  geschildert  wurden"),  sind  ja  bekannt  und  gaben 
neben  den  Mißbräuchen  der  Parceriaverträge  die  Veranlassung  zum 
Erlafs  des  mchrerwähnten  preußischen  Reskriptes  von  1859. 

Die  zu  Anfang  des  Jahrhunderts  in  der  Provinz  Bahia  auge- 
; legten  deutschen  Kolonien  Sao  Agostinho  und  Leopoldina  sind  in 
ihrer  deutschen  Eigenart  lange  uotergegangen  und  ihre  Bewohner 
brasilianisirt.  Ein  im  im  J.  1874  auf  den  Ländereien  von  Egos 
Moniz  Barreto  de  Aragäo  mit  der  Ansiedlung  von  Deutschen  ge- 
1 machter  Versuch  hat  aber  kläglich  Schiff  brach  gelitten,  und  in  sei- 
nem in  Hamburg  erschienenen  Prolestberiebte  mußte  der  Gründer 
selbst  die  Thatsache  einräumen,  daß  von  den  208  Einwanderern 
binnen  2 Monaten  18  starben,  sodaß  also  die  Annahme  wohl  be- 
rechtigt ist,  dafs  jene  Gegend  klimatisch  für  die  Ansiedluog  von 
Deutschen  durchaus  ungünstig  ist. 

Wenn  man  auch  einzelnen  ioi  mittleren  Brasilien  gelegenen 
deutsche»  Ansiedlungen,  wie  z.  B.  .Santa  Leopoldina  und  Santa  lsabel 
die 1 Lebensfähigkeit  nicht  abspreeben  kann,  so  müßte  doch  stets 
1 von  Dentscbland  aus  eine  strenge  Vigilanz  über  alle  deutschen  Ko- 
lonisattonsunternebmuDgeo  daselbst  geübt  werden,  damit  sich  nicht 
! Fälle,  wie  die  oben  geschilderten,  wiederholen  uud  in  ihren  Folgen 
auch  die  sndbrasilianischen  Ansiedlungen  treffen. 

Günstiger  als  die  deutsche  Kolonisation,  hat  sich  im  mittleren 
Brasilien  der  deutsche  Handel  entwickelt.  Er  ist  an  allen  Küsten- 
Plätzen  vertreten  und  hat  namentlich  an  dem  großen  Emporium. 
Rio  de  Janeiro,  gegenüber  den  anderen  handeltreibenden  Nationen, 
im  letzten  Dezennium  sehr  bedeutend  an  Terrain  gewonnen.  Wah- 
rend z.  B.  ira  Jahre  1871  im  ganzen  Kaiserreiche  nur  für  8418827.  H 
deutsche  Manufakturwaareo  eiugefübrt  wurden,  bezifferte  sich  der 
Werth  der  im  Jahre  1880  allein  in  Rio  de  Janeiro  direkt  aus 
Deutschland  eingeführten  Manufakturwaareo  auf  13400000  der 
indirekten  Einfuhr  und  der  Zunahme  unseres  Absatzes  in  anderen 
Waarenklassen  gar  nicht  zu  gedenken.  In  demselben  Maße  hat 
aber  auch  die  Betheiliguog  der  deutschen  Rbederei  am  Handel  mit 
Brasilien  zugenommen,  namentlich  seit  Freigabe  der  Küstenschiff- 
fahrt für  ausländische  Schiffe,  und  ohne  Frage  steht  dieses  Resultat 
mit  der  Entwickelung  der  südbrasilianischeu  Kolonisation  in  Ver- 
bindung. da  diese  die  dortigen  Märkte,  welche  in  Folge  maritimer 
Schwierigkeiten  (Barre  von  Rio  Grande)  zum  Theil  auf  indirekte 
Waarenbezüge,  via  Rio  de  Janeiro,  angewiesen  sind,  erst  kaufkräftig 
gemacht  hat  Wohl  krankt  das  Geschäft  in  Brasilien  im  Allge- 
meinen unausgesetzt  an  Kursschwankungen  und  dem  niedrigen 
Stand  der  brasilianischen  Valuta,  auch  macht  sich  dort  eine  maß- 
lose Konkurrenz  geltend,  die  um  so  schlimmer  ist,  als  ihr  in  den 
Verkehrtheiten  der  dortigen  Zoll-  und  Haudelsgesetzgcbuog,  vor 
allen  Dingen  aber  in  dem  auffallenden  Mangel  an  Recbtsbewofst- 
sein  bei  der  brasilianischen  Bevölkerung,  durch  welchen  der  Be- 
stechung Thür  uud  Thor  geöffnet  wird,  das  verwerfliche  Mittet  zur 
Besiegung  der  Mitbewerber  geboten  ist;  doch  sind  dies  letztere 
TbaUachen,  mit  denen  man  ja  auch  auf  anderen  überseeischen 
Märkten,  und  nicht  zuletzt  in  den  Vereinigten  Staaten,  zu  rechnen 
t hat.  Wollen  wir  überhaupt  einen  Vergleich  zwischen  den  letztereu 
und  Brasilien  in  kommerzieller  Hinsicht  anstellen,  so  fällt  derselbe 
sehr  zu  Gunsten  des  südamcrikanischen  Kaiserreiches  aus.  Dieses 
ist  vor  der  Hand  noch  eiu  reiner  Ackerbaustaat  und  mufs  cs  noch 
für  undenkliche  Zeit  bleiben;  ein  verhällnifsmifsig  kleiner  Küsten- 
strich ist  erst  besiedelt  und  seine  Produktion  an  Rohstoffen  und 
Kolonialwauren  ist  einer  unbegrenzten  Entwickelung  fähig.  Die 
Vereinigten  Staaten  sind  dagegen,  wie  früher  bereits  naebgewiesen. 
in  ihren  besiedlungsfäbigen  Theilen  fast  okkopirt,  können  wenigsten» 
nur  noch  eine  sehr  beschränkte  ackerbautreibende  Einwanderung 
in  der  bisherigen  Weise  unterbringen,  sodafs  sich  dort  mit  Hilfe 
des  nicht  im  Ackerbau  verwendbaren  Arbeiterpersonals  eine  mäch- 
tige Industrie  entwickelt  hat,  welche  der  unserigeu  auf  dem  Welt- 
märkte bereits  eine  schlimme  Konkurrenz  bereitet.  Selbstverständlich 
machten  sich  diese  Verhältnisse  in  den  gegenseitigen  Handels- 
umsätzen bemerk! ich,  und  für  den  Zeitraum  bis  1879  bat  Hübbe- 
Sclileiden  nachgewiesen,  daß,  während  unsere  Auswanderung 
nach  Nord  - Amerika  50  mal  stärker  war,  als  die  nach  Brasilien, 
unsere  Ausfuhr  nach  Nord  - Amerika  nicht  einmal  um  die  Hälfte 
pro  Kopf  der  Gesammtbevölkerung  größer  war,  als  die  nach  Bra- 
silien, und  dafs  seit  1859  die  Ausfuhr  nach  Nord -Amerika  über- 
haupt keine  Steigerung  erfahren,  unsere  Ausfuhr  nach  Brasilien 

*)  Vrrg!.  \ ve-Lallemsut,  Am  Mucury.  Eine  Wsldgv. schichte.  Ham- 
( tnug  1858. 


Nr.  20. 


311 

188?.  EXPORT,  Organ  de*  Centraherein«  für  Handefsgeograpliie  etc. 


dagegen  sieb  dem  Wartha  nach  mehr  als  verdoppelt  bat*).  Es 
stellt  also  aufser  Frage,  daf»  Brasilien,  zumal  wenn  wir  in  Erwä- 
gung ziehen,  dafs  es  uns  nnr  solche  Produkte  xuföbrt,  welche  wir 
nicht  produzireo  kennen,  während  die  Vereinigten  Staaten  unserer 
Landwirtschaft  und  indnstrie  mit  ihren  meisten  Ausfahrprodukten 
eine  verderbliche  Konkurrenz  bereiten,  von  ungleich  buberer  kom- 
merzieller Bedeutung  für  uns  ist,  als  jene.  Es  sollte  daher  von 
deutscher  Seite  nichts  unterlassen  werden,  am  den  gegenseitigen 
Handels  verkehr  zu  fordern,  and  da  sich  derselbe  naebgewiesener- 
mafsen  nnr  mit  Hilfe  der  deutschen  Kolonisation  in  Süd -Brasilien 
bis  za  seiner  heutigen  Blüte  entwickelt  bat,  so  sollte  man  diese 
wenigstens  dadurch  zu  heben  suchen,  dafs  man  den  Zafiufs  von 
Auswanderern  dorthin  nicht  gesetzlich  hemmt.  Ob  freilich  nach 
Aufhebung  des  Ministerialerlasses  von  1859  die  deutsche  Auswan- 
derung nach  Brasilien  auf  Kosten  der  nach  den  Vereinigten  Staaten 
gerichteten  sich  mehren  wird,  läfst  sich  weder  bejahen,  noch  ver- 
neinen**), jedenfalls  aber  läfst  sich  die  Mafaregel  weder  mit  den 
deutschen  Handels-  und  Verkehrsinteressen,  noch  mit  dem  nationalen 
Interesse,  welches  die  südbrasiliaotschen  Anaiedlungen  für  ans 
haben,  vereinigen;  denn,  wie  schon  früher  bemerkt,  können  diese 
ihre  deutsche  Eigenart  and  ihre  hervorragende  wirtschaftliche 
Stellung  nur  dann  dauernd  aufrecht  erhalten,  wenn  die  Verbindung 
mit  dem  Stammlinde  durch  beständige  Zuwanderung  von  dort  auf- 
recht erhalten  bleibt. 

An  eine  MasBenauswanderung  nach  Brasilien  kann  dabei  nicht 
gedacht  werden,  da  die  bei  der  Kolonisation  in  Th&tigkeit  treten- 
den staatlichen  Faktoren  nicht  so  geartet  sind,  die  Aufnahme  von 
mehr  als  90-  bis  30  000  Einwanderern  pro  Jahr  zu  ermöglichen, 
es  sei  denn,  data  die  Kolonisation  von  kapitalkräftigen  deutschen 
Gesellschaften  in  die  Hand  genommen  würde,  wozu  ja  jetzt  einige 
Aussicht  vorhanden  ist.  8o!lten  sich  aber  auch  nur  10  bis  540  % 
der  jährlichen  deutschen  Auswanderung  nach  Brasilien  wenden,  so 
wäre  damit  schon  Alles  erreicht,  was  wir  im  nationalen  Interesse 
wünschen  konnten;  denn  dann  wären  die  ‘120000  Dänischen, 
welche  heute  im  Kaiserreiche  leben,  mit  Ausnahme  vereinzelter  ; 
Renegaten  gegen  eine  Verwelschung  gefeit.  Um  die  Entwicklung 
ihrer  internen  Verhältnisse  würde  man  sich  aber  von  hier  aus 
nicht  zu  bekümmern  haben;  denn  für  diejenigen,  welche  nur  vor-  , 
übergebend  im  Lande  sind  and  deutsche  Bürger  bleiben,  bat  ja  ; 
die  Konsularkoovention  den  nötbtgen  Rechtsschutz  herzustellen 
versucht,  allen  Andern  ist  aber  in  der  Naturalisation  das  Mittel 
za  einer  gedeihlichen  Wahrnehmung  ihm  bürgerlichen  Interessen 
und  die  Möglichkeit  geboten,  ihre  germanische  Eigenart  in  der 
weiteren  historischen  Entwickelung  des  schönen  Landes  zur  Gel- 
tung zu  bringen,  vorausgesetzt,  dafs  ihnen  nicht,  wie  bisher,  der 
Zuzug  von  Stammesgenosaen  aus  der  Heimatb  durch  gesetzliche 
Maßregeln  oder  administrative  Erschwerungen  abgeschnitten  wird. 

Der  ozeaüUche  Postdampferverkehr. 

Von  Dt.  Moritz  Linde  man  in  Bremen. 

10.  Belriebsergebnisse  deutscher  Seedarapfergeaell- 
schaften  in  Jahre  1886. 

Die  am  18.  April  d.  J.  in  Bremen  stattgehabte  Jahresversamm- 
lung des  „ Norddeutschen  Lloyd*  giebt  Vermultaaung  zu  einem  ver- 
gleichenden Rückblick  über  die  Betriebsergebaisse  der  verschiedenen 
deutschen  Gesellschaften  für  ozeanischen  Dampfer  verkehr  im  vorigen 
Jahre;  von  den  meisten  liegen  uns  die  Jahresberichte  vor. 

Um  zunächst  mit  dem  „Norddeutschen  Lloyd*  zn  be- 
ginuen,  so  kündigt  der  Verwaltungsrath  an  der  Sprue  seines  Be- 
richtes die  Verkeilung  einer  Dividende  von  7 °/e  für  die  Aktie  an. 
Die  Betriebsüberschüsse  von  1886  betrugen  89488Ö7sso . ff  Davon 
gehen  ab:  1000000  <4f  Zinsen  auf  Anleihen;  Geschäftsunkosten: 
allgemeine  mit  490387, «ä  c4(  und  für  Reichspostdampferlinien  mit 
64241.au  tM , ferner  Einkorn meusteuer  mit  I31298,v,  »4%  sodaf» 
6691412, £«  , ff  verbleiben.  Die  Abschreibungen:  auf  Anleihe- 
Negoriiruogs-  Konto,  auf  Schiffs-KapiUl-Konto,  auf  die  Üockanlage 
in  Bremerhaven,  auf  den  Pier  in  Hobokeu,  endlich  auf  die  Wasch- 
anstalt, betragen  3748783,#  . /i'  Mit  einem  kleinen  Saldo  aus  1886 
heträgt  der  Reingewinn  für  1886  2943246, «i  <4t  Ober  diese  Summe 


wurde  wie  folgt  verfügt: 

6%  pro  Aktie  Dividende I 500000^».^/ 

5 70  Tantieme  des  Verwalt  ungsrath*  ...  72  I3l,wi  . 

Dotinmg  des  Vereteheraagvtondft « 

2%  pro  Aktie  .Super-Dividend?  .....  *'*00  ♦ *3Ö,ai  „ 

Potirung  des  Erneuer angsfoads  .....  ♦■04  „ 

Auf  1637  üti ertragener  Saldo • , i , > 


2 84.V24jl«.W 

•*)  Vgl.  Hübbe- Sc  kleiden,  Deutsche  Kelcuiimtiun..  tUiaburg  1881. 
**)  Vgl.  W.  Rosefaer  und  K.  Jaunnscb,  Holoniern.  kolonialpoliiik 
und  Anew&ademag«  Lriptig  1685,  3,412.  _ 


Was  die  Passagierbeförderung  betrifft,  so  hat  in  der  New- Yorker 
Fahrt,  namentlich  bei  den  Ausreisen,  der  Passagierverkehr  etwas  abge- 
nomineo.  Es  wurden  94  Rundreisen  (hin  und  zurück)  gemacht, 
davon  entfallen  7l  auf  die  8 Schnelldampfer  der  Gesellschaft.  Be- 
züglich dieser  Schnelldampfer  beifst  es  im  Bericht:  „Die  Vorzüge 
I dieser  Dampfer,  insbesondere  ihre  Schnelligkeit  und  die  Promptheit 
j ihrer  Expeditionen,  batten  wir  gegen  Schluf»  des  Jahres  noch  die 
1 Geougthuung  in  ganz  besonderer  Weise  dadurch  anerkannt  zu  sehen, 
dafs  die  englische  Postverwaltung  uns  die  Beförderung  der  eng- 
lischen Donnerstags-Post  nach  New  York  bis  zum  1.  März  d J. 
Übertrug.  Bei  Ablauf  de»  bicranf  bezüglichen  Vertrages  hat  die  eng- 
lische Postverwaltung  denselben  aus  Rücksicht  gegen  die  Liver- 
pool Gesellschaften  allerdings  nicht  erneuert,  und  uoscro  Dampfern 
wird  jetzt  nur  die  Post  zugeführt,  welche  sich  vom  Mittwoch 
bis  zum  Donnerstag  ansamroelt  und  insbesondere  diejenigen  Briefe 
umfafst,  deren  Beförderung  mit  unsero  Dampfern  von  dem  Absen- 
der durch  besonderen  Vermerk  ausdrücklich  gewünscht  wird.  Das 
finanzielle  Ergebnifs  der  Postbeförderung  ist  hierdurch  für  uns  je- 
doch kein  schlechteres  geworden,  da  wir  nnsere  Dampfer,  die  be- 
reits Nachmittags  in  Southaiuptou  ankomraon.  jetzt  nicht  mehr  auf 
den  erst  nm  Mitternacht  von  London  kommenden  Exprefszug,  wel- 
cher die  letzte  Post  brachte,  warten  zu  lassen  brauchen,  sondern 
dieselben  nach  kurzem  Aufenthalt  sofort  weiterexpediren  können, 
wodurch  nicht  anerbebliche  Kosten  gespart  werden.“ 

Ein  neunter  Schnelldampfer,  der  noch  um  eine  Seemeile  in 
der  Stunde  schneller  fahren  soll  als  die  andern,  ist  in  Bestellung 
gegeben.  Die  Ergebnisse  der  28  Reisen  nach  Baltimore  waren  be- 
friedigend; die  Ergebnisse  der  37  nach  Brasilien  und  dem  La  Plata 
unternommenen  Reisen  haben  in  Folge  der  scharfen  Konkurrenz 
uud  der  Betriebsstörungen,  welche  die  QuarantänemafsregelQ  in 
Brasilien  und  Argentinien  veranlagten,  den  Erwartungen  nicht 
ganz  eotaproebeo. 

Bezüglich  derneuen  Reichspnstdampferlioien  beifst  es  nach 
eingehender  Würdigung  der  patriotischen  Bedeutung  der  Eröffnungs- 
feier arn  30.  Juni:  „Bia  zuui  Jahressoll lufs  haben  ft  Dampfer  nach 
Ost-Asien  und  4 nach  Australien  ihre  Reise  vollendet.  Die  Erfolge 
sind  der  Art,  dafs  man  mit  Vertrauen  in  die  Zukunft  blicken  kanu. 
Ausgehend  wie  rückkehreod  haben  die  Dampfer  stets  volle  Gfiter- 
ladung  gehabt;  der  Passagierverkehr  war  bisher  unbedeutend,  was 
zum  Theil  darin  begründet  ist,  dafs  die  Hauptreisesaison  des  ost- 
asiatischen  und  australischen  Kajütenpabliknms  in  die  nasse  Hälfte 
des  Jahres  fällt.“  Eine  wirksame  Hebung  des  Kajüten  paasagier- 
verkehr«  verspricht  sich  der  Lloyd  von  dem  Anlanfen  Genuas 
durch  die  Dampfer  der  Häuptlings,  in  Rücksicht  auf  die  dort  mün- 
denden grofsen  Schienenwege  des  Brenner,  des  Gotthard  und  des 
Mont  Cenis.  Der  bezüglichen  Vorstellung  dürfte  die  Reichsregierung 
eventuell  znstimmen.  Sodann  heifst  es  wörtlich: 

„Die  6 für  die  nenen  Linien  bestimmtet,  beim  „Vulkan“  in 
Stettin  in  Ban  gegebenen  Dampfer  sind  uns  inzwischen  geliefert 
wordeo.  Von  ihnen  sind  die  3 kleineren,  „Stettin“,  „Lübeck*  und 
„Danzig“,  in  der  Mittelmeerlinie  und  in  den  Anschlufslioien  be- 
schäftigt, während  die  3 grofsen,  „Prenfson*  „Bayern“  und  „Sach- 
sen“, in  die  Haupdinien  eingestellt  sind.  Was  den  Komfort  und 
die  innere  Einrichtung  der  letzteren  9 Schiffe  anbetrifft,  so  können 
wir  ohne  Übertreibung  sagen,  dafs  solche  Dampfer  in  jenen  Gegen- 
den noch  nicht  gesehen  worden  sind,  und  auch  io  der  Schnelligkeit 
I haben  sowohl  diese  wie  die  übrigen  in  die  neuen  Linien  einge- 
I stellten  Dampfer  sich  ao  gut  bewährt,  dafs  sie  nicht  allein  vielfach 
vor  der  fahrplanmäfsigen  Zeit  in  den  Bestimmungshäfen  angekominen 
sind,  sondern  auch  in  einigen  Fällen  die  Post  schneller  zur  Ab- 
! litferung  gebracht  haben,  als  dies  von  irgend  einer  der  konknrri- 
1 rendeo  Linien  je  zuvor  geschehen  ist." 

Hierauf  gedenkt  der  Bericht  noch  der  verspäteten  Lieferung 
der  meisten  Schiffe  seitens  des  „Vulkan*.  Vermöge  der  dem  Lloyd 
, zur  Verfügung  stehenden  größeren  Zahl  von  Dampfern  konnte  eine 
Betriebsstörung  vermieden  werden;  letztere  trat  aber  in  Folge  der 
Quarantäne  MafsregL-ln  im  Mittelrnoor  in  grofsem  Mafsstahe  ein;  die 
Mittel  meerfahrt  blieb  auf  die  Linie  Brindisi — Port  Said  beschränkt, 
und  das  finanzielle  Ergebnifs  der  Mittelmeerlinie  ist  trotz  des  Zu- 
schusses der  Regierung  ein  recht  trauriges. 

Der  Verluat  der  Keichspostdaropferlinien  wurde  sich  für  di« 
dcmnächitige  Verrechnung  mit  der  Reichsregierung  noch  um  die 
geraifs  Art.  26  sub  5 de»  Vertrages  zu  berechnenden  Zinsen  er- 
höben. 

Im  Gausen  sind  auf  dan  neuen  Linien  befördert  worden  au 
Personen: 

:m»gi-bcuit  cliiVi><nn»i-ii>1 

in  der  mtaslatlwhen  Fahrt  ...  811  274 

in  der  australischen  Fahrt  ...  1 753  MS 

[ an  ansgehenden  Gütern: 


312 

Nr.  20.  EXPORT,  Organ  de«  Cemtralvereim  für  Handelsgeographie  etc.  1887. 


nach  0«t-A»ieu  . 7 176  cbm 

nach  Australien 9 898  „ 

Auf  den  übrigen  Linien  stellt  sich  der  Personen*  und  Güter- 
verkehr im  Vergleich  zum  Vorjahre  wie  folgt: 

An  Personen  worden  befördert: 

mm  c«c6D  lass 

■QJdfhcnil  «lnkotnaend  tuagchf-ndl  HaKoraipcnd 

New* Yorker  Fahrt  . . 66  160  24  438  77  394  80  780 

Baltimore  ...  21  063  2 615  7 473  2 009 

Gahaaton  ...  433  8 582  38 

Südamerikanische  Fahrt  6 676  1 808  6 252  1 086 

84  831  28  870  90  701  83  913 

113201  124  614 

An  Gütern  worden  1886  befördert: 


nach  New  York 113  876  cbm,  gegen  114  486  cbm  in  1885 

, Baltimore  . 13  799  , . 9 094  . „ . 

. OalTeston 65  „ . 807  . . . 


. Södamerikaouchen  Häfen  . 65  908  . . 74  073  „ . . 

Die  englische  Fahrt  war  wenig  befriedigend.  Dem  Gewinn* 
und  Verlustkonto  für  1886  ist  zu  entnehmen,  dafs  sich  ergab: 
in  der  Abtheilung  Assekuranz  ein  Gewinn  von  . . 169  308«  M 

„ „ . Europäische  Fahrt  „ „ ...  494  185,»  . 

H „ . Tran  »atlantische  Fahrt: 

New-YoTker  Fahrt.  . Gewinn  5 293  049.»  M 

Baltimore  .....  572  877 jo  . 

Galveston  . . . . . 22  323«  . 

Brasil-  and  La  Plata- Fahrt  . 36  697«  . 

Zusammen  5 924  948«  .4/ 
davon  ab  für  antsergewohnliche  Reparaturen  866  445«  . 

Blei bf"5 05850279»  .// 

HaUsia  tische  und  australische 
Fahrt,  Cberschu  Es  von  9 Rei- 
sen nach  Ost* Asien  und 

Australien 1 15  947,»  .// 

Verlust  der  Mitielmeerfahrt  . 46  981«  . 


l'berscbufs  (einschliefalich 
Zuschuß  vom  Reich  h rata)  68  965«  . 

Abschreibung  ....  323  OOP«  . 

Verlast 254  034«  Jt 

Bleibt  Gewinn  in  der  ozeanischen  Dampfschifffahrt.  ...  4 804  468«  M 


Dem  Bilanz -Konto  «eien  folgende  Daten,  und  zwar  zunächst 
dem  Debet,  entnommen:  Seeschifffahrts- Kapital- Konto,  10  Dampfer 
europäischer  und  37  Dampfer  transatlantischer  Fahrt  mit  Inventar 
nach  erfolgter  Abschreibung  für  Abnutzung  bis  Ende  1886: 
50  981  000  «/#.  Weserschifffahrts-KapitAl-Konto  (17  Flufsdarapfer 
und  60  Flufakibne)  nach  dergleichen  Abschreibung:  2 340  000«/#. 
Reparaturwerkstatt  in  Bremen  297  1 Gl  <#,  Immobilien  254  025*#. 
Dockanlage  im  Bremer  Hafen  2 268  000  «#,  Pier  (Landungsplatz  mit 
Lager-  oud  Wohnräumen)  in  New  York  1 866  000  «#,  Reparatur- 
werkstättenbetrieb  (Lager  von  Materialien,  Reservemaschinentbeilen 
usw.)  1 462  690  «#,  Effekten -Konto  3 100  000  «#,  verschiedene 
Debitoren  3 903  000«#.  Im  Credit  finden  wir  unter  Aktien- Konto 
30  000  000  <#,  unter  Reservefonds  3 000  000  «#,  unter  Eroeoerungs- 
foods  5116  936«#,  unter  Versicherungsfonds  3 484  144  «#,  unter 
Anleihen:  Anleihe  von  1883  14  661  300*#  und  Anleihe  von  1885 
10  000  000  «#,  zusammen  24  661300  «•#,  endlich  diverse  Kredi- 
toren mit  3 157  483  «#. 

Die  Hamburg  - Amerikanische  Paeketfabrt- Aktien- 
Gesellschaft  nahm  in  der  Generalversammlung  vom  29.  März  18B7 
den  Bericht  des  Vorstandes  und  Aufsichtsratbs  über  das  40.  Ge- 
schäftsjahr (1886)  entgegen.  Die  Abrechnung  ergab  einen  Betriebs- 
gewinn von  2 874  387,06  «#.  Davon  wurden  zunächst  Zinsen  für 
die  Prioritälsanleihe  mit  267  750  «#  und  Abschreibungen  vom 
Werth  der  Schiffe  usw.  mit  1475  006  «#  abgesetzt.  Von  dem  Rest- 
beträge wurden  6°/o  auf  Reserve-Konto  übertragen,  und  es  blieben 
sonach  600  000  «#  zur  Vertheilong  einer  4prozentigen  Dividende 
auf  das  Aktienkapital  von  15  000  000«#  (die  Aktie  zu  1000«#). 
Dafs  überhaupt  eine  Dividende  vertheill  werden  konnte,  ist  einmal 
der  in  der  allgemeinen  Geschäftslage  eiogetretenen  Besserung,  so- 
dann und  hauptsächlich  dem  Umstande  zuzoscb reiben,  dafs  es  dem 
Voratando  gelang,  am  1.  Juni  v.  J.  mit  den  unter  dem  Namen 
„Union“  vereinigten  Dampfschiffrbedereien  von  Edw.  Carr  und 
Rob.  M-  Sloman  & Cie.  eine  Übereinkunft  zu  scbliefsen, 
durch  welche  der  Konkurrenzkampf  unter  den  an  der  New-Yorker 
Fahrt  betheiligten  Linien  beseitigt  wird.  Der  Bericht  sagt:  „Ver- 
mittelst des  großen  Materials  an  Schiffen,  Über  welches  die  ver- 
einigten Linien  verfügen,  wird  den  Anforderungen  des  Verkehrs 
auf  der  New-Yorker  Fahrt  unter  gewöhnlichen  Umständen  mehr  als 
genügt;  weon  der  Verkehr  aufsergewöbnlicbe  Aufstellungen  erfor- 
derte, wurde  Extramaterial  eingestellt.  Der  auf  diese  Weise  ge- 


schaffene Zustand  entspricht  den  Interessen  des  verladenden  Publi- 
kums vollauf.  Die  Führung  des  Passagiergeschäfts  für  beide  Par- 
teien ist  in  die  Hände  der  „Hamborg-Amerikanischen  Packetfahrt- 
Gesellschaft“  übergegangen.  — Die  in  der  Konferenz  der  nord- 
europäischen  Linien  am  1.  Juli  1885  für  die  Überfahrt  nach  deu 
Vereinigten  Staaten  festgesetzten  Passagepreise  konnten  in  Ver- 
anlassung des  in  der  zweiten  Hälfte  des  Jahres  erfolgten  Austritts 
der  Antwerpener  Gesellschaft  nicht  auf  der  ursprünglichen  Höbe 
erhalten  werden;  mit  den  britischen  Linien  wurde  bezüglich  des 
Passagiergescbäfts  in  Hamburg  eine  Konvention  abgeschlossen. 

Am  1.  Juli  v.  J.  begann  die  Gesellschaft  einen  monatlichen 
Daropferdienst  zwischen  Stettin  und  New  York  an  Stelle  der  bisher 
von  einer  Stettiner  Rbederei- Firma  unterhaltenen  unregelmäßigen 
Verbindung.  Es  wurden  io  dieseT  Linie  zwei  in  England  erbaote 
niederländische  Dampfer,  die  jetzt  „Gothia“  nnd  „Slavonia“  ge- 
nannten, eingestellt;  die  Stettiner  Kaufmannschaft  zeigte  vielseitiges 
Entgegenkommen,  und  die  Ergebnisse  dieses  Betriebes  scheinen 
befriedigend. 

Auch  die  Fahrten  der  westindisch -mexicanischen  Linie  (vier 
Expeditionen  im  Monat)  werden  als  befriedigend  bezeichnet;  ein 
neuer,  auf  der  bekannten  Reiherstiegswcrfl  in  Hamburg  erbauter 
i Stahldampfer,  „Fraocia“,  wurde  in  diese  Linie  eingestellt  Erheb- 
liche Unfälle  der  Schiffe  ereigneten  sich  nicht  und  in  Folge  dessen 
wuchs  der  Reservefonds  auf  8 099  601  «#  an.  Die  erste  4l/j- 
prozentlge  Prioritäts-Anleihe  konnte  im  Juli  v.  J.  in  eine  4 prozen- 
tige  amgewandelt  werden. 

v Über  den  Personen  verkehr,  welchen  die  Dampferlinieo 
der  Gesellschaft  vermittelten,  werden  folgende  Angaben  gemacht: 

1.  Linie  Hamburg— New  York,  81  Reisen  gegen  77  im  Vorjahr. 
Befördert  wurden  in  allen  Klassen 

1B85  1386 

nach  Ne«  York  ......  42  158  33891  Personen, 

von  „ 12  458  10  221 

2.  Stettin— New  York,  8 Reisen : 

1886 

nach  New  York 1309  Personen, 

»on  „ 294  , 

3.  Wesiindiscb-mexicaoiscbe  Linie,  im  Ganzen  befördert  2916 
Personen,  gegen  2767  in  1885.  (Leider  ist  diese  Angabe  zu  sum- 
marisch; die  Ausführung  der  Einzelzifferu  der  verschiedenen  Rich- 
tungen nnd  Strecken  wäre  sehr  wünschenswert!)  gewesen.) 

Der  Waarenverkeh r betrog 

1886  1«0 

1.  auf  der  Hamburg-  New-Yorker  Linie  - • 304  240  cbm  339  145  cbm 

2.  „ „ Stettin— New-Yorker  Linie  . . , 23  913  Tons 

3 - „ Westindisch— Amerikanischen  Linie  118  200  Tons  121  482  Tone. 

Als  Gewinn  der  transatlantischen  Reisen  wird  im  Credit  des 
Gewinn-  and  Verlustkontos  die  8umme  von  1 728  577  « # anfge- 
führt  Die  Bilanz  ergiebt  unter  Debitores  u.  a.:  Staats-  und  Werth- 
papiere mit  2 064  101  «#,  26  Seedampfschiffe,  zu  Buch  stehend 
mit  16  610000  * #,  4 Flufsdampfer,  2 Dampfscbaluppen  und  zwei 
schwimmende  Dampfwinden  240  000  ,#,  Trockendock  am  kleinen 
Grasbrook  800  000  <#,  Landungsplatz  in  Hoboken  mit  2 800  000 
«#  usw. 

Was  die  Creditores  in  der  Bilanz  betrifft,  so  ist  des  Aktien- 
kapital-Kontos nnd  des  Reserve- Assekuranz-Kontos  bereits  gedacht; 
die  4 prozentige  PrioritäUanleibe  betrug  am  Schlafs  der  vorjährigen 
Rechnung  noch  6 600  000 

Die  Hamburg-Südamerikaniscbe  Dampfschifffahrts- 
Geae  11  schaft  nahm  in  der  16.  ordentlichen  Generalversammlung 
der  Aktionäre  am  31.  März  1887  den  Bericht  des  Verwaltung!-  und 
Aufsich tsrath es  über  das  Jahr  1886  entgegen.  Die  Gesellschaft 
unterhält  Dampfer  Verbindungen  zwischen  Hamburg  and  den  dies- 
seitigen Häfen  Süd- Amerikas,  namentlich  Brasiliens,  Uruguays  und 
der  Argentinischen  Republik.  Auf  65  Rundreisen  wurde  ein  Rein- 
gewinn von  148l  740,sa«#  erzielt.  Davon  gehen  ab:  für  Ab- 
schreibungen auf  die  Dampfer  1 061  686,19  ■#,  für  Reserve-Kouto 
25  000  «#,  für  Taotiüraen-Konto  25  860,07  «#.  Nach  Abzug  eines 
Vortrags  von  4 196, 14  « # bleiben  1 106  740, aa  « #»  die  als  Dividende 
von  10%  mit  75  *#  für  die  Aktie  vertbeilt  wurden.  (Das  Aktien- 
Konto  ist  5000  Aktien  ä 260  Thlr.  =»  1250  000  Thlr.  oder 
3 275  000  «#)  Die  16  Dampfer,  welche  die  Gesellschaft  1886  be- 
sah» standen  damals  mit  6 740  000  «#  zu  Buch ; im  Laufe  des 
Jahres  kamen  drei  neue  schnelle  Dampfer:  „Bahia“,  „Tijuca“  and 
„Catopinas*  hinzu,  welche  Ende  1886  mit  2 421  685  « # zu  Buch 
standen.  Nach  erfolgter  Abschreibung  Ende  1886  steheo  die  sämmt- 
lichen  Dampfer  mit  7110  000  «#  zu  Buch.  Die  Gesellschaft  läfst 
zwei  neue  Dampfer  derselben  Art,  wie  die  genannten,  auf  der 
Reiherstiegs  werft  and  bei  Armstrong  in  Newcastle  baueo. 

Über  den  von  den  Dampfern  vermittelten  Gütsr-  und  Personen 


1887. 


Kt.  20. 


$18 

EXPORT,  Organ  des  Centralvorein»  fflr  Handelsgeogmphie  etc. 


verkehr  worden  der  Versammlung  in  dem  Berichte  keinerlei  An- 
gaben gemacht;  es  wurde  nur  bemerkt,  dafs  die  Cholera  in  den 
La  Plata-Staaten  dem  Geschäft  Nacktheit  zngefügt  habe  und  dafs 
die  xu  erwartende  geringe  Kaffee -Ernte  in  Brasilien  die  Krachten 
beeinträchtigen  werde. 

Von  den  bedeutenderen  Posten  der  Creditorea  der  Bilanx  seien 
noch  erwähnt:  Erste  4w/irPrioritIU-Anleihe-Konto  (2000 Obligationen 
k 1000*tf)  «=  2 000  000«,#,  und  Saldo  des  Kontos  för  Neubauten 
und  Reparaturen  mit  1 000  000  tM. 

Wir  wenden  uns  nun  so  der  Gesellschaft  „Kosmos4  in  Ham- 
burg, welche  den  Verkehr  zwischen  Hamburg  und  der  Westküste 
Süd-Amerikas  unterhält.  Der  Jahresbericht  des  Vorstandes  an  den 
Aufsicbtsrath,  erstattet  im  Februar  d.  J.,  schliefst  mit  folgendem 
Salze:  „Nach  Abzag  der  vorgenommenen  Abschreibungen,  einer 
Dividende  von  5%,  der  Dotirang  des  Kontos  für  Kesselemeuernng 
und  der  Tantiemen  bleiben  278  370,«  « #,  welche  di«  Verkeilung 
einer  Super-Dividende  von  679%  gestatten.  In  der  Generalver- 
sammlung wurde  demgemäf«  beschlossen,  eine  Dividende  von  llVo°/o 
wm  40  « # für  die  Aktie  zu  vertheiien  und  den  Rest  mit  8370, j*  Jtt 
auf  das  neue  Jahr  vorzutragen.  Die  Bilanz  ergiebt  uoter  Cre- 
ditores:  Kapital -Konto -Aktien -Kapital  6 000000  *#,  davon  90% 
eingezahlt  mit  4 600  000  < #,  Reserve-Konto  laut  Geaets  600  000  *.41. 
Unter  Debitorea  finden  wir  die  Dampfer-Flotte  der  Gesellschaft  wie 
folgt  verzeichnet:  Dampfer  „Sakkarab“,  „Memphis“,  r Luxor*, 

„Ibis“,  „Ramses“,  „Theben“,  „Uarda“,  „Menes“,  „Neko*,  „Setos“, 
„Kambysea“,  „Totmos“  laut  Bilanz  von  Ende  Dezember  1886: 
3 726  000  »4f ; Bncbwerth  eines  in  Amsterdam  gekauften  Dampfers, 
„Denderah“,  400000  t#.  Absüglich  der  auf  Abschreibuugs- Konto 
gebuchten  615  000,.#  ergiebt  sich  jetzt  als  Werth  der  18  Dampfer 
der  Gesellschaft  die  Summe  von  3 610000  «#  Als  Gewinn  der 
Reisen  erscheint  im  Credit  des  Gewinn-  und  Verlust-Kontos  die 
Summe  von  1207  073,5«*/#  Der  Aufsichtsrath  begleitete  die  Rech- 
nung und  den  Bericht  des  Vorstandes  noch  mit  einigen  Bemerknogen. 
Die  erste  betrifft  die  auch  in  den  oben  besprochenen  Berichten  er- 
wähnte Störung  des  Betriebes  durch  die  in  den  La  P)ata-8taaten 
entstandene  und  auf  andere  südamerikanische  Staaten  verbreitete 
Cholera- Epidemie.  Viel  erheblichere  Beeinträchtigungen  wurden 
durch  die  in  letzter  Zeit  entstandenen  Mitwerbuogslinien  verursacht. 
Diese  bestanden  einmal  in  den  Fahrten  der  italienischen  Dampfer- 


lich auf  die  italienischen  Handelshäuser  in  den  grofsen  Häfen  der 
Ost-  wie  der  Westküste  stützt.  Neuerdings  ist  «ine  „Qreenock 
Steara  Sbip  Company“  und  eine  „Hamburg -Pazifik -Dampfschiffs- 
linie“  hinzugekommen.  Nach  der  Ansicht  des  Aufsichtsraths  der 
Gesellschaft  „Kosmos“  war  ein  BedQrfnifs  für  die  Vermehrung 
der  Schiffsräume  in  der  hier  fraglichen  Richtung  nicht  vorhanden. 
Gestützt  auf  ihre  15jährigen  Erfahrungen  und  Verbindungen  wird 
die  Kosmos-Gesellschaft  die  Mitwerbung  ruhig  aufnehmen.  — Ober 
den  Personen-  und  Güterverkehr  waren  keinerlei  Angaben  gemacht. 


Über  die  Betriebsergebnisse  der  „Deutschen  Dampficbiffs- 
Rhederei  zu  Hamburg“  im  Jahre  1886  sei  das  Folgende  mit- 
getheilt,  wobei  ich  vorausachicke,  dafs  diese  Gesellschaft  Beit  15 
Jahren  den  Dampferverkehr  (vorzugsweise  mit  Frachtdampfern)  nach 
und  von  Ost- Asien  und  China  betreibt.  Das  Gewinn-  und  Verlust- 
konto ergiebt  als  Gewinn  des  Jahres  1886  die  Summe  von 
268  376  J(.  Von  diesem  Betrage  worden  zunächst  129  000 ,11  zu  , 
Abschreibungen  von  dem  Buehwerth  der  elf  Seedampfer  der  Ge- 
sellschaft (3  815  400  ,#)  verwendet,  und  nach  weiterem  Abzüge  von 
600  *#  für  die  Unterstfitznogakasae  sowie  von  5 % des  Gewinns  zn 
Gunsten  des  Reservekonlos  wurde  di«  Summe  von  120  000  „#  zur 
Vertbeilung  einer  4prozentigen  Dividende  auf  3000  Aktien  n 1000 
Mark  3 000  000  Jft  bestimmt.  Der  Gewinn  an  Frachten  war  1886 
324  823,#  Der  Bilanz  entnehme  ich  Folgendes:  „Uoter  den  „De- 
bitores“  stehen  folgende  gröfsere  Posten:  „Norddeutsche  Bank“, 
Bankbeatand  31 601  *#,  Konto  für  Staats-  und  Werthpapiere 
490  020  Karnbio- Konto,  Wechsel  im  Portefeuille  116  456  «/#, 

11  Seedampfer  8 815  400  ,#,  Koblenvorrätbe  in  Singapore  92  008 
Mark,  diverse  Debitorea  136  688  ,,#  Unter  den  Creditorea  sind  zu 
nennen:  Kapital-Konto  1000  Aktien  k 3000  *M  =»  3 000000  , | 

Konto  der  ersten  4Vi%iffeo  Prioritäts-Anleihe  (lOOOQOOc#)  nach 
Abzug  von  97  ei ngelflsten  Obligationen  908  000,#,  Reaerve-Konto 
62  846  ^#,  Reserve- Assekuranz-Konto  899  887  ,#,  Cnterstützung«- 
kasse  der  Seeleute  der  Gesellschaft  2959  *.-#,  Ziosen-Kooto  der 
ersten  4% prozentigen  Prioritäts-Anleihe  13  590  *#,  Assekuranx- 
Prämien-Kooto  30  819«  #,  Akzept-Konto  124  716  «.#,  Dividenden- 
Konto  (mit  noch  einzulöseodem  Betrage  des  Vorjahres)  122  790  *#,  | 
diverse  Credltorcs  86  612,.# 


Im  Jahre  1886,  17.  Januar,  ging  der  fratnpfer  „Feronia“  der 
Gesellschaft  verloren.  Der  Antbeil  des  eigenen  Risiko«  an  diesem 
Veriuat,  76000  «#,  wurde  mit  11677  ,#  weiteren  Havarieen  von 
dem  am  1.  Januar  1886  438827  ,#  betragenden  Reserve-Aaseku- 
ranz-Konto  übernommen.  Statt  der  „Feronia“  wurde  iu  Amsterdam 
ein  ziemlich  neuer  Dampfer,  „Koning  Willem  III“,  erworben  und 
in  Fahrt  gesetzt.  Der  Buchwerth  des  Schiffe«,  das  nun  den  Namen 
„Niobe“  führt,  wird  auf  354400,  # angegeben.  In  der  Nacht  vom 
18.  zum  19.  Januar  d.  J.  strandete  der  Dampfer  „Massalia“  der 
Gesellschaft  auf  der  Aceitera-Bank  unweit  Kap  Trafalgar;  Menschen- 
leben gingen  nicht  verloren,  das  Schiff  jedoch  wurde  gänzlich 
wrack,  und  nur  eia  geringer  Theil  der  Ladung  konnte  geborgen 
werdeD.  Das  Kasko  de«  Schiffe«  war  mit  dem  vollen  Buehwerth, 
620000  « #,  versichert,  wovon  75000«#  da»  Reserve- Assekuranz- 
Konto  der  Gesellschaft  belasten. 

Am  8.  Januar  1887  fand  eine  anfserordentliche  Generalver- 
sammlung der  Aktionäre  statt,  in  welcher  auf  Antrag  de»  Vor- 
standes die  Aufnahme  einer  neuen  Prioritätsanleibe  bis  zur  Höhe 
von  1760000  ,.#  beschlossen  wurde  und  zwar  um  den  oben  be- 
zeiebneten  Restbetrag  von  900000  der  ersten  Prioritätsanleihe 
einzulflsen  und  für  den  Neubau  von  Dampfern.  Die  Anleihe  wurde 
an  ein  Konsortium  Hamburger  Banken  zu  einem  entsprechend  gün- 
stigen Kurse  und  zum  Zinse  von  4%  begeben.  Die  alte  Priorität 
wird  am  1.  September  d.  J.  zurückgezahlt.  Bezüglich  der  neuen 
Schiffe  bandelt  es  sich  darum,  drei  ältere  kleinere  Schiffe  au«  der 
Fahrt  ru  setzen  und,  zu  veräufsern,  und  an  ihrer  Stelle  gröfsere,  den 
jetzigen  Anforderungen  entsprechende  und  mit  den  neuesten  techni- 
schen Verbesserungen  ausgerüstet«  in  Dienst  zn  stellen  und  den  Dienst 
Selber  zu  vermehren.  Eine«  jener  älteren  8chiffe,  die  „Bellona“, 
wurde  in  Japan  zu  einem  dem  Buehwerth  »bekommenden  Preise 
verkauft;  wegen  des  Verkaufs  der  anderen  beiden,  „Ataiaota“  and 
„Olympia“,  schweben  die  Unterhandlungen.  Der  Vorstand  hat  nun 
wegen  des  Neubaues  von  zwei  gröfseren  Stahldampfern  von  je  un- 
gefähr 3000  Tons  Tragfähigkeit,  die  mit  Triple-Expansions-Mascbi- 
nen  versehen  sind,  mit  der  „Flensburger  8chiffsbangeaellschaft“  ab- 
geschlossen: das  erste  Schiff,  „Frigga“,  soll  am  1.  September,  da» 
zweite,  die  „Daphur“,  am  1.  November  d.  J.  geliefert  werden. 
Nach  Einstellung  dieser  Schiffe  in  den  Dienst  der  Gesellschaft  soll 
regelmäßig  alle  14  Tage  ein  Dampfer  der  Gesellschaft  nach  Ost- 
Asien,  und  zwar  bis  Japan,  fahren.  Gegenwärtig  wird  alle  20  Tage 
«io  Dampfer  befördert  Die  Gesellschaft  begann,  wie  bemerkt, 
ihren  Betrieb  vor  15  Jahren  mit  alle  2 Monate  atattfindenden  Fahr- 
ten nach  Ost-Indien  und  China.  Damals  konnten  nur  wenige  hun- 
dert Tons  für  jede  Schiffsladung  in  Hamburg  znsammengebracht 
werden;  den  Rest  der  Ausladungen  mnfste  die  Gesellschaft  in 
England  suchen.  Gegenwärtig  weisen  die  durch  die  Verschiffung 
der  direkten  Aus-  und  Einfuhr  vollauf  in  Anspruch  genommenen, 
alle  20  Tage  stattfindenden  Fahrten  der  Gesellschaft  gute  Erfolge  anf: 
ein  Beweis  sowohl  von  der  Vermehrung  unserer  Beziehungen  zu 
Ost-Asien,  wie  von  der  Tüchtigkeit  der  Gesellschaft.  Die  letztere 
hatte,  bei  freilich  mäfsigen  Frachtsätzen,  für  alle  ihre  Fahrten  aus- 
gehend wie  rückkehrend  volle  Ladungen.  Für  den  Verkehr  der 
Schiffe  der  Geaellschaft  in  den  letzten  7 Jahren  sind  folgende  Ziffern 
von  Interesse: 

Es  worden  mit  den  Dampfern  der  „Deutschen  Dampfschiffs- 
Rhederei  zu  Hamburg“  an  Frachtgütern  befördert: 

«««gebend  nscb  Ost-Indien,  China  und  Japan 


1880 

1881 

1892 

1883 

1884 

1885 

1886 

15  801 

20  362 

23  146 

23  785 

26  521 

35  775 

42  896  Tons 

einkommend  von 

Japan,  China  und  Ost-Indien 

1880 

1881 

1882 

1883 

1884 

1885 

1886 

14  305 

17  373 

19  010 

20  625 

21  195 

30  695 

35  789  Tons. 

Die  Suezkanal  - Abgabe,  welche  die  Schiffe  der  Gesellschaft 
io  den  letzten  beiden  Jahren  zu  zahlen  hatten,  belief  sich  bei  dem 
Satze  von  97a  Frcs.  für  die  Tonne: 

im  Jahr«  1886  für  21  autgabcudo  Schiff«  auf  217  876,«  Frcs. 

„ 20  rückkehrende  , , 205  547,n  ■ 

422  9224»  Free. 

im  Jahre  1886  für  17  ausgehende  Schiffe  auf  170  082,«  Krcs. 

* 18  rockkehrende  „ , 179  083,oo  , 

349  11641  Fn* 

über  die  beiden  Bremer  DampfscbifffahrtagesellBchaften 
„Hansa“  und  „Neptun“  ist  vor  längerer  Zeit  in  einem  durch 
den  „Export“  veröffentlichten  Aufsatz  im  Allgemeinen  Näheres 
von  uns  berichtet  worden.  Was  nun  den  vorjährigen  Betrieb 
zunächst  der  Gesellschaft  „Hansa*  betrifft,  so  seien  hier  dio 
wichtigsten  Posten  vom  Credit  und  Debet  des  Gewinn-  und  Ver- 
lust-Kontos vom  31.  Dezember  1886  angeführt.  Im  Debet  stehen 
u.  1.1  an  8aldo- Vortrag  aus  1885:  1727  806  < #,  an  Handlung»- 


914 

EXPORT,  Organ  dos  Central  vereine  für  Handelageographie  etc. 


1887. 


Nr.  20. 


Unkosten-Konto  1885  41  775  «.#,  an  Seescbifffabrta-Kapital-Kooto, 
Abschreibungen  für  1886:  127  201  */#,  an  Flufs&cbifffabrts-Kapital- 
Konto,  Abschreibungen  für  1886:  10  600  «,#,  an  Dotirung  de* 
Kessel-  Erneuerung»-  und  Reparaturen-Fonda-Kontos  40000*#,  an 
gesetzlichem  Reeervefonds-Konto  15  965  *#,  an  Dividenden-Konto 
5%  Dividende  = 25  *#  für  6934  Aktien:  148  360«#,  an  Tautiimea- 
Konto  (10%  von  154  990«/#  dem  Aufsichtsr&th) : 15  499  f H,  ferner 
4%%  Superdividende  22^o  *#  für  6 934  Aktien:  133  615«,#, 
Das  Credit  des  genannten  Kontos  enthält  an  gröberen  Posten:  per 
Aktien-Kapital-Konto:  in  den  Generalversammlungen  vom  28.  April 
1885  und  19.  August  1886  beschlossene,  am  4.  September  ins 
Handelsregister  eingetragene  Kapital-Redaktion  2 000  000  «#:  See- 
scbifffabrta-Betriebs-Konto,  Gewinn  an  Frachten  244  279«  #,  Fluß- 
scbifffahrts-Betriebs-Konlo  18  506  «/#,  Interessea-Konto  13  22b  K , 

Dem  Jahresberichte  des  Aufsichtsratbs  ist  nur  noch  zu  ent- 
nehmen, dafs  die  allgemeine  Frachttaxe,  wie  bekannt,  sich  im 
Jahre  1886  nicht  gebessert  habe,  und  namentlich  die  an  der  chinesi- 
schen Käste  im  Laufe  des  Jahres  beschäftigt  gewesenen  Dampfer 
der  Gesellschaft  bei  den  gedrückten  Frachten  dort  keioo  nennens- 
werthun  Ergebnisse  hätten  erzielen  köuncn.  Von  Havarieen  blieb 
der  Betrieb  der  Gesellschaft  im  Jahre  1886  nicht  verschont. 

Auch  der  Bericht  des  Vorstandes  der  Dampßchifffahrtsgesell- 
sebaft  .Neptun4  bezeichnet  das  Jahr  1886  als  ein  für  da«  Rbederei- 
esebäft  durchaus  angünstiges.  „Die  Frachten“,  heißt  es,  „ver- 
lieben fast  ohne  Untcrbrechnog  auf  ihrem  niedrigen  Standpunkte 
und  waren  mitunter  so  gedrückt,  dofs  wir  es  für  zweckmäßiger 
hielten,  einzelne  unserer  Schiffe  aofzulegen,  als  sie  ohne  Aussicht 
auf  irgendwelchen  Nutzen  fahren  zu  lassen.4  Ein  Dampfer  der 
Gesellschaft,  „Kepler“,  ging  am  24.  April  v.  J.  an  der  NordkQste 
Frankreichs  in  Folge  unberechenbarer  Strom  Versetzung  verloren. 
Dampfer  „Apollo“  gerielh  am  3.  November  v.  J.  beim  ÄUBgang 
aus  dem  Hafen  von  Blyth  auf  Grund,  sank,  wurde  aber  durch 
einen  deutschen  Bergnngsdampfer  wieder  gehoben  und  sodann  in 
Sbields  reparirt.  Trotz  aer  ungünstigen  Verhältnisse  konnte  doch, 
da  der  Reingewinn  79  284  «#  betrug,  eine  Dividende  von  5% 
für  1886  vertheilt  werden,  was  bei  5000  Aktien  k SOU  oH-  75  OOO  JiC 
betrug.  Der  Rest  des  Gewinnes  wurde  dem  Reservefonds  xuge* 
schrieben.  Unter  Dampfer-Kapital-Konto  betrug  die  Abschreibung 
für  Abnutzung  80  000  <#;  dem  Bilanz-Konto  ist  zu  entnehmen: 
Debet:  an  Dampfer-Kapital-Konto  15  Dampfer  and  2 Dampfkäbne 
Kostenpreis  2 632  086  <4,  abzüglich  Abschreibung  bis  Ende  1886 
mit  846  086  *# : 1786  000  «#,  ferner  Kassen- Konto  64  319  <4. 
— Credit:  per  Aktien-Kooto  1500  000  *#;  Reservefonds -Konto 
Bestand  31.  Dezember  1886:  136  434  «#.  Assekaranz-Fonda-Kooto, 
Saldo  am  31.  Dezember  1886:  22  570  «,-//.  Dividenden  - Konto 
760000  «#,  Saldo  der  Debitoren  und  Creditoren  121003  «#. 

Über  die  Betriebacrgebnisae  anderer  Linien,  wie  Ed.  Carr's 
□ordamerikanisebe,  Wörmann's  westafrikanisebe  und  Sloman’s 
frühere  australische  Linie,  liegen  keinerlei  nähere  Öffentliche  An- 
gaben vor.  ____ 

E n r o p 8. 

E.  H Geschäftslage  In  Sioillen.  Warnung.  (Originalbericht 
aus  Neapel.)  Die  Berichte  ao»  Sicilien  lauten  täglich  trüber,  be- 
sonders aus  Catania,  wo  Zustände  herrschen,  wie  man  sie  nicht 
ahnen  sollte;  die  Cholera  war  nnr  ein  Grund  znr  Klarlegung  der 
„Fiulnifo“  des  finanziellen  Unfuges,  der  jetzt  dort  herrscht  Es 
bandelt  sieb  hier  nicht  um  ein  oder  mehrere  Zahlungseinstellungen, 
sondern  um  eine  unsolide  Grundlage.  Der  verschuldete  Landwirtb 
sucht  Geld  bei  dem  Wucherer.  Der  Wucherer  nimmt  das  Geld  von 
den  Banken  und  diskontirt  nicht  allein  das  Akzept  sondern  kopirt 
dasselbe,  d.  b.  macht  mehrere  Fälschungen,  um  diese  Exemplare 
bei  verschiedenen  Bank-Instituten  zu  diskontiren.  Diese  Art  von 
Betrug  ist  jetzt  in  Catania  und  Palermo  in  großartiger  Weise  be- 
trieben worden;  in  Catania  für  Millionen,  in  Palermo  weniger.  Der 
starke  Wecbselumlauf  läfst  beute  durchaus  nicht  klar  sehen,  wer 
noch  feat  steht  Die  solidesten  Firmen  können  dadurch  zum 
Wanken  und  Fallen  gebracht  werden,  sodafs  die  gröfseste  Vor- 
sicht geboten  ist  Nach  dem  italienischen  Handelsgesetzbuch  rauf« 
ein  Akzept,  wenn  vorgezeigt  bezahlt  oder  Protest  erhoben  werden; 
die  Angabe,  dafs  die  Unterschrift  gefälscht  sei,  schliefst  weder  die 
Zahlung,  noch  die  Exekution  im  Nichtzahlungsfalle  aus.  In  einem 
Lande,  wo  eine  Geschäftskrisis  herrscht  und  wo  die  gröfsten  Firmen 
ihre  „Größe“  verlieren,  ist  es  schwer  zu  entscheiden,  ob  ein  Protast 
für  „gefälschte  Unterschrift“  oder  für  wirkliche  Schuld  gemacht 
wurde;  zuerst  sagt  die  Majorität  der  Schuldner:  „Das  ist  nicht 
meine  Unterschrift“. 

Was  soll  man  vom  kleinen  Kaufmann  erwarten,  wenn  eine 
grofse  Firma  gegen  8%  oder  4%  ffir  den  Monat  ihre  Unterschrift 


als  Garantie  giebt?  Ein  Börsenagent  des  Grecuzzo,  welcher  mit 
einem  Defizit  von  2 Millionen  Lire  geflohen  war,  stellte  sich  am 
4.  Mai  er.  dem  Gericht;  derselbe  will  beweisen,  dafs  er  dnreh 
oben  erwähnte  hohe  Provisionen  so  viel  schuldig  gewordeu  sei 
und  er  höchstens  der  Mitschuld  an  dem  Defizit  angeklagt  werden 
kann,  ohne  jedoch  für  eich  irgend  welchen  Nutzen  daraus  gezogen 
sn  haben. 

Auch  eine  aadere  Warnung  lasse  ich  folgen:  Wenn  es  beute 

geboten  ist,  auch  bei  der  besten  Firma  io  Sicilien  doppelte  Vor- 
sicht zu  gebrauchen,  bevor  neue  Waare  versandt  wird,  so  ist  die 
Abwickelung  anhängig  gemachter  Forderungen  noch  vorsichtiger 
zu  behandeln;  ich  will  dies  näher  beleuchten.  Dieser  Tage  war 
eiu  hiesiger  Advokat  auserwäblt,  die  Situation  in  Catauia  besonders 
zu  prüfen  und  ao  die  hiesigen  Gläubiger  zu  berichten,  welche 
Schritte  geboten  seien.  Sein  Urtbeil  ist  ebenso  scharf  als  mafs- 
gebend.  Er  fand  nämlich,  dafs  so  viele  Menschen  der  verschieden- 
sten Klassen  blofsgestellt  sind,  dafs  auf  eine  nachdrückliche  Ver- 
tretung vor  Gericht  nicht  bostlmmt  zu  rechnen  ist  Die  Advokaten, 
wenn  ehrlich,  unterliegen  den  zahlreichen  Empfehlungen  der  so- 
genannten „einflußreichen  Persönlichkeiten“  und  gehen  garnicht 
oder  ohne  Energie  vor;  sind  dieselben  unehrlich,  so  weifs  man,  dafs 
bei  Zahlungseinstellungen  auch  nicht  eiu  Ccutesimo  herauskommt. 
Io  Sardinien  fand  die  Krisis  ihre  Uuterst&tzuug  durch  die  Regie- 
rnngskassen.  Die  Direktion  der  Sparkasse,  im  Verein  mit  der  Ge- 
sellschaft für  Bodenkredit  schwindelten  für  verschiedene  Millionen; 
an  der  Spitze  stand  der  Herr  Deputirte  im  Parlament.  Dieses  mag 
Vorkommen  und  ist  zu  bestrafen.  Aber  welche  Strafe  verdient 
ein  Ministerium,  das,  um  sich  populär  zu  machen,  die  werthlosen 
Bons  als  Zahlung  anoimmt?  Es  gab  schon  andere  Mittel,  die 
vielleicht  eben  so  thener  für  die  Staatskassen,  jedenfalls  aber 
moralischer  gewesen  wären;  ich  meine  Darlehne  an  die  von  dem 
Unglück  betroffenen  Gläubiger.  Durch  die  Annahme  voo  Boos 
ermutbigt  mau  Andere  wieder  Ähnliches  zu  beginnen,  und  dor 
wirkliehe  Gewinn  der  Staatshülfe  kommt  den  wenigen  Spekulanten 
zu  Gute,  die  die  Bons  für  wenige  Prozente  des  Noxniuaiwertbes 
gekauft  haben  und  dieselben  jetzt  mit  100%,  d.  h.  voll  begeben. 

Außer  diesen  beiden  schwarzen  Punkten  am  italienischen 
finanziellen  Horizont  zeigt  das  Land,  wie  gern  ea  bereit  ist,  Opfer 
zu  bringen. 

Nene  Steuern  für  80  Millionen;  grofse  Summen  extra  für 
Armee,  Marine,  Eisenbahnen.  Alles  wird  bowilligt  and  bezahlt. 
Es  ist  bedauerlich,  dafs  mau  es  nicht  verstanden  hat,  ia  der  Kolo- 
oialpolitik  etwas  praktischer  vorzugehen;  der  Fehler  wird  sich 
rächen  und  man  ist  erst  bei  dem  Anfänge  der  wahrscheinlich  langen 
Reihe  von  Opfern. 

Afrika. 

Hat  Kamerun  eine  Zukunft? 

Klima,  Haudel  und  Pßntagenbau,  sowie  allgomein  kulturelle  und  missiona- 
risch« Aufgaben  und  Aussichten  in  der  jungen  Kolonie,  anf  tinrnd  eigener 
und  fremder  Anschauung  dargestellt 
von 

Dr.  Bernhard  Schwarz. 

(Pcrtsetsaao) 

Natürlich  liefsen  sich  bei  der  gewaltigen  Ausdehnung  der  Ko- 
lonie auch  abseits  von  den  Wasserwegen,  auf  dem  platten  Lande 
eine  Masse  Punkte  nennen,  wo  deutsche  Faktoreien  angebracht 
sein  würden;  namentlich  kuuuteu  als  solche  die  meisten  größeren 
Etappen  der  Handelsstraßen,  voo  denen  Kamerun  gewiß  noch  viel 
ausgiebiger  durchzogen  int,  als  wir  es  in  Folge  der  Ränke  der 
schwarzen  Händler  zur  Zeit  schon  wissen,  bezeichnet  werden.  So 
z.  B.  das  prächtige,  bereits  charakterisirte,  zudem  auch  so  gesunde 
Alpendorf  Buea  auf  den  Üathängen  des  Kameruogebirgen,  eins  der 
Zeotren  auf  dem  großen  Handels  weg  Viktoria  -Bafamtnilaad  uud 
zugleich  einer  der  Hauptorte  der  Jagd,  die  durch  die  Masse  ihrer 
Autilopenfelle  ebenfalls  dem  Etport  zu  dienen  vermöchte,  nicht  zu 
reden  von  der  dortseibst  schwunghaft  betriebenen  Viehzucht.  Auf 
diesen  in  jeder  Beziehung  so  begünstigten  Ort  kann  gar  nicht  ge- 
nug aufmerksam  gemacht  werden.  Ähnlich  vortheilbafte  Verhält- 
nisse bietet  der  nahebei  und  unr  wenig  niedriger  gelegene  volk- 
reiche Ort  Sopo,  der  jetzt  schon  ein  großer  Marktplatz  ist  und  von 
wo  eine  sehr  begangene  Handelsstraße  in  einem  Tage  über  zahl- 
reiche lebhafte  Negerdörfer  nach  dem  bedeutenden  Marktplatze 
Mbinga  am  sogenannten  Bimbia-Arm,  dem  linken  Mündungsaste 
des  Mungo,  führt 

Von  Bakundu  ba  Nambcle  als  sehr  zu  empfehlendem  Orte  für 
eine  deutsche  Faktorei  war  schon  die  Rede.  Von  den  Dörfern,  die 
ich  von  dort  ab  bei  meinem  Vorstoß  ius  obere  Mungoland  noch  traf, 
würde  sich  ffir  den  gleichen  Zweck  noch  Messinge  ha  Kake  mit  an- 


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Nr.  20. 


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EXPORT,  Organ  de*  Centralverein*  für  Handelsgeographie  etc. 


scheinend  günstigem  Klima,  freundlicher,  friedlicher  Einwohner- 
schaft und  dicht  bevölkerter  Nachbarschaft,  daun  der  nabe  grofse 
8klavenmarkt  Kumbu  und  di«  nächste,  noch  bedeutendere  Bafara- 
mistadt  Kimendi  eignen.  Die  nächste  Stadt  der  eben  genannten 
Landschaft,  Bafararaan,  von  Kimendi  angeblich  nur  4 Stunden  ent- 
fernt, scheint  nach  meinen  Erkundigungen  sogar  ein  wahres  Zen- 
trum der  binnenlflodischen  Produktion  zu  sein;  leider  vermochte 
ich  sie  aber  selbst  nicht  *n  erreichen.  Vielleicht,  dafs  eine 
am  Mungo-Kall  (—  bis  wohin  Dampfer  wie  die  Wörmann’sche 
„Dualis“  ohne  grofse  Schwierigkeit  in  etwa  einer  Woche,  strom- 
abwfirts  in  circa  3 bis  4 Tagen  Vordringen  können  — ) tu  errich- 
tende Faktorei  den  sehr  bedeutenden  Handel  jener  Gebiete  ebenso 
wie  den  dei»  Landes  am  linken  Mungoufer  an  sich  zu  ziehen  ver- 
möchte. 

Auch  die  schon  öfters  genannte  Querstrafse  ans  Bakunduland 
zum  Old  Calabar  würde  mit  einigen  der  grofsen  Orte,  welche  die 
Schweden  hier  passirten,  händlerischen  AnsiedlungsplSnen  entgegen- 
kommen,  so  namentlich  das  Zentrum  diesfr  Route,  Balundu,  selbst 
Desgleichen  mehrere  Dörfer  der  Strafse,  die,  in  Massuma  von  der 
grofsen,  von  mir  begangenen  Viktoria-Route  links  abzweigend,  Aber 
den  Rickards-8ce  und  durch  das  Herz  des  grofsen  Baknndn-Landes 
nach  dem  Mbu-8ee  führt,  um  dort  mit  der  Balundn-Route  zu- 
sammcDznstofsen;  ich  nenne  nur  das  Inseldorf  Balombi  ba  Kotta  im 
erstgenannten  See,  ganz  besonders  aber  Bakundu  ba  Bakäa,  ein 
ausgedehntes,  aus  grofsen,  prächtigen  Häusern  bestehendes  Dorf. 
„Das  Haus  des  Königs,  das  uns  zum  Quartier  angewiesen  wurde,  war 
mindestens  20  m lang.“  „Der  König  gilt  als  sehr  Teich;  u.  a.  iat 
er  Eigenthümer  von  23  Sklaven.“  Sehr  ermuthigend  für  die  be- 
sagten Zwecke  ist  die  Art  der  dortigen  Bevölkerung.  Waldau, 
der  auf  seiner  ttundtour  um  das  Kamernngebirge  dabin  kam,  er- 
zählt ferner  (a.  a,  0.  Heft  1,  8.  45  ff.):  „Die  Einwohner  schienen  im 
Anfang  zurückhaltend  und  mifstrauisch,  wurden  aber  bald  vertraulich 
und  sehr  freundlich.“  „Später  am  Vormittag  wurde  das  Volk  zu 
einem  Palaver  zusammeoberufen,  und  nach  einiger  Beratbung  er- 
klärten die  Versammelten,  dafs  sie  alle  viel  auf  weifae 
M&nner  gäben  and  wünschten,  wir  möchten  uns  bei  ihnen 
niederlassen.  Als  wir  erklärten,  dies  nicht  thun  za 
können,  wünschten  sie,  wir  möchten  ihnen  sonBt 
jemanden  schaffen,  und  ihnen  zu  diesem  Zwecke  eine 
schriftliche  Empfehlung  geben,  die  sie  dem  ersten 
Weifaen,  der  etwa  nach  uns  das  Dorf  besuchen  würde, 
zeigen  könnten  — wir  sollten  sodann  nach  unserer  Rück- 
kunft versuchen,  jemanden  aus  unaerm  Lande  zu  ver- 
anlassen, zu  kommen.  Da  das  Dorf  grofs  ist  — es  hat  unge- 
fähr 1 200  Einwohner  — und  Pberflnfs  an  Lebensmitteln  und  gutem 
Wasser  besitzt,  so  kann  es  recht  geeignet  zur  Anlage  einer  Missions- 
Station  sein.  Mit  einem  Flufsdampfer  kann  man  von  Kamerun 
aufwärts  nach  Baknndn  ba  Namb61e  kommen,  und  von  da  sind  es 
nur  zwei  Tagemärsche  bis  Bakundu  ba  Bakäa.  Um  den  Leuten 
den  Willen  zu  thun,  schrieben  wir  ihren  Wunsch,  einen  weifsen 
Mann  zn  bekommen,  sowie  die  Preise  auf,  zu  welchen  sie  sich 
bereit  erklärten,  demselben  Lebensmittel  liefern  zu  wollen.  Das 
Aktenstück  wurde  in  zwei  Exemplaren  aufgesetzt,  die  der  König 
und  die  Häuptlinge  unterschrieben.  Der  König  bekam  das  eine, 
während  wir  das  andere  behielten.  Als  Beweis,  wie  billig  hier 
olles  ist,  mag  erwäbut  werden,  dafs  man  ein  grofses  Bund 
Platanen  mit  10  Blättern  Tabak  oder  einem  Faden  schmalen 
Zeugs  bezahlt;  2 Eier  oder  3 Kokosnüsse  kosten  ein  Blatt  Tabak, 
eine  ausgewachsene  Ziege  8 Faden  Zeug,  uod  eine  ebensolche  Kuh 
32  Faden  (d-  i.  ca.  25  . 1(  noch  Einkaufspreisen  in  den  Küsten- 
faktoreien). Bakundu  ha  Bakäa  produzirt  viel  Öl,  und  die  Auf- 
käufer dieses  Artikels  kommen  sowohl  von  Bakundu  ba  Nambele, 
wie  auch  von  Old  Calabar  (engl.).“ 

Ohne  Zweifel  würden  sieh  ähnlich  günstige  Verhältnisse  noch 
in  vielen  anderen  Orlen  des  Landes  entdecken  oder  doch  anbahnen 
lassen,  wenn  zu  diesem  Zwecke  entsprechende  Vorstöfsc  ausgeführt 
würden,  wie  solche  die  Regierung  in  richtiger  Erkuuntnife  der  Be- 
dürfuis&o  neuerdings,  wie  erwähnt,  durch  deu  gedaebteu  Dr.  Zint- 
graff  ja  in  der  That  auch  schon  verunstalte»  läfet.  Derselbe 
empfiehlt  in  Keinem  bereits  einmal  zitirteu  jüngsten  Artikel  auch  das 
Land  Bekung,  40  kin  nordöstlich  vom  Wuri-Katarakt.  — 

Wir  glauben,  durch  das  Bisherige  den  Beweis  geliefert  zu  haben, 
dafs  das  Lund  zu  Versuchen  mit  „ Busch  faktoreien“  in  der  Thnt 
einlädt.  Wir  haben  nach  schon  gelegentlich  betont,  dafs  zur  Reali- 
sirung  solcher  Ideen  in  vielen  Fällen  nicht  einmal  ein  grofses  Kapital  — 
ohne  einige  Geldmittel  i»t  freilich  im  tropischen  Afrika  nach  Lage  der 
Sache  überhaupt  nichts  zu  machen  — nuthig  sein  würde.  Ich  meine, 
mit  etwa  lOCNK)  .//  (inklus.  Reisekosten  von  Europa  uns,  per- 
sönliche Ausrüstung.  Einkauf  der  für  den  ersten  Anfang  hinreichenden 
europäischen  Waaren  n.  dergl.)  liefse  sich  gewifs  bereits  etwas 


erreichen.  Wo,  wie  in  deu  meisten  Fällen,  auch  nach  kurzer  Zeit  schon 
die  Kautsrhukgewinnung  eingeleitet  sein  würde,  stellte  sich  ja  auch 
bald  bereits  eine  rasch  zunehmende  Baareinuahinu  ein.  Das  sehr 
lehrreiche  Beispiel  der  Schweden  beweist,  dafs  diese  Auschauuug 
nicht  anf  einem  unbegründeten  Optimismus  beruht.  Jene  nordischen 
Herren  kamen,  ohne  viel  mehr  ala  ihre  guten  Gewehre  und  ihre 
Unternehmungslust  zo  haben,  vor  3 Jahren  nach  dem  Kamerun- 
gebirge. Nach  einem  Jahr,  das  sie  bei  „Manns  Spring“,  über  2000  m 
hoch,  der  Jagd  widmeten,  zogen  sie  sich  aus  der  raulieu  llorhregioh 
nach  dem  nur  noch  etwa  700  m hohen  Mapanja  herunter,  bängten 
die  Flinte  an  den  Nagel  und  wurden  Händler.  Sie  lehrten  die  Neger 
Gummi  aus  den  Wäldern  gewinnen  und  verkauften  das  von  den- 
selben dann  eingesammelte  Produkt  mit  50®/o  Vortheil  in  der  Fak- 
torei in  Viktoria  (50  Einkaufspreis  pro  Pfund  vom  Neger,  NB.  in 
.gooda*,  europäischen  Waaren,  die  uem  Neger  mindestens  um  7l 
höher  angerechnet  werden,  als  was  sie  den  Schweden  selbst  in  der 
Faktorei  kosten,  1 jft  Erlös  pro  Pfund  haar  in  der  Faktorei).  Knut- 
son  bezeichnet«  mir  selbst  ihren  jährlichen  Umsatz  als  auf  20000,  ff. 
sich  belaufend.  Sie  sollen  in  den  2 Jahren,  in  denen  sie  dieses  Ge- 
schäft betreiben,  schon  Über  30000  Pfund  Kautschuk  gekauft  uud 
weiter  begehen  haben,  nnd  nach  Allem,  wie  ich  den  biedereu  Schwe- 
den in  wochenlangem  Verkehr  kennen  lernte,  habe  ich  Grund,  seine 
Angaben  für  wahrheitsgetreu  zu  halteu.  Zudem  werden  dieselben 
auch  noch  durch  die  offenkundigen  Meliorationen  unterstützt  welche 
die  wackeren  Kolonisten  ihren  Verhältnissen  neuerdings  angedeihen 
liefsen.  Sie  hauten  sich  an  Stelle  der  ursprünglichen  elenden  Hütte 
ein  schönes,  grofses  Wohnhaus,  kauften  ca.  5 □ Meilen  Landes  auf 
den  Hängen  des  Gebirges,  legten  an  einigen  Punkten  kleine  Kakao- 
Plantagen  an  u.  dergl.  Knutson  konnte  sich  daun  im  Sommer  des 
vergangenen  Jahres  sogar  eine  Erholungsreise  nach  der  nordischen 
Heimath  gönnen,  während  welcher  er  zugleirh  mit  schwedischen  wie 
deutschen  Kapitalisten  wegen  Verkaufe  seines  bisherigen  Besitzt  bums 
in  Unterhandlung  trat,  da  er  nnd  seine  Genossen  eine  neue  Gegend 
fm  Gebirge  urbar  machen  wollten.  Und  wenn,  wie  es  scheint  alle 
diese  Verkaufsveranche  wohl  an  der  hohen  Forderung  — ca.  130000 ,1C 
für  jene  6 n Meilen,  scheiterten,  so  ist  diese  letztere,  so  ungeheuer- 
lich sie  gewife  auch  heifsen  inufs,  doch  nur  ein  neuer  Beweis  dafür, 
wie  hoch  diu  junge  Schöpfung  in  den  Augen  ihrer  Schöpfer  selbst 
steht 

Wenn  in  dieser  Webe  vom  finanziellen  Standpunkt  aus*)  gegen 
die  Idee  einer  Vermehrung  bezieh.  Verschiebung  unserer  Handels- 
niederlassungen nichts  eingewendet  werden  kann,  so  werden  von 
bedenklichen  oder  antikolonial  gesinnten  Gemüthem  um  so  mehr 
Eiuwunde  erhoben  werden,  die  sich  auf  die  solchen  Unternehmuugen 
von  Seite  der  Eingeborenen  möglicherweise  erwachsenden  Schwierig- 
keiten stützen.  Und  ca  ist  in  der  That  auch  nicht  zu  leugucn, 
dsfe  derartige  Bedenken  ihre  Berechtigung  uud  ihren  Ernst  haben. 
Indefis  läfst  sich  doch  auch  wieder  Vieles  Vorbringen,  was  dazu  dient 
sie  zu  entkräften. 

Vor  Allem  mof»  man  unterscheiden  zwischen  den  schwarzen 
Händlern  von  der  Küstenregion  uod  den  Bewohnern  des  Binnen- 
land««. Diese  letzteren,  obwohl  von  den  erstereu  vielfach  künstlich 
gegen  den  Weifsen  mifstrauisch  gemacht  sowie  meist  selbst  auch 
wieder  im  Besitz  von  ergiebigen  Produktionsgebieten  hinter  ihnen, 
die  vor  dem  Europäer  zu  verschliefeeu  ihr  Interesse  sie  anspornt, 

*)  Ks  stimmt  völlig  mit  unseren  eben  entwickelten  Ansichten,  wenn 
der  jüngste,  mir  erst  nach  Vollendung  meiner  Abhandlungen  zu  Gesicht  ge- 
kommene Exkunnaoabericht  das  Dr.  Z.  („Deut.  Kolon  -Ztg.“  IV,  5,  8.  I4Ü) 
von  dem  Gebiet  in  dor  Umgebung  des  Wuri- Katarakte  sagt:  „Ich  halte  e» 
nicht  für  ausgeschlossen , dafs  _ der  dortige  Handel  einer  Entwicklung  fähig 
sei.  Ob  durch  eine  erhöhte  ülausfuhr,  vermag  ich  nicht  zu  beurtbeileu; 
wohl  aber  möchte  ich  ca  für  den  Fall  bejahen,  wenn  andere  Artikel  mit  in 
den  Handel  gebracht  würden,  vor  Allem  der  Kautschuk,  die  Kerbhölzer,  Eben- 
holz und  Kop&l.  Kautschuk  scheint  in  diesen  Gegenden  in  der  That  häufig 
zu  sein.“ 

„Es  würde“  — von  hier  an  sind  die  Worte  im  Bericht  gesperrt  ge- 
druckt — „für  ein  unternehmendes  Handelsbaus  vielleicht  von  grober  Be- 
deutung sein,  einen  praktischen  Manu  iu  diesen  Gegenden  schon  deshalb 
aiuusiodeln,  um  den  Eingeborenen  die  richtige  Gewinnung  diese«  H&ndeU- 
art'.cls  beizn bringen.“  Ei  wird  dann  noch  erwähnt,  dafs  in  der  Gegend 
j auch  Ebenholz  uud  Rothholz  häufig  sei,  ebenso  wie  Kopal,  wovon  Proben 
gesammelt  wurden,  und  ein  nicht  näher  bezeichnet©»  Nutzholz  (w>*hl  «frika- 
! niaeher  Mahagoni).“ 

Überhaupt  beruhen  sämmtlicbe  bisher  erschiene  neu  Belichte  jenes 
offiziellen  Forschers  auf  der  l’eberzeugung  von  der  Nothwcndigkeit  und  eben*) 
j von  der  Möglichkeit  von  Binnenfaktoreien,  was  mich  mit  nm  so  gröfserer  Ge- 
nugtuung erfüllt,  als  meine  bezüglichen  Ansichten  seiner  Zeit  in  München, 

| Augsburg  uud  Süruberg  in  dortigen  fortschrittlichen  Blättern  vou  einem 
anoujmen  Korrespondenten  ab  g&iu  absurd  und  unausführbar  bezeichnet 
I wurden,  beiuerkenswertlicrwcisc  ohne  jede  nähere  Motiviruug  dieses  ab- 
1 sprechenden  !Trth«U*.  Der  naive  Kritiker  geherdete  »ich  dabei  noch,  ab 
• versteh«  und  vertrete  er  die  wahren  Interessen  d«r  deutschen  Knl»uialp»liiib. 


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1887.  EXPORT,  Orgui  do«  Centralvareina  (Ir  HandeUgeogrmphie  etc.  Nr.  20. 


sind  doch,  wie  sie  überhaupt  im  Allgemeinen  kulturell  uud  inuru- 
liscli  hoch  über  deu  faulen  uud  dünkelhaften  Küstenleuten  stehen, 
ungleich  zugänglicher  für  uns  als  diese  letzteren.  In  vielen  Fällen 
sehen  sie  wenigstens  dem  Eindringen  der  Weifsen  in  ihr  Gebiet  als 
einem  doch  nicht  aufzuhalteudcn  Vcrhfiugnifs  bereits  mit  Resignation 
entgegen.  Am  oberen  und  mittleren  Mungo  wurde  mehrfach  die  Frage 
un  mich  gerichtet:  Wann  kommen  denn  nur  die  Weifeeu,  um  auch 
hier  ihre  Häuser  uud  Niederlagen  aufzuschlagen?  Die  Schrecken 
der  glücklichen  Gefechte,  die  uuserc  Mariue  unten  am  Kamerun- 
ströme  bestand,  haben  ja,  wenn  sie  auch  hier  und  da  nur  Verbitterung 
verbreiteten,  doch  anderwärts  zugleich  wieder  einen  heilsamen  Respekt 
vor  uns  erzeugt.  In  gar  nicht  so  seltenen  Fällen  aber  zeigen  die 
Leute  im  Innern,  sei  es,  weil  sie  trotz  der  Intriguen  der  Küsten- 
hftndler  mehr  und  mehr  ihren  wahren  Vortheil  erkennen,  oder  sei 
es  auch  aus  instinktivem  Gefühl  unserer  kulturellen  Überlegenheit 
bereits  sogar  ein  starkes  Verlangen  nach  uns.  Von  den  Erfahrungen, 
die  in  dieser  Hinsicht  die  Schweden  in  Bakundu  ba  Buk  iin  machten, 
war  schon  die  Rede.  In  Baloiubi  ba  Kotta  erlebt«  Waldau  ein 
andere*,  kaum  weniger  bemerkeuswerthes  Beispiel.  „Überall  auf 
den  Strafst* n schwärmten  grofse  Haufen  von  Jungen  unter  mut- 
willigem Spiele  umher;  auf  sie  deute ud  sagte  einer  der  Könige  zu 
mir:  „Hier  sind  viele  Knaben,  du  inufst  Schule  machen  und  sie 
Buch  lehren“  (a.  a.  0.  Heft  1,  S.  41).  Aus  dam  Dihombe-Gebiet 
wurde,  wie  wir  weiter  oben  mittheiltou,  berichtet,  dafs  dort  der 
Häuptling  Mikenge  vom  Dorf«  Pobo  eine  Niederlassung  weifser 
Männer  iu  seinem  Laude  geradezu  wünscht.  Ganz  Ähnliches  haben 
wiederholt  Reisende  aus  anderen  Theileu  der  Kolonie  erzählt  wie 
denn  ein  Berichterstatter  von  dem  Binnenlande  West- Afrikas  Über- 
haupt meint  dafs  der  Weitse,  der  als  Uäudler  sich  irgendwo  feat- 
setzi,  vielfach  sicherer  sei,  als  der  nur  durchziehende  Reisende,  weil 
der  im  Allgemeinen  recht  lernbegierige  Neger  von  jenem  in  Hand- 
werken und  anderen  Künsten  zu  profitiren  hoffe. 

Aber  auch  da,  wo  vielleicht  die  Leute  die  neuen  Ankömmlinge 
anfangs  nicht  gern  sehen,  kann  durch  human«  Behandlung,  eventuell 
durch  den  thatsaclilichen  Beweis,  dafs  der  Schwarze  im  direkten 
Tauschhandel  mit  dem  Weifsen  besser  fährt,  als  wenn  er  sich  erst 
eines  anderen  Schwarzen  als  Unterhändlers  bedient,  sehr  bald  die 
Sympathie  des  ganzen  Ortes  erworben  werden,  was  ja  bei  der  an- 
geborene» Gutinüthigkeit  des  NegcrnaturelU  überhaupt  nicht  schwer 
hält.  In  der  Vorbemerkung,  die  dem  Berichte  Waldau'»  über  seine 
Reise  vorangesebickt  ist,  heifst  es  (a.  a.  0.  I,  S.  31)  mit  vollem 
Rechte,  dafs  die  schwedischen  Kolonisten  sich  durch  ihr  Verhalten 
in  Mapanja  „(las  unbegrenzte  Vertrauen  der  Bergbewohner*“  erworben 
hätten.  Aus  meinem  zweiwöchentlichen  Aufenthalte  dortselbst  kann 
ich  das  bestätigen.  Ein  Bakwiri  sagte  einmal  zu  mir:  «Wenn  di« 
Schweden  fortgehen,  weinen  wir  alle!*  Und  doch  batte  es  an 
Aufhetzungen  gegen  die  junge,  nur  4 Köpfe  umfasaende  europäische 
Anaiedlung  hoch  am  Borg«  mitten  im  Urwald«  von  Seiten  der  eifer- 
KÜcbtigen  Vjktorianer  keineswegs  gefehlt. 

Noch  grofsartiger  mufs  das  Beispiel  des  Baptistenmisaionars 
Richardson,  eines  sehr  interessanten  Mannes,  über  den  ich  ia 
meinem  „Kamerun"  (S.  240  ff.)  eingehender  berichtet  habe,  genannt 
werden.  Er  lief»  sich  vor  8 Jahren,  nur  von  seiner  Frau  uud  seiner 
Schwägerin  begleitet,  mitten  im  Urwalde  unter  dem  grofeeo  Bakundu- 
slainrae,  ca.  8 Tagereisen  von  den  letzten  Resten  europäischer 
Kultur  nieder.  Du  gab  es  der  offenen  und  versteckten  Anfeindungen, 
der  Zusammenrottungen  und  Bedrohungen  genug.  Aber  bald  ver- 
wandelte sich  der  Hafs  in  herzliche  Liebe,  und  heutzutage  würden 
di«  Bakundu- Leute  deu  trefflichen  Mann  nur  sehr  ungern  ziehen 
sehen.  Allerdings  haben  Unterweisungen  in  allen  möglichen  prak- 
tischen Dingen  und  treue  ärztliche  Behandlung  und  Pfleg«  in 
Krankheiten,  denen  sich  Richardson  ebenso  wie  seiuc  wacker« 
1 rau  stets  gern  unterzogen,  sehr  viel  zu  diesem  grofsartigen  Erfolge 
beigetrageu.  Warum  sollt«  aber  der  weifse  Händler  auf  seiner 
Biunenstation  nicht  ebenso  handeln  können,  wenn  er  nur  das  Herz 
auf  dem  rechten  Platze  hat  uud  statt  der  üblichen  Geringschätzung 
des  .Niggers“  und  „Buschmanns“  etwas  Menschenliebe  mitbringt? 
Und  warum  sollt«  überhaupt  der  Kaufmann  um  seines  Geschäftes 
willen  nicht  ebenso  viel  Mutti  zu  beweisen  vermögen,  wie  jener  einfache 
Gluubenshote  um  »eines  Amtes  willen,  zumal  da  derselbe  noch  mit  dem 
Nachtheile  zti  kämpfen  hatte,  dafs  die  Eingeborenen  von  ihm  keinen 
materiellen  Gewinn  erhoffen  konnten,  wie  solcher  sie  doch  bei  dein 
Händler  erwartet,  der  ihnen  ihre  Produkt«  ahkauft?  (Dr.  Z.  sagt 
in  seiuem  neuesten  offiziellen  Berichte  darum  mit  vollstem  Rechte 
von  dem  W urige  biete:  „Das  Anknüpfen  von  Handelsbeziehungen 
wird  auf  keine  Schwierigkeiten  stofsen“  — und  Iftfct  dies  gesperrt 
drucken.) 

Viel  schlimmer  als  betreffs  der  eigentlichen  Biunenleute  steht 
die  Sache  hinsichtlich  der  wiederholt  erwähnten  Küstenhändler. 
Alle,  die  Kamerun  aus  Erfahrung  keimen,  wissen  über  diese  ein 


Lied  zu  ringen.  Die  Schweden  erfuhren  die  händlerische  Eifersucht 
der  Cnlabartraders,  Zöller  erzählt  von  deu  Intriguen  der  Viktoria- 
ner,  ich  selbst,  der  ich  relativ  uahe  an  meinem  Ziele  noch  umkehren 
mufste,  verdanke  dies  ohne  Zweifel  lediglich  den  Machinationen 
der  Duallahftudler,  Buchholtz  erfuhr  ähnliche  Schwierigkeiten  auf 
dem  Mungo  usw.  Mao  wird  natürlich  sagen:  „Wenn  es  so  schon 
Reisenden  erging,  in  denen  man  doch  die  Konkurrenten  nur  arg- 
wöhnte. was  werden  da  erst  stehende  Niederlassungen  zu  erdulden 
haben!"  Und  doch  sind  diese  letzteren  gegen  die  ersteren  vielfach 
im  Vortlieil.  Wo  sie  am  Wasser  gegründet  werden,  wie  das  ja  im 
Anfang  zumeist  der  Fall  sein  wird,  vermögen  in  ihrer  Nähe  kreuzende 
Schiffe  sie  leicht  zu  schützen.  Einige  mit  mehreren  Revolvergo- 
schützen  bewaffnete  uud  mit  einigen  Soldaten  bemaunte  leichte 
Flufs-Kriegsfahrzeuge  (am  besten  wohl  Kanouenflöfse  mit  nur  6 Zoll 
Tiefgang,  wie  solche  die  Franzosen  auf  dem  Ogowe  eingelührt  haben), 
welche  auf  den  Hauptströraen  des  Landes,  namentlich  dem  Mungo, 
dem  Wuri  und  dem  Moanja  staüonirt  würden  und  etwaige  Feind- 
seligkeiten der  schwartet  Händler  gegen  die  jungen  kommerziellen 
Anlagen  mit  entsprechenden  Repressalien,  mit  Beschicken  der 
Dörfer  und  Wegnahme  von  Ölfloltille»  u.  dergl.  zu  ahnden  hätten, 
müfsten  ohne  Zweifel  bald  Ruhe  schaffen.  Zudem  möchte  es  sehr  vor- 
theilhafl  sein,  wenn,  etwa  aus  den  willigen  und  kriegerischen  Stämmen 
am  Kamerun berg,  mehrere  fliegende  Kolonnen  gebildet  würden,  die 
unter  Anführung  einiger  Europäer  gelegentliche  Streifzüge  durch 
das  Land  machten  und  die  Faktoreien  besuchten.  Aufserdetn 
kuunten  diese  letzteren  in  einigen  Dutzend  gutbewaffneter  Kruboys 
sich  selbst  eine  in  den  meisten  Fällen  ausreichende  Leibgarde 
schaffen.  Man  denke  doch  auch  nur,  mit  wie  kühnem  Muthc  sich 
deutsche  Ansiedler  so  oft  auf  einsamen  Farmen  im  amerikanischen 
Urwald«,  bedroht  von  Indianern,  die  zehnmal  schlimmer  sind,  als 
die  schlimmsten  Neger,  gehalten  haben!  Warum  sollen  also  ähnliche 
Unternehmungen  in  Afrika  nicht  auch  gehen? 

Den  besten  Schutz  gegen  die  tückischen  Zwischenhändler  aber 
werden,  um  das  nochmals  zu  betonen,  solche  kaufmännisch«  Pio- 
niere, wie  wir  sie  im  Auge  haben,  doch  eben  immer  in  den  Ein- 
geborenen im  Innern  selbst  finden  können,  wenn  sie  in  diesen 
letzteren  die  Überzeugung  zu  wecken  verstehen,  wie  gewinnbringend 
iu  merkantiler  wie  kultureller  Hinsicht  für  sie  der  direkte  Verkehr 
mit  dem  weifsen  Manne  ist.*) 

So  bedeutungsvoll  ohne  allen  Zweifel  die  eben  besprochene 
Vermehrung  und  Vorschiebung  unserer  Faktoreien  in  Kamerun  hin- 
sichtlich einer  Hebuug  unseres  Umsatzes  dortselbst  auch  beifseu 
mufs,  so  sind  doch  damit  die  Perspektiven,  die  unser  junges  Re- 
ritzthum  in  merkantiler  Beziehung  eröffnet,  noch  keineswegs  abge- 
schlossen, Dehnen  sich  doch  auch  hinter  Kamerun  die  nngehenren 
Ländereien  des  tropischen  Binnen- Afrika  aus,  uud  zwar  sind  es  von 
demselben  gerade  besonders  wichtige  und  verhcifsungsvolle  Theilö, 
die  als  weiteres  Hinterland  an  unsere  Kolonie«»  anstofsen.  Nach 
Nordosteu  haben  wir  hier  nämlich  die  Adaraaua -Länder,  die  Lieb- 
lingsgebiete Flegel’«,  die  rieb  durch  eine  dichte  Bevölkerung,  eine 
relativ  schon  weit  entwickelte  Kultur  hezw.  einheimische  Industrie, 
lebhaften  Handel,  und,  wie  es  scheint,  sogar  gesundes  Klima  — bei 
ihrer  bedeutenden  Seehöhe  als  Quellbochland  des  Binue  wohl  er- 
klärlich — auKzeirhneo,  nicht  zu  reden  davon,  d&fs  diese  Gegenden, 
von  welchen  wie  Haarsträhne  von  einem  Haupte  auschn liehe  Gv- 

*)  Der  bereits  wiederholt  ungezogene  Bericht  über  eine  offizielle  K«- 
kognoszirungsfahrt  im  W urigebiete  ert  heilt  sogar  eingehende  Fingerzeige 
über  41«  Anlegung  solcher  Binneiifaktoreiea.  Da  heifst  «s  u.  „Die 
Faktorei  sei  zunächst  Veraacbsfaktor«.“  Weiterhin  lesen  wir:  „Ergiebt  die 
anzulegende  Versuehsfaktorei,  dafs  in  der  That  eine  Entwicklung  des 
Handel»  in  obigem  Sinne  möglich  ist,  dann  wird  dieselbe  mit  der  Zeit  rieh 
in  da»  Zentrai-Depot  der  weiter  vorzuechiebenden  Faktoreien  zu  verwandeln 
haben."  Ferner:  „Über  die  Anlage  einer  Faktorei,  d.  b.  den  Bau  derselbeu 
«uni  den  Kostenpunkt,  bemerke  ich,  daf»  eine  solche  »ehr  wohl  mit  Hilfe 
schwarzer  Zimmerleute  aus  den  im  Lande  »eibet  zu  findenden  Materialien 
errichtet  werden  kann,  und  zwar  bei  weitem  komfortabler  und  sicherer,  al» 
dies  unter  denselbeu  Verhältnissen  am  untern  Kongo  möglich  ist.  Arbeiter 
(der  Verfasser  meint  jedenfalls  Kruboys  von  Liberia,  die  ja  immer  zu  haben 
sind  und  jetzt  schon  in  deu  Kamerunfaktoreien  zahlreich  verwendet  werden) 
mufs  inan  unter  allen  Umständen  mitbrlngen,  um  die  so  milbige  Unabhängig- 
keit den  unverschämten  Forderungen  der  Eingeborenen  gegenüber  zu  bewah- 
ren, deren  Dienste  man  immerhin  neben  einem  Stamm  eigner  imponirter 
Arbeiter  sehr  wohl  gebrauchen  kann;  der  auf  ein  Jahr  oder  längere  Zeit 
atigeworbaoe  fremde  Arbeiter  erspart  dem  Weilsen  viel  an  Geld,  Zeit  und 
Arger."  .Die  Lebensmittel",  wird  dann  gesagt,  „sind  billig  (im  Wurigehiet). 
eine  Ziege  kostete  mir  ca.  4 bis  UM  in  Waaren,  ein  grobe*  Huhn  25  bU 
30  .4,  8 hi»  5 Eier  ca.  7 4-  Di®  Verpflegung  de*  schwarten  Personals 
belief  sich  pro  Kopf  auf  ca.  10  bis  15  4 •*>  w«*ren  pro  Tag."  „Auf alle 
Fälle  erscheinen  di«  Anlagekosteu  einer  Versuehsfaktorei  in 
diesen  Gegenden  nicht  so  hoch,  als  daf«  lll  nicht  auch  von 
einem  weniger  grofsen  Hause  und  selbst  ä fouds  perdu  gewagt 
werden  könnten."  („Deut.  Koloiu-Ztg."  IV,  5,  S.  148) 


Nr.  20. 


S17 

EXPORT,  Organ  des  Centralverein»  für  Handeisgeographie  etc. 


1887. 


Wässer  nach  allen  Himmelsrichtungen . wahrscheinlich  aufscr  zuiu 
Niger  (nördlich)  auch  «am  Tudaee  (östlich),  rum  Kongo  (südlich) 
und  zur  Kamerunküste  (westlich)  nusgehen,  in  dieser  Weine  Gewehr 
filr  einen  dereinstigen  großartigen  Wasserverkehr  geben,  wie  unbe- 
streitbar kein  anderer  Theil  des  sonst  ja  auch  so  wasserarmen 
dunklen  Kontinents.  Eine  Ausdehnung  unserer  Interessen  in  dieser 
Richtung  von  Kamerun  aus  ist  uns  gegenwärtig  um  au  mehr  zur 
Pflicht  gemacht,  als  ja  bekanntlich  noch  in  letzter  Stunde  sich  die 
Engländer  de»  ganzen  schiffbaren  Hi  mies,  des  bedeutendsten  Zugangs 
au  den  nördlichen  Tbeilen  des  in  Frage  kommenden  Gebietes,  be- 
mächtigt haben.  Wir  würden,  nebenbei  bemerkt,  damit  auch  eine 
Ehrenpflicht  gegen  Flegel  erfüllen,  der  es  sich  zur  Lebensaufgabe 
gemacht  hatte,  jene  fruchtbaren,  mit  grofseü  Handelsstädten  besetzten 
Hochländer,  welche  er  bekanntlich  selbst  als  für  deutsche  Aus- 
wumlerungskolonieen  geeignet  ansuli,  uns  zu  erwerben. 

Eh  scheint  aber  auch,  al»  habe  uns  die  Natur  selbst  nach  jenen 
hoffnungsreichen  I^ndscbaften  den  Weg  gewiesen.  Es  ist  schon 
wiederholt  betont  worden,  dufs  längs  der  Kuiuerunküste  und  in- 
sonderheit im  Mittelpunkte  derselben,  im  Kameruubeckcn,  eine  so 
große.  Menge  von  noch  dazu  meist  recht  ansehnlichen  Flössen  sich 
ins  Meer  ergiefst,  wie  kaum  an  einem  andern  Punkte  von  ganz 
West-Afrika.  Einzelne  derselben,  wie  der  Rnmbi-Meme,  der  Lange 
und  vielleicht  selbst  der  Lungasi  und  der  Dong»,  sind  nun  zwar 
jedenfalls  nur  sogenannte  K Osten flflssc,  die  von  einer  verhältnifs- 
nWlfsig  nahe  am  Meere  gelegenen  Wasserscheide  abfliefeen,  also 
keinen  langen  Naturweg  ins  Innere  abgeben  können.  Andere  aber, 
und  zwar  diu  Mehrzahl,  kommen  unbezwuifelbar  weit  au»  dem  uu* 
erschlossenen  Lande  heraus.  Das  beweist  an  und  für  sieb  schon 
die  grobe  Wassernuss«  ihrer  im  Allgemeinen  allerdings  dem  Meere 
bereit»  ziemlich  nahegerückten  Katarakte.  Sie  müssen  darnach  auch 
hinter  diesen,  die  zur  Zeit  die  Grenxe  nnserer  Kenntnifs  des  Innern 
bedeuten,  noch  ansehnlich  «ein,  also  noch  einen  längeren  Oberlauf 
haben.  Dies  bestätigen  auch  die  vielfach  cingczogenen  Erkundi- 
gungen bei  den  Eingeborenen,  die  an  jenen  wichtigen  Punkten  sitzen. 
So  vermochte  Zölle r (a.  a.  0.  IV,  8.  39)  zu  koustatiren,  dafs  der 
Hauptatrom  des  südlichen  Kamerun,  der  Moanja  (d.  h.  „grofses 
Wasser*),  der  bei  seiitem  Katarakt  in  zwei  Arme  getheilt  erscheint, 
oberhalb  wieder  einheitlich  und  noch  weit  schiffbar  ist.  Betreffs 
de»  Wuri  heifst  t«  in  einem  schon  früher  angezogenen  Kxpeditions- 
bericht  („Dmt  Ko|fu».-Ztg.“  3.  Jahrg-.  21.  Heft,  S.  718):  aNldl 
den  übereinstimmenden  Aussagen  der  Eingeborenen  scheint  der 
Wuriflufs  ein  weit  aus  dem  innen)  Hochlande  kommender  bedeu- 
tender Wasserlauf  zu  sein.  Die  Wasserm enge,  welche  wir  schon 
Mitte  Mai,  also  vor  Anfang  der  eigentlichen  Hegenzeit,  antrafen, 
dürfte  diese  Annahme  bestätigen/  Ganz  Ähnliches  gelang  e»  mir 
seihst  betreff»  des  Mungo,  des  Hauptstrome»  des  mittleren  Kamerun, 
in  Erfahrung  zu  bringen.  Auf  alle  Fragen,  woher  das  Gewässer 
komme,  erhielt  ich  gewöhnlich  die  Antwort:  „Aland  bang,  bang!“ 
(„sehr  weit,  weit!*).  Ein  seihst  aus  dem  weiteren  Hinterlande 
stammender  Sklave  wufst«  auch  Näheres  uiitzuthcilcu.  Nach  seiner 
Aussage  theiU  sich  der  obere  Mungo  in  zwei  Arme,  von  denen  der 
rechte  aus  einem  größeren  See  Namen»  Anji  stamme,  der  linke  aber 
vom  Wuri  ubfliefsu.  Nach  anderen  Berichten  schien  der  Strom 
oberhalb  der  Katarakte  sogar  noch  eine  bedeutendere  Holle  zn 
»pielen  als  unterhalb.  Endlich  dürfte  auch  der  vierte  größere 
Strom  der  Kolonie,  der  Rio  del  Hey,  ähnlich  weit  aus  dem  Innern 
kommen,  da  die  früher  erwähnte  Expedition  bi»  weit  hinein  noch 
6 bis  8 m Wassertiefe  vorfand  und  man  mit  einem  kleinen  Dampfer 
200  Seemeilen  weit  aufwärt»  fuhr,  uhnc  dufs  mau  ein  Ende  er- 
reicht halte. 

Nach  alledem  ist  es  sicher,  dafs  man  auf  diesen  großen  Wasser- 
adern ein  bedeutendes  »Stück  ins  Innere  würde  Vordringen  können, 
zum  mindesten  bi»  in  die  eigentlichen  Produktionsgebiete  de» 
Kamerun-Export».  Denn  »o  viel  auch  schon  da»  dem  Meere  nähere 
Gebiet  hervorbriugt,  so  kommen  doch  die  gewaltigen  Mengen  vou 
Palmöl  und  Elfenbein,  die  von  dort  nuagefuhrt  werden,  zum  guten 
Theil  sicher  noch  von  weiter  her.  Vermögen  doch  die  der  Küste 
näheren  Völker  kaum  Elefanten  zu  tttdten.  Zn  in  allermindesten  ist 
i.  B.  für  den  Mungohandel  da«  Bafaramiland,  da»  Gebiet  hinter  den 
Haknndu,  das  eigentliche  Prodnktionsland.  In  ähnlicher  Weise  Hegt 
höchst  wahrscheinlich  auch  an  anderen  Punkten , so  an  der  Küste 
von  Groß-Batanga,  das  letzte  Lieferung»-  wie  Absatzgebiet  weit  im 
Hiutcrlaude  (vgl.  Zoller,  a.  a.  0.  IV,  S.  49). 

Es  scheint  aber,  al»  ob  unsere  großen  KameninstrQnte  uns  eine 
noch  weiter  reichende  und  noch  günstigere  Perspektive  eröffneten.  E» 
muß  ja  schon  bei  einem  flüchtigen  Blicke  auf  die  Karte  auffallen,  dafs 
dieselben  in  so  geringen  Abständen  vou  einander  uud  in  einem  au 
i'igcntliüiulicheu  ParalleUsmu»,  ja  fast  fächerförmig  dem  Meere  zu- 
üieCseo.  geradeso  al»  oh  »io  nur  Mündungsarme  eine»  gröfsereu 


Stromes  »eien,  der  »ich  bereits  tiefer  im  Lande  drin  in  solcher  Weise 
etwa  unter  Mitwirkung  von  Gebirgen  zertbeilt 

Diese  Verrouthung  wird  denn  nun  durch  verschiedene  Umstände 
auch  fast  zur  Gewißheit  erhoben.  So  fliefsen  Old  Calabar,  Rio  del 
Rey  und  Mungo  mehr  iu  nordwestlicher,  der  Moanja -Strom  mehr  in 
südwestlicher  Richtung,  »odaß  also  ihr«  Bahnen  auf  einen  gemein- 
samen Ausgangspunkt  Hinweisen,  der  etwa  in  der  Richtung  de» 
Wuri  Hegen  würde,  welch  letzterer  ungefähr  die  Diagonale  xwiseben  den 
beiden  in  dieser  Weis«*  divergirenden  Schenkeln  bezeichnet.  Von  dem 
Old  (’alabar,  der  entschieden  den  allerauffallendsten  Weg  zurfirk- 
legt,  und  dem  Rio  del  Rey  bezeugt  das  Waldau  (a.  a.  0.  Heft  2, 
S.  141)  ausdrücklich,  wenn  er  sagt:  „Rio  del  Rey  wie  Old  Calabar 
fliefsen  iu  einer  großen  Krümmung  gegen  Norden  und  u&hero  »ich 
im  obern  Laufe  dem  Kamerun*  (d.  i.  Wuri).  Beim  Mungo  ver- 
mochte ich  selbst  im  oberen  Laufe  eine  starke  Abbiegung  nach 
Osten,  wenigsten»  mit  annähernder  Gewißheit,  zu  konstatiren.  Znm 
mindesten  fand  er  »ich  in  jener  Gegend  bei  unserem  Marsche  viel 
weiter  östlich,  als  dies  nach  den  vorhandenen  Karten  hätte  der 
Full  sein  können  («.  mein  „Kamerun*  S.  304  u.  S.  334).  Betreffs 
des  Moanja  endlich  erfuhr  Zuller  von  den  Umwohnern  des 
Katarakt»,  da  Cs  der  Strom  au»  Nordost  komme. 

Wir  habeu  aber  für  die  dadurch  nahe  gelegt«  Annahme,  dafs 
diese  5 grofseu  Gewisser:  Old  Calabar,  Rio  del  Rey,  Mungo,  Wuri 
und  Moanja  nicht  selbständige  Flüsse,  sonderu  nur  Mündungsarme 
eine«  grofseu  Binnenstromes  sind , sogar  bestimmtere  Zeugnisse. 
So  antwortete  mir  der  König  von  Kumba,  als  irh  ihn  MOD  der 
Entfernung  bis  zum  Old  Calabar  fragte:  „Woher  wifst  ihr  denn 
etwa»  von  den  zwei  Flüssen,  die  im  Innern  zusammen- 
komm eu,  da  doch  noch  nie  eiu  Weifser  da  drinnen  gewesen  ist?* 
(„Kamerun*,  S.  306).  Und  die  Häuptlinge  von  Kimendi  berichteten 
mir,  dufs  der  Mungo  jenseits  der  Dcfileen,  mittelst  deren  er  da» 
Bafarami-Gehirge  durchbreche,  rechtwinklig  von  einem  gewaltigen 
Flusse  abzwpige,  den  sie  Uä  nannten.  Diesen  identifizirten  sie  dann 
mit  dem  Ihle,  der  ohne  allen  Zweifel  der  Old  Calabar  war.  In 
Kumba  und  im  Unterland  hatte  ich  jenen  Uä  auch  schon,  aber 
Ue  oder  Oe  nennen  hören,  und  zwar  hatte  man  dort  denselben 
ul»  einen  Xehenfluf»  du»  Old  Calabar  augesehen.  Zugleich  sprach 
man  in  Kioiemti  uoch  von  einem  anderen  Gewässer  im  Rücken  der 
Landschaft,  da»  jedoch  «weit,  weit,  weit*  »ei.  Ich  dacht«  damals 
dabei  an  den  Binue;  vielleicht  aber  verstand  man  darunter  den  gemein- 
samen Mutterstrom  aller  der  genannten  Gewässer,  dessen  mögliche 
Existenz  übrigens  auch  schon  die  neue  Perthes'sche  zehnblättrig« 
Afrikakarte  mit  ihrem  Mbam  und  den  beiden  divergirenden  Pfeilen 
davor  anzndeuten  scheint  Beiläufig  erwähne  ich  noch,  dafs  der 
König  von  Kumba  in  der  Tbat  auch  einen  Flufs  iiu  Innern  Namen» 
Meboan  anzugeben  wulste  («.  „Kamerun*.  S.  319.*) 

Wenn  nach  alledem  ein  solcher  Zentralstrom  im  Rücken  unserer 
Kolonie  sehr  wahrscheinlich  wird,  »o  inuf»  derselbe,  um  noch  so 
bedeutende  Reste  entsenden  zu  können,  ein  »ehr  grof»«»  Gewässer 
sein,  das,  wenn  es,  wie  anzunehmen,  aus  den  Binue- Quellgebirgen 
kommt,  auch  noch  hi»  in  dieses  Gebiet  hinein  schiffbar  »ein  würde. 
Es  wäre  dann  für  eine  natürliche  Kommunikation  in  unserer  Kolonie 
trefflich  gesorgt,  indem  Wasseradern  au»  dem  begehrentwerthen 
Adamaua  bis  zu  unserer  Küste  leiteten,  Wasseradern,  die  uns  zudem 
auch  gestatten  würden,  den  bedeutenden  Handel,  der  jetzt  mittelst 
de»  Old  Calabar  nach  englischen  Gestaden  flutliet,  nach  unseren 
Küsten  ahznlenkeii.  (Kortsctzuag  folgt.) 

LiOerarlwlic  Umschau. 

Verzeirhnife  4er  bei  der  Redaktion  ein  gegangen«™  Druckschriften. 

Wo  nachstehend  besprochenen  und  angezeigten  Werke  können  durch  die 
Kuchbandhmg  Walther  & Apolant,  Berlin  W.,  Markgrafen*trafse  <10, 
jederzeit  bezogen  werden. 

Fernscbou.  Jahrbuch  der  M ittelscb  weizeriseben  Geographisch  - 
Kommerziellen  Geaellschaft  in  Aarau.  I.  Band.  XXXII.  und 
98  Seiten.  (Aarau,  Druck  und  Verlag  von  fl.  R.  Sau  er  Binder.)  1S84I. 

L.  C.  B Dieser  Jahresbericht  über  die  Tbktigkeit  der  im  Oktober 
1884  gegründeten  handelsgeographiscben  Gesellschaft  zu  Aarau  ist  ein  neuer 
Beleg  für  die  Hinsicht,  selche  dos  praktische  Volk  der  Schweizer  in  allen 
sein  wirthsebaftiiebes  Wohl  betreffende»  Fragen  bekundet.  Obwohl  es  nach 
einer  Andeutung  im  Vorwort  dieses  Berichte»,  auch  in  der  Schweiz  heute 
giebl,  welche  in  eitler  Geschiflskenntair»  di©  Bestrebungen  der  bandeD- 
geographischen  Gesellschaften  nur  für  ein«  besonder«  Form  der  Yereins- 
huberei  ansohen,  «eiche  nicht  begreifen  können,  wieso  eine  Tcrcinsmifsige 
Ausbreitung  und  Kr Weiterung  der  geographischen  und  ethnographischen 
Kenntnisse  gerade  für  die  Geschäftswelt  von  Nutzen  sein  könne,  »o  knotigen 


•)  Der  wiederholt  aagezogeue  jüngste  Kxlraraionsberiehl  iu  der  Kulonial- 
Ztg.  erwähnt  a-ach  wieder  einen  „groben*  Fluß,  der  nach  der  Aussage  der 
Leute  ata  mittleren  Wuri  6 Tagereisen  von  dort  iai  Lande  Bang  (???)  fliefsen 
soll  (IV,  6,  8.  147). 


Nr.  20. 


318 

EXPORT,  Organ  de*  Centralvereins  für  Hudelegeograpbic  etc. 


1887. 


doch  die  höchst  rübrnemwertben  Erfolge  des  jungen,  nur  etwa  100  Mitglieder 
zählenden  Verein»,  «lafs  seine  leitenden  bedanken  schon  kräftig  Wund 
gefsfst  haben.  Im  Laufe  tun  nicht  ganz  2 Jahren  hat  der  Verein  eine  Reih« 
von  13  ansprechenden  und  belehrenden  Vorträgen  veranstaltet,  ferner  ein 
„Ethnologisch**  Gewerbemuseum“  zu  Stande  gebracht,  einen  »Wanderaus- 
stellungsscbrank*  erfunden  und  eingeführt,  und  endlich  eine  Karten-  und 
Photographie-Sammlung,  sowie  eine  Bibliothek  zusammengestellt.  Ala  eine 
Sammlung  von  fremdländischen  Natur-  und  GeweTbseneugaiasen  soll  das 
»ethnologische  Gewerbemuseum*  durch  Anschauung  einerseits,  die  Kenntnifs 
der  entlegenen  Länder  und  Völker  namentlich  in  den  für  Handel  und  In- 
dustrie wichtigen  Richtung*»  unterstätzen  und  fördern,  andererseits  aber 
auch  dem  heimischen  Gewerbfleift  neue  Anregungen  geben.  Zur  Belebung 
des  geographischen  Schulunterrichts  soll  der  „Winderausstellungaschrank* 
dienen  und  zwar  in  der  Weise,  dafs  in  demselben  systematische  Sammlungen 
von  Photographieen , von  Landschaften,  Städten,  Hau  werken,  kunstgewerb- 
lichen Erzeugnissen  und  drgl.  in  den  Volksschulen  cur  Anschauung  gebracht 
werden,  eine  Haftnahme,  die  auch  für  unsere  niederen  Schulen  vielleicht  zu 
empfehlen  wäre.  — Solche  gemeinnützigen  Bestrebungen  finden  jetit  mehr 
als  früher  auch  in  der  vom  Kantönligeist  getbeilten  Schweiz  einen  guten 
Boden,  wie  daraus  zu  ersehen  ist,  daft  der  in  Rede  stehende  Verein,  welcher 
seine  Thätigkeit  Dur  über  die  Kantone  Aargau,  Solothurn,  Baselland  und 
Luzern  erstreckt,  bereits  217  namentlich  angeführter  und  überdies  eine  An* 
zahl  ungenannter  Schenkgeber  aus  dem  ln-  und  Auslande  verzeichnen 
konnte.  Zur  Erzielung  einer  solchen  Theilnabme  gehört  freilich  auch  eine 
rührige,  in  parlamentarischer  Vereinssimpelei  nicht  aufgehende  Leitung  und 
eine  solche  hat  wohl  die  Aarauer  Gesellschaft  in  ihrem  Versitzenden,  dem 
Kantonsbibliothekar  Br.  Hermann  Brunnbofer  und  in  ihrem  Sekretär  und 
Museums- Konservator  dem  Kaufmann  Karl  Buhrer  ohne  Zweifel  gefunden. 

Vereine,  welche  wie  die  handelsgeograpbischcn,  praktische  Zwecke  mit 
wissenschaftlichen  Mitteln  erstreben,  werden  — weil  ja  die  Ziele  gegeben  — 
immer  gut  thun,  wenn  sie  sich  einer  mit  den  Wegen  vertrauten  Führung 
überlassen,  selbst  wenn  letztere  ihre  Kenntnifs  auf  einem,  dem  praktischen 
Ziele  ganz  entlegenen  Gebiete  gesammelt  hat  Die  Wissenschaft  erspart  Er- 
fahrung und  sie  ebnet  den  kürzesten  Weg  zur  Erkenntnifs  der  Mitte] 
zum  Zweck,  die  der  sog.  praktische  Routinier,  der  von  Theorie  nichts 

wissen  mag,  sieb  erst  auf  dem  Langen  Umweg  der  Erfahrung  aneignet. 

Wissenschaftlich  betrachtet,  erscheinen  die  fernsten  Ziele  näher  genickt  und 
man  sieht  dann  besser,  wo  man  die  Hebel  der  Praxis  ansetzen  kann.  Selbst 
diejenigen  Wissenschaften,  welche  rückwärts  gerichtet  ihre  Kenntnisse  aus 
den  Erfahrungen  der  Vergangenheit  Zusammentragen,  vermögen  aufkl&rend 
für  die  vorwärtastrehende  Produktion  zu  wirken.  Wie  manche  nützliche 
Kenntnib  ist  im  Laufe  der  Jahrhunderte  verloren  gegangen;  da  gräbt  sie 

ein,  mit  den  Bedürfnissen  des  Lebens  vertrauter  Sprachforscher  aus  einer 

uralten  Sage  oder  Erzählung  wieder  aus  und  für  die  heutige  Technik  ver- 
wertet, läftt  sich  ein  findiger  Geschäftsmann  ein  Patent  darauf  geben. 

Zu  dieser  vereinsmetbodologiscben  Betrachtung  gaben  die  beiden 
gröfseren  und  die  drei  kleineren  Aufsätze  des  Dr  Brunnbofer  in  dem 
vorliegenden  Jahrbuch  den  Anlafs.  Dieselben  zeichnen  sich  dadurch  aua, 
dafs  sie  obwohl  mehr  zur  wissenschaftlichen  Empfehlung  der  Aarauer  Gesell- 
schaft bei  gelehrten  Vereinen  bestimmt,  doch  neben  vielen  geographisch, 
kulturgeschichtlich  und  linguistisch  bedeutungsvollen  Aufklärungen,  auch 
mancherlei  für  den  Handel  und  die  Industrie  beachtenswerte  Anregungen 
darbieten.  Diese  Aufsätze  sind  betitelt:  .Cber  die  ifteste  Herkunft  de« 
Silbers  und  Eisens  in  Europa,  erschlossen  aus  kleinaslatlachen  Ortsnamen*, 
.die  Namen  des  Oxus  und  Jaxartes  Im  mythisch-geographischen  Welt- 
bild des  Vwhnupuräna*,  „Zur  Kronzetechnik  aus  dem  Veda“,  »Die  älteste 
Erwähnung  der  Steinkohle  in  Europa*  und  »Zur  Entwickelungsgeschichte 
der  Tulpomanle*. 

Bezeugen  dies«  trotz  Ihres  sprachwissenschaftlichen  Gepräges  gut  les- 
baren Gaben  eine  umfassende,  tiefe  Kenntnifs  der  allen  indogennan Ireben 
Linder,  Völker  und  Sprachen,  so  bekunden  das  Vorwort  und  ein  anderer 
Aufsatz  des  Jahrbuches,  «Ober  die  Reform  des  geographischen  Unterrichts* 
den  gelehrten  Vorsitzenden  such  als  einen  für  die  praktischen  Bedürfnisse 
der  Gegenwart  weit-  und  scharfblickenden  Mann,  der  allem  Guten  und 
Nützlichen  ein  volles  Verstindnifs  und  eine  selbstlose  Hingabe  entgegen- 
bringt. 

Was  die  übrigen  Abhandlungen  des  Jahrbuchs  anlangt,  so  sind  die- 
selben ebenfalls  nach  Inhalt  und  Form  alt  sehr  zweckentsprechende  Vereins- 
leistungen zu  rühmen.  Missionär  D.  Huppenbausr  in  Zofingeo  schildert 
unter  dom  Titel  »Ein  Besuch  am  Hofe  eines  westafrikanisehen  Negerkönigs* 
in  recht  anschaulicher  und  sachlicher  Weise  seine  im  Jahre  1881  in  Be- 
gleitung des  Missionars  Buck  unternommene  Reise  von  Akem  nach  Kumosi, 
der  Hauptstadt  dos  Ashaiiti-  oder  Assianti- Reiches.  — P.ln  kurzer  Auszug 
aus  den  zwei  Vorträgen,  welche  der  Kaufmann  Kob.  Angst  In  Aarau  über 
.Handel  und  Industrie  der  Baseler  Mission  in  Indien’  auf  Grund  der  Be- 
richte und  Mitthoilungcn  dieser  Mission,  im  Verein  gehalten  hat,  giebl  einen 
Überblick  über  die  Erfolge  der  anf  die  Beschäftigung  der  bekehrten  und  au» 
ihrer  Kaste  au*g**lofeeuen  Hindu  gerichteten  Miesion  »thätigkeit.  Die  bisher 
betriebenen  Zweige,  als:  Weberei,  Schreinerei,  Ziegelstreicherei,  Maschinen- 
bau,  Bucbdruckerei  und  Buchbinderei  ergaben  1884  zu  Gunsten  der  Mission 
einen  Reingewinn  von  rund  tiOOOO  Frcs.,  während  die  durch  diese  Gewerbe 
bedingte  Handelsthätigkeit  in  demselben  Jahre  einen  Überschuh  von  rund 
7000  Frcs,  erzielte.  — Der  Kaufmann  Wilh.  Geistmann  in  Brisbane 
lieferte  in  seinen  „Kolonialbildern  aus  Australien*  sehr  ansprechende 
Schilderungen  von  »Brisbane  in  Queensland*  und  von  »Queensland  und 
seine  Bewohner“.  — Endlich  erörtert  noch  der  Konservator  Karl  B üb  rer  in 
einem  Aufsatz.  .Cber  die  Anbahnung  einer  nationalen  Kollektiv  Wirksamkeit 
der  schweizerischen  Museen*  die  Füglichkeit,  die  in  verschiedenen  Samm- 
lungen der  Schweiz  zerstreuten  Kunstschätze,  gewerblichen  und  kulturge- 
schichtlichen Merkwürdigkeiten,  in  Ermangelung  sie  vereinigender  National- 


museen. wenigstens  durch  pbotolitbographisebe  nsw.  Vervielfältigungen  in 
Form  eines  nationalen  Rilderworks,  der  Allgemeinheit  zur  Anschauung  za 
bringen.  — Krwäbnenswortb  sind  auch  Bührer'e  »Mittbeilungen  aus  der 
Praxis*,  in  welchen  auf  die  in  der  Aarauer  Vereinsbibliothek  eingefübrlen 
Samroelklxtcn  zur  Aufbewahrung  und  Benutzung  der  Zeitschriften,  sowie 
auf  das  zur  dortigen  Muwumsoinricbiung  benutzte  Werk  „Glasschränke  und 
Ausstellungs-Vorrichtungen  im  Kgl.  Gewerbemuseum“,  hcrausgegeben  von 
dor  General  Verwaltung  der  Kgl.  Museen  zu  Merlin  (Ebendas.  1886,  Verlag 
von  K-  Wasmuth)  aufmerksam  gemacht  wird. 

Den  Schlafs  de«  Jahrbuches  bildet  eine  „Spexiaiwuoscbliste“  der  Aarauer 
Gesellschaft,  betreffend,  dir  Zusendungen  für  das  ethnologische  Gewerbe- 
museum und  endlich  eine  10  Seiten  umfassende  Inseralenfolge. 

Wir  wünschen  der  Aarauer  Gesellschaft,  die  nach  dem  also  kurz  be- 
sprochenen Inhalt  ihres  Jahrbuches,  als  ein  Vorbild  für  die  Thätigkeit 
kleinerer  handclsgeographischer  Vereine  empfohlen  werden  darf, 
ein  ferneres,  erfolgbrlugendes  Gedeihen! 

Archiv  für  Wtrlbscbaft*goograpbie.  Von  Alexander  Supan. 
I.  Nord- Amerika,  1880— 1855.  Mit  zwei  Karten.  (Ergänzungsheft  No.  84 
zu  .Petennann’s  Mittheilungen*).  Gotha,  Justus  Perthes.  1886.  — 
4».  57  S. 

h.  C.  B.  Der  Herausgeber  der  weltbekannten  geographischen  Zeit- 
schrift „Petermann'»  Mittbeilungen,  Prof.  Dr.  A.  Supan,  hat  in  dem  vor- 
liegenden, Nord-Amerika  behandelnden  Heft  den  Anfang  gemacht,  das  um- 
fangreiche statistische  Material,  welches  in  der  Geographischen  Gesellschaft 
von  Justus  Perthes  zusammenBlromt,  zu  einer  vou  geographischen  Gesichts- 
punkten systematisch  geordneten  Übersicht  über  die  zahlenmäftig  darstell- 
baren Wirtbscbaftsverhäituisse  der  einzelnen  Erdtbeile  zu  verarbeiten.  Wer 
da  weifs,  wie  schwierig  es  oft  ist,  über  fremde  Länder  zuverlässige  wirth* 
schafts-statiatisdie  Angaben  erst  zu  erhalten  und  dann  dieselben  so  zu  ver- 
wertben,  dafs  sie  in  knapper  Form  Auskunft  geben,  wird  r*  gewift  sehr  dankens- 
wert h finden,  dafs  eine  solch’  hervorragende  Kraft,  wie  Prof.  Supan  sich  der 
g rufsei:  Mühe  unlerelebt,  das  theils  erdrückend  massenhafte,  theils  spärliche 
oder  zerstreuto  Material  zusammen  zu  tragen,  es  tu  siebten  und  für  die  Be- 
dürfnisse der  Länder-  und  Wirthschaftskunde  handlich  zu  machen. 

Mit  reinem  seltenen  Fieift  und  reinem  xurMeisterechaft  erzogenen  Geschick, 
das  Wesentliche  einer  Sache  scharf  zu  erfassen  und  mit  kurzen  Worten  klar- 
zutegen,  bat  der  Verfasser  zunächst  für  Nord- Amerika  die  Aufgabe  seines 
„Archivs"  ln  einer  nicht  ganz  einwandfreien,  im  übrigen  aber,  mit  Berück- 
sichtigung des  geringen  Umfangs  «1er  Arbeit,  sehr  zweckdienlichen  Weise 
gelöst. 

Auf  S.  2 — 55  werden  an  der  Hand  de»  groben  Censoa-W'erkes  ton 
1880  die  wirtschaftlichen  Verhältnisse  der  Vereinigten  Staaten  unter 
folgenden  Kategorien  behandelt:  Berufretatistik,  Land  wirth  »ebaft,  Forstwirt- 
schaft, Bergbau,  Industrie  und  Stellung  der  Vereinigten  Staaten  in  der 
Weltwirtschaft.  Soweit  diese  Kategorien  Anlafs  bieten,  werden  die  für 
die  einzelnen  Staaten  und  Territorien  gegebenen  statistischen  Zahlen  nach 
geographischen  Zusammenfassungen  dieser  Gebiete,  bezw.  nach  Höben-  und 
Hi  eit  en  innen,  mehr  oder  weniger  eingehend  gruppirt,  so  daf*  man  mit  einem 
Blick  übersehen  kann,  inwieweit  die  wirthschaf fliehen  Verhältnisse  von 
den  natürlichen  bisher  beeinflufst  worden  sind  und  in  welchen  Richtungen 
«ich  erster«;  noch  entwickeln  können.  Dor  Natur  der  Sache  nach  kommt 
diese  Betrachtungsweise  bei  der  Erörterung  der  Landwirtschaft  und  der  auf 
die  Bodenproduktion  gestützten  Industrie  besonders  zur  Geltang,  während 
sie  bei  den  andere u Behandlungsgcgenständen  unter  dem  Drucke  der  über- 
gTofscn  Raumbescbränkung  eine  fühlbare  Kinbtifee  erfahren  bat.  Unter 
diesem  Übelstand  leiden  namentlich  die  Kapitel:  »BerufsBtatistik*  und  „Forst- 
wirtschaft*. Gar  nicht  berücksichtigt  wurden:  Die  Bodenrente,  die  Lohn- 
und  Steuerverhältnisse  u.  a.  m.  Bei  vielen  Tabellen  halten  auch  zum 
besseren  Vergleich  die  Zahlen  der  Bevölkerungsdicbtigkeit  der  Staaten. 
Territorien  und  geographischen  Gruppen  noch  Platz  finden  sollen,  x.  B.  bei 
den  Übersichten  über  den  Viebstand,  wo  die  einfache  Beziehung  der  Stück- 
zahl de«  Grofsviebs  auf  je  1000  Bewohner  für  Rhode  Island  einen  Besitz- 
stand von  186  und  für  Wyoming  einen  solchen  von  98111  Stück  ergiebt. 
Solche  unerl&uterte  Zahlen  können  leicht  von  unkritischen  Amerika-Schwär- 
mern und  gewissenlosen  Auswanderung«  - Agenten  gemiftbraueht  werden. 
Wie  hübreb  würde  es  sich  ausnehmen,  wenn  z.  R.  in  einer  Reklame  zu 
lesen  wäre:  «...  zeigt  uns  doch  Prof.  Supan  in  „Petermann'«  Mittei- 
lungen’ auf  Grund  eingehender  Prüfung  der  amtlichen  Quellen,  dafs  in  dem 
gesegneten  Land  Wyoming  auf  jeden  Bewohner  beinahe  25  Rinder  und 
2t  Schafe  entfallen!" 

Wenn  auch  die  Verschiedenheit  der  Zuslknde  nur  durch  Vergleichung 
mit  einer  denselben  gemeinsamen  Einheit  fretgcstellt  «erden  kann,  so  mufs 
aber  doch  letztere  selbst  eine  feststehende  Grüfte  «ein.  Eine  solche  sind 
»1000  Bewohner*  zwar  der  Zahl  nach,  nicht  aber  ihrer  wirtschaftlichen 
Stellung  narb,  denn  1000  Viehzüchter  od*r  Indianer  haben  in  dieser  Hin- 
sicht eine  ganz  andere  Bedeutung  als  wie  1000  Bewohner  einer  industrie- 
reichen  Gegend.  Vor  Allem  ist  aber  von  Wichtigkeit,  dafs  1000  Menschen 
keinen  feststehenden  Tbeil  einer  Bevölkerung  bilden  und  es  mnfs 
deshalb  mit  der  letzteren  ein  jedos  auf  dieselbe  bezogenes  Verhältnift 
sich  ändern,  selbst  wenn  auch  das  mit  ihr  zu  vei  gleichen  de  Objekt  der 
Zahl  nach  sich  nicht  geändert  hat.  Solche  Verhältniftzahlen  können  daher 
nur  Aufrehluft  über  die  Lebens-  oder  Produktionshedlngungen  einer  ge- 
gebenen Bevölkerung,  nicht  aber  über  den  Zustand  der  Bedingungen  reibst, 
vermitteln , was  doch  germle  für  eine  tiefere  volkswirtbschaftageogTaphiscb* 
Betrachtung  von  Wesenheit  sein  dürfte.  Wäre  Wyoming  blofs  von  1000 
Menschen  bewohnt,  so  hätte  jene  Vie-hslandszlffer  nicht  viel  zu  bedeuten, 
viel  jedoch,  wenn  die  Bevölkerung  hoch  in  die  Tausende  gebt.  Wie  viel 
Menschen  ««der  Stück  Groftvieh  aber  dort  thatsächlich  gezählt  worden  sind, 
läftt  sieh  aus  keiner  im  .Archiv“  enthaltenen  Tabelle  ersehen.  Oberhaupt 


1887. 


»19 

RXl'OKT,  Organ  dca  CentrajTerem»  för  Handaisgeographie  etc. 


Nr.  20. 


wird  man  in  «mein  »Archiv“  nicht  blote  gewisse  Verhäitnißwertbe,  sondern 
auch  wirkliche  Daten  linden  mimen , wenn  es  seiner  Aufgabe  gemäß  auch 
zur  Aufklärung  anderer,  nicht  berücksichtigter  Beziehungen  dienen  soll.  Soll 
die  WirtbscbafUgeographi«  das  wirtschaftliche  Zweckatreben  der  Menschen 
auf  geographischer  Grundlage  erläutern,  so  müssen  ihre  maßgebenden  Ver- 
gleichseinheiten an  erster  Stelle  solche  sein,  welche  unbeeinflußt  vom  Wechsel 
der  Erscheinungen  stets  au«  den  gleichen  Factoren  begrifflich  gebildet  werden 
können.  Solche  Vergleichscinbeitcn  sind  die  Höhen  und  Klimazonen,  die 
Gebiete  gleicher  Rodeiurten,  die  orographiacben  Typen,  die  Vegetation»', 
Thier*  und  Kulturfonnationea  und  vor  Aitern  die  Maßeinheit  der  Erdober- 
fläche. Ein  Quadratkilometer  bleibt  immer  derselbe  räumliche  Begriff,  mag 
er  in  der  Höbe  oder  Tiefe,  Ua  Tropen-  oder  Polarland,  im  Gneis-,  Sandstein-  . 
oder  Kalkgebiet,  oder  im  Schwemmland,  im  Wald  oder  in  der  Prärie,  in  der 
Einöde  oder  in  der  Millionenstadt  gemessen  werden  und  durch  kein  Mehr-  | 
fache«  gewinut  oder  verliert  er,  wie  der  wechselnde  BevöLkernngstbeil  von  1 
1000  Köpfen  an  Bedeutung. 

Wie  die  Dichtigkeit  einer  Bevölkerung  nur  durch  Vertbeilung  der 
Kopfzahl  derselben  »uf  die  FlächenmaTseinheit  festgestellt  werden  kenn,  so 
sollte  auch  die  Verbreitung  gewisser  Formen  und  Leistungen  der  Bevölke- 
rungsthätigkeit  nur  durch  Beziehung  ihre«  Gesammtergebnßaes,  bezw.  der 
Gesammtheit  dar  Faktoren  desselben,  auf  jene  Einheit  ermittelt  werden. 
Dieses  Verfahren  wird  jedoch  im  wirthsebaftsgeographisebon  .Archiv"  betreff» 
der  .Industriedlchte“  nicht  angewendet,  sondern  es  wird  hier  dieselbe  dareh 
Vertbeilung  de«  Gesamintwerthes  aller  Industrie-Erzeugnis#«  auf  den  einzelnen 
Kopf,  unter  Berücksichtigung  der  Ausnahmestellung  der  Großstädte,  feet- 
gestcllt  and  danach  die  einzelnen  Staaten  usw.  mit  einander  verglichen.  — 

Es  ist  ja  im  Allgemeinen  richtig,  daß  der  Werth  eines  Industrieproduktes  ; 
durch  die  d&rsuf  verwendete  Arbeit,  als  die  Mittelstbätigkeit  für  die  Kon- 
sumtion, geschaffen  wird  und  daß  dann  überall  da,  wo  die  höchsten  Werthe 
sich  ergeben,  auch  die  größte  Industrie  - Thitigkeit  herrschen  muß.  Die 
Befolgung  dieses  Schlusses  wird  aber  nur  in  soweit  iu  richtigen  Ergebnissen 
führen,  als  jodes  der  zu  vergleichenden  Gebiet«  alle  sein#  Erzeugnisse  von 
der  Urproduktion  bis  zur  Fertigstellung  für  die  Konsumtion  zu  liefern  ver- 
mag. Sofern  aber  ein  Gebiet  aus  einem  andern  seine  Roh-  und  Hölfsstoffc 
oder  Halbfabrikate  bezieht,  so  muß  dasselbe,  abgesehen  von  der  Werth- 
erhöhuug  seiner  Arbeitsmittel  durch  den  Transport  und  den  Handel,  un- 
gleich höbero  Werthe  erzielen,  als  ihm  untächlicb  xakorainen  and  es  wird 
deshalb  in  seiner  Gewerbsthätigkeit  und  mithin  in  seiner  vitalen  Konsum- 
ti ooskrsft  das  andere  Gebiet  scheinbar  übertreffen.  Man  denke  nur  an  die- 
jenigen Industriebezirke,  in  welchen  tbeure  Rohprodukt«,  wie  Gold*  und 
Edelsteine,  wcrthroHe  ausländische  Waaren,  wie  feine  Tuche,  Spitzen  und 
dergl.  verarbeitet  werden  und  dann  wieder  an  andere,  in  welchen  billige 
Rohstoffe  zu  theuren  Erzeugnissen,  wie  die  der  Feinmechanik,  dca  Konst- 
geuerbes,  umgewandelt  werden.  Überhaupt  sind  im  Begriff  »Werth*  »o 
viele  verschiedene  Faktoren  enthalten,  date  man  denselben  nicht  ohne  diese 
gründlich  behandeln  kann.  — Dieses  Verfahren  ist  also  ans  Gründen  der 
Kausalbetracbtung,  zur  BeurtbeUung  und  Vergleichung  d«T  lndustriexustände 
verschiedener,  nicht  selbstständiger  Gebiete  unsnlässig.  besonders  für  die 
Zwecke  der  WirthschafUgeographß,  welche  die  natürlichen  Bedingungen  für 
wirtbschafüiche  Zweckstreben  klarieren  soll. 

Ma/sgebeode  Faktoren  zur  Beurtheilnng  des  Entwickelungsstandes  einer 
Industrie  sollten,  weil  letztere  doch  nur  als  eine  Mittelatbätigkeit  zum  Zwecke 
der  menschlichen  Bedürfnisbefriedigung  einen  wirtschaftlichen  Werth  bat, 
deshalb  kausaler  Weise  einerseits  ans  den  Bedingungen,  andererseits  aus 
den  Folgen  dieses  Produktionssystems  abgeleitet  werden,  denn  was  nützt 
die  lebhafteste  Gewerbstbätigkeit,  wenn  die  Arbeiter  dabei  hungern  müssen, 
wenn  mit  der  größten  Maasenerzeugung  nicht  eine  Massenkoniumtion  Hand 
in  Hand  gebt?  Als  Bedingungen  der  Industrie  wären  In  Betracht  zu 
ziehen:  die  natürlichen  H ulte  mitte],  die  Zahl  der  Arbeitskräfte,  der  Unter- 
nehmungen und  der  mechanischen  Motoren  nach  ihrer  Stärke,  der  Stand  der 
Kapitalanlogo  in  den  Unternehmungen,  die  Verkehrswege,  der  Werth  der 
eingefübrlen  Arbeitsmittel  und  dergl.  rn.,  als  FolgeD  dagegen:  die  Summe 
und  Höhe  der  mehr  oder  weniger  klassifizirten  Arbeitslöhne  in  Verbindung 
mit  den  Preisen  des  Lebensbedarfs,  die  Summe  und  der  Durcbscbnittsertrag 
der  kl&ssifizirten  Gewerbsunteroehmuugen,  die  Höhe  der  gewerblichen  Ein- 
kommensteuern, der  Werth  der  ausgeführten  Erzeugnisse  u.  a.  m.  Solche 
Faktoren  nnter  einigenden  Gesichtspunkten  und  in  natürlich  bedingten 
Gruppen  zusammengefaßt  und  auf  die  Flächeneinheit  bezogen,  würden  «.  hl 
ein  vollständigeres  cborogTapbisches  Bild  ergeben,  aU  die  Beziehung  der 
Werthe  auf  den  Kopf.  Wie  bei  allem  Zweckstreben  entscheidet  nicht  bloß 
die  Masse  des  Mittels,  sondern  auch  die  Qualität  desselben. 

Trotz  dieser  dargclegten  Bedenken  gegeu  das  von  Prof.  Sun  an  theil- 
weise  eingescblagene  Verfahren,  soll  demselben  keineswegs  seine  Brauchbar- 
keit »(..gesprochen  werden.  Dasselbe  bat  jedcnßlts  den  Vorzug,  daß  es  auch 
für  alle  diejenigen  Länder  angewendet  werden  kann,  für  welche  keine  ein-  * 
gehende  Statistik  besteht. 

Nach  denselben  Kategorien,  wie  bei  den  Vereinigten  Staaten,  behandelt 
das  „Archiv"  alsdann  Canada  und  soweit  e*  das  Quelle nmnterial  gestattet, 
hiernach  die  östlichen  Inseln,  al«:  Neufundland,  St.  Pierre  und 
Miquelon  sowie  die  Bermuda-Inseln  und  endlich  das  (Tnioosgebict 

Alaska. 

Schließlich  sei  noch  der  beiden  schönen  Kartenbeilagen  gedacht, 
welche  Im  Mafs*tab  von  1 : 7 500  000  einen  trefflichen  Überblick  über  die 
Verbreitung  der  Land wirlhscbaft  und  der  Industrie  in  den  Ver- 
einigen Staaten  für  da«  Cerizusjnbr  1880  bezw.  1881  gewähren  und  auf 
Nebenkarten  im  Maßstabe  von  1:80000000  und  1:11000000  die  Verbrei- 
tung der  Weizen-,  Tabak-  und  Raumwollkultur  ebendaselbst,  zur 
Darstellung  bringen. 

Betrachtet  man  auf  diesen  Karten  die  ungeheuren  KuJlurflichen  und 
berücksichtigt  man  ihre  Ertrignßse,  wie  *i«  die  zahlreichen  Tabellen  des  • 


„Archiv’»*  angeben,  so  kann  man  schwer  verzteben,  wie  unsere  Bimeuilßten 
mit  dem  ebenso  künstlichen,  als  unhaltbare»  Mittel  der  Erhöhung  und  Fest- 
setzung des  Silborgeldwertbes,  unser«*  Landwirtschaft  vor  dem  großen  Mit- 
bewerb der  Vereinigten  Staaten  schützen  wollen,  wenn  selbst  die  Getreide- 
soll# die»  nicht  vermögen.  Ebenso  zeigen  die  Zahlen  der  Industrie*  und 
HaodeU-Entwickeluug,  daß  auch  unsere  Ausfuhr  nach  den  Unlonsataaten 
immer  mehr  gefährdet  wird,  so  lange  man  dort  in  geldhungriger  Ausbeute 
der  Naturschätze,  die  Güterproduktion  aß  einzigen  Lebenszweck  betreibt. 
Supan’s  „Archiv  für  Wirtschaftsgeographie*  bietet  nach  allen  Richtungen 
einen  guten  Überblick  und  es  kann  allen  Wirtschaftspolitiken!,  Kultur- 
geograpben  und  denkenden  Geschäftsleuten  aufs  Reil«  empfohlen  werden. 

R.  Marokko.  Das  Wesentlichste  und  Interessanteste  über  Land  und  Leute 
von  Victor  1.  Horowitz,  gew.  Konsulatasekretär  in  Tanger.  Leipzig, 
1887,  bei  Wilhelm  Friedrich.  M Bogen.  Preß  4 .//. 

Diese  Schrift,  welche  vor  einigen  Monaten  erschienen  ist,  hat  einen 
wesentlich  kompilatorischen  Charakter , sei  es,  daß  sie  das  Wichtigste,  was 
über  Land  und  Leute  von  Marokko  geschrieben  ist,  auszugsweise  zusammen- 
■telll,  oder  daß  sie  das  dem  Verfasser  während  seine«  Aufenthaltes  iu 
Tanger  bekannt  Gewordene  in  gut  geordneter  übersichtlicher  Weise  re- 
gßtrirt.  Es  ist  in  dem  Buche  nichts  vorhanden,  was  nicht  schon  durch 
andere  Schriftsteller  — wir  brauchen  nur  Lenz*  „Timbuk tu"  zu  nennen 
— in  ungleich  gründlicherer  und  wissenschaftlicherer  Weise,  die  der  obigou 
Bcbrift  durchaus  fehlt,  bearbeitet  worden  wäre.  Gewährt  das  Buch  daher 
für  tiefere  Studien  keinen  genügenden  Anhalt,  so  wird  es  doch  allen  Den- 
jenigen, welche  sich  einen  raschen  Überblick  über  die  marokkanischen  Zu- 
stände verschaffen  wollen,  — und  dar  ist  die  Mehrzahl  der  Interessenten  -- 
manche  wissenswert!) e Auskunft  gewähren.  Beim  Lesen  des  Buches  wird 
man  sofort  gewahr,  daß  ein  Theil  der  Beobachtungen,  welche  der  Verfasser 
in  Tanger  selbst  anzustellen  Gelegenheit  batte,  an  Frische  und  Sorgfalt  der 
Schilderung  den  Mittbeiiungen  über  das  Innere  des  Landes,  welches  er  nicht 
kennen  gelernt  hat,  voransteban.  Dies  gilt  u.  A.  von  der  Beschreibung  der 
Lebensweise,  der  Nahrang,  Kleidung  und  Wohnung,  der  Sitten  und  Ge- 
bräuche der  Mauren,  Berber,  Araber  und  Juden,  unter  welchen  die  des  re- 
ligiösen Lebens  besonders  Berücksichtigung  gefunden  haben.  Dagegen  sind 
die  Ausführungen  über  Handel  und  Gewerbe  überaus  schwach  und  vernach- 
lässigt, und  doch  wäre  es  dem  Verfasser  leicht  gewesen,  sich  gerade  hierüber 
in  Tanger  sorgfältiger  als  über  andere  Fragen  zu  unterrichten.  Die  Berichte 
der  europäischen  Konsuln  hätten  dazu  genügend  Anregung  geboten  und  so- 
wohl in  Tanger  vrie  dem  benachbarten  Tetuän  ßt  das  einheimische  Ge- 
werbslebeu  genugsam  entwickelt,  um  die  Produktion# Verhältnis#«  wenigstens 
einiger  Gewerbe  .sorgfältiger  zu  studireu.  wozu  gerade  ein  Kousußtssekrvtär 
alle  Voran lsssung  gehabt  hätte-  Eine  solche  Arbeit  wäre  ungleich  nützlicher 
und  ergebnißreiefaer  gewesen,  als  die  Mittbeiiungen  des  Verfasser#  über  die 
Vegetation,  den  Mineralreicbtham  des  Laudinnern  und  namentlich  des  Sü- 
dens, Mittheilungen,  welche  vorliegenden  Falls  absolut  nichtssagend  sind. 
Ein  neues  „Buch“  über  das  „Wesentlichste"  von  Marokko  muß  über  diese 
Fragen  Genaues,  Eingehendes  und  Neueres  berichten,  als  die  bereite  vor- 
handenen Werke,  wenn  es  von  Werth  sein  soll;  anderenfalls  sind  solche  Mit- 
teilungen überflüssig  und,  wegen  ihrer  großen  Un Vollständigkeit,  leicht 
geeignet,  falsche  Vorstellungen  beim  Leser  wach  zu  rufen.  Soweit  die 
Schilderungen  des  Verfassers  auf  selbstständiger  Beobachtung  Herüben, 
sind  sie,  wie  bereits  oben  bervorgehoben  wurde,  nicht  ohne  Geschick,  wie- 
wohl sie  eine  scharfe  Prüfung  und  kritiache  Sichtung  des  Stoffes  noch  vermissen 
und  das  zögernde,  ungewisse  Tasten  allzusehr  durchblkken  lassen.  Dero 
wird  durch  die  Übung  der  Beobachtung  und  durch  gründlichere  Studien  mit 
der  Zeit  abgeholfen  werden  können  und  io  der  Voraussetzung,  daß  es  dem 
Verfasser  damit  Emst  ist,  dürfte  er  mit  gutem  Erfolge  seine  Aufmerksam- 
keit kleineren  Spesialarbeiten  und  Untersuchungen  zu  wenden,  durch  welche 
allein  die  Kenntnis#  über  Land  und  Volk  von  Marokko  erweitert  zu  worden 
vermag.  Gerade  an  solchen  Arbeiten  fehlt  es. 

Wie  waoig  der  Verfasser  mit  d«n  geographischen  Verhältsßsen  Marokko« 
sich  vertraut  gemacht  bat,  beweist  folgender  Fall  zur  Evidenz.  Auf  Seite  187 
beißt  cs:  „Die  Umgebung  der  Stadt  (Agadir)  Ist  gebirgig,  aber  fruchtbar, 
mit  vielen  Arganpflanzungen.  Der  zahlreichste  Stamm  in  dar  Nähe  sind  di« 
berberiseben  Ait-Bumara.  Am  in  der  Nähe  gelegenen  Kap  Dachubi  be- 
findet sich  eine  englische  Faktorei.“  Von  den  bedenklichen  styliatUchen 
und  grammatikalischen  Fehlem  der  beiden  ersten  Sätze  wollen  wir  abscheu. 
Daß  aber  Kap  Dvcbubi  (Juby)  in  dar  Nähe  von  Agadir  liegt,  ist  völlig  neu. 
Ein  einziger  Blick  auf  eine  auch  nur  einigermafsen  bessere  Karte  bitte  deu 
Verfasser  belehrt,  daß  Agadir  unter  9®»’  v.  L.  (von  Greenwich),  Kap 
Dachubi  dagegen  Ä°»‘  südlicher  und  «JOsu*  westlicher  (13°  w.  L.)  gelegen  ist. 
Auf  Seite  18  wird  Kap  Ißcbubt  nach  der  Provinz  Nun,  deren  Uauptetrom 
der  Nun  ist,  verlegt,  während  es  noch  ca.  io  westlich  von  der  Mündung  de« 
Wad  Draa  liegt.  Auch  ist  Agadir  durch»«#  nicht,  wie  auf  Seite  187  zu 
leeen  ist,  „am  Ausflüsse  eines  der  größten  Ströme  dos  Lande«  gelegen", 
sondern  der  Wad  Sus  fließt  südlich,  in  einer  Entfernung  von  etwa  10  km 
von  der  auf  hohen  und  steilen  Felsen  gelegenen  Stadt  Agadir  ins  Meer, 
und  ßt  von  dieser  durch  eiue  ausgedehnte,  absolut  öde  Dünenlaadschaft 
getrennt 

Derartige  Fehler  finden  sich  in  dem  Buche  in  Menge.  So  ist  u.  A. 
„die  Westküste  (Seite  4)  leicht  zugänglich“,  ein  lrrthuo,  den  der  Verfasser 
durch  auch  nur  ganz  oberflächlich  eingezogene  Erkundigungen  bei  den 
Kapitänen  der  englischen  und  französischen  Dampferlinien,  weiche  die  West- 
küsten in  regelmäßiger  Fahrt  besuchen,  hätte  beseitigen  können.  — Nicht 
in  der  Nähe  des  Riffgebirges,  sondern  de«  Rifgebirgei  liegt  Tanger.  Auf 
Seite  185  wird  die  Handelsbewegung  Mogadors  als  die  größte  der  marokka- 
nischen Häfen  bezeichnet,  während  die  von  Tanger  1885  15769180  M 
und  die  von  Mogador  im  gleichen  and  ihm  günstigsten  Jahre  8196770  .// 
werthete.  — * Der  „Hafen  (von  Mogador)  i*t  gut  geschützt!“  In  Wahrheit 


Nr.  20. 


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EXPORT,  Organ  da»  Contrabereins  für  Handelsgeographia  «tc. 


1887. 


müssen  bei  starkem  Sudwestwinde  die  8chiffie,  um  ihre  Strandung  zu  ver- 
meiden,  entweder  in  Sw  gehen,  odor  seewärts  von  der  Brandung;  vor  dem 
Hafen,  ankern!  Auch  ist  der  Verfasser  im  Irrthum,  wenn  er  in  Mogador 
eine  Station  de»  österreichischen  Lloyds  errichtet.  Äußerungen  wie  auf 
Seite  29  „die  Bevölkerung  ist  in  »teter,  merklicher  Abnahme“  aiud  mindesten» 
»ehr  unvorsichtig,  denn  es  giebt  für  diese  Annahme  auch  nicht  einen 
einzigen  sicheren  Anhaltspunkt.  Es  wäre  höchst  erwünscht,  die  Begrün- 
dung dieser  Ansicht  zu  erfahren,  umsomehr,  aU  noch  gegenwärtig  sehr  kom- 
petente Kenner  Marokkos,  welche  seit  Jahrzehnten  im  Laude  wohnen,  die 
widersprechendsten  Ansichten  über  dessen  Volkizabt  vertreten.  Die  einen 
geben  dieselbe  auf  4,  die  anderen  auf  10  Millionen  Menschen  an.  — 

Der  Löwe  ist  seilen  in  Marokko,  aber  „Panther  und  Hyänen  finden 
sich  noch  in  ziemlicher  Anzahl  im  Lande*  Es  würde  den  einheimischen 
wie  auswärtigen  Jagdfreunden  gewife  sehr  erwünscht  sein,  die  Reviere 
kennen  zu  lernen,  in  welchen  Panther  mit  Aussicht  auf  Erfolg  gesehen 
und  gejagt  werden  könnten.  Selbst  die  Hyänenjagd  bietet  keine  Aussicht 
auf  ein  lohnendes  Schufsgeld,  und  Herr  Tartar  in  au»  Tarascon  würde 
nicht  zögern,  sofort  aufzubreeben,  um  auch  dem  letzten  der  überzähligen 
Löwen  des  Atlas  das  Lebenslicht  auszublssen.  Hoch  solche  Irrthämcr  wie 
die  letzteren  sind  schliefslich  Kleinigkeiten  und  Nebensachen.  Durchaus 
falsch  beurthoilt  der  Verfasser  die  politischen  Verhältnis*»,  und  die  ihm 
über  dieselbe  durch  die  lügenhafte  Geschwätzigkeit  der  Einwohner  xugetra- 
genen MiUheilungen  reprodusirt  er  ohne  Prüfung  und  Kritik.  Darin  steht 
er  allerdings  nicht  vereinzelt  da,  denn  die  in  den  Hafenstädten  angesessenen 
Europäer  siud  meist  Kaufieute,  welche  innerhalb  de«  Kreislaufes  ihrer  ge- 
schäftlichen Thitigkeit  nur  selten  Zeit  haben  von  den  sozialen  und  politischen 
Zuständen  Kenntnifs  su  nehmen.  Und  so  sind  cs  denn  nur  Wenig«  unter 
dm  in  den  Hafenstädten  angesessenen  Europäern,  welche  sich  oinos  ein- 
gehenden Studiums  des  Landes  und  der  Leute  zu  befleibigea  in  der  Lage 
befinden.  Unter  solchen  Verhältnissen  kann  ee  dann  freilich  nicht  wundern, 
wenn  der  Verfasser,  der  über  Tanger  und  dessen  nächste  Umgebung  nicht 
binauagekommen  ist,  in  seinem  Buche  über  Marokko  alle  die  alten  poli- 
tischen Nachrichten  wieder  auf  wärmt,  welche  »eit  mehreren  Jahren  von  Zeit 
zu  Zeit  in  den  an  die  europäische  Presse  gesandten  Berichten  der  „Spczial- 
korrespondenlen*  dem  neugieriges  Publikum  in  nufgewänator  Auflage  vor- 
gesotzt  werden. 

Muß  man  in  Marokko  vorsichtiger  als  irgend  auderswo  jede  neue  Nach- 
richt aufuehmen,  so  hat  man  in  Tanger  doppelt  Ursache  dazu.  Hier  phan- 
tasirt  und  lügt  nicht  nur  die  feurige  Einbildungskraft  der  Mauren,  Araber, 
Berber  und  Juden,  sondern  hier  überbieten  sich  spanische,  französische, 
italienische,  amerikanische,  griechische  und  selbst  deutsche,  englische  und 
schwedische  Phantaaiejäger  io  grotesken  wie  kindischen  Einfällen  im  tollsten 
Durcheinander.  Nimmt  man  dazu  noch  die  sensationsbedürftigen  Berichter- 
statter europäischer  Zeitungen,  schwatzhaft«  stellenauehende  Bummler,  welche 
dem  Korporalstock  der  Heimat  oder  auch  etwa  dem  su  kurzen  Arm«  der 
Gerechtigkeit  entflohen  sind  und  die  nun  gemeinschaftlich  mit  Jenen  durch- 
aus ihr  Abcotheuer,  ihre  Hyäne,  ihren  Leoparden,  ibro  offene  oder  ge- 
heime politische  Mission  haben  wollen,  so  bat  man  ungefähr  eine  Vor- 
stellung von  dem  Hexenkessel,  in  welchem  die  Nachrichten  über  die  politi- 
schen und  sozialen  Verhältnisse  Marokko*  gebraut  werden,  and  wdcho  über 
Tanger  durch  die  so  geschilderten  Kreise  nach  Europa  gelangen.  Und  leider 
werden  vorzugsweise  durch  diese  die  europäischen  Zeitungen  gespeist. 
Dabei  intriguiren  und  hetzen  die  Spanier  gegen  die  Franzosen  find  umge- 
kehrt, die  Engländer  fischen  im  Trüben,  die  Italiener  renominiren  und  rumoren, 
und  der  Deutsche  steht  jetzt  — wir  danken  ihm,  dats  er  nicht  ist  wie  jene 
da  — als  ehrlicher  Makler  schmunzelnd  an  der  Seite,  reibt  sich  die  Häude, 
arbeitet  an  seinem  Geschäftchen  und  stockt  seine  ehrlich  verdiente  Makler- 
gebühr in  die  Tasche.  Was  die  eine  der  neidischen  Parteien  der  anderen 
üufhalsen  kann,  versucht  sie  gewifs  zu  tbun,  und  die  so  gebildete  „Meinung“ 
findet  ihren  Weg  nach  Europa,  zunächst  nach  Madrid,  um  dort  durch  den 
furor  hispanicus  aufgebauscht  und  mit  der  Phantasie  Sancbo  Pausas  ver- 
brämt zu  werden.  Die  marokkanische  Regierung  kennt  ihre  Pappenheimer 
ganz  genau  und  durch  die  widersprechendsten  Nachrichten,  welche  sie  den 
europäischen  Schwitzern  und  Wicbligthuom  zustecken  läßt,  vermehrt  me 
die  Konfusion  über  Land  und  Leute.  Schliefslich  wird  der  Wust  so  graf» 
und  schwer,  daß  selbst  nüchtern  und  vernünftig  denkende  Menschen  Mühe 
haben,  sich  soiner  su  erw obren  und  aus  dem  Rattenkönig  von  Phuntnaie, 
Lüge  und  Albernheit  einen  vernünftigen  Kern  herausznschälen,  oder  den 
unentwirrbaren  Ideeninansch  ohne  Zeitverlust  über  Bord  zu  werfen. 

Wird  das  U rtheil  erfahrener,  mit  dem  Lande  vertrauter  Personen  der- 
art auf  die  Probe  gestellt,  wie  könnte  man  Ton  einem  nach  Styl  und  Ge- 
dankengang: jedenfalls  noch  jungen  Konsußtsaekretär  ein  reifes,  abwägendes 
und  scharf  kritische«  U rtheil  verlangen?!  Es  kann  daher  gar  nicht  Wunder 
nehmen,  dafs  das  Buch,  welches  hinter  den  Fleischtöpfen  Tangers  gescbriclKen 
ist,  eine  Menge  irrthämcr  wiederholt,  welche  in  den  Hand-  und  Kciseböcbeni 
sowie  in  den  Zeitungsberichten  über  Marokko  seit  Jahren  umherspuken  und 
nicht  zu  bannen  sind.  Die  alten  Märchen  von  Sidl  Hussein,  dom  Fürsten 
der  Sidi  Hescbam  im  Anti-Atlas,  dom  alten  Revolutionär,  dessen  Mörder  und 
Giftmischer  «las  Leben  des  Sultan*  bedrohen  und  dessen  zahllose  fanatischen 
Krieger  die  marokkanische  Anne«  in  die  Pfanne  zu  bauen  bereit  stehen, 
fall*  sie  es  wagen  sollte,  über  den  Atlas  tisch  dem  Sua  vonndringen,  — 
diese  Märchen  klingen  denn  doch  gar  zu  romantisch,  als  dafs  sie  nicht,  mit 
neuer  Befranximg  versehen,  noch  einmal  aufgebügelt  werden  müfsten.  So 
läfst  der  Verfasser  (Seite  160)  diesen  schlimmen  Feind  im  Tbale  Dirma 
durch  die  Sultänsarmee  überfallen  und  vernichten  und  daun  den  Regenten 
der  Sidi  Heicbam  über  den  Wad  Dran  flüchten.  Schade  nur,  dafs  der 
Fürst  der  Sidi  He&cham  zu  jener  Zeit  bereits  todt  war,  und  eine  Schlacht 
auf  dem  1686  «r  Zug«  des  Sultans  nach  dem  Süden  überhaupt  gar  nickt 
btaUgcfunden  bat.  Blut  ist  allerdings  geflossen,  leider  sogar  annötbiges,  denn 
die  abgeechnittencn  Köpf«  der  armen  Berber  bauern  vom  Stamme  der  Ho- 


wsro,  welchen  bei  der  Plünderung  durch  die  tapfem  Beuteeoldaten  de*  Sul- 
täus  der  Geraus  gemacht  wurde,  mufsten  in  üblicher  und  herkömmlicher 
Weise  dem  gehorsamen  und  treuen  Volke  in  Marokko,  in  Ermangelung 
anderer  Tropkäen,  die  Erfolge  des  ruhmreichen  Heeres  verkünden,  dessen 
Verluste  als  ungeheuerliche  hingestellt  wurden,  während  sich  dieselben  in 
Wahrheit  auf  einige  Dutzend  Marodeure  beschränkten,  die,  zur  Nachhut  der 
im  JuK  1886  aus  dem  Süden  zurnckkehrenden  Sultänaarmee  gehörend,  von 
den  durch  die  fortgesetzten  Plünderungen  und  Kontributionen  aufgeregten 
Ilowara»  mit  Fug  und  Recht  überfallen  und  niedergebauen  wurden-  Von 
einer  „Schlacht*  ist  aber  diesfalls  ebensowenig  die  Rede  wie  von  einer 
Niederlage  und  Einschließung  des  Heeres  vom  Kronprinzen  Abd-er-Kachmän 
im  Jahre  1885,  dessen  Entsatz  der  Bultän  erst  1886  — dem  Verfasser  zufolge  — 
bewirkt  haben  soll.  Alle  solche  und  ähnliche  MiUheilungen  haben  lediglich 
den  Zweck , Furcht  und  Schrecken  im  Volke  zur  Glorie  des  Sultlns  zu  ver- 
breiten, sowie  den  Europäern  übertriebene  Begriffe  von  der  Kraft  der  ma- 
rokkanischen Regicrungsmaschine  beizubringen  Das  raufe  ein  gewissenhafter 
Berichterstatter  erwägen,  er  hat  dazu  umsomehr  Veranlassung,  als  er  bei 
auch  nur  einiger  Aufmerksamkeit  täglich  gewahren  kann,  wie  methodisch 
Seitens  der  marokkanischen  Kreierung  an  dem  Lügengewebe  gearbeitet  wird, 
welche»  das  ganze  Land  überspannt  und  welches  selbst  zahlreiche  Vertreter 
europäischer  Mächte  sich  geduldig  über  die  taugen  Obren  werfen  lasser. 
Jeder  auch  nur  kleine  Zwangsgriff  schafft  Klarheit  und  vermag  allein  die 
ungebührliche  Oberhebung  der  Marokkaner  — der  Herren  wie  der  Diener  — 
zu  beseitigen,  mit  der  dieselben  das  Wanket-  und  Scbaukelspiel  fortsetzen, 
und  mit  welcher  sie  sich  erdreisten,  die  Toleranz  und  gegenseitige  Eifer- 
sucht der  Europäer  auszubeuten.  Di«  ganz  unglaubliche  Verlogenheit  de« 
ganzen  Volkes,  von  oben  bis  unten,  mufs  denn  doch  bei  Beurtheilung 
namentlich  der  politischen  Nachrichten  in  Betracht  gezogen  werden,  wenn 
ein  Buch  über  Marokko  von  Werth  sein  »oll.  Mit  welcher  Vorsicht  dies« 
trüben  Quellen  zu  sondiren  sind,  geht  auch  aus  der  Behauptung  des  Verfassers 
(Seite  8)  hervor,  da/a  die  südlich  vom  Wad  Raz  wohnenden  Stämme  die 
Oberhoheit  des  Sultins  von  Marokko  nicht  anerkennen.  Und  doch  zahlen 
die  Sidi  Uescham  und  ihr  1886  gestorbener  Stammeefürst  seit  länger  als 
10  Jahre«  TribuL  Bereits  1883  batten  die  Gouverneure  des  ßoltän*  die 
Stadt  Tisnid*  am  nördlichen  Abbange  des  Anti-Atlas  gegründet  und  in  Tursn, 
mitten  in  letzterem)  Gebirge,  ein  ztändiges  Lager  errichtet.  Selbst  südlich 
vom  Anti- Atlas,  in  Wad  Nun  und  weit  über  diesen  Flufs  hinaus,  wird  die 
Oberhoheit  dos  8ultins  anerkannt 

Das  Gesagte  genügt,  um  zu  zeigen,  wie  mißlich  es  um  die  Kenntnifs 
des  Landes  und  der  Leut«  von  Marokko  steht  und  wie  nothwendig  und 
dringend  wünschenswert!)  es  ist,  dafs  die  Marokkofahrer  und  die  dort  nn- 
üäaaigen  Europäer  sieb  hüten  müssen,  Nachrichten,  welche  ihnen  vom  Volke 
selbst  zugehen,  als  banne  Münze  aufzunefamen.  Das  Material , welches  sich 
der  Beobachtung  bietet,  ist  ein  grofses  und  werthvolks  und  verdient  ein 
eingehenderes  Studium  — aber  nur  soweit,  als  es  greifbar  und  zugänglich 
für  die  eigene  Anschauung  und  Kritik  Ist.  Auch  dann  werden  Fehler  unter- 
laufen, aber  dies«  können  tiesritigt  werden.  Scharfe,  eingehende  Erforschung 
und  Ausarbeitung  kleinerer  Gebiete,  greifbaren  Stoffes,  des  Selbsterlebten 
und  Beobachteten,  wenn  irgend  möglich  Monograp  hi  een!  Das  ist  ts.  was 
fehlt,  und  was  allein  eine  bessere  Kenntnifs  von  Land  nnd  Leuten  ermög 
licht.  Ein  Wust  und  kritiklos  gehäuftes  Konglomerat  alles  Möglichen  und 
noch  eines  Bischen«  mehr,  kann  nur  verwirren  und  schädigen 

Geographisch-Statistisches  Welt-Lexikon.  Herausgegebou  von 
Emil  Metzger.  Stuttgart,  Verlag  von  Felix  Krais. 

Die  Zahl  der  geographischen  lexikalischen  Werke,  welche  im  Laufe  der 
letzten  10  Jahre  erschienen  sind,  ist  sehr  bedeutend.  Nicht  nur  sind  Orts 
lexika  von  den  Regierungen  der  europäischen  und  überseeischen  Staaten, 
sondern  such  vou  privaten  Unternehmern  veröffentlicht  worden,  welche  häu- 
fig übersichtlicher  und  praktischer  geordnet  siud  als  die  enteren.  Da  es 
aus  naheliegenden  Gründen  unmöglich  ist,  alle  diese  Werke  heim  Nacli- 
scblagcn  zu  benutzen,  so  ist  sowohl  für  den  praktischen  Geschäftsmann 
wie  für  den  mit  wissenschaftlichen  Studien  beschäftigten  Privaten  ein  Hand- 
buch nothwendig,  welches  die  wissenswertesten  Angaben  aller  jener  Werke 
kritisch  auswiblt  und  zusammensteM.  Die  erste  Lieferung  (Preis  (bw  M) 
des  obigen  Lexikons  bezeugt,  dafs  der  Herausgeber  »eine  Aufgabe  mit  Ver- 
stättdni/s  erfaßt  hat  und  wenn  alle  späteren  Lieferungen  der  vorliegenden 
gleichen,  so  kann  dom  Werke  ein  guter  Erfolg  als  gesichert  gelten.  Leicht 
ist  die  gestellte  Aufgabe  nicht,  denn  die  statistischen  Angaben  verändern 
sich  binnen  weuigea  Jahren  vollständig  und  in  fünf  Jahren  sind  sie  kaum 
noch  zu  gebrauchen.  Man  denke  nur  an  die  Volkszunahme  der  großen 
Städte,  au  die  zahlreichen  Ortschaften  die,  wie  u.  A.  in  den  Vereinigten 
Staaten  und  Argentinien,  kurz  in  all'  den  Ländern,  welche  eine  starke  Ein- 
wanderung aufweisen,  gleich  Pilxen  au»  der  Erde  schießen.  Es  dürfte  daher 
im  Interesse  des  vorliegenden  Werkes  sein,  wenn  Verfasser  wie  Verleger  die 
spätere  Herausgabe  von  .Supplementbanden  ins  Auge  fassen,  oder  — noch 
besser  — bei  der  Herausgabe  späterer  Auflagen  die  Zurücknahme  der  älteren 
Editionen  ins  Auge  fassen  und  deren  Inhabern  den  Brzng  der  neuen  Auflagen 
zu  einem  billigeren  Preise  gewährleisten,  also  den  von  Brock  haus  und 
Anderen  gegebenen  Beispielen  folgen. 

Wir  müssen  auf  die  Mittheilung  von  Auszügen  hier  verzichten.  Nach- 
dem wir  von  den  in  Heft  I u.  A.  über  Aargau,  Abessinien,  Aegypten. 
Alexandrien  usw.  enthaltenen  Angaben  Kenntnifs  genommen  haben,  erochteu 
wir  die  Art  und  Reihenfolge  der  Darstellung  als  sach*  und  zwechgemifs. 
Die  Verlagshandlung  sagt  die  rasche  Folge  der  Lieferungen  zu.  Die  Gctamml- 
zahl  derselben  wird  sich  auf  18  belaufon,  der  Gesammtpreis  des  Buches 
mithin  sich  auf  9 M stellen. 

In  dem  Verlage  von  C.  W.  Roustel  in  Bremen  erscheint  seit  Kurzem 
eine  Wochenschrift  für  Tabak-  und  Zigarrenfabrikantan  und  Händler.  Die 
Zeitung  bringt  Originalaufsätze  über  Bau  und  Behandlung  des  Tabaks, 


1887. 


321 

EXPORT,  Organ  de«  Centralvereins  für  Handelsgeographie  etc. 


Nr.  20. 


dessen  Fabrikation  in  allen  Zweigen,  sowie  Aber  die  dazu  erforderlichen 
Maschinen  mul  Gerätbe.  Schnellste  Berichte  tos  allen  Auktion«-  and  Markt- 
plätzen, Unfall-Versicherung.  Patent- Angelagenheilen.  Die  Fülle  und  Reich- 
Galligkeit  wird  die  Zeitung  den  Tabak-  und  Zigamnfabrikanten  und  Händ- 
lern bald  unentbehrlich  machen. 

Übrigens  sollten  die  Herausgeber  der  Zeitung  im  Verein  mit  den  dor- 
tigen Tabakimporteureo  and  sonstigen  Interessenten  die  Idee  ernstlich  ins 
Auge  fassen,  in  Bremen  eine  permanente  Ausstellung  von  sämmtlicben  Tabaken 
der  Kr  de  zu  iaaieniren.  Kein  Ort  würde  sich  hierfür  mehr  eignen  wie 
Bremen.  Die  Sammlung  durfte  sich  besonders  zum  Vergleich  der  einzelnen 
Provenienzen  and  Linder  besonders  eignen  und  znr  Förderung  des  Bremer 
Tabakmarktes  wesentlich  beitragen. 


Briefkasten. 

— Herr  8.  O.Loiid  km.  Btakit,.  alUil:  Dar  Hainhvrg-Sittomerikenieehe  PnM- 
(U»[>fer  „HaiitHlK'1  tot  rflakke&reod  an  7 Mal.  S Cbr  Mofgeee.  In  Aniaarpen  *»*»kotn«iei> 
und  tt«  3.  Mal  Mab  IU<at>crg  vellcrgefior»«-  Jtekratoaw"  tot  rtckkvhread  tu  #.  Mat 
In  BahU  nmUninnr.  „Drepsay“  In  a m 9.  Mat  Vormittage  tob  Bafel«  narb  Karaffe  abfe- 
einem.  „Camplnaa”  toa  auaaaband  an  t.  Mai  Naebmittaga  In  Bahia  tsirknutii n.  „Soppl- 
wh-  -»I  rdrfekebna«  un  ID.  Mas  Naebaaitu«a  8(u  Vit  tote  raiein  ..MernVur**-  tot  an  11.  Mai 
llUuea  *oa  Ma.inr»  narb  dam  La  Flau  »eltorgegugen.  „C«Ttoot«-‘  tot  aaacefeeod  an  f.  Mai 
Vermin*,««  ln  Meatvvtileo  anftekofn»««.'  „Fetrefolto“  bat  »*«*b#o4  an  6.  Mal  IS  Obr  Ratfcto 
D«rar  paaatot.  ,J>c*iMTfe*  bat  auftotad  an  13.  Mal,  S tlhejNeebmJitmgo  Dover  paaaUi. 

- Da#  BpadlÜDnaOaua  iafDit  BlananUlnl-Banbur«  bertehiat  um  Dautpfar- 

»od  S«p!r?- tbfahitcn  *en  Ban  bar«  nncb  asrapStoebaa  and  «bonaalachtn  t'litom 
a)  Danpfaobf ffa. 

Afrika  (e6d»a»tki»ta)  «In  Uutol».  Ctooortwi*  loralo.  Out«»,  iom,  Ugoea*«  bU  UanAa 
tnkl.,  PoMdanpfbr  Waamaa»“,  K*f  Ahraham,  deotoefe,  ZI.  Mai. 

AWka  (WMUiate)  vto  U adelte , Uortauan.l-utJaa.pfar  ^tui  Waantua*.  Kip».  Vattert, 
ilaaUrh,  1Z.  Mal. 

Oorrtfc.  Mnareela,  Lago*.  Oabm,  Coo*o  uaw.  (via  Madalrs  und  Teoerife)  pMtdanptor 
betolerh.  >J.  Mal. 

Kapatodt  u§w.  (rin  Madeln)  alle  SS  Te*e,  anaiakat  Dump/«  „TtcJ*«»-,  aegltoeb,  ST.  Mal. 

dasalbar  (via  Baeaknnal)  Dampfer  „Zamitsar*-,  KapL  BleUel«,  deutecb,  Anfan«  Jonl, 

PanaaK.  Star«?«*  Hqesgkong  und  Japan  (..Itogil o-Ltoi*-)  Dampf«  „rnlyt.ymr.ia-  -tofetoeb, 
».  Mai,  itonpfer  „Aia.aeU“.  darnach,  10.  Juni,  Dampf«  „Bwftrto“,  deuterb,  10.  Juli, 
Dampf«  „Rlectrm“,  deutarh,  SO.  Juli,  D tapfer  _Sk.be“,  dautxb,  10.  Ao«nat.  Dampf« 
nIpa%aola“,  deaiaeb,  10.  Septemb«, 

Slarapof «,  Hongk«*,  Behau* hal.  Yok  Aama,  Htor*  «ad  Bapaaaki  (»ia  Port  Bald.  Seen.  Aden 
and  Colombo  eb  Uranien]  P«td«»pf«  „Eaton»-  darnach,  bla  SC  M*l. 

Adelaide,  MeltaerM  nod  Hyduey.  (al>  Bramen)  Hoe-.il  »»pto»  _H obana»! ton" , deotoeh,  Ue 
I«.  Mal. 

San  V:»atneti  direkt  (bei  «enö«and«  Ladun«)  Dampf«  »Baatltodo**-,  aa*U»cb . Anfang 
Jnnl. 

Valparalao,  Arie«,  MoSlendo  ued  Online,  Montavlda« . Fuu  Araoaa  (Mo*  Sir.),  Corral, 
Oa renal.  Talcabnauu  anlaafand  vto  Antwerpen  Poeidempitr  «Tetmar*,  Kapt,  8*ande«*. 
dnueb,  11.  Mal. 

Valparalao , Hanta  Aranai  (Mag.-Btr.),  Oneral,  Tatonhu.no,  Cuqutmho,  Anliegern.  tqatqw*. 
Arie. . MulUndo,  CaUan,  Payia  and  Guayaquil  (via  Antverpeo)  Dampfer  „Biene*",  Kapt 
Mohlteii,  dreier*,  )1.  Mal. 

Mnoteridnu,  Bnenoa  Air*».  «Marin  «ad  Ban  Mleclaa  (vt*  Mndalra)  Peatlnrnp#»»  „Bl*“,  ttapk 
BnrvalM,  den  tiefe.  SO.  Mal,  Peetitonipfnr  narlo^.CKept.  Sebtltemw.  damtoeb,  1.  Juni, 
Paatdwnpler  „Mantev IdM-,  Kapt  Bmcfcwoldt,  daoiech,  io.  Juni. 

MreltrM»,  Bnnooe  Air«  and  Baanrlo  Dampfer  „Cbanetoler“,  «tpltocb.  St.  Mai. 

BaMa,  Hto  da  JanMru,  S|u  Pranetor«  and  Santa«  (via  Llmabon)  Pontdampfer  „Anamtoa“. 
Kapt  ftoitolke,  deuuek.  IS.  Mal, 

MiherM  bat  Angnet  Biumanibal. 


Bestäche  Exportbank. 

Ftr  Taldcraan*:  Kxpertbtnk,  Rerllu- 
AbttieHufig:  Exporthureao. 

Berlin  S.W.,  Kochatrafae  97, 

(Briefe,  Patkeia.  u*u.  Mw.  Find  nur  mit  dte*«  Adrceie  n vmabau.) 

Ito  twjtliij  llr  die  BeflrieragakeitN  jeder  nV  Mn  U k etegwlrkti*  Sferta  Ml  4« 
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272.  Wie  ans  aus  Smyrna  mitgolhoilt  wi/4,  Biraiat  öort  der  Konsum 
von  deutschem  Triger- Eisen  für  Bauzwecke  (sogenannte  Poutrelles)  täglich 
in.  Deutsches  KUen  aus  Sankt  Wendel  (Rheinpeovinz)  konkorrirt  heute  mit 
Erfolg  dort.  Falls  sieb  deutsche  Fabrikanten  entscfaliefsea  können,  in  diesem 
Träger- Eisen  in  Smyrna  Lager  zu  errichten,  ao  würden  damit  die  bastan 
Erfolge  za  erziele«  sei«.  Offerten  erbeten  unter  L L.  248  an  «bis  E-B. 


278.  Nach  dem  Auslände  werde«  hydraulische  Pressen  zur  klargarin- 
fahrikation  verlangt.  Offerten  erbeten  unter  L.  L.  249  an  daa  R.-B. 

274.  Nach  Melbourne  «erden  Garne  verlangt  zur  Fabrikation  von 
Strümpfen , Socken,  Unterbeüikleidcrti.  En  kommen  hauptsächlich  wollene 
und  seidene  Garne  in  Betracht,  gewöhnliche  und  feine  Waar e,  in  s&tnml- 
licben  Farben  uod  Schattirungen.  Offerten  erbeten  unter  L.  L.  250  an  das 
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275.  Ein  australisches  Haus  wünscht  die  Vertretung  einer  leistungs- 
fähigen chemischen  Fabrik  von  Natron  UicArbonicnm  und  Salizylsäure  zu 
übernehmen.  Offerten  erbeten  unter  L.  L.  251  an  das  E.-B. 

37C.  Wir  haben  aiiB  Melbourne  Nachfrage  nach  folgenden  Artikeln: 
Schiefspulver,  Patronenhölsen  und  gefüllte  Patronen  aus  Pappe  und  Messing, 
Bandeisen,  Schmcizticge)  für  Juweliere  und  Measingsch miede.  Offerten  nebst 
Mustern  erbeten  unter  L.  L.  252  an  daa  R.-B. 

277.  Ein  bestens  empfohlenes  Agenturgeschäft  in  Palermo  sucht  Ver- 
tretungen leist ii ugsfihiger  Häuser  für  folgende  Artikel:  Reis,  Kupfervitriol, 
Steindrackfarben,  pharmazeutische  und  chemische  Produkte.  Für  diese  Artikel 
steht  der  betr.  Firma  bd  konkurrenzfähigen  Preisen  ein  lohnender  Absatz 
in  Aussicht.  Offerten  erbeten  unter  L.  I-  253  an  da«  E.-B. 

278.  Ein  «ehr  angesehenes  Londoner  Hans  wünscht  mit  einer  leistungs- 
fähig» Fabrik  kondansirter  Milch  in  Verbindung  zu  treten.  Angebote  uod 
Anfragen  unter  L.  L.  254  an  das  E.-B. 

279.  Eine  renommirte  deutacb«  Fabrik  ton  stählernen  Heu-,  Dünger-, 
Rüben,  Koksgabeln  usw.  sucht  tüchtige  Agenten  in  Wien  sowie  in  einer 
der  verkehrsreicheren  Städte  der  Schwei*  (tzkl.  Ganf)-  Die  betr.  Vertreter 
müssen  bei  den  Eiaenhändlent  gut  angeführt  sein.  Offerten  erbeten  unter 
L.  L.  255  an  das  E.-B. 

280.  Die  Chemische  Fabrik  auf  Aktie«  (vorm.  E.  Schering  in  Berlin  N., 
Fennstr.  11/12  theilt  uns  durch  Zirkular  mit,  dafs  sie  jetzt  neben  Aluminium- 
bronxe  auch  Aluminium  Metall  eigener  Fabrikation  io  den  Handel  bringen 
wird.  Der  Preis  stellt  sich  augenblicklich  auf  70  ,/f  per  kg  in  Barren  und 
75  ,U  per  kg  in  Btecbform.  Die  Preise  für  Atuminiombronze  konnten  von 
der  Fabrik  weaentlicb  ermäfaigt  werden. 

281.  Eine  sehr  leistungsfähige  deutsche  Fabrik,  welche  sich  mit  der 
Herstellung  von  Zanellas  und  halbwollenen  Konfektionsstoffen  befafst,  und 
bereits  in  West-Indien,  Nord-,  Zentral-  und  Süd-Amerika  eingeführt  ist, 
wünscht  weitere  geeignete  Verbindungen  nach  dom  überseeischen  Auslände 
anzuknüpfen.  Offerten  erbeten  unter  L.  L.  256  an  das  E.-K. 

282.  Oberaeetsche  Importeure  reap.  Agenten  und  hleeige  Ezporleure, 
welche  sieh  für  den  Vertrieb  von  Filtrirpapier  interesairen,  «rauchen  wir  um 
Angabe  ihrer  Adressen  unter  L.  L 257  an  das  E.-B. 

283.  Wir  erhalten  aus  Montevideo  dl«  Nachricht,  dafi  dort  von  Frank- 
reich sowohl  wie  von  Italien  eigene  Handelskammern  sowie  ständige  Muster- 
AuMtelhingen  unterhalten  werden.  Wir  machen  die  deutschen  Fabrikanten 
hierauf  besonder-  aufmerksam  und  sind  gern  bereit,  den  Abonnenten  de» 
Export  Bureaus,  welche  in  Montevideo  noch  nicht  verholen  sind,  geeignete 
Verbindungen  nacbutweiMn.  Wie  wir  büren,  bessert  sich  die  geschäftliche 
Lage  dee  Landes  von  Tag  zu  Tage,  es  wird  daher  Sache  der  deutschen  Fa- 
hr: kauten  sein,  sich  durch  die  ausländische  Konkurrenz  vom  dortigen  Markte 
nicht  verdrängen  zu  laasen.  Angebote  und  Anfragen  unter  L.  I.  258  an 
dM  K.-R. 

284.  Ein  gut  eingeführtes  Agentur-  und  Kommissionsgeschäft  in  Smyrna 
sucht  die  Vertretung  leistungsfähiger  Fabrikanten  von  Mübel-  und  Kleider- 
stoffen, Pianioos  usw.  tu  übernehmen.  Offerten  erbeten  unter  L.  L.  259  an 
dos  EL-B. 

285.  Eine  0 re  wiener  Finna  sucht  mit  eiuem  Fabrikanten  in  JapaD  in 
direkte  Verbindung  zu  treten,  welcher  lackirte  Blecbstbaalcn  für  photogra- 
phische Bäder  h enteilt.  Offerten  erbeten  unter  L.  L.  2G0  an  das  E.-B, 

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»w  iiairtrTliHf  L«l»t»»g  i«  0««totl  m>d  Qu»atmt 


Dieser  Nummer  liegt  ela  Proipekt  der  VerUgebnchUndlnsg  Felix  Krall  in  Stuttgart  bei,  welcher  du  toi  Bnil  Meliger 
kertoegegebeie  „Ueogreptiich-StatUtiirhe  Welt-Lexiken“  betrift. 


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Nr.  20. 


922 

EXPORT,  Organ  des  CentrelvereinB  für  ilandelegeographie  etc. 


188?. 


Dmrcb  antlUbn  Varglatcbapiob«!  enrtawM 
Vorab«*  gegen  anderr  >ytfr rar  'i'iliukfeare.  Anulhl- 
UtonjB  «tnr.Ji  Klnfarh.t*  Knmtmkl!**  KoIMmI« 
A*.|«brv*c  --  Ur*ru.  ZmwrlAt.ltk.li  la  4er 
19 irkaog.  4«f  t.r**4  4U»«r  krgrbaUae  Ut  4L* 
Btlile'trke  kprili«  obltsiitorl«cli  »orgr- 
•rhHrkrn  «r  «iattttlieh*  lurrm,  Lutretlr, 
W.rk.lilt.«  «ad  «uulnr  4ar  Rf.alglkh 
•«km  Militär  ThwiIIih, 

Dia  Behls'sche  Sprit««  l»t  >eden*lt  mm  Ga- 
brauch  fertig  und  ku.ii  »elhu  nach  jahrelanger 
Aafbeaahrang  nicht  enraagen.  SU  »*t  roo  Jeder- 
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bluiem , Farmen,  Kolonie*»  naw.  vnritglUh  ga- 

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Alterte : Kini*llcli*  GaachhU-Giefaorol  an  Spandan, 
KAntetlche  Klaenbahu- Direktion  in  Iforilu. 
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Ost-Indion  nach  Bombay  über  Rrindiri,  Tort  Said,  Suez  und  Aden,  am  I.  Hai  um  4 Uhr  Nacbm. 

und  China, 

via  nach  Hongkong  über  Brindisi,  Port  Said,  Suez,  Aden,  Bombay,  Colombo,  Penang  und 
Suvx  - Canal  Singspore,  am  18.  Hoi  um  4 Ubr  Nachm.  ; 

mit  Ueberschiffung  auf  eigene  Dampfer: 

in  Suez  nach  Djeddab.  Manama,  Hodeidah  und  Suakin; 
in  Colombo  nach  Madras  und  CaicutU. 

Egypten.  Freitag  Mittag*  nach  Alexandrien,  über  Brindisi  (Verbindung  mit  Port  Seid  und  Syrien). 

Levante,  Dienstag  utn  4 Ubr  Nachmittags,  nach  Griechenland  bis  Smyrna;  deu  3-,  17.  und  81.  über 

Fiume  und  den  20.  und  24.  über  Ancona,  dann  nach  Brindisi,  Corfn,  Syrn.  Pirius  und  Cfcioe ; 
Mittwoch,  jeden  zweiten  (11.  und  26.),  6 Ubr  Nachmittags,  noch  Thessalien  bis  ConsUnti- 
nnpcl;  mit  Berührung  von  Fiume,  Corfn,  Santa  Manra,  Pstras,  Cetarolo,  Calamatn.  Pirius, 
Volo,  Saionich; 

Samstag  2 Ubr  Nachmittag«,  noch  f'onztanlinopel,  mit  Berührung  von  Corfu  und  Piriu«; 
ferner  via  Pirius  nach  Syra,  Insel  Candien  und  Smyrna;  dann  vin  < onstantinopcl  nach 
den  Ulfen  de*  Schwarzen  Meeres; 

jeden  zweiten  Samstag  (7.  und  21.)  noch  Syrien  via  Smyrna,  nnd  (14.  and  28.)  narb 
Thessalien  via  Pirius. 

Dalmatien,  jeden  Montag,  Mittwoch  und  Samstag  10  Uhr  Vormittags,  (jeden  Samstag  via  Spalatn  narb 
Metkovicb); 

jeden  Samstag  um  4 Uhr  Nachmittag»  nach  Metkovicb  direkt, 
lntiien,  Dientilag  und  Freitag  um  7 Ubr  früh  nach  Fiume  über  Pole  etc 

Venedig,  jeden  Dienstag,  Donnerstag  und  Samstag  um  11  Ubr  Abend*. 

Ohne  Haftung  Tür  die  Regel mif«igkeü  de»  Dienstes  wahrend  der  Kontnroar-Malsregeln. 

Nähere  Auskunft  ertheilt  die  Kommendelle  Direktion  in  Triest  und  die  General- Agentur  in  Wien, 
Schwarzeuhcrgplatx  Nr-  fi. 

International 

Centennary  Exhibition  MELBOURNE 

I8SS. 

Zur  Vertretung  der  deutschen  Industrie-  und  Handels-Intercsxen  bei  der  Ansstellnug  and  hei 
der  Einführung  io»  australische  Geschäft  offerirt  ihre  in  Deutschland  wohlrenommirten  Dienste  die 
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Kdwln  Lanschelt,  Kaufmann,  ist  dieselbe  in  enter  Linie  im  Stande,  allen  Ansprüchen  und  Krforder- 
niiwen  in  technischer  wie  kommerzieller  Beziehung  zu  entsprechen.  — (TO) 

Direkt*  Korrespondenzen  erboten  noch  Melbourne  185  Collins  Street  WeaL  r-  Korrespondenzen 
wt-rden  auch  v in  der  l>t-m,«ch.»n  F.xportbank  (Berlin  SW.,  KochMralse  27  entgegengemunmen. 

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welcher  fünf  Jahre  lang  Rheinland.  W estfalen, 

Belgien,  Holland  und  England  in  Galanterie* 
und  Ledern ooren  mit  Erfolg  bereiste,  sowie  mit 
der  Kundschaft  und  Sprache  durch  und  durch 
vertraut  Ut,  sucht,  gestützt  auf  !a  Zengt»i**e  und 
Referenten.  F.ngngement  für  denselben  «der  Ihn- 
lichen  Artikel. 

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der  Südamerikanischen  Ausstellung 

ist  durch  dir  Buchhandlung  von  Watttier  i 
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von  4 .Mf  zu  beziehen. 


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EXPORT,  Organ  den  Central  vereint*  für  Haudelsgeographie  etc. 


UULDENK  .TIFJIA  lliljF. 
IK84,  Health  Exhibition.  London. 
SilbirM  ItülHi  IMS,  NiIMUuüIIih.  t»lw«rges. 
Ohne  Oolf&llung 


za  BERLIN. 

lruler  Bezugnahme  auf  dm  $$  27,  28  und  43  dex  GesellHcbafUstatuU  «erden  die  Herren  Aktionäre  zur 

vierten  ordentlichen  General  •Versammlung 

auf 

Montag,  den  6.  Jnni  1887,  Nachmittags  6 Uhr, 

iw  Bureau  der  Gesellschaft  tu  Berlin  SW.,  Kocbstrafse  SI7*, 

hiermit  ergebenst  'ungeladen. 

Tagesordnung. 

I.  Bericht  der  Direktion  über  <tau  1886er  Geschäftsjahr. 


Wassermesser,  D.  R.  P.  No.  1243 

|ia»  I*  Hrnu«  «utgeHlui  ia  dm  dr&Uta  f4r  ? 
Hi  UM  tum  Bokraell«,  <■.  40000  StAfk  Ml«  ISTT  im 
Betnebi  I'w  4iinli(i4MN««  Wai.cnnMB«  *•*•«*» 
•4i«MlbM  Mi  I— MK>  ra  JHurk  bi«  »*f  ipC«.  (nu  i.. 

OrtCfU  Hafarkkrlt  -Im  KoMtrukü . ichf 
(ilchUi  Ua-  und  iitirbiüea  j *erta*r«  Uenlrbt ; 
K*rM((l*  KeparalarMdirnickrlt ; Km- 

HBu4HeM«4l;  c.nagai«*  r>rark»frlail;  p«Maada 
BaaLäaaii  u*«J  li.elad*:  xlelek«  Ra»4>>«lb«IW>  ton 
dalbairapi'irni , laich«*«  Aaielaaadaraehaea,  »••n 
Brlntgvac  nnihwcadlir. 

Jid*.  Quulan  In  käralaUr  Znl  lUlerbai.  _ 

H.  Meineoke  jr.  3 

BRESLAU,  fiabltz-  Strasse  90  a. 


2.  Vorlage  der  Bilanz  und  des  Gewinn-  und  Verlost  K out- -s. 

3.  Bericht  der  Kecbnungsrevisoreu  und  Beacblulsfavsung  über  (ieuehuiigung  der  Bilanz  und  de« 
Gewinn-  und  Verlust-Konto*. 

4 Ertbcilung  der  Decbargc  an  dou  VorsUnd  und  den  Auhichtxrath. 

3.  Wahl  von  Mitgliedern  des  AiifsichUrathes. 

8.  Wahl  der  Revisoren. 

Zur  Thrilnabme  an  der  Generalversammlung  sind  nach  § 28  de«  Statuts  uur  diejenigen  Aktionäre 
berechtigt,  welche  ihre  luteritus<|ultlungen  solle  3 Tage  vor  der  anheiaumleu  Generalversammlung  bei 
•ler  Direktion  der  Gesellm-haft  zu  Berlin  SW.,  Koch  »tr*Ue  27,  gegen  Empfangsliescbeiniguiig  dtpo- 
nirl  haben. 

Berlin,  den  13.  Mai  1887. 


DEUTSCHE  EXPORTBA N K 

Der  Anfsiehtsrath. 


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empfehlen  sieb  zur  Lieferung 

fiftBaitlicher  englischen  Fabrikate  und  Produkte 

speziell 

Maschinen  und  Maschinen-Artikel, 

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I.  ZerkleMran««  - iMr-huiuae, 

HaD«,  AnnUtJüi..,  VhilrlJ,  I l*r«M) 


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Herren-Westen 

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llktiil-,  üo|kJ-  u.  UxMhlbcntd'rteb,  Ib 
7 Gro»«B,  cum  8du«lM  von  (istrrtda. 
l uttcriorn , Hu1»<tifnjLtit«ii , Zucker, 
CkbortMi,  Kilk,  ItDutiteo, 

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Nr.  20. 


1887. 


324 

EXPORT,  Organ  des  Ceutralvereins  für  Handelsgeographio  etc. 


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und  Pappfabriken,  Album-  und  Cartonnagefabriken. 

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»ml  btt  riw  Po»( 

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oder  deren  lUam 
mit  BO  P(.  borocbnet. 

■erden  »oo  der 

Expedition  de«  „Exports“, 

■ Barlm  SW.,  Koeb.ir.S7, 

en  I4  »c  eu*  e a »auaaa. 


föeifa^en 

nach  Ueberelnkunft 

mit  der  ExpodlUon. 


Centralvereins  für  Handelsgeographie  und  Förderung  deutscher  Interessen  im  Auslande. 


Redaktion  und  Expedition:  Berlin  S.W,  Kochstrafae  27. 

[Getcbif toselti  Worbeslip  » hi»  4 Ohr.) 

Dar  .EXPORT*  iit  im  «leuUrhcn  Poatxdtunjr*liAt»lt»f  für  188T  oster  Hr.  1876,  Seiu  59  einifetrajrnn 

IX.  Jahrgang.  Den  2..  iss^.  Nr.  21. 


Dleee  WocfeaaMhdlt  »erfolgt  den  /.weck,  fortleofeod  Berichte  über  dU  Lege  oneerer  L&ndjleat«  la  Aalende  ror  Kaeatofft  Ihrer  Lmar  ra  hrtafn.  eie  Intereaiea  de»  deatichea  Kiporu 
tbathrkftlg  iu  rertretea,  »o»U  dem  denUchen  Hendel  and  der  deetechen  lodoettle  wlcbtlge  MlttheUuage.  bher  die  HeadnliTerbklraliee  da«  Attleudtu  In  könerter  Prlet  za  BbarmltMiu. 


Briefe,  Zettangea  oed  Werlh»endaiigen  ftr  den  „Kiport**  stad  an  die  KedekUon,  Berlin  S.W.,  K orbitreise  17.  ra  richten. 

Briefe.  ZeUnagea.  Belt  rlttser  k l k r a nir  e n , Wertbaendaagea  fftr  den  .CealralTmta  ftr  ilaadeisgeorrepkle  #U.M  sind  nach  Berlin  SW,  KocbstrsXs»  17.  ta  *eadeo 


Inhalt:  Deutschlands  Handel  mit  Portugal.  — Der  ozeanische  Posldainpferterkehr:  11.  Englische  G«»ell»eliafteu.  Von  Dr.  JT.ritz 
Liudemau  in  Bremen.  — Europa:  Neue  Zollerhebungen  tu  KuMnnil.  — Zur  sogenannten  „PaTfsteuerraform  . — Der  Handel  *01»  Lilwu  und  Riga 
(Originalbaricht  au«  Lihau).  — Da«  l'rlheil  des  franiü-iscben  Gesiindlcn  llerhett«  über  die  deutsche  Industrie  — Wanderausstellung  de«  orientalischen 
Museums  in  Wien.  — Zollgebühren  für  Sendungen  nach  Rumänien.  — Afrika:  Hat  Kamerun  eine  Zukunft?  Klima,  Handel  und  PlantagenKau, 
H«i«rie  allgemein  kulturelle  und  missionarische  Aufgaben  und  Anrechten  tu  der  jungen  Kolonie,  auf  Grund  eigener  und  fremder  Anschauung  dargestellt 
von  Dr.  Bernhard  .Schnarr.  (Knrit.etr.une.)  — Süd-Amerika:  l.age  des  Handelt*  usd  Geldmarktes  in  Folge  der  Sklaven-Kmanzipation  in  Brasilien 
(Originalbericbt  aus  Rio  de  Janeiro).  — Ausfuhr  ron  Chile  (Original bertch*  au«  Valparaiso).  — Auttralien  und  Südsee:  GoldenulecVungeu  iu  Süd* 
Australien  (Originalbericbt  au»  Port  Adelaide).  — Pi  ölest  gegen  den  RabobericSt  du»  Professors  Kroude  (Original  bericht).  — Handel  und  Fabrikation  von 
Papier  in  Nou-Seeland.  — Litterarischa  Umschau.  — Vereinnnachrichten:  General Versammlung  des  Vereins  junger  Kaufleutc  von  Berlin  — 
Briefkasten.  — Deutsche  Exportbank  (Abtheilung;  Export-Bureau).  — Anzeigen. 


Die  Wiedergabe  von  Artikeln  aus  dem  ,, Export“  ist  gestattet,  nenn  die  Bemerkung  hiniugefügt  wird:  Abdruck  (bezw.  Uebersetzung)  aus  dem  ,, EXPORT“. 


Deutschlands  Handel  mit  Portugal. 

Zwei  Thatsachen  sind  es,  durch  welche  in  jüngster  Zeit  die 
wirthschaftlichen  Interessen  Deutschlands  denjenigen  Portugal»  um 
ein  Erhebliches  näher  gerückt  worden  sind:  einmal  die  Anleihen, 
welche  Portugal  und  speziell  Lissabon  auf  dem  deutschen  Geld- 
märkte kontrahirt  hat,  andererseits  die  Errichtung  eine»  permanen- 
ten Musterlagers  deutscher  Maschinen  io  Lissabon  seitens  der 
„Deutschen  Exportbank*.  Man  wird  zageben  müssen,  dafs  diese 
Faktoren  wohl  geeignet  sind,  deui  deutschen  Gewerbfleifse  ftlr  den 
Absatz  seiner  Erzeugnisse  anf  dem  portugiesischen  Markte  neue 
Aussichten  zu  eröffnen  nnd  überhaupt  einen  regeren  ‘Wechsel ver- 
kehr in  deu  Handelsbeziehungen  beider  Länder  herbeizuführen. 

Es  ist  bekannt,  dafs  England  mit  seinen  Erxengni»*en  bis  vor 
nicht  langer  Zeit  Portogal  noch  fast  als  Domäne  beherrschte,  wo- 
gegen seitens  der  übrigen  ProHuklionslinder  nur  schwer  angekämpft 
werden  konnte.  Diese  ZuMändu  haben  sich  neuerdings  aber 
wesentlich  geändert,  indem  es  namentlich  Frankreich  and  Deutsch- 
land gelang,  nach  und  nach  einen  beträchtlichen  Anthril  an  dem 
portugiesischen  Handel  zu  erzielen;  vornehmlich  sind  in  dieser  Be- 
ziehung die  Bemühungen  Deutschlands  von  unverkennbar  wachsen- 
dem Erfolge  gekrönt  worden.  Wenn  man  aufserdeni  bedenkt,  dafs 
der  Aufschwung  der  wirthschaftlichen  Lage  Portugals  selbst  in 
den  letzten  Jahren  gleichzeitig  recht  erfreuliche  Fortschritte  gemacht, 
Handel  und  Wandel  sich  dort  beträchtlich  gehoben  haben,  so  liegt  ! 
es  adf  der  Hand,  dafs  es  für  Deutschland  eine  am  so  wichtigere 
Aufgabe  geworden  ‘ ist , von  diesen  günstigen  Verhältnissen  den 
richtigen  Gebrauch  zu  machen  und  jenes  konsumptionsfthige  Ge- 
biet zu  Überzengen,  dafs  die  deutsche  Industrie  es  in  jeder  Be- 
ziehung mit  derjenigen  Englands  und  Frankreichs  wohl  aufzunehmen 
im  Stande  ist.  Erst  ilmgst  noch  bemerkte  der  Österreichisch-ungarische 
Generalkonsul  hl.  Lissabon,  es  sei  stets  eine  angenehme  Pflicht, 
wenn  man  in  seiner  Berichterstattung  in  der  Lage  sei,  Gutes  und 
Erfreuliche»  miUulbeilen.  wie  es  diesmal  bezüglich  der  wirthschaft- 
lichen und  konA^ftdeTTbt»  VefhflHnisse'PottngaW'  im  Jahre  1886  der 
Fall  sei;  aber  auch  von  anderen  Seiten  Werden  diese  günstigen 
Wahrnehmungen  voll  uud  ganz  bestätigt,  und  wenn  man  die  An- 
gaben über  deu  Auf^enhaudel  Portugals  salbst  näher  ins  Auge 
fafst,  ao  geht  daraus  die  günstige  Eulwkkeluug  der  porlugieaisdivu 
Volkswirtschaft  gleichfalls,  unzweifelhaft  hervor.  Portugals  Ein- 
fuhr und  Ausfuhr  stellten  sich  nämlich  seit  lStf?  wie  folgt: 


Kiafklif  * Au.'filir 

1882  163  850000  M 127  000  001 

1883  158  400000  . I2125GOOO  „ 

1884  15I»000(*W  * 1 17  000  000  „ 

1885  I G 7 000  000  . 190000000  . 

1866  ...  ca.  188  000  000  „ I85O0000O  . 


Läfst  hiernach  die  seit  1 883  konstant  zunehmende  Eiufulir 
eine  erheblich  gestiegene  Kaufkraft  des  portugiesischen  Volke»  er- 
kennen, so  zeigt  auch  di«  Steigerang  der  Ausfuhr  seit  1884  eine 
günstige  Entwickelung  der  Produktionsverhältnisse  jenes  Lande». 
Während  nun  die  Zunahme  der  Einfuhr  »ich  vornehmlich  bei  Ge- 
weben, Gegenständen  de*  Loxus  und  bei  Maschinen  bc- 
merklich  machte,  ist  die  Ausfuhr  zunächst  von  Vieh  und  Kupfer- 
erzen zwar  zurückgegangen,  um  *o  mehr  hat  dagegen  der  Export 
von  Korkholz,  namentlich  aber  derjenige  von  Wein  zugenommon 
Da  der  Weinbau  den  wichtigsten  und  werthvollsteu  TLcil  der 
Bodenkoltur  Portugals  ausmacht  und  es  deshalb  dringend  geboten 
erschien,  Vorsichtsmaßregeln  zu  treffen,  welche  nicht  nur  den 
inneren  Konsum  von  Wein,  sondern  auch  diesen  blühendsten  Zweig 
des  portugiesischen  Ausfuhrhandels  gegen  Betrug  und  Handel  sicher 
stellen,  so  wurde  im  Dezember  de»  vergangenen  Jahres  eine  könig- 
liche Verordnung  dahin  erlassen,  dafs  in  den  Zollämtern  der  See- 
städte des  portugiesischen  Festlandes  und  in  den  Zollämtern  für 
inneren  Verbrauch  mit  den  erforderlichen  Kenntnissen  versehene 
Beamte  anzustellen  seien,  um  jede  Fälschung  sofort  festzustellcu. 
Werden  Fälschungen  gefunden,  hiefs  cs,  *o  soll  gegen  die  Eigen- 
thfwner  der  Waare  vorgegangen  werden  auf  Grund  de»  Gesetze». 
Im  Streitfälle  »olleu  Proben  an  die  städtischen  oder  staatlicheu 
chemischen  Laboratorien  gesandt  werden,  damit  dort  eine  strenge 
Analyse  Mattfindet.  — Muts  das  Ausland  einmal  der  portugiesischen 
Regierung  hierfür  schon  vom  Standpunkte  der  Hygieiue  äußerst 
dankbar  sein,  so  ist  andererseits  diese  Verordnung  in  hohem  Maße 
auch  im  Stande,  da*  Vertrauen  zu  dem  portugiesischen  Erzeugnis 
erheblich  zu  stärken  nnd  seinen  Konsum  im  Auslände  zu  heben. 

Treten  wir  in  eine  eingehendere  Betrachtung  des  deutsch- 
portugiesischen  Handelsverkehr»  eia,  so  ist  mit  Bezug  auf  deu 
Absatz  deutscher  Erzeugnisse  nach  jenem  Linde  zunächst  zu  er- 
wähnen, dafs  neuerdings  nameutlieh  ein  bedeutender  Fortschritt 
in  dem  Bezüge  von  deutschen  laichten  Wollgeweben  für  Frauen* 
kleidcr  usw.  seitens  Portugals  sich  bemerkbar  macht,  und  zwar  be- 
zieht sich  dies  vornehmlich  auf  einfarbige  Wollstoffe  namentlich 


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Nr.  21. 


326 

EXPORT,  Organ  des  Central  verein*  für  H&ndelageogr&phie  etc. 


1887. 


solche  voo  schwarzer  Farbe,  während  gemusterte  Sachen  zumeist 
noch  von  Frankreich  bezogen  werden.  Dann  hatte  die  deutsche 
Industrie  ferner  einen  grofsen  Erfolg  in  Eiseubahumaterial, 
Schienen  wie  Lokomotiven,  auf  dem  portugiesischen  Markte  za 
verzeichoen;  da  diese  Gegenstände  inaefs  zum  gröfaten  Tbeil  in 
Rotterdam  und  Antwerpen  nach  Portugal  zur  Verladung  kommen, 
so  erscheinen  sie  in  den  portugiesischen  Einfuhrlisten  meist  als 
niederländische  bezw.  belgische  Waaren,  obwohl  sie  echt  deutschen 
Ursprung«  sind.  Hat  Deutschland  ferner  in  Bezug  auf  sogenannte 
Kurz  waaren  auf  dem  portugiesischen  Markte  schon  seit  längerer 
Zeit  einen  hoben  Rang  behauptet,  so  ist  diese  Bedeutung  neuer- 
dings nicht  unerheblich  gestiegen;  namentlich  sind  es  gewisse 
Waaren  aus  Britannia-Metall  und  Nickel,  wie  Löffel,  Gabeln  usw., 
deren  Ausfuhr  nach  Portugal  bedeutend  zugenommen  hat;  in  Bezug 
auf  diese  Gegenstände  wird  nicht  allein  der  billige  Preis,  sondern 
namentlich  auch  die  gefällige  und  gute  Ausführung  hervor- 
gehoben. Auch  Tsfelmesser,  vornehmlich  dauerhafte  mittlere  Quali- 
täten, werden  mit  Vorliebe  aus  Deutschland  bezogen.  Dann  ist 
noch  die  Zunahme  der  deutschen  Ausfuhr  von  Lederarbeiten, 
Broozewaaren  u.  dergl.,  voo  Papier,  namentlich  Druckpapier,  von 
Zement,  geschältem  Reis  Dach  Portugal  bervorzubeben.  Dagegen 
bat  Deutschland  an  der  erheblich  gestiegenen  Einfuhr  Portugals 
voo  Rübenzucker  bisher  nur  einen  unbedeutenden  Antheil  genom- 
men; der  weitaus  meiste  aus  Hamburg  dahin  versandte  Zucker 
war  nämlich  Österreichischer  Provenienz.  Was  endlich  den  ßprit 
anlaogt,  so  ist  der  portugiesische  Zoll  auf  dieaes  Erzeugnis  immer 
noch  so  hoch,  dafs  der  Bezug  desselben  aus  Deutschland  sich  da- 
durch von  selbst  verbietet. 

Bei  der  portugiesischen  Ausfuhr  nach  Deutschland  sind  in 
erster  Linie  Korkholz,  Erze,  phospboraaurer  Kalk,  dann  Kaffee, 
Kakao,  Wachs,  vor  Allem  aber  auch  Wein  zu  nennen.  Deutach- 
lands  Weinimport  aus  Portugal  bat  io  den  letzten  Jahren  erheblich 
zugenommeo;  im  Jahre  1880  belief  sich  derselbe  auf  173  800  kg 
im  Wertbe  voo  95  000  , 1885  dagegen  auf  612  300  kg  im  Werthe 

von  337  000 

Nach  den  Angaben  der  deutschen  Waarenstatistik  verhielten 
sich  nun  Einfuhr  uud  Ausfuhr  des  deutschen  Zollgebietes  von  bezw. 
nach  Portugal  seit  1880,  wie  folgt: 

Dcstsdifls  Zollgebiet 

Kl fi fuhr  m»  Portvff*)  Ausfuhr  such  Portuz»! 

Menge  Werth  Menge  Werth 

1880  ...  3 342  500  kg  I 798000  M 14  404  100  kg  4967  000.« 

1 88 1 4 187  200  „ 1 589  000  „ 10504  200  „ 4 866  000  „ 

1882  . . . 5 867  600  „ 2 066000  „ 7 448  000  * 4 760  000  „ 

1883  . . . 5 427  600  „ 2 388000  „ 8 299  600  „ 4 455  000  „ 

1684  ...  7 269  100  „ 2748000  „ 18368  000  „ 6 592  000  „ 

1885  . . . 13  948  300  „ 3 214  000  „ | 8 828  800  „ 5 228  000  „ 

Während  also  die  Einfuhr  aus  Portugal  seit  1880  eine  fast 
stetige  Zunahme  aufzuweisen  hatte,  ist  die  Ausfuhr  dahin  zunächst 
zurückgegaogeu,  später  aber  gleichfalls  gestiegen;  dafs  diese  Stei- 
gerung iudefs  eine  noch  viel  stärkere  war,  als  sie  in  den  obiges 
Zahlen  sich  ausprägt,  ist  unzweifelhaft,  da  nämlich  viele  deutsche 
Erzeugnisse  noch  tbeils  über  England,  tbeits  über  niederländische 
und  belgische  Häfen  nach  Portugal  gelangen,  nicht  aber  als  nach 
dem  letzteren  Lande,  sondern  als  nach  den  enteren  ausgefQbrt 
regiatrirt  werden,  während  gleichzeitig  auch  die  beiden  deutschen 
grofsen  Hafenplälze  Hamburg  und  Bremen  sehr  rege  au  dem  Export 
deutscher  Waaren  nach  Portugal  betheillgt  sind,  sodafs  auch  in 
der  Ausfuhr  des  deutschen  Zollgebiets  nach  diesen  beiden  Plätzen 
ein  grofser  Theil  für  Portugal  bestimmter  Waaren  enthalten,  aber 
nicht  als  solcher  vermerkt  ist.  Diese  Annahme  erscheint  um  so 
berechtigter,  wenn  man  sich  vergegenwärtigt,  io  welch  hervor- 
ragendem Mafse  Hamburg  und  Bremen  neuerdings  sich  an  dem 
deutsch- portugiesischen  Handel  betheiligt  haben.  Es  geht  dies  aus 
folgenden  Angaben  ohne  W’eiteres  hervor: 


Hl K> bürgt  Eisfuhr  Ul  Portugal  betrug 
im  Durchschnitt  ... 

dar  Jahr«  Jtbr* 

1861-70  . . 1 118625  M 1882  . . 6 856  170  Jt 

1871-80  . - 4 781  916  „ , 1663  . . 8 734  880  „ 

1881-85  . . 8 031554  H r 1884  . . 9 216  060  „ 

! 1885  . . 9 606  600  * 

Hat  hiernach  die  Einfuhr  portugiesischer  Produkte  nach  Ham- 
burg schon  lange,  namentlich  in  den  letzten  Jahren,  eine  konstante 
erhebliche  Zunahme  erfahren,  so  war  dies  in  noch  höherem  Mafse 
bei  der  Ausfuhr  Hamburgs  nach  Portugal  der  Fall;  dieselbe  stellte 
sich  nämlich  der  Menge  nach,  wie  folgt: 

Himburg*  Aotfohr  aith  Portugal: 

im  Jahre  1880  . . 10  742  900  kg  1883  . . 13  328  500  kg 

„ „ 1881  . . 15  566  900  „ 1884  . . 16  921400  „ 

„ * 1882  . . 14  240  800  „ 1885  . . 21  949  700  „ 

Die  b&m  burgische  Ausfuhr  nach  Portugal  bat  sich  seit  1880 
also  verdoppelt. 


Noch  gönstiger  haben  sich  diese  Verhältnisse  im  bremischen 
Handel  mit  Portugal  gestaltet,  wie  aus  den  folgenden  Angaben  er- 
sichtlich  ist  Btmmi 

Einfahr  tu*  Portagal  Asohhr  nach  Portagal 

1880  ...  887  781  Uff  1 568  545  M 

1881  ..  . 1009  795  „ 1 491  069  „ 

1862  . . . 1018  613  „ 1 878  534  „ 

1883  . . 1 730  885  _ 3110719  „ 

1884  . . . 1 338  519  „ 3 262  643  „ 

1885  . . . 1 737  412  „ 4 240  929  „ 

1886  . . . 2 048  844  „ 4 309  779  „ 

Während  sich  also  die  bremische  Eiufnbr  aus  Portugal  seit 
1880  mehr  als  verdoppelt  hat,  ist  die  Ausfuhr  dahin  beinahe  auf 
das  Dreifache  gestiegen. 

Bei  der  Ausfuhr  des  deutschen  Zollgebietes  nach  Portugal  im 
Jahre  1885  kamen  vornehmlich  die  folgenden  Waaren  io  Be- 


tracht: 

Eisenbahnschienen für  302  000  M 

Eisendr&ht * 184000  . 

Geschosse  aus  EisenguT*,  rohe  .....  „ 99000  , 

Kanonenrohre  aus  Eisen , 325000  „ 

Grobe  Eisenwaaron  . , 383000  * 

Gemeines  Hohlglas . . 176  900  , 

Lokomotiven  und  Lokomobilen , 184  000  . 

Sonstige  Maschinen  134  000  » 

Waaren  aus  edlen  Metallen 102000  , 

flandschuhleder,  Korduau  u.  dergl  ....  „ 243000  , 

Sonstiges  Leder  184  000  _ 

Feine  Ledenrasren , 118  000  , 

Leinengarn 132  000  , 

Wollene  Tuch-  und  Zeugwaaxen,  unbedruckt  , 299  000  „ 

Wollene  PuMmsutierwaaren 318  000  „ 

Wollene  Strumpfwaaren,  unbedruckt  . . . a 98  000  „ 


ln  Bezug  auf  die  voreilige  Kreditgewährung,  welche  neuer- 
dings vou  Beilen  deutscher  Exporteure  einigen  portugiesischen  Kir 
men  vielfach  gewährt  worden  ist,  möchten  wir  noch  folgende  War- 
nung auf  Grund  des  .Deutschen  Handels-Archivs41  (Jahrg.  1888)  hier 
ergehen  lassen.  Wenn  auch  den  portugiesischen  Käufern  im  Grofsen 
und  Ganzen  das  Zeuguifs  strenger  Rechtschaffenheit  bei  grofsero  Fleifse 
und  sehr  sparsamer  Lebensweise  ausgestellt  werden  kann,  so  läfst 
sich  doch  nicht  verkennen,  dafs  die  Leichtigkeit,  um  nicht  zu  sagen 
der  Leichtsinn,  mit  welchem  gerade  von  deutscher  Seite  Kredit 
angeboteu  und  gewährt  wird,  die  Entstehung  zahlreicher  unzureichend 
fundiiter  Geschäfte  bervorgerufen  hat.  Ea  kann  daher  den  deutschen 
Fabrikanten  nicht  oft  genug  empfohlen  werden,  sich  nach  gewissen- 
haften Agenten  umzuseben,  welche  durch  beständigen  Verkehr  mit 
den  Käufern  iu  der  Lage  sind,  ihre  Kreditfähigkeit  richtig  zu 
schätzen  und  Veränderungen  zeitig  zu  entdecken  Auskünfte  durch 
Bankhäuser  werden  ja  our  iu  sehr  seltenen  Fällen  auf  eigener 
Wahrnehmung  beruhen  und  meistens  darauf  hinauslaufeu,  fest- 
zustelleu,  ob  der  Betreffende  bisher  seine  Akzepte  pünktlich  ein- 
gelöst  bat  oder  nicht.  Ebenso  uötbigen  vielfache  Erfahrungen  zu 
der  Warnung,  sich  bei  den  von  unbekannten  Firmen  direkt  ein- 
laufenden  Bestellungen  vorzusehen. 

Der  Steigerung  der  deutschen  Handelsbeziehungen  zu  Portugal 
entsprechend,  haben  nun  endlich  auch  die  DampfschiffsverbindungeD 
zwischen  deutschen  uud  portugiesischen  Häfen  neuerdings  eine 
Vermehrung  erfahren.  Zu  den  vier  Portugal  bisher  anlaufendcn 
deutschen  Linien,  nämlich  der  Hamburg  -aüdamerikauischen  Linie, 
dem  Bremer  Lloyd,  der  Bremer  Neptun-Gesellschaft  und  der  Olden- 
burg-portugiesischen Linie,  ist  im  Laufe  des  Jahres  1885  noch  eine 
britische,  von  Hamburg  ausgehende  Linie  hiozugekommen,  sodafs 
jetzt  monatlich  weoigstena  8 Dampfer  aus  deutschen  Häfen  nach 
Lissabon  bezw.  Oporto  io  See  gehen.  Wenn  dieselben  auch  um 
Rückfracht  mitunter  verlegen  sind,  so  bringen  sie  von  Deutsch- 
land dorthin  doch  fast  immer  volle  Ladung  oder  haben  den  für 
Lissabon  reaervirten  Raum  voll  geladen;  einige  dieser  Linien  laufen 
zwar  auch  Antwerpen  an,  bringen  aber  auch  von  dort  viele  deutsche 
Waaren  nach  Portugal.  Im  Jahre  1885  sind  in  Lissabon  im  Ganzen 
272  deutsche  Haudelsfahrzeuge  eingdaufen  mit  zusammen  246  586 
Reg.-Tonnen;  davon  waren  219  Dampfschiffe  von  225  056  Reg.- 
Tonnen  und  53  Segelschiffe  von  21  529  Reg.-Tonnen.  Iu  Oporto 
verkehrten  61  deutsche  Schiffe,  darunter  53  Dampfer  und  8 Segel- 
schiffe. 


Der  ozeaniache  Poatdampfervdrkehr. 

Von  Br.  Moritz  Linde od an  in  Bremen. 

11.  Englische  Postdam  pfer. 
ln  Nachstehendem  theile  ich  die  amtliche  tabellarische  Über- 
sicht der  Verträge  mit,  welche  zwischen  dem  Königl.  Grofs- 
britaaniseben  Generalpostamt  und  einer  Reibe  von  Dampferlinien 
gegenwärtig  bestehen. 


1887. 


EXPOST,  Olgas  de«  Genlralveroin»  Sir  UindeljgeogTipfcMi  ste. 


Nr.  81. 


Tabelle  der  Verträge  de*  Känigl.  G rofsbrHannisc h en  G«Bcralpo«tiot  es 
für  die  Bef&rdereag  fremder  uod  kolonialer  Posten  tar  See  im  Jahre  1687. 


2.  Brindisi  nach 
»•■bar  und  um 

Jnkebrt  (durch 
eii  flseikaaif) 


dea  Suesksnal) 


(durdi  die  Mac*] 
häeartrab«) 

10.  Mn , Ktulkv 
and  LI  »dl 

11  i)  Llvarpael  nach 
Calo» 


b) 

Var*  Cre* 

13.  Nach  and  ran 

IMku  «Mt 


I».  Nach  «ad  von 
Kif  dar  jit« 
Kaffsawgfrt.  He- 
lena aef  dar  Hin 
rruf  bei  jeder  4. 
Balsa  und  an! 
dar  KDehtahrthal 
jeder  3.  Bei«  m 
berühren,  ferner 
di«  lace)  Aaeaa- 
(riOB  auf  jeder 
4.  Rückreise  tn 
berftbrea). 


1 

Vertragschließende 

Tirlrat 

Bitrii 

VerlragstnlMgc 

Abrag 

j Fahrten 

Abfahrttort 

für  vtrt-b  geite 
Anknnfl 

Gcoeilscbafl 

Ä. 

trat  ln 
Wirk 

aftdrt 

der 

Subvention 

Fahrzeit 

| 

am 

aamkeit 

1 

Täglich 

Van  Dover  Darb  An- 

.South  Eiltet n 
Railwar  Company, 

25.  Hin 

*.v  Jaul 

nach  1**bo- 

8000  £ jährlich. 

Nach  Calais  la 

K«  werden  ft  £ 

kunft  dM  Nacht 

IftTK 

1H78 

östlicher 

rhu ii dm  5 Ml- 

von  den  Prämien 

xu*»  *oq  London. 

Kfmrüimn* 

nuten  , von  Ca- 

abgeic-iru.  wenn 

r « n Calais  «ach 

i haliiam  and  Dover 

Ut«  2 BMIOd-A 

linger 

Ankunft  d.  Nacht- 

Kal  l**y  Company*, 
Apet  L 8- Farbe», 

10  MtunUr., 

als  15  Mtnat.  n 

s«t«  tob  Paria 

Uber  die  Zeit 

dauert 

Piallco,  S.W, 

Wörhaaf- 

Von  Brindisi  jaden 

i 

UoetStf 

fahrt,  875 
Stunden  für  dl« 

Bkrk fahrt  «in 
tchilcGIlrh  de» 
AsfentfeaBs. 

l<»  £ für  Jade 
13  Standen  lin 
«er  hei  der  Hin- 
fahrt u»d30of 

All*  HTm 

Von  Briodiri  Jeden 

.Pcniasalu  and 

r Febr. 

L Fabr. 

SL  Janaar 

SCO 000  a jährlich. 

K?H  atonden  für 

2.  Monts« 

örienial  Steam  Navi 

1073 

1WO 

18KS 

die  Hin  fahrt.  913 

für  jade  1381a» 

«atlon  Company*, 

ßtatidea  fnr  dt« 

deo  länger  bei 

123  Le*feabs.ll  SC, 

KOekfahrt  ein 

K.  C. 

KhUeblkh  de» 

A.  M.  Üetbune, 

Aufenthalt«. 

Secratary. 

3 mal  In  dar 

V an  Liverpool  jaden 

1 Min 

Für  Brief«  und  Fuel 

Worb# 

v1*»t  lnn  Gempamy*, 
löT  Water  Street, 

iWC 

karten  :»  # das  m, 

»band  u*d  von 

KOndlgnti« 
nach  1.  Apsil 

Za4tmig«n.  Bftchars. 

öaeeostowa  jeden 
folgendes  Ta« 

Liverpool ; ur.d 

\k  isreupre-bea  S d 

1 

.Cnnard  Steam  8h1p 

10  V- 

das  n.a^Nfrac-nmicn 

Company . 

0.  Waler  Street, 

diu  lortcspflad«®*, 
dfe  vo»  Linder»  der 

Liverpool. 

Post-Union  knmmt. 

8a*  - Poitporto  der 
Union  b*zihlt  wirrt. 

Alle  14  Ti<ce 

Von  B«  mada  jode» 

.Quebec  Steam  SWp 

11.  Min 

I.  April 
l0Hß 

sre  $1,  MKrt 

**>  t jahrlli.-h 

ß!f 'jStaodcu  Mir 

Ein  To ro General- 

%.  Donnerstag 

\m 

1«?  Wh  6 
Monat«  Tor 
her  erfolgter 
Kiiidigcn* 

di*  Hin-  and  für 
die  Bäck  reise. 

postmaister  zu 
bestimmender 

Cansdai  Agent« 

A.  £.  Oolarbrldge 
and  Company, 
51  Broadway. 

Befrag,  der  Inder 
für  Jede  rluicln« 

Ft«i«e  gezahlten 

| 

Naw  Tork. 

Sobsidie  Kn  Vaf- 

Mll 

i 3 mal  im 

Von  Boatbäaptoa 

.Royal  Mali  Steam 
Packet  Company*, 

11  Jnsl 

1,  Seftt 
1876 

För  Brief«  8 t 11  d 

Nsch  BaeOfl» 

% dar  RewTihn- 
licbeB  Zahlong 

| Monat 

am  t>.  tt.  24.  jeden 

1S78 

da«  w,  Zellflogcn, 

Air*»  m M Ta- 

Moaau.ao*g«fioe- 

JA  Moonate  BL. 

Kändigon« 

HOrher  n.  Waaren- 

g«o  14  Stand*» 

für  jcle 

m.T.  »in:,  <11«*« 

R.  C. 

probers  4 d das  «4. 

etn«rhlir  falze 

Ta««  an/  ein« 

3.  M.  Lloyd, 

Anfeolhall» 

Sonntag 

dann  am  fnlgeadru 

Becrvtary. 

Ta«*> 

1 Alle  14  Ta«e 

Von  Southampton 

do. 

1*  Min 

1.  JoM 

am  V>  Juni 

SOU»  £ Jährlich. 

35  £ fttr  jede 
24  Standen. 

jedea  3.  Don  n rrstag 

1» 

1WC 

1890.we*n34 
ttoeal  vaTh«r 

: 

KHudlgon* 
erfolgt  »5«. 

3 mal  wa- 
, n 1**1  «na  ln 
jede« 

Von  Panama  j«d«n 
2.  Mittwoch 

.Parlflr  &t*sm  Navi- 

1.  Juli 
M78 

Nach  G mo- 
natlicher 
KDndlgnog 

FOr  Briefe  4 . fl*L  d 
das  M,  ZeUangan. 
Bbchcr  a.  Wisrcn 

3»  James  Street. 

1 Kalender 

LIverpooL 

proben  2 rl  da«  H. 

monat 

Manager  and 

Secretary. 

Alle  14  Taxe 

Von  Liverpool  J*d*n 

do. 

do. 

da. 

do. 

Für  Briefe  5 » 11  d 



2.  Mittwoch  nnd 

du  N,  ZeitQ&gv«, 

Ton  Bordeans  je- 

HErhar  w.  Waarnn 

den  2.  Sooaebend 

proben  4 d das  H. 

i 

1 mal  ln 

Von  Adets  nach  An- 

.British  In  dl*  Sie  »m 

t».  Oktbr. 

2h  S^br 

7SÖ0  £ jihrHeh- 

| 4 Wuchm 

kauft  der  Poel  von 

Navigation  Com- 

IH8S 

S«e* 

pany*,  Glasgow, 

P.  M a c n a o g h t a n, 

Secretsry. 

3 mal  lin 

Vos  IJverMdl  am 
5-11.75.  JM.  Monats 

36-  Juli 

24.  ökt 

Für  Brief«  8 * 11  d 

Nach  Colon  34 

% dar  gowCbn- 
fiehan  Zahlung 

Hauet 

Pacific  Steam  Nblp 

1801 

1801 

das  M,  Zeitungen, 

Tz«*  WruchUafs* 
lieh  Aofenthaits. 

Company*  Live  rpor*l. 

Kündigung 

BDcber  u.  V.  ssjcu 

nie  jed« 

Von  U varpool  am 
lö.  )cd*6  Monats 

proben  4 d dsv  M. 

nach  Vera  Cruz 

24  Stunden. 

Maust 

Managet 

ebenso. 

Voa  Liverpool  Ja 

lieh 

Company*.  31  Great 

trag,  dar  dem  See 

wechMlnd  mit  et- 

BL  Helena,  E.  C. 
Charles  Dorr. 

KBodlgong 

Fast porto  der  Po*»- 

unlvoanUpnehtfUr 

Betratst  • 

Brief«  von  Suidalen 

ret»  Kompanie 

.Brttlah  and  Africaa 

und  Seelenten  >1 

da*  htttf-k.  för  tri 

Steam  Navi*  r 

fingen  der*elbeSstz, 

175.  Wett  üeo-g*  SL, 

für  Bücher  « 3u 

Glasgow 

renprvheii  5d  dac  «. 

Man»*ln*  Dlrrfiot, 

j W-fchairt 
Ikh 

FretUf*  abwach- 
Wind  von  Ply- 

,1’nton  Steam  Shlp 
Company*, 

11  LeadcahatI  8t, 

ls  Ja«. 
IMS 

1.  Oktbr. 
18RS 

am  30.  Sept 
1*8.  wenn 

2-*>  0W  £ jährlich  an 
jede  der  beiden 

31V,  Tag*  für 
direkte  Belsen 
and  33',’.  Tage, 
wen*  St,  HeUm 

5ü  £ für  Jade  ( 
voll*  tSäundaa! 

mouth  *nd  Dart- 

17  Mfliul« 

Kompanie«  n~ 

über  Ä r«sp.  21 

Loadon  B.  C-, 

Tfirber  Kln- 

Tage  a.  ferner  | 

oder  Ascaosto» 

S £ 5 * fUi  J*«le 

Canti«  Mail  Packeis 
Company*,  M*na*«rs 
and  Agrtit* 

folgt  IO. 

angelsnfen  wird. 

volle  Staad*  über 
dies«  Zelt  .jedoch 
tsrf  der  fiir  rl-.i« 
Heize  z»  zahl*»- 

de  Betrag  die  1 

1 

Summ»  vun45<>£ 

utrht  über-  1 

auigen.  | 

f'*»”  Ifsff 

für  frühere«  J jj 
EliInlT..  Sj|-- 


i r 

fäooooi 


n'h  t . , 

MV*  Tacea: 
jadoch Ihr- 
m di«  e 
jeden  Kom- 
panie n 
zahlenden 
•’i  am  ien  di« 
8<amni*  roa 
14000*  Jähr- 
lich nicht 
übersteig«« 


Digitized  by  Google 


Nr.  21. 


m 

fiX  PORT»  OrffUD  fl«  C^ntralvereins  ffir  nanttalsgeographte  atc. 


188? 


Europa. 

Neue  Zollerhfthungen  in  Rußland.  Die  durch  das  am  21.  April 
(3.  Mai)  1887  von  dem  Zaren  bestltigte  Reichsrathsgutacbten 
bedingten  Änderungen  des  Zolltarifs  für  Gußeisen,  Eisen,  Stahl 
und  für  die  ans  diesen  Metallen  gefertigte  Fabrikate  bestehen  in 
Folgendem: 

Art.  14  des  Zolltarifs  p 1.  Erze  jeder  Art.  metallische  und  mineralische, 
roil  Ausnahme  der  besonders  genannten  ••  Graphit  oder  Reifsblei  in  Stücken, 
Knpfcravhe  und  pnlverhdrtea  Rlsen  — 7 Kope'ien  Gold  pro  Pud-  (Bisher 

4 Kop.1. 

Arl.  94  Gußeisen  in  Stangen,  Bruch  und  Spänen  ober  die  Seegrenze 
cingcführt  — 25  Kop.,  über  die  Landgrenze  — 30  Kop.  pro  Pud.  Diese 
Zölle  dürfen  Tor  dem  1-  Januar  1898  nicht  herabgesetzt  werden.  Bisher 
kwnrdt!  das  *nr  See  wie  xu  Lande  eingefübrte  Gußeisen  gleichmäßig  mit 
^5  Kop.  gesteuert. 

Art.  95  p.  I.  Eisen  in  Bairen.  Platten  und  Stangen  und  in  Sorten 
jeder  Att  (wie  im  Zolltarif  angegeben)  50  Kop  — bi  aber  40  Kop.  — pro 
PitffthKUcn  ln  Blättern  und  Tafeln  über  IS  Zoll  breit  oder  hoch  oder  aber 
7 ZoHtiikI  mehr  dick,  gleichwie  Stangeneisen,  das  hi«  ' » Zoll  inklusive 
Itreii  odei  dick  ist  — * 70  Kop.  — bisher  60  Kop, 

Jeglicher  Stahl  in  Stangen  oder  fafonnirt.  in  Stücken  und  Bruch, 
ausgenommen  die  unten  benannten,  50  K-'p.;  Blätter-  und  Platten* 
stahl  über  18  Zoll  breit,  fmronnirter  Stahl  über  18  Zoll  breit  oder  boeb. 
respektive  7 Zol»  und  mehr  dick,  gleichwie  Stahlstangcn  '/«  bis  V*  Zoll 
dick  — 70  Kop.  — Unägr  60  Kop. 

Art.  162.  Bearbeitete*  Gnfseisen  und  Abgüsse  von  Gußeisen  ohne 
weitere  Bearbeitung,  abi  Feuwrroate,  Ilerdplatten,  Rühren,  Balken,  Säulen, 
gußeisernes  Zubehör  für  Dampfschiffe,  Baggeren  aschinen,  Eisenbahnen  und 
deren  Betrieb  — 70  Kop,,  bisher  GO  Kop.  — 3.  GufseUcofahrikate,  befeill, 
polirt,  geschliffen,  verzinkt,  brouzirt,  verzinnt,  mit  Zink  oder  anderem  ordinären 
Material  bedeckt,  mit  Thrilen  von  Kupfer,  Bronze  oder  ohne  solche  — 
140  Kop.  (bisher  120  Kop.). 

Art.  IGS.  Eisen-  und  Stahl fabrikale,  geschmiedet  oder  g>co«sc«,  alter 
unbefeilt  oder  an  den  Rändern  und  Kanten  nur  befeill,  aber  nicht  weiter 
bearbe  tet,  wie:  Anker,  Ketten,  Drahtseile,  Nägel,  Haken,  Glocken,  Mörser, 
gleichwie  Zubehör  xu  Dampfmaschinen,  Hnggermascbinen,  Eisenbahnen  und 
deren  Betriebsmaterial  — 120  Kap.  (bisher  90  Kop.}. 

Art.  164.  Eiserne  und  Stahlkesselorbeiten  als:  Kessel,  Reservoirs, 

Becken.  Karten,  Brücken,  Röhren  usw.  — 140  Kop.  (bisher  120  Kop.). 

Art.  165.  Eisen-  und  Stahlfabrikato  aller  Art,  ausgenommen  dar  be- 
sonder« bezeichneten,  mit  oderohne  Tbeile  aus  Holt.  Kupfer  nnd  Rronze,  wenn 
die  Fabrikata  mehr  als  5 Pfund  wiegen  — 140  Kop.  (bisher  120  Kop.). 

Art.  172  Sensen  und  Sicheln,  lläckselmesser,  Gartenmesser  (Mäher), 
Sckafacheeren.  Spaten,  Schaufeln,  Harken,  Hacken,  Rechen,  Gabeln  und 
•l-rgl.  — 140  Kop.  (biah-r  120  Kop.). 

Art  173,  Werkzeuge  xum  Handgebrauch  für  Künstler,  Handwerker, 
Manufakturen  und  Fabriken  — 14t)  Kop.  (bisher  120  Kop). 

Alt.  175.  Maschinen  und  Apparate  sowie  auch  deren  ModpHc  (ausge- 
nommen die  landwirthBchacbafllicUeu}.  2.  Lokomobilen,  Tender,  Dampffeucr- 
»pritxen  und  andere  LÖschapparat«  und  alle  nicht  besonders  genannten 
Apparate  und  Maschinen  für  Fabriken  und  Manufakturen  aus  Eisen,  Uuß- 
eiaen  o<ler  Stahl,  mit  oder  ohne  Theilen  aua  anderen  Metallen,  alle  Maschinen- 
tbeile  mit  Ausnahme  der  kupfernen  oder  solchen.  In  denen  Kupfer  dem 
Gewichte  nach  das  Hauptmaterial  bildet  — 140  Kop.  (bisher  120  Kop). 
3.  Lokomotiven  — 200  Kopeken  Gold  pro  Pud  (bisher  140  Kop.). 

Der  zweite  Theil  des  Allerhöchsten  Befehls  lautet:  „Den 
Ministem  der  Reichsdoinäoen  nnd  der  Finanzen  wird  aufgetragen, 
gemeinsam  baldmöglichst  auszuarbeiten  und  zur  Bcprüfung  io  vor- 
schriftsmäßiger Orduutig  vorzustellen:  Vorschläge  und  Maßnahmen, 
um  in  den  westlichen  Grenzgebieten  der  weiteren  Ent- 
wicklung der  bestehenden  und  der  Entstehung  neuer 
G u fseiseDsch  me  Izereien  und  Eisenwerke,  welche  mit 
fremdem  Material  und  unter  Beihilfe  fremder  Arbeiter 
arbeiten,  vorzubeugen. * — 

Zur  sogenannten  „Pafssteuerreform“  liegen  aus  Petersburg 
folgende  weitere  Nachrichten  vor: 

In  den  vereinigten  Reichsraths  - Departement*  für  Gesetze  und 
Staatnfckonomic  wurde  vor  einigen  Tagen  über  das  Paßsteuer- 
projckl  des  Finanzministers  Wyschnegrad  ski  verhandelt.  Wie 
verlautet,  wurde  der  Vorschlag  einer  Besteuerung  der  Ausland- 
spässe itn  Prinzip  genehmigt;  bei  genauer  Prüfung  der  einzelnen 
■Tbeile  des  Projekts  aber  sprach  sich  die  Mehrzahl  der  Reichsraths- 
glieder  für  die  Nothwendigkeit  mannicbfacher  Änderungen  und  Er- 
gänzungen aus.  Zunächst  soll  die  Steuer  für  das  Recht  des  Auf- 
enthalts im  Auslande  nicht,  wie  der  Finaozmlnistcr  es  wünschte, 
in  Metall-,  sondern  in  Kredilrubelo  erfolgen.  Die  Steuer  soll  nickt 
eine  progressive,  sondern  eine  einfache,  für  jeden  Monat  des  Auf- 
enthalts itn  Auslande  in  gleichem  Maße  zu  erbebende  seiu  und 
160  Rubel  pro  Person  im  Jahre  nicht  übersteigen.  Nach  dem 
ersten  Projekte  sollten  der  Steuer  auf  ausländische  Pisse  auch 
alle  Ausländer  unterliegen,  welche  in  Rußland  ansässig  sind,  au 
industriellen  Unternehmungen  t bei  Inehmen  und  ia  Banken,  Comp- 
toiren  and  auf  Fabriken  dienen;  — da  aber  diese  Paßsteuer  nur 
eine  Steuer  für  das  rassischen  Uoterthanen  ertbeilte  Recht,  im 


Auslände  zu  verweilen,  sein  soll,  fanden  die  vereinigten  Departe- 
ments es  für  unzulässig,  eine  solche  auf  Auslinder  auszudebnen 
für  die  Zeit,  welche  sic  iu  ihrem  Vaterland«  zubriogeo,  d.  b.  für 
di«  Zeit  ihrer  Abwesenheit  aus  Rußland.  Angesichts  dessen  aber, 
I daß  auch  russische  Unterthancn  während  ihres  Aufenthalts  im 
Auslande  daselbst  allen  möglichen  Steuero  und  Abgaben  unter- 
liegen, beabsichtigt  man,  den  Ausländern,  die  iu  Rußland  an- 
sässig sind,  eine  besondere  Steuer  aufzuerlegen.  ganz  unab- 
hängig von  der  Besteuerung  der  Ausland  Pisse,  welche  ausscbliefH- 
licli  russische  L’nterthanen  treffen  soll.  Ferner  war  geplant,  die 
Steuer  auch  von  Kindern  über  10  Jahren  zu  erheben.  Dieser  Vor- 
schlag wurde  aß  unvereinbar  mit  dein  Geist  der  russischen  Ge- 
! setze  erachtet,  denen  zufolge  zur  Zahlung  von  Abgaben  und  Steu- 
ern nar  Personen  herangezogen  werden  kflnneu,  die  ihrem  Alter 
! nach  arbeitsfähig  sind.  Man  gedenkt,  Kinder  bis  zum  14.  Lebens- 
jahr von  der  Steuer  auf  ausländische  Pisse  zu  befreien.  Als  ob 
sie  dann  schon  arbeitsfähig  wären? 

Nach  dem  ursprünglichen  Projekt  hatte  man  auch  die  Absicht, 
die  Zeitdauer  des  un besteuerten  Aufenthalts  der  sowohl  im  Io-  als 
auch  im  Auslände  Güter  besitzenden  Personen  auf  ihren  jenseit 
der  Grenze  liegenden  Gütern  zu  beschränken;  man  fand  diese  Maß- 
regel für  die  Gatsbesitzer  drückend  und  gedenkt,  denselben  wie 
früher  zu  gestatten,  steuerfrei  vier  Mouatc  im  Jahre  im  Auslände 
zu  verweilen.  Die  Blauketsteuer  endlich  für  ausländische  Pisse 
soll  von  den  Personen,  welche  die  Paßsteuer  zu  zahlen  haben, 
nicht  besonders  erhoben  werden,  sondern  nur  von  denjenigen, 
welche  von  derselben  befreit  sind.*) 

Auf  diesen  Grundlagen  hat  der  Reichsrath,  wie  verlautet,  die 
neue  Steuer  genehmigt.  Was  die  in  Rußland  ansässigen  und  da- 
selbst Handel  und  Industrie  treibenden  Ausländer  betrifft,  so  wird 
hinsichtlich  derselben  ein  besonderes  Steuerprojekt  ausgearbeitet 
und  dasselbe  in  kürzester  Zeit  dem  Rcichsrath  zur  Begutachtung 
unterbreitet  werden. 

Von  der  zu  erwartenden  Einnahme  sollen,  wie  die  „Nowoje 
Wremja“  berichtet,  160000  Rubel  dem  Invalidenkapital  zugezählt 
und  der  ganze  Rest  zur  Verbesseruug  der  russischen  Mineralbäder 

■ verwandt  werden. 

Es  ist  wirklich  ein  sonderbares  Zusammentreffen,  daß  seit 
I das  Gerücht  über  die  neue  Steuer  auf  die  Ausland-Pä-sse  sich  io 
1 Rußland  verbreitet  bat,  in  verschiedenen  Gegenden  sich  nun  auch 
alle  möglichen  neuen  Heil wasser  und  Mineralquellen  gefunden 
haben  sollen.  In  der  Umgegend  von  Moskau  ist  unlängst  eine 
; Quelle  entdeckt  worden,  welche  wie  Experten  behaupten  sollen, 
Spaa  und  Schwalbac.b  mindestens  übertreffen,  und  in  Transkauka- 

■ sien,  in  Zebeld,  wurden  von  dem  Oberarzt  der  Suchuruttchon  Ab- 
theilung io  nicht  sehr  großer  Eutfc-rnung  von  einander  vier  Mine- 
ralquellen und  zwar  eine  eisenhaltige,  kohlen  saure,  aalzig-laugen- 
haltige  und  schwefelhaltige  aufgefunden.  Die  Quellen  liegen  in 
einer  Höhe  von  1300  Fuß,  ihre  Umgebung  ist  reizend  und  sie  sind 
ohne  große  Schwierigkeiten  zu  erreichen.  Er  prophezeit  iboen 
gerade  jetzt  eine  glänzende  Zukunft.  — 

Der  Handel  von  Libau  und  Riga.  (Originalbericbt  aus 
Libau  vom  18.  März).  In  Nummer  14  Ihres  Blattes  brachten  Sie 
an  der  Hand  statistischer  Daten  die  allerdings  zutreffende  Notiz, 
daß  der  Handel  von  Libia  im  Jahre  1886  eine  Einbuße  gegen 
1885  erlitten  habe  und  gaben  Sie  hierfür  aß  Grund  an,  dafs  unser 
Hafen  immer  mehr  versande.  Es  ist  ja  richtig,  daß  unsere  Barre 
ein  großes  Hiuderniß  für  den  Handelsverkehr  ist,  aber  so  schlimm 
wie  dies  bervorgehoben  wurde,  ist  es  doch  nicht,  denn  in 
jedem  Sommer  wird  die  Barre  auf  17  bis  18  'Föß  tief  gebaggert. 
Meist  geschieht  dies  in  Folge  der  heftigen  Nord-  und  Süd-Stürme 
erst  während  des  Winters. 

Bezüglich  der  Haudelabewegung  Rigas  im  Jahre  1886  tbeile 
ich  Ihnen  mit,  daß  der  Export  sich  gauz  bedeutend  schlechter 
: gestaltet  hat  als  im  Vorjahre.  Laut  der  „Rigaer  Zeitung“  sind 
folgende  Zahlen  zu  regislriren: 

Export  ton 

Hafts 

10  592  520  Pud**) 

8 327  478  „ 

5 611  980  „ ■ , .. , 

2G99  832  .. 

2 253  594  ..  ’ 


Boacea 

1882  . . . 2 033  964  Pud*) 
1853  . ..  . 5 517  891  * 

1881  ...  5 104755  „ 

1885  . . 442986t 

1886  ...  I 736  319  „ 


Somit  übersteigt  1886  der  Export  von  Roggen  und  Hafer  nur 
um  Weniges  die  Hälfte  des  Jahres  1885. 

Hieraus  dürfte  sich  indirekt  ergeben,  daß  an  der  Abnahme 
des  Libauer  Handels  im  Jahre  1886  nicht  die  Hafeu Verhältnisse, 


*)  Die  Gebühr  für  die  Paßblankctr,  die  bisher  für  einen  Halbjahr*- 
Paß  50  Kop.  betrug,  soll  auf  3 Rubel  Kredit  erhöbt  werden. 

**)  k Pud  ^ IG. 38  kg. 


* 


18»7. 


329 

EXPORT,  Orgau  de«  Gentralvereiug  für  iiaudelsgoographiti  ete. 


Nr.  21. 


»ondern  die  allgemein  mißlichen  Jplud  eis  Verhältnisse  die  Schuld 
tragen. 

Oie  schon  lauge  prophezeiten  Arbeiten  am  Ausbau  der  Libauer  ; 
Mol'-u  haben  eodlich  begonnen.  Es  werden  Faschinen  versenkt,  ! 
Zcmentblöckc  hergestellt,  um  versenkt  zu  werden,  große  Fels  blocke 
werden  vou  der  Insel  Ösel  in  bedeutenden  Quantitäten  herbeige*  I 
führt.  Die  Molen  »ollen  um  100  Faden  verlängert  werden  und  1 
sind  die  Ingenieure  der  Ansicht,  daß  dadurch  der  Versandung  der 
Harre  vorgebeugt  werden  wird.  Die  Baggermaschine  ist  bereit«  ] 
seit  einigen  Wochen  wieder  in  voller  Tbätigkeit. 

Der  Handel  Libaus  stockt  allerdings  sehr.  Die  Getreide- 
exporteuru  klagen  und  zwar  mit  vollem  Rechte-  Es  verlautet,  dafs 
zwei  Berliner  Getreidefirmen  ihre  hier  seit  ca.  3 Jahren  etablirten 
Filialen  eingchen  lassen  wollen. 

Um  diese  Schilderungen  als  nicht  zu  schwarz  erscheinen  zu 
lassen,  erlaube  ich  mir  zu  bemerken,  dafs  Libaus  Hauptgeschäft 
auf  die  Wiutcrmonute  entfällt,  da  es  der  einzige  im  Winter  stets 
zuginglicbo  russische  Ostseehafen  ist. 

Der  neue  Eisen  - Einfuhrzoll  wird  sich  für  unsere  in  groß- 
artigem Maßstabe  angelegte  Drablfabrtk,  für  die  zwei  hier  vor- 
liaudcneu  landwirtschaftlichen  Maschinenfabriken,  .sowie  für  die 
hiesige  WVifsblechfabrik  als  ein  harter  Schlag  erweisen,  und  was 
aus  unserer  .jungen  Industrie  werden  soll,  wenn  der  projektirte 
Einfuhrzoll  auf  Steiukohlcn  vom  Reicbsratbe  augeuommeu  wird,  ! 
läßt  sich  heute  noch  nicht  abseben.  Diese  Zollpläne  erregen  um  j 
ko  mehr  Staunen,  als  in  Kurland  keine  bedeutenden  Wälder  vor- 
handen sind  und  es  ganz  unmöglich  ist,  russische  Kohlen  hier  zu 
brennen,  da  die  Frachten  per  Eisenbahn  viel  zu  hoch  sein  worden,  | 
um  der  Eisenindustrie  Nutzen  zu  lassen.  Gegenüber  diesen  in  | 
Aussicht  stehenden  Hindernissen  der  industriellen  Entwickelung  I 
unseres  Landes  ist  die  Paßsteuer  von  nur  geringer  Unannehmlich- 
keit, wenngleich  auch  sic  nicht  ohne  schädiickcu  Einfluß  auf  den 
Handel  seiu  wird. 

Das  Urtheil  des  französischen  Gesandten  Herbette  über 
die  deutsche  Industrie.  Die  „Revue  Diplomatique41  dieses 
Jahres  bringt  in  No.  18  folgenden  Artikel: 

England  sowohl  als  Frankreich  bähen  von  der  deutschen  Konkurrenz 
viel  zu  fürchten.  Folgende  Worte  schreibt  Herr  J.  Herhett«,  französischer 
Gesandter  in  Berlin,  über  diese  Krage: 

„l'm  die  deutschen  Industriellen  mit  den  Erzcugniwum  Süd-Amerika» 
liekannt  zu  macheu  und  ihnen  zu  zeigen,  welchen  Vortheil  »io  daraus  riehen 
konnten,  hat  man  in  diesem  Jahre  in  Berlin  eine  „äüdamerikanisclie 
Ausstellung*  vtniDsüdicU  Dieselbe  wurde  von  den  Engländern,  die  am 
meisten  unter  der  deutschen  Konkurrenz  zu  leiden  haben,  nicht  obno  Arg- 
wohn Angesehen.  Eine  englische  Enquete,  durch  weiche  die  Ursachen  des 
so  großen  Erfolges  ermittelt  werdet!  sollten,  den  die  deutschen  Waarcu  auf 
dem  internationalen  llarkte  erzielen,  bat  ergeben,  dafs  die  Ausdehnung,  die 
der  deutsche  Handel  genommen  hat,  nicht  nur  den  niedrigen  Preisen  der 
deutschen  Waaren,  sondern  auch  der  genauen  Kenntnifs  de*  Gc»ehm*rk« 
und  der  Sitten  fremder  (.Ander  zugeschrieben  werden  müsse. 

in  der  Enquete  wird  gleichzeitig  henorgehoben,  daß  der  engliwehe  In- 
dustrielle die  mit  seinen  Genossen  vereinbarten  Muster  nach  dom  englischen 
Maß  und  Geschmack  henitclU  und  mit  englischem  Uelde  berechnet,  dafs  für 
ihn  Agenten  tüitig  sind,  welche  der  Sprache  der  Märkte,  welche  aß  gewinnen 
wollen,  nicht  mächtig  sind. 

l)«r  deutsche  Produzent  liefert  im  (iegeutheil  Waaren,  welche  d<  m Ge- 
achmacke  der  fremden  Volker  entsprechen,  er  läßt  es  sich  nicht  verdrießen, 
sie  in  Dimensionen  herzustellen,  welche  den  Mafsen  der  fremden  Märkte 
entsprechen. 

Die  deutschen  Handelsreisenden  haben  in  der  Kegel  eine  genaue 
Kenntnifs  der  Handelsbräuche  des  Landes,  welches  sie  besuchen;  sie  sprechen 
dosen  Sprache,  sie  suchen  auch  den  kleineren  Kaufmann  auf,  während  der 
englische  Agent,  dem  os  schwer  wird,  sich  mit  diesem  zu  verständigen,  aus 
schließlich  auf  die  größereu  Häuser  angewiesen  ist  Durch  seine  Emsigkeit 
und  Ausdauer  bei  der  Arbeit  gewinnt  der  deutsche  Agent  und  Reisende 
Erfolge,  welche  Anderen  vorcnthalten  bleiben“. 

Die  obige  Publikation  gelangt  etwas  spät  an  die  Öffentlichkeit; 
denn  die  Südaroerikanische  Ansstellung  ist  bereits  vor  6 Monaten 
geschlossen  worden.  Im  Ührigen  können  die  Deutschen  mit  dem 
Urtheile  des  Hern  Herbette  wie  der  Enquete  Kommission  zufrieden 
sein,  wiewohl  in  demselben  nur  ein  Theil  der  Gründe  angegeben 
ist,  welchen  die  deutsche  Industrie  ihren  gesteigerten  Einfluß  auf 
dem  Weltmärkte  verdankt.  Auch  der  beste  Reisende  wflrdc  schlechte 
Waare  auf  die  Dauer  nicht  anbringen.  Unsere  lodostrie  hat  eben 
ihre  Leistungsfähigkeit  enorm  gesteigert.  Das  ist  es,  was  das  Ausland 
und  der  konkorrirende  Ausländer  nicht  anerkennen  will  und  durch 
allerlei  Ausflüchte  za  verstecken  sacht.  Doch  Geduld,  wir  haben 
keine  Bange,  die  Käufer  sind  klug  genug  es  zu  merken  und 
deren  Urtheil  ist  uns  mehr  wcrtV,  als  einseitige  Beobachtungen 
englischer  Enquötc-Kommissionen. 

Wanderausstellung  des  orientalischen  Museums  in  Wien.  Ge- 
legentlich der  im  vorigen  Jahre  abgehalteaea  Enquete  über  die 


Frage  der  Ausgestaltung  des  orientalisches  Museums  zu  einem  all- 
gumeiocu  Handels-Museum  wurde  der  Wuusch  gelte  ad  gemacht,  es 
möebteu  die  Früchte  der  Thätigkeit  der  neuen  Anstalt  direkt  den 
einzelnen  Industriezentren  des  Reiches  zeit  weis«  zugänglich  gemacht 
werden.  Im  Sinne  dieser  Anregung  gedenkt  das  Haudeß-Mu&euui 
Aufteilungen,  welche  einzelne  große  Konsumplious-  uud  Pro* 
duktionsgebiete  in  allen  belangreichen  Ricbtuugen  illustrireo,  in 
den  Industriezentren  und  Hauptstädten  zu  veranstalten. 

Diu  erste  Exposition  dieser  Art,  welche  Briltisch-lndien 
umfassen  soll,  wird  vom  Museum,  wie  bereit»  gemeldet,  im  Vereine 
mit  der  Brünaer  Handelskammer  uud  dem  mährischen  Gewerbe- 
vereine  in  Brünn  veranstaltet.  Kunstgewerbliche  und  ethno- 
graphische Kollektionen  sollen  den  Kulturstaud  dieses  Gebiete», 
kommerzielle  Sammluugen  dagegen  die  Artikel  veranschaulichen, 
bezüglich  welcher  Britiscb-Indieu  auf  den  europäischen  Export  an- 
gewiesen ist  uud  für  welche  möglicherweise  auch  Österreich- Ungarn 
in  Konkurrenz  treten  könnte.  Fachpublikatioucn  und  graphische 
Darstellungen  uud  Kataloge  werden  den  Besuchern  Gelegenheit 
bieten,  sich  Kenntnisse  in  der  erwähnten  Richtung  anzuciguen  oder 
dieselben  zu  erweitern.  Hierzu  wird  auch  eine  Serie  von  Vorträgen 
dienen,  welche  durch  den  Abgeordneteu  Max  Freiherrn  v.  Küheck, 
der  vor  wenigen  Jahren  eine  Studienreise  nach  ludieu  uutcruom- 
meu  hat,  eröffnet  werden  sollen.  Ferner  wurden  Vorträge  statt- 
fiudeu  vou  Seilru  eines  eben  au»  Indien  zurückgekehrten  Kauf- 
mannes über  kommerzielle  Verhältnisse  Britisch  - Indiens  mit  Be- 
ziehung auf  Österreich,  vom  Direktor  des  Mährischen  Gewerbe- 
Muscuuis  Professor  Prokop  über  das  indische  Kunstgewerbe,  vom 
Handelskammer  - Sekretär  Dr.  v.  Palitschek  (Bräun)  über  Fach- 
ausstellungen und  Handels  - Museen,  und  endlich  vom  k.  k.  Huf- 
Kustos  Prof.  Dr.  Haberlandt  über  die  indische  Frau. 

Zollgebühren  für  Sendungen  nach  Rumänien.  Di«  Direktion  der  Rumäni- 
schen .StaMscbenhahnen  ersucht  in  Betreff  d^r  Verauslagung  von  Zollge- 
bühren für  Sendungen  nach  Rumänien,  di«  Verwender  darauf  uhmkiMi 
tu  machen,  dafs  die  Güter- Expeditionen  auf  den  Grenzstationen  nur  dann 
zur  VerauülanniiB:  der  Einfuhrzölle  (MKObtlgt  sind,  wenn  der  Handel  s- 
wertb  der  Sendung  die  Fracht  und  die  Zollgebühr  vollständig  deckt.  Im 
anderem  Falle,  d.  h.  wenn  der  Werth  der  Sendung  nicht  genügt,  um  dß 
Fracht  and  die  Zollgebühren  iu  mehr  als  ausreichender  Weise  ru  decken, 
mufs  deren  Bezahlung  seitens  des  Empfängers  am  Bestimmungsorte  erfolgen, 
es  »ei  denn,  daß  der  Versender  oder  Empfänger  vorzicht,  den  betreffenden 
Gütcr-KxpHitioncn  die  nötbigen  Beträge  rur  Vornahme  der  Verzollung  zur 
Verfügung  *n  stellen.  Zollämter  befinden  sich  auf  folgenden  Rumänischen 
Stationen:  Verciorowa.  Turn-Severin,  tVajowa.  Bukarest,  Oiurgewo,  Plujwti, 
Br&ila  und  Galat/.. 

Afrika. 

Hat  Kamerun  eine  Zukunft? 

Kliiua,  Handel  und  Plantagenhau , sowie  allgemein  kulturelle  und  missiona- 
rische Aufgaben  und  Aussichten  in  der  jungen  Kolonie,  auf  Grand  eigener 
und  fremder  Anschauung  dargestrlll 
nt 

Dr.  Bernhard  Schwarz. 

(MNtonc) 

Zu  diesem  einen,  auch  rein  theoretisch  aogoeheu.  hoch  inter- 
I «-»»ante n hydrographischen  Käthsul  Kameruns  gesellt  »ich  dort  noch 
I ein  zweite»,  kaum  weniger  wichtige».  Fast  alle  unsere  Karten  vou 
| West-Afrika,  auch  die  scltou  etwas  älteren,  lassen  aus  dem  Rücken 
• des  Süden»  unserer  Kolonie  eineu  langen  uud  »tarketi  Fluß,  meist 
unter  dem  Namen  Kadei,  zuiu  mittleren  Kotige  hinunter»  IrOiuen. 
Jedenfalls  beruht  die»  auf  früheren  Erkundigungen.  Diese  Angaben 
sind  durgh  neuere  Nachrichten  noch  bestätigt  wurden.  So  erzählten 
die  Bapuko-iliiupUinge,  die  Zoller  auf  Nachtigal’*  Ruth  iu  Groß- 
Batauga  zu  einer  Versammlung  berief,  daß  im  lunern  jenscil  der 
Gebirgsketten  ein  großer  Fluß  Namen-  Ndoug  der  aufgchciidcn 
Sonne  eutgegeiifließe  (u.  j.  U.  IV,  S.  52).  In  Übereinstimmung 
damit  sagten  dann  au«;h  die  Häuptlinge  de»  andern,  in  jener  Küsten- 
region aiisäßigeu  Stummes,  der  Bauoku.  au»,  daß  im  Innern  eilt 
Wasser  Namen»  Xdjoug  sich  finde  (ebeud.  S.  52).  Weiter  südlich, 
im  UuUu-Latul,  (hüllte  der  Häuptling  der  Monns-Leute  dem  Reiaeudeu 
mit,  daß  mau  mittelst  10-  hi»  lJitägigur  Wanderung  iu  südöstlicher 
Richtung,  uachdem  mau  mehrere  Gebirgsketten  überschritten,  zu 
einem  äußerst  mächtigen  uud  »ehr  tiefen,  der  aufgehetiden  .Smiue 
entgegenfließenden  Strome  gelange.  Zöller  bemerkt  hierzu  (S.  €7): 
„Alle  di«v»ü  Berichte  lauten  so  außerordentlich  bestimmt,  klar  uud 
znveo-ichtliclL,  daß  mau  sie  unmöglich  in  da?»  Reich  der  Fabel  ver- 
weisen kann.  Sollten  wir  es  hier  mit  einem  der  größeren  Zuflussu 
des  Kongo  zu  tliun  haben?“  Weiterhin  wird  dann  des  Umstandes 
goducht.  daß  allerdings  die  in  jcueit  Gebieten  Wohnenden  weißen 
Kaufleute  beharrlich  jenen  mystischen  Bimieulamlsstroin  für  den 
i Oberlauf  des  dortigen  Küstenfliisse»  Bcuito  ausgeben.  Treffend  macht 


Nr.  21. 


SAO 

EXPORT,  Organ  dea  Ceulralvereios  für  Hunde  lageograpbie  etc. 


1887. 


dagegen  der  Reifende  geltend,  dafi  dafür  dem  sagenhaften  Strome  in  dieser  Weise  auf  die  Zahl  4 angewachaencn  kombinirtun  Expe- 
eine  viel  au  groß«  Breite  und  Wjuwermenge  zugeschrieben  werde,  ditionen  nirht  alle  durrbkommcn  sollten,  so  ist  es  doch  auch  hin- 

Auch  ich  vernahm  von  Seiten  einiger  aus  jenen  Küsten -Gegenden  wiederum  kaum  denkbar,  daß  nicht  eine  wenigstens  das  weitere 

mit  einem  Schiffe  in  Kumeruu  »»kommenden  Europäer  eine  Kunde  Hinterland  zu  erreichen  und  den  Schleier  zu  lüften  vermöchte,  der 

von  einen»  ähnlichen  Binnenlandsgewässer.  Vergleicht  man  nun  mit  über  diesen  Gegenden  in  hydrographischer  wie  auch  in  anderer 

diesen  Aussagen  die  relativ  beträchtliche  Zahl  der  rechten  Neben-  Hinsicht  zur  Zeit  noch  liegt.  Ist  aber  die  chinesische  Mauer  nur 

flösse  des  Kongo,  die,  von  ihrer  Mündung  in  den  Hauptstrom  ab-  erst  einmal  an  einer  Stelle  durchbrochen,  so  wird  es  fernerhin  eben* 

gesehen,  uns  uoch  fast  ganz  unhekanut  sind,  so  kann  man,  zumal  da  so  wenig  an  Nachfolgern  fehlen,  welche  die  Bresche  rasch  erweitern 

dieselben  im  Allgemeinen  von  Norden  und  Nordwesten  herbeiströraeu,  und  die  l’iouierfußstapfeu  zur  Heerstraße  austreten,  wie  das  Ab- 
leicht auf  die  Muthmußung  kommen,  daf*  wenigstens  einer  derselben  sperrungssystem  der  Händler  und  ihre  Feindseligkeit  verschwinden 

auch  aus  dein  so  gebirgigen  Innern  unserer  Kolonie  stamme,  be-  raufs.  Der  Neger  ist  zu  schlau,  um  nicht  mit  den  Thatsachen  zu 

ziehentlich  deren  südliches  Hinterland  in  verhältnismäßig  geringer  rechnen,  und  seine  anfänglich  immer  heftige  Erbitterung  pflegt  ebenso 

Entfernung  von  der  Küste  durchziehe.  Diese  Annahme  wird  unter-  rasch  in  passive  Resignation  umzuschlagen,  wenn  er  keinen  Ausweg 

stützt  durch  die  Behauptung  des  bekannten  Missionars  Grenfell,  mehr  sieht  Die  Viktoria-Leute,  die  erst  so  scheinbar  unversöhnlich 
welcher  1885  den  Uhanschi.  einen  der  mächtigsten  jener  Kongo-  der  deutschen  Invasion  gegenüber  dastanden  und  nun  doch  ganz 

Ströme,  auf  eine  ziemliche  Strecke  befuhr.  Derselbe  wies  nämlich  still  geworden  sind,  geben  ein  eklatantes  Beispiel  dafür. 


auf  «len  mächtigen  BinuequellgcbirgNStork  als  auf  das  Ursprungv 
gebiet  auch  dieser  Kougooebenflüsse  bin. 

Man  wird  ohne  Weiteres  erkennen,  was  es  für  unsere  Kamerun- 
kolonie zu  bedeuten  hätte,  wenn  in  der  vorgenannten  Weise  wirk- 
lich aus  ihrem  Rücken  eine  bedeutendere  Wasserstraße  zum  Kougo 
hinunterffihrte.  Kommt  dorh  dieser  großartige  Strom  in  seinem 
mittleren  Tbeile  durch  einen  ungeheuren,  nordwärt«  gerichteten 
Bogen  unserer  Besitzung  so  nahe,  daf«  die  Entfernung  zwischen 
«lort  und  der  Kamerunküste  sieh  noch  kürzer  erweist,  als  die  Länge 
des  Stromes  von  diesem  Bogen  aus  bis  zu  seiner  Mündung.  Dazu 
kommt,  dafs  einesteils  ja  gerade  der  Unterlauf  des  Kiesenflusses 
durch  sein«;  Katarakte  der  Schifffahrt  entzogen  wird,  während  andrer- 
seits sein  Mittellauf  eine  treffliche  Fahrbahn  bietet  und  zugleich 
in  jener  Gegend  das  umliegende  Land  allen  bezüglichen  Angaben 
nach  wohl  um  produktivsten  sein  muß.  Es  war  daher  auch  eine 
Lieblingsidee  des  vormaligeu  Leiters  des  hydrographischen  Amtes 
in  Berlin,  jetzigen  Landeshauptmanns  von  Schleinitz  iu  Neu- 
Guinea,  die  Auffindung  einer  solchen  Wasserverbindung  zwischen 
Kamerun  und  Kongo,  wie  er  dies  auch  bei  einer  Unterredung  mit 
ruir  i»n  Sommer  1885  erkennen  liefs. 

Stellen  aber  die  beiden  Wasserprobleme,  die  wir  bisher  be- 
sprachen, wie  gar  nicht  bezweifelt  werden  kann,  in  ihrer  Lösung  eine 
wahre  Lebensfrage  für  die  ausgiebigere  Entwicklung  unserer  jungen 
Kolonie  dar,  ho  wird  anch  eine  kurze  Erörterung  über  «las,  was  in 
jener  Hinsicht  geschehen  soll  und  kann,  wohl  am  Platze  sein. 

Man  könnte  hierauf  vielleicht  antworten,  daß  die  in  Vorschlag 
gebrachte  Vorschiebung  von  Faktoreien  allmählich  ganz  von  selbst 
auch  eine  bessere  Keuutuifs  von  dem  noch  so  verschlossenen  Aller- 
heiligsten  des  Landes  bringen  wird.  Indeß  unser  Interesse  erheischt 
eine  noch  raschere  Aufhellung.  Und  diese  wird  selbstverständlich 
uur  auf  dem  Wege  der  Forschungsreise  gewonnen  werden  können. 
Nach  unseren  obigen  Darlegungen  würde  sich  ein  doppelter  Vorstofs, 
ein  solcher  nach  Nordosten  gegen  Adamaua,  und  einer  nach  SQd- 
osten  gegen  den  Kongo  hin  empfehlen. 

Was  den  ersteren  anlangt,  so  würde  mau  wesentlich  auf  den 
Wasserweg  augewiesen  seilt,  wobei  man  ohne  Zweifel  ungleich 
weniger  Schwierigkeiten  seitens  der  Bevölkerung  begegnen  wird,  als 
auf  einem  Landwege.  Nach  der  leichten  Art.  wie  die  früher  er- 
wähnte Wuri-Expuditiou  den  vordem  so  gefürchteten  Budiman-Stamm 
zu  pasxiren  vermochte,  möchte  es  sich  empfehlen,  einmal  den  Ein- 
bruch auf  dem  Wuri-Flusne  zu  versuchen  Die  Dampfbarkasse  des 
Gouvernements,  die  auch  eine  ganze  Anzahl  Tons  Gepäck  zu  tragen 
vermag  und  zugleich  eine  Anzahl  Tragboote  beziehungsweise  Kami« 
zu  schleppeu  hätte,  müßte  allerdings  dem  Unternehmer  zur  Fahrt 
bis  zu  den  Katarakten  zur  Verfügung  gestellt  werden.  Niofet  unnütz 
wäre  ch,  wenn  etwa  gleichzeitig  auch  eine  zweite  Expedition  den 
Mungo  und  vielleicht  sogar  eine  dritte  den  Moauja  aufwärts  ginge, 
um  eventuell  dort,  wo  der  gesuchte  Hanptstrora  die  Äste  vereinigt, 
sich  die  Hand  zu  weiterem  gemeinsamem  Eindringen  nach  Adamaua 
zu  bieten.  Die  Mungo-Katarakte  lassen  sich  bekanntlich  sogar  vou 
einem  schon  so  stattlichen  Dampfer,  wie  die  Wörmaon'sche  „l)uaJlaw 
int,  erreichen.  Wenn  dieses  Schiff  dann  einige  Zeit  noch  bei  dem 
gedachten  Fall  in  Station  verbliebe,  bis  die  aus  Land  gegangene 
Expedition  mit  ihren  tragbaren  Böten  glücklich  im  jenseitigen  Fahr- 
wasser uugekomuien  wäre,  beziehungsweise  wenn  etwa  eine  Anzahl 
von  Kamerun  mitgenommene  Kruboya  und  bewaffnete  Matrosen  dabei 
Dienste  leisteten,  um  darauf  mit  der  „Dualla*  heirazukebren,  so 
wäre  schon  viel  erreicht.  Dcun  einmal  unaufgehalten  oberhalb  der 
Katarakte,  dürfte  die  Expeditiou  leicht  wenigstens  ein  gut  Stück 
weiter  ins  Land  hineinkommen.  Daneben  würde  es  sich  auch 
empfehlen,  einen  gleichzeitigen  Vorstofs  auf  dem  Old  CalabAr  zu 
machen,  um  dann,  wenn  anders  dieser  mit  dem  Wuri  zusammen- 
hängt, auf  diesem  letzteren  der  stromaufwärts  fahrenden  Kamerun* 
expeditiou  entgegenzukommen.  Und  weun  wirklich  auch  von  den 


Etwas  anders  und  zwar  weniger  günstiger  liegen  die  Verhältnisse 
für  die  Expedition  nach  dem  mittleren  Kongo,  uie  etwa,  wie  auch 
Zöller  räth,  von  Grofs-Batanga  auszugehen  haben  würde.  Dieselbe 
hätte  zwar,  wie  es  scheint,  weniger,  als  in  dem  kommerziell  so  hoch 
entwickelten  Gebiete  der  Kamerun-Bai,  mit  dem  Negerhandeß- 
monopol  zu  kämpfen;  «lafür  aber  würde  hier  vielleicht  ein  längerer 
Überlandmarsch  nöthig,  ehe  ronn  den  gesuchten  VcrbindungKstnuii 
entdeckte. 

Ein  solcher  Marsch  ist  iodefs  in  Folge  der  leidigen  Trägerfrag* 
gerade  im  Kamerungebietc  mit  besonderen,  kaum  zu  überwindenden 
Schwierigkeiten  verbunden.  Bei  dem  Fehlen  einer  haaren  Münz«-, 
mit  der  man  auf  der  Reise  zahlen  könnte,  geht  es  ohne  größere 
Mengen  von  Tauschwaaren,  die  man  mit  sich  führen  muß,  nicht 
ab.  Auf  eiuer  Wasserfahrt  lassen  sich  diese  selbst  in  den  ein- 
heimischen Kanus,  die  trotz  ihrer  Schmalheit  doch  nicht  selb  » 
mehrere  Ton*  zu  trugen  vermögen,  noch  recht  gut  unterbriugeu.  Im 
; andern  Falle  jedoch  ist  man  iu  diesen  Landen,  wo  Wagen,  Zug-  ««der 
I^Lntthiere  noch  ganz  unbekannte  Dinge  sind,  allein  auf  menschliche 
Schulten»  angewiesen.  Wo  aber  diese  in  genügender  Anzahl  für 
eine  größere  Reise  fiuden?  — denn  mehr  als  etwa  50«  kann  man 
einem  Neger  kaum  aufbürden.  An  die  Duallas  von  der  Küste  ist 
absolut  nicht  zu  denken.  Sie  sind  nicht  nur  träge,  sondern  infolge 
ihres  Dünkels  auch  ungehorsam  und  widerspenstig,  nicht  davon  zu 
reden,  daß  sie  um  ihres  Handelsmonopols  willen  gegen  diu  Unter- 
nehmer der  Expedition  auf  alle  mögliche  Weise  intriguiren  würden. 
Ich  habe  nur  einmal  für  eine  zweitägige  Bootsfahrt  Leute  aus  diesem 
Stamme  gehabt,  und  sie  haben  mich  dabei  durch  ihre  Unver- 
schämtheiten oft  fast  zur  Verzweiflung  gebracht.  Zudem  stellen 
sie  bezüglich  dea  Lohnes  ganz  unerhörte  Forderungen.  Nun  blieben 
uoch  die  weniger  von  der  Berührung  mit  Europäern  verdorbenem 
Schwarzen,  wie  man  sie  dort  in  recht  bequemer  Weise  .schon  auf 
dem  so  nahe  am  Meere  ansteigenden  Kamerungebirge  findet.  Ich 
habe  selbst  einen  Versuch  mit  diesen  Hochländern  gemacht  und 
etwa  40  Bakwiri  bei  meiner  Expedition  als  Träger  benutzt.  Aber 
es  hält  zunächst  schon  schwer,  auch  nur  diese  geringe  Zahl  anzu- 
werben. Ich  brauchte  dazu  nicht  weniger  als  2 Wochen  trotz  der 
hohen  Löhne,  die  ich  bot.  Ohne  die  Schweden,  denen  diese  Natur- 
k in  der  nun  einmal  voll  vertrauen,  hätte  ich  wohl  überhaupt  nicht 
einen  Mann  erhalten.  Dann  sind  diese  Leute  zwar  zumeist  kräftig 
gebaut  und  auch  iu  ihrer  Art  muthig,  ja  kriegerisch,  indeß  dieser 
Muth  hält  uur  an,  so  lange  sie  sich  noch  auf  bekannterem  Terrain 
bewegen;  sobald  dies  nicht  mehr  der  Fall  ist,  bemächtigt  sich  ihrer 
eine  wahrhaft  kiudische  Scheu.  Sie  fürchtet»  jeden  Tag  an  das 
Ende  der  Welt  oder  zu  Menschenfressern  zu  kommen,  auf  Gespenster. 
Thiermonstra  zu  stoßen  und  dergl.  mehr;  das  fing  hei  meiner  Tour 
schon  nach  wenigen  Tagen  au  und  ich  muß  sagen,  die  unsägliche 
Mühe,  mit  der  ich  die  Leute  allein  von  da  ab  uoch  vorwärtszu- 
treiben vermocht«,  der  unglaubliche  Aorger,  den  ich  dabei  unauf- 
hörlich hatte,  haben  mich  »uehr  angestrengt  als  Hitze.  Fieber  und 
Marschstrapazeu.  Ich  rathe  keinem  Nachfolger,  den  Versuch  noch 
einmal  zu  machen.  Man  kaun  mit  diesen  biedereu  Mnpanjcrn  wohl 
eine  kleinere  Tour  in  die  Umgegend  durchführeu,  wie  die  Reise 
der  Schweden  war,  alter  niemals  eine  längere,  eigentliche  Er- 
forschunggreise iu  der  Terra  iucognitu.  Etwas  besser  scheint  es  in 
der  beregten  Hinsicht  in  Süd-Kamerun,  namentlich  in  Grofs-ßatanga 
zu  stehen,  wo  die  Eingeborene»»  bereits  vielfach  als  Ersatz  für  dir 
Kru-Leute  in  den  Faktoreieu  Beschäftigung  finden.  Aber  auch  mit 
ihnen  würde  ein  weiterer  Vorstoß  in  «las  unerschlosseue  Innere 
kaum  möglich  »eiu. 

Somit  ist  man  iu  dieser  wichtigsten  aller  Vorfragen  auf  aus- 
wärts angewiesen.  Zunächst  wird  man  dabei  an  die  bekannten 
Kniboys  denken,  jene  kräftigen,  willigen  uud  in  ihren  Ansprüchen 
höchst  bescheidenen  Eingeborenen  von  der  Liberia-Küste  und  den 
1 anstoßenden  Gebieten,  die  man  zu  Dutzenden  in  allen  weit- 


18  Bf. 


331 

EXPORT,  Organ  de«  Centralvereins  für  Handelsgeographie  ctfi. 


Nr.  21 


afrikanische!!  Faktoreien  sowie  auf  allen  Afrikafahrern  trifft.  Aber 
gerade  dieses  Umstande«  wegen  hftlt  es  zu  Zeiten  schwer,  eine 
größere  Menge  von  ihnen  in  ihrer  ursprünglichen  Heimath  aoxu- 
werben.  Dann  gehen  sie  gerade  nach  Kamerun  nur  sehr  ungern, 
weil  sie  von  den  Dualla«  überaus  brutal  behandelt  werden.  Thuu 
sie  es  aber  dennoch,  so  sind  sie  ihrer  ganzen  Katar  nach  wohl  für 
W&sserfahrten.  aber  ganz  entschieden  nicht  zu  weiteren  Landreisen 
zu  benutzen. 

Für  letztere  eignen  sich  ans  jenem  Theile  Afrikas  nur  die 
llausaox.  aus  den  Niger*  und  Binuege bieten,  welche  nicht  nur 
körperlich  überaus  kräftig,  sondern  auch,  zumal  als  Muselmanen, 
treffliche  Soldaten  sind,  die  ebenso  unerschrocken  in  Gefahren  wie 
ditsziplinell  fügsam  genannt  werden  müssen.  Dabei  zeigen  sie  sich 
anspruchslos  and  tragen  auch  noch  mehr  als  andere  Schwarze  von 
West-Afrika  (60  bis  70  h). 

Früher  vermochte  man  diese  Leute  in  Lagos,  wo  förmliche  Werbe- 
bureaus bestanden,  ohne  größere  Schwierigkeiten  zu  erhalten.  Später- 
hin erschwerte  England  die  Beschaffung  derselben  durch  immense 
Kautionen,  die  man  stellen  mußte,  und  neuerdings  soll  die  Anwer- 
bung fast  ganz  unmöglich  gemacht  sein,  angeblich  weil  England  die 
Haussas  fUr  eine  projektiite  Kolonialannee  nöthig  habe.  Immerhin 
würde  es  sich  empfehlen,  in  Lagos  wenigstens  einen  bezüglichen 
Versuch  zu  machen.  Sollte  derselbe  nicht  gelingen,  so  könnte  man 
wohl  auch  an  l^oanda-Leute  denken,  die  ja  durch  die  zahlreichen 
Forschungsreisen,  die  vou  jener  Gegend  aus  und  zwar  gerade  auch 
von  Seiten  deutscher  Pioniere  nach  Inner-Afrika  unternommen  wurden, 
schon  eine  ziemliche  Routine  besitzen.  Fis  ist  indessen  noch  fraglich, 
oh  »ich  diese  Neger  nach  einer  anderen  Küste  führen  lassen  würden. 
Sansibar-Leute,  diese  trefflichen  Träger  der  ostafrikanischen  Küste, 
lierbeizuholen , dürfte  aber  doch  zu  zeitraubend  und  kostspielig, 
wenigstens  für  deutsche  Reisende  sein,  wühlend  allerdings  ein 
Stanley  keinen  Augeublick  zweifeln  würde,  diesen  freilich  um- 
ständlichen. aber  zugleich  sichersten  Weg  zu  betreten. 

Wenn  in  der  angeführten  Weise  für  eine  längere  Binnenlands* 
reise  iu  Kamerun  schwarze  Triger  kaum  zur  Verfügung  stehen,  so 
möchte  ich  die  Frage  aufwerfen,  warum  mau  es  denu  nicht  einmal 
anders  versucht,  indem  man  mit  dem  bisherigen  System  des  Reisen» 
in  Afrika  ganz  bricht?  ich  denke  mir  dies  so.  Man  kauft  irgend- 
wo, am  besten  in  Portugal  oder  erst  in  Teneriffa,  etwa  20  junge, 
.starke  Maultbiere,  die  man  mit  dem  Wörmann'schen  Dampfer, 
natürlich  unter  Mitnahme  von  kompriroirtem  Heu  für  die  Seereise, 
uacb  Kamerun,  bez.  Grofs-Batanga  verschifft.  Ein  solches  Thier  trügt 
etwa  4 Zentner,  d.  h.  so  viel  wie  8 bis  10  Neger  zusammen.  Man 
könnte  also  auf  diese  Weise  80  Zentner p=  4 Metertonnen  Waaren  mit 
sich  ins  Innere  führen,  was,  wenn  man  thunlichst  leichte 
Gegenstände,  wie  Tabak  und  Kattun,  wühlt,  schon  für  eine  ziemliche 
Reise  ausreieben  dürfte.  Als  Begleiter  al>er  würde  man  außer  eini- 
gen Kruburscheu,  welche  die  alltäglichen  Dienstleistungen,  wie  Kochen 
und  dergl.  zu  besorgen  hätten.  — inan  findet  solche  dem  Weißen 
überallhin  folgende  schwarze  Jünglinge  in  Monrovia  immer  — , nicht 
Schwarze,  sondern  Weifse  und  zwar  Deutsche  nehmen,  ausgediente 
Soldaten  oder  noch  besser  Matrosen,  die  schon  durch  ihre  Fahrten 
etwa*  an  die  Schrecken  der  Tropen  gewöhnt  sind.  Man  bewaffnet 
diese  mit  dem  16  schlissigen  eoglicbeu  Wiucbesterrepctirkarabiner, 
der  uicht  nur  von  einfacher  Konstruktion  nnd  leicht  zu  repariren 
ist.  soudem  liuineutlich  eine  so  kleine  uud  leichte  Patrone  hat,  daß 
man  deren  100  bi»  200  recht  gut  selbst  bei  sich  führen  kann.  Die  so 
zu  bildende  Kolonne  brauchte  die  Zahl  von  30  Mann,  (unter  denen 
rieb  natürlich  auch  ein  Büehseusclififter  uud  einige  Hrhiffsziiumer- 
I eilte  zu  befinden  hätten),  nicht  zu  übersteigen,  um  eine  Armee 
zu  bilden,  die,  wie  ich  glauben  möchte,  ohne  dauernden  Wider- 
stand bi*  weit  in  das  Herz  Afrikas  cinzudriugen  vermöchte,  vor- 
ausgesetzt, daß  es  durchgängig  gute  Schützen  und  kühne  Herzen 
sind.  Für  den  zu  erwartenden  Fall,  daß  man  nach  einiger  Zeit  auf 
den  gesuchten  großen  Kongoznfluß  stößt,  würden  selbstverständlich 
auch  schon  einige  tragbare  Boote  auf  den  Maulthieren  mitzuführen 
sein.  # 

Es  kau n wohl  keinem  Zweifel  unterliegen,  daß  die  genannte 
Zahl  von  jungen,  unternehmungslustigen  und  selbst  für  ihr  Leben 
uicht  bangenden  Deutschen  ohne  Schwierigkeiten  aufzutreiben  wäre. 
Man  würde  eher  zu  viel  als  zu  wcoig  Offerten  bekommen.  Eine 
andere  Frage  wäre  nur  die,  ob  nicht  durch  den  Schiffstransport 
(hin  und  zurück  30  ä 1000  M = 30000  jt)  sowie  durch  die  von 
solchen  Leuten  ohne  Zweifel  beanspruchte  Evtraentscbädigung 
(wenigstens  doch  auch  wieder  30  ä 1000  Ji  = 300O0  .//.  diu  Kosten 
der  Expedition  zu  sehr  gesteigert  würdcu.  Aber  ich  meine,  daß 
rin  bezüglicher  öffentlicher  Aufruf  gewiß  auch  eine  ganze  An- 
zahl Männer  aus  der  begüterten  Bevölkcruugklasse  herbeirufen 
müßte,  die  auf  eigene  Kosten  an  einem  Zuge  t heil  nehmen.  für  den 
rin  ehrenvoller  Erfolg  fast  garantirt  ist.  Betheiligt  sich  doch  unsere 


Jeunesoe  doree  an  Wettrennen  und  ähnlichen,  gleichfalls  gefährlichen 
Dingen;  warum  sollte  nicht  auch  das  Afrikareisen  einmal  zum  Sport 
und  zur  noblen  Passion  werden  können,  wie  es  dasselbe  übrigen» 
in  mancher  Beziehung  bereits  annähernd  geworden  ist.? 

Möchten  doch  diese  Worte  in  unserem  Vater  lau  de  Widerhall 
finden  und  zwar  recht  bald,  damit  nicht  unsere  beiden  eifersüchtigen 
und  habgierigen  Nachbarn  da  draußen,  Engländer  und  Franzosen, 
uns  im  Rücken  unserur  Besitzung  noch  umgehen  und  von  unserem 
Hinterlande  und  damit  vou  jeder  großartigeren  Entwicklung  unserer 
Kamerankolonie  abschneiden.  Bei  England  wäre  ein  solches  Vor- 
gehen nicht  unerhört,  nachdem  ee,  entgegen  seinem  zuvor  gegebenen 
ausdrücklichen  Versprechen,  neuerdings  bereits  unser  Hinterland 
gegen  Norden  wesentlich  beschnitten  und  den  ganzen  schiffbaren 
Blaue,  die  Domäne  des  unglücklichen  Flegel,  an  sich  gerissen  hat. 
Und  was  Frankreich  angeliL  so  haben  neuere  Nachrichten  dargethan, 
daß  dasselbe  bestrebt  ist,  mehr  and  mehr  alle  nördlichen  Zuflüsse 
des  mittleren  Kongo  aß  ihm  gehörig  hinzustellen.  Möchte  also  doch 
das  deutsche  Volk,  das  trotz  seiner  immer  wieder  betonten  Armut h 
in  Wrahrhcit  recht  große  Vermögen  umschließt,  sich  endlich  auch 
einmal  zu  jener  spekulativen  Kühnheit  und  Opferwilligkeit  ent- 
schließen . welche  die  Nachhamationen  schon  längst  zum  Besten 
der  Erweiterung  und  Nutzbarmachung  ihrer  überseeischen  Besitzungen 
in  reichster  Weise  bethütigt  haben! 

Deutschland  hat  früherhin  für  die  theoretische  Erschließung 
Afrikas  zum  Nutzen  fremder  Naliouen  Großes  getbun;  wäre  es  nicht 
an  der  Zeit,  daß  es  Ähnliches  nun  auch  im  eigenen  Interesse 
anstrehte?  (FohmUbb» 

Süd -Amerika. 

Lag«  des  Handels-  und  Geldmärkte«  in  Folge  der  Sklaven- 

emanzipatlon  ln  Brasilien.  (Originalbericht  au»  Rio  de 
Janeiro,  26.  April  1837.  Im  hiesigen  Kaffeehandel  hat  sieb  »eit 
einigen  Jahren  eine  Neuerung  eiogefunden,  deren  Bedeutung  erst 
jetzt,  nachdem  sie  recht  Wurzel  gefaßt,  die  öffentliche  Aufmerksam- 
keit auf  sich  zieht:  es  ist  das  die  Verschiffung  des  „cafe  ein 
cöco8,  des  Kaffees  in  Schalen  oder  des  nnenthülsten  Kaffee'». 
Die  Idee,  welche  in  ihrer  Originalität  und  mit  Rücksicht  auf  ihre 
Tragweite  etwas  geradezu  Geniales  hat,  entsprang  dem  Kopfe  eines 
deutschen  Kaufmannes  in  Rio,  and  Schreiber  dieser  Zeilen  hat  sie 
im  freundschaftlichen  Verkehr  mit  dem  Erfioder,  Chef  eines  der 
angesehensten  Kaffee- Exporthäuser  Rio’s,  förmlich  keimen  und 
wachsen  sehen.  Heute  stehen  die  Säcke  mit  unenthülstem  Kaffee 
zu  Tausenden  in  den  Verschiffungslisten,  und  eine  so  rapide  Ent- 
wickelung aller  Konsequenzen  seiner  Idee  dürfte  ihr  Urheber  selber 
kaum  erwartet  haben.  Es  kann  nicht  viel  über  zwei  Jahre  her 
sein,  daß  jener  intelligente  nnd  in  volkswirtschaftlichen  Fragen 
wohlbewanderte  Kaufmann  ausgedehnte  Reisen  io  das  Landesinnere 
unternahm  und,  alle  überlieferten  schwerfälligen  Platzgebräuche  und 
daran  haftenden  kostspieligen  Schlendrian  bei  Seite  werfend,  mit 
den  einheimischen  Kaffec-Plantagen-Besitzern  direkt  anhand.  Seine 
Argumente  mußten  überzeugen.  Die  Eisenbahofracbtsätze  für 
cafe  em  cöco  sind  hierznlande  um  circa  40%  niedriger,  als  für 
marktfertige  enthülste  Waare;  wenn  auch  in  den  Hülsen  viel 
Minderwertiges  mit  verfrachtet  werden  muß,  so  weist  sich  am 
Ende  doch  für  den  em  cöco  verfrachteten  Kaffee  eine  erhebliche 
Frachtermäßigung  aus,  die  es  dem  Käufer  ermöglicht,  den  Pflanzern 
gegenüber  mit  Preisen  nicht  kargen  zu  müssen.  Kaffee  zahlt  Aus- 
fuhrzoll; aber  solcher  in  Hülsen  einen  nicht  nur  positiv,  sondern, 
und  das  ist  die  Hauptsache,  einen  relativ  geringeren.  Wie  das 
Verhältniß  in  Betreff  der  drüben  zu  erlegenden  Eingangszeile  liegt, 
kommt  weniger  in  Betracht;  die  Waare  gebt  nach  Hamburg  und 
läßt  sich  im  Freibafengebiet  verarbeiten.  Die  bislang  bei  Seite 
geworfenen  Hülsen  der  Kaffeebohnen  enthalten  Raffeln,  auch 
: ätherisches  Ol  und  lassen  sich  za  einem  werthvollereo  Surrogat 
> aufbereiten,  als  viele  andere  in  dem  sparsamen  Deutschland  einge- 
fübrte.  Die  Arbeit  des  Eotbülsens  selber  aber  stellt  sich  in 
Deutschland  billiger,  denn  hier;  das  Wesentlichste  jedoch  ist,  dafs 
sie  überhaupt  in  Deutschland  vorgenommen  wird,  das  damit  einen 
völlig  neuen,  lohnenden  Industriezweig  zugewandt  erhält,  der 
seinerseits  wieder  den  Maschinenbauern  Arbeit  znznführcn  ver- 
spricht. Der  Prozeß  des  Enthülsens,  Waschens,  Trocknens, 
Sortirens  der  Kaffeebohnen  ist  kein  so  ganz  einfacher;  auf  den 
hiesigen  Fazendas  stehen  dazn  große  maschinelle  Werke  im  Be- 
triebe, — fast  alle  englischer  und  nordamerikanischer  Herkunft. 
Deren  Aosrhaffungskosteu  steilen  sich  hier  wesentlich  höher  als  in 
Deutschland  für  dergleichen  aufzuwenden  wäre,  und  der  freie 
Arbeiter  leistet  dort  im  Verhlltoiß  zu  seinem  Lohn  bedeutend 
mehr,  als  der  hiesige.  Alles  das  kann  nur  zur  Verwohlfeilerung 
des  Produkts  beitragen,  und  auch  das  ist  anerkennend  zu  be- 


1887. 


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EXPORT,  Organ  de«  Central  verein«  für  Handel  ugeographie  etc. 


Nr.  21. 


grüben,  da  sich'«  um  Ho  der  grofsen  Masse  der  Bevölkerung 
wohltbueudes  Gennfsmittel  handelt.  Für  Brasilien  freilich  ist  es  ' 
kein  Vortbeil,  einen  seiner  wenigen  Industriezweige  answandern 
zu  sehen.  Allein  die  Verhältnisse  erzwingen  das  förmlich.  Denn 
obsrhon  wir  seit  lange  bereits  für  Kaffee  Preise  notiren,  wie  sie 
Jahre  daher  in  solcher  Höhe  nicht  erhört  gewesen  sind,  so  mufs 
sieh  der  Fazeudeiro  doch  besorgt  fragen,  wie  er  mit  freien 
Arbeitern  marktfertige  Waare  zu  Preisen  liefern  kann,  die  ihm 
nach  Zahlung  der  Löhne,  Verzinsung  and  Amortisation  des  Anlage-  ! 
kapital»,  noch  etwas  übrig  lassen.  Da  wird  Muneher  vorzlehen,  I 
die  Krneoening  der  theuren  Maschinen  bleiben  zu  lassen  nnd  seine 
Ernte  ern  cör.o  loszuschlagen. 

Am  3t.  Mörz  ist  die  neue  Matrikulation  der  Sklaven  geschlossen  | 
worden.  Ihr  Resultat  ist  Über  alle  Erwartungen  ausgefallen.  Noch  ; 
liegen  lange  nicht  aus  allen  Provinzen  die  Zfihlungslisten  vor; 
aber  allen  Notizen  nach,  die  ich  sammeln  konnte,  kommt  nicht 
die  Hfilfte  des  vorigen  Sklavenbestandes  zusammen.  In  einzelnen 
Gegenden  ist's  noch  weit  schlimmer.  Im  Munizipio  neutro  von 
Rio  bezifferten  sich  diu  Sklaven  nach  der  offiziellen,  auf  Grund  i 
der  kurz  vorher  bewirkten  Matrikulation  aufgestellten  .Statistik 
noch  vor  einem  Jahre  auf  909  Köpfe;  die  Zahl  der  1887  zur 
Matrikel  Angemeldetea  Ist  7 4G8.  Das  Gesetz  aber  bestimmt,  dafs 
der  nicht  bis  zum  31.  März  1887  neu  matrikulirte  Sklave  eo  ipso 
frei  ist.  An  offizieller  Stelle  werden  die  seit  der  letzten  Matriku-  * 
lirung  Verstorbenen  und  Losgekaufteu  auf  allerhöchsten»  G 000 
geschätzt,  »odafs  28000  zur  Noneinsrhreibnng  anzumelden  gewesen 
wären.  Nun  sind  aber  nur  7000  gemeldet;  mithin  ist  auf  16  000 
Sklavenindividuen  seiten»  ihrer  Herren  freiwillig  Verzicht  geleistet 
worden.  Ganz  Ähnlich  lauteo  die  Nachrichten  au«  anderen  Gegenden 
des  Reich».  Man  würde  schwer  irren,  wenn  man  den  Sklaven- 
haltern philantropische  Beweggründe  für  ihre  Handlungsweise 
unterschieben  wollte. 

Es  ist  die  traurigste  Resignation,  die  aus  diesen  Tbatsachen  : 
spricht,  der  apathische  Verzicht  auf  Vermögen  und  gewohnte 
Lebensführung.  Die  unerheblichen  Sporteln,  welche  die  Matriku- 
lation  mit  sich  bringt,  können  Keinen  abgehalten  haben,  sein 
Kigcnthnm  gesetzlich  aufrecht  zu  erhalten;  aber  die  Wuth  des  far- 
bigen Pöbels,  die  Hetzereien  der  von  unreifen  Schwärmern  nnd 
zum  Thcil  von  Schuften  geschriebenen  Presse  haben  ihr  Mögliches 
gethan,  die  besitzende  Klasse  in  Brasilien  einzu»chflchtern.  Ganz  , 
unberechenbar  sind  die  Summen,  die  infolge  Wegfalls  der  Skia 
verei  in  Rauch  aufgehen,  und  die  doch  mal  haben  kapitaliairt  und 
erarbeitet  werden  müssen.  Und  das  Alles  ohne  Kompensation;  i 
denn  die  freien  Neger  und  Mulatten  denken  nicht  an  geregeltes  j 
Arbeiten  und  werden  durch  ihre  Roheit  und  Frechheit  zu  den 
denkbar  schädlichsten  Bevölkerungs-Elementen.  Dafs  das  die  ge- 
summte Kaffeeproduktion  und  Aufarbeitung  schmälernd  beeinflussen 
mufs,  liegt  auf  der  Hand  und  macht  das  Entgegenkommen  der 
Pflanzer  in  Betreff  der  Verlegung  eines  Tbeiles  ihrer  seitherigen  , 
Betriebsamkeit  in's  Ausland  erklärlich;  im  Inlande  fehlen  ihnen 
eben  die  Hönde  dazu.  Deutschland  gewiunt,  vielleicht  in  grofcer  j 
Ausdehnung,  einen  soliden,  vielversprechenden  Industriezweig; 
Brasilien  hilfst  einen  solchen  ein  uud  vereinahmt  weniger  Eisen- 
babnfrachtea,  weniger  Zölle  und  eine  geringere  Summe  für  »ein 
in  minderwerthiger  Form  ausgeführte*  Produkt.  Weil  aber  der 
Kaffee-Handel  hierzulande  das  Rimessen  - Papier  liefert,  so  mufs 
dessen  Werth  steigen,  nnd  die  brasilianische  Valuta,  weil  jene» 
auf  englische,  deutsche  und  französische  Währung  lautet,  ent- 
sprechend fallen.  Dafs  alle  diese  Folgen  um  so  Schürfer  her- 
vortreten müssen,  wenn  die  gegenwärtig  hohen  Kaffeepreise  sinken 
sollten  oder  die  Ernte  »ehinal  ausf&llt,  ergiebt  »ich  von  selbst. 
Nebenbei  gesagt,  erwartet  man  tbatsäebiich  nur  eine  kleine  Ernte, 
und  grofse  Vorrät  he  existireo  nicht.  Der  Wechselkurs,  der  sich 
in  Folge  der  Manipulationen  des  jetzigen  Finanzministers  lange  gut 
behauptet  hatte,  bis  22%  d per  Milreis  gestiegen  und  um  22d  wenig- 
stens ziemlich  stationär  geblieben  war,  hat  jungst  eine  Erschütte- 
rung erlitten;  er  fiel  bis  auf’JlVad  und  verkehrt  augenblicklich  um 
2l4/»  d.  Zu  dem  verhültnifaroäfsig  vorthellhafteu  Kourse  von  22  d 
sind  von  Handeltreibenden  nnd  Privaten  sehr  bedeutende  Summen 
nach  drüben  geflüchtet  worden.  Die  Geldknappheit  ist  infolge- 
dessen eine  ganz  aufserordentliche,  Die  Bankeu  zahlen  für  Geld 
gegen  halbjährige  Wechsel  6%  p-  a.  und  beleihen  feinste  Sicher- 
heiten nur  gegen  10  und  12%  Zinsen,  Die  Apolices  der  letzten 
5%igen  Staatsanleihe,  die  seiner  Zeit  Über  pari  (1000)  standen, 
finden  kaum  für  950  $ 000  Käufer.  Ähnlich  ergeht  es  allen  anderen 
Effekten,  und  ganz  erschreckend  grofs  ist  die  Entwertung  de» 
Grundbesitzes.  Die  vornehmste  Ursache  aller  dieser  traurigen  Er- 
scheinungen ist  die  unselige  Auflösung  der  alten  sozialen  Ordnung 
Brasiliens.  Dieser  gesellen  sich  neuerding»  andere  Bedenken,  vor- 
an die  Sorge,  um  das  Leben  de»  kränkelnden  Kaiser»  D. Pedro  IL, 


der  »eit  dem  Fieberanfalle  im  vorigen  Monat  trotz  wiederholten 
Ortswechsel*  nicht  genesen  will.  Die  Thronfolgerin  ist  ein  bigotte», 
in  der  8cbule  der  Jesuiten  aufgewachsene«  Weib.  Was  diu  popu- 
läre Gestalt  de*  jetzigen  Kaiser»  zn*ammenzuh»lten  und  zu  ver- 
söhnen vermochte,  wird  »einer  Tochter  nimmermehr  in  dem  Maf*e 
gelingen.  Wir  wären  sicherlich  »cbon  noch  weiter  herunter  mit  dem 
Kours,  weou  die  Geldknappheit  nicht  wäre,  und  wenn  nicht  die 
Banco  I nteroacion al  do  Brazil  die  Rolle  spielte,  die  ich  in 
meinem  Bericht  über  ihre  Installation  seiner  Zeit  voraussagte:  im 
Bunde  mit  der  Regierung  oder  als  deren  Agentin  die  brasilianische 
Valuta  hochzohalten,  was  ihr  bisher  auch  im  offenen  Kampfe  gegen 
die  beiden  englischen  Banken  de»  Platzes  geglückt  ist.  Sie  zieht 
auf  Rothschild  Freres,  Paris,  N.  M.  Rothschild  & Sons, 
London,  Deutsche  Bank  in  Bremen,  Hamburg,  Berlin,  Frank- 
furt a.  M.,  und  es  fehlt  ihr  nicht  an  Abnehmern  so  fein  domizi- 
lirter  Tratten. 

Kürzlich  sind  hier  Papiergeldscheine  dreier  Serien  (2  S,  5 $ 
und  10  $)  eingemfen  bezw.  gegen  neue  umgetansebt  worden. 
Zwei  Jahre  lang  stand  der  qu.  Aufruf  in  alten  Zeitungen  zu  lesen. 
Um  so  ungeheuerlicher  mufs  es  erscheinen,  dafs  für  Sieben  Tau- 
send Cootos  de  reis  (13  Millionen  , H)  uueingewecbselt  geblieben 
sind,  dieselben  jetzt  nur  noch  mit  Discont  eingelöst  werden  können 
und  In  aller  Kürie  völliger  Werthlosigkeit  verfallen.  Die  Regie- 
rung beklagt  laut  die  Unwiaseubeit  ihrer  aoalpbabetischen  Unter- 
thanen  in  solchen  Dingen,  ändern  kann  sie*»  nicht,  es  ist  das  eben 
der  Tribut  der  Ignoranz  in  einem  Papiergeldlande. 


Ausfuhr  von  Ghila.  (Originalbericbt  aus  Valparaiso.) 
Die  Werthe  der  nachfolgenden  Aufstellung  sind  in  Papierpesos  an- 
gegeben, der  einzigen  Münze,  die  Chile  gegenwärtig  hat,  deren 
Kurs  von  Woche  zu  Woche  schwankt  und  im  Lauf  des  Jahres 
sehr  bedeutende  Schwankungen  gebäht  hat;  gegenwärtig  ist  der 
Peso  ■=  2 vH i d«r  Goldpeso  ist  4 « AL 

istt  lass 

Aufehr 

Produkte  des  Bergbaues  . 42  049»’.71  40  2G4  840 
Produkte  des  Ackerbaues  . 7 »27  *46  9 710747 

Msnufsktnrvraareji  . . . 77  452  66  521 

Verschiedene  Artikel  . . 64  098  106  HUI 

Gemünztes  Geld  . . . . 647  554  644  416 

Wieder  »n «geführt  . . . 493  502  446  734 

Total  . . 51  259  683  51 *39 149 
Abnahme  im  Jahr  1886  . — — 


ZuSkhme  Ab  tu  lim- 

— 1785  331 

1189401  — 


Australien  und  Südsee. 

Goldentdeckungen  in  S&d-Auitrallen.  (Originalbericbt  aus 
Port  Adelaide  vom  6.  April  1887  per  Dampfer  , Hohenstaufen.“) 
Obgleich  man  seit  langen  Jahren  in  den  verschiedensten  Gegenden 
Süd-Australiens  Gold  in  gröfseren  und  geringeren  Mengen  im 
Alluvium  und  im  Quarzgestein  gefunden  hat,  so  erfreute  sich  unsere 
Kolonie  dennoch  bisher  keines  besonderen  Namens  als  eines  Gold 
prodozirenden  Landes,  namentlich  wenn  man  unsere  Kolonie  mit 
anderen  australischen  Provinzen,  vor  Allem  Victoria,  sodann  mit 
Queensland,  Neu-8eeland  und  Nen-ßüd-Wales  vergleicht,  ln  letztrr 
Zeit  scheinen  aber  auch  bei  uns  die  vielfachen,  bis  jetzt,  aufser  Kupfer, 
erst  verbältnirsmäfsig  wenig  nacbgesuchten  und  systematisch  be- 
arbeiteten Mineral-  und  Metallschätze  des  Erdinnern  in  inafsgeben- 
deu  Kreisen  mehr  und  mehr  diejenige  Aufmerksamkeit  zu  finden, 
welche  sie  auch  in  hohem  Maf«e  verdienen.  Vor  Allem  gilt  diese  Be- 
merkung in  Bezug  auf  das  sogenannte  Northern  Territory  unserer 
Kolonie,  welches  kürzlich  von  dem  allseitig  als  den  besten  Kenner 
der  geologischen  Verhältnisse  des  australischen  Kontinents  sowie 
eines  grofsen  Theils  der  ostindische«  «Dd  pazifischen  Inselwelt 
geltenden,  jetzt  In  Queensland  lebenden  Geistlichen  J.  Tenors«!» 
Wnodit  besucht  und  einer  eingehenden  Untersuchung  unterzogeu 
wurde.  Der  genannte  Gelehrte  erklärte  das  nördliche  Territorium 
für  eines  der  an  edlen  und  unedlen  Metallen  sowie  nutzbaren 
Mineralien  reichsten  Länder  der  Erde.  Ich  möchte  jedoch 
beute  nicht  über  deu  Metullreichthum  dieses  Theiles  der  Kolonie 
berichten,  sondern  mich  auf  einige  den  südlichen  Tbeil  der  Kolonie, 
das  eigentliche  Süd  - Australien , betreffende  Mittheilungen  be- 
schränken. 

Unter  dem  Drucke  der  heutigen  Zeitverhältnisse  hat  Mancher 
aus  den  Reihen  der  hiesigen  weniger  bemittelten  Bevölkerung 
der  Aufsuchung  und  Bearbeitung  alluvialer  Goldablageruagsn 
eine  gröfsere  Aufmerksamkeit  als  bisher  geschenkt,  nnd  zwar  in 
manchen  Fällen  mit  sehr  ermulhigeudem  Erfolge.  Während  der 
letzten  zwölf  Monate  bat  mau  nabe  bei  Adelaide  verschiedene 
Gegenden  anfgefnnden,  welche  mitunter  mehreren  Hundert  Gold- 
wäschen! für  eine  zeitlang  Lebensunterhalt,  theilweise  sogar  sehr 


Nr.  21. 


m 

EXPORT,  Organ  deB  Central  Vereins  für  Handelsgeographie  etc. 


1887. 


lohnenden  Verdienst  gewährt  haben.  Anfang  Oktober  v.  J.  wurde 
in  einer  Entfernung  von  '225  miles  nordöstlich  von  Adelaide  auf 
der  Tectulpa  Schafstation  durch  Zufall  ein  alluviales  Goldfeld  ent* 
deckt,  welches  an  Bedeutung  die  bisher  in  Süd-Australien  ge- 
machten alluvialen  Goldfunde  bei  Weitem  übertrifft,  bängere  Zeit 
hindurch  rief  diese  Entdeckung  iu  der  ganzen  Kolonie  ein  Gold- 
fieber hervor,  wie  man  es  hier  «eit  den  guten  alten  Tagen  der 
victorianiscben  Goldentdeckungen  in  den  fünfziger  Jahren  nicht 
wieder  bemerkt  hatte.  Während  der  Zeit  der  höchsten  Aufregung, 
Ende  Oktober  nnd  Anfang  November  gingen  tagtäglich  ganze  Ki- 
scubahnzüge  voll  Golddurstiger  nach  dem  neuen  Eldorado;  selbst 
von  Victoria  und  Neu-Süd-Wales  kamen  ganze  Schiffsladungen  er- 
fahrener und  unerfahrener  Goldgräber  herüber.  Das  Goldfeld  selbst 
liegt  ca.  25  englische  Meilen  abseits  der  neuen  nach  Sil  verton 
führenden  Eisenbahn,  welche  kürzlich  von  der  südanstralisi  hen 
Regiernng  bis  zur  Grenze  von  Neu-Süd-Wales  fertig  gestellt  und 
dem  Verkehr  übergeben  worden  ist.  Von  der  Grenze  bis  nach  Sil- 
verton  und  von  da  nach  der  Stadt  Broken  Hill  wird  die  Eisenbahn 
jetzt  von  einer  Privatgesellschaft  weiter  gebaut,  da  die  sndaustralischc 
Regierung  von  der  Nachbarkolonie  die  Genehmigung  für  den  Weiter- 
bau der  Bahn  nach  den  genannten  Plätzen  nicht  erlangen  konnte. 
Um  anf  die  Goldentdeckung  selbst  zurück  zu  kommen,  so  waren  die 
aufregenden  Scenen,  welche  dnreh  den  Aufbruch  und  die  Abreise  von 
Hunderten  von  Goldsuchern  sich  Tag  für  Tag  darboten,  für  den 
ruhigen  Beobachter  hochinteressant.  Die  .gold  diggers*  rekrutirten 
sich  aus  allen  möglichen  Gesellschaftsklassen,  vom  Advokaten, 
Gelehrten,  Rentier,  wohlhabenden  Kanfmanne  und  reichen  Spekn- 
lanten,  di«  mit  Zelten  und  vollster  Ausrüstung  iu’s  Feld  zogen, 
bis  herunter  zum  armen  Schlucker,  der  sein  Alles  auf  dieser  Welt 
im  „swag“  (Bündel)  auf  dem  Rücken  trug;  von  den  Mitgliedern 
sich  aristokratisch  dünkender  Familien,  die  gewöhnt  waren  Nachts 
sieb  8uf  Springfedermatrutzeu  in  Schlummer  zu  schaukeln,  bis 
herab  zum  ärmsten  australischen  „hushman“,  der  nur  zu  häufig 
nach  eiuer  langen  Tageswanderung  in  glühendem  Sonnenbrände 
seine  Nachtruhe  unter  einem  Gummibaume,  in  seine  Wolldecke 
gehüllt,  mit  einem  Steine  als  Kopfkissen  suchen  mufs.  ln  «in  paar 
Wochen  war  die  Bevölkerung  auf  dem  in  ganz  abgelegener  Gegend 
befindlichen  Goldfelde  auf  über  7 000  Menschen  angewachsen; 
Lebensmittel  stiegen  im  Anfänge  manchmal  zu  Hungerpreise»;  ein 
Laib  Brod  im  Gewichte  von  4 Pfund  kostete  z.  B.  zuerst  8 $ und 
mehr.  Dies  änderte  sich  jedoch  bald,  als  Geschäftsleute  mehr 
Zutrauen  in  die  Zukunft  des  Goldfeldes  gewannen;  Lebensmittel 
wurden  in  Fülle  herangebracht;  eine  Telegraphenlinie  wurde  nach 
der  zunächst  liegenden  Eisenbahnstation  angelegt,  eine  Postanstalt 
eröffnet,  eine  Filialbank  zum  Ankauf  des  gewonnenen  Goldes  und 
zur  Annahme  von  Depositen  errichtet,  und  überhaupt  gar  Manches 
gethan,  was  den  Aufenthalt  im  australischen  Busch  in  einer  gerade 
nicht  sehr  einladenden  Gegend  angenehm  macheu  konnte.  Da  ich 
während  der  Weihnachtszeit  mein  Geschäft  für  einige  Tage  ver- 
lassen konnte,  so  machte  ich  mir  — bald  hätte  ich  gesagt  das 
Vergnügen  — (nun,  es  war  wenigstens  eine  Abwechselung  im 
täglichen  Einerlei)  die  Sache  einmal  aus  nächster  Nähe  anzuseheu. 
Als  wir  nach  langer,  ermüdender  Eisenbahnfubrt  (den  letzten  Tbeil 
derselben  im  offeneu  Fracht  wagen)  und  Postfuhrt  endlich  spät 
Abends  das  Hauptlhal  der  Goldfunde,  nach  dem  ersten  Entdecker 
„Brady's  Gully“  genannt,  vor  uns  liegen  sahen,  machte  die  Ört- 
lichkeit in  der  Tbat  einen  Eindruck,  deu  man  so  leicht  nicht  wieder 
vergifst.  Vor  uns  lag  eine  Stadt  von  1 OOO  oder  mehr  erleuchteten 
Zelten  auf  einer  Strecke  von  mehreren  englischen  Meilen  ausge- 
breitet. — Die  Goldfunde  waren  vielfach  sehr  ennuthigend;  einzelne 
Goldgräber  hatten  in  kurzer  Zeit  ein  kleines  Vermögen  erworben; 
eine  noch  gröfsere  Anzahl  Glücksjäger  war  aber  enttäuscht, 
fand  nur  wenig  oder  sehr  oft  auch  gar  kein  Gold  und  kehrte 
bald  reicher  — an  Erfahrungen,  ärmer  an  Geld  nach  Hause  zu- 
rück. In  vielen  Fällen  war  aber  die  völlige  Unerfahrenheit  dieser 
Leute  an  den  Mifserfolgen  schuld.  Abgesehen  hiervon,  ist  Gold- 
gräberei aber  selbst  im  günstigsten  Falle  uur  ein  Lotteriespiel. 
Dazu  gesellte  sich  die  sehr  greifst*  und  lästige  Hitze  mitten  im 
Sommer,  drückender  Wusserinaugol,  Staubstürme  und  was  der- 
gleichen Unannehmlichkeiten  mehr  sind,  welche  den  meisten  Gold- 
gräber-Dilettanten nur  zu  bald  das  Handwerk  verleiden.  Ferner 
ist  bis  heute  noch  das  Areal  hei  Tectulpa,  auf  welchem  man 
Alluvialgold  in  einer  die  Ausbeute  lohnenden  Quantität  gefunden 
hat,  verhältnifsmSGig  unbedeutend  nnd  auf  ein  paar  „gut  lies* 
(Thftlcr,  Einsenkungen)  beschränkt.  Man  ist  jetzt  aber  eifrig  daran, 
in  der  weiteren  Umgebung  Tectulpa*«  nach  Gobi  zu  schürfen  und 
vor  Allem  die  „gold  reefs*,  auf  welchen  doch  immer  die  Ausbeute 
aller  Goldfelder  endgültig  beruht,  aufxuspüren  und  zu  prüfeD,  denn 
die  alluvialen  Funde  siud  meistenlbeils  bald  erschöpft.  Durch  die 
oben  erwähnten  ungünstigen  Einflüsse  ist  die  Bevölkerung  in  und 


bei  Teetnlpa  gegenwärtig  bis  anf  ungefähr  3 WO  Menschen  zurück- 
gegangen; man  erwartet  jedoch  nach  Eintritt  der  kühleren  Regen- 
zeit «inen  erheblichen  Bevölkerungszuflufs.  Nicht  allein  ist  die 
Witterung  im  Winter  der  Gesundheit  zuträglicher  und  erleichtert 
di«  Arbeit,  sondern  das  zuiu  Waschen  der  goldhaltigen  Erde  un- 
entbehrliche flüssige  Element  kann  auch  leichter  herbeigeschafft 
worden.  Die  Menge  des  bis  jetzt  bei  Tectulpa  gefundenen  Goldes 
läfnt  sich  nicht  einmal  annähernd  feststelleo.  Nur  soviel  ist  gewifs, 
dafs  die  auf  dem  Goldfelde  etablirte  Bank  in  den  letzten  vier  Mo- 
naten über  8000  Unzen  im  Werth«  von  ca.  660000«#  angekauft 
bat.  Sehr  bedeutende  Quantitäten  Goldes  fanden  ihren  Weg  nach 
Adelaide  nach  den  dortigen  Banken  oder  Privatfirmen,  während 
die  von  Victoria  herüber  gekommenen  „diggers*“  noch  gröfsere 
Quantitäten  direkt  an  die  Mclbourner  Münze  eingeliefert  haben. 

DaTs  Gold  in  dem  ganzen  Distrikte  von  Tectulpa  auf  Hunderteu 
von  englischen  Quadratmeilen  existirt,  ist  eine  hier  schon  seil 
Jahren  bekannte  Thatsache.  So  liegen  z.  B.  die  Wankariuga 
Quarz-Goldminen,  unter  denen  die  „New»  Alma“  and  „Victoria  Gold 
Mining  Co.“  di«  ersten  Stellen  unter  den  Betrieben  einnehrnen,  nur 
ungefähr  25  englische  Meilen  von  Tectulpa  entfernt;  nach  deu 
Mannahill-Minen  ist  es  von  dort  ungefähr  eben  so  weit.  Die 
Hauptfrage,  welche  noch  bestimmter  entschieden  werden  raufs,  ist 
die,  ob  Gold  in  genügend  gewinnbringender  Quantität  auf  eiuer 
gröberen  Ausdehnung  als  bisher  sowohl  im  Alluvialboden  als  auch 
vor  Allem  in  Quarzgängen  gefunden  werden  kann. 

Wiederholt  bereits  habe  ich  Ihnen  üher  die  Silberminen 
im  Silverton  Distrikte  (Neu-Süd-Wales),  nahe  der  südaustralischen 
Grenze,  berichtet.  Diese  zum  Theil  sehr  ertragsreickeo  Mineu 
wurden  bekanntlich  erst  in  den  letzten  paar  Jahren  aufgefunden; 
die  Ausbeutung  derselben  bat  seitdem  erhebliche  Fortschritt«  ge- 
macht. Verschiedene  der  aufserordentlicb  reiches  Silbererz  liefern- 
den Gesteinsgänge  erwiesen  sieb  leider  nicht  von  dauerndem  Werth; 
dagegen  wurden  mehrere  andere  sehr  ausgedehnte,  wenn  auch  Dicht 
so  reiche  Lager  silberhaltiger  Blei-,  Eisen-  und  Kupfererze  ent- 
deckt, welche  jetzt  pine  Hauptstütze  der  Silverton  Mtnenindustria 
bilden.  Die  von  der  südaustralischeu  Regierung  erbaute  Baku  von 
Petersburg  nach  Silverton  wird  jetzt  auf  der  gauzeu  ca.  200  engl. 
Meilen  langen  Strecke  bis  zur  Station  Cockburn  an  der  Grenze 
von  Süd -Australien  und  Neu-Süd-Wales  befahren.  Von  Cock- 
burn ans  wird  nach  dem  1*  miles  von  der  Grenze  liegenden  Sil- 
verton respektive  dem  noch  20  engl.  Meilen  weiter  entfernten 
Broken  Hill  eine  Eisenbahn  durch  eine  Privatgesellschaft  gebaut, 
da  unsere  Regierung  die  Koozessiou  zum  Bau  dieser  Strecke  von 
den  Behörden  der  Nachbarkolonie  nicht  erlangen  konnte.  Der  Ort 
Broken  Hill  ist  ein  während  der  letzten  zwei  Jahre  entstandener 
Platz  von  mehreren  Tausend  Einwohnern  nahe  der  berühmt  ge- 
wordenen Broken  Hill  Mine,  über  welche  ich  Ihnen  schon  vor 
längerer  Zeit  mehrfach  heriebtete  und  die  Aufmerksamkeit  Ihrer 
I.eser  lenkte.  Mit  welcher  Berechtigung,  das  zeigt  die  phänomenale 
Entwickelung  dieser  Silbermine  pnr  excellence.  Die  „Broken  Hill* 
ist  jedenfalls  eine  der  gröfsten  und  reichsten  Silberminen.  welche 
bis  jetzt  gefunden  sind.  Das  silberhaltige  Gestein  kommt  nicht  in 
Gängen,  sondern  in  massiven  Massen  vor,  deren  Tiefe  und  Breite 
erst  zu  einem  kleinen  Theile  erforscht  iat.  Der  bis  jetzt  festge- 
stellte Silbergebalt  ist  im  Vergleich  zu  manchen  der  früheren 
kleineren  Erzadern,  welche  stellenweise  einen  aufserordentlicb  hohen 
Silbergchalt  ergaben,  im  Ganzen  nicht  sehr  bedeutend  und  wech- 
selt von  40  bis  100  Unzen  Silber  pro  Tonne;  in  allerletzter  Zeit  bat 
man  aber  auch  iu  den  tieferen  Schichten  chlorsilberhaltiges  Ge- 
stein gefunden,  welches  neben  einem  von  200  bis  1 500  Unzen  wech- 
selnden Silbergebalt  auch  noch  ca.  V?  Unze  Gold  pro  ton  enthält. 
Was  nun  an  der  Qualität  der  Erze  fehlen  inag,  das  wird  durch  die 
leicht«  Gewinnungsart  und  die  enormen  Lager  der  nach  Millionen 
von  Tonnen  veranschlagten  Silbererze  mehr  wie  gulgewacht. 
Dnreh  die  Fertigstellung  der  Eisenbahn,  welche  jetzt  die  billige 
Heranbringung  dpr  groben  Quantitäten  ('okes,  Kohlen,  Nutzholz 
und  anderer  Vorrätbe  ermöglicht,  sind  die  Produktionskosten  gegen 
früher  ganz  erheblich  gefallen , so  dafs  jetzt  manche  Erz«,  welche 
früher  keinen  Nutzen  liefsen,  mit  Gewinn  verarbeitet  werden 
können.  Ende  August  1886  bezahlte  die  Broken  Hill-Gesellschaft 
die  erste  Dividende  im  Betrage  von  £ 16  000,  und  seit  dieser  Zeit 
bis  Mitte  März  d.  J.,  d.  h.  in  kaum  7 Mouateu  wurden  6 weitere 
Dividende  im  gleichen  Betrage,  demnach  £ 112  000  (über  2l/4  Mill. 
Mark)  oder  ca.  622%  de*  wirklich  eingeaahlten  Kapitals  vertheilt. 
Das  Gesellschaftskapital  besteht  aus  lG  18 SO  Aktien  im  Nominal- 
werthe  von  je  £ 20;  davon  wurden  jedoch  in  Wirklichkeit  auf 
2000  Aktien  nur  je  £ 9 = £ 18  000  eingezahlt.  Der  jetzige  Markt- 
wertli  der  Aktien  in  Melbourne,  Adelaide,  Silverton  und  Sydney 
stellt  sich  auf  ca.  £ 80  für  di«  nominell  auf  £ 20  lautende  Aktie. 
Bis  jetzt  siud  auf  der  Mine  erst  4 Schmelzöfen  in  Betrieb,  von 


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EXPORT,  Organ  des  Centralvereins  für  Handclsgeographie  ctc. 


1887. 


welchen  zwei  erst  vor  Kursen)  aogcblasen  wurden.  Die  Aus- 
beute wechselte  in  letzter  Zeit  von  40  000  bis  55  000  Unzen  Silber 
und  75  bis  100  tons  Blei  aus  den  wöchentlich  durch  die  Schmelze 
geführten  750  bis  1000  tons  Erzen.  Man  beabsichtigt,  die  Anzahl 
der  Schmelzöfen  allmählich  bedeutend  zu  erhöhen,  da  die  Quan- 
tität der  schmelzbaren  Silbererze  geradezu  unerschöpflich  ist.  Da- 
durch wird  sich  die  Ausbeute  an  Silber  und  Blei  uud  naturgemäß 
wohl  auch  der  Reingewinn  f Ar  die  Aktionäre  steigern.  Man  fuhrt 
jetzt  Maschineneinrichtnngen  neuester  Konstruktion  ein,  wie  solche 
in  Nevada  und  Colorado  in  Gebrauch  sind,  legt  Trambahnen 
auf  der  Mine  an  und  steht  im  Begriff,  io  den  ganzen  Werken 
oberhalb  und  unterhalb  der  Erde  das  elektrische  Licht  zur  Be- 
leuchtung eiozuföbren.  Einer  der  Direktoren  der  Kompanie, 
welcher  kärzlicb  einige  der  bedeutendsten  Silberininen  in 
den  Vereinigten  Staaten  besuchte,  engagirte  daselbst  einen  Mr. 
Schlapp,  wenn  ich  nicht  irre,  ein  Deutscher,  einen  technisch  und 
praktisch  gebildeten  Schmelzer,  welcher  die  Leitung  der  gesumm- 
ten Schmelzoperationen  auf  der  Mine  übernehmen  wird. 

Ich  für  meinen  Theil  wage  so  leicht  Nichts  an  Miueuspeku- 
lationen  und  ratbe  Jedem,  dem  sein  Geld  lieb  ist,  gegenüber  Berg- 
bau - Unternehmungen,  ganz  besonders  denen  in  Australien,  zur 
Vorsicht,  denn  leider  wird  hier  ein  Schwindel  mit  Miuen  getrieben, 
wie  er  so  leicht  wohl  nirgends  wieder  vorkommt.  Man  hat  hier 
nicht  allein,  wie  auch  io  Deutschland  und  überall,  mit  den  vielen 
und  grofsen  Ungewißheiten  zu  rechnen,  welche  mehr  oder  weniger 
alle  Minen  wie  mit  einem  dichten  Nebelschleier  umgeben,  der  erst 
gelüftet  werden  maß,  sondern  man  muß  hier  noch  ganz  besonders 
seine  Augen  offen  halten,  um  nicht  etwa  auf  jede  mögliche  Art 
und  auf  die  gröbste  Weise  wirklich  beschwindelt  zu  werden.  Wenn 
ich  nun  trotz  des  eben  Gesagten  eine  müßige  Kapitalanlage  in 
dieser  Mine  für  etwas  Reelles  und  so  weit  mau  überhaupt  in  der- 
artigen Dingen  voraussebeo  kann,  für  eine  sichere  und  dauernd 
sehr  gute  Verzinsung  versprechende  Spekulation  halte,  so  kann  mir 
der  Leser  glauben,  wenn  ich  sage,  daß  die  Broken  Hill  wirklich 
zu  den  nicht  sehr  zahlreichen  weißen  Raben  unter  den  vielen 
Hunderten  australischer  MineD  gehört.  Wie  groß  im  Übrigen 
und  Allgemeinen  der  Minen  Schwindel  ist,  gebt  daraus  hervor,  dafs  zu 
Ende  uud  Anfang  dieses  Jahres  während  eiuer  der  an  der  Londoner 
Stock-Exchange  periodisch  eintreteoden  „roining  niania“  (derartige 
Epidemien  wiederholen  sich  leider  ja  von  Zeit  zu  Zeit  auch  an 
andern  Börsen)  die  Aktien  einer  grossen  Zahl  australischer  Gold-, 
Silber-  und  Zinnminen,  größtenteils  in  Queensland,  Victoria  und 
dem  Northern  Territory  liegend,  mit  einem  je  100000  bis  200000  £ 
zählenden  Kapital  auf  deD  Londoner  Markt  gebracht  wnrden,  und 
die  glücklichen  Zeichner  iu  vielen  Füllen  von  ihren  Einzahlungen 
nie  einen  Penny,  geschweige  je  Dividende  wiedersahen.  Die  erste 
Mine,  mit  welcher  dieser  „boom“  eingeleitet  wurde,  war  eine  aller- 
dings sehr  gut  rentireude  Goldmine,  die  „Day  Dawu“  bei  Charters 
Towers  in  Queensland;  der  Kaufpreis  wurde  jedoch  so  hoch  aoge- 
setzt  und  das  ganze  Unternehmen  von  vornherein  so  überschätzt, 
dafs  für  die  jetzigen  Aktionäre  nur  magere  Dividende  in  Aussicht 
stehen.  Bei  den  später  au  die  Londoner  Börse  gebrachten  australi- 
schen Minen  lag  meistenteils  nicht  der  geringste  Grund  vor,  eine 
dem  Kaufpreise  entsprechende  Rentabilität  anzunehmeu.  Gleich- 
wohl wurde  beinahe  jede  der  mit  den  prahlerischesten  Prospekten  in 
die  Welt  gesetzten  Minenunternehmungen  überzeichnet,  obgleich  es 
nicht  an  warnenden  Stimmen  in  der  britischen  Presse,  sowie  Seitens 
der  iu  Loudou  befindlichen  australischen  Regierungsbeamten  und  mit 
den  Verhältnissen  bekannten  Leuten  fehlte.  Man  kann  aber  ebenso  gut 
versuchen,  mit  Trunkenen  oder  Verliebten  ein  ernsthaftes  Geschäft  zu 
bereden,  als  Leute,  welche  sich  bliudlings  iu  eine  Börseomanie 
verwickelt  oder  in  anderer  Weise  dem  Spielteofel  ergeben  haben, 
auf  vernünftige  Wege  zurückznführeo.  Doch  was  nützen  im  Grunde 
genommen  alle  derartige  Warnungen  und  Rathachläge;  die  Welt- 
geschichte wiederholt  sich  in  sich  selbst,  die  Menschen  werden 
durch  Erfahrungen  Anderer  nie  klug,  und  Jeder  möchte  gern  für 
seine  Erfahrungen  sein  eigenes  Lehrgeld  zahlen.  — Unter  den  neu- 
geschaffenen  Minen  befand  sich  auch  eine  im  Northern  Territory, 
für  welche  die  Gründer  einige  Monate  vorher  2000  £ gezahlt  and 
sie  im  Übrigen  noch  garnicht  auf  ihren  wahren  Werth  untersucht 
hatten,  und  für  welche  von  dem  leichtgläubigen  Publikum  frischweg 
die  Kleinigkeit  von  120000  £ gezeichnet  wurde.  Gleichzeitig  ver- 
breitete man  die  rosigsten  Prospekte  Über  die  Prosperität  der  Mine 
in  der  Presse.  Dies  Mal  war  der  Bogen  zu  straff  gespannt  und  der 
Schwindel  mißglückte.  Ich  wollte  durch  diese  Beispiele,  welche 
auf  Thatsachen  beruhen,  zeigen , wie  sehr  bei  allen  überseeischen 
Unternehmungen,  über  deren  Werth  und  Solidität  man  sich  kein 
eigenes  Urtheil  bilden  kann,  Vorsicht  gerathen  ist  leb  finde  mich 
zu  dieser  Warnung  um  so  mehr  veranlafst,  als  ich  es  für  die  Pflicht 
eines  jeden  Deutschen  im  Auslande  halte,  sein  Theil  dazu  beizutragen, 


um  vaterländisches  Kapital,  welches  sich  ja  erfreulicherweise  Jahr 
für  Jahr  mehr  und  mehr  bei  außereuropäischen  industriellen  und 
merkantilen  Unternehmungen  betheiligt  wenn  möglich  vor  Schaden 
zu  bewahren. 

P.  S.  Soeben  erfahre  ich,  dass  im  Croydon-Distrikte  (Queens- 
land) in  letzter  Zeit  sehr  ergiebige  und  reiche  Goldfelder  (Quarz- 
riffe) aofgefunden  seien.  Gegen  3000  Menschen  arbeiten  schon  an 
Ort  und  Stelle,  die  meisten  mit  sehr  zufriedenstellendem  Erfolge. 
Das  Gold  ist  im  Gestein  in  sehr  feinen  Partikeln  enthalten,  so 
dafs  viel  edles  Metall  verloren  geht  wenn  das  Quarz  nicht  sehr 
sorgfältig  behandelt  wird.  Eins  der  Hauptriffe  auf  diesem  Gold- 
felde ergiebt  im  Durchschnitt  den  erstaunlich  hohen  Ertrag  von 
16  Unzen  Gold  pro  Tonne  Gestein. 

Protest  gegen  den  Reisebericht  des  Professors  Froude. 

(Origioalbericht).  WohllÖbl.  Redaktion  des  „Exports*  Berlin. 
Adelaide,  Anfang  April.  Greufeli  Str.  E.  Soeben  lese  ich  in  Ihrem 
Blatte,  No.  46  1886,  einen  kurzen  Auszug  von  Professor  Froude’ s 
Reisebericht  Über  Australien.  Zu  meinem  Bedauern  ersehe  ich  aus 
demselben,  daß  der  Herr  Professor  einige  sehr  falsche  Angaben 
macht.  Z.  B.  giebt  er  die  Bevölkerung  Adelaide  s,  S.  A.  mit 
150  000  an,  wfihrend  diese  Stadt  mit  den  Vororten,  deu  sogenannten 
Suburbs,  nur  ca.  80  000  Einwoboer  zählt.  Ferner  schildert  Pro- 
fessor Froude  Australien  als  ein  Paradies!  Würde  der  Herr  sieh 
Australien,  namentlich  Süd -Australien,  näher  augesehen  haben,  so 
würde  er  es  sonstwie,  nur  nicht  „Paradies“  benannt  haben. 
Der  Herr  Professor  scheint  nur  Adelaide  und  nicht  mehr  von  der 
Kolonie  gesehen  zu  babeu,  und  bcurtbeilL  letztere  nach  dem  Aus- 
sehen des  allerdings  recht  bübscheu  Adelaide. 

Hätte  sich  Herr  Froude  nicht  Idos  unter  den  sogenannten 
„Swell'a*  bewegt  uud  sich  nicht  soviel  Sand  in  die  Augen  streuen 
lassen,  sondern  auch  zugescheu,  welche  Zustände  unter  der  Arbei- 
terklasse herrschen,  so  bin  ich  fest  überzeugt,  daß  sein  Bericht 
etwas  anders  lauteu  würde.  Wäre  der  Herr  etwas  mehr  landein- 
wärts gegangen,  dann  würde  er  wohl  ein  anderes  Bild  von  „seinem 
Paradies*  bekommen  haben.  Er  würde  Tausende  uud  Tausende 
von  Quadratmeilen  von  größter  Unfruchtbarkeit  gefunden  haben. 
Ferner  sagt  Professor  Froude,  daß  hier  Mangel  an  Arbeits- 
händen herrscht.  Eine  falschere  Angabe  kann  cs  kaum  geben. 
Es  ist  eine  bekannte  Tbatsacbe,  dufs  nicht  allein  iu  dieser  Kolonie, 
soudern  auch  in  den  andern  australischen  Kolonieen  Hunderte  guter 
Arbeitsleute  ohne  Beschäftigung  sind.  Ein  Beweis  für  meine  Angabe 
ist  die  Tbatsacbe,  daß  wöchentlich  einmal  und  zwar  Sonntags, 
Hunderte  von  Leuten  aus  öffentlichen  Mitteln  gespeist  werden,  weil 
sie  durch  ihre  Arbeit  nicht  genug  verdienen,  um  sich  uud  ihre 
Angehörigen  zu  erhallen.  Ea  ist  kein  Mangel  an  guten  Arbeitern, 
wohl  aber  großer,  sehr  großer  Mangel  an  Arbeit.  Professor 
Froude  giebt  den  Arbeitslohn  mit  8 Sf(  pro  Tag  an.  Hätte  er 
4 und  5 JC  pro  Tag  gesagt,  so  wäre  seine  Angabe  richtig  ge- 
wesen. Sind  die  von  mir  augeführten  Thalsachen  Zustände  eitles 
„Paradieses?1*  sicherlich  nicht.  Ich  ratbe  Jedermann  davon  ab, 
nach  diesem  oder  besser  gesagt  nach  Professor  Froude's  Para- 
dies zu  wandern,  bevor  ihm  nicht  eine  sichere  Zukunft  in  dem- 
selben garantirt  ist. 

Obwohl  ich  kein  Abonnent  Ihres  werthen  Blattes,  wohl  aber 
ein  eifrige)  Leser  desselben  bin,  so  ersuche  ich  Sie  doch  um  Ver- 
öffentlichung der  obigen  Mittheilungen,  da  es  der  Wunsch  der 
hier  ansässigen  Deutschen  ist,  ihre  Landsleute  vor  verhängnis- 
vollen IrrtbQmern  zu  bewahren  und  sie  vor  der  Auswanderung 
nach  Süd  - Australien  zu  warnen.  Es  leben  hier  Hunderte  von 
tüchtigen  Deutschen,  welche  gar  zu  gerne  wieder  uach  Hause  eiten 
würden,  wenu  sie  durch  genügenden  Verdienst  nur  Gelegenheit  fänden, 
das  Reisegeld  zu  verdienen.  Ich  warne  namentlich  junge  Kauf- 
leute ohne  gesichertes,  festes  Engagement  auszuwanderu.  Es  soll 
mich  freueu,  wenu  Sie  von  meinen  Mittheilungen  Gebrauch  machen 
können  und  meine  Angaben  Aufnahme  in  ihrem  Blatte  finden.*) 
Mit  aller  Hochachtung  Rieh.  Ullrich. 

Handel  und  Fabrikation  von  Papier  In  Nea-Seeland.  Bericht  des  bel- 
gischen Konsuls  in  Wellington.  Aus  dem  „Uandeßmuseum*.)  In  Neuseeland 
wird  nur  sehr  grobes  Packpapier  erzeugt. 

Allo  übrigen  Sorten  werden,  und  zwar  zum  gröfstcu  Thcile,  aus  Knghm«J 
bezogen. 

Aid  mtUtcn  wird  Druckpapier  konsumirt- 


•)  Anmerkung  der  Red.  Jede  sachlich  gehaltene  Uitihoilung  über  die 
Zustände  überseeischer  Gebiete,  welche  deutschen  Landsleuten  nutzen  kann, 
ist  uns  willkommen.  Nach  den  obigen  Zeilen  scheint  ea,  daN  die  Erfolge 
in  den  neu  entdeckten  Goldfeldern  einen  wirksamen  Einfluß  anf  die  Lage 
der  arbeitenden  Klassen  bisher  nicht  gehabt  haben.  Weitere  Nachrichten 
über  die  derzeitigen  sozialen  Verbkltni**e  von  Süd-Australien  werden  gern 
von  uns  veröffentlicht  werden. 


1887. 


335 

KXl’OKT,  OrgitQ  Uus  Gontralvereiu»  für  U&ndelsgeographie  etc. 


Nr.  21. 


Die  bedeutendsten  Papier- Importeure  sind:  Lyon  & Blair  in  Welling- 
ton, Ferguasou  <fc  Mitchell  in  Dunedin,  Whitecombe  i Tombt  in 
Christchurch. 

Die  grofseu  Journale  beziehen  ihr  Papier  direkt. 

Der  Import  wertbete  im  Jahre  1884  ‘3  300  000  Fr». 

Die  Zahlung  geschieht  binnen  00  Tagen  nach  Ankunft  de«  Fahrzeuge«: 
die  Konkurrenz  gewährt  aber  auch  längere  Termine. 

Den  europäischen  kontinentalen  Fabriken  wird  der  starke  Beisatz  von 
Tbonerde  und  Talkstein  vorgeworfen.  weshalb  die  Käufer  im  Allgemeinen  die 
englischen  Artikel  vorxleben. 

Der  in  Neu -Seeland  reichlich  vorhandene  Flachs  könutc  zur  Papier- 
Erzeugung  benutzt  werden.  (Bulletin  du  Musee  commercinl.) 

Litterarlsehe  Umschau. 

Yenelcbnif»  der  bei  der  Redaktion  elngpgangenen  Druckschriften. 

Die  nachstehend  besprochenen  und  angeieigten  Werke  können  durch  die 
ßuchbaudlung  Walther  de  Apolaut,  Berlin  W-,  Markgrafenstraße  GO, 
jederzeit  bezogen  werden. 

Neues  Kouv ersations- Wörterbuch  der  deutschen  und  englischen 
Sprache  zum  Schul-  und  Privatgebrauch  von  Wr.  Dunker  und  Dr.  W. 
Ulrich.  Stettin  1867  bei  flerrcke  & Lebeliug.  807  S. 

Dieses  in  kleinem  Oktav  vor  Kurzem  erschienen«  Taschenwörterbuch  ist 
eine  recht  gute  und  tüchtige  Leistung  und  bietet  ungleich  mehr  als  die  mei- 
sten Taachen- Wörterbücher,  welche  in  der  Regel  kaum  einen  beasern  Zweck 
haben  als  ebenso  unbequeme  wie  ratbloeo  Reisebegleiter  zu  sein.  Berechtigt 
ist  es,  daß  die  Verfasser  in  dem  englisch-deutschen  Tbeil  die  Worte,  welche 
auf  -able,  -age,  -ly,  -ship  usw.  endigen,  weggelassen  haben,  da  diese  von 
dem  mit  der  englischen  Sprache  einigermafsen  Vertrauten  leicht  gebildet  und 
übersetzt  zu  werden  vermögen  und  daher  in  einem  Handwörterbuch«  fehlen  kön- 
nen, ohne  dessen  Werth  zu  beeinträchtigen.  Mit  großer  Sorgfalt  sucht  das 
Wörterbuch  Fehler  zu  verhindern,  welche  meist  dadurch  entstehen,  dafs  für 
ein  Wort  eine  größer«  Zahl  fremder  Wörter  angegeben  ist,  wie  u.  A.  für 
Wogen:  carriage,  »oggon,  cart,  van,  ebarriot,  truck  usw.  Welches  ist  nun 
das  für  den  Sinu  der  Übersetzung  geeignete?  Der  Sinn  eines  jeden  dieser 
WoTte  wird  in  dem  Buche  mit  gröfslem  Fleiß«  und  gTÖfster  Sorgfalt  erklärt. 
— Die  Weisungen  über  die  Aussprache  sind  sorgfältig  durchgeführt,  wiewohl 
nicht  fehlerlos.  Wer  möchte  aber  hier  streng  urtbeilen.  Die  meisten  der 
dem  iScbrriber  dieses  bekannten  Wörterbücher  geben  an,  daß  hterature 
wie  litterehUchr  ausgesprochen  werden  soll,  wihreud  in  allen  sprachkundigen, 
gebildeten  englischen  Kreisen  die  Aunsprac.be  UUeratwr  u Z.  weitaas  über- 
wiegt.  Die  Aussprache  von  Worten  der  modernen  Sprachen,  namentlich  der 
englischen,  ist  ja  fortgesetzt  in  einer  Neubildung  begriffen.  Korrigirt  und 
ändert  doch  auch  die  französische  Akademie  die  Aussprach«  französischer 
Worte.  Castle  wurde  vor  etwa  20  Jahren  häufig  wie  casl  ausgesprochen. 
Andere  beliebten  und  belieben  noch  jetzt  edul,  neuerer  Zelt  wird  cästi 
allgemein.  Carter  wird  canocr  ausgesprochen,  in  der  gewöhnlichen  täglichen 
UrogangssprÄrhe  fallt  aber  <Ua  r ganz  aus  und  man  hört  nur  caieer.  Nebenbei 
bemerkt,  beißt  corwer  nicht  nur  Bildschnitzer  und  Kupferstecher,  wie  das 
Wörterbuch  sagt,  sondern  auch  das  Vorlegemesser.  Mehrfach  könnte  da« 
Bii'h  die  häutig  vorkommenden  Redeweisen  öfter  angeben,  wie  u.  A.  bei 
dem  Worte  Bettle:  to  Bettle  tbe  weitere  of  tbe  nations;  d’ont  settle  with 
iny  affairs  u*w.  Der  Mangel  solcher  Angaben  soll  kein  Vorwurf  sein,  denn 
der  Umfang  und  Zweck  des  Büchleins  erschwert  solche  Ausführungen.  Druck 
und  Ausstattung  des  Buches  Bind  recht  gut,  die  Schrift  ist  sauber  und  Belbst 
für  matter«  Augen  gut  leserlich  — ein  Vorzug  vor  anderen  Taschen -Wörter- 
büchern. — - Mit  einer  gewissen  Genugtuung  bemerkten  wir,  dafs  das  Wör- 
terbuch „gepaperl"  ist  — so  lautet  das  schauderhaft«  Wort,  welches  ver- 
rauthlich  säch<i*cben  Ursprung«  ist.  Es  wäre  zu  wünschen,  dafs  alle  größe- 
ren Verlagshandlungen  ihre  neuen  Bücher  durch  die  so  vortrefflich  arbeiten- 
den I>rahtbeftma*ehinen  heften  ließen,  um  so  zu  verhindern,  dafs  ganz* 
Bogen  nach  wenigen  Tagen  ausfatlen.  Viele  Leser  scheuen  sich  Bücher  zu 
kaufen,  weil  der  Einband  ebenso  theuer  ist  wie  das  Buch.  lat  dasselbe  mit 
Draht  geheftet,  so  kann  es.  wenn  beschnitten,  ebenso  bequem  wie  eiu  ge- 
bundenes Buch  und  anf  lange  Zeit  hinaus  gebraucht  werden-  — Wegen  der 
vielfachen  Vorzüge  des  vorliegenden  Buches  empfehlen  wir  dasselbe  auch  für 
den  Kontorgebrauch,  SchrffsbiblioUiekeu  usw.  Angabe  des  Ladenpreises  auf 
dem  Umschläge  ist  bei  späteren  Auflagen  wüniclicnswerth. 

Kamerun.  Skizzen  und  Betrachtungen  von  Max  Büchner,  Dr.  med., 
vormals  inteiimistischer  Vertreter  des  deutschen  Reiches  in  Kamerun. 
8*.  XVI  und  259  S.  (Leipzig.  Duncker  und  Ilumblot.)  1887. 

L C.  B.  Wenn  Jemand  dazu  berufen  ist,  über  das  jetzt  so  volka- 
thümlich  gewordene  Kamerun  als  Kolonialbesitz  ein  sachkundiges  Urtheil  ab* 
zugebeu,  so  ist  dies  ohne  Zweifel  der  Verfasser  des  vorliegenden  Buches. 
Auf  Grund  eines  mehr  als  10  monatlichen  Aufenthalts  in  reichsamtlicher 
Stellung  in  diesem  Gebiete,  unterstützt  durch  eine  tüchtige  Kenntnifs  der 
«frikaoiachen  Verhältnisse,  erworben  auf  einer  dreijährigen  wissenschaftlichen 
Forschungsreise  im  südwestlichen  Viertel  des  Kougo- Beckens  (1878  —81) 
und  durch  ärztliche  Tbätigkcit  in  der  Reurlbeilung  der  Volkseigcntbämiich- 
keiten  begünstigt,  ist  Dr.  Büchner  mehr  wie  jeder  Andere  befähigt,  Land 
und  Leute  natur-  und  lebenswahr  zu  schildern,  ihre  Vor-  und  Nachtheil« 
für  eiue  Kolouialwirthsehaft  festzustellen  und  die  Mittel  und  Wege  für  letztere 
zu  erörtern.  Allenthalben  erhält  man  aus  seinen  Darlegungen  den  Eindruck, 
dafs  die  Verhältnisse  wirklich  so  sind,  wie  sie  beschrieben  und  erklärt 
werden  und  ebenso  nüchtern  als  einleuchtend  sind  seine  Vorschläge  zur 
wirtschaftlichen  Verwertung  des  Landes.  Im  angenehmen  Gegensatz  zur 
trockenen  .Sachlichkeit  der  Uribeile  steht  die  Darstellungsweise.  Sie  ist  flott, 
ansprechend  subjektiv  gefärbt,  geistreich  und  oft  genug  rocht  humoristi-di : 


sie  bekundet  den  Verfasser  als  einen  Manu,  der  viel  gesehen,  erlebt  und 
gedacht  hat,  und  der  gewohnt  ist,  rücksichtslos  »eine  Meinung  auszuspreehen. 

Im  Vorwort  legt  Dr.  Büchner  sein  kolouialnolitisebes  Glaubens  - 
bekenntnifs  ab.  Er  glaubt,  da/s  bei  der  fortwährenden  Bevölkerungszutiahmc, 
besonders  auf  dem  schönsten  und  besten  Erdteile,  Europa,  aebliefslich  ein 
Mangel  an  Nahrungsmitteln  eintretrn  müsse,  der,  ähnlich  wie  bei  den  von 
allen  Vorräten  entblößten  Schiffbrüchigen  auf  hoher  Sc«,  zu  einer  gegen 
«eiligen  Vertilgung  führrn  würde.  Deshalb  sei  es  geraten,  dafs  diejenigen 
Nationen,  welche  in  jener  Zukunft  nicht  unterliegen,  oder  in  fremdem  Volks- 
tum aufgeben  wollten,  sich  schon  jetzt,  so  weit  dies  noch  möglich,  aus- 
wärtige Nährquellcn  sicherten.  Besonder»  empfehlenswert  sei  dies  für 
Deutschland,  weil  dessen  amerikanisches  Abzugsgebiet  für  seine  überschüssige 
Bevölkerung  nun  auch  bald  selbst  voll  besetzt  sein  würde  und  dann  die 
Noth  der  Übervölkerung  noch  fühlbarer  werden  müsse.  «Jene  eigenartige 
Erregung,  die  erst  kürzlich  durch  die  deutsche  Nation  ging,  und  die  von 
Spöttern  nicht  ganz  unpassend  aU  Kolonialrausch  bezeichnet  wurde,  war 
vielleicht  weiter  nichts  als  ein  kleiner,  weit  vorausgeworfener  Schalten  de» 
dereinst  kommenden  nungrrdeliriumt  der  goaammten  Menschheit."  Während 
früher  die  Abenteuer-  und  Beutelust  die  Völker  über’»  Meer  trieb,  ist  es 
heute  .der  prosaische  Schrei  nach  Brod.  der  sie  unruhig  macht  und  herum- 
treibt. Dieso  Frage  wird  nicht  mehr  durch  kühne  Konquistadores,  sondern 
durch  die  Maasen  entachieden  werden.  Und  das  ist  einer  der  wenigen  Vor- 
tbcile,  die  wir  für  uns  haben.“ 

• Was  jüngst  in  Afrika  sich  vollzog,  ist  an  sich  nur  wenig,  eia  Nichts 
im  Vergleich  zu  dem,  was  wir  brauchen-  Aber  es  kann  doch  der  erste 
kleine  Anfang  zu  Größerem  sein,  wenn  die  Zukunft  uns  wohl  will.  Kür 
unseren  leidigen  Überschuß  an  Bevölkerung,  also  für  eigentliche  Auswan- 
derer, ist  im  tropischen  Afrika  allerdings  nichts  zu  holen.  Jene  Zeitungs- 
artikel, die  einmal  die  Niger*  und  Kongoläuder  als  Auawanderungsxie! 
empfahlen,  waren  weiter  nichts  als  Maucnmordvorsucho  aus  Unvernunft, 
wenn  nichts  Schlimmeres*. 

Mit  Bezug  auf  die  vou  kolonial  feindlicher  Seite  geltend  gemacht« 
Thatsacbe,  dafs  jetzt  die  in  Folge  übergrofser  Produktion  gedrückten  Preise 
der  tropischen  Erzeugnisse  den  Kolonialbesitz  sehr  entwertbet  haben,  bemerkt 
Dr.  Büchner  mit  Recht,  dafs  die  zukünftigen  Generationen  das  derzeitige 
Übermaß  schon  verbrauchen  würden  und  dafs  dann  ebenso  wie  die  ein- 
heimische Landwirtschaft,  auch  die  Kolonialwirthschaft  wieder  lohnend 
würde.  .Das  eben  ist  ja  die  grobe  Aufgabe  des  modernen  Nationalstaates, 
dafs  er  seine  Ideen  und  Pläne  nicht  u&ch  vorübergehenden  Konjunkturen, 
sondern  nach  weit  in  die  Zukunft  blickenden  Interessen  einzurichtcn  hat.“ 

Dr.  Büchners  Beweisführung  für  die  Notwendigkeit  einer  deutschen 
Kolonialherrschaft,  hat  nur  den  «inen  Fehler,  daß  sie  von  einer  nicht  ein- 
wandfreien Voraussetzung  — die  zukünftige  Hungersnot  der  Übervölkerung 
— ausgebt  und  dafs  sie  au»  diesem  Grunde  nicht  für  allgemeingültig  er- 
achtet werden  kann,  was  doch  für  eine  künftige  Kolonialpolitik  durchaus 
erforderlich  ist.  Bezeugen  schon  die  von  der  Landwirtschaft  allgemein 
beklagten  niedrigen  Preise  der  Lebensmittel,  dafs  wir  noch  weit  von  einer 
Hungerperiode  entfernt  sind,  so  beweist  die  einst  zahlreiche,  jetzt  aber 
spärliche  Bevölkerung  der  zur  Stoppe  und  Kürte  gewordenen  Ländern 
(z.  B.  in  Zentral -Asien  und  im  Arabo-kaspischen  Hecken),  dafs  di«  Erde  ni» 
mehr  Bewohner  haben  wird,  als  sie  ernähren  kann.  Wenn  in  einem  Gebiete 
der  Lebensunterhalt  zu  schwierig  wird,  so  lifst  die  Vermehrung  der  Bevöl- 
kerung nach  und  die  Sterblichkeit  wird  größer,  bis  der  Zustand  des  unzu- 
reichenden Erwerbs,  oder  der  Hungcrlöhne,  den  man  „Übervölkerung*  nennt, 
wieder  beseitigt  ist.  Diesen  Ausgleich  vollzieht  Mutter  Natur  in  einer  für 
die  Gesanuntheit  un  bemerk  baren  Weis«,  sofern  das  Mifsverbiltniß  nicht 
durch  ungewöhnlich«  Umstände,  wio  z.  B.  Mißwuchs  in  einem  verkelirsent- 
legenea  Gebiet,  bedingt  wurde.  In  letzterem  Falle  kann  es  dann  allerdings 
bildlich  oder  selbst  wirklich  zum  Auffresven  kommen.  Im  Allgemeinen  wird. 
Dank  dem  natürlichen  Ausgleiche,  dies«  Grenze  der  SelhMcrhaltung  nicht 
erreicht  werden  und  Übervölkerung  kann  als  ein  Zustand  unzureichenden 
Erwerbs  nur  örtlich  und  vorübergehend  bestehen. 

Du  beständige  Wacbsthum  unserer  Millionenstädte  zeigt,  dal«  nicht 
die  Furcht  vor  Übervölkerung,  sondern  die  Aussicht  auf  einett  angenehmeren 
oder  leichteren  Lebensunterhalt,  die  Manschen  zu  20-  und  mehr  Tausend 
Magen*)  auf  einen  dkm  zusammendrängt,  wo  einer  dann  dem  andern  hilft, 
das  Leben  zu  genießen.  Wie  zur  Ernährung  dieser  Menschemnaaseu  nicht 
blofs  die  Felder  vor  den  Tboreu,  sondern  ganze  Provinzen  und  weil  ent- 
Icgene  Linder  herangezogen  werden  müssen,  so  mufs  auch  ein  sich  ver- 
mehrende* Volk,  falls  es  als  solches  sein  Wohngebiet  nicht  ausbrcilen  kann, 
für  seinen  Mehrbedarf  sieb  auswärtig«  Produktion«-  und  Absatzgebiet« 
sichern,  wenn  es  seine  wirüischaftliche  und  damit  auch  seine  politische 
Unabhängigkeit  erhalten  will.  Dieser  Grund  ist  durchaus  ein  wurfsfrei  und 
deshalb  war  es  Zeit,  dafs  Deutschland  für  »eine  Zukunft  sich  einen  Kolonial- 
besitz erwarb. 

Zu  den  augenblicklich  durch  die  übergroße  Kolonialproduktlou  gege- 
benen Schwierigkeiten  einer  Kolonialpolitik  sind  nach  Dr.  Büchner  jetzt 
auch  noch  andere,  ganz  neue  Iwizugctrcten.  Zunächst  die  durch  den  Handel 
bewirkte  Ausbreitung  besserer  Waffen  unter  den  zu  beherrschenden  wilden 
Völkern,  welche  zudem  durch  unzeitige  Humanität»- Bestrebungen  zu  unbot- 
mäßiger SelbBlscbäUung  geführt  wurden.  Letzterer  Vorwurf  ist  hauptsäch- 
lich den  Engländern  zu  machen.  „Mit  der  sogenannten  Humanität  lassen 
sieb  Kolonie««  eine  gewisse  Zeit  lang  halten,  nicht  aller  schaffen.  Die 
glücklichen  Besitzenden  haben  deshalb  gut  reden,  wenn  sie  dieselben  Sünden, 
durch  die  sie  reich  wurden,  den  andern  eiufarh  verbieten.“  — Ein  anderer 
nicht  minder  bedenklicher  Feind  für  die  Kolonialpolitik  sei  ferner  der 
Enthusiasmus.  „Diese  lustige  Beuebelung  der  gesunden  Vernunft  bat  es 


*)  In  Berlin  kommen  auf  1 Dkm  Bodenfläche  mnd  22000  Köpfe,  oder 
.Seelen“,  wie  nrn  wohlwollend  sagte. 


Nr.  21. 


EXPORT.  Organ  des  Centralveraina  für  Handolageographie  etc. 


1887. 


dahin  gebracht,  daf.s  inan  ernsthaft  über  Afrika  gar  nicht»  inehr  äuß-ern  | 
kann,  ohne  erst  in  dem  Wkml  der  Phrasen  aufgeräumt  zu  bahpn,  die  über 
diesen  neueste  Eldorado  bereingebroehon  sind.  Da  schlummert  zum  Beispiel  | 
im  dunklen  Kontinent  der  sehr  beliebte  „Reicbthutn  an  unbekannten  Schützen.''  [ 
Bin  köstliches  Wort!  Der  „Keicbtbum  eines  armen  Teufels“  besagt  ungefähr  : 
dasselb«'.*  — Auch  mit  den  „ungeheuren  Absatzgebieten“,  die  »ich  dort 
uns  eröffnen  und  mit  der  „Kon»nmpUonsfahigkeit  ungezählter  Millionen  von 
Negern“  habe  es  seinen  Haken,  denn  „konsumptiontifabig  Ut  Afrika  ganz 
gewiß»,  der  Neger  nimmt  alles,  wo»  man  ihm  giebt.  E»  bleibt  nur  die 
grofse  Krage,  was  er  «einerseits  dafür  zurickliefcni  kann."  . . .„Absatz- 
gebiete allein  nützen  aber  unserer  Industrie  sehr  wenig,  wenn  sie  nicht 
zugleich  Zahlgebicte  sind.  Und  ein  Zahl-,  «in  Gowinngetiiet  von  Bedeutung 
ist  Afrika  nicht,  kann  es  viellei  ht  noch  weiden,  aber  sicher  nur  langsam 
und  spät  Kür  die  tiegenwart  sieht  die  Ausfuhr  aus  Afrika  denn  doch  in 
einem  gar  zu  auffälligen  Mißsvcrbültnifs  zur  räumlichen  Größte  des  Konti- 
nents, und  jedenfalls  sind  die  sogenannten  Reichthümer  Afrikas  einer  Ver- 
mehrung dringend  bedürftig.“ 

Was  den  „iteiebthutn  nn  unbekannten  Schützen“  anlaugt,  der  zum 
Tbeil  in  Edelmetallen  uud  Kdelgt-stein,  zum  Tlicil  in  d«*r  großartigen  Frucht- 
hsrkeit  des  Hoden*  bestehen  soll,  *«i  nach  Dr.  ltuchner  über  ersteren 
Punkt,  ausgenommen  die  südafrikanischen  Gold-  und  Diamantenfelder  und 
etwa  di«  Hinterländer  der  Goldküste,  wegen  Mangels  an  Kenntnifs  imch  gar 
nichts  zu  sagen.  Dasselbe  gilt  von  der  großsen  Fruchtbarkeit  des  afrikaui- 
»•  hen  Bodens,  die  zumeist  nach  dem  Staunen  über  die  f ppigkeit  des  Baum- 
»uehses  und  der  Gehiischentwirkclung  an  der  Koste  und  in  den  Flußsthäloni 
bemessen  wird,  das  Wenige,  uns  wir  darüber  wissen,  lüfst  eher  das  Gegen- 
thcil  vermulhen.  Ganz  besondere  gilt  dir*  ton  dem  rotlien  Latent- Horten, 
der  vier  Fünftel  des  ganzen  tropischen  Afrika'«  üben  ich  t.  Derselbe  zeichnet 
sich  durch  einen  auffallenden  .Mangel  an  Pbosphateu  aus,  die  doch  zum  Ge- 
deihen der  Körnerfrüchte  nothwendig  sind.  „Körnerfrüchte  »piclen  denn  , 
auch  in  der  Ernährung  des  Negers  nur  eine  zweite  Rolle  und  werden  durch  | 

Bananen  und  Maniokwumdu  ersetzt Inncr-Afrika  ist  zum  gröberen  j 

Tbeil  ein  Htmgerland,  das  dichte  Bevölkerungen  niemals  ernähren  könnte,  ■ 
und  in  dcui  selbst  die  spätlkh  zcrstieuten  Stämme  ein  halb  nomadenhaftes  ' 
Dasein  führen,  um  immer  wieder  neuen  Urboden  aufeusueben  und  auszii- 
benten.“ 

[lies  ist  das  Bild  vom  tropischen  Afrika,  welches  Dr.  Büchner  dem 
Kolonial- Enthusiasmus  eritgegenhäit.  Ks  ist  wesentlich  anders  als  wie  das- 
jenige. welche»  Her  Kokmiaipatriotisinus  des  Dr.  Peters  für  Ost-Afrika  I 
malt.*)  Jenes  ist  etwas  pessimistisch  grau,  dieses  stark  optimistisch  himmcl-  I 
Mau  gefärbt;  immerhin  ist  es  aber  für  ein  ernstes  Unternehmen  gut,  lieber 
etwa«  zu  wenig  als  zu  viel  zu  versprechen.  Durch  Stimmung- machende 
Reklame  kann  mnn  wohl  eine  Kolonie  gründen»  nicht  aber  auf  die  Dauer 
halten , wenn  die  Wirklichkeit  hinter  den  Versprechungen  zurückbleiht. 
Wenn  die  kritiklos  erregte  Begeisterung  sich  getäuscht  sieht,  dann  rauf«  die 
von  ihr  verachtet«  Nüchternheit,  die  selb-llos«  zäh«  Arbeit  einwtr.en,  um 
den  Karren,  den  eitle  Erfolghascherei  verfahren,  wieder  in  das  Geieis  zu  I 
bringen,  ILdTen  wir,  dal»  uns  die  Zukunft  dergleichen  Erfahrungen  mit 
unserem  .zweiten  Indien-  erspare. 

Auf  dem,  wie  bemerkt,  etwas  grauen  Hintergrund  des  tropischen  Afrikas 
entwirft  nun  Dr.  Büchner  im  1.  Abschnitt  »eines  Buckes,  mit  wenigen, 
kurzen  Strichen  eine  (reffliebe  Zeichnung  von  der  Natur  und  den  Einge- 
borenen de»  Kamemogebictcs.  Seine  Schilderungen  der  I.and-chaften  und  I 
der  Völkmtimme  in  Ihrem  Sein  und  Thun,  sind  Meisterstücke  einer  knappen  I 
und  anschaulichen  Daretallung,  wie  sie  nur  auf  Grund  einer  tüchtigen  Sach- 
kenntnis ein  guter  Geschmack  und  ein  beweglicher  Geist  zu  bieten  vermag.  | 
— Der  2.  Abschnitt  beleuchtet  die  bisherige  Handels-  uud  Miasionallmtigkeit 
der  Europäer  in  Kamerun«  sowie  die  allgemeinen  und  besonderen  Handels-, 
Verkehrs-  und  Lebe nsver hält nisse,  woraus  mau  ein«  Fülle  von  Belehrung 
sich  erholen  kann.  Im  S.  Abschnitt  stellt  der  Verfasser  ein  Programm  für 
die  Entwickelung  der  Kamerunkolonie  auf  und  er  bekundet  darin  ein  sehr 
vertrauenerweckende*  Mars  politischen  und  praktischen  Verständnisses.  Dieses 
Programm  unterscheidet  sich  von  «len  vonebuogavollen  Plänen  des  Kolonial- 
fanatismus  vor  Allem  dadurch,  daß»  es  in  seinen  Hoffnungen  sehr  bescheiden 
und  in  »einen  Forderungen  inaßsvoll  ist.  Als  Ziel  soll  zunächst  nur  erstrebt 
werden,  daß*  Kamerun  di«  Kosten  seines  Regierung«- Apparates  selbst  trage, 
d.  h den  Aufwand  für  10  bi«  20  Beamte  und  eine  Kolonialtruppe  von  300 
bis  400  Bmma.  .Da»  ist  Alle*.  WM  ich  hoffe  und  mit  Bestimmtheit  hoffe. 
Sollten  wir  auch  nicht  mrhr  als  diese*  bescheidenste  Ziel  en eichen,  »o  iat 
doch  damit  der  leidige  Geldpuukt  und  dazu  noch  ein  kleines  Agio  für  uns 
gedeckt.  Da»  fbrig«.  die  stolze  Freude  au  der  Mehrung  unserer  Nation, 
den  ersten  Anfang  überseeischer  lleim-vtstätten.  haben  wir  dann  umsonst*.  ; 
Die  erwähnte  Kolonialtruppe  soll  zunächst  dazu  dienen,  die  Ausführung 
dreier  grofsen  wirth»ch«flWcben  Aufgaben  zu  sichern  und  zwar:  1.  die  Auf- 
hebung des  Monopols,  welches  die  Dualla-Stümntc  über  den  Handel  zwischen 
den  europäischen  Faktoreien  und  den  Rinnonvülkern  ausüben,  durch  welche  | 
Mafsrcgel  dann  2„  ciu«r*eits  der  direkte  Handel  zwischen  den  Europäern  1 
und  den  Produzenten  de»  Innern  zuro  beiderseitigen  Vortheil  ermöglicht 
und  3-,  andererseits  di«  durch  jenes  Monopol  faul  und  frech  gewordenen  , 
Duslla  zu  einer  nutzbringenden  Arbeit  gezwungen  würden.  Die  Oberhäupter 

*)  In  einem,  allem  Anschein  nach,  von  Dr.  Peters  selbst  verfafslcn 
Rückblick  über  die  dreijährige  Thätigkeit  der  „Gesellschaft  für  deutsche 
Kolonisation“  bezw.  der  „Dentscb-Oslafrikan.  Gesellschaft'  in  der  „Kolonial- 
politischen  Korrespondenz“  1887  No.  13,  S.  98  heilst  cs  z.  B : „Ost- Afrika 
ist  einmal  mH  den  Gärten  der  Frau  Holle  verglichen  worden  in  »einer 
üppigen  Fülle  und  Schönheit,  nur  die  Hand  fehle,  die  reichen  Schatze  zu 
hetien.  Die  „Deutscli-Ostafrikauische  Gesellschaft*'  hat  sich  daran  zu  machen, 
die  Kiute  abzuhehen,  welche  die  Vorsehung  unserem  deutschen  Volk  in  Ost- 
Afrika  bietet“.  — 


sollten  inälsig  entschädigt  und  ihr  sehr  vermindertes  Ansehen  bei  ihren 
Si^nimc-N'tMio*'cn  gestärkt  werden.  Ihnen  sollte  man  auch  soweit  als  tbunlich 
die  Gemeindeangelegenheiten  und  die  Rechtspflege  überlassen.  Zur  Wahrung 
dos  Ansehens  der  weiten  Rasse  sollte  das  Europäer-  und  NVgertbnm  sieb 
bloß»  in  ihren  Spitzen  berühren.  Sohr  beaebteuswerth  sind  auch  die  Rath- 
Schläge  betreff*  der  Gesundheitspflege  und  der  Lebensweise  dee  Europäer 
iin  tropischen  Klima,  ferner  di«  Erörterung  de«  Kolonialbeiriohe«,  der 
Sklaverei*  und  Schnapsfrag»,  des  Verkehrs-,  Steuer-  und  Misaionswesens 
u.  a.  m. 

In  einem  Anhang  giebt  der  Verfasser  endlich  noch  zahlreiche 
statistische.  geschichtliche.  naturwL»en*cbafiliche,  sprachliche  u.  a.  Erläute- 
rungen, die  ein«  Fülle  »ehr  wissen»» ertber  Thatucben  enthalten. 

Alles  in  Allem  genommen  können  wir  Dr.  Büchner1«  „Kamerun“  als 
eine  Quelle  reicher  Belehrung  und  Anregung  nur  besten*  zur  Anschaffung 
empfehlen.  Bin«  Preiserhöhung  durch  eine  Kartenbeilage  würde  dieses  sehr 
lesenswerthe  Buch  wohl  vertragen  haben. 

Valor  estrateqieo  da  Cidade  de  Felota ».  Pelo  Dr.  Octacilo 

Camarä.  EdUorts:  Carlos  Pinto  d Comp.  I tiotas  - Porto  Alegrr 

— Rio  Grande  14*87. 

A 1F.  S.  Ein  merkwürdiges  Land,  da*  Brasilien!  Während  sich  »eine 
Generale  mit  Eifer  in  den  unfruchtbaren  politischen  Parteikampf  stürzen  und 
schöne  Heilen  hatten,  schreibt  ein  Dr.  med.  ein  strategische«  Werk  und  legt 
die  Mangel  der  Landesvextheidigung  in  höchst  überzeugender  Weise  dar. 
Er  zeigt,  daß*  das,  was  unter  dem  Namen  Ton  strategischen  Hahnen  in  Rio 
Grande  do  Sul  existirt,  diesen  Namen  in  keiuer  Weise  verdient.  Namentlich 
die  der  Grenze  parallel  laufende  Linie  Rio  Giaude— Pclotas  — Bage  ht  bei 
dem  Mangel  an  befestigten  Plätzen  dem  feindlichen  Angriff  völlig  preis- 
gegeben,  und  du  die  von  ihr  durchschnittene  Gampanha  ttie  nicht  zum  Trans- 
port de*  Viehes,  ihres  einzigen  Auafuhrprodaktas,  benutzt,  sondern  die*«* 
iia>  h wie  vor  auf  den  alten  -Straften  nach  Jeu  Konsumpiätzon  treiben  läßst. 
»o  ist  sie  auch  in  kommerzieller  Hinsicht  nur  von  geringem  Nutzen.  Eine 
höhere  Bedeutung  kann  sie  jedoch  durch  ihre  Verlängerung  Id*  Caciijui  er- 
langen, aber  auch  nnr  dann,  wenn  die  Regierung  «ich  eutschlieftem  sollte, 
den  Bau  neuer,  mit  ihr  io  Verbindung  stehender  Linien,  wie  Mana  Gome* — 
Jaguar  Am,  Pelolaa— CangtiMa  — Cncapava,  Cacapava— Ltn-ra* -Bagö  — Sio  Luiz 
do  Rio  Ncgro  und  C'aeapava—Säo  Gabriel— Pedrito  — Livrainento  zu  veran- 
lassen. Den  gröfsten  Werth  legt  der  Verf.  dem  Rau  der  Liuie  Pelotas— 
Uaugiiasii— Cafapava  bei,  da  dies«  bei  einer  lnvusion  nicht  leicht  flaukirt 
werden  kann  und  fruchtbare,  für  die  Kolon'hation  geeignet«  Gebiet«  dureb- 
»rhneidet,  deren  Itci-litlium  an  nertbrollen  Materialien  der  Montanindustrie 
fine»  neuen  Impuls  geben  würde.  Ka  ist  unbegreiflich,  dal»  die  brasilianische 
Rrgierung  dieser  Trace  nicht  von  Anfang  an  deu  Vorzug  gegeben  hat. 
namentlich  da  zwei  Städte  durch  sie  mit  einander  verbunden  werden,  welche 
tbatsächticb  von  der  gröfsten  &trategischcn  Bedeutung  sind,  nämlich  Pclotas 
am  schiffhnron  Rio  Silo  Goncalo,  der  Ixd  Angriffen  von  der  See  her  leicht 
abgesperrt  «erden  kann,  und  Ctfipan,  da»,  anf  einer  Berginsel  inmitten 
de*  oberen  Kainplandes  gelegen,  zu  einer  Festung  ersten  Hanges  von  der 
Natur  prädisponirt  zu  sein  scheint.  Die  Fortitikation  beider  Städte  würde 
kein«  sehr  erheblich«  Kosten  erfordern  und  wäre  jedenfalls  nicht  »o  zweck- 
los, als  die  Aufhäufung  von  Kriegsmaterial  in  der  Provinzialbauptstadt  Porto 
A legre,  weiche  zu  weil  östlich  gelegen  ist,  um  direkt  von  einer  Invasion  der 
Arg* utiner  uud  Uruguayer  betroffen  tu  werden,  bei  den  gegenwärtigen  Koni- 
nninikatioiivrcrhaltnissen  aber  nicht  im  Stande  ist,  die  gefährdeten  Plätze 
der  Provinz  zur  rechten  Zeit  mit  den  nölhgen  VertheidigungamiUeln  zu  ver- 
sehe«. — Ein«  Blnkade  dar  Barre  von  Rio  Grande  seitena  der  Feind«  dürft« 
»ach  de*  Verfassers  Darlegungen  kaum  ernstlich  zu  befürchten  sein;  desto 
mehr  aber  iat  die  Provinz  dem  Angriffe  vom  Lande  her  aufgesetzt,  und  um 
diesem  zu  begegnen,  fehlen  tbatoächlich  gegenwärtig  noch  die  allernothwen- 
digsten  Vorkobrungen,  sodaßi  also  manche  Vorschläge  des  Verfassers  als 
vollständig  berechtigt  erscheinen.  Leider  geht  es  demselben  aber,  wie  so 
manchen  brasilianischen  Schriftstellern,  welche  in  ihrem  Enthusiasmus  für 
eino  von  ihnen  verfielen«  Sache  über  die  uichitliegenden  Ziele  leicht  hinaus 
und  ins  Unendliche  fortscb weifen.  Wenn  alle  von  ihm  al«  strategisch  wichtig 
bpzeiebneten  Bahnen  in  der  Provinz  Rio  Grande  do  Sul  gebaut  worden  soll- 
ten. so  würde  eine  (iesamuitlänge  von  3213  km  herauskommen,  oder  aufser 
deu  in  Betrieb  befind  lieben  9ÖÖ  km  noch  2308  km  zu  bauen  sein.  Wie  Herr 
Dr.  Camarä  sich  die  Aufbringung  der  dazu  nöthigen  Mittel  denkt,  darüber 
Hifst  er  den  Leser  völlig  im  Unklaren;  dem»  der  blofso  Hinweis  auf  die 
Möglichkeit,  daß*  man  in  Heer  und  Marine  grofsc  Ersparnisse  für  den  oben- 
gedachten  Zweck  machen  könnte,  z.  B.  durch  Aufhebung  überflüssiger 
Offixiersstelleii , Beschränkung  de.*  Ankaufs  von  Waffen,  Kriegsschiffen  usw.t 
kann  ihm  selbst  doch  eigentlich  nicht  genügen,  da  er  als  Brasilianer  wissen 
muß»,  daß*  man  in  »einem  Va’erhnde  stets  mehr  Geld  für  überflüssige,  als 
für  nützliche  Diuge  übrig  hat.  Aus  diesem  Grunde  fürchten  wir  auch,  daß* 
»eine  gutgemeinten  Vorschläge  lediglich  fromme  Wünsche  bleiben  werden. 

Die  der  Arbeit  beigegebene,  von  L.  Wertheimer  entworfen«  Karte 
macht  äufterlich  einen  besseren  Bindruck,  als  manche  andere  in  der  Provinz 
veröffentlichten  Karten,  ist  aber  wenig  sorgfältig  durebgearbeitet  und  nament- 
lich, was  den  Lauf  der  Flüsse  anbelaugl,  sehr  ungenau,  sodaßi  sie  nur 
zur  Orientirung  über  die  im  Texte  besprochenen  Tracen  dienen  kann. 

Nachrichten  aus  der  o.-tafrikanischen  Mission.  No.  4.  April.  1887. 

Berlin. 

•Verein  zum  Schule»  germanischer  Einwanderer.“  Vierteljahrs- 

bericht-  Buenos  Aires,  im  November  1886. 

Geschäftsbericht  der  Bodenkreditanstalt  in  Uermannstadt  über 

da»  Ver waltungajahr  InhG,  bestimmt  zuro  Vortrage  in  der  allgemeinen 

Versammlung  am  7.  April  1887. 


1887. 


887 

EXPORT,  Organ  de»  Centralvereim  fflr  üandelegeographle  etc. 


Nr.  21. 


Das  Königliche  Museum  für  Völkerkunde  in  Berlin.  Bit  3 Kupfer- 
I afeln.  Sonderabdruck  aoa  der  Zeitschrift  für  Bauwesen,  berausgegeben 
im  Ministerium  der  öffentbchea  Arbeiten.  Verlag  von  Krnst  A Korn 
(Wilhelm  Krnst)  Berlin. 

Königliche  Museen  so  Berlin.  Bas  Königliche  Museum  für  Völkerkunde. 

am  18.  Dezember  1886.  Berlin,  Bruck  ton  Gebr  Unger(Th  (Irlmm). 
Projekt  snr  Gründung  oder  Ausdehnung  eines  deutschen  Bank- 
geschäfts für  Australien.  Krfurt.  Druck  von  A.  Stenger  1886 
Jahresbericht  der  Handels-  und  Gewerbekammer  tu  Plauen  auf 
das  Jahr  1885.  U.  Tbeil. 

Die  Näbrstlnde  und  ihre  zukünftige  Stellung  im  Staate.  Hin 
Beitrag  zur  Reform  der  industriellen,  klcinge werblichen  und  landwirth- 
scbafüichcu  Interessenvertretung.  Von  Arnold  St  ein  manu -Buch  er. 
Zweite  Auflage.  Berlin  1*86  R-  von  Beckers  Verlag. 

Vereingiuu-hrlcliten. 

Generalversammlung  des  Vereins  junger  Kaufieute  von  Berlin.  Der 

Verein  junger  Kaufleute  von  Berlin  hielt  am  Montag,  d.  16.  d.  M.,  in 
seinem  Vereinslokale,  Rosenthalerslr.  No.  38,  seine  ordentliche  General- 
Versammlung  ab.  Aus  dem  von  dem  Direktor  des  Vereins,  Herrn 
Goldschmidt,  vorgetragenen  Kechonscbsftsberichte  entnehmen  wir  folgende 
Da'en: 

Auf  allen  Gebieten  der  Vereinstbätigkeit  zeigt  s eh  ein  rüstigos  Streben 
und  ein  sicheres  stetes  Fortentwickeln,  «fie  einzelnen  Zweige  der  Verwaltung 
erfreuen  sich  fortgesetzten  Wacksthums.  Die  finanziellen  Verhältnisse  des 
Vereins  unterliegen  strenger  Ordnung  und  weisen  auf  ein  Gesammtver- 
möffen  von  898278, i*  M hin.  I>ie  Gesammteinnahmen  betrugen 
57092,»  .//,  di*  tiesani  mtausgabe  n dagegen  42  392,«»  M.  Für  Unter- 
stützungen an  Mitgliedar  verwandte  der  Verein  10 700««  für 
Vorlesungen  1 1 2G7,ib  .//,  für  Stellenvermittelung  8428*4  Uf,  für 
Bibliothek  1 286*5  ,IY,  für  Unkosten  5 359«?  M.  Die  Untcrstütiunee» 
an  25  Witt  wen  und  Waisen  beliefen  sich  auf  5 350 je  .ft.  Die  Hilfe 
der  Vereinsärzte  nahmen  790  Mitglieder  mit  2U68  Konsultationen  in 
Anspruch.  Die  gut  geleitete  Stellenvermittelung  erfreut  sfeh  allseitiger  An- 
erkennung und  hat  im  verflossenen  Jahre  553  stellenlose  junge  Kaufleute  in 
fr*tc  Engagements  gebracht  und  aotnil  wieder  einer  geregelten  Thätlgkeil 
augeführt.  Die  im  Laufe  des  Jahres  18*6  gehaltenen  26  Yortiäge  begegneten 
aufmerksamer  Theilnahme  und  eröffneten  den  Mitgliedern  eine  reiche  Quelle 
der  Belehrung.  Die  Zahl  der  Mitglieder  ist  auf  2 060  gestiegen.  Im  Herbst 
dieses  Jahres  verlegt  der  Verein  seine  Lokaiji&tvn  nach  der  Keatbstr.  18/21. 
Welch  umfassendes  Arbeitsfeld  sich  der  VereinsverwsUung  darbietet,  beweist, 
daf*  die  Erledigung  von  21  835  eingegangenen  Schriftstücken  zu  bewältigen 
war,  welchen  eine  gleich  hohe  Ziffer  an  ausgehenden  Schriftstücken  gegvn- 
übersieht.  Der  vorstehende  Bericht,  der  ein  treffendes  Bild  über  die  Vereino- 
tbiitigkeit  liefert,  ist  gewifs  geeignet,  das  Intercsso  weiterer  Kreise  für  die 
humanitären  Bestrebungen  de«  Vereins  in  Anspruch  zu  nehmen. 

Brief  kanten. 

Herrn  A.  B.  in  Korn.  Die  l'ltner  Mnnatrrbau-I.otterie  wird  am 
20.  Juni  d.  J.  ganz  bestimmt  zur  Ziehung  gelungen,  da  der  AbaaU  dev 
Loose  sich  durch  den  Vevschiebungsbeschlufc  des  Knmites  günstig  gestaltet 
haben  soll,  und  Jeder  noch  die  Gelegenheit  ergreift,  diese  letzte,  ja  aller* 
letzte  Serie  zum  Looskaufe  zu  benützen,  denn  die  Konzaaakman  der 
deutschen  Regierungen  für  die  Clmer  Lotterte  sind  mit  1887  alle  abgr- 
laufen. 

Eins  ln  Prcufsen  ln  letzter  Zeit  erschienene  Marienburgtr  Lotterie,  die 
nun  auch  gezwungen  sein  »oll,  die  Ziehung  zu  verschieben,  machte  dtjr  seit 
15  Jahren  bestandenen  erprobten  l'lmer  Kollekte  keinen  wesentlichen  Bizitvtg, 
denn  wenn  auch  bei  Mancnburg  der  Haupttreffer  etwas  gröfser  Ist,  so  siebt 
doch  jeder  klar,  dafs  demselben  bei  dem  Ulm  er  Plane  eine  weitaus 
gröfeere  Anzahl  von  Gewinns«  gegeadberstehen  resp-  dafs  die  Gewinn 
Chance  bei  Ulm  atso  grüfter  tsh 

— lUrr  R.O.  LobHim  . Uiabiii.  molda«:  De»  Po«*- 

diopftr  .PtTMipr1  Ut  sunfekaed  am  IS  Mal  Kaahmtn«*»  In  Noa«art4»a  aa* aknmman 
„Valpwti.v  u>  rfc«kk«nree4  an.  14.  Mal  garfcu.uu*»  ln  Uaaaftsa  a.u-k  <-mn»ao  und  aaa 
1*.  Mat  V..r*mlfl»j!«  narb  Kamticr«  a»liafit«jan«a>>  „KahtaD.lrr"  W«  a«  14.  Mal  Vormlna** 
ao«  Bahia  aadk  Km-  j.a  at**«»iii«a.  „TUana-  Im  is  ZT.  Mal  Vernum**  »«•  Bahia  a*>0 
.Ptitarro-  M am  IS.  Mal  MlMac»  wa  Mut.  t/a  ua-b  dam  1«  Flau 
iaaa»»on“  l»l  ■■agiliaaS  am  IT.  Mal  Nachmittag»  In  l'rmuabn«,  an*» 

- Dae  SHUHaali»»  l*(1il  Blamaatkalllambar*  SarkfcSSi  ana  fxitaed«  Dampfer 
a*.d  •afWr-Ab«*hrtoa  ,»a  Ham  ha  eg  oaeh  au/»*ll*«h«a  ua4  Afcamaatarfcan  rtlUeai 
a)  Dampfer!.. ff» 

Afrika  (»Waaoilöat «j  »UMa«i.lia.  Caaamah«  UMi^baraa,  Acaaa.  Lo*o« 


Sag».  SW-«,  dauiaaä.  41.  Mal 

■LAal*-;  Dampf«*  „Tolyfemm 
t'asipfr«  „lle,p«rta  • 

„Ku-ta“.  Sw  Utk,  Pu. 


na^siuiiaw^ari  ^ 

Kapstadt  («U  Mmfeira)  aJUt**««.  mufeS.t  «*•“! 

SaaatSar  (,la  Soaihanal)  Dampfar  ,!»«•>«*  tiipa 
Paaan«.  Btn.apor«.  tloa«koog  und  Japan  L.*4b**Ib-LobI«-;  Dampf««  „Pot? bymala”  «feutuk. 
SO.  Mal,  Dampfar  ^Atalauu-,  dautaefc.  ».  Juni.  Dampfer  „Hoaparta”,  Sanuch,  Id.  Juli. 
Dampfe*  .t»«v«ra%  dwiwr»,  so.  Jaü.  Dam 
.IpktpanU-,  dauurh,  10  «n-Umbw 
P*n*n*.  Magapara.  ll«e«koag.  NrkangRai,  *U  Lmadaa  (Gfee-l.ini«)  Dampf««  „GlaaUUaafc* 
Kapt  Co*m*A,  «agllwh.  Dt,  Jaul 

Mlagapor«.  Hoofkuag.  Br hanghal.  T.rfcoSama,  HMr«  aa«t  Rm«aafcl  (Ha  Port  SaM.  Ouaa.  ACaa 
and  Calamh»  ah  Inan)  Paasdampfer  JSalarV.  4«a«a*k.  »»«  I«.  Mal 
AdaUld«,  Halben»»«  und  Sjdoay,  (ah  Braman)  rooldampfef  „Uobrorlaufan“,  «feataeä,  hU 
H II.  Ami. 

law  PrtnrtM»  direkt  (fctl  (mfeasdit  Ladoa«)  Oampdm  .BaaUtn«.^-.  aaftfsa*.  AaSaag 
JaaL 

Valparalaa,  Puala  Araan*  (Mag.  SZr).  Cotta).  YaUafcsaao.  Cagälmb«,  Anl-fagaata.  Iqdl.fo«, 
Artra.  Calls«,  Pa  ft»  Md  tiaayawull  (*ta  Aalmorpaa)  Dampfe«  Jm«s«a“,  Kap«. 

Muklata,  dtamk,  91.  Mak 

Muniarki]««,  ItMM  Alm,  Kaaarla  aad  Saa  Klculaa  (»U  MaStlial  PoalOampfar  Jfc*arla% 
Kapt.  Ürfclttem«,  dratarfc,  1.  Jaal.  P-at.-ampfer  .Mnntr»1d».v“.  Kapi  HrO«ä»oldl,  d«m*th, 
I*  Juni,  Poatdampfer  * »aaaaa  Alraa“,  Kapt.  LAv«.  daataaä,  SO  Jaak 


Parwamhaoo,  Klo  da  Jan« Ir«  and  BaaM«  (H*  Uaaaboa  aad  Asnem)  PuMdampfer  „Caara“, 
Kapt.  Ii«ii,r  In.d,  daoUa»,  ti.  Mal. 

Bahia.  Ria  da  Jaaalm  und  Baahia  («la  U>aahan)  P.Midampfar  «Baatoa" , Kapt.  M..la, 
dautach.  «.  J.iat 

Bahia.  Rio  da  Janeiro.  8i  > Praa.fl»-  ..  nad  Saaloa  (Ha  Liaaaban)  Puaodampfr«  .Yafpnrala  /■, 
Kapt.  Rladal,  dantafh.  tu.  Juni 

Caara.  Maranliaiu  and  Para  dlrakt  Dampfer  „Ll»l.-.a«»»a*.  Kapt  llmnorh.  «ngllacä.  I J-uL 
Manloo  (ata  Ha*ra|.  Varaarat,  Tamptra  ana  Pr««r^  am  l Jtdin  Monata  au«irl>,t  puU- 
dampfrr  „Hangarta*,  drartrb,  1.  Jaul. 

Ha«  Tp*fc  (» la  llaarH  pMtdampdar  dautarh.  I*.  Mal,  I’  »idruipfn  „Wltland“ 

dautu-h.  4.  Juni.  P •MarnpJar  .Hui-.a",  IS.  J.ial.  Pcnldempfa«  „llammuala“,  d«ut-ih, 
IV.  Jaul,  Paaldampfrr  ..Rhaaila“,  rl«»ita'ti.  r*  Juni,  Ool.m-Dampfar  .Atnalfi“,  K«j  t BAhr, 
dautarh,  Si.  Mal.  Damplar  „Polarla-,  Kapt.  Hrhail«.  darnach.  I.  Jaal.  Dampd”  «Taor- 
mina”, k>|><  Kranck.  drutach  91.  Juni. 

Ouahac  und  M ntraal  («la  Antaarpeu)  P.>»ldampf«r  „Kahrafedar*-,  KapL  Mplladl,  dauurh, 
14.  Jaal. 

Ilamlch.  Dampf» r „fraanar.  Kapt.  lU-bad«,  drutarfc.  »4  Mai. 

Ilull,  « Mal  pro  Wnrlio,  n.nä  hat  Dampfe/  „ÄU'Uu”.  Kap«.  CultllL  •ngl-lfb,  th  Mal. 
Snatkaanpion.  Da.uptar  ..Unmaa”.  Kapt  J«a>«,  «agltarh.  ST.  Mai. 

Sanaaaa  and  Brtolul  Dampfer  «City  aJ  »'adla“,  K.;.l.  Kalma,  «nglia.-h.  SR  Mal. 

Dahlin  und  Krlfaat  Dampfar  «C>iy  of  Uamhurrf”.  Kap«.  Lam -aU  aa<l»aeh.  «1.  Mal. 
Danhirrhan  Dampfer  .M»rg  Fmcfcottr',  Kapt.  Dupoadant,  frnn«üal«eh.  SB.  Mat. 

Madrid  and  an Bahnatatlonoa  Portagal  Spanian«  (Ha  l.ltaaho«)  Pooldamp/ar  v.Caafa“, 
Kapt  Kanacbl  d,  da«ta<  h.  S4.  Mal,  Pnatdampfar  .Sanloa“,  dau-aeh.  4.  JanL 
Oporto  und  Llatafc.in.  dr-l  M.l  pro  M-mat.  inniuttal  Dampfar  ..Uiak»”,  danlarh,  S-.  Ma». 
Trioat,  Vanedlg,  Anrnna,  Barl.  Dampfar  „Uaaliama-,  K«pt.  Caallrmy.  deotaah.  ra.  9l.M«i. 
Koiiatantlnopai,  Odoaaa  and  Baium  I Mal  pr.  Unaal.  atiaA<-ha«  Dampfer  „R-iUharh”,  Kapt. 
kilhr.  dauiaeh,  1L  Jaul. 

AanHarba  luialn  (»an  Mtgual,  Patt  Delgada)  Tanalra  A«*r»>  aad  Pajral  (llurta)  Port 
dampfar  „C*«-a“  Kapt  HauarVlld.  d«aU«K,  J9.  Md. 

Hatala^fnra  «ad  Ah«  Daaapfar  ^llddlaton“,  Kap».  Dlamar.  daul»«»,  Ji.  M/i. 

Bu,aa««r.  B*m«n  aaa.  tda  VardO  Dampfer  „Ino* , Kap«.  Ha« In.  nnraa  larh,  bla  Pl  M» 

Klltlng  (direkt)  Dimpfar  ., Plana”,  Kapt.  Priors.  druUrh,  UdclirrrU. 

b)  Sagolteblff*. 

Manila  „Paris«“,  Kap«.  Ullinana,  daotarh.  prompt. 

Kalb  orua  Wharf  „Adolph“  (««n  Rtwn).  Kap«.  Brandt.  doaUrh.  prompt. 

San  P< anrlaro  „TKalla“  (»oa  B arn).  K*pL  Iplaad,  danuch.  prompt,  «Iw«  (»o-i 

Kt  am),  Kapt  Rnghaa,  «a«iiarli,  lugend 

0>iaima>.  Maaailau  u ad  Sta  lila«  iti  Bnrd*an«  „Pawuau-*  (»oa  Kitas).  Kap«.  Ilau»«n 
drauch.  p/MBpt.  „Tpawar,  Kopt.  Järfonoon,  douUrh.  tutgamd. 

C«rin1o  dlrrfcl  JrtWIl*,  Kap«  J -•«•»•on.  i!4nla«h,  prompt 

UoaynqaD  U»»ri«  „Oiiaymao”  (»na  Kim«),  Kapt.  D.oy*r,  d-uiorA,  prampl.  „Aulaa.1*-,  Kap«. 
DrnkO«.  dautarli,  proaapl. 

Val  parat  »o  JfeUlmpoa“  (von  Bitan)  Kap«.  Bahlk«.  dratMb,  prumpt.  ..I*<in«bv  (van  K-n). 

Kapt.  Ilallwatl*.  dau’orh,  (ulpand.  „PrciuM“  (rnn  Kitau),  dautarh,  Inigtiiil. 

Moailaridoo  and  It  nariu  „l^ranM”,  Kap«  <||««mi.  nnraog««h.  lariH. 

Ü»«a°«  Atr»a  (IDarhual»)  Jmparlaaao“.  Kop«.  Briock.  däaitrh.  a^alferftK.  „Cannr  rnn 
t «»lla**  (na  K>«on),  K»pt- <i  Ifllth,  anglirrh.  lad»U 
Port«  Alacr«  ,.U*l«na"  K»»i-  R»«ra«na,  dontark.  pr-mopi 
Bl*  Orando  •.»«etrrlaad**.  Kapt.  Drakan.  drutacb.  prompt. 

RI*  Oraado  und  l*«no  Alapr*  „Zena“,  Kap«.  OrnV.  daolarb.  tadrC 

Mnt«a  „Ad!«***.  Kapt.  CHooubrn,  dawtoc»,  pr  •mp«.  „Oanr.  K •»■«.  Ilardln«.  Ihvlllndlai  li.  ladet 
Kl«  da  Jaarlrn  .Jllrr  njnat".  K»pt-  «Ihle,  dautar»,  l«d*l.  . H»n'«  iH  rrella,“.  Kapt.  I'airlr» 
pnrtnclmlarh  argalfarilg.  „Allamaaula  *,  Kapt.  W 4'. kan,  daatnrk,  prompt.  „Hinrwb".  K»p*. 

N*g«l,  donUrh,  UdM. 

|,«n>amiiuc.i  .KapadU”.  Kapt  feastad,  »ororgUeh,  prampl. 

Ciudad  D lUir  „Dula  Kiollaa*.  prompt. 

I.»  « inayra  nud  Ma«a-r.nl!.o  ^l«*t»r*-.  Kap«.  Jfeg*a««a>.  diot.ek.  »»j.lforll*,  JdfaH,  Kap«. 
Konaar.  doulaek.  pt «mp» 

l.a  lUayra  amt  (■-:«•)  l'ia»««a  CaAtllo  „Uipy.  KapL  Vrio».  itmatar».  pr»nw*L 

La  Omagra  ,A*S«it*“  (<oa  Kiron),  Kap«  Uabrrn*.  daot-rli.  pfumpL 

Puatln  Cal.» II  • dlrakt  uad  « in^rna  „D«Aa  Doferirt“.  Ka«.l  Wmko,  drotarfc.  lade«. 

Paart«  Cntmila  «nd  Ma»n»»ll^>  „Inlr“,  KipL  trau  kan,  li->il«Mli»rl.,  prompL 
Uara.-aih»«  direkt  „ThO»«»*'  . Kapt.  Soatsm,  deuta-  h,  pr-  mp». 

San  J»*u  „l'nppan»  Sfe“,  Kap«  «tear,  ifenlork,  »-/ 1 Ifrrll/. 

Port  nl  Spitn  (Triaidod)  . < ^dlwaaafctaW,  KapLJi  daa.  riiglfeafc,  Kad«  Mal. 

Taisrtas  ..maaympMC,  Kap«.  J*a»«n,  daotarh,  p»om*L 
Re«  York  „Anna  ".  dOuiarh,  prompt,  _0e..»g-,  4«u«arh.  p>«mpt- 

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Kgypteu  uocli  nicht  arlieitet,  in  Vertludwtig  *u  tr*t»*n.  Ofisrteu  ertteteu 
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287.  Hin  renommlrtes  Huukg«»rhäfl  in  BraBw  ^UnmänL  n emptieblt 
»ck  deutschen  Fabrikanten  suf  fUsorrnog  v<nr  lRVltw«is,  ftifrf'*du»tlg»n  Bnnl- 
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der  spanischen  Sprache  Bm-genistet,  perfekter  BuchhnUer,  sucht  Verträuens- 
-wteilung  in  DmtwrhHmd  od«t  ArgeotuUen.  Offerten  erbeten  uuler  L.  L.  263 
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289.  Für  «len  freihändigegt  renp.  auklionsw eisen  Verkauf  von  Ölgemälden 
werde«  Vertreter  tat  den  tM>deutcndereu  SUdten  der  VerMuigip«  Staaten  und 
bezüglichen  anderen  grofsen  überseeisch««  Plätzen  gewünscht.  Offerten  er* 

| beten  unter  L.  26i  an  da*  K.-B. 

290  Rin  retrtmmlrtM  AiDstenUmer  Hans  sucht  die  Vertretung  Uistnngs- 
fähigür.  Fabrik  »ulen  tu  ühemrhmen,  welche  hedmekte  Kattune  isugmaante 
i'retenne  forte)  henteUen.  Offerten  erbeten  unter  L.  L.  265  an  das  E.-B. 

I 291.  Rin  ieirtung'fihigrr  KsTMtitaur  vou  Tuch*  u«d  dobafwoU«a*r«n 
I sucht  einen  tü«*lit»geu  Vertreter  in  Loudoo  speziell  für  den  Export.  Offerten 
I erbeten  unter  L.  L.  266  an  dza  FL-B. 

392.  l.rutwngsftbife  Wsgeufabriken  für  (Landauer,  Break«,  Viktoria 
usw.X  welche  fftüSfeHl«  für  den  Bzport  arb««(tco-  imd  in  Beriht  uml  de»M-n 
Umgebung  doniiillirw«,  ersuchen  wir  um  Einreichung  ihrer  Offerten  unter 
| L.  L.  2«7  an  das  B.-B- 

293.  Ein  in  eanr  Deutschland  gut  eütfefülirt««  Haus,  wslrl.«  viel 


1887. 


8M 

EXPORT,  Organ  des  Central  Vereins  für  Handelsgeographie  ete. 


Nr.  21. 


reinen  lifst,  wünscht  noch  die  Vertretung  leistungsfähiger  Fabriken  zu  über- 
nehmen. Event-  Kommissions-  resp.  Musterlager  erwünscht.  Prima-Referenzen 
in  Berlin,  London,  Paris.  Offerten  zur  Weiterbeförderung  erbeten  unter 
L.  L.  263  an  das  H.-B. 

294.  Gesucht  wird  eine  leistungsfähige  Firma,  welche  sieb  mit  der 
Einrichtung  von  Ölfabriken  (Nufsöl,  Erdoufsöl,  Copraül)  befafst  Offerten 
erbeten  unter  L.  L.  269  an  das  K.*B. 

295.  _KeDommirte  Firmen,  welche  Maschinen  zum  Verfertigen  von 
Fässern  (Olfäaaern)  liefern,  ersuchen  wir  um  Einsendung  ihrer  Adressen 
nntcr  L.  L-  270  an  dos  K.-B. 

296.  Gewünscht  wird  die  Verbindung  mit  einer  leistungsfähigen  Firma, 
welche  Maschinen  zum  Eztrahircn  ton  ätherischen  Oien  liefert.  Offerten  er- 
beten unter  L.  L.  271  an  das  B.-B. 

227.  Unter  Bezugnahme  auf  die  io  toriger  Nummer  unter  Nr.  283 
enthaltene  Notiz  aus  Montevideo  bringen  wir  noch  folgende  Mitteilungen 
unseres  Korrespondenten  über  di«  dortige  Lage  des  Geschäfts  zur  Kenntnifs: 
,lne  Regierung  des  Generals  Tajes  verspricht  alles  Gut«,  die  Finanzen 
verbessern  eich,  sodals  einige  Häuser  in  wenigen  Tagen  über  1 Million 
Mark  auf  ihre  in  StaatspapieTen  angelegten  Kapitalien  gewannen.  Man  be- 
absichtigt auch  die  Gründung  von  zwei  neuen  Bankinstituten,  eins  mit 
deutschem  Kapital  von  Mallmann,  Tornqnist  u.  A.,  das  andere,  dessen 
Fonds  auf  10000000  $ festgesetzt  ist,  wird  vom  hiesigen  llandclsstand  ge- 
bildet und  sind  schon  7',j  Millionen  Pesos  gezeichnet.  In  aller  nächster 
Zeit  wird  man  höchstwahrscheinlich  den  Rest  von  2'/>  Millionen  Pesos  noch 
zeichnen  und  die  Statuten  der  neuen  Bank;  .R&nko  del  Uruguay*  der  Re- 
gierung zur  Genehmigung  vorlegen." 

298.  Eine  renommirte  bayerische  Hopfenhandlung  sucht  zu  günstigen 
Bedingungen  V«rtrcter  an  geeigneten  Plätzen  des  Auslandes,  snezicli  in  Japan, 
ferner  auch  in  Hamburg  und  Umgegend,  sowie  in  Berlin,  Dresden  und  an 


sonstigen  bedeutenderen  Bierkonsura-  und  Fabrikstionsptitzen.  Offerten 
erbeten  unter  L.  L.  27 i an  das  F.-B. 

299.  Für  »ine  renommirte  deutsche  Pinselfabrik  werden  geeignete 
Verbindungen  nach  dem  Auslände  gesucht.  Angebote  und  Anfragen  unter 
L.  L.  273  an  das  B.-B. 

300.  Eine  bedeutende  Weingrofahandlung  mit  Besitzung  im  Rbeingau, 
welche  schon  lange  Jahr«  hindurch  nach  allen  W’eltlbeilen  nur  deutsche 
Weine  und  Schaumweine  ausführt,  sucht  an  ausländischen  Plätzen  geeignete 
Abnehmer.  Angebote  unter  L.  L.  274  an  das  E.-B. 

301.  Ein  tüchtiger,  gut  eingeführter  Agent  in  Stockholm  sucht  Ver- 
tretungen leistungsfähiger  deutscher  Schreib-  und  Lutuspapierfabriken.  Offer- 
ten erbeten  unter  L.  L.  275  an  das  K.-R. 

302.  Bin  tüchtiger  Agent  io  Stockholm  wünscht  geeignete  Verbindungen 
für  den  Bezug  von  Ölkuchen  in  8tettin,  Libau  und  8L  Petersburg  anxti- 
knüpfen.  Offerten  erbeten  unter  L.  L.  276  an  das  E.-B. 

803.  Zur  Etablirung  eines  greifseren  Speditionsgeschäftes  im  Auslande, 
dessen  Unternehmer  bereits  sichere  und  lohnende  Verträge  abgeschlossen 
bat  und  über  die  erforderlichen  Agenturen  und  Korrespondenten  verfügt, 
wird  ein  kaufmännisch  gebildeter  Theitbsber,  der  über  einiges  Kapital  ver- 
fügt, sofort  gesucht.  Offerten  unter  L.  L.  277  an  das  K.-B. 

DEUTSCHE  EXPORTBANK, 

Berlin  8W.,  Kochstrafse  27, 

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kindtngen  für  den  Besag  deutscher  Export-Artikel  nnd  tnr  Vermittelaag 
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Segler  „äreooa“  Anfang  Juli. 

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Segler  „Olga“  (tob  Eisen),  Ende  Juni. 

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Internationale  Ausstellung 
in  Barcelona. 

September  1887  — April  1888. 


Great  Eastern  Railway. 

England  via  Harwich. 

Die  Dampfer  der  Great  Rastern  Bahn  geben  von  Rotterdam  täglich  i mit  Ausnahme  Sonntag») 
um  6 Uhr  Abend»  und  von  Antwerpen  täglich  (mit  Ausnahme  Sonntags)  um  6 Uhr  Abends  ab  Ezprefs- 
zug  von  Harwich  nach  London  nach  Ankunft  der  Booten  Direkte  Passagier-,  Reisegepäck-  uud  Güter- 
beförderung tou  allen  größeren  Stationen  des  Kontinents-  Die  Dampfer  der  0»aellMchafl  transportirm 
kein  Schlachtvieh.  Weitere  Auskunft  eitheilt  der  General- Agent  der  Great  Eastern  Eisenbahn 
K.  Ofswald,  Domhof  12,  KSln  an  Rhein.  [tooj 


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Imer  Lotterie 

Ziehung  unwiderruflich  am  20., 
21.,  22.  iunl  d J. 

Haupt-Gewinn  75000  lut 

Gesammtgewlnne 400000  „ 

1 Loos  kostet  3 Mark.  [UCI 


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nach  Nord-Amerika. 

Avis  tmi 

für  Großindustrielle  und  Exporteure. 

■ein  Soclus  Herr  Fritz  Lunch*  aus  Chicago 

gebt  Anfang  nächsten  Monates  wieder  zurück  nach 
Nord-Amerika  und  übernehme  ich  unter  koulanten 
Bedingungen  und  eigenem  Obligo  Vertretnngen 
für  die  ganzen  Vereinigten  Staaten. 

Nur  Pa  leistungsfähige  Häuser  irgend  welcher 
Branche  wollen  Offerten  an  mich  gelängen  lassen. 
Auch  verkaufe  kh  dort  Patente  n.  besorge  Inkassis. 
Pa  Referenzen. 

Hochachtungsvoll 

Friedrich  Volkmar  Brückner 

„Langj&hr.  Chef* Redakteur  der  Firma: 

V.  Lenehs  A Co.,  Nürnberg.- 
Firma  in  Berlin:  F.  V.  Brückner, 
Friedeastrafae  76/77 
Bank-Conto:  Deutsche  Bank. 

Firma  In  Chicago:  FrltsLnach6,  p.im.t  non». 


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London  1884,  Antwerpen  1885. 


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Di 


Nr.  81. 


339 

EXPORT,  Organ  des  Ccntralvereina  für  Handelsgeographie  etc. 


1887. 


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340 


Nr.  21. 


EXPORT,  Organ  de«  CentralreroiiM  für  'Handelagengraphiu  et«. 


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Expedition  des  „Experts“ 

Berlin  SW.,  Kochst/.  27, 

enl^e^enfancnunaa. 


naoh  üeberelnknnft, 

mit  der  Cxpedltioa. 


Centralvereins  für  Handelsgeographie  und  Förderung  deutscher  Interessen  im  Auslande 


Redaktion  und  Expedition:  Berlin  S.W.,  Koche  trafse  27. 

(Geecblfteaelt*  Weeheat«s  9 bi»  4 Uhr.) 

Der  »EXPORT*  ist  im  deutschen  Postzeitungskatalog  für  1867  unter  Nr.  1876,  Seit«  59  eingetragen. 

EX.  Jahrgang. cjWfiw,  IW  31.  giRgot  iss;. Nr.  22. 

Dteae  WocfaenMhrtft  verfolgt  dea  Xw«ck.  fortlxofead  Bericht«  Ober  die  La««  unterer  Landelcnt«  ln  AuUade  *ar  KenntniCi  Ihrer  Lea«r  in  bring -n,  die  lnt«r«M«a  dea  denieehen  Eipon« 
thathrim»  i«  vertreten,  «e«le  dem  deertechen  Hand«!  «nd  der  deetachen  Indnatrle  wichtig«  Miu*>*Uang«a  öber  die  HondeleverliUtaleee  de«  Anslandee  In  khrtoUr  Frist  ca  ftbermittetn. 

Brief«,  Z«ltnn««B  «nd  WcrtheeBdaagen  Ihr  den  „KxrorT1  sind  an  die  KedakrJos,  Berlin  8.W.,  KechatraAe  27.  in  richten. 

Brief«,  tettiagen.  B«lt rl tlterh I Ire b g« n.  Werthaandnagen  fhr  den  .Centralvaral»  flr  HendeUgeogragUe  aU.“  »lad  uch  Bar  11a  8W.,  Kochatratie  27.  n »enden. 

Inhalt:  Scbwimmendo  Musterlager.  — Süd-Amerika:  Schifffahrt  auf  dem  Camaquam-  Flusse.  Von  Fr.  H.  von  Jbcring.  (Original- 
b«Hcht  aus  8 ho  Loureaco.)  — Zum  Tabak ehau  in  Süd-Brasilien.  — Litterarisc he  Umschau.  — Vereinsnaehrichten:  Handelsgeographiscbr« 
Museum  de*  „Centretvereias  für  Handeitgeograpbie  etc.*  zu  Berlin.  — Briefkasten. — Deutsche  Bzportbank  (Abtbeilung:  Biport-Bu reau).  — 
Anzeigen. 


Die  Wiedergabe  von  Artikeln  am  dem  „Export"  ist  gestaltet,  wenn  die  Bemerkung  hinzagefügt  wird:  Abdruck  (bezw.  Uebereetzung)  aus  dem  „EXPORT". 


Schwimmende  Musterlager. 

Uotor  diesem  Titel  hat  kürzlich  di«  von  der  Verwaltung  dea 
Orientalischen  Museums  in  Wien  beransgegebene  Wochenschrift  das 
„Handehmnseuic*  einen  längeren  Artikel  veröffentlicht,  in  welchem 
da*  obige  Thema  mit  anerkennenswerter  Sachlichkeit  geprüft  and 
besprochen  wird.  Wiewohl  wir  keineswegs  mit  allen  Einzelheiten 
und  mit  den  Ergebnissen  der  Ausführungen  gedachten  Artikels  ein- 
verstanden sind,  so  gestattet  die  loyale  Haltung  desselben  eine 
förderliche  Diskussion  der  Frage,  was  anzuerkennen  wir  umsomehr 
Veranlassung  haben,  als  wir  bisher  leider  nur  Gelegenheit  hatten 
wahrzunehmen,  mit  wie  viel  VerstAndoifslosigkeit  und  Oberfläch- 
lichkeit diese  Frage  Seitens  der  Tagespresse  behandelt  worden  ist 
Wir  reproduziren  zunächst  jenen  Artikel,  um  am  Schlüsse  des- 
selben unsere  Entgegnung  tiiuzuzufügeo.  Das  genannte  Blatt 
schreibt: 

Schwimmende  Musterlager. 

„Unter  den  vielseitigen  auf  dem  Gebiete  der  Förderang  de»  Export- 
handels zu  Ta^e  getretenen  Bestrebungen  der  Gegenwart  nimmt  der  Ver- 
such der  Ausrüstung  von  sogenannten  schwimmenden  Bxport-Mosteriagera, 
welchen  verschiedene  europäische  Länder  im  Laufe  der  letzten  zwei  Jahre 
unternommen  haben,  andere  zu  unternehmen  erat  im  Begriffe  stehen,  einen 
hervorragenden  Platz  ein.  Je  nach  dem  derartigen  Expeditionen  zu  Grunde 
gelegten  Organisationsplano  war  — natürlich  unter  Festhalten  des  gemein- 
samen Zieles  der  Förderung  des  nationalen  Exportes  — das  angeelrebte 
Resultat  ein  verschiedenes.  Am  vollständigsten  in  der  Auffassung  der  mit 
solchen  Unternehmungen  tu  verbindenden  Aufgaben  stellt  sich  bis  nun  die 
i®  Jahre  1886  Ton  dem  „Centralverein  für  Haadelageographie  und  Förde- 
rung deutscher  Interessen  im  Auslande*  ausgerüstete  Handels- Expedition  des 
„Gottorp*  dar.  Wie  bekannt,  trag  diese  Expedition,  welche  am  31.  August 
v.  J.  von  einer  siebenmonatlichen  Reise  nach  Hamburg  surüekkehrt«,  einen 
rein  privaten  Charakter  an  sich,  und  die  von  derselben  verfolgten  Ziele  lassen 
sieh  in  Kürze  folgendennalsen  kennzeichnen: 

1.  Bekanntmachung  der  an  Bord  befindlichen  Waaren  in 
den  aogelaafenon  Hafenorten, und  deren  Verkauf.  Anknüpfung 
von  Verbindungen  mit  Importeuren  und  Anwerbung  von  Agen- 
ten für  die  an  Bord  vertretenen  Firmen. 

2.  Studium  der  Markt  Verhältnisse  bestimmter,  prinzipiell 
znm  Absatz  für  geeignet  befundener  Lindergebicte  im  Inter- 
esse bestimmter  Indastrioen,  und  bei  günstigem  Befunde  Vor- 
kehrung für  die  Einrichtung  ständiger  Ausstellungen. 

3.  Eröffnung  neuer,  von  der  Küste  abgelegener,  noch 
unbekannter  Absatzgebiete. 

Dieses  umfangreiche  Programm  der  Expedition  dea  „Gottorp"  schwebte 
auch  allen  derselben  von  anderen  Ländern  nachgebildeten  Unternehmungen 
flottanter  Muster lager  vor  Augen.  Nur  ein  Punkt  ist  es,  der  in  Ländern 
»im  geringerer  privater  kaufmännischer  Initiative  oder  minderer  Kapitals- 
kraft in  anderer  Weise  zu  lösen  versucht  wurde,  das  ist  die  Frage  der  Aus- 
rüstung mit  oder  ohne  staatliche  Unterstützung. 

In  letzterer  Beziehung  zeigte  bisnun  die  schwedische  Regierung 


. in  io  ferne  ein  gewisses  thatsäcbliches  Entgegenkommen,  als  sie  der  für 
> eine  Kreuzfahrt  im  Mittelländischen  Meere  in  Ausrüstung  gestellten  Fre- 
gatte „Vonadis"  die  versuchsweise  Mitnahme  einer  Mustersammlung  ver- 
schiedener Waaren  bebufs  Absatzes,  resp.  Aufstellung  in  Tanger  gestattete. 
Der  Antheil,  den  die  Regierung  an  diesem  privater  Initiative  entsprungenen 
Unternehmen  hatte,  bestand  lediglich  in  der  Bewilligung  des  unentgeltlichen 
Transporte«  an  Bord  eines  Schiffes  der  königlichen  Marine,  und  zwar  nach 
VaTs-’ab«  des  vorhandenen  leicht  entbehrlichen  Raumes. 

'Einen  Schritt  weiter  in  der  Gewährung  einer  staatlichen  Unterstützung 
zu  geben  beabsichtigt  nach  unseren  Informationen  dio  Regierung  der 
französischen  Republik,  indem  dieselbe  dem  AusrüstungB- Komitee  in 
Paris,  an  dessen  Spitze  ein  Ilm  du  Bern y steht,  das  Transportschiff 
„La  Sari  he“  mit  seinem  ganzen  Faasungsrautne  zur  Disposition  stellen 
will,  falls  die  Kammern  hierzu  ihre  Einwilligung  ertheilen.  Zwei 
andere  in  Frankreich  geplant«  ähnliche  Unternehmungen  dagegen  haben 
übereinstimmenden  Nachrichten  zufolge  keine  Aussicht  auf  ReaJisirung,  noch 
auch  eine  staatliche  Hilfe  zu  gewärtigen. 

Was  nun  die  in  Italien  geplanten  analogen  Versuche  an  belangt,  so 
steht  es  fest,  dafs  die  königliche  italienische  Regierung  nicht  geneigt  ist, 
weder  mittelbar  noch  unmittelbar  Unternehmungen  dieser  Art  zu  unter- 
stützen. Das  Genueser  Haus  Canepa  und  Ricchini  wird  somit  aus- 
acbliefalich  auf  seine  eigenen  und  etwaige  von  anderer  privater  Seite  noch 
geboteae  Ressourcen  bei  der  Ausrüstung  seines  schwimmendon  Musterlagen* 
angewiesen  sein. 

Der  vorstehenden  gedrängten  Darstellung  über  dos  Wesen  flottanter 
Musterlager  wollen  wir  die  nominative  Aufzählung  der  einzelnen  entweder 
abgeschlossenen  oder  in  Ausrüstung  begriffenen  oder  endlich  erst  im  Projekt- 
Stadium  befindlichen  Expeditionen  folgen  lassen  und  die  Einrichtung  jeder 
einzelnen  von  ihnen,  soweit  sie  uns  bekannt  geworden,  in  Kürze  skizxtrec: 

1.  Deutschland,  Die  Handelsexpedition  des  „Gottorp".  Garantie- 
fond 30  OOO  Kosten  circa  75  000  M. 

Der  Dampfer  „Gottorp"  hatte  einen  TonnengehaH  von  4SO  t oder 
260  Registertonnen  und  eine  Bemannung  von  11  Mann  einsebliefslich  dee 
Kapitäns. 

Unterbringung  der  Muster  und  Vorräthe.  Die  gTÜheren  Pro- 
ben und  Waarenm engen,  welche  im  Schiffsräume  gestaut  wurden,  waren  nach 
Thunlicbkeit  in  mit  Zinkblech  ausgelegfen  und  mit  leicht  handzubabenden 
Sch luf* Vorrichtungen  versehenen  Kisten  verpackt.  Aufserdem  wurden  zur 
Unterbringung  in  den  Kajüten  und  den  leichter  zugänglichen  Tbeilen  de« 
Laderaumes  kleinere  Mustersammlungen  ln  kleinen  Blechkisten  mit  Deckel 
zum  Aufklappen  und  Vorlegcschlof»  beigeatellt.  Letzteren  Mustersammlungen 
waren  in  der  Kegel  Zeichnungen  und  Verzeichnisse  der  in  den  unteren 
Laderäumen  untergebrachten  Vorräthe  beigegebcu. 

Die  eigentliche  Musterausstellung  wurde  stets  erst  vor  dem 
Anlaufen  der  Hafenplätze  oder  im  Hafen  selbst  hergerichtet,  indem  im 
Zwischendeck  und  in  den  Kajüten  die  mitgenommenen  Etageren  abgeschla- 
gen, Gestelle  xusammengefngt  wurden  usw. 

Raummiethe:  einschliefslicb  der  Fracht  für  die  Dauer  der  Reise 
250  -4P.  per  Kubikmeter,  150  per  halben  Kubikmeter  oder  weniger.  Für 
grölsero  Waarenseoduogen  wurden  Rabaltaätze  vereinbart. 

Sonstige  Spesen:  50  J! . tu  den  Bureaux-,  Porto-  und  Telegraphen- 
ausgaben. 


Nr.  22. 


KXPOBT,  Organ  des  Centmlverein»  für  Handelsgeographie  etc. 


1887. 


Di«  Versicherung  war  von  den  Teilnehmern  auf  eigene  Konten  zu 
bestreiten. 

Kommerzielle  Leitung.  Diese  war  der  Oberleitung  de«  Unter* 
nehmen«  an  vertraut  (3  Personen),  welche  den  Waarenkonsignatären  gegen- 
über die  Verpflichtungen  eines  Komm istionära  übernahm  und  aus  den 
Raumroiethen  für  alle  wahrend  der  Rebe  entstehenden  Unkosten  aufzu- 
kommen batte.  Dagegen  verpflichteten  sich  die  beteiligten  Industriellen  zu 
einer  speziell  vereinbarten  Provision  an  die  Deutsche  Bxportbank  für  alle 
aus  dieser  Vermittlung  erhaltenen  Aufträge,  auf  die  Dauer  von  vier  Jahren. 

Die  VerkaufsmodalitAten  waren  für  alle  Betbeiligten  gleich. 

Reiseroute:  Lissabon,  marokkanische  Häfen,  Barcelona,  Alexandrien, 
Beyrutb.  Smyrna,  Konstantinopel,  Salon  ich,  Gibraltar,  Oporto.*) 

2.  Frankreich,  a)  Bordeaux: 

Die  auf  einem  Schiffe  der  „Compagnie  Bordelaise  de  Navigation  k va* 
paur*  projektirt«  Expedition  der  „Societi  frangaise  d’expositlon*  flottanlea“ 
(Massios  <&  Co.).  Diese  Unternehmung  wurde  angesichUi  der  Weigerung  der 
Handelskammer  von  Bordeaux,  die  angesprochene  Unterstützung  von  100  000 
Frcs-  zu  gewähren,  vorderhand  fallen  gelassen;  trotzdem  sei  hier  das  Haupt- 
sächlichste der  Ausrüstung«-  und  Einrichtungsmodalitäten  angeführt 

Steamer  .Chateau  Leoville*  und  .Chateau  Lallte“,  3500  t. 

Unterbringung  der  Muster.  Am  Spardeck  und  Zwischendeck  in 
übersichtlicher  Weise  geordnet.  Ein  Salon  und  Buffet  für  die  Besucher. 

Reiseroute.  Antillen,  Martinique,  Haiti,  Jamaica,  Kuba,  Kolumbien« 
Venezuela,  Trinidad. 

b)  St.  Nataire.  Dia  hier  eiugeleitete  Expedition  trat  aus  dem  ersten 
Organ  isationastadium  nie  heraus. 

c)  Paria-  Expedition  des  „Comite  des  expoaitions  flottantes  fxancaiaea“, 
an  deren  Spitze  ein  DeiT  Berny  steht. 

Slaats-Transporldampfer  .La  Sartbe“,  Holzschilf  von  8000  t- 

Unterbringung  der  Muster  in  drei  zu  Ausstellungsräumen  verwan- 
delten Batterien  mit  elektrischer  Beleuchtung;  Salon  und  Buffet.  Aufser 
den  Mustersammlungen  ist  noch  eine  Bilder-Ausslcllung  an  Bord  des  Schiffe« 
geplant,  au  welcher  sich  die  bedeutendsten  französischen  Maler  betheiligen 
sollen. 

Raummiethe.  Restauration:  600  Frcs  per  Fach  von  vier  Flaschen, 
1000  Frcs.  für  zehn  Flaschen.  Raum  in  der  1.  und  8.  Batterie,  Vitrinen 
oder  Laden:  600  Frcs.  per  Kubikmeter.  Zwischendeck:  400  Frcs.  per 
Quadratmeter  Oberfläche  uiit  Maximalbuhe  von  2,40  Meter;  unterer  Schiffs- 
raum 'Waarenvorräthe)  150  Frcs.  per  Kubikmeter.  Der  geringste  zur  Ver- 
miethung  gelangende  Raum  beträgt  100  Kubikdezimeter  und  kostet  100  Frcs. 

Spesen.  Die  Inatallationskoaten  für  das  Personal  trägt  «tax  K.-mi;,', 
ausgenommen  die  für  die  Anordnung  des  Inneren  der  Vitrinen  erwachsen- 
den -'Miezen,  weiche  von  den  Ausstellern  getragen  werden. 

Versicherung  Die  Versicherung  der  eingeschifften  Waaren  kann 
der  Aussteller  selbst  besorgen  oder  für  seine  Rechnung  durch  das  Konzile 
besorgen  lassen.  # « 

Kommerzielle  Leitung.  Aussteller  und  Auastellungswaaren  müssen 
französischer  Nationalität  sein. 

Der  Verkauf  der  Waaren  erfolgt  durch  die  kommerzielle  Leitung  auf 
Grund  der  vom  Aussteller  ertheilten  Instruktionen.  Auch  die  Aufstellung 
eigener  Vertreter  der  Aussteller  an  Bord  de»  Schiffes  ist  mit  Genehmigung 
der  W'ahl  durch  dw  Komit«  gestattet. 

Doch  bildet  die  französische  Nationalität  derartiger  Vertreter  eine  un- 
erläfsliche  Vorbedingung. 

Die  Unternehmer  beziehen  für  alle  bewerkstelligten  Transaktionen  eine 
je  nach  der  Natur  der  Waare  veränderlich«,  im  Voraus  vereinbarte  Provi- 
sion. Außerdem  wird  ein  Eintrittsgeld  von  den  Besuchern  der  schwimmen- 
den Ausstellung  erhöbet»,  deren  Erlös  der  Unternehmung  zu  Gute  kommt. 

Reiseroute  und  Reisedauer.  Deren  Fixiruug  liehält  sich  das 
Komit«-*  vor.  Vorläufig  besteht  die  Absicht,  das  Schiff  in  Marseille  fertig- 
zustellen, hierauf  nach  Havre  zu  dirigiren,  von  dort  soll  die  Expedition  nach 
Liverpool.  Lissabon,  St.  Thomas  und  Kolon,  dann  alle  Hävr.  der  Ortküste 
Südamerika»  berühren. 

Die  Uulcniebrauug  veröffentlichte  einen  die  Aufnahms-,  Anmeldungs- 
und Geschäftsbedingungen  enthaltenden  deüdlürten  Prospekt. 

3.  Schweden.  Expedition  „Vanadts*.  Wie  an  früherer  Stelle  erwähnt, 
wurde  von  Seite  der  Regierung  ein  bestimmter  Kaum  dieses  Schiffes  einer 
auf  die  private  Initiative  des  schwedischen  Generalkonsuls  Herrn  Cassel  in 
Tanger  xusammeugestellten  Mustersammlung  schwedischer  Erzeugnisse  zur 
Mitnahme  nach  Tanger  zugewiesen.  Behufs  Empfange*  der  Ausstellung  in 
Tanger  wurde  zwischen  Herrn  Cassel  und  der  Firma  Sundt  & Due  in 
Tanger  eine  Vereinbarung  getroffen. 

Unterbringung  der  Muster:  Auf  dem  Ratleriendeck  zu  beiden 
.Seiten  des  Schiffes,  in  einem  Raume,  welcher  durch  Zurücklassung  zweier 
Kammcri  frei  geworden  war. 

Raummiethe  unentgeltlich. 

Seeversicherung.  Jeder  Exponent  bat  für  dieaelb«  Helbat  Sorge 
zu  trogen. 

Kommerzielle  Leitung.  Das  Musterlager  war  von  keinem  l*auf- 
»iebtigt-nden  Personale  begleitet,  sondern  der  Kommandant  des  Schiffes 
t»  Lg  die  Verantwortung  für  die  au  Bold  befindlichen  Waaren  bis  zur  Ab- 
lieferung in  Tanger.  Alle  Transaktionen  begannen  erst  nach  der  Ausschiffung 
und  nach  der  Übornahmo  des  U.  Sundt. 

Reisedauer  und  - Route.  Nach  Obigem  beschränkte  sich  die  Reise- 
route auf  die  direkte  Fahrt  nach  Marokko. 

")  Du?««  Dairn  entnehmen  wir  einem  auf  unsere  Veranlassung  von 
deiu  ä.  u.  k.  General-Konsulat«  in  Berlin  unter  dem  12,  Februar  d.  J.  ver- 
faßten Bericht  über  schwimmende  Musterlager  in  Deutschland. 


4.  Italien,  Genua.  Expedition  der  Firma  Canepa  A Ricchini. 
Dieselbe  ist  ein  rein  privates  Unternehmen  ohne  jedwede  staatliche  Unter- 
stützung. 

Wie  unser  General-Konsulat  in  Genua  berichtet,  ist  ancb  dieses  Unter- 
nehmen noch  nieht  aus  dem  Stadium  der  Vorbereitung  getreten  und  scheint 
os  immerhin  fraglich , ob  dasselbe  überhaupt  zu  Stande  kommt,  indem  bis 
jetzt  nur  ein  Bruchtheil  der  italienischen  Handels-  und  Gewcrbekammeru 
sustimmend  geantwortet  bat,  während  gerade  die  maßgebendsten  derselben, 
wie  z.  B.  die  Handelskammern  in  Mailand  und  Turin  der  projektirten  Aus- 
stellung gegenüber  sich  völlig  tfaeilnahmslos  verhalten  und  auch  die  italie- 
nische Regierung  derselben  nur  ihre  moralische  Unterstützung  xugesagt  bat- 

Woilten  wir  nun  aus  den  Erfahrungen  allein,  welche  mit  den  aufge- 
zählten Unternehmungen  bisher  gemacht  worden  sind,  einen  Schluß  auf  die 
Zweckmässigkeit  und  die  Nützlichkeit  der  in  Frage  stehenden  Institutionen 
überhaupt  ziehen,  so  würde  derselbe  wohl  höchst  gewagt  au  »{allen,  da  ja 
das  vorhandene  Material  an  und  für  sich  noch  sehr  geringfügig  ist.  Viel 
eher  ist  diese«  Material  geeignet,  einen  Begriff  zu  geben  von  den  vielfachen 
Schwierigkeiten,  mit  denen  solche  Expeditionen  zu  rechnen  haben. 

Das  schwedische  Unternehmen  der  aVanadisa  müssen  wir  von  vorn- 
herein von  dieser  Untersuchung  ausschUefsen,  nachdem  dasselbe  zwar  den 
Namen  eine*  schwimmenden  Musterlagers,  nieht  aber  auch  das  Wesen  des- 
selben an  sich  trägt. 

Eigentlich  stellte  sich  die  Expedition  der  „Yanadis“  als  eine  lokale 
Aufstellung  eines  Musterlageni  im  Ausland«  dar.  Nach  Schluffe  der  cirlta 
drei  Monate  andauernden  Ausstellung  wurde  das  Unternehmen  in  ein  Import- 
geschäft schwedischer  Industrieerteugniss«  umgewandelt,  in  welcher  Gestalt 
es  fortbesieht. 

Dafür,  daß  diese  schwedische  Unternehmung  von  einem  gewinsen  Er- 
folge begleitet  gewesen,  spricht  zwar  die  Th&tsache  der  bald  darauf  von 
einem  H&ndelsmanne  in  Tanger  veranstalteten  Expedition  des  Handelsschiffe) 
»Skinicr*  mit  einer  neuen  schwedischen  Wjmrensamrolung,  doch  hat  wie 
genagt  diese  Unternehmung  mit  dem  Charakter  eines  schwimmenden  Muster- 
lagera  nichts  gemein,  und  wurden  Erfolge  ähnlicher  Art  schon  wiederholt 
von  kaufmännischen  Syndikaten  erreicht,  welche  heimische  Waarenkollek- 
tionen  zum  Verkaufe  nach  überseeischen  Handelsplätzen  geleitet  haben. 

Von  einem  Erfolge  bei  »chwimmenden  Musteriagern  kann  bisher  über- 
haupt nur  bei  der  Expedition  dm  .Gottorp“  gesprochen  werden,  und  in  dieser 
Beziehung  ist,  wenn  wir  recht  unterrichtet  sind,  heute  die  Stimmung  der 
meisten  iutereasirten  Kreise  in  Deutschland  nicht  eben  eine  günstige  zu  nennen. 
Wie  weit  dazu  das  Mißgeschick  bei  jenem  Theite  der  technischen  Durch- 
führung der  Expedition,  wo  es  sieh  um  die  Erforschung  des  Gebietes  im 
Süden  von  Marokko  handelte,  boigetrageo,  können  wir  nicht  bestimmen, 
über  einen  »«genannten  succes  d’estime,  ein  solcher,  weicher  dem  »o  häufig 
betb&tigten  deutschen  handelspolitischen  Unternehmungsgeist«  neuerdings  ein 
ehrendes  Zeug  ui  fr  auazustellen  geeignet  ist,  wird  der  Erfolg  kaum  hinaus- 
gegangen  sein  So  wird  zugegeben,  daß  nur  ein  Theil  der  Ausstellungs- 
güter an  Bord  verkauft  wurde:  die  Transaktionen  in  Lissabon  x.  B.  sollen 
geradezu  verschwindend  klein  gewesen  sein.  Ja,  in  Spanien  hatte  die  Expe- 
dition mit  direkten  Widerwärtigkeiten  zu  kämpfen,  welche  ihr  von  Seite  der 
Zollbehörden  bereitet  worden  sind.  Von  einer  Bekanntmachung  deutscher 
Waare  in  den  berührten  Häfen  des  mittelländischen  Meeres  der  Levante 
kann  doch  füglich  auch  nicht  die  Rede  sein,  nachdem  bei  den  mannigfachen 
Wechselbeziehungen  zwischen  dem  Orient  und  Deutschland,  bei  der  großen 
Zahl  deutscher  Häuser,  welche  im  Orient  seit  Langem  etablirt  sind,  kaum 
eine  Kategorie  deutschen  Kneugtrisses  wirklich  ungeknnnt  geblieben  «ein 
konnte. 

Dagegen  liegt  es  auf  der  Hand,  daß  Handels  - Expeditionen  nach  Art 
des  „Gottorp“  von  vielfachen  Zufälligkeiten  abbängen,  welche  den  Erfolg  des 
Unternehmens  entweder  ganz  in  Frage  stellen  können  oder  auf  ein  Minimum 
reduziren.  Der  Zeitverlust  in  Häfen,  welche  bei  ungünstiger  Witterung  un- 
zugänglich sind,  ist  «in  solcher  Zufall.  Es  sei  uns  gestattet,  hier  ein  Bei- 
spiel zu  zitiren,  daß  unseren  Lesern  einen  Begriff  geben  wird  von  den 
Hindernisse:! , die  ein  Musterlager  an  Bord  führendes  Expeditionsschiff  ge- 
gebenen Falles  xu  überwinden  haben  wird.  Das  k.  u.  k.  General  - Konsulat 
in  Tanger,  welches  von  uns  im  Hinblicke  auf  die  Eventualität  der  Entsen- 
dung eines  floltanten  Musterlagers  um  Auskunft  über  die  dortigen  Hafenver- 
bältuisso  befragt  wurde,  lälst  sich  hierüber  folgendermaßen  aus: 

«Bekanntlich  sind  die  Landungsplätze  der  marokkanischen  Küste  ein- 
fach von  der  Natur  geoeboflene  Buchten  und  offene  Rheden,  die  bei 
stürmischem  Wetter  den  Schiffern  keinen  Schutz  gewähren  und  in  welches 
die  ankernden  Fahrzeuge  noch  größeren  Gefahren  als  auf  offener  See  aus- 
geeetzt  sind.“ 

„Eine  fast  alltägliche  Folge  davon  ist,  dafs  nach  irgend  einem  Hafen 
dirigirtc  Dampfer  bei  schlechter  Witterung  daselbst  gar  nicht  vor  Anker 
gehen  können,  oder  wenn  auch,  mitten  im  Löschen  oder  Ladeu  der  Waaren 
des  plötzlich  ausgebrochenen  Sturmes  wegen  sich  in's  Meer  hinausflüchten 
müssen.“ 

In  Tanger,  dem  besten  und  größten  Landungsplatz«  Marokko«,  sind 
solche  Erscheinungen  allerdings  selten,  aber  bei  den  hier  fast  fortwährend 
herrschenden  Ostwinden  ist  die  See  so  bewegt,  dafs  die  Schiffe  1 */«  ku»  weit 
von  der  Landuugsbrückc  vor  Auker  geben  müssen,  und  wonn  auch  da» 
Laden  oder  Löschen  der  Frachten  meistens  mittelst  großer  Barken  bewerk- 
stelligt werden  kann,  so  ist  es  nicht  immer  leicht,  einen  Personenverkehr 
zwischen  Schiff  und  I.and  herxuatellcn.  So  ist  z.  B.  Seiner  Majestät  Kor- 
vette .Albatros“  im  September  18S5  hier  mehrere  Tage  lang  vor  Anker  ge- 
legen, ohne  mit  dem  Lande  verkehren  zu  können.“ 

«Eine  hier  erscheinende  flottaote  Ausstellung  wäre  demnach  der  Even- 
tualität auageaetzt,  schon  aus  physischen  Gründen  tagelang  für  Besucher 
unzugänglich  zu  sein.“ 

Daß  derartige  widrige  Hafrnverhlltni»No  die  Reihe  der  für  die  be- 


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1887.  EXPORT,  Organ  des  Gentralvereins  für  Handelsgeographie  etc.  Nr.  22. 


«nisten  Zwecke*  in'#  Auf«  zu  fassenden  Pütze  von  vornherein  einschrinken 
müssen,  liefet  wohl  auf  der  Hand. 

Die  mit  der  Länge  der  Reisedauer  zunehmende  Gefahr  von  Seeunfällen, 
Havarien  usw.  ist  ein  anderer  solcher  Zufall.  Außerdem  giebt  e»  aber  noch 
eine  ganz  andere  Reihe  von  lokalen  Verhältnissen,  welche  swar  nur  leicht 
übersehen  oder  geringe  geachtet  werden  können,  die  sich  aber  für  das  End- 
resultat besagter  Unternehmungen  doch  vielfach  als  ausschlaggebend  erweisen 
würden.  Auch  in  dieser  Hinsicht  enthält  der  oben  litirtc  Bericht  unseres 
Konsulates  in  Tanger  höchst  lehrreiche  Winke.  Derselbe  sagt  nämlich 
hierüber  an  anderer  Stelle.  „Abgesehen  von  diesen  Naturhindernissen  stehen 
der  Unternehmung  noch  andere,  and  zwar  moralische  im  Wege,  die  im 
Charakter  der  marokkanischen  Kaufleute  liegen.11 

«Der  Besuch  der  dottanten  Ausstellung  würde  dem  hiesigen  Kaufmann 
nicht  nur  mindestens  einen  halben  Tag,  sondern  auch  5 — 10  Free,  (für  das 
zur  Oberfahrt  nütliige  Boot)  kosten;  nun  ist  derselbe  nicht  nur  sehr  drüsig, 
denn  er  beschäftigt  sich  mit  allerlei  Geschäftszweigen  und  bedient  sich  hier- 
bei nie  eines  Kommis,  sondern  auch  höchst  sparsam,  ja  sogar  knickorisch, 
und  ehe  er  sich  entschlossen  haben  würde,  ein  paar  Franken  und  Stunden 
zu  opfern,  wäre  das  Aimstcllunsrsscbiff  wahrscheinlich  schon  abgescgelt-* 

.Die  hier  angeführten  Schwierigkeiten  sind  nicht  etwa  blöke  Mulh- 
inaeeungen,  sondern  Erfahrungen,  die  das  deutsche  Schiff  „Gottorp"  hier  im 
verflossenen  Jahre  gemacht  hat  Dasselbe  lag  hier  zweimal  je  acht  Tage  vor 
Anker,  konnte  mehrere  Tage  hindurch  in  Folge  de»  schlechten  Wetters  mit 
dein  Irandc  nicht  verkehren  und  wurde  schlicfslich  fast  nur  von  Neugierigen 
besucht,  ohne  hierbei  natürlich  ein  nennenswertes  Resultat  zu  erzielen.* 

Wie  aus  der  früher  gegebenen  Darstellung  ersichtlich,  ist  die  Art,  wie 
die  Franzosen  ihre  Expedition  inxzrnirrn,  wesentlich  abweichend  von  dem 
von  anderen  Nationen  eingeseblogenen  Wege.  Uns  will  es  scheinen,  dafs 
cs  sich  hier  fast  ausschließlich  um  die  Herstellung  eine»  schwimmenden 
Ausstellungspalastes  handelt,  der  durch  die  Originalität  der  Idee,  durch  das 
Geschmackvolle  des  Arrangements  und  sdiHefslidi  durch  die  doit  zum 
Verkaufe  ausgebotenen  Luxusobjckte  und  GeaußmiUel  temporär  zum  An- 
ziehungspunkte für  die  Bewohner  zivilisirter  Hafenstädte  werden  soll.  Wenn 
nun  in  England  und  in  den  südamerikan Ischen  Häfen,  «ra*  bei  richtiger  Wahl 
der  Anlegeplätze  nicht  unwahrscheinlich,  Tausende  tod  Besuchern  da#  .Schilf 
betreten  und  ein  guter  Thcil  derselben  einen  oder  den  anderen  Gegenstand 
der  Erinnerung  an  die  „Sarthe“  käuflich  an  sieh  bringt,  so  mag  vielleicht 
trotz  der  hohen  Inütalbtions-  und  Regiekosten  die  Unternehmung  und  mit 
ihr  der  einzelne  Aussteller  seine  Rechnung  dabei  linden  und  der  Expedition 
als  solcher  der  Erfolg  gesichert  sein. 

Sehen  wir  aber  von  der  bei  dieser  Gelegenheit  unternommenen  Studien- 
reise von  80  jungen  Leuten  ab,  die  progiammmäfsig  der  Elite  des  französi- 
schen Kaufmannstandes  entnommen  werden  »ollen,  so  versprechen  wir  uns 
für  die  künftige  Entwickelung  des  französischen  Außenhandel»  durch  die 
Reise  des  schwimmenden  Induvtriopslastes  nur  geringen  Erfolg. 

Ein  Unternehmen  Ton  etwas  anderem  üeuTe,  das  aber  gleichwohl  eben- 
falls Chancen  für  den  momentanen  finanziellen  Erfolg  bieten  dürfte  und  in 
früheren  Jahren  Ton  den  in  den  groben  indischen  und  o»taaiatischen  Emporien 
etablirten  europäischen  Handelshäusern  häutig  durchgeftibrt  wurde,  wäre  es, 
eia  mit  richtig  gewählten  Gütern  beladenes  Schiff  die  eine  oder  andere 
Gruppe  der  Sunda-  oder  Südsee- Inseln  befahren  und  dort  sein«  Ladung  gegen 
Baar  oder  Tauachwerthe  absetzen  zu  lassen.  Es  setzt  dies  im  Gegensätze 
zu  der  früher  gedachten  Expedition  gewisse  primitive  Verhältnisse  der  be- 
suchten Länder,  mangelhafte  Verkebrscinrichtnngen  usw.  voraus. 

Itn  einen  sowie  im  anderen  Falle  mag  die  Expedition  bei  kluger 
Inszenirung  und  Durchführung  zu  geschäftlichen  Transaktionen  während  der 
Zeit  des  Aufenthaltes  an  den  einzelnen  Plätzen  führen.  Die  Annahme  aber, 
dafs  damit  dauernde  Relationen  hergestellt  werden,  scheint  uns  hier  wie  dort 
unbegründet  Während  in  den  europäischen  Häfen  sowie  in  Süd- Amerika 
aller  Wahrscheinlichkeit  nach  zumeist  nur  das  neugierige,  grufs«  Publikum 
und  nicht  der  Kaufmaansstand  die  Exposition  besuchen  dürfte,  würde  wahr- 
scheinlich auf  den  Südsee-Inaeln  die  Herstellung  dauernder  Geschäftsverbin- 
dungen mit  der  dortigen  eingebornen  Kaufmannschaft  mit  Rücksicht  auf 
deren  Kreditfähigkeit  auf  mancherlei  ernste  Schwierigkeiten  stofsen. 

Was  nun  aber  den  Besuch  einer  dritten  Gruppe  von  Absatzgebieten 
durch  ein  volchc*  Expoeitionsschiff  an  langt,  wie  es  etwa  die  Levante,  Indien 
und  Ost-Asicn  reprisentirt,  wo  seit  langen  Jahren  dort  etablirtc  europäische 
Häuser  den  Verkehr  mit  den  eingeborenen  Grossisten  und  Detailhändlern 
vermitteln,  >o  schiene  uns  der  Weg  des  schwimmenden  Müsleringen»  zum 
mindesten  für  uns  Österreicher  kaum  geeignet,  die  Beziehungen  zu  diesen 
Ländern  zu  steigern. 

Wenn  unser  heimischer  Export  noch  jenen  Gebieten  nicht  auf  der 
wün5chcnswertben  Höbe  steht,  so  liegt  die»  unserer  Überzeugung  nach 
durchans  nicht  an  dem  Mangel  an  Kenntnif*  desjenigen,  was  Österreich  pro- 
duzirt,  sondern  einerseits  an  der  tliatsächlich  fehlenden  Konkurrenzfähigkeit 
in  einzelnen  Industriebraochen , andererseits  aber  an  dem  Mangel  grober, 
leistungsfähiger  ühterreicUiscber  Häuser  in  den  benannten  Ländern,  die  sich 
mit  jener  Energie  und  Zähigkeit  für  den  Vertrieb  des  österreichischen  Fabri- 
kates interossiren,  welche  demselben  wahrscheinlich  zum  Siege  verhelfen 
würde.  In  all’  den  letztgenannten  Ländern  wäre  von  dem  dort  etablirten 
europäischen  Vermittler  bei  Geschäften  nur  schwer  abzusehen,  dieser  aber 
hat,  um  sich  über  die  Leistungsfähigkeit  unserer  Industrie  zu  unterrichten, 
weit  bessere  Gelegenheiten  als  jene,  welche  ihm  das  schwimmende  Muster- 
lager bietet. 

Wiewohl  wir  nun  nicht  zweifeln,  daas  die  österreichische  Regierung, 
wenn  immer  beachtenswert  he  .Stimmen  aus  dem  Kaufiaatm*»Uudc  sich  für 
die  Durchführung  eines  ähnlichen  Projektes  erheben,  demselben  ein  wohl- 
wollendes  Interesse  entgegen  bringen,  ja,  dafs  bei  der  allen  volkswirtschaft- 
lichen Fragen  gegenüber  so  sympathischen  Disposition  des  Leiten  der  Marine- 
Sektion  des  lUichs-ttriegsmiBistcriumv  auch  eventuell  vnn  dieser  Seite  dio 


werkthätig»U>  Unterstützung  einem  «•'»Ichen  Unternehmen  gesichert  werden 
könnte,  so  scheint  uns  doch  zum  mindesten  die  Form,  in  der  bis  beute  dio 
Projekte  »olcher  Unternehmungen  sieb  uns  darstelltfu,  für  uns  wenig  Aus- 
sichten auf  Erfolg  zu  bieten." 

Was  die  im  Anfang  des  Artikels  hervorgehobene  Frage  der 
staatlichen  Unterstützung  anbetrifft,  so  kann  dieselbe  für  ans 
eia  Gegenstand  prinzipieller  Kontroversen  nicht  sein.  Die  Beihilfe 
des  Staates  wird  heutzutage  in  so  vielfältiger  Form  und  Gewaoduag 
privaten  Unternehmungen  gewährt,  dafs  wir  keinen  Anlafs  haben, 
sie  von  vornherein  xu  verwerfen.  Aus  den  gleichen  Gründen, 
welche  den  Staat  veranlassen,  Kommissare  nach  den  grofsen  inter- 
nationalen Ausstellungen  zu  de  legi  reo  oder  auch  einen  grofsen 
Theil  der  durch  dieselben  veranlagten  Dekoration»-  und  Transport- 
kosten xu  überuch tuen,  aus  eben  solchen  oder  Ähnlichen  Granden 
kann  er  auch  eine  schwimmende  Ausstellung  durch  Zuschüsse 
unterstützen.  Ungleich  wichtiger  und  geschäftlich  vorteilhafter  er- 
scheint uns  eine  wirksame  moralische  Förderung  eines  derartigen 
Unternehmen»  dadurch,  dafs  die  betreffenden  Regierungen  ihre  Ge- 
sandten und  Konsuln  anweisen,  die  Interessen  der  schwimmenden 
Ausstellungen  iu  jeder  zulässigen  Weise  zu  unterstützen.  Auf 
Grund  vorliegender  Erfahrungen  können  wir  versichern,  dafs  der 
gute  Rath,  die  wohlwollenden  Warnungen,  die  thatkr&ftige  Inter- 
vention der  deutschen  Vertreter  im  Auslände  der  deutschen  Handels- 
expedition und  deren  Mitgliedern  eine  ungleich  werth  vollere  Förderung 
ihrer  Interessen  zutheil  hat  werden  lassen,  als  dies  durch  die  Ge- 
währ selbst  bedeutender  Baarmittel  hätte  geschehen  können. 
Werden  aber  solche  gewährt,  so  können  wir  keinerlei  Schädigung 
des  Unternehmens  in  der  Leistung  derselben  erblicken,  es  sei  denn, 
dafs  der  8taat  als  Gegenleistung  eine  weitgehende  Intervention,  ein 
Aufsichtsrecht,  eine  Kontrole.  ein  Veto  und  dergl.  beansprucht, 
alles  Anforderungen,  welche  den  frischen  Unternehmungsgeist  und 
den  Mutb.  sowie  die  Unbefangenheit  der  Leiter  und  die  Begeiste- 
rung and  freudige  Hingabe  derselben  an  ihre  Aufgabe  lähmen 
müssen.  Soll  nun  etwa  gar  ein  Regieruog»kommi»»ar  das  von 
Privaten  inszenirte  Unternehmen  begleiten,  so  ist  dasselbe  von  vorn- 
herein als  todtgeboren  zu  betrachten.  Man  denke  sich  auf  dem  an 
sich  schon  schmalen  Hinterdecke  oder  in  den  noch  engeren  KajA- 
tenräumen  einen  steifleinenen  büreaukratischon,  mit  ewig  gefalteten 
Minen  im  finsteren  AmtsgcsichL,  auf  die  Wahruag  der  Form  und 
Autorität  ängstlich  bedachten  Beamten!  Wer  monatelang  auf  einen 
Dampfer  zugebraebt  bat,  der  wird  xugoben,  dafs  ein  solches  Ele- 
ment die  Tbätigkeit  der  anderen  Mitglieder  der  Expedition  lähmen 
rnufs.  Selbst  wenn  der  betreffende  Kommissar  sich  zur  Lösung 
der  gestellten  Aufgaben  qualifiziren  würde,  so  kann  der  offizielle 
Vertreter  einer  Regierung  von  gewissen  Grundsätzen  und  Auffassungen 
nicht  abweicheo.  Wo  gewisse  herkömmliche  Gewohnheiten  und 
Konventionen  vorhanden  sind,  da  mag  eine  offizielle  Vertretung  be- 
rechtigt sein,  aber  draufsen  in  der  Fremde,  wo  jeder  Tag  eine  Front- 
verfinderung  der  Interessen  bringt,  wo  es  sich  um  ein  sofortiges  Er- 
fassen der  dem  schnellen  Wechsel  unterworfenen  privaten  Vortheile 
handelt,  wo  die  unendliche  Mannigfaltigkeit  der  wirtschaftlichen 
Interessen  die  gleichmäßige  formelle  Behandlung  der  gestellten 
Aufgaben  unbedingt  ausschliebt,  da  taugt  fürsorgliche  Bevormun- 
dung nichts,  da  mufs  Freiheit  der  Bewegung  herrschen! 

Man  denke  sich  nun  u.  a.  einen  französischen  Regierangsdampfer 
mit  obligater  Begleitung  eines  staatlichen  Kommissars.  Der  Kom- 
missar soll  Handel  treiben,  Abschlüsse  machen,  Informationen  Aber 
die  heterogensten  Dinge  sammeln  usw.?  „Nein“,  erwidert  man, 
„dazu  hat  er  seinen  Stab,  welcher  aus  Angestellten  großer  Häuser 
sowie  der  Handelskammern  zusammengesetzt  ist.  Der  Kommissar 
steht  Aber  denselben,  diese  haben  innerhalb  fest  bestimmter  Gren- 
zen völlige  Aktionsfreiheit,  er  soll  nur  repräsentiren!“  Vortrefflich! 
Die  „Sarthe*  läuft  in  Vera-Cruz  an.  alle  Flaggen  werden  ge- 
hißt, die  Matrosen  klettern  in  die  Masten,  durch  einige  Kanonen- 
schüsse werden  die  nahenden  Gesandten,  Konsuln  usw.  salulirt 
Dann  feierliche  BegrQfsung,  Rundgang  mit  Damen  und  Besichtigung 
der  Ausstellungsräume,  Abends  Ball  an  Bord,  das  elektrische  Licht 
thot  seine  dekorative  Schuldigkeit,  folgenden  Abend  Ball  am  Lande, 
BegrAßung  durch  Gesellschaften.  Vereine,  Musikkorps  und  dann 
endlose  Reden  Aber  die  Spitze  der  Zivilisation,  Verbrüderung  dor 
Nationen  usw.  und  schließlich  beilloser  Katzenjammer!  Aber  der 
Zweck  der  „Handelscxpeditioo*  ist  erreicht;  die  „traditionelle  Lie- 
benswürdigkeit der  Franzosen“,  der  „angeborene  Geschmack  unse- 
rer gallischen  Nachbarn*  hat  sich  wieder  einmal  glänzend  be- 
währt, die  Pariser  Zeitungen  veröffentlichen  blAtentreihcnde,  hoff- 
nungsstrotzende Berichte  ihrer  „Spezialkorrespondenten“.  Frank- 
reich hat,  wie  immer,  — wir  Deutschen  haben  ja  alle  Ursache, 
uns  darüber  zu  frenen  — Geld  genug,  um  seinen  Ruhm  zn  ver- 
künden und  zu  bezahlen!  Die  „Handclsexpcdition“  wird  zur  poli- 
tischen Reklame.  Wir  zweifeln  gar  nicht,  dafs  durch  dieselbe 


Nr.  22. 


344 

EXPORT,  Organ  des  Centralvcreins  für  HandelBgeographie  otc. 


1887. 


gleichzeitig  die  bei  der  Expedition  butheiligten  Firmen  manchen 
Vortheil  finden,  aber  andererseits  kann  das  Hervorlreteo  politischer 
Bestrebungen  den  Erfolg  der  Handelsexpedition  in  Frage  stellen, 
grofses  Mifstrauen  gegen  dieselbe  säen  und  zu  unangenehmen 
Erörterungen  führen.  Möge  man  immerhin  zugeben,  dafs  der  na- 
tionale Charakter  anderer  Völker  zu  derartigen  Provokationen  und 
Mißgriffen  nicht  neige,  dafs  solche  durch  verständige  und  voraich- 
tige  Kommissare  vermieden  werden,  so  wird  allein  schon  durch 
das  Vorhandensein  der  letzteren  das  in  überseeischen  Gebieten  überaus 
rege  politische  Mifstrauen  der  Handelsexpedition  irgend  welche 
politische  Hintergedanken  imputiren  und  dadurch  deren  merkantile 
Aufgaben  mindestens  sehr  erschweren.  Das  sind  alles  Gründe, 
welche  cs  wünschenswert  erscheinen  lassen,  die  staatliche  Beihülfe 
mindestens  sehr  in  den  Hintergrund  zu  drängen.  Eine  mäfsige 
Subvention  — als  Gegenleistung  die  Sammlung  von  Gegenständen 
für  Musceu  und  dergleichen  — dos  erscheint  als  das  Förderlichste. 

Wie  äimlicb  stellt  sich  neben  der  französischen  exposition 
fl o tu ute  das  schwedische  Unternehmen  der  „Vanadin1*  dar.  An  die 
Stelle  zweier  Kanonen  werden  im  Zwischendeck  einige  Holzgestelle 
and  Schränke  mit  schwedischem  Punsch,  Fiscbtbran,  Fischconscr* 
reu,  Fischleim,  Eisen  in  Barren  und  Staugeo  sowie  einige  Dutzend 
Nonnalbretter  in  verschiedenen  „Dickten1*  aufgestellt,  wie  solche 
Schweden  in  groben  Mengen  exportirt.  Aber  gleichviel!  Hier 
haben  wir  es,  wenn  auch  auf  ciuew  staatlichen  Schiffe,  immerhin 
mit  einem  ernsten  Versuche  zu  thuo,  das  Absatzgebiet  des  Landes 
zu  erweitern.  Fast  alle  die  genannten  Artikel  sind  grofse, 
wichtige  Exportartikel  und  wer  die  Bedürfnisse  des  marokka- 
nischen Marktes  kennt  und  wer  da  weifs,  dafs  selbst  noch  in  den 
südlichsten  Hafenstädten  des  Landes  die  Dachbalken  aus  Schweden 
stammen  und  das  schwedische  Eisen,  wenngleich  via  London,  nach 
Mogador  gesandt  wird,  um  von  dort  bis  nach  Timbuktu  trans- 
porlirt  zu  werdeu,  der  kaun  die  Idee,  in  Tanger  ein  gröberes  La- 
ger dieser  schwedischen  Erzeugnisse  einzurichten,  nur  als  durchaus 
förderlich  und  vernünftig  bezeichnen.  Wäre  die  Aussendung  der 
Muster  aus  privaten  Mitteln  bestritten  worden,  so  hätte  sie  wahr- 
scheinlich nutzbarer  gemacht  werden  können,  als  dies  der  Fall 
gewesen  ist 

Wie  nüchtern,  wie  geschäftsmäbig  war  dem  geplanten  fran- 
zösischen Ausstellung*-  und  Ausstattungsscbiff  gegenüber  der  Dampfer 
der  deutschen  Handeisexpedition  eingerichtet.  Die  zahlreichen  nufge- 
stellten  Maschinen,  von  den  ersten  Firmen  geliefert,  waren  aber 
gut  und  in  zweekmibiger  Auswahl  vorhanden  und  ebenso  waren 
die  mitgenommenen  Mauufakte  ebenso  vorzüglicher,  wie  gangbarer 
Qualität.  Möge  man  über  das  Unternehmen  im  Übrigen  denken 
wie  man  wolle,  das  aber  ist  sicher,  dab  es  seinem  Zwecke  ent- 
sprechend praktisch  organisirt  und  ausgestattet  war. 

Der  obige  Bericht  erkennt  der  deutschen  Handelsexpedition 
von  1886  einen  succös  d'eatime  in  den  Mittelmeerbäfeo  zu,  mit 
dem  Bemerken,  dab  „von  einem  Bekanntwerden  der  deutschen 
Waaren  durch  die  Expedition  in  den  Levantehäfen  usw.  doch  kaum 
die  Rede  sein  könne,  da  die  kaufmännischen  Wechselbeziehungen 
zwischen  denselben  und  Deutschland  schon  auf  lange  Zeit  zurück 
datiren*.  Das  hat  scheinbar  Manches  für  sich  und  doch  können 
wir  versichern,  dafs  das  Produktionsgebiet  einer  ganzen  Menge  der 
von  der  Expedition  mitgefübrten  Artikel  durchaus  unbekannt  ge- 
wesen ist.  Begreiflicherweise  wubten  und  wissen  die  ersten 
Häuser  io  den  besuchten  Plätzen  sehr  wohl,  was  die  deutsche 
Industrie  und  deren  tüchtigste  Fabrikanten  leisten,  aber  die  zahl- 
reichen Firmen  zweiten  und  dritteu  Ranges  wubten  es  nicht  und 
waren  erstaunt  zu  gewahren,  dab  Deutschland  eine  Menge  von 
Gegenständen  erzeugt,  welche  sie  vorher  durch  eine  Zwischenhand 
zu  beziehen  and  als  englische  oder  französische  Provenienzen  an- 
zusehen gewohnt  waren.  Über  andere  Artikel  waren  sie  ungleich 
besser  durch  die  Keisendeu  der  deutschen  Häuser  unterrichtet. 
Diesfalls  war  die  Expedition  überflüssig,  aber  in  jenem  Falle  bat 
sie  vielfache  Anrcguug  gegeben,  deren  Wirkungen  noch  beute  durch 
fortgesetzte  Korrespondenzen,  Mustersendungen  und  Aufträge  sich 
bemerkbar  machen.  Auch  ist  ganz  unleugbar  der  „succes  d'estime* 
der  Expedition  die  Veranlassung,  dafs  die  Interessenten  in  jenen 
Hafenpiätzen  jetzt  öfter  Veranlassung  nehmen,  sich  nach  den 
Leistungen  der  deutschen  Industrie  zu  erkundigen,  als  sie  es  früher 
gelhan  haben,  ehe  ihnen  überhaupt  Gelcgeubeit  gegeben  war,  sich 
über  eine  Menge  deutscher  Artikel  einen  Ueberblick  zu  verschaffen. 

Ea  ist  diesfalls  also  dasselbe  Resultat  zu  verzeichnen,  wie 
s.  Z.  auf  den  Ausstellungen  von  Sydney,  Melbourne  und  in  Porto 
Alegre.  Auch  hier  wurdeu  erst  Kassandrarufe  laut  .Was  brauchen 
die  dortigen  Kaufleute  die  deutschen  Waaren  zu  sehen,  sie  kaufen 
dieselben  in  London,  sie  beziehen  sie  durch  die  Exporteure  und 
Kommissionäre  in  Hamburg  usw.“!  Sehr  wohl,  aber  neben  diesen 
Kautleutcu,  Importeuren  u.  A.  in.  exbliren  noch  deren  Viele,  welche 


keine  Kommissionäre  und  Exporthäuser  in  London  und  Hamburg 
in  Tbätigkeit  versetzen  können,  neben  ihnen  existirt  ferner  noch 
ein  grofses  Publikum,  welches  ein  Interesse  daran  hat,  die  Bezugs- 
quellen der  von  ihm  täglich  gekauften  Waaren  kennen  zu  lernen, 
und  welches  durch  eine  grofse  Aqhw&Ii]  von  Bedarfsgegenständen 
angeregt  sein  will  und  nmfs.  Anders  lassen  sich  Ausstellungen 
überhaupt  nicht  motiviren,  denn  was  immer  Grofses  und  Schönes 
eine  internationale  oder  nationale  Ausstellung  zu  bieten  vermag  — 
zu  haben  sind  die  ausgestellten  Waaren  doch  immer  auch  ohne 
die  Ausstell  nagen.  Und  vergifst  man  denn,  dab  täglich  di«  Be- 
dürfnisse wechseln,  dafs  die  eine  Gesellschaft  ihren  Bedarf  io  Folge 
fortschreitender  Kultur  und  Wohlhabenheit  erweitert,  dafs  die  Blasirt- 
| heit  einzelner  Gesellschaftsklassen  neuen  Anreiz  zur  Erweiterung  ihres 
Konsums  verlangt,  dafs  alljährlich  ganze  Provinzen  durch  ausge- 
dehntere Bahnbauten  u.  dgf.  in  das  rasche,  wecbselvolle  Getriebe 
| eines  intensiveren  Handelsverkehrs  hinciuguzogen  werden,  dafs 
i ferne  überseeische  Länder  diesem  neu  erschlossen  werden?  Hier 
wie  dort  verlangen  die  Menschen  Neue«,  verlangen  sie  neue  Reiz- 
mittel, und  jede  Anregung,  die  ihnen  solche  verschafft,  ist  ihnen 
willkommen.  Hier  bedeotet  die  Unterbrechung  des  Kaofreizes 
Geschäftsflaue!  Und  nun  denke  man  sich  einen  mit  zahlreichen 
oeueD  Warenmustern  ausgestatteten  Dampfer,  welcher  einen  über- 
seeischen Hafen  anläuft  Welche  Fülle  materieller  Anregung  bietet 
er,  welche  andere  Auffassung  über  die  Leistungsfähigkeit  gewisser 
Industriezweige  und  Productiooszweige  vermag  er  zu  schaffen  und 
welche  geistige  Anregung  ist  er  zu  bewirken  im  Stande  — aus- 
genommen natürlich  bei  denen,  welche  anf  der  Höbe  der  geschäft- 
lichen Situation  stehen.  Wie  viele  aber  sind  das?  Dafs  diese 
Erwägnngen  begründet  sind,  das  beweisen  — um  auf  jene  Beispiele 
zurückzukommen  — gerade  die  gedachten  Ausstellungen  and  das 
werden  den  Zweiflern  auch  noch  die  Folgen  der  deutschen  Handels- 
! expedition  beweisen.  Bis  jetzt  überwiegen  bei  der  letzteren  noch 
die  Opfer.  Welcher  verständige  Mensch  will  aber  ernten,  ehe  er 
geaäet  bat?  Auch  ist  klar,  dafs  Dicht  alle  die  an  eiuer  Ausstellung 
und  Expedition  Betheiligten  Erfolge  erzielen  können.  Und  diejenigen, 
welche  keine  Erfolge  erzielt  haben,  sind  es,  welche  raisonniren, 
die,  welche  den  Nutzen  haben,  schweigen  still  oder  raisonniren 
mit,  und  wäre  es  auch  nur  — es  läfst  sich  für  mehrere  Fälle  kon- 
statiren  — um  den  Unternehmer  um  dessen  wohlverdiente  Pro- 
vision zu  prellen.  Man  möge  also  ein  definitives  Urtheil  über 
die  1886  er  Handelsexpedition  noch  einige  Zeit  vertagen. 

Eigentlich  sollte  es  überflüssig  sein  Solches  zu  sagen  nnd  offene 
; Thören  einzuschlageu.  Nirgends  aber  ist  die  Ungerechtigkeit  und 
der  Unverstand  gröfaer  ala  in  den  Fällen,  in  welchen  die  Blindheit 
und  der  Egoismus  dca  Geldbeutels  io  Betracht  kommt  Fabri- 
kanten, welche  mit  ’/a  Kubikm.,  d.  b.  mit  150  M.  Kosten  bei  der 
7 monatlichen  Dampferexpedition  betheiligt  waren,  verlangen  brüsken 
Tones  „Erfolge1*.  So  unglaublich  cs  klingt:  Die  Handelsexpedition 
war  kaum  in  Lissabon  angelangt  als  bereits  Anfragen  über  „Erfolge1* 
einliefeul  Ala  wenn  die  deutschen  Waaren  aicb  nur  zu  zeigen 
brauchten,  um  sofort  alle  Konkurrenz  niederzurennen!  Die  „Waare“ 
allein  macht  den  Erfolg  noch  lange  nicht,  derselbe  ist  vielmehr 
von  der  richtigen  geschäftlichen  Vertretung  abhängig.  Und  dies- 
falls kauu  die  deutsche  Handelsexpedition  auf  ihre  Erfolge  stolz 
sein.  Wo  immer  sie  gewesen  ist,  hat  9ie  eine  Reibe  tüchtiger 
Vertreter  in  den  verschiedenen  Branchen  gewonnen  betw.  die  durch 
1 eine  jahrelange  Vorarbeit  eingeleiteten  Verbindungen  gefestigt  Dafs 
bereits  zuvor  eingeleitete  solide  Verbindungen  durch  eine  grofse 
und  sorgsame  Auswahl  vorgezeigter  Muster  und  Waaren  außer- 
ordentlich gefestigt  und  ausgedehnt  werden,  liegt  nabe  genug,  and 
dieses  Ergebnifs  darf  als  ein  ganz  wesentlicher  Erfolg  der  Expe- 
dition betrachtet  werden.  Und  da  dieses  Resultat  ein  dauerndes 
ist,  so  werden  und  müssen  die  scbliefslicben  Erfolge  der  Expe- 
dition günstige  sein.  Es  wäre  einfach  lächerlich,  behaupten  zu 
wollen,  dafs  die  Expedition  in  Smyrna,  Beirut  oder  Lissabon 
während  ihres  kurzfristigen  Aufenthaltes  an  diesen  Plätzen  grofse 
Geschäfte  einzuleiten  und  abzuwickeln  Gelegenheit  gehabt  hätte. 
Weil  die«  nicht  geschehen,  so  lauten  die  Berichte  selbst  unpar- 
teiischer und  wohlwollender  Beobachter  abaprechend  — im  gün- 
> stigen  Falle  ein  „iucc&s  d’eatime*!  Die  unter  dem  Einflüsse  der 
Expedition  angebahnten  Verbindungen,  die  jetzt  erst  zur  geschäft- 
lichen Aktion  anfangen  sich  zu  entwickeln,  die  siud  jene  Beob- 
achter begreiflicherweise  nicht  gewahr  geworden,  sie  werden  sie 
aber  noch  gewahr  werden  I 

Hat  ferner  die  Expeditio'n  etwa  Veranlassung,  sich  ihrer  Erfolge 
in  Lissabon  zu  schämen,  gebt  ihr  Erfolg  nicht  weit  über  einen 
sueefcs  d'eatime  hinaus?  Die  jetzige  „Permanente  Deutache  Ma- 
scbinenausstellung“  daselbst,  über  welche  das  „ Handelsmuseum “ 
vor  einigen  Wochen  mit  guten  Gründen  nur  Gutes  zu  melden 
wußte,  ist  eine  Frucht  der  H&ndeUexpcditiunl  Dos  „Handels- 


1887. 


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EXPORT,  Organ  de«  Central  verein»  für  Handelsgeographie  etc. 


Nr.  22. 


museum*  wird  mit  der  Meldung  weiterer  Erfolge  gar  nicht  lange  ; 
zu  warten  brauchen,  und  wir  wollen  nur  wünschen,  dafs  der  ob- 
jektiv denkende  Verfasser  des  obigen  Artikels  mit  der  Rcgistrirung 
derselben  dann  eben  so  schnell  bei  der  Hand  sein  wird,  wie 
weiland  die  Korrespondenten  desselben  Blattes,  welche  jede  kleine, 
unbedeutende  Havarie  des  Expeditionsdampfer»  aus  Marseille,  oder 
jede  abgeschmackte  Zollplackerei  Seitens  der  nun  einmal  unver- 
besserlichen spanischen  Zöllner  mit  unverkennbarer  Schadenfreude 
und  mit  freudiger  Aufregung  znm  Nutzen  and  zur  Freude  der 
heimatlichen  Konkurrenz  zu  melden  beflissen  waren. 

Zugegeben  aber  selbst,  dafs  wirklich  eine  grOfsere  Zahl  der 
an  der  Expedition  Retheiligten  im  weiteren  Verfolge  derselben 
keinen  Nutzen  zu  verzeichnen  haben  würde  — iBt  denn  dann  wirk- 
lich ein  Cbelwollen  derselben  gegenüber  der  Expedition  gerecht- 
fertigt? Berechtigt  denn  dazu  das  durchschnittlich  pro  Kopf 
der  Betheiligten  entstandene  Opfer  von  kanm  250  «#,  denn  gröfser 
sind  die  Opfer  nicht,  da  die  nicht  verkauften  Muster  zurück  ge- 
währt worden  sind  und  die  meisten  derselben  durch  sorgfältige 
Reinigung,  Appretur,  Wische  usw.  wieder  tu  marktfähigen  Zustand 
versetzt  werden  konnten!  Hat  denn  der  Fabrikant  bei  Ausscndnng 
eines  Reisenden  den  Ersatz  sicher  in  der  Tasche?  Kostet  ihm  der 
Reisende  nicht  mindestens  20  , H pro  Tag?  Sind  denn  die  Spesen 
bei  der  Beschickung  von  Ausstellungen  nicht  10  Mal  hoher?!  Diese 
Opfer  bringt  der  Fabrikant  theils  mit,  theils  ohne  Murren.  Jeder 
aber  sagt  sich,  dafs  er  sie  weder  durch  die  auf  der  Reise  seines 
Vertreters  noch  durch  die  während  der  Ausstellung  eingebclmsten 
Ordres  decken  kann,  sondern  dafs  dies  erst  nach  längerer  Zeit 
mOglich  ist.  Und.bei  der  Expedition  bandelte  es  sich  um  einen  ersteu 
Versuch,  dessen  Schwierigkeiten  und  Erfahrungen  mit  dem  ge- 
dachten Betrage  doch  wahrlich  nicht  zu  hoch  bezahlt  waren.  Wo- 
zu also  der  Lärm,  weshalb  das  Übelwollen?  Die  Antwort  lautet 
ja  einfach  genug.  Die  Furcht  vor  der  Neuerung  ist  es, 

welche  die  Bequemen  ärgert,  die  geschäftlich  Intercssirtcu  zur  Op- 
position und  zum  feindlichen  Angriffe  reizt.  Die  Masse  der  Faulen 
und  Unwissenden  giebt  — wie  gewöhnlich  — das  Echo  ab.  So 
ist  es  immer  gewesen  und  so  wird'»  bleiben.  Daher  wollen  wir 
uns  getrOsten!  — — 

Im  Folgenden  wollen  wir  noch  auf  einige  Nebenpunkte  obigen 
Artikels  des  „Handelsmusenms“  eingehen.  Derselbe  berührt  u.  A. 
die  Hufenfrage  in  Marokko  unter  Hinweis  auf  den  Bericht  des 
österreichischen  Konsuls  iu  Tanger.  Zunächst  wollen  wir  einen 
Irrtbum  des  Herrn  Konsuls  berichtigen  Der  „Gottorp“  war  nicht 
zweimal  sondern  dreimal  in  Tanger.  Zweimal  währte  sein  Aufent- 
halt nur  wenige  Stunden  und  nur  das  dritte  Mal  hielt  er  sich 
6 Tage  auf,  während  welcher  er  »eine  Ausstellungsräume  dem 
Publikum  Öffnete.  Sein  Ankerplatz  war  diesfalls  etwa  600  Schritt 
von  der  Landungsbrücke  entfernt.  Da  der  „Gottorp*  nur  11  Fufs 
Tiefgang  hatte,  so  pafat  der  Vergleich  mit  einem  Kriegsschiffe,  welches 
wegen  seines  Tiefganges  von  Iß  und  mehr  Fufs  weit  draufsen  auf  der 
Rhede  ankern  mnfs,  durchaus  nicht.  Im  übrigen  sind  die  Bemer- 
kungen Über  die  marokkanischen  Häfen  begründet.  Die  Verkehrs- 
zeit  mit  dem  Lande  beschränkt  sich  auf  unverbältnifsrnäfsig  kurze 
Zeit.  Diese  kann  aber  durch  praktische  Mafsregeln  sehr  ausgenutzt 
werden,  da  die  marokkanischen  Bootsleute  äufserst  tüchtige  und 
willige  Leute  sind.  Um  den  Besuch  des  Ausstellungsschiffes  zu 
erleichtern  und  den  Besuchern  nicht  unnOthig  zu  vertheuern,  so 
wurden  in  den  meisten  Fällen  von  der  Expedition  selbst  einige 
Boote  gemiethet,  welche  den  Verkehr  mit  dem  Lande  vermittelten. 
Dies  hatte  zur  Folge,  dafs  sie  oft  mehr  Besucher  halte  als  ihr  lieb 
war,  aus  welchem  Grunde  sehr  bald  die  Gratisbeförderung  der 
Besucher  unterblieb.  War  aber  Mir  Levy  am  Bord  gewesen,  so 
wollte  dessen  Nachbar  auch  sehen  und  hören  was  auf  dem  Dampfer 
los  war.  Er  kam  daher  mit  anderen  Wifsbegierigen  an  Bord  und 
theilte  sich  mit  diesen  io  die  Kosten. 

Im  Gegensatz  zu  d*>n  Unannehmlichkeiten,  welche  der  Verkehr 
zwischen  Schiff  und  Land  erzeugt,  verdienen  andererseits  aber 
auch  die  Vortbeile  bervorgeboben  zu  werden,  welche  eine  Aus- 
stellung von  Mustern  an  Bord  eines  Schiffe»  im  Vergleich  zu  dein 
Aufbau  derselben  am  Lande  hat.  Der  durch  den  letzteren  ent- 
stehende Zeitverlust  ist  enorm,  die  Mictbe  geeigneter  Ausstellungs- 
räume ist  mit  grofsen  Schwierigkeiten  und  Kosten  verknüpft.  Um 
die  an  Bord  befindlichen  Manufacturmuster  durch  Geschäftsreisende 
den  Interessenten  vorzuführen,  hätten  20  Musterreitcr  nicht  genügt, 
ganz  abgesehen  davon,  dafs  diese  die  zahlreichen,  zum  Theil  sehr 
grofsen  Maschinen  weder  auf  die  Reise  nehmen,  noch  in  Betrieb 
hätten  setzen  können,  was  theilweise  durch  die  Dampfmaschine  des 
Schiffes  geschah!  Dafs  die  Leistungen  der  zahlreichen  Reisenden 
unendlich  kostspieliger  gewesen  »ein  würden,  als  die  der  Expedition, 
iat  unter  den  gedachten  Umständen  leicht  erklärlich.  Dazu  kommt 
der  weitere  Umstand,  dafa  der  einer  Expedition  zur  Verfügung 


stehende  Dampfer  die  Orte,  welche  er  beauchen  will,  direkt  an- 
läufl,  während  ein  Reisender  in  der  Wahl  seiner  Tonr  von  be- 
stehenden Verkehrslinien  abhängig  ist  und  in  Folge  mangelhafter 
Anschlüsse  »ehr  viel  Zeit  verliert. 

Doch  nun  genug  von  Alledem!  Dafs  die  schwimmenden  Muster- 
lager noch  aufserordentlich  vcrbcsserungsfäbig  sind,  steht  aufs?r 
Zweifel,  auch  nach  den  Erfahrungen,  welche  mit  dem  „Gottorp“ 
gemacht  worden  sind.  Was  aber  das  Urtheil  über  die  sachliche 
Berechtigung  nnd  die  Nützlichkeit  derartiger  Expeditionen  anbetrifft, 
ao  möge  man  warten  bis  die  endgültigen  Ergebnisse  der  lödGer 
deutschen  Handclsexpcdltion  vorliegen.  Noch  sind  es  kaum  9 Mo- 
nate, dafs  dieselbe  ihre  Tour  beendet  hat  und  nach  einem  so  kurzen 
Zeiträume  ist  ea  jedenfalls  verfrüht  und  daher  ungerechtfertigt, 
wenn  der  Verfasser  des  obigen  Artikels  zu  dem  Resultat  gelangt, 
dafs  „die  Form,  in  der  bis  bente  die  Projekte  solcher  Unter- 
nehmungen sich  uns  darstellten,  für  uns  wenig  Aussichten  auf  Er- 
folg bieten“.  Entscheidend  allein  ist  der  Erfolg,  und  über  diesen 
zu  berichten,  werden  zunächst  wir  allein  in  der  Lage  sein. 

Süd -Amerika. 

Schifffahrt  auf  dem  Camaquam  - Flusse.  Von  Dr.  H.  von 

Jhering.  (Originalbericht  aus  Säo  Lourenco.)  Die  Caraa- 
quam-Rcgion  ist  neuerdings  in  Folge  der  kolonisatorischen  Pläne 
des  „Deutschen  Kolonialvereins“  oft  genannt  worden;  sie  verdient 
daher  wohl  auch  einmal  eine  genauere  Schilderung  in  Bezug  auf 
ihre  Verkehrsverhältnisse,  worüber  bisher  oiemals  etwas  pubüzirt 
wurde.  Es  scheint,  dafs  die  Hetzereien  der  Gegner  des  Säo-Feli- 
ciano- Projektes  dieses  zu  Fall  gebracht  haben,  trotzdem  dafs  die 
bezüglichen  Lügen,  welche  sich  Anfangs  in  der  Tagespreise  breit 
machten,  abgethan  sind.  Selbst  in  diesem  Falle  abcT  ist  es  klar, 
dafs  die  Serra  do  Herval  kolonisirt  werden  wird;  denn  sie  ist  in 
der  Provinz  Rio  Grande  do  Sul  gegenwärtig  das  einzige  näher  ge- 
legene Gebiet,  auf  welchem  ohne  Herstellung  von  Eisenbahnen  usw. 
eine  gröfsere  Kolonie  angelegt  werden  kann.  Grofse  zusammen- 
hängende Waidparticen  bieten  sich  in  Rio  Grande  im  Übrigen  nur 
noch  im  fernen  Westen,  am  Uruguay  dar.  Die  Zeit  zur  Er- 
scbltefsung  dieses  prachtvollen  Kolonisalionsgebietes  wird  aber 
erst  da  sein,  wenn  die  vom  Quaratim  aus  den  Uruguay  entlang 
geführte  Eisenbahn  bis  zu  den  „Missionen“  verlängert  ist,  oder 
sonstwie  günstigere  Absatzbedingungen  geschaffen  sind,  als  sie 
jener  Region  heute  eigen  sind. 

An  eine  Besiedelung  der  „campos*  werden  Kolonisationsge- 
sellsehafteD  nicht  denken  können.  Die  besseren  Campos,  wie  z. 
B.  in  der  Nähe  von  Hage,  sind  dafür  viel  zu  theuer,  nnd  die 
billigen  sind  grofsentheils  zu  schlecht  dazu.  Sind  doch  die  Rio- 
grandenser  Campos  fast  durchweg  sehr  viel  schwächer  als  jene  des 
Estado  Oriental  (Uruguay)  oder  gar  der  argentinischen  Pampas. 
Man  kann  sich  das  schon  leicht  klar  machen,  wenn  man  bedenkt, 
dafs  am  La  Plata  das  Vieh  mit  2 Jahren  schoa  soweit  ist,  wie 
hier  mit  3 bis  3l/2  Jahren,  weshalb  denn  auch  am  La  Plata  da« 
Vieh  am  Ende  des  zweiten,  hier  erst  mit  3 bis  4 Jahren  kastrirt 
wird.  Der  bessere  hiesige  Kampbodeu  kann  vollkommen  der  Land- 
wirtschaft dienen,  aber  doch  nur  für  relativ  kurze  Zeit,  und  für 
Düngung  grofser  Ackerflächen  ist  es  bei  den  hiesigen  Verhältnissen 
sehr  schwierig,  genügende  Mengen  Dünger  zu  beschaffen.  Neuer- 
dings haben  eine  Anzahl  deutsche  Landwirte  auf  Kampboden  io 
der  Cahygregion  sich  angekauft;  leider  lautet  das,  was  man  bisher 
über  ihre  Erfolge  hört,  trotz  der  billigen  Arbeitslöhne,  welche  dort 
znr  Verfügung  stehen,  nicht  günstig.  Jedenfalls  kann,  wer  mit  frem- 
den Leuten  arbeiten  mul»,  niemals  gegen  die  billige  Arbeit  des  Kolo- 
nisten und  seiner  Familie  aufkommeu;  er  wird  daher  nur  dann  be- 
stehen können,  wenn  er  durch  industriellen  Betrieb  höheren  Nutzen 
aus  seinen  Produkten  ziehen  kann,  oder  wenn  er  sich  auf  Spezia- 
litäten wirft,  welche  durch  höheren  Ertrag  auch  das  Halten  von 
Lohnarbeitern  gestattet.  So  können  wohl  geschulte  Landwirthe 
an  Kampwirthschaft  denken,  nicht  aber  Kolonisten  und  Koloni- 
sationsgesel  Ischaften . 

Die  Basis  aller  Kolonisationsunternehmungcn  war  daher  bisher 
in  Brasilien  und  bleibt  wohl  auch  bis  auf  Weiteres  das  fruchtbarere 
Land  der  Gebirgswaldungen.  Solcher  Ländereien  giebt  es  wohl 
noch  viele  io  der  Provinz;  die  besseren  aber,  sofern  sie  nicht 
Gegenstand  eines  Prozesses  sind,  sind  zu  weit  abgelegen,  oder  es 
handelt  sich  doch  nur  uru  kleine  Parzellen  von  einer  oder  einigen 
wenigen  Quadratleguas.  Wenn  wir  von  dem  Alto  Uruguay  abschen, 
an  dem  ohne  sehr  bedeutendes  Kapital  nichts  zu  machen  ist,  so 
bietet  sich  als  einzige  gut  gelegene  Waldregion,  auf  der  eine  grofse 
Kolonie  entstcbcu  und  »ich  ausbreiteu  köunte,  lediglich  die  Serra 
do  Herval  dar,  wo  es  im  weiteren  Umkreiso  von  S&o  Feliciano  noch 
zahlreiche  Regierungsländereien  und  billige  Privatbesilzc  giebt.  Es 


Nr.  22. 


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EXPORT,  Organ  des  Centralvereina  für  Handelageographie  etc. 


1887. 


wäre  io  der  That  »ehr  zu  bedauern,  wenn  ein  so  günstiges  grobes 
Gebiet  der  deutschen  Kolonisation  verloren  gehen  und  schlicfslicb 
von  der  Regierung  mit  Italienern  besiedelt  werden  sollte.  In  jedem 
Kalle  aber  wird  hier  koloniairt  werden,  und  deshalb  dürften  die 
folgenden  Schilderungen  von  Werth  sein.  Sic  bilden  eine  Ergän- 
zung zu  meinem  Berichte  über  den  Camaquain  und  seine  Schiffbar- 
keit, welcher  sammt  der  orientirenden  Karte  in  „Petermanns  Geo- 
graph. Mittheilungen“  erscheinen  wird. 

Die  Erforschung  des  Camaquamstromes  auf  seine  Schiffbarkeit, 
welche  im  Aufträge  des  „Hermann“  resp.  des  „Deutschen  Kolonial- 
vereins“ von  mir  in  Verbindung  mit  Herrn  H.  Soyaux  ausgeführt 
wurde,*)  ergab  als  Resultat,  dafs  der  Flufs  bei  mittlerem  und  selbst 
niederem  Wasserstande  etwa  13  bis  14  Leguas  (ä  6,6  km)  weiter 
aufwärts  bis  zur  ersten  Stromschuelle  für  kleine  Dampfer  von 
wenig  Tiefgang  (O^e  m)  befahrbar  ist.  Die  einzige  Stelle,  an  der 
bei  besonders  niederem  Wasserstande  der  Schifffahrt  ein  Hinder- 
nis erwächst,  ist  eine  Kiesbank  an  der  Sanga  escura  etwas  »uber- 
halb  des  Chrystall,  an  welch  letzterem  Platze  die  erste  „cachoeira“ 
(Wasserfall)  gelegen  ist,  und  wo  zugleich  die  passendste  Stelle 
znr  Anlage  eines  Halteplatzes  resp.  Hafens  sich  befindet.  Grober 
Arbeiten  bedarf  es  daher  nicht,  am  den  Flufs  bis  zum  Chrystall 
„schiffbar“  zu  machen,  da  aufser  Arbeiten  zur  Vertiefung  des  Fahr- 
wassers an  der  übrigens  wenig  über  100  m langen  Kiesbank  der  I 
Sanga  escura,  resp.  zur  Umgehung  dieser  Stelle  durch  die  Wieder- 
eröffnung eines  günstigeren  alten  Armes,  nur  die  Entfernung  der 
vom  Strome  mitgeflöfsien  Baumstämme  nötliig  ist.  Die  Angaben 
meines  ausführlichen  Berichtes,  auf  den  ich  verweise,  haben  zu 
Anfang  dieses  Jahres  eine  vollkommene  Bestätigung  erfahren  durch 
eine  Unterjochung,  welche  Ingenieure  der  Regierung  in  deren  Auf- 
träge anstellten.  Dieselben  fuhren  mit  einem  O^s  m tief  gehenden 
Dampfer  den  Flufs  bis  zur  Sanga  escura  12  Leguas  weit  aufwärts. 
Da  au  dieser  Stelle  der  Dampfer  nicht  weiter  konnte,  so  setzte 
mau  iu  „canoas“  die  Weiterreise  fort.  Hierbei  ist  aber  zu  bemerken, 
dafs  der  Wassersland  des  Cnmaquara  wie  auch  der  Lagoa  dos  , 
patos  in  diesem  Jahre  viel  niedriger  war,  als  zur  Zeit  unserer 
Exploratioustour.  leb  habe  in  den  zwei  Jahren,  die  ich  an  der  I 
Lagoa  dos  patos  wohne,  sie  und  die  zufliefsendeo  Bäche  u«w.  nie 
so  niedrig  gesehen  wie  dieses  Jahr;  den  sichersten  Beweis  hierfür 
liefert  der  Umstand,  dafs  die  unter  das  Niveau  des  Ozeans  her- 
untergesunkene Lugoa  dos  patos  im  Februar  1667  Salzwasser  ent- 
hielt, das  also  Wasser  aus  dem  Meere  cingedrungen  ist. 

Wenn  somit  selbst  bei  allcrniederstem  Wasserstande  der  Flufs  , 
bis  zur  Sanga  escura  für  Dampfer  befahrbar  ist  und  nach  Erledigung 
der  hier  oöthigen  Arbeiten  bis  zum  Chrystall  der  Schifffahrt 
keinerlei  Hindernifs  im  Wege  steht,  so  ist  es  klar,  dafs  ich  voll- 
kommen gerechtfertigt  bin,  wenn  ich,  unbekümmert  um  das  Ge- 
schwätz von  Leuten,  die  den  Flufs  nur  an  den  Pässen  kennen 
gelernt,  aber  in  voller  Übereinstimmung  mit  allen  wirklichen  Ken- 
nern**) des  Camaquam,  zumal  den  Schiffern,  die  einen  grofsen  Theil 
ihres  Lebens  auf  demselben  zugebraebt  haben,  diesen  Flufs  in 
seinem  Unterlaufe,  von  der  Barre  bis  zum  Chrystall  für  schiffbar 
erkläre.  Von  Chrystall  aus  führen  gute,  das  ganze  Jahr  hindurch 
fahrbare  Wege  zu  der  nabe  gelegenen  Kolonie  Säo  Feliciano,  von 
wo  aus,  sobald  eine  Brücke  über  den  Subtil  gebaut  ist,  die  Kolo- 
nisten bequem  in  einem  Tage  zum  Chrystall  biofabren  und  nach 
Hause  zurückkehren  können.  Nimmt  man  hinzu,  dafs  der  Boden  zwar 
schwächer  als  io  den  besten  Lagen  der  alten  Kolonieen,  aber  brauch- 
bar und  noch  besser  ist  als  jener,  auf  welchem  die  nahe  gelegene 
Kolonie  Säo  Lourengo  cinporblüht  — so  sind  das  Alles  That- 
sacben,  die  jetzt  endlich  nicht  weiter  bestritten  worden,  und 
welche  die  vollkommenste  Rechtfertigung  für  meine  Empfehlung 
von  Säo  Feliciano  als  Grundlage  eines  neuen  Kolonisationsunter- 
nebmens  enthalten. 

Hiernach  kann  es  keinem  Zweifel  unterliegen,  dafs  der  Cama- 
quam eine  wichtige  Rolle  im  wirtschaftlichen  Leben  der  Serra  do 
Herval-Region  zu  spielen  berufen  sein  wird.  Wenn  er  dies  bisher 
nicht  tkut,  so  liegt  der  Grund  davon  nicht  an  der  mangelnden 
Schiffbarkeit,  sondern  an  der  starken  Strömung,  welche  die  Fahrt 
stromaufwärts  zu  einer  sehr  mühsamen  macht.  Dagegen  gelangen 
Flöfse  alljährlich  den  Flufs  hinab,  auf  welchem  bisher  nur  „canoas“ 
als  regelmäfsiges  Verkehrsmittel  im  Gebrauche  sind.  Ferner 
passirten  den  Strom  schon  häufig  grofse  Segelschiffe  von  50  Ton- 
nen Ladekraft  und  mehr,  welche  in  Säo  Jose  erbaut  wurden.  Die 


*)  Vergl.  hierüber  Herrn  H.  Soyaux’  Reisebericht  in  der  „Deutschen 
Kolontalzeitung*  1866  Heft  22  p.  747  ff. 

•*)  Einer  der  gründlichsten  derselben,  Lac.  Joaquini  Manne I Fer- 
reira, sagte  mir  erst  kürzlich,  als  ich  ihm  von  den  gegen  meine  Aussagen 
gerichteten  Bedenken  uaw-  erzählte:  „Ich  will  mir  den  Hals  In  den  Block 
spannen  lassen,  wenn  ich  nicht  den  Flufs  vollkommen  arblffbar  machen 
sollte,  und  das  mit  geringen  Kosten  * 


in  der  Nähe  des  C&maquatn  gelegenen  Ortschaften,  für  welche  der 
Flufs  einst  zur  wichtigen  Verkehrsader  werden  wird,  stehen  mit 
ihren  resp.  HafenpläUeo  durch  zum  Tbeil  sehr  langwierige  Wagen- 
Fahrten  in  Verbindung. 

Die  ganze  Bewohnerschaft  der  unteren  Camaquatnregion  pro- 
duzirt  wenig.  Es  wohnen  hier  nur  Brasilianer,  welche  wesentlich 
von  Wühlarbeiten  usw.  leben.  Sie  hauen  Brennholz,  Pfosten  usw.  aus 
Bäumen,  welche  grofsenthcils  höher  oben  am  Flufs  gefällt  und  bioab- 
geflufst  werden,  oder  sie  brennen  Kohlen,  schälen  Lobe  usw.  Land- 
wirtschaft wird  aber  nebenher  und  in  geringem  Malsstabe  betrieben, 
sodafs  Bohnen  oder  Mais  von  Rio  Grande  als  Rückfracht  zum  Ca- 
maquam gebracht  werden.  Das  wird  sieb  sicher  einst  ändern. 
Selbst  von  der  Kolonisirung  der  Serra  do  lierval  abgesehen,  fin- 
den sich  am  Camaquam  selbst  viele  Strecken  besten  Waldlandes, 
welche  nicht  überschwemmt  werden.  Diese  vor  Überschwemmung 
geschützten  Stellen  enthalten  so  vortrefflichen  Boden,  dafs  inan  auf 
ihnen  bis  za  60  Sack  Bohnen  von  einem  Sacke  Anssaat  erntet, 
während  der  Kolonist  von  Säo  Louren^o  mit  wenig  mehr  als  der 
Hälf  e sich  begnügen  xnufs.  Gegenwärtig  herrscht  in  der  Cama- 
quamgegend  gerade  über  diese  Ufcrwalduogen  des  Stromes,  welche 
denselben  in  einer  Breite  von  2 bis  4 km  beiderseits  eins&uineu, 
viel  Aufregung,  da  man  ermittelt  baben  will,  dafs  dieselben  dem 
Staate  gehören  und  nicht  den  angrenzenden  Estanzieiros,  welche 
sie  für  sich  in  Anspruch  nehmen.  Es  sollen  die  Titel  derselbeo 
sieb  nur  auf  Kampländereien  beziehen,  sodafs  dieselben  ihre  Besit- 
zungen ohne  Recht  bis  an  das  Flufs  ufer  ausgedehnt  hätten.  Die 
Zukunft  wird  diese  Frage  entscheiden,  der  man,  wie  mir  sebeiot, 
in  Bezug  auf  künftige  Kolonisalionsbestrebungcn  mehr  Bedeutung 
beitnifst  uls  sie  wohl  bat.  Die  Hauptmasse  dieser  Waldungen  ist 
den  Überschwemmungen  ausgesetzt;  höher  gelegeuea  und  sehr 
fruchtbares  Laud  existirt  dagegen  zwischen  Säo  Jose  und  dem 
Passe  von  Mendonza,  und  dies  wird  für  landwirtschaftliche 
Zwecke,  eventuell  selbst  für  Anlage  einer  kleineren  Kolo- 
nie wohl  beachtenswert  sein.  Brasilianer,  welche  dort  gröfsere 
Besitztümer  baben,  liehen  mich  wissen,  dafs  sie  gegebenen  Falles 
ihre  Ländereien  zu  mäfsigen  Bedingungen  verkaufen  würden. 

Sobald  irgendwelche  kolonisatorische  Unternehmungen  in  der 
Ca waqnam- Gegend  in  Gang  kommen,  wird  ein  Daropferverkehr  auf 
dem  Flusse  nicht  auf  sich  warten  lassen.  Mit  Rücksicht  hierauf 
soll  es  in  diesem  Artikel  meine  Aufgabe  sein  zu  schildern,  welcher 
Schiffsverkehr  zur  Zeit  von  der  Barre  des  Camaquam  aus  betrieben 
wird. 

Cher  die  Binnenschifffahrt  auf  den  Gewässern  der  Provinz  Rio 
Grande  do  Sul  hat  kürzlich  Herr  P.  Langbans  eine  sehr  ver- 
dienstliche kleine  Studie*)  veröffentlicht.  Indem  ich  hier  auf  die- 
selbe verweise,  muh  ich  doch  in  Bezug  auf  die  hier  gebräuch- 
lichen Segelschiffe  das  dort  Bemerkte  ergäazen. 

Die  Segelschiffe,  welche  mit  der  Lagoa  dos  patos  verkehren 
sind  sämmtlich  Zweimaster;  man  nennt  sie  I.anchäo,  iliate  und 
Palhabole.  Letzteres  bezeichnet  die  gröfsteu  und  liefstgehendeo 
derselben,  welche  mehr  als  6 Segel  besitzen,  was  bei  den  beiden 
anderen  nicht  vorkommt;  dieselben  verkehren  nur  zwischen  Porto 
Alegre  und  Rio  Grande.  Übrigens  kann  auch  eine  Hiatc  durch 
Anbringen  von  mehr  Segeln  tum  Palbabote  nmgewandelt  werden. 
Zwischen  Säo  Louren^o  und  Rio  Grande  oder  Barre  des  Camaquam 
und  Rio  Grande  verkehren  nur  „Hiates“  und  „Lanchoes“  (Mehr- 
zahl von  „Lanchao“).  Beide  haben  am  Hintertheile  eine  kleine 
Kajüte,  in  der  3 bis  4 Mann  schlafen  und  ihre  Kleider,  Wert- 
sachen und  Vorräte  aufbewahren  können.  Eine  grofse,  durch  einen 
Deckel  verschliefsbare  Öffnung  führt  io  den  grofsen  mittleren 
Hauptraum  des  Schiffes,  welcher  cur  Aufnahme  der  Ladung  bestimmt 
ist,  den  sogenannten  Porio.  Beim  Lanchao  bestehen  die  beiden 
Masten  je  aus  einem  einzigen  Baume,  wogegen  bei  der  Hiatc  ein 
Oberstück  (Maatareo)  an  den  Mast  (Mastro)  augesetzt  ist  Kleinere 
Fahrzeuge  mit  nur  einem  Maste,  mit  Ruderbänken  und  einem  Tief- 
gang von  lVs  bis  4 Palmos  (ä  0,33  m)  nennt  man  Lancbas;  fehlen 
die  Ruderbänke,  so  hoifaen  sie  Cbaiuppas.  Die  Hiates  und  Lao- 
chöe*  (sprich  Lanscböängs)  haben  einen  Tiefgang  von  3 bis  7 
Palmos  und  eine  Ladekraft  von  10  bis  60  Tonei aaaa  raetricas**) 
(ä  1000  kg).  Zwischen  Porto  Alegre  und  Rio  Grande  und  von  da 
nach  Jaguaräo  fahren  auch  einzelne  gröfsere  Hiates  bis  zu  100 
Toneladas  Gehalt  und  11  Palmos  Tiefgang,  nach  Säo  Lourea^o 
oder  dem  Camaquam  aber  nicht,  weil  die  betreffenden  Barren  keine 
tiefergehenden  Fahrzeuge  zulassen. 

Die  Barre  voo  Säo  Loureogo  bat  in  der  Regel  3 bis  5 Palmos, 


•)  P.  Langban*:  Dio  Binnenschifffahrt  fn  Rio  Grande  do  Sol.  Deutsch« 
Rundschau  f.  Oeogr.  u.  Statistik.  VIII.  Jabreang  1666  Heft  12. 

•*)  Dio  „Tonelada  hraziltlm*  hat  7&1  kg  oder  54  alte  Arrobaa, 
ä 14,*«  kg. 


1887. 


S47 

EXPORT,  Organ  de»  Central  verein»  für  Hnudölugeographie  etc. 


Nr.  22. 


jene  des  Camaquam  6 bis  7 Palmos  Fahrwasser,  and  demnach 
nulsscn  auch  die  Schiffe  eingerichtet  nein.  Es  gehen  daher  jene 
vom  Camaquam  tiefer  und  laden  bis  50  Tonnen  gegenüber  ca.  25 
bis  35  Tonnen  bei  jenen  von  8äo  Lourengo.  Bei  NO-Wind  steigt 
das  Wasser  an  diesen  beiden  Barren,  bei  SW  sinkt  es.  Da  aber 
die  Hiates  von  Rio  Grande  meist  ungeladen  oder  mit  wenig  Ladung 
kommen,  und  zwar  mit  S oder  SW,  so  schadet  ihnen  der  bei 
diesem  Winde  bestehende  niedere  Wasserstand  nur  wenig.  Umge- 
kehrt brauchen  sie  zur  Abfahrt,  wenn  sie  volle  Ladung  haben,  NO, 
bei  dem  sie  in  der  Regel  leicht  die  Barre  passiren.  Ist  aber,  zu- 
mal im  Sommer,  drr  Wasserstand  der  Lagoa  überhaupt  ein  niedri- 
ger, ao  bleiben  eie  ln  der  Lagoa  vor  der  Barre  vor  Anker  liegen 
und  lassen  durch  flach  gebaute  Kähne  das  Aus-  und  Einladen  der 
Fracht  besorgen.  Solche  Kahne  mit  Flacbboden  nennt  man  Cahi- 
cos,  wenn  sie  am  Vorderende  („proa“)  und  am  Hinterende  („popa“) 
spitz  zulaufen,  und  Chatas,  weun  das  Hinterende  breit  abgestutzt 
endet.  Diese  Kähne  hat  man  natürlich  in  sehr  verschiedener 
Gröfse;  aber  in  der  Gegend,  von  der  wir  hier  sprechen,  laden  die 
grufsten  bis  20  Tonnen  bei  8 Palmos  Tiefgang.  Masten  haben 
die#e  Leichterschiffe  nicht.  In  den  gröfseren  Häfen,  wie  Rio  Grande 
oder  Porto  Alegrc,  bat  man  noch  abgetakelte  Hiates,  welche  als 
Depöts  dienen  und  Barcassas  heifsen  (Hulks). 

Nach  diesen  Erörterungen  wird  man  sich  ev.  mit  den  Schiffern 
leicht  verständigen  können.  Zu  bemerken  ist  dabei  nur,  dafs  man 
auf  den  nach  Porto  Alegrc  strömenden  Flüssen,  namentlich  dem 
Rio  dos  Sinos,  Fahrzeuge  ohne  Masten  hat.  welche  mit  Stangen 
fortgeschoben,  oder,  wunu  diese  keinen  Gruod  finden,  mittelst  Ru- 
der bewegt  werden,  und  welche  man  dort  auch  Lancböe-s  nennt 
Einige  derselben  haben  auch  einen  umlegbarvn  Mast  Ich  glaubte 
diese  trockenen  Daten  hier  ausführlich  millhcilen  zu  sollen,  weil 
man  in  keinem  Buche  oder  Artikel  dieselben  richtig  uud  vollstän- 
dig xnsammengestellt  finden  wird.  Alle  Besitzer  dieser  auf  den 
Flüssen  uud  vou  diesen  über  die  Lagoa  bin  verkehrenden  Schiffe 
müssen  brasilianische  Bürger  sein,  sodafs  Deutsche,  welche  nicht 
uaturalisirt  sind,  einen  brasilianischen  Besitzer  vorschiehen,  wel- 
chem gegenüber  sic  sich  durch  Gegendokument  zu  sichern  suchen. 
Das  Richtigere  ist  natürlich,  dafs  sie  sich  uaturalisiren  lassen,  wie 
das  auch  gegenwärtig  allgemein  geschieht.  Nur  die  Küstenschiff- 
fahrt ist  den  Angehörigen  aller  Nationalitäten  frei  gegeben,  zum 
Vortheil  des  Handels,  welcher  dadurch  für  Xarque  usw.  billige 
Frachten  nach  dem  Norden  des  Kaiserreiches  gewinnt,  zum  grofson 
Verdrufs  der  Schiffsrheder,  welche  schou  oft,  wiewohl  bisher  ver- 
geblich, bet  dem  Parlamente  die  Rücknahme  des  betreffenden  Ge- 
setzes erbaten. 

Die  gröfseren  von  diesen  Hiates  sind  90  bis  95  Palmos  lang 
und  22  bis  24  Palmos  breit.  Die  kleineren  kosten  2 bis  3,  die 
gröfse ren  4 bis  5 Contos  de  Reis  (1  Conto  z.  Z.  ca.  1800 «,#).  Ad 
Bemannung  hesitzen  dieselben  3 bis  4 Leute;  davon  erhalten  der 
„Paträo“  50$  000  Rh.  und  die  „Cameradas*  32  $ 000  11s.  monatlich 
sowie  freie  Verpflegung,  welche  im  Ganzen  eine  monatliche  Aus- 
gabe von  40-  bn  60  $ 000  Rs.  repräsentirt  Der  erstere  ist  zugleich 
der  Steuermann  uud  tnufs  in  Uio  Grande  auf  der  „Capitania  do 
porto**  examinirt  sein,  auf  welcher  auch  die  Hiate  eingetragen  und 
auf  ihren  Tonneogehalt  untersucht  werden  mufs.  Auf  der  „Capi- 
tauia  do  porto*  sind  an  Abgaben  für  „Matricula,  Liccnga“  usw. 
halbjährlich  6-  bis  10  $ 000  Ra.  zu  zahlen.  Dazu  kommen  jährlich 
noch  ca.  17$0D0  Ra.  für  Kaigebühren  (Caes)  und  Steuern  an  die 
„Mesa  de  rendas“  uud  für  jede  einzelne  Reise  2 $ 000  Rs.  au  die 
Munizipalkammcr  von  Rio  Grande. 

Eine  erhebliche  weitere  Ausgabe  bildet  die  meist  alljährlich 
vorgenommene,  mehrere  Wochen  dauernde  Reparatur  der  Hiate. 
Letztere  wird  dann  frisch  kalfatert,  eventuell  werden  schadhafte 
Bretter  durch  neue  ersetzt,  und  zuletzt  wird  der  Austrieb  mit  Öl- 
farbe erneuert. 

Am  ersten  Sonntag  jeden  Monats  mufs  sich  der  Patron  der 
Hiate  auf  der  „Capitania  do  porto*  präseutiren,  oder  falls  er  gerade 
am  Camaquatn  weilt,  bei  dem  dortigen  „Capataz  do  porto“  (Snr. 
Joäo  Emil  io).  Es  werden  dann  etwaige  Veränderungen  im  Per- 
sonal der  Bemannung  (Tripolagäo)  des  Schiffes  uotirt.  Neu  ein- 
trelcnde  Steuerleute  müsseu  in  die  Matrikel  in  Rio  Grande  ein- 
getragen werden,  worüber  ein  Schein  für  l$500Rs.  verabfolgt  wird. 
Nimmt  der  Besitzer  einer  Hiate  einen  neuen  Mutrosen  auf,  so  mufs 
das,  falls  er  am  Camaquatn  weilt  und  das  Schiff  versichert  ist, 
Rogicich  dem  „Capataz  do  porto*  angezeigt  werden,  andernfalls 
erst  io  Rio  Grande. 

Die  Hiates  vom  Camaquatn  machen  im  Jahre  ca.  12  bis  24 
Rundreisen,  jene  von  Sio  Loureugo  doppelt  so  viel,  nämlich  2,  oft  auch 
3 Reisen  im  Monat  Der  Grund  mag  nicht  sowohl  in  der  längeren 
Fahrt  liegen  als  an  der  gröfseren  Mühe,  die  Fracht  des  gröfseren 
Schiffes  uuterzubringen,  zumal  vom  Camaquam  nur  Holz  und  Kuhlen 


usw.  kommen,  von  Süo  Lourengo  aber  Kolonieprodukte  aller  Art. 
Auch  haben  die  gröfseren  Geschäftshäuser  von  Säo  Lourengo  in 
Rio  Grande  ihren  eigenen  Verkäufer  („caixeiro“),  während  auf  deu 
Camaquam- Hiates  der  Patron  zugleich  der  Verkäufer  ist.  Haupt- 
fracht ist  für  die  Camaquam- Hiates  Brennholz,  wovon  eine  grofse 
Hiate  von  50  Toneladas  Gehalt  12  000  Scheit  ladet.  Dieses  Brenn- 
holz ist  4*/j  Palmos  lang,  während  das  viel  kleinere  von  Sio 
Lourengo  3 bis  31/-’  Palmos  lang  ist,  sodafs  von  letzterem  eine 
Hiate  doppelt  so  viele  Scheite  laden  kann  als  von  jenem.  Als 
Verkaufseinheit  gilt  das  Hundert  Scheit  (gegen  80  als  eine  sogen, 
„talha“  bei  Porto  Alegre).  Eine  Hiate  vou  50  Toneladoa  lädt 
zwar  in  Steinen  50000  kg  Ladung,  nicht  aber  in  Holz,  Kohlen 
oder  Lobe,  von  letzterem  z.  B.  nur  200  Arrobas  ä 14^*,  kg. 

Andere  Fracht  als  Brennholz,  Pfähle  usw.,  Holzkohle  und 
Lohe  kommt  vom  Camaquam  aus  Dicht  oder  doch  nicht  regelmäfsig 
; oder  nennenswert)!  zur  Verladung,  ab  und  zu  Häute,  früher,  als 
die  betreffenden  Preise  höher  waren,  auch  oft  Herva  Mate  von  der 
Serva  do  Uerval,  was  in  letzterer  Zeit  nachgelassen  bat.  Der 
Frachtsatz  dieser  Hiates  beträgt  von  Rio  Grande  zum  Camaquam 
für  die  Arroba  Ladung  160  Rs.,  gegen  200  Rs.  von  Rio  Grande 
zum  Volbaco.  Bei  Steigerung  des  Verkehrs  wird  dieser  Preis 
jedenfalls  erheblich,  vielleicht  auf  100  bis  120  Ra.  pro  Arroba 
hinabgeheu.  Die  von  Rio  Grande  nach  Sio  Lourengo  fahrenden 
Hiates  berechnen  60  bis  80  Rs.  pro  Arroba  Fracht  An  sonstigen 
Frachtsätzen  zwischen  Rio  Grande  und  Camaquam,  resp.  umge- 


kehrt sei  erwähnt: 

1 Sack  Bohnen 600  bis  700  Ra. 

100  Scheit  weifses  Brennholz  12500  Ra. 

100  „ rotbes  „ . 2 2000  Rs. 

Für  Beförderung  eines  Passagiers,  wobei  natürlich  die  Kost 


einbegriffen  ist  lassen  die  Hiates  sieb  8-  bis  lOSOOORa.  bezahlen. 

Im  Ganzen  sind  gewöhnlich  8 bis  10  Hiates  zwischen  Rio 
Grande  und  Burre  des  Camaquam  in  Thäligkeit.  Zur  Zeit  sind  es 
folgende  9,  von  denen  aber  die  zwei  ersten  gelegentlich  auch  andere 
Reisen  als  zum  Camaquam  annehmen.  Vou  deu  folgenden  sind 
mir  nur  die  5 ersten  als  gute  und  noch  nicht  zu  alte  Schiffe  em- 
pfohlen wordeu.  Es  sind: 

„Carolina“  von  Jose  Atoes  de  Castro, 

„Born  Amigo“  von  Jose  Antonio  Guiraaräes, 

„Gloria“  von  Jose  Munoel  Ferreira,  . 

„Dous  Irmäos“  von  Manoel  Joaquim  Ferreira, 

„Doixa  Fallar“  von  „ „ „ 

„Novo  Ritii  von  Francisco  Antonio  da  Silva  juu., 
(genannt  Chico  Costella), 

„Lidadore“  von  Joio  Martins  de  Freitas, 

„8.  Domingo“  von  Ismaele, 

„Vcterano“  vou  Marcos  Luiz  de  Freitas. 

Die  Zahl  der  Hiates,  welche  zur  Barre  des  Velbaco  fahren, 
beläuft  sich  auf  6.  Dieselben  sind  im  VerbÜltoifs  zu  jenen  des 
Camaquam  ungünstiger  gestellt,  da  sie  nicht  in  den  rlufs  ein- 
laufen  können,  sondern  auf  der  völlig  ungeschützten  Rhede  vor 
Anker  geheu  müssen.  Ferner  ist  der  Weg  in  Folge  vieler  weit 
io  die  Lagoa  vortretender  Sandbänke  ein  viel  längerer  und  iu  Folge 
der  Kursänderung  langwieriger.  So  giebt  z.  B.  ein  St)- Wind  die 
ganze  Fahrt  von  Rio  Grande  bis  zum  Camaquam,  nicht  aber  bis 
zum  Velbaco. 

Ungünstig  sind  für  die  Schifffahrt  die  Verhältnisse  der  Ver- 
sicherung. Die  Prämie  von  8%  ist  zu  hoch,  und  dabei  ist  die 
einzige  Gesellschaft,  welche  in  Betracht  kommt,  die  „Perseveranga“, 
sehr  leicht  zu  Cfaikauen  und  Spitzfindigkeiten  bereit.  Mir  wurde 
von  einem  Falle  erzählt,  in  welchem  die  Gesellschaft  sich  ihrer 
Zahlungsverpflichtung  entzog,  indem  sie  sich  dahinter  verschanzte, 
dafs  die  vorgeschriebeoe  Katze  sich  nicht  an  Bord  bcfuudeo  batle! 
Die  Menge  der  kleinlichen  Bedingungen  und  Klaueein  hält  so 
manche  Leut«,  welche  gern  versichert  sein  möchten,  ab,  die  Ver- 
sicherung zu  erneuern. 

Merkwürdig  ist  im  Gegensätze  zu  Säo  Lourengo,  dafs  am  Ca- 
uiaquam  die  Hiates  gröfstentheils  nicht  den  Inhabern  von  Geschäfts- 
häusern gehören,  was  doch  das  natürlichere  Verhältnis  ist.  Es 
lebt  an  der  Barre  des  Camaquam  und  auf  den  Inseln,  welche  in 
er  Mündung  desselben  liegen,  fünf  Vendas  (Geschäftshäuser). 
Dieselben  sind  folgende,  von  der  Barre  stromaufwärts  gezählt: 

Joäo  Marlins  de  Freitas  auf  der  Ilba  do  Joäo  Martina, 
Santiago  (Italiener)  bei  der  Xarqueada  an  der  Barre,  Pedro 
Farias  und  Bruder  (Italiener)  am  Pontal  do  Moreira,  Matbeos 
Taveira  auf  der  11ha  das  tres  bocas,  Jose  Centeio  Lopes  auf 
der  Ilba  de  Costella. 

Die  Veuda  der  Italiener  Varia s ist  gemeinhin  nur  als  die  der 
„Gringos“  bekannt.  Mit  diesem  nicht  sehr  schmeichelhaften  Bei- 
worte werden,  wie  nebenbei  bemerkt  sei,  in  Rio  Grande  nur  die 


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EXPORT,  Organ  des  Ceotttüvereiue  lür  Handolageographie  etc. 


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Italiener  belegt,  nicht  die  Deutsche«).  Im  Verhältnisse  zu  der  ge- 
ringen Bewabnerxabl  dieser  Gegend  erscheint  mir  diese  Zahl  von 
fünf  Geschäftshäusern  zu  hoch.  Ein  solches  Haas  (von  Jo  So  Emil  io) 
ging  denn  auch  kürzlich  ein.  Alle  diese  Geschäftshäuser  sind  klein 
und  arbeiten  mit  geringem  Kapital,  sodafa  sie  für  kolonisatorische 
Unternehmen  als  etwaige  Aufkäufer  von  Produkten  wohl  kaum  in 
Betracht  kämen.  Auch  dieser  Umstand  ist  als  einer  der  Gründe 
anzusehen,  weshalb  die  Kolonie  Säo  Feliciano  bisher  nicht  pro- 
speriren  konnte. 

Einige  Worte  mufs  ich  nnn  noch  hinxofügen  über  die  Barre 
des  Caraaqnam.  Obwohl  ich  hierüber  auf  meinen  Expertise- Bericht 
und  meine  Abhandlung  über  die  Lagos  dos  patoa*)  verweisen  kann, 
sei  doch  noch  das  Wesentlichste  rekapitulirt.  Von  den  fünf  Mün- 
dungen des  Camaquam  sind  nur  zwei  von  Bedeutung  für  die  Schiff- 
fahrt, nämlich  die  Barra  do  Brejo  und  die  Barra  das  trea  bocaa. 
Die  bessere  von  ihnen  ist  die  letxgenannt«,  welche  fast  immer 
1 bis  2 Palmos  mehr  Fahrwasser  besitzt.  Die  Tiefe  des  letzteren  ist  im 
Winter  beträchtlicher,  oft  8 Palmos,  ira  Sommer  über  6 bis  7 bei 
günstigem  Winde  (NO),  wogegen  bei  Rebojo  (S  und  SW)  Über 
4 Palmos  Wasser  über  der  Barre  stehen,  sodafs  dann  die  Schiffe 
oft  vor  der  Barre  liegen  bleiben,  resp.  bei  schlechterem  Wetter 
im  Saco  da  Barreta  vor  Anker  gehen.  Die  Hiates  gehen  ohne 
Ladung  8 bis  4,  mit  solcher  6 bis  7 Palmos  tief.  Das  Fahrwasser  ver- 
ändert sich  vielfach,  durch  Verschiebung  der  Sandbänke  (Cortas). 
Die  Schiffer  markiren  sich  den  Kanal  oft  durch  eingetriebenc 
Stangen  (Balisas),  die  eine  Zeit  lang  der  Strömung  widerstehen. 
Von  Seiten  der  Behörden  geschieht  hierfür  nichts. 

Man  hat  neuerdings  auch  davon  geredet,  die  Barre  des  Cama- 
quam durch  Bsggeruug  zu  vertiefen,  doch  ist  das  eia  aussichts- 
loses Unternehmen.  Eber  könnte  das  an  der  Barre  von  Säo  Lou- 
reuQo  geschehen;  doch  würde  auch  da  nur  ein  dauernder  Erfolg 
in  erzielen  sein,  weon  zuvor  ein  Steindamm  von  150  bis  200  Bra- 
cas  Länge  (ä  2, 2 m)  in  der  Verlängerung  de«  linken  Ufers  des 
Flosaes  errichtet  würde,  um  als  Schutz  gegen  die  von  NO  immer 
neu  andringenden  Sandmengen  zu  dienen. 

Eine  Verbesserung  dagegen,  welche  für  die  Camaquam  • Barre 
zu  erstreben  wäre,  ist  die  Anlage  einer  Telegraphenatation,  für  welche 
es  nur  einer  kurzen  Zweiglinie  von  2 bis  3 Leguas  Länge  be- 
dürfte. 

Ein  weiteres  Bedürfnifs  endlich  wäre  die  Etabliruog  einer 
Dampferlinie  zwischen  Camaquam  und  Rio  Grande.  Eine  solche 
würde  bei  nicht  zu  häufiger  Fahrt  um  so  eher  bestehen  könoeo, 
als  auch  S&o  Lourenco  dabei  zu  berühren  wäre.  Nach  letzterem 
Orte  fuhr  bereits  früher  einmal  ein  Dampfer,  der  jedoch  wegen 
schlechter  geschäftlicher  Leitung  seine  Thätigkeit  bald  wieder  ein- 
stellte. Am  ehesten  dürfte  eine  der  bereits  bestehenden  Kompa- 
nien, z.  B.  eine  der  nach  Jaguar&o  fahrenden,  sich  ohne  viel  zu 
riakiren,  auf  ein  solches  Unternehmen  einlassen  können.  Vielleicht 
würde  aueh  die  Assemblea  provincial  ein  solches  Unternehmen 
unterstützen,  zumal  wenn  damit  ein  Verkehr  auf  dem  Camaquam- 
fluase  mittels  eines  kleloereu  Dampfers  iu  Verbindung  stüode. 

Alles  in  Allem  bin  ich  überzengt,  dafs  der  Camaqnam-Region 
noch  eine  bedeutende  wirtschaftliche  Rolle  Vorbehalten  ist,  und 
es  würde  mir  zur  grofsen  Genugtuung  gereichen,  in  diesem  Sinne 
meine  bisherigen  Bestrebungen  von  Erfolg  gekrönt  zu  sehen.  Ich 
habe  mir  eine  der  Inseln  in  der  Mündung  des  Flusses,  die  am 
Hauptarme,  dem  Rio  das  tres  bocas  gelegene  Ilba  das  laraugeiras, 
jetzt  11  ha  do  Dontor  genannt,  gekauft  und  ein  geräumiges  Wohn- 
haus dahin  gebaut.  Die  ca.  600  pr.  Morgen  grofse  Insel,  von  der 
grofse  I’artieen  auch  bei  den  stärksten  Überschwemmungen  aufser 
Wasser  bleiben,  enthält  hinreichend  Wald  und  vortrefflichen  Kamp, 
um  mit  Erfolg  bewirtschaftet  zu  werden.  Ich  stehe  dort  denen, 
welche  die  Gegend  kennen  lernen  und  eventuell  sich  da  ansiedelu 
wollen,  gern  zu  Diensten.  Meine  Adresse  bleibt  aber  jeder  Zeit: 
Rio  Grande  do  Snl  (pr.  Snra.  Pietscker  <fc  Cie). 

Zum  Tabaksbau  in  Süd- Brasilien.  Der  in  Säo  Leopoldo,  Prov 
Rio  Grande  do  Sul,  erscheinenden  „Deutschen  Post*  (vom  13.  April 
d.  J.)  entnehmen  wir  Folgendes: 

»Porto  A legre,  9.  April  1887  (Korrespondenz).  In  Verfolg  der  von 
den  Preisrichtern  der  süilaiuerlkanischen  Ausstellung  in  Berlin  über  hiesige 
Produkte  abgegebenen  Urtbcilc  werde  ich  beute  die  Gelegenheit  wahmehmen, 
mich  etwas  eingehender  mit  dem  Artikel  Tabak  tu  beschäftigen.  I.eider  Ul 
auch  die  Beurteilung  diese«  Produktes  keine  ermutigende;  denn  teilweise 
wird  die  Waare  als  zu  wild  und  grob  und  durchschnittlich  als  zu  teuer 
angegeben.  Das  sind  eben  noch  immer  die  alten  Klagen,  welche  beweisen, 
dar»  die  Tabakskultur,  trotz  der  langen  Reibe  von  Jahren,  dafs  sie  unter 
uns  besteht,  nicht  vorwärts  geschritten  ist,  und  dafs  wir  mit  den  Lieferanten 
anderer  Länder  nur  dann  einigermafsen  konkurriren  können,  wenn  der  Kurs 

*)  H.  v.  J bering.  Die  Lagos  dos  patos.  Deutsche  geograph.  Blätter 
Bd.  VIII  1885  S.  16*  bis  ÄOS. 


oder  vielmehr  der  Werth  unseres  Papiergeldes  im  Gegensätze  zu  Gold  40 
bis  50%  unter  pari  ist  Aber  nicht  dieeer  Umstand  allein  ist  e«,  der  uns 
an  den  Weltmärkten  für  Tabak,  wie  überhaupt  für  alle  anderen  Produkto 
hindernd  im  Wege  steht.  Die  Exportsteuer,  welche  Staat  und  Provinz  für 
sieb  in  Anspruch  nehmen  und  die  13%  vom  Werthc  beträgt,  iet  eine  weiten? 
Klette,  die  sich  an  unsere  Entwicklung  hingt  und  sich  besonders  bei  guten 
Kursen  derart  fühlbar  macht,  dafs  unsere  Tabake  nur  zu  ganz  niedrigen 
Preisen,  so  niedrig,  dafs  sie  kaum  die  Arbeit  entschädigen,  für  das  Ausland 
aufgekauft  werden  können.  Diese  Verhältnisse  würden  weniger  schlimm  sein, 
wenn  unsere  Tabaksproduzonton  mehr  auf  Qualität  als  auf  Quantität  »eben 
würden,  wenn  sie,  mit  anderen  Worten,  durch  gröfsere  Sorgfalt  und  mit  mehr 
Aufmerksamkeit  eine  bessere,  theurere  Waare  liefern  würden,  welche  die 
Kursschwankungen  und  Exportzölle  eber  verträgt  und  an  den  fremden 
Märkten  weit  höhere  Preise  holen  würde  als  unser  gewöhnliches  ordinäres 
Produkt,  welches  die  Vereinigten  Staaten  von  Nord-Amerika  wenigsten*  ebenso 
gut,  jedoch  bedeutend  billiger  liefern  als  wir.  Es  giebt  somit  nur  ein  ein- 
ziges Mittel,  unsere  Tabakkultur,  die  auf  den  Kolonien  im  Norden  der  Provinz 
sozusagen  eine  Lebensfrage  ist,  vor  dem  sicheren  Untergange  zu  retten  und 
das  ist:  häufig  Saaraen  wechseln,  gute  Sorten  aussuchen,  weniger  pflanzen 
und  dieses  besser  wie  bisher  zu  behandeln.  So  lange  sich  unsere  Kolonisten 
nicht  entschliefsen  können,  die  Tabakspflanze,  di«  ja  in  dieser  Provinz  sehr 
gut  fortkommt,  zu  veredeln  und  ein  für  allemal  ein  werthvollereB  Produkt 
berxustellen , wird  das  Tabakgescbäft  nie  ein  solides  werden  und  die  Aus- 
dehnung desselben  einzig  und  allein  von  niedrigen  Kursen  abb&ngen,  auf 
die  auf  die  Dauer  nicht  zu  rechnen  Ist  und  die  hoffentlich  bald  ganz  ver- 
schwinden werden.  Der  Tabak  ist  eine  äussersl  zarte  Pflanze,  die  eine 
ebenso  zarte  Behandlung  verlangt." 

Obige  Korrespondenz  ist  für  die  Veranstalter  der  vorjährigen 
Süd  amerikanischen  Auastellung  von  besonderem  Interesse,  da  sie 
beweist,  dafs  die  von  der  Preiajury  gemachten  Ausstellungen  bexw. 
Bemängelungen  der  aüdbrasiliscben  Tabake  von  den  dortigen  In- 
teressenten nicht  unbeachtet  gelassen  werden,  sondern  ihnen  viel- 
mehr als  ein  Sporn  dienen,  die  Tabakskultur  auf  dem  günstigen 
Boden  daselbst  mit  allen  Mitteln  zu  fördern. 

Wir  unsererseits  hoffen,  dafs  der  Riograndenser  Tabak  in  Folge 
der  sich  bebenden  Kultur  in  absebharer  Zeit  ein  bedeutender  Artikel 
auf  dem  Weltmärkte  werde:  die  Möglichkeit  dazu  ist  gegeben,  und 
Sache  der  dortigen  Pflanzer  wird  es  sein,  die  Erreichung  dieses 
Zieles  mit  aller  Macht  in's  Werk  zn  setzen. 

Verelnsnachrlchten. 

Handelsgeographischss  Museum  des  Centralvereins  für 
Handelsgeoaraphie  etc.  zu  Berlin.  Freitag  den  20.  Mai,  Abends 
8 Uhr,  fand  in  den  Räumen  des  Museums,  (Kocbstrafse  27),  eine 
8itxung  der  Museumskonunissioo  statt,  an  welcher  sich  folgende 
Herren  betheiligten:  Qeb.  Rath  Prof.  Weifs,  Prof.  Magnus,  Frei- 
herr von  Münchhausen,  Generalkonsul  Schlesinger,  Direktor 
Geliert,  Major  Hildcr,  Gehricke,  von  Dyhrenfurtb,  C.  L. 
Beck,  Dr.  Tschirch,  Dr.  Witt,  B.  W.  Vogts,  Inspektor  Per  ring, 
Dr.  Weyl,  Hirsch  (Neapel),  Dr.  Jannascb.  Direktor  Dr. 
Rberz,  G.  Wolff  sowie  B.  Loeser  hatten  ihr  Ausbleiben  ent- 
schuldigt Der  Vorsitzende,  Dr.  Jannasch,  legte  iu  längerer  Aus- 
führung dar,  dafs  es  eine  der  Aufgaben  des  Museums  sei,  durch 
dessen  Sammlungen  der  deutschen  Industrie  solche  ausländischen, 
insbesondere  überseeischen  Rohstoffe  zuzuführen,  welche  bisher 
ungekannt,  in  unserer  Industrie  mit  Vortheil  verarbeitet  und  im 
deutschen  Handel  mit  Nützen  verwerthet  zu  werdea  vermöchte«. 
Zu  diesem  Zwecke  sollen  die  gesammelten  Rohstoffe  einheimischen 
Sammlern,  Spezialisten,  Laboratorien,  Museen  usw.  zur  Verfügung 
gestellt  werden,  damit  diese  ihre  Sammlungen  in  methodischer 
Weise  vervollständigen  und  die  nöthigen  Untersuchungen  veran- 
lassen können.  Die  Ergebnisse  derselben  würden  alsbald  dem 
Bureau  des  Vereins  zur  Verfügung  gestellt  und  von  demselben  ver- 
öffentlicht, bexw.  den  Einsendern  der  betr.  Waaren  und  Rohstoffe 
zur  Verfügung  gestellt  werden.  Es  sei  mithin  das  Museum  als  eine 
Zentralstelle  zu  betrachten,  an  welche  die  im  Auslande  lebenden 
Deutschen  mit  Rücksicht  auf  godAchleo  Zweck  Materialien  jeder 
Art  zur  genaueren,  kostenfreien  Untersuchung  (frank irt)  einaenden 
können.  Auf  diese  Weise  würde  das  Museum  ebensowohl  wissen- 
schaftlichen wie  praktischen  Zwecken  dienstbar  gemacht  werden, 
und  jede  Ansammlung  von  Raritäten  nnd  Kuriositäten,  welche 
zahlreiche  Sammlungen  häufig  über  Gebühr  zweck-  und  nutzlos 
belasten,  vermieden  werden. 

Eine  weitere  wichtige  Aufgabe  des  Museums  sei  es,  die  Erzeug- 
nisse der  vorzugsweise  von  Deutschen  bewohnten  Kolonieen  iu 
Süd-Afrika,  Amerika  und  Australien  zur  Anschauung  zu  bringe«. 
Hierbei  habe  man  sich  nicht  nur  auf  die  Sammlung  von  Rohstoffen 
zu  beschränken,  sondern  darnach  zu  streben,  ein  die  gesaxnmte 
Kultur  dieser  Niederlassungen  umfassendes  Bild  zu  geben,  um  ge- 
stützt auf  dasselbe  die  deutschen  Handelsbeziehungen  zn  denselben 
fortgesetzt  anzuregen  und  zu  ermuntern,  das  deutsche  Kapital  an- 
zuregen,  die  wirtschaftliche  Entwickelung  jener  Gebiete  durch 


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EXPORT,  Organ  des  Central  Vereins  für  Handelsgeographie  etc. 


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Unterstützung  gröfserer  Unternehmungen  su  fördern,  die  deutsche 
Industrie  zu  veranlassen,  insbesondere  dnreh  geeignete  Maschinen 
und  Werkzeuge,  sowie  durch  technische  Vertreter  die  Bodenkultur, 
den  Bergbau,  das  Verkehrswesen  usw,  in  diesen  deutschen  Nieder- 
lassungen tu  fördern.  Die  Deutschen  in  diesen  Kolonieen  sind 
hier  die  natürlichen  Pioniere  unserer  Handels-  und  Iudustrieinteresseu 
und  deshalb  müsse  man  suchen  in  methodischer  Weise  die  wechsel- 
seitigen Beziehungen  zu  fördern  und  unseres  Exportindustriellen 
Gelegenheit  geben,  sich  über  die  Kulturzustände  jener  Linder  ein- 
gehend zu  informiren.  Die  zahlreichen  Berichte,  welche  im  Archive 
des  Centralvereins  vorhanden  seien,  die  vortreffliche  Bibliothek  und 
die  Sammlungen  von  Spezia  Ik  Arten  desselben,  welche  eine  besondere 
Abtheilung  des  Museums  bilden,  sowie  die  Tausende  gesammelter 
Photographien,  endlich  die  überseeischen  deutschen  Zeitungen, 
welche  — etwa  60  an  der  Zahl  — im  Lesezimmer  ausliegcn,  geben 
dazu  hinreichend  Gelegenheit. 

Eine  dritte  Aufgabe  des  Museums  sei  es,  die  typischen 
Muster  derjenigen  europäischen  Exportwearen  zu  sammeln,  welche 
auf  überseeischen  Absatzgebieten  zu  Stapelartikeln  und  zur  Standard- 
waare  geworden  seien  und  dieselben  den  deutschen  Exporteuren 
in  ihrer  Originalaufmacbung,  ihren  Mafseo,  Gewichten  usw.  vorzu- 
fahren. Diese  Abtheilung  des  Museums  ist  noch  wenig  entwickelt, 
wenngleich  auch  auf  diesem  Gebiete  bemerkenswerthe  Anfänge  zu 
verzeichnen  seien.  Da  zahlreiche  überseeische  Deutsche  sich  bereit 
erklärt  haben,  diese  Abtheilung  des  Museums  zu  fördern,  so  darf 
bereits  in  nächster  Zeit  auf  eine  gröfsere  Ausdehnung  derselben 
mit  Sicherheit  gerechnet  werden. 

Dagegen  zeige  das  Museum  einen  grofsen  Reichthum  an  über- 
seeischen Rohstoffen,  sowohl  an  Textilpflanzen,  Früchten,  Droguen, 
Mineralien,  Hölzern  usw.,  welche  auf  ihre  technische  Verwendbar- 
keit bin  zu  untersuchen,  die  Mitglieder  der  beute  tagenden  Ver- 
sammlung in  entgegenkommendster  Weise  zugesagt  haben.  An  die 
Ergebnisse  dieser  Untersuchungen  würden  die  betr.  Experten 
ihre  Wünsche  über  weitere  Zusendungen  gleicher  oder  ähnlicher 
Gegenstände  knüpfen,  sodafs  auf  eine  rasche  Vervollständigung 
der  Sammlungen  mit  Sicherheit  umsomehr  zu  rechnen  sei,  als  die 
ausländischen  Deutschen  durch  ihre  bisherigen  Sendungen  ihr  Interesse 
zu  erkennen  gegeben  h&ltcn.  Auch  sei  nicht  daran  zu  zweifeln,  dafs 
bei  dem  grofsen  Interesse,  welches  das  Auswärtige  Amt  an  der 
gedeihlichen  Entwickelung  des  deutschen  Ausfuhrhandels  nehme, 
dessen  auswärtige  Vertreter  nicht  ermangeln  würden  die  in  den 
resp.  Konsularbezirken  ansäfsigen  Deutschen  auf  das  Museum  und 
dessen  Aufgaben  fortgesetzt  binznweisen.  Dasselbe  sei  seiner 
ganzen  Natur  nach  geeignet,  die  Interessen  der  wissenschaftlichen 
Forschung  mit  den  praktischen  Interessen  des  Handels  und  der 
Industrie  zu  verbinden. 

Am  Schlüsse  seiner  Darlegungen  theilt  Referent  noch  mit,  dafs 
die  hiesige  argentinische  Gesandtschaft  im  Aufträge  ihrer  Regierung 
dem  Museum  eine  vollständige  Sammlung  argentinischer  Erze  über- 
wiesen habe,  welche  von  Herrn  Geh.-Rath  Weifs  in  dankens- 
wertester Weise  untersucht  und  katalogisirt  worden  sei.  Herr 
Konsul  Bair  (früher  in  Tokio)  bat  dem  Museum  eine  höchst  be- 
achtenswerte, geschmackvoll  geordnete  japanische  Holzsammlung 
überwiesen.  Die  Hölzer,  welche  raube  und  polirte  Flächen  von 
der  Gröfse  einer  Schiefertafel  zeigen,  sind  von  breiten  Rinden- 
stückeu  eingerahmt  und  an  den  Ecken  mit  Querschnitten  versehen. 
Auf  den  polirten  Flächen  sind  die  Stengel,  Blätter  und  Blütben 
in  sauberster  Weise  gemalt,  sodafs  die  Tafeln  ein  vollständiges 
Bild  der  Pflanze  gewähren.  Referent  spricht  die  Hoffnung  aus, 
dafs  diese  ebenso  instruktiven  wie  geschmackvollen  Darstellungen 
hier  zur  Nachahmung  Anlafs  geben  werden.  Die  Ausführung 
ähnlich  sauber  ausgeführter  Malereien  dürfte  hier  zu  theuer  werden 
und  daher  in  vorteilhafter  und  instruktiver  Weise  durch  Aufkleben 
der  Blätter  und  Blüthen  sowie  haJbirtcr  Stengel  und  präservirter 
Früchte  zu  ersetzen  sein.  Möglich,  dafs  sich  auf  Grund  dieser 
japanischen  Vorbilder  unsere  Industrie  der  Herstellung  ähnlicher  Vor- 
lagen bem&ehtigt  und  dadurch  zur  Belebung  des  botanischen  Unter- 
richts beiträgt. 

Im  Laufe  der  an  diese  Mitteilungen  sich  knüpfenden  Dis- 
kussion, an  welcher  sich  die  Herren  Weifs,  Tschirch,  Magnus, 
Dybrenfurth,  Vogts,  Beck,  Hirsch,  Geliert  beteiligen, 
wird  beschlossen,  die  bisherige  Organisation  des  Museums  auf 
handelsgcograpbischer  Grandlage  beizubehalten  und  einen 
eingehenderen  Arbeitsplan  erst  nach  sorgfältiger  Kenntnisnahme 
der  vorhandenen  Sammlungen  festzustellen.  Die  Ergebnisse  der 
Arbeiten,  Analysen,  Gutachten,  seien  in  den  gemeinsamen  Sitzungen 
zu  erörtern,  und  nach  dem  von  Herrn  C.  L.  Beck  gestellten  und  von 
der  Versammlung  akzeptirteo  Anträge  im  „Export*  za  veröffent- 
lichen sowie  den  iuteressirten  Behörden  und  Privaten,  namentlich 
aber  den  deutschen  Konsuln  im  Auslände  zuzuseuden.  Herr 


Hirsch  wünscht,  dafs  den  ausgestellten  Gegenständen  der  Markt- 
preis beigefügt  werde,  um  so  dem  Kaufmanns  ein  Urteil  über  die 
Bezugsfibigkeit  der  betr.  Sachen  zu  ermöglichen.  Demgegenüber 
wird  geltend  gemacht,  dafs  dies  nur  in  einer  beschränkten  Zahl 
von  Fällen  möglich  sei.  So  sei  es  u.  A.  änfserst  schwierig,  wenn 
nicht  ganz  unmöglich  und  nutzlos  die  Preise  der  Hölzer  in  den 
überseeischen  Häfen  festzustellco,  da  die  auf  den  Auktionen  in 
London  oder  Hamburg  erzielten  Erlöse  den  Preis  bestimmen.  Auch 
schwanken  die  Vorräte  und  Arbeitslöhne  unausgesetzt,  sodafs  für 
längere  Dauer  mafagebende  Preise  gar  nicht  fixirl  werden  könnten. 
Was  könne  es  ferner  nützen,  die  Preise  für  Brasil-Kaffee  anzugebeo, 
welcher  seit  Beginn  d.  J.  um  weit  über  100%  gestiegen  sei? 
Welche  Preisschwankungen  habe  ferner  die  Baumwolle  erfahren  l 
Durch  Preisangaben  in  den  Museen,  werde  das  Urteil  geradezu 
irre  geführt.  Dagegen  stüoden  genaue  Angaben  über  die  Produktions- 
orte der  betr.  Gegenstände,  die  Namen  der  Einsender  and  die  von 
denselben  mitgeteilten  Einzelnbeiten  den  Interessenten  zur  Ver- 
fügung. In  denjenigen  Fällen,  in  welchen  Preise  mitgetheilt  werden 
könnten,  werde  es  geschehen!  Weiter  gehenden  Wünschen  könne 
ein  Museum  und  eine  Versuchsstation  nicht  gerecht  werden,  denn 
die  Fixirung  der  Waarenpreise  sei  Sache  der  Waarenbörsen,  der 
grofsen  Rohstoffmärkte  in  den  Hafenplätzen  usw.  Auch  möge  man 
sich  hüten  die  Aufgaben  einer  noch  werdenden  Institution  mit  zu 
vielen  Aufgaben  zu  belasten.  Erfülle  das  Museum  das  was  als 
sein  Ziel  hingestellt  sei,  so  habe  es  gerade  genug  zu  tun. 

Alsbald  schreitet  die  Versammlung  zur  Konstituirung  der 
Sektionen,  deren  7 gebildet  werden. 

I.  Botanische  Sektion.  Mitglieder  die  Herren : Wittmack, 
Magnus,  Perring,  Tschirch,  C.  Schumann,  Paul 
Hennings,  Sorau er. 

II.  Mineralogische  Sektion.  Mitglieder  die  Herren  W eifs, 
Braumüller,  Tenne,  Grnner,  Käferstein. 

III.  Pharmacognostische  - chemische  Sektion,  Mit- 
glieder die  Herren  Tschirch,  Hennings,  Weyl,  Bernard. 

IV.  Technologische  Sektion,  Mitglieder  die  Herren  Witt, 
K.  Grunert,  Schlicke,  Schlesinger,  Vogts,  Eberz, 
Kampffmeyer,  Dybrenfurth,  Görz,  v.  d.  Wy  ngaert,  Frank. 

V.  Zoologische^Sektion,  Mitglieder  die  Herren  Nebring, 
Hartmann. 

VI.  Handelsgeographische  und  Statistische  Sektion, 
Jäunasch,  Geliert,  Schlesinger,  Gehrickc,  B.  W.  Vogts. 

VII.  Sektion  zur  Beurtheiluug  der  Hände  ls  waare, 
Standardartikel  usw.,  H.  Lissauer,  Joachimsthal, 
P.  Krause,  H.  Wolff,  B.  Locser,  Biermann. 

Die  Mehrzahl  der  vorstehend  genannten  Herren,  welche  in  der 
Sitzung  nicht  anweHeod  waren,  hatte  zum  gröfseren  Tbeil  ihre 
spätere  Tbätigkeit  zugesagt;  die  anderen  Herren  waren  durch 
Kooptation  gewonnen  worden. 

Nach  Scblufs  der  Sitzung  wurde  das  Museum  Seitens  der 
Sektionen  besichtigt.  Scblufs  der  Versammlung  11  Uhr.  — 

Unter  Hinweis  auf  die  vorstehenden  Mittheilungen  ersucht 
Unterzeichneter  Verein  seine  ausländischen  Mitglieder  sowie  die 
Freunde  seiner  Bestrebungen  um  gefl.  Einsendung  von  Gegen- 
ständen für  das  handelsgeographische  Museum  unter  gleichzeitiger 
Hinznfügnng  derjenigen  Angaben,  welche  geeignet  erscheinen,  die  ein- 
gesandten Artikel  für  die  Zwecke  der  Wissenschaft  nnd  der  Industrie 
wie  für  die  Interessen  der  Absender  bestmöglichst  zu  verwertben. 

Berlin  SW.,  Kochstrafeo  27. 

„Centralverein  für  Handelsgeographie  und  Förderung  deutscher 
Interessen  im  Auslände*. 


Briefkasten. 

Wir  erhielten  von  dem  Kaiserlichen  Rekbspcstamt  folgende  Mittheilung, 
die  wir  im  Interesse  der  Leser  des  .Export*  hiermit  veröffentlichen: 

Vom  I.  Juni  ah  können  aus  Deutschland  nach  Tanger  (Sfarocco), 
sowie  umgekehrt,  Zahlungen  bis  ium  Betrage  von  500  Fr«,  im  Wege  der 
Postanweisung  bewirkt  werden.  Bei  der  Einzahlung  in  Deutschland  be- 
trägt die  Gebühr  20  . 4 für  je  20  »4/,  mindestens  jedoch  40  .ii- 

Druckfehler  hcrichtigung-  In  Nr.  21,  Seite  335.  Spalte  2,  Zeile  45 
ist  anstatt  .künftige”  kräftige,  Zeile  50  anstatt  .Küste”  Wüste  und 
Zeile  51  anstatt  „arabo*  aralo  su  setzen.  Die  Red. 


Deutsche  Exportbank. 

Für  Tal  «er  wb  me ; Kiporttwak,  Huri  ln 

Abtheilung:  Exportbureau, 

Berlin  S.W.,  Kochstrafse  27. 

(Mtb.  an.  uv.  *ln<l  in  aal!  CUmv  AdrWM  m rarvahan  J 

304  Ein  bestens  empfohlener  Agent  in  Stockholm  wünscht  in  folgenden 
Plätzen  und  für  nachstehende  Artikel  geeignete  Verbindungen  anxuknüpfeo: 
ln  New  York  und  Chicago  für  Schweinefleisch  und  Speck,  in  Antwerpen 


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Nr.  22. 


350 

EXPORT,  Organ  de«  Centralveren»  für  Handelugeographi«  etc. 


1387. 


für  Kaffe«,  in  Heeeina  für  Baumöl  und  in  Smyrna  für  Kredit«.  Offerten 
erbaten  unter  L.  L.  278  an  da*  E.-ß. 

*306.  Ein  bedeutenden  Exportgeschäft  von  Landosprodukten  in  Konstan- 
lioopel  wünscht  rersuchBweiüe  dortige  Wein«  und  Weinstein  in  Deutschland 
einzufüliren  und  mit  hiesigen  WoinLändlerti,  Agenten  usw.  in  Verbindung 
zu  treten.  Die  dortigen  Weine  werden  in  grossen  Quantitäten  von  Frank- 
reich aufgekanft  und  zum  Verschneiden  der  Bordeauxweine  benutzt,  Ange- 
bote und  Anfragen  unter  L.  L.  379  an  das  R.-R, 

30C.  Ein  tüchtiger  luverlfeuiger  Geschäft«  ibroii,  welcher  sieb  Unlieb 
in  Grand  Island  (Nebraska  IT.  S.  A.)  etablirt  hat,  wünscht  mit  deutschen  Fa- 
brikanten in  Verbindung  zu  tiete»,  welche  geuvigt  sind,  Spiel-  and  ülas- 
waaren,  Hörsten  niw.  zu  ionslgnircn.  Offerten  erbeten  unter  L.  L.  280  an 
du  E.-ß. 

307.  Bin  gut  eingefuhrtes  Agentur-  und  Kommissionsgeschäft  in  Smyrna 
sucht  die  Vertretung  leistungsfähiger  Fabrikanten  von  Möbel-  uud  Kleider- 
stoffen, Pianluös  u*w.  *n  übernehmen.  Offerten  erbeten  unter  L.  L.  281  an 
du  E.-B. 

308.  Eine  renommirtc  denUche  Fabrik  von  stählernen  Ifeu-,  Dünger1, 
Rüben*,  Koksgabelu  usw.  sucht  tüchtige  Agenten  in  WieD  sowie  in  einer 
der  terkeliiWTeicberen  Siidta  der  Scbwdt  (excl.  Genf)-  Die  betr.  Vertreter 
müssen  bei  den  Eisenhindlcrn  gut  cingefübrt  sein.  Offerten  erbeten  unter 
L.  L.  282  au  du  R -ß. 

*309.  Ein  bestens  empfohlenes  Agenturgeschäft  in  Palermo  sucht  Ver- 
tretungen leistungsfähiger  Rinser  für  folgende  Artikel:  Reis,  Kupfervitriol, 
Steindruckfarben,  pharmazeutische  und  cHtfinbrhe  Produkte.  Für  diese  Artikel 
steht  der  betr,  Firma  bei  konkurrenzfähigen  Preisen  ein  lohnender  Absatz 
In  Aussicht  Offerten  erbeten  unter  L.  L.  283  an  das  R -B. 

310.  Eine  gut  eingefiihrtc  Firma  in  London  wünscht  die  Vertretung 


einer  le-istungi-  und  konkurrenzfähigen  Fabrik  von  Gelatine  zu  übernehmen, 
in  welchem  Artikel  du  betr.  Haus  bei  der  Kundschaft  gut  emgrfnhrt  ist. 
Offerten  erbeten  unter  L.  L.  284  an  das  R.-H. 

311.  Ein  gut  empfohlene*  Komm issionsge vebaft  in  Paraguay  wünscht 
Vertretungen  in  folgenden  Artikeln,  welche  dort  lohnenden  Absatz  finden, 
zu  übernehmen:  Bier,  Wein,  Zucker,  Nähmaschinen,  Konserven,  Tinte, 
Lampen,  Eisen*  und  Stahl  waaren  usw.  Offerten  zur  Weiterbeförderung  erbeten 
unter  L.  L.  285  an  das  E.-B. 

312.  Nach  Spanbeh-Hondoras  werden  folgende  Artikel  »erlangt:  Hosen- 
stoff«  und  zwar  hauptsächlich  dicke  und  innenseitig  wollige  Stoffe,  Mouaseline 
und  l'ikecitoffe,  Schubwerk  für  Männer,  Frauen  und  Kinder,  könztliebe 
Blumen,  feine  und  ordinäre  Spitzen.  Preislisten  zu  Weiterbeförderung  er- 
boten unter  L.  L.  286  sn  das  R.-B- 

313.  Centennial  International  Exhibition,  Melbourne,  1888. 
Interessenten  der  nächst  jährigeu  Internationalen  Jubiläumsausstellung  in 
Melbourne  steht  das  offiziell«  Ausstellungs-Programm  auf  unserem  Bureau 
zur  Einsicht  offen.  Dasselbe  enthält  sowohl  allgemeine  Bestimmungen  über 
Anmeldung,  Verschiffung  und  Verpackung  der  Waaren,  über  Zölle  und  Abgaben, 
Ausstellung  «gruppen.  Versicherung  usw.,  als  auch  besondere  Regulative  be- 
treffend Arrangement  und  R&umvertheilung,  Rücksendung  der  Güter  usw. 

314.  Ein  in  dor  Nähe  von  Triumphe  (Provinz  Rio  Grande  do  8ul,  Süd* 
Brasilien)  gelegenes  Landgut  (cbacara)  ist  zu  verkaufen.  Dio  Besitzung, 
welche  am  Fiufs  Tarjuary  und  in  unmittelbarer  Näbe  der  Stadl  Triumpho 
liegt,  bat  ein«  Gröfs»  von  1 690000  *|m  und  kostet  inkl.  Gebäude  35  Conto« 
de  Reis  (=  ca.  68500  ,/t).  Die  Gebäude  befinden  sieh  ln  gutem  Zustande, 
ebenso  das  lebende  und  todie  Inventariutn,  und  der  Ertrag  des  Gutes  l*t  ein 
bedeutender.  Dio  näheren  Details,  Situationsplan  usw.  sind  bei  dem  E.-B. 
einaiueben.  Anfragen  unter  L.  L.  287  an  das  K.-R. 


Great  Eastern  Railway. 

England  via  Harwich. 

Die  Itampfer  der  Great  Rastern  Bahn  gehen  von  Rotterdam  tAgiicli  (mit  Ausnahme  Sonntags) 
um  6 Uhr  Abends  und  von  Antwerpen  täglich  (mit  Ausnahme  Sonntag»)  um  6 Uhr  Abend»  ah.  Exprefs- 
zug  von  Ilarwicb  nach  London  nach  Ankunft  der  Boote.  Direkte  Paswagiw-,  Reisegepäck-  und  Güter- 
i beförderung  von  allen  größeren  Stationen  de»  Kontinents-  Die  Dampfer  der  Gesellach&ft  transportiren 
i kein  Schlachtvieh.  Weitere  Auskunft  enteilt  der  General-Agent  der  Great  Eastern  Eisenbahn 
K.  O&wold,  Domhof  12,  KSIii  am  Kliolu.  nou) 


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. ..Olga“  {von  Elsen)  Ende  Juni. 

Newcastle  NSW 

Segler  „Olga“  (von  RUen),  Endo  Juni. 

Brisbane 

Segler  „Sonuso“  Ende  Juni. 

Port  Darwin 

Segler  „Willcwbaak“  (von  Riem)  26.  Juni. 

Napier  N.  Z. 

Segler  „XTerachol"  (von  Ei«en)  Anf.  Juni. 

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(fogenwilrtig  Krekuriat  einer  alten  Firtee  in  ßng- 
lanj),  welcher  durch  mehrjährigen  Aufenthalt  im 
Osten,  sowie  durch  verschiedene  überseeische  Rei- 
nen die  dortigen  Geschäflsverh&ltnisse  genau  kennt, 
sucht  eine  passend«  Stellung  auf  dem  Konti* 
nent  »der  Im  Osten,  würde  auch  b«mlt  »ein,  eine 
Ge&cbäftalour  nach  dem  Osten  tu  unternehmen  be- 
hufs Einführung  noch  nicht  vertretener  leistungs- 
fähiger Kxportfabrikanten,  falls  ei»  entsprechender 
Antbcil  der  Unkosten  vergütet  wird.  Ged.  Adressen 
unter  fl.  G.  100  an  die  Exp.  d.  Bl.  (I04J 

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1887. 


851 

EXPORT,  Organ  des  Centralvereins  für  Handelsgeographie  etc. 


Nr.  22. 


Dampfschifffahrt  des  Oesterr.-Ungar.  Lloyd  in  Triest. 

Ansaig  an«  dem  Fahrplane 

giltlg  für  den  Monat  Juni  1887. 

Fahrten  ab  Triest: 


Ost 'Indien  nach  Hongkong  ober  Brindisi,  Port  Said,  Suez,  Aden.  Bombay,  Colombo,  Penang  und 
und  China,  Singaporr,  am  IS.  Juni  um  4 Uhr  Nachm.; 

mit  UcberecbilfuDg  auf  eigene  Dampfer: 

Suu- Canal  jn  guei  nach  L>j«»ddah,  Mossaus,  Uodeidah  and  Suakio; 
in  Colombo  nach  Madras  and  C'nlcatta. 


Egypten,  Freitag  Mittags  nach  Alexandrien,  über  Brindisi  (Verbindung  mit  Port  Said  und  Syrien). 

Levante,  Dienstag  um  4 Uhr  Nachmittags,  nach  Griechenland  bis  Smyrna;  den  14.  und  28.  über 

Fiume  und  den  7.  und  21.  über  Ancona,  dann  nach  Brindisi,  Corfu,  Syra,  Piräus  und  Cbio«; 
Mittwoch,  jeden  «weiten  (8.  und  22.),  6 Uhr  Nachmittags,  nach  Thessalien  bis  Constanti- 
nopel;  mit  Berührung  von  Fiume,  Corfu,  Santa  Maure,  Patra»,  Catacolo,  Calamata,  Piräus, 
Volo,  S&louich; 

Samstag  2 Uhr  Nachmittags,  nach  Constantinopel,  mit  Berührung  von  Corfu  und  Piräus: 
ferner  via  Piräus  nach  Syra,  Insel  Candien  und  Smyrna;  dann  via  Constantinopel  nach 
den  Ulfen  rin  Schwarzen  Meeres; 

jeden  zweiten  Samstag  (4.  und  18.)  uacli  Syrien  via  Smyrna,  und  (11.  und  25.}  nach 
Thessalien  via  Pirius. 


Dalmatien,  jeden  Montag,  Mittwoch  und  Samstag  10  Uhr  Vormittags,  (jeden  Samstag  via  Spalalo  nach 
Metkovicb): 

jeden  Samsug  um  4 Uhr  Nachmittags  nach  Melkovich  direkt. 


Istrien,  Dienstag  und  Freitag  um  7 Uhr  früh  nach  Fiume  über  Pole  etc. 

Venedig,  jeden  Dienstag,  Donnerstag  und  Samstag  um  11  l’br  Abends. 

Ohne  Haftung  für  die  llegelmirsigkcit  des  Dienstes  während  der  Kontumaz-Mafsregeln. 

Nähere  Auskunft  ertbeilt  die  Kommerzielle  Direktion  in  Triest  und  die  General-Agentur  in  Wien, 
Schwanenbergplatz  Nr.  6.  [M] 


£ Unsere  Wellblcchfieser  werden  vor  Versand  auf  absolute  Dichtigkeit 
_j  mit  2 Atmosphären  Druck  nrobirt  und  sind  mit  unserer  Schutzmarke 
und  Ffrmastempel  versehen. 


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Hofeapihc.fi,  Kork.  UwliUllM.  I>n>-I 
«um,  Cheiufc-Jitn«,  CvIuim.I-  und  A|<>-[ 

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Polrerfhbrlk««.  I mlwM-lryiUUirw, 
Lu4>rl**  non-Ko^oiahe.aetiBlMlbwer 
Uuva , luiliruw  um)  PMiphofkrMM*| 
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Zinkblech  5,  10,  15  Lti.,  MessJaghähne  mit  und  ohne  abnehmbaren  Schlüssel,  Bierspritzhähne  mit  und 
ohne  Einruhr,  Spund veatlle  etc.  — Ulusirirte  Preislisten  gratis  und  fianko.  — poj 


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und  Fässern. 

Verpackung  seefest  und  X'ortheilhaft. 
Unsere  Exportbiere  wurden  mit  dea  höchsten 
Aasteirhnaagen  auf  den  Ausstellungen  in 
Amsterdam,  Lissabon,  Paris,  Berlin,  Melhoarae 
und  Amsterdam  1883  mit  der 
Goldenem  SfednUle 

prftrniirt.  t*l 

Vertreter  I Hamburg  Lud.  Voigt,  Barg  Strafte  9. 
Bremett:  loht  D.  Barth. 

1 Amsterdam.  Herrn.  Weher  Singel  230. 


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Nr.  22. 


352 

EXPOBT,  Organ  des  Cetitralvereins  für  liandelsgengraphle  atc. 


1887. 


Erdmann  Kircheis,  Aue  in  Sachsen. 

Qröfste  deutsch  Fabrik  von 

Mandiinen,  Werkzeugen  u.  Stanzen 


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Ooldono  Medaille:  Amsterdam  1883. 
Neueste  Konstruktionen, 
bestes  Material, 


Goldene  Medaille:  Porto  Alegre  188L  Tri4#. 
23 mal  höchst  prämiirt 

anf  sfimmtllchen  E 


beschickten  Ausstellungen. 


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I»ie  englische  Aussprache  nicht  nur  im  ersten, 
sondern  auch  im  «weiten  (deaUch •englischen) 
Tbelle,  daher  Wim  Obsnttasn  »us  dem  Deutsehen 
ins  Knglisrbe  oder  beim  idgHteh  Sprechen  kein 
Suchen  ntu  h dem  Wort  im  zweiten  und  dsnn  erst 
risch  der  Aussprache  im  ersten  Theile,  sondern 
beides  bei  einander  auch  im  «weite»  Theile. 
Genaue  Brklbuag  jedes  Worts*,  so  durchgingie, 
wie  sie  kein  anderes  Wörterbuch  bietet  — z.  B. 
Spange,  [Schnelle]  buckle  (bök'kl);  [um  Buch) 
elosp  (kl&fap);  [Armband]  beseelet  (brshfs  let)  — ; 
damit  Vermeidung  aller  Ikcberlicher  Imingen.  Auf- 
nahme S&rn östlicher  ueurn  Wertformen  (wie  Sommcr- 
frischo,  Raubbau,  Reinkultur  usw.),  aller  gang  un<l 
gäbe  Ausdrücke  (wie  Pleite,  Schniepcl  usw.),  sonst 
in  keinem  Wörterbuch  xu  finden.  Hin  wirklich 
nhu«^  Buch,  direkt  dienlich  bei  der  Koavsrwatlon, 
gleich  wertbvoU  für  die  Schul«*  wie  da»  Leben. 

iim~  Prospekt»  ul  hrlMi»  intli  ul  Imkl. 


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und  Pappfabriken.  Album-  und  Cartonnagefabriken. 

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„ Eip«rlkaa«  Smlakkar.  ScMbc  Aus- 
sicht IR. 

„ M.  Silikat,  K"dir.»r«ni*rkt  50. 

_ CrnlakfM»rl.  UU**-t»*ff«#kall». 

. (aarcra  fSrUlakala».  nie  Billoor  12 
. t>.  Vatzl  A fa-,  Aoaai;crti>rT  10. 

„ l.ifstlr  i»  PmhsssM*  4a  HssMss*  •! 

Frrrasrala»  AHrau«. 

„ Ulf«  A fa-.  Hieb  Holbor»  7». 

„ r.  SUn  S fa..  falle  Herta tüegl Ido  32. 


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« 4 BespM,  ru»  Malebrmnrha  S. 

. Falala,  KIcHmI  * Ca  . »1*  delU  Mi 

uerws  47. 

..  M»r(»4»»t  A Co.,  Hoogstraal  ISA- 
_ ka»i.  fw4»wa  A Ca.,  Klarab«r»s- 
cataa  37. 

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, Fraai  Marr«AC«.,an  4er  KahuAcbkia- 

BrScka. 

. U s»»r  A fa..  WoaneoMaakT  Pro- 

apekt  3«. 

. Paal  Sackart,  III  Pra«et»tr.  13, 

„ 1. 1.  Sa» et  A Ca_  Uh. mal  KM  6H-70L 


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Abonnirt 

wild  b'l  d«r  Po*» 

■ad  Iw  B«cblitad«l 
fWitm*«  * Ami***. 
B«rU  ■ W„  liUrksfalwMtr.  Gq> 
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In  dMUeb*aPocl«obiet  3«»  * 
in  WoltpootTorda  . . . *j»  • 
Prell  ftro  *»»>•  Jibr 
ln  doctichoa  P<*»f*«f»  B«  Jt 
In  Woltpoitrorol»  . . l-’v«  „ 
ln  ToreloMMload  - - . 18»  . 


Elsa*!««  Iihri  40  PQf. 


EXPORT. 

Organ 


fmiilit  Jiho  DSinlir 
Aiitlfti, 

dl*  4r*4Ko*p*lt«a«  P*4iU«l1* 
«4w  dom  Km« 

■kt  Ml  Pt  bfrwAMl 
worden  t*U  d*r 

Expedition  des  „Exports“, 

Berlin  SW„  Kodutr.  27, 

«ntooirngr  DummroL 


C^*iCaq»*% 

nach  U Übereinkunft 

mit  dir  Kipodltlon. 


Centralvereins  für  Handelsgeographie  und  Förderung  deutscher  Interessen  im  Auslande 


Redaktion  und  Expedition:  Berlin  S.W.,  Kochstrafeo  27. 

{G.,cft4ft,a,lti  WoeteoUf,  9 bl«  4 Uhr.) 

■W  Du  .IIPORT-  nt  im  dauUcbeo  PMluttaDfakaUlof  (ür  1S87  uttu  Nr.  1870,  Stil.  59  4iiigetnif«t. 

IX.  Jahrgang.  SW'»™,  ZVw  i-  i ssz.  Nr.  23. 

I)I*M  WoelMWMkrllt  tot  folgt  d*a  Zwick,  fortUofi*d  Birlcbto  Aber  die  !<*«•  snterir  l<aad*l««te  In  Auilaade  inr  Kenatnlli  Ihrer  L***r  w brlo?  o,  dl«  ln!«r«u«a  du  deaU-.hnn  Kip..m 
ibatkrtftlg  »a  »ertretia.  lowl«  dem  destocbea  Iliad«l  oad  dir  dMUthie  lodoitrls  wichtig«  MlttbelJungen  Aber  dl«  UaadetsverhütolMe  doi  Aooland«»  In  kBneiUr  Pr1*t  sa  Obnrreliu.i 

Hrt*f«.  deltonfis  aad  WirthJi&dsag^i  fbr  d«a  „layurt^  sind  an  dl«  K*dakUon.  Berlin  S.W.,  K«h»Ua£»fl  27.  »a  richtin. 

Brl«f«,  tilt*nf>,  B*ltrltt««rkl  Am  ng«  a , Wir  th. endo  ogi  n ftr  doo  .OemtralTwela  rSr  Haad«kgeogra»M«  et«.“  «lad  n«ch  Berlin  SW„  Kcch.Uain  27.  II  M«d«D 

Inhalt;  Dsr  Nord-OHtsoe-Knnal.  — Europa:  G«#<-bäft*Uge  in  Sicilicn.  — Hesdiiftalajrf  ln  Palermo  (Originalbericht).  — Eine  neue  Kanal 
Verbindung  zwischen  dem  Schwanen  Meere  und  der  Ostsee. — Afrika:  Au»  Marokko  (Originnlberirht  aus  Mogador).  — Nord- Amerika:  Eine  WlalerreiüO 
durch  den  nordamerikanischen  Süden.  XI.  Von  Dr  Emil  Decker!. — Siid-A rar rika:  Die  ,*ete  Mistöes*  (sieben  .Missionen*)  in  der  brnstKanisclMn 
Provinz  Slo  Pedro  do  Rio  Grande  do  Sul  (Originalbericht  von  Max  Ueschoreu  in  Sl«.  Antonio  da  Palmeira).  — Die  Zustände  in  Uruguay  .itrigina]- 
bericht  ans  Montevideo).^  — Aus  Rio  de  Janeiro  {Originalbericht-)  — Litte  rarisebe  Umschau.  — Vcrtiusuacbrichivn:  Eduard  (trauert 
in  Montevideo  f.  — Wnrttembergiseber  Verein  für  HandeUgeograpbic  etc.  — Briefkasten.  — Deutsche  Exportbank  (Abtbeilung:  Export- 
Bureau).  — Anzeigen. 


Die  Wiedsrgzb«  von  Artikels  au»  dem  „Export1*  ist  gentattat,  nenn  die  Bemerkung  hinnigefügt  wird:  Abdrock  (berw.  Uebersetrnag)  ans  dem  „EXPORT". 


Wir  machen  aasere  Mitglieder  aat  die  Unterschrift  aad  Valdgefl. 
Eiaseadaag  der  der  letzten  Nummer  des  Blattes  toigtJegtea,  an  Herrn 
Karl  von  Ksserits  gerichteten  Adresse. 

Berlin,  Koekslrnfae  27. 

CatnlTMVlB  für  HiodeLs^eograpiiie  oad  Förderung  deutscher  Intercssou  Im  Aualinde. 


Der  Nord-Ostseekanal. 

(Vergl.  auch  .Export*  1880  Nr.  20  u.  24.) 

Am  3.  Juni  hat  der  Deutsche  Kaiser  den  Grundstein  zu  dem 
Kanal  gelegt.  Wenn  nicht  unvorherausehende  Ereignisse  cs  hindern, 
so  wird  in  wenigen  Jahres  die  neue  Wasserstrafse  dem  Verkehr 
übergeben,  uud  damit  nicht  nur  ein  die  deutschen  Interessen  förder- 
liches sondern  auch  ein  der  Kultur  der  gesammten  Menschheit 
nützliches  Werk  beendet  werden. 

In  erster  Reibe  aber  wird  das  grofse  Unternehmen  uns  Deutschen 
zu  Gute  kommen;  denn  wenn  auch  zahlreiche  Schiffe  fremder  Flagge 
die  Gewässer  des  Kanals  durchfurchen  mögen,  so  wird  und  soll 
derselbe  doch  zunächst  den  deutschen  Interessen  dienen.  FQr 
ans  ist  ja  der  Kanal  auch  unendlich  weit  mehr  als  eine  Fabrstrafec, 
anf  welcher  Bolz  und  Kohlen,  tur  Noth  auch  Kanonen  und  Munition, 
transportirt  werden  können.  För  uns  ist  er  eine  Kette,  welche 
Ost-  und  West-Deutschland  eng  vereinigt,  welche  die  alten  slawischen, 
durch  Preufsen  eroberten  Länder  an  der  Ostsee  mit  den  Staram- 
laoden  der  alten  Ntederaachsen,  den  Deutschesten  der  Deutschen, 
auf  unabsehbare  Zeiten  mit  einander  verbindet  und  verbändet. 
Wie  der  Kanal  eine  neue  wichtige  Errungenschaft  der  nationalen 
Einheit  ist,  und  sls  ein  sprechender  Beweis  für  deren  Thatkraft 
betrachtet  werden  mufs,  so  wird  der  Ban  auch  eine  feste  Säule  för 
die  Einheit  Deutschlands  in  der  Zukunft  bilden. 

Für  unsere  an  der  Ostsee  gelegenen  Provinzen  und  deren  Hinter- 
land«, ist  der  Kanal  geradezu  eine  Lebensfrage.  Diese  Linder  in 
eine  direkte,  gesicherte  Verbindung  mit  dem  Ozean  und  dadarch  mit 
dem  Weltverkehr  zu  bringen,  lag  übrigens  um  so  mehr  Veranlassung 
vor,  als  dieselben  durch  die  Zollpolitik  Rußlands  in  eine  wirth- 
schaftliche  Zwangsjacke  geprefst  worden  sind,  welche  sie  an  der 
freien  Bewegung  verhindert  und  sie  gegenüber  ihren  Hinterländern 
isolirt  Dufs  ferner  die  maritime  und  kommerzielle  Bedeutung  von 
Kiel,  Lübeck,  Rostock  usw.  durch  den  neuen  Kanal  eine  ungleich 
günstigere  als  »eitber  wird,  liegt  auf  der  Hand,  wenn  man  erwägt, 
a&fs  der  Wasserweg  von  diesen  Plätzen  wie  ihrer  bibuenländisclieu 


Verkehrsxone  nach  der  Niederelbe,  dem  Niedcrrhein,  dem  Kaual  La 
Manche,  also  dem  Zentrum  des  heutigen  Weltverkehrs,  um  220  See- 
meilen verkürzt  wird,  und  dafs  die  Fahrt  eine  gegen  Seegefahr 
nahezu  absolut  gesicherte  ist,  während  die  vorliegenden  Ausweise 
über  die  zahlreichen  Schiffsverluste  via  Skagen  die  Fahrt  in 
gewissen  Jahreszeiten  als  sehr  gefährlich  erkennen  lassen.  Dafs 
andere,  gröfsere  Verkehrsunternehmungen  sich  der  socbcu  neu- 
geschaffenen  anscblicfsen  werden,  ist  eine  Annahme,  welche 
durch  alle  bisherigen  Erfahrungen  auf  dem  Gebiete  des  Ver- 
kehrswesens bestätigt  wird.  Nach  Beendigung  des  Kanals  ist 
es  aus  strategischen  wie  wirtschaftlichen  Gründen  ganz  unaus- 
bleiblich, dafs  das  gröfste  Verkehrszentrum  der  norddeutschen  Tief- 
ebene, Berlin,  mit  der  östlichen  Mündung  des  Kanals,  d.  h.  mit 
Kiel  eine  direkte  Eisenbahnverbindung  wird  suchen  müssen,  wenn 
die  Herstellung  derselben  nicht  etwa  schon  vorher  in  Angriff  ge- 
nommen wird.  Das  ist  eben  die  Logik  der  That,  dafs  sie  neues 
Leben,  neue  Thaten  schafft. 

Die  strategischen  Vortheile,  welche  der  Kanal  gewährt,  zu 
schildern,  wollen  wir  den  Federn  der  Fachmänner  überlassen. 
Dafs  die  neue  Verkehrsstrafse  die  Verbindung  der  deutschen  Btreit- 
krflfte  zu  Wasser  und  zu  Lande,  deren  gegenseitige  Ergänzung  und 
Unterstützung  ermöglicht  und  — unter  gewissen  Umständen  — uns 
die  Herrschaft  in  der  Ostsee  und  deren  Küstenländern  sichert,  das 
sei  hier  nur  angedeutet  An  dieser  Stelle  erscheint  es  geeigneter  zn 
betonen,  dafs  das  begonnene  Werk  ein  Kulturwerk  ersten  Ranges 
ist,  welches  sich  den  grofsen  Kulturarbeiten  in  den  Alpen  und  am 
Mittel  meer  würdig  an  die  Seite  stellen  kann.  Dafs  wir  dies  mit 
berechtigtem  Stolze  sagen,  dafs  wir  die  wirtschaftlich  schwierige 
Lage  des  deutschen  Ostens  durch  ein  so  kostspieliges  Unternehmen 
verbessern,  dafs  wir  durch  dasselbe  die  Sicherheit  der  deutschen  Länder 
nach  aufsen  mehren  können,  das  verdanken  wir  dem  Reich,  denn 
ohne  dasselbe  wäre  die  Ausführung  des  Kanals  unmöglich  gewesen. 
Das  mögen  »ich  auch  Diejenigen  vergegenwärtigen,  welche  voller 
partikul&ristischer  Vieilletiteo,  immer  noch  nicht  einsehen  wollen, 
dafs  die  Erstarkung  des  natiooaleo  Geistes  und  Reiches  die  Be- 
dingung für  die  Existensbedingungen  Aller  ist.  Und  deshalb  ge- 
bührt Ehre  und  Dank  Denen,  welche  in  den  nationalen  Fragen  die 
Führung  übernommen  haben,  sowie  Anerkennung  Denjenigen,  welche 
durch  stille  mühselige  Geistesarbeit  jenes  grofse  Werk  tur  Voll- 
endung gebracht  haben,  ln  Erwägung  dessen  glauben  wir  einer 
Pflicht  des  Dankes  zu  genügen,  wenn  wir  hier  neben  den  leitenden 
Staatsmännern  und  Politikern  in  ehrender  Welse  des  Ingenieurs 
DahUtrÖiu  gedenken. 


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Nr.  23. 


1887. 


334 

EXPORT,  Orgau  des  Ceatralveroin»  für  Hiuidelxgoograplue  etc. 


Europa. 

Zur  Geschäftslage  in  Sicilien.  Auf  den  von  uns  in  No.  20 
des  ..Export“  aufgeuomuieueu  Bericht  aus  Neapel  ging  uns  ein 
Schreiben  von  einem  unserer  Herren  Abonnenten  zu,  in  welchem 
wir  um  den  Wortlaut  des  Gesetzesparagraphen  für  die  Prisentirung 
von  Akzepten  ersucht  werden.  * 

Wir  naben  unserem  z.  Z.  in  London  tich  aufbaUeadeu  Bericht- 
erstatter dasselbe  zur  Kenutoifanabtne  übersandt  und  erhielten 
nachstehend«  Antwort: 

I^niioD,  30.  Mai  188". 

Sie  bitten  mich,  meine  „Warnung*  (in  Nr.  20  des  „Export“)  nochmals 
zu  bestätigen,  da  einige  Leser  Zweifel  ausgesprochen,  und  lösender.«  Herr 
M ......  . schreibt; 

Danach  ist  zu  jeder  Zeit  jeder  Gassenbube  im  Stande  jede  be- 
liebige Handelshnoa  f&IIK  zu  machen  ti*w.  usw.“,  und  verlangt  den  Wortlaut 
des  italienischen  Gesetzbuches.  — Da  icb  auf  der  Reise  im  Auslande  bin, 
kann  ich  den  Paragraphen  nicht  wörtlich  citiren;  doch  lautet  derselbe  ungefähr: 

„Keinerlei  Einspruch  kann  gegen  die  sofortige  Zahlung  eine*  okzeptirlen 
Wechsels  erhoben  werden,  Nichts  hebt  das  Recht  der  Exekution  auf!  Nur 
in  ganz  besonderen  Au&nahmefällen  kann  der  Präsident  des  Handelsgerichts 
gestatten,  dafs  die  .Summv  deponlrt  werde!“  Wenn  also  irgend  Jemand 
das  Risiko  auf  sich  nimmt,  gefälschte  Akzepte  dem  Notar  oder  dem  Gerichts- 
vollzieher zum  Proteste  zu  übergeben,  so  mufs  der  Betreffend«1,  (leasen  Unter- 
schrift gefälscht  ist,  dem  Notar  oder  Gerichtsvollzieher  den  Beweis  liefern, 
und  dieser  mufs  schon  sehr  überzeugend  sein,  sonst  nimmt  der  Notar  keine 
Notiz  davon,  dafs  die  Unterschrift  falsch,  oder  der  Protest  wird  erhoben.  Dann 
kann  der  „Protestirte“  zum  Staatsanwälte  geben,  die  Fälschung  melden,  und 
nur,  wenn  überzeugende  „Beweise*  zeitig  gebracht  werden,  dafs  Fälschung 
vorliegt,  wird  die  Exekution  eingestellt  und  der  Besitzer  de*  falschen 
Wechsels  verhaftet.  Überzeugt  »ich  der  Staatsanwalt  nicht  gleich  d.  b. 
innerhalb  120  Stunden  nach  dem  Proteste,  dann  wird  di«  nülhige  Summe 
zur  Deckung  des  Wechsels  mit  Beschlag  belegt,  bis  au»  dem  Protest« 
hervorgebt,  dafs  die  Unterschrift  falsch  gewesen  *«i.  — So  ist  «las  Gesetz! 

Herr  M - . . glaubt  ferner  — icb  habe  zu  düster  geschildeit:  darauf 
erwidere  icb  mit  Kopie  aus  veröffentlichten  Detail»  dieser  traurigen  Episode, 
und  bin  Herrn  M . . . dankbar,  dafs  er  mir  hierzu  Gelegenheit  bot,  da  ich 
sonst,  der  Ordre  der  Redaktion  zufolge,  nicht  so  viel  Raum  beanspiucLeu 
durfte.  Ich  kopire  folgende  Daten  und  nenne  Namen!  R.  Tcncrelli 
in  Catania  nahm  für  3000  frei.  — geliehen  vom  18.  Juli  bis  14.  August, 
die  Zinsen  Tun  112  fres.  und  von  einem  Andern  für  3500  fres.  in  gleicher 
Zeit  115  fres.;  also  40  und  450/o. 

Giovanni  Marchese  nahm  für  Zinsen  von  20000  fres.  für  5 Tage 
200  fres.  oder  76  V 

Für  Zinsen  von  5000  frea.  vom  5.  Dezember  bis  5.  Januar  200  fres., 
also  50%. 

Derselbe  nahm  von  Anderen,  *.  B.  vom  Moncado,  für  10000  fr».  400  fres. 
für  21  Tage  = 75°  o:  *M  F.  Lihrctta  für  15000  fres.  für  15Ü  Tage  300  fres. 
Vor  mir  liegen  noch  «eitere  „facsimlle*  ähnlicher  Quittungen  al»  Beweise 
für  Erpressungen. 

Ich  citlre  nun  einige  Fäll«  mit  „Pfand“: 

Kelico  Marchese  quittirt  über  Zinsen  von  15000  fres.  für  81  Tag« 
mit  2400  fres.,  also  ca.  72%  mit  Pfand.  Derselbe  verlieh  40(K0  frr».  mit 
Pfand  vom  20.  Januar  bi»  8.  Februar  und  nabtn  dafür  i 200  frrs.  — ca.  57  % 

Banca  Catauia,  ein  öffentliche»  Bank-Institut  auf  Aktien,  nahm  monate- 
lang 432  fres.  per  MoDat  auf  9000  fres.  Ich  hoffe,  obige  Zahlen  genügen 
Ihren  Lesern,  um  sich  ein  Bild  vom  Wucher  in  Catania  zu  machen.  E.  11. 

In  derselben  Angelegenheit  erhielten  wir  nach  F.iogaog  der 
vorstehenden  Zeilen  folgenden  Bericht  aus  Palermo: 

U.  T.  Geschäftslage  in  Palermo.  (Originalbericht)  In 
Nr.  20  des  „Export*  finde  ich  eine  Warnung  aus  Neapel,  worin 
die  Verhlitnisse  in  Sicilien  in  einer  Weise  dargestellt  werden,  als 
sei  auf  der  ganzen  insei  plötzlich  kein  Pfennig  mehr  sicher.  Ich 
halte  cs  für  meine  Pflicht,  die  boäugaligendeu  Ausführungen  des 
Herrn  Korrespondent« u auf  das  nöthige  Mals  zurückzufübren,  damit 
die  Interessen  des  deutschen  Exporthandels  nicht  einen  empfindli- 
chen Schaden  erleiden. 

Nach  den  erwähnten  Ausführungen  beschäftigt  sich  in  Catania 
und  Palermo  eine  Anzahl  von  Wucherern  damit,  im  grofsen  Styl 
falsche  Wechsel  za  fabriziren  und  durch  Diskontirnng  derselben 
die  grofsen  Häuser  der  Insel  der  Reihe  nach  zu  stürzen.  Das 
Gesetz  unterstützt  sie  bei  diesem  Zerstörungswerk  aufs  Beste, 
denn: 

„Nach  dem  italienischen  Handel sgeeelz buch  mufs  ein  Akzept, 
wenn  vorgeseigt,  bezahlt  oder  Protest  erhoben  werden;  die  An- 
gabe, dafs  die  Unterschrift  gefälscht  sei,  schliefst  weder 
die  Zahlung  noch  die  Exekution  im  Nichtzahlungsfalle 
aus.* 

So  berichtet  der  Herr  Korrespondent  in  Neapel,  ln  diesem 
Falle  mufs  man  sich  freilich  wundern,  dafs  es  in  gauz  Italien  nicht 
schon  längst  drunter  und  drüber  geht,  wenn  es  genügt,  Jemandes 
Unterschrift  zu  fälschen,  um  iho  pfänden  zu  lassen. 

Zum  Glück  liegt  die  Sache  ganz  anders.  Vor  Allem  hätte  der 
Herr  Korrcspondant  nicht  eine  Warnung  für  ganz  Sicilien  ergehen 
lassen  sollen,  die  nur  für  Catania  am  Platze  war.  In  Catania 


allerdings  haben  zieh  in  letzter  Zeit  Dinge  ereignet,  die  wohl  dazu 
angetb&u  sind,  zu  grofzer  Vorsicht  im  Verkehr  mit  genanntem 
Platze  zu  mahnen,  dies  berechtigt  aber  nicht  zu  Angriffen  der 
empfindlichsten  Art  gegen  den  Kredit  auf  der  ganzen  Insel!  Rich- 
tig ist  ferner,  dafs  in  Palermo  ein  Wechselagent  Namens  Nase  in 
vor  Kurzem  einige  hiesige  Kapitalisten  um  zusammen  circa  eine 
halbe  Million  Lire  geprellt  hat,  indem  er  sieb  von  ihnen  gefälschte 
Wechsel  diakontiren  liefs.  Die  Opfer  sind  aber  nicht,  wie  es  nach 
dem  Artikel  aus  Neapel  den  Anschein  bat,  diejenigen  Leute,  deren 
Unterschrift  gefälscht  wurde,  sondern  die  Kapitalisten,  welche  die 
Wechsel  diskontirten,  und  diese  gehören  im  vorliegenden  Falle  zur 
Klasse  der  Wucherer;  die  Geschäfte,  welche  ihnen  den  Schaden 
verursacht  haben,  liegen  ganz  aufserhalb  de«  Bereiches  des  soliden 
Handels,  und  cs  ist  eine  zum  Mindesten  sehr  gewagte  Behauptung, 
dafs  durch  die  erwähnten  WecbselftJsehongen  die  solidesten  Finnen 
zum  Wanken  und  Fallen  gebracht  werden  können. 

Um  kurz  zu  sein,  will  ich  hier  nnr  folgende  drei  Punkte  noch 
besonders  hervorheben: 

1.  Palermo  ist  an  der  Krisis  in  Catania  nicht  betheiligt. 

2.  Die  Betrügereien  des  Nascia  stehen  iu  Palermo  vereinzelt  da 

und  haben  mit  dem  soliden  Geschäft  nichts  zu  schaffen. 

3.  Dieselben  haben  bis  heut«  keine  Zahlungseinstellungen  zur 

Folge  gehabt. 

Mögeu  diese  Zeilen  dazu  beitragen,  die  Interessenten  de« 
deutschen  Exporthandels  über  die  Verhältnisse  in  Palermo  aufzu- 
blären  und  sie  vor  un  bog  rund  oter,  ihren  Interessen  schädlicher  B<- 
»orgnifs  zu  bewahren. 

Eine  neue  Kanatverbindnng  zwischen  dem  Schwarzen  Meere 
und  der  Ostsee.  Bei  Besprechung  des  Mertens 'sehen  Buches: 
„Das  Zufuhrgebiet  Rigas  für  Getreide,  Mehl  und  Grütze*  („Export“ 
1886,  No.  48)  erwähnten  wir  der  freudigen  Hoffnung,  mit  welcher 
dieser  gewiegte  Kenner  der  rassischen  Handels-  uod  Verkehrsver- 
hältuisse  die  Untersuch uugen  und  Vorarbeiten  begriifste,  welche  die 
Rigasche  Kaufmannschaft  zur  weiteren  Schiffbarmachung  der  Düna 
bis  Witebsk  hinauf  ausführen  liefs  — Arbeiten,  die  ihre  volle 
Bedeutung  jedoch  erst  dadurch  erhielten,  dafs  da9  Ministerium  der 
Wcgckommuoikationcn  eine  Summe  in  sein  Budget  gestellt  batte 
für  Untersuchungen  zu  einer  neuen  und  besseren  Kanalverbinduug 
zwischen  der  Düna  und  dem  Dnjcpr.  „Sollte  sich  wirklich  eine 
wirksame  Verbindung  zwischen  dem  Schwarzen  Meere  und  der  Ostsee 
bcrslellen  lassen,  dann  liefs«  sich  für  Riga  allerdings  eine  glück- 
liche Zukquft  erhoffen!“ 

Herr  Mertens  dachte  dabei  an  eine  Erweiterung  des  Bereaiua- 
Kannlsystems,  das  eine  solche  Verbindung  schon  seit  längerer  Zeit 
herstellt.  An  der  Münduug  der  Ulla  lenkt  dieser  Wasserweg  aus 
der  Düna  südwärts  ab,  folgt  der  Ulla  aufwärts  bis  über  Lepel,  wo 
auf  der  Witebsk- Minsker  Grenze  die  Kanalisation  beginnt,  die 
durch  ein  seeu-  und  sumpfreicbes  Gebiet  in  südwestlicher  Richtung 
zur  Beresioa  hinüberleitet  und  diese  oberhalb  Rori&ow  erreicht. 
Die  Kanäle  sind  hier  aber  nur  flöfsbar.  Das  Ministerium  hat  die 
Absicht,  sie  schiffbar  sn  machen,  aufgegeben  und  seine  Aufmerk- 
samkeit einem  anderen  Projekte  zugewandt,  das  den  Vortbeil  eines 
weit  kürzeren  Weges  bietet  und  über  welches  Herr  K.  von  Znr- 
Mühluu  in  der  in  Kiew  erscheinenden  technischen  Zeitschrift  „Der 
Ingenieur“,  Heft  11,  1886,  Bericht  erstattet. 

Bei  der  Stadt  Orscha  fällt  in  den  Dnjepr  der  Flufs  Orsebtza 
uud  bei  Witebsk  in  die  Düna  die  Lntscbesa.  Durch  einen  Kanal 
zwischen  diesen  beiden  Flüssen  kann  das  10600  qm  betragende 
Stromgebiet  des  Dnjepr  mit  dem  6650  qm  grofsen  Gebiet  der  Dins 
in  Verbindung  gesetzt  werden  auf  einem  neuen  Wege,  der  die 
Entfernung  von  der  Ostsee  zum  Schwarzen  Meere  um  416  Werst 
kürzt. 

Schon  vor  lOOJabren,  1784  bis  1786,  hat  ein  Fürst  Wjaesemski 
die  Wasserscheide  zwischen  den  beiden  Strömen  untersuchen  lassen. 
Eine  Verbindung  derselben  durch  mit  Schleusen  verschone  Kanäle 
und  durch  die  Flüsse  Orschiza  und  Lulschesa  wurde  damals  anf 
4 Millionen  Assignaten  berechnet,  aber  die  Sache  blieb  liegen,  und 
später  wandte  mau  sich  der  Beresiua  zu.  Gröfser©  Aufmerksamkeit 
wird  den  Wasserwegen  überhaupt  erst  wieder  in  neuerer  Zeit  ge- 
schenkt, und  so  ernannte  der  Minister  Possiet  1880  einige  Inge- 
nieure, denen  er  die  Untersuchung  einer  neuen  Verbindung  zwischen 
der  Düna  und  dem  Dnjepr  übertrug.  Im  nächsten  Jahre  besieh- 
. tigte  der  Minister  selbst  die  Gegend  und  sprach  sich  im  „Regio- 
i ruDgs-Aozeiger“  entschieden  für  den  neuen  Kanal  aus.  1882  konnte 
das  uusgcarbcitetc  Projekt  bereits  auf  der  Moskauer  Ausstellung 
ausgelegt  werden. 

An  die  Fertigstellung  desselben  kann  aber  nur  gedacht  wer- 
den, wenn  Dnjepr  uud  Düua  auch  bei  niedrigeu  Wassersiäadei* 

| schiffbar  sind.  In  der  Fabrbarmacbuog  des  oberen  Laufe«  de» 


1887* 


Nr.  28. 


85r> 

EXPORT,  Organ  des  CentraWereim  für  Handelageographie  etc. 


Dnjepr  sollen  bereit«  mit  verhältnißmäßig  geringen  Mitteln  große 
Erfolge  erzielt  worden  »ein.  Die  Gesellschaft  für  Dampfschifffahrt 
auf  dem  Dnjepr  und  seinen  Nebenflüssen  transportirte  im  Jahre 
1882  zwischen  Orscha  und  Mobilew  gegen  7000  Personen,  während 
im  Jahre  vorher  sich  bei  niedrigem  Wasser  kaum  ein  Dampfer  nach 
Orscha  hinaufwagte.  Auf  den  sandigen  Uebergängen  beim  Dorfe 
Scbklow  konnten  die  beladenen  Dampfer  noch  nicht  hinüber.  Das 
Jahr  1882  hatte  aber  ungewöhnlich  niedrige  Waaserständc,  wie  sie 
in  den  letzten  Jahrzehnten  sonst  nicht  vorgekomenen  sind. 

1883  wurden  die  Arbeiten  znr  Verbesserung  de*  Strome»  fort- 

Seaetzb  Die  flachen  Stellen  boten  der  Schifffahrt  weiter  keine 
lindernisae,  eine  wesentliche  Verbesserung  bildete  jedoch  die  Reini- 
gung des  Fahrwassers  von  den  unter  Wasser  liegenden  Steinen, 
welche  zum  Tbeil  mit  Dynamit  gesprengt  wurden,  und  von  ver- 
sunkenen  Baumstämmen.  Die  Uebcrginge  und  gefährlichen 
Stellen  läfst  das  Ministerium  Nachts  beleuchten.  Im  Jahre  1883 
soll  dafflr  die  Zahl  der  Passagiere  bis  70000  Personen  betragen 
haben. 

Von  den  Verbesserungen  der  Schifffabrtsverhältnisse  auf  der 
Düna  hatte  Herr  von  Zur-Mnhlen  noch  nichts  vernommen,  doch 
wissen  wir  durch  Martens,  dafs  die  Rigasehe  Kaufmannschaft 
die  Sache  in  ihre  Hand  genommen  hat  und  eifrig  dabei  thfi- 
tig  ist  — 

Die  Herstellung  des  Verbindungskaoals  mit  steinernen  Schleu- 
sen ist  mit  8 Millionen  Rbl.  veranschlagt;  für  die  Korrektion  des 
Dnjepr  bis  Krementschug  und  fnr  die  Düna  werden  2 Millionen  Rbl. 
als  erforderlich  erachtet. 

Nach  den  statistischen  Daten  des  Ministeriums  wird  der  Ver- 
kehr von  6 Millionen  Pud  auf  der  1390  Werst  langen  Strecke 
zwischen  Krementschug  und  Riga  erwartet  Werden  diese  mit 
einer  Steuer  von  21, r,  Kop.  belastet  so  beträgt  die  jährliche  Ein- 
nahme 1 220000  Rbl.  — Die  jährlichen  Ausgaheu  veranschlagt 
man  mit  9G9500  Rbl.,  sodafs  ein  Überschuß  von  320600  Rbl. 
verbleibt. 

Um  dem  Ministerium  der  Wcgckoinmuuikatioueu  die  AusfQh- 
ruug  des  vorteilhaften  Uuteroehmeas  zu  erleichtern,  wird  vorge- 
seb lagen,  in  Kiew  und  in  Riga  Kongresse  von  Scbiffseigentbüinern 
und  an  der  Flußschifffahrt  intercssirteu  Personen  zu  berufen,  welche 
die  Beschaffung  der  nötbigen  Mittel,  die  Größt*  des  zu  erwartenden 
Verkehre,  die  Höhe  der  Steuer  berathen  sollen. 

Es  steht  zu  erwarten,  dafs  das  Ministerium,  wenn  die  Kon- 
gresse sich  günstig  für  das  Unternehmen  aussprechen,  die  Bilduug 
einer  Gesellschaft  zur  Ausführung  des  Projektes  fördern  wird,  in- 
dem es  etwa  */«  der  für  da«  Unternehmen  nöthigen  Summe 
hergiebt. 

Afrika. 

Aus  Marokko.  Mogadör,  11.  Mai  1887.  (Original bericht» 
vergl.  Nr.  16  Seite  240  des  Blattes).  Der  Franzose  Doubs  ist 
vorgestern  Abend  wohlbehalten  hier  angelangt  Derselbe  sagt, 
daß  er  von  Lanzarote  (Kanarische  Inseln)  nach  der  afrikanischen 
Küste  übergesetzt  und  nahe  Kap  Bojador  gelandet  sei.  Dort  sei 
er  alsbald  von  den  Eingebnrnen  aufgegriffeu,  und  seiner  Waaren, 
im  Betrage  von  ca.  4500  Frcs.  beraubt  worden,  wobei  ihm  ein  Zahn 
eingeschlagen  worden  ist  Er  will,  sich  als  Türke  ausgehend,  un- 
behelligt bis  10  Tagereisen  vor  Timbuctu  vorgedrungeu  nnd  nur 
durch  die  ftufserste  Noth  zur  Umkehr  gezwungen  worden  sein. 
Er  ist  über  Tenduf  mit  einer  Karawane  nach  Glimim  (Wad  Nun) 
gereist,  um  von  Kaid  Dachmun  nach  Marrnkesch  gesandt  zu 
werden,  wo  man  ihn  sofort  in  Ketten  legen  liefe.  Durch  einen 
Zufall  erfuhr  hiervon  der  gerade  in  Marrakesch  anwesende  engl. 
Minister  Herr  Groen,  der  sich  energisch  hei  dem  Sultan  für  die 
Freilassung  des  Gefangenen  verwendete,  die  denn  auch  schleunigst 
erfolgte.  — Wir  hören  übrigen«,  daß  Doubs  Berichterstatter  eiuer 
Zeitung  sei.  Von  anderer  Beite  wird  uns  mitgethcilt,  daß  er  der 
frühere  Compaitero  des  Österreichers  Gailin g oder  Abdel  Kerim 
sei,  jenes  Abenteurers  obskuren  Angedenkens.  Doubs  spricht 
etwas  arabrscb  und  dBrfte  noeh  sehr  jung  sein. 

Nachschrift  der  Redaktion.  Die  Mittheilungen  de»  Ilerrn  Doubs, 
welche  der  obigen  Korrespondenz  tu  Grunde  liegen,  klingen  tbellweße  sehr 
unwahrscheinlich,  namentlich  wenn  man  sie  mit  den  von  der  hei  Kap  Juby 
angesessenen  Mackenzie -Gesellschaft  herrübrenilen  Naetirichten  vergleicht 
(Vergl.  Sr.  15  des  'Export*,  Seite  240).  Wir  enthalten  uns  torläufig  eines 
Urtheils,  worden  aber  anf  die  Angelegenheit  zu  nick  kommen. 

Nord-Amerika. 

Etat  Wmterrelse  durch  den  MrdaeterikMfeche»  Süden.  XI.  Von 

Dr.  K m 11  Decken.  (Vgl.  1886,  Nr.  6,  19,  20,  26,  St,  86,  42,  50; 
1887,  2.)  Wir  sind  ia  New  Orleans  dem  Lande  der  Azteken  zu  nahe,  und 


die  Wege  dahin  sind  von  der  Orescent  City  aus  zu  bequeme,  alt  dafs  wir 
der  Verlockung  wintorsteben  sollten,  unsere  KrkognoazirungSfakrt  durch  den 
nordomeriknmscbeu  Süden  bis  zu  dem  Popocstepetl  auszndebnen.  Am 
liebsten  wären  wir  über  Cuba  an  unser  Ziel  gelangt,  um  nebenbei  einen 
flüchtigen  Blick  »uf  die  .Perle  der  Antillen“  tu  werfen,  da  wir  aber  ungünstige 
Nachrichten  ans  Havana  empfangen  — die  Saison  des  Gallenfieber*  hat  da- 
selbst begonnen  — , so  geben  wir  diesen  unseren  Plan  auf,  und  wir  wählen 
statt  des  Weges  über  den  Golf  den  Weg  über  Land,  der  heute  bekanntlich 
auf  der  ganze u Strecke  bis  zu  der  mexikanischen  Hauptstadt  mit  Schienen- 
strängen ausgeatattet  ist,  und  den  man  anf  diese  Weise  in  weniger  als  sechs 
Togen  zurück  legen  kann. 

Dafs  wir  bei  dieser  Gelegenheit  Texas  in  seiner  ganzen  Ausdehnung 
kennen  lernen,  ist  uns  sehr  angenehm.  Hatten  wir  doch  auf  der  Weltaus- 
stellung in  New  Orleans  ein  außerordentlich  glänzendes  Bild  von  den  Hilfs- 
quellen und  von  der  Knt Wickelung  des  «Lone  Star  State“  vor  Augen  gehabt, 
und  war  ja  doch  Texas  bereits  seit  einer  längeren  Reibe  von  Jahren  zugleich 
auch  ein  Hauptziel  der  deutschen  Auswanderung  geworden-  Der  .Kinsame 
Sternstaat“  — sein  Kosename  hat  gleich  manchem  anderen  amerikanischen 
Namen  cinCD  gewissen  indianischen  Beigeschmack  — ist  „ahead“  von  allen 
Unionsstaaten,  sowohl  was  die  Größe  seiner  Rinder-  und  Schafherden,  als 
auch  was  die  durchschnittliche  Ergiebigkeit  seiner  Äcker,  die  Ausdehnung 
seiner  Wälder  und  die  Kapidität  seiner  Bevölkern  ngarunab  me  und  seines 
öffentlichen  Keiehthnms  anlangt!  Das  hatten  wir  in  der  Staatenhalle  der 
Ausstellung  auf  einer  Art  Litfaßsäule  täglich  geleseo.  Kommt  her  Alle,  die 
ihr  drüben  in  der  Alten  Welt  eures  Vaterlandes  müde  seid,  und  dio  ihr 
dort  euer  Brot  nicht  mehr  findet,  hier  ist  Raum  und  redehiiehe  Nahrung  für 
euch  Alle!  Da*  hatten  wir  zwischen  den  gedruckten  Zeilen  und  Zahlen 
deutlich  hcrauslenchten  »eben.  Ausdrücklich  war  uns  vor  allen  Dingen  auch 
verkündet  worden,  dafs  von  den  170  Millionen  acrea,  die  Texas  enthält,  nicht 
weniger  als  11*. 's  Millionen  auf  sein«  Wasseroberfläche  kommen,  und  dabei 
mußte  uns  das  gelobte  Land  natürlich  auch  aß  jederzeit  genügend  mit  be- 
fruchtendem Naß  gesegnet  erscheinen.  Auf  den  Gedanken,  daß  der  Geist  des 
großen  F.iMinbahnkönigs  Jay  Üould,  den  man  jawohl  füglich  auch  .König  von 
Nord-Texas  nennen  könnte,  aus  der  Säule  herausvehaute.  dieser  Gedanke  kam 
uns  in  unserer  Harmlosigkeit  erst  sehr  spät.  Was  hätte  er  uns  auch  früher 
geholfen!  Waren  es  denn  nicht  offizielle  Zebsustahlen,  mit  denen  man  in 
der  angegebenen  Weise  Reklame  für  Texaa  machte?  Und  läßt  ea  aicb  etwa 
bestreiten,  daß  der  Staat  im  Jahre  I960  nur  601 000,  len  Jahre  1880  aber 
1582000  Einwohner  besaß?  8elbat,  dafs  Texas  im  Jahre  1884  jenen  An- 
gaben gemäß  2216000  Seelen  zählen  sollte,  konnten  wir  angesichts  des 
starken  P.mwandercrstrome« , der  »ich  in  der  letzten  Zeit  über  die  Union 
ergofs,  nicht  wohl  bezweifeln.  Ebensowenig  konnten  wir  die  Angabe  anfechten, 
daß  die  texaniBche  Maisernte  im  Jahre  1860  nur  16'/*  Millionen  Bushci«, 
im  Jahre  1880  aber  66%  Millionen  betrug,  die  texaniache  Baumwollene  rate 
im  Jahre  1860  nur  205  Millionen  Pfund,  im  Jahre  1882  aber  651  Millionen 
Pfund.  Nur  daß  der  Vereinigten  Staaten  Zensus  nicht  unterscheidet  zwischen 
salzigen  Lagunen  und  Bitterseen  auf  der  einen  Seite  und  Strömen  und 
•Seen  voll  süßen  Wassers  auf  der  anderen,  zwischen  dürrem  Domengeatrüpp 
hier  und  hohem  Eichenwald  dort,  zwischen  fetten  Rindern  und  halbverhun- 
gerten Kindern  hätten  wir  am  Ende  bedenken  können.  Das  Roste  war  es 
aber  wohl  in  jedem  Falle,  mit  eigenen  Augen  za  sehen,  weicher  Art  da* 
Wunderland  war.  Daß  uns  Texas  nebenbei  auch  in  physikalisch-geogra- 
phischer Hinsicht  interessant  sein  mußte,  haben  wir  nicht  nöthig  hinzuzu* 
fügen.  Führt  uns  ja  doch  die  Fahrt  durch  das  weite  Land  zum  ersten  Male 
bis  hinein  in  die  ersten  Ketten  des  Fetsengebirges! 

Aus  dem  New  Orieanacben  Musenviertel  in  dem  wir  so  lange  gehaust 
haben,  bringt  uns  eine  von  den  städtischen  Maulthierbahnen  hinab  nach  den 
I^tvces,  wir  besteigen  einen  daselbst  bereit  stehenden  Eisenbahn* ug  der 
texanischen  Pacific  bahn,  der  Zug  rollt  mit  uns  auf  die  Kteaenflbre,  die 
zwischen  New  Orleans  und  seiner  Vorstadt  Gretas  hin-  und  herspielt,  und 
wenige  Minuten  später  geht  ea  auf  dem  anderen  Missiasippiiifcr  stromaufwärts 
nach  Baton  Kotige  — nicht  gerade  sehr  eilig,  obwohl  unser  Zug  ein  Expreß- 
xug  genannt  wird.  Der  Strom  kommt  uns  alsbald  außer  Gesicht;  denn  die 
unmittelbare  Nachbarschaft  desselben  wird  von  unserer  Bahnlinie  wieder 
ziemlich  konsequent  gemieden,  was  durch  die  großen  Windungen,  die  der 
Mississippi  oberhalb  New  Orleans  beschreibt,  sowie  durch  achlimroe  Über- 
schwemmungen, durch  die  er  gerade  sein  rechtes  Ufer  in  jedem  Frühjahr« 
bedroht  und  verheert,  vollkommen  begreiflich  erscheint.  Die  Landschaft,  die 
wir  durch  fahren , ist  aber  auch  in  ziemlicher  Ferne  seitwirt*  von  durchaus 
amphibischer  Natur  — ein  wahres  Chaos  von  Waasertütnpcln,  und  schleichenden 
Wosaerläufen  (.Rayon*“)  und  von  Sumpfboden,  dem  derselbe  üppige  Wuchs 
Ton  Zwergpalmen,  Oypressen,  Lebenseichen.  Magnolien  und  Schlingpflanzen 
usw.  entsprießt,  wie  wir  ihn  an  anderen  Stellen  Louisiana*  zur  Genüge 
kennen  gelernt  haben.  Auch  die  graue  Tillandsla,  die  man  ab  da»  eigent- 
liche Charaktergewächs  des  nordamerikanischen  Südens  bezeichnen  könnte, 
hängt  wieder  in  dicken  Strähnen  von  allen  Ästen  und  Zweigen  herab  und 
dieselbe  verleiht  dem  Bilde  soine  hob«,  der  sndsUatlichen  Landschaft  eigen- 
! •hütnlichc  Melancholie.  Menschen  hausen  in  dieser  feuchten  Wikfaifs  natür- 
lich nicht.  Nur  auf  einzelnen  Lichtungen  des  Sumpfwaldes,  die  von  Natur 
etwa*  trockener  waren,  und  die  gegen  die  ültcrscliwcinmungen  durch  Deiche 
geschützt  sind  — man  nennt  sie  merkwürdigerweise  .highlands*  — , sehen 
wir  hier  und  da  ein  paar  schwarz«  Arbeiter  und  Arbeiterinnen  ihr  Wesen 
treiben,  und  Zuckmohrpflanzmigen  oder  Reisfelder  bestellen.  Sonst  sollen 
die  kuHJvirten  Strecken  viel  ausgedehnter  gewesen  sein,  der  Krieg  sowie  die 
dadurch  eingetretene  Itesorganivitton  der  Arbeit  und  die  niedrigen  Zucker- 
preise  haben  der  Natur  aber  wieder  ziemlich  vollständig  freien  Lauf  gelassen. 

Bei  Unton  Rouge  weDde-n  wir  uns  gänzlich  von  dem  Mississippi  weg, 
und  dem  Gebiete  de*  Red  River  — seine*  großen  nordlouisianJscben  und 
nordtexanischcii  Trihniärrirutnes  — zu.  Dieser  Strom  hat,  ähnlich  wie  die 
anderen  texaniseben  Ströme  noch  viel  wildere  und  regellosere  Hochwa**er 


Nr.  23. 


1887. 


EXPORT,  Organ  des  Centralvereins  für  Handeisgeographie  ete. 


al»  der  Mississippi,  er  überfluthet  und  vorbeert  durch  dieselben  in  noch  viel 
bedenklicherer  Weine  sein  L'ferland,  Seen  und  Sümpfe  schaffend,  wo  sich 
vorher  fruchtbare  Felder  au*dehnten.  Was  Wunder,  dafs  ilun  die  Eisenbahn 
ebenfalls  nur  sehr  allmählich  und  zögernd  zustreht,  um  ihn  oin  erstes  Mal 
bei  dein  kleineii  Batunwollebstapelplatze  Alexandria,  und  sodann,  nachdem  sie 
ihn  auf  einor  Strecke  von  ziemlich  150  Meilen  (englisch)  wieder  geflohen, 
bei  deui  Kopfpunkte  der  Red  River -Schifffahrt,  Sbreveport,  ein  zweites  Hai 
zu  berühren. 

ln  dem  Gebiete  des  Red  River,  der  einen  durch  die  Ferbo  seine« 
Waders  sowie  durch  seinen  sonstigen  Charakter  wieder  einmal  lebhaft  an 
die  kupferne  Urbevölkerung  Amerikas  gemahnt,  ändert  sich  das  Landschaft«- 
bild  viel  rascher  als  wir  unseren  Erfahrungen  in  den  östlichen  Südstaaten 
nach  erwartet  hätten.  Wir  gerathen  hinter  Alexandria  mehr  und  mehr  in 
festeres',  reiferes,  fertigeres  Land  hinein  — aus  dem  jüngsten  Mississippj- 
und  Red  River- Alluvium,  das  seinen  Ursprung  durch  seine  W&sserdurchtränkt- 
heit  so  sichtbar  bekundet,  io  ältere  und  ältere  Stufen  des  Tertiär  uud  der 
Kreidefunnation,  die  einem  hinsichtlich  ihrer  geologischen  Bildung  viel 
schwierigere  Rät  hu« I zu  lösen  geben,  — und  an  der  Vegetation,  — mit  der 
der  Boden  bekleidet  i«t,  erkennen  wir,  dafs  zugleich  auch  ein  anderes 
meteorologisches  Regime  pl&txgreift.  Der  Sumpfwald  mit  seinen  halbtropischen 
Gewächsen  verschwindet,  die  kunnadelige  Kiefer  lernt  vorherrschen,  die 
übrigen  Bäume  uud  Strnucher  grünen  und  blühen  uiu  die  Mitte  des  März 
nur  ganz  tbeilweise,  und  jenseits  Marsball,  nachdem  wir  die  louisianisch- 
texaoisebe  Grünte  etwa  50  Meilen  im  Rücken  haben,  werden  die  Waldstruckea 
spärlicher  und  spärlicher,  bis  wir  uns  endlich  in  der  entschiedenen  Busch- 
prfirio  und  fünfzig  Meilen  weiter  westlich  in  der  offenen  Grasprärie  befinden. 
Au  Allem,  wo*  wir  um  uns  herum  gewahren,  sind  die  Einflüsse  des  west- 
lichen Klimas,  das  durch  seine  unbeschreiblich  heftigen  Stürme  — die  be- 
kannten „Nor  Ibers*  und  Tornados  — durch  seine  harte  Winterkalte  und 
durch  seiue  lauge  Sommerdürrc  den  Baum-  uud  Strauchwuchs  tödtet,  deutlich 
sichtbar,  infolge  der  stazken  Verdunstung  und  der  energischen  Zersetzung 
der  Gesteine  beginnen  jenseits  Marsball  auch  bereit*  die  Salxaushlühungeii 
des  Bodens  sowie  die  salzigen  Üinnenlnudsgewässer. 

Was  den  Kulturboden  betrifft,  so  ist  derselbe,  wenn  uns  nicht  alle 
Anzeichen  trügen,  und  wonn  uns  die  texanischon  Patrioten,  mit  denen  wir 
uns  unterhalten,  nicht  mit  jedem  Worte  belügen,  sowohl  auf  der  niederen 
tertiären  Plateaustufe  in  dem  Gebiete  de«  Red-  und  Sabine-River  als  auch 
auf  der  höheren  kreUzeiscbcn  Stufe  im  Gebiete  des  Trinity-  und  Braxos- 
Rivor  noch  ein  sehr  ertragreicher.  Es  ist  dem  Menschen  augenscheinlich 
in  dem  östlichen  Texas  ebenso  wie  in  dem  östlichen  Kansas  und  Nebraska 
verhältnifsmälsig  gut  gelungen,  sich  die  Prärie  landwirtschaftlich  nutzbar 
zu  machen,  und  wir  sehen  ihn  dort  die  Baumwollenstaude  und  den  Mais 
und  Weizen  ziehen  und  lohnende  Ernten  damit  eizielen,  wo  von  Natur  nichta 
gedeihen  wollte  als  dorniges  Mezquit«  - Gestrüpp  (Prosopis  juliflore)  und 
Meaquite-Gras.  Wer  wollte  sich  über  einen  solchen  Triumph  des  Menscben- 
geistes  gegenüber  der  Natur  nicht  freuen!  Dafs  die  Besiedlet  des  östlichen  Dritte 
theils  von  Texas  in  verschiedenen  Beziehungen  glänzende  Erfolge  bei  ihrem 
Thun  zu  verzeichnen  gehabt  haben,  verratben  uns  insbesondere  auch  ver- 
schiedene Städte,  die  wir  durch  kurze  Aufenthalte  auf  unserem  Wege  kennen 
lernen:  vor  allen  Dingen  Dallas  und  Fort  Worth,  die  erst  im  Verlaufe  des 
letzten  Jahrzehnts  entstanden  sind,  die  aber  beute  bereits  25000  oder 
30000  Einwohner  zählen,  and  die  erfüllt  sind  von  den  stolzesten  groß- 
städtischen Aspirationen.  Man  schaue  da  nur  die  stattlichen  Hotel-  und 

Bankgebäude  der  beiden  Städte  an,  und  die  elektrischen  klammen,  die  einem 
aus  ihren  Snake u entgegenstrahlen. 

Wenn  wir  uns  eingebildet  hatten,  dicht  hiuter  Sbreveport  sofort  in  die 
absolute  Wildnis»  hinein  zu  gerathen,  um  deren  Besitz  sich  die  kupfer- 
farbigen Oomanchen  und  Apachen  mit  den  weifsen  „Cowboys“  streiten,  in 
der  mau  noch  immer  mannigfaltige  Gelegenheit  findet,  seinen  Scalp  da- 
zu büken,  und  in  der  man  seinen  Revolver  jederzeit  schußbereit  ballen 
mul»,  so  haben  wir  uns  überhaupt  gründlich  geint.  Die  demokratische 
Gleicbheitsfiegclei,  die  Uoinrich  Heine  den  Amerikanern  zum  Vorwurf 
macht,  ist  in  der  fraglichen  Gegend  in  jedem  Falle  nicht  schlimmer  als 
anderswo,  und  neben  ihren  Äußerungen  gewahren  wir  auch  diejenigen  einer 
Verfeinerung  der  Sitten,  wie  wir  sie  in  Paris  und  New- York  nicht  voll- 
kommener finden.  Der  jüngstbesiedelte  unter  den  nordamerikanischen  Süd- 
staaten — als  solcheu  um ß man  ja  Texas  bezeichueu  — scheint  in  dieser 
Beziehung  am  allerstärksten  von  nonistaatlichem  Geiste  angeweht  zu  sein, 
so  wie  er  sich  ja  auch  hinsichtlich  de«  Klimas  und  der  Produktionsbedin- 
gen  wieder  sehr  den  Nord-  und  Weststaateu  nähert  Die  Frauen,  die  an 
den  verschiedenen  Stationen  in  unseren  Pullmsn  wagen  einsteigeu,  erscheinen 
zumeist  iu  Toiletten,  die  an  Geschmack  und  Neuheit  nicht  das  geringste  tu 
wünschen  übrig  lassen.  Zuweilen  könnten  wir  geradezu  glauben,  Fürstinnen 
vor  uns  zu  haben,  so  üppig  erscheinen  die  Pelzverbrämungen  und  der 
Samint  und  die  Seide  ihrer  Kleider  und  Mäntel.  Als  uns  eine  amerikanische 
Dame  später  einmal  sagte:  .We  americ&n  Udies  are  all  queena  and  prin- 

resse»!*  da  mußten  wir  sehr  lebhaft  an  unsere  texaniseben  Anschauungen 
zurückdeiiken.  Dafs  die  texanltchen  Mädchen  das  Kokettiren  und  das 
, flirtin g“  nicht  schlechter  verstehen,  wie  die  anderen  amerikanischen  Mäd- 
chen, konnten  wir  in  Dallas  und  Fort  Worth  gleichfalls  gewahren.  Dafs 
die  hübschen  Kinder  gelegentlich  zu  dem  Revolver  greifen  ganz  wie  die 
Cowboys,  und  daß  sie  ihren  Liebhaber  insbesondere  mit  der  scharfgeladenen 
Waffe  in  der  Hand  veranlassen,  sein  gegebenes  oder  eingebildetes  Ebe- 
tersprechen  zu  halten,  wollte  uns  aber  unmöglich  dünken,  wenn  wir  sie 
schäkern  sahen,  wir  lasen  nur  davon  verschiedene  Beispiele  in  den  texani- 
schen  Zeitungen,  von  denen  wir  nicht  gut  annehmen  konnten,  dafs  sie  er- 
fuudeu  waren. 

Die  texanischon  Damen,  von  denen  wir  da  reden,  und  die  uns  durch 
ihre  Krscbeinueg  überzeugender  als  Jay  Gould  durch  seine  Littfafss&ule 
bekunden,  dafs  die  Zivilisation  in  dem  östlichen  Texas  ganz  und  voll  ihren 


Einzug  gehalten  hat,  und  dafs  dsselhst  verschiedene  reiche  Hilfsquellen  zum 
vollen  Fließen  gebracht  worden  sind  — dies«  Damen  aind  übrigens  zan 
Tbeii  wirkliche  neuweltliche  Königinnen  und  Prinzessinnen,  wie  wir  kon- 
staliren  können:  die  Frauen  und  Töchter  der  großen  Heerdenkönige  näm- 
lich, in  deren  Reich  wir  in  Dallas  und  Fort  Worth  «Ingedrungen  sind,  und 
die  mit  der  Besiedelung  des  Landes  ohne  Zweifel  sehr  ausgezeichnete  Ge- 
schäfte gemacht  haben.  Die  „cattle  kings*  von  Texas,  die  man  gewisser- 
maßen als  die  Unterkönige  Jay  Oeuld’s  in  betrachten  hat,  prosperiren  io 
der  Thai  in  einem  hohen  Grade,  und  auch  heute  noch,  wo  sie  sich  unter- 
einander starke  Konkurrenz  bereiten,  und  wo  «*  herrenloses  Weideland  auch 
selbst  tu  West-Texas  nicht  mehr  zu  okkupiren  giebt,  sollen  sich  ihr*  Kapi- 
talien mit  15  bis  20  Prozent  verzinsen. 

Um  die  Klasse  der  Farmer,  die  sich  mit  Cotton-,  Mais-  und  Welzeubau 
befassen,  steht  es  augenscheinlich  schon  in  den  Counties,  die  östlich  von 
Brnos  River  liegen,  viel  weniger  glänzend.  Ihnen  maehen  die  einbrcchen- 
den  .Northen“,  die  sommerlichen  Dormeiteo,  and  die  schroff  damit 
wechselnden  Regengüsse  nebst  den  dadurch  verursachten  Überflutbungen 
und  Bodenabschweiumungen  — den  vielberufenen  „washes*  — - unendlich 
schwer  zu  schaffen,  ganz  abgesehen  von  der  hektischen  Fliege,  dem 
Cottonwurm  und  anderen  Landplagen,  die  ihre  Ernte  schädigen.  Besonders 
über  die  letztvergangenen  Jahre,  deren  Erfahrungen  bezüglich  der  ostlexani- 
sclicn  Landwirtschaft  eigentlich  die  maßgebendsten  sind,  da  das  Land  erst 
in  ihnen  vollkommen  unter  den  Pflug  genommen  worden  ist,  vernahmen 
wir  aus  dienen  Kreisen  laute  Klagelieder.  Der  Gegend  unmittelbar  östlich 
und  westlich  vom  Brnos  River  hat  dm  Jahr  1886  sogar  eine  schlimme 
Hungersnot  gebracht,  was  in  einem  jungen  Lande,  das  unseren  deutschen 
Auswanderern  in  so  verführerischen  Farben  geschildert  wird,  dafs  as  Ihnen 
Bchier  als  ein  Eldorado  erscheinen  muß,  unbedingt  als  eine  bedenkliche 
Erscheinung  anzuaehen  haben.  Wenn  beute  von  einer  weiteren  Ackerbauer- 
F.inwanderung  in  Texas  die  Rede  ist,  so  handelt  es  sich  übrigens  im  all- 
gemeinen nicht  mehr  um  das  Land  östlich  vom  Brazos,  resp.  östlich  vom 
98°  westl.  L.  (von  Greenwich  gerechnet),  sondern  um  das  Land  weet- 
■ lieh  von  dieser  Linie.  Auch  diese  weiten  Strecken  — es  sind  mehr  als 
100  MilL  acres  — möchten  die  großen  Landeigner  und  unter  diesen  na- 
mentlich der  wiederholt  genannte  IfeTr  der  .Texae  Pacific  Rallroad“  an  den 
Mann  bringen,  und  auch  diesen  Strecken  dichtet  man  deshalb  dreisten 
Muthes  alle  denkbaren  Tugenden  an. 

Nachdem  wir  Fort  Worth,  den  blühenden  Hauptsitz  des  Handels  in 
□ordtexanischem  Vieh  und  Viehzuchtsprodukten,  verlassen  und  den  Brazos 
mit  seinem  canonartig  elnge-ockiilttenen  tiefen  Rette  überschritten  haben, 
befinden  wir  uns  in  einer  Ocgoud,  der  ihre  natürlichen  Hilfsquellen  ohne 
Zweifel  mit  einem  ganz  anderen  Maße  zugemessen  sind  ab  der  Gegend  mn 
Dallas  und  Marshall. 

Dafs  ans  bei  dem  Anblick«  der  ungeheuren  Ebene,  die  da  vor  um 
liegt,  das  Herz  aufgehe  und  höher  und  freudiger  schlage,  können  wir  nickt 
behaupten.  Wir  fühlen  uns  vielmehr  beengt  dabei,  und  es  lastet  fast  wie 
ein  Alpdruck  auf  uns.  Auf  diesem  Lande  ruht  ein  Fluch,  denken  wir  loa 
Stillen,  und  diesen  Fluch  vollkommen  zu  heben,  wird  den  Menschen  niemals 
gelingen.  Die  nordafrikanische  Wüste  muß  sympathischer  und  angenehmer 
sein,  denn  deren  phantastische  Felsformen  und  Ddnengebirge  lassen  den 
Geist  wenigstens  Schönes  denken  und  träumen.  Hier  gähnt  uns  nichts  ab 
Tod  und  Langeweile  aus  der  Landschaft  an.  Der  Boden  steigt  ganz  un- 
merklicb  höher  an,  je  weiter  wir  tot«  westwärts  bewegen.  Im  übrigen  erhebt 
er  sich  aber  nur  zu  flachen,  unbedeutenden  Wellen,  und  überall  zeigt  er  uns 
dasselbe  rothbraune  Antlitz  und  denselben  stark  eisenschüssigen  sandigen 
Lehm.  Der  Pfl&nzenwudhs  wird  immer  armseliger,  das  Doruengestrüpp  selbst 
verschwindet,  und  die  unscheinbaren  Kräutlein  und  Grashälmches , weiche 
übrig  bleiben , bUden  nur  noch  zerstreute  Gruppen,  in  denen  sie  sich  eng 
zusammen  ducken  und  an  einander  drängen,  ab  suchten  sie  bei  einander 
Schutz  und  Troet  in  der  Dürre.  Am  auffälligsten  sind  uns  eine  kleine  mit 
bösen  Starhein  bewehrte  Opuntie  und  ein  ebenfalb  stacheliges  agaven 
ähnliches  Gewächs  — die  ersten  Vorboten  der  mexikanischen  Flora.  Es 
mag  sein,  dafs  man  sich  bei  längerem  Aufenthalte  in  dem  Lande  mehr  an 
den  Anblick  gewöhnt,  und  dafs  man  sich  sogar  mit  demselben  befreundet  — 
besonders  wenn  man  auf  einem  guten  Pferde  mit  den  Indianern  und  Cowboys 
um  die  Wette  über  die  weiten  Flächen  dahin  gnioppirt  — Uns  gelang  dies 
nicht,  obgleich  wir  uns  ehrlich  bemüht  haben,  auch  die  guten  Beiten,  die 
der  we&tliche  Theil  des  .Lone  Star  State*  etwa  besitzt,  xu  würdigen. 

Bis  gegen  den  98°  west.  L.  hin  beträgt  die  jährliche  Regenmenge,  den 
Angaben  des  Washingtoner  „Signal  Service*  zufolge,  noch  reichlich  60  Centi- 
meter,  unter  dem  101°  vermindert  sie  sich  auf  40  cm,  und  unter  dem  104* 
sogar  auf  20  cm.  Dabei  bat  man  aber  zn  bedenken,  daß  die  feuchten 
Niederschläge  vorwiegend  in  wolkenbrucbartigen  Güssen  zur  Erde  nieder- 
stürzen — häufig  15  cm  an  einem  einzigen  Tage  — , dafs  die  Monate  Juni 
bis  Septemher  oft  genug  ohne  einen  Tropfen  Regen  bleiben,  und  daß  die 
Verdunstung  in  der  dünnen  Plateauluft  — wir  befinden  uns  westlich  von 
Cisco  ln  einer  Höhe  von  1000  bß  1400  m über  dem  Meeresspiegel  — eine 
außerordentlich  starko  UL  Die  atmosphärische  Feuchtigkeit  geht  der  Ve- 
getation also  nur  in  einem  sehr  geringen  Grade  zu  gute,  Me  verschwindet 
vielmehr  beinahe  eben  so  rasch  wie  aß  gekommen  ist,  theils  durch  die 
wilden  Ströme,  deren  leeres  Bell  sie  urplötzlich  zum  Überlaufen  füllt,  xam 
Meere  eilend,  theils  durch  die  trockene  Luft  wieder  hinauf  in  das  Reich 
der  Wolken  steigend.  Wie  soll  da  ein  lukrativer  Ackerbau  betrieben  werden 
können!  Daß  man  entlang  der  texaniseben  Padficbahn  hier  und  da  de» 
Versuch  gemacht  bat,  sehen  wir  ja,  und  dafs  dies  vorwiegend  mit  Hilfe  von 
deutschen  Kolonisten  geschehen  ist,  können  wir  echon  aus  den  Ortsnameu 
„Marieofeld“,  „Germania*,  „Metz*  schließen  Wir  glauben  aber,  daß  dem 
mecklenburgischen  oder  schwäbischen  Bauern  dahedm  die  Aoawanderangaluxt 
nach  Texas  für  immer  vergehen  würde,  wenn  man  ihm  vor  dem  Absegeln 
nach  Amerika  den  Stand  der  Weizensaaten  zeigen  könnte,  die  sich  auf  be- 


1887. 


857 

EXPORT,  Organ  de«  C«otr*lvereini  für  Handelageographie  etc. 


Nr.  28. 


uchrinktem  Raume  rings  um  die  genannten  Ansiedelungen  ansbretten.  Die 
Pririe  an  geeigneten  Stellen  künstlich  mit  Blumen  xu  bepflanzen,  das  konnte 
wohl  bei  DaIIaa  glücken,  auf  dem  .Llano  eetacado"  und  in  der  Gegend  von 
Cisco,  Colorado,  Marienfeld  usw.  omf»  man  kliglich  damit  scheitern.  Vor 
einem  der  kleinen  Holzbläser,  aus  denen  die  weettexanbchea  Ortschaften 
bestehen , sehen  wir  ein  halbes  Dutzend  schmlcbtigo  Akazienb&umcben  — 
in  grofsen  Blumentöpfen.  Die  Hand  eines  deutschen  Bierwirthu  — die 
.saloon  keeper*  sind  auch  in  Texas  zu  einem  grofsen  Thelle  Deutsche  — 
pflegt  die  Bäumchen  auf  das  sorgfältigste  und  erhält  sie  durch  fleifsiges  Be- 
giefsen  bis  auf  Weiteres  am  Leben.  Der  Deutsche  kann  eben  nicht  gut 
ohne  Blume  exist iren.  Im  freien  Boden  wurden  auch  seihst  die  Akazien 
tu  Grundo  gehen,  gleichviel  ob  man  sie  begiefst  oder  nicht.  Vor  einem 
anderen  Hanse  sahen  wir  ein  paar  spanische  Bayonetthäume  (Yuccas) 
in  ganz  derselben  Weise  wie  die  Akazien  behandelt.  Die  baumfeindlichen 
Gewalten,  die  schon  im  östlichen  Texas  furchtbar  genug  sind,  treten  augen- 
scheinlich in  dem  westlichen  Texas  mit  polenxirter  Energie  auf.  Doch  aber 
redet  mau  in  Amerika  bostindig  von  einem  Wiede  rauf  forsten  der  Pririe 
schlechthin,  und  die  dabei  intereesirten  Eisenbahnmlnner  heuten,  die  san- 
guinische Hoffnung,  die  dadurch  auch  besüglich  des  lufsersten  Wetten*  der 
Präriestaaten  genährt  wird,  aus,  so  gut  sie  können. 

Die  genannten  Orte,  die  immer  an  einer  Säbwaaserquelle  oder  an  einem 
Strome  liegen,  mul*  man  als  Oasen  in  der  westtexanischm  Wüstenei 
gelten  lassen.  Wie  trostlos  und  poesielos  nehmen  sich  dieselben  aber  au« 
neben  einer  Oase  in  der  afrikanischen  Sahara,  die  wir  uns  nicht  denken  | 
können  ohne  Palmenhaine!  Die  betreffenden  Ländereien  durch  künstliche 
Bewässerung  zu  vergTÖssern  und  zu  Tennehren  und  den  Anbau  von  Getreide- 
grlsern  uod  Alfalfa  (Luzerne)  in  ihnen  dadurch  in  wirksamerer  and  aus- 
gedehnterer Weise  zu  ermöglichen,  raufs  uns  als  ein  aufserordentiieb  schwie- 
riges Unternehmen  erscheinen.  Die  8tröme  haben,  wie  wir  bereits  an* 
deuteten,  nnr  periodisch  eine  grofae  Wasserfülle,  und  dieselben  trocknen 
namentlich  während  des  Sommers  tu  einem  gTofsea  Theile  vollkommen  aus, 
die  artesischen  Brunnen  aber,  die  man  in  den  Boden  schlägt  — manchmal 
mehrere  Hundert  Meter  tief  — liefern  zumeist  ein  stark  alkalisches  Wasser, 
das  weder  xum  Trinken  noch  xnr  Ernährung  von  Pflanzen  tauglich  ist. 
Einzelne  Seen  und  Teiche,  die  sich  im  westlichen  Texas  befinden,  enthalten 
eine  bitter  salzige,  ätzende  Flutfa,  wie  denn  fast  der  ganze  Boden  einen 
mehr  oder  minder  starken  Gebah  von  alkalischen  Aalten  besitzt. 

Dafs  West-Texas  das  wsbre  Paradies  der  Heerdenkönige  ist,  und  dsft 
diese  olle  Veranlassung  haben,  dem  Lande  Gutes  nachzureden,  müssen  wir 
trotz  Allem,  was  wir  beobachten,  gelten  lassen,  auch  vielleicht,  dafs  es  das 
Paradies  der  Cowboys  ist,  die  in  dem  Dienste  der  gmfsen  Viehzüchter  stehen 
und  mit  denen  wir  hier  und  da  in  nähere  Berührung  kommen.  Die  letzteren 
sind  wenigstens  kräftige,  gesunde  Leute,  die  einem  ad  oculos  demonstriren, 
dafs  ein  beständiges  Leben  und  Heramjsgen  in  der  freien  Luft  den  Körper 
stählt  und  stark  macht.  Schwächlinge  können  freilich  ihr  Gewerbe  kaum 
ergreifen,  denn  von  der  Arbfaärtungskur,  der  man  sich  in  dem  wechselvollen 
Klima  au  unterwerfen  bat,  gilt  das  Wort:  Bin  Schneider  stirbt  daran,  und 
einem  Schmiede  hilft  es!  Natürlich  verhindert  dis  grofae  Trockenheit  der 
Luft  wohl  nebenbei  auch  manche  Krankheit.  Übrigens  hat  dos  ungebundene 
Leben,  dafs  diese  Hirten  führen,  ohne  Zweifel  für  abenteuerliche  Naturen 
aoeh  seinen  hohen  Reit,  und  wenn  dieselben  dis  Einöde  einmal  überdrüssig 
baten,  was  Ton  Zeit  zu  Zeit  geschieht,  so  begeben  sie  sieb  auf  ein  paar 
Wochen  nach  Port  Worth  oder  nach  einer  anderen  gröberen  Stadt,  und  da- 
selbst vergeuden  sie  ihre  Ersparnisse  in  Saus  und  Braus  und  dulcl  jubllo.  | 
Das  soll  wenigstens  die  Regel  sein.  Mit  einem  ziemlichen  Vonatb  von 
trockenem  Mutterwitz  und  Sarkasmus  gegenüber  den  verweichlichten  Städtern 
und  Muttersöhnchen  ausgestattet  — fast  wie  die  Indiansr  — , sind  die  Cow- 
boys  für  gewöhnlich  ganz  harmlose,  gutmütbige  Barschen,  die  nur  gefährlich 
werden  und  den  Revolver  rasch  zur  Hand  haben,  wenn  man  mit  ihnen  beim 
Trinken  am  .Bar*  in  Streit  kommt,  oder  wenn  es  sich  um  ein  Mädchen 
handelt. 

Behaupten  zu  wollen,  dafk  Wost-Texaa  zugleich  auch  ein  Paradies  der 
Heerden  sei,  so  wie  es  ein  Paradies  ihrer  Herren  und  Hüter  ist,  das  wäre 
eine  bittere  Ironie  auf  die  wirklichen  Verhältnisse,  wie  sie  sich  zwischen 
Fort  Worth  und  El  Paso  vor  unsem  prüfenden  Augen  darstellen.  Es  mufs 
jeden,  der  nicht  an  einen  solchen  Anblick  gewöhnt  ist,  mit  Schaudern  und 
Entsetzen  erfüllen,  wenn  er  sieht,  in  welchem  Zustande  sich  der  west-texa- 
nische  Yicbstand  am  Ende  des  Winters  befindet.  Hin  weichherziger  Tblor- 
schutzvereinler,  der  gegen  die  Maulkörbe  der  Hunde  eifert,  braucht  man 
dazu  noch  lange  nicht  zu  sein.  Erscheint  einem  schon  die  amerikanische 
Waldwirtschaft,  wie  wir  sie  in  Nord-Ksrolina  und  Mississippi  kennen  gelernt 
haben,  über  alle  Begriffe  roh  und  herzlos,  ao  ist  dies  in  einem  noch  weit 
höheren  Grade  der  Fall  mit  der  amerikanischen  Viehzucht,  wie  sie  in  der 
westlichen  Prärie  betrieben  wird.  Es  ist  ein  Raubbau,  der  »eines  gleichen 
in  der  ganzen  Welt  nicht  hat,  durch  den  die  texanischen  Heerdenkönige 
ihren  Säckel  fällen,  und  wir  müssen  gestehen,  dafs  derselbe  in  unseren 
Augen  auch  ein  übles  Streiflicht  auf  die  prächtigen  Gewänder  wirft,  in  denen 
die  texanischen  Damen  einher  gehen.  .Der  Gerechte  erbarmt  sich  seines 
Viehes!“  möchten  wir  den  bibelfesten  Amerikanern  zunifen.  Vielleicht  ) 
könnten  die  texanischen  „queens“  und  „princesses*  in  dieser  Richtung 
mancherlei  thun,  denn  da*  schöne  Geschlecht  ist  ja  sehr  einflufareich  in  der 
neuen  Welt.  Dafs  sich  das  texanische  Klima  der  Rinder  und  Schafe  er 
barmen  soll«,  die  in  der  Zahl  von  Millionen  in  dem  Lande  weiden,  wird  . 
man  nach  dem  Obengesagten  nicht  wohl  erwarten  können.  Den  reichen  4 
Spekulanten,  denen  die  Heerden  in  jedem  Jahre  viele  Tausend  Dollars  oin- 
I ragen,  erwüchse  daraus  aber  doch  wohl  die  Pflicht,  dieselben  auch  mit 
Kutter  und  Wasser  zu  versorgen,  wenn  die  Natur  es  nicht  gewährt. 

Welcher  Art  ist  aber  das  Bild,  das  uns  zu  unserer  Apostrophe  ver- 
anlafst?  Wohin  wir  unser  Auge  auf  der  bäum-  and  airaachlosen  Ebene 
auch  wenden  mögen,  da  erblicken  wir  Kadaver  von  Kindern  und  Schafen, 


und  wollten  wir  nur  diejenigen  zählen,  die  in  eng  zusamraengedrängten 
Gruppen  von  zehn  oder  zwanxig  — wio  die  Gräser  und  Kräuter  — hart  an 
der  Eisenbahn  oder  unmittelbar  neben  den  Stationsgebäuden  liegen,  so 
würden  wir  zwischen  Fort  Worth  und  El  Paso  sicherlich  viele  Tuusende  zu- 
aammenbringen.  Der  harte  texsnixcho  Winter  mit  »einen  unglaublich  hef- 
tigen Schneesiürmen  und  Frösten  und  meinem  absoluten  Wasser-  und  Futter- 
mangel — die  Ströme  und  Seen  sind  fest  zugefruren,  und  die  wenigen  dürren 
Grashalme  bedeckt  hoher  Schnee  — wüthet  Jahr  für  Jahr  schauerlich  unter 
den  Heerden,  und  in  dem  Winter,  der  unserer  Fahrt  und  unseren  Wande- 
rungen in  der  Prärie  voraufgegangen  ist,  sind  den  offiziellen  Schätzungen 
zufolge  nicht  weniger  als  30  % de«  geaammten  Viehs  Umtos  — an  die  zwei 
Millionen  Stück  — zu  Grunde  gegangen.  Wären  die  Heerden  in  der  Hand 
kleiner  Besitzer,  so  würden  dergleichen  Verluste  von  selbst  dazu  führen,  dafs 
man  die  Thiere  besser  behandelte,  und  dafs  man  Ihnen  im  Winter  Obdach 
und  Stallfütterung  gewährte.  Die  grofsen  Besitzer  ertragen  sie  kaltblütig 
und  mehren  trotzdem  ihre  Reicht  Immer. 

Nach  Wintern,  wie  es  diejenigen  von  1881  zu  1885  und  von  1885  zu 
1888  waren,  müfstc  cs  ein  einträgliches  Geschäft  sein,  die  gefallenen  Thier- 
leichen und  ihre  bleichenden  Knochen  industriell  xu  verwerthen.  So  wie  die 
Dinge  in  dem  dünnbevölkerten  Lande  liegen,  kümmert  sich  Niemand  darum, 
und  die  westliche  Prärie  wird  dadurch  für  uns  um  einen  weiteren  abschrrck- 
kenden  Cbarakterzug  boroicliert.  Auch  diu  überlebenden  Kinder  und  Schnfe, 
die  von  den  Cowboys  in  Ricscnbecrdcn  von  10-  oder  20000  Stück  vor  una 
bingetrieben  werden,  sehen  elend  und  abgemafrert  genug  aus,  und  wir  er- 
blicken so  manches,  das  augenscheinlich  eben  im  Begriffe  ist,  zu  verenden. 
Das  Futter,  das  die  Prärie  im  März  gewährt,  ist  ja  auch  noch  ein  überaus  kärg- 
liches, und  erst  im  April  oder  Mai  stobt  die  kurz  gemessene  gute  Zeit  des 
Jahres  zu  erwarten,  in  der  sich  die  Thiere  rasch  wieder  heraufütteru  und 
ihreB  Lebens  freuen  können.  Dann  bricht  die  dürre  Zeit  herein,  und  die 
ist  unter  Umständen  wieder  sehr  schlimm  für  die  Thiere. 

Die  zahllosen  Kadaver,  die  über  die  Prärie  »usircslreut  sind,  und  die, 
wie  gesagt,  oft  dicht  neben  den  Wohnungen  der  Menschen  Hegen,  würden 
in  jedem  anderen  Lande  die  Luft  mit  unerträglichem  Pesthaucb  erfüllen.  lu 
West-Tuns  ist  davon  nicht  viel  zu  spüren.  Die  Trockenheit  der  Atmosphäre 
bringt  es  mit  sich,  dafs  die  Leichen  mehr  mumifuirt  werden  als  verwesen. 

Doch  damit  sei  ex  genug  von  dem  west- texanischen  Viehzuchtbet  rieh« 
und  dor  Misere,  die  aich  damit  verbindet.  Von  anderen  Hilfsquellen,  die  da* 
Land  besitzt,  erscheinen  uns  nur  noch  die  Koblenflötze  von  Eastland-County 
bemerkenswert!!.  Von  der  wirthifhafllicbcn  Ycrwerlhnng  der  ungeheuren 
Gypsablagerungen,  die  sich  als  die  Vorstufe  de»  Llano  Esucado  im  Norden 
von  Colorado  ausbreiten,  erwarten  wir  zu  nächst  nicht  viel;  denn  Gyps  ist 
anderweit  ungleich  bequemer  zu  haben.  Und  wenn  dieser  oder  Jener  Bürger 
von  West-Texas  seinen  Landsleuten  die  Heilkraft  seiner  künstlich  erbohrten 
BiUerquelle  preist  und  alle  Dispeptischen  in  dem  weiten  l’nionsgebiete  einlfidt, 
sie  zu  versuchen,  so  bezweifeln  wir  ebenfalls,  dafs  er  damit  viel  Glück  haben 
wird.  Kurorte  von  der  Art  unseres  Homburg  und  Karlsbad  können  wir  uns  in 
einer  Gegend,  in  welcher  nicht  einmal  Bayonettbäume,  geschweige  denn 
Schattenbäum«  wachsen  wollen  noch  weniger  denken  als  in  den  AReghanies. 
Östlich  und  westlich  von  dem  Rio  Poco«  — dem  wichtigsten  Nebenflüsse 
des  Rio  Grande,  der  indessen  schon  zu  der  Zeit,  wo  wir  ihn  passireii,  kaum 
noch  Wasser  in  seinem  engen,  lief  elngerlsaeneu  Bett«  führt  — ist  die  Gegend 
auf  weiten  Strecken  die  reine  Flugsand  wüste.  Dann  steigt  das  Plateau  in 
deutlich  markirten  Stufen,  die  durch  die  niederen  gr&nitisrhen  Ketten  der 
Guadelupe-  und  Hueco-Mount&ins  gegen  einander  abgegrenzt  sind,  höher 
empor,  und  wir  befinden  uns  damit  auf  der  Schwelle  in  das  FcDcngebirge. 
Dasselbe  erhebt  sich  ja  in  Texas  und  Neu  Mexiko  bei  weitem  nicht  so  schroff 
und  steil  aus  der  Pririe- Ebene  wie  In  Colorado.  Endlich  erreichen  wir  die 
Station  El  Paso,  und  dort  können  wir  uns  von  unserer  ermüdenden  Fahrt 
gründlicher  ausruben.  Ein  Omnibus  oder  ein  „Bus“,  wie  der  schwarze  Kon- 
dukteur wagt,  bringt  uns  noch  dem  Zentralhotel,  du  kaum  mehr  als  hundert 
Schritt©  von  dem  Bahnhöfe  entfernt  ist  — man  ist  schrecklich  gchfaul  in 
Amerika  — und  dort  finden  wir  für  8 Dollarn  tägliche*  Peusionsgeld  allen 
Komfort,  den  man  von  einem  großstädtischen  amcrikaniwhrn  notel  erwarten 
kann,  vor  allen  Dingen  natürlich  elektrische  Beleuchtung,  ein  breites  und 
bequemes  Bett  und  einen  wohlbesetxten  Triuktisch.  Da  unner  Gaumen  die 
westtexanische  Lufttrockeubcit  fast  ebenso  hört  empfindet,  wie  die  Pflanzen 
und  Thiere,  so  ist  uns  der  letztere  selbstverständlich  sehr  willkommen,  und 
wir  preisen  es  als  ein  Glück,  dafs  der  Quell  de»  Bieres  in  West-Texas  nicht 
ebenso  versiccht,  wie  cb  die  Wasserquellen  und  Ströme  thun  — Dank  den 
deutschen  Brauern  von  Fort  Worth  und  Dallas,  und  Dank  der  »Texas  Pacific 
llailroad“,  die  aufser  uns  auch  frische  Pä».*cr  berheiträgt.  Dafs  wir  in  Marten- 
feld  und  in  anderen  Orten  zwischen  Fort  Worth  und  El  Paso  die  Woblthat 
des  betagten  Quell«»  ebenfalls  gewürdigt,  bedarf  kaum  der  Erwähnung. 
Wovon  wir  in  dem  Zentralhotel  von  El  Paso  weit  wenhrer  entrückt  sind, 
wie  vom  Trinktisch,  dos  ist  das  Rindfleisch,  dos  uns  bei  der  Tafel  vorgesetzt 
wird.  Dasselbe  scheint  uns  durch  seine  Zähigkeit  all  die  Leiden  und  »hard- 
ships*  zu  TCTTBthen,  di«  das  arme  Thier,  welches  cs  geliefert,  hei  Lebzeiten 
tu  ertragen  gehabt  hat.  


Süd-Amerika. 

Die  „eete  MlsaOes“  (sieben  „Missionen“)  in  der  brasilianischen 
Provinz  Slo  Podro  do  Rio  Grande  do  Sul.  (Originalbericht  von 
Max  Bescheren  io  Sto.  Antonio  da  Palmeira).  Indem  wir  die 
Leser  des  Blattes  auf  den  nachfolgenden  höchst  interessanten  Be- 
richt Aber  die  Missiones  von  Rio  Grande  do  Sul  aufmerksam 
machen,  können  wir  nicht  umhin  dem  Herrn  Verfasser  unseren  ver- 
bindlichsten Dank  ffir  die  Sorgfalt  auszusprechen,  mit  welcher  er 
den  vorliegenden  Bericht  bearbeitet  hat.  Durch  denselben  wird 


Nr.  23. 


m 

EXPORT,  Organ  de*  Central  verein«  für  Haodelegeograph»  ete. 


1887. 


die  Kenntnifs  über  ein  Ocbiet  erweitert,  welches  für  die  zukünf- 
tige Kolonisation  Süd-Brasiliens  von  hervorragender  Bedeutung  zu 
werden  bestimmt  ist.  Hierin  stimmen  alle  Kenner  der  Miasione» 
Übereio.  Dafs  diese  Meinung  von  dem  Herrn  Verfasser  ebenfalls 
getbeilt  wird,  ist  uro  so  entscheidender,  als  er  seit  mehr  als  20 
Jahren  in  seiner  Berufstbithigkeit  als  Ingenieur  das  Land  durch 
seine  sorgf&lttgen  Vermessungsarbeiten  genauer  und  besser  kennen 
gelernt  bat,  als  irgend  Jemand  vor  ihm.  Herr  M.  Be schoren  ist 
einer  der  wackersten  Vorkämpfer  der  Kultur  und  Zivilisation  gegen- 
über der  Wildnifs.  Für  den  zähen  Eifer  und  die  bewunderns- 
werthe  geistige  Frische,  mit  welcher  er  seiner  Tätigkeit  bis  auf 
den  heutigen  Tag  obgelegen  hat,  sind  die  nachfolgenden  Zeilen 
das  beredteste  Zeichen.  Ihm  und  dem  bei  Königgrfitz  gefallenen 
Waldemar  8chulz  sind  die  besten  und  ausgedehntesten  Ver- 
measungsarbeiten  der  Provinz  Rio  Qrande  zu  verdanken.  Wir 
konstatiren  mit  Genugtuung,  dafs  es  zwei  Deutsche  sind,  «eiche 
diese  Pionierarbeit  verrichtet  haben  uud  auf  welche  die  alte  Heimat 
alle  Ursache  bat  stolz  zu  sein.  Die  Red. 

„Der  Reisende,  welcher  die  Provinz  Säo  Pedro  do  Rio  Grando  do  Sul, 
die  südlichste  des  mächtigen  züdamerikanßcbcn  Kaiserreichs,  durchstreift, 
findet  an  vielen  Punkten  und  in  kürzester  Entfernung  die  größten  Gegen- 
sätze, die  Land  und  Leute  darbieten  können.  In  dun  Koloniecn  glaubt  er 
sich  zurück  in  die  liebe  deutsche  Ueimath  versetzt,  denn  deutsch  ist  Alles, 
und  nur  ein  Blick  auf  die  ihn  umgebende  subtropische  Vegetation  kann  ihn 
aus  seinem  Wahne  reißen.  — Kette  deutsche  Häuser,  mit  deutschem  Fleifse 
und  deutscher  Sorgfalt  gepflegte  Pflanzungen,  gute  Strafen  mit  deutschem 
Fuhrwerk,  deutsche  Geeichter  und  deutsche  Lieder  überall!  Und  in  nächster 
Nähe  die  „campos“  des  Tieflandes,  die  jo  weiter  nach  Süden  und  Westen 
mehr  und  mehr  den  Charakter  der  Pampas  annehmen:  kein  Berg,  kein 
Wald,  kein  Baum  an  manchen  Stellen,  kleine  erbärmliche  Dutten,  in  greisen 
Entfernungen  in  besserer  Baulichkeit  ciue  Estanda,  wo  der  Riograudenser 
«tob  und  frei  über  die  weiten  Grassteppen  jagt : hier  erblickt  inan  nicht  die 
friedlichen  Geräthe  zum  Ackerbau,  hier  arbeitet  der  Campeiro  mit  Lasso  und 
Bolas. 

Wenn  vir  uns  atu  den  Campos  des  Tieflandes  nach  Kord  westen 
wenden,  so  gelangen  wir  durch  die  Sen»  geral  mit  den  deutschen  Kolonieen 
nach  den  Campos  des  Hochlandes;  wir  kreuzen  die  liebliche  Hügellaad- 
»c  haften  darbietende  Zone  der  deutschen  Ansiedelungen  und  das  sieb  dann 
ansebtiefsende,  immer  wilder  und  romantischer  werdende  Gebirge,  bis  sich  uns 
nach  einigen  Tagereisen  die  Kamplandschaft  des  Hochlandes  eröffnet. 
Für  die  nächsten  Tage  bleibt  die  Landschaft  dieselbe:  weite  Grasflächen, 
wellenförmiges  Terrain,  am  Horizont  im  Süden  ein  duftiger  blauer  Streifen: 
der  Wald  der  Sonn,  und  als  einzige  Höhepunkte  für  den  ermüdet  berumsebwoi- 
fenden  Blick  ein  Haus,  ein  Rancho  oder  dann  und  wann  ein  kleiner  Capäo 
(Kampwäldebeo).  Die  Strafse  führt  meistens  über  die  Höhe  der  lang- 
gestreckten flachen  Coxilbas  (der  Wasserscheiden)  hin;  zu  beiden  Seiten  der- 
selben in  den  flachen  Thalmukleu  schlängeln  sich  träge  noch  die  meisten- 
theils  Sümpfen  entspringenden  Wasseradern  bin,  die  erst  in  ihrem  weiteren, 
unteren  Laufe  von  einer  spärlichen  Baumvegetation  eingefaßt  werden.  Die 
Kunst  der  Menschen  bietet  hier  in  diesen  Gegenden  gar  nichts;  die  Natur 
wirkt  ermüdend  durch  die  großartige  Einfachheit  und  Einförmigkeit  auf 
den  Reisenden. 

Nach  verschiedenen  Tagereisen  durch  diese  einförmigen  Gras  Landschaften 
erblicken  wir  endlich  an  der  fernsten  Coxilha  einen  größeren  Capio,  aus 
dom  «in  hoher  viereckiger  Thurm  hervorragt.  Je  näher  wir  kommen,  desto 
gröfaer  wird  unser  Interesse,  unsere  Spannung.  — «Ein  hoher  Thurm  in 
diesen  Gegenden??!!“  Endlich  sind  wir  da:  wir  gelangen  an  ein  Geschäfts- 
haus, welches  am  Rande  des  Wäldchens  steht,  lassen  hier  unsere  Pferde 
und  drängen  uns  auf  engem  Pfade  durch  einen  Wald  von  Gestrüpp  und 
Dornen,  der  die  Reste  von  steinernen  Säulen,  Heiligenfiguren,  Bildhauer- 
arbeiten, bobauene  Quadern  ubw.  überwuchert,  bis  uus  plötzlich  ein  Anblick 
wird,  der  ergreifend  wirkt  und  uns  plötzlich  halten  läßt!! 

In  den  edelsten  Verhältnissen  konstniirt,  aufgebaut  aus  mächtigen 
Sandsteinquadcm,  umgeben  und  gestützt  von  prachtvoller  Säulenhalle,  das 
Portal  und  Frontispiz  geschmückt  mit  deu  künstlerischsten  Bildhaucrarlmten 
— erheben  sieb  vor  uns  die  Ruinen  einer  Kirche,  der  Kirche  von  Säo 
Migue!  de  Miss&es!  — Auf  der  Höhe  der  Mauern  und  des  Thurmes  erbeben 
sich  hob«  steife  Kakteen,  üppig  wuchernde  Schlingpflanzen  haben  in  jeder 
Mauerspalte  Wurzel  gefunden  und  überziehen  den  Tempel  mit  einem  farben- 
riebtigen  Netze.  Kings  umher,  auf  dem  ehemaligen  freien  Platze,  in  den 
tralsen,  wo  einst  eine  grofsc  Bevölkerung  wohnte,  all  überall  üppig 
treibender  Wald,  die  Strafse  der  Vergangenheit  dem  Auge  der  Gegenwart 
entziehend!  Nichts  stört  die  beüige  Stille,  die  hehre  Einsamkeit  an  diesem 
Orte;  keine  Meoscbenstimme  ist  zu  vernehmen,  nur  das  Schwirren  and 
Summen  der  insektenweit  tönt  zu  unserem  Ohr.  Welch  ein  Platz  zum 
Denken  und  zum  Träumen!  Wer  hier  in  dieser  Einsamkeit,  in  dieser 
märchenhaften  Umgebung  ein«  Stunde  seinen  Gedanken  freien  Lauf  Iklst, 
dem  wird  es  selbst  märchenhaft  zu  Mutbe  und  er  kann  der  sich  ihm  auf- 
drängenden  Wehmutli  nicht  widerstehen. 

Und  welcher  Gegensatz:  die  letzten  Tage  unserer  Rais«  führten  uns 
über  die  monotonsten  Campos,  wo  man  nichts  von  Menaclienkunst  und 
Meoschenarbeit  sab  und  am  Ende  aller  Kultur  und  Zivilisation  angelangt 
zu  sein  glaubte  — und  heute  treten  QM  hier  im  fernen  Westen  der  Provinz, 
weit  abgelegen  von  den  gegenwärtigen  Mittelpunkten  der  Kultur,  die  präch- 
tigsten Werte  memchliehen  Fleißes  und  menschlicher  KwnstthätigteH  ent- 
gegen, zerfallen  zwar,  aber  auch  in  diesem  Zerfalle  noch  großartig,  wie  die 
Provinz  sonst  nichts  aufweUt,  wie  die  Gegenwart  hier  zu  Lande  noch  nichts 


geschaffen  hat.  — Hier  im  fernen  Westen  der  Provinz  treten  uns  die 
Zeuget)  einer  verschwundenen  Kultur  entgegen,  die  große  Früchte  getrieben 
hatte,  die  aber  untergeben  nußu,  da  dal  Fundament,  auf  dem  sin  ge 
gründet  wurde,  oin  falsches  Prinzip  war. 

Meine  Vermessungsarbeitea  am  Alto  Uruguay  haben  mich  zu  wieder- 
holten Malen  durch  den  Bereich  der  tu  unserer  Provinz  gehörenden  »Gat« 
Miasöcs*  geführt,  und  dabei  habe  ich  die  beste  Gelegenheit  gehabt,  aller  Orten 
Beobachtungen  und  Studien  zu  machen;  es  ist  der  interesaanteete  und  ecböoate 
Landstrich  unserer  Provinz,  dessen  Zukunft  eine  glänzende  ist,  wio  auch  die 
Geschichte  der  Missionen,  dee  „Reiches  der  Jesuiten  in  Paraguay“  das  inter- 
essanteste Kapitel  der  Geschichte  Süd-Amerikas  ist.  — Wir  besitzen  leider 
in  deutscher  Sprache  noch  keine  eiDgebeude  Geschichte  der  Entstehung, 
prächtigen  Entwicklung  und  des  endlichen  Unterganges  desselben,  und  abgesehen 
von  einigen  alteu  Autoren  wie  11.  Stade,  Stöcklein,  Muratori  (dessen 
Work  ins  Deutsche  übersetzt  wurde)  geben  die  neuen  bezüglichen  geographi- 
schen und  bistoriacbeu  Werke  nur  kure«  Notizen.*,  in  portugiesischer  Sprache 
bat  ein  Franzose  Gay,  der  lange  Zeit  Geistlicher  in  den  ehemaligen  Missio- 
nen war,  eine  vortreffliche  Geschichte  veröffentlicht.  Neues  reiches  Material 
über  das  Gebiet  der  Missionen,  speziell  des  argentinischen  Grenzgebiete», 
lieferten  die  Reiseberichte  von  Gustav  Niederlein,  der  im  Jahre  1882  die 
Lezarae’sche  Expedition  auf  dem  Uruguay  bis  zu  den  weiter  unten  ge- 
uanaten  Missionen  Loreto  und  Corpus,  sowie  auf  dem  Parana  bis  zur  Man 
dupg  dos  1-Guassii  und  weiter  durch  den  Urwald  raiunaebte ; die  Ergebnisse 
seiner  interessanten  Fahrten  legte  Niedurlein  thoiU  im  „Export*  (wgl. 
Jahrgang  1883,  Kr.  20  bis  33,  tbeila  im  „Argentinischen  Wochenblatt“  nieder. 

in  Berücksichtigung  de«  allgemeinen  Interesses,  welches  diese  Gegenden 
haben  müssen,  sowohl  durch  die  Ereignisse,  deren  Schauplatz  sie  waren,  als 
auch  durch  ihre  natürlichen  Verhältnisse,  die  sie  eine  glänzende  Zukunft  er- 
warten lassen,  glanhe  ich  der  Tbeiinahme  der  freundlichen  Leser  sicher  au 
sein,  wen»  ich  in  Folgendem  eino  kurte  Schilderung  dioeer  Missionen, 
speziell  der  „7  Misaöos*  gebe.  Zum  besseren  VerstAndniß  muß  ich  aber 
einen  kurzen  Überblick  über  die  gauac  Geschichte  der  Thätigkeit  der  Je- 
suiten in  diesen  Territorien  tu  rausschicken 

Die  ersten  Europäer,  welche  in  den  heutigen  La  Platz- Staaten  eindraogen 
und  festen  Fuß  faßten,  waren  die  Spanier:  1509  wurde  von  Juan  Diaz  de 
Solis  die  Mündung  des  La  l’Jata  entdeckt,  der  Fluß  seihst  aber  erst  später 
erforscht,  so  durch  Sebastian  Cabot,  welcher  auch  den  Paraguay  «reit 
. aufwärts  verfolgte.  Doa  Pedro  de  Mendose  gründete  1535  Buenos  Aires 
und  war  der  erste  spanische  Statthalter.  Seiu  Nachfolger  Don  Juan  d'Oyola 
legte  den  ersten  Anfang  tur  Gründung  von  Asuncion,  drang  von  diesem 
Punkte  noch  bis  Peru  vor,  wurde  aber  auf  der  Rückkehr  von  den  Wilden 
• erschlagen  (1538).  Im  Jahre  1539  mußten  die  Spanier  dei  Indianer  halber 
Buenos  Aires  aufgebeu,  und  bis  1580  beschränkt*  ajoh  ihre  Kolonisation« 
thätigkeit  allein  auf  Paraguay.  Jedoch  alle  Bestrebungen  der  Spanier,  mit 
den  indiancratÄmmeu  zwischen  Paraguay  und  Uruguay  in  freue dacbaftlicb« 
Beziehungen  zu  treten  und  diese  zum  Christenthum  zu  bekehren,  scheiterten 
In  Folge  des  Widerstandes,  den  die  Wilden  leisteten,  sah  eich  des  Gouverneur 
Hernando  Ariaa  do  Saavedra  venudafst,  den  Provinzial  (d.  h.  den 
Oberon  der  Provinz)  des  Jesuitenordens  in  Spanien  um  Misaiouare  noine« 
Ordens  zu  bitten;  der  letztere  war  durch  seine  gute  Miasionathätigkoit  schon 
«ehr  bekannt  geworden,  und  ihn  allein  glaubte  man  geeignet,  die  wilden 
Stämme  auf  gute  Weise  zu  zähmen-  Dies  geschah  im  Jahre  1602.  Damit 
endete  die  KoloDisatioustliitigkeii  der  Spanier,  die  dieses  Gebiet  jetzt  voll- 
ständig den  Gliedern  dea  Orden«  Jesu  überliafsen,  mit  deren  Thätigkeit  wir 
es  jetzt  allein  zu  tbun  haben. 

Zn  gleicher  Zeit  hatten  aber  die  Jesuiten  schon  von  einem  anderen 
Ausgangspunkte  aus  ihre  Bestrebungen,  die  Wildan  in  Paraguay  au  bekehren, 
angofangen,  nämlich  von  Pani  aus.  Der  Provinzial  des  Ordens  in  jenem 
Lande,  Claudio  Aquavive,  hatte  1602  verschiedene  Missionare  dorthin 
gesandt,  denen  «s  gelang,  freundschaftliche  Verbindungen  anzuknüpfen,  aodaß 
einer  derselben,  Thomas  Pildi,  allein  da  blieb,  während  die  Andern  zurück 
kebrten,  tun  dem  Superior  Nachrichten  zu  geben,  Befehle  «inzuboten  und 
verstärkt  zunü-kzukehren,  .Sie  kehrten  in  der  Zahl  von  6 Missionaren  wieder 
zurück  und  gründeten  zuerst  Santo  Iguacio  guaeeü  in  Paraguay;  (.guassü“  in 
der  Sprach«  der  Guarani  [Tupt]  «■  groß).  Von  hier  gingen  sie  nach  Nordosten, 
da  sie  MittheiJung  hatten,  daß  dort  weiße  Christen  wohnten,  und  gelangten 
nach  dem  spanischen  Guayra  und  Villa  Rica,  wo  sie  lange  predigten;  später 
gründeten  sie  Loreto  und  einige  andere  Ortschaften.  Der  Hauptort  ihrer 
Thätigkoit  war  Santo  lgnacio  guaaan. 

Die  Jesuiten  leiteten  nun  in  den  Provinzen  Paraguay  und  Guayra  nicht 
allein  die  Bekehrung  der  Wilden  in  den  Wäldern,  welche  sie  auf  bestimmt« 
Punkte  au  sammeln  zöchten,  sondern  sie  leiteten  auch  einen  Theil  der  Seel- 
sorge in  dea  spanischen  Ortschaften  und  den  sclron  bestehenden  Indianer 
aneiedelungcu  (Kncoromendaaj  Trotz  aller  Anfeindungen,  die  ihnen  von  allen 
Seiten,  von  den  Weitgeistlicben  und  eiagewanderlen  Spaniern  und  selbst  den 
Behörden  entgegengebraoht  wurden,  gelang  «e  ihnen  jn  kurier  Zelt,  die  Zahl 
der  von  ihnen  geleiteten  Ansiedelungen  auf  29  zu  bringen.  Ihr  »chlirnmster 
Feind  aber  waren  die  Pauliatas  mit  dem  ihnen,  verbündeten  Tu pi  Stamm*. 
Die  enteren  waren  die  Bewohner  de«  damals  unter  portugiesischer  Oberherr- 
schaft «teilenden  Gebiete«  von  Säe  Paulo,  welche,  bervorgogangen  aus  der 
Vermischung  ron  Portugiesen  und  Indianerinnen,  wegen  ihrer  Grausamkeit 
weithin  berüchtigt  waren;  dieser  ihrer  schlechten  Eigenschaft  wegen  wurden 
aie  von  den  Spaniern  Uamelucoe  genannt.  Verbunden  mit  dem  mächtigen 


*)  Hier  sind  noch  zu  erwähnen  die  Workc  von  Cfaarlevoix,  Histeirr 
de  Paragay,  Paris  1756,  Bernardo  lbagnez  de  Ecbaveri,  El  reyao 
jeauitico  del  Paraguay,  Madrid  1770.  Lozano,  Historie  de  ta  compagnia 
de  Jesu«  en  la  Provincia  del  Paraguay,  Madrid  1753,  und  Reisen  in  Süd- 
Amerika  von  Don  Felix  do  Axara.  Aua  dom  .Spanischen  von  Walkenaer. 
Leipzig  1810. 


1887. 


EXPORT,  Organ  de«  Cent ralre reine  fBr  HandeUgeographie  et«. 


Nr.  28. 


wilden  Stamme  der  Tupi'  machten  sie  fortwährend  Einfälle  in  6u»;ri,  um  | 
•Sklaven  ru  erbeuten,  und  bekämpften  sowohl  die  christlichen  als  die  wilden 
Indianer.  Kurator!  berechnet  die  Zahl  der  so  geraubten  und  als  Sklaven 
verkauften  Indianer  auf  zwei  Millionen,  darunter  600000  bekehrte  Indianer 
aus  den  verschiedenen  Reduktionen;  allein  In  den  Jahren  1628  bis  1630 
verkauften  die  Pauliatas  60000  Indianer  aus  den  Reduktionen  als  Sklaven! 
(Vgl.  d'Orblgny,  Voyage  en  Amörique.)  Rin  braver  Mann,  der  Jesuit 
SimAo  Manetta,  begleitete  einen  dieser  Sklaventransporte,  der  15000  Köpfe 
zählte,  bis  nach  Sio  Paulo,  und  trots  aller  Gefahren  und  Hindernisse  gelang 
es  ihm,  nach  Bahia  tu  entkommen,  wo  er  bei  dem  Vire-König  um  Schutt 
der  Indianer  bat.  Ks  wurde  Abhilfe  versprochen  und  die  15000  Indianer  für 
frei  erklärt);  man  drohte  diesen  jedoch  mH  so  furchtbarer  Rache,  dato  nur 
50  den  Ituth  hatten,  das  Geschenk  der  Freiheit  antunebmen  und  mit  dem 
kühnen  Jesuiten  zaräckzakehreo.  Als  sich  aber  bald  daranf  in  den  Reduk- 
tionen dia  Nachricht  verbreitete,  daft  abermals  die  Mamelueo»,  800  Portu- 
giesen und  4000  Tupi,  im  Antuge  seien,  wurde  beschlossen,  Alles  auftn- 
geben  und  nach  Süden  tu  wandern.  Es  war  dies  im  Jahre  1681,  in  welchem 
die  Maroeluctw  14  der  blühenden  Indtaoeraosiedelungon  vollständig  zerstörten. 

• Diese  Wanderung  nach  Süden  ist  einxig  in  ihrer  Art:  mehr  als  100000 
Menschen  begannen  den  furchtbaren  Marsch  von  250  Legoas  durch  wilde, 
weg*  und  steglosc  Urwälder,  welche  Hindernisse  aller  Art  boten;  Tausende 
gingen  durch  Krankheit  zu  Grunde,  Tansende  wurden  von  den  verfolgenden 
Mamoluros  ermordet  und  gefangen  genommen,  und  als  sio  endlich  in  Sicher* 
heit  waren,  als  «ie  in  die  Nähe  der  ursprünglich  spanischen  Reduktionen  Lo- 
reto,  Corpus  und  St.  Ignacio  mirim  („mirim*  **=  klein)  angekomraen  waren, 
da  nahm  dio  Noth  noch  kein  Ende:  die  ungewohnten  reichlichen  Fleisch- 
speisen verursachten  eine  furchtbare  Dysenterie,  die  abermals  Tausende  zum 
Opfer  forderte!  Endlich  besserten  eine  gute  Rrnte  und  das  glückliche  Klima 
den  Gesundheitszustand,  und  die  überlebenden  kennten  unter  die  alten  Re- 
duktionen vertbellt  and  zur  Gründung  neuer  verwendet  werden.  Von  10000Ö 
sind  12000  übrig  geblieben!  — Der  Anführer  des  Zuges  war  der  erprobte 
Jesuit  Sim&o  Manetta. 

Die  vier  Ortschaften  Santo  Ignacio  mirim,  Loreto  am  linken  Ufer  dee 
Par  an  x,  Santiago  und  Santa  Maria  da  Fö  am  rechten  Ufer  des  Paranä  wurden 
von  den  Spaniern  gegründet,  welche  eie  vollständig  den  Jesuiten  überliefsen, 
dio  im  Jahre  1631,  als  sie  den  Zug  von  Guayri  nach  Süden  unternahmen, 
hier  schon  10  Reduktionen  gegründet  batten.  Dies«  waren  am  rechten  Ufer 
des  Paranä:  Itapuä  (1614),  Santo  Ignacio  guassi)  (1610);  zwischen  Paranä 
und  Uruguays  Coneelclo  (1620),  Corpus  (1622),  Santa  Maria  mafor  (1626), 
Japejü  (1626),  Candelaria  (1627).  S&o  Xavier  (1629),  Cruz  (1629);  auf 
dem  linken  Ufer  des  Uruguay;  Sio  Nieoiäo  (1627).  In  den  Jahren  1740  bla 
1760  gründeten  sie  ihre  letzten  8 Reduktionen  Sio  Rstaoisüo,  Helem  und 
S&o  Joaquim,  um  die  Verbindung  mit  der  Mission  in  der  Provinz  Chiquitos 
herzustellen.  Die  jesuitische  Republik  Paraguay  zählte  zuletzt  33  Reduktionen, 
davon  11  im  heutigen  Corrientea,  II  in  Paraguay  und  7 io  der  Provinz  S&o 
Pedro  do  Rio  Grande  do  Sul. 

In  diesen  Reduktionen  entwickelten  min  die  Jesuiten  ihre  Bestrebungen 
in  vollständiger  Abgesondertheit  von  allen  spanischen  Beamten;  Jahrzehnte 
lang  Wulste  man  «ufserbalb  dieser  .Missionen"  nichts  über  die  Zustände  derselbe«. 
Die  Gegner  der  Jesuiten  aber  wandten  alle  Mitte!  an,  um  gegen  den  Orden 
und  sein«  Bestrebungen  tu  arbeiten,  und  auch  von  den  spanischen  Behörden 
wurden  mancherlei  Klagen  erhoben  gegen  die  Tbitigkeit  der  Jesuiten  in  den 
Missionen,  welche  ihrem  Versprechen,  die  spanische  Sprache  eineaführen  und 
Kopfgehl  zu  zahlen,  nicht  nachkamen,  und  welche  den  »pantschen  Autoritäten, 
Gouverneuren  sowohl  als  Bischöfen,  in  mehreren  Sacken  den  Gehorsam  ver- 
weigerten- Die  Klagen  wiederholten  sich  immer  und  allgemeiner,  sodab 
endlich  König  Philipp  V.  too  Spanien  einen  Abgeaandten  zur  Unter- 
suchung schickte;  die  Berichte  desselben  wie  auch  diejenigen  des  sogen. 
»Indischen  Käthe»'  In  Madrid  waren  aber  den  Jesuiten  sehr  günstig,  sodafs 
der  König  1748  ein  grotses  Rndurtbet!  erliefe,  in  welchem  er  die  Jesuiten 
frei  sprach  von  allen  Anklagen! 

Jedoch  schon  nach  einigen  Jahren  sollte  die  Welt  die  Wahrheit  erfahren 
und  den  wahren  Zustand  der  Jesuiten orisslonen  erkennen  lernen,  and  mH  dieser 
Erkenntnis  wurde  endlich  der  eigennützigen  ThltigkeH  der  »Väter"  «in 
Rüde  gemacht. 

Zwischen  Spanien  nnd  Portugal  hatten  schon  seit  Langer  Zeit  Differenzen 
in  Bezug  auf  die  Greinen  ihrer  südamerikanisehee  Besitzungen  geherrscht, 
bis  endHch  swlechen  Jo&o  V.  von  Portugal  und  Ferdinand  VI.  voe  Spanien 
ein  Grenzbericbtigungsvertrag  abgeschlossen  wurde  (18./1.  1760),  demzu- 
folge die  östlich  vom  Uruguay  gelegenen  Missionen  an  Portugal  fallen  sollten. 
Der  betreffende  Artikel  16  lautet:  »Aus  den  Reduktionen,  welch*  seine 
Katholische  Majestät  am  östlichen  Ufer  des  Uruguay  abtritt,  sichen  alle 
Missionäre  mH  ihren  beweglichen  Sachen  und  nehmen  alle  Indianer  mH  sich, 
um  sie  in  anderen  Ländern  Spanien«  anzusiedeln;  die  Indianer  können  auch 
alle  bewegliche  and  halbbewegllcbe  Habe  sowie  die  Waffen  und  Munition,  die 
sich  in  ihrem  Besitze  befinden,  mit  sich  nehmen,  und  dann  haben  sie  die 
Dörfer  mit  alien  H&usera,  Kirchen,  Gebäuden,  Kigenthumsrsebt  u*w,  au  die 
Krone  von  Portugal  sn  übergeben." 

Von  Sellen  beider  Staaten  wurden  Kommissionen  nach  Süd-Amerika 
geschickt;  die  spanische  stand  unter  Leitung  von  Val  de  Li v io«,  die 
portugiesische  wurde  von  Gotnes  Frelra  de  Andrada  geführt 

Beide  Kommissionen  waren  mH  ihren  Demarkation««! beiten  ohne  Wider- 
stand bi«  in  di«  Nähe  des  heutigen  Sage  gelangt  (81*  19*  s.  B,  54®  9'  w 
ron  Greenwich),  wo  di«  Jesuiten  die  prachtvoll«,  ausgedehnte  K.*  tan  ela  Santa 
Tecla  besafsen,  als  sich  ihnen  hier  plötzlich  der  Alleres  real  (kgl.  Standarten- 
t räger)  von  Sio  Miguel,  Jesö  Tyarayu-Sepe,  mit  seinen  Indianern  ent* 
gegenstellte.  welcher  Beschwerden  gegen  di«  Demarkation  führte,  »da  Niemand 
da*  Recht  habe,  ihnen  diese  Ländereien,  welche  Gott  und  der  heilige  Miguel 
Ihnen  gegeben  hätten,  wegzunehmen.1*  Gefragt,  auf  w«m«o  Befahl  er  Wider- 
stand letale,  antwortet«  er:  ,Aaf  Befehl  de«  Prier«.'  Dl«  gante  Verhandlung 


wurde  tu  Protokoll  genommen,  und  da  die  Kommission  zu  schwach  war,  um 
Feindseligkeiten  eröffnen  zu  können,  so  zog  sie  sich  zurück. 

Während  der  Zeit,  dafs  zwischen  den  Alliirten  Verhandlungen  schwebten, 
wurde  da«  Port  Jesus  Mari«  Jose,  welches  man  an  der  Mündung  de«  Rio 
Pardo  in  den  Jacuhy  ab  Unteratützungsplatz  der  Grenzkommtasion  gebildet 
hatte,  (das  heutige  Rio  Pardo),  zwei  Mal  von  Tyaray n-Sipö  vergeblich 
angegriffen,  wobei  er  das  zweite  Mal  von  zwei  Jesuitenpatres  mit  zwei 
eisernen  Geschützen  unterstützt  wurde. 

In  den  ersten  Tagen  des  Februar  1756,  nachdem  «ich  die  Heere  der 
Spanier  nnd  Portugiesen  an  den  Quellen  des  Rio  Negro  vereinigt  hatten, 
wurde  Tyaray  n - Scpö's  Angriff  abermals  rarnckgesclilagen  und  er  selbst 
getüdtet,  bald  darauf  auch  der  Kazike  Nieoiäo,  dem  die  Jesuiten  die  Kaiser- 
krone antrugen  und  der  ab  .Scheinkaiser  Nieoiäo  I"  figuriren  sollte!  — Die 
AUiirten  wandten  sich  nun  den  ,S«te  Missöes*  zu,  trafen  am  14.  Mal  mit  den 
ersten  Indianern  zusammen  und  nahmen  am  16.  Mai  ohne  Widerstand  8*o 
Miguel  und  später  die  neuen  Redaktionen  ein.  Die  Jesuiten  hatten  sieb  ge- 
flüchtet, aber  vorher  Silo  Miguel  in  Brand  gesteckt;  mit  äufsmter  Anstren- 
gung könnt«  die  Kirche  gerettet  werden. 

Der  Kriegsschauplatz  wurde  später  nach  Paraguay  verlegt,  aber  erat 
nach  dreijährigem  Kampfe  konnten  sich  die  Alliirten  ab  Herren  des  Landes 
anseben;  drei  Hauptschlachten  wurden  1758  geschlagen,  am  10.  Februar, 
22  März  nnd  10.  Mai,  in  denen  dio  Jesuiten  zwar  immer  besiegt  wurden, 
aber  in  ihrem  Widerstande  Doch  nicht  erlahmteo,  bis  er  andlich  1759  als 
total  gebrochen  angesehen  werden  konnte.  Verschiedene  Jesuiten- Patres 
waren  mH  den  Waffen  in  der  Hand  gefangen  worden,  und  durch  «ie  bekam 
man  Mittheilungen  über  die  feindlichen  Streitkräfte;  dieselben  zählten  ca. 
30000  Mann  gut  elnexerzirfe  und  ausgerüstete  Truppen  von  drei  Waffen- 
gattungen und  hatten  vortreffliche  Führer,  'on  denen  wir  nur  erwähnen 
wollen  P.  fP.  “ Pater]  Sehwartelberg  und  P.  Gribuville  als  Infanterie- 
führer, P.  Charles  d'Anieres  als  kühnen  Reiterchef,  P.  Glatz,  genannt 
der  .furchtbare  Bruder",  als  Artilleriehauptmann,  P.  Riart  als  Flotton- 
komtnuideur.  — 

Der  erwähnte  Grenzvertrag  wurde  am  12.  Februar  1761  aufgehoben. 
1759  wurden  die  Jesuiten  aus  Portugal  oud  seinen  Kolonie«n  ausgewiesen 
ein  Dekret  vom  2.  April  1767  wies  sie  au«  Spanien  und  seinen  Kotonieen 
au«,  und  dieses  wurde  Dekret  hier  in  den  Missionen  durch  Bueareli,  den 
Gouverneur  von  Buenos  Aires,  1768  ausgefübrt.  Die  Jesaiten  mochten 
dieses  Ende  schon  vorausgeseben  haben;  ohne  Widerstand  zu  leisten,  schiff- 
ten sie  «ich  in  S&o  Tom*  ein  und  gingen  nach  Buenos  Ayres  und  Europa. 

Nach  der  Ausweisung  der  Jesuiten  wurden  die  Missionen  von  einem 
Gouverneur,  der  in  Candelaria  rcsidirte,  verwaltet  und  später  (1770),  ab 
das  Vfze-Königreicb  des  Rio  de  La  Plata  gegründet  wurde,  diesem  unmittelbar 
unterstellt. 

Im  Jahre  1801  wurden  durch  den  kühnen  Handstreich  einiger  verwegener 
Abenteurer  die  „sete  Miasöes"  der  portugiesischen  Krone  erworben.  Diese 
Reduktionen,  wie  die  im  heutigen  Corrientes  zwischen  Uruguay  und  Paranä 
liegenden,  wurden  noch  zu  verschiedenen  Malen  der  Schauplatz  blutiger  Kämpfe, 
die  Ziele  der  Rauhstige  verwegener  Uaudilhos  (BandenfehTer),  von  denen  sie 
barbarisch  verwüstet  und  ihre  Bevölkerung  zerstreut  wurde.  Rin  besseres  Loos 
wurde  den  auf  dem  rechten  Ufer  de»  Paranä  im  heutigen  Paraguay  gelegenen 
Reduktionen  zu  Theil;  Paraguay  erklärte  sich  1811  unabhängig  ton  Spanien 
nnd  hielt  «ich  seit  dieser  Zeit  fast  durchaus  neutral  in  allen  Händeln  der 
La  Plata-Staatea;  Dr.  Gaspar  Rodriguez  da  Francia  wurde  1814 
auf  drei  Jahre  «um  Diktator  und  1817  auf  Lebenszeit  gewählt.  Mit 
eiserner  Faust  and  unbeugsamem  Willen  setzte  dieser  das  alte  Jesuiten- 
System  der  Absperrung,  Willenlosigkeit  und  absoluten  Unterthanensebaft  des 
Volkes  fort;  das  Volk  durfte  nicht  denken,  ohn«  Krlaubnifs  des  Supremo 
nicht  sprechm;  der  Supremo  war  Allen,  war  der  absolute  Herrscher  über 
das  ganze  Sklavenvolk.  Seine  Nachfolger  Lopez,  Vater  und  Sohn,  behielten 
dieses  System  streng  bei;  dafs  dieser  Letztere  «len  furchtbaren  Kampf  gegen 
Brasilien  und  seine  Alliirten  so  lange  unterstützen,  dafs  er  sein  ganzes  Volk 
zur  Schlachtbank  führen  konnte,  ohne  dafs  es  zu  murren  wagte,  hat  er  im 
Grande  den  auf  vollständige  Unterdrückung  des  Volkes  gerichteten  Bestre- 
bungen der  frommen  Väter  zu  danken  gehabt  Mit  dem  Tode  Lopez’  Ael 
Alles  zaaammen.  — Der  Reisende  Martin  de  Moussy  zagt  in  »einer  1856 
erschienenen  »Memoria  hiitorica  sobre  la  decadenria  y ruina  de  Im  mi- 
stooes  jesniticas  en  el  seno  de  la  Plata":  .Heute  lat  Paraguay  nur  eine  grofso 
Mission,  deren  Aufseher  Herr  Lopez  und  «ein  Sohn  sind,  nur  mH  dem 
Unterschiede  gegen  früher,  dais  die  Glieder  nicht  mehr  gekleidet  und  ge- 
speist werden  und  keinen  Antheil  an  dem  allgemeinen  Wohlstand  haben." 

Wenden  wir  uns  jetzt  zu  den  Ereignissen  auf  dem  beschränkten  Schau - 
platze,  der  ans  zunächst  interessirt.  Hier  folgten  sich  noch  «ine  Reib« 
von  Jahren  lang  blutige  Kriege  und  barbarisch«  Rauhzüge,  in  denen  die 
eingeborene  indianische  Bevölkerung  fast  gänzlich  aufgerieben  wurde. 

Biner  der  verwegensten  Cnudilbos,  der  «ich  die  Territorien  dieser 
Missionen  zum  Schauplatz»  seiner  Thätigkeit  an  »mehle,  war  Joad  Artigai, 
▼on  der  Regierung  in  Buenoe  Aires  für  vogeifrei  erklärt  und  auch  von  d*u 
Portugiesen  verfolgt.  Kr  hatte  den  Plan  gefafet,  alle  Indianer  tu  vereinigen 
und  ela  neues  mächtiges  indianisches  R«i«h  zu  gründen;  hierin  wurde  er 
tbätig  von  einem  Indianer  aus  S&o  florja  unterstützt,  Namens  Andre 
Taeuari,  welchen  er  aU  Adoptivsohn  annahm  und  der  später  unter  dem 
Namen  Andresito  grofeen  Raf  bekam  Andresito  machte  plötzlich  mH 
einem  kleinen  Heere  1816  einen  Einfall  in  die  Provinz  S&o  Pedro  do  Rio 
Grande  do  Sa!,  belagerte  Sio  Rorj«,  wurde  aber  am  3.  Oktober  von  deo 
portugiesischen  Streilkräflea  total  geschlagen  und  mufslc  über  den  Uruguay 
flüchten.  Auch  Jose  Artigas  wurde  am  4.  Januar  1817  bei  Alegrot«  ge- 
schlagen und  muhte  sich  zurückzieheo. 

Um  die  Wiederholung  derartiger  Einfälle  für  immer  zu  verhindern 
und  den  beiden  kühnen  Candilhos  alle  Hilfemitte]  abtnschaeiden , hescblofs 
der  Gouverneur  der  Provinz  Rio  Grande.  Marques  de  Alegret»  über  den 


Nr.  23. 


SfiO 

EXPORT,  Organ  den  CentraberainB  für  Handalageograplue  etc. 


1887. 


Uruguay  tu  geben  und  alle  Miaaioncn  total  au  zeratöreu.  Den  Befebl  über 
diese  //.ersU'irungsexpeitUion“  übertrug  er  dem  General  Chagas,  welcher 
am  14.  Januar  1817  bei  I tan  ui  den  Uruguay  mit  1500  Mann  ausgewihlter 
Truppen  paaiirte.  Streifkorps  durchzogen  sengend  und  brennend  simmt- 
liche  Missionen.  und  schon  am  13.  Februar  konnte  der  General  in  seinem 
Berichte  sagen:  „Zoratört  und  geplündert  7 der  Jesuitcn-Povos  («  Dörfer) 
am  rechten  Ufer  den  Uruguay,  und  geplündert  die  Povo»  Apostoloa,  Sio  Jose 
und  Sä»  Carlos.  Verwüstet  die  ganze  Umgegend  aller  Poyos  in  einer 
Breite  von  50  Legoaa;  aufserdem  drang  ein  Detachement  noch  80  Legoas 
weiter  vor,  um  die  Insurgenten  zu  verfolgen  und  zu  zerstreuen.  AU  Beute 
wurden  mitgebracht:  50  Arrobas  (ä  I4,r.«*  hg)  Silber,  viele  und  reiche  Kirchen 
gerätbe,  viele  und  gute  Glocken,  G000  Pferde  und  1:I30$000  Silber 
$990  M.)’  — Welcher  Ptünderungszugü!  — 

Doch  Andreaito  gab  seinen  Flau  noch  nicht  auf:  er  sammelte  aber* 
mala  ein  Heer  von  Indianern  und  schlug  den  gegen  ihn  cindringenden 
Chagas  bei  Apostoloa,  wurde  aber  bei  Sio  Carlos  von  diesem  abermsb 
geschlagen.  liier  vertheidlgte  er  sich  lange  in  der  Kirche  gegen  die  An* 
greifer  und  legte  eine  Bürenwutb  an  den  Tag;  endlich,  als  er  sah,  dafa 
Widorstand  vergeblich  war,  schlug  er  sich  mit  Beinen  Getreuen  mitten 
durch  die  feindlichen  Linien  (18.  Mürz  1818.) 

Doch  auch  dieses  abermalige  Missgeschick  ontmnthigte  nicht  den 
kühnen  CaudiLho.  Zwischen  Jos«  Artiges  und  Andreaito  wurde  ein 
grofsartiger  Plan  verabredet:  erstem  sollte  über  don  Uruguay  in  das  Heiz 
der  Provinz  Säo  Pedro  do  Rio  Grande  do  Sul  eindringen  und  über  Rio 
Paxdo  nach  Porto  A legre  inarschircn,  während  Andreaito  «ich  der  Missionen 
zu  bemächtigen  batte,  um  sich  nachher  mit  seinem  Adoptivvater  zu  ver- 
einigen. Andreaito  überschritt  im  März  1819  mit  ‘2000  Manu  den  Uruguay, 
bemächtigte  sich  der  Missionen,  schlug  am  9.  Mai  den  General  Chagas 
und  drang  nach  Rio  Pardo  vor.  Er  erfuhr  jedoch,  dafs  Artigas  nicht  der 
Abmachung  gefolgt  aei,  kehrte  in  Folge  dessen  um,  wurde  geschlagen  und 
später  hei  seinem  Rückgänge  über  den  Uruguay  gefangen;  man  schickte  ihn 
nach  Rio  de  Janeiro,  wo  er  bald  starb. 

Koch  einmal  wurden  die  „sete  Missoos “ das  Ziel  eines  Rauhzuge«,  der 
den  vollständigen  Untergang  derselben  herbeiführte. 

Der  Oberst  Fructuoso  Rivera,  welcher  im  Kriege  gegen  die  Banda 
Oriental  uud  Argentinien  (1825  bis  1828)  in  brasilianischen  Diensten  stand, 
ging  plötzlich  kurz  vor  Sehlufu  des  Krieges  zu  seinen  Landsleuten  über. 
Mit  fabelhafter  Geschwindigkeit  marschirtc  er  an  der  Spitze  von  100  Charrüa* 
und  60  Gauchos  durch  Entre-Kios  und  Corrieatcs  und  stand  plötzlich  am 
Uruguay.  Die  Regierungen  in  Montevideo  und  Buenos  Aires  wufsten 
nichts  von  diesem  Marsche;  die  brasilianischen  Grenzbeamten  mit  dem 
Kommandanten  und  den  nicht  unbedeutenden  brasilianischen  Streitkr&ften 
verloren  total  den  Kopf,  flüchteten  und  übcriiiTson  dem  kühnen  Caudilho 
die  niiamtlieben  Misaöes.  Rivera  behandelte  die  Indianer  mit  Sanftmuth  und 
wufste  sio  allo  auf  seine  Seite  zu  bringen;  die  tauglichen  reihte  er  in  sein 
Beer  ein,  welches  von  allen  Frauen,  Kindern  und  dem  Reste  der  Bevölke- 
rung begleitet  wurde;  60  Karren  wurden  mit  Uciligonstaturo,  Kirchen* 
grrälb  und  Glocken  beladen,  20  000  Stück  Rindvieh,  sämmtliche  Pferde, 
Alles  wurde  mitgenommen,  und  in  Eilmärschen  zog  sieb  Rivera  zurück. 
Ende  1828  waren  die  MissOes  wüst  und  leer,  und  erst  gogen  Ende  der  Revo- 
lution (1845)  begannen  sie  sich  wieder  zu  bevölkern. 

Das  ist  in  greisen  Umrissen  die  Geschichte  des  „Jesuitenreich«  in  Para- 
guay* und  der  ehemals  zu  ihm  gehörenden  „sete  Mi&ebos". 

Kehren  wir  zurück  in  die  Zeit,  zu  welcher  die  „frommmen  Väter*  an- 
fingen, hier  ein  grofsos  Volk  zu  sammeln,  und  ungeheuren  Reicbthum  für 
den  Orden  zu  erwerben. 

Ei  war,  wie  oben  bemerkt,  im  Anfänge  des  17.  Jahrhunderts,  dafa  der 
Provinzial  dee  Jesuitenordens  um  Missionäre  desselben  geboten  wurde,  da  ca 
den  spanischen  Kolonisten  nicht  möglich  war,  die  Indianer  zu  freundschaft- 
lichen Beziehungen  zu  brlngeu.  Mit  gTÜfater  Selbstver&chtung,  mit  einem 
Heroismus  sonder  Gleichen  drangen  damals  dio  ersten  Missionäre  in  die 
Wildnifs  ein,  um  die  Ungläubigen  sufzusuchen,  ihnen  das  Evangelium  zu 
verkündigen  und  nie  «efsbaft  zu  machen,  zu  einem  zivilisirten  Leben  tu 
bringen.  Mit  unendlichen  Schwierigkeiten,  Hindernissen  und  Beschwerden 
kämpften  diese  Priester,  tausendfachen  Gefahren  traten  sie  kühn  entgegen; 
viele  von  ihnen  fanden  den  Märtyrertod  unter  don  Keulenschllgen  der  Wilden, 
fielen  der  Feindschaft  und  dem  Verrath  derselben  zum  Opfer!  Aber  mit  be- 
wundernswürdiger Ausdauer  setzten  eie  ihr  Missionswerk  fort  und  sahen  ea 
im  Laufe  der  Zeit  glänzend  gedeihen.  Von  Anfang  an  mag  es  wohl  nicht 
in  ihrem  Sinne  gelegen  haben,  unter  ihrer  aiuttchliefslicben  Leitung  einen 
lndianerstast  zu  gründen;  dieser  Gedanke  mag  den  leitenden  Köpfen  erst 
gekommen  sein,  all  sie  sich  gonöthigt  sahen,  die  Provinz  Guayri  zu  ver- 
lassen und  Hunderte  von  Meilen  südlich  zu  ziehen. 

Ein  Umstand  erleichterte  die  Bestrebungen  der  Jesuiten:  die  grausame 
Behandlung  der  Indianer  von  Seiten  der  Spanier  und  Mamelucos  und  die 
fortwährenden  Kämpfe  unter  den  einzelnen  Stämmen,  wogegen  die  Jesuiten 
sie  mit  der  gröfsten  Sanftmuth  und  Aufopferung  behandelten;  aufserdem 
suchten  sie  die  Indianer  durch  recht  drastische  Bilder,  x.  B.  das  recht  grell 
gemalte  Bild  der  Hülle  zu  überzeugen.  Bei  jeder  Gelegenheit  kauften  de 
Kriegsgefangene  von  den  verschiedenen  Stimmen  oder  Kinder,  die  sie  erzogen; 
ebenso  sogen  sie  später  aus  mit  schon  belehrten,  gut  bewaffneten  Indianern 
und  suchten  die  Ungläubigen  auf,  die  sie  mit  Geschenken  von  Lebensmitteln, 
Spieiwaaren  usw.  kirre  machten.  Wohl  mag  manchmal  eine  kleine  Gewalt- 
that  mit  unterlaufen  sein;  aber  nur  bei  der  Gründung  der  letzten  drei  Reduk- 
tionen, Mitte  des  18.  Jahrhunderts,  wurde  Gewalt,  Verrath  und  Hinterlist 
in  bedeutendem  Mnfsstabe  angewandt. 

Durch  materielle  Mittel  mufsten  vor  Allem  die  Indianer  vorbereitet  und 
dann  festgehalten  werden,  Lebensmittel  durften  zu  keiner  Stunde  fehlen,  mufs- 
ten vielmehr  hinreichend  vorhanden  sein.  Die  Indianer  mufsten  in  jeder 
Beziehung  angc  halten  und  angewiesen  werden,  und  so  griffen  die  Jesuiten 


selbst  zur  Axt  und  znm  hölzernen  Pfluge,  um  den  Urwald  niederzusehlagen 
und  das  Land  urbar  zu  machen  und  so  Material  und  Raum  zur  Herstellung 
der  nöthigsten  Baulichkeiten  zu  bekommen  ln  don  ersten  Jahren  der  An- 
aiedluog  hatten  die  Jesuiten  unerhört«  Arbeit,  um  zu  pflügen,  Häuser  zu 
bauen  und  die  nöthigen  Lebensmittel  herbeizuaebaffen,  während  dessen  die 
Indianer,  denen  diese«  alles  neu  war,  ruhiw  zusahen.  Später  mufste  jeder 
Einzelne  der  Letzteren  zur  Pflege  dos  Geschaffenen  und  zur  Arbeit  ange- 
halten werden,  denn  sonst  hätten  die  Lento  hungern  müssen,  da  sie  von 
selbst  und  aus  eigenem  Antriebe  nicht  arbeiteten. 

Das  von  den  Jesaiten  in  diese  Gegend  importirte  Rindvieh  und  die 
Pferde  gediehen  auf  den  herrlichen  fruchtbaren  Carnpoe  vortrefflich.  E» 
wurden  aufser  in  den  Reduktionen  an  besonders  geeigneten  Punkten  muster- 
hafte Eetancias  etablirt,  die  kolossale  Renten  abwarfen. 

AU  die  ersten  schweren  Jahre  vorüber  waren,  entwickelten  sieb  die  Re- 
duktionen auUerordentiicb,  und  die  Jesuiten  konnten  jetzt  den  Lohn  ihrer 
Arbeit  ernten.  Jetzt,  unter  diesen  eigenthümlichen  Verhältnissen,  erwachte 
der  Ehrgeiz  des  Ordens,  der  Wunsch  nach  vollständiger  Unabhängigkeit,  nach 
Macht  und  Reicfatbum,  gase  entgegengesetzt  allerdings  den  evangelischen 
Lehren  und  Vorschriften. 

Anfänglich  war  die  Administration  der  Missoes  unter  die  Governadoree 
von  Asuncion  und  Buenos  Aires  getheilt,  wie  sich  auch  die  Bischöfe 
beider  Orte  in  die  geistliche  Oberaufsicht  derselben  theilten.  ln  beiden 
Beziehungen  machten  sich  jedoch  die  schtauen  „frommen  Vater*  bald  unab- 
hängig; sie  schlossen  einen  Vertrag  mit  der  spanischen  Regierung,  ver- 
sprachen ein  angemessenes  Kopfgeld  als  Abgabe  zu  zahlen  und  wählten 
ihre  Unterbeamten  selbst;  der  Proviniial  des  Ordens,  der  in  Japqjü  residirto, 
wurde  direkt  vom  Papst  ernannt  und  war  der  faktische  Bischof  des  Jesuiten* 
reiches.  So  schnitten  sie  alle  Beziehungen  zu  den  spanischen  Behörden  durch 
und  setzten  von  nun  an  öfters  den  Govemadores  und  Bischöfen  harten 
Widerstand  entgegen;  der  GoTernador  Antequero  in  Asuncion  bezahlte 
seine  Abneigung  gegen  die  Jesuiten  sogar  mit  seinem  Kopfe  (1631). 

So  waren  die  Jesuiten  jetzt  ganz  unabhängig,  aie  hielten  ihr  Volk  voll- 
ständig ohne  Verkehr  unter  sich  und  mit  den  Spaniern,  und  zu  die«em 
Zwecke  waren  überall  an  den  Hauptatrafsen  and  Klufsübergängen  Thore  an- 
gebracht und  Wachen  slationirl 

Das  einzige  Gesetz,  welches  jetzt  in  den  Reduktionen  herrschte,  war 
der  Wille  der  Patres;  denn  die  vou  ihnen  eingesetzten  Unterbeamten,  Auf- 
seher usw.  waren  blinde,  gehorsame  Instruments  derselben.  Gewöhnliche 
Strafen  waren  Gebete  und  Fasten,  Verbrechen  wurden  mit  Ruthrnbiebeu 
bestraft. 

Wie  wohl  sonst  nirgends,  war  hier  der  Kommunismus  verwirklicht,  Nie- 
mand hatte  Eigenthum;  All«  arbeiteten  nur  für  das  Allgemeine;  früh  Morgens 
wurde  Reveille  geblasen,  und  die  sämmtlicheu  Bewohner  der  Reduktion  ram- 
melten sich  in  der  Kirche;  nach  angehörter  Messe  worden  die  Erwachsenen 
unter  Aufsicht  zur  Arbeit  auf  die  Felder  oder  jo  nach  ihrer  Beschäftigung  zu  an- 
deren Arbeitstellen  getrieben  und  nur  die  ganz  kleinen  Kinder  blieben  bei  ihren 
ebenfalls  dispensirten  Müttern  im  Hause;  letztere  erhielten  eine  ge« Lase  Menge 
Baumwolle  zum  Spinnen,  deren  Produkt  sie  in  bestimmter  Zeit  abgetan 
mufsten.  Nach  mittags,  nach  Beendigung  der  Feldarbeit,  vereinigte  sich 
das  ganze  Volk  abermals  in  der  Kirche  und  wurde  dann  beurlaubt  — Alle 
Produkte  dee  Ackerbaues,  der  Waldkultur,  der  Viehzucht  und  der  Industrie 
gebürten  der  Reduktion,  jeder  bekam  seinen  Antheil,  und  der  grofse  (Jeber* 
schufs  wurde  auf  Rechnung  der  Jesuiten  auf  den  ihnen  gehörenden  Schiffen 
nach  don  Märkten  gebracht  und  dort  zum  Besten  der  Gesellschaft  verkauft. 
Alle  Indianer  waren  mit  den  Produkten  der  schon  gepflegten  Baumwoll- 
spinnerei bekleidet. 

Die  Einnahmen  der  Jesuiten  waren  ganz  bedeutend:  man  schlug  die- 
selben jährlich  durchschnittlich  auf  i Million  Pesos  fortes  = 4 500  000  .4/ 
an,  während  die  Ausgaben  nicht  mehr  als  don  40.  Tbeil  betrugen;  die  Aus- 
schmückung der  Kirchen  konnte  demnach  eine  sehr  reiche  sein.  Demnach  ist 
denn  auch  mit  Gowifsbeit  aazunebmen,  daCs  der  Orden  riesige  Kapitalien 
ans  den  Missionen  gezogen  bat 

Mit  4 Jahren  wurden  die  Kinder  den  Eltern  entzogen  und  nahmen 
unter  Aufsicht  und  gehöriger  Anleitung  Tbeil  an  den  Feld-  und  anderen 
Arbeiten,  nachdem  diejenigen  ausgesucht  waren,  weiche  zum  Dienst  der  Kirche 
oder  fÜT  die  übrigen  Ämter  bestimmt  wurden ; dies  waren  meistens  die  Söhne 
von  Kaziken  oder  der  schon  im  Dienst  befindlichen  Beamten.  Diese  Kinder 
lernten  lesen,  schreiben,  tanzen  und  singen;  sonst  wurde  die  heranwachsende 
Jugend  nicht  unterrichtet,  sodaf«  dieselbe  zum  gröfsten  Thcils  so  anfwucha 
wie  im  Walde,  nur  dafs  sie  in  der  Verehrung  des  Christengoltes  uni  er- 
wiesen wurde 

Im  Jahre  1641  batten  die  Jesuiten  von  der  spanischen  Regierung  die 
Erlaubnifs  erhalten,  ihre  Indianer  im  Gebrauche  der  Feuerwaffe  zu  unter- 
richten. In  allen  Reduktionen  begann  nun  ein  regulärer  militärischer 
Unterricht  Sonntag  Nachmittags  wurden  alle  waffenfähigen  Männer  der  Ort- 
schaft durch  Trommelwirbel  auf  die  Pra$a  (den  Marktplatz)  zusammengerufen, 
wo  Exerzier-  und  andere  Übungen  mit  Pfeil  und  Bogen,  Lanze,  Säbel  and 
Feuergewehr  vorgenoinmea  wurden;  nach  Beendigung  wurden  namentliche 
Waffen  In  einem  besondern  Magazin  sorgfältig  aufgehoben;  die  waffenfähige 
Männerscbaft  jeder  Reduktion  war  in  verschiedene  Kompanieen  Infanterie 
und  Kavallerie  mit  Offizieren,  Fahnen  und  Musikkorps  eingeiheilt  Ihre  Yor- 
rüthe  an  Waffen  und  Munition  waren  grofs,  und  Alles  wurde  in  den 
Misaöea  selbst  gefertigt;  aie  hatten  sogar  Geschützgiefserei,  und  ihr  Fabrikat 
trug  aufser  dem  „S.  J.*  (=  Societas  Jesu)  noch  das  Bild  Marias  (der  Mutter 
Jesu),  und  die  Jahreszahl. 

Zu  verschiedenen  Malen  mufsten  jetzt  die  Paulistea,  die  trotz  der  weiten 
Entfernung  noch  Einfälle  mochten,  ihre  Verwegenheit  schwer  büfsen:  ihre 
Raubkorps  wurden  stets  aufgerieben,  und  im  Jahre  1653  wurde  eia  entschei- 
dender .Sieg  von  dem  Jesuiten  P.  Alvaro  über  den  von  Manoel  de 
Campos  Bicudo  befehligten  Feind  erlangt.  Wie  gut  die  Indianer  ein- 


1887. 


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EXPORT,  Organ  dea  Centmlvareina  für  Handeligeopapiiia  etc. 


Nr.  23. 


exerzirt  waren  und  mit  welchem  Heroismus  sie  kämpften,  bat  wohl  am 
Renten  der  1759  beendet#  Krieg  gegen  Portugal  und  Spanien  gezeigt,  ton 
dem  schon  gesprochen  wurde. 

Auf  die  Feierlichkeit  de»  Gottesdienstes,  oder  vielmehr  auf  Pomp  und 
ln  die  Angen  fallenden  Luxus,  auf  Verschönerung  desselben  durch  alle  mög- 
lieben  Mittel  wurde  die  grölst«?  Sorgfalt  verwendet.  War  dies  doch  das  beste 
Mittel,  um  die  Indianer,  nachdem  sie  erst  gesättigt  und  gekleidet  waren,  festxu- 
balten.  Pompöse  Ausschmückung  der  Kirchen,  Tänze,  herrliche  Musik,  köst- 
licher Woblgcruch,  prachtvolle  gold-  und  hü borstrotr.cn do  Kleidung  des  bei 
den»  Gottesdienste  behilflichen  Personal*  — Alles  dies  trug  dazu  bei,  die 
wilden  Katurkinder  in  eine  heilige  Scheu  zu  verwetten,  sie  in  einer  aber- 
gläubischen Furcht  vor  den  scheinbar  so  hoch  über  ihnen  stehenden  Wesen 
zu  erhalten,  ohne  dafs  sie  doch  von  der  Schönheit  und  Wahrheit  der  ehrist- 
Heben  Religion  überzeugt  gewesen  wären  oder  diese  nnr  begriffen  hätten. 

Dieser  ungemein  glänzende  Apparat  der  Kirche  und  der  (Jottesverehrung, 
die  strengen  Strafen,  die  der  allmächtige  Jesuit  verhängen  konnte,  das  aua- 
gebildete  Boaufsicbtigungwtystein  durch  die  unteren  Beamten  — das  waren 
die  Mittel,  womit  die  Jesuiten  regierten,  womit  sie  die  gefügsamxten  Wesen 
in  ihren  Unterbauen  erhielten.  Ihr  Streben  war  nicht  darauf  gerichtet,  dieses 
Volk  zu  einer  höhern  Existenz  zu  bringen,  nicht  darauf  gerichtet,  sie  zur  Er- 
kenntnifs  ihrer  Menschenwürde  zu  bringen:  nein,  in  intellektueller  Beziehung 
blieben  die  Indianer  unter  der  Leitung  der  .frommen  Väter*  fast  auf  dem- 
selben Standpunkte  stehen,  nur  in  materieller  Beziehung  waren  sie  jetzt 
bsHser  gestellt.  Während  sie  früher  im  Walde  in  absoluter  Freiheit  beran- 
wu'  hsen  bei  Jagd,  Fischerei,  wenig  Ackerbau  und  in  Ausübung  ihrer  Kriegs- 
xüge,  war  jetzt  scheinbar  eine  Erhöhung  zum  Vollendeteren,  zum  Besseren 
eingotreten,  aber  nur  scheinbar:  denn  wie  Sklaven,  wie  unmündige  Kinder 
wurden  die  Indianer  zu  unverstandenen  Religionsübungett  und  zur  Arbeit 
getrieben,  kein  edleres  Streben  wurde  gehütet  und  entwickelt;  „beto  und 
arbeite!“  war  die  Loosuug,  d.  h.  .folge  den  Keligionsühungen,  die  Du 
nicht  verstehst,  und  arbeito  viel,  sehr  viel,  denn  der  Oberschule  gehört  uns, 
dem  Orden!"  (Sebhib  folgt) 

Die  Zustände  in  Uruguay.  (Originalbericht  aus  Monte- 
video von  Mitte  April.).  Jetzt  herrscht  hier  Frieden,  welcher  seil 
so  langer  Zeit  fehlte.  Mit  der  Regierung  ist  man  zufrieden,  da 
sie  immer  guten  Willen  zeigt.  Aufser  den  Ihnen  bekannten  Kon- 
trakten hat  sie  noch  verschiedene  andere  annullirt.  Die  Finanz- 
Schwierigkeiten  werden  nach  und  nach  überwunden  und  das  am 
SO.  Juni  endende  Geschäftsjahr  wird  aller  Wahrscheinlichkeit  nach 
ohne  Defizit  abschliefsen.  Die  pensionirten  Zivilbeamten  erhielten 
ihren  Gehalt  für  Januar;  die  im  Hospital,  Irren-  und  Armenhause 
Angestellten,  welche  Institute  jetzt  von  einer  Kommission  verwaltet 
werden,  sind  bis  Ende  vorigen  Monats  bezahlt.  — Im  Laufe  des 
vorigen  Monats  fanden  großartige  Spekulationen  in  Staatapapiereo 
statt.  Die  denda  consola  stieg  bis  82%,  darauf  folgte  schnell 
eine  Reaktion,  die  Kourae  schlossen  gestern  727*  * */«  >ür  consola 
und  micha  55s/4  ätyft-  Wir  befinden  uns  mitten  in  einem  Gründungs- 
fieber von  Banken.  Das  lange  unbenutzt  gelegene  Kapital  sucht 
Verwendung.  Artngarey tin,  Castelianos,  Sero,  Marini 
u.  A.  sind  die  Gründer  der  Baoco  Uruguay«.  Es  ist  ein  exklusives 
nationales  Unternehmen  mit  rein  nationalem  Kapital. 

VJi  Mill.  $ sind  gezeichnet;  nach  Annahme  des  Projekts  von 
Seiten  der  Regierung,  welches  ihr  nach  dem  Fette  vorgelegt  wird, 
werden  weitere  Zeichnungen  von  27?  Mill.  % zugclasseu.  Die  Bank 
verlangt  Ausgabe  des  Papiergeldes  bis  20  cts.,  gerichtliche  Depositen, 
Zahlung  der  Zinskoupons  von  Staatsschulden  und  wird  dagegen  der 
Regierung  Vorschüsse  in  Konto  Kourrent  gewähren.  Ein  Theil 
des  Kapitals  ist  zu  einer  Hypothekenbank  bestimmt,  welche  das 
alleinige  Recht  besitzt,  ihre  Obligationen  (cedulas)  in  Zahlung  zu 
geben.  Die  Sache  wird  von  oben  protegirt  and  wird  auch  ohne 
Zweifel  Unterstützung  in  den  Kammern  finden.  Das  erwähnte 
Privilegium  der  cedulas  liefs  ein  Buenos-Aires  Konsortium,  worunter 
Bernardo  de  Jugoycn,  Tornquist,  Mallmann,  Bernberg 
das  von  denselben  gefafste  Projekt  einer  hier  zq  gründenden  Hy- 
pothekenbank aufgeben.  Supervicllc,  in  der  Calle  18,  wird  eine 
Privatbank  eröffnen.  Der  Dr.  Zorilla  de  San  Martin  ist  nach 
Buenos  Aires  abgereist,  um  sich  mit  dortigen  ullramontauen  Ka- 
pitalisten über  die  Gründung  einer  Bank  hier  zu  verständigen. 
Eine  engl,  fr&nz.  Gesellschaft  mit  2 Mill.  £ Kapital,  bittet  um  das 
Privilegium  in  der  Barra  de  Santa  Lucia  eine  Fabrik  von  ge- 
kochtem Fleisch  in  Konserven,  zubereitet  auf  dieselbe  Weise  wie 
in  der  Fabrik  La  Uruguaya  in  Konkordia,  für  den  Konsum  des 
engl,  und  franz.  Heeres  etablireu  zu  dürfen,  bei  freier  Einführung 
der  Maschinen.  — Bis  jetzt  ist  es  erst  das  grofsc  Kapital,  welches 
Leben  gezeigt  hat,  dio  zweite  und  dritte  Hand  im  Waarengescbäfte 
ist  diesem  Impulse  noch  nicht  gefolgt,  die  Adoaana  bat  im  vorigen 
Monat  934  408  $ ergeben.  Die  ersten  3 Monate  diese*  Jahres  mit 
denen  von  1886  verglichen  haben  einen  Mehrertrag  von  726905  $ 
erzielt  Man  darf  nicht  vergessen,  dafs  viele  Winterwaaren  für 
das  letzte  Jahr  bestimmt,  im  Zoll  verbleiben.  M unros,  der  bis- 
herige Zolldirektor,  vorübergehend  durch  Henrique  Grad  in  ersetzt, 
vertritt  vorübergehend  den  Polizei-Chef  Oberst  Tajos,  der  in 
Folge  einer  längeren  Krankheit  Urlaub  erhalten  bat 


Die  Aussichten  gestalten  sich  jedenfalls  viel  günstiger,  man 
mufs  sich  aber  noch  keinen  übertriebenen  Hoffnungen  hingebeu, 
12  Jahre  Mifswirthscbaft  haben  viel  Elend  und  Armuth  über  das 
Land  gebracht 

Voa  nicht  zu  berechnendem  Nachtheil  ist  das  von  Brasilien 
diesem  Lande  gegenüber  beobachtete  engherzige  Verfahren.  Für 
den  Absatz  von  tacejo  sind  die  brasilianischen  Märkte  unentbehr- 
lich. Nun  will  aber  Brasilien  kein  Fleisch  zulassen,  welches  nicht 
laut  Zertifikaten  seiner  Agenten  90  Tage  nach  dem  letzten  ihnen 
bekannten  Cholerafalle  angefertigt  wurde.  Für  Braailien  exiatirt 
die  Cholera  immer  noch  am  La  Plata,  der  Beweis  liegt  in  der 
Schiffen  von  hier  auferlegten  Quarantäne.  Bis  jener  Termin  ein- 
treten  wird,  ist  die  Jahreszeit  längst  vorüber,  wo  die  Saladeros 
arbeiten  können  nud  somit  der  Umsatz  von  vielen  Millionen  zum 
Schaden  der  Estancieros,  Saladeros,  des  Fiskus  und  Anderer  un- 
terbrochen. Die  bisherigen  von  hier  und  Buenos  Aires  geführten 
Reklamationen  haben  za  keinem  Resultat  geführt,  da  Brasilien  auf 
seinem  Recht  besieht.  Die  hiesige  Regierung  sendet  jetzt  den  Dr. 
Carlos  Ma.  Ramirei  in  außerordentlicher  Mission  nach  Rio,  um 
die  Sache  zu  betreiben,  und  die  hier  ansässigen  brasilianischen 
Estancieros  werden  Jarinbe  von  A.  Patria  mit  der  Überreichung 
einer  Adresse  an  den  Kaiser  beauftragen,  in  welcher  sie  ihn  um 
Aufhebung  der  betreffenden  Verfügungen  ersuchen.  Zu  dieser  Kala- 
mität kommt  nun  noch  eine  entsetzliche  Dürre,  welche  auf  dem 
Lande  schon  viele  Opfer  nnter  den  Heerden  gefordert  hat  Seit 
Monaten  habe  ich  und  meine  Nacbbaren  keinen  Tropfen  Wasser 
mehr  zur  Verfügung,  die  Hauseigenihümer  wollen  die  Ausgabe  der 
Anlage  der  Wasserleitung  nicht  machen.  Es  sind  über  fünf  Mo- 
nate her,  daß  wir  keinen  ordentlichen  Regen  gehabt  haben.  Der 
schöne  Grasplatz  vor  dem  englischen  Kirchhofe  ist  znr  Sandwüste 
geworden.  — Santo«,  welcher  in  Petropolis  wohnt  hat  in  einer 
Kio-Zeitang  ein  Manifest  erlassen,  in  welchem  er  sich  rein  zu 
waschen  sucht  dasselbe  verfehlte  seinen  Zweck.  Vombobiejo 
wurden  Ende  März  in  El  Dia  seine  Mordthaten  im  „Paso  Hoodo“ 
vorgebalten.  Da  die  Sache  keinen  Eindruck  auf  ihn  machte,  so 
stellte  der  alte  Fernando  Torres,  der  Präsident  des  Senats,  mit 
energischen  Worten  den  Antrag,  das  chrenwcrthc  Mitglied  anfzu- 
fordern,  „para  el  honor  de  la  camara  y de  la  nacion*  die  genannte 
Zeitnng  binnen  14  Tagen  gerichtlich  anzuklagen.  D.  Joaquin 
wird,  wie  es  heifst  um  seine  Entlassung  einkommen  und  die  Sache 
auf  sich  beruhen  lassen.  Dem  Minister  des  Äufsern  ist  die  erbetene 
Entlassung  gewährt  worden.  Die  Sache  berührt  die  leitende  Poli- 
tik nicht  und  ist  rein  privater  Natur.  Als  sein  wahrscheinlicher 
Nachfolger  wird  Dr.  Ellani  genannt.  — Die  politischen  Parteien 
rüsten  sich  zu  den  Wahlen  im  November  und  halten  große  Ver- 
sammlungen. 

Am  4.  d.  M.  kam  auf  seiner  Reise  nach  der  Westküste 
Dampfer  „Carlos  de  Borbon“  vor  der  isla  de  Flores  an.  Da  die 
Passagiere  Quarantaine  halten  müssen,  so  fuhr  der  Dampfer  nach 
Landung  derselben  und  der  Post  sofort  weitez.  — Heute  Morgen 
langten  in  3 Dampfern  740  Passagiere  von  Buenos  Aires,  meistens 
der  besseren  Klasse  angehörend,  an,  welche  die  Festtage  hier  zu- 
bringen wollen.  Die  Zentral eisenbahn  giubt  Randbillette  bis  zum 
Rio  Negro  zu  10  und  7 $ aus.  Morgen  wird  General  Roca  mit 
200  Fremden  erwartet,  um  sich  sofort  in  dem  ,,8oraton“  nach 
Europa  einzuschiffen.  Er  gedenkt  zunächst  nach  Paris  und  London 
zu  gehen  und  später  dea  Herbstmanövern  in  Deutschland  beizu- 
wohnen. 

Aus  Rio  de  Janeiro.  (Origioalbericht  vom  12.  Mai  1887.) 
In  wenigen  Tagen  hat  sich  viel  Bedeutsames  ereignet.  Am  3.  d.  M. 
ist  das  Parlament  eröffnet  worden.  Die  Thronrede  verlas  an  Stelle 
des  kränkelnden  Kaisers  der  Minister  des  Innern  Barlo  de 
Mamore.  Das  Einzige  von  allgemeinem  Interesse  darin  ist  die 
Erwähnung  der  Einwandererfrage,  die  ganz  vom  Standpunkte  der 
Fazcndeiros  aufgufaßt  erscheint:  weiße  Arbeiter  als  Ersatz  der 
schwarzen  Sklaven.  Kein  Wort  über  Stärkung  der  echten  Kolonie- 
Distrikte.  Vermifst  wurde  auch  eiae  Äußerung  über  die  Finanz- 
pläue  der  Regierung,  deren  sie  doch  ein  Bündel  in  petto  hatte  — 
am  unmittelbar  hinterdrein  mit  einer  vollendeten  Thatsache  von 
einschneidendster  Wirkung  bervorzutreten.  Durch  Vermittelung 
der  neuen  „Banco  Intornacional  do  Br&zil“  waren  der  Regierung 
seitens  einer  Gruppe  Londoner  Bankiers  2 Millionen  £ zur  Ver- 
fügung gestellt,  verzinslich  mit  5%,  vorläufig  abgemachter  Liqui- 
dationstennin von  jetzt  ab  in  einem  Jahre.  Alsbald  verschwand 
die  Regierung  vom  Wechselmarke,  dem  sie  nun  für  ein  volles  Jahr 
fern  bleiben  dürfte.  Das  hat  den  Kurs,  nachdem  er  eben  erst  sehr 
bedenklich  ins  Weichen  gerathen  war,  sofort  gefestigt  und  über 
alle  Erwartung  hinaufgetrieben.  Wir  notiren  23  and  darüber  (per 
1 $ 000)  für  Baukpapier,  und  dabei  bleibt  die  Tendenz  eine  stramm 


Nr.  23. 


862 

EXPORT,  Organ  des  Centmlvereins  för  Handelßgeographie  etc. 


1887. 


steigende.  Aufgeschobone,  nun  plötzlich  bewirkt«  Abschlüsse  in 
Kaffee  (vorgestern  allein  gegen  80000  Sack)  und  die  andauernde 
Geldknappheit  buken  das  Ihrige  beigetragen,  die  Valuta  dergestalt 
in  die  Höh«  zu  treiben.  Auch  Gerüchte  von  einer  externen  Anleihe 
durchschwirren  die  Luft. 

Am  9.  d.  M.  bat  Tannay  seinen  altbekannten  Gesetzesvor- 
seblag,  betreffend  Einführung  der  Zivilehe  in  Brasilien,  im  Paria- 
ment  eingebracht.  Nicht  eine  Silbe  Diskussion  schloff  sieh  an. 
Der  Antrag  ward  einer  der  zahlreichen  Kommissionen  znr  Begut- 
achtung Überwiesen;  das  liest  sich  stets  wie  eine  Grabschrift.  Es 
gebt  die  Rede,  der  Kaiser  werde  im  Juli  nach  Europa  reisen,  weil 
er  im  hiesigen  Klima  nicht  zu  genesen  vermag.  Am  10  d.  M.  ist 
ein  llngst  vermotbeter  Ministerwechsel  durch  Dekret  perfekt  ge- 
worden. Im  Grunde  handelt  sich»  nur  um  «inen  Tausch  der  Porte- 
feuilles. Von  Bedeutung  ist  höchstens,  dafs  der  Ackerbauminister 
Antonio  Prado,  ein  starrer  Konservativer,  die  Stütze  der  Grofs- 
grundbesitzerinteressen,  ganz  ausscheidet.  A.  G. 

Literarische  Umschau. 

YnraekhaifH  der  bet  der  Redaktion  elngegangenen  Dnekaehrlften. 
Di«  nachstehend  besprochenen  und  aagezoigtea  Wecke  können  durch  di« 
ßuchhandluog  Walther  & Apolant,  Berlin  W-,  Markgrafcaatrafjie  60, 
jederzeit  bezogen  «erden. 

BoUctitno  iifüa  ,J$ociet&  Geografie«  Italiana 8eric  II-vol.  XII- 
anno  XXI -fase,  2 (febbraio  1687).  Roma. 
boUeitmo  UeUa  „Societd  Africana  d'Jtalia “,  Napoli.  Aimo  Vl-faec • 
J.  d IL  Gmnato-Fefürcuo  168 7. 

JJmsf«  de  Geoyrafia  Comemal,  orgtmo  de  la  ,,6'ociedad  JSepauola  de 
Gtoarafia  Conercial“  (antee  „de  Afncouula*  y CoUmuttas"),  Ma- 
drid. Nüm.  33,  16  de  morn  de  1967 . 

Verhandlungen  de«  deutschen  wissenschaftlichen  Vereins  zu 
Santiago  (de  Chile).  4.  Heft  Valparaiso  188G. 

Denkrede  auf  Franz  Friedrich  Froniue.  Zur  Eröffnung  der  39.  Ge- 
iieralveraauaitung  dos  Vereins  für  sitbenbörgische  Landeskunde  von  Dr. 
G.  D.  Teutscb,  Yereinsvorstand. 

Nachrichten  aus  der  ostafrikaniseben  Mission.  No.  3,  Mfcrz  1887, 
Zeitschrift  für  Wissenschaftlich«  Geographie  unter  Mit  berücksich- 
tig ong  dea  höheren  geographischen  Unterrichts.  Im  Verbindung  mit  Tb- 
Fischer,  A.  Kirchhoff,  0.  Krümmel,  J.  Rein,  S.  Rüge,  Tb. 
Sebunke,  F.  Wieser,  herausgegeben  von  J.  I.  Kettler  (Weimar). 
Bd.  VI.  Heft  1.  Weimar,  Geographisches  Institut,  1887. 

Verzeichnifs  der  Kronst&d  ter  Zunft  - Urkunden.  Festschrift  bei 
Gelegenheit  dos  Goworbetages  und  der  Gcwerbeausateltang  zu  Kronstadt 
im  August  1888.  Kronstadt  1887. 

Bericht  über  die  Thliigketl  des  Kronst&dter  Ge verbeverein« 
im  Jahre  1888.  Erstattet  vom  ersten  Vorstände  des  Vereines.  Kron- 
stadt 1887. 

Katalog  dar  vom  Kronstldtar  Gewer  bovorein  veranstalteten  Gt- 
werboauistellung.  Kronstadt  1886. 

Die  gewerbliche  Lokaiausatollung  [Im  Kronstadt,  Siebenbür- 
gen] 1888.  Sepamtabdrack  «ns  der  .Kroastädter  Zeitung*. 
Universum,  lllustiirte  Zeitschrift  für  die  deutsche  Familie  111.  Jahrgang, 
Heft  1 bia  15.  Dresden  mnd  Leipzig.  Y erlag  dea  Universums. 

Bulletin  de  la  JHoeiiti  Neuehateloie»  de  Qlo§r*phitt\  Tome  II, 
3 faee-,  Man  1967.  Neuckat*  196 7. 

Bericht  über  die  Kolomisationsgesellscbaft  «Union*.  K*n  Beitrag 
zur  I.andwirthschaft  in  Rio  Grande  do  Sal  (Süd-Brasilien).  Herausgegeben 
von  Adolf  Föhr  in  Stuttgart.  1887. 


Vereinsnachrlchten. 

Edaard  ßcauert  Iw  Montevideo  f.  Wir  erhalten  aus  Montevideo 
die  traurige  Nachricht,  dafs  unser  langjährige«  Mitglied  Eduard 
Granert  am  26.  März  d.  J.  daaelbet  verstorben  ist 

Der  „Württembergfsche  Verein  für  HattdelsgsograpMe  osw.“ 

schloff  am  22.  April  die  Reibe  der  Winterversammlungeo  mit  einem 
Vortrag  des  Herrn  Rektor  Ed.  Schomann  Über  Inner-Asien,  in 
welchem  Redner  die  Resultate  der  Forschungen  Prsche walski’s, 
namentlich  aber  von  Richthofen’s  in  ebenso  lichtvoller,  als  ein- 
gehender Welse  seinen  Zuhörern  darlegte.  Auf  den  Inhalt  des 
reichen  Vortrages  können  wir  schon  ans  räumlichen  Rücksichten 
nicht  eingehen,  und  eine  einfache  Aufzählung  der  rorgebrachten 
Thatsachen  und  Schlüsse  würde  der  formvollendeten  Darstellung 
nicht  gerecht  werden. 

In  der  Einleitung  hob  der  Vortragende  hervor,  dafs  das  ge- 
wühlte Thema  wohl  auch  in  einem  bandelsgcographischen  Verein 
Anklang  finden  werde,  da  derselbe  ja  die  Pflege  der  wissenschaft- 
Hehen  Geographie  auch  auf  seine  Fahnen  geschrieben,  dann  aber, 
dafs  gerade  Inner-Asien  der  Reise  der  Pofi  wegen  gewifs  nach  die 
Aufmerksamkeit  aller  derjenigen  verdiene,  welche  nur  der  prakti- 


' sehen  Seite  der  Geographie  näher  zu  treten  wünschen.  Was  den 
, ersterwähnten  Punkt  betrifft,  können  wir  nicht  unterlassen,  noch 
einige  Worte  beixafügen. 

Gewift  ist  es  im  höchsten  Grade  wünscheaswerth,  dafs  auch 
in  den  handeiageograpbiaehen  Vereinen  die  wissenschaftliche  Geo- 
graphie gepflegt  werde,  and  uur  an  der  Hand  derselben  ist  es 
möglich,  das  Ideal  zu  verwirklichen,  von  dem  Hugo  Zöller  in 
seinem  geistvollen  Bericht  über  den  Karlsruher  Geographenta£ 
spricht,  wo  er  den  Wunsch  ausdrückt,  dafs  man  lernen  möge,  die 
Spreu  vom  Walzen  zu  sondern.  Wenn  er  nun  auch  diese  Aufgabe 
mit  Rücksicht  auf  die  vielseitige  Tb&tigkeit  der  praktischen  Zwecken 
gewidmete!)  Vereine  dem  Geographentage  zuweisen  will,  so  bestebou 
doch  ausreichende  Gründe,  welche  dafür  sprechen,  dafs  die  mehr 
auf  du  Praktische  gerichteten  Bestrebungen  der  verschiedenen 
Vereine  sehr  gut  mit  wissenschaftlicher  Tbiligkeit  gepaart  gehen 
können  und  der  glänzende  Erfolg,  den  der  Vortrag  des  Herrn  Rek- 
tor Schumanu  in  einem  grofsentheils  aus  Männern  der  Praxis 
bestehenden  Kreise  gehabt,  ist  ein  deutlicher  Beweis  hierfür.  — 
Dazu  ist  es  aber  nöthig,  dafs  derjenige,  welcher  eine  Aufgabe  in 
dieser  Hinsicht  übernimmt,  sich  derselben  sowohl  vollkommen  be- 
wufst,  als  auch  im  Staude  ist,  ihr  in  jeder  Hiosicht  gerecht  au 
werden;  ist  das  aber  der  Fall,  so  wird  das  Ergebnifs,  wie  bier,  ein 
glänzendes  sein. 

Stand  dieser  Vortrag  auf  durchaus  wissenschaftlichem  Boden, 
so  wufate  er  sich  doch,  vielleicht  gerade  darum,  vollkommen  frei 
zu  halten  von  allem  Beiwerk,  welches  den  Znhurer,  der  nicht  die- 
selben wissenschaftlichen  Ziele  verfolgt,  nur  abschrecken  kann. 

Wir  freuen  uns  des  Erfolges,  deu  dieser  Vortrag  nicht  nur 
für  den  Vortragenden,  sondern  auch  für  den  Verein  hatte,  dem  es 
hoffentlich  glücken  wird,  die  cingescblagcne  Bahu  unentwegt  au 
verfolgen. 


Briefkasten. 

— ln  verschiedenen  Zeitungen  findet  sich  die  Angab«,  da£t  b«i  der 
jüngsten  Anwesenheit  von  belgischen  höheren  Beamten  in  Berlin  seiten«  der 
Keithvl’ostverw&ltung  «tue  Konvention  über  di«  Leitung  der  Briefe  nach 
England  abgeschlossen  wordeu  »ei.  Diese  Nachricht  ist  wie  wir  aus  *u«er- 

i lässiger  Quelle  erfahren,  eine  irrige;  denn  es  bat  Ihats&chlicb  nichts  Der- 
artiges stattgefunden  und  auch  nicht  stattfinden  können,  da  wegen  Leitung 
, der  Briefe  Konventionen  überhaupt  nicht  abgeschlossen  werden,  vielmehr 
di«  Beförderung  der  Brief«  einfach  auf  demjeoigtn  Wega  erfolgt,  auf  velcbwn 
sie  ihren  Bestimmungsort  am  frühesten  erreichen. 

Druckfehlerberichtignng.  Nr.  9 d«s  «Export*,  Briefkasten,  Zeile  ö 
ist  zu  setzen:  40  Kolonieloose  *»  1936  ha. 

- IUtt  H.O  . Labadam  . Uankarg,  malrtik;  Dvr  lUmfar*  aida»trtkiaiicb«  FW* 

dampftr  „Hsroburj'-  bl  aatglhfad  *m  31.  Ha)  Vormill^t  la  M«aUt|i|«o  angabonm» n ,, IUi.no» 
Mm  )»l  in  I.  Jan)  llltu*«  tun  Aiicaerpc»  nach  HmIiUik  abga«su|(«n.  „Canplnas*1  i.i  <■ 
31  Mil  KarAmtuscs  *«0  B»ht»  und  in  » Juni  MirMKitu*«  tu«  P«tiutbu(.  »ich  Kurten 
ali(«{iiiK*n.  MC»»ra“  l.t  aua««h*nd  in  1.  Jon)  Nactaraiilafi  Ta  Llaiaboa  U|rtoDin«D  aad  Ut 
•n  l Juni  Nachmittags  «Sn  Atarta  aseb  IbuSlw  aiM»rv«faa«*a. 

— Di»  BpcdUlcathioJ  Anglist  Rlannatlial -Haiti barf  t.Hrhwt  ia«  folfin*»  Dimpfer 
«ud  S«Kl«r-AbUan«n  »in  Biatuij  aacA  caruptlaaAaa  aad  übaraaatacAaa  Plfaaao; 

i)  Onnpfsnklffn. 

Afrika  (Wwikiii«)  via  Du). in,  Gurt*  ort.  PoMdsiapfer  „^arl  Wann»*,  Kipt,  Hopfte, 
dinUrh,  IS.  Jual. 

Kipmdt  u«.  (rin  HadaDa)  aila M Tlf i,  tu.ichst  Dinpfn  „TirUi*.  layllich,  Si.  Juni. 
»qinK,  S'n*«p.;i».  ilon«koii|  und  Japan  („Klaiiiu  Linie-)  Bur»  Dampfer  „AtalsaW, 
dintarA,  10.  Jon),  Dampfer  „Oljtnpdi“  draUrh,  W.  Jank,  Dampfer  „Hf.p.rii“,  daatacA, 
10.  Jall,  Dampf«  „Kl«tlra'\  diuurb,  »I.  Juli,  Dampfer  „Nmln“,  daalseA.  Sk».  Aa*uit. 
ftapler  >lpbk»puU",  dmueb.  io.  Hujit«inli*r,  L'icapftr  „Ljrdis-,  diuti<b,  JO.  8«pk*nb«r. 

Hoagkon*  and  Japan  *!•  LunSon  (Sbln-Unlt)  Dnmpfcr  JBt** unablra“.  «ncitirA, 
13.  Jan!. 

Taninf,  H«ofhaag,  S«bin«bn),  tU  Lumloa  (Obn-Llgi«)  Dimpfar  ,Oi«ihlloi!<' 

Kspt.  Comick.  eriKli-fh,  10.  Jnnl. 

»ii*i*-ort,  UeaKhia«.  SctwniAM.  YoAaAnms,  11  Los»  and  MmaiiAi  (tU  Part  tnU,  Sa*»,  Adan 

■ad  Cnlaiaho)  «aatdinpfar  „Riiwn“,  d»ut».-ä,  31.  Juni. 

Adillldl,  Mtlbswit  und  ejeatf  Vnicdmpr.r  „H.ib.nriitifim“,  driUtk,  bis  II.  Juai. 
Valparaiso,  Aikea,  Hallaado  ai>d  CtUn«,  Hoatatidau,  Vuaia  Araaa»  (Hut.  »«.),  Canal, 
Coroo«),  Tilnbaino  and  Cildar»  salsu/and  (its  Antwerpen)  1‘oMdmpfrr  „TAsAaa“, 
KlpL  Clrl.en,  draUrb,  13.  JBal- 

VilpKilto,  Vuau  Areuit  (Hnf.  aCr),  Ctcril,  Tilashaa»*,  Coqaia^i»  AatufiieaMn, 

Arles,  Mollendo,  Ctllsd,  P«)1s  and  (luijiquil  (tii  Aatvirpio)  Dsnptir  „Cgrdtlij-,  Kspt. 
OrbttTara,  dniiuch,  90,  Jaal. 

Hwrtatidaa,  Buinat  Alm,  Rumm4o  uad  Saa  KtPaias  (tla  M*d«lia)  Pmtdiuap.f.t  „Ur»*g»j", 
Kipt.  UAbliDSns,  dfuttib,  10.  Juni,  (’iittdiatpr«r  „Tsjue»“,  Kipl  SsiubsrUch,  d»uu<b, 
3o  Jaal,  Foitdanpfar  „F.raanbue«^,  XapL  ücliirf»,  diui««A,  1.  JalL 
Sabril,  Sb»  dl  Jiaidru,  Mo  Fraanfrp  und  Sa nua  (tls  Lilas  Oers;  l'oitdanpdar  .Vilpsr«s»V, 

KipL  Hitdrl,  dtuüwb,  1«.  Juni. 

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822.  Ltistungriahige  Fabrikanten,  welche  photographische  Apparate  und 
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unter  L.  L.  293  an  das  E.-B. 

323.  üerr  Gustav  Hoyer,  Fabrikant  von  Handschuh-  und  Stnimpf- 
woaren  in  Limbach  in  Sachsen  theilt  uns  mit,  dafi  er  seinen»  Neffen  Herrn 
Hubert  Kriseber  Prokura  ertheilt  hat. 

324.  Für  den  freihändigen  resp.  auktionsweisen  Verkauf  von  Ölgemälden 
werden  Vertreter  in  den  bedeutenderen  Städten  der  Vereinigten  Staaten  und 
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325.  Ein  gewandter,  zuverlässiger  und  bestens  empfohlener  Kaufmann 
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der  spanischen  Sprache  ausgerüstet,  perfekter  Buchhalter,  sucht  Vertrauens- 
stellung in  Deutschland  oder  Argentinien.  Offerten  erbeten  untsr  L.  L.  297 
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326.  Für  Kapitalisten  bietet  sich  Gelegenheit  zum  Krwerb«  eine»  soliden 
und  lukrativen  Unternehmens  durch  den  Ankauf  eines  Kupferberg- 
werks in  Siebenbürgen.  Dassel!»«  ist  laut  des  un*  vorliegenden  Gutachten 
von  technischer  und  amtlicher  Seite,  Auazügen  aus  den  Gcscbiftabüchoni  über 
den  bisherigen  Betrieb  U9W.  sehr  grofurr  Ausbeute  fähig  und  sehr  rentabel. 
Der  Verkauf  soll  Erbtheilungsbalber  stattfinden;  der  Preis  ist  auf  300000  1!. 
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durch  uns  führen.  Angebote  und  Anfragen  unter  I,.  L.  298  an  das  E.-B. 

827.  Von  einem  in  Süd-Amerika  ansässigen  Deutschen  sind  wir  er- 
sucht worden,  einen  Plan  nebst  Kostenanschlag  für  eine  Fabrikanlage 
mäfsigen  Umfangs  zur  Verarbeitung  von  Holz  auf  Holxt beer,  Holzessig, 
Terpentinöl  usw.  einxustmden,  und  sind  wir  bereit,  solche  von  Apparate- 
Bauanstalten  unter  L.  L.  299  entgegsnnmebineii  and  weiter  zu  befördern. 

328.  Fabrikanten  von  Maschinen  für  Fafsfabri kation  werde* 
ergel»enst  ersucht,  einen  Plan  nebst  Koatenaoscbisg  einer  Fabrik  mit  Wasser- 
kraft zur  jährlichen  Anfertigung  von  40-  bis  30000  Zem entlassen!,  unter  L.  L. 
300  an  das  E.-B.  einzureichen. 

829.  Herr  Guatav  Schütz  io  Firma  Schütz  dt  Hörtel  in  Wurzen 
i./8.  zeigt  «ms  an,  dafs  ln  Folge  freundschaftlichen  Übereinkommens  Herr 
Ernst  Hertel  ruh  dem  bisher  gemeinschaftlich  unter  der  FirmaSehirtzd: 
Hertel  betriebene®  Maschinenfabrik-,  Eisen-  und  Metallgierserei-Geschäft 
Ausgcscbieden  ist.  Herr  Gustav  Schütz  wird  dasselbe  unter  Übernahme 
»Her  Aktiven  und  Passiven  unter  der  bisherigen  Firma  allein  fortfähren. 

330.  Wir  ersuchen  um  gefl.  sofortig«  Einsendung  vor  Offerten  in 
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1887. 


365 

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2.  Blessing,  Wolfgang  iu  Unterkiraach 

3.  Dold.  Gordian  in  Vokreabacb. 

4.  Heine,  F.  X.  Id  VShrenbaoh 

5.  Heitrmann.  Tobias  in  Villiagen. 
l,  Imhof  A Mückle  in  Vfthrenbach. 

. Keller.  Fr.  in  Leaikirch. 

8 Koos.  Sebastiaa  in  Furtwangen. 

9.  Mückle,  J.  in  Furtwangen. 

10.  Schönstein.  L.  P.  in  Villingen. 

11.  Stern,  Josef  in  Villingen 

12.  Weinser.  Ambros  m UnterKirnach. 

13.  Walte,  H.  & Söhne  in  Freiburg  [%] 


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Nr.  23. 


1887. 


366 

EXPOHT,  Organ  de«  Centralvercins  für  Handelageofpuphie  etc. 


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. teeret*  tkriitediUi,  rar  Billvii»  11. 

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. Eip*4(4*  frrmaafnlr  4e  KirUn*  H 

Frrrai»e*Ui 

..  Iiepr  4 Ce..  III. 

M C.BUm4C*h  rwJIs  lUnweiieflld»  31 


M.IU.4 

•4e*a* 

Parti 


b«l  9.  G.  lUalal,  vi«  5t  Marro  14. 

„ Et««  lat  ükathefüiawtr.  «0. 

. K.  InpM,  nie  Malrbrmnrba  R, 

„ PlM*.  kirr  teil  4 Ca-,  tU  della  Mi 

Wrrra  47. 

* MtreaJatl  4 fl,  lliMdtnat  Ifll 

, KaaL  Caetaiai  4 Ca..  Kl»imbefl» 

gstan  17. 

m Hai  tuaimlMf,  l(u|Kililtmtt  Jl. 

. Iraa*  Marek A Ce. aa  4er  KakuKlikl» 

Brück». 

* IL  «*ppr  4 Da,  Woanwaa— rr*- 

MM'kl  13. 

* Paal  Mirt,  111  Pneinv.  191 

„ J.  I.  Vaier  4 Ca.,  Llxunal  Kal  »TO. 


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MOSKAU  1872.  PHILADELPHIA  1876.  DRESDEN  1879. 

WIEN  1873.  BERLIN  1878.  BRÜSSEL  1880. 

SYDNEY  1879.  MELBOURNE  1880. 

PORTO  ALKORK  1881.  NÜRNBERG  1882. 


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1887. 


367 

EXPORT,  Organ  du»  Otnlralveraw  ttr  Haadejacw^nipiir  tv 


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Kr.  J3. 


368 

EXPORT,  Organ  des  Centnlrereins  für  liandelsgsographie  etc. 


1887. 


Geld.  Mid.  | Bwlta  1879.  Petto  AUgra  I8gl.  Meslm  litt  Berlin  1688.  AwtwdiB  1888.  T.pliti  1684.  I Bhim-Dipl.  I.  Pnw, 

I Centrale : Berlin  N.,  Ctiansseestr.113. 

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beförderung »<*n  allen  gröfieren  Stationen  deB  Kontinent*.  Die  Dampfer  der  (•escIlMchaft  tr&naportiren 


kein  Schlachtvieh.  Weitere  Auakunft  erUieilt  der  General-Agent  der  Great  Eutern  Eisenbahn 
E.  OfaHiild,  Domliof  12,  Köln  am  Rhein.  [ICO] 


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«ardaa  toa  dar 

Expedition  das  „Exports“, 
Berlin  SW.,  Kochslr.  27, 

antc«oa<aB«Dimaa. 


S9*i£i^an 

nach  Üobcreinkunft 
mit  dar  KspadltSoa. 


Centralvereins  für  Handelsgeografhie  und  Förderung  deutscher  Interessen  im' Auslande. 


Redaktion  und  Expedition:  Berlin  S.W.,  Kochstratee  27. 

(OailkiMiltib  Wocli.au**  9 Ms  4 Uhr.) 

WB~  Der  „EXPORT“  ist  im  deutschen  Po*Ueitu**»kaUlog[  für  1881  unter  Nr.  1876,  Seite  59  eingetragen  1— 

IX,  Jahrgang«  SBetftt*,  den  111.  dnn\  i $&i.  Nr.  24, 


PlM.  W och eoackrtft  Tarfolgt  den  Zwack,  fartlaafand  Berichte  6 bar  die  Lage  unserer  Landalcata  im  AoaUnda  rar  Kenntalf»  Ikrer  Laser  »b  fcrinjpe,  die  Intarcaaan  das  daatscken  Kxparw 
(batkriftig  so  rartratso,  sowie  dam  deotsch«B  Handel  and  der  denucken  Indmstrla  wlektlga  MitÜisllangea  6 her  die  Uaadelrrerbiltaliaa  das  A«aUndaa  ln  fckrsaatsr  Frist  an  Bbamltwla. 


Briefe,  Zel rangen  «ad  Werthsen dangen  ftr  den  „Kx»«rt“  sind  an  di«  Bedaktlan.  Berlin  S.W..  Kochst»!*«  37,  st  tickten. 

Brief«.  Zeltanfea.  BilIrlttitrkilraBiin.  Wartkaandnntan  fär  den  NCentretr«raln  VLr  Uaadtlaceorrashie  eie.**  sind  nsck  Berlin  8W.  KochetraJea  37.  »a  ssndatt. 

Inhalt:  Der  Verkehr  Deutschlands  mit  Ost-Afrika  und  die  Dampfersubvention.  — Europa:  Römische  Zollreformea.  — Rußland 
Das  neue  Gesetz  über  das  Kigentbums-  und  Nutzungsrecht  von  Ausländern  an  Immobilien.  — Asien:  Die  Transksspibahn  und  die  neuesten  Vorgänge  in 
Buchara.  — Süd-Amerika:  Die  „Sete  Mlssöc«"  (sieben  .Missionen*)  in  der  brasilianischen  Provinz  SÄo  Pedro  do  Rio  Grande  do  Sul  (Originalbericht  von 
Uax  Beschoren  in  Sto.  Antonio  da  Paimeira).  (Schlufs.)  — Anaschreiben  des  Direktoriums  der  öffentlichen  Arbeiten  zu  Rio  de  Janeiro,  betr.  die 
Schiffbarmachung  der  Barre  bei  Rio  Grande  do  Sul.  — Vereinsnacbriehten:  Generali erSammlung  der  .Deutsdien  Exportbank*.  — Litterariscbo 
Umschau.  — Briefkasten.  — Deutschs  Exportbank  (Abtheiinng:  Export- Bu reau).  — Die  Frage  der  Subventionsdampfer  im 
[teichstage.  — Anzeigen. 

Die  Wiedergabe  von  Artikeln  aus  dem  „Export"  ist  gestattet,  wenn  die  Bemerkang  hinrugefügt  wird:  Abdruck  (bezw.  Uebenetzung)  aus  dom  „EXPORT". 


Der  Verkehr  Deutschlands  mit  Ost-Afrika  und  die 
D&mpfersubventiorrafrage. 

Th.  Laves.  — Die  Kreise,  weiche  sich  für  die  deutsche  Ostafrika- 
nische  Gesellschaft  in  Berlin,  deren  Seele  Dr.  Karl  Peters,  gegen- 
wärtig in  Zanzibar,  ist,  ioteressiren,  treten  io  jüngster  Zeit  lebhaft  für 
Schaffung  einer  Dainpferverbindung  des  deutschen  Mutterlandes  mit 
Zanzibar,  dem  Zcntralhafen  auch  der  unter  deutscher  Schutzherr- 
schaft stehenden  ostafribaoischen  Besitzungen,  ein.  Dieser  Gedanke 
an  sich  wird  gewifs  jeden  national  denkenden  Deutschen  in  hohem 
Mafse  sympatisch  berühren.  Eine  solche  Dampfcrverbindung  kann 
jedoch  vorläufig  aus  den  Erträgnissen  des  sich  darbietenden  Fracht- 
und  Personen* Verkehrs  nicht  unterhalten  werden,  das  Streben 
dieser  Kreise  zielt  deshalb  dahin,  die  Beihilfe  des  Reiches  durch 
Gewährung  einer  jährlichen  Subvention  zu  erlangen.  Vor  kurzem 
ist  an  den  Reichstag,  au  den  Bundesrath  uud  au  den  Reichskanzler 
eine  gleichlautende  Petition  abgegaogen,  welche  für  scbleuoigste 
Herstellung  einer  monatlichen  Linie  zwischen  Triest  und  Zanzibar 
eintritt.  Wir  haben  Ursache  daran  zu  zweifeln,  ob  diese  weit- 
gehende Forderung  seitens  ihrer  Urheber  wirklich  ernst  gemeint 
war.  ln  der  Begründung  der  Petition  reduziren  sie  gewissermaßen 
selbst  diesen  Wunsch  auf  ein  viel  bescheideneres  Mais,  das  aber 
dafür  ungleich  mehr  Aussicht  auf  Erfüllung  bat.  Sie  sagen:  Zur 
Koth  genüge  für  den  Aufang  eine  monatliche  Zweigliuie  Aden-Zan- 
zibar, die  sich  in  Aden  an  die  Orienltinien  des  „Norddeutschen 
Lloyd“  anzugliedern  hätte.  Abgesehen  davon,  daß  Triest  trotz 
seiner  zürn  Orient  günstigen  geographischen  Loge  erst  jüngst  auf 
das  Drastischste  seine  Inferiorität,  oder  vielmehr  seine  nur  sehr 
begrenzte  Leistungsfähigkeit  für  den  Verkehr  mit  dem  ferneren 
Orient  im  Vergleich  zu  den  viel  grOfseren  zentralen  nordwest- 
europäischen Häfen  in  verschiedener  Beziehung  bewiesen  hat  (ganz 
außerordentliches  Defizit  des  „Österr.-Ungar.  Lloyd“  bei  dem  Ver- 
suche, diesem  Verkehr  eine  größere  Ausdehnung  zu  geben,  sowie 
denkbar  geringste  Frequenz  der  deutschen  Anschlufsliuie  Triest- 
Suezkaual),  weil  eben  trotz  aller  Reduktion  auch  von  den  mittleren 
Theilen  Nordwesteuropas  aus  die  Eiseobahnfrachteo  nach  Triest 
resp.  umgekehrt  noch  viel  zu  hohe  sind  nnd  auch  nach  der  Ent- 
fernung, sowie  nach  den  zu  überwindenden  TransportscbwierigkeiUm 
(Alpen)  hohe  sein  müssen,  — abgesehen  hiervon  kann  man  doch 
unmöglich  für  eine  Dampferlinie,  die  günstigste n fal ls  in  deu 
nächsten  Jahren  zwischen  Triest  und  Zanzibar  für  jährlich  2 Mil- 
lionen «Ä  Waaren  transportireo  und  dafür  vielleicht  1ÖOOOO  ,4C 
Frachten  eiunehmen  wird,  eine  baare  jährliche  staatliche  Sub- 
vention von  964  000  <,#  bewilligen. 

Wir  theilen  in  folgender  Tabelle  den  Verkehr  unseres  grüßten 


! überseeischen  deutschen  Hafens  mit  Ost- Afrika  mit.  Dieser  Über- 
blick möchte  um  so  mehr  Interesse  darbieten,  als  Hamburgs  Be- 
ziehungen zu  Ost-Afrika  (Zanzibar)  ao  gut  wie  den  gedämmten 
direkten  Verkehr  Deutschlands  mit  jenen  Ländern  in  sich  be- 
greifen. Nach  den  Ausweisen  der  hambarger  Schi  fff nhrtssUtistik 
kamen  in  Hamburg  an  und  gingen  ab  von  und  nach  dem  ost- 
afrikanischen  Festland  zusammen  im  jährlichen  Durchschnitte: 
t vor  1840  kein  Verkehr 

1841  bis  1845  iuaorhslb  des  Jahrfünft»  1 Schiff  von  100  Registertonnen. 

1846  bis  1850  jährlich  389  Netto-  Registertonnen  . . . ( 3 Schiffe) 


1861  bis  1860 

1 602 

„ 

■ . u 

1861  bis  1870 

1 756 

m 

■ . 6 

1871  bis  1875 

2 928 

■ ! 9 

1876  bi*  1880 

3 517 

_ 

. . (II 

1881  bi»  1882 

3 335 

„ 

. . (11 

j 1883  bis  1884 

6 476 

„ 

„ 

. . <11 

*» 

1880  bl»  188b  „ b tVJt  „ „ ...  (l*  „ > 

(Die  Zahlen  für  1886  sind  einer  privaten  Mittheilung  de»  bamburger 
statistischen  Bureaus  entnommen.) 

Zum  allgemeinen  Verstäodnifs  dieser  Zahlen  diene  die  Er- 
klärung, daß  die  Registertonne  einen  Schiffsraum  von  100  Kubik- 
fuß  englisch  bedeutet,  durch  Beifügung  des  Wortes  „Netto"  wird 
für  die  Dampfschiffe  bedeutet,  daß  der  Laderaum  für  die  selbst- 
zuverbrennendeo  Kohlen,  die  ein  Drittel  des  Schiffsraumes  bean- 
spruchen, dubei  in  Abzug  gebracht  ist.  Bei  voller  Ladung  von 
nichtsperrigcn  Gütern  vermag  ein  8chiff  per  Netto-Registertonne 
ca.  32  Zollzentner  (1*  Gewichtatonnen)  zu  tragen.  Eine  wirklich 
volle  Ladung  gehört  aber  zu  deu  Ausnahmen,  insbesondere  bei  den 
Dampfschiffen,  die  gröfstentheils  mehr  oder  weniger  regelmäßig 
fahren,  mag  nun  viel  oder  wenig  Fracht  vorhanden  sein.  Für 
transozeanische  Reisen  darf  man  eine  mittlere  faktische  Beladung 
von  20  Zentner  (1  Gewichtstonne)  vorausselzeu,  bei  den  Segel- 
schiffen etwa»  mehr,  bei  den  Dampfern  etwas  weniger.  Die  Ladung 
einer  Registertonne  entspricht  daher  der  Belastung  eines  ein- 
spännigen Frachtfuhrwerkes  auf  einer  gut  unterhaltenen  Chaussee. 

Bei  jenen  Ziffern  handelt  es  sich  allerdings  nicht  ausechliefs- 
lich  um  Verkehr  mit  Zanzibar,  aber  dieser  Hafen  spielt  eine  derart 
hervortreteode  Rolle,  dafs  jeweils  mehr  als  vier  Fünftel  jenes  Ver- 
kehrs uuf  Zanzibar  zu  rechnen  sind,  der  Rest  entfällt  auf  Mozam- 
bique, dem  Haupthafen  du»  südlich  davon  liegenden  portugiesischen 
Ost-Afrika;  andere  ostafrikanisebe  Festlandshäfen  kommen  nur  in 
geringem  Mafse  und  ausnahmsweise  in  Betracht,  sobald  man,  wie 
geschehen,  die  Inseln  und  die  Häfen  des  englischen  Süd-Afrika 
aassch  liefst- 

Den  größten  Werth  legen  wir  auf  die  Steigerung  jenes  an 
sich  noch  nicht  bedeutenden  Schifffahrt  verkehr»,  die  Entwiche- 


Nr.  24. 


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EXPORT,  Organ  dea  Centralvereins  für  Handelsgeographie  etc. 


1887. 


lungsfähigkeil  desselben  wird  damit  auf  das  Schlagendste  nach- 
gewiesen.  Diese  Entwicklungsfähigkeit  ist  jedoch  etwas  anderer 
Natur  als  die,  welche  bei  unseren  grofsen  subventionirten  Orient- 
dampferlinien xu  fördern  war.  Hier  galt  es  in  erster  Linie  einen 
bereits  vorhandenen  Verkehr,  welcher  tbeils  nur  in  Spedition  über 
England  ging,  direkt  nach  deutschen  Häfen  abzuziehen,  bei  der 
Verbindung  mit  Zanzibar  mähte  cs  noch  mehr  die  Aufgabe  sein, 
durch  die  regelmüfaige  Verkebrsgelegenheit  mit  zur  Entwickelung 
jenes  Gebietes,  sowie  zur  Anknüpfung  neuer  Handelsverbindungen 
speziell  mit  Deutschland  beizutragen. 

Ein  nenncuswertber  Verkehr  zwischen  Hamburg  und  Zanzibar 
beginnt  erst  in  den  fünfziger  Jahren,  in  der  ersten  Hälfte  der 
siebenziger  Jahre  trat  dann  eine  Verdoppelung  ein,  vor  4 Jahren 
stieg  dann  der  Laderaum  nochmals  in  dem  gleichen  Mafse,  indem 
die  Firma  Oswald  in  Hamburg  einen  Dampfer  (den  „Zauzibur“ 
von  694  Netto -Registertonnen)  in  dauernder  Fahrt  zwischen  Ham- 
burg und  Zanzibar  einstellte.  Derselbe  legt  seither  jährlich  2 bis 
3 Doppelfahrten  zurück.  Die  Segelschiffe,  die  noch  immer  den 
wesentlichen  Theil  der  Massenprodukte  auf  dieser  Route  zwischen 
Hamburg  uud  Ost-Afrika  verfrachten,  batten  während  der  letzten 
Jahre  eiue  mittlere  Größe  vou  325  Registertonnen.  Beide  Schiffs 
kategorieen  sind  für  einen  transozeanischen  Verkehr  ausnehmend 
klein,  die  normale  Größe  auf  Reisen  von  derartiger  Länge  pflegt 
gegenwärtig  1800  rwtp.  1000  Netto-Kegistcrtonnen  zu  sein.  Der  bis 
zur  Gegenwart  verhältnißmüßig  geringe  Verkehr  Ost  - Afrikas 
spiegelt  sich  auch  iu  dieser  Kleinheit  der  Schiffsgeffifsv  wieder. 

Die  effektive  I.adung  jener  Schiffe  iin  Verkehr  zwischen  Ham- 
burg uud  Ost-Afrika  betrug  im  Durchschnitt  der  Jahre  1880  hin 

1882  3776  (Gewichts-)Tounen  uud  stieg  im  Mittel  der  Jahre  1883 
bis  1886  auf  4882  Tonnen.  Obwohl  die  Zunahme  von  8 Prozent 
jährlich  sehr  erfreulich  war,  so  verschlechterte  sich  doch  das  Ver- 
hältnis zur  Ladefähigkeit  der  Schiffe  in  hohem  Mafse,  indem 
letztere,  wie  erwähnt,  sieh  in  diesen  Jahren  verdoppelte.  Diese 
Wuureu  bestehen  dem  Gewichte  nach  bei  der  Einfuhr  in  erster 
Reibe  aus  tropischen  Ölfrüchten,  bei  der  Ausfuhr  mit  den  Dampfern 
aus  deutschen  (wie  Österreich ieeben)  Industriewaaren,  mit  den 
Segelschiffen  überwiegend  aus  billigen  Ballaatprodnkten. 

Der  Werth  jener  direkten  Waarenzufuhr  nach  Hamburg  stieg 
jährlich  von  1305000  Mark  1880  bis  1882  auf  1388000  Mark  in 
den  Jahren  1883  bis  1886.  Trotz  Geringfügigkeit  der  Summe  war 
die  Zufuhr  ganz  außerordentlich  mannigfaltig.  Während  der  Jahre 

1883  bis  1886  entfiel  durchschnittlich  auf  die  Sammelprodukte  an 
Werth:  4%  auf  Elfenbein,  29°/o  auf  Orseille,  7%  auf  Gummi 
Elssticum  (tbeils  vou  Mozambique),  1%  auf  Gummi  Kopal,  2 */i% 
auf  tropische  Hölzer  (Ebenholz,  tbeils  aus  Madagaskar  stammend) 
und  1 % auf  Palmkernc.  An  Viehzochtprodokteo  wurden  trockene 
Rindsbäute  mit  19%  des  Werthcs  zugeführt.  An  Ackerbauprodukten 
usw.  kamen  an:  Sesamsaat  12%,  Erdnüsse  (vorwiegend  von  Mo- 
zambique) 8Va°/ih  Koprab.  d.  h.  das  Fleisch  der  Kerne  von  Kokos 
nässen,  372%,  Gewürznelken  5'/3%,  Gewürznelkenstengcl  8*/f% 
und  endlich  Rohrzucker  1%  des  gesammten  Einfuhrwerte».  An 
Werth  zwar  vorläufig  noch  ganz  gering,  aber  für  die  Zukunft  nicht 
ganz  ohne  Bedeutung  dürften  die  Zufuhren  von  Mais,  Kokosbast,  Kno- 
chen, Wildfellen  (von  Antilopen  usw.)  und  rotber  Pfeffer  (Cbilliest)  sein. 

Der  Werth  der  Ausfuhr  aus  Hamburg  nach  Ost-Afrika  ist  nur 
dem  Gewichte  nach  angegeben.  Legen  wir  die  Preisangaben  der 
bomburger  Waaren Statistik  zu  Grunde,  so  berechnet  sich  der  Werth 
der  direkten  Ausfuhr  auf  jährlich  llU  Millionen  ._///,  wovon  1% 
auf  Steinkohlen,  1%  auf  Bauholz,  13%  auf  Spirituosen  usw,,  9% 
auf  Eisen,  Eisenhalbfabrikate  und  Eisenwaaren,  2%  auf  Kupfer- 
und  Messingdraht,  6%  auf  Glas-  und  Thonwaaren,  11%  auf 
Waffen,  4%  auf  Munition,  6%  auf  chemische  Produkte,  1%  auf 
Papier,  36%  auf  ßaumwollwaaren,  der  Rest  auf  andere  Textil 
waaren  usw.,  entfällt. 

Für  einen  zukünftig  erweiterten  Handel  mit  Ost-Afrika  und 
für  die  Charakteristik  des  Landes  und  der  Wirthschaflsstufe  seiner 
Bewohner  ist  die  Zusammensetzung  des  gesammten  auswärtigen 
Handels  von  Zanzibar  von  gröfserer  Bedeutung.  Leider  mußten 
wir  uns  mit  den  Handelsnachwcisen  der  drei  Jahre  von  1869  bis 
1871  begnügen.  Der  deutsche  Konsul  schätzte  damals  den  Ge- 
sammthandel  Zanzibars  mit  dem  Auslande  (vom  KQstcnhandel  mit 
Ost-Afrika  abgesehen)  bei  ausnahmsweise  glücklichen  Handelskon- 
junkturen auf  jährlich  17  Millionen  .ff.  Die  Ausfuhr  bestand 
damals  zu  nicht  weniger  als  36%  ans  Elfenbein,  welches  tbeils 
von  getödteten  Elephanten,  tbeils  von  den  im  Innern  Afrikas  um- 
herliegenden EJephanten-Skeletten  genommen  wird.  Nebst  Sklaven 
ist  Elfenbein  das  einzige  Produkt,  welches  aus  dem  Inneren  Afrikas 
nach  der  Käste  gebracht  wird.  Den  Elfenbeiuhandel  im  Innern 
dieser  Gebiete  beherrscht  ein  arabischer  Kaufmann,  den  kürzlich 
Stanley  nothgedrungen  zur  Annahme  des  Statthalterpostens  dieses 


Tbeiles  des  Kongoreicbes  zu  veranlasseu  suchte,  nachdem  dessen 
Leute  die  Europäer  von  den  inneren  Stationen  verjagt  hatteu. 

Jener  Prozentsatz  ist  seither  auf  30%  zusummengeschmolzen. 
Die  Ausfuhr  bestand  weiter  zu  11%  aus  Gummi -Kopal,  «in  bern- 
steinartiges  und  in  ähnlicher  Weise  benutztes  Harz,  das  auch  aus 
der  Erde  gegraben  wird  und  im  Hundei,  weil  früher  über  Bombay 
bezogen,  als  ostindischer  Kopal  bekannt  ist.  Eine  nur  geringe  Be- 
deutung im  Ausfuhrhandel  kam  damals  dem  ungleich  wichtigeren 
Gummi  Elasticum  oder  Kautschuk,  dem  Rohstoff  für  unsere  (xuintni- 
indnatrie.  Man  gewinnt  dasselbe  im  Sfldlbeil  der  ZanzibarkÜHte 
wie  an  der  Mozumbiqueknste  durch  Ritzen  von  milcha&ftbal- 
tigen  Lianen.  Seither  ist  die  Ausfuhr  dieses  Produktes  stark  in 
den  Vordergrund  getreten,  die  Ausfuhr  vou  Kopal  ist  zurückge- 
gangen.  Weitere  12%  der  Ausfuhr  kamen  auf  Orseille,  eine  Baum- 
flechte,  dereu  Extrakt  als  violetl-rolker  Farbstoff  (Pcrsio)  benutzt 
wird;  ihr  Fundort  ist  die  nördliche  Zanzibar-  und  vor  allem  die 
südliche  Somaliküste.  Außerdem  wäre  noch  als  anmittelbar  dar- 
gebotenes Naturprodukt  das  Ebenholz  mit  1%  zu  neunen.  Mehr 
als  drei  Fünftel  des  Ausfuhrwertes  entfallen  daher  auf  okku- 
patorische  Güter,  auf  Jagd-  und  Sammelprodukte.  Trockene  Rinds- 
häute,  die  aus  den  Küstenhäfeu  der  südlichen  Somatiländcr  nach 
Zanzibar  gebracht  werden,  treten  mit  9%  des  Ausfuhrwertes  auf; 
die  an  Grassteppen  so  außerordentlich  reichen  weiten  Hinterländer 
der  Zanzibarküste  sind  leider  ihrer  harten  Gräser,  weuiger  der 
Tsetsefliege,  wie  man  glaubte,  wegen  für  eine  größere  Viehzucht 
bisher  nicht  nutzbar  zu  machen  gewesen.  Die  verbältnifsmäfsig 
voluminösen  ansgeführten  Ackerbauprodakte,  einschließlich  der  Pro- 
dukte der  Baurnzacht,  entstammen  nur  den  unmittelbar  an  der  Käste 
liegenden  Gegeuden  sowie  den  kleinen  Inseln  Zanzibar  und  I'eraba. 
Diese  Erzeugnisse  nahmen  nur  drei  Zehntel  des  Ausfuhrwertes  iu 
Anspruch  und  zwar  Nelken  nebst  Nelkenstengel,  größtenteils 
i von  Nelkenbäumen  auf  der  Insel  Zanzibar  12%  Scsainsaat  für  die 
Ölgewinnung  9%,  Koprab,  auch  als  Ölfrucht,  nebst  Kokosöl  6% 

| Die  Kokospalmen  wachsen  hier  wie  überall  in  den  Tropen  nur  in 
unmittelbarer  Nähe  der  dauernd  feuchten  Meeresküste  und  sind  hier 
tbeils  von  der  Natur,  teils  von  Menschen  gepflanzt.  Endlich  wäre 
noch  Rohrzucker  aus  Mangel  an  Fabriktechnik  mit  nur  1%  zu 
nennen.  Das  Zuckerrohr  wird  überall  in  Ost-Afrika  des  Safte» 
wegen  von  den  Negern  angebaut.  Sonstige  Ansfubrprodukte  von 
geringer  Bedeutung  sind  I’ulinkcrnc,  nur  unmittelbar  au  der  Küste 
gewonnen,  Erdnüsse,  rotber  Pfeffer  von  der  Insel  Zanzibar,  Reis 
und  Hais,  die  im  Küstenverkebr  verführt  werden,  sowie  Kauri- 
muscheln,  die  nach  der  Westküste  Afrikas  gelangen. 

Das  Vorwiegen  der  Ausfuhr  von  okkupatoriseben  Produkten 
i liefert  nebst  den  völlig  damit  übereinstimmenden  Berichten  der 
Reisenden  den  Beweis,  dafs  diese  weiten  Gebiete  von  Menschen- 
hand noch  so  gut  wie  gar  nicht  nutzbar  gemacht  worden 
sind.  Nur  die  unmittelbar  von  der  Natnr  dargebotenen  Produkte 
erscheinen  auf  dem  Weltmärkte  bisher  konkurrenzfähig.  Die  Aus- 
fuhren bestätigen  ferner,  daß  das  Gebiet  gröfstentheil»  aus  weiten 
Grassteppen  mit  parkartig  eingestreuten  Waldungen  an  den  Flufs- 
ofern  und  Bergbingen  bestellt,  und  am  ehesten  mit  dem  Gebiete  des 
Missouri  im  westlichen  Nord-Amerika  zu  vergleichen  ist.  Die  ausge- 
führten Harz-  and  Gammiarten  deuten  gleichfalls  auf  ein  zeitweise 
sehr  trockenes  Klima,  bei  dem  nur  eino  beschränkte  Anzahl  Baum- 
arten existenzfähig  sind,  bin. 

Die  gesamtste  auswärtige  Einfuhr  nach  Zanzibar  setzte  steh 
damals  zu  51%  aus  rohen  oder  gebleichten  Baum woll waaren  (au» 
England,  Vereinigte  Staaten  und  Ost-Indien),  zu  23%  aus  anderen 
Maoufakturwaaren,  vorwiegend  bunten  Baumwollwaarcn,  zusammen, 
für  alle  anderen  Waarengattungen  blieben  uur  26%  übrig  und 
zwar  8%  für  Glaswuaren  (Glasperlen)  und  Thonwaaren,  5% 
für  Metalle,  Metallbalbfabrikate  (Eisen,  Kupfer,  sowie  Draht  usw  ) 
und  Metallwaaren,  6%  für  Waffen  (Gewehre)  und  Munition  (Pulver), 
sowie  l%für  Steinkohlen.  Kohlen  sind  in  Ost-Afrika  überaus  tbener, 
sie  werden  in  Zanzibar  mit  2„<to  J&  der  Zollzentner  bezahlt,  so 
dafs  eine  Einfuhr  ans  Europa  als  Ballast  noch  lohnend  ist  Die 
Bedürfnisse  nach  den  Erzeugnissen  der  Kulturländer  erstrecktcu 
sich  wesentlich  nur  auf  die  primitivste  Kleidung,  auf  etwas  Schmuck 
und  auf  Waffen  zur  Sicherung  des  eigenen  und  zur  Gefährdung 
des  Lebens  Anderer,  sowie  zur  Tödtuug  vou  Jngdthieren.  Gegen- 
wärtig sind  Knrzwaaren,  Eisenwaaren,  spirituose  Getränke,  Pe- 
troleum usw.  bei  der  Einfuhr  stärker  berrorgetreten. 

Den  gesammten  direkten  Verkehr  Hamburgs  mit  Ost-Afrika 
| schlugen  wir  zn  ^Millionen  , fC  an.  Ein  Fünftel  davon  möchte 
für  Mozambique  usw.  abzurechnco  sein,  für  deu  jährlichen  direkten 
Verkehr  Hamburgs  mit  Zanzibar  verbleiben  daher  2 Millionen  , ff  , 
ein  Elftel  des  Gesammthandel»  Zanzibars  mit  dem  Auslände. 
Die  Konsuln  schätzen  nämlich  letzteren  gegenwärtig  auf  jttbr- 
1 lieh  22  Millionen  , was  beiläufig  gerade  einem  Hundertstel 


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1 887.  EXPORT,  Organ  des  Central  verein»  filr  üandelsgeographie  etc. 


de»  Seehandels  von  Hamburg  entspricht.  Wenn  in  Agitations- 
schriften mehrfach  40  Millionen  t ff  angegeben  wurden,  so  ist 
das  entweder  eine  willkürliche  Übertreibung  oder  man  hat  den 
ostafrikanischcn  Küstenkandel  Zanzibars  mit  hinzugerechnet. 
Zanzibar  liegt  auf  einer  Insel  und  jeder  über  Zanzibar  gebende 
Verkehr  de»  Auslandes  mit  dem  festländischen  Afrika  muß  daher 
zweimal  in  dem  Ein*  und  Ausfuhrhandel  diese»  Hafens  erscheinen; 
z.  B.  bei  den  von  dort  versendeten  Produkten  das  eine  Mal  als 
Einfuhr  nach  Z.  von  kleinen  Festlandshäfen  an»:  (Hauptspeditions- 
platz ist  Bagamoyo),  das  andere  Mal  als  Ausfuhr  von  Z.  nach 
Europa.  Zanzibar  ist  auch  nicht,  wie  mit  kühner  Stirn  behauptet 
worden  ist,  der  zweitbedeutendste  Hafen  Afrika»,  der  Platz  würde 
sich  vielmehr  bei  genauerer  Nachrechnung  mit  dem  zwölften  Range 
begnügen  müssen;  die  Kapstadt,  Port  Elisabeth,  Algier  und 
Alexandrien  besitzen  eine  vielfach  so  grofse  Aus-  und  Einfuhr 
als  Zanzibar. 

Über  den  indirekten  Verkehr  Hamburgs  und  Bremerhavens 
mit  Zanzibar  fehlen  die  Nachweise.  Wir  wissen  nur,  dafs  ein 
grofser  Thcil  der  werthvolleren  Ausfuhrpunkte  Zanzibars,  bei 
Elfenbein,  Nelken,  Kopalgummi  usw.  sogar  die  gröfscre  Hälfte,  über 
England  zu  uns  kommt-  Selbst  die  deutschen  Firmen  in  Zanzibar 
sendet]  viele  Produkte,  die  schließlich  nach  Deutschland  gelangen, 
nach  England,  damit  sie  auf  den  londoner  RohstnffmSrktcn  die 
internationale  Preiswaage  passiren.  Dieser  Verkehr  wird  auch  so 
leicht  nicht  von  England  abzuziehen  sein,  denn  wir  können  doch 
schwerlich  in  Deutschland  für  Artikel  von  so  geringer  Bedeutung 
leistungsfähige  Grofsmärkte  unterhalten.  — Eine  zweite  Art  in- 
direkten Verkehrs  mit  Deutschland,  der  auch  nicht  kontrolirbar 
ist,  betrifft  dip  Umladung  anf  Daropferlinien  in  Aden.  Die  „British 
India  Steam  Navigation  Company“  unterhalt  bei  einer  jährlichen 
Subvention  von  161000  *4C  seitens  der  engl.  Regierung  (aufser 
dem  empfängt  sie  wahrscheinlich  noch  »Subventionen  für  diese 
Linie  von  den  betheiligten  Knlnnieen)  einen  4 wöchentlichen  Dampfer- 
verkehr  zwischen  Aden  und  Zanzibar  unter  Anlauf  einiger  Kösten- 
häfen ; in  Aden  wird  dann  die  von  und  nach  Europa  bestimmte 
Ladung  dieser  Dampfer  als  Beifracht  den  zwischen  Europa  und 
Indien,  China,  sowie  Australien  verkehrenden  grofsen  Dampfern 
beigegeben,  während  jene  Zanzibar-Dampfer  nach  Bombay  weiter- 
gehen, um  den  uralten  und  bis  vor  einigen  Jahrzehnten  noch  über- 
wiegenden Verkehr  Zanzibars  mit  Indieu,  Arabien  sowie  Persien 
mit  modernsten  Verkehrsmitteln  zu  beleben.  Diese  Zweiglinie  ist 
im  verflossenen  Jahre  vom  deutschen  Verkehr  besonders  lebhaft, 
weit  mehr  als  früher  benutzt  worden,  indem  die  Waaren  in  Aden 
von  oder  auf  die  neuen  Orientlinien  des  „Norddeutschen  Lloyd“ 
ühergeladen  werden  konnten  und  so  auf  nicht  zu  tbenerem  und 
doch  raschem  Wege  nach  Deutschland  resp.  Zanzibar  gelangten. 
Es  betrifft  dies  namentlich  die  von  Deutschland  ausgehenden  werth- 
volleren  Industriewaareo.  Dieser  Verkehr  hat  sieb  damit  als  sehr 
entwickelungsfähig  erwiesen. 

Es  ist  unmöglich,  den  Gesammthandel  Deutschlands  mit 
Zanzibar,  der  auf  direktem  wie  indirektem  Wege  geführt  wird, 
anders  als  durch  ungefähre  Schätzung  anzugeben.  Einen  gewissen 
Anhalt  gewähren  die  Ein-  und  Ausfnhrziffern  der  deutschen  Firmen 
in  Zanzibar,  ohne  Rücksicht  darauf,  mit  welchem  Lande  der  Ver- 
kehr stattfand.  Während  der  letzten  Jahre  wert  bete  deren  Import 
nnd  Export  nahezu  5 Millionen  Mark.  Man  wird  denen  zustimmen 
dürfen,  welche  den  gesaramten  Handel  zwischen  Deutschland  und 
Zanzibar  auf  jährlich  4 Millionen  Mark  im  Gewicht  von  6000  Tonnen 
angeben.  Die  Annahme  einer  maßgebenden  hamburger  Firma  stimmt 
mit  dieser  Schätzung  überein. 

Der  Handel  der  englischen  Firmen  resp.  Filialen  in  Zanzibar 
ist  geriuger  als  derjenige  der  deutschen  resp.  hamburger  Geschäfts- 
häuser. In  dieser  Beziehung  liegen  die  Verhältnisse  für  Deutsch- 
land so  günstig,  wie  man  e»  nur  wünschen  mag.  England,  das  in 
der  HandeUstatistik  der  überseeischen  Länder  Deutschland  im 
allgemeinen  um  das  4 fache  zu  übertreffen  pflegt,  steht  hier  zurück 
hinter  einem  Kontinentalstaate.  In  den  Jahren  von  1869  bis  1871 
waren  am  auswärtigen  Handel  Zanzibar«,  also  abgesehen  vom 
Küslcnhandcl,  nach  den  Verzollungslisten  für  Einfuhr  und  xVusfubr 
betheiligt:  die  deutschen  Firmen  mit  22.3%,  die  englischen  mit 
15,4,  die  französischen  mit  16,?,  die  der  Vereinigten  Staaten  mit 
23,3  nnd  endlich  die  indischen  nebst  den  arabischen  mit  2E|% 
des  Warthes.  Deutschland  ist  den  Waarcngatt ungen  nach  ein  be- 
sonders hervorragender  Markt  für  die  Ausfukrproduktc  des  tro- 
pischen Afrika.  Rechnet  man  nun  aber  zu  diesen  direkten  Handels- 
beziehungen Ha»  Interesse  Englands  an  der  Rhederei,  am  Zwischen- 
handel über  England,  an  der  Missionsthätigkeit  binzo.  und  zieht 
mau  weiter  in  Betracht,  dafs  die  dort  lebenden  zahlreichen  Indier, 
die  u.  a.  den  Verkehr  zwischen  den  Eingeborenen  und  den  Euro- 
päern in  Zanzibar  und  in  den  Küstenhäfen  vermitteln,  auch  Unter- 


thanen  der  englischen  Krone  sind,  daher  ihre  Interessen  von  England 
vertreten  werden,  so  fiberwiegen  doch  die  wirthschaft liehen  Inter- 
essen des  Britischen  Reiches  an  dieser  Küste  diejenigen  Deutsch- 
lands bisher  um  ein  Mehrfaches.  Die  Bedeotung  der  Indier  erhellt 
aus  einem  Bericht  des  „Export“  vom  Juni  1883.  Es  heilst  dort: 
„Der  englische  Einfluß  ist  eiu  großer  und  festgewurzelter.  Aber 
nicht  sowohl  durch  den  eigenen  Handel,  der  in  Zanzibar  nicht 
größer  ist  als  der  deutsche,  hat  England  seinen  großen  Einflufs 
auf  die  Regierung  dieses  Landes  znwege  gebracht,  als  vielmehr 
vermöge  der  Rcichsangehörigkcit  der  zahlreichen  Indier , welche 
als  der  intelligenteste  und  kapital  mächtigste  Theil  der  Bevölkerung 
gleichsam  einen  Staat  für  sieb  in  Zanzibar  bilden  und  als  Ange- 
hörige des  britischen  Reichs  zogleicb  die  eigentlichen  Vermittler 
des  englischen  Geschäfts  und  des  Ansehens  des  englischen  Freund- 
schaftsverhältnisses zum  regierenden  Haupte  bei  der  arabischen 
Bevölkerung  sind.“  Diese  Indier  wird  man  schwerlich  durch  Euro- 
päer ersetzen  können.  Die  indischen,  sowie  die  arabischen  Kauf- 
ieute  begnügen  sich  bei  dem  kleineren  Handel  mit  einem  solchen 
Nutzen,  mit  dem  ein  Europäer  bei  dem  großen  Risiko  für  Leben 
und  Gesundheit  sich  nicht  zufrieden  geben  kann.  Es  können  daher 
europäische  Faktoreien  in  der  Art  wie  an  der  Westküste  Afrikas 
nicht  hestehen,  weil  die  mittJereu  Stufen  des  Handels  durch  billiger 
arbeitende  asiatische  Kaufleute  ausgefüllt  werden.  — Vor  allem  aber 
läßt  die  Rhererei  ein  Cberwiegen  der  englischen  Interessen  er- 
kennen. Es  trugen  von  den  ein-  nnd  ausgelaufenen  Schiffen  in 
den  Jahreu  von  1883  bis  1885  der  Registertonnen  zahl  nach  63% 
die  englische,  nnr  7l/j%  die  deutsche  Flagge;  jene  waren  über- 
wiegend Dampfer,  und  zwar  der  Mehrzahl  nach  die  Schiffe  der 
erwähnten  Dampferlinie  nach  Aden,  diese  gemischt  Es  folgen 
Frankreich  (vorüberlaufende  Dampfer  der  Messageries)  mit  ®7o. 
die  Vereinigten  Staaten  mit  6%  (Segelschiffe),  Skandinavien  mit 
1%  (Segelschiffe),  ood  Portugal  mit  (Segelschiffe).  Der  ein- 

heimischen Zanziharflagge  (arabisch)  kam  endlich  26%  *u,  es  sind 
das  Dampfschiffe,  die  dem  kaufmännischen  Sultan  selbst  gehören  und 
von  Europäern  geführt  werden.  Die  Küstenschifffahrt  mit  kleinen 
arabischen  Segelschiffen  ist  in  diesen  Zahlen  nicht  mit  einbegriffen. 

Unter  diesen  Verhältnissen  muss  es  die  Aufgabe  sein,  die  so 
sehr  vorwaltenden  englischen  Interessen  zu  verdrängen  oder  doch 
im  Verhlltniß  zu  den  deutschen  zu  beschränken.  Ein  Realpoli- 
tiker wird  nicht  verkennen  dürfen,  daß  dci  stärkste  Rückhalt 
für  den  dauernden  Besitz  einer  Kolonie  stets  io  der  Festlegung 
grofser  materieller  Interessen  des  Mutterlandes  beruht.  Eine 
solche  Stärkung  der  deutschen  Interessen  würde  in  einer  am 
wenigsten  parteiischen  Weise  nnd  ohne  den  Verhältnissen  Zwang  an- 
zuthnn  durch  die  Subventionirung  einer  für  Jedermann  benutzbaren 
guten  Verkehrsverbindung  mit  Deutschland  erreicht  werden.  Eng- 
land hat  durch  die  Subventionirung  seiner  Dampferlinie  ganz  da« 
Gleiche  gethao,  zu  dem  Zwecke,  um  in  voraussichtlicher  Gestaltung 
der  künftigen  Verhältnisse  im  Wirtbscbaftaleben  des  Zanxibar- 
gebietes  die  unbestrittene  Oberhand  und  damit  auch  die  politische 
Vorhand  zu  gewinnen.  Da«  ist  ihm  aber  schließlich  nun  doch 
mißglückt. 

Wie  nun  eine  solche  bessere  Verbindung  Zanzibars  mit  Deutsch- 
land am  zweckmässigsten  herzustellen  sei,  das  ist  Sache  der 
Scbifffnhrtskundigen.  Jedenfalls  muß  die  Subvention  zu  den  be- 
teiligten Interessen  im  Verhältnis  stehen.  So  wünschenswert 
es  auch  wäre,  so  ist  doch  an  eine  leistungsfähige  direkte 
monatliche  Dampferlinie  zwischen  Hamburg  und  Zanzibar  vorläufig 
nicht  zu  denken,  dazu  müßte  das  Transport quantum  ein  fünffach 
so  großes  sein.  Allenfalls  käme  eine  zweimonatliche  Verbindung 
mit  sehr  kleinen  Ozeandampfern  in  Frage,  wie  sie  jetzt  alle  6 Monate 
durch  eine  Expedition  nach  Zanzibar  unterhalten  wird.  Oder  man  errich- 
tet wie  vorgeschlagen  eine  ZweiglioiezwischenZanzibarund  Aden.  Um 
die  vom  Reiche  zu  zahlenden  Kosten  einer  solchen  Linie  dem  ge- 
leisteten Verkehre  gegenüber  nicht  allzusehr  anschwellen  zu  lassen, 
könnte  man  sich  vielleicht  vorläufig  mit  einer  jeden  zweiten  Monat 
fahrenden  Dampferlinie  zwischen  Aden  und  Zanzibar  genüge  sein 
lassen,  deren  Umwandlung  in  eine  monatliche  vorzusehen  w&re, 
sobald  der  Verkehr  ein  gewisses  Qoantum  (z.  B.  4UU0  Gewictots- 
toaneo)  übersteigt  Selbst  in  diesem  Falle  wird  mau  aber  bebuß 
Ausnutzung  der  Schiffsräume  einige  kleinere  Häfen  der  Zanzibar- 
küste,  vielleicht  auch  Mozambique  nnd  zur  Anbahnung  innigerer 
Beziehungen  Deutschlands  tu  dcu  Boers  die  Delagoabay  (Lorenzo 
Marques)  anlaufen  müssen.  Dann  wird  man  ungefähr  mit  der- 
selben Subvention  ausreicben,  welche  Englaud  zahlt  Sowohl  auf 
die  Beibehaltung  des  direkten  Verkehrs  zwischen  Deutschland  und 
Zanzibar,  sowohl  per  Dampfer  für  die  mittel-,  als  per  8egeßchiff 
für  die  niedrigwerthigen  Waaren,  ist  großes  Gewicht  tu  legen. 
Eine  solche  Zweiglinie  wird  daher  schon  sehr  glücklich  operiren 
müssen,  wenn  cs  ihr  gelingt,  von  den  jährlich  auf  6000  Tonnen 


Nr.  24. 


1887. 


372 

EXPORT,  Organ  des  .Central Vereins  für  Handelsgeographic  etc. 


zn  schätzenden  Verkehr  Deutschlands  mit  Zanzibar  ein  Quantum 
von  2400  Tonnen  zu  erhalten.  Eine  monatliche  Dampferlinie 
könnte  daher  auf  jeder  .Fahrt  vorläufig  nur  mit  100  Tonnen  beladen 
sein;  das  stände  denn  doch  zn  einer  Ladefähigkeit  von  mindestens 
1000  Tonnen  in  einem  allzuschreienden  Mißverhältnisse.*) 

Wir  hegen  große  Hoffnung  auf  die  Entwickelung  der  Kolonie, 
mit  Sicherheit  Voraussagen  kann  diese  Entwickelung  aber  Niemand, 
mehrere  Kenner  des  Landes  haben  öffentlich  die  gegentheilige 
Meinung  ausgesprochen;  es  würde  daher  verfrüht  erscheinen,  die 
Zukunft  in  einem  kostspieligen  gesetzgeberischen  Entschluß  mehr 
aß  nothwendig  antizipiren  zu  wollen.  Wenn  Ost-Afrika  bisher  im 
Handel  gegen  West- Afrika  so  sehr  zurückstand,  so  sind  daran 
vielleicht  weniger  ungünstigere  klimatische  Verhältnisse  (Regen- 
veUbeilung)  als  die  ungünstigere  Lage  zu  Europa  schuld.  Diese 
ist  jetzt  durch  den  Suezkanal  verbessert  worden. 


Europa. 

Russische  Zollreformen.  Es  unterliegt  keinem  Zweifel,  dafs 
die  neue  Erhöhung  der  russischen  Einfuhrzölle  auf  Eisen  und  Stahl 
einen  Schlag  gegen  Deutschland  bedeutet  und  ihre  Spitze  direkt 
gegen  die  schlesische  Eisenindustrie  richtet.  Nicht  allein,  daß  die 
Zollsätze  für  die  Einfuhr  zu  Lande  höher  festgesetzt  werden,  aß 
diejenigen  für  die  See-Einfuhr,  und  dadurch  die  Konkurrenz  Englands 
der  deutschen  Industrie  gegenüber  begünstigt  wird;  — es  soll  auch 
in  den  westlichen  Grenzgebieten  der  weiteren  Entwickelung  und 
der  Entstehung  nener  Gnßeisenscbmelzereien  und  Eisenwerke,  die 
mit  „fremdem“  d.  h.  deutschem  Material  und  deutschen  Arbeitern 
arbeiten,  vorgebeugt  und  sie  vernichtet  werden. 

Mit  Recht  werden  daher  die  Verhandlungen  im  preußischen 
Abgeordneten -Hanse  über  die  Erhöhung  des  Schutzzolls  auf  land- 
wirtschaftliche Produkte  aß  eine  Gegcnmaßregel  aufgefaßt,  auf 
welche  die  deutsche  Regierung  ein  volles  Recht  hat  dem  übel- 
wollenden Nachbarn  gegenüber  zur  Geltung  za  bringen. 

Auch  in  Russland  ist  man  sich  dessen  bewußt,  daß  die  io 
Aussicht  genommenen  Maßregeln  auf  den  russischen  Getreidebandel 
zurückwirken  werden,  und  zwar  noch  während  der  jetzigen  Nazi- 
gation speriode.  Was  dabei  der  deutsche  Fiskus  gewinnen  wird, 
aas  muß  der  russische  Verkäufer  oder  Produzent  sicher  verlieren. 

„Aber,  wo  Licht  ist,  da  ist  auch  Schatten“,  tröstet  die  „Mos- 
kauer Ztg.*.  Dafs  Katkow  und  sein  Einfluß  die  Verantwortung 
trägt  für  die  neuen  Eisenzölle,  und  daß  die  projektirtea  deutschen 
Getreidezölle  nur  durch  sie  provozirt  sind,  scheint  ganz  vergessen. 
„Rußland  muß  auf  Mittel  und  Wege  sinnen,  um  sich  auf  anderem 
Gebiet  schadlos  zu  halten.  Am  besten  ließe  sich  das  bezüglich 
des  Gewionstes  bewerkstelligen,  der  io  unseren  westlichen  Grenz- 
marken den  dort  einwandernden  deutschen  Arbeitern  zufällt.  Dieses 
Mittel  wäre  gar  nicht  ein  so  geringfügiges,  wie  es  auf  den  ersten 
Blick  erscheinen  mag.  Nach  Rußland  kommen  jährlich  gegen 
400  000  (??)  deutsche  Reichsangehörige  herüber.  Was  den  Getreide- 
bantlel  betrifft,  so  darf  nicht  vergessen  werden«  dafs  die  haupt- 
sächlichsten Geschäftsnmsätze  in  unseren  baltischen  Hafenstädten 
sich  io  den  Händen  ausländischer  deutscher  Firmen  befinden,  die 
hier  Filialen  angelegt  haben  und  Agenten  und  Kommis  unterhalten. 
Fürst  Bismarck  weist  ja  beständig  auf  diesen  Umstand  hin  aß 
auf  die  Ursache  dessen,  daß  weder  Königsberg,  hoch  Stettin,  noch 
Danzig  oder  Hamburg  unter  dem  Emporblühen  und  der  Entwick- 
lung des  russischen  Libau  zn  leiden  haben.  Wenn  man  gegen 
eine  solche  Sachlage  Maßregeln  ergreifen  würde,  so  dürfte  die 
deutsche  Regierung  schwerlich  riskiren  wollen,  in  Sachen  der 
Getreidezölle  irgend  eioeu  entscheidenden  Schritt  zu  thun,  aus 
Furcht,  den  Handel  in  den  eignen  Häfen  und  besonders  in  Königs- 
berg, wo  es  so  wie  so  schon  zurückgeht,  zu  schädigen.“ 

„Jedoch  das  wirksamste  Mittel  gegenüber  allen  „Kampfzöllen“ 
Deutschlands  ist  und  bleibt  doch  die  Entwicklung  unserer  Industrie, 
was  ja  nothwendiger  Weise  eine  Abnahme  der  Einfuhr  deutscher 
Produkte  zur  Folge  haben  müßt«.  Rußland  hat  so  wie  so  deutsche 
Fabrikate  und  industrielle  Produkte  so  gut  wie  gamiebt  nötbig, 
während  umgekehrt  Deutschland  ohne  unser  Getreide  gar  nicht 
ausgekommen  ist  and  ohne  dasselbe  auch  nicht  auskommen  wird, 
da  dieses  für  daswlbe,  als  Zwischenhändler  und  Weiter  Verkäufer, 
einen  sehr  bedeutenden  Handelsartikel  ausmacht,  ganz  abgesehen 
davon,  daß  es  auch  im  eigenen  Lande  ruasßchen  Korns  bedarf“. 

Einer  Entwicklung  der  russischen  Industrie  entspricht  nun 
aber  sehr  wenig  der  neue  Plan,  auf  Ansuchen  der  Montan! ndnstri- 
ellen  des  Gouvernements  Jekaterinosiaw  und  des  Dongekiets  den 


*}  Ober  diese  Scblufsfolgerungen,  mit  welchen  wir  nicht  übereinstimmen, 
vergl.  unsere  Ausführungen  über  die  Dmopforvorlsge  im  Reichstsgo  am 
Schlüsse  des  redaktionellen  Theiß».  l>i«  Ked. 


Steinkoblenzoll  für  die  baltischen  Häfen  auf  2 Kop.  Gold  pro  Pud 
zu  erböbeD,  was  einer  Vcrtheuernng  der  Koble  um  25%  gleich- 
kommt, und  da  im  Norden  Rußlands  bekanntlich  keine  Steinkohlen- 
lager existiren,  eine  schwere  Schädigung  der  Industrie  in  dem  ge- 
dämmten Ostseegebiet  nach  sieb  ziehen  muß.  Vor  einigen  Jahren 
haben  die  allgemein  lant  werdenden  Proteste  die  Regierung  von 
einer  Besteuerung  der  Kohlen  in  den  baltischen  Häfen  schließlich 
doch  Abstand  nehmen  lassen;  jetzt  soll  dagegen  das  Projekt  vom 
Reichsrath  bereits  angenommen  und  der  Zoll  auf  7 Rbl.  pro  Last 
festgesetzt  worden  »ein. 

Ein  Schatzzoll  auf  Steinkohlen,  welche  in  den  baltischen 
Häfen  eingeführt  werden,  zu  Gunsten  der  Donez-Koblen  erscheint 
selbst  den  meisten  rassischen  Zeitungen  als  ganz  undenkbar,  weil 
das  gegen  die  Natur  sei,  welche  die  Stein koblengruben  auf  2 bis 
21/*  tausend  Werst  vom  Meer  entfernt  habe.  Ein  Fiuanzzoll  auf 
Kohlen  in  den  Häfen  des  baltischen  Meeres  sei  eine  Ungereimtheit. 
Die  Marine,  die  Handelsflotte,  die  Fabriken  bedürfen  der  Kohlen. 
Sollen  diese  mit  einem  namhaften  Zoll  belegt  werden,  so  beißt  das 
vor  Allem  das  Marinereasort,  d.  b.  sich  selbst  besteuern,  dann 
die  Handcisschiffßhrt,  d.  b.  den  Exporthandel  Rußlands  und 
endlich  die  gesammte  Industrie,  welche  selbst  durch  alljährlich 
erhöhte  Schutzzölle  unterstützt  wird.  Die  Besteuerung  der  Stein- 
kohle bedeutet  nichts  anderes,  als  daß  mit  der  einen  Hand  ge- 
nommen wird,  was  man  mit  der  anderen  wieder  giebt.  Dazu 
sollte  man  in  Rußland  bedenken,  daß  seiner  Ausfuhr  landwirt- 
schaftlicher Produkte  von  nahezu  140  Mill.  Mark  jährlich  nur  eine 
deutsche  Eiseueinfubr  im  Werthe  von  80  Mill.  Mark  gegenüberstebt. 
Ein  eigentümlicher  Widerspruch  ist  es  auch,  wenu  Herr  Katkow  in 
seiner  „Moskauer  Ztg.“  fort  und  fort  dafür  plädirt,  den  Import 
noch  immer  mehr  zu  beschneiden,  um  die  Zahlungen  nach  außen 
und  den  Geldabfluß  zu  vermindern,  dagegen  den  Export  möglichst 
zu  heben  treibt.  Freilich  muß  er  zugesteben,  daß  die  Hebung 
der  Ausfuhr  immer  größeren  Schwierigkeiten  begegnet,  weil  das 
Ausland  den  russischen  Waaren  gegenüber  sich  reservirt  zu  halten 
beginnt  Er  kann  sich  aber  bis  zu  der  Höbe  freimütiger  An- 
schauung nicht  erheben,  daß  er  die  Haltung  des  Auslandes  ge- 
rechtfertigt findet  einem  Staate  gegenüber,  der  durch  seine  ex- 
orbitanten Schutzzölle  den  Import  eiuzuschränkcn  sucht. 

Um  Geld  zu  schaffen  schwirren  nach  den  Berichten  der  russischen 
Blätter  die  neuen  Steuerprojekte  jetzt  zu  Datzenden  in  der  Luft. 
— Schon  im  März  hat  der  Finanzminister  im  Reicbsrath  einen 
Entwurf  eingebracht,  dem  zu  Folge  der  Einfuhrzoll  auf  Hopfen 
von  I4Ä  Rbl.  Gold  auf  10  Rbl.  Gold  pro  Pnd  = 16  Rbl.  Kredit 
und  auf  Hopfenextrakt  auf  30  Rbl.  Gold  pro  Pud  festgesetzt 
wird.  — Gleichzeitig  ist  die  Erhöhung  dea  Zolles  auf  Banmwollen- 
garn  mit  6 Rbl.  Gold  pro  Pud  Brutto  empfohlen  worden.  Vom 
1.  Juni  d.  J.  ab  soll  dieser  Zoll  von  allen  Zollämtern  des  euro- 
päischen Rußland  erhoben  werden.  Auch  die  Bestimmungen  des 
Zolltarifs  über  die  Einfuhr  an  ausländischen  See-  und  Flußschiffen 
soll  geändert  werden.  Gegenwärtig  werden  besteuert  eiserne  Schiffe 
unter  200  Last  Tragfähigkeit  mit  24  Rbl.  Gold  von  der  Last  über 
200  Last  mit  12  Rbl.  Gold  von  der  Last  und  Schiffe  aus  Holz 
jeder  Art  mit  6 Rbl.  Gold.  Nun  soll  aber  unabhängig  hiervon 
auch  eine  Besteuerung  von  Gegenständen,  die  das  Schiffsinventar 
bilden,  eintreten.  Man  hat  nämlich  gefunden,  daß  der  jetzige 
Zollsatz,  der  von  dem  vollständigen  Schiffe  erhoben  wird,  nicht 
übereinstimme  mit  den  in  Kraft  stehenden  Sätzen  für  die  Metall- 
zölle.  So  würde  1.  B.  ein  Schiff  von  43  Last  gegenwärtig  an  Zoll 
za  zahlen  haben  1 032  UF*  während  der  Zoll  für  die  Metalle,  die 
zum  Bestände  des  Schiffes  gehören,  etwa  2 623  Rbl.  d.  b.  21  2 Msl 
mehr  betragen  würde.  — Auch  die  Stempelsteuer  soll  um  durch- 
schnittlich 25%  erhöht  werden,  und  auf  von  Privatpersonen  an 
Behörden  gerichtete  Depeschen,  Gesuche  oder  Klagen  enthaltend, 
eine  neue  Steuer  von  Rbl.  gelegt  werden.  Den  Banken,  Aktien- 
gesellschaften und  ähnlichen  Erwerbsgenossenschaften,  die  zur 
ersten  Gilde  steuern,  steht  gleichfalls  eine  Erhöhung  der  Handeß- 
steuern  bevor.  Nach  den  gegenwärtig  bestehenden  Gesetzes- 
bestimmungen hat,  falls  an  einem  Handlungshause  mehrere  gleich- 
berechtigte Inhaber  betheiligt  sind,  nur  einer  derselben  zur  erstes 
Gilde  zu  steuern,  für  die  Mitchcß  genügen  die  Ilandeßsteucrn 
zweiter  Gilde.  Hiergegen  lösen  Aktiengesellschaften  usw.  lediglich 
einen  Handeßschein  erster  Gilde  ohne  Rücksicht  auf  den  Umfang 
ihrer  Geschäfte.  Das  Finanzministerian)  erblickt  hierin  eine  „un- 
gleichmäßige Besteuerung.“  In  Folge  dessen  sollen  in  Zukunft  die 
Direktoren  der  auf  Aktien  begründeten  Unternehmungen  zur  Er- 
legung der  Handelssbeuern  zweiter  Gilde  genötbigt  werden,  abge- 
sehen von  der  Steuer  erster  Gilde,  die  für  das  Gosammtuntcr- 
nebmen  bestehen  bleibt.  Das  Verfahren  wäre  ähnlich  wie  bei 
mehrköpfigen  Firmen.  Wie  letztere  außer  dem  Haodelstcbein 
erster  Gilde  soviel  Handelsscheine  zweiter  Gilde  lösen  müssen,  als 


1887. 


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EXPORT,  Organ  des  Centralvereins  för  Handelsgcographio  etc. 


Nr.  24. 


Tbcilnehmer  der  Firma  existiren , so  sollen  auch  die  Banken, 
Aktiengesellschaften  nsw.,  welche  beispielsweise  über  3 Direktoren, 
1 Direktorialvertreter  und  3 Glieder  der  Revisionskommission  ver- 
fügen, neben  dem  Handelsschein  erster  Gilde  in  Zukunft  noch  7 
Handelsscheine  zweiter  Gilde  zu  lösen  verpflichtet  werden.  Dieses 
Projekt  des  Finanzministers  „zur  Herstellung  einer  gleicbra&ssigeren 
Besteuerung*  liegt  dem  Reichsrath  bereits  zur  Prüfung  vor. 

Die  bevorstehende  Erhöhung  der  Tabaksakzise,  von  der  etwa 
9 Millionen  Rbl.  Mehreinnahmc  vorausgesetzt  wird,  soll  dem  Ver- 
nehmen nach  als  Uebergang  zum  Tabaksmonopol  dienen,  wclchos 
für  das  Jahr  1889  projektirt  wird.  Die  jetzige  Erhöhung  wird  sich 
auch  auf  den  Einfuhrzoll  ausländischer  Tabake  erstrecken  und  für 
Zigarren  3^o  Rbl.  pro  Pfund  statt  der  bisherigen  Steuer  von 
2,#>  Rbl.  betrogen.  Im  Reirbsrath  soll  auf  Antrag  des  Mitgliedes 
A.  K.  Grot  beschlossen  worden  sein,  zur  Prftfuog  einer  so  wich- 
tigen Frage  sich  auch  näher  mit  den  Formen  der  Akziseerhebtiog 
in  Amerika  bekannt  zu  machen,  da  dort  die  Tabakfabrikation  den 
Charakter  des  llausfleifses  trage  (7  OUO  Fabriken)  und  das  System 
der  Akziseerhebung  nicht  besondere  Klagen  hervorrufe.  In  Folge 
dessen  werden  in  nächster  Zeit  zwei  Beamte  de»  russischen  Mi- 
nisteriums nach  den  Vereinigten  Staaten  abgehen,  um  sich  über 
dio  dortigen  Verhältnisse  näher  zu  orientiren. 

Auch  dem  Branntweinmonopol  soll  der  Finanzminister  dem- 
nächst seine  besondere  Aufmerksamkeit  zuzuwenden  gedenken. 

Der  Verweser  des  Finanzministeriums,  von  dem  alle  diese  rast- 
losen und  weite  Kreise  aufregenden  Reformen  ausgeben,  der  Ge- 
heimrath Wyachnegradski,  ist  in  der  That  ein  seltsamer  Mann. 
Die  öffentliche  Aufmerksamkeit  bat  er  zunächst  anf  sich  gezogen 
durch  die  wunderbare  Schnelligkeit,  mit  der  cs  ihm  gelungen  ist, 
aus  einem  unbekannten  und  armen  Manne  ein  ob  seines  kolossalen 
Reicbthums  angestaunter  zu  werden.  Man  hofft,  er  werde  seine 
geheime  Kunst  auch  auf  den  russischen  Staatssäckel  anzuwenden 
verstehen,  und  die  „Birahewije  Wedoroosti*  wissen  auch  bereits 
von  seinen  glänzenden  ersten  Erfolgeu  zu  berichten.  Eine  Zu- 
sammenstellung über  die  Ergebnisse  seiner  Staatswirtbschaft  im 
ersten  Monat  der  Amtsführung  des  neuen  Ministers  soll  einen 
l'berscbufs  der  Einnahmen  über  die  Ausgaben  von  4 l/a  Million  Rbl. 
ergeben  haben.  „Hoffentlich  führt  der  gute  AnfaDg  zu  weiteren 
günstigen  Ergebnissen.* 

Daran  kann  ei  aber  gar  nicht  fehlen,  denn  zur  Zeit  sei,  so 
hören  wir  weiter,  der  Minister  sehr  ernstlich  mit  Erforschung  der 
Ursachen  beschäftigt,  welche  das  in  den  letzten  Monaten  erfolgte 
bedeutende  Sinken  der  Kurse  bervorgerufen  hat.  In  dieser  Ange- 
legenheit hat  er  bereits  einige  Konferenzen  mit  Vertretern  hervor- 
ragender Bankinstituten  sowie  mit  dem  aus  Berlin  nach  Petersburg 
berufenen  russischen  Generalkonsul  Rumänin  gehabt. 

„Man  bat,  meinen  die  „ßirsch.  Wed.*,  Grund  zu  der  Annahme, 
dafs  der  willkürlichen  Berliner  Spekulation  in  Bezug  auf 
die  Festsetzung  des  russischen  Rubclkurscs  in  den  nächsten  Tagen 
ein  Ende  gemacht  werden  wird.* 

Die  „willkürliche  Berliner  Spekulation*?  Kennt  das 
Blatt  wirklich  keine  andere  Ursache  für  den  niedrigen  Stand  der 
russischen  Valuta?  Ein  kurzer  Überblick  über  die  Finanzlage  des 
Russischen  Reiches  mag  das  zeigen: 

Seit  1853  bis  1882  sind  die  jährlichen  Staatseinnahmen  ge- 
stiegen von  224  Millionen  Rbl.  auf  737  Millionen  Rbl.,  d.  h.  um 
ca.  225%. 

Die  verzinsliche  Staatsschuld  belief  sich 
1853  auf  401  Millionen  Kbl. 

1882  . 2787 

Unverzinsliche  Krqditbillctte  waren  in  Umlauf: 

1853  im  Betrage  von  172  Millionen  Kbl. 

1882  ...  895  „ 

Die  russische  Staatsschuld  bat  sich  demnach  in  30  Jahren  ins- 
gesammt  um  ca.  3100  Millionen  Rbl.  vermehrt.  Das  giebt  im 
Durchschnitt  ein  Deficit  von  100  Millionen  Rbl.  pro  Jahr. 

Dabei  ist  der  Kurs  der  russischen  Banknoten  von  ihrer  Parität, 
d.  i.  320  1 11  für  100  Rbl.,  allmählich  schon  bis  auf  177  ge- 
sunken. 

Russland.  Das  neue  Gesetz  über  das  Eigenthums-  und 
Nutzungsrecht  von  Ausländern  an  Immobilien.  Der  russische 
„Regierung-Anzeiger*  (No.  1Ü0)  veröffentlicht  nachstehenden  Aller- 
höchsten Namentlichen  l'kas  an  den  dirigirenden  Senat: 

.Seit  dein  Jahre  1884  ist  eine  Reihe  von  Gesetzesbestimmungen  ergangen, 
welche  die  Festigung  des  russischen  Grundbesitzes  in  detn  westlichen  Grenz- 
gebiet uud  die  nähere  Verbindung  demselben  mit  den  übrigen  Theilen  des 
Kelchs  bezweckten.  Jetzt  liaben  Wir  cs  für  wohl  befunden,  in  0 herein - 
htimmuug  mit  den  genannten  Gesetzesbestimmungen  and  zwecks  ihrer 
weiteren  Entwickelung  temporär  Itesutidcrc  Kegeln  festzustellen  bezüglich  der 


I Ausländern  zu  gestattenden  Erwerbung  von  Immobilien  als  Eigebthum  oder 
in  zeitweiligem  Besitz  oder  Nutznießung  ln  einigen  Gouvernements  des 
westlichen  Grenzgebiets  Rußlands. 

In  Folge  dessen  und  in  Übereinstimmung  mit  den  Resolutionen  des 
Minister-Komitvs  befehlen  Wir: 

1.  In  den  zehn  Gouvernements  des  Zarthums  Polen  und  in  den  Gou- 
vtrtiCFocnts : Bcßarabien,  Wilna,  Witebsk,  Wolhynien,  Grodiu),  Kiew,  Kuwno, 
Kurland,  Livland,  Minsk  und  Podolien  können  ausländische  Unter- 
thaneo  künftig  auf  keinerlei  Art  auf  irgendwelche,  auf  allgemeinen 
oder  lokalen  Gesetzesbestimmungen  basiremier  Grundlage,  außerhalb  Hafen- 
plätzen  oder  anderen  städtischen  An  Siedlungen  (außer  in  den  in  Art.  3 
diese*  Befehls  vorgesehenen  Fällen)  Eigentumsrecht  erwerben  auf 
Immobilien,  ebenso  wie  Besitz-  und  Nutznicßongsrecht  auf  unbewegliches 
Eigenlhutn,  dal»  getrennt  vom  Kigenthumsrecht  im  Allgemeinen,  im  Be- 
sonderen aus  dem  Mieths-  oder  Arrondc- Vertrag  hervorgeht. 

Anmerkung  I.  lu  den  Gouvernement*  de«  Zarthuine  Polen  ist  cs  au*- 
läudUrbe»  Unterthanen  ebenso  verboten,  unbewegliches  Eigenthum,  da» 
außerhalb  .städtischer  Ansiedluiigen  belegrn,  in  der  Eigenschaft  von  Be- 
vollmächtigten oder  Dirigenten  zu  verwalten. 

Anmerkung  II.  Die  in  Art  1 verorduete  Beschränkung  der  Rechte 
ausländischer  Unterthanen  bezüglich  de*  Besitzes  und  der  Nutznießung  un- 
beweglichen Eigenthums,  das  außerhalb  Hafenplätren  und  anderen  städtischen 
Ansiedelungen  belegen,  erstreckt  sjch  nicht  auf  die  Mietbe  von  Wohnhäusern, 
Quartieren  nnd  Landhäusern  znr  zeitweiligen  Benutzung  und  zu  persönlichem 
Wohnen. 

2.  lu  den  in  Art.  I de»  vorliegenden  Befehls  bezeichncten  t btllrbkciten 
können  ausländische  Unterthaoen  das  Vorzugsrecht  auf  Befriedigung  ihrer 
•Scbuldfonlerungcn  durch  lupfaud  nahmen  von  Immobiliarbesitz  sicherstcllen, 
aber  derartige  Sicherstellungen  oder  irgend  welch©  Klagen  wegen  Schuld* 
forderungen  können  für  Ausländer  nicht  die  Folge  haben,  dafs  sie 
ein  solches  Immobil  als  Eigenthum  erwerben,  oder  in  den  tbat- 
särhlichen  Besitz  desselben  treten  oder  auch  nur  da«  Nutzungsrecht  auf  das- 
selbe erlangen. 

3.  In  Bezug  auf  dis  Recht«  der  Ausländer  bei  Erwerbung  von  Immo- 
biliarbesitz außerhalb  der  Hafenplätxe  und  anderen  städtischen  Ansiedelungen 
tritt  in  den  in  Arb  1 angeführten  Örtlichkeiten  folgende  Organisation  in 
Kraft: 

a)  die  gesetzliche  Erbfolge  in  direkter  Descendenz  und  zwischen  Ehe- 
gatten in  den  von  einem  Ausländer  bintorlassenen  Immobiliarbesitz  ist  in 
allgemeiner  Grundlage  zulässig,  wenn  der  Erbe  vor  Erlaß  dieses  Gesetzes 
in  Rußland  angesessen  war; 

b)  in  allen  übrigen  Fällen  gesetzlicher  Erbfolge,  sowie  im  Falle  der 
Vererbung  laut  Testament  ist  der  ausländische  Unterthan  verpflichtet,  im 
Laufe  von  drei  Jahren,  vom  Tag«  der  Erwerbung  des  Bcsitzrecbts  ge- 
rechnet, da»  Gut  an  cluen  russischen  Unterthanen  zu  verkaufen. 

c)  Bei  Nichtbefolgung  der  in  Punkt  b)  nonnirten  Vorschriften  wird 
dos  Gut  auf  Verfügung  der  Gouvernements-Regierung  unter  Vormundschaft 
gestellt  uud  im  Wege  öffentlichen  Ausgebota  der  zuständigen  Gouvernements- 
Vcrwaltung  verkauft  und  die  aus  dem  Verkauf  gelöste  Summe  nach  Abzug 
der  Unkosten  für  Vormundschaft  und  Verkauf  dem  Erben  ausgehändigt. 

4.  Die  Wirksamkeit  der  io  den  Punkten  b)  und  e)  des  vorigen  Artikels 
nonnirten  Bestimmungen,  erstreckt  sich  auch  auf  Fälle  der  Erwerbung  von 
Eigentumsrechten  anf  Immobilien  durch  Ausländer  auf  Grund  von  Ab- 
schlüssen, di«  bis  zur  Publikation  dieses  Befehls  vollzogen  wurden,  wenn 
die  oben  erwähnten  Personen  den  wirklichen  Besitz  dieser  Güter  noch  nicht 
angetreten  hatten. 

5.  Die  in  gesetzmäßiger  Weis«  auf  bestimmte  Fristen  vollzogenen 
Kontrakte  und  Abmachungen,  auf  Grund  welcher  ausländische  Unterthanen 
in  den  in  Art  I erwähnten  Örtlichkeiten  vor  der  Publikation  dieses  Befehls 
Besitz-  oder  Nutzungsrechte  auf  Immobilien  außerhalb  der  Hafenplätxe  und 
anderen  städtischen  Ansiedelungen  erworben  haben,  können  nach  Ablauf  der 
in  diesen  Kontrakten  uud  Abmachungen  angegebenen  Termine  weder 
erneuert  noch  prolongirl  werden  (mit  Ausnahme  jener  Kontrakte,  di« 
in  der  Anmerkung  11  zu  Art.  1 und  in  Art.  2 dieses  Befehls  bezeichnet 
sind. 

6.  Die  Kraft  und  Wirksamkeit  der  Bestimmungen  der  vorstehenden 
Artikel  erstreckt  sich  in  derselben  Weise  auch  auf  Gesellschaften,  Handels- 
und  Industrie-Kompagniecn  und  Gesellschaften,  die  auf  Grundlage  ausländi- 
scher Gesetze  gebildet  sind,  selbst  dann,  wenn  sie  die  Genehmigung  zu 
Operationen  innerhalb  der  Grenzen  Kufslands  erhalten  haben. 

7.  Abmachungen  jeder  Art,  die  zur  Verletzung  oder  Umgehung  dieses 
Befehls  vollzogen  wurden,  sind  als  nichtig  zu  betrachten. 

8.  Wenn  eine  Abmachung,  wie  sie  in  Art-  7 erwähnt  ist,  durch  die 
örtliche  Landes-  oder  Gouvernements-Behörden  constatirt  ist,  so  wird  nach 
F.iuverlanguug  der  nöthlgen  Auskünfte,  welche  der  erwähnten  Obcrbebördo 
unverzüglich  sowohl  seitens  der  Gerichts-  wie  auch  aller  sonstigen  Behörden 
und  amtirenden  Personen  zu  geben  sind,  der  Generalgouverncur  oder  Gou- 
verneur wohin  gehörig  (in  den  Gouvernements  des  Zart  hum»  Polen  durch 
die  Prokuratur,  in  den  Gouvernements  Livland  und  Kurland  durch  die  Ge- 
hilfen des  Gouverneincuts-Prokurouri)  bei  dem  zuständigen  Gericht  den 
Antrag  stellen  auf  Annullirung  des  abgeschlossenen  Geschäfts  und  des  voll- 
zogenen Dokuments.  Diese  Angelegenheiten  werden  der  Ordnung  geinäfs 
geführt,  wie  sie  für  Angelegenheiten  der  Krons Verwaltung  torg  web  neben  sind. 

Der  dirigirende  Senat  wird  nicht  unterlassen,  das  zur  Ausführung  die- 
ser Verfügung  Nothige  anzuordnen.“ 

Das  Original  Ut  von  Seiner  Kaiserlichen  Majestät  Höchstelgenhändig 
unterzeichnet  zu  Gatschina  am  14.  März  1887. 

Dieses  neue  Gesetz  über  den  lmroobilienbesitx  von  Ausländern 
in  Rußland  wird  nach  Mittheilungen  der  deutschen  „Petersb.  Ztg.“ 


Nr.  24. 


374 

EXPORT,  Organ  de»  Centralvereios  für  Handolageographin  eia  1887. 


und  der  „Rig.  2 tg.u  von  den  meisten  russischen  Blättern  mit  Freuden 
begrüßt.  Die  „Nowoje  Wreraja“  beginnen  z.  B.  ihren  Bericht  mit 
dem  Ansruf:  „Spät  kommt  es,  aber  es  kommt!1*  Spät,  denn  im 
Laufe  des  letalen  Vierteljabrhundert*  wäre  das  westliche  Grenz- 
gebiet Rufslands  in  immer  steigendem  Maafse  von  Ausländern  Über- 
flutbet worden,  die  langsam  aber  stetig  das  russische  Territorium 
eroberten,  nicht  blofs  im  ökonomischen  Interesse,  sondern  auch 
aus  politischen  Rücksichten.11 

„Lange  Zeit  blieb  dieser  friedliche  deutsche  „Drang  nach  Osten" 
unbeachtet,  bis  ca  endlich  sich  herausstellte,  dafs  unsere  vater- 
ländische Industrie  ernstlich  bedroht  war  durch  eine  ausländische 
Konkurrenz,  die  sieb  innerhalb  unserer  eignen  Grenzen  eingenistet 
batte.  Derartig  war  der  Schlendrian!  Erst  in  den  80er  Jahren 
wurde  diese  Frage,  gleich  so  vielen  anderen  unsere  nationalen 
Interessen  betreffenden,  in  den  Regierungskreiseo  auf  die  Tages- 
ordnung gesetzt,  nnd  jetzt  Ist  sie  so  kategorisch  entschieden  worden, 
dafs  man  wohl  hoffen  kann,  fortan  werden  keine  derartigen  Okku- 
pationen mehr  Vorkommen,  weder  ganz  offen,  noch  auf  dem  Um- 
wege einer  Arronde  oder  sonst  wie“  , . . 

„Auf  Gruud  glaubwürdiger  Nachrichten  ist  die  Zahl  der  in 
den  westlichen  Gouvernements  gruodbesiUeoden  Ausländer  eine 
sehr  grofse  und  beläuft  sich  auf  etwa  eine  halbe  Million.  Es  ver- 
steht sieb  von  selbst,  von  welch'  einer  staatlichen  Wichtigkeit  diese 
ausländischen  Nester  anf  russischem  Territorium  zumal  im  Grenz- 
gebiet sind,  wo  verdächtige  Kolonisten  am  wenigsten  zu  dulden 
sind,  wenn  sie  nicht  zum  russischen  Onterthanenverbande,  sondern 
zum  Tbeil  als  Reservisten  oder  als  dienende  Offiziere  zur  deatschen 
Armee  gehören.  Nachdem  es  nun  einmal  für  nolhwendig  erachtet 
worden  ist,  der  Erweiterung  des  ausländischen  Grundbesitzes  in 
Rufsland  Grenzen  zu  setzen,  werden  wahrscheinlieh  auch  diese 
Kolonisten  nicht  unberücksichtigt  bleiben.  Mit  Rücksicht  auf  die 
staatlichen  Interessen  wäre  es  nicht  sonderlich  unpassend,  wenn 
eine  obligatorische  Expropriation  der  von  Ausländern  angekauften 
Ländereien  angeordnet  würde.  Das  Beispiel  desselben  Deutschland, 
welches  in  derartigen  Fällen  so  rücksichtslos  ist,  ein  Beispiel, 
welches  vom  Standpunkt  des  internationalen  Rechts  aus  keine 
Proteste  hervorgerufen  hat,  kann  als  sehr  geeigneter  Präzedenzfall 
dienen,  falls  Jemandem  im  Auslände  die  obligatorische  Expropriation 
der  von  Ausländern  in  unserra  Westgebiete  angekauften  Ländereien 
als  illegal  erscheinen  sollte.  In  Bezug  auf  den  jetzigen  ausländi- 
schen Grundbesitz  hat  das  neue  Gesetz  vorläufig  nur  Maßregeln 
ergriffen,  damit  der  Besitz  und  die  Nntzniefsung  von  Ländereien, 
wenn  beides  nicht  auf  dem  Eigenthumsrecht  beruht,  sondern  auf 
terminirten  Bedingungen,  wie  Pacht  jx sw.,  nicht  erneuert  werden 
können.  Solche  Kontrakte  dürfen  nach  Ablauf  ihres  Termins  nicht 
mehr  erneuert  werden.“ 

Der  Charakter  der  „Zeitweiligkeit“  der  neuen  Regeln  sei  daher 
auch,  wie  die  „Now.  Wr.*  zum  Schlufs  bemerkt,  nicht  sowohl  im 
8inne  des  Vorübergehenden,  späterhin  Aufzuhcbendeo,  aufzufusRcn, 
sondern  vielmehr  so,  dafs  dies  noch  nicht  die  endgültige  Ent- 
scheidung der  Sache  sei  nnd  inan,  da  kein  Aufschub  mehr  zulässig 
erscheine,  sich  zunächst  mit  der  Publizirung  der  vorliegenden 
Regeln  begnügt  habe,  um  dann  später  erst  in  veränderter  und 
ergänzter  Form  sie  in  die  allgemeine  Gesetzgebung  über  Ausländer 
in  Rußland  aufzunehmen. 

Dazu  bemerken  wir,  dafs  Rnfsiand  schwerlich  zu  fürchten 
braucht,  es  werde  Jemand  in  Europa  ihm  das  Recht  zu  den  obigen 
Verordnungen  bestreiten,  wenn  es  deren  Einführung  für  sich  und 
seine  Interessen  als  nützlich  and  nothwendig  erachtet.  Das  aber 
wird  es  nicht  verhindern  können,  dafs  man  sehr  deutlich  erkennt, 
gegen  wen  die  8pitse  der  neuen  Maßregeln  sich  richtet,  und  es 
ist  kaum  anzunehmen,  dafs  dort  durch  sie  besondere  Sympatbieen 
geweckt  werden  könnten.  Wenn  Rufsland  übrigens  auch  gegen  die 
ausländischen  Deutsches  in  seinen  westlichen  Grenzgebieten  freie 
Hand  zu  haben  meint,  so  bleibt  der  schmähliche  Rechtsbrach,  den 
es  so  seinen  deutschen  Untertbanen  in  den  baltischen  Provinzen 
begeht,  völlig  unentschuldigt  und  unentschuldbar.  Rufsland  sollte 
aber  dessen  eingedenk  sein,  dafs  die  baltischen  Rechte,  die  Ge- 
wissensfreiheit, die  Selbstverwaltung,  deutsche  Sprache  und  deutsches 
Recht,  auf  internationalen  Garantieen  beruhen,  die  noch  nicht  er- 
loschen sind. 

Asien. 

Di«  Transkaspl-Bahn  und  dl«  nen  säten  Vorgänge  in  Buchara. 

Am  26.  März  Abends  hielt  die  Gesellschaft  zur  Förderung  russi- 
schen Handels-  und  Gewerbefleifses  unter  dem  Präsidium  des 
Generaladjutanten  Grafen  Igeatjew  ihre  Jahressitzung  im  grofsen 
Sitzungssaale  des  Petersburger  Stadtraths  ab.  Auf  derselben  hielt 
der  Erbauer  der  Transkaspi-Babn,  Geaeral-Lieutoant  Annen  ko  w, 


einen  Vortrag  über  sein  Werk  und  dessen  Bedeutung  für  den  russisch- 
asiatischen  Handelsverkehr.  Er  wies  darauf  hin,  wie  schon  Peter 
der  Grofse  die  Erweiterung  des  russischen  Handels  nach  Osten  hin 
gewünscht  Und  geplant  habe,  und  wie  diese  Bestrebungen  niemals 
ganz  aufgegeben  worden  seien.  Dann  sprach  er  von  den  Schwierig- 
keiten des  Baues  und  von  dessen  technischer  Durchführung,  und 
ging  schliefslich  auf  die  Bedeutung  der  durch  die  Eisenbahn  be- 
rührten Länder  Chorasao,  Buchara,  Turkestao,  auf  die  Beziehungen 
au  Afghanistan  uud  Indien  näher  ein.  Er  besprach  die  Fruchtbar- 
keit der  Oaseo,  die  Möglichkeit  eines  gesteigerten  und  verbesserten 
Baumwollenbaues  ans  amerikanischem  Samen,  den  bnebariseben 
Seidenbau  und  das  Hineinströmen  russischer  Manufakturwaaren 
nach  Asien  auf  dum  durch  die  Transkaapi-Babn  oröffaeten  Handels- 
wege. Zahlen,  die  wohl  nächstens  zur  Publikation  gelangen  werden, 
dienten  als  Belege  für  die  schon  vorhandene  Bedeutung  des  Handels- 
verkehres zwischen  Rufsland  und  Mittel-Asien  uud  für  dessen  wahr- 
scheinliche Entwicklung  in  der  Zukunft. 

Hierauf  ergriff  Graf  Ignatjew  das  Wort  und  erwähnte,  dafs 
— wie  so  mancher  Andere  — so  auch  er  selbst  an  der  glücklichen 
Vollendung  des  vonAnnnnkow  unternommenen  Werkes  gezweifelt 
habe;  namentlich  habe  er  diu  Möglichkeit  eines  soliden  Eisenbahn  - 
bauen  zwischen  Merw  uod  dem  Oxus  auf  vielfach  durch  Flugsand 
gefährdeten  Stellen  in  Abrede  gestellt.  Er  erkläre  sich  durch  die 
TbataacbeQ  widerlegt.  Annenkow  habe  bewiesen,  dafs  der  Russe 
Alles  zu  Stande  bringe.  Nun  sei  es  aber  an  der  russischen  Nation, 
den  rechten  Nutzen  aus  dem  Werke  zu  ziehen,  weichet  sie  der 
Findigkeit,  Energie  und  Ausdauer  Annenkow's  verdanken.  — 

Ara  30.  November  (12.  Dez.)  1886  ist  in  Gegenwart  der  Spitzen 
der  russischen  uod  bucharischen  Behörden  die  Eröffnung  de«  Eisen- 
bahnverkehrs zwischen  Merw  uod  Tscbardschui  am  Amu  Darja 
vollzogen  worden,  und  von  da  ab  scheinen  die  Arbeiten  geruht  zu 
haben,  um  erst  im  neuen  Frühjahr  wieder  aufgenommen  uod  der 
bereits  abgesteckten  Route  gemäß  nach  Samarkand  weiter  geführt 
zu  werden.  Unterdefs  haben  sich  aber  io  Buchara  Vorgänge  abge- 
spielt, die  für  den  Fortgang  uod  die  Vollendung  der  Bahn  leicht 
hätten  verhängnisvoll  werden  köuuen.  Aus  Buchara  wird  nämlich 
gemeldet,  dafs  dem  Emir  seine  ursprüngliche  Einwilligung,  die 
Eisenbahnlinie  durch  Bein  Land  legen  zu  laaseo,  wieder  leid  ge- 
worden sei.  Die  Perspektive  gefalle  ihm  gar  nicht  mehr,  seine 
Residenz  dadurch  den  russischen  Besitzungen  so  bedenklich  näher 
gerückt  zu  sehen.  Er  soll  daher  cineu  Gesandten  nach  Taschkent 
e schickt  und  ihn  beauftragt  haben,  beim  General-Gouverneur  da- 
in zu  wirken,  dafs  die  Eisenbahn  nicht  über  Buchara  geführt 
werde.  Diese  Bitte  wurde  natürlich  abschlägig  boachicden  uud 
zwar  in  sehr  bestimmter  Form.  Da  aber  dem  Abgesandten  angeb- 
lich vom  Emir  gedroht  war,  dafs  im  Fall  des  Mißglücken»  seiner 
Mission  nach  asiatischer  Sitte  und  dem  dortigen  diplomatischen 
Usus  gemäfs  ihm  der  Hals  abgeschnitten  worden  sollte,  so  kam  er 
dieser  Operation  zuvor  und  beschlofs,  sich  nicht  nach  Buchara, 
sondern  gleich  direkt  in  die  Gefilde  der  Seligen  zu  verfügen. 

Schon  im  Oktober  war  es  bekannt,  dafs  in  Buchara  irgend 
etwas  nicht  ganz  Gebeures  im  Gange  sei.  Dafs  die  Bevölkerung 
sich  in  ihren  politischen  Anschauungen  in  Bezug  auf  Rufsland 
schon  lange  in  zwei  Parteien  gctheilt  hat,  wußte  man  uod  fand  es 
durchaus  natürlich.  Die  eine  zahlreichere  progressive  Partei  besteht 
aus  Kaufleuten  nnd  Industriellen  und  neigt  zu  Rußland  bin,  weil 
sie  davon  überzeugt  ist,  daß  der  zivilisirtere  und  humanere  Nach- 
bar einen  guten  Einfluß  auf  die  Geschäfte  und  alle  sonstigen 
Verhältnisse  ausüben  werde.  Die  andere  Partei,  mit  der  fanatischen 
muselmännischen  Geistlichkeit  an  der  Spitze,  ist  natürlich  konser- 
vativ und  ablehnend.  Die  Bewohner  von  Kitala  und  Schichriajab 
an  der  bucharischen  Grenze  haben  sogar  den  Wunsch  ausge- 
sprochen, Rußlands  Unterthaneo  zu  werden,  nnd  reichten  eine 
diesbezügliche  Adresse  ein.  Die  Folge  hiervon  waren  große  Auf- 
regung und  blutige  Parteikftmpfe  in  ganz  Buchara.  Der  Emir 
ließ  zahlreiche  Bestrafungen  vornehmen,  ohne  damit  die  Ruhe 
im  Lande  berstellen  zu  können,  und  gerielh  zuletzt  mit  seinem 
Ministerium  in  einen  verhängnisvollen  Konflikt.  Es  scheint, 
daß  er  sich  wieder  den  Russischen  Wünschen  zuneigte,  als  sein 
Miuisterrath  Ende  April  zusammentrat  und  beschlofs,  den  Russen 
den  Ausbau  der  Bahn  durch  Buchara  nach  Samarkand  in  keinem 
Falle  zu  gestatten,  da  es  diese  Bahn  auch  zu  Truppentrans- 
porten benützen  wolle.  Dieselbe  müsse  daher  in  Tscbardsbni  am 
Amu  Darja  ihr  Ende  behalten.  Der  Großvezier  Mohatned  Bey 
theilte  dann  dem  Emir  diesen  Beschlofs  des  Ministerratbs  mit. 
Gleich  darauf  erschien  jedoch  der  russische  Gesandte,  Herr 
von  Tzarikow,  beim  Emir  und  legte  ihm  zur  Uoterfortigung  einen 
Ferman  wegen  des  weiteren  Ausbaues  der  Bahn  vor.  Der  Emir 
Unterzeichnete.  Als  seine  Minister  dies  vernahmen,  beschlossen  sie 
den  Emir  Abdul  Acbad,  der  trotz  seiner  23  Jahre  in  Folge 


1887 


375 

EXPORT,  Organ  des  Ceotral verein»  für  Handelageograpbie  etc. 


Nr.  54. 


zügellosen  Lebens  heute  schon  gebrechlich  und  hinsiechend  ist,  ' 
seiner  Unfähigkeit  halber  abzusetzen  und  au  dessen  Stelle  seinen 
filteren  Bruder,  den  io  Balkh  in  der  Verbannung  lebenden  Prinzen 
Katti-Trupa  auf  den  Thron  zu  erheben.  Zwei  der  Minister 
reisten  auch  sogleich  unter  dem  Vorwände,  mit  General  Annenkow 
in  Tscbardsbui  zu  konferireo,  nach  Balkb  ab.  Das  Komplot  wurde 
jedoch  entdeckt,  worauf  der  Emir  alle  seine  Minister,  mH  Ausnahme 
der  genannten  Zwei,  enthaupten  liefs.  Da  der  Emir  sich  somit 
auf  seinem  Platz  behauptet  bat,  so  bleibt  wohl  auch  der  neue 
Fermao  in  Kraft  bestehen,  uüd  es  ist  anzunebmeo,  dafs  General 
Annenkow  wieder  an  der  Arbeit  ist.  Dafs  Rufsland  energisch  vor-  j 
zugehen  entschlossen  ist,  zeigt  die  Meldung,  die  soeben  in  Peters- 
burg eiogetroffen,  dafs  am  28.  Mai  ein  russisches  Detachement, 
bestehend  ans  einem  Bataillon  Infanterie,  einer  8otnie  Kosaken  und 
einer  Batterie  buchariscbes  Gebiet  überschritten  und  Kerki  besetzt 
habe;  die  Bevölkerung  unter  Föbrung  ihre«  Bey  und  in  Anwesen- 
heit des  russischen  diplomatischen  Agenten  io  Buchara  habe  die 
Truppen  freudig  begrüßt,  doch  seien  an  demselben  Tage  von 
Afghanen  14  buckarischc  Beamte  nicdergemelzelt  worden,  angeblich 
weil  sie  die  Bevölkerung  nicht  veranlaßt  hätten,  sich  dem  rus- 
sischen Vorgehen  auf  Kerki  zu  wiederseUeo.  — 

Die  Frage  Ober  die  künftige  Stellung  des  Transkaspi- Gebiets, 
ist  nunmehr,  wie  die  „Now  Wr.“  meldet,  dabin  entschieden  worden, 
dafs  es  dem  General-Gouverneur  von  Turkestsn  unterstellt  wird. 

Dafs  der  russische  Handel  einen  kräftigen  Antrieb  durch  die 
neue  Verkebrsstrafse  gewinnen  wird,  zeigt  zur  Zeit  schon  das  Vor- 
gehen der  Manufakturisteu  und  Großhändler,  die  zu  Asien  in 
kommerziellen  Beziehungen  stehen,  und  die  bereits  die  Frage  in 
Anregung  gebracht  haben,  periodisch  wiederkehrende  Jahrmärkte 
in  ßatum  und  Merw  einxufübren.  Für  Batum  wären  solche  Jahr- 
märkte in  Folge  des  Freihafens  erwünscht,  und  in  Merw  ist,  seit- 
dem dasselbe  eine  Eisenbahn  bat,  ein  Komptoir  der  „xentralasiatischen 
Handelsgesellschaft  N.  Kudrin  & Comp.“  eröffnet,  welches  einen 
sehr  erfolgreichen  Handel  mit  russischen  Manufnktnrwaaren  be- 
treibt, nach  denen  auch  die  Afghaneo  schon  regere  Nachfrage  be- 
ginnen. Gerade  diese  haben  den  Wonach  ausgesprochen,  zu  den 
russischen  Kaufleuten  in  nähere  Beziehungen  tu  treten  und  ihre 
beständigen  Abnehmer  za  werden.  Auf  dem  Jahrmarkt  in  Sishni 
Nowgorod  sind  in  diesem  Jahre  zum  ersten  Mul  einige  Kaofleute 
aus  Merw  und  Armenier  aus  Transkankasien  erschienen.  Sie  machten 
gute  Geschäfte  und  erklärten,  das  sei  nur  erst  der  Anfang  gröfserer 
Unternehmungen.  Über  den  Antheil.  den  die  Asiaten  überhaupt 
an  dem  letzten  Jahrmarkt  gehabt,  berichteten  s.  Z.  die  „Nowosti“ : 
„Asien  macht  auf  dem  Jahrmarkt  Geschäfte  und  erzielt  bedeutenden 
Gewinn;  alle  Waaren  dieser  Abtheilung  werden  stark  gekauft,  mit 
Au* Dahme  der  Süßigkeiten,  deren  schon  so  viele  angeführt  worden. 
„Asien“  bildet  in  Nishni  ein  ganzes  Städtchen.  Persien,  die 
Bucbarei,  China  und  Taschkent  haben  ihre  besonderen  Reiben  mit 
einer  Menge  Läden  nnd  handeln  abgesondert  für  sich;  die  mit  den 
Waaren  eintreffenden  Kommis  sind  ohne  Ausnahme  Eingeborene, 
sie  leben  und  schlafen  in  den  Buden  auf  ihren  Pistazien nufs-  und 
Pflaumensäcken.  Die  Perser  haben  Größtenteils  Baumwolle  und 
Pelzwerk  gebracht,  wofür  sie  zu  guten  Preisen  Absatz  finde».  Mit 
Baumwolle  handeln  sie  ebenfalls  sehr  gut,  schwach  dagegen  mit 
ihren  Kleinigkeiten  and  Süfsigkeiten,  so  dafs  wahrscheinlich  viele 
Händler  dieser  Branche  Verluste  erleiden  werden.  Nach  Persien 
kommen  die  Buchareo,  Chinesen  nnd  Taschkenter;  auch  sie  haben 
Baumwolle,  Banrawollengewebe,  Lämmerfolle,  8eide,  Schlafröcke 
und  Decken,  Schaf-,  Wolf-,  Fuchs-  und  andere  Felle  zu  Markt  ge- 
bracht. Der  Totalwerth  ihrer  Waaren  mag  annähernder  Schätzung 
nach  ca.  4 Millionen  Rbl.  betragen,  darunter  fast  für  eine  Million 
Baumwolle.  Zu  den  Asiaten  muß  man  noch  die  kaukasischen  und 
transkaukasischen  Armenier  und  Tataren  rechnen,  welche  für  einige 
Hunderttausend  Rbl.  Kislärsche  Weine,  Pelzwasren  und  Nüsse  her- 
gebracht haben.  Nach  der  treffenden  Bemerkung  eines  alten  Be- 
wohners von  Nishni-Nowgorod  schaufelt  „Asien“  in  diesem  Jahre 
Geld  an.  Das  ist  durchaus  richtig,  da  die  Asiaten  nicht  nur  vor- 
teilhaft ihre  Waaren  verkaufen,  sondern  mit  dem  erzielten  Gelde 
auch,  unsere  Krisis  benutzend,  russische  Waaren,  die  mit  Verlust 
verkauft  werden,  aufkaufen.  Auf  diese  Weise  erzielen  sie  einen 
zweifachen  Nutzen.  8ie  haben  schon  jetzt  Bestellungen  auf  Mann- 
fakturwaaren,  Zucker,  Gnfseiseuwaaren,  Fayenze  und  Thongeschirr, 
Droguerie-  nnd  Galanteriewaaren,  Baumwollenzeug,  Pnrpurzitse  ond 
andere  Gewebe,  Eisen,  8tahl  usw.  gemacht.  Man  sagt,  dafs  die 
Zahl  der  asiatischen  Händler  auf  dem  Nishegorodschen  Jahrmarkt 
von  Jahr  zu  Jahr  wachse.“ 

Im  Hinblick  auf  alle  diese  Umstände  dürfte  die  Einrichtung 
von  Jahrmärkten  in  Batum  und  Merw  als  eine  für  den  russischen 
Handel  und  für  die  russische  Industrie  äußerst  günstige  Neuerung 
zu  betrachten  sein.  Zu  erwähnen  ist  auch,  dafs  die  Firma  N.  Kudrin 


& Comp,  im  vergangenen  Herbst  eine  Ksrawaoe  mit  russischen 
Waaren  nach  Tibet  abgefertigt  hat.  Es  ist  dies  der  erste  Versuch, 
mit  Erzeugnissen  russischen  Gewerbefleißea  in  jenes  wonig  zugäng- 
liche Gebiet  Zentral-Aaicns  einzudringen.  Nach  den  letzten  Nach- 
richten  bat  die  Karawane  glücklich  Kaschgar  p&ssirt  und  befindet 
sich  jetzt  wohl  bereits  in  Tibet. 

Süd -Amerika. 

Oie  „Set«  MissJea“  (sieben  „WmImm“)  la  der  brasilianischen  Provinz 

Säe  Pedro  de  Rio  Grande  de  Snl.  (Originalberirht  von  Mas  Beschoren 
in  Sto.  Antonio  da  Palmeira).  (Schluß.)  Für  die  alte  Generation,  die  schon 
erwachsen  in  die  Redaktionen  eintrat  und  ihr  freies  Haupt  dem  Joche  der 
Zivilisation  beugte,  ist  dieses  noch  das  einzige  System  gewesen,  welche* 
Erfolg  versprach ; hei  den  heranwachsenden,  schon  in  der  Reduktion  geborenen 
Generationen  hätte  aber  unleugbar  ein  andere«  System  befolgt  werden  müssen, 
wenn  eben  die  Jesuiten  nicht  torgetogen  hätten,  unbedingte  Herrscher  über 
ein  Sklavenrolk  za  sein,  als  dieses  za  freien,  selbstdenkenden  Menschen  zu 
erziehen.  Wenn  die  Jesuiten  die  unter  ihrer  Fürsorge  io  den  Reduktionen 
heran  wachsenden  Generationen  wirklich  berangebildet  und  unterrichtet  hätten, 
wenn  sie  diese  wirklich  zivilisirt  und  nicht  sdreflBirt<<  hätten  — das  Volk 
wäre  nicht  untergegangen,  es  hätte  als  ein  freies  kultivirtea  Volk  Kraft  gehabt, 
allen  Stürmen  zu  widerstehen!  Die  Herrschaft  der  Jesuiten  wäre  vielleicht 
trotzdem  schon  längst  zu  Ende  gegangen,  aber  ihre  Arbeit  wäre  nicht  verloren 
gewesen,  und  sie  würden  ein  wirklich  mächtiges  Reich  geschaffen  haben, 
welches  in  der  Geschichte  Süd- Amerikas  eine  bedeutende  Rolle  spielen 
würde!  — 

Brasilien,  das  mächtige,  schone  und  reiche  südamerikanische  Kaiser- 
reich, entbehrt  der  Bevölkerung,  der  Arbeitskräfte;  die  Einwanderung  kann 
diese  Lücke  nicht  ansfällen,  denn  es  giebt  Provinzen,  in  denen  der  Ein- 
wanderer nicht  gedeiht.  Aber  alle  diese  Gegenden  waren  einet  von  freien 
wilden  Stämmen  bewohnt,  die,  wenn  man  sie  im  Laufe  der  verflossenen  Jahr- 
hunderte auf  vernünftige  Weise  mit  den  Segnungen  der  Zivilisation  bekannt 
gemacht  hätte,  heute  ein  tüchtiges,  werth volles  Kontingent  zur  Bevölkerung 
bilden  würden.  Aber  in  unerhörtester  Weise  ist  gegen  diese  eingeborene 
Bevölkerung  von  allen  Seiten  vorgegangtn  worden:  nicht  als  Menschen, 
nein,  als  wilde  Thiere  sind  sie  angesehen  worden,  gehetzt  und  gemordet 
sind  sie  zu  Tausenden  von  den  Conqußtadores,  gehetzt  und  zu  Tausenden 
und  Abertausenden  als  Sklaven  verkauft  von  Spaniern  und  Portugiesen,  Hol- 
ländern und  Franzosen.  Und  als  die  Kirche  sie  endlich  in  ihren  Schatz 
nahm,  als  die  Jesuiten  Tausende  in  ihren  Missionen  vereinigten,  wurden  sie 
zwar  materiell  besser  gestellt,  sie  wurden  gekleidet  und  genährt,  aber  nur 
za  den  selbstsüchtigen  und  herrschsüchtigzn  Zwecken  der  .frommen  Väter"; 
sie  waren  Sklaven  in  einer  andern  Form!  So  ging  auch  diese  Bevölkerung 
ihrem  Untergange  entgegen;  heute  ist  sie  fast  ganz  verschwunden,  und  nur 
in  kleinen  Gruppen  findet  man  an  manchen  Orten  noch  Abkömmlinge  von 
Indianern  aus  den  Missile*. 

Die  Indianer  waren  sehr  geschickt  in  Anfertigung  aller  Arbeiten  and 
sehr  gelehrig;  ihre  Fähigkeit  und  ihr  Nachahmungstrieb  war  zu  bewundern 
und  ist  e*  noch  heute  bei  den  Resten  der  Bevölkerung.  Wir  haben  Zeug- 
nisse dafür  in  alten  Berichten  und  Schriften  bub  damaliger  Zeit,  besonders 
von  Jesuiten  selbst;  Mnratori  und  Stücklein  geben  uni  reichliche«  Ma- 
terial; letzterer  giebt  n.  • einen  Brief  von  P.  Sepp,  worin  dieser  sagt: 
.Hingegen  ist  kein  Volk  unter  der  Sonne  so  geschickt  und  tüchtig,  alles 
dasjenige,  was  es  mit  Augen  sicht,  mit  eeiDen  Hfioden  nachzumachen , als 
diese  Leute;  das,  was  ihm  an  Menschenverstand  gabriebt,  solche«  ihm  die 
Natar  durch  einen  unvergleichlichen  Affenwlu  reichlich  ersetzet  hat.  In 
unserer  Kirche  stehen  zwei  Orgeln,  die  eine  aus  Europa  hergebracht,  die 
andere  von  einem  Indianer  nachgemacht,  welche  der  erstem  in  keinem  Stack 
nicht*  narhgiehL  Ihre  Schlag-  und  Statt-Uhren  weichen  den  Augspurgischen 
in  keiner  Sach." 

Sie  verfertigten  Alles,  was  sie  im  Modell  hatten,  und  zwar  so  vortreff- 
lich, dafs  die  Arbeit  nicht  von  dem  Modell  zn  unterscheiden  war;  *le  kon- 
strahlen  alle  musikalischen  Instrumente,  fertigten  alle  Manufakturgegenstände, 
türkische  Teppiche  usw.  u*w.  In  den  Reduktionen  gab  es  alle  Arien  von 
Werkstätten  und  Ateliers,  Schmiede,  Goldarbeiter,  Bildhauer,  Holzschnitzer, 
Metallgießer,  Waffenschmiede  usw.  uw.,  sodiß  Alles,  was  gebraucht  wurde, 
auch  die  feinsten  Sachen  znm  Schmuck  der  Kirche,  die  feinsten  Fcstgewänder 
durch  die  Hände  der  Indianer  in  den  Missöea  selbst  gefertigt  wurden. 

Groß  wie  ihre  Geschicklichkeit  war  auch  ihr  Sinn  für  Harmonie  und 
ihre  Liebe  zur  Musik;  allo  damaligen  Berichte  sind  voll  des  Lohes  über  den 
herrlichen  Gesang  in  der  Kirche,  über  das  vollendete  Spiel  auf  ollen  Instru- 
menten; e«  gab  damali  in  Europa  kein  Instrument,  das  nicht  auch  hier  in 
den  fernen  Missöes  mit  Meisterhand  gespielt  wurde. 

Was  hätte  bei  diesen  natürlichen  Anlagen  nicht  aus  diesem  Volke 
werden  können,  wenn  es  nicht  von  den  Jesuiten  nur  benutzt,  als  Sklaven- 
volk  angesehen,  sondern  wirklich  erzogen  worden  wäre??! 

Die  Anlage  der  Reduktionen  war  überall  dieselbe,  sod.il*  wir  bei  deren 
Schilderung  nicht  eine  besonders  im  Auge  haben,  sondern  mit  einer  afte 
schildern. 

Zur  Gründung  einer  Reduktion  wnrde  immer  ein  passender  Hügel  aus- 
gesucht, von  dem  man  eine  weite  und  das  Auge  erfreuende  Ausairbt  über 
die  mit  kleinen  Waldungen  durchsetzten  Campos  hatte;  hier,  auf  der  Höhe, 
wurde  die  Praca  (der  Haupt  platz)  markirt,  welche,  wie  Sio  Lniz  und  Säo 
Miguel  zeigen,  sorgfältig  pianirt  ward.  An  der  Südseite  dieser  ganz  genau 
quadratischen  Prafa  erhoben  sich  die  Ranptgcläude  der  Reduktion,  die  Kirche 
und  daa  Kollegium,  wie  auch  hier  der  durch  eine  hohe  Mauer  abgeschlossene 
Kirchhof  liegt:  die  Kirche  hat  den  Ehrenplatz  in  der  Mitte,  und  rechts  schürfst 
sich  dos  Kollegium,  links  der  Kirchhof  an.  Bo  verschieden  auch  das  Bau- 


Nr.  24- 


376 

EXPORT,  Organ  des  Centnlverems  für  JFUndeUgeogmphie  etc. 


1887. 


material  io  den  verschiedenen  Ortschaften  war,  immer  war  die  Kirche  groß- 
artig; eie  war  von  verschiedener  Gröfse  und  zählte  3 bis  & Schiffe,  konnte 
aber  überall  Tausende  von  Gläubigen  fassen. 

Eine  wenige  Stufen  x&blende  große  Freitreppe  führte  nach  der  Vor- 
halle, die  von  8 und  mehr  Skalen  getragen  wurde ; dies«  Bind  in  S5o  Miguel 
aus  einem  Sandsteinstück  gehauen  und  haben  eine  Höhe  von  SO  bis  25 
Palmas  (4,4  bis  m).  Die  reichsten  Skulpturen,  xahlreicbe  Nischen  mit 
neiligonvtatuen,  prachtvolle  Friese  schmücken  die  Vorhalle  wie  das  Frontispiz 
der  Kirche.  Die  verschiedenen  Schiffe  wurden  durch  Reihen  von  Säulen 
getrennt,  je  9 bis  12,  welche  extra  aus  Sandstein  gehauen  oder  aus  Back- 
stein und  Holz  bargestellt  waren.  Jede  Kirche  batte  5 Altäre,  welche  die 
prachtvollsten  Holzschnitzereien  aufwiesen;  der  Hauptaltar  war  fast  durchweg 
vergoldet  und  reich  geschmückt,  ebenso  euch  die  Beichtstühle,  die  Kapelle  and 
die  Sakristei:  es  war  nichts  gespart  an  Ornamentik,  an  zahlreichen  mehr 
als  lebensgrofen  Statuen  und  Heiligen  und  Päpsten,  an  Gold-  und  Silber- 
schmuck,  wo  er  nur  immer  anzubringen  war-  Die  Schränke,  welche  die 
Wände  der  Sakristei  bedeckten,  zeigten  ebenfalls  die  prachtvollsten  Holz- 
schnitzereien, Email-,  Gold-  and  Silbe rscbmuck.  Das  Taufbecken  war  von  Mar- 
mor, oder  gar  von  Silber,  wie  z.  B.  in  Sfio  Luiz.  Ein  Reisender  sogte:  »Wenn 
auch  zur  Verehrung  Gottes  kein  Luxus  grofs  genug  ist,  so  haben  doch  hier 
die  Jesuiten,  in  Anbetracht  der  Armutb  des  Volkes,  die  Ausschmückung  und 
Pracht  der  Kirchenger&tbe  übertrieben.“  Der  Kufaboden  der  Kirche  war  mit 
glatt  geschliffenen  Sandsteinplattcn  sowie  mit  Backsteinen  bedeckt.  Die 
Dimensionen  aller  dieser  Kirchen  waren  sehr  bedeutend:  das  Hauptschiff 
der  Kirche  in  Süo  Luiz  hatte  C6  m Tiefe  und  22  in  Breite,  die  Kirche  von 
Säo  Miguel  eine  Tiefe  von  77  m bei  einer  Breite  von  2C  ro. 

Links  von  der  Kirche  befand  sich  der  Kirchhof,  der  von  der  Pr*?a  durch 
eine  hohe  Mauer  abgeschlossen  war;  gunnu  in  der  Mitte  war  ein  hohes,  mit 
Steinbanerarbeit  verziertes  Thor,  welches  in  Säo  Miguel  noch  aufrecht  steht. 
Der  Kirchhof  war  ein  wahrer  Baumgarteu:  rechtwinklig  sich  schneidende 
Alleen  von  Palmen,  Orangenbäumen,  Zypressen,  Trauerweiden  nsw.  blldele« 
eine  Reihe  Quadrate,  in  denen  die  aterblichen  Überreste  der  Indianer  beige- 
setzt wurden. 

Rechts  schlaf*  sich  das  Kollegium  in  der  Weise  an,  dafs  durch  die  eino 
Kirchenseite  und  die  zwei  rechtwinklig  zu  einander  stehenden  Fronten  des 
Kollegiums  ein  Quadrat  gebildet  wurde,  dessen  vierte  offene  Seite  von  der 
Preca  durch  eine  Säulenhalle  abgeschlossen  wurde.  Auch  die  andern  drei 
Seiten  dieses  Quadrats  waren  durch  offene  Säulenhallen  geschmückt. 

Hinter  dem  Kollegium  befand  sich  der  große  Garten  (die  Qainta),  welcher 
vielfach  das  Schöne  mit  dem  Nützlichen  verband:  die  von  Orangenbäumen 
und  Palmen  eiogefafsten  Wege  erweiterton  sich  an  ihren  Durchschnitt«- 
punkten  zu  kleinen  Plätzen,  in  deren  Mittelpunkt  grofse  Heiligenfiguren 
aufgestrllt  waren,  schön  konstruirtc  Lauben  und  Laubginge,  überzogen  von 
üppigen  tropischen  Schlingpflanzen  luden  zur  Rübe  ein,  die  Blumenbeete 
zeigten  eine  Auswahl  der  prachtvollsten  europäischen  und  hiesigen  Zierpflanzen, 
die  in  dem  küetlicben  Klima  herrlich  gediehen;  ein  für  Gemüsebau  reservirte* 
Stück  versorgte  die  Küche  der  »frommen  Väter“  mit  den  nöthigen  Gemüsen. 

Die  andern  drei  Seiten  des  vor  der  Kirche  sich  ousdehnenden  Platzes 
wurden  von  Häuserreihen,  ebenfalls  mit  offenen  Säuletiballcta,  abgeschlossen; 
diese  Häuser  dienten,  in  kleine  Zimmer  abgetbeilt,  den  Indianern  zur  Wobnung. 
Auf  der  Pra^a  mündeten  5 oder  9 Hauptstraßen,  die  von  Querstraßen  recht- 
winklig durchschnitten  wurden,  eine  Strafe«  wie  die  andere,  ein  naus  wie 
das  andere.  Mehr  oder  weniger  ist  dies  der  Plan  alter  Reduktionen,  der 
nur  je  nach  der  Lokalität  und  deu  Baumaterialien  hier  und  da  kleine  Modi* 
tiketionen  erfahren  hat 

Kehren  wir  jetzt  zurück  in  die  Gegenwart,  noch  Säo  Miguel  de  Misaues, 
dem  Ausgangspunkt«  unserer  langen  historischen  Exkursion. 

Die  Ruinen  der  Kirche,  die  aus  rotbem  Sandstein  gebaut  war,  bieten 
als  HaupUeheoswürdigkeit  nur  die  prachtvollen  Vorhallen  mit  5 Eingangs- 
bogen  und  je  1 Seitenbogen,  und  die  auch  mit  Bildbauerarbeit  verzierte 
Vorderwand.  Treten  wir  in  die  Kirche  ein,  so  erblicken  wir  weiter  nichts 
als  die  hohen  kahle*  Wände  und  einige  Reihen  Säulen  und  Pfeiler,  welche 
das  Hauptschiff  von  den  N'ebonschiffen  trennten;  der  sich  links  auschliefsende 
Thurm  bat  4 Stockwerke  und  trug  einst  f>  grofse  Glocken;  sein  Dach  ist 
wie  dos  der  Kirche  schon  seil  Jahren  verschwunden,  und  nur  einige  Balken 
bangen  in  gefahrdrohender  Stellung  in  seinem  Innern  herab.  Von  hier  ge- 
langen wir  nach  dem  einstigen  Kirchhof,  von  dem  ein  prächtiges  Portal 
nach  der  Pra^a  führte.  Auch  hier  erblicken  wir  nur  Verwüstung  und  Trümmer; 
die  Bewohner  haben  hier  ein  kleines  Häuschen  gebaut  und  in  demselben 
die  noch  geretteten  Statuen  usw.  aufbewabrt,  um  hier  ihre  Andacht  abzu- 
halten.  Treten  wir  auf  die  Prato,  auf  die  alte  Strahe,  in  den  einstigen 
Garten:  überall  finden  wir  unter  der  üppig  sprossenden  Vegetation  Trümmer 
von  Säulen,  von  Heiligenfiguren,  Steinen  mit  Inschriften  usw. 

Säo  Miguel,  1632  in  der  Serra  dos  Taipes  gegründet,  wurde  lfiS7 
hierher  verlegt,  auf  eine  Coxilho,  am  linken  Ufer  des  Arroio  (=  Bad»)  de  .Santo 
Barbara,  eines  Zuflusses  des  Pirajti.  — Ks  wurde  bald  eine  der  wichtigsten 
Reduktionen  und  suchte  Säo  Nicol  au  den  Rang  streitig  zu  machen.  Die  Zahl 
seiner  Bewohner  Iwtrug  ca.  10000  Indianer. 

Wie  schon  oben  erwähnt,  war  69  der  Alleres  auf  dieser  Reduktion, 
Jose  Ty  arayu-S«pö,  welcher  auf  Rescblufs  der  Palre«  die  Feindselig- 
keiten gegen  dio  portugiesisch  - spanische  Grenzkommission  eröffnet«.  Die 
Reduktion  wurde  durch  die  Jesuiten  selbst  ln  Brand  gesteckt,  als  sich  am 
IG.  Mai  1751  die  Alliirten  näherten,  und  nur  mit  grofser  Anstrengung  konnte 
di«  Kirche  gcTettet  werden.  Als  später  die  Missionen  unter  einer  »spanischen 
Verwaltung“  standen,  wurden  die  Indianer  dieser  bald  überdrüssig,  und  so 
konnte  Säo  Miguel,  wie  auch  die  übrigen  diesseit  des  Uruguay  gelegenen 
Missionen,  leicht  durch  einen  kühnen  Handstreich  für  die  portugiesische 
Krone  erobert  werden;  Säo  wurde  run  IG.  August  1801  leicht  durch 

Francisco  Borges  de  Couto  genommen. 

Die  ehemalige  blühende  Reduktion  ist  heute  nur  eia  elendes  Ürtrhen,  i 


welches  12  weit  verstreute  Häuschen  zählt,  darunter  gar  keine  Geschäfts- 
häuser, in  denen  die  Bewohner  die  nöthigsten  Sachen  tu  kaufen  bekommen 
könnten:  hier,  wie  in  allen  diesen  Povos,  ist  natürlich  bei  dem  Bau  dieser 
neuen  Wohnungen  viel  Ton  dem  alten  Material  verwandt  worden. 

Welch  kolossaler  Vorkehr  hier  einst  geherrscht  bat,  kann  man  noch 
aus  den  Spuren  der  radienförmig  von  hier  nach  allen  Richtungen  auslau- 
fenden  alten  Fahrstrafen  sehen,  die  ungemein  tief  ausgefahren  sind.  Ver- 
schiedene alte  Gräben  und  Wälle  in  der  Nachbarschaft  mögen  noch  Reste 
der  alte*  AbsperrungsgT&ben  sein,  vielleicht  auch  Rente  von  den  ehemaligen 
Befestigungswerken. 

Setzen  wir  unsere  Reise  von  Säo  Miguel  nach  Westen  vorwärts,  so 
führt  uns  der  Wog  durch  wenig  kupirte*  Terrain  nach  dem  3 Legoa» 
entfernten  Säo  Louren?o.  Verglichen  mit  der  Landschaft , die  sich  auf  der 
Herreise  bis  Säo  Miguel  vor  unseren  Augen  ausbreitrte,  bietet  uns  jetzt 
die  ganze  Umgebung  schon  viel  mehr  Abwechselung;  zahlreiche  Capoes 
unterbrechen  die  sich  zu  beiden  Beiten  der  Strafe  hin  zieh  enden  Caenpo*. 
überall  bemerken  wir  die  kleinen  Wohnungen  der  sehr  unbedeutenden  Be- 
völkerung, bald  kleine  Ranchos,  bald  besser  konstruirte,  aus  Backstein  her- 
gestellte Häuser,  umgeben  von  Pfirsich-  oder  Orangenbaum  Pflanzungen,  an 
die  sich  wohl  gepflegte  und  gut  eingezäunte  La vou ras  (Felder)  anschliefeu: 
in  nur  unbedeutender  Entfernung  ziehen  sich  parallel  int  Norden  und  Süden 
der  Strafe  zwei  blaue  Streifen,  der  Waldgürtel  des  ljuhy  Guassü  und  des 
Pimtinim. 

Säo  Lourenco  liegt  heut«  total  in  Ruinen,  und  von  den  einstigen  groß- 
artigen Bauten  ist  heute  absolut  nichts  zu  sehen  als  gewaltig«,  wild 
durcheinander  geworfene  Trümmer.  Diese  Reduktion  wurde  im  J*hre  1691 
gegründet;  am  17.  August  1756  wurde  sie  durch  Überrumpelung  von  den 
Alliirten  ohne  Schwertstreich  eingenommen,  und  bei  dieser  Gelegenheit  wur- 
den drei  Jesuilenpatres  gefangen;  unter  ihnen  befand  sich  P.  Tbadeos, 
welcher  als  einer  der  Hauptakteurs  in  dem  blutigen  Drama  galt,  obwohl 
als  die  Haupttriebfeder  de»  ganzen  langen  Widers  Und«,  den  die  Jesuiten 
noch  fernerhin  leisteten,  der  deutsche  Jesuit  P.  Lorenz  Balda  galt 
1801  wurde  auch  diese  Reduktion  für  die  portugiesische  Krone  erobert. 

5 Leg o*s  westlich  liegt  der  Ort,  der  noch  beute  für  den  Reisenden 
das  gröfste  Interesse  bat,  weil  es  die  Anlagen  der  Jesuiten  noch  recht  er- 
kennen läßt  — Säo  Luiz.  Terrain  und  Szenerie  sind  dieselben  wie  zwischen 
Süo  Miguel  und  Süo  Lourenfo:  frischgrüne  Gravmatten,  unterbrochen  von 
kleinen  Waldungen,  langgestreckte  Coxilhax,  unterbrochen  von  flachen  Thal- 
mulden,  an  deren  Abhängen  oft  der  blofe  Fels  zu  Tage  tritt,  zahlreich? 
zerstreut  liegende  Wohnungen,  im  Norden  und  Süden  abgegrenzt  durch 
blaue  Waldstreifen. 

Säo  Luiz  liegt  prächtig  auf  der  höchsten  foxilha  der  ganzen  Gegend, 
es  bietet  dieser  Punkt  die  lieblichste  Aussicht  über  die  meilenweit  sich  hin- 
ziehende fruchtbare  Campanba  dar.  An  der  Südseite  der  sorgfältig  planirtcn 
Prafa  stehen  die  Ruinen  der  Kirche,  die  fast  nur  aus  Luftziegeln  gebaut  war: 
ein  Theil  der  Umfassungsmauern  und  des  Frontispizes  stahl  noch  aufrecht,  wir 
auch  verschiedene  kolossale  hölzerne  Säulen  und  Balken,  dio  bei  einer  Huk* 
vorn  ra.  (10  Fufs  und  einer  Durcbscbnittsflücbe  von  2 Fuß  im  Quadrat  brufr 
noch  vollständig  gesund  und  erhalten  sind  Rechts  von  der  Kirche  schließt  sich 
das  in  Form  eine»  rechten  Winkels  gebaute  Kollegium  so  an,  dafs  durch  di« 
eine  Seite  der  Kirche  und  die  zwei  Flügel  de»  Kollegiums  ein  im  Quadrat 
gebildet  wird,  dessen  offene  .Seite  durch  eine  Säulenhalle  Abgeschlossen 
wurde,  von  der  nur  noch  einige  Reste  existiren.  Vollständig  erhalten  ist  dir 
dieser  Säulenhalle  gegenüberliegende  Hauptfront  de«  Kollegiums  mit  der 
offenen  Veranda,  dessen  Dach  auf  über  6 ai  hohen,  au*  einem  Stück  ge- 
arbeiteten Stalen  von  lotliem  Sandstein  ruht  Cher  der  Haupt ♦ Miuelthür 
dieser  Front  befindet  sich  ein  merkwürdiger  Schmuck:  Arabesken,  zusammen- 
gesetzt aus  Amethyst  und  farbigen  Kristallen,  die  vielfach  hier  gefunden 
werden.  In  einem  Thelle  diese»  Kollegiums  befindet  »ich  gegenwärtig  die 
provisorische  Kapelle,  die  mit  vielen  geretteten  Überresten  der  alten  Kirche 
geschmückt  ist  und  u.  a.  eines  der  alten  Taufbecken  wie  auch  einen  alten 
Altar  enthält;  die  übrigen  Räumlichkeiten  sind  von  einem  Kaufmann  in  Be- 
schlag  genommen.  Die  Wände  und  Decken  all  dieser  Zimmer,  deren  Fuß- 
boden mit  Sandsteinplatten  bedeckt  ist,  lassen  noch  beute  die  ursprüngliche 
Schablonen mal«refon,  dio  fust  noch  frisch  erscheinen,  recht  gut  erkennen;  auch 
Thören  und  Fensterläden  sind  noch  thellwefe  die  ursprünglichen. 

Die  Unke  Seite  der  vor  der  Kirche  sich  ausbreitenden  Praca  wird  heut* 
noch  von  den  einstigen  Wohnungen  der  Neophyten  gebildet,  während  die 
übrigen  zwei  Seiten  schon  durch  Gebäude  neuem  Datums  abgeschlossen 
werden,  zu  deren  Herstellung  viel  des  alten  Materials  benutzt  wurde.  IHe 
Häuser  der  indianischen  Bevölkerung  batten  in  der  Front  ebenfalls  eiiH' 
offene,  von  Säulen  getrogene  Veranda  und  waren  in  quadratische  Zimmer 
von  6ya  m .Seitenlange  eingetheilt;  jedes  Zimmer  diente  als  Wohnort  für  eine 
Familie,  die  hier  schlief,  kochte  usw.  — Alle  diese  Räumlichkeiten  machen 
heute  noch  einen  beängstigenden  Eindruck;  aus  ungewöhnlich  vielen  Mauern 
faergesstellt,  ähneln  sie  bombenfesten  Kasematten  einer  Festung. 

Säo  Luft  war  schon  vor  langen  Jahren  zum  Hauptort  der  »Comarca  das 
»etc  Missöes*  erhoben  worden;  jedoch  der  Mangel  an  geeigneten,  Persönlich- 
keiten für  die  verschiedenen  an  Ort  und  Stolle  zu  ernennenden  Beamten  wsr 
ko  grofs,  «laß  die  Erhebung  rückgängig  gemacht  und  Säo  Botjas  zum  Haupt- 
ort  erhoben  wurde.  — Säo  Luiz  ist  heute  nur  Kirchspiel,  soll  aber  Hoffnung 
haben,  jetzt  bald  zur  »Villa“  erhoben  zu  werden.  Die  Ortschaft  zählt  unge- 
fähr 30  Häuser,  darunter  7 Geschäftshäuser,  und  es  sind  auch  alle  Handwerke, 
einige  durch  Deutsche,  vertreten.  — Die  Gründung  der  alten  Reduktion  er- 
folgte Im  Jahre  1687,  mit  der  Bevölkerung  des  ehemaligen,  1632  am  Jacnhy 
gegründeten  Povo  (*=»  Dorf)  Säo  Joaqulm,  welche»  die  Jesuiten  aus  Furcht 
vor  den  Portugiesen  aufgaben. 

Säo  Luiz  ist  fast  ringsum  von  einem  prächtigen  Orangenwald  umgeben, 
und  wie  wir  ihn  bei  unserm  Eintritt  in  die  Ortschaft  berührten,  »o  führte  um 
auch  bei  unserer  Abreise  der  Weg  wieder  durch  denselben.  Dieselbe  Lsml- 


1887. 


877 

EXPORT,  Organ  de«  CentraWereins  für  Handelageographie  etc. 


Nr.  24. 


schtft  wie  zwischen  den  latsten  Ortschaften  erwartet  uns  aoch  bisr,  nur 
ward«  der  ltodea  noch  etwas  steiniger,  und  oft  größt«  Strecken  weit  in  der 
iu  Tage  tretend«  Feie  mit  einee  kantmerlkbea  und  Fiechtenschiebt 

bedeckt,  während  dicht  daneben  sich  der  bmlicbste  Grasteppich  im  saftigsten 
Grän  hineraUerkt.  Nachdem  wir  den  ziemlich  starken  Arroio  Plrajü,  eineu 
Zufluß»  des  PtmUnim,  pasairt  und  die  nächste  Coxilba  erreicht  haben,  er- 
blichen wir  schon  fern  am  Horizonte  einen  einsamen  Pinbeiro  (Brasilfichte, 
Araucarla  brasiliensis)  aus  einem  niedrigen  Cap&o  emporragen:  das  ist  das 
Wahrzeichen  von  Säo  Nicolao,  und  der  Capäo  dis  Stelle,  wo  diese  alte 
bedeutende  Reduktion  stand.  Bei  einem  Deutschen,  der  neben  einer  kleinen 
Vieh-  und  Ackenrirth.ic.baft  noch  «ein  altes  Handwerk  als  ehrsamer  „Bekleb 
duDgskünstler"  betreibt,  finden  wir  freundliche  Aufnahme,  und  ausgerubt 
von  den  Strapazen  dos  Rittes,  besuchen  wir  den  alten  Povo. 

Der  Platz  l&fct  kaum  erkennen,  dafs  hier  die  frühere  Haupt&adt  der 
„sete  Uiasöes",  der  „llissoes  orientaea“  stand.  Niehls  Ut  übrig  geblieben, 
als  rerftchitdsno  Trümmerhaufen,  versteckt  unter  Dornen  und  Gestrüpp,  sowie 
•in  Theil  der  Frontmaner  der  Kirche;  der  früher  gepflegte  weile  Garten  ist 
eine  undurchdringliche  Wildnifs,  und  nur  mit  Anstrcnguog  bann  man  sich 
bis  zu  dem  hier  stehenden  erwähnten  grofsen  Pinbeiro  durcharbeiten.  Ver- 
steckt in  diesen  üppig  wuchernden  Wäldern,  in  dem  in  allen  Theilen  des 
Ortes  prächtig  gedeihenden  Laranjal  (Or&ngenwald),  liegen  die  Höttchen  der 
wenigen  Bewohner,  unter  denen  sieb  die  Wohnungen  zweier  Geschäftsleute 
rühmlich  auszeichnen. 

Sio  Nicol ao  war  die  älteste  der  „sete  Xissües*  und  wurde  1627  gegründet ; 
in  den  Kriegen  von  1756  und  180t  batte  es  dasselbe  Schicksal  wie  die 
übrigen  Reduktionen,  litt  aber  später  in  den  Kämpfen  zwischen  Andrc-aito 
und  Chagas  vid  mehr  als  jene.  Im  Jahre  1801  zählte  es  noch  3940  Ein- 
wohner! Sfto  Nieoiäo  liegt  nur  3 Legoas  vom  Passo  8t.  Isidor  am  Uruguay 
entfernt;  trotz  seiner  schönen  und  in  jeder  Beziehung  fünstigeu  Lage  hat 
e«  keine  Auseicht,  sich  je  wieder  zu  erheben  und  wie  früher  zum  Zontral punkt 
einer  grofsen  Bevölkerung  zu  werden,  denn  mit  der  Kolonisation  der  MU&ö-'s  1 
und  des  nördlich  vom  Ijuhy  Ouo*»ü  »ich  erstreckenden  unermeßlichen  Urwaldes  j 
wird  wohl  die  Gründung  einer  Ortschaft  am  erwähnteu  Passo  Sl  Isidor  erfolgen. 

So  Bind  wir  am  westlichsten  Punkte  unserer  Reise  angelangL,  da  wir  Säo 
ßorja,  wenn  auch  tu  den  „sete  Missoos"  gehörig,  doch  als  weit  abseits 
liegend,  heute  vemachläfsigen  wollen;  kehren  wir  zurück  nach  Säo  Miguel, 
um  von  hier  die  zwei  nordöstlich  liegenden  Reduktionen  Säo  Jo&o  und  Santo 
Angeln  zu  besuchen. 

Säo  Joäo  Bapliata,  2'/s  Legoas  nordöstlich  von  Süo  Miguel  gelegen, 
wurde  161)8  gegründet  und  in  kurzer  Zeit  eine  der  wichtigsten  Reduktionen; 
es  zählte  40  Strafen,  heute  findet  man  in  dem  Alles  überwuchernden  Walde 
kaum  mehr  zusammenhängend«  Trümmer:  Alle»  ist  mir  ein  Haufen  loser  Steine! 
Im  Jahr«  1824  etablirte  Dom  Pedro  I.  eine  deutsche  Kolonie  im  Bezirke  dieses 
Povo,  die  natürlich  bald  zu  Grunde  ging;  denn  in  damaliger  Zeit  war  au  deutsche 
Kolonisation  in  diesen  ganz  verlassenen  und  wüsten  Gegenden  nicht  zu 
denken;  außerdem  waren  die  hierher  geschickten  Elementes  Mecklenburger 
Kettengefangene,  durchaus  nicht  die  richtigen  Menschensorte  zur  Koloni- 
sation! Einige  Abkömmlinge  dieser  Kolonisten  haben  sich  hier  noch  erhalten, 
aber  durchweg  ist  das  Äußere  des  wildesten  Gaucho  vertrauenerregender  als 
das  dieser  Leute!! 

Von  Sio  Joäo  Baptist»  bis  Santo  Angeln,  dem  gegenwärtigen  Haupt- 
orte der  Missionen  und  dem  nördlichsten  derselben,  beträgt  die  Entfernung 
ebenfalls  nur  3 Legoas;  wir  passiren  den  Ijuhy  mtriio  und  nach  einer  weiteren 
Legoa  den  Ijuhy  Gun&sa  und  erblicken  bald  unser  Reiseziel  Santo  Angelo, 
welches  schon  von  Weitem  auf  den  Reisenden  den  freundlichsten  Eindruck  macht, 
der  beim  Eintritt  in  die  Ortschaft  und  bei  längerem  Aufenthalt  daselbst  noch 
erhöht  wird. 

Wie  alte  MisGonsortsebaften,  liegt  auch  dic*c  auf  der  TTühc  einer  sanft 
ansteigenden  Ooxilha,  von  der  man  die  lieblichste  Aussicht  auf  die  weilt*, 
gesegnete  Umgegend  hat;  im  Norden,  Osten  und  Süden  wird  sie  von  dem 
prächtigen  Bach  'IVpmripim,  einem  Nebenfluß«  des  Ijuhy  Goassü  umschlossen, 
welcher  dicht  bei  den  Quellen  des  Comcoandahy  entspringt  — Von  den 
Bauten  der  Je»utten  ist  nnr  das  Frontispiz  der  Kirche  übrig  geblieben, 
welches  mit  reichen  Steinhauerarbeiten  geschmückt  ist.  Die  sich  vor  di«tcr 
Ruine  ausbreiteode  Pra?a  ist  von  eleganten  neuen  Baulichkeiten  abge- 
schlossen und  hat  in  letzterer  Zeit  rino  grofse  Verschönerung  durch  An- 
flanzung  von  Räumen  erfahren.  Santo  Angelo  ist  ohne  Zweifel  die  schönste 
Ortschaft  des  ganzen  Hochlandes  der  Provinz;  die  Häuser  sind  durchweg 
elegante  Baulichkeiten,  massiv  konstruirt,  reinlich  und  sauber  von  aubeu. 
Es  ist  in  jeder  Beziehung  der  kommerzielle  und  administrative  Zentralpunkt 
der  nördlich  vom  Piratimm  gelegenen  klissücs;  diesem  Orte  allein  unter  »Heu 
Missües  kann  ein  günstiges  Prognostiken  für  die  Zukunft  gestellt  werden, 
da  es  bei  der  Kolonisation  des  Alto  Uruguay  später  gewaltig  aufblüben  wird! 

Das  sind  di«  sechs  der  im  Flufsgcbicte  des  Piratmim  und  des  Ijuhy 
Guasau  liegenden  „sete  Missöes* ; dto  siebente  derselben,  Säo  ßorja,  lassen 
wir  heute  an  Ger  Acht,  da  es,  wie  gesagt,  zu  weit  ab  von  den  uns  hier 
beschäftigenden  Gegenden  liegt. 

Hier  im  Bezirk  der  „acte  MiWw*-,  in  diesem  »arkadischen  Lande*,  wie  es 
Ave-Lallemant  bezeichnet,  hier  am  Uruguay  liegt  die  Zukunft  der  deutschen 
Kolonisation  iw  Süd-Amerika.  Hier  liegen  Hunderte  von  Quadratmeilcn  des 
fruchtbarsten  Landes,  durchzogen  von  zahlreichen  schiffbaren  Flüssen,  die  alle 
dem  größten  Strome  der  Provinz,  dem  majestätischen  Uruguay.  Zuströmen, 
hier  liegen  Hunderte  von  Quadratmeilcn  dos  prachtvollsten  Urwaldes,  unbe- 
rührt von  der  Hand  des  Menschen.  — Und  wenn  erat  das  Zauberwort  ge 
»proeben  ist  uud  der  Anfang  mit  der  Kolonisation  dieses  von  der  Allmutter 
Natur  über  alle  Mafsen  begünstigten  Gebietes  gemacht  wird,  dann  wird  eine 
neue  mächtige  Kultur  hier  beranbiühea , die  Missionen  werden  »ich  wieder 
bevölkern  und  dos  Waldgebiet  de*  Uruguay,  der  „ferne  Westen“  der  Provinz, 
wird  der  Garten  Süd- Brasiliens  werden! 


Ausschreiben  des  Direktoriums  der  öffentlichen  Arbeiten 
zu  Rio  de  Janeiro, 

betr.  die  Schiffbarmachung  der  Barre  bei  Rio  Grande  do  SuL 
Direktion  der  öffentlichen  Arbeiten. 

Auf  Befehl  Sr.  Excellenz  des  Herrn  Ministers  wird  hiermit  zur 
öffentlichen  Kenntnifs  gebracht,  dafs  die  Unterzeichnete  Direktion  Sub- 
missionen für  das  Werk  der  Verbesserung  der  Barre  (Mündung)  von  Rio 
Grande  do  Sul  entgegennimmt  und  zwar  unter  folgenden  Bedingungen: 

§ 1.  Der  Kontrahent  verpflichtet  sich  das  Werk  der  Ver- 
besserung der  Barre  (Mündung)  von  Rio  Grande  do  Snl  in  Aus* 
führung  zu  bringen  in  Übereinstimmung  mit  dem  allgemeinen  Plane 
and  mit  den  Angaben,  wie  solche  in  dem  Berichte  enthalten  sind, 
welchen  der  Ingenieur  P.  Cal  and  der  brasilianischen  Regierang 
unter  dem  16.  November  1885  erstattet  bat,  sowie  mit  den  während 
der  Ausführung  der  Arbeiten  für  nothwendig  erachteten  and  von 
der  Regiernng  gebilligten  Abänderungen. 

§ 2.  Der  Kontrahent  wird  einen  Ingenieur  von  anerkannter 
Fähigkeit  und  Erfahrung  mit  der  Ausführung  der  Arbeiten  betrauen. 

§ 3.  Daa  Verbcsserungswerk  mufa  im  Zeiträume  eines  Jahres, 
vom  Datum  des  Kontraktes  an  gerechnet,  in  Angriff  genommen  werden. 

§ 4.  Während  der  Dauer  der  Konzession  ist  der  Kontrahent 
für  die  gute  Ausführung  des  unternommenen  Werkes,  dessen  Nnlz- 
niefsung  ihm  zufällt.  verantwortlich.  Derselbe  hat  auch  auf  seine 
Kosten  die  etwa  erforderlich  werdenden,  aufserordenUicben  Repa- 
raturen vorzuuebmeo.  Wird  diese  Bedingung  nicht  erfüllt,  so  bat 
die  Regierung  das  Recht,  die  noth wendigen  Arbeiten  auf  Kosten 
des  Kontrahenten  ausföbren  au  lassen  und  den  hierfür  au  be- 
zahlenden Betrag  von  dem  Ertrage  der  in  der  folgenden  Klausel 
erwähnten  Abgaben  ahzuzieben. 

§ 5.  Zur  Bestreitung  der  durch  die  staatliche  Überwachung 
entstehenden  außerordentlichen  Ausgaben,  ferner  zur  Zahlung  der 
6%  Zinsen  für  das  zur  Ausführung  des  Werkes  erforderliche 
Kapital,  sowie  endlich  zur  Tilgung  dieses  Kapitals  innerhalb  der 
Konzessiouszeit,  wird  die  Regierung  für  Rechnung  des  Kontrahenten 
und  noch  5 Jahre  nach  Beendigung  der  Arbeiten  den  Ertrag  der 
Spezialabgaben  einkaasiren,  welche  durch  den  einzigen  Paragraphen 
des  Artikel»  7 des  Gesetzes  Nr.  3314  vom  16.  Oktober  1886  zu- 
lässig sind  und  den  folgenden  Betrag  nicht  überschreiten  dürfen: 

Für  jedes  im  internationalen  Verkehr  verwendete  Schiff  beim 
Einlauf  durch  die  genannte  Barre  oder  beim  Ausgang  aus  derselben: 

Segelschiff:  1680  Reis  für  jede  Gewichtstonne,  und  1,44% 
von  dem  amtlichen  Werthe  der  Waaren; 

Dampfschiff:  2520  Reis  für  die  Gewichtstonnc,  und  2,k% 
von  dem  amtlichen  Werthe  der  Waaren. 

Für  jedes  im  Verkehr  zwischen  den  brasilianischen  Provinzen 
verwendete  Schiff: 

Segelschiff:  1120  Reis  für  jede  Gewicbtatonne,  und  0,gc% 
von  dem  amtlichen  Werthe  der  Waaren; 

Dampfsehiff:  1680  Reis  für  die  Gcwichtstonne,  und  1,44% 
von  dem  amtlichen  Werthe  der  Waaren. 

Für  jede  vom  Ausland  ein-  oder  dorthin  ausgeffihrto  Laduugs- 
tonne  per  Dampfschiff  1900  Reis,  per  Segelschiff  1100  Rei». 

Für  jede  zwischen  den  brasilianischen  Häfen  ein-  oder  aus- 
geführte Ladungstonne  per  Dampfschiff  1100 Ra. per  Segelschiff  800 Ra. 

§ 6.  Das  Kapital,  für  welches  die  in  voriger  Klausel  erwähn- 
ten 6%  Zinsen  berechnet  werden,  setzt  »ich  zusamraeo  aus  dem 
im  Werke  verwendeten  und  nach  dem  Voranschläge  festgestellten 
Betrage,  desgleichen  aus  dem  Betrage  der  Zinsen  von  6 %,  welcher 
der  in  den  fünf  ersten  Jahren  de»  Baues  verwendeten  Summe  entspricht. 

§ 7.  Es  wird  ausdrücklich  bemerkt,  dafs  die  Verantwortlich- 
keit des  Staate*  in  Betreff  der  Zinsenzahlung  und  des  zur  Tilgung 
bestimmten  — in  der  5.  Klausel  angeführten  — Betrage»  von  dem 
einkassirteo  Ertrage  abbäogt,  den  die  weiter  oben  erwähnten  Ab- 
gaben abweifen.  Treten  Ausfälle  ein,  so  kaou  von  der  Regierung 
nur  die  Übermittelung  des  vorhandenen  Ertrages  verlangt  werdeu, 
wovon  noch  die  Kostea  für  die  staatliche  Überwachung,  für  die 
Erhebung  der  Abgaben,  sowie  die  Ausgaben  in  Abzug  kommen, 
die  aus  den  in  Folge  der  8chlusshestimmung  der  4.  Klausel  aus- 
gefübrten  Arbeiten  herrühren. 

§ 8.  Am  Ende  der  Konzessionadaner  wird  das  Werk  nebst 
Zubehör  Eigenthuro  desStaate»  ohne  irgend  welche  Entschädigung  und 
mus»  dasselbe  im  Zustande  vollkommener  Erhaltung  übergeben  werden. 

§ 9.  Der  Kontrahent  ist  berechtigt,  Docks  uud  Magazine  im 
Hafen  von  Rio  Grande  do  Sul  zu  erbauen  behufs  Ein-  uud  Aus- 
schiffung, sowie  zur  Aufbewahrung  der  Import-  und  Exportartikel, 
aber  erst  nach  Verbesserung  oben  genannter  Barre  uud  zn  den  im 
Einklang  mit  den  Bestimmungen  des  Dekrets  Nr.  174G  vom  13.  Okto- 
ber 1869  noch  festzusetxendeo  Bedingungen. 

| 10.  Der  Vertrug  wird  VeraäumnifssUafeD  von  100  bis  5000 


378 

EXPORT,  Organ  de*  Central  vereine  für  Handelageograpkie  etc. 


1887 


Nr.  24. 


Milreia  enthalten.  fir  den  Fall,  dala  d«T  Kontrahent  nicht  die  ver- 
ein barten  Bedingungen  erfüllt. 

Der  Vertrag  wird  null  und  nichtig,  wenn  die  vorgeacbriebencn 
Fristen  nicht  innegebalten  werden  und  wenn  die  Regierung  eie 
nicht  verlängern  will. 

§ 11.  Bei  der  Bewerbung  handelt  es  eich  um  die  Zeit  anr 
Fertigstellung  des  Werkes  und  am  dessen  Ausnützung,  außerdem 
um  die  Preise  der  Arbeitseinheiten,  um  den  auf  Risiko  und  Havarei 
besäglichen  Prozentsatz,  um  die  Verluste  und  den  8cbaden  am 
Material  in  der  Zeit  des  Baues  und  um  den  Gewinn  beim  Unter- 
nehmen. Alles  in  Übereinstimmung  mit  dem  vom  Ingenieur  P.  Ca- 
land  vorgelegten  Anschläge. 

§ 12.  Jede  Submission  ist  durch  ein  Depositum  von  50000 
Milreis  aicberznstellen  und  zwar  in  Staatspapiereu  oder  in  baarem 
Gelde  zum  Kurse  von  27  Pence  fär  1000  Reis,  in  welchem  letzteren 
Falle  das  Depositum  keinen  Anspruch  auf  Zinsen  hat. 

Erwähntes  Depositum  ist  innerhalb  30  Tagen  auf  200000  Mil- 
reis zu  erhüben,  vom  Datum  ab  gerechnet,  wo  das  »Diario  OffScial“ 
dem  Bewerber  anzeigt,  dafs  sein  Antrag  angenommen  ist;  wäh- 
rend im  entgegengesetzten  Falle  die  schon  deponirte  Summe  verfällt. 

§ 13.  Die  Submissionen  sind  versiegelt  bis  3 Uhr  Nachmittags 
am  30.  September  dieses  Jahres  eiuxureichen  und  zwar  in  Rio  de 
Janeiro  bei  der  Direktion  der  öffentlichen  Arbeiten  und  in  deo 
Städten  London,  Paris,  Berlin,  Wieo,  Haag  und  New  York  bei  den 
dortigen  brasilianischen  Gesandtschaften  oder  Konsulaten.*) 

Die  eingereichten  Submissionen  werden  am  festgesetzten  und 
angekündigten  Tage  geöffnet  nnd  die  Regierung  wird  sieb  inner- 
halb 00  Tagen,  vom  Datum  ihrer  Eröffnung  ab  gerechnet,  darüber 
entscheiden. 

Direktorium  der  öffentlichen  Arbeiten  im  Ministerium  des  Acker- 
baues, des  Handels  und  der  öffentlichen  Arbeiten. 

Rio  de  Janeiro,  den  6.  April  1887. 

Jose  Freire  Parreiras  Horta. 

Übersichtliche  Darstellung  der  durch  die  narr«  (HBndnng) 
der  Trovlns  Rio  Grande  ds  Sei  seit  Januar  187«  bis  saut  *4».  Juri 
1883  ein  gelaufenen  und  abgegangeaen  Schiffe,  nebst  Angabe  Ihres 
gröfstes  Tiefganges  and  TonaengebaltH.**) 
Kingeisu  fene  Schiffs. 


Jahr 

Io  t'aJmen 

S««vl 

Khur* 

S««al 

acht*« 

Dampf- 

Khiff«  , 

Behalt 

KäUfe  ’ 

KedrU-'kt 

1873 

200 

69 

329 

9 

603 

152  811 

16. 

1874 

208 

99 

247 

3 

557 

164  576 

16. 

1875 

186 

123 

2G7 

9 

585 

190  824 

16a 

1876 

1H6 

130 

257 

3 

576 

186  833 

16.s 

1877 

131 

128 

249 

l 

.529 

184  119 

16. 

1878 

163 

118 

321 

G 

«w 

175161 

17 

1879 

157 

107 

32  t 

C 

594 

134  272 

17 

1880 

146 

133 

322 

18 

619 

150  587 

16* 

1881 

128 

137 

270 

19 

654 

133  779 

16 

1882 

170 

13t 

304 

46 

651 

147  442 

14a 

1883 

94 

61 

164 

36 

305 

78  420 

15 

Komma 

1789 

1286 

3(** 

162 

6281 

1098804 

A 

^gegangene  Schiffe. 

»suche 

■ 

CriHaüF 

Jahr 

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Btäalt 

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fcdrftr.kt 

1873 

913 

69 

343 

6 

633 

167  472 

16* 

1874 

189 

99 

266 

2 

556 

171081 

16* 

1875 

19G 

123 

257 

o 

585 

26)1  101 

16« 

1876 

186 

13f) 

249 

1 

566 

193  624 

16* 

1077 

149 

127 

230 

506 

1 83  083 

17 

1878 

164 

118 

311 

5 

598 

175815 

16. 

1879 

176 

i« 

314 

7 

602 

134  842 

16 

1880 

149 

134 

323 

18 

624 

150  081 

IG* 

1881 

127 

138 

| 272 

18 

555 

133  276 

15* 

1882 

164 

134 

311 

44 

653 

145  648 

14* 

1883 

84 

62 

183 

37 

366 

82  119 

14 

8»ma 

179» 

iaw 

3059 

147 

6244 

1 7$8  942 

Lootaendirektion  der  Harre  (Mündung)  von  Rio  Grande  do  Sul, 
den  17.  August  1883. 

Josqnin  Pinheiro  de  OllTtirs. 


•)  Bis  znm  30.  September  ist  es  begreiflicher  Weise  europäischen  In- 
genieuren unmöglich,  die  gewünschten  Offerten  einzusenden.  Auf  frühere 
Erfahrungen  gestützt,  glauben  vir  darauf  hinweiaen  zu  dürfen,  dass  eventuell 
such  später  eingereichte  Offerten  berücksichtigt  werden.  D.  Red. 

*•)  Auszug  sus  dem  im  Jahr*  1884  veröffentlichten  Berichte  des 
Ingenieurs  H.  Bicslho  vom  15.  Oktober  1883. 


Überslobtlisbe  Darstellung  der  Handelnbewegung  Im  Hafen  tob 
Rio  Grande  do  Kal.*) 


Handels  he  vegung 

Toa8f*e*fca)t 
itach  den  amt 
liehen  Register 
vom  1.  JolT  1884 
Mi  90»  Jaul  1KH5 

HUtDrer  Jahr« 
durch«  hottt  des 
Im  amÜldi«o 
Beeilter  dekla- 
rirten  Tonnen - 
rehalte» 

Mittlerer  Jahres 
darcluelinitt  der 
fahl  der  wirk- 
lich varladen«  n 
Tos neu 

Ausland. 

Einfuhr: 

durch  Segelschiffe  .... 
durch  Dampfschiffe  . . 

43  964 
35  850 

45  000 
36  000 

67  500 
54  000 

Summa  . 

70  814 

81000 

121  500 

Ausfuhr: 

durch  Segelschiffe .... 
durch  Dampfschiff»  . . . 

30414 

26  885 

30000 
24  000 

45  000 
36  000 

Komm«  . 

57  M» 

54000 

81000 

Zwischen  den  brasilia- 

nischen  Provinzen. 
Einfuhr: 

durch  Segelschiffe  .... 
durch  Dampfschiffe  . . . 

si 

45  000 
24  000 

67  500 
36  000 

Summa  . 

78  788 

«9000 

108500 

Ausfuhr: 

durch  Segelschiffe  .... 
durch  Dampfschiffe  . . . 

60569 
35  814 

60000 
36  000 

90000 
54  000 

Komma 

•6  888 

96000 

144000 

Rekapitulation. 

Ausland. 

Einfuhr  ........ 

Ausfuhr  ........ 

79  814 
57  249 

81000 
54  000 

121  500 
81000 

Komma  . 

187  06S 

185000 

202500 

Zwischen  den  brasilianischen 
Provinzen: 

Einfuhr 

Ausfuhr 

72  788 

96  383 

69  000 
96000 

103  500 
144  000 

Komma  . 

169  171 

165000 

247500 

Im  Ganzen: 

Ausland  ........ 

Zwischen  den  brasilianischen 

137063 
169  171 

135  000 
165  000 

202  600 
247  500 

Zuumen  . 

806234 

800000 

450000 

Yereinfiii  Kehrichten. 

fisfleralviraasimlttag  der  Deutsches  Exporthaus  In  der  am  C.  Juni 
d.  J.  stattgehabten  Generalversammlung  der  Aktionäre  der  Deutschen  Export - 
hink  waren  von  500  Aktien  129  vertreten.  Der  Jahresbericht  der  Direktion 
motivirte  die  (Jnterbilanz  (vergl.  den  Anuonzcntbeit)  durch  die  mehrfachen 
Unternehmungen,  in  welche  das  Institut  im  Laufe  des  Berichts- Jahres  eiu- 
getreten  sei  und  welche  erst  nach  längerer  Zeit  zu  renliren  vermöchten. 
Der  Bericht  über  die  permanente  Msschinensusstellung  in  Lissabon  lautete 
günstig.  Gleichzeitig  wurde  faervorgehoben , dafs  durch  mehrere  günstig» 
Verträge,  welche  im  Laufe  des  Jahres  1886  abgeschlossen,  aber  erst  mit 
Beginn  des  Jahres  1887  in  Wirksamkeit  getreten  seien,  dem  Unternehmen 
beträchtlich«  laufende  Hinnahmen  gesichert  worden  sind  und  dasselbe  auf 
diese  sowie  auf  jetzt  nunmehr  bewährte  Verbindungen  gestützt  über  das 
Versuchsstadium  binausgediehen  erscheine  und  eine  gewinnbringende  Ver- 
anlagung seiner  Mittel  in  Aus*icht  stehe. 

Der  Bericht  sowie  die  1886er  Bilanz  wurden  einstimmig  genehmigt  — 
Aus  dem  Aufsichtaratb  sind  ausgesebieden  die  Herren  A.  Riese,  ßrafs, 
Giebeler,  Bertram.  Ncn  gewählt  wurden  die  Herren  Woiuberg, 
Lissauer,  Bürgel,  Dormam. 


Iiitterarische  Umschau. 

Verzeichnis  der  bei  der  Redaktion  eingegaageaen  Druckschriften. 
Die  nachstehend  besprochenen  und  angezeigtsn  Werke  können  durch  di« 
Buchhandlung  Walther  & Apolant,  Berlin  W-,  Mark  grafen  strafte  £0, 
jederzeit  bezogen  werden. 

Reisen  und  Forschungen  im  alten  und  neuen  Kongostaate  von 
Dr.  Joseph  Chavanne.  Mit  zahlreichen  Original-Holzschnitten  nwh 
Aufnahme  de«  Verfassers  und  zwei  Karten.  Jena,  H.  Cos  t «noble.  1887. 
Preis  24  M. 

m Keine  zweite  Schöpfung  hat  auf  der  einen  Seite  so  von  überschwäng- 
lichem Optimismus  durehglflhte  Vertheidiger,  auf  der  anderen  so  leiden«ffcsft- 
licbc  Angreifer  gefunden,  wie  die  Schöpfung  der  Berliner  Afrikanischen  Kon- 
ferenz, der  »Unabhängige  Kongostaat*.  Der  (»«kannte  Streit  zwischen  8tan!e  j 
nnd  Peehuel- Lösche  bezeichnet  den  Höhepunkt  dieser  Differenz.  Da  ist 
es  denn  doppelt  erfreulich,  wenn  nunmehr  die  ruhige,  unparteiische  wissen- 
schaftliche Riörtenmg  allein  das  Wort  beb&lt  und  durch  eine  sachliche  Dar- 
legung der  wirklichen  Verhältnisse  jenes  Läx>derbcziTks  der  Wahrheit  zutn  Siege 


*;  Auszug  aus  dem  von  der  Handelsgesellschaft  der  Stadt  Rio  Omade 
do  Sol  am  7.  August  1886  verfafsten  Bericht. 


Goog 


1887. 


379 

EXPORT,  Organ  des  Centnüvereina  für  Hudelageogrephie  etc. 


Nr.  24. 


vorhilft.  Einen  werthvollen  Beitrag  hiertu  bietet  in  seinen  »oebeo  veröffent- 
lichten „Reisen  und  Forschungen  im  allen  um!  neuen  Kongost  aale“  Professor 
Dr.  Chavanne,  den  ein  vierxcbumonatlieher,  der  topographischen  Aufnahme 
de«  unteren  Kongostromes  sowie  der  Erforschung  des  Landes  in  kultureller 
Hinsicht  gewidmeter  Aufenthalt  in  der  weiten  Thorhalle  des  ausgedehnten 
Zukunft&stoaiea  hierzu  io  den  Stand  setzte. 

Es  kann  nicht  unsere  Aufgabe  sein,  dem  verdienstvollen  Forscher  auf 
seiner  ganzen  Reis«  zu  folgen;  wir  beschränken  uns  vielmehr  darauf,  zwei 
der  entschieden  wichtigsten  Fragen  aus  dem  umfangreichen  Werke  heraus- 
nigreifeo,  dos  sind  die  Akklimatisationsfäbigkeil  des  Europäers 
am  Kongo  und  die  Handelsverhlltniss«  im  Kongostaate  beaw.  die 
Bedingungen  eines  gedeihlichen  Aufschwunges  der  letzteren.  Bevor  wir  je- 
doch hierzu  übergehen,  aei  zunächst  die  Reiseroute  Chavanne's  hier  ange- 
geben. Von  Wien  führte  den  Reisenden  sein  Weg  nach  den  Bissagos-Inaelu; 
er  besucht  Sierra  Leone,  Freetown,  die  Kruküste,  die  Loangob&i  und  kommt 
dann  von  Buiana  nach  lfboina.  Nach  mannigfachen  Exkursionen  in  der 
Umgebung  von  Mboma  und  Fertigstellung  topographischer  Arbeiten  am 
unteren  Kongo  zieht  er  weiter  bis  zur  Tscbiloango-Mündung,  kehrt  nach 
Mboma  zurück,  um  von  da  nach  Vivi  zu  gehen,  dann  die  Arthingtouftlle 
dos  Mbriwhe  auEzuaucben,  von  da  nach  Nokki  zurück  tu  marsch  Iren  und  nach 
einem  Besuch«  dos  Nkiinbadorfes  Kiganduasnosi  nach  Europa  zurückxu- 
kebren. 

Die  wissenschaftlichen  Ergebnisse  dieser  Expedition  sind  mit  grorser 
Klarheit  dargelegt  und  cum  Theil  durch  vortrofflicne  Abbildungen  erläutert. 
Dabei  sind  die  perwiii liehen  Erlebnisse  mit  Glück  in  die  Darstellung  ver- 
flochten, sodafs  sich  das  Werk  zugleich  zu  einem  unterhaltenden  im  besten 
Sinne  des  Wortes  gestaltet,  wie  denn  thsilweiso  dio  Schilderungen  den  humo- 
ristisch«! Ton  in  glücklicher  Weise  treffen. 

Was  nun  die  Akklimstisatronsfähigkcit  de*  Europäers  am  Kongo  anbe- 
langt, so  meint  Cbavanne,  dafs,  so  verschieden  auch  die  Ansichten  über 
die  Zukunft  und  über  die  Kntwickelungsflbigkeit  de«  Kongogebietes  in  land- 
wirthachaftlicher  und  kommerzieller  Beziehung  sein  mögen,  über  die  Ungesund- 
beit  des  Klimas  und  die  Unmöglichkeit  einer  vollkommenen  Akklimatisation 
der  kaukasischen  Rasse  im  Lande  die  Urtbeile  gewissenhafter  und  objektiv 
prüfender  Forscher  übereinstimmend  «ein  dürften.  H.  Stanley  nenn»  aller- 
dings den  Nachweis  der  Ungesundheit  des  Klimm*  Altweibergeschwätz  und  Don- 
qulXoterie,  Emanationen  furchtsamer  und  schwacher  Gemüther,  interesairter 
Händler,  selbstsüchtiger  Publizisten,  engherziger  Kanfleute  oder  entlassener 
Agenten;  doch  werde  mit  solcher  Phrase  der  wahre  Sachverhalt  nicht  geändert. 
Vor  allem  ist  tu  konstatiren,  dafs  es  im  ganzen  Kongogebiet«  keinen  malaria- 
freien  Ort  giebt,  und  dafs  von  dem  Matariatiober  bei  längerem  Aufenthalt  buch- 
stäblich ausnahmslos  jeder  Europäer  befallen  wird,  ln  San  Salvador,  das  562  m 
über  dem  Meere  liegt,  hamcht  das  Malariafieber  ebenso  wi«  in  Banana  an  der 
Küste,  und  in  den  Stationen  im  Canon  des  Kongo  zwischen  Vlvj  und  Stanleypool 
ebenso  wie  auf  dem  1160  m hohen  Zomboplateau,  wo  auch  die  einer  relativen 
Immunität  sich  erfreuenden  Eingeborenen  nicht  gänzlich  davon  verschont 
bleiben.  Der  Unterschied  twiseben  diesen  einzelnen  Gebieten  besteht  darin, 
dafs  i.  B.  auf  dem  Plateau  von  Sau  Salvador  und  in  noch  höherem  Grade  auf 
dem  Zomboplateau  die  Intensität  des  Malariagiftes  abgeschwlcht  int  und  die 
schweren' Formen  des  Fiebers  selten  zur  Entwickelung  gelangen,  während  an 
anderen  Orten  eich  alte  der  intensiven  Entwickelung  des  Malsirisgifte«  günsti- 
gen Bedingungen  vereint  finden.  Cbavanne  meint  demnach,  von  einer 
Akklimatisation  des  Europäers  am  Kongo  könne  in  absehbarer  Zeit  (and  viel- 
leicht niemals)  die  Rede  sein.  Europäer  von  gesunder,  kräftiger  Konstitution 
in  der  Vollkraft  de»  Mannesaliers  zwischen  25  und  40  Jahren  könnten  den 
Gefahren  de*  Klimas  unter  Befolgung  aller  bygieiniseben  Vorsichtsmaßregeln  für 
di«  Dauer  eines  ununterbrochenen  zjibrigen  Aufenthaltes  am  Kongo  wohl  ge- 
wachsen sein;  es  empfehle  sich  dann  aber,  mindestens  einen  4-  bis  ßmonstlieheo 
Klimawechsel  und  Erholung  elntretcu  zu  lassen,  nach  deren  Ablauf  der 
Europäer  weiter»  2 bis  3 Jahr«  unter  günstigen  Auspizien  im  Lande  werde 
tubringen  können,  selbstverständlich  nur  in  Berußzweigen,  welche  keine 
übermäßige  körperliche  Kraftanistrcngung  bei  längerem  regelmäßigem  Auf- 
enthalte im  Freien  erheischen.  Aber  selbst  in  diesem  günstigen  Falle  werde 
sich  bei  dem  Europäer  eine  aOmählleh  steh  steigernd«  Anämi«  geltend  ma- 
chen, die  ihn  endlich  nöthigen  werde,  dem  Lande  für  immer  den  Rücken  zu 
kehren.  Dies  Uriheil  Chavanne's  stimmt  völlig  mit  dem  de«  jüngst  nach 
Europa  zurückgekehrten  Afrikaforschers  Dr.  Lenz  überein , welcher  wörtlich 
sagt:  „Daa  ganze  Kongobecken  wie  überhaupt  das  ganze  tropische  Afrika  ist 
und  bleibt  einmal  ein  für  Europäer  ungesunde»  und  gefährliches  Land,  man 
mag  das  zu  beschönigen  rachen  wie  man  will,  es  nützt  alle«  nichts.  Ich 
halte  jeden  Versuch,  auch  nur  ein  Wort  zu  Gunsten  des  KUmas  zu  sagen, 
für  gewissenlos  und  verbrecherisch,  nur  geeignet,  unerfahrene  Leute  hierher 
zu  locken,  wo  sie  neben  Enttäuschungen  aller  Art  auch  noch  Leben  und 
Gesundheit  aufs  Spiel  setzen.  Es  ist  ganz  gleichgiltig,  ob  das  Land  am 
Meere  liegt  oder  im  Innern,  ob  der  Platz  hoch  oder  tief  gelegen  ist,  es  ist 
und  bleibt  ein  ungesundes  Klima,  und  jeder,  der  mit  heißr  Baut  diese  Länder 
verläßt,  kann  von  Glück  sagen." 

Was  die  Handels-  und  Yarkebrsverbältniase  im  Kongogebiete  betrifft, 
so  will  Chavanne  weder  in  den  Fehler  derer  verfallen,  weich«  b«i  der 
Nennung  einiger  Tonnen  exportirten  Elfenbeins  sich  den  kühnsten  Illusionen 
über  die  Produktionsfäbigkeit  des  Kongogebietes  hiageben,  noeh  derer,  die 
in  absehbarer  Zeit  dem  Handel  in  diesem  Gebiete  einen  gedeihlichen  Auf- 
schwung absprechen,  sondern  er  will  vielmehr  In  knappem  Rahmen  die 
aktuellen  Bändels  Verhältnisse  und  ihr«  Entwicklungsfähigkeit  erörtern.  Zu 
diesem  Zwecke  stellt  er  vor  allem  die  Grenze  des  Hsndeisgebietes  im  Kongo- 
becken fest,  soweit  dieses  nach  den  Häfen  des  FrelhandeUgebietes  im  enge- 
ren Sinne  des  Kongo*tsstcs  gravitirt;  denn  dafs  das  im  Artikel  1 (Alinea  1 
bis  3)  der  Berliner  Generalakte  begrenzte  Freihandelsgebiet,  nahezu  ein 
Fünftel  der  Gesammtfläche  Afrikas,  nicht  als  ein  einheitliches  Hs»- 
ddsgebict  aufgefafst  werden  kann,  ebensowenig  wie  der  mit  vagen  Grenz- 


linien aligesteckte  Kongostaal,  hedarf  keiner  näheren  Begründung.  Als 
aktuelles  Handelsgebiet  im  Bereiche  de«  durch  die  Berliner  Generalakte  de- 
klarirtea  Freibandelagebietes  ist  der  Raum  zu  bezeichnen,  der  durch  eine 
Linie  im  Osten  begrenzt  wird,  die  von  der  Quelle  des  Nyangaflusses  zur 
thgowequelle  und  von  hier  zur  Mündung  des  Mobangi  am  rechten,  von  der 
Mündung  des  Loge  cur  Residenz  Kismvos  am  Qu&ngo  und  von  hier  zur 
Mobangimnndung  am  linken  Ufer  des  Kongostromes  ! erläuft.  Hierbei  ist 
nicht  zu  vergessen,  dafs  der  Handel  aus  den  östlichen  Partieen  dieses  Länder- 
raumes sich  ausschließlich  auf  ein  einziges  Produkt,  auf  Elfenbein,  be- 
schränkt. Gegenwärtig  ist  also  von  dem  ganzen,  über  2Vs  Millionen  qkm 
Fläche  bedeckenden  Kongostaat«  kaum  1/to  dem  Tauschhandel  eröffnet.  Alle 
gegenteiligen  Darstellungen  und  Bulletins  über  die  Handelsbeziehungen  der 
Koste  mit  dem  Innern  Zentral-Afrikas  sind  höchstens  geeignet,  Femslehende 
in  Staunen  zu  versetzen,  dürften  aber  wohl  niemals  als  Basis  kommerzieller 
Spekulationen  dienen. 

ln  Summa  ticstehen  derzeit  im  Freih&ndelzgebiete  an  83  Orlen  158 
Faktoreien.  Es  entfallen  auf  die  einzelnen  handeltreibenden  Nationalitäten: 
55  Faktoreien  an  50  verschiedenen  Plätzen  auf  Holland,  33  Faktoroien  an  25 
Plätzen  auf  England  und  die  Vereinigten  Staaten  Nord- Amerikas,  20  Fakto- 
reien an  ebeuao  vielen  PläUen  auf  Frankreich,  41  Faktoreien  an  31  PläUen 
auf  Portugal,  2 Faktoreien  an  ebenso  vielen  Plätzen  auf  Spanien,  6 Fakto- 
reien an  6 Plätzen  auf  Deutschland  und  1 Faktorei  auf  Brasilien.  Das  ge- 
lammte im  Freibandelsgebist  der  Kongoküste  zu  Handelsxwecken  investirtc 
Kapital  läßt  sich  auf  55  bis  60  Millionen  Francs  schätzen.  Der  gesummte 
Handel  ist  noch  primitiver  Tauschhandel,  in  welchem  die  Eingeborenen  die 
Naturprodukte  des  Landes  in  den  Faktoreien  gegen  europäische  Industrie- 
artikel  und  GenufsmiUel  umtauseben.  Der  Tauschhandel  am  Kongo  ge- 
schieht fast  ausschließlich  in  den  Faktoreien,  und  zwar  haar  jjegen  baar; 
das  in  Über-Guinea  am  Kamerunflusse  und  am  Gabun  eingefnhrte  Trust 
systom  bat  am  Kongo  keine  Geltung.  Dlo  nach  den  europäischen  Handel»  ■ 
faktoreien  von  den  Eingeborenen  zu  Markte  gebrachten  Tauschobjekte  sind 
hauptsächlich  Naturprodukte  aus  dem  Thier-  und  Pflanzenreich , mineralische 
Produkte  werden  nur  im  Süden  des  Kongo  in  aeonenswertben  Mengen  zu 
Markte  gebracht.  Was  nun  zunächst  den  Elfenbeinreicbthum  de*  Kongo- 
gebietes an  laugt,  über  den  bekanntlich  Stanley  und  die  Agenten  der  Asso- 
ziation verblüffende  Bulletins  in  die  Welt  sandten,  so  macht  Chavanne 
darauf  aufmerknam,  dafs  es  nur  eines  flüchtigen  Blickes  in  die  Kxportliste 
der  im  Freibaadelsgefciet  ansäasigen  Handelshäuser  bedarf,  um  sich  de«  Ge- 
genteil* tu  versichern.  Die  viel  gehetzten  Elefanten  weichen  von  Jahr 
zu  Jahr  immer  weiter  nach  den  undurchdringlichen  Walddickichten  des 
südlichen  Kongobeckeus  und  des  Mayömbelandes  zurück,  sodaf*  am  Kongo 
der  Elefant  erst  östlich  vom  Mpozoflusse  und  auf  der  Wasserscheide  zwischen 
Kullu  und  dem  Kongobecken  angetroffen  wird.  Auch  im  Innern,  am  Mittel- 
läufe des  Kongo,  giebt  ca  keine  aufge&peirherten  Elfenbeinscbätzr.  Was 
vorhanden  ist,  wird  nur  mit  Widerstreben  dom  dringenden  Zwischenhändler 
zur  Verwerthung  an  der  Küste  überlassen.  Von  10  aus  dem  Innern  kom- 
menden Karawanen  Laben  7 bis  8 sicherlich  nie  einen  einzigen  Elefantim- 
zalin  bei  sich.  Trotz  aller  Anstrengungen  der  Assoziation  vermochte  diese 
aus  dem  ganzen,  ihr  bis  zum  heutigen  Tage  zugänglichen  Gebiet«  des  Kongo- 
beckens  im  Laufe  von  6 Jahren  keine  50  t Elfenbein  berausiuacbaffen,  ob- 
wohl zu  Leopoldville,  am  Äquator,  in  Vivi  und  Mboma  Handelsagenten  spe- 
ziell damit  beauftragt  waren,  Jagd  nach  diesem  Produkt  zu  machen. 

Der  Schwerpunkt  des  Handel»  im  Kongo^ebiete  liegt  in  den  vegetabi- 
lischen Handelsprodukten , und  unter  dieseo  ist  es  vorzüglich  dio  Olpalme 
(Elaois  Guineen*i»),  auf  deren  Erzeugnissen  (Palmöl  und  P&lmkerne)  in  Ge- 
meinschaft mit  der  Erdnuß  (Armchis  bypogaea)  die  Basis  und  die  Möglichkeit 
erfolgreichen  Tauschhandels  beruht.  Der  Aufschwung  des  Handels  wird 
einzig  und  allein  von  der  Stcigerungsfabigkeit  der  Massenproduktion  dieser 
Artikel  abhangen.  Ohne  Übertreibung  darf  hier  der  Angelpunkt  für  jeden 
gedeihlichen  Fortschritt  im  Kongogebieto  gesucht  werden.  Die  Zukunft  de» 
Handels  im  Kongogebiete  ist  überhaupt  eng  an  die  Bewirtschaftung  des 
Boilens  gebunden.  Andere  Produkte,  welche  noch  steigerungsfähig  genannt 
werden  müssen,  sind  Sesam,  Ricinus,  Farbbölxer  und  Färbeflechte  (Orweillo). 

Als  ein  dem  Elfenbein  an  Werth  zunächst  stehendes,  aber  vegetabilisches 
Produkt  bildet  im  Kongogebiel  der  Kautschuk  einen  hervorragenden  Artikel 
de«  Tauschhandels  mit  den  Eingeborenen.  Da  die  das  Produkt  spendende 
Pflanze  kein  Baum  wie  in  Süd-Amerika,  sondern  eine  Liane  (Landoiphia  sp.) 
ist,  so  bleibt  ihr  Vorkommen  an  die  von  Waidstrafsen  gebildeten  Galerie- 
wälder der  großen  Nebenflüsse  des  Kongo  und  an  das  üppige  Wablland 
May  ömbe  gebunden.  Im  Latcritgebietc  des  Kongouuterlaufes  und  der  ganzen 
Kalaraktregion  bis  Stanleypool  wird  kein  Kautschuk  gewonnen.  Bei  dem 
von  den  Eingeborenen  befolgten  schonungslosen  Raubsvstem  in  der  Gewinnung 
des  Kautschuks,  welche  sich  nicht  darauf  beschränkt,  den  klebrigen,  milchigen 
Saft  der  Liane  durch  Einschnitte  za  gewinnen,  sondern  die  Liane  zerstört, 
und  bei  dem  Umstande,  dafs  reines  Produkt  »ehr  selten  ist,  da  der  Neger 
sehr  bald  die  Vortbetle  der  Verunreinigung  und  Verfälschung  erfaßt  bat, 
droht  der  jetzt  schon  geringfügige  Ertrag  noch  zn  sinken,  wenn  es  dem 
Europäer  nicht  gelingt,  eine  rationelle  Gewinnungiweis«  bei  den  Eingeborenen 
einzuführen.  Für  dio  nächste  Zeit  erachtet  Cbavanne  auch  dieses  wert h volle 
Produkt  nicht  als  mögliche  Basis  kommerzieller  Unternehmungen. 

Ein  anderes,  bisher  noch  sehr  wenig  verwertbetes  Produkt  sind  die  in 
der  Textil-  und  Papierindustrie  verwertbaren  Pflanzenfasern,  von  denen  nur 
die  Bastfaser  der  ßaohabrinde  (Adansonia  digitale)  in  den  Faktoreien  dar 
südlichen  Freibandeßküate  gesammelt  wird,  während  die  Fasern  der  Asctepia, 
Ananas,  Phoenix  spinosa  usw.  noch  gänzlich  unbeachtet  bleiben. 

Von  tropischen  Nährstoffen  wird  nur  im  Süden  Kaffee  (coffea  libcrica) 
in  nennenswerten  Mengen  gewonnen,  während  im  ührigen  Gebiete  bi«  zur 
Stunde  kein  einziger  Versuch  mit  dem  Anbau  dieser  Pflanze  gemacht  wurde. 
Der  wilde  Baumwolistrauch  (Gotsypiuui  arboreum)  liefert  geringwertiges,  für 
den  Tauschhandel  gar  nicht  in  Betracht  kommendes  Material.  Werhhülxet 


Nr.  24. 


1887. 


380 

EXPORT,  Organ  des  Centraivereina  für  Handelsgeograpfaio  etc. 


und  Hauhol/  sind  s<»  gering  im  Lande  vertreten,  dafs  das  znm  Bau  europäi- 
scher Faktoreien  nothwendice  Holt  von  Amerika  oder  Europa  eingeführt 
wird!  Dafa  «twr  Werkhöher  ira  ganzen  Kongogebiet  iberbaupt  nicht  vor- 
kummett,  oll)  Chat  au  ne  aus  dem  Grumte  nicht  behaupten,  weit  bin  honte 
hiebt#  für  die  Durchforschung  des  Lande«  geschehen  ist.  Aus  demselben 
Oitmde  lälst  sich  atich  über  den  Mineralretfhlhtun  des  Landes  ein  l'rtbeil  nicht 
ahgebcu,  weil  sich  Mb  jetzt  nur  nach  weisen  lüfst,  dafs  Erze  und  Edelsteine 
gegenwärtig  bei  den  Eingeborenen  nicht  ah  Handels*  oder  Tausch  mittel  ln  I 
Betracht  kommen.  Die  wenigen  durch  Tagebau  Ausgebeuteten  Eisenerz-  und 
Kupfererz-  (Malachit-)  Lager  werden  ernstlich  geheim  gehalten  und  liefern 
kaum  die  zur  Herstellung  der  Waffen  der  Eingeborenen  nöthigen  Menge«. 

Dieser  für  ein  Tropengebiet  nicht  allzugroftcn  Zahl  von  Naturprodukten 
stehen  uun  als  europäische  Einfuhrwaareu  50  bis  60  Artikel  gegen- 
über, unter  denen  Feuersteingewehre,  Schiefspolrer,  Kattun  und 
Branntwein  einen  Masscnabsatz  erzielen.  Alte  Gewehre  verschiedener 
Modelle  mit  Feuersteinschlüs.M'nu  versehen  und  urogcartwitet,  in  neuerer  Zeit 
Perkusoloiugewehre  (Vorderlader)  liefern  hauptsächlich  Lüttich  in  Belgien 
und  Tülle  In  Frankreich.  Nahezu  7s  der  geflammten  Einfuhr  europäischer 
Tauscbortikel  bildet  das  Pulver,  welches,  vorwiegend  deutscher  Provenienz, 
aus  Hamburg  nach  dem  Freihandel  »gebiet  iiaportirt  wird  und  hier  in  Fäfs- 
chen  zu  3,  4,  6 und  7 engl.  Pfund  in  den  Handel  kommt.  Der  gvufee 
Konsum  von  Pulver  (der  Qualität  nach  schlechte  Auwwhufsw&are)  erklärt 
sich  aus  der  im  ganzen  Kongogebiet  verbreiteten  Landes-  und  Volkttltte, 
alle  außergewöhnlichen  Ereignisse,  Geburt  und  Tod  resp.  Begväbnifs  durch 
Gewehrsdveu  zu  feiern,  deren  Zahl  von  der  Würde  und  dem  Rang*  des 
verstorbenen  ludividuums  abhängt.  Die  Kottune  spielen  als  Wertheinheiten 
die  erste  Rolle.  In  bedeutenden  Mengen  wird  der  unter  dem  Namen  White* 
hast  bekannte,  weifte  ungebleichte  Kattun  konsumirt,  ein  wahres  Spinn* 
gewehe,  da«  nur  durch  seine  St&rkeiinprägnining  die  Augen  de*  Negers  zu 
täuschen  vermag.  Schl  .stark  begehrt  in  einzelnen  Landstrichen  i#t  auch  ein 
sehr  roher,  fadenscheiniger  blauer  und  rother  Flanell.  Dunkelblauer  Knttun 
ist  als  Traaergtwand  und  Mltgabe  für  die  Verstorbenen  beliebt:  ebeaw  be- 
gehrt sind  grofsmusierige,  buntfarbige  Sacktücher  und  bunttiemustertc  bäum* 
wollene  Bettdecken.  Bei  den  Stämmen  des  Innern  sind  ordinäre  Halb- 
«ammtc  als  Heirathsgabe  liezw.  Kaufpreis  einer  Frau  sehr  gesucht.  Mehr 
als  G5*/o  aller  in  da*  Freihandelsgebiet  eiugefübrtcn  Manufakturwaaren  sind 
bis  jetxt  englischer  Proveuienz- 

Weitere  20°/o  des  Gcvammtimports  im  Frcibandrlsgeblet  nehmen  die 
Terachiedeaeo  Forten  von  Spirituosen  ein,  9 &m  tätlich  von  allerbedenkliclnter 
(Qualität  und  Verdünnung.  DitflCO  4 nanptartikeln  des  Imports  schließen 
sich  an  (ilnswaarrn  (in  erster  Linie  Peilen),  Messingdraht  und  Messing* 
waaren,  Kupfcrdrabt.  Eisenwaareu,  Topfwaaren,  Quineailierieartlkel,  echte  Ko- 
rallen usw.,  endlich  Steinsalz.  Von  Kisenwnarcn  sind  die  gangbarsten 
Artikel  Machete*  (5  bis  6 cm  breite,  oben  geschweifte  Messer  zum  Ausroden), 
Tischmcsaer,  Beile,  gufseiserue  Töpfe,  eiserne  l’fanueu,  Bleekkuffel  billigster 
Sorte  (das  Dutzend  50  Centime«  loco  Küvte),  Blcclipfanneu,  Angeln,  Nadeln, 
Schceren,  endlich  als  Verzierungen  der  Prinzen-  und  Königsstabc  gelbe  Ta- 
peziernägel.  Von  sonstigen  Metall  waaren  sind  noch  zu  erwähnen  Zinnteller, 
Vemiogtcbasseln  und  Mcssingplatlen  Spielsachen,  Spiegclchen,  Mundhar- 
monikas, Schellen  usw.  finden  »tcUt  guten  Abtalx;  dasselbe  gilt  von  Regen* 
und  schreiend  gemusterten  Sonnenschirmen,  Filzhüten,  Strohhüten  und  end- 
lich alten  Livreen  jeder  Kategorie.  Steinsalz  wird  in  profsen  Mengen  ein- 
g «; tauscht,  da  deui  Lande  selbft  Salz  fehlt  und  das  iu  einigen  Gegenden  aus 
salzhaltigen  Sumpfpflanzen  durch  AuHlaugen  gewonnene  Produkt  ijuantitativ 
uud  «icalitativ  kaum  nennen «wertli  ist.  So  sehr  nun  die  aktuellen  Handels- 
Verhältnisse  im  Preikandclsgcbioto  zu  einer  räumlichen  Erweiterung  des  Aus* 
beutungsgebicts  drängen,  so  zahlreich  sind  auch  die  Hindernisse,  die  sich 
derselben  entgegen«tellen.  Von  einer  Benutzung  des  billigen  Wasserweges 
ist  angesichts  der  240  km  in  der  Luftlinie  breiten  Kataraktrrgion  des  Kongo 
keine  Rede;  als  einzig  überbleibende«  Auskunftsmittel,  diese  Hindernisse 
zu  hexttzeli,  ergab  sich  der  Bau  einer  Eisenbahnlinie,  welche  Stanleypool  mit 
dem  für  Segelschiffe  fahrbaren  Unterlauf  des  Stromes  verbinden  sollte.  Nach 
dem  Stande  der  Eisenbabntecbnik  unserer  Tage  sind  die  Schwierigkeiten 
des  Terrain*  zweifelsohne  zu  besiegen,  und  zwar  ohne  aufserordcnllicbe 
technische  Probleme  lösen  zu  müssen.  Daß  indessen  die  fertig  gestellte  Bahn- 
linie nur  auf  Grundlage  einer  viel  intensiveren  Bowirthscbaftung  de«  Bodens 
rentabel  sein  würde,  ist  an  der  Hand  der  z.  Z.  exportirten  und  importirten 
Mengen  unschwer  nachzuweisen-  Dafs  Bodenkultur  die  Baals  jedes  gedeih- 
lichen Aufschwung*  des  Handels  im  Kongogebiete  ist,  dafür  liefert  das  be- 
redteste Zeuguifs  die  dem  Fr<-ihande!*gcbirte  benachbarte  portugiesische 
Kolonie  Angola,  deren  Aufschwung  auf  das  Innigste  mit  dem  Beginn«  der 
Kaffee-,  Zuckerrohr-,  Mais-  und  Reiskultur  verknüpft  ist.  Aufgabe  und  zwar 
die  dringendste  de«  neuen  Sfaatswcsen»  am  Kongo  ist  e«  daher,  die  Erfor- 
schung des  Landes  in  dieser  Richtung  zu  fördern  und  jedes  Unternehmen  zn 
stützen,  das  auf  Grundlage  der  Resultate  der  Forschung  au  die  kulturelle 
Eroberung  de«  I*ande*  geht. 

Dies  sind  im  wesentlichen  die  Resultat«  der  ChavanneVhca  For- 
schungen, denen  in  einem  Anhänge  zahlreich«,  tod  gründlichster  wisacnachaft- 
licber  Üntor*uchung  zeugende  Tabellen  über  astronomische  Positionsbestimmun- 
gen, barometrische  und  trigonometrische  Höhenmessungen,  meteorologische 
Beobachtungen  und  Bevölkerungsstatistik  beigegeben  sind. 

El  erübrigt  uns  noch  ein  Wort  über  die  Ausstattung  des  Werkes,  die  dem 
Verfasser  und  der  Verlagshandhing  gleiche  Ehre  macht.  Die  beiden  Karten, 
den  unteren  Lauf  des  Kongo  und  das  Gebiet  zwischen  Nokki  und  Kizulu 
darstellend,  sind  Musterwerke  kartographischer  Teehuik , die  Abbildungeu 
sauber  und  instruktiv,  da*  Papier  vorzüglich  und  der  Druck  schön:  da«  ganze 
Werk  eine  werthvolle  Bereicherung  der  in  mehr  als  einer  Beziehung  heute 
unendlich  wichtigen  KongoliUer&tur. 


Briefkasten. 

— Die  Besch ränkungen.  weichender  Parketverkehr  mit  Portugal 
auf  dem  Wege  über  Frankreich  Spanien  in  Folgo  von  QuaraotännnaCsregoIu 
bisher  unterlegen  hat,  sind  nunmehr  gänzlich  aufgehobeu.  Es  können  daher 
von  jetzt  ah  außer  den  Verein*- PoBtpftcketel)  hi«  3 kg  auch  sonstige  Packet« 
mit  und  ohne  Werthangube  nach  Portugal  über  Frankreich  versandt  werden. 

— Der  KaiMr  von  Bmulicii,  Dom  Pedro  II,  gedenkt  «ich  am  24.  Juni 
Dach  Europa  einzuHChiffen.  Der  Monarch  leidet  am  Diabetes  mel.  (Zucker* 
krank Ueit)  und  beabsichtigt  datier  einen  längeren  Aufenthalt  in  Karlsbad 
zu  nehmen. 

Herr  A.  II.  Einer,  früher  Prokurist  der  „Deutschen  Bank”,  itentellee 
welcher  im  v.  J.  im  Aufträge  eines  Deutschen  Ronkkonsortiums  in  China  war, 

I und  dessen  Vortrag  über  die  cbmcfti»chc  Anleihe  wir  in  Nr.  17  des  Blatte* 

[ veröffentlicht  haben,  ist  Direktor  der  „Leipziger  Bank*  geworden.  Herr 
A.  n.  Einer  ist  langjähriges  Mitglied  des  „Ccntralmcln*  für  TlsndcU- 
geograpbic  cte.*. 

— Herr  ILO.Lgbidtai,  Himburg,  meldet:  Dir  Ht»baii|.Sü4iiMiauU<h>  Po«*- 
dampfar  „Prroamt-uco“.  Kapl.  L.  Scherf«.  bot  riii  kkkchreiMl  am  .V.  Jaul  Murgene  Klo  Vit r nt« 
pa.nirt.  „CotrlmiM*,  Kept.  J.  Potvbmaoa,  m am  V Juni  M acbiulltagt  von  Kahla  direkt 
ecb  Harahcrg  el^rgangm.  „OMlorro*,  Kapt  P.  II.  Preynr,  »t»  an^ahsed  am  t Jent  VnraMt- 
t*t»  tu  Mcela'likto  ani;ekommea-  „Muntavldv.“.  Kaj.l  J.  Black »aJilo,  hat  ausgehend  mm  fl.  Juni 
€ Ukr  Abend«  Ifcn«  pt-iiirL  „Seuiu*'',  Kap*.  C.  Hole,  hat  ausgehend  am  7.  Jaul  T Uli« 
Morgan»  Dover  pesvlrl. 

— Du  Bpedfltanehau«  Aanit  Bla  men  OisJ- II  am  bars  hsrtabla*  an«  folgend«  Dampfar 
uad  Begier-Abfahrt««  von  Ham  barg  nseh  europäischen  and  übaraaaiar-liaa  Plitaaa: 

■)  Dampfar  hl  ff*. 

Afrika  («ädaaatkQal«)  via  Madeira,  CAnariseh«  Ineelu,  Oar4a.  A«*m,  Lago«  u»a.  bla  Luanda 
lakl,  l’oalduapfar  ,, Adolph  Woarmaun".  Kar*.  UelatrU,  deutsch.  M.  Juni. 

Afrika  (Waatkii»*a)  via  Madetra,  Gort«  ua«.  Poatdampfar  „Carl  Wilff— **,  Kapl.  Ilapfar, 
deutu-h,  IS.  Junl. 

Kapaudt  ua«.  (»La  Madeira)  alla  3«  Tag«,  uwlut  Dampf«*  „Tartar*,  «agllach,  34.  Juni 
l'rnaaic.  Btnjrepore.  Hongkong  uad  Japan  („Klnfsin-Uniar')  Dampfar  .Olympia“.  darnach. 
SU.  Juul,  Dampfer  „Hupen»“,  drutaeh,  1U.  Juli,  Dampfar  „Kianra“,  druueh,  SU.  Juli, 
Dampfar  „Nintia**,  «autark,  3U.  Antrstt,  Dampfar  „’pblprala**,  daotath,  10  Saptemhar. 
Dampfer  „t.ydia*.  dauUcb.  30.  Saptaiahrr. 

SlNfapoc«,  llougkoni!  uud  Jaj.au  »La  Damian  {flhira-LtnirJ  Dampfer  „Brar*»ab!reM,  «aglia«  b. 

lh.  Juul. 

Siugapnra,  llonck-mg,  Yokohama  nrntl  Hiop  (direkt)  (UuIub  Llala)  Dampfer  „«»rrra",  n«r- 
w«rU.  |i,  su.  Jaul. 

Kiu|tpnA  Haaflnnf,  8rlaa|lii,  Yulubtna,  Hiop»  und  Hipuall  (*U  fort  ftatd,  Bart,  Adln 

uad  Columh*  nh  Brrinvn)  l'uitdampfrv  „Balcru“.  davferb,  31.  Juni. 

Valpualto.  Banta  Aituaa  (Mag.  Btr  ).  Corial,  Taleabuauo,  Coq«lmbc>,  Aatofagarta.  Iqulqur. 
An«.  Mollau do,  Callao,  fajta  und  Quapagutl  (rta  Autverpon)  Dampfer  „Virgil“,  dautarh, 
1.»  Juni. 

Muntavldm,  Burnus  Aires.  Roaariu  und  Sau  Klculaa  fvi*  Madeira)  Poatdampfer  „Tljuta". 
Ki|.t-  Saiubarlich.  drnueb.  30.  Juni,  Poitdaaajifer  „rernaal.uto“,  Kapt  Scharfe,  druntb, 
1.  Joli,  l'oatdampfer  „Comrator*,  KapL  FuMhmaon.  deoureb,  10.  Jnli. 

BabU,  Kln  da  Jansir»,  Ki»  Fnmrlaco  und  Santo#  (»in  Liatabnu)  PoaUlampfav  „Valpuraa*»“, 
Kapl.  KiadaJ,  dautath,  IL  Jan«. 

Parnamboro , Ki«  da  Jaualra  uud  Santa«  (via  LUaihan)  ro«tdamp(«t  Jluruoa  Alraa“,  Kapt 

I. -j'wa,  dancack,  B.  Juni 

Bahia,  Rio  da  JiMiru  uud  &autoa  (>ia  LäMabuu)  Puatdampfar  „Campiaaa“ , Kapt.  Birrh, 
dei.in  li,  4.  Juli. 

Catva,  Maranham  and  Para  fvla  Harrt)  Dampfer  „C.emant“,  Kap*.  Baritj,  «ngliirh,  17  Jaul. 
Ww  Indira  rla  Harr«  (St,  Thomaa.  Vonanala,  Haiti)  (am  fl.  und  31.  auch  nach  Puorto- 
PlaU)  an  fl.,  31.  und  34.  jadan  Manau,  auolrhit  Puntdampfer  „Alblngia",  Kapc 
Länderer,  damlarh,  31.  Juul,  Pueidaapfa«  „Saanaia",  KapL  Bauar.  deuueb,  *4-  Janl. 
Manie«  (via  Havt«),  Varaerna,  Tamplr«  and  Propraio  am  3.  Jadan  Monat«  auulrbit  ri« 
entar  Inr  l'uctdampltr  »TB  3.  Jali. 

Kau  York  (via  llavra)  l'oatilampJer  „llammunia'1,  deutsch,  IZ  Juul,  Puatdampfar  ^Kbaatia“. 
dautarb,  >il.  Juni,  Puiidampfer  .Bobrnil»“,  dautarb,  3.  Juli.  Pvatdaiupfer  „Qtllurt“  (dk- 
rakt),  deuixb,  fl.  Juli,  P.'iLdamjifcr  „Suavla*1  (via  Havtr),  drutarb,  1U.  Jnli,  Cnkao- 
Dampfar  ..folarta-,  Kapt.  Stbada,  deuueh.  II.  Jnal,  thunpfer  ..isorrento-,  KapL  M«l’.ar, 
daotach,  73.  Jnal.  [taaapfar  „MarMla“,  Kapt.  Maaf»,  dratnrb,  D.  Juni. 

Quabr«  und  Muntraal  (v|a  Anluerpaa)  roatiiampfer  „K«hr«i»(lar*',  KapL  Splkrdt,  dnaXch 

II.  Jaul. 

b)  Beat lae kiff a. 

Manila  „1'arJAr“,  Kap4.  Oltmann,  dvutarh,  pmmpl. 

Melbt.unu  Wbarf  „Adolph“  (»on  Kfeaa),  Kap*.  Brandt,  druiarb,  prompt.  „Arcona“,  dautack, 
Eoda  Juni- 

Bjdnajf  und  «iroL  Kencaatlc  (NSW)  „Llvkajatc-on“  Kapt.  Aamna,  dautarb,  Enda  Juli. 
Duordla  Wbarf  »Avtrea*  (vron  Blaen),  dvutarb,  Ksda  JuuL 
Port  Darwin  „VVilInwMr.k*  (»an  Binra),  Kapt.  Haaduraon.  anpHncb,  ?J,  JunL 
HdlUae  „K.iramo*’,  Kapt.  Kurls«,  uurwsglsck.  Au  lau«  J-Il. 

Sas  Pranclsra  „Jamu  (von  Klssn),  Kapt.  Hupb»*,  anplUch,  prompt. 

I (luajrmaa,  MaistUn  and  San  Bla«  »la  Bnnl «au«  „Pa^ulta“  (vua  Klsea).  Kapt.  Haaav« 
deutsch,  prompt,  .,1‘jrmont-,  Kapt.  Jörpsusan,  dsulseb,  füllend. 

Weatkflits  Zrntral-Amenka«  (nvsatl.  vl*  Haifa  odtr  Bordraua)  .^«dsv*'  Kapt.  Ävarrvr, 
dänisch,  fiitfend. 

ruvinlo  direkt  „lugmar*,  Kspt.  Jcrjceoien,  diniech,  prompt 
Ouaysqail  direkt  „AUlanta“,  Kspt.  Denker,  dänisch,  prompt 

Valpanivo  (Kupednton  4«  Hsrro  P.  Lssla)  „Prompt“  (von  Klsea),  deutsch,  prompt,  „Plnv“ 
(v«n  Kivsn),  Kapt  Sisiuekc,  deutsch,  folgend. 

Rosario  (direkt)  „Amor“,  Kapt.  Srrndats,  norwegisch,  Isdal,  „Um»v»l“  Kspt  Daviss,  »ng 

liech,  ladac. 

Montavlde»  and  itsurlo  „Lavsnt“,  Kapt  Gjeveen,  nsrwa^ach,  aenalfarUfl. 

Uuauus  Atr*s  (Risrhuslo)  „Csnsr  v»o  Castle''  (ton  Elsen),  Kap*.  Utlfflth,  ea^lkscb,  ladet, 
„ttla  Smllb  Plmip“,  Kapt  Otmtmdaan,  uorvteg-lich,  vcgeMentr. 

Hin  t.randa  und  Porto  Ale«»«  ,.Zeu«".  Kapl.  Grabe,  deutsch,  ladet,  „Wvitlnif“,  Kapt  Pi>4*- 
»y.L,  bolliniUscb,  prompt. 

Saot««  „Adler“.  Kapt  Steenkf*,  dsnUob,  «ejrlfertifl,  „AeuJopa“,  Kapt  l'etan,  danticb, 
prompt,  „Hinrieb“,  Kapt  Kag«4,  deutteb.  lad«*. 

Klo  de  Janeiro  „Hieronymus-,  Kapt  Ohle,  deotacb.  lodet  -Allsmeonla“,  Kapt  Welken, 
deutsch,  prompt,  „BeetAeveo“,  Kapt.  Hamen,  dautarb,  ladet 
Bahia  „Asel“.  Kapt  Wnbteo,  dentech,  prompt. 

Pernamburn  „Espadit“,  Kapt.  Rueiad,  norasgiach,  prompt. 

Clsdad  BoHver  „DeAa  Zoyla",  Kapt  Brbacbt  deoueh.  prompt 
La  i.ueyra  und  Koert«  CabelJo  „Lague“,  Kap-.,  Rttuner,  daotscb,  prvmpi. 

La  tiuayra,  und  Maracaibo  „Otto“,  Kspt.  Arie«,  dantsrb,  prompt 
La  Geayra  „lohanns“  Kapt.  Jvenen,  diniecb  fnlyvnd- 

l'aort»  Cshall»  direkt  uad  Cartbapana  J)ob  Del««*,  Kapt  Wanke,  deutsch,  icUeniiu. 
Punrto  Cahello  direkt  und  Maracaibo  „Cake",  Kapt.  Kraulen,  bullaudleeb,  tefalfenif,  „Adelt“, 
Kapt  llaliaen,  dautsrh,  prompt. 

Marataib j direkt  „Thereje*,  Kapt.  *««ta*n,  dmiUrh,  eebleuaigat 
Cnrn*ao  nud  Maracaibo  „Alhcvrhr-,  Kspt  Heb a pp,  dsoHeb,  prompt 
Verarm«  ^OssnymplH“,  Kspt  Jvusra,  deutsch,  prompt 
Näheres  Vet  Aagaet  Blamaalhil. 


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1887. 


881 

EXPORT,  Organ  des  Centr&lverains  für  Haudelagsographie  etc. 


Nr.  24. 


Deutsche  Kxportbauk. 

Flr  Telqcrsmme : Ksp«rtbuk,  Berlin. 

Abteilung . Exportbyrea.il. 

Berlin  S.W.,  Koebstrnfs»  27. 

{Brief*,  Parkst»,  unr.  na«,  sind  nur  alt  dieser  Adrsise  an  tOMbta) 

All  Trrcli»»*  Ar  41*  l*IMen*gat*iUa  )«4m  nl  flWfrs  L.  L «iagtnlrAI«*  *f«rW  lat  *»r- 
•riAta  na  4m  itm  )k*u««lsi(rrliri(  4 st  L I.  »lebt  u«*ä4rlft«*  Firma  I Marl  (I*  4**1kSm 
lrttf»trt«i|  Irlnlim  N 4l*a»«at*a  4m  L-L  **r4«a  41*  »K  4m  ItflrisrtM  ('«eil** 
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331.  Bin  bestens  empfohlenes  Agentur-  and  Komminionsgrschäft  in 
Kopenhagen  wünscht  Vertretungen  leistungsfähiger  Fabrikanten  in  folgenden 
Branchen  tu  übernehmen:  Stab-  and  Bandeisen,  Eisen-  und  Kesselbleche, 
Stahl  aller  Arten,  emaillirte  und  verzinnte  Btecbwuren,  Kasserollen,  Kessel, 
Kisendraht,  Drahtstifte,  Ketten,  Scilerwaaren,  Messel,  Schmirgel-  und  Sand- 
papier, Schlösser,  Zink  und  andere  Artikel  für  Metall-  und  Eisenbändler, 
sowie  Galanteriewaaren.  Offerten  erbeten  unter  L.  L.  302  an  die  E.-B. 

332.  Wir  haben  aus  Brasilien  Nachfrage  nach  raffinirtcra  Rüböl,  feinem 
Speiseöl,  Harzöl  (geeignet  zur  Anfertigung  ton  Wagenschmiere  mittelst 
Kalk).  Harzöl  (zur  Bereitung  von  Uanölfarben,  Farben  und  Laekon  für  Haus- 
und  Zimmermalerei),  Leuchtfarbe  usw.  Bei  Einreichung  von  Offerten  für 
llarzöl  ist  gleichzeitig  eine  Beschreibung  der  Herstellung  beizufügen.  Offer- 
ten erbeten  unter  L.  L.  303  an  die  E.-B. 

333.  Spiritusbrennereien  und  Getreidehefenfabriken,  welche  geneigt 
sind,  ein  für  don  Export  nach  Brasilien  geeignetes  Produkt  hcrzusfellen, 
ersuchen  wir  um  Einreichung  ihrer  Offerten  unter  L.  L.  304  an  die  K.-R. 

334.  Ein  zuverlässiger  und  tüchtiger  Agent  ln  Marseille,  wünscht 
Agenturen  für  China-Seide,  Stickereien  und  ähnliche  Artikel  zu  übernehmen. 
Offerten  erbeten  unter  L.  L.  305  an  die  K.-B. 

335.  Eine  gebildete  junge  Deutsche,  welche  io  der  englischen  Sprache 
bewandert  und  bisher  in  der  Leder* aarenbranebe  als  Verkäuferin  tb&tig  ge- 
wesen ist,  sucht  eine  ähnliche  Stellung  im  Auslande.  Anfragen  unter  L.  L. 
306  an  die  K.-B. 

336.  Ein  renommirtes  Amsterdamer  Agenturgeschäft  sucht  die  Vor- 
tretung  von  leistungsfähigen  Crefeldor  Fabrikanten  von  Seide,  Sammet  and 
Plüsch.  Genannte  Artikel  sind  für  den  Export  und  harne  trade  aufserordent- 
licb  stark  gefragt.  Offerten  erbeten  unter  L.  L.  307  an  di*  K.-B. 

337.  Von  unserem  Korrespondenten  in  RI  Paso  (Texas),  Nachbarstadt 
von  Paso  del  Norle  (Mexico)  erhalten  wir  folgende  Mittheilungen,  welche  für 
deutsche  Exporteure  von  Wichtigkeit  sein  dürften: 

»In  Betreff  von  Sendungen  nach  Paso  de!  Norte  (Mexico)  sind  folgende 
Kegeln  zu  beobachten:  „Waaren,  welche  nach  Mexico  verschifft  werden  und 
welche  »in  Transit“  die  Vereinigten  Staaten  possiren,  müssen  von  einer  consular 
invoice  des  american  conaul  begleitet  Rein,  in  weicher  zu  bemerken  ist 
„goods  to  paas  Ihe  (L  S.  in  tranait  destined  for  Paso  de!  Norte  Mexico.“ 
Eine  mexikanische  Konsulats- Faktura  sollte  nie  dort  ausgemacht  werden, 
da  ich  dies  besser  und  sicherer  in  Ei  Paso  besorgen  kann. 

.Indessen  sollten  Absender  stets  eine  peinlich  genaue  Liste  der 
verschifften  Waaren  au  mich  einseaden  und  zwar  Brutto-,  Netto*  und  Legal- 
Gewicht  der  verschiedenen  Artikel,  Art  der  Materie,  MaaTse  usw.,  damit  die 
Importation  keinen  Verzug  erleidet.“ 

33S.  Leistungsfähige  Möbelfabrikanten,  welche  sich  für  den  Export  von 
Uolimöbeln  nach  Mexico  interessiren,  ersuchen  wir  um  Einsendung  ihrer 
Kataloge  nebst  Preislisten  unter  L.  L.  3U8  au  die  E.-B. 

333.  Ein  ausländisches  Iinportliaus  reflektirt  auf  gTÖfsero  Lieferungen 
von  grünen  Gläsern  für  Konserven,  in  Form  solcher  der  bekannten  Morton  - 
sehen  Fabrik  in  London.  Fabrikanten  belieben  ihre  Offerten  franko  Hamburg 
oder  Antwerpen  zu  stsllen  und  unter  L.  L.  309  an  die  ft- B.  eituuaendeti. 

340.  Hcnomroirte  Firmen,  welche  Maschinen  zum  Verfertigen  von 
Fässern  (Ul Kasern)  liefern,  ersuchen  wir  um  Einsendung  ihrer  Adressen 
unter  L.  L.  310  an  die  B.-B. 

341.  Gewünscht  wird  die  Verbindung  mit  einer  leistungsfähigen  Finna, 
welche  Maschinen  zum  Exlrahiren  von  ätherischen  Ölen  liefert.  Offerten  er- 
beten unter  L.  L 31 1 an  die  E.-B. 

342.  Gesucht  wird  die  Verbindung  mit  einer  leistungsfähigen  belgischen 
Fabrik  von  Weifiblechen.  Offerten  erbt-leu  unter  L.  L.  312  an  die  E.-B. 

348.  Eine  sehr  bedeutende  deutsche  Fabrik  von  Buch-  und  Steindnick- 
farben,  Waluuimaase  und  Firnissen,  welche  bUher  ihre  Fabrikate  mit  Erfolg 
exportirt  bat,  wünscht  greisere  Verbreitung  ihrer  Beziehungen  vorzugsweise 
nach  den  Vereinigten  .Staaten  von  Nord-Amerika,  Süd-Italien  usw.  Offerten 
erbeten  unter  L.  L.  313  an  die  E.-B. 

344.  Wir  haben  aus  Britisch- Indira  Nachfrage  narb  folgenden  Artikeln  : 
Portwein,  Sprit,  billiger  Brandy ; ferner  billige  Parfnmerieen  und  Seifen; 
Goldleisten,  Trikotwaaren,  belgische  und  deutsche  Thonwaaren  usw.  Offerten 
zur  Weiterbeförderung  erbeten  unter  L.  L.  314  an  die  E.-B. 

Nach  SchlufH  der  Redaktion. 

Di«  Frage  der  Subveationsdampfer  in  Reichstage  Berlin, 
13.  Juni.  In  der  vorgestrigen  Sitzung  du»  Reichstages  trat  derselbe 
in  die  Berathang  des  „Gesetzentwurfs  zur  Ergänzung  des  Gesetzes 
betr.  PostdamplachifTsverbindungen  mit  überseeischen  Ländern11  ein. 
Der  Abgeordnete  Bamberger  nahm  Veranlassung  die  Verwaltung  des 
norddeutschen  Lloyds  zu  tadeln,  weil  dieselbe  io  Antwerpen  deutsche 
Gäter,  in  Folge  Aufnahme  zahlreicher  englischer  Aus  Wanderer,  zurüclc- 
ge  wiesen  hat.  Um  in  Zukunft  die  Wahrung  der  deutschen  Interessen 
kontrolliren  und  eine  Benachtheilirung  derselben  durch  den  Lloyd 
au  Gunsten  des  Auslandes  verbindern  zu  können,  beantragte  Herr 
Bamberger  eine  statistische  Erhebung  des  Ursprungs  und  der 


Nationalität  der  durch  die  subventionirten  Dampfer  des  Lloyd  be- 
förderten Waaren  bezw.  Personen.  Dr.  Ham  in  a eher  schloLs  sich 
diesem  Anträge  an,  den  wir  als  durchaus  gerechtfertigt  anerkennen 
müssen.  Deutsche  Subveotioosdampfer  haben  in  erster  Linie  deut- 
schen Interessen  zu  dienen,  das  ist  der  Zweck  der  Subvention. 
Sofern  jene  statistischen  Erhebungen  Material  enthalten,  dessen 
Veröffentlichung  unsere  Handels-  und  Verkehrsbeziehungen  schädigt, 
ist  ihre  Publikation  zu  vermeiden.  Der  Reichstag  hat  aber  das 
Recht,  sich  zu  überzeugen,  dafs  die  Subventionen  ihrem  Zwecke 
entsprechend  verwendet  werden,  und  dag  kann  in  einer  Weise  ge- 
schehen, welche  eine  nachteilige  Verwertung  der  betreffenden 
statistischen  Materialien  ausschliefsL  — Wir  können  nicht  unter- 
lassen, unser  Bedauern  darüber  auszusprechen,  dafs  der  Abgeord- 
nete Bamberger  bei  dieser  Gelegenheit  es  verabsäumte,  Auf- 
klärung über  die  bedauernswerten  Vorgänge  an  Bord  des  Lloyd- 
dampfers „Preussen“  zu  verlangen,  deren  die  Korrespondenz  aus 
Adelaide  in  Nr.  11  unseres  Blattes  gedachte.  Solche  Vorgänge 
an  Bord  deutscher  Subventionsdampfer  schaden  dem  Ansehen  de* 
deutschen  Handels  im  Auslände  in  geradezu  unberechenbarer  Weise. 
Das  Vertrauen  auf  die  durch  das  Reich  unterstützten  Dampfer 
kann  diesfalls  nur  durch  eine  unparteiische  und  sorgfältige 
Untersuchung  hergestellt  werden,  welche  ohne  allen  Rückhalt  die 
Wahrheit  konstatirt  und  dadurch  zugleich  Veranlassung  und  Ge- 
währ zur  Vermeidung  ähnlicher  Vorkommnisse  giebt  — 

Die  Äufscrnng  des  Abgeordneten  Windhorst,  dafs  „diese 
Subvention sge. setze  vom  Staate  Aufgaben  verlangen, 
die  er  als  solcher  gar  nicht  zu  lösen  hat,*  ist  uns  unver- 
ständlich. Ober  die  Zeit,  in  welcher  der  Staat  nur  Polizei-  und 
Nachtwächterdieoste  zu  verrichten  hatte,  ist  der  heutige  Kultur- 
staat längst  hinaus.  Weshalb  soll  er  nicht  zur  Förderung  der 
Verkehrs-  und  Ilandelsinteressen  eine  Subvention  gewähren,  wie 
er  dies  doch  u.  A.  bei  den  Eisenbahnen  durch  Übernahme  von 
Zinsgarantieen  gethan  hat  und  noch  tbut?  Des  Weiterem  kann  man 
in  der  Aufgabe  oder  Abänderung  einer  Subventionsrout«,  wenn 
dieselbe  als  ihren  Zwecken  ungenügend  erkannt  worden  ist,  keinen 
verkehrspolitischen  Fehler  erblicken.  Die  Behauptung,  dafs  durch 
das  Aufgeben  der  (unrentablen)  Subventionslinie  Triest-Alexandrien 
„unsere  Beziehungen  zu  Österreich  leiden,“  wirkt  geradezu  erhei- 
ternd nnd  schliefst  jede  ernste  Erwiderung  aus,  wogegen  die  Aus- 
führungen des  Abgeordneten  Hamtnacher  zu  Gunsten  einer  von 
Genua  auslaufrudcu  Linie,  welche  fflr  Mannheim  nnd  die  anderen 
groben  westdeutschen  Plätze  eine  Wegverkfirzung  gegen  Triest 
von  370  km  ergiebt,  umsomehr  Beachtung  verdienen,  als  der 
westdeutsche  Handel  das  gröfste  Interesse  an  einer  energischen 
Ausnutzung  der  mit  deutschem  Gelde  geförderten  Gotthardbabn 
hat.  — 

Der  Petition,  welche  die  Einricbtang  einer  subventionirten 
Dampferlinie  von  Aden  nach  Zanzibar  bezweckt,  stehen  zwar  zahl- 
reiche Mitglieder  des  Reichstages  sympathisch  gegenüber,  indessen 
besteht  nach  den  uns  gewordenen  Informationen  keine  Aussicht, 
dafs  die  Petition  in  dieser  Session  noch  zur  Verhandlung  gelangt. 
Weder  die  parlamentarischen  Parteien  noch  die  Regierungsorgane 
beabsichtigen,  in  dieser  Session  die  kolonialpolitische  Frage  zum 
Gegenstände  eingehender  Erörterungen  zu  machen.  Damit  wäre 
| die  Petition  nach  den  Kegeln  deo  reichstägliehen  Geschäftsganges 
begraben  und  möfste  in  der  nächsten  Session  aufs  Neue  chigereicbt 
werden.  Zur  Sache  selbst  sei  bemerkt,  dafs  wir  hinsichtlich 
der  Noth w end igkeit  dieser  Linie  xn  durchaus  anderen 
Schlüssen  gelangen,  als  der  in  der  heutigen  Nummer  des  Blattes 
enthaltene  Leitartikel,  and  zwar  gerade  durch  die  in  demselben 
enthaltenen  Ausführungen  über  die  unausgesetzt  steigende  Bedeu- 
tung des  ostafrikaniseben  Handels  und  dem  Anthetle  Deutschlands 
an  demselben.  Selbst  wenn  man  den  ungünstigen  Fall  annimmt, 
und  sugiebt,  dafs  die  Kosten  der  beantragten  Linie  in  Folge  Man- 
gels genügender  Rimessen  aus  den  noch  wenig  erschlossenen  deut- 
schen Kolonie«!)  in  den  nächsten  Jahren  nicht  gedeckt  werden, 
so  würde  doch  die  subventionirte  Linie  den  Export  deutscher 
Artikel  dahin  sehr  fördern,  nnd  vor  allen  Dingen  dieses  Gebiet, 
— welches  nun  doch  einmal  jetzt  deutsch  ist  — mit  uus  in 
schnellere  Verbindung  bringen.  Hat  das  Reich  diese  Koloaieet) 
unter  seinen  Schulz  gestellt  uud  hat  es  durch  Aussendnng  und 
Stalionirung  ganzer  Flottenabtheilungen  in  den  ostafrikaniseben 
Gewässern  unwiderleglich  d argetbau,  dafs  es  ihm  mit  der  Behaup- 
tung der  dortigen  Kolonieen  ernst  ist,  so  ist  eine  direkt  deutsche, 
etwa  monatlich  einmal  fahrende  Dampferlinie  dahin  die  erste  Be- 
dingung einer  gedeihlichen  Entwicklung  jener  Kolonieen.  Alle  bis- 
herigen Malsregeln  würden  den  Charakter  der  bedauerlichsten 
Halbheit  tragen,  wenn  es  nicht  gelingt,  die  ostafrikanischen 
Besitzungen  in  direkte  Verbindung  mit  Deutschland  zu  bringen. 
Was  nÜtzeu  uns  Kolonieen,  die  zu  erreichen  nur  unter  erschwerten 


Nr.  24. 


382 

EXPORT,  Organ  des  Centralvereins  für  Handelsgeographie  etc. 


1887. 


Verkehrsbedingungen  möglich  ist  Die  endgültige  Stellung- 
nahme der  Regiernngsorgane  in  der  Frage  kann  ans  irgend 
welchen  politischen  Rücksichten  vertagt  werden,  aber  ach  wank  en 
kann  sie  unmöglich,  denn  nur  in  Folge  der  positiven  Mafsrcgelo 
jener  Organe  ist  überhaupt  Dentacb-Ostafrika  möglich  geworden! 
Und  ebenso  wenig  können  diejenigen  Parlamentarier  in  ihren  Ent- 
schlüssen wankend  gemacht  werden,  welche  s.  Z.  der  Kolonial- 
politik dea  Reichskanzlers  zugeatimmt  haben.  Andernfalls  würde 
es  besser  gewesen  sein,  dafs  sowohl  sie  wie  die  Reichsregierong 
die  Entwickelung  der  kolonialen  Bestrebungen  der  Privatinitiative 
überlassen  bitten.  Auch  müfsten  uns  sonst  Gegner  wie  Bam  ber- 
ge r und  dessen  Freunde  erwünschter  sein.  Eine  Kolonie  ohne  ge- 
sicherte Verbindung  mit  dem  MntterlandeÜ  Eine  solche  Idee  würde 


für  einen  Englfinder  etwas  gerade  zu  absurdes  haben,  bei  uns  rflbrt 
sie  endlose  Fragen,  ErwSgungen  und  Diskussionen  auf;  das  ist 
charakteristisch  genug.  Entweder  treibt  man  ehrliche  Kolonial- 
politik  und  gewährt  den  Kolonieen  die  unentbehrlichen  Mittel  und 
damit  die  Möglichkeit  innerhalb  einer  gewissen  Prtfungszeit  ihre 
Existenzf&higkeit  und  Existenzberechtigung  nachzuweisen,  oder  man 
meidet  von  Seiten  des  Reiches  von  vorn  herein  jedes  Eingehen  auf 
koloniale  Fragen!  Dies  werden  sich  Diejenigen  sagen  müsseo, 
welche  bisher  die  koloniale  Fra^e  gefördert  haben,  und  deshalb 
täuschen  sich  die  Gegner  wenn  sie  wähnen,  dafs  die  Reserve  der 
Regierung  und  der  Kolonialfreuode  im  Parlament  gegenüber  der 
I gedachten  Frage  eine  gewisse  Kühle  hinsichtlich  der  kolonialpoli- 
I tischen  Bestrebungen  überhaupt  andente. 


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Begier  „Adolph“  (von  Bisen)  segel  fertig 
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Segler  „Olga“  (von  Bisen)  Ende  Juni.  < 

Sydney  eventl.  Newcastle  NSW 

Segler  ..Livingstcne"  2.  Hilfte  Juli. 

Hrisbane 

Segler  „Kcrrnao“  Anfang  Juli. 

Port  Darwin 

Segler  „Wlliowbank“  (von  Eisen)  25.  Juni. 

Dnnedin  Wharf 

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Korrespondent : deuteeh,  englisch , französisch. 
Reich  illustrirter  Katalog  gratis  uud  franko. 


▲ Dampfschifffahrt  des  Oesterr.-Ungar.  Lloyd  in  Triest. 

w J w Auszug  ans  dem  Fahrplane 

Billig  für  den  Monat  Juni  1887. 

Fahrten  ab  Triest: 

Ost-Indien  nach  Hongkong  über  Brindisi,  Port  Said,  Suez,  Aden,  Bombay,  Colombo,  Penang  und 
und  China,  Siugapore,  am  18.  Juni  um  4 Ubr  Nachm.; 

wo  mit  Uebersehiflung  auf  eigene  Dampfer: 

S\ta-  Canal  jD  gurI  j^jj  Djoddab,  lfusaua,  Hodeidah  und  Suakin; 
in  Colombo  narb  Madras  und  Calcutta. 

Egypten,  Freitag  Mittags  nach  Alexandrien,  über  Brindisi  (Verbindung  mit  Port  Said  und  8yrien). 

Levante,  Dienstag  um  4 Uhr  Nachmittags,  nach  Griechenland  bis  Smyrna;  den  14.  und  28.  ober 

Fiume  und  den  7.  und  2t.  über  Ancona,  dann  nach  Brindisi,  Corfu,  Syro,  Piräus  und  t'bio*: 
Mittwoch,  jeden  zweiten  (8.  und  22.),  6 Uhr  Nachmittags,  nach  Thesealien  bi*  Constaali- 
nopel;  mit  Berührung  von  Fiurac,  Corfu,  Santa  Mannt,  Pntras,  Ootaeolo,  Calamata,  Pirlu«. 
Volo,  Salonich; 

Samstag  2 Uhr  Nachmittags,  nach  Constantinopel,  mit  Berührung  von  Corfu  und  Piräus ; 
ferner  vra  Piräus  nach  .Syra,  Insel  Candieo  und  Smyrna;  dann  via  Conslantiaopel  nach 
den  Häfen  des  Schwarzen  Meeres; 

jeden  zweiten  Sanutag  (4.  und  18.)  nach  Syrien  via  Smyrna,  und  (II.  und  25.)  nach 
Thessalien  via  Piräus. 

Dalmatien,  jeden  Montag,  Mittwoch  und  Samstag  10  Uhr  Vormittags,  (jeden  Samstag  via  Spalato  narl 
Melkovich); 

jeden  Samstag  um  4 Uhr  Nachmittag*  nach  Metkovich  direkt. 

Istrien,  Dienstag  und  Freitag  um  7 Uhr  früh  nach  Fiume  über  Pola  etc. 

Venedig,  jeden  Dienstag,  Donnerstag  und  Samstag  um  11  Ubr  Abends. 

Ohne  Haftung  für  die  Regel mäfsigkeit  des  Dienste«  während  der  Kontomaz-Malsregeln. 

Nähere  Auskunft  ertheilt  die  Kommerzielle  Direktion  in  Triest  und  di«  General- Agentur  ln  Wien, 
Schwarzenbergplalx  Nr.  6.  

Great  Eastern  Railway. 

England  via  Harwich. 

Die  Dampfer  der  Great  Rastern  Bahn  gehen  von  Rotterdam  täglich  (mit  Ausnahme  Sonntags) 
um  6 Uhr  Abends  und  von  Antwerpen  täglich  (mit  Ausnahme  Sonntags)  um  6 Ubr  Abends  ab.  Rzprefs- 
zug  von  Danrich  nach  London  nach  Ankunft  der  Boote.  Direkt«  Passagier-,  Reisegepäck-  und  Güter- 
beförderung von  allen  gröberen  Stationen  des  Kontinents.  Die  Dampfer  der  Gesellschaft  Iranajjorlireu 
kein  Schlachtvieh.  Weitere  Auskunft  ertheilt  der  General-Agent  der  Great  Eustorn  Eisenbahn 
K.  Oftwald,  Domhof  12,  Köln  atu  Rhein.  Itooi 

P0K0RNY  & WITTEKIND,  Maschinenfabrik 

früher  Gendebien  & Nanmann 
Bockenheim  bei  Frankfurt  a.  M. 
liefern:  Kinrjlinilrlge  mul  ('«mponnit-llampfinaschlnen  mit  unil  ohne  Kondensation. 
Transportable  u.  schnellt  Dampfimaschiaan.  Spezial-Fabrikation  von  Dynamo-Maschinen. 

Elektrische  Belenehtnngaanlagea.  m 

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S.  OPPENHEIM  d Co., 

Ibanipf-Schmirgelwerk, 

Sclxlelfm.a.scliljieii-X’a’brll^  und  Elseiig-lerserol, 

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Schmirgel,  in  Korn  und  geschlemmt,  Schmirgel-,  Glas-  und  Flintslelnpapier,  Schmirgel-,  Glas-  und 
Flintsleluleiucn,  Scbmirgdichciben  zum  Trocken-  und  Nafsachteifen,  Schleifmaschinen  in  50  ver- 
schiedenen Modellen.  Export  nach  allen  Welttbeilen.  Prei*li*teu  und  Muster  gratis  und  franko. 


1887. 


383 

EXPORT,  Organ  des  Centralvereins  für  Haudelsgeographie  etc. 


Nr.  24. 


4 mgn 


10000.» 


sn*M 


DEUTSCHE  EXPORTBANK. 

Aclivn.  Bilanz  am  31.  Dezember  1886.  Passiva. 


Aktien -Einzahlung»- Konto. 

Noch  einzuzablendcs  Aktien- Knpiial  .......... 

Zettel  - Katalog  - Konto. 

Werth  des  Zettel-Katalog«  nach  Abschreibung 
Hure  au  - Inventar  • Konto. 

Vorhandene*  Bureau-Inventar,  nach  Abschreibung 

Exportiuusterlug  er  • UtonsUlen  - Konto. 

Vorhanden«:  Utensilien  de*  Kiportujusterlagers,  nach  Abschreibung  ; 

Kam  - Konto. 

Baarhestand 

Waaren-  Konto. 

Bestand  an  Waaron 

Konto  - Korr  ent  • Konto. 

Direne  Debitoren  

Abonnenten  * Konto  A. 

Diverse  Debitoren ■ . 

Gewinn-  and  Verlust- Konto. 

Verlust« Vortrag  aus  1885 |Ä  704,1«  •# , 

Verlust  pro  lwG  .........  38  852m  . 

Berlin,  den  2,  Mai  1887 


A l Aktien -Kapitol -Konto. 

167  119,90,  Aktien -Kapital  ..........  

: 1 Beaerrefond»-  Konto. 

5 400, w | Reservefonds 

Deleredere  • Konto. 

I 608,9)  Reserve  für  etwaige  Ausfälle  an  Forderungen  und  sonstige  Verluste 
Accrpten  • Konto. 

209.»  I Laufende  Accepte 

: Konto -Korrent -Konto. 

4 249,8%  ' Diverse  Kreditoren  

Abonnenten -Konto  A. 

1 419,80  Effektiver  Kostenwerth  der  von  Abonnenten  A noch  nicht  ein- 

geforderten  Leistungen . . .1 

61  52.r»,T>  Abonnenten -Konto  B. 

Effektiver  Kostenwerth  der  an  Abouneniea  B noch  zu  priali- ; 

1 966,56  renden  Leistungen . 

ExportmuaterlJiger- Konto. 

| Auf  das  Jahr  1 HS7  entfallender  Antheil  der  itn  Jahre  1886  be- |i 
54  656,82  i lasteten  Jabresbeilrkge 


Nach  Prüfung  fe*ta;r>lnllt. 

Der  AufaichUrath. 

Mart  in  Schlesinger. 


Die  Direktion. 
Dr.  Robert  Jannasch. 


tWlSlj» 

Vorstehend*  Bilanz  habe«  wir  «eprttft  «od  mit  »ton  erriiiwnc*- 
w»f‘tg  g*f»hrtpn  HSctwri»  aiwreiortlmmend  befunden. 

Die  Revisoren. 

Gustav  Wotff.  Hans  Reimarus.  Gtorg  Kolb. 


Gewinn-  and  Verlust- Konto. 


An  Bilanz-Konto. 

Verlust- Vortrag  aus  1885  .... 

, Zottel- Katalog -Konto. 

Abschr  «ubung  ......... 

, Bureau  •Inventar- Konto. 

Abschreibung 

„ Exportmuatertoger-Utonsillen -Konto. 


Abschreibung.  . . 

Konto  • Korrent  - Konto. 


Abschreibung j 

» Konto  der  überseeischen  Expedition. 

Zuschuß  . . . || 

„ Konto  unsere*  Beitrages  zum  GaraaUefoudM  der  über- 
seeischen Expedition. 

Beitrag  zum  liarantiofonds  der  überseeischen  Expedition  . 

, Unkosten -Konto. 

(Jeeammtbetrag  der  allgOfmduen  Unkosten  (Geh&ltor,  lliethe,  ' 
Stenern,  Reisekosten  und  sonstige  Geschäftsspesen)  . ' 


Berlin,  den  2.  Uni  1887. 


Koch  Prifamt  forfcut'llt. 

Der  Aufisichtarath. 

Martin  Schlesinger. 


Prerlatotts-  Konto. 

Gewinn  an  Provision j 

Konto  der  Leistungen  auf  Abonnement»  A. 

Ertrag  für  LekUutgea  auf  Abonnement»  A.  . . . . . !| 

Konto  «t  er  abgetan  tonen  Beitrag««)  ne  ton,  Abonnement  B. 

Ertrag  für  l.f-istuiigou  auf  Abonnements  B 

Konto  der  Leistungen  nulser  A benneinen t. 

Ertrag  für  Leistungen  außer  Abonnement I 

Ex  portinnstorlager-Konto. 

Gewinn  auf  diesem  Konto  I 

I n to ressen  - Konto. 

Erl A*  für  Zijucu  usw.  I 

Ansekuraiix  • Konto. 

Gewinn  auf  diesem  Konto  

Waaren- Konto. 

Gewinn  auf  diesem  Konto  . 

Bilanz- Konto. 

Verlust- Vortrag  aua  1885.  .......  I5704,m^£ 

Verlust  pro  1886  38952m  * 


Diu  Direktion. 

Dr.  Robert  J annasch 


Vorstehend«*  Konto  haben  wir  geprüft  und  mit  •len  ontowwp- 
mäfrig  gwfbhrten  IiSchern  &ü*relnrtiiBir.rnd  befunden. 

Die  Revisoren. 

Gustav  Wulff  Hans  Reimarm.  Gtorg  Kolb. 


«OLDENE  BEDA1LLE 
ISS4,  Health  Exhibition,  London. 

Sllfetrvt  ■ililllt  1IIS,  Vtil  kiMtillHi,  Ailatrfti 

Ohne  Oelfüllung 


Wassermesser,  D.  H.  P.  No,  1243 

l«*t  io  ßrWU*  ausjefähn  I«  d«n  (Irihn  (ui  T 
bla  ISO  mm  ftmbrwtlta.  es.  40000  tfiQek  aHl  1811  In 
Uetrieüa.  1)1«  dnnbidlMi.a«  Wae.nnoeei;«  gebeo 
4I*mIü*q  l>*|  9— Ivo  m DrurS  tU  auf  JpC«.  («oau  «n. 

Grübt*  Klnfaehhelt  lor  KaoatrwkZIo»  ] «*hr 
lelrhtr,  |ls-  und  latirbaltr b ; crrlaR«*  tJ.rrlrlit; 

p«flni;»t4  RwparatarbadBrftif k« tt  t dauern«)»  Kat« 

fiBd■Uhk«it;  s*rtn*ft*r  Drutkrcrtaal|  h»«oO 
aliags  «.«  d Oenlnd«;  (Uicb*  R*t*r.«Ui«il*  asm 
fUll<tir«e*tir«»;  Ukfci.»  Aae»l»a«d»ra«)im'it,  «an 
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Mlrkaar.  Auf  Gruwd  dUm.r  KnraboU**  tat  dte 
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Nr.  24. 


384 

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4J«  Arelceip&ltene  P«flU*Ha 
oder  daran  Rho 
ult  60  Fl  berechn««, 
weiden  f*n  dar 

Expedition  de«  „Export»“, 

Berlin  SW.,  Kocher.  31, 

Mt*****.*« 

nwoh  Uoboroinkunft 

ult  «er  ExpedldM. 


Centralvereins  für  Handelsgeographie  und  Förderung  deutscher  Interessen  im  Auslandl 


Redaktion  und  Expedition:  Berlin  S.W.,  Kochstrafse  27. 

{Oa»eklf<»K*lti  Weebrat**»  « Ma  < Ckr.) 

■NP*  L)«r  „EXPORT*  Ul  iu  dMtadken  Po&UojuuigekhuIog  für  l$8i  unter  Nt.  l&Tu,  Seite  5f  d&fatfafM. 

IX.  Jahrgang.  Skdm,  <Vn  «i.  5tmi  ml.  Nr.  25. 


[>lal«W#eb«nM.btlft  *otfolgt  den  iw«».  tortl*»f«a4  Berlchi«  über  die  La«*  an*««*  l.acdsleDi«  in  Aulted«  *ur  KaeatolT»  Ihrer  L*«m  *n  bring 'n.  ■:!*  ln’4t«d*«u  d*»  d<ot).cb/n  Eipuit* 
tkitkriftg  lu  rettmtofU  aewla  dm  deuUcben  Haadrl  on4  der  deuteclieo  lcdortrle  wichtig«  kllttbafj  tagte  übrr  -.Ile  H*n-1iiE*T*fblUnle»«  d«  Aatiudei  tu  kür*r»,nr  PrM  »u  «beratl! wi u . 

Brief«.  ZaHangen  and  Wettbseadaagea  für  d*a  „gipwii**  und  tu  die  ttndak^ion.  Barl  jo  S.W..  Katluirmli«  77,  ta  rlOiteo- 

Brltlr,  Xeltaageo,  H e »!  ti  tt**r  klit  an  g « o.  W*r  tb»e  nd  u ug«  o /nr  de  3 „CealnJ  renla  flr  JUadalstcwgrepbl*  tk.**  »lad  ueb  Berlin  9 W..  Kotk»*rt£»4  37.  *4  *-*<*-d*" 

Inhalt:  Finunift-rrlitiach«»  an*  Portogil.  — Europa:  faukijebe Jlnlk  und  SUuM(l)Miilitfltt  — .Aalen:  Die  Tah4kxplaiitage»  *n  t4er 
(mkügio  so»  8o*Itn.  — Handel  und  Fabrikation  vu«  m r..r*|iiij.'l:irt,'..  — Ali'  |1:lU.  -•  .<ml- Amerika:  l»je-  Zust:i:t<li;  in  K>.  'traut:«  1I0  S11I 

(Original bencM  au*  Triumphe). — Die  oeutB  Nwöerl-Meungao  am  Itapoco.  (.Origioalbencht  aus  ItapOc»-)  — LiUarariscba  Umschau.  — Briefkasten. 
— Deutsche  Eiportbank  (Abtbeilung:  Kxporl-Bureau).  — Anzeigen. 


Oie  Wiedergabe  von  Artikeln  aus  dem  „Export“  ist  gestattet,  wenn  die  Bemerkung  tenrugoflgt  wird:  Abdruck  (bezw.  Uebersetzuog)  au»  dem  „EXPORT“. 


Finanzpolitisches  aus  Portugal. 

Dif  gröfste,  ja  fast  ausschließliche  Aufmerksamkeit  der  ver- 
sammelten portugiesischen  Corte*  nimmt  augenblicklich  zwar  die 
leidigeObrfetgeouffaire*}  io  Anspruch,  welche  sieb  vor  einigen  Wochen 
iro  Parlament  abgespielt;  aber  sie  ist  deshalb  nicht  einer  der  wich- 
tigsten Punkte  der  Tugesordnuog.  Weit  mehr  Interesse  als  jener 
parlamentarische  Spektakel,  beansprucht,  meine  ich,  auch  für  da* 
Ausland,  die  Aufstellung  des  portugiesischen  Budget*,  «eil  hierin 
mehrere  Punkte  berührt  werden,  welche  tiefeinschueidenden  Einfluß 
auf  den  ausländischen  Handel  mit  Portugal  haben  können.  Außer- 
dem appellirt  die  hiesige  Regierung  bei  ihren  Anleihen  mehr  und 
mehr  an  das  Ausland,  sodafs  schon  dieser  Umstand  es  rechtfertigt, 
den  Darlegungen  des  portugiesischen  Fioanzministers  einige  Auf- 
merksamkeit zu  schenken. 

Ich  bin  zu  kurze  Zeit  in  Portugal,  um  beurtheileo  zu  können, 
ob  sich  die  vorliegende  Budgetaufstellung,  was  Gründlichkeit, 
Exaktheit  der  Auffassung  und  der  Kombination  anlangt,  ron 
früheren  Arbeiten  dieser  Art  wesentlich  unterscheidet,  auch  habe 
ich  noch  kein  Ürtfaeil  darüber,  welchen  Grad  der  Wahrscheinlich- 
keit unter  normalen  Urn&tÄoden  die  Berechnungen  portugiesischer 
Finanznrinister  gewöhnlich  haben.  Soviel  aber  scheint  mir  aller- 
dings aus  dem  vorliegenden  Entwurf  hervorzugeben,  dafs  die  dies- 
«eilige  Finanzpolitik  in  eine  neue  Acra  übcrgefBbrt  werden  soll. 
— Es  ist  eine  leidige  Thatsachc,  daf«  Mängel  io  der  öffentlichen 
Verwaltung  — übrigens  lauter  alt  aogeerbte  Uebel  — die  portu-  ' 
giesische  FinanzwirtWhafl  sehr  beeinträchtigen,  und  so  darf  es 
schon  als  ein  bedeutender  Fortschritt  angesehen  werden,  wenn  der 
Finanzroinister,  Marianno  Cyrillo  Corvatho,  gerade  diesen 
Mängeln  energisch  auf  den  Leib  zu  rücken  beabsichtigt. 

Da  die  Darlegungen  des  Ministers  auch  mancherlei  national-  j 
ökonomisch  interessante  Durchblicke  gewähren,  so  will  ich  mich  ' 
ausführlicher  mit  denselben  beschäftigen. 

Trotz  des  in  den  letzten  dreißig  Jahren  erfreulich  gewachsenen 
Nalionalreicbthums  ist  das  Defizit  im  Staatshaushalte  hartnäckig 
größer  geworden  und  gegenwärtig  belasten  nicht  weniger  al«  5 000 Con- 
to s**)  Zinsen  und  Amortisation  das  jährliche  Budget.  Allein  während 
der  letzten  zehn  Jahre  sind  zusammen  60000  Coutos  Anleihen  ge- 
macht worden.  Es  resultirt  schon  hieraus  die  dringende  Notb-  , 
Wendigkeit,  endlich  Mittel  zur  Herstellung  des  Gleichgewichts  zu 
suchen,  und  dies  muß  auch  geschehen,  damit  Portugal  den  guten 

■)  I>e?  Obrfeigenempfänger  war  der  Manneroinister  Hcnrique  Maccdo  ■ 
und  der  SebUbrer  der  Abgeordnete  Ferreira  d’Almeida,  gleichzeitig  Be- 
amter der  Harme. 

**)  l Conto  = 1000  Milreis  ti  4^s  •<?,  «ährend  die  t-tasi'Jamschc 
gleichnamige  Miinie  M bat. 


Ruf,  den  es  augenblicklich  auf  dem  Geldmarkt  bat,  bewahre.  Es 
muß  nach  der  Meinung  de»  Minister»  dahin  gezielt  ward««,  daß 
ordentliche  Ausgaben  voll  und  ganz  durch  sichere  Einkünfte  ge- 
deckt werden,  daß  bei  den  aufseroidentl  ichen  oder  transi- 
torischen, wo  die  Beanspruchung  des  Kredites  legitim  ist,  der 
Ertrag  mit  den  Ausgaben  im  Verhältniß  steht,  und  daß  bei  der 
dritten  Kategorie  der  Ausgaben,  die  eventuellen,  nicht  auf  den 
Kredit  zurücJtgegriffen  werden  mufa.  Die  Durcbschnittsstcucrquote 
beträgt  heute  K«.  G $ 760  pro  Kopf  der  Bevölkerung,  viel  höher 
kann  sie  nicht  getrieben  werden  und  deshalb  ist  eine  Regelung 
des  Staatshaushaltes  dringend  nothwendig. 

Vor  Erläuterung  seiner  Vorschläge  giebt  der  Minister  ein  aus- 
führliches Resuroc  der  hauptsächlichsten  Operationen  im  ablaufen- 
den Rechnungsjahre,  die  ich  kurz  wiedergebe.  An  erster  Stelle 
wird  hierbei  die  Anleihe  von  10800  Conto»  in  amortisirbaren  Obli- 
gationen erwähnt,  welche  besonder»  dazu  bestimmt  war.  die 
schwebende  Schuld  zu  rednziren.  Es  wurde  diese  Art  der  An- 
leihen gewählt,  weil  sie  sich  auf  den  deutschen  Geldmärkten 
großer  Beliebtheit  erfreut.  Unter  den  bezüglichen  Offerten,  welche 
zum  26.  Jnli  1886  von  I.andeskonsortien  (Charles  Renkart;  Stern 
Brothers,  London:  Comptoir  d’Escompte  vertreten  durch  Buruay 
& Co.;  Epbruasi  & Co.,  Repräsentanten  eines  französischen 
Banksyndikates)  eiogelaufen  waren,  erhielt  diejenige  der  Firma 
Epbrusai  & Co.  den  Vorzug.  Die  einzelnen  Obligationen  lauten 
auf  96  $ 000  zum  Preise  von  426.:»  Frcs.  zu  5%  Zinsen,  Amorti- 
sation in  75  Jahren.  Die  Emission  wurde  in  Frankreich  und 
Deutschland  realisirt  und  erwies  sich  als  besonders  vortheilhaft. 

Eine  andere  Finanzaktion  betrifft  den  Verkauf  von  Minbo  und 
Douro  Eisenbahn-  und  Kriegschiffs- Obligationen,  welche  im  Jahre 
1881  auf  5 % konvertirt  worden  waren.  Bewerkstelligt  wurde 
der  Verkauf  in  Pari»,  dagegen  wurden  in  London  gleichzeitig 
Titel  der  3%  konfiolidirten  portugiesischen  StaatsRcbold  auf- 
gekauft, nachdem  vorher  die  Bank  von  Portugal  seitens  der  Re- 
gierung den  Auftrag  erbalten,  allmählich  und  thunlichst  ohne 
Kur8verrÜckung,  alle  diese  Schuldtitel  einzukaufen.  In  der  Zeit 
vom  30.  Juni  bis  27.  Juli  brachte  denn  auch  die  Bank  Titel  für 
1320U0  i.'  an  sich.  Aus  diesen  An-  und  Verkaufsoperationen  re- 
sultirte  für  die  iStaatskasse  ein  Gewinn  von  10105  $825,  abzüglich 
1249  $690  für  Bankkommßsion. 

Scbatzk  ammerbillets  zur  Deckung  der  schwebeudeu 
Schuld  hat  die  Regierung  im  laufenden  Wirtschaftsjahr  dreimal 
zur  Ausgabe  gebracht.  Gemäß  Dekret  vom  8.  August  1886  be- 
stimmt dieselbe  hierbei  die  Basis  solcher  Anleihen  und  wühlt 
dann  von  den  einlaufcuden  Offerten  die  günstigste.  Die  Unter- 
bringung von  Scbatzkammerhillets  hn  Lande  selbst  hat  »ich  jede*- 


VjOO 


Nr.  25. 


386 

EXPORT,  Organ  de»  Central  verein»  für  Handelageographie  etc. 


1887. 


mal  als  sehr  leieht  durchführbar  erwiesen.  Verlangt  wurden  von 
der  Regierung  in  drei  Konkursen  im  Ganzen  13000  Conto»;  das 
Angebot  war  mehr  als  noch  einmal  so  hoch  und  die  kontrahirte 
Zinstaxe  beträgt  im  Mittel  etwas  über  4%. 

AIb  eine  für  die  Staatsfinauzen  sehr  günstige  Malsnahrae  er- 
wies »ich  die  durch  Dekret  vom  24.  März  1886  endgültig  fest- 
gesetzte freie  Geldansfubr,  indem  sofort  nach  diesem  Termin 
der  Kur»  auf  London  von  öÄtyg  auf  5S*ä$  stieg.  Durch  diese 
Kurssteigerung  hatte  die  Regierung  bei  ihren  Zinsabtragnngen 
und  sonstigen  Zahlungen  nach  London  einen  Gewinn  von  rein 
89  679$  380-  Auch  konnte  die  Bank  von  Portugal  sofort  nach 
Pnblikation  des  Dekretes  den  Diskontosatc  auf  5%  erniedrigen. 

Von  hervorragender  Wichtigkeit  für  das  Staatseinkommen 
wird  die  Revision  der  Steuerlisten  sein,  ln  sieben  Distrikten 
wurden  dieae  Arbeiten  bereits  beendigt,  in  den  übrigen  sind  sie 
noch  im  Gange.  Nach  Fertigstellung  der  neuen  Steuerlisten  ver- 
spricht sich  der  Minister  eine  Mebrcinnahmc  von  11667  Conto* 
aus  der  Einkommensteuer  (rendimento  collectevel),  deren  gegen- 
wärtiger Ertrag  sich  auf  29659  Contos  beziffert,  und  eine  solche 
von  1024  Contos  ans  der  Landgutssteuer  { rendimento  predial),  die 
jetzt  3107  Cootos  einbringt.  Diese  Erhöhung  der  Einnahmen  soll 
sich  schon  im  nächsten  Jahre  geltend  machen. 

Einflufs  auf  die  Finanzverwaltung,  wenn  auch  in  geringerem 
Marse,  hatten  endlich  auch  die  Schaffung  einer  Pensions- 
kasse für  Zivilangestellte,  dann  einer  Kasse  für  Gehaltsauf- 
besserung niederer  Beamten  und  das  Dekret,  betreffend  Prüfung 
der  S teuer  rück  st  ft  nde.  Am  30.  Juni  1886  beliefen  sich  diese 
auf  9665  Contos  (mehr  als  die  Hälfte  io  Lissabon).  Uneinbringbar 
dürften  hiervon  6266  Contos  sein,  dagegen  wird  auf  die  Ein- 
treibung des  Übrigen  Th  eil  es  Nachdruck  gelegt  werden. 

Trotz  dieser  oben  angeführten,  gröfatentheils  günstigen  Finanz- 
operationen, dürfte  da»  Jahr  1886/7  doch  mit  einem  Defizit  von 
9736  Contos*)  abgeschlossen  werden,  so  dafs  also  die  finanzielle 
Situation  auch  heute  noch  keine  sehr  erfreuliche  ist.  Letztere 
mag  durch  Aufführung  der  Endergebnisse  der  Staatsrechnungen 
aait  1877/8  bis  1886/7  etwas  näher  gekennzeichnet  werden.  Es 
zeigen  sich  hierbei  folgende  Fehlbeträge: 


tan 

Ordinarium 

km 

KitraorülMrlum 

Ut#rhMpt 

Coat«. 

Conto«. 

Coatos. 

1877/78  . . 

. 1838 

6 965 

S804~: 

1878,79  . . 

. 885 

5 898 

6 783 

1879/80  . . 

. 5 906 

4 230 

10146 

1880/81  . . 

. 3 882 

4 476 

8 359 

1881,82  . . 

. 2 872 

4 005 

6 876 

1882,83  . . 

. 2 588 

Saldo  91 

2 496 

1883/84  . 

. 1 915 

4 510 

6 424 

1884/85  ♦ . 

. 2 170 

6 067 

8 237 

1885,86  . . 

. 2 704 

7 032 

9 736 

Hierbei  ist  noch 

zu  berücksichtigen,  dafs  viele  Ansgabei 

berechtigter  Weise  „aufaerordcntlich*  genannt  werden,  thatsächlich 
sind  sie  in  jedem  der  obigen  Jahre  wiedergekehrt:  Die  Ausgaben 
für  Strafsen  erster  und  zweiter  Klasse,  Munizipalstrafsen.  Häfen  und 
Flüsse,  Docks  von  Porto  Delgado  und  Horta.  Werden  diese 
Posten  iu  das  Ordinarium  übergeführt,  so  ergiebt  sich  rechnerisch, 
dafs  die  aufserordentlichen  Ausgaben  in  den  letzten  Jahren  etwas 
zurückgegangen  sind.  Immerhin  dürfte  im  Extraordinarium  durch- 
schnittlich auf  1750  Contoa  Ausgaben  zu  rechnen  sein,  welcher 
Betrag  durch  Schwierigkeiten  in  der  kolonialen  Verwaltung  aller- 
dings »ich  leicht  auf  2000  Contos  erhöben  kann.  Al»  haupt- 
sächlichste Posten  werden  dann  io  den  nächsten  Jahren  im 
Extraordinarium  die  Hafenbauten  von  Leixöes,  Lissabon,  Funcbal, 
Horta  und  Porto  Delgado  erscheinen. 

Was  die  Staatseinnahmen  sowohl  au»  direkten  und  indirekten 
Steuern  als  auch  aus  Stempelgebübren  und  Nationaleigeotbum  ao- 
langt,  so  ergiebt  sich  für  den  Zeitraum  von  1877/78  bis  1884/85 
im  Durchschnitt,  trotz  mehrfacher  Steuererböhung,  nur  eine  jähr- 
liche Vermehrung  von  nur  666  Contos.  Ein  bessere«  Resultat  zeigt 
allerdings  das  Jahr  1885/86  uod  1886/87. 

Aus  den  bisher  kurz  reproduzirten  Erläuterungen  ergeben  sich 
für  den  Minister  die  erforderlichen  Maßnahmen  zur  Verbesserung 
der  finanziellen  Situation,  welche  bereits  im  Budget  von  1887,88 
zum  Ausdruck  kommen  soll.  Die  betreffenden  Mafsnahmen  und 
Gesetzesvorschläge  werden  weiter  unten  Erwähnung  finden,  das 
Budget  selbst  hat  die  im  Nachsteheudeo  angeführten  Umrisse.  Den 
gesammten  Staatseinnahmen  von  34409891  Milreis  stehen  ordent- 
liche Ausgaben  auf  folgenden  Ressorts  gegenüber: 

*}  Wahrscheinlich  wird  es  wegen  de»  sogenannten  deficit  ultramarin? 
— * Mehrkosten  der  Kolonial  Verwaltung  — noch  höher. 

•*)  In  Folge  Abrundung  der  Zahlen  giebt  diese  Rubrik  nicht  immer 
genau  die  .Summe  der  beiden  vorhergehenden. 


Jonto  do  credit  o publico . . . , 

FinuurainMtenutn  (littgesamatj 

Ministerium  de#  königlichen  Hauses  .Ministerio  do  reim») 

Justizministerium  

Kriegsrainlstcnam . . 

llarinemmiBterium . . 

Ministerium  de«  Autoren , 

Ministerium  der  öffentlichen  Arbeiten 


HÄM  963  Mürel» 
8 087  717 
2 020  577 
727  697  . 

4 963  583 
2 013  563 
35S6R5 

4 074  561 

37  1*7  366  Mil rei». 


Es  ergiebt  »ich  somit  ein  Defizit  von  2717475.  Dasselbe  er- 
höht sich  indefs  noch  in  Folge  mehrerer,  vom  Finanzminister  vor- 
gelfgteu  Gesetzes  Vorschläge  um  288756  Milreis,  sodafs  sieb  der 
Fehlbetrag  also  iusgesamrat  auf  rund  3006  Contos  beläuft.  Diesen 
Budgetmakel  verschwinden  zu  lassen  und  das  Gleichgewicht  voll 
kommen  herzustellen,  nimmt  der  Minister  folgende  Faktoren  in 
Anspruch: 


Erhöhung  de»  Einkommens  aus  dem  Tabak 900  000  Milreis 

Operationen  mit  der  Bank  von  Portugal  ......  1 100000  , 

Zollreform  . 750  000  „ 

Rewfeldersteuer 90000  . 

Änderungen  in  Bezog  auf  Mieths-,  Luxus*,  Industrie- 
Steuern,  Zinazehnten  und  Besteuerung  von  Branntwein- 
fabriken .....  230  000 


3 070  000  Milreis 


Mit  diesen  Mehreinoahmen  wird  nicht  nur  das  Defizit  im  Ordi 
narium  gedeckt,  sondern  auch  ein  Oberschufs  von  64000  Milreis 
erzielt,  und  hierbei  sind  noch  unberücksichtigt  geblieben:  die 
normale  Steigung  der  Einnahmen,  der  Erfolg  der  Steuerregister 
revision  und  die  Eraparnifs,  welche  sich  aus  vakanten  Stellen  er- 
giebt. So  der  Minister!  Hoffentlich  ist  er  nicht  gezwungen,  sich 
nächstes  Jahr  sagen  zu  müssen: 

.Aber  jetzt,  wie  überhaupt, 

Kommt  es  anders,  als  mau  glaubt.* 

Aus  handelspolitischen  Rücksichten  seien  hier  die  zur  Tilgung 
• de»  Defizits  im  Ordinarium  vorgesehenen  Gesetzesmafsregeln  etwa» 
näher  erläutert.  Der  Hauptsache  nach  dürften  dieselben  sämmtlich 
die  Zustimmung  der  Kortes  erhalten. 

Tabakseinkommen.  Die  Tabaksfabrik  von  Xabrega» 
beabsichtigte,  alle  übrigen  Fabriken  des  Landes  (bis  auf  drei,  dir 
nicht  zugestimmt  haben)  zu  eioem  einzigen  Unternehmen  unter 
dem  Namen  „Companhia  Nacional  de  Tabacos*  za  vereinigen,  uni 
' so  gewisserm&fsen  sich  ein  Tabaksprivilcgium  zusichern  zu  lasses 
Für  das  Privilegium  der  Alleinfabrikaüoo  und  des  Alleinverkaufs, 
sowie  für  weitere  ihr  zugewandten  Vortheile  sollte  die  Kompanie 
an  die  Regierung  eine  feste  Abgabe  zahlen.  Nach  mannigfachen 
Verhandlungen  zwischen  beiden  Kontrahenten,  betreffend  freie  Ein- 
; fuhr  des  Rohtabaks  und  Höhe  des  zu  zahlenden  Fixums,  ist  mit 
' fast  sämmtlichen  Tabaksfabrikeu  des  Landes  die  Übereinkunft  er- 
zielt worden,  dafs  diese  sich  zu  eiuem  Gremium  vereinigen  und 
sich  verpflichten,  an  den  Staat  jährlich  ein  Fixum  von  4250  Contos 
zu  zahlen,  wogegen  die  Regierung  auf  Besteuerung  des  Tabak» 
Verzicht  leistet.  So  lange  sich  der  Konsum  auf  der  gegenwärtigen 
Höhe  erhält,  ist  der  Import  von  Tabak  frei.  — Sofern  gegen  Er- 
warten dieser  Regierungsvorschlag  seitens  der  Fabriken  nicht  volle 
Billigung  findet,  so  wird  der  Konkurs  auf  Gewährung  des  Tabaka- 
privilegium  gegen  Zahlung  vou  4250  Contos  ausgeschrieben.  Io 
beiden  Fällen  erhält  die  Regierung  ein  Fixum  von  4260  Contos, 
was  gegen  die  frühere  Einnahme  aus  dem  Tabak  eine  Vermehrung 
von  1069  Contos  bedeutet,  wovon  allerdings  für  Vermehrung  der 
Finauzmannschaft  und  andere  Ausgaben  169  Contos  in  Abzug 
kommen.  Es  bleibt  alsdann  ein  Reingewinn  von  900  Contos.  Wean 
keiner  der  beiden  Vorschläge  sich  als  durchführbar  erweisen  sollte, 
»o  ist  die  Regierung  entschlossen,  das  Monopol  zu  übernehmen  und 
alle  Tabaksfabriken  zu  expropiiren. 

Operationen  mit  der  Bank  von  Portugal.  Die  Baok- 
, notenemission  iu  Portugal  liegt  augenblicklich  sehr  im  Argen;  neben 
I der  Bank  von  Portugal  cmiltiren  eine  Menge  kleinerer  Backen, 
j namentlich  in  Porto,  Bankuoten  mit  mehr  oder  minder  beschränktem 
I Umlauf;  präzise  gesetzliche  Bestimmungen  über  Notenausgabe 
I existirec  nicht,  kurz,  es  herrscht  in  dieser  Richtung  die  möglichste 
: Unordnung  und  was  für  den  Finanzminister  das  Wichtigste  ist,  der 
Staat  bezog  bisher  au»  der  Verleihung  des  Notenausgaberechtes 
| keinen  Vortbeil.  Der  vorliegende  Gesetzesvorscblag  geht  nun  da- 
hio,  das  alleinige  Recht  der  Notenemission  der  Bank  von  Portagal 
gegen  entsprechende  Entschädigung  zu  überlassen.  Die  Verein- 
: baniogen  sind  getroffen  und  werden,  die  Billigung  der  Parlamente 
, vorausgesetzt,  im  Wesentlichen  folgende  gesetzliche  Norrtiniogen 
1 erfahren:  Die  Bank  ist  verpflichtet,  die  Staatspensionen  zu  zahlen; 

I der  Staat  steuert  hierzu  800  Contos  jährlich  bei;  was  über  diese 
I 800  Contos  von  der  Bank  an  Pensionen  gezahlt  wird,  ist  als 


1887. 


887 

EXPORT,  Organ  des  Central  Vereins  für  Handelageographie  etc. 


Nr.  25. 


Amortisation  für  die  bei  der  Bank  bisher  kontrahirte  Staatsschuld 
(augenblicklich  ca.  2653  Conto«)  anzusebeo;  die  Bank  kann  Obli- 
gationen auf  ihr  Staalsgutbaben  emittireo;  dieselbe  übernimmt  die 
Funktionen  eines  Staatsbanquiers,  substitnirt  die  Staatskassen  in 
allen  Distrikten  des  Königreichs  und  stellt  alle  Beamten  des 
Finanzministeriums  und  der  Junta  do  credito  pubtico  in  eigener 
Regie  an.  Die  Cebernabme  dieser  und  einiger  anderer  unbedeuten- 
deren Staatslasten  seitens  der  Bank  von  Portugal  rechtfertigt  die 
Annahme,  dafs  dadurch  daa  Staatsbudget  tun  ca.  llOOContos  ent- 
lastet wird. 

Reform  dea  Zolltarifs.  Dieselbe  hat  schon  seit  lingerer 
Zeit  auf  dom  Programm  der  Regierung  gestanden  und  wird  jetzt  ! 
wohl  sicherlich  durebgeführt.  Wie  ich  selbst  aus  Erfahrung  weif«, 
war  es  bei  den  bisherigen  Zollbestimmungen  in  der  Regel  unmög- 
lich, eine  Waare,  die  mau  aus  dem  Auslande  kommen  laasen  wollte, 
annähernd  richtig  zu  kalkuliren,  weil  die  Nebenabgaben  auf  Import 
für  andere  Lpute. als  Zollbeamte  unberechenbar  waren.  Dies  wird 
glücklicherweise  anders.  Die  oeaen  Zollsätze  sind  nun  zwar  im 
Allgemeinen  etwas  höher  als  die  bisherigen,  aber  es  wurden  die 
nebeithergebendeo  Abgaben  — soweit  eine  spezielle  Angabe  nicht 
in  Folge  bestehender  Handelsverträge  mit  anderen  Ländern  nötbig 
war  — mit  in  den  Grnndaoll  ausgenommen.  Es  ist  diese  Mufs- 
nahme  eine  Erleichterung  sowohl  für  die  Beamten  im  Zollamt 
selbst,  wie  auch  für  den  gesammteu  Handel  mit  dem  Auslände.  — 
Besonders  bemerkenswert!)  erscheint,  dafs  nach  den  vorliegenden 
Bestimmungen  die  Einfuhren  aus  den  portugiesischen  Kolonien  7t)o/0 
des  Importzolles  zu  zahlen  verpflichtet  sind;  es  soll  dies  eine 
Rekompensatioo  für  das  Defizit  (jährlich  ca.  1000  Contos)  sein,  mit 
welchem  die  Kolonialverwaltungen  das  Mutterland  belasten.  Weiter- 
hin verdient  hervorgehoben  zu  werden,  dafs  brasilianischer 
Zocker  bei  der  Einfuhr  100  Reis  weniger  Zoll  zahlen  soll,  als 
Zucker  anderer  Provenienz.  Diese  Bestimmung  tritt  aber  nur  daon 
in  Kraft,  wenn  Brasilien  auch  seinerseits  den  portugiesischen  Pro- 
dukten irgendwelche  Vortheile  bei  der  Einfuhr  gewährt.  — Aua 
der  Znlltarifreform  sollen,  wie  bereits  oben  erwähnt,  760  Contos 
Mehreionahme  resultireu. 

Heute  verzollen  wir  die  Importwaaren  bereits  naeh  diesem 
provisorischen  Tarife  und  zahlen  einem  jüngst  erlassenen  Gesetze 
zufolge  neben  den  neuen  ZolUarifsfttzeu  Doch  2°/o  vom  Werth  zu 
Gunsten  der  Hafeuwerke  von  Lissabon. 

Steuer  auf  Reisfelder.  Au»  Gesundheitsrücksichten  war  im 
Jahre  1867  die  vollständige  Ausrottung  der  Reisfelder  in  Portugal 
dekretirt  worden.*)  Dafs  nichts  desto  weniger  heute  nach  20  Jahren, 
während  welcher  Zeit  das  betreffende  Dekret  nun  aufser  Kraft  ge- 
setzt worden,  die  Reiskoltur  umfangreicher  als  zuvor  ist  (es 
dürften  beute  schätzungsweise  12000  ha  mit  Reis  bebaut  sein),  mufs 
als  ein  trauriger  Belag  portugiesischer  Verwaltung  ungesehen 
werden.  Nachdem  die  radikale  Meinung  gegen  die  Reisfelder  bei 
kompetenten  Personen  nicht  mehr  io  früherem  Mafse  obwaltet,  so 
will  der  Finauzminister  das  Verbot  gegen  dieselben  aufgehoben, 
dafür  aber  eiue  Probibitivsteuer  eingesetzt  wissen.  Hiernach  »ollen 
die  Reisfelder  klassifizirt  und  entsprechend  mehrere  Steuerstufen 
geschaffen  werden.  Die  höchste  Steuerstufe  zahlen  die  Reisfelder 
auf  gesundem  Boden  in  der  Nähe  von  Ortschaften,  die  geringste 
die  auf  bereits  bestehenden  Sümpfen,  entfernt  von  Ortschaften  ge- 
legenen. — Der  Ertrag  dieser  Steuer  wird  auf  90  Contos  an- 
genommen. 

Haus*  und  Luxussteuer.**)  Dank  der  Nachlässigkeit  der 
Fiuauzbeamteu  sind  bei  Bemessung  dieser  Steuern  ofTeubar  die 
gröbsten  Unregelmäßigkeiten  zu  Uugunsten  des  Fiskus  vorge- 
kommen Zur  Regelung  der  Angelegenheit  legt  der  Minister  einen 
entsprechenden  Gesetzentwurf  vor  und  erwartet  daraus  eine  jähr- 
liche Mehreinnahme  von  l&O  Conto».  — Ebensowenig  als  die  ge- 
genwärtigen gesetzlichen  Bestimmungen  über  Haus-  und  Luxus- 
steuer, entsprechen  auch  diejenigen  über  Ziuszebnten  und  die 
Steuer  auf  Branutweinfabriken.  Namentlich  sind  die  Miß- 
bräuche bei  der  letzteren  ganz  offenbar,  und  es  mufs  je  eher  je 
brgser  eine  Änderung  in  den  Gesetzesbestimmungen  erfolgen.  In- 
dem der  Minister  die  betreffenden  Vorschläge  einbringt,  rechnet 
er  im  Verfolge  derselben  sowie  aus  kleineu  Änderungen  in  der 
Industriesteuergesetzgebung  auf  eiue  Mehreiuaahme  von  un- 
gefähr 50  Contos. 

Was  uuu  das  Extraordinarium  im  Budget  pro  1887/8  ao  laugt, 
so  sind  hier  folgende  Ausgaben  vorgesehen: 

*)  Die  Reiskultur  ist  wegen  der  damit  verbundenen  Versumpfung  de« 
Boden»  geftuadheUsseb&dUeh. 

••)  Die  Luzussteuer  (contribafto  sumptuari»)  bezieht  sich  aaf  Haltung 
um  Dienern,  Reitpferden  und  Wagen. 


im  Kriegsministeriom  insgesamat 149  Contoe 

im  Mariueminiaterium: 

Bau  und  Reparation  von  Schilfen  etc.  . 150  Contos 
Schiffsartillerie  und  andere  Armaturen  . 20  . 

Gebinde  des  Ministeriums  .....  20  * 

Ultramarines  Defizit . 715  „ 

Missionen 10  „ 

Submarines  Kabel  von  Wwt-  Afrika  . . 50  * 

Garantie  für  die  Eisenbahn  von  Mormugis  121  ■ I 086  Contos 

im  Ministerium  der  öffentlichen  Arbeiten: 

Kunstoacben  von  Pont»  Dclgatf*  ...  80  Contos 

Kunstaacben  von  Horts  ......  30  „ 

Kunstaacben  von  Fun-bal 170  „ 

Kunstaacben  von  Leixöes  ......  660  „ 

Industrieausstellung  von  Lissabon  (1888)  25  , 965  Contos 

zusammen  2 200  Contoe 

Von  diesem  Betrage  glaubt  der  Minister  mindestens  1170  Con- 
tos aus  dem  für  vakaute  Stellen  fliefsenden  und  daher  disponiblen 
Geld,  aus  der  natürlichen  Vermehrung  der  Staatseinkünfte,  Rege- 
lung des  Steuerregisters,  Einhebuug  der  Steuerrückstäode  und  der 
Einsetzung  von  Eioscbätzkommissaren  decken  zu  können.  Der 
Rest  von  ungefähr  1000  Contos  ist  auf  dem  Weg«  des  Kredits  zu 
beschaffen  oder  zum  Tbeil  aus  dem  sich  im  Ordioarium  ergebenden 
Saldo  sowie  den  Einkünften  der  Mormugäo -Eisenbahn  (zusammen 
ca.  250  Contos)  tu  decken. 

Weitere  Vorschläge  des  Ministers  betreffen  die  Autorisation 
seitens  der  Cortes  zur  Regelung  der  Steuereinhebung  sowie 
zur  Konvertirung  und  Amortisation  der  öffentlichen 
Schuld.  Es  handelt  sich  hierbei  einmal  um  die  äußer«  Schuld, 
wo  die  Konvertirung  der  perpetuirlicben  3 °/o  Fonds  (in  London 
aufgenommen)  in  6®/o  Obligationen  mit  75jähriger  Amortisation 
bei  günstiger  Kursnotirung  vorzunchmen  sein  wird,  und  dann  um 
die  innere  Schuld,  welche  pr.  30.  Juni  1886  272423  Contos  be- 
trug und  bei  der  eine  theilweise  Konvertirung  unter  Umständen 
auch  ratbsam  sein  kann.  Weiterhin  wüoscht  die  Regierung  die 
Autorisation  dazu,  die  Dispositionen,  betreffend  den  8traß«Dban 
so  treffen  zu  können,  daß  die  noch  zu  bauenden  königlichen 
Straßen  — auf  dem  Kontinent  1906  km  und  auf  den  Inseln 
776  km  — sowie  die  noch  nicht  auagefübrten  Distriktatraßeu*) 
innerhalb  eine»  Zeitraumes  von  18  Jabreu  vollkommen  hergestellt 
sind.  Ein  längeres  Hiozieben,  die  Saumseligkeiten  in  den  Werken, 
vermehrt  lediglich  die  Gesammtkosten.  Der  Bau  größerer  Strecken 
soll  hierbei  lizitirt  werden  und  der  Staat  jährlich  hierfür  1600  Con- 
tos verauslagen.  Zu  diesem  Zweck  werden  Obligationen  emittirt, 
die  in  kurzem  Zeitraum  araortisirt  werden  und  deren  Zins  und 
; Amortisation  ins  Ordinarium  zu  stellen  ist. 

Schließlich  wüoscht  der  Minister  die  Genehmigung  dafür,  daß 
der  Staat  zu  den  Kosten  der  von  der  Munizipalität  voo  Porto 
beabsichtigten  Avenue  um  die  Stadt  herum  etwas  beitrage.  Be- 
gründet ist  diese  Unterstützung  darin,  daß  die  staatlichen  Über- 
wachungsspesen  nach  Fertigstellung  des  Werkes  geringer  werden 
und  das  Ertr&goiß  des  Wasser-Reaß  sich  voraussichtlich  vergrößert. 

Europa. 

Russische  Zoll-  und  Steuerexperimente.  Was  den  rassischen 
Koblenzoll  betrifft,  so  hatten  bisher  zu  entrichten:  Stein-,  Torf- 
und Holzkohlen,  Koks  und  Torf:  beim  Import  über  die  Häfen  des 
Schwarzen  und  A»ow*chen  Meeres  2 Kop.  Gold  pro  Pud,  über  die 
westliche  Landgrenze  1’/*  Kop.  und  bei  der  Einfuhr  in  die  balti- 
schen Häfen  V*  Kop.  ln  Zukuuft  soll  der  Zollsatz  für  Stein-, 
Torf-  und  Holzkohlen  im  ersten  Falle  3 Kop.,  im  «weiten  2 Kop. 
und  für  die  Ostseehäfen  1 Kop.  Gold  betragen.  Noch  höher  »oll 
Koks  besteuert  werden,  nämlich  für  die  Südbäfen  mit  4 l/i  Kop., 
für  die  Westgrenze  mit  8 Kop.  und  für  die  Ostseehäfen  mit  1 4/a 
Kop.  Gold  pro  Pud.  — Diese  Erhöhungen  sollen  bereits  genehmigt 
sein.  Auf  ihre  weittragende  Bedeutung  für  die  Industrie  und  den 
Handel  der  baltischen  Küstengebiete  haben  wir  bereits  bingewieseu. 

Herr  Wysch  negradski  erweist  sich  dabei  noch  immer  un- 
erschöpflich in  der  Produktion  stets  neuer  Zoll-  und  Stcu^rprojekte. 
Die  Nowoati  zählen  wieder  eine  Liste  auf,  deren  baldige  Verwirk- 
lichung so  gut  wie  sicher  sein  soll.  Zunächst  eineu  Petroleum- 
zoll,  der  io  aller  Kürze  zu  erwarten  steht.  Alsdann  eiue  Baude- 
roleusteaer  für  den  Flaschen  verkauf  vou  Weinen  aller 
Art,  ausländischen  wie  russischen.  Der  Finanzminister  glaubt  diese 
Maßregel  begründen  zu  können  durch  den  Hinweis  darauf,  daß 
gerade  die  ärmsteu  Volksklassen,  welche  keinen  Wein,  sondern 

**)  Das  gnoio  Netz  der  königlichen  Straß»  auf  dem  Kontinent  beträgt 
6600  tun  und  der  Di»trikUtraJhen  8500  km. 


Nr.  25. 


388 

EXPORT,  Organ  des  Centralvereins  Für  Handelsgeographie  etc. 


1887. 


Branntwein  geniefteü,  verbältnifsmäfaig  hoch  durch  die  Brannt- 
weiuakzise  belastet  sind.  Die  Einnahmen  aus  der  Banderolensteuer 
für  den  Flaschenwein  sollen  zunächst  dem  Fiskus  dienen,  nftchst- 
dem  aber  auch  zur  Hebung  des  einheimischen  Weinbaus  Verwendung 
finden. 

Ferner  sollen  die  aus  der  Liquidation  der  ehemaligen 
Kreditinstitutionen  und  aus  der  Reichsbank  erzielten  Ein- 
nahmen der  Reicbarentei  au  Gut«  geschrieben  werden,  und  end- 
lich werden  zur  Hebung  des  Wechselkurses,  abgesehen  von 
den  allgemeinen  Mafsnabmen  zur  Aufbesserung  der  Volkswirtschaft 
zwei  Mittel  in  Vorschlag  gebracht:  entweder  Verminderung  der  ein- 
laufenden  Kreditbillets  oder  Vergröfserung  des  dieselben  sicher- 
stellenden Metallfonds.  Der  Finanzminister  ist  neuerdings  der  An- 
sicht, dafs  eine  weitere  Verringerung  der  Papierrubel  lediglich  den 
Geldmarkt  beengen  würde  und  ist  daher  mehr  für  den  zweiten 
Weg.  Die  erforderlichen  Vorarbeiten  sollen  bereit*  in  Angriff  ge- 
nommen sein,  und  alle  hier  aufgezftblten  Mafsnabmen  bis  zur 
Herbstsession  des  Reicbsraths  soweit  vorbereitet  werden,  dafs  sie 
ihm  ohne  Weiteres  zur  Bestätigung  unterbreitet  werden  können. 

Die  finauziellen  Ideen  des  russischen  Finsnzministers  scheinen 
sber  noch  viel  zu  wenig  abgeklärt  zu  sein.  Der  „Peterb.  Herold“ 
entwickelte  wenigstens  vor  Kurzem  ein  ganz  entgegengesetztes 
Programm  Herrn  Wyscbnegradskis.  Angesichts  des  unerhört 
tiefen  Standes  der  russischen  Valuta  sollte  er  die  folgenden  „sehr 
einschneidenden  und  radikalen,  nichtsdestoweniger  aber  gerecht- 
fertigten Haftnahmen“  in  allerkürzester  Frist  zur  AusfÖhrung  zu 
bringen  entschlossen  gewesen  sein:  1.  Die  Zollämter  erhalten  den 
Befehl,  einen  gewissen  Theil  der  in  Gold  zu  entrichtenden  Zölle 
in  russischen  Kreditbilleten  zu  einem  periodisch  vom  Finanzmiuister 
featzuaetzenden  Kourse  anzunebtnen.  2.  8ämmtlicbe  in  Berlin 
zirkulirenden  russischen  Kreditbillete,  welche  fortwährend  Gegen- 
stand der  Spekulation  sind,  werden  auf  Rechnung  der  russischen 
Regierung  durch  Ankauf  dem  Markt  entzogen.  3.  Gleichzeitig  wird 
die  waggonweise  (I)  Ausfuhr  von  Noten  zum  Zweck  der  Spekulation 
prohibirt  werden,  während  es  nur  dem  Reisenden  nach  dem  Aus- 
lände gestattet  sein  wird,  Noten  mitzuoehraeo,  welche  jedoch  nicht 
in  Koffern  oder  Säcken  über  die  Grenze  gebracht  werden  dürfen. 
4.  Das  Finanzministerium  beabsichtigt,  simmtliche  vou  der  Speku- 
lation auf  Lieferung  auf  den  Berliner  Markt  geworfenen  russischen 
Notenquantitäten  aufzunebmen  und  deren  pünktliche  Lieferung  in 
natura  zu  verlangen.  5.  Vom  Finanzministerium  werden  besondere 
Zahlstellen  in  Berlin.  Hamburg,  Frankfurt  ft.  M.,  Amsterdam,  Wien, 
Paris  bezeichnet  werden,  woselbst  Reisende  ihre  rassischen  Kredit- 
billete  zu  dem  periodischen  Kourse,  zu  welchem  die  malischen 
Zollämter  die  Kreditbillete  annehmeo,  in  betreffender  Landesmüuze 
umgewechselt  erhalten.“ 

In  Berlin  bat  damals  die  Mittheilnng,  dafs  der  rassische  Fi- 
nanzminister  sich  mit  der  Absicht  trage,  um  die  russische  Valuta 
zu  heben,  einfach  die  Ausfuhr  russischer  Kreditbillete  zu  verbieten, 
„weniger  Befremden  als  allgemeine  Heiterkeit“  erregt.  Der  „Ber- 
liner Börsenkourier“  fand  ganz  richtig,  dafs  diese  Maftregcl  in  das 
Gebiet  der  Unmöglichkeiten  gehöre,  da  das  russische  Ministerium 
unmöglich  den  russischen  Untertanen  verbieten  könne,  überhaupt 
ihre  Schulden  au  das  Ausland  zu  bezahlen,  und  die  Nothwendigkeit, 
in  Gold  zu  zahlen,  nur  eine  von  der  beabsichtigten  entgegengesetzte 
Wirkung  bervorbriogen  würde.  Nicht  eine  Hebung  der  rassischen 
Valuta,  sondern  eine  Verschlechterung  derselben  würde  eintretea, 
da  eine  derartige  Mafsregel  die  Zirkolationsfähigkeit  der  Rredit- 
billets  beschränken  und  deren  Zablkraft  erheblich  vermindern  würde. 

Das  scheint  scblieftlicb  auch  Herr  Wyscbnegradski  einge- 
sehen zu  haben,  dafür  schwirren  aber  neue,  nicht  weniger  be- 
ängstigende Gerüchte  in  der  Luft.  Zu  Zar  Nieolaus  Zeiten  hat 
man  es  in  Ruftland  schon  einmal  erlebt,  dafs  der  Papierrubel  auf 
ein  Viertel  seines  Nominalwertbcs  gesetzt  wurde,  und  so  erscheint 
es  auch  jetzt  manchen  als  nicht  unmöglich,  durch  ein  ähnliches 
Regierungsdekret  der  Entwertung  des  Kreditrubcls  zu  Hülfe  zu 
kommen.  Welche  Folgen  die  Reduktion  des  Rubels  z.  B.  auf  die 
Hälfte  seines  Werthes  haben  würde,  illustrirt  der  „Kiewlänin“ 
folgendermafsen:  „Wenn  wir  annehmen,  dafs  der  Pspierrubel  eines 
schönen  Tage«  sich  urplötzlich  in  einen  halben  Rubel  verwandelt, 
so  würden  alle  Baarkapitalien  in  den  Kassen  des  Reichs,  alle 
Geldsummen,  die  sich  in  deD  Händen  von  Privatpersonen  befinden, 
alle  Reicbsrentenpapiere,  Obligationen,  Wechsel,  Schuldverschrei- 
bungen und  andere  Wrrthdokumente.  alle  Kaufs-  und  Verkauft- 
kootrakte  auf  Frist,  Mieth-  und  Dienstverträge  usw.  die  Hälfte 
ihres  Werthes  einbüften.  Ebenso  würden  sich  die  ReichseinkÜnfte 
auf  die  Hälfte  reduziren,  bis  min  die  Abgaben  verdoppelt,  und 
die  Gebälter  aller  Beamten  des  Reichs,  bis  man  ihnen  dieselben 
entsprechend  erhöht  bst.  Diese  letzteren  Verluste  werden  nur 
zeitweilige  sein  — obgleich  auch  sie  recht  lange  andauern  können  — , 


die  Verluste  aller  Beeitzer  von  Baarsummen  und  Scbuldscb einen 
usw.  aber  sind  definitiv  und  unersetzlich.  Mit  andern  Worten : 
durch  die  Konversion  des  Rubels  in  60  Kop.  wird  allen  Personen 
und  Institutionen  die  Hälfte  ihre«  in  baarem  Gelde  oder  Geld- 
anrechteo  bestehenden  Vermögens  konfissirt. 

Wer  wird  darunter  leiden,  wer  dabei  gewinnen?  Anf  diese 
Frage  antwortet  der  „Kiewlävin“:  das  auf  diese  Weise  konfisairte 
Vermögen  fällt  1.  dem  Staate  zu,  der  das  Papiergeld  in  Umlauf 
gesetzt  hat.  Dieses  Papiergeld  repr&sentirt  die  Summe,  welche 
der  Staat  dem  Publikum  schuldet,  — diese  Schuld  aber  wird  nun 
auf  die  Hälfte  reduzirt.  Gegenwärtig  z.  B.  befindet  sich  1 Milliarde 
Kreditrubel  im  Umlauf,  für  welche  der  Staat  bei  ihrer  Ausgabe 
für  1 Milliarde  Metallrubel  in  diversen  Vermögenswerthen  empfangen 
hat.  Sobald  der  Werth  des  Papierrubels  auf  die  Hälfte  reduzirt 
wird,  reduzirt  zieh  auch  die  Staatsschuld  auf  600  Millionen  und 
iüt  der  Staat  von  der  Zahlung  der  übrigen  600  Millionen  Rbl. 
befreit.  2.  die  konfiszirte  Hälfte  der  Kapitalien,  welche  z.  B-  in 
rententragenden  Staatspapieren,  Agrar-Pfaodbriefen,  verpfändeten 
Kaufbriefen,  Wechseln,  Schuldverschreibungen  und  dergl.  ähnliche« 
Papieren  steckt,  kommt  deu  Schuldnern  auf  diese  Papiere  zu  Gute, 
mögen  es  nun  Privatpersonen,  Gesellschaften,  kommunale  In- 
stitutionen oder  der  Staat  selbst  sein.  Alle  diese  Schuldner  er- 
hielten das  Kapital  in  Rubeln  geliehen  und  es  waren  die  Prozente 
nach  Rubeln  berechnet,  jetzt  aber  werdeD  sie  ihren  Kreditoren  die 
Prozente  bis  zur  Tilgungsfrist  der  Schuld  und  das  Kapital  selbst 
nur  in  halben  Rubeln  zahlen.  3.  die  Verluste  au  Termiuver- 
piliebtungen  z.  B.  Arrendekontrakten,  Dienstkontrakten  u.  A.  m. 
gereichen  den  Arroodatoren  und  den  Dienstherren  zum  Vortheil, 
da  dieselben  statt  der  ausbedungeneo  Zahlung  nur  die  halbe  Summe 
entrichten. 

Man  kann  aber  augenscheinlich  nicht  behaupten,  dafs  dabei 
die  Reichen  mehr  verlieren  als  arme  Leute  oder  solche  mit  mitt- 
lerem Vermögen.  Dor  Eine  besitzt  nur  ein  Baarkapital  von  100  Rbl. 
oder  bat  dasselbe  io  der  Bank  oder  der  Sparkasse  deponirt  oder 
ein  eioziges  Wertbpapier  auf  100  Rbl.;  der  Andere  besitzt  ein 
Gut  oder  ein  Haus  im  Werthe  von  99000  Rbl.  und  nur  1000  Rbl. 
in  baarem  Gelde  oder  Werthpapieren;  der  Dritte  bat  ein  Gut  und 
eine  Fabrik  im  Werthe  von  einer  Million,  welche  aber  mit  einer 
Hypotbekenschuld  von  500  000  Rbl.  belastet  siud.  Durch  die  Ent- 
wertung des  Rubels  verliert  der  Erste  sein  halbes  Vermögen,  dir 
Zweite  nur  ein  Hundertstel  desselben,  der  Dritte  aber  büftt  nicht 
nur  nichts  ein,  sondern  sein  Vermögen  wächst  um  l1/*  Mal,  da  er 
von  einer  Schuld  von  250  000  Rbl.  befreit  wird.  Die  Summe 
aller  Verluste  beziffert  die  Zeitung  auf  annähernd  2 Milliarden 
Rubel. 

Dies  Verfahren  würde  in  seinen  Wirkungen  einer  sozialen 
Umwälzung  gleichzuachtcu  sein.  Eine  neue  Verteilung  der  Ver- 
mögen würde  statlfindcu,  über  eine  Verteilung,  welche  viel  Un- 
gerechtigkeiten in  sich  trägt,  deren  ganze  Tragweite  sieb  garnicht 
absehco  läftt.  Über  die  Wucht  einer  solchen  harten  Mafsregel 
müftte  das  gesamrote  ökonomische  Gebäude  des  Reiches  erzittern, 
Milliarden  würden  zusammenbrechen  und  ein  Wirbelwind  von  Ver- 
mögenstranslokatioaen  würde  dsberstürmen. 

Die  Entwertung  der  Geldeinheit  ist  somit  ein  schweres  Cbel 
für  Ruftland.  Die  Entwertung  schreitet  allerdings  nur  allmählich 
vor,  aber  der  scharfe  Charakter  der  drohenden  Katastrophe  wird 
dadurch  nur  gemildert,  aber  nicht  beseitigt.  Ruftland«  vornehm- 
liebste  Aufgabe  sollte  nicht  sein,  durch  allerlei  abenteuerliche 
und  seltsame  Zoll-  und  8teuerprojckte  den  Kurs  zu  heben,  um  das 
Vertrauen  des  Auslandes  in  seine  Kreditfähigkeit  zu  stärken,  son- 
dern umgekehrt:  es  sollte  zuerst  darauf  ausgeben,  das  gesunkene 
Vertrauen  wiederzogewinnen,  um  dadurch  den  Kurssturz  aufzu- 
halten. Ohne  jenes  Vertrauen,  welches  Ruftland  durchaus  noth 
thut.  wird  es  schwerlich  das  angestrebte  Ziel  einer  nachhaltigen 
Hebung  der  Valuta  erreichen.  Die  ersten  Schritte  zar  Besserung 
der  russischen  Finanzen  liegen  nach  der  politischen  und  wirth- 
schaftspolitischen  Seite  hinaus,  sie  hängen  eng  zusammen  mit  seiner 
gesummten  politischen  Haltung  und  seinen  wirtschaftlichen  Mafs- 
nabmen.  Ob  mau  aber  derzeit  an  leitender  Stelle  auch  nur  an- 
nähernd im  Stande  ist,  dieselben  richtig  zu  bemessen,  mufs  zweifel- 
haft erscheinen,  wenn  solche  kaiserlichen  Ukase  das  Licht  der  Well 
erblicken  können,  wie  der  jüngst  an  den  Senat  veröffentlichte  über 
die  Erwerbung  und  Benutzung  von  unbeweglichem  Eigen- 
thum  in  einigen  Westgouvernements  des  Reichs  durch 
Ausländer,  lu  Polen,  Bessarabien,  Wolhynien,  im  Wilna’scben, 
Witebski'schen,  Grodno'schen,  Kiewschen,  Kowoow’scbeo,  Minsk  - 
schen  Gouvernement,  sowie  in  Podolien,  Kurland  und  Livland 
dürfen  Ausländer  ausserhalb  der  Häfen  und  Städte  nicht  mehr 
Ansiedlungen  erwerben,  sowie  Rechte  auf  Immobilien  und 
l deren  Benutzung.  In  Polen  dürfen  Ausländer  aufserbalb  der  Städte 


1887. 


889 

EXPORT,  Organ  des  Centralverein«  für  Handelsgeographie  etc. 


Nr,  25. 


auch  nicht  Verwalter  sein.  Die  Begrenzung  der  Rechte  der  Aus- 
länder erstreckt  sieh  nicht  auf  die  Miethuog  von  Häusern,  Quar- 
tieren und  Villen.  Die  Erbschaft  in  grader  Descendenxlinie  und 
zwischen  Eheleuten  wird  gesctzmäfaig  gestattet,  falls  der  Erbe  im 
Auslande  angesiedelt  war,  bevor  die  Veröffentlichung  dieses  Ukasen 
erfolgte;  anderenfalls  mufa  der  Ausländer  das  Eigenthum  in  drei- 
jähriger Frist  au  einen  Hussen  verkaufen,  widrigenfalls  dasselbe 
auf  dem  Wege  der  Versteigerung  verkauft  und  der  Erlös  dem  Erben 
fibergeben  wird.  Kontrakte  auf  eine  gewisse  Zeit  dürfen  weder 
verlängert,  noch  erneuert  werden.  Dieser  hauptsächlich  gegen  die 
Polen  und  Deutschen  gerichtete  Ukas  erstreckt  sich  auch  auf  die 
kommerziellen  und  industriellen  Gesellschaften. 

Asien. 

M.  L.  Die  Tabaksplantagen  an  dar  Ostküste  von  Sumatra. 

Wiederholt  bat  diese  Zeitschrift  in  längeren  Aufsätzen  die  Ent- 
wickelung der  Plantagcnwirthscbaft  im  niederländischen  0»t-SutuA- 
tra  dargeiegt  Schon  aus  allgemeinen  Gründen  verdienten  diese  in 
unserer  den  Kolonialfrageo  zugewendeten  Zeit  besondere  Aufmerk- 
samkeit, nämlich  wegen  des  beispiellosen  Erfolges,  welchen  jene 
tropische  Kolonisation  mit  ihrem  Haupt-,  um  nicht  zu  sagen 
eiucigen  Artikel,  dem  Tabak,  erzielte;  es  kam  aber  hinzu,  dafs  an 
dem  Besitz  jener  Plantagen  vielfach  Deutsches  Kapital,  au  der 
Leitung  derselben  Deutsche  Kräfte  betbeiligt  sind  und  waren,  be- 
sonders aber,  dafs  Deutschland  das  wichtigste  Vor hrauch »gebiet  für 
den  in  Amsterdam  und  Rotterdam  zu  Markt  gebrachten  Sumatra- 
Tabak  ist 

ln  Nr.  13,  81.  März  1886,  S.  226  und  ff.  des  „Export*  haben 
wir  ein  Verzeichnis  der  privaten  Kultur-Unternehmungen  io  der 
Residentscbaft  „Ostküste  Sumatra"  und  zwar  in  den  Landschaften 
Deli,  Langkat,  Serdaug  und  Siak-Sri-lndrapura  aus  dem  Jahre 
1884  gebracht  Dasselbe  enthielt  die  Namen  der  Plantagen,  der 
Eigentümer  und  Verwalter  derselben,  die  Grflfse  der  einzelnen 
Plantagen  resp.  Gruppen  von  solchen;  die  Dauer  der  Pachtver- 
träge und  die  auf  den  Plantagen  gebauten  Produkte.  Es  Hegt  tnir 
nun  aus  neuerer  Zeit  eiue  ähnliche  Tabelle  vor,  welche  zugleich 
die  Mengen  der  auf  jeder  einzelnen  Plantage  erzeugten  Tabake,  so- 
wie die  bei  dem  Verkauf  derselben  in  den  Niederlanden  erzielten 
Preise  enthält  Diese  wichtige  Kolonialsacbe  mufa  von  Zeit  zu  Zeit 
in  ihrer  Entwickelung  durch  unsere  Fachpresse  verfolgt  werden  und 
so  gebe  ich  denn  hier  einen  Auszug  aus  der  Tabelle,  welche  vom 
Tabaksmakler  J.  H.  Lieflinck  in  Amsterdam  verfafst  und  über- 
schrieben ist:  „Die  Tabakspflan zuogen  auf  Sumatras  Ostküste,  , 
deren  Produkte  im  Jahre  1886  nach  den  Niederlanden  kamen  1 
(Erntejahr  1885,  Verkaufsjabr  1886). 

Die  Plantagen  (Onderoemingen)  nach  Unter-Abtheilungco  oder 
Landschaften  geordnet  vertheilen  sich  der  Zahl  und  Gröfse  nach 
auf  die  einzelnen  „Reiche*1  wie  folgt: 

1.  Reich  Langkat  21  Plantagen  von  zusammen  43  250  Baus 

(1  Bau  * 7 096.!,  qm) 

2.  Reich  Deli  44  Plantagen  mit  zusammen  85  200  Baus 

8.  Reich  Serdang  22  Plantagen  mit  zusammen  69  500  Baus. 

Die  Gröfse  der  einzelnen  Plantagen  betreffend,  so  ergiobt  sich 
folgendes.  Im  Reiche  Langkat  finden  sich:  1 Plantage  von  6 000 
Baus,  je  1 von  4 500  und  4 000,  1 von  3 000,  2 von  2 600,  4 von 
2 000,  3 von  1 500,  6 von  1 000,  3 von  250  hi«  6<;0. 

Die  gTöfste  Plantage  oder  richtiger  PlsnUgengrupp«  im 
Reiche  Deli  ist  10  500  Baus.  Im  Übrigen  bilden  die  Grü  fsen  von 
1 000  bis  2 000  Baus  die  Mehrzahl,  einzelne  sind  3 000  bis  4 000 
Baus  grofs,  doch  giebt  es  auch  Plantagen  von  nur  300  und  400 
Baue.  Ähnliche  Gröfseoverbältnisse  weist  die  Mehrzahl  der  Plan- 
tagen im  Reiche  Serdang  auf,  doch  finden  sich  hier  auch  einzelne 
Plantagen  von  10  000  uud  11  000  Baus. 

Betrachten  wir  die  Besitzer  (Unternehmer)  der  Plantagen,  so 
sind  es  theils  Kompauieen,  theils  Firmen  Einzelner.  Zu  jenen  ge- 
hören die  „Deli-Kompanie“,  welche  allein  40  000  Bans  Plantagen 
besitzt  die  „Langkat-  Plan tations- Company*,  die  „Langkat-  Asso- 
ciatie“,  die  „Paya-Djamboe-Companv“,  die  „Deli-Langkat-Tabacka- 
Maatscbappij“,  die  „Taback-Maatachappij-Arendsburg*,  die  „Deli- 
Batavia-Maatachappij*.  die  .Amsterdam-Deli-Companie",  die  „Galang- 
Tobacco  Maatschappij*,  endlich  die  „Amsterdam -Dcli-Cotupanie*. 
Ferner  eioige  30  Privat-Firmen,  von  denen  ich  diejenigen  mit 
deutschem  Klang  hierher  setze:  Krüse  uud  Kaufmann,  C.  A. 
van  Pentz,  Hottenbach  & Co.,  F Meyer,  H.  Engelbrecbt, 
0.  Eckels  & Co.,  Ritgeo  & Cramer,  J.  Huber,  Näher  & 
Grob,  M.  J.  Köhler,  A.  Z.  Just,  J.  Lühmann. 

Die  im  Durchschnitt  zu  141  cts.  für  */s  kg  verkauften  124  718 
Packen  (111  669  Packen  durch  Importeure  zu  Amsterdam,  13049 
Packen  durch  Importeure  zu  Rotterdam)  bestaoden  aus 


81  005  Packen  Dali-  Tabak,  Verkaufspreis  144»/»  cts.  Werth  17  866  000/ 


25  288 

Langkat-  „ 

151 

6 900  000 

12  795 

Serdang-  „ 

1117* 

2 150  OUÜ 

2 461 

Rcdagei-  . 

126 

486  OOO 

2 085 

Padaug-  „ 

94 

296  OOO 

865 

Bat oe Bahra-  „ 

74 

69  OOO 

556 

Bilah-  „ 

120 

100  000 

13 

Tarn  lang-  „ 

126 

2 40) 

Hinsichtlich  der  ßlattsorteo  ergab  sich  folgende  Zusammen- 
stellung: 

37  688  Packen  = 307«%  = 1 a Blattlänge 
34  660  . « 27%%  - 3 a 

14  538  „ =■  U'i%  - 3» 

2 472  „ — *2  °i'0  = 4a 

85  360  . « 28l/,%  -*  sog.  Stiekblatt. 

Die  insgesamint  124  718  Packen,  zu  76  kg  Netto  den  Packen 
gerechnet,  ergaben  eine  Summe  von  rund  26%  Millionen  /.  Die 
Ernten  der  Deli-Majtt»chappij  bezifferten  sich  allein  auf  einen 
Werth  von  über  6 Millionen/ 

Noch  einige  Bemerkungen  sind  von  Interesse.  Die  Wieder- 
bepflanzuDg  von  Plantagen,  die  nach  einmaliger  Ernte  6 bis  7 Jahre 
brach  gelegen,  mit  Tabak,  ergab  theils  zufriedenstellende,  theils 
ungenügende  Ernten.  Einzeln,  nachdem  das  Land  mit  Guano  ge- 
düngt, erfolgte  die  Wiederbepflanzung  schon  nach  ein-  oder  zwei- 
jähriger Brache  und  zwar  thcilwcise  mit  gutem  Erfolg. 

Die  Versuche,  andere  Gewächse,  wie  Kaffee,  Cacao,  Gummi, 
Rameh  zu  kultiviren,  sind  bis  jetzt  noch  nicht  erheblich  weiter 
gediehen,  als  in  dem  früheren  Artikel  geschildert.  Neuerdings  hat 
man  einen  sehr  guten  Erfolg  in  kleinem  Mafsstabo  gehabt  mit  der 
Erzeugung  von  Indigo  aus  Samen  von  Guatemala.  Die  An- 
pflanzungen von  Kaffee-Bäumen  verschiedener  Sorten  werde  fort- 
gesetzt, der  Liberia-Kaffee  bat  sich  hier  nicht  bewährt. 

Handel  aad  Fabrikation  von  Papier  in  Cochinchloa.  (Bericht  de*  belgl 
ucheti  Konsuls  in  Saigon.}  ln  Cochiochina  wird  kein  Papier  fabrizirt;  aus 
China  kommen  größte  Mengen  ordinären  Packpapiere*  und  aus  Japan  feinere 
| Sorten  zu  sehr  mäfcigen  Preisen;  ferner  werden  io  geringen  Mengen  ver- 
I schieden«  Gattungen  vou  Schreibpapier  (Schulpapier  ist  fast  nicht  mehr 
1 verkäuflich),  ordinäre  Coureits  s<  I f.  eiageführt. 

Tapeten  und  Kartons  sind  wenig  in  Gebrauch. 

Die  Staatsdruckerei  und  .La  C-oinmerciale*  konsumiren  grofse  Quanti- 
täten an  Druckpapier,  deren  Lieferung  auf  dem  Offertwcge  erfolgt. 

Der  Provenienz  nach  sind  Frankreich,  Belgien  nnd  China  in  erster 
Linie  zu  nennen,  sonach  kommen  England  und  Japan  (in  sehr  geringen 
Mengen);  Deutschland  liefert  seit  der  Herstellung  einer  direkten  Verbindung 
mit  Antwerpen  nur  weniges. 

Der  jährliche  Import  werthel  ungefähr  300  000  Piaster. 

Mit  dem  Papierhnndcl  befassen  sich,  mit  geringen  Aufnahmen,  nur  die 
iMKlihcnaimten  Detaillisten:  A.  Lacaze;  Fiöre,  Linage;  Gebrüder  Schroe- 
der  & Garde* 

Die  Grossisten  Gebrüder  Denis.  F.  Bngler  * Co.,  Speidel  A Co 
importiren  von  Zeit  zu  Zeit  in  geringfügigen  Mengen. 

Die  Kaufleute  in  Saigon  verlangen  nur  die  in  Europa  übliche  Auf- 
machung: Couverts  kommen  zu  je  hundert  in  einer  Schachtel,  feine  Papier- 
aorten in  Kartons,  die  anderen  in  Kisten  oder  Hallen. 

Bei  gröberen  Bestellungen  wird  gewöhnlich  ein  Kredit  bei  einem  euro- 
päischen Hanquicr  eröffnet;  einige  Däuser  ziehen  Tratten  vor,  welch«  durch 
eine  der  nachverzeichneten  Platzfirmen  gehen:  Indo-chinesische  Hank,  Hong- 
kong and  Shanghai  Ratiking  - Corporation,  Chartere«!  Merkantile  Bank  of 
Indio,  London  and  China,  Chartered  Bank  of  India,  Auslralis  and  China, 
W.  U.  Haie  <t  Co,  Speidel  de  Co.  (Aus  dem  Handelsmuseum.) 

Aus  Baku.  Der  verheifsungsvolle  Aufschwung,  den  der  Export 
des  russischen  Petroleums  io  den  neuen  Cisterueuschiffeii  der  Ge- 
brüder Nobel  im  vorigeo  Jahre  genommen  und  die  guten  Aus- 
sichten, die  sich  für  dasselbe  au  Plätzen  wie  Antwerpen,  London, 
Lübeck,  der  amerikanischen  Konkurrenz  gegenüber  eröffueteu,  er- 
scheinen bedroht,  wenn  die  Nachricht  der  „Birshew.  Wed.*  (Bflr- 
aen-Zeitg.)  sich  bewahrheitet,  dafs  die  grobe  amerikanische  Aktien- 
gesellschaft für  den  Napbtahaudel  einen  Bevollmächtigten  zu  dem 
Zwecke  nach  London  gesaudt  habe,  um  mit  der  dortigen  Firma 
Rotbachild  wegen  gemeinsamen  Ankaufs  aller  Aktien  der  Napbta- 
Kompaguie  der  Gebrüder  Nobel  iu  Verhandlung  zu  treten.  Es 
soll  damit  die  Konkurrenz  des  russischen  Kerosins  auf  den  Märkten 
West- Europas  beseitigt  werden.  Dieser  Nachricht  entspricht  ein 
Gerücht,  das  der  Zeitung  „Mschak*  aus  Baku  gemeldet  wird, 
Herr  Nobel  habe  sein  gesammtes  llesitzthum  in  Baku  für  27  Milli- 
onen Rbl.  an  Rothschild  verkauft. 

Wie  bedeutend  dort  noch  die  Napbta- Yorräthe  sind,  ergieht 
sich  aus  eiuer  Meldung  des  rusa.  „Bakuer  Anzeigers*,  von  der 
Öffnung  einer  neuen  Fontaine  am  8.  März  d.  J.  Das  Erdöl  stürzte 
anfänglich,  Sand  und  Steine,  bis  zu  20  Pfund  Gewicht  mit  sich 
in  die  Luft  reissend,  mit  grofser  Gewalt  hervor.  Von  4— ll'/aUbr 
Nachmittags  dauerte  die  erste  Eruption,  eine  zweite  von  kürzerer 


Nr.  25. 


1887 


390 

EXPORT,  Organ  des  Centndverema  für  Handelagsographio  etc. 


Dauer  wiederholte  sich  um  2 Uhr  Nachte  und  am  folgenden 
Morgen  brach  der  Sprudel  nach  zweistündiger  Pause  mit  erneuter 
Kraft  hervor  und  wirft  seitdem  ununterbrochen  grofse  Mengen 
Napbta  hervor.  Alle  vorbereiteten  Reservoire,  ja  alle  zufällig  vor- 
handenen Erdvertiefungen  sind  jetzt  mit  dem  Erdöl  angefüllt  und 
die  nicht  zu  bändigende  Oberfülle  fliefst  dem  Meere  zu.  — 


Süd-  Amerika. 

Die  Zustünde  In  Rio  Grande  do  Sul.  Triumphe,  Mai  1887* 
(Original bericht.)  Der  Nativismus  erhebt  immer  häufiger  sein  Haupt. 
Wer  die  Äußerungen  der  brasilianischen  Presse  verfolgt,  mufs  zu  der 
Überzeugung  kommen,  dsfs  sich  die  Tendenzen  desselben,  lokal 
variirt.  vom  Norden  Brasiliens  ausgehend,  immer  weiter  verbreiten 
und  die  Raisonneroents  gegen  das  fremde  Element  immer  leiden- 
schaftlicher werden.  Bald  wird  die  Monroe-Doktrin  offiziell  er- 
klärt sein  und  „Brasilien  den  Brasilianern*  allein  gehören  sollen. 
Mau  wird  eine  Masse  Gesetze  dekretiren  und  die  Fremden  beraus- 
ekeln  wollen,  man  wird  ihnen  anch  ihr  gutes  Recht  noch  mehr  zu 
verkümmern  suchen,  als  es  jetzt  leider  schon  geschieht,  man  wird 
sie  auch  ungestraft  noch  mehr  verleumden  und  beschimpfen  dürfen 
al»  seither,  aber  man  wird  sich  seiner  Ohnmacht  bewußt  werden. 
Als  das  Knownothingthum  in  Nord-Amerika  grassirte,  konnten  die 
Amerikaner  wob!  sagen  und  beweisen,  dafs  sic  in  ihrem  abge- 
schlossenen großen  Wirtschaftsgebiet  der  Fremden  nicht  bedürf- 
ten; das  Land  produzirte  Alles,  Getreide,  Webstoff,  Kohle  und 
Metalle,  die  Bevölkerung  war  betriebsam  und  fleifsig,  es  fehlte 
keineswegs  au  bedeutendem  Kapitalien;  ohne  Zweifel  konnte  Nord- 
Amerika  existiren  ohne  fremde  Arme  and  ohne  fremdes  Kapital. 
Wir  wissen,  dafs  das  Knownothingthum  das  Räderwerk  der  Welt- 
geschichte nicht  aufbalten  konnte  und  der  fremden  lnvusion  erlag. 
Unsere  deutschen  1848er  Emigrirteu  dürfen  steh  die  Ehre  vindi- 
ziren,  ihn  mürbe  gemacht  zu  haben,  vollständig  todtgescblagen 
wurde  er  erst  im  Sezessionskriege.  Anders  liegen  die  Verhältnisse 
in  Brasilien.  Brasilien  ist  den  Engländern  schwer  verschuldet, 
grofse  Kapitalien  der  Engländer  und  Franzosen  sind  in  brasiliani- 
schen Eisenbahnen,  Zuckerfabriken  und  anderen  öffentlichen  Unter- 
nehmungen invpstirt,  die  englischen  Banken  sind  die  tonangeben- 
den. Wie  will  man  dieser  Macht  zu  Leibe  gehen?  Wohl  oder  Übel 
mufs  man  Engländer  und  Franzosen  unbehelligt  lassen  nnd  das 
Herausekeln  wird  meist  nur  die  Deutschen  treffen,  welche  ja  als 
Gelddarleiber  Brasiliens  keine  Rolle  spielen,  nicht  einmal  eine 
eigene  Bank  haben.  Die  Deutschen  werden  also  einen  schweren 
Stand  haben,  aber  zum  Tbeil  ihre  Positionen  behaupten  können, 
namentlich  wo  sie  als  Brasilianer  naturalisirt  oder  gewis6ermafsen 
als  Engländer  zweiter  Klasse  anzusehen  sind,  nämlich  wo  sie  als 
Betheiligte  oder  Angestellte  englischer  Unternehmungen  figuriren. 
Eine  grofse  Anzahl,  namentlich  Ingenieure,  Aerzte,  Lehrer  und 
Berußangchörige  auderer  höherer  Fächer  kann  der  Aufenthalt  auf 
die  einfachste  Weise  der  Welt  unmöglich  gemacht  werden,  indem 
man  ihnen  die  Berechtigung,  in  obigen  Fächern  zu  praktiziren, 
entzieht.  Schon  jetzt  stellt  der  Staat  nicht  mehr  den  zehnten  Theil 
Fremder  an  wie  früher,  die  Eisenbahn  Porto  Alegre—  Uruguays  na 
hat  z.  B.  nur  noch  einen  einzigen  deutschen  Beamten.  Nebenbei 
bemerkt  ist  als  nativislischer  Auswuchs  anzuseheD,  dafs  Kutscher, 
Maschinisten  usw.  ein  Examen  machen  müssen,  was  natürlich  nur 
den  Zweck  hat,  Individueu,  die  der  portugiesischen  Sprache  nicht 
mächtig  sind,  auszuscbliefsen.  (Was  würde  man  in  Berliu  zu  der 
Idee  sagen,  eine  Kaste  priviligirter  examinirter  Droschken-  und 
Rollfuhrwerkskutscber  zu  schaffeu)? 

In  früheren  Jahren  war  in  den  Südproviuzen  Brasiliens  noch 
nichts  von  einer  nativistiseben  Strömung  zu  bemerken,  man  ver- 
achtete den  armen  Einwanderer,  abpr  man  nahm  ibn  als  fleifsigen 
Arbeiter  gut  auf.  Die  ersten  Blasen  trieb  dieselbe  bei  Aulafs  des 
Brandes  der  Ausstellung  in  Porto  Alegre,  und  einzelne  brasilianische 
Zeitungen,  besonders  „Mercaatil*  und  „Conservador“  beschimpften 
in  leidenschaftlicher  Sprache  die  Deutschen,  die  sich  natürlich  die 
Beleidigungen  geduldig  einsteckten.  Gelegentlich  wurden  der- 
gleichen Bravourstücke  auch  vou  dem  republikanischen  Organ  in 
Porto  Alegre,  der  „Fcdera^äo*,  hei  passenden  Veranlassungen 
wiederholt. 

Dieser  Tage  brachte  „Mercantil“  einen  Artikel,  der  die  Auf- 
hebung der  Freiheit  der  Küstenschifffahrt  bespricht.  „Brasilien  für 
die  Brasilianer.*  Was  schadet  es,  wenn  sich  die  Frachten  ver- 
teuern und  auch  der  Süden  des  Landes  zurückgebt;  die  fremden 
Flaggen  sollen  die  brasilianischen  Gewässer  meiden  und  nur  die 
Brusiliuner  sollen  die  Küsten  befahren,  damit  Alles  recht  mit 
Paciencia  voran-  oder  zurückgeht,  auch  in  kommerzieller  Beziehung. 
Wir  haben  in  den  brasilianischen  Gewässern  zur  Zeit  eiuc  grosse 
Anzahl  fremder  Fahrzeuge  in  Dienst,  besonders  viele  deutsche 


und  holländische.  Briggs  nnd  Schooner  von  100  bis  400  Tonnen 
und  darüber  kommen,  auf  3 bis  5 Jahre  ausgerüstet,  mit  Ladung 
von  Europa  und  operiren  dann  an  der  Küste.  Die  hauptsächlich- 
sten Frachten  sind  Xarque  (getrocknetes  Fleisch)  von  Rio  Grande 
do  Sul  nach  Rio  de  Janeiro,  Bahia  und  Pernambuco,  schwarze 
Bohnen,  Mais  und  Farinha  do  Maodioca  von  der  Provinz  Rio 
Grande  do  Sul  nach  denselben  Häfen,  Zocker  von  Pernambuco 
nach  den  Südbifen,  ebenso  von  Rio,  Bahia  nnd  Pernambuco  Zucker, 
Salz,  Kaffee  und  Schnaps  nebst  anderen  Artikeln  nach  den  Süd- 
häfen. Von  anderer  fremder  Küstenfabrt  sind  nur  noch  die  Dampfer 
der  „Co.  Lampert  & Holt*  zu  erwähnen,  welche  als  gediegene 
Basis  den  Transport  der  Stückgüter,  welche  transito  von  Liverpool 
und  Hamburg  nach  den  Südhftfen  bestimmt,  über  Rio  gehen,  ver- 
mitteln und  in  der  Richtung  nach  Rio  für  dort  bestimmte  Güter, 
wie  Bohnen,  Talg,  Schmalz  usw.,  und  für  Hamburg,  Antwerpen, 
NewYork  und  Liverpool  bestimmt,  Ocbseobäute,  Tabak,  Konserven 
und  tausend  geringfügigere  Güter  traosportireu.  Soll  nun  diese  fremde 
Küstenschifffahrt  ganz  aufhören,  so  werden  bei  dem  großen  Mangel 
an  Fahrzeugen  brasilianischer  Flagge  und  brasilianischer  Seeleute  die 
Frachten  enorm  steigen  und  der  Export  vieler  aüdbrasilianischer 
Produkte  unmöglich  werden.  Wie  bekannt,  ist  der  Handel  der 
Provinz  Rio  Grande  do  Sul  überwiegend  in  deutschen  Händen  und 
wird,  wenn  es  soweit  kommt,  dafs  fremde  Küstenschifffahrt  aus- 
geschlossen wird  — und  es  wird  soweit  kommen  — schwer  leiden, 
aber  auch  die  deutschen  Kolonisten,  welche  den  ganzen  deutschen 
j Handel  alimentiren,  werden  gleich  schwer  geschädigt  werden. 

Wohl  werden  alle  Deutsche  und  ein  grofser  Tbeil  einsichts- 
voller Brasilianer  der  Südprovinzen  gegen  die  nativistischen  Maß- 
regeln ankämpfen,  die  berufenen  Vertreter  der  deutschen  Interessen 
werden  im  Parlament  nnd  in  der  Presse  ihre  gewichtigen  Stimmen 
erheben,  aber  was  kann  der  Süden  wollen  gegen  das  gewaltige 
Übergewicht  des  Nordens?  — Unzweifelhaft  wird  die  Zeit  kommen, 
dafs  die  Küstenschifffahrt  monopolisirt,  der  Fremde  nur  als  Arbeiter 
I oder  Kapitalist  geduldet  und  seine  Rechte  noch  mehr  verkürzt 
j werden.  Diese  Periode  wird  ja  vorübergeheo,  so  got  wie  sie  in 
I Nordamerika  überwunden  wurde,  denn  ein  derartiger  Anachronis- 
mus kann  am  Ende  des  19.  Jahrhunderts  keinen  Bestand  haben, 
der  mittlerweile  zu  verantwortende  enorme  materielle  Schaden  der 
Angehörigen  unserer  Nation  wird  aber  nicht  zu  ersetzen  sein,  wenn 
wir  nicht  von  vornherein  unsere  energischsten  Maßregeln  treffet. 

— Und  wir  Deutschen  können  thatsächlich  wirksame  Mittel  an 
wenden,  um  die  so  sehr  tu  fürchtenden  Bestrebungen  des  Nativis- 
mus wenigstens  im  Süden  Brasiliens  zum  grofsen  Theil  zu  paraly* 
siren,  wenn  nur  der  gute  Wille  und  Rückhalt  ira  Muttertaude  da 
ist.  Um  dies  zu  bewirken,  muß  der  Süden  so  viel  at»  möglich 
wirtbscbafllicb  selbständig  werden  und  das  Programm  wäre  folgendes: 

1.  Es  muß  eine  direkte  Dampferverbindung  zwischen  Hamburg 
! und  Rio  Grande  do  Sul  geschaffen  werden. 

2.  Es  muß  eine  deutsche  Bank  in  Rio  Grande  do  Sul  etablirt 
werden. 

8.  Es  müssen  deutsche  Kapitalisten  industrielle  Unternehmungen 
j io  der  Provinz  Rio  Grande  do  Sul  erwerben,  z.  B.  die  Eisenbahn 
I Rio  Grande—  Bagi,  die  Eisenbahn  Porto  Alegre— Neu -Ham  borg, 

I Gasanstalten,  Wasserwerke  usw. 

4.  Es  mufs  die  deutsche  Einwanderung  erleichtert  werden. 

Geschieht  dies,  so  wird  der  deutsche  Einfluß  in  Süd-Brasilien 
ins  Ungeheure  wachsen,  der  Nativismus  wird  hier  die  Rückenmarks- 
darre bekommen,  gegenüber  dem  kräftigen  Aufleben  deutscher  Ar- 
beit und  der  Macht  des  deutschen  Kapitals,  und  kann  seine  Orgien 
auf  den  Norden  beschränken,  wo  die  deutschen  Interessen  verhält- 
nismäßig geringfügiger  sind. 

Der  frühere  deutsche  Konsul  von  Porto  Alegre,  Herr  A-  Hell- 
wig,  kennt  die  hiesigen  Verhältnisse  genau,  er  war  ein  schneidiger, 
pflichttreuer,  allgemein  beliebter  Vertreter  des  Deutschen  Reiches. 
Man  bat  ibn  uns  weggenommen  und  in  das  Auswärtige  Amt  berufen, 
ohne  einen  Nachfolger  zu  substituiren.  Herr  Heliwig  muß  be- 
richtet haben  über  hiesige  Verhältnisse. 

Weshalb  iguorirt  aber  das  Auswärtige  Amt  die  Bedürfnisse 
der  hiesigen  deutschen  Kolonie,  die  Wichtigkeit  des  hiesigen  Han- 
dels und  die  Petitionen  der  hiesigen  Deutschen?  Dies  ist  eine  schon 
sehr  lange  Zeit  offene  Frage. 

Sobald  wir  wieder  konsularische  Vertretung  bekommen  und 
der  v.  d.  Hey  dt 'sehe  Erlaß  aufgehoben  oder  inodifizirt  sein  wird, 

, wird  auch  der  Bann  von  unserem  Laude  genommen  sein  und  wir 
werden  wieder  Einwanderung  und  mit  der  Einwanderung  größere 
Kapitalien  von  Deutschland  bekommen,  wodurch  das  weitere  Auf- 
blühen unausbleiblich  ist  und  Deutschland  eine  reichlicher  fließende 
Woblstandsquelle  erschlossen  ist,  als  alle  tropischen  Kolonieea  in 
den  nächsten  Jahzebnten  werden  können.  Herr  Heliwig  wird 
Vorstehendes  nicht  dementiren!  — 


1887. 


991 

EXPORT,  Organ  des  Central  verein»  für  Handelageographie  etc. 


Nr.  25 


üm  die  Wichtigkeit  de»  Rio  Grandenser  Wirtschaftsgebietes 
za  erläutern,  folgt  nachstehend  ein  Auazog  au*  dem  offiziellen 
„Boletim  do  Alfandega“  von  Rio  de  Janeiro  vom  24.  Mftrz  1887. 
Es  kamen  transito  io  Rio  im  Monat  Februar  1887  an 


Herttunft  (StQeä)  Volumen 

Hamburg 51)512 

Antwerpen  ......  3011 

Liverpool 2169 

Havre  .......  94G 

Lissabon  ......  891 

London . 624 

Bordeaux 191 

Porto  .......  183 

Madeira 9 

IS  068. 


Ziel  Volumen 

Rio  Grande  do  Sul  . . . 5507 
Porto  Alegre  .....  5048 

Paranagui  ......  1629 

Santa  Catbanna  ....  483 

Santo*  .......  243 

Antooina  ......  149 

Victoria 9 


Von  den  aus  Antwerpen  gekommenen  Volumen  gingen  669 
nach  Paranü,  12  nach  Santa  Catharina,  2340  nach  Rio  Grande 
do  Sul. 

Von  den  aus  Hamburg  gekommenen  Volumen  gingen  4092 
nach  Rio  Grande  do  Sul,  859  nach  Parana,  141  nach  Santa 
Catharina. 

Von  den  aus  Liverpool  gekommenen  Volumen  gingen  1835 
nach  Rio  Grande  do  Sul,  266  nach  Santa  Catharina,  59  nach  Pa- 
rana, 9 nach  Victoria. 

Da  vno  Antwerpen  ein  sehr  großer  Prozentsatz  deutscher 
Waare  zu  kommen  pflegt,  ist  es  klar,  dafs  der  deutsche  Export- 
handel in  Rio  Grande  do  Sul  überwiegt,  es  ist  aber  nicht  zu  ver- 
gessen, dass  Vorstehendes  nur  Transitgüter  sind,  außer  diesen 
gehen  von  Hamburg  direkt  monatlich  2 bis  6 Segelschiffe  nach  Rio 
Grande  do  Sul  rnit  deutschen  Gütern,  wohingegen  andere  euro- 
päische Exporlhäfon,  mit  Ausnahme  der  Kohlen-  und  Salzhifen, 
wenig  oder  gar  keine  Segelschifffahrt  mit  Rio  Grande  do  Sul  un- 
terhalten. 


Die  neuen  Niederlassungen  am  Itapocü.  Originalbericht 
aus  Itapocü.  Mitte  Mai  1887;  siehe  Export  Nr.  12.  Seit  meinem 
ersten  Bericht  über  die  Besiedelung  des  Itaporütliales  hat  letzteres 
ein  wesentlich  auderes  Aussehen  erhalten.  Von  den  deutschen 
Familien  haben  die  meisten  schon  recht  hübsche  und  im  Verhält- 
nis zur  Kürze  der  Zeit  auch  gans  beträchtliche  Ernten  za  ver- 
zeichnen. Mais  und  Reis  gedeihen  hier  vorzüglich,  Bohnen  uod 
Gemüse  geben,  zu  rechter  Zeit  gepflanzt,  gute  Erträge.  Wie  wichtig 
der  Zeitpunkt  der  Aussaat  gerade  bei  den  als  allgemeines  Nahrungs- 
mittel so  wichtigen  schwarzen  Bohnen  ist,  habe  ich  selbst  erproben 
können.  Die  im  September  gepflanzten  Bohnen  geben  60  fachen, 
die  im  Oktober  gepflanzten  40 fachen,  die  im  November  gepflanzten 
15facbeu  und  die  Dezemberbohnen  einen  so  geringen  Ertrag,  dafs 
er  die  Mühe  des  Aberotens  nicht  lohnte.  Im  Übrigen  aber  ist 
gerade  bezüglich  der  Pflanzzeit  das  hiesige  Klima  insofern  äusserst 
günstig,  als  erstens  für  die  meisten  Pflanzen  ein  grofser  Tbeil  des 
Jahres  zur  Aussaat  freisU-ht,  und  zweitens  fast  keine  Zeit  des 
Jahres  existirt,  in  welcher  nicht  irgend  etwas  mit  Erfolg  gepflanzt 
werden  könnte.  Den  Mais  beispielsweise  kann  man  in  der  ganzen 
Zeit  vom  Juni  bis  zum  Dezember  stecken,  and  ieh  selbst  habe  die 
Erfahrung  gemacht,  dafs  der  in  der  Zeit  vom  8eptember  bis  De- 
zember gepflauzte  einen  gleichmäßig  guten  Ertrag  liefert.  Was 
den  zweiten  Punkt  oubetrifft,  so  lassen  sich  pflaDzen: 

im  Jauuar  Stangenbohnen,  Gurken,  Tbaja  und  Bataten,  welche 
letztere  mau  überhaupt  das  ganze  Jahr  über  pflanzen  zu 
köunen  scheint, 

im  Febrnar  uod  März  Zuckerrohr,  Boboen,  Kartoffeln  und  alle 
europäischen  Gemüse,  welche  letztere  auch  noch  in  den 
folgenden  Monaten  April,  Mai  und  Juni  gedeihen.  Diese 
Monate  sind  auch  die  richtige  Zeit  für  die  Saat  von 
Futterbafer. 

Endo  Juni  und  Juli  Tabak  und  Mais.  Letzterer  von  nun  an 
bis  Dezember. 

Der  August  und  September  sind  die  eigentliche  Pflanzzeit  der 
einheimischen  Gewächse  wie  Mandiok,  Aypitu.  Araruta, 
Tbaja,  Cura,  Mangeriten,  Bataten.  Baumwolle,  Mais,  Erd- 
nüsse, schwarze  Bohnen  ubw.  osw.,  auch  Kaffee  und  Zucker- 
rohr werden  im  August  gepflanzt. 

Oktober  und  November  sind  die  Reismonate,  auch  gestatten 
diese  Monate,  ebenso  wie  der  Dezember,  io  gutem  Lande 
noch  das  Anpflanzen  der  meisten  einheimischen  Gewächse. 

ln  demselben  Mafse  wie  die  Pflanzzeiten  vertheilen  sich  auch 
die  Erntezeiten  der  verschiedenen  Feldfrücbte  auf  das  ganze  Jahr, 
und  gerade  dieser  Umstand,  dafs  der  Laodmann  keine  eigentliche 
Ruhezeit  kennt,  oder  wenigstens  nicht  zu  kennen  braucht,  ist  von 
grobem  Vortheil  für  die  hiesige  Landwirtschaft.  Anch  dem  neuen 
Ankömmling,  der  natürlich  in  den  meisten  Fällen  keine  ruhige 


Nacht  bat,  als  bis  er  etwas  in  die  Erde  gebracht,  gewährt 
dieser  Umstand  die  Möglichkeit,  wenigstens  nach  dieser  Richtung 
hin,  die  Unzufriedenheit  zu  verringern,  die  fast  jeden  Kolonisten 
im  Anfang  seiner  neuen  Thätigkeit  ergreift.  Solcher  Mißvergnügten 
haben  wir  natürlich  auch  hier  am  Itapocü,  und  Manche  von  diesen 
haben  sieb  so  wenig  mit  dem  Leben  im  Urwald  befreunden  können, 
dafs  sie  unsere  Kolonie  theils  schon  verlassen  haben,  theils  zu 
verlassen  Willens  sind.  Wollte  man  nun  aus  den  Lästerungen 
derselben  auf  die  Kolonisationswürdigkeit  des  itapocüthales  einen 
Schluß  ziehen,  so  würde  man  fehlgreifen.  Da  klagt  der  Eine  Über 
die  Unfruchtbarkeit  des  Bodens,  der  nur  geringe  Ernteerträge  liefert, 
allein  er  bedenkt  nicht,  daß  das  Ausbleiben  derselben  sehr  leicht 
an  einem  von  ihm  begangenen  Fehler  in  der  Behandlung  der  Pflanze 
liegen  kann,  denen  ja  jeder  neue  Kolonist  ganz  unvermeidlich  aus- 
gesetzt  ist;  ein  Blick  auf  die  Pflanzung  des  Nachbars  würde  ihn 
belehren,  daß  der  Boden  von  großer,  ja  stellenweis  von  geiler 
Fruchtbarkeit  ist;  der  Andere  wirft  dem  hiesigen  Land  bau  vor, 
daß  er  die  Produktionskosten  nicht  decke,  geschweige  denn  einen 
Überschuß  gewähre;  aber  er  bedenkt  nicht,  daß  seine  eigenen 
Fehler,  seine  Unkenntnis  der  Verhältnisse  und  sein  wenig  haus- 
hälterisches Wirtschaften  mit  dem  mitgebrachten  Kapital  die  Pro- 
duktionskosten zn  einer  unverbältnißmäßigen  Höhe  gesteigert  haben. 
Andrerseits  aber  darf  man  den  neuen  Kolonisten  ein  gewisses  Maß 
von  Unzufriedenheit  nicht  zu  Übel  vermerken.  Die  Enttäuschungen, 
denen  ausnahmslos  ein  Jeder  ausgesetzt  ist,  sind  groß  und  das 
Leben  im  Urwald  ist  ein  barte»,  entbehrungsreiches  Leben,  um  so 
entbehrungsreicher,  je  schwieriger  die  Verbindung  mit  dem  nächsten 
Kulturzentrum  ist 

In  dieser  Beziehung  sind  wir  jetzt  nun  etwas  besser  gestellt, 
als  zur  Zeit  meines  ersten  Berichtes.  Dazumal  vermittelte  nur 
eine  einfache  Picade  den  Verkehr  zwischen  dem  itapocü  und  der 
nach  Joinville  führenden  Südstrafse.  Im  Anfang  dieses  Jahres  nun 
hat  die  Direktion  den  Bau  einer  Fahrstraße  in  Angriff  genommen. 
Es  ist  das  eine  im  hoben  Grade  anerkenoenswerthe  That  der  Di- 
rektion, da  dieselbe  in  Folge  des  vertragswidrigen  Verhaltens  der 
brasilianischen  Regierung  in  ihren  Mitteln  äufserst  beschränkt  ist 
und  sieb  überhaupt  in  einer  höchst  prekären  Lage  befindet.  Dieses 
Verhalten  ist  für  einen  an  europäische  Verhältnisse  gewöhnten 
Menschen  geradezu  unfaßbar.  Ohne  mich  auf  Einzelheiten  eiozn- 
lassen,  will  ieh  nur  Folgendes  erwähoeo.  Die  brasilianische  Re- 
gierung hatte  mit  dem  Hamburger  Kolonisationsverein  vor  1879 
einen  von  6 zu  6 Jahren  erneuten  Vertrag  geschlossen,  durch  wel- 
chen die  Regierang  eich  verpflichtete,  gewisse  Subventionssaromen 
zu  zahlen,  wenn  der  Verein  eine  gewisse  Anzahl  von  Kolonisten 
jährlich  nach  der  Kolonie  Dona  Fraozisca  einführte.  Diesen  Ver- 
trag hat  non  die  neue  konservative  Regierung,  welche  die  Hoff- 
nungen der  Freunde  europäischer  Einwanderung,  wenigstens  in 
Bezug  auf  die  Einführung  selbstständiger  Kleingrundbesiuer  sufs 
Gründlichste  enttäuscht  hat,  In  durchaus  illoyaler  Weise  ta  Uu- 
guD*teu  des  Vereins  ausgelegt,  und  erst  den  energischen  Be- 
mühungen des  Herrn  Direktor  Brnstlein  ist  es  nach  mehrfachen 
mündlichen  Konferenzen  mit  den  maßgebenden  Persönlichkeiten  in 
Rio  gelungen,  die  Regierungen  zu  dem  Versprechen  zu  bestimmen, 
die  fälligen  und  rückständigen  Subveutioneo  bis  zum  Schluß  dieses 
Jahres  anszuzahleo.  Da»  Versprechen  ist  gegeben,  aber  an  die  Ver- 
wirklichung desselben  denkt  kein  Mensch.  Mao  stelle  sieh  nun  die 
Lage  der  Direktion  vor.  In  ihren  Einnahmen  einzig  und  allein  auf  die 
recht  zweifelhaften  Eingänge  aus  den  Grundstücks  Verkäufen  ange- 
wiesen, treten  fortwährend  Anforderungen  von  Auszahlungen  an  sie 
heran.  Es  müssen  nicht  nur  die  laufenden  Ausgaben  an  Bearaten- 
gebältern,  Bureaukosten  u.  dergl.  bezahlt  werdet!,  sondern  sie  muß 
auch  die  zur  Aufnahme  neuer  Eiuwaoderer  oöthigeo  Gelder  flüssig 
haben.  Und  weiter!  Diese  Einwanderer  wollen  Land  erhalten,  und 
hierzu  müssen  die  nöthigen  Waldarbeiten,  die  Traasirung  der  Wege 
ood  die  Vermessung  der  Grundstücke  vorher  geschehen  sein.  Nun 
läuft  der  Vertrag  Ende  dieses  Jahres  ab.  Wieviel  Einwanderer 
wird  das  nächste  Jahr  noch  bringen?  Wird  der  Vertrag  verlängert 
werden?  Wird  er,  wenn  verlängert,  anch  wirklich  realisirt  werden? 
Alles  das  sind  Fragen,  deren  Beantwortung  auf  den  Umfang  der 
vorzunebmeoden  Waldarbeiten  von  ausschlaggebendem  Einfluß  sind. 
Die  Direktion  hat  sich  non  entschlossen,  der  Zukunft  mit  Muth 
und  Vertrauen  entgegenzoseben,  und  bat  die  zur  Aufnahme  neuer 
Einwanderer  nöthigen  Landvermessungen  vornehmen  lassen.  Allein 
dieselben  kosten,  wie  schon  neulich  erwähnt,  ein  schweres  Stück 
Geld.  Daß  dieselben  nicht  mit  geringerem  Kostenaufwand  geleistet 
werden,  ist  nicht  die  Schuld  der  Direktion,  sondern,  wie  ich  mich 
mit  immer  größerer  Gewißheit  überzeugt  habe,  die  Schuld  des 
mit  der  Leitung  der  betreffenden  Arbeiten  betrauten  Beamten;  da 
die  Ansprüche  der  wissenschaftlich  gebildeten  Ingenieure  hier  zu 
Lande  gewöhnlich  sehr  hohe  sind,  so  bat  man  einen  ehemaligen 


Nr.  25. 


392 

EXPORT,  Organ  de«  C^ntnüvemns  für  Handelsgeographie  etc. 


1887. 


Scbiffszimraermann,  der  schon  in  andern  Kolooieen  mit  Wegearbeiten 
beschäftigt  war,  mit  dem  Benfe  und  dem  Titel  eines  Ingenieur« 
betraut.  Derselbe  ist  nnn  »einer  Aufgabe  weder  nach  der  lech- 
nischen,  noch  nach  der  ökonomischen  Seite  bin  gewachsen,  ln 
Beziehung  auf  Erster?»  genüge  folgendes  Beispiel.  Die  Abmessung 
der  Grundstücke  geschieht  in  der  Weise,  dafs  zuerst  eine  Picade 
geschlagen  wird,  welche  die  Grundlage  der  künftigen  Straße  bilden 
soll.  Zn  beiden  Seiten  derselben  werden  nnn  parallele  Linien,  die 
im  Winkel  anf  die  Strafsen picade  treffen,  abgeschlagen,  welche  die 
einzelnen  Grundstücke  za  je  zwei  Seiten  begrenzen.  Die  dritte 
Grenzlinie  bildet  die  Straße  selbst,  and  die  vierte  entweder  ein 
Fluß  oder  eine  extra  geschlagene  Hinterlinie.  Bei  der  Bemessung 
des  Flächeninhalts  dieser  Grundstücke  wird  nun,  falls  die  vierte 
Linie  keine  gerade  bildet,  von  den  Krümmungen  derselben  abge- 
sehen und  sie  als  gerade  betrachtet.  Der  Flächeninhalt  ist  dann 
zu  berechnen,  wenn  man  die  beiden  Parallelen  und  die  Senkrechte 
auf  dieselben,  die  „Höbe*,  kennt.  Diese  „Höbe*  läßt  sich  nun 
sehr  leicht  trigonometrisch  berechnen,  wenn  man  die  Länge  der 
die  beiden  Parallelen  schneidenden  Strafsealioie  und  die  Gröfse 
der  Winkel  kennt,  in  welche  dieselben  diese  Linie  schneiden. 
Macht  die  Slrafseolinie  non  innerhalb  eines  Grundstücks  Winkel, 
so  wird  die  Rechnung  komplizirter,  ist  aber  stets  auf  trigono- 
metrischem Wege  auszufübren,  ohne  dafs  es  der  Scblagung  noch 
einer  einzigen  Picade  bedürfte.  Wie  wird  es  aber  bier  gemacht? 
Die  beiden  Parallelen  werden  durch  eine  senkrecht  auf  dieselben 
geschlagene  Picade  verbunden  und  diese  mit  der  Meßketto  ge- 
messen. Anf  diese  Weise  kommt  die  Vermessung  der  Grundstücke 
natürlich  viel  theurer  zu  stehen,  als  wenn  die  Höhe  durch  einfache 
Ansetznng  des  Kompasses  und  darauf  folgende  Berechnung  gefunden 
würde. 

ln  ökonomischer  Hinsicht  könnten  nicht  nur  die  laufenden 
Ausgaben  bedeutend  herabgesetzt,  sondern  auch  eine  Unmenge  von 
Ausgaben  vermieden  werden,  die  einzig  und  allein  dem  unwirt- 
schaftlichen Sinn  des  betreffenden  Beamten  ihre  Entstehung  ver- 
danken. Eine  Kontrole  in  dieser  Beziehung  anszuüben  ist  der 
Direktion  unter  den  gegebenen  Verhältnissen  absolut  unmöglich. 

Wenn  dieselbe  trotz  aller  dieser  Schwierigkeiten  doch  den 
Mutb  gehabt  hat,  die  Küste  nach  dem  Itapocü  in  Angriff  zu  nehmen, 
so  hat  sie  ein  Vertrauen  in  die  Entwickelungsfähigkeit  der  dortigen 
Ansiedelungen  and  eine  Rücksichtnahme  auf  die  Interessen  der 
bereits  dort  angesiedeltcn  Kolonisten  bewiesen,  für  welche  Ihr  in 
erster  Linie  diese  Letzteren  selbst,  dann  aber  auch  alle  Freoode 
der  deutschen  Kolonisation  in  8üd-Brasilien  den  größten  Dank 
scbnlden. 

Der  Vollendung;  des  Strafsen  baue«  treten  nun  aber  noch  aller- 
hand Hindernisse  in  den  Weg.  Die  Direktion  hat  denselben  stück- 
weise an  alte  Kolonisten  in  Akkord  gegeben,  die  ihr  Land  noch  nicht 
bezahlt  haben.  Natürlich  sind  dieselben,  da  sie  nur  eia  Viertel 
des  Akkordlohnes  basr  susgesablt  erhalten,  oft  recht  lässig  in  der 
Arbeit  und  lassen  sie  liegen,  wenn  sie  ihnen  zu  schwierig  erscheint 
oder  wenn  sie  sonstwie  die  Lust  verlieren,  oder  wenn  sie  zu 
Hause  nöthige  Arbeiten  zn  verrichten  haben.  Ein  Mittel,  sie  zur 
Fortsetzung  der  Arbeiten  zu  zwingen,  giebt  es  nicht,  denn  Recht 
und  Gericht  stehen  io  Brasilien  bekanntlich  nur  anf  dem  Papier.  Da 
liegen  denn  nnn  oft  Stücke  Weges  halb  in  Angriff  genommen  da 
und  verhindern  die  Kommunikation  oft  mehr  als  die  ursprüngliche 
Picade.  Das  einzige  Mittel  wäre  eben  nur,  den  Leuten  sofort  die 
Arbeit  abzunebmen  nnd  sie  Anderen  zu  übertragen.  Allein  hierzu 
ist  vor  allem  baaros  Geld  nöthig,  und  das  ist  nur  in  nötbiger 
Menge  durch  Auszahlung  der  Regieruogssnbventionen  zu  beschaffen. 
Das  allein  ist  der  springende  Punkt  in  den  ganzen  Fragen.  Die 
Herren  der  Direktion,  Direktor  BrÜatlein  sowohl,  wie  Konsul 
Dörffel  haben  den  besten  Willen  und  entwickeln  die  gröfsle 
Energie,  um  zum  Ziele  zu  kommen,  allein  alle  ihre  Bestrebungen 
müssen  scheitern,  wenn  die  brasilianische  Regierung  nicht  ihre 
Haltung  ändert.  Merkwürdig  erscheint  es,  dafs  das  Dentscbe  Reibe 
den  Interessen  und  den  wohlerworbenen  Rechten  der  Deutschen  im 
Auslande  nicht  einen  kräftigeren  Schutz  aogedeiben  läfst.  Oder 
sollte  wirklich  Brasilien  das  Stiefkind  der  deutschen  Diplomatie 
sein? 

Zum  Schlafs  mufs  ich  noch  einmal  auf  meinen  vorigen  Bericht 
zurückkommen.  Derselbe  ist  von  Direktor  Brüsslein  ah  ein 
schwerer  Angriff  auf  die  Direktion  und  im  speziellen  anf  seine 
Person  aufgefasst  worden.  Dafs  zu  dieser  Auffassung  der  Bericht 
selbst  absolut  keinen  Anl&fs  bot,  wird  jeder  unbefangene  Leser  so- 
fort zugeben.  In  sachlicher  Hinsicht  veranlafst  mich  dagegen  die 
Erwiderung,  die  Herr  Brüstlein  in  der  hiesigen  „Koloniezeitung* 
hat  erscheinen  lsasen,  zu  folgender  Berichtigung,  ln  die  Berech- 
nung der  Grundstückverhältnisae  des  von  mir  angenommenen 
Kreises  bat  sieb  ein  Fehler  eingeschlichen,  verursacht  durch  falsches 


Setzen  eines  Kommas.  Der  Flächeninhalt  des  lonenkreises  beträgt 
bei  dem  angenommenen  Radius  von  100  m nicht  31^  ha,  sondern 
3,14  ha.  Dieser  Fehler  bringt  natürlich  die  ganze  Zahlenkombi- 
nation zu  Falle,  sodafs  au  deren  Stelle  eine  andere  treten  müßte. 
Nehmen  wir  z.  B.  einen  Radios  von  250  m an,  so  beträgt  der 
Flächeninhalt  der  Allmende  19.f,  ha,  also  circa  78  Morgen,  sodafs 
dann  auf  jeden  der  36  Kolonisten  ein  Weideraum  von  über  zwei 
Morgen  käme,  was  durchaus  genügend  erscheint  Die  Grundstücke 
erhielten  dann  auch  eine  breitere  Front,  nämlich  43^  m,  nnd  dem- 
gemäß eine  geringere  Tiefe,  beides  Vortheile,  die  den  Nachtheil 
dieser  neuen  Kombination,  die  gröfsere  Entfernung  der  Grundstücke 
vom  Wege,  wobl  aufwiegen.  Wenn  nun  aber  Herr  Brüstlein  an- 
niomt,  es  sei  notbwendig  rings  um  die  Allmende  eine  Strafse  zu 
legen,  so  halte  ich  das  für  absolut  überflüssig.  Einen  Zugang  von 
seinem  Hause  zur  Strafse  einerseits  und  zn  seinem  Felde  anderer- 
seits hat  jeder  Kolonist  sich  selbst  zu  schaffen.  Damit  bleibt  also 
immer  die  Tbatsache  bestehen,  dafs  nach  longitudinaler  Koloni- 
sation nur  20  Familien  auf  dieselbe  Strecke  Weges  angesiedelt 
werden  können,  die  bei  der  konzentrischen  36  aufoebmeo  kann. 
Dafs  die  Pflicht  zur  Instandhaltung  des  Weges  gleichmäßig  ver- 
theilt werden  müßte,  ist  selbstverständlich.  Im  Übrigen  will  ich 
mich  auf  dieses  Beispiel  der  konzentrischen  Kolonisation  nicht 
gerade  steifen,  da  es  eben  nichts  weiter  sein  soll,  als  ein  Beispiel 
zur  Erläuterung  des  Prinzips.  Bei  sehr  gebirgigem  Terrain  würde 
jedenfalls  eine  andere  Art  der  Betätigung  dieses  Prinzips  erforder- 
lich sein. 

Der  andere  Punkt  betrifft  die  Übergabe  von  prinzlicbem  Land 
an  den  Hamburger  Verein.  Hier  habe  ich  einfach  zu  konstatiren, 
dafs  ich  falsch  berichtet  worden  war.  Mein  Gewährsmann  war  der 
oben  erwähnte  Wegebeamte,  dessen  Unzuverlässigkeit  mir  damals 
noch  nicht  bekannt  war.  Herr  BrÜatlein  giebt  nun  an,  dafs  der 
Grund,  warum  das  prinzliche  Land  reservirt  worden  war,  io  der 
Rücksicht  auf  die  bessere  Begrenzung  desselben  durch  eine  Straße 
statt  durch  eine  Picade  lag,  und  daß  alles,  was  die  Beziehungen 
des  Prinzen  zum  Hamburger  Verein  betrifft,  stets  ein  Jahr  oder 
noch  länger  vorher  abgemacht  war,  so  daß  Herr  Brüstlein  selbst 
eines  inneren  Kampfes  überhoben  sei.  Im  Übrigen  ist  jetzt  auch 
die  rechte  Seite  der  Süd-  und  Itapocustraße  größtentheiis  vergeben. 


Litterarlsche  Umschau. 

Verzetchniß  der  bei  der  Redaktion  eingegangenen  Druckschriften. 
Die  nachstehend  besprochenen  und  aagereigten  Werk»  können  durch  dk 
Bucbbandlong  Walther  dt  Apolant,  Berlin  W-,  Markgrafenstrafse  60, 
jederzeit  bezogen  werden. 

Koseritz  deutscher  Volkskalender  für  die  Provinz  Rio  Grande  d/S. 
auf  das  Jahr  1887.  Porto  Alogre  in  Kommission  bei  Guodlaeh 
& Comp. 

AW 8.  Wegen  der  langen  Abwesenheit  de«  Herrn  Herausgebers  von 
Porto  Alegre  hat  der  gegenwärtige  J4.  Jahrgang  erst  vor  wenigen  Monaten 
erscheinen  können , doch  dürfte  dieser  Umstand  den  Absatz  kaum  beein- 
trächtigen. selbst  wenn  die  bisheriges  Abnehmer  sich  inzwischen  mit  einem 
anderen  Kalender  versorgt  haben  sollten,  da  ihnen  gerade  In  diesem  Jahr- 
gänge aufserordentlidi  viel  des  W lesenswert hen  and  Nützlichen  dargeboten 
wird.  Das  gilt  namentlich  von  der  Zusammenstellung  des  Verfassers  über 
den  brasilianischen  Zirilprozcß,  welcher  letztere  den  vielen  der  Landessprache 
unkundigen  deutschen  Kolonisten  noch  immer  als  ein  Tohuwabohu  erscheint, 
woran  allerdings  weniger  das  Prozeßverfahren  an  und  für  sich,  als  die 
Saumseligkeit  und  Bestechlichkeit  der  brasilianischen  Richter,  nnd  die 
Schwindeleien  der  Advokaten,  welche  ihr«  de*  Gesetze.*  unkundigen  Klien- 
ten wie  Zitronen  nusxupressen  suchen,  di*  Schuld  tragen.  Dein  Verfasser 
liegt  ea  fern,  durch  seine  Darstellung  das  Heer  der  Winkeladvokaten  noch 
vermehren  zu  wollen,  sondern  er  will  damit  ecine  Leser  nur  in  den  Stand 
setzen,  den  Gang  des  Zivilprozesses  mit  größerer  Sschkenntnifs  als  bisher 
zu  begleiten,  um  sich  wirksamer  gegen  etwaige  Beuachtheiligungen,  von 
welcher  Seite  sie  auch  immer  kommen  mögen,  schützen  zu  können. 

An  belletristischen  Arbeiten  ist  der  gegenwärtige  Jahrgang  ärmer,  al« 
die  früheren,  doch  werden  des  Herausgebers  «Erinnerungen  au*  schweren 
Tagen*,  worin  er  un*  von  seiner  Desertion  und  den  Anfängen  seiner  Kanierr 
in  Pelota*  und  der  Campanba  erzählt,  nicht  nur  in  Brasilien,  sondern  aucl 
von  seinen  Freunden  in  Kurop*  mit  Lntereese  gelesen  werden.  Daß  er 
dem  Kalender  dieses  Mal  sein  eigenes,  nach  dem  bekannten  Klichö  au* 
U.  Langes  .Süd  Brasilien*  angefertigtes  Bild  einverleibt  hat,  dürfte  alles 
Lesern  lieb  sein,  welche  sich  für  den  ei^enthümlichen  und  bewegten  Lebens- 
gang  des  Verfassen»  interrasireu  und  »eine  Verdienste  uro  das  DeuUchthun 
in  Rio  Grande  d/S.  zu  würdigen  wissen. 

Th.  Firmbach  hat  einen  belehrenden  Artikel  über  Lebensmittel  geliefert 
und  unter  dem  Titel  * Gerne  innütxiges“  finden  wir  das  Gewerbesteuergesetz, 
das  Gesetz  über  akatboHsche  Rhen  und  viele  andere  wisBenswertbe  Dingr 
in  leicht  verständlicher  Form  dargoatallt,  während,  wie  in  früheren  Jahr 
gangen,  ein  AdresakaJender  der  deutschen  Geschäftsleute  und  Handwerker 
in  Porto  Alegre  und  zahlreiche  Annoncen  derselben  den  Schluss  bilden. 
PoHlische  Übersichtskarte  von  Ost-Afrika,  nach  den  neuesten  Ver- 
trägen und  Besitzergreifungen.  Aua  Kiepert'a  Politischer  Wandkarte 


181*7. 


893 

EXPORT,  Organ  des  Centralvereins  für  Handelsgeographie  etc. 


Nr,  25. 


von  Afrika  in  6 Blättern.  Mafistah  1:8000000.  Preis  2 M.  Berlin 
1887,  V»rlng  von  Dietrich  Reimer. 

Bei  dem  sich  immer  mehr  steigernden  Interesse,  welches  den  Kolonial* 
bestrebungen  in  Ost-Afrika  entgegengebrarbt  wird,  verdient  die«o  Karte 
besondere  Beachtung,  flw  umfafst  die  ganze  Ostküste  Afrikas  sowie  du 
Hinterland,  und  (riebt  durch  verschiedenes  Kolorit  rnarkirt  ein  deul* 
liebes  Bild  der  Besitzungen,  Protektorate  und  Interessensphären  der 
Europäischen  Mächte,  sowie  der  Afrikanischen  Staaten.  Außerdem  sind 
die  Erwerbungen  der  Deutsch- Oetafrikanischen  Gesell schaft  noch  besonders 
erkennbar  gemacht 

Briefkasten. 

— Von  dem  Kaiserlichen  Reichspostamt  erhielten  wir  nachstehende  Mit- 
theiinngen: 

.Wir  bähen  schon  wiederholt  darauf  aufmerksam  gemacht,  dafs  du 
Porto  für  Briefe  nach  Australien  im  Allgemeinen  80  Pfennig  für  je 
15  g beträgt.  Eine  Ausnahme  besteht  nur  für  die  nach  deu  Anlaufpliiien 
der  deutschen  Poeldampfer  in  Australien  (Adelaide,  Melbourne,  Sydney)  be- 
stimmten Briefe,  welche  von  dem  Absender  mit  der  Bezeichnung  .Schiffs- 
brief über  Bremen*  versehen  und  fraskirt  sind.  Bei  diesen  Briefen  be- 
trägt die  Taxe  20  Pfg.  für  je  15  g.  Briefe,  welche  den  letzteren  Bedin- 
gungen nicht  entsprechen,  gleichwohl  aber  nur  mit  30  Pfg.  frankirt  aind, 
unterliegen  in  Australien  einem  hohen  Nachschufsporto.  Wer  sich  und  seine 
Korrespondenten  in  Australien  vor  diesen  Folgen  bewahren  will,  müge  für 
richtige  Frankirung  der  betreffenden  Briefe  Sorge  tragen.* 

Vom  1.  Juli  ab  werden  auch  im  Verkehr  mit  den  Vereinigten 
Staaten  von  Amerika  bei  der  Briefposl  Waarenp robenaendungen 
mit  Flüsaigk eiten  gegen  die  ermäßigte  Taxe  sugeiaäaen. 

Die  aufwrbalb  Kulalacds  in  russischer  Sprache  ber&tugegebeneu 
Drucksachen  (Bücher,  Broschüren,  Oescbäftsanzei^en  usw.)  dürfen,  da  sie 
bei  der  Einfuhr  in  Kufsland  zollpflichtig  sind,  nicht  mit  der  Briefpost  nach 
llafsland  verschickt,  sondern  müssen  als  Pack ata  — unter  Beigabe  einer 
Po&tpacketadresse  und  der  erforderlichen  Zahl  von  Zoll-Inhaltserklärungen 
— zur  Post  eingeliefert  werden- 

— Der  „Rheinisch  Westfälische  Lloyd“  iTransport-Versicherungs-Aktien- 
Gesellschaft)  in  Gladbach  (Grundkapital  6 Millionen  M)  bat  kürzlich  eine 
Reise- Kffektenvenricberung  eingerichtet,  welche  gerade  jetzt  den  zahlreichen 
Vergnügung*-  wie  HandlungsreUendeo  sehr  willkommen  sein  wird-  Diejeni- 
gen, welche  versichern  wollen,  erhalten  ein  kleines  Kuponbuch,  in  welchem 
die  Versicbcrungsbedingungen  sowie  das  Formular  für  den  Versicherungs- 
antrag enthalten  sind.  Da»  Büchlein  kann  durch  alle  Agenturen  der  Gesell- 
schaft, iu  Bi-rliu  durch  die  hiesige  Generalagentur  von  Louis  Wulff  de  C-o., 
SW.,  An  der  Jerusalemerkirclu*  2 bezogen  werden. 

— Wie  wir  hören,  ist  kürzlich  in  London  eine  Gesellschaft  begründe1 
worden,  welche  Portland -Gement  zum  Preise  von  22  Jt  pro  Tonne,  franko 
Bord  englischen  Hafen  fabrizirt.  Die  Berichte  über  dieeen  Cemrut  sollen  (!) 
übereiti'timmend  günstig  lauten  — die  Versuche  Gement  ans  Schlacken  zu 
fabriziren,  werden  fortgesetzt. 

Unser  Korrespondent,  welchem  wir  die  vorstehende  Mittheilung  ver- 
danken, schreibt  uns  gleichseitig:  Deutsche  Firmen  sind  durch  Fälschung 
von  Dokumenten  um  nicht  unbedeutende  Summen  hetrageu  worden.  Die 
Betrüger  und  Hehler  zogen  »ich  nach  London  zurück;  die  Geschädigten  sind 
hier,  sehen  die  Diebe  täglich,  welche  unter  Beihilfe  Detectivea  aufgefunden 
wurden  und  können  keinen  Verhaftungsbefehl  gegen  die  Gauner  erwirken. 
Das  „Auswärtige  Amt“  in  Berlin  erklärt  nichts  thun  zu  können  und  der 
deutsche  Generalkonsul  in  London  muf«  es  bei  gutem  Raths  bewenden 
lassen.  Möchte  es  doch  durch  internationale  Verträge  gelingen,  überwieaeno 
Betrüger  überall  festnohmen  zu  laasen. 

- Her*  K.  O.  L • b • <1  » n i . Hao.l>iirg.  m«*<l»ii  D*»  Hwti«r|'8Miiii«niitl«etit  KmI- 
dimpfrr  ,.l.>i**b«ii~.  Iu  »tu  9.  Juni  Ab*nd*  >-*.  R»bl»  s&rh  P-uropa  »tif „ArR-o'lii*" 
k*(  » j-,ph»nJ  <■  * Jtial  lu  Babla  aaf«»(ini*»an.  „Muinatldao * Jai  an  11  Juni  Voral  laga 
»05  Hatlalra  »trb  da«  La  Platt  •ohcrR*R*lM«A-  „Ura|ruay“  hat  *u«R*bmd  am  13.  Juni  9 LI  kr 
Abaada  ttoiif  patoirt.  „JUbu“  lat  au  if.  Ja»,  VanuiiU*»  von  U<mt«t|da«  »La  UtMlIlaa 
qarh  Knroft  ab«  «*«■>»«*.  .,8tnt»*-  tu  auafaband  ••  11.  Juni  V >nu  tu*«*  >n  Lia-atmu  *» 
(•k<imo>*n,  ,1’arao »Raa"  Hl  am  l|.  Juni  rtm  B.bu  narb  Bambury  *Ii|:«**ur-ii  ,.C«*»pl  • *»“ 

U4  firkkaliraud  ata  1A.  Juki  VormltUya  lk  Lbaaliu»  •cjakuiu tn»n  und  am  14.  Juki  N«rb- 
■*tirr»  u*<  b Himburg  »*nrr*»«  io*»a,  „Cuirleutr«  • Hl  am  IS.  Ju.nl  Nattiml'i«»*  tua  Teua- 
rUa  narb  Hamburg  vrtiMrRaganRao 

— Uaa  Bpaduiunakaua  AlRatl  BlamtalBaJ-Haabarf  bkrtrbw«  »u>  Da  mpfar 

ua4  Ablabitpu  ma  fl  am  b arg  uaah  au r*p«Jaa»M  usd  il.araaa.».  bau  l'ISlaa« 

B)  Dampft  rhlffa. 

Afrika  (and»r*>bii»i*)  »Ja  Mailt  lf»,  CaairlMk«  Imr  n.  OorSa,  A»rra,  Layaa  ai«.  bla  l.*akda 
Ikhl.  Peateampfer  ,, Adolph  Wuenuaan“,  Ktf  i.  Mainrtta,  daulaak,  S«.  Juki. 

Kapuadc  uau.  (ita  IlaUair»)  all«  iS  Ta<*,  tunirbai  Dampfer  „Tanar*-,  anylfcb,  9*.  Jaat. 

PaaaoR  . *l»«*p.ir«.  H-niko»*  ued  Japto  {„Klnaatn  Linla")  Dampfer  ,.H a-p-ria",  4»ul«rh, 
1°  Juli,  Dampfer  „KleUra“,  JaoUrta,  SO.  Juli,  Da  tupft  r „Xlnbu“.  dautnrb.  Jo.  Auatiti, 
Dampfer  „ pbiy«t)l»-',  dauuek.  10.  fi»f.  Wuiltr.  Daapfrr  ..Lydia“,  dauurb.  SO.  Ifepfeaaber. 

8la»apura,  fUnitbonR  und  Japan  via  Loado«  (»Itirr-Llkl»/  Dampfer  „PUaUblra“.  KapL 
Dukraaler,  «na  ll*t h.  tu.  Juli. 

etWC»pnra,  lliMiRfcoriR,  Yukobama  und  liluju  (ilirati)  (Union  Llnfe)  Dampfer  „N«arra*,  nnr- 

vfRncJJ.  i.  Juli. 

Slngapcxa,  HuürA<-*>r,  ScbakRhaa,  Tiibokama,  HIuro  und  NaRtaakl  (Ha  fort' Said.  Suaa,  A4»* 
und  Calotnbo  ab  BramaaJ  KakUUmpfar  ..Haiaru“,  StaUrll.  Ui  JS  Juni 

Adalaido,  Mribouraa  und  byJney,  tia  PoM  Said,  Suaa,  Aden  and  l'uLutnku  (ab  Bratnan) 
Pnttdanpfar  „tlababarR“,  dfulark,  ?.  Juli. 

ValparaHu,  Art  ca,  Mollando  und  Caltan,  Munievlit-  , Port  Staal«»  (Kalk  I.  In*.),  Paula 
Armna  (Mae-  Bir.).  Ct-rral,  Oaroiial,  Talrabuaon  and  I^uiqu«  anlaafakd  |»la  Af.avrprnj 
PoMOawpfar  ,JU  «»«>-.  ICapL  Kn  mar.  dauUtlt,  S.  Juli 

VaJparaiau,  Puma  Ar«aaa  (May.  8tr.).  C.icral,  TairabuAM,  Uoqalaab«,  AktoZa«aaU.  Iqkl^u« 
3';.arua,  Aura,  Mklltada , Callan  uv«,  (tia  Antwerpen}  Darnjlrr  HVtrRllta*-,  druueb, 
SO.  Juni. 

Moatatldt«,  |)t«aM  Airaa,  lUaarlo  aad  hau  Bknlaa  (via  ktadaira)  PtUldaapfar  „P»r»a«k- 
Kap«.  Stkirb,  daoitah,  1.  JaU,  Pntidaaspfrr  ..CorrHut*»*,  KapL  pnarbmaka, 
tUklacb,  u.  Juli. 

Paiuaanb uoi,  K>-»  da  Ja»* Im»  and  A antut  (via  Litaaboa)  Potidaaapf«»  .Bn»a«t  Air»*-.  K»pi 
L4wa.  dauU-  b . 33.4*ol 

Baba»,  Rin  da  Jaaaim  und  Srataa  (»La  LHaabonJ  PuiuJampfar  „CaapluM"  , KapL  Birth, 
«MHab,  4.  Juil. 


W»»t  ladlan  via  Harra  (8L  Tbnma»,  Taavtaala.  Haiti)  («■*  S and  91.  auch  aa»h  Puartn- 
Plaia)  tat  S.,  9t.  und  SS.  Jadan  Mouata,  tuairhit  Podduapbr  „Altnnyta",  KapL 
Undartr,  d*  =t*rb,  fl  Juni,  Foitdrapftr  „Saxmua”,  Kap*.  Ha<iar.  dauiaeh,  91.  Juni. 

Mtiicu  (via  Hatra),  Varurui , Tamalc«  aad  frogitM  ua  |.  Jadan  llooaM  tialtkit  aia 
daalaebtr  PoaMaatpfar  am  9.  Juli. 

»an  Jüan  (P.  R)  Havana  ar.  tfataara*  u«w.  (direkt)  Dampfer  „Baaaaraadira“,  KapL 
da  LarrtnaR*.  apa«la»b,  97  Juoi. 

Na«  York  (tia  Ha*r«)  Poatdaapfrr  '„Buhamia“,  deuU«b,  li  Juni,  PuMdampIrr  _Ubarua“, 
dtulacti,  I.  Juil,  P .„tdampfrr  „Cl.llart“  (dlrahlj,  dauUcb,  ♦>.  Juli.  Pualdanpftr  »«utrla“ 
(via  Havr«),  druueb,  IU.  Juli,  Puatdampfer  „L«»«Iur",  dataurb,  17.  Juli,  L'nlon-Damplar 
..SorTval»-,  KapL  MdUrr,  deaUrb.  29.  Juoi.  Dampf««  „Uartala-*,  Kapt.  Maaia,  dautaeb, 
Pf- Juni,  Dampfer  „Aannlla*,  KapL  Subada,  diatack,  IZ  Juli. 

b)  Stgaltebiffa. 

llaalla  „Paris«'*.  Kap«.  Olimann,  dautaeb.  prumpL 

Sau  Praactace  Janu  Llaaaay"  (tn  K.»«n),  KapL  HoRb«a,  «*Rlla«b,  prompt. 

G-raymai.  Uaiailau  aad  Bau  Blaa  via  Burdaaes  „PyTmout“,  KapL  J6qi*a»«u,  dautaeb, 
prompt, 

Wrttk&ata  Zratral  Amarikaa  (avratl.  via  Harra  »dar  Bordeaux)  „Mad****  KapL  Starrer, 
däali.-b.  folRtkd. 

Qut;ai)il]  direkt  „Atalaula",  Kapt.  Daakar.  datrlacb,  prompt. 

Valparaito  (Expedition  de»  Herrn  P.  LaaLi)  ,.Promp4“  (von  Buan),  dealach,  prompt,  „Mut“ 
1*0«  Baaan),  KapL  *t«lkrk> . deutacb,  lolRaod.  „DUme“  ««•  Bt«>n),  Kapt.  laraal,  dvuucb, 
iadaL 

ttv»arU  (direkt)  „Amur“,  KapL  Staadtaa,  uurwafHeb,  ladai,  „Umeatxl"  Kap«.  Danaa,  eng 
llieb.  IadaL 

Mealavtdko  «ud  Katari«  „Leiaal".  Kap«.  Gjeaaea.  uorwaRUcb,  aafatferti». 

11  ii »not  AI  re«  (Bl»fhu«lo)  „Canar  von  Catlla"  (roo  Bteen).  Kapt.  Grtfblk,  «»jlHch.  »agel- 
fertlg.  „Oie  Smith  PIour“,  KapL  Oamutidan,  rv.r»„gi.rk,  U4«L 

Parlo  A I*rc»  „Zana“.  KapL  Grub«,  tl»«l«rh,  aaRalfertlg. 

Bio  Graude  und  Barla  Ala»ra  „Warkluat“,  Kapt-  Po(Ja*ryd,  bolliudia.b,  prompt. 

Saul  ui  „Adiaf*.  KapL  ÜMaakan,  ileanek,  aeg-ifertlg , „Hlonch“,  Kapt.  Nagel,  daularb, 
IadaL 

Bla  da  Janeiro  „Hlar.-nymna“,  Kapt.  Ohl«,  daatach,  lad««,  „Allamaaaia".  KapL  W6lk«n, 
dauueb,  proaapL  „Baelbarau“,  KapL  Hau«««,  daularb,  ladet. 

Babla  „Axel",  Kapt.  Wablan.  drutarb,  prompt. 

Parnambueo  „Kxpadlr*,  KapL  Kuatad.  norvegiaeh.  ««RelfarilR,  „Aat»topa**,  Kapt.  Palart. 
•cbaedUch,  pmmpL 

Nibera*  bal  Anfuai  Bluaeiifaal. 

Dpotsche  Exportbank. 

Ktr  1 eleffiamm# : Kxportbank,  Bar  Ha. 

At) thel I Mag : Exportbureeu, 

Berlin  S W.,  Kochitrefee  27. 

(Briefe.  Parket«,  uaw.  «r*.  aiad  nur  mit  dlaaar  Adre»«»  in  »araahea.) 

Ui  VargltUK  Uv  4k  WWimittttll««  Jadar  u)  ruf.r  L I».  atagarafafclae  Mark  lal  dar- 
leihe«  m 4a*  4tm  Utaeaalektarkaid«  4m  slebl  aageklrlRea  Firm««  I Hark  (ta  leaHtkea 
Zriafmariea)  hthiflgea.  hi  ihaaaaalaa  4n  K.-B.  aerdaa  4k  ad  <«r  Beflr4arus 
‘Icker  Wertra  irftuieara  la  Jaat  et  la  Batkita«  gaklailL  — Bla  i4ranaa  »ekar  itf)rayg»l»r 
‘keif  4a«  B.-B.  aar  laiaaa  ikaaMalaa  »a  4aa  deuelkta  hlinlw  leSmuRta  ah. 

845.  Ein  Msrseilter  Agentur-  und  Kommissi<insgexchäft  wünscht  mit 
IcUtungeBUiigvn  Fsbrilmnten  von  Perlmutter-  und  Phautssieknöpfen  in  Ver- 
bindung zu  treten.  Offerten  erbeten  unter  L-  L.  815  sn  die  I>eutsche 
Ex|>orti>auk. 

54G.  Ktu  beulen*  empfohlenes  Hau*  in  Smyrna  sucht  Verbindung  mit 
leistungsfähigen  Fabriken  für  bedruckte  Kattune,  welche  mit  dem  englischen 
Fabrikat  konkurriren  können.  Offerten  erbeten  unter  L.  L.  816  an  die 
Deutsche  Exporthank. 

347.  Leistungsfähigen  deutschen  Fabriken  von  Kacbmirs,  Satins  und 
Futterstoffen,  welche  in  Beirut  (Syrien)  noch  nicht  vertreten  aind,  können 
wir  daselbst  ein  gut  eingeführtee  Agenturgeschäft  nach  weisen.  Angebote  und 
Anfragen  unter  L.  L.  317  an  die  Deutsche  Exportbank. 

348.  Ein  tüchtiger  zuverlässiger  Ge*rbif!»maon,  welcher  sieh  kürzlich 
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Nr.  25. 


394 

EXPORT,  Organ  des  Centralvereins  für  Handelsgeographie  etc. 


1887. 


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1887. 


395 

EXPORT,  Organ  de*  Central.ereins  für  Handelsgeographie  etc. 


Nr.  85. 


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396 

EXPORT,  Organ  den  Centralvereins  für  Handeisgeographie  etc. 


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Ote  4r«ljtMpxH*oe  PKltxril« 
o4«r  derto  Rosa 
alt  SO  PL  barecbaet, 
*«rd«a  »od  der 

«ipeiition  du  „Eijurt«“, 

Berlin  SW.,  Kochst  r.  87, 

.-.ni,..  „ ,u«-_ 


,* 

nach  Uobereinktmft 

all  dar  KxpodUioo. 


Centralvereins  für  Handelsgeographie  und  Förderung  deutscher  Interessen  im  Auslande. 


Redaktion  und  Expedition:  Berlin  8.W,  Kochstrafee  27. 

rOaieblf taialti  WockwiU««  » Ms  4 ührO 

Der  ^EXPORT*  ist  ün  deutschen  Poetzaitungskalalog  für  1887  unter  Nr.  1876,  Seit«  69  eingetrig  en.  'WM 

EL  Jahrgang. c&eitlvi,  a*n  98.  iss;. Nr.  26. 

DkeoWockanaduift  varfol«t  den  Zw»ck.  fertUar«nd  Bericht«  ft  bar  dla  La««  aniarar  Ludilaat«  la  AoiUad«  mr  Kannten*  Ihrer  Uoor  n brta*oa,  d.«  later  «smb  da  daetachaa  Kip->ru 
tbaUrlfti«  an  Tartr«tan.  «owU  d«o  danUctao  Handel  and  dar  d«aUch«n  Indaitria  wlchtl««  MHthellan««a  fttiar  die  hUndeüTerhiltaJ«»*  d«a  AaiUndaatn  hhraaatar  Krtat  an  ftt»«nnui«:a 

Brief*,  ZaltUfae  and  Wertend  ns«  *a  fftr  d«a  „K.PerV‘  «lad  u die  Redaktion.  Berlin  HW,  KecfcetrtB«  37,  io  richten. 

Brief«,  Zeltanteo,  Beltr>tt«erkHrai«ea,  Werth«endun«en  ftr  de«  „<*eW»lr»r*la  flr  BeodaU«wa«ra«hle  eU.“  »lad  uch  Bartls  SW.,  Koehatrslhe  37.  n («adas. 

Inhelt:  Der  ozeanisch«  Postdampferver  kehr:  18.  Die  nied«riändi*ch-amerikaniscb«  DampfHchifffahrtageseiiachaft.  Von  Dr.  Moritz  Lindeman 
in  Bremen.  — Afrika:  Hat  Kamerun  eine  Zukunft?  Klima,  Handel  und  Plantagen  hau,  sowie  allgemein  kulturelle  und  missionarische  Aufgaben 
und  Aussichten  in  der  jungen  Kolonie,  auf  Grund  eigener  und  fremder  Anschauung  dargestellt  von  Dr.  Bernhard  8chvarz.  (Fortsetzung.)  — Die  Be- 
deutung des  Tranavaalstaates  für  den  deutschen  Handel.  — Nord- Amerika:  Eine  Winterreise  durch  den  nordatnerikauUcben  Süden.  XII.  Von  Dt.  Emil 
Deckert  — Ausgedehntere  Verwendung  des  natürlichen  Gase«  von  Penney Naniea.  — Briefkasten.  — Deutsche  Exportbank  (Abthsilung: 
Exporl-Bursau).  — Anzeigen. 


Die  Wiedergabe  ton  Artikeln  aus  dem  „t*port"  ist  gertattet,  wenn  die  Bemerkung  hinzugafBgt  wird:  Abdruck  (bezw.  Ueberaetzwvg)  ans  dem  „EXPORT". 


Wir  frsufkfn  unsere  Mitglieder  um  die  Unteraehrift  nnd 
baldgefl.  F.inaeiidung  der  der  Nummer  22  dieses  Blattes  bei* 
gelegtei,  an  Herrn  Karl  von  Koseriti  gerichteten  Adresse. 
Berlin  8.W.,  Korhstrsise  27. 

Centralverein  für  Handelsgeographie  nnd  Förderung  deutscher 
Interessen  im  Auslande. 


Oer  ozeanische  Postdampfarverkehr.  *) 

Von  Dr.  Moritz  Lindem  an  in  ßremen- 
12.  Die  niederländisch  - amerikanische 
Dam  pfscbiff  fahrt«  gesell  scbaft. 

Den  niederländischen  Dampferlinien  nach  Ost-  und  Weatindien 
gesellte  sich  seit  1872  eine  Dampfschifffahrt  nach  den  Vereinigten 
Staaten.  Die  Verbindung  der  anfstrebenden  gTofcen  Seehandelsstadt 
an  der  Maasmündung  mit  den  Vereinigten  Staaten  von  Nord-Amerika 
oder  wie  es  in  der  Union  amtlich  heilst,  Amerika,  ist  alt  Gestützt 
auf  die  bis  in  das  Herz  von  Europa  reichende  Wasserstrafse  de* 
Rheins,  war  und  ist  Rotterdam  ein  wichtiger  Ein-  nnd  Ausfuhrhafen 
für  Südwestdeutacblaod  and  die  Schweiz,  und  ein  grofser  Theil  des 
Stromes  der  Auswanderer,  der  „Landverhuizertr,  nahm  immer 
seinen  Weg  über  den  niederländischen  Hafen.  Die  Bedeutung  de* 
Rotterdamer  Einfuhrbandels  ergab  die  Tbatsache,  dafs  im  Jahre 
1883  die  Einfuhr  Rotterdams  dem  Gewichte  nach  39,45%  der  Ge- 
samroteinfuhr  der  Niederlande  betrug.  Vielleicht  haben  die  be- 
dächtigen Mynheers  allzulange  gezögert,  an  Stelle  der  Segelscbiff- 

•)  Von  Herrn  Missionsdirektor  C.  G.  Büttner  gebt  UM,  die  «ogtiich* 
Postdaapferlbie  in  0«t- Afrika  betreffend,  folgende  geschätzte  Nachricht  zu: 

ln  Nr.  21  de*  .Eiport'  ist  «ine  Zusammenstellung  der  englischen  Poat- 
dampfer  nach  den  Kolonieen.  Gestatten  Sie  mir  Ihnen  ein  Beispiel  taitzu- 
theilen,  wie  diese  auf  dein  Papier  sich  ganz  schön  ausnehmenden  Fahrpläne 
«ich  zuweilen  in  praxi  gestalten. 

TTerr  Missionar  Gr  einer  von  der  evangelischen  MisBions- Gesellschaft  für 
Deutsch -OBt-Afrika  sollte  von  Jerusalem  kommend  die  Dampfer  der  »British 
India  Steam  navigation  Company*  von  Port  Said  nach  Sansibar  benutzen. 
Nach  dom  Fahrplan  würde  dar  iwi  schon  Aden  und  Sansibar  verkehrende 
Lokaldampfer  Aden  einen  Tag  nach  Ankunft  des  von  Europa  nach  Indien 
fahrenden  gfofsen  Schiffes  derselben  Gesellschaft  abgehen. 

Nun  batte  der  Ende  April  von  Europa  fällige  Dampfer  der  British  India- 
line  bis  Suez  diesmal  schon  zwei  Tage  Verspätung  gehabt,  und  obwohl 
zwischen  Suez  und  Aden  Trlegrapbcnverbindung  bestellt,  man  also  in  Aden 
wissen  inufste,  wie  die  Sache  lag,  so  Ist  doch  der  Lokaldampfer  am  <r>.  Mai 
Morgens  von  Aden  ahgegaugen  und  die  von  Suez  endlich  am  5.  Abends  an- 
langenden  Passagiere  hatten  das  Nachsehen  und  haben  jetzt  da«  Vergnügen, 
4 Woeben  In  Aden  auf  die  nirhatc  Schi  Angelegenheit  warten  zu  müssen. 


I fahrt  eine  Dampferiinie  nach  New-York  iu’a  Leben  zu  rufen.  Io 
Hamburg  and  Bremen  war  man  schon  lange  vorangeg&ngeu , ris 
1 1872  die  niederländisch-amerikanische  DampfaehifffabrU-Geaellschaft 
: in’s  Leben  gerufen  wurde  und  zwar  unter  dem  Protektorat  des 
Prinzen  Heinrich,  der  alle  niederländische  SeeunternehmuBgen  tbat- 
kräftig  fördert«,  Die  ersten  Jahre  waren  für  die  junge  Gesellschaft 
wie  für  alle  mitwerbenden  Linien  ungünstig,  denn  iin  Herbst  1873 
brach  bekanntlich  in  den  Vereinigten  Staaten  die  grobe  wirth- 
acbaftlicbe  Krisis  au«,  welche  lähmend  auf  Handel  und  Verkehr 
und  somit  auch  auf  die  durch'  die  Dampfschifffahrt  mit  Europa 
vermittelten  Waarentransporte  einwirkte.  In  allen  Jahresberichten 
von  Dampfergesellscbaften,  welche  diesen  Verkehr  damals  ver- 
mittelten, wurde  dieselbe  Klage  laut  und  die  Statistik  der  Aus- 
wanderung nach  den  Vereinigten  Staaten  zeigt,  wie  niederdrückend 
jene  Krisis  mit  ihren  Folgen  jahrelang  auf  die  Lust  zum  Aus- 
wandern einwirkte.  Der  Jahresbericht  der  Direktion  über  den 
Betrieb  im  Jahre  1880  stellt  denn  auch  in  einem  Rückblick  auf  die 
Wirksamkeit  der  Gesellschaft  seit  ihrer  Entstehung  fest,  „dafs  die 
Aktionäre  in  den  ersten  Jahren  in  Folge  der  traurigen  wirtschaft- 
lichen Verhältnisse  in  den  Vereinigten  Staaten  die  Hälfte  ihres  in 
die  Unternehmung  gesteckten  Kapitals  haben  verloren  gehen  sehen“. 

Der  Betrieb  begann  mit  zwei  kleineren  Dampfern.  Anfang 
1880  zählte  die  Gesellschaft  sechs  Dampfer  in  Betrieb,  ßchon  im 
Jahre  1878,  das  die  erste  Dividende  brachte,  hatten  fremde  Dampfer 
gemietet  werden  müssen,  am  den  Verkehr  der  Gesellschaft  za 
bewältigen.  Die  letztere  beförderte  im  Jahre  1878  : 59000  t Güter 
(statt  44000  im  Jahre  1877),  von  New-York  nach  Rotterdam.  Daa 

weno  sie  nicht  auf  da«  im  Voraus  an  die  „RritUh  India  lii»*’  für  die  Fahrt 
bis  nach  Sansibar  bezahlt«  Geld  auch  noch  verzichten  wollen.  Die  mit  die- 
ser Gelegenheit  für  Sansibar  von  Europa  mitgegebeoen  Briefe  bleiben  natür- 
lich auch  noch  vier  Wochen  io  Aden. 

Es  ist  sonach  die  in  No  21  des  BExport*  bei  10  der  Dampfertabellr 
dom  gedruckten  Fahrplan  entsprechende  Notiz  »Von  Aden  nach  Ankunft 
der  Post  in  Suez“  cum  grano  salis  zu  lesen,  nnd  ich  kann  nicht  umhin 
auch  noch  mitzotheilen,  daTs  der  Agent  dieser  Gesellschaft  in  Port  Said,  bei 
welchem  Greinet  die  Passage  noch  Sansibar  bestellte,  gar  nichts  davon 
«rufst**,  dafs  dieser  Ifempfer  Anschhri*  in  Aden  für  Eansibir  hätte,  und  selbst 
erstaun t war,  dioee  ihm  unbekatuite  Tbatsache  im  gedruckten  Fahrplan  zu 
Anden.  Es  liegt  also  di*  Vcrmuthung  nahe,  dafs  für  gewöhnlich  der  An- 
i schluf»  nicht  erreicht  wird.  Jedenfalls  wird  einige  Vorsicht  bei  Benutzung 
der  Posi schiffe  der  .British  India  line“  *on  Europa  nach  Ost-Afrika  geboten 
sein,  und  es  mufs  der  Wunsch  immer  wieder  laut  werden,  auf  dieser  für 
Deutschland  immer  wichtiger  werdenden  Tour  deutsche  Dampfer  durchfahren 
zu  sehen,  welche  auch  dann,  wenn  einmal  durch  höhere  Gewalt  eine  Be- 
triebsstörung eintreten  sollte,  doch  auf  die  von  ihnen  beförderten  Reisenden 
billige  Küokficht  nehmen.  , 


Nr.  26. 


398 

EXPORT,  Organ  des  Centralvereins  för  Handelsgeographie  etc. 


1887. 


Aktienkapital  der  Gesellschaft  war  damals  — in  Aktien,  die  auf 
500  / lauteten  — in  der  Bilanz  mit  1 Millionen  / aufgeführt. 
Ferner  fährt  diese  Bilanz  am  31.  Dezember  1878  den  Betrag  von 
1022  600 / als  Anleihe  und  darauf  fällige  Zinsen  aaf. 

In  ihrem  Bericht  über  1878  betonte  die  Direktion  der  Gesell- 
schaft, dafs  die  besten  Erfolge  an  erwarten  seien  von  Dampfern, 
die  bei  genügender  Schnelligkeit  und  zweckmäßiger  Einrichtung 
ttr  die  Aufnahme  von  Passagieren  doch  zugleich  vortbeilhafte  Ein- 
richtungen für  die  Aufnahme  von  Gütern  böten.  Die  Direktion 
sprach  sogar  die  Meinung  ans,  dafs,  wenn  die  niederländische  Re- 
gierung der  Gesellschaft  — dafür  scheint  im  Anfang  agitirt  worden 
zu  sein  — eine  jährliche  Subsidie  bewilligt  hätte,  die  dagegen  von 
der  Gesellschaft  zu  übernehmende  Verpflichtung  schneller  Reisen 
in  Mitwerbung  mit  Schnelldampfern  anderer  fremdländischer  Linien 
zu  noch  greiseren  Verlusten  geführt  haben  würde,  als  sie  die  ersten 
Jahre  für  die  Gesellschaft  ergaben. 

Die  Beziehungen  zur  niederländischen  Regierung  beschränkten 
und  beschränken  sich  lediglich  auf  die  Beförderung  der  Post.  Die 
niederländische  Postverwaltung  zahlt  der  Gesellschaft  an  Seepost- 
porto: für  Druckschriften  k 1000  g 0 ,»/;  für  Briefe  a 15  g 0,^/. 

Im  Jahre  1879  wird  theils  aus  Mitteln  der  Gesellschaft  (mit 
200000/),  theils  durch  Privatzeicbnung  ein  neuer  Dampfer  „ Am- 
sterdam* beschafft  uod  von  der  Gesellschaft  raiethweise  in  Ihren 
Dienst  gestellt.  Erat  im  Jahre  1879  erhielt  die  Gesellschaft  durch 
Miethung  von  der  Rottardamer  Handelsvereinigung  einen  festen 
Lande-  und  Liegeplatz  mit  gedeckten  Lagerräumen  in  Rotterdam 
(Fijenoord).  Für  das  Jahr  1880  stellten  sich  günstigere  Betriebs- 
Ergebnisse  heraus,  es  konnte  eine  Dividende  von  10%  vertheilt 
werden.  Dabei  wird  iedoch  ausdrücklich  in  Erinnerung  gebracht, 
dafs,  da  die  Hälfte  des  Kapitals  abgesebriebeu  wurde,  die  Divi- 
dende von  10°/o,  vom  ursprünglichen  Kapital  gerechnet,  nur 
eine  mifsige  Verzinsung  darstelle.  Zu  dem  neuen  Dampfer  „Amster- 
dam“, der  sieb  durchaus  bewährt  hat  und  den  die  Gesellschaft  als 
ihr  alleiniges  Eigentbum  nun  erwirbt,  kommt  ein  siebenter,  „Edam“, 
ein  achter  wird  gebaut.  Das  Aktienkapital  wird  zu  dem  Ende  um 
1 Million  /,  in  4 Serien  k 250  000/,  auszugebender  Aktien  erhöht. 
Der  Bau  des  neuen  Dampfers  mit  einer  Tragfähigkeit  von  3000  t 
wurde  von  der  Nederiandschen  Stoomboot  • Maatachappij  übernom- 
men. Die  Begebung  der  neuen  Aktien  fand  keinerlei  Schwierig- 
keit, der  erforderliche  Betrag  wurde  sogar  überzeichnet  und  die- 
jenigen Zeichner,  welche  bisher  nicht  Aktionäre  waren,  konnten 
nur  64%  des  von  ihnen  gezeichneten  Betrages  erhalten.  Die  be- 
förderten Gütermengen  betrugen; 

im  isst 

nach  New  York  . . . . 32  000  t 37  000 1 

von  78  000  t 76  000  t 

Der  Frachtenmarkt  war  1881  ungünstig,  die  Ausfrachten  der 
Dampfer  der  Gesellschaft  wurden  namentlich  dadurch  beeinträchtigt, 
dafs,  wie  der  Bericht  festatelll,  „die  gröfsten  Schiffe  der  Gesell- 
schaft in  Folge  der  mangelhaften  Verbindung  Rotterdams  mit  der 
See  nicht  voll  beladen  werden  konnten.“  Auf  diesen  Paukt  gehe 
ich  weiter  unten  ausführlicher  ein.  Mit  Recht  wiesen  die  Amster- 
damer Aktionäre  und  die  Direktion  der  mächtigen  niederländischen 
Maatschappij  darauf  hin,  dafs  nach  Eröffnung  des  direkten  Wasser- 
weges von  See  nach  Amsterdam  die  einmal  wöchentlich  nach 
NewYork  gehenden  Dampfer  der  Gesellschaft  wenigstens  abwechselnd 
von  Rotterdam  und  Amsterdam  statt  bisher  nur  von  ersterem  Hafen 
expedirt  werden  sollten.  Diesem  Andrängen  gab  die  Direktion  der  1 
Gesellschaft  im  Frühjahr  1882  in  der  Weise  nach,  dafs  die  Dampfer 
von  grölstem  Tiefgang  von  Amsterdam,  diejenigen  von  geringerem  ' 
Tiefgang  von  Rotterdam  abgingeo.  Am  8.  April  1882  ging  Dampfer 
„Ed am“  mit  3200  t Ladung  und  einem  Tiefgänge  von  66  dem  von 
Amsterdam  ab  and  war  4 Stunden  später  iu  See. 

Inzwischen  besserten  sich  auch  die  Fahrwasserverbältniss« 
zwischen  Rotterdam  und  der  See,  und  es  sei  mir  hier,  nach 
Anleitung  dessen,  was  in  den  verschiedenen  Jahresberichten  der 
Karner  van  Koophandel  von  Rotterdam  gesagt  wurde,  gestattet, 
einige  Mittheilungen  über  das  grofse  Werk  der  Herstellung  des 
„neuen  Wasserweges“  durch  Schaffung  einer  nenen  Maas- 
Mündung  mittelst  Durchstechung  von  Dünenland  zu  machen.  Bei 
dem  innigen  Zusammenhang  guter  Häfen  und  tiefer  Ein-  und  Aus- 
gänge nach  und  von  See  mit  der  Entwickelung  der  ozeanischen 
Dampfschifffahrt  eine«  Platzes  dürfte  diese  Abschweifung  gerecht- 
fertigt erscheinen.  Der  Zustand  des  Fihrwassers  zwischen  Rotter- 
dam und  der  See  in  älterer  Zeit  ist  mir  aus  eigener  Erinnerung, 
da  ich  vor  vielen  Jahren  einige  Zeit  in  Rotterdam  verweilte,  wohl 
bekannt. 

Der  einzige  direkte  WTeg  nach  See  war  vor  1872  der  Weg 
über  Brielle,  wo  das  Fahrwasser  immer  seichter  wurde,  so  dafs 
dort  um  1856  nur  noch  IG  dem  bei  Niedrigwaaser  oder  34  dem  bei 


Hochwasser  gepeilt  worden.  Dieses  Weges  bediente  «ich  denn 
aueh  allein  der  kleinere  Küstenfahrer,  der  meistens  noch  die  Flath 
abwarten  mufste,  am  einlaafen  za  können.  Die  Harwichdampfer, 
die  für  die  Schleusen  des  Voornschen  Kanals  zu  breit  waren,  hatten 
sehr  darunter  zu  leiden  und  gaben  zu  fortwährenden  Beschwerden 
Veranlassung.  Dampfschiffe  von  einigem  Tiefgang  und  fast  alle 
Segelschiffe  mußten  in  Helvoet  einlaufen  durch  das  „Goereesche 
Gat“,  wo  bei  Niedrigwasser  die  Tiefe  38  dem  und  bei  Hochwasser 
57  dem  betrug,  am  von  dort  durch  den  Kanal  von  Voorne  nach 
Rotterdam  zu  kommen.  Waren  sie  wegen  zu  grofsen  Tiefganges 
gezwungen  in  Brouwershaven  einzulaufen,  so  mußten  sie  obendrein, 
um  von  dort  nach  Helvoet  zu  kommen,  das  Hellegat  passiren,  wo 
es  in  einem  Jahre  viel  tiefer  war,  als  im  andern,  wo  aber  im 
günstigsten  Falle  die  Tiefe  nicht  mehr  als  52  dem  bei  Hochwasser 
betrug!  Dies  verursachte  einen  oder  zwei  Tage  Aufenthalt  und  an- 
sehnliche Kosten.  Schiffe  von  mehr  als  71  m Länge  konnten  über- 
haupt nicht  nach  Rotterdam  kommen,  da  solche  die  Schleusen  des 
Kanals  nicht  passiren  konnten.  Erst  ungefähr  1876  wurde 
längeren  Schiffen  gestattet,  bei  gutem  Wetter  und  ruhigem  Wasser 
durch  die  Schleusen  zu  fahren,  wobei  dann  die  offenen  Thüren  den 
nöthigen  Schatz  gewährten. 

Auf  Grund  des  Beschlusses  vom  6.  November  1857  beauf- 
tragte der  Minister  des  Innern  eine  Kommission  der  Administration 
der  Gewässer  (waterstaat)  mit  der  Untersuchung  der  Pläne,  die  für 
die  Verbesserung  der  Wasserstraße  von  Rotterdam  nach  See  ent- 
worfen worden  waren;  auch  sollte  dieselbe  die  Herstellung  eines 
Kanals  durch  Goeree  oder  Overflakkee  in  Erwägung  ziehen. 

Der  Ingenienr  P.  Cal  and,  Mitglied  und  Sekretär  obiger 
Kommission,  schlug  duq  aber  vor,  mittels  Dorchgrabung  der  Dünen 
am  Hoek  von  Holland  einen  offenen  Flufs  zu  schaffen  und  mittels 
desselben  den  nördlichen  Arm  der  Nieuwe  Maas  bis  in  die  See 
zu  verlängern.  Dieser  geistreiche  Gedanke  fand  Eingang  bei  der 
Kommission,  und  wurde  die  Ausführung  desselben  beschlossen. 
Man  glaubte,  dafs  in  jenem  Durchstich  und  aufwärts  auf  dem 
Scheur  die  Tiefe  uod  Breite  dann  durch  Schwemmung  diejenige 
Ausdehnung  erreichen  würde,  welche  diese  neue  Müudung  der 
Nieuwe  Maas  bedurfte,  wenn  man  in  See  zwei  Molen  anlegte  in 
einer  Geaammtlänge  von  2 800  m,  bei  einem  gegenseitigen  Abstand 
von  900  m,  und  wenn  ein  Kanal  gegraben  werde  von  dem  Sebeur 
(dem  nördlichen  Arm  der  Nienwe  Maas)  bis  in  See.  And)  würde 
dann  der  Floß  nach  und  nach  von  Krimpen  an  bis  in  die  See 
durch  Schwemmung,  unterstützt  durch  einige  Spaten-  uod  Bagger- 
arbeit auf  eine  gleichmäßig  zunehmende  Breite  gebracht  werden 
müssen. 

Das  diesbezügliche  Gesetz  wurde  im  Jahre  1868  angenommen. 
Wegen  Verzögerung  bei  der  Expropriation  wurde  mit  dem  Aua- 
graben  erst  am  31.  Oktober  1866  der  Anfang  gemacht.  Im  Spät- 
jahr 1868  war  der  Kanal  fertig;  am  26.  November  wurde  die 
Verbindung  mit  der  See  hergestellL  Die  Molen  in  See  waren 
in  der  projektirten  Länge  in  1671  fertig  gestellt,  wurden  aber 
bis  zum  Jahre  1874  auf  4 300  m,  statt  auf  2 800  m gebracht 
— Den  10.  Juli  fuhren  die  ersten  Fischerlogger  durch  den 
neuen  Kanal;  deo  9.  März  1672  machten  zum  erstenmal  die 
Dampfschiffe  der  Harwicblinie  von  dem  Fahrwasser,  welches  gegen 
Ende  desselben  Monats  betonnt  wurde,  Gebrauch. 

Nach  und  nach  zeigte  sich  nun  freilich,  daß  der  Strom  nicht,  wie 
man  erwartet  hatte,  dem  Fahrwasser  die  gewünschte  Tiefe  nnd  Breite 
gab,  und  dafs  die  ausgeschweiumten  Erdmassen  zwischen  und  vor  den 
Molen  eine  Bank  bildeten:  den  sogenannten  West.  Darum  wurde 
durch  Gesetz  vom  30.  Mai  1877  die  Verbreiterung  des  Durchstichs 
in  dem  Hoek  von  Holland  beschlossen  und  in  demselben  Jahre  an- 
gefangen. Aufserdem  wurde  durch  Beschlufs  vom  4.  Dezember 
1877  eine  Staatakommission  zur  Berichterstattung  ernannt  Diese 
Kommission  legte  zuerst  einen  vorläufigen  und  später,  10.  Juli 
1880,  den  8chlnfsbericbt  vor.  Die  Arbeiten,  welche  die  Kommission 
empfohlen,  sind  seitdem  geregelt  und  nach  ihrem  Arbeitsplan  aus- 
geführt worden.  Unter  anderem  wurde  die  Mündung  ins  Meer  da- 
durch verengt,  daß  ein  neuer  Damm  (strekdam)  auf  200  m nörd- 
lich von  dem  südlichen  Damm  angelegt  wurde,  wodurch  die  Breite 
von  900  m auf  ca.  700  m herabgemindert  wurde.  Zwischen  den 
Molen,  im  Durchstich  und  auf  dem  Scheur  wurde  stark  gebaggert, 
um  das  Fabrwaaaer  auf  die  gewünschte  Breite  und  Tiefe  zo 
bringen  und  der  Ausschwemmung  vorzubeugen.  Hierdurch  ist  er- 
reicht worden,  daß  die  Untiefe  zwischen  uud  vor  den  Molen  ßst 
ganz  verschwunden  i«t,  und  dafs  anstatt  des  früheren  gekrümmten, 
beschwerlichen  Fahrweges  in  der  Mündung  des  Seegats  eich  ein 
gerades  Fahrwasser  von  gehöriger  Breite  und  Tiefe  gebildet  hat; 
dasselbe  wurde  im  Jahre  1880  betount. 

Durch  Ausgraben  uud  Baggern  waren  bis  Ende  Dezember  1864 
zwischen  Krimpen  und  der  See  21  Millionen  cbm  Sand  bewegt 


1887. 


399 

EXPORT,  Organ  de«  Ceutralverein«  für  UandolagwgrHphfe  etc. 


Nr.  26. 


worden,  wovon  reichlich  17  Millionen  auf  die  Strecke  von  unter- 
halb Maaßlui»  bi«  zur  8««  und  faxt  4 Millionen  auf  diejenige  von 
Krimpen  bis  Maaßluis  kommen.  Überdies  sollen  au«  dem  Durch- 
stich 8 Millionen  cbm  durch  Schwemmung  nach  der  Mündung  ge- 
führt worden  «ein.  Die  ganze  Anlage  hatte  bis  Anfang  1885  23 
Millionen  f gekostet,  von  welcher  Summe  bis  1879  einschliefs- 
lich  l,V/_»  Millionen  und  von  1881  bis  Anfang  1885  73/<  Millionen 
zur  Verwendung  kamen.  Die  Kosten  sind  vom  niederländischen 
Staate  bestritten  worden,  mit  Ausnahme  eines  Beitrags,  den  die 
Stadt  Rotterdam  im  Belauf  von  höchsten*  3 Millionen  xusagte,  wo- 
von bi»  Anfang  1885  600  (XX)  / bezahlt  wurden. 

Der  Einfluß  der  stets  zunehmenden  Tiefe  des  neuen  Wasser- 
weges ergiebt  sieh  am  deutlichsten  aus  der  nachstehenden  Angabe 
der  Anzahl  und  der  Größe  nach  Kubikmetern  und  Registertons  der 
Schiffe  (mit  Ausnahme  der  Fiacherfahrxenge),  welche  in  den  ange- 


geben cn 

Jahren  ein- 

Anxabl  rin- 

und  auüklariit  wurden. 

NnttO’Grot*«  llurchtt-tml- 

UmtMtr- 

ton*. 

DurcbtchnL 

Jahr. 

a.  ■■»klarir- 
tcr  SchUIe. 

in  Kubik- 
meter*. 

Inhalt  In 
cbm 

Inhalt  In  He- 
Ktoterton». 

1873 

4471 

3 738  680 

886 

1 «88  700 

377 

1874 

5766 

4 986  747 

862 

2 252  400 

380 

1875 

7127 

6 602  465 

926 

2 982  M>0 

418 

1876 

7367 

6 909  485 

938 

2 441  500 

381 

1877 

6852 

7 162  387 

1045 

2 531  100 

369 

1878 

6850 

7 491  882 

1094 

2 647  300 

380 

1875 

694  G 

8 314  012 

1197 

2 937  800 

422 

1880 

7008 

8 382  969 

1198 

2 962  200 

422 

1881 

702« 

8 350  $18 

118$ 

2 950  600 

419 

1882 

7677 

9 943  J9« 

1295 

3 519  500 

457 

1883 

7788 

10  829  580 

1390 

3 826  700 

491 

1883 

8177 

12  401  375 

1516 

4 382  100 

535 

1m  Jahre  1885  verbesserten  sich  die  Verhältnisse  des  neuen 
Fahrwassers  zusehends,  in  der  ersten  Hälfte  des  Jahres  konnten 
vollbcladenc  Schiffe  von  2t)  Fufs  Tiefgang  unbehindert  cur  Stadt 
kommen,  in  der  zweiten  Hälfte  war  dies  auch  bei  Schiffen  von 
21  Fufs  Tiefgang  der  Fall.  Die  Ausgaben  für  Baggerungen  be- 
trugen 1885  circa  1*/^  Million  /. 

Besonders  bemerke  ns  werth  Ist  die  in  dem  Bericht  der  Rotter- 
damer  Karner  van  Koopbande!  Ober  das  Jahr  1885  hervorgeho- 
bene Thaßacbe,  es  sei  nur  der  Verbesserung  des  Wasserweges  zu- 
zuxchreiben,  dafs  die  Anfuhr  von  Petroleum  io  Rotterdam  im  Jahre 
1885  um  40°/o  größer  gewesen  sei,  als  im  Vorjahre. 

Auch  im  Jahre  1886  blieb  — nach  den  Mittheilungen  der 
Handelskammer  von  Rotterdam  — der  Zustand  des  „neuen  Wasser- 
weg»1* durchaus  befriedigend.  Einkommende  Schiffe  können  voll- 
beladen regelmäßig  mit  2*2  Fufs  Tiefgang  zur  Stadt  kommen.  Im 
Jahre  1886  kamen  17  Schiffe  von  22  bis  23  Fufs  Tiefgang  mit 
einer  Tide  zur  Stadt  Ausgehend  dürfen  freilich  die  Schiffe, 
wenn  sie  mit  einer  Tide  in  See  gelangen  wollen,  nickt  mehr  als 
211/*  Fufs  Tiefgang  haben.  Zwei  mit  voller  Ladung  1886  zur 
Stadt  gekommene  Schiffe  hatten  sogar  mehr  als  33  Fufs,  nämlich 
23,5  und  23.»  Fufs  Tiefgang.  Indem  die  zweite  Handelskammer 
die  bedeutende  Zunahme  der  Einfuhr  von  Petroleum  im  Jahre  1886 
(594610  Faß  gegen  357102  Faß  in  1885)  wiederum  hervorbebt, 
bemerkt  sie:  Diese  Zunahme  ist  hauptsächlich  der  Thatsachc  zu 
dünken,  dafs  der  Zustand  des  neuen  Wasserwegs  sich  stetig  und 
fortdauernd  verbessert  und  also  nun  mehr  die  Importeure  darauf 
rechnen  können,  daß  tief  gehende  Schiffe  ohne  vorher  einen 
Theil  ihrer  Ladoog  löschen  zu  müssen,  direkt  zur  Stadt  gelangen 
können. 

Die  Jahre  1883  und  1884  waren  für  die  Gesellschaft  ungün- 
stige. Zu  der  vielfachen  Mitwerbung  Seitens  anderer  großer  Linien 
trat  noch  in  nächster  Nähe  eine  mit  Staatssubsidien  auagestattete 
belgische  Linie,  und  die  ohnehin  schon  niedrigen  Frachten  ginget) 
gegen  Ende  des  Jahres  1883  noch  weiter  der  Art  zurück,  daß  die 
Reisen  Her  Schiffe  nur  Verlost  brachten.  An  Dividende  war  nicht 
zu  denken.  ]m  Jahre  1884  ergaben  die  Betriebseinnahmen  einen 
Uberschuß  von  nur  111358  /über  die  Ausgaben)  nach  den  er- 
forderlichen Abschreibungen,  sowie  der  Dotation  des  Kessel-  and 
Reparatnrfonds  ergab  »ich  ein  Verlost  von  978  $46  /.  Etwas  weniger 
nngünstig  war  das  Jahr  1886,  so  daß  die  Abschreibang  wie  die 
bezeichnet«  Dotation  aus  den  Überschüssen  bestritten  and  der 
Verlust  des  Vorjahrs  auf  254  235  / herabgebraebt  werden  konnte. 
Die  Besserung  hielt  auch  im  Jahre  1886  an,  der  Art,  daß  ans  den 
BetriebsöberscbOsscn,  wiederum  nach  Abschreibungen  und  Dotationen, 
jene  Verlustziffer  um  ungefähr  die  Hälfte  verringert  werden  konnte 
und  Ende  1886  nur  noch  128413/ betrug. 

Von  Scbiffsverlusten  und  Havarien  blieb  die  Gesellschaft  nicht 
verschont,  ja  sie  wurde  immer  von  Neuem  schwer  helmgesnchi 
Beit  1878  ergiebt  sich  darüber  Folgende«: 

1878.  Die  Dampfer  .Maas“  und  „Kolteidam“  gerathen  bei 


Goedereede  au  Grund  und  erleiden  einigen  Schaden,  der  indeß  bald 
gehoben  wird. 

1879.  Dampfer  „\V.  A.  Schöltet11  verliert  beim  Einlaufen  in 
den  neuen  Wasserweg  Rudersteven  und  Ruder.  (Diese  Reparatur 
verursacht  allein  8000/  Dockmielbe,  da  es  damals  an  eiuem  großen 
Trockendock  in  Rotterdam  fehlte). 

1880.  Dampfer  „P.  Calaod“  verliert  bei  einem  Februarsturm 
im  Atlantischen  Ozean  auf  36 # W.  L.  Gr.  das  Hudcr.  Im  Juli 
brach  Dampfer  „Scbiedam*  die  Kurbelwelle,  die  in  New-York  er- 
setzt wurde. 

1881.  Dampfer  „Edarn*  verliert  auf  der  Rückreise  von  New- 
York  zwei  Schraubenflügel.  Auf  der  Ausreise  dahin  passirte  ihm 
das  gleiche  Mißgeschick,  er  verlor  alle  vier  Schraubenflügel,  trieb 
auf  die  Untiefen  (sboals)  von  Naotucket,  stieß  zwei  Mal  auf  den 
Grund  uud  wurde  von  einem  englischen  Dampfer  binnen  geschleppt. 
Dampfer  „Amsterdam“  kam  wie  so  viele  ander«,  in  New-York  um 
15.  Dezember  mit  Havarie,  welch«  heftige  Stürme  verursacht 
hatten,  ein. 

1882.  Am  21.  September  Zusammenstoß  des  Gesellschafts- 
dampfers „Edarn“1  bei  Nebel  mit  dem  englischen  Dampfer  „Lepanto“. 
25  Minuten  oacb  dem  Zusammenstoß  sinkt  Dampfer  .Edam“. 
Zwei  im  Haachlnenranm  befindliche  Maschinisten  ertrinken,  die 
übrige  Bemannung  und  die  Passagier«  werden  in  Böten  zuui 
Dampfer  „Lepanto“  gerettet  (Ein  neaer  Stabldampfer  gleichen 
Namens  wird  von  dei  Gesellschaft  sofort  bestellt). 

1883.  Verlust  des  Dampfers  „Rotterdam“,  der  von  New  York 
zurückkebrte,  auf  der  Zeebenden-Plat«  nahe  den  Scheldemündungen. 
Die  Passagiere  und  Bemannung  wurden  gerettet,  die  Ladung  teil- 
weise geborgen. 

1884.  Verlust  zweier  Dampfer,  ln  der  Nacht  des  30.  Juli 
gerleth  Dampfer  „Amsterdam“,  Kapitän  Lucas,  auf  eine  der 
Außenbänke  der  berüchtigten  Sable- Insel  an  der  amerikanischen 
Küste.  Passagiere  und  Besatzung,  bis  auf  awei  Mann,  wurden  in 
den  Böten  de»  Schiffe«  gerottet  und  auch  ein  Theil  der  Ladung 
geborgen.  Dampfer  „Maasdam“  gerietb  auf  der  Ausreise  nach  New 
York  durch  Unvorsichtigkeit  — im  Maachinenranm  befand  sich  ein 
eiserner  Petroleumkeetel  — in  Brand.  Dies  geschah  am  24.  Okto- 
ber Abends;  bis  znm  Mittag  des  folgenden  Tages  währten  die  An- 
strengungen aum  Löschen,  dann  verließen  Alle,  die  sich  an  Bord 
Ijofaudvn,  das  Schiff  in  Boten;  ai«  wurden  vom  Norddeutschen 
Lloyd-Dampfer  „Rhein“  aufgenouimen  und  wohlbehalten  in  New 
York  gelandet 

Iro  Jahre  1885  blieb  die  Gesellschaft  von  Seounfillen  verschont. 

1886  Havarie  dee  Dampfen  „Bdam“;  derselbe  wurde  lu  Ply- 
month  reparirt. 

Die  beförderten  Gütermengen  waren 

t£«3  1883  1&&4  ig85  168(i 

nach  New  York  68  000  t.  82  000  1.  68  000  t.  54  U00  t.  72  GOO  L 

von  . . 102  000  . 128  000  „ 102  000  . 97  000  „ 103  000  „ 

nach  Baltimore*)  — 3 200  „ 1 100  „ — — 

von  „ — l'JOO  „ 4UOO  „ — — 

Die  nachstehenden  Tabellen  geben  weiter«  Einblicke  in  die  ge- 
schäftliche Seite  de«  Unternehmens,  ln  der  zunächst  folgenden 
Übersieht  sind  nur  di«  regelmäßigen  Reisen  der  Dampfer  der  Ge- 
sellschaft berücksichtigt,  die  Fahrten  der  aufserdetn  gelegentlich  cur 
Beförderung  von  Gütern  gemietheten  Dampfer  außer  Acht  gelassen. 


Es  wurden  befördert,  besw.  eingenommen  durchschnittlich 
per  Reise: 


Zahl  der 

Kaibta- 

ZwlSchfD- 

IJfiter- 

Gana« 

m 

Belsen  Paasacior« 

Faataxler« 

Gcld«/ 

Frachten 

Ein  Intimi- 

1873 

12 

17 

235 

16812  / 

49  054  / 

64  866  / 

1874 

20 

14 

75 

5 331  , 

38  725  . 

4I05G  „ 

1875 

23 

24 

79 

6 270  . 

39  438  . 

45  658  „ 

1876 

23 

26 

114 

8 355  „ 

44361  „ 

52  7 IG  „ 

1877 

25 

29 

8« 

6 765  „ 

42  531  „ 

49  296  „ 

1878 

30 

27 

96 

6 755  „ 

46  282  „ 

53  037  . 

1879 

82 

95 

130 

7 860  . 

41  660  , 

49  520  „ 

1880 

34 

13 

284 

13  054  , 

46  10)  . 

59  154  . 

1881 

35 

23 

492 

19  846  . 

40  ISO  „ 

59  97«  . 

1882 

48 

17 

411 

16  274  „ 

85  179  „ 

61  453  „ 

1883 

50 

19 

399 

14  StG  . 

40  0G9  , 

54  885  , 

1884 

50 

15 

279 

9416  „ 

35  621  . 

45  037  „ 

1885 

47 

36 

204 

8 089  „ 

37  753  , 

45  642  . 

188G 

46 

88 

300 

14  4%  „ 

3S55C  . 

53  052  „ 

Es 

wurden  den 

Aktionären  an  Dividenden 

gezahlt: 

für  l.S'üi  6%  de«  Aktienkapital« 

* 18751  8%  „ „ 

. 1880;  10%  „ 

„ 1881:  9%  dee  klieren  \ Aktien • 

8%  dee  neu  eufge aomneaea  f kapitale. 


für  1882:  — 
„ 1888t  — 
, 1884:  — 
. 1885:  — 
. 1886:  — 


•)  Die  Baltimore-Fahrt  wurde  1885  aufgegeben 


Ol 


Nr.  26. 


400 

EXPORT,  Organ  des  Central vereinB  für  üandelsgeographie  etc. 


1887. 


Diu  Gesellschaft  beförderte,  mit  ihren  Schiffen  Auswanderer: 


im  Jahre  1**0  . . 9 558  ' im  Jahie  1884  . . 10  218 

, , 1881  ..  15  511  i . . 1885  . . 0 550 

. , 1882  . . 17  677  j „ . 1686  . . 13  769. 

• „ 1883  . . 18113  i 

Die  Dampferflotte  der  Gesellschaft  besteht  gegenwärtig  aus 
folgenden  Schiffen: 


Kam«  d«r  Dampfer  TutKu-ugatull  ladir  Pl«r4«kiifl# 

„W.  A.  Seholtan44.  . . . 2529  9000 

„P.  Calaiul“ 2540  2000 

„Scbiedum“ 2236  1800 

„Zaandam“  .......  3063  2000 

..Leerdwn“ 2796  I ROO 

„KdauT . 2957  2000 

„Rotterdam“ 3361  2200 


Die  Reisen  sind  beiderseits,  in  Newyork  und  in  den  Nieder- 
landen, wöchentlich,  und  zwar  finden,  wie  bemerkt,  die  Fahrten 
diesseits  abwechselnd  von  Rotterdam  und  von  Amsterdam  statt. 
So  stellte  sich  der  Fahrplan  im  ersten  Vierteljahr  1887  wie  folgt: 


Von  Rotterdam  I Ton  A tarier  dam 

8.  Januar  . . . „W.  A-  Schollen“.  1 1.  Januar.  . . . „Zain..! am". 

22.  „ ...  ,-P.  Oahmf4.  15.  ....  „Edup". 

5.  Fehruar.  . . ,,LetrdaBM.  1 29.  „Sehledam“. 

12.  „ . . ..Rotterdam“.  19.  Februar Zaautlam“. 

26.  ..  . . „W,  A.  Schotten“.  5.  Sin  ....  „Kdain". 

12.  Mürr. P.  Calami“.  I 10.  8>  ltitnUtn“. 

26.  „Leerdam**. 


Für  die  Fahrpreise  gilt  folgender  Tarif: 
Passage-Preise. 

1.  Klasse  von  nach  Nosyork  180,00 

Ketourbillot  .... 
nach  „ . . . . „ 140,00 

Ketourbillot  .... 
nach  80.00 


Rotterdam 

Amsterdam 

UnOertUuu 

Amsterdam 


a 340,00 


„ 225,00 


„ Rotterdam 

, " " H Amsterdam 

Kinder  von  I bis  12  Jahr  die  Hilft*  der  oben  genannten  Preis«. 
•Säuglinge  1.  und  2.  Kajüte  M 20,00,  3.  KJ.  M 10,00. 

Aas  den  gedruckten  „Übcrfuhrtsbodingungen'*  will  ich  hier  eine 
Stelle  namentlich  bezüglich  der  Verpflegung  anführen: 


Kajüte  erster  Klasse. 

Die  Salons  und  Kabinen  erster  Klasse  (mit  Ausnahme  der  Pamilien- 
K ab  in eii  fast  alle  mit  nur  2 Schlafstellen)  sind  geräumig,  luftig  und  höchst 
komfortabel  eingerichtet.  Die  Schlafstellen  sind  versehen  mit  StnhJdrabt- 
Unterlagen  (wir«  woten  Mattressea)  unter  den  Matratzen,  wodurch  der  Fän- 
flufs  der  Schwankungen  des  Schiffet  zu  einem  Minimum  reduzitt  wird. 

Der  Pusagepreiu  versteht  sich  mit  Inbegriff  einer  vorzüglichen  Tafel, 
sowie  Bedienung,  Bettzeug  und  Leinwand.  Wein,  Bier  und  Spirituosen  sind 
zu  einem  billigen,  durch  die  Direktion  fcstgcsicllten  Tarif  tu  haben. 

Krater  Klasse  Passagiere  können  gegen  Mehraahlung  des  halben  Passage- 
hetrages  die  alleinige  Benutzung  einer  Kabine  erhalten.  Für  Bediente  von 
Kajdt-Patwogiereu  ist  3/s  des  Passagepreises  zu  zahlen;  diese  benutzen  jedoch 
nicht  den  Salon  und  erhalten  ihre  Mahlzeiten  ahgvaondert. 


Kajüte  zweiter  Klasse. 

Pie  Kajüten  zweiter  Klasse  mit  Kabinen  für  je  4 Personen  sind  selbst- 
verständlich einfacher  wie  die  der  ersten  Klasse,  jedoch  gleich  komfortabel 
und  ganz  neu  eingerichtet. 

Der  Passagepreis  versteht  sich  mit  Inbegriff  einer  Tafel  (nach  unten- 
stehendem Speisezettel),  sowie  Bedienung.  Bettzeug  und  Leinwand.  Wein, 
Bier  und  geistige  Getränke  sind  nach  einem  billigen  — durch  die  Direktion 
festgeatellten  — Tarif  zu  haben. 

Speisezettel  für  di*  zweite  Kajüte: 

7.30  Uhr  Morgens.  Gabelfrühstück:  außerdem  Brod,  Butter,  Kiae,  Kaffee 
oder  The«. 

12  Uhr  Mittags.  Kaffee  oder  Cbokolad«. 

2 Uhr  Nachmittags.  Mittagessen ; täglich  Suppe,  nebst  Fleisch,  Gemüse, 
Kartoffeln  und  Dessert.  'Zweimal  die  Woche  extra 
Speisen),  des  Freitags  aufterdem  Fisch. 

7 Uhr  Abends.  Nachtessen;  kalte  Fleischspeisen,  Brod,  Butter,  K&se, 
Kaffee  oder  Tbec. 


Dritte  Klasse. 

In  dem  durch  .Seiteofenster  hell  erleuchteten  Zwischendeck,  versehen 
mit  Tischen  und  Sitzplätzen,  befinden  sich  ganz  abgesonderte  Ablheilungen 
für  Familien,  für  allein  reisende  Frauen  und  Mädchen  und  für  Männer.  Im 
Passage  preise  ist  vollständig«  Beköstigung,  nach  den  gesetzlichen  Vorschriften, 
begriffen. 

Vor  dem  Abgänge  eines  jeden  Dampfers  wird  die  Qualität  der  Lebens- 
mittel an  Bord  durch  die  Staats- Aufsicht*' Kommission  über  d«u  Transport 
von  Auswanderern  genau  untersucht.  Di«  Speisekarte  ist  durch  die  Direktion 
wie  folgt  festgestellt: 


Montag.  . 


Frühst  (ick  8 Uhr  i MitUgawea  12  Uhr.  j 

{Brod  mit  Datier  oder  j Wcilw  Bub u*aropp*  mit 
ApMkis'ii . Ort»»«  tust  icMlzeatai  Flutsch  and 
Synip.  Knffec  mit  Milch  Kartoffeln, 
und  Zuck«*.  ) 


Abcndttuea  6 Ulir. 
Kaffee  oder  The*  mit 
Milch  und  Zocker.  lirud 
nrsd  Kuller  mit  lUriug 
oder  böse. 


PriihstArk  8 Uhr. 

!Dn*d  mit  Butter  oder 
ApMkrsu!  K*fT«e  mit 
Mllrit  and  /.ueker. 

/Brod  mit  Rätter  oder 


(Brod  mit  Kutter  oder 
Apfelknut.  GräUe  mit 
Syrer».  Ksffre  mit  Milch 
und  Zacke r. 

(Brod  mit  DaUer  oder 
Apfelkraut . Kaffee  mit 
Mikb  und;  Zucker, 

fBt»*l  mit  Butter  oder 
ApttvJkuut.  (»rätte  mit 


MJUlOfMMa  11  Uhr. 
Kartoffeln . Sauerkraut 
mit  Speck,  Pflanmeii- 
Fuddioc. 

GemüsMuppejtinitfleist-h, 
Kartoffeln,  Heb  mil  Ko- 
rinthea. 

Braune  Hc-hnwwupff  mit; 
Speck  and  Kartoffeln. 
KPkorbte  Pflaumen. 


Mtm 

*P 

’ * ' , 8 P 

um 


rilrud  mit  Rätter  oder 

a J Apfelktaul.  Kaffee  mit 

So  an  log  . . ^ M|leh  „(|d  Zmtker 


GemOsatappeJiinii  flptsek, 
, Kartoffeln,  UrU  mit  K*>- 
! rintbrai. 


Al»a«l«»t*a  6 Uhr. 
Kaffee  oder  Ttire  »•' 
Milch  und  Zu-  k'-r.  Be4 
und  Butter  mit  H&nuz 
odet  KO»*.-. 

Kaffen  oder  The*  wiu 
Milch  and  Zucker.  IlnMl 
and  Butter  mit  Hirmr 
oder  Käse. 

Kaffee  oder  Uwe  i»u 
Milili  und  Zucker.  Bio« 
and  Butter  mit  Hiria* 

»dar  Kose. 

Kaffco  »der  TLee  (»I» 
Milch  und  Zucker.  Br*«! 
und  Butter  mit  Hin»* 
oder  KZse. 

Kaffee  oder  The«  u»t 
Milch  und  Zucker.  B»«i 
und  Butter  mil  Hiitns 
oder  Käs«. 

Kaffe»  oder  Tbc*  mit 
Milch  and  Zucken  I'  J 
und  Butter  mit  Hkr  >i 
oder  Käse. 


Täglich  frisch  gebackenes  Weifabrod  und  3 Liter  frische*  Was  *', 
»ährend  für  Säuglinge  koudcniirtc  Milch  kostenfrei  vorabfolgt  wird. 

Die  Speisen  werden  den  Passagieren  an  den  Kabinen  verabreicht . < 
wird  dadurch  der  Verwirrung  vorgebeugt,  welche  durch  da»  hei  andern 
Linien  übliche  Abholen  derselben  entsteht. 


Wer  zu  Anfang  der  40er  Jahre  die  Einrichtungen  an  titmi 
eine»  der  groben  Aaswandererschiffe  gesehen  hat,  welche  damals 
von  der  MaasmÖndung  ebenso  wie  von  der  Elbe  und  Weser  aus- 
giogeo,  wer  sieb  zugleich  der  elenden  Einrichtungen  der  Schiffe  in  uork 
früherer  Zeit  erinnert,  wie  eie  der  verdienstvolle  Friedrich  Kapp 
in  seinem  englischen  Werk  über  die  Einwanderung  in  New  York 
uns  schilderte,  nur  der  allein  vermag  den  riesigen  Fortschritt  der 
Zeit  und  die  Wahrheit,  dafs  wenigstens  in  vielen  Beziehungen  die 
Menschheit  wahrhaft  zum  Besseren  schreitet,  ganz  za  erkeuntr 
Mil  den  nachfolgenden  Sätzen  ihrer  überfabrtsbediogungeu  such: 
die  niederländische  Kompanie,  ähnlich,  wie  wir  dieses  hei  der 
französischen  „Compagnie  generale  Trans atlaotiuue“  gesehen  habet 
die  auswanderungslustigeo  Süddeutschen  uud  schweizer  auf  ihre 
Liuie  zn  ziehen. 


«Den  Süddeutschen  Auswanderern  sei  dio  Linie  noch  besonders  empfob>> 
weil  der  Seehafen  vermittelst  der  bequemen  Rbeiudauipfer  vorn  JMM  ff 
Deutschlands  aus  billig  und  leicht  zu  erreichen  ist.  Auf  den  Uhcindampf-ri 
besteht  ein  spezieller  Kmigrontenurif  und  haben  erwachsene  PanMgie* 
jeder  200  Pfund  Freigepäck. 

Bohubillets  durch  Holland  ab  Emmerich— Salzbergen  oder  sonst."' 
Orenz-Stationen  werden,  auf  Anfrage,  zu  aufserordentlicfa  crnräfcigien  Freuen 
einge&inrit.* 


Afrika. 

Hat  Kamerun  eine  Zukunft? 

Klima,  Ifandei  und  Plantagenbau,  sowie  allgemein  kulturelle  und  inLsiiona- 
risehe  Aufgaben  und  Ausrichten  in  der  jungen  Kolonie,  auf  Grund  eigen*  r 
und  fremder  Anschauung  d&rgeslellt 
von 

Dr.  Bernhard  Schwarz. 

(Fortadiang.) 

4.  Die  Pflanzen-  und  Thierwelt,  sowie  die  Bevölke- 
rung Kameruns  vom  kolonialen  Gesichtspunkte  aus.  Die 
Ausnutzung  der  wilden  Flora.  Der  Plautugc ubau  be- 
ziehungsweise die  Bodenverhältnisse.  Jagd  und  Vieh- 
zucht. Die  Frage  der  schwarzen  Arbeiter.  Die  Mission.  Im 
vorhergehenden  Abschnitt  waren  wir  bestrebt,  die  Bedeutung 
des  Kamerunhandels  ins  rechte  Licht  zu  Hetzen  und  von  du  aus  für 
die  Kolonie  eine  kommerzielle  Zukunft  wenigstens  in  Aussicht 
zu  stellen.  Nach  dieser  Seite  hin  dürfte  über  selbst  von  den 
hartnäckigsten  Gegnern  der  Kolonialpolitik  kaum  noch  ein  Wider 
spruch  versucht  werden,  denn  hier  reden  ja  Zahlen,  ln  Hinsicht 
des  Handels  hat  sich  in  der  That  unsere  junge  Besitzung  da  draufsen 
bereits  als  gewinnbringendes  Objekt  erwiesen. 

Schwieriger  scheint  die  Sache  schon  zu  stehen,  wenn  wir  von 
den  Chancen,  die  der  Handel  bietet,  zu  deuen  Weitergehen,  die  vorn 
Boden  in  Aussicht  gestellt  werden.  Allerdings  wird  man  auch 
bei  diesem  Kapitel  Eins  ohne  Weiteres  gellen  lassen  müssen:  das  ist 
der  Werth  der  wilden  Flora,  für  den  ja  gleichfalls  gewichtige  That- 
Hachen  sprechen. 

Mun  braucht  nur  einige  wenige  Wanderungen  im  Lande  umher 
zu  machen,  ja  selbst  nur  etwa  in  der  Nähe  von  Viktoria  oder 
Bimbia  im  Schiffe  vornherzufahren,  so  wird  mun  von  der  aufwr- 
ordentlichon  Üppigkeit  der  Vegetation  überrascht  werden,  die  man  da- 
bei unter  die  Augen  bekommt.  Es  ist  dies  übrigens  ja  auch  erklärlich 
genug.  Das  alte  verwitterte  Lavagestein,  das,  wie  es  den  Anschein 
hat,  den  grfifsten  Theil  des  bis  jetzt  bekannten  Areals  von  Kamerun 
oiunimmt,  iu  Verbindung  mit  einem  Klima,  das  ein  feucht wariuc» 


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1887. 


401 

EXPORT,  Organ  de«  Centralverein«  für  Handelsgeographie  etc. 


Nr. 


im  eminentesten  Sinne  zu  nennen  ist,  muf»  ja  doch  ein  treibhaus- 
artiges  Wachst  hum  Edingen. 

Nur  an  wenigen  Stellen  von  Kamerun,  so  weit  wir  dasselbe 
bis  jetzt  kennen,  tritt  diese  überschi efaende  Produktionskraft  des 
Bodens  weniger  zu  Tage,  so  in  den  Mangrovesümpfen  der  Küsten* 
region,  dann,  um  von  meinen  Erfahrungen  zu  reden,  etwa  noch  in 
der  Zoue  der  Urwälder  mit  mehr  sandigem  Boden  und  hartem, 
glänzendem,  loderartigem  Laube,  die  sich  zwischen  dem  Nordende 
des  Karnerunge birges  und  der  ersten  Binnenlaudsterraas©  finden, 
im  Übrigen  alter  fast  allenthalben  eine  tropische  Naturpracht,  wie  sie 
selbst  nach  dem  Zeugnisse  von  deutschen  Seeoffizieren,  welche  di« 
ganze  Welt  zu  sehen  Gelegenheit  hatten,  nirgends  blendender  zu 
Tage  tritt.  Ganz  besonders  erwähnenswerth  dünken  mir  nach  meinen 
Beobachtungen  die  Hinge  des  Kamerun  berges.  die  Gegend  von 
Himbiu,  das  Mungothal,  die  Bafar&milandschaften,  namentlich  der 
liügclzng  rechts  von  Kimendi  usw.  Von  anderen  Berichterstattern 
werden  in  ähnlicher  Weise  die  Landschaften  am  Wuri.  am  Abo 
usf.  erwähnt. 

Eine  Natnr  alter,  die  derartige  Wundererenerieen  schuf,  wo 
zwischen  Bäumen  mit  wahrhaft  phänomenalem  Umfang  schlanke, 
thurmhohe  Palmen  wachsen,  fette  Stauden  mit  feinen  Gräsern 
wechseln,  wo  nicht  nur  am  Boden  prächtige  Blumen  in  Gestalt  von 
Nyniphäen  und  Irideen  wuchern,  sondern  solche  als  duftende  Orchi- 
deen auch  noch  die  alten  Stämme  umziehen,  wo  mächtige  Bohre 
durch  das  Dickicht  sprießen  und  endlose  Schlingpflanzen  das  ganze 
zu  einem  unentwirrbaren  Chaos  verflechten,  eine  solche  Natur  kann 
nicht  bloß  für  das  Auge  sein,  sie  mufs  auch  allerlei  Brauchbares 
fürs  Leben  in  ihrem  .Schofsp  bergen,  nach  dem  bekannten  Worte: 
„Wer  viele»  bringt,  wird  Manchem  etwas  bringen.“ 

Unter  diesen  Dingen  steht  oben  an  die  Ölpaliue,  die  bekanntlich 
im  tropischen  West-Afrika  überhaupt  heimisch  ist,  aber,  wie  es  scheint, 
in  Kamerun  in  Folge  der  dort  herrschenden  Feuchtigkeit,  die  sie 
sehr  liebt,  ganz  besonders  gedeiht.  Sie  kommt  allenthalben  auf 
dem  Boden  der  Provinz,  soweit  dieselbe  bis  jetzt  bekannt  ist, 
namentlich  auch  auf  den  Terrassenländern  des  Inuerii,  in  Bakundn 
und  Datamini,  mitunter,  wie  anch  die  Schweden  konstntiren  konnten, 
in  wahren  Wäldern  vor.  So  bedeutend  bereits  die  Ausbeute  des 
Produktes  dieses  nützlichen  Baumes  überall  im  Laude  ist.  so  konnte 
dieselbe  doch  noch  erheblich  gesteigert  werden,  namentlich  wenn 
man  auch  mit  ausgiebigerer  Anpflanzung  des  Gewächse»  vnrginge,  was 
ebenso  leicht  wie  lohnend  ist.  da  der  Baum,  von  sehr  großen  Hohen 
abgesehen,  fast  auf  jedem  Boden  fort  kommt,  keinerlei  Pflege  erfor- 
dert uud  sehr  bald  schon  guten  Ertrag  giebt.  Ohne  Zweifel  inflfste 
hier  die  besprochene  Anlegung  von  europäischen  Faktoreien  im 
Innern  ebenfalls  anregend  wirken.  Ebenso  würde  der  Absatz  des 
gewonnenen  Ulproduktes  auf  dem  Weltmärkte  nach  den  Zeugnissen 
verschiedener  Fachleute  noch  einer  Steigerung  fähig  sein,  da  der 
Konsum  von  Gl  immer  norh  »ehr  zuniimut.  Bei  dieser  Gelegenheit 
»ei  gleich  erwähnt:  dafs  Kamerun  jedenfalls  auch  noch  andere  Öl- 
pflanzen enthält,  wenigstens  fand  ich  den  Ricinus  an  einigen  Stellen, 
sn  bei  Ikattn,  wild  wachsend  vor. 

Das  zweite  Hauptprodukt  der  spontanen  Kamerunflora  ist  das 
Gummi,  vorzugsweise  von  einer  Liane  geliefert,  die  ebenfalls  im 
ganzen  Gebiet©  reichlich  vertreten  ist.  Doch  beschränkt  sich  die 
Ausbeutung  de»  Artikel»  zur  Zeit  im  Wesentlichen  auf  das  Gebiet 
von  Mapanju,  wo  die  Schweden  dieselbe  einführten.  Neu  anzulegende 
Faktoreien  würden  besonders  auf  diese  Branche  ihr  Augenmerk  zu 
richten  haben,  wofür  wir  früher  schon  Fingerzeige  gaben.  Unter 
diesem  Gesichtspunkt  mußten  dergleichen  Etablissement»  namentlich 
auch  in  Süd-Kamerun,  in  Butanga,  mit  deu  schon  bestehenden  Fak- 
toreien konkurriren  können.  die  nur  Elfenbein  und  Palmöl  ausführen. 
Ohne  Zweifel  würde  man  den  jetzigen  noch  verschwindend  geringen 
Gummiexport  der  Kolonie  auf  viele  Tausende  von  Zentnern  jährlich 
xu  bringen  und  damit  nur  ebenfalls  wieder  auch  die  Einfuhr  euro- 
päischer Waareu  zu  erhüben  im  Stande  »ein. 

Weiter  enthält  der  Naturreichthum  Kamerun'»  auch  Textil-  und 
verwandte  Pflanzen.  Die  Unmasse  der  vorhandenen  Seidenbauinwoll- 
bäume  konnte  große  Mengen  von  »(»genannter  „Pflanzend  une“,  einem 
werthvollun  Surrogat  für  Roßhaar©.  die  gleichfalls  »ehr  häufigen 
Raphiapnlmen  (.Weinpalme“,  besonder«  in  der  Kfistenzone  zu  Hanne) 
Material  für  Flechterei,  vielleicht  auch  für  Papierfabrikation,  die 
zu li linsen  Liane u solches  für  Bindereien.  Taue.  Seile  n.  dergl.  liefern, 
wozu  sie  von  deu  Eingeborenen  schon  jetzt  verwendet  werden. 
Auch  die  Baumwolle  kommt  wild  vor.  Von  Ffirbepflanzen  wäre 
da»  Rothhnlz  zu  erwähnen , da»  zwar  durch  die  Anilinfarben 
etwas  degradirt  wurde,  aber  in  Europa  noch  immer  viel,  in 
der  Färberei  und  Technik  benutzt.  Weit  wichtiger  durften  die  ver- 
kommenden Indigopflanzen  sein.  Zahlreich  sind  anch  die  Gerbstoff 
liefernden  Gewächse,  darunter  namentlich  die  fibelberufrtie  Mangrove, 
die  in  Liberin  schon  längst  bei  der  Lederfabrikation  verwendet  wird. 


Bei  ihrer  massenhaften  Verbreitung  am  Küstensaum  und  im  Unter- 
lauf der  Flüsse  würde  man  enorme  Mengen  dieses  Materials  nach 
Europa  bringen  können.  Und  es  ist  gewiß  nur  init  Freude  zu  be- 
gruben. dafs  die  non  gegründete  Detitsch-westafrikanisrhe  Gesellschaft 
auch  darauf  Bedacht  xu  nehmen  »ich  entschlossen  hat.  Im  Bnkundu- 
Lnnde  linden  sich  zudem  Bäume,  die  in  dieser  Hinsicht  fast  noch 
Bedeutenderes  zu  leisten  scheinen  (8.  mein  „Kamerun“,  8.  261  ff.). 
Weiter  sind  die  ausgedehnten  Urwälder  reich  an  den  verschiedensten 
Nutzhölzern,  die  meist  hart  und  zur  Politur  geeignet  genannt  werden 
müssen,  wie  sie  denn  auch  die  verschiedensten  schönen  Färbungen 
zeigen.  Unter  Anderem  kommt,  namentlich  weiter  im  Innern,  Toni 
Bakuudu-Land  ab,  Ebenholz  häufig  vor,  ebenso,  x.  B.  bei  Ndo  am 
Mungo,  das  sogenannt«  afrikanische  Mahagoni  („Kailcedraholz*  oder 
„Madeiramahagoni“  im  Handel,  Klmya  scnegalenaia  Guill.  et  Perot.), 
da»  dortsellwt  beim  Kanu-Ban  zur  Verwendung  gelangt,  aber  auch, 
wie  jeder  Fachmann  weifs,  das  echte  Mahagoni  zu  vertreten  völlig 
geeignet  ist.  Es  findet  uns  den  Senegal  gebieten  schon  lange  eine 
Ausfuhr  desselben  statt.  Ich  konstatirte  es  dann  auch  am  New 
( alabar.  Ich  habe  mich  also  bei  meiner  bezüglichen  Angabe 
keiner  Verwechslung  mit  Rothholz  schuldig  gemacht,  wie  unkundige 
Rezensenten  inireiuweudcten.  Rothholz,  das  von  einem  kleinstämmigen, 
verwachsenen  ßuiim  (Baphia  haematoxylon)  stammt , kommt  auch 
nie  in  solchen  .Stämmen  und  Massen  vor,  wie  ich  es  dort  am 
Mungo  »ah. 

Sehr  zahlreich  sind  weiter  auch  die  Nähr-  beziehungsweise 
Genußmittel-  und  Gewürzpflanzen.  Von  Früchten  gedeiht  die  wilde 
Limone,  die  Ananas,  die  als  wahres  Unkraut  auftritt,  der  Gummi- 
apfel (d.  h.  die  Frucht  der  Knutsch  ukliane),  di©  von  mir  bei  Massuma 
entdeckte  Terpentinorange,  die  Banane  ti.a  m.  Dazu  kommt  dann 
der  Kaffee,  dessen  grofse,  graue  Bohnen  nach  Aussage  von  Offizieren 
de»  „Bismarck“,  di©  bei  den  Schweden  ein  Dekokt  davon  tranken, 
von  trefflichem  Aroma  sind,  das  Zuckerrohr,  das  noch  hoch  in 
die  Berge  hinaufsteigt,  der  Tabak,  verschiedene  Pfefferarten,  Ing- 
wer u.  dergl. 

Endlich  finden  «ich  zahlreiche  Gift-  beziehungsweise  Medizin- 
gewächw,  so  verschiedene  Strychnonarten.  dann  die  „Cnlabarbohne* 
(PhyHOstigma  venenosum),  die  „Kolanuß“  (Cola  aruminata)  u.  viele 
andere. 

Überhaupt  kann  diene«  klein©  Verzeichpiß  keinen  Anspruch  auf 
Vollständigkeit  erhöhen,  umsomehr,  als  bei  der  geringen  Kenntniß, 
die  wir  bisher  von  Kamerun  haben,  möglicherweise  die  Mehrzahl  der 
dort  gebotenen  Naturgaben  noch  unbekannt  ist.  Es  mag  vielleicht 
unter  der  reichen  Fülle  der  Kamerun-Vegetabilien  auch  noch  Objekte 
geben,  die  bisher  selbst  Fachmännern  noch  nicht  vorgekommen 
sind.  Es  würde  demnach  recht  nützlich  sein,  wenn  mit  der  Trope  n- 
flora  bekannte  Agrikulturhntaniker  dorthin  entsandt  würden,  um 
eine  genaue  Untersuchung  anzustellen.  Von  den  entdeckten  werth- 
vollen Dingen.  Hölzern,  Früchten,  Blättern,  Rinden,  Blüten, 
Wurzeln  usw.  wären  dann  daheim  in  einem  Kohmhilmu.seiiiu  Proben 
aufzulegen  unter  Angabe  de»  Standortes  n.  dergl.,  um  die  Handels- 
welt zur  Ausnutzung  anzulocken.  Da  der  Kamentnberg  da»  vege- 
tabilisch© Schutzkästiein  der  ganzen  Kolonie  heifsen  muf«,  so  wäre 
schon  viel  erreicht,  wenn  mau  dort  einen  Pflanzenkundigen  etwa 
für  ein  Jahr,  so  in  Mapanja  oder  in  dem  noch  gesünderen  Buea, 
stationirte.  Oder  wollen  wir  uns  von  den  einfachen  Schweden  be- 
schämen lassen,  die  bereit«  reichhaltige  Sammlungen  von  dortigen 
Pfluuzeu  dein  botanischen  Museum  in  Stockholm  zur  Untersuchung 
eingesandt  haben,  ein  Unternehmen,  das  allerdings  in  Folge  mangeln- 
der Faehkenntnis.se  mir  unvollkommenen  Erfolg  haben  mußte? 

Manche  der  von  mir  angeführten  Pflanzen  werden  natürlich, 
al»  Wildlinge  und  weil  sporadisch  auftretend,  nicht  bereits 
eine  eigentlich©  Ausbeute  in  Aussicht  stellen,  wohl  aber  doch  als 
Fingerzeig  dienen  können  dafür,  welche  speziellen  vegetabilischen 
Objekte  eine  kfuurtlirh©  Bmlcnhchanung  ins  Auge  zu  fassen  hätte. 
Es  sind  das  namentlich  Zuckerrohr.  Kaffee.  Orangen.  Baumwolle, 
Ricinus,  Tabak,  Indigo.  Ingwer  usw. 

Damit  kommen  wir  aber  zu  dom  anderen  Gebiete,  das  wie 
überall  ao  auch  hier  wichtiger  ist  als  das  Kapitel  von  der  wilden 
Mora,  zu  dem  Gebiete  des  Plnutagvnhattes  in  Kamerun.  Es  ist 
nicht  zu  leugnen,  dafs  wir  in  dieser  Beziehung  in  weiten  Kreisen 
einem  gewissen  Skeptizismus  begegnen.  Und  zwar  dies  deshalb, 
weil  einige  der  bisher  in  West-Afrika  angelegten  Pflanzungen  nicht 
p.osperirten,  Namentlich  wird  hier  häutig  das  in  der  Thal  nicht 
gerade  ermuthigende  Beispiel  der  Wör mann1  scheu  Kaffeeplantage 
in  Gabun  ins  Feld  geführt.  Aber  ist  denn  eine  solche  Beweis- 
führung lierechtigt?  Können  nicht  bei  dergleichen  Mißerfolgen 
unsere  eist  gering©  Erfahrung  in  solchen  Dingen  uud  sonstiges  Un- 
geschick in  der  Leitung  de»  Unternehmens  die  Schuld  trugen? 
i Und  wenn  an  einem  Punkte  die  Pflanzung  nicht  gelang,  kann  sie 
I da  nicht  an  ©inein  anderen  um  so  besser  gedeihen?  Wenn  z.  II. 


Nr.  26, 


188? 


402 

EXPORT,  Organ  du  Cauü-aWermns  für  HindelHteographie  etc. 


uacligewiesen  scheint,  (lab  dar  Boden  der  Gahuapflanaung  nicht 
tiefgründig  genug  war,  mufa  denn  dieser  Fehler  nun  auch  ula 
allenthalben  vorhanden  angenommen  werden  V Wir  mnnern  nur  an 
Liberia,  wo  trotz  der  Lauigkeit,  mit  welcher  der  Plautageabau  dort 
gleich  allem  Anderen  iH'trieben  wird,  doch  die  Kaffeekultur  bereite 
eine  ungeahnte  Blüte  erreicht  hat?  TbataftehUch  ist  daselbst  die  Kaffe«' 
gewinoung  daa  nächst  Wichtige  für  den  Volkswohlstand  nach  der 
Ausbeute  der  Ölpalmen  geworden,  Pie  Nachfragen  nach  Liberia- 
kaffee mehren  sich  namentlich  ia  Kqgland  aufaerordentlich.  Bereits 
wird  das  englische  Pfund  mit  ffOPolLarccata  heaahlt.  Kineo  anderen 
Beweis,  wie  geschätzt  die  junge  Kultur  schon  ist,  dürfte  man  in 
dem  Umstand  finden,  daß  wiederholt  England  ebenso  wie  Holland 
mit  crhcblicheu  Kasten  juuge  Kaffe«  pflatu«u  aus  Liberia  nach  ihren 
RiwiUuugen  in  Indien  und  un  indischem  Archipel  auaführen  liefsen. 
Aber  selbst  angenommen,  daCs  Kamerun,  troUdem  dafs  der  Kaffee 
dort  wild  wächst,  dennoch  kein  Land  für  Kaffuekttltur  wäre,  picht 
es  denn  nicht  noch  eine  ganze  Meng«  ander«,  wohl  rtuürend«  tropische 
Produkte,  wie  Kakao  u.  dergl.,  die  daselbst  gut  fortkommen  könn- 
ten, da  doch  zunächst  schon  die  atmosphärischen  Bedingungen  in 
Kamerun  nicht  andere,  eher  günstigere  «und  als  anderswo  in  der 
heißen  Zone? 

Doch  wir  brauchen  nicht  einmal  so  ex  abstracto  zu  arguuieutireu. 
Es  liegen  bereits  ganz  konkrete  Beweise  für  unsere  Ansicht  vor. 
Es  ist  eben  buchst  komisch,  uiu  nicht  zu  sagen  leider  echt  deutsch, 
dafs,  während  unsere  unermüdlichen  Theoretiker  in  Journalen  und 
Versammlungen,  selbst  parlamentarischen,  noch  darüber  aufs  Heftigste 
streiten,  ob  iu  Kamerun  Flantagenbau  möglich  ist  oder  nicht,  di«se 
Krage  in  praxi  an  Ort  uud  Stelle  längst  gelöst  erscheint.  In  der 
Tliat,  es  giebt,  was  Viele  bei  uns  nicht  wissen,  PluuUgoubau  überall 
iu  der  Kolouiu  und  von  einer  bereit«  sicher  viel«  Quadratmeilen 
umfassenden  Ausdehnung.  Wovon  sollten  denn  auch  die  Millionen 
der  dortigen  Einwohner  luhea,  da  der  Handel  doch  nur  vcrhältnifs- 
mäfsig  Wenigen  zu  Gute  kommt,  die  Jagd  aber  ein«  größere  Muss« 
zu  ernähren  ganz  unfähig  Ist?  Man  hat  also  ohne  Zweifel  auch  hier 
schon  von  alter  Zeit  her  Ackerbau. 

So  sieht  man  grofse  Gärten  mit  Bananen  uud  Kolokasien  selbst 
in  Kamerunstadt,  am  Hauptsitz  der  ala  ao  faul  verschrieenen 
Duallax.  Ich  fand  dann  ähnliche  Anlagen,  zu  denen  noch  Kakao- 
Pflanzungen  traten,  in  Viktoria  uud  iiu  Kauwrungebirge  unter  den 
Bakwiri,  wenngleich  an  Ustxtgudachtw  Stelle,  entsprechend  der  etwas 
rauhen  Art  jener  Hochgcbirgler,  noch  ziemlich  rudimentär.  Und 
ko  ging's  auf  meinem  ganzen  Wege  ins  Innere  weiter.  Ja,  ent* 
sprechend  dem  findigeren  und  betriebsameren  Wesen,  der  ganzem 
höheren  Kultur  dez  Diuuunlande«,  entwickelte  sinh  diese  Bodeube- 
hauung  je  weiter  hinein  nur  um  »o  glänzender.  Die  Bakundu 
hatten  schon  richtige  Landgüter  oder  besser  Fanucnkowplexc,  die 
von  Sklaven  verwaltet  wurden  und  bereite  auch  eine  Gutrokluart, 
Mais,  samrat  Bohnen  zeigten.  Auf  den  Bafanunihoch landen  nahmen 
diese  Kulturen  »ehr  weite  Flächen  ein,  es  gab  wirkliche  Beete  mit 
Wegen  dazwischen,  alles  aufs  Akkurateste  augelegt  und  sauber  von 
Unkraut  frei  gehalten;  auch  fehlten  Vorrichtungoa  nicht,  um  schäd- 
liches Wild  zn  verscheuchen  usw.  Zwischen  den  Fuldfrüchten  »landen 
verschiedene  Ohstbäume,  mächtige  Bananen,  schlank«  Kokospalmen 
u.  dergl.  m.  (vergl.  mein  „Kamerun“,  SL  2V1  f.  tt-  310). 

Ähnliches  melden  andere  Heiaeude  auch  von  den  übrigen  Landes* 
thuilen.  Die  früher  genannte  Dibouibe-Kxpeditiou  Uud  „greise 
Pflatizuugcn  der  Eingeborenen“  („Deutsch.  Kokmialztg.“  Juhrg.  IV, 
4.  Heft  8.  129).  Die  \V uri-Expcdition  meldet  vom  Bndimanlaud 
(ebend.  Jahrg.  III,  Heft  81,  S,  714):  „Die  heliautea  Flächen  auf 
beideu  Seiten  de»  Flusses  haben  eiu«  gröfavr«  Ausdehnung  (als 
weiter  stromabwärts);  st  eilen  weise  sieht  man  recht  bedeutende  Mais- 
und Zuckerrohrfelder.“  Aufsmr  den  gunauuWn  Zerealiea  mußten 
im  Kameruagebirge  auch  noch  Batatou  („süße  Kartoffeln“),  Yams 
und  Maniok,  sowie  im  Baferamilande  Arachiden  („Erdwandulu“) 
gebaut  werden,  da  man  mir  mehrmals  von  diesen  Dingen  zum  Ver- 
kauf brachte.  Die  neueste  Expedition  nach  dem  mittleren  Wuri 
konnte  sogar  eine  Tahakspflanzuag  neben  anderen  ansehnlichen 
Farmen  konxtatiren  („KoloniaUtg.“  IV,  5,  8.  147).  Schon  dies«  That- 
sachen  beweisen,  daß  der  Boden  fruchtbar  »ein  muß.  Das  ergiebt 
aber  weiter  aucii  eiue  flüchtige  geologische  Betrachtung  (iesselben. 

Für  einen  großen  Theil  des  Landes  scheint  derselbe  von  sehr 
gleichartiger  Beschaffenheit  zu  sein.  Von  Birabia  uud  Viktoria  bis  zum 
Terraszcuabfhll  vor  dem  Uaßramilaude  fand  ich  überall,  mit  Aus- 
nahme von  Bakundu  ba  Nambele,  wo  «in  verwittert«?  Porphyr  mit 
Spuren  von  Eisen  anhand  — zur  Zeit  das  einzige  Metall,  das  man  auf 
Kamerunerdo  bemerkt  hat  — , jüngere  vulkanische  Gesteine,  Basalte 
(vor  Messinge  ha  Kake  Phonulith)  und  Laven.  Von  Buch  holtz  wurden 
dieselben  Fußart  un  auch  auf  dum  linken  Mungoufer,  am  Abo  und 
im  Balong-Gebiet  (,, Keinen  in  West-Afrika“,  bei  Brock  hau*  in  Leipzig, 
1880,  8. 138,  158,  161),  von  der  Luugnxi-Expeditian  an  diesem  Flusse 


noch  koustatirt  (..Deutsch.  Kolonialst#  III.  719),  Wie  fruchtbar 
aber  solche,  von  verwitterten  vulkanischen  Massen  gebildete  Erd«  i 
ist,  weifx  man  ja  von  anderwärts  her,  vom  Vesuv,  vom  Ätna 
Am  reichsten  ist  der  Boden  im  Kumerungehirge,  wo  ihn  theik  | 
tiefgründiger,  fetter,  schwarzer  Humus,  untermischt  mit  Blöcken 
von  olivindurchsetztein,  tnffigem  Basalt  oder  Lava,  tbciU  dicke  Lehm-  | 
schichten  bilden.  Nur  in  den  schon  erwähnten  Ficua- Urwäldern  . 
zwischen  dem  Nordunde  des  Kuucninberges  und  dem  Rafaramilandc 
herrscht  vielfach  ein  sandigerer,  trockener  Boden  var.  An  den 
Uferründern  des  Mungo  (und  wahrscheinlich  auch  anderer  Ftflsee) 
tritt  hie  und  da  Sandstein  aus  massigem  Alluviallande  zu  Tage 
Bei  Ikatta  und  westlich  vom  Kameningcbirge  zeigt  sich  sporadisch 
schneeweifser  Quarzgrus  (Waldau,  a.  a.  0.  H.  S,  134),  unter  den 
im  günstigsten  Fall  vielleicht,  wie  die«  in  West-Afrika  mehrfach  vor- 
gekommen,  kompakter  Fels  gleicher  Art  mit  cingesprengteia  gediegenen 
Gold«  entdeckt  werden  könnte.  Noch  verdient  erwähnt  zu  werden, 
dafs  südwärts  von  Balundu,  in  der  Gegend  des  mittleren  Meine- 
Rumbi,  der  Boden  weithin  aus  rothem  Eisenocker  besteht,  jener 
Erde,  die,  wie  es  scheint,  der  beste  Untergrund  für  feinen  Kaffei 
ist.  Wenigstens  wächst  der  berühmte  Liberia-Kaffe«  ausschließlich 
auf  diesen  eisenschüssigen,  an  zerfallene  rothe  Backsteine  erinnernder 
Massen.  Ohne  Zweifel  tritt  damit  hier,  auf  der  Westseite  de» 
Kamerunberges,  norh  einmal  jene  merkwürdige  Bodenbildung  auf. 
die  nach  meinen  Beobachtungen  für  das  ganze  Litorale  von  Liberia 
und  wahrscheinlich  auch  noch  für  die  anstofsende  Elfenbeinknstf 
bis  zn  den  Sandgestaden  der  Goldküste  charakteristisch  ist. 

Nach  alledem  rnufs  man  den  Boden  Kameruns  als  einen  für 
Plantagunbau  wohl  geeigneten  betrachten.  Fragt  man  nun,  wa.« 
gebaut  werden  könnte,  so  dürfte  in  erster  Linie  der  Kakao  zu  nennen 
sein,  der  zur  Zeit  auf  dem  Weltmarkt  eins  der  gesuchtesten  tropischen 
Produkte  dsrstellt  und  in  unserem  Vaterlaude  für  thcurcs  Geld  ledig- 
lich vom  Au&laude  bezogen  wird.  Für  dieses  Produkt  darf  nann  ur- 
lich  der  feuchte,  fette,  tief  lockere  Boden  des  Kameruagebirge«  ab 
überall  geeignet  bezeichnet  werden.  Auch  hier  fehlt  es  uns  nicht 
an  Ihatsächlichen  Beweisen.  Von  den  kleineren  Pflanzungen  der  Ein- 
geborenen abgesehen,  haben  wir  bereits  in  Viktoria  eine  gmfsartire 
Kakao-Farm  mit  nicht  weniger  als  9000  Stämmen,  die  von  des 
englischen  Baptiatenraissionaren  vor  einigen  Jahren  angelegt  un.i 
neuerdings  von  der  Baseler  Mission,  wie  mau  hört  für  60OÜO  . ff, 
angekauft  wurde.  Und  da  will  man  wirklich  behaupten,  Kamm? 
sei  ein  werthlose«  Objekt? 

Neben  dem  Kakao  würde  der  Kaffee  zn  nennen  sein,  der  eben- 
falls, zumal  da  er  von  Haus  aus  eine  echte  Gebirgspflanze  ist,  in  dem 
ausgedehnten  Kamerunhochlande  eine  gute  Stätte  finden  müßt*. 
Namentlich  dürfte  sich,  wie  schon  erwähnt,  die  Westseite  der  Er- 
höhung wegen  des  eiaeanchfLaalgi-n  Bodens  vorzüglich  für  dies«  wichtige 
Kultur  eignen,  und  es  würde  sich  sehr  empfehlen,  wenn  nun  etwa 
cuit  einer,  beiläufig  gesagt  auch  vom  deutschen  Gouverneur  warm 
befürworteten,  Fakturei  in  Bihundi  zugleich  eine  Kaffecplantagc  auf 
dem  dort  im  Kücken  rasch  ansteigenden  Terrain  ins  Auge  faßte. 

Ich  bemerke  bei  dieser  Gelegenheit  noch,  dafs  jedenfalls  das 
früher  schon  einmal  erwähnte  Wapakigebirge  zwischen  Mumr« 
und  Wuri,  das  bis  etwa  9500  m aufsteigt,  für  Plantagenhau  ähn- 
lich günstige  Verhältnisse  bietet  wie  das  Kameruugehirgu.  da  es 
entschiede«  auch  ein  Vulkan  ist,  der,  ehe  Mungo,  Abo  und  Wuri 
die  ausgedehnten  Smnpfmseln  vor  seinem  südlichen  Fußgestell  ah- 
lagerten,  sogar  gleichfalls  dicht  am  Meere  stand.  Möchte  daher 
dies«  uns  bis  jetzt  noch  gänzlich  unbekannte  Erhöhung  bald  näher 
erforscht  werden,  wofür  der  friiberhin  zitirtc  Di  bomb«- Artikel  („Deut. 
Kolonialst#.'*  IV,  4,  12t)  bereits  einige  Fingerzeige  giebt. 

Ferner  kommt  der  Reis  in  Betracht,  für  den  inan  in  West 
Afrika,  wohin  viel  von  diesem  Artikel  von  fern  her  eingeführl  wird, 
bedeutenden  Absatz  haben  würde.  Auch  für  dieses  Gewächs  ist 
der  Boden  von  Kamerun  vielfach  geeignet,  namentlich  in  den  Niede- 
rungen der  Küstcngcgcud,  di«  vielfach  zu  End«  der  Regenzeit  einer 
regelmäßigen,  natürlichen  überfluthuog  ausgesetzt  sind.  Beispiels- 
weise werden  in  dem  eben  angezogenen  offiziellen  Bericht  (8.  123) 
die  flachen  Uferlaudschaften  des  Di  bombe  in  dieser  Hinsicht  warm 
empfohlen:  „Die  Anlage  von  Rciapflansuogen  sodann  betreffend,  so 
erscheint  di«  Beschaffenheit  der  Dibomhegegeod  dafür  wohl  goeignet.* 
Ähnliches  gilt  ohne  Zweifel  auch  von  den  übrigen  Flüssen  des 
Lundes,  da  sie  alle  im  Unterlauf  dergleichen  regelmäßig  inuadirte 
Tiefländereien  umfassen. 

Nach  dem  Reis  ist  das  Zuckerrohr  zu  nennen,  das  nicht  nur 
«n  vielen  Stellen  im  Lande  wild  wächst,  sondern  ebenfalls  bereits 
hier  und  da  künstlich  gesogen  wird  (Kolonialatg.  III,  S.  717).  Man 
würde  dasselbe  übrigens  mit  Leichtigkeit  Bepflanzen  können,  wenn 
man  nach  einem  in  anderen  Tropen  ländern  beobachteten  Verfahren 
von  den  wilden  Rohren  aus  den  oberen,  zuckerarmen  Tbeilcn,  die 
I aber  noch  je  einen  Knuten  haben  müssen,  Setzlinge  schnitte  und 


1S87. 


EXPORT,  OrffaD  des  Central  verein»  für  Handeßgeographie  etc. 


Nr.  26. 


in  den  Boden  legte,  am  beuten  kurz  vor  Eintritt  der  Regenzeit. 
Nach  etwa  einem  Vierteljahr  ist  die  jnngc  Pflanze  achou  ao  weit, 
daß  sie  den  ersten  Knoten  ansetzL  Von  du  ab  folgt  jede  Woche 
ein  neuer,  bis  sie  deren  schließlich  30  bis  40  hat.  Man  kann  das 
Hohr  bereit*  nach  etwa  *J  Monaten  ernten,  wobei  es  nahe  am  un- 
tersten Ende  abgehaucn  wird,  um  dann  in  Stücken  von  etwa  1 in 
Lfinge  in  die  Presse  zu  wandern.  Ohne  allen  Zweifel  würde,  wenn 
man  aus  dem  gewonnenen  Safte  auch  nur  Rum  fabrizirte,  für  den 
schon  in  West- Afrika  selbst  eine  so  grofse  Nachfrage  vorliegt, 
diese  überaus  einfache  Kultur  einen  großen  Gewinn  abgeben.  Auch 
für  sie  ist  übrigens  die  Gegend  am  Dibombe  als  erstes  Versuchs- 
feld zu  empfehlen.  (Kortwtxm»i  Mit) 

Dis  Bedeutung  des  Transvaalstaates  für  den  deutschen  Handel. 

Wiederholt  uod  nachdrück  Sichst  haben  deutsche  Schriftsteller,  wie 
Ernst  von  Weber,  auf  die  wirtschaftliche  Bedeutung  des  Trans- 
vaalstaates hingewiesen,  leider  aber  mit  recht  geringem  Erfolge. 
Gegenwärtig  vollziehen  sich  nnn  in  Transvaal  Ereignisse,  welche 
den  Geaammthandcl  des  südöstlichen  Afrikas  in  der  vorteilhaftesten 
"Weise  umwülzen  dürften.  Dies  veranlaßt  uns,  den  deutschen 
Handel  nochmal*  auf  die  Bedeutung  Transvaals  aufmerksam  zu 
machen. 

Man  plant  nämlich  — und  arbeitet  auch  bereits  an  derselben 

— eine  Eisenbahn,  welche  von  der  Delagoabai  am  Indischen  Ozean 
ausgehend  nach  Pretoria,  der  Hauptstadt  von  Transvaal,  laufen 
»oll.  Von  dort  aus  wird  sich  die  Bahn  in  zwei  Linien  theilen. 
Die  eine  soll  direkt  nach  dem  Norden  gehen  und  diese  dürfte  eiuc 
Erleichterung  des  Handels  mit  den  an  dem  Limpopo  und  Sambesi 
gelegenen  Ländern  schaffen.  Die  andere  wird  sich  nach  dem 
Süden  wenden  and  nach  Durchkreuzung  der  DiamantMder  nach 
Blocmfonlcin,  der  Hauptstadt  des  Oranje-Freistaates,  laufen.  Bloero- 
fontein  ist  bekanntlich  der  Hauplplatz  der  Wollproduklion  des 
Oranjestante*  und  die  dortige  Wolle  zeichnet  sich  durch  seltene 
Feinheit  und  außerordentliche  Länge  aus,  weshalb  sie  auch  von 
den  europäischen  Fabrikanten  stark  begehrt  ist. 

Welch’  gewaltigen  Umschwung  des  südafrikanischen  Handels 
die  projektirte  Eisenbahn  herbeifübreu  wird,  liegt  auf  der  Haud, 
weou  man  bedenkt,  dafs  der  dortige  Verkehr  bislang  nnr  durch 
Ocbseowagen  — jeder  Wogen  ist  mit  25  bia  20  Ochsen  bespannt 

— vermittelt  wurde. 

Transvaal  erfreut  sich  nun  nicht  nur  eines  trefflichen  Klima*, 
sondern  ist  auch  reich  an  allen  möglichen  Bodenerzcngnisseu.  Es 
gedeihen  sowohl  alle  Zerealien,  wie  auch  Kaffee,  Tabak,  Baum- 
wolle, Zuckerrohr,  Sorghum,  Maulbeerbäume,  Wein,  alle  Frucht- 
bäume, Tbee,  alle  europäischen  Hülsenfrüchte  usw.  Die  Viehzucht 
wird,  begünstigt  durch  die  weilen  mit  7 Fufa  hohem  Gras  bestan- 
denen Prärien,  in  großartigem  Maßstabe  betrieben;  und  Pferde, 
Rindvieh.  Schafe,  Angoraziegen  usw.  werden  io  Mengen  gehalten. 
Wesentlich  trägt  zum  Gedeihen  der  Viehzucht  auch  der  Umstand 
bei,  dafs  man  nicht  für  Wioterfutter  zu  sorgen  braucht.  Das  Vieh 
weidet  nämlich  während  des  ganzen  Jahres.  Während  der  Nacht 
wird  es  in  Hürden  cingescblossen.  Außerordentlich  lohnend  ist 
unzweifelhaft  die  Straußenzucht,  aber  diese  verlangt  ein  nicht  un- 
bedeutendes Kapital.  Im  geringsten  Falle  sind  200000  , t(  dazu 
erforderlich.  Die  besten  Federn  gehen  nach  Amerika,  wo  sie  hoch 
bezahlt  werden.  Die  minderwerthigeu  werden  nach  London  ver- 
kauft, von  wo  aus  sic  dann  Uber  ganz  Europa  hin  verhandelt  worden. 

Dass  Transvaal  ferner  unermeßlich  reiche  Minen  besitzt,  ist 
allgemein  bekannt.  Gegenwärtig  hat  man  übrigens  wieder  ganz 
bedeutende  Goldßger  am  Krokodilflusse  (Bemba)  und  seinem  Neben- 
flüsse, dem  Dekanp.  entdeckt.  Diese  sind  bedeutend  reicher,  als 
die  früher  ausgebeuteten  uod  erfreuen  sich  aufserdem  einer  vor- 
züglichen Lage.  Nie  befinden  sich  nämlich  am  Wege  der  pro- 
jektirteo  Bahn. 

Bedenkt  mau  nnn  noch,  daß  Transvaal  so  gut  wie  keine  In- 
dustrie besitzt,  so  wird  man  zugeben,  daß  sich  hier  für  unsere 
industriellen  Erzeugnisse  ein  geeignetes  Absatzgebiet  darbietet, 
während  wir  dagegen  zahlreiche  Rohprodukte  von  dort  beziehen 
könnten.  Gegenwärtig  liegt  der  Handel  vollständig  in  den  Händen 
der  Engländer,  welche  einen  bedeutenden  Nutzen  dabei  erzielen. 
Die  Bewohner  Transvaals  sind  indessen  den  Engländern  keineswegs 
günstig  gesinnt  und  trachten  danach,  sieb  ebenso,  wie  sie  sich  po- 
litisch von  deren  Vormundschaft  befreiten,  dies  auf  dein  Gebiete 
des  Handels  zu  thun.  Die  englischen  Knuflcute  operiren  hier  in 
recht  geschickter  Weise.  Sie  vereinigen  unter  einer  Firma  ver- 
schiedene Kaufleute  und  Industrielle.  Die  Firma  bat  ihren  Sitz 
au  einem  Hauptorte,  von  wo  aus  sie  allmählich  Filialen  an  den 
verschiedensten  Orten  begründet.  Jede*  dieser  Häuser  verkauft 
nun  alle  möglichen  und  unmöglichen  Waaren  und  nimmt  dafür 
sowohl  Gold  wie  die  verschiedensten  Bodenerzeugnisse  in  Zahlung. 


Letztere  werden  sodann  nach  England  ausgeführt,  wo  aie  selbst- 
verständlich einen  bedeutend  höheren  Werth  als  den  augerccbneten 
besitzen.  Durch  dieses  Verfahren  erleichtert  die  englische  Firma 
(durch  ihre  bequemen  Zahlungsbedingungen)  dem  Bauern  nicht  nur 
den  Kauf,  aondern  verdient  auch  doppelt.  Auch  die  Schweiler 
wollen  jetzt  io  ähnlicher  Weise  Vorgehen  und  bildeten  bereits  zur 
Förderung  ihrer  Handelsbeziehungen  mit  Transvaal  und  den  be- 
nachbarten Staaten  eine  Gesellschaft,  welche  unter  dem  Patronate 
der  „Societe  de  Geographique  commerciale  de  la  Suisse  orientale4 
io  St.  Gallen  steht. 

Die  deutschen  Kaufleute  würdeD  jedenfalls  gut  thun,  ihre  An- 
strengungen, Handelsverbindungen  mit  Transvaal  aozukn&pfen,  jetzt 
zu  verdoppeln.  Ganz  beaondera  müfsten  sie  dabei  Pretoria  in's 
Auge  fassen,  welches  als  Hauptpunkt  der  projektirten  Bahn  von 
der  größten  Wichtigkeit  für  den  südafrikanischen  Handel  zu  werden 
verspricht.  Pretoria  ist  an  sich  eine  unbedeutende  Stadt  von 
15000  Einwohnern.  Indessen  umspannt  aie  eine  bedeutende  Fläche, 
da  jede  Familie  ein  eigenes  Haus  besitzt,  und  die  Straßen  und 
Plätze  sich  durch  große  Breite  auszeichnen.  Von  dieser  Stadt 
aus  werden  s*ch  leicht  Handelsverbindungen  sowohl  nach  dem  süd- 
lichen als  dem  äquatorialen  Afrika  anknüpfen  lassen. 

Nord -Amerika. 

(Karhdnirk  verboten.) 

Eine  WSaterreise  durch  den  nordamerlkanlschea  Süden.  XII.  Von 
Dr.  Emil  Decker t.  (Vgl.  1886,  Nr.  6,  13,  20,  26,  S3,  36,  42,  50; 
1887,  2,  24.)  El  Paso  ist  nur  ein  Städtchen  von  ungefähr  4 000  Einwoh- 
nern. aber  voll  von  dem  rührigsten  amerikanischen  Leben  und  Streben.  Die 
Vortbeile  seiner  Lage  in  dem  Krruzungspunkt«  von  fünf  llaupiciscnbabm-n 
und  nn  der  wichtigsten  kontinentalen  Kingangsschwclle  in  das  Aztekenland 
sucht  es  sich  wacker  zu  Nutze  zu  machen,  und  gegen  die  Schwierigkeiten, 
die  seine  Entwickelung  in  der  westtexamschen  Wüstenoatur  findet,  kämpft 
es  ia  der  energischsten  Weis«  an. 

Die  Gebirge,  deren  malerische  Formen  den  Thalkessel,  in  dem  die 
Stadt  erbaut  ist,  auf  allen  Seiten  umgehen,  machen  ihre  kondensirende  Wir- 
kung auf  die  gering*  Feuchtigkeit,  die  die  Luft  von  West -Texas  enthält, 
augenscheinlich  sehr  kräftig  geltend,  und  indem  wir  auf  ihren  Granitkuppen 
und  Kalkstein- Mesas  berumsteigen,  beobachten  wir  sowohl  zahlreiche  deut- 
liche Spuren  einer  starken  ßrosionstb&tigkcit  des  niederstürxeuden  und 
abfliefsemlen  Wassers  als  auch  eine  außerordentlich  artenreiche  Pflanzen- 
welt, die  in  den  Fugen  der  Felsen  und  an  den  wchntlbcdeckton  Hängen  ihre 
Nahrung  findet.  Au  Itkumen  fehlt  es  indessen  vollkommen,  und  die  duften- 
den, bunten  Blumen  aus  den  Familien  der  Rynaiitbereu,  der  Labiaten  und 
der  Papilio&aceen,  di«  wir  — unter  gelegentlichen  kleinen  Opfern  an  unse- 
rem Blut  — pflücken  und  in  unBer  Herbarium  einlcgen,  blühen  »xmmtlich 
unter  dem  Schutze  und  Schatten  von  dumenbewchrlen  Mcxquite-Sträuchem 
und  Opuntien  und  Knkteen.  Wir  befinden  uns  inmitten  des  echten  nord- 
mexikanisdicn  Chaparral,  der  kulturgeographisch  nur  als  eine  besondere 
Form  von  Wüste  aufgeßßt  werden  kann,  und  zu  einer  ausgiebigen  Quellcn- 
bildnng,  sowie  zu  der  Entstehung  einer  wirklichen  natürlichen  Oase  haben 
die  Niederschläge,  die  die  Berge  von  El  Pa*o  empfangen,  nicht  genügt. 

Glücklicherweise  fliefst  hart  an  dem  Weichbilde  der  Stadt  der  Rio 
Omnde  del  Norte  vorbei,  dessen  volltönender  «panischer  Name  uns  von  voru- 
heiein  auf  eine  bedeutende  — wenn  auch  freilich  nur  zeitweise  — Wasser- 
fälle schlk-fsen  laßt,  und  diesen  Strom,  der  von  den  mächtigen  Hoch  kette» 
der  eoloradoseben  San  Juan-  und  Cnlchra-Mountains  berbeiatrömt,  haben  die 
Bewohner  von  El  Paso  gezwungen,  ihren  Zwecken  zu  dienen.  Kr  muß  ihnen 
vor  allen  Dingen  vermittelst  eines  großen  Pumpwerke»  und  eines  Doppel* 
reservoir»,  in  dem  seine  sedimentreiche,  trüb«  Fluth  geklärt  wird,  Trink- 
wnaser  liefern,  er  muß  ferner  den  öffentlichen  Springbrunnen,  der  den 
Square  vor  dem  Zentralhotel  ziert,  speisen,  und  er  muß  es  endlich  den 
wenigen  Yucca*  und  Rosenstöckm,  die  inan  um  den  Brunnen  herum  ge- 
pflanzt hat.  ermöglichen  zu  blühen,  sowie  dem  Dutzend  prächtiger  Alamos- 
bäunte,  die  auf  der  tiefsten  Thalsohle  stehen,  zu  grünen  und  Schlitten  zu 
spenden  Du  letztere  rechnen  wir  dem  Strome  am  höchsten  an,  denn  nach 
ßaitmgrün  und  nach  Schatten  haben  wir  uns  in  der  texanßrben  Wüstenei 
sehnen  gelernt. 

Die  Erfolge,  die  in  der  angegebenen  Weise  durch  das  Rio  Grande - 
Wasser  erzielt  worden  sind,  waren  natürlich  sehr  dazu  nngclbao,  die  Yankee» 
von  Kl  Paso  zu  weiteren  Plänen  bezüglich  der  künstlichen  Fruchtbarmachung 
der  Gegend  anzuspornen.  Laßt  uns  nur  erst  noch  weitore  Bewässerungs- 
anlagen schaffen,  und  der  Chaparral  rings  um  nusere  Stadt  wird  verschwin- 
den. und  statt  «einer  werden  Obstgärten,  Wdnpflanzqngen  und  Getreide- 
felder die  Thatgehinge  bedecken,  schöner  als  drüben  über  dem  Flusse,  bei 
dem  mexikanischen  Paso  del  Norte!  Das  Rio  Grande -Thal  wird  an  Erträg- 
nissen des  Acker-  und  Gartenbaues  noch  mit  dem  cgyptischcn  Nilthaie  wett- 
eifern lernen!  So  und  ähnlich  hörten  wir  sie  rcflekliren. 

Wenn  wir  e»  nur  bei  den  Amerikanern  nicht  *o  »ehr  gewöhnt  geworden 
wären,  in  das  Blaue  hinein  reden  zu  hören ! Und  wenn  nur  auch  hierbei 
nicht  wieder  die  lockenden  Sirenentöne  der  texaniachcn  EUenbahnroiooer 
durchkllngen!  Der  Rio  Grande  ist  in  jeder  Beziehung  ein  echter  Strom  de* 
amerikanischen  Westens,  und  seinen  anderen  Namen  — „Rio  Bravo*,  „Wild- 
»trom“  — finden  wir,  nachdem  wir  ihn  aus  eigener  Anschauung  kennen  ge- 
lernt haben,  viel  bezeichnender  für  ihn.  Ihn  bezüglich  seiner  Wasserführung 
und  »eine«  Thaies  mit  dem  Nile  zu  vergleichen,  da«  bringt  höchstens  ein 
amerikanischer  Journalist  fertig,  besonders  wenn  er  von  einem  amerikanischen 


Nr.  26. 


404 

EXPORT,  Organ  des  Centralvereins  für  H&ndclsgeographie  etc. 


1887. 


EUenbahnkönige  durch  klingend«*  Hünxe  inspirirt  ist.  Auf  der  weitaus 
grüßten  Strecke  fliefst  der  Fluß  zwischeu  engen  tafi  inwinden  dahin,  und 
bleibt  dMelbet  nicht  Raum  für  den  menschlichen  Fuß,  geschweige  denn 
für  ein  künstlich  zu  erzeugendes  Getreidefeld.  Das  Waase r auf  das  Kslk- 
«toinplaieau  hinaufxu  leiten  und  «itese*  zu  fertilisiren,  das  wird  aber  auch 
der  genialsten  Technik  schwerlich  gelingen.  An  wenigen  Stellen  nur  finden 
sich  größere  Thalweilungen  wie  diejenige  von  Ei  Faso  und  Paso  del  Sorte, 
und  dort  haben  die  Spanier,  die  in  der  Wasserwirtschaft  wüstenhafter  (le- 
genden wohl  erfahren  sind,  in  beträchtlicher  Ausdehnung  ihre  „Acequia** 
(Bewässerungskanäle)  angelegt,  um  den  Hoden  kulturfähig  xu  mache».  Hier 
und  da  und  in  beschränkter  Weise  auch  bei  El  Paso  mag  wohl  eine  Er- 
weiterung dieser  Anlagen  möglich  «ein,  die  angeführten  hochtrabenden  Re- 
densarten gewinnen  dadurch  aber  durchaus  nicht  viel  Grund.  Wan  die  Be- 
nutxung  dc.s  Rio  Grande  xu  I?IWlllliniHflllift<in  »n  diese»  Thalweitnngen 
so  ungemein  schwierig  macht,  dos  ist,  ebenso  wie  liei  den  anderen  texani- 
schcn  Strömen,  der  völlig  regellose  und  ungestüme  Wechsel  Beines  Wasser- 
stände«.  Gelange  es  auch,  seine  Fluth  derartig  xu  stauen,  d»ß  er  die  Ka- 
näle auch  in  der  Dürrezeit  genügend  xu  speisen  im  Stande  wäre,  so  dürfte 
«loch  kaum  ein  Bauwerk  von  Menschenhand  stark  genug  sein,  uui  Ihn  zur 
Zeit  seiner  urplötzlichen  Uocbfluthen  in  seinen  Schranken  zu  halten  und  die 
Gärten  und  Felder  vor  arger  Verwüstung  xu  bewahren.  So  wie  die  Dinge 
gegenwärtig  liegen,  enthält  «Ins  Bett  des  Stromes  in  der  trockenen  Jahreszeit 
in  der  Regel  nur  ein  dünnes,  seichtes  Rinnsal,  das  jedes  Kind  durchwaten 
könnte,  wenn  der  Triebsand  nicht  ho  gefährlich  wäre,  und  im  Jahre  1 851 
ist  es  sogar  vorgekommen,  dafs  er  bei  El  Paso  bis  auf  «len  letzten  Tropfen 
bustrockncfo.  Andererseits  aber  füllt  er  Heine  Canons  zu  Zeiten  mit  hundert 
Meter  tiefem  Wasser,  und  im  Jahre  1884  bedrängte  und  schädigte  er  El 
Paso  und  Paso  dcl  Norte  in  arger  Weise,  während  er  dir  Ortschaften  Tome, 
Valencia  und  Peralto  oberhalb  El  Paso,  sowie  Presidio,  unterhalb  dieser 
Stadt,  sogar  völlig  mit  sich  fortriß.  Hat  man  dergleichen  jemals  von  dem 
Nile  gehört?  An  eine  Schiffbarmachung  dos  Stromes  bis  Kl  Pom  ist  natürlich 
nicht  im  Kutferntesten  zu  denken. 

Außer  auf  seine  künstlichen  Bewässerungsanlagen  setzt  El  Paso  auch 
noch  auf  sein  Klima  große  Hoffnung«*».  Welcher  Oit  könnte  wohl  besser 
zu  einem  amerikanischen  „heolth  resort*  geschaffen  sein? 

Maßriakeime,  die  die  Menschen  anderwärts  in  dem  nor«Lainerikaniscben 
Süden  in  so  bedenklicher  Menge  uroM-hweben,  gedeihen  in  der  trockenen 
westtexanßchcn  Atmosphäre  and  bei  dem  vollkommenen  Mangel  an  Sümpfen 
und  stagiiirendcn  Gewässern  selbstverständlich  nicht,  und  steigt  das  Thermo- 
meter im  Juni  uml  Joli  zuweilen  auf  113°  F.  (45  3 0.),  s<>  kann  mau  ja 
UBttr  den  Alamo>bänmen  oder  an  dem  Trinktiscli  des  Zentr.Hiotel  Kühlung 
suchen.  Dazu  im«-li  die  chaparralbcdckten  Berge,  die  sich  von  unten  so 
prächtig  anscliauen!  Flugs  sendet  der  Yankee  - Geist  El  Paso»  gedruckte 
Broschüren  hinaus  in  alle  Theile  der  Neuen  Welt,  die  die  Sladt  in  über- 
zeugender Weise  »I*  die  letzte  Zuflucht  alter  Mühseligen  und  Beladenen, 
»nd  insbesondere  aller  Lungensüchtigen  schildern.  Nur  von  den  „Nortbers", 
«lic  RI  Paso  so  gut  beimsuchen  wie  da«  übrige  Texas,  und  nur  von  den 
furchtbaren  Sand-  und  Staubstürmen,  die  seiner  näheren  Umgebung 
charakteristisch  sind  — den  westtexaniseben  Samums  — schweigen  diese 
Schriften. 

Trotz  alledem  ist  El  Paso  ein  wackere»  Städtchen,  »nd  seine  Läden 
und  Banken  sowie  seine  Eisenbahnstationen  geben  deutlich  «lavun  Zeugniß, 
daß  ITandel  und  Wandel  stark  im  Schwünge  sind  und  dafs  eine  rege  lie- 
iriebsamkelt  im  Orte  herrscht.  Es  sind  summt  und  sonders  schöne,  hohe 
Zlegelbauten,  »nd  beständig  geht  c-s  in  ihnen  aus  und  ein.  In  einen  be- 
sonderen Stadtthelle,  der  unmittelbar  neben  dem  Zentrulhotcl  liegt  und  der 
aus  niedrigen  Bretter-Sbantic?  besteht,  treiben  ein  paar  hundert  Chinesen 
als  Schuster,  Schneider  und  Wäscher  — auch  dieses  Gewerbe  wird  duich 
den  Rio  Grande  möglich  — ihr  seltsame«  Wesen,  im  übrigen  aber  stofsen 
wir  auf  den  Firmenschildern  wieder  einmal  auf  eine  auffällig  große  Zahl 
deutscher  und  deutscbjüdischcr  Nanu  ii,  die  un»  beweisen,  dafs  der  Unter- 
nehmungsgeist, der  unserer  Nation  innewobnt,  an  «1er  mexikanischen  Grenze 
nicht  weniger  eifrig  am  Werke  ist,  wie  anderweit  in  Amerika  — wenn  auch 
natürlich  immer  wieder  unter  fremder  Flagge.  „Frcudcntbal*,  •Blumentbat*, 
„Liefermann*,  „AlberB*,  «Schütz*,  «Walz*,  „Kaufmann*  — lesen  wir,  und 
indem  wir  ln  einer  müßigen  Stunde  unter  der  Hotel varan«la  im  hci|ueroen 
Lehnstuhle  liegen,  zieht  zum  Überfluß  eine  deutsche  Musikbaude  an  uns 
vorüber  und  spielt:  .Hs  braust  ein  Ruf  wie  Donucrhall !'  Wir  brauchen  da 
wohl  kaum  ausdrücklich  zu  sagen,  dafs  wir  im  Stillen  den  Wunsch  hegten, 
«hr  deutsche  Ruf  möge  endlich  alles  Ernstes  einmal  durch  Amerika  ertönen 
und  das  Dcutsclithum  dein  Angelsachsenthum  gegenüber  zum  Selbstbewußt- 
»ein  erwecken. 

Außer  einem  starken  legalen  Handel,  der  seit  Fertigstellung  der  mexi- 
kanischen Zentralbahn  stark  im  Zunehmen  begriffen  ist,  treibt  El  Paso  auch 
einen  lebhaften  Sehmuggelbandcl  mit  dem  Naehbarlande,  wie  uns  versichert 
wird,  und  bei  der  Wiistennatur  des  Lande-,  kann  tjs  in  der  That  kaum  sehr 
schwer  «ein,  die  Zollkontrole  tu  umgehe».  Der  Rio  Grande,  der  die  texaniach- 
iiicxikaniscbe  Grenze  bildet,  ist  ja  an  zahllosen  Stellen  zu  dna-bfurten,  und  die 
wilden  Apachen  schweifen  ja  auch  beständig  aus  dem  einen  Staatsgebiete  in 
das  andere  hinüber,  ohne  daß  man  sie  bisher  daran  gehindert  batte. 

Wir  gelangen  vermittelst  der  internationalen  Pferdebahn  — der  ein- 
zigen internationalen  Pferdcliabn  der  Welt,  wU'  die  Bürger  von  El  Pas«  voll 
stolzer  Genugtuung  betonen  — über  den  Flufs  hinüber,  und  kaum  haben 
wir  den  mexikanischen  Boden  betreten,  so  wird  es  uns  auch  schon  klar, 
dafs  der  Rio  Grande  als  Grenzscheido  von  zwei  grundverschiedenen  Kulturen 
gar  viel  zu  bedeuten  hat.  Es  ist  dies  bei  Strömen,  die  in  einem  geringen 
Grade  als  Kultur-Förderer  dienen,  bekanntlich  sehr  häufig  so. 

Das  schmutzig  graue-,  rasch  fließende  Wasser  vertheilt  sich  hei  El  Paso 
zu  ziemlich  gleichen  Theilcn  auf  zwei  Betten,  die  eine  breite,  häufig  über- 
flutete Insel  umschließen,  und  so  hat  man  auf  der  Fahrt  zwei  Hrückeu 


hinter  einander  zu  pasaireo,  Dieselben  bestehen  aus  hölzernem  Pfahlwerk 
und  sind  so  hergesteilt,  «laß  ihre  häutige  Zerstörung  durch  die  Hochwasser 
des  Stromes  keinen  allzu  empfindliche»  Schoden  verursacht,  und  daß  sie 
jedesmal  lisch  und  ohne  zu  gToße  Opfer  wieder  ersetzt  werden  können. 
Eine  eiserne  oder  steinerne  Brücke  würde  dem  Anstürme  «ler  Wogen  eben 
auch  des  öfteren  nicht  gewachsen  fein,  was  die  Kisenbahngcselßchaften,  «Be 
genötigt  waren,  solche  Blöcken  über  den  Rio  Grande  zu  legen,  oft  genug 
erfahren  haben. 

ln  den  Straßen  von  Paso  d«sl  Norte,  das  die  mexikanische  Grenzstation 
bildet  und  das  et«a  6000  Einwohner  zählen  «oll,  siebt  es  merkwürdig  still 
und  todt  aus,  und  vou  dem  rastlosen  Hin-  und  Herrennen  der  kleinen  Vaokee- 
nI;i<II,  die  wir  soeten  verlassen  haben,  gewahren  wir  ditacllmt  keine  Spur. 
Währen«!  in  El  Paso  das  Centralhotel  der  dominirende  Ban  ist  und  «ieo 
eigentlichen  Mittelpunkt  der  Stadl  bildet,  so  liegt  in  Paso  del  Norte  der 
Schwerpunkt  in  der  Hauptkirche  des  OrtM,  die  zwar  den  stolzen  Namen 
«Kathedrale*  führt,  die  aber  an  Stattlicbkeit  kaum  an  untere  hübscheren 
deutschen  Dorfkirchen  heranreicht.  Daß  die  Namen  den  Soeben  nicht  ganz 
adaequat  sind,  darauf  muß  man  sich  in  den  Ländern  tust  spanischer  Kultur 
immer  gefaßt  machen.  Die  übrigan  Häuser  der  raexikan  scheu  Stadt  sind 
ohne  Ausnahme  niedere,  einstöckige  Bauten  aus  lufttrockenen  Iwjhmziegelu  — 
«Adobe*,  dem  allgemeinen  mexikanischen  Baumaterial  von  den  AxtekenxeiUn 
ber  — und  die  meisten  derselben  schauen  noch  viel  armseliger  au*  aL 
untere  armseligsten  ländlichen  Tagelöhuerwoboungen.  Der  erste  Mcn««L 
der  uns  in  mexikanischer  Spracht  anspricht,  ist  ein  Bettler,  und  Bettler 
beiderlei  Geschlechts  umringe»  un*  namentlich  auch  in  großer  Zahl,  indem 
wir  durrb  die  Thür  der  Kathedrale  hindurch  schreiten,  um  das  unbedeutend- 
Bauwerk  in  seinem  Innern  in  Augenschein  zu  nehme».  Io  der  Kirche  fehlt 
es*  natürlich  nicht  au  frommen  K»icrutachem  und  Kuienitscherinnen , eine 
Anzahl  scbwnrzäugigcr  junger  Mädchen,  die  in  ärmliche  Rebozos  (mexika- 
nische Umschlagtücher  aus  Kattun)  gehüllt  sind,  vergessen  aber  über  dem 
Beten  zur  Madonna  keineswegs  das  Kichern  und  Kokefliren  gegenüber  uns 
Fremdlingen.  Sonst  begegnen  wir  noch  zwei  oder  drei  Reitern,  bärtigen, 
wettergebräunten  Gestalten,  die  unter  ihrem  silberhe-treßten  Sombrero  und 
auf  ihrem  reieh  mit  Silber  verzierten  Sattel  romantisch  genug  au»seb**n. 
Wir  kimntrn  laicht  geneigt  »ein,  sic  für  Räuberhanptleute  xu  halten,  m 
sind  aber  aller  Wahrscheinlichkeit  nach  ganz  hannlose  und  ehrbare  Land- 
leute  — llacendado*  oder  Raochero*  — aus  «ler  Kibn  der  Stadt,  di*  ihren 
Revolver  höchstens  in  der  Zeit  der  Revolution  und  zu  der  Vertbcidiguag 
des  eigenen  Lehens  erheben. 

Mehr  als  ein  Bild,  da«  man  in  Paso  del  Norte  zu  sehen  bekommt,  er- 
innert einen  daran,  daß  man,  indem  man  die  texanßch-niexikanisrhe  Grenz« 
überschritten  hat,  im  Grunde  genommen  einen  Schritt  aus  der  modernste*, 
aller  Kulturen  in  die  mittelalterlichst*  aller  Kulturen  zurück  gethan  lut 
Außer  der  Bigotterie,  der  Unsicherheit  von  Weg  und  .Steg  und  dein  allgr- 
meinen  Waffentragen , erscheint  einem  namentlich  auch  der  Brauch  die** 
Leute,  ganze  grofse  Schätz«:  in  der  Gestalt  von  Schmuck  an  ihrem  Körj«: 
mit  «ich  herum  zu  tragen  als  echt  mittelalterlich.  Mancher  von  diesen  Hüten 
aus  Filz  oder  Stroh  soll  aa  die  1000  M gekostet  haben,  und  mancher  u*n 
diesen  Sätteln  sogar  an  «lie  4000  .(/. 

Wenn  El  Paso  lediglich  von  den  Eisenbahnen  und  von  dem  Handel 
und  Verkehr  lebt,  90  lebt  Pos  > del  Norte  lediglich  von  dem  Land-  und 
Gartenbau,  und  indem  wir  cutlang  seinen  Bewässerungskanälen  und  zwischen 
seinen  blübeuden  Ohatluutmen  ilahin  schreiten,  können  wir  un»  nicht  genug 
darüber  wundern,  daß  der  alte  mexikanische  Ort  von  dem  jungen  amerika- 
nischen an  Kcicbihum  und  Wohlstand  *«  weit  überflügelt  worden  ist  Durch 
die  Bodenge*talt  war  es  auf  der  moxiktnitchen  Seite  offenbar  viel  leichter, 
eine  künstliche  Oase  in  der  Wüste  xu  schaffen,  als  auf  der  amerikanischen, 
»nd  die  mexikanische  Kultur  bat  in  dieser  Hinsicht  auch  ihro  .Schuldigkeit 
ganz  and  voll  gethan,  soweit  es  ohne  die  Hilfe  moderner  Maschinen  mög- 
lich war.  Don  Handel  und  Verkehr  auf  der  mexikanischen  Seite  za  kon- 
zentriren,  konnte  ihr  dagegen  nicht  gelingen.  R«  ist  dies  eine  ganz  hübsche 
Illustration  zu  der  Lehre,  dafs  «lie  Rlüthe  «ler  Städte  nur  im  Znsammentumce 
mit  dem  staatlichen  Ganzen,  dem  sie  angehören,  verstanden  werden  kann, 
und  daß  jede  Stadt  außer  ihren  lokalen  Existenzbedingungen  auch  allge- 
meine hat.  Paso  del  Norte  verhält  sich  zu  Kl  Paso  im  Allgemeinen  ähnlich 
wie  ein  friedliches  Dörfchen  zu  einer  geräuschvollen  Stadt,  trotz  der  größeren 
Einwohnerzahl,  die  es  besitzt. 

Sucht  man  »ich  an  der  Kiug»ng*9chwelle  von  der  Union  nach  Mexiko 
über  die  Ursachen  Rechenschaft  zu  gehen,  ans  denen  die  Kulturen  dei 
heulen  grofse»  nordamerikanischen  Freistaaten  sich  so  verschieden  voa 
einander  gestaltet  haben,  so  denkt  man  natürlich  in  erster  Linie  an  die 
Ver*«:hiedenheit  der  europäischen  Völker,  die  die  beiden  Länder  kolonisiri 
haben.  Nänllich  von  dem  wilden  Rio  Grande  war  e«  das  Angelsachsen  thum. 
das  dem  Lande  und  der  Kultur  seinen  Stempel  aufprägte,  südlich  davon  da» 
ilispxnirrthnm.  Die  eine  Nation  entsandte  in  der  Hauptsache  an  harte  Ar- 
beit gewöhnte  Puritaner  und  Quäker,  Ackerbauer,  Gewerbtreibend©  und 
Kaufleutc  hinüber  in  die  Neue  Welt,  die  andere  arlM-itssehene  Edelleute  und 
Soldaten,  sowie  Mönche,  Priester  »nd  Schatzgräber.  I>er  andere  Saiierteic 
mußte  aber  wohl  ein  anderes  Brod  geben.  .So  sehen  wir  jenseits  des  Stro 
in  es  eiu  rüstiges  Vorwärtsstrehen  in*«  Schrankenlose,  dem  »ich  selbst  der 
schwerfällig«  Süden  nicht  vollkommen  entziehen  kann,  diesseits  dagegen 
ein  ziemlich  vollkommenes  Stagniren,  da«  erst  gaur.  neuerdings  durch  kräf- 
tige Einflüsse,  die  von  anderswo  kommen  — namentlich  von  der  Union  und 
von  Deutschland  — zu  weichen  Miene  marht. 

Alle  Schwächen  der  mexikanischen  Kultur  — allen  Mangel  an  wirtii 
schafUicher  Initiative  und  alle  Mißstflnd«  bezüglich  der  Sicherheit  de*  Eigen 
Urams  »nd  Lehens  sowie  bezüglich  der  Regierung  nnd  Verwaltung  de? 
.Staatewesens  — auf  Rechnung  «ler  Spanier  zu  setzen,  hieße  «ienselben  aber 
doch  wohl  Unrecht  thun.  Die  Spanier  hatten  es  in  Mexiko  ohne  Zweifel 
auch  mit  ganx  anderen  natürlichen  Verhältnissen  xu  thun,  als  die  Engländer 


1887 


405 

EXPORT,  Organ  «Io«  Cnntmlvoreins  für  Handelageograpbie  etc. 


Nr.  26. 


in  der  Union,  und  die  kulturgeographisriM!  Begabung  di*»  einen  Landet« 
muß  unbedingt  in  mehrfacher  Hinsicht  viel  geringer  uugosoh lagen  werden 
ai»  diejenige  dt»  anderen.  In  der  Union  sind  die  Plateauländi-r  de»  Westen», 
die  mv  »ehr  zu  Sterilität  neigen,  das  AccjJens,  die  Hügelländer  und  Ebenen 
des  Ostens  mit  ihrer  gewaltigen  Pioduktionskraft  aber  die  Hauptsache,  in 
Mexie«  verhält  sieb  dies  genau  umgekehrt.  Hie  Union  ist  besonders  in 
ihrem  Norden  außerordentlich  reich  an  bequemen  Zugängen  von  der  See- 
«eito  her  und  an  geräumigen  und  sicheren  llafenbuchten.  bei  Mexiko  fehlen 
solche  Zugänge  und  Buchten  in  einem  noch  viel  höheren  Grade  als  bei  den 
atnerikanisriien  Südstaaten.  Oie  Union  ist  in  ihrer  Ostbälft«  von  einem 
Netra  natürlicher  Wasserstraßen  durchzogen,  wie  kaum  ein  anderes  Land 
auf  Knien,  in  Mexiko  taugen  die  Ström«,  die  von  dem  l'lateau  berubstürzen, 
bi«  auf  geringfügige  Ausnahmen,  weder  in  der  Zeit  ihrer  Wasserfälle  noch 
in  der  Zeit  ihrer  Wasserleere  /.u  Zwecken  der  Binnenschifffahrt.  Oie  Wasser- 
kräfte, die  In  dem  Osten  der  Union  zu  Industriebetrieben  in  »o  imposanter 
Menge  zur  Verfügung  stehen,  sind  in  Mexiko  »ährend  der  Regenzeit  viel 
zu  ungestüm,  in  der  Trockenzeit  aber  viel  xn  schwach.  Was  die  Schätze 
des  Erdinneren  betrifft,  so  ist  der  Keichthum  Mexiko»  an  Edelmetall  bekannt 
genug,  und  man  braucht  nur  die  Tressen  und  Knöpfe  an  den  Sätteln  und 
Sombrero»  sowie  nn  den  Jucken  und  Hosen  der  Hncendadik«  auzuschauen, 
um  daran  erinnert  /u  werden,  daß  eich  die  Siltarförderung  de«  Lande*  »eit 
Corlex  auf  viele  Milliarden  Mark  belaufen  hat.  Die  Edelmetalle  sind  aber  ab 
kultuiförderndes  Moment  immer  nur  in  »ehr  beschränktem  Maße  und  vor- 
übergehend wirksam,  und  außerdem  hat  die  Union  in  ihrem  Westen  während 
ries  Verlaufes  der  letzten  Jahre  einen  Keichthum  entfaltet,  der  kaum  geringer 
ist.  al»  der  mexikanische.  Paläozoische  Kohlenlager,  die  sich  viel  besser  »Is 
Hebel  des  Kultur-  und  Wirtschaftslebens  erwiesen  haben,  und  bezüglich 
deren  die  Union  das  l.rMAu»grst:iUet«  Land  der  Erde  ist,  sind  dagegen  bisher 
nirgend*  in  Mexiko  aufgeschlossen  worden,  und  bei  der  vorherrschenden 
Zusammensetzung  seiner  (Jebirg«  und  Ebenen  aus  jungvulkanisclien  und  aas 
kr ctacciM.bc ui  und  tertiärem  Gestein  ist  es  auch  nicht  sehr  wahrscheinlich, 
daf»  dereinst  noch  ausgedehnt»*«*  Kohlenreviere  entdeckt  werden.  Data 
da»  Klima  der  mexikanischen  „tierra  caliente“  in  einem  noch  höheren  Grade 
erschlaffend  auf  die  menschlichen  Nerven  und  anf  die  menschliche  Tbat- 
krnft  einwirken  muß  als  dvs  Klima  von  Louisiana  und  Nord-Karolina,  halten 
wir  kaum  nütbig  besonder.«  hervorzu betau.  Dagegen  dürfte  es  wohl  an  dem 
Ort«  sein,  darauf  hinzuweisen,  wie  schwierig  e*  durch  den  Bau  des  Terrains 
war.  die  auf  der  „tiena  fria*  gelegenen  Kuliurheerdc  Mexiko«,  und  ins- 
besondere die  Hauptstadt,  mit  der  Peripherie  des  I-audes  in  bequeme  Verbindung 
zu  setzen.  Mau  denke  da  nur  an  die  gewaltige  Steigung,  die  die  Straße 
ebensowie  die  Eisenbahn  vor  Veracrux  nach  Orizaba  und  dem  Plateau  von 
Anahuac  zu  überwinden  hatte.  Bei  dem  Bau  der  mexikanischen  Zentral  bahn, 
deren  nördlichen  Terminus  Paso  del  Xorte  hildet,  war  zwar  nicht  eine  einzig« 
Tunnelaulage  nöthig,  wühl  aber  dos  Durch  messe»  endloser  Wüstenr&ume. 
Nicht  blof»  der  Handel  und  Verkehr  des  Landes,  «Indern  auch  die  KonsoU- 
dirung  der  »taatticben  Gewalt  und  der  staatlichen  Ordnung  wurden  dadurch 
in  Mexiko  hintenan  gehalten.  Wie  ganz  andcis  standen  die  Dinge  auch  in 
diciM-r  Beziehung  in  der  großen  Schwesterrepublik  nördlich  von  dem  Rio! 

Wir  könnten,  um  nichts  Wesentliches  unerwähnt  zu  lassen,  wo»  zur 
Erklärung  de*  Gegensatzes  zwischen  der  mexikanischen  und  der  unionistischen 
Kultur  beitragen  kann,  wohl  noch  ein  Lange«  und  Breite»  darüber  sagen, 
dafs  e*  den  Amerikanern  von  der  Uuion  gelang,  sich  bezüglich  ihrer  Kultur 
durch  Ausrottung  der  Indianer  ein«  ziemlich  vollkommene  tabula  rata  zu 
schaffen,  während  die  Spanier  sich  mehr  oder  minder  vollkommen  mit  den 
Eingeborenen  zu  amalgamiren  und  zu  einem  UD-chvolke,  in  dem  da»  Indianer- 
e lern  ent  wob!  90%  ausmacht,  zu  gestalten  hatten.  Do»  würde  uns  an  dieser 
Steile  aber  zu  weit  führen.  Zuin  Tbeil  mag  die  Inferiorität  der  mexika- 
nischen Kultur  und  de»  mexikanischen  W irdisch afts leben«  allerdings  auch 
damit  zuxummi'nhängen.  Kür  betriebsamer,  fleißiger  und  intelligenter  als 
die  Neger  der  südlichen  UniOBHtlltM  halten  wir  die  Nachkommen  der  alten 
Azteken  aber  unbedingt.  Liegt  dafür  nicht  auch  ein  Beweis  in  der  That- 
sache,  dafs  die  spanischen  Konquistadoren  auf  dem  Plateau  von  Anahuac 
eine  relativ  »ehr  hohe  Kultur  antrafen,  die  dieses  Volk  au>  sich  selbst  heraus 
entwickelt  hatte? 

Daß  Mexiko  «iner  uralten  Kultur  als  Heimstätte  gedient,  und  dieselbe 
sozusagen  au»  »einem  Hoden  heraus  erzeugt  hat,  w&hrrnd  da*  Unionagebiet 
vor  der  europäischen  Invasion  nicht»  als  der  Tummelplatz  wilder  Jigcrhorden 
war,  muß  dem  Kullurgeograpben  wohl  auch  tnanch«rlel  zu  denken  geben. 
Geht  daraus  aber  nicht  unwiderleglich  hervor,  dafs  Mexiko  auch  mancherlei 
Gaben  von  der  Natur  empfangen  haben  muß,  die  man  aß  gute  anzuer- 
kennen hat?  Daß  auf  dem  mexikanischen  Plateau  Linde  rüstige  Arbeit  ge- 
deiht, ist  bereit*  hoch  genug  nnzuscblsgen.  Damit  läßt  »ich  ja  manche  na- 
türliche Schwierigkeit  überwinden.  Außerdem  linden  »ich  neben  den  Wüsten 
aber  auch  weite  Strecken  In  dem  Lande,  die  wahre  Gärten  von  Fruchtbarkeit 
genannt  worden  mässeu,  und  in  denen  nicht  weniger  al*  Alle«  godeibt:  di» 
Baumwolle,  dev  Tabak,  der  Kaffcehauro,  die  Orange,  der  Wein,  der  Weizen, 
der  Mais,  «lie  Uülscnfrüchte  usw.  usw. 

Sollte  es  sich  nicht  lohnen,  die>«  Strecken  de*  Landes  schärfer  in  da» 
Auge  zu  fassen,  als  es  bi»  jetzt  geschehen  ist?  Und  sollte  dos  Zeitalter  der 
Eisenbahnen,  das  gegenwärtig  über  Mexiko  bertiogebroclien  ist,  in  dieser 
Beziehung  ganz  ohne  segensreiche  Konsequonzeu  bleiben?  Den  ewigen  Bür- 
gerkriegen und  Pronunciamentos,  die  bisher  der  wahre  Fluch  dt»  Landes 
waren,  »owic  dem  Räuber«  n wesen,  das  in  dem  Gefolge  der  Bürgerkriege 
einherging,  dürfte  ja  bald  durch  den  Aushau  de»  Schienen .«iraßeuocUe» 
ein  endliches  Ziel  gesetzt  werden,  und  den  betreffenden  Produktionszweigen 
wird  es  dadurch  auch  nicht  mehr  wie  früher  an  genügenden  Abzugakanälea 
fehlen.  Dem  Baumwollen-  und  Tabakbau  vor  allen  Dingen  ist  da»  Klima 
Mexiko«  in  vielen  Gegenden  weit  kongenialer  al»  dasjenige  der  südlichen 
Union.  Ebenso  ist  auch  die  mexikanischr.  Viehzucht  — instaKonder*  «lie 
Piordczucht,  die  schon  je'zt  »eh«  gute  Reitpferde  liefert  — eines  weiteren 


! Außchwunges  fähig,  und  dafs  die  mexikanischen  Gebirge  außer  den  Bergbau 
. auf  Silber  auch  denjenigen  auf  Kupfer  und  Eisen  lohnen  würden,  ist  nicht 
j sehr  zweifelhaft 

Die  autochthonc  Kultur  der  alten  Azteken  war  eine  mittelalterliche,  und 
ebenso  war  e*  auch  die  «panisch-mexikanische  Kultur,  die  »ich  im  Weeent- 
I liehen  bi«  auf  den  heutigen  Tag  erhalten  hat.  Darf  man  daraus  abei 
j schließen,  daf»  die  moderne  Kultur  überhaupt  niemals  in  Mexiko  festen  Fuß 
fassen  werde? 

Doch  nun  genug  de»  nachdenklichen  Stillstehen*  an  der  mexikanischen 
| Grenze!  Begehen  wir  uu*  hinaus  nach  dem  stattlichen  .Stationsgebäude  de* 
Ferroearril  Central  Mezicano,  da»  ziemlich  well  abseits  von  Paso  del  Nort« 
liegt  — ganz  im  Gegen«alze  zu  den  Eisenbahnstationen  drüben  in  der  Union, 
die  immer  mitten  drin  in  dem  Ge  wühle  der  Städte  stehen,  so  daf*  man  gleich 
sicht,  dafs  sie  ganz  wesentlich  zu  denselben  gehören  — und  «teigen  wir 
wieder  in  den  Pulmau-Car,  um  uns  von  demselben  tiefer  in  das  interessante 
Land  hinrintrngen  zu  lassen! 

»*  Ausgedehnter»  Verwendung  des  natürlichen  Gases  von 
Pennsylvanien.  Ihre  Leser  erinnern  »ich  noch  meiner  eingehenden 
Mittheilnngen  über  die  wirthschaftliche  Bedeutung  des  natürlichen 
Gases  von  Pennsylvanien  nach  einem  interessanten  Vortrage,  den 
I •».  Z.  Herr  Direktor  Kurt  Sorge  im  »Verein  deutscher  Eisen- 
höttenleutc“  hielt.  Große*  Aufsehen  macht  nun  gegenwärtig  die 
Veröffentlichung  eine«  Plane«,  der  bezweckt,  da*  natürliche  Gas 
von  Pennsylvanien  und  deu  umliegenden  Bezirken,  in  deneu  es  ge- 
wonnen wird,  nach  Chicago  und  änderet!  Städten  jener  Gegend 
I mittel»  einer  Röhrenleitung  zu  verbringeu.  Jener  Entwurf  geht 
dem  neuesten  »Ironmonyer*  zufolge  von  der  »Pennsylvania  Natural 
Gas  and  Tube  Company1*  an*,  die  mit  einem  Kapital  von  75000000$ 
gegründet  ist.  Dieselbe  hat  dem  Vernehmen  nach  bereits  da*  Hecht 
erworben,  ihre  Leitungen  durch  Illinois,  Ohio  und  Pennsylvanien 
zu  legen  uud  an  gashaltigem  Boden  in  Pennsylvanien  10800  ha 
erworben.  Zuvörderst  sollen  zwei  parallele  Röbrenlinien  von  deu 
Gasfeldern  bis  nach  Chicago  gelegt,  uud  auf  den  Feldern  selbst 
»ollen  eine  Anzahl  großer  Gasbehälter  errichtet  worden,  in  denen 
»ich  eine  bedeutende  Menge  Ga»  aufspeichern  läßt  Zum  Behufo 
der  Vertbeilung  uud  Speicherung  sollen  auch  noch  an  anderen 
Stellen  solche  Gasbehälter  errichtet  werden,  und  zwar  voraussicht- 
lich je  einer  in  Marion  (Ohio),  in  Richmond,  Lima  und  Sbelby  und 
eine  größere  Anzahl  in  Fort  Wayno.  Dieser  letztere  Ort  «oll  eine 
Art  Kuotcupuukt  bilden,  von  dem  aus  mehrere  große  Städte  in 
Indiana  ihre  Versorgung  erhalten.  Ein  anderer  Knotenpunkt  wird 
voraussichtlich  in  Ohio  errichtet,  und  von  da  au«  werden  die  wich- 
tigsten Städte  dieses  »Staates  versorgt  werden.  Ein  Paar  Meilen 
vou  Chicago  sollen  Vorkehrungen  zur  ausgiebigeu  Versorgung  dieser 
Stadt  getroffen  wurden;  ein  Gleiches  gilt  mit  Bezug  auf  verschie- 
dene andere  Städte  iu  Illinois,  Wisconsin  und  voraussichtlich  auch 
Jowa.  Die  Gesellschaft  richtet  »ich  darauf  ein,  täglich  28315  cbm 
Ga*  von  den  Gasfeldern  aus  zu  verführen.  Dadurch,  daf»  man  der 
Hauptleitung  unterweg*  Zweigleitungen  von  Ohio  und  Indiana  au» 
zuführt,  hofft  mau  die  von  Penosylvanien  bezogenen  Mengen  be- 
trächtlich vermehren  zu  können.  Die  Gesellschaft  beabsichtigt,  in 
den  Städten,  die  in  ihre  Interessensphäre  fallen,  bestehende  Gas- 
fabriken  käuflich  an  sich  zu  bringen,  um  dadurch  der  Nothwendig- 
keil,  das  Slraßenpflaster  aufzureifsen  und  bestehende  Ioteresften  zu 
gefährden,  überhoben  zu  »ein.  Die  Röhrenlegung  soll  möglichst 
bald  in  Angriff  genommen  werden.  Die  ganze  Unternehmung  ist 
eine  so  grofsartige,  dafs  Viele  sehr  an  dem  Erfolge  derselben  zwei- 
, fein.  Sollte  die  Sache  gelingen,  so  würden  ohne  Zweifel  die  Fa- 
briken im  Westen  dabei  bedeutend  gewinnen,  da  sie  dadurch  be- 
fähigt werden,  mit  den  Fabriken  an  Orten,  die  bereits  natürliches 
Ga«  besitzen,  in  Wettbewerb  zu  treteu. 

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Nr.  26. 


406 

EXPORT,  Organ  des  Coutralvoreins  für  liandelegeographie  etc. 


1887. 


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857.  Narb  dem  Auslände  verdeu  eiserne  Gasleitungstühreu  verlangt. 
Offerten  erbeten  unter  L.  L.  327  an  dio  Deutsche  Kxportbank. 

358.  Fabrikanten  toii  Maschinen  für  Faf&fabrikation  «erden 
ergebenst  ersucht,  einen  Flau  nebst  KostcDanxeblag  einer  Fabrik  mit  Wasser- 
kraft zur  jährlichen  Anfertigung  von  40-  bis  50000  ZcmcntfäNsern,  unter  L-  L. 
328  an  die  Deutsche  Exportbank  «inzureicben. 

359.  Von  einem  in  Süd- Amerika  ansässigen  Deutschen  sind  wir  er- 
sucht worden,  einen  I’lan  nebst  Kostenanschlag  für  ein«  Fabrikanlage 
mäfsigcu  Umfangs  zur  Verarbeitung  von  Holz  auf  llulxthcer,  Holzessig, 
Terpentinöl  usw.  einzusenden,  und  sind  wir  bereit,  solche  von  Apparate- 
Hauanstaltcn  unter  L.  L.  32!)  entgegenzunebmen  und  weiter  zu  befördern. 

360.  Für  Kapitalisten  bietet  sieb  Gelegenheit  zum  Erwerbe  eine«  soliden 
und  lukrativen  Unternehmens  durch  den  Ankauf  eines  Kupferberg- 
werks in  Siebenbürgen.  Dasselbe  int  laut  uns  vorliegendem  Gutachten 
von  technischer  und  amtlicher  Seite,  Auszügen  ans  den  Geschäftsbüchern  über 
den  bisherigen  Betrieb  tttw.  sehr  grotser  Ausbeute  fähig  und  sehr  rentabel. 
Der  Verkauf  soll  Erbtbeilungxhulber  stattfinden:  der  Preis  ist  auf  300000  fl. 
ö.  W.  festgesetzt.  Reflektanten,  welche  sieb  genügend  |rg  itiroireu,  können 
alle  bezüglichen  Schriftstücke  bei  uns  einsehen,  und  die  Kaufvorbandlungeu 
durch  uns  führen.  Augebote  und  Anfragen  unter  L.  L.  330  an  die  tauUcho 
Export  bank. 

361.  Zur  Etablirung  eines  grofseren  Speditionsgeschäftes  im  Auslande, 
dessen  Unternehmer  bereits  sichere  und  lohnende  Vertilge  abgeschlossen 
bat  und  über  die  erforderlichen  Agenturen  und  Korrespondenten  verfügt, 
wird  ein  kaufmännisch  gebildeter  Theilbaber,  der  über  einiges  Kapital  ver- 
fügt, sofort  gesucht.  Offerten  unter  L.  L.  331  an  die  Den  lache  Kxportbank. 

362.  Ein  in  der  Nähe  von  Triumpho  (Provinz  Rio  Grande  do  Sul,  Süd* 
Brasilien)  gelegenes  Landgut  (cbacara)  ist  zu  verkaufen.  Die  Besitzung, 
welche'  am  Fluh»  Taquary  und  in  unmittelbarer  Nähe  der  Stadt  Triumpho 
liegt,  bat  eine  Gröfse  von  1 690000  <|tu  und  kostet  inkl.  Gebäude  35  Contos 
de  Reis  (=  ca.  68500  M).  Die  Gebäude  befinden  sich  in  gutem  Zustande, 
ebenso  das  lebende  und  todte  Inveniarium,  und  der  Ertrag  des  Gates  ist  ein 


| bedeutender.  Die  näheren  Details,  Situattonsplan  usw.  sind  bei  dem  K.-B- 
, einzuaehen.  Anfragen  unter  L.  L.  332  au  die  Deutsche  Kxportbank. 

363.  Ein  reuommirtes  Bankgeschäft  in  Braila  (Rumänien)  emptD-blt 
| »ich  deutschen  Fabrikanten  zur  Besorgung  von  lokasxis  und  M>o»tigen  Bank  - 

! geschälten.  Offerten  erbeten  unter  I..  L.  333  an  die  Deutsche  Kxportbank. 

364.  Für  Adelaide  (Süd  - Australien)  wird  von  einem  bedeutenden 
Agenturgeschäft  die  Vertretung  einer  leistungsfähigen  deutschen  chemischen 
Fabrik  gesucht.  Offerten  erbeten  unter  L.  L.  334  an  die  Deutsche  Kxportbank. 

365.  Eine  sehr  leistungsfähige  deutsche  Maschinenfabrik  und  Riseu- 
giclserci  sucht  tüchtige  mit  dem  Mascbiuenfache  vertraute  Vertreter  in  Italien 
und  Spanien.  Offerten  erbeten  unter  L.  L.  335  an  die  Deutsche  Kxportbank 

366.  Leistungsfähige  Fabrikanten  von  Holz-  und  Strohvtoffen  für  Papier- 
fabriken ersuchen  wir  um  gefl.  Einsendung  ihrer  Offerten  unter  L.  L.  336 
an  die  Deutsche  Kxportbank. 

367.  Eine  sehr  bedeutende  deutsche  Fabrik  von  Buch-  und  Steindruck- 
farben, Wahenrou-vsc  und  Firnissen,  welch«  bisher  ihre  Fabrikate  mit  Erfolg 
eiportirt  bat,  wünscht  gröbere  Verbreitung  ihrer  Beziehungen  vorzugsweise 
nach  den  Vereinigten  Staaten  von  Nord- Amerika,  Süd-Italien  usw.  Offerten 
erbeten  unter  L.  L.  337  an  die  Deutsche  Exportbank. 

368.  Kin  bestens  empfohlenes  Agentur-  und  Küiuuii»»iunxgc*clikft  in 
Kopenhagen  wünscht  Vertretungen  leistungsfähiger  Fabrikanten  in  folgenden 
Branchen  zu  übernehmen:  Stab-  und  Bandeisen,  Eisen-  und  Kessel  bleche. 
Stahl  aller  Arten,  emaillirte  und  verzinnt«  Ulechwaaren,  Kasserollen,  Kossei. 
Eisendraht,  Drahtstifte,  Ketten,  Seile-rwaaren,  Messer,  .Schmirgel-  und  Saud 
papier,  Scblösver,  Zink  und  andern  Artikel  für  Metall-  und  Eisenbändlrr. 
sowie  Galanteriewaaren.  Offerten  erbeten  unter  L.  L.  338  an  die  Dpv.t-  -' 
Kxportbank. 

S69.  Wir  haben  sub  Brasilien  Nachfrage  nach  rnftiuirtem  Rüböl,  feinem 
Speiseöl,  Harzöl  (geeignet  zur  Anfertigung  von  Wagenschmiere  mitte!.«! 
Kalk),  liarzöl  (zur  Bereitung  von  Harzölferben.  Farben  und  Lacken  für  llaux- 
uud  Zimmermalerei),  Leuchtfarbe  usw.  Bei  Einreichung  von  Offerten  für 
liarzöl  ist  gleichzeitig  eine  Beschreibung  der  Herstellung  beizufügen.  Offer- 
ten erbeten  unter  L.  L.  339  an  die  Deutsche  Exportbank. 

370.  Leistungsfähige  «kutsche  Weicheiseu-Giefsercien  ersuchen  wir  um 
gefl.  Einsendung  ihrer  Offerten  unter  L.  L.  340  an  die  Deutsche  Kxportbank. 


ANZEIGEN. 


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Segler  „Olga"  (von  Kiseu) 

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„ „Behllla" 

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Newcastle  N.  8.W. 

Segler  „Olga"  (von  Eisen)  segelfertig. 

,,  „Livlngitone"  Mitte  Juli. 

Brisbane 

Segler  „lornxno"  10.  Juli, 

Port  Darwin 

Segler  »,Willovbank"  (von  Eisen)  Ende  Juni. 

Dunedin  Wharf 

Segler  „Astrae  a“  (von  Rixen)  5.  Juli. 

Wellington  und  Napier 

Segler  „Eugenia"  (von  Eben)  Ende  Juli. 

Alles  Nähere  bei 


Anfang  Juli. 
Ende  Juli. 


August  Blumenthal  - Hamburg. 

Ausstellung  Melbourne  1888. 

Ein  seit  10  Jahren  in  Melbourne  bestehendes, 
Behr  gut  eiogeführtes  deutsches  Haus  mcht 
leistungsfähige  Häuser,  welche  auszustdlen  ge- 
denken, auf  derselben  zu  vertreten. 

Der  gegenwärtig  iu  Europa  weilende  Tbrilhaber 
der  Firma  ist  zu  jeder  Auskunft  bereit. 

Reflektanten  belieben  ihre  Adresse  unter  „Ans- 
Stellung“  an  Herrn  Rudolf  Mosse  in  Warzen) 
Sachsen,  einzusenden. 


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England  via  Harwich. 

Die  Dampfer  der  Great  Rsxtcrn  Bahn  gehen  von  Rotterdam  täglich  (mit  Ausnahme  Sonntag*) 
um  6 Uhr  Abends  und  von  Antwerpen  täglich  (mit  Ausnahme  Sonntags)  um  6 Ubr  Abends  ab.  Ksprefs- 
zug  von  Harwich  nach  London  nach  Ankunft  der  Boote.  Direkte  Passagier-,  Reisegepäck-  und  Güter- 
beförderung von  allen  gröfseren  Stationen  des  Kontinents.  Die  Dampfer  der  Gesellschaft  üansportirea 
kein  Schlachtvieh.  Weitere  Auskunft  eithellt  der  General-Agent  der  Great  Eastern  Eisenbahn 


K.  Oftwald^  Dombof  12.  Köln  am  Rhein. 


uooi 


Diese  Nummer  enthält  als  Beilage:  „Winke  Dir  du«  schreibende  Publikum“  von  August  Leonhardi,  Dresden, 

Chemische  Fabrik  für  Tinten. 


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1887. 


407 

EXPORT,  Orgin  de«  Centralyerein«  f#r  Handelsgeographie  ete. 


Nr.  26. 


LEIPZIG, 

baut  seit  1855  als  alleinige  [tt] 

Spezialität 

Maschinen  fir  Buch-  und  Steindruckereien,  Buchbindereien,  Papier- 
und  Papptabriken,  Albuin-  und  Cartonnagefabriken. 


560  Arbeiter. 


Produktion:  2500  Maschinen  jährlich. 


Mnsterlagor  meiner  Maschinen  in: 


Iwärn 

tiHsraie 

(»MtMlIasHl 


b«<  P.  TU  Sjj».  PpOlR 

„ i'aflai  Hai*.  I laxa  (Ul  BuearatMo  S. 

lag«  Imirkaua,  ?Dreod«*rr*tr.  38. 
„ | SuaalagerAr»  .Srhwanthontr.t?. 
_ I.  latllu,  ru*  de  Lsanoy  30. 

„ WUMcrtea  4 f«..  CuUU  Cottso  60«. 
„ ßsprthiti  UmMAu,  !stJ»4n«  Au*- 
«teilt  1" 

. M.  Hailkd.  Mi. 

„ CraMUnetL.  Ua*»4-C*a«rb*ball». 
m C.«TtT4  (briiudalat,  tue  BHIonr  13. 
_ 4.  Tilgt  4 Ca„  Amo*f rfor»  10. 
Eiyoiivi»  4»  «arUu»  M 


Madrid 


.•  4 («.,  High  Holborn  78. 
f.  lüas  4 r*.,  rtlUt  Herrn  mirlkio  33. 


SlsUgarl 
8(.  Psdmbarg 


M i.S.  TiiaUI.  «in  St.  Mut«  IV 
„ fUgra  laf.  Kkathr  ilneaktr.  6i> 

. L ■•■«Wd.  nie  Mal-brancha  8. 

_ PaUle.  Ufrieai  4 Ce.,  tU  della  Ml- 
i terra  47- 

Haegetael  4 Ce..  Ilooertrait  101 
„ toi  fertuw  4 Ca,  Klarabrrgf- 

gaUu  37. 

m E«U  liuewnwf,  HaapisUtterstill 
_ Frau  Marek  4 Ce  , en  4er  Kakoschklo- 

B rücke. 

. 64.  neppe  4 Ce,.  W.*a*uemky  Pro- 
spekt M 

„ Paal  leelert,  III  Prafaretf.  11  I 
. J.  B.  Waaer  4 Ce.,  I laout-Kal  64-70. 


Leopold  Krawinkel, 

Bergneustadt. 

(«pln  Mrel  la  Vellmerheaeen.) 

Reinwilleae  and  halbwolleee  Uiteneije. 

Norasalhcmdon  und  Hantjaoken. 

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TT  ntorröolto. 

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Herren-Wesien 

(GilsU  de  Chasse). 

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Noch.  Holatjrpon-  und  ttenbllLn-Enbrik 

Sef^käs  jrsA 


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Clowns-Köpfe 
Einfassungen 
Hände,  Agraflfen 
Ton-  und  Unter- 
grundplatten 

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Klingenthil  (Sachsen). 


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dlnalbrn  t»ll  >0«  I>r«rk  Sto  ••  f 9pOk  e«e..i  M. 

IMM*  Ktafaekfeelt  dar  KoMtrakbcni  m4> 
ItlrliU*  Bla-  and  Aa«arbattea;  r«ri  «.«•-«  tiewlrhtj 
gwlarttc  R*par*tart>«40rftl(krlt ; d»u«rad«  l a- 

Cnittehkelli  u«c'n»iiar  Srackverlaat;  p*»«eni* 
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B*ih*ir*t>«r)r«a : Wirfet#*  Aa**laaa4rra*limea,  «o# 
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Nr.  26. 


408 

EXPORT,  Organ  des  Ceotralveroins  tur  liandelsgeographie  etc. 


J 887 


<:  .1.1-  «fl.  llfrlia  1S-.I,  l'ortn  Alfgir  IMI,  Mortui  I89ä,  Berlin  1SS3.  Am»t»ni»m  1883,  Ttplta  1884 


Centrale 


Berlin  N.,  Chausseestr.113. 

Zweigfabriken: 
Geisweid  und  Sosnowice 

(Kr.  Siegen.)  (Rttfslaxtd.) 


Liefern  als 

Npeclalitit: 

Trägem-Ilblech- 

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k V währten  Verbesserungen  und  einer  Ausstattung  von  hervorragender  W i Qr 

Schönheit  und  Gediegenheit.  — Die  wichtigen  reibenden  Theile  jxfy|£xg& 
V sind  an*  bestem  Stahl  geschmiedet,  nicht  gegossen.  Sy  /fQ 

t -ii  JkyS;  , yt  (*ebranchsanweiHtingen  In  ollen  europäischen  Sprachen. 

A ff—  Ihr  Allnnnrkamf  für  ganze  Bezirke  viril  i/?  sichert.  - 

-'\w  " Abbildungen  und  Beschreibungen  auf  Verlangen.  1*1 

0.  M.  PFAFF,  Niiliniascliinenfabrik,  Kaiserslautern 


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Abonnirt 

■ Ird  bei  d*r  Poet 
und  in  Bnchl»fid«l 
(WtiTin  8t  Aroun, 
Berlin  W.,  M4rkerAfro.tr  00» 
Mwta  bd  dar  Ueiliktlii. 


Pr*H  tl»rtrlJkbrU«li 

im  deaUeben  PotlgebM  Sa  -M 
im  WeltpoatTUtiB  . . . Sji  » 
Pr«i»  für»  |»ui  Jahr 
imdeaUcbeBPoal4ebiri  12a  <df 
im  WtUpu.f verein  . . . I5*u  , 
Im  Varel aiM.Und  . . -16a  . 

Mni.la*  üwaKl  40  l’fj. 


frjrtilil  |Bn  lianiiA 

Imllii, 

41.  Inl^uu  P«lt»U. 
odar  daran  lUntn 

mit  SO  Pf.  baraebnet, 
«erdan  »on  dar 

Expedition  de«  „Export*14, 
Berlin  SW.,  Kochstr.  87, 

aa  UK»"t  iMiuaa, 

S8 

nach  Uebereink unft 

mit  dar  Cipodltlom 


Centralvereins  für  Handelsgeographie  und  Förderung  deutscher  Interessen  im  Auslande 


Redaktion  und  Expedition:  Berlin  S.W.,  Kochs  trafae  27. 

(Oaacbirtitalti  Wocbenla«.  P bla  4 Ubr.) 

W*  Der  .EXPORT“  ist  im  deutschen  PoeUeltuugakatalog  für  1887  unter  Nr.  1876,  Seite  59  eingetragen.  H 

IX.  Jahrgang.  SSmä-m,  iw  mz.  Nr.  27. 

tmmmtmmmm —— — BB— — — — MB — — aa— i — 

DlaiaWocbauacbrm  varfolgt  dao  /.weck,  forttaafand  Barlckta  kbar  dla  La«a  anaarar  I.andalaata  Im  Aaalanda  sor  Kiantnlb  lhrar  Imaar  *n  bring' n,  <1  .•  lataraaaan  daa  danuthan  Kiporu 
thitkriftl*  an  vartratan,  »o»le  dem  d«ot*chen  Handel  «nd  der  dentacben  Iadutrla  wlcbtlca  kUttbellanfen  Ober  dla  HisdelsrarbUtnlaaa  daa  An.Undaa  ln  kkraaatar  Krlat  in  ttbarmittaln. 

Briafa.  Zaitongan  nnd  Wertbaandnagaa  fti  den  „Expert"  alnd  an  dla  Badxktlon.  Berlin  S.W.,  Kodutrnlaa  77.  sn  liebtan. 

Brlafa.  Zaltnngan.  Baltrlttaerklirnngen.  Wertbaandangan  ftr  den  „Caatnlrarala  flr  HnadalagaoarapUa  a4e.M  als*  nick  Berlin  8W,  Kochetra&a  27,  in  aandan. 

Inbnlt:  Die  Sndamerikanische  Kolonisations-Gesellschaft  zu  Leipzig.  — • Die  Kamiefaser.  — Europa:  Auswanderung  aus  Europa 
nach  den  Vereinigten  Staaten  von  Amerika.  — Die  Vertiefung  de*  Rheine«  unterhalb  Köln,  iu«beM>ndere  im  Bereich  de«  niedorl&iKlisoben  Staatsgebieten.  — 
Verurtbeiiung  de«  .Hamburger  Fremdenblattes"  in  zweiter  Instanz  wegen  Beleidigung  des  Herrn  Carl  von  Koseritz.  — Australien  und  Sädsee: 
Australien.  (Aus  konsularischen  Origiualbcrlchten  aus  Adelaide.) — Lltterariseho  Umschau.  — Yereinsnaehrichten:  Der  deuUcb-südamerilujuscbe 
Klub.  — Briefkasten.  — Deutsche  Exportbank  (Abtheilung:  Export-Bureau).  — Anzeigen. 


Die  Wiedergabe  von  Artikeln  aus  dem  , .Export“  ist  gestattet,  wenn  die  Bemerkung  hinzugefügt  wird:  Abdruck  (bezw.  Uebersetzong)  aus  dem  „EXPORT41. 


Die  SQdamerikanische  Kolonisations-Gesellschaft  zu  Leipzig. 

L 

Die  neuere  Periode  der  Interessenahme  des  deutschen  Volkes 
an  deutscher  Kolonialpolitik  beginnt  mit  dem  Jabre  1878  und 
knöpft  sich  an  die  Namen  Fabri,  Ilübbe-Schleiden,  Jannasch, 
Soll  in  und  Hasse. 

Der  Ausgangspunkt  der  damaligen  Bestrebungen  war  das  Be- 
dürfnifs  nach  einer  durch  nationale  Gründe  bestimmten  Umgestal- 
tung der  deutschen  Auswanderung  und  ihrer  Ziele,  ihren  Aus- 
druck fanden  diese  Bestrebungen  zunächst  in  der  Begründung  de« 
Berliner  Centralvereins  für  Handel&geographie,  des  Leipziger  Ver- 
eins für  Handelsgeographie,  des  Westdeutschen  Vereins  für  Koloni- 
sation  und  Export  und  anderor  Vereine  mit  Ähnlichen  Namen.  Bei 
der  Auswahl  der  Mittel  zur  Erreichung  der  gesteckten  Ziele  war 
man  ungemein  beschränkt,  da  damals  Niemand  in  Deutschland 
ernstlich  an  die  Möglichkeit  staatlicher  deutscher  überseeischer 
Erwerbungen  glaubte. 

8eitdem  haben  sich  die  Voraussetzungen  vielfach  geändert  nnd 
so  ist  es  nicht  zn  verwundern,  dafs  die  deutschen  kolonialen  Be- 
strebungen vielfach  andere  Ziele  gewählt  und  andere  Formen  an- 
genommen haben  und  ancb  über  andere  Mittel  verfögen  konnten. 
Damit  sind  denn  auch  andere  Persönlichkeiten  in  den  Vordergrund 
getreten.  Das  ist  erklärlich,  weil  im  Wechsel  aller  menschlichen 
Dinge  begründet.  Es  ist  aber  bedauerlich,  dafs  mau  jene  älteren 
Bestrebungen,  denen  der  Beifall  der  grofsen  Masse  nicht  mehr  zu- 
jauehzt,  bis  zu  einem  Grade  in  den  Hintergrund  drängen  will,  der 
das  dauernd  Berechtigte  in  denselben  nicht  anerkennt  und  sich 
auch  kaum  um  die  praktischen  Früchte  jener  bahnbrechenden  Be- 
strebungen kümmert. 

Eine  solche  Frucht  liegt  vor  in  der  Südamerikanischen  Koloni- 
sations-Gesellschaft zu  Leipzig,  welche  ihr  Arbeitsfeld  in  Para- 
guay gefunden  hat 

Die  Entstehung»-  nnd  Eotwickelnegsgescbicbte  dieser  Gesell- 
schaft ist  so  interessant  und  das  grofse  Archiv  derselben  enthält 
eine  solche  Fülle  von  Material,  dafs  es  verlockend  erscheinen 
könnte,  die  Geschichte  dieser  Entstehung  und  Entwickelung  schon 
jetzt  zu  schreiben  und  andere  Unternehmungen  mit  ähnlichen 
Zwecken  würden  reiche  Belehrung  in  derselben  finden.  Die  Zeit 
hierfür  ist  aber  noch  nicht  gekommen,  da  Thaten,  Unterlassungs- 
Bünden  und  Ansichten  noch  jetat  lebender  Personen  zu  schonungs- 
los besprochen  werden  müfsten.  Wir  müssen  nns  daher  hier  auf 
einige  Andeutungen  beschränken. 

Im  Jahre  1881  hatte  Dr.  HQbbe -Schleiden  seino  grund- 
legenden Arbeiten  über  Deutsche  Kultivatiou  and  Kolonisation  ver- 


öffentlicht. Der  Westdeutsche  Verein  für  Kolonisation  nahm  daraus 
Veranlassung,  Hübbe-Scbieiden  aufzufordern  zur  Vorbereitung 
für  ein  praktisches  Kolonisationsnnternehmen  „Materialien  tu  einer 
Expertise  für  deutsche  Kolonisation  in  Paraguay  und  den  angrenzen- 
den Gebieten  Argentiniens  und  Brasiliens*  abxufaasen,  welchem 
Ersuchen  llübbe-Sehleiden  Anfang  1882  entsprach.  Die  noch 
beute  praktisch  weribvolle  Arbeit  wurde  erklärlicher  Weise  nur 
vertraulich  als  Manuskript  vertheilt  und  gelangte  ungefähr  gleich- 
seitig in  die  Hände  des  Vorstandes  des  Leipziger  Vereins  für 
Handelsgeographie,  als  an  den  Vorsitzenden  dieses  Vereins,  Hasse, 
Anerbietungen  herantraten,  für  deutsche  Kolonisationsawecke 
gröfsere  Ländereien  in  den  argentinischen  Misiones  sn  erwerben. 

Die  Vorschläge  Hübbo- Schleidens  fanden  im  Westdeutschen 
Verein  selbst  nur  theilweise  praktische  Beachtung.  Es  wurde  von 
Mitgliedern  desselben  der  Estan aia- Verein  mit  dem  6itze  in 
Köln,  begründet,  welcher  am  ParaoA  in  der  Nähe  von  La  Paz  in 
der  argentinischen  Provinz  Entre  Rios  22  Q-Leguas  erwarb  nnd 
anf  diesem  Areal  eine  grofse  Estanzia  unter  der  Leitung  von 
Eduard  Schiele  errichtete.  Leider  ist  das  Unternehmen  kein  rein 
deutsche»  geworden,  das  Kapital  ist  in  Pfand  Sterlings  ausgegeben 
und  viele  Fremde  sind  betheiligt;  somit  ist  cs  ein  rein  privatwirth- 
schaftiiches,  gleich  vielen  anderen  am  Laplata,  an  denen  auch 
deutsche  Kapitalisten  mit  hoben  Beträgen  beantheiligt  sind. 

So  lieft  sich  Uübbe-Schleiden  durch  Hasse  bewegen, 
einem  Unternehmen  seine  UnterstflUnng  zn  Thcil  werden  zu  lassen, 
welches  ausschliefslich  von  Deutschen  ausgehen  sollte,  die  oberen 
Laplatagebiete  ins  Ange  fufste  and  zunächst  das  von  Lezama  in 
den  argentinischen  Misiones  angebotene  Laad  prüfen  wollt«. 

Im  Juli  1888  begann  Hasse  seine  Bemühungen,  mit  Hübbe- 
8cb leiden  ein  Programm  festzustellen,  die  Verhandlungen  mit 
Lezama's  zahlreichen  Zwischenhändlern  zu  führen  und  — was 
das  Schwierigste  war  — die  Minner  zu  finden,  welche  bereit  waren, 
die  Mittel  zur  Aussendung  einer  Expertise  ohne  alle  Aussicht  auf 
Erfolg  oder  Gewinn  zur  Verfügung  zu  stellen.  Mit  welchen  Mühen, 
8orgen  und  Enttäuschungen  diese  ersten  Schritte  zur  praktischen 
Verwirklichung  einer  kolonialen  ldoe  verbunden  waren,  geht  äufser- 
licb  schon  aus  der  Tbatsache  hervor,  dafs  Hasse  in  dieser  Ange- 
legenheit vom  Juli  1882  bis  Ende  1883  nahezu  3000  Briefe  eigen- 
händig zu  schreiben  hatte.  Schliefalich  wurde  der  etwas  über 
40000  k4(,  betragende  Expertise-  und  Begründungsfonda  von  48 
Personen  zusammengcbracht.  von  denen  wir  nur  die  10  ersten 
Namen  in  historischer  Reihenfolge  nennen  wollen:  Ernst  Haste, 
Oskar  von  Hoffinann,  Hermann  Scbnoor,  Richard  Freyer, 
Friederichs,  Ad.Gleock,  G.  von  Wiedebach,  Graf  Hohen- 
thal-PQchau,  Herrn.  Howard,  Max  Korznann.  Der  gröfsor« 


tized  by 


oogle 


Nr.  27. 


410 

EXPORT,  Organ  de»  Central  verein»  für  Handelsgeographie  etc. 


1887. 


Tbeil  der  Begründer  (29)  gehörte  dem  Leipziger  Verein  für  Handels- 
geographie, 6 dem  Westdeutschen  Verein  tu,  während  der  West- 
deutsche Verein  und  später  auch  die  Sektion  Mannheim  des 
deutschen  Kolonial  Vereins  sich  korporativ  bethdligten.  Noch  im 
Laufe  dieser  Bemühungen  schlossen  Hasse,  Scbnoor  und  Tim. 
Fabri,  welche  von  den  Begründern  als  Aktionskomite  gewählt 
worden  waren,  im  September  1882  in  Hamburg  mit  einem  Ver- 
treter Lezama’s  einen  Präliminarvertrag  ab,  welcher  mehr  als 
100  □•Leguas  in  der  nördlichsten  Spitze  der  argentinischen 
Misiones  gelegenes  Land  anf  eine  bestimmte  Zeit  zur  Verfügung 
stellte  and  andererseits  zur  Besichtigung  dieser  Ländereien  ver 
pflichtete. 

Ala  Experten  wurden  gewählt:  Carl  von  Gölicb,  schon 
längere  Zeit  in  Argentinien  aufhältlich,  Kreisingenieur  Schneider 
und  Georg  von  Wiedebach.  Schneider  und  v.  Wiedebach 
gingen  am  20.  November  1882  von  Bremen  nach  Buenos  Aires  ab 
und  kehrten  am  2.  August  1883  nach  Bremen  zurück,  während 
C.  v.  Gülich  am  La  Plata  verblieb. 

Die  Experten,  welche  die  argentinischen  und  paraguayseben 
Misiones  bereist  hatten,  gaben  ein  Votum  ab,  welches  zur  Ab- 
lehnung der  Anerbietungen  Lezama's  führte.  Ihre  Berichte  liefseo 
aber  kultivatoriscbe  utid  kolonisatorische  Unternehmungen  in  den 
argentinischen  Tbeileo  des  oberen  La  Plata  - Gebietes  und  in  Para- 
guay ausführbar  erscheinen,  insbesondere  legte  Schneider  ein 
ausführliches  Gutachten  vor,  welches  die  Erwerbung  der  Eisenbahn 
Asuncion -Piraguari  und  den  Weiterbau  derselben  nach  Villa  Rica 
empfahl. 

Erklärlicher  Weise  fanden  die  Berichte  der  Experten  so  ver- 
schiedene Würdigung,  dass  die  Feststellung  eines  endgültigen  Planes 
und  die  Beschaffung  des  Anfangskapitales  fast  BOch  gröbere 
Schwierigkeiten  machten,  als  die  Entwerfung  des  ersten  Pro- 
gramms und  die  Kollektirung  des  Expertisefonds,  umsomehr, 
als  die  in  Frankfurt  a.  M.,  in  Rheinland  und  Westfalen  gemachten 
Versprechungen  in  den  meisten  Fällen  ohne  Verwirklichung  blieben 
und  die  Interessenahme  einfiufareichcr  Kreise  eine  platonische  blieb. 

So  mufste  auf  das  Eisenbaboprojekt  und  andere  weiter  gehende 
Pläne  leider  verzichtet,  mit  einem  Anfangskapital  von  200000 
begonnen  und  die  Thätigkeit  zunächst  auf  die  Errichtung  einer 
Estanzia  beschränkt  werden. 

Nach  unsäglichen  Mühen  koostituirte  sich  die  Aktiengesell- 
schaft am  24.  Januar  1884  und  erklärte  als  ihren  Zweck  „den 
Ankauf,  den  Verkauf,  die  Besiedelung,  die  Verpachtung  und  die 
Bewirtschaftung  von  Ländern  Süd-Amerikas,  sowie  den  Betrieb 
derjenigen  Gewerbe,  welche  znr  Nutzbarmachung  erworbener  Län- 
dereien erforderlich  sind  nnd  die  Betheiligung  an  Unternehmungen, 
welche  die  Interessen  der  Gesellschaft  fördern.* 

Den  ersten  Aofsicbtsrath  bildeten  die  Herren  Hermann 
Schnoor,  Ernst  Hasse,  Rieh.  Freyer,  Graf  Hobenthal- 
Püchan,  Max  Lieberoth  - Leden , Fritz  Mayer,  Otto 
Schwabe,  sämmtlich  in  Leipzig  and  zumeist  gleichzeitig  Mit- 
glieder des  Vorstandes  des  Leipziger  Vereins  für  Handelsgeogra- 
phie, sowie  C.  F.  Wm.  Meister  in  Frankfurt  a.  M.  — Graf 
Hobentbal  und  Meister  schieden  später  aus,  während  C.  H. 
Kayser  und  Philipp  Nagel,  sowie  als  Stellvertreter  August 
Sichert,  Max  Kormann  und  Adolph  Glenck  hioznkamen. 
Die  Direktion  führten  von  Anfang  au  bis  jetzt  Rechtsanwalt 
Dr.  Gentzsch  und  Landwirtb  Professor  Dr.  Howard.  Die  Ge- 
schäftsführung in  Paraguay  übernahm  Carl  von  Gülich,  welcher 
die  zweite  Hälfte  des  Jahres  1883  zu  umfänglichen  Informations- 
reisen in  Argentinien  und  Paraguay  verwendet  hatte. 

Die  treibende  Kraft  in  der  Entwickelung  der  Gesellschaft  ist 
von  Anfang  an  bis  jetzt  der  Professor  Dr.  Ernst  Hasse  gewesen; 
ihm  haben  sich  aber  geschäftskundige  und  erfahrene  Kaufleute 
aus  den  ersten  Kreisen  des  Leipziger  Haodeisstandes  zur  Seite 
gestellt,  an  ihrer  Spitze  der  Vorsitzende  des  Aufsichtsrstbes  Her- 
mann Schnoor,  während  die  umsichtigen  Direktoren  Gentzsch 
und  Howard  voll  Begeisterung  für  die  gute  Sache  ihre  Kräfte 
dem  Unternehmen  zunächst  unentgeltlich  zur  Verfügung  gestellt 
haben.  In  Carl  von  Gülich  aber  besitzt  die  Gesellschaft  einen 
Bevollmächtigten  von  gröfster  Umsicht,  von  hervorragender  Arbeits- 
kraft und  von  seltenem  Eifer.  Alle  diese  Kräfte  mufsten  Zusammen- 
wirken, um  das  im  Anfang  ohne  Zweifel  kapitalistisch  zu  schwache 
Unternehmen  lebensfähig  zu  gestalten  and  über  die  Schwierigkeiten 
der  ersten  Entwickelungsjahre  hinweg  zu  helfen. 

Was  bisher  in  Paraguay  von  der  Gesellchaft  erreicht  worden 
ist,  das  können  wir  am  Beaten  dem  Geachäftabericht  derselben  für 
daa  Jahr  1886  entnehmen, 

II. 

Die  Gesellschaft  hat  bis  jetzt  io  Paraguay  nach  und  nach 
einen  Grundbesitz  von  etwa  14  □- Leguas  durch  Kauf  erworben. 


Der  gröfste  Theil  dieses  Grundbesitzes,  etwa  12  □- Leguas  liegt 
im  Departement  Itacurubi  (nordöstlich  von  Asuncion)  und  zwar 
rings  um  den  Ort  Itacurubi  del  Rosario  herum.  Die  dortigen  | 
Ländereien  bestehen  vorwiegend  aus  Kampland  und  werden  als 
Estanzia  bewirtschaftet.  Der  Direktorialraoeho  ist  dicht  bei  dem 
Ort«  Itacurubi  erbaut  worden. 

Im  Departement  I bilimi  bat  die  Gesellschaft  den  Komplex 
Yacan  von  lVs  G-  Leguas  gekauft.  Derselbe  liegt  dicht  an  der 
Eisenbahn,  welche  jetzt  von  Piraguari  nach  Villa  Rica  weiter  ge- 
führt wird.  Außerdem  besitzt  sie  dicht  an  der  Eisenbahnstation 
Piraguari  im  Departement  gleichen  Namens  den  Kamp  ßatowi 
und  endlich  eine  kleine  Parzelle  bei  dem  Orte  1 1 A südlich  tob 
| Asuncion.  Dieser  Grundbesitz  ist  fast  ausachUefslich  direkt  von 
, der  Regierung  gekauft  and  baar  bezahlt  worden.  Nnr  das  bei 
> Itacurubi  gelegene  grofse  Areal  ist  durch  Gelegenbeitakiufe  aus 
privater  Hand  abgerundet  worden.  Wenn  man  auch  von  Privaten 
hätte  etwas  billiger  kaufen  können,  zog  man  es  doch  vor,  im 
Wesentlichen  von  der  Regierung  zu  kaufen,  um  unzweifelhaft  gute 
Besitztitel  zu  erlangen. 

Für  private  Rechnung  einzelner  Gesellschaftsmitglieder  wurde 
der  am  südlichen  Ufer  des  Jejui  in  der  Nähe  von  San  Pedro  ge- 
legene Kamp  Camba  com  gekauft  und  für  Gesollicb&ftarechnnng 
der  Kauf  des  daran  angrenzenden  Kampes  Yguareta  eingeleitct. 
Der  Ankauf  anderer  am  Jejui  und  am  Paraguay  ström  gelegener 
Ländereien  ist  vorbereitet. 

lin  Jahre  1887  ist  nun  zu  diesen  privatrechtlichen  Erwerbungea 
. noch  der  Erwerb  von  12  Leguas  meist  mit  Wald  bestandenen 
’ Areals  am  schiffbaren  Capibari  im  Departement  San  EsUnislao 
gekommen,  auf  Grund  des  Kolonialgeeetzes  Paraguays  vom  7.  Juai 
1881,  §§  29  ff. 

Die  Gesellschaft  verfügt  also  über  genügende  Ländereien  der 
verschiedensten  Art  uod  Qualität  zur  Durchführung  weitgehende 
Kultivatioos-  und  Kolonisationspläne,  wobei  es  zu  Statten  kommt, 
dafs  auch  andere  private  Deutsche  in  der  Nähe  der  Besitzungen 
der  Gesellschaft,  theiJa  als  unmittelbare  Nachbarn  Grundbesitz  voa 
namhaftem  Umfang  erworben  haben.  Wenn  aber  auch  der  Gr  and- 
erwerb von  der  allergröfsten  Bedeutung  für  die  Zukunft  ist,  so 
tritt  er  doch  für  die  Gegenwart  in  den  Hiotcrgruod  gegenüber  des 
jenigen  Unternehmungen,  welche  schon  jetzt  einen  nntzbringei 
den  Umsatz  eines  Tbeiles  des  Gesellscbaftskapitales  gestalten 

Und  es  ist  für  die  Geschäflsgebarung  der  Gesellschaft  eigtv 
thümlich,  dafs  sie  diese  rein  geschäftlichen  Unternehmungen  ta- 
nächst  in  den  Vordergrund  gestellt  und  der  eigentlichen  Koloni- 
sation hat  voranagehen  lassen. 

Diese  Unternehmungen  waren  zunächst  das  Invernado-Gesdii/t 
und  das  eigentliche  Estanziagescbäft.  Es  liegt  auf  der  ßtnd,  dafs 
das  auf  der  Vermehrung  der  Heerde  beruhende  EaUnziageschätft 
keine  schnelle  Rentabilität  zulftfst,  wenn  auch  immerhin  eine 
schnellere,  als  der  Verkauf  von  Grundstücken.  Deshalb  wurde 
schon  za  einer  Zeit,  als  die  Gesellschaft  eigene  Kämpe  noch  nicht 
besafs,  durch  contameta Geschäfte  mit  Estanzieros  mit  dem  Inver- 
nado  Geschäft  begonnen,  d.  h.  mit  dem  Ankauf  junger  magerer 
novillos  (Ochsen),  welche  fett  geweidet  schon  nach  Jahresfrist 
wieder  verkauft  werden  konnten.  Der  an  diesem  Geschäft  erzielte 
Gewinn  bat  es  allein  ermöglicht,  die  nicht  unbeträchtlichen  Gene- 
ralunkosten der  Gesellschaft  zu  tragen  und  für  das  Geschäftsjahr 
1886  sogar  eine  Dividende  von  6%  zu  vcrtbeilen. 

Diese  novillos  und  die  znr  Besetzung  der  Estanzia  nöthigen 
Rinder  waren  in  überaus  mühsamen  Einkaufsreisen  aus  Corrientes, 
Rio  Grande  do  Sul  und  Matto  Grofso  heranzubringen.  Der  Vieh- 
bestand Ende  1886  betrug  104  Maultbiere,  5 Hengste,  131  Wal- 
lache, 49  Stuten,  147  Novillos,  44  gezähmte  Ochsen,  260  Stiere, 
1404  Kühe  und  verschiedenes  Jungvieh;  seitdem  hat  der  Bestand 
sich  durch  weitere  Ankäufe  noch  vermehrt.  Das  sind  ja  freilich 
keine  Zahlen,  die  sich  mit  denen  argentinischer  grofser  Estancien 
messen  können.  Aber  das  Wesen  der  Sache  liegt  hier  nicht  im 
Bestände,  sondern  in  dem  raschen  nutzbringenden  Umsatz. 

Auf  dem  Grundstück  bei  ItA  befindet  sich  eine  Mühle,  welche 
die  Gesellschaft  au  einen  Deutschen  verpachtet  hat.  Dort  Goden 
sich  aber  auch  so  vorzügliche  Thonlager  vor,  dafs  angesichts  der 
Nähe  des  baulustigen  Asuncion  bei  ltz  eine  Ziegelei  errichtet 
und  im  Jahre  1887  mit  drei  schlesischen  Zieglerfatnilien  besetzt 
worden  ist. 

Für  die  Zwecke  des  Holzgesch&ftes  und  der  Bienen- 
zucht wurde  ebenfalls  in  jüngster  Zeit  ein  dentsebböbmiseber  Forst- 
mann nebst  zahlreicher  Familie  nach  der  Estanzia  bei  itacurubi 
gebracht. 

Durch  die  Beobachtungen  der  Experten  der  Geaellacbaft  und 
durch  andere  Beobachtungen,  insbesondere  die  in  den  Werken  von 
Dr.  Hugo  Toeppen  (100  Tage  in  Paraguay,  Hamburg  1885)  und 


1887. 


411 

EXPORT,  Organ  des  Centrabemina  für  llandelageographie  etc. 


Nr.  27. 


Dr.  Bernhard  Förster  (Deutsche  Kolonieen  in  Paraguay,  Leipzig 
1886)  niedergelegten,  ist  hinreichend  konstatirt  worden,  daß  Para- 
guay ein  vortreffliche«  Klima  uod  ausgezeichnete  Produktions- 
bedingungen hat.  Das  was  man  an  dem  Lande  aber  bemio- 
gelte,  das  war  die  bisher  ungenügende  Entwickelung  der  Verkehrs- 
mittel, um  den  nutzbaren  Absatz  der  gewonnenen  reichen  Produkte 
zu  ermöglichen.  Die  Gesellschaft  ist  deshalb  von  Anfang  an  darauf 
bedacht  gewesen,  diese  Verhältnisse  zu  verbessern.  Der  Eisen- 
bahnverkehr wird  dem  Lande,  wie  es  jetzt  scheint,  durch  nord- 
amerikanisches  Kapital  in  grösserem  Mafae  als  bisher  geboten 
werden.  Immerhin  werden  über  der  Ausführung  dieser  Projekte 
noch  einige  Jahre  vergeben.  Da  lag  es  nahe,  dem  bereits  Vor- 
handenen zunächst  die  Aufmerksamkeit  za  schenken. 

Paraguay  erfreut  sich  nämlich  eines  Reichthums  an  Wasser- 
straßen, wie  kaum  ein  anderes  Land  derselben  Größe.  Nicht 
nur  der  Paraguaystrom  ist  bis  weit  hinauf  Dach  Brasilien  für  ver- 
hältnißmifsig  grofse  Schiffe  von  mehr  als  2 m Tiefgang  bei 
jedem  Wasserstaad  schiffbar,  sondern  auch  zahlreiche  Nebenflüsse 
des  Paraguay,  gaDZ  besonders  der  Jejui  sind  größeren  und  kleineren 
Schiffen  und  Schleppkähnen  (chatas)  zugänglich.  Allein  der  Jejoi 
mit  dem  weitverzweigten  Netze  von  Nebenflüssen,  welche  bis  zu 
dem  Gebirge  hin  (den  Tbeewäldern)  schiffbar  sind,  repräseotirt 
Wasserwege  von  mehr  als  800  km  Länge. 

Naturgemäß  ist  deshalb  die  weitere  Kultivation  uod  später 
auch  Kolonisation  des  Landes  von  der  genügenden  Entwickelung 
der  Wasaerverkebrsmittel  abhängig.  Angesichts  der  jetzt  schon 
bedeutenden  Ausfuhr  von  Holz  nach  dem  bolzarmen  unteren  La- 
plsta  and  mit  Hioblick  auf  weitere  anssicbtavolle  Frachtverhäit- 
niese  hat  sich  daher  die  Gesellschaft  entschlossen  zwei  Dampfe  > 
und  zunächst  4 Schleppkähne  bauen  zu  lassen.  Die  Schlepp- 
kähne sind  in  Paraguay  selbst,  die  beiden  Dampfer  auf  der  Werft 
des  Herrn  Holtz  in  Harburg  gebaut  worden. 

Die  festliche  Probefahrt  des  größeren  Dampfers  „ Leipzig* 
erfolgt«  atu  18.  Juni  d.  J.  von  Harburg  ans  und  fiel  auf  das  be- 
friedigendste aus.  Der  Dampfer  „Leipzig*  von  28^o  m Länge  und 
1,60  tu  Tiefgang,  doppelten  Schrauben,  8 unabhängigen  Maschinen, 
voo  denen  eine  den  Kondensator,  die  elektrische  Beleuchtung,  die 
an  Bord  befindliche  Kreissäge,  Bohrmaschine  usw.  bedient,  ist  zum 
Schleppen  eingerichtet,  kann  aber  auch  60  t Güter  and  einige 
Passagiere  befördern  und  ist,  da  er  Ende  Juni  die  Fahrt  über  den 
Ozean  selbst  aotreten  soll,  mit  Takelage  und  allen  Erfordernissen 
der  Seereise  ausgestattet.  Er  ist,  wie  auch  der  kleinere  Dampfer 
„Hermann*  von  16m  Länge  und  O^g  m Tiefgang,  ganz  aus  Stahl 
gebaut.  Der  „Hermann*  wird  in  Stücken  verladen  nach  dem  La- 
plata  gebracht  und  dort  wieder  montirt  Der  „Leipzig*  wird  in 
regelmäßigen  Fahrten  von  Asuncion  aus  den  Verkehr  auf  dem 
oberen  Paraguaystrom  und  auf  dem  unteren  Tbcilc  des  Jejui  ber- 
steilen, der  „Hermann*  aber  auf  dem  Jejui  und  dessen  Neben- 
flüssen fahren. 

Ganz  abgesehen  von  der  aussichtsvollen  Rentabilität  dieses 
Schifffabrtsunternehmeos  liegt  es  auf  der  Hand,  dafa  dasselbe 
der  von  der  „Södamerikaniscbeu  Kolonisations-Gesellschaft*  am 
Capibari  und  von  Anderen  an  anderen  Nebenflüssen  des  Jqjui, 
z.  B.  von  Dr.  B.  Förster  am  Aguaray  geplanten  deutschen  Kolo- 
nisation als  Stützpunkt  dienen  und  derselben  zu  einem  wirt- 
schaftlichen Gedeihen  verhelfen  wird. 

Zur  Durchführung  des  Dampferunternehmens,  der  Ziegelei,  zur 
Erhöhung  des  Viehbestandes,  zum  Beginn  der  eigentlichen  Kolo- 
nisation am  Capibari  reichten  aber  die  der  Gesellschaft  bisher  zur 
Verfügung  stehenden  Mittel  nicht  aus.  ln  der  Generalversammlung 
vom  10.  Juni  d.  J.  wurde  die  Erhöhung  des  Gesellschaft! • 
kapitalea  von  200000  <4  auf  600000  Ji  beschlossen  und  so- 
gleich auch  durebgefübrt,  da  bereits  diese  Beträge  weit  überstei- 
gende Zeichnungen  Vorlagen,  obgleich  die  Gesellschaft  sich  weder 
an  die  Öffentlichkeit  noch  an  Bankiers  gewendet  hatte,  sondern 
nur  an  ihre  alten  Aktionäre  und  an  einige  persönlich  nahe  stehende 
Frcnnde  der  leitenden  Persönlichkeiten.  Damit  sind  der  Gesell- 
schaft einerseits  die  nölhigen  finanziellen  Kräfte  zu  weiterem 
Fortschreiten  gewährt  worden,  während  andererseits  die  nöthige 
Stabilität  im  Kreise  der  Interessenten  gewahrt  blieb. 

Bei  dieser  Sachlage  kann  die  Gesellschaft  geduldig  die  Vor- 
würfe anhören,  die  ihr  von  manchen  Seiten  gemacht  werden,  sie 
nenne  sich  eine  Kolooßationsgesellschaft,  ohne  wirklich  za  kolo- 
nisiren.  Abgesehen  davon,  dafs  zur  Kritik  ihres  Verhaltens  doch 
nur  ihre  Interessenten,  also  die  Aktionäre  und  die  wenigen  jetzigen 
und  vielleicht  zahlreichen  künftigen  Kolonisten  berechtigt  sind, 
nicht  aber  positive  Konkurrenten  und  negirende  Kritiker,  besonders 
aas  argentinischen  Interessenkreisen,  die  seit  Jahren  gegen  die 
Gesellschaft  und  gegen  Paraguay  nörgeln,  aber  selbst  noch  nichts 
besseres  anderswo  geschaffen  haben,  kann  die  Gesell- 


schaft allen  diesen  Zweiflern  jetzt  mit  Selbstbewnfstsein  zarufen: 
Abwarten! 

UI. 

Die  Erfahrungen,  welche  die  Gesellschaft  und  ihre  Organe  in 
nunmehr  vierjähriger  Thfttigkeit  in  Paraguay  gemacht  haben, 
berechtigt  dieselben  ohne  Zweifel  mehr  zu  einem  Urtheile  über 
das  Land  and  die  kolonisatorischen  Vorbedingungen  desselben, 
als  Leute,  welche  das  Land  entweder  nor  vom  Hörensagen  kennen 
oder  nnr  als  Touristen  kennen  gelernt  haben  oder  die  unmittelbar 
nach  dem  Kriege  dort  vorhanden  gewesenen  Verhältnisse  ohne 
Weiteres  auf  die  Gegenwart  übertragen. 

Da  muß  denn  zunächst  konstatirt  werden,  dafs  heut«  auch 
die  noch  zahlreichen  Feinde  dea  Landes  zageben  müssen,  daß  das 
Klima  ein  gesundes  und  angenehmes  ist,  daß  die  Viehzucht 
gedeiht  uod  in  hohem  Grade  rentabel  ist  und  daß  das  Land  allen 
vernünftigen  Kapitalanlagen  in  den  Gewerben  eine  ungewöhnlich 
hohe  Rentabilität  gewährt. 

Dagegen  pflegt  die  Möglichkeit  des  landwirtschaftlichen 
Betriebes  io  Zweifel  gezogen  zu  werden  mit  Hinblick  auf  die  große 
Entfernung  des  Meeres  und  die  dadareb  herbeigeführte  Erschwerung 
des  Exportes  von  Zcrealien. 

Diese  Aoscbannog  beruht  auf  mehreren  fundamentalen  Irr- 
thümern. 

Zunächst  lehren  die  in  Nord-Amerika  gemachten  Erfahrungen, 
daß  selbst  die  Zerealien  ausführende  Landwirtschaft  in  Gebieten 
möglich  ist,  die  von  den  Seehäfen  noch  viel  weiter  entfernt  sind, 
als  Paraguay  von  dem  Seehafen  Rosario,  und  ohne  dafs  sie  nach 
dem  Seehafen  eine  so  vortreffliche  Wasserstraße  besitzen  als 
Paraguay. 

Eine  Probe  auf  das  Exempel  za  machen  war  io  Paragaay 
deshalb  nicht  nöthig,  weil  Paraguay  in  seiner  Yerba  mat«,  seinem 
Holz,  seinem  Tabak  und  seinen  Thierhäuten  hinreichende  Ausfuhr- 
artikel besaß,  welche  als  Zahlungsmittel  für  seine  bisher  beschränkte 
KonsomUonsfihigkeU  genügten. 

Dann  aber  ist  es  mach  ein  unverantwortlicher  Irrtum  anzn- 
nehmen,  eine  entwickeltere  Volkswirtschaft  eines  Koloniallandes 
sei  undenkbar  ohne  Zerealieoansfuhr.  Wenn  daher  ein  deutseh- 
argentinischer  Polemiker  gegen  Paraguay  eine  umständliche  Be- 
rechnung Über  Weizen  aufstellt,  welcher  von  Paraguay  auszoführen 
wäre  und  triumphirend  zu  dem  Schluss  kommt,  die  Weizenausfuhr 
lasse  dem  Weizenerbauer  in  Paraguay  keinen  Nutzen,  so  unterläßt 
er  den  Nachweis,  dafs  Paraguay  gerade  Weizen  oder  ähnliche 
Zerealien  ausführen  müsse. 

Die  Sache  liegt  doch  ganz  einfach:  der  Kolonist  kann  in 
Paraguay  alle  für  seine  eigene  Hans-  und  Viehwirthscbaft  erforder- 
lichen Zerealien  selbst  erbauen,  daran  hat  noch  Niemand  gczweifelt. 
Ja  er  hat  sogar  Aussicht,  seinen  Überschuß  mit  Nntzen  auf  den 
Laodesmarkt  zu  bringen,  da  Paraguay  jetzt  noch  große  Quantitäteu 
Weizen  und  Mehl  aus  dem  Auslande  einführt  Wenn  der  Kolonist 
nur  über  die  nötigen  Verkehrswege  nach  dem  Laodesmarkte 
(Asuncion)  bin  verfügt  — und  daß  dies  in  den  Wasserwegen  der 
Pall  ist,  haben  wir  oben  gezeigt  — dann  kann  es  ihm  gleich- 
gültig sein,  ob  der  von  ihm  erzeugte  Weizen  oder  Mais  in  Asuncion 
oder  in  Europa  venehrt  wird. 

Von  dem  europäischen,  bezw.  deutschen  Standpunkte  aus,  und 
der  kommt  doch  bei  der  8acbe  auch  ln  Betracht,  kann  es  viel- 
mehr als  ein  besonderer  Vortheil  bezeichnet  werdeo,  dafs  wenig 
Gefahr  vorliegt,  dafs  die  Produkte  Paraguay's  unseren  eigenen  auf 
dem  Weltmärkte  Konkurrenz  machen,  wie  dies  der  Weiten  und 
die  Schafwolle  Argentiniens  thun. 

Bei  dem  Absatz  der  von  dem  Kolonisten  in  Paraguay  zu  er- 
bauenden Landesprodukte  sind  3 verschiedene  Märkte  streng  aus 
einander  zu  halten.  Bei  dem  ersten  und  zweiten  kommt  die  Ent- 
fernung von  dem  Meere  überhaupt  nicht  in  Betracht. 

Der  erste  Markt  ist  der  binnenländiscbe.  Hier  kann  der 
Kolonist  alle  seine  Produkte  absetzen,  wenn  dieser  Markt  nur 
verhältoißmäßig  aufnahmefähig  ist  Und  das  ist  bei  dem  rasch 
wiederaufbl übenden  Asuncion  und  sogar  auch  bei  Conccpcion  uod 
Villa  Rica  der  Fall. 

Hier  findet  der  Kolonist  nicht  nur  Absatz  für  Produkt«,  welche 
keine  großen  Frachten  vertragen,  aber  tu  Wasser  leicht  heran- 
gebraebt  werden  können,  sondern  auch  für  das  sich  selbst  Irans- 
portirende  Vieh.  Paraguay  hat  im  Allgemeinen  noch  solchen  Vieh- 
msDgel,  dafs  alle  Viehprodukte  noch  auf  Jahre  hinaus  im  Lande 
selbst  verzehrt  werden.  Und  tritt  Überfluß  ein,  dann  ist  man  auch 
nicht  schlimmer  daran,  als  in  Argentinien,  wo  man  den  Überfluß 
der  Viehsucht  in  den  Saladeros  verarbeitet. 

Der  «weite  Markt  ist  der  südameri kaoische,  insbesondere 
der  argentinisch e.  Dahin  führt  Paraguay  sein  Holz,  seine  Apfel- 
sinen and  seine  Yerba  male  aas.  Diese  Ausfuhr  kann  Paraguay 


Nr.  27. 


412 

EXPORT,  Organ  dea  Central  Vereins  für  Handelngeographio  etc. 


1887. 


auch  nicht  durch  Zölle  abge&choitten  werden.  Denn  die  beste 
Verba  wächst  eben  nur  in  Paraguay  und  weniger  und  geringer  in 
Süd-Brasilien.  Ganz  Süd-Amerika  hat  sich  aber  an  den  Genufs 
der  Yerba  gewähnt.  Auch  Holz,  Apfelsinen  und  ähnliche  frische 
Früchte  wird  Argentinien  immer  aus  Paraguay  beziehen  müssen. 

Auf  dem  dritten  Markte,  dem  Weltmärkte  wird  Paraguay 
allerdings  nicht  mit  Zemlien  erscheinen  können.  Auch  in  den 
wichtigen  Thierb&uten  wird  ihm  Argentinien  jederzeit  Konkurrenz 
machen,  so  lange  die  unteren  Laplala  Länder  sich  nicht  vorwiegend 
dum  Feldbau  zuwenden  und  die  Grofsviebzncbt  sich  nach  den 
oberen  Lapiatagebieten  zurückziehen  mufs  und  die  dortigen  Preise 
damit  für  den  Weltmarkt  maßgebend  werden.  Was  hindert  aber 
Paraguay  mit  denjenigen  Produkten  und  Halbfabrikaten  auf  dem 
Weltmarkt  zu  erscheinen,  bei  denen  die  Fracht  eine  untergeordnete 
Rolle  spielt?  Jedenfalls  wird  hier  das  am  Paraguaystrom  gelegene 
und  über  ein  grofses  internes  System  von  Wasserwegen  ver- 
fügende Land  bequem  mit  denjenigen  Provinzen  Argentiniens  kon* 
kurriren,  welche  fern  ab  vom  Laplata  in  den  Bergen  liegen,  wasser- 
arm sind  und  sich  doch  auch  für  lebensfähig  halten.  Hier  hat 
nun  Paraguay  über  einen  Reichthum  von  Produkten  za  ver- 
fügen, welche  zum  Thoil  jetzt  schon  ausgeführt  werden,  aber  erst 
bei  der  oöthigen  Kultivation  und  der  nöthigeu  Verkehrs-  und 
Handelsorganisation  eine  gewaltige  Bedeutung  erlangen  und  Para- 
uay  alle  diejenigen  Rimessenwertbe  zur  Verfügung  stellen  werden, 
ie  es  zum  Eintausch  von  Waaren  auf  dem  Weltmärkte  braucht 
Diese  exportfähigen  Erzeugnisse  sind  im  Wesentlichen  Tabak, 
Baumwolle,  Reis,  Del«,  Droguen,  Stärke,  Seife,  Essenzen,  Honig, 
Farbhölzer,  Gerbstoffe,  edle  Nutzhölzer  und  — wenn  nüthig  — 
auch  Fleiscbextrakte  und  Molkereiprodukte.  Es  liegt  außerhalb 
des  Rahmens  dieser  Betrachtung,  den  Nachweis  für  die  Richtigkeit 
dieser  Behauptungen  zu  erbringen.  Jedenfalls  sind  aber  diese 
Behauptungen  nicht  blofs  theoretische,  sondern  sie  beruhen  auf 
gemachten  Erfahrungen. 

Eines  mufs  aber  ancb  bei  der  gesammten  Wirthscbaft  dea 
Landes  besonders  bervorgeboben  werden,  was  von  den  Gegnern 
desselben  geflissentlich  außer  Acht  gelassen  wird  und  sich, 
wenigstens  für  die  jetzige  Generation  zu  einem  grofsen  Vorzüge 
des  Landes  gestaltet;  das  sind  die  niedrigen  Kapitalanlagen. 
Es  ist  doch  auch  für  die  Rentabilität  aller  Wirthscbaft  nicht  gleich- 
gültig, ob  man  in  Argentinien  für  eine  G-LcguaLand  100000,# 
oder  mehr  anlegen  mufs,  in  Paraguay  aber  eine  C-Legu&  Land 
gern  schon  für  8000  c //  kaufen  kann. 

Auf  die  Dauer  ist  aber  ein  Laud  noch  nirgends  und  niemals 
zur  Sterilität  und  zur  Arrauth  verurtheilt  geblieben,  blofs  weil  es 
fern  von  der  Meeresküste  liegt,  wenn  es  nur  über  die  oöthige 
natürliche  Fruchtbarkeit,  über  die  nötbigen  fleifsigen 
Menschen  und  das  erforderliche  Kapital  verfügt. 

Die  SödamerikaoUche  Kolonisations-Gesellschaft  zu  Leipzig, 
welche  dem  Lande  die  beiden  letzteren  Produktionsfaktoren  zuzu- 
führcD  helfen  will,  wird  es  deshalb  nicht  zu  bereuen  haben,  dieses 
liebliche  Paraguay  — und  der  Mensch  lebt  nicht  vom  Brod 
allein!  — zu  dem  Felde  ihrer  Tbätigkeit  gewählt  zu  haben.  Ihr 
selbst  aber  und  ihren  Freunden  werden  natürlich  auch  dort  die 
Früchte  nicht  von  selbst  io  den  Scboofs  fallen.  Aller  Erfolg  ist 
nur  der  Lohn  ernster  Mühe  und  Arbeit-  Daran  hat  cs  die  Gesell- 
schaft bisher  nicht  fehlen  lassen.  .Sie  wird  es  auch  in  Zukunft  so 
halten. 


Die  Ramiefaser.*) 

Ramie  nennt  mau  eine  Kulturpflanze  für  die  deutschen  Kolo- 
nien und  Schutzgebiete,  die  flachsäholiche  Gespinostfaser  aus  dem 
8tengel  einer  aus  Java  stammenden  Pflanze,  die  den  botanischen 
Namen  Boehmeria  tenacissima  fübrt  und  vou  den  asiatischen  Völ- 
kern schon  von  Alters  her  für  textile  Zwecke  angebaut  worden, 
in  Europa  jedoch  erst  in  neuerer  Zeit  Beachtung  gefunden  hat. 

*)  Tn  Hinblick  suf  die  Bedeutung,  welche  tou  technischer  Seite  der 
Ramiefaser  mehrfach,  wiewohl  keineswegs  ohne  Widerspruch,  heigelegt  wird, 
sowie  in  Berücksichtigung  des  Werth  cs,  welchen  mögt  ich«  r*ciso  die  Kaser 
für  die  deutschen  Kokmieen  zu  gewinnen  vermag,  haben  wir  uns  *W  Ver- 
öffentlichung des  obigen  Artikels  «nuehlosson. 

Ben  Frautosen  gebührt  unstreitig  dos  Verdienst  die  Verarbeitung  der 
Ramiefoser  auf  mechanischem  Wege  fortgesetzt  angestrebt  und  vervoll- 
kommnet zu  haben.  Nach  «len  uns  aus  Frankreich  zugogangenen  Nachrichten, 
soll  die  Faser  durch  die  zur  Verwendung  gelangenden  Maschinen  In  be- 
friedigendster Weise  textilfJihlg  hergestellt  worden  sein-  Dagegen  ist  cs  uns 
trotz  aller  Bemühungen  nicht  tnöglieh  gewesen  (ienaueres  über  die  Kosten 
der  Herstellung  zu  erfahren.  Wären  die  Vorthelle,  welche  dis  msehanisebe 
Verarbeitung  der  Ramie  gewährt,  wirklich  so  vorzügliche  und  lohnende,  so 
wären  die  jahrelangen  Üumübuugen  der  GeaelUcbafl  zu  Avignon  i di«  Kultur 
der  Ramie  ru  verbreiten,  jedenfalls  von  gröberen  als  den  bisherigen  Erfolgen 


Efl  dürft«  dm  einigormafsen  befremdend  »ein , da  die  Wider- 
standsfähigkeit und  der  Glanz  der  genannten  Faser,  sowie  die 
Leichtigkeit  und  die  hoben  Erträge  der  Ramiekultur  in  allen  kli- 
matisch dafür  geeigneten  Gegenden  der  europäischen  Textilindustrie 
eiu  Rohprodukt  zur  Verfügung  stellen,  da»  durch  seine  Billigkeit 
und  durch  seine  Eigenschaften  alle  anderen  vegetabilischen  Ge- 
spinnstfaeern  in  den  Schatten  stellt  Der  Grund  für  dieae  Nicht- 
beachtung ist  darin  zu  suchen,  dafs  auch  beute  noch  die  textile 
Verwerthung  der  Ramie  bei  den  asiatischen  Völkern  als  eia  Gw- 
beirooifs  bewahrt  wird,  und  die  Versuche  der  englischen  Regierung, 
die  Konstruktion  geeigneter  Maschinen  für  die  Verarbeitung  dieser 
Pflanze  durch  ein  Preisausschreiben  zu  erzielen,  nur  ein  negatives 
Resultat  gehabt  haben. 

Aoch  in  Deutschland  hat  man  es  nicht  an  Veraachen  fehlen 
lassen,  für  die  Entfaserung  dar  Ramie  ein  geeignetes  Verfahren  zu 
finden,  aber  sie  leider  wieder  aufgegeben. 

Glücklicher  sind  jedoch  die  Franzosen  darin  gewesen,  and 
zwar  gebührt  einem  Herrn  P.  A.  Favier  in  Villefraache  das  Ver- 
dienst das  Problem  gelöst  zu  haben.  Es  war  dies  im  Jahre  1879, 
und  schon  im  Jahre  1881  gelang  es  ihm,  mit  Unterstützung  von 
Frconden  in  Avignon  eine  Gesellschaft  mit  einem  Kapital  von 
667000  Frcs.  zu  organisireu,  welche  den  Zweck  verfolgte,  das  von  ihm 
entdeckte  Entfaseningsverfabren  zu  vervollkommnen  und  praktisch 
auszunutzen,  sowie  alle  auf  die  Kamiokultur  und  die  technische 
Verwerthung  der  Faser  bezüglichen  Fragen  zu  studiren. 

Die  erstell  praktischen  Versuche  fielen  durchaus  zufrieden- 
stellend aus,  und  so  wurde  188.1  das  Kapital  der  unter  dem  Namen 
.La  Ramie  francaise1*  konatiluirt«n  Kommanditgesellschaft  anf 
8 260000  Frcs.  erhöht,  um  zunächst  die  billige  Beschaffung  dea  Roh- 
stoffes, sodann  aber  ein  zweckmäßiges  Verfahren  für  das  8pinnea 
und  Bleichen  der  Faser  und  die  Herstellung  marktfähiger  Waare 
aus  derselben  zu  bewirken.  Die  beiden  ersten  Punkte  des  Pro- 
blems sind  bereits  glücklich  gelöst  Die  Gesellschaft  verfügt  gegen- 
wärtig vertragsmifsig  über  di«  Ernteerträge  von  36t)  ha  mit  Ramie 
bepflanzten  Landen  in  Frankreich,  Spanien  und  Egypten,  wovon 
suf  letzteres  Land,  und  zwar  auf  die  Besitzungen  des  Prinzen 
Ibrabim  Pascha,  Bruders  des  Kbedive,  135  ha  kommen.  Diese 
Dezentralisation  der  Ramiekultur  ist  durchaus  za  billigen,  da  du 


gekrönt  gswcoen-  Sicherlich  bat  sie  solche  verdient  und  die  deutschen  k 
dustriellen  habest  alle  Ursache  den  weiteren  Versuchen  der  französischen 
Gesellschaft  mit  größter  Aufmerksamkeit  zu  folgen. 

In  Deutschland  haben  ähnlich«?  Versuche  mit  noch  weniger  günstigen 
F.rfolge  Btatlgefunden.  Dies  gab  Veranlassung  zu  Versuchen  auf  che  misch e» 
Wege  eine  tcxtilfÄbiE«  Kaser  zu  gewinn«’«  Dieselben  Methoden,  wekhr  bei 
der  der  Ramie  verwandten  Nesse I angewandt  worden  waren,  gelangten  auch  M 
der  «rstemi  zur  Verwendung.  Auf  Grand  tahlreb'her  Information«,  welche 
wir  in  letzter  Zeit  hierüber  eingeholt  haben,  lind  wir  leider  in  dar  Vage 
konatatirea  zu  müstot».  daß  auch  dies«?  Versuche  noch  keineswegs  <U&  ge- 
wünschten Erfolg  gehabt  haben  und  «tals  e*  u.  A.  nicht  gelungen  ist  des 
Wachs  und  Gummi  völlig  von  der  Faser  zu  trennen,  was  eine  wesentliche 
Bedingung  für  ihre  Textilfähigkcit  ist.  Es  ist  nun  allerdings  nicht  ausge- 
schlossen, daß  Versuche,  welche  nicht  zu  unserer  Kenntnifs  gelangten,  von 
günstigeren  Ergebnissen  begleitet  worden  sind,  indessen  wagen  wir  das  Vor 
handensein  solcher  Ergebnis»«  za  bezweifeln,  da  bei  der  eminenten  Wichtigkeit 
derselben  sicher  etwas  davon  an  die  Öffentlichkeit  oder  <locb  in  die  inäer- 
esairten  Kreise  gelangt  wäre. 

Angesicht*  der  bisherigen  Mißerfolge  der  gedachten  Versuche  wollen 
wir-  nicht  unterlassen  berrorzubetan,  dafs  durch  einen  sehr  zmorlißigon 
und  vorsichtigen  Beobachter  der  Ramiefa«er  uns  mitgetheilt  wurde,  dafs  die 
auf  gutem,  nicht  zu  schwerem  Beden  kulUvirtc  Romi«j»flant*  durch  einen  dem 
Kosten  des  Flachses  durchaus  ähnlichen  Prozeß  am  besten  von  allen  die 
Textilfähigkeil  der  Faser  erschwerenden  Beimischungen  gereinigt  und  für 
di«  weitere  Verarbeitung  anf  mechanischem  Wege  am  besten  vorbereitet 
werde.  Daa  (st  daa  einzige  positive  Kcsulut,  welches  ati  ebenso  häutig« 
wie  langwierige  Umfragen  zu  unserer  Kenntaifs  gelangt  int 

Dabei  können  wir  nicht  stehen  bleiben  und  wir  ersuchen  daher  alle 
Diejenigen,  welche  sich  für  die  Krage  intereBstren,  uns  mit  Material,  welches 
in  irgend  einer  Weise  über  das  obige  Thema  Aufklärung  zu  achaffen  vermag, 
zu  unterstulzPQ  und  ihre  Erfahrungen  auch  bei  mißglückten  Versuchen  uns 
nicht  vorenthalten  zu  wollen.  Mit  Krtaubniß  dtfr  Einsender  — auf  Wunsch 
ohne  Namennennung  «leraelben  — werden  wir  deren  Beobachtungen  veröffent- 
lichen. Insbesondere  ertueben  vrir  auch  die  in  Oat-Iadiea  dommihrten 
Mitglieder  des  .Central  verein*  für  Haodebgeographie  etc.*  und  dessen  Freunde 
uns  über  die  dort  üblich«  Kultur  und  technische  Behandlung  der  Rami« 
verbürgte  Nachrichten  zukomaeo  tu  lassen.  Wir  sagen  .verbürgte*,  denn 
leider  haben  wir  bei  unseren  bisherigen  Umfragen  di«  Beobachtung  machen 
müssen,  daß  über  die  R&miefaaer  mehr  pbantasirt  als  gearbeitet  worden 
Ut,  und  dafs  zahlreiche  in  Brochürcn  wie  in  «1er  Press«  erschienen«  Be- 
richte sehr  viele  Cngenauigkeiten  und  Willkürllchkeiten,  wenn  nicht  gar  be- 
absichtigte Schwindeleien  oder  phantastische  Rrfinder-HallircinatioDOn  entbleiten. 

Wir  werden  der  oMgen  Frag«  fortgesetzt  unsere  Aufmerksamkeit  widmen 
und  gern,  auf  eigene  Konten,  die  Inazcairung  und  Fortaeuwsg  von  Ver- 
suchen betreiben,  sobald  uns  di«  technisch«  Berechtigung  derselben  hin- 
reichend nachgewiesen  i»L  Redaktion  und  Herausgeber. 


1887. 


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EXPORT,  Organ  des  Central  verein«  för  Uandelsgeographie  etc-. 


Nr.  27. 


ganze  Unternehmen,  wenn  nur  von  einem  Produktion «Zentrum  ab- 
hängig, leicht  durch  Mißernten  leiden  könnte. 

Die  EntfaseruugBmascbine  hat  »ich  ausgezeichnet  bewährt,  und 
ist  dieselbe  an  allen  erwähnten  Produktionsorten  in  Gebrauch.  Der 
mit  ihrer  Hilfe  gewonnene  Rohstoff  kommt  auf  0,^,  Cent  pro  kg 
zu  stehen,  dürfte  aber  bei  der  voraussichtlich  sehr  bedeutenden 
Prodoktiooszunahmo  allmälig  im  Preise  sinken,  dabei  aber  doch 
dem  Pflanzer  einen  weit  gröfseren  Nutzen  gewähren,  als  irgend 
«in  anderes  Ackerbauprodukt.  Gegenwärtig  kann  man  auf  einen 
Ertrag  von  800  bis  900  Frcs.  von  einem  mit  Ramie  bepflanzten 
Hektar  Landes  rechnen.  Sollte  sich  die  Gesellschaft  vorläufig  auch 
nur  auf  die  Herstellung  von  Stricken,  Fisebernetzen  und  Segeltuch 
beschränken,  so  bedarf  sie  dazu  doch  weit  größerer  Quantitäten 
Rohstoffes,  als  die  Landwirtschaft  in  vielen  Jahren  zu  erzeugen 
vermag. 

Was  ouu  das  Problem  des  Spinnens  und  Bleichens  der  Faser 
anbelaogt,  so  ist  dasselbe  ebenfalls  gelöst,  und  hat  die  Gesellschaft 
för  diese  Zwecke  in  Valobre  a Entraigues  (Vaucluse)  eine  grofse 
Fabrik  erworben  und  dieselbe  mit  den  nötigen  Einrichtungen 
versehen.  Das  dafür  veranlagte  Kapital  beläuft  sich  auf  800000  Frcs. 

Was  aber  das  Wichtigste  bei  der  Baehe:  der  Absatz  der 
Fabrikate  erscheint  völlig  gesichert  zu  sein,  wenigstens  kann  die 
Gesellschaft  gegenwärtig  nur  einen  bescheidenen  Tbeil  der  ihr  zu- 
gehenden Aufträge  ausfübren. 

Es  gebt  daher  ihr  ganzes  Streben  dabin,  ihre  Produktions- 
mittel den  geschäftlichen  Anforderungen  entsprechend  zu  vermehren, 
nnd  die  Fabrikation  auch  auf  feinere  Gewebe,  Passementen  und 
unzählige  andere  Artikel  auszudehnen. 

Die  Ramieindustrie  existirt  also  beute  tatsächlich,  sie  ist 
einer  unbegrenzten  Ent  Wickel  nog  fähig,  aber  sie  befindet  sich  aus- 
schließlich in  den  Händen  der  Gesellschaft  „La  Ramie  Fran^aise“, 
welche  das  Monopol  für  die  Favier’sche  Entfasernngsmaschine, 
ohne  welche  der  ganze  Industriezweig  unmöglich  sein  würde,  be- 
sitzt. Diese  günstige  Position  wird  ihr  die  Erweiterung  des  Ge- 
schäftes.  wesentlich  erleichtern.  Die  Verlegung  desselben  nach  Paris 
ist  bereits  beschlossen,  und  kann  die  Thatsscbe,  dafs  sich  be- 
deutende Textilfabrikaoten  als  Aktionäre  an  dem  Unternehmen  be- 
teiligt haben,  als  eine  Garantie  für  die  Recllität  desselben  betrachtet 
werden.  Als  Generaldirektor  der  Gesellschaft  wird  auch  ferner 
Herr  P.  A.  Fa  vier  fungiren. 

Die  Fioanziruog  des  Unternehmens  bat  bei  den  überaus  günstigen 
Aussichten  desselben  nicht  die  geringsten  Schwierigkeiten  gehabt, 
eingehendere  Mitteilungen  dürften  aber  für  unsere  Leser  kein 
sonderliches  Interesse  haben  und  darum  wollen  wir  uns  hier  auf  das 
weiter  oben  Gesagte  beschränken. 

Wollen  wir  nicht  hinter  den  Franzosen  in  der  technischen 
Verwertung  der  Kamiefaser  Zurückbleiben,  soll  namentlich  unsere 
Leinwandindustrie  nicht  schwere  Einbußen  auf  dem  Weltmarkt  er- 
leiden, so  ist  es  die  höchste  Zeit,  dafs  sich  die  deutsche  Technik 
mit  der  Sache  ernstlicher  befaßt  und  nicht  eher  ruht,  als  bis  es 
ihr  gelungen  ist,  ein  brauchbares  Verfahren  für  die  Verarbeitung 
der  Ramiefaser  ausfindig  zu  machen. 

Gelingt  ihr  dies,  so  wird  dieser  neue  Industriezweig  für  uns 
von  der  größten  Bedeutung  werden.  Wenn  der  Rohstoff  auch  nicht 
in  Deutschland  erzeugt  werden  kann,  so  dürfte  die  Raroieknltur 
doch  in  manchen  Tbeilen  der  deutschen  Schutzgebiete  mit  Erfolg 
zu  betreiben  sein,  jedenfalls  aber  ist  bereits  der  Beweis  dafür  ge- 
liefert worden,  daß  sich  die  Pflanze  auf  den  deutschen  Kolonieen 
in  Süd-Brasilien  in  beispielloser  Ueppigkeit  entwickelt  und  dort  zu 
einem  Ausfuhrartikel  ersten  Ranges  werden  kann. 

Wir  haben  es  allerdings  ja  nur  noch  mit  kleinen  Kulturver- 
snehen  daselbst  zu  thuo,  diese  haben  aber  auf  der  Kolonie  Blumenau 
in  der  Provinz  Santa  Catharioa  und  in  der  Nähe  von  Cachoeira 
(Provinz  Rio  Grande  do  Sul)  so  überraschende  Resultate  ergeben, 
dafs  der  Anbau  der  Pflanzen  in  größtem  Maß&tabe  gewährleistet 
sein  dürfte,  sobald  man  unseren  dortigen  Kolonisten  ein  Mittel  zur 
Verwerthung  derselben  an  die  Hand  geben  würde. 

Man  bat  so  häufig  gegen  die  Besiedelung  Süd-Brasiliens  durch 
Deutsche  den  Umstand  geltend  gemacht,  daß  uns  von  dort  außer 
Tabak  in  feinerer  Qualität  keine  für  unsere  Industrie  brauchbaren 
Rohstoffe  zugefübrt  werden.  Wohlan  I ln  der  Ramiefaser  haben 
wir  ein  solches,  und  Sache  der  deutschen  Technik  wird  ea  sein, 
für  die  Ausnutzung  dieses  Produktes  zu  sorgen  und  zu  verhindern, 
daß  uuscre  Landsleute  drüben,  durch  die  Verhältnisse  gezwungen, 
ihre  Arbeitskraft  zum  großen  Nacbtbeü  der  heimischen  Interessen 
in  den  Dienst  der  französischen  Industrie  stellen. 

Europa. 

Auswanderung  aus  Europa  nach  den  Vereinigten  Staaten  von 
Amerika.  Die  von  den  amerikanischen  Konsuln  in  Europa  iu  Ge- 


mäßheit einer  Instruktion  des  Staatssekretärs  ßayard  erstatteten 
Berichte  über  Charakter  und  Umfang  der  Auswanderung  ans  Eu- 
ropa nach  den  Vereinigten  Staaten  von  Amerika  sind  nunmehr 
sämmtlich  in  Washington  eingegangen  und  ist  ein  Theil  derselben 
veröffentlicht  worden.  Wir  entnehmen  dieser  Sammlung  die  nach- 
folgenden, Deutschlands  überseeische  Auswanderung  be- 
handelnden Einzclangaben: 

Was  die  Zahlen  für  1836  betrefft,  so  weisen  sie  nach,  daß  England 
und  Deutschland  die  große  Mehrzahl  der  quslifizirten  Arbeiter  unter 
den  Einwanderern  lieferten,  und  zwar  England  Bergleute,  Ingenieure,  Risen» 
und  Stahlarbeiter,  Spinner,  Weber  und  andere  qualifizirte  Fabrikarbeiter, 
Deutschland  dagegen  Fleischer,  Bäcker,  Zimmerleute.  Küfer,  SaUler, 
Schmiede,  Schuhmacher,  Schneider,  Brauer  usw.  Die  Einwanderung  aus 
Deutschland  lieferte  im  Jahre  1886  oiebr_  Farmer  als  Schweden  • Norwegeu, 
England,  Irland,  Dänemark,  Rußland,  Österreich,  die  Schweiz,  Schottland 
und  die  Niederlande  xusazumengeuommetj,  und  in  den  OcsainmUahlcn  für 
die  Periode  tod  1873  bi*  1886  «teilt  sich  das  Vcrhältnifs  noch  viel  gütudi- 
ger.  Dagegen  liefert  Deutschland  einen  geringeren  Prozentsatz  von  Tagc- 
I lohnern  als  die  meisten  anderen  Länder.  Nach  den  vorliegenden  Tabellen 
gingen  von  143  586  Auswanderern,  wclcho  Deutschland  im  Jahre  1884  ver- 
ließen, 139  339  nach  den  Vereinigten  Staaten,  und  ea  liegen  keine  Daten 
vor,  welche  eine  Änderung  diese»  Verhältnisses  beweisen  Das  Generalkon- 
sulat in  Berlin  berechnet  die  Zahl  der  Auswanderer  aus  Deutschland  während 
der  letzten  15  Jahre  von  1871 — 1885«  auf  uabezu  1500  000.  Davon  sind 
durchschnittlich  95  % nach  den  Vereinigten  Staaten  gegangen.  Für  die 
Periode  von  1821  — 1885  wird  aber  die  Auswanderung  aus  Deutschland  auf 
übor  4 Millionen  berechuet. 

Was  die  Uauptursacfae  der  Auswanderung  aus  Deutschland  betrifft,  so 
leuchtet  aus  sämmllicben  Berichten  die  Ansicht  hervor,  dafs  — wie  Koosul 
Warner  in  Köln  »ich  au  »druckt  — »die  Emigration  weder  auf  die  Mitilir- 
dienstpflicht  noch  auf  drückende  Steuern,  Strikes  oder  Übervölkerung  zu- 
rückgeführt werden  kann".  Al»  hauptsächlichst«  Ursache  der  Auswanderung 
bezeichnet  Konsul  Warner  «den  Wunsch  des  Emigranten,  sich  mit  »einen 
kleinen  Ersparnissen  Land  unter  günstigeren  Bedingungen  zu 
kaufen,  als  ihm  daheim  möglich  ist,  und  so  Grundeigenthum  zu  orwerben, 
was  er  nur  sehr  selten  iu  seinem  eigenen  Lande  zu  erreichen  hoffen  kann*. 

Damit  stimmt  e*  auch  übcrcio,  daß  — wlo  in  »immtlicben  Berichten 
betont  wird  — nur  ein  verhältnifsmifsig  geringer  Prozentsatz  der  Auswan- 
derer der  Klasse  der  Fabrikarbeiter  und  Handwerker  angehört,  weil  diese 
int  Allgemeinen  besser  gestellt  sind,  als  die  besitzlos#  ländliche  Bevölkerung. 

Diese  Ansichten  des  amerikanischen  Konsuls  sind  keineswegs 
neu.  sondern  io  Deutschland  längst  bekannt.  Es  würde  jedoch 
einseitig  nnd  verfehlt  sein  die  gedachten  Ursachen  als  die  für  die 
Auswanderung  ausschließlich  maßgebenden  zu  betrachten  und  dabei 
diejenigen  Einflüsse  und  Erscheinungen  zu  vergessen,  mit  welchen 
der  starke  Exodus  Deutschlands  in  engster  Wechselwirkung  sieht. 
Ebenso  eingebend  wie  bestimmt  hat  sich  hierüber  Dr.  Jannasch 
in  dem  von  ihm  in  Gemeinschaft  mit  Geheimratb  Professor  Roscher 
verfaßten  Werke  Über  Kolonialpolitik  (Leipzig,  WioteFsche  Ver- 
lagsbandluog  1885)  ausgesprochen.  Der  gedachte  Verfasser  schreibt: 

„Es  ist  bekannt,  dafs  der  weitaus  größte  Theil  der  amerika- 
nischen Exporte  in  landwirtschaftlichen  Erzeugnissen  besteht,*) 
und  daß  Milliarden  aufgewandt  worden  sind,  um  die  Fruchtbarkeit 
des  jungfräulichen  Bodens  im  Westen  zu  Gunsten  des  Export- 
handels durch  die  Anlage  und  den  Ausbau  eines  Eisenbahnnetzes 
•ufzuschließen,  welches  1883  eine  Ausdehnung  von  150768  Kilo- 
metern — die  Zahl  der  europäischen  Eisenbahnkilometer  bezifferte 
sich  im  gleichen  Jahre  auf  171990  Kilometer  — erreichte.  Auch 
die  billigen  Binnensee-,  Fluß-  und  Kanalfracbten  haben  die  Markt- 
fähigkeit  der  Produkte  des  amerikanischen  Westens  sehr  gesteigert. 
Die  Folge  hiervon  war  die  Gewinnung  und  Nuubsrmachoug  ge- 
radezu unbegrenzter  Flächen  für  die  Zwecke  der  landwirtschaft- 
lichen Produktion,  deren  Rentabilität  durch  die  vortrefflich  organi- 
sirte  und  billige  Verbindung  mit  den  europäischen  Märkten  eine 
gesicherte  war,  and  welche  daher  zur  Ansiedelung  und  Bebauung 
des  erschlossenen  Gebietes  ln  erster  Reibe  die  europäische  land- 
wirtschaftliche Bevölkerung  zur  Einwanderung  einlud,  insonder- 
heit unter  Hinblick  auf  das  verhältnißmäßig  leicht  zu  gewinnende 
Eigenthum  eines  unabhängigen  Grundbesitzes.  Unter  solchen 
Verhältnissen  kaoo  es  nicht  Wunder  nehmen,  daß  die  Auswande- 
rung sich  namentlich  auch  aus  den  Reiben  des  kleinen  deutschen 
Grundbesitzes  rekrutirte,  da  dieser  in  den  Vereinigten  Staaten  sein 
höchstes  Ziel,  — den  Erwerb  eines  freien  Grundbesitzes  — wel- 
ches «r  in  der  Heimatb  nur  in  ganz  aufsergewöholichen  Fällen  er- 
reichen konnte,  der  Realisrrong  so  unmittelbar  nahe  gerückt  sah. 
Aber  nicht  nur  der  wohlhabende  Kleinbesitzer  oder  die  jüngeren 
bezw.  älteren  Geschwister  der  Eigentümer  des  geschlossenen 

*)  Die  Hauptbestandteile  der  Exporte  der  Union  bilden  Nährstoffe 
(Brodstoffe),  sowie  Erzeugnisse  der  Vieh  Wirtschaft,  Rohbaumwolle,  Mineralöl 
und  Rohtabak,  Pelzwerk,  Felle,  Leder,  Hotz  usw.  Der  Werth  dieser  Gegen- 
stände bildete  im  Laufe  des  letzten  Jahrzehnts  80  bis  85%  der  nordaracri- 
kantseben  Ausfuhr.  Nur  15  bis  20%  derselben  entfallen  auf  gewerbliche 
Erzeugnisse. 


Nr.  27. 


414 

EXPORT,  Organ  de»  Centralvereins  für  HandelBgeograpkie  etc. 


1887. 


bäuerlichen  Grundbesitzes,  welche  durch  die  ihnen  zu  Theil  ge- 
wordenen Abfindungssummen  in  den  Stand  gesetzt  waren,  ihrer 
Neigung  zur  Auswanderung  Folge  zu  geben,  sondern  auch  das 
landwirtschaftliche  Gesinde  und  die  verdienstreicheren  Akkord- 
arbeiter, wie  Drescher,  Mäher  u»w.,  welche  die  zur  Überfahrt  nach 
den  Vereinigten  Staaten  nölhigen  Mittel  ersparen  konnten,  nament- 
lich aber  die  jüngeren  Personen  unter  allen  diesen  Arbeiterklassen 
wurden  durch  das  günstige  Verhältnis  des  Lohnes  zu  den  Preisen 
der  unentbehrlichsten  Nahrung*-  und  Unterhaltsmittel  in  den  Ver- 
einigten Staaten  zur  Auswanderung  veranlagt.  Dies  um  so  inehr, 
als  es  auch  ihnen  durch  die  dieserbalb  gestatteten  Ersparnisse 
möglich  war,  sich  in  kurzer  Zeit  einen  kleinen  Grundbesitz  za 
eigen  zu  erwerben.*) 

In  Australien,  wie  in  allen  anderen  jüngeren  Ackerbaukolonieen 
herrschen  analoge  Verhältnisse. 

Ein  Beweggrund,  welcher  die  wohlhabenden  deutschen 
Kleingrundbesitzer  zur  Auswanderung  treibt,  ist  die  Sorge,  dafs 
unter  dem  Einfluss«  der  Verb&ltnisse,  welchem  sie  sieb  Dach  Lage 
der  Dinge  nicht  entziehen  können,  ihre  Kinder  vielleicht,  ihre 
Enkel  aber  wohl  meist  sicher  dem  Proletariat  in  die  Arme  fallen**). 

Selbst  wenn  zugegeben  wird,  dafs  durch  den  Verkauf  einiger 
Ackerparzellen  und  einer  dadurch  erzielten  Mehrung  des  Betriebs- 
kapitals die  intensivere  Bewirtschaftung  des  Gutes  eiueu  höhern 
Ertrag  gewährt,  sowie  eine  energischere  Thltiglceit  und  gesteigerte 
Verwertung  der  Arbeitskraft  der  einzelnen  Familienmitglieder  er- 
möglicht wird,  wie  das  in  den  Gegenden  Deutschlands  der  Pall 
ist,  wo  Bod«n,  Klima  uud  Absatzverh&ltnissu  den  Übergang  vom 
Feldbau  zur  Gartenwirtschaft  gestatten,  so  wurden  doch  auch 
diesfalls  die  in  Aussicht  stehenden  Erfolge  schwerlich  den  in  den 
überseeische u Aasiedlungen  sich  darbietendun  Vortheilen  die  Waage 
kalten,  so  lange  diese  letzteren  unter  dem  Einflüsse  so  günstiger 
Konjunkturen  wie  in  den  letzten  Jahrzehnten  stehen. 

Mit  Erfolg  würde  der  Auswanderung  in  den  Lundestbeilen, 

*)  Di«  landwirtbscbaftficbcn  Arbeiter  werden  in  den  Vereinigten  Staaten 
in  drei  Kl&sten  gelheilt:  1.  die  erfahrenen  Arbeiter  (oiperienced  hands) 
welche  etwa  unseren  Mähern,  Dreschern,  Schaffnern  asw.  entsprechen  würden; 
2.  gewöhnlich«  Arbeiter,  etwa  Knechte,  Mägde  usw. ; 3-  landwirtbscbaftlichc 
Tagelöhner,  namentlich  für  die  Zeit  der  Feldbestellung  und  der  Ernte.  Die 
Akkordarbeit  ist  die  Hegel  uud  wird,  wo  nur  immer  tbunlich,  angewandt. 
Erhält  der  Arbeiter  Kost  und  Wohnung,  $0  beträgt  diese  in  der  Regel  '/« 
des  Akkordlohn«*,  so  dafs  er  */<  der  Einnahme  für  Kleidung  usw.  übrig 
behält.  Der  Arbeiter  ist  also  in  der  Lag«,  viel  zu  sparen.  Dagegen  jedes, 
auch  das  einfachste  Vergnügen,  d«r  geringste  Luxus  und  die  geringste  An- 
nehmlichkeit, weiche  er  in  der  Heimatb  für  wenig  Geld  haben  kann,  verursacht 
ihm  im  Wealen  der  Vereinigten  Staaten  unverbiknLßtnäßlg  hohe  Kosten.  Die 
Ansiedler  gewinnen  ein  freies  Uetm,  machen  bei  tüchtiger  Arbeit  auch  Er- 
sparnisse; ihr  Leben  ist  aber  einförmig,  bo  dafs  viele  der  Eingewanderten 
in  der  neuen  HciimUh  nicht  heimisch  werden.  Erst  die  nächst«  Generation 
gebt  völlig  in  den  Lebensvcrbhltnisaen  des  jungen  Landes  auf. 

**)  Im  Anschluß  an  die  obigen  Ausführungen  möge  hier  eine  Milthei- 
lung Platz  finden,  welche,  weil  sie  die  Ansichten  der  auBwandemden  Klein- 
besitzer auf  das  Schärfste  kennzeichnet, 'Beachtung  verdient.  Die  charakte- 
ristische Darlegung  eines  Stellenbesitiers  über  die  ihn  zur  Auswanderung 
v« ran  lassenden  Verfaältoisaa  lautet  folgendermaJsen: 

.Meine  Stelle  bat  BO  Morgen,  nnd  bo  lange  ich  lebe,  kann  ich  mich 
und  die  Meinen  leidlich  ernähren,  behalte  auch  ooeh  Einiges  übrig,  falls  wir 
All«  gmiund  bleiben.  Auf  meiner  Stelle  sind  noch  1 500  Thai  er  hypothekarisch 
eingetragen,  von  denen  ich  jährlich  etwa  fit)  bis  100  Thaler  abzahlen  kann. 
Meine  Stelle  hat  einen  leichten  Huden,  der  Morgen  wird  in  meiner  Gegend 
mit  60  bis  80  Tb  1 r . bezahlt  und  mit  3 bis  4 Thlr.  verpachtet.  Mithin  ist 
mein  Gut  f>000  bis  6000  Tblr.  werth.  Wenn  meine  Kinder  erwachsen  sein 
werden,  müssen  sie  «ich  einen  Dienst  suchen.  „Milgeben*  kann  ich  keinem 
derselben  etwas:  denn  wenn  ich  etwas  übrig  habe,  so  bringe  ieh's  zur 
Sparkasse,  und  das  Geld  wird  zur  Tilgung  der  Hypothek  verwandt.  Wenu 
sieb  mein«  Tookter  verbeirwthen,  werden  sie  mit  Leinen»  Wäsche  und  Hotten 
ausgeBteStct , Haargeld  erhalten  sie  wenig  oder  gar  nicht.  Sterbe  ich,  ao 
kommt  meine  Frau  auf  den  AllenUietl,  mein  Ältester  übernimmt  die  Stell«, 
und  der  auf  die  „Anderen'*  entfallende  Anthoil  wird  hypothekarisch  sicher 
gestellt  und  verzinst,  wenn  nicht  etwa  durch  die  Schwiegertochter  Geld  iu’s 
flaua  kommt,  mit  dem  die  Anderen  abgefunden  werden  können.  Meine 
anderen  Kinder  müssen  dienen,  tagelöhnern  oder  in  die  Fabrik  gehen,  wenn 
sie  sich  nicht  gut  verheiratben  oder  es  ihnen  nicht  „in  der  Stadt  glückt.* 
So  ein  rechte«  Vorwärtskommen  soh'  ich  nicht,  — dazu  die  Steuern.  Die- 
nen mästen  meine  Jungem  auch,  and  in  den  drei  Militärjahren  muls  ich 
immer  „xulegen"!  Wenn  mir  „Einer*  eines  gutes  Preis  für  mein»  Stelle 
bietet,  schlage  ich  sie  los.  Dann  habe  ich  4000  Tblr.  haar  Geld,  gehe  nach 
Amerika  und  kaufe  mich  dort  an.  Mein  Nachbar  ist  vor  8 Jahren  „hinüber* 
gegangen*  und  bat  jetzt  250  Morgen  unterm  Pfluge.  Meine  Kinder  können 
bei  der  L1  rbanaaehung  des  Bodens  mir  dort  mehr  helfen  und  nützen  alB 
hier,  und  aufserdem  ist,  wenn  sie  sich  verheiratben,  Land  genug  bei  der 
Farm,  was  sie  in  Arbeit  nehmen  können.  Dann  sitze  ich  frei  auf  meinem 
eigenen  Grund  und  Hoden,  der,  wenu  ich  ihn  tbeile,  grofs  genug  ist,  um 
such  meinen  Kindern  eine  Stelle  zu  schaffen,  und  das  kann  Ich  hier  nie 
rreichen*. 
e 


in  welchen  der  landwyrthscbaflliche  Betrieb  überwiegt,  nur  dann 
wirksam  gesteuert  werden  körnten,  wenn  es  gelänge,  der  Bevölkerung 
reichlichere  Einnahmequellen  zu  erschließen.  Dies  vermag  aber 
nur  durch  Einführung  und  Förderung  industrieller  und  anderer 
Unternehmungen  in  den  hierbei  in  Frage  kommenden  Gegenden 
zu  geschehen,  indem  durch  die  gesteigerte  Koosumptionskraft  einer 
dichteren  Bevölkerung  die  Absalzfäbigkeit  der  lundwirlhschaftlichen 
Erzeugnisse  vermehrt  wird,  steigen  sowohl  Bodenrente  wie  die 
Löhne  der  ländlichen  Arbeiter.  Einen  gleichen  Einfluss  wird  jede 
Verbesserung  der  Verkehrsmittel  zur  Folge  haben.  Der  Ausbau 
des  preussischen  Eisenbahnnetzes*)  in  dcu  Provinzen  Ost-  und 
Westprcufsun,  Schlesien  und  Posen,  dessen  Länge  in  den  Jahren 
1861  bis  1881,82  von  2062  auf  5693  Kilometer  gestiegeu  ist,  wird 
auf  die  EinkominenKverhältnisse  der  ländlichen  Bevölkerung  eines 
zweifellos  dauernd  güustigea  Einfluß  ausüben  und  indirekt,  wenn 
auch  nur  »ehr  allmählich,  der  Auswanderung  wirksam  entgegen 
arbeiten,  i ob  besondere,  wenn  durch  eine  methodisch  erfolgtu  Agrar- 
politik die  Neubildung  eines  läodlirheu  K I ei  nbesi  Ixalandes  gefördert 
und  die  Ausbreitung  des  Latifuudieobesitzes  beschränkt  wird.**) 
Wiewohl  die  Regierung  ihre  Aufmerksamkeit  und  Fürsorge  der 
Förderung  der  Industrie  und  des  Verkehrs  in  den  östlichen  Pro- 
vinzen neuerer  Zeit  in  umfangreichem  Maße  zugewaudt  bat,  ae 
sind  die  getroffenen  Maßregeln  doch  nicht  mit  dem  Aufwands  von 
Mitteln  inszenirt  worden,  welche  ihre  baldige  erfolgreiche  Durch- 
führung gewährleisten.  Für  die  Aufbesserung  und  Hebung  kleiner 
lokaler  Hausindustriezweige,  welche  in  erster  Linie  zu  berück- 
sichtigen sein  würden,  ist  weuig  oder  nichts  geschehen,  ln  der 
Ausführung  größerer  wirtschaftlicher  Kulturarbeiten,  u.  a.  in  der 
Anlage  vou  Kanälen  und  Stromregulirungen.  verhalten  sieb  Staat 
wie  Provinzen  mit  einer  Reserve,  weiche  dienen  in  späterer  Zeit 
zweifellos  produktiven  Anlagen  gegenüber  wenig  verständlich  ist 
Die  Verladungsvorrichtuugcn  namentlich  an  den  Flüssen  und  Kanäle« 
sind  meist  sehr  mangelhaft«,  die  Zufubreo  zu  den  Bahnen,  wh 
nach  den  Flüssen  leiden  uuter  den  primitiven  Zuständen  der 
Straßen  uud  Wege,  was  ebensowohl  dem  Absätze  der  landwirt- 
schaftlichen Produkte,  wie  der  Einführung  und  Fortentwicklung 
industrieller  Betriebe  hinderlich  ist.  Die  Hebung  der  Induatrie  io 
diesen  Landestheilcn  ist  um  so  uolbwuudiger,  als  der  dort  vor 
haudene  geschlossene  Grundbesitz  zu  sehr  verschuldet  ist,  um  seit*; 


*)  Wie  die  Kelativzableu  der  nachstehenden  Tabelle  erkennen  tes- 
tet di«  Entwickelung  der  EiKcnhahru'U  gerade  in  den  von  der  Auxwanderaaf 
atu  meisten  hcirogesuchteu  preufsi!»ch«ü  Piovitizvu  zurückgeblieben,  eis  Aij 
Zeichen,  dafs  hier  durch  größere  Kulturarbeiten  die  Auswanderung  noch  «hr 
wirksam  bekämpft  werden  kimu. 


1301 

KiMintMJinUtige  auf  1000  qkm  Fläch«,  «uf  IU0KO  Ein» 
km  km  La 

Ostpreußen  ...  . . 255  6.«  'J** 

Weslpreufsen  211  8„  84: 

Posen  ......  423  14*  »Li 

Schlesien 1 173  21)4  34  4 


Königreich  Preußen  . 5 010  10,»  38t« 


1881/82 

KiM-nbthaUaKi-  auf  1 uflO  qkm  FlKb«.  *of  lOoOOO  Ein* 
ka  km  km 

Ostpreußen  k . ...  . 1188  264  &I4 

W Ostpreußen  ....  807  34 OI4 

Posen  1 135  824  664 

Schlesien 2 703  674  £74 


Königreich  FrcufM>ii  . 20020  57*  7*,« 

**>  Sach  dem  offiziellen  Sl cltzen'sCbco  Werke:  »Der  Hoden  und  die 
landwirthBchaftliehen  Verhältnisse  des  preußischen  Staates“  gehörten  daselbst 
1864  von  dem  (•«•Hammtim  Grund  und  Boden  an:  städtischen  Genmade- 
bezirken  4*sw/o,  ländlichen  Gemeinde  bewirken  4,m  u,'o,  daueren  selbständig«« 
Gutabezirkeu  des  Großgrundbesitzes  80,*i<’  o.  in  den  7 sogenannten  östliches 
Provinzen  der  preußischen  Monarchie  (Uai-  und  Woalpreufsen,  Pommern, 
Posen,  Brandenburg,  Schlesien  und  Sachsen)  entfielen  auf  den  Groisgiuud 
besitz  47yjs°;'o,  auf  ländliche  Getuviudubezirke  l8,rj"/o,  auf  städtische  üe- 
mcindetii-sirke  5,mi,/ii. 

i'konomieraUi  Nobbe  führte  in  der  Sitzung  de«  Landes-Ökonotni«- 
kollegiums  vom  15.  Fehruar  1883  auf  Grund  »einer  Denkschrift  (nach  Jeu. 
iteaoffrapMeebea  Bericht,  850)  Folgendes  »us: 

„insbesondere  aber  ia  den  Jahren  1837  bis  1867  ist  innerhalb  der 
öetlicbta  Provinzen  und  Westfalens  der  bäuerlich«,  zwischen  30  und  306 
Morgen  «di wankend*'  Besitz  um  zusammen  2 831226  Morgeu  oder  6% 
seines  Geaammtbestandea  vermindert  wurdttu.  Meine  Herren,  das  siud 
boarsträubrnd«  Zahlen  ...  im  übrigen  »teilte  sich  doch  als  wahnschein  Ixt* 
heraus,  dafs  annähernd  4"/o  des  sp-mufätiigcD  Besitzes  durch  Atomisirunc 
abaorhlrt  worden  sind,  während  ca,  4 % zu  den  Latifundieu  übergegangen, 
also  auftresogen  waren  von  dem  Großgrundbesitz !“ 

Im  Jahre  1881  sind  25  000  Pommern  über  den  Ozean  gegangen,  davor 
aus  dem  Regierungsbezirk  Str&lsuud  über  3°,«  der  gaaxcu  Beiölkeninc. 
während  der  natürliche  Zuwachs  donolbeu  kaum  1 '■'/'<>  beträgt  und  seit 
20  Jahren  sowohl  di«  abeolute  SeeleuzalU  auf  dem  Lande,  als  auch  dk 
Steuerkraft  im  Abnehmen  begriffen  Uu 


1887. 


EXPORT,  Organ  de«  Centralverein«  für  Dandelageognaphie  etc. 


Nr.  27. 


CjbertcbQsee  för  grofser®  indnstrielle  UDtcrodhaioDreo  verfügbar 
za  machen.  Io  welchem  Umfange  gröfsere  Unternehmungen,  wie 
u.  a.  die  ausgedehntere  Nutzbariuachuug  der  Oder  för  die  ober- 
Hchlesizcheu  luduslriebczirke,  die  Anlagcu  von  Sckuudärbabnen  usw. 
den  gedachten  Zwecken  zu  dienen  vermögen,  kann  eingehend  dar- 
zulegen nicht  die  Aufgabe  dieaer  Schrift  sein,  ebenso  wenig  wie 
so  dieser  Stelle  die  Frage  eingehend  behandelt  werden  kann,  io 
welcher  Weise  und  bis  za  welchem  Umfange  an  der  Lösung  der 
gestellten  Aufgabe  initznarbeiten  Sache  des  Staates,  der  Provinz, 
des  Kreises  oder  der  Gemeinde  ist.  Nur  Das  sei  hervorgelioben, 
dafs  bei  einer  so  tief  in  alle  sozialen  Verhältnisse  eingreifenden 
Thstsacbe,  wie  die  Auswanderung  es  ist,  der  Staat  als  höchste 
luslanz  für  die  Behandlung  aller  Kulturfragen  die  Aufgabe  bat, 
durch  Aufbringung  größerer  Mittel  uud  Anwendung  methodischer, 
durchgreifender  Mafsregeln  gegen  Zustände  au  zu  kämpfen,  för  welche 
die  Maasen-Auswanderung  ein  bedenkliche«  Symptom  ist  und  bleibeu 
wird.  Oie  Flüssigmachung  grofser  Mittel  durch  Anleihen  för  die 
Ausführung  grofser  Kulturarbeiten  im  Osten  Deutschlands  — wie 
sie  Friedrich  der  Grofse  in  so  glanzvoller  Welse  geleistet  hat  — 
würde  vermnthlicb  dem  Lande,  durch  Erhaltung  geschulter  Arbeits- 
kräfte und  Kapital,  in  wirksamerer  Welse  nützen,  als  eine  finanz- 
politische Reserve  und  Sparsamkeit,  welche  den  östlichen  Provinzen 
alljährlich  durch  die  Auswanderung  ungeheure  Verluste  auferlegt 
Wenn  auch  die  Berechnung  des  persönlichen  Kapital werthes  des 
Auswanderers  mehr  oder  minder  auf  willkürlich  angenommenen 
Durchschnitts wertben  beruht  (weshalb  such  hier  auf  dieselbe  ver- 
zichtet sei,  so  kann  es  doch  keinem  Zweifel  unterliegen,  dafs  jähr- 
lich durch  die  Auswanderung  Millionen  von  Thalern  unserem  Lande 
und  insbesondere  den  östlichen  Provinzen  verloren  gehen,  ganz 
abgesehen  von  dca  Baarmitteln,  welche  die  Auswanderer  niit- 
nebmen.*)  Selbst  angenommen,  dafs  die  Einnahmen  grüfserer  kul- 
turwirthschaftlicber  Unternehmungen  eine  längere  Reihe  von  Jahren 
hinter  dem  landesüblichen  Zinsfufse  Zurückbleiben,  so  würde  dieser 
Verlust  doch  noch  bei  Weitem  nicht  demjenigen  gleichkommen, 
welcher  direkt  wie  indirekt  dem  Laude  durch  die  Auswanderung 
zugefügt  wird.“  — 

lm  Anscblufs  an  diese  Mittheilungen  möchten  wir  nicht  unter- 
lassen daran  zu  erinnern,  dafs  im  Laufe  der  letzten  Jahre  die 
preufsische  Regierung  durch  den  Ankauf  polnischer  Güterkouipleie 
die  Einwanderung  und  Befsbaftmacbuog  Deutscher  in  der  Provinz 
Posen  sehr  wirksam  vorbereitet.  Durch  die  ucuereu  Bahubauteu 
sowie  durch  die  Inangriffnahme  des  Nord-0»tseekauals  werden  den 
ländlichen  Arbeitern  neue  Einnahmequellen  und  den  Grundbesitzern 
höhere  Bodenrenten  auf  längere  Zeit  hinaus  gewährleistet.  Diese 
und  ähnliche  Vortheile  in  Verbindung  mit  der  unleugbaren  Ver- 
minderung des  noch  freien,  besseren  Bodens  in  Nord-Amerika 
dürften  mit  der  Zeit  einen  die  Auswanderung  nach  den  Vereinigten 
Staaten  hindernden  Einfluß»  ausüben.  Dafs  in  der  That  die  Ver- 
hältnisse in  den  letzteren  oeuester  Zeit  immer  weniger  geeignet 
sind,  den  Einwanderern  die  erstrebte  wirtschaftliche  Wohlfahrt  zu 
erleichtern,  haben  die  in  diesem  Blatte  verüffenllicAten  vortrefflichen 
Berichte  des  Herrn  Emil  Decker!  (siebe  u.  A.  Nr.  26)  in  grund- 
legender Weise  naebgewiesen. 

m Mit  der  Frage  betreffend  dfe  Vertiefung  des  Rheines  unter- 
halb Köln,  insbesondere  Im  Bereich  des  niederländischen  Staats- 
gebietes hat  sich  die  Rlieinschifffahrtskommission  in  ihrer  letzten 
Sitzung  wiederum  beschäftigt.  Die  ungenügenden  Wassertiefen  auf 
der  holländischen  Strecke  beeinträchtigen  namentlich  die  Kutwirkc 
lung  der  von  der  badischen  Schrsubendsmpfschifffahrtsgesellscbaft 
eingerichteten  direkten  Rhein-Seeschifffahrt  in  erheblichem 
Mafcslabe.  Trotzdem  haben  die  bisherigen  Betriebsergebnisse  die 
Ausführbarkeit  und  Rentabilität  des  Unternehmens  zur  Genüge  be- 
wiesen. Nachdem  seit  Mai  1886  der  zweite  Dampfer  in  Betrieb 
gesetzt  ist  und  von  diesem  Zeitpunkte  ab  regolmäfsigc  wöchentliche 
Abfahrten  von  London  wie  von  Köln  stattfinden,  werden  der  Ge- 
»ellachaft  immer  größere  Transporte  zugewendet.  Es  ist  daher  der 
Besch lufs  gefafat,  einen  weiteren  Dampfer  für  die  direkte  Linie 
uach  London  in  Rau  zu  geben;  ferner  unterliegt  gegenwärtig  der 
näheren  Erwägung,  ob  die  Führten  auch  nach  anderen  überseei- 
schen Plätzen  ausgedehnt  werden  sollen.  Die  Ausführung  dieser 
Pläne  hängt  jedoch  von  einer  huldigen  und  anhaltenden  Besseruug 
des  Fahrwassers  im  holländischen  Gebiet  ab.  Infolgedessen  hat 
die  genannte  Kommission  auf  Antrag  des  Referenten,  Herrn  Ge- 
beimrath  H a a i el- Ruhrort  beschlossen,  den  Minister  für  Handel 
und  Gewerbe  nochmal«  dringend  zu  bitteu,  im  Hinblick  auf  die  : 
auch  in  diesem  Jahre  der  Schifffahrt  anf  holländischem  Gebiet  er-  i 

•)  FrSedrlrb  Kapp  bemerkt,  dafs  „Europa  täglich  eine  Million  Dollars  [ 
durch  seine  Auswanderung  an  die  Vereinigten  Staaten  abgiebl“. 


wachseucD  Schwierigkeiten  mit  besonderem  Nachdruck  dafür  ein- 
treten  zu  wollen,  dafs  der  Schifffahrtsweg  auf  der  Waal  und  Mer- 
wede  binnen  kürzester  Frist  von  der  niederländischen  Regierung 
in  .der  Weise  ausgebildet  und  dauernd  erhallen  werde,  dafs  bei 
einem  Wasserstaude,  welcher  demjenigen  am  Kölner  Pegel  ent- 
spricht, rnindesteus  eine  Tiefe  von  8 m io  genügender  Breite  vor- 
handen ist. 

Verurthellong  das  „Hamburger  Fremde nblattas11  ln  zweiter 
Instanz  wegen  Beleidigung  des  Herrn  Carl  von  Koseritz. 

Landgericht.  Strafkammer  11.  Vorsitzender:  Landrichter  Dr.  Gofsler. 

Berufung  in  Soeben  de«  Herrn  Carl  von  Koserita  in  Porto  Aiegre 
gegen  den  verantwortlichen  Redakteur  de«  „Uamburaer  Freodcnblatles',  Herrn 
Dr.  Kr.  Jul.  Menek. 

Am  18.  März  d.  J.  fand  im  hiesigen  Schöffengericht  11  die  Verhandlung 
einer  Privatklage  de«  in  Brasilien  ansässigen  Redakteurs  der  .Deutschen 
Zeitung“,  Carl  v.  Koseritz,  gegen  den  Redakteur  de«  .Hamb.  'Fremden- 
blattes“, Dr.  Fr.  Jul.  klenck,  statt  wegen  Beleidigung  durch  die  Fresse, 
verübt  durch  mehrere  Artikel  des  . KmimJenbiaixes“.  in  welchen  dem  Kläger 
ehrlose  Handlungsweise  vorgeworfen  wurde.  Vom  Gericht  wurden  die  Ar- 
tikel für  beleidigende  angesehen,  jedoch  mit  Rücksicht  darauf,  doi*  die 
Zeugenaussagen  den  Loumund  des  Klägers  als  einen  recht  ungünstigen  er- 
scheinen liehen  und  dafs  bei  Aufnahme  der  Artikel  der  Beklagte  im  Intor- 
es»o der  deutschen  Auswanderer  noch  Brasilien  gebandelt  zu  haben  geglaubt 
bitte,  wurde  er  nur  in  25  M Strafe,  eventuell  drei  Tage  Gefängnif*  ver- 
urtl  teilt. 

Gegen  dieses  Unheil  legte  der  Kläger  durch  Dr.  Antoine-Feill  jr. 
Berufung  ein  wegen  tu  niedrigen  Strafatafses.  Der  abwesende  Beklagte  wird 
vertreten  durch  Dr.  J.  Cohen. 

Nach  Verlesung  des  Unheils  des  Schöffengerichts  und  der  inkrimtmrten 
Artikel,  soweit  dieselben  zur  Klage  »leben,  wird  zur  Vernehmung  der  Zeugen 
geschritten. 

Zeuge  Heidt  mann,  Kaufmann,  fritier  Land  mann,  ist  einige  30  Jahre 
in  Porto  AlogTQ  geweweu.  Dort  sei  er  in  deu  60er  Jahren  mit  dem  Kläger 
Carl  von  Koaeritz  bekannt  geworden,  der  Redakteur  eines  „Revolver- 
Mattes“  und  zugleich  Lehrer  gewesen  sei.  Man  habe  dem  Kläger  mancherlei 
Unreebifertigkeitea  vorgeworfeu,  ihn  auch  bezkbtigt,  dafs  er  für  ZeRuogeu 
verschiedener  politischer  Tendenz  schreibe.  Bei  Gelegenheit  der  Ausgabe 
von  Ktsenbabnaklien,  um  ein  mit  englischem  Golde  begonnenes  Unternehmen 
fertig  za  stellen,  habe  von  Koseritz  deu  Gerücht  nach  viel  Gold  für  seine 
Kmpfebltmg  bekommen  Nachher  sei  dos  Unternehmen  verkracht,  die  Aktien- 
übernehmer bitteu  keinen  Pfennig  Zinsen  oder  Rückzahlung  zu  sehen  be- 
kommen. Gesellschaftlich  Sri  von  Kose  ritt  nicht  beliebt  gewesen,  wenig- 
stens habe  er  in  den  Kreisen  nicht  verkehrt,  die  dem  Zeugen  effcngesUudeu 
hätten. 

Dr.  Cohen  fragt  den  Zeugen,  ob  von  Koaeritz  ab  Beamter  dos 
Koloniaalionsweaevn  Uhtorach leite  begangen  bat. 

Zeuge  Heidtmnnn  antwortet,  dos  Gerücht  habe  voa  solchen  ge- 
sprochen. 

Dr.  Cohen:  Ob  von  Koseritz  deshalb  mit  GsUngnif«  bestraft  wor- 
den •eii' 

Zeuge  Heidt  mann:  Davon  sei  ihm  nichts  bekannt. 

Zeuge  HT.f er  ist  24  Jahre  hi  Brasilien  gewesen,  davon  19  in  Porto 
Aiegre.  Kr  babo  nur  NocbthmUgea  über  von  Koseritz  gehört,  lin  Jahre 
1864  soll  derselbe  als  Lehrer  in  Peiotaa,  Provinz  Rio  Grande,  in  sehr 
schlimmem  Verdacht  wogen  schwerer  Vergehen  gegen  die  Schüler  gestanden 
haben.  Die  Akten  über  eine  deshalb  eingcleitet«  Untersuchung  seien  an  die 
Regierung  gegangen,  narb  der  Bache  aei  aber  nichts  gekommen.  Wer  die 
Anzeige  »einer  Zeit  gemacht  habe,  wiiwt  Zeuge  nicht.  Man  habe  gesagt, 
dir  Freunde  des  von  Koaeritz  hätten  »eine  .Schulden  in  Peiotos  bezahlt, 
worauf  er  nach  Port»  Aiegre  gegangen  sei.  Dort  »ei  dasselbe  Gerade  über 
den  Kläger  gewesen,  dieser  habe  selbst  stets  gesagt,  die  Sache  sei  nicht 
wahr.  Ob  von  Koserits  bei  dein  Kbenbahounternehmea  persönlichen  Vor- 
tbeil  gehabt  habe,  wisse  Zeuge  nicht,  dem  Gerücht  nach  sei  er  für  die  Km- 
pfehlungen  bezahlt  worden.  Zeuge  habe  mit  dem  Kläger  s.  Z.  in  einer 
Zeitimpspolemik  gestanden,  die  dadurch  entstanden  sei,  dafs  von  Koseritz 
einen  Vortrag,  den  der  Zeuge  gehalten,  in  seinem  Blatte  durch  Randglossen 
kmnmentirt  habe.  Deshalb  halte  jener  den  Zeugen  für  seinen  schlimmsten 
Feind.  In  gesellschaftlicher  Beziehung  sei  man  gegen  von  Koaeritz  sehr 
tnrückbaltend  gewesen. 

|>r  Cohen  fragt,  ob  Zeuge  wisse,  dafs  von  Kuseritz  in  der  KigeQ- 
nchaft  als  Beamter  Gelder  unterschlagen  habe. 

Zeuge  ist  der  Ansicht,  dafs  von  Koserits  ukht  in  der  Lag«  gewesen 
sei.  glatte  Rechnung  zu  legen,  es  sei  aber  auch  danach  nichts  gekommen. 
Zeuge  glaube  jedoch  nicht  an  eine  direkte  Unterschlagung,  sondern  eher  au 
zufällige  Verlegenheiten. 

Zeuge  Brey  er  war  24  Jahre  in  Brasilien,  seil  einem  Jahre  ist  er 
wieder  hierher  zurückgekehrt,  im  Jahre  1863  habe  er  Koseritz  zuerst 
oberflächlich  kennen  und  schätzen  geleint,  aber  erst  seit  1875  «ei  er  näher 
mit  ihm  bekannt  geworden  und  achte  und  verehre  ihn  seitdem  als  einen 
uneigennützigen,  stets  mit  Ratb  und  That  für  die  Deutschen  bereiten  Mann, 
der  mit  Recht  der  Vater  der  Koloninten  genannt  werden  könne.  Nie  habe 
von  Kose  ritz  für  einen  Rath  Bezahlung  genommen;  wenn  er  ein  Geschenk 
angenommen  habe,  so  seien  es  höchstens  »cmr  eit  liehe  Knochen  oder  Alter- 
thüraer  gewesen,  für  die  er  sich  interessire.  Bei  jedem  Bewach  in  d*n  Ko- 
loriten werde  er  mH  Musik  empfangen,  and  meilenweit  rügen  ihm  di«  Kolo- 
nisten entgegen.  IHe  wenigen  Feinde,  di«  er  brsitae,  seien  sein«  politisch«! 
Orgnor.  Der  Kernpunkt  «einer  Politik  sei  das  Bestreben,  dis  Koloriten  zu 


Kr.  27. 


416 

EXPORT,  Organ  den  Centrulvereins  für  Handelagnographie  etc. 


1887. 


fördern.  Deshalb  gebe  er  mit  der  Partei,  die  am  meisten  für  die  Koloaisten 
thun  wolle.  Mit  der  Angelegenheit  der  Kolonie  San  Helieiauo  habe  er  je* 
doch  direkt  nichts  zu  thun,  und  zu  Terdienen  *ei  damit  auch  unter  keinen 
Umstünden  etwas  gewesen.  Ute  Kolonie  sei  jetzt  zwar  aufgegeben,  aber  mit 
Unrecht,  «las  Land  sei  gut  und  werde  bei  richtiger  Bearbeitung  jedenfalls 
Krträgo  bringen.  Cber  di«  G erzieht«  in  Betreff  des  Vorlebens  des  »on 
Kose  ritz  lab«  Zeuge  in  Brasilien  sich  vergeblich  thatsäeh  liehe  Unterlagen 
zu  verschaffen  gesucht,  so  dar«  er  überzeugt  sei,  sie  beruhten  auf  einfachen 
Verleumdungen  ohne  Hintergrund  von  Wahrheit,  v.  Koseritz  sei  Deputirter 
und  bekleide  «in«  grobe  Meng«  von  Ehrenämtern,  er  sei  Ehrenmitglied  des 
Üentrolvereini  für  HandelsgeogTapbie,  und  in  Gegenwart  des  Zeugen  sei  ihm 
«ine  Adresse  überreicht  worden  mit  Unterschriften  von  über  3000  Deutschen,  die 
entrüstet  über  die  Angriffe  gewesen  seien.  Bei  der  Gelegenheit  habe  man  dem 
tiefeierten  auch  eine  goldene  Medaille  überreicht.  Der  Wechsel  im  politischen 
Leben  sei  auch  nur  so  zu  verstehen,  dafa  der  Kläger  einmal  der  liberalen 
Partei  und  vielleicht  einige  Jahre  später  unter  veränderten  k»|on Apolitischen 
Umständen  der  konservativen  Partei  angehört  habe.  Die  Presse  sei  drüben 
eine  wenig  gute,  die  völlige  Freiheit  des  Wort«  werde  itlark  nribbrauebt  zu 
persönlichen  Verhetzungen,  von  Kose  ritz  nehme  eine  durchaus  ehren- 
hafte und  gute  Stellung  in  der  Gesellschaft  «in,  er  sei  z.  B.  mit  dem  Präsi- 
denten der  Provinz  eng  befreundet. 

Zeuge  Bot  h bestätigt  das  günstig«  Urtheil  des  vorigen  Zeugen  über 
die  Person  des  von  Koserits.  Wenn  Habsucht  bei  demselben  vorhanden 
sei,  so  müsse  er  doch  etwas  besitzen,  und  das  ist  nach  Meinung  des  Zeugen 
nicht  der  Fall.  Wegen  seiner  grofsen  Verdienste  um  di«  Kolonisten  sei  er 
sehr  geachtet.  Was  speziell  den  Fall  der  Kolonie  San  Keliciano  betreffe,  so 
sei  Zeuge  der  festen  Meinung,  dafs  von  Koseritx  damit  niebts  zu  tbun 
gehabt  habe.  Fr  sei  Advokat  und  Journalist,  habe  bei  der  Ausstellung  als 
Präsident  fungirt  und  Gut«  geleistet 

Zeug«  von  Lind  bekundet,  dafs  er  vor  SO  Jahren  den  Kläger  gekannt 
und  auch  von  den  Gerüchten  über  dessen  Vorleben,  speziell  von  dem  Vor- 
fall in  der  Schule  gehört  habe.  Kr  habe  diese  Gerächte  als  von  politischen 
Gegnern  ausgehend  betrachtet  Es  sei  damals  dio  Red*  davon  gewesen,  von 
Koseritz  habe  von  politischen  Gegnern  Prügel  bekommen.  San  Feliciano 
kenne  »r  nickt,  er  sei  schon  seit  14  Jahren  wieder  hier. 

Zeuge  Meyer,  bis  1875  in  Porto  Alegre  gewesen,  hält  von  Koserits 
für  einen  Ehrenmann,  der  nichts  Unrechtes  wegen  eines  pekuniären  Vortbeila 
zu  thun  im  Stande  sei. 

Auf  Vernehmung  der  weiteren  C Zeugen  verzichtet  der  Vertbeidiger, 
worauf  die  Zeugen  entlassen  werden. 

Dr.  Antoine  Feilt  jr.  verliest  zunächst  einige  Stellen  aus  verschie- 
denen deutschen  Zeitungen  von  San  Leopolde,  Rio  und  Sfto  Paulo,  sowie 
aus  dem  «Export“  einen  Artikel,  in  welchem  von  der  Anwesenheit  de« 
Prinzen  Heinrich  in  Rio  die  Rede  Ist,  dem  von  Koserita  als  einziger 
deutscher  Abgeordneter  vorgestellt  worden  sei. 

Dr.  Cohen  wünscht  cinon  Artikel  d«  früheren  Konsuls  Ter  Brüggen 
in  Porto  Alegre  gegen  von  Kose  ritz  zu  verlesen,  event.  diesen  als  Zeugen 
zu  vernehmen.  Der  Gerichtshof  lehnt  die*  jedoch  ab. 

Dr.  Feitl:  Die  Angelegenheit  interessire  die  weitesten  Kreis«  nicht  nur 
in  Hamborg  und  Berlin,  sondern  auch  In  Braailien.  Die  vom  «Fremden- 
blatt“ abgrdrur-kten  Artikel  enthielten  gegen  von  Koseritz  den  Vorwurf, 
er  sei  zu  Allem  fähig,  um  seinen  persönlichen  Vortheil  zu  haben.  Vor  der 
ersten  Verhandlung  sei  Redner  das  nur  angedrutet«  schnöde  Gerücht  von  der 
Schule  in  Pelotas  durchaus  unverständlich  gewesen,  erst  die  Z«ugenauMagen 
hätten  ihm  Klarheit  verschafft  über  die  Art  der  in  diesen  Worten  liegenden 
Beleidigung.  Diese  sei  so  schwerer  Art,  dafs  eine  Strafe  von  25  M ihr 
durchaus  nicht  zu  entsprechen  scheine.  Redner  sei  überzeugt,  der  Gerichts- 
hof werde  zu  einem  ganz  anderen  Resultat  kommen,  besonders,  da  die  Be- 
leidigung eine  öffentliche  und  weit  verbreitete  sei.  Die  in  Joinville  er- 
scheinende .Reform“  sage  in  einem  den  Fall  betreffenden  Artikel,  von 
Koseritx  sei  zwar  ihr  politischer  Gegner,  aber  es  liege  doch  keine  Ver- 
anlassung zu  derartigen  Behauptungen  vor.  Das  Schöffengericht  habe  al» 
Milderungsgründe  angenommen,  der  Kläger  sei  übel  beleumundet,  er  habe 
Artikel  für  und  gegen  aufgenommen,  und  endlich  habe  er  durch  Veröffent- 
lichung derselben  das  Publikum  vor  Schaden  zu  bewahren  gesucht.  Das 
.Ftemdenblatt“  sei  jedoch  keine  Zeitung,  die  sich  sonst  hervorragend  mit 
Koloniaipolilik  befasse;  Redner  glaube  vielmehr  annehmen  zu  dürfen,  dafs 
der  Wunsch,  die  Leser  mit  pikanten  Dingen  zu  unterhalten,  b«l  der  Auf- 
nahme der  Artikel  mabgebend  gewesen  sei.  Und  selbst  angenommen,  cs 
habe  der  Wunsch,  dem  Publikum  zu  dienen,  Vorgelegen,  so  sei  deshalb  doch 
die  Aufnahme  so  direkter  Beleidigungen  nicht  statthaft.  Selbst  die  gegne- 
rischen Zeugen  sagten  so  aus,  dafs  es  für  den  Kläger  nicht  ungünstig  er- 
scheine. Der  Zeuge  Höfer  sage  selbst,  von  Koseritz  halte  ihn  für  seinen 
Todfeind,  aus  den  Auslassungen  spreche  aber  nur  gekränkte  Eitelkeit.  Allo 
bitten  nur  von  Gerächten  gesprochen,  aus  eigener  Wissenschaft  könnten  sie 
Thatsäcliliches  nicht  anführen,  c*  sei  eben  leere#  Geschwätz,  was  da  gesagt 
werde.  l»er  Zeuge  Breyer  habe  überzeugend  dargethan,  dafs  von  Kose- 
ritz nicht  bestechlich,  sondern  ein  Ehrenmann  sei,  und  weshalb  er  ver- 
schiedenen politischen  Parteien  angebört  habe.  Der  frühere  Konsul  Ter 
Brüggen  sei  gewifa  ein  respektabler  Mann,  aber  politisch  der  gröbte  Feind 
von  Koserilz,  der  auch  In  Deutschland  «ine  so  geachtete  Stellung  eln- 
nehme.  dafs  Dr.  Jan  nasch  eine  Adresse  an  ihn  vorbereite,  alseine  Klircu 
erkllrung  nach  den  un<|iialirixirtiareii  Angriffen.  Redner  beantragt  deshalb, 
auf  eine  Gofingnifsstrwfe  von  3 Wochen  und  di«  Tragung  simmt  lieber  Kosten 
zu  erkennen  und  dem  Kläger  die  Hefügnifs  der  Veröffentlichung  des  UrtbeiL 
in  den  «Hamburger  Nachrichten“,  einer  Berliner  und  der  Köstritz' scheu 
«Deutschen  Zeitung“  in  Porto  Alegre  auf  Kosten  des  Beklagten  zu  geben. 

Dr.  Cohen:  Di«  heutige  Verhandlung  ergebe  kein  anderes  Endresultat 
als  die  «cböffeugeriehtlicbe-  Wenn  mau  wissen  wollte,  wie  in  den  Zeitungen 
Meinung  gemacht  werde,  möge  man  nur  Frey  tag*  s Journalisten  auseheu. 


Das  „Fremdenblati“  habe  nur  objektiv  die  von  zwei  Seiten  ihm  zugesandu-n 
Artikel  gebracht,  es  liege  kein  dolus  der  Beleidigung  vor.  Auch  im  „Bam 
burgischen  Correspondenten“  seien  Angriffe  auf  von  Koseritz  erfolgt. 
Wenn  Jemand  derartig«  Gerücht«,  wi«  sie  nach  der  Aussage  aller  Zeugen 
über  von  Koaeritz  kureirten,  auf  sich  sitzen  laste,  so  bandle  er  nicht,  wie 
«In  Ehrenmann  es  thun  müsse.  Der  Kläger  möge  doch  in  Porto  Alegre 
seine  Klage  gegen  den  wirklichen  Urheber  jener  Artikel  richten,  das  werde 
er  aber  wohl  bleiben  lassen.  Das  Schöffengericht  habe  fe»tg«*tellt,  dafs  d«r 
Beklagt«  im  Interesse  der  Öffentlichkeit  gebandelt  habe.  Es  sei  nicht  mög- 
lich, zu  erörtern,  was  von  Koseritz  wirklich  geth.m  habe,  di«  Zeuges 
hätten  nur  bekundet,  dafs  di«  Sach«  allgemein  drüben  so  angesehen  werde, 
wie  die  betr.  Artikel  sagten.  Redner  beantragt  deshalb,  das  Urtheil  erster 
Instanz  einfach  zu  bestätigen. 

Sach  kurzer  Berathung  hebt  dos  Landgericht  das  Schöffengericht  liebt 
Urtheil  in  soweit  auf,  als  es  die  Höhe  der  Strafe  betrifft  und  venirtheilt  den 
Redakteur  Dr.  Menck  in  400  M Strafe,  event  80  Tuge  Geflngnffh,  und  in 
die  Kosten.  Der  Beweis  der  Wahrheit  wird  als  in  keiner  Weise  erbracht  an- 
gesehen und  der  vom  Schöffengericht  angenommene  MÜderungsgmnd  des 
schlechten  Leumundes  des  Klägers  für  nicht  bestehend  erklärt 

Aas  Anlaf*  des  vorstehenden  Artikels  «rauchen  wir  die  Mit- 
glieder des  „Central verein»  für  Haudelsgeographle  etc.“  sowie  nnsere 
Abonnenten  der  Post  und  des  Buchhandels  um  baldgofl.  Unterschrift 
and  Einsendung  der  an  Herrn  von  Koserits  gerichteten,  der  Na.  £2 
des  Blattes  beigelegten  Adresse. 


Australien  und  Südsee. 

Australien.  (Au»  konsularischen  Originalberiehtcn  aas 
Adelaide.) 

Verseichnlfs  der  Export-  and  Import- Artikel  Süd-  Austral  leas 
nebst  Angabe  der  Eiafnhrxftllr. 

1.  Hldnastrallsche  Export-Artikel. 

Wolle,  gewaschene,  verpackt  in  Ballen  von  250  n 

„ ungewaschene  „ „ „ „ 400  u 

Wetzen,  verpackt  in  Säcken  von  ungefähr  240  h 
Wein,  „ „ Flaschen  und  Fässern 

Mimosa  Borke,  „ „ Säcken  von  ca.  200  « 

Miunosa- Gummi,  „ „ Ifolz-  und  Rkchkistea 

Kupfer  und  Kupfererze,  verpackt  in  Barren  und  Säcken 

Silber  und  Silbererze  „ „ „ „ Kl-dert 

Gold  „ „ „ 

Blei  „ „ * 

Häute  und  Felle  „ „ Ballen  oder  Kisten 

Hörner  und  Hufe  „ „ „ 

Raaro  „ „ „ 

Frucht-Orangen,  Citronen  etc.,  „ „ Kisten 

Priumrvirtc  Früchte,  „ n Blechbüchsen 

„ Gemüse  „ „ „ 

Nutzhölzer  kommen  nur  in  kleinen  Quantitäten  rar  Ausfuhr. 

2.  SffdaaatralUrliei  Import- Artikel. 

Steuerfrei  sind: 

(verpackt  iu  Kisten) 

Dynamit,  Lunte,  Litbufrakleur,  Sprengpulver,  Anker,  Kupfervitriol,  Mcsön.*- 
gut,  Heldöfen,  Sogeltu-'h  (in  Kisten  und  Ballen),  Kummelsamea,  Knkr. 
Korke,  Baumwollwiuren,  Dochte,  Flannel,  Flachs  (In  Kisten  und  Haifa). 
Blattgold,  Schneidewaaren  usw.,  Kisenwaaren  (nicht  näher  bc»timint\  Hanf 
(in  Kisten  und  Ballen),  llohlgut  (iu  Kisten  und  Fässern),  Harken.  Hufeiwn. 
Kautscbukwaaron,  Tinten,  Wissenschaftlich«  Instrument«,  Kueiiblerh. 
Galvanischer  Draht,  Eiserne  Platten,  Zaundraht,  Lackleder,  Lein«u»l- 
»aaren,  HikMmO  und  Maschinrntbcil«,  Lolh  USW.,  Moleskin- Kleiner. 
Pflugschanre,  Edelstein«,  Harz,  Salpeter,  Sämereien  (in  Kisten  uo>l 
Fässern),  Stahl,  Schleifsteine,  Zinnpbtten,  Stanniol,  Werkzeuge,  Zwirwe 
und  Leinen. 

Flaschen,  verpackt  in  Körben,  Thran,  verpackt  in  Fässern,  Pech  n*i 
Theer,  verparkt  in  Fässern  und  Tonnen,  Heede,  verpackt  in  Haiku, 
Ketten  und  Kabel,  Stab-  und  Stangen  eisen,  Roheisen,  eiserne  Schienen. 
Bandeisen,  eiserne  Uiateruen,  ohne  Verpackung. 

Steuerfrei  oind,  resp.  2 $ per  Owt.  sind  zu  zahlen  für 
Nägel,  verpackt  in  Fässern. 

Dl©  Elnfahrwteaer  betrügt  10 «/«  de«  WeHfefft  füri 

(verpackt  in  Kisten) 

Ackerbaugerälhe,  Munition,  Luxuswaffen,  Achsen,  Decken,  Messer  usw..  Sä- 
masebinen,  Eggen,  Mineralwasser  (Flaschen),  Mähmaschinen,  Tapeten. 
Pflüge,  Pumpen,  Steppdecken  usw.,  Erntemaschinen,  Scarifier  (eine  Art 
Pflug»,  Schrauben,  Tweed«  und  Tuche,  Kornreinigungsmaschinen,  Kunst- 
waaren. 

Eingemachte  Fische,  Räncherw&aren  usw  , verparkt  in  Büchsen,  Dampfkessel 
ohne  Verpackung. 

Dl©  F.infahrsteufr  betrügt  15%  dr*  Werth©»  für: 

(verpackt  in  Kisten) 

Eiserne  Bettstellen,  Wichse,  Boote,  Stiefeln  und  Schah«,  Rürstravraami. 
Teppiche,  Karren  und  Wagen.  Eisen-  und  Messing- Guss- Waaren,  Häcker- 
lingschneid«-Maschinen,  Uhren,  Kornquetscben,  Manufakturwaaren,  Droguen, 
Stein-  und  Porzellan-Wiaren,  (in  Kisten  und  Fässern),  Dampfmaschinen, 
Galanterie-  und  Spielwaaren,  Möbel,  Spiegelglas,  ülaswaaren,  (in  Ki»tcn 
und  Körben),  Roste,  Ofen  usw-,  Menscheuhaar,  Musikinstrumente,  Orgeln. 


1887. 


417 

EX  POET,  Organ  des  CentraherouM  für  Handeltgeographie  etc. 


Nr.  27. 


Piano«,  lacttrta  Waarcn,  Lampen  uaw.,  Mattes,  < n KiaUn  und  Halle-.»)* 
Wachstuch  u*w.,  Parfüm,  Tabakspfeifen  u*w.,  platirte  Waaren,  Reise- 
ko  fff  r äs*.,  wollen«  Decken.  Satüerwuaren,  eiserne  Schränke  und  Thören, 
bearbeiteter  Schiefer,  Schreibmaterialien  us».,  Zelte  uaw.,  Zinnwaaren, 
Tnbakwaareo,  .Spielsachen,  Wagenräder,  Korbwaaren,  Speichen  und  Felgen, 
Holxwaaxen. 

Wolbhcke,  verpackt  in  Ballen,  Schwefelsäure  in  Ballons,  Uohlxiegel,  Ziegel, 
Flaser  und  Kisten,  sowie  Zaun-Pfähle  und  -Pforten  ohne  Verpackung. 
Die  Klnfuhnttener  beträgt: 

20*/«  des  Wertlies  für:  Scbroucksocbcn  uaw.,  verpackt  in  Kisten 

1 d per  t(  für:  Mais-  und  Roggenmehl,  verpackt  in  Sicken, 

Graupen,  „ „ Kisten. 

Erbsen,  „ „ Fässern. 

2 d per  m für:  Waschblau,  Kerzen,  Leim,  Nudeln,  Starke,  verpackt  ln  Kisten, 

Korinthen,  Rosinen,  getrocknetes  Obst,  verparkt  in  Ki*t«n  und  Fässern. 
.'5  d per  m für:  Käse,  Schokolade,  Zuckerwaaren,  Schinken,  Senf,  (Kruken), 
ver|>ackt  in  Kisten;  Frucbtaäfto  usw.,  Delikatessen,  Priserven,  verpackt 
in  Büchsen ; Walluüase,  verpackt  in  Sicken  oder  Fässern. 

G d per  u für:  Zichorie,  verpackt  in  Kiaten;  Hopfen,  verpackt  in  Kistrn  und 
Ballen. 

1  s 6 d per  m für:  Tabak,  verpackt  in  Kisten. 

G a per  n für:  Zigarren  und  Schnupftabak,  verpackt  in  Kisten. 

20  s per  ii  für:  Opium,  verpackt  in  Kisten. 

2 a per  Cwt.  für ; Karbon  usw.,  verpackt  in  Kisten. 

2 1 6 d , „ : Schrot,  Blei  in  Platten,  Rühren  usw.,  verpackt  in  Kisten. 

3 a per  Cwt.  für:  Zucker,  verparkt  in  Srirken  und  Matten. 

Ss,  „ „ : Game,  Taue  uud  Stricke,  verpackt  in  Kisten. 

2 s per  Fal»  für:  Cement,  verpackt  in  Fässern. 

3 a „ „ „ : Gyps,  verpackt  in  Fässern. 

30  s , Ton  , : Wellblech  uud  Seife,  verpackt  in  Kisten. 

40  s , , ,1  : Hafermehl,  verpackt  in  kleiuen  Säcken  und  Kiaten,  eiserne 

Balken  usw.  und  eiserne  Rühren  über  G"  ohne  Verpackung. 

G d per  Gallon  für:  NapMa  in  Ballons,  Terpeotin  ln  Fässern,  Firniß,  ver- 
packt in  Kisten  und  Blech. 

9 d per  Gallon  für:  F.ssig,  verpackt  in  Fässern  und  Flaschen. 

1 s • „ a : Bier,  verpackt  in  Flaschen. 

ff  x „ „ „ t Wein,  verpackt  in  Fässern  und  Flaschen. 

14  s,  „ a : Lfqueure,  verparkt  in  Kiaten  und  Flaschen,  Spiritus, 

verpackt  in  Fässern. 

2 a per  Rushel  für:  Malz,  verpackt  in  Kisten  und  Säcken. 

4 s per  Stück  für:  Thören  nnd  Fensterrahmen,  verpackt  in  Kiaten. 

I s per  Grofs  für:  Zündwaaren  (Zündhölzer  uaw.),  verpackt  in  Kisten. 

*!  s per  Dutz.  für:  Spielkarten,  verpackt  in  Kisten- 

In  den  mciatea  dieser  Artikel  kann  Deutschland  auf  dem  süd- 
australischen Markte  konkorriren,  aofern  es  gut  vertreten  ist  und 
gute  und  gleichzeitig  billige  Waaren  liefert.  Dabei  bleibt  natürlich 
immer  zu  bedenken,  dafs  die  Konkurrenz  Englands  eine  überaus 
mächtige  ist:  denu  englisch  sind  die  Kolouieen,  englisch  ist  das 
Bankwesen,  und  der  grünere  Tbeil  des  Handels  ist  in  englischen 
Händen.  Andere  Nationen  können  hier  in  kommerzieller  Hinsicht 
nur  dann  festen  Fuf»  fassen  re«p.  ihre  Stellung  behaupten  und  be- 
festigen, wenn  sie  im  Stande  sind,  dieselbe  Waare  wie  die  englische 
oder  bessere  Waare  billiger  zu  liefern.  — 

Insbesondere  glaube  ich  bestimmt,  dafs  Deutschland  in  Bezug 
auf  die  meisten  Manufaktur-,  Porzellan-,  Glas-,  Thon-  und  Eisen- 
waareo,  Draht,  Koks,  Pulver  und  andere  Sprengstoffe,  Drogen, 
Zement,  Bier,  Spirituosen,  Korke,  Zigarren,  Tabak,  Stärke,  Zucker, 
Sämereien,  Hälsenfröchte,  musikalische  Instrumente,  Möbel  usw. 
in  erfolgreichen  Wettbewerb  mit  den  bisher  hierher  exportirenden 
Ländern  treten  könnte,  zumal  da  manche  deutsche  Artikel  sich 
bereits  einen  gewinnbringenden  Markt  hier  geschaffen  haben.  Für 
den  deutschen  Handel  möchte  es  vielleicht  von  Nutzen  sein,  io 
den  wichtigeren  australischen  Kolonien  Musterlager  anzulegen, 
iu  denen  deutsche  Fabrikanten  ihre  Waaren  ständig  ausstellen 
könnten.  Die  dort  ansliegenden  Master  möfsten  dann  von  Zeit  zu 
Zeit  erneuert,  sowie  das  Veraltete  veräufsert  werden,  wodurch 
gröfseren  Verlusten  vorgebeagt  würde.  Ferner  ist  es  dringend 
wünschenswert^  dafs  die  deutschen  Industriellen  die  1888er  Mcl- 
hourner  Zentennial-Ausstellung  möglichst  zahlreich  beschicken,  um 
wieder  einmal  zu  zeigen,  was  Deutschland  zu  leisten  vermag. 

In  Süd- Australien  hatten  wir  im  vergangenen  Jahre  eiue 
schwere  Handelskrise  durcbzomachen,  uod  zwar  in  Folge  des  steten 
Sinkens  der  Preise  für  Rohprodukte,  sowie  der  eingetretenen  Mifs- 
ernlen  uud  der  übertriebenen  Konkurrenz  bei  der  Einfuhr.  Ange- 
sichts der  bedeutenden  Hilfsquellen  des  Landes  blicken  wir  jedoch 
frohen  Mnthes  in  die  Zukunft. 

Wenn  auch  z.  Z.  auf  übergroßen  Absatz  hier  nicht  gerechnet 
werden  kann,  so  bietet  doeh  die  im  Jnni  d.  J.  eröffnet«  Welt- 
ausstellung hier  in  Adelaide  Veranlassung,  nicht  allein  in  Süd- 
Australien,  sondern  auch  in  allen  nnderen  Kolonien  Verbindungen 
anzukaüpfen. 


Literarische  Umschau. 

Yercelchait*  der  bei  der  Redaktion  ein  gegangen  en  Druckschriften. 

Die  nachstehend  besprochenen  und  aagezeigten  Werlte  können  durch  die 
Buchhandlung  Walther  & Apotant,  Berlin  W.,  Mark graf onstrafte  60, 
jederzeit  bezogen  werden. 

Die  tropische  Agrikultur,  ein  n&ndbuch  für  Pflanzer  und  Kauf* 
leute  von  Heinrich  Seniler  in  San  Francisco.  Wismar,  Hiustorf- 
•ch»  Hofbuchbaodlung.  1887.  gr.  Q. 

Vor  uns  liegt  Band  U de«  Werkes,  dessen  erster  Band  bereits  Anfang 
1886  erachten  und  der  s.  Z.  sehr  eingehend  in  Nr.  1 unsere«  Blatte«  (1886) 
in  dem  Artikel  •Tropische  Wirtschaft“  besprochen  wurde.  Was  wir  da- 
mals über  dos  Buch  Günstiges  sagten,  vermögen  wir  nur  im  vollsten  Um- 
fange au  wiederholen.  Das  Buch  ist  nicht  nur  ein  vorzügliches  Sammel- 
werk, weiches  die  in  dev  tropischen  Wirtschaft  gemachten  Erfahrungen 
registrirt,  sondern  der  Verfasser  ist  auch  in  der  Lage  durch  seine  eigenen 
Beobachtungen  und  Arbeiten  mit  sorgfältiger  Kritik  das  ihm  zur  Verfügung 
gestellte  Material  zu  siebten,  das  weniger  Wichtige  von  dem  Wichtigen  zu 
trennen  und  iu  methodischer  Weise  dem  Leser  übersichtlich  geordnet  vor- 
suführen. 

Bond  II  behandelt  die  Südfrüchte:  Orangen,  Citroncn,  Feigen,  Ananas, 
Bananen,  Tamarinden;  die  Handelsrinden:  Kork,  Cblnehonarinde,  Mimosa- 
rinde,  Tanckaharinde,  Seifenrinde;  die  Gewürze:  Pfeffer,  Zimmet,  Cassis 
und  Cassiablüthen,  Muskatnüsse  und  Muskatblüthen , Gewürznelken,  Piment, 
Ingwer,  Oordamom,  Vanille;  die  Öle:  Olivenöl,  Crotonül,  Ben  öl , Tbeeül, 
BaumwoUensamenül,  Seeamöl»  Krdnufsöl,  Kampber  usw.  Die  Farbstoffe: 
Catecbu,  Diridivi,  Sumarh,  Indigo  usw.;  Kautschuk  und  Guttapercha; 
die  Nährstoffe:  Pfeilwurz,  Manioka,  Baratts,  Yanu,  Chayote.  Die  zahl- 
reichen Zeichnungen  gewähren  dem  Maschinen-  und  Werkxeugfabiikanten 
eine  wUIkomtnene  Gelegenheit  sich  mit  Instrumenten  bekannt  machen,  welche 
zur  Vervielfältigung  und  Steigerung  seiner  Produktion  beizutragen  ver- 
mögen. 

Man  siebt,  dafs  das  Material,  welches  der  vorliegende  Band  bietet,  ein 
geradezu  enormes  ist.  Als  wir  Band  I besprachen,  fürchteten  wir,  dafs  der 
überreichlich  «ich  herandrängende  Stoff  nur  nach  längerem  Zeiträume  oder 
überhaupt  gor  nicht  bewältigt  werden  könne.  Das  war  ein  Irrthum,  den  wir 
gern  und  um  so  lieber  eingesteben,  als  wir  hinzuzufigen  vermögen,  dafs  der 
Stoff  sehr  gründlich  und  mit  sicherem,  kundigem  Blicke  verarbeitet  worden 
ist  Se rnler  hält  sich  völlig  frei  von  der  Phrase,  er  überblickt  und  be- 
herrscht die  von  ihm  behandelnden  Fragen  vollständig,  da  ist  kein  Tasten, 
kein  Verrauthen,  überall  iufsert  sich  der  Verfasser  mit  Bestimmtheit  Seine 
Behauptungen  stützen  «Ich  auf  ThaUarhen,  die  er  in  reichlicher  Auswahl 
dem  Leser  zur  Verfügung  stellt.  Es  mag  ja  «ein,  dafs  in  ei»  oder  dem 
anderen  Falle  der  Autor  einmal  auf  Grund  subjektiver  Anschauung  sich 
täuscht,  aber  das  kann  nicht  anders  als  «eiten  »ein,  denn  die  Thataecbeu, 
welche  er  zur  Stütze  seiner  Ansicht  anfährt,  sind  so  mannicbfaJtige,  dafs  die 
Fehler  und  Folgen  einer  mangelhaften  persönlichen  Beobachtung  sich  ihm 
selbst  als  Korrektiv  aufdrängen  würden. 

Um  dem  Leser  eine  Vorstellung  von  der  eingehenden  Behandlung, 
welche  Sem ler  den  von  ihm  besprochenen  Tbematen  zu  Theil  werden  läfst, 
zu  geben,  wollen  wir  ihn  in  seinen  Schilderungen  der  Orangen  und  Citironen 
folgen,  Schilderungen,  welche  uns  insofern  neu  und  interessant  waren,  weil 
sie  an«  weit  über  unsere  seitherigen  Kenntnisse  und  Vorstellungen  hinaus 
ein  richtiges  Bikl  von  der  agrikultnrellen  sowie  von  der  ganz  hervorragenden 
kommerziellen  Bedeutung  dieser  Pflanzen  und  Früchte  gegeben  haben.  Den 
Leser  wird,  gleich  uns,  namentlich  die  Rundschau  über  die  Produktion  inter- 
essiren.  Nicht  weniger  als  250  Segelschiffe  — sogenannte  Fruchtjiger  — 
und  80  Dampfer  sind  beschäftigt,  den  beiden  bedeutendsten  Konsumtion*- 
ländern,  England  und  Nord-Amerika,  den  Bedarf  an  diesen  geschätzten  Früchten 
zuzuführen.  Ganze  Schiffsladungen  von  Orangen  werden  in  England  zu  Mar- 
melade verarbeitet,  nm  alsdann  nach  den  Tropen  ausgeführt  tu  werden,  in 
England  wurden  1870:  1983421  BuabeU  (h  0«M  Hektoliter),  1876: 
2995323  Husheb  und  in  den  späteren  Jahren  3 bis  3 7s  Million  Busheis  alljähr- 
lich elogefährt.  Die  meisten  stammten  von  den  Azoren,  Spanien,  Portugal  und 
Skilien.  New  York  importirte  zur  See  1882  : 226220720  Stück  Orangen 
(Verlust  40%)  und  283879530  Stück  Oitronen  (Verlust  20%).  Im  Jahre 
1884  trafen  in  New  York  260  Dampfer  und  23  Segler  ein,  die  entweder  aus- 
schließlich oder  vorzugsweise  mit  diesen  Früchten  beladen  waren,  und  von 
welchen  sie  an  Orangen  228654860  (Verlust  85795572  Stück  = 37',*%) 
und  268372000  Oitronen  (Verlust  18436082  Stück  3=  17%)  einführten. 
Ferner  trafen  in  New  York  im  gleichen  Jahre  187  Dampfer  und  6 Segler, 
ganz  oder  tbeilweise  mit  Orangen  und  Oitronen  befrachtet,  aus  West-Indien 
und  Oentral-Amerika  ein.  Di«  Üeaammtxahl  dieser  Provenienzen  bezifferte 
sieh  auf  35439000  Stück  (Verlost  34%).  Frankreich  importirte  in  den 
letzten  Jahren  durchschnittlich  50  Millionen  kg  Orangen  und  Oitronen,  wovon 
42  Millionen  aus  Spanien.  Der  «panische  Orangen-  und  Oitrunenexport 
stieg  von  138897000  Stück  im  Jahre  1865  auf  600  Millionen  Stück  im  Jahre 
1880.  Italien  eiportirte  Anfang  der  80er  Jahre  pro  anno  100000000  kg. 

An  die  Produktion  dieser  Früchte  reiht  sich  eine  nicht  unbedeutende 
Industrie  an.  So  u.  A.  die  des  Oitronen-  und  Bergamotteöls,  die  der  kan- 
dirten  Früchte,  unter  welchen  die  von  Livorno  und  noch  mehr  die  von 
Lissabon  einen  Weltruf  erlangt  haben.  Citronat,  kaudirte  Potnmeranxen- 
srhalen,  eingesalzene  Früchte,  Marmelade  werden  iu  den  Produktionsländem 
in  grofsen  Mengen  fabriiirt.  AU  die  besten  Früchte  bezeichnet  Sem  ler 
die  von  den  Azoren  uud  Portugal,  aber  auch  die  von  Malta  und  neuerdings 
die  von  Syrien  und  CaJifornwn  genießen  mit  Recht  bedeutenden  Ruf.  Einige 
spanische  Sorten  (Sevilla)  werden  vorzugsweise  zu  Marmelade  in  England  — 
leider  noch  nicht  in  Deeterbland  — verarbeitet- 

Im  Weiteren  verbreitet  sich  der  Verfasser  über  die  Spielarten,  die 


1887. 


41s 


Nr.  27. 


EX  PORT,  Organ  tfeg  ‘CcntralverelM  fSr  Handsldfteogrspfcie  etc. 


Kultur  der  Pflanze  uyd  die  .Mittel  dieselbe  nu  beben, t sowie  über  die  Be* 
kämpfuDg  ihrer  Krtfnt  beiten  And  zahlreichen  FcIMtfle,  welche  die  Pro- 
duktion ganzer  Linder  dezimirt  lieben,  Die  Ausführungen  über  di«  Ernte,  die 
Konservirunp,  den  Versand,  über  die  Werkzeuge  und  Apparate  — u.  A.  di« 
für  die  Zwecke  der  Destillation  — welche  bei  der  Kultur  und  Vorwerth  ung 
der  Pflanzen  und  Früchte  zur  Verwendung  kommen,  sind  schätzbar  und  ton 
praktischer  Bedeutung.  — Der  Baum  bedarf  der  Zuführung  kräftiger  Nahrung, 
die  Bextandtheile  der  Omngenaxche  sind:  Kali  38,»;  Natron  7,n:  Kalk  23j>; 
Magnesia  G.a ; Phospborsaures  Eisen  l,r;  Kieselsäure  5,j:  Schwefelsäure  2,9; 
Phosphorsäure  14,s  Prozent.  Hieraus  ergeben  sich  die  Bestandtbedr,  welche 
durch  den  Dünger  dem  Boden  wieder  zuzufäbren  sind,  «Iso  vorzugsweise 
Schwefelsaures  Kali  (Stafsfurter  Salz),  Suporpbosphat,  Ctiilisalpetef. 

Mit  der  gleichen  Sorgfalt  sind  die  anderen  tropischen  und  subtropischen 
Kulturpflanzen  behandelt,  so  dar«  das  Ruch  für  den  Pflanzer  wie  für  die 
cingewimderte  europäische  Bevölkerung  der  Subtropen  ein  praktischer  Weg- 
weiser i«t.  In  gleichem  Maße  wirkt  es  belehrend  für  den  Kaufmann,  falls 
dessen  Interessen  an  diesen  wichtigen  Gegenständen  des  Handels  über  das 
des  kr&merbaften  Routinier*  hinausgebt.  Nicht  nur  die  DrogtHsten,  die 
Fabrikanten  ätherischer  (He,  die  Maschmeufabrikautcn,  die  Botaniker  werden 
reiche  Belehrung  und  guten  Rath  in  dem  Buche  finden,  sondern  auch  für 
den  Wirthsebaftsgeograpben  und  den  Kulturhistorikcr  ist  dieses  Werk  eine 
wichtige  Quelle  der  Belehrung  über  hVagen,  welche  bisher  in  der  sonst  vor- 
handenen l.itteratnr  nur  sehr  nebensächlich  behandelt  worden  sind.  Die  von 
Holländern  herausgegebenen  Schriften,  welche  di«  tropische  Agrikultur  be- 
handeln, sind  veraltet,  ebenso  d«s  Buch  „the  tropieal  sgriculture"  von 
ßimonds,  welches  u.  A.  die  Kultur  der  Baumwolle  unberücksichtigt  läßt.  In 
keiner  öffentlichen,  geographischen  und  kaufmännischen  Voreinsbibliothek 
sollte  das  Buch  fehlen.  Wir  wissen  nicht,  ob  der  Verfasser  beabsichtigt  dem 
Werke  am  Schlosse  desselben  einen  Atlas  beizufugen,  welcher  die  Ver* 
breitungnone  der  wichtigsten  tropischen  und  subtropischen  Kulturpflanzen 
zur  Darstellung  bringt.  Dato  die*  geschehe  müssen  wir  wünschen,  weil  solche 
Karten  in  Verbindung  mit  praktischen  Darstellungen  dem  Leser  die  Orlentiriing 
über  den  reichen  Stoff  sehr  erleichtern.  Wir  können  dem  Werke  nur  w*Ko*te 
Verbreitung  namentlich  in  den  Kreisen  der  Freunde  deutscher  Kolonial- 
und  Handelspolitik  wünschen. 


Vereinsnaehriehten. 

Der  Deulaoh-  Sitd amerikanische  Klub.  (Mackgrafenstraßr  19 1.)  Am 
29.  Juni  versammelten  sich  die  Mitglieder  des  im  letzten  Frühjahr  begrün- 
deten Klubs  zu  der  ersten  Generalversammlung  dessdlien.  J>cr  provisorische 
Vorstand,  welcher  aus  den  Hemm  Dr.  Jannasch,  Araujo,  Matta, 
Honet« , iUrbnunn,  Gehricke,  bestand,  wurde  einstimmig  wleder- 
gewähit  und  die  Statuten  des  Klubs  defioiiiv  fextgestoilt. 

Der  Vorsitzende  erläuterte  in  längerer  Kode  die  Aufgaben  des  Klubs, 
welcher  im  Wesentlichen  den  Zweck  verfolge,  im  Verkehr  der  Mitglieder 
untereinander,  sowie  narb  Außen  das  Intern#*«  für  Süd-Amerika  in  ähn- 
licher Weise  zu  fördern,  wie  s.  Z.  die  afrikanische  Gesellschaft  dies  für 
Afrika  gethan  habe.  In  sofern  werde  der  Klub  ein«  die  Thütigkeit  des 
-i'entral voreins  für  HandeUgeographie  etc.“  ergänzende  Arbeit  zu  leisten 
haben,  da  der  Letztere  noch  anderweit«  bandeßpolitbcbe  Ziele  verfolge, 
welche  ihn  verhindern,  seine  Aufmerksamkeit  aus*chliefslieh  auf  dk> 
Förderung  der  geistigen  und  materiellen  Wechselbeziehungen  Deutschland* 
mH  den  südamerikanierhen  Lindem  zu  richten.  Wie  notbwendig  eine 
solche  sei,  gehe  aus  der  grofsen  Zahl  der  in  Süd -Amerika  angesessenen 
Deutschen  hervor,  welche  ganze  Provioten  koltivirt  und  den  Interessen  des 
deutschen  Handels  gewonnen  habe.  Die  deutschen  Ansiedler  in  Süd-Amerika 
lialien  jedoch  Seitens  dos  deutschen  Großkapital«  nicht  diejenige  Unter  - 
slütsung  erhalten,  welche  itn  Interesse  de*  deutschen  Kapitals  wie  der 
Prosperität  der  deutschen  Niederlassangon  erwünscht  und  nnthwondig  ge- 
wesen sei.  Englische  Banken  und  Eisenbahn- Gesellschaften , sowie  franzö- 
sische Konsortien  haben  die  großen  gewinnbringenden  Anlagen  aiisgcheutet 
und  lieuton  sie  noch  aus.  Die  geschulte  Arbeitskraft,  welche  Deutschland 
nach  den  südamerikani schon  Ländern  sendet,  repräsentirt  ein  großes 
Kapital,  welches  wegen  seiner  Isolirung  gegenüber  einem  energischen, 
auf  große  Mittel  gestützten  üntemchmenunn  durchaus  ungenügend  im 
deutschen  luteresse  ausgenützt  werde  Man  dürfe  nicht  müde  werden, 
im  obigen  Sinne  auf  die  Kreise  der  deutschen  Unternehmer  und 
Kapitalisten  einzuwirken,  denen  in  .Süd- Amerika  ein  unendlich  dank- 
bareres und  gewinnbringenderes  Gebiet  sich  erschließe  als  in  Afrika. 
Ancb  sei  durch  den  Klub  darauf  hiuzuwirken,  daß  die  neidischen  und  kleinen 
Streitereien  in  der  südamerikani  sehen  wie  hiesigen  Presse  unterbleiben,  dafs 
nicht  ein  Land  auf  Kosten  des  anderen  gelobt  und  die  Zustände  eine» 
anderen  verdächtigt  werden,  wie  die«  zweifelt«)«,  nach  den  jetzt  vot  liegen  dm 
zahlreichen  Berichten  von  objektiver  Seite  zu  urtheilen,  u.  A.  mit  Bezug  auf 
Paraguay  geschehen  sei.  Aus  allen  solchen  Streitigkeiten  zögen  nur  die 
Xordamerikaner  Vortheil.  Die  Mitglieder  de«  Klubs  sollen  auch  Veranlassung 
nehmen,  in  der  Presse  ihrer  Hcimathlände-r  Übel  stände  zu  kritislren  und  anf 
deren  Abhilfe  tu  dringen.  — Um  den  Verkehr  <W  in  Berlin  «ich  auftialtendcn 
Südamerikaner  zu  erleichtern,  sei  das  Klublokal  mit  einer  reichhaltigem 
Bibliothek  und  Kartenaammlung  ausgeMailet  worden.  Zahlreiche  züdameri- 
kanische  ZeHitngsredaktionsn  haben  die  kostenfreie  Zusendung  ihrer  Blätter, 
welche  im  Lesezimmer  ausliegen,  xugesagt  Die  in  Deutschland  reisenden 
Südamerikaner  können  ihr«  Briefe  noch  dem  Klnblokat  dirigiren  las»4m,  kurz 
der  Klub  solle  einen  Mittelpunkt  für  alle  Diejenigen  bilden,  welche  sich  für 
seine  Bestrebungen  interesairen. 

Herr  Dr.  Hrendel  hebt  in  zündender  Rede  die  zeitgemäße  Berechti- 
gung dieser  Bestrebungen  hervor.  Ls  Bei  geradezu  unverständlich,  daß  das 
deutsche  Kapital  hartnäckig  uarh  den  Erwerbe  riskanter  ru**i*chrr  Papiere  , 


dränge.  Während  es  in  Süd-Amerika  ungleich  gesi chartere  Werthpapier«  zu 
6 ,'i>  finde.  Auch  zahlreiche  Privatunternehmer!  gewähren  hohe  Erträge,  er 
erinnere  nur  wn  die  LieblgVhe  Kompanie,  welche  ll®/o  Dividende  ver- 
thellt  habe.  Ursprünglich  deutsch,  sei  diene«  Untemohmen  jetzt  in  mgüsebeo 
Händen.  Jevnebr  deutsches  Kapital  in  Süd- Amerika  arl>efte,  um  er*  größer 
würden  die  Sympathien  dort  für  Deutschland  werden,  während  jetzt  der 
englische  und  franrönehe  Einfluß  vielfach,  trotz  der  großen  Zahl  der  an- 
gesogenen  Deutschen,  die  öffentliche  Meinung  domin  ire 

In  gleichem  Sinne  sprechen  sieh  die  Herren  Bachmann,  Sellin, 
Torte,  Geliert  aus. 

Im  Anschluß  an  eine  längere  Diskussion  wird  beschlossen,  «]ie  »üil- 
ameri konischen  Regierungen  um  Überlassung  sorgfältig  bearbeiteter  Materialien 
zu  ersuchen,  um  mit  Hilfe  desselben  eine  große  südaoicrikanische  Karte  ber- 
stellen  und  veröffentlichen  zu  lassen.  — In  der  nächste«  KlubeJtzung  wird 
Herr  Bachmann  einen  Bericht  über  die  Entwickelung  des  argeutiniseben 
Eisenbahnnetzes  erstatten. 

Briefkasten. 

— Amtlirhen  Nachrichten  zufolge  ist  die  Povtvcrbindnng  zwischen  Chile 
und  Peru,  welche  aus  Anlaß  von  Quarantäne- Maßregeln  unterbrochen  war. 
nunmehr  wieder  hergestellt. 

In  Folge  dessen  können  Postsendungen  nach  Chile  und  Bolivien  fortan 
auch  wieder  über  Panama,  und  Postsendungen  nach  Peru  auch  wieder 
auf  dem  Wege  durch  die  Magellanstraße  ihrem  Bestimmungsorte  zöge  führt 
werden. 

G.  A . . . i.  Z.  in  Rraun-scbweig.  Der  in  der  Abendausgabe  des  .Berlintr 
Tageblattes“  am  25.  Juni  (Nr.  315)  gegen  die  Adresse  an  Herrn  vos 
Koseritz  gerichtete  Angriff  ist  uns  bcreils  bekauuL  Auf  dieso  lieber 
Heben  persönlichen  Angriffe  und  zahlreichen  Unwahrheiten  und  Enl- 
atellungen  zu  antworten,  werden  die  Leser  unsere«  Blattes  uns  nicht  zu- 
muthen.  Das  „Berliner  Tageblatt*  als  Spliller-  und  Sittenrichter  eine* 
politischen  Führers  der  Deutschen  Im  Auslände  f ! J Was  würden  wohl  «tarn 
die  Leumundszeugen  des  „Berliner  Tageblattes"  sagen,  wenn  überhaupt  eia 
deutsches  Gericht  solche  für  nothwendig  erachtete?:  — 

Hrrrn  B in  Adelaide.  Ihre  Klage,  dafs  auch  dort  bereit«  der 

Musikteußl  sein  Wesen  treibe,  wird  den  deutschen  Pianoßrtcfabri  kanten 
ganz  erwünscht  sein-  Helfen  können  wir  nicht  Trösten  Sie  Bich  also  ich 
anderen  Leidensgefährten,  deren  einer,  ein  junger  Maler  in  München,  »m 
kürzlich  folgendes  Klagelied  übersandte: 

Bittgesuch  eines  Zimmerherrn  an  seine  klaYierspielende  ued 
singende  Nachbarin. 

O Heldin  auf  dorn  Pianoforte! 

.Vernimm  des  Nachbar*  K)ag«worte! 

Vor  Tagesanbrurh  weckt  ihn  schon 
Dein  nochzcitsmarsch  vom  Mcudelsohn; 

Springt  er  verzweifelt  aus  dem  Bett  — 

Spielst  Du  au«  „Freischütz*  dxs  Terzett; 

Und  wischt  er  sirii,  begleitet  ihn 
Dein  Brautgesang  aus  „Lohengrin". 

Sobald  er  vor  den  Spiegel  tritt. 

Legst  los  Du  den  Walkürenritt; 

Schlürft  er  dann  schnaufend  den  Kaffee, 

Spießt  Du  den  «himmelblauen  See". 

Worauf,  beginnt  er  was  zu  lesen, 

Dn  klagst:  „Es  war  so  schön  gewesen”! 

Bis,  wenn  er  wölbend  wetterrennt. 

Ihm  folgt  der  bettelnde  Student. 

Kommt  Abends  müde  er  nach  Haus, 

Beginnt  aufs  Neu'  der  Ohrenschmaus, 

Dann  reitest  Du  durch  N'acbt  und  Wind 
So  spät  mit  Vater  und  mit  Kind, 

Und  ist  das  Kind  gestorben  kaum, 

Daun  rauscht  der  alte  Lindonhoum, 

Und  wenn  schier  Mitternacht  entwich: 

„Ach,  nur  das  Eine  Mtt’  ich  Dich!* 

0 hat  Erbarmen,  Nachbarin, 

Bcdeuk,  daß  ich  kein  Holzklotz  bin. 

Und  willst  Du  nicht  mein  frühes  Grab, 

Erwäge,  daß  ich  Nerven  hab’! 

Nicht  räumen  kann  ich  meine  Wohnung, 

T|rum  hab’  Erbarmen,  habe  Schonung, 

Und  slelle  ein  Dein  grausam  Spiel 
— Ich  bitte  Dich  — nur  bi«  zum  Ziel ! 

— lUit.  R.  ö.  I.«h*d  aaa.  BiakDri,  mtUei  Dar  HuMr|-li4t<Mr4|utMh«  P><«| 
daiqpfrr  „ Valparaiso“  Ul  SW.  Janl  V»rn>ilU*i  *na  l.ia-alinti  ,i<ti  Hni.l'rn  w*it*rj’«KUifr«. 
„Hahla“  lat  am  93  Jmni  i»n  Bahia  wwh  Rnrfipa  i-jcmi.  „Tt]ii<a“‘ lt<  am  ZS.  Juni  m 
MmMra  narb  dam  U»  Plat«  «*U»nr*gangaa  ante»-  tft  antccliaa*  am  17.  Juat  I«  Bahn 
urikuoarn.  „I.lmalmu“  ha«  rirkkabrrml  am  3«.  Jn«l  4 f'Wr  Mnryan«  Dnrar  paaalrt.  „Dr 
*l*Tf^*  hat  »m  SO.  Jnnl  Jia.bmtltM»  »■>«  Mi.ntr ,ia  Rraalllra  aartl  Rufern  ak^nrn 
„P*rMife*“  hat  rSrkkMiraiad  am  30.  Jaul  Hot«  paolrc 

— Da»  0p«dltloMh*ua  A«f«at  Ria irraU.»I  B»mhars  hartehut  ua*  (•!«••«»  Damj.'« 
na«  Stftler-AVfahrlaD  vom  Ham  bar«  nach  «tarafllaeWa  and  iharmalacWa  PUt**a: 
a)  D ampfnr  hl  ff». 

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Praen«.  «*naap.t»»,  U..»ttk«n«  und  Japan  („liloy.le  L.lada-‘>  l'ampftr  „lletperla-,  <»*»>•*» 
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Dampfer  „Iphieenia“,  .truueb,  I f. . H«p«»raher,  Dampfer  ilenMeb,  3rt  8,pt»ial.«  , 

Dampfer  „l.j.tla",  d««terb.  lb.  Oktnber.  Dampfee  „Bailuna“,  deniarh,  3u.  OktaMr, 
Dampfer  „raatandra“,  dentaeb,  15.  Soremker.  Dampfar  „l'aphDe",  deutach.  M»  S«t  f*»trr 
Dampfer  „l'ulyhymnU'*.  deutach.  13.  Derereber. 


419 


1887. 


EXPORT,  Orgmn  de»  CeoUel verein«  für  Handel»geo)(mpbi<>  etc. 


Nr.  27. 


Mippefe,  llon«kong.  bUlikw,  YetobiB»,  Hüten  und  NkuUI  (ft*  Port  tUiil.  8m,  Allen 
und  * h»»n«*«>  l‘netd<B»|ifer  .N*«A- MT.  4felKk  JS.  -Ult 

AdnWil».  Melbwurw.  und  * M>«j,  «i*  1%"  SwM.  9mmt.  A4*-,  «od  üt.lOnb«  «S  llieHft) 
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SS.  Juli. 

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Kap«.  II. .Im,  daiilaeb,  l<>.  Juli,  l’o« (ilukpfnr  ,,l'«tr"|intl«-,  Kapl  Behrmaaa,  ilrnlaih, 
Juli. 


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bereits  Vertretungen  bedeutender  deutscher,  französischer,  belgischer,  eng-  l 
liseber  und  schwedischer  Firmen  hat,  wünscht  noch  weitere  Beziehungen  für 
Stapelurtikel.  Offerten  erbeten  unter  L.  L.  342  au  dio  Deutsche  Kxportluuik. 

373.  Eine  Berliner  leistungsfähige  Glace- Hondaehuh-Fabrik  sucht  im 
In-  und  Auslände  geeignete  Verbindungen  anzukuüpfen.  Offerten  erbeten 
unter  L.  L.  343  an  die  Itautschc  Kxporlbank. 

374.  Gesucht  wird  eine  geeignete  Hesugs<|ueilo  für  Kautschuk-Tuch, 
welches  xum  Kopiren  dient.  Musler  steht  xur  Verfügung.  Offerten  erbeten 
unter  L.  L.  344  an  dl«  Deutsche  Kxporttoank . 

373-  Ein  tüchtiger,  zuverlässiger  Agent  in  Alexandrien  sucht  die  Vec- 
treUing  einer  deutschen  Feiier-Vcrsieherungs-Gcsellscbaft  xu  übernehmen. 
Offerten  erbeten  unter  L.  L.  345  an  die  Deutsche  Exportbank. 

376.  Ein  bestens  empfohlener  L~ — * v — * — “ — 


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e rbeten  MRter  L.  L.  347  an  di«  DeotiHic  Ex|wsrtiMiik. 

37b.  Hin  xuvwrläsHtgcr  und  tüchtiger  Agent  in  Marseille,  wünscht 
Agenturen  für  Chios  . Seid**,  Stickereien  und  ähi.iicbo  AiJiäcl  *u  libornvliiurtu. 
Offeiteu  erbeten  Muter  L.  U 1443  au  dio  Denfcche  Ixjionbjnk 

371».  Für  den  freihändigen  r<*^i.  aukUi>Bs*'-i»eu  Yerftauf  *ou  «Mgemslden 
werden  Vertreter  in  den  bedeutenderen  ötä*!t*n  der  Vereinigten  Staaten  und 
anderen  grofsen  überseeischen  Plitxett  gewünscht.  Offerten  erbeten  unter 
L.  L.  343  an  die  Deutsche  Exporthank. 

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30  Jahre  alt,  deutsch,  englisch,  französisch  korarapoadirotuL  und  mit  Kcuutnifs 
der  spaniecht-u  Sprache  ausgerüstet,  perfekter  Buchhalter,  sucht  Vertrauens- 
Stellung  in  Deutschland  oder  Argentinien.  Offerten  «iibeter»  unter  L.  L.  350 
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381  Herr  Alwin  Türpe  in  Dresden  zeigt  uns  an,  dafs  er  für  die  Zu- 
! Irunft  bealisicbtlgt.  »eine  Tbätigkeit  nur  seinem  in  Dresden-Neustadt  be- 
iegeneu  Fabrik- Etablissement  xu  wiimeu.  lauf  sich  t«M*f blassen  bat,  seine 
in  Dresden- AllAtmlt  tiestehende,  von  »einem  Vater  iiu  Jahre  1841  gegründete 
Firma  Möbelfabrik  von  A.  Türpe  vom  30.  Juni  d.  J.  ab  in  hi>]uidation  treten 
m Umwid.  Alle  aufsetixtehendcn  Aktiven  gelangen  -durch  die  Firma  xur  Eiu- 
zivhiing:  l'assiven  sind  nicht  vorhauden. 

383.  Hin  tüchtiger  Agent  ia  Stockholm  wünscht  geeignete  Verbindungen 


3i6.  Ein  bestens  cnnrfubleücr  Agent  in  Kotutantluopel  sucht  Ver- 
tr«-tiingeii  IcNfungsfabigcr  Faiinkanlen  Tn  foT^'cndcti  Arliltrfu:  Trfkntägen, ' 
VelouiM,  YdvHfl  epirie  und  HChlpsiviipd  Tarh«.  Offerten  erb-  ten 

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377.  Eine  rcnomtnirle  dentsebe  Fabrik,  welebe  als  .Spexialititen  lleu», 
Dünger-,  Bitten-  und  Kidisgabda  usw.  fahrt,  sucht  für  ihr«  Fabrikate  «inen 


für  den  Berug  von  Ölkuchen  in  .Stcltin,  l.ih-ui  und  .'-l-  l*eters‘Hirg  «aru- 
knüpfen.  Offerten  eil»eten  unter  M 351  an  die  Deutsch*  Exporthauli. 

383  Ein  tiestens  empfohlener  Agent  in  Stockholm  wünscht  in  folgenden 
P »ixen  und  für  nachstehende  Artikel  geeignete  Verbinduugen  anzukuüpfen: 
in  Nev  York  und  Chicago  für  ßchweinctlcisch  und  Speck,  in  iutwerp«M 
für  Kaffee,  in  Mes*ina  für  BmoioüI  and  m SotyrMf  für  Frücht«*.  Offerten 
erbeten  unter  I..  I..  352  an  die  Deutsche  Exporthenb. 

384.  l^iHlungxÄhigen  detitsrben  Fabriken  von  Kavhntirs,  Saltns  nnd 
Futterstoffen,  welche  iu  Beirat  (Sviiwi;  noch  nicht  vertreten  siuil,  können 
wir  daselbst  rin  gut  riugidübrtri.  AgoklurgesrluJi  uachweisen.  Angebote  und 
Anfragen  unter  I«.  K.  353  an  die  Douteclie  Raportbank. 

385.  Ein  besiei«  empfohlenes  Agenturgwei-httft  ia  Fetermo  sucht  Ver- 
tretungen leistungsfähiger  Häuser  für  folgende  Artikel:  Reis,  Kupfervitriol, 
Sleiudrurkfarbon,  pharmazeutische  und  chemische  Produkte.  Für  die«  Artikel 
steht  der  hetr.  Firma  btw  kuuiurieBtfihi^oM  Preisen  eia  lohnender  Al>*ntx 
in  Aussinlit,  Offerten  erbeten  anter  L.  1x^854  an  die  deutsche  Kxporthank. 

38«}.  Eiu  rrri>irninirteip  Beiütgaschaft  iu  Knnstxntino|H-l  emptiehlt  sieh 
deutschen  Fabrikanten  zur  Besorgung  von  Idkassis.  Offerten  erbeten  unter 
L.  L.  355  an  die  Deutsche  Krporthunlr. 

387.  Kiuc  leistungsfähige  bayerische  llopfvahwadlung  wünscht  ihren 
Xrlfkct  in  Amonk>  min  Anltrallen  einrufwhrrn'  und  «uvht  tu  dicseoi 
Zwecke  mit  geeigneten  Import-  raup.  Koairaissionihkiiseni  in  Rio  de  Janeiro, 
Ri«i  Grand'*  du  Ruh  Porto  Alegrr,  Buenos  Aires,  Montevideo,  Valparaiso, 
Guayaquil  sowie  reit  den  australischen  Hauptplütxen  Ia  Verbindung  zu-lret.  n. 
Offerten  erbeten  unter  L.  L.  354*  au  die  DcaOrhc  Experthauk. 


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der  Einführung  ins  australische  Geschäft  offerirt  ihra  tu  Deuttchtand  wohlrmntnratnen  IHmste  die 
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i Stande,  allen  Ansprüchen  und  Erforder- 


nissen in  technischer  wie  kommerzieller  Beziehung  ru  entsprechen-  — - ilt) 

Direkte  Korrespondenten  erbeten  narb  Melbourne  135  Colli  ns  Street  West.  — Koneepoiidenset» 
werden  auch  von  der  Deutschen  Export  bank  (Berlin  SW„  Kochstrafse  27)  entgegengenoipaen. 


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Nr.  27. 


420 

EXPORT,  Organ  des  Centralvereins  für  HandeUgeugrephie  etc. 


1887. 


German-Austr&lian  and  New  Zd&nd  Despatch. 
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Segler  „Arcona"  segelfertig. 

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v „Adamant“  (von  Eisen)  Ende  August. 

Sydney 

Segler  „Olga"  (von  Einen)  segelfertig. 

h „Lmngatcne4'  Mitte  Juli. 

n „Sohilla"  Mitte  August. 

„ „Ullock“  (von  Eisen)  folgend. 

Newcastle  N.  S.W. 

Segler  „Olga"  (von  Eisen)  segelfertig. 

„ „Livingitono"  Mitte  Jali. 

Brisbane 

Segler  „Koramo"  15.  Juli. 

Wellington  and  Napier 

Segler  „Eugenia“  (von  Eisen)  Ende  Juli. 

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Auing  ans  dem  Fahrplane 

gütig  für  den  Monat  lall  1887. 

Fahrten  ab  Trient: 

Ost-Indien  a»ch  Hongkong  über  Brindisi,  Port  Said,  Suez,  Aden,  Bombay,  Colombo,  l’enang  und 
und  Ohlna,  Siugapore,  am  18.  Juli  um  4 llbr  Nachm.; 

mit  Ucberschiffung  auf  eigene  Dampfer: 

in  Suez  nach  Djeddah,  Massaua,  Hodeidah  und  Suakio; 
in  Colombo  nach  Madras  und  Calcutta. 


Su*i-  Canal 


Egypten,  Freitag  Mittags  nach  Alexandrien,  über  Brindisi  (Verbindung  mit  Port  Said  und  Syrien). 

Levante,  Dienstag  uin  4 Uhr  Nachmittag«,  nach  Griechenland  bis  Smyrna;  den  12.  und  ‘2t!.  übet 

Fiume  und  den  5.  und  19.  über  Ancona,  dann  nach  Brindisi,  Corfu,  Syra,  Piräus  und  Oiio»; 
Mittwoch,  jeden  zweiten  (6.  und  20.),  6 Uhr  Nachmittags,  nach  Thessalien  bis  Constantl- 
nopel;  mit  Berührung  tob  Flume,  Corfu,  Santa  Maura,  Patras,  Catarolo,  Calamsla,  Piräus 
Volo,  Sakmich; 

Samstag  2 Uhr  Nachmittags,  nach  Constantiuopel,  mit  Berührung  von  Corfu  und  Piräus ; 
ferner  via  Piräus  nach  Syra,  Insel  Caudicn  und  Smyrna;  dann  via  Constautinnpel  oacli 
den  Ulfen  des  Schwarzen  Meeres; 

jeden  zweiten  Samstag  (2.,  16.  und  30.)  nach  Syrion  via  Smyrna,  und  (9.  und  23.)  nach 

Thessalien  via  Piräus. 

Dalmatien,  jeden  Moutag,  Mittwoch  und  Samstag  10  Uhr  Vormittags,  (jeden  Samstag  via  Spaluto  uach 
Metkovicb); 

joden  Samstag  um  4 Uhr  Nachmittags  nach  Metkovicb  direkt. 


Istrien,  Dienstag  und  Freilag  um  7 Uhr  früh  nach  Fiume  über  Pola  etc. 

Venedig,  jeden  Dienstag,  Donnerstag  und  Samstag  um  11  Uhr  Abends. 

Ohne  Haftung  für  die  Regelmäßigkeit  des  Dienstes  während  der  Koutumaz-Malsregelu. 

Nähere  Auskunft  ertheiit  die  Kommerzielle  Direktion  in  Triest  und  die  General-Agentur  in  Wien, 
Schwarzenberg  platz  Nr.  6.  fM] 


Preisherabsetzung 

für  die  Mitglieder  des  „Ccatralverelas  für 
Handelsgeotrraphie  etc.“  und  für  die  Abonnenten 
des  „Export“. 

Bericht  Uber  die  Verhandlungen  des 
Allgemeinen  Deutschen  Kongresses 

zur  Forderung  überseeischer  Interessen  in  Berlin 
vom  13.  bis  16.  September  1886. 

Preis  (statt  2 JC)  1 JC 

Katalog  der  1886  er  Süd- 
amerikaniBclien  Ausstellung 

in  Berlin  vom  15.  September  bis  80.  November 

Preis  (statt  4 Jt)  * .« 

Beide  Bücher  sind  zu  den  herabgesetzten 
Preisen  direkt  von  Walther  & Apolant,  Berlin 
W.  8.  gegen  Einsendung  des  Betrages  (zuzüglich 
2t)  Porto  im  Deutschen  Poslgcbict,  35  ,4  im 
Weltpostverein,  für  jedes  Buch)  zu  beuchen. 


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Fabrik  von  Sattelgurten,  Wageaborden  und  den- 
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lerei and  beim  Wagenbau  gebraucht  werden. 


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-je»»a  S)tj|iB  ‘ j • q o | • 1 1 a -ajojt  ‘eoiJqejaO  ‘jeajjanaj 
\-ä  ‘j»itO|fjtOJ  'tj  |u  jedt  J3||02  paa  -iqoajj  atjojfl  *)H3|ms0 
M tejaiqo!*|  ‘laateaapjBA  ipea  eSmoe'i  aaian  *gi|0| p jaioaqy 
5 ^ :«ieeati«etQ  uaqot|uitf«eO  paa  ujisiij;|OH  joa  elgzjo^ 


JL 


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1887. 


431 

EXPORT,  Organ  de«  Centralverera»  für  Handel«g«ographio  otc. 


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Goldene  Preis -Medaille:  Amsterdam  1883, 
London  1881,  Aatwsrpuu  1885. 

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jogle 


Nr.  27. 


AM 

EXPORT,  Orgsn  de«  Centr&lverems  für  HaodeUgeographie  etc. 


1887. 


aMm 


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Ehrenpreis  der  Stadt  Leipzig  — goldene  Medaille, 

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am  6 l'br  Abend«  und  von  Antwerpen  täglich  (mit  Ausnahme  Sonntags)  um  6 Uhr  Abends  ab.  Ekprefa 
fug  von  üarwicb  nach  London  nach  Ankunft  der  Boot«.  Direkte  Passagier-,  Reisegepäck-  und  Gut« 


b<*fi>rdening  von  allen  gröberen  Stationen  des  Kontinents.  Die  Itanpfer  der  Gesellschaft  transportiren 
kein  Schlachtvieh.  Weitere  Auskunft  ertheilt  der  Ueneial-Agent  der  Great  Eastern  Eisenbahn 
K.  OfWwnld.  Dombof  12,  Köln  aui  Kiteiu.  [jooj 


O.  Th.  Winckler, 

Leipzig, 

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m l Sl»««lnger  4 f«.,  Sch wsrxtliontr.  1 7. 
„ I.  JsIIIm,  roi*  da  l.sanoy  80. 
u visaart«  * r*T  CasUla  Corrao  firtK. 
„ Kiptrtksa«  S*a»M4*r,  S<hAit«  Aus- 
sicht I- 

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„ tärsIsäsrwgL  Uaits-Uvsrk'kslls. 

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. I.  Y.lgl  a Cs^  Annuetturv  10. 

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. fc.««  »«r.  HkatlMf  larastr.  00. 

. L «Mplvd,  ru«  Molebrukclta  tL 
h fsUU,  Bkdwl  a Oa,  ria  de II»  Ul 

nerts  47 

. ImjUmI  k Os.,  Hoog  ft  rast  Id 

• U»i.  (arUssa  A Cs. . KIusImcvS- 

gataa  87. 

„ Kall  Issa^ssrlM«,  HsuptstiUerftrAS. 
„ Prass  Mar«k4Cs  ,u  der  Kaiuscbkls- 

BrOckc. 

• 14.  Isf^t  4 («.,  Wuaitnsmaky  Pro- 

spekt 53. 

„ Paal  Iscisrt,  III  Pragsnir.^l 

- J.  I.  Was«*  a Ca.,  Llaaat  Kai  «1-7». 


1887. 


Nr.  27. 


423 

EXI’ORT,  Organ  des  Centralvereins  für  H&ndclngeogniphie  etc. 


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GrMata  Eiofkckk«ll  der  Koiutrnktioo;  »ehr 
Dicht»»  Bl*,  end  A a«ark*ltaa ; «»rin*««  CDwIrM; 
«eriagitr  B«p*r»Urt>«4lrfUf  h»lt ! dzaorna«  Kh- 
pfladUckkelt i ««ringner  Drackrtrlail;  p«».eoiI« 
Haaliac»  nn.i  Oewiaie ; «Mcb»  Ke»»r»eihelta  «um 
8a4b»ir«parir«n;  laUAua  Aaaal*M4ar*ak«ia*,  «eoo 
Rclal««««  nutbvaadl«. 

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I denken  auf  dersvitH-n  su  ver treten. 

Der  gegenwärtig  in  Europa  weilende  Theilbaber 
der  Firma  ist  su  jeder  Auskunft  bereit 

Reflektanten  belieben  ihre  Adreaae  unter  .Au»- 
»tcllnng**  an  Herrn  Rudolf  Messe  io  Warsen, 
Sachsen,  einzusenden.  [lio] 


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Nr.  27. 


424 

EXPORT,  Organ  des  Centrulvereina  für  Hände Isgoographio  etc. 


1887. 


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Lokomobilen  nnd  Dampfdreeobsätze. 


Pferdereohen,  Henpresaen, 
Müblen-  nnd  Futtennaaohinen. 


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Brennereien  nnd  Stärkefabriken. 


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Berlin  SW.,  Kochstr.  ‘27, 

■mmMiM 

SBeUagtw 

nach  U obere  inlcunft 

mit  dar  £i[v«dUioiL 

Centralvereins  für  Handelsgeographie  und  Förderung  deutscher  Interessen  im  Auslande. 

Redaktion  und  Expedition:  Berlin  S.W.,  Kochstrafse  27. 

lö«*ebäf»*i«lti  Wocbentei»  $ bi*  4 Uhr.) 

Der  »EXPORT“  ist  im  deutschen  PoetzeittiDg*k&ul<ig  für  1887  unter  Nr.  1870,  Seite  59  eingetragen. 


IX.  Jahrgang.  SSwrim,  D«-w  i <j.  3i*&  i$$i. 


Dior«  Wocheruchrlft  Terfolgt  den  Zweck.  fortUofoed  Berichte  Ober  dl«  unserer  Landsleute  Im  Auslände  ior  KenntalO  Ihrer  Laaer  to  brlafra  dl«  ]ntcr«seen  de«  den'.-'chen  Exporte 
thefkrini*  n »«rtreton,  iowle  dom  deutschen  Handel  and  der  deateeben  Industrie  wichtige  Mlttbelloncen  iber  dl«  HandeUverbilt&tsse  de»  Auslandes  In  könnte/ Frist  n übermineln. 


Brief«.  Zelten« en  und  Wertheondan*««  för  den  „Ksrurt“  »lad  an  die  Redaktion.  Berlin  S.WL  KofhitraU#  17.  s«  riebt«. 

Brief«.  Zeiten»«»,  HeltrlttserklirunKen . Werthiendangea  für  den  „loatralrrretn  flr  Uandelafeorraohle  ek.M  *tnd  sack  Berlin  SW-,  Kochet/ alt«  17. 


Inhalt:  Der  ozeanische  Postdainpferverkehr:  12.  Die  •Koainglijke  Ncderlanriiche  StootnlKMU-Mantscbapptj“  in  Amsterdam.  Von  Dr.  Moritz 
Lindeiuan  in  Bremen.  — Nachtrag  zum  Berichte  de*  Preisgerichtes  der  ,1886er  Södamerikaoiscben  Ausstellung  in  Berlin“.  — 
Europa:  Zoll  auf  Baiunwollensamen  Öl.  — Aus  Rumänien.  — Asien:  Chinas  Handel  im  Jahre  1886  (Originalbericht  au»  Shanghai,  Ende  Mai}.  — Zentral- 
Amerika:  Handel  und  Fabrikation  tou  Papier  in  Guatemala.  — Süd- Amerika:  Briefe  au«  Kolumbien.  Von  F.  C Lehmann.  — Britisch- de uudie 
Konkurrenz  in  Brasilien.  — Brasilien.  (Originalbericht  aus  Rio  de  Janeiro  vom  16.  Juui  1887).  — Aus  wissenschaftlichen  Gesellschaften:  Sitzung 
der  •Gesellschaft  für  Erdkunde*  zu  Berlin.  — Briefkasten.  — Deutsche  Exporlbank  (Abtheilung:  F.xport-Bureau).  — Anzeigen. 


Die  Wiedergabe  von  Artikeln  aus  dem  „Expert“  ist  gestattet,  wenn  die  Bemerkung  hinzugefügt  wird:  Abdruck  (bezw.  Uehereetiung)  aus  dem  „EXPORT“. 


Nr.  28. 


Abonnirt 

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aud  in  Bacbhudel 
I W.irnw»  X A/OUTT, 
Bcrliu  w.,  Markxrafenftr.  GO) 
•o«*e  bei  ‘t*t  Lcdaktion. 


Pf«l*  rl«rt/l)ikrn<k 

Im  dtfütsrhea  l’oetvebWt  SaouV 
tu  W*lrj.iiMT«reln  ...  i-»  . 

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l®ikatKbi-nl*o*r«*tli>t  l?>«  Jt 
1«a  Stfltporrrarem  . . .15»  „ 
ta  VcreuuaaaUnd  . . . IS«  . 

Fln/rlne  Vasnnirni  40  Pff. 


EXPORT 


P 


RGAN 


Dar  ozeanische  Postdampferverkehr. 

Von  Dr.  Moritx  Lindemau  in  Bremen. 

12.  Die  .Koninklijke  Nederlandsche  Stoomboot- 
Maatnchappij  “ in  Amsterdim. 

Die  bisher  von  uns  betrachteten  niederländischen  Dampfscbiff- 
fahrtagesellschaften  unterscheiden  sich  von  der  oben  genannten  von 
vornherein  dadurch,  dafa  jene  für  bestimmte  Linien  des  grofsen 
Verkehrs,  namentlich  auch  der  Personenbeförderung  (nach  Ost-Asien, 
West-Indien,  Nord-Amerika)  ins  Leben  gerufen  worden,  während 
die  „Königlich  Niederländische  Dampfschifffahrts-Gesellschaft“,  wohl 
die  älteste  Gesellschaft  dieser  Art  in  den  Niederlanden,  sich  in 
ihrem  Statut  vom  Oktober  1856  die  noch  jetzt  geltende  Aufgabe 
stellte:  „Die  Fraehtfabrt  hauptsächlich  zwischen  Amsterdam  und  j 
Rotterdam  einerseits  und  ausländischen  Häfen  andererseits  auszu- 
fiben,  und  zwar  unmittelbar  durch  eigene  oder  gemiethete  Dampf- 
schiffe, oder  mittelbar  dadurch,  dafs,  mit  Zustimmung  der  Ver- 
sammlung der  Aktionäre,  andere  verwandte  Unternehmungen  unter- 
stützt werden.“  Die  Dauer  der  Gesellschaft  wurde  im  Jahre  1856 
auf  80  Jahre,  dna  Aktien-Kapital  — iu  1 oder  */j  Aandeelen 
ft  500 /oder  250/  — auf  2600000/  bestimmt;  in  ersterer  Be- 
ziehung hat  eine  Verlängerung  stattgefunden.  Das  Statut  setzt 
hinsichtlich  der  Leitung  der  Geschäfte  fest,  dafs  ein  Verwaltungs- 
rath von  5 Direktoren  and  ein  Anfsichtsrath  von  8 Kommissaren 
bestehe.  Jeder  Direktor  ist  mindestens  mit  12,  jedes  Mitglied  des 
Anfsichtsrath»  mit  8 Aktien  betheiligt.  Die  Bestimmung  der  Höbe 
der  Abschreibungen  von  dem  Werth  des  Flottenmaterials  geschieht 
alljährlich  durch  die  Direktion  nach  Berathung  mit  dem  Aufsichts- 
ratb  (commissarissen).  Diese  Abschreibung  mufs  mindestens  5% 
betragen.  Ehe  dieser  Prozentsatz  erreicht  ist,  dürfen  keine 
Überschüsse  als  Dividenden  an  die  Aktionäre  vertheilt  werden. 
Die  Vertbeilung  des  Überschusses  geschieht  im  Übrigen  wie  folgt; 

5 °/o  an  die  Aktionäre  (aandeel-bouders);  von  dem  Cbrigleiben- 
den  werden  7Va%  an  die  Direktoren.  2l/j  % an  den  Aufsichtsrath, 
90%  als  Eztradividende  an  die  Aktionäre  ausgezahlt.  Aodere 
Bestimmungen  des  Statuts  bedürfen  keiner  besonderen  Erwähnung. 

Wir  »eben  uns  nun  die  Entwickelung  und  den  Gang  des  Be- 
triebes der  Gesellschaft  in  einer  längeren  Jahresreihe  etwas  näher 
an,  indem  wir  die  nachstehende,  über  einige  Punkte  ziffermäfsige 
Auskunft  gebende  Tabelle  voransschickcn: 


.önigllebe 

Niederländische  Dampfschifffahrt«- 

Gesellschaft. 

Zahl  der 

Hellen 

HefOrdartn  «iöter 

Brutto- Kiiieahue  ih-wIiU» 

(Fnwht)  Dividend« 

t 

/ 

V« 

1869 

172 

160  000 

2 306  000 

8 

1870 

194 

164  000 

2 5O4U00 

8 

1671 

204 

185  000 

3 060  367 

11% 

1872 

224 

206  000 

3 380  297 

7 

1873 

210 

192  120 

3 723  739 

10 

1874 

199 

198  432 

3 631  508 

5 

1875 

164 

207  218 

3 107  800 

— 

1876 

IGO 

199  300 

3 411  565 

— 

1877 

249 

231  332 

3 378  377 

— 

1878 

236 

245  522 

3 512  761 

— 

1879 

209»;. 

227  968 

2 781  132 

2 

1880 

242 

257  566 

2 854  278 

5 

1881 

252% 

268  604 

3 215  176 

9 

1882 

278 

323  974 

3 786  205 

2 

1883 

257'/s 

287  822 

3 217  170 

5 

1884 

238';* 

253  826 

2 567  009 

— 

1885 

314 

305  292 

2 434  444 

— 

1886 

SOI 

273  400 

2 124  537 

2 

Im  Jahre  1869  finden  wir  die  Flotte  der  Gesellschaft, 
17  Dampfer  mit  10  000  Tonnen  Tragfähigkeit,  hauptsächlich  in  der 
Frachtfahrt  nach  dem  Mittelmeer  (34  Reisen),  sodann  in  der  Ost- 
seefahrt  (18  Reisen  nach  Stettin,  25  nach  Königsberg,  19  nach 
Danzig  und  14  nach  St.  Petersburg),  in  Reisen  nach  Bordeaux  und 
Bremen  (17  und  16),  sodann  in  der  Fahrt  nach  Cardiff  and  Bristol 
(zur  Kohlenbeförderuog)  thälig.  Regelmäfsigc  Fahrziele  der  Dampfer 
der  Gesellschaft  sind  einmal  die  Ostsee-Häfen,  wo  Getreide  und 
später  auch  Holz  die  Stapelartikel  der  Ausfuhr  bilden,  und  sodaon 
besonders  znr  Zeit  der  Ausfuhr  der  Südfrüchte  die  Häfen  des  Mittel- 
meercs.  Die  dadurch  zwischen  ausländischen  Häfen  geschaffene 
' Verbindung  wird,  je  nachdem  sich  Gelegenheit  zur  Fracht  bietet, 
ausgenutzt.  Reisen  nach  üäfen  der  Vereinigten  Staaten  (New 
York  nnd  Baltimore)  unternahm  die  Gesellschaft  hauptsächlich 
vor  der  Bildung  der  von  uns  bereits  besprochenen  Niederländisch- 
amerikanischen  Dampfschifffahrts-Gesellschaft;  sie  schaffte  sich  für 
diese  Reisen  neue  grofso  Dampfer  an,  die  unglücklicherweise  gerade 
zu  der  Zeit  geliefert  wurden,  wo  in  Folge  der  Handelskrisis  von 
1873  der  gesummte  Waaren-  nnd  Personenverkehr  nach  und  von 
den  Vereinigten  Staaten  gedrückt  war,  nnd  es  entstand  dadurch 
der  Gesellschaft  ciu  bedeutender  Verlust.  Den  Jahresberichten 


,°og 


Nr.  28. 


1887. 


426 

EXPORT,  Organ  dea  C^ntralvereins  für  Handelsgeographie  etc. 


sind  hierüber  folgende  Einzelheiten  zu  entnehmen.  Es  war  in  der 
Tbat  — was  durchaus  nicht  vorhergesehen  werden  konnte,  — die 
unglücklichste  Zeit,  als  im  Mai  1874  die  am  Clyde,  auf  der  Werft 
von  A.  und  J.  Inglis  in  Glasgow,  erbauten  zwei  Dampfer  „Stad 
Amsterdam1*  und  „Stad  Haarlem1*  im  Kostpreis  jedes  von  etwa  einer 
Million  Gulden  an  die  Gesellschaft  abgeliefert  wurden.  Kurz  vor 
der  Krise  waren  die  Flotten  bereits  bestehender  grofser  Dampfer- 
Gesellschaften,  z.  B.  des  „Norddeutschen  Lloyd1*  in  Bremen,  för 
die  Fahrt  nach  New  York  beträchtlich  vermehrt  worden,  neue 
Gesellschaften  waren  gebildet,  und  so  war  denn  für  den  verringerten 
Verkehr  und  für  die  Beförderung  der  ganz  erheblich  verminderten 
Auswanderung  eine  solche  Kölle  von  Dampferräumen  vorhanden, 
dafs  viele  Schiffe  aus  der  Fahrt  genommen  wurden  and  untätig 
im  Hafen  lagen.  (Die  Besucher  der  in  Bremen  im  Sommer  1874 
stattgehabten  internationalen  Landwirtschaftsausstellung  werden 
sich  der  Flotte  von  Lloyd-Dampfern  erinnern,  welche  sie  bei  dem 
Ausflug  nach  Bremerhaven  in  den  dortigen  Häfen  antrafen).  So 
mufsten  denn  auch,  um  gröfsereD  Verlust  zu  vermeiden,  die  beiden 
för  Personen-  und  Gütertransport  gleich  trefflich  eingerichteten, 
jeder  3 500  t grofsen  Dampfer  vorläufig  unthälig  auf  dem  Clyde 
liegeu  bleiben.  Abgetakelte  Dampfer  der  Amerika-Fahrt  sah  mau 
damals  in  grofser  Zahl  überall,  namentlich  auch  in  Liverpool.  Später 
wurde  Dampter  „de  Stad  Amsterdam1*  zu  einer  Fahrt  nach  Japan 
verfrachtet  und  brachte  rückkehrend  The«  aus  China  nach  London; 
leider  lieferte  die  Unternehmung  Verlust.  Günstigere  Ergebnisse 
lieferte  eine  Reise  der  „Stad  Haarlem-,  in  Charter  der  Gesellschaft 
„Nederland“,  nach  Batavia  und  zurück.  Diese  Fabrteu  der  beiden 
Schiffe  wurden  1877  wiederholt,  auch  Australien  besucht;  der  ge- 
schäftliche Erfolg  war  aber  dieses  Mal  nicht  errnulhigend.  Der 
Bericht  über  1878  bezeichnet,  angesichts  der  noch  immer  un- 
günstigen Verhältnisse  für  die  Fahrten  nach  Nord-Amerika,  diese 
beiden  Schiffe,  deren  Erbauung  2V«  Millionen  f kostete,  als  den 
„Krebs“  der  sonst  so  lebensfähigen  Gesellschaft.  Im  Jahre  1879 
machte  die  „Stad  Amsterdam“  noch  einigermafsen  gute  Geschäfte 
mit  einer  Reise  nach  Australien;  es  ergab  sich  aber,  dafs  für  die 
Australienfabrt  wegen  des  bedeutenden  Kohlen  Verbrauchs  gröfsere 
Schiffe  die  allein  geeigneten  sind.  Die  „Stad  Haarlem“  brachte 
Auswanderer  nach  Neu-Seeland  in  Charter  der  bekaunten  Aus- 
wandererbeförderungs-  und  Rheder-Firma  Shaw,  Savill  & Co.  in 
London ; es  war  der  erste  europäische  Dampfer,  der  in  Neu-Seeland 
erschien,  die  696  Auswanderer  wurden  schnell  und  gut  dahin  be- 
fördert; allein  sowohl  die  Rheder  als  die  Gesellschaft  fanden  ihre 
Rechnung  bei  dem  Unternehmen  nicht  Ebenso  erwies  sich  eine 
Fahrt  der  „Stad  Amsterdam"  uach  Philadelphia.  Endlich  gelang 
es,  beide  Dampfer  in  dem  Gewiramtpreis  von  840000  f an  die 
französische  „Compagnie  generale  transatlsntiqne“  zu  verkaufen, 
welche  dieselben  unter  den  Namen  „Villc  de  Marseille“  und 
„Ferdinand  de  Lesseps1*  in  ihre  atlaulisrhcu  Fahrten  einslcIUe. 
Wie  ungünstig  das  Missgeschick,  welches  die  Gesellschaft  mit  diesen 
beiden  Dampfern  hatte,  auf  ihre  Finanzen  einwirkte,  wird  sich 
weiter  unten  bei  einer  kurzen  Besprcchuug  der  finanziellen  Seite 
der  verschiedenen  Unternehmungen  der  Gesellschaft  ergeben. 

Im  Jahre  1874  betheiligte  Bich  die  Gesellschaft  durch  Zeichnung 
von  Aktien  im  Betrage  von  820000  f bei  der  neu  errichleteu 
Gesellschaft  „Zeeland",  welche  bekanntlich  einen  Güter-  und  Per- 
sonen-Dampfer-Dienst  allnächtlich  zwischen  Vliasiogen  und  Sheer- 
nefs,  später  Queenboro  einrichtete,  ein  Unternehmen,  dem  Prinz 
Heinrich  der  Niederlande,  welcher  Ehrenpräsident  der  Gesell- 
schaft wurde,  kräftige  Kapital- Unterstützung  zu  Theil  werden  liefe, 
und  das  erst  ganz  vor  Kurzem  zu  dem  Nachtdienst  noch  eine 
beiderseitige  Tagesfuhrt  mit  neuen  prächligeu  Dampfern  hinzu- 
gefügt  hat.  Die  Leitung  des  Betriebes  der  Gesellschaft  „Zeeland“, 
also  die  Direktion,  wurde  der  „Kon.  Nederl.  Stoomboot  Maatschappij“ 
gegen  angemessene  Vergütung  übertragen.  Später  verkaufte  die 
Gesellschaft  ihre  Aktien  der  „Zeeland“  und  batte  dabei  eineu  Ver- 
lust von  12  216/  zu  buchen.  Ob  und  in  welchem  Mafse  die- 
selbe noch  bei  der  Leitung  der  Dampfschifffahrt  zwischen  Vlissingen 
und  Qucenboro  betheiligt,  vermag  ich  nicht  zu  sageu.  Die  Gesell- 
schaft betheiligte  sich  ferner  durch  Zeichnung  von  Aktien  im  Be- 
trag von  170  000  / an  der  1877  in  Amsterdam  errichteten 
Kompanie  zur  Erbauung  eines  Trockendock»  daselbst,  sodann  mit 
einem  kleineren  Betrag  an  der  „Kon.  Fabrick  van  stoora-  en 
anderen  werktuigen“  (König).  Fabrik  von  Dampfscbiffmascbincn  und 
anderen  ScbifffabrtsgerÜtken)  usw.  Das  Zustandekommen  der 
„Amsterdamer  Rbein-Daropfschifffabrtsgesellschaft“  hatte  die  Gesell- 
»chaft  s.  Z.  dadurch  gefördert,  dafs  sie  für  eine  Reihe  von  Jahren 
Bürgschaft  für  die  Zahlung  einer  Dividende  vou  6%  von  200  000 
/ des  Anlagekapitals  der  „Amsterdamer  Rheiodampfscbifffabrta- 
g<  Seilschaft“  übernahm.  So  mufsten  dann  an  die  letztere  in  den 
verschiedenen  Jahren  folgende  Beträge  gezahlt  werden:  1869:  6 234 


/,  1870;  7 568/,  1871:  nicht*,  1872:  10  000  /,  1873  : 9 830  / 
1874:  10000/,  1875:  10  000/,  1876:  10  000/,  1877:  10000/; 
1878:  10  000/,  1880:  10  000/  1881:  3 000/  1882  : 3 000/, 
1883  : 3 000/  1884  : 8 000/  1885  : 3 000/  1886  : 8 000/  Die 
Bürgschaft  war  allerdings  schon  1880  ahgelaufen,  aber  von  diesem 
Jahre  an  wurde  der  „Amsterdamer  Rbeindarapfschifffahrtsgesell- 
scbafi“  noch  für  10  Jahre  eine  Subsidie  von  3 000/ jährlich  seitens 
der  „Kon.  Nederl.  Stoomboots-Maatschappij“  bewilligt.  Das  Bestehen 
dieser  Amsterdamer  Gesellschaft,  an  der  die  „K.  N.  St.  MaaUeb.“ 
interessirt  ist,  weil  sie  ihr  Güter  zufübrt,  die  sonst  einen  anderen 
Weg  zur  See  nehmen  würden,  erforderte,  — die«  wurde  zur  Be- 
gründung geltend  gemacht  — , zur  Zeit  eine  kleine  Subsidie;  die 
Gesellschaft  sei  gegenüber  den  gröfaeren  Schiffen  der  Rotterdamer 
und  Antwerpener  Gesellschaften  dadurch  in  Nacbtheil,  dafs  die 
Gröfse  ihrer  Schiffe  durch  die  von  diesen  zu  passirende  schmal»1 
Schleuse  bei  Gouda  beschränkt  sei.  Dies  führt  auf  die  fast  durch 
alle  Berichte  wie  ein  rotber  Faden  sieb  ziehende  Forderung  einer 
guten  direkten  Wasserverbindung  Amsterdams  mit  dem  Rhein. 
Besonders  seit  Eröffnung  des  Hafens  von  Ymuiden  und  der  direkten 
Wasserstxafse  von  Amsterdam  nach  der  Nordsee,  welche  allerdings 
der  vou  der  „Koninklijke  Nederlandscbe  Stoomboot -Maatschappij " 
betriebenen  Schifffahrt  in  hohem  Mafse  zu  statten  gekommen,  sei 
jene  Verbindung,  eine  „Nieuwe  Rijnvaart“,  ein  Schifffahrtskanal 
zwischen  Amsterdam  und  der  Waal,  mehr  und  mehr  noth wendig. 

Bis  jetzt  ist  diese  Forderung  noch  nicht  erfüllt. 

Was  nun  die  finanzielle  Seite  des  Unternehmens  der  Gescll- 
sellschaft  betrifft,  so  erhellt  bereits  aus  der  oben  mitgetbeilteu 
Übersicht  der  io  den  verschiedenen  Jahren  den  Aktiouäreu  gezahl- 
ten Dividenden,  wie  auch  dieses  maritime  Unternehmen  gleich 
so  vielen  anderen  den  Wechsel  der  Zeiten  erfahren  und  schlimme 
Jahre  hat  bestehen  müssen.  Im  Einzelnen  ist  noch  Folgendes  zu 
bemerken:  Das  Statut  hatte  das  Aktienkapital  der  Gesellschaft  ur- 
sprünglich auf  2 Vj  Millionen  / bestimmt.  In  der  Bilanz  von  1869 
finden  wir  als  begebenes  Aktienkapital  1 706000  / aufgeführt.  Im 
Oktober  1870  wird  behufs  Ausdehnung  des  in  bester  Entwickelung 
begriffenen  Scbifffabrtsbetriehes  die  Aufnahme  einer  5 prozentigen 
Anleihe  im  Betrage  bis  zn  &000000  ft  auszugeben  zum  Kurse  von 
90%  uud  durch  jährliche  Ausloosungen  al  pari  in  25  Jahren  abzu- 
tragen, beschlossen.  Für  1872  wird  in  der  Bilanz  das  begebene 
Aktienkapital  mit  2000000  /,  für  1873  mit  2868000/  für  1871 
bis  1878  einschliefsHch  mit  3376500/  aufgeführt.  Da  stellte  sich, 
in  Folge  der  sich  auf  500000  / beziffernden  Verluste  der  Jahre 
1876  bis  1878  und  des  ferneren  Schadens,  welchen  die  Gesellschaft 
bei  dem  oben  bereit«  besprochenen  Verkauf  der  beiden  grofsen 
Dampfer  „Haarlem“  und  „Amsterdam“  gegenüber  dem  gezahlten 
Herstellungspreis  erlitt,  als  nuth wendig  heraus,  das  Aktienkapital 
auf  die  Hälfte  zurückzubringen  und  den  Nominalwert  der  Aktien 
um  50%  zu  vermindern.  Eine  aufserordentliche  Versammlung  der 
Aktionäre  erteilte  zu  dieser  Mafsregel  ihre  Zustimmung,  uud  das 
begebene  Aktienkapital  erscheint  demgemäß  in  der  Bilanz  vom 
31.  Dezember  1879,  wie  auch  in  den  folgendem  Jahren  einschließ- 
lich 1886,  nur  mit  1688250  /.  Die  Anleihe  von  5000000/  wurde 
nicht  völlig  begeben  und  erscheint,  da  mit  den  Ausloosungeu  dein 
Plan  gemäfa  jährlich  fortgefahren  wurde,  in  der  Bilanz  am  31.  De- 
zember 1886  mit  1781820  /,  nämlich  1933  Obligationen  zu  1000/ 
und  234  zu  200/  Nominalwert  1979800/  zu  90%,  was  den 
bezeichnetcu  Betrag  ergiebt  Wir  nehmen  nun  einen  näheren  Ein- 
blick in  die  letzljilhrige  Rechnung  (1886).  lin  Debet  des  Gewinn- 
und  Verlustkontos  am  31.  Dezember  1886  finden  wir:  Havarie- 
rechnuug  6394  /(die  Cents  lassen  wir  weg),  Versicherungsprämie 
179924  /,  Unkostenrechnung  120049  /,  Dotation  der  Anleihe 
142520 /,  Kosten  der  Unterhaltung  der  Schiffe  121753/  Subsidie 
au  die  „Amsterdamer  RheindampfscbifffahrUgesellschaft“  3000/ 
Abschreibung  vom  Werth  der  Schiffe  150400/  der  Leichterfahr- 
reuge  1875,  der  Güterschuppen  5000,  zusammen  157  275  f. 
Gewinn  34  842  f.  Im  Kredit  stehen:  Saldo  von  1885:  302  /, 
Wechselrechoung  6332/  Zinsenrecbnung  21858/  Expeditions- 
und Vorschufswbnung  20657  / Reisen  der  Dampfer  der  Gesell- 
schaft 716606/ 

Der  Bilanz  vom  31.  Dezember  1886  entnehmen  wir  folgende 
größere  Posten:  Debet:  Dampfschiffe  der  Gesellschaft  2882260/ 
Leichterfahrzeuge  13  500  /,  Güterschuppen  und  Gerät  schäften 
95000  / Haus  in  Amsterdam  42864  / Maschinen  und  Schiffs- 
uteosilien  im  Magazin  47287  /,  Kassa  und  Kassirer  178070/ 
Beleihung»-  und  Prolougationsrechnung  413070  / verschiedene 
Schuldner  517766/  Kredit:  Begebenes  Aktienkapital  168825U/ 
begebene  Anleihe  1781820  f Versicherungsfonds  75820/  Divi* 
dendenrecbnnng  37687  f cinlösbare  Obligstioncu  der  Anleihe 
291200  f Kupons  der  Anleihe  64135/  verschiedene  Gläubiger 
246105  f 


427 

1887.  EXPORT,  Organ  de#  Centrulvereins  für  llaudel&geographie  etc.  Nr.  28. 


Die  Zahl  und  Richtung  der  Reisen  der  Dampfer  der  Gesell- 
schaft war  in  den  Utjcteu  beiden  Jahren: 


lKsr,  Ihttfi 

nach  New  York — 4 

• der  Levante 21  16 

„ Mittelmeerhifeu  24 

» Bordeaux  . 26  25 

• Reval  12  6 

. St.  Petersburg 15  16 

• Königsberg 19  24 

. Danzig 8 12 

. Stettin 29  32 

„ Hamburg 68  69 

zwischen  Terueuzen  {Hafen  der 

Wcster-Ürbeld«)  und  London  . , 81  72 

nach  verschiedenen  Hilfen  . . 6 2 


314  301 

Reise». 

Die  Lebhaftigkeit  der  Verbindung,  welche  die  Dampfer  der 
Gesellschaft  mit  den  »üdcuropäßcheu  Häfeu  unterhalten,  erhellt 
aus  einer  Augahc  für  das  Betriebsjahr  1883.  Ks  wurden  in  diesen 
Jahreu  angcluufen:  Lissabon  ausgehend  16  Mal,  rüekkehrend  16  Mal, 
Cadix  ausgehend  6 Mal,  rüekkehrend  17  Mal.  lu  Marseille  luden 
und  löschten  10,  in  Genua  27,  Livorno  28,  Civita  Vccchia  10, 
Neapel  26,  Catania  11,  Messina  30,  Palermo  28,  Ancona  3.  Bari  1, 
Triest  3,  Cephalonia  8,  Patras,  Catacolo  und  Zante  je  1,  Piräus  14, 
S>ra2,  Volo  7.  Nauplia  1,  Samos  3,  Smyrna  19,  uran  3,  Tunis  1, 
Malaga  17,  Villa  Nova  di  Portimao  3 Dampfer  der  Gesellschaft. 

Daß  ein  so  vielfältiger  Verkehr  wie  dieser,  zu  welchem  uuu  I 
noch  die  oft  »u  sturmreichen  Fahrten  durch  die  Nord-  und  Ostsee,  | 
wie  nach  den  Hilfen  de»  Schwarzen  Meeres  kommen,  im  Laufe  der 
Jahre  nicht  ohne  mancherlei  Beschädigungen  und  seihst  Verluste 
der  Schiffe  unterhalten  werden  konnte,  ist  leicht  verständlich: 
gerade  in  engen  und  verkehrsreichen  Wasserstraßen  und  bei  so 
häufigem  Besuch  der  Häfen  mit  ihren  oft  schwierigen  Einfahrten  | 
uud  mangelhafter  Bezeichnung  der  letzteren  sind  jene  Gefahren 
größer  als  auf  den  Ozeanen.  Die  bemerkeuswerthesten  Unfälle, 
welche  die  Dampfer  der  Gesellschaft  betrafen,  habe  ich  hier  zu- 
saiuuieuge»  teilt. 

1869.  Strauduug  des  Dampfei»  „Rubbens“  um  13.  September 
an  der  Nordwestküste  von  Jütland.  Schiff  und  Ladung  verloren, 
Besatzung  gerettet. 

1870.  Dampfer  „Willem  de  Derde“  straudete  im  August  an 
der  Küste  von  Zeelaud.  Schiff  verloren,  Besatzung  gerettet. 
Dampfer  „Rhone*  strandete  im  Oktober  auf  deu  Klippen  der  Insel 
Plana  bei  Tunis.  Mit  Ausnahme  eines  Steuermanns  fand  dabei  die 
gesatumte  Bemannung  ihren  Tod.  Dampfer  „Orion“  wird  durch 
Zusauimenstofs  mit  einem  unbekannten  Schiff  beschädigt.  Kost- 
spielige Reparatur  in  Ramsgate  und  London.  Die  englischen  Ge- 
richte erkennen,  auf  die  erhobene  Klage  des  Rheders  einer  gleich- 
zeitig in  der  Nähe  durch  Zusammenstoß  gesunkenen  englischen 
Brigg  „Ellen  Radford“,  daß  das  unbekannte  Schiff  diese  Brigg  ge- 
wesen, uud  verurtheilen  die  „Niederländische  Dampfschifffahrt»- 
guacllscbaft“  zum  Schadenersatz. 

1871.  Dampfer  „Stella4  gerictb  bei  Nebel  auf  die  Klippen 
der  Insel  Gorgoue  bei  Livorno  und  wurde  ernstlich  beschädigt. 
Dumpfer  „Polluz“  brach  in  offener  See  die  Welle  und  wurdu  durch 
einen  fremden  Dampfer  gegen  hohe  Kosten  nach  Lissabon  ge- 
schleppt. 

1874.  Dumpfer  „Nina“  verlief«  am  19.  März  Nieuwe  Diep  und  j 
ging  Tags  darauf  in  ciuein  heftigen  Sturm  mit  Mann  und  Maus 
verloren.  Dampfer  „Cycloop“  ging  auf  der  Rückreise  von  St.  Pe- 
tersburg in  schwerer  See  verloren,  die  Bemannung  rettete  sich  in 
die  Bote  und  wurde  später  durch  einen  anderen  Dampfer  an  Land 
gebracht. 

1875.  Havarieen  der  Dampfer  „Polluz“,  welcher  mit  gebroche- 
ner Schraubeoachse  nach  Ferrol  geschleppt  wurde,  und  „Astrea“, 
welcher  um  8.  November  zwischen  Kalmar  und  Karßkrona  an 
Grund  gerictb,  jedoch  glücklich  wieder  abgekracht  wurde.  Dampfer 
„Vesuvius“,  auf  der  Rückreise  von  Odessa  und  Smyrna  begriffen, 
sank  in  Folge  Zusammenstoßes  mit  dem  englischen  Dampfer 
„Savernake*  in  der  Nähe  von  Hastings.  Die  Besatzung  wurde 
gerettet. 

1876.  Dampfer  „Castor“  hatte  mehrfach  schwere  Havarie, 
theils  durch  Zusammenstofs  mit  einem  anderen  Dampfschiffe,  theils 
durch  Schaden  an  der  Maschine,  theils  endlich  'durch  Anstößen  au 
den  Pier  de»  Hafens  von  Livorno  beim  Ausweichen  vor  einem  an- 
deren Schiff.  Dampfer  „Anna  Paulowna“  gerieth  am  1.  Dezember 
desselben  Jahres,  von  der  Ostsee  kommend,  hei  nebligem  Wetter 
auf  eine  Bank  bei  Terachelling  und  ging  verloren.  Die  Besatzung 
rettete  sich.  Dem  Dampfer  „Jasou*  wurde  bei  eiuem  Sturm  im  1 


I Biscayischen  Meerbusen  die  Ladung  durch  einander  geworfen,  und 
da  »ich  unter  derselben  Arsenik  und  Zucker  befand,  so  stieß  die 
: Ablieferung  der  Ludung  in  Neapel  auf  großu  Schwierigkeiten. 

1877.  Dampfer  „Ulysses“  straudetc  bei  dem  Sturm  in  der 
I Nacht  vom  30.  zum  31.  Januar  an  der  holländischen  Küste,  der 
Kapitän  uud  4 Offiziere  verloren  ihr  Leben. 

1879,  im  Sturm  der  Nacht  vom  12.  zum  13.  November,  ging 
Dumpfer  „Pallas“  nahe  der  holländischen  Küste  mit  einer  Besatzung 
vou  27  Mann  verloren. 

1880  Havarie  des  Dampfers  „Irene“,  in  Cadix  eingelaufen. 

1881  Zusammenstoß  des  Dampfers  „Medca“  mit  dem  engli- 
schen Schiff  „Alne  Holme“  in  der  Kjögebucht  (Dänemark),  die 
„Medea“  sank.  Dampfer  „Mercur“  aui  Huk  von  Holland  auf 
Strand,  wieder  abgebracht.  Dumpfer  „Ceres“  strandete  bei  Nargne 
nahe  Reval,  wieder  abgebracht,  aber  der  Kapitän  und  3 Matrosen 
verloren  dabei  ihr  Leben.  Bedeutende  Beschädigung  der  Dampfer 
„Castor"  und  „Pollux“  in  den  Stürmen  des  25.  November  und 
5.  Dezember.  2 Mann  vom  „Castor“  verloren  ihr  Leben,  die  Schiffe 
erreichten  glücklich  Plymouth  bezw.  New  York.  Dampfer  „Vosta“ 
verlor  im  Sturm  am  Abend  de»  19.  Dezember  den  Kapitän,  ersten 

i Steuermauu  und  eineu  Matrosen.  Brand  an  Bord  des  Dampfers 
„Juuo“  im  llafeu  von  Amsterdam  10.  Dezember,  glücklich  gelöscht. 
Dampfer  „Comeet“,  auf  der  Höhe  von  Gibraltar  29.  September  durch 
das  Schiff  „Calvilla“  angerannt,  sank,  Bemannung  rettete  sich  iu 
den  Böten.  Schwere  Havarie  des  Dampfers  „Jason“  durch  Sturm 
im  atlantischen  Ozean  18.  November,  das  Schiff  erreichte  glücklich 
Ymuiden. 

1885.  ln  der  Nacht  vom  4.  zum  5.  Dezember  ging  Dampfer 
„Hecla“  au  der  Küste  von  Jütland  verloren,  11  Mann  der  Besatzung 
ertranken,  4 wurden  gerettet. 

18 86.  Am  10.  Mai  wurde  Dampfer  „Castor“  mit  gebrochener 
Scbraubcuachse  durch  den  Dampfer  „Suez“  iu  See  getroffen  und 
uach  Brest  geschleppt.  Ara  20.  November  strandete  Dampfer 
„Penelope“  bei  Palermo,  beim  Löschen  der  Ladung  verlor  ein  Mann 
das  Leben.  Das  Schiff  wurde  wieder  abgebracht  und  erreichte 
später  in  Begleitung  des  Dampfers  „Polluz“  den  Hafen  von  Livorno, 
wo  es  reparirtc.  Am  9.  Dezember  Nachts  strandete  Dumpfer 
„Stella“  hei  Ymuiden;  großer  Schaden  an  Schiff  und  Ladung. 
Da»  Schiff  konnte  erst  am  7.  März  1887  hinnen  geschleppt  werden  ; 

I der  Kapitän  erlag  einer  Krankheit,  welche  er  sich  bei  den  Anstren- 
gungen zur  Bergung  von  Schiff  und  Ladung  zugezogen  batte. 

Immerhin  sind,  itn  Vergleich  zu  der  oben  aufgefübrten  Zahl 
der  Reisen,  die  Verluste  uud  Havarieen  noch  gering;  die  Gesellschaft 
hat  tüchtige  Seeleute  und  auch  die  geschäftliche  Leitung  ist  eifrig 
! und  kundig.  Die  Gesellschaft  hat  an  157  Orten  Agenten  und 
Korrespondenten.  Über  ihre  Fahrten  entsendet  sie  in  kurzen 
Zwischenräumen  an  ihre  Geschäftsfreunde  und  Agenten  Nachrichten, 
welche  Datum  der  Abfahrt  und  die  zu  besuchenden  Häfen  Anzeigen. 
Die  Hiuzufügung  „Koninklijke“  zu  dein  Namen  der  Gesellschaft  ist 
nur  eine  Dekoration,  weuu  ich  so  sagen  darf,  irgendwelche  Sub- 
vention oder  sonstige  Begünstigung  Seitens  der  niederländischen 
oder  einer  fremden  Regierung  genießt  die  Gesellschaft  nicht.  Zum 
Schluß  folge  hier  das  Verzeichniß  der  Schiffe  der  Gesellschaft 
mit  Angabe  des  Bauort»  uud  des  Touuengebult»,  woln-i  zu  be- 
merken, daß  nicht  alle  Schiffe  für  Rechnung  der  Gesellschaft  neu 
gebaut  wurden. 


1.  „Astrea*  . . 

. 550  t,  gebaut 

in  IDrtlepool 

2.  „Berenice“ 

800  „ 

„ Stockten  o./TVe» , 

3.  „Castor“  . . 

. 1 750  „ 

. Glasgow, 

4.  „Ceres“  . . 

. 1000  . 

„ Paisley, 

6.  „Ulna“  - . . 

650  . 

„ Greenock, 

6.  .Irene“  . . 

1 700  „ 

„ l'umUarto», 

7.  „Jason"  - . 

. 2 000  . 

„ Glasgow, 

8-  „Juno*  . . . 

. 1 000  . 

„ Paisley 

9 „Jupiter*  . . 

. 1 000  „ 

„ Amsterdam, 

10.  .Mar*“  . . . 

. 1000  . 

„ Sunderland. 

11.  „Mercurius* 

. 1 000  „ 

„ „ 

12.  „Minerva* 

. 1 000  - 

„ „ 

13.  „Ondine“  . 

4 OU  „ 

„ Amsterdam, 

14.  „Reuelope“ 

. 1 700  „ 

„ Middleabr»  o./Teeo, 

15.  „l’ollux*  . . 

. 1 750  „ 

„ Glasgow, 

16.  „Rembraadl“  . 

. 300  „ 

„ Itatnlrarton, 

17.  „Satumaa“ 

. 1050  . 

„ Helft»  liavep. 

18.  „Sirius“  . . 

750  „ 

„ Green«ek, 

19.  „Stella“  . 

. 1750  „ 

, AtnMerdaia, 

20.  „Urania*  . . 

300  „ 

„ Ilull, 

21.  „Venus“  . . 

900  . 

„ Kt-xkton, 

22.  „Vesta" 

450  . 

„ W.  lUrtlepool, 

aufaerdem  2 FlufMbitnpfer  „het  Y*  nnd  „Aastet"  und  ein  Schleppdampfer, 
,Zwaluw“. 


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Kr.  28. 


428 

EXPORT»  Organ  des  Centralvereius  für  ll&udelftgeogr&phiö  etc. 


1887. 


Nachtrag  zum  Berichte  des  Preisgerichtes 

der 

„1886  er  Südamerikanischen  Ausstellung  in  Berlin“. 

im  „Export“  Nr.  7 <1.  J.  war  bekannt  gemacht  worden,  dafs  I 
die  noch  ausstehenden  Urt heile  der  2.  Sektion  der  Technischen 
Ablbcilung  des  Preisgerichtes  über  die  Loben  nod  Gerbstoffe  so- 
wie Leder  und  Lcdcrwaarcn  in  einem  Nachträge  veröffentlicht  wer- 
den würden.  Indem  da»  Preisgericht  diesen  Nachtrag  iiu  Nach- 
stehenden zum  Abdruck  bringt»  benutzt  es  die  Gelegenheit,  mehrere 
Irrthümrr  bozw  Auslassungen  des  Hauptgerichtes  (vgl.  Nr.  7 und 
8 d.  J.)  hier  ricbligzuatelleu  bozw.  zu  ergänzen.  Diese  letzteren 
waren  um  so  schwerer  zu  vermeiden,  als  viele  Aussteller  nicht  das 
gehörige  Gewicht  darauf  gelegt  hahen,  bei  jedem  ihrer  Ausstellungs- 
objekte Namen  und  Wohnort  in  leserlicher,  unzweideutiger  Weifte 
anzugebeu. 

A.  Wissenschaftliche  Abtheilung. 

Bei  den  Preisen  für  «esamni  ileistnug  isl  zu  verbessern 
bezw.  nachxutragen: 

10.  Der  Auftstellungskoinmission  in  Para  („Plarc  du  Commerce  du 
Para“)  für  eioe  lehrreiche  Sendung  der  Hauptprodukt«  der  Pro- 
vinz in  angemessener  Menge  und  schönen  Proben,  sowie  für 
interessante  statistische  Mittbeilutigcn  über  die  Ausfuhr  dieser 
Produkte  den  1.  Frei*: 

21a.  Sr.  Exzellenz,  Herrn  Julius  Vlctorica,  8taatsministcr  a.  D. 

in  Buenos  Aires,  für  Gesa mmtl eist ung  den  I.  Preis; 

25.  Herrn  Torloga  O’Connor  Paos  de  Camargo  Danntre 
für  die  reiche  und  vorzügliche  Ausstellung  vno  Kaffcesnrten 
der  Provinz  Säo  Paulo  den  I.  Preis  mit  Auszeichnung; 

26  Herren  Friedrich  und  Wilhelm  Briede  in  Puerto  Moutt 
für  Gesanuutleistuug  deu  II.  Preis. 

1.  Zoologische  Sektion. 

12.  Herren  F.  Hilbck  A Co.  i»  Piura.  Peru  [statt:  Herrn  F.  [ 
Bornemann  eheudaselhstj  für  Ziegeufelle  den  111.  Preis. 

2.  Botanische  Sektion. 

1.  Der  Anstellungskommission  in  Curityba,  Provinz  Parana. 
Brasilien,  für  Hölzer  den  II.  Preis; 

2-  Herrn  August  Germer  in  Blnmeuuu,  Provinz  Santa  Catba-  ! 

rinn,  Brasilien,  für  Hölzer  den  II.  Preis; 

17.  Herrn  Dr.  Francisco  de  Paula  Ra  mos  de  Azevedu  in 
Campinsft,  Provinz  Säo  Paolo,  Brasilien,  für  verschiedene  mäch- 
tige StammquerscbniUe  den  II.  Preis  (statt:  III.  Preis). 

28.  Herrn  Abilio  de  C.  Borges,  Attache  der  brasilianischen 
Gesandtschaft  in  Berlin,  für  eine  Holzsaiumlung  aus  Bahia  deu 
II.  Preis. 

29.  Herrn  Göcke  in  Pueito  Moutt,  für  Hölzer  den  111.  Preis. 

30  Herrn  Friedr.  Gudirke  in  PurrtoMontt,  ffirHölzer  den  111. Preis. 

S.  Mineralogische  Sektion. 

6.  Herrn  Direktor  A.  Mezger  in  Raposos.  Provinz  Minus  Geraes, 
Brasilien,  für  eine  Sammlung  der  Mineralien  von  Raposot  und 
die  dazu  gehörige  Erläuterung  den  1.  Preis: 

7.  Herrn  J.  T.  de  A.  Brandt  io  Diamantiua,  Provinz  Nina» 
Geraes,  Brasilien,  für  eine  Sammlung  diamantführender  Gc- 
steine  den  I.  Preis. 

4.  Pharmakognofttiftcbe  und  chemiscb-physiologischc 
Sektion. 

13.  Herren  Bartbolorueo  A Ca.  in  Recife,  Provinz  Pernaiubuco, 
Brasilien,  für  eine  vollständige  Sammlung  pharmazeutischer 
Jurubeba- Präparate  den  I.  Preis  [statt:  111.  Preis]; 

59.  Herren  Martins  A Bustos  in  Recife.  Provinz  Pcrnambuco, 
Brasilien,  für  vegetabilische  Oele  den  III.  Preis. 

60.  Herrn  Federico  Oelkers,  Puerto  Moutt,  für  Honig  den  II.  Preis. 

B.  Tochniache  Abtheilung. 

2.  Sektion  zur  Beurtheilung  der  Lohen  und  Gerbstoffe, 

Kau-  sowie  der  Leder  und  Lederwaaren. 

■M*25.Eifler  A Natorf  in  Pelotas  für  Reitpeitschen  und  rohe 

Fohlenhaut.  II.  Preis. 

48.  Gera  Ido  Bode  in  Hurra  (Vertreter:  Viava  Clanssen  & Co., 
bezw.  Bertram  in  Porto  A legre)  für  2 größte  Stücke  Sohl- 
leder. II.  Preis. 

56.  Augusto  Wiener  iu  Jagnario  fiir  ein  vollständiges  Reit- 
zeug. 11.  Preis. 

57.  Hecktheuer  «V  Becker  in  Rio  Grande  do  Sul  für  6 Wichs- 
kalbfeile.  11.  Preis. 

147.  J.  H.  Conorolv  in  Pcrnambuco  für  eiu  Zaumzeug  aus 
Leder.  1L  Preis. 

153.  Jovino  Bandeirn  Filho  in  Pcrnambuco  für  1 Couroe- 
Mütze  und  dlo-  Hut.  II.  Preis. 


205.  Leichsenring  in  Cocbabamba  für  (1  Reisegfirtel)  1 Leder- 
hut; Satteltascben;  2 Zaumzeuge.  IL  Preis. 

207.  .1.  W.  Wah leu  in  PuTita  Areuas  für  2 gegerbte  Seehund  - 
feile.  1.  Preis. 

„ Haverbeck  in  Valdivia  für  1 Sohlbaut;  Leder;  '*/? 
Vacbe-Leder;  1 Leder  mit  coigne- Gerbung.  11.  Preis. 

2t>8.  Erhard  Setz  in  Puerto  Moutt:  Sohlleder.  U.  Preis. 

213.  F.  Meiner»  iu  Esperanza  de  Santa  Fe:  Verschiedene  Leder. 
II  Preis. 

216.  Süd  amerikanische  Kolon  isationsgc  Seilschaft,  Leipzig 
Kuh-  und  Wildschweinleder.  II.  Preis. 

3.  Sektion,  zur  Beurlheilung  der  Textil-  und  Faser- 
stoffe. 

e)  Pflanzenfasern. 

Herrn  Jono  Aguirre  (in  Viktoria?),  Provinz  Espirito  Santo,  Bra- 
silien, für  Tucüm-Fasern  den  II.  Preis. 

C.  Abt  heil  ung  für  Nahrungs-  und  Genufemittel. 

2.  Sektion,  zur  Beurtheilung  der  Kaffees,  Kakaos, 
Zucker, 
b)  Kakaos. 

4.  Herrn  Andre  Maria  Pinheiro  in  Recife,  Provinz  Pcrnam- 
buco,  Brasilien,  für  eine  Probe  guten  Kakaos  den  HI.  Prti». 

5.  Sektion,  zur  Beurtheilung  der  Tabake  und  Zigarren. 
16.  Herrn  A.  P.  da  Cunba  (Fabrik  „Apollo“)  in  Recife,  Provinz 
Pcrnambuco,  Brasilien,  für  die  Zigarrensorten  „Primaveras*, 
„Juavarapos“  und  „Selectos“,  sowie  für  seine  reichhaltige 
Tahaksuusstellung  den  I.  Preis.  (Die  „Cajurubeba-  desselben 
Ausstellers  konnte  nicht  beurtheilt  und  prflraiirt  werden,  da 
Bereitung»-  und  Gebrauchsanweisung  fehlten.) 

D.  Abtheilung  für  Gegenstände, 
die  in  den  vorigen  Abtheilungen  nicht  genannt  sind, 
wie  Bücher,  Karten,  Altorthümor  uaw. 

13,  Herrn  F.  Borne  mann  in  Piura,  Peni,  für  eine  reichhaltige 
Sammlung  peruanischer  Alterthümer  den  I.  Preis; 

14.  Der  „Lithographie  Karls“  in  Recife,  Provinz  l’ernambnco, 
Brasilien,  für  ein  lithographisches  Album  und  für  graphische 
Arbeiten  den  IL  Preis. 

16.  Herrn  A.  Sauer  in  Rio  de  Janeiro  (=  Lfimmert)  für  den  Al- 
mauach  der  Verwaltung,  des  Handels  und  der  ludustrie  des 
Kaiserreichs  Brasilien  pro  1886  den  II.  Preis. 

Europa. 

Zoll  auf  Baumwollensamen-Öl.  Deutsche  Zeitungen  schreiben: 
Mit  welchem  Nachdruck  sich  neuerdings  au»  den  Kreisen  der  deut- 
schen Industrie  entschiedener  Widerspruch  erhebt,  sobald  die  Forde- 
rung nach  einer  Erhöhung  industrieller  Schutzzölle  gestellt  wird,  ist 
in  letzter  Zeit  wiederholt  zu  beobachten  gewesen,  z.  B.  bei  dem  flber- 
tflfl  lebhaften  Streite  um  den  Kupferzoll.  Ein  ähnlicher  Kampf 
hat  sich  nunmehr  um  den  Zoll  auf  Bauinwollensaroen-Öl  entspan- 
nen. Auf  der  einen  Seite  steht  der  Verband  der  deutschen  Speise- 
ölfobrikanten,  welcher  eine  Erhöhung  des  bestehenden  Ölzolles  von 
4 auf  10  * M pro  Doppelzentner  verlangt.  Dagegen  haben  sich  die 
Interessenten  der  von  solcher  Zollerhöhung  vorzugsweise  bedrohten 
Seifcn-lndustrie  erhoben.  Zunächst  hat  die  Handelskammer  zu 
Offenbach  a.  M.  gegen  jede  weitere  Beeinträchtigung  der  Seifen- 
industrie. welche  ohnehin  durch  die  überaus  scharfe  Konkurrenz 
und  ungünstige  Frachtverhältnisac  in  eioe  üble  Lage  gebracht  sei, 
beim  Reichskanzler  Verwahrung  eingelegt;  sie  hat  gleichzeitig  da» 
Verlangen  einer  Zollerhöhung  auf  das  Zweieinhalbfacbe  des  be- 
stehenden Satze»  mit  der  Forderung  einer  Herabsetzung  dieses 
Satze»  auf  die  Hälfte,  von  4 t f(  auf  2 vH  pro  Doppel ztr.,  für  de- 
naturirtes  Baomwolleozamenöl  beantwortet,  indem  sic  insbesondere 
geltend  macht,  daf»  bei  den  gegenwärtigen  Zoll  Verhältnissen  der 
deutschen  Seifen -Industrie  die  Konkurrenz  gegpn  England  bereits 

(fast  unmöglich  gemacht  sei.  Die  Barmer  Handelskammer  hat  sieh 
diesem  Vorgehen  angeschlossen  und  bemerkt  darüber  io  ihrem  so- 
cben  erschienen  Jahresbericht: 

„Bei  dem  Umfange,  in  welchem  C-otton-ÖI  für  die  billigeren  Sorten  von 
I Seifen  bezogen  wird,  wäre  eine  Reduktion  des  hohen  Zollsatzes  von  4 M 
auf  mindestens  2 wenn  dasselbe  in  denatmlrtwn  Zustands  sich  befindet, 

! dringend  erwünscht.  Inwieweit  das  Interesse  weniger  Speiseöl -Fabrikanten, 

1 die  hinsichtlich  ihrer  Fabrikate  durch  genügende  Schutzzölle  bereit»  wij- 
reichend  bedacht  sind,  den  berechtigten  Wünschen  der  ungleich  bedeuten- 
deren Seifen  - Industrie  in  diesem  Punkte  voransteben  soll,  »Im lassen  wir 
billiger  Beurtheilung.  Auf  alle  Fäll«  »äre  es  tief  zu  beklagen,  wenn  eine» 
der  wichtigsten  Hilfsmatcrlale  der  Scifonfnbrikaüon , lediglich  um  ciurelur 
Industrielle  einer  fast  konkurrenzlosen  Branche  zu  bereichern,  noch  mehr 
vert heuert  würde“. 


oogle 


1887. 


tfr.  28. 


429 

EXPORT,  Organ  de»  Contral verein»  für  Handeßgeographie  etc. 


Aus  Rumänien.  (Bukarest,  29.  Juni  1887).  Die  Kaufkraft 
unseres  Lundes  bangt  in  erster  Linie  von  dem  Ertrage  der  Ernte  ab. 
Fehlt  eilte  gute  Ernte,  so  leidet  der  Import  von  allen  Wuareu 
Noth.  Es  wird  Sit*  daher  interesairan , dafs  die  Nachrichten  über 
den  Stand  der  Ernte  in  Rumänien  fast  ausnahmslos  günstig 
lauten.  Der  Mais  hat  sich  in  den  meisteu  Distrikten  erholt  und 
wenn  auch  die  Sonnnerfrüchte  hie  und  da  Manches  au  wünschen 
übrig  lassen,  so  ist  dafür  der  Stand  des  Weizens  ein  so  günstiger, 
dafs  der  Ausfall  in  den  Sommerfrüchten  als  ausgeglichen  betrachtet 
werden  kann.  Alles  in  Allem  haben  wir  zum  mindesten  eine  Mit- 
teiernte zu  erwarten,  was  im  Hinblick  auf  die  beiden  letzten  Ernte- 
jahre  eine  Reihe  von  drei  verhältnismäßig  guteu  Ernten  kon- 
statiren  liefse.  Was  das  in  eioem  Lunde  besagen  will,  dessen  Pro- 
duktion nahezu  auaacbließlich  agrikoler  Natur  ist,  brauche  ich 
uicbt  besonders  hervorzubeben.  Die  Rück  Wirkungen,  welche  dieser 
Erotesegeu  auf  den  Volkswohlstand  Rumäniens  ausgefibt  hat,  sind 
aber  leider  noch  nicht  in  vollem  llufse  zur  Geltung  gekommen.  Die 
Thatsache,  dar»  die  Verbrauchskraft  des  Lande*  in  deu  letzten 
drei  Jahren  keinen  der  landwirtschaftlichen  Produktion  ent- 
sprechenden Fortschritt  konstatiren  läßt,  ist  nur  dadurch  zu  erklären, 
dafs  der  Ü berscbuis  unseres  Erutcsegons  abfliefst.  ohne  unseren  Land- 
wirtben  uud  dem  von  ihnen  repräseotirten  Nälirslande  Rumäniens 
irgend  welchen  Nutzen  gebracht  zu  haben.  Und  zwar  sind  es  vornehm- 
lich zwei  Punkte,  welche  hier  in  Erwähnung  zu  ziehen  sind.  Zum 
Ersten  der  Umstand,  dafs  unsere  Großgrundbesitzer  die  von  Jahr 
zu  Jahr  sich  steigernden  Pachtsummen  für  ihre  Güter  zumeist  im 
Auslande  verzehren,  während  anderseits  die  Pächter  in  Folge  der 
hohen  Pachtzinse  nur  in  besonderen  GlürksfBllen  Ersparnisse  zu 
machen  im  Stande  sind.  So  haben  die  Überschüsse  der  beiden 
letzten  Jahre  kaum  bingereicht,  den  Ausfall  der  vorhergegangenen 
weniger  günstigen  Erntejahre  zu  decken.  Fehlt  aber  dem  Produ- 
zenten der  notbige  Fonds,  um  mit  dem  Verkaufe  seines  Erzeug- 
nisses günstige  Marktkonjunkturen  abwarteu  zu  können,  so  wird 
der  Nutzen  aus  seiner  Produktion  nicht  ihm,  sonderu  dein  Zwischen- 
händler zufallen.  Dafs  bei  Cerealien,  wo  die  Preisschwankungen 
für  eine  und  dieselbe  Frucht  innerhalb  weniger  Wochen  größer 
sind,  als  in  irgend  einer  anderen  Waarengalluug,  die  Gefahr  einer 
Ausbeutung  weuiger  kapitalskräftiger  Produzenten  durch  den 
Händler  ein«  ganz  außerordentliche  ist.  liegt  in  der  Natur  der 
Sache.  Diesem  für  die  Kräftigung  unseres  landwirtschaftlichen 
Betriebes  äufserst  schädlichen  f belstande  wäre  wohl  nur  dadurch 
abzubelfeu,  dafs  durch  di«  allgemein«  Anwendung  des  Lagerbaus- 
sy stem»  unseren  Produzenten  Gelegenheit  geboten  würde,  ihre 
Waare  unmittelbar  noch  der  Ernte  beleihen  zu  lassen  und  da- 
durch der  Notwendigkeit  eines  Verkaufes  ihrer  Cereulien  zu  jedem 
Preis«  zu  entgehen.  Einzelne  große  Entrepöta  in  den  Mittelpunkten 
unseres  GelreidehandeU  sind  nur  für  den  Landwirth  der  nächsten 
Nachbarschaft  und  der  großen  Spekulation  von  Vorteil.  Die 
Landwirtschaft  im  Allgemeinen  wird  daraus  nur  einen  Nutzen 
ziehen,  wenn  durch  eine  entsprechende  Dezentralisation,  beziehungs- 
weise durch  Anlage  von  Distriktslugerhäusern  der  Segen  der  Entre- 
poteinrichtung  den  weitesten  Kreisen  zu  gute  kommen  würde.  Dieser 
Gedanke  wird  neuerdings  mehrfach  ventilirt. 


Asien. 

Chinas  Handel  im  Jahre  1886.  (Üriginalbericht  aus 
Shanghai,  Ende  Mai).  Aus  dem  vor  kurzem  veröffentlichten 
Berichte  des  Direktors  des  statistischen  Burenus  der  chinesischen 
Seezölle  über  den  Handel  Chinas  im  Jahre  1886  (Returns  of  Trade 
at  the  Treaty  Ports  and  Trade  Reports  for  the  year  1886,  zu  haben 
bei  P.  S.  King  & Sou,  Canada  Building,  King  Street,  WeMimnster, 
London,  SW.)  lässt  sich  ersehen,  dafs  der  Anteil  der  deutschen 
Flagge  au  diesem  Handel  von  Jahr  zu  Jahr  bedeutender  wird. 
In  früheren  Jahren,  aß  im  Verkehr  zwischen  China  uud  fremden 
Ländern  und  zwischen  den  verschiedenen  Häfen  untereinander 
Dampfschiffe  noch  uichl  eine  so  große  Rulle  spielten  wie  heut- 
zutage, fuhren  ziemlich  viele  deutsche  Schiffe  iu  den  chinesischen 
Gewässern.  So  waren  1872  unter  17O0O  in  ganz  China  ein-  und 
ausklarirten  Schiffen  von  8486473  Tonnengehalt  1076  Schiffe  vou 
007048  Tonnen  deutsch;  d.  h.  es  entfielen  11, 30%  der  Eiu-  and 
Ausklariruugen  und  7.«  % des  Tonuengehalß  auf  die  deutsche 
Flagge.  Von  1878  ab  wurde  die  Anzahl  der  aus-  und  einklarirten 
deutschen  Schiffe  von  Jahr  zu  Jahr  geringer,  bis  im  Jahre  1880 
nur  1501  deutsche  Schiffe  von  632044  t verzeichnet  wurden, 
oder  0.Ki  und  3.9«  % resp.  von  der  Gesammtzohl  der  Eiu-  und 
A unklar  innigen,  welche  22970  Schiffe  von  15874352  Tonnengehalt 
betrug.  Im  Jahre  1877  wurden  noch  weniger,  nämlich  nur 
1376  Schiffe  von  406008  t ein-  und  ausklarirt,  aber  der  Prozent- 
satz war  ein  höherer,  nämlich  7^.»  und  4, 14%  rrsp.,  weil  die  Ge- 


sammtztthl  der  eingelaufenen  uud  abgefahrenen  Schiffe  io  diesem 
Jahre  außergewöhnlich  klein  war.  Von  1*81  ab  sind  die  Ziffern 
etwas  erfreulicher,  obwohl  für  1883  wieder  ein  Rückschlag  zu 
verzeichnen  war.  Dagegen  war  in  den  Jabreu  1885  und  1886 
die  deutsche  Flagge  iu  einer  würdigeren  Weise  vertreten,  wie 
nachstehende  Tabelle  zeigt: 


Jahr. 

rin  un.i 
au  !>klarirtrr 
Schiff«. 

A IK.11II 
deutscher 

Schilfe. 

Proernt 

«all. 

(in*iunat' 

ToaueiurrhalL 

iKeoUftter 
Toaucn- 
|{  t halt 

PiOMOtr 

«alz. 

1881 

23  187 

1 632 

7,o» 

16  640  278 

728  027 

1882 

24  721» 

1 864 

7*« 

17  888  852 

882  K56 

1883 

28863 

1 610 

6,;» 

17  589  914 

774017 

4v*o 

1881 

23  755 

1 758 

7-n 

ls  w *6  788 

939  765 

4** 

18*5 

23  440 

2 230 

041 

18088  177 

1 217  689 

6,t« 

1886 

28  244 

2 702 

9oj 

21  755  760 

1 491*  296 

6,-hi 

Aus  obigen  Zahlen  ergiebt  sich,  duß  im  Jahre  1885  27% 
mehr  deutsche  Schiffe  eiu-  und  ausliefen,  als  1884,  und  im  Jahre 
1886  wieder  21%  mehr  als  1885,  während  die  Zunahme  an 
TonucugehaU  29,ro%  1^85  und  23%  für  1886  ausmachte. 

Zu  diesem  erfreulichen  Ergebliß  haben  nicht  zum  wenigsten  die 
deutschen  Dampfer  beigetragen,  welche  während  der  letzten  Jahre 
Reisen  zwischen  Shanghai  und  Japan  und  Korea,  sowie  zwischen 
oudern  chinesischen  Häfen  und  Hougkong  machten,  und  die  von 
Chinesen  uud  Fremden,  welche  Schiffe  zu  befrachten  haben,  sehr 
gesucht  sind.  Im  Anfänge  des  laufenden  Jahres  hat  ein  hier  an- 
sässiger deutscher  Kaufmann,  Herr  Job.  Baeasler,  Unterneh- 
mungslust genug  gehabt,  um  eineu  kleinen  Flußdampfer  anzu- 
kaufeu,  welchen  er  jetzt  uDter  deutscher  Flagge  auf  dem  Y&ngtae 
zwischen  Shanghai  und  Hankau  mit  Berührung  der  dazwischen- 
liegenden Hufen  fahreu  läßt,  wo  bisher  nur  englische  und  chine- 
sische (früher  auch  amerikanische)  Dampfer  eiu  gewisses  Monopol 
zu  haben  schienen.  Einein  solchen  Unternehmen  kann  inan  nur 
Erfnlg  wünschen,  und  dabei  hoffen,  daß  es  nicht  lange  dauern 
möge,  bis  die  deutsche  Flagge  in  den  Flufshäfeu  so  stark  vertreten 
ist,  wie  sie  es  verdient. 

Daß  die  bedeutende  Zuuabme  deutschen  Tonnengehalte«  im 
chinesischen  Handelsverkehr  keine  wilde  Spekulation  war,  bei  der 
die  Rheder  ihre  Rechnung  nicht  fanden,  dafür  spricht  wohl  am 
besten  die  fortwährende  Zunahme  der  von  diesen  Schiffen  ein- 
und  ausgefübrten  Waarco,  sowie  der  für  dieselben  gezahlten  Zölle. 
Der  Werth  der  unter  deutscher  Flagge  verschifften  Güter  betrug 
im  Jahre  1884  nur  13371673  Haikwau  Tael«,*)  oder  3,?g%  der 
ganzen  Ein-  und  Ausfuhr,  während  derselbe  1885  zu  20380211  Taels 
oder  4^i%.  und  1886  zu  21237701»  Taels  oder  4«%  »oge- 
wachseo  ist.  Diese  Waaren  zahlten  an  Zoll: 

548  676  Taels  oder  4,»°/o  des  GenmmtsollM  auf  Waaren  im  Jahre  1884, 
714766  . „ 5.1»  , B „ ....  1889, 

781235  . . 5^t  * . . . , « • 1886. 

Die  Schiffe  zahlten  an  Tonneugebiihren: 

*26  171  Taels  oder  9,m%  der  (resamraten  Toaneiigebühreii  im  Jahre  1884, 

81  981  . . 10,:0  , , , . - 1885, 

36316  • . 10*»  „ . . „ , 1886. 

Leider  läßt  sich  aus  dem  vorliegenden  Handelsberichte  nicht 
feststellen,  wie  viele  und  welche  Waaren  aus  Deutschland  nach 
China  verschifft  wurden  und  wie  viele  und  welche  Handelsartikel 
ihren  Weg  von  China  nach  Deutschland  fanden;  aber  trotzdem 
wird  Jeder,  der  mit  den  Verhältnissen  vertraut  ist,  verstehen, 
daß  nicht  nur  deutsche  Rheder,  sondern  auch  deutsche  Kaufleute 
bedeutendere  Geschäfte  iu  China  gemacht  haben,  als  in  früheren 
Jahren.  Bei  der  Kritik  eines  jeden  Berichtes  über  den  Handel 
Chinas  mufs  in  Erinnerung  gebracht  werden,  daß  der  riesig  große 
Antheil  der  englischen  Kolonie  Hongkong  an  demselben  (mehr  als 
ein  Drittel)  nur  scheinbar  existirt,  und  daß  beinahe  alle  von 
Hongkong  ein-  oder  nach  Hongkong  ausgeführten  Güter  von 
Europa  und  Amerika  stammen,  oder  schließlich  dorthin  versandt 
werden.  Da  über  den  Handelsverkehr  von  Hongkong  von  der 
dortigen  Regierung  keine  statistischen  Berichte  veröffentlicht 
werden,  so  ist  es  unmöglich,  die  35  Millionen  Haikwau  Taels, 
welche  den  Werth  der  von  Hongkong  nach  chinesischen  Häfen 
eingeführten  ausländischen  Waaren  repriaeotiren,  auf  die  ver- 
schiedenen Länder  richtig  zu  vertheilen,  von  welchen  diese  Waareu 
ursprünglich  nach  Hongkong  verschifft  waren,  und  ähnlich  verhält 
j es  sich  mit  den  chinesischen  Produkten,  welche  im  Jahre  1886  im 
I Werthe  von  22l/l  Millionen  Taels  nach  Hongkong  versandt  wurden ; 
1 man  wird  aber  gewifs  nicht  fehl  gehen,  wenn  mau  Deutschland 
■ einen  ziemlich  großen  Antheil  an  diesem  Handelsverkehr  zu- 
I schreibt.  Daß  derselbe  nicht  gering  sein  kann,  gehl  schon  daraus 

*)  l)et  liurchtchniUsireTth  des  Haikwau  Tael  war  im  Jahre  1884  un- 
gefähr 5,io  .//,  im  Jahre  1885  etwa  5, 40  .//  und  1886  ö,n 


Nr.  28. 


430 

EXPORT,  Organ  des  Centralvernins  ffir  Haodolsgeographie  etc. 


1887. 


hervor,  daf*  alle  für  China  bestimmten  Waareu.  welche  mit  den 
Dampfern  der  Deutschen  Dampfschiff- Rhederei,  und  den  öster- 
reicbiiehen  oder  italienischen  Postdampfern  von  Europa  kommen, 
in  Hongkong  gelöscht,  und  nachher  ant'  Knstendampfern  nach  den 
chiuesiKchen  Hilfen  verladen  werden.  Früher  war  Shanghai  der 
Terminus  der  Dampfer  der  Deutschen  Dampfschiff- Rhederei,  aber 
seit  einigen  Jahren  löschen  dieselben  die  för  China  bestimmte 
Ladung  in  Hongkong  und  setzen  dann  ihre  Reise  nach  Yokohama 
fort.  Auf  der  Rückreise  wird  Hongkong  wieder  angelaufen,  wo 
dann  die  für  dieselben  bereits  »«gekommene  chinesische  Ladung 
eingenommen  wird. 

Während  der  letzten  Jahre  buhen  sich  die  deutschen  Knuf- 
leute  auch  einen  grflfseren  Antheil  am  Transitverkehr  errangen. 
Der  Werth  der  von  Deutschen  unter  Transitpässen  nach  dem 
Innern  beförderten  ausländischen,  und  der  aus  dein  Innern  nach 
den  dem  Handel  geöffneten  Häfen  zur  Ausfuhr  gebrachten  chine- 
sischen Handelsartikel  belief  sich  auf: 

144  358  Tacl«  oder  0 hj  ° 0 des  gelammten  Transithamlcl*  Im  Jahre  1884, 

2*28  575  „ „ Ij,  . . . . . - 1885, 

and  458621  „ 2.»  „ „ „ . , , 1886. 

die  dafür  erhobenen  Transitzölle  betrugen: 

3 095  Taels  oder  O,«  ® o der  gesatmnteii  Transitzölle  im  Jahre  1884, 

4 583  _ „ I * . „ . , , 1885. 

und  13666  „ „ 3,»  „ „ * „ , „ 1886. 

Zentral-Amorikii  und  West-Indien. 

Handel  und  Fabrikation  von  Papier  in  Guatemala.  'Bericht  des  bel- 
gischen General- Konsuls  in  Guatemala.  Au*  dem  Handelaimcwuro.)  Alle 
in  Guatemala  in  Gebrauch  slclo-inhui  Papiersorten  werden  eingcTührt.  dn  in  , 
Zcnlral- Amerika  keine  einzige  Papierfabrik  existirt. 

Zumeist  kommen  in  Verwendung:  Weibes,  ordinäres  Papier,  Brief- 
papier in  fcrscliicdencu  Farben  und  Formalen,  Miniatwpapler,  Tapeten  ton 
der  ttillignten  bis  zur  feinsten  Gattung,  weifses  und  farbiges  Papier  für 
Couverts,  strohgelbe*  Parkpapier,  Pliatiinsiepnpier  «9*. 

Provenienzen:  Kiigland,  Frankreich,  Deutschland.  Spanien  und  Belgien. 

Der  Papiei  Import  we rtbete  im  Jahre  1 884 : 4 1 69  t.sr  Piaster  (208  47 1 .*»  F rr*.}. 

Kingangwtiillp : 

Briefpapier  jeder  Art  lO.v  Centavos  per  Pfund: 

Zigaretteiipapier  14  Cent,  per  Pfund: 

farbige*  Papier  inr  Plakate  4 tu  Piaster  per  Qniolal; 

cbiuesisclte«  Papier  7 Cent.  j»er  Pfui.d: 

Gold-  oder  Silberpapier  35  Cent,  per  Pfund; 

Packpapier  l.m  Piaster  per  Quinta); 

Tapeten,  ordinäre  *2,eo  Piaster  per  Quiutnl,  feine  7 Centavos  per  Pfund, 
mit  Golddruck  I0,j  Cent,  per  Pfund. 

Auf  diese  Zölle  werden  noch  20  Prorent  angeschlagen  und  vom  Gesaramt- 
b« trage  kuhin  14  Proeent  al»  Peklorationsgebühr  «ingebobta, 

Auv^hifftinga-  und  llafcrmpeaen  betragcu  1 Pi&ster  per  Quinta!  und  eben- 
soviel die  Verfrachtung  nach  Guatemala. 

Die  bedeutendsten  Papier itnporteure  in  Guatemala  sind:  Krailio  Gon- 
band, Juan  Capella,  Antonio  Partegaa,  Aguirre  ifc  Co.,  Mariano 
Carincz. 

Ausfuhr  von  Rohstoffen  für  die  Papier fjpirikation  findet  nicht  statt. 

Das  feinere  Papier  kommt  in  Kisten,  Packpapier  und  Kartons  in  Ballen. 

Sii«t -Amerika. 

Briefe  aus  Kolainbien.  (Von  F.  0.  Lehmann.)  I.  Von  Pa- 
nama nach  Rticmm-uliira.  (Popayun,  März  1887.)  Den  Isthmus 
von  Panama  kenne  ich  au»  eigener  Anschauung  seit  länger  denn 
10  Jahren,  wie  auch  seine  Nachharprovinzcn  Chiriqiti  und  Vera- 
guas  int  Weste«,  und  dem  Darien,  nebst  den  Gebieten  am  Rio 
Tuira*)  im  Osten.  Heute  will  ich  Ihnen  indessen  nur  über  das  i 
berichten,  was  för  einen,  den  Isthmus  Pasairenden  von  Belang  Ist:  I 
über  die  Transit  reis«?  von  Colon  nach  Panama  und  den  Anfenthalt  ! 
in  letzteren  Orte. 

Bei  Ankunft  in  Colon  und  Verlassen  des  europäischen  Dampfers 
verläfsl  matt  auch  allen  Komfort.  Man  betritt  eine  Welt,  wo  »ich 
Dcinokrntismus  und  Geldaristokratie  gegenseitig  die  Spitze  bieten 
und  wu  der  .almighty  Dollar“  regiert.  Aus  einer  idealen  Welt 
würde  man  schon  beim  blofeen  Anblick  des  ganzen  Gewühls  in  die 
wirkliche,  materielle  zurück  befördert  werden.  Das  Aussehen  de» 
Ortes  ist  ht-rabd  rückend  traurig,  besonders  während  der  Regenzeit. 
Die  Gebäude  sind,  mit  wenigen  Ausnahmen,  Bretterhfiuscr,  zu  deren 
Aufbau  das  Material  aus  den  Vereinigten  Staaten  eingeföhrt  wird, 
und  diene«  fast  nur  dem  Handel.  Die  Strafsen  sind  nicht  nur  sehr 
schmutzig,  sondern  auch  sumpfig,  und  das  Fortkommen  in  densel- 
ben ist  nur  auf  hingeworfenen  Brettern  möglich.  In  früheren  Jahren 
wuchsen  die  Rhizophoren-Gchüsche  and  da»  allen  hrackischen  Strand- 
sümpfen in  der  Tropenzone  eigetith 0m liehe  Acrostirhum  toreuni  L. 

•)  Nicht  .Tufra*,  *ie  Dr.  II.  Polakovrsky  ira  nennten  Heft  de« 
52.  Bandes  von  IVterumnn’s  Uitthcilungrn  fälschlich  aebreibi.  (Wohl  blos 
Druckfehler,  fl.  Red.) 


nherall  hinter  und  zwischen  den  elenden  Hütten  hi»  mitten  in  den 
Ort  hinein;  seit.  Beginn  der  Kanalhanarheiten  sind  sie  verschwun- 
den, und  ihre  Grenze  ist  bis  hinter  die  letzten  Gebäude  des  Weich- 
bildes zurflckgedr&ngt  worden.  Aber  dennoch  sind  die  Sanität*- 
Verhältnisse  sehr  schlecht  und  jeder  Durchreisende  thut  am  besten, 
nach  dem  wenigstens  trockneren  Panama  hinnberzufahren.  Die 
Fahrt  auf  der  Bahn  kostet  für  jeden  Frpinden  25$  amerikanisches 
Gold,  för  Bevorzugte  10$.  fflr  auf  dem  Isthmus  wohnende  Personen 
10  Centavos  kolumbianischer  Währung  pro  englische  Meile,  was 
nach  dem  heutigen  Wechselkurs  in  Colon  und  Panama  für  die 
ganze  Fahrt  zwischen  2.^,  und  3.?-.  $ (amerikan.  Gold)  beträgt. 
Fflr  Bagage  werden  dem  Fremden  10  Cent»  (amerikan.  Gold) 
för  jedes  Pfund  berechnet.  Der  Fremde,  welcher  in  *24  Stunden 
die  Fahrt  nach  Panama  und  zurück  nach  Colon  macht  und  25  $ 
(amerikan.  Gold)  Kaution  stellt,  bezahlt  för  Hin-  und  Röckfahrt  zu- 
sammen 10  $ (amerikan.  Gold).  Trotz  dieser  aristokratischen  Fahr- 
preise ist  anderseits  die  Behandlung  ausgeprägt  demokratisch,  denn 
die  Negerin,  welche  10  Centavos  kolumbianischer  Währnng  pro 
englische  Meile  bezahlt,  fährt  und  sitzt  auf  der  gleichen  Batik  mit 
dem  Fremden,  der  seine  25  $ (amerikan.  Gold)  erlegte,  die  er  jeden- 
falls in  Colon  von  einem  der  zahlreichen  Wechselhftndler  am  einen 
exorbitanten  Preis  im  letzten  Augenblick  erstehen  mufste.  Die  Ent- 
fernung zwischen  Colon  und  Panama  ist  77  km.  Die  Fuhrt  dauert 
zwischen  3 und  6 Stunden,  je  nach  dem  Zustand  der  Bahn.  Ent- 
gleisungen kommen  häufig  vor.  vor  anderthalb  Jahren  fast  bei  jedem 
Zuge;  doch  verläuft  diese«  „Contratiempo“  fast  stets  ohne  Gefahr, 
weil  man  nur  sehr  langsam  fährt.  Dnför  werden  aber  in  Colon 
auf  der  offenen  Station  oft  Menschen  überfahren. 

Seit  Beginn  der  Knnalbauarbeiten  sind  sowohl  in  Panama,  nl* 
auch  in  Colon  zahlreiche  Hotels  entstanden,  jedoch  ist  kein*  dar- 
unter, in  welchem  man  wirklich  komfortable»  Unterkommen  findet. 
Das  hesle  Hotel  in  Panama  ist  das  »Grand  Central  Hutei“.  Die 
Zimmer  sind  aber  auch  hier  klein  und  nicht  gut  venlilirt;  die 
Küche  i»t  kaum  mittelmäfsig;  die  Pension  pro  Tag  beträgt  5$. 

Panama  verdankt  seine  Existenz  und  Bedeutung  «einer  geo- 
graphischen Lage  und  dein  sich  infolge  dessen  daselbst  entwickeln- 
den Transitverkehr  lind  Handel  und  gegenwärtig  noch  besonders 
den  Kanalarheiten.  Pmdnzirt  wird  nur  sehr  wenig.  Ausser  Ba- 
nanen, Orangen  und  einigen  anderen  Früchten,  sowie  Fischen,  von 
denen  di«  herrliche  Bucht  wimmelt,  werden  «ämiiitlicbc  Lebens- 
mittel importirt.  Schlachtvieh  kommt  von  Chiriqui  und  Veraguas 
nnd  zum  Theil  auch  vom  Cauc»;  Kartoffeln.  Mehl,  Gemflse,  Fleisch- 
preserven  usw.  von  Kalifornien;  Kaffee  von  Zentrnl-Amerika;  Wein 
au»  Kalifornien  und  Frankreich;  Mineralwasser,  Bier  usw.  von 
i Deutschland.  Der  Konsum  des  letzteren  auf  dem  Isthmus  hat  sich 
in  den  letzten  Jahren  fabelhaft  gesteigert.  AI*  ich  vor  10  Jahren 
denselben  passirte,  Warden  mir  die  viel  alkoholreicheren  englischen 
Biere,  Pal« -Ale  und  Porter,  konsnmirt.  Jetzt  kennt  man  diese 
kaum  noch  dem  Namen  nach.  Die  deutschen  Marken  sind  sehr 
zahlreich  vertreten,  doch  dürfte  das  Pilsener  Bier  am  meisten  kon* 
surairt  werden.  Im  Kleinverkauf  kostet  die  Halbflasche  30  Cen- 
tavo* (l,jo  „ff).  Ich  höre,  dafs  ein  deutsches  Unternehmen  im 
Entstehen  ist,  Bier  in  Fässern  in  geeigneten  Schiffen  zu  versenden 
I und  Bierhallen  in  Vera- Cruz,  Cuba  und  Jamaica  nach  deutschem 
Muster  zu  errichten.  Oh  sich  dicacs  Unternehmen  in  den  genano 
ten  Orten  bezahlt  machen  wird,  inuf*  Ich  unerörtert  lassen,  umso- 
mehr, da  ich  Vera-Crnz  und  Cuba  nicht  au»  eigener  Anschauung 
kenne.  Aber  für  Jamaica  möchte  ich  es  verneinen.  Der  Engländer 
ist  zu  konservativ  in  »einen  Lebensgewohnheiten  und  geniefst 
schon  ans  NationaUlolz  nichts,  was  nicht  aus  »einem  Lande  stammt. 
Dagegen  glaube  ich.  dafs,  wenn  ein  solches  Unternehmen  irgendwo 
in  der  Welt  am  Platze  wäre  und  hohen  Gewinn  versprärhe,  dies 
in  Colon  und  Panama  der  Fall  »ein  würde.  Ein  sehr  reger  Ver- 
kehr der  verschiedensten  Nationen  der  Erde,  die  »ehr  hohe  Tem- 
peratur, das  schlechte  Trinkwnsser  in  beiden  Orten,  alles  kommt 
hier  zu  Hilfe,  um  den  Erfolg  zu  garantiren. 

Die  Entfernung  de»  Hafen*  Buenaveotnm  io  Colnmhia  von 
Panama  beträgt  ungefähr  360  nantische  Meilen.  Die  einzigen 
Dampfer,  welche  eine  regclmiifsige  Verbindung  mit  denselben  unter- 
halten, sind  kleine  Schiffe  von  800  Tonnen  der  .Pacific  Stcam 
Navigation  Company“  in  Liverpool.  Dieselben  laufen  zweimal  jeden 
Monat  da.«elb»t  an,  sind  aber  ohne  allen  Komfort.  Der  Fahrpreis 
beträgt  48  Pesos  fuerte«.  Die  Fahr!  nimmt  im  Durchschnitt  36 
•Stunden  io  Anspruch,  doch  kommt  e»  häufig  vor,  daf*  die  Kapitäne 
den  Hafen  verfehlen,  indem  die  ganze  Küste  zwischen  dem  Darien 
und  Esmeraldas  in  Ecuador  fast  stets  in  dicken  Nebeln  und  Regen- 
wolken gehüllt  ist,  und  jene  ihren  Kehler  erst  gewahr  werden,  wenn 
sie  bereit*  50  Meilen  weiter,  vor  der  Insel  Gorgona  sich  befinden. 
Die  Fahrt  dauert  dann  gewöhnlich  42  bis  48  Stunden.  Auf  meinen 
sehr  zahlreichen  Fahrten  an  dieser  Küste  auf  nnd  ab  ist  mir  die» 


1887. 


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EXPORT,  Organ  de»  Ceutralvereinn  für  H&ndelsgeograpbie  etc. 


Nr.  28. 


letztere  viermal  pasftirt  und  einmal  sogar  an  der  so  plastisch  ge- 
stalteten Küste  von  Manahi  in  Ecuador.  Hier  war  es  Kapitän 
Treraayoe,  welcher  nach  Bahia  de  Caraguez  einlaufcn  wollte,  sich 
aber  schon  bis  zur  Höhe  von  Cabo  San  Lorenzo  befand  und 
dennoch  erst  auf  meine  Bemerkung  hin  seinen  Kehler  erkannte. 
Das  Resultat  war,  dafs  wir  erst  Nachmittag  um  2 Uhr.  anstatt  um 
7 Uhr  Morgens  einliefen.  Diese  Fahrlässigkeit  des  Schifßpersonalfi, 
wie  die  Rücksichtslosigkeit  der  Kompanie  gegen  Reisende  und 
den  Handel,  ist  wohl  nur  dem  Umstande  zuzusrhreiben,  dafs  die 
Gesellschaft  zwischen  Panama  und  Guayaquil  keine  Konkurrenz 
hat.  Ihre  Passagierfahrprrise  und  Frachtsätze  sind  exorbitant  hoch. 
So  hezahlte  ich  z.  B.  für  Naturalien  12  £ 10  r nebat  Primagr 
per  Tonne  (40  Kubikfufs  engl.  Maßgut)  von  Bnenaveutnra  nach 
Southampton,  welche  Summe  sich  wie  folgt  vertheilt:  5 .€  von 
Buenaventura  nach  Panama  an  die  „Pacific  Steam  Navigation 
Company1*;  2 £ 10  » an  die  „Panama  Railroad  Company4  und 
5 £ an  die  „Royal  Steam  Packet  Co.“  von  Colon  bis  Southampton. 

Der  Hafen  von  Buenaventura  ist  ein  sehr  geschützter  See- 
bucblhafen  und  für  Schiffe  von  5 bis  6 m Tiefgang  noch  aus  j 
reichend.  An  der  Südseite  indessen  findet  eine  immer  stärker 
werdende  Schlammahlagening  vor  den  lahyrintliischen  Astuarien 
der  Flüsse  Dagua  und  Achicayi  statt,  welche  in  nicht  zu  ferner 
Znkunft  die  Einfahrt  sehr  erschweren  dürfte.  Die  kleinen  Dampfer 
der  „P.  8.  N.  Co.4  werfen  ungefähr  1 km  vor  dem  Orte  Anker, 
sie  könnten  aber  noch  bedeutend  näher  gehen.  Das  Ein-  und 
Ausschiffen  sowohl  der  Waare,  als  auch  der  Passagiere  ist  in 
Buenaventura  mit  vielen  Unannehmlichkeiten  verknüpft.  Da  Boote 
nicht  fxistiren,  so  muffl  dasselbe  in  Kanons  bewerkstelligt  werden. 
Hei  Ehbeznstand  des  Meeres  können  dieselben  nicht  bis  an  das 
eigentliche  feste  Ufer  gelangen;  man  rauf*  »ich  dann  von  einem 
Neger  je  pach  dem  Wasserstand  von  100  bis  2 m weit  durch  die 
tiefe  Moderbarre,  welche  an  der  Seeseite  vor  der  Insel  lagert, 
tragen  lassen.  Während  der  Fluth  ateigl  das  Wasser  bis  an  die 
untere  Reihe  der  Gebäude  empor  und  die  Kanons  können  dann 
bis  vor  die  Thür  des  Zollhause»  gehen. 

Buenaventura  ist  nach  Panama  der  wichtigste  Hafen  Kolum- 
biens in  der  Sfldsee.  Von  hier  fuhrt  eine  kleine,  gegenwärtig 
20  km  lange  Eisenbahn  nach  dem  Innern.  Hier  befindet  sich  eine 
Station  der  „Central  and  South-American  Gable  Company.4  Der 
Waarenimport  und  Produktenevport  nach  nnd  von  dem  schönen 
Cmicatbal  ist  schon  jetzt  bedeutend  und  wird  sich  ohne  Zweifel 
noch  sehr  vergrößern,  wenn  einmal  die  Wege  nach  dem  Innern 
besser  ausgebaut  »ein  werden,  wozu  nach  menschlichem  Ermessen 
gegenwärtig  doch  einige  Aussieht  vorhanden  ist.  Der  Ort,  welcher 
den  Namen  Buenaventura  führt,  liegt  an  der  SfldwesUeite  der 
gleichnamigen  kleinen  Insel  und  besteht  aus  etwa  HO  bi»  10O  elen- 
den Bretter-  und  Bambns-  (Guadua-)  Robrliütten.  Ein  massives 
Haus  cxistirl  nicht.  Schon  vom  Dampfer  aus  gesehen,  macht  der 
Ort  deu  denkbar  traurigsten  Eindruck.  Betritt  man  ihn,  so  sieht 
man  nirgend»  die  fleißige  Hand  des  Menschen.  Ohgleich  die  Ober- 
flächengestaltung der  Insel  hügelig  ist,  so  ist  der  Hoden  doch  stets 
sumpfig  uud  nur  mit  Mühe  kann  mau  durch  die  sogenannten 
Straßen  fortkomroen,  ohne  »ich  die  Stiefel  vollzuschöpfeu.  überall 
lugt  Indolenz  aus  den  kleinen  schmutzigen  Hütten  heraus.  Der 
Ort  selbst  ist  zum  Tbeil  iu  Baschwald  versteckt;  ringsum  erblickt 
man,  soweit,  das  Auge  reicht,  nichts  als  undurchdringlichen  Ur- 
wald. Die  Bevölkerung  besteht,  mit  nur  einigen  Ausnahmen,  aus 
Negern  und  Mischlingen,  die  lediglich  vom  Tntnsithandel  lebcu; 
nur  wenige  der  Neger  beschäftigen  sich  mit  Fischerei  und  Bananen- 
kultur. 

Die  Handelsbewegang  über  Buenaventura  ist  bedeutend;  bis 
jetsl  ist  es  mir  aber  noch  nicht  gelungen,  zuverlässige»  statistische» 
Material  über  dieselbe  zu  erlangen.  Exportirt  werden  Häute, 
Kakao,  wenig  Kaffee,  Tabak,  Kautschuk.  Rindvieh,  Gold,  Platin 
usvr.  Die  Importartikel  erstrecken  sich  über  die  meisten  Gebiete 
der  europäischen  Industrie.  Der  Antheil  Deutschland»  an  dem- 
selben ist  schon  jetzt  beträchtlich  und  steht  sicherlich  nur  hinter 
dem  Englands,  aber  sonst  hinter  dein  keiner  anderen  Natiou  zurück. 
Es  werden  besonders  Wollen-  und  Baumwollenwaaren,  Näbina*chiueo, 
Eisen waaren,  Spiegel.  Bilder.  Piano»,  Geschirre,  Gläser,  Tinte, 
Bier  usw.  importirt.  Leider  steckt  noch  immer  eine  große  Antipathie 
gegen  deutsche  Fabrikate  in  den  Kolumbianern,  und  erst  durch 
fortgesetzte  Lieferung  wirklich  guter  Aitikel  wird  es  Deutschland 
gelingen  »einen  Ruhm  auch  auf  diesem  Gebiet  zu  befestigen.  Man 
liest  in  unseren  Zeitschriften  gegenwärtig  sehr  oft  Klagen  gegen 
die  Fabrikanten  gerichtet,  und  zwar  stet»  von  Kaufleuteu  im  Aus- 
lande. Ich  habe  jedoch  auf  meinen  vielen  Reisen  Gelegenheit  ge- 
habt, mich  zu  überzeugen,  dafs  diese  Klagen  meistens  ungerecht- 
fertigt sind,  die  eigentliche  Schuld  vielmehr  den  gewinnsüchtigen 
Importeur  mehr  trifft  al»  den  Fabrikanten.  Wie  richtig  die»  ist. 


bezeigt  eine  mir  einst  in  Quito  von  Seiten  einer  bedeutenden  Firma 
gemachte  Bemerkung,  die  ich  wörtlich  in  meinem  Tagebuch  uieder- 
schrieb.  8ie  lautet:  „Wir  verdienen  am  meisten  an  den  billigen 
deutschen  Waaren,  während  wir  an  den  englischen  nicht  »eiten 
Geld  verlieren.  Die  letzteren  müssen  wir  jedoch  halten,  weil  sie 
bekannt  sind  nnd  verlangt  werden.**  Also  diese  Herren  importirten 
theuere  englische  Waaren  und  setzten  Geld  dabei  zu,  und  billige 
deutsche  Waaren  und  verdienten  viel  — aber  »io  ruifskreditirten 
die  deutsche  Indo  »trief  Ich  bin  der  festen  Überzeugung,  daß,  wenn 
nur  gntp  deutsche  Artikel  eingeführt  würden,  nicht  mir  bald  eine 
andere  Meinung  Über  deutsche  ludnstricerzeugoisse  Platz  greifen, 
sondern  auch  der  Importeur  nicht  schlecht  dabei  fnbreu  würde. 
Die  Ansicht,  daß  man  den  Geschmack  eines  Lande»  oder  Volke» 
kennen  muß,  um  gute  Geschäfte  zu  machen,  zeugt  von  Kurzsichtig- 
keit. Die  Zeiten,  wo  die  Caballeros  im  Cyliodcrhut,  Poncho  uud 
Alpargatas  spazieren  gingen,  sind  seihst  in  dem  entlegenen  Casio 
der  Geschichte  ungehörig,  und  die  Damen  in  Bogota  äffen  ebenso 
schnell  eine  pariser  Mode  nach,  wie  diejenigen  von  London. 

Das  Klima  von  Buenaventura  ist  aß  sehr  ungesund  ver- 
schrieen, aber  sicher  nicht  so  ungesund,  als  es  »ein  würde,  wenn 
es  weniger  daselbst  regnete.  Die  mittlere  Temperatur  ist  27°  C, 
die  Extreme  schwanken  zwischen  22  und  C.  Die  relative 
Feuchtigkeit  der  Luft  sinkt  nur  selten  unter  den  Sättigungspunkt 
uud  fast  nie  unter  85®/o;  nur  wenige  Tage  im  Jahre  giebt  es,  au 
denen  es  nicht  inehr  oder  weniger  schwer  regnet.  Häufige  Wech- 
sel lieber  treten  auf,  wenn  es  weniger  regnet,  oder  der  Kegen  ein- 
mal für  ein  paar  Tage  aossetzt.  Das  gelbe  Fieher  ist  dagegen  in 
Buenaventura  noch  nicht  nufgetreten.  während  in  Panama  fort- 
während Fälle  davon  Vorkommen.  Eigentliche  Winde  kenut  man 
iu  Buenaventura  nicht,  dagegen  weht  mit  ansteigender  Meeresflutli, 
besonder!«  wenn  dieselbe  in  deu  späteren  Nachmiltagsstnnden  ein- 
tritt,  eine  leichte  Seebrise  von  der  Bucht  herauf.  Im  Übrigen  ist 
die  Luft  steß  regungslos.  Dicke  niedrig  hflogemle  Nebel-  und 
Haufenwolken  bedecken  deu  Himmel,  die  gewöhnlich  von  Nach- 
mittag 2 Uhr  ah,  bis  zum  Morgen  7 Uhr  mit  wenigen  Unter- 
brechungen in  mehr  oder  weniger  schweren  Schauern  nieder- 
»rhlagen.  Der  menschliche  Organismus  Jehl  hier  nur  halb;  fort- 
während vom  Schweiße  triefend  und  einen  gewissen  Druck  auf 
die  Respiratiousorgone  verspürend,  fühlt  man  alle  Geistesthätigkeit 
und  Arbeit  lahmgelegt.  Der  Mensch  vegetirt  hier  nur. 

Nach  die«eni  Bilde  von  Buenaventura,  dürfte  e»  interessant 
sein,  einen  Blick  auf  die  Zukunft  und  Wichtigkeit  des  Ortes  zu 
werfen.  Da  liegen  danu  die  Verhältnisse  keineswegs  so  schlecht; 
nur  wird  es  nothwendig  sein,  daß  eine  Menschenrasse  die  Leitung 
übernimmt,  welche  mit  mehr  Ausdauer  uud  nach  anderem  System 
arbeitet,  uls  die  jetzt  hier  vegetirende.  Um  Kultur-  oder  zivilisir- 
ten  Menschen  deu  Aufenthalt  erträglich  zu  machen  und  die  hygie- 
nischen Zust&nde  zu  verbessern.  wird  es  nothwendig  »ein,  daß 
eine  systematische  Kanaliüirung  des  Ortes  durchgeführt;  daß  die 
Straßeu  breiter  angelegt  und  die  Baufluchten  inoegehalten  werden 
(gegenwärtig  ist  die  «ine  Hütte  1 Meter  vor,  die  andere  2 Meter 
hinter  der  mittleren  Straßenrichtung  errichtet),  dafs  die  Hafenseite 
aufgefüllt  wird,  wodurch  der  trostlose,  Unordnung  lind  Indolenz 
verkündende  Anblick  dem  Orte  benommen  würde;  nnd  daß  sieb 
dann  die  Bewohner  eines  reinlicheren  Leben»  befleißigen  und  nicht 
mit  dern  demokratischen  Ausdruck  „la  calle  esta  libft*  wie  bis- 
her, allen  Unrath  aus  Küche,  Hau»  und  selbst  des  Leibe»,  mitten 
iu  die  Straßen  werfen,  eine  Unsitte,  die  noch  jetzt  in  allen  Städten 
Kolumbien»  wie  eine  böse  Krankheit  grassirt.  Sowohl  die  hfige- 
lige  OborfläfhougesUltung  der  Insel,  wie  auch  die  geologische  Be- 
schaffenheit de»  Bodens,  ein  lehmiger  Thon,  stark  vermischt  mit 
kleineren  Quarz  - Gerollen,  kommen  einem  guten  Willen  sehr  zu 
i Hilfe.  Diese  Vorschläge  sind  jedoch  nicht  neu,  uud  einmal  hatte 
man  schou  iu  Kolumbien  wenigstens  die  Absicht  gezeigt,  das  elende 
, Bild  zu  verwischen,  nämlich  nach  dem  großen  Brande  im  April 
1&81,  wo  der  Haupttheil  des  Ortes  eingeäsebert  wurde.  Man  batte 
einen  Ingenieur  mit  der  Ausführung  eines  Planes,  nach  welchen 
die  Stadt  neu  erbaut  werden  sollte,  betraut,  der  sich  auch  dieser 
Aufgabe  in  großartig  würdiger  Weise  erledigte.  Die  Stadt  »ah  auf 
dem  Papier  wirklich  prächtig  aus,  mit  dem  schönen  Maleeon,  oder 
wrenu  es  nuu  einmal  französisch  sein  muß:  „Quai*,  an  der  ganzen 
Lange  der  Buchlacile.  Es  blieb  jedoch  bei  dem  Plane,  der  Aus- 
| fübrung  der  schönen  Idee  wurden  einmal  durch  die  partikuluri- 
»tischen  lute  ressen  der  Privat-  Eigenthnmer  der  Baustellen  Schwierig- 
keiten ln  den  Weg  grlegt,  und  andererseits  mangelte  es  der  Re- 
gierung an  Geld. 

Betrachtet  man  da»  Land  um  Buenaventura  von  der  Ferne,  so 
| glaubt  man,  eine  völlig  ebene  Oberflärhengestaltung  vor  »ich  zu 
1 halten.  Die»  i»l  in  der  Wirklichkeit  aber  nicht  »o.  Völlig  ebene» 
! Land  findet  sieb  nur  um  da»  labyrinthische  Astuarium  der  Flüsse 


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EXPORT,  Organ  des  Centralvereins  für  Handelsgeographie  etc. 


18S7. 


Dagua.  Anrhiruj:»  und  Kaposo,  welches  eine  reccute  Schlaromab- 
lagrrung  ist  und  eine  Pflanzendecke  vnn  üppigoo  Rhizophoren- 
Waldungen*)  — Rhizophora,  Avecennia,  Wamin,  und  Acroatichum 
aureuni  — trügt . Diese  neupetildetc  ebene  Zone,  ist  nur  schmal 
und  schliefst  narh  dein  Innern  an  ein  chaotisch  zerklüftetes,  wel- 
lenförmiges Hügelland,  welches  zuerst  allmählich,  dann  aber  schnell 
gröfsere  Proportionen  annimmt,  aus  600  bis  10(X)  Meter  hohen  Burg- 
reihen  emporsteigt.  Der  Boden  besteht  zuerst  aus  einem  weib- 
lichen oder  bläulichen  Schieferthon,  später  aus  einem  rotheo  Lehm, 
weh’bc  stark  mit  kleinen,  weifsuu  Quarz  - Geröllen  vermischt  sind 
und  auf  harten,  ziemlich  mächtigen  ('onglomeratscbichteo  auflu- 
gern.  An  vielen  Stellen  treten  diese  Congloinerate  als  steile  Mas- 
sen zu  Tage.  Zwischen  der  Buenaveutuia-Bucbt  und  dem  Astu- 
arium des  Rio  San  Juan  beginnt  diese  Formation  direkt  an  der 
Küste.  Die  Congloinerate  steigen  oft  in  harukken  Müssen  aus  dem 
Wasser  auf,  an  denen  sich  das  letztere  stark  brandet.  Erst  weiter 
im  Innern  — 25  Kilometer  von  der  Küste  — treten  Tbonschiefer, 
meistens  in  zprwnrfenen,  zersplitterten  Massen,  zuerst  mit  Cunglo- 
merateu  wechselnd,  später  für  sieb  allein,  au  die  Oberfläche. 

(Koitsrtzung  folgt.) 

Britisch-deutsche  Konkurrenz  ln  Brasilien.  Dem  Handelsmu- 
seutn  entnehmen  wir  nachstehendes  Schreiben  des  englischen  Kon- 
suls zu  Suntos: 

Bereits  im  Jahre  1885  ging  der  Handel  io  Glaswaaren  und 
Steingut,  wenigstens  io  der  Provioz  Sio  Paulo,  aus  den  britischen 
in  deutsche  Hände  über,  lut  Jahre  1886  vollzog  sich  der  analoge 
Vorgang  in  Bezug  auf  einen  der  wichtigsten  uml  rcnoimnirtesten 
englischen  Exportartikel,  nämlich  Messerschmiedwaaren.  Eine 
grössere;  deutsche  Firma  iu  Santo«  führte  daselbst,  sowie  in  den 
Provinzstädten  deutsche  Messer  und  Scheeriii  ein.  welche,  obgleich 
au  Qualität  dem  euglischen  Erzeugnifs  zweifellos  (V  D.RJ  nachstehend, 
dennoch  den  Anforderungen  der  Käufer  genügten  und  dabei  um 
75  Proreut  billiger  waren. 

Die  Händler  von  Sautos,  denen  ihre  Proviuzkunden  keine 
englische  Waare  mehr  bestellten,  waren  daher,  wollten  sie  ihre 
Abnehmer  uicbt  verlieren,  gezwungen,  sich  mit  deutschen  Messer- 
waaren  zu  versorgen. 

Im  Allgemeinen  ist  der  Deutsche  vielleicht  der  einzige  ernst- 
hafte Konkurrent  Englands;  von  anderen  Nationen  hat  die  britische 
Industrie  nichts  zu  fürchten. 

Man  bat  sich  darau  gewühni,  die  deutsche  Waare  als  »billig 
und  schlecht“  zu  verlachen,  indessen  gewinnt  dieselbe  immer  mehr 
Verbreitung  und  Gunst  im  Publikum.  In  früheren  Zeilen  schreck- 
ten die  Deutschen  nicht  davor  zurück,  englische  Fabrikmarken 
zu  iinitiren;  heute  haben  sie  deu  Mutb,  ihre  cigeoe  Marken  zu 
führen,  und  ihre  Erzeugnisse  beginnen  den  englischen  an  Güte 
gleichzukoramen  (durchaus!  D.  K.),  sind  alter  immer  billiger  als  diese. 

Abgesehen  von  deu  billigen  Preisen,  zu  welchen  die  Deutschen 
ihre  Waareu  herstellen  und  transportiren,  haben  auch  die  deutschen 
Kaufleute  die  beste  Vorbildung.  Deutsche  Kaufleute  im  Auslande 
sind  kluge,  fleifsig  arbeitende  Leute,  gewöhnlich  von  vorzüglicher 
Bildung;  sie  besitzen  gesellschaftliche  Lebensart,  haben  grofs  an- 
gelegte vorurteilsfreie  Ausicbten  und  Talent,  sich  hei  deu  Leuten, 
mit  denen  sie  leben  und  verkehren,  beliebt  zu  machen. 

Man  spricht  sehr  viel  darüber,  dafs  die  Konsularämtor  deu 
Ausfuhrhandel  unterstützen  sollen;  dieselben  köuncn  aber  füglich 
uichls  Anderes  iliun,  als  die  Rechte  ihrer  Schutzbefohlenen  im 
Auslunde  vertluidigen  und  den  heimischen  Handelskreisen  Berichte 
über  di«  geschäftlichen  Ereignisse  zugehen  lussen  — eine  Tbätig- 
keit,  die  beiweitem  nicht  genügt,  um  die  Konkurrenz  zu  bestehen  — , 
Handels-Museen  in  den  grofsen  Gen  treu,  Agenten  mit  genauer 
Kenntnifs  der  vaterländischen  Produktion  und  langjähriger  Routine, 
das  ist  es,  was  notwendig  geworden  ist.  Wenn  cs  wirklich  wahr 
ist,  dafs  nur  der  deutsche  Handel  dem  britischen  ernste  Konkur- 
renz macht,  warum  reisen  englische  Kaufleute  nicht  nach  Sachsen 
oder  dem  Rhein,  um  an  Ort  und  Stelle  sonder  Mühe  zu  studiren, 
was  auf  dem  Umwege  über  entlegene  KousulaU;  unmöglich  so  er- 
folgreich zur  Kenutaifs  gebracht  werden  könnte? 

Brasilien.  (Origiualhericht  aus  Rio  de  Janeiro  vom 
16.  Juni  1887).  Brasiliens  gröfsle  Zeitung,  das  „Jorual  do  Com- 
niorcio“,  veröffentlicht  selten  Leitartikel.  Geschieht  dieses  aber, 
wio  im  heutigen  Blatt  mit  einer  Kritik  den  Eisenbahnwesens,  so 
läfst  sich  stets  regierungsseitige  Inspiration  voraussetxen.  Dem 
derzeitigen  Kiuanzminisler  Relisario  kann  man  einen  stark  her- 
vortretenden Optimismus  freilich  zum  Vorwurf  machen;  dagegen 

*)  Ich  schreib*  Khüophoren- W*Jd  uiul  nicht  Mangrove-  Wald  oder  gar 

Hain.  Muu,  komampirt  von  Mangle  — Mangelholz-,  und  grove,  Hain,  ist  mit 
Wald  oder  Hain  zusatDiDriigesrizt  (also:  Mangelludzhaiu-Wald)  widersinnig! 


mufs  ihm  nachgerühmt  wurden,  dafs  er  vielleicht  der  erste  seiner 
Nation  gewesen,  der  sich  um  die  Kenntnifs  volkswirtschaftlicher 
Tbcorieen  gekümmert  und  nacbgeducht  bat,  inwieweit  dergleichen 
Dinge  zum  Nutzen  des  Vaterlandes  wirksam  gemacht  tu  werden  ver- 
möchten. Sei ti  Einflufs  auf  deo  neuen  AckerbauminUler  Silva, 
dessen  Ressort  das  Eisenbahnwesen  untersteht,  kommt  in  solches 
offiziösen  Pref.säufserungcn  deutlich  zum  Vorschein. 

Brasilien  hatte  bis  Ende  1886  an  garanürten  Ziustuscbüsaea 
für  Eisenbahu-Uuternebrounguu  die  Summe  von  27  815:  322$  126  Ra. 
verausgabt.  Von  den  16  Bahnen,  denen  besagte  Zuschüsse  garan- 
tirt  sind,  haben  13  ihren  Sitz  in  London,  3 hier.  Einfaches 
Nachrechnen  «rgiebt  nun,  dafs  die  13  uogiiseben  Uutcrnehmuageu 
im  grofsen  Durchschnitt  Ziusgaraalie  geniefsen  für  85  : 810  $ 475  Ra. 
per  km,  die  inländischen  aber  nur  32 : 641  $ 378  Rs.  per  km.  Die 
Konsequenzen  springen  in  die  Augen.  Die  Engländer  haben  es 
nicht  nur  fertig  gekriegt,  die  Bahnen  aufs  Tbeuerate  hcreustellen, 
sondern  sie  verstehen  dieselben  auch  nachhaltig  dermafsen  kost- 
spielig zu  verwalten,  dafs  die  kläglichen  Betriebs -Resolute  eine 
fortgesetzte  Inanspruchnahme  des  garantiepflichtigun  brasilianischen 
Staatssäckels  erheischen.  Gleich  Blutsaugern  hängen  sie  an  dem 
Lande,  welches  die  alhnftcbtigeQ  Geldherren  nicht  abzuscbütteln 
vermag.  Doch  ist  es  gut,  dafs  man  in  den  höchsten  Verwaltnnga- 
kreisen  endlich  cinzusehen  beginnt,  welch'  fettes  Opfer  der  Lom- 
bard Street  man  ein  halbes  Jahrhundert  lang  gewesen.  Der  recht 
deutlich  erkennbare  Zorn  darüber,  läfst  sich  hoffen,  soll  deutschen 
Unternehmungen  die  Wege  ebnen  helfen. 

Im  Knffeemarkto  war  dieser  Tage  ein  sehr  hörbares  Knistern 
und  Brechen  zu  vernehmen,  — das  Ende  vom  Liede  einer  wilaeu 
Spekulation.  Iu  New  York  ging  Kaffee  rapide  in  die  Höbe,  ohne 
dafs  cinzuseheu  gewesen  wäre,  welcher  UmsUnd  ein  solches  Auf- 
schnellen  rechtfertigen  köuot«;  und  Rio,  seineD  Ausfuhrartikel 
einer  unendlichen  Preissteigerung  fähig  haltend,  kaufte  an  der 
Börse  in  New  York.  Wer  rechtzeitig  abzuschliefsen  gewufst, 
hat  verdient.  Da  kam  über  Nacht  der  Umschlag,  Kaffe«  sank  im 
Preise,  die  Differenzen  mufsten  in  New  York  Tag  für  Tag,  Zag 
uro  Zug,  haar  nachgeschossen  werden,  zum  Theil  per  Kabel- 
nn  Weisung  von  hier  aus.  Plutzmakler  veranschlagen  die  zu  diesem 
Behuf«  auf  New  York  augewieseuen  Summen  auf  30üü  Cootoa  de 
reis.  Trotz  alledem  vermochte  man  sm  End«  gegen  New  York 
doch  nicht  durchzuhalteu.  und  es  folgten  Zahlungseinstellungen. 
Charakteristisch  für  diese  ganze  Bewegung  war  der  Umstand,  daf* 
viele  kleine  Leute,  Augestellte  vou  Geschäftshäusern,  im  Gefolge 
etlicher  Spekulanten,  weiche  Jene  gegen  hinterlegtes  Depot  parti- 
zipiren  liefsen,  betheiligt  waren  und  so  in  wenigen  Wochen,  ja 
Tagen,  um  ihre  Sparpfennigo  gekommen  sind.  Die  Yankees  aber 
lachen  sich  natürlich  in'B  Fäustchen 


Aus  wissenschaftlichen  Gesellschaften. 

Sitzung  der  Gesellschaft  für  Erdkunde  zu  Berlin.  Sonnabend,  den 
2.  Joli  ISÄ7.  An  Stell«  des  erkrankten  Pr.  Reif»  führt  Herr  Profestor 
Sachau  den  Vorsitz.  Derselbe  theih  zunächst  mit,  dafs  Se.  Maj.  der  Kaiser 
der  Gesellschaft  die  Genehmigung  zur  Annahme  des  wertlivolten  Wagner- 
seben Geschenks  der  Bibliothek  Humboidtiana  ertbeilt  habe,  aovi«  «bl*  die 
Ka**enrevUoren  Kamtnergerkhisratli  Deegen  und  lluuobert  beantragen 
der  Kassenverwaltung  Pccbarge  zu  ertheilen. 

Alsdann  begräbt!  der  Vorsitzende  die  aus  Afrika  zurückgekobrten  Mit- 
glieder der  Gesellschaft  Pr.  Zintgraf  aus  Kamerun  und  Graf  Pfeil  aus 
Deutsch  Ost- Afrika,  sowie  feiner  den  aus  dom  Kong- «Staate  heimgekchrten 
Ih-.  Menzel,  welcher  obgleich  nicht  Mitglied  der  Gesellschaft,  als  Station! - 
chcf  am  Stanleypool  den  deutschen  Reisenden  alle  möglich«  Beibülfo  hat  zu 
Theil  werden  lassen. 

Per  Generalsekretär  Pr.  Pan kel mann  geht  dann  auf  di»  jüngsten 
Vorfälle  auf  geographischen  Gebiet«  ein.  Zunächst  beziobt  er  sich  auf  dm 
letzte  Heft  der  Verhandlungen,  worin  ein  amtfubrlicbca  Besinne  gegeben  ist, 
erwähnt  dann  /.u nächst  des  iu  Petersburg  g«slor!»cncn  persischen  Kriscndeu 
ßarouH  von  Pot«n,  ferner  des  jüngst  staUgefundenen  50jihrigen  Pro- 
fi‘»Mirriijnbdäums  de»  bekannten  Sibiricnreiscnden  A.  v,  Mitlondorf,  sowie 
daü  der  Afrikareisende  Pr.  I.en*  jetzt  die  Professur  in  Trag  übernom- 
men habe. 

Pie  Stadt  Rouen  habe  jetzt  ihren  früheren  Mitbürger  dem  Arzte  Pr.  Bella n 
ein  Denkmal  errichtet,  welcher  schon  im  Jahre  1517  wisseasebaftMche  Reisen 
in  Egypten  uswr.  unternommen  hat.  Kr  erwähnt  dann,  dafs  die  russische  Re- 
gierung ein«  Kommission  zur  geologischen  Uoterauchung  der  jüngst  vom  Erd- 
beben heLaige  Mich  teil  zeutrolasialischcn  Gebiete  entsandt  hohe,  und  dafs 
Pr.  Grimtn  sich  im  Aufträge  der  japanischen  Regierung  nach  Yesso  medizi- 
nischer Studien  halber  begeben  habe. 

Von  Herrn  t.  Qur den feld  l«t  «in  Brief  aus  Palmas  vom  20.  Juni 
«ingetrofTen,  worin  derselbe  mittheilt,  dafs  er  in  einem  kleinen  Schooner  von 
l^uicerote  aus  nach  der  afrUnmlarfc«*  Küste  liinütwrge fahren  und  dos  Gebiet 
zwischen  Sta.  i’rua  del  mare  pcquena  und  Cap  luby  durchforscht  babo. 
Zu  gleicher  Zeit  hat  der  fratizüaiscbo  Gelehrt«  Teiasereuc  de  Bort 
umfassende  magnetisch«  Erdbeobachtung««  in  der  nördlichen  Sahara  angcsteJIl. 


1887. 


433 

EXPORT,  OrRM»  de»  Central  verein»  für  Hasdehgeogmphie  eU\ 


Nr.  28. 


Au*  [.MpeMirflll  int  ein  Brief  von  einem  Mitglicde  der  Gesellschaft 
oingclaufen,  welcher  inlwwntte  Einzelheiten  ober  die  Stau l»y 'Expedition 
enthält.  Hiernach  war  Stanley  am  21.  April  am  Stanleypool  cingc  troffen, 
nachdem  er  mit  seinem  groben  tieftilge  in  dem  nahrungsannen  Gebiete 
grobe  Entbehrungen  erlitten  und  verschiedene  Leute  in  Folge  von  Hunger 
rrrloren  batte. 

Das  Weitmidien  wurde  aro  Stanleypool  etwas  verzögert,  da  die  eng- 
lischen Missionäre  ihre  Dampfer  znr  Weiterbeförderung  nicht  berpehen 
wollten.  Am  1.  Mai  brach  dann  die  Expedition  in  den  Dampfern,  „Stanley", 
„Florida“,  „En  Avant“,  „Henry  Reid",  „Lciih“  mit  vielen  Booten  irn  Schlepp- 
tau nach  den  Aniwiroi  auf,  der  am  I.  Juni  erreicht  wurde.  Hier  wurde  ein 
pofbem  Lager  errichtet  und  Stanley  beabsichtigte  mit  einem  Theil  der  Leute 
in  Eilmärschen  to  Emin  Boy  aufcubreebem,  den  er  an»  1.  August  zu  er- 
reichen gedenkt.  Ttppo  Tib  begleitete  die  Expedition  bis  zum  Aruwimi 
iiud  wollte  dort  1000  Träger  stellen. 

Unter  den  zahlreich  eingelaufencn  Geschenken  für  die  Bibliothek  ist 
namentlich  das  Reicowerlf  des  Erzherzogs  Ludwig  Salvator  über  Tasma- 
nien hervortuhebfo. 

Den  ersten  Vortrag  des  Abends  hielt  Herr  Pr.  Schiuz,  der  im  Auf- 
träge von  Lüde  ritz  im  Oktober  1884  zur  botanischen  Erforschung  von 
Deut  sch  Süd  west- Afrika  nach  Augra  Poquena  gekommen  war 

Von  hier  aus  wurde  auf  Ochsen  wagen  zuerst  Au*  am  15,  November 
erreicht  und  nach  mehrwöchentliehcio  Aufenthalt  die  Reise  nach  Westen 
fortgesetzt  Gneis  und  Granit  hören  hier  auf  und  Kalkateinfonnatiou  mit  ihren 
werten  Tafdlandhildungm  tritt  auf.  Ausgedehnte  Grasflfichcn  mit  Akazien- 
böschen  bieteu  Kaum  für  grofse  Viebbcerrfen,  Quellen  sind  in  genügender 
Zahl  vorhanden. 

I)ic  in»  Gobi  et  lebenden  Namai|uas  sind  auf  den  Aussterbeetat  gesetzt- 
Pie  ganze  Hottentotteubevülkerung  in  Gror»-Namaf(uatand  bestellt  noch  aus 
8*  bi»  10000  Seelen,  und  auch  unter  diesen  räumen  Branntwein  und 
Syphilis  gehörig  auf.  Von  den  Namaquas  wurde  die  Expedition  zur  Umkehr 
nach  Aus  gezwungen,  per  gröfsere  Theil  wendete  »ich  nach  Süden  zum 
Orongestrom,  während  Pr.  Scbinz  Anfang  April  1885  allein  mit  einem 
Ochsenwagen  nach  Norden  vordrang.  Unterwegs  wurde  er  ton  den  Nama- 
quos  Tollständig  ausgeplündert  und  erreichte  nach  vielen  Mäh«eligkeiten  am 
15.  Mai  Rehoboth,  eine  Ansiedelung  von  Bastards  der  Rergdamara  uud 
Ovahercro. 

Von  hier  ging  die  Fahrt  über  Ojckanja,  Objiseba  nach  Odjiiubingue,  wo 
oin  tängerer  Aufenthalt  zur  Anlage  umfangreicher  elbtiologbicbcr  Sammlungen 
benutzt  wurde.  Per  Vortragende  gicht  dann  eine  kurze  Schilderung  der 
Ovaberero,  die  ca.  100*  hi»  120U(>Ü  Seelen  stark  das  Gebiet  bewohnen.  DU 
im  Gebiete  verkommenden  »«genannten  Buschmänner  »eien  übrigens  nicht 
echt,  sondern  nur  Mischling». 

Ober  die  grofso,  mit  Akazienbüsehcn  und  Steppeiigrnsrrn  bestandene 
Ebeno  nach  Norden  langsam  vnrilrmgcnd,  wurde  rn  Ondonga,  «Irn»  süd- 
lichsten Platze  der  Ovainbo,  die  erste  Palme  erreicht  Nach  mehrwöchenfli- 
chcm  ungehinderten  Aufenthalt  wird  die  Reise  nach  dem  t'unene  fortgesetzt 
und  dieser  am  30.  September,  zur  UH  des  niedrigsten  Wasserstandes, 
erreicht- 

Obgleich  der  Strom,  der  in  der  Regenzeit  seine  Flutben  i»  einer  Breite 
von  über  1000  m hiuw&lxt.  Jetzt  nur  105  m broit  war,  gestaltete  sieh  der 
Übergang  doch  sehr  schwierig.  Pie  Ufer  sind  hier  dicht  bewaldet  und  das 
Gebiet  sehr  fruchtbar. 

ln  Humbc,  dem  fast  verfallenen  Fort  der  Portugiesen,  waren  der  Kom- 
mandant und  der  französische  Missionar  die  einzigen  Weifst*».  Die  65  Neger- 
soldatun  der  Garnison  taugen  gar  nicht».  Da»  Verbaltaifs  mit  den  Einge- 
borenen war  ein  Bohr  schlechtes,  und  bald  nach  der  Abreise  des  Dr.  Kehiiiz 
brach  ein  offener  Aufstand  aus,  2 Missionare  wurden  ermordet  und  Fort 
llumbo  nur  mit  Mühe  gehalten- 

Bi»  Februar  1886  wurde  das  Gebiet  der  1 1 Ovambostiinmo  mit  zu- 
sammen über  lUUÜ  Seelen  durchforscht  Der  Vortragende  giebt  ciu  in- 
teressantes Bild  der  Stamoeaverhültniaae,  der  Kultur  usw.  Allmählich  er- 
regten die  anatomischen  Untersuchungen  und  photographischen  Aufnahmen 
des  Reisenden  den  Argwohn  der  Ovaiubo.  umsomehr,  als  unglücklicherweise 
3 Tage  nach  der  photographischen  Aufnahme  eine  „Prinzessin“  starb.  Er 
wurde  deshalb  auf  allgemeines  Verlangen  des  Volkes  au*  Oudonga  ausge- 
wiesen und  mufste  mitten  In  der  Regenzeit  den  Rückweg  antreten.  wo.'  bei 
dem  grundlos  aufgewcichtcn  Hoden  seine  giofsen  Schwierigkeiten  batte.  Erst 
nach  fi  "Wochen  wurde  die  Boerniederiassang  Otjovaiige  cfaombe  erreicht,  wo 
neue  Ohsen  zur  Ruine  nach  drin  Okorango  beschafft  wurden.  Das  Gebiet 
isl  hier  psrhartig  und  «ehr  fruchtbar,  Am  Ngamiaee  wurde  ein  kurzer  Auf- 
enthalt hei  tfeth  intelligenten  Berhuanalürwten  Mor«mi  genommen,  der  sirh 
vor  dcti  Angriffen  der  Matebele  ln  die  unzugänglichen  Okovaafesfiinpfe  xu- 
rückgezogeu.  Per  Vortragende  entwirft  ein  Bild  der  Gegend  am  Okovango 
und  Ngomisoo.  Die  Vegetation  sei  reichhaltig,  aber  nicht  so  üppig,  wie  am 
t'uneno.  Merkwürdig  ist,  dafs  der  Npaniiseo  gerade  während  der  grufcten 
Trockenheit  in  den  Monaten  Juni  und  Juli  steigt. 

MH  nur  3 Begleitern  ward  daun  die  Reise  in  die  Kalahari  angetreten, 
liier  waren  nächtliche  Regen  falle  häutig,  wie  denn  die  Regenlosigkeit  der 
Kalahari  überhaupt  eine  Fabel  sei-  Nach  mehreren  Tagereisen  kehrte  die 
Ezpedition  um,  erreichte  in  Eilmärschen  über  OKfantskluR  Oobabi»  am 
vreilsen  Nosop  und  von  hier  durch  das  waaserarnic  Gebiet  dem  Ptul«taiife 
folgend,  narh  5 Tagen  Okobandja.  Hier  ist  der  Enrihna  der  Missio- 
nare sehr  merklich,  denn  die  bienenkorb&hnltrhen  Hütten  der  Eingebore- 
nen haben  zierlichen  Lehmhausern  Platz  gemacht.  Per  schönste  Platz  in 
gaziz  Bwd west- Afrika  ist  das  benachbarte  Otjosondjupa. 

Herr  Profeasor  Aschersou  berichtete  hierauf  über  seine  Reise  im 
Gebiet  der  egyptischea  Strandweecn,  de»  Suez  »an»  's  und  namentlich  in  dam 
egyptiaehen  Uebict  östlich  vorn  Suezkaoal.  Gerade  dieser  letztere,  von  Rei- 
send««» wenig  besuchte  Thai!  wurde  in  f*»»elaiier  Weise  vunnfsweiao  be- 


handelt. Die  türkisch-egyptisebe  Grenze  isl  in  diesen  wilden  Gegenden  sehr 
unbestimmt  und  befindet  sich  nach  den  Beobachtungen  des  Vut  tragenden 
mehr  in  der  (irgend  von  Gazal,  statt  von  Kl  Arisch,  wie  gewöhnlich  ange- 
nommen- Der  Kinflus»  der  türkischen  Regierung  in  dieseu  ziemlich  un- 
sicheren GrcnzdiBtriktcn  ist  gleich  Null,  und  das  Ut-is.rn  wurde  ihm  durch 
Verbote  der  egyptischeu  Regierung  wie  der  türkischen  Kaicnakam  sehr  er- 
schwert. 

Trotzdem  waren  die  Untersuchungen  dos  Reisenden,  die  »ich  vorzugs- 
weise auf  die  Pflanzenwelt  erstreckten,  sehr  eingehend.  Der  Vortragende 
beleuchtet  viele  Miasbräuche,  namentlich  finanzieller  und  sanitärer  Art,  durch 
welche  das  Aufblühen  dieser  Provinz,  die  schon  durch  den  Suezkanal,  wel- 
cher den  Karawanenhandel  aufgehoben,  schwer  gelitten  hat,  künstlich  gehin- 
dert wird. 

Pa*  Land  ist  übrigens  nicht  so  unfruchtbar,  wie  gewöhnlich  angenom- 
men: grutse  Wassermelonen  bilden  z.  B.  einen  bedeutenden  Ausfuhrartikel 
vuu  El  Arisch;  eine  Kaiiuellaiiuug  davon  Lostet  nur  2 Piaster  (ca  40  tj). 
Die  DaUelwalduagen  in  den  Oasen  gehören,  wie  im  westlichen  Sudäti.  oft 
weit  entfernt  wohnenden  Be«luinenstAmmeu,  die  uur  zur  Zeit  der  Ernte  dort- 
hin kommen. 

Per  mit  reichen  historischen  Rückblicken  versehene  Vortrag  wurde  von 
der  Versammlung  mit  grofsem  Beifall  aufgeuoininen. 


Briefkasten. 

- tl«r>  R.  O.  Lobt daa t , II  »ni  bar«.  ntM«.  Dt  r HM'.iifi  »mliimikuiiK»»  !*.«»> 
dMop«rr  „Hue*«<  Alle*“  1.1  «in  R.  Jult  cm  lic*ah<ni  im-Ii  ftraailiaa  wpU«r*r/«iKi  n-  ,.C»aa- 
pm»t“  h»l  •■(•«ehenil  am  3.  Juli  8 Uhr  Ali»u4«  tlnvnr  p»»»irt.  -.Iijiua'  1*1  4M  2.  Juli  Mlita«* 
>'"»  ar  Vlnrenl  narb  He«s  In  Plato  w»ltar*r*auf;eii.  ..Ar«vulina-*  i»l  am  3.  Juli  Narha»ni*e* 
ren  tVraMlWft  »a^h  Rnrupa  ab|;t«anceii.  ..irnitfuay4-  l#t  atß*«eh»fid  an#  6.  Juli  S i«-h  mvrrao 
«u  M -mtvidaj  #ui;*kiMaiu«a-  ..l’rl*up._dU"  bar  rQrWkfhrrnd  *•»  7,  Juli  l>»»er  [ »-in  „Parnam 
tarn-'  bar  auiii<b«a.l  am  7.  Juli  ftotur  paulrt.  „bakla“  ivt  an  i.  Juli  m«  I iaaalNiii  •«•» 
llamiuirs  ««IlfnivRatiRen.  „CorrkuU»  4 bar  au*|rh*nd  »in  I.  Mi  Diner  paarin. 

- Da*  Spoiitlujuhau«  Aeguat  lllemcathaMI  am  har*  i.erwtiei  na#  lolpend*  iiaa#»iler 
uart  a«o>lar-Abra»rlea  i*n  Hataburc  narb  •arnpilirben  iioil  Biior#»ol#^b<«  rillten 

l)  Pampfifblffe- 

AlrDt  (HäHtreelbätle)  ria  Madeira.  OanarUrha  laaala.  Hotta,  Arrra.  Mku»  o*w  »*i»  l^aad* 
lukl.,  t’iMldainpr«r  „CJrrtruil  Wu4mutu,  K*|it.  MelcbatUou.  HaiMaob,  31.  Jul*. 

Afrika  (WaaibuMa)  »ia  MadeUa.  Uorka  u»«.  l’v#tdanpf«r  „Kraa  Wiwrmaan",  Kajil.  Jafetaa, 
H*  nlirh.  IS.  Juli. 

Ka|i»tailt  uat,  (»t»  Madeira)  all«  3#  Tag«,  aanübat  Pa»«4aa»R*»f  J'r«iitto“.  easlitcb,  VZ.  Juli. 

l‘*ii>n( . Sinfaptir« , Hm^ann«  «ud  Japan  („Ktno»l»-Llaia'')  Diuifltr  „flMpVita**,  de'itacb, 
IS. Juli,  Dampfer  JS«iu",  drularti,  Juli,  Dempftr  rtonlerh.  80.  Aucin«, 

tianpfer  Jptiir*ala".  Haurach.  1 Sepie inbrr.  Daaapfer  „Kncs«“>  HauUrb,  JO.  S.|il«mber, 
Dampfer  ..LjHla*.  Jentarb,  IS.  Oktobar,  Datapfrr  „Ralluna".  JeuUeb.  SO.  Oktober. 
Dampfer  „Caataadra“,  denlrrh,  IS  Nutiaalier,  l>»ni[fer  _Dap»nie*',  .Jeu mb.  30.  Siovawiber, 
D»mpf«r  ,,1'nljb) muD“,  HanUrh,  IS.  Deteuibrr. 

Niu^a^rr . HudiiSuuc  und  Japaa  >la  Aatuerpen  und  London  (»kirr  - Linie)  Dampfrr 
„uliaM|Uitlri*,  enfllaeb.  Kode  JulL 

l'onenf,  HinK*pore,  Uunt:ki-iic,  rv-fe»njibai,  dirrVl  (Ualon-LIni«)  Dampfer  „l‘ea»phii“,  Kapi. 
Ilan«en,  deutnrh,  5 Aofu»L 

Kinnapme,  Honfk^n*.  Rtbanftiai,  Yokuhauia,  lllcv!"  und  Na«raaaki  (tia  Uart-SaMl.  Sun.  Aden 
und  Culumbo)  l’o#idamprer  ^Nerfcar".  dentaeh,  I).  J«IL 

Valpaialen.  Arica,  Moileadn  und  Callan,  Mun Irr idrii,  PunIA  Arena*  Wir-).  C-Hiai.  Coetr- 

a«t  und  Talrabaaun  aalanfend  (via  Aumatpen)  r>j«M«iop1er  „Ueon*“,  Kapi,  Wilion. 
deuUeh.  33.  Juli. 

Coria«»,  Im  llnlun.  I.*  LUxrtad,  Ara)utla,  Naa  Jnnr  de  flualemaU  und  f'hampMleu  (vU 
Antwerpen)  Pnaldampfer  „Ibla“,  Kapt,  Vr»«*,  deute  eh,  S.  HatAesibr/. 

Vjlnnral PeaU  Aren*.  (M**.  Sit  ).  CurraJ.  Taleabuano.  Ci-julmbo.  AntefeRe.i»,  |.|iiu|U', 
PttaRu«.  Arie»,  Mnllaodo,  Calla»  a»n.  (ria  Antwaffien),  (Ompfer  ,jC*rtl«lli’.  deuiarb, 
ZI.  Juli. 

SaUvrrj.  I*ac**mayii,  KUi,  t’ajta,  Guayjqiul  (via  Anlwerpen)  Dampfet  jCsllM*,  deutaeb. 
SD.  Aapiit 

MiMitavIdeo,  Ruenua  Ayta*.  Reaarlo  and  San  Xienlaa  («1»  Madrlra)  roild-iwplrr  „Pctrnp-Uia“. 
Kapt.  Rehrmuii,  deutark,  SO.  Juli,  l’uaidairipfer  „Bahia“,  Kipt  v.  Ueltea,  ilenlirb. 
1.  Aurum. 

b)  Segel*«’  hiffe. 

M«4b*iurne  Wbarf  »Artona  4 draUrh,  aeR«»(ertiR 

Cuayma«,  Miaatlan  and  Man  RIm  vU  Bordeani  „rjmauni“,  KapL  Jörpvitaen,  daolark, 
prompt. 

W«nUiM  Zentral  Amerikaa  (eveutl.  «U  Hat  re  mir»  Butdeaua)  „Medur"  Kapl.  Starrer, 
daotacb,  f-’lRrnd 

Gnaye<tu>l  direkt  „Anna“,  Kapt.  Melnar-lii««.  diaitrb,  prompt. 

Valparalao  „rfoaapC*4  (von  PUtan),  Kapt.  KeMitor.  dvulerh,  prumpl.  ..Pin«**  (•««  B»<on),  Kapt 
autarke,  deul.ck.  füllend,  „Dlnlic"  (toa  Bii-an),  Kipl.  tirai'l.  deulach,  ladet. 

Kutan.'  {dlrek.1)  .Amur',  Kapt.  Svcudtcu.  uurwr^Dcb.  Udei.  ..L'et^voi  ' KvpL  LSmaa,  ««r- 
llneb,  ea«rifertic. 

MonteriiUu  und  Ronarlo  „A.  I».  llulf,  Kapt,  Lar«en.  »emegineh,  prompt. 

B nennt  Atrr*  fWfarharlii)  nCHe  Mmitk  I'Iwr“,  Kipt.  Otrnunriaen,  DortrtlK»,  Uilet,  „Feilt.  II", 
Kapt.  H^fru«.  dentarti,  prompt. 

Purii->  Ale*rv  „Heratauu“.  Kapi.  ilatra.  denlerb,  pratnpt.  „Falke",  Kapf.  Meihleieu.  aoe- 
neRktcb,  lade«. 

Bin  Grand*  „Allda“.  Ktp«  Nagel,  bolländlneh,  prompt. 

Ri"  Grande  und  Pnlatat  ..RrtnSurd“.  Kapt.  floatia,  deutark,  Ud»t. 

RI»  lirande  uod  Pnrto  Alepre  „Werklutr-,  Kapi.  Pnt^enjd,  k-llimlitrh.  *#*e»l«rüi. 

Santua  „Alntue“.  KapL  LDK-h.  deuDrk,  iirnmpL 

Saab)*  und  ParanaRna  „Hlailk*-,  Kapi.  Kork,  deutarh,  lodet. 

Rin  de  Jtariro  „llier  njauf.  Kapt.  Ultl«.  dentacdi,  ladei,  ..Allenaannia  *,  Kapt.  Wbliert, 
dtuUih,  ptuaapt,  „Bnetboven“,  Ktpt.  Ilanaen,  deulerh,  •■RrlfrrtiR 

BabU  „OfliiU“,  Ktf.l.  Wvtlra,  nnmORlerli.  ladet. 

t'ernambuo  „Aatelnpe-,  Kapl.  Polen,  dcuttrh,  kryelbnu,  „Aael-,  Kapl.  Wehtna,  dvnltrh. 
prompt. 

Ciudad  Bullvar  „Dofta  Zojia“,  Kapl.  8*-Harbr,  deularlk,  prompt. 

La  l'mijra  ..Xtrulal“.  Kapl.  OtUrmann,  doul»«b,  pr><np:, 

Puerto  Cabello  direkt  und  Mararml»  „Tnnua",  KapL  Aden,  dtnDrfa.  prunp«.  „Adele  . Kapl. 
ItaDten.  deutsch,  pr.-tapt. 

Curasan  und  Utra-aibu  „Albrecbi“.  Kapl.  Hrbapp,  deuueb.  «eRelfeni*. 

Vcrarru«  . Alfred“,  Kapt.  Bkbade,  deutarfc,  prumpl. 

Hakerea  bei  Sn|«tl  Blnmantbal. 


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Lroogle 


Nr.  28. 


1887. 


434 

EXPORT,  Organ  des  Ceolralvereins  für  UaadeUgoographie  etc. 


38 8.  Di**  Direktion  der  »Dampf-  und  SpinDrroi-MaflcJiÜH’iifahrik“  in 
l'hnnnitT  » i* iif  1 im>  an.  dafs  ihr  Prokurix!  Herr  Kaufmann  Albert  Paul 
Lohne  eituii  .wideren  WirkuuRftkrci*  rnvühlt  hat,  in  Folge  doiMm  an*  dem 
KtahiisMMiienl  M'hc’iiliit  und  seine  Z«ürliiiuii£nbtfugiiir>  erlischt.  Zum  Naili- 
fulger  ist  Herr  Kaufmann  Karl  Itiedig,  hi»li«*r  in  Wolkelilmrg,  ernannt, 
welchem  iui  KinvorMFuiduibbi*  mit  dem  Aufbichtsrothc  l’rnkuni  nach  Miir-gai*« 
des  0<r>ell*chaflMtatutcs  erlhetlt  worden  ist,  diu  ihn  bercriitigt , die  Firma 
in  ürmeiribcliaft  mit  einem  Direktor  der  GrselUcheft  rechtsverbindlich  tu 
«eiriiaea.  Pi«  BcvollinäihiigU-ti  der  Fabrik,  die  Herren  R.  Miohorl  und 
J.  Wunderlich  Meilen  weiter  ernuVhtigt,  die  Firm»  jo  in  Gemeinschaft 
mit  einem  Direktor  der  Geselbidiaft  rechtskräftig  tu  rckhucn. 

390.  Ein  tüchtiger  Agent  in  MhIujö  sucht  die  Vertretung  eiucr  d«ut- 
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dischen Fabrikat,  welches  «Lasellrst  ncIiou  vertreten  ist,  konknrrireti  können. 
Offerten  erbeten  unter  L.  I,.  358  itu  die  Deutsche  K)|HritiiUik. 

391.  Pie  Herren  Gebrüder  Haupt  in  Rio  de  Janeiro  teigen  uns  unterm 
31.  Mai  d.  J.  nu,  dafs  iu  Folge  des  itu  vorigen  Jahn-  erfüllten  AWebens  de* 
Herrn  Hermann  Haupt  ihr  Hau*  in  der  bisherigen  Weise  durch  Herrn 
Octuvio  Haupt  mit  ihrem  bisherigen  Prok tarnt rififer  Herrn  Eugen  Biehn 
unter  der  Firnut  Haupt  &<’•<,  fortgesetzt  wird.  Fron  Therexa  Sam  manu 
Idcibt  nnrh  bei  der  neuen  Firma  als  KominamlitäriD  betheiligt. 

392.  Hin  gut  eiugefülirtrs  Agentur*  und  KommissionsgeschAft  in 
Sydney,  dessen  Inhaber  mit  den  dortigen  Marktverhältaliecn  bestens  ver- 
traut ist,  nnplu  hlt  sich  deutschen  Fabrikanten  behufs  Anknüpfung  von 
Geschäftsverbindungen.  Offerten  erbeten  unter  I..  L.  359  an  die  Deutsche 
Kx  port-Baok. 

383.  CtnttDoial  International  Exhibition,  Melbourne,  JSsv 
lutercueiiteu  der  nächstjährigen  internationalen  Jubiläumsausstellung  in 
Mrlho<iriic  *i*|it  das  oflDielt«  Aiivdellungs-Privgramm  auf  unserem  Buieau 
zur  Einsicht  offen.  Dasselbe  enthält  sowohl  allgemeine  Bestimmungen  über 
ADfuebiuiig,  Verschiffung  und  Verpackung  der  Wuaren,  über  Zölle  uud  Abgaben, 
AussteMnngsgnipprn,  Versicherung  usw-.  als  auch  besondere  Regulative  be- 
treffend Arrangement  und  KauinvcrUieilurtg,  liückaeudung  der  Güter  usw. 


354.  Eia  in  der  Nähe  von  Triumph«  (Provinz  Rio  Grande  do  Sul,  Süd- 
Braailieo)  gelegenes  Landgut  (chacaia)  ist  xu  verkaufet!-  Pic  Botützung, 
welch«  aus  Flu?»  Taquaiy  und  in  unmittelbarer  Nahe  der  Stadt  Triumph« 
, lirgt.  bat  ciue  tiröfsv*  von  1690000  qm  und  kostet  iftkL  Gebäude  35  Conto» 
de  Reis  (=  c*.  68500  M).  Pi«  Gebäude  befinden  sich  In  guten»  Zustande, 
I ebenso  das  lebende  und  todte  Iiiventariuin,  und  der  Ertrag  des  Gutes  ist  et» 
bedeutender.  Pie  näheren  Pvlall»,  Situationsplan  usw.  sind  bei  dem  K.-B. 
eiozusrbeu.  Aiifragon  unter  L.  L.  360  an  die  Deutsch«  Exportbo&k. 

305.  Leistungsfähige  Fabrikanten  von  Holz-  und  .St  rohst  offen  für  Papier* 
fabriken  ersuchen  wir  um  ged.  Einsendung  ihrer  Offerten  unter  L-  L.  361 
an  die  Deutsche  Export  bank. 

396.  Ein  besten*  empfohlener  Agent  iu  Konatantinopel  sucht  Ver- 
tretungen leistungsfähiger  Fabrikanten  in  folgenden  Artikeln:  Trikotageo, 
Velours,  Velvet»  sowie  sächsische  und  schlesische  Tuch«.  Offerten  erbeten 
unter  I..  L,  36*2  an  die  Deutsche  Exporlbank. 

397.  Eine  f-chr  leiatungafiliige  deutache  M&Mhinenfobnk  und  Ktsen- 
giefserei  stiehl  tüchtige  mit  dem  MascUineufachc  vertraut«  Vertreter  in  Italien 
uud  Spanien.  Off.-rien  erbeten  unter  L.  L.  36:1  un  die  Deutsche  Kxpmtbank 

358.  Km«  »«hr  bedeutende  deutsch«  Fabrik  von  Buch*  und  Stvindnick- 
(arU-n,  \Valzonro;tv*e  und  Firnissen,  welche  bisher  ihre  Fabrikat«  mit  Erfolg 
exp-irlirt  hat,  wünscht  gröbere  Verbreitung  ihrer  Beziehungen  vonrugsweis« 
nach  den  Vereinigten  Staaten  von  Nord- Amerika,  ääd-IUlien  usw.  Offerten 
erbot«»  unter  L.  1«.  364  an  die  Deutsche  Export  bank. 

399.  Ein  bestens  empfohlenes  Agentur*  Und  K«mmi**ioUBgt*cbifl  iu 
Kourtautinop«)  sucht  geeignete  Vertretungen  für  Prohtnägel  (*.geiuuiüU: 
pointd  de  Paris)  sowie  für  Jagdschrot  und  ordfoif»  Schaufeln  ohne  Stiel. 
Offerten  erbeten  unter  L.  L.  365  an  die  Deuts  che  Lx|*«rlhank. 

400.  Leistungsfähige  deutsche  Fabriken,  welche  als  Spezialität  Pique* 
Stoffe  h erste!  Ir o,  und  in  Konxlatilitiopel  noch  nicht  vertreten  sind,  können 
wir  einen  tüchtig*»  Agenten  daselbst  nach»  einen.  Muster  wicht  zur  \er- 
füguug.  Offerten  erbeten  unter  L.  L.  366  an  di«  Deutsche  Exportbauk. 

401.  Für  eine  reuominirtc  deutache  Piasclfabrik  werden  geeignete 
Verbindungen  nach  dein  Auslände  gesucht.  Angebote  und  Aufrageu  unter 
L.  L.  367  au  die  Deutsche  Exporlbank. 


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1887. 


435 

EXPORT,  Organ  des  ContralTcrcin»  für  Handelsgeographie  ete. 


Nr.  28. 


Dampfschifffahrt  des  Oesterr.-Ungar.  Lloyd  in  Triest. 

Leipzig, 

Anstalt  f-ü.r 


Auszug  aus  dem  Fahrplane 

•iltil  fSr  den  Monat  Jall  1887. 


t*l 


Fahrten  ab  Triest: 

Ost-Indien  nach  Hongkong  über  Brindisi,  Port  Skid,  Snex,  Aden,  Bombay.  Colombo,  Penang  und 
and  Cfclnn,  Singapore,  am  18.  Juli  um  4 Uhr  Nachm.; 

mit  Ueberachiffung  auf  eigene  Dampfer: 

Sue$- Canal  (n  Suez  n*ch  Djoddab,  Maisaua,  Hodeidab  und  Suakin; 
in  Colombo  nach  Madras  und  Calcutta. 

Egypten,  Freitag  Mittags  nach  Alexandrien,  über  Brindisi  (Verbindung  mit  Port  Said  und  Syrien). 

Levante,  Dienstag  um  4 Cbr  Nachmittags,  nach  Griechenland  bis  Smyrna:  den  12.  und  26.  über 

Fiume  und  den  5.  und  19.  über  Ancona,  dann  nach  Brindisi,  Corfu,  Syra,  Piräus  und  Chios; 
Mittwoch,  jeden  xweitea  (6.  und  20.),  6 Uhr  Nachmittags,  nach  Thessalien  bis  ConstaDti- 
nopel:  mit  Berührung  von  Fiume,  Corfu,  Santa  Maura,  Palras,  Catacolo,  Catamata,  Piräus, 
Volo,  Salonicb; 

Samstag  2 Uhr  Nachmittags,  nach  Constantinopel,  mit  Berührung  von  Corfu  und  Piräus  t 
ferner  via  Pirius  nach  Syra,  Insel  Candien  und  Smyrna;  dann  via  Constantinopel  nach 
den  Häfen  des  Schwanen  Meeres; 

jeden  zweiten  Samstag  (2.,  16.  und  30.)  nach  Syrien  via  Smyrna,  und  (9.  und  23.)  nach 
Thessalien  via  Piräus. 

Dalmatien,  jeden  Montag,  Mittwoch  und  Samslag  10  Uhr  Vormittags,  (jeden  Samstag  via  Spalato  nach 
Metkovicb); 

jeden  Samstag  um  4 Uhr  Nachmittags  nach  Metkovicb  direkt. 

Istrien,  Dienstag  und  Freitag  um  7 Uhr  früh  nach  Fiume  über  Pola  etc. 


Buchbinderei-Bedarf. 


Maschinen 

Werkzeuge 

Materlalles 


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Ohne  Haftung  für  die  RegflmiT'igkeit  des  Dienstes  während  der  Kontumax-Mafsregeln. 

Nähere  Auskunft  ertbeilt  die  Kommerzielle  Direktion  in  Triest  und  die  General- Agentur  in  Wien, 
Schwarzenbergplatz  Nr.  6.  [4*? 


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MOSKAU  1872.  PHILADELPHIA  1876.  DRESDEN  1879. 

WIEN  1873.  BERLIN  1878.  BRÜSSEL  1880. 

SYDNEY  1879.  MELBOURNE  1880. 

PORTO  ALEtiRK  1881.  NÜRNBERG  1882. 


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Die  L>ampfer  der  Great  Eastern  Bahn  geben  von  Rotterdam  täglich  (mit  Ausnahme  Sonntags) 
um  6 Uhr  Abends  und  von  Antwerpen  täglich  (mit  Ausnahme  Sonntags)  um  6 Uhr  Abends  ab.  Kiprefa- 
xuf  von  Hamich  nach  London  nach  Ankunft  der  Boote.  Direkt«  Passagier-,  Reisegepäck-  und  Güter- 
beförderung von  allen  gröberen  Stationen  des  Kontinents.  Die  Dampfer  der  Gesellschaft  transportiren 
kein  Schlachtvieh.  Weitere  Auskunft  ertbeilt  der  General-Agent  der  Great  Kantern  Eisenbahn 
K.  Offewald,  Domhof  19,  Köln  am  Rhein.  [iooj 


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Als  wirklich  solider  Export- Massenartikel  bietet 
| derselbe  für  Absatzfabiirkeit  grofaartigate  Chancen. 
Muster  gegen  80  Ifeemtg  franko. 

Victor  Seidel,  Musikwaaren-Fabrik, 

Klingenthnl  (Sachsen).  (m) 


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Nr.  28. 


13« 

EXPORT,  Organ  des  Cent»!  Vereins  für  Handelsgeagtaphie  etc. 


1887. 


LEIPZIG, 


haut  seit  1855  als  alleinige  ltf) 

HpexlalitAt 

Maschinen  für  Buch-  und  Steindruckereien,  Buchbindereien,  Papier- 
und  Pappfabriken,  Album-  und  Cartonnagefabriken. 

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Expedition  4c*  „Exports“, 
Berlin  8W„  Kocbstr.  27, 

S8*i 

nach  Ueberoinkunft 

BkU  d«x  Expoditkia. 

Centralvereins  für  Handelsgeographie  und  Förderung  deutscher  Interessen  im  Auslande. 


Redaktion  und  Expedition:  Berlin  8.W.,  Kochsfcrafse  27. 

fO«*c  blftualti  Wochen  1i*j  H bl*  4 Uhr.) 

Der  .EXPORT“  ist  im  deutschen  Postz«ituug»katalog  fär  1887  unter  Nr.  1876,  Seite  59  eingetragen. 

IX.  Jahrgang.  c&uAv «,  SW  19.  3u&  i$$z.  Nr.  29. 


Ulua  Wo<htajchrift  ▼«rfolgt  daß  Z»i*k.  fortUnfaad  Bericht«  fibar  He  Lege  onaarer  L*a4*l««ta  l m Aiul  Md»  lar  Raentnli»  Ihr«  L**at  t*  brln*»u,  di«  lataraaaan  da«  daaUthca  Exprau 
thalkriftl«  in  TactxaUa,  ••«!«  dan  daataclMB  Hudal  and  dar  daaUcha»  ladaitrf«  «ichtiga  MlUhallansaa  über  dl«  UnndeliTarhiltalMa  da*  AuUndaa  in  ktneaUrFrlat  in  hbermitiai*. 

Brlafa,  Zadtwi*«*  und  WartiuaadBng«»  Ikr  dan  „Kxpart»  ated  no  dl«  Redaktion.  Barl  ln  8.W.,  KocJj»tr*f»a  17.  1*  riahtan. 

Brlafa,  ZattaBgan,  BaltrlttaarkUr negan,  W«rth*an4aag«B  fttr  dan  wCe«lralr*r*l«  flr  Hnadeb«*«fra*kJa  «t«.“  alod  nach  BarlJe  SW„  Kuckatixü*  37.  n *»*dea 

Inhalt:  Fiichräacbcroibetricb  «n  der  Ostsecküste.  — Der  Kaffeehandel  1885/87.  — Europa:  Die  Erhöhung  de«  russischen  Hopfen- 
zotla.  — Aus  Spanien.  — Deutscher  Sprit  und  französischer  Cognac.  — Asien:  ElsenbahnanUge  in  Wcat-Sumitra  zur  Erschließung  der  dortigen  Stein- 
kohlenlager; Hafenbau  in  der  Branntweinbai  daselbst  (Originalbericht  aus  Amsterdam).  — Der  Handel  von  Britisch-O&tindien.  — Afrika:  Hat  Kamerun 

• ine  Zukunft?  KHma,  Handel  und  Plantagenbau,  sowie  allgemein  kulturelle  und  missionarische  Aufgaben  und  Aussichten  in  der  jungen  Kolonie,  auf 
Grund  eigener  und  fremder  Anschauung  dargestdlt  von  Dr.  Bernhard  Schwarz.  (Fortsetzung).  — Ober  den  oberegyptischen  EUenbeinhaudel.  — Handels- 
bericht aus  Kapstadt  vom  1.  Juni  1887.  — Der  Suezkanai  im  Jahre  1886.  — Nord-Amerika:  Landiiubereiou  in  den  Vereinigten  Staaten.  — Cher 
die  amerikanische  Üaumwoll-Ernte.  — Zentral*  Amerika  und  West-Indien:  Aus  Mexico.  (Bericht  vom  18.  Juni  1887.)  — Eine  neue  Weltverkehre- 
strafse.  — Süd- Amerika:  Briefe  ans  Kolumbien.  Von  F.  C.  Lehmauu.  (Schlufs).  — Die  Arbeiten  an  der  Barre  von  Rio  Grande  do  Sul.  — Die  nobcsleu 
Nachrichten  aus  Brasilien.  — Brasiliens  neuer  Zolltarif  (Origin&Ibcricht  aus  Rio  de  Janeiro  vom  22.  Juni  1887).  — Litterarische  Omschau.  — Brief- 
kasten. — Deutsche  Exportbank  (Abtheilung:  Export-Bureau).  — Anzeigen. 

Di«  Wiriergtb«  vtn  Artikeln  am  hat  ,, Eiport"  iit  geotitlot,  nun  do  Doiaerkimg  kiHliglflgt  »rt:  Jbdmck  (bet».  Urttmtzimg)  am  Den  ..EXPORT", 


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im  dcutrr  heu  Postgetiet  13/»  M 
Im  Weltpoctrorcla  ...13a« 
Im  VrrelKMtulitd  . . .18n  . 

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/RGAN 


Fischräuchereibetrieb  an  der  OstseekQete. 

F [ S . Der  Aufschwung  der  Fischräucbereiindustrie  gehört  den 
letzten  Jahren  au.  Zwar  (ist  die  Fischräucherei  schon  zu  allen 
Zeiten  ein  Gewerbe  der  Kästenbevölkerung  gewesen,  aber  die  an 
dieser  Stelle  vor  einiger  Zeit  im  „Export*  nach  ihrer  wirthschsft- 
liehen  Bedeutung  ebarakterisirte  Massenerzeugnog  der  heute 
namentlich  in  den  westlichen  Ostseeplätzen  und  hier  besonders  in 
Kiel  und  Lübeck  etablirten  ßeefischräncherei  steht  unvergleichlich 
höher,  als  die  Fischräucherei  alten  Slyls  vor  der  Einführung 
nnserer  modernen  Verkehrseinrichtnngen , der  Dampfschiffe  und 
Eisenbahnen.  Wie  vor  der  Zeit  des  Eisen  bah nbauee  und  der 
Dampfschifffahrt  das  Fischgeschäft  an  der  Seeküste  Oberhaupt  ganz 
überwiegend  nur  einen  Lokalmarkt  besafs,  so  wurde  auch  die 
Räucherei  nur  zum  freihändigen  Verkauf  ihrer  Produkte  betrieben, 
und  erst  die  wirtschaftliche  Erscbliefsung  der  bionenUndisehen 
Absatzgebiete  und  die  Zufuhren  per  Dampfer  von  den  Fischerei- 
grnnden  aus  8ee  bat  dem  8eefiscbhandel  ebenso  wie  der  Fisch- 
räucherei das  grofse  Feld  des  binneoländiscben  und  des  aus- 
ländischen Nshrungsmittelmarktes  eröffnet.  Ohne  Frage  kann  der  ' 
Fischräucherei  an  unseren  Küsten  noch  eine  bedeutende  Entwicke- 
lung vorausgesagt  werden,  und  es  muß  deshalb  mit  Anerkennung 
hervorgehoben  werden,  daß  kaufmännische  Leitung  und  Intelligenz 
auf  den  technischen  Vervollkommnungsprozefs  der  Produktion  und 
der  Erweiterung  des  Absatzgebietes  rührig  Bedacht  nimmt 

Die  Seefiscbräucherei  wird  an  der  ganzen  Ostseeküste  von 
Memel  bis  Flensburg  betrieben.  An  der  Nordseeküste  befassen  sich 
nur  wenige  Plätze  mit  diesem  Gewerbe,  weil  dasselbe  hier  durch 
natürliche  Hindernisse  erschwert  wird.  Die  Nordseeküste  birgt 
ihre  Schätze  weit  ab  vom  Strande  auf  hoher  See,  und  eine  eigent- 
liche Küstenfischerei  ist  hier  nicht  vorhanden.  Die  Ostsee  besitzt 
ganz  im  Gegensatz  dazu  ihren  Fiscbreichtbum  nahe  der  Küste,  und 
namentlich  sind  dio  zahlreichen  Buchten,  Bodden  und  Haffe  an  der 
deutschen  Ostsee-Küste  von  Fiscbzügeo  belebt.  Dazu  kommt,  dafs 
das  Massenprodukt  der  Ostaeefischerei,  der  Hering,  an  der  Nordsee- 
küste vorherrschend  von  den  Salzereien  verwertbet  wird,  während 
den  Ostseeberingen  bekanntlich  im  großen  und  ganzen  die  Eigen- 
schaften zur  Einpökelung  fehlen.  Entscheidend  endlich  für  die  üoer- 
wiegende  Verbreitung  der  Fischräuchereien  an  der  Ostseeküste  ist  der 
Umstand,  dafs  Schweden  und  Dänemark  nabe  genug  den  deutschen  i 


Häfen  liegen,  nm  die  großen  Uebersehüsse  ihrer  Fisebereierträge  an 
Deutschland  abzugeben,  während  die  Zufuhr  frischer  Heringe  und 
anderer  Seefische  von  der  holländischen  und  englischen  Küste  nach 
unseren  Nordseeplätzen  der  größeren  Entfernungen  wegen  nicht 
gut  möglich  ist  An  der  oberen  preußischen  Küste  bat  sich  die 
Fischräucherei  auf  den  Erträgen  der  eignen  Fischerei  begründet. 
Weil  diese  Fischerei  aber  nur  an  und  für  sich  bescheiden  geband- 
habt  wird,  so  ist  hier  auch  der  Räucherei  betrieb  nur  auf  kleinere 
Leistungen  eingerichtet,  wenngleich  die  Flundernräucherei  der 
Danziger  Bucht  für  ihre  feinen  und  theuren  Produkte  einen  aus- 
gedehnten Markt  im  Binnenlande  erworben  bat.  Die  nahe  Bfclegen- 
heit  der  dänischen  und  schwedischen  Häfen  von  unseren  westlichen 
Ostseeplitzen,  namentlich  voa  Kiel  und  Lübeck,  hat  hier  die  Fisch- 
und  namentlich  die  Heringsräucherei  ins  Große  entwickelt,  und 
selbst  die  Hamburger,  in  den  kleinen  Ortschaften  hinter  der  Zoll- 
grenze etablirten  Räuchereien  beziehen  schon  seit  .Jahren  Dampfer- 
ladungen frischer  Heringe  aus  schwedischen  Häfen,  namentlich 
von  Gothenburg,  nächst  Kopenhagen  dem  größten  Markte  frischer 
Seefische  im  Ostseebecken. 

Der  Fischräuchereibetrieb  setzt  keinen  allzugroßen  tech- 
nischen Apparat  voraus.  Von  den  früheren  kleinen  Rlucberhüttco 
ist  man  natürlich  abgekommen,  und  in  Kiel  und  in  Lübeck  bezw. 
in  Ellerbeck  und  in  Schlutup  (zwei  vor  diesen  Städten  be- 
logenen Fischerdörfern),  wo  sich  das  Räucherei  - Gewerbe  vor- 
herrschend mit  städtischem  Kapital  angesiedelt  bat,  sind  aus  den 
alten  Räucherhlusem  zum  Theil  grofse  stattliche  fabrikäbnliche 
Bauten  entstanden,  die  aus  ihren  hohen  Schornsteinen  oft  nebel- 
artige  Rauchmassen  über  die  ganze  Stadt  und  weite  Umgebung  f 
ausbreiten. 

Zur  Ergänzung  unserer  bisherigen  Mitthciluogen  über  das 
Fischräucberwesen  an  der  Ostseeküste  geben  wir  die  folgende 
kurze  Schilderung  einer  großen  Räucherei,  wie  dieselben  muster- 
haft in  Kiel  und  Lübeck  bestehen.  Äußerlich  gleichen  diese 
Anlagen  einem  Fabrikgebäude;  sie  zeigen  sich  als  ein  gedrungener 
kurzer,  mehr  quadratischer  als  rechteckiger  Bau  mit  einem  bezw. 
zwei  großen  Schornsteinen.  Beim  Eintritt  in  den  Raum  sieht  man 
in  der  Mitte  4 oder  6 mit  dem  Rücken  znsammengestellte  R&ucber- 
öfen,  die  ähnlich  den  gewöhnlichen  Räucherkammern  eingerichtet 
sind.  Den  Rauch  führen  sie  gemeinsam  durch  einen  hohen  Schorn- 
stein ab.  Wenn  in  Lübeck  die  Fische  mit  den  schwedischen  und 


Nr.  29. 


V , 438 

EXPORT,  Organ  des  Centrulvereias  für  HandeUgöographic  etc. 


1887. 


dänischen  Poxtdsmpfern  au»  Gothenburg  oder  Kopenhagen  oder 
neuerdings  auch  mit  den  eigenen  von  den  Räuchereien  in  Fahrt 
gesetzten  „Fischdampfern 14  ankommen.  wird  die  Fracht  durch  Ge* 
spanne  in  Empfang  genommen.  Als  Transportmittel  an  Bord 
dienen  Kisten  oder  die  Fische  werden  is  den  Fisch  damp  fern  auch 
lose  im  Raume  aufgesehnttet.  Zur.  besseren  Kooservinmg  ist  die 
Waare  lose  mit  Salz  beschüttet  oder  mit  Borsäure  prftparirt,  die 
nach  dem  späteren  Abspülen  keinen  Geschmack  hintcrläfst.  Die 
Verlöschuog  der  Dampfer  erfolgt  aufserordeDtlich  schnell.  Die 
Ankunft  der  Dampfer  tat  telegraphisch  sigoalisirt,  Die  Oefan  sind 
schon  in  Brand  gesetzt.  Nach  Verlauf  einer  Stunde  ist  dos  Fisch- 
material  bereits  in  den  Händen  der  Räuchereien.  In  grofsen  ge- 
mauerten Bassins  werden  die  Heriqge  hier  zunächst  abgespült  und 
sodann  einem  zweiten  Bassin,  da«  mit  einer  Salzldsuog  gefüllt  ist. 
Übergeben.  Nachdem  die  Fische  hier  einet  kürzen  Saliung  unter- 
worfen sind,  werden  sie  auf  eiserne  Stäbe  (Spie f sc)  gezogen  um 
sodann  in  den  Rauch  gebracht  zu  werden.  Die  Stäbe  werden  auf 
ein  Rabmenwerk  gelegt  and  wenn  dieses  Rabmenwerk  mit  ca.  22 
bis  25  Spiefsen  gefüllt  ist,  wird  dasselbe  auf  Schienen , welche  in 
die  Ofenwände  eingelassen,  sind,  ja.  den  Ofcu  „gesebobea..  -Jeder 
der  Spiefse  trägt  ca.  20  Heringe.  Da  jeder  Rahmeu  ca.  22  Spiefse 
zäWt  und  da  6 Rahmen  in  jedem  Ofen  untecgebracht  werden 
können,  so  iat  jeder  Ofen  im  Stande.  2508  Heringe  oder  «Ke 
Räucherei  mit  einer  Einrichtung  von  6 Üefcn  16048  Heringe  auf 
einmal  zu  räuchern.  . Der  Rftucbernngsprozefs  dauert  nur  einige 
Stunden,  sodafs  da»  Ärbeitsquantum  des  ganzen  Tages  ein  aufser- 
ordcntlieh  grofs'e»  ist.  Die  gröfste«  der  Lübecker  Räuchereien 
sind  im  Stande,  ein  tägliches  Quantum  von  300  Zentnern  Fischen' 
fertig  zu  stellen.  Als  Feuerungsmaterial  wird  Eschenholz,  da»  zu 
Spänen  geschlagen  wird,  benutzt.  Die  neuen  Räuchereien  haben 
einen  grofsen  Fortschritt  damit  gemacht,  daf»  die  Einrichtungen 
ihrer  Öefeu  es  jetzt  gestatten,  die  vollbesetzten  Rahmen  aus  dem 
einen  Ofen,  sobald  die  Fische  hier  zunächst  im  heifsen  Rauche  | 
gar  geräuchert  sind,  in  den  anderen  hindurch  zu  schieben,  woselbst 
die  Waare  nun  im  dichten  Rauche  langsam  die  feine  goldgelbe 
Farbe  erhält.  Die  Qualität  des  fertigen  Rauchtisches  bängt  sehr 
von  der  Art  des  Räuchern«  ab;  nicht  blofs  die  Eigenschaft  des 
Fisches  an  and  für  sieb,  sondern  auch  die  Räucherei,  d.  h.  der 
Aufwand  an  Zeit  und  die  Art  der  Unterhaltung  des  Feuers  be- 
stimmen hervorragend  die  Güte  der  fertigen  Waare,  wie  denn 
auch  der  Preis  sieb  vorherrschend  nach  den  letzteren  Bedingungen 
richtet.  Mit  den  Räuchereien  sind  Werkstätten  für  Kisten,  ver- 
bunden, welche  ausschliefslich  als  Verpuckungsgegenstand  gewählt 
werden.  Im  noch  warmen  Zustande  werden  die  Flache  abgezählt 
und  in  die  Kisten  verpackt,  die  Verpackungen  werdeu  schleunigst 
vernagelt  und  zu  Bündeln  vereinigt,  dutzendweise  adre&lirt  und 
sofort  nach  der  Bahn  expedirt.  lu  mauchen  Wochen  des  Jahres 
verlassen  den  Lübecker  Bahnhof  täglich  6 bis  G Waggons  a 200  Ctr. 
mit  frischer  K such  waare.  Die  Hauptabsatzgebietu  sind  Westfalen 
und  Sachsen.  Jedoch  auch  da«  ganze  südliche  Deutschland,  sogar 
Theile  von  Österreich,  Böhmen,  Italien  und  Frankreich  werden 
mit  Bücklingen  von  der  Ostsee  versorgt  Durch  den  geschilderten 
einfachen  Arbeitsprozeß  hat  die  Industrie  einen  lebhaften  Auf- 
schwung in  Kiel  und  Lübeck  genommen.  Gegenwärtig  beträgt  die 
Zahl  der  Lübecker  Räuchereien  25.  Es  ist  aaznnebmen,  dafs  sich 
dieser  Umfang  de»  Gewerbes,  weil  die  Nachfrage  nach  Räucher- 
tischen eine  ständig  wachsende  ist  and  alle  Anlagen  mit  grofsem 
Nutzen  arbeiten,  sich  in  weiteren  10  Jahren  verdoppelt  haben 
wird.  Fast  in  jedem  Jahre  zählt  Lübeck  eine  neue  Anlage,  und 
das  kaufmännische  Kapital  bat  sich  bis  jetzt  bereitwillig  diesen 
Unternehmungen  zur  Verfügung  gestellt 

Der  Kalfeehandel  1885  87. 

Bei  Beginn  des  Kalenderjahres  1886  gab  die  Loge  des  Kaffee- 
marktvs  sehr  geringe  Hoffnung  auf  aufserordentlicbe  Thätigkeit, 
Leichtigkeit  oder  gründliche  Veränderungen  in  den  Preisen.  Io  den 
meisten  Haupthandelsplätzen  sowohl,  als  auch  in  der  Mehrzahl  der 
Nebenhandelsplitze  waren  Flauheit  und  Sinken  der  Preise  die  vor- 
wiegenden Kennzeichen.  Die  Preise  wurden  auf  den  niedrigsten 
Stand  berabgedrückt  selbst  unter  die  beispiellos  niedrigen  Preise 
von  1882,  welche  wesentlich  die  Folge  der  denkwürdigen  und  ver- 
häuguifs vollen  Spekulation  von  1880  waren.  Obgleich  der  Konsum 
in  Europa  die  Zufuhren  beständig  gehoben  und  die  Vorräthe  da- 
selbst verringert  hatte,  schenkten  die  Spekulanten  im  allgemeinen 
der  Verminderung  der  europäischen  Vorräthe  wenig  Aufmerksam- 
keit indem  sie  ihre  Meinung  hauptsächlich  nach  den  vorzüglichuu 
Erntehoffnungen  gestalteten,  besonders  hinsichtlich  Brasiliens.  Die 
gesummte  Ernte  filr  1886/87  belief  sieb  auf  8 Millionen  Sack, 
gegenüber  einer  wirklichen  Ernte  im  Jahre  1885/86  von  ungefähr 


5565000  Sack,  im  Jahre  1884  85  von  ungefähr  6206000  Sack,  im 
Jahre  1883/84  von  ungefähr  6047000  und  im  Jahre  1882/83  von 
ungefähr  6686000  Sack.  Diu  herrschende  Meinnug  in  Handel«' 
kreisen  war  unverkennbar  durch  das  Sinken  von  Ria-Kaffee  im 
Januar  and  Februar  1886  bis  zu  dem  ausnahmsweise  niedrigen  Preis 
voo  8 Vs  c.  (Standard  Nr.  6 in  New  York  im  Januar  7%  Ot)  bestimmt. 
Importeure  und  Hakler  bewegten  sich  mit  großer  Vorsicht;  das 
Geschäft  hielt  sich  innerhalb  sehr  enger  Grenzen.  Die  amtlich 
stellten  vorläufigen  Erntescbätzungeo  betrugen  für  Java  760000 

Sl,  Padaug  121 160  picul  und  Macassar  85000  Sack,  was  zur 
peicherung  von  Lagervorräthen  beitrug  — obgleich  späterhin 
diese  Schätzungen  wenigstens  für  Java  sich  als  zu  niedrig  erwiesen 
Im  Januar  1886  wurde  in  London  Rio-Kaffee,  gute  Waare,  mit 
37  «,  und  SaDlbs-Kaffee,  gute  Ihzrchschnitliwaare,  mit  37*;S  d, 
Java-Kaffee,  gewöhnliche  Waare,  mit  42»6H,  notirt,*wo  hingegen 
im  Dezember  1882  bezw.  32  s 6 d,  33  s 6 d und  42  s 6 d notirt 
Waren.  * f 

Verminderte  Zufuhren  in  Rio  Janeiro  und  Santos  regten  dann 
die  Meinung  wieder  an,  and  aU  im  Februar  J886  die  ungewöhn- 
liche erfolgreiche  N<U»°*iruqg ..einer  brasilianischen  Regieruu^s 
anleiho  in  London  stattfand  und  eine  daraus  hervorgelipnqc  PreMr 
steigung  daselbst  eintrat,  kräftigte  sich  da*  Vertrauddi  *Als 'das 
new*  Brotejahr  1886/87  henmtiabte,  wwnte-die  befestigt»  Richtung 
deutlicher.  Das  brasilianische  Produkt  wurde  in  Rio  Janeiro  und 
Santo«  zurück-gehalten,  und  die  Spekulation  in  Europa  entwickelte 
mehr  Leben,  jedoch  beharrten  Käufer  für  wirklich«!  Konsum  dabei, 
allein  ihren  wirklichen  und  dringenden  Bedarf  zu  decken.  Im  Juli 
lB86~Jdem  ersten  STonal  des  neuen  Ernlejihres)  Stand  fttö-i(sffep 
Nr.  6 8%  Ct»  in  New  York.  August  und  September  hindurch  hob 
sich  die  spekulative  Thätigkeit  in  Europa  sowohl,  als  in  Nord- 
Amerika;  die  Preise  wurden  scharf  erhöht,  und  im  September  1886 
war  Rio-Kaffee,  auf  1 ta/4  Ct-  gestiegen.  Bestellungen  in  Rio  Janeiro 
Und  Santos  wurden  ganz  mäßig  forgestetzt;  dabei  bewiesen  die 
Besitzer  grofse  Festigkeit,  lro  Oktober  ermattet«  die  Spekulation 
und  die  Werthe  sanken  etwas,  zum  Theil  auf  die  vielversprechend« 
Septemberblütbe  io  Brasilien  bin,  welche  indessen  nicht  hielt,  was 
sie  versprach;  denn  bedeutende  Regengüsse  richteten  ernsten  Schadeo 
an  und  schädigten  weiterhin  auch  die  Novombwblüthe.  Dadurch 
wurde«  schwere  Beeorgitia*«  für  di«  Ernten  vou  1887/88  erweckt, 
und  der  Gesamrotertrag  für  Brasilien  wurde  schließlich  auf  ungefähr 
nur  4 500 000  Rack  geschätzt.  Daraufhin  wurde  di«  Spekulation 
»ehr  viel  belebter.  llraS*.  von  Rio-Kaffee  wurden  io  New  York 
im  Dezember  bis  za  14%  Ct.  ausgezeichnet,  und  am  Scblufa  des  Juni 
d.  Js.  stand  Standard  Nr.  6 auf  13%  Ct,  Gestützt  wurde  diese 
Prehtateigeniag  durch  die  Steigerung  des  Konsums  iu  Nord-Amerika 
and  in  Europa;  derselbe  wurde  für  Europa  auf  441000  Tonneu 
und  für  Nord-Amerika  auf  247000  Tonnen  geschätzt 

Für  das  neue  Erntejahr  1887/88  war  auf  geringen  Vorrath  zu 
rück  sichtiges.  Gleichwohl  war  im  Januar  und  Februar  des  lau- 
fenden Kalenderjahres  die  Spekulation  mehr  oder  minder  unschlüssig. 
Dagegen  kennzeichnet«;  sich  der  März  durch  erneute  Thätigkeit  und 
der  April  zeigte  ein  viel  regeres  Geschäft  io  Aufträgen,  was  die 
Preise  wesentlich  in  die  Höhe  brachte.  In  New  York  wurde  die 
gangbar«  Qualität  vom  21.  April  bei  Juoilieferungen  auf  15, io  bis 
15,r.  und  bei  Dezemberlieferungen  auf  15^«  bis  15,m  für  Rio,  für 
Cucuta  auf  18  Ct.  und  Padang  auf  21%  bis  21%  getrieben.  Euro- 
päische Spekulanten  waren  di«  am  meisten  mafsgebenden  gewesen 
Den  Mai  hindurch  und  bi«  io  deu  Juni  hinein  wuchs  die  Speku- 
lation in  Rio-Kaffee  überall  ungeheuer  und  war  begleitet  von  großer 
Aufregung  und  häutigen  Schwankungen;  sie  führte  zu  einer  wei- 
teren und  sehr  schnellen  Preissteigerung,  sodafs  %.  B.  in  New-York 
am  2.  Juni  die  gangbare  Qualität  von  Rio-Kaffee  für  den  Juni 
20,50  bi«  20,40,  Juli  2l,os  bis  2l,i«  und  Dezember  21*g  bis  92,m 
(ungefähr  die  höchsten  erreichten  Zahlen)  notirt  wurden.  Die  fol- 
gende Woche  hindurch  setzte  sich  die  Thätigkeit  iu  der  Spekula- 
tion fort.  Da  wurde  das  Vertrauen  erschüttert,  theila  durch  ver- 
minderte Konsuuiptionen,  besonders  in  Europa,  theils  infolge  massen- 
hafter Verkäufe  meistens  auf  europäische  Rechnung.  Die  Preise 
| am  europäischen  und  amerikaoisenen  Platze  erfuhren  eine  sehr 
scharfe  Reduktion,  sodafs  beispielsweise  in  New  York  am  Donnerstag 
den  9.  Juni  Rio-Kaffee  per  Juni  auf  90  bis  20kit»  per  Juli  auf  20..*? 
bis  20,;;,  und  per  Dezember  auf  20,75  bis  bis  20,^  herunterging. 
Sonnabend  den  11.  Juni  gingen  die  Julilieferungen  bis  auf  18, i;, 
und  18,15  und  Dezemberlieferungen  auf  18,05  bis  18,17  bei  grofsen 
Verkäufen  herab.  Montag,  den  13.  Juni,  wurde  der  Niedergang 
noch  ernsthafter,  die  Aufregung  wuchs  intensiv  und  die  Spekulation 
verfiel  iu  eine  Panik,  als  Julilieferungen  berabgedrückt  wurden  bis 
auf  15  und  die  Dezemberlieferungen  bis  auf  16,  ein  Niedergang 
von  den  höchst  erreichten  Punkten  (am  2.  Juni)  um  6.415  bi*  6,1* 
per  Juli  und  5,»  Ws  6 per  Dezember,  was  mehrere  bedeutende 


1887. 


439 

EXPORT,  Organ  dea  Contralvereios  für  Handelsgeographie  etc. 


Nr.  2U. 


Handelsfirmen  za  Pall  brachte.  Die  Verlaate  waren  nothwendiger- 
kreise  sehr  schwerwiegend  und  die  daraus  entspringenden  Verlegen- 
heiten sehr  ernsthaft. 

Der  Sturm  der  außerordentlichen  Aufreguogen  der  Spekulation 
ist  jetzt  vorüber.  Man  iat  der  vorwiegenden  Ansicht,  daß  unter 
den  obwaltenden  Umständen,  sofern  der  Konsum  gehörig  aufrecht 
erhalten  wird,  die  Zufuhren  nicht  angewöhnlich  wachsen  und  die 
Erntesehätzungen  solide  bleiben,  der  Kaffeehandel  jetzt  eine  ver- 
nünftige Qrnndlage  wiedergefunden  bat  und  dafs  die  Aussicht  auf 
ein  regelrechtes  Geschäft  gesichert  ist  und  Erfolge  verspricht,  wenn 
auch  vorübergehende  Schwankungen  in  nächster  Zeit  noch  za  er- 
warten stehen. 

Nach  einer  Mittheilung  von  A.  F.  Wiener  & Co.  in  Havre 
hat  der  Export  brasilianischen  Kaffees  im  Jahre  vom  Jnli  bis  Juni 
1886/67  5 893000  Sack  gegen  5272000  Sack  im  Vorjahre  betragen. 
Es  gingen  1886/87 

Mch  Kump* 

Sack 

Wokaffee  ...  1 193000 
Ssntoskafee  . . 1917  000 

Zusammen  . 8110000  2048000  185600  6808000 

Anfang  Juli  beliefen  sich  die  Vorräthe  in  Rio  auf  50000  Sack 
und  io  Santos  auf  200000  Sack;  sie  waren  umfangreicher  als  Im 
Vorjahre  zur  selben  Zeit. 

Europa. 

Die  Erhöhung  des  russischen  Hopfenzolls.4)  Die  Abänderung 
des  Zolltarifs  für  Hopfen  ist  nunmehr  offiziell  veröffentlicht  worden, 
Wonach  die  Abgaben  beim  Import  von  ausländischem  Hopfen  von 
1,«  RbT.  Gotd  sa  2.3»  Rbl.  Kredit  auf  10  Rbl.  Gold  pro  Pud 
16  Rbl.  Kredit,  und  von  Hopfenextrakt  auf  30  Rbl.  Gold  pro  Pud 
(=  I&M  kg)  festgesetzt  siod. 

Auch  in  dieser  Frage  wieder  haben  die  Industrie  uod  Land- 
vrirtbscbäft,  wje  so  häufig  einen  erbitterten  Kampf  mit  eiöander 
ausgefochten.  Während  die  hervorragendsten  Hopfenkonsuroenten, 
die  Bierbrauer,  eifrig  gegen  die  Verteuerung  des  für  ihren  Betrieb 
unentbehrlichen  ausländischen  Materials  opponirten,  wußten  die 
rassischen  Hopfensnbauer  durch  unermüdliche  Berufung  auf  die 
arg  bedrohten  Interessen  der  .nationalen*  Hopfeukultur  in  maß- 
ebenden  Kreisen  für  sich  ia  einer  Weise  Stimmung  zu  machen, 
afs  schließlich  ihr  Wollen  uod  Wünschen  »um  Gesetz  wurde. 

Der  russische  Hopfenzoll  hat  maouigfache  Wandlungen  erlebt. 
Im  Jahre  1850  war  derselbe  bei  der  Einfuhr  mit  l^r>  Rbl. 
in  Papier  pro  Pud  belastet,  welcher  Zollsatz  im  Jahr  1857  auf 
1 Rbl.  ermäßigt  wurde.  Bia  zum  Jahre  1877  blieb  mit  einem  Zu- 
schläge von  10  Kop.  dieser  Zoll  bestehen;  dann  erfolgt«  die  Er- 
hebung des  Zolles  in  Gold;  ferner  1882  die  Erhöhung  auf  läo.Rbl. 
und  1886  auf  1.^  Rbl.  Gold.  Di«  letate  Höberbelastung  liegt  also  nur 
um  2 Jahr«  zurück  und  ist  als  geringfügig  anzasebes , wenn  mau 
den  gewaltigen  Sprang  berücksichtigt,  den  der  Hopfensoli  m Folge 
des  Allerhöchst  bestätigten  Reichsrathsgutachtens  vom  12.  Mai  d.  J. 
soeben  gemacht  bat 

Ober  die  Erwägunge»  uod  Grinds,  von  denen  das  Finanz- 
mrniitteriura  bei  einer  so  außergewöhnlichen  Zollerhöhung  ansge- 
gangen  ist;  gisbt  es  jetzt  selbst  in  seinem  offiziellen  Organ,  dem 
„ Westnik  Finanzow“,  eingehendem  Erklärungen  ab. 

Der  Roden  und  das  Klima  Rußlands,  so  wird  daselbst  her- 
vorgeboben,  sind  für  die  HopfenktuÜir  günstig.  Am  meisten  cm- 
fehlen  Bich  die  südwestlichen  Gouvernements  dazu,  und  vornehm- 
ch  siod  die  in  Minsk  und  Wolhynien  angestellten  Anbauversuche 
mit  den  westeuropäischen  besten  Hopfengattungsp  von  gutem  Er- 
folge begleitet  gewesen.  Weniger  eignet  sich  das  Moskaugehe 
’Qouvernement  dazu,  da«  sogenannte  Gnslitzer  Gebiet,  wie  ja  auch 
die  unter  der  gleichen  nördlichen  Breite  gelegenen  Theile  Deutsch- 
lands, trotz  ihrer  westlicheren  Lage,  nicht  mehr  Hopfenbau  treiben. 
Die  TJrthelle  der  hervorragendsten  Bierproduzenten,  so  erklärt  dies 
ministeriell'.-  Blatt  weiter,  lauteten  gleichfalls  zu  Gunsten  des  ein- 
heimischen veredelten  Gewächses,  welches  daher  auch  stark  be- 
ehrt und  gut  bezahlt  werde.  Mindestens  seltsam  bleibe  jedoch 
tarbei  die  ziffermäßig  erwiesene  Tbataacbe,  daß  der  russische 
Hopfen  io  großen  (Quantitäten  seinen  Weg  in’s  Ausland  nimmt, 
während  die  russischen  Bierbrauer  für  ihren  Hopfenbedarf  vorzugs- 
weise auswärtige  Bezugsquellen  in  Anspruch  nehmen.  Diese  Be- 
hauptung wird  durch  folgende  Ziffern  belegt: 

Es  betrug  för  Hopfen 


<f*r  Itaport-  4«r  Export: 

1880  85000  Pud.  1590  Pud. 

1881  7000Ü  „ 5382  , 

1883  59000  m 43  528  „ 


•)  Vergl.  „Export4  1886  Nr.  2 und  1887  Nr.  2. 


XUMmiHfill 


BkcS  ijfii  osdi 
V«r  SUAton  Uwlorn 

Sack  Sack  Sack 

2 092  000  180  000  3 415  000 

566  000  5 000  2 478  000 


der  Import:  dar  Export : 

1888  . . . * . 81000  Pud.  30048  Pud. 

1884  . „ V / . . 79000  , 42488  * 

1885  ...»(*  • 69000  , 900  . 

1886  85000  „ 2381  „ 


Nach  anderen  Nachrichten  soll  der  Export  im  Jebre  1883  bei 
der  damaligen  Mißernte  in  West-Europa  100000  Pud  betragen 
haben,  wovon  auf  Deutschland  4105  Pud  fielen,  um  im  folgenden 
Jahre  auf  das  Dreifache.  11685  Pud,  tu  steigen.  Höchst  auffällig 
bleibt  jedoch  auch  in  der  obigen  Ziffernrelhe  die  wechselnde  Größe 
des  exportirten  Quantum*,  das  mit  dem  Jahre  1886  plötzlich  ab- 
ftllt  Das  FiBaaxmmifrteriiim  meint,  dafs  die  eigne  Überproduktion 
die  Nachfrage  des  Auslandes  nach  dem  russischen  Hopfen  auf  ein 
Minimum  heruntergedrftekt  habe.  Hiermit  sei  aber  dem  rassischen 
Gewächs  sein  einziger  Absatzmarkt  genommen,  denn  da*  Inland 
wolle  trotz  der  niedrigen  Preisaoti rangen  sich  nicht  zum  Gebrauch 
desselben  bequemen.  Das  iat  ganz  richtig.  Die  wachsende  Ausfuhr 
russische*  Hopfens  bängt  lediglich  mit  eventuellen  Mißernten  in 
West-Europa  zusammen,  die  den  rassischen  Hopfen  trotz  «eines 
weit  geringeren  Wertheg  erwünscht  erscheinen  Ismen;  sonst  iat 
er  euf  den  europäischen  Märkten  bis  jetat  noch  nicht  konkurrenz- 
fähig. 

Im  Anfänge  der  achtziger  Jahre  schwankte  der  Preis  für  rus- 
sischen Hopfen  zwischen  15  und  20  Rbl.  pro  Pnd,  sank  dann  nach 
der  Angabe  des  „Weata.  Finanz.“  im  Jahre  1884  auf  13  bis  14  Rbl., 
am  in  der  Gegenwart  bei  8 bis  9 Rbl.  anznkommen,  and  selbst 
hierfür  fänden  sieh  keine  Käufer.  Ob  diese  Angaben  ganz  richtig 
sind,  lassen  wir  dahingestellt  Unseres  Wissen«  gelten  auch  heute 
noch  die  besseren  ausländisch«,  ia  Rußland  gebauten  Sorten  15 
bis  25  Rbl.,  uud  nur  der  russische  Original-Hopfen  6 bis  10  Rbl. 
per  Pnd.  Von  brauchbarer,  geschweige  denn  feiner  einheimischer 
Waare  ist  in  belangreichen  Quantitäten  in  Rußland  seither  nur 
wenig  auf  den  Markt  gekommen.  Die  Produktionskosten  betragen 
auf  dem  Bauerlande  6 Rbl.  pro  Pnd,  auf  dem  Hofelande  6 Rbl. 
pro  Pnd.  Rechne!  man  für  bessere  Sorten  selbst  nur  10  Rbl.  pro 
Pnd,.  so  bleibt  für  diese  immer  noch  ein  Gewinn  von  4 bis  9 Rbl , 
für  niedere  Sorten  dagegen  von  3 bis  4 Rbl.  pro  Pud  übrig. 

Ausländischer  Hopfen  habe  hingegen  in  Rufslsnd  im  Jahre 
1682  nach  einer  totalen  Mißernte  in  Böhmen  und  Bayern  auf 
80  Rbl.  pro  Pnd  gestanden;  im  folgenden  Jahre  sei  der  Preis  bereit» 
auf  42  Rbl.  herabgegangen  und  jetst  kaufe  man  denselben  für  25 
bis  30  Rbl.  oder  geritigwerthige  .Sorten  gar  für  18  bi«  20  Rbl.  pro 
Pud.  — Vergleicht  man  die  Preise  de«  ausländischen  Hopfens  mit 
denen  dos  raseiachsn  erster  Qualität,  so  ergiebt  sich  nach  unserer 
Berechnung  in  den  vier  letzten  Jabreu  eise  Differenz  von  19  bis 
18  Rbl.  pro  Pud.  Dieser  Preisunterschied  allein  würde  bei  tbat- 
sächlioher  Brauchbarkeit  des  rassischen  Hopfen»  genügen,  demselben 
Beachtung  zu  schraken  und  ihn  in  die  Brauereien  eiuzufUhren. 

Das  russische  Ministerium  erklärt  nun  den  Zustand  der  Dinge, 
bei  welchem  das  inländische  ßodenprodokt  sich  auswärts  Abnehmer 
soeben  muß.  während  im  Lande  selbst  die  ausländische  Pflanze 
benutzt  wird  für  durchaus  „anomal“.  Zwar  erklärten  die  Bier- 
brauer, dafs  «ie  wegen  der  ungenügenden  Qualität  des  russischen 
Hopfens  gezwungen  wären,  trotz  des  höhpren  Preises  das  auslän- 
dische Material  zu  verwenden,  andererseits  behaupteten  aber  die 
Pi  an  tagen  besitz  er,  daß  das  nur  ein  Vorurtheil  gegen  die  russische 
Waare  sei.  Diöser  Meinung  schliefst  sich  auch  das  Ministerium  an. 
ond  führt  als  Beleg  derselben  an,  man  habe  im  Jahre  1882,  als 
die  Hopfenernte  in  .Böhmen  völlig  oißrathen  war,  den  rassischen 
Hopfen  doch  za  hohen  Preisen  gekauft  and  auch  in  bedeutenden 
Massen  in’s  Ausland  geführt.  Wir  haben  nun  aber  oben  schon  hin- 
gcwie$en,‘  daß  die«  nicht  in  der  Vortrefflichkeit  des  russischen 
Hopfens,  sondern  lediglich  in  der  schlechten  damaligen  Ernte  durch 
ganz  West-Enropa  lag. 

Den  mehrßeh  verlauteten  Einwurf  freilich,  dafs  die  rassische 
Pflanze  nicht  dieselben  trefflichen  Eigenschaften  entfalte,  wie  die 
ansländische,  verwirft  das  Ministerium  als  umso  weniger  stichhal- 
tig, da  durch  einen  stärkeren  Zusatz  von  Hopfen  der  etwa  man- 
gelnd* Lupulingehalt  sehr  wohl  ersetzt  werden  könne;  die  billi- 
geren preise  des  einheimischen  Gewächses  wiesen  auf  diesen  Aus- 
weg geradezu  hin.  Dl«  sonstigen  Mängel  der  rassischen  Waare, 
wie  schlechte  Verpackung  und  äortirung,  ließen  sich  aber  bei 
zweckentsprechender  Behandlung  der  Hopfenkultur  noschwer  be- 
seitigen. Dazu  gehöre  doch  vor  Allem,  duß  den  Pflanzern  für  ihre 
Mühen  ein  materieller  Gewinn  in  sicherer  Aussicht  stehe.  Das 
Hopfe Bgeechäft,  wie  es  seitens  des  Auslandes  betrieben  würde, 
schädige  ernstlich  die  einheimischen  Landwirthe.  Die  ausländischen 
Händler  Stundeten  nämlich  den  Bierbrauern  die  Zahlung  anf  12  bis 
i 18  Monate  und  erhielten  letztere  anf  diese  Weise  In  beständiger 
1 Abhängigkeit.  Kurz,  die  vielßcben  Vorthelle,  welche  den  Eingang 


Nr.  29. 


440 

EXPORT,  Organ  des  Centralvereins  für  Handeßgeograpbie  etc. 


1887. 


ausländischen  Hopfens  nach  Rußland  so  außerordentlich  begün- 
stigten, müfsten  paralysirt  werden,  and  data  solle  min  die  Zoll- 
besteuerang  der  rassischen  Regierung  die  Handhabe  bieten. 

Den  Bierbrauern  wird,  nach  Ansicht  des  ministeriellen  Organs, 
durch  den  hohen  Zoll  kaum  ein  Schaden  erwachsen,  denn  selbst 
wenn  dieselben  vorläufig  noch  das  ausländische  Produkt  in  ihrem 
Betriebe  verwenden  würden,  so  kann  doch  dessen  höherer  Preis 
bei  der  gesammteu  Bierproduktion  aus  dem  Grande  nicht  sehr  be- 
trächtlich in’s  Gewicht  fallen,  weil  die  Ausgaben  für  den 
Hopfen  nicht  von  ausschlaggebender  Bedeutung  sind. 
Aber  ein  unleugbarer  Vortheil  werde  sich  daraus  ergeben,  dafs  die 
einheimische  Hopfenkultur,  vor  der  anomalen  Konkurrent  des  Aus- 
landes geschützt,  sich  rasch  und  sicher  entwickeln  werde.  Wenn 
man  jedoch  nachhaltig  Erapriefsliches  wirkeo  wolle,  dann  dürfe 
man  nicht  auf  halbem  Wege  stehen  bleiben,  sondern  müsse  die 
Zollsätze  so  fixiren,  dafs  dieselben  thatsäcblich  eine  starke,  alle  Zu- 
fälligkeiten in  den  Preisschwankungen  überragende,  Scfantzwehr 
bilden.  Daher  habe  man  keinen  Anstand  genommen,  den  Zoll  in 
der  oben  augedeuteten  Höhe  anzusetzen. 

Diese  Ausführungen  zeigen,  wie  wenig  ez  dem  russischen 
Finanzministerium  gelungen  ist,  den  eigentlichen  Kern  der  Frage 
zn  erkunden.  Eine  Denkschrift,  weicho  von  den  Gegnern  des  Pro- 
jekts der  Zollerböbung  im  Februar  d.  J.  dem  Finaniminister  ein- 
gereicht  wurde,  bat  bereits  die  ganze  Nutzlosigkeit  eines  so  hoben 
Schatzzolles,  und  wie  unzeitgerafifs  er  sein  würde,  auf  das  Treffendste 
d arge  logt.  Es  ist  gewifs  kein  „Vorarth  eil“  oder  irgend  ein  „Ab- 
h&ngigkeitsTerhfclluifft*,  was  den  Bezog  des  ausländischen  Hopfens 
nach  Rufsland  bis  jetzt  bewirkt  bat,  sondern  die  feste  Überzeugung 
von  der  unbedingten  Nothwendigkeit  dea  ausländischen  Materials. 
Um  ein  Bier  herzustellen,  welches  einigermafsen  den  Ansprüchen 
des  koosumirenden  Publikums  genügt,  kann  der  rassische  Hopfen 
mit  ganz  geringen  Ausnahmen  nicht  gebraucht  werden.  Seitdem 
das  untergäbrige  Lagerbier  den  Markt  erobert  hat,  sind  die  größt- 
ren  Brauereien,  die  vor  allen  Dingen  nur  Bestes  zn  liefern  bestrebt 
sein  müssen  und  auch  ehrlich  au  diesem  Ziele  festbalten,  gezwun- 
gen. sich  den  allerbesten  Hopfen  zu  schaffen.  Dieser  ist  aber  nur 
in  Böhmen  und  Bayern  zu  erhalten.  Von  diesen  beiden  Ländern 
wird  daher  auch  nicht  nur  Europa,  sondern  werden  auch  Amerika 
und  Australien  in  nicht  unbedeutenden  Quantitäten  mit  feinem 
Hopfen  versorgt.  In  Kofsland  bat  man  erat  in  den  letztes  fünf 
Jahren  einen  für  die  Brauereien  tauglichen  Hopfen  erzielt,  der  im 
Innern  des  Reichs  auch  guten  Absatz  fand.  Leider  waren  aber  die 
Quantitäten  so  gering,  dafs  damit  nicht  einmal  der  dreißigste  Tbeil 
des  für  Rußlands  Brauereien  erforderlichen  Quantums  gedeckt  wer- 
den konnte. 

Die  Bierbrauer  in  Rufsland  sind  übrigens  in  ihrer  Mehrzahl 
viel  zn  gute  Wirthe,  als  daß  sie  nicht  den  Vorzug  der  billigeren 
einheimischen  Waare  gebührend  zu  schätzen  wüßten,  wenn  letztere 
nur  dieselben  guten  Eigenschaften  an  sich  tragen  würde,  wie  das 
Gewächs  des  Westens.  So  lange  dem  rassischen  Produkt  jedoch 
die  bisherige  nachlässige  Behandlung  während  des  Wacbslhums 
und  zur  Zeit  der  Ernte  zn  Tbeil  wird,  die  Dolden  oft  au  Stelle 
des  so  wichtigen  Bestandteils,  des  Lupulin,  mit  reifen  Samen- 
körnern augefüllt  sind  und  der  Hopfen  auf  Darren  primitivster 
Konstruktion  getrocknet  und  rauchgeschwängert  in  den  Handel  ge- 
bracht wird,  so  lange  wird  auch  ein  einsichtsvoller  und  sorgsamer 
Brauer  sich  nicht  entschließen  können,  das  einheimische  Produkt 
zu  verwerten. 

Somit  kann  auch  ein  Schutzzoll  die  Lage  des  russischen 
Hopfenbaus  nicht  verbessern.  Die  Staatskasse  würde  möglicher 
Weise  einen  Gewinn  gar  nicht  erzielen,  da  den  höheren  Zollein- 
nabmen  eine  Einbuße  an  Akzise,  verursacht  durch  eine  Minder- 
produklion  an  Bier,  das  Gleichgewicht  halten  dürfte.  Nur  die 
Produktionskosten  der  Brauereien  würden  sich  von  Neuem  um  ein 
sehr  Bedeutendes  pro  Jahr  vermehren,  da  wohl  oder  übel  trotz  des 
enormen  Zolles  der  ausländische  Hopfen,  wenigstens  als  Beimischung 
zum  rassischen  Produkt,  auch  fernerhin  von  allen  Brauereien,  die 
auf  hervorragende  Güte  ihrer  Biere  ausgehen  wollen  oder  müssen, 
konsumirt  werden  wird. 

Die  Branerei Verhältnisse  im  ganzen  Reiche  hatten  sich  durch 
eine  Reihe  neuer  Auflagen  im  Laufe  der  Jahre  ohnehin  schon  der- 
maßen verschlechtert,  dafs  sie  eine  abermalige  and  zwar  so  be- 
deutende Mehrbelastung  kaum  mehr  auf  sieb  zu  nehmen  im  Stande 
sein  werden, sondern  dieselbe  auf  die  Konsumenten  abzuwälzen  suchen 
werden,  woraus  folgt,  dafs  jeder  Biertrinker  in  Rußland  an  dieser 
neuen  indirekten  Steuer  wird  partizipiren  müssen. 

Die  russischen  Brauer  werden  gewiß  den  Tag  mit  Freude  be- 
grüßen, an  welchem  russische  Hopfenbauer  in  der  Lage  sein  wer- 
den, ihnen  einen  dem  ausländischen  gleichwerthigeu  Hopfen  zu 
offeriren.  Sie  würden  dadurch  nicht  allein  von  lästigen  Unkosten, 


die  ihnen  aus  dem  schlechten  Geldkurs  und  aus  dem  hohen  Zoll 
erwachsen,  befreit  werden,  sondern  auch  außerdem  noch  bei  reich- 
lichem Gewinn  des  Produzenten,  ihren  Hopfen  weit  billiger  er- 
halten können. 

Der  Produzent  muß  sich  jedoch  überall  und  immer,  wenn  er 
seine  Waare  marktfähig  machen  will,  dem  Konsumenten  anzupassen 
suchen.  So  lange  aber  der  alte  Schlendrian  auhält,  bleibt  der  ein- 
heimische Hopfenbau  für  die  Brauindustrie  ziemlich  werthlos.  Nur 
ein  Mittel  giebt  es,  dem  russischen  Hopfen  seinen  Weg  zn  bahnen; 
dieses  können  sich  die  Hopfenbauer  nur  selbst  geben:  es  liegt  in 
der  Aneignung  der  erforderlichen  Kenntnisse,  in  der  Beobachtung 
einer  peinlichen  Pflege  während  der  Entwickelung  und  einer  über- 
aus großen  Sorgfalt  zur  Zeit  der  Ernte,  wie  auch  nachher  in  der 
Zubereitung,  Verpackung  und  Aufbewahrung. 

In  wie  fern  die  Tarifkommission  diesen  Weg  als  einen  nütz- 
lichen und  praktischen  anerkannt  hat,  geht  aus  den  bekannt  ge- 
wordenen Mitlheilungen  nicht  hervor;  doch  wird  ans  mehreren 
Orten  der  deutschen  Ostseeproviozen  unter  russischem  Joche  ge- 
meldet, daß  man  daselbst  mit  der  Absicht  umgehe,  praktische 
Schulen  für  den  Hopfenban  zu  errichten;  namentlich  im  Dorpat- 
schen  und  Weifsenstein'schen  Kreise.  Eines  dieser  Institute  soll 
ausschließlich  dem  Unterricht  über  den  Anbau  des  Hopfens  ge- 
widmet sein,  während  in  zwei  anderen  Anstalten  neben  dem  Lehr 
zweck  auch  merkantile  Interessen  zur  Geltung  kommeu  sollen.  In 
der  Nähe  von  Fellin  beabsichtigt  man  große  Hopfenplantagen  an- 
zulegen, welche  unter  der  Leitung  zweier  Zöglinge  der  im  Witebski- 
sehen  Gouvernement  bestehenden  Schule  für  Hopfenkultur  stehen 
sollen.  Auf  den  Plantagen  werden  junge  Leute  von  15  bis  18 
Jahren  als  Lehrlinge  mit  dreijährigem  Kursus  aufgenommeo  werden. 
Für  die  praktische  Unterweisung  wird  von  denselben  keine  beson- 
dere Zahlung  beansprucht  werden,  da  die  Zöglinge  ihren  Lebeas- 
unterhalt  durch  ihre  Arbeißleistungeo  sich  verdienen  sollen. 

Die  Schädigung,  die  bei  dem  voraussichtlichen  starken  Rück- 
gänge des  Hopfenimports  nach  Rußland  das  Ausland  trifft,  wird 
vornehmlich  auf  Deutschland  fallen.  Es  wurde  Hopfen  importirt: 

1880  ....  im  Werth«  von  1247728  Rbl. 

1881  „ , 1 043  566  . 

ISB3 „ * 1674000  . 

1884  . . . . „ * „ 1534000  . 

[Für  dss  Jahr  1882  fehlen  mir  die  russischen  Daten.] 

davon  kamen  nach  der  deutschen  Reich sstatistik  aus  Deutschland: 

1880  . . 23532  Zentner  netto  im  Werthe  von  3204000  M 

1881  . . 21492  . . „ „ 3009000  . 

1882  . . 17400  . „ . „ * 5307000  „ 

1883  . . 25790  „ „ „ , „ 5803000  „ . 

Aus  Spaißa.  Die  „Revista  de  la  Aasociaciön  de  Navieros  in 
Barcelona’  berichtet,  dafs  in  Anbetracht  der  bedeutenden  Ent- 
wickelung der  Handelsmaseen  im  Auslande  die  spanische  Regierung 
in  Erwägung  zieht,  welches  die  besten  Mittel  zur  Gründung  ähn- 
licher Anstalten  io  Spanien  seien.  Die  Handelskammer  in  Liejo 
hat  in  ihrem  Distrikt  bereits  ein  Handelsmnseom  und  eine  perma- 
nente Ausstellung  von  Importartikeln  gegründet.  Spanien  bat 
ferner  mit  dem  Handeßmuscum  in  Frankfurt  a.  M.  eine  Verein- 
barung getroffen,  um  dort  steuerfrei  Muster  von  Agrikultur-  und 
Industrieprodukten  auszustellen. 

Deutscher  Sprit  und  französischer  Cognac.  Das  Departement 

Charente  ist  das  ursprüngliche  und  eigentliche  Produklionsgebiet 
des  Cognac  und  der  Ort  Cognac  der  Zentralpunkt  des  dortigen 
Cognac-Handels.  Mit  Recht  fragt  man  aber,  ob  all  die  ungeheuren 
Mengen  dieses  Getränkes,  welche  io  der  Welt  konsumirt  werden, 
auf  jenem  verhältnismäßig  kleinen  Stückchen  Erde  erzengt  werden 
können.  Das  ist  in  der  That  unmöglich,  um  so  mehr,  als  die 
verheerenden  Wirkungen  der  Reblaus,  welche  dem  gesammten 
Weinbau  Frankreichs  so  ungeheuren  Schaden  zugefügt,  auch  für 
die  Cognacfabrikation  der  Charente  verhängnisvoll  geworden  sind. 
Die  obere  Charente  batte  vor  dem  Erscheinen  der  Reblaus  117205  ha 
i ertragfähiger  Weinberge;  hiervon  sind  gänzlich  verwüstet  16696  ha, 
der  Verwüstung  nahe  39  173  ha,  zusammen  54  869  ba.  Aßo  fast 
die  Hälfte  des  früheren  Bestandes  ist  aß  ertragsunfähig  anznseben. 
Ein  ähnliches  Bild  zeigt  die  Charente  inferieure.  In  dieser  sind 
von  168  945  ba  verwüstet  31  351  ha,  der  Verwüstung  nahe  50  137  ba, 
zusammen  81  588  ba. 

Diese  Zahlen  stammen  aus  dem  Berichte  der  „Commission  su- 
perienre  du  Phylloxera*,  an  ihrer  Zuverlässigkeit  ist  aßo  nicht  zu 
tweifeln. 

Es  ist  offenkundig,  daß  ungeheure  Mengen  deutschen  Sprits 
nach  den  Mittelpunkten  des  Cognac  -Handeß,  nach  Bordeaux  und 
Cognac,  wandern  und  dort  verschnitten  werden,  um  alsdann  als 
„Cognac1*  ins  Ausland  zu  wandern.  Der  Deutsche,  welcher  Cognac 


Nr.  29. 


44t 

1887.  EXPORT,  Organ  des  Centralvereins  für  llandelsgeographie  etc. 


aus  Frankreich  bezieht,  hat  also  die  Hin-  und  Rückfracht,  sowie 
den  deutschen  Eingangszoll  von  48  t4ty  jetzt  92  , per  1001  für 
den  deutschen  Sprit  zu  zahlen,  der  sich  in  dem  eingeführten  Cognac 
befindet. 

Nach  den  bedeutenden  Erfolgen,  welche  die  deutsche  Industrie 
seit  der  Wiedererrichtung  des  Deutschen  Kaiserstaates  auf  allen 
Gebieten  errungen  hat,  erscheint  es  unausbleiblich,  dafs  auch 
auf  dem  Gebiete  der  Spirituoseubranche  die  Herrschaft  Frankreichs 
aufböreu  wird.  Schon  hat  sich  zum  Heile  des  Nationalwoblstandcs  , 
ein  Umschwung  vollzogen,  da  Konsumenten  in  Deutschland  gern 
den  deutschen  Erzeugnissen  ihre  Aufmerksamkeit  zürnenden,  so- 
bald letztere  den  Anforderungen  des  verfeinerten  Geschmackes  ent- 
sprechen. Die  deutsche  Cognacfabrikation  steht  bereits  auf  einer 
hoben  Stnfo  und  schon  jetzt  haben  ihre  Erzeugnisse  nicht  blos  im 
Deutschen  Inlande,  sondern  auch  in  ausserdeutschen  europäischen 
und  überseeischen  Ländern  einen  höchst  erfreulichen  Absatz. 


Asien. 

Eisenbahnanlage  in  West- Sumatra  zur  Erschließung  der 
dortigen  Steinkohlenlager;  Hafenbau  In  der  Branntweinbai  daselbst. 

(Orig  inalbericbt  aus  Amsterdam).  Für  die  Leser  de»  «Exports“  I 
dürfte  cb  interessant  sein,  dafs  behufs  Ausführung  eines  für  i 
HollÜndisch-lndien  höchst  wichtigen  Unternehmens  unsere  zweite  I 
Kammer  kürzlich  den  betreffenden  erhöhten  Ausgabe-Etat  für  18s7 
mit  1 600000  Gulden  einstimmig  angenommen  hat. 

Es  handelt  sich  nämlich  zunächst  um  Anlage  einer  Eisenbahn 
im  Gouvernement  der  Westküste  Sumatras  und  eiues  Hafcubaues 
an  der  „Branntweinbai“. 

Auf  Sumatras  Westküste  liegen  in  den  so  reich  veranlagten 
Padaugschcn  „Oberländereien“  an  den  beiden  Ufern  des  Bergstromes 
„Die  Ümbilien“  die  sogenannten  Ombilienfelder,  eine  ausgedehnte, 
an  Steinkohlen  von  ausgezeichneter  Güte  reiche  Flüche  bildend. 

Bisher  unbenutzt,  liegt  da  das  kostbare,  in  jetziger  Zeit  so 
unentbehrliche  Material  an  den  Ufern  der  Ümbilien  in  einer  auf  j 
200  Millionen  Tonnen  geschätzten  Ma»se. 

Schon  1872  erklärte  der  Minister  vou  Bosse,  dafs  zwei  Ge-  . 
suche  behufs  Erlangung  von  Konzessionen  zur  Ausbeutung  jener  ' 
Kohlenfelder  seitens  der  Regierung  günstig  aufgeuomraen  worden, 
— es  sei  jedoch  zu  keinem  Resultate  gekommen, 

Vou  den  Ingenieuren  Gluijsenaer  und  Verbeek  wurde 
inzwischen  nach  stattgehabter  Untersuchung  die  große  Ergiebigkeit 
jener  Steinkohlenlager  konstatirt  und  die  Kosten  der  Ausbeutung 
veranschlagt.  Dabei  wurde  frstgestellt,  dafs  es,  um  eine  gehörige 
Ausbeutung  zu  ermöglichen  einer  Eisenbahn  bedarf,  welche  die 
Ombilienfelder  mit  dem  nächsten  Hafen  verbindet. 

Suroatras  Wüstküste  bietet  nun  alle  Erfordernisse  zu  einem 
lohnenden  Eiscnbabnnntcrnebmeu ; denn  im  Übermaße  vorhanden 
ist  erstens  die  Hauptsache  für  den  Gütertransport  auf  breitester 
Grundlage,  die  Steinkohle;  zweitens  eine  wohlhabende,  großen* 
tbeils  sehr  dicht  zusaromenwohnende  Bevölkerung,  und  drittens 
ein  fruchtbarer,  zur  Kultivirung  sehr  geeigneter  Boden. 

Nach  Ansicht  de»  Kolonial-Minister»  bietet  eine  Konzessions- 
verleihung an  Private  bezüglich  der  vom  Staate  als  Eigenthnmer 
dieses  Steinkohlenschatzes  zu  beanspruchenden  Vortheile  augen- 
blicklich nicht  die  uöthige  Sicherstellung.  Jedenfalls  sei  es  endlich 
an  derZeit,  die  Sache  zur  Ausführung  zu  bringen;  zunächst  müsse 
der  Staat  selbst  wenigstens  den  Bau  der  nöthigen  Eisenbahn  und 
des  Hafens  unternehmen. 

Die  bereit«  entworfene  Bahn  wird  von  den  Orabilienfeldern 
nach  der  .Branntwein-Bai“  führen  und  die  vorzüglichsten  Plätze 
der  Westküste  Sumatras  berühren,  in  einer  Länge  von  ungefähr 
169  km,  während  die  Kosten  auf  14  800  00)  Gulden  zu  schätzen 
sind,  zu  welch  letzteren  noch  die  Kosten  von  Hafenanlagen  mit 
ca.  1 Million  Gulden  kommen. 

Nach  Fertigstellung  der  Bahn  und  des  Hafens  soll  danu  ent- 
schieden werden,  ob  der  Staat  oder  aber  Private  die  Ausbeutung 
der  Steinkohlenlager  besorgen  sollen. 

Die  obenerwähnten,  pro  1887  bewilligten  Gelder  dienen  dazu, 
die  ho  erstaunliche  Resultate  versprechende  Angelegenheit  endlich 
einmal  kräftig  anzufasseu. 

Die  Nation  darf  ihren  Kolonial-Minister  recht  dankbar  sein 
für  seine  entschiedene  Initiative. 

Der  Handel  von  Britisch-Ostindlen  ist  in  Anbetracht  des  mäch- 
tigen Gebietes  und  seiner  dichten  Bevölkerung  ein  höchst  wichti- 
ger Faktor  im  Welthaudel.  Auch  Deutschland  hat  bekanntlich  ein 
sehr  beträchtliches  Interesse  au  demselben,  und  insbesondere  ist 
cs  die  Einfuhr  ans  Britiscb-Iodien,  welche  für  Deutschland  sehr 


| große  Bedeutung  hat.  Mit  Rücksicht  hierauf  bringen  wir  die  so* 
! eben  bekannt  gegebenen  amtlichen  Ziffern  über  den  Anthei!  der 
einzelnen  Länder  an  dem  Handel  dieses  Landes  hierunter  zum 
Abdruck,  iudem  wir  bemerken,  daß  die  Nachrichten  über  die  Arten 
der  eiogefübrten  Waaren  noch  nicht  veröffentlicht  sind. 

Ohne  Anrechnung  der  Edelmetallbewegung  bezifferte  sich  die 
Einfuhr  Brütsch-Osüodiens  ans  europäischen  Ländern,  in  den 
letzten  drei  Jubreu,  je  vom  1.  April  bis  31.  März,  wie  folgt: 


iÄudor  1SBI/8S  1SS&H6  18MS81 

Ra.  K*.  Ki. 

England 421978  701  416  589  018  467G95191 

Österreich 4 777  707  4 518  84  7 7 238  642 

Belgien 2 472  270  2 607  416  2 052  533 

Frankreich 6 042464  6 240  799  8 029  150 

Deutschland 928  038  I 200  690  1 602  998 

Holland 11  861  19  3U2  23  528 

Italien 4 181  1 10  4 146  482  4 241  709 

Malta 82  550  54  7 86  51  626 

Rußland 19  303  54  864  677  542 

Andere  Länder  . . . . 144  122  237  640  114  802 

Die  Ausfuhr  nach  Europa  bewegte  »ich  io  folgenden 

Zahlen: 

lAndor  ISM/K3  If&VM  1SH6.S? 

IC*.  (U.  K*. 

England 329  145  815  335  740  121  334  034  171 

Österreich 23  426  628  20  053  568  26  343  028 

Belgien 31  208  449  37  110  675  35  924  662 

Frankreich 81685076  66  838  891  77  121226 

DeiitM’bland 5 652  916  3 966  193  7 713  103 

Holland 4 198  517  5 363  465  4 887  716 

Italien 34  831  438  36  381  973  52  694  310 

Malta 4 41191t  5 299  814  3 593  089 

Rußland 1200  614  1 040  208  3 133  432 

Spanien 2 263  584  3 990  783  2 701  574 

Andere  Länder ....  498  100  238  695  645  800 


Bemerkt  muß  hierzu  werden,  dafs  ein  Thuil  der  deutschen 
Ausfuhr  narb  Britiuch-Ostiodieo  in  der  österreichischen  uud  eng- 
lischen enthalten  ist  und  dort  verschwindet,  dafs  aber  auch  öster- 
reichische Waaren,  welche  statt  aber  Triest  über  Hamburg  beför- 
dert werden,  in  den  Zahlen  für  Deutschland  enthalten  sein  werden. 

Afrika. 

Hat  Kamerun  eins  Zukunft? 

Klima,  Handel  uud  rtantageubau,  sowie  allgemein  kulturell«  und  missiutia- 
ruch«  Aufgaben  und  Aussichten  in  der  jungen  Kolonie,  auf  Grund  eigener 
und  fremder  Anschauung  dargestelH 
voa 

I>r.  Bernhard  Schwarz. 

(Kartartmag.) 

Selbstverständlich  ließe  »ich  angesichts  des  fruchtbaren  Bu- 
den» uud  seiner  mannigfaltigen  äußeren  Form,  welche  glutheiße 
Niederungen  ebenso  wie  fast  bis  an  die  Schneegrenze  reichende 
Hochgebirge,  Sumpfläodereien  ueben  Savannen  und  Hochflächen, 
leichten,  sandigen  Holzboden  und  schweren,  moorartigen  Grund 
bietet,  noch  vieles  Andere  als  anpflanzungsfäbig  nennen,  «•>  Baum- 
wolle, Tabak,  Indigo,  Kokospalmen  (uiu  das  ölliefcrude  Kopra  und 
zugleich  auch  den  nützlichen  Bast  der  Nuß  zu  gewinnen)  und  Ara- 
chiden,  Dinge,  die  wir  schon  früher  erwähnten,  dazu  dann  noch 
der  das  Chinin  liefernde  Kieberriudenbaum,  der  tropische  Höhen- 
lage benöthigt  und  sich  am  besten  zwischen  1200  bis  2400  in  Höhe 
in  einem  wechselvollen,  durch  heftige  Regenschauer,  dichte  Nebel 
und  schattige  Bewölkung  unterbrochenen  .sonnenreichen  Klima  bei 
einer  veränderlichen,  aber  nicht  ausschrcitenden  Temperatur  von 
15  bi»  25°  C.  entwickelt,  Verhältnisse,  wie  nie  das  Kamerun-  und 
iedenfalls  auch  da«  Wapakigehirge  darstellen,  dann  Zimmt,  der 
gleichfalls  viel  Sonne  und  Regen,  sowie  sandigen  Untergrund  ver- 
langt und  vielleicht  für  die  dementsprechend  geartete  Urwaldzone 
nördlich  vom  Kamerungebirgo  ain  meisten  zu  empfehlen  wäre,  kurz, 
mehr  öder  minder  alle  die  verschiedenen  »o  gewinnbringenden  tro- 
pischen Drogen.  Es  würde  »ich  aber,  um  über  all  das  ohne  größere, 
kostspielige  Experimente  schon  vor  der  Anlage  der  betreffenden  Plan- 
tagen Gewißheit  zu  erlangen,  sehr  empfehlen,  wenn  die  Keicbs- 
regicrung  an  einem  oder  noch  besser  an  mehreren  Punkten  nach 
! dem  Vorgang  Frankreichs  in  Algier  u.  a.  „Versurhsgärten“  anlegte, 
so  etwa  am  kleinen  Kamerunberge  bei  Boando,  wo  gutes,  reichliches 
Wasser,  leidliches  Klima  und  bis  zu  etwa  2000  m außteigendes  Ter- 
rain vorhanden  ist.  Aus  diesen  Etablissements  könnten  dann  auch 
die  Farmer  Sämereien  und  Stecklinge  nebst  Anleitung  zum  Anbau 
und  dergleichen  beziehen,  ebenso  wie  die  daselbst  angestellten  Bo- 
taniker gleichzeitig  zur  Erforschung  der  wilden  Flora  des  Lande» 

: zu  verwenden  sein  würden. 


z°°Q 


Nr.  2». 


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EXPORT,  Organ  des  Central  Vereins  für  Handelugeographie  etc. 


1887. 


An  die  Besprechung  der  Pflanzenwelt  schlieften  wir  eine  solche 
der  Thierweit  an.  Freilich  darf  man  von  dieser  letzteren  nicht 
annähernd  die  groften  kolonialen  Verhaftungen  erhoffen,  wie  sie 
ohne  allen  Zweifel  das  Pflanzenreich  Kameruns  bietet  Allerdings 
mufft  ja  die  Fauna  dieses  Lundes  an  sieb  ebenfalls  eine  relativ 
reiche  genaunt  werden.  So  ist  besonders  gut  namentlich  die  Vogel- 
welt vertreten,  die  von  den  winzigen  Nektarinien  bis  zu  den  ! 
mächtigen  Raubvögeln  reicht  und  vielfach  durch  wahrhaft  ent- 
zückende  Farbenpracht  sich  auszcichnet.  Daneben  erscheinen  auch  ! 
die  Gewässer  gut  bevölkert.  Es  liudi-n  sich  daselbst  riesige  Schild-  i 
kruten,  Seekühe,  Flufspferde,  Alligatoren,  verschiedene  Fische  (an 
den  Serknsten  namentlich  treffliche  Garnelen,  die  von  den  Negern 
bereits  beruftmBfsig  gefangen  und  getrocknet  in  den  Handel  ge- 
bracht werden),  (’rustaccen  u.  a.  m.  Die  Urwälder  bergen  Ele- 
fanten, Antilopen,  Büffel,  Leoparden,  mehrere  Arten  Wildkatzen,  ; 
fliegende  Hunde,  Eichhörnchen,  Affen  vom  anthropomorphen  Schiin- 
panse  bis  zu  dem  winzigen  Halhäffcben,  Scliluugen.  darunter  die 
mächtige  Abgoltschlangc,  und  vieles  Andere  noch-  Aber  man  weift 
ja,  daft  die  Jagd  selbst  in  tbierreichen  Gegenden  doch  auf  die 
Dauer  ihren  Mann  nicht  nährt,  falls  cs  sich  nicht  gerade  um  Pelz- 
felle und  Eiderduucn  bandelt. 

Nur  ein  wildes  Thier  hat  in  diesen  Gegenden  einen  kommer- 
ziellen Werth,  das  ist  bekanntlich  der  Elefaut.  Und  gerade  dieser 
ist  unstreitig  in  Kameruu  noch  besser  vertreten  als  iu  irgend  einem 
anderen  Gebiete  von  West-Afrika.  Hier  kommen  nicht  selten  noch 
nahe  an  der  Küste  Exemplare  zum  Vorschein.  Bei  einer  Fahrt  auf 
dem  unteren  und  mittleren  Mungo  gehört  es  geradezu  zu  den  Selten- 
heiten, keinen  Elefanten  zu  sehen.  Sehr  zahlreich  scheinen  sie 
dann,  nach  der  Menge  der  von  da  in  den  Handel  kommenden 
Zähne  zu  schließen,  auch  im  südlichen  Hochland  hinter  Batanga  und 
im  Bufuramilund  zu  sein.  Geradezu  unerhört  aber  ist  ihre  Zahl  iiu 
Bakuudugebiet  südlich  vom  Mbu-Sce.  Sie  sind  dortsei  bst  eine  wahre  | 
Landplage,  da  sie,  entgegen  ihrer  sonstigen  sanfteren  Art,  «jeden 
Menschen,  sobald  sie  ihn  nur  sehen,  wie  unsinnig  anfallen*.  Ganze, 
früher  viel  begangene  Straften  sind  ebenda  jetzt  förmlich  von 
ihnen  blockirt,  und  sogar  die  tapferen  Schweden  muftten  in  jener 
Gegend  auf  ihrer  Reise  einen  graften  Umweg  machen  (Waldau, 
a.  u.  0.  S.  47). 

Ich  verfehle  nicht  zu  bemerken,  wie  eine  Anzahl  junge,  jagd- 
lustige deutsche  Kavaliere  hier  Gelegenheit  hätten,  ihrer  Passion 
einmal  ausgiebig  zu  fröhuen  und  sich  zugleich  um  die  ganze  Gegend 
verdient  zu  machen;  denn  es  werden  stetig  Neger  von  den  unge- 
schlachten Bestien  umgebracht.  Die  erbeuteten  Zähne  aber  könnten 
die  Reisekosten  reichlich  decken.  Die  Tour  würde  zudem  leicht 
zu  arraugiren  sein.  Man  könnte,  um  sich  möglichst  vor  dem  Fieber  j 
zu  schützen,  alsbald  nach  Ankunft  des  Schiffes  in  Kamerun  über 
Viktoria  nach  Mapanja  am  Kamernnberge  hinaufsteigen.  Die  Bak- 
wiri  dortselbs!  sind  zu  der  Exkursion  gut  zu  brauchen,  da  sic  nun- 
mehr das  Terrain  schon  kennen,  Zehn  Träger  würden  genügen, 
lu  einer  Woche  ungefähr  erreicht  man  auf  meist  hoch  und  gesund 
gelegener  Strafte  das  grofte  Bakundudorf  Kkumbi  ba  Banschi  mit 
guter,  freundlicher  Bevölkerung.  Hier  nimmt  man  Standquartier, 
um  von  da  aus  in  das  ganze,  von  Elefanten  wimmelnde  Jagdrevier 
Ausflüge  zu  unternehmen.  Bei  der  Masse  der  vorhandenen  Thiere 
würde  es,  selbstverständlich  unter  Anwendung  de»  englischen  „Ele- 
fiinlengewehrs1*  (mit  15  g Pulver  in  jeder  Patrone  und  Explosiv- 
kugeln), für  gute  Schützen  nicht  schwer  sein,  in  einigen  Tagen 
mehrere  Tonnen  Elfenbein  (ä  10-  bis  16000  cÄ)  zu  erbeuten. 

Unter  günstigen  Umstäudeu  könnte  mau  dabei  vielleicht  auch 
eia  oder  mehrere  lebende  Thiere  erlangen,  um  dann  eine  Zähmung 
einzuleiten.  Zu  diesem  Zwecke  rnüfttc  allerdings  eine  solche  Jagd-  1 
gesellscbaft  einen  indischen  Elefantenzüchter  (um  (festen  einen 
«Panik i*  aus  Ceylon)  eugagiren,  was,  wenn  es  auch  mit  etwas 
Kosten  verbunden  sein  würde,  im  übrigen  keine  Schwierigkeiten 
verursachte. 

Es  ist  ja  ohne  Zweifel  auffallend,  doft  bei  dem  Vielen,  was 
in  den  letzten  Dezennien  für  Afrika  geschah  — Dampfschiffverbin- 
düngen,  Eisenbahnen,  Dressur  von  Reitochsen,  Strauft-  und  so- 
gar Löwenzucht  — man  noch  immer  nicht  au  dia  Ausnutzung  des 
lebenden  Elefanten  denkt.  Auf  Anregung  des  bekannten  Afrika- 
jägers  von  Koppen fels  brachte  man  allerdings  früher  einmal  be- 
reits abgerichtete  asiatische  Elefanten  nach  der  afrikanischen  Ost-  I 
küstc;  aber  sie  sind  dort  bald  zu  Grunde  gegangen.  Man  hat  dann  I 
den  ganzen  Gedanken  fallen  lassen,  während  es  doch  nahe  gelegen  j 
hätte,  die  Sache  nun  einmal  mit  dem  einheimischen  Thiere  zu  ver- 
suchen, für  das  ja  die  Lcbensbediugungen  gegeben  sind.  Dagegen 
kann  auch  nicht  die  landläufige  Ansicht  geltend  gemacht  werden, 
daft  der  afrikanische  Elefant  für  eine  Zähmung  zu  wild  sei.  In 
dieser  Beziehung  ist  der  Charakter  beider  Spezies,  des  indischen  I 
wie  des  afrikanischen,  sicherlich  ganz  gleich,  und  ein  geschickter  I 


Dresseur  überwindet  selbst  die  gröftte  Widerspenstigkeit.  Auch 
wissen  wir,  daft  die  Karthager  gezähmte  Elefanten  besafsen,  die 
auf  dem  Kontinente  heimisch  waren. 

Wenn  das  Experiment  aber  gelänge,  so  würden  damit  ohne 
Zweifel  für  viele  tropische  Theile  des  dunkeln  Kontinents,  vor  Allem 
aber  für  Kamerun  die  ohne  dies  fast  unerfüllbaren  Vorbedingungen 
zu  einem  gunz  neuen,  unerhörten,  rupiden  Aufschwünge  gegeben 
sein.  Id  Kamerun  fehlt  ja  ebeu  jedes  und  jegliches  Transport- 
mittel, von  dem  schwachen  Menschen  abgesehen.  Und  daher  flieften. 
wie  schon  früher  aasgeführt,  zum  gröftten  Theile  die  Schwierig- 
keiten, die  einer  umfassenderen  Erschliefsung  des  Landes  entgegen- 
stuheu.  Ein  Elefant  trägt  bis  zu  60  Zentner,  also  mindestens  so 
viel  als  DDO  Neger  zusammen.  Dabei  ist  er  selbst  auf  den  engsten 
und  schwierigsten  Gebirgspfaden  zu  gebrauchen,  wie  solche  Kamerun 
an  Stelle  der  gewift  dort  noch  lange  nicht  zu  erlangenden  mo- 
dernen Fahrstraften  allein  durchziehen.  Auf  seinem  hoben  Rücken 
könnte  mau  selbst  einige  Geschütze  transportiren  und  so  allen 
Widerstand  der  Händler  brechen.  Und  welchen  Aufschwung  rnüfttc 
darauf  der  von  uns  vorgescblagene  Binnenhandel  gewinnen,  wmu 
man  mittelst  dieser  Thiere  grofte  Massen  selbst  schwerwiegender 
Waarcu,  wie  Werkzeuge,  an  denen  es  im  Lande  so  sehr  fehlt,  dort 
hineiubringeo  und  von  drinnen  ebenso  ungeheure  Lasten  von  Ol, 
Elfenbein  und  vor  Allem  Nutzhölzer,  die  jetzt  von  weiter  her  fast 
gar  nicht  zu  Lransporlimi  sind,  besonders  das  sehr  schwere  Eben- 
holz, das  erst  vom  Bakundulande  ab  reichlicher  wächst,  zur  Küste 
bringen  könnte.  Kamerun  ist  aber  zugleich  auch  der  einzige  Punkt, 
wo  die  Elefantenzähmung  am  ehesten  zur  Einführung  zu  gelangen 
vermöchte,  da  es  ebeu  wenigstens  unter  allen  westlichen  Küsten- 
ländern Afrikas  das  an  Elefanten  reichste  sein  dürfte. 

Wir  sind  mit  dieser  Darlegung  bereit«  auf  dem  Gebiete  der 
künstlichen  Thierzucht  angekommen.  Und  diese  ist  es,  die  auch 
für  jenes  afrikanische  Land  eine  weit  gröfsere  Bedeutung  haben 
dürfte,  als  die  wilde  Fauna. 

Es  ist  vor  Allem  bemerkenswert!),  daft  Kuineruo  bereits  einen 
zahlreichen  Haustblerbestaud  bat,  wus  früher  nahezu  unbekannt  war, 
da  mun  das  Gebiet  lediglich  nach  der  Küste  beurtbeilte,  wo  es  auch 
in  dieser  Hinsicht  dürftig  bestellt  ist-  Ich  sah  wenigstens  in  Kame- 
run-Stadt gar  keine  Rinder  und  nur  wenige  Hübner  und  Ziegeu  oder 
Schafe.  Im  Innern  macht  sich  hier  ebenfalls  eine  mit  der  Entfer- 
nung vom  Meere  rasch  fortschreitende  Besserung  geltend,  was  frei- 
lich auch  mit  auf  Rechnung  des  dortigen  angemesseneren  Klimas 
beziehungsweise  Futters  zu  setzen  ist.  So  fand  ich  schon  in  dem 
herrlichen  Buea  bedeutendere  Uiuderheerden  und  zwar  von  einer 
Rasse,  die  durch  ihreGröfte  und  ihr  augenscheinliches  Gedeihen  enorm 
abstach  von  dem  elenden  Vieh,  das  man  an  der  tropischen  Küste 
West -Afrikas  sonst  zu  sehen  bekommt.  Manche  Bakwirikünige 
sollen  nach  Waldau"«  Versicherung  alleiu  für  ihre  Person  8-  bis 
400  Stück  solcher  trefflicher  Rinder  besitzen,  neben  der  doppelten 
bis  dreifachen  Zahl  von  Ziegen,  Schafen  und  Schweinen,  welch 
letztere  ebenfalls  im  ganzeu  Lande  trefflich  gedeiheu  (Waldau 
a.  a.  0.  I.  S.  84).  Auch  die  Bakundus  haben  einen  starken  Vieh- 
stand, werden  aber  darin  noch  übertroffeo  von  den  Bafaramis,  wo 
ich  beispielsweise  in  Kimendi  grofte  Heerdeo  sah.  Ähnliches  wird 
auch  au«  anderen  Gegenden  de«  Lande»  gemeldet.  So  heiftt  es  io 
dem  Bericht  über  die  Dihombe-Expedition,  auf  den  wir  uns  bereits 
wiederholt  stutzten:  „Das  Dorf  Nyanssosso,  sehr  bevölkert,  zeichnet 
»ich  durch  Yiehreichthuin  aus;  zahlreiche  gut  genährte  Rinder,  so- 
wie grofte  Ziegen  und  Schafe  tummeln  sich  auf  den  mit  kurzem  Grase 
bewachsenen  Weideplätzen  umher.  Der  Haudel  mit  Vieh  scheint 
bedeutend  zu  sein;  am  Tage  meiner  Ankunft  verlieft  eine  Karawane 
von  ca.  80  Maun  da»  Dorf,  um  Ziegen,  Schafe  und  Hunde  zum 
Mungo  zu  bringen.*  („Deut.  Kolon. -Ztg.*  111,  21,  S.  121). 

Aus  alledem  geht  hervor,  daft  in  Verbindung  mit  etwaigem 
deutschen  Plautugeubau  in  Kamerun  auch  Viehzucht  schwunghaft 
betrieben  werden  könnte,  zumal  da  der  »ehr  gut  mästende  Mais  überall 
gedeiht  und  schon  jetzt  als  hauptsächlichstes  Getreide  von  den 
Eingeborenen  gebaut  wird.  Anoh  könnten  für  diese  Branche  noch 
die  reichen  Grasregionen,  die  sich  im  Kameruugehirge  oberhalb  der 
Baumzone  (von  etwa  SOUüui  aufwärts  bis  gegen  -4  000  m)  finden 
und  welche  wegen  des  dortigen  rauhen  Klimas  zu  anderen  Zwecken 
kaum  noch  benutzbar  sein  würden,  Verwendung  finden,  wenigster» 
wenn  man  für  Heerde  und  Hirten  schützende  Gebäude  anlegte, 
ähnlich  wie  in  den  Senuereibezirken  der  Alpen.  Ohne  Zweifel 
vermöchten  dann  hier  selbst  Europäer  auszuhaltcn.  Für  die  Möglichkeit 
der  Rinderzucht  in  diesen  Höhen  spricht  übrigens  gewifs  der  Um- 
stand, daft  jeno  Gramme  zahllose  Antilopen,  darunter  namentlich 
auch  eine  sehr  grofte,  hirscbähnlicho  Art  ernährt  (Zöller  a.  a.  0 
II,  158). 

Ich  bemerke  zu  diesem  Kapitel  noch,  daft  die  Viehzucht  ia 
Kamerun  nicht  nur  durch  Export  des  Viehes  selbst,  beziehungsweise 


1887. 


443 

EXPORT,  Organ  de#  Central  verein«  für  Handolsgeogr&phie  etc. 


Kr.  23. 


der  Häute,  sondern  auch  durch  Milch-  und  Butterproduktion  lohnen 
würde,  da  an  der  ganzen  westafrikanischen  Tropeuküste  Konserven- 
butter  und  kondensirte  Milch,  die  aus  der  Schweiz  über  London 
kommt,  starken  Konsum  findet. 

Auch  die  Geflügelzucht  eröffnet  dortsclbst  günstige  Perspektiven. 
Sie  wird  ja  eben  gleichfalls  schon  von  den  Eingeborenen  stark  be- 
trieben. Man  findet  eine  grobe  Art  Enten  (Moschusenten),  Perl- 
hühner, die  bekanntlich  im  tropischen  Afrika  heimisch  sind,  und 
gewöhnliche  Hübner  (von  denen  übrigens  auch  einige  Arten  zahl- 
reich wild  Vorkommen,  wie  ihre  braunen,  groben  Eier  bewiesen, 
die  mir  hier  und  da  zum  Kauf  angeboten  wurden).  Auch  hier 
sind  die  Biuueovölker  wieder  den  Küsteulcuten  überlegen;  denn 
während  ich  in  den  Dörfern  der  letzteren  immer  nur  $ bi«  6 Eier 
zu  erhalten  vermochte,  wurden  mir  beispielsweise  in  Kirnendi  Tag 
für  Tag  300  und  400  Stück  offerirt.  Das  Absatzgebiet  für  diese 
Zucht  wird  ebenfalls  im  Lande  selbst  zu  suchen  sein,  und  ange- 
sichts der  ungenügenden  Küchenverhältnisse , welche  die  Europäer 
dort  antreffen,  würde  man  noch  ein  gutes  Werk  thun,  wenn  man  jene 
Brauche  ausgiebiger  ins  Auge  faßte. 

Als  mit  unter  die  Naturschätze  Kameruns  gehörig  haben  wir 
endlich  nach  Flora  und  Fauna  auch  «och  den  Menschen  dortselbst, 
den  Eingeborenen,  anzuscheu.  Wir  sind  dazu  schon  a priori  be- 
rechtigt, nachdem  uns  die  moderne  Nationalökonomie  längst  gelehrt 
hat,  nicht  nur  die  eigentliche  klingende  Münze,  sondern  auch  den 
lebendigen  Menschen,  seine  Arbeitskraft,  und  wenn  sie  im  niedrig- 
sten und  ärmsten  Individuum  stäke,  als  Kapital,  als  Werth  zu  be- 
trachten. 

Allerdings,  gerade  was  das  schwarze  Menschenmaterial  anbe- 
trifft, so  mufs  diese  neuzeitliche  Anschauung  noch  als  wenig  in 
Weitere  Kreise  durchgedrungen  bezeichnet  werden.  Viele,  die  von 
einer  Ausnutzung  der  Rohprodukte  unserer  Kolonie  reden,  denken 
dabei  wohl  an  Gummi,  Palinöl  und  Elfenbein,  aber  nicht  an  die 
eingeborene  Menschenrasse.  Von  deren  Werth  haben  sie  keine 
Idee;  im  Gegenthcil  erscheint  ihnen  diese  wohl  eher  als  ein  Stein 
im  Wege  bei  kolouialen  Projekten,  und  sie  würden  das  Aussterben 
derselben,  wenn  auch  nicht  gerade  mitbegünstigen  helfen,  so  doch 
nicht  ungern,  ja  selbst  für  einen  Gewinn  unsehon. 

In  Wahrheit  aber  siebt  es  gerade  umgekehrt.  Der  Wegfall 
der  dunkelhäutigen  Einwohner  unserer  Besitzung  würde  die  kolo- 
niale Entwickelung  der  letzteren  cuorm  erschweren,  wenn  nicht 
geradezu  unmöglich  machen.  Ein  Zugrunderichten  jene»  Menschen- 
schlages oder  auch  nur  ein  Zugrundegehenlassen  desselben  wäre 
also  eine  schwere  koloniale  Sflndc.  Es  ergiebt  sich  das  aus  den 
klimatischen  Verhältnissen  jener  Gebiete,  welche  die  Verwendung  eines 
anderen  Arheiterniaterials  als  des  eingeborenen  mindestens  für  ab- 
sehbare Zeiten  ausschlicßen  und  dein  Europäer  dortselbst  mehr  nur 
eine  leitende  Rolle  zuweisen.  Es  erhellt  hieraus,  dafs  es  sogar 
unser  eigenes  Interesse  erheischt,  dafs  wir  diese  unentbehrliche 
Rasse  kulturell  zu  vervollkommnen  suchen,  damit  sie  die  ihr  zu- 
fallenden  kolonialen  Aufgaben  auch  in  thunlichst  vollkommener 
Weise  erfüllen  könne.  Denn  von  dem  alten  mechanischen  Stand- 
punkte, der  nnr  eine  möglichst  grobe  Masse  von  Kulis  oder  Sklaven, 
von  lebenden  Arbeitsmascbinen  für  nüthig  hält,  urn  ein  jungfräu- 
liches Stück  Erde  fruchttragend  zu  machen,  der  sich  mit  den  Hän- 
den begnügt,  ohne  nach  Kopf  und  Herz  zu  fragen,  von  diesem  rohen 
Standpunkt  de*  Zeitalters  der  Entdeckung  sind  die  Einsichtsvolleren 
längst  zurfickgekommen.  Wir  wissen,  dafs  auch  die  materielle 
Blüte  eine*  Landes  dauernd  nur  zu  erreichen  ist  auf  der  Basis  einer 
moralischen  Veredelung  seiner  Bewohner.  Auch  werden  gerade  wir 
Deutsche,  die  man  so  oft  Idealisten  genannt  hat,  uns  gewifa  nicht 
an  einer  Kolonisation  genügen  lassen  wollen,  die  ihre  Aufgabe  nur 
in  der  Gewinnung  etwa  eiuer  möglichst  hohen  Tonnenzahl  von 
Kaflfee,  Kakao,  Tabak  usw,  sieht,  sondern  wir  werden  uns  in  der 
une  rschötterlichen  Überzeugung  von  eiuer  uns  in  dieser  Richtung  ge- 
wordenen Weltmission  für  verpflichtet  halten  auch  zu  einer  geistigen 
Hebung  des  in  dem  kolonialen  Gebiete  Vorgefundenen  eingeborenen 
Menschenschlages.  <Schisb  folgt.) 


Öbar  den  oberegyptischen  Elfenbeinhandel  berichtet  der  eng- 
lische Konsul  in  Suakin  nach  dem  „Handelsmuseum*,  dafs  seit 
8.  April  d.  J.  eine  Taxe  von  10%  ad  valorem  auf  alles  nach 
Suakin  gebrachte  Elfenbein  eingehoben  wird,  und  zwar  als  Ersatz 
für  das  der  egyptischen  Regierung  zukommende  Elfenbeinmonopol. 
Diese  Taxe  hat  mit  den  übrigen  Steuern  und  Abgaben,  welche  das 
Elfenbein  in  seinem  Verhältnisse  als  Exportartikel  treffen,  nichts 
zu  thun.  Der  Konsul  knüpft  hieran  die  nachfolgenden  Ausführungen: 
Vor  dem  Aufstande  des  Mahdi  wurde  das  Elfenbeinmonopol 
in  Chartum  io  folgender  Weise  gehandhabt:  Alles  nach  Churtum 
gebrachte  Elfenbein  wurde  an  die  Regierung  abgeliefert,  welche 
dasselbe  versteigerte  and  von  dem  Erlöse  ein  Viertheil  dem  Importeur 


gab,  drei  Viertheile  zu  rück  behielt.  Das  so  verkaufte  Elfenbein 
wurde  dann  in  nasse  Häute  zu  festen  Ballen  verpackt,  die,  nach- 
dem sie  trocken  geworden,  mit  einer  Marke  versehen  wurden, 
welche  Stückzahl  und  Gewicht  des  Inhalts  angab.  Bei  der  Ankunft 
in  Suakin  wurden  die  Ballen  geprüft  und  nach  Richtighefund  deren 
Ausfuhr  nach  Europa  gegen  Erlegung  des  Exportzolles  per  1 % 
gestattet.  Da  Chartum  allein  als  Elfenbeinmarkt  betrachtet  wird,  butte 
das  Zollamt  zu  Suakin  Auftrag,  alles  Elfenbein,  das  ohne  Marke  — 
also  ohne  Chartnm  passirt  zu  haben  — ankam,  nach  letzterer 
Stadt  zurückzuseudeu.  Es  ist  klar,  dass  Elfenbein  ab  Suakin  für 
Europa  mehr  werth  ist,  als  ab  Chartum.  Wenn  der  europäische 
Händler  es  in  Chartum  kaufte,  hatte  er  die  Transportspesen  bis 
Suakin  zu  tragen  und  kalkulirte  sein  Anbot  auch  dementsprechend. 

Wenn  die  alte  75proceutige  Taxe  heute  in  Kraft  wäre,  so 
würde  der  Araber,  der  Elfenbein  auf  Spekulation  nach  Suakin 
brächte,  nur  ein  Viertel  der  Differenz  zwischen  dem  Preise  ab 
Chartum  und  ab  Suakiu  erhalten  und  dieses  Viertel  würde  seine 
Spesen  von  Chartum  nach  Suakiu  knapp  decken;  eine  75%  Taxe 
in  Suakiu  würde  höchstwahrscheinlich  mehr  repräsentiren,  als  eine 
solche  ab  Churtum.  Letztere  wurde  nur  mit  Gewaltanwendung 
eingehoben,  während  die  erster«,  wenn  man  darauf  bestände,  zum 
Schmuggel  führen  müßte. 

Dadurch  aber,  dass  die  Regierung  von  Suakin  ihren  Anspruch 
auf  ein  Monopol  geltend  macht,  dürfte  sie  die  Araber  dazu  ver- 
anlassen, Elfenbein  nach  Suakin  zu  bringen,  und  man  hofft,  dass 
sie  sehr  bald  Nutzen  aus  dein  neuen  Tarife  ziehen  wird. 

Handelsbericht  aus  Kapstadt  vom  I.  Juni  1887.  Der  „Cape 
of  Good  Hope  Commercial  Report1*  schreibt:  Trotz  einiger  un- 
erfreulicher Rückgänge  müssen  wir  bekennen,  dafs  wir  allen 
Grand  haben,  zufrieden  zu  sein.  Im  vergangenen  Jahre  belief 
sich  der  Werth  unserer  Einfuhr  auf  3 799  261  i!  gegenüber  einer 
Einfuhr  von  4772904  £ im  Vorjahre,  doch  kann  dieser  um 
973643  £ verminderte  Import  insofern  nicht  als  ein  Übel  aufge- 
faßt  werden,  als  162851  £ davon  auf  Lebensmittel  kamen,  welche 
in  entsprechendem  Umfange  hier  inehr  produzirt  worden  sind  und 
die  sonstige  Ursache  der  Differenz  dem  Sinken  der  Manufaktur- 
waarenpreise  in  England  zuzuschreiben  ist.  Dieser  verminderten 
Einfuhr  stand  ein  Plus  der  Ausfuhr  von  1325600  £ gegenüber, 
indem  sich  dieselbe  im  letzten  Jahre  auf  6974746  £,  im  Vorjahre 
dagegen  nur  auf  5649146  £ belief.  Das  ist  sehr  befriedigend, 
weil  daraus  erhellt,  dafs  wir  in  der  Lage,  sind,  unsere  Schulden 
an  England  abzutragen.  Noch  zwei  so  glänzende  Jahre,  wie  die 
beiden  letzten,  und  die  alte  goldene  Zeit  kehrt  wieder.  Die 
Ernte  war  letzte»  Jahr  vorzüglich,  reicher  als  viele  Jahre  vorher, 
und  alle  Arten  Getreide  waren  außergewöhnlich  billig  in  der 
Kolonie.  Wir  lassen  die  näheren  Angaben  darüber  nach  den 
statistischen  Aufzeichnungen  der  Regierung  folgen:  F.s  wurden  pro- 
duzirt: 118466  Tons  Weizen,  26000  Tons  (»erste,  11675  Ton» 
Roggen,  22  657  Tons  Hafer,  60950  Tons  Mais  uud  277692  Tons 
Kaffernkorn,  also  zusammen  277692  Tons  Getreide  im  Warthe  von 
1687  252  £. 

Der  Export  von  Wolle,  der  sich  im  Jahre  1885  auf 
34432562  Pfd.  belaufen  hatte,  betrug  im  Jahre  1886:  47454063  l*fd. 
im  Werthe  von  1 580632  £,  uud  auch  in  Bezug  auf  Kupfererz  war 
eine  Zunahme  zu  konMaliren,  indem  sich  die  Ausfuhr  im  Jahre 
1885  auf  20213  Tons  im  Werthe  von  395675  £ belaufen  batte, 
während  nie  sich  1886  auf  28429  Tons  im  Werthe  von  556328  £ 
bezifferte. 

Vermehrt  hat  sich  ebenfalls  die  Ausfuhr  von  Straufsenfcdern, 
wenn  auch  der  Preis  derselben  auf  dem  heimischen  Markt  ge- 
fallen ist: 

1885  wurden  ausgeführt  251  064  Pfd.  im  Werth«  von  585  278  £ 

1886  , „ 285  568  . . - 516  290  £ 

Trotz  unseres  ergiebigen  Weizenbaues  buben  wir  einige  Tau- 
send Tons  weichen  Wcizeus  zur  Mchlfabrikation  einführen  müssen, 
konnten  dafür  aber  eine  gleiche  Quantität  harten,  dunklen  Weizens 
au«  den  östlichen  Häfen  der  Kolonie  ausführen,  da  von  diesem  der 
Verbrauch  geringer  war  als  der  E ruteertrag. 

Folgende  Tabelle  zeigt  die  Abnahme  der  Einfuhr  von  Brod- 
stoffeu  während  der  letzten  6 Jahre: 

Wtrtli  de»  MtdiU.  Worth  de»  Weilen*. 


1881  . . 

. . 115812  £ 

115  609  £ 

1882  . . 

. . 136  303  „ 

240  441  . 

1883  . . 

. 215611  „ 

234  316  „ 

1884  . . 

. . 139  666  „ 

171  254  . 

1885  . . 

. 66  430  „ 

179  241  „ 

1886  . . 

3 389  , 

79  431  „ 

Der  Überfluß  an  Weizen  hat  in  verschiedenen  Theilen  der 
Kolonie  Müblcnunternehmungen  in’s  Leben  gerufen.  Fntterkom 


Nr.  29. 


444 

EXPORT,  Organ  des  Centralvereins  für  Handelsgeographie  etc. 


1887 


ist  überreichlich  vorhanden;  aber  es  ist  schwer,  aufserhalb  der 
Kolonie  einen  Absatzmarkt  dafür  zu  finden. 

Die  Zunahme  des  Import-  und  Exporiwerthe«,  sowie  der  Zolle 
im  ersten  Quartal  von  1887  im  Vergleich  zu  dem  de«  Vorjahres 
ist  «ehr  crinuthigend  für  den  Handel.  Der  Werth  des  Importes 
in  der  genannten  Periode  belief  sich  auf  1141594  £,  in  der 
gleichen  Periode  von  1886  dagegen  nur  auf  906339  £.  Der  Werth 
de»  Exportes  an  Kolonieprodukten  im  ersten  Quartal  von  1887 
betrug  1837219  £,  der  im  ersten  Quartal  1886  dagegen  nur 
1741499  £. 

An  Zöllen  wurden  iu  den  ersten  drei  Monaten  de»  | Jahres 
1887  235566  £,  in  den  ersten  drei  Monaten  de»  Jahres  1886 
dagegen  nur  221492  £ in  den  verschiedenen  Häfen  der  Kolonie 
vereiuoahmL 

Der  Suezkanal  Im  Jahre  1886.  Der  Jahresbericht  pro  1886 
]&f»t  einen  nicht  unerheblichen  Rückgang  im  Verkehr  erkennen. 
1886  passirten  den  Kanal  8100  Schiffe  von  6767  656  Tonueu  In- 
halt, 1885  dagegen  3624  Schiffe  von  6335  752  t,  Die  Einnahmen 
betrugen  1886  2261095  £,  1885  dagegen  2488297  £.  Die  Ein- 
nahmen sind  überhaupt  seit  1883  beständig  gesunken,  was  wohl 
in  erster  Linie  auf  die  Erraäfsigung  der  Gebühren  zurückzuführen 
ist,  während  das  Sinken  der  Frachten  keinen  Eiuflufs  auf  die 
Vermehrung  des  Verkehrs  zu  haben  scheint.  England  bat  in 
letzterem  »eine  frühere  Position  aufrecht  erhalten,  indem  77% 
der  oben  angegebenen  Tonnen  zahl  auf  britische  Schiffe  entfielen. 
Der  Verkehr  französischer  und  italienischer  Schiffe  hat  sich  im 
letzten  Jahre  vermindert,  der  Verkehr  deutscher  Schiffe  dagegen 
vermehrt  Der  Kanal  wird  jetzt  bekanntlich  während  der  Nacht 
elektrisch  erleuchtet,  wodurch  es  möglich  geworden , ihn  iu 
20  Stunden  zu  passireu,  während  man  früher  dafür  36  Stunden 
gebrauchte. 

Nord-Amerika. 

Landräubereien  in  den  Vereinigten  Staaten.  Um  den  verhält- 
uißmüßig  kleinen  Rest  der  einst  »o  unermeßlichen  öffeutlichen 
Ländereien  den  wirklichen  Ansiedlern  zu  rauben  und  widerrechtlich 
in  eigenen  Besitz  zu  bringen,  brauchen  Landspekulanten,  nach 
Mittheilungen  iiu  «Anzeiger  de»  Westen»'*,  folgende  Kniffe. 

Wenn  Landspekulanten  unter  dem  Vorkaufs-  oder  Heimstätte- 
Gesetz  eine  größere  Landstrecke  erwerben  wollen,  so  lassen  sie 
zunächst  eine  Anzahl  Von  Holzhäusern  auf  Rädern  bauen.  Jene 
Gesetze  machen  es  nämlich  zur  Bedingung,  daß  auf  der  Viertel- 
Sektion  (160  Acker),  welche  der  Ansiedler  erwerben  will,  ein  Hau« 
errichtet  »ein  muß,  in  welchem  der  Ansiedler  wohnt.  Die  von 
den  Spekulanten  gemietheten  Leut«,  Haus,  Peter  und  Kunz,  wie 
sie  eben  kommen,  fahren  also  mit  jenen  Wagen  auf  da«  vorher 
ausgesuchte  Land  und  schlafen  einige  Nächte  in  den  Häusern.  Die 
Tage  werden  benutzt,  um  das  nächste  Landamt  zu  besuchen  und 
die  Papiere  für  Erwerbung  des  Landes  ausfertigen  zu  lanscu.  Na- 
türlich geht  es  dabei  ohne  Meineide  nicht  ab.  Ein  solcher  gilt 
aber  unter  jenem  Bevülkcrungsclemente  an  der  Grenze  ah  ein 
bloßer  Spaß,  wenn  es  «ich  um  uichts  weiter  handelt,  als  die  He* 
gierung  zu  betrügen. 

Äußerlich  ist  ja  bis  zu  einem  gewissen  Grade  den  Bedingungen 
des  Gesetzes  Genüge  geleistet.  Auf  dem  Lande  stellt  ein  Haus, 
12  Fuß  lang  und  9 Fnfs  breit,  wie  da»  Gesetz  vorschreibt.  Der 
Ansiedler  hat  auch  in  dem  Hause  geschlafen,  wie  da«  Gesetz  ver- 
langt, und  Alles  ist  auf  dem  Papier  iu  der  schönsten  Ordnung. 

Sind  die  nöthigen  Aktenstücke  ausgefertigt,  so  wird  am 
nächsten  Morgen  ein  Joch  Ochsen  vor  da«  Haus  gespannt  und  fort 
geht  » uuf  eine  benachbarte  Vjertelsectinn , wo  dieselbe  Komödie 
wiederholt  wird.  Die  Leute,  die  «ich  dazu  hergehen,  erhalten 
einen  regelmäßigen  Monatslohn  von  den  Spekulanten.  Ein  Herr 
Payson  erklärte,  er  wisse  es  nicht  nur  aus  guter  Quelle,  sondern 
könne  es  auch  au«  den  Büchern  des  Laodamtes  nach  weisen,  daß 
eine  Spekulantt-ugesclßrliaft  in  einem  einzigen  County  von  Ne- 
braska 27000  Acker  Land  in  dieser  Weise  erworben  habe. 

Cm  Land  unter  dem  Wal dpflan zungsgesetz  zu  erwerben,  braucht 
einer  nur  einen  kleinen  Tbeil  einer  Vierteßektion  mit  den  Samen 
von  irgend  welchen  Bäumen  anzusfien.  Die  jungen  Bäumchen 
sollen  eigentlich  eine  Reihe  von  Jahren  gepflegt  werden,  aber  diese 
Bestimmung  ist  bei  einigermaßen  weitem  Gewissen  noch  leichter, 
als  die  Bestimmungen  de«  Heimstätte-  uud  Vorkaußgesetzes,  zu 
umgehen. 

Unter  dem  Wüstenlandgesctz  kann  eine  ganze  Section  (640 
Acker)  auf  einmal  erworben  werden.  Die»  soll  Land  »ein,  wel- 
ches nur  durch  künstliche  Bewässerung  aubaufäbig  gemacht  werden 
kann.  Die  Anlage  von  Bewässerungsgräben  ist  eine  Vorbedingung 


der  Erwerbung  von  Land  unter  diesem  Gesetze.  Dasselbe  wird 
aber  keineswegs  ausschließlich  zur  Erwerbung  von  Wnstenland 
benutzt,  sondern  häutig  genug  wird  es  auf  Land  angewandt,  wel- 
ches die  beste  natürliche  Bewässerung  hat.  Es  kommt  auch  hier- 
bei hlofs  auf  das  flotte  Schwören  von  Meineiden  an. 

Hat  eine  Spekulautengesellscbafl  sich  eine  Strecke  Landes 
läng»  eines  Wosscrlaiife»,  sagen  wir  von  20  Meilen  Länge,  anser- 
sehen, so  wird  dieselbe  von  ihren  gemietheten  Leuten  besetzt 
Dieselben  nehmen  daun  Pflüge  und  ziehen  mit  denselben  einfache 
Furchen  von  dem  Wasser  au»  längs  der  Grenze  ihrer  betreffender) 
Sektionen,  bergauf  und  bergab,  wie  es  gerade  kommt.  Denn  wenn 
< es  darauf  ankommt,  der  Regierung  ihr  Land  zu  stehlen,  so  wird 
angenommen , daß  Wasser  ebensogut  bergauf  wie  bergab  fließt. 
Jene  Ackerfurchen  stellen  nämlich  nicht«  mehr  und  nicht»  weniger 
als  Bewässerungskanäle  vor.  Sobald  sie  fertig  sind,  hegiebt  «ich 
der  Pflüger  nach  dem  nächsten  Landamte  und  beschwört,  daß  er 
diu  betreffende  Sektion  bewässert  habe.  Die  nöthigen  Papiere 
werdcu  dann  ausgefcrtigl. 

So  wird'«  gemacht. 

Ober  die  amerikanische  Baumwoll-  Ernte  entnehmen  wir  dem 
i „Economiet*  Folgende«:  Da»  .New -Yorker  Financial -Chronicle“ 

; bat  »eine  jährliche  Übersicht  über  den  Stand  der  Baumwoll- 
Pflanzungen  in  den  Vereinigten  Staaten  veröffentlicht.  Diese  über- 
sieht stützt  »ich,  wie  das  Blatt  sagt,  auf  «ehr  gründliche  und 
vollständige  Informationen  und  ergiebt  Folgende«: 

Es  waren  mit  Baumwolle  bepflanzt: 


IfeW»  »ftcb  S<hU*oa*  pro  1W7 

SImIoii  Acre*  Acres  odrr 

Nord  - Carolina 1 082  000  1 027  900  — 5 •> 

Süd -Carolina 1670000  1 636600  — 2 . 

(»eorgi» 8006  000  8 066 120  -4-  2 „ 

Florida 284000  269  800  — 5 . 

Alabama 2 924  000  2 953  240  4-  1 . 

Mississippi 2 615  000  2 693  450  + 3 . 

Louisiana 1015000  1 045450  4-  3 . 

Texas 4 01 1 000  4 291  770  4-  7 . 

Arkansas .1  344  00»  1 41 1 200  4-  5 . 

Tenuetiea 940  000  968  200  4-  3 , 

Anders  8tanten  und  Territorien  . 103  000  103  000  — 

Cberhaapt  . . .18  994000  194667.10  + äU*°/n 


Die  bebaute  Fläche  uud  da«  Erntc-Krgebuifs  der  Ict2leu  sechs 
Jahre  »teilte  «ich  folgendcrmaaßcn : 

iSSSS«  "«-r 


*C,rt  Hat  14-11  ACf* 

1886/87  18  994  000  6 440  00t)  154 

1885  86 18  710  000  6 550000  160 

1884  85  . . . . 17  834  000  5 669  000  144 

1883,84  17  449  000  5 714  000  149 

1882  83  1 6 590  000  6 992000  19* 

1881/82  16  851  000  5 436  000  144 


Was  den  Keifezustaud  betrifft,  so  wird  kon»l&tirl,  daß,  ob- 
wohl die  Ernte  keine  zeitige  zu  nennen  sein  wird,  dieselbe  doch 
früher  «ein  wird  als  im  Vorjahre,  da  die  Eotwickelung  eine  sehr 
rasche  war.  Der  Zustand  der  Pflanzungen  war  zu  Beginn  des 
Mount»  Juni  weit  befriedigender  al«  zur  »eiben  Zeit  des  Vorjahre», 
und  »eit  Jahren  hat  die  Baumwollpflauze  nicht  so  günstig  Re- 
standen, wie  in  diesem  Jahre.  Die  Berichte  lauten  allerwärt»  sehr 
zuversichtlich. 

Zentral-Amertfea  und  WesWndton. 

Aus  Mexico.  (Bericht  vom  18.  Juni  1887.)  Die  «eit  langer 
Zeit  mit  beredten  Worten  geschilderte  und  von  den  hiesigen  Ein- 
heimischen eifersüchtig  gefürchtete  „friedliche  Eroberung*  Mexico* 
durch  die  Vereiuigtcu  Staateu  macht,  wie  man  »ich  heute  eingesteht, 
nur  geringe  Fortschritte.  Weder  im  Handel,  noch  in  der  Industrie, 
noch  im  Ackerbau  hat  der  Yankee  irgend  etwas  Erhebliches  geleistet, 
und  selbst  das  Beste  seiner  Errungenschaften,  die  Eisenbahnen, 
haben  kein  Glück  gemacht.  Da  der  deutsche  Handel  an  Mexiko 
ein  bedeutende«  Interesse  hat  und  uicbt  blo»  wegen  der  nahen 
Nachbarschaft,  sondern  auch  wegen  der  bekannten  Scboeidigkoit 
der  nordamerikaniseben  Konkurrenten  durch  die  Ausdehnung  des 
Einflusses  der  Yaukees  in  Mexiko  bedroht  werden  könnte,  so 
werden  Ihre  Leser  mit  einiger  Beruhigung  vernehmen,  daß  der 
Mitbewerb  der  Vereinigten  Staaten  auf  hiesigem  Markte  zunächst 
uicbt  gefährlichere  Dimensionen  anzuuebmen  scheint.  Die  nach 
»teheudeu  Zahlen  über  deu  Handelsverkehr  Nord-Amerikas  mit 
Mexico  lassen  erkennen,  daß  die  Einfuhr  amerikanischer  Waarca 
nicht  zu-  sondern  abuimmt. 

Der  Import  nach  Mexico  au«  duu  Vereinigten  Staaten  betrug  ia 
den  letzten  zehn  Jahren 


1887. 


445 

EXPORT,  Organ  des  Centrabereini  für  Handolsgeographie  etc. 


Nr.  29. 


1877  * . 

. . 5893494  % 1882  . . 

. . 15  482  582  * 

1878  . . 

. . 7 460  70t  . , 1883  . . 

. . 16  587  620  . 

1879  . . 

. . 6 752  244  . . 18S4  . . 

. . 12  704  292  , 

1880  . . 

. . 7 366  493  „ 1885  . . 

. 8 340  784  „ 

18S1  . . 

. . 11  171238  . | 1886  . . 

. . 7 737  62t)  . 

Wie  man  siebt,  wurde  der  Import  im  ersten  Quinquennium 
1877/81  verdoppelt,  in  1883  verdreifachte  sich  derselbe  und  gegen 
Ende  de*  Dezenniums  fiel  derselbe  wieder  auf  den  Werth  von  1878. 


Die  einzelnen  Handelsartikel  waren  folgende:  Nahrungsmittel, 
in  1877  für  einen  Werth  von  473838  $ gegen  1886,  wo  sie  auf 
1452590$  stiegen;  Rohmaterialien  wurden  in  1877  für  962855$ 
und  in  1886  für  1389304  $ importirt;  ebenso  Manufakturwaaren, 
im  Anfang  des  Dezenniums  für  23*25748  $ und  am  Ende  für 
2035915  $,  also  eine  Verminderung;  Droguen  und  explosible  .Stoffe 
für  164351  $ gegen  313840  $ in  1886;  andere  Artikel  für  577010  $ 
gegen  1664427$  und  endlich  ausländische  Waaren,  meistentheils 
europäische,  über  die  Vereinigten  Staaten  und  per  Zentralbahn 
spedirte  in  1877  für  1389  692  $,  die  sich  in  1886  auf  8,81545  $ 
verminderten.  Die  Einfuhr  von  Baumwolle  stieg  von  462903  $ in 
zehn  Jahren  auf  1015759  $:  die  von  Quecksilber  fiel  von  359606  $ 
auf  192111  $,  während  die  von  Tabak  von  147327  $ auf  181434  $ 
stieg.  Die  Einfahr  der  letzten  drei  Artikel  wird  sich  mit  der  Zeit 
mindern,  da  hier  die  Ranmwotlenkultur  sich  von  Jahr  zu  Jahr  ver- 
mehrt, ebenso  wie  die  Ausbeutung  der  Quecksilbergruben  sieb  mehr 
entwickelt,  während  der  einheimische  Tabak  für  den  inländischen 
Konsum  mehr  als  binreicht  und  nur  für  die  nördlichen  Gegenden, 
der  hohen  Frachten  wegen,  aus  den  Vereinigten  Staaten  bezogen  wird. 

Eine  neue  Weltverkehrestrafse.  Wenn  der  Leser  einen  Blick 
auf  die  Karle  von  Mexico  wirft,  so  wird  er  westlich  von  der 
Halbinsel  von  Yucutau  einen  Isthmus  fioden,  welcher  schmäler  ist, 
als  irgend  ein  anderer  Tbeil  Mexico’».  E«  ist  dies  die  Landenge 
von  Tcbuantepec,  welche  schon  seit  längerer  Zeit  von  sich  reden 
macht,  allein  erst  neuerdings  wieder  io  den  Vordergrund  ge- 
treten ist. 

Es  handelt  sich  nämlich  um  den  Bau  einer  Bahn  über  dieselbe, 
mittels  welcher  Seeschiffe  aller  Art,  vom  Schooncr  bis  zum  gröfsten 
Ozeandampfer,  vom  Golf  bis  zum  Stillen  Meer  befördert  werden 
so  llcn.  Der  Urheber  dieses  Projektes  ist  ein  Amerikaner,  Kapitän 
James  B.  Lada,  der  berühmte  Erbauer  der  Brücke  über  den 
Mississippi  bei  St.  Louis  und  der  Flussdämme  am  Sndpass  des- 
selben Flusses,  wodurch  New  Orleans  den  schwersten  Schiffen 
zugänglich  gemacht  und  io  seinen  Lebensinteressen  gesichert 
worden  ist. 

Die  proponirto  Bahn  wird  eine  Länge  von  134  engl.  Meilen 
(214.i  Kilometer)  haben.  Ihr  nördlicher  Endpunkt  liegt  am  Ufer 
des  Coatxacoalcos-Flusses;  als  südlicher  am  Pacific,  ist  der  Hafen 
von  Boca  Harra  in  Aussicht  genommen.  Der  höchste  Punkt  liegt 
auf  der  Ebene  von  Tarifa,  737  Fufs  über  Meer,  allein  die  Maximal- 
Steigung  erreicht  nuf  keiner  Seite  mehr  als  ein  Prozent  oder 
62,*  Fufs  pro  Meile.  Zwei  Drittel  der  Route  werden  nur  eine 
Steigung  von  26  Fufs  pro  Meile  erfordern.  Die  Schiffe  werden 
mit  Hilfo  von  Poutons  oder  Docks  in  ähnlicher  Weise  auf  die  Bahn 
gehoben  und  wieder  in  die  See  versenkt,  wie  dies  beispielsweise 
durch  die  Viktoria-Docks  in  London  geschieht.  Auf  technische 
Einzelheiten  können  wir  uns  hier  indefs  nicht  einlassun,  da  die- 
selben ohne  Zeichnungen  nur  schwer  verständlich  wären. 

Mit  Bezog  auf  die  Kosten  des  Transports  wird  versichert, 
dafs  dieselben  nicht  höher  zu  stehen  kommen,  als  die  Beförderung 
eine*  Schiffes  im  Schlepptau  auf  gleiche  Distanz.  Als  Zeit  des 
Transportes  von  Ozean  zu  Ozean  werden  18  Stunden  angenommen. 

Die  Vortheile  der  neuen  Verkehrslinie  werden  hauptsächlich 
den  Vereinigten  Staaten  zu  Gute  kommen  und  sie  sind  wirklich 
auch  nicht  uubedeutoud,  wenn  wir  einen  Vergleich  mit  der  Panama- 
Rout«  liehen.  Von  New  York  nach  San  Francisco  beträgt  die 
Zeitersparnis  gegenüber  Panama  1 200  Meilen,  von  New  Orleans 
nach  San  Francisco  sogar  1 900  Meilen.  Dies  gilt  für  Dampfer. 
Segler  werden  im  Verhältnis  bedeutend  mehr  Zeit  gewinnen,  indem 
sie  unter  der  Breite  von  Tehuantcpcc  sofort  in  die  Region  der 
Passatwinde  eintreten,  während  sie  bei  Panama  in  die  Region  der 
Calmeo  kommen,  von  wo  sie  für  huudertu  von  Meilvo  ins  Schlepptau 
von  Dampfern  genommen  werden  müssen,  bis  sie  die  Passate  er- 
reicht haben.  Wenn  man  bedenkt,  dafs  Segelschiffe  heutzutage 
noch  drei  Viertel  alles  Seeverkehrs  bewältigen,  so  Ist  der  be- 
sprochene Vortheil  nicht  gering  zu  schätzen. 

Für  Europa  bedeutet  die  Tchuantepec-Scbiffseisenbahn  vor 
Allem  billiges  Brod.  Kalifornien,  welches  schon  jetzt  billigeren 
Weizen  produzirt,  als  die  Nordwcstgobiete  der  Union,  wird  dano 
mit  seinen  Zcreulicu  auf  den  europäischen  Märkten  erscheinen  und 
vielleicht  sogar  einen  Druck  auf  den  indischen  Weilen  ausüben. 
Auch  andere  Erzeugnisse  der  so  fruchtbaren  Pacificküste,  wie  Obst, 


Südfrüchte,  Hopfen,  Wolle,  Honig,  Bauhölzer  werden  nach  Europa 
gelangen  und  sich  hier  einen  Markt  suchen.  Sind  doch  schon 
jetzt  kalifornisches  Obst  und  kalifornischer  Honig  in  Europa  nicht 
unbekannte  Dinge.  Kurz  und  gut,  die  neue  VerkebrsstrafsQ  wird 
wichtige  Veränderungen  im  Welthandel  hervorrufen,  zu  mannigfach, 
um  bis  jetzt  schon  alle  übersehen  zn  können. 


Süd-  Amerika. 

Briefe  aus  Kolumbien.  (Von  F.  C.  Lehmann.)  (Schlufs.) 
11.  Cali,  April  1887.  Dafs  Buenaventura  den  denkbar  traurig- 
sten Eindruck  nicht  nur  auf  den  neuen  Ankömmling,  sondern  auch 
auf  den  mit  den  elenden  Verhältnissen  dieser  Länder  Vertrauten 
macht,  habe  ich  schon  im  ersten  Brief  geschildert;  aber  über  den 
ersten  Eintritt  in  deu  Hafenort  bleibt  noch  Einiges  zu  bemerken. 

Wie  in  den  meisten  Häfen  der  W’elt,  ho  findet  auch  in  Buenaven- 
tura die  erste  Berührung  mit  Hafenpolizei  und  Zollbausbeamten 
statt.  Kaum  bat  der  Dampfer  Anker  geworfen,  so  schwimmt  auch 
schon  ein  Boot  mit  dem  Hafenkapitän  und  einem  halben  Dutzend 
Zollhausheamten  heran.  Ein  Arzt  kommt  nicht.  Während  der 
erster«  die  Papiere  des  Schiffes  in  Empfang  nimmt,  besetzen  die 
letzteren  säuinitlicbe  Ausgänge.  Sobald  die  Erlaubnifs  zum  Aus- 
sebiffen  gegeben,  was  nicht  lange  dauert,  wird  jeder  Passagier  noch 
besonders  von  den  Zollleuten  aufnotirt,  und  die  Bootfahrer  erhalten 
erneu  Begleitschein  der  Reise- Effekten,  von  der  kleinsten  Hand- 
tasche bis  zum  gröfsten  Gepäckstück  desselben,  welchen  sie  im 
Zollhaus  mit  den  Effekten  abliefern  müssen.  Hier  werden  die  letz- 
teren durchsucht  und  gewogen.  Jede  Person  darf  nur  100  kg 
(Bruttogewicht)  Gepäck  steuerfrei  eiufdhren.  Jedes  Kilogramm 
Uebergewicht  wird  mit  höchstem  Steuersätze  belastet,  der  zwischen 
65  und  85  Centavos  pro  Kilogramm  schwankt.  Ich  bezahlte  ein- 
mal iu  Tuiuaco  für  einiges  werthlose  Papier  zürn  Pflunzentrockaen 
47  Pesos  ==  188  *Al  Einfuhrzoll.  Es  wurde  dasselbe  nicht  als 
Packpapier  mit  1 Centavo  per  Kilogramm,  .sondern  als  Kxcess-F.qui- 
page  mit  85  Centavos  per  Kilogramm  berechnet,  weil  ich  es  nicht 
unter  Konsularfaktura  und  Connosseiucnt  verschifft  hatte.  Ist  das 
Leiden  des  Untersuchen»,  Wiegens  und  Bezahlens  Überstauden,  so 
erhält  man  eine  mit  grofser  Stempelmarke  versehene  Bescheinigung, 
dafs  inan  das  Zullmartyrium  Überstunden  und  nicht  von  Cordova 
wieder  nach  Buenaventura  zurückgesandt  wird.  Für  dieselbe  hat 
man  noch  einmal  5 bis  8 , U zu  bezahlen.  Wie  aus  dem  Purga- 
toriuin  entlassen,  verläfst  mau  das  berühmte  Gebäude,  hier  Aduana 
genannt,  sich  von  Zeit  zu  Zeit  umsehend,  ob  nicht  noch  einer  jener 
halbschwarzen  Teufel  etwas  vergessen  hat  und  man  von  neuem  zur 
Folter  zurückgebraclit  wird.  Wer  Neigung  zu  Nervcuzufüllen  hat, 
sollte  eio  kolumbianisches  Zollhaus  Dicht  pa&siren! 

Die  einzige  Verbindung  nach  dem  Innern  des  Lundes  war  bis 
noch  vor  wenigen  Jahren  nur  mittels  Kanoafahrl  auf  dem  Rio 
Dagua  möglich.  In  frühexen  Jahren  ging  dieselbe  bis  nach  dem 
ca.  50  km  entfernten  Junlas.  Diese  Kanoafahrt  ist  wohl  das  kühnste 
Wagnifs,  das  je  in  dieser  Weis«  ausgeffibrt  worden.  Junta»  liegt 
300  m über  dem  Meere  und  der  Daguafiuss  wirft  sich  als  wild- 
schäumendes  Berggewässer  über  grobe  Gerölle  dem  Meere  zu.  Die 
Fahrt  nach  Juutus  null  öfter  einen  ganzeu  Monat  in  Anspruch  ge- 
nommen haben,  uud  die  gröfste  Last,  welche  di«  Knuoaa  nehmen 
konnten,  waren  5 Centner.  Betrachtet  man  heute  das  Flufsbelt  und 
die  darin  liegenden  Geröllblöcke,  die  nicht  selten  die  Gröfse  eine« 
kleiueu  Hauses  haben , so  will  es  einem  unglaublich  erscheinen, 
dufs  dieser  Flufs  je  der  Transportfahrt  gedient  babuu  könne.  Und 
doch  war  dies  der  Fall;  ein  äufserst  reger  Verkehr  bestuud  hier 
auf  der  ganzen  Flugstrecke  und  überall  an  den  Ufern  gab  es  Neger- 
Ansiedelungen.  Es  scheint  hier  mit  dem  AuEderawegräumen  der 
Felstrümmer  und  dem  Passireu  der  Kanoas  in  ähnlicher  Weis«  ge- 
gangen zu  sein,  wie  mit  den  Maullhieren  auf  den  elenden  Wegen 
im  Innern  des  Landes,  die  diu  einzigen  Wegbauer  und  Wegaus- 
b esse  rer  in  Kolumbien  sind.  Die  Fahrt  konutc  nur  von  Nogern 
ausgefnhrt  werden  und  ihre  Geschicklichkeit  gab  unserm  «rossen 
Humboldt  Anlafs  zu  dem  sublimen  Ausspruch:  »jeder  Neger  ist  ein 
Gott  uud  jeder  Kuderstofs  ein  Wunder!1*  Diesen  Ausspruch  kann 
man  noch  heule  voll  und  unverändert  gelten  lassen.  Ich  selbst 
habe  auf  den  zahlreichen  Kanoafahrten  auf  diesem  Flufs  während 
der  ersten  Jahre  mpincr  Reisen  noch  hinlänglich  Gelegenheit  ge- 
habt, mich  von  der  Geschicklichkeit  dieser  Schwarzen  zu  über- 
zeugen. Jedes  Kanoa  wurde  vou  2 Negern  fortbewegt,  die  bald 
im  Wasser  watend,  dasselbe  schoben,  bald  mit  Kudcru  stiefsen. 
Das  immerwährend  in  das  Kanoa  hercinscblagende  Wasser  schlugen 
sie  ehensoachnell  mit  den  Füsseu  wieder  hinaus.  Als  später  der 
Weg  vom  Boqueron  del  Dagua  nach  Cordova  zu,  unter  der  Ad- 
ministration des  Generals  T.  C.  deMosqueva  — des  einzigen  Prä- 


Nr.  29. 


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EXPORT,  Organ  de«  Central  verein«  für  H&ndelsgeographie  etc. 


1887 


sidenten  Kolumbiens, der  neinem  Lande  ein  nützliches  Denkmal  hinter-  ] 
lassen!  — gebaut  wurde,  beschränkte  sich  die  Flufsfahrt  zuerst  1 
bis  nach  Sucre  und  zuletzt  bis  nach  Cordova.  Seit  «in  paar  Jahren 
«xistirt  auch  diese  nur  noch  dann,  wenn  die  Art  Eisenbahn,  welche 
Buenaventura  mit  Cordova  verbindet  und  nach  Cali  dnrehgebaut 
werden  soll,  leidend  ist,  was  io  den  ersten  Jahren  ihrer  Existenz 
6 Tage  in  der  Woche  Torkam,  jetzt  aber  doch  immer  seltener  wird. 

Die  genannte  Eisenbahn  wurde  1878  im  Bau  begonnen  und 
ist  gegenwärtig  bis  nach  Cordova,  ca.  25  km,  derart  fertig  gestellt, 
dafs  der  Verkehr  auf  derselben  eben  möglich  ist.  Dieselbe  wurde 
von  einem  Kontraktor  erbaut,  dem  seine  Pläne,  für  die  spanische 
Kolonie  Kuba  die  Unabhängigkeit  von  der  Krone  zu  erkämpfen, 
mifslangeo,  aber  seine  Kontrakte  mit  der  kolumbianischen  Regie- 
rung reichen  Gewinn  eingetragen  haben.  Dieser  Mann  ist  ein  Herr 
Franc.  Cisneros.  Derselbe  hat  nicht  weniger  denn  5 Bahnen 
in  Kolumbien  zu  bauen  unternommen,  die  alle  als  ein  heilloses 
Fiasko,  wenn  nicht  als  ein  böser  Schwindel  zu  bezeichnen  sind, 
denn  keine  taugt  nicht  nur  nichts,  sondern  sie  sind  auch  ohne 
allen  Nutzen  für  daR  Land.  Dieser  schlaue  Mann  griff,  damit  er  sich 
mit  seinen  Buhnbauten  afloat  halten  und  vor  den  scharfen  Kritiken 
uneigennütziger  Männer  cinigeniiafsrn  schützen  konnte,  zu  der 
Handhabe,  eine  eigene  Zeitung  herauszugeben,  die  seine  Interessen 
vor  der  öffentlichen  Meinung  verfocht.  Die  Lektüre  dieser  Zeitung 
„La  lndustrin* , wedebe  in  Bogota  erscheint,  und  der  Stand  der 
wirklichen  Arbeiten  gewährt  das  schönste  Bild  eines  Buhuschwin- 
del».  Ich  führe  des  Interesses  halber  eine  Stelle  aus  .La  Industria1* 
vom  Jahre  1888  an:  Telegramm:  „Die  grofse  Brücke  über  den  Rio 
Dagua  ist  fertig  and  die  Bahnlinie,  bis  Sucre  offen/  Während  der 
nächsten  Nacht  regnete  es,  der  Dagua  schwoll  nnd  die  gTofs«  Brücke 
(„F.l  gran  puente“)  wurde  fortgewaseben,  was  ein  Telegramm  Tags 
darauf  in  folgender  Form  meldet:  „Eine  noch  nie  dageweseoe  An- 
schwellung des  Rio  Dagua  hat  das  „gran  puente14  fortgewaseben!“ 
Dies  war  im  Monat  August  während  der  trocknen  Jahreszeit  Nichts- 
destoweniger ist  Herr  Cisneros  ein  geschickter  Mann,  der  sein 
Geschäft  versteht.  Leute,  die  heute  seine  Gefährlichsten  Feinde 
uud  Gegner  sind,  sind  morgen  seine  besten  Freunde  und  Vertei- 
diger. ln  einein  Lande,  wo  „auri  sacra  fames“  als  Motto  nnd  das 
Sprichwort  „Por  la  plata  baile  el  perro“  (Für  Geld  tanzt  der  Hund) 
gang  und  gäbe  geworden  und  Geld  zu  erlangen  als  höchster  Lebens 
zweck  gilt,  ist  eben  Alles  um  Geld  zu  haben. 

Die  Cauca-Bahn  — von  Buenaventura  nach  Cali  — ist  eine 
Schmalspurbahn  — 8 englische  Fufs  breite«  Geleise  — und  wurde  mit 
einem  Baukapital  von  6000000  $ — 24ÜUOOOO  ,/f  veranschlagt, 
wovon  die  Kolumbianische  Regierung  die  eine  Hälfte  und  Herr 
Cisneros  die  andere  Hälfte  aufzuhringcn  halte.  Die  Regierung 
hat  bisher  gegen  2 000  000  S aufgebracht,  welche  Herr  Cisneros 
verbaut  hat;  er  selbst  bat  natürlich  keinen  Heller  aufgewendet, 
wofür  der  Kontrakt  mit  ihm  seit  1lh  Jahren  annullirt  worden  ist. 
Obgleich  die  ganze  Strecke  von  Buenaventura  bis  nach  Cali  nur 
120  bis  125  kin  beträgt,  so  sind  die  Bodenscliwierigkciteu  doch 
derart,  dafs  eine  brauchbare  Bahn  unter  40  000000  ,4t  nicht  ge- 
baut werden  kann.  Auf  der  11  engl.  Meilen  langen  Strecke  von 
Buenaventura  nach  Cordova  sind  bisher  an  2 OOOOüO  Pesos  verbaut 
und  doch  führt  dieselbe  durch  ein  flache«  Terrain  und  Steigungen 
von  4,/j%  und  sehr  scharfe  Kurven  sind  beibehalten  worden. 
Nach  dem  Innern  werden  die  Terrainverhältnisse  bedeutend  schwie- 
riger; es  treten  zuerst  barte  Konglomerate,  wechselnd  mit  Thon- 
schiefern und  später  von  Junta»  ab,  Diorite  mit  dazwischen  liegen- 
den, meist  zersplitterten  Thon  schiefem  auf.  Die  Diorite  stehen  am 
Dagua- Flufa  entlang  in  sehr  saigeren,  fast  senkrechten  Böschungs- 
winkeln und  sind  sehr  hart,  während  die  dazwischen  liegende 
Schiefer  meist  völlig  zersplittert  uud  lose  aufgestapelt  sind,  und 
in  unaufhörlichen  Stürzen  abrntschen.  Eine  Balm  über  diese  un- 
gefähr 2 deutsche  Meilen  lange  Strecke,  liefsc  sich  meiner,  freilich 
unraafsgeblichru  Meinung  nach,  entweder  nur  über  einen  riesigen 
Viadukt  auf  dem  Flufsbttt  entlang,  der  sehr  hoch  über  den  Wasser- 
stand  gebaut  werden  möfste,  oder  durch  einen  Tunnel  Herstellen; 
da  die  Bodenverhältnisse  einen  Seitenbau  an  der  Böschung  meistens 
nicht  gestatten.  Auch  später  treten  noch  Schwierigkeiten  auf. 
Der  Übergang  Über  die  freilich  nur  niedrige  Westcordillere  ist, 
wird  der  der  Oberlauf  des  Dagua  gewählt,  2 000  m,  wird  der  Rio  ' 
Bibnco  gewählt,  1 500  m über  dem  Meere.  Der  Anstieg  auf  die 
Cordillere  von  der  Westseite  bietet  weniger  Schwierigkeiten,  als 
der  Abstieg  von  da  nach  dein  rund  1 00t)  m über  dem  Meere  hohen 
Caucatbal. 

Der  Yerkchr  auf  der  bereita  fertig  gestellten  Strecke  von 
Buenaventura  nach  Cordova  ist,  wie  aus  der  obigen  Bemer- 
kung, flher  Beibehaltung  eines  Steigungswinkels  von  472%  erklär- 
lich, ein  äufserst  schwieriger.  Die  schwersten  Maschinen,  welche 
da«  schwache  Scbienengeleisc  zu  tragen  vermag,  sind  nicht  im  J 


«Stande,  mehr  als  3 Karren  fortzusebaffen,  von  denen  ein  Güter 
karren  vor,  und  ein  solcher  nebst  einen  Personenwagen  hinter  die 
Maschine  angebukt  werden  müssen,  um  an  den  schwierigen  Stelba 
auseinander  gehakt  und  einzeln  nach  und  nach  über  den  Be.u 
hinweg  geschoben  zu  werden;  die  Bewegung  ist  eine  ao  langsam' 
dafs  es  nahezu  2 Stunden  kostet,  um  die  11  englische  Meilen  ia- 
röckzulegcu.  Auch  sonst  ist  die  Orgauisation  des  Betriebes  usw 
sehr  fehlerhaft,  und  Unterbrechungen  siud  leider  häufig.  Doch  bat 
sich  viel  gebessert,  seitdem  die  Bahn  Gisueros  entrissen  wordea 
ist.  Auch  tbut  man  alle«  Mögliche,  um  die  unerhörten  steil« 
Böschungen  zur  Seite  der  Linie  immer  mehr  abzuschwächeu,  sodii 
auch  diu  Abstürze  immer  seltener  werden.  Fortgebaut  wird  die 
Bahn  jetzt  nicht,  da  es  der  Regierung  an  Geld  fehlt.  Kommt  je- 
doch das  Übereinkommen  mit  einer  französisch-belgischen  Gesell- 
schaft von  Kapitalisten,  welches  gegenwärtig  im  Gange  ist,  zu 
Staude,  dann  dürfte  in  nicht  langer  Zeit  das  herrliche  uud  frucht- 
bare Caucathal  durch  ciue  gute  Bahu  mit  dum  Meere  verband« 
werden  und  sich  jedenfalls  viel  in  der  Handelsbewegung  und  Ka  i: 
kraft  dieses  Theils  von  Kolumbien  ändern.  Denn  eine  grofte  Zu- 
kunft ist  dem  Cauca  nicht  abzusprechen,  wenn  einmal  die  Kornmi- 
nikationawege  ausgebaut  sind,  da»  Volk  mehr  an  Arbeit  als  an 
Revolutionen  denkt,  und  die  reichen  Quellen  des  Landes  aus§? 
beutet  worden.  Die  Fruchtbarkeit  des  Bodens,  der  Mineralreica- 
Ihutn  und  das  gesunde  Klima  sichern  dem  Caucathal  vor  «litt 
andern  Tbeilcn  Kolumbien»  eine  Zukuuft.  Gegenwärtig  sind  dir 
Verhältnisse  mehr  als  traurig! 

Die  Arbeiten  an  der  Barre  von  Bio  Grande  do  Sul.  Porto 
Alcgrc,  8.  Juni  1887.  Der  interimistische  Chef  der  jetzt  uoH- 
brochenen  Arbeiten  au  der  Barre  von  Rio  Grande  do  «Sul  weilt 
gegenwärtig  mit  drei  Ingenieuren  in  Porto  Alegre  und  bereitet  dir 
Vermessung  de»  FIussps  Jaeuby  von  Porto  Alogre  bis  Triuiupho  und 
de»  Taquary  von  Triumphe  bis  zur  Station  Margen)  vor.  Die  vor- 
baudencu  flachsten  Stellen  der  Flüsse,  welche  bei  niedrigem 
Wasserstaud  nur  9 bis  10  palmos  (1  palmo  = 22  ein)  haben,  »ollen 
auf  12  palmos  vertieft  werden,  um  den  Verkehr  von  Seeschiffta 
solchen  Tiefganges  bis  Margein  in  jeder  Jahreszeit  möglich  le 
machen.  Andere  schon  io  Angriff  genommene  oder  nahezu  l*- 
endete  Baggerarbeiten  liefern  den  Beweis,  dafs  es  der  Regiernif 
ei n mul  Ernst  ist,  die  Schifffahrts-Verhältnisse  dieser  Provinz  rc 
bessern.  Man  mufs  anerkennen,  dafs  der  jetzt  leitende  crUf 
Ingenieur,  Dr.  L|opo  Netto,  ein  Beamter  ist.  welcher  eine  für 
Brasilien  ganz  aufsergewöhnlirhe  Tbatkraft  entwickelt  und,  vor 
seiner  Vorgesetzten  Behörde  anscheinend  unbehindert,  seinem  Be- 
rufe freudig  Folge  leisten  kann.  Solche  Lichtblicke  in  der  Ver- 
waltung sind  selten. 

Durch  vorgenannten  Dr.  Lopo  Netto  wurde  kürzlich  in  II 
Grande  do  Sul  ein  Dampfer  für  deu  Dienst  un  der  Barre  fertig 
roontirt,  der  erste  auf  hiesigem  Revier  mit  eiuer  Dreizylinder-Mascbb' 
das  Fahrzeug  konsumirt  äufterst  wenig  Kohle  und  hat  eine  rer- 
häUniftmäfsig  sehr  grofse  Geschwindigkeit.  Die  Maschine  ist 
Simons  «St  Co.  in  Reufrcw  bei  Glasgow  gebaut.  Genannte  Firan. 
die  bereit«  mehrere  Schiffe  für  Brasilien  gebaut  bat,  bietet  durch 
Dr.  Lopo  Netto  Dampfer  aus,  welche,  bei  HKX)  Regiater-Tow 
netto  10  Fufs  englisch  Tiefgang  haben,  also  zu  jeder  Zeit  dir 
Barre  von  Rio  Graude  do  Sul  uud  die  Lagos  do»  Pate*  osdi 
Porto  Alcgrc  hinauf  passiren  können. 

Simons  & Co.  schlagen  vor,  «olche  Dampfer,  für  Güter  uni 
Pussagierbeförderung  eingerichtet,  monatlich  von  Hamburg  ausgehend 
über  Liverpool  nach  Rio  Grande  do  Sul  direkt  laufen  tu  la»«- 
und  rechnen  an«,  dafs  die  bekannter  Weise  stets  reichliche  Ac* 
fracht  die  ganzen  Spesen  einer  Rundreise  mit  Sicherheit  trigl: 
was  Rückladung  au»  der  Provinz  sowie  au»  Santo»  und  Rio  ©d« 
aus  Rio  und  IVrnambuco  au  Fracht  zugieht,  bezeichnen  diewelbcn 
als  reinen  Verdienst.  Dem  Hamburger  Handel  könnte  es  narh 
meinem  Dafürhalten  keineswegs  dienen,  dafs  in  Liverpool  Stab"' 
gemacht  werden  soll,  umsoweniger  als  Hamburg  alleiu  g*a#g*w 
Ausfracht  hat  und  als  Anlauf*station,  der  westdeutsche«  Güter 
wegen,  nur  Antwerpen  in  Frage  kommen  könnte.  Es  ist 
möglich,  dafs  die  genannte  Finna  gleichlautende  Offerten  auch  io 
Liverpool  und  vielleicht  in  Hamburg  gemacht  bat,  und  bleibt  rt 
hoffen,  dafs  auf  die  eine  oder  andere  Weise  die  lang  erseko|f 
direkte  Dampferverbindung  Rio  Grande  do  Suis  mit  Europt  b**' 
effektiv  werden  wird. 

Die  „Companhia  national  de  navegaQäo  a vapor*  in  Rio  S*' 
beschlossen,  zwei  neue  Dampfer  zu  honen.  Es  soll  mit  «n#r 
englischen  Schiffbaufirrna  verhandelt  werden,  und  glaubt  man,  billf* 
als  früher  kontruhiren  zu  können,  weil  dem  Vernehmen  nach  r f 
Schiffbau  in  England  ganz  aufserordentlich  darnieder  liegt. 


1 


1887. 


447 

EXPORT,  Organ  de»  Centralvereins  für  Handelsgeographie  etc. 


Nr.  29. 


A W.  S.  Die  neuesten  Nachrichten  aus  Brasilien.  Tn  der 

dnutsch-brasiliauiscken  Presse  macht  sich  eine  große  Erbitterung 
gegen  das  konservative  Regime  im  Allgemeinen  und  gegen  den 
Polizeichef  von  Porto  Alegre  im  Resondcrcn  bemerklich,  auf  deren 
Ursachen  wir  hier  näher  eingchen  möchten,  um  zu  zeigen,  wie 
wenig  die  heutigen  ioncrpolittschen  Verhältnisse  Brasiliens  dazu 
uugeihau  sind,  das  Ansehen  des  lindes  in  den  Augen  anderer 
Völker,  namentlich  der  »katholischen,  zu  heben. 

Es  ist  unseren  Lesern  bekannt,  dafs  der  brasilianischen  Ver- 
fassung zufolge  die  römisch-katholische  Religion  StaaUreligion  ist 
und  alle  anderen  Kulte  nur  unter  der  Bedingung  in  Brasilien  ge- 
duldet sind,  dafs  sie  in  Gebäuden  ohne  äußere  Tempelforrn  aus- 
geübt  werden,  und  dafs  der  Krirninalkodei  des  Landes  die  Zuwider- 
handelnden mit  einer  nicht  uncrhetdicbcu  Geldstrafe  und  mit  der 
Zerstörung  der  äußeren  Tempelformen  ihrer  Gotteshäuser  bedroht. 

Diese  aus  der  Zeit  der  portugiesischen  Herrschaft  übernotnmeueu 
Bestimmung,  die  in  ihrer  Engherzigkeit  in  grellstem  Widerspruch 
zu  dem  sonst  so  freisinnigen  Charakter  der  Landesverfassung  steht, 
wurde  seit  Dezennien  als  nur  noch  auf  dem  Papiere  bestehend  be- 
trachtet; hatte  doch  die  brasilianisch?  Regierung  selbst  evangelische 
Kirchen  bauen  lassen,  evangelische  Geistliche  besoldet  und  keiner 
evangelischen  Gemeinde  jemals  etwas  in  den  Weg  gelegt,  wenn 
dieselbe  ihre  Kirche  mit  Thfirmen  und  Glocken  versehen  wollte 
Nur  die  Gegner  Brasiliens,  wie  Sturz,  Schcrzer  u.  A.,  liebten  es, 
auf  jene  mittelalterliche  Bestimmung  biuzuweisen  und  damit 
wenigstens  einen  Versuch  zu  machen,  ihre  Abneigung  gegen  eine 
deutsche  Kolonisation  in  jenem  Lande  xn  begründen;  die  dortigen 
deutschen  Kolonisten  aber  lächelten  darüber,  da  sie  sich  in  keiner 
Weise  in  der  Ausübung  ihrer  Religion  gebindert  sehen,  und  machten 
nicht  den  geringsten  Versuch,  die  erwähnten  Artikel  der  Verfassung 
und  des  Strafgesetzbuches  aus  der  Welt  zu  schaffen. 

Dieses  durch  die  Verhältnisse  allerdings  motivirte  laisser  aller 
sollte  nun  aber  für  sie  doch  verhängnisvoll  werden. 

In  den  tropischen  Provinzen  sind  in  den  letzten  Jahren  mehr- 
fach Fälle  grofser  Intoleranz  gegenüber  den  Protestanten  vorge- 
komroen,  so  z.  B.  der  wohlunterrichteten  und  trefflich  redlgirten 
„Rio- Post u zufolge  in  der  Misericordia,  dem  großen  Krankenhause 
der  Keicludiauptstadt,  indem  man  daselbst  evangelische  Geistliche 
daran  verhindert  bat,  ihren  dort  ualergebrachten  kranken  Glaubens- 
genossen die  Tröstungen  ihrer  Religion  zu  bringen,  wohingegen  die 
Evangelischem  Süd-Brasilieus  erst  in  allerneuster  Zeit  die  Erfahrung 
machen  mufsten,  dafs  inan  auch  ihnen  die  bisher  genossene  reli- 
giöse Freiheit  nicht  gönnt. 

Iiii  Anfang  vorigen  Jahres  lief«  sich  die  deutsche  evangelische 
Gemeinde  io  Sauta  Maria  da  Bocca  do  Monte  (Provinz  Rio  Grande 
do  Sul)  aus  Bochum  in  Westfalen  drei  Glocken  für  ihre  Kirche 
kommen  und  legte  am  letzten  Neujahrstage  in  Gegenwart  der 
brasilianischen  Lokalhehörden,  welche  sieb  auch  in  keiner  Weise 
weigerten,  die  betreffende  Urkunde  zu  unterzeichnen,  den  Grund- 
stein zu  einem  Glockentburra.  Derselbe  war  bereits  seiner  Vollen- 
dung nahe,  als  am  19.  Mai  d.  J.  der  Polizeidelegat  von  Santa  Maria 
im  Aufträge  des  Polizeichefs  von  Porto  Alegre  dem  evangelischen 
Pfarrer,  Herrn  Pech  manu,  die  oben  erwähnten  Artikel  der  Ver- 
fassung und  des  Strafgesetzbuches  in  Erinnerung  brachte  und  zwar 
unter  Androhung  der  Ausführung  der  in  ihnen  enthaltenen  Straf- 
bestimmungen, falls  seine  Gemeinde  sich  iu  der  betreffenden  Kircbe 
zum  Gottesdienst  versammeln  sollte. 

Es  ist  hegreiflich,  dafs  sich  der  Gemeinde  eine  grofse  Auf- 
regung deswegen  bemächtigte;  doch  behielt  glücklicherweise  die 
ruhige  Überlegung  die  Oberhand.  Man  gehorchte  dem  obrigkeit- 
lichen Befehl,  und  statt  in  die  neuerbaute  Kirche  zu  ziehen,  fuhr 
map  fort,  den  Gottesdienst  in  einen)  gemietheien  Saale  abzubalten, 
legte  aber  gegen  die  angedrohte  polizeiliche  Maßregel  Berufung  ein, 
womit  zunächst  erzielt  wurde,  dafs  der  Vize-Präsident  der  Provinz, 
Herr  Dr.  Villa  Nova,  dem  Polizeidelegaten  von  Sauta  Maria  auf 
telegraphischem  Wege  befahl,  die  Ordre  des  Folizeicbefs  vor  der 
Hand  nicht  auszufQhreo. 

Die  Gemeinde  von  Santa  Maria  hat  nun  iu  einem  offenen 
Briefe  an  die  evangelischen  Gemeinden  in  Brasilien  die  ihr  wider- 
fahrene Unbill  in  ruhiger,  würdiger  Sprache  bekannt  gpgeben  uud 
dieselben  aufgefordert,  treu  zueamuicuzustebeu  und  mit  vereinten 
Klüften  die  Beseitigung  jener  mittelalterlichen  Bestimmungen  zu 
erstreben.  Da  die  Deutschen  bereits  im  Reichstage  und  in  den 
PrOTinziailandtageu  ihre  eigenen  Vertreter  haben,  so  ist  ja  die 
nötbig«  gesetzliche  Handhabe  dazu  vorhanden,  uud  steht  es  unseres 
Erachtens  anßer  Frage,  dafs  die  brasilianische  Volksvertretung  in 
ihrer  Majorität  die  Vergewaltigung  der  evangelischen  Gemeinde  von 
Santa  Maria  mifsbilligen  und  ciuer  Modifikation  des  Art.  5 der 
Verfassung,  sowie  der  Aufhebung  des  Art.  276  des  Strafgesetz- 
buches zustimmen  werde. 


Der  8enator  Taunay  bat  den  Kammern  bereits  eine  neue, 
von  vieleu  Gesinnungsgenossen  Unterzeichnete  Petition  um  Ein- 
führung der  Zivilehe  eingereiebt,  die  Aussicht  haben  soll,  an- 
genommen zu  werden,  uud  daun  uothwendigerweise  zur  Beseitigung 
aller  anderen  Arten  von  Gewissenszwang,  die  heute  noch  in  Brasi- 
lien bestehen,  führen  ronfs.  Ferner  aber  hat  der  Direktorialrath 
der  Rio  Grandenser  Synode  in  einer  Petition  an  die  Kammern  die 
Nothwcndigkeit  einer  Außerkraftsetzung  der  weiter  oben  genannten 
Artikel  der  Verfassung  und  des  Strafgesetzbuches  in  so  überzeugen- 
Weise  dargethan,  dals  die  Vertreter  der  Nation  eine  schwere  Ver- 
antwortung auf  sich  laden  würden,  wenn  sie  die  Bitte  uugeprüft 
verhallen  lss.se □ wollten,  denn  hinter  der  Rio  Grandenser  Synode 
stehen  heute  alle  evangelischen  Christen  Brasiliens,  und  zwar  nicht 
nur  die  deutsch-evangelischen,  sondern  auch  die  anglikanischen, 
amerikanischen  und  luso- brasilianischen  Gerneindcu  verschiedener 
»katholischer  Bekenntnisse,  ja  sogar  alle  freier  deukeuden  Brasi- 
lianer katholischen  Glaubens,  deren  Zahl  durchaus  nicht  unbe- 
deutend ist. 

Und  sollte  dennoch  das  Unglaubliche  geschehen,  dafs  ein 
Staat  wie  Brasilien,  desseu  gauze  Zukunft  von  dem  Fortschritt  der 
Einwanderung  abhängig  ist,  fortflhrt,  sich  gegen  die  Einführung 
der  Religions-  und  Gewissensfreiheit  zu  sträuben  und  in  den  ver- 
rotteten Traditionen  aus  der  Zeit  der  portugiesischen  Herrschaft  zu 
beharren,  so  wird  die  gauze  zivilisirto  Welt  mitleidlos  zusebauen, 
wenn  sich  die  Folgen  solcher  Intoleranz  nicht  nur  in  der  Ver- 
minderung des  Ansehens  des  Landes,  sondern  in  einem  beispiel- 
losen Verfall  auf  wirtschaftlichem  Gebiete  zeigen  werden,  denn 
von  einer  tüchtigen  Einwanderung  kann  ja  unter  solchen  Verhält- 
nissen keine  Rede  mehr  »ein.  — Hoffen  wir,  dafs  es  nicht  so  weit 
komme,  und  dafs  es  unseren  StammesgenosBen  drüben  gelingen 
| möge,  in  diesem  ihnen  aufgedrängten  Kampf  um  die  keiligsteu 
I Güter  Sieger  zu  bleiben.  Das  Vaterland  wird  sie  darin  mit  »einen 
Sympathien  und  Segenswünschen  begleiten. 

Brasiliens  neuer  Zolltarif.  (Origin  ulbericht  aus  Rio  de  Ja- 
neiro, vom  22.  Juni  1887.)  Heute  ist  der  Handelsstand  mit  dem 
Erscheinen  des  neuen  Zolltarifs  und  noch  mehr  mit  der  Bestimmung 
überrascht  worden,  dafs  dessen  Inhalt  vom  1.  Juli  ab  bereits  in 
Wirksamkeit  trete.  Bei  früheren  Zolläuderungen.  z.  B.  der  Ein- 
führung des  6°/0-Additionalzolles  (s.  „Export*  1886,  No.  41),  hatte 
inan  noch  an  der  guten  Gepflogenheit  festgehalten,  den  Termin  der 
alten  Zolltaxe  Monate  vorher  bekannt  zu  geben;  es  blieb  Zeit,  die 
überseeischen  Korrespondenten  zu  benachrichtigen.  Dieses  Mal 
gebcrdel  mau  sich,  als  wären  die  Aenderungen  nicht  so  ein- 
schneidend, dafs  sie  Dicht  füglich  ohne  Weiteres  ertragen  werden 
köonteu.  Inwieweit  das  namentlich  in  Bezug  auf  Manufakturwaaren 
ganz  und  gar  nicht  zutrifft,  wird  in  dieser  Zeitschrift  noch  aus- 
einandergesetzt  werdet). 

Durch  Gosels  vom  16.  Oktober  1886  war  die  Regierung  autori- 
sirt,  den  seit  Jahren  provisorisch  dienenden  Zolltarif  einer  Re- 
vision zu  unterziehen.  Da  als  Basis  der  Zollsätze  eine  Taxe  ad 
valoretn  der  Waarc  angenommen  ist.  sollte  namentlich  der  in)  I^ufe 
der  Zeit  veränderte  Werth  zahlreicher  Waftren  in  Rechnung  ge- 
zogen werden,  unter  Berücksichtigung  der  sich  entwickelnden 
Nationalindustrie,  welcher  besondere  Vortheile  zugestanden  werden 
sollten,  nicht  mir  durch  Höherbesteuerung  konknrrirendcr  Importe, 
sondern  auch  durch  Herabsetzung  der  Zölle  auf  alle  Rohmaterialien 
und  Halbfabrikat«  (x.  B.  Garn  zum  Verweben),  bei  denen  die 
hiesige  Industrie  auf  den  Bezug  von  außerhalb  angewiesen  ist. 
Gelegentlich  der  Revision  sollte  auch  der  seit  Jahren  erhobene 
Additionalzoll  von  60%  der  Werthtaxen,  dessen  Unentbehrlichkeit 
man  von  vornherein  hätte  wissen  können,  im  einheitlichen  Zollsatz 
definitiv  eingeschachteit  werden,  nicht  so  aber  der  vorerwähnte 
I 50/oige  Zuschlag,  der  nach  wie  vor  separat  hinzutritt,  damit  er 
; jederzeit  wieder  wegdekretirt  werden  könne,  ein  unausrottbarer 
i Optimismus:  Als  ob  der  Staat  Brasilien  einer  E -nnahmcpielle,  die 
i er  einmal  hatte,  je  wieder  hätte  entrathen  können.  — Höchst 
| interessant  ist  das  Studium  des  umfangreichen  Relatorio  , welches 
der  Finanzmioistcr,  sein  ganzes  Ressort  durchgehend,  dem  Paria- 
| mente  vorgelegt  hat.  In  demselben  fiudet  man  auch  theilweise  die 
Beweggründe,  welche  bei  Redaktion  des  neuen  Zolltarifs  maß- 
gebend geworden  sind.  Getadelt  wird  da  die  allzu  generelle  Klassi- 
tiziiung  von  Waaren  einer  Gruppe,  aber  vieler  verschieden  wertbiger 
Arten.  Der  alle  über  einen  Kamm  scheerende  Zollsatz  führe  da- 
hin, dafs  diejenigen  Waureu  einer  solchen  Gruppe  sich  zum  Im- 
port drängten,  denen  der  Zollsatz  am  leichtesten  würde,  also  werth- 
I volle,  tbeure  Waaren.  Dabei  aber  komme  der  Staat  zu  Schaden 
und  habe  die  Jahre  daher  vielleicht  wer  weiß  welche  Suiumeu  ein- 
gebüfst;  denu  von  dergleichen  besseren  Waaren  müsse  er  höheren 
Tribut  ziehen  können,  uud  dazu  eben  solle  der  neue  Tarif  helfen. 


Nr.  29. 


448 

EXPORT,  Organ  de«  Centralvoreins  für  üandelegeograpüie  etc. 


1 887. 


Oh  hier  nicht  rin  Trugscblufs  unterlauft ? Bislang  wenigstens  hat  der 
Handel  hier  allezeit  eher  Anregung  gehabt,  die  WaarenqualitAten  zu 
reduziren,  als  sie  zu  verbessern.  Vom  Gedanken  an  die  erlabtneodo 
Kaufkraft  des  Landes,  von  der  Kenutmfs  des  Einflusses  steigender 
Woll-  und  Bauinwollpreise,  mit  denen  wir  doch  zu  rechnen  haben, 
scheint  der  Minister  nicht  angekränkelt  — Von  grGfserer  Trag- 
weite, weil  alle  Waarencinfuhr  berührend,  wurde  der  Entschlufs, 
die  Importe,  statt,  wie  bisher,  unter  Annahme  eiues  Durchschnitts- 
kurses von  24 d für  1 Milreis  zu  bewerthen,  von  nun  ab  unter  An- 
setzung ihres  Werlbes  zu  21  pence  das  Milreia  in  Rechnung  zu 
ziehen.  Bei  einer  Faktura  i.  B.  Ober  baumwollene  Hasenzeuge 
(Zollsatz  48%  vom  Werth)  im  Betrage  von  1000  £ nimmt  sich 
dieser  Unterschied  so  aus: 

1000  C i 24  d — 10:  000  $ OOO  Rs.  48o,'i>  = ca.  4 : «00  Rs.  4-  5»/o  Zuschlag 
= 5 : 040  $ OOO  Rs. 

1000  £ a 21  d =*  11  ; 243  t 000  Rs.  48»,'«  = ca.  5 : 307  Rs.  + 5%  Zuschlag 
= 5 : 607  * OOO  Iß- 

Hier  stehen  wir  also  vor  nichts  weniger  als  unwesentlichen 
Zol  I erhöh  u ngen,  deren  vorherige  Ankündigung  wohl  um 
Platze  gewesen  wärt*,  lui  Übrigen  mufs  man  ja  zugeben , dafs 
die  seitherige  Kalkulationsbasis  von  24  d eben  ein  Luftgobildc  war, 
und  daß  der  Staatsschatz  daher  nie  einnahm,  was  ihm  die  Pro- 
zentsätze des  Tarifs  zugestanden.  Dem  entgegen  ist  heute  zu  be- 
merken, dafs  der  Kurs  1.  Zt.  sich  doch  recht  gut  über  22  d be- 
hauptet, wir  haben  uns  letzthin  sogar  immer  23  d nabe  befunden, 
— und  da  nimmt  nun  der  Staat  wieder  mehr,  als  ihm  gesetz- 
mäßig zukommt.  Im  Interesse  der  Kationalindustrie  sind  die  Zölle 
auf  Chemikalien,  namentlich  der  in  Fürbereieu  gebrauchten,  wesent- 
lich vermindert  worden,  ebenso  die  auf  Kupfer  in  Blöcken  und 
Bleeheu  und  auf  Roheisen.  Zum  Besten  der  inländischen  Gießereien 
und  Mascbincnhauanslalten  sind  die  Zollfreibeiteu,  welche  zahl- 
reiche. namentlich  für  den  Betrieb  der  Zuckersiedereien  bestimmte 
Geräthe  genossen,  in  Wegfall  gebracht.  Weuu  die  unglücklichen 
brasilianischen  Zuckerfabriken  mit  ihren  ohuehia  bei  der  Markt- 
lage ihres  Fabrikates  unerschwinglich  hohen  Betriebskosten 
auch  noch  des  Vortbeils  eines  verbältnifsrnäfsig  billigen  Be- 
zuges ihrer  mechanischen  Einrichtungen  beraubt  werden,  dann 
ist  der  letzte  Sack  Zucker  exportirt  worden.  Fremde  Ingenieure 
schlugen  dio  Hände  über  in  Kopfe  zusammen  angesichts  des  Zeit- 
aufwandes und  der  Kosten,  die  hier  die  Herstelluug  des  lumpigsten 
Ersatzslückes  verursacht.  Das  Fdseowerk  Ipanema  hat  dem  Staat 
1886  232  Conto»  de  reis  gekostet  und  55  Contos  eingebracht. 
Dabei  sitzt  das  Werk  auf  den  reichsteu  zu  Tage  liegenden  Erzen 
förmlich  oben  drauf!  — Die  Zollerhebungen  auf  Mais,  Reis,  ge- 
trocknetes Fleisch,  Bobuen  sind  für  den  deutschen  Exporteur  ohne 
Bedeutung,  nichtsdestoweniger  von  allgemeinem  Interesse.  Auch 
hier  »oll  angeblich  der  uatioualen  Arbeit  aufgeholfen  werden. 
Richtig  ist  es  ja,  daß  der  schönste  indische  Reis  trotz  einer  Reise 
um  % des  Globus  und  trotz  des  Zolls  in  Rio  billiger  einsteht,  als 
der  aus  dem  nahebei  gelegenen  brasilianischen  Hafenort  Iguapc 
kommende,  obschoo  da  die  Reisfelder  den  Hafeu  selber  säumen. 
Aber  brasilianische  Eisenbubufrachtsätze  und  Küstenfrachten  sind 
eben  ganz  andere,  denn  di«  der  übrigen  Welt  — Über  gewisse 
Waaren  dürfte  infolge  der  neuen  Tarifsätze  der  Stab  gebrochen 
sein,  namentlich  gewisse  ordinäre  Baumwnligewebe  sind  dahin  ge- 
langt, dafs  ihr  Import  nicht  mehr  lohneud  sein  kann.  Am  schmerz- 
lichsten wird  man  das  in  Manchester  empfinden.  Mehr  als  je  hingt 
übrigen»  nun  bei  zahlreichen  Artikeln  die  Möglichkeit  eiuer  Nutzeu 
lassenden  Einfuhr  vom  Kursstand  ab  — ein  Penny  schlechterer 
Kurs,  und  sie  verschwinden 

Im  Handelsverkehr  wird  nun  wieder  mal,  wie  stets  nach  Zoll- 
erhöbungen,  der  kleine  Krieg  zwischen  Importeur  uud  Käufer  aus- 
gefoehten  werden  müssen.  Ein  portugiesischer  Kaufmann,  den  ich 
beute  auf  die  Zollneuerungeu  hinwies,  äußerte  mit  pfiffigem  Ge- 
sicht: „Eotao  diminuo  o lucro!“  (da  verringert  sich  also  Ihr  Ge- 
winn) und  erhielt  die  Antwort:  „Isto  roenos,  ruas  sobem  os  prei^os“ 
(das  weniger,  aber  die  Preise  steigen).  Hiermit  ist  der  Karopf- 
sluadpuukt  präcise  bezeichnet. 

Litterarische  Umschau. 

Yrrzelchulß  der  bei  der  Redaktion  eingegangenen  Druckschriften. 

Die  nachstehend  besprochenen  und  angezeigten  Werke  können  durch  die 
Buchhandlung  Walther  4 A pol  aut,  Berlin  W , älaikgrafenstraße  60, 
jederzeit  bezogen  werden. 

Die  deutsche  Kohlcuoicderlage  in  Porto  Grande  (St.  Vicente). 

m Wie  leicht  deutsch«  Rinrichtunger  im  Auslände  auch  von  sonst  ge- 
wissenhaften und  verdienstvollen  Forschern  übergehen  werden  — vielleicht 
lediglich  deshalb,  weil  man  sie  nicht  als  bestehend  vcrinuthet  — davon  lie- 
fert auch  das  in  der  Nummer  24  des  „ Export“  von  uns  besprochene 
Werk  des  Prof.  Dr.  Chat  an  ne  «Reisen  und  Forschungen  im  Alten  und 


Neuen  Kongostaate*  wiederum  einen  Beweis.  Der  genannte  Forscher  ie- 
richtet  im  Eingänge  »einer  Darlegungen  auch  über  schien  mehrtägigen  W 
enthalt  auf  St.  Vicente  und  erzählt  bei  dieser  Gelegenheit,  dafs  man  stk» 
vo*  feine  in  Porto  Grande  dir  beiden  mächtigen  Kohleudepüts  eng- 
lischer Großhändler  erblicke.  Dies  ist  in  mehr  als  einer  Beziehern 
unrichtig.  Es  befinden  sich  z.  Z.  nämlich  nicht  zwei,  sondern  4 Kohlt  i 
dfpöU  in  Porto  Grande  und  eines  der  bedeutendsten  davon  Ui  ein  drat 
sch  es,  vom  Uauptvertrcter  des  Westfalischen  Koblenausfuhrvercins,  Ilern 
Carl  Br«uer-Bi>chum,  schon  vor  längeren  Jahren  errichtetes.  Die  4 Kni 
Icndcpöts  in  Porto  Grande  auf  St.  Vicente  elahlirten  sich  nämlich  in  mci 
stehender  Reihenfolge.  Zunächst  ließen  sieh  dort  die  Herren  11  illes » 
N'epbew  de  Cie,  dann  die  Herren  Cory  Brothers  A Cie.  nieder.  Din, 
folgte  da»  erste  deutsche  Kobtciidepöt,  errichtet  auf  dem  als  lluik  veraakrr 
ten  amerikanischen  Hotxschiffe  „Donald  Mackay*  mit  einer  Bcladungstdig 
keit  ton  3100  Tonnen-  Endlich  wurde  dort  das  Kohleudepöt  der  Herr»? 
Wilson  Sons  & Clä  errichtet.  Von  diesen  Depot*  laden  Miller., 
Nepbcw  A Ci»,  mit  ihren  Lichtersehiffen  unmittelbar  aus  ihrem,  dm  K b- 
len  brücken  gegenüber  liegendem  Dcpcit.  Cory  Brothers  & Cie.  sind  di- 
gegen  an  der  Stell«,  wo  sie  die  Landungnbrücke  errichtet  haben,  an  welch« 
sie  Kohlen  empfangen  und  abgeben,  durch  ringsum  befindliche  Gebäude  a 
1 Kaum«  so  »ehr  beschrankt,  dafs  »ie  zu  dem  umständlichen  und  kostspicligu 
Mittel  einer  Drahtseilbahn  greifen  mußten,  um  Verbindung  mit  ihrem  mdu 
landeinwärts  liegenden  Kohlenplatze  zu  schiffen-  Wilson  Sons  4 Cit 
löschen  und  laden  direkt  an  ihrer  Brücke,  wie  Millers,  Nephetr  & Ci«. 
Die  Firma  Breuer  dt  Cie.  aus  Bochum  LW.  hat  außer  ihrem  Platz  fir 
Bollastgewrnnung  und  -Verschiffung  kein«  weiteren  Hinrichtungen  am  Und*, 
sondern  empfängt  dio  Kohlen  uud  giebt  sic  wieder  an  die  aufkohleud» 
Schiffe  aus  ihrem  schwimmendea  lluik  vermittelst  Schlepper  und  LteMir- 
schiffe  ab.  Sie  hält  beständig  Lager  von  Westfälischer  Fettkohle,  der  Qtt 
lität  der  Cardiff  kohl«  entsprechend,  und  von  Preßkohlen  (BriqueU<%  Patmt 
Fuel).  Die  Kapitäne,  welche  dort  aufkuhlen  wollen,  hissen  in  Sicht  t« 
Porto  Grande  eine  K- Flagge. 

Wir  zweifeln  nicht,  dafs  Herr  Prof.  Chavanue  bei  einer  eßriie« 
zweiten  Auflage  seines  Werkes,  dio  wir  dem  Buche  von  Herzen  wönarhet. 
im  Interesse  der  deutschen  Kobleniudustrie  von  dieser  Berichtigung  Nota 
nehmen  wird. 

Wir  bemerken  bei  dieser  Gelegenheit  übrigens  noch,  dafs  Porto  (»nuch 
ein  sicherer  Ankerplatz  und  gegen  Wind  und  See  geschützt  Ist  — entern 
gewöhnlich  von  KO  — und  dafs  die  Fluthhöhe  ca.  I.i  m beträgt. 

Die  Entwicklung  des  Hamburger  Hafens. 

m Jo  uu-hr  unser«  Blicke  auf  di«  Veränderungen  gerichtet  sind,  weJiäe 
in  der  Hansestadt  Hamburg  wegen  des  bevorstehenden  ZollanschlusM  * »ec 
sich  gehen,  um  so  willkommener  wird  «In  Werk  geheißen  werden,  das  a 
dem  rührigen  photoiih«gnrphUehcn  Verlag«  von  Strumper  A Cie.  ersctu- 
uen  und  .die  Entwicklung  des  Hamburger  Hafens"  betitelt  Ut-  Es  enlhi'l 
7 sehr  sorgfältig  und  sauber  aii*c«führte  Karten  de»  Hamburger  Hafens  vw 
1600,  1722,  1802,  1846,  1854,  1882  un<l  1885  (letzter«  mit  den  aimmtiidi« 
in  Hau  befindlichen  Anlagen  iuiu  Zullansrhluß}  und  ein  kleines  Heftetat 
erläuternden  Textes,  zu  welchem  die  Angaben  von  Gaedochens  „Hi>Ud- 
«•her  Topographie  der  Freien  uud  Hansestadt  Hamburg*  benutzt  wurdr*. 
während  die  Karten  dem  Verleger  von  Herrn  Oaedechen«,  dero  ^n- 
messungshureau  uud  dem  Bureau  für  Strom-  und  Hafenbau  zur  Verfügung 
gestellt  waren.  Bei  der  großen  Bedeutung  des  bevorstehenden  Zollaasfbl****» 
darf  das  Werk  ein  mehr  als  örtliches  Interesse  beanspruchen  und  wird  oberst 
wo  man  »ich  für  Hamburgs  fortschreitende  Entwicklung  mtmuiit  will- 
kommene  Aufnahme  finden.  — Die  ältesten  Nachrichten  über  Hambvser 
Ilafenverliältni»»«  reichen  bis  in  da»  dreizehnte  Jahrhundert  zurück,  in  «4- 
chem  man  einen  Graben  durvh  die  zwischen  Bille  und  Alster  lieg«*!** 
niedrigen  Ländereien  zog,  wodurch  der  jetzige  Oberhafen  entstand  und 
den  die  Stadt  umgebenden  Gräben  Ln  Verbindung  gesetzt  wurde,  so  daß  abJ 
die  kleineren  Flußschiffe,  welche  mit  Lüneburg  usw.  verkehrten,  da»  ä» 
fuhrt  aus  dem  Hafen  nach  oberhalb  erhielten.  Nachdem  das  St-  Niffk 
Kirchspiel  zur  Stadt  gezogen,  lageu  di«  großen  Schiffe  im  Binnenhafen,  uiJ 
dieser  bildete  für  Jahrhunderte  den  Hafen  für  Seeschiffe,  bis  der  sich  zu*- 
dehnende  Handel  uud  die  tiefer  gehenden  Schiffe  eine  Vugrifitnug 
der  Elbe  bin  liothwendig  machten.  Zu  diesem  Zwecke  machte  mu  E*l* 
des  16.  Jahrhunderts  verschiedene  sehr  bedeutend«  Durchstiche  an  der  •Aei'Z 
Elbe  zwischen  Hoorwärder  uud  Hamburg.  Der  .neue  Graben“  an  der  find* 
erweiterte  sich  allmählich  uud  nahm  dann  den  Hauplstrom  der  Nord«^1’ 
auf,  welcher  dadurch  näher  an  die  Stadt  geleitet  wurde,  wodurch  es  gebt», 
den  Hafen  genügend  zu  verbessern.  Diesen  Hafen  bietet  uns  die  «n* 
Kart«  aus  dem  Jahr©  1600.  Auf  der  Kart«  von  1722  sehen  wir  bereit*  «** 
Außenhafen,  der  durch  2 Bastionen  rertbeidigt  und  von  der  freien 
durch  Pallisadcn  abgesperrt  wurde.  Der  Hafen  blieb  nunmehr  länger  il*  «* 
Jahrhundert  ohne  wesentliche  Veränderungen,  ln  der  Folgezeit  •**.** 
namentlich  die  große  Umgestaltung  der  Schifffahrt  durch  die  Dampßduß’ 
welche  auch  die  größere  Ausdehnung  des  Hamburger  Hafens  aoAewdii 
machte;  dies«  Veränderungen  haben  wir  sämmtlich  auf  der  Karte  von  l$b> 
Von  den  nachfolgenden  Verbesserungen  erwähnen  wir  den  Quai  vom  fco* 
dev  Kehrwieder  Ml  zum  Brookthor,  dessen  Ban  am  18.  Februar  1862  ' 1 
Senat  und  Bürgerschaft  beschlossen  und  am  3.  August  1R66  vollendet  *>u+- 
Der  Quai  ermöglicht«  mit  Schuppen  besetzt  die  direkte  Entlöschung 
Schiffen  mittels  itampfkrähnru  und  dann  di«  Weiter  Verladung  der 
in  di«  au  die  Schuppen  geführten  Eisenbahnwagen.  K»  folgten  der  .K«h[ 
4|uai*,  d«r  „Dalmafiixpiai  , der  „Oibenerquat"  und  der  „Strandquai*, 
die  große,  vom  Wasserbaudirektor  Dal  mann  entworfene  Anlage  zum  i« 
Schluß  kam.  1879  wurde  der  Petroleumbafen  dem  Verkehr  übergeh*3 
dieser  Hafen  ist  jedoch  schon  jetzt  viel  zu  klein,  und  es  Ut  mit  einer 
grüße  rung  1885  begonnen  worden. 


1887. 


Nr.  29. 


449 

EXPORT,  Organ  des  CentralTereins  für  Handelsgeographie  etc. 


War  bis  dabin  die  Entnickelung;  und  der  Aufbau  de«  Hafen*  stets  auf 
der  Basis  des  freien  Verkehrs  erfolgt,  so  wurde  selbstverständlich  der  1881 
tachlosaene  Anschluß  Hamburgs  an  den  Zollverein  von  der  einschneidendsten 
Bedeutung  für  dio  fernen*  Gestaltung  de*  Unten».  Der  bisherig«  freie 
Verkehr  zwischen  Hafen  und  Stadt  wird  mit  dem  Zollanschluis  unterbrochen, 
da  dl«  hauptsächlichsten  Hafenanlagen  tielrtt  entsprechendem  Terrain  Frei- 
hafen bleiben  und  deshalb  gegen  die  Stadt,  das  Zollinland,  zollsicher  ab- 
geschlossen werden  müssen.  Da  nun  der  Zollanschlufs  aufserdem  die  Anlage 
eines  sogenannten  Zollkanals  bedingt,  wodurch  ein  grofser  Th  eil  der  bis- 
herigen Lagerplätze  Im  Niederbafen  verloren  geht,  so  ward«  der  Ban  eine* 
neuen  Hafens  für  Segelschiffe  noth wendig,  sowie,  da  auch  eine  Reihe  von 
Dampfschilfsliegeplätzen  verloren  geben  und  der  Sandthor-  nnd  Grasbrook- 
hafen nahezu  überfällt  sind,  auch  die  Anlage  eine»  weiteren  Dampfechiffa- 
hafens.  Neben  dem  Segelschiffhafen  wird  ein  grofser  Hafen  für  Oberländer 
Kähne  gebaut,  welcher  durch  einen  Flufsschifffahrtskanal  mit  dem  Reiherstieg 
verbunden  wird.  Die  aimmtllchen  Arbeiten  müssen  bis  1888  vollendet  sein. 
L’ber  dieselben  giebt  die  Karte  von  1888  eine  genaue  Auskunft,  die  noch 
durch  einen  Plan  der  Freihafenbauten  erweitert  ist,  in  welchem  nach  Angaben 
des  Oberingenieuni  Herrn  F.  Andreas  Meyer  die  neuesten  Veränderungen 
eingetragen  sind. 

Die  Ausstattung  des  bedeutsamen  Werkes  ist  sine  vorzügliche. 


Briefkasten. 

— Hm  K.O.Lcbtdtti,  Ham  barg,  malifet:  Do  Hamtiorn-aS*amarikaaUaba  Poti- 
dampfar  „Bueao«  Air**-  1*1  to*««k«»d  15.  JaB  Nachmittag*  lo  P«f»*ab«e»  aagekommto. 

..LUaabon“  hat  aufgabeod  am  li.  Juli  4 t'br  Morg*M  Dorer  pa»»trt.  .,C->rr1*ote«,*,l»t  am  II.  Juli 
VormUtaga  ron  Madeira  narb  d#m  La  Flau  v*U«rf*c*i>c«ti  „lUbl*“  bat  rnrkkrhrrad  am 
kä.  Jwll  ’J  Uhr  XacbmiiUg«  Datar  paarlrt.  „Campiaaa-  lat  anrgrfcrail  am  11.  Jall  Nicb*alfU*r 
In  St  Vlnr«at  aagtkomnta  und  am  11,  Juli  Vormittag*  narb  data  La  Plata  wrlirrgagaegru. 

Im  am  13.  Juli  Vormittag*  von  Bahia  nach  Europa  abgagangan.  „Yalparalto“  lit 
anagaband  am  w.  Joll  Vormittag*  In  Babla  a^akumman.  „FarimmbiMo“  Ut  am  IS.  Juli  Vor 
»llhfi  von  Llaaabon  narb  BraaUlan  waltaifaga&geD. 

— Dan  SpedlUonakaua  Aagait  Blamrathal-Hambarf  fcarlebtai  ana  folg^ad*  Dampfer  - 
ond  Bag l*r-A bläh rtaa  *on  Hamburg  aacA  esrupliiebaa  nnd  abaraaaücbao  Pliuaa: 
n)  Dampfte blff«. 

Afrika  (Südnattk&Ma)  via  Madalra,  Canarlirb*  luarln.  Gort*.  Aren,  Lagor  ut«.  bla  Loanda 
InkU  Poaldair.pl er  Woarmnnn“.  Kapt  M.lcb.rtt.a,  danUob.  31.  JnH. 

Kapstadt  ua«.  (via  Madeln)  alt*  M Tag*,  aualrk.t  Poatdampfcr  .Prttafla“  engincb.  3J.  Juli. 

Panang.  Slngapor*.  Uongkeng  aad  Japan  („Klagilu-Unla")  Daapfar  „KlacUa-,  dauUcb, 
»X  Juli,  Dampfrr  „Niob*“,  deutarb,  30.  AugT.it.  Dampfer  _lpbld*ala".  dauueb.  l'..S«p 
Umber,  Dampfer  „Frigg*“,  d»nUeh,  SO.  »iptrmbar,  Dampfer  -Ljdla“,  danUrb,  13.  Ob- 
lobar,  Dampfrr  ..Bellona“.  druUrh.  30.  Oktober,  Dampfer „4'aMandra“,  dnferb,  13.  No 
vambar,  Dampfer  „Daphne“,  darnach,  ML  N-.tamliar,  Dampfer  „Polybjmuia“,  d*uUrh, 
18.  Dvaambvr. 

Penaaag,  tMngapar*,  Hongkong  nnd  Japan  (Sblr*  - Liefe)  Dampfer  „Qlamorga***trau.  ang- 
lltch,  Kn<1«  Juli,  Dampfer  „Pambnikerblra“,  angltreb,  30.  Augoat. 

Pen«««,  Slngapor*.  Hongkong,  Schanghai,  direkt  (Union-Linie)  Dampfer  „PampHo*“.  Kapt. 
liaoaaa.  daiiUcb,  5.  AugooL 

Slngaptea.  Hengkon«.  Scbaogbai.  Yokohama.  Hlogo  nnd  Nagaeakl  («1a  Port- Bald,  Bnta.  Aden 
ood  CuUrnbo)  l'oaldampfer  „Netbar-,  dauterb,  bi*  33.  JaU. 

AdalaJda,  Malboum*  nnd  Sydney,  via  Port  Said.  Saat,  Aden  und  Celomho  (ab  Bramen) 
t’uUdampfef  ..Hab «bürg“,  d-utark.  bl*  7.  Anguat. 

Valparaiso,  Artra.  Holland«  nnd  Calla«,  Mantevldo»,  PnnU  Anna*  (Mag.  BU.J,  Carral,  Coro- 
•*4  und  Talrabuano  anlaufaad  (via  Antvrarpan)  Po*t.lampfer  „Mvnre“,  Kapt.  Wilson, 
daubch.  33.  Juli. 

Ntbara*  bei  A a g a * t Bl  u m*  a tbal. 

Denbiche  Exportbank. 

Ftr  Telegramme i Ei  portbank.  Berlin. 

AbthHIunfl.  Exporttwrtiu. 

Berlin  S.W.,  Kochatrafse  27. 

(Briefe,  l’acfcal«,  ns«,  uau.  sind  nur  mit  dfeaar  Adraia«  an  verleben.) 

Aia  Targlieag  Kr  41*  Baflrdarugikaafea  Jadar  eeb  Cb*N  L L alagaralrbtae  Start*  tat  dar- 
Mtbae  ran  dm  im  ikaaataiat’arkaad*  das  I.-B.  elckl  aagedtrlgaa  Ylrwea  1 Hark  fh  daefeebae 
Vriafairk**)  kiteaOgra.  - Ban  dbeeaeatea  de*  B.-B.  vardae  die  ab  dar  B*nrd*r*ag  gracdUt- 
llcbw  «Irrtra  rarkaadaam  taktete*  In  letBaaag  gvetalil.  - Ma  ddranea  aalner  leflraggakar 
tkalll  4a*  i.-l.  »er  aafeaa  Ikauattea  **  daa  draieJken  kakaeataa  kaJkagaaga*  nk. 


sonders  starker  Auflage  zum  Versand  an  alle  unsere  auswärtigen  resp. 
öberwecischrti  Geschäftsfreunde.  Wir  tenlern  daher  unsere  Abonnenten  auf, 
Preislisten  und  Kataloge,  welche  sie  beizulegen  wünschen,  baldmöglichst  ein- 
znsenden.  In  den  Antwortschreiben  unserer  ausländischen  Geschäftsfreunde 
auf  die  ihnen  io  Dezember  v.  i.  nebst  Katalogen  nnd  Preislisten  zugesandten 
„MiUbcilungon*  wird  einstimmig  der  praktische  Vortheil  anerkannt,  welchen 
diese  Zusammenstellung  leistungsfähiger  Finnen  aller  Branchen  namentlich 
dadurch  gewährt,  ilafs  die  Deutschen  im  Auslande  ersehen,  welche  Artikel 
sie  am  besten  Ton  Deutschland  zu  beziehen  vermögen,  und  ihnen  ferner  die 
Möglichkeit  gegeben  Ist,  sich  ohne  Zeitverlust  an  die  Fabrikanten  resp.  Ex- 
porteure direkt  zu  wenden.  Dieser  Nutzen  wird  durch  illnstrirte  Kataloge 
und  Preislisten  wesentlich  gesteigert;  jedoch  wird  allgemein  der  Wunsch 
ausgesprochen,  dafs  dieselben  neben  der  deutschen  auch  in  englischer,  spa- 
nischer usw.  Sprache  pubHzirt  werden  möchten.  Anfragen  unter  L.  L.  368 
an  die  Deutsche  Exportbank. 

403.  Herr  Otto  von  Lilienfeld  in  Lihan  theilt  uns  mit,  dafs  er  am 
1.  Juli  d.  J.  die  bisher  von  ihm  betrieben«  Brennerei  und  das  Spiritus-Export- 
geschäft an  die  Libauer  Brennerei-Industrie  and  Handels-Qesell- 
«ehafi  mit  sAmmtlichcn  Aktiven  und  PaasiTcn  sowie  Kontrakten  übergeben 
bat,  unter  welcher  Firma  das  Gescbäfl  ln  unveränderter  Weise  fortgeführt 
werden  wird.  Die  Verwaltung  der  Gesellschaft  besteht  aus  Herrn  0.  v.  Lilien- 
feld als  Präses  und  aus  den  Direktoren  Herren  Baron  A.  v.  Korff  und 
Ad.  Potaux. 

404.  Wir  haben  vom  Aaslande  Nachfrage  nach  verzinktem  Kisendraht 
für  Telephon-  und  Telcgrapheolcitungcn.  Offerten  erbeten  unter  L.  L.  369 
an  die  Deutsche  Export- Hank. 

405.  Eine  leistungsfähige  deutsch«  Zigarrenfabrik  und  Rohtabak-HamL- 
hing  sucht  tüchtige  Vertreter  in  Schweden,  Dänemark,  Norwegen,  England. 
Offerten  erbeten  unter  L.  L.  370  an  die  Deutsche  Exportbajik. 

406.  Eine  renommirte  deutsche  Näh-  und  Strickmoschincnfabrik  wünscht 
mit  soliden  Importfirmen  in  nachfolgenden  Plätzen  in  Verbindung  zu  treten: 
San  Domingo  und  Santiago  (Dominikanische  Republik!;  Port  au  Princ«  (Haiti); 
Quito  (Ecuador);  Buenavcntura  (Columbia);  Malacca  (Straits-Settlemeots); 
Rangoon  und  Benares  (BritiBch-Ostindien).  Offerten  erbeten  unter  L.  L.  371 
an  die  Deutsche  Exportbank. 

407.  Ein  bestens  empfohlenes  Agenturgeschäft  in  Amsterdam  sucht  di« 
Vertretung  einer  leistungsfähigen  deutschen  Linoleumfabrik  zu  übernehmen. 
Offerten  erbeten  unter  L.  L.  872  an  dio  Deutsche  Exporlhank. 

408.  Ein  renommirtee  Amsterdamer  llaus  sucht  die  Vertretung  leistungs- 
fähiger Fabrikanten  zu  übernehmen,  welche  bedruckt«  Kattune  (sogenannte 
Cretonne  forte)  bersteilen.  Offerten  erbeten  unter  L.  L-  373  an  die  Deutsche 
Exportbank. 

409.  Ein  bestens  empfohlener  Agent  in  Konstantbopel  sucht  Ver- 
tretungen leistungsfähiger  Fabrikanten  in  folgenden  Artikeln:  Tri  kotigen, 
Velours,  Velvets  sowie  sächsische  und  schlesische  Tuch«.  Offerten  erbeten 
unter  L.  L.  374  an  die  Deutsche  Exportbank. 

410.  Eine  leistungsfähige  bajerische  Hopfenhandlung  wünscht  ihren 
Artikel  in  Süd-Amerika  und  Australien  einzuführen  und  sucht  zu  diesem 
Zwecke  mit  geeignirten  Import-  reep.  Kommissionshäusern  in  Rio  de  Janeiro, 
Rio  Orande  do  Sul,  Porto  Alegre,  Buenos  Aires.  Montevideo,  Valparaiso, 
Guayaquil  sowie  mit  den  australischen  Hanptplätzen  in  Verbindung  zu  treten. 
Offerten  erbeten  unter  L.  L.  375  an  die  Deutsche  Export  bank. 

411.  Bin  tüchtiger  Agent  in  Stockholm  wünscht  geeignete  Verbindungen 
für  den  B«zug  von  Ölkuchen  la  Stettin,  Libau  und  St.  Petersburg  antu- 
knopfen.  Offerten  erbeten  unter  L.  L.  376  an  die  Deutsche  Exportbank. 

412.  Ein  bestens  empfohlener  Agent  in  Stockholm  wünscht  in  folgenden 
Plätzen  und  für  nachstehende  Artikel  geeignete  Verbindungen  anzuknüpfen: 
in  New  York  and  Chicago  für  Schweinefleisch  und  Speck,  in  Antwerpen 
brr  Kaffee,  in  Messina  für  Baumöl  und  in  Smyrna  für  Früchte.  Offerten 
erbaten  unter  L.  L.  877  an  die  Dentache  Exportbank. 


402.  Die  „Mittbelfnngen  des  Exporibun>aasa  der  „Deutschen  Export- 
ank*,  welche  die  geschäftlichen  Angaben  der  unserem  Abonnentenverband 
ungehörigen  leistuugMfTihigcn  Finnen  enthalten,  gelangen  demnächst  in  be- 


413. Ein  Harseiller  Haus  wünscht  mit  einer  renommirten  deutschen 
Champagncrfabrik  in  Verbindung  tu  treten.  Offerten  erbeten  unter  L.  L.  378 
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Empfehlen  rieb  tum  Einkauf  von  hiesigen  Landes- 
Produkten  und  bitten  um  Anstellung  hier  gang- 
barer Importartikel.  [*sj 


Nr.  29. 


450 

EXPORT,  Organ  des  Centralvereins  für  Uaudclsgoograpliio  etc. 


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V tintige  seiten  ander«  8jr»f«me  CEitlnkteare.  Annllii- 
Utoren  mw.)i  Klnfaehmte  Keastrnhtloa  Solideste 
Asorühroag  - UiiTite  Zaierliislskelt  In  der 
Wirkens-  A*f  Crmad  dieser  Ergehn!»«*  Ist  die 
Bühle'seh«  KjiHli#  obllgatorlach  vorgo- 
aehriebm  fbr  nimmt  lieh  r K»«*rn»n.  l.s/»r*lfr, 
WerkaUiUea  and  Wasaxlnn  der  Kiinlgllrh  Prealki- 
ackea  MitliSr  ferwaJtnas. 

Die  B&hle'af.bo  Sprltxo  tut  Jedrrsr-It  ntn  fle- 
lirancb  f-rtis  and  kann  seihst  nach  jahrelanger 
Anfhi  oshrimg  nicht  verum«*.  Sie  t*t  »on  Jeder- 
man*  sofort  uud  ohne  irgendwelche  Vorübung  <a 
henntiea. 

Dieselbe  lat  aur  Verwendung  in  Fabriken. 
Werkuituii  und  Magaiineti  jeder  Art.  Wohn- 
hinsarn,  Paraten,  Kolonteeu  niw.  rontiglldi  ge- 
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p i üugq^eicfinsUi 

haben  in  Sei 


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Nr.  29. 


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Nr.  29. 


1887. 


452 

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nach  Uebereinkanft 

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Centralvereins  für  Handelsgeographie  und  Förderung  deutscher  Interessen  im  Auslande 


Redaktion  und  Expedition:  Berlin  S.W,  Kochstrafse  27. 

(Geaebtftrielt*  Wocbwiu*»  8 bb  4 IHu.) 

Der  .EXPORT"  ist  im  deutschen  PoetxeituogtkataJog  für  1887  unter  Nr.  1876,  Seite  59  eingetragen. 


IX.  Jahrgang. 


c?Ät(in,  0«m  “J&.  dvtfi  ISS J. 


Nr.  30. 


Dieaa  WtxJMnaehrtft  verfolgt  den  /.wfck,  forllMifeBd  Berichte  Iber  die  Lage  aatarer  L«n<bl«ete  Io  Aaalande  tsr  Konntalf*  ihrer  Leset  sn  bringen,  di«  Internaten  dee  d«*teeb«n  l'xpur* 
thelkrlftlg  an  »wtrefeo.  e«vle  dem  denteeben  Handel  and  der  deouetwn  Industrie  vichtlee  MlttbeUnagea  Aber  die  Kandelrrerhiltalea«  del  Aealende»  In  kln««ter  Krtet  n BberDtU*h> 

Brief«.  Z«linng«n  oed  Werthsendsageti  fbr  im  „Isfort"  *lnd  an  dl*  Redaktion.  Berlin  8.7 t\,  Kochst«*!*«  »7,  m richten. 

Briefe,  Zeitungen.  ßelirltta«rbt4rso*ee.  Werthaendangan  fir  den  „CMtnIfSrela  für  H*o4»l»f*«irr*phU  etc.“  »lud  nach  Berlin  8W,,  Kochttrafi«  17,  an  «endeu 

Inhalt:  Die  1888er  Weltausstellung  in  Melbourne.  — Europa:  Berlin,  24.  Juli.  — Der  Vertreter  des  Ausstallungs-Komittees  in  London 
Sir  Kennett-Bxrringtoo.  — ßetheiligung  der  Kolonie  Victoria  an  Her  1889er  Pariser  Weltausstellung.  — Bekanntmachung  aus  dem  „Journal  official". 
— Zur  ntoaiseben  Zollpolitik.  — Das  russische  Pfenleausfibr- Verbot.  — Von  der  Warschauer  hygieiniseben  Ausstellung.  — Aua  Frankreich.  — Asien: 
Von  den  russischen  Bahnen  in  Asien.  — Afrika:  Hat  Kamerun  eine  Zukunft?  Klima,  Handel  und  Plantagenbau,  sowie  allgemein  kulturelle  und 
uissionariacbe  Aufgaben  und  Aufsichten  in  der  jungen  Kolonie,  auf  Grund  eigener  und  fremder  Anschauung  dargestellt  von  Dr.  Bernhard  Schwarz. 
(Schluß.)  — Süd- Amerika:  Die  neuen  Niederlassungen  am  ltapocü  (üriguiaJt*richt  aus  Itapocu).  (Fortsetzung.)  — Litterarische  Umschau.  — Brief- 
kasten. — Deutsche  Kxporlbank  (Abtheilung:  Export- ßu reau).  — Anzeigen. 

Die  Wiedergabe  von  Artikeln  aas  dem  „Export“  ist  gestattet,  wenn  die  Bemerkung  hhuugefiigt  wird:  Abdruck  (bezw.  Uebersetzung)  aus  dem  „EXPORT“. 


Dia  1888er  Ausstellung  In  Melbourne. 

Bereits  io  einer  am  15.  April  d.  J.  von  dem  „Central verein  für 
Haodelsgeographie  etc.“  za  Berlin  abgehaltenen  Versammlung  hatte 
derselbe  sieb  in  entschiedenster  Weise  für  die  rege  Tbeilnabnie 
der  deutschen  Industriellen  an  der  gedacbleu  Ausstellung  ausge- 
sprochen und  seinem  Vorstande  den  Auftrag  ertbeilt,  in  diesem 
Sinne  sowohl  bei  der  Reich sregieruug  wie  in  den  geschäftlich 
interesairten  Kreisen  vorstellig  za  werden. 

Daß  gerade  jene  Gesellschaft  mit  besonderem  Interesse  die 
Entwickelung  dea  deutsch-australischen  Handelsverkehrs  verfolgt, 
wird  Denen  nicht  befremdlich  erscheinen,  welche  sieb  erinnern, 
dafs  die  zahlreiche  Betheiligung  der  deutschen  Industriellen  an  den  , 
letzten  Ausstellungen  von  Sydney  und  Melbonrne  auf  die  rege 
Initiative  gedachter  Gesellschaft  zurückzufnhren  ist.  Bevor  das 
Reich  mit  seiner  autoritativen  Kraft  and  mit  seinen  Mitteln  in 
liberalster  Weise  die  offizielle  Beschickung  der  gedachten  Ausstel- 
lungen beschloß,  hatte  jene  Gesellschaft  verpflichtende  Zusagen  von 
ca.  600  deutschen  Industriellen  — darunter  ca.  300  erste  Häuser 
-*  zur  Beschickung  der  Ausstellungen  gewonnen.  Dafs  nur 
durch  di«  Intervention  des  Reiches  der  für  die  deutsche  Industrie 
ehrenvolle  Erfolg  in  8ydoey  wie  in  Melbonrne  möglich  war,  ist 
unbestreitbar.  Wie  damals  nur  mit  Hilfe  des  Reiches  zahlreiche 
deutsche  Industriezweige  ihre  Artickel  auf  vortrefflich  organisirter 
Grundlage  in  anschaulicher,  kOnstleriseher  Auswahl  zur  Kenntnifs 
der  Bewohner  des  jüngsten  Kontinents  gebracht  haben , so  wird 
auch  diesmal  nur  eine  mit  Unterstützung  des  Reiches  inszenirte 
und  gut  organiairte  Beschickung  der  1888  er  Mellhourner  Ausstel- 
lung in  der  Lage  sein,  die  großen  Fortschritte  der  deutschen  In- 
dustrie während  der  letzten  10  Jahre  den  Australiern  zu  veran- 
schaulichen. Nicht  dafs  zahlreiche  große  Importeure  in  Melbourne 
ood  Sydney  von  diesen  Fortschritten  keine  Kenntnifs  hätten,  so 
kennt  doch  die  grofse  Masse  der  anstralischen  Käufer,  das  grofse 
Publikum  sie  nieht.  Dieses  will  fortgesetzt  angeregt  sein  und 
dazu  giebt  es  keine  bessere  Gelegenheit  und  Veranlassung,  als 
die  1888er  Ausstellung  in  Melbourne.  Es  unterliegt  keinem 
Zweifel,  dafs  die  Engländer  geradezu  enorme  Anstrengungen 
machen,  um  das  auf  dem  australischen  Markte  an  die  Deutschen, 
Franzosen  und  Belgior  verloren  gegangene  Terrain  wieder  zu 
gewinnen.  Nach  den  von  Melbourne  uns  kürzlich  zngegnngeoeo 
Informationen  — für  deren  Richtigkeit  wir  ans  verbürgen  — ist 
es  den  in  London  domizilirtcn  Vertretern  Melbourner  Importfirmen 
gelungen,  bereits  jetzt  — 1 Jahr  vor  Beginn  der  Ausstellung  — 


an  die  1300  englische  Aussteller  zu  gewinnen.  Dafs  Belgien 
nicht  zügern  wird,  seinen  aufserordentlicben  Erfolgen,  welche  es  in 
Ai>«tralien  zu  verzeichnen  hat,  durch  eine  gute  Beschickung  der 
oächstj&brigeu  Ausstellung  neue  Stützen  zu  leihen,  dürfte  kaum 
einem  Zweifel  begegnen.  Dafs  ferner  das  sehr  exportbedürflige 
Frankreich  trachten  rnufs,  die  unzweifelhaften  Niederlagen,  die  es 
in  Sydney-Melbourne,  namentlich  im  Gegensatz  zu  der  deutschen 
Ausstellung  erlitten  bat.  durch  tüchtige  Leistungen  gut  zu  machen, 
unterliegt  ebenfalls  keinem  Zweifel.  Wie  soll  dagegen  der  ver- 
einzelte deutsche  Aussteller  aufkommen?  Nur  durch  bedeutendere, 
vom  Reich  gewährte  Mittel,  durch  eine  unter  seinen  Auspizien  allein 
denkbare  Organisation  der  gediegensten  Leistungen  unserer  In- 
dustrie wird  es  möglich  sein,  wirksam  und  erfolgreich  aus  dem 
nächstjährigen  Wettkampfe  in  Melbourne  hervorzugehen. 

Das  ist  klar  genug,  und  die  Reicbsregierung  bat  sich  dieser 
Anschauung  am  so  weniger  verschlossen,  als  noch  zahlreiche 
andere  Gründe  sie  bestimmen  werden,  solchen  und  ähnlichen  Er- 
wägungen ihr  Ohr  zu  leihen. 

Hatte  die  deutsche  Reicbsregierung  zur  Verfolgung  und  Aus- 
nutzung der  auf  den  beiden  früheren  australischen  Ausstellungen 
errungenen  Vortheile  Veranlassung  genommen,  die  deutsch-australische 
Dampferlinie  ins  Leben  zu  rufen,  so  wird  und  kann  sie  jetzt  nicht 
zögern,  den  weiteren  Schritt  zu  thun  und  ihren  bisherigen  Maß- 
regeln durch  die  offizielle  Beschickung  der  Melbonmer  Ausstellung 
eine  Sanction  und  einen  gewissen  Abschlufa  zu  verleihen.  Die 
Unterlassung  einer  solchen  Maßnahme  würde  die  früher  zur  Förde- 
rung des  deutsch-australischen  Handelsverkehrs  gethanen  Schritte 
za  halben  Maßregeln  stempeln  und  die  Okkupation  eines  Handuls- 
gehietes  in  Frage  stellen,  dessen  Gewinnung  ans  viel  Zeit,  Mühe 
und  Opfer  gekostet  hat.  Auch  wird  sich  die  Reichsregierung 
erinnern,  daß  zwischen  heute  und  der  letzten  Ausstellung  von 
Melbourne  die  Zeit  fällt,  in  welcher  Deutschland  angefangen  hat 
Kolon  lal politik  zu  treiben,  und  daß  im  Verfolg  derselben 
deutsche  Dampfer  von  Sydney  nach  Tonga  und  Samoa  laufen,  dafs 
ferner  die  grofse  deutsch-australische  Dompft-rlioie  die  alleinige 
und  noth wendige  Verkehrsbasis  für  Zweiglinien  bildet,  welche  über 
kurz  oder  lang  von  Aden  nach  Deutsch-Ost-Afrika  and  nach  dem 
persischen  Golf  eingerichtet  werden  müsson  — alles  Gründe,  welche 
gebieterisch  genug  sind,  um  die  deutsch-australischen  Handels- 
beziehungen so  intensiv  wie  möglich  zu  gestalten,  da  ohne  dieselben 
und  deren  dauernde  Förderung  der  Dampferverkebr  und  somit 
auch  unsere  kolonialpolitiscben  wie  überseeischen  merkantilen 
Interessen  mehr  oder  minder  leiden  würden.  Wenn  auch  io  hohem 


Nr.  30. 


454 

EXPORT,  Organ  des  Ceutralvereins  für  Haudebgeographie  etc. 


1887. 


Grade  erstarkt,  so  sind  unsere  Handelsbeziehungen  zu  Australien 
dach  noch  zu  jungen  Datums,  um  sich  selbst  überlassen  zu  bleiben, 
namentlich  wenn  man  erwägt,  welchen  ungeheuren  Vorsprung 
England  durch  seine  alten,  gefestigten  Beziehungen  im  Handel 
mit  seinen  australischen  Kolonien  bat. 

Mit  diesen  Konsequenzen,  welche  sieb  aus  der  offiziellen  Be- 
schickung der  letzten  australischen  AuuRtelJiiagen,  der  deutschen  Ko- 
lonialpolitik und  den  deutschen  Dampfersubveutionen  ergehen,  haben 
selbst  die  Gegner  aller  dieser  nun  einmal  vorhandenen  Thatsacben 
zu  rechnen,  um  wie  viel  mehr  aber  die  Reichsregierung,  deren 
Standpunkt  ira  vorliegenden  Falle  gerade  wegen  jener  sie  präju* 
dizirenden,  von  ihr  selbst  geschaffenen  Erfolge,  auf  Ihrem  in 
allen  sonstigen  Ausstellungstagen  negierenden  Standpunkte  weder 
verharren  darf  noch  braucht.  Es  liegen  aber  noch  andere,  sehr  tief 
greifende  Gründe  vor,  um  der  Entwickelung  des  deutschen  Handels  in 
der  östlichen  Hemisphäre  jede  nur  irgend  mögliche  Förderung  zu 
Theil  werden  zu  lassen.  Mit  wenig  Ausnahmen  haben  alle  euro- 
päischen Staaten  ihre  Zölle  erhöht,  der  russische  Markt  wird 
binnen  Kurzem  der  deutschen  Industrie  fast  ganz  verloren  gehen. 
Mithin  haben  wir  alle  Veranlassung,  fremde  Märkte  ans  zu  öffnen. 
Es  ist  völlig  berechtigt,  dafs  die  deutsche  Reichsregierung  die 
Beschickung  der  1889er  Weltausstellung  zu  Paris  verweigert  hat. 
Ganz  abgesehen  von  den  politischen  Motiven,  ist  es,  bei  gleich- 
zeitiger Erhöhung  der  Zölle,  widersinnig  zur  internationalen  Wett- 
bewerbung auf  industriellem  Gebiete  herauszufordern.  Hat  die 
Pariser  Ausstellung  keinen  anderen  Grund,  als  den  unzufriedenen 
und  nach  Beschäftigung  lechzenden  Parisern  Einnahmen  zu  schaffen 
und  dem  politischen  Ehrgeize  des  ganzen  Volkes  Nahrung  zu 
geben,  so  ist  von  allen  solchen  Nebenabsichten  die  Ausstellung 
von  Melbourne  gegenfiber  Europa  frei.  Hier  »ollen  Geschäfte  ge- 
macht werden,  hier  verkehren  auf  gleicher  zollpolitischer  Grund- 
lage die  Engländer  wie  die  Deutschen,  die  Neuseeländer  wie 
die  Inder. 

Und  sind  denn  gar  so  grofse  Mittel  erforderlich,  um  jenes 
zukunftsreiche  Absatzgebiet  dem  deutschem  Handel  durch  die 
nächstjährige  Ausstellung  zu  sichern  und  zu  erweitern?  Eine  halbe 
Million  Mark  von  Reichswegen  genügt  für  die  Zwecke  einer  guten 
offiziellen  Vertretung,  einer  guten  gewissenhaften  Vorbereitung  und 
Organisation  der  deutschen  Abtheilang.  Die  sabventionirte  deutsch- 
australische Dampferlinie  wird  nicht  zögern,  den  Ausstellungs- 
gütern billigere  Frachten  xuzusichero.  Platzmiethe  in  der  Aus- 
stellung wird  nicht  gezahlt.  Mit  Rficksicbt  auf  den  geringen 
Betrag  einer  produktiven  Auslage  wird  weder  das  Reieh  mit  seiner 
Intervention  zögern,  noch  werden  aus  Rficksicbt  auf  dieses  Opfer 
die  deutschen  Handelskammern  und  die  sonstigen  industriellen  and 
kaufmännischen  Körperschaften  zögern,  die  Nothwendigkeit  einer 
offiziellen  Beschickung  Melbournes  zu  betouen.  Letzteres  aber  sollte 
im  Interesse  der  Vorarbeiten  zur  Ausstellung  baldigst  geschehen. 

Bei  dem  in  der  Gegenwart  auch  aof  ökonomischem  Gebiete 
immer  mehr  in  den  Vordergrund  tretenden  greisen  Staats-  und 
Volksinteressen  ist  es  dem  Einzelnen  aofserordentlich  erschwert, 
seine  privaten  Handelsvortheile  zur  Geltuug  zu  bringen.  Cm  so 
mehr  liegt  Veranlassung  vor,  sie  unter  der  Ägide  des  Staate  zu 
pflegen  und  so  za  verhindern,  dafs  sie  sich  verzetteln  nod  verlieren. 
Heute  kämpft  nicht  nur  der  Einzelne  mit  dem  Einzelnen,  heute 
kämpfen  ganze  Industrie-  und  lnteresseutcngruppen,  ganze  Staateu 
und  Staatengruppen  mit  einander  nm  die  Gewinnung  wirtbscbafV- 
licher  Vortheile  Vereinzelte  private  Aussteller  mögen,  falls  das 
Reich  seine  Hälfe  nicht  gewährt,  diesen  oder  jenen  Vortheil  in  Mel- 
bourne gewinnen,  aber  das  Gesam rutioteresse  der  deutschen  In- 
dustrie mnfs  nothwendigerweise  leiden,  wenn  sie  nicht  gut  orga- 
nisirt  und  geschlossen  unter  offizieller  Führung  in  Melbourne 
a oftritt.  Darum  mnfs  die  Parole  lauten;  „Auf  der  1888er  Aus- 
stellung in  Melbourne  mnfs  die  deutsche  Industrie 
unter  der  offiziellen  Führung  des  Reiches  gut  orga- 
niairt  und  geschlossen  erscheinen!* 


Europa. 

Berlin,  24.  Juli.  Aas  London  geht  aas  von  «afsgeheader  Seit« 
dis  Mitteilung  za,  dafs  der  Kodier»  in  für  die  RauMaawelilaagea  zu 
1888er  Aasstellmag  za  Melbourne,  welcher  amprfiaglich  auf  dea 
Sl.  Aagmst  1887  festgeeetst  war,  bis  zaai  31.  Okteher  d.  J.  w 
schoben  worden  Ist 

Wir  können  diese  Mafsregel  im  Interesse  der  gedachten  Aus- 
stellung nur  mit  Genagtbnang  begrüben,  da  die  Vorbereitungszeit 
ffir  dieselbe  eine  zu  kurz  bemessene  war,  um  so  mehr,  als  sie  io 
die  Sommerszeit  fällt,  welche  bekanntermaßen  ffir  solche  Arbeiten 
eine  durchaus  ungeeignete  ist.  Überhaupt  wäre  cs  zu  wünschen 
gewesen,  dtfa  die  Regierung  von  Victoria  bei  Aufstellung  des  Aus- 


stellungsplnnes  auf  die  grofse  Entfernung  des  Ausstellungsorte* 
von  Europa,  welche  die  verfügbare  Vorbereitungszeit  sehr  be- 
schränkt, mehr  Bedacht  genommen  hätte.  Auch  hätte  — aus  dem 
gleichen  Grunde  — erwogen  werden  sollen,  dafs  die  europäischen 
Regierungen,  welche  zur  offiziellen  Betheiligung  an  der  Ausstellung 
aufgefordert  wurden,  sowie  die  Fabrikanten  bereits  anderweitig 
mehrfach  engagirt  sind  und  namentlich  die  ersteren,  behufs  Flüssig- 
machung der  Mitte),  die  Parlamente  zu  ioterpelliren  haben,  welche 
in  der  Regel  während  des  Sommers  ihre  Sitzungen  vertagen. 

Der  Vertreter  dea  Ausstellunga-Komltteea  in  London  ; SirKennett- 
Barrlngton  bereist  gegenwärtig  den  Kontinent,  um  die  europäischen 
Regierungen  zur  offiziellen  Betheiligung  an  der  1888er  Ausstellung 
zu  Melbourne  einzuladen.  Nach  der  ihm  in  Paris  und  Berlie, 
namentlich  aber  in  Brüssel  gewordenen  entgegenkommenden  Auf- 
nahme, dürfte  an  der  Neigung  der  betreffenden  Regierungen  sich 
offiziell  an  der  „Centennial  Exhibition*  zu  betbeiligen,  kein  Zweifel 
obwalten,  ln  Belgien  wird  in  erfolgreicher  Weise  die  Organisation 
von  Aussteller -Gruppen  — namentlich  in  den  Kreisen  der  Eisen- 
industriellen  — angestrebt. 

Betheiligung  der  Kolonie  Victoria  an  der  1889 tr  Pariser 
Weltausstellung.  Der  von  der  Regierung  zu  Melbourne  gefafsfc 
Beschluß,  die  Aussteller  der  Kolonie  Victoria  auf  der  1889er 
Pariser  Weltausstellung  mit  10000  £ aus  öffentlichen  Mitteln  tl 
unterstützen,  deutet  aof  ebenso  grofse  Energie  wie  gute  Finanz» 
ln  den  nächsten  Jahren  wird  das  Budget  von  Victoria  durch  die 
1888er  Ausstellung  von  Melbourne  mit  hnnderttauaenden  toi 
Pfunden  belastet  werden,  gleichwohl  scheut  es  keine  Ausgaben, 
um  seine  Produkte  in  Europa  bekannt  zu  geben.  Die  starke  Be- 
lastung des  victorianiachea  Budgets  durch  die  nächstjährige  Aus- 
stellung mnfs  hauptsächlich  auf  den  Verzicht  auf  Platzmiethe  io 
der  Ausstellung  zurückgeführt  werden.  Indirekt  gewinnt  das  Laad 
durch  Erweiterung  «einer  Handelsbeziehungen  und  der  Fislttu 
durch  die  vermittelst  der  letzteren  gesteigerten  Zolleinoabmeo. 

Bas  „Jeuraal  OttefeP*  veröffentlicht  fallende  Bekuitvachaag 

Dne  exposition  internationale  s’ouvrira  a Melbourne  le  1er  soät 
1888  et  sera  close  le  31  janvier  1889. 

Cette  exposition  comprendra  douse  gronpea  da  produits. 

Le  derrner  delai  pour  la  recaption  des  demandes  d'sdmissioa 
est  fixe  an  31  aoüt*)  1887. 

On  peut  s’adresscr  pour  renseignements,  au  minister e du 
commerce  et  de  l'industrie,  — direction  du  personnel  et  de  lea- 
seignement  technique,  bureau  du  personnel  et  du  secretarist  - 
244  boulevard  Saint  Germain. 

Zur  rusaiachan  Zollpolitik  Die  rassische  Stfirkepro- 
duktion  droht  in  Zukunft  den  deutschen  Stärkefabriken  rin« 
ernste  Konkurreux  zu  bereiten.  Während  nämlich  vor  1885  aber* 
haupt  keine  Stärke  aus  Rufaland  ezportirt  wurde,  erreichte  dt« 
Ausfuhr  von  Stärke,  Syrup  und  Wagenschmiere  im  Jahro  18&  be- 
reit* die  Höhe  von  30000  Pud  und  1866  aind  nach  deu  oflUielUn 
Ausweisen  des  H atu  burgischen  Börsenmaklers  Becker  über  Hild- 
burg allein  564000  Pud  Stärke,  Syrup  und  Schmiere  rassisch«! 
Ursprungs  gegangen,  von  denen  aus  der  Fabrik  von  Stolwe 
330000  Pud  und  aus  der  Fabrik  voo  Lieta  & Grundmaou  ii 
Riga  66600  Pud  herxtammten.  Die  besondere  Zolltarifkoaasissioa. 
welche  in  Petersburg  io  letzter  Zeit  so  überaus  tbätig  gewesen  ist 
bat  nach  einem  Spezialtelegramm  der  „Riga'schen  Ztg.*  mach  eist 
Erhöhung  des  Einfuhrzolls  auf  Stärke  befürwortet.  Ferner  ist  «n 
Gesetz  promolgirt,  das  den  Einfuhrzoll  ffir  Näh-  und  Striduvirc 
auf  6 Rbl.  Gold  pro  Pud  brutto  festsetzt.  Auf  Baumwollener* 
ist  «iue  Erhöhung  gleichfalls  vorgeschlagen. 

Das  Tabaksmonopol  soll  nach  einer  Meldung  der  „Rauk 
Wed.*  für'*  Erste  auf  5 Jahre  ad  acta  gelegt  worden  »ein.  Eine 
Erhöhung  der  Tabaksakxise  ist  aber  bereits  seit  dem  1.  Jam  io 
Kraft  getreten,  sowie  eine  erhöhte  Zollsteuer  auf  ausländisch' 
Tabake  mit  dem  3.  Juni. 

Der  „Reg.-Auzeiger*  veröffentlicht  in  seiner  No.  111  d«s 
Wortlaut  des  am  26.  Mai  1887  Allerhöchst  bestätigten  Reichsratb 
gutachtens  über  die  Vermehrung  der  Tabakei nuahmen.  Der  Baode- 
rolentarif  beträgt  danach  ffir  Rauchtabak  1.  Sorte  pro  Pfd.  bisher 
60  Kop.;  nach  dem  neuen  Gesetze  90  Kop.  — 2.  Sorte  bisher  fr* 
Vau  18  Kop..  jetzt  24  Kop.  und  3.  Sorte  sonst  3,  jetit  4l/i  K<*p- 
ffir  l/4 1>.  — * Der  Tabakuataw  bestimmt  in  Rufsland  bei  den  geris*- 
werthigeo  Sorten,  zu  welchen  Preisen  dieselben  in  den  Verkauf 
gelangen  dürfen.  So  durfte  ffir  Rauchtabak  2.  Sorte  bisher  nicht 
mehr  als  36  Kop.  und  für  3.  Sorte  nicht  mehr  als  10  Kop.  p« 
Viertelpfund  gefordert  werden.  Die  Verkaufspreise  für  die  2.  Sorte 

*)  Dieser  Termin  ist  inzwischen  auf  den  31.  Oktober  d,  J.  verlegt 
worden. 


1887. 


465 

EXPORT,  Organ  den  Central  verein«  für  H&ndeisgeographie  etc. 


Nr.  30. 


sind  bestehen  geblieben,  hingegen  ist  der  Preis  für  die  3.  Sorte 
von  10  Kop.  auf  12  Kop.  für  ein  Viertelpfund  gesteigert  worden. 

Für  Schnupftabak  ist  der  Akzisepreis  von  9 Kop.  auf  12  Kop. 
(pro  Tim)  erhöht  worden. 

Zigarren  1.  Sorte  waren  bis  jetzt  mit  80  Kop.  pro  100  Stück 
belastet,  und  werden  in  Zukunft  für  100  Kop.  Banderole  zu  tragen 
haben;  Zigarren  2.  Sorte  werden  in  Belastung  und  Verkaufspreis 
unverändert  gelassen. 

Papiros  1.  Sorte  werden  von  16  Kop.  auf  20  Kop.  and  2.  Sorte 
von  7 Kop.  auf  9 Kop.  pro  100  Stück  gesteigert.  Das  kommt 
durchschnittlich  einer  Erhöhung  der  Akzise  um  30%  gleich. 

Kerner  sind  die  Einfuhrzölle  für  Tabak  erhöbt  worden  (Art.  74 
des  Zolltarifs).  Tabak  in  Blättern  nnd  Bündeln,  als  8tengeltabak 
und  Kollentabak,  behält  den  früheren  Zollsatz  von  15^  Rbl.  Gold 
vom  Pud.  Hingegen  wird  der  Zoll  von  geschnittenem  Rauchtabak, 
geriebenem  Schnupftabak  usw.  (Art.  74  Pt.  2)  von  1 Rbl.  auf 
l,»j  Rbl.  pro  Pfd.  gesteigert.  Endlich  werden  iroportirte  Zigarren 
mit  3,20  Rbl.  statt  wie  bisher  mit  2^0  Rbl.  pro  Pfd.  belastet.  Auch 
dies  kommt  einer  Erhöhung  des  Zolles  um  30%  für  Tabak  und 
3373%  f«r  Zigarren  und  Zigaretten  gleich. 

Dem  Finanzininister  werden  zur  Bewerkstelligung  der  Vor- 
arbeiten, sowie  zur  Verstärkung  der  Kontrole  über  die  Tabak- 
plantagen und  Fabriken  100000  Rbl.  angewiesen. 

Höchst  extravagant  erscheint  uns  eine  Idee  des  Finanz- 
ministeriums . die  zugleich  mit  der  Einführung  des  Zolles  auf 
photn-  und  lithographische  Erzeugnisse  des  Auslandes  auftauebte, 
nämlich,  ob  auch  photographische  Visitenkarten,  welche  in 
Briefen  aus  dem  Auslande  nach  Rufsland  befördert  werden,  der 
Verzollung  zu  unterliegen  hätten.  Ein  Zirkular  des  Zoll-Departe- 
ments vom  16.  Mai  beantwortet  nun,  wie  der  amtliche  „Westnik 
Fiunnzow*  meldet,  diese  Frage  vernünftiger  Weise  dahin,  dufs 
derartige  Photographieen  doch  nicht  unter  den  Begriff  der  Waare 
fallen,  da  sie  nur  für  diejenigen  Personen,  für  die  sie  bestimmt 
sind,  Werth  haben,  und  es  ist  daher  auf  Anordnung  des  Gehilfen 
des  Finanzminister s wenigstens  in  solchen  Fällen,  in  denen  nicht 
mehr  als  eine  Photographie  in  einem  Briefe  eutbalten  ist,  io  Zu- 
kunft kein  Zoll  zu  erheben.  — 

Der  BReg.- Anzeiger“  veröffentlicht  ein  allerhöchst  bestätigte« 
Rtdehsraths- Gutachten,  dem  zufolge  der  Pt.  1 des  § 14  und  der 
§ 163  des  allgemeinen  Zolltarifs  für  den  europäischen  Handel  wie 
folgt  abgeäudert  wird: 

§ 14.  Metall-  und  Mineralen«:  1.  S&mmtliche,  mit  Aus- 
nahme von  Kupfer  und  nachstehend  genannte  Zinkerze,  Graphit 
oder  Bleiglanz  iu  Stücken  und  Eisen  in  Pulverform  7 Kop.  Gold 
pro  Pud. 

§ 136.  Eisen-  und  Stahlgeräthscbaften,  sowohl  geschmiedet« 
als  gegossene,  mit  und  ohne  Feilung  der  Enden  und  Kanten,  aber 
ohne  andere  Bearbeitung,  als:  Auker,  Nägel,  Haken,  Glocken, 
Mörser,  sowie  Zubehör  der  Eisenbahnen  und  ihres  rollenden  Ma- 
terials l,2v  Rbl.  Gold  pro  Pud.  — 

Aulüfslich  der  beabsichtigten  Einführung  von  Banderolen  für 
künstliche  Mineral-  und  für  Fruchtwasser  haben,  wie  die 
„Moskauer  deutsche  Zeitung“  berichtet,  auf  Anordnung  des  Finanz- 
ministeriums in  Moskau  die  Beamten  der  Akzise- Verwaltung 
mit  Besichtigung  der  Etablissements  begonnen,  welche  sich  aus- 
schliefslich  mit  der  Produktion  solcher  Getränke  befassen.  Be- 
sonders genau  werden  die  Daten  über  das  Qöaotum  der  Produkt« 
gesammelt 

Der  Zoll  auf  Salmiak,  Kohlensäure,  Ammoniak  und  Ainmoniak- 
salze  ist  vom  9.  Juli  ab  auf  1,20  Rbl.  Gold  pro  Pud  erhöht  worden; 
schwefelsaures  Ammoniak  hat  50  Kop.  Gold  vom  Pud  zu  zahlen. 

Das  russische  Pferdeausfuhr-Verbot.  Der  „Reichsanzeiger“ 
publizirte  unterm  9.  Juli  eine  Kaiserliche  Verordnung  aus  Ems, 
wonach  das  Pfcrdeausfuhrverbot  für  die  Reicbsgrenzen  mit  der  Ver- 
kündigung der  Verordnung  ausser  Kraft  tritt.  Auch  in  Oesterreich- 
Ungarn  ist  diese  Frage  in  der  letzten  Zeit  erwogen  worden,  die 
Aufhebung  des  Ausfuhrverbots  aber  wurde  auf  eine  spätere  Zeit 
verschöbe!).  Auch  aus  Petersburg  überrascht«  am  30.  Juni  «ine 
offieiöse  Ankündigung  des  russischen  Pferdeausfubrverbots,  erregte 
im  Auslande  aber  um  so  gröfsere  Zweifel,  ala  erst  wenige  Tage 
vorher  von  Petersburg  aus  verschärfte  Bestimmungen  über  die  Aus- 
führung dieses  Verbotes  ergangen  waren.  Man  war  geneigt,  falls 
sich  die  Nachricht  bestätigen  sollte,  in  ihr  einen  neuen  Beweis  für 
die  Thalsache  zu  sehen,  wie  sprunghaft  die  russische  Regierung  io 
letzter  Zeit  ihre  Entschlüsse  zu  ändern  beliebt. 

Es  ist  natürlich  nichts  mit  der  Aufhebung  des  Verbots,  im 
Gegentheil  ist  das  Passiren  der  Grenze  mit  eigener  Equipage  jetzt 
mit  solchen  Schwierigkeiten  verbanden  und  von  so  viel  Cbikanen 
umgeben,  dass  wobl  nur  wenige  den  Versuch  noch  wagen  mögen. 


Die  „Nowoje  Wremjft“  klagte  zuerst  darüber,  dafs  das  Verbot 
der  Pferdeaasfuhr  aas  Rufsland  besonders  von  dea  an  der  Grenze 
lebenden  Juden  immer  umgaogen  werde.  Diese  Leute,  so  erzählte 
sie,  fahren  mit  guten  Pferden  über  die  Grenze,  verkaufen  sie  dort 
und  kaufen  sich  ganz  schlechte  Pferde,  mit  denen  sie  dann  über 
die  Grenze  zurückfabreo.  Um  diesem  Übelstande  zu  steuern,  sei 
dieser  Tage  die  Anordnung  getroffen,  dafs  Personen,  die  mit  Pfer- 
den über  die  Grenze  fahren,  Kautionen  im  vierfachen  Taxwerthe 
ihrer  Pferde  zu  hinterlassen  haben,  und  dafs  Protokolle  aufgenom- 
raen  werden,  in  welchen  die  über  die  Grenze  gehenden  Pferde  ge- 
nau beschrieben  sind.  Wenn  dann  die  betreffenden  Personen  aus 
dem  Auslände  wieder  zurückkommen,  so  werden  ihre  Pferde  genau 
besichtigt,  um  zu  constatiron,  ob  es  dieselben  sind,  mit  denen  sie 
ans  Rufsland  über  die  Grenze  fuhren,  und  erst  wenu  dies  fest- 
gestellt  ist,  erhalten  die  Leute  die  von  ihnen  eingezahlte  Kaution 
zurück. 

Man  schüttelte  ungläubig  den  Kopf.  Hiefs  das  nicht  die  be- 
kannte F.hrlichkeit  der  russischen  Beamten  auf  eine  harte  Probe 
stellen,  der  selbst  sie  bei  solchen  Versuchungen  erliegen  raüfnteo. 

Es  war  aber  doch  so.  Zur  Verhütung  widergesetzlichen  Exports 
von  Pferden  ins  Ausland  bat  nachstehendes  temporäre  Reglement 
diu  Allerhöchste  Bestätigring  erhalten: 

1.  Beim  Passiren  von  Pferden  mit  Passagieren  und  Waarun 
sowohl  über  die  Grenze  als  auch  vice  versa  haben  die  Zoll-Institu- 
tionen detaillirte  Verzeichnisse  mit  Werth- Abschätzung  der  Pferde 
aozufertigen  and  den  Begleitern  derselben  gegen  Unterschrift  mit- 
zatbeilen,  dafs,  wenu  die  Pferde  nicht  bei  Ablauf  des  Legitimations- 
Scheins  des  Begleiters,  und  bei  den  Reisenden  mit  Pässen  in  einer 
Frist  von  14  Tagen  zurückkebren,  mit  den  Schuldigen  nach  Art. 

1661  des  Zoll-Reglements  verfuhreu  werden  wird,  wobei,  da  die 
Konfiskation  und  der  Verkauf  der  nicht  zurückgebracbten  Pferde 
unmöglich,  vom  Schuldigen  laut  Art.  1551  des  Zoll-Reglements  die 
dreifache  Summe  der  nach  diesem  Punkte  gemachten  Abschätzung 
erhoben  wird.  Angelegenheiten  dieser  Art  werden  lant  Punkt  6 
des  § 1 der  Ergänzung  zu  Art  1845  desselben  Reglements,  Fort- 
setzung vom  Jahre  1886,  im  Administrativ  verfahren  entschieden. 

2.  Die  Zurückführung  der  Pferde  sowohl  über  die  Grenze  als 
auch  von  dort,  ist  nur  über  diejenigen  Zoll-Institutionen  gestattet, 
welche  die  Pferde  beim  Hinwege  passirten,  wobei  die  Zollbehörden 
darauf  zu  sehen  haben,  dafs  die  Pferde,  die  in  den  Verzeichnissen 
angegebenen  Kennzeichen  besitzen. 

3.  Beim  Passiren  von  Pferden,  welche  Personen  gehören, 
deren  Zahlungsfähigkeit  und  Zuverlässigkeit  der  lokalen  Zollbehörde 
unbekannt,  sowie  beim  Passiren  von  Passagieren  und  Gütern  mit 
Pferden  solcher  Art  und  in  solcher  Anzahl,  wie  es  in  dergleichen 
Fällen  früher  nicht  vorgekommen,  werden  die  Pferde  nicht  anders 
durchgelassen,  als  unter  entsprechendem  Pfand  oder  Kaution  nach 
Gutdünken  und  unter  Verantwortung  der  Chefs  der  betreffenden 
Zollbehörde. 

Anmerkung.  Den  Chefs  der  Zollbezirke  ist  es  anheimgestellt, 
nach  Gutdünken  in  Übereinstimmung  mit  den  lokalen  Verhältnissen, 
einige  Erleichterungen  im  Interesse  des  Grenzverkehrs  In  Abweichung 
von  den  in  diesem  Punkte  (3)  dargelegten  Regeln  zu  gestatten. 

4.  Die  oben  in  Punkt  1,  2 und  3 dargelegten  Regeln  kommen 
ebenso  ohne  jede  Abweichung  bei  den  beiderseitigen  und  übrigen 
Grenzschlagbäumen  zur  Anwendung,  wobei  die  Aufsicht  über  die 
Beobachtung  dieser  Regeln  den  lokalen  Offizieren  der  Grenzwache 
obliegt,  und  die  erste  Übertretung  derselben  von  Seiten  der  Personen, 
für  die  der  Scblagbaum  geöffnet  steht,  auf  Verfügung  des  Bezirks- 
chefs die  völlige  Schliefsung  des  betreffenden  Schlagbaums  für  die 
ganze  Dauer  des  Pferdeausfuhrverbots  nach  sich  zieht. 

Von  dar  Warschauer  hygleinischea  Ausstellung.  Über  die 
Schwierigkeiten,  denen  die  aus  dem  Auslande  zur  ersten  hygieiui- 
actien  Ausstellung  in  Warschau  eintreffenden  Gegenstände  bei  der 
Zollbefreiung  begegnet  sind,  entnehmen  wir  einer  Korrespondenz 
der  deutschen  „Moskauer  Ztg.“  Folgendes:  „In  dem  Aasstellungs- 
programm keifst  es,  dafs  lämmtliche  für  die  Ausstellung  bestimmten 
Waaren  zollfrei  die  Grenzen  passiren  würden.  Es  trafen  in  Folge 
dessen  so  zahlreiche  Anmeldungen  ein  und  zwar  in  auffälliger  Weise 
auch  von  Waaren,  die  nicht  im  Entferntesten  auf  die  Hvgieine  Be- 
zug habeu,  dafs  das  Zollamt  sich  genöthigt  sah,  das  Ministerium 
um  VerhaUungsmafsregclu  zu  bitten.  Hierauf  erhielt  der  Laodes- 
cbef,  General-Gouverneur  von  Gar  ko  eine  Depesche,  in  welcher 
er  um  Aufklärung  des  Sachverhalts  ersucht  wurde,  und  da  stellte 
es  sich  heraus,  dafs  das  Konnte  es  versäumt  hatte,  diu  die  nöthige 
Erlaubnis  um  zollfreie  Einfuhr  bei  der  zuständigen  Behörde  nach- 
zusuchen. Sämmtliche  inzwischen  angekommenen  Waaren  wurden 
nun  nur  gegen  Erlegung  des  Einfuhrzolles  durchgelassen  und  die 
Seidenzeuge,  Spitzen,  Gold-  und  Süberwaarcn  usw.,  diu  von  speku- 

Digitized  by  Google 


Nr.  30. 


1887. 


406 

EXPORT,  Organ  dea  Centralvereiiw  für  HandeUgoographie  etc. 


lativen  Händlern  bei  dieser  Gelegenheit  bezogen  waren,  inufsten 
zurückgcheo.  Die  Weltfirma  C.  J.  van  Houteti  & Zoon,  Veesp 
in  Holland,  batte  einen  prächtigen  Pavillon  ahgeschickt,  in  welchem 
der  renommirte  Kakao  ausgestellt  werden  sollte.  Die  Firma,  welch« 
kurz  vorher  noch  für  1000  Kbl.  die  Kaufmannschaft  erster  Gilde 
in  Warschau  erworben  hatte  and  keine  Kosten  scheute,  um  in  splen- 
dider Weise  auszustellen,  hat  natürlich  eiuen  grofsen  Schaden  er- 
litten. Erst  drei  Tage  vor  der  offiziellen  Eröffuung  wurde  anf 
obrigkeitlichen  Befehl  ein  Zirkular  des  Inhalts  abgesandt,  daf» 
säwnit liehe  ausländische  Waaren  verzollt  werden  rankten.  In- 
zwischen wuren  jedoch  die  Sachen  längst  in  Warschau  augelungt. 
Die  holländische  Firma  beabsichtigt  nun,  das  Koruittee  auf  Schaden- 
ersatz zu  verklagen  und  dasselbe  wird  wahrscheinlich  die  verlangte 
Summe  bezahlen  müssen.  Wenn  die  übrigen  ausländischen  Aus- 
steller dasselbe  thun,  so  dürfte  das  Ausstellunga-Komittee  diesmal 
ein  sehr  schlechtes  Geschäft  machen. 

Aus  Frankreich.  Die  Pariser  Handelskammer  erkennt  mehr 
denn  je  die  dringende  Kothwendigkeit  der  Gründung  eines  der 
Hauptstadt  würdigen  Handelsmuseums,  das  nach  ihrer  Ansicht  ein 
nationales  sein  und  in  irgend  einem  öffentlichen  Gebäude,  z.  I). 
dem  Konservatorium  der  Künste  and  Gewerbe,  untergebrmebt 
werden  müfst«.  Sie  ist  der  Ansicht,  dafs  es  so  organisirt  werden 
niufs,  um  den  Fabrikanten  und  Kaufleuten  des  ganzen  Landes  in 
Bezug  auf  den  Exporthandel  Informationen  bieten  zu  können,  und 
dafs  in  ihm  nicht  nur  Produkte,  dio  in  fremden  Ländern  konsumirt, 
sondern  auch  Waaren,  die  dort  fabrizirt  werden,  vertreten  sein 
müssen.  Dieselben  sind  durch  die  französischen  Konsuln  im  Aas- 
lande zu  sammeln.  Wenn  auch  Paris  als  Mittelpunkt  der  in- 
dustriellen und  kommerziellen  Interessen  des  Landes  das  natur- 
gemäfse  Vorrecht  bat,  ein  Haodelsmuseura  za  besitzen,  so  beab- 
sichtigt die  Handelskammer  doch,  es  so  zu  orgaoisiren,  dafs  Theile 
desselben  auch  zeitweise  in  Distrikten  ausgestellt  werden,  welche 
sich  durch  Fabrikation  gewisser  Spezialitäten  anszeichnen. 


Asien. 

Von  den  russischen  Bahnen  in  Asien,  Wie  aus  Petersburg  be- 
richtet wird,  ist  General  Annenkow  erst  am  2.  Juli  von  Peters- 
burg abgereist,  nachdem  er  am  17./29.  Juni  sich  in  Peterhof  bei 
dem  Zaren  verabschiedet  hatte.  Derselbe  wird  in  Kifslowodsk  bei 
Pjätigorsk  im  Kaukasus  eine  Zusammenkunft  mit  General  Paucker, 
dem  Vorsitzenden  der  Eisenbahn-Kommission,  zur  Uebemahme  der 
Transkaspi-Bahn  durch  den  Staat  haben. 

Diese  Kommission,  die  demnächst  in  Petersburg  zurückerwartet 
wird,  hat  sieb  nach  Bereisung  und  Besichtigung  der  Bahn  auf  da« 
Günstigste  über  dieselbe  ausgesprochen  und  diese  gute  Meinung 
telegraphisch  nach  Petersburg  gemeldet,  sowohl  an  die  betreffenden 
höheren  Behörden  als  an  den  Erbauer  selbst.  General  Paucker 
hat  dabei  bcscblosaen,  die  Bahn  um  ihres  gesteigerten  Verkehrs 
willen  nach  dem  Muster  der  Nutzbabnen  einzurichten.  Damit 
würde  sie  ihren  früheren  Charakter  als  rein  strategische  Bahn 
verlieren  und  nach  Exploitation,  Einrichtung  und  Nutzbarkeit  in 
die  lteihe  der  gewöhnlichen  Schienenwege  treten,  was  der  Erbauer 
auch  stets  im  Auge  gehalten  und  dem  er  durch  gewisse  Einrich- 
tungen schon  vorgearbeitet  hatte,  8o  wird  erzählt,  dafs  nach 
omerikanischem  Muster  ein  Restaurationswagen  in  jedem  Zuge  ein- 
gerichtet worden  war.  Diese  praktische  Einrichtung  ward  durch 
den  zeitweiligen  Chef  der  Exploitation,  General  Schabanow, 
aufser  Kraft  gesetzt,  wird  aber  wahrscheinlich,  da  sie  bei  allen 
Reisenden  sehr  beliebt  war,  nunmehr  wieder  eingeführt  werden. 

Die  Pauck er'sche  Kommission  hat  ferner  beschlossen,  die 
Eisenbahn  statt  in  Micbailowsk  oder  üsun-Ada  in  Zukunft  in 
Krafsnowodsk  anfangen  zu  lassen,  was  einen  Weiterban  derselben 
von  120  Werst  erfordert-  Diese  120  Werst  führen,  wie  wir  bereits 
in  No.  47  des  vorigen  Jahrgangs  des  „Eiport“  mitgetheilt  haben, 
allerdings  durch  ein  Gebiet,  wo  mehrfache  Felssprengungeo  oder 
sogar  Tunnelbanten  in  den  Felsengebirgen  erforderlich  sein  werden, 
welche  amphitheatraliscb  hinter  Krafsnowodsk  aufsteigen  und  in 
verschiedenen  Zügen  die  Nordküste  der  Balchan-Bucbt  umsäumen. 
Wir  haben  schon  in  jenem  ersten  Artikel,  in  dem  wir  über  die 
Transkaspi-Baho  berichteten,  gesagt,  dafs  Krafsnowodsk  mit  seinem 
tiefen  und  sicheren  natürlichen  Hafen  and  seiner  entwickelten 
Kolonisation  der  eigentliche  Kopf  der  Transkaspi-Bahn  sein  müfste 
und  über  kurz  oder  lang  auch  werden  würde.  Dafs  man  nicht 
schon  1881  beim  ersten  Anfang  des  Bahnbaucs,  oder  1885  bei 
seiner  Fortsetzung  von  Krafsnowodsk  ans  begann,  halte  seinen 
Grund  beide  Male  in  dem  Umstande,  dafs  man  in  Eile  baute  und 
bis  za  einem  bestimmten  Termine  eine  bestimmte  Strecke  fertig 
haben  wollte,  1880  zum  Zwecke  der  Sk o bei ew’schen  Expedition, 
1885  um  das  unlängst  erworbene  Merw  näher  und  fester  mit  Rufs- 


land zu  verbinden  und  um  die  diplomatischen  Verhandlungen  mit 
England  über  Afghanistan  praktisch  und  faktisch  zu  unterstützen 
In  beiden  Fällen  konnte  man  sich  nicht  damit  aufhalten,  die  drei 
Gebirgszüge  zwischen  Krafsnowodsk  und  Michailowsk  zu  durch- 
brechen, was  die  Fahrbarkeit  der  Bahn  um  viele  Monate  verzögert 
haben  würde.  Als  aber  1886  schon  ein  so  lebhafter  Verkehr  anf 
der  Bahn  stattfand,  dafs  die  seichte  vielgewundene  Bucht  von 
Micbailowsk  nicht  mehr  genügen  konnte,  erwog  General  Annen knw 
allerdings  wieder  die  Eventualität  eines  Weiterbaues  bis  zum 
natürlichen  Hafen  von  Krafsnowodsk.  Hierzu  gehörte  aber,  alt 
zu  einem  Novum,  die  gesetzlich  begründete  und  durch berathen? 
Genehmigung  höheren  Ortes,  die  Aufstellung  eines  nicht  unwesent- 
lichen neuen  Kostenanschlags  und  die  Verabfolgung  dieser  Summen 
Annenkow  wollte  aber  schleunig  und  mit  den  vorhandenen  Mit- 
teln helfen,  und  schuf  daher  durch  geringe  Ausbaggcrungcu  t-inea 
neuen  Hafen  auf  der  Iosel  Usuo-Ada,  zu  welchem  über  die  Halb- 
insel Dachardscha  die  Eisenbahn  nur  um  12  Werst  verlängert 
werden  mufate.  Die  Rheder  und  Kaufleute  erkannten  diese  Bucht 
für  vorzüglich  geeignet  und  errichteten  alsbald  daselbst  ihre  Komp- 
toire  und  Niederlassungen.  Der  Verkehr,  um  24  Stunden  verkürzt 
und  in  entsprechender  Weise  wohlfeiler  gemacht,  hob  sieb  augen- 
blicklich um  ein  Bedeutendes.  Wie  aber  das  Bessere  häufig  der 
Feind  des  Guten  ist,  so  bleibt  eine  Verbindung  des  natürliches, 
wohlgeschützten  und  an  Tiefe  dem  von  Batum  entsprechenden 
Hafens  zu  Krafsnowodsk  mit  der  Eisenbahn  das  Rationellste.  Die- 
ser Hafen  ist  keinerlei  Gefahr  der  Versaudung,  Verflachung,  Ver- 
schlechterung ausgesetzt,  wird  vor  Stürmen  durch  den  nalürlicfatu 
Schatz  der  Krafsnowodskaja  Kossa  und  durch  die  Insel  TsdielektB 
geschützt.  Während  des  vielleicht  ein  Jahr  dauernden  Baues  der 
neuen  Bahnstrecke  bleibt  immerhin  Usuo-Ada  mit  allen  seinen  Vor- 
zügen zn  Recht  bestehen. 

Für  die  russisch-asiatischen  Handelsbeziehungen  verspricht  die 
neue  Bahnlinie,  die  demnächst  von  Zarizyn  an  der  Wolga  über 
Petrowik  nach  Baku  gebaut  werden  soll,  von  unzweifelhaft  hoher 
Bedeutung  zn  werden.  Da  diese  Baba  sich  in  direkter  Verbin- 
dung mit  der  Wolga,  mit  der  Transkaspi-Bahn  und  auch  mit  dem 
im  Bau  begriffenen  persischen  Eisenbahnnetz  befinden  würde,  so 
wäre  sie  keine  Konkurrentin  der  alten  historischen  Wasserstra^: 
Rußlands,  sondern  würde  nur  während  der  Winlerzeit,  wenn  die 
Wolga  gefroren  ist,  den  Hundei  beleben.  Nach  der  Ansicht  des 
„Kawkas*  entspräche  diese  Bahn  einem  dringenden  Bedürfnisse: 
sie  leitet  den  russischen  Handel  bin  an  das  während  der  Winter- 
monate  isolirtc  kaspische  Meer;  sie  verbindet  direkt  Tr&nsknuk&*ier 
mit  den  Provinzen  im  Innern  des  Reichs  und  ermöglicht  eine  un- 
unterbrochene Eisenbahnverbindung  mit  Persien,  welche  den  Anfang 
der  grofsen  Eisenbahnverbindung  mit  Indien  bildet.  Die  Engländer 
sind  von  Hindostan  aus  weit  nach  dem  Norden  vorgerückt  durrb 
den  Bau  sogenannter  strategischer  Bahnen,  die  sich  fast  bis  Kas- 
dahar  erstrecken. 

Ein  Tagesbefehl  des  Kriegsministers  vom  12.  Juni  verfügt  die 
Errichtung  von  je  einem  Proviaut -Magazin  zweiter  Klasse  in  den 
Städten  Tschardscbui  und  Kerki  im  Chanatc  Buchara. 

Was  die  Besetzung  von  Kerki  betrifft,  so  weist  diu  Nowoj« 
Wrcmjä  auf  die  argwöhnische  Aufnahme  hin,  welche  das  dort^e 
Erscheinen  eines  nur  kleinen  Detachements  russischer  Truppen  in 
Kabul  gefunden  habe,  und  auf  ein  Telegramm  au*  Bombay,  welch« 
gar  zu  berichten  wufste,  dafs  der  General -Gouverneur  des  afgha- 
nischen Turkestan,  Ischuk  Chan,  zwei  Bataillone  Infanterie,  da- 
zu Kavallerie  und  6 Geschütze  nach  Chodscbah-Saleh  entsandt 
habe.  Wenn  das  wahr  sei,  so  erklärt  die  russische  Zeituug,  b*b< 
eine  derartige  Handlungsweise  schon  geradezu  den  Charakter  eia« 
Drohung.  Die  Besetzung  von  Kerki  habe  jedoch  mit  Afghanistan 
nichts  zn  tbuo  und  ihr  Zweck  sei  nur,  die  russischen  Bahnarbeiter 
vor  Überfüllen  durch  nomadische  Räuberborden  zn  schützen.  D‘< 
Nachricht  aus  Bombay  stände  in  einem  gewissen  Zusammenhang 
mit  dem,  was  die  englische  Diplomatie  nach  dem  Eintreffen  der 
Nachricht  von  der  Besetzung  von  Kerki  verlauten  liefs,  indem  sie 
fragte:  »Zu  welchem  Zwecke  geschieht  das?  Was  thut  Ihr?  1* 
welche  Lage  versetzt  Ihr  unsern  theuren  Bundesgenossen,  den 
Emir?  Er  hat  jetzt  alle  Hände  voll  zu  thun;  er  mufs  den  Auf- 
stand n ied  er  werfe  d , die  Ghilzais  pacifiziren,  und  ihr  zwingt  ihn 
gar  eine  beträchtliche  Kriegsmacht  im  Norden  aufzustelleo?*  E* 
läfst  sich  aber  mit  Bestimmtheit  behaupten,  dafs  die  Hand  de-' 
Agenten  der  indischen  Regierung  im  Aafstande  zu  erkeuuen  ist 
Das  Betragen  A bdurrahman  ('bans  gegenüber  Rufsland,  so  be- 
hauptet das  russische  Blatt  weiter,  ist  schon  längst  ein  unerklärlich 
feindseliges,  und  während  seine  Unterthanen  im  russischen  Tur- 
kestan  sich  freien  Aufenthalts  erfreuen  dürfen,  werdeo  die  russisches 
Kaufleute  weder  nach  Musar-i-Tcheriff  noch  nach  Herat  zugelassio 
Die  Zeitung  glaubt  indessen  nicht,  dafs  die  Selbstgewifsbeit  du 


1887. 


457 

EXPORT,  Organ  des  Centralvereins  für  Handelageographie  etc. 


Kr.  30. 


Emir*  so  weit  gehen  sollte,  daß  er  gar  vergessen  könne,  dafs 
wegen  Chodschn  - Saleh  noch  Unterhandlungen  schweben  und  dafs 
er  sich  entschlossen  hake,  auf  ciueui  zur  Zeit  noch  streitigen 
Gebiet  seine  Truppen  aufznstellen.  Er  dürfe  nicht  vergessen,  dafa 
Cliodsrha-Snleh  nicht  weit  von  Kuschle  liegt. 

Unterdessen  sind  eingehendere  Nachrichten  über  die  beiden 
Gefechte  am  13.  und  16.  Juni,  die  der  afghanische  General 
Gholam-Hyder-Orakxai  den  Aufständischen  geliefert  hat,  der 
Times  aus  Kalkutta  zugegangen.  Danach  scheint  der  erste  Kampf 
zu  keiner  rechten  Entscheidung  geführt  zu  haken;  dann  aber 
krach  G holain -C h au  mit  1300  Mann  auserlesener  Fußtruppen, 
400  Reitern  und  3 Kanonen  auf,  um  einen  Haufen  Tarakhis  und 
Nusiris  zu  zersprengen.  16  Meilen  von  seinem  Lager  stiefs  er 
auf  den  Feind  und  schlug  ihn  uach  schweren  Verlusten  auf’s 
Haupt.  Nach  ihren  eigenen  Angaben  verloren  die  Insurgenten 
300  Todte  und  24  Gefangene,  während  die  Afghauen  nur  6 Todle 
und  30  Verwundete  hatten. 

Gholam  meldet,  dafs  er  60  Rebellen  den  Kopf  habe  ab- 
scblagen  lassen,  und  diese  Zahl  geben  die  Gbilzais  seihst  zu. 
Dieselben  verloren  anfserdem  8 Frauen,  welche  in  den  vordersten 
Reihen  getödtet  sein  sollen.  Ein  Bruder  des  Nasiri-  Häuptlings 
wurde  getödtet  und  am  folgenden  Tage  von  den  Nasiri*  ein  gefan- 
gener höherer  Offizier  der  Barakzai  Sindar  hingerichtet.  Die  Er- 
bitterung der  Duranis  und  Ghilzais  gegen  einander  wird  täglich 
größer  Sie  gereicht  dem  Emir  insofern  zum  Vortheil,  als  sie 
einen  Theil  seiner  früheren  Feinde  wieder  auf  seine  Seite  bringt; 
vielleicht  werden  aber  seine  Ghilzai-Soldaten,  die  bisher  standhaft 
zu  ihm  hielten,  dadurch  in  ihrer  Treue  waukend  gemacht  — Wie 
wenig  gesichert  Abdurrahmans  Stellung  aber  trotz  dieser  Siege 
iRt,  zeigt  ein  Telegramm  der  „Nord.  Tel.-Ag.*  aus  Merw  vom 
28.  Juni/ 10.  Juli,  welches  aus  Afghanistan  allarinirende  Nach- 
richten meldet.  Danach  erhielten  sich  hartnäckig  Gerüchte,  dafs 
die  Hofpartei  sich  gegen  Ahdurrahman  erhoben,  ihn  geblendet  | 
und  entsetzt  haben  soll.  Nun  gelte  die  Rückkehr  Jakub-Chans 
für  sehr  wahrscheinlich.  Aus  Petersburg  dagegen  liegt  die  Nach- 
richt vor,  dafs  der  Oberst  Ridgeway  aus  London  dorthin  wieder 
zurückgekehrt  sei,  dafs  die  afghanische  Grenzkommission  ihre 
Thätigkcit  wieder  aufgenominen  habe  und  man  nunmehr  zu  einer 
baldigen,  beide  Theile  befriedigenden  Lösung  zu  kommen  hoffe.  — 

„Reuters  Bureau*1  erfährt  dagegen,  England  betrachte  Rufslund 
durch  die  übernommene  Verpflichtung,  Afghanistan  ah  außerhalb 
seiner  Einflußsphäre  liegend  anznsehen,  ah  gebunden.  England 
werde  sich  daher  keinesfalls  mit  Rußland  vereinigen,  um  die 
afghanischen  Angelegenheiten  zu  regeln.  Wir  bemerken,  daß 
Chodscha-Saleh  auf  afghanischem  Boden  allerdings  hart  an  der 
bucharischen  Grenze  am  Amu-Darja  liegt,  ungefähr  ebensoweit  von 
Kerki  stromaufwärts,  wie  Tschardschui  von  da  stromabwärts  liegt. 
Dafür  ist  die  Nordische  Tciegraphen-Agentur  durch  die  russische 
Regierung  ermächtigt  worden,  eine  auf  Mittheilungen  von  Einge- 
borenen beruhende  Meldung  aus  Bombay  ausdrücklich  für  gänzlich 
unbegründet  zu  erklären,  ah  sollten  bereits  3 000  russische  Soldaten 
in  den  bucharischen  Bezirk  Roschan  eiogerückt  sein. 

Wie  die  deutsche  „Petersburger  Ztg.“  berichtet,  ist  bei  der 
jüugsten  Anwesenheit  der  General-Gouverneure  von  Ost-Sibirien 
und  vom  Amur-Gebiet  io  Petersburg  beschlossen  worden,  Vor- 
untersnehungaarbeiten  für  drei  neue  sibirische  Eisenbahnen  aus- 
führen zu  lassen,  und  zwar  für  1.  eine  1600  Werst  laoge  Linie 
Tomsk-Irkutsk,  dereu  Kosten  nach  dem  „Grashdanio*  anf  100  Mill. 
Rbl.  veranschlagt  werden;  2.  eine  Linie  vom  Baikal-See  zum  Amur- 
Gebiet  nach  Srctensk,  in  einer  Länge  von  900  Werst;  und  3.  eine 
Wladiwostok  mit  dem  Ufsurigebiet  verbindende  400  Werst  lange 
Bahn. 

Für  diese  Arbeiten,  deren  Anordnung  den  beiden  General- 
Gouverueuren  übertragen  werden  soll,  sind  400000  Rbl.  bereits 
angewiesen.  Graf  A.  P.  Ignatjew,  General-Gouverneur  von  Ost- 
Sibirien  bat  dieser  Tage  Petersburg  verlassen,  um  anf  seinen 
Posten  zurückzukehren,  Baron  Korff  dagegen,  der  General-Gou- 
verneur des  Amur-Gebiets  und  der  ozeanischen  Küsten  wird  noch 
auf  längere  Zeit  in  der  Residenz  zurückgcbalten  sein.  Vom 
„Grashdanin“  wurde  anfangs  gemeldet,  dafs  der  Bau  der  sibirischen 
Bahnen  vom  Militärressort  geleitet  und  ausgefnbrt  werden  solle, 
und  dafs  Generallieuteuant  Annenkow  mit  der  Ausführung  dieser 
Bauten  betraut  worden  sei-  Ihm  würden  daher  alle  Ingenieure 
vom  Ressort  der  Wasser-  und  Wcgebaukommnnikationen  direkt 
unterstellt  werden,  sofern  sie,  was  natürlich  unvermeidlich  sei,  zu 
den  Arbeiten  herangezogen  werden  müfsten.  Wie  nun  aber  in 
Rußland  heute  umgestoßen  wird,  was  gestern  beschlossen  wurde, 
so  meldete  dasselbe  Blatt  drei  Tage  später,  daß  der  ursprüngliche 
Plan  für  die  sibirischen  Bahnen  eine  wesentliche  Änderung  erfahren 
habe.  Das  Militärressort  sei  von  jeder  aktiven  Betheiliguug  am 


Bau  beseitigt  worden  und  die  Voruntersuchungs-Arbeiten  würden 
vom  Ministerium  der  Wasser-  und  Wegekommunikationen  ausgeführt 
werden.  Erst  nach  Beendigung  dieser  Arbeiten  solle  dann  die 
Frage  entschieden  werden,  wer  die  Bahnen  selbst  baut. 

Offenbar  sind  beide  Nachrichten  verfrüht.  General  Annenkow, 
der  jetzige  Leiter  des  Baues  der  Samarkander  Strecke  der  Trans- 
kaspi-Bahn.  ist  wie  alle  seine  Beamten  auf  2 Jahre  nach  Bachara 
abkommandirt  und  dort  für  diese  Zeit  gebunden.  Er  kann  sich 
daher  für  so  lange  weder  an  den  Voruntersuchungen  noch  an  dem 
Bau  der  sibirischen  Bahnen  betheiligen  noch  weniger  sie  leiten, 
so  lange  er  in  Buchara  gebunden  ist.  Dafs  man  vor  Allen  an 
ihn  denkt,  ist  eine  Anerkennung  der  ausgezeichneten  Leistungen 
des  verdienstvollen  Mannes,  aber  er  kann  nicht  überall  zugleich 
sein,  und  es  bleibt  nur  zu  wünschen,  dafs  Rußland  noch  mehr 
solcher  Männer  besitze  von  intelligentem  Kopfe,  gewandter  Hand 
und  energischem  Wollen.  Die  Streitfrage  zwischen  Militirressort 
| und  Zivilkabioet  ist  offenbar  keine  persönliche,  sondern  eine  prin- 
zipielle, ob  die  sibirischen  Bahnen  vorzugsweise  strategische  oder 
allgemeine  Verkehrs-  und  Handelabahnen  sein  tollen.  Wie  das 
Beispiel  der  Transkaspi-Babn  zeigt,  sind  das  aber  durchaus  keine 
unvereinbaren  Gegensätze.  — 

Ober  die  Entwickelaog  der  Verhältnisse  im  Amurgebiet  ver- 
weisen wir  auf  unsern  Artikel  im  Export  1886  Nr.  3.  — Die  Re- 
sultate seiner  Beobachtungen  und  Erfahrungen  während  einer  drei- 
jährigen Amtstbfttigkeit  und  die  Ergebnisse  seiner  gemeinsamen 
Berathongen  mit  der  Intelligenz  der  ihm  anvertrauten  Provinzen 
haben  in  einem  Programm  Gestaltung  gewonnen,  das  für  die  Däner 
von  8 bis  10  Jahren  von  Herrn  von  Korff  ausgearbeilct  und  nun 
dem  zuständigen  Ministerium  vorgelegt  worden  ist.  Als  haupt- 
sächliche Maßregeln  bebnß  Festigung  und  Sicherung  des  Amur- 
geblets  und  seiner  Entwickelung  sind,  den  .Nowosti“  zufolge,  in 
diesem  Programm  bezeichnet:  die  Vergröfserung  der  russischen 
Seemacht  im  Großen  Ozean  und  überhaupt  des  militärischen 
Schutzes  jenes  entlegenen  Theils  des  russischen  Reiches;  die  Ver- 
größerung der  rein  russischen  Bevölkerung  daselbst;  die  Unter- 
stützung und  Eolwickelnng  der  Orthodoxie;  die  Reorganisation  der 
Administration,  des  Gefängniß-  und  Gerichtswesen«;  die  Ver- 
billigerung der  Lebensmittel,  die  Verbesserung  der  Wege  und  Ver- 
kehrsmittel; die  Hebung  der  Produktion  und  die  Wahrung  freund- 
schaftlicher Beziehungen  zu  den  asiatischen  Nachbarländern. 

Mit  diesem  letzten  Program  in  pnnkte  stimmt  nicht  ganz,  was 
neulich  die  russische  Zeitung  „Wladiwostok14  über  die  kurze  Be- 
handlung der  Chinesen  im  Amurgebiet  berichtet  haben  soll.  Fast 
gleichzeitig  mit  den  Gesetzen  über  das  Verbot  des  Immobilien- 
erwerbs von  Ausländern  im  europäischen  Rußland  ist  auch  ein 
; solches  bezüglich  der  Chinesen  erlassen  worden,  das  folgende  von 
1 einer  Kommission  unter  dem  Präsidium  des  General-Adjutanten  Baron 
| Korff  ausgearbeitete  Regeln  enthalten  soll:  „den  Chinesen  wird  ver- 
boten in  den  Städten  Immobilien  zu  erwerben.  Sie  können  das  nur  in 
besonders  hierfür  angewiesenen  Qoartieren  außerhalb  des  Weichbildes 
der  Städte  thun,  wo  ihnen  Ländereien  in  Arrende  gegeben  werden. 
Nach  ihrer  Ankunft  auf  russischem  Gebiet  haben  hier  die  Chinesen 
ihre  Pässe  gegen  russische  einzutauschen,  unter  Erleguog  von 
3 Rbl.  Um  die  Aufsicht  über  die  chinesischen  Kolonisten  zn  er- 
leichtern, haben  diese  aus  ihrer  Mitte  Aelteste  zu  wählen,  die  vom 
Polizeimeister  bestätigt  werden.  Dieselben  haben  der  Polizeibehörde 
alle  paßlosen  Chinesen  zu  melden,  müssen  ihr  bei  der  strafrecht- 
lichen Verfolgung  von  Verbrechern  hehülflich  sein  und  haben  über- 
haupt anf  Aufrechterhaltong  der  Ruhe  und  Ordnung  unter  der 
chinesischen  Bevölkerung  zu  achten.14  Diese  Regeln  sind  zunächst 
versuchsweise  auf  die  Zeit  von  drei  Jahren  eingeführt  worden.  — 

Das  alte  Projekt  einer  Verbindung  der  Ostsee  mit  dem 
Weifsen  Meere  durch  einen  Kanal,  der  vom  Onega-See  bis  an 
eine  südliche  Bucht  des  Weißen  Meeres,  jedenfalls  die  Ooega-Bai, 
gebaut  werden  soll,  wird  zur  Zeit  von  einer  besonderen,  beim  Mi- 
nisterium der  Finanzen  eingesetzten  Kommission  ausgearbeitet. 
Um  dieses  großartige  uod  nützliche  Unternehmen  aosführen  zn 
können,  sollen  über  7 Millionen  Rbl.  erforderlich  sein. 


Afrika. 

Hit  Kamerun  eine  Zukunft? 

Klima,  Ham!»!  und  Plantagenhau,  sowie  allgemein  kulturelle  und  missiona- 
rische Aufgaben  and  Aussichten  in  der  jungen  Kolonie,  auf  Qnmd  eigener 
und  fremder  Anschauung  dargcslellt 
von 

Dr.  Bernhard  Schwarz. 

(Schlafs.) 

Es  fragt  sich  aber  nun:  ist  eine  solche  beim  Menschen  von 
Kamerun,  ja  beim  Neger  überhaupt  möglich?  Bis  vor  Kurzem 


Nr.  30. 


458 

EXPORT,  Organ  des  Centnilvereins  für  HandeUgeographie  etc. 


1887 


noch  batte  man  in  Europa  auf  diese  Frage  fast  überall  nur  ein  f 
bestimmtes  „Nein“.  Man  stützt«  sich  dabei  aber  weniger  auf  ein 
positive«  Studium  der  schwarzen  Rasse,  als  auf  allgemeine  natur- 
historische  Prinzipien,  wie  Bolcbe  eine  lange  Zeit  hindurch  ein- 
seitig das  Geistesleben  der  modernen  Welt  beherrschten.  Zwischen 
dem  Menschen  und  dem  Thiere  fehlte  noch  eine  Cbergangsforni, 
um  die  sonst  allenthalben  klappeude  Darwinsche  Entwicklungs- 
theorie als  vollendet  hinstellen  zu  können.  Und  da  war  es  denn 
so  bequem,  den  Neger  dahinein  zn  schieben.  Neuerdings  haben  sich 
ohne  Widerrede  die  Ansichten  geködert.  Die  von  unbewiesenen  Sätzen 
aus  argumeotirende  Naturanschauuog  hat  einer  unbefangenen,  an 
die  Naturobjekte  heran  tretenden  und  weniger  kühn  konjizirenden 
Richtung  Platz  machen  müssen.  Man  bat  den  Neger  studirt,  wozu 
die  in  der  Neuzeit  so  rasch  fortgeschrittene  Afrikaforscbong  ja 
auch  bessere  Gelegenheit  bot.  Und  da  ist  denn  wie  überall  auf 
der  Erde  auch  hier  der  alte  vage  Begriff  „Wilde“,  der  an  die 
„Barbaren“  des  klassischen  Alterthuras  gemahnte,  mehr  und  mehr 
eingeengt  worden. 

Man  hat  von  Negerreicheo  mit  einer  theilweise  alten  Ge- 
schichte, von  Neger-Industrie  und  dergl.  gehört,  kurz  man  hat  ein- 
gesehen, dafs  fast  allenthalben  im  „dunklen“  Kontinent  die  schwarze 
Rasse  auch  ihre  Kultur  hat,  die  zwar  nicht  die  unsere  ist,  aber 
doch  immerhin  in  einem  gewissen  Grade  den  Namen  „Kultur“ 
verdient.  Und  wer  will  denn  sagen,  wie  weit  diese  einheimische 
Geistesschöpfuug  sich  heute  entwickelt  haben  würde,  wenn  sie  nicht 
durch  den  scheußlichen  Sklavenhandel  gestört  worden  wäre,  der 
bekanntlich  nicht  erst  seit  der  Entdeckung  Amerikas,  sondern,  wenn 
auch  nicht  so  intensiv,  schon  seit  den  ältesten  Zeiten,  seit  den 
Tagen  Egyptens  und  Karthagos  so  verhängnisvoll  in  die  interne 
Entwicklung  Afrikas  eiogegriffen  hat!  Mao  betrachtete  aber  leider 
von  jeher  den  Neger  als  einen  Menschen  sozusagen  zweiter  Klasse, 
als  den  geborenen  Wcltproletarier,  wie  schon  die  früherhin  übliche 
Bezeichnung  der  Afrikaner  als  Hamiten  oder  Kanaaniten,  d.  b.  nach 
1.  Mose  I.,  9,  25  durch  Noahs  Fluch  zu  „Knechten  aller  Knechte 
unter  ihren  Brüdern“  Yerurthejlte  beweist. 

Die  schwarze  Rasse  hat  sich  nach  alledem  nicht  normal  ent- 
falten können.  Wie  viele  von  den  Mängeln , die  man  jetzt  noch 
an  ihr  findet  und  mit  deneo  man  ihre  Inferiorität  begründet,  mögen 
darauf  zurückzufübren  sein!  Und  wie  kann  man  einem  aeit  Jahr- 
tausenden gleich  dem  Wild  gehetzten  Menschenschlag  den  Vorwurf 
machen,  daß  er  keine  großen  Geisteswerke  geschaffen,  keine  Littc- 
rotur  und  dergleichen  besitze!  Wer  will  sagen,  was  unter  ähnlichen 
Verhältnissen  aus  der  kaukasischen  Rasse  geworden  wäre! 

Übrigens  vermag  der  unbefangene  Beobachter  noch  jetzt  im 
Negernaturell  zum  Mindesten  die  Reste  von  den  reichen  Gaben  und 
Anlagen  zu  entdecken,  die  eben  den  Begriff  des  Meuschau  aus- 
machen,  sodaß  er  prinzipiell  wenigstens  als  uns  ebenbürtig,  aß 
„Mensch“  im  vollsten  Sinne  bezeichnet  werden  maß.  Er  hat  musi- 
kalische und  dichterische  Talente,  besitzt  Geschmack  und  Farben- 
sinn, ist  fähig  zu  wahrer,  opfermutbigar  Liebe  und  dergleichen. 
Unter  den  schwarzen  Missionaren  giebt  es  sogar  schon  berühmte 
Sprachforscher,  Kartographen  usw.  Es  iat  auch  aicht  einmal 
richtig,  was  tausendfältig  behauptet  wird,  der  Kuger  sei  vorzugs- 
weise träge.  Mindestens  ist  er  das  nicht  mehr,  als  ei  die  südliche 
Lage  seiner  Heimatlilande  und  die  AK  der  sogenannten  Naturvölker 
überhaupt  bedingt.  Unsere  Vorfahren  waren  ja  auch  als  Bären- 
häuter berüchtigt,  und  doch  wird  Niemand  deshalb  der  germani- 
schen Rasse  überhaupt  die  Eignung  zur  Arbeit  abstreiten.  Neuere 
Gelehrte  haben  überdies  jene  Neigung  der  schwarzen  Rasse  gleich- 
falls aus  dem  schreckliches  Übel  der  Sklavenjagden  abgeleitet,  die 
eine  derartige  allgemeine  Unsicherheit  des  Eigeatbums  begründet 
hätten,  daß  Jeder  sich  gewöhnt  habe,  nicht  mehr  an  morgen  zu 
denken,  sondern  nur  für  die  nächsten,  unter  dem  südlichen  Himmels- 
strich so  unschwer  zu  befriedigenden  Bedürfnisse  zu  sorgen.  Gewiß 
aber  geht  man  nicht  fehl,  wenn  man  diese  Leichtlebigkeit  des  Negers 
mehr  aus  seiner  tändelnden  Kindesnatur,  aß  aus  einer  bewußten 
und  angeborenen  Sehen  vor  der  Arbeit  erklärt.  Daher  kommt  es 
denn  auch,  daß  der  Neger,  weno  man  ihn  nur  geschickt  zur  Arbeit 
anleitet,  wenn  man  es  versteht,  ihm  Freude  an  derselben  beizu- 
bringen,  sein  materielles  Interesse  dabei  zu  engagiren,  wie  es  die  ! 
Schweden  thaten,  indem  sie  den  Hochländern  vom  Kamerungebirge 
zeigten,  wie  viel  schöne  Sachen  sie  »ich  bei  ihnen  mit  dem  ans 
dem  l’rwalde  geholten  Gummi  kaufen  können  — daß,  sage  ich,  der 
Neger  dann  auch  fleißig  und  begeistert  zu  arbeiten  vermag. 

Alles  das,  was  wir  so  über  den  Neger  überhaupt  gesagt  haben, 
gilt  nun  aber,  und  zwar  vielfach  in  verstärktem  Grade,  auch  vom 
Kamerunneger.  Allerdings  weniger  von  den  Duallas  der  Küste, 
obwohl  diese  ebenfalls  mehrfach  noch  besser  sind  aß  ihr  Ruf,  wie 
denn  beispielsweise  das  ihnen  allein  eigene  System  dex  Trommel- 
sprache,  mittelst  der  sic  fast  mit  telegraphischer  Schnelligkeit  selbst 


detail lirtere  Mittbeilungen  in  die  Ferne  zu  senden  verstehen,  von 
manchen  Forschern  für  die  größte  geistige  Leistung  der  Neger 
überhaupt  gehalten  wird.  Im  übrigen  aber  sind  diese  Küsten, 
stäimnc  durch  die  relative  Unproduktivität  der  Gostaderegiou,  durd 
ihren  bequemen  und  einträglichen  Zwischenhandel,  sowie  durch  die 
lange  Berührung  mit  Weißen,  die  wohl  vielfach  tüchtige  Kauflente, 
aber  nnr  selten  auch  Tugend muster  und  pädagogische  Kapazität^ 
waren,  in  der  Tbat  etwas  degeoerirt. 

Ganz  anders  die  Binnenlandsstämme,  die,  gewiß  auch  ein  Be- 
weis von  der  Richtigkeit  unserer  Ansichten  über  das  NcgernaUirfll 
je  weiter  hinein  wohnend  und  daher  je  unberührter,  auch  eine  na 
so  bedeutsamere  Anlage  zeigen.  Von  dem  wahrhaft  überraschende 
Ackerbau  der  Bakundu  und  Bafarami  haben  wir  schou  gesprochen. 
Dazu  gesellen  sich  eine  Menge  hervorragende  technische  Fertig- 
keiten. Die  Bakwiri  flechten  Körbe  der  verschiedensten  Form  uod 
Größe,  die  auf  einer  enropäiseben  Industrie-Ausstellung  den  Preii 
erhalten  würden.  Die  Bakuodufrauen  drehen  u.  a.  unter  Zuhilfe- 
nahme von  nur  einem  konvex  geschnittenen  Holzstückchen  alb 
möglichen  Thongeßße,  die  sie  dann  über  das  ganze  umliegende 
Land  vertreiben.  „Es  war  erstaunlich,“  so  erzählt  Waldau  (a.a.ö. 

2,  124),  „einen  wie  sicheren  Blick  für  die  rechte  Form  sie  batten: 
kein  Gefäß  war  im  mindesten  schräge  oder  schief,  sondern  all« 
war  völlig  gleichförmig.“  Die  Bafarami  sind  sogar  auch  Schmied) 
und  sollen  so  schöne  Taschenmesser  verfertigen,  daß  dort  der- 
gleichen europäische  Waare  nicht  anzubriugen  ist  Die  Straßen 
ihrer  Städte  werden  mittelst  eiserner  Harken  von  gleichfall'  eis- 
heimischer Arbeit  von  allem  Unkraut  freigehalten  (s.  mein  »Kam-? 
run“,  S.  301).  Es  giebt  auch  Tischler  und  Maurer.  Waldau 
(a.  o.  0.  8.  121)  sab  einen  solchen  in  Bakundu  ba  Boa,  „der  dro 
Thon  mit  einer  Art  Mauerkelle  nahm,  ihn  an  der  Wand  festscbluc 
und  dann  mit  der  Kelle  glättete,  geradeso  wie  ein  Maurer  dah-ia 
in  Schweden.“  ln  den  Höfen  der  Häuser,  die  vielfach  mit  Vera»*)-*:! 
umgeben  sind,  findet  man  Rinnsteine  zum  Ableiten  des  Rcty» 
wassers,  die  Hausmauern  sind  vielfach  getüncht  und  selbst  bcm.ilt. 
das  Innere  zeigt  sich  nicht  selten  in  Zimmer  abgetheilt  und  mit 
Sessel u und  sogar  Tischen  ausgestattet,  und  tausend  Anderes  mehr. 

Ebenso  bietet  das  Gemülbtißbeo  der  dunkelhäiitigen  Bewohner 
unserer  Kolonie  manchen  interessanten  Zug.  Sie  sind  sehr  musi- 
kalisch und  zeichnen  sich  durch  feines  Tougehör  aus.  Sie  ver- 
stehen sich  auf  Stegreifdichtungen,  besitzen  Witz  und  Humor  und 
sind  überaus  gewandte  Redner.  Daneben  erscheinen  sie  aß  ' 

liehe  Naturbeobachtcr.  Ihre  politische  Verfassung  hat  zwar  da»  i 
patriarchalische  Stadium  des  Kantonsy sterns,  der  Bildung  lauter 
kleiner,  meist  nur  von  einer  einzigen  Stadt  repräae utirten  Staaten 
noch  nicht  überschritten,  ist  nach  inneu  aber  scharf  demokratUrii 
durcbgehildeU  Ihre  traditionell  fortgepflanzten  Gesetze  müssen  viel- 
fach drakonisch  streng  und  von  klarer  Rechtaerkenntoif*  dikürt 
beißen.  Beispielsweise  hört  man  bei  uns  allgemein,  der  Neger  sei  ein 
geborener  Dieb.  Aber  er  ist  dies  mehr  aus  einer  Art  kindlicher  Non- 
gier, die  vom  Eigenlbum  Anderer  geblendet  wird,  wie  der  Rite 
vom  blitzenden  Ringe.  Da»  Bewußtsein  vom  Unrecht  des  Li«b 
Stahls  ist  trotzdem  aber  in  der  Volksseele  vorhanden.  Denn  di««s 
Verbrechen  wird  durch  strenge  Strafen,  unter  Umständen  mit  Polt» 
und  Tod,  geahndet. 

Die  überall  vorzofindende  Sitte  der  Blutrache  redet  voo  der 
Tiefe  der  vorhandenen  Geschwisterliche,  der  Umstand,  dafsderTid 
ihrer  Kinder  die  Eltern  nicht  selten  aus  Schmerz  über  den  Verlust 
bi»  zum  Selbstmord  treibt,  von  dem  vorhandenen  Familiensiwi 
Zahlloses  ließe  sich  hier  noch  anfübren.  Wir  glauben  aber  genut 
getban  zu  haben,  wenn  wir  schließlich  noch  auf  das  aufriebtv* 
Verlangen  nach  Verbindung  mit  der  Kultur  des  Weißen  h io  deuten, 
dem  man  vielfach  selbst  tief  im  Lande  begegnet.  Es  herrsch 
nicht  selten  eine  Ahnung  in  den  Herscn  der  Neger  von  ihrem  kul- 
turell noch  liefen  Stande  sammt  brennender  Sehnsucht  nach  eia» 
Vervollkommnung.  Daher  nach  der  in  »einer  Äußerung  oft  ko- 
mische Nachahmungstrieb,  welcher  der  ganzen  Rasse  eigen  zu  sein 
scheint. 

Zieht  man  au»  allen  diesen  ThaUacheu  da«  Fazit,  so  ist  a 
doch  wohl  dies,  daß  selbst  der  Menschenschlag  in  Kamerun  iur 
untere  kolonialen  Ziele  da  draußen  ein  günstiges  Prognostikon 
stellt.  Wir  werdeu  Arbeiter  haben,  und  zwar  Arbeiter,  die  ud» 
nicht  bloß  die  Schätze  ihre«  Bodens  liefern,  sondern  dafür  auch 
als  willige  und  gelehrige  Zöglinge  die  Schätze  unserer  Kultur  ent- 
gegen nehmen. 

Aber  freilich,  der  Erziehung  wird  es  zur  Erreichung  die»« 
Doppel zieles  unserer  Kolonialpolitik  bedürfen,  und  dabei  werth n 
wir  wiederum  der  Beihilfe  der  Mission  nicht  entralhan  können.  1» 
dieser  Hinsicht  muß  es  mit  Freude  begrüßt  werden,  daß  mit  der 
Lust  zur  Kolonisation  neuerdings  auch  ein  größeres  Interensc  für 
die  Mission  im  deutschen  Volke  wach  gerufen  worden  ist.  Bisher 


1887. 


450 

EXPORT,  Organ  des  Central  Vereins  für  Handelsgcograpbie  etc. 


Nr.  30, 


überliefs  man  diese  bei  uns  nahezu  ausscbliefslicb  den  speziell 
kirchlichen  Kreisen.  Ja,  man  feindete  dieselbe  aus  religiöser  Prin- 
zipiinreiterci  nicht  selten  an,  ohne  ihre  hohe  politische  Bedeutung, 
oder  wenigstens  ihre  Fähigkeit,  eine  solche  zu  erlangen,  zu  er- 
kennen. Auch  in  dieser  Hinsicht  zeigte  sich  das  deutsche  Volk 
als  an  praktischem  Weitblick  unter  den  Engländern  stehend.  Bei 
diesen  war  das  Missionswerk,  trotzdem  dafs  es  dort  gewifs  ebenso 
viele  religiöse  Meinungsverschiedenheiten  giebt,  als  bei  uns,  von 
jeher  populär,  weil  man  wohl  sab,  welche  Pionierdienstc  dasselbe 
den  nachdringenden  materielleren  Interessen  leisten  kann.  Und 
thatsäeblich  verdankt  der  weltbcherrscbcnde  englische  Handel  von 
Keinen  glänzenden  Erfolgen  nicht  weuige  eben  der  Mission. 

Noch  unverkennbarer  ist  die  Bedeutung  der  letzteren  für  das 
Moralische,  für  die  kulturelle  Hebung  der  in  Frage  kommenden 
Eiogeboreut-u  eines  Gebietes,  ich  hübe  zwar  oft  die  Behauptung 
aus  dem  Munde  von  Europäern,  Seeleuten  oder  Händlern,  gehurt, 
Hufs  die  bekehrten  Neger  immer  noch  gröfsere  Schufte  seien  als 
die  noch  heidnischen.  Es  mag  sich  das  in  Wahrheit  häutig  so  ver- 
halten; indefs  kommt  das  daher,  dafs  sich  Anfangs  immer  allerhand 
unlautere  Elemente  aus  Gewinnsucht  oder  sonst  einem  äufscrlichen 
Grunde  zu  der  neuen  Lehre  drängen,  Elemente,  die  bereits  ver- 
dorben und  von  ihrer  einheimischen  Religion  abtrünnig  geworden 
waren,  während  gerade  die  tieferen  und  besseren  Naturen  an  der 
letzteren  zäher  festbalten  und  daher  dem  christlichen  Banner  sich 
erst  später  naben. 

Außerdem  treten  diese  wenig  erfreulichen  Erscheinungen  im 
Grunde  doch  nur  vereinzelt  auf.  ln  der  Regel  stellen  sieb  dem 
Reisenden  an  der  afrikanischen  Westküste  erfreuliche  Wirkungen 
der  Mission  entgegen.  Man  mufs  beispielsweise  an  der  Goldküste 
die  Zöglinge  der  Baseler  Mission  gesehen  haben,  wie  sie,  Männer 
sowohl  als  Frauen,  sittsam  und  sauber  bekleidet  einhergeheu,  im 
Gegensatz  zu  ihren  fast  nackten  SUmmesgeno&sen,  die  noch  Heiden 
blieben,  wie  sie  ferner  in  einfachen  Werkstätten  als  Schneider,  Gold- 
schmiede, Tischler  fleißig  hautiren,  wo  dieso  trüg  herumlungern,  wie 
sie  endlich  eine  schon  auf  ihrem  Antlitz  und  in  ihrem  ganzen  Wesen 
ausgeprägte  Bescheidenheit  und  Würde  besitzen,  wo  diese  nur  lär- 
mend und  keck  nuflreten.  Einen  nicht  weniger  günstigen  Eindruck 
erhält  man  selbstverständlich  auch,  wenn  man  den  Spuren  einer 
katholischen  Mission  nachgeht.  Ich  besucht«  beispielsweise  in  Goree, 
in  Französisch  Senegambien,  die  dortige  Missionsschule,  ein  großes, 
luftige*  und  durchaus  sauberes  Gebäude  mit  regelrechten  Klassen- 
zimmern, in  welchen  Landkarten  und  selbst  Tafeln  mit  Abbildun- 
gen naturwissenschaftlicher  Objekte  die  Wände  zierten.  In  einem 
Schuppen  im  Hofe  unterzogen  sich  einige  der  Schüler,  prächtige 
kleiuc  W oll  köpfe,  mit  Eifer  und  Geschick  der  ihnen  gestellten  Auf- 
gabe, Flaschen  zu  spülen.  Ja,  wer  Solches  sieht  und  damit  den 
Zustand  der  nackt  auf  den  Straften  herumbdlenden  heidnischen 
Jugend  vergleicht,  der  kann  ja  doch,  und  wenn  er  im  übrigen  dor 
eingefleischteste  Gegner  aller  kirchlichen  Dinge  wäre,  den  Segen 
der  Mission  und  ihre  zum  wenigsten  grobe  kulturelle  Bedeutung 
nicht  fürder  verkennen. 

Auch  in  Kamerun  tritt  diese  letztere  jedem  Unbefangenen  ent- 
gegen. Mag  auch  die  vom  Kongo,  von  Fernando  Po  und  wer  weif* 
noch  von  sonstwoher  zusaimucngekrhrtc  Bevölkerung  von  Viktoria 
von  etwas  zweifelhaftem  Charakter  sein:  immerhin  ist  dem  Orte 
doch  schon  einigermafsen  der  Stempel  einer  wenigstens  äußeren 
Zivilisation  durch  die  Baptistenmisnion  aufgedrückt  worden,  was 
die  Stadt  im  Vergleich  niit  den  noch  etwas  sehr  primitiven  Ort- 
schaften des  Kamerungehirges  immerhin  einen  leidlich  günstigen 
Eindruck  machen  läfst.  In  Kamerun- Stadt  erfreut  schon  von  Weitem 
der  Anblick  des  groben,  fast  schloßartigen  Missionshauses.  Und 
steigt  man  dann  zu  den  Negerstädten  hinauf,  so  hat  man  in  den 
zumeist  massiven,  mit  Fenstern  versehenen  stattlichen  und  sauberon 
Wohnhäusern,  die  man  dort  mitten  unter  den  niedrigen,  finsteren, 
scliuppenartigen , nur  aus  leichtem  Geflecht  hergestellten  Hütten 
»ich  erheben  siebt,  die  Schöpfungen  von  bekehrten  Schwarzen  vor 
sich.  Den  gewaltigsten  Eindruck  hat  aber  in  dieser  Hinsicht  doch 
der  Besach  bei  dem  Missionar  Kicbardson,  25  deutsche  Meilen 
von  dor  Küste,  mitten  in  einem  unermeßlichen  Urwaldmeere,  auf 
mich  gemacht.  Schon  die  freundlichen,  von  einem  hohen  Pallisadcn- 
zaun  umschlossenen,  in  einem  sauberen,  mit  Taubenhäusern  und 
Blumenbeeten  gezierten  Hofe  sichenden  Gebäude,  die  Glocke  an 
hoher  Stange,  das  Kirchlein,  die  ganze,  einen  wunderbaren  Frieden 
athmende Idylle  inmitten  der  grofsen  Wildnifs,  müssen  eine  ergreifende 
Wirkung  selbst  auf  das  Gcwüth  der  rohen  Neger  ausüben.  Aller- 
dings hat  der  biedere  Gottcsmann  in  den  7 Jahren  seines  Aufent- 
halts nur  erst  6 der  umwohnenden  Bnkundu  bekehrt,  und  die 
bezügliche  Angabe  in  meinem  Buche  ist  von  voreingenommenen 
Männern  als  ein  neues  Zeugnifs  gegen  die  Mission  ausgebeutet 
worden.  Aber  diese  Herren  haben,  absichtlich  oder  unabsichtlich, 


versäumt,  auch  das  mit  za  verbreiten,  was  ich  auf  derselben  Seite 
betone,  dafs  der  indirekte  Einflufs,  den  da*  Weilen  des  Missionars 
und  seiner  trefflichen  Frau  unter  jenen  Naturkindern  auageübt  hat, 
ein  ungeheuer  veredelnder  und  zivilisirender  gewesen  ist  Und 
wenn  dort,  so  tief  drinnen  im  Lande,  der  Boden  doch  schon  so 
geebnet  ist,  dafs  daselbst  leichter  als  an  irgend  einem  anderen 
Punkte  eine  Faktorei  begründet  werdeD  könnte,  so  ist  das  eben 
das  nicht  wegzuleugnende  Verdienst  jenes  Glaubensboten  (vgl. 
mein  .Kamerun“,  S.  240 ff.). 

Ohne  Mission  geht  es  nicht  io  Kamerun,  da*  haben  auch  schon 
Zöllcr  und  Andere  betont.  Hat  sich  doch  auch,  möge  man  sonst 
von  der  Religion  denken,  wie  man  wolle,  dieselbe  in  der  groben 
Kulturgeschichte  der  Menschheit  als  ein  pädagogischer  Faktor  er- 
wiesen, für  den  man  noch  immer  keinen  Ersatz  gefunden  hat. 

Dafs  aber  Mission  auch  in  Kamerun  möglich  ist,  das  werden 
schon  die  bisherigen  Ausführungen  gezeigt  haben.  Allerdings  scheint 
einigen  Stämmen,  namentlich  den  der  Küste  näheren,  eine  be- 
stimmte Gottesidee  und  religiöser  Sinn  überhaupt  za  fehlen.  Aber 
genauer  besehen,  haben  doch  auch  sie  mancherlei  Gebräuche,  die 
darauf  hindeuten,  daß  sie  ebenfalls  ursprünglich  eine  Religion  (wie 
es  scheint,  einen  Lichtdienst)  besafsen,  die  ihnen  nur  bei  der  Ver- 
drängung aus  dem  Innern  des  Kontinents,  der  diese  Küstenrassen 
unterworfen  waren,  abhanden  gekommen  sein  mag,  wie  denn  die 
weiter  im  Hinterlande  sitzenden  Stämme,  Bakundu  und  Bafarami, 
wirklich  auch  noch  eine  Religion  und  sogar  eine  Art  Kultus  auf- 
weisen. 

Die  Punkte,  wo  im  Binnenlande  die  Mission  festen  Fufs  fassen 
könnte,  ausfiudig  zu  machen,  dürfte  gleichfalls  nicht  schwer  halten. 
Sic  fallen  im  Allgemeinen  mit  jenen  zusammen,  die  wir  für  die 
Anlegung  von  Binnenfaktoreien  empfahlen,  wie  denn  überhaupt 
nichts  Ersprießlichere«  und  für  beide  Theile  Praktischeres  gedacht 
werden  küunle,  als  ein  möglichst  inuiges  Zusammengehen  beider 
Faktoren,  des  merkantilen  und  des  religiösen  Pioniers. 

Wenn  ich  nun  meine  Ausführungen  abscbliefse,  die  nicht  den 
Anspruch  machen,  maßgebende  Direktiven  zu  crthcileu,  sondern 
nur  bescheidene,  auf  eigene  Anschauung  üasirte  Anregungen  sein 
wollen,  so  denke  ich,  dafs  die  Frage:  .Hat  Kamerun  eine  Zukunft?“ 

— als  eine  offene,  zweifelhafte  nicht  mehr  betrachtet  werden  kann. 
Und  für  wen  sie  cs  noch  immer  wäre,  der  raüfste  seine  Zweifel 
doch  verstummen  lassen  vor  der  jüngst  bekannt  gewordenen,  über- 
aus deutlich  redenden  Thatsacho,  dafs  Kamerun  im  verflossenen 
Jahre  der  Regierung  einen  Bruttoertrag  von  nahezu  60  000  , f( 
ergeben  hat,  sodafs  also  wenigstens  eine  völlige  Deckung  seiner 
Verwallungakosten  durch  die  Einnahmen  schon  in  naher  Zeit  be- 
vorsteht. 

Ja,  Kamerun  hat  eine  Zukunft,  ist  ein  grober,  werthvoller  Be- 
sitz! Möchten  wir  aber  nur  mit  dieser  Erkenntniß  un*  nicht  be- 
gnügen, etwa  wie  ein  schlechter  Landwirth,  der  stolz  ist  auf  einen 
zusammengekauften  Komplex  fruchtbarer  Ländereieo,  dieselben  je- 
doch nun  brach  liegen  läßt.  Erwarten  wir  nicht  ferner  Alles  von 
unserer  Reicbsregierung!  Gerade  für  Kamerun,  das  ja  eine  eigent- 
liche Reichskolouie  mit  einer  förmlichen  Staatsverwaltung  darstellt, 
bat  diese  so  viel  gethan.  Am  Volke  ist  es  nun,  durch  merkantile 
und  ähnliche  Unternehmungen  das  Werk  weiter  nuszubuuen,  am 
deutschen  Volke,  das  seither  mit  Vorliebe  immer  für  nicht  selten 
höchst  gewagte  Finanzoperationen  fremder  Staaten  Geld  genug  zur 
Verfügung  batte,  dem  nunmehrigen  eigenen  Besitzlhum  aber  noch 
immer  so  kühl  gegenübersteht. 

Möchte  es  in  dieser  Beziehung  doch  recht  bald  anders  werden 

— dann  dürfte  Kamerun,  das  in  der  Theorie  bereits  als  werthvoller 
Besitz  dastebt,  ein  solcher  bald  auch  io  praxi  werden! 


Süd-  Amerika. 

Die  neuen  Niederlassungen  am  Itapocü.  Vergl.  Export  No.  25. 
(Originalbericht  aus  Itapocii,  Juni  1887.)  Bevor  ich  in  meiner 
Berichterstattung  über  die  Kolonisation  des  Itapocüthales  fortfahre, 
sehe  ich  mich  veranlafst,  eines  erneuten  Angriffes,  den  mein  erster 
Bericht  erfahren  hat,  Erwähnung  zu  thun,  und  hieran  die  Be- 
sprechung einiger  Fragen  von  allgemeinem  Interesse  zu  knüpfen. 
Der  Angriff  ging  diesmal  von  der  seit  Anfang  dieses  Jahres  in 
Joinville  erscheinenden  Zeitung  „Reform“  aus,  und  Ist  an  eine  Er- 
widerung auf  die  Besprechung  meines  ersten  Berichts  geknüpft, 
welche  ich  der  „Reform*  in  dem  guten  Glauben  übergeben  hatte, 
dafs  damit  die  ganze  Sache  erledigt  sei,  jedenfalls  aber  diese  in 
durchaus  ruhigem,  und  nach  dem  eigenen  Ausdruck  der  „Reform* 
versöhnendem  Ton  gehaltene  Zuschrift,  nicht  von  derselben  Zeitung 
als  Basis  für  einen  neuen  Angriff  benutzt  werden  würde. 

Sachlich  enthält  derselbe  nicht*,  was  nicht  schon  von  ITerrn 
Direktor  Bros tl ein  in  der  „Kolonie-Zeitung“  in  präziserer  Form 


Nr.  30. 


4G0 

EXPORT,  Organ  des  Centralvcreins  für  Handelsgeographic  etc. 


1887. 


beigebracbt  worden  wäre;  das  Neue  liegt  allein  in  einer  Reihe  per-  [ 
sönlicher  Angriffe  und  Vorwürfe,  die  ich  vollständig  ignorire,  da 
ich  nicht,  wie  die  Redaktion  der  Reform,  die  Presse  för  ein  zu 
Kämpfen  för  und  gegen  Privatpersonen  geeignetes  Feld  halte.  Nor 
soweit  Verhältnisse  von  allgemeinem  lutercssu  hierbei  in  Frage 
kommen,  will  ich  näher  auf  dieselben  eingeben. 

Die  Redaktion  der  „Reform“  hält  es,  wie  sie  mehrfach  des 
breitesten  ausföhrt,  für  unmöglich,  das  ich  in  den  Fragen,  die  ich 
in  meinem  ersten  Bericht  bebaudolt  habe,  durch  meinen  hiesigen  ein- 
jährigen Aufenthalt  irgend  welches  Urtheil  gewonnen  habe,  und  meint, 
daß  meine  Universitätsstädten  hierbei  mir  eher  zum  Nachtbeil  als 
zum  Vortheil  gereichten.  Ich  würde  diese  Behauptung  gar  nicht 
der  Beachtung  für  wertb  halten,  wenn  sie  nicht  der  Spiegel  einer 
die  ganze  gebildete  Einwohnerschaft  von  Joiovjlle  beherrschenden 
Qedankenricbtung  wäre,  welche  hin  und  wieder  eine  gewisse  Miß- 
stimmung zwischen  dieser  und  den  neuangekominenen  Fremden  er* 
zeugt.  Einen  Tbeil  der  Schuld  tragen  diese  letzteren  allerdings 
selbst.  Jeder  halbwegs  gebildete  Deutsche,  der  nach  Brasilien 
geht,  hat  die  verschiedensten  Schriften  über  dieses  Land  gelesen 
und  sich  auf  Grund  dieser  Lektüre  nun  ein  ganz  bestimmtes  Urtheil 
gebildet,  an  welchem  er  im  Anfang  seines  Hierseins  den  entgegen- 
stehenden Urtbeilen  der  länger  Ansässigen  gegenüber  meisteotheils 
um  so  hartnäckiger  festhält,  als  sich  an  dieses  Urtheil  gewöhnlich 
allerhand  mehr  oder  weniger  abenteuerliche  Plaue  knüpfen,  die 
ihrem  Erfinder  in  allerkürzester  Frist  Reicblhum  und  Ansehen  zu 
verschaffen  bestimmt  sind.  Bedenkt  man  nun,  dafs  die  hiesige 
Einwohnerschaft  schon  Jahrzehnte  lang  alljährlich  einen  solchen 
Schwarm  von  Projektenmachern  ihre  verschrobenen  Ideen  als  Aus- 
geburt einer  ganz  besonderen  Weisheit  ausgehen  bürt,  so  kann  man 
cs  ihr  durchaus  nicht  verdenken,  wenn  sic  den  Gedankenschatz 
eines  jeden  Fremden  mit  einem  gewissen  Mißtrauen  betrachtet. 
Allein  diese  an  und  für  sich  berechtigte  Stimmung  zieht  nun 
weitere  Kreise  und  geht  dabei  über  die  Grenzen  der  innerlichen 
Berechtigung  hinaus.  Der  gebildete  Joinvillenser  macht  dem  Fremden 
gegenüber  fast  ausnahmslos  die  Wahrnehmung,  daß  er  ihm  in  der 
ßenrtheilung  aller  die  Verhältnisse  Brasiliens  und  dessen  Koloni- 
sation betreffenden  Fragen  ganz  entschieden  überlegen  ist,  und  da 
diese»  Thema  den  häufigsten  Gesprächsstoff  in  der  Unterhaltung 
mit  Neuangekommenen  bildet,  so  zieht  er  nur  zu  oft  daraus  den 
Schluß,  daß  es  in  anderen  Fragen  ähnlich  sein  müsse.  Daraus 
folgt  im  Allgemeinen  eine  Überschätzung  der  eigenen  und  eine 
Unterschätzung  der  fremden  Kenntnisse  and  geistigen  Fähigkeiten. 
Dein  gegenüber  sollte  man  doch  bedenken,  dafs  in  einem  Lande, 
wie  Deutschland,  die  Möglichkeit,  seine  Kenntnisse  zu  erweitern 
und  seine  geistige  Bildung  nach  allen  Richtungen  bin  zu  vertiefen 
eine  nnendlich  größere  und  mannigfaltigere  ist,  als  in  den  dcutsch- 
brasiliauischen  Kolonien,  welche,  wie  alle  jungen  Kulturländer, 
noch  zu  tief  im  Kampfe  um»  materielle  Dasein  stecken,  als  daß 
sie  genügende  Muße  zur  Pflege  höherer  geistiger  Güter  hätten. 
Niemaudem  wird  es  cinfallen,  den  Bewohnern  derselben  daraus 
einen  Vorwurf  zu  machen  — ultra  posse  nemo  obligatur  — allein 
dieselben  sollten  sieb  doch  auch  hftteu,  diese  geistigen  Güter  zu 
gering  zn  schätzen,  und  stets  bedenken,  daß  ihr  Erwerb  mindestens 
ebensoviel  Fleiß  und  Anstrengung  kostet,  wie  der  Erwerb  materieller 
Güter. 

Allein  selbst  in  den  Fragen,  um  welche  es  sich  hier  speziell 
handelt,  sollte  man  sich  nicht  allzu  einseitig  auf  die  selhstgewonne- 
nen  empirischen  Kenntnisse  steifen.  Denn  man  sollte  doch  cin- 
sehen  lernen,  daß  die  Theorie,  wie  sie  iu  den  Büchern  über  Ko- 
lonisation, Ackerbau,  Gewerbe,  Haudel  uud  andere  Zweige  der 
Nationalökonomie  niedergelegt  ist,  von  vereinzelten  Fällen  abge- 
sehen, bei  den  gegenwärtig  herrschenden  wissenschaftlichen  Me- 
thoden nichts  ist,  als  die  gesammelten,  gesichteten  und  durch- 
geistigten Erfahrungen  der  Praxis.  Weit  entfernt  also,  daß  die 
Kenntniß  der  Theorie  dem  angehenden  Praktiker  schadet,  lehrt  sie 
ihn  vielmehr,  schärfer  die  wesentlichen  Punkte  zu  beobachten  und 
befähigt  ihn  daher  schneller,  sich  ein  Urtheil  Über  die  wichtigsten 
Fragen  zu  bilden,  als  es  der  in  der  Theorie  unbewanderte  Laie  zn 
thun  im  Stande  ist. 

Daß  einem  solchen  Menschen  im  Anfänge  seiner  Th&tigkcit 
Gedanken  kommen  können,  die  dem  herrschenden  System  zuwider- 
laufen, giebt  übrigens  die  Redaktion  der  „Reform“  zu,  bestreitet 
demselben  aber  das  Recht,  diese  Gedanken  zu  veröffentlichen;  so 
weit  also  reicht  nach  dem  Verfasser  de*  betreffenden  Artikels  die 
Freiheit  der  Meinungsäußerung  hier  zu  Laude  nicht! 

Die  liier  geschilderte  Stimmung  herrscht,  soweit  ich  es  be- 
urtbeilen  kann,  auch  in  anderen  Kolonien,  und  dariu  liegt  meines 
Krach ten s eine  gewisse  Gefahr  für  unsere  jungen  kolonisatorischen 
Bestrebungen.  Theorie  und  Praxis  sollten  sich  nicht  feindlich  gegen- 
il  bersteben,  sondern  gemeinsame  Sache  machen.  Das  Beispiel  der 


neueren  Landwirtschaft  zeigt,  welch'  ungeheurer  Vortheil  au» 
solchem  gemeinschaftlichen  Vorgehen  für  die  Sache  selbst  entspringet! 
kann. 

Aus  dem  Artikel  der  „Reform“  will  ich  nur  noch  die  Be- 
hauptung erwähnen,  daß  meine  Betrachtungen  über  die  hiesige 
Kolonisation  wegen  der  wenigen  in  ihnen  enthaltenen  tadelnden 
Bemerkungen  von  einem  geriebenen  Journalisten  leicht  als  Wafit 
gegen  die  ganze  Kolonie  ausgebeutet  werden  könnten,  zumal,  da 
heutzutage  die  „gesammte  deutsche  Presse  Front  gegen  Brasilien 
macht  uud  jede  Gelegenheit  herbeisucht,  um  gegen  Brasilien  zu 
schreiben.“  Ober  die  Richtigkeit  letzterer  Behauptung  bin  ich 
leider  nicht  zu  urtbeilen  mehr  im  Stande  und  überlasse  es  daher 
den  Lesern  des  „Exports“,  die  Frage  zn  beantworten,  ob  die  Re- 
daktion der  „Reform“  nicht  etwa  das  „Berliner  Tageblatt“  mit 
der  „gesammteu  deutschen  Presse“  verwechselt  hat.  Der  Behauptung 
selbst  liegt  aber  ein  ganz  verwerflicher,  ich  möchte  sagen  corrmn- 
pirender  Gedanke  zu  Grunde.  Denn  der  Verfasser  verlangt  doch 
schließlich  nichts  Anderes,  als  daß  die  Berichte  über  brasilianische 
Kolonien  nur  die  gute  Seite  derselben  hervorheben.  alles  Schlechte 
und  Mangelhafte  aber  mit  Stillschweigen  übergehen  sollen,  damit 
den  gegnerischen  Blättern  kein  Material  zur  Bekämpfung  unserer 
Kolonien  iu  die  Hand  geliefert  werde. 

Ich  meinerseits  kann  dem  Verfasser  jenes  Artikels  die  Ver- 
sicherung gehen,  dafs  mir  die  Wahrheit  höher  steht,  als  solche 
journalistischen  Kniffe,  und  daß  ich,  falls  ich  in  meiner  Bericht- 
erstattung fortfahren  sollte,  nicht  aufhören  werde,  die  volle  Wahr- 
heit zn  berichten.  Daß  hierunter  nur  reine  subjektive  Wahrheit  ver- 
standen werden  kann,  ist  selbstverständlich.  Wird  mir  nachgewit'cn, 
daß  meino  Überzeugung  eine  irrige  war,  so  wurde  ich  stets,  wir 
ich  das  schon  cinma]  gethan,  ohne  jedes  Zögern  und  ohne  die 
geringste  Spur  von  Ärger  oder  Reue  darüber  zu  empfinden,  meine 
Irrthümer  offen  eingestehen.  Die  brasilianischen  Kolonien  haben 
im  Übrigen  auch  durchaus  nicht  nöthig,  das  offene  Tageslicht  in 
1 scheuen  und  am  allerwenigsten  haben  die  Berichterstatter  über  die- 
selben — seien  es  nun  zufällige  oder  dauernde  — es  nöthig,  sich 
von  hiesigen  Journalisten  den  Mund  verbieten  oder  sieb  über  den 
Umfang  und  Inhalt  ihrer  Berichterstattung  von  denselben  Vorschriften 
machen  zu  lassen.  — 

An  dem  Wege  nach  dem  Itapocü  wird  seit  ungefähr  einer 
Woche,  nachdem  die  Arbeiten  eine  Zeitlang  fast  g iozlieb  darnieder-  . 
gelegen  hatten  mit  großem  Eifer  und  an  vielen,  besonders  aber  ‘ 
an  den  schlechtesten  Stellen  gearbeitet.  Kommt  nichts  dazwischen.  J 
so  können  wir  hoffen,  nach  Ablauf  einiger  Monate  endlich  eine 
fahrbare  Straße  zu  haben.  Einem  wie  großen  Uehelstande  damit 
abgeholfen  wäre,  lernt  man,  je  länger  man  dort  ist,  desto  mehr 
einsehen.  Gerade  die  ungewöhnlich  große  Entfernung  der  Ansiede- 
lungen am  Itapocü  von  der  fahrbaren  Südstraße  — zwischea 
beiden  liegt  erstens  noch  die  deutsch-russische  Kolonie  Bruderthil 
und  zweitens  der  projektirte  Stadtplatz  Gültzow  — vergrößert  die 
Nachtheile,  die  auB  dem  Mangel  eines  fahrbaren  Weges  entstehen, 
ungemein.  Herr  Direktor  Brustlein  batte  in  seiner  Entgegnon? 
auf  meinen  ersten  Bericht,  als  ein  Aequivalent  dieser  Nachtheile 
die  Möglichkeit  bezeichnet,  daß  der  neue  Kolonist  durch  die  Ar- 
beiten an  dem  erst  herznstellenden  Wege  vor  seinem  Grundstock’' 
ciue  bequeme  Gelegenheit  hätte,  sich  etwas  zu  verdienen,  während, 
wenn  der  Weg  schon  vor  seinem  Einzüge  fertig  wäre,  er  erst 
einige  Kilometer  weit  gehen  müßte,  ehe  er  Arbeit  finde,  und  d»- 
durch  die  Möglichkeit  verlöre,  die  Wegearbeiten  zugleich  mit  des 
Arbeiten  auf  seinem  Grundstücke  zn  verrichten.  Dieser  Yortbfii 
kann  aber  meiner  Ansicht  nach  nur  dann  als  ein  ausreichende« 
Äquivalent  jener  Nachtheile  gelten,  wenn  erstens  der  Kolonist  durch 
prompte  Auszahlung  seines  Lohnes  zu  ungesäumter  Verrichtung 
der  Wegearbeiten  angetrieben  wird,  nnd  weon  insbesondere  die 
fertige  Fahrstraße  von  der  jeweiligen  neuen  Ansiedelung  nicht  so 
weit  entfernt  liegt,  wie  das  llapocüthal  von  der  letzten  fahrbarer 
Strecke  der  Südstraße.  In  diesem  Falle  »teigem  sich  die  Nach- 
tbeile durch  die  Schwierigkeit  und  Kostspieligkeit  des  Transport* 
der  nothwendigen  Bedürfnisse  in’s  Ungeroessene.  Am  wenigstes 
wird  das  noch  gefühlt  hei  denjenigen  Sachen,  die  von  den  Veo- 
disten  — deren  wir  jetzt  schon  vier  am  Itapocü  haben  — regel- 
mäßig eiogeführt  uoa  verkauft  werden.  Man  muß  dieselben  !•*! 
sehr  viel  theurer  bezahlen  als  io  Joinville,  aber  man  ist  doch  hi« 
wenigstens  der  Sorge  uberhohen,  wie  die  Sachen  überhaupt  berat)* 
zuschaffen  sind.  Allein  diese  Sorge  tritt  an  den  Kolonisten  io 
lästigster  Weise  heran,  wenn  es  sich  nicht  um  jene  gewöhnlichsten 
Bedürfnisse  — Lebensrnittel  und  etliche  Bekleidungsgegenständo  — 
sondern  beispielsweise  um  Pflanzgut  und  Geräthscbafteo  bandelt 
Die  Brasilianer,  welche  schon  längere  Zeit  am  linken  Uf« 
des  Itapocü  ansässig  sind  — die  deutsche  Kolonisation  er- 
streckt sich  vorläufig  nur  auf  das  rechte  Ufer  derselben  — 

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1887. 


Nr.  30. 


461 

EXPORT,  Organ  des  Centralvereins  für  H&odeßgeogr&phie  etc 


pflanzen  fast  ausschließlich  Zuckerrohr  und  Maudioca,  daneben 
meistens  nur  noch  Mais  und  Bohnen,  aber  letztere  in  .so  geringem 
Umfange,  daß  sie  davon  kaum  Pflanzgut  an  deutsche  Kolonisten 
abgelassen  haben.  Diese  mußten  also  alles  von  Joinville  resp. 
der  Südstraße  her  einschleppen,  was  um  so  lästiger  war,  aß  alle 
die  Suchen,  die  man  im  Anfang  baut,  Mais,  Bohnen,  Reis  und 
Knollengewächse  ein  verbältuißmäßig  großes  Gewicht  buben. 
Bataten  fanden  sich  zwar  auch  bei  dm  Brasilianern , allein  wie 
aich  spfiter  herauastellte,  nur  die  weniger  ertragreiche  6 bis 
8 Monate  Wachsthuuiszeit  beanspruchende  Sorte,  während  die 
ertragreichen,  in  4 Monaten  reifende  Viktoria- Batate  aus  Joinville 
eingeführt  werden  mußte.  Auch  bezüglich  de»  Zuckerrohrs  ist 
man  auf  die  von  den  Brasilianern  gebauten  Sorten  angewiesen. 
Will  Jemaud,  wie  ich  das  jetzt  in  Absicht  habe,  eine  neue  aus 
Rio  de  Janeiro  hier  eiugefiibrte  und  an  der  In  seist  raße  — der 
Perle  von  Dona  Franzisca  — mit  bestem  Erfolg  gebaute  Sorte 
anpflauzen,  so  stellt  sich  einem  solchen  Verlangen  aufs  neue  die 
Sorge  um  den  Transport  hemmend  in  den  Weg.  Allein  in  diesem 
Falle  läßt  »ich  die  Sache  doch  schließlich  noch  ausführeu, 
schlimmer  aber  sieht  es  noch  mit  dem  Import  von  jungen  Kaffee- 
hiumchen  aus,  deren  ich  vorläufig  2000  auf  einem  vorzüglich 
gelegenen  Hügel  in  meinem  Grundstück  aupflanzen  will.  Es  giebt 
in  Dona  Franziscu  Niemanden,  der  mir  diese  Anzahl  zur  Verfügung 
stellen  könnte.  Der  Kaffee  wird  von  einzelnen  Kolonisten  zwar 
angebaut,  aber  in  so  geringem  Umfange,  daß  ich  von  Jedem  viel- 
leicht nur  etliche  hundert  Stück  erhalten  konnte.  Wie  soll  ich 
es  nun  anfangen,  um  dieselben  alle  zu  erhalten?  Soll  ich  für 
jede  hundert  Pflanzen  mir  einen  Mann  engagireo,  der  »ie  mir 
herausträgt,  und  werde  ich  jetzt,  wo  die  Feldarbeiten  am  drin- 
gendsten werden,  immer  solche  Träger  zur  Verfügung  haben? 
Wahrscheinlich  werde  ich  versuchen  müssen,  dieselben  per  Kanoe 
von  dem  unteren  ltapocü  zu  beziehen,  aber  da  e*  sich  hier  allein 
um  Brasilianer  handelt  — sowohl  was  die  Kaffeeb&umcbenhesitzer 
wie  die  Kanoeßhrer  betrifft  — so  bin  ich  vollständig  dem  Zufall 
preisgegeben,  da  man  auf  die  Ausführung  einer  durch  Brasilianer 
gegebenen  Zusage  niemals  rechnen  kann.  Leider  ist  die  Direktion 
in  Folge  ihrer  ganzen  Organisation  und  der  Überhäufung  mit 
Bureauarbeiten,  kaum  in  der  Lage,  in  solchen  Fällen  dem  Kolo- 
nisten bülfreich  zur  Seite  zu  stehen. 

Auch  bezüglich  des  anderen,  oben  hervorgehobenen  Punktes, 
des  schwierigen  Transportes  von  Gerätschaften , kann  ich  aus 
eigener  Erfahrung  mit  einem  Beispiel  meine  Behuuptung  bekräftigen. 
Um  die  Kosten  meiner  Maisernte  nicht  durch  den  Transport  der 
Kolben  vom  Felde  mittelst  Körben  allzu  sehr  zu  steigern,  be-  i 
uöthigte  ich  irgend  eines  geräumigeren  und  bcqueincron  Trunsport- 
mittels.  Nun  hat  sich  zwar  an  ltapocü  ein  Tischler  niedergelassen, 
der  mir  einen  Handwagen  ganz  gut  hätte  herstellen  können,  allein 
wie  sollte  die  Arbeit  des  Tischlers  zum  Schmied  nach  Joinville 
und  wio  der  fertige  Wagen  wieder  nach  dem  ltapocü  hinaus- 
geschafft  werden?  Ich  beschränkte  mich  daher  darauf,  in  Joinville 
eine  Schubkarre  anfertigen  zu  lassen,  schaffte  dieselbe  per  Wagen 
bis  zum  Eude  der  Straße,  und  machte  mich  nun  daran,  dieselbe, 
nachdem  sie  mit  einigen  nothwendig  zu  trausportirenden  Sachen 
vollgepackt  war,  mit  Hülfe  eines  Jungen  fortzu schaffen.  Wahrlich 
ein  saures  Stück  Arbeit,  schwerer  und  mühseliger  noch  aß  es  der 
Transport  mittels  Pferden  war.  Ich  will  gar  nicht  davon  reden, 
daß  die  Kurre  in  den  vielen  über  den  Weg  laufenden  Wurzeln 
fortwährende  Hemnim*  fand,  die  oft  nur  durch  Nachhülfe  an 
der  Radbewegung  überwunden  werden  konnten,  daß  sie  oft 
über  quer  auf  dem  Wege  liegende  Baumstämme  hinüber- 
gehoben werden  mußte,  alles  das  wäre  noch  zu  ertragen  ge- 
wesen, allein  da  waren  vor  allen  Dingen  die  verrufenen  Schluchten 
vor  Bruderthal.  Man  hat  zwei  Wege,  um  iu  diese  Kolonie  zu  ge- 
langen. Die  ältere  Pikade  führt  über  zwei  Berge,  die  neuere,  dcu 
späteren  Straßenlauf  repräsentirende,  führt  am  Fuße  derselben, 
aber  über  eine  Unzahl  durch  Gebirgsbäche  und  Auswaschungen 
gebildete,  einige  Meter  tiefe  Terrain-Einschnitte  hinweg,  welche 
zum  Tlieil  garniebt,  zum  Theil  so  unglaublich  schlecht  überbrückt 
sind,  daß  man  vorsichtiger  Weise,  namentlich  wenn  es  gilt,  einen 
beladenen  Karren  zu  transportiren,  lieber  die  steilen  Böschungen 
hinab  nnd  hinauf  klettert,  als  sich  dem  „schwindelnden  Steg'* 
anzuvertrauen. 

Zuerst  nun  versuchten  wir  über  den  Berg  unsern  Weg  zu 
nehmen.  Allein  der  metertiefe  Schlamm,  der  durch  die  Tritte  der 
Maulthierc  in  dem  feuchten,  der  trocknenden  Sonne  nicht  ausge- 
setzten  Boden  im  Laufe  der  Monate  daselbst  erzeugt  worden  war, 
ließ  mir  einen  solchen  Versuch  nach  halbstündigen  vergeblichen 
Anstrengungen,  die  Karre  vorwärts  zu  bringen,  als  vergeblich 
erscheinen.  Aßo  wieder  umgekehrt,  und  deu  anderen  Weg  cinge- 
schlagen!  Doch  viel  war  damit  nicht  gebessert.  Schritt  für  Schritt 


mußte  ich  bei  den  steilen  Böschungen  die  Karre  am  Rade  hier 
anpackeud  hinab-  und  hiuaufheben,  während  der  Junge  die  beiden 
Arme  der  Karre  führte.  Ähnlich  schlimm  stand  cs  bei  oinigeu 
sumpfigen  Stellen,  wo  ich  entweder  das  Rad  langsam  mit  der 
Hand  vorwärts  rollen,  oder,  wenn  die  Sümpfe  voller  Baumstämme 
lagen,  den  ganzen  Karren  von  eineu  zum  andern  Stamm  schleppen 
mußte.  Wäre  die  Straße  an  einigen  Stellen  nicht  Hcbon  vollendet 
und  dadurch  die  Möglichkeit  einer  schnelleren  Vorwärtsbewegung 
gegeben  gewesen,  ich  wäre  sicher  nicht  nn  einem  Tage  bis  zürn 
ltapocü  gekommen.  Augenblicklich  sind,  wie  oben  bereit*  bemerkt, 
gerade  diese  schlimmen  Stellen  in  Angriff  genuinmen,  und  der 
Koloußl  der  jetzt  kommt,  wird  solche  Anstrengungen  wie  die  oben 
geschilderten  nicht  mehr  durcbxumachca  haben.  Neulich  schon 
habe  ich  den  Weg  vom  Itapocusirho  bis  nach  Joinville  zu  Fuß  in 
8 Stunden  zurückgelegt;  mit  einem  guten  Pferde  werden  künftig 
nur  4 Stunden  erforderlich  sein,  und  ein  dreispänniger  Wagen 
wird  die  Tour  in  6 Stunden  machen  können.  Und  auch  wenn  die 
Kolonßation  bis  über  den  Itapocusirho  hinausgeht  ■ — vorläufig 
sind  noch  über  ein  Dutzend  Grundstücke  vor  diesem  Fluß,  also 
an  dem  fast  vollendeten  Wege  zu  vergeben  — werden  die  neuen 
Ansiedler  nicht  so  sehr  zu  leiden  haben,  wie  die  ersten  Pioniere 
am  ltapocü.  Sic  werden,  da  die  gauzen  Ländereien  längs  des 
Flusses  ununterbrochen  bevölkert  werden  können,  niemals  so  weit 
entfernt  von  einer  fahrbaren  Straße  wohncu,  wie  wir,  und  sie 
werden  in  ihrer  nächsten  Nähe  alles  nur  wünsehenswerthe  Pflanz- 
gut und  die  den  Europäern  unentbehrlich  scheinenden,  aber  nur 
von  diesen  und  nicht  den  Brasilianern  gebauten  Lebensmittel,  wie 
insbesondere  die  verschiedensten  Knollenfrüchte,  sowie  auch  Speck, 
Schmalz  und  Schweinefleisch  in  ausreichender  Menge  vorfiuden. 

Littcrnrisdie  Umschau. 

Yerxeichniß  der  bei  der  Kedaktion  etugrgangenen  Druckschriften. 

Die  nach  stehend  besprochenen  und  angexelgten  Weike  können  durch  dio 
Bucbbandlung  Walther  dt  Apolant,  Berlin  W,  Markgrafcnstmfse  fiO, 
jederzeit  bezogen  werden. 

Geograph isch-Stat  iati  sc  he  mW  eit- Lexikon  von  Emil  Detzger.  Ver- 
lag von  Fol  ix  Krais  in  Stuttgart.  18  I. Meningen  k 50  Pfg. 

Die  uns  soeben  xugebende  dritte  Lieferung  dieses  von  uns  schon 
früher  empfohlenen  geographischen  Hand-  und  Nacbtcblagchucbos  enthalt  die 
Artikel  .Bolvtg“  bis  „Champagne*,  Wir  müssen  wiederholt  den  erstaunlichen 
Fleiß  des  Herausgeber*  anerkennen,  mit  dein  er  den  ungeheuren  Stoff  zu 
bewältigen  versteht  und  können  das  Lexikon  den  Lesern  unserer  Zeitung 
aufs  wärmste  zur  Anschaffung  empfehlen.  Durch  den  ungemein  billigen 
Preis  vou  50  Pf.  pro  Lieferung  wird  es  ja  jedermann  leicht  gemacht,  nach 
und  nach  in  den  Besitz  eines  so  unentbehrlichen  Werkes  zu  gelangen. 

Cape  of  Oood  Hope,  Vfficüü  Ilawibook.  I8d6-  l'ubiisked  by  Authorily. 

Saul  Solomon  <b  Co , Capdoim,  S.  Africa. 

Herrn  Stanley’a  Partisane  und  meine  offiziellen  Berichte  vom  Kongo- 
Lande  Von  Dr.  P ec  liuül- Lo  c »ch  e.  Leipzig.  Verlag  von  Ernst 
Keil’*  Nachfolger.  1886. 

Im  Verlage  von  Karl  Fr.  Pfau  in  Leipzig  sind  erschienen: 

Eduard  Haeblers  Verkehrskarte  des  Deutschen  Reichs  Zur 
Übersicht  säuimtlicher  Eisenbahnen,  der  wichtigsten  .Slra/»«nverbiuduugeu 
und  Dampferlinien.  Mafsstab  1 : 1 750  DUO.  Preis  2 .//. 

Eduard  Gacblcr’s  Taschenatlas  des  Deutschen  Reichs  und  der 
deutschen  Kolonialbesitzungen  in  19  Haupt-  und  30  Nebenkarten 
mit  begleitendem  Text.  Für  Reise-  und  Hausgebrauch.  Preis  2 .(/. 
Eduard  Gaebter's  Eisenbahn-Koutcnkarte  de*  Deutschen  Rcicha- 
zur  Übersicht  säm  tätlicher  Eisenbahnen,  der  wichtigsten  Straßen -Ver- 
bindungen und  Dainpfcrlinien.  Preis  40  Pf. 

Jahresbericht  der  Handelskammer  zu  Leipzig  für  1885. 

Briefkasten. 

- It.rr  R.  O.  (,»h*4aa>.  Diaturl,  D«r  lUmVurK-Sädaiurrihaiilaeb»  Poll- 

«Umpfxr  „llaiabunr * Mal  lürkhMiraiul  ln  II.  Juli  SaetinilUf«  ft  VUr.nl  p.wlrl.  „flirr 
k.l  am  IS- Juli  NaehtaltUe*  Tun  «L  Ylneaat  »arh  «tu  La  PlaU  vclMrgccbUKca.  „LtiMtW 
bt  in  >9.  Juli  Nachmittagi  tva  Mid.ir»  »icS  dam  La  Placa  «eHe»*ej:«n^«o  „Aftrntm C* 
b»:  rd'tlehraml  Mn  ’J».  Juli  tt  Ohr  At*nil«  |>a«.irt.  „.Ha»t<M“  l«l  » 19.  Juli  Narh- 

mmag*  to«  n»liia  M<h  Kuropa  „Coara“,  KapL  (',  IlHKtüd.  k«i  am  1).  Joli 

Mituga  ton  Bahia  aarb  Kumpi  al>cniaiiKeii.  ..Tijura“.  Kap«.  Haluharlirfa.  lat  aaMichead  am 
IS.  Joli  VofluMtaga  In  IlciaUvtltM  ac«<>li»niiD«it.  „Ui«iu»aII".  KapL  J.  C.  ll'llÖbf,  bl  au». 
g«S«tid  aut  TJ.  Juli  T Uhr  Moig«M  D*vw  patairt. 

Deotache  F.xportlmnk. 

Ffir  Telegramm«!  Exportbank,  Berlin. 

Abthdlunfl:  Exportbureau. 

Berlin  SW.,  Koehatrafse  27. 

<«r»*(r.  Pari»«*,  u»w.  u*n.  »iod  mir  mit  dlw.r  Adrcu»  u verxhtii.j 

II»  rrfftliaa*  Ar  die  B«ftr4«rt»gik»*4M  bdw  m»  Cbifra  l.  L *i.*fralr»w.  »f*H*  Itl  4er- 
wJbea  <«■  4ta  4c«  UaaaealearrrUad*  4«»  E l »Irlt  UR*b4rice»  Firne»  I Mark  |i»  4eai*«k«a 
Irldurlra)  )nnA(M  - »ra  IIiiimIm  4m  £•».  «tf4u  4b  mH  4«r  »tßr4em«  nuctU- 
llcbtr  Cfrrtr«  rrrtui.»’«  taUfba  la  ÜMtiiat  cMtellt,  — SU  idretaea  Mlair  4a/tra§g«ber 
llrfll  4ai  l-l.  tir  »atiaa  ibeataalaa  n 4a»  4rat*IW»  heUMU.  Be4itx»*R*a  mH. 

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Nr.  30. 


462 

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1887. 


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utoffo  berat  eilen , und  in  Konstantinopel  noch  nieht  vertreten  sind,  können 
vir  einen  tüchtigen  Agenten  daselbst  nadi  weisen.  Muster  stellt  zur  Ver- 
fügung. Offerten  erbeten  unter  L.  L.  3S0  an  die  Deutsche  Exportbank. 

416.  Eiu  renommirt««  Bankgeschäft  in  Konstantinopel  empfiehlt  sieh 
deutschen  Fabrikanten  zur  Besorgung  von  Inko«sis.  Offerten  erbeten  unter 
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417.  Ein  tüchtiger  Agent  in  Maluiü  sucht  die  Vertretung  einer  deut- 
schen Oleinfabrik  zu  übernehmen.  Betreffende  Fabrik  mufa  mit  dem  hollän- 
dischen Fabrikat,  welches  daselbst  schon  vertreten  lat,  konkurrirro  können. 
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418.  Ein  tüchtiger,  zuverlässiger  Agent  in  Alexandrien  sucht  die  Ver- 
tretung einer  deutschen  Feuer-Versichemnga-QeeelUchaft  tu  übernehmen. 
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419.  Eine  leistungsfähige  bayerische  Hopfenhandlung  wünscht  mit  ge- 
eigneten Importh&useni  in  Portugal,  Spanien  und  Rumänien,  welche  dm 
kointnissionsweiseu  Verkauf  dieses  Artikel»  übernehmen,  in  Verbindung  zu 
treten.  Offerten  erbeten  unter  L.  L.  364  an  die  Deutsche  Exportbai. k. 

420.  Einer  unserer  überseeischen  Geschäftsfreunde  wünscht  Apparate 
tu  beziehen,  welche  zum  Auffinden  von  Lecken  in  Wasserlcitungsröbroai 
dienen.  Dieser  Apparat  — ao  berichtet  unser  Geschäftsfreund  — soll  aus 
einem  Mikrophon  bestehen,  welche»  mit  den  Leitungsröhnm  in  Verbindung 
gebracht  wird  und  jedes  Vakuum  sofort  meldet  Auf  einer  Versammlung 
der  das-  und  Wasseriogenicure  zu  Klscnach  Dt  fest  gestellt  worden,  dafs  sieb 
dieses  Instrument  sehr  leicht  handhaben  l&fst  und  dafs  jeder  Arbeiter  mit 
Hilf«  desselben  im  Stande  ist,  Leckagen  aufzufinden.  Offerten  solcher  Appa- 
rate nebBt  Preisangaben  erbittet  umgehend  unter  Chiffre  L.  L.  385  die  deutsche 
Exportban  k. 

421.  Eine  sehr  leistungsfähige  deutsche  Fabrik,  welche  als  .Spezialität 
alle  Arten  weifäer  und  farbiger  Stickereien  führt,  wünscht  behufs  Ausdeh- 
nung ihrer  überseeischen  Kundschaft  weitere  geeignete  Verbindungen  mit 
soliden  ausländischen  Importeuren  resp.  Agenten  anzuknüpfen.  Offerten  er- 
beten unter  L.  L.  386  an  die  Deutsche  Eiporthank. 

422.  Eine  leistungsfähige  deutsche  Zigarren  fab  rik  und  Rohtabak-Hand 
lung  Bucht  tüchtige  Vertreter  in  Schweden,  Dänemark,  Norwegen,  England. 
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423.  Ein  bestens  empfohlener  Agent  in  Konstantinopol  sucht  Ver- 
tretungen leist ungmfäbiger  Fabrikanten  in  folgenden  Artikeln:  Triko tagen. 


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424.  Eine  »ehr  bedeutende  deutsche  Fabrik  von  Buch-  and  Steindruck- 
färben,  Walxeum;i#se  und  Firnissen,  welche  bisher  ihre  Fabrikate  mit  Kriulj 
exportirt  hat,  wünscht  grofsere  Verbreitung  ihrer  Beziehungen  Vorzug*«*:-* 
nach  den  Vereinigten  .Staaten  vou  Nord- Amerika,  Süd-Italien  usw.  Offerier 
erbeten  unter  L.  L 389  an  die  Deutsche  Exportbank. 

425.  Der  Inhaber  eines  gut  angeführten  Import-  und  Exportgeschäft'* 
in  einer  der  größeren  Städte  der  Prorinz  Santa  Catbarin»  in  Sud- Brasilien 
beabsichtigt  die  Leitung  seine»  Geschäftes  an  einen  tüchtigen  und  mit  g*- 
(lügenden  Mitteln  versehenen  Geschäftsmann  abzutreten.  Reflektanten  er- 
fahren den  Namen  der  betr.  Firma  auf  gefl.  Anfrage  unter  L.  L.  390  an  dir 
Deutsche  Exportbank. 

426.  Die  „Mittbeilungen  des  Exporthureaus"  der  „Deutschen  Expert 
bank“,  welche  die  geschäftlichen  Angaben  der  unserem  AbonncnteimifWl 
Angehörigen  leistungsfähigen  Firmen  enthalten,  gelangen  demnächst  in  be- 
sonders starker  Auflage  zum  Versand  an  alle  unsere  auswärtigen  resp. 
überseeischen  Geschäftsfreunde.  Wir  fordern  daher  unsero  Abonnenten  .w* 
Preislisten  und  Kataloge,  welche  sie  beizulegen  wünschen,  baldmöglichst  ein- 
ziiHonden.  ln  den  Antwortschreiben  unserer  ausländischen  Geschäftsfreund' 
auf  die  ihnen  im  Dezember  v.  J.  nebst  Katalogen  und  Preislisten  zugesandica 
, Mittheilungen*  wird  einstimmig  der  praktische  Vortheil  anerkannt,  welch*» 
diese  Zusammenstellung  leistungsfähiger  Firmen  aller  Brauchen  nameeitlici 
dadurch  gewährt,  dafs  die  Deutschen  im  Auslände  ersehen,  welche  Artikel 
sie  am  besten  von  Deutschland  zu  beziehen  vermögen,  und  ihnen  ferner  die 
Möglichkeit  gegeben  ist,  sich  ohne  Zeitverlust  au  die  Fabrikanten  resp.  Ei- 
porteure direkt  zu  wenden.  Dieser  Nutzen  wird  durch  illustrirtc  Kataloge 
und  Preislisten  wesentlich  gesteigert;  jedoch  wird  allgemein  der  Wtuudi 
ausgesprochen,  dafs  dieselben  neben  der  deutschen  auch  in  englischer,  »pa- 
nischer usw.  Sprache  puhlizirt  werden  möchten.  Anfragen  unter  L.  L.  391 
an  die  Deutsche  Exportbank. 


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1887. 


463 

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7.ug  von  Harwich  nach  London  nach  Ankuuft  der  Bdotc.  Direkte  Passagier-,  Heitegepick-  und  flüter- 
I t'f.'.rdcfuug  von  allen  grüfseren  Stetionen  des  Kontinents.  Die  Dampfer  der  Gesellschaft  UanaporürMi 
kein  Schlachtvieh.  Weitere  Auskunft  ertbeilt  der  General-Agent  der  Great  Kantern  Kieenbnhn 
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Nr.  sn. 


464 

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1867. 


baut  seit  1855  als  alleinige 

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Maschinen  für  Buch-  und  Steindruckereien,  Buchbindereien,  Papier- 
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CQ^  : iwatt|jua«f3  uoqo||ui(CM80  pun  ujo««BjziOH  joa  oI|zjoa 


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Berlin  SW.,  Kochstr.  27, 

eotce«ea«eiioBunea. 


nach  Uebereinkunft 

mit  der  Expedition. 


Centralvereins  für  Hanoelsgeographie  und  Förderung  deutscher  Interessen  im  Auslande. 


Redaktion  und  Expedition:  Berlin  S.W.,  Kochstrafse  27. 

rGeeebiftetefti  WeehenU«*  8 bfj  4 Uhr.) 

Der  ^EXPORT"  ixt  im  deutschen  Postzeitungskatatog  für  1887  unter  Nr.  1876,  Seite  59  eingetragen. 


IX.  Jahrgang.  SytiVn,  CVn  ■?.  Gncpctisst.  Nr.  ül. 

Dleee  W eefte  exeftrfZt  Terfolgt  den  '/.»'«ft,  fortUofe»d  BertefcU  Ober  die  Lege  oaeerer  Lendelent«  Um  Auiead«  i*r  KeentnlX»  Ihrer  I-eeer  «n  bringen,  die  IntereMen  du  deeUctiea  Exporte 
thatkrWttg  x»  vertreten,  «via  dam  daataeftan  Handel  and  der  deaieeften  Indaetrie  «iehtUe  UittiVlüaagM  Ober  die  HeadeUrerhlltniue  du  AMiaadu  ln  UrMater  Priet  xa  tbenaltieln 

Itriafe,  Zeitungen  «nd  Werthxeadonges  Ihr  den  „Expert“  tiad  an  die  Radaktion,  Berlin  S.W..  KftcftMraUe  TI,  n rtebtaa. 

Briefe.  Ealtaagea,  BaltiUUarkl&rangea.  Warthaandaagaa  Ihr  daa  „Centrxlrerele  (Ir  Uanirii«roeT.,-.hU  mc.“  etad  uaeft  Berlla  BW.,  KecUtni»*  f 1.  u aaadea 

Inhalt:  Die  sibirisch-uraliscbe  Ausstellung,  veranstaltet  von  der  uratischen  Gesellschaft  der  Naturfreunde  in  Jekaterin- 
burg.  — Kuropa:  Kooperation  der  deutschen  Kiseriindustriellen  auf  der  Melboumer  Ausstellung  und  in  Australien.  — Bekanntmachung  der  Handels- 
kammer zu  Leipzig  in  Sachen  der  1888er  Ausstellung  ton  Melbourne.  — Über  die  Einfuhr  des  deutschen  Sprit  in  Spanien  (Originalbericht  ans  Sevilla). 

— Asien:  Zur  wirtbiwhaftlichen  Lage  Britisch-Hirma«.  — Nord  - A tnerik  *:  Eine  Wiuterrei**  durch  den  novdaaerikanf sehen  Süden.  XIII.  Von  Ür.  Emil 
Decker!.  — 8äd- Amerika:  Recht  und  Gerechtigkeit  in  Brasilien.  — Aua  wissenschaftlichen  Gesellschaften  : Die  neuosten  Vorgänge  in  Hawaii, 
Vortrag  des  Herrn  Dr.  Arning,  gehalten  in  der  Berliner  anthropeiogischen  Gesellschaft.  — Deutsche  Exportbank  (Abtheilang:  Exp ort- Bureau). 

— Anzeigen. 


Die  Wiedergabe  von  Artikeln  aus  dem  „Export"  ist  gestattet,  wenn  die  Bemerkung  hinzugefügt  wird:  Abdruck  (heiw.  Uebsrsetzung)  aus  dem  ,, EXPORT“. 


Oie  sibiriach-uralische  Ausstellung,  veranstaltet  von  der 
uralischen  Gesellschaft  der  Maturtreu nde  In  Jekaterinburg. 

Am  13.  Juni  traf  der  Greifs  Fürst  Michael  Nikolaje  witsch  ia 
Jekaterinburg  ein,  um  daselbst  am  folgenden  Tage  eine  Ausstellung 
xu  eröffnen,  wie  sie  so  weit  im  europäischen  Osten  noch  nie  statt- 
gefunden  hat  und  deren  Protektorat  er  übernommen.  Noch  zu 
Europa  gehörig,  aber  doch  schon  jenseit  des  Ural,  also  eigentlich 
in  der  sibirischen  Ebene  gelegen,  steht  diese  Stadt  mit  dem  west- 
lichen Schienennetz  in  Bahnverbindung  und  gehört  durch  ihre  Lage 
am  Issjet,  der  in  den  Tobol  mündet,  doch  schon  dem  Gebiet  der 
sibirischen  Flufssysteme  an. 

Einer  Spezial  - Korrespondenz  der  „Rigascben  Zeitung“  ent- 
nehmen wir  den  folgenden  Bericht  über  dieses  für  weite  Kreise 
zweier  Erdtbcile  so  wichtige  Erelgoifs: 

Seit  Wochen  schon  herrschte  auf  dem  Ausstellungsplatze  und 
in  den  umliegenden  Gebäuden  des  von  der  Regierung  zur  Ver- 
fügung gestellten  ehemaligen  Münzhofes  und  überhaupt  io  der 
ganzen  Stadt  die  fieberhafteste  Thitigkeit,  um  alle  Vorbereitungen  bis 
zur  Eröffnung  der  Ausstellung  fertigzustellen.  Die  groben  Gebäude 
des  Münzhofes,  darunter  die  250  Schritt  lange  Maschinenhalle, 
reichten  nicht  aus,  um  die  Fülle  der  von  beinahe  4000  Ausstellern 
angemeldeten  Gegenstände  unterzubringen  und  so  mufsten  noch  in 
aller  Eile  Holrpavillons  errichtet  werden.  Die  Duma  (der  Stadt- 
ratb)  hatte  »ich  bewogen  gesehen,  mehrere  der  in  desolatestem 
Zustande  befindlichen  Straften  neu  pflastern  zu  lassen  und  die 
Hausbesitzer  aufzufordern,  ihre  Häuser  zu  repariren.  Auch  sämrnt- 
lichc  Kronsgeb&ude  wurden  eiligst  fibertüncht.  Als  daun  am  13.  Jnoi 
das  Läuten  sämmtlicher  Glocken  und  brausende  Hochrufe  die  An- 
kunft des  Grofsfürsten  verkündigten,  war  auch  fast  Alles  fertig 
und  Stadt  und  Ausstellungsplatz  machten,  in  reichstem  Flaggen- 
schmuck  prangend,  einen  groftartigen  Eindruck.  Dank  der  An- 
ordnungen des  Poljzeimcistcrs,  Baron  v.  Taube,  herrschte  überall 
die  musterhafteste  Ordnung  und  am  Abend  war  die  ganze  Stadt 
glänzend  illuminirt,  wobei  die  evangeliscb-IutbcrUche  Kirche  sich 
ganz  besonders  durch  geschmackvolles  Arrangement  auszeichnete. 

Am  14.  Juni  früh  segnete  der  russische  Erzbischof  den  Aus- 
»tellungsplatz  ein,  und  der  Groftfürst  eröffnete  die  Ausstellung  mit 
einer  kurzen  Ansprache. 

Der  Aasstellnngsplatz,  an  beiden  Ufern  des  hier  mit  steinernen 
Einfassungen  versehenen  Issjet  gelegen,  gewährt  einen  hübschen, 
freundlichen  Anblick,  der  erhöht  wird  durch  die  in  jüngster  Zeit 
von  dem  Chef  der  Kfteubabnatation  «angeführten  geschmackvollen 


Garten  an  lagen;  nur  eine  grofte  Felseogrnppe,  zusammengestellt  aus 
den  verschiedensten  dort  vorkommenden  Quarz-,  Porphyr-  und 
Jaspisarten,  hätte  nach  Ansicht  des  Berichterstatters  geschmack- 
voller angelegt  werden  könneo.  Der  oberhalb  der  Ausstellung  ge- 
legene aufgedämmte  See  versorgt  nicht  nur  einen  grofson  Spring- 
brunnen mit  Wasser,  sondern  ergieftt  sich  auch  durch  eine  grofte 
Röbrenleitung,  an  welcher  ein  starkes  Brett  aufrechtstebend  be- 
festigt ist,  durch  eine  Schleuse  an  dasselbe  auprallcnd,  in  brau- 
sendem, einen  imposanten  Anblick  gewährenden  Wasserfall  in  den 
Kluft. 

Leider,  lesen  wir  weiter,  ist  der  Musikpavillon  total  unakustisch 
angelegt  worden,  »odafs  die  Weisen  der  guten  B ruehl’ sehen  Ka- 
pelle nur  in  unmittelbarer  Nähe  desselben  gehört  werden  können. 
Die  Restauration  lasse  viel  zu  wünschen  übrig,  doeh  seien  die 
Preise  mfftig  und  festgesetzte  Taxen  schützten  das  Publikum  vor 
Cbervortbeiluug. 

Als  die  Interessanteste  Abtheilung  der  Ausstellung  schildert 
unser  Gewährsmann  natürlich  die  der  Montanindustrie/JEDie  gröftte 
Anziehungskraft  auf  das  Publikum  habe  hier  die  Ausstellung  der 
Goldwäscherei  von  Bereosowsk,  Astaschow  gehörig, 

ausgeübt.  Modelle  verschiedener  Goldwaschapparate,  eine  reich- 
haltige Sammlung  goldhaltiger  Quarze  und  Proben  von  Gold  iu  den 
verschiedensten  Stadien  der  Gewinnung  fesseln  hier  die  Zuschauer; 
eine  Maschine  in  natürlicher  Gröfte,  ununterbrochen  arbeitend, 
zeigt  die  ganze  Arbeit  der  Goldgewinnung,  vom  Zerstofsen  der 
goldhaltigen  Quarze  in  groften  eisernen  Bottichen  durch  »ich 
drehende  gewaltige  Räder,  bis  zum  Amalgamircn  des  staubfeinen 
Goldes  mit  zugeführtem  Quecksilber,  wo  dieses  »ich  auf  Zinkplatten 
niederschlägt,  während  die  Quarz-  und  Saudtheile  durch  das  rasch 
binfliefsendo  Wasser  fortgespnlt  werden.  Alle  diese  Maschinen 
werden  durch  den  gewaltigen  Fall  des  Flusses  Issjet  in  Bewegung 
gesetzt.  Ein  Vortheil,  dessen  sich  wohl  selten  eine  Ausstellung 
rühmen  kann. 

Die  Bereosowskscbe  Goldwäscherei  beschäftigte  1886  ungc- 
führ  2000  Personen,  verbrauchte  2300  Kubikfadcn  Holz,  431  Korb 
Holzkohlen  und  360  Pud  Steinkohlen.  Au»  697000  Pud  Quarz 
wurden  1886  17'/a  Pud  Gold  und  au»  24000000  Pud  goldhaltigen 
Sandes  22  Pud,  in  Summa  Pud  Gold  gewoaneu,  im  Gesammt- 
werth  von  ca.  800000  Rbl.  — Ein  kleines,  sauber  gearbeitetes 
Modell  zeigt  dem  Besucher,  wie  die  Stollen  und  Schachte  in  das 
Gestein  getrieben  und  durch  Holzbauten  gestützt  werden.  Ein 
gröfteres  Modell  zeigt  die  ganze  Goldwäscherei  mit  allen  ihren 
Einrichtungen  und  Maschinerieen,  die  durch  kleine  Treibriemen  in 


Nr.  81. 


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EXPORT,  Organ  des  Centralverema  für  Handel&geogruphie  etc. 


1887. 


Bewegung  gesetzt  werden.  Das  Modell  nrogiebt  eine  Sammlung 
von  Proben  der  im  Ural  vorkommenden  Steinkohlen. 

Am  reichhaltigsten  sei  in  dieser  Abtheilung  natürlich  das 
Eisen  im  roh-  und  halbfertigen  Zustande  und  zu  allen  nur  erdenk- 
lichen Gegenständen  verarbeitet,  vertreten.  Unter  diesen  zeichnet 
sich  besonders  aus  das  Bergwerk  von  Nishne-Tagilsk,  den  Erben 
Demidow's,  Fürsten  zu  Sau  Donato  gehörend,  sowohl  durch  das 
überaus  geschmackvolle  Arrangement,  wie  durch  die  Reichhaltig- 
keit und  vorzügliche  Güte  seiner  Produkte.  Das  Dach  und  die 
Lage  aus  den  feinsten  Eisenplatten,  die  wie  hellgrauer  Atlas  glänzen, 
gebildet,  wird  getragen  von  gewaltigen,  aus  Eisenbahnschienen  ge- 
bildeten Säulen.  Der  Fufsboden  zeigt  ein  schönes  Mosaik  ver- 
schiedener Eisenplatten.  Das  Ganze  ist  umgeben  von  einem  Gitter 
abwechselnd  gedrehter  und  in  kaltem  Zustande  geknoteter  Eisen- 
etangeo,  verbunden  durch  atrickförmig  gedrehte  dünne  Eisenstäbe. 
Das  Ganze  wirkt  imposant  und  man  übersieht  gerne,  dafs  un- 
klassischer Weise  die  korinthischen  Säulen  durch  dorische  oder 
richtiger  toskanische  Kapitäle  gekrönt  sind.  — In  und  um 
diesen  Tempel  liegen  nun  die  Erzeugnisse  der  dortigen  Eisen- 
industrie in  allen  nur  erdenklichen  Formen  und  Gegenständen,  die 
Vorzüglichkeit  des  Materials  und  der  Bearbeitung  in's  hellste  Licht 
stellend. 

Um  die  Palme  des  Sieges  mit  dieser  Gruppe  ringt  die  Aus- 
stellung de«  gräflich  St  een  bock- Fer  morschen  Berg-  und  Hütten- 
werkes Werchißetak.  Schon  die  Inschrift  hier  ist  ein  Kunstwerk. 
Die  Buchstaben,  gebildet  ans  blanken  Abschnitten  von  Eiseostangen  ver- 
schiedener Dicke,  auf  schwarzem  Sammet,  sind  künstlerisch  zusammen- 
gestellt, das  Ganze  nmgiebt  ein  Stern,  gebildet  ans  braunen  nnd  grauen 
Eiseoplatten  allerscbönster  Qualität  Erzeugnisse  aus  Eisen-,  Gufs-, 
Martins-,  Bessemer-  und  Puddelstahl  in  schönster  Qualität  und  bester 
Verarbeitung  sind  geschmackvoll  gruppirt  und  machen  dem  Leiter 
dieses  nabe  bei  Jekaterinburg  gelegenen  Hüttenwerkes,  Herrn 
Kodger,  alle  Ehre.  In  der  Mitte  der  Abtheilung,  welche  noch 
verschiedene,  höchst  sauber  gearbeitete  Maschinen  und  Maschineu- 
theile  umfaßt,  erhebt  sich  eine  aus  vergoldeten  Platten  verschie- 
dener Gröfse  hergestellte  Pyramide.  Jede  Platte  stellt  gewisser- 
mafsen  graphisch  dar,  wieviel  Gold  jedes  Jahr  auf  dem  riesigen, 
zu  diesem  Hüttenwerke  gehörigen  Areal  crwaschen  worden  ist 
Interessant  war  es  uuserem  Gewährsmann  an  den  gröfseren  oder 
kleineren  Platten  zu  beobachten,  wie  sehr  verschieden  die  Ausbeute 
in  den  einzelnen  Jahren  gewesen  war.  Er  giebt  einige  Zahlen, 
die  am  besten  die  grofsartige  Ausdehnung  des  Betriebes  in  diesem 
Hüttenwerke  mit  seinen  Eisen-  und  Kohlengruben  und  seinen 
zahlreichen  Gold-  und  Platinawäscbereien  kennen  lehren.  Haupt- 
produkt der  Fabrik  sind  Eisenplatten,  von  welchen  die  erster 
Qualität  fast  garnicht  in  den  europäischen  Handel  kommen,  sondern 
nach  Amerika  gehen.  Die  durchschnittliche  Jahres-Produktion  ist 
2*/a  Millionen  Pud  Eisen,  l1/* Millionen  Pud  Gufseisen,  6Ö6000Pnd 
Platten  für  Dächer  u.  8.  w.,  Kesaelplatten  43000Pudu.s.  w.;  die  durch- 
schnittliche Jahresausbeute  an  Gold  beträgt  ungefähr  45  Pud. 
Verbraucht  werden  jährlich  13300  Cubikfadcn  Holz  und  160000  Korb 
Holzkohlen.  Da  zum  Schmelzen  des  Eisenerzes  nur  Holzkohlen 
verwendet  werden,  so  ist  seine  Güte  und  Zähigkeit  unübertrefflich. 
Die  dargestellten  mannigfaltigen  Verknotungen  und  Biegungen  von 
Eisenstaogen  und  Platten  zeigen  daher  auch  nicht  die  geringsten 
Risse  und  Brüche.  Dabei  sollen  sich  die  Preise  an  Ort  und  Stelle 
sehr  niedrig  stellen,  z.  B.  das  Pud  besten  Schmiedeeisens  auf 
55  Kop.  Leider  wird  dieses  so  wunderschöne  Material  im  Westen 
durch  die  schwierigen  Transportverhältnisse  aber  so  unverhältnis- 
mäßig vertbeuert,  dafs  es  in  den  Ostaeeprovinzen  z.  B.  mit  dem 
englischen  und  schwedischen  Eisen  nicht  konkurriren  kann,  trotz 
des  wiederholt  erhöhten  Zolles,  namentlich  auf  schlesisches  Eisen. 
Trotzdem  meldet  unser  Gewährsmann,  Eingeweihte  an  Ort  uud 
Stelle  wollten  wissen,  dafs  viel  Eisen  und  Eisenfabrikate  aus 
Nishne-Tagilsk  und  Werchifsetsk  nach  England  exportirt  und 
dann  wieder  unter  englischem  Stempel  nach  Rufsland  eingefübrt 
würden  und  den  Zwischenhändlern  einen  schönen  Verdienst  ab- 
würfen.  — 

Die  BagojowlenHki  und  Werchotorski’sclie  Fabrik  von 
Paschkow  hat  vorzügliche  Kupferfabrikate  ausgestellt;  die 
KupferstangeD  und  Kupferdrähte  erschienen  unserem  Gewährsmann 
ganz  besonders  beachtenswert!].  Diese  Fabrik  bestehe  schon  seit 
1752  und  beschäftige  gegenwärtig  über  1000  Arbeiter.  Die  dem 
Fabrikbesitzer  im  Orenburgschen  gehörigen  Kupferbergwerke  sollen 
eine  Jahresausbeute  von  ca.  310000  Pud  Kupfererze  liefern.  Der 
Ertrag  an  reinem  Kupfer  belief  sich  im  vorigen  Jahr  auf  ca. 
11250  Pud.  - 

Die  K fi  sch  tim 'sehen  und  Kassli’schen  Fabriken  der  Baronin 
Möl|er-8akomelski,  der  Frau  von  Druschim  und  den  Erben 
Solo ws  gehörig,  stellen,  aufser  verschiedenen  Eisen waaren,  ihre 


ganz  prachtvoll  gearbeiteten  Gufseisenwaaren,  Kandelaber,  Teller 
Kamine  und  Tbiergmppen  aus.  Die  Pferde,  Hunde,  Bären  ubw. 
sind  ganz  vorzüglich  gearbeitet  und  die  Preise  sehr  billig.  Eine 
Gruppe  von  zwei  wettrennenden  Tscberkessen  und  ein  auf  müden 
Pferde  vom  Felde  heimreitendes  Bauernmädchen  sind  in  Kompo- 
sition und  Ausführung  geradezu  Meisterwerke.  Auch  die  eisernen 
Gartentische,  -Stähle  und  -Bänke  sind  gut  gearbeitet.  Nur  die 
gußeisernen  Kamine  sollen  sich  merkwürdiger  Weise  durch  Ge- 
schmacklosigkeit auszeichnen. 

Die  kaiserliche  Steinschleiferei  zu  Jekaterinburg  bat  nur  einen 
Pavillon  ausgestellt,  oder  vielmehr  eine  Grotte  höchst  geschinaek- 
voil  zusammengestellt  aus  allen  nur  auf  dem  Ural  vorkoznmeodes 
Steinen.  Davor  stehen  zwei  gewaltige,  schön  gearbeitete  Vasen  au» 
rolh  und  schwarz  marmorirtem  Jaspis,  dort  Orletz  genannt  Diese 
Fabrik  soll  nur  für  den  Bedarf  des  kaiserlichen  Hofes  arbeiten  and 
die  daselbst  gefertigten  Kunstwerke  an  Vasen,  Schalen  und  Schüs- 
seln werden  zu  Geschenken  an  fürstliche  und  andere  hervorragend; 
Persönlichkeiten  verwendet.  Die  prachtvollen  Vasen  io  den  kaiser- 
lichen PaläBteo  und  io  der  Eremitage  in  Petersburg,  welche  d« 
Bewunderung  aller  Besucher  erregen,  haben  alle  das  Licht  der 
Welt  in  der  kaiserlichen  Steinschleiferei  zn  Jekaterinburg  erblickt. 
Im  Hofe  der  Steinschleifer«!  sah  unser  Reisender  einen  Block, 
Orletz  von  9000  Fad,  der  gerade  seiner  Verarbeitung  zu  einer  ge- 
waltigen Vase  harrte,  die  vielleicht  ent  nach  Jahren  fertig  »eis 
wird,  da  die  Bearbeitung  dieses  harten  Steines  viel  Zeit  und  Mcb« 
in  Anspruch  nehmen  soll.  Da»  einfache  Zersägen  eine«  mittelgroßen 
Steines  dauert  häufig  über  ein  Jahr. 

Behenswerth  in  dieser  Abtheilnng  erschien  aufser  den  kleineren 
Fabrikaten  von  Onfsstabl-Gewehren,  feuerfesten  Thonziegeln  seböa 
ster  Qualität  und  Eisenfabrikaten,  die  zusammen  75  Nummern  um- 
fafsten,  noch  die  prachtvolle  und  auf  die  geschmackvollste  Weise 
arrangirte  und  gruppirte  Ausstellung  der  grofseu  Waffen-  und  Eises- 
waarcn-Fabrik  von  Slatoust,  die  auf  den  Weltausstellungen  von 
Paris  und  Wien  ihren  Weltruf  begründete.  Die  Vitrine  enthält 
Jagdmesser,  Beile,  Tafel-,  Brod-,  Butter  and  Fruchtmesser,  von  der 
einfachsten  bis  zur  elegantesten  Ausstattung,  mit  ziselirten  Griffen 
und  d&tgaszirten,  mit  Gold  inkrnstirten  Klingen.  Sie  wird  flaokirt 
von  vier  grofseo  Vasen,  hergestellt  aus  Dragonersäbelklingen  und 
Scheiden  aus  Säbelgriffen.  Überragt  wird  das  Ganze  durch  einen 
Stern  von  Rappierklingen  in  geschmackvollster  Zusammenstellung, 
die  untere  Abtheilung  der  Vitrine  enthält  alle  nur  erdenklichen 
Werkzeuge  für  Tischler,  Schmiede  usw.,  in  sauberster  Ausführung 
und  bester  Qualität.  Die  Preise  sind  je  nach  Qualität  uud  Aus- 
stattung sehr  verschieden,  aber  durchaus  nicht  hoch. 

Daran  achliefst  sich  eine  Ausstellung  von  Geschossen,  vom 
kleinsten  Schrotkorn  bis  zn  den  gewaltigen  Granaten  der  Miria'- 

fesekütze.  Nägel  von  den  kleinsten  Tapeziererstiften  bis  zu  3 Fni 
äugen,  sowie  auch  8chrauben  sind  zahlreich  vertreten. 

Vorbei  an  einem  gewaltigen  Anker,  an  Portieren  au* 
Eisenblech  hübsch  drapirt,  gelangt  man  aus  dieser  Abtei- 
lung in  die  Abtheilang  VI,  welche  das  Kleingewerbe  und  die  Haus- 
industrie umfafst.  Wenn  unser  Gewährsmann  hier  auch  »viel 
Schund  und  nicht  viel  Ausstelluogswerthe«8  fand,  so  gewährte  sie 
ihm  doch  auch  wieder  »ein  erfreuliches  Bild  von  der  über  all** 
Erwarten  hohen  Entwickelung  des  Kleingewerbflcißes  jenseit  de* 
Ural,  der  für  uns  Westeuropäer  doch  als  das  ultima  Thule  er- 
scheint8 Gleich  am  Eingänge  stimmten  ihn  traurig  und  wehmütbi* 
die  in  der  Irrenanstalt  and  dem  großen  Central-Gefiagnifs  zu  Per® 
verfertigten  Gegenstände:  Leder-,  Korb-  und  Holzwaaren,  mübwm 
geflochtene  Teppiche  und  Tücher  aus  geknotetem  Garn  und  Tack- 
streifen. Ein  Bauer  hat  eine  Art  grosser  Zither  mit  Resonanzboden, 
dio  tischähnlich  auf  4 Füßen  steht,  konstruirt  und  ausgestellt- 
Das  Instrument  hat  eiuen  hübschen  vollen  Klang.  — Thonwaam 
in  allen  möglichen  Größen  und  Arten,  gebrannt  und  uoglaairt,  tioi 
wenn  auch  recht  geschmacklos  in  der  Form,  gnt  gearbeitet  Hübst» 
sind  die  auf  primitiven  Webstüblen  gefertigten  Zeuge  und  die 
mannigfaltigen,  aus  Leinwand  durch  Ausziehen  einzelner  Fäden  b<r- 
gestellten,  spitzenlhnlichen  Gegenstände.  Die  verschiedenen  Sichel 
aus  Holz,  Birkenrinde  und  Bast  wie  Späonchen,  Körbe,  Säcke  uii 
Taschen,  sauber  und  niedlich  gearbeitet  würden  das  Entzücket 
jeder  Hausfrau  erregen.  Die  Landwirthe  würden  eine  Sammlung 
von  Modellen  aller  dort  üblichen  Wagen,  Schlitten  and  Gerätk« 
für  den  Ackerbau,  manche  höchst  primitiv,  andere  wieder  einfach 
und  ingeniös  ausgedaebt  wie  z.  B.  eine  höchst  einfach  konstmirtc 
Handsäemascbine,  interessiren. 

Von  den  ausgestellten  Steinarbeiten  erwähnt  unser  Bericht- 
erstatter noch  zwei  Vasen  aus  schiefergrauem  Jaspis,  schön 
schliffen  und  mit  künstlerisch  hübschen  Steinschnitzereien  verziert 
Der  Ausnleller  will  an  diesem  Paar  über  9 Jahre  gearbeitet  habt« 

> Dieses  rechtfertigt  aber  doch  nicht  deu  aageseUUa  hohen  Fr -** 


1887. 


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EXPORT,  Organ  de»  Centralverein»  für  H&ndel&geogr&phie  etc. 


Nr.  31. 


von  4000  Rbl.  — Eine  Schatulle,  Mosaikarbeit,  aas  allen  dort  vor- 
ko  mm  enden  Jaspis -Arten  findet  er  gleichfalls  mit  600  Rbl.  als 
entschieden  in  hoch  im  Preise  ao  gesetzt.  Die  aasgestellten  Möbel 
and  Eqaipagen  seien  geschmacklos  uod  plump  gearbeitet,  and  nach 
unverhältnismäßig  theuer.  Eine  von  einem  Bauern  erfundene  und 
ausgestellte  automatisch  wirkcade  Maschine  zum  Einsägen  der 
Zähne  io  Holz-  und  Horn -Kämme  and  eine  grofse  Sammlung  von 
ihm  gefertigter  Gegenstände  aus  Horn  ist  höchst  interessant.  Gut- 
gearbeitete Seilerwaaren  und  Netze  sind  geschmackvoll  gruppirt 
und  drapirt,  daneben  eine  Sammlung  von  Flachs  und  Hanf  in 
rohem  und  balbverarbeitetem  Zustande. 

Unvergleichlich  hoher  als  diese  immerhin  eigenartige  Ausstel- 
lung steht  dio  der  fabrikmäßig  in  Jckaterinburg  und  in  den  um- 
liegenden Gouvernements  hergestellten  Industriecrzeugnisse.  Unter 
diesen  nehmen  wieder  die  Licht-  und  Seifeofabrikate  die  erste 
Stelle  eio.  Besonders  die  Fabrik  der  Gehruder  Aschurkow 
leistet  Hervorragendes  in  dieser  Art  und  hat  ihre  Erzeugnisse  hübsch 
und  geschmackvoll  gruppirt  Tausende  von  ans  der  Steppe  an- 
getriebenen Scbaafen  wandern  io  Jekateriuburg  jährlich  in  die  Talg- 
uod  Seifensiedereien,  um  schließlich  in  gute  Stearinlichte  und 
mannigfache  Seifen  verwandelt,  der  Menschheit  die  dort  so  nöthlgc 
Aufklärung  und  Reinlichkeit  zu  bringen.  Das  Produkt  der  großen 
Bierbrauerei  von  Poklewsky  wird  endlich  von  unserem  Führer, 
einem  Sachkenner,  wie  es  scheint,  als  ganz  vorzügliches  Fabrikat 
gerühmt,  von  dem  er  sogar  behauptet,  dafs  es  die  meisten  Rigaseben 
Biere  an  Güte  übertreffe,  und  dafs  diese  gut  und  wohlschmeckend 
sind,  kann  Referent  aus  eigener  Erfahrung  bezeugen- 

ln  einem  aus  weifser  und  brauner  Watte  hergestellten  Pavillon 
siud  Baumwollenfabrikate  ausgestellt.  Die  Nooneu  des  Frauen- 
klosters  in  Jekaterinhurg  haben  die  von  ihnen  fabrikmäßig  her- 
gestellten Kirchenlicbte  und  Stickereien  auf  Leder  uod  Tuch,  erstere 
besonders  kunstvoll  und  geschmackvoll  ausgeführt,  zur  Anschauung 
gebracht. 

Elwaa  weiter  fesselt  den  Blick  ein  Pavillon  in  reinstem 
byzantinischen  Stil,  mit  geschmackvoll  drapirten  Vorhängen  aus 
Wachs  hergestellt.  Alle  möglichen  Fabrikate  aus  Wachs  und  dieses 
in  allen  Stadien  seiner  Verarbeitung  sind  hier  ausgestellt. 

Dann  berichtet  unser  Führer  weiter  über  verschiedenartige 
Leder  uod  Lederwaaren,  wobei  die  Erzeugnisse  der  einer  Frau 
Weyers  her  g gehörenden  Gerberei  besonders  hervorgehoben  werden; 
er  betrachtet  dann  die  mannigfaltigen  gut  gearbeiteten  Geschirre, 
und  verläfst  dann  diese  Abtheilung,  da  wie  er  findet,  sie  sonst 
weiter  nichts  Originelles  und  Interessantes  biete,  was  man  nicht 
auch  auf  allen  sonstigen  westeuropäischen  Ausstellungen  zu  sehen 
bekomme.  Er  nimmt  jedoch  aus  dieser  Abtheilung  die  Überzeugung 
mit,  dafs  die  Jekaterinburgscbe  Industrie  eine  Konkurrenz  mit  der 
der  westlichen  Gouvernements  durchaus  nicht  zu  scheuen  brauche. 
Besonders  die  Fabrikate  aus  feuerfestem  Thon,  der  dort  aus  einer 
Mischung  von  zermahlenem  Quarz  uod  uur  io  Jekatetinburgs  Um- 
gebung so  vorzüglich  anzutreffender  weifser  Thonerde  hergestellt 
wird,  sind  ganz  unübertrefflich.  -*• 

Aisdaun  begffb  sich  unser  schaulustiger  Reisender  in  den  Hof, 
wo  die  verschiedenen  Eingeborenen,  welche  die  ethnographische 
Abtheilung  der  Ausstellung  bildeten,  ihre  Zelte  und  Jurten  auf- 
geschlagen hatten.  Hier  besucht  er  zunächst  die  grofse  Kirgisen- 
jurte, setzt  sich  mit  unterschlagenen  Beinen  auf  einen  schönen 
Teppich  und  erlabt  sich  an  einer  Schale  Kumys.  Beim  ersten 
Schluck  mufste  er  den  Mund  rasch  schließen,  da  ihn  unwillkürlich 
die  Anwandlung  Qberkam,  daa  Genossene  schnell  wieder  von  sich 
zu  geben,  aber  bald  gewöhnte  er  sich  so  sehr  au  dieses  Getränk, 
dafs  er  fast  täglich  die  Kirgisen  besuchte,  um  sich  au  dem  säuer- 
lichen Getränk  zu  erfrischen.  Dabei  bemühte  er  sich  eifrig  die  in 
ihrer  Sonntagstracht  recht  originell  und  stattlich  aussehenden 
Steppenbewohner  in  die  Geheimnisse  desGeschirrwaschens  vermittelst 
Wasser  und  Handtuch  eiozuweibeu.  Das  grofse,  kugelrunde  Filz- 
zelt gewährte  ihm  einen  kühlen,  behaglichen  Aufenthaltsort;  die 
meisten  der  mannigfaltigen  Geräthachaften  in  origineller  Form  und 
Färbung  dienen  meist  zur  Kuroy shereitung  und  sind  aus  Holz  uod 
Leder  höchst  geschickt  uod  praktisch  verfertigt.  Der  übrige  Haus- 
ratb  ist  höchst  einfach  und  leicht  transportabel. 

Wenn  inan  unter  den  Tataren  und  Kirgisen  hin  und  wieder 
noch  gute,  ja  häufig  schöne  Gesichter  und  imposante  Gestalten 
findet,  so  ist  dieses  hei  den  nebenhausenden  Kalmücken  niemals 
der  Fall.  Schon  das  Äußere  und  Innere  ihrer  Jurte,  ihre  Kleidung 
und  Geräthschaften  zeigen,  daß  sie  sich  auf  einer  viel  niedrigeren 
Kulturstufe  befinden.  Auch  sind  sie  fast  Alle  ärmer  als  die  vori- 
gen und  ihr  Hausrath  ist  ein  noch  einfacherer  und  primitiverer. 
Auch  die  zur  Kumysbercitung  nothwendigen  Stuten  dieser  Familie 
sind  bedeutend  schlechter  als  die  der  Kirgisen  und  scheinen  auch 
lange  nicht  so  sorgsam  gepflegt  zu  werden.  Die  Repräsentanten 


dieser  Völkerschaften  sprechen  nnr  gebrochen  rassisch  und  ihr 
heimisches  Idiom  ist  für  ein  westeuropäisches  Ohr  vollkommen 
unverständlich. 

Auf  der  niedrigsten  Kulturstufe  schien  unserem  Westeuropäer 
zweifellos  eine  Wogulenfamilie  zu  stehen,  die  zusammengekauert  in 
einem  kleinen,  mit  Birkenrinde  bedeckten  Zelte  saß  and  verblüfft 
die  sieb  berandrängenden  Besucher  anstierte.  Der  Mann  mit  ein- 
geflochtenem Haar  sprach  etwas  russisch,  doch  antwortete  er  nur 
ungern  und  mürrisch  auf  die  an  ihn  gerichteten  Fragen.  Neben 
ihm  lehnte  seine  elende  mit  Feuersteinschloß  versehene  Flinte 
kleinsten  Kalibers,  der  niemand  es  angesehen  hätte,  daß  sie  die 
Ernährerin  dieser  Familie  war.  Die  Frau  und  ein  kleiner  Knabe 
saßen  stumpf  und  schweigsam  dabei  und  ließen  sich  apathisch 
an  staunen. 

Auf  einer  höheren  Kulturstufe,  die  sich  schon  in  der  bunten, 
geschmackvollen  Tracht  und  dem  originellen  Kopfputz  der  Frau 
kenntlich  macht,  stehen  die  Permjaken.  Diese  haben  so  sehr  den 
finnisch-estuiscben  Typus,  daß  unser  Tourist  sie  gleich  estnisch 
begrüßte.  Er  fand,  daß  ihre  Sprache  auch  wirklich  eine  entfernte 
Ähnlichkeit  mit  dem  Estnischen  hatte.  Die  Sirjauen , Samojeden, 
Tscheremissen,  Wotjaken  und  Sarten  waren  noch  nicht  eingetroffen, 
wurden  jedoch  noch  erwartet. 

Zur  Vervollständigung  seiner  ethnographischen  Kenntnisse  be- 
suchte unser  Estländer,  als  den  wir  ihn  nun  kennen  gelernt  haben, 
auch  noch  das  Jekatcrinburger  Museum,  wo  eine  reichhaltige 
Sammlung  von  Kostümen  fast  aller  asiatischen  Völkerschaften  des 
weiteo  russischen  Reiches,  vom  Pelzanzuge  des  Jakuten  und  Sa- 
mojeden bis  zu  dem  in  leuchtenden  Farben  schillernden  Chalat  des 
Kirgisen  oder  dem  seidenen  Anzuge  chinesischer  Mode  des  Amur- 
Bewohners  sein  Entzücken  erregte.  Daneben  die  Waffen  und 
Geräthschaften  vom  einfachen  Bogen  des  Jakuten  mit  stumpfem 
Pfeil,  um  die  Bälge  der  damit  gejagten  Eichhörnchen  nicht  zu  ver- 
letzen, und  dem  höchst  primitiven,  doch  ganz  sinnreich  erdachten 
und  selbstschießenden  Bogen,  der  gespannt  in  einem  Verhau  auf- 
gestellt  wird  auf  dem  gewöhnlichen  Wechsel  des  Wildes,  und  sich 
entladet,  wenn  das  Wild  mit  der  Brust  eine  strsffgcspannle  Schnur 
auf  seinem  Wege  berührt,  — bis  zur  Feuersteinflinte  gröbster 
Arbeit  mit  merkwürdig  kleinem  und  leichtem  Kolben,  so  daß  man 
es  gar  nicht  begreife,  wie  sicher  und  unfehlbar  mit  diesem  nichts 
I wertben  Schießprügel  die  Eingeborenen  ihre  großen  und  kleinen 
| mühsam  erschlichenen  Opfer  aus  der  Thierwelt  zu  erlegen  wissen. 
Schneeschuhe  und  mannigfaltige  Geräthschaften,  als  Körbe,  Taschen, 
und  Gefäße  aus  Birkenrinde  von  den  Wogulen  und  Jakuten,  Kin- 
derspielzeng  und  kunstvoll  mit  Perlen  und  scidenfeinen  Rennthier- 
sehnen  ausgenäbte  Kleidungsstücke  kontrastiren  in  ihrer  primi- 
tiven Einfachheit,  welche  doch  schon  Geschicklichkeit  und  einen 
gewissen  Kunstsinn  verrätb,  mit  den  mübsamst  und  auf  das  Sau- 
berste gearbeiteten  Elfenbeinschnitzereien,  inkrustirten  Waffen  und 
prunkvollen  Seidengewändern  der  Amur-Bewohner. 

Eine  recht  vollständige  Scbädelsammlung  der  verschiedenen 
Völkerschaften  and  eine  Sammlung  von  Ausgrabungen  aus  alten 
Kurganen  (Grabhügeln),  welche  grofse  Ähnlichkeit  haben  mit  den 
Gräberfunden  in  Livland,  machten  diese  Abtheilung  für  unseren 
wissensdurstigen  Landsmann  zu  einer  der  interessantesten  der  Aus- 
stellung. 

Auch  das  gegenüberliegende  zoologische  Museum  bot  dem 
Jagd-  und  Thienreunde  sehr  viel.  Alle  Exemplare  desselben  sind, 
wie  wir  hören,  von  dem  Conservator,  Herrn  Hackel,  meisterhaft 
ausgestopft  und  in  naturwabren  Stellungen  hübsch  gruppirt.  Im- 
posant präsent  irten  sich  die  Geweihe  vorsündflutblicber,  in  deu 
Tundren  gefundener  Hirsche  und  die  Theile  mehrerer  Mammuth- 
Skelette,  welche  die  unheimliche  Größe  dieser  vorgeschichtlichen 
Tbiere  dem  Beschauer  lebhaft  vor  Augen  führten.  Prachtvolle 
Rebbockgeweibe  mit  acht  und  neun  Enden  und  Geweihe  vom  Ural- 
hirsch mit  16  und  18  Enden  schmückten  die  Wände,  gewaltig 
groß,  doch  verschwindend  klein  im  Vergleiche  mit  einem  wohl- 
erhaltenen, nnr  einmal  durchbrochenen  Geweih  eines  vorsüudflutb- 
lichen  Hirsches. 

Die  Sammlung  der  im  Perm'schen  Gouvernement  vorkommen- 
den Yogelarten  ist  vollständig.  Ebenso  eine  reiche  Eier-  und 
Nesteraammlung. 

Für  den  Geologen,  doch  auch  für  Laien,  ist  die  Stein-,  Metall- 
uod  Kohleuaammlung,  höchst  interessant. 

Für  denjenigen,  der  sich  für  Steine,  Versteinerungen  uod  Ab- 
drücke vorsüodflathlicher  Pflanzen  in  Kohle  und  Schiefer  interessirt, 
ist  der  Ural  oacb  dem  Zeugnifs  unseres  Gewährsmannes  daa  reine 
Eldorado,  da  auf  und  in  diesem  Gebirge  wohl  alle  nur  verkom- 
menden Gesteinsarteu  zu  finden  sind.  Die  schönsten  und  reinsten 
Krystallbilduogen  und  Einsprengungen  von  Topasen,  Beryllen, 
Scbörlen,  Turmalinen  usw.  in  Feldspat  sind  dort  zu  sehen.  Ebenso 


Nr.  31. 


468 

EXPORT,  Organ  des  Centralvereine  für  Handelsgeogr&phia  etc. 


1887. 


die  originellsten  Knollenbildungen  von  Malachit.  — Um  die  Reich- 
haltigkeit dieser  Steinsammlungen  xu  erweisen,  erwähnt  er  zum 
Schlufs,  dato  es  im  Ural  ungefähr  60  verschiedene  Jaspis-  und 
Porphyrarten  gebe  und  eine  Mannigfaltigkeit  der  Färbung  dieser 
Gesteinsarten,  wie  sie  wohl  sonst  nirgend  anzutreffen  sei.  — 

Die  Kunstabtheilung  findet  er  sehr  stiefmütterlich  bedacht, 
aufser  einigen  Gemälden  eines  Jckaterinbnrger  Kindes,  des  Malers 
Kasan zow,  und  einer  hübschen  Wolgalandscbaft  von  Dobro- 
wolski  sei  dort  nichts  zu  finden,  da  die  Erzeugnisse  der  Peters- 
burger Zeichenschule  kaum  in  eine  Knn stausstell ung  hinein  gehörten. 

In  der  Abtheilung  auswärtiger  Fabrikanten  rühmt  er  dann 
vornehmlich  Weine  und  Spirituosen  als  gut  vertreten.  Elfenbein-, 
d.  h.  Mammuthzahn-Scbnitzereien  seien  wohl  nur  wegen  der 
Seltenheit  des  Materials  so  theuer,  da  die  hohen  Preise  durch  die 
mangelhafte  Form  und  Ausführung  kaum  gerechtfertigt  werden 
könnten.  Wjatkascbe  Maserbolzarbeiten  findet  er  ganz  allerliebst 
und  nicht  theuer.  Dagegen  die  Pelzwaarcn  von  Panfllow  aller- 
liebst aber  sehr  theuer;  für  einen  Schwarzfuchsbalg,  allerdings  ein 
Prachtexemplar,  wurden  nicht  weniger  als  800  Rbl.  gefordert. 
Alle  asiatischen  Tbierfelle,  die  als  Bekleidung  gebraucht  werdeo 
können,  fand  er  am  Platz,  darunter  Zobelpelze,  die  nur  Millionäre 
oder  auf  dem  Wege  zum  Bankerott  sich  befindende  sibirische 
Gründer  bezahlen  können;  letztere  in  der  Hoffnung  damit  ihrem 
Kredit  wieder  ein  Relief  zu  geben. 

Vorbei  an  Ürchestrions,  Möbeln,  Parfümerieen,  Galanterie- 
waaren  usw.  gelangt  er  endlich  in  eine  sibirisch-landwirthscbaflliche 
Abtheilung,  in  welcher  Produkte  in  rohem  und  verarbeitetem  Zu- 
stande ausgestellt  sind.  Die  Getreideaorten  der  südlichen  Kreise 
des  Gouvernements  findet  er  „ganz  prachtvoll“.  Modelle  von  den 
dort  üblichen  secbsflflgeligen  Windmühlen,  von  Dreschmaschinen, 
Transportharken, Torfstecbereien  and  Kohlenmeilern  vervollständigen 
das  Ganze.  Eigenthümlich  seien  die  grofsen,  mit  hoben  Rädern 
versehenen  Steppenpflüge  eingerichtet,  um  von  Karneolen  gezogen  zu 
werden.  Primitive  Göpelwerke.  Stampfen-  und  CMkucheuprcsson 
sollen  doch  gut  ihren  Zweck  erfüllen  und  werden  dort  allgemein 
gebraucht. 

Zum  Scblufs  wirft  unser  Führer  noch  einen  Blick  in  die  Aus- 
stellung von  „Lehrmitteln  und  Scbfilcrarbeiten*,  die  man  auch  nicht 
vergessen  bat  und  die  ein  überraschendes,  alle  Erwartungen  über- 
treffendes günstiges  Bild  gewähren  sollen  von  dem,  was  in  dieser 
Hinsicht  jeoseit  des  Ural  geleistet  wird.  Wir  erfahren  aber  nicht 
näher,  inwiefern  sich  dieser  äufserste  Osten  Rufslands  zu  seinem 
Vortbeil  von  den  ausgedehnten  mittleren  Gouvernements,  wo  das 
Schulwesen  jämmerlich  darniederliegt,  unterscheidet  und  etwa  dem 
Westen,  den  Ostseeproviuzen,  entspricht,  wo  die  Regierung  selbst 
sich  gegenwärtig  an  die  Vernichtung  und  Zerstörung  der  von  den 
Deutschen  geschaffenen  hohen  Volksschulbildung  macht.  Während 
in  Livland  im  Jahre  1882  laut  dem  Berichte  des  Inländischen 
Landraths  • Kollegiums  die  vom  Gesetz  geforderte  Zahl  der  Land- 
Volksschulen  auf  mehr  als  das  Doppelte  gestiegen  war,  belief  sich 
z.  B.  in  der  Residenz  Petersburg  im  Jahre  1888  die  Zahl  der  Ele- 
mentarschulen auf  nur  128,  in  denen  von  110  000  schulfähigen 
Kindern  nur  5900  wirklich  unterrichtet  wurden.  Mit  der  Ver- 
mehrung der  Jahre  1883—1886  um  98  Schulen  und  den  in  diesem 
Jahre  eröffneten  10  neuen  Schulen  machen  die  jezt  in  Petersburg 
existirenden  doch  noch  nicht  den  dritten  Tbeil  der  vom  Gesetz 
geforderten  Kormalzahl  aus.  Steht  es  so  in  der  Hauptstadt  des 
russischen  Reichs,  so  ist  die  Lage  des  Schulwesens  in  den  übrigen 
russischen  Gouvernements  natürlich  noch  weit  kläglicher  beschaffen. 

«Hecht  befriedigt“  verläfst  unser  Gewährsmann  die  Ausstel- 
lung, die  er  „im  Grofsen  und  Ganzen  als  sehr  gelungen  und 
interessant“  bezeichnet.  Will  er  diese  „speziell  sibirisch-uraliscbe 
Ausstellung“  auch  nicht  mit  den  Weltausstellungen  von  London, 
Paris  und  Wien  verglichen  sehen,  so  protestirt  er  uro  so  energischer 
dagegen,  „dafs  sich  ein  dunkler  Ehrenmann  in  einer  Jekaterin- 
burger Lokalzeitung  in  fadester  Weise  über  sie  lustig  mache,  mit 
wenig  Witz  und  viel  Behagen  die  kleinen  Mängel  au  das  Tages- 
licht zerre,  ohne  daran  zu  denken,  die  grofsen  Verdienste  und 
hervorragenden  Leistungen  einzelner  Fabrikanten  and  Aussteller 
gebühren  dermalen  hervorzuheben. 

Wir  aber  wollen  es  ihm  Dank  wissen,  dafs  er  uns  einen  so 
interessanten  Einblick  in  dies  Stück  Kulturleben  im  äufsersten 
europäischen  Osten  bat  tbun  lassen. 


Europa. 

Kooperation  der  deutschen  Eisenindustriellen  auf  der  Mel- 
bourner  Ausstellung  und  in  Australien.  Von  einem  hervorragen- 
den deutschen  Facbmanne  erhalten  wir  folgende  Zuschrift: 

«Die  Beschickung  mit  deutschen  Eiscubüttenerzeugmssen  würde 


sich  sehr  empfehlen,  allerdings  unter  der  Voraussetzung,  dafs  man 
sich  von  dem  künftigen  Handel  mit  solchen  nach  Anstralien  so- 
gleich ein  richtiges  Bild  entwirft.  Die  Engländer,  anknflpfeod  an 
ihre  alten , mit  den  Kolonien  zugleich  ernporgewaebsenen  Be- 
ziehungen, nehmen  einen  festen  Stand  ira  Eisengeschfift  ein.  Man 
hat  also  mit  diesen  den  Wettbewerb  aufzunehmen.  Das  ist  nicht 
leicht,  aber  deonoeb  möglich,  wie  u.  A.  aus  unserem  Absatz  von 
Trägerwellblecben  in  Anstralien  hervorgeht.  Baueisen  wird  in  Menge 
gebraucht,  aber  nicht  sowobl  in  einzelnen  abgemessenen  Bestellun- 
: gen  bezogen,  als  gröfseren  Lagern,  welche  die  wichtigen  Sorten 
vorräthig  halten,  entnommen.  Das  müfste  aber  auch  von  ans 
in  Aussicht  genommen  werden.  Indessen  möchte  ein  einzelnes  Haus 
sich  schwer  zn  der  erforderlichen,  bedeutenden  Kapitalverlegung 
entschliefsco.  Unserer  Ansicht  und  Erfahrung  nach  würde  eine 
andere  Methode  anzuwenden  sein,  diejenige  etwa,  welche,  und  zwar 
in  grofsem  Stil,  das  bekannte  schwedische  Eisenkontor  (jern  kon- 
teret) befolgt  Man  hätte  ein  Deutsches  Eisenkontor  (German 
iron  offlce)  anzolegen,  mit  dem  Sitz  etwa  in  8ydney,  Filiale  in 
Melbourne  oder  umgekehrt.  Hierzu  hätten  sich  deutsche  Eisenwerke 
zu  vereinigen,  in  solcher  Zahl  und  für  solche  Sorten,  als  man  an- 
gemessen finden  möchte.  Diese  hätten  antheilig  das  Kontor  mit 
alten  gangbaren  Sorten  zn  versehen,  hätten  die  Lagerung»-  und 
Magazinknsten  entheilig  zu  tragen  und  einen  Vertreter  gemeinsam 
anzustellen,  und  zwar  nach  Deckung  der  Kosten  einfach  anf  Tan- 
tieme. Von  dem  einen  Werk  oder  auch  von  mehreren,  würden  die 
gröfseren  T-Eisen,  von  andern  die  Winkeleisen,  die  Fa^neisen, 
die  Rundeiseosorten,  von  wieder  anderen  die  Röhren  zu  liefern 
sein.  Draht  wäre  wohl  nicht  aufzunehmen  (wenn  nicht  eine  Draht- 
übereinknnfl  geschlossen  werden  könnte)  da  der  deutsche  Draht 
schon  meist  in  festen  Händen  drüben  Ist  Ein  wichtiger  Stapelartikel 
wäre  aber  die  Kette,  namentlich  in  schweren  Sorten,  bis  zn  den 
dicksten  Ankerketten.  Allerdings  verlangen  letztere  grofses  Kapital, 
sind  aber  dafür  auch  um  so  besser  zu  verwertben.  So  manches 
Schiff  läaft  in  Melbourne  oder  Sydney  an,  welches  in  schwerem 
Wetter  an  Küstenpl ätzen  eine  Ankerkette  eingebfifst  hat  und  nun 
um  hohen  PreiB  sich  wieder  mit  einer  Kette  versehen  mofs.  Die* 
gilt  namentlich  von  Kriegsschiffen,  die  oft  grofse  Summen  für 
Ankerketten  verwenden  müssen.  Auch  Bleche  würden  sich  manch- 
mal vorzüglich  verwerthen  lassen,  wenn  sie  in  genügendem  Vorrath 
uud  selbstverständlich  in  vorzüglicher  Qualität  im  Kontor  zur  Ver- 
fügung «fänden.  Dieses  Eisenkontor  müfste  also  jetzt  recht  bald  * 

gebildet  werden  und  könnte  dann  eine  recht  großartige,  wirkungs- 
volle Schaustellung  in  Melbourne  machen.  Wir  legen  diesen  Ge- 
danken namentlich  Rheinland-Westfalen  aus  Herz.  Anfügen  möchten 
wir  noch,  dafs  von  dem  Kontor  in  Sydney  aas  der  Bedarf  von 
Queensland,  und  von  demjenigen  in  Melbourne  aus  der  von  Süd- 
Auatrulicn,  ja  auch  Ncu-Seeland,  gedeckt  werden  könnte.  Wegen 
der  Bankoperationen  die  für  das  Eisenkontor  vorzu- 
bereiten wären,  behalten  wir  uns  eine  Ausicbts- 
äufserung  noch  vor.* 

Nachschrift  der  Redaktion.  Die  vorstehenden  Vorschläge,  denen 
wir  durchaus  sympathisch  gegenüber  stehen,  würden  ob»e  Weiterung  noch 
ungleich  leichter  und  erfolgreicher  reaüsirt  werden,  wenn  ein  kapitalkräftigem 
gut  eingeführtes  Bans  in  Melbourne  die  Vertretung  leistungsfähiger  deutscher 
Kisenfirmen  übernimmt  und  — abgesehen  tod  einigen  zu  konngnirendsa 
Mustern  und  kleinen  Warenposten  — feste  Ordre«  ertheilt,  deren  halber 
Fakturabetrag  in  Hamburg  oder  London  gegen  Konnossement  bezahlt  wird, 
während  die  Resthälfte  in  Melbourne  nach  Ankunft  der  Waaren  zu  zahlen 
»ein  würde.  Wir  sind  in  der  Lage  raittheilen  am  können,  dafs  die  Vertreter 
gut  eingeführter,  bemittelter  australischer  Firmen  nach  Deutschland  unterwegs 
sind,  um  in  diesem  Sinuc  Abschlüsse  hier  zu  machen.  Leistungsfähige 
Firmen,  welche  auf  solche  reflektiren,  wollen  uns  ihre  Offerten  rar  kosten- 
freien Vermittelung  und  weiteren  Veranlassung  zugehen  lassen.  — Uebrigen» 
wäre  es  empfehlenswert!),  ein  grofses  deutsches  Risenkontor  zu  errichten,  mit 
der  Aufgabe,  Niederlagen  in  den  bedeutendsten  überseeischen  Pützen  zu 
errichten. 

Die  Handelskammer  zu  Leipzig  erläßt  folgende  Bekannt 
machung  In  Sachen  der  1888er  Ausstellung  von  Melbourne. 

„Id  Melbourne  soll  vom  1.  August  1888  bis  zum  31.  Jauner 
1889  eine  Centenoial  International  Exhibition  atattfinden, 
xu  welcher  die  Anmeldungen  bis  zum  81.  X.  d.  J.  xu  erfolgen  haben. 

Die  unterxeichnete  Handelskammer  will  nicht  unterlassen,  dies 
auch  ihrerseits  hierdurch  in  Erinnerung  zu  bringen  und  auf  die 
Wichtigkeit  einer  Betbeiligung  der  deutschen  nnd  insbesondere  der 
sächsischen  Industrie  hinzuweisen. 

Um  betreffs  einer  eventuellen  Unterstützung  des  Unternehmens 
aus  öffentlichen  Mitteln  einen  ungefähren  Anhalt  zu  bekommen, 
ersuchen  wir  die  im  diesseitigen  Kammerbezirk  vorhandenen  In- 
teressenten, welche  sich  an  der  gedachten  Ausstellung  zu  betheiligeo 
geneigt  sind,  von  diesem  ihrem  Entschlüsse  spätestens  bis  mm 
6.  August  d.  J.  gefällige  Mitteilung  an  unsere  Kaozlei,  Nene 


i 


1887, 


469 

BXPORT,  Organ  de»  CentralvereinB  für  Handelageographie  etc. 


Nr.  31. 


Börse.  Tr.  A,  I.,  gelangen  zu  lassen,  bei  welcher  einige  anf  die 
Angelegenheit  bezügliche  Schriftstücke  einxusehen  Kind.1* 

Leipzig,  den  22.  Juli  1887.  Die  Handelskammer. 

Dr.  Wachsmuth,  Vors. 

Es  wire  zu  wünschen,  dafs  die  anderen  deutschen  Handels- 
kammern in  der  gleichen  Weise  ebenfall»  vorgingen. 

Ober  di«  Einfuhr  de«  deutschen  Sprit«  In  Spanien.  (Oripi- 
nalboricht  au»  Sevilla.)  Es  geht  zur  Zeit  eine  grobe  Bewe- 
gung durch  ganz  Spanien,  gerichtet  gegen  die  Einfuhr  von  deut- 
schem Sprit,  und  es  vergeht  fast  kein  Tag,  an  welchem  nicht  die 
Zeitungen  grofs  und  klein,  mehr  oder  weniger  heftige  Artikel  über 
diesen  Gegenstand  zu  Tage  fördern,  und  zwar  wimmelnd  von  un- 
glaublichen Übertreibungen  und  Unrichtigkeiten. 

Behauptungen,  wie:  der  deutsche  Sprit  sei  das  schändlichste 
Gift,  welches  exislire,  er  »ei  fabrizirt  von  alten  Lumpen,  Abfällen,  1 
Exkrementen  usw.,  er  »ei  der  Ruin  de»  Weinbandeis,  und  dergleichen 
Sachen  mehr  sind  heute  an  der  Tagesordnung,  werden  überall  ver- 
breitet uud  bereitwilligst  geglaubt.  Die  Anregung  zu  der  ganten 
Bewegung  ging  von  Frankreich  au».  Bekanntlich  geben  alle  Mit- 
theilungen ans  der  aufserspaniseben  Welt  hier  durch  französische 
Vermittelung  ein  und  werden  durch  dieselbe  für  den  spanischen 
Konsum  jedesmal  noch  speziell  zugesebnitton.  So  haben  sich  die 
Franzosen  denn  auch  jüngst  angelegen  sein  lassen,  die  Spanier  mit 
dem  neuen  deutschen  Spritgesetz  bekannt  zu  machen,  wobei  man 
es  für  gan2  zwecklos  hielt,  der  bedeutenden  Erhöhung  der  Fabri- 
katssteuer irgend  weiche  Erwähnung  zu  tbun,  sich  darauf  beschrün- 
kend,  einzig  die  enorme  Erhöhung  der  Exportprämie  in  das  rechte 
Licht  zu  setzen. 

ln  Folge  dessen  ist  ganz  Spanien  der  Meinung,  dafs  beute 
Deutschland  den  Sprit  um  10  Frca.  pro  Hektoliter  billiger  expor- 
tiren  kann  als  vorher,  und  in  den  Zeitungen  wird  es  haarklein 
ausgerechnet,  dafs  jetzt  hei  der  Exportprämie  von  60  Frcs.  pro  ! 
Hektoliter  der  deutsche  Fabrikant  oder  Exporteur  den  Sprit  um-  : 
sonst  geben  könne,  wenn  er  wolle,  und  doch  noch  Geld  dabei 
verdiene! ! 

Da  schreien  denn  natürlich  die  inländischen  WYinspritfabri- 
kanten,  und  wer  sonst  Interesse  an  Einfuhrbeschränkung  hat, 
Mord  nnd  Zeter,  and  einmal  verlangt  man  gänzliches  Verbot  der 
Spriteinfuhr  oder  Denaturalisation  de»  Sprits  an  der  Grenze,  ein 
ander  Mal  bedeutende  Zollerhöhung,  chemische  Untersuchungen  in 
der  Douunc  u.  dergl.  mehr.  Unmöglich  wird  »ich  die  Regierung 
der  Bewegung  entziehen  können  und  eine  erhebliche  Zollerhöhung 
wird  das  Mindeste  sein,  was  zu  erwarten  steht. 

Allem  diesem  gegenüber  herrscht  auf  Seiten  der  deutschen 
lnteressenkrcise,  Fabrikanten  und  Exporteuren  vollkommene  Ruhe 
und  tiefstes  Schweigen,  und  Niemand  rührt  sich  auch  nur,  um  die 
gröbsten  Irrthüroer  za  berichtigen. 

Es  wäre  jedoch  wirklich  an  der  Zeit,  dafs  die  deutschen  Ex- 
porteure durch  Zirkulare  und  auf  alle  mögliche  Weise  aufklärend 
zu  wirken  suchten  uud  den  absurden  Behauptungen  der  Zeitungen 
entgegentreten.  Sie  würden  »ich  dadurch  auch  den  Dank  vieler 
verständigeren  Weinbergabesitzer  und  Wein-Exporteuro  erwerben, 
die  billigen  Sprit  nicht  entbehren  können,  solange  Spanien  solchen 
selbst  nicht  produziren  kann  uud  es  den  Franzosen,  den  Haupt* 
käufem  der  spanischen  Weiokreszens,  vielmehr  auf  billige  alkohol- 
reiche  Weine  (zu  Misch-  und  Verwässerungszwockcu),  sowie  auf 
billige  Süfsweine  ankommt,  als  auf  feinere  reine  Weine,  welche 
Spanien  vorläufig  doch  nicht  in  dem  für  Frankreich  passenden 
Geschmack  herzasteilen  vermag. 

Asien. 

Zur  wirtschaftliches  Lage  Britisch  Birmas.  Die  Provinz 
Britisch  Birma  dehnt  sich  aas  von  Tekoaf  bis  zum  Isthmus  von 
Kra.  Ihre  Ausdehnung  schätzt  man  auf  ungefähr  230000  Quadrat* 
kilorneter,  etwa  auf  die  gleiche  Gräfin*  von  England  und  Irland  zu- 
sammen. 

Die  Hauptbeschäftigung  der  Bevölkerung  bildet  der  Ackerbau. 
Indessen  zählt  man  trotz  der  weiten  Ausdehnung  des  Gebietes  erst 
31/.'  Millionen  kultivirte  Acres  = 1 400000  Hektar.  Den  zehnten 
Tbeil  des  bebauten  Landes  nehmen  Reisfelder  ein.  Naturgemifs 
ist  der  Alluvialboden  des  Irawady-Delta  am  ergiebigsten,  nicht  nur, 
weil  die  Kultur  dort  eine  alte  ist,  sondern  auch  wpü  der  Landbau 
dort  verbältoi8»mifBig  rationell  betrieben  wird.  Der  Eingeborene 
von  Birma,  dessen  Hauptbestreben  darauf  gerichtet  ist,  so  wenig 
wie  möglich  za  arbeiten,  bat  seit  langen  Zeiten  für  den  Reisbau 
dco  sumpfigen  Boden  an  Flössen  und  Wasserläufen  gewählt,  welcher 
in  der  Regenzeit  leicht  überschwemmt  wird.  Iu  hoch  gelegenen 
Landstrecken,  in  Distrikten,  welche  der  Südwestpossalwind  nicht 
erreicht,  pflanzt  er  ungern  Reis  an,  weil  er  dort,  uui  eine  ergiebige 


Ernte  zu  erlangen.  Dämme  und  Bewässerungskanäle  anlegeo  mufs. 
Die  Landbestellung  beginnt  sofort,  nachdem  die  Regengüsse  auf- 
gehört haben,  welche  dm  niedrig  gelegenen  Tbeil  Birmas  in  einen 
grofsen  See  verwandeln.  Im  November  beginnt  die  Ernte.  Man  bat  be- 
rechnet, dafs  der  bebaute  Acre  einen  Durschnittsertrag  von  etwas 
mehr  als  3 . //  ergiebt,  der  Hektar  also  uugeffthr  6 t tf  50  ^ 
uud  dafs  da»  Ergebnifs  gegen  80  bis  100  Scheffel  =*  28  bis  30  hl  für 
den  Acre  beträgt,  oder  70  bis  75  hl  für  den  Hektar.  Seit  eiuigcn 
Jahren  haben  die  Engländer  Dampfmühlen  zutn  Abschälen  des 
Reis  errichtet,  so  in  Akyab  (an  den  Doltaküsten  von  Arakan), 
in  Moulmoln  (an  der  Mündung  de»  Saltten),  in  Bassein  (am  Ira- 
wady)  und  in  Rangun.  Die  Mühlen  werden  durch  Dampfmaschinen 
der  neuesten  Konstruktion  getrieben. 

Unter  den  anderen  Bodenerzeugnissen  verdient  der  Sesam  eine 
besondere  Erwähnung.  Derselbe  gedeiht  sowohl  in  den  Tiefebenen, 
wie  auf  den  Hochebenen  und  bezahlt  die  geringe  Arbeit,  welche 
sein  Anbau  verursacht,  hundertfach.  Die  Theo-  und  Kaffeekultur 
ist  in  der  Provinz  Akyab  eingefübrt  und  verspricht  bald  lohnend 
zu  werden.  Zum  Anbau  von  Zuckerrohr  würden  sich  die  Distrikte 
Amherst,  Shwc-Gyeng  und  namentlich  die  Ufer  des  Flusses  Rhulong, 
der  jedes  Jabr  Übertritt  und  einen  äufserst  fruchtbaren  Schlamm- 
boden zurück  labt,  vorzüglich  eignen.  Seit  einigen  Jahren  bemüht 
man  »ich,  Baumwolle  von  Egypten,  Brasilien  und  Karolina,  welche 
von  besserer  Beschaffenheit  als  die  einheimische  ist,  eiozuführen. 
Indessen  wurden  diese  Versuche  von  geringem  Erfolge  begleitet, 
und  die  Reiskultur  gewährt  einen  entschieden  gröfseren  Gewinn, 
als  die  Baumwollpflauzungen.  E*  giebt  in  Birma  zwei  Arten  Baum- 
wollstauden, die  eine,  die  frühzeitige,  ist  gewöhnlich  nur  8 bis  4 Fufs 
hoch  und  öffnet  ihre  Kapseln  im  Dezember  oder  Januar,  die 
audere  erreicht  eine  Höhe  von  6 bis  10  Fufs  und  ist  im  März  zur 
Ernte  reif. 

Der  Tabaksbau  ist  überall  in  Birma  verbreitet,  besonders  in 
den  Distrikten  von  Henzada,  Ramree,  Proroe,  Thavel.  Sandoway, 
Tharawaddy  und  auf  den  Hügeln  von  Arakan.  Man  »äet  im  Sep- 
tember, um  im  Januar  zu  ernten.  Die  Blätter  werden  sorgfältig 
ausgesucht  und  die  gewählten  werden,  um  sie  zu  trocknen,  einfach 
auf  die  Erde  oder  auf  eine  Bambushordc  geworfen.  Dann  werden 
sic  in  trockenem  Zustande  in  Packele  vereinigt  und  iu  den  Handel 
gebracht. 

Indigo  endlich  wird  hauptsächlich  im  Distrikte  Heuzada  fabri- 
zirt uml  zwar  in  sehr  primitiver  Weise.  Die  Birmanen  feuchten 
die  Blätter  und  zartesten  Stengel  der  Indigopflanze  24  Stunden  in 
Wasserknfen  an,  fügen  dann  gelöschten  Kalk  hinzu  und  zerstampfen 
alles  mit  einer  Holzkeule.  Sobald  die  Operation  fertig  zu  sein 
scheint,  werden  die  Überreste  der  Blätter  and  Stengel,  welche  »ich 
noch  nicht  aufgelöst  haben,  entfernt  und  die  Mischung  bleibt 
mehrere  Tage  ruhig  stehen.  Dadurch  wird  bewirkt,  dafs  das 
Wasser,  ohne  Stoffe  mit  sich  zu  führen,  abfliefsen  und  die  Mischung 
sich  verdichten  kann.  Der  auf  diese  Weise  gewonnene  Indigo  hat 
wenig  Farbgebult  und  erreicht  kaum  die  Qualität  de»  schlechtesten 
Manila-  oder  Mudrasindigos.  Sollten  Europäer  die  Indigokultnr  in 
die  Hand  nehmen  und  rationell  betreiben,  so  würden  ganz  gute 
Erfolge  erzielt  werden  können. 

Die  birmanische  Industrie  ist  verhältnifsmäfsig  noch  wenig  ent- 
wickelt. Von  einiger  Bedeutung  sind:  die  Seidenweberei,  die  Fabri- 
kation lackirter  Artikel,  Bronze-Guf»,  Gold*  und  Silberarbeiten. 
Wcbestühle  findet  man  io  allen  Häusern,  und  jeder  Eingeborene 
»pinnt  sich  seine  Kleidung  selber.  Die  birmanischen  Lackwaarun 
haben  »ich  mit  Recht  eine  hervorragende  Stellung  auf  allen  Märkten 
verschafft  uud  rivalisircu  mit  denjenigen  von  Japan  und  China. 
Gleich  den  Lackarbeitern  sind  auch  die  Schmelzer  stark  beschäf- 
tigt. Sie  fabriziren  iu  Bronze  die  Glocken  der  Pagoden  und  in 
Bronze,  mit  genügend  grofsen  Mengen  Silber  vermischt,  die  „Gong»*, 
welche  bei  den  Zeremonien  de»  Buddhismas-Kaltos  eine  »o  grofse 
Rolle  spielen,  und  in  Gold  oder  Silber:  Becher,  Tassen,  Bracelets, 
Ohrringe.  Ketten,  Kolliers  oder  anderen  weiblichen  Schmuck.  Man 
verfertigt  in  Birma  auch  eiserne  Lanzen,  Messer,  deren  Form  und 
Stärke  verschieden  sind,  je  nachdem  Gebrauche,  welchem  »ie 
dienen  sollen  und  ^dahs*,  Säbel  oder  breite  Hieher  mit  langem  Griffe. 

Es  giebt  in  Birma  zwei  Eisenbahnlinien,  die  eine  wurde  ira 
Jahre  1877  eröffnet  und  geht  von  Rangun  nach  Prome,  in  einer 
Länge  von  163  Meilen,  die  andere  durchschneidet  das  Thal  Sittang 
und  verbindet  Rangun  mit  Tonug-Ngoo.  Telegraphenlinien,  deren 
Anlage  leichter  und  woniger  kostspielig  als  die  von  Eisenbahnen 
int,  »iud  mehrere  vorbaudeo.  Die  erste  Linie  von  Prorae  nach 
Myc-Dei  wurde  ira  Jahre  1855  errichtet,  die  folgende  war  diejenige 
von  Rangun  nach  Henzada.  Ira  Jahre  1861  wurde  Birma  mit  Kal- 
kutta verbunden,  bald  errichtete  mun  sogar  zweite  Linien.  Später 
legte  mun  Telegraphen  zwischen  Bangkok  und  Tavoy  und  zwischen 
i Tavoy  und  Moulmein. 


Nr.  31. 


470 

EXPORT,  Organ  de#  Centralvereins  für  Uanclelageographie  etc. 


1887. 


Wege  findet  man  aar  in  der  Nftbe  der  Dörfer  und  such  da 
befinden  sie  sich  zumeist  in  verwahrlostem  Zustande.  Die  besten 
Verkehrswege  bilden  die  Flofsl&ufe.  Die  Anlage  von  Wegen  ist 
nach  dem  Gutachten  der  Ingenieure  außerordentlich  kostspielig, 
da  dieselben  der  OberachwetsamBgea  wegen  chauasirt  werden 
müßt«.  Es  würde  die  Meile9)  700  £ kosten,  der  Kilometer  dem* 
nach  gegen  3800  ,1t 

Soll  aber  der  Handel  gehoben  werden,  so  müssen  unbedingt 
die  Eiseubabncn  und  sonstigen  Kommuoikatlonsmittel  wesentlich 
vermehrt  werden.  Das  erlauben  indessen  die  geringen  Mittel  der 
Kolonie  bis  jetat  noch  nicht.  Die  öffentlichen  Einnahmen  haben 
sich  während  der  lotsten  10  Jahre  verdoppelt;  sie  wuchsen  von 
1 232000  £ (1871)  auf  2164000  £ (1882).  Während  derselben 
Zeit  atieg  der  Seehandel  von  7 760000  t auf  18000000  £.  Eine 
gleich  günstige  Steigerung  aeigte  sich  auch  während  der  letzten 
Jahre. 


Nord-Amerika. 

Da«  Winterreise  durch  den  ncrdanerlkanlschen  Süden.  XIII.  Von 
Dr.  Emil  Deck  er  t.  (Vgl.  1886,  Nr.  G,  13,  20,  26,  33,  36,  42.  50; 
1887,  2,  24,  26.)  (Nachdruck  verbalen.)  Es  lat  bei  den  Kisenbahnver- 
waltungen  des  nonlaroerikanischcn  Weilten?  Brauch,  die  Fahrzeit  der  Züge 
durch  absolute  Wüsteneien  so  viel  als  möglich  in  die  Nacht  zu  «erlagen, 
und  man  wird  anerkennen  müssen,  daß  sieb  darin  oid  höbe?  Malis  von  tie- 
schick  und  Klugheit  offenbart  Einmal  wird  dem  Reisenden  auf  diese  Weise 
ein  guter  Tbeil  von  Langeweile  und  Ermüdung,  wie  sie  mit  einer  Westfahrt 
unzertrennlich  verbunden  i»U  erspart.  Man  schlummert  sanft  in  dem  breiten, 
komfortablen  Bette  eines  PuJI man- Wagens,  und  man  träumt  von  interessanteren 
und  angenehmeren  Dingen,  als  man  da  draußen  entlang  den  Schienenstringen 
sehen  würde.  Sodann  lernt  der  unberufene  Beobachter  die  Armseligkeit  der 
Gegend  und  ihre  Uilfsc|uellen  nicht  gar  za  scharf  und  kritisch  bcurtheilen, 
und  das  ist  von  Vortheil  für  die  Aktien  der  Gesellschaft  sowie  für  die  Land- 
«erkaufsgesebüfte,  um  di«  et  ohnedies  nicht  glänzend  steht  Endlich  aber 
kann  di«  Eisenbahn  des  Tageslichte«  in  diesen  Einöden  auch  vollkommen 
eutrathen,  denn  Passagiere  sind  in  denselben  so  wenig  in  die  Waggons  auf* 
zunebtnen  als  Güter.  Oer  dunkle  Schleier,  den  die  Kisenbahnmänner  über 
die  westliche  Landschaft  ausbreiten,  erscheint  also  nach  den  verschiedensten 
Richtungen  hin  als  ein  durchaus  gerechtfertigter. 

Unsere  mrxikanisebe  (Vnlralbahn,  die  in  vielfacher  Hinsicht,  namentlich 
abtr  in  Hinsicht  auf  die  wirtbschaftsgeographischeu  Varua,  die  sie  dureb- 
mifst,  eine  echte  Weethabn  ist,  macht  von  der  allgemeinen  Regel  keine 
Ausnahme,  und  wir  haben  daher  auf  der  Station  von  Paso  d«l  Norte  bis 
Abends  acht  Uhr  zu  warten,  bevor  die  Abfahrt  erfolgt  Endlich  erschallt 
das  amerikanische  „AU  »Board !‘  des  Kondukteurs,  uud  der  Zug  setzt  sich 
in  Bewegung. 

Dafs  die  Einrichtung  der  Wogen  in  nichts  von  derjenigen  der  .ameri- 
kanischen'1 Wagen  abweiebt,  versteht  sieb  von  selbst  Haben  ja  dorh 
Bostoner  Finanzleute  die  Bahn  gebaut,  und  ist  ja  doch  der  ganze  „Keno* 
carril  Contra)  Mrxicaao*  im  Grunde  genommen  nichts,  als  ein  Stück  impor- 
tirtes  .Amerika“  — das  letztere  Wort  immer  wieder  als  Synonym  von 
.Union“  genommen,  wie  es  in  den  lateinischen  Ländern  der  Neuen  Welt 
üblich  ist!  Nur  auf  den  aristokratischen  Charakter  der  mexikanischen 
Republik  hat  man  von  vornherein  Bedacht  genommen,  indem  man  ähnlich 
wie  in  den  europäischen  Landern  Wagen  erster,  zweiter  und  dritter  Kla-se 
unterscheidet,  und  indem  man  die  Passagiere  nach  ihrer  Zahlungsfähigkeit 
sowie  nach  ihrer  sozialen  Stellung  in  Gruppen  sondert,  die  sich  nicht  wesentlich 
mit  einander  berühren,  ln  der  Union  herrscht  in  dieser  Beziehung  bekannt- 
lich demokratische  Gleichheit,  und  wenn  die  Neger  in  den  Sudstaaten  doch 
in  besonderen  Wagen  nntcrgrhracht  werden,  ao  geschieht  dm  eigentlich  nur 
durch  ein  geschickte*  Manöver  der  Babubeamten,  da«  von  allen  konsequenten 
amerikanischen  Politikern  auf  das  Entschiedenst«  gc mißbilligt  wird.  Dafs 
die  aoxialcn  Standesunterschiede  auch  in  Mexiko  ziemlich  genau  mit  dem 
Unterschiede  in  der  Sage  und  Hautfarbe  zusamntonfallen,  ist  selbstver- 
ständlich. Indessen  fehlt  es  weder  an  gründlich  verlumpten  Nachkommen 
der  allen  spanischen  Conquistadoren  noch  an  hoch  eioporgckom menen  Nach- 
kommen der  alten  Azteken  und  Tolteken,  und  die  durch  das  Zusammen* 
fließen  »<m  Spanier-  und  Indianerblut  neccntstandeue  Rare  der  Mestizen 
hat  allmählich  eine  sehr  dominironde  Roll«  in  dem  Staats-  und  öesellsctufls- 
leben  der  Republik  spielen  gelernt  Denke  man  nur  x.  B.  an  Juarex. 

In  dem  Pullman  - Wagen  sowie  auch  in  dem  Wage»  erster  Klasse  ist 
alles  spiegelblank  uud  nagelneu,  was  sich  durch  die  Jugend  der  llahnan läge  sowie 
durch  die  geringe  Abnutzung,  der  ihr  Material  unterworfen  ist,  zur  Genüge 
erklärt.  Die  Bahn  wurde  ja  erst  Im  April  des  Jahres  1884  in  Betrieb  ge- 
setzt und  an  jedem  Tage  fährt  mir  ein  einziger  Zug  von  Paso  del  Norte  nach 
Süden  und  von  Mexiko  nach  Norden  ab.  Der  Pullman  - Wagen  ist  mit  ele- 
ganten Plüseh-Sophas  auegestattet,  der  Erste-Klassen- Wagen  dagegen  mit 
luftigen  Rohrsitzen,  was  wir  bei  der  Hitze  und  dem  Staube,  die  in  der 
mexikanischen  Trockenzeit  tageeüber  herrschen,  eigentlich  viel  angenehmer 
fanden.  Das  Bahnpersonal  trägt  zwar  mexikanische  Koearden  an  den  Mützen, 
spricht  aber  durchweg  englisch,  und  der  wichtige  Pulluum  • Porter,  der  einem 
das  Belt  zurecht  macht,  die  Kleider  und  Scbubo  reinigt,  deu  Tisch  deckt, 
den  Kaffee  kocht  etc.,  ist  wie  allenthalben  in  dem  Unionsgebiete  ein  raben- 
schwarzer Vollblutneger. 

Was  unsere  Mitreisenden  anlangt,  »o  bekunden  auch  diese,  dafs  die 
Direktion  des  amerikanisch  - mexikanischen  Verkehrt  in  „ Amerika“,  resp.  in 

**  1 englische  Meile  = 1324  m. 


New  York  und  Boston,  zu  suchen  ist,  und  dafs  sich  Mexiko  im  allgemeinen 
ziemlich  passiv  dabei  verhält.  Es  sind  darunter  vier  oder  fünf  neuengliscfa«- 
Touristcn , die  eine  einfache  Lustfahrt  nach  Mexiko  und  dem  Popoeatepefl 
machen,  so  wie  wir  in  Europa  Lustfahrten  nach  Italien  und  nach  den  Alpen 
zu  machen  pflegen;  ferner  zwei  oder  drei  nordstaatliche  Geschäftsmlnner.  die 
»ich  in  einer  mexikanischen  Bergbau-  odernandelsunlrrnehinung  engagirt  heben, 
endlich  zwei  amerikanische  Telegraphen- Beamte,  denen  die  Leitung  von  mexiko- 
uUchan Telegraphenstationen  übertragen  worden  ist-  Spanische  Laute  vornehmen 
wir  nur  au?  dem  Munde  einer  schönen  Dona,  die  augenscheinlich  aus  einem 
New  Yorker  Dainenpensionatc  in  ihre  Heiinath  und  in  ihren  Verwawdtenkrei*  zu- 
rückkehrt, sowie  aus  dem  Munde  der  beiden  schnurrbärtigen  Kavalierp  von  camI- 
lianiscbem  Typus,  die  »io  begleiten.  Von  den  zwölf  Passagieren,  die  den  Pidl- 
man  - Wageu  und  den  Ersten- Klassen- Wagen  bevölkern,  sind  übrigen»  sieben 
mit  KreibilleU  ausgestattet,  wodurch  sich  die  ohnehin  schwache  Einnahme 
der  Eisenbahn -Kasse  für  den  Tag  noch  um  58V»  Prozent  redusirt  Die  Li- 
beralität, mit  der  die  Direktion  de«  Perrocarril  Ceutral-Mrxicano  .free  passe.*' 
gewährt,  entfließt  augenscheinlich  dem  eifrigen  Bestiebeu  derselben,  den 
Verkehr  auf  der  Bahn  so  viel  als  nur  irgend  möglich  in  den  Fluß  zu  briugro 
An  eine  höhere  Enlwirkelungsfäbigkeit  des  mexikanischen  Wirtbscbaftsleben 
glaubt  sie  ja.  und  wenu  in  den  Städten  der  Union  eine  nähere  Bekanntschaft 
mit  den  mexikanischen  Hilfsquellen  und  Naturscbönheiten  erzielt  wird,  so 
erachtet  sie  die«  bereits  für  einen  grofsen  Gewinn. 

Nachdem  wir  uns  in  dem  Pullman-Car  einigermaßen  heimisch  gemacht 
und  über  unsere  Reisegefährten  orientirt  haben,  begeben  wir  uns  unserer 
Gewohnheit  gemäß  no-h  einmal  hinaus  auf  den  hinteren  Austritt  des 
Wagens,  um  vor  dem  Scblafcngebeu  noch  «in  wenig  frische  Abeadluft  ze 
atlnoen  und  nebenbei  von  Nord-Mexiko  zu  sehen,  wa*  unter  deu  gegebenen 
Umständen  davon  gesehen  werden  kann.  Und  siebe  da,  wir  fühlen  uns  auf 
da*  Angenehmste  überrascht.  Das  Dunkel,  das  auf  der  (.amJschaft  lagert, 
ist  bei  weitem  kein  so  vollkommenes,  wie  wir  gefürchtet  und  wie  die  klug** 
KiNenbahnmänner  berechnet  haben.  Der  Vollmond  leuchtet  so  klar  und 
herrlich  «on  dem  wolkenlosen  Himmel  herab,  dafs  wir  dos  Sonnenlicht  kaum 
vermissen,  und  ebenso  entfalten  auch  die  Statue  einen  Glanz  und  ein 
Gofunkel.  nie  wir  es  nie  zuvor  geschaut  haben  — auch  in  Italien  nicht. 
Die  Umrißlinien  der  wildgezackten  malerischen  Berge,  zwischen  denen  wir 
dabin  eilen,  heben  sich  von  dem  Abendhimmel  beinahe  noch  schärfer  ah 
wie  von  dem  Tageshimmel,  nie  uns  bedünken  will,  und  ebenso  auch  die 
Umrißlinien  der  Mexquite  Sträurkor,  dis  die  Berge  und  da*  Plateau  bedecken. 
Selbst  das  blendende  Weif»  der  hohen  Flugsand- Hügel  — der  nordroexi- 
kauitchen  „Medanos*  — , die  weite  Distrikte  eiunehmen,  kommt  ziemlich 
voll  zur  Geltung.  Augenscheinlich  ist  e«  eine  reine  Doroengeatrüpp-Wisf«, 
in  der  wir  uns  befinden.  Aber  »idem  wir  die  wunderbar  schöne  Nacht  in 
derselben  genießen,  möchten  wir  die  Menschen,  die  die  Gegend  bewohnen, 
fast  beneiden.  Ein  solcher  Himmel  und  «ine  solche  Luft  kann  wohl  für 
inauches  entschädigen,  wo?  die  Erde  versagt. 

Bislang  war  diese  Wüste  der  unbestrittene  Tummelplatz  der  Apache», 
des  unbändigsten  aller  Indianervölker,  und  ab  uud  zu  können  wir  wohl 
vermeinen,  einen  der  wilden  Krieger  hinter  einen  Mezipntemraurh  geduckt 
zu  erblicken.  Indem  wir  näher  herankotnmeu,  erweist  sich  die  Gestalt  aber 
als  eine  harmlose  Opuntie.  Iler  Schienenweg  bat  sich  auch  den  Apachen 
gegenüber  als  ein  mächtiger  Kultivator  bewährt,  und  im  allgemeinen  halb» 
sieb  die  Wilden  in  respektvoller  Kerne  davon,  wohl  wissend,  dafs  ihne* 
durch  den  Zauber,  den  das  Dampfroß  unter  der  Hand  des  weißen  Maun-« 
ausübt,  in  erhöhtem  Mafse  Tod  und  Verderben  und  endliche  Ausrottung 
droht.  Ihre  Schlupfwinkel  in  der  Wüste,  in  denen  sic  dos  Fleisch  der  ge 
raubten  Rinder  und  Schafe  zu  ihren  Mezquitc-  Bohnen  und  Eicheln  ver- 
zehren, und  von  denen  aus  sie  bis  vor  kurzem  einen  erfolgreichen  Kampf 
um  Ihr  Dasein  mit  den  Kulturmenachen  führten,  sind  ihren  Feinden  und 
Verfolgern  gegenwärtig  nicht  mehr  so  unzugänglich  wie  früher.  Wollte« 
wir  uns  zu  Pferde  und  ohne  Btarke  Bedeckung  seitwärts  von  der  Bahn  in 
die  Gebirge  verlieren,  so  könnten  wir  den  Haß,  den  die  Rothkäute  gegen 
die  Blalsgevsichtor  hegen,  ohne  Zweifel  noch  zu  «puren  bekommen.  Di« 
Bahn  kreuzen  die  Apachen  aber  nur,  wenn  kein  Zug  in  der  Nähe  ist. 

Nachdem  wir  uns  bis  nach  Mitternacht  an  der  reiueu  Plateauluft  g? 
labt  und  zur  Genüge  über  die  Beziehungen  zwischen  Land  und  Leuten  in 
Nordmexiko  nachgcsounen  haben,  begeben  wir  uns  zur  Ruhe.  Ob  wohl  zwischen 
dem  goldenen  und  silbernen  Gefunkcl  an  dem  mexikanischen  Himmel  und 
zwischen  dem  goldenen  uud  silbernen  Gofunkel  in  den  Schächten  der  mexi- 
kanischen Berge  auch  ein  natürlicher  innerer  Zusammenhang  besteht?  Daß 
der  Erzreichthum  des  Laude»  zu  dem  Vulkanismus  denselben  — zu  »einen 
Porphyr-  und  Tracbytausbrücheo  — in  enge  ursächliche  Beziehung  zu  brin- 
gen ist,  ixt  ja  klar.  Sollte  das  mexikanische  Klima  und  die  ikirehtriuktheu 
de«  Bodens  mit  Alkalien,  die  durch  d»s  Klima  bedingt  wird,  aber  gar  nicht» 
damit  zu  thiui  haben? 

Indem  wir  am  nächsten  Morgen  erwachen,  erblicken  wir  uro  an»  herum 
noch  dieselbe  Chaparralwüstc,  dieselben  Medanos  und  dieselben  scharf  ge- 
schnittenen vulkanischen  Bergketten.  Hin  paar  kleine  Flüßchen,  die  tun 
der  Siena  Madre  herahströmen,  und  denen  entlang  Oasen  mit  etwa?  Weide- 
land liegen  — der  Rio  de  Santa  Maria,  der  Rio  Carmen  und  der  Arroyo  de 
las  Varas  — verrinnen  ln  der  Nähe  der  Bahn  im  Sande,  und  sind  kaum 
noch  im  Stande,  dom  Dampfkessel  der  Lokomotive  dos  uöthige  Wasser  zu 
liefern.  Die  Stationen  an  diesen  Flüßchen  — Carmen,  Montczinmt,  Gal  leg  <\ 
Eocioilla»  — aber  bestehen  regelmässig  nur  «us  einer  armseligen  Bretter- 
hütte,  in  der  ein  paar  Chinesen  Bahnwärterdienste  verrichten. 

Endlich  gelangen  wir  an  den  Rio  Chubiicz,  der  dem  Rio  de  los  Concho« 
und  mit  diesem  vereint  dem  Rio  Grande  del  Norte  zufließt,  und  damit 
haben  wir  eine  ausgedehntere  Oasengegend  betreten  In  ihr  liegt  Chihuahua, 
die  Hauptstadt  des  gleichnamigen  mexikanischen  Bundesstaate*,  der  bei  einem 
Areal  von  215UOO  qkm  nur  ungefähr  180UÜÜ  Seelen  zählt  Die  Kieeabaäx 
ist  von  Paso  dd  Norte  bi«  Gailego  allmählich  um  530  o emporgeetiefei, 


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1887.  EXPORT,  Organ  de»  Central  Vereins  für  Handelageograpbie  et«.  Nr.  81. 


um  sich  von  Gailego  bis  Chihuahua  wieder  um  250  m binabxu spuken,  ohne 
auf  dem  ganten  3*50  km  langen  Weg*  auch  mir  eine  finnig*  Ttionelirung 
oder  rin*  einzig*  nennenswert!)«  Stromüberbrückung  nöthig  gehabt  zu  haben. 
Wenn  mit  der  Bequemlichkeit  der  Eisen  bah  nan  läge  nur  nicht  die  absolute 
Unfruchtbarkeit  der  I*andschaft  Hand  io  Hand  ginge! 

In  Chihuahua  machen  wir  einen  längeren  Halt,  um  die  nordmexikanisebe 
Landschaft  so  viel  als  es  uns  auf  unserer  Rmignoszirungsfalirt  möglich  ist, 
etwa«  näher  in  Augenschein  tu  nehmen.  Die  Stadt  besitzt  zwei  Stationen, 
da  sie  aber  in  mexikanischer  Weis«  von  beiden  ziemlich  weit  abseits  liegt, 
an  haben  wir  uns  nach  einer  Kahrgelegen  beit  in  ihr  Inneres  hinein  umzu- 
*ehen.  An  der  ersten  Station  halten  mehrere  wild  ausschauende  Kutscher 
mit  Fuhrwerken,  die  durch  ihre  rohe  Bauart  russische  Keramiscenzen  in  uns 
wecken,  und  schon  sind  wir  im  Begriffe,  uns  und  unsere  Habaeügkeiten 
einem  derselben  anzuvertrauen,  da  wsrden  wir  von  einem  unserer  Mitreisen- 
den bedeutet,  dass  an  der  anderen  Station  bequemere  Verbindung  mit  der 
Stadt  vorhanden  sei.  Wir  warten  also  noch  ein  paar  Minuten,  und  indem  wir 
dem  Waggon  an  der  zweiten  Station  entsteigen,  sind  wir  nicht  wenig  über- 
rascht, einen  Pferdebahnwagen  von  ebenso  dvilisirtem  Aussehen  wie  in  den 
.amerikanischen “ und  europäischen  Hauptstädten  za  unseren  Diensten  bereit 
stehen  zu  sehen.  Wir  spüren  da  wieder  das  Wehen  des  Yankee-Geistes  in 
der  mexikanischen  Republik!  Denn  dieser  ist  es  ja,  der  die  Pferdeeiseubahn 
gerade  so  wie  die  Dampfeitenbahn  geschaffen  hat.  Das  Geleit,  auf  dem  der 
Wagen  sich  bewegt,  siebt  etwas  roh  und  provisorisch  aus  und  ist  augen- 
scheinlich mit  sehr  geringen  Mitteln  hergestellt  worden,  wir  gelangen  auf 
demselben  aber  glatt  und  ohne  Unfall  bis  vor  unser  Hotel.  Da  wir  der 
einzige  Fahrgast  sind,  so  wie  unser  Zug  der  einzige  von  El  Paso  ankom- 
mende  Zog  an  dem  betreffenden  Tage  Dt,  so  kann  auch  die  Einnahme  der 
Pferde hahngesellschaft  unmöglich  eine  glänmtde  sein.  Wir  bezahlten  an 
Fahrgeld  nicht  mehr  als  einen  Real  (ca.  50  Pfennige). 

I*a«  Hotel  Sechex,  resp.  da«  , Hotel  Americano*,  in  dem  wir  absteigen, 
ist  ebenfalls  eine  Yankee-Schöpfung.  Es  ist,  wie  alle  anderen  Häuser 
Chihuahuas,  .unter  das  Dach  gebaut,"  und  die  G Fremdenzimmer,  über  die 
cs  verfügt,  finden  sich  sämintlicb  zu  ebener  Erde,  um  einen  inneren  Haupt- 
hof gruppirt,  während  um  einen  anatoasenden  Nebenhof  herum  die  Stallungen 
für  Pferde  und  Maulthicre  liegen.  Da«  Gastzimmer,  in  da«  wir  eintreten, 
nimmt  mit  dem  grossen  Kinfahrtathore  die  Stirnseite  des  Gebäudes  ein  und 
di*  Wänd*  denselben  sind  mit  einer  Übersichtskarte  des  Staates  Chihuahua, 
sowie  mit  einer  Anzahl  schlüpfriger  Bilder  dekorirt  — ähnlich  wie  man  es  in 
den  Gasthäusern  der  Bergstädte  des  nordamerikaniseheo  Felaeng*b>rge*  be- 
obachten kann.  Mit  der  holden  Weiblichkeit  zu  spekulireo,  versteht  der 
Yankee  bekanntlich  vortrefllich  — unbeschadet  der  hoben  Stellung,  die  er 
dem  schönen  Geac-hicchte  im  übrigen  eingeräumt  bat. 

Der  alte  Wirtb,  der  bis  dahin  apathisch  in  der  Fensternische  gelegen 
hat  — die  Föfs«  selbstverständlich  zu  oberst  — , begrünst  uns  mit  dem  ge- 
wöhnlichen „Rov  do  you  do?*4,  und  bevor  er  uns  unser  Zimmer  anweist, 
holt  er  eine  Flasche  von  dem  Brett  hinter  dem  „Bar“  herunter,  um  uns  als 
Willkommentnmk  ein  Glas  Whisky  tu  prisentlren.  Da  unsere  Zunge  die 
mexikanisch«  Trockenzeit  — das  verhängnisvolle  .tiempo  de  seca*  — schwer 
empfiudet,  so  trinken  wir,  und  dem  amerikanischen  Whisky  lassen  wir  als- 
bald auch  noch  eine  Flasche  amerikanisches  Bier,  die  wir  mit  sechs  Realen 
(3  Mark)  zu  bezahlen  haben,  nachfolgen.  Der  Durst  gedeiht  ja  in  Mexiko 
ebenso  gut  wie  in  Texas,  und  die  Yankees  sind  nach  Kräften  bemüht,  ihn 
durch  di«  Erzeugnisse  ihrer  Brauerei  und  Brennerei  stillen  zu  helfen  Da 
die  Mexikaner  aber  zunächst  noch  treu  an  Ihren  nationalen  Getränken  fest 
halten,  so  machen  die  Importeure  auch  damit  kein*  besonderen  Geschäft*. 
An  Pulque  — Agaven -Bier  — , Mezcal  — Agaven -Branntwein  — , aowie  an 
kühlenden  Fruchtwassern  der  verschiedensten  Gattung  müssen  wohl  gewaltige 
Quantitäten  in  dem  Lande  koneumirt  werden,  das  konnten  wir  schon  in 
Chihuahua  allerwegen  wahmehmen.  Unser  Zimmer  spiegelt  in  jeder  Reriehung 
die  Anspruchs-  und  Redüifuifslosigkeit  der  Durchschnitts-Mcxikaocr  wieder, 
und  der  Komfort,  den  es  uns  gewährt,  ist  ein  sehr  minimaler.  Es  soll  offen- 
bar zu  nichts  dienen,  als  zur  Nachtruhe.  Die  Wände  sind  weif»  getüncht 
und  kahl,  die  Stühle  und  der  Tisch  wackelig  und  rum  Theil  ohne  die  znm 
Festst  ehe«  erforderliche  Zahl  Beine,  die  Fensterlöchev  ohne  Otaasclieiben, 
das  Bett  ohne  Sprungfedern  eie.  Angenehm  empfinden  wir  nur  die  Küht«, 
die  in  dem  Raum  herrscht.  Dieselbe  wird  aufser  durch  die  Erdgeschoß- 
Lage,  die  in  dem  halbtropiacben  mexikanischen  Klima  die  einzig  zweck- 
mäßige ist,  auch  durch  di*  .Steinpflastern ng  des  Fußbodens,  die  an  Italien 
erinnert,  bewirkt  und  erhalten. 

Mit  der  sonstigen  Verpflegung  in  dem  Hotel,  das  streng  .nach  dem  amerika- 
nischen Plane“  bewirtschaftet  wird,  und  in  dem  wir  also  auch  alle  Mahl- 
zeiten einzunehmen,  resp.  zn  bezahlen  haben,  sind  wir  leidlich  zufrieden, 
und  der  braune  Bursche,  der  uns  bei  Tisch«  bedient,  Ibut  »eine  Schuldigkeit 
ganz  wacker.  Auf  besondere«  Verlangen  weiß  er  uns  sogar  eine  Serviette, 
die  im  allgemeinen  als  überflüssiger  Luxus  gilt,  zu  verschaffen.  Im  Um- 
gänge mit  dem  indianischen  Gereon  und  mit  ein  paar  einheimischen  Tisch- 
geuoasen,  deren  Auftreten  uns  lebhaft  an  die  Weise  des  Pbilisteriums  der 
deutschen  Kleinstädte  gemahnt,  finden  wir  auch  Gelegenheit,  uns  ein  wenig 
In  der  .«|ia« lachen  Konversation  zu  üben. 

Bei  näheren  Wanderungen  in  der  Stadt  sehen  wir  mancherlei,  was  uns 
auf  das  höchst«  interessirt. 

Den  Glanzpunkt  bildet  wie  in  Paso  drl  Norte  und  in  sämmtlichcn 
anderen  mexikanischen  Städten  die  Kathedrale,  deren  Erbauung  gegen 
S'/i  Millionen  Mark  gekostet  halten  soll.  Man  darf  diese  stolze  Kirche,  die 
ander  weit  in  einer  Stadt  von  25000  Einwohner  kaum  denkbar  wäre,  und 
deren  Thurm*  und  Portale  auf  das  reichste  mit  Arabesken  und  Statuen  ge- 
schmückt sind,  mit  Fug  und  Recht  als  ein  Symbol  der  allgewaltigen  Priester- 
herrschaft  ansehen,  die  einst  auf  dem  ganzen  mexikanischen  Gemeinwesen 
Isslete.  Daß  die  Priester  am  h heute  noch,  wo  Ihnen  ein  liberales  Regiment 
in  einem  sehr  konsequent  geführten  Kulturkämpfe  die  Spitze  zu  bieten  sucht. 


einen  grossen  Einfluss  auf  das  Volk  beeitxen,  verräth  die  grofse  Zahl  der 
Andächtigen,  die  beständig  durch  die  Pforten  der  Kirche  ein-  und  ausgehen. 
Der  Kirchenglaub«  und  der  Fanatismus  sind  in  Mexiko  noch  lange  nicht 
todt,  und  wir  sind  aller  Wahrscheinlichkeit  nach  der  einzige  Ketzer  ln  dem 
kühlen  Halbdunkel  de«  Tempels,  der  statt  niedertukniren  und  zu  beten  — 
philosophisch«  Länder-  und  Völkerknnde  treibt.  Duft  wir  hier  und  da 
Spuren  von  Loscivität  gewahren,  und  dafs  die  Kircbthoren  mit  Scharen  von 
Bettlern  belagert  sind,  haben  wir  nach  dem  über  Paso  del  Norte  Gesagten 
kaum  nöl big  binzuzufügen.  Manchem  der  Kircbgioger  und  mancher  der 
Kirehgingerinnen  möchten  wir  zonifen:  Wasche  Inch,  ehe  Du  betest! 

Nebenbei  veranschaulicht  uns  die  chitniahnenaische  Kirchenpracht  ganz 
gut  die  Keichthümer,  die  seiner  Zeit  au«  den  Silbermineit  von  Santa  Eulalia, 
von  Santo  Domingo,  von  Cosibnirnchi , von  Urigua,  von  Hatocecacbi,  von 
Morelos,  von  Batopilax  und  vou  Parral  zn  Tage  gefördert  worden  aind. 
Heut«  liegt  der  Bergbau  der  genannten  Distrikte,  di«  sämmtlich  in  der 
chihuabucnsischcn  Sierra  Madre  gelegen  sind,  im  allgemeinen  sehr  im  Argen 
— mehr  durch  da«  in  die  Schächte  eingedruogene  Wasser  als  durch  die 
Erschöpfung  der  Gruben  — , und  heut«  würde  man  schon  aas  diesem  Grunde 
einen  ähnlichen  Kirchenbau  nicht  ausführen  können. 

Vor  der  Kathedrale  breitet  »ich  die  »Plaza“  aus  — eine  Art  Lust- 
garten, der  mit  Kosen  und  Akazien  und  anderem  Strauchwerk  bepflanzt 
und  mit  einem  Springbrunnen , sowie  mit  einem  Musikpavillon  geziert  Ist, 
und  auf  dem  sich  am  Abend  Arm  und  Reich  zu  ergeben  pflegt.  Hier  findet 
inan  reiche  Gelegenheit,  mexikanische  Volkstypen  zn  atudiren:  Damen  In 
schwarzen  .Spitzenmanlilias  und  arme  Frauen  in  blaukattunenen  Keboxos, 
ihre  Zigaretten  rauchend,  Landlente  und  Bürger  in  reichverzierten  „iiangaa" 
(Mänteln)  und  Sombrero«,  Leporos  (Vagabunden)  in  zerrissenen  „Frazadas“ 
(wollenen  Decken)  etc.  Freilich  nimmt  die  europäische  Kleidung  heutzutage 
unter  der  SUdtbevölkerung  mächtig  überhand,  nnd  streng  halten  eigentlich 
nur  noch  die  Frauen  und  die  Proleten  an  der  malerischen  Nationaltracht 
fest  Eines  sehr  starken  Zuspruches  erfreue«  sich  bei  dem  abendlichen 
Korsoschlendern  auf  der  Plaza  die  Limonaden-  und  Puiqu »Verkäufer,  die  an 
den  verschiedenen  Ecken  ihre  Stände  haben. 

Gegenüber  der  Kathedrale  befindet  sich  an  der  Plaza  der  Municipal- 
| palast  — da«  Rathhaus  — der  ebenso  wie  die  anderen  Häuser  Chihuahua« 
nur  «In  Krdgeschofs  besitzt,  der  aber  nichtsdestoweniger  mit  «einem  Arkaden- 
vorbau  einen  recht  stattlichen  Eindruck  mneht.  Dasselbe  möchten  wir  auch 
von  dem  Bankgebäud*  und  von  den  zwei  oder  drei  Häusern  reicher  Privat- 
leute. die  die  beiden  anderen  Seiten  der  Plaza  einnebmen,  behaupten.  Die 
Dächer  dieser  Häuser  siud  wie  diejenigen  aller  anderen  flach  und  mit  einer 
grofsen  Zahl  weit  herrorspringendcr  Uogenabflußröhren  verseilen,  wo«  bet 
den  sündfluthartigen  Gewittergüssen,  die  in  der  nassen  Jahreszeit  — dem 
„ti*rn|Ki  de  aguns*  — auf  sie  hrrabstürxen,  wohl  »ehr  n«thw endig  sein  mag. 
Ihre  allgemeine  Anlage  ist  dieselbe  wie  bei  unserem  llotel.  Die  Ge- 
mächer führen  ohne  Ausnahme  auf  den  inneren  Hof  — den  „patio*  — , der 
in  den  besseren  Häusern  mit  Palmen  und  Rlattpflanzen  geschmückt  ist 
und  gleichzeitig  als  Garten  dient,  und  in  das  Ganze  ist  nur  durch 
einen  Haupteiogang,  der  mit  einem  schweren  Thor  versehen  ist,  hinein- 
zugelangen. Jedes  Haus  ist  ein«  kleine  Festung,  könnte  inan  sagen,  uud 
da«  gemahnt  uns  wieder  an  unser  europäische«  Mittelalter.  Wie  sollten  die 
Besitzer  von  Geld  und  Gut  bei  der  ewigen  Bürgerkriegs-  und  Bonditennoth 
von  der  Mexiko  während  der  letzten  75  Jahre  heimgesucht  worden  ist,  und 
unter  der  Chihuahua  wiederholt  schwer  gelitten  hat,  nicht  ängstlich  darauf 
bedacht  sein,  sich  gegen  unerwartete  Überfälle  zu  sichern I So  weit  die 
Häuser  überhaupt  nach  der  Straße  hinaus  Fenster  haben,  so  weit  sind  die- 
selben mit  starken  F.isengiUern  versehen,  und  auch  dies  hat  ohne  Zweifel 
seine  triftigen  Grunde.  Um  die  öffentliche  Sicherheit  ist  es  eben  in  Mexiko 
zunächst  nicht  sehr  glänzend  bestellt 

Aufser  den  Bauten  an  der  Plaza  sind  in  der  Hauptstraße  namentlich 
noch  der  neue  Regierungspalast,  in  dem  der  Gouverneur  des  Staates  baust, 
und  die  Münze  — die  Casa  de  Moncda  — erwähnenswert h.  In  der  letrteren 
wurde  Miguel  Hidalgo,  der  Befreier  Mexikos,  von  den  S]ianicrD  gefangen 
gehalten,  und  nahe  dem  erstem?  erfolgte  am  31.  Juli  1811  seine  Hin- 
richtung, so  dafs  sich  an  beide  Gebäude  zugleich  auch  grofse  historische 
Erinnerungen  knüpfen. 

Sonst  finden  wir  namentlich  noch  interessant  de«  von  hohen  Mauern 
umschlossenen  Markt  — den  „mercado"  — , in  dem  rauchende  lodUaarfrauen 
Früchte,  Gemüse,  getrocknetes  Fleisch  usw.  zum  Vorkaufe  ausbieten,  sowie 
den  großen  Aquandukt,  der  die  Wasserversorgung  dsr  Stadt  von  dem  Chu- 
bisca  her  vermittelt.  Die  Aquaedukte  sind  neben  den  Kathedralen  tnjgreif- 
lirherweiae  di*  hervorragendsten  Bauten  in  den  mexikanischen  Städten. 

Unmittelbar  hinter  der  Stadt  befindet  sich  eine  grofse  Allee  tod  statt- 
lichen Alamosbäumen  — die  sogenannt«  „Alameda“  — , und  entlang  dieser 
Allee  fließt  und  plätschert  daa  künstlich  herbeigeleitete  Wasser,  dafs  es 
eine  wahre  Freud*  wt.  Hier  liegen  auch  — gleichfalls  durch  den  grofsen 
Aqnaedukt  gespeist  — die  öffentliche«  Räder,  und  wir  würde«  sehr  geneigt 
gewesen  sei»,  uns  in  dieselben  hinein  zu  stürzen,  wenn  sie  nur  nicht  so 
schrecklich  unsauber  ausgeseben  hätten.  Unmittelbar  neben  den  Rädern 
und  an  der  Alameda  lagen  vor  allen  Dingen  auch  mehrere  Hunde-  und 
Kntsenkadaver,  und  wenn  dieselben  infolge  der  Trockenheit  der  Luft  auch 
keinerlei  Verwesungsgeruch  aushauebten,  so  erfüllte  uns  der  Anblick  doch 
mit  Ekel-  An  ihrer  nauntpromenad«  und  in  der  Nachbarschaft  ihrer  Bäder 
könnten  die  Herren  Mexikaner  unserer  unmaßgeblichen  Meinung  nach  wohl 
MM  besser  auf  Ordnung  halten. 

indem  wir  uns  am  oberen  Ende  der  Alameda  seitwärts  wenden,  kommen 
wir  hia&b  nach  dem  Flusse,  der  aicb  ein  ziemlich  tiefe«  Thal  eingegraben 

Ihat,  und  dort  gewinnen  wir  einen  intereosaoten  Einblick  in  das  Gewerbe 
der  Adobe-Ziegeiei,  daa  das  wichtigste  mexikanische  Baumaterial  liefert.  In 
Chibnahua  sind  fast  alle  (läu«*r  aus  Adobe  aufgeführt,  und  nur  die  Kalbe 
drate,  der  Regierungspalast  und  lwei  oder  drei  andere  Häuter  bestehen  aus 


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EXPORT,  Organ  den  Centralvereius  für  ilandelsgeographie  etc. 


1887 


tracb}tischeiD  Tuff,  drr  in  Jur  Nilie  der  Slam  gebmctifla  «int  Um  lcr- 
fahren  bei  der  Herstellung  der  Ziegel  ist  demjenigen,  das  in  unseren  ge- 
wöhnlichen Ziegeleien  üblich  ist,  ziemlich  ähnlich,  nur  Ibiit  die  Arbeit  der 
Hiiisde  und  Kufte  hin-  und  bertrip|>clnder  Indianer  Alle«  bei  der  Zubereitung 
und  Formung  de«  Lehme«,  und  die  Trocknung  und  Festigung  überläßt  mau 
statt  dem  Ofen  der  Luft.  Dafs  die  Luft  in  Mexiko  mehr  kann  als  bei  uns, 
versteht  »ich  von  selbst. 

Nabe  bei  dem  Flusse  sehen  wir  eine  gröfscrc  Schar  Männer  unter 
starker  Mililärbedeekung  an  der  Besserung  einer  Strafst?  ai beiten,  und  auf 
Befragen  erfahren  wir,  dal*  e*  Insassen  de*  chihoahuensichen  Zuchthauses 
sind,  die  in  dieser  Weise  an  der  freien  Luft  beschäftigt  werden.  Ganz 
heilsam  und  nützlich,  wie  wir  denken!  Wahre  Galgcngciichter  sehen  wir 
genug  darunter,  aber  denen  begegnet  man  ja  in  Mexiko  auch  anderweit. 

Zurückgekehrt  in  die  Nähe  der  Plaza,  treten  wir  in  ein«  Buchhandlung 
ein  — in  die  einzige  des  Ortes,  wie  wir  glauben  — , denn  wir  möchten  | 
uns  gern  etwas  Literatur  und  Kartenmaterial  über  d«u  Staat  und  die  Stadt 
Chihuahua  verschaffen.  Der  Besitzer  des  Geschäfte«  ist  wieder  — ein  Tanke«. 
Was  er  uns  vorlegt,  ist  über  alle  Begriff«  dürftig,  und  im  Allgemeinen  er* 
fahren  wir  von  dem  Mannt-  nichts,  als  was  wir  vorher  auch  schon  geunkt 
haben:  dafs  nämlich  Nord -Mexiko  noch  in  einem  sehr  hohen  Grade  eine 
wissenschaftliche  terra  incognita  lat.  Sehr  hübsch  sind  di«  Ansichten  von 
städtischen  Bauten  und  Oebäudecomplexen , die  wir  erhalten.  Der  Kunst 
des  Photographen  sind  eben  die  nordmexikaniacben  Licbtverhältnisse  ganz 
außerordentlich  günstig. 

Süd-  Amerika. 

Recht  und  Gerechtigkeit  in  Brasilien.  Unter  diesem  Titel  er- 
schien in  der  Nummer  15  des  ..Exports*  ein  „Eingesandt",  in  wel- 
chem der  Fall  unseres  unglücklichen  Landsmannes  Hermann 
Wagner  in  unrichtiger  ablehnender  Form  vorgetragen  wird.  Der 
Herr  Verf.  jene*  Eingesandt,  der  sich  als  ein  Kenner  der  hiesigen 
Verhältnisse  angiebt,  beweist  eine  sehr  lückenhafte  Kcnntoifs  über 
den  Fall  Wagner,  dennoch  nimmt  er  keinen  Anstand  sein  Urtbeii 
und  seinen  Rath  zu  expeudiren. 

Jedoch  scheint  es,  als  ob  weniger  daa  Interesse  unsere*  armen 
unschuldig  schmachtenden  Laudstnanoes  seine  Fuder  elektrisirt; 
ohne  die  scharfen  Worte  der  „Reform“  von  Joiuvjtle  hätte  er  wahr- 
scheinlich jene  schreiende  Ungerechtigkeit  länger  ignorirt,  da  jedoch 
der  vaterländische  lndiffereutisinus,  sowie  das  unbegreifliche  Be- 
nehmen des  brasilianischen  Kaisers  in  dcu  Augen  der  Welt  ge- 
rechtfertigt werden  tuufs,  so  wird  über  den  Fall  Wagner  in  uu- 
richtiger,  unsympathischer  Weise  berichtet. 

Welche  auch  immer  die  Gründe  waren,  warum  der  Kaiser  die 
von  tausenden  achtbaren  Männern  gestellte  Bitte  um  die  Be- 
gnadigung Wagner's  verweigerte,  auch  nicht  ein  Blatt  im  ganzen 
Kaiserreiche  batte  ein  Wort  der  Entschuldigung,  and  dasjenige 
welches  nicht  tadelte,  schwieg  in  beredter  Weise. 

Jene  Berichte  über  Wagner,  gütigst  als  „laienhafte,  rühr- 
selige“, bezeichnet,  sind  die  Resultate  genauer,  an  Ort  und  Stelle 
gemachter  Recherchen;  eine  juristische  Abhandlung  enthält  dio 
Broschüre,  von  Wagner  1885  veröffentlicht,  die  in  deutacber  und 
portugiesischer  Sprache  erschien  und  bis  heute  noch  nicht  wider- 
legt wurde.  In  der  „Deutachen  Zeitung“  von  Porto  AlegTe  (Redakteur 
M.  v.  Franken  berg),  sowie  in  besonders  beranegegebenen,  in 
portugiesicher  Sprache  gedruckten  Heften,  befindet  sich  der  Inhalt 
besagter  Broschüre;  es  geht  aus  dieser  hervor,  dafs  das  hiesige 
DeuUchthum  nicht  unbesonnen,  nicht  voreilig,  auf  „laionha  fte 
rührselige“  Berichte  hin  handelte,  sondern  dafs  die  hochherzige, 
von  hiesigen  „Gemeinnützigen  Vereinen“  ausgehende  Theilnabme 
und  Verwendung  für  Wagner,  auf  überzeugende  Beweise  fufsend, 
geschah.*  Man  ersieht  in  den  Auszügen  der  Akten  resp.  der 
richterlichen  Sentenz  in  primärer  Instanz,  dnfs  Hermann  Wagner 
die  Beweise  seiner  Unschuld,  sein  Alibi  naebwiet  und  freigesprochen 
wurde.  Das  Appellationsgericht  (Rclacao)  ignorirte  jedoch  alle  in 
»einer  Verteidigung  gegebenen  Beweise  und  einfach  auf  die  An- 
klage hin  sprach  sic  das  Todesurteil.  Es  ist  di«fs  um  so  uner- 
hörter, da  die  Anklage  in  W’agucr'a  Abwesenheit,  folglich  ohne 
die  kleinste  Widerlegung,  aufgenommcu  wurde  und  daher  eine  Ver- 
urteilung ohne  Verteidigung  repräaentirt. 

Erstaunen  und  Entrüstung  steigt,  wenn  man  beachtet,  dafs 
die  Freisprechung  eines  Mitangeklagten  Wagners,  Namens  Beli- 
»ario  Joai  da  Silva,  in  der  ersten  Instanz,  unter  ganz  denselben 
Verhältnissen,  mit  denselben  Zeugen  für  und  wider,  vom  Appella- 
tionsgericht  (Relat,äo)  bestätigt  wurde,  was  selbst  den  Belisario  J. 
da  Silva  entrüstete  und  ihn  zu  ciuein  Protest  in  der  „Guzeta  de 
Porto  Alegre*  vom  18.  Juli  1887  hinrifa.  Nach  allen  diesen  Vor- 
gängen ist  man  berechtigt  zu  glauben,  dafs  Parthei-  und  Geld- 
eiuflÜHse  statt  Recht  und  Gesetz  zu  Gerichte  Nahen. 

Der  Verfasser  jenes  Eingesandt  scheint  bemüht,  die  Person  i 
Wagners  in  zweifelhaftem  Lichte  darznstelleo;  er  sagt:  Wagner 
betrieb  Viehzucht,  praktizirte  daun  als  Arzt  und  wurde  später 
Photograph.  Dieses  ist  unrichtig,  denn  aus  den  Berichten  über 


Wagner  geht  hervor,  dafs  derselbe  seine  Eraparnisae  in  Viehzucht 
anlegte,  die  von  den  Verwandten  seiner  Frau  betrieben  wurde, 
während  ea^  ib  Photograph  arbeitete;  dabei  half  er,  wo  er  konnte, 
mit  seinen^  medizinischen  Kenntnissen  aus  reiner  Menschenpflicht, 
wie  dieses  viele  Atteste  in  den  Akten  beweisen. 

Eine  ganz  offene  Anzweifelung  seines  Charakters  wird  Wag- 
ner durch  den  lim.  Verf.  in  dem  sich  auf  die  Familienverhältnisse 
des  alten  Severino  Antonio  da  Silveira  beziehenden  Satze 
zu  Tbcil:  „Ein  von  moralischer  Fiulnifs  stinkender  Sumpf,  in 
deaseu  Bannkreis  ein  wirklich  sittlich  fühlender  Mann  sicher  ni>  bt 
solange  ausgehalten  haben  würde  wie  Wagner. 

Eine  ungerechte  unedle  Hypothese,  vielleicht  dnreb  allzu  ober- 
flächliche Lesung  der  Berichte  Aber  Wagoer  hervorgerufen!  Wag- 
ner verehrte  in  Severino  Antonio  da  Silveira  einen  väter- 
lichen Freund,  dessen  einziger  Fehler  in  seiner  wilden  Eh«  be- 
stand, in  welchem  Umstande  man  hier  toleranter  ist.  Auch  wohnte 
Wagner,  wenn  auch  nahe  der  Eslanzia,  im  eigenen  Hause;  als 
1 der  moralische  Sumpf  zu  werden  anfiog,  d.  h.  als  Severinin  ho 
zum  väterlichen  Hause  zurückkehrte,  lief»  sich  Wagner  weder 
durch  Bitten  noch  glänzende  Vorschläge  und  Versprechungen  hal- 
ten und  entsagte  einer  sicheren,  angenehmen,  zukunftsreichen  Stel- 
lung; er  ergriff  lieber  das  mühevolle  Leben  eines  reisendeo  Photo 
graphen.  Schon  der  Umstand  allein,  dafs  Wagner  ein  reiches, 
schöne»,  unterrichtetes  Mädchen  aus  einflußreicher  Familie  nicht 
heirathete  und  eiu  armes,  weniger  schönes  und  unterrichtete»,  je- 
doch makelloses  Mädchen  vorzog,  ist  der  beste  Beweis  seine«  Ehr- 
und  SittlichkeitagefobU. 

Herr  Otto  Fenseläo  sagt  sehr  richtig  von  Wsgoer,  dafs  er 
mehr  wie  ein  Brasilianer  als  ein  Deutscher  aQssehe;  dieses  führt 
jener  Herr  Verfasser  des  Eingesandt  als  Umstand  gegen  Wagner 
auf,  so  ungefähr,  als  oh  er  deswegen  keinen  Beistand  und  Tbeil- 
’ nähme  von  seinen  Landsleuten  verdient.  Xuo,  ein  sonnenverbrannter 
i Teint  und  die  durch  20jährige»  Zusammenleben  mit  Brasilianeru 
> angenommenen  Manieren  können  wohl  Niemand  zur  Last  oder  ab 
j Vergehen  angerechnet  werden;  wir  hrarhten  in  Erfahrung,  daf« 

; Hermann  Wagner  noch  vor  1870  stets  stolz  war,  ein  Deutscher 
! zu  sein,  was  ihm  dort  aber  Niemand,  auch  seine  Frau  nicht 
j glaubte,  ln  den  Jahren  1866—1867  sandle  Wagner  aeiue  Papiere 
ein,  um  sich  im  hiesigen  deutschen  Konsulat  imatrikulirea  zu  lassen; 

| erst  nach  vielen  Monaten  erfuhr  er  den  Verlust  seiner  Papiere 
i durch  die  Landpost  in  einem  rekomuiaodirLen  Briefe,  seine  hierauf 
l eingereichten  Reklamationen  blieben  erfolglos;  als  letzter  und 
i scbliefslicher  Beweis,  dafs  Wagner  auch  heute  noch,  obgleich  der 
Keichsangchörigkeit  verlustig,  immer  noch  Deutscher  ist  dient  der 
Umstand,  duf»  er  sich  nie  naturalisirle.  obgleich  ihm  dieses  sehr 
von  Nutzen  gewesen  wäre. 

Auch  ist  der  Herr  Verfasser  ungerecht  in  Hinsieht  de*  hiesigrn 
deutschen  Konsulats.  Herr  Wilhelm  Ter-Brüggen,  damals 
Konsul,  nahm  »ich  der  Sache  Wagner’s  tapfer  an  und  tbat  sein 
Möglichstes,  ebenso  Herr  Hellwig,  obgleich,  wie  schon  gesagt 
Wagner  nicht  mehr  Reichsangehöriger  war;  übrigens  ist  die 
Macht  des  Konsulats  in  Gcricbtssachen  eine  sehr  beschränkte. 

Wer  Einsicht  in  die  Verhältnisse  und  Akten  des  Prozess« 
Wagner  erhielt,  kann  an  seiner  Unschuld  keinen  Augenblick 
zweifeln,  und  es  sind  nicht  allein  die  deutschen  Zeitungen  Bra- 
siliens und  Argentinien«,  die  sich  frei  darüber  aussprechen;  auch 
die  bra»iliani»chen  Zeitungen,  wie  z.  B.  „Joraai  du  Comiuercio“,  „Ga- 
zetta  di  Noticias“  und  „Federat;äo“  erhoben  schon  Protest  und  brand- 
markten in  scharfen  Worten  das  Ungeheuerliche  des  Prozesses, 
hauptsächlich  im  Monat  Juli  vorigen  Jahres,  als  ein  Leidensgefährte 
Wagner’a,  Namens  Macario  d’Almeida  Lara  io  seiner  Todes- 
stunde die  eigene  und  Wagner’s  Unschuld  betheuert«  und  Gott 
um  Vergeltung  für  die  ihm  ungerecht  zugefügten  Leiden  anfleht«. 

Hätten  die  loheoswerthcn  Bemühungen  des  brasilianischen 
Deutacbthums  Wieder  hall  und  Unterstützung  im  Vaterland«  ge- 
funden, so  wäre  jene  tausendstimmige  Bitte  um  die  Begnadigung 
Wagner'»  nicht  so  geringsebfttzend  abgelehnt  worden.  Die  Sache 
Wagner’s  ist  nicht  allein  für  das  iMitsebtbum  Brasiliens  eine 
j Ehrensache,  sic  mufs  es  auch  für  Deutschland  sein,  welches  groß, 
stark  und  mächtig  Erbarmen  mit  einem  seiner  Kinder  haben  mufs, 
welches  auf  schnöder,  Hecht  und  Zivilisation  hohnsprechender  Weise, 
schon  so  unendlich  litt  und  leidet.  — 

Nachschrift  der  Kcd.  Gern  haben  wir  der  obigen  Gegenrede 
Raum  gegeben.  Doch  sei  es  un»  gestattet,  unserer  Verwundern!!*  darüber 
Ausdruck  *u  geben,  dal»  zahlreich«,  htjcb.it  achtbare  Deutsche  in  Rio  Grande 
du  Sul  sieh  geweigert  haben,  der  Petition  ihre  Unterschrift  beirufäge& 
Das  wäre  sicher  nicht  unterblieben,  wenn  di«  .Sache  Wagner1»  klar  und 
zweifelsohne  gewesen  wäre.  Dal»  sie  es  werde,  können  wir  mit  den 
Schreiber  de»  Obigen  nur  wünschen,  dem  jedenfalls  der  Dank  und  die  An- 
erkennung gebührt,  daf»  er  eine  von  ihm  al»  berechtigt  erkannte  tiefgrer 
fende  Intercosenftage  eines  deutschen  Landsmann«*  zu  der  »einen  gemacht  tat- 


1887. 


473 

EXPORT,  Orgln  des  Cenlralvereins  für  Handelsgeographie  etf. 


Nr.  31. 


Aus  wissenschaftlichen  Gesellschaften. 

Die  neuesten  Vorgänge  in  Hawaii  geben  uo«  Veranlassung, 
im  Folgenden  eioeo  überaus  interessanten  Vortrag  wioderxugeben, 
welchen  Herr  Dr.  Arning  vor  einigen  Monaten  in  der  berliner 
anthropologischen  Gesellschaft  Ober  die  Ethnographie  von  Hawaii 
gehalten  hat. 

R«  gereicht  mir  zur  hoben  Freude,  Ihnen  beute  ein- 
zelne Stücke  aus  einer  ethnographischen  Sammlung  vorfübren  zu  können, 
zu  deren  Anlegung  ein  2*/t jähriger  Aufenthalt  auf  der  Hawaiischen  Insel- 
Krupp«  mir  Gelegenheit  gal».  Seit  Jahrzehnten  batte  man  sich  gewöhnt, 
Polynesien,  speziell  die  Hawaii-  oder  Sandwich- Inseln,  als  für  die  ethno- 
logische Forschung  tarieren  anztueheu.  Der  alles  nivellirende  Eiufluft 
unserer  modernen  Kultur  hatte  auf  diesem  engen  Inselgebiet,  wo  keine 
groTaen  Länder»! recken,  keine  mächtigen  und  wehrhaften  Völkerschaften 
ihrer  schnellen  Verbreitung  bindernd  in  den  Weg  traten,  so  rasend  schnell 
mit  der  Originalität  der  Volkssitte  aufgeräumt,  daft,  bereits  nach  einem 
Viertel- Jahrhundert  ihres  Einflusses,  Alt- Hawaii  als  auf  immer  verschwunden 
betrachtet  werden  konnte. 

Doch  nicht  der  plötzlichen  Überschwemmung  mit  angelsächsischer 
Kultur  allein  ist  dieses  schnelle  Hinsterben  der  Originalität  zuzusebreiben, 
nein,  die  alte  hawaiische  Kultur  trug  in  sich  selber  dm  Keim  des  Todes. 
Sie  war  siech  und  in  Unnatur  entartet,  als  am  Ende  des  vorigen  und  Aufang 
dieses  Jahrhunderts  sporadisch,  und  von  1820  an  iu  ihrer  ganzen  Wucht 
u innere  Zivilisation  dort  etndrang. 

Ohne  Schriftsprache,  der  mächtigen  Förderin  der  Ideenentwickelung, 
und  ohne  neue  Impulse  von  irgend  einer  Richtung  her,  hatte  das  hawaiische 
Volk  in  Jahrhunderte,  vielleicht  Jahrtausende  langer  Isolirung  sein  Geistes 
leben,  wenn  nicht  erschöpft,  so  doch  durch  Reproduktion  des  einmal  Gege- 
benen in  immer  intensiverer  Art  tu  einem  lästigen  Zwange  umgestaltet.  So 
erklärt  sich,  dass  Hawaii  mit  seinen  überlebten  Institutionen,  mit  seinem 
unerträglich  gewordenen  Kultus-  und  Tabu-System  aus  freien  Stücken  brach, 
sobald  die  ersten  Strahlen  unserer  Kultur  es  erreichten.  Das  volle  Licht 
derselben  ging  auf  über  ein,  bereits  ohne  die  uralt  zu  bestimmenden  Nor- 
men lebendes  Volk! 

Das  Resultat  dieses  selbstständigen  Vorgehens  der  Uawaiicr  war  ein 
viel  gründlicheres  Aufräumen  mit  fast  allem  der  alten  Kultur  Zugehörigen, 
als  vielleicht  geschehen  wäre,  wenn  allein  die  Missionare  das  Volk  zum 
Aufgaben  des  alten  Götterglaubens  bestimmt  hätten.  Die  Tempel  wurden 
nicht  nur  verlassen,  sondern  zerstört,  die  Feder-  und  flolz  Idole  in  Massen 
verbrannt,  die  Stcingötxen  umgtttfint  und  in's  Meer  und  in  Sümpfe 
versenkt. 

Die  Kenntnift  dieses  Umstandes  und  dir  thatsichlichen  Mifcerfolgo 
mancher  Sammler  hatten  den  Inseln  den  Ruf  verschafft,  für  die  Ethnographie 
verloren  zu  sein,  und  es  ist  charakteristisch,  dafs  in  den  grobem  Museen  das 
an  hawaiischen  Gegenständen  Vorhandene  fast  auu-chliefelich  aus  dem  ersten 
Grundstock  der  Sammlungen  übernommen  worden  ist. 

ln  der  Tbat  scheint  auch  das  moderne  Hawaii,  wie  es  der  Reisende  bei 
kürzerem  Aufenthalt  von  der  Hauptstadt  Honolulu  aus  oder  durch  den  Be- 
such einiger  der  groben  Zuckerplantagen  kennen  lernt,  ethnographisch  wenig 
Originelles  zu  bieten.  Die  Hauptetappe  auf  der  groben  Weltlinie  von  San 
Praniisco  nach  Neu  Seeland  und  Australien  bildend,  und  mit  seiner  gewal- 
tigen Rohrzuckeroroduktion  eine  raaftgebende  merkantile  Stellung  einnehmend, 
hat  Hawaii  durch  weifte  nnd  chinesische  Einwanderer,  die  das  eingeborene 
Element  jetzt  bereits  an  Zahl  übertreffen,  seine  Ursprünglichkeit  auf  immer 
eingebüftL 

im  nördlichen  Stillen  Ozean,  eben  noch  innerhalb  der  Tropenzone  ge- 
legen und  fast  das  ganze  Jshr  hindurch  vom  kühlenden  Passatwind  gefächelt, 
setzen  die  fruchtbaren  Inseln  mit  ihrer  gleichmiftig  sommerlichen  Tempe- 
ratur und  in  ihrer  Immunität  von  mörderischen  Klimafiebern  dem  nordischen 
Europäer  und  Amerikaner  kein  Hindernift  der  Ansiedelung  und  des  Fort- 
kommens entgegen.  Das  Resultat  ist,  dab  es  viele  weifte  Familien  giebt, 
die  schon  in  der  dritten  und  vierten  Generation  auf  den  Inseln  leben,  und, 
wenn  auch  nicht  Ureinwohuer,  doch  immerhin  Hawaiier  sind  und  Hawaii  als 
ihre  Heimalb  betrachten.  Ebenso,  und  dieser  Faktor  ist  für  die  Assimilation 
vielleicht  noch  wichtiger,  haben  es  von  jeher  weder  Weisse  noch  Chinesen, 
selbst  nicht  die  sonst  auf  .farbiges  Blut*  so  stolz  herabblickenden  Neu- 
Engländer  verschmäht,  Ehen  mit  eingeborenen  Frauen  einzugehen,  in  der 
richtigen  Empfindung,  dab  die  Polyuesier  eine  ganz  andere,  uns  viel  näher 
stehende  Kasse  darslellen,  als  diejenigen  dunklen  Völker,  welche  dem  Ame- 
rikaner wesentlich  bekannt  sind,  Indianer  und  Neger.  — Iu  dieser  Beziehung 
steht  Hawaii  überhaupt  wofal  exzeptionell  da.  Ein  eingeborener  König 
regiert  eia  Volk,  dessen  Minderzahl  aus  Eingeborenen  besteht,  und  Fremde 
aller  Nationen,  feingebildete  Chinesen  mit  oingsscblossen,  verkehren  mit 
einander  und  den  besseren  Familien  der  Hawaiier  auf  der  gleichen  Stufe 
sozialer  Beziehungen.  Schlleftlich  mub  das  rapide  Aussterben  der  autoefa- 
lliouen  Rasse  für  das  Schwinden  der  alten  Kultur  verantwortlich  gemacht 
werden.  Die  verschiedensten  Umstände  haben  ein  Sinken  der  eingeborenen 
Hevölkerungszahl,  von  etwa  400000  zu  Cook'a  Zeiten,  auf  40  000  im 
Jabrt  1884  veranlabt,  und  trotz  aller  Versicherung  der  Regierung,  daft 
heisere  hygienische  Bedingungen  dem  weiteren  Aussterben  ein  Ziel  gesetzt 
bähen,  ist  der  völlige  Untergang  der  reinen  Rasse  wohl  nur  die  Frage  von 
Dezennien. 

Auch  mir  erschien  in  der  ersten  Zeit  meines  fast  3jährigen  Aufenthalts 
auf  den  Inseln  Alt-Hawaii  ganz  entschwunden ; erst  allmählich  merkte  ich, 
•lafs  hier  und  da  noch  manches  gute  alto  Stück  der  Vorzeit  aufzutxeiben 
war,  und  so  ist  es  mir  gelungen,  acblieftJieb  noch  eine  ziemlich  umfang- 
reiche Sammlung  anzulegen,  von  der  ich  hoffen  will,  dass  sie,  im  Verein 
mit  den  kostbaren  Stücken,  welche  das  Berliuer  Museum  für  Völkerkunde 


schon  aus  Hawaii  besitzt,  dazu  dienen  möge,  eine  möglichst  deutliche  An- 
schauung der  auf  ewig  untergegangenen  hawaiischen  Kultur  zu  geben. 

Wesentlich  dreien  UtnBtäud»?n  glaube  ich  es  danken  zu  müssen,  dafs 
es  mir  glückte,  nicht  nur  sporadisch  Einiges  aafzusammeln,  sondern  eine 
systematische  Kollektion  aulegen  zu  können.  Zunächst  brachte  mich  mein« 
Stellung  als  Arzt,  der  in  das  Land  kam,  um  di«  Lepra,  den  Hauptfeiud, 
den  die  eingeborene  Raose  jetzt  hat,  zu  studiron,  von  vornherein  mit  dem 
Volk,  auch  in  den  schwer  zugänglichen  Distrikten  der  Inseln,  in  innigere 
Berührung,  als  die  meisten  anderen  Fremden,  welche  sieh,  eben  dieser  weit- 
verbreiteten Krankheit  halber,  scheuen,  die  Eingeborenen  in  ihren  Hütten 
aufzusuchen,  und  trug  mir  Zutrauen  und  Sympathien  ein,  die  ich  ausnutzen 
konnte.  Weiterhin  fiel  in  die  Zeit  meines  Aufenthalts  der  Beginn  einer 
jetzt  bereits  ausartenden  Reaktion  gegen  das  Fremde,  weiche  vom  König 
künstlich  hervorgerrufen  und  unterhalten  wurde,  und  wenn  es  mir  auch  nicht 
gelang,  von  dem  für  ethnologische  Zwecke  gewib  hochwichtigen  Treiben 
der  neugegründeten  Geheimktubs  Kcnntnib  zu  erlangen,  in  welchen  die 
alt-hawaiischen  Mysterien  der  Priester-  und  Häuptlings- Kaste  wieder  auf- 
leben,  so  förderte  der,  neben  mir,  auch  von  Mitgliedern  der  königlichen 
Familie  betriebene  Sammeleifer  manche  in  Vergessenheit  geratbene  Reliquie 
der  Vergangenheit  aus  ihren  nur  noch  den  alten  Leuten  bekannten  Ver- 
stecken zu  Tage  und  auf  den  Liebhabermarkt.  Auf  diesem  konnten  dann 
die  seltenen  Stücke,  allerdings  zu  hohen  Preisen,  erstanden  werden.  Auch 
aus  Auktionsverkäufen  des  Nachlasses  mehrerer  hochstehender  Personen  ist 
manches  Worthvolte  in  meiue  Sammlung  gekommen.  Als  dritten  wichtigen 
Faktor  des  Gelingens  möchte  ich  hervorheben,  dafs  ich  das  Gewonnene  nicht 
in  Kisten  und  Kasten  verstaute,  sondern  in  einem  eigens  dazu  eingerichteten 
Raume  aufstellte.  Es  war  eine  Freude,  zu  sehen,  mit  welcher  Ehrfurcht  die 
Eingeborenen,  welche  ich  jederzeit  gerne  liineiufuhrte,  diesen  Raum  betraten, 
wie  di«  noch  in  den  alten  Leuten  steckende  Scheu  sie  zaghaft  die  tahulrteu 
königlichen  Gerätlie  und  die  Götterbilder  anstaunen  lieft,  wie  sie  schlicfslich 
dann  an  tilgen  , über  die  Herstellung  und  Verwendung  des  Einzelnen  zu  er- 
zählen, und  dabei  auch  bin  und  wieder  von  dem  Vorhandensein  ähnlicher 
oder  noch  besserer  Stücke  in  dieser  und  jener  Familie  Andeutungen  fallen 
lieft«,  die  mich  auf  neue  Spuren  brachten.  Speziell  den  Widerwhcm  der 
jetzigen  neuen  Dynastie  verdanke  ich  manchen  Schatz,  dessen  Vorhandensein 
mir  verratheu  wurde,  damit  er  nicht  in  die  Hände  des  Königs  falle.  Für 
Viel©«  bin  ich  aber  auch  der  Vermittelung  befreundeter  wci'sser  Familien 
zu  Dank  verpflichtet,  die  ihren  Kinflufs  bei  den  ihnen  speziell  ergebenen 
Eingeborenen  ihrer  Nachbarschaft  für  mich  und  meine  Sammlung  ver- 
wendeten. 

Ehe  ich  nun  dazu  übergehe,  einzelne  auserwählte  Stücke  der  Sammlung 
vorzuführen,  möchte  ich.  ganz  im  Allgemeinen,  einen  überblick  davon  zu 
geben  versuchen,  was  Sie  unter  dem  zusammengr brachten  Material  erwarten 
dürfen  und  was  Dicht. 

Als  die  Polynesier  auf  ihrem  grofsen  Zuge  ostwärts  auch  Hawaii  be- 
völkerten, brachten  sie  manche  Techniken  mit,  welche  wir,  wenngleich  narb 
vielen  Richtungen  bin  eigenartig  entwickelt,  auf  den  Sandwich-Inseln  ebenso, 
wie  bei  den  Samoanern,  Tahitiern  usw.  Anden.  Da  ist,  um  von  dem 
Menacben  und  seiner  Bekleidung  zu  reden,  vor  Allem  das  Bastzeog,  die 
Kapa,  xu  erwähnen.  Denn  Webstühle  kannten  sie  nicht,  und  Felle  «landen 
ihnen  bei  dem  absoluten  Mangel  an  jagdbaren  Thieren  nicht  zur  Verfügung. 
Darum  vermissen  wir  auch  bei  den  Hawaiiern  die  sonst  für  Naturvölker  so 
charakteristischen  Gegenstände,  die  sich  auf  Jagd  und  den  Schutz  gegen 
eine  gefährliche  Fauna  belieben.  Kur  den  Vögeln  wurde  mit  Schlingeu 
und  Vogelleim  nachgestellt,  und  zwar  der  Federn  wegen,  welche  zu  Götzen- 
bildern, den  Fedcrroänteln  und  Helmen  der  Häuptlinge  und  zu  Tanzschmuck 
verarbeitet  wurden.  Reiche  Ausbeute  gab  mir  hingegen  das  Fischercigcwerbe, 
daa,  soweit  die  Chinesen  sich  desselben  nicht  bemächtigt  haben,  noch  beute 
nach  den  uralten  Methoden  und  auch  mit  einem  guten  Tbcile  des  alten 
Aberglauben»  betrieben  wird. 

Der  Mange)  an  verarbeitbarem  Thon  — denn  der  vorhandene  zer- 
biftckelt  beim  Brennen  und  wird  nur  zum  ReiDigeQ  der  Haare  und  mitunter 
als  Speise  gebraucht  — führte  zur  uusschlieftlicbcn  Verwendung  von  Kokus- 
nüsaen,  Kürbissen  und  Holz  zur  Anfertigung  tod  Gefäftcn  Dies  wirkt 
wiederum  in  zweierlei  Richtungen  bestimmend:  einmal  fehlt  die  durch  den 
gefügigen  Thon  gegebene  Anregung  zur  reichen  Formgestaltung  und  freier 
Omamententwickelung  des  Geritlies,  und  zweitens  weist  der  alleinige  Ge- 
brauch von  Uoiz-  und  Kürbiftgefäften  auf  das  Zubereiten  der  Nahrung  durch 
Backen  bin,  da  ein  Kochen  derselben  durch  die  Natur  der  Gefäfse  ausge- 
schlossen ist. 

Der  Mangel  an  verhüttbaren  Erzen  hat  auf  den  Inseln  die  Steinzeit 
bis  in  unser  Jahrhundert  hinein  fortdauem  lassen.  Mit  Steinäxten  fällten 
die  Hawaiier  noch  vor  €0  Jahren  die  mächtigen  Bäume  hoch  oben  in  den 
Wäldern  und  höhlten  sie  zu  ihren  Kanoes  aus,  mit  Steinäxten  fertigten  sie 
ihre  Holzkalabassen  und  schnitzten  sie  ihre  Götterbilder,  mit  Steinäxten 
fertigten  sie  ihre  Lanzen,  Speer«  und  Dolche  aus  so  hartem  noft,  dafs  weder 
Knochen-  noch  Steinspitzen  nöthig  waren.  Den  eisernen  Nagel  beim  Boot- 
und  Hausbau  ersetzte  ihnen  die  kunstvoll  geflochtene  oder  gedrehte  Schnur, 
das  eiserne  Ackergerith,  wie  bei  den  Waffen,  »Ja«  harte  Holz.  Zum  Glitten 
der  behauenen  Holzwaaren  dienten  die  Biinsteine  der  Vulkane  und  die  rauhen 
Blätter  de*  Brotfruchtbaums.  Feinere  Schnitzereien,  wie  die  Oravirungen 
der  Kürbisse  und  der  Stempel  für  die  Kanafabrikation,  wurden  mit  an  Oolx- 
griffen  befestigten  Haitiscbiäbnen  ausgeführt.  Auch  zum  Schneiden  des 
Haupt-  und  Barthaares  dienten  Haifisehzöhne.  Tättowirt  wurde  mit  feinen 
Knocfaenapitzen. 

Diesen  Ausführnngen  entsprechend  finden  Sie  in  der  Sammlung  zu- 
nächst eine  Gruppe  von  Steingeräth:  Steinbeile,  Steinwaff«,  Wurfkcub-n 
und  Schleudersteine,  Sleinlampeu  und  Mörser  maonichfocbstcr  und  vielfach 
origineller  Form,  Steinstampfer  für  die  Bereitung  des  Poi  oder  Taro,  Ham- 
mer, Meissei  usw.  und  schlicfslich  eine  Reibe  eigenthümlicb  geformter 


Nr.  81 


474 

EXPORT.  Organ  de»  Central  vereine  fflr  Handelsgeographie  etc. 


188t 


Steine,  welche  zu  einem  dem  italienischen  Boccia  verwandten  Spiele  dienen. 
Ka  linden  «ich  auch  Schleifsteine,  auf  welchen  die  Steinäxte  glatt  geschliffen 
wurden;  einer  derselben  ist  besonders  interessant  dadurch,  dais  die  Personifi- 
zimng.  welche  die  Hawaiier  ihrem  Oerathc  vielfach  angedeilieu  tiefsen,  durch 
die  Ausarbeitung  des  einen  Endes  zu  einem  Kopf  ihren  Ausdruck  gefunden 
hat,  weshalb  der  Schleifstein  göttlicher  Verehrung  werth  und  zuin  Penaten 
des  Axtscbleifers  wurde.  Bei  einer  Besteigung  des  14000  Fuf«  hoben  Mau- 
nakea  auf  der  Insel  Hawaii  kam  ich,  in  der  Höhe  von  12000  Fuf*,  zu  einer 
Steinbeilwerkstatt.  Vor  einer  llöhle,  aus  welcher  ich  noch  Rrsto  von 
Kapostoff  und  KürbifsgefaCsen,  sowie  Kawawurzel  und  Austerschaleu  ent- 
nehmen konnte,  fand  sich  ein  Haufen  roher  ungeschliffener,  beim  A*  sprengen 
verunglückter  oder  in  der  Form  milsrathcner  Steinäxte  vor.  Dieser  Haufen 
erreichte  die  Höhe  von  15  Fufs  und  mag  aus  Tausenden  von  Steinäxten 
bestehen.  In  der  Umgegend  Hegen  ül>erall  Blocke  einer  besonder»  harten 
und  klingenden  basaltischen  Lava  umher,  des  Rohmaterials  für  die  Acxte. 
Auch  auf  dem  Maunaloa  und  Hualalai,  zwei  änderet)  Bergriese»  Hawaiis, 
soll  es  ähnliche  Fundstätten  geben.  Auch  Spiegel  aus  Stein  werden  Sie 
in  der  Sammlung  finden,  Hache,  runde  Scheiben  aus  schwarzem  Basalt, 
welche  nach  Eintauchen  in  Wasser  eine  ganz  brauchbare  Spiegelfläche  dar- 
at eilen - 

An  die  Steingcräthe  scbliefsen  sich  die  Waffen  und  Geräth«  aus  Hol* 
an.  Diese  sind  sehr  selten  und  schwer  in  ihrer  ursprünglichen  Form  zu 
erlangen.  Besonders  die  Waffen:  Lanzen,  Speere,  Wurfkculen  und  oigen- 
Ihütoiiche  lassoartige  Wurfbölzer,  sowie  Messer  und  Dolche  sind  jetzt  mehr 
oder  weniger  Unika.  Der  schönen  und  zum  Theil  an«gestorbencn  Hölzer 
wegen,  aus  welchen  dies*  Gegenstände  geschnitzt  sind,  wurden  in  vergangenen 
Jahren  diese  kostbaren  Reliquien  der  Vergangenheit  vielfach  von  Drechslern 
zu  Spezi crstöcken  und  allerlei  „Souvenirs"  verarbeitet.  Viele  Waffen  sind 
aber  auch  in  alten  Begräbnifshühlen  verborgen  und  durch  die  Treue  der 
alten  Grabhüter  uns  unzugänglich.  Das  gilt  überhaupt  von  manchem,  wss 
eventuell  aus  der  Vorzeit  noch  in  Hawaii  existirt.  Die  alten  Hüter  der 
Schätze  sterben  alter  hinweg  und  nehmen  meistens  ihr  Geheimuifs  mit  sich 
ins  Grab. 

Da«  Holz  geräth  besteht  aus  Schüsseln  und  Kalabassen,  zum  Theil  von 
enormen  Dimensionen,  aus  Trögen  und  Ackergerlth,  sowie  aus  tahuirten 
Näpfen  für  die  Aufnahme  des  Speichels  und  der  Exkremente  der  Fürsten. 
Als  Material  für  das  feine  Speisegerfith  dient  das  kostbare  Holz  des  Kou- 
banmes,  einer  eingebonten  Malvacce,  von  herrlicher  Maserung  und  dichtem 
Gefüge.  Auch  bei  dergleichen  Geräth  hat  die  Drecbslerbank  viel  Originalität 
zerstört,  insofern  manche  alte  Familie  ihre  Schätze  an  Holzgeräth,  dem 
hawaiischen  Silberzeug,  nicht  besser  zu  ehren  wufste,  als  dal*  sie  dieselben 
von  der  ruchlosen  Hand  eines  Drechslers  abdrehen  und  pollren  lief».  Ich 
habe  natürlich  nur  Gefäfse  ursprünglicher  Form  und  Glättung  gesammelt. 

Hieran  schließen  sich  die  Gefäfse  aus  Kürbifs  und  Kokusnufs,  erster« 
rum  Theil  mit  origineller  und  geschmackvoller  Ornnmentirung,  durch  Ora- 
virung  und  Färbung  erzeugt.  Bei  den  HolzgefTifsen  liegt  dagegen  das 
Ornamentale  auMchlielilllcb  in  der  Form,  in  eigenlhümlieh  flachen  Kehlen 
und  augeschliffcnen  Facetten. 

Zum  Transport  der  Nahrung,  des  Tarobreies  oder  Pol,  In  den 
Kalabassen  dienten  Trag  höher  und  Tragnetze,  welche  letzteren  sich  in 
mannigfacher  Musterung,  zum  Theil  nach  den  einzelnen  Inseln  verschieden, 
vorfinden. 

Matten,  grob«  aus  Pandanusblärtrrn,  bi«  zu  kostbaren,  aus  feinem  Gr  ns 
geflochtenen  und  mit  interessanten  Mustern  versehenen,  sowie  die  Kapa,  In 
allen  ihren  verschrienen  Qualitäten  und  Mustern,  vervollständigen  die 
Sammlung  des  Hausrat!)«.  Besonders  frone  ich  mich  darüber,  dnft  es  mir 
möglich  war,  nicht  nur  von  diesen  so  vergänglichen  und  von  den  Familien 
als  kostbare  Erbstücke  geschätzten  Kapa -Zeugen  eine  stattlich*  Reihe  zu 
erlangen,  sondern  dlfr  ich  auch  den  gelammten  Apparat  der  alten  polyne- 
sJaeben  Kapatechnik  habe  mitbringen  können:  das  Rohmaterial,  die  Rinde 
der  Wanke-  Pflanze,  einer  Morus -Art,  den  Klotz,  worauf  die  Rinde  mit 
«igenthüuilichen  Schlägeln  zerklopft  und  verfilzt  wurde,  und  eine  grofse 
Zahl  dieser  Schlägel,  Womit  zugleich  dem  Stoff  eine  Art  Wasserzeichen  ein- 
gescblagcn  wurde,  scbäiefslicb  die  lettemartigen  Stempel  für  den  Buntdruck 
des  fertigen  Zeuges. 

Hieran  scbliefsen  sich  die  SchmuckBrgenstände:  kostbare  Feder- Hals- 
krausen und  die  originellen,  aus  geflochtenem  Mensehenhsar  und  einem 
hakenförmig  geschnitzten  Walrahn  gebildeten  Halsschmuckc  der  Häuptlinge, 
dann  allerlei  Schmuck  für  Hals,  Kopf,  Arm-  und  Fufsgelenk  aus  Wal-  uni 
anderen  Zähnen,  aus  Muscheln,  aus  den  geschliffenen  Nüssen  der  Meurite* 
triloba  und  aus  mancherlei  bunten  Beeren. 

Weiter  »eben  wir  die  musikalischen  Instrumente:  Trommeln  aus 
Kokusntils-Stämwen  geschnitzt,  mit  Haifischbaut  Überrogen,  grofse,  «anduhr- 
förmige Tamtam»  au»  in  einander  gefugten  Kürbissen,  Nasenflöten  und 
Maultrommeln,  allerlei  Klappern  und  Rasseln,  sowie  aus  hartem  Holz  ge- 
fertigte Klangst!  be.  Alle»  diese»  dient  zum  Hula-Tanz,  der,  seiner  frivolen 
und  obskönen  Tendenzen  wegen  lange  unterdrückt,  jetzt,  wo  die  alte  puri- 
tanische Missionarpartei  ihren  mal'sgebenden  Einflnf*  verloren  hat,  bei  aller- 
hand Festlichkeiten  wieder  getanzt  wird. 

Hieran  schliefst  sich  das  an,  was  ich  von  dem  alten  Kultus  noch 
zu  retten  vermochte.  Neun,  zum  Theii  sehr  gut  erhaltene  Holzidole,  drei 
Steingötzen  und  eine  Reihe  kleiner,  roh  bearbeiteter  Fetische  konnte  ich 
noch  beschaffen. 

Alle  sind  «io  in  Höhlen  oder  Wasserlöcherti  versteckt  gewesen  und 
meistens  nur  durch  Zufall  entdeckt  worden. 

Tabustäbe,  wie  sie  vor  den  Tempeln  aufgepflanzt  waren,  und  Modelle 
der  alten  Tempelhäuser,  wie  sie  auf  den  steinernen  Unterbauten  der  „llciaus" 
standen,  »owie  Modelle  der  Grash&u»er  der  F.ingebomcn,  wie  sie  jetzt  in 
manchen  Distrikten  noch  üblich  sind,  bilden  eine  weiter«  Grnppe. 

E«  folgen  einige  Spiele,  vor  Allem  Exemplare  von  Sehwimmbrettern 


und  Kufen  von  Bergsehiittea , und  achliefalleb  eine  ganze  Serie  von  Gegr»- 
ständen,  die  auf  das  Fischereigewerbe  Bezug  haben. 

Ich  will  hoffen,  da  ft  es  mir  gelungen  ist,  einen  ungefähren  f berbM 
über  den  Inhalt  der  Sammlung  gegeben  tu  haben,  und  ich  wende  mich  ua 
dazu,  einige  wenige  Stücke  näher  tu  demonstriren. 

Hier  ist  zunächst  «ine  Reib«  von  den  erwähnten  Spielateinen.  • 
genannte  Ulu  maika.  Es  Bind  glatt  gearbeitete,  tum  Theil  sogar  pal.:  - 
flach  zylindrische  Steine  mit  leicht  gewölbten  Endflächen,  im  Durcbnt»? 
von  5 bi»  12  cm  variirend.  Sie  sind  aus  verschiedenfarbigen  Laven  uü 
Tuffen,  einer  aus  Korallenkallr,  ein  besonders  werthvoller  gar  nicht  «i 
Stein,  sondern  ous  einem  sehr  grofsen  Walzahn  gearbeitet.  L>a«  Maitis  - 
dessen  Hauptkämpen  bereit«  die  alten  Ssgen  feiern,  wurde,  ln  der  Art  fa 
italienischen  Boccia  auf  glatten  Flächen  gespielt,  und  kam  es  dabei  wert' 
auf  wette»,  als  auf  exakte»  Rollen  des  Steine»  an.  Dl«  Steine  wurden  * 
der  Zjlindcrfliche  gerollt,  nicht  etwa  diskusartig  geworfen.  Gute  M»ih 
steine  wurden  sorgfältig  mit  Hundefett  geölt  und  in  Kapa  eingewickelt  ge- 
halten, und  berühmte  Spieler  forderten  sich  von  Gau  zu  Gau  und  von  lawi 
zu  Insel  zum  Wettkampf  auf. 

Ein  ähnliches,  aber  nur  den  Häuptlingen  gestattetes  Spiel  wir  <fi< 
Gleitenlassen  der  Moas,  d esrr  spindelförmigen  glatten  Hölzer  aus  dem  icW 
ren  Kanilaboht.  an  mit  Binsen  belegten  Berglehnen  hinab.  Am  Ende  As 
Bahn  muhte  das  Moaholz  durch  aufgesteckte  Stäbe  als  Ziel  passirea. 

Auf  ähnlichen,  au  den  Berglehnen  angelegten,  glatten  Hahnen  fährn. 
auf  langen,  flachen  Schlitten  liegend,  die  alten  Hawaiier  um  die  Wett«  n 
Thal.  Sausend  imifB  cs  bergab  gegangen  sein,  denn  die  Böttfattngea . u 
denen  die  Reste  dieser  noolua- Bahnen  »ich  noch  finden,  sind  »teil,  und  **i 
dem  Winde  im  Uana- Distrikte  auf  Vaui  heilst  es  im  alten  Liede,  da f*  r 
wie  ein  Schlitten  den  Berg  hinabsanst.  Bei  einem  Drechsler  in  HoalnS 
fand  ich  noch  3 Kufen  solcher  Schlitten.  An  der  einen  ist  bereit*  rw 
Stocklänge  abgesägt,  die  beiden  anderen  sind  noch  intakt  und  fast  4 1 r c 
lang.  Im  Besitz  des  Königs  und  im  Nationalmuseum  zu  Honolulu  fad-*, 
»ich  noch  je  ein  Exemplar  dieser  alten  Schlitten,  weitere  dürften  auer  nf 
den  Inseln  nicht  mehr  vorhanden  sein. 

Als  eine  fernere  Illustration  des  Sportes  bei  den  Hawailern  xe;je  vi 
2 S«b wimmbretter:  flach«,  aus  dem  starken  Koaholze  durch  Axtarblägr  n 
arbeitete  Bretter  VOM  Plättbrettform.  Nur  bestimmte:  Stellen  der  Kosten: 
neten  «ich  zu  diesem  Spiel.  Das  Ufer  rauls  flach  und  sandig  sein,  und  dt 
Brandung,  durch  kein  Korallenriff  gebrochen,  frei  hereinrauschen  Die* 
Bedingungen  sind  meistens  an  der  Barre  der  gröberen  Flosse  gegeben,  er 
deren  Mündung  der  Gürtel  de»  Riffs  onterbrochen  zu  *eiti  pflegt,  weil  dit 
Konti  len  thicrchen  im  lebhaft  strömenden  und  dabei  brackischen  VV*»*«r  nicht 
hauen. 

Stand  eine  volle  Brandung  an,  so  war  Festlag  für  Jung  und  Alt  Alle* 
lief  rum  .Strande,  um  „da«  Reiten  der  Wogen“  mit  aerusehea.  .Vor  mir  , 
dem  kunstvoll  geschlungenen  Malo,  dem  Lendentuch,  bekleidet,  »litten  mch 
die  herrlich  gebauten  braunen  Gestalten,  ihr  Schwlrambrett  «<jt  »ich  her-  I 
schiebend,  ln  die  Fluth,  schwimmen,  tauchend  und  den  Rüekflofs  *b*r 
grofsen  Welle  benutzend,  unter  der  Brandung  durch  und  kommen  im  mH- 
een  Wasser  hinter  derselben  wieder  an  die  Oberfläche.  Jetzt  gilt  *f,  ria- 
mächtige  Welle  abzuwarten,  und  mit  kühner  Wendang,  sich  zugleich  pbr 
auf  das  Sehwimmbrctt  werfend,  den  Kücken  dieser  Wette  tu  gewinn« 
Höher  und  höher  bäumt  sich  die  mächtige  Wog«,  auf  ihrem  »ich  aeigeK« 
Kamme  die  lustig  rufenden  Gestalten  in  rasender  Eile  dem  Ufer  tufoh*»*ä 
Liegend  oder  knieend,  die  Oeühtesten  auch  wohl  stehend,  versieb«  i« 
kühnen  Schwimmer  ca,  ihr  Brett  immer  senkrecht  zur  Welle  zu  baba.  ® 
Moment  de«  überstürzen»  derselben  in  geschickter  Wendung  zuTÜeknirtkci 
und  die  Höchste  grobe  Welle  zu  gewinnen. 

Ich  habe  leider  nie  ein  derartige*  ßrandungsachwimmen  bei  «kW 
hohem  Seegang  gesehen;  e»  sind  auch  wenige  Kanaka  vorhanden,  die  »rh 
auf  den  .Sport  noch  verstehen,  und  sonderbarer  Welse  hat  der  Hawaiier  **» 
heute  auch  viel  mehr  Furrht  vor  den  Haifischen,  als  noch  wor  50  Jaira 
Damals  soll  sich  mancher  der  Eingebomen  ton  blofsen  Vergnügen  ia  ** 
Kampf  mit  einem  Hai  eingelassen  haben. 

Diese  Furcht  mag  auch  dazu  beitragen,  dafs  manche  alt«*  Meth'd*  b 
Fischerei  in  Vergessenheit  geräth.  Neben  dem  Fischen  mit  Schlepp-  «d 
Senk  netzen  und  mit  Angel  and  Leine  kam  nämlich  noch  der  PiscWan*  ail 
Hilfe  von  Tauchen  sehr  wrscnHIch  in  Betracht. 

leh  zeige  als  Beispiel  hier  ei»  kleines  Handnetz  und  einen,  mit  M*' 
band  losem  Schnur-  nnd  Bastwerk  versehenen  Stab.  Mit  diesem  Rnstirt 
tauchen  di«  Fischer  an  der  felsigen  Kr*»a- Küste  Hawaiis  in  G bis  fl  F*ö*o 
Wasser,  scheuchen  mit  dein  hehändertan  Stocke  die  Fische  au»  ihren  Feh« 
löchern  heraus  nnd  greifen  sie  in  dem,  mit  der  rechten  Hand  gehalwa» 
Nette,  Bei  solchem  Tauchen  bleibt  der  Fischer,  öhno  durch  eine  Lein*  <*' 
sichert  m »ein,  2,  ja  3 Minuten  unter  Wasser. 

Zu  einer  weiteren  eigenthümlichen  Art  de*  Fischfänge*  diente 
keulenartige,  schwere  Stück  Holz , da»  ich  jetzt  vorzeige.  Da»  Holz  ist  *c 
sogenannter  „Melomelo*  and  neben  dem  Fischgott  da»  heiligste  Stück  ein* 
hawaiischen  Fi«cherhütte.  Hoch  oben  im  Bergwald  unter  den  Besebwömf''- 
de*  Rahuna  oder  Priester*  au«  dem  rothbraunen  Holz  des  seltenen  K*wh 
bäume»  geschnitten,  wird  der  Melomelo  in  geweihtem  Feuer  «NrffttWil* 
sngesenpt  und  dann,  in  Kapa  gehüllt,  sorgfältig  in  der  heiligen  M*  & 
Hütte  verwahrt,  uro  unter  Opfer  und  Gebet  beim  Fischzug  ins  Kann*  gritf 
zu  werden.  Auf  dem  oft  weit  vom  Lande  entfernten  Fischplatz  angeke®®®’ 
salbt  der  Fischer  »einen  Melomelo  mit  dein  öl  der  Kokusnuf»  und  d*r  Äzk*1 
nuf»  (Aleurites  triloha).  Dann  *peit  er  die  gekarrten  öligen  Kern* 
Knkuinuf*  auf  die  Oberfläche  des  Wassers  aus,  um  es  zu  glätten  und  A***1 
sichtig  zu  machen,  denn  der  hawaiische  Fischer  will  seine  Beute 
Rin  sackförmiges  Netz  wird  ticj  hioabgela*sen,  darüber  an  starker  Sri** 
von  Olonabanf  der  schwere  Melomelo.  Bald  lockt  der  vom  heiligen  IM** 
ansgebende  Zauber  die  Fische  heran,  das  Netz  sehHefsl  sich  über  *»« 


Nr.  31. 


47» 


1887. 


EXPORT,  Organ  de«  Ontrabereiui  ffir  Handeiageographie  etc. 


der  eiet«  bereit«  Taucher  Borgt,  da/«  kein  TbSil  der  Beute  beim  Hi  «Auf- 
ziehen entachlüpf*. 

R«  wieder  einer  anderen  Methode  de*  Fischfanges  wird  mit  einem 
Senk  netz  eine  kleine  Felsenbucht  abgrwteckt.  Dann  »p  ringt  Jung  und  Alt, 
Männlein  und  Weiblein  in  da«  abgegrvnxte  Wasser  und  stopft,  tief  tauchend, 
in  die  I/icher  und  Risse  des  Felsen«  dio  gestampfte  Rinuo  eines  indigo- 
ähnlichen  kraute*.  Nach  kurzer  Zeit  kommen  zuerst  kleine,  dann  auch  ! 
grüfaere  Fische  zappelnd  und  halb  betäubt  an  die  Oberfläche.  Die  grofsen  1 
tödtet  vollend*  ein  Schlag  mit  dem  Kopf  gegen  die  Felsen,  die  kleinen  ein 
herzhafter  Bif*.  Letzteres  Ut  eine  nicht  ganz  ungefährliche  Prozedur:  im 
Jahre  |R84  glitt  <Ube1  einem  Kanaka  ein  kleiner  Fisch  in  den  Hals  und 
verursachte  seinen  Tod  durch  Ersticken. 

Von  den  hawaiischen  Angelhaken  kann  ich  eine  grobe  Antahl  zeigen. 
Sie  sind  nach  mehrfacher  Richtung  bin  verschieden  von  denen  der  übrigen 
Polynesier  und  vor  allen  von  denen  der  Mikronesier.  Sie  sind  bald  aus  j 
einem  Stücke  gefertigt,  hold  uns  dein  vererb iedenstcu  Material  zusammen- 
gesetzt: aus  Perlmutter,  Schitdpat,  Walzahn,  Schweinszabn,  die  werthvollsten 
aus  Menar  henk  not  heu,  aus  den  Kuodien  hoher  Häuptlinge,  die  ihrem 
treuesten  Vasallen  zu  diesem  £ werke  Theile  ihres  Skeletts  vermachten, 
wobei  noch  der  wunderlich**  CHoidi«  Brwihnung  verdient,  dafs  Menschen  mit 
glatter,  haarl'p-ar  Haut  die  bäitasten  Knochen  haben  sollen. 

An  denjenigen  Haken,  welche  mit  einem  notürlicheu  Köder  versehen 
werden,  findet  »ich  etcls  eine  feine  Schnur  zur  Befestigung  des  Köders; 
solche  dagegen,  welche  durch  eigene  Form  und  Glanz  die  Fische  locken, 
»iud  je  nach  der  Tageszeit,  zu  welcher  »ie  gebraucht  werden  sollen,  aus 
verschiedenfarbigen  Perlmutter  platten  gefertigt:  au«  bunt  schillernden  für  die 
hochstehende  Mittagssonne,  aus  schneeweifsen  für  die  schräg  auf  das  Wasser 
faltenden  Mutgeu-  und  Abend  «trab  len. 

Oh  •igen*  existirt  fast  für  jeden  Fisch  und  jedes  Seethier  eine  eigen- 
artige Pangtnelbodc. 

Hier  sehen  Sie  noch  die  wanderb&r  geformte,  aber  auf  Tonga  und 
£amoa  und  auch  auf  Viti  ähnlich  vorkommende  Angel  für  den  Oktopusfaug. 
Kino  Mauritiana* Muschel  und  ein,  «w  ähulicher  Form  geschliffener  Stein 
werdeu  zu  beiden  Seiten  ««nee  kursen  Stahe«  befestigt,  der  unten  ein 
Büschel  Drakama  Blätter  und  daraus  hervorragend  einen  scharfen  HoDspeni 
tragt,  letzterer  iu  neuerer  Zeit  meist  durch  einen  angeKchlifleneu,  Marken 
Kiaendraht  oder  Kogel  ersetzt.  Nachdem  durch  Tauchen  der  Fischer  sich 
von  der  Anwesenheit  eines  Oktopus  oberzeugt  bat,  läfst  er  langsam  diese 
Angel  hinab,  dicht  vor  das  Loch,  worin  das  Thier  »itzt.  Nach  geraumer 
Zeit  steckt  dann  dei  Uktopu»  Arm  nach  Arm  hinaus  und  schmiegt  sich  an 
die  ,I.eho“-Mn»rh«il  an,  »le  «wie  ein  Liebhaber“  uinBchHcfsend.  Ein  plötz- 
licher Ruck  treibt  den  scharfe»  Sporn  in  den  I.eib  des  Thiercf,  und,  ra«rh 
hiuaufgezogeu,  lödlct  ein  schneller  Schlag  auf  den  Kopf  den  oft  durch  die 
Kraft  »einer  Fangarme  dem  Kaooc  gefährlichen  Oktopus.  Aiirh  bei  dieser 
Angel  kommt  cs  «ehr  auf  kleine  Käanziningen  der  Farbe  an  Besonder* 
die  hellen  Flecken,  «die  Augen“,  der  Lcho- Muschel  sollen  nicht  zu  grell 
sein,  sonst  verscheucht  sie  den  Oktopus,  anstatt  ihn  anzuziebeiL  lim  den 
Besitz  einer  bewährten  «Lcho“  wurde  manch  Mutiger  St  rau  Es  gefuchten. 

Hoch  verlassen  wir  die  Fischerei,  — ich  möchte  von  den  Schmuck- 
gegenständen  ein  besondere  interessantes  Stück  zeigen:  einen  Bein  schmuck 
für  den  liula-T&nx,  aus  Hundezilinen  gefertigt.  960  Eckzäbno  von 
Hunden  sind,  mittelst  einer  Durchbohrung  an  der  Wurzel,  in  schuppen- 
förmig  sich  deckenden  Reiben  auf  einer  Art  Netzwerk  nufgeknotet  und 
rasseln,  dicht  über  den  Knöcheln  getragen,  beim  lebhaften  Tanzschritt.  — 
Da  zu  einem  derartigen  Schmuck  240  Hunde  gehören,  und  diese  Haus-  und 
Schlachtthiera  nur  eine  Speise  für  besondere  Feste  bildeten,  »o  ist  die  Be- 
hauptung alter  Hawaii«  wohl  glaubhaft,  daf»  viele  Generationen  hinter  ein- 
ander au  der  Herstellung  eine*  »«leben  Schmuckes  arbeiteu  muf»teu.  Reib« 
für  Reihe  an»«Uend,  und  somit  die  Breite  desselben  einen  Mafsstab  für 
das  Alter  und  den  Wohlstand  der  Familie  abgab. 

Zam  Schlüsse  kann  ich  es  mir  nicht  versagen,  au»  der  Gruppe  der 
Idolo  da»  schönste  vomifüljrrn:  ein  etwa  2 Fufs  hohes,  aus  Koubolz  sorg- 
fältig geschnitzte«  wetbtiche«  Götzenbild.  Es  stellt  nach  übereinstimmender 
Aussage  verschiedener  alter  Leute  dTe  Göttin  Kihawahine  vor,  eine  hoch  im  | 
Kong  »trbende  Gottheit , das  Haupt  der  Molche  und  Kobolde.  Das  Bild 
Stammt  ans  einer  nur  von  der  Sec  aus  zugänglichen  Höhle  an  der  furchtbar 
wilden  Wettcrköstr  Hawaii«,  und  wurde  durch  den  Mutb  und  die  Ausdauer  I 
eines  mir  befreundeten  englischen  Plantagen besitzen  für  mich  erlangt. 
Ohne  mich  in  eine  detail lirte  Beschreibung  de»  Idole»  einzulassen,  möchte  I 


ich  auf  zwei  mir  besonder»  auffallende  Eigen thü ml ichkeiten  desselben  auf- 
merksam machen.  Erstens  auf  die  knieende  Stellung,  eine  Position,  welcho 
ich  nie  bei  hawaiischen  Göttern  und  kaum  je  bei  hawaiiseben  Meuscheu 
geselian  hat«*.  Alle  anderen  Idole,  soweit  sie  nicht  nur  Büsten  darstellen, 
sind  in  hockender  Stellung  gebildet.  Zweitens  erinnern  dio  »pitxeo  Ohren 
und  die  »*hr  ausgesprochene  Prognathie  der  Kiefer  mit  eingesetzten  mensch- 
lichen Zähnen  ohne  Weiteres  an  den  Affeutjpus,  während  c*  doch  in 
Hawaii  keine  Affen  gegeben  hat.  Ob  hier  die  Traditio«  in  der  Form  noch 
fremde  Erinnerungen  bewahrt  bat?  Die  alten  Leute  konnten  oder  wollten 
mir  hierüber  keinen  Aufschluß  geben,  weshalb  »ie  alle  aofurt  da»  von  ihnen 
nie  zuvor  gesehene  Bild  als  Kihnwabme  b «zeichneten.  Derartige  Abfragen 
wurde«  auch  von  dem  Könige  Kulakauo,  welcher  sonst  i«  Bezug  auf  Stücke 
meiner  Sammlung  und  alte  Gebräuche  mir  in  liebenswürdigster  Weise 
Auskunft  zu  ertheilen  pflegte,  ausweichend  beantwortet. 

Kin  volles  Eindringen  in  die  «höhere  Weisheit*  und  die  Symbolik  der 
Hawulicr  wird,  fürchte  ich,  noch  lange  oder  auf  immer  un*  versagt  blsiboo. 
Sind  doch  auch  leider  die  Tage  der  wenigen  Kenner  dieser  esoterischen 
Kali  mm  - Weisheit  gezählt!  Was  neuerdings  davon  einigen  Auserwäblten 
der  jüngeren  Generation  gelehrt  wird,  kann  in  voller  Ursprünglichkeit  bei 
ihnen  nicht  mehr  haften.  Dazu  lat  .Jung- Hawaii“  schon  zu  sehr  ein  Kiod 
unserer  Zivilisation.  — 


Deutliche  Exportbmik. 

Kflr  Telegramme;  Kipertbank.  Berlin. 

Abtheilung.  Exportburetu. 

Berlin  8.W.,  Kochstrafse  27. 

f P»f krt«,  «»»  ut.  lind  nir  all  diu»  Adf«*ie  m mwltn,) 

428.  Eine  in  Melbourne  an»ks»ige  Firma  wünscht  daselbst  die  Ver- 
tretung folgender  Artikel  zu  übemvhmon : Wellbleche,  gew.  Bleche,  Kelterei- 
maschineu,  Guldleisten,  Spielkarten,  giftfreie  Anilinfarbe«  zur  Zuckerfabri- 
kation, Putzpomade,  Posamente«  für  Möbel,  Bügel  für  Portemonnaies  und 
Reisetaschen.  Hierauf  reflektirende  Fabrikanten  wollen  »ich  unter  L.  L.  393 
an  die  Deutsch«  Export  bank  hier  melden. 

429.  Die  Exportfirma  G.  Ferd.  Kesberg  in  Trie»t  bat  »ich  mit  dem 
Kommission*-  und  Bankhause  A-  Pauletlg  in  Gör*  verschmolzen  und  wird 
dis  Geschäft  gemeinschaftlich  unter  der  Finna  A.  Pauletig  in  Görz,  mit 
ciuer  Sukkursalo  in  Triest,  weitergeführt. 

41)0.  Die  Rank-,  Import-  und  Export -Firma  Canrpa  Ä Riech  in  i in 
Genua  hat  sich  in  eine  Kemraandit- Gesellschaft  unter  der  Firma  „Canrpa 
A Socl*  umgewandelt. 

431.  Es  liegt  eine  Anfrage  au«  Batavia  nach:  Kalium  ebromat , Kalium 
birbTomat.,  Glaspulver,  Amorph.  Phosphor,  Sulpbur  antimuu,  Gum.  Senegal, 
Schwefelkies*,  Kalium  cblorat.  vor.  Offerten  mit  Angabe  des  Preise«  pro  100  kg 
ab  llaf-  n London  oder  auch  Rotterdam  und  sind  an  die  Deutsche  Export- 
bank  unter  L.  L.  394  zu  richten. 

432.  Ein  Antwerpcner  Hau«  «nicht  die  Vertretung  eine»  ersten  russi- 
schen Flachshauses.  Diesbezügliche  Offerten  sind  an  die  Deutsche  Export- 
bank  zu  richten  unter  L.  L.  395. 

433.  Kin  tüchtiger  Agent  in  Beirut  (Syrien)  sucht  mit  leistungs- 
fähigen Fabrikanten,  welche  Pantoffel  Matter  hereteilen,  iu  Verbindung  zu 
treten.  Offerten  erbeten  unter  L.  L.  396  an  die  Deutscho  Export  bank, 
welche  auf  Wunsch  Muster  zur  Verfügung  stellt. 

434.  Die  Firma:  Garrett  Smith  dt  Co.  in  Buckau-Magdeburg  theilt 
un»  unterm  5.  d.  Mts  per  Zirkular  mit,  daf»  sie  ihren  bisherigen  Mit- 
arbeitern: dem  Kaufmann  Heim  Carl  Kochl  und  dem  Kaufmann  Horn 
Richard  Garrett  mit  demselben  Tagt*  Kollektiv-Prokura  vrtbeilt  hat,  der- 
gestalt, daf«  Beide  gemeinschaftlich  die  Firma  zu  zeichnen  berechtigt  «iod. 

495.  Von  Ausland«  liegt  uns  ein*  Anfrage  nach  Wasserleitungaröhren 
aus  prfiparirter  Papiermasse  vor,  and  werden  Offerten  hierauf  unter  L.  L. 
397  Deutsche  Rxportbank  erbeten. 

436.  Eine  überseeische  Firma  wünscht  mit  einem  Fabrikanten,  welcher 
automatische  Streiohholzkäatcbcn- Verkäufer,  in  Kastenform,  durch  den  Ent- 
wurf eines  Geldstücks  in  Bewegung  gesetzt,  beretellt,  in  Verbindung  za 
treten.  Offerten  nimmt  die  Deutsche  Kxportbank  unter  L.  L.  398  entgegen. 

437.  Ein  besten»  empfohlener  Agent  in  Amsterdam  sucht  die  Ver- 
tretung einer  leistungsfähigen  deutschen  Schirmfabrik  zu  übernehmen. 
Offerten  erboten  unter  L.  L.  399  an  die  Deutsche  Kxportbank 


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Nr.  81. 


476 

EXPORT,  Organ  dea  Gentralverein»  für  HandeUgaographie  etc. 


1887 


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gütig  flr  den  Monat  August  1887. 

Fahrten  ab  Trient: 

Ost -Indien  nach  Hongkong  über  Brindisi,  Port  Said,  Suez,  Aden,  Bombay.  Colombo,  Penang  und 
and  China,  Singapur«,  am  18.  August  um  4 Uhr  Nachm.; 

mit  Ucbcrscbiflung  auf  eigene  Dampfer: 

Suei  Canal  jn  guei  nM|,  Djeddah,  Nassaus,  Hodeidah  und  Suakin; 
in  Colombo  nach  Madras  und  Calcutta. 

Egypten, 

Levante, 


Freitag  Mittags  nach  Alexandrien,  über  Brindisi  (Verbindung  mit  Port  Said  und  Syrien). 

Dienstag  um  4 Ubr  Nachmittags,  nach  Griechenland  bis  Smyrna;  den  9.  und  23.  über 
Fiume  und  den  2.,  16.  und  30.  über  Ancona,  dann  nach  Brindisi,  Corfu,  Syra,  Pir&us 
und  China; 

Mittwoch,  jeden  zweiten  (3.,  17.  und  31.)  6 Ubr  Nachmittags,  nach  Thessalien  bis  Constanti- 
nopel;  mit  Berührung  von  Fiume,  Corfu,  Santa  Maura,  Patres,  Catacolo,  Calamata,  Piriu.i, 
Volo,  Salonich; 

Samstag  2 Uhr  Nachmittags,  nach  Constantinopel,  mit  ßerühruug  von  Corfu  und  Piriui; 
ferner  via  Piräus  nach  Syra,  Insel  Candien  und  Smyrna;  dann  via  Constantinopel  nach 
den  Häfen  des  Schwarzen  Meeres; 

jeden  zweiten  Samstag  (13.  und  27.)  uach  Syrien  via  Smyrna,  und  (6.  und  20.)  nach 
Thessalien  via  Piräus. 


Dalmatien,  jeden  Montag,  Mittwoch  und  Samstag  10  Uhr  Vormittags,  (jeden  Samstag  via  Spalato  nach 
Motkovieb); 

jeden  Samstag  um  4 Uhr  Nachmittags  nach  Metkovicb  direkt. 


Istrien, 

Venedig, 


Dienstag  und  Freitag  um  7 Uhr  früh  nach  Fiume  über  Pol»  etc. 


jeden  Dienstag,  Donnerstag  und  Samstag  um  11  Uhr  Abends. 


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1887. 


477 

EXPORT.  Organ  des  Centrnlveroins  für  Handelsgeographie  etc. 


Nr.  81. 


14  Elirciidiplonie  und  goldene  Medaillen, 

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um  6 Uhr  Abeod*  und  Ton  Antwerpen  täglich  (mit  Ausnahme  Sonntags)  um  6 Uhr  Abends  ab  Exprefs- 
ng  tod  Harwich  nach  London  nach  Ankunft  der  Boote.  Direkte  Passagier-,  Keiaegepick-  and  Güter- 
beförderung Ton  allen  gröfaerm  Stationen  des  Kontinents.  Die  Dampfer  der  Gesellschaft  transportiren 
kein  Schlachtvieh.  Weitere  Auskunft  ertheilt  der  General-Ageut  der  Great  Kantern  Eisenbahn 


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EXPORT,  Organ  de«  Centralvereins  für  Handelsgeographie  et«. 


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jenigen Poeamentir-Waaren,  welche  in  der  Satt- 
lerei und  beim  Wagenbau  gebraucht  werden. 


Digitiz 


The 

Union  of  Misical-work  Manufietircn 
nt  the  Schwarzwald  in  Baiei. 

Assisted  by  the  Grand  Lhacal  Government 
of  Raden,  the  above,  baving  a»  its  principal 
object  the  improvement  ad  advancement  of 
the  inanufarturc  of  musieal  Instruments  in  all 
its  branches,  by  sterling  and  tastefal  work 
with  well  arranged  rnunir,  and  by  entering 
into  tboroughly  solid  businees  transactions  only : 
heg«  to  be  recommended  a*  mauufacturers  i I 
all  kinds  of  orchestral,  pipe,  and  otber  organ«, 
music-barrel*  of  all  sorte  aa  well  a»  every 
kind  of  repaira  connected  therewith. 

The  foltowlng  «naasfactBrcrs  cf  Orcheatrteas 
belang  to  the  above  Union: 

1.  Benz,  Joeef  in  Vllllngsn. 

8.  Blesalng,  Wolfgang  in  Unterklrnaoh 

3.  Dold,  Gordian  in  Vöhreabaoh. 

4.  Heine,  F.  X.  in  Vöhreabaeh. 

5.  Heifzmaan,  Tobiae  in  Vllllngen. 

6 Imhof  & Mückle  in  Vfthreabach. 

7.  Keller,  Fr.  in  Umkirch. 

8 Koon,  Sebaatian  io  Flirtwangen. 

9.  Muokle,  i.  in  Fartwaiigen. 

10.  Schtnatein,  L P.  in  Villlagen. 

11.  Stern,  Josef  jn  VI Hingen 

12.  Weloser,  Ambros  in  Unterkiraadi. 

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Expedition  ilea  „Export*“, 

Berlin  SW„  Kochstr.  27, 


TSaita  <}♦■*» 

nach  üeberoinkunft 

nlt  dar  Expedit  ton. 


Centralvereihs  für  Handelsgeographie  und  Förderung  deutscher  Interessen  im  Auslande 


Redaktion  und  Expedition:  Berlin  S.W.,  Kochs trafse  27. 

fOaaehif  tu  alt:  Woehatttagi  * bb  4 COr.) 


Der  .EXPORT"  ixt  im  deuticben  Po»Ueitunjp>k»tA]og  für  1887  unter  Nr.  1870,  Seit«  59  eingetragen. 


IX.  Jahrgang. 


cSit Cyn,  Den  fl.  fl 


3 


1 SSI. 


Nr.  32. 


ül«aa  Wochen! cfcrUt  v«rfol*t  den  Zweck,  fertlaafcad  Harlckta  Aber  die  Le*a  iwtir  L*ad*D*ta  Im  Ae» Und*  rer  Kaaatnlia  Ihrer  Lea«r  se  brtafta,  dt«  Iatcraaaa«  du  daottchaa  Kiporta 
thttkrifUi  n Tartrataa,  aewte  dam  deaUehtn  Handel  oad  der  deute  thea  Iadutxle  wlchtlxe  Mlttbe:lus**u  6bar  dl«  HandaltTar  hti  taiaa«  da»  AaaUadee  la  M&naaUr  Pr  tot  tu  hhamlualn 


Brief«,  Mtea««a  und  WertWaduc««  fkr  d«a  „KiK.rr*  «lad  au  die  Hedakttoa.  Berllo  8.W..  Kachetnib«  77.  t«  rtcktoa. 

Briefe.  Zeitungen,  Baitrlttaarklkraas«»,  Wartheendangen  fftr  den  „CeatralTerela  flr  HnadeUca«gmahl«  all.“  dad  nach  Barlia  BW.,  KochstnAe  77.  n «enden 


Inhalt:  George  Baden-Powelt  über  die  Handelsbeziehungen  des  britischen  Reiches.  — Europa:  Portugiesischer  Zolltarif  und  die 
Minen -Industrie  (Originalberlcht  aus  Lissabon  am  26.  August  1887.)  — Afrika:  Das  Schutzsystem  In  Marokko,  ein  Schandfleck  ruropiiiscber  Zivilisation 
(Original  bericht  aus  Tanger.)  — L)os  Baugewerbe  in  Marokko.  — Süd* Amerika:  Aus  Argentinien.  — Columbia.  — Australien  und  Sädsee:  Deutsch- 
land und  die  Süd*ee- Inseln.  — Die  internationale  Aufstellung  in  Adelaide  (Origin  albericiit  aus  Adelaide.)  — Das  Begrübt»  fi*  des  Korvetlen-Kapitine  von 
Relchenbacb  von  der  Kaiserlich  Deutschen  Korvette  .Olga“  in  Sydney.  — Briefkasten:  — Deutsche  Exportbank  (Abtheilung:  Export-Bureau). 
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Dil  Wiedergabe  von  Artikeln  aus  dem  , .Export"  ist  gestattet,  wenn  die  Bemerkung  kinzugefligt  wird:  Abdruck  (bezw.  lieber  Setzung)  aus  dem  „EXPORT". 


George  Baden-Powell  über  die  Handelsbeziehungen  des 
britischen  Reiches. 

....  Bei  Gelegenheit  eines  von  der  Londoner  Handels- 
kammer kürzlich  zusammen  berufenen  und  unter  Beisein  des  Lord 
Mayor  und  der  Delegirten  der  Kolonialkonferenz  abgehaltenen 
Meetings  hielt  Mr.  Georg  Baden-Powell  einen  höchst  instruk- 
tiven Vortrag  über  das  in  der  Überschrift  angegebene  Thema,  dessen 
Inhalt  auch  für  unsere  Leser  nicht  ohne  Interesse  sein  dürfte. 

Er  warnte  zunächst  vor  dem  weitverbreiteten  Irrthum,  in  den 
äufseren  Handelsbeziehungen  des  Landes  den  Mafsstab  für  die 
Beurtheilong  des  ganzen  kommerziellen  Lebens  desselben  za  suchen, 
da  die  Ziffern  des  Im-  und,  Exportes  doch  nur  einen  Brnchtheil 
der  gestimmten  Handelsumsätze  darstellten.  Die  Streitfrage  zwischen 
Protektionisten,  fair  traiders  und  Freihändlern  würden  nicht  zur 
Ruhe  kommen,  so  lange  nicht  auch  der  Umfang  des  internen 
Handels  gebührend  berücksichtigt  würde. 

Nachdem  er  dies  vorausgeschickt,  fuhr  er  ungefähr  folgender- 
inafsen  fort:  Es  wird  von  Historikern  angeführt,  dafs  das  britische 
Reich  das  gröfste  an  Ausdehnung,  Bevölkerung  and  Reicbtbum  ist; 
weniger  allgemein  wird  anerkannt,  dafs  ein  Handelsverkehr  von 
der  Bedeutung  des  unseligen  in  früheren  Zeiten  niemals  bestanden 
hat,  geschweige  denn  aufrecht  erhalten  worden  wäre.  Noch  zu  Anfang 
des  Jahrhunderts  sprach  man  von  den  „ewigen  Schranken  des 
trennenden  Oceans“,  und  heute  bat  der  Dampf  and  die  Telegraphie 
dieselben  durchbrochen.  Das  gröfste  Handelsschiff  vor  60  Jahren  hatte 
etwa  1 000  Tons  Inhalt  und  legte  höchstens  8 Knoten  in  der  Stunde 
zurück.  Heute  bauen  wir  Schiffe  von  inehr  als  7 000  Tons  und 
einer  nicht  ungewöhnlichen  Fahrgeschwiedigkeit  von  18  Knoten. 
Wo  die  Erfindung  den  Weg  geebnet,  war  der  englische  Unter- 
nehmungsgeist immer  schnell  zur  Stelle,  ihn  zu  betreten,  und  von 
dem  Lande  gemftfsigter  Zonen,  das  bisher  von  Zirilisirten  unbesetzt 
war,  nehmen  wir  */<.  Seit  Königin  Victoria’*  Regierung  sind 
die  Wertbe  unseres  Aufsenbandels  von  90  auf  400  Millionen  ge- 
stiegen, und  die  englischen  Kolonien  nehmen  im  Welthandel  nächst 
dem  Mntterlande  den  zweiten  Platz  ein.  Die  interessantesten 
statistischen  Daten  sind  aber  die  des  Handels  zwischen  jenen 
.Kolonien  und  dem  Vereinigten  Königreich;  denn  vor  30  Jahren 
fwerthete  derselbe  nur  60,  vor  16  Jahren  120  und  jetzt  190  Mill. 

1 Pfund  Sterling,  eine  Summe,  die  den  gesammten  englischen  Handels- 
umsatz mit  fremden  Staaten  vom  Jahre  1855  entspricht. 

VieT  Punkte  möchte  ich  besonder»  hervorheben,  um  die  Be- 
deutung unserer  Kolonien  zu  illustriren: 


1.  Der  Handel  mit  denselben  ist  jetzt  gröfser,  als  unser  Handel 
mit  dem  ganzen  fremden  Amerika,  gröfser  als  der  Handel  mit 
unseren  Nachbarn  Frankreich,  Deutschland,  Belgien  und  Holland 
nmimnia|aimn[|im»n  gröfser  als  der  mit  allen  übrigen  Ländern 
der  Erd« 

2.  Es  ist  Tbatsacbe,  dafs  der  Handel  mit  unseren  Kolonien 
fortwährend  lukrativer  wird,  während  sich  der  Gewinn,  den  wir 
aus  unserm  Handelsverkehr  mit  fremden  Ländern  ziehen,  von  Jahr 
zu  Jahr  verringert. 

3.  Das  Kracbjabr  1873  mit  dem  Jahre  1877  vergleichend, 
fand  ich,  dafs  der  Gesammtbandel  des  Ver.  Königreiches  mit  fremden 
Ländern  um  nicht  weniger  denn  48  Millionen  abgenommen,  der 
mit  unsern  Kolonien  dagegen  um  13  Millionen  zugeoommen  batte. 

4.  Aller  in  das  Ver.  Königreich  eingefübrte  Weizen  bez.  Weizen- 
| mehl  kam  vor  30  Jahren  von  fremden  Ländern,  vor  15  Jahren 
j kamen  8%  von  unseren  Kolonien  und  jetzt  mehr  als  20  %• 

Der  Handel  mit  Frankreich  ist  in  den  letzten  15  Jahren 
| stationär  gewesen  und  läfst  sich  kaum  weiter  entwickeln;  der 
j Handel  mit  Australien  kommt  ihm  bereits  gleich;  ja,  er  hat  sich 
| in  dem  genannten  Zeitraum  verdoppelt  und  läfst  für  die  Zukunft 
noch  mehr  hoffen,  weil  Australien  die  3— 4 fache  Bevölkerung 
Frankreichs  ernähren  kann.  Auch  in  Bezug  auf  das  übrige  Europa 
liegt  die  Sache  wie  in  Frankreich.  Wir  fmden  dort  überall  einen 
entwickelten  Markt  und  stehen  wirtschaftlichen  Faktoren  gegen- 
über, die  den  unsrigen  gleichen,  während  uns  die  heimischen  Kolo- 
| nien  einen  Markt  von  unbegrenzter  Entwicklungsfähigkeit  darbielon. 

I Australien,  Kanada  und  das  Kapland  senden  uns  Wolle,  Gold, 
Felle,  Fleisch  und  Weizen,  die  tropischen  Kolonien  Zucker  und 
i andere  Produkte,  für  welche  sie  von  uns  Manufakturprodukte  em- 
pfangen. Die  Bedeutung  dieses  Umsatzes  geht  aus  folgenden  Zahlen, 
die  den  Jahreswerth  in  Millionen  £ und  Prozenten  ausdrücken, 

, hervor. 


Ausfuh 

I.efcraimittel 

r. 

Rubvtoffe. 

Manafakturvurca. 

£ 

«r 

£ 

% 

£ 

% 

Ver.  Königreich 

0,6 

4 

47,0 

20 

182,0 

76 

Kolonien 

39,6 

36 

68,9 

61 

2,6 

3 

Indien 

25,0 

30 

55,5 

64 

4.5 

6 

Ver.  Königreich 

213,0 

Einfuhr. 

50  179,0 

40 

35,0 

10 

Kolonien 

36,7 

30 

28,9 

23 

6 0,5 

47 

Indien 

6,8 

10 

23.2 

30 

41,1 

60 

Diese  Uebersicbtstabelle  läfst  die 

Bedürfnisse  der  versch 

cdencti 

Nr.  32. 


1887. 


482 

EXPORT,  Organ  des  Centralvereins  für  UandelBgeographic  etc. 


Theile  des  Reiches  und  namentlich  den  Ausgleich  erkennen,  der 
für  den  Bezug  von  Lebensmitteln  und  Rohstoffen  aus  den  Kolo- 
nieen  durch  Lieferung  von  Manufakturwaaren  von  Seiten  de« 
Mutterlandes  erfolgt. 

Ich  will  nur  noch  km?  darauf  aufmerksam  machen,  dafs  die 
Bevölkerung  des  britischen  Reiches  in  den  letzten  50  Jahren  von 
130  auf  260  Millionen  Seelen  und  seine  Herrschaft  von  2240000 
auf  8500000  □ Meilen  angcwacbsen  ist,  dafs  die  Staatseinkünfte 
von  80  auf  210  Millionen  Pfund  und  die  Werthe  des  Aufaenbandcls 
von  220  auf  1100  Millionen  Pfund  gestiegen  sind,  sich  also  ver- 
vierfacht haben.  Ich  glaube,  dafs  uns  auf  solcher  Grundlage  eine 
fernere,  glänzende  Zukunft  gewährleistet  ist,  zumal  wenn  die  Privat- 
initiative und  die  Initiative  der  Regierung  bei  Förderung  unserer 
Interessen  Hand  in  Hand  geben  werden. 

Redner  besprach  nun  in  eingehender  Weise  die  Art  und  Weise, 
wie  er  sieh  diese  Förderung  denkt  und  hob  hervor,  dass  der  Han- 
delsverkehr so  sicher  und  frei  wie  irgend  möglich  gemacht  und 
der  Boden  des  Reiches  mit  Gemeinwesen  besetzt  werden  müsse,  die 
mehr  als  die  blofsen  Nothwendigkeiten  des  Lebens  bervorbräebten. 
Vor  allen  Dingen  sei  oinc  fortschreitende  Verbesserung  der  Kom- 
munikationsmittcl  und  eiue  Herabsetzung  der  Frachttarife  nolh- 
wendig.  Der  Handel  habe  sich  bereits  sehr  energisch  bemüht, 
billige  Telegraphen-  und  Posttaxen  zu  erwirken;  doch  habe  die 
Regierung  stets  erwidert,  dafs  die  Finanzlage  des  Landes  es 
nicht  gestatte,  den  Wünschen  der  Bittsteller  zn  willfahren.  Auch 
Subsidieo  für  Telegraphenkabel  und  Dampfer  wären  oft  vergeblich 
nachgesucbt  worden,  und  es  wäre  auch  thatsftcblich  schwierig  zu 
bestimmen,  bis  zu  welcher  Ausdehnung  die  Steuerzahler  des  Ver. 
Königreiches  und  der  Kolonien  zur  Inangriffnahme  und  Unter- 
haltung solcber  Kommunikationamittel  heranzuzieben  seien.  Die 
Privatinitiative  habe  aber  trotzdem  schon  Manches  auf  diesem  Ge- 
biete erreicht  und  werde  noch  mehr  erreichen.  Auch  auf  die  Be- 
siedlung unbesetzten  Landes  richte  sie  jetzt  mehr  und  mehr  ihre 
Aufmerksamkeit,  und  l'hatsacbe  sei  es,  dafs  die  Anlage  englischen 
Kapitals  in  Hypotheken  der  Koloniallfinder  in  beständiger  Zunahme 
begriffen  sei.  Die  Privatinitiative  habe  vor  allen  Dingen  dafür  zu 
sorgen,  das  Publikum  noch  mehr  wie  bisher  mit  den  Kolonien 
bekannt  zu  machen  und  zu  veranlassen,  dafs  denjenigen,  welche 
sich  daselbst  mit  Schäferei,  Landwirtschaft,  Bergbau  usw.  be- 
schäftigen wollen,  eine  praktische  Vorbildung  gegeben  werde. 
Durch  Errichtung  des  bereits  in  Vorschlag  gebrachten  Kaiserlichen 
Instituts,  das  gegründet  werden  soll,  um  Jedem,  der  für  irgend  ein 
Fach  nach  den  Kolonien  zu  geben  beabsichtigt,  volle  und  genaue 
Auskunft  zu  geben,  dürften  diese  Bestrebungen  wesentlich  erleichtert 
werden. 

Der  Regierung  aber  liege  vor  allen  Dingen  ob,  die  individuelle 
Freiheit,  soweit  sie  nicht  in  die  Rechte  Anderer  eingreift, 
zu  beschützen,  jede  Reibung  im  Handelsverkehr  möglichst 
zu  beseitigen,  eine  Gleichheit  in  der  Behandlung  aller  Handels- 
fragen  im  ganzen  Reiche  anznbabnen,  die  Rechte  des  britischen 
Handels  gegenüber  fremden  Nationen  zu  wahren  und  Kenntnifs 
der  Handelsverhfiltnisse  fremder  Länder  zu  erlangen,  einen  väter- 
lichen Despotismus  über  die  unentwickelten  Völker  der  englischen 
Krone  znr  Anbahnung  industriellen  und  kommerziellen  Fortschritts 
auszuüben,  und  endlich  die  Sicherheit  und  das  Prestige  der  ganzen 
Nation  and  aller  ihrer  Interessen  aufrecht  zu  erhalteu. 

Bei  Beleuchtung  dieser  einzelnen  Punkte  betonte  der  Redner 
die  Verderblichkeit  der  Verschiedenheit  in  den  Steuersätzen  der 
einzelnen  Reichsgebiete  und  redete  der  Einführung  eines  gleichför- 
migen und  niedrigen  Zolltarifs  das  Wort.  Je  freier  die  Kanäle 
des  Verkehrs,  desto  direkter  und  vorteilhafter  würde  der  Aus- 
tausch der  Güter  sein.  Eia  Hauptgrund,  warum  Indien  so  rasch 
die  Vereinigten  Staaten  und  selbst  Rußland  beim  Versorgen  Englands 
mit  Weizen  überflügelt  habe,  sei  der,  dafs  von  Seiten  der  indischen 
Regierung  nichts  io  den  Weg  gelegt  würde,  den  von  dort  bezogenen 
Weizen  mit  englischen  Fabrikaten  za  bezahlen.  Im  Allgemeinen 
würde  die  Richtigkeit  dieses  Prinzips  auch  auf  allen  Kolonien 
anerkannt,  und  wenn  Canada  seine  nationale  Industrie  durch  höhere 
Einfuhrzölle  zu  schützen  suche,  so  sei  die  Maßregel  doch  nament- 
lich gegen  die  Ver.  Staaten  gerichtet  Seiner  Ansicht  nach  müfsten 
alle  Theile  des  Reichs  als  zu  einer  Nation  gehörig  und  aller  Han- 
del zwischen  ihnen  als  nationaler  oder  Innenhandel  betrachtet  wer- 
den. England  gehöre  durch  Verträge  überall  zu  den  meistbegün- 
stigten Nationen,  und  bei  dem  letzten  Handelsverträge  habe  es  mit 
Erfolg  den  Anspruch  geltend  gemacht,  die  Kolonien  mit  einzu- 
scbliefsen.  Es  könnte  dem  Lande  ein  ungeheurer  Vortheil  daraus 
erwachsen,  wenn  dieB  überall  durebgeführt  würde.  Dann  aber 
müfsten  auch  in  Bezug  auf  die  Handelsgesetzgebung  viele  Ungleich- 
heiten beseitigt  werden,  die  zum  Theil  aus  der  Zeit  vor  Einführung 
des  Dampfes  und  der  Telegraphie  stammten,  und  an  welchen  man 


bei  der  legislativen  Unabhängigkeit  vieler  Theile  des  Reiches  noch 
fcsthalte. 

Alsdann  erging  sich  der  Redner  über  die  passendste  Verwer- 
fung der  von  deo  diplomatischen  Vertretern  des  Reichs  gesam- 
melten Handelsberichte  und  kam  zum  Schlnfs  auf  die  Tbitigkeit 
der  Regierung  für  die  Anfrecbterhaltung  der  Sicherheit  und  des 
Prestiges  der  Nation  zu  sprechen.  Mao  sage,  dafs  der  Handel  sein 
Lebensblut  im  finanziellen  Kredit,  seine  Nahrung  im  Rohmaterial 
und  seine  Muskeln  und  Koocben  im  Fabrikbetriebe  finde;  er  möchte 
noch  hinzusetzen,  dafs  sein  Lebensathem  in  der  Sicherheit  gegen 
feindliche  Angriffe  besteht.  Man  schreibe  Bismarck  das  geflügelte 
Wort  zu,  dafs  ein  Kampf  zwischen  England  und  Rufsland  dem 
eines  Elepbanten  mit  einem  Walfische  zu  vergleichen  sein  würde. 
Nun  gut!  Wenn  man  das  Reich  mit  zwanzig  befestigten  Kohlen- 
Stationen  und  etwa  fünf  grofsen  Sectrscaalen  in  Ceylon,  Sydney, 
Kapstadt,  Jamaica  und  Malta  versorgen  würde,  so  könne  England 
alle  Verbindungen  des  Reichs  mit  Vertbeidignogsmitteln  umgärten, 
welche  io  den  gegenwärtigen  Tagen  des  Dampfes  keine  Macht,  selbst 
keine  verbündeten  Mächte  mit  Aussicht  auf  anch  nur  vorüber- 
gehenden Erfolg  anzugreifen  vermögen.  In  dieser  Beziehung  seien 
schon  gute  Maßregeln  getroffen  und  stände  zu  hoffen,  dafs  die 
Kolonialkonferenz  das  angebahnte  Werk  glücklich  weiter  führen 
werde. 

ln  der  nun  folgenden  Diskussion,  an  welcher  sich  die  Dele- 
girten  der  Kolonien  lebhaft  betheiligten,  wurden  allerdings  einige, 
von  den  Behauptungen  des  Redners  abweicbeude  Ansichten  geiufsert; 
im  Wesentlichen  aber  stimmte  die  Versammlung  dem  gehörten  Vor- 
träge bei  und  lohnte  den  Redner  mit  lebhaftem  Applaus,  als  der 
Lord  Mayor  ihm  den  herzlichen  Dank  der  Versammlung  in  ver- 
bindlichen Worten  ausdrückte. 


Europa. 

Portugiesischer  Zolltarif  und  die  Minen-Industrie.  (Original- 
bericht aus  Lissabon  am  26.  August  1887.)  Ich  habe  bereits 
bei  trüberer  Gelegenheit  (vergl.  u.  A.  No.  25  des  »Export“)  des 
neu  zu  dekretireoden  portugiesischen  Zolltarifs  Erwähnung  gethan. 
Einstweilen  sind  Dank  dem  langsamen  ForLscbreiten  der  Kortes- 
Verbaodlongen  die  endgültigen  Zollsätze  noch  nicht  festgesetzt. 
Bereits  war  Gefahr  da,  dafs  die  beiden  legislativen  Kammern  für 
dieses  Jahr  geschlossen  würden,  ohne  den  Tarif  berathen  zu  haben; 
nachdem  indefs  die  Sitzungen  bis  Anfang  August  ausgedehnt  sind, 
so  haben  wir  doch  Hoffnung,  die  Zollfrage  bald  erledigt  zu  sehen, 
Inzwischen  lief  eine  wahre  Hocbflath  von  Petitionen  um  Schutz 
der  nationalen  Arbeit  aus  allen  Distrikten  des  Königreiches  und 
seiner  Kolonieen  bei  den  Kortes  ein.  Namentlich  forderten  land- 
wirtschaftliche Kreise  energisch  weitere  Erhöhung  der  Zölle,  und 
verlangten  ebenso  Alkohol-Interessenten  Gegen  maßregeln  gegen 
den  durch  die  Exportbonifikation  begünstigten  deutschen  SpnL 
A bas  la  concurrence  otrangore! 

Gewissermafsen  im  Gegensatz  zu  den  erwähnten  Petitionen 
stebt  eine  andere  von  Minen-Konzessionären,  -Theilnehmern  und 
Ingenieuren  eingereichte.  Es  heifst  darin,  dafs  unter  allen  Landes- 
Iodustrieen  die  montane  von  der  Gesetzgebung  verhältnißmißig 
am  wenigsten  geschützt  sei.  Bei  ihrem  wenig  günstigen  Stande 
bedürfe  sie  erst  recht  der  staatlichen  Förderung.  Das  aber  sei 
nichts  weniger  als  Förderung,  wenn  ihre  Haupthebel,  Maschinen 
und  Kohlen,  hoben  Importzöllen  unterworfen  seien.  Andere  ein- 
heimische Industrieen  hätten  genügend  Spielraum  für  Absetzung 
ihrer  Produkte  im  Lande  und  seiner  Kolonieen,  die  Minen-Industrie 
aber  müsse  hierbei  auf  die  grofsen  Welt-Handelszentren  reflektiren 
und  hier  die  scharfe  Konkurrenz  anderer  Produktionslloder  aus- 
halten.  Wegen  finanzieller  Mißerfolge  ziehe  sich  — eine  Reaktion 
gegen  das  frühere  Spckulatioosfieber  — das  portugiesische  Kapital  von 
den  Minen  ängstlich  zurück;  die  Folge  sei  das  Auf  lassen  zahl- 
reicher Bergwerke.  Unter  solchen  Umständen  sei  es  oöthig,  auf 
das  ausländische  Kapital  zurückzugreifen;  dieses  aber  bleibe  fern, 
wenn  sich  die  Gesetzgebung  der  Minenindustrie  nicht  wärmer 
annehme. 

Unter  Berücksichtigung  solcber  Zustände  wird  sowohl  Erleichte- 
rung bei  der  Steaerberaessung,  als  auch  freie  Einfuhr  von  allen 
Maschinen,  Kesseln,  Arbeitsapparaten,  Eisenbahn-  und 
Brennmaterial  (Steinkohlen),  soweit  solche  Artikel  für  Minen- 
Betrieb  bestimmt  sind,  gefordert. 

Wenn  die  erst  erwähnten  Petitionen  nach  vielen  Seiten  hin 
berechtigte  Besorgnisse  für  den  deutschen  Export  zu  erregen  ge- 
eignet waren,  so  kann  der  deutsche  Mascbineofabrikant  mit  einiger 
Befriedigung  aus  den  letzteQ  Ausführungen  ersehen,  dafs  Portugal 
noch  in  sehr  erheblichem  Maße  auf  die  Einfuhr  von  Maschinen 


1887. 


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EXPORT,  Organ  des  Central  vorein»  für  üandelsgeographic  etc. 


Nr.  32. 


aller  Art  angewiesen  ist  — eine  Thataache,  die  auch  dann  nichts 
an  ihrer  Wahrheit  verliert,  wenn  hinter  jenen  Minenkonzessioniren 
etwa  englische  Interessenten  stecken  sollten. 


Afrika. 

Das  Schutzsystem  in  Marokko,  Hn  Schandfleck  europäischer  Zivil! 
sation.  (Originalbericht  aus  Tätiger.)  Es  ist  ein  dem  Kultur-  und 
Menschenfreunde  wenig  eiouickllcbcs  Thema,  welches  wir  unseren  Lesern 
hei  Erörterung  der  obigen  Frage  auftischen.  Wenn  es  gleichwohl  geschieht, 
so  finden  wir  uns  da/u  veranlaßt,  weil  wir  hoffen  dürfen,  dorch  diese 
Zeilen  zur  Beseitigung  Ton  Mißatändcn  beituiragen , welche  zur  Schande 
der  europäischen  Kultur  unter  dem  unmittelbaren  Schutze  der  christlichen 
Mächte  großgezogen  worden  sind  und  daher  nur  geeignet  erscheinen,  den 
legalen  und  humanen  Interessen  des  modernen  Kulturlebens  erge  Hemmnisse 
und  Verdächtigungen  in  Ländern  zu  bereiten,  deren  Erschließung  sowohl 
zu  Gunsten  der  materiellen  wie  geistigen  Interessen  der  modernen  Völker 
in  nicht  ferner  Zeit  bevorsteht,  wenn  überhaupt  dieselben  es  als  ihre  Auf- 
gabe betrachten,  dem  Moharamcdanismus  in  Nord -Afrika  gegenüber  ener- 
gischer und  zivilisatorischer  aufzutreten,  als  dies  seither  geschehen  ist. 

Es  ist  Jeider  eine  unbestreitbare  Thatsache,  daß  trotz  der  langjährigen 
Besetzung  Ägyptens  durch  die  Engländer,  trotz  der  Eroberung  Tunesiens 
und  Algiers  durch  die  Franzosen,  der  Charakter  dieser  Länder,  dss  Wesen 
ihrer  Bevölkerung  ein  entschieden  mohammedanisches,  Christen-  und  kultur- 
feindliches geblieben  ist.  Gleichviel,  ob  die  Franzosen  an  die  2000  km 
Eisenbahnen  iu  Algier  gebaut  haben,  ob  Tausende  europäischer  Dampfer  in 
den  nordafrikaniseben  Hafen  im  Laufe  des  Jahres  ankern,  ob  französische 
Millionen  von  Franken  oder  Hunderltausende  englischer  Guineen  die  ägyptischen 
ßauinwollenkulturpn  befruchten,  britische  oder  französische  Ingenieure  an 
der  Spitze  großartiger  industrieller  Etablissements  die  Hände  tausender 
von  Fcllahs  leiten  und  zum  Dienste  des  europiischen  Dnternehmergelstes 
entbieten,  oder  hunderte  und  selbst  tausende  von  Priestern  verschiedener 
christlicher  Konfessionen  die  Seelen  der  eingeborenen  nordafrikaniseben  Be- 
völkerung »bearbeiten*  — das  Herz  dieser  letzteren  ist  der  tausendjährigen 
mohammedanischen  Tradition  dea  Landes  treu  geblieben  und  aelbst  bei 
denjenigen,  welche  als  getaufte  Christen  den  abendländischen  Gebräuchen 
folgen,  weif*  das  Herz  nichts  von  dem,  was  der  Mund  plappert.  Man  trete 
aus  den  Thoren  Alexandriens,  aus  den  europäischen  Gossen  und  Vierteln 
anderer  nordafrikaniseber  .Städte  heraus,  und  man  wird  einen  schroffen,  un- 
vermittelten Gegensatz  zwischen  dem  Kumpäcrthuin  und  Afrikanerthum, 
zwischen  der  modernen  Kultur  und  Kulturaoffassung  und  der  mohammeda- 
nischen Ideenwelt,  welche  despotisch  die  Geister  beherrscht,  gewahr  werden. 

Das  ist  so!  Wann  es  jemals  anders  werden  wird,  das  liegt  im  Schoße 
der  Zukunft  verborgen,  und  wird  hauptsächlich  von  dem  größeren  oder 
geringeren  VeretAndnifs  oder  Unverständnis  der  europäischen  Kulturstaaten 
für  cito  gemeinsame,  sie  alle  inleressirende  und  umfassende  Kulturmission 
in  Nord- Afrika  abbängen.  Dafs  gegenseitige  politische  oder  wirtschaftliche 
Eifersucht  sie  nicht  am  guten,  gedeihlichen  Werke  bindere,  steht  zu  hoffen 
— ob  mit  Aussicht  auf  Erfolg,  möge  die  spekulative  Politik  eingehender  dar- 
legcn,  als  wir  solches  au  dieser  Stelle  im  Uinblick  auf  den  Zweck  dieser 
Zeilen  vermögen. 

Der  schroffe  Gegensatz  zwischen  dem  Europäer-  und  Afrikanerthum, 
zwischen  abendländischer  Knltur  und  mohammedanischer  Kulturauffassung 
und  Gestaltung,  macht  ein  Ineinandergreifeo  der  Tbätigkeit  Fremder  und 
Einheimischer  in  den  sie  gemeinsam  interessirenden  Fragen  unmöglich. 
Der  ersteren  Bleiban  ist  doch  nicht  in  Nord -Afrika.  Der  Fremde  geniefst 
hier  zahlreiche  Vortheile;  er  ist  unabhängig,  unabhängiger  als  iu  seinem 
Heimatlande;  dem  Eingeborenen  gegenüber  fühlt  er  sich  als  Herr,  als 
Aristokrat,  sein  Gerichtsstand  ist  ein  priviligiher,  sein  wirtschaftlicher 
KinÖufs  dotninirend.  Aber  er  fühlt  sich  troti  des  häufig  reichen  Verdienstes 
nicht  heimisch,  er  ahnt  iiicht  nur  die  Schlange,  die  unter  der  subtropischen 
Pflanzen-  und  Farbenpracht  schlummert,  sondern  er  bat  auch  — vor  noch 
gar  nicht  langer  Zeit  — ihre  tödtlichen  Stiche  gefühlt,  er  sehnt  sich  nach 
der  Heimat  und  hat  er  genug  erworben,  so  kehrt  er  gewiß  zurück,  um 
»einen  Lebensabend  und  die  Zukunft  seiner  Kinder  in  eineu  sicheren  Boden 
zu  betten.  Kein  Wunder,  dafs  sein  wirtschaftliches  Gebahreu  häufig  oder 
sogar  meist  einem  Raubbau  ähnelt,  und  er  zur  Erreichung  seines  Zweckes 
oft  zu  Mitteln  greift,  welche  keineswegs  rine  scharfe  Prüfung  gewissenhafter 
Ehrlichkeit  vertragen-  Und  bei  solchem  Gebahren  findet  er  eine  Stütze  und 
freudiges  Entgegenkommen  in  dem  sittlich  verwahrlosten  und  vor  keiner 
Nichtswürdigkeit  rurückscbreckendem  Geiste  des  spekulativen  Eingeborenen, 
dessen  Mangel  an  wirthachaftlieher  Kenntuifs  und  Erfahrung  durch  angeborene, 
atavistische  Pfiffigkeit,  seht  orientalische  Schlauheit  und  Gewandtheit  mehr 
als  reichlich  ersetzt  wird.  Dafs  schon  allein  aus  den  gedachten  Ursachen  — 
anderer  Gründe  gar  nicht  zu  gedenken  — nicht  nur  Nord -Afrika,  sondern 
auch  die  Levaute  die  beliebten  Tummelplätze  europäisch-orientalischer  Gau- 
nerei sind,  ist  bekannt  genug,  als  dafs  wir  nöthig  hätten,  dies  noch  beson- 
ders mit  Beispielen  zu  belegen. 

Ein«  sehr  wesentliche,  ja  Ttellerht  die  hauptsächlichste  Veranlassung 
zn  diesen  wenig  erfreulichen  wirtschaftlichen  Vorgängen  bilden  die  eigen- 
artigen Kocbtsverhältniise  der  Europäer  gegenüber  den  Eingeborenen.  Der 
Gerichtsstand  der  Ersteren  Dt  ein  eximirber,  sie  unterstehen  nicht  den 
Gerichten  des  Landes,  sondern  der  Konsularjurisdiktion  — ein  wahre*  Glück 
für  sie,  denn  marokkanische,  ägyptische  oder  tripolitanisebe  Gerechtigkeit 
würde  ihnen  bald  ein  schmähliches  Ende  bereiten.  Dafs  aber  jeder  Rechts- 
bandcl  zwischen  ihnen  und  den  Eingeborenen  unter  solchen  Verhältnissen 
von  den  unglaublichsten  Folgen  und  Verschleppungen  begleitet  sein  mufs, 
Dt  unschwer  zu  erkennen.  Als  geradezu  unerhört  stellen  sich  die  Konse- 
quenzen heraus,  wenn,  wie  in  Marokko,  die  Europäer  usch  den  Gesetzen 


ihres  Heimatlandes  abgeuitheilt  «erden  und  mithin  — nur  allzu  häufig  — 
in  ein  und  derselben  .Sache  die  Urtheiie  ganz  verschieden  ausfallen,  wobei 
nicht  allein  die  Verschiedenheit  der  Gesetze,  sondern  auch  der  gTÖfsere 
oder  geringere  Ge<echtigkeitssinu  der  einzelnen  Konsuln,  das  Vcrstäudnifs 
derselben  für  die  Rechts-  und  Landeeverhältnisoe  ihres  Aufenthaltes  von 
ausschlaggebender  Bedeutung  ist.  Die  Bedenken,  welche  sich  hieraus 
ergeben,  steigern  sich  bei  den  Eingeborenen  begreiflicherweise  zum  stummen 
Erstaunen  oder  zum  allerbedenkliehsten  Schütteln  des  Kopfes  ob  de«  vor* 
schiedenen  Mafios,  mit  welchem  dir  Christen  messen-  Es  kann  kaum  eine 
gehässigere  Veranlassung  geben,  als  diese  sich  hohnvoll  widersprechend* 
Art  von  Recht  und  Rrchtsbandhabuog  um  die  Eingeborenen  zum  fana- 
tischen Hasse  gegen  die  Fremden  aufzustacheln  Die  Pfiffigeren  untor 
den  Eingeborenen  suchen  davon  soviel  als  möglich  zu  profitiren  und  die 
Art  und  Weise,  wie  sie  dies  tbun,  kann  nur  den  Hals  gegen  die  Konse- 
quenzen der  christlichen,  europäischen  Weisheit  aufs  Neue  entflammen,  und 
zwar  mit  völligem  Recht,  denn  unmenschlich  und  schändlich  sind  die  Folgen 
dieser  inkonsequenten  und  häufig  gewissenlosen  Kechtsgebahrung. 

Welch«  diese  Folgen  sind,  mögen  Zustände  bezeugen,  «eiche  Schreiber 
dieses  in  Marokko  kennen  zu  lernen  Gelegenheit  hatte  und  welche  die  Noth- 
wendigkeit  der  Beseitigung  des  sog.  Protektionswesens,  mit  welchem  ein 
privilegirter  Gerichtsstand  der  Protegirten  verbunden  ist,  dartbun  mögen. 

Durch  ältere  Verträge,  welche  tbeilweise  durch  neuer*  bestätigt  worden 
sind,  hat  jeder  fremd*  Konsul  das  Recht  eine  beschränkt«  Zahl  von  Einge- 
borenen in  den  Scbutzverband  seiner  Nation  aufzunehmen.  Diese  Schutz- 
verwandten werden  von  den  Konsuln  in  den  Listen  der  Staatsangehörigen 
aufgenommen  und  gctiiefsen  dieselben  Rechte  wie  die  letzteren,  ln  Marokko, 
wo  der  Christenhaß  die  Mohammedaner  hindert,  sich  um  di«  Aufnahme  in 
dm  Schutzverhand  einer  christlichen  Macht  zu  bemühen,  sind  es  vornehmlich 
oder  nahezu  ausschließlich  die  Juden,  welche  ln  die  von  den  Konsuln  ver- 
tretenen SchutzTcrbäude  eiotreten.  Die  ihnen  dadurch  entstehenden  Vortheil* 
sind  zu  greifbare,  als  dafs  sie  nicht  Veranlassung  nähmen,  all«  Mittel  aufzu- 
bieten, um  sich  ihrer  zu  versichern.  Im  Lande  ansäfsig,  unter  dem  Schutze 
fremder  Mächte  völlig  ak'ionsfrei  und  an  allen  vertragsmäßig  stipulirten 
Vortheilen  der  Ausländer  parlizipirend,  befinden  die  Proteges  sich  in  der 
Lage,  ihre  Kenntnifs  von  Land  und  Leuten  im  Gc*cbäfi*l«bcn  in  Tollster 
Sicherheit  gegenüber  den  Chergnffco  marokkanischer  Behörden  wie  einzelner 
Mächtiger  auszunutzen.  Hiergegen  wäre  wenig  einxuwcnden,  wenu  nicht 
eben  dies«  Sicherheit  die  jüdischen  wie  auch  die  zugewanderten  christlichen 
Schutzverwandten  zum  Mißbrauche  ihrer  privilegirten  Stellung  den  Ein- 
geborenen gegenüber  veranlassen  würde. 

Solche  Mißbräuche  würden  vereinzelt  sein,  weun  ea  nicht  konsularische 
Vertreter  christlicher  Mächte  in  Marokko  gegeben  hätte  und  noch  gäbe, 
welche  aus  der  Verleihung  der  Scbutxverwandtacbaft  ein  »Geschäft*  im 
strengsten  Sinne  dos  Wortes  gemacht  hätten.  Mau  höre  und  staune:  In  Dar 
El  Haida  (Casablanca)  existirte  ein  reicher  Jude,  welcher  sich  io  die  Scliulz- 
Terwandtsrbaft  eines  christlichen  Staates  durch  Verabfolgung  einiger  Tausend 
Duros  (ä  4 .//)  an  deu  betr  Konsul  einkaufte.  Unter  diesem  Schutze 
wucherte  der  Protegirte  io  der  niederträchtigsten  Weise  und  erwarb  grofso 
Re  ichth ümer.  Begreiflich,  dafs  sein  wucherisches  Gebahren  ebenso  sehr  den 
Haß  der  Eingeborenen  wie  die  Habsucht  der  marokkanischen  Machthaber 
provozirte  und  diese  veranlaßt*  sich  des  Mannes  und  seiner  Habe  zu  be- 
mächtigen. So  lange  derselbe  in  der  ausländischen  Scbutxverwand'scbaft 
verblieb,  erschien  dies  unmöglich,  und  es  galt  zunächst  diese  zu  beseitigen. 
Der  Kaid  von  Dar  El  Raida  kannte  aber  seinen  Mann  und  nachdem  er  deo 
Kousul  durch  eine  genügende  Summe  bestochen  batte,  hob  derselbe  unter 
beliebigen  Vorwänden  den  Schutz  auf,  deu  seitherigen  Schutz  verwandten  der 
Rache  des  marokkanischen  Gouverneure  überlassend.  Noch  in  der  nächsten 
Nacht  verschwand  der  einstige  Schutzbefohlene  christlicher  Fürsorge  und  ward 
nie  mehr  gesehen  Sein  Vermögen  wurde  Ton  dem  Kaid  für  dessen  eigene 
Rechnung  konfiszirt,  die  Familie  auf  di«  Straße  geworfen. 

Um  die  Protektion  fremder  Mächte  zu  erlangen,  versuchten  zahlreich* 
Juden,  alten  Auewandeniogsvcrboten  zum  Trotz,  auszuwandern , um  alsdann 
nach  wenigen  Monaten  Aufenthaltes  in  den  Vereinigten  Staaten  oder  Portugal 
als  amerikanische  oder  portugiesische  Bürger  zurückzukehren.  Hiergegen 
wäre  nichts  eintuwenden,  wenn  nicht  der  Zweck  diese«  Vorgehens  ein  ver- 
werflicher gewesen  wärt,  denn  — wir  wiederholen  es  — derselbe  war  nicht 
auf  Sicherung  von  Leben  und  Eigenthum  sondern  auf  unerlaubten  sträflichen 
Gewinn  gerichtet  Solange  indessen  der  Erwerb  des  amerikanischen  und 
portugiesischen  StaaDbürgerrechtes  ein  so  leichter  war  und  Dt,  wird  hiergegen 
kaum  erfolgreich  Einspruch  eingelegt  werden  können.  Wie  anders  aber, 
wenn  die  Untersuchungen  des  nordamerikanisefaen  Spezialdelegirten  Reed 
Le wis  ganz  neuster  Zeit  nachgc wiesen  haben,  dafs  zahlreiche  marokkanisch* 
Juden  in  den  amerikanischen  Schutzverband  mit  Hilfe  gefälschter 
Natur&lisationsurkunden  eingeritten  sind.  Ob  der  frühere  amerikanisch* 
Konsul  in  Tanger  von  diesen  Fälschungen  gewußt  hat,  möge  vorläufig 
dahingestellt  bleiben,  dafs  er  aber  alle  Bemühungen  anderer  in  Marokko 
angesessener  amerikanischer  Bürger:  den  unter  amerikanischer  Flagge  be- 
triebenen Protektionsscbwindel  zu  beseitigen,  nicht  nur  gehindert  hat, 
sondern  die  Protestler  in  perfidester  Weise  bei  seiner  Regierung  verläumdet 
und  verdächtigt  hat.  Dt  eine  Behauptung,  für  welche  den  Beweis  der  Wahr- 
heit zu  erbringen  wir  event.  nicht  scheuen  würden,  wenn  nicht  bereite  die 
Entsendung  und  die  Untersuchungen  des  gedachten  Herrn* Reed  Lewis 
hinreichend  davon  Zeugniß  abgelegt  hätten. 

Es  leuchtet  ein,  dass  Protegirte,  welche  in  der  gedachten  WeDe  sich 
mit  den  Konsuln  gegenseitig  die  Hände  waschen,  wegen  irgend' welcher  von 
ihnen  begangener  Unredlichkeiten,  sehr  gnädiglich  behandelt  werden.  Das 
mufs  deu  einheimischen  Behörden  die  Lust  und  den  Muth  benehmen,  die 
Interessen  der  marokkanischen  Unterthanen  ln  deren  Streitigkeiten  mit 
Fremden  oder  Protegirten  zu  vertreten.  Gelingt  es  den  Letzteren  gleichviel 
ob  mit  Recht  oder  Unrecht,  den  Konsul  von  der  Berechtigung  ihrer  Au- 


Nr.  32. 


EXPORT,  Organ  des  Centralvereins  für  HandolBgeographie  etc. 


1887. 


Sprüche  zu  überzeugen,  so  rauf»  auf  dessen  Reklamationen  hin  eventuell  der 
marokkanische  Staat,  d.  h.  der  Sulla»,  für  den  Schaden  und  die  Entacbndi- 
gütig  eintreten.  Dafs  dann  die  Argumentation  und  Verteidigung  der  marok- 
kanischen Behörden  nicht  zu  Gnaden  angenommen  wird,  aonderu  dieselben  ihre 
.Taktlosigkeit*  in  einer  oder  der  anderen  Weise  xu  hülsen  haben,  ist  den 
mit  den  Gebrauchen  den  Landes  Vertrauten  wohl  vt-rl  sind  lieh. 

l>enu  »taktlos*  ist  cs  zum  mindesten,  den  Sultan  zum  Zahlen  veran- 
lagt zu  haben,  während  die  Nicblt*aclitung  uud  Leugnung  selbst  der  be- 
gründetsten Rechte  einfacher  Privater  unter  allen  Umständen  mindestens  ein 
entschuldbares  Versehen  ist,  wegen  dessen  Niemand  auch  uur  ein  Wort 
verlieren  wird-  Weshalb  auch?  Fällt  doch  bei  solcher  Gelegenheit  für  die 
marokkanischen  Obrigkeiten  noch  jederzeit  ein  guter  Bissen  ab,  «ei  es,  in- 
dem der  fremde  Schn  D befohlene  seine  Rechte  durch  einen  Uak^cbisch  den 
betreffenden  Amtsgewaltigeu  zu  Gemülbe  zu  führen  versteht,  oder  dafs  der 
inaltraitirtc  marokkanische  Unterthan  oder  seine  Angehörigen  noch  über 
Irgend  eine  empfindliche  Stelle  au  Geist,  Gemüth  oder  Körper  verfügen, 
welche  der  Folter  *—  und  hiermit  ist  keineswegs  eine  moralische  gemeint  -- 
alter  Erpressungspraktlkauten  naehgiebl. 

Gerichte,  in  unserem  Sinne,  welche  um  dos  Recht«  und  der  Gerech- 
tigkeit, um  Gottes  und  der  menschlichen  Barmherzigkeit  Willen  Recht 
sprechen,  giebl  es  in  Marokko  nicht.  Der  Marokkaner  ist  dein  fremden 
uud  einheimischen,  von  den  Fremden  protcgirlen  Betrüger  gegenüber  schutz- 
los preisgegehen  Und  da  wundert  man  sich  noch  über  den  fanatischen 
Frerodenhals,  welcher  den  Marokkaner  vor  allen  anderen  Mohammedanern 
auszoiebnet,  wundert  man  sieb  über  den  Ilnfs  und  die  Wuth,  welche 
die  Regierung  des  Landes  gegenüber  Denjenigen  empfindet,  welche  sieb 
ihrer  Strafe  und  Ausbeutung  entziehen,  indem  sie  sich  unter  fremden  Scbutx 
stellen.  Denn  das  ist  da»  treibende  Motiv  des  Hasses,  darüber  täusche  man 
sich  nicht,  — die  unmoralischen  Motive,  welche  die  Expatriining  der  Prolege* 
veranlassen,  sind  es  erst  weitaus  in  zweiter  und  letzter  Reihe,  welche  die 
Gemüth  er  und  Zähne  der  marokkanischen  Machthaber  knirschen  machen. 

Die  gewöhnlichste  und  noch  b«-ule  bei  deu  Protegirton  allgemein  übliche 
Art  sich  auf  betrügerische  Weise  Vortbeila  zu  verschaffen,  besteht  In  der 
»Fabrikation*  falscher  fM'hutdforderungeii.  Durch  Bestechung  werden 
zwei  maurische  Notate,  auch  »sogar*  die  schlecht  bezahlten  auf  die  Ver- 
besserung ihrer  Einnahmen  gern  bedachten  Kadis  (Richter)  gewonnen,  dein 
Protcgirfcn  eine  von  diesem  aufgesetzte  Schuldfordening  *n  den  marokka- 
nischen Dnterthanen  Kli  oder  IJammed  zu  beglaubigen.  Zahlen  Eli  und 
Hamm  cd  nicht  am  Zahlung«  tage,  so  werden  sie  summarisch  venirtheiU, 
au  »gepfändet  und  das  Letzte  ihnen  genommen.  Hiergegen  ist  kaum  anzu- 
koimnen,  denn  der  Nachweis  der  Fälschungen  ist  mindestens  sehr  schwer  xu 
erbringen.  Wer  soll  sie  denn  auch  erbringen?  Der  Venirthellte  schmachtet 
im  Kerker,  und  selbst  wenn  durch  anderweitige  mächtige  Fürsprache  eine 
nochmalige  Untersuchung  cingeleitet  werden  würde,  so  sagen  die  notariellen 
Zeugen  gegen  ihn  au*.  Und  *o  zartfühlend  ist  das  allgemeine  Rechts- 
bewufstsein  im  Lande  nicht  entwickelt,  dass  so  viele  Umstände  wegen  eines 
ertor  joris  oder  error  facti  gemacht  würden.  Selbst  ein  anständiger  und 
human  denkender  Konsul  wird  diesfalls  wenig  Sm  Interesse  der  Gerechtigkeit 
zu  than  vermögen,  denn  einmal  wird  er  den  Zengcnheweis  anerkennen 
müssen,  und  dann  tragen  noch  mancherlei  weitere  Umstände  dazu  bei,  sein 
Urtheil  xu  verwirren.  Kennt  er  das  Land  nicht  genügend,  so  ist  eine 
solche  Verwirrung  sehr  leicht  und  verzeihlich,  wie  man  wird  rugeben  müssen; 
kennt  er  aber  die  Leute  des  Landes  in  ihrer  ganzen  entsetzlichen  Verlogen- 
heit, so  wird  er  erst  recht  es  vermeiden,  in  ein  Wespennest  zu  stechen  und 
die  undauk!>are  Rolle  des  Reformators  von  Zuständen  zu  übernehmen,  die 
wegen  ihrer  ganzen  Versumpfthelt  und  Verlotterung  überhaupt  nicht,  wenig- 
stens nicht  durch  einen  Fremden,  zu  reformiren  gehen  De«  Weiteren 
steht  auch  der  bestdenkende  Mann  unter  dem  Einflüsse  Heiner  Umgehung. 
Die  betrügerischen  und  gaunerischen  Protege«  belügen  und  betrügen 
auch  ihn,  seine  Dolmetscher  und  sonstigen  Beamten  sind  bestochen,  die 
Notare  sind  bezahlt,  die  marokkanischen  Beamten  weichen  jeder  bestimmten 
Antwort  ans,  kurz,  er  steht  allein  unter  all'  den  auf  Ilm  einstürmeudea 
schlechten  Einflüssen  — was  Wunder,  wenn  sein  guter  Wille  Irrt  und 
schllefslich  unter  der  Wucht  alt’  dieser  Widerwärtigkeiten  erlahmt. 

Alle  die  Ungerechtigkeiten,  welche  sich  au»  der  Summe  der  heillosen 
Zustände  ergeben,  werden  durch  den  Umstand  befördert,  dafs  in  all1  den 
Fällen,  in  welchen  der  Kläger  ein  Protcktionirter  ist,  der  Beklagte  dem- 
selben niemals  gegenüber  gestellt  wird.  Mau  will  eben  mauriicberseits 
durchaus  jeden  Skandal,  jeden  öffentlichen  Streit  mit  den  Fremden,  mit  den 
Schutzbefohlenen  vermeiden,  denn  man  weif«  «ehr  wohl,  dafs  bei  dem  fein 
eingeladclten  PrOStb  der  Proteglrtf  mit  seinen  Helfershelfern  gewinnen  und 
event  der  Sultan  zahlen  mufs.  Mögen  daher  die  Privaten  bluten.  — Au 
solchen  Mildst  finden  sind  in  letzter  Instanz  die  unglaublich  dctooralisirtcn 
Zustände  dev  Landes  selbst  schuld.  An  die  Beseitigung  derselben  ist  auch 
vorläufig  gar  nicht  zu  denken,  sondern  nur  dahin  zu  wirken,  dafs  diese 
durch  das  Protektions wesen,  unter  dem  Schutze  der  christlichen  Staaten, 
nicht  noch  mehr  demoralisirt  werden.  Also  weg  rnit  dem  Proteklions*jr*tem ! 
Diese  Forderung  ist  berechtigt  und  eB  ist  namentlich  Deutschland,  welches 
mit  anerkennenswert  her  Konsequenz  diese  Forderung  zur  Geltung  zu  bringen 
strebt.  Aber  ist  denn  damit  genug  geschehen?  Sind  denu  nicht  noch 
hunderte  marokkanischer  Juden  vorhanden,  welch«  da»  portugiesische,  bra- 
silianische und  nordameHkaniscb«  Bürgerrecht  erworben  haben  und  unter 
dem  Schutz«  desselben  ihren  Schwindel  weiter  treiben?  Und  wer  kann  für 
die  Zukunft  Andere  hindern,  nach  den  gt dachten  Ländern  nuszuwandern 
und  dort  da«  Bürgerrecht  tu  erwerben,  darin  zarückzukehren  und  in  ge- 
dachter Weise  dasselbe  zu  mifshrauchen?  Gegen  diese  Konsequenzen  giebt 
es  nur  ein  Mittel:  einen  internationalen  Gerichtshof,  welcher 
«IWfStretligkeiten^der  Fremden  und  Einheimischen  entscheidet,  dessen  Mit- 
glieder von  den  europäischen  Staaten  wt«  vorn  Sultan  ernauut  werden,  und 
dessen  Weisungen  alle  Behörden  de«  Landes  zu  enUprochen  haben.  Ob 


aber  der  Sultan,  mißtrauisch  und  clfl‘r*iebliff  wie  er  auf  seine  Macht  gegen- 
über den  Fremden  ist,  einer  solchen  Forderung  entsprechen  würde,  dürfte 
z.  Z.  noch  «ehr  zu  bezweifeln  »ein.  fAcMnü  folgt.) 

Das  Baugewerbe  In  Marokko.  Die  englische  Facbzeituog 
„The  Builder*  schreibt  über  diese»  Thema  folgendes:  „Die  Mauren 
leisten  der  Invasion  der  europäischen  Kultur  in  Marokko  einen 
zähen  Widerstand,  obgleich  sie  fflhlen,  dafs  sie  mit  der  Energie, 
dem  geistigen  Fortschritt  und  mit  der  vorgeschrittenen  Technik 
der  Europäer  nicht  konkurriren  köuueu.  Trotz  der  gegen  sie  au- 
gewendeten  Mofsregelu  fassen  die  Europäer  in  Marokko  täglich 
fester  Fuf».  Der  unberechenbare  Wohlstand  dieses  Landes,  welche* 
innerhalb  6 Tugen  xu  Schiff  von  England  und  in  3 oder  4 Tagen 
von  Marseille  aus  xu  erreichen  ist.  würde  ca  den  Welthandels- 
intcrcssi-n  längst  erschlossen  haben,  wenn  nicht  ganz  cigeu 
geartete  politische  Schwierigkeiten  im  Woge  gestanden  hätten.  Bei 
der  günstigen  Lage  am  Mittelmeer  und  dem  atlantischen  Ozean  liegt 
es  auf  dor  Hand,  dafs  die  Küstenlinie  vom  Kap  Sparte!  bis  Ceuta 
für  die  Erhaltung  uud  Eotwickeluug  des  britischen  Verkehrs  mit 
dem  Osten  ebenso  wichtig  ist,  wie  di«  Neutralität  des  Suezkanuls. 

Von  Tanger  bis  Tarif»  beträgt  die  Breite  der  Meerenge  von 
Gibraltar  nur  14  englische  Meilen.  Eine  Grofsmacht,  welche  sich 
im  Besitze  dieser  Küetenlinie  auf  der  «inen  oder  dor  anderen  Seite 
der  Bai  von  Tanger  befindet  und  sich  mit  den  Spaniern  an  der 
gegenüberliegenden  europäischen  Küste  verbindet,  würde  die  Meer- 
enge von  Gibraltar  wirksam*)  blockircn  können,  deu  Zugang  zum 
Mittelländischen  Meere  dadurch  nahezu  unmöglich  machen  und  die 
Bedeutung  des  Suezkanals  namentlich  für  England  zur  Werlh- 
losigkeit  herabmindern.  Durch  starke  Batterieen  auf  deu  Höhen  von 
Algectras  mit  neuesten  weittragenden  Geschützen  werden  Bucht 
und  Uafeu  von  Gibraltar  beherrscht  und  es  iat  daher  unzweifelhaft 
notbwendig,  dafs,  zur  Sicherung  unserer  Lage  vom  militärischen 
Standpunkt  ans.  England  auf  den  Erwerb  von  Tanger  bedacht  sein 
mufs.  Aber  England  iat  nicht  so  sehr  darauf  bedacht  (??)  sich 
neue  Kolonieen  zu  erwerben,  ganz  besonders  in  diesem  Falle  nicht, 
in  welchem  Spanien  and  Frankreich,  vielleicht  auch  Italien,  ältere 
Ansprüche  geltend  machen  köoutcu,  (d.  h.  zu  deutsch  doch  nichts 
weiter  als:  dafs  z.  Z.  die  marokkanischen  Trauben  noch  zu  hoch 
hängen,  dafs  aber  bei  nächster,  passender  Gelegenheit  die  Eng- 
länder in  Marokko  ebenso  wenig  wie  s.  Z.  in  Ägypten  nach  den  älteren 
Ruckten  der  Türken,  oder  wie  einst  nach  den  älteren  Ansprüchen 
der  Spanier  auf  Gibraltar  fragen  würden.  Die  Red.)  Die  Politik 
Englands  besieht  hauptsächlich  darin,  die  Bemühungen  anderer 
Nationen  von  Marokko  fern  xu  halten.  So  lange  Tanger  im  Be- 
sitze der  Mauren  ist,  wird  es  niemals  schwierig  sein,  die  Meerenge 
von  Gibraltar  zu  passiren. 

So  ist  die  politische  Lage!  Bei  den  dominirendeu  kauf- 
männischen Interessen  Englands  iu  Marokko  ist  daselbst  sein  Ein- 
fluß eiQ  mafsgebender.  (?)  Die  Mauren  haben  es  verstanden,  die 
Eifersucht  der  einen  Nation  gegen  die  der  anderen  auszuspielen. 
ja  sie  haben  es  sogar  fertig  gebracht,  in  einer  Reihe  von  Fällen 
sowohl  die  ein«  als  auch  alle  fremden  Nationen  von  gewissen  Er- 
werbsgebieten gänzlich  ausznschliefsen.  Nur  so  ist  es  erklärlich, 
dafs  die  kostbaren  Lager  von  Kupfer,  Antimonium.  Gold-  und 
Kohlen  sowie  anderen  Mineralschätzen,  welche  sich  in  Marokko  vor- 
finden, ungeboben  bleiben,  und  weite  Strecken  des  fruchtbarsten  Bodens 
unkullivirt  sind.  Die  reichsten  Ernten  verfaulen,  da  es  keine  Wege 
giebt,  um  sie  zu  exportiren.  Jeder,  der  auch  nur  einige  Kcnutnifs 
von  Marokko  und  dessen  Hilfsquellen  besitzt,  wird  sich  vorstellen 
können,  von  welch’  unschätzbarem  Werthe  es  für  den  Handel  sein 
würde,  wenn  die  denselben  x.  Z.  noch  fesselnden  Schranken  ge- 
hoben würden.  Die  in  Tanger  akkreditirten  Gesandschaftcn,  welche 
eifrigst  bemüht  siud,  das  Interesse  der  ihren  Nationen  ungehörigen 
Kaufleute  zu  vertreten,  haben  nunmehr  Wandlung  zum  Bessern 
geschaffen,  aber  von  durchgreifendem  Einflüsse  ist  dieselbe  nicht 
gewesen.  Indessen  trotz  aller  entgegenstehenden  Schwierigkeiten 
hat  der  Handel  Marokko«  mit  dem  Auslande  in  den  letzten  Jahren 
nicht  unbeträchtlich  zugenommen. 

Zahlreiche  Fremden  haben  sich  daher  namentlich  in  Tanger 
angesiedelt,  dort  Villen  ond  Häuser  gebaut,  was  u.  A.  auch  auf 
die  Entwickelung  der  Baugewerbe  nicht  ohne  Eioflufs  geblieben  ist. 
Für  Architekten  ist  Marokko  überhaupt  ein  Land  von  ganz  beson- 
derem Interesse  und  für  den  Künstler  als  wahren  Paradies  zu  be- 
trachten. Voo  allen  Beiten  der  Welt  kommen  Maler,  um  in  einem 
Lande  zu  studiren,  wo  jede«  Haus,  jeder  Winkel,  jede  Straffte,  jede 


•)  Da*  dürfte  zu  bezweifeln  sein.  Panzer  würden  gegenüber  den  Ufer- 
hatterieen  die  Durchfahrt  erzwingen  können  und  die  Versenkung  von  Torpedo» 
noch  keineswegs  einen  sicheren  Scbutx  bieten,  da  diese  iu  Folg«  der  gl»  kn 
Strömungen  in  der  Meerenge,  sowie  wegen  häufiger  hoher  See  trotz  alter 
Anker  weggetrieben  werden  würden.  D.  Red. 


485 

1887.  EXPORT.  Organ  d«  Centralvereins  für  Handelsgeographie  ctc.  Nr.  32. 


Volksgruppe  ein  Gemälde  für  sich  ist.  Selbst  Venedig  kann  keine 
bessere  Schule  zum  Malen  den  Lebens  und  der  Natur  bieten.  Ge- 
denken wir  der  großen  Triumphe  der  Mauren  in  Spanien  — ist  es 
denn  nicht  natürlich,  dafs  das  Land,  woher  sic  kamen,  um  Europa 
zu  erobern,  den  Historiker,  den  Künstler  und  Architekten  anzieben 
und  interessiren  muß? 

Nur  einige  Überreste  von  ihren  einstigen  grofsen  Werken 
blieben  der  Wissenschaft,  der  Kunst  und  Technik  erhalten  und  die 
jetzige  Generation  giebt  zu  der  Annahme  Veranlassung,  dafs  die 
Mauren  in  die  Wildheit  wieder  zurück  Zufällen  wünschen,  in  der  sie 
während  des  achten  Jahrhunderts  auftauchten  und  von  deren  Druck 
sie  durch  grofse  Männer  befreit  wurden. 

Wenden  wir  nns  nun  nach  diesen  Ausführungen  auf  das  eigent- 
liche Thema  unserer  Betrachtungen:  rüden  marokkanischen  Bauten 
und  den  jetzigen  Leistungen  der  Baugewerke  des  Landes.  Im 
lnueru  des  Landes,  wo  der  europäische  Einfluß  gleich  "Null  ist, 
baut  der  Maure  wie  io  alter  Zeit.  Einige  der  vielen  Bauten  in 
Fez,  Meqninez  und  anderen  größeren  Plätzen  sind  gleichartig  in 
ihrer  Kunst  und  Schönheit.  Die  meisten  dieser  Bauten  sind  im 
letzten  oder  den  letzten  zwei  Jahrhunderten  erbaut.  Es  sind  Kunst- 
werke,  welche  die  grofsen  Sagen  und  Helden  des  Volkes  verewigen 
sollen,  ln  Tanger  ist  es  besonders  da»  neue  Thor  der  Marina, 
welches  die  höchste  Bewunderung  des  Besuchers  hervorrnft.  Sonst 
ist  aber  gerade  Tanger,  dessen  zahlreiche  neue  Gebände  grofse 
Änderungen  in  der  Bauart  und  der  Werkthfttigkeit  der  Arbeiter 
veranlagt  haben,  ohne  dafa  gerade  ein  grofaer  Fortschritt  dadurch 
veranlagt  worden  wäre.  Einige  Bauherren  und  Unternehmer  haben 
versucht,  die  Bauart  der  Mauren  mit  europäischen  Entwürfen  zu 
verbinden,  Anden-  haben  Häuser  in  europäischer  Bauart  errichtet 
und  haben  hierdurch  nicht  nur  die  Gegend  ihres  malerischen  An- 
blickes beraubt,  sondern  auch  Häuser  hergestellt,  welche  für  das 
Klima  nicht  geeignet  sind.  In  Tanger  ist  das  Klima  mild  lind 
gemäßigt,  dafs  man  weder  auf  grofse  Hitze  noch  starke  und 
schnelle  Abkühlung  Rücksicht  zu  nehmen  braucht.  Au  anderen 
Küsteuorten  jedoch  sowie  irn  Innern  machen  sich  die  klimatischen 
Gegensätze  ernstlich  fühlbar.  Tanger  wird  sowohl  von  den  ab- 
kühlenden Winden  de«  Mittelländischen  Meeres  wie  von  denen  des 
Atlantischen  Ozeans  berührt,  während  die  heißen  Südwinde  von 
dem  Schnee  des  Atlas  abgekühlt  werden.  Demnach  ht  dieser  dnreh 
das  Klima  so  sehr  begünstigte  Ort  besonders  für  den  Aufenthalt 
von  Personen  geeignet,  welche  genöthigt  sind,  die  Kälte  dos  nor- 
dischen Winters  zu  meiden.  Schon  jetzt  besuchen  viele  Kranke 
diese  Stadt  aus  Gesundheitsrücksichten,  flm  die  Wohlthaten  und 
Annehmlichkeiten  des  Klimas  zu  geniefsen,  und  bald  werdrn  Andere 
ihrem  Beispiele  folgen.  Von  Jahr  zu  Jahr  werden  neue  und  bessere 
Häuser  verlangt  nnd  bald  wird  eine  grofse  Veränderung  in  der 
herrlichen  Umgehung  von  Tanger  vor  sich  gegangen  sein. 

Als  besonderes  Vorrecht  ist  den  Europäern  gestattet,  in  der 
Nähe  der  Städte  Grnndstücke  zu  erwerben,  jedoch  fanden  sie  zuerst 
kein  Material  für  die  Bauart  der  vou  ihnen  zu  errichtenden  Gebäude, 
welches  ihren  Ansprüche!)  genügt  hätte.  Das  Material  mufste  erst 
aus  grofsen  Entfernungen  herbeigcschafft  werden  und  die  Preise 
waren  infolge  dessen  sehr  hohe.  Jetzt,  ist  das  anders,  nnd  der 
Preis  für  das  Material  innerhalb  der  letzten  drei  Jahre  um  etwa 
BO  % gefallen.  Die»e  eine  Thatsacbe  beweist  allein  die  Fort- 
schritt« der  Europäer  und  die  Eutwickeluugsfäbigkeit  des  Handels 
in  Tanger. 

Ein  Umstaud  ist  es  gewesen,  welcher  nicht  unerheblich  zu 
neuem  Preisrückgänge  der  Holzarbeiten  beigetragen  hat.  Schwedische 
Unternehmer  haben  nämlich  in  Tanger  ein  größeres  Lager  fertiger 
Thjiren,  Fenster  usw.  etablirt,  und  man  zieht  es  vor,  diese  fertigen 
Gegenstände,  da  sie  billig  und  bequem  sind,  zu  kaufen,  als 
maurische  uud  jüdische  Zimraerleute  ius  Haus  zu  nehmen. 

Das  Eisen  für  die  Banten  wird  von  Belgien  importirt  und 
man  zahlt  für  100kg  ungefähr  12  Schillinge.  Die  Steine  sind  in 
sehr  primitiver  Weise  zugehauen,  sie  werden  au«  einer  Entfernung 
von  2 Meilen  durch  Maullbierc  oder  Esel  nach  der  Stadt  gebracht. 
Diese  Steine  haben  eine  sehr  unregelmäßige  Form,  sind  von  einer 
gräulichen  Farbe,  ziemlich  hart,  und  bestehen  aus  einer  Mischung 
von  Kalk  nnd  Sand.  Die  Kosten  für  diese  bis  nach  der  Stadt 
gelieferten  Steine  berechnen  sich  für  den  Cubikmcter  auf  ungefähr 
4 Schillinge.  Wenn  die  Wege  besser  wären,  könnten  statt  der 
Esel  Wagen  benutzt  uud  viel  Zeit  und  Kosten  erspart  werden.  Der 
für  Bauten  nöthige  Marmor  wird  hauptsächlich  aus  Italien  zu  unge- 
fähr demselben  Preise  wie  aus  Spanien  eiegeführt.  Zu  Fußboden 
gebraucht  man  Fliesen  und  Schiefer  aus  Marseille.  Diese  werden 
theils  durch  die  französische  DumpfirrUnie  tboils  durch  Segelschiffe 
noch  Tanger  gebracht.  Ziegelsteine  liefert  gleichfalls  Frankreich  . 
und  mau  bezahlt  für  das  Tausend  6 Duros  (i  4 */().  Es  giebt  in 
Marokko  einige  Holzarten,  die  sich  zur  Bearbeitung  von  Möbeln,  I 


sowie  für  Bauzwecke  vorzüglich  eignen.  Das  beste  ist  das  Arar- 
Holz,  (Callitris  quadrivalvis),  ein  wohlriechendes  und  schwere*  Holz, 
welches  sich  zum  Färben  eignet.  Von  diesem  Holz  existiren  io 
der  Nähe  vou  Mogadör  große  Wälder.*)  Auf  dem  dem  Fremden 
unzugänglichen  Rifgebirge  hei  Tanger  giebt  es  noch  ein  Ilolz,  von 
Einigen  Laris,  gemeinhin  Rifholz  genannt.  Es  ist  hart,  giebt  einen 
angenehmen  und  starken  Geruch  von  sich  und  widersteht  der 
Fänlniß,  da  das  Ungeziefer  sich  ihm  fern  hält.  Leidor  kann  das 
Holz  nur  zu  Balken  bis  0 Fass  Länge  verwendet  werden,  und 
daraus  erklären  sich  die  schmalen  uud  langen  Zimmer  im  Lande. 
Das  warme  Klima,  sowie  die  Uoreinlichkeit  der  Bewohner, 
erleichtern  die  Vermehrung  des  Ungeziefers,  sodasa  die  Vorliebe 
für  dieses  Holz  erklärlich  ist  Der  gleichen  Ursachen  halber  ist 
der  gänzliche  Mangel  von  Tapeten  in  Tanger  erklärlich.  Ein- 
farbige Tünche  mit  Leim  gemischt,  wird  allgemein  verwandt, 
uud  es  bietet  diese  ein  sehr  gutes  Schutzmittel  gegen  die  Insekten. 

Statt  der  einheimischen  Balken  wird  auch  viel  schwedische» 
Holz  anf  den  Markt  gebracht,  was  bei  den  Mauren  viel  Concurrenz- 
neid  uud  Aerger  verursacht.  Eine  sehr  übernehmende  Firma,  die 
Herren  Sundt,  Toussaint  & Co.  von  Stockholm,  läßt  nämlich 
mit  schwedischem  Holz  beladene  Dampfer  alle  Hafen  von  Marokko 
anlaufen.  In  Tanger  haben  die  Schweden  clu  großes  Magazin  er- 
öffnet. welches  alle  zu  Bauten  uötbigen  Hölzer  liefert.  Früher  war 
der  Durchschnittspreis  für  168  Fuß  Holz  14  Duros.  Jetzt,  da  da» 
Baumaterial  direkt  von  Schweden  nach  Tanger  eingeführt  wird, 
ist  der  Preis  auf  12  Duros  oder  2 £ 8 s herabgegangeu.  Hiermit 
noch  nicht  zufrieden,  haben  die  Herren  Sündig  Toussaint 
eine  Därnpßägemühle  bei  Tanger  erbaut,  um  die  Hölzer  in  der 
Nähe  zu  verarbeiten,  auch  versuchten  sie  fertige  Bauhölzer  aus 
Schweden  einzuführen,  welche  nach  Belieben  zerlegt  und  wieder 
zusammengesetzt  werden  können. 

Arbeitskräfte  für  Bauten  sind  im  Ueberfluß  vorhanden.  Der 
Lohn  für  Zimmerleute  betrügt  täglirh  3 s 3 d bis  4 s.  Das  Arbeiter 
kontingent  rekrutirt  sich  aus  Spaniern,  Mauren  oder  Juden.  Die 
Spanier  sind  die  schlechtesten  und  die  Judeu  die  besten  Arbeiter, 
die  Mauren  eignen  sich  uur  für  die  gewöhnliche  Arbeit  uud  er- 
halten demnach  einen  geringeren  Lohn.  Sämmtlichcs  zutn  Bauen 
nöthige  Material  ist  jetzt  in  Tanger  vorhanden,  nur  diu  Hauptsache 
für  gute  Bauten  fehlt:  die  Architekten.  Die  zahlreichen  Bauuoter- 
nvhmungt-n,  welche  thcils  begonnen  sind,  theils  noch  in  Aussicht 
stehen,  dürften  leicht  einen  Architekten  veranlassen,  sich  in  Tanger 
niederzulasscu.  Wir  sind  überzeugt,  dafs  er,  im  Besitze  ciuiger 
Mittel  und  guter  Verbindungen,  in  kurzer  Zeit  ein  gutes  Geschäft 
machen  würde.  Die  Bauherren  in  Tanger  sind  jetzt  gezwungen, 
sich  die  Baupläne  selbst  zu  cut werfen.  Der  dortige  Arbeiter  sieht 
die  zum  Bau  gehörigen  Materialien  fast  wie  Wunderdinge  an  uud 
er  arbeitet  meisten«  nur  maschinenmäßig.  Deshalb  würden  auch 
einige  tüchtige  Bauhandwerker  Aussicht  auf  guten  Verdienst  haben. 
Vielleicht  geben  diese  Zeilen  Veranlassung  zur  Ansiedelung  eines 
Architekten  und  einiger  Bauhandwerker  und  zur  Unterstützung 
derselben  durch  einen  Kapitalisten.  Das  Unternehmen  wäre  nicht 
schlecht,  denn  die  Stadt  entwickelt  sich  sichtbar  gedeihlich.“ 

Nachschrift  des  Uebersetzers;  Vielleicht  macht  sich  ein  deutscher 
Architekt  in  Verbindung  mit  einem  deutschen  Kapitalisten  den 
Rath  des  obigen  Blatte«  zu  Nutzen.  Die  Berechtigung  de»  Vor- 
schlages kaun  der  Ucherselzer,  auf  Grund  eigener  Anschauung  der 
Zustände  in  Tanger,  bestätigen. 


Süd -Amerika. 

....  Aus  Argentinien.  Die  Rede,  mit  welcher  der  Prä- 
sident der  Republik  die  Kammern  eröffnet  hat,  ist  iu  mehr  als 
einer  Hinsicht  wichtig  für  die  Beurtheilnng  der  Zustände  des  Lan- 
de«. In  der  Einleitung  bezeichnet  er  den  Frieden  als  eine  end- 
gültige Errungenschaft  de«  nationalen  Lebeus,  die  mehr  wie  irgend 
etwas  Anderes  geeignet  sei,  die  Entwickelung  des  Landes  zu  för- 
dern. „Unter  seinem  Einflüsse  schreitet  die  Republik  vorwärts, 
fremde  Kapitalien  fließen  ins  Land,  die  Einwanderung  nimmt  jeden 
Tag  zu,  die  Ansiedelungen  und  Industrieen  entwickeln  sich  schnell 
und  ein  weiter  Weg  des  moralischen  und  materiellen  Gedeihens  ist 
nach  allen  Richtungen  hin  eröffnet.“ 

Der  Ausbruch  der  Cholera  hat  zwar  hemmend  auf  die  Ver- 
w altungsarbeiten  eingewirkt;  sic  ist  aber  jetzt  erloschen,  und  wenn 
sie  auch  manche  Verheerungen  angerirhlet,  so  bat  sie  doch  das 
Gute  gehabt,  die  Aufmerksamkeit  der  Behörden  auf  die  Verbesse- 
rung der  hygienischen  Verhältnisse  zu  lenken;  wenigsten»  sind  die 
Quarantainelazarelhc  verbessert  uud  direkt  der  Verwaltung  des 
Ministeriums  des  Äußeren  unterstellt  worden. 

*)  Dieselben  sind  »ehr  gelichtet«  Die  Red. 


Nr.  32. 


486 

EXPORT,  Organ  des  Central vereine  für  HandoUgeographie  etc. 


1887. 


Das  Eisenbahnwesen  erfreut  sich  einer  ungehemmten  Entwick- 
lung. Mit  den  Herren  Lucas  Gonzalez  A Co.  wurde  der  Kon- 
trakt für  die  Verengerung  der  Zenlral-Nordbaho  nach  Salta  und 
Jujoy  und  die  Anlage  der  Zweiglioicn  von  Cbumbicba  und  Cata- 
marca  und  von  Las  Tunas  nach  Riojo,  sowie  die  Übernahme  der 
Andino-Bahn  von  Villa  Mercedes  nach  San  Juan  abgeschlossen. 
Für  letztere  wird  der  Staat  12  300000  Nationales  Geld  vereinnah- 
men. Auch  der  Kontrakt  fQr  den  Bau  der  Bahn  von  Corrientca 
nach  den  Missiones  ist  gesichert,  und  sowohl  diese  Verkehrsader, 
als  auch  die  verlängerte  Nordbahn  werden  höchst  wichtige  Gegenden 
der  Kultur  erscbliefsen.  Der  Präsident  erkennt  die  Vortheile  der 
Staatabahnen  und  also  auch  die  Nützlichkeit  der  Verstaatlichung 
von  Privatbahnen  an,  glaubt  aber,  dafs  die  gegenwärtige  Lage 
Argentiniens  es  nicht  gestattet,  dieses  Prinzip  durebzufübren.  Ihm 
steht  es  aufser  Zweifel,  dafs  die  Betriebskosten  der  Staatsbahnen 
ungleich  höher  sind,  als  die  der  Privatbabnen;  auch  fürchtet  er, 
dafs  die  Aspirationen  der  einzelnen  Deputaten  und  Senatoren  mit 
ihren  LokalwQnschen  und  Empfehlungen  die  DurcbfQhrung  der  Ver- 
staatlichung von  Eisenbahnen  erschweren  werden.  Den  Verkauf 
der  Andino-Bahn  halte  er  durch  die  Verhältnisse  geboten  und  könne 
er  den  Eingriff  der  Regierung  bei  derartigen  Unternehmungen  über- 
haupt nur  dann  befürworten,  wenn  die  Privatinitiative  nicht  aus- 
reichen  sollte. 

Das  Telegrapbennetz  der  Republik  ist  in  ungenügendem  Zu- 
stande; die  vorhandenen  Linien,  die  schlecht  gebaut  ond  noch 
schlechter  reparirt  worden  sind,  reichen  nicht  aus,  weswegen  eine 
Kommission  ernannt  worden,  welche  die  Telegrapbenliuien  studiren 
und  Mittel  zur  'Wiederherstellung  und  Ausdehnung  derselben  an- 
geben soll. 

Es  sind  im  letzten  Jahre  verschiedene  Brücken  gebaut  worden, 
andere  sind  projektirt.  Die  Ausdehnung  der  von  der  Republik 
unterhaltenen  öffentlichen  Wege  beläuft  sich  auf  2370  km.  Unter 
den  sonstigen  öffentlichen  Bauten,  welche  in  Konstruktion  begriffen, 
sind  zu  erwähnen  die  Hafenbauten  von  Rosario,  Alalaya.  Corrientes 
und  San  Nicolas  de  los  Arroyos,  während  die  von  Concepciön  del 
Uruguay  vollendet  and  die  von  Buenos  Aires  kontrahirt  sind,  ln 
der  Hauptstadt  werden  gegenwärtig  verschiedene  öffentliche  Gebäude 
errichtet  und  der  Ban  eines  Korrektionsbauses  und  eines  Einwan- 
dereraayls  daselbst  ist  beschlossen;  andere  wichtige  Bauten,  wie 
i.  B.  ein  Kongrefsgebäude,  ein  Justizpalast  ln  Buenos  Aires,  eine 
Klinik  in  Cordoba,  eine  Ingenieurschule  in  San  Juan  and  verschie- 
dene Baggerarbeiten  zur  Hebung  der  Flußschifffahrt  sind  projektirt. 
Die  Staatskolonisation  ist  nicht  weiter  ausgedehnt  worden  und  soll 
überhaupt  nur  noch  an  entfernten  Punkten  betrieben  werden,  für 
die  Prhatkolonisation  sind  dagegen  im  letiten  Jahre  700  □ Leguas 
konzedirt  worden,  während  248  O Leguas  für  Zwecke  der  Viehzucht 
zum  Preise  von  1 200  000  Pesos  oder  6 000  Pesos  pro  □ Lcgua  ver- 
kauft worden  sind.  (1  OLegaa  = 2700  ha.) 

Das  Polizeiwesen  hat  durch  Errichtung  des  Instituts  der  Ge- 
heimpolizei eine  wesentliche  Verbesserung  erfahren.  Diplomatische 
Fragen,  welche  die  Republik  beunruhigen  könnten,  existiren  gegen- 
wärtig nicht. 

Besondere  Sorgfalt  wird  von  der  Regierung  auf  die  Propaganda 
zur  Belebung  der  Einwanderung  verwendet  und  haben  die  von  ihr 
im  Auslande  errichteten  Auskunftsbureaux  bereits  wesentlich  zur 
Kenutnifs  des  Landes  beigetragen 

Die  Handelsumsätze  beliefen  sich  1885  auf  176  101  069.  1886 
dagegen  auf  196  487  212  pesos  fuertes,  von  welch  letzterer  Summe 
118  294  353  Pesos,  darunter  20  635  662  für  Gold  auf  den  Import 
und  78 192  859  auf  den  Export  kommen.  Die  Differenz  zu  Un- 
gunsten der  Ausfuhr  fuhrt  der  Präsident  auf  die  niedrige  Schätzung 
der  Ansfuhrprodukte  in  den  dortigen  Zollhäusern  im  Gegensätze 
zu  der  höheren  Schätzung  der  importirten  Artikel  zurück;  auch 
glaubt  er,  dafs  dieselbe  durch  die  höheren  Verkaufspreise  der 
argentinischen  Rohstoffe  auf  den  europäischen  Märkten,  sowie 
durch  den  steigenden  Boden-  und  Staataaktien-Werth  ausgeglichen 
werde. 

Die  Staatsreute  belief  sich  1885  auf  39  340  263  und  1886  auf 
46  634  364  Nacionales,  die  Ausgaben  dagegen  betragen  im  letzten 
Jahre  nur  46  615  000,  sodaß  ein  Saldo  von  139  000  Nacioualea 
verblieb,  während  das  Jahr  1885  ein  Defizit  von  3 552  000  Nacio- 
nales aufwies.  Zum  ersten  Male  haben  die  ordentlichen  Einnahmen 
genügt,  um  die  ordentlichen  und  außerordentlichen  Ausgaben  der 
Regierung  zu  decken. 

Die  innere  Schuld  Argentiniens  beläuft  sich  gegenwärtig  auf 
53792320,  die  äufsere  auf  93882962  und  die  schwebende  Schuld 
auf  12719268  Nacionales.  Letztere  ist  seit  1885  um  12719000 
Nacionales  berontergegangen.  Die  Lage  des  Kredits  im  In-  und 
Auslande  wird  vom  Präsidenten  als  eine  »ehr  günstige  bezeichnet. 
Die  5%  Anleihe  vou  1885,  deren  erste  Serie  nur  80%  ergab. 


wird  gegenwärtig  in  London  mit  90  bis  91%  gehandelt,  und  die 
sechsprozentige  bat  eine  Prämie  von  2%  Der  Präsident  hofft, 
dafs  sich  die  finanziellen  Verhältnisse  des  Landes  so  günstig  fort- 
eutwickeln  werden,  um  eine  Kontolidirung  der  Staatsschuld  und 
die  Umwandlung  der  verschiedenen  Emissionen,  welche  mit  ihrem 
sehr  hoben  Zinsfuß  den  Kredit  drücken,  in  eine  einzige  Emission 
mit  niedrigem  Zinsfufs  zu  ermöglichen. 

Im  November  1886  ist  eine  National- Hy pothenbank  eröffnet 
worden,  die  ihre  wichtige  Tbätigkeit  Aber  das  ganze  Land  aus- 
dehnt  und  bis  zum  31.  März  1886  die  Summe  von  11489500  Na- 
cionalea  emittirt  hatte.  In  der  ganzeu  Republik  existiren  gegen- 
wärtig 20  Banken,  deren  Kapital  sieb  aufser  den  Emissionsbeträgen 
auf  100000000  Nacionales  beläuft,  und  4 weitere  Banken  sollen  in 
nächster  Zeit  errichtet  werden. 

Das  Schulwesen  entwickelt  sich  vortheilbafl.  1886  waren  im 
Lande  1804  öffentliche  und  611  Privat- Elementarschulen  vorhan- 
den, welche  von  180  768  8chülern  (12390  mehr  als  im  Vorjahre) 
besucht  wurden.  Auf  27  Normalschulen  werden  Lehrer  und  Lehre- 
rinnen für  Elementar-  und  höhere  Fächer  heraogebildet,  und  zwei 
Universitäten,  die  ihre  eigenen  Statuten  haben  und  sieh  der  that- 
kräfügsten  Protektion  der  Regierung  erfreuen,  sorgen  fQr  die  höhere 
wissenschaftliche  Ausbildung  der  argentinischen  Jugend.  Der  Prä- 
sident betont  allerdings,  dass  diese  Aasbildung  sich  noch  mehr 
vertiefen  müsse  und  weniger  schnell  als  gegenwärtig  erfolgen  dürfe, 
um  dem  Zudrang  mancher  jungen  Leute  zur  wissenschaftlichen 
Karriere  entgegenzuwirken,  die  anf  anderen  Gebieten  nützlicher 
gewesen  sein  würden. 

Die  Justizverwaltung  gebt  ihren  regelmäßigen  Weg.  1886  ist 
ein  neuer  Straf-  und  ein  Miuenkodex  in  Kraft  getreten,  und  eine 
Reform  des  Handelsgesetzbuches  steht  bevor.  Das  Heer  ist  an  der 
Südgrenze  koozentrirt,  um  die  dort  entstandenen  Ortschaften  gegen 
die  Angriffe  der  Indianer  zu  schützen.  Die  Marine  ist  um  ein  neues 
Schiff  verstärkt  worden,  bedarf  aber  noch  einer  weiteren  Vermeh- 
rung, um  die  auagedehnten  Kluis-  und  Meeresküsten  wirksam  schützen 
zu  köunen. 

Auf  allen  Gebieten  .des  öffentlichen  Lebens  sieht  man  in  Ar- 
gentinien ein  rüstiges  VorwirUstrebeo,  und  da  kein  Grund  zu  der 
Annahme  vorliegt,  daß  das  Land  jemals  wieder  in  seine  frühere 
anarchischen  Zustände  zurücksinken  werde,  so  bat  es  ohne  Frage 
eine  wahrhaft  gläezende  Zukunft  vor  sich,  um  welche  manche  an- 
dere Staaten  der  neuen  Welt  es  einst  beneiden  werden. 

Columbia.  Die  „Curayao  Zeitung11  von  Ende  Juni  c. 
meldet  au»  Curayao: 

„Vor  einigen  Tagen  lief  hier  der  Bericht  ein,  daß  der  National- 
rath von  Dvlegirten  der  Republik  Columbia  ein  Gesetz  angenommen, 
nach  welchem  dem  Ausfübrungsausschuß  die  Ermächtigung  ertheilt 
wird,  auf  alle  aus  den  westindischen  Eilanden  in  die  Häfen  dieser 
Republik  einzufübrenden  Güter  eioen  Aufschlag  zu  erbeben,  der 
aber  30  % nicht  übersteigen  dürfe,  eine  Mafsregel,  durch  deren 
Anwendung  der  Curayao’scbe  Handel  bedeutend  beeinträchtigt 
werden  würde.  Mit  Rücksicht  hierauf  hat  der  Generalkonsul  der 
Niederlande  zu  BarranuuilJa,  Herr  D.  Lopez  Penha  jr. , sich  mit 
eingehend  raotivirten  Beschwerden  an  das  Ministerium  des  Aus- 
wärtigen der  erwähnten  Republik  gewandt  und  ein  Gesuch  um 
Aufhebung  dieser  Maßregel  eiogereiebt,  dabei  dem  Ausführuogs- 
komitü  u.  a.  begreiflich  zu  machen  gesucht,  daß  ein  Erbeben  voo 
Additionalzöllcn  nicht  bloß  Curayao  empfindlich  treffen,  sonders 
sich  auch  höchst  uaebtheilig  für  jene  Kaufleute  io  Columbia  selbst 
erweisen  würde,  die  nicht  in  der  Lage  sind,  ihre  Einkäufe  direkt 
in  Europa  und  Nord-Amerika  zu  bewerkstelligen. 

Der  Handelsstand  von  Curayao  bat  zur  Beförderung  des  Handels 
mit  Columbia  den  silbernen  Müuzcn  dieser  Republik  einen  höheren 
Werth  zuerkaunt  als  zu  welchem  dioselbeu  iu  anderen  Lindern 
angenommen  werden,  ln  Venezuela  ist  die  Einfuhr  der  Silber- 
mQnzstüeke  aus  Columbia  und  anderen  südamerikanicben  Repu- 
bliken verboten. 

In  Venezuela,  wo  jener  Aufschlag  auch  erhoben  wird,  über- 
zeugt man  sich  allmählich  von  der  in  jeder  Hiusicbt  oachtheiligen 
Wirkung  der  Maßregel.  Auf  St.  Domingo,  wo  früher  die  erwähnte 
Addilionalbelastung  auch  bestand,  ist  diese  nunmehr  ab  geschafft 
Sollte  sich  nun  Columbia  für  die  Annahme  dieses  verurtheilten 
Systems  entscheiden?'1 

Australien  und  Südsee. 

Deutschland  und  die  Südsee-Inseln.*)  Seit  der  Eröffnung  der 

Deutschen  D&mpferlinic  nach  Australien,  deren  Schiffe  im  voriges 

*j  Au»  dein  Sydney  Mnrulag  Heiald,  Ende  Juni. 


1887. 


487 

EXPORT,  Organ  des  Central  Vereins  für  Handelsgeographte  etc. 


Nr.  32. 


Jahre  in  patriotischster  und  festlichster  Weise  von  den  hiesigen 
Deutschen  begrüßt  wurden,  sehen  wir  Öfters  als  früher  deutsche 
Kriegsschiffe  in  unseren  Meeren.  So  beflndot  sich  auch  augenblick- 
lich ein  deutsches  Geschwader  in  unserem  Hafen. 

Diese  Vorgänge,  an  sich  wenig  überraschend,  kennzeichnen  die 
Politik,  welche  Deutschland  jetzt  verfolgt  Während  zuerst  die 
Bildung  dea  Norddeutschen  Bundes  und  sodann  die  Vereinigung 
der  kleineren  unabhängigen  Staaten  zu  einem  grofsen  Deutschen 
Reiche  den  Fürsten  Bismarck  beschäftigte  und  die  Thatkraft 
desselben  vollständig  in  Anspruch  nahm,  konnte  sich  derselbe 
unmöglich  auch  mit  KoloniaSpolilik  befassen.  Erst  in  den  letzten 
Jahren  hatte  Deutschland  Zeit  um  sich  zu  blicken,  und  seit- 
dem hat  es  den  Anschein,  als  ob  Deutschland  mit  England  im 
Stillen  Ozean  um  den  Vorrang  wetteifern  will. 

Es  entspricht  weder  der  Politik  Deutschlands  noch  der 
des  Fürsten  Bismarck,  Frankreich  zu  gestatten,  vorteilhafte 
Positionen  zu  befestigen,  welche  diesem  Staate  nicht  nur  in 
Friedenszeiteo  Nutzen  bringen,  sondern  ihm  auch  im  Kriegs- 
fälle spezielle  Vorteile  gewähren.  Wir  finden,  das  Deutschland 
erst  in  den  letzten  10  Jahren  verstanden  hat,  seinen  Einflnfs  in 
der  Sfidsc«  beständig  za  erweitern  and  damit  auch  noch  jetzt 
forlfährt. 

lu  Samoa  und  Tonga  iat  Deutschlands  Eiufiufs  derartig  über- 
wiegend, dafs  es  den  gauzeo  Handel  beherrscht.  Für  Frankreich 
sind  die  HandelsiDteressen  in  diesen  Meeren  nicht  der  Hauptzweck. 
Der  Versuch  Frankreichs,  die  Neu -Hebriden  zu  annektiren,  ließe 
sich  rechtfertigen,  wenn  derselbe  nur  aus  Koloni&lzwecken  gemacht 
worden  wäre.  Aber  Frankreich  bat  hier  uie  Kolonisten  gehabt,  welche 
in  irgeud  welcher  Hinsicht  einen  Erfolg  aufweisen  könnten,  ln 
früheren  Zeiten  waren  die  Franzoseo  zu  grofser  Macht  gelangt, 
aber  nie  haben  sic  es  verstanden,  aus  ihren  neuen  Besitzungen  in 
kaufmännischer  Hinsicht  irgend  welchen  Vortbeil  zu  ziehen.  Nie- 
mals wird  England  Frankreich  als  gefährlichen  Rivalen  tu  fürchten 
haben.  Boi  Deutschland  dagegen  steht  die  Sache  anders.  Der 
Deutsehe  besitzt  nicht  nur  eine  augeboreoe  Fähigkeit,  sondern  er 
hat  auch  die  Kraft,  sich  allen  Anforderungen  eines  Pionierlobens 
ansupassen  und  das  Land,  welches  er  zu  seiner  zweiten  Heimat 
macht,  zu  kultivireo.  Der  Engländer  besitzt  dieselben  Eigenschaf- 
ten, nur  sind  diese  bei  ihm  noch  stärker  ausgeprägt.  Keine  Nation 
kann  sich  mit  England  in  dieser  Hinsicht  messen.  Trotzdem 
glaubt  man  aus  verschiedenen  Gründen  anoehrnen  zu  können,  dafs 
der  engliacbe  Kolonial  io  der  Südsee  von  der  Konkurrenz  ausge- 
schlossen sein  wird. 

England  zeigt  hier  nämlich  eine  derartige  Gleichgiltigkeit  gegen 
die  gewöhnlichsten  Bedürfnisse  seiner  Kolonisten,  dafs  es 
seinen  Einfluß  auf  die  wichtigsten  Inseln  der  Sndnee  verlieren 
wird,  wenn  es  nicht  verziehen  sollte,  seine  Politik  zu  ändern. 
Die  Neu -Hebriden -Frage  war  eine  der  allerwichtigaten  für  die 
Australischen  Kolonien ; dennoch  wurde  nichts  getban,  die  eigenen 
Behörden  zu  veranlassen,  einiges  Interesse  an  dieser  Frage  zu  neh- 
men. England  wird  augenblicklich  durch  die  eigene  Politik  uod 
durch  viele  sonstige  Mifsstände  in  Anspruch  genommen;  aber  die 
Kolonien  haben  den  Handel  nOtbig  und  derjenige,  dessen  Einfluß 
hierin  anf  den  Südsee-Ioseln  am  mächtigsten  ist,  wird  eventuell 
auf  diesen  herrschen.*)  Aufser  Australien  wird  ohne  Zweifel  der 
Handel  Deutschlands  in  diescu  Meeren  zur  Geltung  kommen,  und 
bat  letzteres  erst  den  Handel  in  seinen  Händeo,  so  wird  es  wahr- 
scheinlich auch  das  Land  in  Besitz  nehmen. 

übrigens  wird  die  Aufmerksamkeit  Deutschlands  nicht  so  sehr 
io  Anspruch  genommen  wie  die  Englands,  und  weon  Bismarck 
sich  vorgenommen  bat,  deu  deutschen  Handel  in  diesen  Meeren 
kräftigst  zu  eutwickeln,  so  wird  er  es  such  bestimmt  ausfübren. 
Den  energischsten  und  den  über  die  dortigen  Verhältnisse  unter- 
richtetsten  Männern  ist  die  Führung  der  Konsulargeschiftc  über- 
geben worden,  und  wird  sowohl  von  Bismarck  als  auch  von  den 
Mitgliedern  der  deutschen  Handelsgesellschaften  das  Möglichste  go- 
than,  um  deren  Macht  und  Eiuflufs  zu  unterstützen  und  zu  heben. 
Es  ist  eine  bekannte  Tbatsache  und  kein  leeres  Zeitungsgerncbt, 
dafs  Deutschland  Samoa  za  annektiren  beabsichtigt,  und  diesen 
Plan'auch  bestimmt  eines  Tages  ausführen  wird.  Was  Deutschland 
seiner  Zeit  veranlassen  konnte,  sich,  als  die  übrigen  Staaten  eine 
allgemeine  Anoektirung  Vornahmen,  nicht  zu  betheiligen,  weif*  mau 
nicht.  Was  die  Vereinigten  Staaten  betrifft,  welche  bei  einer 
Konkurrenz  vielleicht  noch  in  Betracht  zu  ziehen  wären,  so  haben 
diese  nie,  ausgenommen  die  letzte  Zeit,  danach  gestrebt,  Länder 
zu  erwerben;  und  auch  hier  haben  sich  dieselben  nur  dadurch  bc- 


•)  Man  vergl.  den  Leiter  in  Nr.  31  des  Blattes.  Pie  obigen  Worte  des 
Sydncyer  Blattes  bestätigen  die  Nothweudigkeit  deutscherseits  die  Ausstellung 
von  Melbourne  gut  zu  beschicken. 


i merkbar  gemacht,  dafs  man  in  Waahington  die  Nutbwendigkeit 
erkannt  bat,  auf  Hawaii  für  einen  etwaigen  Kriegsfall  ein  Kohlen- 
lager zu  errichten.*)  Jedenfalls  versteht  Dcntzchlaud  seine  Vortheile 
i besser  wabrzunehmeo,  als  die  Vereinigten  Staaten,  daher  der  starke 
Verkehr  der  deuteeben  Schiffe  in  diesen  Meeren.  Was  uns  anbe- 
trifft, so  freuen  wir  uns,  den  deutschen  Handel  in  dieser  Kolonie 
ermuthigen  zu  können  und  bewillkommnen  das  Geschwader  in  un- 
seren Gewässern.  (Wir  quittiren  diesen  saner-säfsen  Gruft  mit  ver- 
bindlichstem Danke.  Die  Red.) 

Die  Internationale  Ausstellung  in  Adelaide.  (Original  bericht 
aus  Adelaide.)  Nur  noch  wenige  Tage,  and  die  Eröffnung  unserer 
Ausstellung  wird  zar  Thatsache  geworden  sein.  Ich  batte  kürzlich 
persönlich  Gelegenheit,  einen  flüchtigen  Umblick  in  der  Ausstellung 
zu  halten,  und  obgleich  damals  in  sämmtlicben  Gebäuden  wie  in 
den  einzelnen  „courts“  noch  ein  Chaos  vorhanden  war,  so  konnte 
man  sich  doch  schon  einigermaßen  ein  vorläufiges  allgemeines 
Irtheil  dahin  bilden,  dafs  in  Anbetracht  der  hiesigen  Verhältnisse 
die  Ausstellung  ein  vollständiger  Erfolg  sein,  und  dafs  der  Eröff- 
nungstag dieselbe  im  Grofsen  und  Ganzen  in  ihrer  Vollendung 
zeigen  werde. 

Der  Eröffnungstag  der  Ausstellung  iat  definitiv  vom  20.  auf 
den  21.  Juni  verlegt,  damit  die  Anaatellangsfeierlichkeiteo  nicht  mit 
den  herkömmlichen  offiziellen  and  privaten  Festlichkeiten  am 
Jahrestage  der  Thronbesteigung  der  Königin  (20.  Juni)  collidiren. 
Beide  Tage  sind  als  Feiertage  erklärt  worden.  Über  die  Eröffnungs- 
feier selbst,  soweit  solche  von  allgemeinerem  Interesse  sein  mag, 
werde  ich  Ihnen  nächstens  berichten.  Von  Melbourne  ans  werden 
während  der  ersten  Wochen  der  Ausstellung  zwei  8peziaizöge 
allwöchentlich  nach  Adelaide  abgelassen  werden,  wodurch  den 
Melbouroero  der  Besuch  unserer  Schau  und  schönen  „eity“  zu  einem 
sehr  geringen  Fahrpreise  ermöglicht  wird,  da  der  Preis  für  ein 
Ketourbillet  I.  Klasse  der  600  engl.  Meilen  laugen  Strecke  nur  ca. 
40  und  II.  Klasse  nur  26  Msrk  für  Erwachsene  und  die  Hälfte 
dieser  Summen  für  Kinder  betragen  wird.  Selbst  von  dem  über 
1100  englische  Meilen  entfernten  Sydney  werden  verschiedene 
durchgehende  Extrazüge  mit  sehr  billigen  Fahrpreisen  abgelassen 
werden.  Auf  den  södaustral lachen  Eisenbahnen  siud  die  Fahrpreise 
gleichfalls  auf  ein  aufserordentlich  niedriges  Niveau  gestellt  wor- 
den; hierdurch  wird  nicht  nur  den  im  Innern  wohnenden  Kolonisten 
Gelegenheit  geboten,  sich  auf  möglichst  billige  Weise  die  Ausstel- 
lung anzusehen,  sondern  sehr  viele  der  von  den  andern  austra- 
lischen Kolonieen  und  fremden  Ländern  nach  hier  kommenden 
Besucher  werden  die  gebotene  Gelegenheit  benutzen,  sich  unsere 
Kolonie  auch  in  etwas  weiterer  Entfernung  von  der  Hauptstadt  zu 
betrachten;  es  ist  selbst  nicht  ausgeschlossen,  dafs  dies  in  manchen 
Fällen  zur  Veranlagung  von  Kapitalien  in  mehreren  unserer  in 
letzter  Zeit  entdeckten,  sehr  viel  versprechenden  Minendiatrikte 
seitens  unserer  Besucher  fährt  oder  unserer  Kolonie  auf  andere 
W'eise  durch  Aufscbliefsuug  ihrer  natürlichen  vielfach  noch  schlum- 
mernden Hilfsquellen  nützen  wird. 

Die  unerwartet  grofse  Bcthoiligung  von  Ausstellern  hat  noch 
iu  elfter  Stunde  die  abermalige  Vergröfserung  der  Baulichkeiten 
nöthig  gemacht.  So  hat  man  u.  A.  die  Anfangs  zur  Aufnahme 
von  Ackerbaumaschioen  bestimmte  Halle  znr  Aufnahme  anderer 
Ausstellungsobjekte  umbauen  uod  für  die  Ackerbao-Abtheilung  eine 
neue  Maschinenhalle  errichten  müssen.  Die  grofsen  Hallen,  in  welcher 
die  arbeitenden  Maschinen  ansgestellt  werden,  haben  in  Folge 
grofsen  Andranges  seitens  britischer  wie  fremdländischer  Aus- 
steller gleichfalls  bedeutende  Erweiterungen  erfahren.  Die 
speziell  für  Waffen  und  Kriegsgeräthe  bestimmte  Halle  gebt 
ihrer  Vollendung  rasch  entgegen ; das  Gleiche  llfst  sich 
von  der  grofsen  Konzert-  und  Musik  - Halle  berichten, 
welche  anscheinend  den  an  aie  gestellten  Anforderungen 
in  vollem  Mafse  entsprechen  wird.  Die  während  der  letzten  zwei 
Mouate  einlaufenden  Dampfer  haben  von  den  verschiedenen  Kolo- 
nien, sowie  aus  Ost-Asien,  Europa  and  Amerika  grofse  Quaoti- 
i täten  Güter  herbeigeführt,  welche  jetzt  Tag  für  Tag  in  die  Aua- 
stellungagebäude  einströmen,  dem  Leben  in  denselben  ein  GeprÄge 

•)  Gerade  «euerer  Zelt  habeu  die  Vereinigten  Staaten  in  entschiedenster 
Weise  ihre  Absicht  kund  gegeben,  ihre  Position  auf  den  .Samoainseln  zu 
festigen,  obgleich  ihre  Interessen  daselbst  tbatalcbllcb  gering  sind.  tTm  die 
deutschen,  englischen  und  amerikanischen  Interessen  auf  Samoa  zu  regeln, 
linden  s.  Z.  io  Washington  Konferenzen  statt,  an  welchem  auch  Konsul 
Weber  aus  Apia  deutscherseits  tbeilnimmL  hn  Interesse  der  Herstellung 
geordneter  Verhältnisse  auf  Samoa  wäre  es  wiin*cb«üs*erth  die  englischen 
und  nordameriksniichen  Ansprüche  durch  anderweitige  Konzessionen  zu 
kompensiren  und  die  Inselgruppe  rum  deutschen  Schutzgebiet  zu  machen.  Brat 
wenn  dies  geschehen,  werden  die  gegenseitigen  Intrigueu  der  Europäer  wie 
der  Eingeborenen  anfhoren,  und  allein  auf  einer  so  gesicherten  Grundlage 
vermag  der  Werth  der  Plantagen,  gestützt  auf  ru  wanderndes  Kapital,  sich  tu 
beben. 


Nr.  81. 


488 

EXPORT,  Organ  des  Central  verein»  für  Handelsgeographie  etc. 


1887. 


der  gröfaten  Rührigkeit  verleihen  und  den  Händen  der  Kommissare 
und  Aussteller,  deren  Agenten  und  Geholfen  io  Hülle  und  Fülle 
xi  thun  geben.  Leider  hat  »ich  bei  Öffnung  der  Kisten  in  zahl- 
reichen Fällen  wieder  gezeigt,  wie  sehr  sich  eine  nachlässige, 
sorglose  und  ungenügende  Verpackung,  zumal  bei  leicht  zerbrech- 
lichen Gegenständen,  rieht.  So  waren  n.  A.  von  Uanada  kost- 
spielige Sendungen  wohlriechender  Essenzen  und  Parfümerieen  ge- 
sandt worden.  Bei  Eröffnung  der  Kisten  zeigte  sich,  da f»  die 
Glasgefäfse  in  mehreren  derselben  sflmmtlicb  zerbrochen  waren. 
So  batte  u.  A.  Neu-Süd-Walea  mehrere  anf  einige  Tansend  Pfund 
Sterling  Werth  geschätzte  naturwissenschaftliche  Sammlungen  ge- 
schickt, welche  in  völlig  beschädigtem  Zustande  hier  aukameo, 
sodaß  ihr  Werth  auf  Null  reduzirt  worden  ist.  Kein  Wunder,  denn 
mau  hatte  u.  A.  auch  eiserne  Träger  mit  den  Naturalien  iu  eine 
und  dieselbe  Kiste  verpackt!  Von  Beschädigung  deutscher  Sen- 
dungen ist  mir  bis  jetzt  Nichts  zu  Ohren  gekommen.^  Dieselben 
scheinen  also  doch  endlich  einmal  von  alten  Erfahrungen  profitirt 
zu  bähen. 

Während  der  letzten  Wochen  sind  zahlreiche  offizielle  Ver- 
treter der  ausstellenden  Kolonien  und  Lander  eingetroffen,  so  u.  A.  ' 
die  Kommissare  von  Victoria  und  Neu-Süd-Walea,  ferner  der  Ver-  1 
treter  Großbritanniens  und  Belgien»  u.  A.  m.  Unter  den  Vertre- 
tern der  asiatischen  Völker  erregt  der  Abgesandte  des  Sultans  von  ! 
Johore  (auf  dem  Südende  der  Halbinsel  von  Malaeea)  große» 
Interesse.  China  bat  zwei  Mandarinen,  einen  kommaodirenden 
General  und  einen  im  Range  eines  Generalkonsuls  stehenden  Herrn 
nebst  Gefolge  bergesandt.  Diese  Herren  sind  auch  beauftragt,  die 
soziale  Lage  ihrer  Landsleute  in  den  australischen  Kolonieen  zu 
studiren,  daneben  aber  auch  die  merkantilen  Interessen  ihres  Lan- 
des nicht' ans  den  Augen  zu  verlieren.  Dies  durfte  als  ein  weite- 
rer Beweis  gelten,  dafs  China  sich  bemüht,  die  Zivilisation  zu 
suchen.  Herr  C.  L.  Meyer,  welcher  den  auf  einer  Erholungsreise 
nach  Detkt&chland  begriffenen  österreichischen  Konsfal  Herrn  von 
Treuer  während  dessen  Abwesenheit  vertritt,  ist  von  der  öster- 
reichischen Regierung  ersucht  worden,  die  Interessen  der  Aussteller 
des  von  ihm  konsularisch  vertretenen  Landes  wahrzunehmen.  Der 
hiesige  deutsche  Konsul,  Herr  H.  C.  E.  Mnecke,  hat  es  nnf  sich 
genommen,  so  viel  als  möglich  die  Interessen  der  deutschen  Ans- 
steller wahrzunebmen,  da  Deutschland  au  der  Ausstellung  bekannt- 
lich offiziell  nicht  betheiligt  ist,  was  in  Hinblick  auf  Hie  große 
Zahl  der  iu  Süd -Australien  angesessenen  Deutschen  (ca.  85000) 
sehr  zu  bedauern  bleibt.  Die  deutschen  Aussteller  besitzen  wegen  i 
Mangels  einer  offiziellen  Vertretung  auch  keine  gesonderte  Ab- 
Ibeilung;  die  deutscheu  Waareu  gelangeu  daher  in  den  der  briti- 
schen Royal  Commission  in  London  zugewieseoen  Räumlichkeiten 
tur  Schaustellung.  Der  großbritannische  Kommissar,  Sir  Her- 
bert Sandford,  hat  jedoch  versprochen,  die  Waaren  der  deutschen 
und  anderer  kontinentaler  Aussteller  gruppenweise  zur  Aufstellung 
zu  bringen.  Eine  völlige  Zersplitterung  wäre  anch  aus  verschie- 
denen leicht  erklärlichen  Gründen  in  hohem  Grade  zu  bedauern, 
da  hierdurch  ein  Gesaromteindruck  Her  deutschen  Ausstellungs- 
objekte völlig  unmöglich  gemacht  würde.  Herr  Konsul  Muecke 
hat  sein  Möglichstes  gelban,  am  die  deutschen  Waaren  in  einem 
selbständigen,  gesonderten  „court*  aufzustellen;  trotz  aller  Mühen 
leider  vergeblich. 

Zur  Bequemlichkeit  der  Aussteller  wie  Aasatellnngsbesuchcr 
sind  Post-,  Telegraphen-  und  Telephonbureaux  eingerichtet.  Der 
Vertreter  einiger  hundert  Aussteller,  Herr  Hardt,  hat  ein  besondere« 
Lesezimmer  eingerichtet,  in  welchem  alle  bedeutenderen  englischen 
Tages-  uu<l  Wochenschriften  ausgdogt  sind.  Ich  möchte  diesen 
Aolafs  benutzen,  die  deutsche  Journalistik  auf  eine  grobe  Unter* 
lawiangnsünde  aufmerksam  zu  machen,  welche  sie  meist  auf  allen 
Ausstellungen  begeht.  Anstatt  es  ihrer  englischen  Kollegin 
gleich  zu  thun,  glänzt  sie  durch  ihre  Abwesenheit,  während  jene 
es  als  eine  Ehrenpflicht  betrachten,  selbst  mit  bedeutenden  Konten, 
in  allen  Tbeilen  der  Ausstellung  ihre  Anwesenheit  und  Allgegrn- 
wart  in  demonstrativer  Weise  tu  bezengen.  Die  englischen  Blätter 
fassen  es  eben  als  eine  Pflicht  auf,  theils  auf  eigene  Hand,  theils  im 
solidarischen  Verbände  die  Interessen  der  Öffentlichkeit  zu  re- 
präsenliri-n,  überall  ihre  fördernde  Theilnabme  kund  zu  tbun  und 
zu  zeigen,  dafs  ohne  sie  „Nichts  iat*.  Das  englische  Publikum 
ist  seioerseit«  dafür  wieder  erkenntlich,  denn  gleichviel  wo  der 
Engländer  weilt,  in  der  Schweiz,  in  Rom,  in  Adelaide,  er  verlangt 
sein  englisches  Blatt.  Zu  solcher  Gewohnheit  tnnfs  auch  Hie 
deutsche  Presse  das  deutsche  Publikum  erziehen.  Das  kostet 
einige  kleine  Opfer,  die  aber  später  mit  Zins  und  Zinseszins  wieder 
eiogebracht  werden.  Man  faoge  sogleich  mit  der  Probe  au  und 
sende  dem  hiesigen  Exekutiv- Konnte  sofort  deutsche  Zeitungen 
zum  Auflegen  zu.  Die  Deutschen  Australiens  werden  darin  eine 
Aufmerksamkeit  erblicken,  die  sich  mit  der  Zeit  für  die  betr. 


Redaktionen  lohnen  und  diesen  n.  A.  auch  gote  Berichte  eintragen 
werden. 

Die  Regierung  hat  drei  Spezialpreise  für  die  bei  der  Gold- 
uncl  Silberminen-lnduKtrie  verwendbaren  Hilfsmittel  und  Maschinen 
ausgesetzt,  durch  welche  der  gröfstc  Prozentsatz  Silber  und  Gold 
aus  den  Erzen  gezogen  werden  kann.  Einer  der  Preise  von  50  £ 
soll  für  die  beste  Methode  ertheilt  werden,  durch  welche  Gold  aus 
Quarzgestein  extrabirt  wird. 

Ein  gleichwertiger  Preis  soll  Demjenigen  zuerkannt  werden, 
welcher  Gold  aus  stark  schwefelhaltigen  und  anderen  schwer  trenn- 
baren Mineralien  und  Gesteinen  löst.  Ebenso  erhält  die  Me- 
thode einen  Preis,  durch  welche  Silber  aus  den  Erzen  getrennt 
wird. 

Unter  den  demnächst  zur  Ausstellung  gelangenden  Mineralien 
ist  besonders  eine  grofse  Zusammenstellung  der  verschiedenen  in 
der  .Broken  Hill  Mine"  vorkommenden  silberhaltigen  Erze  er- 
wähnenswert!}. Diese  Sammlung  hat  ein  Gesammtgewielit  von 
5 tons;  zwei  kolossale  Erzblöcke  wiegen  allein  4 tons,  während 
der  Re-st  aus  kleineren  Proben  besteht.  Besonderer  Beachtung 
wertb  sind  sodann  auch  noch  reiche  zinnffihrende  Erze  aas  der 
Byjerkerno  Bergkette,  welche  ungefähr  50  englische  Meilen  von 
Silverton  entfernt  ist.  Unter  diesen  Erzen  sind  vor  Allem  die- 
jenigen ans  der  „Mount  Kuriowie  Tin  Minu*  zu  nenuen.  Es 
sprechen  alle  Anzeichen  dafür,  dafs  diese  Mine  unter  guter  und 
kundiger  Leitung  eine  der  ertragreichsten  Zinnminen  in  ganz 
Australien  werden  wird.  Hier  bietet  sich  Her  deutschen  Maschineo- 
Industrie  die  beste  Gelegenheit,  sich  bei  Her  jetzt  vor  sich  gehen- 
den Au  flieh  liefsuog  der  Minen  einen  Theil  der  nötig  werdenden 
MaKcbiaenliefcruogen  zu  sichern;  wenn  nicht  direkt,  so  durch  Ver- 
mittlung Adclaider  Importeure'.  Ebenso  dürften  diese  Zion- 
entdeckuogeo  deutschen  Ingeuienren.  welche  im  Zinhbergban 
Erfahrung  besitzen,  manche  Gelegenheit  zur  Erlangung  einträglicher 
Stellungen  bieten.  Ist  doch  der  Leiter  der  In  ruhmtesten  austra- 
lischen Zinmutne,  der  „Mount  Bischof  Tin  Mine*  in  Tasmania, 
ein  Deutscher,  Namens  Kaiser.  Der  jetzige  Dirigent  der  Schmelz- 
werke  anf  der  „Broken  Hill  Mine*.  Namens  Schlapp,  ist  eia 
Deutsch-Amerikaner.  welcher  sich  seine  Kenntnisse  io  Freiberg  er- 
worben hat.  Seit  Beginn  seiner  Thätigkeit  hat  sich  das  Krträgnifs 
der  Mine  verdoppelt.  AU  Gehalt  hat  man  ihm  über  40000  « ft 
pro  Jahr  bewilligt.  Der  jetzt  für  die  Broken  Hill  von  Amerika 
verschriebene,  in  Kürze  hier  erwartete  neue  Generaldirektor  bat 
ebenfalls  seine  Studien  in  Freiberg  gemacht  und  wird  einen  jähr- 
lichen Gehalt  von  80000  t>1(.  beziehen.  Ist  dies  nicht  eine 
praktische  Anerkennung  der  gründlichen  Kenntnisse  im  Bergban- 
facbe,  welche  zu  erwerben  die  deutschen  Fachschulen  Hie  best« 
Gelegenheit  bieten?  Beiläufig  bemerkt,  hat  die  Broken  Hill  seit 
längerer  Zeit  von  900000  bis  275  000  . H,  Silber  und  Blei  per 
Woche  prodnzirt. 

Ausländische  Besucher  werden  anf  der  Ausstellung  auch  die 
beste  Gelegenheit  haben,  die  feinen  australischen  Weine  zu  kosten, 
welche  in  der  Zukunft  vielleicht  noch  eine  große  Rolle  auf  dem  Wein- 
markte  der  Welt  zu  spielen  berufen  sind  Die  Weine  der  ausstellen- 
den  Kolonien  werden  nicht  nur  in  den  Hauplrcstaurants  der  Aui- 
stellong,  sondern  auch  noch  an  besonderen  von  den  einzelnen  Kolo- 
nien errichteten,  ausschließlich  dem  Ausschank  heimischer  Weine 
gewidmeten  „colonial  wine  bars“  /am  Verkauf  gelangen. 

Zum  Eröffnungstage  Her  Ausstellung  werden  zwei  der  zum 
britisch-australischen  Geschwader  gehörigen  Kriegsschiffe  „Nelson* 
und  „Opal*,  hier  erwartet.  Ebenso  ging  die  Rede,  dafs 
das  deutsche  Südsee-Geschwader  („Bismarck*,  „Carola*,  „Olga* 
und  eine  andere  Korvette),  welches  am  9.  Juni  in  Sydney  von  der 
afrikanischen  Station  angekorarneu  ist,  möglicherweise  zur  Er- 
öffnung der  Ausstellung  nach  hier  kommen  würde,  doch  ist  di« 
noch  fraglich.  Leider  trog  uns  der  Telegraph  aus  Sydney  die 
Kunde  zu,  dafs  der  Kapitän  der  „Olga*.  Herr  Kapitäu  von  Keichen- 
harh,  kurz  vor  dem  Einlaufen  der  Schiffe  in  Port  Jackson  (Hafen 
von  Sydney)  von  einem  Schlagfluß  getroffen  wurde,  dem  er  in 
kürzester  Zeit  erlag. 

In  meinem  nächsten  Berichte  hoffe  ich  Ihnun  nähere  Einzel- 
heiten der  alsdann  eröffnet en  Ausstellung  berichten  zu  können. 

P.  8.  Adelaide,  22.  Juni.  Die  Eröffnungsfeier  der  Ausstellung 
ist.  mit  allem  Pomp  in  Szene  gegangen.  Der  englische  Vertreter 
Sir  H.  Sandford  sprach  sich  io  folgendem  8inne  aust 

„Ich  sage  Ihnen  ohne  allen  Rückhalt,  daß  diese  Ausstellung, 
sowohl  in  ihrer  Ausdehnung  als  in  ihrem  Charakter,  meine  höch- 
sten Erwartungen  übertrifft.  Ich  hatte  keine  Idee,  daß  sie  so  groß- 
artig und  so  gut  ausfallcn  könne,  und  dies  mein  Urthdl  wird  durch 
die  großen  Erfahrungen  vieler  anderer  Besucher  unterstützt.  Ver- 
schiedene Herren  von  Melbourne  und  Sydney  haben  mich  versichert, 
Haß  sie  geradezu  über  die  Ausdehnung  und  deu  darstellenden  Cha- 


1887. 


489 

EXFüKT,  Organ  de»  Central  verein»  für  Handelüfeographie  eU.. 


Nr.  32. 


rakter  derselben  erstaunt  sind;  sie  senden  anerkennende  Beneble 
darüber  ab  und  laden  ihre  Freunde  eiu  herübenukommen.  Der 
Erfolg  ist  also  zweifellos.** 

Daa  Begräbnis  des  Korvetten- Kapitäns  von  Reichenbach  von 
der  Kaiserlich  Deutschen  Korvette  „Olga“  in  Sydney.*)  Am  9.  Juni 

d.  J.,  als  die  Korvette  „Olga“  in  den  Hafen  von  Sydney  einlief, 
verschied  plötzlich  der  Kupitain  derselben,  von  Keicbenbach.  Das 
Urgrübnifo  fand  nm  Sonntag,  den  12.  Juni  mit  allen  militärischen 
Ehren  statt.  Um  2 Uhr  begaben  sich  die  Offiziere  und  ca.  250  Mann 
von  der  Besatzung  der  im  Hafen  befindlichen  deutschen  Kriegs- 
schiffe mittelst  Booten  nach  MiltoiTs  Point.  Ein  Dampfboot  mit  dein 
Sarge  des  Verstorbenen  fuhr  voran.  Am  Ufer  angelaugt,  wurde 
der  Sarg  von  vier  Unteroffizieren  auf  einen  Leichenwagen  gehoben 
und  der  Leichenzug  formirt.  Die  Leichen parade,  bestehend  aus 
dem  Musikkorps,  4 Offizieren  und  220  Mann  des  „Bismarck“  er- 
öffnete  den  Zug;  ihr  folgte  der  Adjutant  des  Verstorbenen,  der 
auf  einem  schwarzen  Samraotkisseu  die  Orden  desselben  trug; 
diesem  der  reichgeschmücktc  und  reich  bekrfioztc  Sarg,  zu  dessen 
Seiten  chargirtu  Untergebene  des  Verstorbenen  mit  Kränzen  io  den 
Händen  gingen.  Dem  Sarge  zunächst  folgten  der  Kommandant 
Heusner,  Kapitain  Kuhn  und  fast  sämmtliche  Offiziere  des  Ge- 
schwader». Diesen  achloasen  sich  Kapitän  Clav  ton  von  J.  M.  S. 
„Diamond“  und  audere  höhere  Offiziere  sowie  ca.  200  Mann  der 
euglisclieu  Marine  unter  KapiLüu  Hixaqn  mit  ihrem  Musikkorps  j 
an.  Der  ganze  Weg,  welchen  der  Zug  passiren  mufste,  war  mit  ; 
Zuschauern  bedeckt,  welche  die  gröfste  Tb  eil  nah  me  zeigten  und  der 
Leiche  die  gröfste  Ehrerbietung  erwiesen.  Es  war  ein  höchst 
imposanter  und  ergreifender  Anblick  und  bei  den  Klingen  des 
Trauermarsche«  war  wohl  Niemand  unter  der  grofson  Menge, 
welcher  nicht  dio  tiefste  Theilonbme  für  den  Verschiedenen  em- 
pfunden hätte. 

Am  Grabe  hielt  Se.  Hochehrwürden  S.  H.  Cbilde,  Pfarrer 
an  der  St.  Thomas-Kirche,  die  erste  Leichenrede,  Baron  von  Schenk 
die  zweite  in  deutscher  Sprache.  Der  Sarg  wurde  hierauf  in  die 
Gruft  hioabgelasseo  uud  die  Mauoscliaflen  erwiesen  ihrem  todten 
Komtnandauten  die  letzte  Ehre  dadurch,  dafs  sie  über  das  offene 
Grab  eine  dreimalige  Salve  abgaben.  Dem  Begräbnifs  wohnten 
außerdem  noch  der  Flügel-Adjutant  Sr.  Excellenx  des  Gouver- 
neurs. Major  Gaseoigne  und  Major  M’Kenzie,  welcher  die 
Militärbehörde  vertrat,  bei.  Die  Leitung  der  Begrilbnifsfcierlicb- 
keiten  war  Mr.  Kirby  übertragen  worden.  Nachdem  das  Be- 
grfibnifs  beendet  war,  inarscbirtcn  die  deutschen  Soldaten  unter 
den  Klangen  eines  lustigen  Marsches  nach  ihren  Booten  zurilek. 


Briefkasten. 

— Dio  spanischen  Zeitungen  berichten  über  die  in  Zaragoza  statt- 
tiudenden  Vorbereitungen  zu  einer  grolWn  gegen  Deutschland  gerichteten 
Demonstration,  bei  welcher  in  Verbindung  mit  der  gegen  die  deutsche  Sprit* 
rlnfubr  gerichteten  Agitation  auch  die  Karolinen  frage  heran fbescb woran  worden 
wird.  Es  werden  Karten  veil  heilt  mit  der  Auf»ehrift: 

Weder  bestehlen  1885. 

Noch  vergiften  1887. 

K»  will  uns  scheinen,  dal*  die  französischen  Emi.'sire  ihre  Zeit  zur 
Aufhetzung  der  Männer  und  Mädchen  von  Zaragoza  gut  gewählt  haben;  auch 
macht  ».ich  der  uaehtheilige  Eiitilufs  der  llund'tagr  daselbst  iu  höchst  be- 
■ iatierlieber  Weite  bemerkbar,  wie  dies  schon  naher  Korrespondent  ln  Nr.  81 
de>  Blattes  nndeutete.  Unter  solchen  Umständen  lat  es  allerdings  bedenklich 
nach  einer  Gegend  Sprit  xu  exportjien,  wo  die  Art  der  geistigen  Genüsse  so 
wenig  gewählte  — wie  obiges  Beispiel  zeigt  — sind 

Berlin-,  8.  August-  Der  .l'eutral  verein  für  Uandclagsographie  etc.“ 
versendet  soeben  ein«  Brochüre,  in  welcher  er  die  deutschen  ladoltridln 
zur  Beschickung  der  1888er  Ccntcnnial-Kxhibition  iu  Melbourne,  unter  Hin- 
weis auf  die  gedeihliche  Entwickelung  des  deutsch -australischen  Handels  in 
neuster  Zeit,  auffordert  Dis  Handelsfreiheit,  welche  die  deutsche  Waaro  in 
ddti  australische»  .Staaten  neben  den  englischen  IndustricerzcußDisseo  ge- 
niefat,  Mwio  di«  gedeihliche  Entwickelung  der  jungen  Kobmiecn  dürfte  jeden- 
falls Veranlassung  gehen,  die  kaum  aagchahuten  deutschen  HandeUhezfehun- 
gen  mit  jenen  Ländern  nach  Möglichkeit  xu  stärken,  wozu  jedenfalls  dio 
gedachte  Ausstellung  passende  Gelegenheit  bietet.  Im  Gegensatz  zu  den 
zahlreichen  Ausstellungen,  welche  sich  in  de»  europäischen  Industrieländern 
allzu  sehr  häufen,  mul*  daran  erinnert  werden,  daf*  Australien  ein  Land 
mit  durchaus  unentwickelter  Industrie  ist,  welches  alle  Produkte  derselben 
aus  Europa  zu  beziehen  genöthigi  ist.  Die  direkte  neue  Dompfcrlinle  bietet 
auch  unserer  Industrie  die  Gewähr,  erfolgreich  koniurriren  zu  können  und 
so  «lio  Erfolge  einer  Ausstellung  an*.amützcn.  Die  offizielle  Beschickung 
tlersdffln  wird  in  der  gedachten  Brochüre  im  Interesse  eines  geschlossenen 
Auftretens  der  den  (sehen  Industrie  sehr  entschieden  befürwortet.  Die  kleine 
Schrift  enthält  eingehende  und  objektive  volkswirtschaftliche  und  statistische 
Darlegungen  über  die  Entwickelung  der  australischen  Kolonieen  und  über  die 
Errungenschaften  des  deutschen  Handels  daselbst.  Die  Brochüre,  deren  Keimt* 

*)  Aus  dem  Sydney  Morning  Herold. 


niDt  wir  unsere»  Lösern  empfehlen,  kann  durch  das  Bureau  des  Vereins, 
Berlin  SW.  Kocbstrafs«  27,  gratis  bezogen  werden. 

- H.rr  K.  O.  I.efer.1  »n  « , Hinbirf.  ««(««l:  D»r  FUmkorR  SfidatnertkaaUcb»  PnM- 
d»mfif,r  HDaiM(rn“  tml  r4<kA«tir*ud  »ra  I.  Ane«*!  K Uk»  I>o**r  p»»*irt  „C*»rO*(«l* 

Ut  «uiselienJ  aiu  l-  AuRu*t  S »c  i nml*|«  in  Moni«  *14*«  „V«fp«r»i*>“  Ul  w 

2.  Aoru«  VanillLe*  »jo  PeroaiBbiiro  rurt  Eun  ji»  »LReR»»«»».  „FetrwpollV*  b*t  »u**«ben4 
•m  a AoRtift  Hi  Vln<«al  pMklrt.  „Ui*o*«r»o-  h*l  r6rkki»br««<l  in  I.  Aura« 

NfcrlimMU*.  8t.  Viof««t  p»*t>irt.  ^oolu»-  Ul  rü<kk«br«»d  am  >.  Abru«I  VmuiHiar«  io  !<*•- 
.»hoo  «jOimm-n  sn<l  am  NacbtalUaR  u*«k  llamliurR  wsitwtqnuw«».  „l’iraoaRoa-  Ut  ■*»*- 
E#k«tnl  am  t.  AuR««t  Y„rt*UUft*  1«  LiltabuB  aoR»t."W*«i«»  on<l  am  3.  AuRtut  VarmltURa  aarb 
Bratltiaa  *«ii#or«Haaf «n.  „Bahia-  bat  au«r*h«<Ml  am  4-  Aa*u*t  I?  üfcr  Mllia«*  Do»«r  pamlit. 
„Caa»a"  bas  rirklukfeiid  am  >.  Augatt  « llbr  Mo««»**  Du*«  paotkrL 


— Oai  Spcdltl-'Mbioi  tiirut  UtancwUial.H «mborf  tartelmi  m fal«aa4a  Dampfat 
uuil  Haglat*  AbtaOrtoA  \u»  Ham  barg  o«eh  •MimpSUebo»  «ad  »Ueraa«l*'k*o  PUlaoa: 

•)  Dampfaoklffa. 

Afrika  (SüdocMkäai«)  »I«  Modatra,  Caa*ri»«he  loaela.  Ger«*.  Atrra.  t-«RO*  ««•  bla 

>okl.,  J'o.ul«a»pf*r  „Mart«  WotratM",  KapL  Jarrk,  dmitaeb,  XJ.  Aur«*l 
Afrika  (Wntkiit«)  »ta  Madrtra,  Ciorf*  m«.  PmMampfar  „Aaria  WMnuw“,  daoiacb, 
|A.  AnRuat. 

Afrika  WoUwU  uad  da at  Codru  (»U  Amwa«rfn)  Daaaptar  „VUandar««".  balRtarb, 
13.  AoriiuL 

Kapaudi  uia,  (»la  llaitalra)  aJI«  UT*g*>  aonSehai  P.Midampfof  „Mriko»“,enRllac.b,  ta.  A**ua1. 
f'cnaac,  no«apara,  tU'Mkaar  und  Japan  („Klopttn-Ldala“)  Dampfnr  „Nlaba-,  d««tach. 
20.  AuridM,  Uarapler  „IpbiRuuia“.  ilaatoob.  li.  Saplrmbrr,  Dampfer  „VripRa1*,  deute»», 
liX  S-ptamüer,  |)amprtr  ,t.)dia“,  deutxh,  IV.  Oktebrr.  Damptar  „Balloaa“,  daato«», 
J->.  Oklohar.  Dampfat „Caaaandra-,  deutith.  13  Soramber,  Dampfar  „Dapbna“,  itratar», 
30  Wotrmtm-.  Dampf«»  mala“  daaUcb,  IV.  Oetewebar,  Dampfar  «naaparta", 

deoaerh,  Vo.  UaapmW. 

Pasaiip,  hiugapura.  HünRkoaR  »nl  Japan  (Httire  - Ltnl^  <U  Luad»o  und  erenu  Anloeipeu 
Darnffer  «PinViekiiWN1*,  W AuRuaU 

ranaap.  BlaRapore,  IIoorWoo«,  H.  h»aR;liaS,  direkt  <Dafon-t.tate)  Dampfer  „Pemptoe“.  Kapi. 
J»kan>«o.  deuurO,  ti).  Auf* et. 

l'eoaiR,  HlBRepwa.  II  •ogkang.  V k..liaaoa  uad  tbaRo.  direkt  (CuU-UWe;  Dampfer  „Oay 
Maanertnc“,  engl  Ix»,  2Q.  AuRoeL 

l'mai^r,  füioRaporo,  llaaUa  eoO  llotlo  Dampfar  ..Oyd*  '.  KapL  Uaddeo.  razllatk,  33.  Aur«m. 
HlflRap^ra.  Hotif k->r*.  Hclua«tui.  VoAofaama,  Bi««o  oad  MapaaaAl  <«1a  Port-Haid,  Haea,  Ade« 

umI  Colnmbo}  t'ualdampfer  ..SachMa",  dealar-h,  bU  SO.  AuRe>t 
Valparaito,  ArUa.  ttollrado  ond  Callan,  Ponta  Areaai  (MaR.-Hty.).  Corral.  rurunal,  TaJea- 
tums  ond  Coline  »aiaufand  (ria  Aotoarpen!  poatdampf«»  „Heto«“.  Kapt.  Deoial*e»n, 
dfiilerli,  IV  AnRett,  ro*tdainpf«r  „NaVo  *,  KapL  1‘rebn,  dmit.rk,  JV  Anwalt. 

Ponta  Arena«  (CwUrica}  Cartoto,  lm  Union  La  Liberttd,  A-aJatla.  Sau  J<ae  da  Oaau- 
mala  und  Cttamparir«  {*ta  AuiaerjiaaJ  l'oaldampfer  ,.tbla“,  Kap«.  Von,  deatarb,  V.  S»p- 

Val^rti.n,  Punta  Araaat  (llaR.-Str.),  Corral.  C»r«nal,  Talraboano.  Otnlmbo.  Autefa«a>ta. 
1.,  11190«,  Ariea.  MHleado.  Calle«  uaer.  (»la  Aatwerpea),  Dempfar  ,J^»l«lp“.  deuMrb. 
IS-  BeptaoiNaf.  _ 

Punta  Arr  oi»,  Val  parat  eo.  CaJdata,  Pl»»«ua.  »alairrp.  Paraaoeayo.  »en,  Payta  und  Guaya- 
quil {«ia  Antwarpan)  Dampfar  „CeHa".  d«4l»?h.  33.  Aapoet 
UonterldoN  Buamea  Air»*,  Ro.ario  ood  S«a  Nkst-Ia«  (»U  Madaira)  Peiid  »mpfnr  ..Hambot*-, 
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Goayaq'iil  u«d  ateotl.  Minta  (aventl,  »la  llarre  nda»  BoHetoa)  „AnRoaturB“  Kapt.  Wader, 
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Abttiellung : Exportbureau. 

Berlin  S.W.,  Kochslrafse  27. 

iBritfe.  Fackele,  onr.  eew,  lind  a«r  mit  diwtr  Adreaaa  ig  »ereebei).). 

438.  Dio  »Mittheilungvn  de*  P.xportbureaus*  der  , Deutschen  Eiport- 
bauk“,  welche  dk>  geschäftlichen  Angaben  der  unserem  AtKuifu-ntenverhaad 
augeherigen  leistungsßhigen  Firmen  ' enthalten,  gelangen  demnächst  in  be- 
sonders starker  Auflage  zum  Versand  an  olle  unsere  auswärtigen  resp. 
überseeischen  Geschäftsfreunde.  Wir  fordern  daher  unsere  Abonnenten  auf, 

- Drt>i*listcu  uml  Kataloge,  welche  sie  betzulegea  wünschen,  baldmöglichst  ein- 
xusenden  In  den  Antwortschreiben  unserer  ausländischen  Geschäftsfreunde 
auf  die  ihnen  im  Dezember  v.  J.  nebet  Katalogen  und  Preislisten  xuge&andien 
„Miltheilungen*  wird  eütstitnmig  der  pntklüiclie  Voftheü  «nerkauul,  w«d«-.bmi 
diese  ZufMmineiLSUfliung  leistungsfähiger  Firmen  aller  Bronchen  namentlich 
dadurch  gewährt,  dafs  die  Deutschen  Im  Auslande  ersehen,  welche  Artikel 
sic  atn  besten  ton  Deutschland  tu  beziehen  vermögen,  and  ihnen  ferner  die 
Möglichkeit  gegeben  ist,  sich  ohos  Zeitverlust  an  die  Fabrikanten  reep-  Ex- 
porteure direkt  r.u  wenden.  Dieser  Nutzen  wird  durch  illusjtrlrt«  Kataloge 
und  Preislisten  wesentlich  gesteigert:  jedoch  wird  allgemein  der  Wunsch 
ausgesprochen.  «Ufa  dieselben  neben  der  deutschen  s'ujh  in  hngKscher,  spa- 
i nischer  ti*w.  Sprache  publizirt  werden  möchten  Anfirafen  unter  L.  L.  400 
} an  die  Deutsch«  Exportbank- 

439.  IKe  Firma:  Müller,  Sinidt  & Co.,  C-apotadt,  zeigt  uns  unter 
■ dem  1.  Juli  a.  c-  an.  dafs  Herr  W.  Kcinia.r  Smidt  mit  selbigem  Tage 

aus  der  Firma  geschiedeu  ist.  Fs  wird  dadurch  weder  der  Gang,  noch  die 
finanzielle  Lage  des  Geschäfts  verändert.  Die  Leitung  bleibt,  wie  »eit  der 
Gründung  des  Geschäfts,  in  der  Hand  des  Herrn  Müller.  Der  Name  der 
Finna  wird  vorläufig  auch  nicht  geändert  werden. 

44t).  Eine  Firma  in  8crbted,  wünscht  behufs  Verkaufs  von  Eichen* 
Stämmen  erster  Qualität  mit  Firmen,  die  ausschließlich  die  Fabrikation  von 
l Fahdanben  und  HoizparquetU  betreiben,  in  Verbindung  sä  treten.  Off«ri#n 
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441.  Eid  auswärtige»  Hau«  wünscht  mit  einem  leistungsfähigen  Fabri- 
kanten, welcher  die  Maschinen  zur  Herstellung  von  Bierflaschenvenichlässen 
anfertigt,  in  Verbindung  zu  treten.  Offerten  erbeten  unter  L.  I».  402  an  die 
Deutsche  Expertbank. 

442.  Hin  in  Amsterdam  gut  eingeführter  Vertreter  wünscht  mit  Hand- 
sebubfabrikanten  direkt  in  Verbindung  zu  treten  behufs  Exports  von  billigen 
4 knüpfigen  Hsudschuhen  nach  Indien  Offerten  erbeten  unter  L.  L.  403  an 
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443.  Ein  alt  renoromirtes  Haus  in  Bukarest  wünscht  die  Vertretung  für 
Fabrikanten  folgender  Artikel  zu  übernehmen: 

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Kattune,  billige  Kopftücher,  Scidenwasron,  billige  Tuche,  Piquets,  Zephyre, 
billige  sächsische  Hosenzeuge,  Zanellas,  Gradeis,  Möbelstoffe,  Oxfords.  Be- 
züglich« Offerten  erbeten  unter  L.  L.  404  an  die  Deutsche  Kxportbank. 

444.  Ein  tüchtiger,  bestens  empfohlener  Agent  in  Konstantinopel, 
wünscht  die  Vertretung  von  Strumpf-  und  Wirkwaaren  sächsischer,  resp. 
chemniUer  Fabrikanten  zu  übernehmen.  Offerten  erbeten  unter  L.  L.  405 
an  die  Deutsche  Exportbank. 

445.  Eine  leistungsfähige  deutsche  Zigarrenfabrik  und  Rohtabak-IIand- 
lung  sucht  tüchtige  Vertreter  in  Schweden,  Dänemark,  Norwegen,  England. 
Offerten  erbeten  unter  L.  L.  406  an  di«  Deutsche  Exportbuuk. 

446.  Eine  sehr  leistungsfähig«  deutsche  Fabrik,  welche  als  Spezialität 
alle  Arten  weifser  und  farbiger  Stickereien  führt,  wünscht  behufs  Ausdeh- 
nung ihrer  überseeischen  Kundschaft  »eitere  geeignete  Verbindungen  mit 
soliden  ausländischen  Importeuren  lesp.  Agenten  onzuknüpfcn.  Offerten  er- 
beten unter  L.  L.  407  an  die  Deutsche  Kxportbank. 

447.  Eine  leistungsfähige  bayerische  Hopfenhandlung  wünscht  mit  ge- 
eigneten Importhiusern  in  Portugal,  Spanien  und  Rumänien,  welche  den 


kommt**lon.'wel-«tn  V.rkmif  di««,  Artikel,  äbemebmen,  in  Verbindung  in 
treten.  Offerten  erbeten  unter  L.  L.  408  an  die  Deutsche  Exportbank. 

448.  Ein  bestens  empfohlenes  Agentur-  und  Kommissionsgeschäft  in 
Konstantinopel  sucht  geeignete  Vertretungen  für  Drahtnägel  (sogenannte 
Pointe»  d«  Paris)  sowie  für  Jagdschrot  und  ordinäre  Schaufeln  ohne  Stiel- 
Offerten  erbeten  unter  L.  I».  409  an  die  Deutliche  Kxportbank. 

44J.  Leistung» fälligen  deutschen  Fabriken,  welche  als  Spezialität  Piquc- 
Rtoffe  her« teilen,  und  in  Konstantinopel  noch  nicht  vertreten  sind,  können 
wir  einen  tüchtigen  Agenten  daselbst  nachweiscn.  Muster  steht  zur  N er- 
fügung.  Offerten  erbeten  unter  L.  L.  410  an  die  Deutsche  Exportbank. 

450.  Die  Deutsche  Bank  in  Berlin  hat  in  der  Argentinischen  Republik 
eine  Filiale  unter  der  Firma:  .Deutsche  Uebersee-Bank,  Buenos  Air« 
errichtet,  welche  ihre  Thätlgkeit  am  5.  diese«  Monats  begonnen  hat.  Ge- 
leitet wird  die  Filiale  von  Herrn  0.  F..  Maschwilz. 

451.  Die  „Sudamerikan lache  Kolonisations-Gesellschaft“  zu  Leipzig  ist 
in  der  Lage  und  bereit,  einem  Theil  der  aus  Rufsland  ausgewiesene® 
deutschen  Landwirtbe  und  Gewerbetreibenden  in  ihrer  Kolonie  in  Paraguay 
unter  günstigen  Bedingungen  Aufnahme  tu  gewähren.  Gesuche  sind  an  di« 
obige  Gesellschaft  nach  Leipzig  zu  richten. 

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bindnngen  für  den  Beng  deutscher  Kxpnrt-Artikel  *nd  inr  Vanüttelog 
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zahlung der  II.  oder  UI.  Kate  oder  mit  boiden  Raton  von  je  100  JC  im  Rückstände 
befinden,  werden  hierdurch  aufgefordert,  diese  Einzahlungen  von  je  100.«  beziehungs- 
weise 200  Jf  pro  Aktie  nunmehr  bis  spätestens  den  15.  November  1887  bei  der 
Kusse  der  Unterzeichneten  Gesellschaft  zur  Vermeidung  der  gesetzlichen  Nachtheile 
za  leisten. 

Berlin,  den  9.  August  1887. 

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1887. 


401 

EXPORT,  Organ  dea  C-autralvcreina  für  ll&ndelagengraphie  et«. 


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um  6 Uhr  Abends  und  ton  Antwerpen  täglich  (mit  Ausnahme  Sonntags)  um  6 Uhr  Abends  ab  Kzprefs- 
zug  von  Hanrieb  nach  London  nach  Ankunft  der  Boote.  Direkte  PtLvxagler-,  Reisegepäck-  und  Güter- 
beförderung von  alten  gruftcren  Stationen  da»  Kontinent*.  Die  Dampfer  der  Gesellschaft  iranaportircu 
kein  Schlachtvieh.  Weitere  Auskunft  eitbeilt  der  General-Agent  der  Great  Kantern  Khcnbalm 
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Digitized  by  Google 


Nr.  32. 


492 

EXPORT,  Organ  des  Ceutralreroins  für  Handelsgeographie  etc. 


1887 


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und  M&schinenhiuaer,  Kotnptoir-,  Bahnwärter,  Portier- 
und  Wicgebiuser,  Pavillons,  Trinkhallen,  Magazine, 
- Kemiaaa,  Speicher,  Scheunen,  Baracken, Quaischuppen, 
? Kohlen-,  Petroleum-,  Lager-,  Lokomotiv-  und  Wagen- 
hnppeti.  Aussiellungs-,  Markt-  und  Perronballen, 
Zirku>,  Theater.  Panorama  etc. 

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Kllngentlial  (Sachsen).  [Ui, 

ioiom«»»<«,«,e«i>ii»iioi* 


> Hrd»fctu.„  wwrsat«v,llhck  K.  Hwtrb.,  Bwr.i*  HW..  KocS.ubIm  Z7.  - Uwdni.*»  t«l  Jullae  Sliiwsfwld  in  ItariiH  W,  kUwwrewad»  «*.  S4.  SS. 
UiiiiufoWr:  bi.  M.  JHHHee.li.  — KshhiwIiimwIsc  ,m  Willk.t  O Apnlial  |h  Itifla  W_  Mtrtf rnfewitrefo»  SO. 


Abonnirt 

b«i  dar  Post 
und  im  Bnchhudal 
(Walt*m  de  Aroii«, 
Berlin  W.,  M»rkzrafea»tr. 60) 
»owl*  bat  der  Redaktion. 


TraU  ilerlcljäkrtleh 
ls>  dontsclica  PoM^eblet  3jo  * 
Im  Weltpostverein  ...  S.r,  . 

Freia  flr»  rau«  Jahr 
im  deoiarJien  Po«tr«bl*t  12.»  M 
Im  WeltpoitTtreln  . . .lSao  „ 
im  Verein* »aalend  . . .li«  „ 

Klaaalne  Kmairra  40  I*ffc. 


CncMil  |etfen  Ditnsljj. 


tinllli, 

die  dratgeapaitane  Patitaalla 
•dar  daran  Ra  am 
mit  10  Pt  baraebaac. 
«erden  von  dar 
Kipeditioa  4m  „Export ta“f 
Berlin  SW.,  Kochatr.  27, 

ut^iieofeoonuDia. 


eSei(of#H 

nach  U obere Inktmft 

mit  dar  Expedition. 


Centralvereins  für  Handelsgeographie  und  Förderung  deutscher  Interessen  im  Auslande. 


Redaktion  und  Expedition:  Berlin  S.W.,  Kochstralse  27. 

{Oaachl  fiaa  elti  Woabaalacs  8 bla  4 Ubr.j 

Der  .EXPORT"  ist  im  deutschen  PostxaitungaknUlog  für  1887  unter  Nr.  1876,  Seite  62  eingetragen. 


DL  Jahrgang.  ZWt  16 . Quujwot  mz.  Nr.  33. 

Piere  Wochanachrlft  »«folgt  den  Zweck,  forttaofand  Berichte  bbar  dla  Lege  nnaerar  LaadalaoU  im  AnaUnda  rar  Kenntalla  Ihrar  l^aaar  an  brlageo,  dla  lataraeaan  daa  daatackaa  Exporte 
thatkrlftlg  n rertreteo.  i«»le  dem  deatacbeo  Handel  and  der  deutschen  lodoatrle  «lebtlga  MittbtUangea  Ober  dla  HaadetaeerbUtataaa  daa  Auataadaa  In  kflrsaatar  Fiiat  ra  Abarmlttein. 

Briefe.  Zeitungen  ead  Wartbaaedongeo  flr  daa  „ICip*rt**  atnd  aa  dla  Redaktion.  Berlin  S.W„  Kocbatraba  27.  aa  richten. 

Briefe.  Zaltaugen,  Beltrittaarkl&ruageD.  Warlbaeadaagen  flr  dea  .Caatralrarala  f(r  HaadeltgeoirrsekU  etc.“  rlad  nach  Berlin  SW.,  Kocbstralae  TI,  aa  senden 

Inhalt:  1888er  Ausstellung  su  Melbourne  betreffend.  — Rücksendung  der  Resolutionen.  — Nochmals  die  1888er  Aus- 
stellung von  Melbourne.  — Europa:  Zur  Lage  der  deutschen  Exportindustrie.  — Die  deutsche  CbakuUulenfabrikaUua  und  der  Export.  — Aus- 
führung weiterer  llofcnbanten  in  Portugal  (Origioalberickt  aus  Lissabon.)  — Afrika:  Das  Schulsystem  in  Marokko,  ein  Sehend  Heck  europäischer  Zivilisation 
(Original bericht  aus  Tanger.)  (Schlufs.)  — Der  Verfall  der  portugiesischen  Kolonie  Mozambique.  — Litterariscbe  Umschau.  — Vereinsnachrichten: 
Eingabe  des  Vereins  für  Tlandclsgcographie  in  Leipzig  an  da*  König).  Sächsische  Ministerium.  — Briefkasten:  — Deutsche  Kxportbank  (Ab- 
teilung: Export-Bureau.)  — Anzeigen. 


Die  Wiedergabe  von  Artikeln  ans  dem  „Export“  ist  gestattet,  wenn  die  Bemerkung  hmrugeflgt  wird:  Abdruck  (bezw.  Ufbarsetzwig)  aus  dem  „EXPORT“. 


1888er  Ausstellung  zu  Melbourne  betreffend! 

Mehrere  deutsche  Fabrikanten  fragen  bei  denn  Unterzeichneten 
Verein  an,  wo  sie  sieb  bebufs  Theilnahme  an  der  1888er  inter- 
nationalen Ausstellung  anxumelden  haben. 

Wie  die  von  dem  Verein  Ober  gedachte  Ausstellung  veröffent- 
lichte Brochöre  mittbeilt,  nimmt  der  „Agent-General  for  Victoria, 

8 Victoria  Chambers,  Victoria  Street,  Westminster,  London  SW.", 
Anmeldungen  für  die  Ausstellung  an.  im  Interesse  der  deutschen 
Anssteller  sei  daranf  aufmerksam  gemacht,  dafs  der  äufserste  An- 
meldetermin vom  81.  August  auf  den  31.  Oktober  verlegt  ist.  mit- 
hin die  Anmeldung  nicht  eilt.  Wir  glauben  dies  mit  Rücksicht 
auf  die  eventuelle  Ernennung  eines  deutschen  Reichskommissars 
für  Melbourne  hervorbeben  zu  sollen,  da  in  diesem  Falle  die 
Anmeldungen  an  diesen  und  nicht  narb  London  zu  richten  sein 
werden.  Der  Entschlufs  der  Reichsregierung,  einen  Kommissar 
zu  ernennen,  wird  im  Wesentlichen  durch  die  Stellungnahme  der 
deutschen  Industriellen  zu  der  Ausstellung  beeinflußt  werden. 
Zeigt  sieb  ein  allgemeines  Interesse  für  dieselbe  — wie  dies  nach 
den  zahlreichen,  bei  uns  eingegangenen  Znstimmungsadressen  aufser 
Zweifel  siebt  — so  dürfte  die  offizielle  Beschickung  der  Ausstel- 
lung deutscherseits  als  gesichert  zu  betrachten  sein  und  die  Er- 
nennung eines  Kommissars  bald  erfolgen.  Es  empfiehlt  sich  da- 
her, dafs  die  deutschen  Fabrikanten,  welche  sich  für  die  Melbourner 
Ausstellung  interessiren,  die  mit  der  oben  gedachten  Brochüre 
versandten  Resolutionen  unterschreiben  und  dem  „Ontralverein  für 
Handelsgeographie  etc.“,  Berlin  SW.,  Kochstrafse  27,  baldigst  to- 
senden, damit  dieser  die  Unterschriften  bei  den  mafsgebeoden  Be- 
hörden einreicht.  Die  Brochüre  kann  kostenfrei  bezogen  werden. 

Berlin  SW.,  Kochstr.  27,  16.  August  1887. 

Centralverein  für  HaadeLs^eograpble  and  Förderung  deutscher  Interessen  im  Auslände. 

Der  Unterzeichnete  Verein  ersucht  seine  Mitglieder  sowie  alle 
diejenigen  Firmen,  welchen  die  die  Ausstellung  von  Melbourne  be- 
treffende Brochüre  zugegangen  ist,  nm  baldige  Unterzeichnung  und 
Röcksendnog  der  in  der  letzten  Hauptversammlung  des  Vereins 
angenommenen  Resolutionen.  Die  Eingabe  derselben  an  die  Rcichs- 
sregierung  ist  wünschenswert , weil  das  Gesuch  um  offizielle  Be-  , 
theiligung  des  Reiches  an  der  gedachten  Ausstellung  nur  dann 
Aussicht  auf  Erfolg  hat,  wenn  die  deutschen  Industriellen  in  gröfserer 
Anzahl  ein  lebhaftes  Interesse  an  der  Ausstellung  bekunden. 

Berlin  SW.,  Mitte  August  1887. 

Centnlrsran  ISr  Hudelsüeojnjikl«  ete. 


Nochmals  die  l8B8er  Ausstellung  von  Melbourns. 

Bereits  jetzt  sind  wir  in  der  Lage,  zu  unserer  Genugtuung 
konstatiren  zu  können,  dafs  die  voo  dem  „Centralverein  für  Handels- 
geographie und  Förderung  deutseher  Interessen  im  Auslande“ 
inszenirte  Agitation  zu  Gunsten  einer  lebhaften  Beteiligung  der 
deutschen  Industriellen  an  der  obigen  Ausstellung  den  kräftigsten 
Widerhall  in  allen  Theilen  des  industriellen  Deutschlands  gefunden 
hat.  Im  Laufe  der  letzten  Woche  versandte  das  Bureau  der  Gesell- 
schaft 6000  Exemplare  der  Brochüre  „Die  Betheiligung  der  Deutschen 
Industrie  anf  der  Interoatioualen  Ausstellung  zu  Melbourne  vom 
1.  August  1888  bis  31.  Januar  1889“,  welche  bereits  in  der  dritten 
Auflage  erschienen  ist,  und  schon  jetzt  sind  ganze  Stöfse  der  unter- 
schriebenen Resolutionen  eingegangen,  welche  der  Centralverein  zu 
Gunsten  der  offiziellen  Beschickung  der  nächstjährigen  Melbourno- 
Ausstellung  in  seiner  letzten  Hauptversammlung  gefafst  hat.  Nicht 
nur  von  zahlreichen  ausstellungsbereiten  Firmen,  sondern  anch  von 
vielen  gewerblichen  Korporationen,  Vereinen  und  städtischen  Ver- 
waltungen sind  Znstimranngsadressen  eingelanfen.  Wie  auch 
von  den  drotseben  Staatsregiernngen  die  Notwendigkeit  einer 
Förderung  der  deutsch  • australischen  Handelsbeziehungen  als 
zeitgemlfs  anerkannt  wird,  geht  aus  der  Thatsache  hervor,  dafs 
regierungsseitlich  mehrfach  der  Wunsch  nm  Zusendung  einer 
gröberen  Anzahl  der  betreffenden  Brochüre  aasgesprochen  worden 
ist.  Noch  befindet  sich  die  Agitation  in  ihrem  Anfangsstadinm, 
noch  wird  vielfach  die  Frage  einer  Beschickung  der  Ausstellung  in 
privaten  Kreisen  wie  in  den  die  kaufmännischen  und  gewerblichen 
Interessen  vertretenden  Körperschaften  diskutirt  und  erwogen,  and 
gleichwohl  Iftfst  sich  bereits  jetzt  mit  voller  Bestimmtheit  sagen, 
dafs  die  kühle  Art,  mit  welcher  die  ganze  Frage  bisher  behandelt 
worden  ist,  einen  plötzlichen  und  durchgreifenden  Umschlag  er- 
litten bat.  Es  kann  nicht  lange  mehr  währen,  dafs  eine  gröfsere 
Anzahl  deutscher  Handelskammern  — namentlich  diejenigen,  welche 
vorzugsweise  Exportinteressen  zu  vertreten  haben  — sieh  zu  Gunsten 
einer  energischen  Betheiligung  an  der  Ausstellung  ausspreeben 
werden,  wie  bekanntlich  die  Leipziger  Handelskammer  (vergl. 
„Export“  Nr.  81  Seite  468)  es  in  anerkennenswerter  Weise 
bereits  gethan  hat.  Unsere  d.  h.  die  Sache  der  Mitglieder  des 
„Centralvereios  für  Handelsgeographie  etc.“  ist  es,  den  Eifer  nicht 
erkalten  zu  lassen,  sondern  fortgesetzt  in  Vereinen,  in  der  Lokal- 
presse ubw.  auf  die  Nothwendigkeit  der  Beschickung  der  Ausstellung 
unter  offizieller  Führung  hinzuweisen,  und  namentlich  darzu- 
legen, dafs  die  Beteiligung  au  der  Ausstellung  eines  reichen  aber 


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Nr.  33. 


494 

EXPORT,  Organ  des  Centralvereins  für  Hunde]  sgeographie  etc. 


1887 


industriearmen  Lande»  nach  durchaus  anderen  Gesichtspunkten  be- 
urtheilt  werden  muß,  als  die  Beschickung  von  Ausstellungen  in  dem 
ausstellungsmüden  Europa.  Material  für  die  Agitation  enthalten  die 
Nummern  30,  81  nnd  32  unseres  Blattes  reichlich  genug.  Auch  ste- 
hen den  Freunden  der  Bewegung  noch  Brochören  nebst  gedruckten 
Resolutionen  gratis  anr  Verfügung.  Aof  die  Bammlung  von  Unter- 
schriften für  die  letzteren  mufs  fortgesetzt  Bedacht  genommen 
werden,  denn  e*  bandelt  sieb  nicht  nur  darum  durch  Unterstützung 
der  Resolutionen  die  Nothwendigkeit  der  Beschickung  von  Melbournes 
Ausstellung  io  überzeugendster  Weise  darzuthun,  sondern  gleichzeitig 
tu  dokuraentiren,  daß  die  Unterzeichner  sich  des  Zusammenhanges 
hewufst  sind,  welcher  zwischen  der  deutschen  Kolonialpolitik,  den 
deutschen  Interessen  in  der  Südsee,  der  Dampfersubvention,  den 
früheren  australischen  Ausstellungen  und  der  vorliegenden  Frage 
existirt.  Die  deutschen  Interessen  auf  der  Melbourne-Ausstellung 
sich  selbst  überlassen,  anstatt  sie  unter  einheitlicher  offizieller 
Führung  gut  zu  organisiren,  heilst  einfach  allen  früheren  Mafsregeln, 
welche  zur  Hebung  des  deutschen  Handels  und  Einflusses  nach  der 
örtlichen  Hemisphäre  getroffen  worden  sind,  die  Spitze  abbrechen. 
Wir  haben  dies  bereits  früher  eingehender  dargelegt.  Daher  darf 
die  Agitation  nicht  still  stehen,  und  wir  ersuchen  unsere  Leser, 
sowie  die  Mitglieder  des  Cenlralvereins  wiederholt,  sich  der  Zu- 
stimmung und  der  Unterschriften  insbesondere  der  oinflußreiehero, 
exportfähigen  Fabrikanten  und  Handelshäuser  versichern  zu  wollen 
und  die  unterschriebenen  Resolutionen  sobald  als  Kläglich  einzu- 
senden. Dieselben  sollen  in  14  Tagen  an  maßgebender  Stelle  ab- 
gegeben werden.  Auch  wollen  wir  nicht  unterlassen  hervorxuhehen, 
dafs  auch  die  Unterschriften  der  Firmen  erwünscht  sind,  welche 
bereit*  hei  den  zuständigen  Handelskammern  oder  Regierungen, 
ihrer  Geneigtheit  auszustellen,  Ausdruck  gegeben  haben.  — 

Wir  wollen  uns  indessen  an  dieser  Stelle  nicht  genügen  lassen 
die  Nothwendigkeit  einer  kräftigen  Betheiligung  der  deutschen 
Industrie  an  der  gedachten  Ausstellung  zu  akzentuiren,  sondern 
wir  erachten  es  auch  für  geboten  die  Frage  zu  erörtern:  «wie 
soll  ausgestellt  werden?1*  Für  den  Erfolg  der  Ausstellung  ist  die 
Beantwortung  dieser  Frage  hoch  bedeutsam,  wenn  nicht  gar  ent- 
scheidend. 

Wie  große  Fortschritt«  die  deutsche  Industrie  im  Laufe  de* 
letzten  Jahrzehnts  auch  gemacht  hat,  so  würden  doch  alle  diesel- 
ben bei  mangelhafter  Organisation  dor  Ausstellung  in  Melbourne  spur- 
los an  dem  Beschauer  vorübergeben.  Wie  häufig  drängt  aicb  das 
werthlose,  wenn  auch  vielleicht  prunkende  Gut  in  den  Vordergrund, 
welche  Unzahl  gleichgilliger  Sachen  verringern  die  hervorragende 
Leistung,  die  für  grofse  Gebiete  des  Schaffens  von  tiefgreifender, 
vielleicht  refnrroatorischer  Bedeutung  ist,  wenn  sic  neben  der  letz- 
teren aus-  und  aufgestclll  sind.  Technisch  hervorragende  Leistungen 
neben  buntem  Flilterkram,  künstlerische  Arbeiten  neben  prä- 
tenziöscr  schablonenhafter  Massenleistung,  abstoßender  Wirrwarr 
der  heterogensten  Gegenstände,  dazu  das  Feilbieten  groschenhafteo 
Krames  durch  die  aufdringliche  Geschwätzigkeit  trödelbafter  Ver- 
käufer — das  ist  das  Bild,  welches  mehr  als  eine  Ausstellung  ge- 
boten. Daß  derartiges  unter  allen  Cmatäudeu  in  Melbourne 
im  Interesse  des  Ansehens  der  deutschen  Industrie  vermieden  wer- 
den muß,  ist  klar.  Eine  Ausstellung  ist  kein  Jahrmarkt,  sie  soll 
kein  Tummelplatz  für  spekulative  Krämer,  sondern  ein  dem  in- 
dustriellen Geiste  einer  Nation  geweihter  Raum  sein.  Nicht  der 
Bierausacliänker  soll  den  besten  Platz  erhalten,  weil  er  ihn  mit  dem 
meisten  Silber  belegt,  sondern  der,  welcher  die  Leistungen  der 
nationalen  Industrie  am  würdigsten  zur  Darstellung  und  Anschauung 
bringt.  Auch  sollen  die  Einzelleistungcn  einer  Industriebranche 
nicht  in  ermüdender  Monotonie  neben  einander  aufmarschiren, 
sondern  sie  sollen  in  ihrer  Abwechselung  einander  ergänzen  oder 
gruppenweise  so  zusaniinengefaßt  und  aufgestellt  werden,  dafs  sie 
sieb  als  Tbeile  und  Zweige  einer  großen  Gesamrotlcistung  dem 
Anschauer  von  vorn  herein  darstellen.  Je  nach  der  Art  der  be- 
treffenden Gegenstände  wird  bei  deren  Aufstellung  der  historische 
oder  technische  Entwicklungsprozeß  zur  Darstellung  gelangen 
müssen,  io  anderen  Fällen  wird  man  versuchen,  den  Ausstellungs- 
gütern durch  eine  geschmackvolle  Dekoration  die  Gewähr  einer 
vorteilhaften  Wirkung  zu  geben,  währeud  in  noch  anderen  Fällen 
hervorragende  Leistungen  dieser  Hilfe  entbehren  können,  weil  sie 
durch  ihren  inneren  Werth,  ihre  Technik  oder  Schönheit  am 
meisten  wirken.  In  dem  cinuu  Falle  wird  die  dekorative  Wirkung 
von  Licht-  und  Beleuchtungseffekten  für  die  würdige  Hervorhebung 
der  ausgestellten  Leistungen  in  Berücksichtigung  zu  ziehen  sein, 
während  andere  wiederum  dieser  Effekte  entbehren  können.  Jeder 
Ausstellungsgegenstand  muß  sozusagen  individuell  behandelt 
werden;  die  Luxusindustrie  verlangt  begreiflicher  Weise  eine  andere 
Behandlung  und  Darstellung  als  die  einfache  Handelsware  in  ihrer 
blanken,  kahlen  Nüchternheit.  Daß  diese  deshalb  nicht  mitteler 


allseitige  Berücksichtigung  verdient,  braucht  nicht  erst  besonder« 
hervorgehoben  zu  werden. 

Diesen  schwierigen  Anforderungen  vermag  unseres  Erachten« 
nur  durch  gut  organisirte  Kollektivausstellungen  Rechnung  getragen 
zu  werden,  in  welchen  ganze  Industriezweige  ihre  Gesammtleirtuo- 
gen  zur  Anschauung  bringen.  Die  dadurch  erzielten  Vortheilr 
leuchten  ohne  Weiteres  ein.  Man  denke  sieb  eine  AuastelluDz 
deutscher  Pianos  und  Flügel.  Da  stehen  sie  in  langer,  unendlicL 
langer,  langweiliger  Reibe  die  Exportplan inos,  ä 18  £ frei  Bord 
Hamburg.  Wer  kann  bei  einem  solchen  Anblicke  ein  Gähnen  ua 
terdrücken,  wer  eilt  nicht  spornstreichs  von  dannen,  wenn  während 
des  ganzen  Tages  von  unnützen  Händen  die  fürchterlichsten  Gassen- 
hauer — drei  oder  vier  auf  einmal  — von  den  Tasten  mehrerer 
Klaviere  heruntergeklopft  werden.  Wer  erinnerte  sich  nicht  kam- 
mervoll der  einstigen  deutschen  «Musik  scheu  ne*  auf  der  Ausstellung 
in  Amsterdam?!  Wie  anders,  wenn  die  deutschen  Instrumente  io 
kunst-  nnd  geschmackvoller  Weise  in  einem  schön  dekorirten,  mit 
allem  Komfort  ausgestalteten  Musiksalon  gruppirt  sind,  wenn  zu 
gewissen  Tagesstunden  in  demselben  von  geübten  Künstlern  kos- 
zertirt  wird,  wenn  in  einem  solchen  Salon  die  auserlesensten 
Tonwerke  der  grofsen,  deutschen  Meister,  etwa  ros 
Breitknpf  A Härtel  und  anderen  deutschen  Weltfirroen,  neben 
den  bedeutendsten  Werken  und  Zeitschriften  der  deutschen  musi- 
kalischen Lftteratur  aufgestellt  nnd  auHgelegt  sind.  Wie  muß  «> 
den  Ausländer  aumuthen,  wenn  er  einen  Saal  betritt,  in  welchem 
Leipzigs  oder  Stuttgarts  Verlagsbuchhandel  seine  zahlreiches 
Werke  aur  Schau  bringt,  und  neben  diesem  Raum,  oder  einer  ge- 
sonderten Abtheilung  desselben,  die  deutsche  Presse  aufmar- 
schirt  Wie  sehr  gerade  hierauf  die  Engländer  Gewicht  legen,  hat 
noch  kürzlich  in  Nr.  32  des  Blattes  der  Korrespondent  desselben 
unter  Hinweis  auf  die  Ausstellung  in  Adelaide  Veranlassung  ge- 
nommen, ganz  besonders  bervorzuhehen.  Wie  anders  muß  sich, 
io  ähnlicher  Weise  organisirt,  die  deutsche  Porzellan-  und  Glas- 
industrie präsentiren,  als  wenn  deren  Produkte  prunk-  uad  neid- 
los auf  den  Tuchen  umherliegen,  wie  noch  vor  Kurzem  auf  einigen 
Ausstellungen!  Die  deutsche  Möbelindustrie  io  einer  Reihe 
lichtvoller  geschmackvoll  arrangirter  Abtheilungen  zur  Schau  ge- 
bracht, wird  sicherlich  di«  günstigen  Erfolge  vermehren,  welch«- 
Rio  aus  Anlaß  der  letzten  australischen  Ausstellungen  im  Handel 
mit  dem  jüngsten  Kontinent«  zu  verzeichnen  hat  Noch  kürzlich 
betonten  wir,  wie  erstaunlich  sie  daselbst  an  Terrain  gewonnen  bst, 
während  vorher  auch  nicht  die  geringste  Aussicht  auf  Absau  (dt 
sie  dort  vorhanden  war.*)  Eine  gut  organisirte  dentacbe  Papier- 
an  »Stellung  wird  nicht  nur  zeigen,  daß  das  deutsche  Druck- 
papier in  Australien  markt-  und  konkurrenzfähig  ist,  sondern  daß  auch 
noch  andere  Sorten  Papier  mit  dem  englischen  konkurrireo  könne«. 
Ist  es  doch  Thatsache,  daß  Australien  Abnehmer  deutscher  Druck- 
papier« ist,  ein  Konsum,  welcher  früher  nicht  für  möglich  gehalten 
wurde.  Die  der  Papierindustrie  verwandten  Gewerbezweige,  wi< 
u.  A.  die  der  Schreib-  und  Zeichemuater ialieu  haben  Dszk 
der  Anregung  hervorragender  Fachleute  und  fachmännischer  Verna« 
sowie  der  von  denselben  beeinflußten  Fachpresse  so  enorme  Fort- 
schritt« gemacht,  daß  die  Organisation  einer  Kollektivausstellung 
von  dieser  Seite  mit  großem  merkantilen  Erfolge  betrieben  werden 
würde.  Und  nun  endlich  uoa«re  Eisen-  und  Maschines- 
industrie!  Wenn  jetzt  bereits,  trotz  der  englischen  und  belgischen 
scharfen  Konkurrenz,  deutsche  Schienen  und  Träger  in  Australien 
Eingang  gefunden  haben,  um  wi«  viel  mehr  wird  es  der  Fall  sei*, 
wenn  durch  eine  gewählte  grofse  Ausstellung  die  geradezu  riesigen 
Fortschritte  der  Deutschen  auf  diesen  Gebieten  dem  unternebroeadra, 
baolustigen  Australien  vorgeführt  werden.  Vergesse  man  dock 
nicht,  daß  die  Zukunft  des  ganzen  Kontinents  von  der  Erscbfießnng 
ueuer  Weidegründe,  neuer  Minen,  neuer  AnsiedeJaogsgebiel«  *u*- 
Rchiefslich  abhängig  gemacht  ist,  daß  die  mit  dem  Babnban 
gemachten  Erfahrungen  meint  außerordentlich  günstige  sind,  daß 
die  Anziehungskraft  des  Laodea  auf  die  Eiu Wanderung  nur  durrb 
die  fortgesetzte  Ausführung  der  vorhandenen  Bahnprojekt«  be- 
dingt wird!  Erwäge  man  weiter,  im  Auschluß  an  diese  Tbatsachcn. 
daß  der  wachsende  lokale  Verkehr  die  Entwickelung  des  Hatni 
Werks  begünstigt,  die  Einrichtung  kleinerer  Werkstätten  und  mit- 
hin di«  Beschaffung  von  Werkzeugmaschinen  zur  absoluten  N<*th- 
wendigkeit  macht.  Um  wie  viel  rn«*hr  wird  dies  dnreb  di« 
Etahlirung  und  Erweiterung  der  großen  Werkstätten  io  den 
Emporien  vou  201)000  und  300000  Einwohnern  wie  Sydney  nud 
Melbourne,  mit  deren  Häfen,  Docks,  (juais  und  Werften  der  Fall 
sein.  Angesichts  solcher  Verhältnisse  haben  wir  Deutschen  all* 

*)  1885  exportirte  1't‘tiUcbUnd  direkt  nach  Aurtrsiian  &S47  Kol’i 
Möbel  im  WerUie  von  4I46Ü  £.  Vota  I.  Januar  bis  öl.  Job  1886:  4JI' 
Kolli  fm  Werth«  von  31  ö-‘*4  £.  Vor  1880  war  der  Export  gleich  Noll- 


495 

1887.  EXPORT,  Organ  des  Central  vereine  für  üandelBgeographie  etc.  Nr.  33. 


Ursache  uns  vor  der  Atomisirung  unserer  technischen  und  kunst- 
gewerblichen Leistungen  zu  hüten,  wir  müssen  geschlossen  und 
got  organisirt  anftreten,  dann  können  wir  des  Erfolges  in  dem 
reichen,  zahlungsfähigen  Lande  sicher  sein!  Um  aber  eine  er- 
folgreiche Organisation  zu  schaffen  und  diese  nach  einheitlichen 
Gesichtspunkten  zu  leiten,  bedarf  es  einer  Zentralstelle,  bedarf 
es  eines  Regierungskommissars,  welcher  durch  seine  autoritative 
Stellung  in  der  Lage  ist,  nach  der  einen  oder  anderen  Beite  hin 
ein  entscheidendes  Wort  zu  sprechen  und  — gestfllzt  auf  die 
▼on  Reichs  wegen  zu  bewilligenden  Mittel  — RatbscblSge  zu  er- 
theilen,  welche  Beachtung  und  Gehör  bei  den  deutschen  Aus* 
stellungsintereHSenten  finden.  Allein  ein  Kommissar  vermag  mit 
dem  australischen  Ausstellungskomitü  rechtzeitig  Vertrüge  zu 
•chliefsen,  welche  die  Interessen  des  deutschen  Ausstellers  wahr- 
nehmen. Die  Wahrung  grofser  allgemeiner  deutscher 
Handelt-  und  Industrieinteressen  erscheint  uns  ohne  eine 
derartige  Intervention  des  Reiches  nicht  möglich.  Ohne  eine  solche 
mögen  vereinzelte  Aussteller  diesen  oder  jenen  Vortheil  in  Mel- 
bourne finden,  — für  die  grofsen  Interessen  der  deutschen 
Handelspolitik  in  der  östlichen  Hemisphäre  würde  diesfalls 
aber  die  1888er  Ausstellung  von  Melbourne  nicht  nur  nutzlos  sein, 
sondern,  mit  Rücksicht  auf  die  energische  vorbereitende  Tbätigkeit 
der  Engländer,  Franzosen  und  namentlich  der  Belgier,  sogar  schäd- 
lich wirken.  Das  aber  soll  und  mufs  mit  Rücksicht  auf  die  bis- 
herigen beträchtlichen  Erwerbskosten  des  australischen  Markt- 
gebietes verhindert  werden. 

Die  Organisation  von  Kollektivausstellungen  empfiehlt  sich 
aber  noch  aus  anderen  als  deu  gedachten  Gründen.  Wir  sind 
überzeugt,  dafs  die  Befürchtung,  die  Herstellung  derselben  würde 
nehr  lange,  vielleicht  zu  lange  Zeit  in  Anspruch  nehmen,  eine 
durchaus  irrtbümlicbe  ist.  Ist  der  Kommissar  ernannt,  so  wird  er 
binnen  kürzester  Frist  sich  mit  den  hervorragenden  Persönlich- 
keiten der  einzelnen  Industriezweige,  mit  deu  Bemfsgeuossen- 
schaften,  den  Vorstehern  der  gewerblichen  Vereine,  den  Handels- 
kammern in  Verbindung  setzen,  diese  uro  ihre  Beteiligung  und 
Mitwirkung  ersuchen.  Er  gewinnt  auf  diesem  Wege  zahlreiche 
Mitarbeiter,  die  eine  Ehre  darein  setzen,  ihr  Gewerbe,  ihren  Stand 
würdig  anf  der  Ausstellung  vertreten  zu  sehen  und  die  daher,  auf 
der  Grundlage  eines  gemeinsamen  Ausatellungsplanes,  unter  Be- 
rücksichtigung der  Leistungen  der  einzelnen  Firmen  oder  Werke 
die  geeigneten  Betheiligten  für  das  Unternehmen  heranzieheu,  die 
Wünsche  der  weniger  Geeigneten  beschränken.  — Angenommen, 
der  Reichskommissar  würde  Anfang  September  ernannt  werden, 
so  können  die  Raumanmeldungen  bis  Ende  Oktober  bei  dem  Exe- 
kutivkomite  in  London  abgegeben,  die  Kollektivausstellungen  bis 
Ende  Februar  fertig  gestellt  und  bis  Ende  April  1888  in  Melbourne 
eingetroffen  sein,  sodafa  hinreichend  Zeit  für  ihre  Aufstellung 
bis  Anfang  August  — dem  Beginn  der  Ausstellung  — vorhan- 
den ist. 

Auch  hinsichtlich  der  geschäftlichen  Erfolge  erscheint  die 
Organisation  von  Kollektivausstellungen  nnd  Gruppen  vortheilbaft. 
Die  Besucher  erkennen  nicht  nur  die  Leistungsfähigkeit  der  be- 
treffenden Industrie  nach  deren  verschiedensten  Seiten  hin.  sondern 
die  Beteiligten  sind  auch  in  der  Lage,  mit  verbältnifsmäfsig  ge- 
ringen Kosten  für  den  Einzelnen  geeignete  Personen  nach  Melbourne 
zu  senden,  und  mit  der  Vertretung  ihrer  Interessen  zu  beauftragen, 
mit  bestimmten  Aufträgen  für  das  Studium  des  Marktes,  eventuell 
auch  mit  Vollmachten  zum  Abschluss  von  Verträgen  zu  versehen. 
Die  Berichte  derartig  fachmännisch  gebildeter  Personen  sind  von 
dauerndem  Werthe  und  jedenfalls  denen  von  Agenten  vorzuziehen, 
welche  die  betreffende  Branche  kaum  kennen  gelernt  haben.  Sind 
die  Kosten  solcher  Kollektivvertreter  zn  hoch,  so  wird  der  Re- 
gierungskommissar — der  ja  doch  mehrere  Hilfskräfte  engagiren 
mufs  — auf  die  Wünsche  der  einzelnen  Kollektivgruppen  billig 
Rücksicht  nehmen,  und  seinen  Stab  aus  Personen  rekrutiren, 
welche  ihm  8eitena  der  Kollektivinteressenten  als  für  deren  Ver- 
tretung geeignet  vorgescblagen  werden,  namentlich  wenn  zur  Be- 
soldung der  betreffenden  Beamten  Seitens  der  lotercssirten  ein 
Beitrag  gezahlt  wird.  Die  Aufgabe  dieser  Vertreter  ist  nicht  in 
erster  Reibe  eine  merkantile,  sondern  die  bereits  für  informatorische 
Zwecke  gekennzeichnete.  Die  kaufmännische  Vertretung  der  Ans- 
steller mögen  diese  in  die  Hände  guter  und  bereit»  im  australischen 
Geschäft  bewährter  Firmen  legeu.  Und  hierbei  vergesse  man 
nkht,  dafs  die  grofsen  australischen  Häuser  ihre  Einkäufer,  Mutter- 
oder Kartellhiuser  meist  io  London  haben.  Gefallen  diese  oder 
jene  deutschen  Ausntellungawaaren  in  Australien,  so  erhält  das 
Londoner  Haus  auf  Grund  der  io  Melbourne  ausgestellten  Muster 
Auftrag  zu  kaufen  über  Abänderungen,  wie  solche  Geschmack, 
Herkommen,  Preislage  bedingen  und  nothwendig  machen,  wird  der 
mit  dem  Artikel  bis  in  die  Details  hinein  vertraute  Kollektiv- 


vertreter den  australischen  Auftraggeber  leicht  verständigen  und 
ihm  insbesondere  mittbeilen  können,  ob  solche  Abänderungen 
überhaupt  möglich  und  angängig  sind.  Es  wird  also  auf  dieee 
Weise  die  Aubahnuug  von  Geschäften  beschleunigt,  ln  anderen 
Fällen  wiederum  wird  sich  die  Einrichtung  eines  Muster-  oder 
Konsignationslagers  — u.  A.  von  Maschinen  — in  Melbourne,  im 
Interesse  eines  dauernden  Geschäftes  als  unabweisbar  geltend 
machen.  In  diesem  Falle  wird  es  sich  empfehlen,  australische  Fir- 
men, deren  Leiter  über  genügende  kaufmännische  Kenntnisse  ver- 
fügen, rechtzeitig  zu  engagireu,  um  bereits  während  der  Ausstellung 
eiu  gröfseres  Geschäft  auzubahnen  und  dasselbe  nach  der  Aus- 
stellung fortzuföhren.  Auch  hier  liegt  ea  ira  Interesse  der  Mit- 
glieder von  Kollektivgruppen  gemeinsam  tu  bandeln,  da  dies 
billiger  und  mit  Rücksicht  auf  die  mannigfaltigere  Leistung  einer 
Gruppe  mit  Aussicht  auf  gröfseren  Erfolg,  gegenüber  der  auslän- 
dischen Konkurrenz  zu  geschehen  vermag.  Vorschläge  mit  Bezug 
auf  eineu  „Iron  court“  sind  bereits  in  Nr.  31  des  Blattes  (Seite  468) 
gemacht  worden. 

Wir  verzichten  auf  die  Erörterung  weiterer  Einzelheiten,  die 
zu  erwägen  und  zu  erledigen  Sache  der  ersehnten  offiziellen  In- 
stanz »ein  wird. 

Durch  die  vorstehenden  Ausführungen  haben  wir  lediglich 
eine  Anregung  zu  Mafsregeln  geben  wollen,  welche  die  Ausnutzung 
des  australischen  Markte»  in  Deutschlands  Handels-  und  Industrie- 
in teresne  bezwecken  sollen.  Wie  auch  die  eine  und  andere  Frage  er- 
ledigt werden  möge,  so  bleibt  es  eine  Thataache,  dafs  Australien 
ein  uns  gewinnbringendes  Handelsgebiet  ist,  dessen  fernere  metho- 
dische Gewinnung  wir  um  so  weniger  unterlassen  dürfen,  als  wir 
im  europäischen  Handel  in  Folge  der  allenthalben  emporwuebernden 
Zollschranken  immer  mehr  an  Spielraum  einbüfsen.  Diesen  und 
ähnlichen  Erwägungen  kann  und  wird  sich  auch  die  Reicfasregie- 
rung  nicht  vemchlicfsen,  und  sofern  nicht  politische  Zwischenfälle 
es  verhindern,  dürfte  die  offizielle  Betheiligung  Deutschlands  an  der 
1888er  Ausstellung  zu  Melbourne  in  baldiger  und  bestimmter  Aus- 
sicht stehen. 


Europa. 

Zur  Lage  der  deutschen  Exportindustrie.  Kürzlich  brachten 
die  politische  Tagespressc  sowie  ciuige  Fachblätter  die  Mittheiluog, 
dafs  mehrere  grufsere  industrielle  Etablissements  und  Konstruktkmz- 
werkstätten  bedeutende  und  lohnende  Aufträge  vom  Auslände  er- 
halten hätten.  Insbesondere  wurde  hervorgeboben,  das»  Krapp 
nicht  nur  sehr  erhebliche  Bchienenlieferungeu,  sondern  nach  grofse 
Aufträge  für  Kriegsmaterial  erbalteu  habe.  Gleicher  Weise  wurde 
mitgetlieilt,  dafs  „G  ruson  werk“  beträchtliche  Ordres  für  Panter- 
tliürme  sich  gesichert  habe.  Die  Wahrheit  dieaer  Mittheilaugen 
stebt  aufser  Zweifel,  weniger  aber  die  Berechtigung  der  an  die- 
selben gekuüpflen  weiteren  Bemerkungen  und  Schlufsfolgoruagen, 
denen  zufolge  jene  Aufträge  als  Symptome  des  sieb  uahradua 
Endes  der  herrschenden  Handels-  und  Produktions-Krise  tu  be- 
grüben seien.  Abgesehen  davon,  dafs  die  deutsche  Industrie  die 
betreffenden  Schienenlieferungen  sich  nur  zu  niedrigen  Preisen  «u 
sichern  vermochte,  zeigen  zahlreiche  gröbere  Fabriken  keineswegs 
einen  Aufschwung  der  Produktion,  wie  sehr  nahe  liegende  Beispiels 
u.  A.  in  Berlin  und  Chemnitz  auf  das  deutlichste  erkennen  lassen. 
Abgesehen  hiervon,  würde  es  vorliegenden  Falls  aoeh  eine  unter  Um- 
stäudeu  bedauerliche  und  nachtheilige  Illusion  sein  aus  dem  mo- 
mentanen, vorüberguheuden  Aufschwünge  einer  Branche  der  deut- 
schen Industrie  auf  die  nahe  bevorstehende  Prosperität  der  Ga- 
satntntheil  derselben  schliefsen  zu  wollen.  Angesichts  der  unsicheren 
politischen  Verhältnisse  zeigen  Handel  wie  Industrie  fortdauernd 
grofse  Reserve,  die  sich  ganz  besonders  im  Exporthandel  nach  den 
benachbarten  europäischen  Ländern  bemerkbar  macht,  soweit  der- 
selbe nicht  durch  künstliche  Mittel,  wie  s.  B.  im  Spotgeschäft,  ge- 
fördert wird.  Mit  Rücksicht  hierauf  dürfte  auch  die  Ansicht  als 
optimistisch  aufzufassen  »ein,  welche  aus  Anlafs  des  momentan 
gesteigerten  Bedarfs  für  Stahl  und  Eisen,  eine  dauernde  Besserung 
der  wirthachaftlicben  Lage  gern  anzunehmen  geneigt  ist  Man  wird 
daher  gut  tbuu,  zu  erwägen,  dafs  eine  dauernde  Besserung  der 
Verhältnisse  nicht  möglich  ist,  so  lange  zollpolitiache  und  politische 
Schwierigkeiten  aller  Art,  im  Westen  wie  im  Osten,  das  unter- 
nehmende Kapital  in  den  Banken  nnd  Kassen  zurückhaften.  Unter 
diesen  Gesichtspunkten  dürfte  berechtigter  Weise  auch  die  folgende 
Veröffentlichung  trotz  aller  gcgcnthciligen  Versicherungen  au  be- 
trachten sein:  o 

Zur  Lage  der  deutschen  Eisenindustrie.  Das  Augustheft  der 
Zeitschi  »ft  .Stahl  und  Eisen“  stellt  die  gegenwärtige  Lage  der  Kohlen-  and 
Eisenindustrie  in  Rheinland- Westfalen  folgendermaßen  dar:  .Die  Hoffuung, 
dafs  eine  weitere  Belebung  der  Geschäfte  auf  dem  Kiseamarkte  zu  erwarten 
»ei,  bat  sich  als  durchaus  zutreffend  erwiesen.  Ohne  die  Schwankungen  zu 


Nr.  8». 


496 

EXPORT,  Organ  des  Centralvereine  für  H&ndelegeograpliie  etc. 


1847. 


zeigen,  welche  den  englischen  Markt  eharakterisiren,  hat  sich  während  des 
Monats  JaH  eine  stetige  Zunahme  des  Bedarfes  bei  steigenden  Preisen  auf 
fast  allen  Gebieten  der  Eisen*  und  Stahlindustrie  vollzogen.  Im  Vorder- 
gründe der  Betrachtung  stehen  die  großen  Abschlüsse,  welche  im  Jnni  und 
auch  im  Juli  nach  erfolgter  Preiserhöhung  für  Ilandelseisen  stattgefunden 
haben.  DaXs  hierbei  die  bekannten  Vereinigungen  in  Schlesien,  Mittel- 
Deutschland  und  Rheinland  und  Westfalen  zur  Errichtung  von  gemein* 
samen  Verkaufsstellen  wesentlich  mitgowirkt  haben,  unterliegt 
keinem  Zweifel.  Aber  diese  Maßregeln  allein  würden  sicher  nicht  von 
durchschlagendem  Erfolge  begleitet  worden  sein,  wenn  nicht  wirklicher 
reeller  Bedarf  vorhanden  wäre.  Daß  diu  groben  Abschlüsse  nicht  lediglich 
Bpekulationskiufe  sind,  sondern  auf  thatsärhlicbem  Bedarfe  beruhen,  wird 
besonders  durch  die  zahlreich  eingehenden  Spezifikationen  bewiesen,  denen 
gerecht  zu  werden  den  Werken  nur  mit  größter  Anstrengung  möglich  wird. 
Die  größere  Lebhaftigkeit  auf  dem  deutschen  Markte  hat  sieb  auch  auf 
England  und  Amerika  übertragen;  von  wo  in  neuester  Zeit  wieder  bedeutende 
Aufträge  nach  Deutschland  gelangt  sind.  Oberhaupt  go*lunt  es  den  An- 
schein, dafs  Länder  wie  Japan,  China,  Indien  und  Süd-Amerika,  welche 
bisher  fast  ausschließlich  von  England  versorgt  wurden,  die  Vorzüge  des 
besseren  deutschen  Materials  zu  würdigen  beginnen.  Die  Verbreitung  dieser 
Brkenntnifa  in  weiteren  Kreisen  wird  sicherlich  »ehr  günstig  auf  die  Absatz- 
Verhältnisse  der  deutschen  Eisen-  und  Stahlindustrie  einwirken.  Die  Preise 
für  Siegerlinder  Erze  steigen,  da  bei  der  starken  Beschäftigung  der  Roheisen* 
Produzenten  die  Verkäufer  sich  sehr  zurückhaltend  zeigen  und  vorläufig  Ab- 

?thlü»se  pro  viertes  Quartal  verweigern,  überseeische  Erze  unverändert. 

fix  Roheisen  hat  sich  der  Markt  wieder  gut  befestigt.  Nachdem  in  Folge 
des  Preisrückganges  vom  Siegcrlande  grofsc  Posten  verkauft  worden  sind, 
wird  auch  dort  wieder  auf  höhere  Preise  gehalten.  Der  von  dem  rlieinlsch- 
wsstflUiscben  Verbände  um  2 .ff  erhöhte  Preis  für  Qualitäts-Puddeleisen 
wird  ohne  Schwierigkeit  bewilligt,  da  bei  der  ungemein  starken  Beschäftigung 
der  Walzwerke  di»  Nachfrage  in  steter  Zunahme  begriffen  ist  und  ein 
weiterer  Preisaofechlag  längstens  mit  Beginn  des  vierten  Quartals,  wenn 
sicht  früher,  zu  erwarten  ist  Gießerei- Eisen  hat  bei  unveränderten  Preisen 
guten  Absatz-  Thomas-Eisen  ist  gesucht  und  bat  demgemäß  eine  Auf- 
besserung de«  Preise«  um  l'/s  bis  2 M aufzuweisen.  Auch  Siegerländer 
Stahleisen  ist  stark  3 M gestiegen.  Rcssemcr-,  Luxemburger  Eisen  ist 
ziemlich  unverändert  geblieben.  Im  Bedarf  an  Blechen  ist  eine  Änderung 
ün  Laufe  des  Monats  nicht  eingetreten.  Der  ura  5 M für  Kesselbleche 
■rhöhte  Grundpreis  wird  glatt  bewilligt.  Für  Draht  ist  die  Nachfrage  im 
Auslände  sehr  lebhaft,  namentlich  in  Amerika,  woselbst  der  Preis  für  diesen 
Artikel  um  3 Dollars  gestiegen  ist.  Voraussichtlich  dürfte  der  Bedarf  noch 
stärker  hervortreten,  weuu  die  schwebende  Zollfrmge  endlich  ihre  definitive 
Erledigung  gefunden  haben  wird,  ln  Eisenbahn  material  haben  mehrere 
gröfsere  \ergebungen  stattgefunden,  bei  denen  die  belgische  Konkurrenz 
atzf  den  Preis  der  Schienen,  nicht  auf  den  des  anderen  Materials  drückte. 
Die  Werke  sind  flott  und  noch  für  Monate,  namentlich  bezüglich  kleineren 
Materials,  beschäftigt  Eisengießereien  und  Maschinenfabriken  haben  im 
Allgemeinen  genügende  Beschäftigung.* 

Di«  isntsehe  Chokoladenfabrlkatlon  und  der  Export.  Von  einem 
deutschen  Cbokoladen  fabrikanten  erbalten  wir  folgende  Zuschrift: 
„Die  sehr  leistungsfähige  deutsche  Cbokoladen-  und  Zuckerwauren- 
Industrie  leidet  «ehr  unter  dem  Umstande,  dafs  sie  den  hohen  Kin- 
gangszoll,  welcher  auf  Cacaobohnen  lastet,  bei  der^Ausfubr  nicht 
zurftek  vergütet  erhält  Dadurch  sind  ihr  die  Absatzgebiete  des 
Auslandes  verschlossen.  Der  Zoll,  welcher  auf  dem  Cacao  ruht, 
betrügt  für  100  kg  86 . ff.  Hieran  kommen  für  Brennvcrluste  und 
Gaeaoschalen  16  bi«  17  kg  d.  b.  mit  anderen  Worten:  für  83  kg 
gerösteten  Cacao  betrügt  der  Zoll  35  *4t  Wird  dieser  nun  noch 
entölt,  so  geht  för  da*  Cacaoöl,  welches  30  bis  35%  betrügt,  ein 
weiterer  Vorinst  ab,  so  dafs  der  Zoll  tbatsächlich  auf  nur  53  kg 
haftet,  was  einem  Zollsätze  von  ca.  60  , ff  auf  den  eingeführten 
Gacaobohnen  gleichkommt.  Diesen  Betrag  haben  nun  allerdings 
auch  die  ausländischen  Fsbrikanten  in  Rechnung  zu  ziehen,  denn 
für  entölten  Cacao  sind  60  e ff  Zoll  zu  zahlen.  Insofern  ist  also 
die  deutsehe  Industrie  nicht  geschätzt,  aber  einen  „Schutz*  ver- 
langt sie  gar  nicht,  weil  sie  desselben  nicht  bedarf.  Sie  verlangt 
nur,  dass  sie  die  zu  ihrer  Existenz  erforderlichen  Rohstoffe  un- 
verzollt einfthren  darf,  um  mit  dem  Auslande  konkurriren  zu 
können.  Holland  erbebt  u.  A.  keinen  Zoll  auf  Cacao  und  deshalb 
können  die  holländischen  Cacaofabrikate  den  dealseben  Zoll  ebenso 
gut  wie  denjenigen  der  anderen  Länder  tragen.  Daher  ist  in  Eng- 
land, Belgien,  Dänemark,  Österreich -Ungarn  usw.  holländischer 
Cacao  tu  finden.  Der  Zoll,  der  auf  ihm  lastet,  ist  kein  Prohibitiv- 
zoll, sondern  thatsftchlieh  nur  ein  Äquivalent  für  den  in  diesen 
Länden»  erhobenen  Rohstoffzoil,  sowie  för  den  Brennverlust  usw. 
Wäre  die  deutsche  Industrie  gleich  günstig  wie  die  holländische 
gestellt,  ao  würde  sie  in  noch  weit  höherem  Mafse  den  aus- 
ländischen Markt  beherrschen,  weil  sie  billigere  Arbeitskräfte  zur 
Verfügung  hat.  Eine  solche  Ausdehnung  des  Betriebes  in  Deutsch- 
land würde"  nicht  nur  Tausenden  vonj, Arbeitern])  weitere  und  loh- 
nendere,, Beschäftigung  geben,  sondern  aueb  vielen  anderen;  In- 
dustrien * ul  Gute  kommen  „und  .scbllefslich  die  Fabrikanten  steuer- 
fähiger  machen.  Wenn  man  alle  die  Vortbeile,  welche  auf  diese  Weise 
indirekt  der  Staatskasse  erwachsen,  gewissenhaft  zusaiumenstellen 
Würde,  so  dürfte  sieb  ergeben,  daß  sie  geeignet  sind,  den  Zoll- 


ausfull  auf  rohen  Cacao  zu  decken,  und  die  Gesetzgebung  hätte 
noch  obendrein  das  Verdienst,  dein  deutschen  Publikum  ein  sehr 
nahrhaftes  Genufsmittel  billiger  zugänglich  gemacht  zu  haben,  was 
um  so  mehr  auf  Anerkennung  rechnen  könnte,  als  jetzt  ja  di« 
ganze  Kunst  der  Gesetzgebung  darin  gipfelt,  neue  und  immer 
neue  Zölle  auf  alle  (ieuufsmillcl  zu  legen.  „Agrarische  Bedenken* 
stehen  einer  Aufhebung  des  Cscaoxolles  wohl  kaum  im  Wege,  da 
es  im  Interesse  der  Landwirtschaft  liegt,  den  Absatz  von  Choko- 
ladc  im  Lande  wie  durch  den  Export  zu  heben,  denn  mit  jedem  Kilo 
Chokolade  wird  die  Hälfte  von  deren  Gewicht  an  Zucker  konanmirt 
resp.  exportirt.  Es  läßt  sich  also  die  Aufhebung  des  Zolles  sehr 
wohl  auch  durch  das  Interesse  der  „nothleideuden  Landwirtschaft* 
motiviren!  Heute  augenscheinlich  das  wirksamste  Argument. 

Sollte  es  bei  der  heutigen  schutzzöllnerischen  Richtung  nicht 
ratsam  sein,  mit  einem  Wunsche  wie  dem  obigen  an  die  Öffent- 
lichkeit zu  treten,  dann  glaube  ich,  wird  selbst  ein  Schutazöllner 
es  nicht  unbillig  und  noch  weniger  ungerecht  finden  können,  weuu  die 
Chokoladeufabrikanten  den  Wunsch  auf  den  grüneu.  för  Agrarier 
so  hoffnungsvollen  Regierungstisch  legen,  und  den  Antrag  stellen, 
dafs  ihnen  ein  ganz  bescheidener  Tbeil  des  Wohlwollens,  welcher 
deu  Zucker-  und  Brennerei-Interessenten  entgegengebracht  wird, 
dadurch  zu  Tbeil  werde,  dafs  man  ihnea  den  vom  Cacao  erhobenen 
Zoll  bei  der  Ausfuhr  der  Chokolade  nach  dem  Auslände  vergütet. 
Irgend  welche  Schwierigkeiten  sind  besonders  bei  dem  entölten 
Cacao  nicht  damit  verbanden.  Das  gleiche  gilt  von  dem  ver- 
arbeiteten Zucker.  So  haben  z.  B.  die  englischen  Cbokoladen* 
fabrikanten  durch  die  dem  deutschen  Zucker  gewährten  Export- 
prämien erheblich  billigeren  Zucker  zur  Verfügung,  als  ihre 
deutschen  Konkurrenten.  Nur  mit  Hülfe  des  billigen  Zuckers 
können  die  englischen  Cbokoladonfabriken  trotz  ihrer  theoren 
Arbeitslöhne,  nach  dem  Ausland  billiger  exportiren  als  der  viel 
leistungsfähigere  deutsche  Fabrikant.  Dies  ist  um  so  bedauerlicher, 
als  die  deutsche  Cbokoladen  Industrie  im  Interesse  ihrer  zukünftiges 
Entwickelung  auf  die  Förderung  des  Exports  angewiesen  ist.  Es 
leuchtet  überhaupt  ohne  Weiteres  ein,  dafs  es  für  eie  Land  wie 
Deutschland,  dessen  Industrie  in  Folge  der  inländischen  Über- 
produktion überhaupt  auf  den  Export  angewiesen  ist,  nicht  «oder«  als 
nachtheilig  sein  kann,  wenn  es  für  die  eingeführten  Rohstoffes 
welche  seine  Industrie  unbedingt  nötbig  hat  und  die  sie  nnr  aus 
dem  Ausland  beziehen  kann,  einen  Zoll  bezahleo  mafs.  Dadurch 
wird  der  Export  doch  nnr  erschwert.  Man  befreie  die  export- 
fähigen deutschen  Industriezweige  von  allen  beschränkenden  und 
belastenden  Fesseln  und  dieselben  werden  gern  auf  jeden  Schutz- 
zoll verzichtet»!  Eine  derartige  selbständige  Industrie  sichert  des» 
Lande  gröfsere  Einnahmen  als  eine  geschützte  und  gehätschelt» 
Industrie.  Besonders  hilft  sie  der  Arbeitsnoth  steuern  und  wenn  der  Ar- 
beiter Beschäftigung  d.  b.  Geld  hat,  so  ist  er  consumtionsfihiger,  also 
auch  in  der  Lage,  für  Fleisch,  Butter,  Eier  usw.,  also  gerade  für 
die  landwirtschaftlichen  Erzeugnisse,  an  denen  die  kleinen  Be- 
sitzer verdienen,  mehr  Ausgaben  anfzuweodeo.  Diese  Mehrausgaben 
kommen  also  ohne  künstliche  Mittel  der  „notleidenden  Land- 
wirtschaft* zu  Gute.  Mit  Rücksicht  auf  diese  Erwägungen  be- 
seitige man  den  Zoll  auf  Cacao  und  gewähre  eine  Exportprämie  fär 
den  mit  der  Chokolade  ausgeführten  Zucker.  Das  ist  nicht  mehr 
als  billig.  Geschieht  die»,  dann  wird  die  deutsche  Cbokoladeo- 
industrie  eine  Weltindustrie,  weil  sie  diesfalls  mit  der  Konkurrenz 
der  ganzen  Welt  erfolgreich  zu  wetteifern  vermag. 

Ausführung  weiterer  Hafenbauten  in  Portugal.  (Origioal- 

bericht  ans  Lissabon.)  Mit  vielem  Bedauern  habe  ich  iin 
März  dieses  Jahres  die  Lissaboner  Hafuubauten  in  uiehtdeutscb« 
Hände  übergehen  gesehen.  Deutsche  Industrielle  und  Ingenieure 
waren  von  der  Konkurrenz  fern  geblieben,  Italien  machte  einen 
schwachen  Versuch,  nnr  Belgien  und  England  erschienen  geröstet 
auf  dem  Platze.  Wie  bekannt,  hut  der  Erbauer  des  neuen  Hafens 
von  Antwerpen,  Herr  Hersent,  auch  den  Lissaboner  Bau  zu- 
gesprochen  erhalten,  und  schon  schwiinmeu  auf  dem  Tejo  seine 
Baggermaschineu,  um  den  ersten  Anfang  zum  grofsen  Werk*  zu 
machen.  Vertrauensselig  sagte  man  sich  in  Deutschland,  dafs, 
wenn  man  auch  nicht  den  ganzen  Hafenbau  übernehme,  so  würde 
doch  wohl  ein  Tbeil  der  Lieferungen  för  deutsche  Fabriken  erobert 
werden  können.  Ob  dies  gelingen  wird,  läfst  sich  jetzt  noch  eicht 
sagen;  das  Eine  aber  steht  fest,  dafs  Belgien  den  Löwenanteil 
der  Lieferungen  erhalten  wird,  wiewohl  man  in  die  GescbüfUleituug 
der  HafenbaugeselUchaft  das  Vertrauen  setzen  kann,  dafs  sie  nicht 
so  exklusiv  ist,  wie  einige  hier  arbeitende  französische  Unternehmer, 
die  Zetermordio  schrieen,  als  einer  ihrer  Augesteliten  einige  Mate- 
rialien wegen  des  billigeren  Preises  aus  deutschen  Händen  kaufte, 
und  nicht,  wie  die  französische  Uaßnbaugesellschaft  von  Leixöes 
(neuer  Hufen  von  Üporto),  ihren  ganzen  Bedarf  von  Frankreich  bezogen. 


1887. 


497 

EXPORT,  Organ  des  Central  verein»  für  Handelsgeograpbie  etc. 


Nr.  83. 


Dm  Fernbleiben  deutscher  Unternehmer  von  'den  Lissahooer 
Hafenbanten  soll  mich  nicht  bindern,  heute  auf  zwei  weitere  Hafen- 
banten  aufmerksam  zu  machen,  für  welche  die  portugiesische  Regie- 
rung den  Konkurs  wohl  demnächst  ausschreibcu  wird.  Es  bandelt 
aicli  nm  die  Häfen  von  Pnnta  Dclgada  (Insel  8.  Miguel)  und  Horta. 
Auf  den  Bau  beider  Häfen  sind  seitens  der  portugiesischen  Regie- 
rung bereits  enorme  Summen  verschwendet  worden,  ohne  dafs  der- 
selbe sonderlich  gefördert  worden  war.  Um  das  begonnene  Werk  uun 
endlich  zu  Ende  zu  führen,  hat  die  Landesvertretung  die  Regierung 
antoriBirt,  den  Konkurs  für  jeden  der  beiden  Häfen  separat  aus- 
znschreiben.  Letzteres  dürfte  wohl  demnächst  geschehen.  Die 
wesentlicheren  Bestimmungen  lassen  sich  indefs  bereits  jetzt  aus 
den  Beschlüssen  der  Cortes*)  entnehmen.  Dieselben  besagen: 

,Dafs  die  Projekte  de»  Ingenieurs  David  Cohen  dein  Bau 
beider  Häfen  zu  Qrunde  gelegt  werden  sollen.  — Der  Konkurs  ist 
für  jeden  der  beiden  Häfen  auf  einen  Zeitraum  von  nicht  weniger 
als  90  Tage  auszuschreibcn.  — Es  mufs  der  Hafen  von  Ponta 
Delgada  innerhalb  6 Jahren  nnd  der  von  llorta  innerhalb  5 Jahren, 
vom  Tage  der  Kontraktunterzeicbnung  gerechnet,  beendet  sein.  — 
Kör  ersteren  Hafen  soll  die  Basis  der  Lizitation  mit  1300  Contos 
(ca.  5 850  000  • 4(\  für  den  zweiten  mit  1100  Contos  (ca.  4 950  000 
Mark)  festgesetzt  werden.  — Die  bei  dem  bisherigen  Bau  der  bei- 
den Häfen  in  Verwendung  gestandenen  und  noch  vorhandenen 
Utensilien,  Werkzeuge,  Maschinen  werden  von  dem  Unternehmer 
käuflich  übernommen.  Ausgenommen  neben  kleineren  Gegenständen 
sind  die  Konstruktions-  und  Reparatur- Werkstätten,  sowie  Maschi- 
nen und  Apparate,  die  im  Hafen  auch  nach  dessen  Vollendung 
Verwendung  finden  können.  — Die  Benutzung  des  letztgenannten 
Staatseigentum»  bleibt  dem  Unternehmer  Vorbehalten.  — Die  Re- 
gierung wird  bis  zur  Kontraktion  die  Hafenwerke  fortsetzen.  — 
Für  die  Form  des  zu  eröffnenden  Konkurses  werden  im  Allgemeinen 
die  seiner  Zeit  für  den  Hafen  von  Leixöes  und  den  von  Lissabon 
gestellten  Bedingungen  und  Programme  zu  Grunde  gelegt.  Das 
bei  den  Hafenbauteu  gewonnene  Terrain  ist  Staatseigentum.“ 

Soweit  die  Bestimmungen  der  Cortes.  — Es  wäie  wünschens- 
wert, daf»  ein  sachverständiger  deutscher  Ingenieur  zur  Vorberei- 
tung einer  eventuelleu  deutschen  Beteiligung  an  den  in  Rede 
stehenden  Hafenwerken  während  der  Sommerferien  einen  Ausflug 
nach  den  Azoren  macht*. 

Afrika. 

Das  Schutzsystem  in  Marokko,  ein  Schandfleck  europäischer  Zivilisation. 

(Originnlbencht  aus  Tanger.)  (MMk)  Was  für  smarte  Bursche  die  Prote- 
girten  sind,  wie  sie  ca  verstehen  aus  ihrer  privilegirten  Stellung  Vortheil  xu 
ziehen,  ist  u.  A auch  au»  ihren  Schwindeleien  auf  den  Märkten  (Soko)  ersichtlich. 
Diese  werden  io  ganz  Marokko  an  bestimmten  Tagen  abge halten  und  von  zahl- 
reichen Ackerbauern  besucht,  welch©  ihr  Getreide,  Vieh,  Wolle  «sw.  verkaufen 
wollen.  JH«  Einkäufer  rcknitiren  »Ich  vielfach  au»  den  Reihen  der  Protegirten, 
weich#  Rinkhufe  für  den  Export  machen.  Viele,  ja  die  meisten  Waaren  werden 
veraukttonirt  und  dem  Meistbietenden  angeschlagen.  Dieser  ist  der  Protege, 
der  da#  Ende  de»  Markte»  abwartet,  um  alsdann  die  Waare  zu  bemäkeln, 
und  zu  finden,  dafs  das  von  ihm  erstandene  Gut  nicht  mehr  als  d • Hälfte 
der  von  i)uo  gebotenen  Summe  wertb  sei.  Der  Kingelmnie  raufe  sich 
achüefslich  zufrieden  geben,  denn  er  fiudet  — aus  den  schon  gedachten 
Gründen  — bei  den  «inheiraiseben  Behörden  keinen  Schutz.  Der  Protege 
würde  TL  mm©!  und  Hölle  in  Bewegung  setzen  und  den  ganzen  Vorrat!» 
seiner  Beweisstücke  aufmarvchiren  und  xu  seinen  Gunsten  schmieden  lassen. 
Zu  diewen  aber  würden  auch  die  Denunziationen  und  Herreise  gehören, 
m deren  langer  Reihe  die  Bestechlichkeit  der  betr.  marokkanischen 
Markt-  und  Orisbehörden  nicht  zuletzt  figuriren  würde.  Denn  e*  ist  ohne 
Weiteres  klar,  dafs  ohne  die  Niedertracht  der  Einheimischen  selbst,  die 
Weidegründe  dcT  Proteg&r  minder  fett  sein  würden.  Dafs  rino  solche  mit 
Denunziationen  wirksamster  Alt  verbundene  Kewci»führuug  dem  bösen  Ge- 
wissen der  marokkanischen  Beamten  nicht  angenehm  ist,  dürfte  unschwer 
einzuseben  sefo.  — Die  beliebte  und  häufige  Fabrikation  von  Schuhlurkunden 
Ist  vorzugsweise  gegenüber  bejahrten  Personen  im  Schwung©  Die  Schuld- 
urk unden  werden  ebenfalls  wieder  unter  Beihülfe  zweier  Notare  hergestellt 
Sterben  dann  die  alten  Personen,  so  werden  die  lachenden  Erben  der  Ver- 
storbenen — es  sind  begreiflicherweise  die  Wohlhabendsten  ausgesucht 
worden  — durch  Vorlage  der  in  Form  alle«  Rechtens  aufgemaebten  Ver- 
pflichtungen üborras'ht  und  sie  müssen  zahlen,  selbst  weun  es  hundert  Mal 
notorisch  und  landeskundig  wäre,  dafs  der  verblichen©  Ahnherr  niemals  einen 
Pfennig  geliehen  oder  sonst  welche  Verpflichtungen  eingegangen  Ist 

Dafs  unter  den  Eingeborenen  *elh»t  ebenso  schlimme  oder  noch  schlimmere 
Betrügereien  Vorkommen,  welche  häufig  noch  obendrein  mit  Gewalttätig- 
keiten verbunden  sind,  ändert  nichts  an  der  Thatsache:  daf»  durch  da» 
Pratektionswesen  auf  Kosten  de*  Ansehen*  und  des  Rufe*  der  Fremden  die 
Einheiuiaehen  geplündert  und  dadurch  den  letzteren  verhafet  gemacht 
werden.  — 

Dem  säumigen  Zahler  und  Schuldner  öffnen  sich  die  Schluchten  und 
Hohlen  der  Gefängnisse,  in  denen  er  weniger  Dnros  halber  im  strengsten 
Sinne  des  Wortes  an  Geist  und  Körper  vermodert.  Die  Gefängnisse  gleichen 


einander  »ämmtlirb,  mit  nur  geringen  Unterschieden.  In  einigen  der  Höhlen 
finden  regelmifsige  Brodvertheilungen  statt  and  sind  Brunnen  angelegt,  in 
anderen  fohlt  auch  dieser  Luxus,  und  die  Gefangenen  existiron  nur  durch 
die  Mildthätigkeil  Verwandter  oder  fremder  mildthätiger  Personen.  In  Dar 
El  ltnidn  führt  ein  enger  Gang  nach  einem  gepflasterten  Hofe  von  54'  Länge 
und  34'  Breite.  Am  Ende  des  Hofes  erachliefet  eine  Thür  einen  dunklen 
aus  Stein  gebauten  Keller,  der  Luft  und  Liebt  ausachlierslicb  durch  die  Thür 
empfangt,  denn  die  beiden  vergitterten  und  verschmutzten  Öffnungen  an  dar 
Decke  lassen  weder  da»  Eine  noch  du»  Andere  hindurch-  Auf  dem  Hofe 
erblickte  ich  etwa  100  elende  und  verkümmerte  Gestalten,  eher  wandelnden 
Gespenstern  als  Menschen  ähnlich.  Die  Leute  waren  einer  völlig  theilnahm- 
losen,  stumpfsinnigen  Verzweiflung  verfallen.  Sie  blickten  nicht  um  sich, 
sie  sprachen  nicht,  kein  Laut  war  vernehmbar  als  das  entsetzliche  Gerassel 
der  schweren  an  den  Händen  und  meist  auch  an  den  Beinen  befestigten 
Ketten,  welches  bei  der  geringsten  Bewegung  der  Unglücklichen  ertönte. 
Einer  oder  der  Andere  derselben  flocht  einen  Korb,  für  dessen  Erlös  er  sich 
Nahrungsmittel  kaufte.  In  diesem  Gefkngnifs  befand  sich  oio  Bassin  mit 
Wasser  zum  Waschen  und  Trinken,  doch  war  es  ekelhaften  Inhalts,  sodofs 
die  Leute  nach  einem  Trunk  frischen  Wassers  gierten.  Am  besten  befanden 
sich  diejenigen,  deren  Angehörige  in  Dar  El  Baida  wohnten  and  so  im 
Stande  waren  die  Noth  ihrer  Verwandten  zu  lindern.  Mehrere  der  Gefangenen 
befanden  sich  im  letzten  Stadium  der  Schwindsucht  oder  des  Hungertodes, 
andere  wiederum  hatten  zeitweise  das  Aussehen  wilder,  hungriger,  blut- 
dürstiger Bestien.  Nach  Sonnenuntergang  wurden  die  Gefangenen  in  den 
Keller  getrieben,  dort  durch  schwere  Ketten  in  zwei  langen  Reihen  anein- 
ander gefesselt,  »»dafs  sic  nicht  im  Stande  waren  sich  zu  rühren.  In  diese m 
entsetzlichen,  von  Ungeziefer,  Ratten  und  Mäusen  wimmelnden  und 
kribMndon  Kaum  wurden  Schuldner,  wegen  weniger  Duros,  die  sie  nicht 
hatten  zahlen  könuen,  zusammen  mit  Mördern  und  Banditen  eingepfercht 
die  mehrere  Morde  auf  dem  Gewissen  hatten.  Auch  in  diesem  üefängnife 
waren  mehrere  Gefangenen  vorhanden,  die  überhaupt  nicht  vrufsten,  weshalb 
sie  eingesperrt  waren,  sowie  auch  solcho,  denen  Geldschulden  aufgebürdst 
worden  waren,  die  sie  nie  gemacht  batten.  Einer  der  Gefangenes,  den  durch 
Zahlung  einer  geringen  Geldsumme,  die  er  schuldig  sein  sollte,  zu  be- 
freien mir  gelang,  zitierte  noch  später  am  ganzeu  Leibe,  wenn  er  von  den 
Qualen  einer  solchen  Nacht  sprach  Von  ärztlicher  nülfe  ist  hier  natürlich 
keine  Red©  und  hei  der  vergifteten  Atmosphäre  ist  es  kein  Wunder, 
dar*  die  Sterblichkeit  in  diesen  Peatlvöhlen  ein«  enorme  ist  Doch  wer  er- 
fährt die*  und  wer  hat  je  erfahren,  wie  viele  Menschen  bereits  in  die«en 
Massengräbern  lobendigcr  Leichen  zu  Grunde  gegangen  sind 

AU  ich  vor  eitrigen  Monaten  die  Städte  Alkassar  und  Larache  besuchte, 
fand  ich  in  den  dortigen  Gefängnissen  33  unglückliche  Wesen,  welche  auf 
Veranlassung  amerikanischer  Schutzgenossen  gefangen  gesetzt  waren-  Ihre 
Geschichte  war  stets  die  gleiche.  Fünf  dieser  Gefangenen  wufiten  nicht, 
wie  hoch  sich  ihre  Schuld  bezifferte,  «eben  waren  unter  dem  Vorwand«  ein- 
gekfrkert  worden,  daf»  ihre  Verwandten,  welch©  entweder  gestorben  waren 
oder  das  Land  verlassen  hatten,  Geld  schuldig  geblieben  seien.  Einer  schwor 
mir,  dar*  der  .Schuldschein,  auf  Grund  dessen  et  gefangen  gesetzt  worden 
sei.  gefälscht  gewesen,  zwei  Andere  jammerten,  dato  Weib  und  Kind  dem 
Verderben  prefegegeben  seien,  da  ihnen  durch  Einkerkerung  des  Familien- 
vaters jeglicher  Erwerb  entzogen  worden.  In  einem  dieser  Gefängnisse  aah 
ich  auch  3 Knaben  von  IS  bi»  16  Jahren,  welche  wegen  der  Schulden  ihm 
Väter  eingekerkert  waren.  Zwei  der  Väter  waren  gestorben,  dor  dritte  war 
au»  Furcht  vor  der  Gefangenschaft  laudesflüchtig  geworden  Von  diesen 
Knaben  safe  der  eine  9 Monate,  safsen  die  beiden  anderen  bereits  2 Jahre 
in  rugster  Gemeinschaft  mit  Verbrechern  der  OChllmiMtea  Art,  physisch  nnd 
sittlich  verkommen.  Und  wie  hoch  belief  sich  schliefelich  die  Schuld?  Zwei 
der  Knalien  sollten  zusammen  den  Betrog  von  60  Duros  (ä  4 .//)  aufbringen. 
Zu  ihrem  Glück  zahlte  ein  in  Tanger  lebender  wohlhabender  Amerikaner  die 
Bagatelle  um  die  Schmach  von  dem  durch  die  Habsucht  und  Niedertracht 
amerikanischer  Protegirter  entehrten  Sternenbanner  wegzuwaschen,  unter  dessen 
Schatze  diese  .Schutzvcrwandien  in  schamloser  Weise  ihr  Raubsysten  offen 
und  rück  haltslos  betrieben  batten.  Die  unglücklichen  Jungen  wurden  der 
Freiheit  wiedergegoben,  aber  in  welchem  Zustande?  Ihr«  blutlosen  Lippen, 
eingesunkenen  Augen  und  matten,  schwachen  Stimmen  verriethon  nur  za 
deutlich  di©  physische  und  psychisch©  Pein,  die  *1©  ausgesUuden  hatten. 
Vergeblich  habe  ich  mich  bemüht  zu  erfahren,  wie  hoch  die  Summe  Sei, 
wegen  welcher  der  dritto  Knabe  inhaftirt  war,  doch  vergeblich.  Deshalb  war 
ea  nicht  möglich  ihn  zu  befreien.  Ganz  vor  kurzem  hörte  ich,  dato  er 
nicht  mehr  in  Laraohe  sei,  nirgend»  aber  konnte  ich  erfahren  ob  er  ver- 
storben oder  wo  er  hingekommmen  sei.  Hadj  Mohammed  Torres,  der 
Minister  dos  Aufeern,  durch  den  alte  Verhandlungen  tu  Gunsleu  der  L«w 
laASuug  dieses  Gefangenen  geführt  wurden,  hat  allen  meinen  Bestrebungen 
erfolgreichen  Wiederstand  entgegengesetzt  und  erst  seit  ganz  neuster  aeit 
darf  ich  hoffen,  daf»  einiges  Licht  in  diese  dunkle  Angelegenheit  gebracht  werde. 
Hauptsächlich  ist  dies  dem  Umstand«  zu  verdanken,  dato  die  amerikanische  Re- 
gierung neuester  Zeit  auf  das  Schärfste  gegen  dies  Ranbsystem  zu  Felde  rieht, 
weiches  in  größerem  Style  unter  dem  Schutt©  der  amerikanischen  Flagge  in  best 
organisirter  Wels©  in  Marokko  inszenirt  worden  ist.  Bald  nachdem  Herr  Reed 
Lewis  sein  Amt  in  Tanger  angetreten  hatte,  veranlofete  er  die  Freilassung 
aller  Derer,  welche  sich  auf  Veranlassung  amerikanischer  Protegirter  in 
Larache  und  Atkassar  in  Haft  befanden.  Ein  in  Tanger  lebender  Engländer 
Cromwell  Varley  wurde  von  Reed  Lewis  mit  der  Ueberwaehong  der 
Sache  beauftragt  und  machte  sich  mit  einem  für  den  Kaid  in  Alkassar  be- 
stimmten Befehl  am  5.  April  d.  J.  auf  den  Weg.  Der  Bericht  des  Herrn 
Varley  ist  erschütternd.  Die  xu  Befreienden  waren  vor  Schwäche  kaum  im 
Stand©  sich  aufrecht  zu  halten.  Das  Ungeziefer  wimmelte  auf  ihnen  umher; 
geister bleich,  eingefallen  und  abgezehrt  waren  die  Gesichter  der  Unglückliches« 
*i©  starrten  von  Schmutz  und  Heulen.  Mehrere  halten  Fieber,  einer  davon 
126  Pulsechliige.  Der  verelendete  Mensch  safs  auf  Veranlassung  eine«  von 


*)  Vergl.  .Diario  de  Govcrno*  vom  28.  Juli  d.  J. 


Nr,  83, 


498 

EXPORT,  Organ  de»  Ceniralvereiun  für  Handeisgeographie  etc 


1887. 


Amerika  protegirten  Juden  seit  It  Monaten  im  Oefängnife.  Särnmlliebe  de* 
fangene  waren  abgestumpft,  tfcetlnabmlos,  und  als  man  ihnen  ihre  Befreiung 
*n kündigte,  murmelten  sie,  mit  sichtlicher  Anstrengung,  kaum  vernehmbar, 
einige  Dankes  worte.  Hieraiaf  begab  sich  Herr  Varley  nach  Lamcbe,  wo  die* 
»eiben  Vorgänge  sich  wiederholten  und  5 Gefangene  frei  ge  lassen  wurden. 
Von  83  Individuen  welche  ich  im  vorigen  Jahre  in  diesem  Gefängnisse  an- 
getroffen hatte,  waren  noch  17  vorhanden.  Kein  Bericht  besagt,  wo  die  Feh- 
lenden geblieben:  ob  gestorben,  verdorben,  entflohen  oder  befreit.  In  keinem 
fl-efingnifs  werden  Bücher  oder  Listen  ober  die  Gefangenen  geführt.  Hin  Indi- 
viduum wurde  Herrn  Varley  nntcr  der  Bezeichnung  ,Gef Inga  I ft »ater- 
torgeführt.  Derselbe  sitzt  seit  langen,  der  Zahl  nach  unbekannten  Jahren 
im  Gefängniß,  und  war  allein  im  Stande  dem  Kaid  Auskunft  über  den  Ver- 
bleib der  einzelnen  Gefangenen  zu  gehen,  lieber  die  Ursache  seiner  eigenen 
Gefangenschaft  Wirte  er  nichts.  Gedrängt,  dem  armen  Menschen  die  Freiheit 
triedcTTuschenken,  erklärte  der  Kaid  die  Unmöglichkeit,  einem  solchen  Verlangen 
Foige  tu  geben:  .es  könne  ja  ein  l’rotogirtcr  kommen,  eine  Schuld  oder  «len 
Gefangenen  reclamiren  und  beim  Nichtvorhandensein  des  Letzteren  gegeu  ihn, 
den  Kaid,  Regrefs  nehmen.“  — 

Ich  verzichte  auf  Mitthellung  weiterer  Beispiele  und  einer  Verurtheitung 
solcher  Verhältnisse,  weil  zu  letzterem  Zwecke  Worte  überhaupt  nicht  ge- 
nügen, um  meine  Entrüstung  aaazuspreehen.  Fs  leuchtet  aber  ein,  dafs 
etwas  geschehen  muß,  um  dem  infamen,  menschenschändcriscben  Schwindel 
der  Protegirten  entgegenzutreten.  Die  zivUUdrten  Mächte  werden  nicht  zö- 
gern, da*  Protektion» wesen  gänzlich  zu  beseitigen;  und  wenn  die  Groß- 
mächte und  die  Vereinigten  Staaten  die  Abschaffung  desselben  in  ihr  Pro- 
gramm aufnehmen,  so  müssen  die  anderen  Mächte  — wohl  oder  übel  — 
folgen.  Damit  ist  nun  allerdings  keineswegs  der  Grausamkeit  marokkanischer 
Justiz  ein  Ziel  gesetzt ; dafür,  dafs  dieses  nicht  geschehe,  sorgt  der  religiöse 
Fanatismus,  sorgt  die  Grausamkeit  des  ganzen  Volksebarakter*  und  die  Hab- 
sucht der  Großen  des  Reiches.  So  lange  aber  die  christlichen  Staaten  «clbst 
Grausamkeiten  beschönigen,  wie  wir  solcher  gedachten,  *o  lange  haben  sie 
nicht  das  Recht,  Reformen  im  Innern  des  marokkanischen  Staatstebens  zu 
verlangen.  Erst  nach  Beseitigung  des  Protcktionswesens  können  sie  mit 
Energie  und  — wenn  die  Großmächte  solches  wirklich  wollen  — mit  Er- 
folg, die  Einsetzung  eines  europäisch-marokkanischen  resp,  internationalen 
Gerichtshofes  für  die  Streitigkeiten  zwischen  Einheimischen  und  Ausländern 
bewirken.  In  wie  weit  diese  Reformen  mit  anderen  verknüpft  werden  müß- 
ten, um  Marokko  den  Interessen  der  Zivilisation  mehr  zu  erschließen,  ist 
hier,  in  Verbindung  mit  den  obigen  Mittheilungen,  zu  erörtern  nicht  der 
Platz.  Ith  hin  zufrieden,  wenn  ich  die  Aufmerksamkeit  der  gebildeten  Welt 
auf  Zustände  de»  marokkanischen  Protektion»-  und  Gefftngnif» wesen»  richten 
könnte,  wie  sie  schlimmer,  schändlicher,  menschencii (würdigender  auf  dem 
ganzen  Planeten  nicht  eiistiren  *) 

Dar  Verfall  der  portugiesischen  Kolonie  Mozambique.  Der 

Hanptort  der  Kolonie  Mozambique  ist  die  Stadt  gleichen  Namens. 
Durch  mehr  als  380  Jahre  bildet  dieselbe  den  Stützpunkt  der 
portugiesischen  Macht  in  Ost-Afrika.  Int  Jahr«  1503  durch  Albu- 
querque  erobert,  wurde  die  Stadt  mit  gewaltigen  Kosten  ausgebaul 
und  befestigt,  — die  Steine  zum  Festnngsbau  kamen  numerirt  aus 
Europal  Jetzt  gewährt  nie  einen  eigentümlichen  Eindruck.  Man 
erkennt  sofort,  dafs  die  Gründer  große  Erwartungen  an  den  Ort 
knüpften;  Alles  ist  grofsartig  angelegt,  ■—  breite  Strafsen,  zahl- 
reiche Kircbtn  usw.  — , ist  aber  jetzt  Hera  Verfalle  geweiht. 

Mozambique  besitzt  alle  Vorbedingungen  zu  einem  Zcutral- 
punkte  des  Weltverkehrs.  Seine  geographische  Lage  i»t  eine  vor- 
zügliche. Gegenüber  der  großen  Insel  Madagaskar  befindet  sich  die 
Stadt  zwischen  Süd-Afrika  und  dem  Suezkanal  und  in  nächster 
Nähe  der  beiden  wichtigsten  Einbruchsthore  nach  dem  Inneren 
des  Erdtbeila.  — Sambesi-Mündung  und  Bagamoyo-Sausibar.  Gleich- 
wohl steht  die  Stadt  in  ihrer  Entwickelung  aber  völlig  still.  Nicht 
mit  Unrecht  führt  der  britische  Konsul  O’Neill  diesen  Stillstand 
mit  zurück  auf  die  Unbeliebtheit  der  Kolonie  im  Mutterlande.  Die- 
selbe ist  nämlich  von  Alters  her  sehr  unpopulär,  weil  man  sie  durch- 
wegs mit  Sträflingen  besiedelte,  wodurch  die  Kolonisirung  mit 
soliden  Elementen  verhindert  wurde.  Dieser  Umstand  trug  auch 
wesentlich  dazu  bei,  das  Privatkupital  vor  Unternehmungen  in 
Mozambique  zurückzoacbrecken.  So  konnten  zur  Ausbeutung  der 
Minen  und  Wälder  des  Sambesigebietes  nur  so  geringe  Summen 
flüssig  gemacht  werden,  dafs  man  mit  denselben  kaum  die  ersten 
Schwierigkeiten  überwinden  konnte.  Ingleichen  waren  die  Kapi- 
talisten auch  nicht  geneigt,  eine  regelmäßige  Dampfschifffahrt  auf 
dem  unteren  Sambesi  einzurichten.  Die  Regierung  vermag  leider 
auch  nicht  viel  für  die  Kolonie  zu  thuu.  Mozambique  kann  seine 
eigenen  Ausgaben  nicht  mehr  beatreiten  und  kostet  dem  Mutter- 
lands jährlich  noch  eine  bedeutende  Summe.  Die  Einnahmen  der 

*)  Anmerkung  der  Redaktion.  Bekanntlich  macht  der  Sultan  von  Ma- 
rokko di«  Beseitigung  des  Protektionswesen»  zu  einer  Baoptbadingung  der 
mit  dem  Auslände  abzrifrchlicßcndrn  Handelsverträge.  Bel  dem  entschiede- 
nen Fremdenhasse,  durch  welchen  sich  Marokko  gegenüber  allen  anderen 
mohammedanischen  Lindem  bervortliul,  steht  zu  vemiutben,  daß  nach  Be- 
seitigung des  Protektionswesens  der  Sultan  neue  Gründe  finden  wird,  durch 
Welche  der  Abschluß  von  Verträgen  vertagt 'wird,  welche  das  Land  dem 
Verkehr  und  den  Einflüssen  der  Zivilikation  öffnen.  Das  soll  und  darf  aller- 
dings kein  Hindenii fc  zur  Beseitigung  des  Protektion «ayste ms  sein. 


Kolonie  setzen  sich  zusammen  aus  Ein-  und  Ausfuhrzöllen  und 
gewissen  von  den  Negern  erhobeuen  Grundsteuern  sowie  io  Stempel- 
steuern aller  Art.  Der  Handel  ist  indessen  ao  unbedeutend,  daß 
die  aus  der  Besteuerung  desselben  erzielten  Einnahmen  die  Aus- 
gaben nicht  zu  decken  vermögen.  Dieser  Umstand  trieb  die  Re- 
gierung zu  einem  ganz  falschen,  durchaus  schädlichen  Sparsystem. 
Den  niederen  Beamten  werden  nämlich  so  geringe  Gehälter  ans- 
gesetzt, daß  sie  unmöglich  mit  denselben  auskommen  können.  In 
Folge  dessen  sucht  sich  jeder  Nebeneinnabmen  durch  Annahme  voa 
Bestechungen  usw.  zu  verschaffen.  Am  großartigsten  bat  sich  dies« 
System  bei  den  Zollbeamten  ausgebildet.  Erhält  irgend  ein  Kauf- 
mann eine  große  Sendung,  so  kann  er  sicher  sein,  den  Besuch 
eines  Zollbeamten  zu  empfangen,  der  ihn  anborgt.  Zahlt  der  Kauf- 
mann die  verlangte  Summe  nicht,  so  ist  er  den  unangenehmsten 
Zollplackereien  ausgesetzt,  giebt  er  sie  dagegen,  natürlich  aaf 
Nimmerwiedersehen,  so  zeigt  sich  der  Beamte  auch  erkenntlich. 
Daß  derartige  Verhältnisse  nicht  zum  Gedeihen  der  Kolonie  bei- 
tragen, liegt  auf  der  Hand. 

Der  Zwischenhandel  zwischen  den  in  der  Stadt  ansässigen 
europäischen  Häusern  und  den  fremden  Kaufleuten,  welche  die 
Kolonie  besuchen,  ohne  sich  daselbst  niederzulaasen,  sowie  den  Händ- 
lern des  Binnenlandes  wird  durch  indische  Kaufleute  vermittelt 
Viele  von  ihnen  handeln  auch  direkt  mit  Europa.  Nach  den 
luncrcn  treiben  auch  schon  seit  Alters  her  die  Araber  einen  ziem- 
lich regen  Handel.  Unter  den  sogenaunten  portugiesischen  Kauf- 
leuten  befindet  sich  übrigens  viel  Halbblut,  größtenteils  gemischt 
mit  indischem,  zum  kleinen  Theil  auch  wohl  mit  NegerbluL  Zo 
den  vertrauenswürdigsten  Elementen  pflegen  diese  Mischlinge  zu- 
meist nicht  zu  gehören. 

Mao  bringt  in  den  Handel;  Elfenbein,  Fische,  Häute,  KopaL, 
Salpeter,  Salz,  Schildkröten,  Zähne  von  Flufspferden,  Kupfer,  Gold, 
Ambra  u.  a.  m.  Deu  wichtigsten  Exportartikel  bildet  aber  un- 
zweifelhaft Gummi,  da»  in  vorzüglicher  Beschaffenheit  gewonnen 
wird.  KeucrdingB  hat  ein  Franzose  große  Salinenwerke  angelegt 
Die  Anlage  derselben  wurde  in  vorzüglicher  Weise  vorgenommea. 
Sie  kostete  ungefähr  60000  Mil  reis  (ca.  300000  «/f),  während 
die  jährlichen  Betriebskosten  ungefähr  25  000  betragen.  Ea  wird 
ein  vorzügliches  Salz  gewonnen,  aber  die  Absatzgebiete  fehlen. 
Man  wollte  da»  Produkt  vornehmlich  in  Süd  - Afrika,  Madagaskar 
und  den  kleineren  Inseln  (Bourbon,  Mauritius  usw.)  abseUen,  welche 
allerdings  bedeutende  Mengen  konsumiren,  dieselben  aber  nach  wie 
vor  aus  Europa  beziehen.  Durch  den  Dampfertransport  von  Mo- 
zambique wird  nämlich  das  Salz  tbeurer  als  das  europäische 
Segelschiffe  können  aber  nicht  verwendet  werden,  da  auf  deo 
Meerestheilen  südlich  von  Mozambique  durchaus  uoregelmifrig« 
Winde  und  Stürme  herrschen,  wodurch  ein  regelmäfsiger  Verkehr 
von  Segelschiffen  ausgeschlossen  ist. 

Will  mau  den  Handelsverkehr  heben,  so  darf  man  »ich  nicht 
allein  auf  den  An-  und  Verkauf  der  natürlichen  Produkte  d« 
Lande»  beschränken;  mau  muß  vielmehr  neue  Artikel  prodttzireo. 
Zum  Aubau  dürften  sich  da  empfehlen:  Reis,  Baumwolle,  lUffee, 
Mai»,  Hirse,  Fruchtbiume  usw.  Mit  dem  Anbau  von  Kaffee  hat 
man  früher  bereits  Versuche  angestellt.  Allenthalben  sind  wenig- 
stens noch  Bäumchen  in  mehr  oder  minder  verwildertem  Zustande 
aufzufinden.  Wiewohl  sich  Niemand  um  dieselben  bekümmert, 
liefern  sie  doch  ein  recht  gutes  Produkt.  Die  Neger  ernten  das- 
selbe zur  Zeit  der  Fruchtreife  und  verkaufen  es  an  die  Kaufleule. 
Diese  führen  den  Kaffee  dann  in  allerdings  nur  geringen  Mengen 
au»,  jedoch  beweist  diese  Tbatsacbe,  daß  Kaffee  beispielsweise  gnt 
gedeihen  würde. 

Leider  verhindert  das  sehr  ungesunde  Klima  eine  größere 
Ansiedelung  von  Europäern.  In  deu  ebenen  Küstenstrichen  herrscht 
die  Malaria,  welche  durch  die  üppigen,  sich  stets  zersetzende» 
Mangrovewälder  manche  Strecken  so  ungesund  macht,  daß  die 
Ansiedelung  für  den  Europäer  tödtlicb  »ein  würde.  Dazu  kommt 
daß  die  Behörden  nicht  genügende  Machtmittel  entfalten  können, 
wa»  die  Eingeborenen  zu  Ausschreitungen  aller  Art  veranlaß*. 
Dadurch  leidet  aber  die  Autorität  der  Regierung  im  höchsten  Maße, 
und  es  ist  noch  nicht  abzusehen . zu  was  für  Verhältnissen  die 
verwickelte  Lage  der  so  arg  vernachlässigten  Kolonie  führen  wird. 
Deutschland  bat  aber  allen  Grund,  ein  aufmerksames  Auge  auf  di« 
Vorgänge  in  Mozambiqne  zu  richten,  da  die  Kolonie  mit  den  deut- 
schen Besitzungen  am  Rovuraa  (Kap  Dclgado)  zusammeostößt  und 
eine  Schwächung  des  portugiesischen  Einflusses  in  Mozambiqne 
auch  eine  gewisse  Gefahr  für  den  deutschen  Einfluß  in  den  süd- 
lichen Gebieten  der  deutsch  -ostafrikanischen  Kolonien  zur  Folg? 
haben  kann. 


1887. 


499 

EXPORT,  Organ  de*  C^utraJ  Vereins  für  HandelBgeographie  etc. 


H*.  88. 


Literarische  Umschau. 

Venelchnlfs  der  bei  der  Redaktion  fllngcgangenen  DraekldUriftea. 
Die  nachstehend  besprochenen  und  angexeigten  Werke  können  durch  die 
Buchhandlung  Walther  & Apolant,  Berlin  W,  Markgrafenstraße  GO, 
* • jederzeit  bezogen  werden. 

— Da*  Kaiserlich«  Statistische  Aiut  hat  aoehen  (im  Verlag  von  Putt- 
kamrner  & Mühlbrecht  rum  Preis«  von  2.40  M)  den  achten  Jahrgang 
de*  Statistischen  Jahrbuchs  für  das  Deutsche  Reich  veröffentlicht, 
welches  die  hauptsächlichsten  Ergebnisse  der  KeichBstatjstik  in  kunten  leicht 
verständlichen  Cberaichten  und  vergleichenden  Jahrearetben  nebst  den  nüthi- 
gen  Erläuterungen  mittheilt.  Wie  im  Vorwort  bemerkt  wird,  ist  ein  Bedarf* 
niß  nach  einer  Aonderung  des  ursprünglich  für  die  Einrichtung  und  den 
Inhalt  angenommenen  Planes  nicht  hervorgetreten.  Der  letzte  Jahrgang 
schliefst  sieb  deshalb  in  dieser  Beziehung  Reinen  Vorgängern  an,  indem  er 
den  seitherigen  statistischen  Übersichten,  tbunlichst  unter  Beibehaltung  dor 
früheren  Form  und  stets  unter  Hinweis  auf  die  eingehende  Bearbeitung  des 
Gegenstandes  in  den  statistischen  Quellenwerken,  die  neuesten  Ergebnisse 
der  regelmäßig  fortlaufenden,  bezw.  alle  Jahre  wiederkehrenden  Erhebungen 
hinzufügt.  Hieran  reihen  sich  zum  ersten  Mal  Nachweisungen  aut  der  Sta- 
tistik der  Krankenversicherung  der  Arbeiter.  An  Ergebnissen  von  Erhebun- 
gen, die  nur  in  längeren  Zeiträumen  wiederkehren  oder  deren  Wiederholung 
Überhaupt  nicht  in  bestimmte  Aussicht  genommen  ist,  werden  verschiedene 
Aufstellungen  über  die  Volkszählungsresultate  von  1885,  über  den  Umfang 
der  Hausindustrie  nach  der  allgemeinen  Berufszählung  von  18R2  und  über 
die  Reichstags  wählen  vom  gegenwärtigen  Jahre  gegeben,  Aufserdem  wird 
ab  neueren  Bearbeitungen  älterer  Rrbebungsresnltat«  durch  das  Statistische 
Reichsamt  eine  Übersicht  über  die  Bewegung  der  Bevölkerung  anf  dem  Ge- 
biet des  heutigen  Deutschen  Reichs  seit  dem  Jahre  1841  und,  als  erste  ihrer 
Art,  eine  auf  die  Sterblichkeit  der  Reichsbevölkerung  in  den  10  Jahren 
1871/72  bis  1880/81  gegründete  Sterbetafel  mitgetbeilt. 

Den  statistischen  Übersichten  ist  ein  systematisch  geordnetes  lnhalU- 
verzeichnirs  der  bis  in  die  neueste  Zeit  in  den  Quetlenwerken  „Statistik  des 
Deutschen  Reichs“  und  „Monatshefte  zur  Statistik  des  Deutschen  Reichs* 
erfolgten  Veröffentlichungen  des  Statistischen  Keicbsamts  angefügt,  und  auf 
diese*  folgen  vier  Karten,  welche  die  Vertretung  der  hauptsächlichen 
Größenklassen  der  landwirtschaftlichen  Betriebe  in  den  preußischen  Kreisen, 
bayerischen  Bezirksämtern  und  entsprechenden  Bezirken  der  übrigen  Staaten 
zur  Anschauung  bringen. 

Dar  Jahresbericht,  welchen  das  F.xport-Muster-Lager  Stutt- 
gart für  das  am  1.  April  d.  J.  abgelaufene  fünfte  Geachiftajabr  veröffentlicht 
hat,  läßt  erkennen,  daß  dis  Entwickelung  dieses  gemeinnützigen  Institut* 
eiüe  fortlaufend  günstige  gewesen  i»L  Wir  geben  >m  Nachfolgenden  einige 
Daten  au*  dem  Geschäftsberichte.  Darnach  zählt  die  Gesellschaft  augenblick- 
lich 850  Mitglieder,  welche  »ich  auf  folgende  Industriezweige  Württemberg* 
verteilen:  I.  Chemische  Industrie;  2.  Nahrung*-  und  Genußmittel ; 8.  Steine, 
Thon  und  Glaswsaren;  4.  Maschinen,  Material  für  Eisen  bahn  bedarf,  Werkzeuge; 
5.  Wagen,  Feuerwehrgerälhe,  Gurts,  Seilerwaaren,  Seegrasarbriten;  6.  Leder- 
industrie; 7. Metallverarbeitung;  8.  Holzverarbeitung  nnd  Kurxwaaren;  9.  Textil- 
industrie; 10.  Musikalische  Instrumente;  1 1.  Papier  und  Polygraphische  Gewerbe. 
Die  Ausstellung  ist  in  den  hellen  und  luftigen  Räumen  der  Gewerbehalle  in 
7 Sälen  mit  400  qm  Bodeofläche  untergebracht  und  übersichtlich  nach 
Branchen  geordnet,  so  daß  dieselbe  ein  vollständiges  Bild  der  würltcra- 
bergi sehen  Eiportindustrie  bietet  nnd  den  Einkäufern  Gelegenheit  giebt 
innerhalb  weniger  Stunden  ihre  Aufträge  für  alle  ihren  Markt  passenden 
Württemberg! «eben  Fabrikat«  zu  geben.  Der  Besuch  der  Ausstellung  gegen 
daa  Vorjahr  hat  nicht  allein  wiederum  lugsnommen,  sondern  auch  die  Prozent- 
zahl der  Käufer  unter  den  Besuchenden  hat  sich  vermehrt,  denn  90%  der 
Besacber  haben  im  Vorjahre  Aufträge  ertheiit,  während  x.  B.  im  ersten  Ge- 
schäftsjahre nur  15%  der  Besucher  Aufträge  ertfaeilten.  Die  üeaammtzahl 
der  am  Lager  erlheilten  und  der  brieflich  «rtbeilten  Aufträge  betrug  im  ab- 
gelaufenen Geschäftsjahre  1413  gegen  1087  im  Vorjahre.  Die  Finanzlage 
Ist  eine  ganz  befriedigende  da  die  Ausgaben  durch  die  Einnahmen  vollstän- 
dig gedeckt  wurden.  Soweit  der  Geschäftsbericht.  In  einer  Zeit,  wie  der 
heutigen,  in  welcher  die  meisten  Staaten  ihre  Einfuhrzölle  erhöben  und  da- 
durch den  deutschen  Export  erschweren,  ist  e*  für  uns  doppelt  angenehm 
günstig  über  ein  Unternehmen  berichten  zu  können,  welchos  bestimmt  ist  den 
deutschen  Export  zu  fördern.  Wir  wünschen  daher  dem  Unternehmen  eine 
weitere  günstige  Entwickelung  und  bitten  alle  unsere  Freund*  dasselbe  nach 
Kräften  xu  fördern. 

Die  Ansiedelung*- Verhältnisse  in  Nord* Amerika.  Ein  Rathgeber 
für  Auswanderer.  Nach  offiziellen  Quellen  bearbeitet  von  J.  v.  Parse  val, 
Köttifl.  bayr.  Regierungsrath  a.  D.  (Berlin  1887.  J.  Zenker*  Verlag.) 
8°.  86  S.  und  9 Beilagen,  darunter  ein«  Karte  der  Vereinigten  Staaten. 

J».  C.  B.  Der  \ erfasser  dieser  Schrift  bat  sich  der  dankenswertben 
Aufgabe  unterzogen,  unser  auswandrruogslustigea  Volk  auf  die  zahlreichen, 
in  aen  Natur-,  Gesellschaft« • und  Rechtsverhältnissen  der  Vereinigten  Staaten 
grgebenen  Mifsst&nde  und  Klippeu  aufmerksam  zu  machen,  an  welchen  so 
viele  Ansiedelung* -Unternehmungen  scheitern.  Gestützt  auf  amtliche  Be- 
riet«, namentlich  anf  die  des  gegenwärtigen,  ehr-  und  wabrbeitliebenden 
Leiters  der  .General  Laad-Office*,  Mr-  Sparks,  sowie  auf  die  Arbeiten 
vertrauenswürdiger  Männer,  wie  Fr.  Ratzel,  G.  Schmoller  u.  a.  behandelt 
er  in  kurzer  gemeinverständlicher  Darstellung,  nach  einer  die  Bedenken  gegen 
die  Auswanderung  nach  der  Union  im  Allgemeinen  erörternden  Einleitung, 
in  8 Paragraphen  und  9 Beilagen  das  Wßscnwürdigate  »on  den  Verbält- 
nisien  und  Zuständen,  in  welchen  unser  Auswanderer  sein  Glück  versuchen 
will.  In  Erwägung  der  Tbatsache,  daß  seit  1879  rund  1 Million  Deutsche 
nach  den  Vereinigten  Staaten  gegangen  sind  und  dar#  dort  die  Regierungs- 
gewalten  sieb  selbst  außer  Stande  erklärt  beben,  in  den  westlichen  Gebieten 


das  Leben  nnd  das  Eigenthum  vor  Gewalttbateo  und  Rechtsverletzungen  zu 
schützen,  fühlte  sich  der  Verfasser  veranlaßt,  darauf  bezügliche  Warnungen 
für  unsere  Auswanderungslustigen  den  großen  Zeitungen  tu  übermitteln. 
Dieselben  fanden  aber  bei  letzteren,  wegen  des  leidigen  .Raummangels“  — 
der,  nebenbei  bemerkt,  bei  gewissen  Blättern  für  das  Uebermaß  der  politischen 
Kannegießere!  nicht  besteht  — wenig  Berücksichtigung,  und  so  mußte  sich 
unser  Autor  entschließen,  seine  ernsten  Bedenken  gegen  die  amerikatolle 
Auswanderung  in  Form  des  vorliegenden  Büchleins  zu  veröffentlichen. 

Die  beiden  ersten  Paragraphen  geben  in  einer  zwar  etwas  summarischen, 
im  Allgemeinen  aber  zutreffenden  Weise  einen  kurzen  Einblick  in  die  ver- 
schiedenen Verhältnisse  des  Bodens  nnd  dos  Klimas  und  in  das 
Wesen  der  hauptsächlichsten  Bevölkerungsbeatandtheile.  Zur  Ergän- 
zung, bezw.  zur  Begründung  des  hierüber  Gesagten  dienen,  als  Beilagen 
1—3,  eine  kleine,  sehr  hübsche  Ueberaiehtskarte  (aus  J.  Perthes  Handatlas) 
eine  statistische  Tafel  über  die  Staaten,  Territorien  und  großen  Städte  und 
eine  Tabelle  der  Temperatur-  und  Regenverbältnisae.  — Mit  Beziehung  auf 
daa  als  Beilage  4 in  Uebersetiung  gegeben»  .Ansiedelungsgesetz  der  Union 
vom  Jahre  1862  nebst  ergänzenden  Bestimmungen"  behandelt  § 3 die  »An- 
siedelungs-  und  Exemtionsgesetze“  und  zwar  wie  sie  eigentlich  gemeint 
waren  und  »io  sie  thatsächlich  aber  von  der  Spekulation  unter  den  Awgen  der 
Behörden  in  der  schamlosesten  Weise,  zum  Nacbtheilo  der  Ansiedler  mißbraucht 
und  umgangen  werden.  In  ihrer  ganzen  Roheit  und  Treulosigkeit  bekundet  Bich 
aber  die,  da*  Recht  und  die  Freiheit  Anderer  mißachtende  Gewinnsucht  der 
Amerikaner  in  dem  gewaltthätigon  Treiben  der  westlichen  Heerdenkönige  und 
ihrer  Cow-boy*,  in  dem  perfiden  Gebabren  der  grossen  Eßenbahngesell- 
schaften  den  Ansiedlern  gegenüber,  sowie  ln  dem  offenkundigen  Betrugs- 
system der  auf  angeblich  alte  Reiitzrechte  sich  stützenden  Landschwindler. 
Die««  schreienden  Uebehtände  werden,  an  der  Hand  der  zahlreichen,  amt- 
lich bestätigten  Vorgänge,  unter  dem  Stichwort:  .Keefat-  und  Schutz- 
losigkeit der  Ansiedler*  io  § 4 erörtert.  Es  ist  ein  Bild  der  Nieder- 
tracht und  der  gewaltlhätigen  oder  abgefeimten  Habsucht,  wie  e«  nur  in 
einem  Land«  deckbar  ist,  in  welchem  die  Freiheit  weniger  als  eine,  auch 
in  ihrer  Verallgemeinerung  mögliche  Selbstbestimmung  des  Willens,  sondern 
mehr  ah  eine  die  individuelle  Willkür  gestattende  Schrankenlosigkeit  be- 
griffen und  geübt  wird.  In  einem  Lande,  in  welchem  das  Geldintereaae  das 
ganze  Thun  und  Lassen  des  Volkes  beherrscht,  kann  e*  nicht  fehlen,  daß 
auch  die  Rechtspflege,  wie  jeder  andere  öffentliche  Dienst,  demselben  unter- 
worfen ist  und  so  kommt  es,  daß  sie  der  Geldkräftig«  mißbrauchen,  während 
der  arme  Teufe!  ihrer  nicht  theilbaftig  werden  kann. 

.Vor  allem  ist  hervorznheben,  daß  das  Prozessiren  in  Amerika  außer- 
ordentlich theuer  ist  Ke  gilt  dort  der  Satz  als  wahr  und  unanfechtbar,  daß 
nur  reiche  Leute  zu  ihrem  Rechte  kommen.  Von  Armenreckt  weiß 
die  amerikanische  Prozessordnung  nichts.  Wer  nicht  zahlt,  ist  rechtlos.  Auf 
diese  Voraussetzung  hin  können  die  über  reiebe  Mittel  gebietenden  Eisen- 
bahn gesell*«  haften  *ich  sehr  viel  gegen  arme  Ansiedler  erlauben,  wissen 
sie  ja  doch,  daß  diesen  die  Mittel  fehlen,  den  aur  Klagstellcng  unentbehr- 
lichen Anwalt  aufzustellen,  dessen  erstes  Wort  — noch  bevor  er  die  Klage 
anbürt  — darin  besteht,  daß  er  50  Dollars  (210  Mark)  Kostenvorecbuß 
verlangt* 

„Ea  ist  leicht  einzuseben,  daß  unter  wichen  Verhältnissen  da*  Rechts- 
gefübl  im  Volke  grofsen  Schaden  leiden  muß  und  ebenso,  daß  unter  dem 
Schutzmantel  der  freiheitlichen  Gesetzgebung  aleb  ein  förmliche#  Raubrecht 
ausbilden  konnte.  .Der  Aussicht  auf  Gewinn  gegenüber  wird  ein  Meineid 
in  Nordamerika  um  so  geringer  angeschlagen,  als  eine  gerichtliche  Ein- 
»chreitung  wegen  Meineides  nur  auf  Antrag  eines  Beschädigten  stattfindet 
Die  dnreh  F.ld  zu  bekräftigende  Erklärung,  daß  man  nicht  mehr  als  eine 
Heimstätte  zu  160  acres  besitze,  daselbst  ein  Wohnhaus  errichtet  und  daa 
Land  bebaut,  oder  daß  man  6 Monate  dort  gewohnt  habe,  giebt  jeder  Ame- 
rikaner ohne  Besinnen  ab  und  findet  Zeugen  zur  eidlichen  Bestätigung 
dieser  Erklärung.  Morgen  leistet  er  dem  Nachbar  den  Gegendienst  Wer 
über  größere  Geldmittel  zu  verfügen  hat,  sieht  sich  zunächst  nach  Zeugen 
and  Strohmännern  um,  Zeugen,  die  ihm  eidlich  bestätigen,  daß  er  draußen 
auf  »einer  Heimstätte  mit  seiner  Familie  wohne;  Strohmännern,  anf  deren 
Namen  eine  beliebige  weitere  Menge  von  Landscktionen  tu  160  oder 
640  aerea  gemäß  des  Heimstätten-,  Forstwirtbschaft-  oder  Weidengesetxea 
eingetragen  wird.  Die  ganz«  Bande  läuft  sodann  zum  Local-Land-Office, 
dort  wird  geschworen,  bezahlt,  die  Zeugen  und  Strohmänner  legen  ihren 
Verdienst  in  Branntwein  an,  und  der  ehrliche  Ansiedler  mag  Zusehen,  ob 

und  wo  noch  etwas  für  ihn  übrig  ist Alle  gesetzlichen  Beatimmungen 

zur  Verhinderung  von  Mißbrauch  werden  in  derselben  Weise  — nämlich 

durch  falsche  Zeugenaussagen  — umgangen Der  Advokat  und  Land* 

agent  sorgt  für  Beibringung  und  Abnchtung  der  Zeugen,  Aufnahme  der 
Anträge  und  Urkunden  in  richtiger  Form.  Die  Partei  braucht  nur  den 
Beutel  aufzulhun,  aie  kann  alles  beweisen,  was  überhaupt  erweisfähig  ist  — 
der  Dollar  ist  allmächtig!“ 

Zur  Kennzeichnung  der  Rechtspflege  im  Lande  der  Freiheit  mag  noch 
eine  Prob«  ans  dem  inhaltreichen  Werkchen  dienen.  Bezüglich  des  Trei- 
ben* der  Eiaenbahngeaellschaften  heißt  ee  auf  S.  46;  .Es  ßt  z.  B.  üblich, 
dass  reiche  Leute,  die  einen  unsugenehmen  Prozeß  befürchten,  alle  Advo- 
katen des  zuständigen  Gericht*  in  Sold  nehmen,  um  die  Gegner  in  dl« 
Unmöglichkeit  zu  versetzen,  eine  Klage  anstellen  tu  können.  Das  Honorar 
für  die  Ablehnung  einer  Klageeacbe  heißt  man  „retaining  fee“  und  es  bildet 
solche*  einen  bedeutenden  Bruchtbei!  der  Einnahme,  namentlich  bei  be- 
rühmten, als  Gegner  gefürchteten  Anwälten.  In  ähnlicher  Weise  erhalten 
auch  die  Zeitungen  Schweiggelder  von  den  Eisenbahnen,  damit  sie  gewisse 
Vorgänge  unerwähnt  lassen.  Endlich  ist  ea  notorisch  und  kann  nicht  wider- 
sprochen werden,  daß  Mitglieder  des  Senates  wie  der  Kongresse  in  vielen 
Fällen  ihre  Abstimmung  verkauften  Die««  Uebennacht  des  Geldes  Ist  wohl 
der  schlimmste  Krebsschaden  des  amorikan  Ischen  Volkes  und  bedroht  ernst- 
lich dessen  Zukunft* 


800 

Jir.  88.  EXPORT,  Organ  de«  Centralvereins  fflr  Handelsgeographte  etc.  1887. 


Wer  (ich  nach  KenntniTsnahmp  oller  der  io  deo  ersten  vier  Paragraphen 
auf  Grund  amtlicher  Berichte  geschildert  en  Zustände  und  Verhältnisse  doch 
alebt  abhalten  läßt,  nach  den  Vereinigten  Staaten  ausiu  wandern,  was  be- 
sonder* diejenigen  thun  werden,  welche  von  dort  lebenden  Verwandten  dazu 
veranlaßt  werden,  denen  Riebt  der  Verfasser  in  den  folgenden  Ab- 
schnitten and  Beilagen  mit  groß«  Ein-  und  Umaieht  eine  Reibe  trefflicher 
Ratbschlöge  und  Aufschlüsse,  als  in  § 5:  Verhaltungsmaßregeln  nach 
der  Laodang,  in  $6:  Hinweise  auf  die  Thätigkeit  der  deutschen  1 
Gesellschaft  io  New  York,  dann  in  § 7 nützliche  Winke  betreffs  des  ; 
Landankaufs  und  in  $ 8 bezüglich  der  Urbarmachung.  Die  Beilagen 
geben  hierzu  Verzeichnisse  der  deutschen  Konsuln  and  ihrer  Amts- 
bezirke, sowie  der  amerikanischen  Landämter,  ferner  Übersichten 
über  die  handschenkungen  an  Eisen bahngeselischaften  und  über 
die  noch  vorhandenen  Staatsgüter,  und  endlich  eine  Tafel  der  ame- 
rikanischen Maße,  Gewichte  und  Münzen  im  Vergleich  mit  den 
deutschen,  la  dieser  letzteren  Beilage  ist  ein  Fehler  überleben  worden,  der 
darin  besteht,  dab  1 ilundredweight  zu  112  l‘fd.  — 101, e Kilo  (statt  Pfund) 
gesetzt  worden  ist.  Unrichtig  ist  ferner  die  Fubnote  auf  S.  70,  welche 
besagt,  daß  alle  amerikanischen  Landkarten  den  Meridian  von  Greenvicb, 
dagegen  die  deutschen  den  von  Ferro  ala  0°  (nicht  als  1°)  angenommen 
bfcUeu;  die  dem  Bache  beigegebene  Karte,  welche,  obwohl  eine  deutsche, 
doch  nach  Greenvidi  rechnet,  mub  hiernach  den  unkundigen  Leser  in  Ver- 
wirrung bringen. 

Abgesehen  von  solchen  kleinen  unwesentlichen  Unrichtigkeiten  kann 
ab«  das  P araevaUsche  Werkchen,  im  Gegensatz  zu  gewissen,  mehr  im 
Interesse  der  amerikanische»  Land«|vckutation,  als  in  dem  der  Auswanderer 
geschriebenen  Büchern*),  als  ein  wirklicher  Kathgeber  empfohlen  werden, 
und  es  tollte  von  Amts  wegen  oder  von  Seiten  gemeinnütziger  und  patrio- 
tischer Gesellschaften  an  alle  diejenigen  Stellen  vertheilt  werden,  welche, 
wie  Ortavorstände,  Landgeistlich«,  Lehrer,  I.atwlwirtliwrhafiB-  und  Gewerbe- 
vereine  u*w  , vorzugsweise  in  der  Lage  sind,  das  auswanderungslustige  Volk 
■u  belehren. 

tiruudrifs  der  Handels  Wissenschaft  oder  übersichtliche  Dar- 
stellung der  Allgemeinen  Handel*] elire.  Zur  Selbstbelehrung 
für  Kaufleute  und  NichtkAufleute,  sowie  ab  Grundlage  beim  Unterricht  an 
HandeblehraeslaHen.  Herausgegobeo  von  Prüf  C.  F.  Findelsen,  Vize- 
direktor der  öffentlichen  Uundelslchranstalt  in  Dresden.  Mit  einem  aus- 
führlichen Sachregister.  — Vierte,  verbea^erle  Auflage-  — Leipzig, 
Ferdinand  Hirt  dt  Sohn.  1887.  8°  VII  und  21)4  Seiten 

Ä In  ebenso  knapper  als  klarer,  systematischer  Darstellung  gieht 
dieses  Buch  einen  guten  Gberblirk  über  das  Wesen  und  die  Technik  des 
Handel*  sowohl  im  Allgemeinen,  als  auch  in  seinen  verschiedenen  besonderen 
Formen  Die  viclgcthriltcn  Wege,  welche  der  liandid  eioscbliurt,  um  seinen 
Zweck  der  Vermittelung  zwischen  Produktion  und  Konsumtion  durch  Besitz- 
Wechsel  und  Ortaveränderung  zu  erfüllen  und  dadurch  zu  einer  selbständigen 
Erwerbsquelle  zu  werden,  beleuchtet  der  Verfasser  von  den  öfteren  Gesicbt*- 
punkUm.  welche  sich  aua  der  Betrachtung  d«r  HandeUmittel,  einerseits  nach 
ihrer  Art,  andererseits  nach  ihrer  Bedingungsweise  selbst  ergeben.  Dem- 
gemifs  erörtert  das  Buch  nach  einer  einleitenden  Darlegung  des  Begriffs, 
de«  Ursprungs,  des  Nutzens  und  der  Arten  des  Handels,  sowie  der 
tilgen)  einen  Hinrichtungen  des  Handelsbetriebs  (Hechts-  und 
Geacbiftsverhältnisse  der  Einzel-  und  Ge-fellschaftsuntcmchmungen  und  des 
Gesrhäflsporsona  s,  Allgemeines  über  Buchführung,  Bilanz  uaw.\  zunächst 
die  Handelsgegenstände  und  ihr  Mnfs  (Waare,  Mafs,  Geld,  Bank- 
noten und  Papiergeld,  Wechsel  und  Anweisungen,  Effekten)  und  beschreibt 
und  erkürt  dann  den  hiernach  sich  verschieden  gestaltenden  Handels- 
betrieb hi  den  Formen  des  Waaren-,  Buch-,  Kunst-,  Geld-,  Wechsel-,  und 
Kffektewhandei».  Di«  Zweckerfüllung  dies«  Handelszweige  erfordert  ein  ganzes 
System  von  Hilfsgewerben,  wie  da«  der  geschäftsverrnittelnden  Makler 
«ad  Agenten,  der  Transport- Unternehmungen  zu  Waaserund  zu 
Lande  und  der  ihnen  an  die  Hand  gebenden  Versicherungen  und 
Spedition.  — Das  Kapitel  von  den  Förderungsanstalten  dos  Handels 
erklärt  den  Zweck  und  die  Einrichtungen  der  Märkte  und  Messen,  der  Aus- 
stellungen, der  Freihäfen,  Lagerhäuser  und  Docks,  der  Warrants,  der  Börsen 
und  Auktionen,  der  Banken,  der  Konsulate,  der  Handelskammern,  der  Posten 
usw,,  während  der  darauf  folgende  Abschnitt  »der  Handel  und  der 
Staat“  die  Beider  Interessen  dienenden  staatsrechtlichen  Veranstaltungen 
und  Maßnahmen,  wie  das  Zollwesen,  die  Handels-  und  ächifffahrtsverlritgc, 
die  UandaU-  und  .Schiedsgerichte  usw.  zur  Besprechung  bringt.  — Im  ScbluJis- 
kapitel,  welches  auf  X V*  Seiten  die  Insolvenz  und  den  Konkurs  aller- 
dings sehr  flüchtig  behandelt,  wäre  u.  A.  auch  «in  Hinweis  auf  die  mancherlei 
Nachtbeile,  welche  ein  Konkurs  in  staatsürgerlichcr  und  gesellschaftlicher  Hin- 
sicht mit  sich  bringt,  um  »o  mehr  am  Platz  gewesen,  als  ja  dieses  Buch,  seiner 
ganzen  Anlage  nach,  doch  vorzugsweise  die  wenig  oder  gar  nicht  bandels- 
vorständigrn  Kreise  belehren  soll.  Diese  Aufgabe  erfüllt  es  aber  im  Allge- 
meinen ganz  vortrefflich  und  es  dürfte  namentlich  mit  seinen  Aufklärungen 
in  dem  verwickelten  Wechsel  verfahren,  den  kleinen  Gewerbtreibeuden  und 
allen  geschäftlich  wenig  bewanderten  Leuten  zu  empfehlen  sein.  Ein  aus- 
führliche« InhaltaverzeichnUs,  welches  über  1 700  alphabetisch  geordnete 
Stichwort«  — - darunter  mehr  als  800  fremder  Zunge  — enthält,  erleichtert 
da«  Eindringen  in  die  handelateelmisch«  Ausdruckweise,  die  überreich  an 


•)  Die  Behörden  sollten  die  deutsche  Auswanderungs-Literatur  etwas 
konlrolliren;  es  giebt  Machwerke,  in  welchen  nicht  nur  in  der  kritik-  und 
Mhaailoeeeten  Weise  Loblieder  auf  die  glänzenden  Verhältnisse  des  großen 
VreiheitsUudes  in  biederminnischer  Form  gesungen  werden,  sondern  in 
denen  zur  treuen  Berathung  der  Auswanderer  selbst  auf  diejenigen  Dampfer- 
linien  aufmerksam  gemacht  wird,  bei  welchen  eiu  persönlicher  Ausweis  mit 
den  Miiitärpapieron  nicht  «forderlich  ist 


Fremdworten,  dem  Fernstehenden  mitunter  wohl  ala  ein  kaufmännische« 

Rothwälsch  erscheinen  mag.  

Verelnsnachrichten. 

Der  Verein  für  Handelsgeographie  ia  Lei pzlg  hat  s.  Z.  fol- 
gende Eingabe  an  das  König!.  Sächsische  Ministerium  eingereicM 

An  das  Königliche  Ministerium  des  Innern,  Abtheilung  für  Acker- 
bau, Gewerbe  und  Handel  in  Dresden.  «Vom  1.  August  1888  bis 
zum  31.  Januar  1889  soll  in  Melbourne  eine  Zeotennial  Inter- 
u&Lloual  Exhibition  slattfinden  und  sollen  die  Anmeldungen  bierfir 
bis  sum  81.  August  1887  erfolgen. 

Wie  wir  hören,  ist  das  deutsche  Reich  zur  Betheiligung  an 
der  Ausstellung  offiziell  eingeladeu  worden. 

Trotz  der  allgemeinen  Abneigung  gegen  die  Beschickung  inter- 
nationaler Ausstellung  scheint  es  uus  geboten  su  sein,  dal«  dir 
deutsche  Industrie  sich  ausnahmsweise  gerade  au  dieser  Au- 
steilung wieder  betheiligt. 

Die  bei  den  Ausstellungen  der  Jahre  1879  und  1880  in  Sydney 
und  Melbourne  seitens  der  deutschen  Industrie  gebrachten  gr<i fy-n 
Opfer  sind  nicht  vergebens  gewesen.  Und  dafs  man  die  daaub 
gewonnene  Stellung  kräftigen  und  befestigen  will,  zeigt  die  Sub- 
ventioniniüg  der  deutschcu  Damnferlinie  nach  Australien.  Auti 
diese  letztere  Einrichtung  ist  erfolgreich  geweaeo.  Denn  neben 
den  subveotionirteu  Dampfern  finden  monatlich  noch  mehrere  Segel- 
schiffe von  Hamburg  aus  Fracht  nach  Australien.  Unter  diesen 
Umständen  könnte  ein  Wegbleiben  Deutschlands  von  der  nächst- 
jährigen Ausstellung  die  von  der  deutscher)  Industrie  in  Australien 
mühsam  und  unter  Aufwendung  vieler  Opfer  gewonnene  Stellung 
auf  dem  australischen  Markte  gerade  zu  gefährden,  während  io  eiaer 
erneuten  Betheiligung  Deutschlands  nur  die  zielbewofste  Konse- 
quenz jener  ersten  Schritte  gefunden  werden  könnte. 

Im  Jahre  1879  war  es  unser  Verein,  welcher  zuerst  die  Auf- 
merksamkeit der  deutschen  Handelskammern  und  der  Presse  uf 
die  Bedeutung  der  australischen  Ausstellungen  hinlenkte.  Wir 
fühlen  uns  dadurch  berechtigt  und  verpflichtet,  auch  auf  die  Wichtig- 
keit dieser  nächstjährigen  Ausstellung  aufmerksam  zu  machen. 

Bei  den  früheren  australischen  Ausstellungen  bat  sieb  dal 
Königreich  Sachsen  in  hervorragender  Weise  betheiltgl,  besonder 
durch  die  Entsendung  eines  Delegirten  der  Handelskammer,  dessen 
Wirksamkeit,  vorzüglich  in  der  Jury,  unseres  Wissens  allseitig 
befriedigt  hat.  Da  von  anderer  Seite  eine  Initiative  in  der  Sach« 
nicht  ergriffen  zu  werden  scheint,  bitten  wir  das  Königliche  Mi- 
nisterium deshalb  geborsamst,  womöglich  eine  solche  za  ergreif« 
und  an  zu&t&ndigor  Stelle  die  nöthigea  Schritte  für  Bekanntmachiraf 
jener  Einladung  und  für  Unterstützung  des  Unternehmens  zn  tha, 
sei  es  durch  Bewilligung  frachtfreier  Beförderung  der  Ausstellungs- 
güter,  Ausschmückung  der  Ausstellungsräume,  Errichtung  ros 
Geschäftsstellen  für  die  Ausstellung  hier  und  in  Melbourne,  und 
Entsendung  geeigneter  Vertreter. 

Für  geneigte  Mittbeiluog  einer  Nachricht,  ob  derartige 
Schritt«  zu  erwarteu  sind,  würden  wir  zu  besonderem  Dank«  ver- 
pflichtet sein. 

Wir  benutzen  diese  Gelegenheit,  uns  dankend  zu  dem  Em- 
pfange des  Erlasses  vom  11.  Juni  d.  J.  die  Ausstellung  in  Jfki- 
terinburg  betreffend,  zu  bekennen  and  zeichnen  in  größter  Ehr- 
erbietung.“ 

Leipzig,  den  16.  Juli  1887. 

Der  Verein  für  Handelsgeographie 
und  Förderung  deutscher  Interessen  im  Auslände, 
gez.  Prof.  Dr.  Ernst  Hasse.  ge*.  Sehnoor, 


Briefkasten. 

Kolonisation  in  Paraguay.  Die  „ßfldamerikaniache  Kolonisation^ 
Gesellschaft“  zu  Leipzig  ist  in  der  Lage  und  bereit,  einem  Heil 
der  aus  Rufsland  ausgewieseoen  deutschen  Landwirthe  und  Ge- 
werbetreibenden in  ihrer  Kolonie  in  Paraguay  unter  günstigen  Br- 
dingungen  Aufnahme  zu  gewähren.  Gesuche  sind  an  die  Obige 
Gesellschaft  nach  Leipzig  zu  richten.  — ln  wie  hohem  Grade  das 
Interesse  in  Paraguay  für  Deutschland  und  die  Deutschen  gestifgea 
ist  — nicht  zum  Wenigsten  durch  den  Eiaflufe  der  Leipziger  Geseh 
sebaft  — gebt  aus  der  Thatsache  hervor,  dafs  deutsche  Füntosrl;- 
stücke  als  gesetzliche  Valuta  an  den  Landeskaasen  angenommen 
werden. 

Warnung  vor  Sehwindelfirmen  In  Egypten.  Das  italienische 
Handelsministerium  warnt  vor  einer  großen  Schwiodlergeseüsch»^ 
welche  ihren  Hauptsitz  in  Kairo  und  Alexandrien  hat  Dieselbe 
richtet  an  Haudelshäuser  und  Kauileute  aller  Herren  Länder  Brief* 
und  kauft  gegen  mehrmooatiieh«  Tratten  Waaren,  welche  dsao 
unbezahlt  bleiben.  Zahllose  Kaufleute  seien  schon  betrogen  woröe« 


18#7. 


SOI 

EXPORT,  Organ  des  Central  verein*  für  Handelsgeographie  etc. 


Nr.  38. 


und  ea  könne  daher  im  Verkehr  mit  Egypten  nur  die  grdfste  Vor- 
sicht empfohlen  werden. 

Wiowohl  wir  die  Bemühungen  der  italienischen  Regierung  um  Beseiti- 
gung des  S^iwindeU  in  Egygten  mit  Dank  anerkennen,  so  meinen  wir  doch, 
dal*  es  zrtrfkhst  Sache  der  italienischen  Regierung  sei  im  eigenen  Lande 
Wandel  zu  schaffen.  Wie  speziell  in  Sicilien  in  Granen  erregender  Weise 
schwindelt  wird,  haben  unsere  Korrespondenten  aus  Sicilien  und  Neapel 
Nr.  30  and  33  des  Blattes  zum  höchsten  Erstaunen  des  deutschen  Publi- 
kums gemeldet.  Solche  unerhörten,  im  frechen  Gegensatz  zum  Gesetz  be- 
stehenden Zustande,  sollte  die  italienische  Regierung  doch  zunächst  zu  be- 
feitigen  bedacht  aeia.  Die  Red. 

— Wie  wenig  unserer  Aufforderung,  die  dem  .Export“  entnommenen 
Artikel  nur  mit  Angabe  der  Quelle  abzndrucken,  entsprochen  wird,  und 
Wefche  lächerlichen  Konsequenzen  dadurch  zuweilen  entstehen,  ist  aus  Nach- 
stehendem tn  ersehen: 

\ .Der  in  Nr.  8 d.  J.  im  .Export“  aufgenommene  Artikel:  , Volks- 
wirtschaftliches aus  China“  wurde  von  dem  in  Shanghai  erscheinen- 
den „OsUaiatiscben  Lloyd“  ohne  Quellenangabe  veröffentlicht  und  da  man 
in  Folge  dessen  glaubte  es  mit  einem  Origiualbericbt  zu  thun  zu  haben,  von 
der  .Norddeutschen  Allgemeinen  Zeitung“  sowohl  als  auch  von  dem  .Deut- 
schen Handelaarchiv“  im  Juhbeft  mit  der  Quellenangabe:  .Ostasialiacher 
Lloyd“  abgedruckt.  W'ir  dürfen  wobt  hoffen,  dafs  der  .O-itasiatische  Lloyd“ 
bei  den  aus  dem  .Export“  abgedruckten  Artikeln  die  am  Kopfe  dies«»  Blattes 

E brachte  Notiz  in  Zukunft  beachten  und  den  Vermerk:  .Abdruck  aus  dem 
port“  hinzufügen  wird.“  

Drataclie  Eiporthank. 

Für  Telegramm«:  Eiportbink,  Berlin. 

Abthel  lang:  Exportbureau. 

452.  Die  »Mittbeilungen  des  Export bureaus"  der  .Deutschen  Export- 
bank“, »eiche  ale  geschäftlichen  Angaben  der  unserem  Abonnenten  verband 
ungehörigen  leistungsfähigen  Firmen  enthalten,  gelangen  demnächst  in  be- 
sonders starker  Auflage  zum  Versand  an  all«  unsere  auswärtigen  reep. 
überseeischen  Geschäftsfreunde.  Wir  fordern  daher  unsere  Abonnenten  auf, 
Preislisten  und  Kataloge,  welche  sic  beizulegen  wünschen,  baldmöglichst  ein- 
zusenden.  In  den  Antwortschreiben  unserer  ausländischen  Geschäftsfreunde 
auf  die  ihnen  Im  Dezembrr  v.  J.  nebst  Katalogen  und  Preislisten  xugesandten 
.Mitthallungen“  wird  einstimmig  der  praktische  Vortheil  anerkannt,  welchen 
diese  Zusammenstellung  leistungsfähiger  Finnen  aller  Branchen  namentlich 
dadurch  gewihrt,  dafli  die  Deutschen  im  Ausland«  ersehen,  welche  Artikel 
»le  am  besten  von  Deutschland  zu  beziehen  vermögen,  und  Ihnen  ferner  die 
Möglichkeit  gegeben  ist,  sich  ohne  Zeitverlust  an  die  Fabrikanten  resp.  Ex- 
porteure direkt  zu  wenden.  Dieser  NutzeD  wird  durch  illustrirte  Kataloge 
und  Preislisten  wesentlich  gesteigert:  jedoch  wird  allgemein  der  Wunsch 
ausgesprochen,  dafs  direollieu  neben  der  deutschen  auch  in  englischer,  spa- 
nischer usw.  Sprache  publizirt  werden  möchten.  Anfragen  unter  L.  L.  411 
an  die  Deutsche  Exportbank. 


453.  Unser  Korrespondent  in  Rio  de  Janeiro  macht  um  über  die  ge- 
schäftliche Lage  vieler  dortiger  Agenten  folgende  iutorewaute  Mittheilung. 

.Ein  kleiner,  unbemittelter  Agent  bat  hier  einen  sehr  schworen  Stand. 
Gewöhnlich  kann  er  die  hohen  Preise,  die  ihm  namentlich  von  deutschen 
Fabrikanten  vorgezeiebnet  werden,  niemals  hier  einholen.  Während  drüben 
der  Fabrikant  seine  Waare  an  grofse  nach  hier  importirende  Häuser  gegen 
Kasse  35u/o  billiger  verkauft,  als  er  sie  den  Agenten  konsignirt,  bringt  er  diesen 
sogar  aufserdem  noch  eine  beträchtliche  Risiko-Prämie  in  Anrechnung.  Hieraus 
Dt  es  leicht  erklärlich,  dafs  viele  Agenten,  die  zwar  mit  Platzkeimtuissm 
reich  versehen,  aber  ohne  größeres  Vermögen  waren,  sehr  bald  ihr«  Oe- 
»chäftstbütigkeit  als  solche  eiostcllcn  mufsten  und  froh  waren,  wenn  sie  als 
Kommis  in  einem  grofsen  Hause  wieder  eine  Anstellung  fanden.“ 

454.  Ein  tüchtiger,  bestens  empfohlener  Agent  in  Konst&ntinopel  wünscht 
die  Vertretung  einer  leistungsfähigen  deutschen  Lederfabrik  zu  übernehmen. 
Derselbe  interessirt  sich  speziell  für  Vaehetten,  Kalbleder  und  Ziegenleder. 
Offerten  erbeten  UDter  L.  L.  412  an  die  Deutsche  Exportbank. 

455.  Ein  Wiener  Haus  wünscht  mit  einer  leistungsfähigen  Hsnfwasren- 
Fabrik,  welche  speziell  Hanfgurte  und  Schläuche  herstcllt,  in  Verbindung  zu 
treten.  Offerten  erbeten  unter  L.  L.  413  an  die  Deutsche  Bxportbank 

456.  J.  L.  Simou  in  Paris  53  rue  de  OhAteaudun  tfaeilt  ans  laut  Zirkular 
mit,  dafs  er  die  Firma  seines  Geschäftes  in  Tookin  (Louis  Simou)  in 
J.  L.  Simon  abgeändert  bat.  Herr  L.  Best  wird  aurh  für  die  neue  Firma 
Bevollmächtigter  bleiben. 

457.  Ein  tüchtiger  Agent  in  Malmö  sucht  die  Vertretung  einer  deut- 
schen Olcinfabrik  zu  übernehmen.  Betreffende  Fabrik  mufs  mit  dem  hollän- 
dischen Fabrikat,  welches  daselbst  schon  vertreten  ist,  konkurriren  können. 
Offerten  erbeten  unter  L.  L.  414  an  die  Deutsche  Exportbank. 

458.  Wir  haben  vom  Auslande  Nachfrage  nach  schwarzem  Tonpapier. 
Muster  stebt  auf  Wunsch  zur  Verfügung.  Wir  ersuchen  leistungsfähig» 
Fabrikanten  um  Einreichung  ihrer  Offerten  unter  L L.  415  an  die  Deutsche 
Exportbank. 

459.  Leistungsfähige  Fabrikanten  von  Holz-  und  Strohstoffeu  für  Papier- 
fabriken ersuchen  wir  um  gefl.  Einsendung  ihrer  Offerten  unter  L-  L.  416 
an  die  Deutsche  Exportbank. 

4C0.  Ein  tüchtiges  bestens  empfohlenes  Agentur-  und  Kommissioushaua 
in  Amsterdam  wünscht  die  Vertretung  einer  lelstangs-  und  konkurrenzfähigen 
Fabrik  zu  übernehmen,  welche  Schwarzdruckbilder  bcrstellt.  Dasselbe  hat 
Aussicht  auf  einen  grofsen  Absatz.  Offerten  nebst  Mustern  erbeten  unter 
L.  L.  417  an  die  Deutsche  Exportbank. 

461.  Ein  tüchtiger,  zuverlässiger  Agent  in  Alexandrien  sucht  die  Ver- 
tretung einer  deutschen  PeueT- Versicherungs-Gesellschaft  zu  übernehmen. 
Offerten  erbeten  unter  L.  L.  418  an  die  Deutsche  F-xportbauk. 

462.  Ein  besten*  empfohlener  Agent  iu  Stockholm  wünscht  in  folgenden 
Plätzen  und  für  nachstehende  Artikel  geeignete  Verbindungen  aiuuknüpfen: 
lu  Messina  und  Smyrna  für  Baumöl  und  Früchte,  in  Biünu  und  Budapest 
für  ßraunlMtlineu.  Offerten  erbeten  unter  L.  L.  419  au  die  Deutsche  Ex 
portbauk. 


Hamburg  - Portugal  - Spanien 

Vach  Madrid 


und  allen  Stationen  zwischen  Lissabon  und  Oporto, 
CAetrte,  Badajoz,  Valencia  de  Alcantara,  Madrid. 

Postdampfer  „Siatos"  am  IS.  August. 

„Rio"  am  25  August 

„Valparaiso"  am  4.  September. 

— schnellste  Rout«. 

zeichnet 


Farben-, 

Konfitüren-, 

Chokoladen- 

und 

Toiletteaeiften- 

Fabrikon 


Lokomotivfabrik  KIMI  SS  & Co.,  flünrlieR  u.  lim  »J. 


liefert:  Lokomotive!  mit  Adhäsion»-  oder  Zahnrad* 
betrieb,  normal-  und  schmalspurig,  von  jeder 
Leistung.  Vorteilhaftes  System  Tender-I.nkomo 
tiveo  für  Hauptbahnen,  SekundArbahoen,  Tram- 
bahnen. Hauunternchmungen,  Indastriegeleise.  Berg- 
werkbetrieb. — Anders  Konstruktionen:  Dampf- 
Omnibusse,  Lokomobilen,  Dampf  - Feuerspritzen. 
Dampf- Vacuumapparate  zum  Heben  von  I.atriucu 
uiasse  usw.  Dampf-Strafsenwalzen,  Dampf- Draisinen,  Datnpf-Scbiebebübneu,  Loko- 
motiv-Kruhue.  Stationäre  Dampfmaschinen  [t*j] 


HANN  KÖHLER  & Co, 

Zaufosuran  (Bayers), 

Fabrik  fär  1UJ 

Etiketten  und  Plakate, 

( hromos  nnd  Ölfsrbrndrtiokblldrr. 

Grofsartig  eingerichtetes  Etablissement. 
Betrieb  mit  Dampf-  und  Wasserkraft 
Arbeiter.  CcgrWndrt  IM**. 


li.  Zwicker  Sl  Co.,  Indenten, 

General  - Imp  ortora, 

66.  Bourke  Street  W.  Melbourne,  >m] 

suchen  Vertretungen,  ausführliche  Offerten,  Muster 
franko.  — Firmen,  welche  an  der  1888  stall  ändon- 
ilcn  Ausstellung  Theil  nehmen  wollen,  finden  beete 
^ Wahrung  Ihrer  lutorcuen.  Nähere  Auskunft  ertheilt 
die  fteutsrhu  Exportbank,  Dbrtin  8W.,  Kochstr,  27. 


■iscblnen  fl!*  fiaciiblndmleo  and  Photographen. 

Illues.  Katalogs  gritt»;  Agenten  fltr  den  Eiport  cwOaschL 


I Wanner-Flltriitoren, 
l hüaerur  poröse  Vsp«klllsr.  | 
DartlM  frrtrti  mH  r«ia«IUl,  »Sa*  »U«e  Ceraeä- 
I The n-ZU Inder  fir  elektrische  Batt  erlern 
Harrt»««  Slalaa  aa4  Mkre»  fflr  OemtMrwe  a»< 
ftuauaiN  I 

RroRg  ftvuiaAXX,  «’ 
Altaabaah  b»i  Wer»»«- 
I «lart  Carl  4 (ioata«  lUikotL  I 
'Z*»i  M aw  i-  in  krtprttrA «erbtet!  a H of , I r 6f «p«  L* J 1 1. 1 


Great  Eastern  Railway. 

England  via  llarwich. 

Die  Dampfer  der  Great  R. stsrn  Bahn  eben  von  KotterdaWi  tlgltdl  fntt  Ausnahme  Sonntags) 
um  6 Uhr  Abend»  und  vou  Antwerpen  tikicllcli  (mit  Ausnahme  Sonntags)  um  6 Uhr  Abends  ab.  Kiprefa- 
zug  von  H&nricb  nach  London  nach  Ankunft  der  Boote.  Direkte  Passagier-,  Keiaegepkck-  und  Güter- 
beförderung von  allen  gTÖfseren  Stationen  «le»  Kontinent».  I»ie  l»ampfer  der  Gesellschaft  transportiren 
kein  Schlachtvieh  Weitere  Auskunft  oilheilt  der  General- Agent  der  Great  Knetern  KUcnbnhn 
E.  Ofnwald,  Domhof  12,  Köln  an  Rhein.  U»J 


Nr.  33. 


502 

EXPORT,  Org&a  des  Centralvereins  für  Haadelageogrepliie  etc. 


1887 


Dampfschifffahrt  des  Oesterr.-Ungar.  Lloyd  in  Triest 

Ansiat  am  dem  Fahrplane 

glltlg  fflr  den  Monat  August  1887. 

Fahrten  ab  Trient: 

Oat- Indien  nach  Hongkong  über  Brindisi,  Port  Said,  Suez,  Aden,  Bombay,  Colombo,  Porung  und 
and  China,  Singapur»,  am  IS.  August  um  4 Ubr  Nachm.; 

mit  Ueberscbiffung  auf  eigene  Dampfer: 

Sues- Canal  in  gueis  nach  Djeddah,  Massaua,  ilodeidali  und  Suakin; 
in  Colombo  nach  Madras  und  Calcutta. 

Egypten,  Freitag  Mittags  nach  Alexandrien,  über  Brindisi  (Verbindung  mit  Port  Said  und  Syrien). 

Levante,  Dienstag  um  4 Ubr  Nachmittags,  nach  Griechenland  bis  Smyrna;  den  9.  und  23.  über 

Fiume  und  den  2.,  16.  und  30.  über  Ancona,  dann  nach  Brindisi,  Corfu,  Syra,  Piräus 
und  Cbio«;  • 

Mittwoch,  jeden  zweiten  (3.,  17.  und  31.)  6 Uhr  Nachmittags,  nach  Thessalien  bis  ConstantH 
nopel;  mit  Berührung  von  Fiume,  Corfu,  Santa  Maura,  Petras,  Catacolo,  Calamata,  Piräus 
Volo,  Salonich; 

Samstag  2 Ubr  Nachmittags,  nach  Constantinopel,  mit  Berührung  von  Corfu  und  Piräus-, 
ferner  Tia  Piräus  nach  Syra,  Insel  Candien  und  Smyrna;  daun  via  Constantinopel  nach 
den  Ulfon  des  Schwanen  Meeres; 

jeden  zweiten  Samstag  (13.  und  27.)  nach  Syrien  via  Smyrna,  und  (6.  und  20.)  nach 
Thessalien  via  Piräus. 


Dalmatien,  jeden  Montag,  Mittwoch  und  Samstag  10  Uhr  Vormittags,  (jeden  Samstag  via  Spalato  nach 
Meütovicb); 

jeden  Samstag  um  4 Uhr  Nachmittags  nach  Mctkovlch  direkt. 

Istrien,  Dienstag  und  Freitag  um  7 Ubr  früh  nach  Fiume  über  Pola  etc. 

Venedig,  jeden  Dienstag,  Donnerstag  und  Samstag  um  11  Uhr  Abcuda. 

Ohne  Haftung  für  die  Regel mäfsigkeit  des  Dienstes  während  der  Konlumax-Mafaregeln. 

Nähere  Auskunft  ertbeilt  die  Kommerzielle  Direktion  in  Triest  und  die  General-Agentur  in  Wien, 
Schwarzenbergplatz  Nr.  6.  ftfj 

H.  DELIN,  Berlin  N.,  Lottumstrafse  20. 

Fabrik  von  Kclleref-l'tenwllten, 

Hetallkapneln,  Pfropfen,  Ntrohh  ttlsen  etc. 

Flaschen-Spfllmaachlne  mit  Hand-,  Tals-  und  Kraftbetrieb  mit  und  ohne  Spritzventile, 
Flasohen-FÜllapparate,  neueste  autom.  Triptex -Verkork-  und  mehrere  Sorten  sehr  prak- 
tischer Verkapaelangs-Matchlnen,  D.  R-Patent.  Sang-  und  Druckpumpen.  Korkbrean- 
Maschinen.  Sicherheitsheber,  Signaltrichter,  Syraphfthae,  Patent-Hebelkorkenzleher,  neueste 
Excenter  - Vorkorkmasohlne , M.  35,  Haadkerkmaschiaen  aus  Messing,  M 4,00— 11,00 
p.  Stück.  Saft-  und  Tinkturenpreasea,  Schinken,  gealchte  Mafae  und  Trlohter  aus 
Zinn,  Mes.sing  und  Nickel.  Malakannen,  aus  starkem  Pontonblech  5,  10,  15  Ltr„  gesicht 
und  ungealcht,  Mmslnghähne  mit  und  ohne  abnehmbaren  Schlüssel,  Abfiillhähne,  Bier- 
ipritzhthne  mit  und  ohue  Bierohr,  Spuadventlle  etc. 

lltustrirte  Preislisten  gratis  und  franko.  [so] 


»WWO»OW«PMHM»pOObHtHlBWCIMekl>IHBtMy 

COMPAGNIE  CONCORDIA 

Piaaafarte-Fahrik,  Berlin  SW, 

Zossener  - Straft«  42. 

Goldene  Preis -Medaille:  Amsterdam  1883, 
London  1884,  Antwerpen  1885. 

Inhaber: 

MENZEL  A KEBNDT 

enspfletill  Ihn  [tt] 


Wen:  Zerlegbare  Plan  Ihm. 

Fabrikation  m grot.  — Export. 


K.  DRESCHER,  Chemnitz  i./S. 
Fabrik  flir  Beleuchtungs-  und  Heizungs-Anlagen 

auf  allen  Ausstellungen  prlmürt 

ciqpflchtt  »Ich  *nr  Ausrahraog  voa;  _ 

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eigenen  patentirten  Systems, 

Elektrischen  Beleuchtungs- Anlagen. 

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Niederdnickdampffi'eizungen  ohne  Konzeuionserfordemir,. 

Kostenanschlag*  gratis  und  franko.  [68] 

Neueste  brillante  Theerfenerung  fUr  Ca&juistalten. 
Karren,  Ballonaasguftapparate,  Workzeugo  uaw 


International 

Centennary  Exhibition  MELBOURNE 

1888. 

Zur  Vertretung  der  deutschen  Industrie-  und  Handels-Interessen  bei  der  Ausstellung  und  bei 
der  Einführung  ins  australische  Geschäft  oJTerirt  ihre  in  Dcutachland  wohlrenommirten  Dienste  die 
ortsangesessene  Firma: 

FAX, MER  SCOTT  & Co.  — MELBOURNE. 

Seit  fünf  Jahren  ln  noch  bestehender  Verbindung  mit  l’eter  Behrendt,  Zivil-Ingenieur,  und 
Edwin  Lau  so  heit,  Kaufmann,  ist  dieselbe  in  erster  Linie  im  Stande,  allen  Ansprüchen  und  Erforder- 
nissen in  technischer  wie  kommerzieller  Beziehung  zu  entsprechen.  — [78] 

Direkt«  Korrespondenzen  erbeten  nach  Melbourne  135  OolÜM  Street  West  — Korrespondenzen 
werden  auch  von  der  Deutschen  Export  bank  (Berlin  SW.,  Kocbstrafse  27)  eiitgegengeuoinroeu. 


i Apolant  i 

M orkgrnfe  ns  traft  o 60 
empfehlen  Ihr  reichhaltiges  Lager 
hnndelsw  iattenHcbafUloher 
volkswlrtbsehnftllf  her 
ethnographischer 
geographischer 
Werke. 

Nicht  Vorräüilges  wird  schleunigst  besorgt  _ 

itsB-TZV lyFfflff'fA'tlBXTl.T ItAtTtAt -^.lT.tT iTäTtTkrtrS  IrFAriJ 


BRANDT  A TOEL, 

CasabHunon  (Marokko), 

Komm  los  Ions-,  Export-  and  Import  -Goschlft 

Empfehlen  sich  zum  Einkauf  von  hiesigst  Lasdo 
Produkten  und  bitten  um  Austeilung  hitr  fatj- 
barer  Importartikel.  [o] 


ß.  L.  Müller  ä Cie.,  Binninghrn 

— Harliar«  S Machiaery  Kerchants  — 

empfehlen  sich  sur  Lieferung 

sAmmtllrher  englischen  Fabrikate  und  Frsdaktr, 

speziell 

Maschinen  und  Masohinen-Artikel, 
Elsen-  und  Kurzwanren,  Metalle  hv.  mm. 

Fabrikation  * 

dsr 

. Mliller's  „Alpha“  6as-Appartte. 


1887. 


503 

EXPORT,  Organ  des  Centralvereina  für  Handelageographie  etc. 


Nr.  33. 


LEIPZIG, 

baut  seit  1855  als  alleinige 

Hpexlalltttt 


r«) 


Maschinen  für  Buch-  und  Sfeindruckereien,  Buchbindereien,  Papier- 
und  Pappfabriken,  Album-  und  Cartonnagefabriken. 


500  Arbeiter. 


Produktion:  ‘2300  Maschinen  jährlich. 


Mustorlagor  meiner  Maschinen  in: 


InttreM 

Rarralaaa 


hrfltwl 

h»m 

l'raakfart  a.  ■ 

Htabarc 
hirlaflhe 
ln*l  aallaaprl 


U#4m 

h1aärl4 


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bar  „EXPORT*  i«4  im  deutschen  PoitwitungakalaJog  für  1887  unter  Nr.  1876,  Seite  59  eingetragen. 


IX  Jahrgang.  c&stftv»,  IW  5?.  Clugnst  mz.  Nr.  84. 


I Haaa  Wochentchrlft  »erfoljrt  des  7 w<*A.  fortlaufend  Berichte  über  die  La*e  unterer  Landetest«  lm  Auslände  iur  Reuntnlb  Ihrer  Leter  in  brio*cn,  di«  Ittereaaeu  den  dauUcben  Export* 
tbatkriTÜ*  n naitrataB,  aawla  dam  daatacbu  Budat  «a4  der  dautubea  tndrutrie  wtcM!**  Mitthail  untren  «bar  die  H*ndeli»erh4Hcl»»e  de*  Aualaadea  ln  kILnaatar  Prtnt  ta  ftbermltieU. 


Brief«.  Zelten«««  and  W«rtba*adna*en  Ittr  den  .lipitl“  sind  an  dl«  Redaktion,  Berlin  8.W„  Koebatrabe  Ti,  ra  riebt««. 

Briefe,  Zeltes*««,  Beltrltteerklirencen,  Wertbaeadaaien  flr  4»a  „Ceatralrerela  ftr  Hu)4*U**<»frB«kl«  ata.*4  alad  nach  Barlla  BW..  Koch« trabe  17,  aa  »enden. 


Inhalt:  Die  Nothlage  der  Landwirtbschaft.  — Europa:  Über  die  Verwendung  flüssiger  Hel/.stoffe  für  Sebiffskessel,  Vortrag  des  Kaiser- 
lichen Marine-Ingenieurs  Herrn  Kusiejr  in  Kiel.  — Zur  Kultur  der  ftaraie.  — Zur  Kooperation  der  deutschen  Eisenindustricllcu  auf  der  Mclbourner  Aus- 
stellung. — Asien:  Borneo.  „Central  Borneo  Company*.  — Von  der  mittelasiatischen  Eisenbahn.  — Süd-Amerika:  Kolonie  bona  Kiauolsca.  Einführung 
der  Ramiekultur.  — Mtterariscbe  Umschau.  — Briefkasten.  — Deutsche  Exportbank  (Abtheilung:  Export-Bureau.)  — Ameigen. 


Die  Wiedergabe  von  Artikeln  aus  dem  „Export"  ist  gestattet,  wenn  die  Bemerkung  hinzugefügt  wird:  Abdruck  (beiw.  Uebersetiung)  aus  dem  „EXPORT". 


Die  Nothlage  der  Landwirthschaft. 

Nicht  nur  io  den  meisten  landwirtschaftlichen  Fachhlftttern.  | 
sondern  mach  in  vielen  politischen  Tagesblättern  hören  wir  seit  I 
Jahren  die  nunmehr  bereits  zum  Überdrufs  erklungene  Mähr  von 
der  „nothleidenden  Landwirtbschaft1*.  Wir  leugnen  nicht,  dafs  diese 
Klagen  viel  Berechtigtes  enthalten,  wiewohl  wir  auch  nicht  ver- 
kennen, dafs  sie  vielfach  übertrieben  sind,  uud  dafs  namentlich  die 
Ursachen  der  „Nnth*  io  durchaus  anderen  Gründen  za  suchen  sind, 
als  speziell  die  Agrarier  solche  angeben. 

Wir  gehören  nicht  zu  den  Anhängern  des  „laissez  faire14  und  „laissez 
aller*!  Wir  perborresziren  keineswegs  das  Eingreifen  des  Staats 
in  das  wirtschaftliche  Getriebe  des  Volkslebens,  ja  wir  verlangen 
und  fordern  es  sogar,  weil  es  uns  eine  der  wesentlichsten  Auf- 
gaben des  Staates  dünkt,  uw  die  wirtschaftliche  Wohlfahrt  des 
Volks  ebenso  besorgt  zu  sein,  wie  etwa  um  das  sittliche  oder  gei- 
stige Wohlbefinden  seiner  Angehörigen.  Das  liegt  schon  in  seinem 
fiskalischen  Interesse  und  findet  einen  Grund  mehr  in  seinen  er- 
zieherischen Pflichten  und  Aufgaben,  die  sich  doch  auch  auf  das 
volkswirtschaftliche  Gebiet  erstrecken.  Es  kann  ihm  aus  politischen 
wie  sozialen  Gründen  wahrlich  nicht  gleichgiltig  sein,  ob  unter  der 
Herrschaft  eines  wirtschaftlichen  Programms  der  Pauperismus 
xunimmt,  der  Reichtum  in  den  Händen  Weniger  sich  konzeutrirt  und 
die  Klassengegensätze  sich  verschärfen.  Würde  naebgewiesen  wer- 
den, dafs  die  englische  Konkurrenz  zahlreiche  Industriezweige  em- 
pfindlich schädigt,  so  opponiren  wir  keineswegs  der  Einführung 
eines  entsprechenden  Schutzzolles,  selbst  auf  die  Gefahr  bin,  dafs 
dadurch  die  baumwolleuen,  wollenen  Stoffe  oder  Eisenbahnschienen 
für  den  Konsumenten  teurer  würdet).  Wir  erachten  es  diesfalls 
für  geboten,  doch  auch  der  Interessen  der  im  Inlaude  veranlagten 
Kapitalien  und  der  Interessen  der  Arbeit  und  Arbeiter  zu  gedenken. 
Wir  erachten  es  für  richtiger,  den  Produzenten  einen  verhältuifs- 
mäfsig  geringen  Preisaufschlag  unter  Zuhilfenahme  eines  Schutz- 
zolles zu  gewähren,  als  die  weitere  Erziehung  zur  Arbpit  und  die 
Existenz  Tausender  und  Hunderttauseoder  von  Arbeitern  einer  oder 
mehrerer  Industriezweige  auch  nur  einen  Augenblick  io  Frage  zu 
stellen.  Welche  unendlich?  Mühe  und  Sorgfalt  gehört  doch  dazu, 
eine  Industrie  grofs  zu  ziehen,  ihr  eine  Tradition  zu  schaffen!  j 
Nur  ganz  extreme  Freihändler  können  daran  denken,  alle  diese  j 
Interessen  zu  ignorireo. 

Aber  Eines  ist  es.  was  sowohl  diese  wie  auch  die  weniger 
extr»-m  deckenden  Wirthschaftspolitiker  verlangen.  Das  ist  die 
Prüfung  der  Berechtigung  aller  dieser  Schutzforderungen  und  na- 


mentlich des  Umfanges  derselben!  Nun  stellen  wir  die  Frage: 
Ist  denn  eine  objektive  Prüfung  der  Berechtigung  der  Schutzzoll- 
forderungen und  der  „Nothlage“  unserer  Laodwirthe  je  erfolgt? 
Sind  denn  jemals  die  Gründe  seitens  der  Regierung  klargelegt  wor- 
den, weshalb  die  deutsche  Landwirtbschaft  sich  in  einer  Notblage 
befindet?  Mit  Nichten! 

Die  Thatsache,  dafs  zahlreiche  Güter  subbastirt  worden  sind, 
ist  zweifellos,  ebenso  dafs  die  Rentabilität  sehr  vieler  Landbesitze 
sehr  reduzirt  worden  ist.  Ist  dag  aber  nur  in  Deutschland  der 
Fall,  ertönen  nicht  gaoz  genau  dieselben  Klagen  ans  Rufsland, 
aus  England,  Frankreich,  Italien?  Man  höre  einmal  die  ungarischen 
und  rumänischen  Landwirthe!  Ganz  genau  dieselben  Klagen  und 
die  Schulden,  die  Schulden  . . . ! Dagegen  sind  die  deutschen  Zu- 
stände noch  goldene.  Aber  aus  diesem  allgemeinen  Lamento 
gebt  doch  das  Ergebmfs  hervor,  dafs  die  Ursachen  der  auf  dem 
landwirtschaftlichen  Gewerbe  lastenden  Depression  annähernd  die 
gleichen,  allgemeinen  sein  müssen.  Natürlich  ertönt  sofort  der 
Gegenruf:  „das  ist  auch  der  Fallt  Das  überseeische,  das  amerika- 
nische, das  indische  Getreide  ist  es,  welches  die  europäische  Land- 
wirtschaft überall  drückt.“  Gemach,  so  einfach  ist  die  Lösung  der 
Frage  nicht.  Wäre  dies  der  alleinige  Grund,  so  wäre  das  Heil- 
mittel einfach  und  leicht! 

Versetzen  wir  uns  einmal  um  12  bis  16  Jahre  zurück.  Die 
Jahre  1871  bis  1875  waren  die  des  gröfsten  wirtschaftlichen  Auf- 
schwünge für  Deutschland.  Der  Unternehraergeist  war  rege  wie 
nie  vorher  — die  natürliche  Folge  der  gewonnenen  politischen 
Einheit  und  des  damit  verbundenen  Zutrauens  in  die  Zukuuft  der 
Nation.  Kapitalgewinn,  Unteruchmerlohn,  Arbeitslohn,  Bodenrente 
stiegen  in  zuvor  ungekannten  Proportionen  und  Dimensionen. 
Überall  griff  die  Spekulation  ein,  und  diesem  Umstande  rnufs 
die  Preissteigerung  der  meisten  Wauren  hauptsächlich  zugeschrieben 
werden. 

Und  damals,  in  dieser  verdienstreicben  Zeit  ertönten 
gleichwohl  Klagen  der  Landwirthe  von  allen  Seiten!  Wer  sich 
dessen  überführen  will,  lese  die  landwirtschaftlichen  Fachblätter 
aus  jener  Periode.  Damals  erschien  noch  kein  ostindiseber  Weizen 
in  Europa,  das  amerikanische  Getreide  wurde  in  so  geringen  Quan- 
titäten zugeführt,  dafs  es  keinen  Einflufs  auf  die  Binnenmärkte 
auszuüben  vermochte.  Weder  amerikanisches  Vieh  noch  gefrorenes 
australisches  oder  argentinisches  Fleisch  wurde  in  England  einge- 
führt,  wohl  aber  wurden  ganz  erheblich  mehr  landwirtschaftliche 
Erzeugnisse  wie  Vieh.  Sprit,  Zucker  und  selbst  Kartoffeln  nach 
England  mehr  ausgeführt  als  eiDgeführt.  Schon  damals  wnrde 


Nr.  34. 


506 

EXPORT,  Organ  des  Central  Vereins  für  Handelsgeogr&phie  etc. 


1 »87 


berechtigter  Weise  darauf  bingewiesen.  dufs  gegenüber  jenen 
Klagen  auch  nicht  durch  erhöhte  Zölle  Abhülfe  geschaffen  werden 
könne,  der  hauptsächlichste  Grund  »ei  nicht  allein  in  den  zu  hoch 
fixirten  Preisen  der  Landgüter  und  in  Folge  dessen  der  zu 
hoben  Verzinsung,  sondern  namentlich  auch  in  dem  Umstande  zu 
suchen,  dafs  das  Betriebskapital  unserer  Landwirt  he  im  Verhältnis 
zur  Grttfae  des  Anlagekapital  durchweg  zu  klein  sei,  so  dafs 
deren  Übergang  zu  einem  intensiveren  Betriebe,  namentlich  zur 
Einrichtung  iaudwirtbscbuftlicber  Gewerbebetriebe  mit  besten  tech- 
nischen Einrichtungen,  nicht  möglich  oder  doch  mindestens  sehr 
erschwert  sei.  Insbesondere  gelte  dies  von  den  alten  Farnilien- 
gütern,  deren  Besitzer  durch  Auszahlungen  von  Kapital  und  Leib- 
renten usw.  zu  sehr  in  ihren  Betriebsmitteln  beschränkt  seien.  Im 
Gegensatz  hierzu  wies  man  auf  ander«  günstige  Erfolge  hin, 
zeigte  aus  der  Steigerung  der  Gntspreise,  namentlich  in  den  durch 
neue  Bahnen  erschlossenen  Gegenden,  wie  der  Bodenwerth  und  die 
Bodenrente  unter  den  Händeu  kapitalkräftiger  und  gescbäfls- 
gewandter  Besitzer  gestiegen  sei.  Waren  diesfalls  die  gekauften 
Güter  für  das  disponible  Betriebskapital  zu  grofs,  so  wurden  sie. 
verkleinert,  da«  überschüssige  Land  an  die  angrenzenden  kleineren 
Besitzer  verkauft  und  gleichzeitig  industrielle  Etablissemeuts: 
Ziegeleien,  Sägeroüblen  usw.  eingerichtet,  das  alte  Hetriebsmat«rial 
durch  neues,  leistungsfähigeres  ersetzt,  ebenso  die  alten  schlechten 
Viebraseeu  ausrangirt  oder  durch  gute  ZucfcUbiere  aufgebeeaert. 
Kurz,  es  machten  sich  alle  Vortbeil«  einer  intensiven  Kapital- 
wirtbschaft  gegenüber  der  alten,  mit  künstlichen  Mitteln  betriebenen 
extensiveren  Land  wirtbschaft  geltend.  Diejenigen,  welche  unter 
diesen  günstigeren  Einflüssen  Wirtschaften  konnten,  batten  gleich- 
wohl keine  hohe  aber  doch  eine  sichere  Kapttalvrrzinsung 
gewonnen,  wie  kein  Produktionszweig  neben  der  Landwirtschaft 
sie  gewährt.  Diese  Güter  gedeihen  auch  jetzt,  während  jene 
trotz  Schutzzöllen,  trotz  Exportbonifikationen  und  trotz  aller  Neu- 
bauten von  Bahnen,  trotz  der  beträchtlichen  Volks-  und  Konsumenteu- 
zuuabme  und  trotz  einer  zuvor  nie  gekannten,  niedrigen  Zinsrate 
und  geringen  Arbeitslöhnen  eine  kärgliche  und  traurige  Existenz 
friateu. 

Und  an  dieser  bedauernswerthen  ThaLsae.be  würde  auch  nichts 
durch  die  doppelte  und  dreifache  Erhöhung  der  Getreidezölle 
geändert  werden,  wie  eine  solche  geplant,  hoffentlich  aber  trotz 
der  Willigkeit  der  bisherigen  Majoritäten  nicht  realisirt  werdeu 
wird.  Ein«  Erhöhung  der  Getreidezölle  wird  nichts  an  der  Noth- 
läge  jener  Güter  ändern,  weil  sie  doch  nicht  Vortheil«  genug  im 
Gefolge  führt,  uro  die  Nacbtbeile,  mit  welchen  die  herunter- 
ekouimenen  Wirthschaften  zu  kämpfen  haben , paralysiren 
önnen  1 Den  V o r t h c i I der  höheren  Zulle  werdeu  nur 
die  gut  und  besser  situirten  WTirtb schäften  haben,  das  ist  ganz 
zweifellos!  Welche  industriellen  heruntergekommenen  und  verschul- 
deten Etablissements,  welche  Handelsgesellschaften  würden  wohl 
durch  Schutzzölle  allein  in  die  Höhe  gebracht  werden  können?  Di« 
in  falsche  Kanäle  geleiteten  Betriebsausgaben,  die  hobeu  Zinsen,  die 
alten  faulen  Verbindungen  und  Verpflichtungen  usw.  involviren  viel 
zu  hohe  Kosten,  als  dafs  Schutzzölle  allein  helfen  könnten,  na- 
mentlich in  Zeiten,  in  welchen  Geschäftsverlust  die  ganze  wirt- 
schaftliche Lage  charaklerisirt,  uud  die  dadurch  hervorgerufene 
Arbeitslosigkeit  und  geringer  Verdienst  die  Konsumptionsfähigkeit 
des  ganzen  Volkes  um  30  bis  50%  reduzirt.  Denn  dafs  der  letztere 
Grund  in  hohem  Mafse  auch  zur  Verringerung  der  landwirtschaft- 
lichen Rente  beiträgt,  ist  doch  zweifellos.  Wurden  Haudel  und 
Industrie  blühen,  so  wäre  der  beste  Anreiz  für  die  Steigerung  der 
landwirtschaftlichen  Rente  gegeben,  jedenfalls  ein  ungleich  stärkerer 
Stimulus  als  ihn  je  ein  Schutzzoll  zu  gewähren  vermag.  Leugnen 
wollen  wir  nicht,  dafs  derselbe  vielleicht  die  Existenz  derjenigen 
Gutswirtlischaften  verlängern  hilft,  welche  jetzt  nicht  leben  uud 
nicht  sterben  können.  Der  Zoll  erhöht  die  Bodenrente  vielleicht 
um  eine  unbedeutende  Kleinigkeit,  die  gerade  jener  Art  von  Gütern 
noch  eine  karge  Verzinsung  ermöglicht  — auf  wie  lange,  das  ist 
eine  Frage,  welche  definitiv  von  der  nächsten  Mifierutc  beantwortet 
wird.  Wo  sind  die  Reserven  solcher  Güter  um  den  Verfall  auf- 
zuhalten? 

Wiewohl  wir  uns  mit  einer  Erhöhung  der  Getreidezölle  nicht 
befreunden  können,  so  soll  uus  das  nicht  hindern,  anzuerkennen, 
dafs  der  Gesetzgeber  durch  dieselbe  namentlich  auch  die  Bebauung 
des  Bodens  fördern  will,  dessen  Kultur  ohne  die  Zölle  nicht 
lohnen  würde.  Reicht  die  inländische  Getreideproduktion  nicht 
für  den  Bedarf  aus,  so  soll  die  mangelnde  Frucht  nicht  vom  Aus- 
lände bezogen,  sondern  — unter  dem  Schutze  von  Zöllen  — durch 
Bcnckerung  geringerer  Bodenqualitäten  erzeugt  werden.  Die 
erhöhten  Zölle  sollen  der  Landwirtschaft  Kapital  und  Arbeit 
zufübren  resp.  den  Abflufs  der  letzteren  durch  Auswanderung 
verhindern.  Der  Gedanke  ist  verflucht  gescheidt,  aber  die  Rech- 


nung ist  auch  hier  gänzlich  ohne  den  Wirth  gemacht.  Unsere 
Auswanderung,  die  in  dienern  Jahre  trotz  der  bestehenden  Getreide- 
zölle und  deren  io  Aussicht  stehender  Zunahme  wieder  stärkere 
Ziffern  zeigt,  beweist  es  genugsam.  Mit  einer  durch  die  Schutz- 
zölle so  überans  künstlich  gesteigerten  Bodenrente  reizt  man  weder 
den  l'nterochinersion.  noch  das  Kapital  zur  Initiative!  In  der  guten 
Zeit,  zo  Anfang  der  70er  Jahre,  war  in  Folge  des  starken  Kon- 
sums der  landwirtschaftlichen  Erzeugnisse  durch  die  viel  ver- 
dienende Industrie  der  Anreiz  ein  ungleich  gröfserer!  Damab 
wurden  denu  auch  zahlreiche  schlechte  Laudstrecken  unter  den 
Pflug  genommen  oder  sehr  viel  intensiver  bearbeitet.  So  lange  ei 
lohnte,  wurde  der  intensive  Betrieb  beibebaUen,  später  lief«  er 
nach  uud  schlief,  mit  dem  Rückgänge  der  Konjunktur,  an  manchen 
Stellen  ganz  ein.  So  ging  e»  und  geht  es  achlicfslich  in  allen  Wirt- 
schaftszweigen und  mit  allen  Unternehmungen.  Wie  viole  industriell! 
Unternehmungen  sind  in  gleicher  Weise  zurückgegangen  trotz  der 
Zölle!  Nur  die  Bestsituirten  haben  ausgehalten.  Den  Handeb- 
unternehmungen  ist  es  ohne  Zölle  gerade  so  gegangen.  Die« 
wirtbschaftlicben  Leichen  sind  unzählbar,  jedenfalls  noch  zahl- 
reicher als  auf  landwirtschaftlichem  Gebiete.  Die  wirtbscbaftlieheo 
Lehrmeister  sollen  erst  noch  geboren  werden,  die  ein  Universal- 
mittel gegen  „faule  Zeiten*  finden.  Weder  die  Zölle,  noch  der 
Bimetallismus,  noch  andere  wirtschaftliche  Lebenselixire  neuat 
uud  aeuesUm  Datums  — und  wären  sie  an  sich  noch  so  vernünftig 
uud  heilkräftig  — werdeu  das  jemals  bewirken  können.  — Fra- 
gen wir  nun,  welches  die  allgemeinen  Gründe  des  allseitig 
bekundeten  Rückgangs  auf  allen  Gebieten  des  wirtschaftlichen 
Lebens  uud  Treitans  sind,  so  wird  man  die  Ursachen  in  enter 
Linie  io  der  politischen  Lage,  welcbe  den  Unternehmeraino  schach- 
matt setzte,  suchen  müssen.  Das  gilt  doch  such  für  di# 
Landwirtschaft,  die  schon  wegen  ihres  Zusammenhangs 
mit  allen  anderen  Produktionsgebieten  keine  Ausnahme  machet! 
kann.  Forscht  mau  im  einzelnen  Falle  nach,  so  zeigt  sich, 
dafs  schlechte  Wirte  weniger  widerstandsfähig  sind  als  gute,  spar- 
same; dafs  vielen  Unternehmern  wirtschaftliche  Erfahrung,  die  Fähig- 
keit, den  richtigen  Augenblick  für  die  Aktion  zu  erspähen,  mangelte, 
dafs  Ander«  mit  zu  geringem  Kapital  an  zu  grofse  Unternehmungen 
berantraten,  wieder  andere  mit  zu  teuren,  fremden  Kapitalien 
arbeiteten  usw.  Und  sucht  mau  die  Ursachen  des  Nothstandeß  der 
Landwirtschaft  zu  erkennen,  so  wird  man  zu  dem  gleichen 
Ergebuifs  gelangen.  Das  zweifellos  wirksamste  Mittel  gegen 
solche  Nachtheile  besteht  lediglich  in  der  Tüchtigkeit  des  Unter- 
nehmers und  wenn  einer  unserer  hervorragendsten  Landwirte  und 
Luudwirthschaftapolitiker , der  Rektor  der  landwirtschaftlichen 
Hochschule  in  Berlin,  Settegast,  die  Laudwirthe  ermahnt,  »ich 
durch  tüchtige  Schulung,  Vorsicht  und  Arbeit  gegen  diese  Kahne 
täten  zu  wappnen  , so  hat  er  sicherlich  das  einzig  Richüf* 
getroffen,  wenigstens  für  solange  als  nicht  bessere  Mittel  cm  p fohl« 
werden  können.  Perner  aber  dürfte  ca  doch  berechtigt  sein,  vor 
allen  weiteren  gesetzgeberischen  Mafsregeln  eine  genaue  Unter- 
suchung der  landwirtschaftlichen  Zustände  und  damit  die 
Erforschung  der  Ursachen  der  „Notblage“  zu  verlangen,  selbst  auf 
die  Gefahr  hin,  dafs  die  Landrathsämter  gegen  neue  Oherbdrduue 
protestiren.  Trotz  aller  möglichen  statistischen  Arbeiten,  bzb« 
wir  es  noch  nicht  zu  einer  Statistik  der  Verschuldung  and  Be- 
lastung des  ländlichen  Grundbesitzes  und  der  Wälzung  der  Otter 
und  deren  Ursachen  gebracht.  Und  solange  der  Gesetzgeber  nicht 
| die  Kenntnifs  davon  hat,  ist  er  absolut  aufBer  Stande,  die  Hilft- 
| mittel  richtig  auszuwählen,  welche  der  allgemeinen  Noth  tu  Stenern 
vermögen.  Wir  wünschen  solche  prüfenden  Vorarbeiten  umsomehr, 
als  — wie  Eingangs  hervorgehoben  wurde  — wir  nicht  Anbio?« 
des  laissez  faire  sind, sondern  die  Gesundung  eines  Produktionszweig« 
wünschen , vou  dessen  organischer  Kraft  und  Gesundheit  di# 

■ Zukunft  des  ganzen  Volkes  mehr  als  von  jedem  anderen  Arbeit* 
zweige  abhängt. 

Wir  möchten  eine  weitere  Erhöhung  der  Getreidezölle  such 
vermieden  sehen,  um  den  staatsfeindlichen  Elementen  nicht 
| Veranlassung  zu  geben,  die  Belastung  der  zur  Erhaltung  dm 
Existenz  erforderlichen  Mioimaleionabmen  mit  Erfolg  anzngreifm 
Vom  Standpunkte  der  Interessen  des  deatschen  Exporthandels  eni- 
I lieh,  können  wir  in  der  beabsichtigten  Steigerung  des  Preises  de? 
Existenz  mittel  nur  eine  Verteuerung  der  Produktionskosten  er- 
blicken, welche  unsere  Konkurrenzfähigkeit  auf  dem  Weltmarkt*' 
dem  Auslande  gegenüber  schwächt  So  freudig  wir  jede  Mafsrcgel. 
welche  die  Förderung  des  deutschen  Exportes  bezweckt  begrüfsen. 
so  wenig  vermögen  wir  uns  mit  den  Mafsnahtnen  einer  Handel* 
politik  zu  befreunden,  welche  die  Kaufkraft  des  Auslandes  für  di# 
Produkte  unserer  leistungsfähigen  auf  dem  Weltmärkte  konkurrent* 
I und  daher  lebensfähigen  Industriezweige  schwächt!  Wie  soll  ander* 
I das  xVusland  bezahlen  als  mit  seinen  Produkten?  Verwehren  wi? 


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1887.  EXPORT,  Organ  des  CentrmlToreins  für  Handelageographie  etc.  Nr.  34. 


diesen  den  Eintritt  in  Deutschland,  so  können  uns  füglich  die 
Gegentnafaregelo  desselben  nicht  Wunder  nehmen.  Der  einst  akute 
Zollkrieg  ist  chronisch  geworden,  Beine  Wirkungen  auf  die  Krieg- 
führenden  gleichen  jetxt  bereits  Niederlagen,  welche  beide  Parteien 

xu  verzeichnen  haben. 

Europa. 

m über  die  Varwsndsag  flüssiger  Helzstsffis  für  Schlffaketici  hielt  auf 
der  XXV11I.  Hauptversammlung  des  „Vereins  deutscher  Ingenieure“  am 
15.  August  d.  J.  der  Katterl.  Mariueingeuieur,  Herr  ßualey  aus  Kiel  einen 
hochinteressanten  Vortrag,  dem  wir  nach  unseren  stenographischen  Aufzeich- 
nungen das  Noch  folge ude  entnehmen: 

„Das  Erdöl  war  den  alten  Kulturvölkern  als  Brennmaterial  viel  früher 
bekannt  als  die  Steinkohle.  Schon  tOO  Jahr«  v.  Chr.  hat  Xeltemia*  Erdöl 
bei  Opfern  benntit;  die  Steinkohle  hingegen  lernten  die  Hörner  erst  nach 
der  Eroberung  Britanniens  etwa  50  Jahre  n.  Cbr.  kennen.  Pia  erste  An- 
wendung des  Erdöls  oder  überhaupt  flüssiger  Brennstoffe  zur  Dampfer-zeugung 
liegt  nicht  weit  zurück-  I)k  ersten  Patente  auf  solche  Verwendung  sind  in 
Nordamerika  1868/63  ertbeilt,  in  England  erwärmte  sich  1864  der  damalige 
Kapitän,  jetitig«  Vizeadmiral  Selwy  n,  in  Frankreich  kein  Geringerer  als  Na- 
poleon III.  dafür,  ln  Kuf-Jaad  fallt  die  erste  Verwendung  der  flüssigen 
UelcatofTa  zur  Dampfertciigung  mit  dem  Aufblühen  der  Ölindustrie  in  Baku 
zusammen,  also  etwa  in  die  Jahre  1869/70.  Deutsche  Ingenieure  wie  Lenz 
und  Brandt  gehörten  dort  zu  den  eifrigsten  Vorkämpfern  für  die  Verwendung 
der  KrdölräekaUnde  zur  Kesselheizung.  In  Deutschland  wurden  1870,71  von 
Davrient  in  Danzig  8 Torpedoboote  für  die  deutsche  Marine  erbaut,  welche 
mit  ainer  Petroleumheisanlage  ton  Wagenknecht  versehen  wurden,  an 
deren  Mangelhaftigkeit  indessen  der  ganze  Versuch  scheiterte.  Erfolgreiche 
Versuche  sind  dann  im  Laufe  der  70er  Jahre  ton  verschiedenen  anderen 
Firmen  gemacht  worden,  bas  Kaspisch«  Meer  sowie  die  darin  mündende 
Wolga  siud  indefs  die  einzigsten  Gewässer,  welche  dauernd  von  Dampfern 
— gegenwärtig  etwa  300  — mit  ausm-blicrsticber  Ölfeuerung  befahren  werden. 
In  England,  Frankreich  und  den  Vereinigten  Staaten  sind  solche  Dampfer 
bis  in  die  neueste  Zeit  hinein  immer  nur  Eintagsfliegen  geblieben. 

Bei  den  verschiedenen  Versuchen  sind  nicht  blofs  das  rohe  Erdöl  und  seine 
Destillationardckstände,  sondern  auch  Theer,  Thren’de  und  Srhirfernle  als  Feue- 
ningsmaterial  benutzt  worden,  von  welchen  der  Hedner  Proben  vorzeigt.  Das 
rohe  Pezmaylvaniache  Erdöl,  welches  viele  leichtflüssige  Öl«  enthält,  l*t  seine« 
niedrigen,  schon  zwischen  15  bis  JQP  C.  liegenden  Knülammangspunktas 
wogen  höchst  gefährlich,  trotzdem  aber  von  den  Amerikanern  wiederholt  bei 
ihren  Versuchen  benutzt  worden.  D«s  dickflüssigere  Erdöl  von  Baku  hat 
zwar  einen  höheren  Entflammungspunkt,  ist  aber,  um  Gefahren  vorzubeugen, 
von  der  russischen  Regierung  durch  Verbot  von  der  Verwendung  als  Feue* 
rungsmaterial  an  Bord  ausgeschlossen  worden,  allerdings  sehr  mit  Unrecht. 

Das  am  häufigsten  verwendete  Brennmaterial  bilden  die  nach  der  ersten 
Destillation  des  Erdöls,  d.  b.  nach  Gewinnung  des  Brennöls  verbleibenden 
Krdülrückslände,  von  den  Russen  kurz  Astatki  (Rückstände)  genannt,  welche 
in  Baku  jetzt  pro  Tonne  nur  4 bis  .r>  .//  kosten,  jedoch  von  Tag  zu  Tag 
th euerer  werden,  da  man  sie  mehr  und  mehr  einer  zweiton  Destillation  unter- 
wirft, um  Schmieröl  aus  ihnen  hcrzustellen-  Die  hiernach  noch  verbleiben- 
den Rückstände  sind  ganz  zähflüssig  und  werden  meistens  als  werthlos 
in’s  Meer  abgelassen,  weil  es  heim  geringen  Preise  der  Aslatki  nicht  lohnt, 
sie  durch  Mischung  mit  dem  leichtflüssigen  öl  — dem  Salarül  — sowie  durch 
Erwärmung  mittelst  Dampfschlange  dünnflüssiger  und  dadurch  für  den  Ge- 
brauch als  Fenerungsmatsrial  nutzbar  zu  machen.  In  Zukunft  dagegen  dürfte 
inan  bei  dem  zunehmenden  Werth  dor  Astatki  mehr  auf  sie  angewiesen 
sein. 

Die  Idee,  den  Theer  zur  Dampferzeugtmg  zu  benutzen,  hat  d«r  Ingenieur 
der  Pariser  Gaswerke  Audouiu  schon  1865  gehabt. 

Die  in  Schottland  aus  bituminösem  Tbonschiefer  gewonnenen  Schiefer-  . 
öle  bat  namentlich  Selwyn  ln  letzter  Zeit  zu  seinen  Versuchen  angewendet.  [ 
Hinsichtlich  ihrer  Heiz-  betw.  Vcrdampfirngvkraft  überragen  diese  öle  «immt- 
lich  die  beatan  Steinkohlensorten. 

Je  nachdem  da.«  Öl  in  flüssiger  Gestalt,  dampfförmig  oder  in  feinxer- 
Uieiltem  Zustande  zur  Verbrennung  gelangt,  lassen  sieh  die  Feueruagsan- 
lagen  in  Ileerd-,  Gas-  und  Staubfeuer  einthailen.  Die  er»t«r«n_*im|  die 
ältesten  und  unvollkommensten.  In  den  Gasfeuern  werden  nur  die  Oldämpfe 
verbrannt,  welche  durch  Erhitzen  des  öle»  in  besonderen  Retorten  entstehen. 
Ein  grofsar  Nachtheil  liegt  in  der  Gefährlichkeit  der  Gasfeuerung,  weil  die 
Temperatur  des  öldampf  es  bei  gleicher  Spannung  etwa  dreimal  gröfser  al* 
dl«  de*  Wassordampfes  ist,  die  Rctortenwände  also  ungemein  erhitzt  werden 
müssen  und  dadurch  grofao  Einhuf*«  an  ihrer  Festigkeit  erleiden.  F.in  Haupt- 
fehler der  Gasfeuer  bleibt  die  Verstopfung  der  zu  den  Feuerungen  führenden 
Öidampfrohro  durch  die  nicht  verdampfenden  Rückstände  de«  Öles,  welch« 
bald  zur  Einstellung  des  Betriebes  zwingt. 

Da«  Prinzip  der  Zerthcilnng  des  Brennstoffes  ist  bei  den  neueren  Öl- 
ft-uerungen  am  durchgreifendsten  zur  Ausführung  gekommen,  insofern  als 
sie  ausnahmslos  Stauhfeuer  sind.  Da«  Öl  wird,  wenn  es  in  die  Feuerung 
tritt,  durch  einen  Dampf  oder  Luftstrahl  in  möglichst  kleine  Thcilc  zer- 
stäubt und  ira  Zustande  einer  Nebelwolke  unter  Zutritt  der  erforderlichen 
Luft  in  soleher  Vollkommenheit  verbrannt,  wie  sie  bei  Steinkobienfeuer  nie 
zu  erreichen  ist.  Für  die  Zuführung  der  Verbrennungsluft  genügt  in  allen 
Killen  der  durch  den  ausströmeuden  Strahl  erzeugte  Zug.  Der  Zufloft  des 
riiea  erfolgt  au»  einem  etwas  über  der  Feuerung  gelegenen  Behälter.  Die 
Verbrennungstemperatur  ist  in  den  Staubfeuern  vielfach  eino  so  hohe,  dafs 
man  die  Kesselbleche  gegen  die  Einwirkung  der  Stichflamme  entweder  durch 
Ablenken  derselben  tod  den  umgebenden  Wandungen  oder  durch  Verkleidung 
der  letzteren  mit  feuerfesten  .Steinen  schützen  roufs.  Die  Zcrtheilung  des 
Öles  bewirken  Zerstäuber,  von  denen  man  Schlitz*,  Sohr-  und  Düsen - 


zemäuher  unterscheidet.  Di«  beiden  erste ren  haben  einen  mehr  oder  minder 
unwirtschaftlichen  Betrieb  zur  Folge,  welchem  Mangel  man  durch  die  Düsen- 
zerstäuber  abgeholfeu  hat,  di«  übrigens  ira  Woeentlkheu  dieselben  Apparat« 
find,  die  Aydon  und  Selwyn  bereite  bei  ihren  ersten  Versuchen  im  Jahre 
1866  in  Greenwich  benutzten  und  auf  «reich«  man  nach  vielen  vergeblichen 
Bemühungen,  etwas  Besseres  zu  finden,  wieder  zurück  gekommen  bt  Die 
meiste  Ähnlichkeit  mit  diesen  ursprünglichen  Düsenzersliiubera  besitzen  die 
neueren  von  Dickey  in  New  York  und  Körting  in  Hannover.  I>a  die 
neueren  Dösenxerstiuber  sämmtlich«  Obelst&nde  der  früheren  Konstruktionen 
vermeiden,  so  kann  Vortragender  nur  «gen,  dafs  die  flüssigen  Brennstoff« 
mit  Hilf«  derselben  alten  Anforderungen  entsprechen,  welche  mau  an  ein 
Heizmaterial  in  Bezug  auf  einen  wirtbschaftlh  heo,  ungestörten  und  gefahr- 
losen Ke  «sei  betrieb  zu  stellen  berechtigt  ist. 

Das  Anheizen  vollzieht  sich  bei  Siauhfeuera  «ehr  einfach,  wenn  man, 
wie  auf  den  meisten  Dampfern  einen  Hilf*ke**ol  zur  Verfügung  bat,  d«s««n 
Dampf  die  Zerstäuber  der  üauptkcssel  speist,  bis  der  in  letzteren  entstehende 
Dampf  selbst  die  nothige  Spannung  besitzt.  Ist  kein  Hilfekesse!  vorhanden, 
so  raufg  man  entweder  mit  Holz-  oder  Kohienfcuer  Dampf  aufmaehen  und 
kann  dann  erst  die  Zerstäuber  benutzen.  Tarbutt  hat,  um  di«  Holz- 
feuening  möglichst  einzuschränken,  in  jeder  Feuerung  ein  Seblangenrobr 
angebracht,  welches  das  anfänglich  eingelegte  Feuer  erhitzt.  Mittelst  einer 
Uandpurape  wird  etwas  Wasser  in  das  erhitzte  Rohr  gespritzt,  welches  sofort 
verdampft  und  den  Zerstäuber  in  Betrieb  setzt,  dessen  Flam menst rahl  das 
Rohr  beständig  warm  erhält.  Mit  dieser  Einrichtung  lINt  sich  in  grofsen 
Scfclffskeaselo  in  s/z  bis  1 •/»  Stunden  Dampf  aufmaehen. 

Das  Anznnden  des  Zerstäubers  geschieht,  indem  man  etwas  in  öl  ge- 
tränkte Wisch  bäum  wolle  in  di«  Feuerung  legi,  hierauf  den  Dampfstrahl  und 
dann  erst  den  Ölstrnhl  anBtellt.  Umgekehrt  wcnlen  dieselben  heim  Anhalten 
abg«.v teilt.  Verfährt  man  nicht  nach  dieser  Regel,  so  kann  sich  das  auf  die 
nach  kurzer  Betriebsunterbrechung  noch  heifsen  Feuemngswände  tröpfelnde 
Öl  verdampfen,  mit  Loft  vermischen  and  «in  explosive*  Ga*  bilden,  welch«* 
sich  entzündet,  wenn  es  mit  dem  in  die  Feuerung  behufs  Entflammung  des 
Zerstäub« re trahles  gebrachten  brennenden  Körper  in  Berührung  kommt. 
Die  hierdurch  herrorgerufenen  Explosionen  schaden  zwar  dem  Kessel  nicht, 
gefährden  aber  den  Heizer  durch  die  aas  der  Feuerung  herauvschlagend« 
Lobe. 

Von  den  Gegnern  der  Ölheizung  wird  beständig  die  Gefahr  de«  Ver- 
1 saDens  der  Kessel  angeführt,  die  durch  den  Verlust  des  zur  Zerstäubung 
benutzten  Dampfes  und  dessen  Ersatz  durch  Serwasser  bei  der  Speisung  der 
Kessel  eintreten  soll.  Durch  ein  Beispiel  zeigt  Vortragender,  inwiefern  diese 
Befürchtungen  für  eine  gewöhnliche,  mit  5 Atm.  Kesseldruck  arbeitend« 
Compoundmnsehiue  begründet  sind.  Diese  Maschine  braucht  pro  indic, 
Pferdekraft  und  Stunde  9 kg  Wasser,  also  im  Ganzen  4 500  kg  stündlich. 
8°/o  von  diesem  Verbrauch  erfordern  die  Zerstäuber  als  Betriebsdampf,  das 
ergiebt  185  kg  ln  der  Stunde.  Bei  S*u,o  Salzgehalt  des  Wasser*  im  Ozean 
dringen  demnach  in  jeder  Stunde  4,n»  kg  Salz  in  den  Kessel  oder  verleiben 
dessen  Speiwwasaer  einen  Salzgehalt  von  rund  0,i  °/o-  Da  emn  aber  das 
aus  dem  Oberfläcbenkondensator  kommende  Speisewasser  durch  das  zur 
Deckung  der  unvermeidlichen  Dampfverluste  benöthigle  Zusatzwasser  ge- 
wöhnlich schon  einen  Salzgehalt  von  0^  hi»  besitzt,  so  macht  die 

Vermehrung  von  O4  •/«  durch  den  Zerstäuberbetrieb  gar  nichts  au*.  Damit 
durfte  bewiesen  sein,  dafs  die  Unzutriglichkeiten,  welche  dem  Keeselbetriebe 
in  Folg«  des  Ersatzes  de«  Zerstäubungsdampfes  durch  Seewasser  entstehen 
»ollen,  in  Wirklichkeit  nicht  vorhanden  sind,  wie  die«  auch  die  800  Dampfer 
des  kaapiachen  Meere«  beweisen,  die  sämmtlich  Dam pfzeratä alter  besitzen 
und  von  denen  noch  keine  Klagen  über  tu  schnelles  Versalzen  ihrer  Kessel 
laut  geworden  sind.  Bei  Dampfspannungen  von  10  bis  12  Atm.  Überdruck 
und  darüber  ist  indessen  eine  Zerstäubung  mit  Dampf  ausgeschlossen,  da 
die  Erfahrung  mit  den  neuen,  8 fachen  Expansionsmaschinen  gelehrt  hat. 
dafs  man  bei  DampftemperatuTen  von  180  C.  und  darüber  den  Zutritt  salz- 
haltigen Wassers  zum  Kessel  möglichst  vermeiden  mufs,  weil  schon  geringe 
Niederschläge  auf  den  Feuerbnrhsen  und  Rauchkammerdecken  das  Einbeulen 
derselben  herbeiführen  können.  In  solchen  Fällen  mufs  die  Zerstäubung 
mit  Prefvluft  herbeigefübrt  werden.  Aber  auch  dann  kann  der  Dampfer  bei 
gleicher  Wasserverdrängung  noch  40  t mehr  Ladung  einnehmen  al»  bei 
Kohlenheizung. 

Die  Unterbringung  de»  Öls  geschah  bisher  stets  in  einzelnen  Behältern 
deren  Eigengewicht  recht  beträchtlich  war.  Wie  die  neuere  Ausführung  von 
Schiffen  zeigt,  welche  das  Petroleum  direkt  in  ihren  Räumen  verstauen,  kann 
man  aber  auch  das  ö|  in  Bunkern  nnterbringen,  wenn  man  nur  folgende 
Punkt«  dabei  beachtet.  Das  Öl  hat  einen  zwischen  O^iwr  bis  0,«xb  liegenden 
Ausdehnungskoeffizienten,  sodafs  e*  bei  einer  Tcmperaturzunahm*  von  22 
bi«  28°  C.  schon  um  1*  biz  2°«  ausgedehnt  wird.  Da  nun  die  Bunker 
aus  Stabilititsrücksicbten  stets  ganz  gefällt  sein  müssen  und  die  vom  Heiz* 
raum  ausgestrahlte  Wärme  das  Öl  in  den  Bunkern  erwärmt,  *0  mufs  man 
an  Bord  einen  Behälter  aufstellen,  welcher  über  den  Bunkern  stehend  durch 
Rohrleitungen  mit  allen  verbunden  ist.  In  diesem  Behälter  entweicht  da* 
Öl  bei  seiner  Erwärmung:  aus  demselben  fliefst  cs  in  die  Banker  zurück, 
wenn  es  sich  durch  Abkühlung  zusammenzieht,  und  au*  demselben  ergänzt 
sich  auch  beständig  die  Ölmenge.  welche  in  Folge  der  unvermeidlichen 
Leckagen  verloren  gebt  Querbunker  raüsoen  nach  Möglichkeit  vermieden, 
sonst  aber  in  mehreren  Abtheilungen  abgeschottet  werden,  weil  sie  in  der 
Entleerung  begriffen  für  die  Stabilität  de*  Schiffes  gefährlich  werden.  Selbst- 
redend können  die  bisherigen  Kohlenbunker  nicht  sofort  als  Ölbunker 
benutzt  werden,  auch  wenn  sic  mit  wasserdichten  Schottwänden  hergc*tcllt 
würden,  ln  den  heutigen  Kohlenbunkern  kann  man  ihrer  geringen  Dichtheit 
wegen  das  öl  nur  in  besonderen  Tank*  unterbringen.  Dagegen  lassen  sich 
die  Bunker  bei  Neubauten,  wenn  man  sie  wie  Kessel  vernietet  und  mit 
einem  doppelt  so  hohen  Wasserdruck  probirt,  als  *ic  gewöhnlich  auszubaiten 
haben,  hinreichend  öldreht  hersteilen.  An  allen  Stellen,  wo  ölbanker  an 


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EXPORT,  Organ  des  Centrmlrereins  (Sr  liandslsgeographio  etc. 


I88T, 


die  Kessel  and  Mascbinenriumr  bcrnnreichen,  münwn  »I«  mit  doppelten  | 
Schott  wänden  bergestellt  weiden,  um  des  Eindringen  hpraaasickemden  Oie« 
in  diese  Räume  zu  verhüten.  Wenn  men  es  nicht  vorziebt,  die  entstehende 
Isolinchicbt  mit  Wüter  auBXufüllen,  mufs  men  Dampfstrahlapparate  euf- 
stelien,  um  die  in  denselben  entstehenden  Om«  von  Zeit  tu  Zeit  tu  ent- 
fernen. Endlich  müssen  eile  Bunker  mit  Abzugsrohren  für  die  aus  dem 
Öle  durch  die  Erschütterung  und  Erwärmung  entweichenden  flnse  versehen 
werden.  Diese  Rohre  münden  auf  Deck  wie  andere  Venülationsrobre,  werden 
aber  an  ihrer  Öffnung  mit  Drabtgaxo  verbunden,  um  eine  Entzündung  des 
ausströmendon  Gases  durch  Funken  zu  verhüten.  Die  Kessel  müssen 
mindestens  45  cm  von  der  Bunker  wand  entfernt  bleiben. 

Eine  Selbstentzündung  des  Öles  in  den  Bunkern,  wie  solche  bei  Stein- 
kohlen vorkommt,  kann  nach  den  Untersuchungen  von  Rutlerow  & Siniu 
nicht  eintrcten,  da  kein  ßestandtheil  desselben  den  Sauerstoff  der  Luft  auf- 
nimmt, im  Gegentheil  alle  ihre  Bestandteile  »ich  jeder  starken  Oxydation 
widorseUeo. 

Um  der  leichten  Kntzündlicbkeit  der  aus  den  Ulen  aufsteigenden  Gase 
entgegensutreten,  bat  die  russische  Regierung  verboten,  daJs  Erdölrücästände 
an  Bord  verfeuert  werden,  deren  Eniflammungspunkt  niedriger  als  70°  C. 
liegt.  Diese  Voraichtsmafsregel  bezeichnet  Gulischombarow  als  höchst 
überflüssig,  da  alle  Gefahr  ausgeschlossen  ist,  wenn  man  die  Bunker  nach 
Ihrer  Entleerung  gründlich  ventilirt  und  dann  zuerst  nur  mit  Sicborbeits- 
lampen  betritt,  da  sich  die  Gase  nur  an  offenen  Flammen  entzünden. 

Nunmehr  kommt  der  Redner  auf  die  Vorlage  der  Ölheizung  zu  sprechen 
und  fafst  dieselben  wesentlich  io  folgende  Punkto  zusammen:  Die  Vorzüge 
bestehen  1.  in  der  Schnelligkeit  und  Billigkeit,  mit  welcher  sich  der  Brenn- 
stoff an  Bord  bringen  labt;  denn  die  Dampfer  des  kaspisdien  Meeres  nehmen 
in  3 bis  4 Stunden  800  bis  1000  t Öl  über.  Ein  Torpedoboot,  welches 
höchstens  20  t flüssiger  Hnizstoffe  an  Bord  zu  nehmen  batte,  würde  in  einigen 
Minuten  damit  fertig.  2.  läfst  sich  das  Öl  in  solchen  Räumen  unterbringen, 
die  man  sonst  nicht  ausnutzen  kann  wie  in  den  Wasserballasttanks,  den 
Doppelböden,  den  Kielr&umen  aufserbalb  des  Kessel-  und  Mascbinenraumes 
usw.  3.  kann  eine  beträchtliche  Verminderung  de«  neizerpersonals  eintreten: 
denn  die  kaspiachen  Dampfer  fahren  mit  nur  einem  lleizvr  und  2 Jungen  auf 
der  Wache,  welche  nur  die  ZcrsUuberliähue  und  Speiseventllc  zu  regnliren 
haben,  also  keinerlei  körperlichen  Anstrengungen  unterworfen  sind.  Auf 
Torpedobooten  würde  mau  also  auf  jeder  Wache  mit  einem  Heizer  aus- 
kommen,  und  da  derselbe  körperlich  nur  sehr  wenig  zu  arbeiten  bat.  so  kann 
er  in  schlechtem  Wetter  nicht  so  leicht  erschöpft  werden,  wie  es  bis  jetzt 
der  Fall  war.  4.  Gestattet  die  gröfsere  Verdampfungskruft  der  flüssigen  Hei«- 
Stoffe  den  Dampfern  eine  Verringerung  des  mitzuführendeu  Heizmaterials  bezw. 
dem  Torpedoboote  fast  eine  Verdoppelung  seines  Aklionskroises.  5.  Asche-, 
Scblaheu-  und  Rauchbildung  Ist  ausgeschlossen.  Damit  fallt  auch  das  Feuer- 
reinigen wog,  was  namentlich  für  Torpedoboote  wichtig  iat.  Von  grofsem 
Werth«  für  die  letzteren  lat  auch  der  Fortfall  des  Rauches.  Ein  Torpedo- 
boot, welches  sich  nicht  durch  seine  Rauchsäule  verrätb,  wird  am  Horizont 
schwer  zu  entdecken  und  deshalb  beständig  im  Vortheil  sein,  weil  es  die 
anderen  Dampfer  an  ihren  Rauchsäulen  beobachten  kann.  6.  erhält  die  Maschine 
eine  gröfsere  Manövrirfäbigkeit,  da  letztere  durch  die  sofort  erreichte  Ver- 
stärkung oder  Verminderung  der  Zmliuberftamtne  zu  erzielen  ist.  Hierzu 
kommen  noch  als  minder»  erthige  Vorzüge  die  bessere  Veutiiimog  der  Herz- 
räume infolge  des  von  den  Zerstäubern  erzeugten  Zages  sowie  die  Einfachheit 
und  Genauigkeit  de«  Messens  dea  an  Bord  genommenen  und  verbrauchten 
Fcuerungamateriais. 

Die  Nachtheile  der  Ölheizung  bestehen  1.  in  den  Kosten,  welche  durch 
die  Anlage  von  Ölbehältern  nebst  Rohrleitungen  statt  der  jetzigen  Koblen- 
stationen verursacht  worden;  2.  in  dem  starken  von  den  Dampfzersläubent 
verursachten  Geräusche,  welches  den  Gang  der  Maschine  dem  Gehöre  voll- 
ständig entzieht.  Bei  Zerstäubung  mit  Prefsluft  iat  dies  Geräusch  schwächer; 
3.  in  der  Entzündlichkeit  des  Öles,  welche  bei  eluschlagenden  Geschossen 
eine  Feuersbrunst  herbeiführen  könnte.  Hierüber  mähten  aber  erst  Versurhe 
angestellt  werden,  an  denen  es  bisher  gänzlich  mangelte;  4.  in  der  genügen 
Menge  der  überhaupt  für  die  Ke&selbeizung  verfügbaren  Öle,  Von  den 
400  Millionen  t Steinkohlen  der  Gesammtjahresproduktion  der  Erde  verbraucht 
din  Dampfschifffahrt  reichlich  12  Millionen  t,  welchen  eine  jährliche  Gasammt- 
ausbeute  von  höchstens  6 Millionen  t rohen  Erdöles,  1,6  Millionen  t daraus 
gewonnener  und  für  die  Dampfcrzcugung  noch  in  Betracht  zu  ziehender  Rück- 
stände, ungefähr  V«  Million  t Scbieferöl  und  */*  Millionen  t Theer  gegen- 
übersteben;  5.  in  dem  zu  hoben  Preise  der  Oie.  In  West-Europa  kostet  die 
Tonne  guter  Steinkohle  etwa  12  M%  die  Tonne  amerikanischen  Rohöls  oder 
dessen  Rückstände  kosten  in  den  Nordscehäfen  (00  M , kaukasisches  Rohöl 
und  Schieferöl  60  eine  Tonne  Theer  etwa  20  M.  Darnach  ist  die  Öl- 
heizung nach  den  augenblicklichen  Preisen  unter  Berücksichtigung  ihrer 
gTÖfseren  Leistungsfähigkeit  etwa  dreimal  tbeurer  als  die  Steinkoblenheizung. 
Daran,  glaubt  Rednor,  wird  die  umfassende  Einführung  der  Ölheizung  hei  der 
n&ndeU- Marine  scheitern. 

Auch  die  Kriegsmarinen,  welche  die  Kosten  gewifs  nicht  scheuen, 
wenn  ee  sieb  um  Erreichung  wichtiger  militärischer  Erfolge  bandelt,  nimmt 
der  Ölheizung  gegenüber  noch  immer  eine  abwarteude  Haltung  «Ln.  Ins- 
besondere ist  die»  bei  der  deutschen  Marine  der  Fall,  welche  ja  in  einem 
Kriege  ihren  Bedarf  an  flüssigem  Heizmaterial  evenL  nur  schwer  aus  einem 
fremden  Lande  decken  könnte.  Grofse  Hoffnungen  auf  die  Ölheizung  setzt 
man  bezüglich  der  unterseeischen  Fahrzeuge.  Iu  dieser  Richtung  sind  die 
Versuche  mit  dem  neuen  in  Schweden  erbauten  unterseeischen  Doppelboote 
von  de  Leval  abzuwarten.  Den  augenblicklichen  Stand  der  Ölbeizfrege  bat 
der  Deutsche  um  so  weniger  zu  beklagen,  als  die  leider  schon  ohnehin  ge- 
drückte Lage  unserer  Kohlenzechen  sich  noch  verschlimmern  würde,  wenn 
ein  allgemeiner  Wettbeweib  zwischen  Kohle  und  Öl  als  Heizmaterial  für  die 
Dampfschifffahrt  in  Aussicht  stände.  Wir  würdeo  dann  nicht  einmal  den 
Trost  haben,  dafs  auf  den  Trümmern  der  zu  Grunde  gehenden  eine  andere 


Industrie  erblühen  würde;  denn  an  eine  um  fasernde  Ausbeute  dea  in  d« 
□ordwoetdeutseben  Ebene  vorhandenen  Erdöls  wird  nach  den  bisherigen  Er- 
fahrungen wohl  kaum  jemand  zu  denken  wagen-  Bei  den  segeoarei'-heti 
Erfolgen  aber,  welche  der  jedesmalige  Aufschwung  der  Ölindustrie  für  dtt 
gegenwärtig  ebenfalls  «ehr  darnlederliegemlen  Schiffbau  hatte,  iat  der«elb<«. 
auch  fernerhin  ein  weiteres,  kräftiges  Gedeihen  zu  wünschen.1'  {Lebhafter, 
langauhaltcndcr  Beifall  1) 

Zur  Kultur  der  Rami«  (vergl.  „Export*  Nr.  27  sowie  die  io  der 
heutigen  Nr.  enthaltene  Korrespondenz  unter  „Süd-Amerika“  6.512.) 
Von  befreundeter  Seite  erhalten  wir  folgende  Mittbeilnng:  «Mit  Ver 
goügen  habe  ich  ihre  Bekanntmachung  in  Nr.  27  dea  „Expom* 
gelesen.  Da,  wie  Sie  mir  mittheilen,  die  Frage  der  Ramie -Kultur 
fflr  die  deutschen  Kolonien  io  Süd  - Amerika  von  Wichtigkeit  aei, 
so  bin  ich  gern  bereit,  Ihnen  darüber  tu  sagen,  was  mir  voe 
der  Pflanze,  ihrer  Kultur  und  ihrer  Verwerthung  theils  aus  eigener 
Anschauung,  theils  von  dritter  Seite  bekannt  geworden  ist.  Die 
Ramie,  Rbea  oder  Rbia,  auch  Chinagras  genannt,  gehört  u 
den  baumartigen  Nesseln.  Die  Böhmeria  nivea  ist  die  wichtigtu 
und  wird  vorzugsweise  in  China  und  Indien  kultivirt  Neben  ihr 
ist  in  Nord-Indien  die  B.  pnya,  io  Java  die  B.  tenacissima  usd 
sanguinea  bekannt.  In  Indien  heilst  sie  „Ramie*,  in  Java  „Rbea* 
oder  „Rbia*.  In  China  wird  der  Ramiefaser  der  Name  Chinagru 
beigelegt,  aus  welcher  dort  feine  Gewebe  bergestellt  wurden,  welche 
in  England  unter  dem  Namen  „grafs  cloth*  bekannt  gewordci 
sind.  Dieselben  wurden  durch  Verbindung  und  Verweben  der 
einzelnen  etwa  25  cm  langen  Zellen  bergestellt 

Die  Rühroeria-Arten  sind  Bäume  mit  sehr  raschem  Wacbstham. 
welche  durch  Beschneiden  als  Gesträuche  knltivlrt  werden,  ln 
dritten  Jahre  läfst  man  die  Schossen  stehen,  die  nach  Verlanf  »oo 
6 Monaten  2 bis  3 Meter  lang  sind  und  dann  abgeschoitteo  werden. 
Die  Schossen  wachsen  sehr  schnell  nach,  so  dafs  man  3 bis  6 
Ernten  im  Jahre  xu  erzielen  vermag.  Daa  häufige  Beschneid» 
schadet  der  Pflanze  nicht  Die  Ramie  gedeiht  am  besten  im  beifseo. 
feuchten,  fetten  Boden. 

Was  die  Gewinnung  und  Verarbeitung  der  Ramiefaser  anbetrifft 
so  kann  sie  — - unähnlich  dem  Flachs,  Hanf  usw.  — nicht  ft r- 
röstet  werden.  Der  Bast  ist  mit  Cambium  und  Rinde  so  verwachsen, 
dafs  eine  sehr  starke  Rüste  nffthig  sein  würde,  um  ibn  zu  ge- 
winnen. Da  aber  die  Intcrcellularsubstanx  sehr  empfindlich  ist  w 
mufs  eine  starke  Röste  noth wendig  den  Bast  zerstören. 

In  Indien  schnoidet  man  die  Schossen  vor  Sonnenaufgang,  weil 
sich  dann  der  Bast  leicht  abtrennen  läfst,  und  rauf«  daher  die 
Ernte  sehr  schnell,  binnen  wenigen  Stunden,  vor  sich  gehen,  »« 
dafs  sehr  viele  und  sehr  billige  Arbeitskräfte  zur  Ver- 
fügung stehen  müssen,  wenn  der  Anbau  der  Pflanze  im  Fff- 
gleich  zu  anderen  Textjlpflanzen  lohnen  soll. 

In  China  wird  der  Bast  vom  unteren  nach  dem  oberen  Tkti'U 
der  Pflanze  abgezogen,  dann  legt  man  ihn  in  » Wasser,  klopft  ihs, 
wobei  sieb  alsbald  die  Faser  leicht  von  Bast  und  Rinde  löst.  Bit 
so  gereinigte  Faser  beifst  „Cbinafaser*.  lu  Indien  bricht  tote 
den  Stengel  in  der  Mitte  entzwei  und  sieht  den  Bast  nach  beid« 
Seiten  ab.  Die  rohe  Faser  mit  der  Rinde  kommt  unter  dem  Kubm 
Ramie  oder  Khea  in  den  Handel.  China  exportirt  3 bis  4 M l- 
lionen  Kilogramm  Chinagras  nach  Europa,  wo  es  hauptsächlich  io 
England  und  Frankreich  verarbeitet  wird. 

Die  Ramiefaser  ist  sehr  glänzend  und  man  hat  daher  ver 
sucht,  sie  in  Egypten,  Algier,  Italien  und  Amerika  anzubauen.  iud 
zwar  zumeist  mit  gutem  Erfolge.  Nur  die  Abscbeidnng  der  Faser 
begegnet  Schwierigkeiten,  welche  namentlich  die  Franzosen  nit 
Hilfe  eigens  dazu  konstruirter  Maschinen  zu  heben  bestrebt  ge- 
wesen sind. 

Zur  Gewinnung  der  Faser  »soll*  sich  am  besten  folgend« 
Verfahren  bis  jetzt  bewährt  haben.  Die  frischen  Stengel  werdee 
in  zementirten  Gruben  bei  Gegenwart  von  Lüsungeu  geringer 
Mengen  schwefeliger  Säure  oder  schwefeligsaurem  Alkali  aufge- 
schichtet  und  dann  längere  Zeit  so  aufbewahrt.  Eine  öfter* 
Kontrolle  ist  nothwendig,  um  den  rechten  Zeitpunkt  zu  ermitteln, 
in  welchem  sich  die  Faser  am  besten  isoliren  läfst.  Man  weicht 
dann  bei  der  weiteren  Bearbeitung  die  Stengel  in  heifser  Potascbe- 
lösung  ein,  wobei  sich  der  Bast  von  der  Rinde  löst.  Durch  Ver- 
brennung der  abgezogenen  Stengel  erhält  man  eine  brauchbar« 
Potasche. 

Die  Bastfaser  des  Chinagrases  zeichnet  sich  durch  eine  unver- 
wüstliche Festigkeit  aus.  Der  schöne  Glanz,  welcher  sie  werthvoll 
macht,  kommt  erst  zur  Geltung,  wenn  die  Iatercelluhtmbstaei 
gelost  ist  Dabei  zerfällt  der  Bast  in  die  einzelnen  langen  Zellen 
(ca.  25  cm  bei  B.  nivea,  bei  B.  tenacissima  16  cm  lang,  aber  etwa* 
dicker  wie  bei  jener).  Früher  wurden  die  Cbinegrasstränge  in 
, kurze  Stücke  geschnitten  und  diese  auf  der  Baumwollspiunmaschis' 

I versponnen:  Cottonisirtea  Chinagras.  Jetzt  behandelt  man  die 


1887. 


Nr.  84. 


509 

EXPORT,  Organ  de«  Centralvereins  für  Handelsgeographie  etc» 


Fasersträogc  mit  Alkalien  und  etwas  Oel,  wodurch  die  Fasern 
getrennt  werden.  Die  einzelnen  Bastfasern  sind  zylindrisch,  von 
gleicbtnäfsigem  Durchmesser.  Beim  Spinnen  zeigt  sieb  deshalb  die 
Faser  etwas  starr  und  wenig  elastisch,  schlägt  sich  daher  nicht 
leicht  und  die  Stoffe  werden  leicht  borstig.  Die  Faser  ist  auch 
brüchig,  aodafs  die  Stoffe  durch  Druckstellen  uod  Fallen  leiden. 
Dieser  Mangel  bei  gleichzeitiger  enormer  Zähigkeit  der  Faser 
eignet  dieselbe  für  grobe  Gewebe  mehr  als  für  feinere;  für 
letztere  qualitizirt  sie  ihr  schöner  seidenartiger  Glanz,  nnd  wenn 
es  der  Technik  gelungen  sein  wird,  die  Faser  biegsam  herzustellen, 
ist  derselben  eine  grofse  Verwendbarkeit  gesichert.  Auf  Grund 
der  bis  jetzt  vorliegenden  Erfahrungen  ist  der  Ramiefaser  zur  Zeit 
folgendes  Zeugnifs  aaszustellen : 


Die 

gendes: 


Aufbercitangsprozefs  der  Faser:  vollkommen, 

Fnsergewinnung : »ehr  unvollkommen, 

Fasorvenrendung:  nicht  befriedigend. 

Analyse  von  Ramiefaser  und  Chinagras  ergiebt  Fob 


Asclie 

Chinagras 

Proi. 

** 

Hanoi«,  Rhos 
Prox. 

Hygroskop.  Wasser  . . 

9» 

Wässeriger  Extrakt  . . 

G,«j 

10  a, 

Fott  und  Wachs  . . . 

o,„ 

0« 

Cellulose  

Hfl, 

Intercellnlarsubst&nz  nnd 
PeptoM 

6>io 

12, TO 

Zur  Kooperation  der  deutschen  Einen  industriellen  auf  der 
Melbourner  Ausstellung.  (VergL  „Expert“  Nr.  32)  schreibt  nns  ein 
Abeuaeut  unseres  Blattes: 

«Mit  Bezug  auf  den  im  «Export14  vom  9.  August  gebrachten 
Artikel  «Kooperation  der  deutschen  Eiaenindusriellen  auf  der 
Melbourner  Ausstellung  und  in  Australien1*  möchte  ich  mir  ge- 
statten,  den  Ausführungen  des  Nachtrages  Ihrer  Redaktion  entgegen 
zu  treten. 

Die  von  Ihnen  gebrachte  Zuschrift  bat  meiuer  Ansicht  nach 
vollkommen  Recht,  den  Vortheil  bervorzuheben,  welchen  eiu 
stftudiges  Lager  gangbarer  Dimensionen  von  Baueisen  usw.  in 
Sydney  und  Melbourne  den  betreffenden  Werken  gewähren  würde, 
da  an  diesen  Plätzen  noch  immer  recht  gute  Preise  für  Eisen, 
z.  B.  schmiedeeiserne  Träger,  vom  Lager  bezahlt  werden.  Eine 
Organisation,  wie  vorgeschlagen,  hätte  es  in  ihrer  Macht,  sich 
bietende  billige  Frachtsätze  zu  benutzen,  um  diese  Läger  stets 
gut  aortirt  zu  halten,  würde  den  Profit  des  Exporteure  und  des 
Importeurs  mitnebmen,  and  die  Kosten  auf  die  einzelnen  Miglieder 
pro  rata  vertheilen.  Nur  in  dieser  Weise  wären  die  an  und  für 
sieh  in  den  meisten  Fällen  billigeren  Export-Notiniogen  belgischer 
und  englischer  Werke  mit  Erfolg  zu  bekämpfen. 

Kos»a -Zahlungen  gegen  Connossement  sind  durchaus  nichts 
Neues,  auch  schiefst  jede  englische  Bank,  welche  mit  Australien 
arbeitet,  gegen  50  bis  75%  vor;  ich  selber  habe  hunderte  von 
Tonnen  belgischer  Träger  zu  diesen  Bedingungen  bezogen,  aber 
ich  möchte  doch  sehr  stark  bezweifeln,  dafs  die  in  ihrem  Nachtrag 
erwähnten  Melbourner  Finnen,  deutsche«  Eisen,  wenn  dasselbe 
höher,  wie  belgisches  oder  englisches  Fabrikat  zu  stehen  kommt, 
kaufen  werden,  noch  wenn  sie  die  zweite  Hälfte  des  Faktura- 
betrages erst  bei  Ankunft  der  Waare  oder  auch  später  zn  zahlen 
haben.  — 

Diejenigen  deutschen  Werke,  welche  in  der  Lage  sind,  z.  B. 
Träger  billiger  als  Belgien  zu  offeriren,  brauchen  ihre  Notirungen 
nnr  in  London  abzugeben,  um  Aufträge  bis  zu  jeder  Höhe  mit 
Kassa-Zahlung  gegen  Connossement  za  erhalten,  aber  die  von 
Ihnen  gebrachte  Zuschrift  soll,  wie  ich  dieselbe  auffasae,  den 
Zweck  haben,  deutschem  Eisen  in  Australien  Eingang  zu  ver- 
schaffen, trotzdem  dasselbe  am  Verachiffungsbsfen  etwas  theurer, 
wie  auswärtiges  Fabrikat  zu  stehen  kommt. 


Asien. 

Borne«.  Nach  einem  in  London  erschienenen  Prospekt  der 
«Central  Borneo  Company“,  einer  dort  neuerdings  errichteten 
Handelsgesellschaft  mit  einem  Kapital  von  100  000  £,  wird  dieselbe 
auf  Grund  von  Konzessionen  (auf  26  Jahre)  seiten»  des  Sultans 
von  Brauet  und  dessen  abhängigen  Firsten  einen  Flächeninhalt 
von  ca.  15000  Qnadr&tmeüen  auf  Borneo  urbar  machen  und  ex* 
ploitiren.  Die  Konzessionen  geben  Berechtigung  zur  Gewinnung 
Ton  Gold  and  8ilber  io  Mittel-Nordborneo,  sowie  von  Kohleu 
und  Diamanten  auf  den  Feldern  der  Distrikte  Putatan  nnd  Panda- 
roesn. 


Von  der  mittelasiatischen  Eisenbahn.  Unter  diesem  Titel 
bringt  das  Feuilleton  der  «Rig.  Ztg.“  eine  eingehendere  Schilderung 
der  Zustände  und  Veränderungen,  die  sich  noter  dem  Einfluß*  der 
neuen  Transkaspi  - Bahn  in  Mittel- Asien  vollziehen,  aus  der  Feder 
eines  Spezialkorrespoodeoten,  der  nach  eigenen  Beobachtungen  and 
Erlebnissen  erzählt  nnd  denen  wir  die  folgenden  Skizzen  ent- 
nehmen: 

Unser  Gewährsmann  mifst  der  Transkaspi  - Bahn  vornehmlich 
eine  hohe  strategische  Bedeutung  für  Mittel -Asien  zu,  findet  dann 
aber  auch,  dafs  sie  — wie  wir  bereits  aus  der  Mission  des  Ge- 
neral P sack  er  wissen  — in  Kürze  unzweifelhaft  einen  nicht  za 
unterschätzenden  Einfinfs  auf  den  russisch-asiatischen  Import-  nnd 
Exporthandel  ausüben  werde.  Schon  jetzt,  wo  die  Bahn  nur  bis 
zum  Amu-Darja  fertig  und  dem  Verkehr  eröffnet  sei,  also  verhält- 
nifsinäfeig  wenig  knltivirtes  Land  darchsehneide,  könne  sie  kaum 
die  Masse  von  Baumwolle  bewältigen,  die  man  in  Tschardscbui, 
Merw,  Aschabad  und  anderen  gTÖfaeren  Stationen  aufgespeichert 
sehe.  Die  Anhäufung  der  Waaren  habe  ihren  Grund  zum  Theil 
wohl  auch  darin,  dafs  das  rollende  Material  der  Bahn  für’s  Erste 
noch  ein  schwaches  und  daher  die  Zahl  der  täglich  expedirten 
Waarenzüge  nur  gering  sei.  Aber  dennoch  könne  man  mit  Be- 
stimmtheit Voraussagen,  dafs  bei  Weiterführuag  der  Bahn  durch  Bachara 
nach  Samarkand  auch  eine  gröfsere  Anzahl  von  täglich  abz ulassen- 
den Zügen  genug  zu  thnn  haben  werde,  um  die  angehäuften  Waaren 
zu  befördern. 

«Wenn  die  Bahn“,  so  lesen  wir,  «bis  Samarkand  fertiggestellt 
sein  wird,  stehen  dem  direkten  Verkehr  mit  dem  europäischen 
Rufsland  folgende  Hinterländer  geöffnet:  Das  Fergaoa  - Gebiet, 
welches  Baumwolle,  Reis  uod  Seide  exportiren  kann;  das  vom 
Sarafscban  reich  bewässerte  Gebiet  von  Samarkand,  welches  Baum- 
wolle, Reis  und  Früchte  prodnzirt;  scbliefslich  noch  das  ganze 
Chanat  Buchara,  aus  dem  die  Zufuhr  zur  Bahn,  abgesehen  vom 
hochkultivirten  Sarafsch&n-Tbal,  noch  durch  den  Amn-Durja  be- 
deutend erleichtert  wird.  Sobald  die  alten  Kanäle  und  Dämme  in 
der  Merw-Oaae  wieder  hergestellt  sein  werden,  wird  anch  letztere 
ein  nicht  geringes  Quantum  au  Rohprodukten  zum  Export  liefern. 
Die  Oase  den  Tedjen  und  Persien  liefern  schon  jetzt  eine  Menge 
Waaren.  Der  Absatz  russischer  Handelsartikel,  als  Eisen  waaren, 
Zitze  usw.,  hat  auch  schon  jetzt  seit  dem  Ban  der  augenblicklichen 
Bahnstrecke  nach  Persien  und  Buchara  bedeutend  zugenommen. 
8eit  2 Jahren  werden  im  russischen  Tnrkestan  von  der  Regierung 
in  jeder  Hinsicht  unterstützte  nnd  geförderte  Versuche  mit  dem 
Anbau  der  fein-  und  langfaserigen  amerikanischen  Baumwolle  mit 
gutem  Erfolge  gemacht  und  diese  Kultur  kann  natürlich  auch  nur 
zur  Hebung  unserer  Baurawoll-Industrie  dienen.14 

Samarkand,  der  für’a  Erste  in  Aussicht  genommene  östliche 
Endpunkt  der  mittelasiatischen  Bahn,  besteht  nach  dem  Bericht 
unseres  Gewährsmannes,  wie  fast  alle  Städte  in  Tnrkestan,  aus 
einem  russischen  und  dem  streng  davon  getrennten  asiatischen 
8tadttheil.  Zwischen  beiden  liegt  die  kleine,  aber  starke  und  mit 
Vertheidigungamitteln  reich  versehene  Festung.  Der  rassische  Stadt- 
theil  zählt  3000 — 4000  Einwohner,  die  garnisonirenden  Soldaten 
nicht  gerechnet.  Jedes  Haus  ist  mit  einem  baumreiches  Garten 
umgeben,  die  Häuser  meist  einstöckig,  sauber  und  von  nettem 
Aussehen.  Alle  Straften  sind  ausgezeichnet  ebaussirt,  von  den 
Trottoirs  durch  recht  tiefe  Gräben  mit  klarem  fliehendem  Wasser 
getrennt  und  tu  beiden  Seiten  mit  8—4  Reihen  von  Bäumen  bepflanzt, 
so  dafs  man  während  der  gröfsten  Hitze  immer  im  Schatten  gehen 
kann.  Die  Hausbesitzer  sind  verpflichtet,  in  der  trockenen  Jahres- 
zeit die  Straften  dreimal  täglich  mit  Wasser  begiefsen  zu  lassen, 
so  dafs  mau  Staub  fast  gar  nicht  kennt  Samarkand  ist  der  Sitz 
de«  Militärgouverneurs  und  der  Gebietsregierung,  die  einer  euro- 
päischen Gou  vorn  einen  taregierung  entspricht  Dann  wird  dort 
noch  als  vorhanden  die  Kreisverwaltung,  das  Gebielsgericht 
(Bezirksgericht  ohne  Geschworene),  ein  Friedensrichter  und  dessen 
Gehülfe  und  ein  Untersuchungsrichter  erwähnt  Dank  der  Fürsorge 
des  früheren  Gebietachefs  hat  die  Stzdt  eine  städtische  Knaben- 
und  Mädchenschule  und  eiu  Kinderasyl.  Der  genau  ein  Kilometer 
lange  „Abramow'ache  Boulevard“,  dem  verstorbenen  Gebietschef 
zu  Ehren  so  genannt  mit  seinen  prächtigen  Blumenanlagen  nnd 
schattigen  Alleen  ist  auch  noch  ein  bleibendes  Denkmal  der  nütz- 
lichen Thätigkeit  diese«  verdienten  Mannes.  Das  hübscheste  Haus 
der  Stadt  ist  das  kleine,  aber  in  schönem  Stil  gebaute,  auf  der 
Vorderseite  mit  weifsem  Marmor  bekleidete  Palais  de*  Gouverneurs 
mit  einem  grofsen  Garten,  aus  dem  der  wissenschaftlich  gebildete 
Kunstgärtner  Newejewski  eine  Art  botanischen  Garten  ge- 
schaffen hat  Ihm  ist  auch  die  Oberauiaicht  über  die  an  ver- 
schiedenen Stellen  des  Gebietes  in  Angriff  genommenen  Versuchs- 
stationen für  Waldknlturcn  übertragen. 

Die  Strafseubeleuchtang  geschieht  durch  Petroleumlampen.  Als 


Nr.  34. 


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EXPORT,  Organ  dee  Centralvereins  für  Handelsfeographie  elc. 


1887. 


Verkehrsmittel  in  der  Stadt  giebt  es  ungefähr  60  zweispinnige 
Fuhrmannswagen  mit  flinken  kleinen  Pferden  bespannt  Die  Wagen 
sind  saubere  halbverdeckte  Droschken  auf  Federn.  Die  Fuhrleute 
selbst  sind  meist  verabschiedete  Soldaten,  in  früherer  Zell  hierher 
verschickte  Uralkosaken  und  zuin  geringeren  Tbeil  Tataren. 

über  Unsicherheit  den  Eigenthuras  und  der  Person  kann  man 
keineswegs  klagen.  Diebstähle  and  Überfälle  gebären  zu  den 
gröfsten  Seltenheiten.  Die  Lage  der  Stadt  mufs  entschieden  eine 
gesunde  genannt  werden.  Sie  liegt  vom  Sarafschan  8 Werst 
entfernt,  1900  Fufs  über  dem  Flufsthal,  das  von  Reis-  und  Baum- 
wollfeldern eingenommen  ist  und  wird  von  demselben  durch  den 
noch  etwas  höheren  Berg  Tscbupan-At*  getrennt  In  Folge  der 
verhftltnifsmBfsig  freien  Lage  weht  fast  immer  ein  gelinder  Wind, 
der  die  Hitze  des  Sommers  weniger  drückend  macht. 

Die  Einwohner  der  Stadt  setzen  sich  zusammen  au«  Offizieren, 
Beamten,  Kaufleuten,  Handwerkern  und  Arbeitern  verschiedener 
industrieller  Unternehmungen.  Samarkand  hat  eine  Branntwein- 
brennerei, 9 Bierbrauereien  von  Iwanow  & Fetter,  2 Dampf- 
mühlen, 8 Zicgclbrennereien,  und  der  Kaufmann  Filatow  pro- 
duzirt  cu  gros  aus  eignen  Reben  weifse  und  rotbe  Weine,  die 
nicht  schlecht  sind,  aber  weiten  Transport  nicht  vertragen. 

Mit  der  weiblichen  Bedienung  für  die  russischen  Familien 
wäre  es  schlecht  bestellt,  da  die  rnuhatnedanischen  Frauen  nie  bei 
Fremden  Dienste  nehmen.  Aber  alle  in  Turkestan  dienenden  ver- 
heirutheten  Soldaten  sind  berechtigt,  ihre  Frauen  mitzunehmen, 
und  diese  Soldatenweiber  bilden  das  weibliche  Dienstpersonal  für 
den  russischen  Stadttbeil.  Das  militärische  Element  spielt  in  der 
Stadt  natürlich  die  Hauptrolle,  da  ja  alle  Beamten,  mit  Ausnahme 
der  Richter,  der  Post-  und  Telegraphenbeamteu,  Militärs  sind. 

Für  die  Garnison  besteht  eiu  Offizierskaaioo,  zu  dem  auch 
Nichtmilitfirs  Zutritt  als  Jahresgäste  haben.  Ein  schöner  Park 
mit  Fontinen,  ein  grofser  Tanzsaal  mit  Parquetdielen,  Billards, 
eine  reichhaltige  Bibliothek,  ein  vorzügliches  Büffet:  all  dieses 
hietet  das  Kasino,  in  dem  im  Laufe  des  Wintere  allsonntftglich 
Tanzabende  die  Gesellschaft  voreinigen,  im  Sommer  zweimal  die 
Woche  Milil&rinusik  spielt. 

Für  Reisende  giebt  es  zwei  erträglich  gute  Hotels  und  die 
Poststation.  Die  Stadt  bat  auch  zwei  russische  Kirchen,  eine  in 
der  Stadt  selbst,  eine  im  naheliegenden  Lager  der  Kosaken- 
regimenter. — 

Der  bei  Weitem  gTÖlsere  asiatische  Tbeil  der  Stadt  zählt 
26000  bis  80000  Einwohner,  die  hauptsächlich  aas  Sarten,  Kir- 
gisen, Tataren,  Jaden  und  Persern  bestehen.  Die  Perser  sind  zur 
Zeit  der  Bucharischen  Herrschaft  als  Sklaven  hierher  verkauft 
worden,  daoD  aber  freiwillig  dageblieben.  Wie  alle  mittelaaiatiscbeu 
Städte  ist  auch  dieser  Stadttbeil  schmutzig,  eng  gebaut  und  besteht 
meist  aus  jämmerlichen  Lehmhütten  ohne  jegliche  Fenster  auf  die 
Straften.  Nor  drei  grofse,  breite  Chausseen  durchschneiden  dieses 
Gewirr  von  engen  und  krummen  Gassen.  Dafür  aber  hat  die 
nächste  Umgebung  der  Stadt  das  volle  Recht,  stolz  zu  sein  auf 
die  imposanten  Denkmäler  alter  mubsmedanischer  Kultur  und  Ge- 
schichte. Hierunter  sind  die  alten  Moscheen,  Klöster  und  Hochschulen 
für  Theologie,  Mathematik  und  Astronomie  aus  der  Zeit  Tamerlan's 
und  seiner  Nachfolger:  Die  Moschee  Nur-Emir  (Grab  des  Emir)  mit 
dem  Grabe  Tamerlao’s,  zweieT  seiner  Feldherren  nnd  seines  Lehrer«, 
die  Moschee  Bibi-Chane  mit  dem  Grabe  der  ersten  Frau  Tamerlan’s, 
und  die  Moschee  Schach-Sande  mit  der  von  Taraerlan  gegründeten 
Schule  für  Mathematik  und  Astronomie,  der  Platz  Registan  mit 
den  drei  alten  theologischen  Schalen,  von  denen  die  eine  noch 
jetzt  als  Pflanzstätte  der  mobamedanischen  Theologie  für  ganz 
Mittel-Asien  fortbesteht  und  andere. 

Vier  Weret  nordwestlich  von  der  8tadt  liegt  das  befestigte 
Lager  Alexanders  des  Grofaen,  das  er  anlegte,  als  er  in  diesem 
Gebiet  einst  überwinterte. 

ln  einem  Umkreise  von  8 bis  10  Werst  ist  die  ganze  Stadt 
Samarkand  von  zahlreichen  Gärten  und  Sommer sitzen  der  Ein- 
wohner umgeben.  In  diesen  Gärten  gedeihen  aufner  Blumen  und 
Zierpflanzen  aller  Art  anch  viele  Fruehtbäame , Reben,  Erdbeeren, 
Melonen  und  Arbuson. 

Was  Lage,  KlimA,  Sauberkeit,  Ordnung,  Naturschöoheiten  und 
Reicbtfaum  von  Denkmälern  einer  alten  Knltnr  anbetrifft,  mufs  [ 
Samarkand  entschieden  zu  den  schönsten  und  bevorzugtesten 
Städten  in  den  mittelasiatischen  Besitzungen  Rufslands  gerechnet 
werden.  Mit  der  Eröffnung  der  Eisenbahn  wird  es  sicherlich 
bald  auch  an  Gröfoe  die  Landeshauptstadt  Taschkent  überflügeln. 

Der  Bahnhof  in  Samarkand  soll  eine  Weret  westlich  von  der 
Stadt  zu  liegen  kommen.  Die  zu  erbauende  Bahn  vom  Amu-Darja 
bis  Samarkand  bat  eine  Länge  von  344  Werst  und  folgt  auf  der 
ganzen  Strecke  dem  Sarafschan,  einige  Werst  vom  linken  Ufer 
demselben.  Die  ersten  64  Weret  von  Samarkand  bis  zur  Bocha- 


rischen  Grenze  wird  sich  die  Bahn  bis  zu  10  Werst  vom  Fluh 
entfernen,  und  auf  einer  sich  ca.  200  Fufs  über  das  Fiufstbal  steil 
erbebenden  Tenainstnfe  binlaufen.  Dies  hat  seinen  Grund  tbeili 
in  den  periodischen  Überschwemmungen,  denen  das  Thal  auf  die«<r 
Strecke  ausgesetzt  ist,  theils  um  die  fruchtbaren  Reis-  und  Baotn- 
wollkülturcn  zu  schonen,  die  durch  einen  anders  geführten  Bahn- 
damm beeinträchtigt  würden.  Auf  dieser  ganzen  Strecke  sieht 
man,  von  Samarkand  kommend,  von  der  steil  in’s  Thal  abfallende« 
Terrainstufe  nach  rechts  immer  das  kultivirte,  bis  30  und  mehr 
Werst  breite  Sarafscbanlhal,  das  mit  Recht  der  Garten  von  MiUri- 
Asien  genannt  wird. 

64  Werst  von  Samarkand  kommt  man  an  die  kleine  ruasisebr 
Grenz-  und  Kreisstadt  Katty-Kurgan.  Bis  zu  diesem  Orte  bat  mau 
bis  jetzt  regelmfifsige  Postverbinduug  und  kann  den  Weg  auch  ia 
Postwagen  zurücklegen.  Von  hier  aber  betritt  man  bald  huchtri- 
sches  Gebiet,  wo  zwar  noch  Wege  und  sogar  Brücken  ezutiren. 
die  aber  in  solchem  Zustande  sind,  dafs  man  besser  thut,  die  Reiw 
nicht  im  Tarantafs,  sondern  zu  Pferde  oder  auf  einem  hohen  zvtt- 
rädrigen  Karren  fortzusetzen.  Diese  Karren  stofsen  so  förchteriiei 
und  man  mufs  auf  ihnen  so  viel  Staub  schlucken,  dafs  man  doci 
am  besten  thut,  den  Weg  reitend  forlzusetzen. 

Gleich  an  der  Grcuze  tritt  der  Weg  unmittelbar  in  das  dicht- 
bevölkerte Sarafschantha!  und  führt  stetig  zwischen  ange  bauten 
Feldern  und  wohlbestellten  Gärten,  sowie  durch  kleine  Dörfer  au 
Städtlein  hindurch.  Die  WTege  sind  alle  von  Wassergräben  begleitet 
und  hauptsächlich  mit  Maulbeerbäumen  bepflanzt,  die  für  die  Seiden- 
raupenzucht dienen. 

Die  Heise  eines  russischen  Offiziers  oder  Beamten  wird  der 
bucharischen  Regierung  vorher  angezeigt  und  gleich  beim  Über- 
schreiten der  Grenze  wird  dem  Reisenden  ein  bucharischer  Beamter 
(Mirza,  d.  b.  Schreiber)  beigegeben,  der  ihn  zu  begleiten  bat,  ftr 
seine  Sicherheit  aufkoromt  und  für  Nachtquartier,  Essen  und  Futter 
für  die  Pferde  zu  sorgen  hat,  denn  dieses  Alles  wird  dem  im  musi- 
schen Staatsdienst  Stehenden  unentgeltlich  vom  Emir  geliefert,  <wr 
den  dem  Kaiser  Dienenden  als  seinen  Gast  in  Buchara  aniieat 
Man  ist  dadurch  auf  der  Reise  ziemlich  gebunden  an  die  Orte,  vo 
der  Emir  seine  für  den  Empfang  russischer  G&ste  eingerichtet«« 
Häuser  hat.  Sie  liegen  gewöhnlich  in  den  Städten,  wo  die  buchs- 
riseben  Bey's  ihren  Sitz  haben,  wie  z.  ß.  zwischen  Katto-Kurgao 
und  der  Hauptstadt  Buchara  die  Orte  Ziadin,  Kirmene  und  Bostan. 
in  denen  man  zur  Naeht  schläft.  Diese  Strecke  beträgt  176  Werst, 
die  man  gewöhnlich  in  3 bis  4 Tagen  ohne  besondere  AastrencuiH; 
su  Pferde  zurücklcgt.  Wo  mau  zu  Mittag  bleibt  oder  zur  Narbt 
rastet,  findet  mau  ein  mit  Teppichen  reich  au  «gestattetes  Zimmer, 
ein  Bett  mit  seidener  Decke  und  Kissen  (Alles,  auch  die  Matiwf 
mit  Watte  gefüllt),  ein  Paar  rohe  Holzstühle  mit  rotbem  Zitz  Ivr- 
zogen  and  einen  langen,  schmalen,  warkeligen  Tisch  mit  12  b» 
14  Schüsseln  besetzt,  auf  denen  Plow  (Reis  mit  HamroelfleM. 
Kawardack  (Stücke  Hammelfleisch  in  Fett  geröstet),  Hübu«r«p|K. 
gekochte  Eier,  Wasser  mit  Eis,  verschiedenen  Gattungen  von  Ro- 
sinen, mandelsüfses  Gebäck  und  das  allerech  lech  teste  Mwkioer 
Konfekt  in  buntem  Papier  aufgebäuft  sind.  Brod  in  Gestalt  düsner 
Fladen  und  recht  wohlschmeckender  grüner  Tbee  wird  ganz  zners*. 
gereicht  Alles  dieses  bildet  die  fast  überall  gleiche  Bewirtbutf, 
den  „Doetarcban“.  Es  gilt  für  unhöflich,  wenn  man  nicht  AH» 
beim  Weiterreisen  mitnimmt.  Natürlich  besorgen  dieses  der  be- 
gleitende Soldat  und  die  mit  den  Karneolen  und  Lasttbiereo  p- 
mielbeten  Leute,  die  sich  unterwegs  an  diesen  Schützen  gfttlirb 
thun.  — 

Der  Bahnhof  bei  der  Stadt  Buchara  wird  8 Werst  nördlich  von 
letzterer  errichtet  und  beim  Bahnhof  wird  auch  das  neue  Gebindf 
für  die  russische  politische  Agentur  gebaut  werden.  Letztere  be- 
findet sich  gegenwärtig  in  der  Stadt  in  einem  dem  Emir  gehöre«' 
den  Gebäude.  Der  russische  Agent,  Ksmmerjanker  Tscharikos 
und  sein  Sekretär,  Herr  Klemm  mit  Familie,  nehmen  jeden  rut- 
schen Reisenden  auf  das  Gastfreiste  bei  sich  asf.  Beim  Gebäuite 
der  Agentur  sind  noch  zwei  grofse  Flügel,  wo  Zimmer  für  Reisend« 
vom  Emir  in  Bereitschaft  gehalten  werden. 

Die  Stadt  Buchara  hat  gegen  100000  Einwohner  und  unter- 
scheidet sich  in  nichts,  was  Schmutz  und  enge  Strafsen  betrifft, 
von  den  asiatischen  Städten  des  rassischen  Turkestan.  Sie  wird 
von  einer  8l/j  Faden  hohen  Lebmroaaer  umgeben,  durch  welch« 
neun  Tbore  führen.  Diese  werden  von  der  Tborwache  um  lOUbr 
Abends  geschlossen  und  mit  Tagesanbruch  wieder  geöffuet  N»eh 

10  Uhr  darf  sich  Niemand  auf  den  Strafsen  sehen  lassen  und  diu 

11  müssen  alle  Lichter  ausgelöscht  sein.  Eine  Ausnahme  hiervon 
wird  nur  während  des  Fastenmonats  gemacht,  wo  das  eigentlich« 
Leben  nur  des  Nachts  pulsirt,  da  von  Sonnenaufgang  bis  -Untergang 
die  Rechtgläubigen  nichts  geniefsen  dürfen;  nicht  einmal  Warnr 
dürfen  sie  trinken. 


Nr.  34. 


511 

1867.  EXPORT,  Organ  des  Central  vereine  für  Handelageographie  etc. 


In  der  Stadt  haben  zwei  grobe  russische  Handelsfirmen  ihre 
Kontore:  die  „Rassische  Transport-  und  Versicherungsgesellschaft“ 
und  das  Kontor  Kamanaki.  Im  Handel  und  Verkehr  kursirt 
bucbariscbes  und  russisches  Geld  und  letzteres  ala  Papier  oder  in 
Scheidemünzen.  Die  buchariache  Silbermünte  soll  nach  dem  durch* 
schnitt  Sieben  jetzigen  Kars  den  Wurth  ron  ca.  24  Kop.  haben.  Der 
Kura  schwankt  aber  sehr  vor  und  nach  dem  Nishni-Nowgoroder 
Jahrmarkt.  Vor  demselben  steigt  der  Rubelkurs,  nach  demselben 
fallt  er.  Buchara  hat  auch  eine  Telegrapbeostation  mit  Annahme 
internationaler  Korrespondenz. 

Den  Juden  schreibt  das  Gesetz  in  Buchara  eine  besondere 
Tracht  vor,  ohne  welche  sie  »ich  auf  der  Strafse  nicht  sebeo  lassen 
dürfen:  Pantoffeln,  ein  granwollener  Chalat  mit  einem  Strick  um- 
wunden und  einen  schwarzen  Kolpak  auf  dem  Kopf.  Io  den  Städten 
dürfen  sie  nur  zu  Fuß  gehen  oder  auf  einem  Esel  reiten.  Auch 
müssen  die  Juden  im  Vergleich  zu  den  übrigen  Unterthanen  des 
Emir  eine  viermal  höhere  Einkommensteuer  zahlen. 

Unser  Gewährsmann  batte  einst  Gelegenheit,  die  Wohnung  des 
reichsten  Juden  in  Buchara  zu  besuchen.  Im  Hause,  das  pompös 
eingerichtet  ist,  geht  der  Besitzer  in  Sammet  und  Seide,  auf  der 
Strafse  mufs  er,  wie  jeder  Andere,  das  vom  Geaeta  vorgesebriebene 
unscheinbare  Kostüm  tragen. 

Von  Buchara  bis  Tscbardschui  sind  etwa  105  Werst;  der  Weg 
entfernt  sich  auf  dieser  Strecke  ziemlich  bedeutend  vom  Sarafscban 
und  führt  allmählich  durch  immer  weniger  kultivirle  und  schwacher 
bevölkerte  Gegenden. 

Auf  dem  halben  Wege  nach  Tschardscboi  liegt  die  Stadt  Ka- 
raknll,  der  letzte  Ort,  wo  man  Spuren  vom  Sarafscban  zu  sehen 
bekommt.  Am  Sarafscban  kann  mau  besonders  deutlich  die  sich 
bei  den  Flüssen  Mittel-Asiens  so  häufig  wiederholende  Erscheinung 
beobachten,  dafs  man  dem  Flusse  Stromabwirts  folgend  kein  Zu- 
nehmen der  Breite  oder  der  Wassermenge  wabrnimmt,  sondern  irn 
Gegentheii  ein  Abnebmeu  derselben  und  scbliefslich  ein  vollstän- 
diges Verschwinden.  Diese  Erscheinung  wird  durch  zweierlei  Ur- 
sachen begründet:  erstens  wird  das  Wasser  im  wahren  Sinne  de* 
Wortes  verbraucht  zur  Bewässerung  der  Felder  und  Kulturen,  dann 
aber  auch  verdampft  es  unter  dein  Einflufs  dor  glühenden  Hitze, 
da  im  unteren  Laufe  diese  FlüsBe  keine  Nebenflüsse  aufnehmen. 
Scbliefslich  verläuft  sich  der  Flufs  buchstäblich  im  Sande.  Diese 
Erscheinung  kanu  man  sich  wiederholen  sehen  am  Murghab,  der 
die  Merw-Oaae  bewäasert,  and  am  Tedjen  oder  Heri-Rud,  der  den 
südöstlichen  Thcil  des  Transkaspigebicts  befruchtet. 

Dadurch,  dafs  die  Kusseu  den  oberen  Lauf  des  Sarafscban 
bis  Katty-Kurgan  in  ihren  Händen  haben,  halten  sie  auch  ganz 
Mittel-Buchara  in  ihrer  Gewalt,  denn  durch  Entziehung  des  Wassers 
bei  Gelegenheit  politischer  Verwickelungen  können  sie  faktisch  das 
ganze  Land  vom  untern  Laufe  des  Sarafscban  in  eine  Wüste  ver- 
wandeln und  dem  Hungertode  preisgeben. 

W'enn  man  Karakuli  passirt  hat,  nimmt  die  Gegend  immer 
mehr  den  Charakter  der  kableu  Steppe  nnd  scbliefslich,  22  Werst 
vom  Amu-Darja,  den  einer  vollständigen  Saudwüste  an.  Und  zwar 
ist  es  schnecwuifser,  flüchtiger  Sand,  der  Hügel  und  Schluchten 
von  1UO  und  mehr  Fnfs  Höhe  und  Tiefe  bildet.  Erst  21!»  Werst 
vom  Flufs  hört  der  Sand  auf  und  fingt  das  bebaute  Thal  des  Amu- 
Darja  an. 

Aus  der  Beschreibung  des  Weges  von  Samarkand  bia  an  den 
Amu-Darja  bei  Tscbardschui  folgert  unser  Gewährsmann,  dafs  dem 
Bau  der  Eisenbahn  keinerlei  Schwierigkeiten  entgegenstehen,  irtir 
die  20  Werst  flüchtigen  Sandes  abgerechnet,  von  denen  in  der  Nähe 
des  Amu-Darja  die  Rede  war.  Er  meint  aber,  das  sei  nur  eine 
Spielerei  im  Vergleiche  zu  den  furchtbaren  Hinderniasen  ähnlicher 
Art,  welche  die  russischen  Ingenieure  beim  Bau  der  Bahn  durch 
die  Sandwüste  zwischen  Merw  nnd  Tschardscbui  schon  bewältigt 
haben. 

Weder  bat  man  gröfsere  Brücken  za  bauen,  noch  auch  gebir- 
giges oder  sumpfiges  Terrain  zu  überschreiten,  noch  auch  findet 
man  Schwierigkeiten  in  der  Beschaffung  von  Wasser  und  Lebens- 
mitteln für  die  Erdarbeiter,  noch  auch  werden  sich  Schwierigkeiten 
bet  Anstellung  der  letzteren  ergeben,  da  die  Bahn  ja  durch  dicht 
bevölkerte  Gegenden  führt,  nnd  die  bucharische  Regierung  beim 
Bau  der  Bahn  jeglichen  Vorschub,  jegliche  Hilfe  leisten  wird 

Daa  gröfste  Hindernifs  besteht  jetzt  in  der  Passage  des  Amu- 
Daija,  der  an  der  ausgewählten  Stelle  bis  700  Faden  breit  ist. 
Wir  wissen  bereits,  dafs  man  von  dem  Bau  einer  festen  Brücke 
vorläufig  Abstand  genommen  hat,  sowohl  wegen  der  Breite  dea 
Stromes,  als  auch  wegen  der  Schwierigkeiten,  die  das  Flafsbett 
bietet,  das  bis  auf  eine  grofse  Tiefe  aus  angescbwemmteni  Land  und 
Sand  besteht  Anfang»  sollten  grofse  Böte  gebaut  werden,  die 
mehrere  Waggons  mit  Waaren  und  Passagieren  hinüberschaffen 
sollten.  Aber  auch  dieses  wurde  aufgegeben,  da  das  Fahrwasser  des 


Flusse«  zu  unbeständig  ist,  fortwährend  wechselt  und  au/serdem  zu 
starke  Krümmungen  macht. 

Jetzt  ist  beschlossen  worden,  Waaren  und  Passagiere  anf  klei- 
neren Böten  über  den  Flufs  zu  setzen,  so  dafs  die  Bahnstrecke  vom 
Amu-Daria  bia  Samarkand  ihr  ganz  eigenes  rollende«  Material  ha- 
ben wird. 

Schon  im  Laufe  de«  Juni  sollten  die  Erdarbeiten  auf  der 
letzten  Strecke  beginnen.  Die  Arbeitaunternebuier  waren  schon 
auf  der  Linie  and  warteten  nur  auf  die  Ankonft  General  Annen- 
kow’s,  dessen  Eintreffen  in  Merw  jedoch  erat  in  der  Mitte  Juli 
erfolgte. 

Die  Station  am  Amu-Darja  liegt  keine  300  Schritte  vom  Flufs* 
ufer  entfernt  Das  massive  Stationsgebäude  ist  schon  vollständig 
fertig  und  eingerichtet.  Ein  recht  gutes  Büffet  befindet  sich  einige 
Schritte  weiter  noch  provisorisch  in  einer  hölzernen  Scheune.  Täg- 
lich geht  ein  Personemug  und  zweimal  wöchentlich  ein  Postzug, 
der  direkten  Anschluss  au  den  Postdampfer  bat,  der  im  Hafen 
Usun-Ada  auf  den  Zug  wartet.  Die  Fahrgeschwindigkeit  ist  20  Werst 
die  Stunde.  Der  Postzug  legt  die  Strecke  vom  Amu-Darja  bis  zum 
Kaspischen  Meer  (1006  Werst)  aber  in  drei  Tagen  zurück  (72  Stun- 
den), da  er  in  Merw,  Aschabid  und  Kisil-Arwat  längere  Zeit  steht. 
Auf  allen  gröfseren  Stationen  sind  die  Baboböfe  mit  guten  Büffets 
versehen.  Die  Waggoas  3.  Klasse  sind  die  in  Rufsland  allgemein 
gebräuchlichen;  die  Waggons  2.  und  1.  Klasse  sind  zweistöckig  und 
haben  oben  noch  Sitze  3.  Klasse,  welche  die  untere  Etage  einiger- 
maßen vor  der  Sonnenhitze  schützt.  Da9  ganze  Dienstpersonal 
auf  der  Bahn  besteht  aus  Offizieren  und  Untermilitärs  der  zwei 
Eisenbahnbataillonc.  So  lauge  die  Bahn  im  Betrieb  steht,  soll 
noch  kein  Unglücksfall  vorgekomtneu  sein.  Von  Seiten  der  asia- 
tischen Völkerschaften  soll  zudem  kein  einziger  Versuch  auf  Störung 
des  Verkehrs  oder  Schädigung  der  Bahn  gemacht  worden  sein. 
Sie  benutzen  auch  ganz  furchtlos  selbst  die  Bahn  und  finden  es 
viel  bequemer,  per  Dampfroß  eine  Reise  zu  machen,  als  wie  früher 
zu  Pferde  oder  zu  Karneel.  Die  Turkmeneu  sagen,  die  Bussen  seien 
kluge  Leute,  denn  bei  ihnen  spräche  Holz  und  Eisen,  womit  sie 
den  Telegraphen  meinen.  Von  der  Eisenbahn  sagen  sie:  „Der 
weifsc  Zar  hat  unser  Land  mit  Eisen  an  sein  Reich  geschmiedet, 
so  dufs  an  ein  Losknmmen  nicht  zu  denken  ist.**  Damit  meinen 
sie  die  Eisenbahnacbienen. 

Die  Strecke  vom  Amu-Dar  ja  bis  Merw  beträgt  ungefähr  260  Werst. 
Schon  8 Werst  vom  Amu-Darja  fängt  die  endlose  kahle  Sandwoste 
au  und  hört  erst  30  Werst  von  Merw,  vom  alten  Merw,  auf,  wo 
die  Oase  uufäogt.  Diese  220  Werst  Sandwüste  haben  beim  Bau 
die  meisten  Schwierigkeiten  geboten,  erstens  wegen  Versorgung  der 
Erdarbeiter  mit  Wasser  und  Lebensmitteln,  was  Alles  von  entfernten 
Brunnen  und  aus  der  Oase  angeführt  werden  mußte.  Dann  fingen 
auch  hier  noch  die  schwer  zu  bezwingenden  Sandverwebungeu  au. 
Jetzt  sind  die  der  Versandung  am  meisten  ausgesetzten  Stellen 
dadurch  geschützt,  dafs  der  Sand  durch  Bekleidung  mit  Lehm  be- 
festigt ist.  Auf  hoben  Dämmen  wurde  wieder  der  Ballast,  bestehend 
aus  feinem  Sande,  vom  Winde  unter  den  Schienen  weggewebt. 
Auch  dieser  Mißstand  ist  beseitigt  worden  durch  Bepflauzung  der 
gefährlichen  Stellen  mit  einer  besonderen,  im  reinen  Sande  fort- 
kommenden Grasart.  — Die  Merw-Oase  wird,  wie  schon  erw&hut, 
vom  Murghab  bewässert,  ist  ungemein  fruchtbar,  nur  kommen 
Bäume  in  ihr  schlecht  fort  Bei  Merw  geht  die  Bahn  über  den 
Murgbab,  der  gewöhnlich  keine  15  Faden  breit  ist,  aber  in  man- 
chen Jahren,  wie  z.  B.  1886,  ungeheure  Überschwemmungen  an* 
richtet. 

Die  Stadt  Neu-Merw  liegt  auf  beiden  Ufern  des  Flusses:  auf 
dem  rechten  Ufer  die  Behörden,  die  Post,  die  Gebäude  der  Beam- 
ten usw.,  auf  dem  linken  Ufer  der  Handelstbeil  der  Stadt,  der  leb- 
haft an  Baku  erinnern  soll.  Der  größte  Theil  de«  Handels  liegt 
in  den  Händen  der  Armenier.  Ein  paar  Gasthäuser  tragen  die 
stolzen  Namen:  „Imperial“,  „Europe“  usw.,  sind  aber  uichts  ala 
schmutzige  armenische  Kneipen. 

Zwischen  Merw  und  Aschabad  durchschneidet  die  Bahn  noch- 
mals eine  Sandstrecke,  die  aber  doch  schon  einige  Vegetation  hat 
und  daher  der  Bahn  keineswegs  gefährlich  wird.  Auf  dieser  Strecke 
geht  sie  bei  Karibeot  über  den  Fluß  Tedjen  oder  Heri-Rud  und 
erreicht  ihren  südlichsten  Punkt  bei  diesem  Orte. 

Von  hier  an  siebt  mao  auch  schon  die  Gebirgszüge  des  nord- 
östlichen Cboraßan,  die  unter  wechselnden  Benennungen  die  Bahn 
südlich  fast  bis  zum  Kaspischen  Meer  begleiten. 

Von  hier  fingt  auch  die  Aschabad’sche  Oase  an,  die  sich  bia 
hinter*  Kisil-Arwat  nördlich  von  dem  Cboraßan  - Gebirgazuge 
erstreckt. 

Auf  der  Linie  von  Ascbabad  bis  auf  60  Werst  vom  Kaspischen 
Meere,  wo  wieder  die  Sandpartkien  anfangen  and  das  Gebirge  zu- 
rücktritt,  sind  auf  allen  Stationen  schöne  Fontainen  mit  klarem 


512 

Nr.  34.  EXPORT,  Organ  des  Gentrahrereins  für  HaodeJsgeogriiphie  eto.  1837. 


kaltem  Wasser,  die  bis  2 Faden  hoch  springen.  Dieses  Wasser  ist 
aus  dem  Gebirgo  auf  16  bis  20  Werst  hergeleitet  und  durch  im 
Gebirge  angelegte  Filter  gereinigt.  Bei  Ankunft  des  Zuges  steht 
beim  Bassin  ein  Kosak,  der  darauf  zu  sehen  hat,  dafs  das  Wasser, 
welches  zum  Trinken  bestimmt  ist,  durch  die  Herren  Perser  und 
andere  Asiaten  nicht  verunreinigt  werde,  da  sie  es  gar  zu  gerne 
zu  ihren  Waschungen  gebrauchen. 

Das  Schwierigste  für  einen  Nordländer  bei  der  Fahrt  mit  dieser 
Bahn  ist  die  erdrückende  Hitze,  die  bei  Tage  wie  bei  Nacht  schwer 
zu  ertragen  ist.  Sie  beginnt  schon  Ende  April  und  dauert  bis 
Anfang  Oktober.  Nach  Sonnenuntergang  fängt  gleich  ein  heifser 
trockener  Wind  ans  der  Wüste  zu  wehen  an  nnd  Mitte  Juni  be- 
obachtete unser  Gewährsmann  noch  korz  vor  Sonnenaufgang  in 
Ascbabad  24  Grad  Rüaumur.  Er  schliefst  endlich  seinen  Bericht 
mit  einer  Schilderung  der  Hafen  Verhältnisse  von  Micbaiiowsk,  Usun- 
Ada  und  der  beabsichtigten  Verlegung  des  Ausgangspunktes  der 
Eisenbahn  nach  Krafsoowodsk,  was  im  „Export“  jedoch  schon  ein- 
gehend genug  behaadelt  worden  ist. 


Süd-  Amerika. 

Kolonl»  Don»  Francl.ce  Einführung  der  Bamlekullur  * •*))  Im 

Monat  November  v.  J.  langte  hieraelbst  ein  Herr  Kretzscbmar 
ans  Dresden  an,  welcher,  in  Privatangelegenheiten  Südbrasilien 
bereisend,  den  Auftrag  übernommen  hatte,  im  Interesse  der  Deutschen 
Jutefabrik  in  Meifsen  über  die  Möglichkeit  und  die  Geneigtheit  den 
Anbau  der  Ramiepflanze  in  den  südbrasilianischeu  Kolonien  zu 
versuchen,  Erkundigungen  einzuziehen.  Veranlafst  war  dieser  Auf- 
trag durch  einen  Brief  des  Pastor  Stutzer  in  Blumenau,  demzu- 
folge die  Kultur  der  Ramie  daselbst  bereits  eiue  grofse  Ausdehnung 
gewonnen  hatte  und  einer  noch  gröfsereu  jederzeit  fällig  sei.  Herr 
Kretzschmar  glaubte  versichern  zu  köuuen,  dafs,  falls  die  Kultur 
Ergiebigkeit  verspräche,  die  genannte  Fabrik  diesen  Industriezweig 
in  die  Hand  nehmen  und  die  nöthigen  Maschinen  hierher  schickeu 
würde.  Dafs  die  Ramie  hier  gedeihen  würde,  konnte  schoo  die 
Thatsache,  dafs  einige  derselben  nahe  verwandte  Kessdgewäcbse 
hier  wild  verkommen, •*)  wahrscheinlich  machen;  zur  Gewifsbeit  ist 
diese  Vermuthung  durch  bereits  früher  angestellte  Probeversuche 
erhoben  worden,  denen  ich  selbst  einen  neuen  hinzugefugt  habe. 
Ich  pflanzte  die  Wurzeln  von  hier  gezogenen  Ramiepflanzen  an 
zwei  Stellen,  einmal  auf  ein  tief  gelegenes  Land  mit  sehr  humus- 
reichem Lehmboden  und  sehr  fenchtem  Untergründe,  das  zur  Zeit 
der  starken  Herbstregen  häufigen  Überfluthungen  ausgesetzt  ist, 
und  auf  höher  gelegenes  Laad  mit  trockenem,  sandigem  Lehm- 
boden und  trockenem  Untergrund«. 

Während  nun  die  erstgenannten  Pflaozeu  theils  schon  vor  den 
Herbstrrgen  abfaulten,  theils  durch  diese  letzteren  vernichtet  wurden, 
wuchsen  die  trocken  stehenden  prächtig  heran  und  hielten  in  ihren 
Wurzelu  auch  einer  kurzen  Ueberscbwemmung  Stand.  Die  bis  zur 
Höhe  von  einem  Meter  herangewachsenen  Stengel  wurden  aller- 
dings hei  dieser  Gelegenheit  geknickt  und  würden  wohl  auch  eine 
brauchbare  Faser  nicht  mehr  abgegeben  haben.  Mit  solchen  Zu- 
fällen mufs  bei  der  Ramiekiiltur  stets  gerechnet  werden,  da  diese 
Pflanze  gerade  den  Schwemmboden  gröfsercr  Flüsse  sehr  liebt,  in 
Folge  dessen  aber  natürlich  den  Gefahren  des  Hochwassers  bei  den 
hiesigen  hydrographischen  Verhältnissen  nicht  gar  zu  selten  ausge- 
setzt ist.  Dagegen  läfst  sich  der  Kultur  der  Ramie  nachrübraen, 
dafs  sie  schnell  grofse  Erträge  liefert  und  wenig  Arbeit  erfordert. 
Man  pflanzt  die  Wurzeln  in  Abständen  von  einem  Meter  nach  allen 
Seiten  und  hat  nur  ein  einziges  Mal  zu  jäten,  da  bei  der  schnellen 
und  dichten  Verbreitung  der  Pflanze  diese  kein  Unkraut  mehr  auf- 
kommen  läfst.  Auch  das  Abernten  dürfte  keine  Mühe  verursachen, 
da  sich  die  Arbeit  der  Kolonisten  wohl  allein  auf  das  Abschneiden 
der  Stengel  und  das  Zusammenhinden  derselben  in  transportfähige 
Bündel  beschränken  müfste.  Illusorisch  ist  der  Vortheil  der  Ramie, 
dafs  ihre  Blätter  ein  gutes  Viehfutter  bilden,  denn  die  Abstreifung 
derselben  von  den  Stengeln  würde  eine  mit  ihrem  Futterwerth 
nicht  im  Verhältnifs  stehende  Arbeiterfordern.  Abgesehen  hiervon, 
halte  ich  die  Kultur  der  Ramie  für  eine  äufserst  empfeblenswerthe, 
die  vielleicht  den  südbrasilianischen  Kolonieen  den  so  lange 
vergeblich  gesuchten  grofsen  Exportartikel  zu  verschaffen  im 
Stande  wäre. 

Es  fragt  sich  hierbei  nur,  wer  hat  soviel  Unternehmungsgeist, 
um  ein  grösseres  Kapital  in  diesen  neuen  Industriezweig  hineinzu- 

*) Vergl.  Nr.  27  des  Blatten.  Die  Red. 

•*)  Insbesondere  die  ortlga  manea,  die  »ich  von  der  Ramie  (brasilia- 
nisch ortitf»  braue*)  laMerlieb  nor  dadurch  unterscheidet,  dafs  die  Unter- 
seiten der  Blatter  bei  der  Ramie  weift  und  bei  der  anderen  Pflanze 
grüu  tdu«i. 


stecken?  Sicherlich  dürfte  es  am  besten  eine  gröfsere  Gesellschaft 
sein,  die  diesen  Versuch  wagen  könnte.  Ob  die  deutsche  Jute- 
fabrik io  Meifsen  durch  die  von  Herrn  Kretzsohmar  gesammelt« 
Erfahrungen  sich  au  einem  solchen  Entschlaf»  hat  bestimm« 
lassen,  darüber  sind  bis  jetzt  noch  keine  Nschrichten  eingegangen. 
Mittlerweile  hat  eia  Herr  Röder  der  Kolonie  einen  Besuch  abge- 
stattet,  um  sich  daselbst  die  Verhältnisse  für  die  Anlegung  eurer 
Weberei  und  späterhin  einer  Fabrik  zur  Bearbeitung  der  RamU 
anzusehen.  Derselbe  hat  vor  anderen  Unternehmern  das  voraus, 
dafs  er  von  der  brasilianischen  Regierung  im  Jahre  1684  ein 
Patent  auf  die  Bearbeitung  der  Ramie  in  ihren  sämmtlichen  StaJiv. 
erhalten  bst,  welches  dem  brasilianischen  Gesetze  zufolge  so f 
16  Jahre  mit  dem  Recht  der  Erneuerung  läuft  und  nur  dann  ver- 
loren  geht,  wenn  der  Patentinhaber  seine  Steuern  nicht  richtif 
bezahlt.  Das  Verfahren,  für  welches  das  Patent  ertbeilt  ist,  ist 
im  Diario  offieial  vom  9.  November  1864  ausführlich  beschrieben;  is 
Folgendem  will  ich  die  wesentlichen  Punkte  derselben  wiedergeb« 

Für  die  Trennung  der  Fasern  von  den  Stengeln,  die  bet  einer 
Höbe  von  1—2  Meters  in  einer  Entfernung  von  10 — 20  cm  von 
Boden  abgeschoitien  werden,  sind  zwei  Methoden  angegeben.  Nu 
bei  der  ersten  ist  eine  Entblätterung  der  Stengel  oöthig.  Nachdpc 
dies  geschehen,  werden  sie  in  einer  aus  zwei  geriffelten  Cyüsdeni 
bestehenden  Maschine  zerquetscht  und  entweder  in  schwach  faules 
Wasser  oder  io  eine  sehwache  Lösung  von  Natron-  oder  Kalilsoz« 
(hydrato  de  sodio  o potassio)  gelegt.  Nach  1—3  Tagen  wenfa 
nie  an  der  Sonne  oder  in  einem  heifsen  Zimmer  getrocknet  l'a 
non  die  Fasern  sowohl  von  der  Rinde,  wie  von  dem  inneren  Theil 
zu  trennen,  werden  die  Stengel,  wenn  sie  gut  trocken  sind,  Rei- 
bungen oder  Schlägen  unterworfen  — womit,  ist  aus  der  Dir- 
Stellung  nicht  zn  ersehen. 

Die  so  erhaltenen  reinen  Fasern  werden  nnn,  am  ihnen  den 
Pflaorenlcim  nnd  andere  schleimige  Säfte  (collm  vegetal  e mm 
tnucosidades  naturaee)  zu  entziehen,  in  einer  schwachen  Lötung 
von  Natron-  oder  Kalilauge  von  26  — 40°  R.  gut  gewasebes, 
noch  einige  Male  durch  kaltes  Wasser  gezogen,  mittelst  einer 
hydraulischen  oder  einer  Schrauben  presse,  oder  einer  CentrifszsJ- 
maschine  entwässert  und  endlich  in  der  Luft  oder  in  einem  bei  fas 
Zimmer  getrocknet. 

Die  zweite  Methode  zeigt  einen  bedeutenden  technisches  Fort- 
schritt; sie  besteht  io  der  Anwendung  der  in  England  erfundenen 
universal  fibre  cleaning  machine  uod  einer  sogenannten  Krempel- 
maschine. 

Die  universal  fibre  cleaning  machine  dient  zur  Trennung  der 
Fasern  von  Holz  nnd  Rinde,  sie  macht  600—600  Kotaüonen  n 
der  Minute  und  wird  folgendermafsen  behandelt.  Auf  jeder  Seite 
legt  ein  Arbeiter  die  Stengel  auf  einen  Tisch.  Darauf  schieb»  cs 
beiden  Arbeiter  sie  abwechselnd  bis  zur  Mitte  ihrer  Länge  liapu 
in  die  Maschine,  welche  das  innere  Holz  und  die  Rinde  treuen 
Gleichzeitig  läfst  eine  Spritze  Wasser  eintreten,  welche  die  nbrt- 
flüssigen  Stoffe  wegnimmt  Nachdem  die  eine  Hälfte  der  Stesgei 
gereinigt  ist,  wird  der  Tisch  gedreht  und  die  andere  Hälfte  n 
derselben  Weis«  gereinigt 

Die  erlial lenen  Fasern  werdeo  der  Krempelmaschine  übergvb«. 
die  die  Aufgabe  hat,  den  Pflanzensebleim  zu  löseu  und  die  Psreni 
zu  waschen  und  zu  trocknen.  Die  Lösung  der  Fasern  wird  »ach 
bei  diesem  Verfahren  durch  Eintauchen  derselben  in  eine  Lanre 
von  25 — 40°  R.  befördert. 

Es  folgt  nunmehr  die  Beschreibung  des  Bleich  Verfahrens.  Bi» 
geschieht  dem  Original  zufolge  mittelst  permanganato  de  palasti* 
e vaporio  snlfuroses  de  chlore  et  antichlore  o de  acido  inlfuriw 
atenusdo.  Letzteres  ist  eine  chemische  Unmöglichkeit;  wörtlich 
übersetzt  hiesse  es:  Schwefcldämpfe  von  Cblorwasser  uod  Anti- 
chlor  (Unterachwefiigsaures  Natrium  Na*  89  Oa)  oder  von  verdäorttvr 
Schwefelsäure.  Dies  giebt  nur  dann  einen  8inn,  wenn  mas  fk 
Schwefeldämpfe  einfach  Dämpfe  substituirt  Das  Verfahren  id 
folgendes : 

Man  bereitet  ein  Bad  von  Kaliumpermanganat  (übermatrit- 
saurem  Kali),  in  welches  die  eia  weuig  angefeoehteten  Kasers 
bineingelegt  werden.  Nachdem  sie  gut  nmgeTÜhrt  worden,  werden 
sie  herausgeaogen,  gut  von  einander  gelöst  und  in  eio  Zimmer 
gebracht,  welches  mit  Vapores  sulfnrosos  angefüllt  ist. 

Hier  bleiben  die  Fasern  so  lange  Zeit,  bis  sie  weife  geworden 
sind.  Sollte  das  nicht  in  gewünschtem  Grade  erreicht  werd«- 
so  werden  sie  in  Chlorwasser  gebadet,  darauf  in  reinem  Wa»w 
gewaschen  und  endlich  in  ein  Bad  gebracht,  welches  nur  soviel 
Schwefelsäure  enthält,  als  es  im  Munde  erträglich  ist.  Statt  der 
Schwefelsäure  kann  man  auch  Antichlor  nehmen.  Es  folgt  him&l 
die  Beschreibung  des  Fftrbeprozesses , des  Spinnens  und  dr* 
Webeos,  auf  weiche  sämmtliche  ThätigkeUen  sich  das  Palest  de* 
I Herrn  Röder  erstreckt. 


1R87. 


513 

EXPORT,  Organ  des  Central  verein»  für  Handelageographie  etc. 


Nr.  34. 


Ich  habe  die  Beschreibung  de»  pateutirten  Kaaergevrinnungs- 
verfahren»  so  ausführlich  «riedergegebeo,  um  deutsche  Uoteruebmer, 
insbesondere  Gesellschaften,  welche  etwa  geneigt  sind,  die  Ramie- 
kultur io  die  Hand  zu  nehmen,  io  den  Stand  zu  setzen,  zu  be- 
urtbeilen,  ob  sie  mit  Hilfe  eine»  gänzlich  anderen  Verfahrens  selb- 
ständig vergeben  können,  oder  ob  es  oöthig  erscheint,  mit  Herro 
Röder  gemeinsam  vorzugehen.  Letzterer  ist  der  Überzeugung, 
daf»  so  leicht  Niemand  die  Fasergewinnung  vornehmen  könne,  ohne 
sein  Patent  anzntasteo.  Er  führt  beispielsweise  au,  es  habe  sich 
herausgestellt,  da»  statt  des  Bades  von  Natron-  oder  Kalilauge 
behufs  besserer  Lösung  der  Fasern,  ein  »olcbea  von  Kaliumperman- 
ganat weit  wirksamer  sei.  Wollte  aber  Jemand  diese  Methode 
wählen,  so  würde  er  doch  das  Patent  verletzen,  da  das  Kalium- 
permanganat stets  auch  eine  bleichende  Wirkung  ansöbe,  und  da- 
mit sein  Recht,  mittelst  dieses  Stoffes  die  Faser  zu  bleichen,  an- 
gegriffen werde.  Von  einem  anderen  Verfahren,  welche«  ein  Seiler 
in  ßiumccau  erfunden  hat,  und  mittelst  dessen  die  Fasern  auf 
trockenem  Wege  gelöst  werden  sollen,  hält  Herr  Röder  garniebts; 
dasselbe  ergäbe  nur  grobe  Fasern,  welche  zwar  zu  Stricken,  nicht 
aber  zu  feinen  Geweben  tauglich  seien. 

ln  einem  Artikel  von  H.  Töpke  aus  Osnabrück  im  „Central- 
hlatt  der  Textilindustrie41  vom  12.  April  d.  J.  wird  als  konkurrenz- 
fähiger Marktpreis  der  Raroiefaser  35  bis  40  £ pro  Tonne  ange- 
geben. Darauf  basirt  Herr  Röder,  welcher  im  künftigen  Jahre 
auf  jeden  Fall,  wenn  nicht  mit  deutschen,  dann  mit  englischen 
Kapitalisten  — für  deren  Gewinnung  mehr  Aussicht  vorhanden 
ist  — sein  Patent  aoszunutsen  beginnen  will,  folgende  Rechnung. 
Er  hofft  das  Kilo  Fasern,  fall«  es  ihm  nicht  gelingt,  selbst  eine 
Spinnerei  und  Weberei  zu  dessen  Verarbeitung  anzu legen,  mit 
80  /$  zu  verkaufen  und  denkt  einen  guten  Gewinn  zu  erzielen, 
wenn  er  dem  ramiebauenden  Kolonisten  für  soviel  Stengel,  als  zu 
eioem  Kilo  Fasern  nöthig  sind,  200  Milreia,  d.  i.  ungefähr  40  v, 
bezahlt.  Ob  ein  solcher  Preis  den  Anbau  der  Ramie  rentabel  er- 
scheinen läfst,  kann  erst  bestimmt  werden,  wenn  festgestellt  ist, 
wieviel  Stengel  durchschnittlich  zu  einem  Kilo  Fasern  nötbig  sind, 
wieviel  Stengel  aof  einer  bestimmten  Fläche  jährlich  produzirl 
werden  können  — bei  welcher  Frage  auch  die  Anzahl  der  Ernten 
in  Betracht  kommen,  deren  man  in  Blumenau  pro  Jahr  drei  anzu- 
nebmen  scheint  — und  wie  hoch  sich  die  Kultur-  und  die  Trans- 
portkosten belaufen.  Die  Beantwortung  letalerer  Frage  bängt  we- 
sentlich davon  ab,  ob  der  Kolonist  die  Fasern  in  ganz  rohem  Zu- 
stande an  eine  Zentralstelle  abliefern  mufs,  oder  ob  ein  Theil  der 
Arbeiten  von  ihm  selbst,  oder  aber  an  einer  näher  gelegenen  Sek- 
tioDsstaile  vorgenornmen  werden  sollen,  ln  letzterem  Falle  würden 
sich  die  Transportkosten  erheblich  vermindern,  was  namentlich  für 
die  Kolonisten  von  Wichtigkeit  wäre,  welche  io  entlegenen,  strafsen- 
verlasseoen  Gegenden  wohnen,  und  daher  ihre  Ernte  auf  Maul- 
thieron  oder  gar  auf  dem  eigenen  Rücken  berausschleppen  müssen ; 
allein  die  technischen  Bedenken,  die  sich  gegen  eine  solche  Orga- 
nisation erheben  würden,  dürften  wohl  zu  Gunsten  des  erst- 
erwähnten Verkaofwnodus  den  Ausschlag  geben.  Dr.  K.  K. 


Litterarische  Umschau. 

Verzeichnis  der  bei  der  Redaktion  ein  gegangenen  Druckschriften. 
Die  uadulehend  besprochenen  und  angezeigten  Werke  können  durch  die 
Buchhandlung  Walther  & Apolsnt,  Benin  W , Markgrafenslraftie  GO, 
jederzeit  bezogen  werden. 

Verzeichnisse  der  Kaiserlich  Deutschen  Konsulate  im  Auslände 
und  der  fremden  Konsuln  im  Deutschen  Reich. 

Da«  im  Auswärtigen  Amte  bearbeitete  Verzeichnis  der  Kaiser- 
lich Deutschen  Konsulate  für  1887  «reist  die  gewaltige  Entwickelung 
unterer  Keichsvertretung  im  Ausland«  auf,  welche  durch  die  Neubesetzung 
zahlreicher  Stehen  und  insbesondere  durch  die  Neuschaffung  einer  Reibe  von 
Brrufskonsulatea,  in  Folge  der  letzten  Reicbstsgsbewilligungen,  eingetreten 
ist.  Eben  um  diese  Erweiterung  unseres  diplomatischen  Weltverkehrs  voll- 
ständig rn  berücksichtigen,  erfolgt  die  Veröffentlichung  dieser  IMiersIcht  für 
das  laufende  Jahr  erst  jetzt.  Im  Interesse  des  Publikums  sei  darauf  auf- 
merksam gemacht,  daf*  nach  amtlicher  Bekanntmachung  die  Anrufung  der 
Kaiserlich  Deutschen  Konsuln  Seiten»  der  Keichsangehörigen  nicht  etwa  der 
Vermittelung  des  Auswärtigen  Amtes  bedarf,  sondern  direkt  geschehen  kam, 
und  für  die  dazu  nöthigen  Nachweise  eben  dieses  Verzeichnifs  dient.  Das- 
selbe ist  von  der  Königlichen  Ilofburbhandlung  von  K.  S.  Mittler  und  Sohn 
in  Berlin,  Kochetrafse  GS.  für  l.»  M zu  belieben.  Gleichzeitig  erschien 
ebenda  und  in  derselben  Weise  rodigirt  sin  Verseichnifc  der  Konsuln  des 
Auslandes  im  Deutschen  Reich  (Preis  O^o  -Ä). 

Briefkasten. 

Berlin,  Mitte  August  Die  Adresse  an  Hervu  C.  von  Koseritz  in 
Porto  Alegre,  welche  der  Nr.  18  des  Blattes  beigelegt  «rar,  gelangte  dieser 
Tage  tn  einem  stattlich« u Bande  zur  Abladung  Unter  den  bekanote- 


; reu  Namen,  welche  die  Adresse  begleiten,  nennen  wir  nur  die  von  Dr. 

| H übbe-Schleiden:  Reg.- Baumeister  lloffmann,  den  br kannten  Erfinder 
des  Ringofens;  Prof-  A.  Kirchhoff;  Dr.  W.  Robmpder;  K.  Knoop; 
II.  Gerber,  engenheiro  ebefe  da  Provinetn  de  Mina*  fleraes;  Dr.  Oaff-ir 
| Sehneider,  Verfasser  de*  Typen-Atlas;  J.  Recb;  K.  C.  Reifs  aus  Curitiba; 

, Geb.  Reg.-Rath  Prof.  Weif»;  Ernst  von  Weber,  Verfasser  des  Werkes 
über  Süd-Afrika;  Dr.  Richard  Andree;  Dr-  med.  Lots;  Exncr,  Direktor 
der  .Leipziger  Bank*;  Aretz  ans  Porto  Alegre;  Amtsrichter  Dilthey;  Dr. 
P.  Stolze;  Bolle,  Herausgeber  der  .Rio-Post“;  Dr.  Franz  Bachruunn, 

' Knpkotonie;  Professor  Dr.  K.  Hasse  u.  A.  m.  Damit  wären  die  verllnm* 
I derischcn  Angriffe  gegen  Herrn  von  Koseritz  von  seinen  hiesigen  Freunden 
I gebührend  quittirt  und  abgefertigt. 

— Aua  Gotha  geht  uns  die  Nachricht  zu,  daf»  sich  daselbst  ein  .Thü- 
ringer Export -Verein*  unter  der  Leitung  de«  Herrn  Carl  Vey  konstituirt 
hat.  Derselbe  beabsichtigt,  in  Gotba  ein  Masterlager  au  etablireu. 

Herrn  Biscboff  in  Mundo  Nove,  Rio  Grande  do  Sul.  Herr  Pro- 
} fessor  Nchrlng  hat  ganz  kürzlich  eine  Abhandlung  über  die  von  Ihnen  auf 
der  Südamerikanischen  Ausstellung  ausgestellten  Robbenscbidel  von  der 
Mündung  des  Tnunnodahy  veröffentlicht.  Die  Abhandlung^  wird  Ihnen  be- 
reits rugegangen  sein.  — Der  Centralverein  ist,  wie  wir  hören,  noch  immer 
ohne  Nachricht  auf  Ihren  Brief  vom  7.  April  d-  J.  Derselbe  enthielt  die 
Abrechnung  über  einen  Theil  Ihrer  Ausstellungsgüter.  Baldig«  Antwort  er- 
wünscht. 


— Hnrr  li.  O.  L..  h « <1  ■ U I . flinbsi*.  n«lil«(;  D«<  Uialmif  SilaafrikiMMA»  Pntl- 
duapfer  „Arpt-nrln.»-  !•(  im  12.  Au*u»t  V.-rwiiUf»  tu«  LI»tab..o  «ach  Dr*»ili«a  vr#«t*ni«*»a- 
pen  „11«««  «all''  lat  auagehead  Mn  1Z.  AhrmI  Marlin  iu<i  tn  Habt»  »«r*kmn«*n. 
slde*.-  hat  ruckkrkrend  im  11.  Außwit  VunniU**,»  6L  Vincent  paaairL  „B««uu*  Auu"  ktt 
ai*  t).  Ans««)  N»'  ha»m»s»  mn  IDbl*  »Ia  ltrenten  narh  llatul.iirv  atveuanjen.  „HamUaut** 
tu  an«f*b«nd  ane  | V A<br»M  S Ukr  Abrad«  l)<iT«r  paukrt.  „Hakla-  lut  a«m«kead  am  IS.  Vu«n»i 
S »r  b G.1  ■ Lim  * M.  VJn<*nt  pt»«irl-  „H»u“  bat  •*  Ik  A>>(uit  'J  Uhr  Abend»  !>»*« 

pMelrt. 

— Dm  «padltlnaabaa*  An r Bat  ßlaMtBlkal-II««abarff  harlrbUl  an»  folx««d«  Dampf«'- 
an«  Sr«  l«r- Abfahrt»«  »ob  Ha  mbH  re  gut  onmpL.eh.a  na«  bfcaneaia  :h«a  MU«n; 

a)  Da*pf.ehlff«. 

Afrika  (SüdwMlküMa)  *1»  Uadelt*.  CaaarDrh«  Inaaln,  Dar**.  Awn.  UfM  na«.  bi»  t,nan«a 
tnkl..  I'oetdwpfrr  „Lulu  BokDa",  Kap«.  Dlttnaer,  deutark,  Sl.  Aors'L 

Afrika  (Weiikdite)  »La  Madeira,  Uorka  u«w.  P«*tdaapf«r  rllärio  VVemrma«»“.  Kapt  Jnrck. 
d»gtartk  IS.  SepAamker 

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4G6.  Leist iiLRiflihi|*en  deutschen  Wollgarnfabriken,  welche  in  Melbourne 
noch  nicht  vertreten  sind,  können  wir  daselbst  einen  tüchtigen  Agenten 
naebweisen.  Offerten  erbeten  unter  L.  L.  422  an  die  Deutsche  Exportbank. 

467.  Ein  gröl»«™«  Exportgeschäft  in  Joint ille  (Provinz  Santa  Cbatarina 
Brasilien)  beabsichtigt  behufs  Lieferung  von  Arrowroot,  welches  in  der  Pro- 
vini  in  gröberen  Mengen  produxirt  wird,  mit  bedeutenderen  Importeuren  in 
England,  Frankreich  evenL  auch  in  Deutschland,  welche  mit  dem  Artikel 
vertraut  sind  und  genügenden  Absatz  für  denselben  halben,  in  Verbindung 
zu  treten.  Gefl.  Anfragen  sind  zu  richten  unter  L.  L.  423  au  die  Deutsche 
Export  bank. 

468.  Unser  Korrespondent  in  Marseille  warnt  uns  vor  einer  dortigen 
Schwindel  • Finna  durch  folgende  Auskunft:  .Di«  Auskünfte  über  die  betr- 
Finna  lauten  so  schlecht,  dafs  ich  mich  nur  wundem  mufs,  wie  derselben 
überhaupt  Waaren  anvertraut  werden  konnten.  Der  Betreffende  m-hwindoU 
systematisch,  sucht  da  und  dort  Waaren  zu  bekommen,  unter&cbreibl  dagegen 
Alles,  was  man  nur  fordert,  wenn  aber  Zahlung  zu  leisten  ist,  ist  er  nicht 
mehr  zu  finden.  Ich  erkundigte  mich  nach  verschiedenen  Seiten,  und  überall 
sagte  man  mir,  dafs  man  sich  im  Falle  der  Klage  nur  unnntbig  Kosten 
machen  wurde,  da  der  Betreffende  gar  nichts  besitzen  soll*.  Unsere  Abon- 
nenten erfahren  den  Namen  der  betreffenden  Finna  auf  gefl,  Anfrage  unter 
L.  L.  424  an  die  Deutsche  Exportbank. 

469.  Die  beiden  Firmen:  .SocietaMetallurgicaTempini",  Brescia 

— Italien,  und  .Deutsche  Metallpatronenfabrik  Lorenx*,  Karlsruhe 

— Baden,  haben  ein  Abkommen  getroffen,  in  Italien  die  Fabrikation  von 
Melallpatroncn,  Zündern  und  hiermit  verwandten  Artikeln,  welche  durch 


Ziehen  und  Fressen  auf  kaltem  Wege  erzeugt  werden,  einxurichten.  Dm 
Fabrikation  wird  in  ausgedehntem  Umfange  in  Brescia  unter  der  Firm«; 
„Societa  Metallurgica  Tcmpini*  und  für  deren  Rechnung  betrieben, 
zu  welchem  Zweck  die  .Deutsche  Metallpatronenfabrik  Lorenz*  ihr» 
Fabrikaüonsverfabren  und  italienischen  Patente,  sowie  ihre  Spezial  rosse  bin-u 
und  Apparate  der  „Societa  Metallurgica  Tempini*  zur  Verfügung 
gestellt  hat. 

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ferner  auch  für  Portugal  in  Lissabon  und  Oporto.  Offerten  erbeten  uaUr 
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471.  Ein  tüchtiges  Agentur-  und  Kommissions-Haus  in  Aleppo  (Syrien' 
wünscht  die  Vertretung  deutscher  Fabrikanten,  welch«  besonders  leisluc.-s- 
fkbig  in  Wotl-,  Seide*  und  StoffTabrikaten  sind,  zu  übernehmen.  Offerü« 
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478.  Ein  sehr  angesehenes  Import  haus  in  Adelaide  wünaebt  Anetellancn 
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473.  Zigarrenfabrikanten  und  Tahakshkndler,  welche  sich  für  den  Imporl 
des  s.  Zt.  auf  der  südamerikanischen  Ausstellung  ausgestellten  Tabaks  atu 
Rio  Grande  do  6ul  intercssiren,  machen  wir  darauf  aufmerksam,  daf>  dn 
betreffende  Aussteller  ein  gröfseree  Quantum  Tabak  in  Hamburg  lagern  har 
und  denselben  zu  verkaufen  wünscht.  Offerten  erbeten  unter  L-  L.  421 
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Textil-  nnd  Bekleidungs-Industrie  (Mtrnmpfwaaren,  Berlin-WooQen  Uonda,  Handschuhe  etc.  etc.); 

Papier-Industrie;  Bier,  Spirituosen, 

übernimmt  da»  deulache  Haus  . . u _ _ 

SCHMEDES,  ERBSLÖH  d CO. 

Deutsche  Fabrikanten  wollen  sich  behufs  Einführung  ihrer  Erzeugnisse  in  Australien  und  dauernder  dortiger  Ver- 
tretung sowie  Wahrnehmung  ihrer  Interessen  auf  der  Weltausstellung  von  Melbourne  mit  der  obigen  Firma  in  Verbindung 
setzen.  — Dieselbe,  Beit  vielen  Jahren  in  Australien  eingeführt,  ist  za  jeder  Mittheilang  über  die  dortigen  Absatz Verhältnisse 
gerne  bereit. 

Auskunft  über  die  Firma  ertheilt  die 

Deutsche  Exportbank,  Berlin  SW.,  Kochßtrafee  27. 


Schmedes,  Erbslöh  *1  Co. 


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Digitized  by  GoogU 


Abonnirt 

wird  bei  <Jer  r**l 
nnd  Im  Bachhaadcl 
(Tmtu  & Aroun, 
Berlin  W.,  Miikcrife-itr.  tO) 
•owlc  bei  der  Kedabdon. 


fr»U  ilf rrrljibrllrJj 

Im  de  irischen  FoMteblet  S.a  .C 
hn  Wcltposttereiu  ...  B,:»  „ 

Pr*U  fflr»  |nu  JnSr 

Im  dentsrbes  «W«  12*)  .M 
tm  W cjrposltrrain  . . -IS«  „ 
Im  V«i«iu*iu»land  . . .18«  „ 

MwiIm  üiiuiin  M ri*. 


tnclilil  leiten  Oieiilig. 

di*  dreigeipelteae  PaUU«il* 
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mit  SO  Pt  baeaabaat, 
v«rd«a  »ob  dar 
Kxpeäitioa  de*  „Export*“, 
Berlin  SWn  Kochstr.  27, 
antccceaceaommaa. 


^.Vif.-i.^en 

nach  Uoborelnkunft 

mK  der  EipedlUan. 


Centralvereins  für  Handelsgeographie  und  Förderung  deutscher  Interessen  im  Auslande 


Redaktion  und  Expedition:  Berlin  S.W.,  Kochstral'se  27. 

(Ocaciftfi etalti  Wochan!«*»  S bi*  4 L'br.) 

W*  i)«r  .EXPORT*  iit  in  deutschen  PostzsitungxkaUdog  für  1687  unter  Nr.  187t»,  Seite  5d  atagetrBgca. 

IX.  Jahrgang.  c8ct£*s  ?«  x>.  £1«^« t iss Nr.  35. 


niete  W*tben»<brm  v*rfol«t  d*n  Zwaek,  fortlaufend  Berichte  Ober  die  Lay«  andrer  Landsleale  im  An.  lande  xar  leantalf*  Ihrer  Le**r  an  bringen,  die  Int«r«M«a  d«a  deot«haa  Fijwei» 
tbatkrlJU*  in  »ertretao,  ao«da  dem  de*t»cfe»n  Handel  and  dar  daataehen  Indostria  wlcbttge  Mltthellnnf en  Bb«r  d>a  HaadaUrarhUtataaa  tu  AnaUada*  In  khnaatar  Prlet  an  Utarmitlala. 

Briefe.  teils,  ngsn  nad  WerUttendangee  ro r den  „Expert**  sind  an  die  Kadafctton.  Berlla  8.W.,  KodutrafM  27,  za  rlehtan. 

Briefe.  Zeltobcea,  BeMrlttierkUraagta,  Wtrtbaandang«  n für  den  „0»tml»ee*ln  rtr  H*id#U**orr**M*  tU.“  stad  aaek  Berlla  BW..  Koehatrabe  11.  in  »aadaa. 

Inhalt:  Über  Maßnahmen  iu  Lübeck  zur  Entwicklung  »einer  Industrie.  Vou  Franz  Sievert.  — Europa:  Zur  Lage  in  Spanien.  — 
Dia  italiecischc  Auswanderung;  iu  Jahre  1886.  — Ober  die  Zurichtung  uud  Färberei  der  Rauchw&aren.  Vortrag  de*  Herrn  J.  G.  Herr  mann  (in  Finna: 
Rüdiger  dt  Quarcli),  gehalten  aia  17.  August  in  der  TTauptientatnrnlung  des  „Weins  deutscher  Ingenieure*.  — Das  Petroleum- Lager  in  Bat  um.  — 
Zurkrn  nbenanbau  in  Rußland.  — Das  neue  österreichische  Panzerschiff  „Kronprinz  Erzherzog  Rudolph*.  — Die  Schifffahrt  auf  der  Seine  zwischen  Paris 
und  Rone«  — Süd- Amerika:  Französisches  n.indclstnimcuui  in  Anrentinien.  — IHe  Artikel  „Recht  und  Gerechtigkeit  in  Brasilien*  in  Nr.  16  und  31  des 
„Export*  betreffend.  — Deutsche  Konkurrenz  in  Süd-Amerika  — Rio  Grande  do  Sol.  — Litterarlache  Umschau.  — Briefkasten.  — Deutsch« 
Exportbank  (Abthailung:  Export-Bureau.)  — Anzeigen. 


Dia  Wiedergabe  von  Artikeln  aus  dem  „Export“  ist  gestattet,  wer.n  die  Bemerkung  hiiuugefugt  wird:  Abdruck  (beiw.  Ueberselzung)  aus  dem  „EXPORT“. 


Über  MaTenahmen  in  Lübeck  zur  Entwicklung  seiner  Industrie.  ! 

Von  Kranz  Sievert. 

Die  Geschichte  des  deutschen  Handels  weist  auf  drei  charakte- 
ristische Stadien  hin.  Wie  das  erste  derselben,  das  der  alten 
Hanse,  entstanden,  braucht  hier  nicht  berührt  zu  werden.  Dasselbe 
war  in  der  Hauptsache  eine  Zeit  der  Monopole,  der  Bann-  und 
Stapelrechte.  Im  zweiten  Stadium,  wo  die  alten  Vorrechte  ihr 
natürliches  Ende  fanden,  suchte  man  und  fand  die  Aufgabe  in  der 
Entfesselung  des  Zwischenhandels  d.  b.  io  der  Vermittelung 
unter  einer  Menge  getrennter  Zoll-  und  Wirtschaftsgebiete.  Das  j 
Kommunikations  wesen  lag  damals  noch  in  den  Windeln.  Eine  | 
Steuer-  und  Zollpolitik  existirtc  nickt  im  heutigen  Sinne.  Diese 
Verhältnisse  konnten  also  von  den  Seestädten  geschickt  ausgenutzt 
werden  und  das  Wechselseitige  des  See-  und  Land  Verkehrs,  von 
den  kulturellen  Fortschritten  and  den  wachsenden  Bedürfnissen 
des  Binnenlandes  kräftig  angeregt,  konnte  so  zu  einer  breiten 
Grundlage  für  diesen  speziellen  Beruf  der  Seestädte  werden.  Die 
grofsen  Entdeckungen  und  Erfindungen  auf  den  Gebieten  der  Chemie 
und  Physik,  welche  da«  Maschinenwesen  auf  seine  jetzige  Höhe 
erhoben,  an  die  Stelle  der  Segelschiffe  nnd  Fuhrwerke  die  Dampf- 
schiffe und  Eisenbahnen  gesetzt,  überhaupt  das  ganze  Verkehrs- 
wesen in  seiner  vielgestaltigen  Organisation  einer  vollständigen 
Umwälzung  unterzogen  haben,  haben  die  Steilung  der  Seestädte  in 
das  gegenwärtige  Stadium  eingeführt.  Die  Zusammensetzung  der 
Handelsbilanz  aller  Seestaaten  drängt  auf  eine  Beseitigung  der 
Zwischenkraft  anderer  Länder  hin,  jeder  Staat  sucht  sich  selb- 
ständig zu  machen  im  Bezüge  und  in  der  Ausfuhr  von  der  fremden 
Vermittelung  und  daneben  bat  sieh  auch  die  Tendenz  des  direkten 
Verkehrs  zunehmende  Geltung  verschafft,  die  Deckung  des  Bedarfs 
am  Orte  der  Erzeugung  seihst  nnd  den  Abeatz  der  Erzeugung  am 
Orte  des  Bedarfs  zu  snebeu.  Darunter  hat  sich  ein  Angriff  auf 
die  alte  Stellung  der  Seestädte  vollzogen,  der  übergreifende  di- 
rekte, zwischen  Produzenten  und  Konsumenten  vermittelnde  Ver- 
kehr hat  die  Seestadt  vielfach  aus  ihrer  früheren,  dem  Seehandel 
allein  vorbehaltenen  Stellung  der  Saramel-  und  Vertbeilungs- 
s teile  beransged  rängt.  Der  so  entstandene  Handels  Verlust  der 
Seestädte  an  das  Binnenland  hat  nun  aber  dazu  geführt,  d&fs  sich 
die  Seestädte  nun  wiederum  derjenigen  Leistungen  bemächtigt 
haben,  in  welchen  das  Binnenland  früher  allein  seinen  Beruf  ge- 
sucht batte,  nämlich  der  Gütererzeugung,  ln  allen  dentseben 
Seestädten  wird  mehr  oder  weniger  die  Fürsorge  für  diese  Seite 
wirtschaftlicher  Tbätigkeit  als  eine  wichtige  Sache  aufgefafst. 


ln  Lübeck  hatte  mun  sich  die  veränderten  Bedingungen  der 
Seestadt  früher  nicht  zu  einem  besonderen  kritischen  Bewusstsein 
gerobbt.  Es  lag  an  der  in  dem  Lübecker  HaodelssUnde  noch 
sehr  traditionellen  Auffassung,  dafs  die  Handelsinteressen  die 
allein  maßgebenden  Interessen  des  seestädtischen  Handelsplatzes 
seien  und  bleiben  müfsten  und  man  batte  bei  der  nach  dem  Ein- 
tritt Lübecks  in  den  Zoll  verband  schnell  ansteigenden  Entwickelung 
der  Koinmerzieu  erst  rocht  geglaubt,  eine  besondere,  planmäßige 
und  systematische  Fürsorge  für  die  Arbeitsinteressen  entbehren  zu 
können.  Im  Laufe  der  letzten  Jahre  haben  sich  aber  mannigfache 
Verschiebungen  auch  für  Lübeck  so  sehr  bemerkbar  gemacht,  dafs 
unter  dem  Hinxutritt  zweier  neuer,  für  die  westlichen  Ostseehäfen 
in  erster  Linie  bedeutungsvollen  Momente:  des  Nord-Ostsee  - 
kanalbaues  und  Hamburgs  Anscblnfs  an  das  Zollgebiet 
jetzt  ancb  in  Lübeck  das  Ökonomische  Denken  und  Thun  auf  eine 
vergrösserte  Einordnung  der  prodnzireDden  Arbeit  in  den  Rahmen 
seiner  Gesammtwirthschaft  nachdrücklich  hiogewiesen  worden  ist. 

Die  Handelskammer  Lübecks  hatte  im  vergangenen  Jahre  eine 
Kommission  zur  Untersuchung  des  Umfanges  und  der  möglichen 
Entwickelung  der  industriellen  Interessen  des  Platzes  eingesetzt 
und  diese  Kommission  bat  über  ihre  Aufgabe  durch  den  Verfasser 
dieses  einen  Bericht  erstattet,  in  welchem  die  Nothwendigkeit  einer 
erweiterten  Er w erbst hätigkeit  aus  der  Wirtschaftslage  des  Platzes 
nachgewiesen  und  in  welchem  zugleich  auch  die  Wege  angedeatel 
werden,  in  welcher  für  diese  Richtung  wirtschaftlicher  Arbeit  ein 
aussichtsvoller  Boden  geschaffen  werden  könnte.  Die  Kommission 
gebt  in  diesem  Berichte  zunächst  davon  aus,  dafs  nach  Herstellung 
des  N.  0.  K.'s  Lübeck  eine  verstärkte  Konkurrenz  auf  der  Ostsee  durch 
Hamburg  zo  erwarten  haben  wird.  Lübeck  versorgt  Skandinavien  und 
Finnland  zur  Zeit  mit  dem  größten  Theile  ihrer  Bedürfnisse  in 
den  Produkten  des  transatlantischen  Handels,  namentlich  Kolonial- 
waaren.  Ebenso  hat  Lübeck  teils  als  Spedition  teils  als  Propre- 
geschäft den  größten  Theil  des  Exports  deutscher  Fabrikate  nach 
dem  Norden  in  Händen.  Ferner  ist  Lübeck  die  wichtigste  Sammel- 
stelle aller  nordischen  Produkte  an  der  ganzen  Ostsee  Wenngleich 
nun  anzunehmen  ist,  daß  sowohl  in  diesem  eingehenden  wie  im 
ausgehenden  Verkehr  Lübecks  die  verstärkte  Konkurrenz  Hamburg* 
zum  großen  Theil  durch  den  Klb-Travekanal  kompenairt  werden 
wird,  so  ist  es  doch  wohl  richtig,  dafs  man  den  zukünftig  ver- 
mehrten Einfluß  Hamburgs  auf  der  Ostsee  in  Lübeck  nicht  unter- 
schätzt, zumal  für  das  bisher  über  Lübeck  nach  dem  Norden 
geleitete  transatlantische  Geschäft  der  Nordseebäfeo  auch  der  Elb- 
Travekanal  nach  Herstellung  des  Nord-Ostaee-Kanal*  keine  Ersatz 


Nr.  35. 


518 

EXPORT,  Organ  des  Ceutmlvereins  für  Handeiageographie  etc. 


1887. 


schaffende  Wirkung  würde  erweisen  können.  Es  wird  somit  in 
vieler  Beziehung  als  zutreffend  gelten  können,  daß  nach  Her- 
stellung des  N.  0.  K.'a  Lübeck  durch  Hamburg  mannigfachen 
Verlusten  ausgesetzt  sein  wird.  Die  Kommission  begründet  ihre 
Forderungen  naeb  einem  dafür  nöthigen  Ersätze  durch  eine  Dar- 
legung, die  mehrere  generelle  Gesichtspunkte  entwickelt,  und  for 
welche  deshalb  auch  in  weiteren  Kreisen  Interesse  vorausgesetzt 
werden  darf. 

Mit  dem  Erstarken  der  Industrie  auf  den  nordischen  Märkten, 
mit  der  wachsenden  Koosumffthigkeit  und  mit  der  veränderten 
Verkebrspolitik  dieser  Länder,  haben  sich  in  neuerer  Zeit  aos  der 
damit  eng  zusammenhängenden  Umformung  ihres  Ein-  und  Aus- 
fuhrhandels bemerkbare  Einflüsse  auf  die  den  Handel  nach  dem 
Norden  vermittelnden  Ostseehäfen  bemerkbar  gemacht.  Der  Norden 
ist  nicht  mehr  in  dem  Grade  Konsument  von  Industrieprodukten 
wie  er  Produzent  von  Rohstoffen  ist.  Die  skandinavischen  Länder 
Russland  und  Finnland  haben  aufgehört  für  ihren  Bedarf  an 
Fabrikaten  fortschreitend  in  deru  alten  Mafse  Deckung  von  aus- 
wärts zu  suchen,  weil  der  Norden  mehr  und  mehr  selbst  an  die 
Herstellung  solcher  Fabrikate  gebt.  Diese  and  andere  Momente, 
so  führt  der  Bericht  aus,  haben  Veranlassung  dazu  gegeben,  dafs  die 
nordischen  Länder  jetzt  den  Antrieb  und  die  Mittel  finden,  aus 
dem  begrenzten  Kreis  des  ostseeischen  Verkehrs  und  Handels  heraus- 
zutreten und  sich  den  eigentlichen  Mittelpunkten  des  Welthandels 
zu  nähern,  eine  Tendenz,  die  andererseits  noch  dadurch  gefördert  wird, 
dafs  die  deutschen  Ostseehäfen  nicht  mehr  wie  früher  ihre  Wichtig- 
keit als  Sammelstellen  der  nordischen  Rohstoffe  behaupten.  Bei 
alledem  haben  die  Seehäfen  heute  im  Besonderen  noch  mit  einem 
anderen  Umstande  zu  rechnen.  Wie  die  Fortschritte  and  Um- 
wälzungen auf  dem  Gebiete  der  Kommunikationsmittel  von  ein- 
schneidender Bedeutung  für  die  Handelsverkehrswege  geworden 
sind,  so  bat  die  Ausbildung  des  Eisenbahnnetzes,  der  Telegraphen, 
des  Postverkehrs  auch  Veränderungen  in  der  Art  des  Transportes, 
der  Schnelligkeit  und  der  Kosten,  kurz  Veränderungen  in  der 
ganzen  Form  des  Geschäfts  bewirkt,  welche  namentlich  für  solche 
Plätze  in  mancher  Beziehung  nachtheilig  geworden  sind,  die  wie 
Lübeck  nicht  blos  Zwischenplätze  für  den  Verkehr,  sondern  auch 
Zwischenhändler  für  die  Tbätigkeit  des  Handels  sind.  Die 
Schnelligkeit,  Sicherheit  und  Regelmässigkeit  des  Verkehrs  ermög- 
licht es  in  der  heutigen  raumübsrwindenden  Zeit,  die  erforder- 
lichen Güter  selbst  von  grofsen  Entfernungen  her  erst  kurz  vor 
dem  wirklichen  Eintritt  des  Bedarfs  in  Anspruch  zu  nehmen,  wo- 
durch die  Notbwendigkeit  mannigfaltiger  Lager  auf  vielen  Zwiscben- 
stationen  mehr  und  mehr  wegfällt,  der  Umsatz  sich  rasch  vollzieht 
und  dem  Erzeuger  die  von  seiner  Seite  in  seinen  Produkten  ange- 
legten Kapitalien  in  verbältnifsmifsig  geringer  Zeit  auch  ohne  die 
Tbätigkeit  weiterer  Zwischenglieder  zurückfahrt.  Wenn  nun  nach  alle- 
dem die  Meinung  gerechtfertigt  erscheint,  dafs  dem  seestädtiseben 
Zwischenhandel  und  der  einträglichen  Vermittelung  unter  einer 
Menge  getrennter  Zoll-  und  Wirtschaftsgebiete  der  Seestädte,  noch 
mannigfache  Schädigungen  bevorstehen  werden,  so  will  die  Kom- 
mission diese  Auffassung  doch  nicht  so  verstanden  wissen,  dafs 
die  Kommerzien  der  Seestädte  infolge  der  veränderten  Handels- 
Verhältnisse  nunmehr  von  Grund  aus  bedroht  erscheinen  müfsten. 
Das  will  sie  nicht  gesagt  haben.  „Denn  mag  jene  Tendenz  des 
sich  mehrenden  directen  Verkehrs  zwischen  der  fremden  Pro- 
duktion und  dem  binnenländischen  Verbrauch  oder  zwischen  den 
heimatlichen  Exporten  und  ihren  ausländischen  Beziehern  auch 
noch  ferner  wachsend  Nahrung  erhalten,  so  werden  die  Seestädte 
doch  immer  für  manche  Stapelartikel  einen  naturgemäßen  Zwischen- 
markt  behalten,  sie  werden  namentlich  einen  eigenen  Bezug  von 
Waaren  solcher  Gattung  behaupten,  die  entweder  nach  bestimmten 
Individualitäten  erhandelt  werden  müssen  und  in  deren  Ausnutzung 
Zweck  und  Gewinn  dieses  ganzen  Geschäftes  liegen  oder  für  welche 
sic  durch  Tradition  und  Gewohnheit  fest  begründeten  Markt  be- 
sitzen. Beispiele  dafür  bietet  Lübeck  mit  seinem  Getreide-,  Holz- 
und  Weinbandel  usw..  Hamburg  und  Bremen  mit  anderen  Artikeln. 
Immerhin  aber  ist  diese  Entwickelung  der  Dinge  doch  die  Veran- 
lassung dazu  geworden,  dafs  man  sich  in  den  kaufmännischen 
Kreisen  der  Seestädte  nach  Ersatzmitteln  für  die  Einbußen  umge- 
sehen bat.  In  den  grofsen  Nordseehälen  ist  ein  beständiges  Vor- 
wärtssebreiten  der  produzirendeu  Arbeit  bemerkbar  geworden, 
ebenso  bat  in  manchen  Ostseestädten,  namentlich  in  Flensburg, 
Kiel,  Stettin  und  Königsberg  eine  energisch  entwickelte  Fabrik- 
thätigkeit  ergiebige  Mittel  für  das  N'euerblüben  der  Kommerzien 
gegoben  und  es  hat  hier  überall  zwischen  kommerzieller  und 
industrieller  Arbeit  ein  gegenseitiges  Erstarken  und  Emporheben 
der  Kräfte  Platz  gegriffen. 

Diese  vergrößerte  Einordnung  der  industriellen  Arbeit  in  die 
Aufgaben  der  modernen  Seestadt  ist  keineswegs  gauz  von  selbst 


unter  dem  Druck  der  Tbntsachen  erfolgt,  dafs  die  Seestadt  heute 
überhaupt  aus  ihrer  früheren  mehr  oder  weniger  gefestigten  Posi- 
tion berausged rängt  worden  ist,  sondern  an  mehreren  Plätzen  bst 
diese  erweiterte  Richtung  der  wirthschaftlichen  Tbätigkeit  auch  die 
kräftigsten  Impulse  von  den  leitenden  Instanzen  des  Handels  er- 
halten, nachdem  man  hier  eben  zu  einer  wesentlich  anderen  Auf- 
fassung von  den  Bedingungen  der  wirthschaftlichen  Blüthe  der 
heutigen  Seestadt  und  ihrer  Stellung  im  Weltverkehr  übergegaogen 
ist,  und  man  hat  deshalb  Ersatzmittel,  die  zugleich  dem  bisherigen 
Handel  eine  breitere  Basis  geben  könnten,  ah  unumgänglich  noth* 
wendig  erkannt. 

Auf  Grund  dieser  Erwägungen  bat  also  die  Lübecker  Industrie- 
Kommission  die  Gründe  gewonnen,  daß  eine  mehr  systematische 
und  umfassendere  Pflege  industrieller  Bestrebungen  für  Lübeck 
als  eioe  Forderung  von  keiner  geringen  Bedeutung  aufzufaasen  ist. 

In  der  Lübecker  Handelskammer  haben  die  Darlegungen  der 
Industrie- Kommission  eine  sympathische  Aufnahme  gefunden  und 
in  einer  der  letzten  Sitzungen  der  Handelskammer  ist  auch  zum 
Zweck  der  Weiterföbruog  der  Arbeiten  für  diese  Kommission  ein- 
stimmig eine  Geld-Subvention  beschlossen  worden.  Die  Form,  in 
welcher  die  Lübecker  Industrie*  Kommission  ihre  Forderungen  in’i 
Praktische  zu  übertragen  gedenkt,  ist  die  Organisation  eines  »Ver- 
bände* Lübecker  Industrieller“,  welcher  unter  Hinzuziehung  mög- 
lichst zahlreicher  kaufmännischer  und  technischer  Kräfte  die  For- 
derung der  Verbaudsz wecke  durch  folgende  Mittel  erreichen  soll: 

1.  Durch  eine  Enqo&e  zur  Feststellung  der  Lage  der  LQbecki- 
seben  Industrie  1886; 

2.  durch  publizistische  Tbätigkeit; 

8.  durch  Vorstellungen  bei  den  Behörden,  Eingaben  an  den  Senat 
und  die  Reichsregicrung; 

4.  durch  Vermittelung  bei  den  einzelnen  Industriellen  und  In- 
dustriezweigen; 

5.  mit  Arbeiten  zu  Gunsten  neuer  Produktions  - , Bezugs-  iud 
Absatzwege; 

6.  durch  das  Gewicht  der  von  dem  Verein  abzngebenden  Berichte, 
Resolutionen  and  Gutachten; 

7.  durch  permanente  statistische  Arbeit; 

8.  durch  Beobachtung,  Sammlung  und  Einführung  für  gut  er- 
kannter Erfindungen; 

9.  durch  sorgfältige  Beachtung  and  Näherführung  aller  einschlä- 
gigen industriellen  Litteratur; 

10.  durch  den  Anschluß  an  den  .Central verband  Deutscher  In- 
dustrieller* (Berlin)  und  ferner  an  alle  solche  Induelriew. 
bände,  mit  deren  Verkehr  die  Interessen  der  einzelnen  Lübecker 
Industriezweige  und  die  Gesammtinteressen  des  „V.  L.  J.‘ 
gefördert  werden; 

11.  durch  Einrichtung  einer  Informationsstelle  hei  dem  Schrift- 
führer. 

In  allen  deutschen  Seestädten  von  Königsberg  bis  Bremen 
haben  sich  die  großgewerblicben  ArbeitsintcTessen  vermehrtes  Ge- 
wicht verschafft,  und  mehr  oder  weniger  sind  alle  Seeplätze  in  der 
Tbat  zu  kräftigen  Anfängen  großindustrieller  Unternehmungen 
übergegangen.  Lübeck  hat  zwar  unter  den  deutschen  Ostseeplitzes 
hierin  seither  keine  Ausnahme  gemacht,  dennoch  hat  sieb  der 
Unternehmungssinn  in  dieser  Stadt  doch  nach  nicht  in  wünachess- 
wertbester  Weise  bewährt.  Für  die  Zukunft  Lübecks  ist  eine  um 
fassenderc  Pflege  seiner  lndustriebestrebungea  von  großer  Bedeu- 
tung, da  namentlich  die  Stellung  dieses  Ostseehafens  als  ein  grober. 
Rohstoffe  vom  Norden  iraportirender  Platz,  für  Veredelungsindustriec 
günstige  Voraussetzungen  bietet,  die  noch  durch  das  Vorhandensein 
anderer  Vortheile  — des  großen  KapiUlreichthums  Lübecks,  billigt 
Lager-  und  Bauplätze,  ein  von  täglichen  Postdampfschifffaluien 
getragener,  weitverzweigter  Schifffahrt*-  and  Geschäftsverkehr  im 
Norden  — wesentlich  begünstigt  worden  würde.  Lübeck  ist  z.  B.  der 
maßgebendste  und  größte  Stapelplatz  für  nordische  Hölzer  und 
doch  sind  die  Holzwerke  Lübecks  seither  noch  nicht  über  da) 
Halbfabrikat  hinausgekommen.  Die  großen  Bezüge  Lübecks  au 
Holz,  Tbeer,  Pech,  Kümmel,  Talgen,  Fetten,  Harzen,  Fellen,  Lumpen 
und  Getreide  vertreten  hier  die  Stelle  der  Fundstätten  und  es 
würde  im  ureigensten  Interesse  des  Handels  von  Lübeck  liegen, 
wenn  hierauf  stoffveredelnde,  volumenvermiodernde  Industrien 
begründet  würden. 

Der  Weg,  auf  welchem  man  die  uoch  gebundenen,  volkswirth 
scbaftlichen  Kräfte  zum  Besten  der  Arbeitsintereasen  in  Lübeck 
verwerthen  will,  kann  als  ein  aussichtavoller  bezeichnet  werden 
Ein  Verband,  wie  ihn  die  Lübecker  Industrickommission  zu  or- 
ganisiren  Willens  ist,  wird  bestrebt  sein  müssen,  den  vorhandenes 
industriellen  Unternehmungen  das  Allgemeine  ihres  Zustandes  und 
ihrer  Bedürfnisse  abzugewinneu,  um  sich  damit  auf  Grund  des  voa 
ihm  beizubringenden  Materials  bei  den  Behörden  der  Stadt  Gehör 


1R87. 


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EXPORT,  Organ  de«  Central  verein»  ffir  HandeUgcographie  etc. 


Nr.  35. 


zu  Tentebaffen,  wie  er  andererseits  bemüht  »ein  rauf«,  die  für  die 
öffentliche  Wirthscbaftspflege  den  letzteren  zu  Gebote  stehende 
Kraft  zu  #pe2)alisiren  und  dpn  einzelnen  Zweigen  der  Industrie 
nutzbar  zu  machen,  und  im  Weiteren  alle  rorhandenen  Mittel  den 
Unternehmungen  nSherzufübren  und  anzupassen,  ln  dieser  Ver- 
bindung und  Vermittelung  kaut)  ein  intensivere*  wirtschaftliches 
Lehen  entwickelt  und  zugleich  ein  Programm  beständiger  Anregung 
gegeben  werden.  Der  Verband  soll  mit  einer  Summe  von  tech- 
nische!) und  ökonomischen  Einsichten  arbeiten.  Handelt  es  sich 
um  Einführung  einer  angeregten  Verbesserung,  die  wo  anders  schon 
erfolgreich  durchgeführt  ist,  so  wird  es  Seitens  des  Verbandes  nicht 
versäumt  werden  dürfen . derselben  in  Lübeck  Geltung  zu  ver- 
schaffen. Die  Kenntnif*  der  eignen  Zimtrinde  damit  vereinigt,  wird 
leicht  die  Mittel  geben,  das  Unvollkommene  zum  Vollkommenen 
zu  entwickeln.  Wenn  der  Verband  im  Allgemeinen  auch  an  da* 
Vorhandene  anzuknCipt'en  haben  wird,  mo  werden  doch  nicht  die 
Bedingungen  aufser  Acht  zu  lassen  sein,  welche  die  Möglichkeit 
gewähren,  auch  neuen  Industrien  in  Lübeck  Hoden  zu  verschaffen. 
Es  wird  sich  dann  spfitcr  darum  handeln  müssen,  solche  Zweige 
kräftig  zu  stützen  und  sie  durch  besondere  Einrichtungen  des 
Verbandes  so  weit  zu  fördern,  dafs  sie  mit  eigner  Kraft  eine  gute 
Selbstständigkeit  erreichen. 


Europa. 

Zur  Lage  in  Spanien.  Allem  Anscheine  nach  bereitet  sich  in 
Spanien  eine  Krisis  vor,  die  nicht  auf  die  politischen  Verhältnisse 
beschränkt  bleiben,  sondern  auch  wesentliche  Veränderungen  auf 
dem  Gehietc  der  Industriethätigkrit  und  in  den  Handelsbeziehungen 
zwischen  Spanien  und  dem  Auslande  nach  sich  ziehen  wird. 

ln  politischer  Hinsicht  sind  seit  dem  Tode  des  Königs 
Alfons  XII.  zwar  zahlreiche  Verbesserungen  aogebahnt  worden, 
die  Liberalen  sahen  sich  gezwungen,  den  Demokraten,  deren  sie 
nicht  entrathen  konnten,  viele  Konzessionen  zu  machen,  und  ihr 
gemeinsames  Regierungsprogramm  wies  denn  auch  eine  erstaunliche 
Masse  von  EcformplBnen  auf,  deren  vollständige  Durchführung  die 
spanische  Verfassung  zu  einer  der  liberalsten  der  ganzen  Erde 
gemacht  haben  würde.  Sagaata  zögerte  aber,  seioer  Natur  getnäfs 
und  in  Folge  seiner  Kompromiss»*  mit  der  zum  Konservatismus 
neigenden  Hechten  seiner  Partei,  die  Keformarbcit  in  Angriff 
zu  nehmen  und  mit  der  Energie  durrhzuffthren,  die  oothwendig 
gewesen  wäre,  um  das  Versprechen  des  reichen  Programm!»  zu 
erfüllen. 

Nach  einer  beinahe  zweijährigen  Regierung  Sagnstas  ist  somit 
nur  wenig  wirklich  vollendet  worden,  obgleich  die  Verhältnisse 
für  die  Ausführung  durchgreifender  politischer  Reformen  nicht 
günstiger  sein  konnten  als  sie  waren.  Statt  dessen  ist  aber  die 
Lage  der  Regierung  in  Folge  ihrer  zahlreichen  Mißgriffe  und  ihres 
unsicheren  schwankenden  Auftretens  unter  den  beständigen  heftigen 
Angriffen  ihrer  politischen  Gegner,  allmählich  eine  so  trostlose  ge- 
worden, sie  ist  heute  so  geschwächt  und  erschüttert,  dafs  man 
selbst  in  ministeriellen  Kreisen  kanm  zu  hoffen  wagt,  dafs  sie  sich 
über  den  Herbst  hinaus  wird  halten  können. 

Sollten  vollends  die  revolutionären  Elemente,  durch  die  Noth 
in  der  sie  sich  befinden  getrieben,  einen  neuen  Atitetandsversuch 
wagen,  so  würde  zwar  die  Regierung  wohl  einem  solchen  Putsch 
gegenüber  hinreichend  vnrbereitet  sein,  um  ihn  niederzuschlagen, 
denn  seil  6 Wochen  liat  sie  die  Maßnahmen  für  diese  Eventualität 
getroffen,  es  ist  aber  wahrscheinlich,  dafs  dieser  Versuch  ihr  doch 
einen  Todesstofs  versetzen  nnd  nur  ihren  geheimen  und  ihren 
offenen  Gegnern  zum  Vortheil  gereichen  würde.  Die  geheimen 
Gegner  befinden  sich  im  ministeriellen  Lager  selbst,  es  sind  jene 
Fraktionen  der  ministeriellen  Rechten  und  Linken,  die  seil  dem 
Regierungsantritt  Sagastas  gegen  den  Ministerpräsidenten  nnd  die 
Regierung  in  ihrem  eigenen  Interesse  intrignirt  haben;  die  offenen 
sind  die  Konservativen,  welche  Canovan  del  Gastillo  folgen 
und  die  Reformisten,  welche  in  dem  konservativen  Dissidenten 
Komero  Robledo  und  in  dem  Neffen  des  Marscballs  Serrnno, 
dem  demokratischen  General  nnd  ehemaligen  Chef  der  Izquicrdn 
Lopez  Dominguez  ihre  Führer  haben.  Die  republikanischen 
Ordnungsparteien,  die  Posibilisten  Castelars,  die  Anhänger  Sal- 
merons  und  die  zwei  förderalistischen  Parteien  werden  den  Libe- 
ralen in  keinem  Falle  Schwierigkeiten  bereiten  und  wissen  sehr 
wohl,  dsfs  sie  auch  keine  Aussicht  haben,  auf  lange  Jahre  hinaus 
zur  Herrschaft  zu  gelangen;  sie  stehen  den  Revolutionären,  den 
Zorrillisten , Anarchisten  und  Nihilisten  feindlicher  gegenüber  als 
den  Monarchisten. 

Ein  demokratisches  Ministerium  Martos,  des  jetzigeu  Kammer- 
präsidenten, würde  ebenso  wie  ein  liberal-konservative»  Ministerium 


Martinez  Campos.  des  jetzigeu  Militlrgouveroeurs  von  Madrid 
und  Neukastilien  von  sehr  kurzer  Dauer  sein,  und  den  Konser- 
vativen oder  Reformisten  nur  die  Wege  ebnen. 

Für  das  Ausland  und  speziell  für  Deutschland  würde  der 
Sturz  de*  jetzigen  Ministeriums  in  handelspolitischer  Hinsicht  zu 
bedauern  sein.  Zur  Erhärtung  dieser  Ansicht  müssen  wir  ein 
wenig  weiter  ausholcn. 

Die  spanischen  Finanzen  sind  io  diesem  ganzen  Jahrhundert 
unaufhörlich  in  der  trostlosesten  Verfassung  gewesen  und  die  ver- 
schiedensten Finanzkünstler  haben  sich  schon  vergebens  bemüht, 
der  ewigen  Ebbe  der  Staatskassen,  dem  Nothstande  abzuhelfen,  in 
dem  sich  die  Finanzen  befinden.  Zahllose  Umstände  wirkten  zu 
sammen,  um  diesen  ehrlichen  guten  Bestrebungen  einzelner  tüch- 
tiger Finanzmänner  immer  entgegenzuwirken  und  sie  fruchtlos  zu 
machen.  Die  Mifsverwaltuug,  die  Immoralität  der  Beamten,  der 
Oberflufa  der  letzteren,  der  den  Handel,  die  Industrie  und  den 
Ackerbau  erstickende  Steuerdruck,  die  Grofsmanossucbt  der  Reichen, 
die  Trägheit  der  Armen,  die  Geoufssucbt  und  die  Unbildung  licteeu 
die  Finanznnth  in  Permanenz  verbleiben,  verhinderten  die  ergiebige 
Ausnutzung  der  natürlichen  nationalen  Rcicbthümer  und  beförderten 
die  nutzlose  Vergeudung  der  geringen  Summen,  die  in  die  Staats- 
kassen liefen. 

Der  liberale  Finanzminister  Camacho  war  einer  der  ersten, 
der  es  wagte,  die  Obel  an  ihren  Wurzeln  anzugreifen:  der  Iraiuo- 
ralität  der  Beamten  zu  steuern,  die  Heere  der  letzteren  zu  reduziren, 
die  unnützen  Ausgaben  zu  beschränkt-u.  Seine  ehrlichen  Absichten, 
seine  Rechtschaffenheit  mufsten  selbst  seine  politischen  Gegner 
anerkennen  und  während  seiner  mehrfachen  Leitung  der  Finanz- 
Verwaltung  wuchs  der  Kredit  Spaniens  im  Auslande  und  es  war 
Hoffnung  vorhanden,  selbst  dem  vernichtenden  Krebsschaden  der 
riesig  wachsenden  schwebenden  Schuld  ein  Ende  zu  machen. 
Camachos  Bemühungen  scheiterten  aber  an  dem  Egoismus  seiner 
eigenen  politischen  Freunde;  als  er  in  seinem  Patriotismus  und  in 
der  Redlichkeit  seiner  Bestrebungen  wagtu,  die  unrecbtmäteigeu 
Besitztümer  der  Liberalen  zum  Nutzen  der  Stuatskas.se n einzu- 
ziehen — da  war  natürlich  seine  Herrschaft  zu  Ende,  da  war  sein 
Geschick  besiegelt  und  er  stürzte.  Sein  Nachfolger,  der  jetzige 
Finanzminister  Puigcerver,  suchte  Camachos  Spuren  zu  folgen; 
er  nahm  seine  Grundsätze  und  Reforinplfine  bereitwillig  an  — aber 
er  hat  es  bis  heute  vermieden,  jene  Fragen  zu  berühren,  dereu 
Erörterung  Camachos  Sturz  berbeifübrte.  Dafür  suchte  er  durch 
Verminderung  der  Ausgaben,  durch  Verbannung  der  Tausende  und 
Abertausende  von  unnützen  Schmarotzern  aus  «ämiiitlicheu  Ministe- 
rien uud  durch  geschickte  Finanzoperationen  wenigsten»  zuufiehsl 
die  Einnahmen  uud  die  Ausgaben  des  Staats  einigermaßen  auszu- 
gleichen.  das  permanente,  grofse  Defizit  zu  vermindern,  wenn  nicht 
zu  beseitigen  und  dem  Wachstbura  der  schwebenden  Schuld  ein 
Ziel  zu  setzen.  Auch  er  stiefs  bei  seinen  Kollegen,  denen  er  be- 
trächtliche Beschränkungen  auferlegte,  auf  Schwierigkeiten  — er 
wütete  sie  aber  zu  überwinden  und  sich  zu  halten.  Seine  weiteren 
Unternehmungen  fanden  zwar  in  der  öffentlichen  Meinung  auch 
Widerspruch  und  sie  sind  von  gewissen  Gesichtspunkten  aus  sicher 
mit  Recht  zu  beanstanden,  aber  schlipfslieh  muteten  doch  selbst 
seine  politischen  Gegner  die  gute  Absicht  anerkennen  und  sich 
vorerst  fügen.  Sein  erster  bedeutender  Plan  war  die  Verpachtung 
der  Tahakregie.  Der  junge  Finanzminister  rechnete  darauf,  hier- 
durch nuteerordentliche  Ersparnisse  zu  erzielen;  aufserdem  aber 
war  es  ihm  erwünscht,  auf  diesem  Wege  dauernd  grofse  Summen, 
sobald  er  sie  brauchte,  auf  einmal  erhalten  zu  können,  was  bei 
der  Staatsverwaltung  des  Tabaksmonopol»  uud  der  Zigarreufabri- 
kation  nicht  möglich  war.  Er  wütete  sich  endlich  von  der  Spa- 
nischen Bank,  der  Pächterin  des  Tabaksmonopols,  die  gün&tigMeu 
Kreditbedingungen  zu  erwirken,  als  Gegenleistung  dafür,  dafs  ihr 
die  Ausnutzung  der  ergiebigen  EinuahiMequeHc  zugestauden  wurde. 

Hatte  mau  in  der  Zulassung  der  Spanischen  Bank  zur  Bewer- 
bung um  die  Pacht  der  Tabaksregie  eine  Schädigung  de»  Privat- 
kapital*  und  die  Absicht  erblickt,  alle  groteen  Finanzgeschäfte  zu 
monopolisireo,  so  fand  inan  alsbald  die  Bestätigung  dieser  Be- 
fürchtung in  weiteren  Unternehmungen  und  namentlich  io  der  Er- 
neuern ng  des  Vertrage»  mit  der  Transatlantischen  Dainpfergesell- 
schafk  wegen  Übernahme  des  Postverkehrs  zwischen  Spanien  uud 
seinen  Kolonien  sowie  den  Staaten  Süd- Amerika*#.  Alan  tadelte 
nicht  nur  auf  das  heftigste,  date  io  diesem  Falle  von  dem  Her- 
kommen abgewichen  war,  die  freie  Konkurrenz  auszusebreiben, 
sondern  man  machte  der  Regierung  auch  den, Vorwurf,  durch  den 
Kontrakt  mit  der  Transatlantischen  Gesellschaft  die  nationalen  In- 
teressen empfindlich  geschädigt  und  ein  nicht  gerade  sehr  rein- 
liche# Geschäft  gemacht  zu  haben.  Auch  die  mangelhaften  Be- 
stimmungen über  die  Fahrgeschwindigkeit,  über  den  Zustand  der 
den  Verkehr  vermittelnden  Dampfer  gaben  zu  sehr  erregten  De- 


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Nr.  35.  EXPORT,  Organ  des  Centralvereina  für  Handelsgeographie  etc.  1687. 


batten  Veranlassung.  Die  gegen  die  Regierung  gerichteten  Anklagen 
sind  leider  auch  nicht  in  hinreichender  Weise  entkräftet  worden. 

Was  den  Handelsverkehr  mit  dem  Auslande  an  betrifft,  so  war 
die  liberale  Regiemug  bemüht,  diese  Beziehungen  durch  Verträge 
zu  reguliren  und  sie  zeigte  hierbei  ein  anerkennenswertes  Ent- 
gegenkommen. Der  Minister  des  Äufseren  Moret  war  früher  ent- 
schiedener Freihändler  gewesen  und  er  bat  diesen  Standpunkt  auch 
nicht  vollständig  anfgegeben.  Der  Finanzrainister  Puigcerver  ist 
weder  als  Freihändler,  noch  als  SchutzzöUuer  zu  bezeichnen,  ln 
jedem  besonderen  Falle  war  und  ist  ihtn  der  grflfstraftgliche  mate- 
rielle Vortheil  für  Spanien  raafägebend,  handelspolitische  Prinzipien- 
reiterei ist  ihm  zuwider  und  er  ist  deshalb  mehrmals  mit  Moret 
iu  Konflikt  geratbeo.  Auch  in  der  jüngsten  Sleitfrage  über  den 
Import  des  deutschen  Spiritus  in  Spanien  sind  zwischen  diesen 
beiden  Ministern  ernste  Meinungsverschiedenheiten  hervorgetreteu 
und  diesem  Umstande  ist  es  vielleicht  zuzuschreiben,  dafs  in  dieser 
Angelegenheit  bis  jetzt  nicht  durchgreifende  Mafs nahmen  ergriffen 
worden  sind. 

Würde  das  jetzige  Ministerium  gestürzt,  so  würden  die  Handels- 
beziehungen zum  Auslande  unter  den  oben  in  Aussicht  genommenen 
Nachfolgern  Sagasta  8 und  der  Liberalen  ungleich  ungünstiger  werden. 
Die  Demokraten  mit  Mar  tos  würden  sich  kaum  mit  handelspolitischen 
Fragen  befassen,  die  voraussichtliche  Kürze  der  Dauer  ihrer  Re- 
gierung würde  dies  überhaupt  verbieten.  Die  Konservativen  und 
die  Reformisten  aber  würden  speziell,  auf  Grund  Schutzzoll  tierischer 
Kompromisse  mit  den  Katalanen  zur  Regierung  gelangen  und  würden 
gezwungen  sein,  hauptsächlich  das  allgemeine  Verlangen  der  ge- 
werbtreibenden  Stände  nach  Ausschluß  deutscher  Waaren  vom 
spanischen  Markt  zu  erfüllen.  Canovas  dcl  Castillo  äufserte 
sich  nur  noch  vor  wenigen  Tagen,  kurz  vor  seiner  Abreise  von 
Biarritz,  dahin,  dafs  er  die  Verlängerung  der  bestehenden  Verträge 
für  im  hOcbsteD  Grade  verderblich  halte.  In  den  Kreisen  seiner  Um- 
gebung ist  auch  hauptsächlich  die  Ansicht  verbreitet  worden,  dafs 
die  Reform  der  Spiritusbi-Htcueruug  in  Deutschland  und  die  vor- 
läufige Erhöhung  der  Ausfuhrprämie  Spanien  zur  Annulliruug  des 
deutsch-spanischen  Handelsvertrages  berechtige.  Diese  Ansicht  ist 
auch  von  vielen  Handelskammern  adoptirt  worden,  welche  im 
Übrigen  verlangen,  dafs  bis  zu  dem  Wiederzusammentntt  der  Cortes 
die  Steuer  auf  deutschen  Spiritus  mindestens  auf  100  Franken  pro 
Hektoliter  erbebt,  und  dafs  dann  das  Spiritusmonopol  in  Spanien 
eingeführt,  zugleich  aber  der  gänzliche  Ausschluß  von  deutschem 
Spiritus  auf  dem  »panischen  Markte  um  jeden  Preis  und  unter  jeder 
Bedingung  erzwungen  werden  müsse. 

Diese  Agitation  gegen  den  Import  von  deutschem  Spiritus  in 
Spanien  datirt  übrigens  nicht  seit  den  letzten  Wochen,  sondern  sie 
begann  schon  gelegentlich  des  Karoliucustreits.  Damals  war  es  in 
erster  Linie  allerdings  auch  der  deutsche  Zucker,  welcher  den  Spaniern 
grofse  Sorgen  bereitete,  weit  er  hauptsächlich  Kuba  auf  das  empfind- 
lichste schädigte,  uud  nicht  wenig  zu  dem  wirtschaftlichen  Nieder- 
gange der  grofsen  Antillcninsel  beitrug. 

Heute  erstreckt  sich  der  Unwille  der  spanischen  Schutzzöllner 
und  aller  Gewerbtreibenden  indessen  nicht  mehr  auf  diese  beiden 
deutschen  Handelsartikel,  sondern  überhaupt  auf  alle  deutschen 
Fabrikate.  Aus  politischen  Parteiinterossen  wird  diese  deutsch- 
feindliche Tendenz  auf  das  beste  geuäbrl,  so  dafs  nicht  abzusehen 
ist,  wohin  dieselbe  fübren  wird.  Die  vorläufigen  Bestimmungen, 
durch  welche  alle  ausländischen  Spirituosen,  sowie  die  spanischen 
Kunstweine  einer  genauen  Prüfung  unterworfen  werden  müssen,  ehe 
sie  in  den  Handel  kommen,  genügen  den  Gegnern  des  bestehenden 
deutsch-spanischen  Handelsvertrages  in  keiner  Weise,  aber  vorerst 
scheint  die  Regierung  im  Hinblick  auf  ihre  eigene  unsichere  Lage 
sich  nicht  zu  energischeren  Maßregeln  gegen  den  Import  deutscher 
Waaren  verstehen  zu  wollen. 

Diese  augenblickliche  grofse  Erregung  gegen  Deutschland  findet 
allerdings  ihre  Erklärung  auch  in  der  unsäglichen  Nothlage,  in 
der  sich  Handel  und  Industrie  in  Spanien  (««finden.  Der  starke 
Import  deutscher  Waaren  hat  nicht  wenig  dazu  beigetragen,  die 
an  sich  schon  so  kümmerlich  ihr  Dasein  fristende  spanische  In- 
dustrie zu  Jftfameu.  Selbst  das  katalanische  Tuch  ist  durch  das 
deutsche  verdrängt  uud  die  meisten  spanischen  Tuchfabriken  sind 
gezwungen  gewesen,  den  Betrieb  einzustellen.  Die  »panische  In- 
dustrie vermag  überhaupt  uuf  keinem  einzigen  Gebiete  mehr  mit 
der  ausländischen  zu  konkurrireu  und  die  Produkte  Spaniens, 
welche  bisher  exportirt  worden  sind,  finden  ebenfalls  im  Auslände 
ihrer  hohen  Preise  halber  keinen  Markt  Das  kastilische  Getreide 
kommt  in  Folge  der  hohen  Frachtsätze  in  Katalonien  und  Andalusien 
ungleich  theurer  zu  stehen  als  russisches.  Der  Weinbau  hat  durch 
die  Reblaus  enorm  gelitten,  und  dife  starke  Fabrikation  ungesunder 
Kunstweine  erschwert  den  Export  spanischer  Weine  vollends,  seitdem 
Frankreich  seine  Einfuhrzölle  auf  sie  um  ein  Beträchtliches  erhöht  bat. 


Die  Viehzucht  Galiziens  und  Estremaduras  ist  ebenfalls  in 
vollem  Niedergange  begriffen,  denn,  fanden  ihre  Produkte  bisher 
in  Eogland,  theilweise  auch  in  Portugal  einen  grofsen  Markt,  so 
bat  dies  aufgehört,  seitdem  der  Import  von  Vieh  und  Fleisch  au» 
Nordamerika  und  Australien  so  grofse  Dimensionen  angenommen 
bst.  Das  Rindfleisch  ist  in  Galizien  jetzt  fast  ganz  werthlog,  selbst 
für  15  bis  20  Centimes  das  Kilo  findet  es  kaum  Abnehmer.  Der 
Import  in’s  Innere  Spaniens,  wo  die  Fleisclipreise  sehr  hohe 
sind,  ist  nahezu  unmöglich,  denn  wenn  nun  auch  Eisen- 
bahnverbindung zwischen  Madrid  und  Galizien  hergestellt  ist,  so 
ist  dieselbe  doch  eine  ungemein  langsame  und  beschwerliche;  die 
Frachtsätze  sind  furchtbar  boeb  und  die  Einrichtungen  für  den 
Transport  von  Fleisch  und  Fischen  so  ungenügend , dafs  diese 
Waaren  oft  genug  io  ganz  unbrauchbarem  Zustande  an  ihren  Be- 
stimmungsorten anlaugen.  So  mufs  man  in  Madrid  1 bis  l1/*  Franken 
für  dieselbe  (Quantität  Fleisch  zahlen,  die  io  Galizien  etwa  zehn 
Mal  so  billig  ist. 

Die  Zustände  in  den  Kolonien,  hauptsächlich  auf  den  so  über- 
reichen Antillen,  spotten  aller  Beschreibung.  Sie  sind  unter  der 
Wirtbscbaft  der  Spanier  nachgerade  beiuahe  ganz  verwahrlost 
und  unfruchtbar  geworden.  Diese  Kolonien  dienten  eben  nur  der 
Bereicherung  der  Beamten,  die  dorthin  gesandt  wurden,  um  da- 
selbst ihre  zerrütteten  Vermögensverbältnisse  aufzubesseru.  Das 
auf  den  Antillen  zur  Anwendung  gebrachte  erdrückende  Steuer- 
wesen, die  Rücksichtslosigkeit  des  Ausbeutungssystems  haben 
Handel  und  Industrie  dort  völlig  gelähmt.  Der  grofse  Auf»chwung 
der  Zuckerindustriti  in  anderen  Ländern  verschloss  di«  Märkte  der- 
selben für  den  Antillenzucker,  eines  der  Hauptprodukte  jener  Pro- 
vinzen, und  nur  der  Tabakbau  mufs  die  riesigen  Summen  auf- 
bringen,  welche  das  Mutterland  von  den  Antillen  verlangt.  Der 
jetzige  Minister  der  Kolonien  war  bemüht,  diesem  Notbstande  ab- 
zubclfeu,  der  wirklich  beunruhigende  Dimensionen  angenommen  bat. 
Ausgleichung  der  Einnahmen  mit  den  Ausgaben,  Vermeidung  eia?« 
Defizits  im  Budget  Kubas  war  die  Aufgabe,  die  Balagucr  »ich 
stellte.  Reduktion  der  uogeheuren  Gehälter  der  obersten  Beamten 
erschien  ihm  als  ein  Mittel  zur  Verminderung  der  Ansgaben,  und 
um  den  Handel  und  die  Industrie  zu  beleben,  hat  er  die  Auf- 
hebung der  Ausfuhrzölle,  anf  Zucker  und  alle  Produkt«  des  Zucker- 
rohrs, sowie  auf  den  Honig  angeordnet.  Ob  der  neaernaonte 
Gouverneur  von  Cuba,  General  Salaraa  oca,  im  Stande  sein  wird,  die 
Zustände  daselbst  zu  bessern,  ist  abzuwarten.  Vorerst  hat  er  durch 
sein  Verhalten  vor  vierzehn  Tagen  beinahe  eine  Ministerkrin* 
j heraufbeschworen.  Unzufrieden  mit  den  meisten  Reforroplänet 
Balaguer’s  äufserte  er  sich  über  diesen  in  so  unehrerbieiiget 
Weise,  dafs  der  Minister  sich  zum  KÜcklriH  veranlagt  »ab.  Sala- 
raa n ca  leugnete  dann  allerdings,  die  beleidigenden  Ausdrücke  ge- 
braucht zu  haben,  Balaguer  erklärte  sich  damit  Eufriedenge»tellt, 
und  die  Krisisgefabr  ist  vor  der  Hand  beseitigt.  Bei  dem  bekuitea 
Charakter  dieses  Generals,  der  gelegentlich  der  KaroliueDaog«- 
j legenheit  so  viel  von  sich  sprechen  machte,  mufs  man  jedoch  ge- 
| wftrtig  sein,  dafs  er  der  Regierung  in  Kuba  grofse  Schwierigkeiten 
bereiten,  wenig  im  Stande  sein  wird  die  Nothlage  der  ln»el  xu 
bessern  und  womöglich  einen  Konflikt  mit  Nord  • Amerika  herbei’ 
fübren  wird. 

Im  Allgemeinen  sind  die  Zustände  in  Spanien  zur  Zeit  somit 
nicht  gerade  sehr  günstig,  und  die  Möglichkeit  des  baldigen  Sturz** 
der  jetzigen  Regierung,  die  Wahrscheinlichkeit  einer  neuen  revolu- 
tionären Bewegung  sind  nicht  daza  angethan,  Vertrauen  zu  dem 
Bestände  der  gegenwärtig  dort  bestehenden  Verhältnisse  einzuflöfoe- 

A.  W.S.  Die  Italienische  Auswanderung  im  Jahre  1886.  Wir 
entnehmen  die  nachfolgenden  Daten  der  von  der  italienischen  Re- 
gierung berausgegebenen  „Statistica  dolla  Emigrazioue  Italiaua,  anno 
1886.  Rom  1887. w ln  der  Einleitung  wird  auf  die  Schwierig- 
! keilen  der  Organisation  einer  genauen  Äaswanderunusstatistik  bin- 
gewiesen,  da  sich  nicht  leicht  feststellen  lasse,  wer  vorübergehend 
oder  dauernd  ins  Ausland  geht.  Zwar  sind  die  Behörden  ang<- 
wiosen,  sich  bei  der  Ausstellung  vun  Auslandpässen  nach  den  Per- 
sonalien, dem  Herkunftsort,  dem  Reiseziel  usw.  der  Pafsempfänger 
zu  erkundigen,  aber  es  kommt  oft  genug  vor,  dafs  Leute,  die  nur 
auf  etliche  Monate  Arbeit  im  europäischen  Ausland  suchen  wollen, 
unterwegs  ihren  Entschlufs  ändern  und  über  See  gehen.  Viel* 
suchen  das  Land  auch  ohne  Pafs  zu  verlassen  oder  vertauschen 
das  ursprünglich  im  Auslande  gewählte  Domizil  unterwegs  mit 
einem  anderen,  was  zur  Folge  hat,  dafs  die  Ziffern  der  italienischen 
Auswaodcrungsstatistik  selten  mit  denen  der  Einwanderungsstatistik 
überseeischer  Linder  im  Einklang  stehen. 

Die  italienische  Auswanderuogsstatistik  reicht  bis  zum  Jahre 
1869  zurück.  In  diesen  18  Jahren  wanderten  ca.  90  (XK)  Personell 
jährlich  (1883  im  Maximum  100  685)  für  kurz«  Zeit  aus,  dagegeu 
nahm  die  dauernde  Auswanderung  beständig  zu  und  erreichte  im 

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1887.  EXPORT,  Organ  des  Ceotralvereins  för  Handeisgeographie  etc. 


Jahre  1886  die  Höhe  von  ca.  85  355  Personen,  während  sie  sich 
im  Jahre  1870  nur  auf  14  427  belaufen  hatte. 

Das  gröfste  Kontingent  für  die  zeitweise  Auswanderung  stellen 
die  Provinzen  Venedig,  Lombardei  und  Piemont,  das  für  die 
dauernde  Auswanderung  neben  diesen  Provinzen  noch  die  von 
Ligurien,  Knsenza,  Potenza  nnd  Salerno. 

Aus  den  Erhebungen,  welche  die  Regierung  bei  den  Ortabe- 
hörden  bezüglich  der  Ursachen  der  Auswanderung  angestellt  bat, 
erhellt,  daf*  von  den  8259  Gemeinden  des  Laude*  ca.  % fast  gar 
keine  Auswanderer,  weder  der  einen,  noch  der  anderen  Art  geliefert 
haben.  Aus  I6(K)  Gemeinden  wanderten  jährlich  im  Durchschnitt 
nur  je  10  Personen  aus  und  in  485  dieser  Gemeinden  war  der 
Wunsch  nach  besserem  Fortkommen,  io  819  derselbe  Grund  ver- 
eint mit  Aufforderungen  von  Freunden  und  Verwandten  im  Aus- 
lande, Überredung  durch  Auswanderungsagenten,  lokale  Übel  usw., 
in  712  Gemeinden  dagegen  wahres  Elend  der  Hauptantrieb  zur 
Auswanderung. 

Von  den  im  Jahre  1886  in  der  Gesammtzabl  von  167  829, 
nämlich  85  355  dauernd  und  82  474  zeitweise  Ausgewanderten 
Italienern  zogen  67  039  über  Land  und  100  829  über  See  fort,  und 
zwar  46  074  über  Neapel,  39  130  über  Genna,  10  086  über  andere 
italienische  und  der  Rest  über  ausländische  Häfen;  nach  Frank- 
reich gingen  35  706.  nach  Österreich-Ungarn  32  847,  nach  der 
Schweiz  4346,  nach  Deutschland  3811,  nach  allen  übrigen  euro- 
päischen Ländern  4196,  nach  Nord-Afrika  (Tunis,  Algier  und  Ägyp- 
ten) 4540,  nach  den  La  Plata-Staaten  38  383,  nach  den  Vereinigten 
Staaten  und  Kanada  28  640,  nach  Brasilien  11  334,  nach  auderen 
amerikanischen  Staaten  3809  uud  nach  Asien,  Australien  und  Süd- 
Afrika  zusammengenommen  717. 

Unter  diesen  überseeischen  Auawanderungszielen  der  Italiener 
slphen  also  die  La-Plata-Staaten,  die  Vereinigten  Staaten  von  Nord- 
Amerika  und  Brasilien  obenan,  dieselben  Gebiete,  welche  auch  von 
der  deutschen  Auswanderung  vorzugsweise  aufgesucht  werden,  und 
darum  dürfte  ein  kurzer  Vergleich  zwischen  der  Stärke  beider  Ein- 
wanderuogselemente,  obwohl  sieb  derselbe  wegen  der  Mängel  der 
italienischen  Angaben  nur  bis  1876  zurückführen  llifst,  am  Platze 
sein. 

Zuvor  Bei  aber  bemerkt,  dafs  wir  unserem  Vergleiche  die  Ziffern 
der  italienischen  Statistik  zu  Grunde  legen,  von  welcher,  wie  bereits 
oben  gesagt,  die  Statistiken  der  Kinwundorungsländer  nicht  uner- 
heblich abw  eich  eil.  Die  La  Plata-Staaten,  z.  B.  wollen  im  Jahre 
1886  nicht  33  383,  sondern  43  881,  die  Vereinigten  Staaten  von 
Nord-Amerika  nicht  28  f>40,  sondern  30  565,  und  die  brasilianischen 
Provinzen  nicht  11  334,  sondern  11  582  italienische  Einwauderer 


empfangen  haben. 

Von  1876  bis  1886  wanderten  aus: 

Nach  Nord-Amerika  Nach  Süd- Amerika 

Deutsche 1064  516  29  331 

Italiener 117  831  ....  . .291  540*) 


Diese  Ziffern  lassen  zur  Genüge  dos  unbedingte  Vorwiegen 
des  deutschen  Elements  gegenüber  dem  italienischen  bei  der 
Auswanderung  nach  Nord-Amerika  und  sein  Znrücktreten  bei  der 
Auswanderung  nach  Süd -Amerika  erkennen,  doch  darf  nicht 
unerwähnt  bleiben,  dafs  sich  gerade  im  Jahre  1886  eine  Zunahme 
der  italienischen  Auswanderung  nach  Nord-Amerika  und  eine  Abnahme 
derselben  nach  Süd-Amerika  bemerklich  gemacht  hat,  denn  nach 
der  vorliegenden  Statistik  wanderten  ans: 

1MWS  nretatamtaahl  IST  193  Personen)  iGeMmtttSiihl  lt<  S1S) 


davon  nach  Nord- Amerika  . 13  096  28  640  (+15  544) 

davon  nach  Süd-Amerika  . 59  394  .....  53  526  ( — 5 868) 


Den  Statistiken  der  amerikanischen  Länder  zufolge  hat  die  Ein- 
wanderung von  Italienern  in  Nord- Amerika  von  1886 -1886  um 
15  080  Personen  zu-  und  in  Süd- Amerika  um  19  862  Personen  ab- 
genommen. Leider  lifst  uns  das  vorliegende  Werk  aber  über  die 
Ursachen  dieser  eigentümlichen  Erscheinungen  im  Dunkel. 

in  Ober  die  Zurichtung  und  Färberei  der  Rauchwasrea  hielt  am 
17.  August  in  der  Hauptversammlung  des  .Vereins  deutscher  Ingenieure" 
Herr  J.  O.  Hcrrmann  (in  Firma:  Rüdiger  de  Quarch)  einen  Vortrag,  der 
um  so  bedeutsamer  genannt  werden  roufs,  als  über  dieses  Gebiet  sonstige 
Veröffentlichungen  nicht  vorhanden  sind.  Nach  unseren  Aufzeichnungen  be- 
richten wir  aus  deui  Vortrag  das  Folgende.  Was  die  Industrie  der  Zurich- 
tung und  Färberei  von  Rauch  warnen  leistet,  Ut  auf  rein  empirischem  Wege 
erreicht.  Eine  brauchbare  I.itteratur  existirt  über  dieses  Gebiet  bisher  nicht, 
und  zwar  ist  die  Färberei  bis  heute  noch  mit  einem  dichteren  Schleier  um- 
woben  aW  die  Zurichtung.  Dafs  es  bisher  gelungen  ist,  dieses  Geheiranifs 
jh>  gut  zu  bewahren,  hat  seinen  Grund  darin,  dafs  eine  geringe  Anzahl  von 
Firmen  den  Hedarf  zu  decken  vermag,  ln  Leipzig  beschäftigen  sich  27  Be- 
triebe mit  Raucbwaarenzurichtung  und  -Färberei  und  beschäftigen  1029  Ar- 
beiter. l'm  so  überraschender  sind  die  Geldbeträge,  welche  iro  Rauch  waaren- 


*)  Von  diesen  291  540  Italienern  gingen  212213  uach  Argentinien, 

71  803  nach  Brasilien  und  7 514  nach  Uruguay. 


handel  zum  Umsatz  kommen.  Ein»  1878  veranstaltete  P.mjuete  hat  ergeben, 
dafs  damals  der  Gesammtuunutz  des  RaucbwaarenhandeL  auf  dem  Leipziger 
Platze  sich  auf  ca.  40  Millionen  .//  pro  Jahr  bezifferte!  Hiervon  kommt  auf 
das  innere  deutsche  Geschäft  ein  ganz  minimaler  Prozentsatz.  Leipzig 
darf  als  Zentralsitz  des  Rauch woareugcschäfts  für  die  ganze  Welt  bezeichnet 
werden. 

Die  beiden  grülsten  Abstimmungsgebiete  der  Rauch  waaren  sind  Amerika, 
dos  asiatische  und  da*  europäische  Hufsland.  Die  amerikanischen  Woaren 
»erden  zum  grülsten  Theii  in  London  versteigert;  in  welchem  Umfange,  mag 
die  Tbatsachc  beweisen,  dafs  auf  den  diesjährigen  Londoner  Auktionen  zum 
Verkauf  gelangten  395000  Schuppen,  6*20000  Skunk»,  2423000  Bisamratten, 
373000  Nerze,  107000  Füchse  verschiedener  Gattung,  181000  Opossum, 
73000  Biber,  80000  Luchse,  100000  Zobel.  Die  russischen  Raucliwaaren 
werden  theii»  auf  dem  NUebty-Nowgorod-Jahrroarkte,  theils  über  Moskau  zum 
Verkauf  gebracht.  Soweit  nicht  in  neuerer  Zeit  kapitalkräftige  größere 
Konsumenten  ihren  Bedarf  in  London  und  Rußland  direkt  einkaufen,  gehen 
sFimtatliche  Hauchwaaren  an  Leipziger  Häuser,  und  die  verschiedenen  Ge- 
rüche, die  dem  geschätzten  Leser,  der  über  den  „ Brühl"  wandert,  aus  den 
verschiedenen  Häusern  ontgegenduften,  sind  eine  Mischung  der  Fellodeurs  — 
ein  eau  de  mill«  peaux  — aus  allen  Gegenden  der  Well.  Im  übrigen  liefert 
nätplicb  aufs  er  den  genannten  beiden  l’rovenieozgebietcn  jedes  Land  der 
Welt  einen  gröl  seren  oder  kleineren  Beitrag  zu  deui  Pelxachtnuek  des  rnensch- 
liehen  Geschlechts;  auch  das  Kaubtbieraeug  der  Füchse,  Marder,  Iltisse,  das 
unsere  heimischen  Gaue  durchstreift,  bringt  alljährlich  iu  ganz  enormen 
Quantil&tcn  buchstäblich  seine  Haut  zu  Markte.  Man  schätzt  die  Zahl  der 
zur  Ostermeetc  in  Leipzig  zum  Verkauf  kommenden  europäischen  Wildwaare 
auf  ca.  130000  Füchse,  GO 000  Marder,  10000  Otter,  100000  Iltis. 

Unter  Kauchwaarenxurichtung  versteht  man  bekanntlich  die  Gerbung 
de*  rohen  Fells  unter  Erhaltung  seines  Haares.  Die  Zurichtung  und  Färberei 
bat  sich,  wo  sie  in  größerem  ■•total)«  betriel*»  wird,  zu  Spezialitäten  aus- 
gebildet.  Der  Pelzseebund,  das  Fell  des  Seebären  (die  besten  stammen  von 
der  Küste  von  Alaska)  wird  hauptsächlich  in  London  kunstvoll  zugerichtet 
und  gefärbt:  neuerdings  rivalisirt  hierin  Paris  mit  London.  Französische 
und  belgische  Kaninen  haben  ihre  ProduktionssUitl«  in  Pari»  und  Britoel; 
Lyon  hat  Bedeutung  erlangt  durch  seine  vortreffliche  Färbung  der  russischen 
Hasen,  Leipzig  durch  Zurichtung  und  Färbung  aller  derjenigen  FellgaUungcn, 
von  denen  Vortragender  Proben  ausgelegt  hat  und  auf  die  er  im  weiteren 
Verlauf  seines  Vortrage*  zuriiekkneomt.  Di«  Vorbereitungen  de»  Felles  für 
die  Zurichtung  erfolgen  mit  der  Hand.  Das  in  Massen  geweichte  Fell  wird 
auf  der  Zurichterbank  an  dem  sogenannten  Fleisrhcisen  von  den  Fleisch- 
thcilen  befreit  und  darnach  mit  dem  für  dasselbe  bestimmten  Gähmngsmittel 
behandelt.  Di«  wesentlichsten  Oährungsmctimdcn  von  Pelzfcllen  »ind  zweierlei; 
die  Sämischgerbung  und  die  Weifsgerbung.  Bei  beiden  Verfahren  ist  die 
wesentlichste  Aufgabe  die  Erhaltung  des  Haares  auf  dem  Fell.  Bei  der 
Sämischgerbung  wird  da*  abgefleischte  Fell  mit  Butter,  Thron  oder  anderen 
FcUmi*chungeu  gut  eiugufettet.  Dos  Kintreihen  de*  Fettes  geschieht  durch 
Walken,  welche  eigen*  Tür  diesen  Zweck  in  verschiedenen  Konstruktionen 
gebaut  werden.  Das  Fett  inuC»  durch  die  Walkhämmer  so  eingetrieben 
werden,  dafs  darunter  Haar  und  Leder  nicht  leiden.  Nach  dem  Walken 
unterliegt  das  Fell  noch  verschiedenen  Behandlungen  durch  die  Hand  und 
kommt,  sobald  es  die  Beschaffenheit  einer  guten  Gäbrung  zeigt,  in  die  „Läuter- 
tonn«."  In  dienen  mit  Kupfer-  oder  Eisenblech  beschlagenen  Tonnen  wer- 
den die  Fell«  durch  Dampfkraft  gereinigt.  Di«  Felle  werden  mit  Sigemebl 
oder  hartem  Sande  vermischt  in  diese  Tonnen  gebracht,  letztere  geschlossen 
und  in  Bewegung  gesetzt.  Unter  den  Tonnen,  in  welchen  die  Felle  C Stun- 
den verbleiben,  werden  gelinde  HolzkoblenGuer  unterhalten.  Wenn  die  Felle 
aus  den  Tonnen  kommen,  werden  sie  auf  grobmaschigen  Drahtnetzen  ge- 
reinigt 

Wesentlich  «mst&ndlicher  ist  die  hauptsächlich  für  Lammfelle  und  die- 
jenigen Rauehwaaren,  welche  gefärbt  werden  sollen,  bestimmte  Welfsgnhrung. 
Hierbei  mnfs  eine  Schwellung  der  Haut  berbeigeführt  werden,  um  dem  Gerbe- 
rn ittel  Eingang  tu  verschaffen.  Säuren  haben  die  Eigenschaft,  dies«  Schwel- 
lungen berbeizuführen.  Die  Dauer  des  Gerbungsprozeaees  variirt  hier  zwischen 
10  und  28  Togen.  H«i  Anwendung  von  Schwefelsäure  statt  milder  Pflanzen- 
säuren  (in  Gährung  übergegangeues  Gersten-.  Hafer-  und  Maisacbrul)  geht 
die  Gerbung  rascher  vor  sich,  beeinträchtigt  ober  die  Uoltbnrkeil  des  Felles. 
Maschinen  kommen  für  die  Gerbung  nicht  in  Anwendung,  die  Reiuigung 
geschieht  ebenfalls  in  Läuter-  und  Schüttcltonnrn. 

In  gleichfalls  ganz  selbständiger,  aber  auch  sehr  roh  empirischer  Weise 
hat  sich  die  Rauchwaarenfärberei  entwickelt-  Hohe  Temperaturen  dürfen  zur 
Schonung  der  Felle  nicht  in  Anwendung  gebracht  werden:  die  Färbemittel 
mäesen  deshalb  Iwi  30  bis  34°  R.  oder  be**er  bei  noch  niedrigeren  Tempe- 
raturen wirksam  sein  und  dürfen  keine  zu  heftigen  chemischen  Reaktionen 
hw*»rrofen.  Schon  die  Entfettung  bietet  grofse  Schwierigkeiten.  Dieselbe 
erfolgt  vielfach  mittel»  Kalkmilch,  welche  die  Fette  in  unlösliche  Kalkseifen 
bindet,  die  nachher  mechanisch  entfernt  worden.  Für  leichtlösliche  Fette 
kommt  Soda  in  Anwendung,  für  schwerlösliche  Ätznatron. 

Bei  allen  Farben  des  Pclzwcrkx  bandelt  es  sich  in  enter  Linie  um  Er- 
zielung einer  grofsen  Beständigkeit,  um  «die  Echtheit*.  Die  Verwendung 
von  Anilinfarben  ist  in  Folge  dessen  ausgeschlossen.  Ein  reine  Fcllgattungcn 
werden  auch  unentfettet  gefärbt,  eine  Analogie  zu  den  alten  persischen 
Teppichen,  die  durch  die*  Verfahren  den  feurigen  Glau  der  Karben  haben. 
Die  Manipulationen  heim  Färben  sind  sein  mannichfahige.  Die  schwarz  zu 
färbenden  Felle  werden  meist  in  die  Farbe  getunkt,  und  der  Firbeprozer» 
dauert  3 bis  9 Tage.  Bei  den  braun  tu  färbenden  Fellen  wird  die  Farbe 
mit  der  Bünte  aufgetragen.  Früher  empfingen  dies«  Felle  bis  zu  24  Strichen ; 
bei  dem  heutigen  ratiouellercn  Verfahren  kommt  man  mit  der  Hälfte  au*. 

Das  oft  benütbigte  Mehreren  der  Felle,  welches  zu  mancherlei  Imitationen 
erforderlich  ist,  wird  durch  belgische  Sc  beer  muAch  inen  besorgt 

Redner  erläutert  nunmehr  die  ausgelegten  Felle,  u.  a.  Persianer,  ein 


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EXPORT,  Organ  des  Centralvereins  für  Uandclsgeographie  ete. 


1887. 


wtrthvolles  Lammfell  aus  Buchara,  Werth  6 bi*  20  „//  pro  Fell;  Astrachan, 
ein  Lammfell  aus  Ku/slaud  um!  Asien,  Werth  I bis  3 .//  pro  Fell;  Schiras, 
ein  Lammfell  au«  Persien,  Werth  2‘/s  bis  7 */*  .//  pro  Fell;  Schuppen, 
das  schwattgefirhte  Fell  des  Waschbaren,  Opossum,  dos  schnarxgefärbtc 
Fell  der  beute Iratt«  aus  Australien  nsw.  u.«w. 

Die  schwarten  Karben  sind  simmtlicb  aus  Gallus,  Blauholz,  Eisen-  und 
Kupfersaken  «Urgestein. 

Von  besonderem  InterBase  sind  noch  die  Silberfüchse  aus  dem  Polar- 
fuchs, die  Silber-  und  Chimfaillahasen  aus  dem  weii'neo  sibirischen  llosen  dar* 
gestellL  Diese  Artikel  sind  eine  Spezialität,  deren  Karbe  ein  Niederschlag 
von  Schwcfelblei  ist.  Die  weisen  Spitzen  werden  durch  di«  Auflösung  des 
SchwefelrdeiDJederschlagcs  vermittels  starker  Säuren  erzeugt. 

Die  Färbung  der  Uauchwaureu  stellt  eine  Veredelung,  nicht  Verfälschung 
derselben  dar.  Wirtschaftlich  ist  dieselbe  von  ganz  eminenter  Bedeutung, 
und  eine  weitere  günstige  Entwicklung  derselben  muf*  mit  Freuden  begriifst 
werden.  (Lebhafter  Beifall!) 

Das  Petroleum-Lager  in  Batum.  Ein  gutes  Zeichen  der  Ent- 
wickelung des  Petroleum-Handels  in  Datum,  ist  die  Vermehrung 
der  Eiseureservoirs  um  das  Petroleum  aufzubewahren.  Vor  drei 
Jahren  gab  es  deren  nur  drei  in  Batum,  die  den  Herren  Polash- 
koffsky  gebürten  (jetzt  die  Naphtagcseilachaft  des  schwarzen  und 
des  kaspischen  Meeres)  und  die  einen  Rauminhalt  von  4274  tons 
hatten,  wahrend  es  jetzt  deren  fünf  und  vierzig  giubt,  die  einen 
Rauminhalt  von  68290  t besitzen,  wie  folgende  Tabelle  zeigt: 


N&pbla  Handelsgesellschaft  des 
schwarzen  und  kaspischen 

Meeres  5 

do.  do 3 

do-  do 1 

Nobel,  Brothers  ....  4 

do.  do 2 

<io.  do 2 

Transkaspische  Eiscnbabngeseli- 

Mcbaii 6 

do.  do 4 

F.  Burkgrad  & Co 2 

do.  do i 

do.  do 1 

T.  Nashauer  & Co.  (Budapest)  4 

C.  M.  Sbibae ff  &.  Co.  . . . 3 

Keichner  dt  Co 1 

do.  do 1 

Stuart  (Petroleumgcsellscbaft  in 
London;  .......  1 

Augelidcs  ........  1 

uo.  do 1 

Melkouiantz 1 

do.  do. 1 


DuuLmJioiUIkIict 

iianmiuiiiUt 

-(iaftarainlliiluklt 

t ctvr 

t etw 

2 420  0 . . 

. 12  100  0 

1 290  « . . 

. 3 870,« 

403  * . . 

. 44X4  4 

2016  * . . 

8 065  o 

806  » . . 

. 1 612,« 

403  4 . . 

. 806  « 

1612,«  . . 

9 670  ,e 

967  ii  . . 

3 H70  , 

2 420  o . . 

. 4 840  o 

1 612,6  - . 

1 6l2w 

967  ii  . . 

967  u 

2 420  o . . 

9 680  o 

2 420  o . . 

. 7 260  ■> 

1612ie  . . 

1612,« 

806  6 . . 

806  « 

2 420  o . . 

. 2 420  o 

1 048  T . . 

1 048  j 

322 n . . 

322  ii 

646  i . . 

64G  » 

161  6 . . 

161  6 

Es  wird  beabsichtigt  noch  fünf  Reservoirs  zu  hauen,  und  zwar 
drei  iür  dm  Firma  F.  k.  in  Antwerpen,  deren  jedes  einen  Gehalt 
von  2420  t hat,  und  zwui  von  derselben  Grölse  für  die  Naphla- 
gesellschaft  in  Baku.  Wenn  diese  Reservoirs  fertig  sein  werden, 
besitzt  Batum  fünfzig  Reservoirs  mit  80365  t.  Alle  die  oben  er- 
wähnten Firmen,  mit  Ausnahme  der  transkaspischen  Eisenbahn- 
gesellschaft  und  F.  Burkgrad  4:  Co.,  haben  die  Behälter  zu  ihrem 
Privatgebraucb  gebaut,  Die  transkaspische  Eisenhahngenellscbatt 
baute  die  ihrigen  nach  Übereinkunft  mit  der  russischen  Schifffahrt- 
und  Handeisgesellschall  und  der  russischen  Südwest-Eiseubabu,  die 
Herren  Burkgrad  dt  Co.  als  Agenteo  für  fremde  Häuser  und  zum 
Privatgebraucb.  Fliese  Behälter  werden  aosschliefslich  als  Lager 
tür  das  io  Baku  bereitete  Ul  benutzt.  Einige  F'irmen  haben  be- 
sondere Köhrenleitungen  angelegt,  die  das  Ol  aus  den  Reservoiren 
nach  den  Dampfern  leiten;  da  aber  die  Herstellung  derselben  etwas 
ibeuer  ist,  so  benutzen  die  meisten  F'irmen  die  Rühren  der  trans- 
kaspischen Eisenbahn  gegen  eine  Entschädigung  von  0,7  d pro  Tonne. 
Alle  Behälter  befinden  sich  in  einem  Raum  und  um  sie  mit  den 
transkaspischen  Rühreu  in  Verbindung  zu  setzen,  sind  nur  kleine 
Rübreuiager  erforderlich.  i*ie  Befrachtung  des  Dampfers  wird  sehr 
schnell  uusgeluhrl;  80  bis  100  t in  der  Stunde  ist  das  durchschnitt- 
liche Quantum,  welches  einfliefst,  so  dafs  ein  Dampfer  in  24  Stunden 
geladen  und  gelöscht  werden  kann. 

Zuckerrübenanbau  in  Rufsiand.  Statistische  Übersichten,  die 
in  der  „Petersburger  Zeitung“  erschienen  sind,  weisen  eine  Ver- 
minderung io  dem  Ertrüge  der  Zuckerrüben  nach.  In  Rufsiund 
warcu  am  15-  Mai  1887:  572  052  gegen  638  955  Acker  Laudes  im 
Jahre  1886,  mit  Zuckerrüben  bepflanzt,  ln  Polen  betrug  im  Jahre 
1887  der  mit  Zucken  üben  bepflanzte  Fläche  ui  uh  alt  84694  Acker 
Lundes,  gegen  98323  im  Juhre  1886.  Somit  beziffert  sich  also 
iin  gwuzeu  russischen  Reiche,  der  mit  Zuckerrüben  bepflanzte  Boden 
iui  Jahre  1887  auf  657653,  1886  hingegen  auf  737318  Acker 
Laudes,  sodafs  demnach  eine  Verminderung  von  79655  Acker  Landes 
c,uge  treten  wäre. 


Das  neue  österreichische  Panzerschiff  .Kronprinz  Erzherzog  Rudolptr 

— ein  Zeugnif*  für  die  LeUtungsf&bii'keit  der  österreichischen  Ingenieur 
kunsb  Kürzlich  ist  io  Pola  da»  Panzerschiff  .Kronprinz  Erzherzog  Rudolph1- 
von  Stapel  gelaufen.  Das  Fahrzeug  zeichnet  sich  sowohl  durch  seine  Stärke 
wie  durch  seine  vortrefflichen  Kessel  und  Maschinen  aus,  welche  du 
„Stati litneuto  teenicu*  in  Triest  tbeils  geliefert  hat,  theils  noch  in  nächster 
Zeit  liefern  wird,  die  Länge  de*  Schiffe*  i*t  310',  seine  grüble  Breite  63’, 
Tiefgang  22';  das  Deplacement  beziffert  sich  auf  6 867  Ton»  Das  Fahrzeug 
hat  einen  doppelten  Hoden  uud  doppelte  Seiten,  sowie  zahlreiche  L&ngs- 
un<l  Querschotts.  Ein  ausgedehnte»  Kölirensystem  ist  durch  das  ganze 
Schiff  geleitet,  um  durch  die  Pumpen  Wasser  aus  allen  Scliiffstheilen  m 
entfernen.  Die  Pumpen  vermögen  2000  Tons  Wasser  in  der  Stande  in 
beben,  nl*o  ungefähr  ein  Drille!  de»  Deplacements.  Ein  ff3/*"  starkes  ge- 
wölbte» Verdeck  unter  der  Wasserlinie  dient  zur  Festigung  de»  Schiffe«. 
Die  Seiten  de»  Schiffes  sind  nicht  arinirt,  die  Doppelsetten  sind  mit  einen 
40”  dicken  Korkgurt  ausgt lullt.  Die  Uauptmascbinon  und  andere  verletzlich« 
Tbeilc  de*  Fahrzeuges  sind  durch  eine  12"  dicke  Panzerung  geschützt. 
Der  vordere  der  beiden  vorhandenen  Thürmc  enthält  rwoi,  der  hintere  Hula 
einen  30,6  cm  Krupp’sche  Hinterlader,  die  auf  Armstrong  »eben  hydrau- 
lischen Rädern  stehen.  Jede  Kanone  wiegt  48  V*  Tons  und  da*  Projektil 
1 000  Pfund.  Mit  einer  300  Pfund  schweren  Ladung  Pulver  wird  eine  Anfangs- 
geschwindigkeit des  Projektils  von  1 740'  pro  .Sekunde  erreicht.  Die  zwei 
Kanonen  im  vorderen  Thurm  beherrschen  einen  Winkel  von  1801*,  die  Kanone 
des  hinteren  Thurmes  einen  von  270 fJ.  Aufscr  diesen  drei  schweren  .Stocke« 
wird  das  Fahrzeug  in  einer  zwischen  den  Tbürmea  befindlichen  gedeckten 
Batterie  sechs  12  cm  Krupp • Kanonen  führen,  welche  Projektile  von 
57  Pfund  werfen.  Zwei  7 cm  Ücbatius- Kanonen  und  elf  kleinere  scimril- 
feuerod«  Kanonen  siud  auf  Dock  uud  auf  einer  Galle rio  des  Karapfmadt» 
vertheilt.  Das  Schiff  ist  auch  zum  Torpedodieust  eingerichtet,  alle  gröfserto 
Kanonen  werden  durch  hydraulischen  Druck  gerichtet,  zu  welche«!  Zweck 
zwei  besondere  Dampfpumpen  unter  einem  Druck  von  750  Pfund  pr* 
Quadratzoll  in  Tbätigkcit  gefetzt  werden-  Das  Fahrzeug  ist  mit  Zwilling»- 
schrauben  ausgerüstet,  deren  jede  von  einer  besonderen  Dampfmaschine  n 
Bewegung  gesetzt  werden  kann.  In  besonderen  wasserdichten  AbUifiUottfuj 
sind  zebu  cylindnsche  Kessel  aufgestallt.  Die  Kessel  haben  14  Fufs  Durch- 
messer, sind  10  Fufs  lang,  mit  einer  Heizfläche  von  19  200  QnadratfuL 
Sic  vermögen  50  Tonnen  Wasser  pro  Stunde  zu  verdampfen,  jedoch  lus 
ihre  Leistung  gesteigert  werden.  Die  Dampfmaschinen  bewirken  in  der 
Minute  80  Umdrehungen  der  Schraube,  die  jedoch  auf  90  Umdrehungen 
gesteigert  werden  könneu.  Di4  Fahrgeschwindigkeit  de.«  Schiffes  wird  dadurch 
auf  Iß  Knoten  gesteigert.  I Masel  he  kann  durchweg  durch  zwei  Grsrnme- 
Dynamomasehinen  und  zwei  Edison-Dynamomsscbinen  erleuchtet  werden. 
Diese  elektrischen  Maschinen  werden  durch  drei  besondere  Dampfmaschinen 
getrieben.  Aufser  den  festen  (»carctiligiitf-Dynaraos  ist  eine  kleine  beweg- 
liche Dampf-  und  Dynamomaschine  vorhanden.  Kür  NacbUignale  wird  da* 
System  von  Lieutenant  äeliner  in  Anwendung  kommen.  Neben  den  Raupt 
maschinell  sind  im  ganzen  37  IHKsmaschineo  vorhanden,  davon  funküonirew 
20  im  Dienste  der  llauptmaschinen  und  Kessel,  7 dienen  der  Artillerie 
3 der  elektrischer  Beleuchtung  und  7 für  .Schiffsarbeiten. 

Die  Schifffahrt  auf  der  Seine  zwischen  Paris  und  Rouen. 

Am  3.  Juli  sind  die  zur  Verbesserung  der  Schifffahrt  zwischen  Pari» 
uud  Rouen  hergeslellten  Bauten  feierlich  eingeweiht  worden.  Die- 
selben sind  für  den  französischen  Handel  aufserordentiieh  wichtig. 
Schon  »eit  Junge  hatte  man  sich  mit  dem  Gedanken  beschäftigt, 
den  Hafen  von  Paris  den  von  Rouen  uud  Havre  kommenden  Schiffen 
zugänglich  zu  machen,  und  wurde  zu  diesem  Zwecke  der  Lauf 
der  Seine  bedeutend  verändert.  Bis  zum  Ende  des  vorigen  Jahr- 
hundert» beschränkte  man  »ich  allerdings  nur  auf  die  Herstellung 
von  Schleusen,  um  auch  für  die  trockne  JahreszciL  das  zum  Schiffs- 
verkehr nütbige  Wasser  zu  haben.  Diese  Schleusen,  die  vor  dem 
Jahre  1749  gebaut  zu  sein  scheinen,  wurden  1795  und  zu  Anfang 
des  gegenwärtigen  Jahrhunderts  reparirl,  erwiesen  sich  aber  all 
völlig  unzulänglich  und  verminderten  nur  in  bescheidenem  Maf* 
die  Schifffahrttschwimgkeilen.  Von  1813  bis  1835  halten  die  fort- 
gesetzten Arbeiten  nur  den  Zweck,  die  bereits  exislireuden  Anlagen 
in  Stand  zu  halten,  ein  Fahrwasser  von  80  cm  Tiefe  zu  konserviren, 
die  Wege  zum  Ziehen  der  Schiffe  zu  verbessern  usw.  — 1845 
legtu  dann  der  Ingenieur  Poiree  einen  Plan  zui  Kanalisirung  der 
Seine  vor,  der  iodefs  nur  tbeil  weise  angenommen  wurde.  Statt 
auf  2 m,  vertiefte  man  da»  Fahrwasser  nur  biz  zu  1,®  und  statt 
der  vorgeschlagenen  14  Barrageu  bewilligte  man  deren  nur  5. 
Während  der  Arbeit  wurde  aber  der  Handelsvertrag  von  1860  ab- 
geschlossen, und  uuu  erkannte  man  die  Wichtigkeit  der  Wasser- 
wege und  beschloßt,  da»  Fahrwasser  der  Seine  bis  auf  2 ra  zu  ver- 
tiefen. Dabei  blieb  man  aber  nicht  stehen.  1874  wurde  durch 
den  Ingenieur  de  Lagrene  ein  neues  Projekt  vorgelegt,  das  dem 
Dekret  von  1878,  nach  welchem  das  Fahrwasser  zwischen  Pari» 
und  Rouen  bis  zu  3,ao  vertieft  werden  sollte,  zur  Basis  diente. 
Noch  in  demselben  Juhre  wurden  die  Arbeiten  begonnen  und  am 
15.  September  1886  konnte  der  vertiefte  Wasserweg  dem  Verkehr 
Übergeben  werden. 

Die  Vortheile,  die  aus  den  auogeführten  Bauten  resulliren,  sind 
in  die  Augen  springend.  Vor  Beendigung  derselben  konnten  nur 
Schiffe  von  300  bis  400  Tonnen  den  F'lufs  befahren,  jetzt  dagegen 
verkehren  zwischen  Rouen  und  Paris  Schiffe  von  7-  bi»  900  t. 


1887. 


528|. 

EXPORT,  Organ  des  Central  vereine  für  Handelsgeographie  etc. 


Nr.  35. 


Sogar  eia  Schiff  von  1000  t lobalt.  der  „Victor  Esseling*  hat 
Paris  ohne  Schwierigkeiten  zu  erreichen  vermocht  Auch  die 
Schnelligkeit  des  Verkehrs  hat  sich  gehoben,  indem  das  Passireu 
der  Schleusen  früher  1 Stunden  in  Anspruch  nahm,  jetzt  aber 
in  20  Minuten  bewirkt  wird,  sodafs  ein  Schiff  auf  der  Tour  von 
Konen  nach  Paris  volle  10  Stunden  Zeit  spart  und  die  Reise  jetzt 
wöchentlich  zweimal  statt  wie  früher  nur  einmal  machen  kann. 
Es  ist  also  erklärlich,  dafs  der  Verkehr  seit  Eröffnung  des  Kanals 
um  20  % zugenommen  hat  und  dafs  sich  die  Frachten  weit 
billiger  als  früher  stellen.  Zu  Anfang  des  Jahrhunderts  zahlte 
iuan  25,  nach  dm  Bauten  von  1846  dagegen  8 bis  10  und  gegen- 
wärtig uur  3 Frcs.  pro  Tonne. 

SSd-Amerlka. 

Französisches  Handslsmuseum  in  Argentinien  Die  französische 
Handelskammer  iu  Rosario  (Argentinien)  beschlofs  Anfang  1886 
die  ürnnduog  eitles  HandeUiuuseum»  daselbst,  die  nun  thatsüchlicb 
durchgeführt  ist.  Das  Museum  steht  unter  spezieller  Aufsicht  de» 
französischen  Vize-Konsuls,  der  Ehrenpräsident  der  Handelskammer 
»st,  sowie  der  Vorstandsmitglieder  dieser  Gesellschaft,  und  hat  den 
Zweck,  die  Beziehungen  zwischen  den  französischen  Fabrikanten 
und  den  argentinischen  Kauflenten  zu  erleichtern,  den  Ursprung 
französischer  Waaren,  Kataloge,  Tarife,  Preiscourants  usw.  zu  be- 
scheinigen und  die  dem  Museum  angchörenden  französischen  Häuser 
iu  bestmöglicher  Weise  einzufübren,  z.  B.  durch  Vertheiluug  von 
Zirkularen,  durch  Publikationen  und  Annoncen.  Es  dürfen  nur 
französische  Muster  ausgestellt  werden,  und  muß  der  Ursprung 
derselben  durch  die  heimaihlichen  Behörden  bescheinigt  sein. 
Der  Raum  wird  jährlich  mit  25  Free,  für  den  Quadratmeter,  gleich- 
viel ob  horizontal  oder  vertikal,  und  mit  5 Frcs.  im  Mimmum, 
der  Kubikmeter  mit  250  Frcs.  bis  zum  Minimum  von  10  Frcs. 
berechnet.  Für  Muster  unter  Glas  gilt  der  doppelte  Preis.  Für 
Vertheilung  von  Zirkulären  haben  die  Interessenten  5 Frcs.,  für 
Annoncen  in  der  Lokalpresse  den  landesüblichen  Preis  zu  zahlen. 
Die  Kammer  nimmt  lür  sich  da»  Recht  in  Anspruch,  Muster,  die 
gröberen  Kaum  beanspruchen,  außerhalb  des  Museums  unterzu- 
bnugen.  Muster,  für  welche  die  Frachten,  die  Zölle  und  die 
»Dusligen  Gebühren  nicht  bezahlt  werden,  werden  als  Eigentbum 
des  Museums  betrachtet  und  können  zu  Gunsten  der  Soeiete 
Frau<;aise  de  Rosario  verkauft  werden.  — Avis  au  leetcur!! 

Die  Artikel  „Recht  und  Gerechtigkeit  in  Brasilien“  in  Nr.  15 
und  31  des  „Export“  betreffend.  Wenn  wir  hier  noch  einmal  die 
Angelegenheit  des  Gerroano  Wagner  zur  Sprache  bringen,  so 
geschieht  es  lediglich  aus  dem  Grunde,  um  unseren  Lesern  zu 
zeigen,  dafs  der  von  unserem  Berichterstatter  in  Nr.  15  vertretene 
Standpunkt  nicht  so  allgemein,  wie  cs  das  Eingesandt  in  Nr.  31 
glauben  machen  könule,  iu  Brasilien  perborressirt  wird,  sondern  dafs 
es  auch  dort  Leute  giebt,  deren  Ansichten  über  den  Fall  sich  mit  den 
in  Nr.  15  des  „ Export“  geäußerten  vollkommen  decken.  Indem  wir 
ein  bez.  Eingesandt  ans  Nr.  55  der  „Germania“  von  8äo  Paulo, 
gerade  desjenigen  Blattes,  welches  lür  Wagner  mit  besonderer 
Wärme  Partei  ergriffen,  übertragen,  erklären  wir  hiermit,  dafs  wir 
die  Angelegenheit  so  lange  auf  sich  beruhen  lassen  werden,  bis 
eine  auch  dem  hiesigen  Leser  genügende  juridische  Klarstellung  des 
Falles  vorliegen  oder  eine  Wiederaufnahme  des  Verfahrens  erfolgt 
sein  wird. 

Die  „Germania“  schreibt: 

ln  der  Angelegenheit  Uermano  Wagner 's  geht  uns  von  gut  unter- 
richteter .Seite  nachfolgender  Aufsatz  zu,  dem  wir  um  so  lieber  die  Aufnahme 
gewährt  haben,  als  er  die  schon  so  viel  besprochene  Sache  von  einem  neuen 
Gesichtspunkte  behandelt  und  daher  wohl  Beachtung  verdient.  Unser  Kor- 
respondent schreibt: 

„Pie  »Germania*  hat  beständig  so  aufrichtigen  Antbeii  an  dem  Schick- 
sal des  unglücklichen  German«  W agne r genommen,  dafs  e»  ihr  nicht  ver- 
dacht wertien  kann,  wenn  sie  einmal  Betrachtungen  Raum  giebt,  die  von 
den  bisher  und  gewöhnlich  an  di«  versagt«  Begnadigung  Wagner’»  ge- 
knüpften etwas  abweichen.  Vorausschicken  mufs  ich,  dura  ich  völlig  in  dem 
Glauben  k siehe,  dafs  Wagner  unschuldig  sei.  Pas  Ist  meine  moralisch« 
Überzeugung,  die  sich  aber  nicht  auf  die  dilettantischen  Mittheilungen  über 
seinen  Prozefs  gründet,  sondern  auf  da«  Verhalten  des  Verurteilten,  leb 
weifa,  dafs  er  jeden  Gedanken  an  Flucht,  der  ihm  nahe  gelegt  wurde,  stand- 
huft  abgewiesen  und  allein  auf  «ein  gutes  Recht  vertraut  bat.  Pas  lliut  ; 
Keiner,  der  sich  schuldig  fühlt.  Juristisch  genommen,  liegt  die  Sache  nicht  1 
so  einfach,  wie  e»  nach  den  vielerlei  Darstellungen,  di«  über  die  Wagner- 
sehe  Sache  veröffentlicht  wurden,  den  Anschein  hat.  Keine  derselben  stammt 
aus  einer  rcchlsveretündigen  Feder,  keine  sagt  uns  di«  ganz«  volle  und  reine 
Wahrheit.  Fs  sind  Peklazuatiouen , die  wohl  das  Publikum  kapliviren,  aber 
ketnon  Juristen  befriedigen  können.  Spricht  man  mit  Leuten  von  der  Grenze, 
so  sind  sie  von  Wagner'»  Unschuld  nicht  überzeugt.  Pas  »oll  keineu  Ver- 
dacht gegen  Wagtier  erwecken.  Mindern  nur  aodouteu,  dafs  ea  in  dem  Pro- 
zesse Punkte  geben  tnufs,  deren  Aufhellung  eines  juristischen  Verstandes 


und  Scharfsinnes  bedarf.  L>cr  guto  Wille  von  Laien  reicht  dazu  nicht  au*: 
es  fehlt  ihnen  die  Methode  und  sie  übersehen  leicht  Ding«,  die  von  Wichtig- 
keit sind.  Laien  aber  sind  es  sammt  und  sonders,  die  sich  in  der  Kettung 
Wagner’»  versucht  haben.  Ala  die  Wagner- Bewegung  iu  Fluf»  kam, 
macht»  ein  angesehener  Deutscher  in  Porto  AJegre  den  Vorschlag,  1 Conto 
de  Reis  zusammeniusteuem,  um  eiDen  tüchtigen  Advokaten  anzunehmeu,  der 
Wagner’»  Sache  führe.  Kr  erbot  »ich  selber  50  $ zu  zeichnen,  fand  aber 
keine  Nachfolger.  Man  vertraute  auf  die  Agitation  durch  Zeitungsartikel, 
Flugschriften  und  Petitionen.  Pas  Fiasko  liegt  offen  vor  Augen.  Und  inan 
wundert  sich  noch  darüber  '<  Welche  Auslegung  würde  man  unfehlbar  der 
durch  eine  solche  Agitation  gleichsam  abgetrotzten  Begnadigung  gegeben 
habeu?  Sehet,  würde  man  triumphirend  gerufen  haben,  der  Kaiser  erkennt 
an,  dafs  sein«  Richter  ungerecht  geurtheilt  haben.  Darf  man  der  Slaats- 
raisou  diese  Znmuthung  steilen?  Deutsche  Rechtsverhältnisse  mögen  viel- 
leicht Manche  mit  brasilianischen  nicht  in  Parallele  bringen  wollen,  drnaoeb 
dürfte  ein  Hinweis  auf  jene  meine  Meinung  besser  verdeutlichen.  Wenn 
also  in  Deutschland  die  begründete  Annahme  vorliegt,  dafs  Jemand  mit  Un- 
recht verurtheilt  worden  ist.  wie  ea  ja  leider  in  den  letzten  Jahrvu  wieder- 
holt geschehen,  wird  er  alsdann  durch  Begnadigung  in  Freiheit  gesetzt? 
Nein,  das  wäre  eine  unvollständige  Reinigung.  Es  erfolgt  eine  Wiederauf- 
nahme des  Prozesses,  «ine  neue  Gerichtsverhandlung,  die  zur  Freisprechung 
führt.  Ist  denn  etwas  Ähnliches  iu  Brasilien  unmöglich?  Darauf  habe  ich 
noch  immer  keine  deutliche  Auskunft  erbalteu  können.  Auch  von  «metn 
deutschen  Juristen  wurde  mir  eine  Revision  des  Prozesses  als  der  einzig 
richtig«  Au* weg  bezeichnet.  Freilich  gehört  dazu  Geld,  Geld  und  abermals 
Geld,  wie  allgemein  zum  Prozessiren.  Pie  uütbigen  Mittel  zusammen  zu 
bringen,  darin  sollte  die  Presse  eine  löbliche  und  durchführbare  Aufgabe 
erblicken,  umsomehr  als  ihre  Bemühungen,  sowie  das  Petitionircu  einen 
praktischen  Erfolg  bisher  nicht  grbabl  haben.“ 

F.  J.  Deutsche  Konkurrenz  in  Söd-Araerika.  Der  britische 
Konsul  aus  Guayaquil  in  Ecuador,  berichtet,  daß  der  eugliscbe 
Kontraheut  für  die  Quito  Eisenbahn  genöthigt  gewesen  »ei,  die 
Schienen  von  Deutschland  kommen  zu  lassen,  da  Krupp  pro  Tonne 
4 £ 18  s,  England  dagegen  5 £ verlange.  Auch  sei  die  Frucht 
von  Deutschland  billiger  und  betrage  pro  Tonne  23  s,  austait  27  » 6 d 
von  England  aus. 

Rio  Grande  do  Stil.  Nach  einer  in  „Le  Brüsil“  veröffentlich- 
ten Depesche  sollte  die  erste  Sektion  der  Quaruhiin-ltaiiut- Bahn 
am  20.  August  eröffnet  werden.  Es  wird  hinzugeüetzt,  daß  die  an 
dieser  Bahn  gelegeneu  Ländereien  (Campus)  für  Kolonisutionszwecku 
angekauft  worden  seien  uud  nach  dem  in  Argentinien  adoplirten 
System  besiedelt  werden  sollen.  — - Leider  vermißt  inan  in  dem 
Telegramm  jede  Angabe  über  den  Umfang  de»  beabsichtigten  Knlo- 
uisatiousunternehmeus  und  über  die  Unternehmer  desselben,  wes- 
wegen wir  unsere  Herren  Korreapoudeuten  iu  Rio  Grande  do  Sul 
ersuchen  möchten,  uns  so  bald  wie  möglich  eiogeheude  Nacbrichteu 
darüber  zugeben  zu  lassen. 

Littoraritiche  U uisvlmu. 

Yerzelchniß  der  bei  der  Redaktion  eingegangenen  DricWhrlften. 

Pie  nachstehend  besprochenen  und  angezcigtcu  Werk«  können  durch  die 
Buchhandlung  Walther  4 Apolaut,  Berlin  W.,  Marfcgrafcuslrafse  bU, 
jederzeit  bezogen  werden. 

Drei  Jahre  im  hohen  Norden.  Die  Lady  Frankliu-Uai-Kxpeditiou  in 
den  Jahren  18hl  bis  1884  vuu  Adolph  W.  Greeiy,  Lieutenant  der 
Vereinigten  .Staaten- Armee , Führer  dci  Expedition.  Einzig  uutomiito 
deutsche  Ausgabe.  Aus  dem  Englischen  vou  K.  Tvuscber,  Dr.  weil 
Mit  zahlreichen  Illustrationen  nebst  Karten  und  Plauen.  Jena,  Herrn. 
Coateuoble,  1887. 

m P*»  Schicksal  der  Lady- Franklin- Bai ■ Expedition,  welche  unter 
Führung  des  Pi  eruier- Lieutenant*  A.  W.  Greeiy  seitens  der  Vereinigten 
Staaten  im  März  1881  organisirt  wurde,  um  nördlich  vom  81 u Nördl.  Br.  in 
od«r  nahe  bei  der  Lady-Franklin  Hai  ein«  .Station  «um  Zweck  wissenschaft- 
licher Beobachtungen  usw.  zu  gründen,  ist  bekannt.  Allein  es  fehlte  der 
deutschen  Leset  weit  bisher  an  einer  eingehenden  Darstellung  der  Krlehniße 
jener  Männer,  welch«  ungenügend  bekleidet,  Monat«  laug  ohne  Trinkwnsser, 
ohne  Wärme,  die  Schlalsöck«  am  Boden  feslgcfrureu,  Wände,  Dach  und 
Fufühoden  mit  Eia  bedeckt  von  dem  fünften  Theil  einer  arktischen  Ration 
lebten  uud  trotz  der  RnUi«hrung  von  Kleidern,  Wärme,  Licht  und  Nahrung 
niemals  ohne  Muth  und  Hoffnung  waren.  Dr.  Teu scher  giebt  diese  Dar- 
stellung jetzt  in  einer  musiergiliigcn  Übersetzung  des  Orecl  y sehen  Berichte», 
der  in  geradezu  packender  Weise  die  außerordentlich«  Heibätiguiu'  von 
Treue,  Geduld,  Menschenliebe  und  Selbstverleugnung  darh-gt,  wir  si«  von 
der  ausgehungerten  und  fast  wahnsinnigen  Mannschaft  täglich  und  fast  all- 
gemein geübt  wurde,  eine«  Berichtes,  der  sich  au  die  einfachen  Thntsachcu 
hält,  der  aber  gerade  dadurch  um  »o  erschütternder  auf  denjenigen  wirkt, 
der  zwischen  den  Zeilen  zu  lesen  versteht.  Wir  können  an  dieser  Stelle 
um  so  mehr  auf  eine  Wiedergabe  dieser  tragischen  Ereignisse  verzichten, 
als  wir  dieselben,  wie  gesagt,  in  unserem  Leserkreise  als  bekanut  voraus 
setzen  dürfen. 

Nicht  versagen  können  wir  uns  dagegen  eine  kurze  Darlegung  der  Be- 
reicherung unserer  wissenschaftlichen  Kenntnisse,  welch«  sieb  bezüglich  der 
von  jener  Expedition  erforschten  Gebiete  für  uns  ergieht.  In  enter  Linie 
stehen  hier  die  eingehenden  Mittheilungen  über  Grönland,  über  welche» 


Nr.  35. 


524 

EXPORT.  Organ  des  Ceatr&lvcreins  für  Handelsgeographie  etc. 


1887. 


selbst  da-«  gebildete  Publikum  heute  vielfach  nur  uiibesttmmte  Begriffe  besitzt. 
Grünland  könnte  mit  liecht  der  „vereiste  Kontinent*  genannt  «erden;  denn 
reichlich  7t  seiner  bekannten  Oberfläche  sind  mit  einer  Eiskappe,  dem 
sog.  Binnencis,  bedeckt.  Dio  Dicke  des  Hinneneises  ist  unbekannt,  aber 
Dr.  Brown  sagt,  inan  finde  sie  nicht  selten  von  lOOObisSOOO  Fufs.  Das 
dänische  Grönland  umfafst  die  Westküste  von  Kap  Fareweli  bis  etwa 
1 OOO  Meilen  nach  Norden.  Itn  südlichen  (uspekiornte  liegen  die  vier 
wichtigsten  Distrikte,  welche  mehr  als  die  Hälfte  der  Bevölkerung  Grönlands 
enthalten,  ausserhalb  des  Polarkreises. 

Das  bekannte  Kryolithlogor  bei  Ivigtut  wurde  1806  von  üieaeke  ent- 
deckt; seit  1857  ausgebeutet,  bat  es  den  Dinen  in  18  Jahren  800 OOO  Dollar 
an  Zoll  eingobracht.  Fisebbein,  Thran,  Federn,  Eiderdaunen,  Seehund-, 
Fuchs-,  Bären-  und  Rennthierfelle  bilden  dio  Uauptausfuhrartikel,  welche 
sich  für  ganz  Grönland  jährlich  auf  88  OOO  Dollar  belaufen.  Die  eisfreie 
Küstenlinie  ist  in  diesem  Inspektor»!«  ungefähr  60  Meilen  breit.  Moosbeeren, 
Kausch-  und  Preiselbeeren  finden  sich  an  günstigen  Stellen.  Auch  Wäldchen 
von  Birken,  Erlen  und  Weiden  trifft  man  zuweilen  in  einer  Höhe  von 
10  bis  12  Fufs  an. 

Die  Hauplbolonle  Godthaab  unter  62°  1 1'  N Br.  war  eine  von  den 
internationalen  Polarstationen;  die  Bevölkerung  mit  Einschluß*  der  nahen 
Mission  beträgt  fast  800  Menschen.  Die  Eskimos  leben  vorzugsweise  von 
Jagd  und  Fischfang;  sieben  Achtel  ihrer  Nahrung  kommen  von  Kobben, 
Weifswalen,  Vögeln  und  Fischen.  Brot,  Erbsen  und  Gerste  handeln  sie  ein. 
Sie  lernen  leicht  die  Anfangsgründe  der  Handwerke,  und  viele  werden  Ton 
der  Regierung  beschäftigt  Damit  verdienen  etwa  10%  ihren  Lebensunter- 
halt, lo°/o  mit  Fischfang  und  75  " o mit  Seehundsjagd.  Den  Speck  und 
<U*  Fell  de»  Seehund*  verkauft  der  Jäger  für  eigene  Rechnung,  das  Fleisch 
aber  wird  von  der  öffentlichen  Meinung  tum  gemeinschaftlichen  Eigenthum 
aller  Nachbarn  erklärt.  Für  das  Geld  wird  Kaffee,  Brot,  Baumwollenzeug, 
Zucker  und  Tabak  in  der  gegebenen  Reihenfolge  eingehandelt;  berauschende 
Getränke  werden  nicht  verkauft,  und  wenn  der  Grönländer  auch  dieselben 
liebt,  ist  er  doch  kein  Trunkenbold.  Der  fünfte  Theil  des  Handelsgewinnes 
wird  für  di«  Arme»  zurückgelegt  und  durch  eine  Kommission  vertheilt, 
welche  aus  dem  Missionar,  einem  HandeLbeamtcn  und  einigen  der  tüch- 
tigsten Einwohner  besteht.  Man  boschliefst , was  und  wie  es  gegeben 
werden  soll  und  unterscheidet  zwischen  Armut)) , die  ans  Faulheit  und 
solcher,  die  durch  Unglück  voranlafst  worden  ist.  Was  im  Frühjahr  von 
der  Summe  übrig  ist,  wird  unter  die  Jäger  und  Fischer  verthcilt,  welche 
keinen  Beistand  beansprucht  haben 

Die  von  Natur  friedlichen  Eigenschaften  der  Eskimos  sind  durch  den 
christliche»  Kinfluf*  der  dänischen  Pastoren  und  der  mährischen  Brüder  noch 
gefördert  worden.  Religiöse  Schriften  und  Unterrlchtsbächer  hat  man  in  der 
Landessprache  gedruckt,  und  viele  Eingeborene  können  lesen,  wenige 
schreiben.  Im  allgetneiuen  sind  die  Eskimos  fromm,  ehrlich  und  wahrhaft. 
Gewalttbat  and  Diebstahl  sind  selten,  und  in  zwölf  Jahren  ist  nur  ein  Mord 
begangen  worden,  und  zwar  im  Zorn. 

Trotz  gelegentlichen  harten  Arbeitrns  und  Fleifses  herrscht  doch  all- 
gemein ein  Mangel  an  Sorge  für  die  Zukunft;  nur  die  väterliche  Fürsorge 
der  dänischen  Regierung  schützt  die  Leute  Tor  dem  Untergange.  Allerdings 
verbietet  das  Handelsmonopol  den  freien  Handel  und  kauft  die  Jagdbeute 
zu  nominellen  Preisen;  aber  wenn  schlechte  Zeiten  kommen  und  Hungers- 
noth  droht,  ernährt  es  die  Eingeborenen  aaf  seine  Kosten. 

Die  mittlere  Jahrestemperatur  von  Süd-Grünland  (4-  1°  C)  stimmt  un- 
gefähr mit  der  des  Red- River -Thaies  in  Dakota  überein,  aber  ao  niedere 
Winter- Temperaturen  ( — 45,5  Q,  wie  in  letzterem,  finden  sich  in  Süd- 
Grönland  nicht.  Das  Klima  ähnelt  sehr  dem  des  nördliche»  Norwegen. 
Nach  Norden  zu  nimmt  die  Wärme  schnell  ab;  in  Upernivik  waren  die 
Extreme  der  letzten  10  Jahre  4-  15*  und  — 89,6°  C. 

Betreffs  de«  nördlichen  Grönland  verzeichnet  Greely  die  nicht  allge- 
mein bekannte  That&acbe,  dafs  in  der  DavtaBtrmfse  zwei  Kisströra«  besteben, 
welche  den  grülslen  Theil  des  Jahre«  «inen  Streifen  offenen  Wassers 
zwischen  sich  haben.  Der  an  der  amerikanischen  Seite  trägt  das  Eis  aus 
der  Baffinsbai  nach  Süden,  der  an  der  Grönlandseite  ist  ein  schmaler 
Zweig  dos  Spitzbergener  Eisstroms,  welcher  sich  um  Kap  Fareweli  herum 
bis  in  die  Gegend  von  Godthaab  erstreckt.  Erst  jenaeit  des  Polarkreises 
kann  dio  Davisstrafw  zufrieren,  und  auch  dann  entsteht  keine  foate  Decke, 
sondern  vielmehr  ein  xu*amm«ngekitlctes  treibendes  Packeis,  welches  immer 
nach  Süden  in  Bewegung  ist. 

Von  der  letzten  dänischen  Niederlassung  bis  Kap  York  erstrecken  sich 
SOU  Meilen  unbekannter  Küste,  welche  wahrscheinlich  ganz  von  Binneneis 
bedeckt  sind.  Diese  trostlose  Gegend  ist  bisher  von  keines  Menschen  Fuf» 
betreten  worden,  und  ihr  L'mriJs  wird,  wie  Greely  mit  Recht  meint,  wohl 
so  lange  unbekannt  bleiben,  bi»  unter  den  Dänen  selbst  ein  neuer  wage- 
halsiger Üraab  ersteht  und  uns  die  üeheimnifse  di<*e»  unbekannten  Landes 
enthüllt. 

Was  nun  die  weiteren  ethnologischen  Resultate  der  Lady-Franklin- 
Expedition  »»belangt,  so  bedeuten  dieselben  eine  nicht  unbedeutende  Ver- 
mehrung unserer  Kenntnisse  über  die  früheren  Bewohuer  von  Grinncll-Land 
und  Nord-Grönland. 

Die  nördlichsten  Bewohner  diese«  Stuckes  der  Erde  wurden  im  Jahre 
1818  von  Sir  John  Kofs  entdeckt  und  vollständiger  von  Kane,  Hayes 
und  Kessel«  beschneiten.  Sie  bewohoeu  Grönland  zwischen  dem  76.  und 
7tt.  Breitengrade,  von  dem  Rande  des  Binneneisoa  der  BaffiiiHbai  bis  zum  , 
Südrand  des  Humboldtgletschem.  Das  nördlichste  Dorf  ist  Etah  unter  i 
780  18*  N.  Br.  Dieses  Dorf  war  in  den  Sommern  von  1875  und  1881  zeit- 
weise verlassen,  aber  im  Jahr«  1882  sah  inan  wieder  Einwohner  daselbst, 
und  die  KnUatz- Expedition  von  1884  traf  Eingeborene,  welche  den  vorher- 
gehenden Winter  daselbst  zugebracht  batten.  Diese  Eskimo«  wud  nicht  gaui 
von  der  Aufsenvrrlt  abgehärmten,  sondern  treffen  gelegentlich  mit  ihren 
Brödeni  von  der  Westseite  der  Daviastr&Tse  zusammen.  Nach  Greely  fs 


Ansicht  sind  dir  Etah- Eski  mos  bloß»  zerstreute  Horden  de«  grofse»  Efiioi.- 
V «tlkes,  welches  er  als  einheimisch  in  allen  Ländern  des  Polarkreises  t«?- 
trachtet,  die  keine  Eisdecke  tragen.  Sie  leben  vorzugsweise  von  Robbet 
und  anderen  gröberen  Seethleren,  gelegentlich  auch  von  Rennthiere»  uad 
Moschusrindoru  und  werden  von  Greely  für  ein  Wandervolk  gehalten,  du 
«eine  Sommer-  und  Winterwohnungen  «eiten  an  derselben  Stelle  aofachlir 

Der  Parry-Archipel,  von  Hanksland  und  Melville-Island  östlich  bei  PoaJ 
lalet  und  Elleouereland  ist  mit  den  Resten  von  Eskimobötten  und  änderet 
Spuren  ihres  vorübergehenden  oder  dauernden  Aufenthaltes  bedeckt  N'nJ- 
lieh  vom  79.  Parallelkreis  sind  dieselben  kaum  weniger  zahlreich.  Greelj'i 
Entdeckungen  von  Eskimoüberi  osten  nördlich  vom  81.  Breitengrad  wirea 
zahlreich  und  interessant.  Zeichen  vorübergehender  oder  dauernder  f’r- 
wohnung  fand  er  bei  Kap  liaird,  an  der  Spitze  der  Ella- Bai,  an  vielte 
Stellen  lu  der  Nähe  von  Fort  Conger,  an  beiden  Ufern  de«  Chandler-Ijord 
und  in  den  Tb&lcrn  an  der  Südseite  des  Uazen-Sees.  Viele  dieser  Über- 
bleibsel fanden  sieb  im  Innern  von  Grinoell-Land,  50  bis  100  Meilen  i<n 
der  See,  nach  dem  einzig  brauchbaren  Wege  berechnet.  Die  Rest*  be- 
weisen, daf*  die  Eingeborenen  Hunde,  Schlitten,  eine  Menge  von  Tannenholz 
steinerne  Lampen,  kleine  Mengen  von  Eisen  und  Narval-  und  WslrofakBochN 
beeofseo.  Die  Gegenwart  von  Kummen  läfst  »chliefscu,  daf«  sie  auch  vn 
Weibern  begleitet  waren.  Die  Verzierung  dieser  Kämme  und  ein  sorrfiltif 
gearbeiteter  Klfcubemknopf  für  die  Spitze  eines  Pfosten*  zeigen,  d«fs  die* 
Leute  Bich  schon  über  die  niedrigste  Stufe  des  wilden  Lebens  ertehro 
hatten. 

Der  klimatische  Zustand  von  Grinnell-Land  ist  gegenwärtig  dir  Art. 
daf»  dauernde  Bewohnung  durch  irgendwelche  Menschen,  besondere  dttti 
die  um  die  Zukuuft  sorglosen  Eskimos  unmöglich  scheint.  Allerdings  liefvrx 
die  Buchten  eine  mäfvige  Zahl  Ton  Robben,  und  der  fruchtbare  Gärtd 
Griunell  - Lands  bietet  mehreren  huuderten  von  Mcuchusrindern  reicher 
Weide.  Aber  die  Kobben  lassen  sich  nur  3 Monate  lang  im  Jahre  jafts, 
während  die  leicht  zu  erlegenden  Moschusrinder  bald  ausgerottet  sein  war»!« 

Aufscr  diesen  ethnologischen  Ergebnissen  ist  nun  das  Greely'ttfa« 
Werk  reich  an  metereoiog  reellen  Resultaten,  auf  die  hier  des  Raumes  weg«, 
nicht  oingegangcu  werden  kann.  Zahlreiche  hochinteressante  tllaitratioetb. 
sorgfältige  Karten  und  Pl&ue  zieren  da«  von  der  VerlagsbandJung  nwe- 
ordentlich  reich  ausgcgtnttete  Buch,  das  Dr.  med.  Rein  hold  Tea »cber 
au«  dem  Englischen  tu  ein  fließendes  Deutsch  übertragen  hat. 

Das  I tajihy-Thal  und  dio  Kolonie  Blumenau  in  Süd-Br*«ili«i 
Von  G.  Stutzer.  Mit  einer  Karte  der  Kolonie.  Goslar  am  Harz  M 
Ludwig  Koch.  1887  Preis  2 .//. 

A.  W.  8.  Wir  wollen  nicht  leugnen,  dafs  wir  das  vorliegende  Bach  mit 
einigem  Bangen  zur  Uand  genommen  hoben;  wühlen  wir  doch,  daf«  es  aus  der 
Feder  eines  Mannes  stammte,  der  mit  überschwenglichen  Hoffnungen  hinaui- 
ge zogen  war  in  das  von  ihm  geschilderte  Land, um  nach  '«jährigen  Aufenthalt 
daselbst  bitter  enttäuscht  in  die  Heimat  zurückzukehren,  l'm  »o  angeneh»er 
wurden  wir  bei  der  Lektüre  durch  di«  Wahrnehmung  überrascht,  daf»  Ar 
Herr  Verfasser  es  sehr  wohl  verstanden  hat.  Persönliches  von  Sachlich*!  ra 
trennen  und  seinem  in  der  Vorrede  gi^fvbenen  Versprechen  gemäis  du  Ver- 
hältnisse Niemandem  zu  Lieb  und  Niemandem  zu  Leid,  klar  und  n«t*«a 
zu  schildern.  Er  hat  «ich  damit  ein  unbestreitbare«  Verdienst  ervtctun. 
denn  wenn  auch  die  Litterntor  über  Süd-Brasilien  eine  sehr  umfangreiche  W, 
•o  fehlte  es  doch  noch  bisher  an  einer  Monographie  über  die  Kolonie  Hkor- 
nau,  die  doch  ohne  Frage  zu  den  wichtigsten  deutschen  Ansiedelungis  in 
Süd-Brasilien  zählt.  — Der  Verfasser  giebt  zunächst  «ine  allgemein  Ur- 
schrei bung  des  schönen  und  fruchtbaren,  wenn  auch  stellenweise  (z.  B.  **» 
Stadtplatz  in  Blumenau)  den  C bersch wemroungen  aufgesetzten  Ftabthak» 
des  lujahy,  für  dessen  Klima  er  Worte  de«  höchsten  Lobes  hat  und  dewa 
reiche  Naturschätze  er  unter  glücklicher  Vermeidung  der  noch  immer  t‘±m- 
kenden  botanischen  Nomenklatur  zur  Darstellung  bringt,  um  alsdann  in  *it- 
gehcoder  Weise  über  die  Bevölkerung,  namentlich  über  die  deutschen  KokafeMt 
ihre  Lebensweise,  ihre  kirchlichen  und  gesellschaftlichen  Verhältnisse  tu  fcerirt- 
ten.  Wenn  dabei  auch  (auf  S.  24)  eine  gewiss«,  nicht  angenehm  berüMeiil* 
Bitterkeit  gegen  den  Gründer  der  Kolonie,  Herrn  Dr.  Bl  umenau , darchküsft, 
deren  Berechtigung  zu  untersuchen  wir  Leuten  überlasssn  müssen,  welche  e«- 
n&uet  wie  wir  mit  den  Verhältnissen  auf  der  Kolonie  bekannt  sind,  so 
man  doch  im  Übrigen  den  Eindruck,  dafs  der  Verfaseer  sich  bemüht  hat. 
wahrheitsgetreu  wie  möglich  zu  schildern,  und  manche  seiner  Wort«,  na®f“: 
lieb  über  Kirche  und  Schule,  könnten  auch  den  Bewohnern  anderer  deatsebtf 
Kolonien  in  Süd-Brasilien  zur  Beherzigung  empfohlen  werden. 

Da«  unstreitig  wichtigste  Kapitel  des  vorliegenden  Buches  ist  aber 
Landwirtschaft  in  Blumenau  gewidmet.  Es  ist  klar  und  fafslich  für  d® 
europäischen  Leser  geschrieben  uud  dem  Kolonisten  gegenüber  hat  « dt* 
Verfasser  vermieden,  in  einen  lebrmeisteraden  Ton  zu  verfallen,  vieiu*«' 
t wünscht  er  von  diesem  in  seinen  etwa  irrtümlichen  Ansichten  berichtigt  u 
I werden.  Es  wäre  tbat&ächlich  ein  verdienstvolle«  Werk,  wenn  namectlHh  w 
; in  diesem  Kapitel  aufgesUllten  Kostenanschläge  und  UentabiUtäisberechfiui<<* 

1 von  sachverständiger  Seite  einer  geaaeen  Prüfung  unterzogen  würden,  da*^ 

| nicht  bei  manchem  Auswanderuogslustigen  Hoffnungen  erweckt  werden,  der® 
spätere  Nichterfüllung  sich  bitter  rieben  dürfte.  Wenn  der  Verfass«  z-j' 
i auf  S-  94  den  ans  einer  Milch wirthschaft  zu  ziehenden  Gewinn  mit  31'. J « 
des  Anlagekapitals  berechnet,  so  halten  wir  da*  auf  Grund  der  Erfahrung 
tüchtiger  Rio-Grauüeos«r  Landwirthc  für  viel  zu  hoch  gegriffen;  es  mi*r 
denn  sein,  dafs  die  Verhältnisse  für  die  Anlage  von  Meiereien  in  Bio®*»« 
ungleich  günstiger  als  in  Rio  Grande  d.,-8.  lägen.  Dies  zo  entscheide»  ihf1 
aber  nicht  uns,  sondern  den  Sach  verständige»  in  Blumenau  ob,  wund»! 
würde  es  uns  aber,  daß»  mau  es  versäumt  haben  sollt«,  solche  Meiereien  in 
Blumenau  auzulegen,  wenn  die  Aussichten  dafür  thatsäcblich  so  günstig  wäna. 
wie  n«rr  Stutzer  angiebt 

Das  nher  Land  wirthschaft  und  Viehzucht  handelnde  Kapitel  ist 


IB87. 


525 

EXPORT,  Organ  des  (.Vntral  vereint*  für  Haudelsgeographie  otc. 


Nr.  35. 


»on«t  so  reich  an  interessanten  Daten,  dafs  der  Leser  sehr  viel  daraus  lernen  i 
kann  und  die  l bermigung  gewinnen  wird,  da!«  das  Itajoby-Tbal  Huer  der  j 
gesegnetsten  Landstriche  der  ganzen  Erde  ist. 

Den  Verkehrsverhältniwen  ist  ein  besonderes  Kapitel  gewidmet.  Das 
thatsirblirh  auf  diesem  Gebiete  mit  Hilfe  von  Staatsgeldern  Geleistete  wird 
lohend  anerkannt,  doch  bedauert,  dafs  die  Kolonisten  nicht  von  Anfang  an  ( 
verpflichtet  worden  sind,  die  Straßen  in  Ordnung  zu  halten.  Als  wänsebeus- 
werth  bezeichnet  der  Verfasser  die  Beseitigung  der  Stromachnclle  am  Belxlor,  i 
den  Bau  einer  Stra/se  nach  dem  Hochlande  und  die  Verbindung  der  Kolonie  < 
mit  dem  Hafenort  Itajaby  durch  einen  Telegraphen. 

Im  Kapitel  über  Handel  und  Industrie  begegnen  wir  einer  wichtigen  ‘ 
statistischen  Tabelle  über  die  Ausfuhr  von  Hlumcnnu  in  den  Jahren  1883  j. 
bis  1886,  deren  Verfasser  der  deutsche  Konsul  Victor  Gärtner  ist,  und 
auch  manchen  sonstigen  interessanten  Daten,  dasregen  varmisaen  wir  brauch-  , 
bare  Angaben  über  den  Einfuhrhand«!,  welche  allerdings,  wie  wir  dem  Ver- 
fasser einrimnen  müssen,  sehr  schwer  za  beschaffen  sind.  Dankend  nehmen  I 
wir  aber  von  folgender  Bemerkung  Notiz:  wI>er  Centralferein  für  Handels-  ! 
geographie  in  Berlin  giebt  sich  grofse  Mühe,  Brasilien  immer  mehr  zu  einem  i 
Absatzgebiete  deutscher  Industrie  zu  machen.  Die  küble,  ablehnende  na!-  j 
hing  der  deutschen  Regierung  gegen  dieses  grofse  und  reiche  Land  legt  aber 
den  Bestrebungen  jene«  Vereins  nun  Schaden  der  deutschen  Industrie 
immer  noch  (trotz  der  Berliner  Ausstellung  von  188t»)  Hemmschuhe  an.  Ee 
ist  ja  eine  gesunde  Entwickelung,  daß  Sich  der  deutsche  Handel  in  Brasilien 
durch  die  Tüchtigkeit  und  Solidität  seiner  Vertreter  ein  großes  Terrain  er- 
obert hat.  Dasselbe  müßte  mit  allen  Mitteln  erhalten  und  erweitert  werden. 

So  lange  Brasilien  aber  noch  unter  dem  Banne  der  «von  der  Hey  d Pechen " 
Reskripte  steht,  ist  ihm  ein  Make)  angebangt,  der  die  Grundlage  des  Ge- 
scbsftslebcns  stört:  das  Vertrauen." 

Im  Anhang  veröffentlicht  der  Herr  Verfasser  Auszüge  von  Briefen,  die 
seine  Gemahlin  au»  Blumenau  an  eine  Freundin  in  Deutschland  gerichtet, 
wofür  ihm  die  Leser  und  mehr  noch  die  Leserinnen  seines  Buches  dankbar 
sein  werden,  denn  wenn  es  auch  nicht  das  erste  Mal  war,  dafs  eine  deutsche 
Dam«  in  den  südbrasilischan  Urwald  versetzt  worden  und  üher  ihre  dortigen 
Erlebnisse  berichtet  hat,  so  zeichnen  sich  doch  gerade  diese  Briefe  durch  ihren 
warmen  gemüthvolien  Ton  und  ihre  anmuthige  Detailacbilderung  des  fremd- 
ländischen Hauswesens  und  der  fremdländischen  Umgebung  vor  manchen 
anderen  vorteilhaft  aus.  Sie  bestätigen  in  jeder  Beziehung,  was  der  Ver- 
fasser über  die  Schönheit  und  Fruchtbarkeit  des  Itajaby-Thales  und  über 
das  materielle  Fortkommen  der  Kolonisten  gesagt  bat,  aber  die  geistige  Ver- 
einsamung, das  Fernsein  von  den  Zentren  der  Kultur  wird  ton  der  Bricf- 
sebreiberin  tief  empfunden  und  steigert  sich  zu  einem  intensiven  Heim- 
weh, von  dem  auch,  wie  man  aus  dem  Schlüsse  des  letzten  Briefes  sieht, 
ihr  Gatte  und  ihre  Kinder  befallen  worden. 

Ob  der  Verfasser  nicht  mehr  noch  wie  durch  geschäftliche  Mifshellig- 
keiten  durch  dieses  Heimweh  zur  Rückkehr  nach  Deutschland  veranlaßt  wor- 
den, lassen  wir  dahingestellt  sein,  jedenfalls  hat  er  sich  dadurch  aber  nicht 
abhälten  lassen,  die  gesunden  materiellen  Grundlagen,  welche  die  Kotcnie 
Blumenau  dem  strebsamen  deutschen  Kolonisten  für  sein  Fortkommen  dar- 
hietet,  anzuerkennen  und  dieselbe  im  Schlufskapitel  allen  Denjenigen  zur  { 
Ansiedelung  zu  empfehlen,  welche  für  sich  und  die  Ihrigen  in  der  Heimatb  1 
nicht  sorgen  können,  dabei  aber  die  nüthige  Arbeitskraft,  Charakterfestigkeit 
und  Nüchternheit  besitzen,  um  das  schwere,  entbehrungsreiche  Leben  eines  ) 
UrwaldkolonUten  zu  beginnen.  Er  warnt  dagegen  alle  Diejenigen  vor  der  . 
Auswanderung,  welche  diese  Eigenschaften  nicht  haben,  namentlich  die  ver- 
bummelten  Söhne  von  Familien  der  höheren  Gesellschaftsklassen,  welche  | 
meistens  ein  Krebsschaden  für  die  Kolonie  werden  und  im  Schnaps  zu  , 
Grunde  gehen,  was  nicht  genug  ton  solchen  Eltern  beherzigt  werden  kann,  j 
weich«  noch  immer  naiv  genug  sind,  di«  Auswanderung  ihrer  mißralhenen  i 
Sprossen  für  das  praktischste  Ba&serungsmitlel  zu  halten. 

Sollte  das  Büchlein  eine  zweite  Auflage  erleben,  so  wäre  es  zweck*  ! 
mifsig,  den  Raumangabcn  überall  dos  sowohl  in  Deutachland  aU  in  Brasilien 
gesetzlich  eingeführte  metrische  System  zn  Gründe  zu  legen,  da  das  Ver- 
sländniß  dadurch  für  manche  Leser  wesentlich  erleichtert  werden  dürfte.  • 
Auch  sind  einig«  Angaben  nicht  frei  von  berechtigten  Einwürfen.  Wenn  j 
der  Verfasser  r.  B.  in  der  Einleitung  behauptet,  dafs  die  Provinz  St-  Calharina 
so  groß  aß  Portugal  und  größer  als  Bayern  sei,  so  finden  wir  das  nicht 
zutreffend.  Nach  offiziellen  Angaben  hat  nämlich:  8t.  Catharioa  74731  qkm. 
Portugal  89143  qkm,  Bayern  75863,«*  qkm  Flächeninhalt  (vgl.  B«hm  & ' 
Wagner,  die  Bevölkerung  der  Erde). 

Auf  S.  1 wird  der  Itajaby  aß  der  «größte  unter  den  in  den  Ozean 
mündenden  Küstenflüssrn  an  der  Ostseite  Brasiliens  (1)*  bezeichnet,  «äh- 
rend er  doch  nur  der  größte  Küstenfluß  Süd- Brasiliens  ist.  Diese  und 
ähnliche  kleine  Fehler,  die  bei  einer  zweilen  Auflage  leicht  ausgemerzt  werden 
könnten,  beeinträchtigen  aber  den  Werth  des  Buches  in  keiner  Weis«  uuJ  J 
könncu  wir  nur  wünschen,  daß  dasselbe  die  weiteste  Verbreitung  finden  möge,  j 

Briefkasten. 

DraekfehJerberithUsung.  In  Nr.  34  Seite  513,  Zeile  32  ist  zu  eutzen: 
200  Reis  (statt  200  MilreU)  das  ist  ungefähr  40  Seite  512  Zeile  25, 
hydrato  de  sodio  e (statt  o)  potasaio,  ebenda  Zeile  60  de  chlore  e (statt  et) 
antichlor«  on  (statt  o)  de  aride  sulfurico  atenuado 

- Hmt  H.  O.  L*b«4  »nt  . H * in  b u if  . »aldet ; D«r  H*mt>nnr-Aa4a*»«rtka*1»ch*  P«*v 
d*m|>ftr  «Bll«  Wtnaiaa"  lat  auinaband  am  19.  Aufual  W*r*ent  Si.  Ytaeanl  pMairL  „Corri**- 
*«•“  "t  am  *u,  A iig.it  NuhmUl*»«  rwa  kUatuldc»  «ta  Uraaliita  nach  Kucr.|>a  ■bK**»u6«a. 

hat  avtfahand  an  *7.  August  J t’hr  AScsd»  Dvvsr  paailrt.  .Cut»“  i il  auayrband 
am  ZS.  Aaguat  Yo»mHl*g,  in  I.i#,»*.,-  *n£*k"NOi«n  «ad  *■*  51  Augi>it  V-vnnU»**  nach  Bra 
*11  in  walieri; „Uiojuij"  i*t  t>*.ir»u.i  an  St.Augvi«  Vergant**«  in  Llaiabnn  as 
liikomm-n  nnd  an  MMSmltia»  nach  Hftiaharx  „TIJb**“  W an  ?♦.  Augail 

VnroitlMc1  i»i  Bahia  nach  Buru*a  *b*«ic»»i:*n.  ..fl«nn>»  - hat  *««**h«nd  aa  >1.  Au<<i<i  2 L’fcr 
Mo rj *m  Dnvar  puaift  und  tu  am  H.  Aurum  Xtdmltus*  In  UiMbMi  au»«humairn.  «llotata- 
vldau“  hat  rfirhkahrtad  am  2*.  Au*o»l  • l?hr  Abend«  (kt-rrr  p»wlrt.  «flaabarf**  hat  aua»abead 
an  M.  Aafait  Vanalitafi  Ni  VLnram  paa-ir- 


Dititsrhc  Kxportbnnk. 

ntr  TetacTAmm«:  Ripertbenk.  Berlin 
Abthdlung:  Exportbureau. 

Berlin  S W.,  KochAtrafso  27. 

(Kri*fr,  Pa,-kala,  ua«.  ■•».  aiad  au*  mit  dlaaer  Adr«»**  aa  **r*ah«a.} 

Alf  Tsrgilug  ftr  Alt  irfiUiru«it«itM  l#4a*  nt  CM  Ir*  L L.  aia^mtcklM  Alert«  In  der- 
aalkaa  »aa  Ata  da«  ikatataUamkuda  An  l.-l.  alekl  mrHrjn  Flran  I Mark  (ia  4siti<-k*« 
Iflrfaarkea)  ktiuüni  De*  Akaaaaaiea  Aaa  E.-B.  warAra  Ai*  all  A«r  l«tirAmaR  R*»rA«ri- 
llcker  Öftrer«  rrrkaaA«aaa  TikMln  la  KmAsi»*  ««»tritt  - iia  AAraiaaa  wiaar  Aaftra««*k*r 
«kam  Aaa  K.-B.  aar  aaiaN  Ak*M«aiaa  aa  An  A«aih»ea  kaUaaUa  aU- 

474.  Nach  Peru  werden  von  einem  dortigen  größeren  Importgeschäft 
Kataloge  mit  Preisnot  irungen  von  Maschinen  für  Soda-  und  Selterwasser - 
fabrikation,  sowie  Preislisten  über  alle  zu  dieser  Fabrikation  gehörenden 
Artikel  wie  Soda,  Vitriol,  Flaschen  usw.  verlangt.  Offerten  erbeten  unter 
L.  L.  429  an  die  Deutsche  Kiporthank. 

475.  Ein  gut  fundirtes  Importhaus  in  Süd -Amerika  wünscht  Zeich- 
nungen nebst  Preislisten  von  Springfederwagen  für  Einspänner.  Offerten  er- 
beten nnler  L.  L.  430  an  die  Deutsche  Exportbank. 

476.  Einem  größeren  deutschen  Koromissionshause  bietet  sich  Gelegen- 
heit, mit  einem  besteus  empfohlenen  Import-  und  Exportgeschäft  in  Peru  in 
Verbindung  zu  treten.  Das  betr.  Kommissionshnus  hätte  den  Einkauf  der 
Waarrn  zu  besorgen,  die  Versicherung  und  Spedition  zu  übernehmen  und 
die  Rimessen  des  überseeischen  Hauses,  bestehend  in  Gummi,  Sar*apartlla, 
Farina  in  Para,  Liverpool,  navre  oder  New-Vork  je  nach  Lage  des  Marktes 
zu  verkaufen,  Hauptartikel  für  den  Export  nach  Peru  sind:  Manufaktur- 
woaren,  Mehl,  Wem,  Bier,  Salz,  Gewehre,  Pulver,  Munition,  Eisenwaarcn, 
Konaenen,  Kognak,  Sardinen,  Butter,  Liqueure  usw.  Angct*ote  und  An- 
fragen unter  L.  L.  431  an  dio  Deutsche  Exporthank. 

477.  Eine  sehr  leßtungsf&hige  deutsch«  Zigarrcnfabrik  und  Rohtal «k- 
handlung  sucht  für  ihre  Fabrikate  tüchtige,  vertrauenswertfae  Verkäufer  in 
Luxemburg,  Rumänien,  Serbien  und  Australien.  Angebot«  unter  L.  L-  432 
an  die  Deutsche  Exportbank. 

478.  Die  Firma  S.  Lust  jr.  Söhne  in  Berlin  N.,  Oranietiburger- 
slraße  69,  tbeilt  uns  laut  Zirkular  vom  15.  August  d.  J.  mit,  dafs  sie  Herrn 
Wilhelm  Dimlait  Prokura  crtbeilt  hat. 

479.  Herr  Burghard  Dicstcrdich  in  Pforzheim  benachrichtigt  uns, 
daß  er  seit  einiger  Zeit  aus  dem  Geschäft  der  Herren  Ha  cg  eie  & Geiger 
in  Schwäb.-Gmünd  Ausgetreten  ist  und  sich  in  Pfonheim  niedergelassen  hat. 
Er  wird  sich  jetzt  mit  dem  Ein-  und  Verkauf  von  Gold-  und  Silber -Bi- 
jouterien beschäftigen  und  seine  Kommittenten  am  genannten  Platze  ver- 
treten. 

480.  Ein  bestens  «ropfohlene*  II aus  in  Kooitentinopel  sucht  größere 
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482.  Im  nächsten  Jahre  findet  in  Glasgow  eine  internationale  Vor- 
stellung statt  Prospekte  können  durch  dio  Deutsch«  Exportbeak  bezogen 
worden,  ebenso  weisen  wir  Interessenten  tüchtige  Vertreter  nach.  Anfragen 
unter  L.  L.  435  an  die  Deutsche  Kxportbonk. 

483.  Wir  haben  aus  Süd-Brasilien  «in  größeres  (Quantum  flüssigen 
Leim  erhalten.  Derselbe  dürfte  sich  hauptsicblich  zur  Verwendung  in 
Teppich-  und  Tuchfabriken  eignem  Proben  stehen  auf  Wunsch  zur  Ver- 
fügung. Angebot«  nimmt  entgegen  die  Deutsche  Fxportbank  unter  L.  L.  436. 

494-  Rin  Antwcrpener  Haus  sucht  die  Vertretung  einen  ersten  russi- 
schen Flachshanses.  Offerten  sind  an  die  Deutsch«  Exportbank  zu  richten 
unter  L.  L.  437. 

485.  Hin  tüchtiger  Agent  in  Malmö  sucht  die  Vertretung  einer  deut- 
schen Oleinfabrik  zu  übernehmen.  Betreffend«  Fabrik  raufs  mit  dem  hollän- 
dischen Fabrikat,  welches  daselbst  schon  vertreten  ist.  konknmren  können. 
Offerten  erbrten  ont«f  L.  L.  438  an  dl«  Deutsche  Exportbank. 

486.  In  Betreff  der  1888  er  Melbourner  Ausstellung  theilt  uns  die 
Königliche  Preußische  Bcrginapcktion  zu  Staßfurt  mit,  dafs  Seitens  des 
Königlichen  Salxamts  zu  Schönebeck,  der  Steinsalz-  und  Kaliwerk«,  sowie 
des  UblorkaliuBiwcrksyndikats  zu  Stafsfurt  «ine  gemeinsame  Kollektiv- Aus- 
stellung der  Staßfurter- Industrie  und  Schönebecker-  Salz  -Produkt«  beab- 
sichtigt wird. 

487.  Wir  haben  wiederholte  Nachfrage  noch  I*u1vcrisir-M üblen  für  Hand- 
betrieb und  ersuchen  Fabrikanten  um  gefl.  Einreichung  von  illustrirtcn  Preis 
listen  unter  L.  L.  439  an  di«  Deutsche  Kxporthank  zur  Weiterbeförderung 
nach  Portugal. 

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tretung einer  deutschen  Feuer -Versicherunga-Geselbchaft  zu  ühemchmen. 
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526 

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zug  von  Harwich  nach  London  nach  Ankunft  der  Boote.  Direkte  Passagier-,  Reisegepäck-  und  Güter 
heferderung  von  allen  grö feeren  Stationen  des  Kontinents.  Die  Dampfer  der  Gesellschaft  transportirn 
kein  Schlachtvieh.  Weitere  Auskunft  ertbeilt  der  General-Agent  der  Great  Kantern  Rlaeabahn 
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Vertretung  für  Australien  und  Neu-Seeland 

vornehmlich  für  die 

Bisen-,  Hetallwaaren - und  Maschinen- Indmitrle,  Baumaterialien  (Cement);  Wohnung*- Einrichtungen, 
Spezialität : „Pianos“,  Wagen : Porzellan-,  (llax-,  Term-Cotta-,  Majolika-,  Steingut- Wanren:  Leder  und  I.ederwaaren; 
Textil-  und  Bekleidungs-Industrie  (Mtrnmpfwaaren.  Berlin -Woollen  täooda,  Handschuhe  etf.  ete.)j 

Papier-Indnstrle;  Hier,  Spirituosen, 

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Deutsche  Fabrikanten  wollen  sich  behufs  Einführung  ihrer  Erzeugnisse  in  Australien  und  dauernder  dortiger  Ver- 
tretung sowie  Wahrnehmung  ihrer  Interessen  auf  der  Weltausstellung  von  Melbourne  mit  der  obigen  Firma  in  Verbindung 
setzen.  — Dieselbe,  seit  vielen  Jahren  in  Australien  eingeführt.,  ist  zu  jeder  Mittheiluug  über  die  dortigen  Absatz  Verhältnisse 
gerne  bereit 

Auskunft  über  die  Firma  ertheilt  die 

Deutsche  Exportbank,  Berlin  SW.,  Kochs traf sc  27. 


Schmedes,  Erbslöh  «ft  €o. 

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npokt  U. 

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..  |.  I.  Vom  4 Co-,  1.1  turn  ol-Knl  »•*- 


bat  f . tm  *jt,  HpU  4. 

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.,  !««■  Irtudaiu,  8.  UraadenereU’.  3*. 

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(W«irau  tk  Ar«un, 
Barlla  W„  Muk?  r»fon*tr.  GO} 
»owi«  b*i  der  Uediktlfl, 


PnU  TtofeijUkrllcJi 
lm  dettUcbenPMtc«bl«t  la  Jt 
ImWeltpcstvante  . M , 
Prtlt  An  |UM  J*J>r 

lm  deatectMS  PotfgeUrt  12,«  M 
lm  Weltpoatraraln  . . -li«  . 
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nach  üoberelnkunft 

■1t  dar  KxpedlUoa. 


Centralvereins  für  Handelsgeographie  und  Förderung  deutscher  Interessen  im  Auslande 


Redaktion  und  Expedition:  Berlin  8.W.,  Kochstraläe  27. 

(Oaaaktftaaelti  Waabaaugs  8 bla  4 Ubr.) 

Der  »EXPORT*  ist  im  deutschen  Pottzdiungtkatalof  für  1887  unter  Nr.  1876,  Seite  59  eiugBtragoa. 


IX.  Jahrgang.  cBetßv,,  jw»  6.  efeptemfet,  issj.  Nr.  36. 


Diene  Wochenschrift  verfolgt  da«  Zweck,  fortlaufend  Berichte  4ber  die  Lage  onierer  Landileulr  lm  Aualandn  cor  Kenotnlfa  Ibnee  Leier  ta  brlogeo.  die  Interesiee  de*  ikeiUcben  Exporte 
ttiatkriflig  xn  vertret«u,  eowie  dem  deutschen  Handal  und  der  dcmUchea  Indnrtrie  wichtige  Mltthaltoogan  Aber  dla  Handels» erhlltuisse  dea  Anilnnd&s  ln  kftneater  Früt  zu  ftbenattieln. 


Briefe,  /.i. Itungon  und  Warthscnduageu  far  den  »Expert“  find  an  dla  Redaktion.  Marlin  BW_  Korhitrafae  27,  ca  richten. 

Briefe.  Zoltnngan,  llaltrlttacrkl drangen.  Warthtandnng an  ftr  den  »Ceatnlvarnli  Ar  HnadalagcograeM«  ate."  clnd  nach  Berlin  8W_  KocbstrxC««  27,  zu  richten. 

Inhalt:  Rücksendung  der  Resalotionen.  — Russische  Zoll*  und  Handelsfragen:  Neue  Zotlrrhöhungen ; russischer  Spiritus  in  Frank- 
reich; Lage  des  russischen  Zuckertnarkte*.  — Europa:  Die  Kolonialkonferenz  in  London.  — Der  Stand  des  russischen  Getreidehandels.  — Asien:  Eine 
russische  Paziftkbabn.  — Die  Ombilin- Kohlenlager  auf  West-Sumatra-  — Süd- Amerika:  Die  brasilianische  Küstenschifffahrt  Von  Dr.  H.  v.  Jhering 
(Originalbcricht  aus  Rio  Grande  do  Sul.)  — Die  Kolonisation  im  Itapocüth&L  (OrigtaalbericbL)  — Brasilien,  der  neue  Zolltarif.  (Originslbericht  aus 
Rio  de  Janeiro  von  Ende  Juli  1887.)  — Litterarischs  Umschau.  — Briefkasten.  — Deutsche  Exportbank  (Abtheilung:  Export- 
Bnreau.)  — Anzeigen. 

Oie  Wiedergabe  von  Artikeln  aus  dem  „Export“  iet  gestattet,  wenn  dis  Bemerkung  hiixugefiigt  wird:  Abdruck  (bei».  Übersetzung)  aus  dem  „EXPORT“. 


Der  Unterzeichnete  Verein  ersucht  »eine  Mitglieder  sowie  alle 
diejenigen  Finnen,  welchen  die  die  Ausstellung  von  Melbourne  be- 
treffende Brochüre  zugegangen  ist,  um  baldige  Unterzeichnung  und 
Rücksendung  der  in  der  letzten  Hauptversammlung  des  Vereins 
angenommenen  Resolutionen.  Die  F.ingabe  derselben  an  die  Reichs- 
regieruog  ist  wünschenswert!},  weil  das  Gesuch  'um  offizielle  Be- 
theiligung des  Reiches  an  der  gedachten  Ausstellung  nur  dann 
Aussicht  auf  Erfolg  bat,  wenn  die  deutschen  Industriellen  in  gröfserer 
Anzahl  ein  lebhafte»  Interesse  an  der  Ausstellung  bekunden. 

Berlin  BW.,  Mitte  August  1887. 

Kocum»  7i.  Cairthmli  nt  Budttyngniikit  «c. 


Russische  Zoll-  und  Handelsfragen. 

Das  Petersburger  Zentralkomitee  der  »Gesellschaft  für  Förde- 
rung des  Handels  und  der  Industrie*  bat  kürzlich  seiner  War- 
schauer Filiale  die  Anzeige  gemacht,  dafs  das  russische  Finanz- 
ministerium eine  neue  Revision  des  Zolltarifs  projektire,  und 
dafs  der  ab  ge  änderte  Tarif  zu  Anfang  des  künftigen  Jahres  dem 
Reichsraibe  zur  Beratbung  vorgelegt  werden  solle. 

Voraussichtlich  würde  der  neue  Zolltarif  dann  schon  im  Früh- 
ling 1888  io  Kraft  treten.  Das  Petersburger  Komitee  bittet  daher 
um  motivirte  Autrüge  hinsichtlich  der  Abänderungen  dea  jetzigen 
Tarifs,  welche  nicht  allein  die  einzelnen  Paragraphen,  sondern  auch 
ganze  Industriezweige,  angefangen  vom  Rohmaterial  bis  zur  fertigen 
Waare,  umfassen  sollen. 

Die  Lodzer  Filiale  der  genannten  Gesellschaft  soll  auf  eine 
ähnliche  Aufforderung  bin  bereits  um  Erhöhung  des  Wollxolls 
auf  ll/a  Rbl.  Gold  pro  Pud  und  für  gekämmte  Wolle  anf  6 Rbl. 
Gold  pro  Pud  petitiouirt  haben.  Diese  Frage  ist  schon  im  Früh- 
ling vorigen  Jahres  sowohl  für  die  westliche  wie  für  die  asiatische 
Grenze  in  Anregung  gebracht  worden,  und  der  „Mosk.  Listok“ 
weif»  zu  berichten,  dafs  sie  in  Verbindung  mit  anderen  Abände- 
rungen des  Zolltarifs  schon  in  diesem  Herbst  im  Reicbsrathe  zur 
Beratbung  kommen  werde.  Aus  Moskau  meldete  dementsprechend 
unterm  15./27.  Juli  ein  Telegramm  der  »Nord.  T.-A.“,  dafs  an  je- 
nem Tage  die  dortigen  Fabrikanten  und  Händler  die  Zitzpreise 
erhöbt  hätten  und  auch  die  Preise  für  Baumwollengsrne  im  Steigen 
begriffen  seien.  Für  die  Nisbni-Nowgoroder  Messe,  die  unterdefs 
eröffnet  worden  ist,  werde  ein  Mangel  an  Kleidnngsstoffen,  nament- 
lich Baumwollenstoffen,  vorausgesagt,  da  die  Moskauer  Vorrfilbe  sehr 
knapp  wären. 

Von  sonstigen  Projekten  des  Finanzministeriums  hört  man 


weiter,  dafs  eine  Erhöhung  des  Einfuhrzolls  für  Eisenbahn-  und 
Pferdebaho wagen  aller  Sorten  in  erster  Linie  stehe.  Die  Ein- 
führung dieser  erhöhten  Schutzzölle  sei  binnen  Kurzem  zu  erwarten 
und  tuuu  hoffe,  dafs  sie  einen  groben  Aufschwung  der  inländischen 
Waggonindustrie  zur  Folge  babeo  werde,  welche  mit  der  ausländi- 
schen auf  gleicher  Stufe  der  Vollkommenheit  stehe,  bisher  aber  au 
Arbeitamangel  gelitten  habe,  da  ein  grober  Tbeil  der  russischen 
Waggons  aus  dem  Auslände  bezogen  wurde.  Soweit  dieB  günstige 
Crtbe.il  die  Russisch  - Baltische  Waggonfabrik  in  Riga  trifft,  so  be- 
ruht es  auf  Thataacben  und  ist  vollkommen  berechtigt,  wie  soeben 
die  Bestellung  einer  gröberen  Anzahl  vou  Schlafwagen  beweist, 
welche  die  „Internationale  Schlafwagen-Gesellschaft“  dieser  Fabrik 
emacht  hat  und  welche  demnächst  auf  den  neuen  Routen  von  Mos- 
au  nach  Wien  und  von  Petersburg  über  Warschau  nach  Berlin 
zur  Anwendung  kommen  sollen.  Diese  Wagen  werden,  wie  die 
„Rig.  Zig.“  eben  meidet,  die  ungewöhnliche  Länge  von  67  ' haben 
und  auf  je  zwei  vierräderigen  drehbaren  Untergestellen  gelagert 
sein,  und  zwar  so,  dafs  das  Gewicht  des  Wagens  mit  nicht  weniger 
als  48  Federn  auf  die  Achsen  übertragen  wird,  während  bei  ge- 
wöhnlichen Wagen  meistens  nur  6 Federn  zur  Anwendung  kommen. 
Die  Wagen  wurden  in  allen  Theilen  in  der  Rigaer  Fabrik  herge- 
stellt,  und  zwar  unter  ausachliefsticber  Anwendung  von  russischem 
Material.  »Wir  können  wobt  sagen,  fügt  die  »Rig.  Zig.“  mit  ge- 
rechter Genugthnung  hinzu,  dafs  wir  in  diesem  Zweige  der  In- 
dustrie, in  welchem  Fabrikation  und  Kunstgewerbe  vereinigt  sind, 
uns  mit  den  Leistungen  des  Auslandes  vollständig  messen  können.“ 
Der  Preis  eines  Wagens  beträgt  ungefähr  20000  Rbl.,  was  bei 
ihrer  ungemeinen  Gröfse  und  der  Reichhaltigkeit  der  Ausstattung 
für  sehr  mäfsig  gilt.  Der  Preis  gleicher  Wagen  im  Auslande  sei 
fast  genau  derselbe. 

Die  ^Moskauer  Zeitung“  des  verstorbenen  Katkow,  deren 
Leitung  einstweilen  sein  Sekretär  Petro wsky  übernommen  bat, 
weit»  aus  dem  Finanzministerium  ferner  zu  erzählen,  dafs  in  dem- 
selben das  Projekt  einer  Flascben-Banderole  für  importirte 
und  inländische  Weine  ausgearbeitet  werde.  Diese  neue  Steuer, 
über  die  der  Reicbsrath  auch  schon  zu  Beginn  der  IlerbBtseasion 
zu  beratheo  haben  wird,  soll  nicht  blofs  fiskalischen  Zwecken  die- 
nen, sondern  auch  eine  Hebung  der  russischen  Weinkultur  im  Auge 
haben,  indem  man  einen  Theil  des  Steuerertrages  zum  Kampfe  ge- 
gen die  Phylloxera  und  zu  Aufmunterungsprämieo  für  Weingärtner 
verwenden  will. 

All'  diesen  neuen  Steuern  und  Zollerböhungen  gegenüber  raufs 
rühmend  endlich  auch  einer  Entlastung  gedacht  werden»  in  ihrer 


Nr.  86. 


1887. 


530 

EXPORT,  Organ  des  Centrahereiiw  für  Handelsgoographie  etc. 


Nr.  56  brachte  die  russische  „Gesetzsammlung*  den  Wortlaut 
eines  Allerhöchst  bestätigten  Keichsrathsgutachtens,  betreffend  die 
Aufhebung  der  Lastonsteuer  von  ausgehenden  Schiffen  in 
Riga. 

Der  Reicbsrath  halte  nämlich  am  37.  April  d.  J.  eine  Vor- 
stellung des  Ministers  des  Innern  geprüft  und  gutachtlich  be- 
schlossen: 

1.  Die  in  der  Stadt  Riga  zu  Gunsten  des  Seehospitals  und  zur 
Errichtung  eines  Armenhauses  bestehende  Steuer  von  1 Rop.  pro 
Last  von  den  aus  dem  Rigaseben  Hafen  ausgehenden  Schiffen  auf- 
suheben,  und 

2.  dem  Rigaschen  Börsenkomitee  zu  gestatten,  die  Zinsen 

(3250  Rbl.  jährlich)  von  dem  aus  der  Lastenstener  gebildeten 
Reservekapital  für  die  Verpflegung  von  Seeleuten  im  Stadtkran- 
kenbaase und,  nach  Befriedigung  dieses  Bedürfnisses,  auch  für 
den  Unterhalt  des  Seemannshauses  in  der  Stadt  Riga  zu  veraus- 
gaben.* — 


Trotz  der  beifsen  Freundschaft,  die  augenblicklich  zwischen 
Franzosen  und  Russen  herrscht,  haben  sich  Rothschilds  weite 
Taschen  für  die  theuren  Freunde  an  der  Newa  und  Moskwa  nicht 
so  leicht  und  so  schnell  geöffnet,  als  man  dort  in  einem  schönen 
Augenblicke  hoffte.  Dafür  berichtet  ein  Spezial-Korrespondent  der 
russ.  „Petersburger  Ztg.“,  wie  im  schönen  Süden  die  Herzen  der 
Franzosen  sich  weit  schneller  und  ihre  Kehlen  viel  bereitwilliger 
dem  russischen  Spiritus  geöffnet,  und  dafs  auf  diesen  festge- 
knöpften Banden  man  zuverlässig  auf  die  Dauerhaftigkeit  und  So- 
lidität der  geknüpften  Beziehungen  rechnen  könne.  Er  schreibt: 
„In  Toulouse  haben  gegenwärtig  nicht  wenig  Russen  persönlich 
die  ausgezeichnete  Liebenswürdigkeit  und  Zuneigung  der  Franzosen 
erfahren.  Auf  der  hier  zu  Ende  Mai  eröffneten  internationalen 
Ausstellung  erschienen  auch  russische  Aussteller,  gröfstentbeils  aus 
dem  Moskauer  Fabrikbezirke  und  vom  »Süden  Rufslands.  Ihnen 
Allen  erwiesen  die  Toulouser  Behörden  eine  solche  Aufmerksam- 
keit und  Zuvorkommenheit,  wie  ihren  besten  persönlichen  Bekannten. 
Der  Maire  der  Stadt  Toulouse,  Herr  Girvaiü,  befreite  als  Präsi- 
dent der  Ausstellung  unsere  Aussteller  von  einer  Menge  von  Zoll- 
formalitäten und  Unbequemlichkeiten  and  stellte  einzelnen  russischen 
Ausstellern  seine  Dienste  zur  Vermittelung  beständiger  Handels- 
verbindungen mit  französischen  Handelsfirmen  und  Häusern  zur 
Disposition.  So  verwies  der  Maire  von  Toulouse  u.  A.  den  Ver- 
treter der  Petersburger  Brennerei  von  Keller  & Co.  auf  die  Noth- 
wendigket,  direkte  Handelsverbindungen  mit  Frankreich  bezüglich 
des  Spiritus -Exportes  anzubahuen.  Herr  Girvain  erklärte,  dafs 
gegenwärtig  der  gesammte,  sehr  bedeutende  Handel  mit  Spiritus 
sich  ausschließlich  in  den  Händen  der  Deutschen  befiode,  welche 
ihren  Alkohol  über  Hamburg  nach  Barcelona  verschiffen,  aber  aus 
Spanien  ihn  unter  dem  Deckmantel  spanischer  Flagge  in  die  ver- 
schiedensten Theile  Frankreichs  versenden.  Der  Maire  wies  dem 
Bevollmächtigten  des  Petersburger  Hauses  die  erforderlichen  Wege 
und  in  nächster  Zeit  schon  werden  die  ersten  Transporte  russischen 
Alkohols  auf  die  französischen  Märkte  ohne  die  Vermittelung  der 
Deutschen  erfolgen.“ 

Die  „Nowoje  Wretoja*  meinte  hierzu,  dafs  cs  in  der  Tbat 
ausgezeichnet  wäre,  wenu  die  russischen  Fabrikanten  ernstlich  be- 
dacht sein  würden,  nicht  allein  bezüglich  des  Spiritas,  sondern 
auch  bei  anderen  internationalen  Operationen  sich  der  Vermittelung 
Deutschlands  zu  entschlagen  und  direkt  mit  den  Märkten  in  Be- 
ziehung zu  treten,  auf  denen  ihre  Fabrikate  Absatz  finden  können. 

Mehr  Recht  aber  müssen  wir  der  „Rig.  Ztg.“  geben,  die  aller- 
dings auch  ihrer  Fronde  darüber  Ausdruck  giebt,  dafs  aufs  er 
russischem  Bier  auch  russischer  Spiritus  in  Frankreich  Anklang 
finde,  die  aber  ihr  Erstaunen  darüber  ausspricht,  dafs  es  erst  eines 
französischen  Maires  dazu  bedurft  bitte,  um  die  Augen  der  russi- 
schen Fabrikanten  auf  den  Vortheil  direkter  Verbindungen  mit  den 
Abnahmemärkten  aufmerksam  zu  machen.  „Dieser  Vortheil  springt 
zu  sehr  in  die  Augen,  als  dafs  er  noch  besonders  hervorgehoben 
zu  werden  brauchte  und  so  dürfte  man  zu  dem  Wunsche  der 
„Nowoje  Wremja*  nur  noch  binzufügen,  dafs  aufser  den  deutschen 
Vermittlern  auch  alle  übrigen  beseitigt  werden  könnten,  gleich 
viel,  welcher  Nationalität  sie  angehören.* 


Zur  Lage  des  russischen  Zuekerinarktes  lesen  wir  in 
rnssischen'Blättern,  dafs  die  von  der  Regierung  gewährte  Ausfuhr- 
prämie und  Bonifikation  den  überfüllten  Markt  nur  für  kurze  Zeit 
zu  erleichtern,  aber  keine  nennenswerte  Besserung  mit  sich  zu 
bringen  vermocht  hätte.  Die  Zuckerkrise  dauere  fort  and  habe 
bisher  immer  bedenklichere  Dimensionen  angenommen.  Produktion 
tiud  Überschwemmung  des  Marktes  schritten  im  verflossenen  Jahre 
in  uneingeschränkter  Weise  wie  früher  fort  Es  wurden  ca.  6 Millio- 


nen Pud  ausgeführt,  von  denen  auf  Odessa  allein  mehr  aU 
2-s  Millionen  oder  annähernd  die  Hälfte  des  gesammten  russisch» 
Zuckerexporta  entfielen.  Trotz  dieses  nicht  za  unterschätz*  ndr. 
Absatzes  und  der  damit  parallel  laufenden  Erhöhung  der  Einfuhr- 
zölle auf  fremden  Zucker  in  sämmtlicben  Häfen  dea  Reichs  faodn 
die  angebäoften  Waarenlsger  eine  nur  geringe  Erleichterung.  Atro 
die  Hoffnung,  dafs  Italien  fortfabren  werde,  Abnehmer  zu  blcibeo, 
erwies  sich  als  trügerisch.  Die  russischen  Zackerproduzeitcc 
hatten  die  italienischen  Plätze  mit  ihrer  Waare  überschwemm', 
und  bereits  zu  Ende  1865  fielen  dort  die  Preise  für  russisch« 
Zucker  derart,  dafs  das  Geschäft  sich  nicht  mehr  gewinnbringend 
gestaltete.  In  dieser  neuen  Bedräognifs  verlängerte  die  russisch- 
Regierung  den  Termin  für  die  gewährte  Ausfuhrprämie  bis  zua 
30.  Juni  1886.  England  löste  Italien  als  Käufer  ab.  Seit  dcu 
Jahresbeginn  bis  zum  Endtermin  des  prämiirtea  Exporte«  wurit 
der  bei  weitem  größte  Tbeil  der  Produktion  dorthin  abgesetzL  <h 
die  Marktpreise  zwischen  3 Rbl.  90  Kop.  und  3 Rbl.  85  Kop.  pro 
Pud  sich  verhältnismäßig  günstig  stellten.  Am  Ende  des  er- 
wähnten Termins  angelangt,  sanken  die  Preise  in  den  südlich« 
Häfen  aber  auf  3 Rbl.  65  Kop.  pro  Pud,  und  die  ZuckerkampjgD' 
1866  staod  schon  mit  einer  äofaerst  günstigen  Rübenernte  vor  d-r 
Thür,  die  eine  abermalige  Überproduktion  hervorrufen  und  die 
Preise  noch  mehr  herabdrücken  mufste.  Wie  sollte  aber  jeot 
Müsse  künftighin  ohne  Ausfuhrprämie  Absatz  finden? 

Wenn  die  Produzenten  auch  zur  Zeit,  als  ihneD  die  Export- 
prämie gewährt  wurde,  kurzsichtig  genug  wareo,  keinen  Nutzes 
aus  derselben  zu  ziehen  und  ihre  Produktion,  so  lange  sie  vot 
der  Regierung  eine  Eotschädigung  erhielten,  nicht  herabmiuderici 
so  sind  sie  doch  nicht  so  verblendet,  das  Mittel  zur  Abhilfe,  die 
Einschränkung  der  Produktion,  nicht  anerkennen  zu  wollen.  Km 
diesbezügliches  gemeinsame«  Vorgehen  scheiterte  aber  bisher  an 
den  Sonderinteressen  der  Betheiligten. 

Nachdem  eine  Einigung  unter  den  Industriellen  nicht  zu  er- 
reichen war,  wandten  sie  sich  abermals  au  die  Regierung  an 
staatliches  Eingreifen  in  dieser  Hinsicht.  Mit  Berücksichtigung 
dessen,  dafs  die  Interessen  von  24  Gouvernements,  welche  sich  io 
direkter  oder  indirekter  Weise  an  der  Zuckerindustrie  betheiligen, 
mit  den  Interessen  der  Industriellen  identisch  seien,  baten  sie  die 
Regierung  um  gesetzliche  Begrenzung  der  Produktion  auf  17  bis 
19  Millionen  Pud  jährlich.  Der  betreffende  Vorschlag  wurde  aber, 
ungeachtet  der  Unterstützung  des  Finanzministers  und  trotz  der 
mit  großer  Stimmenmehrheit  erfolgten  Annahme  im  Mimsterkoroit« 
und  günstiger  Aufnahme  im  Reichratbe,  verworfen. 

Der  „Regierungs-Anzeiger*  sagte  zu  diesem  ablehnenden  Ire 
Balten,  dafs  Rufsland  wenig  geneigt  ad,  den  Export  dieser  Industrie 
zu  schützen,  weil  sie  die  Konkurrenz  der  übrigen  europäisch« 
Industriestaaten  nicht  bestehen  könne.  Die  Regierung  werde  daher 
nur  den  Export  des  Zuekcrs  nach  dem  Orient  begünstigen,  wo  di« 
Konkurrenz  jener  Länder  nicht  zu  fürchten  sei.  Die  Prämie  tob 
80  Kopeken  komme  künftighin  somit  nur  dem  Zncker  zu  Gut«, 
welcher  nach  Asien  geht. 

Somit  ist  denn  seit  dem  1.  Juli  1886  Alles  beim  Alte«  fl** 
blieben  oder,  richtiger  gesagt,  die  Lage  bat  sich  wesentlich  T«- 
schlechtert  und  die  bestehende  Überproduktion  läßt  die  Znkutft 
in  dem  tranrigsten  Lichte  erscheinen.  Die  gegenwärtigen  Prei« 
die  im  Laote  des  ganzen  Jahres  1886.  mit  Ausnahme  einer  karr« 
Hausse-Periode  während  des  vorbesprochenen  Projekts  der  begrenzt« 
Produktion,  beständig  sanken  (von  3 Rbl.  95  Kop.  auf  3 Rbl.  25 Kop 
pro  Pud),  sind  aach  eben  jetzt  noch  so  schlecht,  daß  sia  jede  ReoU- 
bilität  für  den  Fabrikanten  auBscbließen ; Alle  arbeiten  mit  Ver- 
last, und  man  befürchtet  binnen  kurzer  Zeit  eine  verhängailsi«®* 
Katastrophe,  wenn  nicht  abermals  Staatsbilfe  geboten  wird.  Die 
selbe  würde  jedoch  völlig  im  Gegensatz  stehen  za  der  Bewegt« 
anf  Beseitigung  der  Ausfuhrprämien  überhaupt,  wie  sie  sieh  nr 
Zeit  in  Deutschland,  England,  Frankreich  immer  mehr  zur  Grihof 
bringt  und  demnächst  zu  einer  Zusammenkunft  der  Vertreter  einer 
Reihe  von  Regierungen  führen  wird,  auf  der  bestimmte  uid 
bindende  Beschlüsse  gefaßt  werden  sollen. 

Während  der  hier  geschilderten  aussichtslosen  Lage  hst  dit 
russische  Zuckerindustrie  zu  verschiedenen  Auskunftsroitteln 
griffen.  So  wurde  der  Versuch  gemacht,  gelben  Zocker  auf  Je: 
Basis  von  88°  herzustellcn,  dessen  Kosten  im  Vergleiche  mit  drn 
weißen  krystallisirten  Zucker  von  99 05  sich  auf  einen  Rubel  pro 
Pnd  geringer  stellen.  Er  soll  für  den  Export  geeigneter 
beRssere  Chancen  haben  und  besser  bezahlt  werden.  Ferner  WW« 
auch  Melasse,  die  etwa  48  bis  50%  Zuckerstoff  enthält  nnd  C1* 
jetzt  nur  zur  Spiritusbrenner«!  verwendet  wnrdc,  in  gröfxrr3 
Mengen  ausgeführt;  die  Fabriken  von  Genua  sollen  hierfür  di* 
Abnehmer  sein. 

Vor  Kurzem  hat  sich  in  Kiew  eine  neben  dem  bekannten  Vet- 


1887. 


Nr.  36. 


(31 

EXPORT,  Organ  de«  Oütralterein«  für  Haodelsgoographie  et«. 


bände  der  Zuckcrindnstriellen  stehende  Exporiftruppe  von  drei 
der  dortigen  ersten  Raffineure  und  8andzuckerfabrikanten  kon- 
stituirt,  die  sich  gegenseitig  verpflichteten,  800000  Pud  Sandzucker 
zu  den  im  Juni  dieses  Jahres  bestandenen  Preisen  für  die  Ausfuhr 
in‘s  Ausland  anzukaufen.  Bis  zum  Juni  hatte  das  Konsortium 
ca.  130  000  Pud  aufgekauft  nod  auch  bereits  im  Auslande  plocirt. 

Der  Zweck  des  Konsortiums,  die  Preise,  welche  unter  dem 
Einflufs  der  schleppenden  Fortentwickelung  des  von  den  Mitgliedern 
des  Zucker-Verbandes  betriebenen  Exportes  bereits  unter  den  Preis 
von  3 Rbl.  66  Kop.  zu  fallen  drohten,  wieder  zu  heben,  wurde 
damit  erreicht,  nachdem  die  Preise  sich  wenigstens  im  Kiewer 
Davon  auf  ihrem  Standpunkt  zu  Anfang  des  Monats  Juni  erhalten 
konnten.  Man  schätzt,  dafs  im  Juni  ungefähr  300000  Pud  Saad- 
zucker  zur  Ausfuhr  gebracht  worden  sind,  und  zwar  wurde  das  Meiste 
nach  Genua,  ein  kleinerer  Theil  auch  nach  London  verfrachtet. 

Die  Zuckerrüben  sollen  bisher  sehr  gut  gedeihen,  und  so  er- 
wartet man  eine  äufaerst  ergiebige  Ernte  auch  in  diesem  Jahre. 
Nichtsdestoweniger  erfolgt  die  Wiederausröstung  der  Zuckerfabriken 
für  die  bevorstehende  Kampagne  diesmal  nur  jn  dem  bescheiden- 
sten Mafse.  

Europa. 

Die  Kolonialkonferenz  In  London.  Endlich  ist  der  Bericht  über 
die  Kolonialkonferenz  in  zwei  voluminösen  Blaubüchern  erschienen 
und  in  Begleitung  eines  von  Sir  He  nry  Holland  an  die  Kolonial- 
regieruogen  gerichteten  Rundschreibens,  worin  die  wichtigsten 
Resnltate  der  stattgehabten  Verhandlungen  resumirt  werden,  zur 
Verkeilung  gelangt. 

Die  erwähnten  Drucksachen  sind  uns  leider  noch  nicht  zu  Ge- 
sicht gekommen,  und  müssen  wir  uns  daher  darauf  beschränken, 
kurz  über  den  Inhalt  derselben  nacb  den  bezw.  Angaben  des 
„Chamber  of  Commerce  Journal*  zu  berichten.  Wenn  auch  aus 
leicht  begreifbaren  Gründen  über  die  Resultate  mancher  Verhand- 
lungen, z.  B.  über  die  auf  die  Verteidigung  der  Kolonien  ge- 
richteten Vorschläge,  über  die  Ilebridenfrage  usw.  nicht«  veröffent- 
licht worden,  so  scheint  die  Konferenz  doch  klargestellt  zu  haben, 
dafs  es  in  den  Kolonien  nicht  au  Energie,  Fähigkeit  und  Opfer- 
mut mangelt,  um  die  Reichsregierung  in  ihren  Vertheidiguugs- 
mafsregeln  wirksam  zu  unterstützen.  Im  Ganzen  und  Grofsen  sind 
die  Verhandlungen  aber  recht  dürftig  an  positiven  Resultaten  ge- 
wesen. 

Die  Einführung  eines  allgemeinen  Pfennigportos  für  Briefsen- 
dungen  wurde  vom  Staalsekretär  aus  finanziellen  Gründen  für  un- 
durchführbar erklärt,  auch  die  Hoffnung,  die  australischen  und 
südafrikanischen  Kolonien  dem  Weltpostverein  beitreten  zu  sehen, 
ging  nicht  in  Erfüllung,  und  die  Frage  der  Erneuerung  der  australi- 
schen Postverträge  wurde  nur  teilweise  durebberaten,  doch 
oiuigte  man  sich  wenigstens  dabiu,  mit  der  französischen  und 
italienischen  Regierung  Unterhandlungen  wegen  Reduktion  der  ge- 
genwärtigen Transitgebühren  anzuknüpfen.  Der  Vorschlag  der 
„Canadjschen  Pazifikbahn-Gesellschaft*  hinsichtlich  der  Errichtung 
einer  Postlinie  zwischen  Vanconver  und  Hongkong  via  Japan  und 
einer  andern  von  Vancouver  nach  Australien  wurde  nicht  eingehen- 
der diskutiri,  da  er  bereita  der  Regierung  zur  Erwägung  vorlag; 
dem  Vorschläge,  neben  der  „Easlern  Extension  Telegraph  Company* 
noch  eine  zweite  Telegraphengesellschaft  zu  subventioniren,  standen 
die  Kolonialvertreter  ablehnend  gegenüber. 

Sehr  eingebend  wurden  alle,  die  Pazifik- Inseln  betreffenden 
Fragen  beraten,  wenn  aueb,  wie  schon  oben  bemerkt,  über  die 
Details  der  Beratungen  nichts  veröffentlicht  wurde.  Noch  dem 
H ol  land  'sehen  Bericht  äufserten  die  austral-asiatischen  Vertreter 
ihre  Unzufriedenheit  mit  der  gegenwärtigen  Lage  der  britischen 
Interessen  auf  den  Inseln  des  stillen  Meeres,  doch  gingen  die  Mei- 
nungen hinsichtlich  der  zur  Besserung  der  Verhältnisse  einzuschla- 
genden  Wege  sehr  auseinander.  Ein  heftiger  Protest  wurde  gegen 
die  Deportation  von  Franzosen  nach  Neu-Caledonien  und  gegen 
eine  Ausdehnung  des  Deportatioossysteros  auf  andere  Pazi6k-In$eln 
erhoben.  Der  Vorschlag,  dafs  Deutschland,  England  und  die  Ver- 
einigten Staaten  gemeinschaftlich  die  öffentlichen  Geschäfte  in 
Samoa  überwachen  sollten,  wurde  gebilligt,  und  betreffs  der  Ver- 
waltung des  britischen  Tbeils  von  Neu -Guinea  erklärten  sich  die 
australischen  Kolonieen  bereit,  die  Kosten,  im  Betrage  von  15000  £ 
jährlich,  für  10  Jahre  zu  tragen,  während  die  Kaiserliche  Regie- 
rung der  Verwaltung  einen  geeigneten  Dampfer  zur  Verfügung 
stellen  wird. 

Io  Bezug  auf  kommerzielle  Fragen  wurde  es  als  erwünscht  be- 
zeichnet, das  englische  Markcnschutzgesetz  auch  auf  die  Kolonien 
auszudebneo,  namentlich  aber  die  lästigen,  eine  gesunde  Entwicke- 
lung des  Handels  hemmenden  Zuckerprämien  in  den  einzelnen 
Ländern  abzusebaffen.  Ebenso  wurde  der  Einführung  gleichmäfsi- 


ger  Einfuhrzölle  für  fremde  Waaren  in  England  und  den  Kolonien 
das  Wort  geredet  und  befürwortet,  den  einzelnen  britischen  Kolo- 
nialgebieten  das  Recht  znzuerkennen,  direkt  mit  fremden  Staaten 
Handelsverträge  abzuschliefsen,  wie  man  es  ja  der  canadischen 
Regierung  bereits  gestattet  hat. 

Zum  Scblufs  wurden  noch  verschiedene,  das  Handelsrecht 
betreffende  Fragen  disknürt,  namentlich  in  Bezog  auf  Bankerott- 
und  Gesellscbaftsweseo  und  eine  Verständigung  hinsichtlich  eines 
einheitlichen  Verfahrens  bei  dem  nächsten  Zensus  (1891)  an- 
gebahnt 

Voilä  tout! 

Der  Stand  des  russischen  Getreidehandels.  Nach  einem  Refe- 
rate der  „Rufsk.  Wed.*  erstattete  der  Präsident  der  Kursker  Ab- 
teilung der  Kaiserlichen  Landwirtschaftlichen  Gesellschaft  kürz- 
lich einen  Bericht  über  den  Stand  des  russischen  Getreidebaudeis 
und  über  die  beabsichtigten  Mafsregeln  zur  Ermöglichung  eines 
lebhafteren  Aufschwungs  desselben. 

Gegenüber  der  von  der  deutschen  Reichsregierung  geplanten 
und  in  der  deutschen  Presse  von  vielen  Seiten  angestrebten  und 
befürworteten  Erhöhung  der  Getreidezölle  stellt  sich  allerdings  die 
Möglichkeit  eines  solchen  Aufschwungs  als  Oberaus  fraglich  dar. 
Von  der  derzeitigen  Lage  der  russischen  Landwirtschaft  entwirft 
der  Redner  ein  trostloses  Bild:  „Der  Rückgang  der  Getreidepreise  io 
den  letzten  5 Jahren,  periodische  Mifsernten,  die  Vernichtung  der 
Saaten  durch  Käfer,  Heuschrecken,  Mäuse  usw.,  die  deutschen  und 
französischen  Getrcidczölle  und  viele  andere  für  den  Ackerbau  un- 
günstige Erscheinungen  führten  den  russischen  Landwirt  zu  der 
Erkenntnis,  dafs  der  für  das  Korn  erhaltene  Erlös  die  Produk- 
tionskosten nicht  mehr  bezahlt  macht,  dafs  die  Landwirt- 
schaft unrentabel  geworden  und  dafs  die  Fortdauer  einer  der- 
artigen Lage  die  Landwirte  so  in  Schulden  stürzen  müsse,  dafs 
weder  die  Adels-  noch  die  Bauernbaokeo  im  Stande  sein  werden, 
die  entsprechenden  Hilfsmittel  zu  beschaffen.* 

Der  Redner  weist  dann  auf  die  Ursachen  bin,  welche  die 
gegenwärtige  Lage  der  Landwirtschaft  berbeiführten.  Die  seiner 
Zeit  hoben  Weizenpreise  auf  den  europäischen  Märkten  nötigten 
den  russischen  Landwirt  zu  verstärktem  Weizenbau;  Alle  warfen 
sich  auf  denselben,  als  bilde  derselbe  die  Haupteinnahmequcllc. 
Mangel  au  Land  tur  Aussaat  zwang  jedoch  die  Landwirte  Steppen-, 
Wiesen-  und  Berggelände  in  Kultur  zu  nehmen,  Wälder  auszu- 
roden usw.,  dabei  verwandte  man  auf  Düngung  und  Bearbeitung 
der  Äcker  wenig  Aufmerksamkeit 

Die  Golreidebäodler  ihrerseits  legten  der  sorgfältigen  Reinigung 
der  Körner  keine  grofse  Bedeutung  bei  und  mischten  alle  Weizen- 
sorten durcheinander,  ja  sie  setzten  sogar  noch  Sand  u.  dergl.  zu 
und  erschütterten  durch  diesen  Leichtsinn  und  solche  Gewissen- 
losigkeit das  Vertrauen  der  Ausländer  auf  die  russische 
Waare.  Die  Konkurrenz  Rufslands  mit  Amerika,  Australien  uod 
Indien  beeinflufste  den  Rückgang  des  Preises  für  Weizen  im  All- 
gemeinen, nod  für  russischen  im  Besonderen.  Die  unausbleibliche 
Folge  der  Erweiterung  der  Aussaat  der  Vernichtung  der  Wälder, 
der  schlechten  Bearbeitung  der  Felder  und  überhaupt  der  Raub- 
wirlhschaft  waren  geringere  Eroten,  Verbreitung  von  für  die  Feld- 
wirtschaft schädlichen  Insekten  u.  a.  mehr. 

Weiter  weist  der  Redner  ziffermäfsig  nacb,  dafs  Rufsland  ge- 
genwärtig im  internationalen  Getreidehandel  die  dritte  Stelle  cin- 
nimmt,  meint  aber,  dafs,  wenn  auch  die  Amerikaner  bezüglich  der 
Transportkosten  aus  dem  Inneren  des  Landes  sieb  den  gleichen 
Bedingungen  gegenübersehen,  wie  die  Russen,  diese  letzteren  doch 
in  allen  anderen  Beziehungen  im  Vortheil  seien.  Der  russische 
Weizen  sei  weit  besserer  Qualität,  als  der  amerikanische;  der 
Schwarzerde-Bezirk  Rufslands  vermöge  infolge  seiner  Fruchtbarkeit 
ebenso  gute  Ernten  zu  geben,  wie  die  amerikanischen  Ländereien, 
und  zudem  stellen  sieb  in  Rufsland  die  Produktionskosten  viel 
billiger.  Demnach  könne  der  russiche  Landwirtb  im  Preise  sehr 
leicht  mit  dem  Amerikaner  konkurriren.  Aber  bei  hoben  Getreide- 
preisen könne  Amerika,  das  über  Elevatoren,  regelrechte  Getreide- 
sortirung,  billigen  Kredit  und  regelrecht  organisirten  Handel  ver- 
füge, doch  das  russische  Getreide  ondgiltig  von  den  europäischen 
Märkten  verdrängen.  Der  Redner  ist  der  Überzeugung,  dafs,  so 
lange  Rofsland  nicht  im  Besitze  von  Elevatoren  und  billigem  Kre- 
dit sei,  die  einzige  natürliche  Hoffnung  und  Rettung  in  der  Wohl- 
feilheit des  Getreides  liege,  im  Festhalten  des  Preises  in  solcher 
Höbe,  welche  den  Amerikanern  die  GetreidcTersendung  nach  Europa 
unmöglich  mache.  Selbst  bei  Errichtung  von  Elevatoren  und  Rege- 
lung des  Getreidehandels  werden  doeb  immer  billige  Getreidepreise 
und  Gewissenhaftigkeit  die  mächtigsten  Waffen  bleiben  im 
Kampfe  um  den  Vorrang.  Damit  aber  die  billigen  Getreidepreise 
sieh  nicht  so  nachtheilig  erweisen  für  die  Landwirthe,  wie  gegen- 
wärtig, sei  bei  denselben  Produktionskosten  die  Ertragfähigkeit 


Nr.  3ß. 


5M 

EXPORT,  Organ  den  Centndverelns  für  Handelftgeographie  etc. 


1887. 


der  Felder  za  »teigem  durch  Beseitigung  der  bisherigen  Ursachen 
der  geringen  Ernten  und  der  Produzent  sei  vor  bedeutenden  nach' 
theiligen  Ausgaben  zu  bewahren. 

Zur  Erreichung  dessen  fahrt  der  Redner  verschiedene  Mafs- 
regeln  an,  wie:  produktive  Viehzucht,  die  ihre  Unterhaltungskosten 
selbst  trage,  und  unentgeltlichen  Düogstoff  für  die  Felder  beschaffe, 
Hebung  der  landwirtschaftlichen  Gewerbethfttigkeit,  billiger  Kredit 
zum  Ankauf  von  verbesserten  Maschinen  und  Qerltheu,  Gründung 
von  landwirtschaftlichen  Gesellschaften,  Anlockung  der  Arbeiter 
durch  Abgabe  eines  Theils  vom  Gewinn  der  Landwirte  usw.  — 
Ea  sei  aber  nicht  allein  genügend,  billiges  Getreide  zu  prodoziren, 
man  müsse  es  auch  so  verkaufen  können,  dafs  es  dem  ausländi- 
schen Kftufer  nicht  zu  teuer  werde.  Zu  diesem  Bebufe  Bchlftgt 
der  Redner  eine  Reform  des  Getreidebau dels  vor,  als:  Ver- 
sendung des  Getreides  in  geschattetem  Zustande,  Errichtung  von 
Behältern  zur  Aufbewahrung  des  Getreides,  von  Elevatoren,  welche 
unter  Aufsicht  der  Regierung  stehen  sollen,  und  wo  auch  die 
Reinigung  und  Sortirung  des  Getreides  erfolgen  soll,  Gewährung 
von  Darlehen  auf  dieses  Getreide,  Anstellung  von  Agenten  in  den 
Hafenplätzen,  wo  dieselben  das  Getreide  an  den  Börsen  zum  Ver- 
kauf zu  bringen  hätten. 

Über  die  Elevatoreufrage  ist  in  den  letzten  Monaten  in  Rofi- 
land  viel  verhandelt  worden,  und  in  neuester  Zeit  beginnt  die 
Regierung  ihr  ein  praktisches  Interesse  zuzuwenden.  Es  bleibt 
abzuwarten,  in  wie  weit  sich  dasselbe  fBr  den  russischen  Handel 
als  nutzbringend  und  segensreich  erweist. 

Asien. 

E.  D.  Elan  russische  Paziflkbahn.  Der  Bau  einer  russischen 
Schieneostrafse  nach  dem  Stillen  Ozean,  der  kürzlich  von  dem 
russischen  Reichsrathe  beschlossen  und  von  dem  Zaren  sankUonirt 
worden  ist,  ist  ein  Ereignifs  von  so  gewaltiger  Tragweite,  dafs  der 
Wirthscbaftsgeograph  es  nicht  unterlassen  kann,  demselben  seine 
höhere  Aufmerksamkeit  zuzuwenden.  Allerdings  soll  dem  ange- 
gebenen Beschlüsse  geinSfs  zunächst  nur  etwa  die  Hälfte  der 
Linie  — die  Btreckc  Tomsk-Irkutsk,  die  Strecke  Werchne-Udinsk- 
8rjetensk  (resp.  Baiksilsee-Srjetensk)  und  die  Strecke  Cbabarowka- 
wiadiwoatock  (resp.  Chanka-See  — Wladiwostock)  — unmittelbar 
in  Angriff  genommen  und  binnen  fünf  Jahren  vollendet  werden. 
Einmal  begonnen,  wird  das  Werk  aber  ganz  von  selbst  dahin 
drängen,  dafs  man  es  in  allen  seinen  Theilen  weiter  ausgestaltet 
and  in  eine  „All -Rail -Bahn*  ohne  irgend  welche  wesentliche 
Lücken  umwandelt,  und  trotz  der  üblen  Finanzlage,  in  der  sich 
das  Rusaenreich  befindet,  würden  wir  uns  nicht  wundern,  wenn 
diese  Ausgestaltung  bereits  vor  Mitte  des  kommenden  Jahrzehnts 
ihren  Abschlafs  gefunden  hätte.  Am  dringendsten  bedurftes  ja 
allerdings  die  Verkebrsverbältnisae  Zentral -Sibiriens,  wo  der  Ta- 
rantafs  und  der  Schlitten  bisher  Alles  zu  leisten  hatten,  einer 
Verbesserung,  aber  sobald  diese  Gegend  einmal  mit  eioer  Schienen- 
atrsfse  ausgestattet  sein  wird,  so  werden  die  Flufsiäufe  West- 
Sibiriens  und  des  Amurlandes,  die  aufser  ihrer  Gewundenheit  auch 
noch  manche  andere  Untugend  besitzen  — langes  Wintereis, 
schlimme  Hochwasser  etc.  — , dem  Bedürfnisse  ebenfalls  nicht 
mehr  genügen. 

Die  Erwägungen,  die  die  russische  Regierung  dazu  veranlafst 
haben,  den  lange  gehegten  Plan  einer  Schienenverbindung  zwischen 
St.  Petersburg  und  Wladiwostock  endlich  seiner  Verwirklichung 
entgegenzufübren , sind  ausgesprochenermarsen  vor  allen  Dingen 
politische  und  strategische  gewesen.  Es  handelt  eich  dabei  in 
erster  Linie  um  eine  Befestigung  und  Vervollkommnung  der  Stellung 
Rufsiands  io  dem  Amurlaode  und  an  dem  Stillen  Ozean.  Fürchtet 
man,  dafs  China,  welches  »ich  so  eifrig  in  dem  Gebrauche  der 
europäischen  Kriegswaffen  übt,  damit  umgehen  könne,  das  Amor* 
uod  Useuriland  bei  geeigneter  Gelegenheit  von  Rofsland  zurück- 
zufordern? Oder  beabsichtigt  mau,  noch  weiter  aggressiv  in  dem 
fiufsersten  Osten  vorzugeheo,  und  nebeo  der  nebelumlagerten  und 
eisgesperrten  Bucht  von  Wladiwostock  noch  einige  besser  beschaffene 
Stützpunkte  der  russischen  Seemacht  an  dem  Stillen  Ozean  zn  ge- 
winnen? Das  Eine  scheint  wohl  so  wenig  ausgeschlossen  wie  das 
Andere.  Denn  wie  das  Amnriand  ungeachtet  aller  Anstrengungen 
seitens  der  russischen  Gouverneare  durch  die  starke  Zuwanderung 
aus  der  Mantschurei  eher  in  einer  fortschreitenden  Sinisiruog  als 
in  einer  fortschreitenden  Russifizirung  begriffen  war,  ist  bekannt 
geoug.  Ebenso  ist  es  aber  auch  bekannt,  dafs  es  in  dem  chine- 
sischen Vasallenstaate  Korea  eine  starke  Partei  giebt,  die  einen 
Anschiufs  an  Rufslaud  erstrebt,  sowie  dafs  Rofsland  schon  wieder- 
holt Miene  gemacht  hat,  sieb  der  schönen  Hafen-Buchten  von 
Wün-san  und  Lazsrew  zn  bemächtigen.  Doch  wir  wollen  nns  an 
dieser  Stelle  auf  solche  rein  politische  Reflexionen  nicht  weiter 


einlassen.  Soweit  die  russische  Pazifikbahn  in  der  fraglich«* 
Richtung  eine  schneidige  Waffe  sein  kann,  so  richtet  sie  ihr« 
Spitze  ja  in  jedem  Kille  nieht  gegen  uns  Deutsche,  sondern  gejrft 
die  Chinesen  und  Japanesen,  sowie  gegen  die  Engländer,  die  du 
chinesische  Reich  neuerdiDgs  onter  eine  Art  stillschweigend?« 
Protektorat  genommen  haben.  Dafs  das  Zarenreich  nach  Fertig- 
stellung der  neuen  Schieneostrafse  ungleich  imposanter  und  schlag- 
fertiger an  den  Grenzen  Chinas  und  an  dem  Japanischen  Mm* 
dastehen  wird,  als  es  vordem  der  Fall  war,  ist  ohne  weiteres  klar. 

Uns  interessirt  hier  mehr,  dafs  die  russische  Pazifik  bahn  vor- 
aussichtlich auch  eine  hohe  volkswirtschaftliche  Bedeutung  geltest 
machen  wird.  Dafs  in  dem  russischen  Asien  der  Kosak  allrat- 
haiben  voran  gebt,  ist  eine  ansgemachte  Siebe.  Wo  wären  ihn 
aber  der  Ackerbau -Kolonist  und  der  Kaufmann  nicht  auf  d«m 
Fufse  gefolgt? 

Zuerst  verspricht  die  Entfaltung  der  wirtschaftlichen  nid 
kulturellen  Kräfte  Sibiriens  durch  den  neuen  Verkehrsweg  in  eh 
neues  Stadium  einzutreteo.  Die  Überzeugung,  dafs  da*  ungebevn 
Land  von  der  Natur  mit  mancherlei  reichen  Hilfsquellen  hedsek 
worden  ist,  hat  sich  ja  gegenwärtig  mehr  uod  mehr  Bahn  ge 
broeben,  und  es  giebt  heote  in  Rofsland,  sowie  anderweit  io  6h 
Welt,  Leute  genug,  die  sehr  wohl  wissen,  dafs  sich  Sibirien  füglich 
zu  etwas  weit  Besserem  eignen  würde,  als  zu  einem  Kerker  für 
Verbrecher.  Mag  die  Winterkälte  immerhin  bei  Werchochansk  (in 
der  Jana)  zuweilen  auf  — 76*  C.  binabsinken,  und  mag  sie  imnMr- 
hio  auch  bei  Irkutsk  noch  so  fnrcbtbar  sein,  dafs  der  Baikals«* 
■ich  alljährlich  in  seiner  ganzen  Ausdehnung  mit  einer  festen  E*»- 
decke  überzieht  — der  Mensch  kann  sich  durch  Heizoogsvorrirb- 
tungen  und  Pelze  gegen  die  Kälte  viel  besser  wehren,  als  durch 
eisgekühlte  Getränke  und  Fächerap parate  gegen  die  Hitze,  and 
was  die  Bodenkultur  anbetrifft,  so  ist  dieselbe  allerwärts  m*kr 
von  der  Beschaffenheit  des  Sommers  abhängig  als  von  derjwigca 
des  Winters.  Handelt  es  sich  bei  der  letzteren  doch  nickt  t 
sehr  um  perennirende  als  uro  einjährige  Gewächse:  um  Getreide- 
gräser, Futterkräuter,  Rüben  und  Kartoffeln,  Gurken,  Kört>i«e, 
Kohl  obw.  usw.  Da  die  Sommertemperator  dnreh  ganz  Sabines 
eine  verhältnifsmäfsig  hohe  ist  — die  Julitemperatur  in  IrkoUk 
sogar  noch  eine  höhere  als  io  Warschau  — , so  sind  die  ßedia- 
gungeu  des  Ackerbaues  in  der  Südhälfte  des  Landes  aber  tum 
Theil  aufaerord entlieh  gfiostige.  Roggen  und  Weiten  baute  man 
im  Lena-Gebiete  schon  bis  hinab  an  die  Amga,  und  an  dem  Wilni, 
sowie  an  der  mittleren  Kolyma  erzielte  man  wenigsten*  noch  reif« 
Gerste.  In  der  Gegend,  die  nördlich  vom  fiO*  n.  Br.  liegt,  werdet 
die  häufig  ciotretenden  Frostolebte  des  Juli  — di©  an  die  „jrrt- 
nätter“  Norwegens  erinoeru  — den  Getreidebau  vielleicht  danrnd 
in  bedenklicher  Weise  beeinträchtigen,  im  Süden  von  dieser  Linie 
aber  ist  das  nicht  wohl  denkbar,  und  thataäcblich  bat  der  Rogg« 
und  Weizenbau  in  den  Gouvernements  Tomsk,  Jeni§ei*k  uod 
Irkutsk  auch  bereits  in  einem  beträchtlichen  Umfange  Platt  fe- 
griffen.  Um  die  natürlichen  Grundlagen  der  Viehzucht  ist  es  io 
Sibirien  noch  wesentlich  besser  bestellt,  da  sich  gute  Naturweid« 
bis  gegen  die  Eiameerküsts  hin  aasbreiten,  and  da  sich  selbst  dk 
Kreise  Werchochansk  und  Kolyma  erfahre ngsgemäfa  aufser  für  <i* 
Reuthierzucbt  auch  noch  für  die  Pferdezucht  eignen.  Alles  in 
Allem  beziffert  sich  der  Bestand  an  Hausthiereo  lu  Sibirien  in  d« 
Tbat  bereits  auf  nahezu  90  Millionen  Stück.  Nur  wiatsrlkk* 
Stallfütteruog  dürfte  im  Allgemeinen  geboten  sein.  Was  di«  Font- 
wirtbschaft  betrifft,  so  brauchen  wir  blofs  darauf  hinznweiseo.  djfc 
die  sibirischen  Lärchen-,  Kiefern-  und  Fichtenwälder  sieb  bis  binab 
an  die  Lenamündung  erstrecken,  und  dafs  man  die  getunte 
Forstfilche  des  Landes  auf  2 Millionen  qkm  zu  veranschlagen  k« 
Den  Reichthum  Sibirien*  an  Pelzthieren,  der  damit  Hand  in  Hsnd 

Seht,  hat  auch  seibat  der  jahrhundertelange  Raubbau,  wie  er  ■* 
lülfe  der  Deportirten  uod  der  einheimischen  Naturvölker  getriebee 
worden  ist,  nicht  zn  Grande  richten  können,  und  den  Hei«bthum 
der  Ströme  an  Fischen  hat  man  bisher  in  einem  hohen  Gradt 
brache  liegen  lassen.  In  Bezug  auf  di©  Mincralsehätze  endltch 
verspricht  selbst  der  Bergbau  auf  Edelmetalle,  der  seit  lange  eifrig 
betrieben  wird,  noch  auf  unabsehbare  Zeiten  hinaus  einen  gut« 
Ertrag.  Wie  viel  mehr  aber  der  Bergbau  auf  Eisen,  Blei,  Kopfc 
und  Kohlen!  In  dem  sibirischen  Ural,  an  dem  Tom  (bei  Kasneük 
an  dem  Wilni,  an  dem  Amur  (bei  Nertscbiosk),  an  der  Jana  (k« 
Werchochansk)  dehnen  sich  grofse  Kohlenlager  aus,  die  bisher  tt 
gut  wie  unberührt  geblieben  sind. 

Wenn  man  nun  bedenkt,  welche  Zauberkraft  die  Eiseobakt*« 
io  anderen  Erdgegenden  gegenüber  den  vorhandenen  Hilfsquell*0 
bekundet  haben  — io  dem  amerikanischen  Westen  vor  all*» 
Dingen  — , so  wird  man  sich  der  Erwartung  nicht  entschlaft*» 
können,  dafs  auch  in  Sibirien  in  der  fraglichen  Beziehung  Vfnadw 
geschehen  werden.  Wenn  die  Produktion  des  Landes  ia  d*® 


im 


583 

EXPORT,  Organ  de#  Centralvereina  für  Handelsgeograpkie  etc. 


Nr.  3«. 


meisten  Wirthschaftszweigen  bis  auf  den  heutigen  Tag  eine  so  ge- 
ringfügige war,  so  lag  dies  sicherlich  weit  mehr  an  dein  Mangel 
guter  Abxugsstraßen  als  an  den  unmittelbaren  Wirkungen  de« 
Klimas.  Diu  großen  Ströme  bildeten  zwar  fünf  bi«  sechs  Monate  ! 
des  Jahres  gute  Wasserstraßen  für  den  Binnenverkehr  der  eiozel- 
nen  Provinzen,  dieselben  standen  aber  aafser  Zusammenhang  mit  j 
einander,  und  aufserdem  führten  sie  — mit  der  einzigen  Ausnahme 
des  Amur  — hinaus  in  das  Nördliche  Eismeer,  das  mau  nach  der 
kühnen  Fahrt  Nordenskjölda  so  vergeblich  als  einen  Handels- 
weg  zu  benutzen  versucht  bat.  Auch  die  Aimirmüoduog  noch,  von 
deren  Besitz  die  Russen  seiner  Zeit  »ehr  viel  für  Sibirien  hofften, 
ist  bis  tief  in  die  zweite  Hälfte  des  Mai  durch  Eia  verschlossen. 
Neuerdings  bat  man  den  Ob  mit  dem  Jcnisel  durch  einen  Kanal 
verbanden,  dessen  Eröffnung  nahe  bevorsleht,  die  dadorch  gewonnene 
.Schifffahrtsstraße  zwischen  Tjniuen  und  Irkutsk  läßt  aber  in  ihrer 
OstbälfU*,  auch  abgesehen  von  dem  Wintereis,  mancherlei 
zu  wünschen  übrig  — besonders  durch  die  Stromschnellen  der 
Angara  — , und  an  dem  Fuße  des  Ural  sowie  an  dem  Fufse  de« 
Jabionoi-Chrebet  bricht  dieselbe  plötzlich  ab.  Was  blieb  unter 
diesen  Umstanden  anders  übrig,  als  eine  transknntinentale  Schienen- 
strafac  herzustellen?  Weitere  Kanalanlagen,  wie  sie  zwischen  dem 
Ob  und  der  Petschora  (durch  die  Soswa),  zwischen  der  Angara 
und  der  Lena,  zwischen  der  Selenga  und  dem  Amur,  und  zwischen 
dem  Aldan  nnd  Ochotskwchen  Meere  geplant  worden  sind,  würden 
aller  Wahrscheinlichkeit  nach  noch  riesenhaftere  Kosten  verursacht 
haben,  wie  die  Eisetibabnaulage,  ohne  dem  Natnrfehler  der  absoluten 
Abgeschlossenheit  des  Landes  auch  nnr  annähernd  so  gründlich 
abhelfen  zu  kOnnen. 

Wir  glauben  in  Bezug  auf  die  volkswirtschaftlichen  Wir* 
kungen  der  russischen  Pazifikbahn  ebeiisowenig  Sanguiniker  zu 
sein  wie  die  russischen  Regierungsmänner  — die  den  Bau  sicher- 
lich noch  lange  nicht  unternommen  bitten,  wenn  sie  ihn  nicht  au»  , 
strategischen  Gründen  für  geboten  erachteten  — , aber  dafs  diese 
Wirkungen  gewaltige  sein  werden,  bezweifeln  wir  nicht  im  Ge- 
ringsten. 

Das  Erste,  was  die  Bahn  durch  die  Verkebrserleichtetnng,  die 
sie  gewährt,  mit  Sicherheit  herbeiföhren  wird,  ist  eine  arflgeroeinere  j 
richtige  Kenntniß  des  Landes  und  seiner  wirtschaftlichen  und 
kulturellen  Fähigkeiten.  Dadurch  wird  aber  zugleich  auch  ein 
guter  Theil  des  Mißkredit»,  in  den  Sibirien  als  Deportationsort 
von  Verbrechern  gekommen  ist,  nod  der  wie  ein  Alpdruck  auf  dem 
sibirischen  Kultur-  und  Wirtschaftsleben  lastete,  schwinden. 
Fernerweit  wird  die  russische  Vcrwaltungamaschine,  die  in  ihrer 
obersten  Triebfeder  in  der  Kegel  von  dem  besten  Willen  beseelt 
war,  deren  Räderwerk  aber  in  vielen  Stücken  so  gut  wie  gar  nichts 
taugte,  eine  ungleich  bessere  werden  künnen,  und  die  Mifsgriffe 
der  Beamten  in  den  fernen  Provinzen,  die  den  Handel  und  Wandel 
daselbst  so  mannigfach  beeinträchtigten  und  hemmten,  werden  sich 
immer  viel  rascher  uhsteilen  lassen.  Endlich  aber  wird  es  dem 
Kolonisten  in  dem  Lande,  der  dem  Ackerbau,  der  Viehzucht,  dem 
Fischfang  oder  irgend  welchem  anderen  Erwerbszweige  obliegt, 
viel  leichter  gemacht  werden,  die  Frücht«  seines  Fleisscs  auf  den 
Markt  zu  bringen  und  annehmbare  Preise  dafür  zu  erzielen.  Das 
Beispiel  der  amerikanischen  Pazifikbahn  dürfte  freilich  lehren,  dafs 
man  in  der  letzteren  Beziehung  nicht  zu  viel  von  der  neuen 
Schienenslraße  erwarten  darf,  Der  Transport  vou  schweren  Massen- 
gütern nach  den  ferne  gelegenen  europäischen  Absatzgebieten  — 
de*  Getreides  namentlich  — wird  ja  auf  derselben  immer  sehr 
hohe  Frachtkosten  verursachen.  Glücklicherweise  geht  neben 
dem  Bau  der  sibirischen  Traoskontinentalhahn  der  Bau  des  Ob- 
Jen  isei'K anales,  durch  den  eine  ununterbrochene  Wasserstraße  von 
dem  Baikalsee  bis  an  den  Ural  geschaffen  wird,  parallel. 

Dafs  die  neue  Schienenstniße  auf  die  angegebene  Art  und 
Weise  einen  sehr  günstigen  Einflufs  auf  die  freie  Einwanderung 
in  Sibirien  ausnben  wird,  betrachten  wir  als  selbstverständlich. 
Sollte  sie  nicht  ain  Ende  gar  dahin  führen,  dafs  das  Land  alsbald 
aulhört,  io  seiner  ganzen  Ausdehnung  als  eine  Verbrecherkolonie 
zu  dienen? 

Nicht  blofs  innerhalb  der  Grenzen  von  Rassisch- Asien  indessen 
wird  sich  die  russische  Paziflkbahn  als  mächtiger,  kulturgeschicht- 
licher Faktur  bewähren,  sondern  für  den  gesammten  Welthandel 
und  Weltverkehr  wird  sie  von  epochemachender  Bedeutung  sein. 
Aufser  als  Abzugsstrafse  wird  sie  ihrer  ganzen  Natur  nach  natür- 
lich auch  als  Durrbgaogsstrafse  dienen  wollen.  Beachte  tnan 
nun,  um  welche  Wirtschaftsgebiete,  oder  wenn  wir  so  sagen 
dürfen,  um  welche  Welt  handelsprovinzen  es  sich  dabei  handelt. 
Die  neue  Schienenslraße  wird  den  kürzesten,  deu  geradesten,  den 
raschesten  und  den  sichersten  Verkehrsweg  zwischen  Europa  und 
Ost-Asien  bilden.  Dafs  es  vermittelst  der  russischen  Pazifikbahn 
möglich  gemacht  werden  wird  — sobald  sieb  an  ihrem  Terminus 


am  Stillen  Ozeane  eine  Dampferliuie  anscliliefst  — , die  Reise  um 
die  Erde  in  weuiger  als  50  Tagen  zu  machen,  mag  in  der  Haupt- 
sache nur  für  diu  englischen  „Globe-Trotters“  von  Interesse  sein. 
Dafs  durch  dieselbe  aber  die  beiden  produktenreichsten  und  be- 
völkertsten Gegenden  der  Erde,  in  denen  sich  die  grofsu  Hälfte 
der  Menschheit  sozusagen  in  zwei  dichten  Hänfen  znsammendräogt 
— ln  Europa  ca.  330  Millionen  und  in  China-Japan  ca.  430  Mil- 
lionen — , dafs  diese  beiden  Erdgegenden  einander  ungleich  näher 
gerückt  werden,  wird  voraussichtlich  eine  tiefgreifende  Umgestal- 
tung der  gerammten  internationalen  Verkehrsbeziehungon  zur  Folge 
haben.  Denke  man  sich  dabei  die  russische  Wirtschaftspolitik 
und  die  russische  Verwaltungsmaschine  so  schlecht,  als  man 
nnr  will! 

Was  China  angeht,  so  ist  cs  allerdings  richtig,  daß  die  wich- 
tigsten produktiven  Kräfte  desselben  — wir  denken  vor  allen 
Dingen  an  seine  unermeßlichen  Steinkohlenlager  — zuvörderst 
i noch  im  latenten  Zustande  verharren,  nnd  dafs  die  Abacbließungs- 
politik  der  Regierung  zu  Peking  noch  bei  weitem  nicht  völlig  über- 
wunden ist.  Wird  das  aber  auf  die  Dauer  so  bleiben  können?  Und 
sind  nicht  zahlreiche  Anzeichen  vorhanden,  die  daraufhindeuten,  dafs 
sich  in  dieser  Hinsicht  demnächst  ein  mächtiger  Umschwung  in  dem 
Reiche  der  Mitte  vollziehen  wird?  Beinahe  über  Nacht  haben  die 
Chinesen  ihr«  Hauptstädte  durch  Telegrapbenlinien  unter  einander 
verbunden,  and  außerdem  soll  der  chinesische  Kaiser  auch  kürzlich 
seine  Genehmigung  zum  Baue  von  Eisenbahnen  zwischen  Peking 
und  Tientsin,  zwischen  Tientsin  und  Shanghai,  zwischen  Shanghai 
und  Nanking  usw.  ertbeilt  haben.  Wie  sollte  es  anch  möglich  sein  daß 
die  alt«  chinesische  Kultur  der  überlegenen  europäischen  Kultur 
gegenüber,  die  von  alleu  Seiten  unablässig  gegen  sie  beraodrängt, 
ewig  Stand  halten  könnt«!  Wird  dieses  Drängen  nicht  durch  den 
neuen  Scbienenstrang,  der  seine  Grenzen  an  einer  ganzen  Reihe  von 
Punkten  unmittelbar  berühren  wird,  noch  ein  bedeutend  verstärkte* 
werden?  Wie,  wenn  die  russische  Transkontinentalbahn  bei  Kiachta 
eine  Fortsetzung  nach  Urga  nnd  Peking  erhielte?  Mag  man  dies 
immerhin  wirthscbaftspolitische  Zukunftsmusik  nennen,  kommen 
wird  diese  Zeit  ganz  gewiß,  und  wenn  die  russischen  Regierungs- 
männer nicht  völlig  blind  sind  für  die  Wohlfahrt  und  den  wirth- 
schaftlichen  Aufschwung  ihres  Landes,  so  werden  sie  ohne  Zweifel 
Alles  aufbieten,  um  sie  recht  bald  berbeizuführen.  Blieben  die 
Dinge  in  China  aber  auch  wie  sie  sind,  so  würde  die  neue  Schienen- 
straße immerhin  sehr  dazu  angethan  sein,  dem  Welthandel  za  einem 
i guten  Theile  eine  andere  Richtung  au  geben.  Die  Hanptexport- 
| nrtikul  China  s — Tbee  und  Seide  — eignen  sich  zum  Eisenbahn- 
transport verhältnismäßig  sehr  gut,  und  in  Bezug  auf  ihren  Vor- 
trieb wird  Rußland  die  Konkurrenz  Britanniens  nach  Fertigstellung 
seiner  Pazifikbabn  ohne  Zweifel  weit  besser  bestehen  können,  aß  e* 
bisher  der  Fall  war.  Und  ganz  dasselbe  gilt  von  den  Hauptimport- 
artikeln Chinaß  aus  Europa.  Sollte  China  unter  dem  Drucke,  dem 
e«  ausgestzt  ist,  auch  den  Reis-Export  frei  geben,  und  sollte  es  als 
Baumwollen-Evportlaod  eine  hervorragendere  Rolle  spielen  lernen, 
so  würden  sich  die  Russen  das  ebenfalls  sehr  zu  Nutze  machen 
können,  ln  der  Richtung  auf  Deutschland  und  Österreich-Ungarn 
würde  ein  höherer  Aufschwung  des  chinesisch  europäischen 
Transitbandeis  freilich  eine  wesentliche  Herabminderung  der 
daselbst  bestehenden  Zollschranken  und  Zollcbikanen  erforderlich 
machen.  Daß  der  Seeweg  nach  China,  der  so  viel  länger  ist  aß 
der  Ubcrlandweg,  völlig  veröden  werde,  sobald  der  letztere  mit 
einem  Scbienenstrange  ausgestattet  worden  ist,  wird  man  aber  natür- 
lich erwarten  dürfen,  auch  wenn  der  Handel  und  Verkehr  in  China 
und  Rußland  von  allen  Fesseln  befreit  werden  sollten.  Bezüglich 
aller  Waaren.  bei  denen  die  Lieferungsfrist  keine  große  Rolle  spielt, 
behält  der  Seeweg  ja  immer  den  Vorzug  der  Billigkeit. 

Ist  die  russische  Pazifikbahn  aß  „All-Rail-Babn*  fertiggestellt, 
so  wird  man  — eine  mäßige  Fahrgeschwindigkeit  vorausgesetzt  — 
die  rassisch -chinesische  Grenze  bei  Kiachta  von  Warschau  od«*r 
St.  Petersburg  aus  bereits  in  ungefähr  sieben  Tagen,  den  Stillen 
Ozean  bei  Wladiwostock  aber  in  12  bis  13  Tagen  erreichen  können. 
Und  hat  die  Linie  erst  «ine  Eisenbahnlinie  KiachLa-Pokiog  als  Fort- 
setzung erhalten,  so  könnte  man  die  Entfernung  zwischen  der 
Hauptstadt  des  Russenreicbes  und  der  Hauptstadt  des  Chioesen- 
reiches  vermittelst  eine*  guten  Konrierzuges  sogar  sehr  bequem  in 
5 bis  6 Tagen  zurücklegun.  Die  Welt  wird  dann  wieder  uin  ein 
sehr  Erhebliches  kleiner  und  enger  geworden  sein! 

Was  die  russisch -amerikanischen  Handelsbeziehungen  betrifft, 
so  würden  wir  einen  hoben  Aufschwung  derselben  nur  dann  er- 
warten, wenn  es  den  Russen  gelinge,  ihre  Wünsche  bezüglich 
Wöu-saus  und  Koieas  zu  verwirklichen,  und  wenn  sich  in  dem 
genannten  koreanischen  Hafen  eine  russische  Dampferlinie  durch 
die  Sangarstraße  hindurch  nach  San-Frantisko  anschlösse.  Damit 
hat  es  zunächst  pber  wohl  noch  gute  Weile.  Da  müßte  der  ras- 


534 

Nr.  36.  EXPORT,  Organ  des  Central  verein«  für  Handolsgeographie  et«.  1887. 


siscbe  Stratege  dem  russischen  Kaufmann  erst  noch  ein  schweres 
Stück  Vorarbeit  leisten. 

Was  man  als  ziemlich  sicher  Voraussagen  kann,  ist  dagegen: 
dafs  die  im  Bau  begriffene  russische  Pazifikbabn  eine  mlcbtige 
Anregung  geben  wird  zur  Inangriffnahme  anderer  asiatischer  Trans- 
kontineutalbuhnen. Bisher  waren  die  Engländer  der  Anlage  solcher 
Bahnen  aus  Rücksicht  auf  ihre  Wellhandelssuprematie  bekanuter- 
mafsen  auf  das  Äufaerste  abgeneigt  Werden  sie  künftig  noch  gegen 
eine  Linie  Ukanderun-Bagdad-Btsra,  und  gegen  eine  Linie  Trape- 
zunt-Isfahan- Kandahar  Opposition  machen  dürfen,  wenn  sie  die 
drohende  russioebe  Konkurrenz  so  gut  als  irgend  möglich  bestehen 
wollen?  Wir  sind  der  Meinung,  dafs  die  Dinge  in  dieser  Beziehung 
einen  ganz  ähnlichen  Verlauf  nehmen  werden,  wie  es  während  der 
beiden  letzten  Jahrzehnte  in  Amerika  der  Fall  gewesen  ist.  AU 
die  Union-Pazifikbahn  i.  J.  1869  einmal  fertiggestellt  war,  da  ent- 
standen alsbald  daneben  eine  Süd-Pazifikbabn , eine  Nord-Pazifik- 
bahn, eine  Kanadische  Pazifik  bahn,  und  bald  wird  es  auch  eine 
sQdamerikanische  Pazifik buhu  geben,  die  Argentinien  mit  Chile 
verbindet.  Selbst  der  Antagonismus  des  Islam  gegenüber  der  euro- 
päischen Kultur  wird  dies  nicht  verhindern  können.  Dafs  die  Aus- 
stattung der  europäisch- asiatischen  Cberlaodwege  mit  Schienen- 
geleisen ganz  besonders  auch  für  die  zentraleuropäiscbeu  Wirth-  I 
schaftsgebieto  von  grofsem  Vortheile  sein  wird,  brauchen  wir  an 
dieser  Stelle  nicht  weiter  auszufübren. 

Die  Ombilin-Kohlenlager  auf  West-Sumatra.  Die  im  „Export“  ! 
vom  19.  Juli  gebrachte  Nachricht,  dafs  die  niederländische  Regie-  ; 
rung  behufs  Erschliefsung  der  Ombilio- Kohlenlager  auf  West-Su-  I 
matra  die  Branntwein -Bai  zu  einem  Hafen  uragestalten  und  eine  1 
Eisenbahn  von  da  tu  den  Kohlenfelderu  anzulegen  beabsichtige, 
erinnerte  Schreiber  dieses  lebhaft  an  die  mündlichen  und  schrift- 
lichen Mittheiluugeu,  welche  ihm  in  der  Angelegenheit  von  dem 
bekannten  Sumatra -Reisenden  und  Iugenieur  D.  D.  Vetb,  dem 
Sohn  des  niederländischen  Geographen  und  Professors  Veth  s.  Z. 
zugingen.  Veth,  leider  inzwischen  auf  einer  Entdeckungsreise  in 
West-Afrika  verstorben,  batte  die  in  Betracht  kommenden  Distrikt« 
bereist  und  studirt.  Bei  der  Bedeutung,  welche  die  Angelegenheit 
u.  A.  für  die  ostasiatische  Dampfschifffahrt  hat,  wird  es  zeitgemifs 
sein,  aus  den  Ergebnissen  der  Untersuchungen  Veth«  hier  Eioiges  . 
zusam menzustellen,  wobei  zugleich  eine  von  Veth  der  „Geo- 
graphischen Gesellschaft“  io  Bremen  in  einem  Vortrag  und  später  | 
in  einem  Aufsatz  („Deutsche  Geographische  Blätter“,  Band  IV, 
Heft  2,  nebst  Karte)  gemachte  Mittheiluog  als  Anhalt  diente. 

Die  nach  dem  Ombiliu-Flufs  benannten  mächtigen  KobleoflÖtxe 
sind  nur  etwa  60  km  von  der  Westküste  Sumatras  entfernt  Dem 
etwa  32  km  vou  dieser  Küste  gelegenen  Siogknray-8ec  entströmt 
in  östlicher  Richtung  der  später,  nach  Aufnahme  mehrerer  Neben- 
flüsse, als  Indragiri  die  Ostküste  erreichende  Orobilin-Flufs. 

Nahezu  20  km  östlich  von  dem  genannten  See  erreicht  der 
Ombilio  ein  Sandstein -Terrain,  welches  er  auf  einer  Länge  von 
10  km  durcbscbneidct  und  hier  in  dem  Sandsleingebirge,  welches 
einige  Ähnlichkeit  ruit  der  sächsischen  Schweiz  bat,  finden  sieb 
die  Kohlenlager,  welche  nach  Veth  geologisch  wie  topographisch 
in  drei  Tbeile  zu  unterscheiden  sind. 

Das  nördlichste  Lager  liegt  nördlich  von  dem  Gebirgsbach 
Parambah&n  und  kommt,  weil  die  Gesteinsschichten  sehr  verworfen 
sind,  für  die  Ausbeute  erst  in  letzter  Linie  in  Betracht.  Auf  einer 
Oberfläche  vou  3 Millionen  qm  werden  zwei  Kohlenschicbteo  in 
einer  durchgehenden  Mächtigkeit  von  10  m augclroffeo ; Veth 
schlägt  die  Quantität  auf  20  Millionen  t an,  weiche  gröfstentheils 
durch  Stollen  ausgebeutet  werden  können. 

Das  mittlere  oder  Sigalut- Kohlenlager  liegt  östlich  vom  Om- 
bilin  und  südlich  vom  Bache  P&rambaban.  Von  den  sieben  8tein- 
kohlen&chichten,  welche  es  enthält,  dürften  drei,  stellenweis«  auch 
ein  viertes,  die  Ausbeutung  lohnen.  Sie  besitzen  zusammen  eine 
Mächtigkeit  von  6 m.  Dieser  Tbeil  wurde  etwa  80  Millionen  t 
liefern.  Die  Verhältnisse  sind  günstiger  als  bei  jenem  nördlichen 
Lager,  doch  mufs  hier  der  gröfstc  Theil  der  Kohleu  durch  Scbacht- 
bau  gewonnen  werden. 

Das  südlichste  oder  Sungei- Durian-Lager  erstreckt  sich  west- 
lich und  südlich  vom  Ombiiin  zwischen  den  Bächen  Luro  Gadaog 
und  Lunto.  Die  hier  vorhandenen  drei  Koblenschicbten  haben 
eine  Mächtigkeit  von  6,  2 und  2 ra  und  sind  durch  20  und  16  m 
mächtige  Sandstein-  und  Lehmschicbteo  von  einander  getrennt. 
Die  Gesammtmeoge  der  hier  zu  gewinnenden  Kohlen  schätzte 
Veth  auf  100  Millionen  t;  dabei  kann  etwa  die  Hälfte  mittelst 
nur  weuig  vou  der  horizontalen  Lage  abweichender  Stollen  zu  Tage 
gefördert  werden;  die  Verhältnisse  liegen  daher  hier  für  die  Aus- 
beutung am  günstigsten.  Aufserdem  können  nördlich  vom  Bache  Luro 
Gadaog  noch  etwa  4 Milliouen  t gewonnen  werden  und  wahrschein- 
lich setzen  sich  die  koblenführendeu  Saudsteinacbiehten  auch  süd- 


lich vom  Lunto -Bache  noch  fort.  Vermutlich  können  im  Gant?a 
aus  den  Schichten  des  Suogei-Duriao-Feldes  mehr  als  200  Millio- 
nen t gewonnen  werden. 

Die  Qualität  dieser  Kohlen  wurde  bereits  im  Jahre  1868  erprobt 
und  als  ausgezeichnet  befanden.  Der  Bergingenieur  de  Greve  wir« 
damals  das  Vorhandensein  dieser  Kohlenflöze  zuerst  nach;  er  lieb 
13  Tonnen  brechen  und  zur  Westküste  nach  Padang  bringen;  die 
Angestellten  Brennproben  ergaben,  dafs  die  Oinbilinkobleo  zu; 
Heizung  vou  Dampfmaschinen  ebenso  gut,  wenn  nicht  besser  sind, 
als  die  beste  Cardiff-  und  Newcastle-Kohle,  während  sie  als  Gi- 
oder  Schmiedekohlen  hinter  den  englischen  zurücksteheo.  Dir 
Ombiliokobleo  sind  sehr  wenig  verunreinigt, enthalten  wenig  Schweb!, 
sind  glänzend  schwarz  und  sehr  fest;  die  letztere  Eigenschaft  fällt 
besonders  beim  Transport,  Laden,  Aufschütten  usw.  in“»  Ge*  ick, 
sie  werden  nicht  so  leicht,  wie  die  meisten  Kohlensorten,  Grw 
abbröckeln. 

Während  also  gute  Qualität,  genügende  Mengen  und  LeicLti* 
keit  der  Gewinnung  vorhanden,  bildet  die  Hauptschwicrigkeit  dir 
Abfuhr  zur  Küste  und  darin  liegt  die  Erklärung,  weshalb  die»« 
Kohlenschätze  bisher  nickt  ausgebeutet  wurden.  Die  Zunahme  der 
Dampfschifffahrt  in  den  ostasiatiseben  Gewässern  und  das  gesteigert; 
Bestreben  der  niederländischen  Regierung  die  in  ihren  KoIooml 
steckenden  Hilfsquellen  nutzbar  zq  machen,  werden  es  bewirken, 
dafs  diese  Schwierigkeit  aus  dem  Wege  geräumt  wird. 

Ingenieur  Veth  bat  behufs  Lösung  der  Transportfrage  dn 
Terrain  genan  studirt  und  es  sei  seinen  Erörterungen  hierüber  lux 
Schlufs  noch  das  Folgende  entnommen. 

Veth  stellt  nicht  weniger  als  sechs  verschiedenen  Pläne  uad 
Projekte  für  die  Herstellung  von  Eisenbahnen  und  Drahtseil  habt« 
zur  West-  bezw.  Ostküste  auf.  So  eiue  Bahn  von  97  km  Lftlgt, 
mit  Steigungen  bis  zu  36%  vou  Sawab  Lunto  bis  zur  Braoat*«us- 
bai;  die  Herstellung  einer  Hafenaulagc  in  der  Braoutweiobai  ein- 
begriffen veranschlagt  er  die  Kosten  auf  50  Milliouen  . //.  Deo 
Vorzug  giebt  er  folgendem  Plan:  Drahtseilbahn  und  Eisenbahn  ta 
Sawab  La  was,  von  da  Eisenbahn  in  südsüdöstlichcr  Richtung  U« 
zum  Fufs  der  Barisan- Bergkette;  die  letztere  wäre  mittelst  eine 
schwebenden  Drahtseilbahn  bis  Lubu  Kilangao  zu  überschreit« 
und  der  Rest  des  Wegs  vou  hier  bis  Padang,  dem  Hsuptbafeu  ao 
der  Westküste,  auf  einer  Scbieneustrafse  zurükzolegeo.  Nach  Her- 
stellung eines  solchen  Abfubrwegos  von  72  km  Länge,  dessen  Kosten 
Veth  auf  10  Millionen  t -U  veranschlagt,  würden  die  Ombiliakohleii- 
werke  den  Kohlenbedarf  von  Batavia,  Singapore,  Poiot  de  GalW 
und  anderen  Häfen  des  indischen  Ozeans  decken  könoeu.  Die»r 
Bedarf  schätzte  Veth  auf  400  000  t jährlich,  bei  der  vermehrt« 
Dampfschifffahrt  im  malayischen  Archipel  und  überhaupt  ia  it- 
diachcn  Ozean  ist  er  ohne  Zweifel  jetzt  erheblich  gröfser. 


Süd-Amerika. 

Die  brasilianische  Küstenschifffahrt.  Vou  Dr.  H.  v.  Jhertog. 
(Originalbericht  aus  Rio  Grande  do  Sul.)  Die  folgert 
Darstellung  verdankt  ihre  Entstehung  einer  Anregung  des  Htm 
Dr.  Lindeman  in  Bremen,  dessen  gründliche  Schilderung  de 
grofsen  europäischen  überseeischen  Dampferlinien  in  Verbindung 
mit  einer  brieflichen  Anfrage  mich  bestimmten,  die  entsprechend« 
brasilianischen  Verhältnisse  nach  dem  mir  zugänglichen  Matcri»! 

| darzulegen.  Mao  wird  dies  meines  Wissens  an  keiner  and«« 
Stelle  finden,  doch  sind  auch  meine  Angaben  nur  uovollkotniB«. 
da  mir  die  hierfür  allein  in  Betracht  kommenden  MinivtcrUI-Br 
richte  nicht  zur  Verfügung  stehen  und  ich  für  die  Aogabea,  dt? 
ich  mir  aus  der  Tagespresse  zusammengetragen,  natürlich  krio; 
volle  Garantie  übernehmen  kann. 

Den  Verkehr  an  der  brasilianischen  Küste  vermitteln  ob 
Wesentlichen  zwei  grofge  vom  Staate  subventionirte  Dampferlim». 
; deren  eine  nordwärts  von  Rio  de  Janeiro  ihr  Wirkuogsfcld  hat- 
indefs  die  andere  die  von  Rio  nach  dem  Süden  gelegenen  IUfcn 
mit  dem  Zentrum  des  Reiches  io  Verbindung  erhält.  Werfen 
auf  beide  einen  Blick. 

Die  „Coropanbia  brazileira  de  Navega<;io  » vapor“  w 
mittel t von  Rio  aus,  wo  sie  ihren  Sitz  hat,  den  Verkehr  mit  Balm 
Pernambuco,  Para,  Manaos  und  einer  Reibe  von  Zwischeabif« 

I Ihr  Kapital  beläuft  sich  auf  4000Contos.  Der  Werth  eines  Cm** 
I de  Reis  (1000  Milreis)  ist  dem  stets  schwankenden  Kurse  o«d 
; ein  verschiedener,  meist  zwischen  1700 — 1900  , H-  wechselnde 
Sie  bat  einen  Reservefonds  von  1177  Contos.  Der  Kurs  der  Aktien 
von  200  Milreis  war  1886  295  Milreis,  ltn  Finanzjahre  1884'^ 
ergaben  die  gezahlten  halbjährlichen  Dividenden  13 Va%-  Di« 
Dampfer  der  Gesellschaft  pflegen  8—12  Rundreisen  im  Jahre  «w- 
zuführen.  Der  Staat  zahlt  der  Gesellschaft  eine  jährliche  S«b- 


1887. 


585 

EXPORT,  Organ  de»  Centralvereins  für  Handelsgeogr&phio  etc. 


Nr.  86. 


ventioo  von  729  Contos,  wie  ich  einer  Mittbeilung  über  das  Budget 
des  Kaiserreiches  von  1884  entnehme. 

Aufser  der  Companhia  brazileira  sind  zwischen  Rio  und  den 
nördlichen  Häfen  noch  Dampfer  kleinerer  Linien  tbätig,  über  welche 
Näheres  ein  Artikel:  „Kurze  Skizze  der  See-  und  Flu  fasch  ifffahrt 
in  Brasilien“  („Export“  1885,  No.  10,  S.  174)  mittheilt.  Zur  Er- 
gänzung der  Skizze  erwähne  ich  noch  aufser  einigen  daa  Gebiet 
der  ProTinz  Rio  nicht  überschreitenden  anbedeutenderen  Linien: 
die  Companhia  pernambucana  de  navegacSo  costcira,  deren  Dampfer 
monatlich  zwei  Rundreisen  nach  Fortaleza,  zwei  nach  Aracajti, 
beide  nnter  Berührung  zahlreicher  anderer  Häfen,  und  eine  nach 
der  Verhreeher-Insel  Fernando  de  Norooha  machen*) 

Hierher  gehört  auch  die  „Companhia  de  Navega^äo  Espirito 
Santo  c Caruvellas  zwischen  Rio  und  den  Häfen  der  Provinz  Espirito 
Santo,  mit  Kapital  von  1600  Contos. 

An  die  Companhia  brazileira  schliefst  «rieh  als  natürliche  Er- 
gänzung die  Dampfschifffahrt  des  AmazoneDstromes  an,  welche 
schwerlich  einfach  unter  den  Gesichtspunkt  der  Flufsschiflffahrt  zu 
bringen  ist. 

Die  bedeutendste  Dampferlinie  ist  die  „Amaionas-Steam-Navi- 
gatiou  Company“,  deren  Sitz  in  London  ist.  Ihr  realisirtes  Kapital 
beläuft  sich  auf  606  285  £.  Sie  erhält  von  der  brasilianischen  Regie- 
rung eine  Subvention  von  480  Contos  de  Reis.  Nach  Sellin 
wurde  die  Gesellschaft  1867  in  Para  gegründet  und  besafs  sie  im 
Jahre  188():  29  Dampfschiffe  mit  8410  Pferdekräften  und  12321 
Tonneugehalt.  Wunderbar  ist  der  Einflufs,  welchen  im  Gebiete 
des  Amazonenslrotnes  die  Einführung  des  Dampfschiffes  als  Pio- 
nier der  Kultur  in  jeder  Richtnng  hatte.  Noch  1860  war  in 
Para  die  Dampfschifffahrt  nur  durch  die  ein  oder  zwei  Mal  im 
Jahre  sich  zeigenden  Kriegsschiffe  bekannt,  und  selbst  die  Segel- 
schifffahrt war  so  unbedeutend,  dafs  im  ganzen  Jahre  von  über 
seeischen  wie  von  brasilianischen  Häfen  kommende  Schiffe  nicht 
mehr  als  90  mit  einem  Gehalte  von  25—32000  t einliefeo.  Als 
bester  Beleg  für  den  Aufschwuog  kann  folgende  Tabelle  dienen: 

TwtaI 


Vor  Einrichtung  der  Dampf- 
schifffahrt   * 

Nach  Hinrichtung  der  Dampf- 

M'hifffuhrt . 


1847/48 
f 1857/58 
{ 18*7,68 
{ 1877,78 


Tennen 

26)  662  81  460  343  122 

968  612  252  594  1221106 

222 1721  887  284  8 109  005 

2 742  209  1097  679  3 839  888 


Sellin  meint  (I.  p.  17),  dafs  seit  1852  der  Amazonas  von 
Dampfern  befahren  werde.  Severiano  da  Fonseea  (Ao  redor 
do  Brazil.  1881.  II.  p.  381)  dagegen  sagt,  dafs  erst  seit  dem 

1.  Januar  1853  das  Flufsmeer  des  Amazonas  regelmäßig  und  be- 
ständig Dampfschiffe  seine  Flutben  habe  durchfurchen  sehen.  Auch 
führt  letzterer  als  Datum  der  Freigabe  der  Amazonasschifffabrt 
nicht  den  7.  September  1867  ao,  sondern  den  7.  Dezember  1866. 
Offenbar  ist  also  jenes  Dekret  vom  7.  Dezember  1866  datirt,  aber 
erst  9 Monate  später  io  Kraft  getreten.  Jedenfalls  haben  somit  die 
Brasilianer  Recht,  wenn  sie  mit  einem  ihrer  Landsleute,  Tavarea 
Bas  tos,  behaupten:  „Die  wahre  Entdeckung  des  Amazonas  datirt 
erst  vom  Jahre  1853.“ 

Wie  lebhaft  gegenwärtig  der  Dampfer  verkehr  des  Amazonas  ist, 
dafür  sei  als  Beleg  eine  Stelle  aus  dem  Reisewerke  von  Severiano 
da  Fonseea  angeführt,  an  welcher  er  den  Hafen  von  Belüm  (oder 
Para)  schildert,  wie  er  sieb  ihm  anfangs  1878  präsentirte: 

„Belem  wird  eine«  Tages  eines  der  bedeutendsten  Handels 
Zentren  Süd-Amerikas  und  der  Haupthandeisplatz  dieses  ganzen 
enormen  Amazonas-Beckens  werden.  In  seinem  Hafen  trifft  man 
immer  zahlreiche  Schiffe,  namentlich  ausländische.  Bisweilen  ankern 
fünf  oder  inehr  See-Dampfer.  Gegenwärtig  giebt  es  außer  den  zwei 
Dampfern  der  direkten  amerikanischen  und  englischen  Linie,  welche 
hier  monatlich  ankommen,  noch  zwei  Liverpool-Linien,  die  braai- 
lianiache  und  die  Maranb&o-Linie,  alle  für  den  Seeverkehr.  Die 
Flußschifffahrt  führt  dem  Hafen  täglich  3 bis  4 Dampfer  von  der 
Amazonas  Company  und  von  der  Marajo-Lioie  zu,  welche  von  der 
kaiserlichen  oder  von  der  Proviniial-Regierung  subventionirt  sind, 
oder  von  Privatlinieu,  wie  der  „Canuman“.  Sie  alle  unterhalten 
den  Verkehr  zwischen  der  Hauptstadt  und  den  bewohnten  Neben- 
flüssen des  Amazonas  sowie  den  Inseln  seioer  Mündung.*  — 

Die  Stellung,  die  an  der  Küste  nordwärts  von  Rio  die  „Com- 
panies brazileira“  einnimmt,  bat  südlich  von  der  Reichshauptstadt 
die  „Companhia  nacional  de  navega^äo  a vapor*.  Diese  Linie 
dehnt  ihre  Reisen  nicht  nach  den  nördlichen  Häfen  aus.  Sellin 
giebt  dies  zwar  (II  p.  19  und  29)  wiederholt  an,  doeb  denke  ich, 
dafs  es  nur  auf  einem  Lapsus  beruht,  indem  es  wohl,  statt  naeio- 
ual,  brazileira  beißen  roufs. 

Die  „Companhia  nacional“  verfügt  über  12  Dampfer,  von 


denen  die  vier  Dampfer  „St  Rio  Apa“,  „Rio  Verde“,  „Rapido“  und 
Coxipö,  auf  der  Route  Montevideo-Matto  Grosso  thätig  sind.  Das 
Kapital  beläuft  sich  auf  4000  Contos  in  Aktien  zn  200  Milreis, 
deren  Kurs  1885:  232  Milreis,  war  mit  einem  Reservefonds  von 
228  Contos.  Die  Fahrten  dieser  Dampfer  berühren  die  Häfen 
Santoe,  Cananea,  Iguape,  Paranaguä,  Antonina,  8.  Francisco,  Ita- 
jahy,  St.  Catbarina,  Rio  Grande,  Porto  Alegre  und  Montevideo. 
Gegenwärtig  ist  die  Anordnung  der  Reisen  folgende: 

1.  Reise  am  1.  d.  M.  von  Rio  direkt  nach  Porto  Alegre.  Für 

diese  direkten  Reisen  bis  Porto  Alegre  finden  die  beiden 
Dampfer  „Rio  Pardo“  and  „Rio  Parana“  Verwendung.  Diese  vor- 
trefflich konstruirten  und  eingerichteten  Dampfer  sind  272  Fuß 
lang  und  34  Fuß  breit  und  haben  Raum  für  150  Passagiere 
erster  und  200  zweiter  Klasse. 

2.  Reise  am  6.  d.  M.  über  Rio  Grande  nnd  Pelotas  nach  Mon- 

tevideo, von  wo  auf  der  Rückreise  die  Passagiere  von  Matto 
Grosso  befördert  werden. 

3.  Reise  am  11.  d.  M.  bis  Montevideo,  wohin  Post  und  Passagiere 

für  Matto  Grosso  befördert  werden. 

4.  Reise  am  17.  d.  M.  direkte  Reise  nach  Porto  Alegre. 

6.  Reise  ain  24.  d.  M.  über  Rio  Grande  und  PeloUs  nach  Monte- 
video. 

Die  Vermittlung  des  Verkehrs  im  Anschluß  an  die  nur  bis 
Pelntas  fahrenden  Dampfer  also  über  die  Lagoa  dos  patos  zwischen 
Rio  Grande  und  Porto  Alegre,  übernimmt  der  „Itapoaro“,  das  einzige 
Fahrzeng,  welches  als  alt  und  schon  etwas  abgängig  sich  der 
Gunst  des  reisenden  Publikums  nicht  erfreut.  Indeß  soll  dieser  ab- 
gängige Dampfer  jetzt  beseitigt  werden,  da  die  Gesellschaft  wieder 
für  zwei  neue  Steamer  Auftrag  gegeben  bat.  Die  Dampfer,  welche 
auf  der  südlichen  Küstenstrecke  tbätig,  sind  außer  den  beiden  eben 
bereits  genannten  noch  der  „Rio  Grande“,  „RioNegTo“,  „Rio  de  Janei- 
ro* und  „Rio  de  Jaguarai“.  Dazu  in  Fahrten  zwischen  St.  Catbarina 
und  Binnenhäfen  noch  der  „HumaytA“. 

Die  Subvention  wird  für  die  Reise  bezahlt,  ist  daher  in  der 
Höhe  etwas  wechselnd.  Im  Jahre  1886  belief  sie  sich  auf  635 
Contos.  Die  Küstenlinie  müßte  wohl  auch  ohne  Subvention  be- 
stehen können,  die  Matto  Grosso-Linie  aber  sicher  nicht.  Gegen 
die  Subvention  hat  die  Linie  zahlreiche  Einwanderer  und  Beamten 
usw.  gratis  zu  befördern.  Auffallend  ist  es,  daß  trotz  hoher  Sub- 
vention die  Preise  für  Personenbeförderung  sehr  hoch  sind.  So 
kostet  z.  B.  die  Passage  von  Rio  de  Janeiro  bis  Rio  Grande 
1102000  Rs.  für  Kajüte  (eamera  oder  de  re)  und  502000  Rs.  für 
Zwischendeck  (convez  oder  de  pröa),  und  25  resp.  10  Milreis  von 
Rio  Grande  bis  Porto  Alegre.  Sind  nun  auch  der  höheren  Löhne 
und  Koblenpreise  halber  höhere  Preise  als  auf  der  Hamburger  Linie 
natürlich,  so  erscheinen  diese  Sätze  doch,  zumal  für  eine  snbven- 
tionirte  Linie  zu  hoch.  Im  Übrigen  muß  ich  gestehen,  daß  ich  per- 
sönlich immer  gern  diese  Dampfer  benutzt  habe,  die  an  Komfort 
und  aufmerksamer  Bedienung  nichts  zu  wünschen  übrig  lassen  und 
deren  Kapitäne  in  fördersarnster  Weise  für  die  Bequemlichkeit  der 
Reisenden  Sorge  tragen. 

Minder  zufrieden  ist  der  Handel  mit  der  Nationallinie.  Ein 
Kaufmann,  auf  dessen  Uriheil  ich  viel  Werth  lege,  theilte  mir 
darüber  Folgendes  mit.  „Die  Dampfer  der  „Comp,  nacional“,  be- 
sonders die  neuen  „R.  Pardo“  und  „Parani“,  sind  zwar  mit  großer 
Eleganz  gebaut,  dagegen  von  großer  Ordnung  und  Sauberkeit  an 
Bord  ist  nicht  viel  zu  sagen.  Mit  Ausnahme  von  einem  oder 
zwei  Dampfern,  deren  Führung  in  Händen  wirklich  tüchtiger 
Seeleute  liegt,  sind  die  Kommandanten  im  Großen  Ganzen  mehr 
Gesellscbaftsberren  als  Seeleute.  Die  Charge  eines  Komman- 
danten der  „National  - Linie“  ist  eia«  Sineeure  für  beurlaubte 
Offiziere  der  brasilianischen  Marine,  und  viele  di«scr  Offiziere  sind 
kaum  über  eine  übungsreise  hinzu  »gekommen . sodafs  sich  jeder 
Fremde,  welcher  derartiges  beurtheilen  kann,  über  die  oft  un- 
verantwortliche Nachlässigkeit,  mit  der  an  Bord  der  Steamer  Alles 
behandelt  wird,  beklagt,  und  die  Kommandanten  transatlanti- 
scher Steamer  sich  ohne  Ausnahme  sehr  schlecht  über  die  ganz 
und  gar  unseeminnisebe  Weise,  io  der  ao  Bord  der  nationalen 
Steamer  gearbeitet  wird,  äußern.  Von  Disziplin  und  Fachkeont- 
niß  ist  im  Allgemeinen  wenig  die  Rede,  und  ein  Gefühl  sehr 
großer  Sicherheit  kann  kein  Sachkundiger  an  Bord  dieser  Dampfer 
haben.  Allerdings  sind  die  Kapitäne  durch  und  durch  Kavaliere 
und  durchaus  liebenswürdig  und  zuvorkommend  gegeu  ihre  Passa- 
giere. Der  Handel  der  Provinz  Rio  Grande  bat  mit  den  Steamern  der 
Nationallinie  nicht  die  besten  Erfahrungen  gemacht,  und  läßt  daher 
jedes  bedeutendere  Import  haus  seine  Waaren  ab  Europa  mit 
solchen  Dampferliuien  verladen,  die  ihre  Ladung  io  Rio  an  die 
Steamer  von  Lamport  und  Holt  abgeben.  Dies«  Linie  wird  ganz 
außerordentlich  gut  geleitet,  ist  in  der  Weiterbeförderung  von 
Ladungen  äußerst  prompt  und  gewissenhaft,  erkennt  etwaige 


’)  Näheres  bei  Sellin.  Das  Kaiserreich  Brasilien  1885,  II.  p-  58. 


536 

Nr.  36.  EXPORT,  Org&n  de«  Ceotralverein*  fflr  H&ndelageographio  etr.  1887 


Reklamationen  Ober  fehlende  resp.  beschädigte  Oütcr  nicht  nur 
mit  gröfster  Koulanx  an,  sondern  erledigt  solche  Versehen  auch 
durch  prompten  Ersatz  des  Schadens.  Man  kann  hier  mit  grofser 
Sicherheit  auf  das  rechtzeitige  Eintreffen  der  Europa  Ladungen,  die 
durch  L.  u.  H.  Steamer  hierher  gebracht  werden,  rechnen,  und  das 
ist  bei  solchen  Gütern,  die  in  Rio  der  Nationallinie  überwiesen 
werden,  leider  gar  nicht  der  Fall.  Es  ist  vorgekoromen,  dafe  Güter 
3,  4 oder  mehr  Monate  gebraucht  haben  bevor  dieselben  von  Ham- 
burg oder  New  York  hier  uio  treffen,  ohne  dafs  hierüber  geführte 
Reklamationen  etwas  genützt  hätten,  ln  letzterer  Zeit  ist  eine 
Besserung  in  der  Leitung  der  Companbia  eingetreteu,  aber  der 
hiesige  Handel  bat  so  schlechte  Erfahrungen  mit  der  Linie  ge- 
macht, dafs  man  lieber  bei  L.  und  H.  bleibt,  bei  denen  man  sicher 
Ordnung  vorfindet. " 

Direkte  Fahrten  zwischen  Pernambuco  und  Rio  Grande,  via 
Babia  und  Rio,  unternehmen  die  „ Dampfer  Aymore*  und  „Ariindo*, 
einer  Privatgesellschaft  in  Pernambuco  gehörend.  Sie  befördern 
auch  Passagiere  und  Ladung,  sind  aber  speziell  darauf  berechnet, 
Dörrfleisch  von  Rio  Grande  nach  dem  Norden  zu  bringen. 

Die  wichtigste  Linie  für  die  Beförderung  von  Frachtgütern  von 
Rio  nach  dem  Süden  des  Kaiserreiches  ist,  wie  schon  bemerkt,  die 
der  „Liverpool,  Brasil  and  River  Plate  Mail  Steamers*,  gemein- 
hin aber  Linie  von  Lampert  und  Holt  genannt.  Von  den  ca.  50 
Seedampfen]  dieser  groben  Linie  gehen  drei  („Canoiog*,  „Chatam*, 
„Cavour")  zwischen  Rio  de  Janeiro  and  Porto  A legre.  Dieselben  be- 
fördern lediglich  Fracht,  sind  daher  nicht  an  bestimmte  Abgangs- 
tage gebunden.  Früher  hatte  diese  Linie  auch  den  Personenver- 
kehr übernommen,  wofür  sie  eine  hohe  Subvention  erhielt.  Im 
Jahre  1882  schlofs  dann  die  Regierung  ihren  Kontrakt  unter 
günstigeren  Bedingungen  mit  der  Nationallinie  ab.  Der  Handel  von 
Porto  Alegre  war  nicht  immer  zufriedengeatellt  von  unserer  Linie. 
Man  klagte  über  Rücksichtslosigkeiten,  indem  die  Liui«  lediglich 
ihren  Fracht-Interessen  Rechnung  trage,  ohne  genügend  dem  Be- 
dürfnisse des  Handels  nach  rascher  Beförderung  zn  entsprechen. 

Von  anderen  Linien  kommen  noch  folgende  in  Betracht: 

„Companbia  Progressisla.*  Sie  fährt  von  Rio  nach  Hifen 
der  Provinz  Parana,  nämlich  nach  Paranagua,  Antonina,  Barreiroa 
und  Guaratuba.  Sie  erhält  gegen  die  Verpflichtung  freier  Be- 
förderung der  Post,  Staatsbeamten  und  Einwanderern  eine  jährliche 
Subvention  von  12  Contos  von  der  Regierung. 

„Companhia  de  Navegagäo  Paulista*  (vergl.  „Export“ 
1385  Nr.  10).  Die  Fahrten  dieser  Dampfer,  welche  ursprünglich 
nur  zwischen  Rio  und  Santos  stattfanden,  erstrecken  sich  neuer- 
dings auch  bis  St.  Catharina  (St.  Francisco)  wo  sie  sich  der 
besonderen  Gunst  der  Kaufmannschaft  erfreuen.  Diese  Gesellschaft 
bat  keine  Subvention  und  wirft  doch  ^/o  Dividende  ab. 

Die  „Companbia  de  Navega^io  e Estrada  de  Ferro 
Espirito  Santo  e Caravellas*  lüfei  schon  seit  Jahren  monatlich 
einen  Dampfer  von  Rio  nach  Porto  Alegre  gehen.  Der  Dampfer 
„Victoria*  trifft  in  Rio  Grande  am  16./17.  d.  M.  ein  und  geht  am 
Ü0./27.  wieder  ab;  er  befördert  Fracht  und  Passagiere,  letztere  um 
10  i 000  Rs.  billiger  als  die  Nationallinic.  (Kajüte  Rio -Rio  Grande: 
100  $ 000  Rs.).  Es  mufft  also  auch  diese  Linie  trotz  des  billigeren 
Passagepreises  und  trotz  des  Fehlens  der  Subvention  bestehen 
können.  Mao  könnte  ferner  schließen,  dafs  die  „Companbia  Pro- 
greBaista“  jetzt  wohl  auch  schon  ohne  Subvention  bestehen  könnte, 
obgleich  diese  Unterstützung  nicht  einfach  unter  den  Gesichtspunkt 
der  Subvention  fällt;  denn  die  Regierung  verfügt  als  Gegenleistung 
über  zahlreiche  freie  oder  ermäßigte  Passagen  von  Staatsbeamten 
und  Einwanderern.  (Sdüaü  roi*t) 

Die  Kolonisation  in  Itapociithal.  (Vergl.  „Export*  No.  30.) 
(Original bericht.)  ln  den  Monaten  Mai  und  Juni  sind  zwei 
Auswandererschiffe  — die  ersten  und  möglicherweise  die  letzten 
in  diesem  Jahre  — ans  Hamburg  hier  angelangt.  Allein  dieselben 
haben  dem  Ilapocüthal  nur  einen  geringen  Zuwachs  — etwa  zehn 
theils  verheiratete,  theils  unverheiratete  Kolonisten  — gebracht. 
Durch  die  Landkäufe  derselben  ist  das  Gebiet  bis  znm  Itapocü- 
sinho  nunmehr  ganz  besetzt;  sollte  die  Kolonisation  des  Itapocü- 
tbales  fortgesetzt  werden,  so  müfste  inan  anfangen,  das  Land  jen- 
seits des  Itapociisinbo  zu  vergeben,  von  welchem  bis  jetzt  nur  ein 
Komplex  von  500  Morgen  an  eine  ältere  Kolonistenfamilie  verkauft, 
von  dieser  aber  noch  nicht  in  Angriff  genommen  worden  ist.  Das 
zum  Bau  der  Brücke  nöthige  Holz  liegt  gröfstentbeils  schon  fertig 
da,  die  Grundstücke  sind  vermessen  und  die  Strafse  bis  zum  lüi- 
poeüsinho  wird  hoffentlich  iu  den  nächsten  Monaten  fertig  gestellt 
werden;  kurz.  Alles  ist  zum  Empfange  neuer  Kolonisten  bereit, 
und  es  fragt  sich  uur,  ob  der  Hamburger  Verein  sich  darauf  ein- 
lassen  wird,  in  diesem  Jahre  noch  solche  aufzunehmen,  da  mit 
Schlufs  desselben  sein  Vertrag  mit  der  Regierung  abläuft,  ohne  dafe 
diese  bis  jetzt  deu  ernsten  Willen  gezeigt  hätte,  denselben  zu  erneuern. 


Die  Unterbringung  neuer  Kolonisten  bis  zu  dem  Zeitpunkt,  ia 
dem  sie  in  ihre  selbstgebaute  Hütte  ciuzicheu  köoueu,  macht  zu- 
weilen Schwierigkeiten.  Um  solche  zu  beseitigen,  hat  die  Direk- 
tion bisher  daa  löbliche  Prinzip  befolgt,  an  manchen  Stellen  ihrer 
lang  hingestrecklcn  Strafse  o grofse  Schuppen,  sei  es  aus  Brett*’ 
wänden,  was  hier  kostspielig  ist,  sei  es  mit  Hilfe  des  im  Urwald 
wachsenden  sogenannten  Dachblattes  (Blatt  einer  niedrigen  Palturn- 
art)  anfzuführeo,  welche  für  die  erste  Zeit  eine  genügende  Her- 
berge abgebeu.  Ein  solcher  Schuppen  hst  beispielsweise  den 
deutsch-russischen  Kolonisten  grofse  Dienste  geleistet.  Merkwnrdi 
er  Weise  ist  nun  unlängst  ein  ebensolcher  Schuppen  an  einer 
teile  errichtet  worden,  wo  weit  und  breit  gar  keine  ländlich» 
Grundstücke  mehr  zu  vergeben  siud,  und  wo  aufserd e tu  rings- 
herum Häuser  und  Hütten  genug  da  sind,  iu  deuen  neue  Kolo- 
nisten Unterkunft  finden  köuncn.  Der  Erbauer  des  Schuppens  — 
ein  Brasilianer  — fordert  250  Milreis  dafür,  eine  Ausgabe,  ifie 
wahrhaftig  hätte  erspart  werdeo  können.  Es  ist  mir  bis  jetzt 
nicht  gelungen,  irgend  einen  Menschen  ausfindig  zu  macken,  der 
die  Idee,  an  dieser  Stelle  einen  Schuppen  zu  macheu,  nicht  lächer- 
lich gefunden  hätte.  Dieselbe  wird  einigermafsen  verständlich, 
wenn  mau  hört,  dafs  der  Schuppen  in  der  Nähe  des  projektirt« 
Stadtplatzes  Gültzow  angelegt  ist;  allein  an  der  Nutzlosigkeit  d-r 
Ausgabe  für  die  Gegenwart  ändert  diese  Thatsache  nichts,  uod 
selbst  in  Hinblick  auf  die  Zukunft  scheinen  mir  die  Aussichte:, 
dafs  der  Schoppen  jemals  von  Werth  sein  könnte,  recht  schwuhr 
zu  sein.  Beregter  Stadtplatz  soll  nämlich  dort,  wo  die  verlincrrtr 
Südstrafse  auf  deu  Itapocü  stöfst  uod  damit  in  die  Itapocüfttnk 
übergeht,  angelegt  werden.  Schon  jetzt  werden  Sladtplätze  tob 
lfa  Morgen  Gröfse  für  25  Milreis  vergeben.  Daraus  nun,  dafs  eine 
Anzahl  solcher  Grundstücke  thatsächlich  schon  verkauft  siud,  well* 
man  uuu  ja  nicht  auf  das  demoächstige  Emporblüben  einer  Stadl 
schliefsen;  denn  alle  diese  Käufe  sind  nur  aus  Spekulation  ge- 
schehen. Die  Bedingungen  für  die  Entwickelung  einer  Stadt,  d.  h. 
einer  Ansiedelung,  in  welcher  es  eine  gröfsere  Anzahl  von  Leute: 
giebt,  die  sich  ausschliefslich  vom  Handel  oder  Gcwerbetriebe  er- 
nähren, sind  bei  der  hier  befolgten  longitudinalen  Kolonisation 
überhaupt  nicht  gegeben.  Sie  sind  — um  nur  zwei  der  «iebtig- 
steo  Fälle  hervorzuheben  — vorzüglich  dann  vorhanden,  wenn  xn 
dem  betreffenden  Ort  entweder  ein  Wechsel  der  Verkebrnrntt*1! 
stattfindet  oder  wenn  er  der  Mittelpunkt  eines  nach  vielen  Hieb- 
langen  hin  sich  verzweigenden  Strafsen  net»,  eft  ist.  Beide  Bedingun- 
gen treffen  für  Joinville,  die  letztere  auch  für  Säo  Dento  im  Hoch- 
lande der  Kolonie  Dona  Franzisca  zu,  keine  derselben  finden  wir 
aber  weder  bei  den  übrigen  Stadtanlagen  unserer  Kolonie,  norh 
bei  dem  projektirten  Gültzow.  Denn  da  der  Itapocu  — von  d« 
Kannefahrt  abgesehen  — nicht  schiffbar  ist  und  kaum  jeaal* 
schiffbar  gemacht  werden  wird,  so  hat  Gültzow  nicht  die  Ausskät 
Umladeplatz  für  Waaren  zu  werden,  und  da  es  inmitten  einer 
lang  bingestreckten  Strafse  liegt,  ohne  dafs  von  irgend  einer  Seit« 
her  eine  andere  Strafse  einroündet,  so  fällt  auch  die  zweit«  Ur- 
sache zur  Stadtbildung  hinweg.  Dazu  kommt  ein  negativer  Grusd 
In  den  letzten  Monaten  hat  es  sich  herausgestellt,  dafs  in  der  re- 
genreichen Herbstzeit  (südbemisphärischer  Rechnung)  jeder  or 
einigermafsen  anhaltende  Regen  den  gröfsten  Theil  von  Gültio* 
unterWasser  setzt;  der  Kolonist  beispielsweise,  dessen  GrumUtörk 
an  Gültzow  aogrenzt,  hat  zweimal  im  Laufe  zweier  Monate  einige 
Tage  lang  mit  sftmmtlichem  Vieh  auf  dem  Boden  seines  Hau*'* 
Zubringer  müssen,  weil  in  den  Stuben,  obwohl  dieselben  fast  einen 
Meter  hoch  über  dem  Erdboden  liegen,  das  Wasser  fufsboeb  auf- 
| gestaut  war. 

Dieser  Umstand  hat  nun  einen  Kolonisten,  welcher  io  o« 
Nähe  von  Gültzow  ein  gröfseres,  anscheinend  wasserweher** 
Terrain  gekauft  bat,  veranlagt,  einen  Theil  desselben  zu  parzeliiru 
und  so  auf  eigene  Faust  eine  Stadt  zu  gründen.  Gegen  die  En'- 
Wickelungsmöglichkeit  einer  solchen  gelten  die  gleichen  Bedenke 
wie  gegen  Gültzow,  dagegen  scheint  es  mir  nicht  ausgeschlossen 
dafs  einige  Gewerbetreibende  sich  anf  diesem  den  deutschen  An- 
siedelungen näher  gelegenen  Terrain  einen  Platz  erwerben  und  dort 
ihre  Arbeit  den  neuen  Kolonisten  anbieten  werden.  Einige,  »i* 
insbesondere  Tischler,  üimmerleute  und  vielleicht  such  Schmied«, 
würden,  falls  es  ihnen  gelingt  auch  bei  den  Brasilianern  Kind- 
sebaft  za  erwerben,  schon  jetzt  ihr  Auskommen  finden,  Ander«, 
wie  Bäcker,  Fleischer  und  Klempner,  sicher  bei  vorschreiten<i«r 
Kolonisation.  1m  Allgemeinen  wird  wohl  aber  jeder  Handwerker 
der  sich  in  einer  erat  in  der  Entstehung  begriffenen  Ansiedelung 
niederläfst,  es  vorziehen,  ein  ländliches  Grundstück  für  den  billig«1 
Preis  von  150  Milreis  baar  und  200  Milreis  auf  Kredit  zu  aebmefi 
uod  neben  seinem  Gewerbe  etwas  Landwirtschaft  und  Viehzucht 
zu  treiben.  In  diesem  Falle  ist  er  eines  guten  Verdienstes  sicher, 
j uod  die  übrigen  Kolonisten,  die  bis  jetzt  wegen  jeder  kleinen, 


1887. 


537 

EXPORT,  Organ  des  C^ntralverems  für  Handelsgeographie  etc. 


Nr.  36. 


durch  eigene  Kraft  nicht  herzustellcnden  Reparatur  und  wegen  jeder 
neuen  Gerithachaft  nach  Joinville  laufen  müssen,  würden  «jeher 
einige  Handwerker  mit  Freuden  in  ihrer  Mitte  begrübet!. 

Brasilien,  der  neue  Zolltarif.  (Originalbericht  aus  Rio  j 
de  Janeiro  von  Ende  Juli  1887).  Die  mit  dem  neuen  Tarif  ge*  j 
kommeuvD  Zullerböbungen,  denn  um  solche  handelt  sich  « fast  I 
durchgängig,  sind  ungleiche,  treffen  liier  schwerer,  dort  leichter.  • 
Ein  eingehender  Vergleich  der  1104  Tarifoummeru  auf  ihre  Steuer- 
sätze sonst  nnd  heute  würde  zu  weit  fahren.  Es  ist  zu  beklagen, 
dafs  die  hiesige  FioanzbebÖrde  nicht  iu  besonderer  Tabelle  die 
prozentuale  Abweichung  vom  vormaligen  Zollsatz  publizirt  hat. 
Unter  besonderer  Berücksichtigung  von  Waareo,  bei  deren  Import 
Deutschland  io  erheblicher  Weise  beiheiligt  ist,  seien  hier  die- 
jenigen berausgegriffen.  deren  Zollsätze  eine  über  das  Durcb- 
»chnittsmafs  (nämlich  ein  Plus  von  circa  2°'0  auf  die  seitherige 
Werlhtaxe)  biuauagehende  Erhöhung  erfahren  haben. 


xahlUn  früher  xahltn  beul« 


Rind-  und  Kalbleder,  Weifsied  er  . . 

pro  Kilo 

480  Rs. 

600  Rs 

Farbiges  Leder,  Marroquin  . . . . 

800  „ 

1000  , 

Seife,  schwarze 

48  „ 

60  . 

„ gelbe  ......... 

U2  . 

150  . 

„ Weiße 

'.'4D  . 

800  „ 

Schiffszwieback . . 

16  . 

30  . 

Nudelteigfabrikate 

96  „ 

1*0  . 

Reis  (Indien) . 

IG  . 

25  . 

Spielkarten  (Frankfurt  a.  M.)  . . . 

18  280  „ 

1 8600  „ 

Leinen- Köper,  Spitzköper,  ungefärbt  . 
Ordinäre  baumwollene  Unterhemden, 

960  , 

1 $500  „ ! 

Unterjacken 

pro  Dt* 

18  600  „ 

3 8 000  „ ! 

Bereits  in  meinem  Vorigen  deutete  ich  an,  dafs  aller  Färberei- 

bedarf  wesentliche  Zollreduktionen 

erfahren 

habe. 

Feste  und  flüssige  Fuchsin  und  Anilin- 

saMUa  trüber  zahlen  heute 

färben«  Aliznrin  usw.  . . . 

pro  Kilo 

2 8 560  Rs 

1 8 000  Rs. 

Indigo 

Ordinäre  Extrakte  au*  Gelb-.  Brasil- 

* 

8ü0  „ 

600  . 

und  Sandelholz,  Summa- h . . . 
Zahlreiche  nicht  im  Tarif  spezi fizirte 

• 

144-240  . 

120  . 

Farbewaaren 

„ 

640  . 

400  » 

Für  Stearinkerzen  ist  der  Zoll  von  640  Rs.  pro  Kilo  auf 
500  R-s.  herabgesetzt  worden  unter  Rücksichtnahme  auf  den  Preis- 
rückgang, dem  dieser  Artikel  ausgesetzt  gewesen.  Die  hier  ein- 
geführten  Kerzen  sind  zum  allergrößten  Thelle  deutschen  Ursprungs. 
Der  HaodelssUnd  fühlt  sieb  durch  die  Ansätze  der  Werthe  zahl- 
reicher Waareo  sehr  beeinträchtigt,  weil  diese  Taxen,  Über  welche 
der  Zollsatz  wie  der  Schuh  über  den  Leisten  geformt  ist,  vielfach 
zu  hoch  und  dadurch  eine  Zollbelastung  schaffen,  die  die  vom 
allgemeinen  Finanzgesctz  gewollte  überschreitet.  Man  hat  auf 
administrativem  Wege  aus  den  vom  Parlamente  erhaltenen  Befug- 
nissen mehr  zu  holen  gewufst,  als  da»  loyal  gedeutete  Gesetz  zu- 
gestehL  Da»  Mittel  ist  maccbiavollistiscb , die  Steuer  theilweise 
eine  usurpatorischc.  Am  meisten  haben  die  billigen  Baumwoll- 
gewebo  darunter  zu  leiden.  Der  Einflufs  der  Nationalindustriellen 
ist  hier  unverkennbar.  — Der  Kaiser  bat  »ich  am  30.  Juni  nach 
Europa  eingesebifft.  Die  Prinzessin -Regeotin  Isabel  regiert  das 
Land,  oder  richtiger,  der  Minister  Cotegipe  thut  cs.  — Das  vom 
Parlament  vor  schon  zwei  Monaten  fertig  gestellte  Gesetz  über 
ciuzuriebtende  Zivilstandsregister  ist  noch  nicht  publizirt,  und  wer 
weif»,  wenn  das  geschieht.  Mit  Einführung  der  Zivilehe  hat  das- 
selbe übrigens  nichts  zu  schaffen,  bis  dahin  ist’»  weit.  — Seit 
Wochen  bansen  hier  die  schwarzen  Blattern  und  fordern  zahlreiche 
Opfer.  Der  oberste  Gesundheitsrath  richtet  heftige  Beschwerden 
an  den  Minister  des  Innern  über  die  unbotmäfsige  Bevölkerung, 
die  sich  einem  geregelten  Sanitätsdienste  widersetze,  die  Kranken 
verheimliche,  verschleppe«  da»  Bettzeug  der  Gestorbenen  nicht 
herausgebe,  den  mit  der  Desinfektion  Betrauten  den  Eintritt  io 
die  Häuser  verweigere  usw.  — Am  2.  d.  Mta.  ist  hier  eine  nationale 
Eisenbahn -Ausstellung  eröffnet  worden,  welche  die  Fortschritte 
Brasiliens  auf  diesem  Gebiete  zu  veranschaulichen  bestimmt  ist. 
Da  das  Ausgestellte  durchaus  I triport waare  ist,  so  bietet  sie  ein 
nur  begrenztes  Interesse;  von  einer  eigenartigen  Entwickelung 
brasilianischen  Eisenbahnwesens  ist  keine  Rede.  Das  Anziehendste 
sind  die  Hunderte  vortrefflicher  grofser  Photographien,  welche 
interessante  Bahnstrecken,  Überführungen,  Brücken,  Tunuel  usw. 
Ti-rgegenwirtigen  In  der  Richtung  hat  Brasilien  Grofsartiges  auf- 
znweisen.  Das  Reisen  auf  vielen  seiner  Bahnen  würde  einen 
Maler  io  Entzücken  und  einen  Ingenieur  io  Stauoen  versetzen. 
Die  Photographien  rühren  meistens  von  einem  Franzosen  her, 
Marc  Fcrrez  hier,  einem  Künstler  in  seinem  Fach,  den  das 
kräftige  Liebt  des  brasilianischen  Tage»  so  wirksam  unterstützt, 
dafs  man  änfsern  hört:  derartige  Bilder  wären  wo  anders  gar 
nicht  herzustellen. 


Litter arische  Umschau. 

Vtr/elcbnlfs  der  bei  der  Redaktion  eingegangenen  Druckschriften. 

Die  nachstehend  besprochenen  und  aagezeigten  Werke  können  durch  die 
ßurhhatidhiag  Walther  de  Apoiant«  Berlin  W,  Murkgrafenstrafse  60, 
iederzeit  bezogen  werden. 

The  Dominion  of  Canada.  Indian  and  Colonial  Uercantile  Directory 
(1886  — 1887). 

Kürzlich  berichteten  die  Tsgesblätter  über  eine  sich  gleichzeitig  in 
Canada  und  den  Ver.  Staaten  vollziehende  Bewegung,  welche  auf  das  Zu- 
standekommen eines  Zollvereins  zwischen  beiden  Ländern  gerichtet  Bei  and 
tatsächlich  Aussicht  auf  Erfolg  habe.  Wir  möchten  Letzteres  noch  bezwei- 
feln, denn  nicht  nur,  dafs  sehr  naheliegende  Gründe  politischer  Natur  den 
loyalen  Canadier  verhindern  werden,  einen  engeren  Anschlafs  au  die  Nachbar- 
republik zu  suchen,  sondern  es  deu’et  auch  die  ganze  Wirtschaftspolitik 
der  canadischcn  Regierung  — wir  mochten  hier  nur  auf  ihre  gegen  die  Ver. 
Staaten  gerichteten  Schutz-  und  Retorsionszölle  aufmerksam  machen  — darauf 
hin,  daJs  sie  gewillt  ist,  die  Kolonie  so  selbständig  als  möglich  in  wirtb- 
scbaftlieher  Hinsicht  zu  erhalten.  Canada  hat  ein  Interesse  daran,  die  euro- 
j päischen  Woaren  so  billig  wie  möglich  zu  beziehen  und  »Ich  dieselben  nicht 
I durch  ein  Zollbüiidnifs  mit  Amerika  zu  vertbeuero. 

Di«  obigen  Nachrichten  veranlassen  uns  aber,  den  gegenwärtigen  Ver- 
hältnissen Cauada’s  einige  Aufmerksamkeit  zu  schenken  and  theilen  wir 
unsem  Lesern  daher  folgende  [taten,  welch«  wir  dem  neuesten  Band*  von 
Streets  „Indian  and  Colonial  Slercantile  Directory  (1886—87)*  entnehmen, 
mit.  Das  genannte  Werk  ist  durch  die  ITerren  L.  Friedrichs*  n & Co. 
in  Hamburg,  Admiralitatsstrafse,  zu  beziehen  und  kann  von  keinem  Ge- 
schäftsmann entbehrt  werden,  der  Beziehungen  mit  England  und  seinen 
Kolonien  unterhält  oder  solche  anknüpfen  will,  indem  es  nicht  nur  die 
wirthachaftliihen  Verhältnisse  der  engli*chen  Kronländer  und  derjenigen 
überseeischen  Gebiete,  iu  denen  England  hervorragende  kommerzielle  inter- 
I essen  hat  (z.  R.  Süd-Amerika)  zur  Darstellung  bringt,  sondern  auch  die 
genauen  Adressen  der  dort  domizilirteu  Firmen  mittheilt 

Canada,  seit  1867  eine  Konföderation  der  wichtigsten  britischen  Be- 
| Sitzungen  io  Nord-Amerika  und  1870  durch  den  Beitritt  Mauitobas,  1871 
| durch  den  Britisch  Columbien»  urad  1873  durch  den  der  Prince-Kdward- 
Insel  erweitert  umfaßt  einen  Flächeninhalt  von  3 470  207  engl.  Quadrat- 
mellen,  die  grofsen  Seen,  Flüsse  usw.  in  einem  Umfange  von  140  000  Qua- 
dratmeilen nicht  mitgerechnet.  Die  Bevölkerung  bezifferte  sich  nach  dem 
i Zensus  von  1881  auf  4 324  810  Seelen  und  wird  für  die  Gegenwart  mit 
| 4 800  000  angegeben.  Allein  von  1882  bis  1884  sind  859  906  Personen  ein- 
| gewandert.  Die  Bevölkerangsdicbiigkeit  ist  allerdings  in  den  einzelnen 
j l.andestiieilen  eine  sehr  verschiedenartig«.  Wihrend  auf  die  Prince-Edward- 
1 Insel  51  Personen  auf  die  englische  Quadratmeile  kommen,  entfallen  auf 
Neu-ScbottLand  21,  auf  Outario  18,»,  auf  Neu-Braunschweig  11,*,  auf  Quebec 
! 7j,  auf  Mauitoha  O.ss,  auf  Britisch  Columbien  0,n  und  auf  die  Nordwest- 
i Territorien  0.ia  auf  die  Quadratmeile. 

Im  Jahre  1841  waren  39  Städte  mit  über  5000  Einwohnern  vorhanden, 
darunter  Montreal  mit  140  747,  Torronto  mit  86  415,  Quebec  mit  62  446, 

| Halifax  mit  36  100,  Hamilton  mit  35  961  (ca.  10  000  mehr  als  1871),  die 
Hauptstadt  Ottawa  mit  27  412,  St  John  mit  26  127,  London  mit  19  746, 
Portland  mit  14  226,  Kingstown  mit  14  091,  Charlottetowu  mit  11485, 
Guelph  mit  9 890  und  Winnipeg  mit  7 985.  letzterer  Ort,  der  im  Jahre 
1871  nur  241  Bewohner  zählte,  hat  Dank  der  Fruchtbarkeit  seiner  Umgebung 
eine  in  der  Geschichte  Canada«  beispiellose  Entwickelung  gehabt,  denn  er 
hatte  1885  bereits  19  674  und  gegenwärtig  weil  über  20  000  Einwohuer. 

Die  gesummte  Staatsschuld  Canada*  beläuft  sich  auf  57  000  000  £, 
wovon  mehr  ab  die  Hälfte  in  England  zahlbar,  da  aber  ein  grofser  Tbeil 
dieser  Summe  in  Eisenbahnen  angelegt  ist,  so  beträgt  die  wirkliche  Schuld 
nur  39  341  540  £,  wovon  ca.  3,ao  */c  Zinsen  oder  l^o%  weniger  als  noch 
vor  20  Jahren  gezahlt  werden.  Seit  Gründang  der  Konföderation  im  Jahre 
1867  sind  von  der  canadischen  Regierung  ca  18  000  000  £ für  öffentliche 
Werke  produktiven  Charaktere,  darunter  allein  6 000  000  £ für  den  Bau  der 
grofsen  canadischen  Pazifik  bahn  verausgabt  worden.  Die  ordentlichen  Ein- 
nahmen beliefen  sich  im  letzten  Finanzjahre  auf  6 559  400,  die  Ausgaben 
auf  7 007  412  £. 

Di«  Eiufuhr,  bestehend  aus  gegohrenen  Getränken,  Kolonial waaren, 
Brennstoffen,  lletallwaaren,  Maschinen,  Manufaktur*  aaren  and  Drognen  (eine 
genaue  Klassifikation  vermissen  wir  in  dem  Street' sehen  Werke)  werthete 
20  542  004  £,  die  Ausfuhr,  bestehend  aus  Flelach,  Fischen,  Holz,  Getreide 
usw.  17  847  672  £.  Der  gesammt«  HandeUarasatx  belief  sich  also  auf 
38  389  676  £,  und  kam  von  dieser  Summe  auf  die  Ver.  Staaten  17  380  987  £, 
auf  England  16  656  060  £,  auf  West-Indien  1 736  045  £.  auf  China  und 
Japan  505  674  £,  auf  Deutschland  477  070,  auf  Frankreich  447  980  £ und 
auf  alle  anderen  Länder  1 185  860  £. 

Außerordentlich  schnell  hat  sich  das  Eisenbahnnetz  Canadas  erweitert. 
Vor  10  Jahren  waren  nur  5 157  engl.  Meilen  Schienenwege  vorhanden  und 
Ende  1886  gab  es  bereits  13  000  Mellen,  deren  Bau  einen  Kostenaufwand 
von  ca.  130000000  £ erforderte,  zu  welchem  von  der  Regierung  der 
Föderation,  den  Provinzialregierungro  und  verschiedenen  Moniiipalbehörden 
ca.  40  000  000  £ beigesteuert  wurden.  — Die  wichtigste  dieser  Bahnen  ist 
i die  canadiscb*  Pazifik -Bahn,  welche  im  Juni  des  Tcrfioaseuen  Jahres  vollendet 
r worden  und  in  einer  Länge  von  über  4200  englischen  Meilen  da«  Dominium 
von  der  Yancouverapitxe  an  der  Georgiastraße  bis  Halifax  an  der  Ostküste 
durchschneidet.  Durch  sie  ist  die  nächste  und  billigste  Verbindung  zwischen 
England  und  seinen  australischen  Kolonien,  Neuseeland  und  den  ostasiatischen 
Ländern  geschaffen  worden  und  ihr  Einflufs  auf  die  zukünftige  Entwickelung 
Canadas  wird  ein  sehr  bedeutender  sein.  Außer  seinen  Eisenbahnen  ver- 
fügt Canada  aber  auch  über  sehr  wichtige  Scbifffahrtskanäl«  zur  Erleichterung 


Nr.  36. 


S38 

EXPORT,  Organ  de«  Centralvereins  für  Uandelageographie  etc. 


1887. 


des  Handels.  Dieselben  haben  eine  Länge  von  2400  engl  Meilen,  und  ist 
das  St.  Lawrenee-Sjstem  das  wichtigste  unter  ihnen,  da  es  eine  ununter- 
brochene Verbindung  zwischen  der  Belle- Isle-Stiafse  und  dem  Oberen  See 
{Lake  Superior)  ermöglicht.  Die  Tiefe  der  Kanile  beläuft  eich  auf  9 bis 
14  Fufs,  während  ihre  Schleusen  eine  Länge  von  200  bis  270  und  eine 
Breite  von  46  Fufs  haben.  Der  Verkehr  auf  diesen  Kanälen  wurde  nach 
den  letzten  Daten  durch  7 315  Schiffe  von  1 231  856  Tonnen,  darunter 
1 131  Dampfer  von  212  570  Tonnen,  unterhalten,  und  ist  die  binnenländische 
Handelsflotte  im  letzten  Jahre  noch  um  240  neue  Fahrzeuge  von  43  179 
Tonnen  vennehrt  worden.  Die  Zahl  der  in  den  canadischen  Häfen  ein-  und 
ausgelaufenen  Seeschiffe  belief  sich  auf  21192  von  zusammen  7G44C15 
Tonnen  und  mit  294  470  Mann  Besatzung.  Dia  englische  Rbederei  partixi- 
pirte  an  dieser  Schifffabrtsbewegung  mit  über  70%. 

Das  Telegraphen« jstem  fanadas  hat  eine  Drahtlänge  von  48  000  engl. 
Meilen  und  2 400  Stationen. 

Begün*tigt  durch  den  schon  weiter  ölten  erwähnten  Zolltarif,  nach  dem 
u.  A.  Maschinen,  Wagen  und  Uhren  35  %,  Baurowollenwawn  15  bis  27'  *%, 
Parfümerien  30  bis  50%  und  Metallwaaren  25  bis  30%  ad  valorem  zu  zahlen 
haben,  Lt  die  Industrie  in  lebhaftem  Aufschwünge  begriffen,  ln  Montreal 
7-  H.  giebt  es  über  30  größere  industrielle  Etablissements  (Eisengicfttereien, 
Destillationen,  Brauereien,  Zuckerraffinerien,  Maschinen-  und  Lokouotiv- 
fabriken,  Webereien,  Werften,  Mühten,  Wagenfabriken  usw.),  welche  über 
8000  Menschen  beschäftigen.  Dieselben  Industriezweige  sind  aber  auch  in 
Quebec,  Torronto  und  anderen  Städten  vertreten  und  das  Bankwesen  hat 
sich  dem  industriellen,  ruralen  und  kommerziellen  Aufschwünge  entsprechend 
entwickelt. 

Wer  sich  eingehender  mit  den  wirtschaftlichen  Verhältnissen  der  ein- 
zelnen eanadischco  Provinzen  beschäftigen  will,  findet  indem  Street’scben 
Buche  manche  werthvolle  Angaben,  sodann  aber  möge  hier  noch  auf  die  in 
Ottawa  berausgegebene  „Comptcs  publica  du  Canada"  verwiesen  sein. 
„Deutsche*  Handels- Archiv *,  Zeitschrift  für  Handel  und  Gewerbe 
lierausgegeben  vom  Koicbsamt  des  Innern.  Jahrgang  1887  August- Heft. 
Berlin  E.  S.  Mittler  <fc  Sohn. 

Ridratj  tili  Stetigen  Officiela  Statistik.  1885.  Stockholm.  187 7. 
Kongl.  Boktryckehet. 

Annvario  Statiatico  Italiano.  Anno  1886.  Roma,  1887.  TVpo^rn^a 
Bredi  Botta 

Jahresbericht  der  Bremischen  Uewerbekammer  über  ihre  Thätigkeit 
in  der  Zeit  von  Ende  April  1886  bis  Anfang  Mai  1887  erstattet  au  den 
Gewerbe-Konvent  am  23.  Mai  1887. 

.La  Crisis  Monetaria" , Mexico  1886.  Officina  Tip.  de  la  Secretaria 
de  Fomento. 

Universum,  Illnstrirte  Zeitschrift.  Dresden— Leipzig  Heft  19. 


UriefWanten. 

— Dm  apediiUMtMui  Sagest  Blaai»«lAaJ-HeaiVarf  t.arfeMat  »•  folr*s<t*  Dampfer 
u*d  tirglcr-AbraiirUa  in  Biabitf  iuk  «anpilMbw  un4  ibirtMlttku  PIllNat 
■)  Dampf»<ktff«. 

Afrika  {Südncalkiate)  »ia  Madrira.  Cuiflxkt  laaala,  Guree,  Accra,  UfM  ■•«.  SU  Leaada 
Inkl  , <in  deutsch  Poatdampfer  *0.  8«pl«mt>»r. 

Afrika  (Wrdkört«)  »ia  Madeira,  ilnrfo  nnr,  Poatdampfer  „Mari»  Woerraaati“,  Kajrt.  Jar«fe, 
deutsch,  II  Utplrabat. 

Afrika  WtilbiiiU  »od  dam  GaBga  (*1a  Aalwerpea,  Madeira,  TanarlB»)  P«ldiapf« 

tielgltfh,  IS.  S/plemli«/. 

Kapstadt  na«,  (»la  Madeira)  all«  tSTagt,  teitichal  Pu»td  «tapfer  „Tartar*.  angltacb,  IS.  8»pthr 

I’taang,  «tagapera . Hosgknag  «ad  Japan  („Klaraln  Lüala“)  Dumpfe»  „Iphigenie",  dtuueb. 
lb.  September,  Dampfer  Frigg«".  dantMb,  Su.  September,  Dampfer  „Lydia“,  ilmUrk, 
lb.  Oktobar.  Dampfer  ,„B«ll»ca-,  dantach.  Jo.  Oktober,  Dampfer  „Caaaaadra",  deatMh, 
U-Ntnlnbar,  Dampfer  „Daphne",  il.aiarh,  SO.  Nnnabar.  Dampfer  „PoTyhymnia“, 
dauixh,  16.  Draambar,  Dampfer  „Haaparta“,  4« tack,  SU.  Dee»mber. 

Piunf,  Singapur«,  U«i(kaa|,  Yokohama,  Htoge  und  Xaguabi  (Mira  LiuleJ  ita  Laadun 
ii md  «rot.  Antnerpeu  Dampfer  „MoaauutNhira",  «agUacb,  16.  8«pt»mb*r , Dampfer 
„Ueabtgshtr«*-,  »ngliarh,  S,  Obtob*».  Dampfer  . Men'-netibire",  »agUeeW.  SS.  Oktober. 
1'amplrr  „Cartaartbeanblr*“,  «cgllteh.  1».  Nnramha». 

Penang,  WarH'nm,  Manila  und  Hrhengbat  (Sktre-I.tafe)  Dampfer  „FUoUhfra“,  Kap*..  Dan- 
realer.  laflllrh,  li.  flaptamlBr. 

Pmang.  »Injripore,  H'tagkoeg.  Tt.kuhama,  Hing«  (direkt)  rianL  «ia  Schanghai  Linkt) 

Dampfer  .Tartar**,  aagtlarh,  ZS  September. 

Hlngapoe»,  llimckoBc,  Hrkanf  h*i,  Yokohama,  Mio««  und  Itageeahl  (*la  Port  Said.  Muaa,  Adan 
und  Colombo)  Paatdampfer  „Prrnf^tn“,  d«otarh,  bla  17.  Sapfembar. 

Vatperefeo.  Arien.  Mollmda  and  Calla«,  Puma  Art»aa  Kap.-Mtr ),  Garenal.  Talrabnann 
»lautend  (»ta  Aotverpea)  Paatdnmpfar  „Luxor  *.  KapL  Gruntfen,  dantach.  19.  Btptember, 
Poatdampfer  _M»mplii«-\  Kapl.  Woblars,  drvlarb,  I.  Oktobar,  Poatdampfer  „Ka.ini.jara  -. 
Kapt.  Blegmnnd,  detKacb,  17.  Oktober,  Pnaulampfer  „Canta“,  Kapt.  Timraermaoii.  deuUcb, 

Sl.  Oktober. 

Valparaiao,  PnnU  Arena»  (Mag  Sit.},  Corral.  (.'«reael.  Talrthuano,  Coquimfeo,  Antebgaate. 
liliii-jn».  Arie»,  Mullandu,  Cal  lau  uia.  (via  Antwerpen),  Dampfer  „Larinta-,  Kapl.  Hanar, 
•trnUch,  1L  Sapfeaaber,  Dampfer  „Tltaau**,  Kapl.  Welfer,  «laalarh.  Zu.  ObUbrt,  Dampfer 
„Biaara**.  Kt)«.  Ptett,  drriarh.  Z0.  Nnrembrr,  Dampfe»  „Vlrfllia*,  Kapt  Jubaelellk, 
darnach,  50.  ÜrHBbtf. 

Punta  Arenaa  (Coalarira)  Coelnt«,  La  Unlun  La  LH-artad,  AeaJuUa.  Saa  Joa*  da  Guate- 
mala und  CbampeHro  (<la  .kniB«rp«B|  Dampfer  „Bianca",  KapL  fielt,  denUrb,  SO-  ffo- 
**mli«r,  Dampfe»  .Vlullln**.  Kap*.  Jobn«l«»th,  dentach.  SO.  [>n«rak*r 

Monterldeo.  Bnann«  Airt«,  and  San  Blcolaa  fvla  Madeira)  PoatdampJar  „Muiitevl  lao-, 

Kapl.  Bracknoldl,  dantach,  10.  September,  l'nmlampfer  »trugnay“,  Kapl.  MAhlmanB, 
iteutarb.  So.  Stpfenbar. 

Mnuiavldr  3 and  Hne»M  Alma  (ab  Bmrnea)  Poatdampfar  „(bbbo*,  Kapt.  Wlalae,  detuacb. 
bi.  7.  September. 

babla.  Hie  de  Janeiro  und  Santa*  (»la  Lleiabon)  Portdaatpfar  „Buenoi  Alret“,  Kapt.  L6w», 
driiUrb.  1k  September 

femamtmao  , Rio  4a  Janeiro  »ml  Saslae  (»la  Llaaahaa)  Paaldampfer  „Pememhaen“,  Kapt. 
Scharfe,  daatacb.  Si.  September. 

Waeliadfen  (»la  Harre)  Sb  Thumaa,  Vanetuala,  HnUi  am  £.  and  11.  aueb  narb  La  Plat«,  ‘ 
«nt  6..  St.  und  24.  jed.  Mnnata.  tue  kr  bat  Poatdampfer  JImobU“,  Kapt.  Keatar,  ileoterh, 

?1  September,  Potdatapfer  ..Bhenaala**.  Kapt.Srhmldl,  d-utacb.  14.  Sepcembe» 

Mexico  (»I»  Harra),  Varmoraa.  Tampico  und  )*rof raaa  am  S.  Jaden  Mona*»  saantekat  aia 
ileaLaeber  Poatdampfer  am  t.  Oktobar 

Bear  York  (direkt)  Pu«tdtmpfrr  „RagU".  dtntacb,  8.  September,  Pottdainpfar  „Wletaad", 
(»la  Harre),  dautech,  II  brptembar,  Poatdampfar  „Hkietia",  daaUrh,  IS  Saptemtmr,  Paal 
dampfet  ..Gallart-,  deutach,  Sk,  Srpiambar,  Union-Dampfer  „Mnraala-,  Kapv.  Maaaa, 
dauweb.  7.  September,  Dampfer  „PelynetU-.  Kapt.  Kbhn,  daatacb.  14.  Sapfembar,  Dampfer 


„Taormina".  KapL  Korb,  deatarb,  SI,  September,  Dampfer  „California“,  Kapt.  Wtofci»- 
deatack,  18.  September. 

Qaeba«  und  Montreal  (a.aat.  »U  Antnerpeo)  Poatdampfar  «BaumwalP*.  Kap*.  BaatAi. 
danurb.  B September. 

Hamich,  Dampf»,  „l'raniM**,  KapC  Schade,  dmtacb,  T.  September. 

HuH.  4 Mal  pro  Worbe,  anaArtat  Dampfer  „KU««batk",  eagllarb.  T.  September 
Gool«.  4 Mal  pro  Worlia,  aaniebat  Dampfer  JfodareUoa“,  Kapt.  Sberwimd,  anctiacb,  7.  fee 
tember. 

Soatbamplon.  Dampfer  „Romas**,  KapL  Ja«Ma,  engt  lach.  1«.  September. 

Dankirrbea  «In  franfelalncber  Dampfer  am  SA  kfepteoibar  and  ferner  Kn.to  Jeden  M„n*-. 
Barretnna,  Genna,  Ll»ar»a,  Xeapal,  Maaaina,  Palermo  and  Cataala  Dampfer  „Malui* 
deularb.  Kl  September. 

Barcelona  und  Valencia,  Santander  und  BUbae  Dampfer  „Campebdor“,  Kay*.  Atbararl,  ip 
hlaeb,  T.  Septamhar,  Dampfer  „Claear",  Kapt.  Manterola,  »paalarh,  7.  September 
Cor n ß«.  Vigo.  Cadti  (Sevilla),  Cartageaia.  AIKint«  and  Ttrragooa  Dampfer  „Afearado-,  km 
Pernandta,  apaulacb.  8.  Septamhar. 

Madrid  nad  an Jaorn  Bahaatalioaaa  Purtugal-Spanien»  (»la  Liaaaboa)  Poatdampfer  „Beaaa 
Aw.  dwntaab,  18.  September . Pnaadoaepfer  „PcnnotnoV.  deniaeh,  16.  Haptembcr 
Oporto  nad  1-iaaabon,  vier  Mal  pro  Mmaai,  au  nach  et  Dampfer  „0  d«nburg“.  deatach.  8.  fet- 
te mbar. 

Trleat.  Venedig.  Auetma,  Barl,  Dampfer  „Mathilde».  KepL  Rolfe.  deaUch,  ra  g.  «rpumfer 
Golbrnbarg  direkt  ela  achwodiedier  Pottdampfar  am  k Se|itaml>«r. 

Stockholm  Dampfer  „Diana*.  K*pL  l^bmana,  deulacb,  T.  Sepumbar,  Dampfer  „Slorkb.la* 
Kapt.  Hlokm.  deataeb,  H.  Scptaanber- 
Garte  Dampfer  Jftorkhnlm-,  KapL  Blobao,  deutarh,  S.  September. 

Ifelaingfora,  Alm  und  Wyberg  Dampfer  „DUna-,  Kapt.  Lehman«,  d««l«rb,  7.  g«pt*mt«r 
Cbrfeiianla  na«.  Dampfer  „Kong  Magno«**,  Kap*.  KJarulf,  aorvegierk,  7.  September.  !>»«»(- 
„Kraa“,  KapL  lonn,  deatarb.  7.  September 
K,-penbagen.  Malmö  ua«.  (»la  Kanal)  Dampfer  „Oden“,  Kapt.  bjölaoder,  eebaafeok. 
7.  September. 

«.  Peteraburg  landehM  Dampfer  „Gamma**,  dmitoeb,  10.  September. 

K-iulgaberg  direkt  Dampfer  jaulde**  deutarh,  X.  September. 


h)  Segelaehlff«. 

Port  Blliebeth  und  Padg.  „Aon»“.  Kapt,  Metnerblea,,  deatarb,  ladet. 

Port  fUlMbeth  and  M tatnblju*  „Flink- . K«pt.  LA  Fier.  deuUcb.  ladet. 

Manila  „Aleaa“,  Kapt.  Bartel»,  deutaeb,  prompt. 

Moiboaraa  W'barf  ,.Kmily  Obaplla  - (roa  Elaen).  «ngliaeb,  ladaL 
Sydney  „Crammeck  Wwr“  (,oa  Blaen),  engiiarO,  ladet. 

Raa  Pranelae«  „Greelaa-  («on  Einen)  engllach.  prompt. 

Guaymaa,  Mautlan  and  San  Bkea  »U  Bnrdeana  „Manna",  Kapt.  Iflelaen.  dlalacb,  paear- 
Guaymaa  direkt  ..Allda»  Kapt.  NlaUan,  diataeh,  prompt. 

Weatkaata  Eentral-Amerikaa  direkt  „Galant"  Kapt.  *.  Appen,  denUcb,  prompt. 

Giiavqalt  direkt  „Oonora'*  Kap*.  Spille,  deutaeb,  fa4gead. 

Guayaquil  and  »*enU.  Marita  (e»aaU.  »la  Harre  oder  Berdeaua)  „Aegoatark"  KapL  W**r- 
mann,  deatarb,  prompt 
Callae  . J.  II.  Kamfea"  dauterb,  eagalfertjg. 

Vilpartiae  (Kip.  d.  Hra.  F.  Laeia)  „Arge"  {ron  B tan),  Kapt  Sdiek,  dfiltaeh,  prompt  „Oker 
(voa  Blaen).  deuGeb,  ladet. 

Koaarto  (direkt)  „Ignaiko",  Kapt  Geauaro,  ktalienUrh,  »egelfertig. 

Rnaarin  und  Hanta  Fe  „Caage".  Kapt.  Si  man#**,  aorvrglach,  ladet 
M«»i«ililtii  „Jarhuan“.  Kapt  Laraen,  nomagtarh,  prompt. 

Mo«ia«ld*u  und  Rnaarlo  „Frey“,  Kapt.  W'natmaa,  «rbw«dl»rb,  ladet 

Buntwa  Alle»  (Hlarhuelu)  _K«pba»,  Kapt.  Tar)ae»a,  norvaglncb,  ladet,  „Haraagla  * tu' 
Kapt.  Mlark,  deutaeb,  ladet,  „Flora",  Kapt  Sr  h a b«  rt,  die  Im  h,  ladet,  „Rnmla"  E«}i 
Koibarg,  norwegforh,  ladet 

Porto  A legre  direkt  „Dnrthea",  Kapt  Br  lack,  dialaeh.  ladet. 

Rio  Grand»  „Alidn",  Kapt  Magal.  holiindlach,  prompt,  „Tbi.ra“,  Kap«.  Je«««,  diniatk 
•«gelfirllg. 

feaM  „Ino“.  KapL  Kraue,  deataeb.  prompt 

Bantu»,  Faraphgua  und  Antoelae  „Ctgaaa**,  Kapt  Carl,  ruaatack,  ladet 

Rio  de  Jan*tro  „Koldlnghoue",  Kapt.  Soreuara.  diu  lieh,  prompt 

Babla  „Alain«“,  Kap*.  Ulrich,  deutaeb.  prompt,  „Maria",  Sckotema.  danleeb.  pmt> 

I'»— »ui  .ii  • JUaao-,  Kap*.  Läbbe*,  deutaeb,  aegelferttg.  „Slrtaa**,  Kap*.  2*1*.  dee»i< 


In  Oaayra  „Veeua“,  Kapt.  Keeau,  dcatacti,  prompt  „Collmar“,  Kap*.  Biakae.  dmUrk 
folgend. 

Poerto  Cabello  direkt  „Eduard“,  Kapt.  Pokkea.  deataeb,  prompt,  ^orgfaaia  aad  Aat<»,  Kip 
Paal  »ob,  danurb.  prompt. 

Cura?a<>  und  Mararaih»  „C aihriot“.  Kapt  Dam.  diolaeb,  prompt 

Marmrait-v  direkt  „Debnrab*.  Kapt.  Haak,  deutarh,  prompt,  Pniiaalaco»,  KapL  Mnef 
dbalatb,  prumpL 

Curacao  und  Cartagena  .J.e.ante  . Kapt.  Valentin,  daatacb,  lade«. 

Cara«ao  „Itrlgltte”,  Kapt  ft>*eii,  ddalarb,  folgend. 

Verarrua  „Jal«p»~  (l'oet  Srhiff).  Kapt  Boa*,  dkalatb.  prumpc 

St  Tbemna  and  San  Juan  (Puerto  Rico)  „Detmar“,  KapC  ütaet,  deutaeb,  prompt- 

ft t»  Yerk  „Aani**,  dnntarb,  l»d«t,  „Marke  SUdeobarg",  deutaeb,  folgend,  „Caatiaa',  («F- 
l..  bmanu,  dentarl*,  proatpl. 


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4 im  ikeaa»ei»at«riee4a  4m  l-l,  »lebt  aagakSrlgaa  Firmen  I 
diaflgea.  - Na  Ikaaaaaiaa  4ea  K.-0.  *a»4aa  4fe  •*  4*r  I 


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489.  Ein  hetleutenJerps  tlputscbes  Agentur-  und  Importgeschäft  in 
seill«  wünscht  mit  cirtpr  leiHltingsfähigm  deutkdicn  Spiegel fahrik  in  Veetrt- 
dnng  zu  trelen,  welche  vpeiieSI  in  „Bazar-Spiegeln*  für  Algerien  koakurm;- 
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490.  Eine  rewommirt«  deutsche  Zignrrenfabrik  sucht  einen  IbfkUff'- 
zuverlässigon  Vertreter  in  Ixtudon.  Offerten  erbwteo  unter  L.  L.  44?  u 
die  Deutsche  Kxportbank. 

491.  Eine  dtatschc  Firma  in  Peletas  (Provinz  Rio  Grande  tk»  St» 
Brasilien),  welclie  neben  einer  Seifen*  und  Lichtfabrik  ein  Komnii**>oo>-  7« 
Importgcscbäft  betreibt,  empfiehlt  sich  deutschen  Fabrikanten  zur 
nähme  von  Konsignationen.  Offerten  erbeten  unter  L.  L.  443  ra 
Deutsche  Kxportbaok 

492.  Ein  bestens  empfohlener  Agent  in  Melboarne  wünscht  für  8f* 
karten  und  Drahtnäge)  geeignete  Vertret unsren  zu  übernehmen.  Lai«!**" 
fähige  Fabriken,  welche  uiit  dem  englischen  Fabrikat  konlcurriren 
wollen  gefälligst  ihre  Offerten  nebst  Muslcrkarten  und  Preisongsbe  f nt*' 
Bord  Bremen  oder  Hamburg  unter  L.  L.  444  an  die  Deutsche  Kiportldii 
einsenden. 

493.  Papierfabriken , welche  besonders  konkurrenzfähig  in  all« 
ten  Schreibpapier,  hauptsächlich  Pack-  und  Zeitiingspapier,  und  fr*#!v 


589 


1887. 


EXPORT,  Organ  des  CentralvunjitiR  für  Handeisgeographie  etc. 


Nr.  36. 


«ind,  ihre  Vertretung  einem  bestens  empfohlenen  Agenten  in  Melbourne 
*«  uhertrageti , «ollen  gefälligst  ihre  Muster  nebst  Preisangabe  ( franko 
Moni  Bremen  oder  Hainbarg)  unter  L.  L.  440  an  die  Ik-utsehe  Kxportbank 
«msenden. 

1^4.  Ein  tüchtiger  Agent  in  Melbourne  wünscht  die  Vertretung  einer 
«louUcbcn  Si-hieferfibrik  ru  übernehmen.  Die  Nachfrage  nach  Sehieferartiheln 
lat  in  Atistrahen  m der  Steigerung  begriffen.  Offerten  nebst  Preisangabe 
(iran ko  Bord  Hamburg  oder  Bremen)  erbeten  unter  L.  L.  44f»  an  die  Deutache 
Bsportbaak. 

495.  hin  gut  empfohlener  Agent  in  Bukarest  wünscht  die  Vertretung 
einer  bedeutenderen  Bemvctiefder  ..der  Iserlohner  Fabrik  zu  übernehmen, 
welche  besondere  in  Kisenwaaren  und  Dralituigrln  leiatungs-  und  koukur- 
ren/.  fähig  ist.  Offerten  erbeten  uuter  L.  I.  447  an  die  Deutsche  Export  bank. 

49t».  Ein  bedeutendes,  wobt  eituirtes  Import  haus  iu  London,  wünscht 
mit  deutschen  Kartoffdexportcureu  in  Verbindung  zu  treten.  Offerten  er- 
boten uuter  L.  L.  448  au  die  Itautsche  Kxportbank. 

497'  Kin  beateus  empfohlener  Agent  in  Amsterdam  wünscht  mit  leistungs- 
fähigen Fabriken  in  woli-  und  halbwollenen  Kleiderstoff™  für  Frauen  in 
Verbindung  zu  treten.  Offerten  erbeten  unter  L.  L.  449  an  die  Deutsche 
Kxportbank. 

498.  Kin  hiesiger  sehr  tüchtiger  und  hei  der  Kundschaft  gut  ringe- 
fubrter  Agent  sucht  die  Vertretung  eines  leistungsfähigen  Nieiner  Export- 


hauses  in  Speiseöl.  Offerten  orbeten  unter  L.  L 450  an  die  Deutsche 
Exportbank. 

499.  Für  Barcelona  wird  ton  einem  äufccrat  tüchtigen  und  zuverlAssigen 
Agenten  di«  Vertretung  einer  Papierfabrik  gesucht,  «elcbo  in  schwarzem 
Tonpapier  besonder*  leistungsfähig  ist.  Muster  steht  zur  Verfügung.  Offerten 
erbeten  unter  L.  L.  451  an  die  Deutsche  Exportbank. 

500.  Leistungsfähigen,  deutschen  Laio|veufahrikantru,  welche  nament- 
lich Fabrikate  billigeren  (teure*  hernt eilen  und  iu  Spanien  noch  nicht  ver- 
treten sind,  können  wir  für  Barcelona  einen  tüchtigen  Agenten  naebweiaen. 
Offerten  erbeten  unter  L.  L.  452  an  die  Deutsche  EafKirtbank. 

501.  Ein  sehr  gut  cingefübrter  Agent  in  Brüssel  sucht  für  Belgien 
Agenturen  in  Neuheiten,  namentlich  für  Trikotstuffe,  Rüschen,  Putzfedern 
usw.  Offerten  erbeten  unter  L.  L.  4M  an  die  Deutsche  Exporthank. 

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eapflehlt  sich  überseeischen  Firmen  inr  Einleitung  von  Gearhäftsver- 
htidnngen  für  den  Bexig  deutscher  Export  artikel  nnd  zur  YerniMelnng 
van  Geschäften 


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Lyttelton,  Wellington,  Anckland, 
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theoretisch  gebildet  im  Allgemeinen  Maschinenbau, 
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zuletzt  auf  der  I.  Internationalen  Ausstellung  für  Volksornährung  und  Kochkunst: 

Ehrenpreis  der  Stadt  Leipzig  — goldene  Medaille, 

als  allerhöchst«,  von  keiner  Konkurrenz  erreichte  Auszeichnung 

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krank«.  Schwach«  und  Rekonvaleszenten. 
Zu  haben  in  den  Delikatessen  , l>rogen-  u.  Kolonial waarenhandlungeu,  sowie  iu  den  Apotheket. 
Man  achte  stete  auf  den  Namen  „Kemmerich“. 

Genoral- Depositär  der  Kemmerich’schen  Produkte 


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Kemmerich*« 


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schiedenen Modellen.  Kxport  nach  allen  Weltthaileo.  Preialisten  und  Muster  gratis  und  franko. 


Nr.  36. 


540 

EXPORT,  Organ  des  Contralvereins  für  Handelsgcographie  elf. 


1 887 


Diejenigen  Aktionäre  der  „Deutsc  hen  Exportbank“,  welche  «ich  mit  der  Ein- 
zahlung der  II.  oder  III.  Rate  oder  mit  beiden  Raten  von  je  100  Jt  im  Rückstände 
befinden,  werden  hierdurch  aufgefordert,  diese  Einzahlungen  von  je  100,//  beziehungs- 
weise 200  pro  Aktie  nunmehr  bis  spätestens  den  15.  November  1HH?  bei  der 
Kasse  der  Unterzeichneten  Gesellschaft  zur  Vermeidung  der  gesetzlichen  Nachtheile 
zu  leistem. 

Berlin,  den  6.  September  1887. 

SW,  Korhitr  37. 

Deutache  Expoi-tlmnk. 

Dor  Aufsichtsrath.  Dio  Direktion. 

Martin  Schlesinger.  Dr.  R.  Jaonascli.  [1171 


Dampfschifffahrt  des  Oesterr.-Ungar.  Lloyd  in  Triest. 

AiiNKiig  ans  dem  Fahrplane 

gütig  für  den  Monat  September  1887. 

Fahrten  ab  Trient: 


Ost-Indien  noch  Hongkong  über  Brindisi,  Port  Said,  Suez.,  Aden,  Bombay,  Colombo,  Pcuang  uud 
und  China,  Singapart,  am  18.  September  um  4 Uhr  Nachm.; 

m't  CbcrsdrilFunn  auf  eigene  Dampfer: 

Sutt  ( >nuu  jn  Sq**  nach  Djoddah,  Maraaua.  Ilodoidah  un«l  Snakin; 
in  Colombo  nach  Madras  und  Caicutta. 

Egypten,  Freitag  Mittags  nach  Alexandrien,  über  Corfu  (Verbindung  mit  Port  Said  und  Syrien). 

Levante,  Dienstag  uro  4 Uhr  Nachmittags,  nach  Griechenland  bis  Smyrna;  den  6.  und  20.  über 

Fiume  und  den  13.  und  27.  über  Ancona,  dann  nach  Corfu,  Syra,  Piffttts  und  (Trios; 

Mittwoch,  jeden  zweiten  (14.  und  28.)  € Uhr  Nachmittag*,  nach  Thessalien  bis  Constanti-  I 

nopol;  mit  Berührung  von  Fiume,  Corfu,  Santa  Maura,  Pairas,  Catacslo,  Calamata,  Pirius. 
Volo,  Salonicb; 

Samstag  2 Uhr  Nachmittags,  nach  Conatantinopel,  mit  Berührung  von  Corfu  und  Piräus 
ferner  via  Pirius  nach  Syra,  Insel  Candien  und  Smyrna;  dann  «La  Conatantinopel  nach 
den  Häfen  de*  Schwarzen  Meeres; 

jeden  zweiten  Samstag  (10.  und  24  ) nach  Syrien  via  Smyrna,  und  (3.  und  17.)  nach 
Thessalien  «Ja  Pirius. 


Dalmatien,  jeden  Montag,  Mittwoch  und  Samstag  10  Uhr  Vormittag*,  (jeden  Samstag  via  Spalato  nach 
Melkoviob); 

jeden  Samstag  um  4 Uhr  Nachm iltags  nach  Metkovirh  direkt. 

Istrien,  Dienstag  and  Freitag  um  7 Uhr  früh  nach  Fiume  über  Pols  ete. 


Venedig,  jeden  Dienstag,  Donnerstag  und  Samstag  um  11  Uhr  Abends. 

Ohne  Haftung  für  dio  Regelmäßigkeit  des  Dienste»  während  der  Koutuiuaz-Mafsregelu. 

Nähere  Auskunft  erthoilt  die  Kommerzielle  Direktion  in  Triest  und  die  General- Agrutur  in  Wie 
8chwniz«nbergplatz  Nr.  5.  n« . 


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werkbetrieb. Andere  Konstruktionen;  Dampf- 
Omnibusse,  Lokomobilen,  Dampf  - Feuerspritzen, 
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1887. 


541 

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Nr.  36. 


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MOSKAU  1872.  PHILADELPHIA  1876.  DRESDEN  1879. 

WIEN  1879.  BERLIN  1878.  BRÜSSEL  1880. 

SYDNEY  1879.  MELBOURNE  1880. 

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Nr.  36. 


542 

EXPORT,  Organ  des  Centraivereins  für  Handelsgeographie  etc. 


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Edwin  Laaschelt,  Kaufmann,  ist  dieselbe  in  erster  Linie  im  Stande,  allen  Ansprüchen  und  Erforder- 
nissen in  technischer  wie  kommerzieller  Beziehung  zu  entsprechen.  — l?«J 

Direkte  Korrespondenzen  erbeten  nach  Melbourne  135  Collins  Street  West.  — Korrespondenzen 

werden  auch  von  der  Deutschen  Kiportbank  (Berlin  SW.,  Kochstrsfse  27)  Mitgegengenommen. 


1887. 


543 

EXPORT,  Organ  des  Centnüverelns  für  Handelsgeographie  eie. 


Gold.  Med.  Berlin  1879.  Porto  A legre  1881.  Moskau  1882.  Berlin  1883.  Amsterdam  1883.  TepliU  1884.  Kbren-Difd.  1.  Preis 


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kein  Schlachtvieh.  Weitere  Auskunft  citbeilt  der  General-Agent  der  Great  Eastern  Eisenbahn 
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Nr.  36. 


SU 

EXPORT,  Organ  des  Centralvereins  für  UandeLsgeographie  etc. 


1631 


International  Centennial  Exhibition  Melbourne  1 

Vertretung  für  Australien  und  Neu-Seeland 

vornehmlich  für  die 

Elsen-,  Hetallwaaren-  und  nasch  Inen- Industrie,  Baumaterialien  (Cemeut);  Wohnung» -KinrUhlunren 
SperlalltHt : „Plano*“,  Wagen;  Porzellan-,  Glas-,  Torra-CoUa-,  Majolika-,  Steingut- Waaren;  Leder  und  Ledenraarri; 
Textil-  und  Bekleidungs-Industrie  (Mtrumpfwaaren,  Berlin -Woollen  Wood»,  Handschuh*  etc.  ete.); 

Pupler-Indnstrie;  Bier,  Spirlluosen, 

übernimmt  das  deutsche  Haus  _ . x-  _ _ Ä 

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Deutsche  Fabrikanten  wollen  sich  behufs  Einführung  ihrer  Erzenguit&e  in  Australien  und  dauenidor  dortiger  Ver- 
tretung sowie  Wahrnehmung  ihrer  Interessen  auf  der  Weltausstellung  ?on  Melbourne  mit  der  obigen  Firma  in  Verbinda« 
setzen.  — Dieselbe,  seit  vielen  Jahren  in  Australien  eingefuhrt,  ist  zu  jeder  Mitteilung  über  die  dortigen  Abs&tzverh&ltai^ 
gerne  bereit. 

Auskunft  Uber  die  Firma  ertheilt  die 

Deutsche  Exportbank,  Berlin  SW.,  Koohstr&fBe  27. 


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71.  Blindere  Lane. 


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31 1.  Kent  Street. 


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Sü.  37.  ■oahwellatrct 


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und  Amsterdam  1S83  mit  der 
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dl«  drejr«|Mlt<Be  P.m.eU. 

oder  deren  Raum 
Bit  50  Pt  bereebnet 
«erden  roo  der 

Expedition  den  „Exporte“, 
Berlin  SW„  Kochstr.  27, 

eat«ecen«eaoiamen. 


nach  üeborolnkunft 

nüt  der  Expedition. 


Centralvereins  für  Handelsgeographie  und  Förderung  deutscher  Interessen  im  Auslande 


Redaktion  und  Expedition:  Berlin  S.W.,  Kochstrafae  27. 

[GeaefeifUtolti  Wochentags  8 bla  4 Uhr.) 

Der  „EXPORT*  in  im  deutschen  P<Mrtx*itung*lut«Jog  für  1687  unter  Nr.  1876,  Seite  59  eingetragen. 

IX.  Jahrgang.  SSetitn,  Den  13.  <&pfcsmfei.  tssj.  Nr.  37. 


Dl««rf  Wocbeürhrtft  «erfolgt  den  Zweck,  fortlaufend  Berichte  äber  die  Lege  «arerer  IwMlItl  Im  Auslände  iui  KeiinUilf-  Ihrer  I.eerr  an  bringen,  ii  lnt»r«u«*  des  dcuUrbe*  Kip.,,  t- 
tbatkriftlg  ia  vertreten,  sowie  dem  deaUchrn  Handel  und  der  doutsebeu  Industrie  wichtige  MltUirilnngen  über  die  HaadelaaerliiUflktev  de»  AuMasifee  ln  k&ri*'«Ur  PrUt  an  llbemitfelo. 

Briefe.  ZeKungen  and  Werilisendangro  ftlr  den  „R*port“  sind  an  die  Redaktion,  Berlin  8W„  Coetutrafre  »7.  an  richten. 

Brlofe,  Zeitungen,  II  eit  ri  1 1 «>•  rk  I Srung«  11 , Werthsendungen  für  den  „rentraUetein  fBr  Iteedelageographl«  etc.*  sind  nach  Berlin  SW„  Kochstralje  11,  ru  rtrhtca. 

Inhalt:  Hamburgs  Handel  und  Schifffahrt  1886.  — Europa:  Behelligung  Deutschland*  &11  der  Ausstellung  von  Melbourne.  — Eingabe  des 
Ältesten- Kollegium»  der  Kaufmannschaft  in  Magdeburg  an  da»  Auswärtige  Amt  des  Deutschen  Reiche».  — Dcutache»  Reich:  Auswanderung.  — Krnte- 
statistik.  — Lebenamittelpreiss  in  Preu&en.  — Verachieaenes  aus  Rufelaad.  — Von  der  Me*»e  in  N in hni- Nowgorod.  — Spanien«  Einfuhr  und  Ausfuhr.  — 
Afrika:  Marokko  und  Spanien.  — Madagaskar,  Dan  iel  mit  Uhren  und  Schmucksachen.  — Nord-Amerika:  Emo  Winterrei»«  durch  den  iionliunerikanischeii 
Süden.  XIV.  Von  Dr.  Emil  Deekert.  — Australien  und  Südseer  Di«  neuesten  Vorgänge  in  Samoa.  — Briefkasten.  — Deutsche  Exportbank 
(Abtheilung-  Eaport-Bureaub  --  Anzeigen, 

Die  Wiedergabe  von  Artikeln  m dem  „Export“  ist  gestaltet,  wenn  die  Bemerkung  hintggefiigt  wird:  Abdruck  (bei*.  übersetzamg)  am  dem  ..EXPORT1'. 


Hamburgs  Handel  und  Schifffahrt  1886. 

(Wegen  des  Vorjahres  vgl.  „Export“,  Jabrg.  1886,  Nr.  10  und  11.) 

Nachdem  uns  die  vom  haudelsstatistischeo  Bürrau  xusamtneu- 
gestellten  tabellarischeu  Obersiebten  des  Hamburgiscben  HaudeU  im 
Jahre  lHbß  xugegangen,  beeilen  wir  un».  unseren  Lesern  aus  dem 
reichen  Material,  das  sie  enthalten,  zunächst  diejenigen  Ziffern  mit* 
zutheilen,  welche  die  Verlnderungen  des  Schiffs-  und  Handelsver- 
kehrs gegenüber  dem  Vorjahre  erkennen  lassen. 


1.  Secscbiffsverkebr. 

Ea  liefen  ein:  IMS  iss« 

6 790  Schiffe  von  3 704 1 12  Reg.-T.  6 918 Sch.  (4- 123)  von 3 791 992T.(+87880). 
Ea  liefen  aus: 

6 798  Schiffe  von  3 7 1 2 394  Reg.-T.  6 906  Sch.  (-1- 108}  von  3 786  8«5T.(+74  451). 

Der  Schiffsverkehr  bat  also  sowohl  der  Schiffs-  als  der  Tonnen- 
zahl nach  erheblich  zugenommen  und  war  der  stärkste,  der  jemals 
im  Hamburger  Hafen  stattgefnnden.  Der  Dampfschiffsverkebr  hat 
sich  auch  wiedernm  im  verflossenen  Jahre  sowohl  der  Schiffs-  als 
der  Tonnenzahl  nach  anf  Kosten  der  Segel  Schifffahrt  wesentlich 
vermehrt.  Es  betrug: 


a)  bei  den  eingelaufenen  Schiffen: 

IMS 

das  Prozent-  f der  Segelschiffe  34,§  bei  16*  Reg.-T. 

verhältnifs  | „ Dampfschiffe  65*  . 83*  * 

b)  bei  den  ausgelaufenen  Schiffen: 

Jas  Prozent-  I der  Segelschiffe  34*  bei  16a  Reg.-T. 

verhältnif*  \ „ Dampf  *c  hilf«  65.»  # 83.»  „ 


32,t  bei  15*  Reg.-T. 
67,3  „ 84a  „ 

32*  bei  15,i  Reg.-T. 
67,«  . 84,3  . 


Wie  bedeutend  die  Zunahme  der  Dampfschifffahrt  io  den  letzten 
40  Jahren  gewesen,  erkennt  man  aus  folgenden  Angaben.  Es  war 
bei  den  ausgelaufenen  Schiffen: 

lm  Dorchnltt  von  IM»  bla  1M0  IMS 

das  Prozent-  f der  Segelschiffe  88,«  bei  72*  Reg.-T.  82#  bei  15*  Reg.-T. 
verhältnifs  \ „ Dampfschiffe  11*  , 27*  . 67.«  » 84*  . 


2.  FlufsBchiffverkehr  mit  der  Oberelbe, 

Es  liefen  ein:  IMS  ISM 

1 1 225  Fahrzeuge  von  12340637  t k 100  kg  10 144  Fahrzeuge  von  12 529340 1 
Es  liefen  aus: 

1 1 217  Fahrzeuge  von  11806532t  i 100kg  10014  Fahrzeuge  von  10737735  t , 


3.  Waarenverkehr. 

a)  Einfuhr  (Contantcn  nicht  m(tgererhnet) 

W aaren  | |ggt  iss« 

fi  78 1 8 1 4 500  kg  nett.-  2 045  906 820.*  7 1 1 4 877  200 kg  nett— 2080  7 1 5 %0.* 

b)  Ausfuhr  i Centanten  nicht  mitgereebnet) 

Seewärts  ausgeführte  Waaren: 

ewchkdt  auf  geeehitxt  auf 

I 1»  1 1 592  200  kg  netto  862244000  .Af  1 984  279 300  kg  netto  876319000  „Ä 


Nach  der  Oberelb«  und  per  Bahn,  Richtung  Berlin,  Lübeck  und  Venlo: 

ce« hStit  nuf  gruchttzt  »nt 

1 882  891 400  kg  netto  794  424  (lOQ  .//  1 819  899  700  kg  netto  793  568000  .di 

Leidur  ist  die  Ausfuhr  via  Altona,  sowie  «in  Theil  der  land- 
nmi  tlufswlrts  ausgeführten  Waarenmengen  nicht  ermittelt  worden, 
und  drücken  die  vorstehenden  Ziffern  also  nicht  den  Gosammtwerth 
der  Ausfuhr  aus;  es  ergiebt  sieb  aber  aus  der  obigen  Zusammen- 
stellung pro  1886  gegenüber  dem  Vorjahre  ein  -f  der  Einfuhr  von 
S335627O0  kg  netto  dem  Gewichte,  und  von  34809140  l.U  dem 
Wertbe  nach,  während  die  Ausfuhr  seewärts  um  72687100  kg  dein 
Gewichte,  uud  um  14075000  <.4C  dem  Wertbe  nach  zugenommen 
bat,  die  nach  der  Ober-Elbe  und  per  Bahn,  Richtong  Berlin,  Lübeck 
und  Venlo  dagegen  um  62991700  kg  dem  Gewichte,  nnd  um 
856000  e.4(.  dem  Wcrthc  nach  gesunken  ist. 

8o  erfreulich  nun  aber  auch  die  sieb  aus  obigen  Ziffern  er- 
gebende Zunahme  des  Waarenverkehr«  gegenüber  dem  Vorjahre 
ist,  so  bleiben  doch,  wie  die  folgenden  Zahlen  zeigen,  die  Wertbe 
der  im  Jahre  1886  ein-  und  auageführten  Waaren  noch  erheblich 
hinter  den  für  den  Zeitraum  von  1881  bis  1885  ermittelten  Jahres- 
durchschnitten zurück: 

la  Darcb»thoUt  von  1881  bl»  !«8»  IBM 

werthete  die  Einfuhr  . . . 2 12 1490750  .U  2080715  960  u*(— 40774790) 
. „ Ausfuhr  seewärts  896155000  „ 876819000  „ (—19836000) 

„ „ a per  Bahn  805268000  „ 793568000  „ (—11700000) 

Richtung  Berlin,  Lübeck,  Venlo. 

Geben  wir  nach  dieser  Darstellung  des  gesummten  Handels- 
verkehrs Hamburgs  zu  der  Betrachtung  seines  direkten  überseeischen 
Handels  in  den  beiden  Jahren  1885  und  1886  über,  so  ergiebt  sieb 
die  Bedeutung  desselben  ans  folgenden  in  Millionen  kg  and  *At 

ausgedrückten  Ziffern: 

Direkte  Einfuhr  aus  See 

1HH5  INH« 

3163*  Mlll.  kg  = 933  Mlll.  M 3 248, t Hill- kg  (+84*)  = 936, t 3*). 
Direkte  Ausfuhr  seewärts 

1 766*  Mill.  kg  = 862,«  MÜL  M 1 834*  MÜL  kg  (+  63)  = 876*  MÜL.*  ( + 14,, ). 

Nicht  mitberechnet  ist  bei  obigen  Ziffern  der  Werth  von  Con- 
tanten  und  edlen  Metallen,  von  welchen  seewärts  ein-  und  ausge- 
führt wurden  • iss«  iss« 

Einfuhr  . . . 81019860  M 27650 180  .*(—  53369680) 

Ausfuhr  . . . 1 8 653 000  „ 10025000  . (-  3628000) 

In  Betreff  der  Herkunftsländer  und  der  Bestandtheile  der  Ein- 
fuhr treten  bei  einem  Vergleich  der  letzten  beiden  Jahre  manche 
Verschiedenheiten  hervor,  welche  wirthschaftlich  interessant  sind 
und  darum  io  den  folgenden  Zusammenstellungen  zum  Ausdruck 
gebracht  sein  mügeo: 


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Nr.  37, 


346 

EX  POET,  Organ  dea  Centralrereina  für  Handehgeographie  etc. 


1887 


Einfuhr  1880. 


Werth  Verhüt- 
In  Mil-  nlb  iu 
HcrtttnfWsBil  Hon«  1W5  In 

M MUllo- 

nca  M 

Deutsche  Hilfen  . . • 27,«  -+-  3 

Rußland 23  4-8* 

Schweden  und  Norwegen  16,*  4-  1,7 
Großbritannien  und  Ir* 

land  ......  394*  4-  0,« 

Niederland 30*  + 1* 

Belgien  .....  10*  — 0* 

Frwnkreic-h 52  +3* 

Spanien  ......  12*  — 

Portugal .10  4-0* 

Italien 8,r  4-  0» 

Griechenland  ....  l,r  4-  1.» 
Österreich-Ungarn.  . . 1*  4-  Oj 

Rumänien  .....  1*  4-  0* 

Europäische  Türkei  . ■ 0*  — 17 

Übriges  Europa:  . . . 1*  4-  0* 

1.  Europa  . .593  4-1** 

Vereinigte  Staaten 
exklusive  Californien  .111*  — 11* 

Brasilien 62*  4-  6,r 

Amerikas  Westküste  . . 52*  4*  7* 
Argentinien  und  Uruguay  28  — 5* 

Mexiko  und  Zentral-Ame- 
rika 22*  — 1* 


Werth 

Verhüt- 

in  Mil 

elf*  z« 

llerhuntfslaeit 

liOBCU 

IR»  1« 

M 

MDUo 

Den  .H 

Columbia  amcaraibi&cben 

Meer 

1* 

+ u 

Hayti  und  Ssnct  Domingo 

6* 

— L* 

Venezuela  . . . . . 

— 

Portorico  und  Sanct  Tho- 

was 

u 

4-  0,9 

Britisch  Nord* Amerika  . 

+ 0* 

Übriges  Amerika  . . . 

1* 

- 0* 

2.  Amerika  . . 

808, s 

- 4 

Afrikas  Westküste  und 

Inseln  ...... 

9. 

- 3* 

Afrikas  Ostküst«  und  Cap- 

land 

4,1 

- 0., 

übriges  Afrika  . . . 

0* 

- Oj 

3.  Afrika  . . 

14 

- *,« 

Britisch  Ost-Indien  . . 

9 

China 

6,! 

+ 2 

Japan  

5* 

4-  2,, 

Singapur«  

3* 

- iu 

Übriges  Asien  . . . . 

O4 

- 0* 

4.  Asien  . . 

*4.» 

- IM 

5.  Australien  u.  Südsee 

S.s 

- *,< 

Io  Bezug  auf  die  Welttbeile  ergiebt  sich  aus  den  obigen 
Ziffern,  dafs  die  Einfuhrwertbe  aus  Europa  fast  in  demselben  Msfse 
zugenoininen.  wie  die  aus  den  übrigen  Welttheilcn  abgeoommen 
haben.  Verhältoißmäßig  am  stärksten  ist  die  direkte  Einfuhr  aus 
Australien  xurikkgegaogen,  doch  hat  sieb  dieselbe  io  Bremen 
mit  seiner  besseren  Datnpfachiffverbindung  desto  mehr  gehoben. 
Dasselbe  gilt  auch  in  Bezug  auf  Britisch  Ost-Indien,  während,  wie  die 
obige  Tabelle  zeigt,  die  Einfuhr  aus  Japan  nod  China  sich  wesent- 
lich vermehrt  bat. 

Als  die  für  die  Lage  des  Hamburger  Handels  mit  außer- 
europäischen Ländern  bedeutungsvollsten  Ziffern  treten  uns  die- 
jenigen entgegen,  welche  ein  Sinken  der  Einfuhrwertbe  aus  den 
Vereinigten  Staaten  (am  11*  Millionen  ^ U ) und  ein  Steigen  der 
Einfuhrwertbe  aus  Brasilien  und  von  der  Westküste  Amerikas  (um 
zusammen  14  Millionen  dt)  erkennen  lassen.  Die  Abnahme  der 
Einfuhrwertbe  aus  den  Vereinigten  Staaten  vertheilt  sich  im  Wesent- 
lichen auf  folgende  Artikel;  Zigarren  — 3*,  Tabak  — 4*,  Mais 
— 3*,  Petroleum  — 8*  Millionen  dt,  das  4-  der  Einfuhrwerte 
aus  Brasilien  and  von  der  Westküste  Amerikas  im  Jahre  1886 
gegenüber  dem  Jahre  1886  ist  dagegen  anf  die  Mehreinfuhr  fol- 
gender Artikel  zurückznfübreo;  Kaffe  4-6:  (Brasilien)  Baum- 
wolle 4-  2*  (Brasilien),  Kakao  4-  1*  (Westküste)  Erze  4*  6* 
(Westküste). 

England  hat  natürlich  noch  immer  den  Löwenanteil  an  den 
Einfuhrwerten,  und  wenn  auch  der  Import  von  dort  seit  1883  um 
ca.  60  Millionen  dt  gesunken  ist,  so  war  er  im  Jahre  1886  doch 
noch  immer  um  ca.  50  Millionen  ±ft  höher,  als  der  aller  außer- 
europäischen Länder  zusammen  genommen.  Erfreulich  ist  es,  daß 
sich  auch  im  verflossenen  Jahre  der  Import  von  Rohstoffen  und 
Halbfabrikaten  aus  England  auf  Kosten  des  Imports  von  Msnufaktur- 
waaren  vermehrt  hat.  Es  wurden  z.  B.  an  Baumwollenwaaren  für 
3*  Millionen  dt  weniger  und  an  Baumwolle  und  Baamwollengarn 
für  ca.  17  Millionen  dt  mehr  als  im  Vorjahre  eingefübrt.  Leider 
hat  die  Einfuhr  englischer  Kohlen  auch  in  diesem  Jahre  wieder 
um  ca.  0,r>  Millionen  , Jt  zugenommen,  während  die  Einfuhr  deut- 
scher Kohle  um  ca.  1 Million  di  gegenüber  dem  Vorjahr  zurflck- 
gegangen  ist.  Wann  werden  von  Seiten  des  Staates  die  Bedingungen 
erfüllt  werden,  von  welchen  die  kommerzielle  Verwertung  der 
weetphälischen  Kohle  abhängig  ist?  (Vergl.  „Export“  Jahrgang 
1886  Nr.  9 ) 

Betrachten  wir  nun  die  direkte  See-Einfuhr  des  Jahres 
1886  mit  Rücksicht  auf  ihre  Bestandthei le,  so  ergeben  sich  dem 
Yoijahre  gegenüber  folgeode  Veränderungen: 

“i*11  VÄS2E5SÄ! 


Verzehrt!  ngsgegenstände . . . . 279561620  (29*%)  4-3599380  1 

Bsu*  und  Brennmaterialien.  . . 17886430  ( 1*  %)  — 3090 

A ödere  Rohstoffe  und  Halbfabrikate  533 405  7 10  (56*  %)  4-  5 923  530 

MarmCakturwaaren 48210700  ( 5*%)  —3402070 

Kunst-  und  Industrieerzeugnisse  . 57757  780  ( 6*  °/o)  — 2327740  | 

Total  . . 98*822140  (100%)  + 8790010 

Es  hat  sich  also  nicht  nur  in  Bezug  auf  die  Einfuhr  aas 
England,  sondern  im  Allgemeinen  die  Einfuhr  von  Rohstoffen  ond  I 


Halbfabrikaten  auf  Kosten  der  Einfuhr  von  Manufakturwa&reu 
Kunst-  und  Indastrieerzeognissen  erheblich  gesteigert,  was  als  eit 
erfreuliches  Zeichen  für  die  Weitereutwickelong  unserer  Industrie 
welche  sich  ja  übrigens,  wie  wir  sehen  werden,  auch  aus  den  Aus 
fubrtabellen  ergiebt,  betrachtet  werden  kann. 

Leider  giebt  die  Hamburger  Statistik  die  Ausfuhr  seewirt- 
nach  den  einzelnen  Ländern  nur  nach  der  Menge  und  nicht  nach 
dem  Werlhe  an,  so  daß  wir  einem  Vergleiche  der  Jahre  1886  uo<- 
1885  nur  das  Bruttogewicht  der  ausgeföhrten  Waaren  zu  Grund- 
legeu  können.  Danach  war  das  Verhiltniß  folgendes: 


Auarunr  ' • ( AUfToor 

BnUnmnaialuid  T|*°uul'  Voiiahr  ln  , HMtimmnngtUod 

kK  brutto  | k*  brutto 


Deuteche  riifen  - - 

76^ 

+ 104 

Columbien  o.  Venezuela  21 

Rnfsland  .... 

KV 

— 0* 

1 Brasilien  .... 

58 

Schweden  u.  Norwegen 

75,. 

- S,. 

, Argentinien  u.  Urugay 

56* 

Grofsbritannien  und 

1 Chile, Peru  u,  Ecuador 

57.» 

Irland 

738* 

-514 

Übriges  Amerika  . . 

20* 

Niederlande  . . . 

71,. 

- 2* 

Westküste  Afrikas  nebst 

Belgien 

18 

- Sj 

| Inseln  .... 

50* 

Frankreich  .... 

55* 

-83* 

Ostküste  Afrikas  nebBt 

Spanien 

83* 

4-  5* 

| Mauritius  . . . 

3* 

Portugal 

SS* 

4-  6* 

| Copland  und  übriges 

Italien 

26,1 

- 5,1 

1 Afrika  .... 

Übriges  Europa  . . 

27* 

4-  11* 

! Britisch  -Ostindien 

28,, 

Vereinigt« Staaten  inkl 

j China  ..... 

27,« 

Californien  . . . 

3Sä„ 

4-66 

) Japan  

10,7 

Mexiko  und  Zentral- 

übriges  Asien . . . 

1Ä4 

Amerika  .... 

14* 

Australien  u.  Südsee 

444 

West-Indien  . . . 

22* 

4-  6,9 

Aodm:. 

«©CfE  •!( 
Vor)»bM 
Militari 
kg  brwrj 
— 1* 
•f-  12o 


4*  1A? 
4-  2lj 

4-ltj 


— 7o 


- 04 
4-124 

4-  6# 
- 0* 
— 4 


Aus  dieser  Tabelle  geht  hervor,  daß  im  Jahre  1886  die  An- 
fuhr seewärts  oacb  den  europäischen  Ländern,  namentlich  na-b 
England  nnd  Frankreich  eine  beträchtliche  Einbnß«  erlitten  bit 
im  Ganzen  von  66*  Millionen  kg.  Nur  nach  den  deutschen  Hier- 
nach Spanten,  Portugal,  Norwegen  und  Dänemark  war  sie  nkfct 
unerheblich  gestiegen.  8ehr  bedeutend  hat  die  Ausfuhr  nach  dea 
amerikanischen  Ländern  zugenommen,  im  Ganzen  um  137,|  Mi! 

1 io  non  kg;  auch  Asien  hatte  ein  4-  von  12*  Millionen  kg  zu  ver- 
zeichnen, dagegen  sank  die  Ausfuhr  nach  Afrika  um  9,;  und  die 
nach  Australien  und  der  Südsee  um  4 Millionen  kg,  letztere  wahr- 
scheinlich aus  demselben  Grunde,  den  wir  weiter  oben  für  die  Ver- 
minderung der  Einfuhr  von  Australien  angeführt  haben.  Von  dea 
asiatischen  und  australischen  Ländern  batten  nur  Britisch-OaUadieTi. 
Japan  und  Neu-Seeland  ein  nicht  unbedeutendes  4-  zu  verzeichne: 
letzteres  Land  von  6,9  Millionen  kg. 

Wie  sich  der  Anthell,  den  die  einzelnen  WaarengattungeD  u 
der  Einfuhr  von  See  hatten,  nicht  unwesentlich  gegenüber  des 
Vorjahre  geändert  hat,  so  war  das  auch  bei  der  Ausfuhr  seewär.» 
der  Fall,  wie  aus  folgender  Zusammenstellung  ersichtlich: 

Ausfuhr  IBM 

WureBtattvax  in  Millionen 

k» 


Änderung  mn  < 
ln  Mllbor 


Yerzehningagegenatimde  ....  977  332* 

Kau-  uuti  Brennmaterial.  . . . 134*  4* 

Rohstoffe  und  Halbfabrikats  . . 479*  179* 

Manufaktur-  und  Modewaaren  . . 30*  148 

IndustrieerzcugniMe 213*  211* 


Vorjahr 

kg 

4-  5 
4-30* 
+ 17* 
4-  4* 
4-  9* 


- l&j 

4-  0* 

4-  I3o 
4*  15j 
4-  2* 


Durch  obige  Ziffern  wird  bestätigt,  was  wir  bereits  an  ander« 
Stelle  über  die  günstige  Entwickelung  der  deutschen  lodnstrie  gr* 
sagt  haben.  Abgesehen  von  den  Halbfabrikaten  führte  ti«  der 
überseeischen  Ländern  via  Hamburg  für  18*  Millionen  «, 4t  Wum 
mehr,  als  im  Vorjabhre  zu.  Wenn  sieb  dem  gegenüber  die  Werttr 
der  ausgefübrten  Verzebrungsgegenstände  um  etwa  die  gleich* 
Summe  vermindert  haben,  so  ist  das  in  erster  Linie  durch  dto 
Rückgang  im  Rohzucker-Export  xu  erklären,  der  wieder  durch  du 
rapide  Sinken  der  Znckerprcise  bedingt  wurde.  1884  zahlte  nua 
noch  an  der  Hamburger  Börse  36*«  , i(  pro  100  kg  netto  Rohzuek«. 
1886  dagegen  nur  24**  ,4t,  ln  ersterem  Jahre  wurden  noch 
Millionen  kg  im  Wertbe  von  150,9  Millionen  d(-.,  1885  bis  392  Mi! 
lioneu  kg  im  Werthe  von  105*  Millionen  dt*  1886  aber  nur  30&  \ 
Millionen  kg  im  Werthe  von  76, 3 Millionen  <.#  via  Hamburg  tat-  1 
geführt,  was  einem  Rückgang  von  83,?  Millionen  kg  bet  eisen  j 
Werthe  von  28*  Millionen  Mark  gegenüber  dem  Vorjahre  entsprieß  j 
Um  sehr  beträchtliche  Summen  (ca.  13*  Millionen  dt)  ist  auch  di#  j 
Ausfuhr  von  Fleisch,  Weizenmehl,  Butter  und  Eiern  herabgeganfr: 
die  dagegen  von  Kaffee,  Raffinaden,  Gerste  und  Hopfen  erheb! >1 
gestiegen  (ca.  um  29*  Millionen  dt).  Auf  andere  intereeiü" 
Daten  der  vorliegenden  Statistik  werden  wir  gelegentlich  sorü* 
kommen. 


1887. 


Nr.  37. 


Ö47 

EXPORT,  Organ  des  Centraberems  für  Handelsgeographie  etc. 


Europa. 

Bethelligung  Deutschlands  an  der  Ausstellung  von  Melbourne. 

Berlin,  Mitte  September.  Unter  den  Unterschriften  der  vom 
„ Centralverein  für  Handclsgeographie  etc.“  in  Serben  der  1888er 
Ausstellung  zu  Melbourne  versandten  Resolutionen,  welche  demnächst 
dem  Reiehsamt  des  Innern  übergeben  werden,  befinden  sieb  auch  die- 
jenigen der  Handelskammern  von  Strafsburg  i./E.,  Stralsund,  Braun- 
üchweig,  AHenburg  i./S-,  Meiningen,  Wesel,  Aachen,  Lobr,  Offenbach, 
Plauen,  Limburg a. /Lahn,  Cottbus,  Dillenburg,  Bremen  u.A.m.  Zahl- 
reiche andere  Handelskammern  wie  u.  A.  die  an  Magdeburg  haben 
sich  mit  ihren  Eingaben  direkt  an  das  Reichsamt  des  Innern  gewandt, 
während  andere  mittel-  und  süddeutsche  Handelskammern,  wie  u.  A. 
die  Ton  Leipzig  ihre  zuständigen  Regierungen  ersacht  haben,  bei  der 
Keichsregierung  den  Antrag  behufs  offizieller  Beschickung  der 
1888er  Ausstellung  von  Melbourne  zu  stellen.  Es  wäre  dringend  zu 
wünschen,  dafs  die  deutschen  Bundesregierungen  diesem  Ersuchen 
recht  bald  entsprechen  möchten,  damit  die  Reichsregierung  aus  Ver- 
anlassung der  ihr  allseitig  zugehendeo  Anträge  sich  baldigst  zur 
Ernennung  eines  Reichskommissars  entschliefst.  — Aufser  zahl- 
reichen ersten  Firmen,  welche  ihre  Unterschrift  eingesandt  haben, 
haben  auch  mehrere  Munizipalitäten  durch  Annahme  der  qu.  Reso- 
lutionen dargethan,  dafs  sie  die  offizielle  Beschickung  der  1888er 
Ausstellung  zu  Melbourne  als  im  Interesse  der  Exporti ndustrie  ihres 
Verwaltungsbezirkes  für  notbwendig  erachten. 

Das  Altesten-Kolleglum  der  Kaufmannschaft  in  Magdeburg 
hat  an  das  Auswärtige  Amt  des  Deutschen  Reiches  nachstehende 
Eingabe  gerichtet,  worin  um  Ernennung  eines  Reicbskommissars 
für  die  Weltausstellung  io  Melbourne  1888  gebeten  wird: 

Dem  Auswärtigen  Amt  des  Deutschen  Reiches  beehren  wir  uns  Fol- 
gende« ehrerbietigst  vortu  tragen: 

Die  Beteiligung  der  deutschen  Industrie  uu  der  Internationslen  Aus- 
stellung, welche  vom  1.  August  1888  bis  81.  Jsnusr  1889  in  Melbourne 
sutt  finden  wird,  halten  wir  im  nationalen  Interesse  für  dringend  geboten. 
Wir  erinnern  uub  der  Vortheile,  welche  die  Ausstellungen  von  Sidnej  und 
Melbourne  in  den  Jahren  1879  bis  1881  unserer  Industrie  und  unserem 
Handel  gebracht,  und  es  ist  bekannt,  dols  dieselben  einer  grofsen  Anzahl 
unserer  Fabrikate  Hingang  auf  deu  australischen  Märkten  verschafft  haben. 
Seitdem  hat  sich  unser  dortiges  Absatzgebiet  beständig  erweitert  Bei  den 
niifserordcntUcheii  Anstrengungen  aber,  die,  wie  bekannt,  von  unseren  Kon- 
kurrenten für  die  nächstjährige  Ausstellung  gemacht  werden,  ist  zu  be- 
fürchten, dafs  uns  ein  Tbeil  dieser  Errungenschaften  verloren  geben  wird, 
wenn  wir  nicht  abermals  in  ganzer  Leistungsfähigkeit  zu  Hem  geplanten 
Wettbewerb  uns  einfinden.  Ein  ihrer  Bedeutung  angemessenes,  geschlossene«  ; 
Auftreten  aber  ist  der  deutschen  Industrie  nur  dann  möglich,  wenn  ihr  aber- 
mals die  Unterstützung  der  Reichsregiening  in  derselben  Weise  zur  Seite 
treten  wird,  wie  sie  sieb  auf  den  früheren  Ausstellungen  derselben  zu  er- 
freuen halte.  Wir  erachten  daher  eine  entsprechende  finanzielle  Unter- 
stützung der  deutM-heo  Aussteller  und  die  Ernennung  eines  Reichskommissars 
für  dringend  mün sehenswert b.  Indem  wir  dankbar  die  hoben  Verdienste  der 
kaiaerlichen  Regierung  anerkennen,  welche  sie  sich  durch  die  Subventionining 
der  deutschen  Dampfer  um  die  Förderung  unseres  Ausfuhrhandels  nach 
Australien  erworben  hat.  erscheint  uns  jetzt  mehr  als  je  durch  die  Ober-  • 
nähme  der  offiziellen  Führung  der  deutschen  Industrie  auf  der  nächsten  , 
australi-cfaen  Ausstellung  eine  ticlegenheit  geboten  zu  sein,  auf  dem  gluck-  [ 
lieb  betretenen  Wege  dieser  Politik  einen  Schritt  vorwärts  zu  geben.  Wir  1 
beehren  uns  daher,  an  das  Auswärtige  Amt  de«  Deutschen  Reiche»  die  ge- 
horsamste Bitte  zu  richten: 

auf  Entsendung  eines  Keiehskoimnissar»  für  die  Weltausstellung 
in  Melbourne  und  Unterstützung  der  deutschen  Aussteller  aus 
Reirhsmitteln  horhgvneigtest  hinwirken  zu  wollen. 

Deutsch«!  Reich.  Die  überseeische  Auswanderung 
Deutscher  aus  dem  Deutschen  Reich  über  deutsche,  holländische 
(Rotterdam  und  Amsterdam)  und  belgische  (Antwerpen)  Häfen  be- 
trug in  den  7 Monaten  Januar  bis  Juli  dieses  Jahres  63979  Per- 
sonen; in  demselben  Zeitraum  des  Jahres  1886:  45869,  1885:  74101. 

Erntestatistik.  Nach  der  im  Kaiserlichen  Statistischen  Amt 
auf  Grund  der  gemeindeweise  gemachten  Erhebungen  ausgearbeite- 
ten Erntestatistik  wurden  in  den  letzten  fünf  Jahren  (1882  bis 
1886)  im  Deutschen  Reich  Tonnen  zu  1000  kg: 


Gedintot 

K«Sgeu 

Welten 

Kirtoffidn 

1882  . . 

. . 6 390  407 

2 553  447 

18  069  332 

1883  . . 

. 5 600  068 

2 350  878 

24  906  431 

1884  - - 

. . 5 450  992 

2 478  883 

24  019  601 

1885  . . 

. . 5 820  095 

2 599  271 

27  953  643 

1886  * . 

. . 6 092  849 

2 666  4*3 

25  143  029 

Kiaotfkhrt 

1882  . . 

. . 541  390 

723  886 

33*99 

1888  . . 

. . 843  690 

499  365 

26  007 

1884  . . 

. . 842  122 

780  671 

51  194 

1885  . . 

. . 432  048 

146  436 

29  894 

1886  . . 

. . 428  817 

222  775 

36  164 

Aai««fUut 

1882  . . 

. . 19  221 

146  987 

397  412 

1883  . . 

. . 7*84 

63  953 

178  919 

Rosx*a 

1884  . 4 763 

1885  ....  3840 

1886  ...  32*7 


Weizen  KikV.IT»>  In 

32  838  1 10  035 

19335  1 63  715 

11  098  138  225 


sodafa  nach  Abzug  des  Aussaatquantums,  welches  für  die  nächste 
Ernte  notbwendig  war  und  sich  z.  B.  für  das  Erntejahr  1886,87 
berechnete  auf  993540  t Roggen,  326  290  t Weizen  und  5881500  t 
Kartoffeln  zum  Verbrauch  übrig  blieben: 


Welten 

Kartoffeln 

1882  . . 

. . 6 077  732 

2 827  043 

12  174  126 

1883 

. 5 617  704 

2 453  644 

18  940  994 

1884  . . 

. . 5 296  091 

2 897  972 

18  145  500 

1885  . . 

. . ft  25«  843 

2 398  560 

21  986  955 

1886  . . 

. . 5 524  912 

2 549  807 

19  209  475 

Es  wiid  häufig  darüber  Klage  geführt,  dafs  unsere  Erntestatistik 
nicht  genügend  zuverlässig  sei.  Da  indef»  die  statistischen  Stellen 
nicht»  anderes  thun  können,  als  die  Angaben,  welche  ihnen  aus 
den  betreffenden  Gemeinden  usw.  zukommen,  auf  Treu  und  Glauben 
hinzunehmen  und  nur  etwa  unvollständige  oder  augenfällig  un- 
richtige zur  Berichtigung  zurtlckzuschicken,  so  liegt  es  lediglich  bei 
Denen,  welche  das  statistische  Urroaterial  liefern,  d.  h.  bei  den 
Landwirtben  selbst,  sich  eine  bessere  Statistik,  die  ihneu  über  ihre 
eigenen  Interessen  unzweifelhafte  Auskunft  giebt,  zu  sichern,  übri- 
gens ist  unsere  Erntestatislik  keineswegs  unzuverlässiger  als  die- 
jenige anderer  Länder,  deren  Zahlen  wir  gutgläubig  binnebmen. 

Lebensmittelpreise  in  Preufsen.  Der  Zeitschrift  des  Königlich 
Statistischen  Bureaus  io  Berlin  (Heft  1 und  2,  Jahrgang  1887)  ent- 
nehmen wir  folgende  interessante  Übersicht  über  die  Mittelpreise 
der  wichtigsten  Lebensmittel  io  sämmtlieheu  Provinzen  des  Stastes 


während  de«  Kalenderjahres  1886. 


Pro  » I nt r n 


Oatprenlaeii . . 
Wtfltürrrafscn  , 
StMUkrvU  llerl tu 
Hus'Knbnrg  . . 
Pammrru 
Poseu 

Stbiftrita 
Strbsra  ... 
ftclilrtwis  Holstein 
lltsnoTcr 
Wulfilta 
Hr*t-«u-N4**au 
Rheinland  - - 
Staat  1HS«. 

. IW» . . . 
. !•»... 
, IHM.  . 


i 

I “ I 

in  i 

W - -C 


-H 


PreU  flhr  tOO  kg  I»  '/m  Mark 


. I i llll  1 1 

"■  ■§,«!  9 Ins  I 

3»  £ I ut  I X jO  | x | 3 

' Preis  für  I kg  bet*.  Schock 
>|  ln  PfcaBlg 


154  1»  I TA 
147. 120  HS 
156  131  147 

156  1ZI  ISA 
14  9 1*2  176 
tM>122  11S 

157  UN  IJU 
iaa  137  140 
154  ISO  l.M 
154  1?»  IV» 
166  142  14  t 
Dt  143  HS 
174  147  m 
157  13 1 US 
16.’  143  143 
210|l74  16*. 
J6fi|4»i  1»! 


13t  146  S«  4M  W* 

123  141  306  17»  32« 
ISS  2»»  314  +17  +4 
137/2M  31.1 3W  53 

124  11«  37»  475  30« 

12»  l«a2Sl4W  Z7 
1271  IW  250  +40  VI 
IHR  170  245  B7»  40 
t:t:i  204  33»  470  X. 
i:H  217  433  IS 

142  303  2.V>  SW  W« 
m 341  263  4M  45* 
147i  244  273  4Ti  .V? 

133  21W  JW  434141 

143  22t  270  an  W'. 
177  251»  285J335  56* 

134  ! 170  - | - ,41 


Vergleicht  mau  die  Lebensmittelpreise  in  den  einzelnen  Pro- 
vinzen mit  einander,  so  sieht  man,  dafs  dieselben  in  den  westlichen 
Landestheilen  ungleich  höher  als  in  den  östlichen  waren,  ja  selbst 
der  Stadtkreis  Berlin  weist  io  den  meisten  Lebensmittelgattuogen, 
namentlich  in  Bezug  auf  Zerealien,  Rindfleisch,  Schweinefleisch, 
Sueck  und  Eier,  weit  billigere  Preise  auf,  als  jene  Provinzen. 
Wenn  das  bei  dem  Kalb-  und  dem  Hammelfleisch  nicht  der  Fall 
ist,  so  dürfte  das  auf  duo  Umstand  zu  rück  Zufuhren  sein,  dafs  rer- 
häitoifsmäfsig  weit  mehr  gemästete  Tbiere  dieser  Gattung  auf  den 
Berliner  Zentral- Viebhof  als  auf  die  Yiebmärkte  der  Provinzen  ge- 
langen. 

Ein  Vergleich  der  Durchschnittspreise  des  Jshres  1886  mit 
denen  des  Vorjahres  und  den  Jahren  1876  und  1866  läfst  erkennen, 
dafs  die  meisten  Lebensmittel  im  verflossenen  Jahre  billiger  als  vor 
10  und  20  Jahren  wäre»,  doch  war  namentlich  das  Sinken  der 
Preise  von  1885  auf  1886  bei  allen  Produkten,  Stroh  nnd  Heu  aus- 
genommen, sehr  bedeutend. 

Verschiedene»  aus  Rufsland.  Die  Messe  in  Nisbni-Now* 
gorod.  Über  die  Messe  in  Nithni  Nowgorod  meldet  die  „N.  T.-A.“, 
dafs  es  geschäftlich  im  Verhältnis  zu  früheren  Jahren  diesmal  recht 
still  sei.  Manufaktnrwaaren  gingen  nur  nach  Transkaukasicu  und 
Zentralasien;  für  Sibirien  werde  weniger  als  sonst  gekauft.  Napbta- 
produkte  würden  schwach  gebandelt,  uacb  Eisen  aber  »ei  Nachfrage. 
Salz  finde  nur  Abgang  zu  erniedrigten  Preisen  mit  gestundeten 
Zahlungen.  Persische  Waaren  seien  weniger  da,  als  im  vorigen 
Jahre,  die  Preise  aber  höher.  Von  Baumwolle,  Wolle  und  Leder- 
waaren  ist  noch  wenig  bekannt,  weil  das  gtnze  Quantum  noch 
nicht  zur  Stelle  geschafft.  Viele  Lokale  stehen  leer. 

Geht  das  Geschäft  nur  flau,  so  macht  man  um  so  mehr  auf 
handelspolitischem  Gebiet  und  erhitzt  sich  in  politischen  Fragen. 
Der  russischen  „Pct.  Ztg.“  zu  Folge  ist  vou  der  Börsen-  und  Jahr- 


548 

Nr.  87.  EXPORT,  Organ  des  Centralvareina  fflr  HandeUgeogrnphie  ete.  1887. 


marktskaufmauoscbaft  abermals  diu  Schaffung  eines  besonderen 
Ministeriums  für  Manufaktur  und  Handul  angeregt  worden.  Man 
beabsichtige  in  jenen  Kreisen,  dein  Finanzministcr  bei  dessen  An- 
wesenheit in  Nishni-  Nowgorod  ein  umfaugreiches  Memoire  eiozu- 
rcicheu,  in  welchem  auf  eine  ganze  Reihe  von  Mafsregeln  bin- 
gewiesen  wird,  die  nach  Ansicht  der  Petenten  zur  Hebung  des 
russischen  Handels,  der  russischen  Manufaktur  und  Industrie  er- 
forderlich sind,  und  betont  dabei  besonders  die  Schaffung  eines 
getrennten  Ministeriums  för  Handel  und  Manufaktur. 

Insbesondere  soll  sich  nach  Hem  „Grashdanin“  auf  dem  dies-  j 
jährigen  Jahrmarkt  zeigen,  in  welchem  Mafse  durch  die  vermeint- 
lichen letzten  Angriffe  der  Börsen-  und  Nichtbörsenwelt  Berlins 
auf  den  russischen  Kredit  das  ganze  nationale  Rufsland  erhittert  I 
worden  sei.  .Es  wäre,  schreibt  dien  Blatt,  für  die  Agenten  des  | 
Fürsten  Bismarck  von  Werth  gewesen,  auf  diesem  Jahrmarkt 
zugegen  zu  Hein,  um  einen  ernüchternden  und  belehrende!!  Ein- 
druck davonzutragen.  Die  Erbitterung  gegeu  Deutschland  war  ! 
dort,  sozusagen  eine  allgemeine,  in  allen  Schichten  der  kauf- 
männischen Welt  vorherrschende.  Da  aber  zu  dem  Jahrmarkt  in 
Nishni-Nowgorod  sich  die  Vertreter  des  Handels  und  der  Industrie 
von  allen  Enden  Rufslands  versammeln,  so  kann  man  bierans 
scblicfsen,  dafs  die  durch  die  deutsche  Börsenpolitik  hervorgernfene 
feindliche  Stimmung  gegen  Deutschland  keine  Kaprize,  sondern,  ho 
zu  «ageo  der  allgemeine  Zustand  der  Gpmflthpr  ist,  welchem  die 
auf  dem  Jahrmarkt  versammelten  manischen  Mfinuer  Ausdruck  ver- 
lieben uud  weitere  Ausdehuung  verschaffen. * 

Einen  Wiederhall  bat  diese  Stimmung  offenbar  io  dem  Ern- 
fange  gefunden,  der  den  beiden  Vertretern  der  französischen 
atriotenliga  in  Nishni- Nowgorod,  Moskau  und  Petersburg  zu 
Theil  geworden  ist.  Am  1/13.  AugUHt  trafen  die  beiden  Fran- 
zosen in  Nishni  - Nowgorod  ein.  Auf  dem  Buhnbof  wurden  die 
„Gäste“  von  den  Vertretern  der  Jabrmarktskaufmannschaft  freudig 
begrüßt.  Nach  einem  Dejeuner  heim  Gouverneur  Baranow 
nahmen  sie  die  Sehenswürdigkeiten  der  Stadt  in  Augenschein.  An 
dem  Subskriptionsdincr  zu  ihren  Ehren  nahmen  u.  A.  Theil:  der 
Gouverneur,  der  Chef  der  3.  Infanteriedivision  Generallcutenant 
Rosewo,  der  Kommandeur  der  Kavalleriebrigade,  General 
Wonljarijarski,  der  Präsident  des  Börsenkomitea,  Scbipow, 
der  Präsident  des  Jahrmarktskomites,  Ossipow,  der  Stellvertreter 
des  Stadthaupts,  der  freie  Kosak  Asch  in  ow,  der  Polizeimeister 
Karger,  der  Vizegouverneur  Nekljudow  und  Vertreter  der  Kauf- 
mannschaft. Der  erste  Toast  wurde  vom  Gouverneur  aasgebracht, 
den  Pokal  erbebeud  sagte  der  General: 

„Ihre  freundschaftliche  Sympathie,  Herr  Döroulüde  und  Herr 
Goupil,  hat  Sie  in  das  Zentrum  eines  Landes  geführt,  das  an 
seinen  Grenzen  gleichzeitig  den  Aufgang  und  Untergang  der  Sonne 
siebt  und  mit  seinen  anderen  Grenzen  einerseits  an  Deutschland, 
anderseits  an  Amerika  stößt  und  dessen  Söhne  die  Gewohnheit 
haben,  in  ihren  Versammlungen  den  ersten  Pokal  auf  das  Wohl 
ihres  Zarbefreiers  auszutrinken.“  Hierauf  erhob  Herr  Dero  nie  de 
sein  Glas  und  rief  russisch:  „Aufs  Wohl  des  russischen  Zaren 
und  des  russischen  Volkes!“  Nachdem  dann  unter  gewaltigstem 
Hurrahrufen  noch  mehrere  Reden  von  Vertretern  Rufslunds  gehalten 
waren,  dankte  Herr  Deroulede  zum  Scblufs  für  die  ihm  zu  Theil 
gewordenen  Sympathiebeweise  in  einem  ganz  besonders  bezeichnen- 
den Bilde:  „Rußland  und  Frankreich  sind  gleichsam  ein  verliebtes 
Paur,  vielleicht  siud  sic  sogar  schon  Braut  und  Bräutigam;  vielleicht 
sind  sie  schon  heimlich  getraut  — wir  wissen  es  nicht.  Nnr  eins 
steht  fest,  dafs  die  erste  Frucht  ihrer  gegenseitigen  Liebe  der 
„Sieg“  sein  wird.!“  — Brausendes  Hurrnh!  — 

Erhöhung  des  Holzzolles.  Das  russische  Finanzministe- 
rium beabsichtigt  wenn  anders  die  russische  „Mosk.  Ztg.“  recht 
berichtet  ist,  gegen  Deutschland  jetzt  in  aller  Form  mit  „Kampf- 
zöllen“ vorzugehen  wegen  der  Erschwerungen,  welche  von  deutscher 
Seite  den  russischen  Landesprodukten  beim  Überschreiten  der  deut- 
schen Zollgrenzen  bereitet  werden.  Zunächst  sollen  sich  diese  Maß- 
nahmen gegen  den  Holzhandel  wenden.  Um  nämlich  eine  Ab- 
änderung der  preußischen  Einfuhrzölle  auf  bearbeitetes  Holz  zu 
erzwingen,  sollen  die  über  die  preußisch*  Grenze  nach  Rufsland 
eingeführten  unbearbeiteten  Hölzer  mit  25  Kop.  Gold  für  den  laufen- 
den Raschen  eines  jeden  Stammes  bis  zor  Dirke  von  6l/j  Werschok 
und  mit  35  Kop.  bei  einer  noch  stärkeren  Dicke  verzollt  werden.  Es 
ist  übrigens  gerade  von  dieser  Maßnahme  bereits  vor  Jahresfrist 
die  Rede  gewesen,  ohne  dafs  es  bisher  zur  Ausführung  derselben 
gekommen  wäre. 

Kongress  russischer  Industrieller  in  Petersburg. 
Bekanntlich  ist  die  Erhöhung  des  russischen  Zolltarifes  für  den 
Anfang  des  nächsten  Jahres  in  Aussicht  genommen.  Gleich- 
zeitig während  der  Berathungen  hierüber  soll  nach  der  „Now.  Wr.“ 
auch  ein  Kougrefs  von  russischen  Industriellen  nach  Petersburg 


Zusammenhängen  werden,  der  sich  vornehmlich  mit  der  Anffimlm; 
von  Mitteln  zur  Steigerung  des  Absatzes  russischer  Eneogusu 
auf  europäischen  und  asiatischen  Märkten,  mit  der  Frage  der  Ht- 
vision  des  Zolltarifs  und  der  Organisation  des  Kredits  für  Id 
dustrielle  beschäftigen  soll. 

Getreideernte.  Laut  offiziellen  Berichten  vom  l/13.Avg«t 
wird  die  Wintergetreideernte  in  Rußland  befriedigende  Resultiv 
ergeben.  In  35  Gouvernements  des  europäischen  Rußlands,  namegt 
lieh  in  Polen  und  in  den  baltischen  Provinzen  ergab  sich  bereits  «?,i 
sehr  günstiges  Resultat;  iu  den  übrigen  23  Gouvernements  ist  9 
tbeils  befriedigend,  theils  mittelmäßig,  in  Taurien  hingegen.  :V 
fortdauernden  Dürre  wegen,  ganz  ungenügend.  — Der  Stand  >if* 
Sommergetreides  ist  io  40  Guuveruements  befriedigend,  in  18 
mittelmäßig,  in  Taurien  gleichfalls  ganz  unbefriedigend  anigefatUa 

Von  der  Messe  in  Nishni-Nowgorod.  Den  russischen  ßlättm 
zufolge  hat  der  Finanzminister  Wyschnegradski  die  vontelxM 
erwähnte  Absicht  bereits  zur  Ausführung  gebracht  und  ist  ae 
13./25.  August  io  Nishni-Nowgorod  zum  Besuch  der  großen  Ile* 
eiogetroffen.  Gleich  in  den  ersten  Tagen  seines  Dortsein*  warb 
ihm  die  beabsichtigte  Denkschrift  der  auf  der  Messe  versaouneito 
Kaufleute  überreicht,  in  welcher  die  zur  Hebung  des  wirthteba- 
licheo  Lehens  Rußlands  nothwendigen  Maßnahmen  anfgtiib 
werden.  Unter  Anderem  wird  namentlich  die  Notbweidigko: 
hervorgehoben,  für  die  großrussische  Kaufmannschaft  die  Kot- 
kurrenz  mit  Sosnowizc  und  Lodz  und  andererseits  mit  den  in- 
ländischen Fabriken  auf  den  zentralasiatischeu  Märkten  tu  er- 
leichtern. wozu  aufscr  Erhöhung  des  Einfuhrzolles  auf  Baum«.’^. 
Regulirung  der  Eisenbahntarife  und  Instandsetzung  der  Transb^ 
bahn  nöthig  seien.  In  seiner  Antwort  wies  der  Minister  diru: 
bin,  dafs  die  in  der  Denkschrift  angeregten  Fragen  zum  grä&t* 
Theil  bereits  auf  der  Tagesordnung  ständen  und  im  RcichsratL 
bald  Erledigung  finden  würden.  Besondere  Aufmerksamkeit  Mü- 
den Eisenbahntarifen  werden  und  ebenso  sei  es  beschlossene  S*b*. 
gleichzeitig  mit  Erhöhung  der  Eisenzölle  die  einheimisch 
Industrie  gegen  die  Konkurrenz  fremder  Industrie  in  allen  Branrb»: 
zu  schützen. 

Auf  einem  von  der  Kaufmaunscbaft  veranstalteten  Ffslmsbit 
hielt  der  Minister  dann  noch  eine  zweite  Rede,  in  welcher  er  er- 
klärte, daß  — als  er  den  Jahrmarkt  besucht  und  in  Aafeasckeii 
genommen  habe,  er  erstaunt  gewesen  sei  über  die  gtwtlligca  Re- 
sultate, die  das  russische  Volk  aufzuweisen  habe,  iadtm  u dir 
Masse  von  Erzeugnissen  produzire,  die  jährlich  auf  dem  Jahrmarkt 
zu  Nishni  in  den  Handel  gelangen.  Die  verschiedenartigen  G?gs 
stände  und  Waaren.  die  hier  vereinigt  seien,  hätten  ihn  jedx. 
nicht  nur  mit  Erstaunen,  sondern  auch  mit  der  Überzeugung  erfüll, 
daß  es  der  russischen  Industrie  bestimmt  sei,  große  Zick  zu  er- 
reichen. Er  sei  tief  von  der  Überzeugung  durchdrungen,  daß  dt 
russische  Industrie  von  allen  einheimischen  Märkten  alle  aussärtge 
Waaren  und  Fabrikate  bald  verdrängen  werde.  Rußland  sti  01 
weit  ausgedehntes  Reich,  mit  fmchtharem  Boden  und  tkwlwi* 
woblthätigem  Klima;  das  russische  Volk  sei  arbeitsam  und  intelli- 
gent, nnd  deswegen  könne  cs  den  größten  Theil  seines  Bedirf» 
mit  seinen  eignen  Erzeugnissen  und  Fabrikaten  decken.  Ein  I.zoi 
aber,  das  sich  vollständig  verschließe,  könne  offenbar  auch  tirit 
den  Austausch  seiner  Erzeugnisse  mit  denen  anderer  Staaten  er- 
zielen. Jetzt  habe  er  sich  überzeugt,  daß  die  Erzeugnis**  dtr 
russischen  Fabriken  und  gewerblichen  Anstalten  nicht  our  x> 
Vortheil  für  sich  mit  deu  ausländischen  Fabrikaten  verglich 
werden  können,  sondern  auch  leicht  mit  denselben  auf 
Märkten  konkurriren  können.  Deswegen  sollten  die  Märkte  J* 
Ostens  als  Absatzgebiete  für  die  russischen  Erzeugnisse  di*»- 
Er  sei  überzeugt  davon,  daß  säiumllicbe  den  russischen  brrti- 
benachbarten  asiatischen  Märkte  iu  nicht  ferner  Zukunft  sich  sp- 
schliefslich  mit  rassischen  Fabrikaten  und  Waaren  versorg;: 

: und  die  Erzeugnisse  englischer  und  deutscher  Fabriken  ruru  k 
1 weisen  werden.  Zum  Scblufs  brachte  er  sein  Hoch:  „aof  'ß 
Gedeihen  von  Handel  und  Industrie!’* 

In  seiner  Antwort  sprach  der  Präsident  des  Jahrmarkt.« 
Komites,  Ossipow,  zunächst  seinen  Dank  aus  für  die  vom  Mi- 
niator mit  solcher  Energie  ergriffenen  Maßregeln  zum  Schutze 
russischen  Handels  und  Gewerbes,  durch  welche  die  oatioiu 
Arbeit  gegenüber  der  ausländischen  Konkurrenz  sicher  ge*t- 
werde.  Diese  Mafsregeln  hätten  ihren  Ausdruck  gefunden,  wr- 
nehmlich  in  der  Erhöhung  der  Zölle  und  in  dem  Wechsel  derRichtow 
der  Wirthscbafts-  und  Finanzpolitik;  und  eine  gewisse  Beleih 
| auf  dem  Gebiet  des  Handels  und  der  Industrie  habe  sich  wM<t 
bemerkbar  gemacht  nach  einer  fünf  Jahre  laug  auf  Rußland  9ch*-r 
lastenden  Krise.  Diese  Besserung  mache  sich  in  der  Manufaktur 
brauche  uach  zwei  Richtnngen  hin  geltend:  insbesondere  io  Bel- 
auf die  halbvcrarheiteten  Waaren,  wie  Mitkal  und  Baumwollgarn. 


1887. 


549 

EXPORT,  Organ  deB  Centralvereina  für  Handelsgeographic  etc. 


Nr.  37. 


wo  di«  Belebung  eine  rasche.  mit  bedeutender  Erhöhung  der 
Preise  und  mit  Vorausverkauf  der  Waare  auf  weite  Termine  sei, 
und  zweitens  io  Bezug  auf  vollständig  bearbeitete,  zum  Gebrauch 
fertige  Waare,  wie:  Zitze,  gefärbte  und  weisse  Baumwollzeuge  und 
überhaupt  alle  Baumwollfabrikate.  Hier  sei  die  Belebung  des  Ge- 
schäfts nicht  so  bedeutend,  die  Erhöhung  der  Preise  verhältnifs- 
ruäfsig  gering  und  nicht  im  Verhältnis  zur  Preissteigerung  des 
Mitkals  und  der  Garne.  Auch  in  den  anderen  Handelsbräuchen, 
wie  z.  B.  in  der  Seide  und  den  Fabrikateu  aus  derselben,  io  Thee, 
Zucker,  Droguenwaaren  u.  n,  sei  einige  Belebung  erfolgt,  so  dafs 
man  seinen  Blick  dein  uicht  verschliefsen  könne,  dafs  die  vom 
Ministerium  ergriffenen  Mafsregeln  günstig  auf  die  Bevölkerung  de« 
geräumigen  russischen  Reiches  gewirkt  haben.  Der  Redner  trinkt 
daher  in  der  Hoffnung  auf  die  weitere  Fortsetzung  des  von  ihm 
begonnenen  kräftigen  Schutzes  der  Interessen  des  russischen 
Handels  und  Gewerbes  in  all'  ihren  verschiedenen  Erscheinungs- 
formen und  wünscht  Herrn  Wysch  negradski  „in  dieser  heiligen 
Sache  vollen  und  günstigen  Erfolg.“  •) 

Ober  den  Verlauf  der  Geschäfte  berichtet  die  „Now.  Wrcmja**, 
dafs  bisher  die  Einsätze  in  Manufaktur  waaren  auf  dem  Jahrmarkt 
alle  Kapitalien  absorbirten  und  von  den  anderen  Handelszweigen 
abzogen.  Der  „Manch.  Guardian“  entnimmt  dementsprechend 
Moskauer  Meldungen,  dafs  die  Aussichten  für  den  Jahrmarkt  in 
diesem  Jahre  besonders  für  die  Baumwollfabriken  günstig  seien. 
Die  gröfste  russische  Spinuer-Gesellschaft  habe  bereits  Kontrakte 
über  den  Verkauf  ihrer  gesamrnten  Produktion  bis  Ende  September 
nächsten  Jahres  abgeschlossen  und  zwar  zu  Preisen,  welche  ihr 
einen  Gewinn  von  20%  gewähren.  Dank  den  vortrefflichen  Ernten 
dieses  Jahres  sei  das  Geschäft  sehr  lebhaft  gewesen.  Die  Getreide* 
ernte  in  Rufsland  erweist  sich  in  der  That  als  eine  der  besten, 
die  je  erreicht  worden,  und  zwar  uicht  blofs  quantitativ,  sondern 
auch  hinsichtlich  der  Qualität,  des  Zustande«  und  des  Gewichts 
der  Waare.  Die  Bauern  werden  mit  dem  Verkauf  des  neuen  Ge- 
treide« am  1./13.  September  beginnen  und  von  diesem  Tage  ab 
kann  inan  einer  lebhaften  Handelsbewegung,  welche  aller  Wahr- 
scheinlichkeit nach  den  Einkünften  des  Staats  wesentlich  zu  Gute 
kommen  wird,  entgegensehen. 

Besonders  still  auf  dem  Jahrmarkt  ist  jetzt  das  Geschäft  mit 
Pelz  waaren,  welche  auf  dem  letzten  Jahrmarkt  lebhaft  auf  Spe- 
kulation, mit  bedeutender  Preissteigerung  abgeselzt  wurden.  Eine 
derartige  Nachfrage  war  im  Jahre  1886  nach  russischen  Waaren, 
die  in  « Ausland  gehen,  während  Pelzwaaren,  die  in  Rnfslaod  selbst 
abgesetzt  werden,  ftttftevsl  still  sich  verhielten  und  eine  Er- 
mäfsigung  der  Preise  erlittcu.  Jetzt  jedoch  wird  die  für’»  Ausland 
bestimmte  Waare  nicht  gefragt,  dagegen  die  in's  Inland  gehende 
begehrt.  So  kostete  vor  2 Jahren  Eichhorschwanx  pro  Pud  200 
bis  300  Rbl.;  auf  den»  Jahrmärkte  zu  Irbit  1887  stieg  das  Pud 
auf  1000  Rbl.,  aber  auf  dem  jetzigen  Jahrmarkt  zu  Nisbni  zahlen 
die  Käufer  nicht  mehr  als  500  Rbl.  Bei  Eichhorn  und  Hasen  er- 
leiden dio  Händler  jetzt  bedeutende  Verluste.  Zobelfelle  sind  jetzt 
sehr  billig,  natürlich  verbältnifsmäfsig.  Oberhaupt  giebt  Rauch- 
wuare  auf  diesem  Jahrmärkte  den  Händlern  keinen  Verdienst  Für’« 
Ausland  wird  nur  das  Quantum  rufsischen  Pelzwerks  gekauft 
welches  für  die  grofsen  Firmen,  die  in  Leipzig  mit  Pelzen  handeln, 
erforderlich  ist,  um  die  gewaltige  Preiserniedrigung,  die  in  keinem 
Verhältnisse  zu  den  früher  gezahlten  Preisen  steht,  uicht  za  fördern, 
doch  wenn  auf  dem  Jahrmärkte  irgend  einer  von  den  russischen 
Pelzhändlero,  der  über  genügend  freie  Kapitalien  verfügt,  die 
besten  Stücke  unter  den  Waaren  kaufen  wollte,  welche  die  Leip- 
ziger Geschäfte  nöthig  haben,  und  diese  Partieen  auf  Lager  legen 
würde,  so  würde,  nach  Meinung  der  „N.  Wremja“  die  momentane 
Spekulation  derselben,  mit  Hilfe  des  niedrigen  Wechselkurses  .den 
Preis  der  russischen  Ptdzwaare  zu  drücken,  keinen  Erfolg  haben 
und  ein  bedeutender  Umschwung  auf  dem  Pelzmarkte  eintreten. 

Mit  Schaffellen,  Fettwaaren  (Seife,  Lichten  usw.)  Leder, 
persischen  W'aaren  (getrockneten  Früchten)  und  anderen  Engros- 
artikeln wird  kein  grnfscs  Geschäft  gemacht.  Dasselbe  beginnt 
erst  in  der  zweiten  Hälfte  des  August.  Kerosin  stieg  anf  dem  I 
gegenwärtigen  Markte  in  Folge  der  spekulativen  Vereinigung  Nobels 
mit  seinen  Gesinnungsgenossen,  welche  den  Preis  dieser  Waare  in 
Zarizyn  hob.  Im  vergaugeuen  Jahre  bekam  man  Kerosin  auf  dem 
Jahrmärkte,  so  viel  rnan  wollte,  zu  50  Kop.  pro  Pud,  jetzt  wird 
derselbe  aber  nicht  unter  60  Kop.  abgegeben,  und  ist  sogar  zu 
66  Kop.  verkauft  worden. 

Pulmenholz  ist  auf  den  Markt  vom  Kaspischen  Meere  her  in 
einer  Menge  von  40  000  Pod  gebracht  worden,  während  vom  ver- 

•)  Nach  den  liedao  des  FinanzoinLten  und  des  Herrn  Ossipow  zu 
urtheilen.  wird  man  der  deutschen  Handelspolitik  mindestens  keine  einseitige 

ZulUchrauberc»  iatpuUrett  können.  Die  Red. 


| gaogenen  Jahre  noch  gegen  50000  Pud  Brackwaare,  die  Niemand 
kaufen  wollte,  vorhanden  waren.  Da  dieBe  Waare  sich  in  den 
Händen  einer  Firma  befindet,  welche  auf  dem  Trausitwege  über 
den  Kaukasus  aus  Persien  nach  England  die  besten  Sorten  der 
Palmen  exportirt,  so  zwingt  dieses  Handelsbaus  die  russischen 
Käufer  mit  Gewalt,  seine  Brackwaare  zu  nehmen.  Das  Palmenbolz 
wird  für  die  Schiffchen  und  Kämme  bei  den  Web  stöhlen  gebraucht. 
Sowohl  die  einen  wie  die  andern  sind  für  die  Fabriken  unumgäng- 
lich nothweudig.  Nach  Rufsland  wird  von  der  erwähnten  Firma, 
die  zur  persischen  Regierung  in  besonderem  Vertragsverhältnif* 
stehen  soll,  der  erste  Ausschuß  des  Palmenholzes  versandt,  welchen 
die  Firma  auf  dem  Jahrmärkte  den  Schiffchenmachern  verkauft, 
während  sie  deu  Kammmachern  nur  den  vorjährigen  Ausscbufs 
verkauft.  — Nach  England  gehl  nur  vollkommen  gute  Waare. 
Das  vorjährige  Palmliolz  verkauft  die  Firma  zu  65  Kop,  pro 
Pud,  obgleich  die  WTaare  nicht  so  viel  wertli  ist,  den  Schiffchen- 
fabrikanten wird  dagegen  die  Palme  diesjährigen  Imports  zu  1 Rbl. 
20  Kop.  verkauft.  Im  vergangenen  Jahre  bezahlten  die  Schiffchen- 
fabrikanten 1 Rbl.  20  Kop.,  die  Kammmacher  aber  85  Kop.  Die 
Kammmacher  sind  einverstanden,  für  die  Palme  des  diesjährigen 
Imports  1 Rbl.  20  Kop.  zu  zahlen,  die  Firma  lief*  jedoch  einem 
von  ihnen  statt  der  verlangten  drei  Waggons  nur  zwei  ab.  Schiff- 
chen, Spulen,  Röllchen,  Kämme  worden  früher  für  die  russischen 
Fabriken  aus  England  verschrieben,  in  letzter  Zeit  werden  sie  je* 
doch  sehr  gut  und  bedeutend  billiger  in  Rufslaud  selbst  angefertigt. 
So  befindet  »ich  im  Dorfe  Plujewa,  in  der  Nähe  der  Stadl  Bogn- 
rodsk,  im  Gouvernement  Moskau  die  Fabrik  von  Filippow,  die 
mit  einer  Dampfmaschine  von  20  Pferdekräften  arbeitet  und  jähr* 
lieh  12  000  Pud  Palmunholz  verbraucht.  Aus  diesem,  sowie  aus 
anderem  Holz  verfertigt  Filippow  Scbiffcheo,  Röllchen  und  Spulen. 
Im  Dorfe  Paroki,  auf  der  Lohanow'scben  Fabrik,  werden  jährlich 
1 500  000  Stück  Kämme  aus  Palmenholz  und  Horn  angefertigt. 
Der  Preis  von  Horn  ist  bedeutend  gefallen.  Im  Jahre  1885  zahlte 
man  für  100  Köpfe  (200  llörncr)  russischer  Kühe  zwischen  8 und 
und  10  Rbl  , auf  dem  jetzigen  Jahrmarkt  wird  nicht  mehr  als 
4 Rbl.  gezahlt,  ja  es  haben  sogar  Zufallskäufe  zu  2 und  2%  Rbl. 
stattgefuoden.  Für  100  Köpfe  tscherkassischeu  Viehs  wurden  im 
Jahre  1885  35  Rbl.  gezahlt,  jetzt  jedoch  nur  20  RUL  Tscherkassy 
ist  eine  Kreisstadt  im  Kiew'scben  Gouvernement  und  nach  der 
Gegend  wird  das  Hornvieh  benannt,  welches  im  südlichen  Theil 
des  Kiew'scben  Gouvernements,  sowie  im  Cbcrsson’schen  und  theil- 
weise  im  Podoliscben  zu  Hause  ist,  von  sehr  grofsen  Dimensioneu, 
hellgrau  von  Haar  und  mit  gewaltigen  Hörnern.  Auf  dem  Vieh- 
markt zu  Petersburg  giebt  es  zwei  Benennungen  des  Hornviehs, 
welche  für  den  Fleischer  und  seine  Preise  maßgebend  sind  und 
zwar  eine  kleine  billigere  Sorte,  die  Liwoni»che  genannt  und  eine 
schönere,  im  Preise  höher  stehende,  die  Tscherkassische. 

Eiuer  Meldung  des  „Mosk.  Listok“  zufolge,  haben  in  diesen 
Tagen  die  Gebrüder  Basch kirow,  bekannte  russische  Getreide- 
Spekulanten,  io  Nishni- Nowgorod  — neben  der  Dampfwalzmüble, 
die  diese  Firma  dort  besitzt,  den  ersten  Elevator  eröffnet. 

Spanien.  Der  Aufsenbandcl  Spaniens  werthete  im  verflossenen 
Jahre  im  Vergleich  zu  den  beiden  Vorjahren,  in  Pesetas  ausgedrückt: 

K ln  fuhr:  Ausfabr.  Aoxfobr  von  W*ln: 

1884  . . . 563  204  326  . . 574  140  813  268  549  918  1 

1885  . . . 552  549  554  . . 647  123  665  309  786  940  . 

1886  . . . 583  416  539  . . 684  892  135  344  679  050  „ 

Afrika. 

Marokko  und  Spanien.  Als  vor  beinahe  zwei  Jahren  der  Sultan 
von  Marokko,  Muley  Hassan,  eine  Gesandtschaft  nach  Spanien 
schickte,  da  suchte  die  spanische  Presse  aus  dieser  Thatsache  be- 
deutendes Kapital  zu  schlagen  und  der  Nation  vorzuspiegeln,  dafs 
Marokko  die  Beziehungen  zu  Spanien  freundschaftlicher  zu  gestalten 
beabsichtige  und  iu  Spanien  einen  Freund  suche,  der  es  im  Nolh- 
fall  gegen  England  und  Frankreich,  hauptsächlich  aber  auch  gegen 
das  böse  Deutschland  unterstütze.  Es  wurde  .dieser  Gesandtschaft 
daher  eine  hohe  politische  Bedeutung  beigemessen,  die  sie  weit 
entfernt  war  zu  besitzen,  und  der  Umstand,  dafs  König  Alfons  XU. 
gerade  bei  ihrer  Ankunft  starb,  dafs  ein  Rcgimewechsel  eintrat, 
war  vollends  der  Anbahnung  irgend  eines  Vertrages  zwischen  den 
beiden  Staaten  iu  keiner  Weise  günstig,  selbst  wenn  dergleichen 
von  Marokko  gewünscht  worden  wäre. 

Die  grofse  noch  von  dem  Karolinen-Konflikt  herrührende  Er- 
bitterung gegen  Deutschland,  welche  durch  die  Bemühungen  des  letz- 
teren Landes,  in  Marokko  festen  Fuf*  zn  fassen  nod  für  seine 
Produkte  dort  einen  neuen  grofsen  Markt  zn  finden,  genährt  wurde, 
und  die  marokkanische  Politik  Frankreichs  und  Englands  lenkten 
aber  das  Interesse  der  öffentlichen  Meinung  Spaniens,  so  weil  das* 


Nr.  37. 


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EXPORT.  Organ  des  Central  verein»  für  Handelsgeographie  etc. 


1887 


selbe  nicht  durch  die  inneren  Verhältnisse  gefesselt  war,  ganz 
ausscbliefBlicb  auf  Marokko.  Oie  Spanier  haben  sich  seit  lange 
daran  gewohnt  gehabt,  dieses  große  Reich  als  ihre  zukünftige 
Provinz  zn  betrachten,  schmeicheln  sich  mit  der  Hoffnung,  dufs  es 
ihnen  über  kurz  oder  lang  ohne  Schwertstreich  wie  eine  reife 
Frucht  tu  den  Schofs  fallen  werde,  oder  dafs  sic  es  doch  ohne 
Mühe,  sobald  sie  nur  wollen,  werden  erobern  können.  Mit  Eifer- 
sucht und  mit  Unruhe  sahen  sie  aber  schließlich  doch  dort  den 
mächtig  wachsenden  Einfluß  Englands,  die  drohende  Haltung 
Frankreichs  und  ein  großer  Theil  der  Presse  ermahnte  uuu.  unter- 
stützt durch  die  Afrikanistengeseilschaft,  die  Regierung  mit  größter 
Oringlicbkeit,  die  schnell  schwindende  Macht  Spaniens  in  Marokko 
henustellen  und  sich  durch  dauernde  Institutionen  daselbst  die 
zukünftige  Herrschaft  über  das  Land  zu  sichern.  Man  verlangte, 
Spanien  sollte  dort  zahlreiche  Schulen  gründen,  um  die  Bewohner 
seiner  zukünftigen  Provinz  zu  guten  Spaniern  und  Christen  zu  er- 
ziehen; es  sollte  Verkehrswege  schaffeu,  sich  den  Bau  der  Eisen- 
bahnen und  die  Telegraphie  sichern;  es  sollte  die  Postverwaltung 
in  seine  Hand  nehmen  — und  so  weiter.  Wer  die  Zustände  in 
Spanien  und  die  Energielosigkeit,  den  Mangel  an  Ausdauer  der 
Spanier  kennt,  der  kann  Marokko  nur  bt-glßckwüuschen,  daß  es 
vor  der  spanischen  Kultur  bis  jetzt  bewahrt  geblieben  ist,  denn 
schließlich  würde  diese  doch  nur  in  Bigotterie  und  Einführung 
der  Stiergefechte  ihren  Ausdruck  Anden.  Das  MiaBionswesen  wird 
unter  der  Leitung  des  zukünftigen  Bischofs  von  Ceuta,  des  Jesuiten- 
paters Lercbuudi,  allerdings  mit  großem  Eifer  betrieben  und 
auch  eine  Art  vou  Schulwesen  auf  dieser  Grundlage  entwickelt,  in- 
dessen der  civilisatoriscbe  Einfluß  dieser  Kulturelemente  ist  noch 
ein  außerordentlich  geringfügiger.  Die  bedeutendsten  Leistungen 
— in  spanischem  uud  marokkanischem  Sinne  — werden  schliefs- 
lich  noch  tu  der  „Medizinischen  Schule'4  erzielt,  welche  in  Tanger 
von  einem  gewissen  Herrn  Ovilo  y Canales  eingerichtet  ist  und 
geleitet  wird. 

Die  Afrikanisteu  hätten  am  liebsteu  gesehen,  dafs  die  Regie- 
rung einen  neuen  Feldzug  gegeu  Marokko  unternommen  und  dieses 
einfach  annektirt  hätte.  Da  dies  doch  aber  nicht  gut  anging,  die 
Regierung  wenigstens  auf  diesen  extravaganten  Wruusch  nicht  rea- 
girte.  so  verlangte  man  wenigstens,  daß  eine  spanische  Gesandt- 
schaft nach  Marokko  geschickt  würde,  um  dem  Sultan  den  Dauk 
der  Kilnigin-Regeutin  für  seine  kostbaren  Geschenke  auszuaprechen 
und  um  gleichzeitig  einen  Vertrag  anzubahnen  oder  auf  andere 
Weise  das  spanische  Uebergcwicht  über  alle  anderen  Nationen  in 
Marokko  unbedingt  zu  sichern.  Die  Regierung  hatte  aber  andere 
Dinge  zu  thuo  und  verschob  die  Abordnung  einer  Gesandtschaft 
von  einem  Termin  auf  den  anderen,  versicherte  aber  immer,  daß 
dieselbe  sehr  glänzend  sein  und  Spanien  in  würdigster  Weise  am 
Hofe  des  Sultans  vertreten  sollte.  Ueberall  wurden  grofsartige 
Geschenke  für  den  Sultan  vorbereitet  und  die  offiziöse  Presse 
wusste  Wunderdinge  darüber  zu  berichten.  Trotzdem  blieb  es  bei 
der  guten  Absicht.  Der  erneuerte  Eifer  der  Franzosen  und  Eng- 
länder, in  Marokko  ihreo  Einfluß  zu  vergrößern,  und  die  Absenduug 
von  Gesandtschaften  derselben  an  den  Hof  des  Sultans  rissen  aber 
endlich  auch  die  spanische  Regierung  aus  ihrer  Letargie  und 
bewogen  sie,  die  längst  geplante  Absicht  auszuführen.  Es 
geschah  nun  wie  immer;  die  Vorbereitungen  mußten  überstürzt 
werden,  denn  man  war  in  weitem  Rückstände  mit  iboeu  geblieben. 
Endlich  konnten  anfangs  August  die  Gesandtschaft  und  die  Ge- 
schenke, welche  in  der  Hauptsache  in  ein  paar  Kanonen  des  Systems 
Plasencia  bestanden,  auf  der  Fregatte  „Navarra44  nach  Rabat 
überführt  werden,  wo  der  Sultan  am  7.  August  erwartet  wurde. 
Die  Gesandtschaft  selbst  bestand  aus  dem  langjährigen  spanischen 
Ministerresideoten  in  Tanger  Jose  Diosdado,  den  Sekretären 
Gonzalez  Campillo  und  Jove,  dem  Oberstlieutenant  der  Artil- 
lerie Bermudez  Heina,  dem  Militärattache,  Journalisten  und 
Direktor  der  Medizinschule  in  Tanger  Ovilo  y Canales  und  dem 
Hauptmann  des  Generalstabs  Verda.  Als  Dolmetscher  fungirteo 
der  zutu  Bischof  von  Ceuta  ausersehene  Jesuiten  pater  Lerchundi 
und  der  aus  dem  marokkanischen  Feldzuge  O’Donnels  her  be- 
kannte Rinaldi.  Natürlich  hatten  sich  noch  einige  Individuen 
angeschlosseo,  die,  wie  Herr  Tubino,  glauben,  daß  nichts  ohne 
ihre  Anwesenheit  einen  günstigen  Verlauf  nehmen  kann.  Diese 
HerrcD  haben  es  denn  wohl  auch  übernommen,  die  spanische  Presse 
zu  informiroo  und  der  spauischen  Nation  einzureden,  daß  noch 
niemals  eine  fremde  Gesandtschaft  mit  so  erstaunlichen  Ehren  auf- 
genommen  worden  ist,  wie  diese  spanische.  Wir  können  jedoch 
aus  zahlreichen  Einzelheiten  schließen,  daß  der  Empfang,  den  der 
Sultan  den  Spaniern  bereitete,  in  nichts  von  dem  Herkommen  ab- 
wich,  und  daß  derselbe  vielmehr  ein  ziemlich  kühler  war.  Dem 
offiziellen  Bankett,  das  der  Beherrscher  Marokkos  den  Fremden 
gab,  wuhute  er  selbst  nicht  bei.  Es  heißt  nun,  dafsMuley  Has- 


san aber  mit  Diosdado  mehrere  geheime  und  „sehr  vertrauliche* 
Unterredungen  gehabt  habe  und  dafs  in  denselben  sehr  bedeutende 
für  Spanien  ungemein  günstige  Abmachungen  getroffen  worden  sind 
Auch  hieran  müssen  wir  zweifeln,  denn  Muley  Hassan  wird  akl 
im  günstigsten  Falle  der  Spanier  bedienen,  um  durch  sie  ein  Geget 
gewicht  gegen  die  Engländer  und  Franzosen  zu  schaffen,  aber  ni< 
daran  denken,  sich  durch  Verträge  mit  ihnen,  seinen  geborener 
Feinden,  die  Hände  zu  binden.  Spanien  würde  bei  internationaler 
Verwickelungen  auch  völlig  unfähig  sein,  diesen  beiden  Grofamfichtei 
gegenüber  Marokko  eine  Unterstützung  zu  gewähren.  Voraussicht 
lieh  wird  der  seit  Kurzem  zwischen  Cadiz  und  Tanger  eingerichtet* 
regelmäßige  Postverkehr  und  der  zwischen  beiden  Lindern  betrie- 
bene Vieh-  und  Getreidebandel  den  Gegenstand  der  Unterredung« 
gebildet  haben,  wenn  solche  überhaupt  stattgefuoden  haben,  In 
irgend  welchen  wichtigen  Industriezweigen  vermag  Spanien  mh 
keiner  der  europäischen  Großmächte  zu  konkurriren;  seine  Erzeug 
Disse  siud  zu  tbeuer. 

ln  den  letzten  Tagen  erregte  das  Gerücht,  fraozOaiscbc  Schiff- 
hätten  den  Rifbewobnern  26000  Gewehre  Gberbracht,  in  Spanito 
wieder  große  Uurnhe,  denn  man  achlofs  daraus,  und  mit  gut?® 
Grunde,  daß  Frankreich  seine  intrigante  Politik  bezüglich  Marokko? 
wieder  aufgenommen  hat  und  geneigt  ist,  die  aufständischen  Be- 
wegungen der  dem  Scherif  von  Wassan  ergebenen  Stimme  zu  för- 
dern, um  aus  den  dadurch  herbeigeführten  inneren  Verwickelung« 
in  Marokko  seinen  Vortheil  zu  ziehen  upd  seine  wesUlgerisch« 
Grenzen  zunächst  bis  an  den  Muluyaflufs  auszudehnen.  Diese  Be- 
fürchtungen haben  auch  der  neuerdings  wieder  viel  besprochen«, 
Auswechselung  von  Gibraltar  gegeo  Ceuta  das  öffentliche  Intern* 
zugewandt.  Der  spanische  Stolz  bäumt  sich  natürlich  gegen  dit 
Idee  auf,  er  rechnet  vielmehr  darauf,  dass  über  kurz  oder  ia« 
Gibraltar  doch  einmal,  sei  es  durch  das  Schwert  oder  durch  Ver- 
träge, spanisch  werden  muß;  und  Ceuta  aufgebeu,  das  hieße ; au; 
die  Verfolgung  der  bezüglich  Marokkos  gehegten  Hoffnungeu  ver- 
zichten. Dies  letztere  aber  wird  Spanien  nie  tbuo,  und  Ceuta 
um  das  so  viel  und  so  lange  gekämpft  worden,  darf  nie  io  anderen 
Besitz  übergehen.  Ja,  wenn  Spanien  nur  überhaupt  einmal  wieder 
diese  Festung  zunächst  in  einen  der  modernen  Kriegskunst  nur 
annähernd  entsprechenden  Vertheidigungszusland  zu  setzen  ver- 
möchte, dann  würde  Ceuta  wohl,  bei  seiner  vorzüglichen  Lage, 
einen  festen  Stützpunkt  für  die  Ausbreitung  seiner  Macht  in  Ma- 
rokko bilden.  In  seinem  gegenwärtigen  Zustande  kann  Ceuta  je- 
doch einem  ernsten  systematischen  Angriff  gegenüber  keinen  Stau-, 
halten;  seine  Mauern  und  Forts  sind  zerfallen;  seine  Artillerie  str 
mag  es  nicht,  den  Kriegsschiffen  anderer  Mächte  Trotz  zn  bietr 
Wenn  die  Spanier  heute  oder  in  allernächster  Zeit  gez  wunen 
wären,  sich  im  Kampfe  um  den  Besitz  Marokkos  seiner  Presidiw 
als  Stützpunkte  zu  bedienen,  so  würde  es  sehr  schnell  aus  dt* 
Träumen  und  Illusionen  herausgerissen  werden,  denen  es  sich  sei' 
dem  marokkanischeu  Feldzüge  vou  1859  hingegeben  bat.  Seil« 
den  Marokkanern  gegenüber  würde  es  im  Angenbück  den  Spanien 
schwer  werden,  erfolgreichen  Widerstand  zu  leisten. 

Am  Rio  de  Oro  ist  es  sehr  still  geworden;  seit  Monaten  ist 
keine  Nachricht  von  dort  mehr  nach  Spaoien  gelangt.  Es  ist  dir» 
das  sicherste  Zeichen  dafür,  dafs  die  Geschäfte  dieser  neuen  Fak- 
toreien nicht  sehr  glänzende  sein  können,  denn  wenn  selbst  die 
Eingeborenen  nur  wieder  eiu  paar  Stöcke  Vieh  zum  Eintausch 
oder  Verkauf  herbeigebracht  hätten,  so  würde  die  offiziöse  Pres« 
nicht  versäumt  haben,  über  einen  derartigen  glänzenden  Beweis 
des  Aufschwungs  der  neuen  Kolonie  zu  berichten. 

Madagaskar.  Handel  mit  Uhren  und  Sohmucksachen  (Aus  dem  „Ü«w 
sehen  Baodelearchiv*1.)  Ober  den  Handel  mit  Uhren  und  Schinuckwhvi 
auf  der  Insel  Madagaskar  tbeilt  der  „Moniteur  de  l'borlogcrie  et  de  la  bij**.- 
terieM  die  folgenden  wissenswortheu  Einzelheiten  mit 

Der  Handel  mit  Uhren  und  Schmncksachen  bildet  in  Tamatave  kein* 
Spezialität,  vielmehr  Maßt  jeder  Händler  sich  mehr  oder  minder  »ach  ad 
diesen  Artikeln,  welche  vorzugsweise  in  den  Kreisen  der  sich  dort  aufhalt« 
den  Europäer  Absatz  finden.  Ha  der  Kamin  in  Madag&ak&r  unbekannt  ist 
so  sind  die  sogenannten  Kamingarnituren,  bestehend  aus  Stutzuhr  und  Am 
leuebtern,  nicht  verkäuflich,  dagegen  finden  Stutzubren  allein,  »ei  es  an- 
Metall  oder  aus  Porzellan  mit  Mßtallfawung  usw.,  Abnahme. 

Kleine  Pendeluhren  für  Schreibtische  und  Keisechronometer  mit  <»ter 
ohne  Wecker  werden,  wenn  sie  wohlfeil  sind,  gern  gekauft.  Dasselbe  üic 
sieb  von  goldenen  Remontoiruhroo  guter  und  mittlerer  Qualität  und  mast-irr: 
goldenen  Ubrketten  mit  Herioques  sage».  Sehr  flott  hat  der  Absatz  gaur 
wohlfeiler,  aber  doch  mit  gutem  Räderwerk  ausgestatteter  Nickel«  RcmoDUr 
ubren  »ich  gestaltet. 

Was  den  Handel  mit  Schmucksacben  anbelangt,  so  kaufen  sowohl  dir 
ansässigen  Europäer,  als  die  in  Tamatave  wohnenden  Kreolcnfraum  au« 
Reunion  und  Mauritius  goldene  Schmnckaachen  in  guter,  gangbarer  Qualität. 
Ohne  gerade  den  extravaganten  Modellen  den  Vorzug  zu  geben,  pflegen  die 
letzteren  doch  meist  mehr  in  das  Auge  stechende  Gegenstände  zu  wählen, 

Auch  die  eingeborenen  Madagassischen  Kranen  erstehen  kleinere  Posten 


1887. 


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Nr.  37. 


goldener  Schmucksacbcn,  namentlich  große  Halsketten:  immerhin  halten  sie 
sich  gemeinhin  mehr  an  Ohrringe,  Armbänder,  Tnchnadela,  Halsketten,  Haar- 
nadeln in  Oabelfono  in  Imitation  oder  doublö. 

Her  Riugang&zoll  beträgt  10%  de»  deklarirlen  Wertfaes. 

Nord-Amerika. 

Eine  Winterreit«  durch  den  nordainerik  «irischen  Süden.  XIV.  Von 
I)r.  Kmil  Deck  er  t.  (Vgl.  188«,  Nr.  6,  13,  20,  26,  33,  36,  42.  50: 
1867,  2,  14,  23,  26.  31.)  (Nachdruck  verbeten.)  Betrachtet  man  die  Lage 
Chihuahuas  vom  naturüstbetischen  Standpunkte  aus,  so  wird  man  nicht  um- 
hin können,  derselben  das  Prädikat  . prachtvoll  schön"  beizulegen.  Die  viel- 
gestaltigen vulkanischen  Bergzüge,  die  die  Stadt  im  Osten  and  Westen  um- 
geben und  die  nur  eine  geräumige  Tb&lebene  an  dem  Chubiaca- Flusse  sowie 
eine  breite  Passage  für  die  Kisenbahu  zwischen  sich  frei  lassen,  sind  überaus 
malerisch,  und  der  dreizackige  „Coronel*  insbesondere,  dem  man  seiner  Ge- 
8 (alt  nach  noch  tagtäglich  einen  neuen  Ausbruch  ghithfiüs.'iger  Hassen  Zu- 
trauen konnte,  erhellt  sein  Haupt  ebenso  stattlich  unmittelbar  über  Chihuahua 
wie  der  Vesuv  das  »einige  über  Neapel.  Ru  der  Allegbany- Landschaft  mit 
ihren  ungegliederten,  gleichförmigen  Hauern  und  mit  ihren  langgestreckten, 
flachen  Kücken  steht  diese  mexikanische  Berglaodschafi  in  dem  denkbar 
schroffsten  Gegensätze.  Han  siebt  ihr  auf  den  ersten  Rück  an,  dafs  die  geo- 
logischen Agentien  in  ganz  anderer  Weise  an  ihr  gearbeitet  haben  müssen: 
die  Bodenschichten  nicht  vorwiegend  in  ruhige,  regelmäßige  Pallen  legend, 
sondern  sie  steil  aufrici.lend  und  regellos  verwerfend,  sie  mit  gewaltsamen 
Aschen-  und  I.ava  - Eruptionen  durchbrechend  und  die  so  entstandenen  Er- 
hebungen in  der  Zeit  der  Kegen  — unbeirrt  und  ungehemmt  von  einem 
dichten  Pflanr.cnkleido  — in  allen  denkbaren  Richtungen  zerwühlend  und 
zerreißend.  Es  ist  ein  Bild,  das  einen  Künstler  unbedingt  begeistern  muß. 

I io  höchsten  Grade  malerisch  und  zugleich  im  höchsten  Grade  erquickend 
erscheint  Einem  sodann  auch  das  Baumgrün  des  Alamos,  in  das  die  Stadt 
hineingrbnut  ist,  namt-ntlirh  wenn  man  dü»  Thal  von  dem  Abhänge  des  ge- 
nannten Berges  überblickt. 

Wirthschaftsgcographisch  ist  das  Bild  im  Allgemeinen  viel  weniger 
tröstlich.  Zur  Entstehung  reicher  Kruchüandscbaften,  wie  es  anderweit  auf 
Erden  in  der  Nachbarschaft  von  Feuerbergen  der  Fall  xu  «sin  pflegt  — in 
Italien,  iu  Deutschland  usw.  — , hat  der  Vulkanismus  in  dieser  Gegend  frei- 
willig nicht  geführt.  Die  Rerggehänge,  an  denen  wir  emporsteigen,  sind  fast 
absolut  kahl  und  allenthalben  starrt  uns  der  graue,  todte  Fels  — vorherr- 
schend Andesit  und  Andernt  - Tuff  — entgegen.  Derselbe  ist  zwar  an  der 
Oberfläche  sehr  morsch  und  bröckelig,  und  er  zeigt  uns  durch  diese  Kigeu- 
thümlichkeit  deutlich  genug,  dafs  auch  das  nordmexikanische  Klima  eine 
bedeutende  Vcrwitterungskrnft  besitzen  muß,  aber  eine  nennenswertbe  Vege- 
tation irgend  welcher  Art  trägt  er  nicht.  Soweit  er  in  den  Schluchten  — 
den  sogenannten  Barrancaa  — , die  ihn  kreuz  und  quer  durchsetzen,  dereinst 
etwa  niederes  Lebenseichen-  und  Kieferngextrüpp  getragen  haben  sollte,  so 
ist  dasselbe  durch  den  Bren« holzbedarf  der  Hüttenwerke  und  der  Haus- 
haltungen in  der  Nähe  der  .Stadt  gründlich  ausgerottel  worden.  Auch  der 
graubraune  Boden  der  Ebene  aber,  der  sich  au«  den  ZcrsoUuntrsprodukten 
der  vulkanischen  Felsen  gebildet  hat,  ist  während  der  langen  Trockenzeit 
von  den  beißen  Sonnenstrahlen  so  hart  gebrannt  worden  wie  Adobe,  und 
wenn  man  ihn  ansebaut  und  anföhlt,  so  glaubt  man  nicht,  daß  daraus  jemals 
pflanzliches  Leben  hervorsprießen  kann.  Die  Esel  und  Haulthiere,  die  wir 
darauf  ihr  Futter  suchen  sehen,  möchten  wir  auf  das  Tiefste  bemitleiden, 
indessen  trägt  der  Thalhoden  doch  einen  tiemlich  dichten  Wuchs  von 
dornigen  Mimosen  uud  Kupborbiaceen,  sowie  von  Cacleen,  den  bekannten 
t’bnraklerpflanxen  des  Chaparral,  und  auch  an  allerlei  zierlichen  Blümchen, 
die  denjenigen  von  El  Paso  nabe  verwandt  sind  —*  wir  legen  namentlich 
wieder  eine  Reihe  von  Synantheren  und  Labiaten  in  unser  Herbarium  ein 
— fehlt  es  nicht  vollständig.  Und  sobald  die  Gewittergüsse  der  Regenzeit 
beginnen  und  die  steinharte  oberflächliche  Schicht  des  Bodens  durch  die 
Einwirkung  der  warmen  Flutb  aus  den  Wolken  aufgeweicht  wird,  so  genügen 
wenige  Tage,  um  die  Zahl  der  letzteren  zu  einer  sehr  gewaltigen  zu  machen 
und  dem  grünen  Gesträuch  einen  außerordentlich  farbenreichen  Untergrund 
zu  gehen.  Das  trat  uns  überzeugend  genug  vor  die  Augen,  als  wir  die 
Gegend  von  Chihuahua  einen  Monat  später  nnter  Donner  und  Blitz  und 
strömendem  Regen  zum  zweiten  Haie  betraten.  Alle«  in  Allem  dürfte  man 
das  Gebiet  dos  C-onebos  und  seiner  Nebenflüsse  bezüglich  der  natürlichen 
Produktionskraft  doch  vielleicht  noch  höher  zu  stellen  haben,  als  das  west- 
liche Texas  Die  stärkere  Verschmälerung  des  ^Kontinentes  und  die  reichere 
vertikale  Gliederung,  sowie  auch  die  größere  Äquatornähr  verfehlen  bezüg- 
lich der  Reichlichkeit  und  Rege Imäßigk eit  der  Niederschläge  nicht  völlig, 
ihre  günstige  Wirkung  geltend  zu  machen.  Nur  den  perennirenden  Gewächsen 
ist  die  Existenz  auch  in  dem  Conchos-  und  Cbubisca-Oebiete  auf  das  Ausserste 
erschwert,  und  von  ihnen  überdauern  die  lange  Trockenzeit,  die  an  der  frag- 
lichen Gegend  des  Öfteren  acht  Monate  anfaält,  nur  einige  besonders  organi- 
rirto  Arten  — , wenn  anders  der  Mensch  sie  nicht  in  seine  sorgsame  Pflege 
nimmt  und  sie  auch  in  der  Zeit  der  Dürre  mit  Wasser  versorgt. 

Von  den  Wundern,  die  die  künstliche  Bewässerung  in  einem  wüsten- 
haften Landstriche  zu  ttiuu  vermag,  sehen  wir  in  und  Hei  Chihuahua  viel 
landgreiflicbere  Spuren,  aß  wir  aie  in  West-Texas  gewahren  konnten.  Auf 
die  hohen,  broitkronigen  Alamos  der  städtischen  Promenade  haben  wir  bereits 
hingewiesen.  Es  erübrigt  uns  namentlich  noch,  der  zahlreichen  großen 
Haziendas  zu  gedenken,  die  in  größerer  oder  kleinerer  Entfernung  rings  um 
Jie  Stadt  herum  liegen. 

Um  uns  In  dies«  und  in  die  auf  ihnen  betriebene  Landwirtschaft  einen 
je naueren  Einblick  zu  verschaffen,  wenden  wir  uns  ohne  weitere  Umstände 
in  dun  gröfsten  der  uordamerikanischen  Htucndado»,  der  auf  Spanisch  Don 
Henrique  Müller,  auf  gut  Deutsch  aber  Herr  Heinrich  Maller  heißt, 
and  der  uns  wieder  einmal  ein«  hübsche  Illustration  zu  der  Tbataache  liefert. 


I dafs  deutscher  Fleiß  und  deutscher  Unternehmungsgeist  in  den  transozeani- 
schen Ländern  unter  einigermaßen  günstigen  Verhältnissen  manches  vor  sich  zu 
bringen  vermag.  Der  besagte  Herr  Hüller  besitzt  nicht  bloß  in  der  Stadt 
das  schönste  und  besteingerichtete  Privathaus  an  der  Plaza,  sondern  draußen 
! vor  den  Thoren  nennt  er  ganze  Gebirgsketten  und  Strorosystcme  »ein  eigen, 
und  invgesammt  verfügt  er  über  Land  und  Leute  auf  nicht  weniger  als 
15000  Quadratkilometern,  — also  auf  einer  Fläche,  die  diejenige  des  König- 
reiches Sachsen  noch  »ehr  beträchtlich  übertrifft.  Da  es  sich  bei  Beinen  Be- 
sitzungen io  der  Hauptsache  um  iJornenstrauch  - Wüste  und  um  Flugsand- 
strecken  sowie  um  ödes  Felsengebirge  bandelt,  so  sagt  die  angegebene  Zahl 
allerdings  bei  weitem  nicht  so  viel,  als  sie  zu  sagen  scheint,  immerhin  ist  der 
| Besitz  des  Heim  Hüller  aber  auch  seiner  Qualität  nach  respektabel  genug. 

I und  man  darf  denselben  ganz  wohl  einem  kleinen  deutschen  Fürsten tliu mc 
[ vergleichen.  In  der  Nähe  von  Chihuahua  hat  Herr  Müller  Tausende  von 
i Ackern  mit  Weizen  bestellt,  und  nuf  den  Weidegründen  am  Rio  de  Santa 
i Clara  und  Rio  de  Santa  Maria  läßt  er  Tansende  und  aber  Tausende  von 
Riudeni,  Pferden  und  Schafen  grasen.  Hit  Hilfe  seiner  Hirten  — der  be- 
kannten „vaqueros*  — hat  er  auch  gegen  die  Apachen,  die  seine  He  erden 
bedrohen,  öfters  förmliche  kleine  Kriege  auf  seine  eigene  Hand  zu  führen. 
Daß  er  an  den  nord mexikanischen  Silberhergwerkcn  ebenfalls  einen  sehr 
hervorragenden  Antbeil  hat,  ist  selbstvcrstindlieb. 

Wir  sind  zwsr  mit  keinerlei  Einführung«-  und  Empfehlungsschreiben 
an  den  genannten  Herrn  versehen,  aber  wir  rechnen  darauf,  daß  er  mexika- 
nische Gastfreundschaft  üben  und  nebenbei  auch  etwas  landsmännisebe  Ge- 
sinnung bewahrt  haben  wird.  Und  wir  haben  uns  nicht  getäuscht.  Auf 
unser  Klopfen  öffnet  sich  die  schwere  Thür  seines  Hauses,  und  nachdem 
wir  unsere  Karte  abgegeben  haben,  erscheint  der  nordmcxikanßrhe  Grand- 
seigneur ohne  Verzug,  und  wir  werden  unter  den  Arkaden  seines  palmen- 
geschmückten  .Patio“  heim  Dufte  einer  Uavana  - Zigarre  ulslmbl  in  eine 
äußerst  instruktive  Unterhaltung  über  nordraexikanische  Natur-  und  Kultur- 
verhiltnisse  mit  ihm  verwickelt.  Da  Herr  Müller  nahezu  ein  MenHchenulter 
in  Mexiko  wohnt,  und  da  er  sich  lediglich  durch  «eine  Intelligenz  uud  Thai- 
kraft  *u  dem  emporgearbeitet  bat,  was  er  ist,  so  bewährt  er  »ich  uns  als 
i ein  vorzüglicher  Kenner  und  Bcurlheilrr  de«  I*ande*,  und  wir  schulden  ihm 
für  das,  was  er  uns  mittheilt,  dauernden  Dank.  Persönlich  ist  es  dem  Herrn 
Müller  nicht  ganz  so  wohl  zu  Muthc,  aß  man  seinem  Reichthuine  nach 
vermuthen  möchte.  Einer  seiner  erwaebseneu  Söhne  ist  bereits  an  der  Lungen- 
schwindsucht gestorben,  und  eiu  anderer  — der  letzte  — gebt  angesichts 
der  schönen  Palmen  des  Patio  im  Lehnstuhle  liegend  durch  dieselbe  schreck- 
liche Krankheit  sichtbar  seiner  Auflösung  entgegen.  Herr  Hüller  meint, 
daß  das  nordmexikanische  Klima  daran  schuld  sei.  Von  plötzlichen  Tem- 
peraturstürzen durch  hereinbrecheuile  .Northern"  bleibt  ja  auch  Chihuahua 
nicht  verschont,  und  die  Staubstürroe  sind  daselbst  in  der  Trockenzeit  häufig 
genug  ebenso  furchtbar  wie  bei  der  gerühmten  Gesundheitsstation  El  Paso. 
Dazu  kommt  dann  noch  die  geringe  Dichtigkeit  der  Plateaulnft.  Infolge  des 
Unsternes,  der  über  seinem  Hause  waltet,  ist  auch  der  alte  Herr  nichts  weniger 
aß  Optimist  hinsichtlich  seine»  Adoptiv  • Vaterlandes.  Nichtsdestoweniger 
lautet  das,  was  wir  über  die  Kulturfähigkeit  desselben  aus  »einem  Munde 
vernehmen,  ira  Allgemeinen  sehr  ennutfaigend  und  hoffnungsvoll.  Wenn  die 
Ruhe  und  Ordnung,  die  unter  Porflrio  Diaz  herrschen  gelernt  hat,  eine 
definitive  ist,  so  kann  ein  höherer  Aufschwung  nicht  aushlelben,  meint  er. 

Da  wir  in  dem  fremden  Laude  im  allgemeinen  noch  lieber  die  Dinge 
»elbet  sehen  als  von  ihnen  reden  hören,  so  ßt  es  uns  »ehr  angenehm,  daß 
wir  im  Laufe  des  Gespräches  von  Herrn  Müller  aufgefordert  werden,  mit 
ihm  zusammen  eine  kleine  fnspektionstour  nach  einem  Theile  seiner  Be- 
sitzungen und  Kulturen  zu  unternehmen.  Wir  finden  uns  zur  festgesetzten 
Stunde  ein,  wir  besteigen  einen  bereit  stehenden  .Buggy*  von  amerika- 
nischer Art  — wieder  ein  bemerkeuswerthes  Stück  .Amerika*  auf  dem 
mexikanischen  Boden,  wie  wir  glauben  — , und  auf  ungemein  staubiger 
Landstraße  geht  cs  in  flotter  Fahrt  hinaus  uarh  der  Hülfer'schen  Haupt 
Hazienda,  die  etwa  12  km  von  der  .Stadt  abseits  liegt. 

Das  Erste  was  wir  auf  unserer  Expedition  in  Augenschein  nehmen,  ist 
der  große  Bewässerungskanal , der  Ton  dem  drobleca-Fluase  binüherführt 
nach  der  weiten  Tbalbucbt,  die  es  zu  befruchten  gilt.  Derselbe  lat  gegen 
15  km  lang,  und  er  führt  in  reichlicherer  Menge  klare«  Wasser,  als  die  Dorre 
ringsherum  Torauasetzen  läßt.  Da  das  letztere  seine  befruchtende  Kraft  aber 
in  unwillkommener  Webe  bereits  in  dem  Kanalbette  geltend  macht,  so 
sehen  vir  eine  große  Zahl  indianische  und  halbindianische  Arbeiter  damit 
beschäftigt,  Algen  und  andere  Wasserpflanzen,  die  in  ihm  wuchern,  und  die 
ihn  in  kurzer  Zeit  zu  verstopfen  drohen,  daraus  zu  entfernen.  Herr  Müller 
lobt  un»  die  Leute  ebenso  wie  »eine  übrigen  Feldarbeit»-»  aß  tüchtig  und 
fleißig,  und  er  zahlt  ihnen  für  die  Regel  einen  Tageloha  von  4 Realen 
(e.  2 .//),  wobei  «ie  sich  aber  selbst  zu  beköstigen  haben.  Unsere  Frage, 
‘ ob  er  die  Indianerarbeit  der  Negerarbeit  — mit  der  er  von  Missouri  her 
' wohl  vertraut  ist  — vorzicht,  bejaht  er.  Der  Bewässerungskanal,  an  dem  (las 
i ganze  Wohl  und  Wehe  der  Landschaft  bängt,  ist  übrigens  nicht  von  seinem 
gegenwärtigen  Besitzer,  sondern  von  den  Jesuiten,  die  die  Hazieuda  einst 
besaßen,  und  die  ihren  Erben  außer  manchem  Obel  auch  manche*  Gute 
binlerlaseen  haben,  angelegt  worden.  Seine  Instandhaltung  nur  fällt  jenem 
| zur  Last,  und  dieselbe  ßt  durch  das  üppige  Wuchern  der  Wasserpflanzen 
| sowie  durch  d»s  Hineinschwemmen  von  Sand-  und  Schlammmassen  während 
der  Regenzeit  keineswegs  leicht.  Sie  su  bewerkstelligen  kann  nur  durch  den 
Aufwand  bedeutender  Mittel  gelingen,  und  mexikanische  Landwirtbe,  die 
! nicht  Millionäre  sind  wie  Herr  Müller,  werden  sich  aus  diesem  Grunde  be- 
züglich der  Waaaerükonotnie  immer  zu  größeren  Verbänden  zusammen  zu 
thun  haben.  Von  dem  Reaervoir-System,  durch  das  ohne  Zweifel  noch  viel 
, größere  Mengen  von  Wasser  für  die  Trockenzeit  aufgespeichert  werden 
I könnten,  das  wir  aber  bei  Chihuahua  noch  nirgends  in  Anwendung  gebracht 
I sahen,  würde  ganz  dasseltie  gelten.  Sollten  sich  auf  dein  mexikanischen 
Plateau,  das  ring«  von  hohen  Gebirgen  umgeben  ist,  und  da»  in  rege)- 


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EXPORT,  Organ  de«  Central  verein«  für  Handelsgeographie  etc. 


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mäßigen  Perioden  so  reicblicii  von  Nii'dorsclilägcit  beuotxi  wird,  übrigens 
nicht  auch  artesische  Brunnen  ebenso  glanzend  bew {ihren  wie  in  Algerien? 
Dir  Friedens-  und  Ordnung*- A er»,  dir  gegenwärtig  über  da»  Lund  hineiu- 
gebrochen  au  »ein  scheint,  wird  hoffentlich  auch  in  dieser  Bestehung  ihre 
guten  Früchte  tragen.  Unser  Gewährsmann  Ut  gleich  uns  der  Meinung,  daß 
der  modernen  Technik  hinsichtlich  der  künstlichen  Irrigation  Nord-Mexikos 
Mtb  ein  sehr  weites  und  aussichtsvollcs  Feld  offen  stehe.  Die  Reservoire, 
von  denen  wir  redeten,  und  die  »ich  auf  dem  Plateau  von  Dckbau  so  aus- 
gezeichnet bewähren,  müßten  ungeliebt*  der  Wucht,  mit  der  die  Gewitter- 
güsse der  Regenzeit  eintrelen,  freilich  ungeheuer  fest  gebaut  werden. 
Immerhin  scheint  uns  ihre  Anlage  in  der  Südhklfto  des  Staates  Chihuahua 
sowie  in  C'oabuila,  Durnngo,  Sonora  usw.  viel  thunllcber  als  in  West-Texaa 
— besonder«  der  reicheren  Gliederung  des  Terrain»  wegen  Neigen  ja  doch 
die  noidmexikanischrn  Ströme  zu  einem  großen  Theile  schon  von  Natur 
dazu,  Seen  zu  bilden!  Und  gilt  es  doch  eigentlich  nur,  die  vorhandenen 
Barrieren  und  Dämme,  dir  dem  W«.**er  den  allzuraachen  Abfluß  nach  dem 
Meere  wehren,  an  gewissen  Punkten  zu  vervollständigen! 

Das  Hauptgebäude  der  Müller’acbeu  Hazienda  Ut  neu  und  aus  einem 
ähnlichen  vulkanischen  Tuffgestein  aufgeführt  wie  die  früher  genannten  Ge- 
bäude der  Stadt,  Mehr  noch  als  diese  scheint  es  alter  durch  seine  Bauart  — 
durch  seine  mächtigen  Eckthürmo  und  durch  seinen  fe»tiunsehloM>enen  inneren 
Hof  — darauf  berechnet  zu  sein,  allenfalls  auch  einen  feindlichen  Sturm  und 
eine  Belagerung  aushalten  zu  können.  Wenn  man  bedenkt,  dar»  die  besser 
aituirte  mexikanische  Landbevölkerung  den  Brandschatzungen  von  Freiscliärler- 
und  Räuberbanden  bis  vor  kurzem  in  einem  noch  viel  höheren  Grade  aus- 
gesetzt war  als  die  Sladtbovölkening,  so  findet  man  die-*  wohl  begreiflich. 
Von  den  Apachen,  mit  denen  Herr  Müller  anderweit  mehr  als  einmal  in 
unliebsame  Berührung  gekommen  Ut,  und  von  deren  er  uns  mancherlei  zu 
erzählen  weif»,  steht  an  diesem  Punkt«,  der  hart  an  der  Eisenbahn  gelegen 
ist,  nichta  mehr  zu  befürchten. 

In  einiger  Entfernung  von  dein  burgähnlichen  Herrenhause  stehen  die 
ausgedehnten  Wirtschaftsgebäude  sowie  die  kleinen  Arbeiter-  und  ßeamten- 
wohnungen,  und  der  ganze  Gebäudekomplex  trägt  auf  diese  Weise  oine  ähn- 
liche aristokratische  Gliederung  zur  Schau,  wie  wir  sie  bei  unseren  Ritter- 
gütern zu  beobachten  gewöhnt  sind. 

Die  rückhaltsloscate  Bewunderung  zwingt  uns  die  grofsr  Gartetianlage 
unmittelbar  neben  dem  Hauptgebäude  ab.  Dieselbe  steht  unter  einem 
Gärtner  aus  Ostprcufsen,  der  seine  Schuldigkeit  in  der  wackersten  Weise  zu 
tbun  scheint,  und  e9  werden  in  ihr  die  mannigfaltigsten  Akklimatisationsversuche 
mit  edlen  Obstsorten  und  Handclsgcwäcbscn  aus  Nord-  utui  Süd-Europa  ge- 
macht, an  denen  Herr  Müller  das  eingehendste  Interesse  nimmt.  Eine 
ganze  Reihe  von  den  Versuchen  scheint  auch  recht  gut  zu  glücken,  wenn- 
gleich sich  über  die  Mehrzahl  der  Jugend  der  Anlage  wegen  zunächst  nichts 
Endgültiges  sagen  lifst.  Am  wenigsten  wollte  bisher  die  Kultur  des  Wein- 
stockes gelingen,  besonders  weil  ein  kleiner  Kerf  regelmäßig  seine  jungen 
Blüthcn  und  Triebe  und  ein  anderes  Insekt  seine  Blüthen  zerstörte.  Die  Be- 
wässerung der  Pflanzen  geschieht  in  dem  Gatten  nach  einer  ähnlichen  Me- 
thode, wie  man  sie  in  der  lombardischen  Ebene  anwendet.  Mau  läßt  das 
Wasser  durch  kleine  Seitenkanäle  aus  dem  Uauptkanal*  täglich  ein-  oder 
zweimal  über  die  einzelnen  Beete  dabin  rieseln.  Nebenbei  arbeiten  der 
Gärtner  und  seine  Gehilfen  aber  auch  eifrig  mit  dem  Schlauche  und  der 
Spritze.  Bei  der  herrliehiMi  Raumbiüthe  und  bei  dem  Blumenflor,  der  unser 
Auge  erfreut,  gedenken  wir  unwillkürlich  der  fernen  Hrimath  in  dem  ge- 
segneten Dresdener  Thalkessel. 

Was  die  Weizen-  und  Geraten-  und  Rohnenfelder  betrifft,  die  sich  un- 
absehbar hinter  der  Häusergruppe  der  Hazienda  ausbreiten,  so  prangen 
diese  auf  dicsolbo  Art  wie  der  Garten,  in  frischesten  Grün,  und  Herr 
Müller  versichert  uns,  dafs  sie  ihm  einen  sicheren  und  reichen  Ertrag  zu 
gewähren  pflegen.  Ihre  Bestellung  geschieht  zum  Theil  mit  Hilfe  von  ameri- 
kanischen Maschinen. 

Wir  gestehen,  dafs  uns  das  Stück  Kulturarbeit,  das  wir  da  In  Nord- 
Mraiko  von  deutschen  Landsleuten  verrichten  sahen,  mit  einem  hohen  Grade 
von  freudiger  Genugtuung  erfüllte.  Würden  andere  Deutsche  in  ähnlicher 
Weise  auf  dein  mexikanischen  Hochplateau  Vorgehen  — mit  grofsen  Mitteln 
und  mit  genauer  Berücksichtigung  der  Landesnatur  — so  dürfte  man  ihnen 
vielleicht  ähnliche  schöne  Erfolge  mit  ziemlicher  Sicherheit  Voraussagen. 
Würden  sie  den  Göttern  für  das  Glück,  das  ihnen  blüht,  auch  ähnliche 
schwere  Opfer  darzubringen  haben,  wie  unser  Gastfreund? 

Auf  dem  Rückwege  nach  der  Stadt  begeguen  uns  zahlreiche  Arbeiter  — 
Männer  und  Krauen  — , die  auf  Eseln  und  Maultieren  nach  Uause  reiten, 
nachdem  sie  ihr  Tagewerk  vollbracht  bähen.  Dieselben  grüfsen  uns  in  spa- 
nischer Sprache,  und  von  einigen  läßt  sich  Herr  Müller  kurzen  Bericht 
Aber  den  Stand  der  Arbeiten  erstatten.  Aua  zwei  leichten  Wägelchen,  die 
an  uns  vorüberfahren,  tönt  uns  dagegen  zu  unserer  Verwunderung  vertrauter 
deutscher  Gruß  entgegen,  und  wir  erfahren  auf  unser  Befragen,  daß  die 
Insassen  deutsche  Kaufleute  sind,  die  ebenfalls  in  Chihuahua  wohnhaft  *iud, 
und  die  in  dieser  Weise  ihre  Kundschaft  auf  dem  platten  Lande  heimsuchen, 
um  ihre  Scbnittwaaren  und  Kurzwaaren  unter  sie  zu  vertreiben.  Auch  sie 
»ollen  mit  dem  Gange  ihrer  Geschäfte  im  allgemeinen  zufrieden  Bein,  und  in 
recht  guten  Verhältnissen  leben. 

Es  sind  dies  friedliche  Bilder,  aus  denen  man  ersehen  kann,  welche 
Kräfte  in  Nord-Mexiko  am  Werke  sind,  um  dasselbe  womöglich  einer  besseren 
Zukunft  enlgcgeiizuführeu. 

Auf  uuseren  ainsamen  Wanderungen  in  der  Umgebung  von  Chihuahua,  die 
im  wesentlichen  naturwissenschaftlichen  Studien  gewidmet  waren,  stießen  wir 
wohl  dann  und  wann  auf  einen  wildaugsehaueudeu  Burschen,  den  wir  für  einen 
Banditen  hätten  halten  können.  Niemals  aber  sahen  wir  uns  von  einem  wirklichen 
Banditen  bedroht,  und  unseren  geladenen  Revolver  konnten  wir  immer  ruhig  in 
dem  Gurte  stecken  lassen.  .Sich  ganz  unbewaffnet  aufserbalb  des  Weichbildes 
der  Stadt  zu  entfernen,  würden  wir  trotzdem  zuvöidersl  noch  Niemand  ratheu. 


Australien  und  Südsee. 

Die  neuesten  Vorging«  in  Samoa.  Die  .Norddeutsche  ADgwefa  h- 
tung“,  veröffentlichte  vor  einigen  Tagen  die  Nachricht,  dafs  in  Sattel 
Anhänger  des  König*  Malietoa  die  dortigeu  Deutschen  beleidigt  and  * 
raubt,  sowie  sich  der  Beleidigung  des  deutschen  Kaisers  schuldig  ftiwli 
hatten.  Welcher  All  und  welchen  Umfange»  diese  Beleidigungen  uti 
ietxuogen  deutscher  Interessen  gewesen  sind,  werden  wir  bald  gmutr 
fahren  und  wahrscheinlich  ebeu»«  schnell  Kunde  von  der  Bestrafung  <rin;-. 
welche  der  braunen  Majestät  in  Apia  durch  das  Südseegcschwtder  in  htdti- 
lieh  exemplarischer  Weis«  zu  Theil  werden  wirl  Der  Chef  des  Hc* 
gesch wader*  wird  diesbezüglich  jedenfalls  die  weitgehendsten  Auftrag»  uj| 
Vollmachten  erhalten  faabcii,  und  rex  Malietoa  wird  vergeblich  »d  i- 
.Schutz  de*  amerikani-chen  und  englischen  Konsuls  pochen.  Wir  lind  i&f 
darüber  beruhigt,  dafs  die  Genugtuung,  welche  die  deutschen  Inter«*»; 
zu  verlangen  berechtigt  sind,  ihnen  im  vollste»  Maß«  geschaffen  wenir.  w; 
dann,  wenn  die  konsularischen  Vertreter  der  beiden  mit  uns  in  Swn-4  i* 
kurritenden  Mächte  ihre  Flagge  10  Mal  dem  alten  Häuptling  — der  doch  ru 
in  Folge  ihrer  Aufreizungen  gebandelt  hat  — • um  den  Leih  jt r/b 
haben. 

Dafs  in  Samoa  eine  gewisse  Gehrung  vorhanden  war,  in  ua«  -i 
längerer  Zeit  bekannt  gewesen  und  wir  haben  die»  in  Nr.  32  des  BU.> 
(Seito  437)  angedeuteL.  Wer  den  dort  aus  dem  »Sydney  Morniag  HrnH' 
abgedruckten  Artikel  liest,  der  erkennt  »ehr  klar,  dal»  die  Austritte  i* 
alte  Politik  von  Sir  Julius  Vogel  {vergf.  .Export“,  Jahrgang  1880, <*:■ 
'268  ff  ) in  vollem  Umfange  adoplirt  haben,  dar«  sie  daher  jede  AuuJeß^ 
deutscher  Interessen  in  der  Südsee  zu  bindern  trachten  und  dentuUr 
fortgesetzt  gegen  dieselben  arbeiten. 

Wie  rücksichtslos  die  auglo  australische  Politik  im  großen  riztaii  pjq 
dm  deutschen  Interessen  verfahren  kann,  beweist  die  unerhörte  Verbind 
deutscher  Kigentbumsrecbte  Anfang  der  Trier  Jahre  in  Fidji,  für  weiche  teux: 
lieh  erst  vor  wenigen  Jahren  eine  Entschädigung  gemährt  wurde.  In&>« 
wo  die  deutschen  Interessen  weitaus  übonriegen  und  «0  die  Re:tv  et 
Deutschen,  Engländer  und  Amerikaner  vertragsmäßig  geufeit  hat,  tc 
uun  freilich  an  derartige  Rechtsverletzungen,  wie  sie  in  Fidji  stattgrfsi -sä 
haben,  nicht  zu  denken,  und  deshalb  wird  Malietoa  bald  gegen  ibe 
Plantagengesellschaft,  bald  gegen  den  deutschen  Konsul  ausgcrpiolt-  !'»hö 
amerikanischen  Vertreter  in  der  gleichen  Weise  gegen  die  alccschlMaaa 
Verträge  iutriguiren.  beweist  das  Verfahren  des  Konsuls  Grinau,  der  tr 
kauntlich  im  Februar  1878  Samoa  als  amerikanische  Kolonie  eiklirt«. 
und  ähnliche  Einflüsse  sind  es  fortgesetzt  gewesen,  welche  di«  Zo*ü*it 
in  Samoa  niemals  zur  Ruhe  haben  kommen  lassen;  dafs  dieselben  - ■ * 
gegenwärtig  — einen  außergewöhnlich  unangenehmen  Cbmkkr  «riu<i 
haben,  ist  dem  Zusammentreffen  mehrfacher  Einflüsse  nuuehnita.  öh 
dieses  Zusammentreffen  ein  geplantes  oder  zufälliges  ist,  Ut  iuo&ra  gtri.'t- 
gültig  als  es  in  dem  einen  wie  andern  Falle  zeigt,  daß  die  öntedwa '•i>' 
essen  in  der  Tbst  des  Schutzes  entbehren,  den  nie  berechtigt«  nr- 
langen  küaueu  und  verlangen  müssen,  wenn  nicht  anders  die  aatsna« 

1 Mittel,  welche  sie  vertreten,  einfach  vernichtet  werden  »ollen. 

Mehr  aU  20  Jahre  bereit*  dauern  diese  Zustände.  Bald  «ad  * * 

■ Eingeborenen,  welche  sich  unter  2 feindlichen  Haupt  lingen  oder  ari»loke»z.*:l-  • 

, Parteien  bekriege»  und  bei  dieser  Gelegenheit  deutsche«  Eigentum,  o** 
sondere  die  Plantagen,  empfindlich  schädigen,  bald  werden  die  tlnfdtioa 
Arbeiter  aufgehetzt,  bald  intriguiren  die  fremden  Konsuln  gegMuur:' 
oder  durch  Vermittelung  der  einheimischen  Parteien  Was  und  «er  iß? 
Immer  die  Ursache  des  Streites  Ist  — die  deutsche»  Besitzungen  isl  '■> 
deutschen  Interessen  zahlen  die  Zeche.  Andere  wirthschaftlkbr  law»«« 
sind  ja  neben  denen  der  Deutschen  miuim.  Unter  solche«  VerWob* 
Ut  es  kaum  möglich,  den  Status  tjuo  unserer  wirthsc  haftliebcn  litem*» 
zu  erhalten,  geschweige  denn  ihnen  zu  einer  güustigen  Kntwkkc-iaf  «*• 
Ausdehnung  zu  verhelfen.  Die  deutschen  Ländereien  sind  fntclrtlw.  ** 
trefflich  angebaut,  die  Lande-  und  VerschifTuagsplitze  vortrefflich  fH***- 
die  Verbindung  mit  den  europäischen  Märkten  eine  regelmäßig«  r-Mj» 
sicherte;  die  Produkte  der  Insel;  Baumwolle,  Copra,  Kaffee  usw.  imd*» 
gute  Preise-  Zweifellos  würden  unter  solche»  Verhältnissen  flieht  u* 
reichend  genug  Kapitalien,  sondern  auch  neue  deutsche  UnterMä»*' 
namentlich  aus  den  australischen  Kolonien,  »ich  nach  Samoa  weiclfo.  **" 
nicht  stet»  die  Ungewißheit  und  Vielkopfigkeit  der  politischen  Zwttflk  a 
selbst  rin  Hinderniß  wäre.  Dieselben  Bedenken  und  Erwägungen  inl  * 
gewesen,  welche  zu  der  von  uns  bereits  in  Nr.  81  Seite  487  gen«^" 
Konferenz  ln  Washington  geführt  haben.  Ob  dieselbe  ein  der  Kai« 
politischen  Zustände  in  Samoa  günstiges  Ergehn  iß  gehabt  bau  **  vr- 
nicht  bekannt  geworden.  Berechtigte  Vermuthungen  lassen  da«  (hfd* 
schließen.  Hätte  die  Konferenz  auch  nur  eine  einzige  positive  Tb*ü*‘y 
geschaffen,  so  hätte  diese  — schon  wegen  der  ihr  folgende»  Ansfübruepi 
und  Konse«|uenzen  — bekannt  werden  müssen.  Auch  der  Unataa*  1 
selbst  wälireDd  der  1 lauer  der  Konferenz,  die  Interessen  der  Dnkk* 
Samoa  in  hohnvolisler  Weise  verletzt  worden,  lifst  schließen,  daß  i r ■ 
die  Konferenz  im  Wesentliche»  an  der  früheren  Lage  der  Hing«  *" 
geändert  worden  ist. 

So  viel  ist  klar  — und  darin  stimmen  alle  die  in  Samoa  «ick 
reoden  Gegner  überein;  solange  Samoa  nicht  nusschliefslich  der  Ob*'**** 
einer  der  konkurrirenden  Mächte  untersteht.  i*t  an  eine  ruhig« 
gesicherte  Entwickelung  der  dortigen  Verhältnisse  nicht  zu_  “***'* 
Mit  Rücksicht  nuf  den  Umfang  der  vorhandenen  Inter*«*«»  ,<f* 

Deulachen  Reiche  die  Oberhoheit  zukommen  müssen,  nächst  ihm  Wff 
Die  Interessen  der  Vereinigten  Staaten  sind  im  Samoa- Archipel  so 
ordentlich  gering,  daß  sie  denen  jener  (.ander  gegenüber  kaum  j*  «'r 
kommen.  Und  doch  würde  im  Hinblick  auf  Englands  ausgedehnte 
interes»eii  eher  ein  Kompensaliousobjekt  für  dessen  Anspruch»  » N 


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1887. 


Nr.  37. 


553 

EXPORT,  Organ  des  Central  Vereins  fflr  Handelsgeographie  etc. 


gefunden  werden  »erden  können,  als  gegenüber  den  Nurd&mcrikanern,  deren 
Interessensphäre  eine  kompaktere  und  *bge»chlosiji«ncre  ist.  Hin  Land  wie 
England,  welches  gleichzeitig  die  Besitzergreifung  ausgedehnter  Länder,  wie 
Egypten  und  Afghanistan  anxtrebt,  wird  ob  der  Aufgabe  seiner  geringen 
und  gethdlten  Interessen  in  Samoa  mit  einem  leichten  Opfer  oder  ander- 
weitigen Entgegenkommen  deutscherseits  zu  trösten  »ein.  Ob  solche»  aber 
•lei  deutschen  Diplomatie  gegenüber  Nordamerika  gelingt,  vermögen  wir  z.  Z.  j 
nicht  zn  bcurtbeilen.  Es  scheint,  dafs  die  Vereinigten  Staaten  neuerer  j 
Zeit  ihre  Herrschaft  im  grofeen  Ozesn  energischer  als  früher  ausxudehnen  he-  ' 
strebt  sind.  Möglicheiwcise  vermeinen  sie  dadurch  Mittelglieder  und  Stützpunkte 
für  ihre  neuerdings  sehr  erstarkten  Beziehungen  zu  Ostasien  zu  gewinnen. 
Wiewohl  die  deutsche  Diplomatie  die  Kothwendigkelt  einer  Aenderung  der 
Dinge  auf  Samoa  sehr  genau  erkennt,  so  ist  cs  ihr  Angesichts  der  gedachten 
' »runde  nufserordentlich  erschwert  einen  Wandel  iura  Besseren  zu  schaffen. 
Helfen  kaun  den  deutschen  Interessen  in  Samoa  nur  die  bündige  Erklärung, 
dufe  di«  Inseln  deutsches  Schutzgebiel  «eien  Wenn  ein  solches  Vorgehen 
auch  wohl  schwerlich  zu  Feindseligkeiten  zwischen  den  Vertragsm achten 
führen  würde,  so  wird  ein  Staatsmann  wie  Fürst  Bismarck  sich  wegen  der 
S.nnonfrage  nicht  dem  Vorwürfe  eines  Vertragsbruches  anssetzen  können  und 
wollen.  Wohl  aber  wird  die  deutsche  Politik,  angesichts  der  neuesten  Vor- 
gänge in  Haznoa,  Garantien  verlangen,  welche  die  fortgesetzte  Verletzung 
«b'iitscber  Rechte  verhindert.  Werde»  diese  Garantien  nicht  freiwillig  ge- 
geben, so  wird  man  sie  unter  Röv  ksichtsnahme  auf  die  sonstige  politische 
Laue  möglicherweise  erzwingen,  und  evenl.  die  Ruhe  durch  die  dauernde  1 
Anwesenheit  von  Kriegsschiffen,  Landung  bewaffnoter  Macht  oder  Besitz- 
nähme  einiger  wichtiger  Ulfen  henuslcllen  suchen,  wie  dies  wiederholt 
vu mV. ergehend  der  Fall  gewesen  ist.  Welche  Mafsregeln  auch  getroffen 
werden  mögen,  <o  darf  das  Bestreben  die  Samoagruppc  in  deutsche*  Schutz-  I 
«ebiet  zu  verwandeln  niemals  aufgegehen,  soudem  es  muh  bei  erster,  1 
günstiger  Gelegenheit  rcalisirt  werden.  Anderenfalls  würden  die  Verlifiltnässc 
in  Samoa  immer  unklarer  und  komplizirler,  ihn*  Lössurig  immer  schwieriger  ' 
werden  und  daher  später  vielleicht  Anlal*  zu  unamrenohmeren  Konflikten 
gegeben  »ein.  Je  länger  die  Lösung  der  Frage  binau»ge*ch«bcn  wird,  um 
«o  schwieriger  und  opferreicher  wird  sie  für  uns  sein. 

Briefkasten. 

— Nach  einer  uns  zugegangenen  Mittbeilung  wird  für  die  Dauer  der  j 
zu  Neucnhurg  vom  1 1.  bis  20.  September  d.  J.  stattlindendcn  schweizerischen 
laiidwirtbschaftlicbcn  Ausstellung  auf  dein  Ausstellungsplatze  eine  Post-  und 
TCh-grnphenaualalt  nebst  öffentlicher  Fernsprechzelle  eingerichtet  werden. 
Die  PusianstaJt  befafxt  sich  mit  säinintlichen  Dionstxweigen,  ausgenommen 
• len  internationalen  Geldanweisung*-  und  Postauftragsverkehr.  Gegenstände, 
welche  bei  dieser  Postanstalt  abgeholt  werden  sollen,  müssen  ausdrücklich 
du-  Bezeichnung  »poste  restante  Cpoxtlagernd)  Anxstellungsplatx  Ncuonburg 
i.  Schweiz)*  tragen. 


— Freu  Wittwe  Katharina  Molsberger,  in  Kms.  Silbnrau  Strafte  4, 
wohnhaft,  theill  uns  uiterm  4.  d.  Mt»,  mit,  dafs  ihr  der  Aufenthalt  ihrer  mH 
zwei  Jahren  in  Uruguay  weilenden,  zuletzt  in  Montevideo,  Santa  Terere  Nr.  116 
wohnhaft  gewesenen  Tochter  Katharina  Molsborger  seit  dem  15.  Januar 
1836  unbekannt  sei. 

Alle  diejenigen,  die  über  den  Verbleib  betreffender  Tochter  etwas  mit* 
t heilen  können,  werden  gebeten,  hierauf  bezügliche  Nachrichten  direkt  an 
Frau  tVillwe  Katharina  Molsberger  gefangen  zu  lassen. 


. _ ~ P“  «*•«■»**•**»»  iinil  KlonfBlhal-IUni^anr  terleSui  um  M*»n4«  D« 
uml  IWI(.r-Abf»4rl«B  mn  Bim  h»rg  meh  «<tr»piUcli*i»  und  4l.er««al*r  i»n  PlStiMi 


•)  Diwpfaeklft*. 

arm«  {jMid«*«ikä<tt)  »»»  Uidtlra.  C*n*rinh«  tuva'n.  <lor*«,  Arm,  Lago«  n*v.  bi«  txxnrli 
Inkl.,  ('..itdaupDr  W...rain( K*pt  VMitum,  dnnUcfc.  JO.  *«Mamt»r. 

Sfrtb*  (W'enSfiM»)  vl»  (iw>Ja  «•«.  |».,.Meinpf«f  „Muli  Wo*rni«an‘*,  Kant.  J.rrk, 

«WI«rh,  IS.  fleptFRiber. 

Afrika  Wattkarte  iiud  .Uro  Cr.agn  (tU  Ac,l»«rp-*n.  JUdair«,  TeneiHfc)  P«>idampf«T  „Lv.". 

(.rl*Urh,  IS.  Srptraibar.  ' ’ 

Kajtcadi  na«,  (via  Madrif«)  all«  IST*««,  niaiärhit  Pu«ldampf«r  „TarttF".  «agliicb,  14.  m«n,r 
' *•»»"«,  Sinjj»pi,r».  Il-)*«ckuaa  u«d  Japan  („Km** l».LtBla~}  Dampfer  ,lpbtK*r.|a-.  j«„uch, 
IS.  M«pUnb«r,  Dampfer  „Tri«»",  dautaek,  J«i.  8?pterab«r,  Dampfer  ..Lvdla»,  !«t.rb, 
™ Oktober,  Dampfer  „BelP-aa*,  deaUili,  3».  OkU.her,  Dampfer  „Cawandra  ".  deularl., 
Dampfer  ..Daphne-,  deuiarh,  30.  Nwnh«,  DampUr  „P^yhymnla-, 
dmiiarn,  IS.  Dnenabrr,  Dampfer  „He»jiTfU‘\  dr-uetrb,  JO.  Dea«mh«r. 

Pfi.aur,  Hingapvr' , lf.)o*k.>a*,  Tukuhaoia,  Hlo*.»  and  (Sblr*  Linie)  .la  l.o*iion 

™ V,w*rM«  Dimpfar  „UonoK.iith-hlra",  en.li.rb,  IS.  Septeiabtr,  Dampfer 

.Deiablpabiitt* , mg-lef-ti,  s,  Oktober,  Dampfer  , Merloneubire“,  meinr».  J5.  Oklubar, 
Dampfer  „Canaertbeaahlr«-,  rntllafb,  IS.  N.iiemher. 
ftlngap^re,  ManJta  and  SrhanKka|  (»real  via  Honpk^nr)  (JMra  Linie)  via  AMwerpea  Dampfer  . 

. PIlnDfclr«-,  Kapr.  D.*eaal«r,  enfllerh,  14.  B*pte*her. 
l’raang,  üinirapare,  ll.  nv.honx,  V„kvi.ima,  Hlo(o  (dlreki)  r»*n«.  rla  Scbancbai  |Unr..l -Ltniei  I 
Dampfer  „Tartar",  ewxltavk,  51  Oeplembar. 


»inxapjie,  Honakr.ii*.  Schanfbai.  Tokobama,  llie^o  und  Nafaaakl  (rla  l’url  Wald,  Huea,  Aden 
«ad  Colombo)  l'ovidampfer  J‘raubanM,  liewUrh,  bh  U.  Sepiembai. 

.Näberea  bei  An|iil  BlumenikiL 


Deotache  Exportbank. 

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twfSf«*«  fSr  die  Jef»rdrrtak,ik»Moa  j»drr  nk  fW«  L.  L elngertieklaa  nferta  lat  dar- 
dn  den  dkeaaeiiaiTtrtaada  dal  K.-I.  wicht  uttllrini  Plrwta  l Mark  (In  desurkea 
i|  Mnfltw.  - »«■  ikaaaanlaa  fat  K .4L  v«Ha«  die  n*  der  IrHrdeni«  Reukaft- 
Terkvndaean  Calaiim  h fterbaviR  *ewrllt.  »I«  llresia»  arlaK  dtflr^ueker 
ik«rn  du  J.-l.  air  laiaaa  ikeaaeatea  la  dea  deauilea  kaUiatra  litiir«««  nit. 


•albt«  re« 
MrfMrkea) 


502.  Wir  haben  wietlerholte  Nachfrage  nach  l'ulverisir-Mühlen  für  Ilarul- 
betrieb  und  ersuchen  Fabrikanten  um  gefl.  Kiareichnng  von  illustrirtcn  Freis- 
listen  unter  L.  L.  454  an  die  Dcutacbc  Kxportbank  zur  Weiterbeförderung 
nach  Portugal. 

503.  Wir  haben  aus  Süd-Brasilien  ein  gröfsere«  Quantum  flüsaigeu 
Leim  erhalten.  Derselbe  dürfte  sich  hauptsächlich  zur  Verwendung  in 
Teppich-  und  Tuchfabriken  eignen.  Proben  stehen  auf  Wunsch  zur  Ver- 
fügung. Angebote  nimmt  entgegen  die  DeuLsebe  Kxportbank  unter  I,.  L.  455. 

504.  Wer  fabrizirt  in  Deutschland  seidene  Tülle? 

Bemusterte  Offerten  mit  Preisangabe  befördert  unter  L.  L.  456  die 
Deutsche  Kxportbank. 

505.  Herr  D.  Montol  in  Alexandria  tbeilt  uns  unterm  21.  August 
per  Zirkular  mit,  dafs  die  bisherige  Firma  llnttegbcl  dt  Monte I am  dortigen 
Platz  mit  dem  20.  August  erloschen  ist.  Von  dtc»ein  Tage  an  wird  er  als 
alleiniger  Inhaber  dieses  Hauses  die  Geschäfte  unter  der  neuen  Firma 
D.  Monte!  fortführen.  Alle  Geschäftsfreunde  werden  ersucht,  hiervon  gefällige 
KenntuiL  nehmen  zu  wollen. 


506.  Kin  hiesiger  »ehr  tüchtiger  und  bei  der  Kundschaft  gut  cingc- 
fühitcr  Agent  sucht  die  Vertretung  eines  leistungsfähigen  Nizzaer  Export- 
hauses in  Speiseöl,  Offerten  erbeten  unter  L.  L 45v  an  die  DeuUche 
Kxportbank. 

507.  Kin  bestens  empfohlener  Agent  iu  Amsterdam  wünscht  mit  leistung»- 
fähigon  Fabriken  in  VM>  und  halbwollenen  Kleiderstoffen  für  Krauen  in 
Verbindung  zu  treten.  Offerten  erbeten  unter  L.  L.  458  an  die  Deutsch« 
Kxportbank. 


508. ^  Ein  tüchtiger  Agent  in  Beirut  (Syrien)  *ucht  mit  leistungs- 
fähigen Fabrikanten,  welche  Pantoffelblätter  herstellen,  in  Verbindung  zu 
treten  Offerten  erbeten  unter  L.  L.  459  an  die  Deutsche  Kxportbank, 
welche  auf  Wunsch  Muster  zur  Verfügung  stellt 

509.  Ein  besten*  empfohlener,  tüchiigcr  Agent  in  Malmö  (Schweden) 
wünscht  mit  Exporteuren  für  Rosinen  in  Spanien  geeignete  Verbindungen 
auziiknüpfen.  Offerten  erbeten  unter  L L.  460  au  die  Deutsch«  Kxportbank. 

510.  Ein  tüchtiger,  bestens  empfohlener  Agent  in  Konstantinopcl  wünscht 
die  Vertretung  einer  leistungsfähigen  deutschen  Lederfabrik  zu  übernehmen. 
Derselbe  interesslrt  sich  speziell  für  Vachetten,  Kslbloder  und  Zicgcnlcder. 
Offerten  erbeten  unter  L.  L-  461  an  die  Deutsche  Kxportbank. 

511.  Ein  tüchtiger,  bestens  empfohlener  Agent  in  Konstantinopcl, 
wünscht  die  Vertretung  von  Strumpf-  und  Wirkwaaren  »kchHischer,  raap. 
chemnitzcr  Fabrikanten  zu  übernehmen.  Offerten  erbeten  unter  L.  I».  462 
«n  die  Deutsche  Kxportbank. 

512.  Zigarrenfabrikanten  und  Tabskshändler,  welche  sich  für  de»  Import 
des  s.  Zt.  auf  der  südamcrikanischcn  Ausstellung  ausgestellten  Tabak»  au* 
Rio  Grande  do  8ul  interessiren,  machen  wir  darauf  aufmerksam,  daf*  der 
betreffende  Aussteller  ein  größeres  Quantum  Tabak  in  Hamburg  lagern  hat 
und  derselben  zu  verkaufen  wünscht.  Offerten  erbeten  unter  L.  L.  463 
au  die  DeuUche  Kxportbank. 

513.  Eine  Londoner  Firma  mit  feinsten  Referenzen  wünscht  die  Ver- 
tretung deutscher  Transport  -Versicherung*- Gesellschaften  zu  übernehmen. 
Offerton  erbeten  unter  L.  L.  464  an  die  Deutsch*  Kxportbank. 


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Nr.  87. 


854 

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in  Colombo  nach  Madras  und  Calcuüa. 


Freitag  Mittags  nach  Alexandrien,  über  Corfu  (Verbindung  mit  Port  Said  und  Syrien). 

Dienstag  um  4 Uhr  Nachmittags,  nach  Griechenland  bis  Smyrna;  den  6.  und  20.  über 
Fiume  und  den  13.  und  27.  über  Ancona,  dann  nach  Corfu,  Syra,  Piräus  und  Cbios; 
Mittwoch,  jeden  zweiten  (14.  und  28.)  6 Uhr  Nachmittag»,  nach  Thessalien  hi#  Constanti- 
nopel;  mit  Berührung  von  Fiume,  Corfu,  Santa  Maura,  Patraa,  Catacolo,  Catamata,  Piräus, 
Volo,  Salonich; 

Samstag  2 Uhr  Nachmittag»,  nach  Confttantinopel,  mit  Berührung  von  Corfu  und  Piräus ; 
ferner  via  Piräus  nach  Syra,  Insel  Candien  und  Smyrna;  dann  via  Conttantinopel  nach 
den  Häfen  des  Schwsuxcn  Meere»; 

jeden  zwoiten  Samstag  (10.  und  24.)  nach  Syrien  via  Smyrna,  und  (3.  und  17.)  nach 
Thessalien  via  Piräus. 


Dalmatien,  jeden  Montag,  Mittwoch  und  Samstag  10  Uhr  Vormittags,  (jeden  Samstag  via  Spalato  nach 
Metkovicb); 

jeden  Samstag  um  4 Uhr  Nachmittags  nach  Metkovicb  direkt. 

Istrien,  Dienstag  und  Freitag  um  7 Uhr  früh  nach  Fiume  über  Pota  etc. 

Venedig,  jeden  Dienstag,  Donnerstag  und  Samstag  um  11  Uhr  Abends. 

Ohne  Haftung  für  die  Regel mäfxigkcit  des  Dienste«  während  der  Kontumaz-Maforegeln- 
Näbere  Auskunft  ertbcilt  die  Kommerzielle  Direktion  in  Triest  and  die  General- Agentur  in  Wien* 
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887. 


555 

EXPORT.  Organ  des  Centralvereins  für  Handelageographie  etc. 


Nr.  37. 


International  Centennial  Exhibition  Melbourne  1888. 


Vertretung  für  Australien  und  Neu-Seeland 

vornehmlich  für  die 

Einen-,  Metall waaren - und  Maschinen -Indnatz-ie,  ßaiimaterlalieu  (Cement);  Wohnung*- Einrichtungen, 
ipeiialitlt:  „Planoa“,  Wagen ; Porzellan-,  Glas-,  Terra-Cotta-,  Majolika-.  Steingut- Waaren ; Leder  und  Lederwaaren; 
Textil-  und  Bekleldungn-lnduatrie  (Btrmnpfiraaren,  Berlin -Woollen  Goods,  Handschuhe  etc.  etc.); 

Papier-Industrie;  Bier,  Spirituosen, 

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retung  sowie  Wahrnehmung  ihrer  Interessen  auf  der  Weltausstellung  von  Melbourne  mit  der  obigen  Firma  in  Verbindung 
etzen.  — Dieselbe,  seit  vielen  Jahren  in  Australien  eingefiihrt,  ist  zu  jeder  Mitthcilnug  Ober  die  dortigen  Ahsatzverhtltnisse 
;erno  bereit. 

Auskunft  über  die  Firma  crtheilt  die 

Deutsche  Exportbank,  Berlin  sw.,  Kochatrafge  27. 


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Nr.  37. 


556 


EXPORT,  Organ  dos  Ccntralvereins  für  Handolsgeogrxphie  etc. 


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„ Ciperlbkii  SwItMfr,  Schön«  Ans- 
fleht  1**. 

X.  SfUkit,  ICbiiinKi  stark  1 5<\ 

„ 6r«fibrr*#*l.  UaM-tiavrrkfkfHf. 

_ ttrtcM  CbriflfAftM,  ro*  Rltlonr  12. 
. 1).  V*l|ct  4 Ce..  A®»gerlorv  10. 

,.  Kipetifa*  r*»M*ni«  A»  KuUmi  «I 

(rrrifMiu  HIhüi. 

ItBf«  4 C Hlgb  llolbora  78. 

„ r.  !!•■(  4 Cf.,  ealic  Hera  enteil  du  S3 


Xfllffl  bei  4.  C T **1*1,  vif  84  lhrto  u 

*4.n«  . tun  Rer.  Ktalbrt1iri.tr.  4c 

rtrh  . I ItepM.  me  Malebnackt  I 

fUa  . FaltU.  Urdtel  4 (k,  tiiMil 

neu*  47. 

kaiirrAaa  w MtugfAffi  4 Ce..  llot«Krui  a 
Slftkktla  „ Ct.i  Ca/Wee  4 Cf..  I&ntap 

K*t  an  37. 

SttUffri  . Kall  Baracf'rtaer.  HaaptflfwA 

St.  PetrnbfrK  „ Fr* m Xarrk  4 Ce.,  u 4*r  Kali ■ : . 

Brftck*. 

* K4.  leppe  4 Ce,  r 

apekt  U. 

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um  6 l’hr  Abende  und  ton  Antwerpen  täglich  (mit  Aufnahme  Sonntag«)  um  6 Uhr  Abend*  ab  Expref*- 
zug  von  Htrwirh  nach  London  nach  Ankunft  der  Boote.  Direkte  Passagier-,  Retiegep&ck-  und  Güter- 
beförderung von  allen  gröfteren  Sutionen  de«  Kontinent«.  Die  Dampfer  der  Gesellschaft  tran*portiren 
kein  .Schlachtvieh.  Weitere  Auskunft  ertheilt  der  General-Agent  der  Great  Rastern  Eisenbahn 
K.  Ofswnld.  Domhof  12,  Köln  am  Rhein.  (iooj 


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Abonnirt 

wird  frei  dar  Po«t 
and  Im  Bncfctuodai 
(Wuinu  4 Arourr. 
lief lin  W.,  Markfrafenstr.  fiO) 
aowia  bei  der  Redaktioa. 


PraU  ilarteljäiirtlek 
Im  deutsches  Poatgaklet  Sjo  M 
ta  Weltpostverein  . . . 8j»  , 
Praia  flr*  ;iua  Jalir 
Ina  'Irutacbett  Poetgeble«  13^a  M 
ln Weilporttereia  ...l&a, 
laVcidAMuland  . . .IBa  . 

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die  draijreapaltena  PotiUeil# 
oder  daraa  Baum 
mit  SO  Pt  berechnet, 
werden  to»  dar 

ExpediÜoa  4e«  „Exports“ 

Berlin  SW,  Kocbatr.  27, 


nach  Uebereinkunft 

mit  dar  Expedition. 


Centralvereins  für  Handelsgeographie  und _Förderung  deutscher  Interessen  im  Auslande 

Redaktion  und  Expedition:  Berlin  S.W.,  Kochstrafse  27. 

(üeecbkf  tatalli  Woefrenteo  9 bla  4 Uhr.) 

Der  »EXPORT*  i*t  im  deutschen  Poitwutungskatalof  für  1687  unter  Nr.  1876,  Seite  69  eingetragen. 

IX.  Jahrgang.  SSetßvr,  D*v»  so.  6» pfcm&t  iss j.  Nr.  88. 


Die»  Wochenarhrlft  verfoUt  den  Zweck,  fortlaufend  »erteilte  6fr«  die  Lage  unsrer  Lauddeete  Im  Attslaudu  *ur  Kenntnif*  ihrer  Keecr  *U  brtn?«a,  die  InUreiMn  de«  doutechen  Kiports 
thatkrkftU  iq  Tertroten,  «fit  dem  deutsch«!  Handel  und  der  deeUdies  ladtMfrle  wichtig*  Mütheiluncen  Aber  die  IlufcdfvartiUtnl*»«  dm  AuaUndcsln  körxesier  Friit  iu  über®  Mein. 

Briefe.  Zeituuiceu  ned  Warthaendaugea  für  den  „Kapert**  sind  au  die  Redaktion.  Bartl n SW„  Keck  »traft«  27,  zu  richten. 

Briefe,  Zaiiaagaa.  BaltrlttaerkUrnngea,  Wcrtbsenduagea  ftr  den  „Central« rein  ttr  lUadeligtoKraphl*  *tc."  »lad  nach  Berlin  BW.,  Kacheinfee  27,  iu  richten. 

Inhalt:  Sitzungsanzeige  de«  , Centralvereins  für  Rand*  Ujreograpfiic  etc.“  — Eine  deutsche  Bank  in  Australien.  — Europa: 
Ansl&odiacbe  Anklagen  gegen  duuUclie  Fabrikanten.  — Asien:  Eine  russische  Pazilikhahn.  II  — Russische  Kieenbabnen  in  Asien.  — Deutsche  Kolonien 
im  Kaukasus  (Original töricht  aus  Tiflis,  August  1867).  — Widerlegung  ausländischer  Anklagen  gegen  deutsche  Fabrikanten.  — Nord- A morik  a:  Die 
amerikanische  Staatsschuld.  — Verbreitung  und  Beschäftigung  der  Einwanderer  in  den  Vereinigten  .Staaten  von  Amerika,  mit  besonderer  Rücksieht  auf  die 
Deutschen.  — Süd- Amerika:  Uiasiliens  neuer  Zolltarif.  — LitterarUcbc  Umschau.  — Briefkasten.  — Deutsche  Exportbank  (Abtbeilung: 
Export-Bureau).  — Anzeigen. 


Die  Wiedergabe  von  Artikeln  aus  dem  „Export“  ist  gestattet,  wenn  die  Bemerkeng  fcimugefilgt  wird:  Abdruck  (bezw.  Übersetzung)  aus  dem  „EXPORT“. 


SITZUNG 

de« 

Centralvereins  für  Handelsgeograpliie  etc. 

Freitag,  den  30.  8eptember  1887, 

Abeaäs  8 Ulir, 

im  „IlOtel  Magdeburg“,  Mohreustrafse  11/12. 

Tagesordnung: 

Vortrag  de«  Harro  Dr.  0.  liiere ks:  „Berber  und  Araber“. 

Di.  Einführung  voo  GlUtcn  Ut  geklultet. 

Ceutralverelu  für  Haudelageographie  etc. 

Der  Vorsitzende: 

Dr,  R,  Jannascb. 


Eine  deutsche  Bank  in  Australien. 

R.  J.  Dan  obige  Thema  ist  zeitgemäfe.  Die  deutschen  Han- 
delsbeziehungen dehnen  sich  aus  und  es  ist  daher  nicht  mehr  als 
berechtigt  und  begründet,  dafa  ihre  Interessenten  und  Vertreter 
direkte  deutsche  Bankverbindungen  erstreben,  auf  welche  gestützt, 
sie  ihre  Beziehungen  namentlich  zu  deu  fernen  überseeischen 
Käufern  wie  Verkäufern  zu  verstärken  und  zu  sichern  vermögen. 
Die  s.  Z.  angestrebte  Einrichtung  einer  überseeischen  Bank,  sowie 
die  auch  in  diesem  Blatte  wiederholt  an  die  grofsen  deutschen 
Bankinstitute  gerichtete  Aufforderung,  in  Uebersec  Filiale«  anzu- 
legen  (vergl.  „Export*  1884  Seite  341  u.  359,  1885  Seite  313  u. 
357,  1886  Seite  634),  sowie  ähnliche  Pläne  und  Vorschläge  sind 
nur  ein  Ausdruck  der  allgemein  empfundenen  Nothwendigkeit,  welche 
durch  das  Handelabcdnrfnifs  geboten  ist,  ein  Bcdürfoifs,  welches 
in  jüngster  Zeit  durch  die  kolonialpolitiscbe  Initiative  des  Reichs 
neue  Nahrung  erhalten  hat  Dafe  alle  die  in  Vorschlag  gebrachten 
Pläne  und  Unternehmungen  je  nach  den  Wünschen  der  Kreise,  von 
denen  die  Anregung  dazu  ausgiug,  sehr  verschiedene  waren,  dafs 
meistentheiln  diesen  Unternehmungen  eine  oft  geradezu  ungeheuer- 
liche Ausdehnung  ihrer  Aufgaben  zugemuthet  wurde,  das  ist  erklär- 
lich. Wer  da  erfahren  bat,  wie  ongcmcio  schwierig  cs  ist,  auf 
handelspolitischem  Gebiete  such  nnr  eine  kleine  positive  dauernd 
förderliche  Thatsache  zu  schaffen,  der  weife,  dafe  auch  auf  die- 
sem Gebiete  die  vernünftigen  Pläne  nicht  in’s  Ungemessene  hinaus- 


reichen, sondern  sich  beschränken  müssen,  um  auch  der  ruhigen, 
logischen  Entwickelung  der  geschäftlichen  Interessen  ihren  recht' 
und  zeltgemäfflen  Antbcil  an  der  Gestaltung  der  Dinge  zu  über- 
laden. 

Die  internationalen  Ausstellungen  zu  Sydney  und  Melbourne 
in  den  Jahren  1879  und  1880,  sowie  die  direkten  Dampfer  haben 
die  deutsch-australischen  Handelsbeziehungen  in  hohem  Grade  ver- 
stärkt, und  es  ist  deshalb  erklärlich,  dafs  der  Wunsch:  Deutsche 
Banken  möchten  in  Australien  Filialen  begründen,  entstand.  Es  ist 
in  der  Tbat  auch  zu  verwundern,  dafs  nicht  bereits  eine  gröfeere 
deutsche  Bank  tu  Syduey  oder  Melbourne  eine  Filiale  errichtet  hat, 
nnd  sich  zur  Erledigung  der  durch  den  Handel  eingelciletcn  Trans- 
aktionen der  Vermittelung  englischer  oder  englisch  - australischer 
Banken  bedienen  mufe.  Ist  der  Umsatz  nicht  grofs  genug,  um 
die  Begründung  einer  Filiale  au  einem  der  gedachten  oder  an 
beiden  Orlen  genügend  rentabel  zu  machen?  Oder  wollen  die 
deutschen  Banken  der  euglisehcu  Koukurrenz  nicht  auf  deren  ur- 
eigenstes Haodelsgebiet  folgen,  um  einen  Schachzug  derselben  ihren 
Interessen  gegenüber  zu  vermeiden,  der  möglicher  Weise  zur  Kün- 
digung der  vermittelnden  Thätigkeit  der  englischen  Banken  nach 
anderen  wichtigeren  und  lohnenderen  Marktgebieten  führt?! 

Wir  kommen  auf  die  Berechtigung  oder  Nicktbcrecbtiguog  die- 
ser Fragen  nochmals  weiter  unten  zurück.  Wir  bemerken  hier  nur, 
dafe  wir  die  Überzeugung  haben,  dafs  mit  der  Zunahme  des  di- 
rekten deutsch-australischen  Handelsverkehrs,  namentlich  init  der 
Entwickelung  des  direkten  Imports  australischer  Waareuriinesscn 
uach  Deutschland,  noth  wendiger  weise  auch  eine  Organisation  des 
direkten  Bankverkehrs,  unter  Vermeidung  jedes  zeitraubenden  Um- 
weges und  jeder  theuren  Vermittelung,  sich  mit  der  Zeit  doch  an- 
bahnen  wird  und  inufs. 

Alle  die  Vorschläge,  welche  diu  Förderung  des  deutsch- 
australischen  Bankgeschäftes  anstreben,  haben  wenigstens  deu  Vor- 
theil, dafe  sie  das  Terraiu  sondireu  und  »tudireu  helfen;  unter 
diesem  Gesichtspunkte  betrachtet,  ist  uns  auch  eine  Brochüre  will- 
kommen, welche  dem  Schreiber  dieses  im  Laufe  der  letzten 
Wochen  von  ihrem  Verfasser  zugesandt  worden  ist  Der  Titel 
dieser  Schrift  luutet:  Prospekt  zur  Grüudung  oder  Ausdehnung 
eines  deutschen  Bankgeschäfte»  für  Australien.  Erfurt,  A.  Stenger 
1886.  Der  Autor  ist  H.  C.  E.  RQtbniug,  Rechtsau walt  und  Notar 
zu  Brisbane,  Queensland,  in  den  Jahren  1864  bis  1869  erster 
Buch-  uud  Recbnuugsführer  der  Bank  of  Queensland,  limited. 

Die  Berufethätigkeit  des  Verfassers  l&fst  schliefsen,  dafs  er  mit 
den  geschäftlichen  Prinzipien  and  den  geschäftlichen  Resultaten 
der  australischen  Banken  genau  bekannt  ist.  Die  Ausführungen 


It  il  <J  C»  /i 


1887. 


558 

Nr.  38.  EIPORT,  Organ  de«  Central  Vereins  für  Handel  sgeographie  etc. 


seiner  kleinen  Schrift  enthalten  manches  Lehrreiche;  in  wie  weit 
die  positiven  Vorschläge  und  Ergebnisse,  so  denen  er  gelangt,  be- 
rechtigt sind,  werden  wir  im  Verlaufe  der  folgenden  Erörterungen 
zu  untersuchen  haben. 

Mit  Recht  bebt  der  Verfasser  hervor,  daß  das  englische  Geschäft 
seine  gedeihliche  Entwickelung  in  hervorragendem  Maße  dem 
schnellen  Ausgleiche  der  im  Handel  sirkulireudeu  Wcrthe  verdanke, 
und  daß  derselbe  sich  im  Wesentlichen  auf  die  Organisation  des 
englischen  Bankwesens  stütze,  welches  die  entferntesten  Tbeile  des 
britischen  Weltreiches  und  Welthandels  mit  dem  Zentrum  der  ge- 
flammten wirtschaftlichen  Thätigkcil  der  Engländer  verbinde. 
Dies  habe  zur  Folge,  daß  der  englische  Unternehmer  mit  einem 
im  Verbältniß  zu  seinem  Umsätze  verbiltnißmäßig  geringen  Be- 
triebskapital arbeiten  könne,  also  bei  geringeren  Mitteln  mehr 
leiste  als  sein  kontinentaler  Konkurrent  Bei  der  Überproduktion, 
unter  welcher  u.  a.  auch  die  deutsche  Industrie  leide,  sei  es  mithin 
die  Aufgabe  der  Deutschen  zu  erwägen,  wie  durch  die  verbesserte 
Organisation  des  deutschen  Bankwesens  die  Vortbeile  der  englischen 
Konkurrenz  gewonnen  werden  können,  um  so  die  Mitbewerbuog 
der  deutschen  Interessenten  neben  derjenigen  der  Engländer  auf 
dem  Weltmärkte  zu  stärken. 

.Hierzu  bedarf  es  einer  Bank  io  Deutschland,  welche 
einestheils  durch  ihre  Filialen  die  engste  Fühlung  mit 
den  Bedürfnissen  der  deutschen  Industrie,  anderntheils, 
durch  ihre  Filialen  im  Auslande,  gute  Beziehungen  mit 
den  dortigen  MarktverliJLltni&sen  unterhält* 

„Die  ausländischen  Filialen  haben  in  ihrem  Geschäftsbetriebe 
anderen  Grundsätzen  zu  huldigen,  als  den  in  Deutschland  üblichen.* 
So  seien  u.  A.  auf  Wollverschiffnngen  usw.  Vorschüsse  zu  ge- 
währen, was  in  Deutschland  den  Banken  zu  riskant  erscheine. 

Dafs  ein  deutsches  Bankinstitut  welches  mit  überseeischen  Ge- 
bieten also  n.  A.  mit  Australien  ein  grofses  Geschäft  dauernd  unter- 
halten und  dem  deutschen  Handel  eine  förderliche  Stütze  sein  will, 
daselbst  Filialen  einrichten  muß,  wenn  cs  auf  eigenen  Füfsen 
stehen  will,  ist  selbstverständlich,  ebenso  dafs  die  Baak  in 
Deutschland  selbst  die  intensivsten  Verbindungen  mit  der  export- 
fähigen Industrie  unterhalten  mufs.  Mit  wem  anders  sollte  sie  denn 
überhaupt  Geschäfte  machen?  Ebenso  zweifelsohne  ist  ihre  ge- 
schäftliche Thätigkeit  auch  in  Übersee  vorgeschrieben.  Aufser  dem 
im  Aufträge  der  europäischen  Häuser  vorzuoehnmnden  lukas^o, 
dem  Diskontiren  von  Wechseln  u.  dergl.  mehr,  wird  ihre  Haupt- 
aufgabe in  der  Bevorschussung  von  RohsLoffscBduugen  besteben. 
Ist  eine  deutsche  Bank  durch  eine  gut  geleitete  Filiale  iu  Austra- 
lien vertreten,  deren  Leiter  und  Beamte  eine  geuaue  Kenoluiß 
der  dortigen  Rohstoffe  und  deren  Marktverhältnisse  in  Europa  be- 
sitzen, so  wird  die  Filiale  diese  Sendungen  ohne  grofses  Risico  bevor- 
schussen können.  Sie  wird  dafür  sorgen,  dafs  dieselben  nicht  zu 
hoch,  sondern  immer  mit  Rücksicht  auf  den  Umfang  der  jederzeit 
möglichen  Preisschwankungen  belieben  werden.  Das  ist  alles  klar 
und  einfach  genug.  Aber  weshalb  haben  wir  denn  keine  solche 
Banken  mit  Filialen  io  Australien?  Unser  Verkehr  war  eben  zu 
gering  und  speziell  die  Wollsendungen  Australiens  blieben  uns  vor- 
enlhalten,  well  sie  nach  London  gehen  und  nach  London  gehen 
müssen,  ja  müssen,  weil  die  Was  re  naturgemäß  den  grüßten  Markt 
aufsucht,  und  dieser,  der  Weltmarkt,  ist  in  London.  Hier  ist  Nach- 
frage für  jede  Qualität,  hier  die  Aufnahmefähigkeit  für  die  denk- 
bar größte  Menge  des  Rohstoffes  vorhanden,  hier  findet  der 
schnellste  Umsatz  statt,  der  Londoner  Weltmarkt  leidet  nicht  unter 
einem  lokalen  Preisdrucke  wie  der  kleinere  Markt  in  der  konti- 
nentalen Hafenstadt.  Und  aus  diesem  Grunde  wird  auch  die 
deutsche  Bankfiliale  in  Australien  das  grüßte  luteresse  daran 
haben,  die  bevorschußte  Waarc  nach  London  zu  senden.  Indessen 
— und  das  ist  bemerkenswert! : durch  eine  gute  Organisation  der 
betreffenden  Bank  in  Deutschland  und  deren  inländische  Filialen, 
sowie  durch  deren  intensive  Fühlung  zn  den  Bedürfnissen  der  In- 
dustrie können  die  australischen  Waaren,  Wolle,  Erze  usw.  leichter 
in  der  einheimischen  Industrie  untergehracht  werden,  wenn  von 
vornherein  bei  der  Bevorschussung  dafür  gesorgt  wird,  dafs  die 
richtigen,  für  die  Bedürfnisse  der  deutschen  Industrie  geeigneten 
Stapel  und  Marken  nach  Deutschland  gelangen.  Man  vormeine  in- 
dessen nicht,  dafs  dieser  direkte  Import  ohne  Weiteres  die  Preise 
der  Waare  im  Gegensatz  zu  den  Londoner  Notiningen  verringere. 
Die  Preise  des  Weltmarktes  bleiben  maßgebend  und  auch  für  die  Ham- 
burger und  Bremer  Notirungen  grundlegend.  Und  deshalb  schlagen 
die  Importeure  der  letzteren  IM  ätze  auf  den  Londoner  Kurs  die  Pracbt- 
dffferenz  von  London  nach  Bremen  und  Hamburg  der  Waare  zu. 

Das  kann  sich  erst  dann  ändern,  wenn  die  Handelsbeziehun- 
gen zwischen  Deutschland  und  Australien  intensivere  werden.  Ex-  1 
portiren  wir  viel,  so  müssen  die  Australier  in  Rohstoffen  remitti- 
rm,  denn  sic  haben  uicht»  Anderes  um  zu  zahlen.  Erweisen  sich 


ihre  Rohstoffe  für  den  deutschen  Markt  als  geeignet,  «o  werden  sie 
suche«,  dieselben,  so  billig  wie  möglich,  nach  diesem  zu  bringet- 
Haben  wir  viele  Au  sfr  lichten  nach  Australien,  so  können  unser« 
Schiffe  billige,  ebenso  billige  Rückfrachten  nach  Deutschland  w;r 
nach  England  gewähren.  Anderenfalls  ist  es  der  gedachten  obiget 
Gründen  halber  berechtigt,  die  Rohstoffe  nach  England  zu  diri 
giren.  Um  den  Verkehr  nach  England  und  via  England  nach 
Deutschland  zu  vermitteln,  bedarf  es  keiner  deutschen  Bank , son- 
dern es  erscheint  die  Intervention  der  englischen  Banken  natura 
roäfaer.  Die  erspriefslicbe  Entwickelung  des  Handels  zwischen  zwe. 
Ländern  hängt  eben  nicht  von  einer  oder  der  ander  an  inatitaVion  ab. 
sondern  von  dem  Ineioaudergreifcn  zahlreicher  anderer  Faktorei, 
deren  Gesammtwirkung  durch  ein  gut  orgaoisirtes  Bankwesen  wirk- 
sam Vorschub  geleistet  werden  kann,  weiches  isolirt  aber  Jeein  Fei: 
findet,  um  dieses  zu  befruchten.  Und  hier  gehet»  unser*»  Anaick 
ten  von  denen  des  Verfassers  und  denen  der  Bankenthusiasteo  aav 
einander.  Diese  vermeinen  den  Handel  mit  Hilfe  eines  in  der  g*- 
dachten  Weise  orgauisirteu  Bankwesens  schaffen  zu  können , wäh- 
rend wir  der  Meinung  sind,  daß  der  Handel  erst  vorhanden  sein 
mufs,  um  ein  wirksames  Eingreifen  de«  Bankwesens  zu  ermüf- 
lichen.  Und  gerade  diese?  Gesichtspunkt  'dtlffUrdlfRWMttv* '<fr7 
deutschen  Banken  im  überseeischem  Verkehr.  gmqg'aiy  »Ulft** 
wenngleich  wir  zugetan*  daß  diese  ^Reserve  mitunter,  ja  wob!  zu- 
meist, einer  zuweit  getriebenen  ÄngstTicMteJf  u n^"a emiiSIhgef + 
dem  Unternebmergeiste  des  deutschen  Großkapitals  zugeschrietan 
werden  muß.  --  --  — - 

Als  eine  wesentliche  Bedingung  des  Gedeihens  einer  deutseb- 
uustrali scheu  Bank  vorlaugt  ilurr  Kulkfling aiae-Zeatxs  1 i nitain  J~ 
Australien  für  das  dortige  Geschäft,  welche  den  Betrieb  aaf  <iz* 
sorgfältigste  kontrolirt  und  die  Hauptpesten  desselben  wiedergieta. 
so  u.  A.  den  Kaasenbestand,  die  Schuldforderungeo  auf  dwkontirtr 
Wechsel  sowie  auf  Verscbiffungsvorschüsse,  die  Forderungen  geg« 
audere  Banken  und  gegeu  Realitäten,  die  Schulden  der  Banken 
durch  Depositen,  Kxeditbestäude- -laufender  Konti,  Funinruxu.-- 
aoderer  Banken,  Bilanzen  gegen  andere  Filialen  oder  da«  Zentrs;- 
bureau  der  Bank  usw.  Eine  solche  KootrolcüoU  die  ZeutnsHeRung 
in  den  Stand  setzen,  die  Gescjiäfufübcupg  in  Zügel  zu  halten,  was 
die  jetzt  bestehenden  Banken  in  Australien  nicht  im 
Stande  seien. 

Wie  wir  weiter  hören,  babep.  djf-  australisches t/frfllaa  die 
Vorschüsse  auf  Liegen  sch  tffteb  vion  denen  auf1  sebuflt 
renden  Forderungen  nicht  getrennt,;  „weil  piau  in  Australien  vo* 
dem  Grundsätze  ausgeht,  daß  Liegenschaften  ein  schnell  verksi: 
liebes  Pfandobjekt  seien.“  Das  ist  nun  allerdings  ein  Mangr 
welcher  vom  Standpunkte  unserer  Bank-  und  KrediUrirthscbafi  *** 
unbedingt  verwerflich  erscheint,  und  mit  Recht,  deoo  es  ist  ohi< 
Weiteres  klar,  daß  ein  Krcditiostitot,  welches  kurzfristige  Kredit* 
gewährt,  demgemäß  auch  entsprechende  Fonds  und  sich  fortgesetzt 
erneuernde  Einnahmen  schaffe o mufs.  Umgekehrt  kann  eine  Hypo- 
thekenbank, welche  Kredite  auf  lange  Zeit  hinaus  gewährt,  ihr« 
Fonds  nicht  in  Einlagen  suchen,  welche  kurzen  Kündigungsfrist«* 
unterliegen.  Eines  bedingt  ja  das  Andere.  Kurzfristige  Einlegen 
bei  der  Bank  machen  derselben  kurzfristige  Kreditgewährungen  zur 
unabweisbaren  Noth Wendigkeit,  während  Einlagen,  welche  innerhd1) 
längerer  Zeiträume  nicht  gekündigt  werden  können,  cs  ihr  erm6f- 
Heben,  ebenso  lange  Kredite  clnzuritühifö. 

Es  scheint  non  allerdings,  dafs  seitens  der  australischen  Bac- 
ken die  Nichtbeachtung  dieser  in  Europa  scharf  durchgefubr.  ; 
Trennung  im  Bankbetriebe  insofern  entschuldbarer  ist,  als  in  Folg« 
des  schnelleren  Wacbathums  der  Bevölkerung  durch  4io  Einwande- 
rung und  der  mit  derselben  verbundenen  Landspekulaüab,  so«« 
unter  dem  Einflüsse  schnell  wechselnder  Leben* Verhältnisse,  wi< 
sie  jungen  Kolouialländeru  eigen  ist,  der  Grund"  und  Boden  dar. 
in  höherem  Grude  Tauschobjekt  ist,  als  i»  alten  KulturLAnders, 
wo  seine  Bew irtbschaftung  den  Eägeuthumer  fesselt,  An  wejehea 
die  Tradition  seiner  Familie,  seines  Standes  hingt  Aber  je  mek 
sieb  die  australischen  Verhältnisse  den  europäischen  ZuMändcc 
nähern,  um  so  mehr  werden  sich  die  seither  itu  Bsakbetriebe  ge- 
übten Grundsätze  aß  unhaltbare  erweisen  und  mau  wird  wenn 
auch  vielleicht  nur  allmählich  — zu  de«  Grundsätzen  de«  euro- 
päischen Batikverkehrs  übergehen  müssen.  . Rüthning  verlas«;: 
im  Interesse  einer  Reform  zunächst  die  oben  gedachte  fLdwlrole, 
getrennte  Konten,  Ktassifiziruog  der  Vorschüsse  usw.  Den  Vorth«» 
derselben  sucht  er  durch  das  folgende  Beispiel  darzulegen: 

Kaufmann  A.  verlangt  vou  einer  Bank  Vorschüsse,  um  sie  in 
seinem  Waarengeschäfle  uuzulcgen,  li.  utu  ein  Grundstück  zu  kau- 
fen. In  beiden  Fällen  werden  Sicherheiten  geboten,  sei  es  ia  Liegen- 
schaften oder  in  diversen  Werthen.  Der  Diskont  ist  eins  separat« 
Transaktion  and  hat  mit  der  Frage  selbst  nichts  su  thun.  A.  er- 
hält 1000  £ auf  Liegenschaften  jpi  Wexthe  yoa  ÄOOQ.#,  ebenso  B, 


188T. 


559 

EXPORT,  Organ  des  Centralveroina  für  Handelageographiö  etc- 


Nr.  38! 


Der  dem  A.  gewährte  Vorschafs  bleibt  im  Verkehr  lebendig  und 
reproduzirt  in  kleineren  Beträgen  vielfältig,  während  der  dem  B. 
gewährte  Vorschuß  in  Land  auf  unbestimmte  ferne  Zeit  featgelegt, 
versteinert  wird.  Der  Bank  iat  der  dem  A.  gewährte  Vorschuß 
zweifellos  werthvoller  als  der  dem  B.  cingeräumte.  Gleichwohl 
sind  beide  Schuldner  in  derselben  Klasse  eingereiht  und  gelten 
beide  als  gleich  sicher.  A.  ist  thataäcblich  .a  aafe  man,  debt- 
fully  secured“,  während  B.,  über  den  das  Urtheil  völlig  gleichartig 
und  gleiebwertbig  ausfällt,  bei  jeder  Schwankung  der  Konjunktur 
wf«8t“  liegt,  keine  realisirbaren  Werthc  bat  und  Jahre  vergehen 
können,  ehe  er  Deckung  für  seine  Landspekulation  erhält,  die  ihm 
*.  Z.  nicht  den  geringsten  Nutzen  bringt  In  normalen  Zeiten  oder 
in  einer  Periode  fortschreitender  Entwickelung,  in  welcher  Austra- 
lien sich  bisher  befand,  wird  der  schliefsliche  Ausfall  der  Land- 
spekulation nicht  ein  ao  niederschmetternder  sein,  aber  cs  ist  klar, 
dafs  eine  längere  Kris«  von  äufserster  Gefahr  ist  und  sein  mufa. 
Da  nun  ein  greiser  Tbeil  des  australischen  Bankkapitals  in  solchen 
Grund-  und  LandspekniatioueB  fest  liegt,  so  erachtet  Rüthning 
deren  Stellung  als  eiae  sehr  preeäre,  einer  rapide  anatünnenden 
Krise  von  längerer  Dauer  nicht  gewachsen.  Um  die  Situation  zu 
bessern,  müsse  eben  jene  Koolrole  eingeführt  werden,  welche  allein 
es  den  Hauken  ermöglicht,  ihre  Darlehen  aus  der  Bodenspekulation 
zurück*  aaiehen. 

Mach  diesen  Darlegungen  ist  es  klar,  dafs  eine  deutsch- 
australische  Bank  ihre  Tbätigkeit  in  Australien  auf  die  Kcalisirung 
durchaus  anderer  Aufgaben  zu  richten  bat,  als  die  bereits  dort 
vorhandenen  Kreditinstitute.  Diese  Tbätigkeit  aber  besteht  in  der 
Förderung  der  wichtigsten  Produktionszweige  des  Landes:  der 
Schafzucht,  der  Hornvieh-  und  Pferdezucht  und  des  Ackerbaues. 

Um  die  Au%aben  der  Landwirtschaft  zu  fördern,  befürwortet 
Rüthning  die  Begründung  einer  Kealkreditbaok  auf  Basis  einer 
uoseren  Landschaften  ähnlichen  Organisation,  also  mit  solidarischer 
Haftpflicht  s&mmtiicher  Schuldner  der  Bank,  welche  deren  Güter 
beleiht.*)  In  ähnlicher  Weise  wie  bei  den  Landschaften  würden 
die  Beleih ungsgrnndsfttzc  zur  Ausführung  gelangen.  Und  hieraus 
erwartet  R.  — unseres  Erachtens  sehr  berechtigt  — eine  Gesundung 
des  Realkredita,  welcher  auf  die  gedachte  Weise  von  der  jetzt 
herrschenden  Verquickung  mit  dem  Personalkredit  losgelöst  wird. 
Nur  hierdurch  kann  der  für  den  Realkredit  gewährte  Zinsfuß  den 
rapiden  Schwankungen  entrissen  werden,  denen  er,  in  Folge  seiner 
nicht  genügenden  Trennung  vom  Personalkredit,  von  heute  bis 
morgen  ausgesetzt  ist.  Die  deutsch-australische  Bank  würde  also 
nach  Erklärung  der  Grundbesitzer:  dem  Unternehmen  auf  Grundlage 
solidarischer  Haftpflicht  sich  anschliefsen  zu  wollen,  eine  Ab- 
schätzung der  Grands! ück«  vornehmen  lassen  und  alsdann  zur 
Emission  von  Pfandbriefen  schreiten.  Wie  bei  uns  würden  die 
Haftpflichtigen  durch  Vertrauensmänner  (Landesältestc)  die  Be- 
tt irlkscbaftu  Dg  der  Güter  kontroliren,  di«  Bank  kollektirt  die 
Zinsen  und  Amortisationsgelder,  zahlt  die  Zinsen  an  die  Pfand- 
briefinhaber  und  verdient  die  Differenz  zwischen  diesen  und  dem 
ZiasfuCse  zu  dem  sie  das  Geld  an  die  Grundbesitzer  verleibt.  Der 
Unterschied  zwischen  ihr  and  der  Landschaft  bestände  darin,  dafs 
di«  Bank  nicht  Eigentum  der  Schuldner,  d.  h.  der  Grundbesitzer 
ist.  Und  hier  liegt  unseren  Erachtens  einer  der  Steine  des  An- 
stofses,  weshalb  die  australischen  Grundbesitzer  zögern  werden 
diesen^  Vorschläge  Gehör  zu  geben. 

Diea  ist  nicht  das  «inaige  Hindernifs.  welches  sich  der  Ein- 
führung eines  derartig  orgaoisirtea  Realkredits  entgegenstellen 
würde.  Wir  »weifein  sehr,  dafs  sich  eine  solche  Organisation 
für  ein  junges  Koloniallaod  empfiehlt.  Hier  fehlt  io  der  Regel  der 
üeiet  der  Unterordnung,  fehlt  die  Disziplin,  ohne  weiche  eine  solche 
Organisation  nicht  bestehen  kann.  Hier  fehlt  noch  die  Anhäng- 
lichkeit an  den  Hoden  wie  b«i  den  oltangeseisenen  aristokratischen 
Geecblecbtern  alter  Kulturgebiet«,  deneu  der  Grundbesitz,  sowie 
die  mit  demselben  aufs  engste  verbundene  Familientradition  eine 
ganz«  Menge  politisch«  Rechte  und  sozialer  Vortheile  garantirt. 
Das  ist  denn  doch  in  erster  Linie  mit  zu  beachten.  Der  Grund  uud 
Hoden  ist.  in  Australien  eine  Waare  wie  jede  andere.  Die  solida- 
rische Haftpflicht  setzt  ein  inniges  Verständnis  für  die  Solidarität 
nicht  nur  der  wirtschaftlichen,  sondern  der  gesummten  Staodes- 
iuiereaeen  voraus.  Dieses  iat  in  Deutschland,  in  Preufaen  nament- 
lich beim  Großgrundbesitz  vorhanden.  Es  ist  überhaupt  beim 
Deutschen  in  höherem  Grade  vorhanden  als  bei  allen  anderen 
germanischen  Völkern,  von  dem  Romanen  gar  nicht  zu  reden. 
Sehen  wir  es  doch  bei  unseren  alten  Bauernschaften ! Man 
denke  nur  an  die  noch  jetzt  in  BlÜthe  stehenden  deutschen  Ge- 
meinden dar  sicbenbürger  Sachsen.  Dank  den  alten  Genoasen- 


*)  Vcrgl.  aber  di«  Landschaften  o.  A.  „Verfaaaung  und  Verwaltung  der 

Schlmscben  Landschaft  von  K.  8.  von  Görta\  Breslau  W.  G.  Korn. 


sehaftsverbäuden  und  Bruderschaften  and  Dank  dem  alten  Gemeinde- 
rechte  und  der  alten  Gemeiodeverfassung  ist  die  Tradition,  welche 
da»  Bewußtsein  für  die  Solidarität*)  der  Interessen  der  einzelnen 
Stände  und  Berufsklassen  in  unserem  Volke  lebendig  erhalten  bat, 
noch  nicht  ganz  verschwanden.  Es  ist  nicht  bloßer  Zufall,  es  ist 
eine  logische  Konsequenz  der  historischen  Entwickelung,  dafs  bei 
uns  die  auf  solidarischer  Haftpflicht  beruhenden  Sehulze-Dc- 
litz'schen  Kreditgenossenschaften  entstanden  sind.  Es  ist  daher 
nicht»  verstand nißloser  als  diese  als  Früchte  der  neueren  demo- 
kratischen Entwickelung  des  deutschen  Volkslebens  aufzufanscn. 
Sie  sind  durch  und  durch  konservativer  Natur  und  sie  werden 
ihren  Zweck  erst  voll  und  ganz  erfüllen,  wenn  sie  zu  der  Solida- 
rität der  wirtschaftlichen  Interessen  des  Handwerkerstandes  die 
der  sozialen  und  politischen  «Stsodesioteressen  eines  und  desselben 
Gewerkes  hinzufügeo,  d.  h.  mit  andern  Worten:  sie  werden  ihre 
höchste  Bldthe  erreichen,  wenn  sie  innerhalb  der  einzelnen  klein- 
bürgerlichen Rerußgenossenschaften  organisirt  werden.  Dss  ist  die 
Basis  für  eine  zeitgemäfse  „Zunft*4,  die  nichts  mit  der  feindlichen 
Exklusivität  der  alten  Zunftverbände  zu  thnn  bat.  Dergleichen 
solidarisch  organisirte  Gesellschaften  geben  bei  udb  zu  schaffen 
und  sind  auch  die  gedachten  Kreditgenossenschaften  bei  uns  ge- 
diehen, während  sie  in  Frankreich  Fiasko  gemacht  haben. 

Und  aus  ähnlichen  Gründen  werden  Bodenkreditgesellachaften 
mit  solidarischer  Haftpflicht  such  in  Australien  schwerlich  gedeihen. 
Herr  Rüthning  schildort  selbst  in  geradezu  packender,  über- 
zeugender Weise,  wie  in  der  wirtschaftlichen  Entwickelung  Austra- 
liens die  „Entwickelung  des  Landes  als  Nebensache,  als  gering- 
fügige Beigabe*  aufgefafst  wird,  wie  in  der  „rasenden  Konkurrenz 
unter  gegenseitiger  Entsagung  vernünftiger  Geschäftsmaxime*  der 
Stärkere  siegen  muß,  wie  unter  solchen  Verhältnissen  doch  nur 
Wenige  im  Laufe  der  Jahre  ihre  Rechnung  finden,  wie  durch  diese 
einseitige  Auffassung  des  wirtschaftlichen  Lebens  eine  Ueberladung 
de«  Handelsstandes,  eine  Uebervölkerang  der  Städte,  eine  mangel- 
hafte, einseitige  Produktion,  eine  wüste  Spekulation  entsteht.  E» 
ist  wie  io  den  Vereinigten  Staaten,  wie  in  allen  jungen  Kolonial- 
ländern,  wo  den  revolntionirenden  Elementen  das  Gegengewicht,  ein 
alter  Grundbesitzer-  und  Bürgerstand  fehlt.  Haben  wir  es  doch 
selbst  bei  uns  erlebt,  dafs  diese  constaoten  Elemente  durch  die 
revolutionären  Tendenzen  des  flottanten  Kapitals  überrannt  wurden. 

Eine  Consolidirung  de«  Grundbesitzes,  seiner  Interessen  und 
seiner  Vertreter  würde  gewiß  auch  für  Australien  von  Werth  sein. 
Aber  vorläufig  fehlen  die  Elemente  dazu.  Und  um  deswillen 
lauben  wir  nicht  an  die  Möglichkeit  der  Einführung  der  »oli- 
ari sehen  Haftpflicht  in  der  dortigen  Bodenkreditwirtbscbaft.  Da 
wir  aber  die  prinaipielle  Bedeutung  und  Berechtigung  der  Vor- 
schläge Rnthning»  anerkennen,  und  die  strenge  Scheidung  des 
Realkredita  vom  Persona Ikredit  gleich  ihm  als  dringend  nothwendig 
erachten,  so  glauben  wir  die  Einführung  von  Bodenkreditaktien- 
gesellschaften als  zeitgemäß  bezeichnen  zu  sollen.  Diese  gewähren 
das  was  Rüthning  anstrebt  ohne  Solidarhaft  in  vollem  Maße. 
Sollte  aber  wirklich  in  Australien  unter  dem  dortigen  Grundbe- 
sitzerstande das  Verstäodnifs  für  den  auf  solidarischer  Haftpflicht 
beruhenden  Realkredit  stellenweise  vorhanden  sein  — und  wir 
denken  hierbei  hauptsächlich  an  die  36  000  Deutsche,  welche  in 
Süd- Australien  ansäßig  sind  — so  werden  diese  auch  ohne  jede 
fremde  Hilfe  kleinere  Bodenkreditbanken**)  begründen  und  durch 
diese  Pfandbriefe  (Rustikalpfandbriefe)  ausgeben  können.  Günstige  Er- 
folg« würden  nach  kurzer  Zeit  zur  Erweiterung  dieser  Institut«  führen. 

Dafs  deutsche  Kapitalisten  sich  bereit  finden  werden,  ihre 
Geldmittel  in  einer  australischen  Bodenkreditbank  anzulegcn,  wird 
man  billigerweise  wohl  zu  bezweifeln  berechtigt  sein.  Sehen 
wir  ganz  von  den  dem  deutschen  Kapitalisten  durchaus  fremden 
und  schwierigen  Rechtsverhältnissen,  sehen  wir  von  dem  Mißtrauen 
ab,  welches  der  deutsche  Kapitalist  gegen  überseeische  Veranlagung 
seioer  Kapitalien  hegt.  Wie  kommt  er  dazu,  den  australischen 
Boden  zu  beleihen?  Er  kann  möglicherweise  dort  in  Grund  und 
Boden  spckuiiren  wollen,  dann  findet  er  vielleicht  in  dem  hohen 
Gewinn  eine  Entschädigung — aber  sichere  Anlagen  in  der  Be- 
leihung australischen  Grundbesitzes  suchen,  wo  der  Grund  und 
Boden,  nach  Rüthning»  eigenen  Aussagen,  ein  Spekulation»- 
objekt  wie  jede  andere  Waarc  ist,  das  hiefse  denn  doch  auf  dem 
Meere  Weizen  säen  wollen.  Das  muß  der  Genannte  auch  selbst 
eiogesehen  haben,  denn  nicht  dareb  eine  geringe  Verzinsung  soll 

*)  Gerade  das  Vmtändnifi  des  deutschen  Kolonisten  für  dieselbe  und 
nicht  das  go  a head  des  Engländer»  und  Amerikaners  ist  es,  welches  den 
ersteren  zu  dem  begehrtesten  und  zähesten  Kolonisten  der  Welt  macht. 

**)  Ich  verweise  diesbezüglich  auf  meine  Schrift:  Bericht  über  die  Ent- 
wickelung de*  landwirtschaftlichen  Genossenschaft  wesen»  iu  Schlesien,  er- 
stattet an  den  landwirtbecbaftliehen  Zentraiverein  der  Provinz,  Breslau  1878. 
W.  G.  Korn. 


Nr.  38. 


560 

EXPORT.  Organ  des  Centralvereins  für  Handelageographie  etc. 


1887. 


der  deutsche  Bankaktionär  befriedigt  wurden,  sondern  durch  einen 
hohen  Handelsgewinn,  welcher  durch  die  Kombination  des  Real- 
kreditgeschifts  mit  dem  Handelsgeschäft  erzielt  wird. 

Es  soll  nämlich  „der  Export  australischer  Rohprodukt«  in  den 
Vcrpf&ndungsdokuroenten  (der  Landgüter)  der  Bank  kontraktlich 
überwiesen  werden*.  l)ia  Exporte  werden  dahin  geführt,  wo  sie 
bestmöglichst  verwertbet  werden  können.  Das  wird,  wie  wir  be- 
reits oben  ausge führt  haben,  in  den  bei  weitem  meisten  Fällen  in 
England  der  Fall  sein.  Indessen  gelingt  es  vielleicht,  durch  eine 
vortreffliche  Organisation,  diese  Exporte  tum  geringen  Tbeil 
in  Deutschland  mit  Erfolg  unterzubringen!  Ferner  „würde  beim 
Export  deutscher  Erzeugnisse  nach  Australien  eine  deutsch-aus- 
tralische Bank  es  sich  angelegen  sein  lassen,  die  Plätze  und 
Verbindungen  zu  unterstützen , welche  im  Geschäftsverkehr  unter 
ihrer  Beeinflussung  stehen*.  Hier  ist  offenbar  der  schwächste 
Punkt  von  Rüthnings  Ausführungen.  Hier  wird  Realkredit  mit 
Handelsoperationen  vermischt,  die  mit  den  Aufgaben  und  dem 
Wesen  einer  Bodenkreditbank  nicht  zusammen  passen.  Weshalb 
denn  auch?  Kann  denu  das  eine  nicht  ohne  das  andere  bestehen? 
Weshalb  sollte  eine  deutsch -australische  Bank  nicht  bestehen 
können,  welche  Wechsel  diskootirt,  mit  der  uöthigen  Vorsicht  die 
australischen  Exporte  beleibt  und  in  üblicher  Weise  deutsche  Ex- 
orte durch  ihre  Verbindungen  und  Kredite  fördert,  sofern  Ver- 
ehr und  Handel  genügend  entwickelt  sind,  und  das  Geschäft 
lohnend  ist?  Was  braucht'»  da  der  Verquickung  mit  einer  Boden- 
kreditbank, deren  ungeheure  Schwierigkeiten  die  Inszeniruog  einer 
Handelsbank  nur  ad  calendas  graecas  Verlagen  würde. 

Wir  wollen  unsere  Bedenken  nicht  weiter  ausföhren,  und  lassen 
auch  die  Behauptung  auf  sich  beruhen,  dafs  „eine  solche  Bank  in 
der  Lage  sein  würde,  den  Kurs  zwischen  London  und  Brisbane 
ganz  nach  ihrem  Belieben  zu  bestimmen  und  die  anderen  Banken 
zu  zwingen,  ihr  die  Vorbut  in  diesem  wichtigen  Zweige  des  Bank- 
verkehrs zu  überlassen*.  Wir  können  um  so  eher  über  diese  Be- 
hauptung htnweggcheo,  als  unseren  Lesern  durch  frühere  Berichte 
über  das  australische  Bankwesen  (vergl.  „Export*  1885,  Nr  43  u.  44) 
die  riesigen  Mittel  und  Transaktionen  desselben  bekannt  sind  und  sie 
auch  über  die  enormen  Handelsumsätze  orientirt  sind,  welche  das 
englische  Kapital  im  Handel  mit  Australien  realisirt.  Mit  welchen 
Mitteln  müfste  ein  deutsches  Bankunternehmen  arbeiten,  um  so 
sanguinische  Hoffnungen  zu  renlisiren,  wie  sie  Herr  Rüthuing  hegt. 
Auch  hier  heifst  es:  das  Bessere  ist  des  Guten  Feind. 

Begnügen  wir  uns  vor  der  Hand  mit  dem  Naheliegenden,  mit 
dem  Realisirbaren.  Was  wir  zunächst,  auch  mit  kleineren  Mitteln, 
schaffen  können,  sind  Niederlagen  deutscher  Waaren  in  Australien, 
insbesondere  deutscher  Eiseowaaren  und  gewisser  Maschinen,  wie 
dies  von  sachkundigen  Mitarbeitern  dieser  Zeitschrift  in  Nr.  31 
Seite  468  und  Nr.  34  Seite  60Ö  dargelrgt  worden  ist.  Gewahren 
die  deutschen  Banken  eine  günstige  Entwickelung  des  deutsch- 
australiscben  Geschäftes,  so  werden  sie  Filialen  in  Sydney  und 
Melbourne  in's  Leben  rufen.  Haben  solche  Banken  auf  diese  Weise 
Erfahrungen  gesammelt,  so  wird  ihr  eigenes  kapitalistisches  Inter- 
esse ihnen  die  richtige  Aktion  vorschreiben  und  dann  werden  sie 
event.  auch  zur  Beleihung  australischer  Exporte  u*w.  übergehen. 

Wiewohl  wir  mit  den  Ergebnissen  der  Rüth  ning’schen 
Schrift  nicht  übereinstimmen,  so  glauben  wir  ihm  doch  zum  Dank 
für  seine  Darlegungen  verpflichtet  zu  sein.  Einmal  spricht  aus 
ihnen  ein  wnrmer  deutsch-patriotischer  Ton  und  die  gute  Absicht 
den  Handelsinteressen  des  alten  Vaterlandes  zu  nützen.  Wir  können 
nur  wünschen,  dafs  die  ausländischen  Deutschen  zum  gleichen 
guten  Zwecke  ihre  Ansichten  iussern  möchten.  Sodann  aber  hat 
Herr  Rütbning  ein  Thema  behandelt,  welches  auch  unsere  Freunde 
in  Südbrasilien,  Chile,  Argentinien  und  im  Caplande  aoregen  sollte, 
einmal  den  Fragen  des  Real-  und  Personalkredits  näher  zu  treten 
und  deren  praktische  Lösung  anzustreben;  dafs  in  dieser  Beziehung 
x.  Z.  noch  Vieles  zu  wünschen  übrig  bleibt,  das  haben  uns  zahl- 
reiche Zuschriften  — u.  A.  noch  kürzlich  aus  Santa  Catharina  — 
nur  allzubiufig  bezeugt. 

Europa. 

Ausländische  Anklagen  geaen  deutsche  Fabrikanten.  Während 
seit  Jahren  in  den  deutschen  Konsulatsberichteu  aus  allen  Theilnn 
der  Erde  betont  wird,  dafs  die  deutschen  Industriellen  es  mehr  und 
mehr  verschmähen,  sich  wie  ehemals  ausländischer  Marken  für  ihr 
Fabrikat  zu  bedienen,  sondern  einen  Stolz  darein  setzen,  dasselbe 
unter  deutscher  Marke  au  den  Markt  zu  bringeu,  da  es  dem  fremd- 
ländischen nicht  nur  gleiehwerthig  sei,  sondern  dasselbe  vielfach 
an  Güte  übertreffe,  liest  man  jetzt  in  vielen  kaufmännischen 
Blättern  des  Auslandes  die  bittersten  Klagen  über  Murkeufülschung 
von  Seiten  unserer  Fabrikanten.  Franzosen,  Engländer,  Amerikaner 
und  Italiener  wetteifern,  der  deutschen  Industrie  die  schwersten 


) Beleidigungen  in's  Gesiebt  zu  schlendern  und  von  ihren  Regierungen 
und  Handelskammern  Abhülfe  zu  verlangen.  Ihre  Anklagen  sehen 
sieb  freilich  ähnlich  wie  ein  Ei  dem  andern,  wenigstens  vermeid« 
sie  es  ängstlich,  bestimmte  Fakta  mit  Nennung  von  Namen  anzo- 
führen,  sondern  sio  ergeben  sieh  in  allgemeinen  Verwünschungen, 
so  dafs  man  den  Eindruck  gewinnt,  dafs  sie  alle  aus  derselben 
Quelle  und  zwar  aus  einer  sehr  trüben  Quelle  stimmen.  — 

Wir  greifen  hier  nur  zwei  Berichte  aus  den  vielen,  die  no» 
zu  Gesiebt  gekommen  sind,  heraus,  um  zu  zeigen,  wie  unzulänglich 
die  gegen  unsere  Industrie  erhobenen  Anklagen  sind: 

„II  Commercio“  in  Mailand  vom  28.  August  läfst  sich  aai 
Poris  berichten:  „Die  deutschen  Nachahmungen  fremder  Artikel 
auf  den  amerikanischen  Märkten  haben  endlieh  sogar  die  Ameri- 
kaner erbittert.  Diese  schlechten  Imitationen  englischer  und  ameri- 
kanischer Waaren  überschwemmen  förmlich  den  amerikanisches 
Markt.  Der  Konsul  der  Ver.  Staaten  in  San  Salvador  sagt  in  eioeni 
seiner  Berichte,  dafs  die  Erzeugnisse  amerikanischen  Gewerbefleifm 
in  der  Republik  Ban  Salvador  nod  vielleicht  in  ganz  Zentral- Amerika 
durch  schlechte  Imitationen  deutschen  Ursprungs,  welche  des 
Stempel  angesehener  amerikanischer  Fabrikanten  tragen,  mehr  und 
mehr  verdrängt  werden.  Ein  Spezialagent  des  Schatzamtes  be- 
merkt, dafs  dies  namentlich  in  Bezug  auf  Scbneidewerkzeuge  der 
Fall  sei.  Die  deutschen  Waaren  werden  als  englische  oder  ameri- 
kanische gezeichnet  und  verkauft,  und  hat  der  Verband  der  Messer- 
fabrikanten  bereits  die  öffentliche  Aufmerksamkeit  auf  dieses  no- 
ehrenhafte Verfahren  gelenkt,  durch  welches  es  den  Deutsches 
gelungen  ist,  Tausende  von  Dollars  zum  Schaden  einer  in  Amerika 
schon  in  hoher  Blüthe  stehenden  Industrie  zu  verdienen.*  — 

Noch  schroffer  drückt  sieb  „The  British  Mercantile  Gazette* 
vom  1.  September  aus.  Unter  der  Überschrift  „Deutsche  Räuberet* 
berichtet  sie:  „Von  allen  fremden  Plätzen  ertönt  der  8ehrei, 
dafs  deutsche  Imitationen  englischer  Fabrikate  die  Märkte  über- 
schwemmen, hier  in  Chemikalien,  dort  in  Glan-  und  Töpferwaar«. 
Sogar  die  englischen  Stahlwaareo  werden  nachgeahmt  nod  sind  die 
Ver.  Staaten  von  den  deutschen  Schneidewerkzeugea,  die  nach  dem 
Muster  von  Sheffieldwaaren  hergestellt  sind,  wahrhaft  öberflutbeL 
Name  und  Marke  aiod  mit  einer  Unverschämtheit  imitirt,  die  deo 
Teutonen  Ehre  macht.  Ein  Spezialagent  des  amerikanischen  Schatz- 
amtes kennzeichnet  dieses  offenkundig  unehrliche  Verfahren  folgeader- 
I muhen:  „Dieser  Betrug  ist  Deutschland  eigen  und  sonst  fast  über- 
all unbekannt,  ebenso  ist  ab«r  auch  die  Schuudwaare  Deutschlands 
Spezialität.  Durch  falsche  Angaben  bei  der  Verzollung,  dort* 
Schmuggelei  und  betrügerische  Nachahmung  von  Namen,  Fiäri- 
kanten . Etiketten  und  Brandzeicben  ruiniren  deutsche  Schuft« 
i (rascals)  eine  bedeutende  Industrie,  in  welcher  Millionen  angelegt 
siud  and  von  welcher  die  Existenz  Tausender  von  Arbeiter!  Bit 
ihren  Familien  abhängt,  und  verdienen  Unsummen  von  Dollar», 
während  der  einheimische  Fabrikant  durch  diese  skandalöse  Kon- 
kurrenz gezwungen  wird,  die  Löhne  herabzusetzen,  um  selbst  einen 
| Gewinn  zu  erzielen.“ 

„Das  ist  eine  starke,  aber  nicht  zn  starke  Sprache,  und  Miere 
englische  Regierung  ist  leider  nicht  stark  genug,  dem  Betrug  mit 
Erfolg  eotgegenzutreten ; die  Gewerbekaramern  sollten  daher  die 
Sache  in  die  Hand  nehmen  und  versuchen,  dem  Schwindel  eia 
Endo  zu  machen.  Koloniale  und  andere  fremde  Käufer  könnea 
nicht  vorsichtig  genug  beim  Einkäufen  solcher  schlechter  und  werth- 
loser Imitationen  englischer  Fabrikate  sein.  Wenn  sie  den  Verkäufern 
solchen  Schundes  die  Thür  wiesen,  so  würden  sie  den  einheimiiebM 
Fabrikanten  und  aich  selbst  den  gröfsten  Dienst  erweisen.  Kar 
wenn  Fabrikanten  und  Käufer  Zusammengehen,  kann  diesem  an* 
ehrenhaften  Verfahren  die  8pitze  geboten  werden,  denn  das  Cb«l 
hat  bereits  so  beunruhigende  Proportionen  angenommen,  dafs  e» 
die  böchte  Zeit  ist,  Schritte  zu  thun,  am  es  za  beseitigen.* 

So  weit  das  englische  Blatt,  aus  dem  ja  weiter  nichts  als  der 
pore  Brodneid  spricht.  Wir  brauchen  wohl  kaum  zu  sagen,  daf» 
wir  das  den  deutschen  Fabrikanten  znr  Last  gelegte  Verfahren  in 
jeder  Beziehung  verurtbeilen,  aber  wir  müfsten  doch  erst  that- 
säcblicbe  Beweise  für  die  Richtigkeit  der  erhobenen  Anklage  haben, 
um  dieselbe  auch  unsererseits  vertreten  zu  können.  Diese  Be- 
weise sind  aber  vom  Auslande  nicht  erbracht  worden  und  müssen 
wir  daher  die  ausländischen  Ankläger  der  deutschen  Industrie 
bitten,  den  Mund  etwas  weniger  voll  zu  nehmen  und  sich  die 
Frage  vortnlegen,  wie  es  denn  kommt,  dafs  das  deutsche  Fabrikat 
solchen  Absatz  findet,  wenn  es  tbatslchlich  so  schlecht  ist,  wie 
sie  es  hinzustellen  belieben.  Gesetzt  den  Fall,  die  deutschen 
Waaren  wären  Imitationen  und  kämen  unter  fremder  Mark«  in 
den  Handel.  Glaubt  man  denn  wirklich,  dals  sich  ihr  Absatz  bi» 
zu  dem  Grade  steigern  würde,  um  die  überseeische  Industrie  lahm 
zu  legen,  wenn  sie  nicht  den  Fabrikaten  derselben  an  innerer 
Güte  entsprächen?  Man  schreie  nur  nach  Staatabülfe  so  viel  man 


1887. 


Nr.  88. 


861 

EXPORT,  Onran  de*  CentraWorein*  für  Handelsgeographie  etc. 


volle;  udr  wird  das  völlig  kalt  lassen,  denn  die  einsig  Berechtigten, 
um  an  unseren  Fabrikaten  Kritik  au  üben,  sind  die  überseeischen 
Kiufer,  und  in  ihre  Hiude  legen  vir  darum  das  Unheil.  ■) 

Asien. 

Eine  russische  Pazifikbahn.  (Vergl.  Nr.  56)  II.  Was  den  »II- 
gemolnen  Plan  betrifft,  nach  dem  die  russische  Regierung  die  Aus- 
führung der  sibirischen  Transkontineotalbebn  zu  bewerkstelligen 
gedenkt,  so  kann  man  demselben  bei  genauerer  Überlegung  seinen 
Beifall  schwerlich  versagen. 

Am  übelsten  war  ohne  Zweifel  daa  zentrale  Sibirien  — die 
Gegend  zwischen  dem  Tom  und  dem  mittleren  Amur  — in  ver- 
kehrsgeograpbischer  Beziehung  ausgerüstet.  Dort  war  die  Post- 
strafse  iu  der  Zeit  der  „Rasputitza*  — der  Zeit  der  schlechten 
Wege  icu  Frühjahr  und  Herbst  — vielfach  wahrhaft  grundlos,  dort 
hemmte  das  Wintereis  die  Schifffahrt  auf  den  Strömen  noch  langer 
als  anderweit  io  dem  Lande,  dort  verursachten  während  des  Som- 
mers die  Schnellen  und  Untiefen  der  Angara  und  der  Scbilka  viel- 
fache Havarie,  und  dort  war  aufserdem  auch  der  beschwerliche 
Gebirgsübergang  über  das  Jablonoi-Cbrehet  zu  überwinden.  Zudem 
ist  dieser  Theil  des  Landes  auch  von  allen  auswärtigen  Absatz- 
gebieten der  entlegenste.  Dafs  man  ihn  bei  dem  Eiseobabn-Bau- 
plane  zuerst  bedenkt,  ist  also  wohl  ganz  in  der  Ordnung,  West- 
Sibirien  liegt  dem  europäischen  Rufsland  viel  näher,  von  dem 
mittleren  und  unteren  Amur  ist  der  Stille  Ozean  nicht  zu  weit, 
und  der  Ob  nebst  dem  Irtisch  und  Tom,  sowie  die  untere  Scbilka 
und  der  Amur  bilden  wenigstens  zeitweise  ganz  vorzügliche  Wasser- 
straßen. Diese  Landest h<*i le  brauchen  daher  erst  an  die  Reibe  zu 
kommen,  sobald  der  Schienenweg  quer  durch  Zeatral-Sibirien  fertig 
gestellt  ist.  Ist  das  letztere  geschehen  — und  man  stellt  dies 
bereits  für  das  Jahr  1892  in  Aussicht  — , so  kann  man  Kiachta 
von  Jekaterinburg  aus  immerhin  bereits  in  ca.  14  Tagen  erreichen, 
und  die  Cberlaodfahrt  nach  dem  Stillen  Ozean  Ist  dann  wenig- 
stens um  18  bis  25  Tage  abgekürzt.  Kommt  die  Strecke  Ussuri- 
Wladiwostok  innerhalb  des  genannten  Zeitraums  noch  hinzu,  wie 
es  der  Baoplan  vorsieht,  so  verkürzt  sich  die  Reise  um  noch 
weitere  3 oder  4 Tage,  und  in  strategischer  und  in  wirtbschaft- 
licher  Beziehung  bedeutet  die  dadurch  erzielte  ltaumtilgung  sicher- 
lich schon  einen  großen  Gewinn. 

Die  technischen  Schwierigkeiten,  mit  denen  es  die  Ausführung 
de«  Baues  in  den  in  Frage  stehenden  Distrikten  za  thun  haben 
wird,  sind  kaum  sehr  große  zu  neunen. 

Zwischen  Tomsk  uad  IrknUk  — auf  einer  Strecke  von  un- 
gefähr 1700  km  — handelt  es  sich  allenthalben  uur  um  das  flach- 
hügelige Vorland  des  Sajaußchen  Gebirges.  Das  beständige  Auf 
und  Ab  der  Poslstraße  wird  die  Bahn  natürlich  zu  vermeiden 
suchen  müssen.  Durch  ausgedehntere  Dammaufschüttungen  wird 
dies  aber  verhältnismäßig  leicht  möglich  sein.  Durchstichen  wird 
man  in  dem  sibirischen  Klima  tbnnlichst  aus  dem  Wege  gehen 
müssen,  da  dieselben  während  de«  Winters  arg  von  Schneever- 
wehungen durch  die  „Borane*  beimgesnebt  werden  würden.  Man 
hat  ja  in  dieser  Hinsicht  aber  in  dem  europäischen  Rußland  Er- 
fahrungen genug  sammeln  können,  und  sehr  viel  schlimmer  als 
dort  liegen  die  betreffenden  Verhältnisse  iu  Zeutral- Sibirien  auch 
nicht.  — Das  Gleiche  dürfte  vou  den  Stromübergängen  gelten.  Der 
Jenissei  und  der  Angara  namentlich  werden  eiserne  Riesenbrücken 

*}  Anmerkung  der  Redaktion.  l>ie  Hetze  gegen  die  deutsche  Waare 
bildet  nur  einen  Theil  der  gegen  die  Deutschen  allen  wegen  instenirte  Hetze. 
Wir  behaupten  positiv,  dafs  diese  Hetzereien  sämmtlicb  von  Frankreich  und 
zwar  von  der  durtigeri  Patriotenliga  auagehea.  Die  beiter  derselben  wissen 
sehr  wohl,  dafs  m weder  den  Engländern  noch  den  Amerikanern,  noch  den 
Spaniern  einfaJlen  würde,  auf  ihre  politische  Hetze  einzugeben  und  deshalb 
fassen  sie  di«aelb«u  bei  ibran  materiellen  Interessen.  Als  in  Spanian  die 
Aufregung  wegen  der  Konkurrenz  obh  deutschen  Sprits  sich  bemerkbar  machte, 
siud  es  nuturiicb  fr*ii*ü»iache  Einflüsse  gewesen,  welche  die  antideutsche 
Stimmung  in  methodischer  Weise  verschifft  haben.  Die  Agitation  begann 
aller  Orten,  in  allen  spanischen  Zeitungen  erschienen  dieselben  gehässigen 
Artikel,  deren  Übereinstimmung  in  Wort  und  Inhalt  den  gleichen  Ursprung 
vcrrletl).  In  der  radikalen  portagiesiAcben  Press«  wird  in  der  gleichen  Weis« 
unaufhörlich  gehetzt,  und  die  dortigen  Redaktionen  erklären  es  unverhohlen, 
dafs  ihre  Quellen  in  Frankreich  zu  suchen  seien.  Die  englischen  Interessen 
werden  natürlich  bei  den  Eisenwaaren  gepackt.  Dafs  der  Ursprung  der 
„Waarauhetze*  in  den  italienischen  Blättern  ebenfalls  in  Paris  zu  suchen 
sei,  gesteht  die  Zeitung  .11  Commcrci"“  in  Haiiond  selbst  zu.  Da  weder  wir 
noch  die  Deutsrhen  im  Ausland«  gegen  die  Verdächtigung  unserer  Arbeit 
und  Arbeitsprodukte  gleichgültig  »du  kutmeo,  so  ersuchen  wir  unsere  Leser, 
Insbesondere  »her  die  Mitglieder  des  „Uentralverrin*  für  Handelgeographie 
etc.",  namentlich  aber  auch  die  deutsche  Presse  im  Ausland«  öffentlich  gegen 
dies«  Verunglimpfung  der  deutschen  Arbeit  protestiren  und  jede  Verdächtigung 
derselben  mH  vollster  Rücksichtslosigkeit  zurückweisen  uad  alle  illoyale 
Handlungsweise  festnngcln  zu  wollen.  Die  Red. 


oöthig  machen,  riesenhafter  ala  die  Wolgabrücko  von  8ysran 
(1484,4  ra)  brauchen  dieaelben  aber  schwerlich  zu  werden.  Sollte 
mau  die  Brückenanlagen  bis  auf  Weiteres  ganz  vermeiden  und  sieb 
wie  bisher  mit  bloßen  Trajekten  zur  Überführung  der  Güter  und 
Reisenden,  resp.  der  Eisenbahnzüge  begnügen  wollen,  wie  es  im 
Interesse  der  Ökönoraie  vorgescblagen  worden  ist,  so  würde  dies 
selbstverständlich  im  Frühjahr  und  Herbst  langwierige  Verkehrs- 
störungen mit  sich  bringen.  Im  Winter  dagegen  würde  die  Kom- 
munikation zwischen  den  beiden  Ufern  alsdann  durch  die  feste 
Eisdecke  sehr  erleichtert  werden.  Da  die  Ströme  der  fraglichen 
Gegend  ihre  Betten  saromt  und  sondern  ziemlich  tief  in  die  Foß- 
gruodlage  des  Bodens  eingegraben  haben,  so  können  die  Brücken 
in  einfacher  Weise  vor  den  Eisgängen  und  Frübjahrs-Hoch wassern 
sichergestellt  werden. 

Erheblich  schwieriger  liegen  die  Terraiaverhältnisse  zwischen 
dem  ßaikalsee  und  Sijetensk.  Hier  liegt  das  Jablonot-Gebirg©  in 
dem  Wege,  und  hier  gilt  es  um  etwa  700  m hinauf  und  wieder 
hinab  zu  steigen,  so  dafs  man  sich  dadurch  aa  die  Gotthardbabn 
erinnert  fühlen  könnte.  Die  technischen  Anstrengungen,  die  zur 
Überwindung  dieser  Steigung  gemacht  werden  müssen,  werden  aber 
nicht  von  ferne  an  diejenigen  heranreicben , die  man  bei  den 
Alpenbahnen  nöthig  hatte.  Wenn  die  nordatnerikanisebe  Nord- 
pazißkbaho  auf  die  Höbe  2513  m emporführt,  so  sagt  ja  das  im 
Grunde  auch  viel  weniger,  als  es  zu  sagen  scheint  Das  Jablonoi- 
Chrebet  besteht  eben  aus  steppenbedeckten  Plateaurücken,  die  sich 
ganz  allmählich  abdacben,  und  an  die  wilde  Zerklüftung  des  Alpen- 
gebirges  ist  dabei  nicht  zu  denken.  Ausgedehntere  Tunoelaolageo 
und  Fetssprengungen  sind  daselbst  wohl  nur  bei  dem  östlichen 
Abstiege  nöthig,  der  steiler  ist  als  der  westliche.  Das  zeitweise 
starke  Aoscbwellen  der  Ströme  dürfte  an  dem  Ostabbange  auch 
wieder  eine  beträchtliche  Zahl  großer  und  hoher  Brücken  erforder- 
lich machen.  Alles  io  Allem  wird  die  Gebirgsbahn  zwischen  dem 
Baikalsee  und  Srjetensk  etwa  900  bis  1000  km  lang  werden,  wäh- 
rend die  Ootthardbahn  zwischen  Luzern  und  Gbiasso  nur  232  km 
mißt,  man  bat  es  also  mit  einer  Vertheilnng  der  angegebenen 
Steigung  auf  eine  vierfach  größere  Strecke  za  thun. 

Noch  sanfter  und  zugleich  viel  geringfügiger  als  bei  dem  Ja- 
blonoi-Gebirge  ist  der  An-  und  Abstieg  bei  dem  Tatarischen  Küsten- 
gebirge,  das  zwischen  dem  Cbanka-See  und  Wladiwostock  liegt, 
und  die  auf  reichlich  400  km  zu  schätzende  Bahnstrecke,  die  dort 
su  bauen  ist,  wird  voraussichtlich  nirgends  auf  nennenawertbe 
Hindernisse  stoßen. 

Falls  man  später  den  fernerweiten  Ausbau  der  transkontinen- 
talen Schienenstraße  beschließen  wird,  was  unserer  Meinung  nach 
leicht  noch  vor  Vollendung  der  soeben  charakterisirlen  Theißtrecken 
geschehen  dürfte,  so  steht  naturgemäß  in  erster  Linie  die  Inan- 
griffnahme der  Strecke  Tjumcn-Tomsk  tu  erwarten.  Dort  nun'iat  das 
Terrain  so  eben  wie  nur  möglich,  und  hätte  man  dort  oicht  den 
wichtigen  Meßplatz  Ischiro  und  den  wichtigen  Waffenplats  Omsk 
mit  in  den  Eisenbahnverkehr  bineinznziehen  — den  letztgenannten 
Platz  mit  dem  Gedanken  an  eine  zukünftige  Zweigbahn  nach  Seini- 
palatinsk  und  nach  den  Eingängen  in  die  Dsungarei  — , so  könnte 
die  Bahnlinie  daselbst  fast  genau  der  Luftlinie  folgen.,?.  Die  Haupt- 
Schwierigkeit  bilden  hier  die  breiten  Ströme  — der  Tobol,  dar 
Ischim,  der  Irtisch,  der  Ob  — , die  ihr  flaches  Ufer  bei  Gelegen- 
heit ihrer  Eisaufbrüche  im  Frühjahr  immer  auf  das  ärgste  be- 
drohen, und  die  in  Folge  dessen  auch  zugleich  zu  beständigen 
starken  Laufveränderungeo  neigen  — ähnlich  wie  die  Ströme  der 
nordamerikanßcben  Prärien.  Deo  Brückenbau-Ingenieuren  harren 
hier  mancherlei  schwere  Aufgaben,  keinesfalls  aber  schwerere  als 
in  Amerika.  Hobe  und  kostspielige  Dammaufschüttungen  wird  man 
mit  Rücksicht  auf  die  Sicherung  des  Verkehrs  gegen  die  Landplage 
der  Schneewehen  auch  auf  dieser  Strecke  nicht  scheuen  'dürfen. 
Sonst  giebt  es  noch  hier  und  da  einen  Sumpf  zu  durchsetzen  oder 
zu  umgehen. 

Die  Strecke  Srjetensk -Chankasee,  resp.  die  Amurthalbabn, 
dürfte  in  jeder  Beziebnng  die  bedenklichste  Strecke  sein,  and  des- 
halb wird  sie  aller  Wahrscheinlichkeit  nach  auch  am  längsten  auf 
ihre  Fertigstellung  zu  warten  haben,  um  so  mehr,  aß  der  Amur 
wenigstens  ö bis  6 Monate  in  jedem  Jahre  eine  gute  Schifffahrts- 
straße bildet.  Grofse  technische  Schwierigkeiten  werden  nament- 
lich die  engen  und  wildromantischen  Defileen  darbieleu,  die  der 
gewaltige  Strom  in  dos  Hicbnri-AIyn-Gebirge  (der  nördliche  Theil 
des  Ch Ingen -Gebirges)  und  in  das  Bureja -Gebirge  (unterhalb  der 
breiten  Tbalebeoe  von  Blagowestachensk)  hineingegraben  bat  Iu 
dieseo  werden  zahlreiche  und  ausgedehnte  Feßaprengungen  und 
Tuumsiiniogeu  nicht  zu  umgehen  sein.  Man  hat  das  Babngeleise 
daselbst  nicht  bloß  gegen  die  ungestümen  Kisaufbrücbe  und  Eis- 
stauungen im  Mai  zu  sichern,  sondern  auch  gegen  die  durch  den 
feuchten*  Monsun  verursachten  Hochwasser  im  August,  die  au  Ge- 


Nr.  38. 


56*2 

EXPORT,  Organ  das  Central  vereint»  lür  Handelsgeograpbie  etc. 


1887 


walt  ihres  Gleichen  nur  in  China  und  Nord-Amerika  haben.  Bei 
Albasin,  das  am  Beginne  dea  erstgenannten  Stromdurcbbruchea 
gelegen  ist,  beträgt  der  Unterschied  zwischen  dem  Normal  wasser- 
»taude  und  dein  liocbwasscrstande  zu  Zeiten  volle  16  Meter  und 
bei  BlagowesUcheiisk  (in  der  Ebene)  beziffert  er  eich  wenigstens 
auf  lim. 

Die  schwierige  Strecke  entlang  dem  Stcilufor  des  Baikalsee 
wird  man  ebenfalls  so  lange  als  möglich  hinaus  schieben,  wenu  man 
nicht  etwa  eine  baldige  Wetterführung  der  Bahn  nach  Kiachta 
beabsichtigt.  Der  Baikalsee  bat  zwischen  Listvjanirhnaja  (an  dem 
Austritt  der  Angara  aus  dem  See)  und  Miscbinskaja  (an  dem  Ost- 
ufer) nur  eine  Breite  von  ungefähr  50  km,  und  eine  Riesendampf- 
fahre,  die  den  ganzen  Eisenbahnzug  aufzunebmen  fähig  wäre,  könnte 
den  Schienenstrang,  der  über  300  km  lang  werden  müsse,  also  sehr 
wohl  ersetzen.  Freilich  handelt  es  sich  dabei  wieder  nur  um  den 
Sommerverkehr.  Im  Winter  müßte  man  sich  dann  mit  Scblitten- 
Karavanen  quer  über  den  See  behelfen,  ganz  wie  inan  es  bisher 
su  tbun  pflegte. 

Um  die  Bahn  auf  den  drei  zuerst  geschilderten  Strecken  im 
Einzelnen  zu  trassireo,  ist  man  zunächst  zur  Bildung  von  mehreren 
Expeditionen  geschritten,  deren  Arbeiten  so  viel  als  möglich  sofort 
beginnen  sollen.  Bevor  dieselben  ihre  Berichte  eiugereicht  haben 
werden,  ist  es  natürlich  vollkommen  unmöglich,  die  Kosten  des 
riesigen  Unternehmens  auch  nur  annähernd  zu  schätzen.  Dafs  es 
sehr  bedeutende  Anforderungen  an  diu  Finanzkraft  des  Russen- 
reiches stellen  wird,  ist  aber  zweifellos.  Zur  Ausführung  der 
vorläufig  in  Aussicht  genommenen  Strecken  dürften  250  Millionen 
Rubel  kaum  ausreichen,  und  die  Ausfüllung  der  alsdann  noch  vor- 
handenen weiten  Löcken  dürfte  leicht  das  Doppelte  dieser  Summe 
erfordern-  Kein  Wunder,  dafs  mau  so  lange  mit  dem  Beginn  des 
Baues  gezögert  hat,  und  dafs  die  wirthschaftspoli tischen  Motive 
nicht  bingereicht  haben,  die  russische  Regierung  zu  dem  fruglichen 
Beschlüsse  zu  bewegen.  Wenn  man  in  den  Deportirlen  und  in 
den  Chinesen  (in  letzteren,  soweit  es  Transbaikalieu  angebt)  auch 
billige  Arbeitskräfte  in  genügender  Zahl  für  den  Bau  zur  Verfügung 
bat,  so  hat  man  dagegen  die  Baumaterialien  aus  sehr  bedeutenden 
Fernen  herbeitusebaffen,  so  dafs  dieselben  im  allgemeinen  sehr 
tbeuer  zu  stehen  kommen  werden.  Den  Bedarf  au  Schieneu  und 
Brückentheilen  werden  die  Eisen-  und  Stahl -Werke  im  Altai  und 
Ural  nicht  von  ferne  zu  decken  vermögen,  und  seinetwegen  wird 
man  sich  wahrscheinlich  in  grossem  Maa»H*Uibc  nach  West-Europa 
zu  wenden  haben. 

Was  die  allgemeine  Richtung  der  Bahn  anlangt,  so  ergiebt  es 
sieb  aus  den  einfachsten  verkebrsgeographueben  Erwägungen,  dafs 
sich  dieselbe  auf  allen  Tbeilstrecken  ziemlich  treu  an  die  alte  Post- 
siraase  anlehnen  wird.  Die  Hauptatationen  der  „ All  - Rail  - Bahn* 
werden  also  aller  Wahrscheinlichkeit  uach  sein:  Tjumen,  Omsk, 

Tomsk,  Krasnojarsk,  Irkutsk,  Werchne-Udinsk,  Tschita,  Blagowest- 
achensk,  Cbabarowka  und  Wladiwostok. 

Russische  Eisenbahnen  itl  Asien.  Aus  Taschkent  melden  die 
„RuXsk.  Wed.1*  unterm  6-/18.  August  die  Abreise  des  Generals  An* 
neakow  nach  Tschardscboi  am  Amu-Darja.  Er  hat  seinen  Weg 
dorthin  also  nicht,  wie  cs  Anfangs  bei  dem  projektirten  Zusam- 
mentreffen mit  General  Paucker  beabsichtigt  war,  durch  Kaukasien 
und  mit  der  Transkaspi-Babn  gemacht,  sondern  die  weit  beschwer- 
licher* Route  über  Orenburg  und  Turkestan  gewählt.  Der  Bau 
der  Bahn  von  Tacbardschui  nach  Samarkand  ist  jedoch  schon  am 
10.  Juni  begonnen  worden  and  war  bis  zum  Anfang  August  bis 
auf  30  Werst  fertig  gestellt.  Gleichzeitig  soll  der  Bau  einer  eisernen 
Brücke  über  den  Sarafschan  bei  Karakul  in  Angriff  geoummen 
worden  sein. 

Bezüglich  der  „Sibirischen  Eisenbahn*  berichtet  die  russische 
„Petersb.  Zig.“,  dafs  dieselbe  vom  Endpunkte  der  Jekaterinburg- 
Tjumener-Babn  ins  Innere  Sibirieus  weit>*rgeführt  worden  soll.  Zu 
den  Voruntersuchungen  Bei  eine  besondere  Kommission  unter  dem 
Ingenieur  Meschen ikow  vom  Ministerium  der  Wegekommuoika- 
tionen  abkommandirt  worden  uud  werde  binnen  Kurzem  an  ihren 
Bestimmungsort  abgehen.  Von  einer  zweiten  Gruppe  von  Inge- 
nieuren, deren  Tb&tigkeit  derselben  Bahnlinie  anbcimfällt,  erzählte 
schon  vorher  der  „Peters.  Listok“,  die  bereits  am  27.  Juli  Peters- 
burg gleichfalls  auf  Anordnung  des  Ministeriums  der  Wegekommu- 
nikationen verlassen  und  zur  Zeit  wohl  such  schon  in  Tomsk  ein- 
etroffen  sein  werden,  um  von  dort  aus  die  weitere  Linie  der 
ibirischen  Bahn  über  Mariinsk  und  Atscbinsk  bis  Krassnojarsk  am 
Jenissei  zu  trassiren/f  Diese  Arbeit  hofft  man  noch  io  diesem  Jahre 
su  beendigeu,  während  die  Linie  bis  Irkutzk  und  vielleicht  auch 
noch  weiter  hinaus  im?  nächsten  Jahre  trassirt  werden  soll. 
Den  Bau  der  Bahn  selbst  beabsichtigt  man  1889  io  Angriff  zu 
nehmen. 

Eine  dritte  zahlreiche  Expedition  ist  ferner,  wi«  auch  die 


russischu  „Petersb.  Zig.“  schreibt,  zur  Ausführung  von  Vorustar 
Buchungen  über  die  Richtung  der  künftigen  Ussuribabn  nach  Ott- 
Asien  vom  Ministerium  in  Vorbereitung.  Zum  Chef  derselben  w 
der  Ingenieur  Urfsaki  ernannt  worden.  Sie  ist  in  drei  Gruppen 
getheilt  und  wird  die  Untersuchungen  in  drei  Richtungen  führen 
Herr  Urfsaki  wird  über  Odessa  nach  Wladiwostok  reisen  und  siel 
mit  seinen  Begleitern  von  dort  ins  Innere  des  Ussarigebietei  bt- 
gebeo.  Die  Untersuchung  wird  wenigstens  zwei  Jahre  beanspruch*: 
und  soll  unter  unmittelbarer  Betheiligung  der  MilitArobrigkeit  gt- 
führt  werden. 

Deutsche  Kolonien  im  Kaukaais.  (Original bericht  i» 
Tiflis,  Angust  1887).  I.  Verfasser  dieser  Zeilen  bat  die  Ab- 
sicht, in  einigen  Artikeln  über  deutsche  Kolonien  in  Cis-  sw 
Transksukasien  Bericht  su  erstatten.  Ein  solcher  Bericht  dflrfu 
am  so  mehr  am  Platze  sein,  als  namentlich  früher,  von  Seil« 
Auswandernngslustiger  aus  der  Heimat  sehr  oft  Erkondiguacn 
über  den  Stand  der  Kolonien  in  hiesiger  Gegend  eingezogen  wer- 
den. Freilich,  seitdem  durch  die  neuen  Ukase  der  russischen  Re 
gierung  der  Erwerb  von  Grundbesitz  für  Ausländer  fast  unmöglich 
gemacht  ist,  (es  sollte  ihnen  denn  gelingen,  alsbald  in  dea  r'i  - 
sehen  Uutertbaocnverbund  aufgenommen  zu  werden)  hören  jeot 
Nachfragen  von  selbst  auf.  Das  früher  gegen  Ausländer,  gtgn 
Menschen  anderer  8pracbe  uud  anderen  Glaubens  so  humane  Ruß- 
land, auf  dessen  weiter  Erde  Vertreter  aller  Nationen  und  Re> 
giooen  eine  Stätte  fanden,  ist  in  neuerer  Zeit  sehr  engherzig  ge 
worden;  die  Zeiten,  da  ausländische  Kolonisten  mit  Freuden  ztf- 
genommen  und  von  der  Regierung  durch  Verleihung  von  Land  wi 
bedeutende  Privilegien,  wie  Freiheit  von  Abgaben  und  Kriegsdietm 
usw.  unterstützt  wurden,  sind  vorüber.  Die  Kolonisten,  die  jetzt 
alle  russische  Untertbanen  sein  müssen,  zahlen  ihre  Abgaben  » 
gut  wie  die  Russen,  and  ihre  jungen  Lente  stehen  in  den  Reibet 
der  russischen  Armee.  Der  einzige  Vorzng,  den  sie  etwa  vor  du 
Bauern  im  Ausland  haben,  ist  der  gröfsere  Besitz  an  Grand  ns<i 
Boden,  sowie  die  meist  au fserordentlicbe  Fruchtbarkeit  des  Land», 
daa  sie  bebauen.  — Die  allgemeine  Wehrpflicht  hat,  wenigst»!  ia 
einigen  Kolonien,  daa  Streben  nach  höherer  Bildung  erweckt 
welche  an  verkürzter  Dienstzeit  berechtigt  und  schon  existirt  bei 
den  „Jenisalctnsfreundcn“’  der  vorhältnißraftßig  jungen  Kolonie 
Tempelbof  im  Kubangebiet  «in  4 klassiges  deutsches  Gymnasium, 
in  das  allerdings  nur  Deutsche  und  Lutheraner  aufgeooiameo  werden, 
das* aber  die  russische  Sprache  neben  der  deutschen  (was  übrigen« 
auch  in  den  Volksschulen  der  Fall  ist)  als  obligatorischen  Gero 
stand  in  den  Lehrplan  aufgenommen  hat.  Der  Kurator  des  tio- 
kasischen  Lehrbezirks,  dem  dieses  Progymnaeiutn  intersteUt  st, 
bat  sieh  bei  dem  Besuch  desselben  sehr  günstig  ausgesprochen,  * 
dafs  diese  Anstalt  dein  deutschen  Namen  alle  Ehre  macht.  Cb» 
haupt  kann  man  sagen,  dafs  das  Schulwesen  in  den  kaukasisch-?! 
Kolouien  meist  sehr  gut  bestellt  ist  Die  Lehrer  sind  grtftf«- 
theils  itn  Ausland  gebildet  und  würden  auch  dort  jeder  beUebvgec 
Volksschule  zur  Zierde  gereichen.  Leider  kann  inan  rin  Gleich« 
nicht  von  den  Geistlichen  sogen,  die  meist  ans  dem  Basler  Xu- 
sionshaus hervorgegangen,  nicht  genug  wahre  Bildung  besitzen,«: 
mit  dem  richtigen  Takt  die  etwas  hartköpfigen  Kolonist»  sott 
fassen  und  die  sehr  oft  geistliches  und  weltliches  Regiment  »t 
einander  verwechseln.  In  dieser  Beziehung  sind  diejenige#  Kok“ 
nien,  die  keine  Geistlichen,  sondern  nur  geistliche  Vorsteher  haben, 
entschieden  besser  bestellt 

ln  diesem  ersten  Briefe  möchte  ich  eine  Beschreibung  ein«« 
Kolonien  in  Ciskaukasicn  geben,  die  gewissermaßen  als  Typcs 
dienen.  Es  sind  die  Menuomtenkolonien  „Wohldetnfürst*  8« 
„Alexandersfeld*,  noch  junge  Niederlassungen,  nicht  25  Jahre  »*v 
Sie  liegen  beide  im  SO.  des  Kubangebiets,  ca.  300  Werst*)  voa  du 
üou vernemen toatadt  Jekaterinodar,  in  der  Nähe  des  Kubanflusse»,  der 
durch  Aufnahme  mehrerer  grofser  ZuAüsse  hier  sehr  wasserreich  ist 

Alexandersfeld  breitet  sich  in  einer  Niederung  aus,  die  eia!1 
wohl  das  Bett  des  Kuban  gewesen  sein  mag,  während  der  Floh 
jetzt  drei  Wcrat  von  dem  Orte  vorbeifließt.  Eine  Werst  südlich« 
auf  einer  Anhöhe,  4 Werst  vom  Fluß  entfernt  liegt  WohldeiufÖnt 
Beide  Kolonien  haben  genau  das  gleiche  äufsere  Ansebeii,  die  gleicht 
Anordnung  der  Straßeu  und  Häuser,  je  eine  Haupt-  und  *«<> 
Seitens trafsen.  Die  Hauptstraße  in  Wohldemfürst  ist  zwei  Wer* 
lang  und  20  Saschen**)  breit,  sie  wird  anfaerordentlich  rein  gebaltee; 
die  Länge  der  Nebenstraßen  beträgt  eine  Werst;  die  gleiche  Ac* 
dehnung  haben  die  Straßen  in  Aiexandersfeld.  In  einer  Entfer- 
nung von  3 Werst  von  beiden  Kolonien  führt  die  Eisenbahn  Ko 
stow-Wladikawkas  vorbei  und  sind  die  nächsten  Stationen  3Yj*d“ 
10  Werat  weil  entfernt,  nach  Rostow  am  Don  sind  es  ca.  350, 

•)  1 Werst  = tu. 

**)  1 Sascbcn  «■  m. 


563 

1887.  BK  PORT,  Organ  des  Oentralvereina  für  Handel «geographie  etc.  1fr.  38. 


nach  Wladikawkas  ca.  300  Werst.  Die  Nähe  der  Eisenbahn  er- 
leichtert den  Kolonisten  den  Absatz  ihrer  Produkte  (namentlich 
Korn)  und  machen  sie  damit  nach  RobIow  gute  Geschäfte.  Eben- 
so erleichtert  die  Bahn  den  Ankauf  von  allen  möglichen  landwirt- 
schaftlichen Geräthen,  mit  denen  die  Kolonisten  teilweise  auch 
Handel  treiben.  In  der  Umgebung  der  Kolonie  liegen  ringsum 
rassische  Dörfer.  Das  Land  der  Kolonisten  hatte  früher  gröfsere 
Ausdehnung,  der  Kuban  bat  im  Laufe  der  letzten  zwanzig  Jahre 
sein  Bett  verändert  und  ca.  10  Dessätinen*)  weggenommen. 

Gegründet  wurden  beide  Kolonien  von  Mcnnoniten  au»  dem  tau- 
rischen und  jekaterinoslawsehen  Gouvernement.  Dort  machte  sich 
unter  den  Kolonisten  Ende  der  60ger  ond  Anfang  der  fiOger  Jahre 
ein«  bedeutende  Übervölkerung  geltend,  so  daf»  das  zugewiesene 
Land  nicht  mehr  für  alle  zureichend  war.  Dam  kam  eine  Spal- 
tung in  der  8ekte.  Es  bildeten  sieb  die  sogenannten  „Neuraenno- 
niten“,  eine  Art  Keformationnpartei,  welche  bewies,  dafs  die  Men* 
nooiten  vom  alten  Glauben  im  Sinne  des  Stifters  dpr  Sekte  abge- 
wichen seien.  In  Folge  dessen  richteten  100  Familien  ein  Gesuch 
an  die  Regierung,  um  Zuweisung  von  Land  im  Kubangebiet.  Die 
Bitte  wurde  ihnen  gewährt  und  jeder  Familie  66  Dees&tinen  Land 
zugetheilt,  durch  Zuzug  neuer  Familien  wurde  später  der  jeder 
Familie  zukommeude  Antheil  etwas  vermindert.  Im  Augenblick 
bestehen  beide  Kolonien  au»  113  Familien  (einige  sind  nach 
Amerika  ausgewandert)  mit  361  Mänocrn  und  334  Weibern;  auf 
jeden  Hof  kommen  ca.  6 Köpfe.  Die  Hauptbeschäftigung  ist  Acker- 
bau, es  sind  aber  ziemlich  viele  Handwerker,  Kaufleute,  Müller 
und  Fuhrleute  vorhanden. 

Da  die  Kolonisten  schon  vom  14.  Lebensjahr  an  zur  Arbeit 
angehalten  werden  — von  welchem  Jahre  sie  auch  Abgaben 
zahlen  — und  bei  ihnen  ca.  300  Arbeitstage  im  Jabre  gerechnet 
werden,  so  sind  sic  in  dieser  Hinsicht  sehr  im  Vortheil  gegen  die 
sie  umgebende  Kosakeubevölkeruug,  welche  nur  ca.  350  Arbeits- 
tage hat. 

Ungeachtet  des  gesunden  Klimas,  der  Reinlichkeit  der  Dörfer 
und  der  zweckmäßigen  Kleidung  der  Kolonisten  ist  die  Sterblich' 
kfit  eine  verbältnißmilßig  große  und  beträgt  gegen  27  auf  1000 
Einwohner  pro  Jahr  oder  ca.  2,7%.  was  vielleicht  eine  Erklärung 
darin  finden  kann,  daß  die  Ansiedler  sich  noch  nicht  gehörig 
akkliinatisirt  haben.  Das  Klima  ist  gemäßigt,  die  ersten  Fröste 
und  der  erste  Schnee  zeigen  sich  hier  Ende  Oktober,  di«  Tempe- 
ratur sinkt  manchmal  bis  —22°  R;  der  Schnee  fällt  nicht  tief, 
liegt  aber  laug  uud  gewährt  eine  gute  Schlittenbahn.  Ober  den 
Kuban  baut  der  Frost  alljährlich  eine  feste  natürliche  Brücke.  Der 
Frühling  beginnt  in  den  ersten  Tagen  dos  April.  Die  Nähe  des 
Hauplkamms  der  kaukasischen  Berge  bedingt  sehr  schroffe  Tem- 
peratur Wechsel.  Schlimm  sind  auch  die  starken  Winde,  wulcho 
oft  wochenlang  wehen  und  auf  den  Feldern  großen  Schadeu  au- 
riebten. 

Der  Schulbesuch  ist  vom  7.  bis  14.  Jahr  obligatorisch,  für 
Versäumuiß  ohne  Entschuldigung  Ist  für  den  ersten  Tug  eine 
Strafe  von  25  Kopeken  angesetzt,  welche  sieb  mit  dem  zweiten 
und  dritten  Tug  bedeutend  erhöbt.  Übrigen»  «eben  die  Kolonisten 
sehr  gut  den  Nutzen  des  Unterrichts  «in  und  Scbulversäumnissc 
kommen  selten  vor.  Im  Jahre  1882  konntcu  über  70%  der  Be- 
völkerung lesen  und  schreiben.  Seitdem  haben  sich  die  Verhält- 
nisse in  dieser  Beziehung  bedeutend  gebessert.  Jede  Kolonie  hat 
ihre  Schule,  die  von  den  Gemeinden  unterhalten  werden,  außerdem 
besteht  noch  eine  Kirchenschule  für  beide  Ortschaften,  die  sieh 
durch  das  Schulgeld  unterhält.  Die  Schulbäuser  sind  provisorische 
und  lassen  bis  jetzt  viel  zu  wünschen  übrig,  sollen  aber  bald  durch 
neue  ersetzt  werden,  welche  allen  Anforderungen  der  Schulhygiene 
entsprechen.  Di«  Volk»scbullrhrer  erhalten  außer  Quartier  uud 
Holz  500  Rbl.,  der  Lehrer  der  Kirchenschulc  erhält  für  jedes  Kind 
40  Rbl.  pro  Jahr  und  hat  in  der  Regel  nicht  unter  20  Schüler. 
Die  Zahl  der  Kinder  in  allen  drei  Schulen  beträgt  ca.  150.  Aus 
der  Volksschule  treten  die  Kinder  bemittelter  Ellern  in  die  Kircheu- 
scbule  und  von  da  in 's  Gymnasium  in  Tcmpelbof. 

Beide  Kolonien  besitzen  ca.  4 350  Dessätinen  Ackerland,  der 
Boden  ist  lehmig  und  ziemlich  fruchtbar,  da  die  Kolonisten  das 
Feld  besser  bearbeiten,  uls  die  umliegenden  Kosaken  uud  dasselbe 
düngen,  was  die  Russen  nicht  thuu;  außerdem  liegt  da»  Land  nach 
3 bis  4 Aussaaten  im  Laufe  von  6 bis  8 Jahren  brach.  Da»  Land 
wird  alle  6 Jabre  von  Neuem  vertheilt,  jede  Familie  erhält  einen 
Heuscblag,  Ackerland  und  Antheil  von  Weideland  für  eine  gewisse 
Anzahl  Vieh;  über  die  richtige  Vertbeilung  wacht  der  Dorfälteste; 
diejenigen,  die  mehr  als  10  Stück  Vieh  haben,  zahlen  für  jedes 
wettere  Stück  eine  bestimmte  Summe  an  den  Altesten. 

An  Wold  besitzen  die  Kolonien  ca.  180  Dessätinen.  Derselbe 


•)  I Oemätin  — 109,»  Ar. 


ist  in  drei  Theile  getheilt,  in  jedem  derselben  darf  nach  je  drei 
Jahren  an  bestimmten  Tagen  Holz  gefällt  werden.  Da  aber  der 
Wald  noch  jung  ist,  so  reicht  er  lange  nicht  ans  für  den  Holz- 
bedarf der  Kolonien.  Dennoch  werden  keine  neue  Waldpflanzungen 
angelegt,  um  das  Ackerland  nicht  zu  schmälern.  — 

Dem  Besitz  an  Arbeitsvieh  gemäß  werden  die  BewohnerXin 
4 Kategorien  getheilt;  zur  ersten  gehören  Wirtschaften  mit  12 
und  mehr  Pferden  und  drei  eigenen  Pflügen,  zur  zweiten  Wirt- 
schaften mit  weniger  als  12  Pferden  und  einem  eigenen  Pflug,  zur 
dritten  solche,  die  keinen  eignen  Pflug  nnd  weniger  als  4 Pferde 
haben,  zur  viurten  solche,  welche  gar  keine  Arbeitspferde  besitzen. 
Io  der  ersten  Kategorie  zählen  9,  in  der  zweiten  63,  in  der  dritten 
49,  in  der  vierten  8 Wirtschaften.  Aufser  den  Pferden  besitzen 
die  Kolonien  noch  ca.  460  Kühe  und  Kälber,  560  Schweine 
□nd  über  3 000  Schafe.  Das  Vieh  ist  gut  gehalten,  die  Ställe  sind 
geräumig  und  rein,  hell  nnd  warm  mit  Holzboden  and  köonen  in 
allen  Beziehungen  aß  Master  dienen.  Als  Futter  dienen  sorgfältig 
ausgelesenes  Heu,  Rühen,  Melonen,  kleine  Kartoffeln.  Die  Kühe 
gehören  fast  ausnahmsweise  der  schweizerischen  und  holländischen 
Rasse  an,  die  Schafe  der  spanischen  Rasse  und  haben  sehr  gute 
Wolle. 

Die  Arbeitslöhne  sind  sehr  hoch,  1 Rbl.  bis  1 Rbl.  50  Kop. 
pro  Tag.  Zum  Pflügen  gebraucht  man  bessarabische  und  leichtere 
englische  Pflüge.  Zur  Bespannung  eines  Pfluges  sind  sechs  Pferde 
nötig,  jedoch  wird  von  Ärmeren  auch  mit  4 Pferden  gepflügt. 
Gebaut  werden  Weizen,  Roggen,  Gerste,  außerdem  Hafer,  Lein  und 
Mais.  Auch  ist  bei  jeder  Wirtschaft  ein  Garten,  in  welchem  Kar- 
löffeln,  Melonen,  Gurken,  Kürbise  and  Rüben  gepflanzt  werden. 
Melonen  gedeihen  sehr  gut.  — Große  Hoffnung  setzen  die  Kolo- 
nisten auf  eine  Zuckerfabrik,  die  an  der  Bahn  Rostow-Wladikawkas 
gebaut  wird;  sie  hoffen  dahin  einen  reichlichen  Absatz  für  Zucker- 
rüben zu  haben.  Obst  und  Wein  gedeihen  in  sehr  guten  Sorten 
und  werden  gut  nach  answärt»  verkauft,  der  Wedro-Weln  (=  ca. 
16  Flaschen)  gilt  2 bis  3 Rbl,  da»  Pfand  Trauben  steht  im  Preise 
von  3 bis  5 Kop. 

Zum  Schluß  unseres  heutigen  Artikels  geben  wir  noch  einige 
allgemeine  Bemerknngen.  Schon  ein  flüchtiger  ßliek  auf  das 
Äußere  der  beiden  Kolonien  zeigt  den  W'ohßtaod  ihrer  Bewohner. 
Geräumige,  belle,  reinliche  Häuser  aua  Ziegeln  oder  Balken  in 
gotbisehein  Styl,  meist  mit  Stroh  oder  Schilf  gedeckt;  verschiedene 
Nebengebäude  neben  dem  Wohnhaus,  die  landwirtbscbaftlichen  Ma- 
schinen auf  den  Höfen,  diu  Dampfmüblen,  die  gut  genährten  rein- 
gehaltenen  Pferde  an  saubere  Britscben  gespannt  mit  reinlich  ge- 
kleideten Kolonisten,  die  regelmäßig  plauirten  Gemüse-  und  Wein- 
gärten mit  guten  Obst-  und  Traubensorten  und  noch  eine  Menge 
anderer  Dinge  beweisen,  daß  die  Bewohner  es  verstehen,  sich  mit 
einem  gewissen  Komfort  einzurichten,  ln  Architektur  and  innerer 
Einrichtung  tragen  die  Häuser  den  Charakter  der  Einförmigkeit, 
sie  haben  eine  Tiefe  von  50  und  eine  Breite  von  28  Fuß.  Ein 
geräumiger  Gang  theilt  das  Hau»  io  zwei  ungleiche  Theile,  auf 
der  einen  Seite  sind  4 Zimmer,  das  Gast-,  Wohn-  und  Schlaf- 
zimmer uebst  der  Küche;  auf  der  andern  Seite  die  Speisekammer 
und  das  sogenannte  Sommorziiutner,  wo  im  Sommer  gespeist  wird. 
Au  diesen  Tbeil  des  Hauses  schließen  sich  Stall  und  Scheune  an. 
Die  Scbenne  hat  98  Fuß  Länge  und  40  Fuß  Breite.  Hier  wird 
Stroh,  Getreide  nnd  Spreu  aufbewabrt,  auch  manchmal  im  Winter 
gcdroschcu  uud  mit  der  Putzmühle  gearbeitet  Der  Hof  ist  ge- 
räumig und  reinlich  gehalten  nnd  mit  einer  Cisterne  versehen. 
In  den  Wohnränmen  ist  der  Fußboden  aus  Erde  oder  Brettern, 
immer  mit  grobkörnigem,  weißem  Sande  bestreut,  der  keinen  Staub 
giebt.  Die  Zimmer  sind  innen  und  außen  mit  Stukatur  bedeckt 
uud  geweißt,  Fenster  und  Thuren  gestrichen,  der  Plafond  ans 
Holz  ist  nicht  gestrichen  und  ruht  auf  dicken  Balken  aus  Fichtenholz. 
Auf  dem  Boden  werden  Weizen  und  Gerate,  Hafer,  Hanf,  Maß, 
Hirse  usw.  und  allerlei  Hausgeräthe  verwahrt.  Geheizt  wird  mit 
Stroh,  selten  mit  Holz;  die  Möbel  sind  vielfach  eigene«  Fabrikat 
der  Kolonisten. 

Das  ist  der  allgemeine  Typus  der  Wohuhäuser  der  Kolonisten, 
doch  findet  man  auch  einige  wenige  Haoser  mit  städtischem  An- 
strich. Sie  gehören  den  reichen  Kolonisten.  Der  Unterschied  im 
Besitz  ist  freilich  kein  so  bedeutender,  wie  in  den  russischen  Dör- 
fern, die  zeitlichen  Güter  sind,  was  die  ursprünglichen  Bewohner 
der  Kolonien  anbelangt,  ziemlich  gleichmäßig  vertheiit;  nur  die  Neu- 
angekommenen sind  verhältnißmäßig  arm. 

In  der  Wirthschaft  spielen  Frau  uud  Kiuder  eine  große  Rolle, 
die  Frau  schaltet  und  wultet  im  Haas«  und  verrichtet  alle  darauf 
bezüglichen  Geschäfte,  sic  näht  die  Kleider,  sorgt  für  das  Geflügel, 
bestellt  den  Garten,  kocht  das  Mehl,  besorgt  das  Vieh,  liest  die 
Trauben  nnd  bereitet  den  Wein,  auch  beaufsichtigt  sie  in  Abwesen- 
heit dca  Mannes  die  Feldarbeiten.  Dabei  erzieht  sie  mit  verstän- 


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EXPORT,  Organ  des  Centralvereiu»  für  Handelsgeographie  etc. 


1887. 


digem  Sinn  die  Kinder.  Sie  erb&H  ihre  Bildung  io  der  Elemen- 
tarschule und  vervollständigt  dieselbe  später  durch  Lesen  von 
BAchern.  Bei  leichteren  Krankheitsfällen  io  der  Familie  nimmt  die 
Hausmutter  su  bomöopatischen  Mitteln  ihre  Zuflucht,  nur  bei 
schwereren  wird  nach  einem  Arzt  geschickt. 

Mit  14  Jahren  ist  der  Schulunterricht  der  Kinder  beendet  und 
helfen  dieselben  von  nun  ab  den  Eltern  in  Haus  und  Stall,  in 
Garten  und  Feld.  Mit  18  Jahren  gilt  das  junge  Mädchen,  mit 
22  Jahren  der  junge  Mann  für  volljährig;  emtere  heiratben  ge- 
wöhnlich mit  20,  die  letzteren  mit  25  bis  28  Jahren. 

Im  Familienleben  zeigen  sich  die  Mcnnoniten  als  wahre  Chri- 
sten, fern  von  allem  Despotismus  und  aller  Willkür.  Die  Frauen 
werden  von  den  Männern  als  Gehilfinnen  angesehen  and  diesen  völlig 
gleich  gestellt.  Daher  ist  nie  Zank  and  Streit  in  den  Häusern. 
Kommt  einmal  eine  Beleidigung  der  Frau  vor,  so  klagt  diese  dem 
Pastor  oder  geistlichen  Vorstand,  welcher  sogleich  die  beiden  Par- 
teien zu  versöhnen  sucht.  Junge  Männer,  welche  zum  Kriegs- 
dienst einbernfen  werden,  heiratben  erat  nach  der  Rückkehr  vom 
Militärdienst 

In  den  Kolonien  besteht  eine  gegenseitige  Brand  Versicherung; 
versichert  wird  aber  nur  */s  des  wirklichen  Werths  zu  1%.  Die 
niedrige  Einschätzung  schützt  vor  mntbwilliger  Brandstiftung.  Im 
Fall  eines  Brandscbadens  erhält  der  Beschädigte  2/s  des  Verlostes 
und  wenn  die  in  der  Kasse  vorräthige  Summe  nicht  ansreiebt,  so 
wird  das  Fehlende  durch  eine  Umlage  gedeckt.  Ein  „Brand- 
meister“ hat  die  Verpflichtung  über  vorsichtige«  Umgehen  mit 
Fencr  und  Licht  zu  wachen  und  die  Obertreter  zu  strafen. 

Die  jungen  Leute  haben  zwei  Vereine,  der  eine  für  Jünglinge 
über  16  Jahre,  der  andere  für  Knaben  von  12  bis  16  Jahren. 
Die  Mitglieder  zahlen  beim  Eintritt  einen  Rnbel,  dann  jeden  Mo 
nat  26  Kopeken.  Die  Versammlungen  finden  jeden  Samstag  Abend 
unter  Vorsitz  eines  Präsidenten,  gewöhnlich  des  Lehrers  statt.  Da- 
bei werden  die  im  Laufe  der  Woche  in  den  Fragekaaten  einge- 
legten Fragen  einer  Diskussion  unterworfen,  nach  deren  Beendi- 
gung geistliche  und  ernstere  Lieder  gesungen  werden.  Sehr 
oft  finden  auch  Deklamationen  statt. 

Die  Feiertage  werden  den  religiösen  Vorschriften  gcmäfs  in 
aller  Stille  gefeiert;  das  einzige  weltliche  Vergnügen  besteht  da- 
rin, dafa  man  nach  der  Kirche  za  einander  zn  Gaste  geht. 

Trotz  ihres  verhältnifsrnäfsigen  Wohlstandes  sind  die  Kolonisten 
nicht  völlig  zufrieden  mit  ihrer  Lage.  Sio  klagen  über  Mangel  an 
freiem  Kapital,  das  ihnen  den  Ankauf  von  Land  and  Mühlen,  die 
Anlage  von  Ziegeleien  und  Wasserleitungen,  die  Einführung  bes- 
serer Viehrassen  ermöglichen  könnte.  Aufserdem  halten  die  Kolo- 
nisten sich  in  neuerer  Zeit  in  Rufsland  durchaua  nicht  für  ge- 
sichert und  viele  denken  an  Auswanderung  nach  Amerika. 

Widerlegung  ausländischer  Anklagen  gegen  deutsche  Fabri- 
kanten. Im  Anschluß  an  den  unter  Raropa  enthaltenen  Artikel 
veröffentlichen  wir  folgendes  aus  Yokohama  vom  15.  August  d.  J. 
datirtes  Schreiben:  Der  folgende  Vorfall  beweist  wiederum,  mit 
welchen  Mitteln  die  englische  Industrie  und  die  mit  ihr  Hand  in 
Hand  gehende  Presse  zuweilen  den  Kampf  gegen  die  deutsche 
Konkurrenz  betreibt.  In  der  in  London  erscheinenden  Wochen- 
schrift „London  &.  China  Express“  vom  24.  Juni  d.  J.  war  der  nach- 
stehende Artikel  enthalten,  welcher  dann  in  verschiedenen  hiesigen 
englischen  Lokalblättern  und  in  japanischen  Zeitungen  englischer 
Färbung  Aufnahme  gefunden  hat: 

„Die  japanische  Regierung  bat  in  der  letzten  Zeit  bedeutende 
Lieferungen  von  Stahlschienen  in  Europa  vergeben.  Die  Hälfte 
der  Aufträge  ist  England  zn  4 £ 11  s und  die  andere  Hälfte 
Deutschland  zugefallen,  nicht  zn  4 £ 11  s,  sondern  zu  6 £ 6 s. 
Die  Schienen  sind  an  Bord  zu  liefern  in  London,  beziehungsweise 
Antwerpen.  Der  Preisunterschied  von  15  s pro  Tonne,  sagt  ein 
Berichterstatter  des  „Iron“,  stellt  in  diesem  Falle  ein  freiwilliges 
Geschenk  von  ungefähr  10000  £ dar,  das  die  japanische  Negierung 
der  deutschen  Industrie  macht.  Die  Gründe  für  dieses  Geschenk, 
ob  Dankbarkeit  für  erhaltene  oder  zukünftige  Gefälligkeiten,  sind 
dem  englischen  Blatte  natürlich  unbekannt;  jedenfalls  aber  kann 
man  der  englischen  Industrie  keinen  Vorwurf  daraus  machen,  dafs 
sie  dem  Öcgünstigangssystem  gegen  aber  (in  the  face  of  favouritism) 
unterlegen  ist.“  — 

Die  Sache  verhält  sich  aber  nach  den  uns  aus  zuverlässiger 
Quelle  zugegaogenen  Mittheilungen  ganz  anders: 

In  erster  Linie  sind  die  erwähnten  deutschen  Schienen  nicht 
zum  Preise  von  5 £ 6 s pro  Tonne,  sondern  zum  Preise  von 
6 £ 0 s 6 d pro  Tonne  verkauft  worden. 

Dieser  Preis  schliefst  aber  das  gleichseitig  für  die  Befestigung 
der  Schienen  erforderliche  Eisenmaterial,  als  Laschen,  Schrauben, 
Muttem  und  Nägel  ein.  Wird  dasselbe  für  die  Schienen  allein 
bestellt,  so  berechnet  sich  die  Tonne  hierfür  auf  8 bis  9 s. 


Bei  den  angeführten  englischen  Schieneopreisen  von  4 £ 11  i 
ist  aber  das  erforderliche  Befestigungsmaterial  nicht  mit  einbegriffen 

Würde  der  Preis  für  englische  Schienen  in  gleicher  Weile, 
wie  der  für  deutsche  berechnet  worden  sein,  so  würden  die  eng- 
lischen Schienen  in  dem  vorliegenden  Falle  5 £ pro  Tonne  ge- 
kostet haben,  mithin  würde  die  Preisdifferenz  zwischen  englisch« 
und  deutschen  Schienen  inklusive  des  Befestigungsroaterials  nicht 
15  s pro  Tonne  zu  Gunsten  des  englischen  Fabrikats  betraget, 
wie  dies  aus  dem  angeführten  Artikel  folgt,  sondern  nur  6 d pro 
Tonne. 

Aber  um  selbst  aus  dieser  geringen  Differenz  ungünstig 
Schlüsse  bezüglich  der  Preise  für  deutsches  Material  zu  ziehen, 
müfsto  doch  mindestens  naebgewiesen  werden,  dafs  die  in  K*d« 
stehenden  Bestellungen  in  Deutschland  und  England  am  selb« 
Tage  gemacht  worden  und  die  deutschen  Preise  am  Bestellungsug* 
6 d pro  Tonne  thenrer  waren  als  die  für  das  englische  Fabrikat 
bezahlten. 

Denn  es  ist  eine  wohlbekannte  und  von  den  Konjunktur« 
und  Fluktuationen  des  Marktes  abhängige  Tbataacbe,  dafs  Prei*e, 
die  für  die  gleiche  Waare  im  deutschen  Markte  heute  vielleicht 
6 d höher  notirt  werden,  morgen  6 d weniger  als  die  anderwirt* 
geforderten  betragen. 

Wie  wir  weiter  erfahren,  bat  die  Direktion  der  bei  der  Sieht 
ioteressirten  Eisenbahngesellschaft,  welche  von  englischer  -Seite 
auf  die  angeblich  grofse  Preisdifferenz  aufmerksam  gemacht  worden 
war,  die  Sache  eingehend  untersucht  uud  sich  auf  Grund  dieser 
Untersuchung  über  die  aus  Deutschland  erhaltene  Lieferung,  sowohl 
biusichtlich  des  Preises,  wie  der  Qualität  ihre  volle  Zufriedenheit 
auagedrnckt 

Nord-Amerika. 

Die  amerikanische  Staatsschuld.  Geld  zu  besitzen,  kann  man  d«a 
Amerikanern  nachsagen.  Nach  dem  Ausweis  des  Finanzministerium! 
betrog  am  1.  Juni  d.  J.  das  im  Schatzamt  vorhandene  Geld  die 
ungeheure  Summe  von  466  Millionen  Dollars  und  die  National- 
schuld  war  in  dem  abgelaufenen  Monat  Mai  abermals  am  naben 
9 Millionen  heruntergegangen,  so  dafs  dieselbe  nur  noch  ungefähr 
1 300  Millionen  Dollars  netto  betrug,  wovon  ungefähr  1 100  Millionen 
verzinsbar.  Es  gab  eine  Zeit,  wo,  dank  dem  unseligen  Bürger- 
kriege, diese  Schuld  mehr  als  das  Doppelte,  nämlich  abzüglich  der 
nur  88  Millionen  in  der  Kasse,  2 846  Millionen  betrag.  Es  wjt 
am  31.  August  1865,  an  welchem  Tage  sie  ihren  höchsten  SJmö 
erreicht  hatte.  Seitdem  ging  sie  stetig  herab  und  in  den  oabtn 
22  Jahren,  die  seit  dem  Maximalstand  verflossen  sind,  bat  also  i» 
amerikanische  Volk  trotz  schlechter  Zeiten  und  Mifeverwalvm 
in  vielen  Dingen,  ungefähr  1 546  Millionen  Dollars  oder  70  Milliet« 
Dollars  jährlich  von  der  unproduktiven  Schuld  abarbeiten  können, 
die  ihm  durch  die  Aristokraten  des  Südens  und  die  eigensinniges  Fa- 
natiker des  Nordens  auferlegt  wurde,  — die  viel  gröfsmn  Zu- 
störungen, Verluste  und  Behinderungen  des  allgemeinen  Fortschritt* 
natürlich  gar  nicht  in  Anschlag  gebracht;  sie  berechnen  sich  osek 
Zehntausenden  von  Millionen. 

Diese  Summe  von  1 546  Millionen,  die  in  kurzer  Zeit  abbmiH 
worden  ist,  würde  ausreichen,  um  15  Mal  den  Suezkanal,  wal:- 
acheinlich  10  Mal  den  Panamakanal,  20  Mal  den  NicaraguaUcil. 
ungezählte,  der  Nation  gehörige,  billige  Eisenbahnen  zu  bww 
ükw.,  von  wobllhätigen  Nationaleinrichtungen  für  die  Masse  de* 
Volkes,  in  denen  selbst  die  meisten  Länder  der  alten  V<!t 
uns  entschieden  voraus  sind,  gar  nicht  zu  redeu. 

Doch  hat  die  Betrachtung  der  riesigen  Summen,  die  das  ameri- 
kanische Volk  für  einen  uonöthigen  (??)  Krieg  bat  bezahlen  müsst*, 
auch  seine  erfreuliche  Seite.  Dafs  es  dieselben  überhaupt  bat  b* 
zahlen  können,  während  die  europäischen  Nationen  nicht  dsn-t 
denken  können,  ihre  Schnlden  zu  verringern,  sondern  vielmtk; 
immer  tiefer  hineingerathen,  ist  ein  Beweis  der  nufserordcntlicbra 
Hülfsquellen  des  Landes  und  der  geistigen  Begabung  des  Volke*, 
wodurch  solche  erstaunliche  Resultate  möglich  geworden  sind.  Jeder 
neue  Schuldausweis,  den  das  Finanzministerium  in  die  Welt  seu* 
und  der  fast  ausnahmelos  eine  Reduktion  zeigt,  ist  daher  eine  ncuf 
Hoffnung  für  die  unvergleichlich  glückliche  Zukunft  des  Land«  - 

Nachschrift  der  Redaktion.  Der  Verfasser  der  vorstehenden  Zei!«r 
wolle  die  ungeheuren  Einnahmen,  welche  dem  amerikanischen  Fiskus  sllrt* 
durch  die  europäische  Einwanderung  und  die  durch  dieselbe  kttHivirVt 
Bodenflichen  zuöiefsen,  nicht  vergessen.  Diese  Ein  Wanderung  ist  der  en« 
und  dauernde  Stimulus  für  den  amerikanischen  Unternehmergeist  und  gie*4 
allein  schon  die  genügend«  Erklärung  für  die  günstige  Lage  der  Fininrn- 

Verbreitung  und  Beschäftigung  der  Einwanderer  in  den  Ver- 
einigten Staaten  von  Amerika,  mit  besonderer  Rücksicht  anf  dtt 
Deutschen.  Unter  diesem  Titel  veröffentlicht  Hinrich  Engel- 
brecht in  der  Zeitschrift  des  Kgl.  Pr.  Statistischen  Bureaus  (Heft  1 


1837. 


565 

EXPORT,  Organ  des  Centralvereina  für  Handeßgeographie  otc. 


Nr.  38. 


u.  3 Jahrg.  1887)  unter  Zugrundelegung  der  Zensnswerke  von  1870 
und  1880  eine  für  die  Beurtbeiiung  des  Antheil*  der  einzelnen  ein* 
gewanderten  Volkastimme  am  wirtschaftlichen  Leben  der  Union 
höchst  lehrreiche  Studie,  welche  als  eine  werthvolle  Ergänzung  des 
in  No.  20  d.  Bl.  besprochenen  Werkes  von  Alexander  Sapan 
„Archiv  für  Wirtschaftsgeographie  I.  Nord-Amerika  1880—1885“ 
betrachtet  werden  kann. 

ltn  ersten  Abschnitt  seiner  Arbeit  untersucht  der  Verfasser, 
welche  Theile  der  Ver.  Staaten  die  grüßte  Anziehungskraft  auf  den 
europäischen  Einwanderer  gehabt  haben,  und  weiat  zunächst  nach, 
dass  der  Süden  im  Allgemeinen  gemieden  wird.  Kaum  1%  der 
Einwanderer  findet  sich  in  den  ländlichen  Distrikten  der  filteren 
Küstenstaaten  zwischen  dem  Potomac  and  dem  Tombigbyfiusse 
höher  steigt  die  Ziffer  dagegen  in  den  Uferstaaten  des  unteren 
Missisippi  (2  bis  8°/o)  uud  io  den  größeren  Studien,  aber  nirgends 
finden  wir  eine  so  dichte  Verkeilung  der  Eingewanderten  als  durch- 
weg io  den  Nordataaten,  obgleich  auch  in  diesen  manche  Verschie- 
denheiten in  der  Dichtigkeit  der  Besiedelung  hervortreten.  Die 
Breite  von  Chicago  scheint  eine  Grenzscheide  zwischen  einem  nörd- 
lichen, vorwiegend  durch  Eingewanderte,  nnd  einem  südlichen, 
hauptsächlich  durch  Amerikaner  besiedelten  Gebiete  zu  bilden. 
Thatsache  ist  es,  dafs  fast  in  sämmtlichen  Staaten  der  Antbeil  der 
Eingewanderteu  in  den  GrofsstÄdten  höher  ist,  als  in  den  ländlichen 
Distrikten,  uud  dafs  nur  die  Ackerbaugegenden  in  dem  nördlichen 
Präriegebiete  hiervon  eine  Ausnahme  machen.  Dafs  im  Allgemeinen 
der  Norden  vor  dem  Süden  bevorzugt  wird,  dürfte  sowohl  auf  die 
Ungunst  des  Klimas,  als  auf  die  agrarischen  Verhältnisse  and  auf 
das  Vorwiegen  des  farbigen  Elementes  in  den  Södstaaten  zurück- 
zuführen sein. 

Die  geborenen  Amerikaner  sind  verbfiltnifsmfirsig  mehr  in  den 
ländlichen  Distrikten  als  in  den  Großstädten  vertreten,  nur  in  dem 
erwähnten  Präriegebiete  stehen  sie  den  Eingewanderten  an  Zahl 
nach,  ln  Wisconsin  waren  z.  B.  1870  nur  44%,  in  Minnesota 
43,2%  uud  in  Dacota  49. r.  % der  mit  Landbau  beschäftigten  Per- 
sonen Amerikaner,  uud  in  den  beiden  letztgenannten  Staaten  war 
dieses  Verhältnis  bis  zum  Jahre  188t)  sogar  noch  erheblich  herab- 
gesunken,  nämlich  in  Minnesota  auf  40,?  und  in  Dacota  auf  43,9%. 
Die  Amerikaner  scheinen  sich  demnach  in  den  genannten  Staaten 
von  der  Landwirtschaft  mehr  und  mehr  abzuwenden 7 eine  That- 
sache, die  der  Verfasser  übrigens  auch  für  andere  Landesthcile 
konstatiren  zu  können  glaubt,  und  zwar  mit  dem  Zusatz,  dafs  sich 
die  vom  Landbau  zurückziebenden  Eingeborenen  weniger  dem 
Gewerbefieifs  als  dem  Handel  znwenden.  Verhältnifsmfifsig  viele 
Amerikaner  sind  allerdings  in  solchen  Industriezweigen  tb&tig,  in 
welchen  die  Arbeit  zum  grofsen  Theile  von  Kindern  und  jungen 
Mädchen  verrichtet  wird,  was  durch  die  Abneigung  der  jungen 
Amerikanerinnen  gegen  den  Dienst  in  einem  fremden  Haushalt  er- 
klärlich, aber  der  Handel  sagt  ihnen  im  Ganzen  doch  ungleich  mehr 
zu  als  das  Gevrcrbe.  Sodann  aber  nehmen  die  Amerikaner  ln  ihrem 
Lande  diejenigen  Stellungen  ein.  welche  eine  gute  Erziehung  vor- 
aussetzen, so  dafs  sie  unter  Schriftstellern,  Journalisten,  Advokaten, 
Aerzten,  Predigern,  Offizieren,  Staatsbeamten  usw.  das  vorwiegendste 
Element  bilden. 

Aehnlich  verhält  es  sich  mit  den  zahlreich  einwandernden, 
die  Landessprache  vollkommen  beherrschenden  Kanadiern,  doch 
liefern  diese  einen  verbältuißmfißig  weit  höheren  Prozentsatz  der 
gewerbetreibenden  Bevölkerung  als  die  Yankees,  wenn  sie  auch 
weniger,  als  die  europäischen  Einwanderer  den  Grofsslfidten  Zuströ- 
men. 1870  waren  sie  in  dieseu  mit  3,5,  1880  mit  6,4,  in  den  länd- 
lichen Distrikten  dagegen  1870  mit  9,i  und  1880  mit  12,?  % unter 
den  Eingewanderten  vertreten.  Im  Allgemeinen  halten  sie  sich 
mehr  in  den  kleinen  uud  mittelgrofscn  Städten  als  die  Europäer 
auf  und  wenden  sich  dem  Ackerbau  weniger  zu  als  diese. 

Die  Engländer,  welche  1870  mit  13, 9 und  1880  mit  13^% 
unter  den  Fremden  in  den  Ver.  Staaten  vertreten  waren,  werden 
relativ  zahlreicher  iu  den  ländlichen  Distrikten,  als  in  den  Gress- 
städten angetroffen,  auch  sie  nehmen  unter  den  vornehmen  Berufs- 
arten eine  hervorragende  Stellung  ein,  doch  besitzen  die  Amerikaner 
nicht,  wie  man  häufig  glauht,  ein  Uehergewicbt  im  Handel;  hervor 
ragend  ist  dagegen  ihr  Antbeil  an  der  Montanindustrie  und  im  Ma- 
schinenfach. 

Wesentlich  anders  ist  die  Stellung  der  Irländer.  Sie  bilden 
bekanntlich  den  gröfsten  Brucbtbeil  unter  den  Eingewanderten  und 
fiberwiegen  namentlich  in  den  Neu  - England  - Staaten.  Ia  nicht 
weniger  als  83  Staaten  und  Territorien  steht  ihr  Antbeil  unter 
sfimmtlichen  erwerbstätigen  Eingewanderten  über  dem  Durch- 
schnitt, doch  sammeln  sie  sich  mehr  als  irgend  eine  andere  Natio- 
nalität in  den  grofsen  Städten.  1870  war  ihr  Anteil  in  denselben 
42,9,  io  den  ländlichen  Distrikten  30,5%  1880  dagegen  in  ersteren 
86,0,  in  letzteren  28,i  % der  gesummten  fremden  Bevölkerung. 


Mehr  wie  irgend  eine  andere  Nationalität  sind  sie  mit  niedrigen 
Arbeiten  beschäftigt,  und  höhere  Posten  in  der  Verwaltung  fallen 
ihnen  nur  zu,  weil  sie  bei  ihrer  grofsen  Wäblerzahl  einen  wich- 
tigen politischen  Faktor,  mit  dem  man  zu  rechnen  hat,  bilden. 
Ihr  Antbeil  am  Handel  ist  sehr  gering. 

Den  Irrländern  an  Zahl  nahestehend  sind  die  Dentschen.  1870 
bildeten  sie  31  und  1880  99g % der  fremden  Bevölkerung  der 
Ver.  Staaten.  Ihr  eigentliches  Verbreitungsgebiet  ist  West-Virginia, 
Kentucky,  Ohio,  Illinois  und  Wisconsin,  während  sic  an  der  atlan- 
tischen Küste  außer  in  Kicbmond,  Cbarleslon,  Wiliuiogton,  Balti- 
more und  den  ländlichen  Distrikten  von  Marylaud  nur  schwach 
vertreten  sind  und  die  Neu-England-Staaten,  Delaware,  Utah,  Da- 
cota, Montana,  Wyoming  und  die  ländlichen  Distrikte  von  Kolorado 
zu  meiden  scheinen.  Sie  strömen  ebenso  den  grofsen  Städten  aia 
den  Ackerbaugebieten  zu,  und  aufser  Baltimore  im  Osten  tragen 
die  grofsen  Städte  des  Westens:  Milwaukee,  St.  Louis,  Detroit, 
Louisville  und  Cincinati  einen  ausgeprägt  deutschen  Charakter. 
Wo  die  Deutschen  indefs  die  ländlichen  Distrikte  aUfsucben,  be- 
schäftigen sie  sich  mehr  mit  Ackerbau,  als  mit  anderen  Erwerbs- 
zweigen. 1870  bildeten  sie  von  der  im  Landbau  beschäftigten 
fremden  Bovölkerung  86,3  und  1880  36, 1%,  in  den  Großstädten 
dagegen  1870  84,7  und  1880  33%.  ln  gewerblicher  Hinsicht  liegt 
ihre  Stärke  in  den  mehr  handwerksmäßig  betriebenen,  aber  guten 
Geschmack  und  technische  Fertigkeiten  voraussetzenden  Industrie- 
zweigen, namentlich  in  der  Verarbeitung  von  Holz  und  Leder. 
Fast  ausschließlich  in  ihren  Händen  liegt  auch  die  Tabak  Industrie, 
das  Brauer*  und  Brennergewerbe,  sowie  die  Herstellung  von  Mine- 
ralwasser. Im  Handel  treten  sie  den  Amerikanern  und  Engländern 
völlig  ebenbürtig  zur  Seite  und  namentlich  im  Handel  mit  Tabak 
und  Zigarren,  Papier,  Schuhzeug,  llerrenkleidern,  Luder  und  Häuten 
sind  sie  allen  anderen  Nationalitäten  überlegen. 

Uber  die  Verbreitung  der  Deutschen  nach  Stämmen  bat  der 
Verf.  interessante  Daten  zusammeogestellt,  auf  die  wir  hier  aber 
ebenso  wenig  eingehen  können,  als  auf  seine  Mittheilungen  über 
dio  Einwanderung  and  Verbreitung  von  Holländern,  Schweizern, 
Ocsterrcichcrn,  Ungarn  nnd  Polen.  Es  sei  nur  erwähnt,  dafs  die 
polnische  Einwanderung  seit  1870  bedeutend  zugenommen  und  sich 
in  den  westlichen  Staaten,  namentlich  in  Illinois,  konzentrirt  hat. 
Das  Aaswanderungsfieber  verbreitet  sich  offenbar  von  West  nach 
Ost  und  ergreift  jetzt  mehr  und  mehr  die  slaviscben  Völker. 

Auch  die  Auswanderung  der  Skandinavier  verbreitete  sich  von 
West  nach  Ost  Den  Dänen  folgten  die  Schweden  und  Norweger 
und  1870  bildeten  diese  Stimme  bereits  8,1%  1880  sogar  llj% 
der  im  Landbau  beschäftigten  eingewanderten  Bevölkerung  der 
Ver.  Staaten,  während  ihr  Prozentsatz  unter  der  ges&mmtcn  er- 
werbstätigen Bevölkerung  1870  4,i  uud  1880  5,9  ausmachte.  Es 
zeigt  sich  demnach  bei  den  Skandinaviern  ebensowenig  wie  hei 
den  Deutschen  eine  steigende  Abneigung  gegen  den  Landbau, 
welche  sich  für  die  englisch  redenden  Einwanderer  fustatcllen  läßt, 
nnd  ist  es  also  auch  begreiflich,  dafs  sie  sich  vorzugsweise  den  nord- 
westlichen Tbeilen  der  Prfiriestaaten,  wo  ihnen  verbfiltnifsrnfifsig 
die  beste  Gelegenheit  geboten  ist,  Ackerbau  zu  treiben,  zuwendeo. 
In  Bezug  auf  sonstige  Gewerbe  sehen  wir  sie  in  der  Tischlerei 
und  als  Fischer,  Matrosen,  Segelmacher,  Schiffszimmcrleute,  Flöfser 
und  Holzfäller  vorzugsweise  tätig.  — 

Die  Einwanderung  aus  romanischen  Ländern  ist  im  Verhält- 
nis zur  Gesammteinwanderung  gering.  Das  eigentliche  Verbrei- 
tungsgebiet der  Franzosen  liegt  an  der  Mündung  des  Missisippi, 
wo  sie  in  Louisiana  Land  27,3,  in  New-Orleans  19,i  in  Mobile  7.5 
und  in  Miasisippi  6,9%  der  fremden  Bevölkerung  bilden.  Auch  in 
Säo  Francisco,  Caüfornien  Land,  Neu  Mexico,  Colorado,  Nevada, 
Oregon,  Washington  und  Montana  trifft  mau  sie  zahlreicher,  doch 
trägt  ihre  Einwanderung  mehr  einen  städtischen  Charakter.  Wo 
sie  auf  dem  Lande  thätig,  beschäftigen  sie  sieb  vorzugsweise  mit 
Milchwirtschaft,  Weinbau  und  Gärtnerei,  im  städtischen  Gewerbe 
dagegen  mit  der  Fabrikation  von  k&ostlichen  Blamen  n.  dgl. 

Eine  untergeordnete  Stellung  im  amerikanischen  Leben  nehmen 
die  von  Jahr  zu  Jahr  zahlreicher  ein  wandernden  Italiener  ein. 
Wie  io  Europa  und  8üd-Amerika  liefern  sie  auch  in  den  Ver  Staaten 
das  Hauptkontingent  der  Eisen bahnarbeiter  oder  suchen  sich  durch 
allerlei  niedrigere  Gewerbe  in  den  großen  Städten  Geld  zu  ver- 
dienen, um  dasselbe  später  womöglich  in  der  Heimath  zu  ver- 
zehren, weswegen  man  ihnen  in  der  Presse  bereits  dun  Namen  der 
„Chinesen  des  Ostens“  gegeben  hat. 

Ober  die  Verbreitung  und  Beschäftigung  der  wirklichen  Chi- 
nesen finden  wir  in  der  vorliegenden  Arbeit  leider  keine  näheren 
Angaben,  doch  ist  darüber  ja  sonst  schon  viel  veröffentlicht  worden. 

ln  seiner  Scblufsbelrschtung  weist  der  Verf.  nach,  dafs  unter 
den  Einwanderern  die  Engländer  und  die  Deutschen  den  höchsten 
Rang  uinnehmcü,  weun  sich  auch  bei  den  letzteren  das  Samenkorn 


tfr.  88. 


1887 


56« 

EXPORT,  Orgtn  de«  CeotraWereine  ffir  Handelsgeographie  etc. 


de«  NationaHUtsbewufstaeios  *u  langsam  entwickelt  hat,  um  dem 
angelsächsischen  Einflüsse  Widerstand  entgegensetzen  zu  können« 
Er  ist  der  Ansicht,  dafs  sich  nirgendwo  in  der  Union  die  deutsche 
Sprache  auf  die  Dauer  wird  erhalten  lassen  und  dafs  insofern  di« 
deutsche  Auswanderung  nach  Nord-Amerika  als  ein  schwerer  Ver- 
lost für  die  deutsche  Nation  zu  betrachten  ist  Er  weist  aber  auch 
darauf  bin,  dafs  ungefähr  am  das  Jahr  1890  die  öffentlichen 
LSndereien  der  Union  soweit  in  Privatbesitz  übergegaogen  sein 
werden,  dafs  kein  freies  Land  för  Heimstätten  mehr  ftbrig  bleibt, 
dafs  die  dörre  8tcppe  am  Fufse  des  Felseogebirges  der  Beaiedelung 
Einhalt  gebieten  und  der  Höhepunkt  der  deutschen  Auswanderung 
nach  den  Ver.  Staaten  noch  vor  Ende  dieses  Jahrhunderts  über- 
schritten sein  wird,  und  er  ist  gleich  uns  der  Ansicht,  dafs  dann 
noch  dringender  als  beute  die  große  Aufgabe  an  die  deutsche 
Nation  herantreten  wird,  die  Auswanderung  in  der  gemlfsigten 
Zone  jenseits  des  Äquators  zu  konzentriren.  Vielleicht  sorgt  die 
in  den  Ver.  Staaten  immer  schärfer  hervortretende  Anti-Einwaode- 
rungsbflwegung  sogar  dafür,  dafs  dieser  Zeitpunkt  noch  beschleunigt 
wird,  und  wollen  wir  nur  wünschen,  dafs  man  uns  nicht  so  ganz 
anvorbereitet  finde,  wenn  die  Macht  der  Verhältnisse  dem  deutschen 
Aus wandorungsstrom  in  seiner  heutigen  Richtung  Einhalt  gebietet 

Der  Verf.  bat  Recht,  wenn  er  behauptet,  dafs  in  einer  Zeit, 
in  welcher  die  ersten  grofsen  Aufgaben  praktischer  Kolonialpolitik 
an  ans  herangetreten  sind,  eine  genaue  Kenntnifs  der  Fähigkeiten, 
durch  welche  die  einzelnen  Nationalitäten  in  dem  Völkergemenge 
moderner  Kolonien  sich  Geltung  verschaffen  and  die  hierauf  sich 
gründende  richtige  Benrtbeilnog  der  einzelnen  Volksstftmme  be- 
sonders wichtig  ist  und  da  seiue  Arbeit  dazu  einen  schätzen»- 
wertben  Beitrag  liefert,  so  empfehlen  wir  ihr  Studium  allen  Denen, 
die  von  der  Nothwcndigkeit  einer  zielbewufsten  Auswanderung»- 
politik  Überzeugt  sind,  aufs  Wärmste.  Erwähnen  wollen  wir  nur  noch, 
dafs  der  Abhandlung  eine  sanher  ausgeführte  Karte  beigegeben, 
welche  die  Verbreitnng  und  Dichtigkeit  der  Einwanderer  in  den 
Ver.  Staaten  nach  den  hauptsächlichsten  Nationalitäten  für  1880 
znr  Darstellung  bringt  nnd  da»  Verstlndnifs  des  Textes  wesentlich 
erleichert  — 

Süd -Amerika. 

Brasiliens  neuer  Zolltarif.  Dccret  Nr.  9746  vom  28.  April  1887,  di« 
Einführung  dos  Zolltarif«  und  der  Zollverfugungan  im  Allgemeinen  betreffend 

Ich  befinde  für  gut  unter  Bezugnahme  auf  die  im  Artikel  9 § 1 des  Gesetz«« 
Nr.  3313  vom  16.  Oktober  188(5  gegeben«  Befugmß  anzuordnen,  dafs  ln 
den  Zollhäusern  des  Kaiserreiches  der  Zolltarif  und  die  ihn  begleitenden 
allgemeinen  Bestimmungen  beobachtet  werden,  wl«  solche  gemäß  der  oben 
ungezogenen  Befugnifs  ausgearbeitet  worden  stad. 

Francisco  B«lisario  Soar«s  de  Soma,  von  Meinem  Staatsrath, 
Minister  und  Staatssekretär  der  Finanzen,  auch  Präsident  dm  Schatz* Tribunal», 
verfahre  dementsprechend  und  lasse  es  »0  ausfübren.  Rio  da  Janeiro,  den 
22.  April  1887,  im  66.  Jahre  der  Unabhängigkeit  und  de«  Kaiserreiches. 

F.  Bolissrio  Soarc«  de  Soma.  Imperador. 

Allgeneine  BestUumaagoB. 

Verbrauchssteuern  oder  Zölla. 

Art.  I.  Den  im  Zolltarife  festgesetzten  Zöllen  sind  alle  fremden  für  den 
Verbrauch  in  Brasilien  bestimmten  Waaren  unterworfen , ausgenommen  die 
im  Art.  3 aufgeführten. 

Für  fremden  Ursprungs  gelten: 

§ 1.  Alle  aus  einem  fremden  Lande  direkt  oder  im  Transitverkehr 
eingefölirten  zur  Zollabfertigung  gelang  t-ndan  Waaren,  mögen  sie  gekommen 
aein  in  einem  Schiffe,  darr  willentlich  oder  durch  höhere  Gewalt  ge- 
zwungen einlief. 

§ 2.  Die  Fracht  und  aller  Zubehör  von  Seefahrzeogen,  die  Maschinen. 
Vorräthe,  Ausrüstung,  die  Munition  und  übrige  Ausstattung  auf  Kriegs-  und 
Handelsschiffen  und  selbst  die  Wracks  fremder  Schiffe,  sobald  dergleichen 
iu  den  Konsum  übergeht. 

§ 3.  Die  zu  Schiffen  gehörigen  Boote,  sobald  sie  in  irgend  einem 
Hafen  des  Reichs  verkauft  werden  oder  sonst  in  brasilianischen  Besitz 
gelangen. 

§ 4.  Diejenigen  fremden  Waaren,  welche,  obeehon  durch  Erlegung  des 
ZolLos  bereits  oationaliairt,  von  einem  zum  anderen  Zollhafen  Brasilien«  ohne 
Deapacho  (Zollpaß)  versandt  werden. 

§ 5.  Nationalwaarc,  die  ohne  Deepaeho  von  einem  zum  anderen  Hafen 
des  Reichs  geht,  sofern  sie  nicht  auf  den  ersten  Blick  von  ähnlicher  fremder 
Waarc  zu  unterscheiden  ist. 

§ 6.  Vom  Meere  an 's  Ufer  gewpütte  oder  schwimmend  angetroffene 
oder  vom  Meeresgründe  beraufgeeogen«  Waaren,  gemäß  Art.  319  der  Zoll- 
bMBgesrtze. 

Art.  II.  Den  in  Tabelle  B festgesetzten  Zeilen  unterliegen  die  dort  be- 
sonders aufgeführten  Waaren,  welche  in  den  Zollhäusern  von  Porto  A legre, 
Rio  Grande  do  Sul,  Uruguay«»  und  Alhuquerque  zur  Zollabfertigung  gelangen. 
Einziger  Paragraph.  Diejenigen  Waaren  jedoch,  welche,  obsebon  in  vorgenannten 
Zollhäusern  allgefertigt,  aus  irgend  welchem  Grunde  von  da  nach  einem  an- 
deren Zollhafen  des  Reichs  versandt  werden,  haben  alsbald  und  im  Voraus 
den  Diflerenzbetrag  zwischen  den  AusnabmezoHsütcen  obiger  Häfen  und  denen 
de«  allgemeinen  Tarife  su  erlegen,  webet  der  Posten  in  d«n  Daepaeho  ein- 


getragen wird.  Falb  diese«  nicht  beobachtet  wird,  ist  im  Ankuofbba/m 
jener  Diffierenzbetrag  doppelt  zu  bezahlen. 

Anmerkung  des  Übersetzers.  Der  Umstand,  dab  in  dam  unge- 
heuren Gebiete  des  brasilianischen  Reiches  die  Vcrkehrogelegetiheitea  **or 
ungleich  ausgetbellt  sind,  dafs  Matto  Grosso  in  Folge  seiner  Abgelegenkeil, 
di«  Provinz  Rio  Grunde  in  Folg«  der  die  Schifffahrt  heinmeuden  berüchtigte: 
Barre,  nur  unter  höherem  Aufwand  für  Transport  «Ich  ihre  Einfuhr  ermSf- 
lieben  können,  hat  dazu  geführt,  den  Zollämtern  genannter  Provinzen  Hib- 
sichtlich  gewisser  Hauptverbrauchsgegenstinde  einen  Spezialtarif  aufn- 
machen,  dar  für  jene  Gegenden  wesentliche  Zollerlriehterungan  mit  ski 
bringt.  Das  Bestreben,  auch  die  Uinnentäadereien  des  Reichs  der  Kultur  u 
erschließen,  würde  gar  nicht  durchxaf  übreu  »«in,  wollte  man  dort  die  Lebens- 
bedürfnisse “noch  durch  Zölle  vertheuern,  die  sich  eben  am  KüsteuzauU'. 
welcher  am  offenen  Weltverkehr  liegt,  noch  ertragen  lassen.  Übrigen»  bzi 
auch  die  Rücksicht  auf  die  Nähe  der  La  Plata-Handelsgobiete  und  die  data 
drohende  Gefahr  de»  Schmuggel»  das  ihrige  zur  Aufmachung  des  in  Kodi 
stehenden  Sonder-Tarifs  beigetragen.  Hier  mag  noch  ausdrücklich  bemerk- 
werden,  dafs  In  Rio  Waare  iu  großen  Mengen  verkauft  wird,  die  von  bwr 
aus  nach  Matto  Grosso  unter  Erfüll  trag  der  Zollformalitäten  abgefertigt  nad 
dort  verzollt  wird,  und  natirUeb  zum  ermäfeigten  Zoltsatse.  Dakar  ca  » 
an  Nachfrage  nach  noch  unverzollt  im  hieeigen  Zollhaus«  liegenden  Getan 
fohlt,  für  welche  oft,  «ben  ihres  NichtvorzoitUeina  wegen,  gern  etwas  isrtr 
angelegt  wird.  Wie  bekannt,  ist  der  Zoll  ein  Werthzoll  (ad  vaJorcm  , der 
Tarifsatz  ist  dna  Resultat  einer  Abschätzung,  die  in  demselben  so  o&d  *■ 
viel  vom  Werth  der  Waare  atisdrücken  will.  Von  Scbuhwerk  will  min  airi 
dem  Tarif  einen  Zoll  erheben,  der  50  % der  Waare  glelchkommt;  In  obtgea 
Ausfuhrhäfen  aber  erhebt  man  «inen  Zollsatz,  der  nur  30®,'«  entspricht,  alte 
in  Porto  A leere  z.  B.  nicht  halb  soviel,  denn  in  Rio  de  Janeiro.  Dm  gilt 
für  folgende  Waaren: 

Schuhwerk 

Alle  Seidengewebe  ...» 

Wollonene  und  baumwollene  Flanelle,  bsumwol-  \ 
lone  Cwwineta,  Hosen-  und  Bettzeug«,  Sbawls, 

Strümpfe,  ilemdentucha,  Hemden,  Unterhosen,  :■ 

Spitzen,  wollene  Alpacaa,  Strumpf«,  Tuche,  I 
Buckskins,  fertige  Kleider,  leinene  Wäsche  . ' 

Baumwollene  Bareges  uud  Tariatans,  Musaeline,  1 

Shirtings,  wollene  Shawls / 

Wollene  ßaröges,  Gaze  ......... 

Eisendeaht  in  Kisten 


Zollsatz  dar  Aas 
Dkhmeh&fea 

da  T«r* 

20», 

50% 

30% 

«0% 

30“/. 

48% 

20», 

48% 

U% 

48% 

10»/, 

»•e 

Zollfreiheit. 

Art.  III.  Nach  Beibringung  gehörig  beglaubigter  Unterlagen,  wf«  solch« 
der  Zollinspektor  oder  Verwalter  einer  NebenzolletelJe  für  nölbig  enehten 
wird,  kann  folgenden  Waaren  und  Gegenständen  Befreimag  von  Zell  »ge- 
standen werden: 

§ 1.  den  Mustern  ohne  Werth  oder  von  geringfügigem  Wertbe. 

Ala  solch«  sollen  angesehen  werden  die  Abschnitzel  oder  7Wk 
(fragmen  toi]  irgend  einer  Waar«,  insofern  das  Quantum  nicht  mehr  danvut, 
als  eben  zur  Erkenntniß  der  Natur,  Art  und  Beschaffenheit  einer  Wz*» 
hinreicht,  und  deren  Stcuerpflicbtigkeit  die  Summe  von  500  reis  per  Most 
Kollo  nicht  überschreiten  würde. 

§ 2.  den  Maschinen-,  SchilW-  und  Werkzeugmodellcn,  wie  üb*rtw?< 
jeder  industriellen  Erfindung  oder  Verbesserung. 

§ 8.  den  Ackerbaugerithen,  dem  Handwerkszeug  und  Hausrat*  ♦«- 
wandernder  Kolonisten  und  Handwerksr,  soweit  dergleichen  zu  dem  Ge- 
werbebetrieb und  Haushalt  erforderlich  ist  und  in  •einer  Menge  da.  ftr  d« 
eigenen  Gebrauch  Unentbehrliche  nicht  überschreitet 

§ 4.  den  Lebensmitteln,  welch«  einwandernde  Kolonisten  etv*  nit- 
bringen  mußten,  um  davon  bis  zu  ihrer  Unterbringung  zu  zehren 

§ 5.  allen  Gegenständen,  welche  nach  Brasilien  kommende  Gesaodtr 
nnd  fremde  Geschäftsträger  und  überhaupt  alle  im  diplomatischen  Kt** 
ange« teilte  Poreoneu  zum  Rigcngebrauch  mit  »ich  bringen,  in  Gemäßheit  4» 
Art.  1 de«  Dekrets  Nr.  2032  toiu  11.  Novbr.  1867. 

§ 6.  den  Waaren  und  Effekten,  eingeführt  durch  Gesandt«  und  dipkr 
malische  Geschäftsträger,  welche  am  kaiserlichen  Hofe  beglaubigt  sind,  g*n^* 
den  im  angeführten  Dekret  Nr.  2032  vom  11.  Novbr.  1857  getroffen«  S* 
Stimmungen;  und  ferner  den  Möbeln  und  sonstigen  Gegenständes  rts 
F.igengebr&uche  der  Konsuln,  insoweit  dergleichen  zur  ersten  Kinricktof 
nötbig  ist. 

9 7.  den  Gebrauch»-  und  dienstlichen  Gegenständen  dar  Vorf«*tr:(t 
beimkehrender  brasilianischer  diplomatischer  Gesandtschaften  nach  varberil* 
Verständigung  mit  dem  Minister  dos  Auswärtigen. 

§ 8.  den  Gätern  und  Gegenständen , «ngafäfart  zum  Gebrauchs  «d 
Kriegsschiffen  befreundeter  Nationen,  für  deren  Offiziere  nnd  MannsciuA 
mögeu  die  Waaren  nun  auf  Transportschiffen  jener  Staaten  oder  in  P«1- 
und  Handelsschiffen  einlreffen,  nach  vorangcg&ngenem  Ansuchen  der  M' 
ständigen  Gesandtschaft  oder  de«  Oeech waderctefs  selber. 

§ 9.  allen  Erzeugnissen  der  Kationalindustrie,  welche,  nachdem  **- 
geführt,  mit  irgendwelcher  Scbiffigelcgenbelt  in«  Reick  zorückkahren, 
gesetzt  jedoch:  1.  daß  sie  von  ähnlicher  Waare  fremden  Ursprungs  deatto* 
zu  unterscheiden  sind;  2.  dafs  aie  innerhalb  eine*  Jahres,  gereekaet  M* 
Tage  ihrer  Ausfahrt  aus  einem  brafüUanUcheu  Hafen,  zursekkehren;  3.  daß 
sie  begleitet  «eien  von  einer  Bescheinigung  des  Zollamt««,  in  dem  sU 
Rückreise  abgefertigt  worden,  und  daß  diese  Bescheinigung  durch  *h«n 
brasilianischen  Kousulsragenten  und,  wo  der  fehlt,  in  der  Welse  begtnhip 
»ei,  wie  Art.  369  der  Zollamtsgcaetze  vorschroibt. 

5 10.  Erzengnßsen  der  NationaUnduntrie,  die  einen  Hafen  dee  R*i** 
als  Fraebl  von  Schiffen  verließen,  welche  hernach  noch  in  Brasilien  »i«* 


1887. 


»67 

EX  l'OKT,  Orfwi  des  Central  Vereins  ffif  HandelsgseKrapbie  etc. 


Nr.  38. 


landeten  oder  strandeten,  sod&fi  erwähnte  Wearen  tun  Verkauf  kamen, 
bleibt  es  zweifelhaft,  ob  die  gerettete  Waare  nationale»  oder  fremdtu  Ur- 
sprung«*, so  fallt  die  Steuerbefreiung  alsbald  weg. 

§ II.  den  luetrumeoten.  Buchein  and  Gerithscheiten  tum  Eigengebrauche 
der  Gelehrten,  deren  Ziel  die  Durchforschung  Brasiliens  ist. 

§ IS  don  Kleidern  der  Reitenden,  ihren  Instrumenten  und  zun  täg- 
lieben  Gobraucb  nölhigeu  Gegenständen. 

§ 13.  den  Kleidern  der  Schiffer  und  Seeleute,  nautischen  Instrumenten, 
Büchern,  Karten  und  *ozutigen  Gegenständen  ihres  Gewerbes,  mögen  »re 
dergleichen  an  Bord  lassen  oder  von  dort  beim  Verlassen  der  Schiffe,  auf 
denen  eie  dienten,  mit  eicb  nehmen. 

$ 14.  Kaufmännischen  Geschäftsbüchern  und  irgendwelchen  Hand- 
schriften ; Femilienbildera,  Büchern  im  Gebrsucb  der  Reisenden,  vorausgesetzt, 
dafr  ein  Werk  in  nicht  mehr  denn  einem  Exemplar  vertreten  sei;  fertigen 
und  unvollendeten  Zeichnungen  und  Skizzen,  Künstlern  gehörig,  die  sich  im 
Kaiserreich  aufbeiten  wollen,  und  überhaupt  den  Gerithea  und  Dingen,  deren 
sie  bei  Ausübung  ihrer  Kunst  oder  Profession  benöthigt  sind. 

$15.  den  Koffern  und  Reisosäckeo  Im  Gebrauche  der  Reisenden,  der 
Seeleute,  nothwendig  zum  täglichen  Kigengebraucbe  während  der  Reite. 

| 16.  den  Edelsteinen  und  Geschmeiden  Im  Gebrauche  der  Rettenden 

§ 17.  alten  Werken  aus  Edelmetall,  sobald  sie  unbrauchbar  gemacht 
sind;  den  Betheiiigteu  steht  ee  frei,  die  Zerstörung  vor  der  Zollabfertigung 
Torzunehmen,  wenn  das  nicht  schon  vorher  geschehen  Min  sollte. 

§ 18.  den  Fässern  und  Kisten,  den  Gefäfsen  aus  gewöhnlichem  dun- 
kalem,  blauem  oder  grünlichem  Glas,  aus  Tbon  oder  ordinärer  Steinmesae, 
den  Budison  und  Bülten  aus  Blech,  Riten,  Blei,  Zinn  oder  Zink,  den 
Säcken  und  Höllen  aus  rohem  WebatofT  und  überhaupt  allen  übrigen  ähn- 
lichen Verpackung*-  und  Verfüllung«  • Gerätbeo,  in  denen  sich  Waeren  be- 
finden, die  nicht  etwa  einer  Verzollung  nach  Bruttogewicht  unterworfen  sind. 
Kommen  genannte  Gorätho  Leer  oder  durch  Irgendwelche  Ursache  entleert, 
oder  kommen  sie  gesondert  von  der  Waare,  zu  der  sie  gehören,  so  kommt 
die  Zell  frei  beit  in  Wegfall. 

§19.  dem  Stroh,  Heu  usw.,  das  im  Verpackungsger&th  als  Füll-  und 
Schutzmittel  der  Waer«  gedient  und  sonst  zu  anderem  Gebrauche  un- 
nütz ist. 

§ 30.  den  fremden  Waaren,  für  welch«  an  einer  zuständigen  ZolleteUe 
die  Steuer  schon  erlegt  ist,  und  die  hernach,  in  nationalen  oder  fremden 
Schiffen  verfrachtet,  einen  anderen  Zolihafen  aufm  eben,  begleitet  von  der 
vorgesofariebenen  Zolldeklaration. 

$ 21.  allen  Dingen,  deren  zollfreier  Eingang  durch  den  Tarif  selber 
gewährleistet  ist. 

Anmerkung  dee  Überteuere.  Hierher  gehören  Bienen  in  Körben, 
Vögel  (Zier-  und  Singvögel  zahlen  aber  Zoll),  Seidenraupen,  Fische  (Luxus- 
fische  aber  und  gesalzene,  marinlrte  Waare  zahlen  Zoll),  Tbiere  (mit  Aus- 
nahme der  im  Tarif  als  zollpflichtig  genannten,  worunter  Pferde,  Rindvieh, 
Schweine,  Schafe,  Ziegen,  sowie  wilde  Thiere),  lebende  Pflanzen,  Sämereien, 
Wurzeln  und  Knollen,  soweit  dergleichen  zur  Aussaat  und  Auspflanzung, 
nicht  zum  Verzehr,  bestimmt  ist,  Manuskripte  aller  Art  und  Gold  und  Silber 
in  Barren,  Staub,  Erz,  in  Bruch  oder  gemauzt. 

§ 33.  den  Gütern,  deren  zollfreier  Eingang  durch  ein  Speüalgeactx 
verfügt  ist  oder  bedungen  durch  Vertrag  der  Kaiserlichen  Regierung  mR 
einer  Person,  Gesellschaft  oder  Gruppe,  national  oder  staatafiemd,  in  Ge- 
mäfsheit  des  2.  Theils  vom  Art.  16  des  Gesetzes  Nr.  3339  vom  3.  Septem* 
ber  1884  und  Art  8 des  Gesetzes  Nr.  3313  vom  16.  Oktober  1586- 

$ 33.  den  Waaren,  welche  direkt  für  Rechnung  und  zum  Dienste  des 
Staats  eingeführt  werden. 

$ 24.  den  den  Provinxialregierungen  gehörigen  Waaren,  direkt  für  deren 
Rechnung  «»geführt  und  zum  öffentlichen  Dienst  bestimmt 
35.  dem  Fang  der  nationalen  Fischerei. 

26.  Jen  Waaren,  welche  in  Tabelle  T dos  Anhangs  der  Zolihaus- 
gesetzsammlung  erwähnt  sind,  sobald  sie  zw  Land  oder  über  B'uueowäseer  in‘s 
Reich  kommen,  gemäht  don  mit  den  Grenzstaaten  abgeschlossenen  Ver- 

irftgwn. 

| 37.  eilen  Gegenständen,  welche  von  Nachbarstaaten  aus  über  die 
Landgrenze  in  die  Provinzen  Ameaonee,  Pari  und  Matto  ürosao  hvrein- 
korBinen,  insofern  eie  Produkte  jener  Greoxterritorien  sind. 

§ 38.  vereinzelt  singe  führten  UaschineDtheilen,  für  welche  in  einer 
Prüfung  durch  vom  Zollinspektor  eingesetzte  Sachverständige  erwiesen  wird, 
dafs  sie  keine  andere  Bestimmung  noch  Verwendung  haben  können,  denn 
ata  Kraatzatücke  verbrauchter  Tbeile  von  Maschinen  zu  dienen,  denen  Zoll- 
freifaeit  zugestanden  ist,  oder  als  Reservetheile  zwar  noch  woblerhaltener 
aber  der  Abnutzung  aufgesetzter  Stück*. 

| 39.  den  Gegenständen,  welche  Opern*  und  Schauspiel-Gesellschaften, 
Kunstreitern  und  sonstigen  Schaustellern  engehören,  die  sich  öffentlich  sehen 
leasen  wollen;  naturwissenschaftlichen,  Münzen-  und  Alterthumssammlungcn  ; 
den  Bildsäulen  und  Büsten  aus  Irgend  welchem  Stoff,  die  zur  öffentlichen 
Aufstellung  bestimmt  sind;  endlich  den  fremden  Waaren,  welche  auf  im 
Lande  veranstalteten  Industrie- Ausstellungen  gezeigt  werden  sollen. 

Jedoch  kann  die  Zollfreibeit  nur  unter  der  Voraussetzung  gewährt 
werden,  dafs  die  Betbeiligten  den  Zoll  für  die  in  diesem  Paragraphen  er- 
wähnten Gegenstände  bioterlegen  oder  Bürgschaft  steilen;  di«  Garantie- 
summen verfallen,  wenn  nicht  binnen  der  vom  Zollinspektor  bewilligten  und 
unter  Umständen  verlängerten  Frist  die  also  eingegangenen  Gegenstände 
gänzlich  wieder  eingeschifft  sind,  — es  sei  denu  der  Beweis  erbrecht,  dafs 
sic  durch  Abnutzung  oder  Tod,  je  nach  der  Natur  des  Gegenstandes,  in 
Wagfall  gekommen  seien. 

§ 30.  den  Heiligenbildern  und  anderen  ausecbliefrlich  dem  Gottes 
dienst«  gewidmeten  Gegenständen,  wie  solche  in  Kirchen  und  Kapellen  un- 
entbehrlich sind,  sobald  eie  direkt  für  Rechnung  der  respektiveu  Verwaltungs- 
Körper  eingefübrl  werden. 


$ 31.  Schiffwi  und  Booten,  die,  für  seeuntüchtig  erklärt,  unter  den 
Hammer  kommen,  und  dann  nur  zur  Belegung  der  Bcsitzwechselstcuvr  unter- 
liegen sollen. 

§ 32.  den  Arzneien,  Geweben  und  mehr  Gütern,  zum  Fdgengcbrauche 
eingefübrt  von  in  den  Hauptstädten  des  Reichs  begründeten  Wohlthktigkeite- 
geoeUschaften. 

Art,  IV.  Den  in  den  §§12  und  15  behandelten  Gegenständen  kann 
Steuerfreiheit  zugestanden  werden,  auch  wenn  sie  nicht  von  ihren  Eignern 
begleitet  sind. 

Art.  V.  Zur  Erlangung  der  Zollbefreiung,  davon  §§  32,  23,  24,  30  und 
33  des  Art.  3 handeln,  ist  ein  besonderer  Erlafs  de«  Fiuaazmiuister*  von- 
nötben. 

Einziger  Paragraph.  Der  Deapacbante  (die  vereidigte  zwischen  Zoll- 
behörde und  Verzollendem  alles  vermittelnde  Persönlichkeit,  deren  Stellung 
ähnlich  der  des  Advokateo  im  Juslizwosen  ist)  hat,  wenn  er  um  Zollbefreiung 
beim  Zollinspektor  anbilt,  oder  die  Vermittelung  des  diplomatischen  Ge- 
schäftsträgers nachsucbt,  oder  beim  Finanzminister  um  Zollfreiheit  einkommt, 
mit  Genauigkeit  Nummer  und  Marke  der  Stücke  zu  erwähnen,  euch  den  In- 
halt nach  Menge,  Gewicht  oder  Mafs  bei  all  den  Dingen  aazugeben,  von  denen 
obige  §§  32,  33,  34,  30  und  32  des  Art.  3 bandeln. 

Art.  VI.  Die  Waaren,  soweit  auf  sie  der  Inhalt  der  §§  1,  2,  3,  4,  5, 
6,  7,  8,  10,  II,  12,  13,  14,  15,  16,  17,  18,  J9,  20,  21,  33,  24,  25,  36  dee 
Art.  3 axuuwenden,  geniafren  aufser  der  Steuerfreiheit  euch  noch  Befreiung 
von  den  5 V Expcdiliensgebükrea,  von  denen  Art.  575  der  ZollbausgeeeU- 
sammlung  redet. 

Verbotene  Waaren. 

Art,  VIL  Verboten  ist  die  Zollabfertigung  folgender  Waaren  und  Gegen- 
stände: 

§ 1.  Irgend  welcher  Gegenstand  der  Bildncrei,  Malerei  oder  Lithographie, 
obecön  oder  die  Staatsreligion,  Moral  und  gut«  Sitten  verletzend,  oder  unter 
Art  90.  342,  244,  378  und  279  de«  Strafgesetzbuch*  fallend. 

§ 2.  Irgend  welches  Instrument  (ertefacto),  dessen  Gebrauch  oder  An- 
wendung unter  die  gleichen  Voraussetzungen  fallt 

§ 3.  Nachdrucke  und  nachgeahmte  Werke  und  Arbeiten,  davon  Art  35 
des  Gesetze*  Nr.  369  vom  18.  September  1845  und  das  Dekret  Nr.  2491 
vom  30.  September  1859  handeln. 

§ 4.  Dokbu  und  Dolcbmewer,  Wiodbüchsen  und  Windpietolen ; Stöcke, 
Schirme  usw.,  welche  Degen,  Dolche  oder  Flinten  verbergen. 

§ 5.  Pulver  jeglicher  Art,  wenn  der  Dcspachento  nicht  mit  der  Zollnota 
euch  den  Erlaubnisschein  der  zuständigen  Polizeibehörde  vorzulcgen  vermag. 

6.  Dietriche  und  alle  Diebswerkzeoge. 

7.  Nahrung«'  und  (jenu  fr  mittel,  sowie  Arzneien  in  verdorbenem  Zu- 
stande, bavarirt  usw.,  oder  die  dem  öffentlichen  Gesundbeitsstaiide  schädlich 
werden  könnten,  nach  Erachten  bostallter  Sachverständiger,  wie  in  Abteilung 
3,  Kapitel  3,  Titel  7 der  Zollgesetzsararolung  vorgeschriebe«  Ist 

§ 8.  Waffen  und  Kriqfsgeräth,  Im  Fall  die  Rwcbsrcgieruug  oder  die 
ProtinziulpriaidooUn  solche«  für  die  Sicherheit  und  Auf/cchterhaltung  der 
öffentlichen  Ordnung  für  nötbig  erachten  sollten. 

Art.  VIII.  Wird  kraft  des  vorhergehenden  Artikels  die  Zollabfertigung 
untersagt,  so  sollen  die  in  §§  1,  2,  4,  6 und  7 gedachten  Ding«  weggenoa* 
men  und  sofort  zerstört  bozw.  unschädlich  gemacht  werden;  die  des  § 3 
sollen  mit  Beschlag  belegt  und  damit  nach  Art.  5 des  Dekretes  Nr.  2491 
vom  30.  September  1859  verfahren  werden;  die  in  den  §§  5 und  8 sollen, 
je  nach  ihrer  Natur,  in  de«  Arsenalen  oder  irgend  welchen  anderen  Stätten, 
die  die  Regierung  zu  bezeichnen  für  gut  finden  tollte,  anfbewebrt  werden 
bis  «u  ihrer  nach  ertheilter  Krlanbnifs  der  zuständigen  Behörde  ordnungs- 
mäßig zu  erfolgender  Zollabfertigung,  wobei  über  den  Hergang  eine  be- 
sondere vom  Abtbeilungsronttand  zu  unterzeichnende  Urkunde  aufgemaeht 
werden  soll. 

§ 1.  Wenn  Dinge,  von  denen  §§  1 und  2 de*  vorangehenden  Artikels 
reden,  vernichtet  oder  zerstört  wenleu  können  unter  Schonung  anderer  nicht 
verbotener,  die  mit  jenen  irgendwie  verbunden  sind,  «o  ist  der  letzteren  Zoll- 
abfertigung zulässig:  doch  «oll  in  aale  hem  Falle  darauf  ein«  btrafsteuer  im 
Betrage  des  halben  Steuersatzes,  erhoben  werden;  entgegengesetzten  Felle« 
sollen  die  Gegenstände,  einer  wie  der  andere,  der  Vernichtung  verfallen. 

§ 2.  Kalls  sich  unter  d«n  im  § 4 obgedaebten  Artikels  genannten 
Dingen,  welche  aus  kostbarem  Stoffe,  und  selbst  wenn,  abgesehen  hiervon, 
die  Zerstörung  der  verbotenen  Waffen  unter  Schonung  der  8löcke,  Schirme, 
Peitschen  usw  , die  eis  Hüllen  dienen,  vor  sich  gehen  kann,  so  sollen  auch 
hior  die  Bestimmungen  dee  vorhergehenden  Paragraphen  Anwendung  finden. 

Art.  Dt.  Die  Verfügungen  de«  vorhergehenden  Paragraphen  sind  ferner 
azuuweniien  auf  in  Doppelboden  oder  sonstwie  versteckte  Dinge  in  Rede 
stehender  verbotener  Art;  in  diesem  Felle  soll  die  im  § 6 dee  Art.  503  der 
Zollgcsetzsammlung  vorgesehene  Strafe  eintreten. 

Anwendung  des  Tarife. 

Art.  X.  Bei  Anwendung  des  Tarif*  und  Erhebung  der  Zolle  wird  unter 
keinem  Vorwand  eine  Ausnahme  gemacht  werden,  die  nicht  kraft  Grsetzea- 
vorschrift  verfügt  wäre,  es  betreffe  das  die  Waaren,  den  Herkunftshafen,  die 
Eigner  oder  Einführenden. 

Art.  XI*  Bei  Erhebung  der  Zölle  wird  kein  Unterschied  in  den  Waaren 
gemacht  werden,  ob  neu  oder  gebraucht,  in  ganzen  Stücken  oder  zerthcilt, 
nur  aogefaogen  und  unvollständig  und  ganz  und  fertig,  mit  Verzierung  oder 
ohne  solche  (ausgenommen  die  Bestimmung  des  Art.  19,  §§  4 und  5),  noch 
rücksichtlich  der  Art  ihrer  Verpackung  oder  eines  sonstigen  Umstande«,  so- 
fern sich  hierüber  nicht  der  Tarif  ausdrücklich  ausläfrt  oder  anderes  in  den 
to raastehende a Vorfügungen  vorgesehen  ist.  Und  kein  Gegenstand  ist  ver- 
schieden von  im  Tarif  vorgesehenen  zu  halten,  etwa  einer  bloßen  Verzierung 
oder  unwesentlichen  im  Tarif  unberührt  gebliebenen  Modifikation  halber,  die 
in  seinem  Wesen  und  seiner  Anwendung  nicht»  ändert,  selbst  wenn  ihm 
dadurch  eine  andere  Benennung  geworden  wäre. 


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J O 


Nr.  88. 


588 

KXPOHT,  Organ  dos  Centraivoroins  filr  HaiKlelageographie  etc. 


18*1. 


Art.  XII.  Bestickte,  mit  Gold  und  Silber  oder  Edelsteinen  besetzte  und 
besäumt»  Zeug-»,  die  nicht  besonders  t&rifürt  und  den  ausdrücklichen  Ver- 
fügungen de»  Tarifs  cingeordnet  sind,  zahlen  Zoll  ad  valorem  unter  Ansatt 
der  Taxe,  welche  für  die  betreffenden  Zeuge  in  nicht  also  verziertem  Zu* 
stände  gilt 

Art.  XUI.  Aus  verschiedenen  Stoffen  bergestellte  oder  zusammengesetzte 
Waaren,  für  die  im  Tarif  eine  besondere  Taxe  oder  Snnderbestimmung  sich 
nicht  vorfindet,  bleiben  unterworfen  den  Zollsätzen,  die  für  gleiche  Waaren, 
faligNtdlt  aus  dem  vorherrschenden  Stoffe,  gelten,  oder  im  Falle  der  Gleich- 
heit der  Stoffe  oder  eines  Zweifels  aber  den  vorherrschenden  Stoff  steuern 
sie  nach  dem  Satze  des  höchstbelasteten. 

Ausgenommen  sind  hierbei  die  Mischgewebe,  für  welche  die  Bestim- 
mungen des  folgenden  Artikels  in  Kraft  treten. 

Mischgewebe. 

Art.  XIV.  Die  aus  verschiedenen  deutlich  zu  unterscheidenden  Stoffen 
zusammengesetzten  Gewebe,  für  welche  besondere  Taxen  im  Tarif  nicht  vor- 
gesehen lind,  werden  nach  dem  Satz  verzollt,  der  für  den  höchstbceteuerten 
der  betr.  Stoffe  gilt,  sein  Quantum  sei,  weleheB  es  wolle,  ausgenommen  es 
wären  alle  Fäden  der  Kette  oder  alle  Fäden  des  Fdnscblags  (Schusses)  aus 
niedriger  zollendem  Stoffe,  in  welchem  Falle  ein  Abzug  von  10%  gestattet 
•ein  soll.  Was  die  mit  Seid*  gemengten  Gewebe  anbelaugtj  ao  sind  fol- 
gende Kegeln  zu  beobachten: 

1.  die  gemischten  Gewebe,  in  denen  entweder  all*  Fäden  der  Kette 
oder  aber  alle  Fäden  des  Einschlags  seidene  sind  und  die  übrigen  Fäden 
aus  anderem  Stoff,  haben  die  Steuern  zu  zahlen,  die  für  die  gleichartigen 
ganzseidenen  Gewebe  gelten,  weniger  eines  Abzugs  von  60°/». 

2.  die  gemischten  Gewebe,  in  denen  in  Kette  oder  Schafs  oder  in  beiden 
neben  der  Seide  anderer  Stoff  deutlich  unterschieden  werden  kann,  zahlen 
die  für  die  gleichartigen  ganzseidenen  Gewebe  festgesetzten  Zoll*  abzüg- 
lich 20  %. 

Dieser  Abzug  auf  Seidengewebe  soll  übrigens  nicht  9tait  haben , wenn 
in  Kette  oder  Schuft  sich  Fäden  anderen  weniger  steuernden  Stoffes  in  nur 
so  geringfügiger  Menge  vorfinden,  dafs  dadurch  Natur  und  Werth  dieser 
Gewebe  gar  nicht  verändert  wird. 

3.  die  gemischten  Gewebe,  deren  Schul*  und  Kette  aus  sonstigen 
Stoffen  zusammengesetzt  wäre,  und  die  in  Kette  oder  Schuft  oder  in  beiden 
kaum  einige  Fäden  Seide  zeigten,  zollen  nach  dem  weniger  belasteten  Stoff 
mit  einem  Aufschlag  von  30°io- 

4.  Gewebe  irgend  welcher  Art,  untermischt  mit  Gold  oder  Silber  und 
im  Tarif  nicht  besonders  erwähnt,  zahlen  die  für  gleichartige  Gewebe  be- 
stimmten Zölle  mit  einem  Aufschläge  von  20°/*. 

Im  Tarife  unerwähnte  Waaren.  Anähnelnng.  (Einschaltung.) 

Art.  XV.  Die  Im  Tarife  nicht  besonders  aufgefübrtea,  noch  in  «in«r 
»einer  allgemeinen  Gruppirungen  erwähnten  Waaren  werden  den  Gruppen 
des  Tarifs  eingeschaltet  werden  (serfto  assetnelhadas),  je  nachdem  sie  eine 
Ähnlichkeit  oder  Verwandtschaft  zeigen,  *ei’s  durch  Natur  und  Eigenschaft 
des  Stoffes,  aus  denen  sie  gefertigt  siud,  sei1»  durch  ihr«  Herstellungsart  oder 
Form,  im  Zusammenhalt  mit  ihrem  Gebrauch  und  ihrer  Anwendung;  sie 
sollen  den  gleichen  Zoll  zahlen,  wie  die  Waaren,  denen  sie  jf leie  bjpekchätzt 
worden  sind. 

§ 1.  Um  über  die  Anfchnelung  zum  Schlüsse  za  kommen,  hat  der 
Deeparhante  einen  Bericht  einzurekhen  ülw  alle  Umstände,  welch«  er  für 
das  von  ihm  in  Vorschlag  Gebrachte  aufzuiählen  weift,  und  der  Zollinspektor 
wird  nach  Anhörung  von  zu  diesem  Behuf«  bestellten  Sachverständigen  ent- 
scheiden, ob  dem  Einschaltungs-Verfahren  vorgeschlagenermaften  Statt  zn 
geben  sei  oder  nicht;  und  wird  bejahenden  Falle*  den  Artikel  de«  Tarif* 
bezeichnen,  der  auf  die  Waare  bei  ihrer  Verzollung  in  Obacht  genommen 
werden  seil.  Dem  Rericbt  muf»  ein  Muster  der  Waare  beigeffigl  werden 
und  jede  nsöglicbo  Auseinandersetzung  oder  Bescheinigung,  die  irgend  zn 
erbringen  ist. 

§ 2.  Im  Falle  der  über  die  Anihnetang  getroffene  Entscheid  detn  Be* 
tbefligten  nicht  genehm  sein  sollte,  «teht  ihm  die  Berufung  an  die  zuständige 
Obcrbeborde  frei,  gemäft  Titel  10  der  Zollgesetosamralung  und  innerhalb  der 
daselbst  markirten  Fristen 

$ 3.  Ixt  der  HethHligt«  mit  dem  Entscheid  einverstanden,  so  hat'*  dabei 
sein  Bewenden  für  den  besonderen  in  Frage  gekommenen  Fall,  unter  Beob- 
achtung jedoch  der  Bestimmung  im  letzten  Abschnitt  dos  Art  6 de«  Dekretes 
Nr,  4044  vom  24.  Dezember  1870. 

§ 4.  Sobald  dem  Frnannninistor  dergleichen  Fälle  zur  Entscheidung 
vnrpelegt  werden,  soll  er  durch  Sachverständige  die  Waare  untersuchen  lassen 
unter  Berücksichtigung  der  beigebrmditen  Erläuterungen  und-  Utater,  und 
nach  getroffener  Entscheidung  soll  diese  selber  veröffentlicht  und  allen  Be- 
hörden, die  ein  Interesse  daran  haben  können,  mitgefheilt  werden,  damit, 
fall*  ähnliche  Fälle  sich  wiederholen  sollten,  darnach  gehandelt  werden  toöge. 

§ 5.  Im  Falle  der  Botheiligte  »ich  auch  mit  dem  vorn  Finanzroinistcr 
bestätigten  Bescheide  über  die  Anihnetang  (Zuschaltung  zn  einer  Tlrrfodnuaer) 
nicht  zn  bescheiden  willen»  wäre,  »«>  soll  es  ihm  nnverwehrt  sein,  innerhalb 
00  Tagen  die  Waare  aus  dem  Kaiserreiche  wegzusebaffen ; unterläßt  er 
letzteres,  »o  wird  die  Waare  dem  Verbrauch  übergeben  und  tollt  nach  ge- 
troffener Entscheidung. 

(Anmerkung:  d.  li.  die  Waare  kommt  unter  den  Hammer,  die  Alfondega 
zieht  ab,  was  ihr  gebührt  und  stellt  einen  etwaigen  Ueberschnfs  dem  Eigner 
zur  Verfügung.  Versteigerungen  im  Zollhauae  sind  hier  etwas  sehr  Ge- 
wöhnliches.! 

§ 6.  Stellt  »ich  nach  dem  in  §§  1 und  2 gegenwärtigen  Artikels  vor- 
goseberion  Verfahren  heraus,  dafs  man  eine  Waare  io  keiner  Weise  einzu- 
schalten  weift,  »o  zollt  eie  ad  valorem  und  zwar  48  % ihrer  Bewerbung. 

Verzollung  ad  valorem  oder  auf  vorgelegte  Faktura. 

Art.  XVI.  Der  bei  Verzollung  ad  valorem  regelnd*  Preis  soll  der  des 
Aunfuh  markt  es  sein,  unter  Zuschlag  aller  Spesen,  wie  Ansgangszoll,  Fracht, 


Seeversicherung,  Kommission  etc.,  bis  zum  Ausediiffungnbafen ; and  Im  Fall# 
dies*  Notizen  nicht  zu  beschaffen  oder  der  angegebene  Preis  dem  Staan 
schätze  als  ein  betrügerischer  erscheinen  sollt«,  — der  Bogros-PreU  fle> 
Einfabrroarktes  nnter  Abzug  der  betreffenden  Steuern  und  weiterer  10% 
Tom  Preise. 

ln  keinem  Falle  sollen  für  künstliche  Werke  und  Gewebe,  für  Gestiekm 
und  Verziertes,  da»  ad  valorem  zur  Zollabfertigung  kommt,  niedrigere  Staun 
erhoben  werden,  als  im  Tarife  für  die  gleichen  Gegenstände  ohne  künstlich' 
Arbeit,  Bestirkung  oder  Verzierung  an  gesetzt  sind. 

Art.  XVII.  Der  Konferente  (sbfertigrnde  Zollbeamte)  hat  sich  vertwet 
aller  ihm  zu  Gebote  stehenden  Mittel  der  Richtigkeit  der  ln  der  Zollax< 
aufgegebenen  Preise  zu  vergewissern,  tu  welchem  Behufs  er  Vorlegung  de 
Originalfakturen  zu  fordern  befugt  ist,  welche  letztere  er  auf  ihr*  Vertrau«* 
Würdigkeit  zu  prüfen  hat;  fehlen  Fakturen,  ao  kann  er  Beibringung  and»«: 
authentischer  auf  die  in  Zollbehandlnng  befindliche  Waare  bezüglicher  Doku 
mente  verlangen;  bei  Prüfung  solcher  Dokumente  soll  tr  mit  sliem  ertwita- 
lichen  Vorbehalt  tu  Werke  gehen,  und  wenn  sich  auf  die*«  Weise  der  wakrt 
Werth  der  Waaren  nicht  fesutallen  lifst,  den  Werth  am  Einfahrmarkte  n 
Grunde  legen,  wie  oben  beschrieben  ist. 

Art.  XYT1I.  Ist  der  Konferente  mit  dem  vom  Betheiligten  deklirirt« 
Preise  nleht  einverstanden  oder  will  dieser  sieb  bei  dem  vom  Roaferentc' 
angenommenen  nicht  bescheiden,  so  ist  za  verfahren,  wie  Art  525  $4  1 r i 
der  Zollgeselzsaminlung  vorgesefa rieben  ist 

§ 1.  Wenn  der  durch  Scliiedsmäonee  geschätzte  Werth  den  von  Br 
(heiligten  Deklsrirten  um  nicht  über  5°  o überschreitet,  so  soll  der  Zol 
gemäft  dem  in  Not«  angegebenen  Werthe  erhoben  werden.  Gbersehraui 
er  aber  jenen  Satz  (5%),  so  soll  der  geschätzte  Werth  als  Unterlage  fsrlit 
Zoll  berechn«  i Dg  dienen- 

§ 2.  W’enu  der  geschätzte  Warth  den  deklarirten  uro  50°/»  flbsfeebrtlut, 
so  hat  der  Betbeilfgte  50%  der  Steuer  obendrein  äh  Strafe  an  den  Stuu 
»ebatz  abzu führen. 

§ 3.  Gegenüber  Entscheidungen  durch  Scbiedialnner  findet  kein»  Br- 
rufbng  statt,  ausgenommen  die  des  Art.  GCb  Nr.  8 der  ZollgeseUMUDStlunf. 
Aber  der  Betheiligte  kann  die  Waare  au*  de»  Kaisemfthe  wiedsraasfürw. 
innerhalb  der  Tom  Zollinspektor  markirteu  Frist  und  sobald  die  Stuf«, 
die  der  Betheiligte  verwirkt  haben  möchte,  von  demselben  i»  Voraus  hinter- 
legt sind. 

Art.  XIX.  Di«  Zollabfertigung  ad  valorem  erstreckt  »ich  iref. 

1.  Die  Waaren,  welche  durch  den  Tarif  der  Verstenemeg  ad  vsIotnb 

unterworfen  sind;  ' 1 ' 

2.  Die  Waaren,  die  im  Zolltarif  unerwähnt  blieben  und  sich  sock  an- 
deren im  Tarife  vorgesehenen  Dicht  suvebatten  Heften : 

3.  Die  Waaren  und  Muster,  deren  Werth  lüOÜKXJO  nicht  übersteigt,  « 
flz»de  sieb  denn  ein  fester  Satz  dafür  im  Tarife  ver; 

4.  Die  Ausrüstung,  Takelwerk  und  sonstige*  Gerltbe  xirtn  Gebrauche 

der  Handelt-  und  Kriegsschiffe;  ■ 

5.  im  Reisegepäck  sich  Torfindende  vereinzelte  Gegenstände, 

Möbel  und  Haasgevälh?  ferner  alle  geringfügigen  Gegenstände,’ für  di*  cd 
fester  Satz  im  Tarife  fehlt,  imd  deren  Vielheit  die  gewöhtiBebo  ZolWc 
tiguniTMrbeit  Übermäßig  erschweren  möchte;  doch  bat  in  jedem  -Fat«  «u 
Gesuch  de«  Bethettigten  an  den  Zollinspektor  voraoezagebtti,  de««u  Eriul- 
nift  abzuwarlen  i*t. 

Einspruch,  (faipugnac-io). 

Art.  XX.  Wenn  bei  Verzollung  ad  valorem  der  vom  BhtHsiRgtfc«  4ikV 
rirte  Preis  für  den  Staatsschatz  schädigend  erachtet  werden  sollte,  sb  «r>l 
die  WaAre  zurückbehalteo  werden,  in  welchem  Falle  dem  ■ Betheiligt««  iewf- 
halh  24  Stunden  der  Preis  für  die  beschlagnahmte  Waare,  «ozugtkh  ;> % 
ausbezahlt  werden  wird,  der  deklarfrt  war. 

Einziger  Paragraph.  Wobei  ru  bemerk«*,  daft  in  den  Fällen,  <i*  Ein- 
spruch and  Beschlagnahme  zulassen,  noeA  vorher  di®  Aogolegenseit'.darfi 
Schiedsspruch  zom  Austrag  gebracht  werden  kenn,  auf  den- der  BetbRhjU 
ebensowohl  wie  die  Alfandega  ansatragen  befugt  ist. 

Art.  XXI.  Die  also  beschlagnahmten  Waaren  werden  in  öffesUKb* 
Auktion  an  der  Zollhausthüre  verhäwmert  werden,  gemäfs’den  VoiiiiÄ« 
in  Titel  5,  Kapitel  fi  der  Zollgceetzsammlnng;  das  Kreebnif»  der  VerWeip- 
rung,  abzüglich  der  Steuern,  des  dem  Ketfaeiligten  ausgefolpten  dekhrrt« 
Preises  zuzüglich  5%  und  anderer  entstandener  Unkosten,  gehört  d«»jtuii’>r- 
Konferenten,  der  die  Beschlagnahme  veranlaß*  hat. 

§ 1.  Der  Konferente.  welcher  den  Einspruch  beantragt,  haftet  der  A!f»v 
dega  für  deD  Fehlbetrag,  falls  das  Ergebnifs  der  Versteigerung  die  Sta.e» 
und  Auslagen  nicht  decken  sollte 

§ 2 Die  Steuern  werden  auf  den  vom  Konferenten  zu  bestödHWtdtD 
Werth  erhoben  werden.  ________  (Portsetsas*  Iblgt} 


Litternrischc  Umschau. 

Yerzolchnift  der  bei  der  Redaktion  «iagegnngenen  Druckschrift*** 
Die  nach»tehend  besprochenen  und  angezeigten  Werke  können,  durch 
Buchhandlung  Walther  & Apolant,  Berlin  W-,  MarkgrafcnsUafsr  PX 
jederzeit  bezogen  werden.  * 

Vollständige  Kaufmännische  Arithmetik  für  Handels-,  Reil* 
und  Gewerbeschule n , sowie  zum  Selbstunterricht  für  angehende 
schäftsleate  von  Albert  Braune,  Direktor  der  Handelsschule  zu  Phwt 
im  Voigtlande,  6.  verbesserte  Auflago.  Verlag  von  F*rd.  Hirt  & S*b* 
Leiptfg,  geh.  Preis  4 M 

Das  uns  vorliegende  Buch  erfüllt  in  jeder  Beziehung  die  an  eia  gntw 
Reeheobueh  gestellten  Anforderungen-  Sämuitliche  im  ksnfroännischen  Leb« 
vorkommenden  Rechnungsarten,  di«  einfachsten  wie  die  komplirtrtereo  wbil 
einem  Anhänge  über  die  8piritu»rechnung  und  Mafsvergleiermng  werde«  « 
klarer  leicht  fnfslicher  Weise  behandelt  und  durch  «ine  Menge  böfta 


I 


1887. 


569 

EXPORT,  Organ  des  Centralvereins  für  Handelsgeographie  etc. 


Nr.  38. 


praktischer  Beispiele  erläutert.  Die  bei  einzelnen  Rechnungsarten  angege- 
benen kleinen  Vortheile,  welche  das  praktische  Rechnen  so  sehr  erleichtern, 
machen  das  Buch  nicht  nur  für  Schulen,  sondern  auch  zum  Selbatgehraucb 
sehr  geeignet.  Wir  wünschen,  «Ufa  auch  diese  6.  Auflage  sich  desselben 
Beifalls  wie  die  früheren  erfreuen  möge. 

I)aa  soeben  xur  Ausgabe  gelangte  Juliheft  der  Monatshefte  zur 
Statistik  des  Deutschen  Reichs,  hernusgegeben  vom  Kaiserlichen 
Statistischen  Amt,  enthalt,  aufser  den  regelmäßig  für  den  betreffenden  Monat 
veröffentlichten  Nachweisen  über  den  Waarcnverkehr  mit  dem  Auslände,  d e 
Kübenznckerproduktion,  die  GrofsbandeUprdse  wichtiger  Artikel  und  die 
Auswanderung,  1' hersichten  über  die  am  31.  Juli  d.  J.  in  den  Zuckerfabriken, 
Raffinerien  und  amtlichen  Niederlagen  des  Zollgebiete  vorhanden  gewesenen 
Bestände  von  Zucker  und  die  im  Rtatsjahr  1836,87  den  Weinhändlern 
gewährten  Zollbegünstigungen,  ferner  die  Krntestatistik  für  das  Ernte- 
Jahr  1886/87. 

Briefkasten. 

Anmeldung  für  Melbourne.  Deutsche  Fabrikanten , welche  ihre 
Betheiligaag  an  der  1888er  Aasstellnag  hei  de»  Exekutivkoiiite  in 
London  anznmelden  beabsichtigen,  wellen  sieh  behnfs  Erlangung  der 
erforderlichen  Origiaal  - Anmeldeformulare  an  den  Centralverein  für 
Handelsgeographie  et*.,  Berlin  SW.,  Ktehstrafse  27,  wenden. 

— Betreffs  der  Unterschriften  der  vom  »Centralverem  für  Handels - 
geograpbie  etc.“  in  Sachen  der  1888  er  Ausstellung  von  Melbourne  ver- 
sandten Resolutionen,  sind  demselben  noch  nachträglich  zugegangen:  die  der 
Handelskammern  von  Frankfurt  a.  M.,  Kottweil,  München,  Lauban,  Breslau, 
Oppeln,  Ravensburg,  Zittau,  F.mden  und  Soren  N.L.,  sowie  die  des  Vor- 
steheramts der  Kaufmannschaft  in  Königsberg  i.  Pr.,  des  Kunst  und  Gewerbe- 
vereins in  Koburg  und  die  der  fiewerbekanimcr  in  Bremen.  (Vergl.  auch  Nr.  37.) 

— Daa  Geographische  Institut  in  Weimer  hat  sich  entschlossen, 
für  die  Mitglieder  des  »Central  Vereins  für  Handelsgeographie  etc.“  den 
Preis  der  Spezialwandkarte  von  Dentsrh-Ovtafrika  von  9 auf  6 M 
(für  das  komplette  12  blätterige  Exemplar  der  Karte)  zu  ermäßigen.  Hierauf 
Reflektirende  wollen  Bestellungen  bis  spätestens  zum  25.  d.  Mts.  an  das 
Hüreau  des  Vereins,  Kochstrafse  27,  einreichen,  da  nach  diesem  Termine  der 
Vorzugspreis  von  6 M erlischt 


Deutsche  Exportbank. 

Plr  Ttlecramma : Exportbsnk,  Berlin. 

Abtheilung : Exportbureaa. 


Berlin  S.W.,  Kochstrafse  27. 


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Ikelll  4ee  1-1.  eer  w)hi  Ikeeecetee  ra  See  4nhIWi  Utuain  Mlirur*  ■*. 


I 


| 


sind,  ihre  Vertretung  einem  bestens  empfohlenen  Aeenten  in  Melbourne 
zu  übertragen,  wollen  gefälligst  ihre  Muster  nebst  Preisangabe  (franko 
Bord  Bremen  oder  Hamburg)  unter  L.  L.  4C6  an  die  Deutsche  Rxportbenk 
einsenden. 

516.  Ein  tüchtiger  Agent  in  Melbourne  wünscht  die  Vertretung  einer 
deutschen  Schieferfabrik  zu  übernehmen.  Die  Nachfrage  nach  Schieferartikeln 
ist  in  Australien  in  der  Steigerung  begriffen.  Offerten  nebst  Preisangabe 
(franko  Bord  Hamburg  oder  Bremen)  erbeten  unter  L.  L.  467  an  die  Deutsche 
Exportbank. 

51 7.  Ein  bestens  empfohlener  Agent  in  Amsterdam  wünscht  mit  leistungs- 
fähigen Fabriken  in  woll-  und  halbwollenen  Kleiderstoffen  für  Freuen  in 
Verbindung  zu  treten.  Offerten  erbeten  unter  L.  I,.  468  an  die  Deutsche 
Exportbank. 

518.  Ein  bedeutendes,  gut  aituirtes  Importhaus  in  London,  wünscht 
mit  deutschen  Kartoffelexporteuren  in  Verbindung  zu  treten.  Offerten  er- 
beten unter  L.  L.  469  an  die  Deutsche  F.xportbank. 

519.  Ein  bestens  empfohlenes  Haus  in  Konstantinopel  sucht  grifsere 
Abnehmer  für  dortige  Landexprodukt«;  hauptsächlich  für:  Rosenöl,  Opium, 
Gclbbecren,  Vogelfuttec,  Vallonea,  Scbaf-  und  Ziegenfelle  usw.  Die  Finna 
ist  in  der  Lage,  den  reflektirenden  Kunden  diese  Waaren  billigst  und  gut 
zu  besorgen,  da  sie  Prima- Produzenten  an  der  Hand  bat-  Offerten  erbeten 
unter  L.  L.  470  an  die  Deutsche  F.xportbank. 

520.  Ein  tüchtiger,  bestens  empfohlener  Agent  in  Konstantinopel 
wünscht  die  Vertretung  von  leistungs-  und  konkurrenzfähigen  Firmen  in 
nachstehenden  Artikeln  zu  übernehmen:  Sohlenleder,  div.  gegerbtes  I«eder, 
Klastiipie  für  Schube  und  überhaupt  Artikel  für  das  Sobuhwaarenfacb,  Seiden- 
stoffe, Flanell-  und  Wollstoffe,  wollene  Unterjacken  und  nemdeo  usw. 
Offerten  erbeten  unter  L.  L.  471  an  die  Deutsche  Exportbank. 

521.  In  der  heutigen  Nummer  veröffentlicht  die  Redaktion  den  neuen 
braailianischan  Zolltarif.  Kaiser  Dom  Padro  II.  bat  die  Ausführungsverord- 
nung am  22.  April  unterschrieben  und  dürfte  der  Tarif  mithin  sofort  in 
Wirksamkeit  getreten  sein.  Wir  machen  unsere  Geschäftsfreunde,  welche 
mit  Brasilien  arbeiten,  auf  die  sehr  sorgfältige  und  genaue  Übersetzung  ganz 
besondere  aufmerksam,  da  dieselbe  die  erste  ist,  welche  in  Deutschland 
erscheint 

522.  nerr  C.  Ficke  I.  F.  F.  Ficke  & Co.  in  Casablanca,  Marokko, 
weilt  gegenwärtig  in  Deutschland.  Geschäftliche  Anfragen  und  sonstige  Zu- 
sendungen, können  zur  Weiterbeförderung  an  den  Genannten  an  uns  ge- 
sandt werden. 

523.  Eine  bedeutende  Fischkonservenfabrik  in  Süd-Amerika,  deren 
Konserven  jeder  Konkurrenz  die  Spitze  bieten  und  sich  hauptsächlich  für 
die  Verproviantirung  von  Schiffen  der  Kriegs-  und  Handelsmarine  eignen, 
sucht  an  allen  europäischen  Seeplätzen)  tüchtige  Agenten.  ^Offerten  unter 
L.  L.  472  an  die  Deutsche  Ezporlbank. 

524.  Ein  tüchtiger,  bestens  empfohlener  Agent  in  Konstantinopel  wünscht 
die  Vertretung  einer  leistungsfähigen  deutschen  Lederfabrik  zu  übernehmen. 
Derselbe  interessirt  sich  speziell  für  V schelten,  Kalbleder  und  Ziegenleder. 
Offerten  erbeten  unter  L.  L.  473  an  die  Deutsche  Exportbank. 


514.  Ein  bestens  empfohlener  Agent  in  Melbourne  wünscht  für  Spiel- 
karten und  Drehtnägel  geeignete  Vertretungen  zu  übernehmen.  Leistungs- 
fähige Fabriken,  welche  mit  dem  englischen  Fabrikat  konkurriren  können, 
wallen  gefälligst  ihre  Offerten  nebst  Musterkarten  und  Preisangabe  franko 
liard  Bremen  oder  Hamburg  unter  L.  L.  465  an  die  Deutsche  Exportbank 
einsenden. 


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515.  Papierfabriken,  welche  besonders  konkurrenzfähig  in  allen  Sor-  , Midmg«  für  den  Besag  deatfleher  Eiport-Artikel  and  rar  Yemlttalug 
ten  Schreibpapier,  hauptsächlich  Pack-  und  Zeitungspapier,  und  geneigt  | von  Geschäften 


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anderen  gedrehten  Massenartikeln  von  Hart- 
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bahnen, BauunteroehmungeD,  Industriegeleise,  Berg- 
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Omnibusse,  Lokomobilen,  Dampf  - Feuerspritzen, 
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570 

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1887. 


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1887. 


Nr.  38. 


571 

EXPORT,  Organ  de«  Cantralvereiae  ftr  Ilandelegeographie  etc. 


twl  r.  iu  Dtjk,  Spill  8 

Carle«  lleil,  ploxa  (tcl  Uurnioi  Mo  S. 
„ läge  IrrUckmaaa,  *>.  ÖrtiKfcoeratr.  SW. 
_ l.SlMaliRfr  4C*-,S«ti*arithvr»(r.l?. 

„ I.  tattn.  nie  da  L«ct*oy  30. 
m I tt,  t'jdlU  Obrieo  M 

„ Ripartkaat  VwUUar,  Srhioo  Ast 
•total  1« 

. M.  »atlka«,  H‘t4tHÄ«nierkt  M. 

„ Oreltkrnecl.  Laadw-li«  verkvkalta. 

„ (r«T(t«l  fkrlaleltlM,  fOf  Bl II Wir  U. 


I.  Val*!  4 Ca,  Aßuiwiwit  10, 

Ki^*al[äa  r«muiDU  ie  Markli 
fermjietu«  All  mit. 


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Bartttom,  , 

Paris.  . 


Seilst«« 


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„ ü»n»4»»t  4 C«..  Hoocitraat  ld 
„ Cm  CarlMM  4 (V,  KUrabenp- 
ntu  Si. 

„ Lall  ÜMMiertMt,  JUup-'ntittervtrM. 
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Nr.  »8. 


572 

EXPORT,  Organ  de«  Centralveroins  für  Handoiegeographie  etc. 


1887 


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kein  Schlarbtvieb.  Weitere  Auskunft  ertheilt  der  General -Agent  der  Great  Eaittern  Eisenbahn 
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Expedition  de*  „Exporte“, 
Berlin  SW.,  Kochstr.  27, 
*Bt£«t«ngeaoma)ea. 

c8^ito<jasv 

naoh  Uebereinkunft 

mit  der  Expedit  ina. 


Centralvereins  für  Handelsgeographie  und  Förderung  deutscher  Interessen  im  Auslande. 


Redaktion  und  Expedition:  Berlin  S.W.,  Kochstrafse  27. 

(GescktfUaslti  Wochentags  * bis  4 fbr.) 

Der  .EXPORT*  i*t  iia  deutschen  PosUeitungskaUlog  für  1887  unter  Nr.  1876,  Seit«  59  eingetragen. 

IX.  Jahrgang.  8&et£*t,  0<m  9£.  Sc pfcvnfwr  issj.  Nr.  39. 


Dirse  Wochenschrift  verfolgt  den  Zweck,  fonlaofend  Berichte  über  die  läge  anseier  Landsleute  in  Aashuide  snr  Könnt» tf«  ihrer  f<«ter  su  bringen,  die  Intet»**«'»  de»  deutschen  Kipurt* 
thsikriftig  su  vertreten,  sowie  dem  deutschen  Hendel  and  der  deoUctieu  Industrie  wichtige  Mlttbellnngeu  über  die  HsndeLjierhlitnlMe  den  Auslandes  ln  k&rseoter  Frist  za  übermitteln. 

Briefe.  Zeitwngen  und  Werthsendungeu  Ihr  dem  . Ksport"  sind  an  dl«  Uedsktio».  Berlin  SW.,  Koeh-arsb*  27.  tu  richten. 

Briefe,  Zeitungen.  Beitrittscrklirungen,  Werthsendungen  für  deu  ..Coutrnlvrrnhi  flr  Usadelsgeogrsf kle  ete.“  sind  nach  Berlin  8W_,  kochst  ri£.«e  27.  zu  richten. 

Inhalt:  Sittuogaanzeige  des  „ Centralrereins  für  Handelsgeographie  etc.*  — Der  ozeanische  Postdampferverkehr:  13.  Die 
nielerlkndisch-indlscbe  Dampfschifffahrt  sireselßchaft  „Nederiandseh- Indische  Stoomvaart-Maatscbappij*.  Von  Dr.  Moritz  Lindeman  in  Bremen.  — Europa: 
1888er  Weltauaatellung  in  Melbourne.  — Rundschreiben  der  Handelskammer  zu  Mninr.  zur  Förderung  der  Melbouruer  Aufteilung.  — Ausstellung  in  Kopen- 
hagen 1888.  — Ein  Wink  für  Exporteure.  — Asien:  Regulining  de«  Hoang  ho- Flusse*  mit  deutschen  Dampfhaggern  (Orlglnallierichl  aus  ShangLai,  August 
1887.)  — Afrika:  Wer  nimmt  die  Delagoa-Bai?  — Kapkolonie,  Zollfreiheit.  — Süd-Amerika:  Chile  (Original bericht  aus  Puerto  Uontt  vom  Juli  1107.) 
— F.isenbahnen  in  Argentinien.  — Brasiliens  neuer  Zolltarif  (Fortsetzung  und  Schluß.)  — Die  brasilianische  Küstenschifffahrt.  Von  Dr.  II.  v.  J bering 
(Original bericht  aus  Rio  Orande  do  Snl).  (Schluß.)  — Briefkasten.  — Deutsche  Ezportbank  (Abtheilung:  Ex port- Bureau).  — Anzeigen. 

Oie  Wiedergabe  ton  Artikel«  aus  dem  , .Export"  ist  gestattet,  wenn  die  Bemerkung  hiniugefügt  wird:  Abdruck  (beiw.  Übersetzung)  aus  dem  „EXPORT". 


SITZUNG 

des 

Centralvereius  ftlr  Handeisgeographie  etc. 

Freitag,  den  30.  September  1887, 

AD«»  8 Uhr, 

im  „Ußtel  Magdeburg“,  Mohroimtrafne  11/12. 

Tagesordnung: 

Vortrag  drt  Herrn  Dr.  6.  Dierek«:  „Berber  and  Araber“. 

Die  Einführung  von  Olsten  ist  gestattet. 

Ceitralyeraiu  ftlr  Haudelageographle  etc. 

Der  Vorsitzende: 

Dr.  R.  Jaunasch. 


Der  ezeaalsebe  Postdampferverkehr. 

Von  Dr.  Moritz  Lindeman  In  Bremen. 

13.  Die  niederländisch-indische  Dampfschifffahrtsge- 
sellschaft „ N ederla  ndscb- 1 nd  ische  Stoomvaart  - Maat- 
schappij.“ 

Darf  der  Dienst  dieser  Gesellschaft  zu  dem  ozeanischen  Ver- 
kehr gerechnet  werden?  Die  Frage  erscheint  berechtigt,  wenn  man 
»ich  der  einleitenden  Bemerkungen  zu  meiner  Besprechung  der  nieder- 
ländischen Linien  erinnert.  Es  wurde  daseihst  hervorgeboben, 
ciafs  wir  es  hier  mit  einer  Gesellschaft  zu  tbun  haben,  welche  den 
ioterkolonialen  Dienst  zwischen  den  Kästen  und  Eilanden  des 
unter  niederländischer  Oberhoheit  stehenden  malayischen  Archipels 
vermittelt.  Allein  ein  Blick  auf  die  Karte,  welche  die  von  der 
Gesellschaft  ausgegebenen  „Gids  voor  reizigers  inet  de  booten  van 
de  „N.  I.  St.  V.  M.**  enthält,  zeigt  uns,  dafs  die  regelmäßigen 
Fahrten  sich  über  einen  grofsen  Th  eil  der  ostasialiscben  Gewässer 
erstrecken.  Auch  sonst  erscheint  es  gerechtfertigt  den  Betrieb 
dieser  bedeutenden  Gesellschaft  unter  „ozeanischen  Dantpferver- 
kohr*  einzureiben,  wenn  man  sich  erinnert,  dafs  Niederländisch- 
Indien  eine  Bevölkerung  von  gegen  30  Millionen  Menschen  zählt, 
dafs  im  Schiffsverkehr  der  niederländisch-indischen  Häfen  mit  dem 
Auslände  die  Zahl  der  ausgelaufenen  wie  der  eiagelaufenen 
Schiffe  jährlich  an  5000  beträgt,  dafs  also  der  Betrieb  einer  Dampf- 
Schifffahrtgesellschaft  in  einem  so  verkehrsreichen  Gebiet  von  dem 


größten  Einfluß  auf  die  Hebung  und  Förderung  der  Dampfer- 
fahrten, welche  über  den  Ozean  den  Verkehr  mit  Europa,  Afrika, 
Australien  usw.  vermitteln,  sein  maß. 

I Aus  meiner  Darstellung  der  Entwickelung  der  großen  „British 
lndia  Company*  wird  man  sich  erinnern,  daß  die  niederländisch- 
I indische  Dampßcbifffabrtsgeselltcbaft  thatsächlich  im  Jahre  186G 
j in  jene  große  englische  Kompagnie  aufging  und  seitdem  liegt  der 
großartige  Betrieb  der  unter  zwei  Firmen  bestehenden  Gesellschaft 
f in  einer  und  derselben  Hand,  ln  London  ist  der  Hauptsilx  der 
; Verwaltung,  in  Haag  ist  ein  „Kaotoor“  und  ein  Vertreter  der  Ge- 
; Seilschaft,  der,  nebenbei  bemerkt,  ein  Gehalt  von  5000  f 
bezieht,  und  die  Gesellschaft,  die  nur  dem  Namen  nach  eine 
niederländische  ist,  hier  nur  repräsentirt  (ich  gebrauche  ausdrücklich 
diesen  fremdländischen  Ausdruck,  weil  er  mir  hier  gerade  pausend 
erscheint).  In  Batavia  ist  eiu  Hauptagent.  Die  Schiffe  der  Ge- 
sellschaft führen  die  niederländische  Flagge;  dazu  mußte  sich  die 
Gesellschaft  schon,  io  Rücksicht  auf  das  bestehende  niederländische 
Gesetx,  bequemen,  in  Wahrheit  sind  es  englische  Schiffe;  unter 
den  im  Vertrag  der  „Britisb-India  Company“  mit  Queensland  auf- 
geführten Vertretern  finden  wir  auch  nur,  — mit  einer  einzigen 
, Ausnahme.  — schottische  und  englische  Namen  von  in  Schottland 
; und  England  ansäßigen  Kaufleuten, -jene  Ausnahme  ist:  AI.  Fra- 
> ser  in  Batavia  und  London  (vergl.  Export  vom  9.  November  186t» 

| 8.  696). 

Dieses  eigentümlichen  historisch  überkommenen  Verhältnisses 
ist  matt  sich  gegenwärtig  in  den  Niederlanden  in  weiten  Kreisen 
wohl  bewußt  und  in  der  Diskussion,  welche  schon  jetzt  im  Mutter- 
lande, wie  in  den  Kolonien  über  die  Erneuerung  des  jetzt  gelten- 
den Vertrags  wegen  der  Postdampßchifffahrt  in  Niederländisch- 
Indieo,  bezw.  über  die  Umgestaltung  der  bezüglichen  Verhältnisse 
stattfindet,  spielt  diese  Seite  der  Sache  eine  bedeutende  Rolle. 

Wie  sich  die  Dinge  so  eigentümlich  entwickelt  haben,  daß 
ein  schifffabrttreibender  Staat,  wie  die  Niederlande  in  seinen  Ko- 
lonien die  Postdampßcbifffahrt  einer  fremdländischen  Gesellschaft 
unter  Zugestehung  sehr  bedeutender  finanzieller  nnd  anderer  Vor- 
theile hat  übertragen  können,  darüber  lassen  wir  uns  zunächst 
von  niederländischen  Quellen  Auskunft  geben. 

Die  nschstchenden  geschichtlichen  Mittbeilungen  aus  früherer 
Zeit  sind  tbeils  den  amtlichen  Kolonialberichten,  teils  einem  Auf- 
satz: „Beitrag  zur  Kenotoiß  des  Dampfschifffahrt» verkehre  im 
Indischen  Archipel“  von  G.  M.  La  Chapelle,  welcher  in  der 
niederländischen  Zeitschrift  „de  Econowist“,  Jahrgang  1885,  ver- 
öffentlicht wurde,  entnommen. 

Obgleich  die  indische  Kriegsmarine  sich  bald,  nachdem  die 


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Di« 


Nr.  39. 


574 

EXPORT,  Organ  des  Centralvereios  für  iiandelsgeogniphie  etc. 


Verwendung  der  Dumpfkraft  zur  Fortbewegung  der  Schiffe  ailge- 
gemeiner  geworden  war,  des  Besitzes  verschiedener  Dampfer  er- 
freute, so  blieb  doch  die  Handelsflotte  in  diesem  Punkte  sehr  zu- 
rück, und  noch  um  das  Jahr  1849  gab  es  in  Niederländisch-Indien 
nur  ein  privates  Dampfschiff,  welches  denn  auch  in  der  Regel  als 
„der  Dampfer“  („de  stoomboot“)  bezeicbuet  wurde.  Dieses  der 
Niederländisch-ludischen  „Stoombootmaatschappij“  zugehörige  Fahr- 
zeug unterhielt  eine  regelm&fsige  Verbindung  zwischen  Batavia, 
Samarang  und  Surabaja,  und  es  wurde  als  eine  merkliche  Ver- 
besserung angesehen,  als  im  Jahre  1850  wie  versuchsweise  eine 
monatliche  Fahrt  zwischen  Makassar  und  Surabaja  mit  dein 
„Langen  Lamongan“,  einem  kleinen  Dampfer  von  58*/*  Lasten, 
eröffnet  wurde. 

In  demselben  Jahre  wurde  auch  der  genannten  Dampfschifffahrt»- 
gnaellschaft  ein  Vorschuf»  gegeben,  um  »ich  einen  zweiten  Dampfer 
aiizuschaffen.  Die  Gesellschaft  kaufte  die  „City  of  Glasgow“, 
welche  in  „Java“  umgetauft,  ebenfalls  zur  Unterhaltung  des  Ver- 
kehrs zwischen  den  drei  Hauptplätzeu  Java'.»  in  Fahrt  gestellt 
wurde. 

Die  indische  Regierung  hatte  indefs  schon  früher  die  Bedeu- 
tung einer  regelmäßigen  Dampfschifffahrt  in  dem  indischen  Archipel 
erkannt  und  batte  deshalb  nach  erlangter  Ermächtigung  zur  Er- 
öffnung der  Fahrt  mit  dem  vormaligen  Seeoffizier  W.  Cores  de 
Vries  einen  vorläufigen  Vertrag  abschliefsen  lassen,  welchem  in  185‘J 
Dach  einer  gelungenen  Probefahrt  zwischen  Batavia  und  Padaog  ein 
endgültiger  Vertrag  folgte. 

Hiernach  verpflichtete  sich  C.  de  Vries  zur  Unterhaltung 
monatlicher  Fahrten  vou  Batavia  über  Benkulen  nach  Padang  und 
ebenso  zurück,  sowie  gleichmäßiger  Fahrten  von  Batavia  nach 
Makassar  über  Samaraug  und  Surabaja  und  ebenso  zurück,  welche 
Fahrten  jedoch  während  dea  Ostmonsuns  monatlich  und  während 
des  WestmonsuDs  alle  zwei  Monate  auf  Amboina,  Ternate  und 
Menado,  von  letzterem  Orte  direkt  auf  Makassar  zurück,  ausgedehnt 
werden  sollten. 

Die  Regierung  zahlte  bi.»  zu  einer  bestimmten  Zahl  und  Menge 
für  Passagiere  und  Güter  20%  weniger  als  was  Private  nach  den 
Passage-  und  Frachttarifen  zu  zahlen  hatten,  gewährte  dagegen 
eine  jährliche  Subsidie  von  100  000 /.  Dieselbe  betrug  für  die 
geographische  Meile  7, 73/  Als  Höchstbetrag  der  Fahrgeschwindig- 
keit wurden  6l/v  Meilen  für  die  Wache  festgestellt. 

Dieser  Vertrag  wurde  zum  I.  Juni  1854  dabin  abgelndcrt,  daß 
C.  de  Vries,  der  inzwischen  seinen  Vertrag  einer  Gesellschaft, 
deren  Direktor  er  wurde,  übertragen  hatte,  sich  verpflichtete,  auf 
5 Jahre  zu  unterhalten: 

a)  eine  Fahrt  von  Batavia  über  Benkulen  nach  Padang  und  ebenso 
zurück,  monatlich; 

b)  eine  Fahrt  von  Batavia  über  Samara mr  und  Surabaja  nach  , 
Mnkassar,  Banda,  Amboina,  Ternate  und  Menado  und  von  dort 
über  Makassar,  Surabaja  und  Samarung  nach  Batavia  zurück, 
im  ersten  Jahre  alle  6 Wochen  einmal,  in  den  4 letzten  Jahren  ( 
aber  monatlich; 

c)  eine  Fahrt  von  Batavia  Ober  Muutok  und  Riouw  nach  Singapore 
und  ebenso  zurück,  monatlich:  sämmtlicbe Fahrten  im  Anschlufs 
an  die  Uberlandpost. 

ln  diesem  Vertrug  war  eine  Subsidie  bedungen  von  140000/ 
für  das  erste  und  von  160000/  für  jedes  der  folgenden  Jahre  oder 
von  9^>/  und  bezw.  8.73/ für  die  Meile.  Außerdem  waren  noch 
undere  Vortheile  bewilligt  worden,  als:  zollfreie  Einfuhr  einzelner 
Artikel,  Abgabe  von  Borneo-Kohlen  seitens  der  Regierung  zum  1 
Selbstkostenpreise  nv.,  während  der  neue  Vertrag  auch  insofern  j 
günstiger  war,  als  für  Regierungs-Passagiere  und  Frachten  die  all-  ' 
gemeinen  Tarife  maßgebend  sein  sollten. 

Als  später  in  Folge  einer  Veränderung  in  dem  Fahrplan  der 
Schiffe  der  Peninsular  und  Oriental  Company  die  unter  c bezeich- 
nten Fahrten  überflüssig  geworden  waren,  wurden  dieselben  auf 
Vorschlag  des  C.  de  Vries  durch  eine  monatliche  Fahrt  von  Ba- 
tavia nach  Muntok,  Sambas,  Singkawnng  und  Pontiaoak  und  zu- 
rück nach  Batavia  ersetzt.  Im  Jahre  1856  wurde  in  die  unter  b ge- 
nannte Linie  noch  Timor-Kupang  aufgenommen  gegen  eine  Erhöhung 
der  Subsidie  um  1500/  per  Reise,  während  in  1857  die  Fahrt 
Batavia  Singapore  wieder  anfgenommen  wurde.  Dagegen  wurde 
uun  dem  C.  de  Vries  gegen  eine  Subsidie  von  5000/  für  die  Reise 
das  monatliche  Befahren  einer  Linie  Batavia-Sambas  via  Pontianak 
und  Singkawaog  übertragen. 

Infolge  dieser  Veräudernugen  stieg  die  Subsidie  auf  10-»;/ 
für  die  Meile. 

Außer  mit  C.  de  Vries  war  in  1854  noch  ein  Vertrag  mit  ? 
der  Niederl. -Indischen  Dampfschifffahrtsgesellschaft  abgeschlossen  I 
worden,  behufs  einer  vierjährigen,  später  durch  Übereinkunft  bis  ! 
Lade  Mai  1859  verlängerten  Unterhaltung  monatlicher  Fahrten  von  ■ 


15*;. 


Batavia  nach  Singapore  und  zurück  via  Muntok  und  Riouw  jj 
Anschlufs  an  die  Überlands-Post  und  also  ganz  überein  stimm-'! 
mit  der  Fahrt  unter  c des  vorhin  bezeichneten  Vertrags  mit  C it 
Vries.  Die  erste  in  jedem  Monat  abgehende  Poet  war  übrig?ai 
dieser  Gesellschaft  zugesichert.  Die  ihr  gezahlte  Subsidie  be«n. 
für  das  erste  Jahr  5500/  und  für  die  folgenden  Jahre  5000/ fr 
jede  Reise.  Wenn  innerhalb  desselben  Monats  zwei  Fabrtea  ;~ 
maebt  wurden,  was  die  Regierung  DÖthigeofalls  fordern  kouie 
dann  wurden  für  beide  Fahrten  im  ersten  Jahre  10000/,  in  de 
folgenden  Jahren  9000 / gezahlt. 

Wie  sich  aus  Vorstehendem  ergiebt,  bestand  kein  bestimm- 
Vertrag  für  die  Packetfabrt  läng»  Java'»  Nordküste,  man  miß’ 
denn  schon  die  Strecke  Batavia  - Surabaja  von  der  Linie  BaU>  1 
Molukken  als  solche  annehmen.  Übrigens  wurde  diese  Veit» 
düng  doch  ohne  irgendwelche  Vergütung  seitens  der  RagiMUj 
durch  die  Schiffe  de»  C.  de  Vries,  die  „Niedcrländiseh-Iodiii-t' 
Dampfacbifffahrtsgeselßchaft“  und  durch  den  „Langen  Lamouz;  • 
unterhalten. 

Für  die  Beförderung  von  Gouvernements-Passagieren  und  Gaur, 
längs  Java1  s Nordküste  scheint  letztgenannte»  Dampfschiff  nickt  b 
Anspruch  genommen  worden  zu  sein;  wenigstens  licat  man  su« 

I Koiooial-Bericht  von  1854,  daß  das  Bestehen  von  zwei  vemfcif- 
denen  Dampfscbifffabrtsgesellscbaften , mit  welchen  von  der  Rrr> 
rang  Verträge  abgeschlossen  worden,  Veranlassung  gegeben  lut* 
zum  Erlaß  von  Vorschriften,  nach  welchen  beide  Geaelltehaftn. 
wenn  verlangte  Dienste  von  ihnen  gleich  gut  und  za  denuelv. 

1 Preise  geleistet  wurden,  auf  gleichem  Fuße  behandelt  mmn 
sollten. 

ln  1858  wurde  mit  C.  de  Vries  ein  weiteres  übereiakua- 
men  mit  veränderten  Bestimmungen  getroffen , wodurch  der  Ver- 
trag für  die  Packetfabrt,  welcher  mit  dem  1.  Juni  1859  abUnfa 
sollte,  bis  Ende  Dezember  1860  in  Kraft  blieb,  während  zagici  . 

I mit  ihm  über  den  monatlichen  Maildienst  zwischen  Batavia  uu 
j Singapore,  welcher  bis  Ende  1859  darch  die  „N.  J.  Stoontot 
1 raautschappij“  unterhalten  werden  mußte,  abgeschlossen  wsnfc 
Auch  Timor-Dilly  wurde  in  die  Fahrt  aufgenommen,  wahrwbni. 
lieh  kraft  eines  besonderen  Vertrags  mit  dem  portugiesischen  Gm- 
vernement. 

Für  die  Besorgung  der  Packetfahrt  nach  1860  wurde  im  Lauf- 
d.  J.  1859  eine  Submission  ausgeschrieben,  die  ganz  retoltitloi 
verlief,  da  der  einzige  Bewerber,  Hr.  C.  de  Vries,  eite  w| 
hohe  Subvention  forderte,  daß  es  viel  vorteilhafter  für  die  Re 
gicrung  gewesen  sein  würde,  die  Packetfabrt  für  eigene  Recht.-*-; 
fortzusetzen.  Soweit  kam  es  indefs  nicht,  da  C.  de  Vn» 
sich  später  zu  weiteren  Verhandlungen  bereit  erklärte,  Ha 
einigte  sich  schließlich  dahin,  daß  er  sich  verpflichtete, 
Packetfahrt  bis  Ende  1864  gegen  eine  jährliche  Subvention  w* 
500000  f zu  unterhalten,  gegen  die  Znsage,  dafs  für  Regimtc- 
trausporte  soviel  möglich  von  seinen  Schiffen  Gebrauch  gmidt 
werdeo  sollte. 

Neben  den  bestehenden  Fahrten  sollte  indefs  noch  eiw  t» 
natlichc  Fahrt  von  Surabaja  nach  Bandjermasin  über  Baweao  wf 
ebenso  zurück  eröffnet  werden. 

Iufolge  diese»  Vertrags  — in  welchem  man  »ich  über  fr# 
Tarife  einigte  — wurde  eine  Subsidie  von  nicht  weniger  ililf  / 
21  ct».  für  die  Meile  bezahlt. 

Diese»  ungünstige  Ergebniß  kann  nicht  Wunder  nehmen,  ven 
man  berücksichtigt,  daß  die  Submissionsbedinguogen  erst  21  Mi- 
nute vor  dein  Tage  des  iukraftlrcteas  des  Vertrages  in  dea  Kiefr; 
landen  bekannt  gemacht  wurden.  Besonders  zu  jener  Zeit, 
inu  11  in  der  Kuust,  Dampfschiffe  schnell  zu  bauen,  noch  nickt  ■ 
weit  vorgeschritten  war  wie  heutzutage,  als  man  die  fertigs- 
ten Fahrzeuge  noch  um  das  Kap  der  guten  Hoffnung  herum  führ* : 
mußte  und  diese  gewiß  nicht  unmittelbar  nach  Ankunft  io  W* 
zur  Packetfahrt  gebraucht  werden  konnten,  war  die  Zeit  zur  V«t- 
bereitung  viel  zu  kurz  bemessen. 

Der  neue  Vertrag  wurde  später  auf  eioc  Kommanditisten  ■ Ge- 
sellschaft unter  der  Firma  W.  Cordes  de  Vries  zu  Batavia  fib*- 
tragen. 

Ein  in  1862  mit  einer  anderen  Firma  zu  Batavia  geschlourv: 
Vertrag  betreffs  einer  Fahrt  zwischen  Batavia,  Cheribon,  Pai^ 
bang  und  den  Lampong»  wurde  bald  wieder  aufgehoben,  da  -1' 
für  diese  Fahrt  eiugesWllLc  Schiff  »ich  als  nicht  seetüchtig  er*  *1 
während  Verhandlungen  mit  einem  Privatmann  über  Eröffnung  etaer 
Linie  zwischen  Padang  uud  den  nördlich  davon  auf  8n«aU* 
Westküste  belegeneu  Häfen  wegeu  der  gestellten  hohen  Fordert 
gen  resultatlos  verliefen. 

Schließlich  blieb  also  die  Firma  W.  Cordes  de  Vrie*^1- 
alleinige  Vertragsscbließerin  mit  der  Regierung  für  die  Unterk» 
tung  von  Dampfschifffahrten,  und  mit  der  Ausführung  des  Vcrtrj?’ 


Nr.  39. 


575 

1887.  EXPORT,  Organ  dea  Centralvereina  für  H&ndelageographie  etc. 


1861 — 1865  beginnt  das  Streben,  den  Verkehr  in  dem  Archipel 
zo  monopolisiren,  sich  immer  mehr  geltend  zu  machen. 

Während  man  im  Kolonialbericbt  von  1859  noch  bemerkt 
findet,  dafs  aufser  den  Schiffen  des  W.  de  Cordes  nnd  der  „Nieder- 
ländisch-Indischen DampfscbifffabrtBgesellsch&ft  („N.  J.  Stoomboot- 
maatschappij“)  auch  einige  Dampfschiffe  der  FirmeQ  Lev  er t & Co. 
zu  Batavia,  Wermuth  & Co.  zu  Samarang  und  Major  Matz  er  & 
Co.  zu  Surabaja  den  Verkehr  längs  Javas  Nordküste  und  in  der 
8trafse  Madnra  unterhielten,  zeigt  sich  später,  dafs  mit  Ausnahme 
des  Dampfers  „Oenaraog“,  welcher  im  Laufe  d.  J.  1862  indefs 
anch  an  die  Firma  W.  Cordes  de  Vriea  überging,  siramtliche 
auf  Java  bestehenden  Daropfschifffabrtsunternebmungen  ihre  Schiffe 
an  jene  Firma  vermiethet  hatten.  Dieselbe  bemächtigte  sich  auch 
des  ganzen  Verkehrs  in  der  Strafse  Madura,  dadurch,  dafs  sie  in 
1862  einen  besonderen  Vertrag  mit  der  Regierung  abschlofs  über 
eine  Fahrt  zwischen  Surabaja,  Pasurnan,  Besuki,  Panarukan  und 
Sumeoep. 

Durch  Erfahrung  klüger  geworden,  machte  man  die  Submissions- 
bedingungen für  die  Unterhaltung  der  Packetdampferfahrt  nach 
1865  zeitig  bekannt.  Diese  weichen  insofern  von  den  bisher  ge- 
schlossenen Verträgen  ab,  als  diesmal  eine  Subsidie  für  die  zurück- 
liegende Meile  sollte  gefordert  werden  müssen,  und  als  das  Gou- 
vernement sieb  im  allgemeinen  das  Recht  vorbebielt,  die  ausbe- 
dutigenen  Limen  abzufindern  und  sogar  ciogeben  zu  lassen.  Der 
Vertrag  sollte  von  1866  bis  1875  einscbliefslich  dauern.  Bei  der 
am  31.  Juli  erfolgten  Ausverdingung  blieb  H.  0.  Robinsou  aus 
London  der  Mindestfordernde  mit  6,97  f für  die  Meile.  Der  mit  dem- 
selben abgeschlossene  Vertrag  ging  später  über  auf  die  „Nieder- 
ländisch-Indische Stoomvaartmaatflchappij“,  welcher  niederländische 
Name  indefs,  — bis  auf  ein  Geringes  — englisches  Kapital  deckte. 
Die  Herren  Paul  van  Vlissingen  und  Dudok  van  Heel  aus 
Amsterdam  batten  6,!$  f für  die  Meile  gefordert. 

Die  Packetfahrt  selbst  sollte  bei  der  Ausführung  des  Vertrags 
folgende  Ausdehnung  erhalten:  Die  Linie  Batavia-Padang,  in  welche 
auch  Telok-Bvtong  aufgenommen  wurde,  sollte  zweimal  im  Monate 
uud  diejenige  längs  Javas  Nordküste  monatlich  viermal  statt  mo- 
natlich einmal  befahren  werden,  während  die  Linie  Batavia-Singa- 
pore  durch  eine  Zweiglinie  Muntok-Palembang  erweitert  werden 
sollte. 

Obschon  die  Ausverdingung  für  den  neuen  Vertrag  geraume 
Zeit  vorher  ausgeschrieben  und  abgehalten  worden,  zeigte  sich 
doch,  dafs  die  Frist  für  die  Vorbereitung  nicht  genügend  gewesen 
war,  indem  die  Schiffe  der  neuen  Kontrabentin  mit  Beginn  des 
Jahres  1866  noch  nicht  alle  in  Indien  angekommen  waren.  Erst 
im  März  d.  Jahres  konnten  sämmtlicbe  verabredete  Linien  be- 
fahren werden.  Dieselben  wurden  fortwährend  verändert,  meistens 
zwecks  weiterer  Ausdehnung. 

Es  sei  noch  daran  erinnert,  dafs  in  1862  der  noch  jetzt  bestehende 
französische  Maildienst  zwischen  China  nnd  Marseille  mit  einer 
Zweiglinie  von  Singapore  nach  Batavia  in’s  Leben  gerufen  wurde. 

Auf  Ansuchen  wurde  diese  Lokallinie  anfänglich  durch  ein 
Fahrzeug  der  Regierung  von  Niederländisch-Indien  und  erst  nach 
März  1866  durch  einen  Dampfer  der  bezeichneten  Gesellschaft 
„Bfessageries  Imperiales“  (später  „Maritimes“)  wabrgenommen. 

Gar  bald  zeigte  es  sich,  dafs  die  „N.  J.  Stoomvaartmaatschappij* 
ebenso  wie  die  Firma  des  W.  Cordes  de  Vries  — welcher  in- 
zwischen gestorben  war  — bestrebt  war,  sich  ein  Monopol  zn 
sichern.  Wenigstens  hatte  in  1864  ein  Privatmann  zo  Batavia 
für  ein  von  ihm  einzurichtendes  DampfschiffuDternebmen  für 
den  Verkehr  mit  Krawang,  Chcribon,  Tcgal,  Pekalongan,  Bamarang, 
l'alembang  und  den  Lamponga  um  einen  Vorschufs  von  einer  Ton 
angebalten;  doch  wurde  diese*  Gesuch  abgewiesen,  weil  u.  A.  oben- 
genannte Gesellschaft  erklärt  hatte,  diese  Fahrt,  wenigstens  tbeil- 
weise,  mit  ihren  Schiffen  ousfähren  zu  wollen. 

Ehe  indefs  die  „N.  J.  St.*  ihr  Ziel  erreichte,  hatte  sie  noch 
eine  schwere  Zeit  zu  bestehen. 

Nach  Ablauf  des  Vertrags  mit  der  Firma  W.  Cordes  de 
Vries  gingen  nämlich  die  Dampfschiffe  dieser  Firma,  sowie  ihr 
übriges  Material  an  eine  Rhederci  über  und  wurde  die  Geschäfts- 
führung der  Firma  Bcsier  und  Jonkheim  zu  Rotterdam  über- 
tragen, welche  6 der  Schiffe  behielt  und  die  übrigen  verkaufte. 
Diese  Rhederci,  durch  keinen  Kontrakt  gebunden,  beschränkte  sich 
natürlich  auf  das  Befahren  der  vortheilbaftesten  Linien  und  hielt 
die  Konkurrenz  mit  der  „N.  J.  8t.“  bin  Oktober  1868  aus,  bis  sie 
schliefslich  jener  Gesellschaft  ihre  Flotte  übertrug. 

Der  „N.  J.  8taomvaartmaatschappiju,  die  schon  früher  den  ein- 
zigen Übrig  gebliebenen  Dampfer  der„N.J.  Stoombootmaatschappij“ 
angekanft  batte,  fiel  es  nun  nicht  itehwer,  die  beiden  anderen 
Dampfer,  die  noch  längs  Java's  Nord-Küste  fuhren,  aus  der  Fahrt 
zu  verdrängen. 


Der  eine,  der  „Kebon  Dalara“  wurde  noch  1868  in  Japan,  der 
andere  „de  Hoop“  im  darauffolgenden  Jahre  zu  Singapore  ver- 
kauft. Sie  fand  jetzt  nirgends  Mitwerbung  mehr,  als  auf  der  Linio 
Batavia-Siogapore  seitens  der  Messageries,  und  wenn  noch  zuweilen 
konkurrirende  Linien  eröffnet  wurden,  mufsten  solche  Unterneh- 
mungen gar  bald  wieder  anfgegeben  werden. 

Zwar  gab  es  in  dem  Archipel  aufser  den  Schiffen  der  „Maat- 
sebappij*  noch  andere  Dampfer;  doch  diese  fuhren  nur  ohne  Be- 
stimmong  (op  avontuur)  oder  waren  bestimmt  für  Schleppdienste 
oder  den  Transport  auf  verschiedenen  Rhedeu,  mit  wenigen  Aus- 
nahmen waren  dieselben  von  geringen  Dimensionen.  (Fort*üu»g  folgt.) 


Europa. 

1888er  Weltausstellung  la  Melbourne  Don  Resolutionen  des  „ Central - 
Vorrin*  für  Handelsgcograpbio  und  Förderung  deutscher  Interessen  im  Aus- 
lände" zu  Gunsten  einer  offiziellen  Beschickung  der  Ausstellung  durch  da» 
Reich,  haben  sich  ari ['s er  Uunderten  von  ersten  Firmen  und  Syndikaten  nach- 
stehend genannte  Handelskammern  angescblosscn:  Strafsburg  i.  E.,  Stralsund, 
Braunscfawoif,  Altenburg  i.  8.,  Meiningen,  Wesel,  Aachen,  Lohr,  Offenbacb, 
Plauen,  T.imburg  n.  d.  Lahn,  Kuttbus,  Dllleuburg,  Bremen,  Magdeburg,  Frank- 
furt a.  M.,  Rottweil,  München,  Lauban,  Breslau,  Oppeln,  Ravensburg,  Zittau, 
Emden,  Leipzig,  Sora»  N.-L„  Wiesbaden,  Mainz,  Hirschberg,  die  Kaufmann- 
Schaft  in  Königsberg  i.  Prn  Gcwerbekaiomer  in  Bremen  usw.  Die  betr.  Unter- 
schriften sind  von  dem  gedachten  Verein  vor  einigen  Tagen  dem  Reich  samt 
dos  Innern  eingervicbt  worden,  und  dürfte  die  Entscheidung  des  Reichs- 
kanzlers über  die  offizielle  Botbeiligung  des  Reiche»  an  der  Melbourner  Aus- 
stellung durch  Entsendung  eine»  Rdcfalkommiasars  bereits  in  nächster  Zeit 
erfolgen.  Es  würde  daher  das  Interesse  der  Sache  sehr  fördern,  wenn  die 
oben  nicht  genannten  Handels-  und  (icworbeknminrm,  welche  der  Ausstellung 
sympathisch  gegenöbendeben,  ihre  den  qtt.  Resolutionen  xustimmenden  Er- 
klärungen dem  Verein  recht  bald  zukommen  lassen  möchten,  damit  dieselben 
noch  rechtzeitig  einen  dem  deutsch  - australischen  Handelsvertrag  günstigen 
Einflufs  auszuüben  im  Stande  sind. 

Rundschreiben  der  Handelskammer  zu  Mainz  zur  Förderung 
der  Melbourner  Ausstelling.  Die  genannte  Handelskammer  ver- 
sendet folgendes  Aoschreiben  an  die  InduHtriellen  ihre»  Bezirkes: 

„Wie  uns  die  Grufsherzoglicbe  Regierung  mUlhcilt,  findet  vom  l.  August 
1888  bis  31.  Januar  1889  in  Melbourne  eine  Internationale  Jubel- Auf- 
stellung statt,  für  welche  sich  in  den  verschiedenen  europäischen  Staaten 
bereit»  nationale  Landoskomittts  gebildet  haben.  Es  ist  bekannt,  dafs  die 
deutsche  Industrie  durch  die  Melbourner  Ausstellung  im  Jahre  1879  einen 
entschiedenen  Erfolg  und  sich  einen  geachteten  Namen  auf  dem  australischen 
Markte  verschafft  hat.  Die  junge,  aufblähende,  australische  Kolonie  bat  sich 
zu  einem  kaufkräftigen  Markte  entwickelt,  auf  welchem  deutsche  Fabrikate 
sich  einen  festen  Platz  erworben  haben.  So  stieg  der  Werth  der  Ausfuhr 
au»  dem  deutschen  Zollgebiet  nach  Australien  von  1880  bi»  1885  vou 
1824  000  auf  7947000  JC,  während  gleichzeitig  die  Ausfuhr  Hamburg*  sich 
von  4448700  kg  auf  44597000  kg  gehoben  hat.  Dabei  sind  diejenigen  Quan- 
titäten beziehungsweise  Werthe,  welche  durch  englische  Vermittelung  nach 
Australien  exportirt  wurden,  nicht  mit  inbegriffen. 

Namentlich  in  der  Möbelindustrie  hat  «ich  der  deutsche  Lieferant  als 
außerordentlich  leistungsfähig  erwiesen,  so  dal»  1885  der  deutsche  Antheil 
an  der  Gesammtcmfuhr  der  Zahl  der  Sendungen  und  dem  Werthe  der  Waare 
nach  7>  betrag. 

Eine  iufserst  günstige  Gelegenheit,  neue  Handelsbeziehungen  mit  Ans- 
tralicn  zu  eröffnen  und  die  bisherige u zn  befestigen,  bietet  nun  die  nächst- 
jährige Aufstellung  in  Melbourne.  Heut«  liegen  zudem  die  Verhältnisse  in 
Australien  günstiger  als  früher.  Unsere  Industrie  ist  bereit*  in  bester  Weise 
auf  dem  dortigen  Markte  cingeführt  und  bei  der  Schwierigkeit,  auf  dem, 
europäischen  Kontinent  die  Zollschranken  vier  anderen  Staaten  zu  überwindcus 
erscheint  die  Gewinnung  und  Sicherung  des  australischen  Absatzgebietes  als 
eine  Pflicht  unserer  Kxportindustrie.  Die  anderen  Nationen  rüsten  sich  bereit* 
mit  allen  Mitteln  znm  friedlichen  Kampfe  und  Frankreich,  Belgien,  Groß* 
britanirn,  Rufsland,  die  Schweiz,  ja  die  asiatischen  englischen  Kolonien  her 
reiten  Kollektivausstellungen  vor,  durch  welche  die  Leistungsfähigkeit  de 
eigenen  Industrie  dargethau  werden  boII. 

Es  gilt  für  die  dentsche  Industrie  daher,  ihre  Konkurrenzfähigkeit  zu 
zeigen  und  dcu  übrigen  Staaten  keinen  Fuf*  deutschen  Besitze»  in  Australien 
abzulassen 

Der  große,  jährlich  wachsende  Strom  von  europäischen  Auswanderern, 
die  fortschreitende  Kultivirung  des  australischen  Kontinent»,  die  gesunde 
finanzielle  Lage  der  einzelnen  Kolonien  giebt  die  Gewähr,  dafs  »ich  Aus- 
tralien zu  einem  für  den  Welthandel  bedeutungsvollen  Markte  iicranbllden 
wird,  auf  welchem  Deutschland  vermöge  seiner  Leistungsfähigkeit  einen 
mächtigen  Einflufs  zu  erlangen  berufen  ist.  Daher  haben  «ich  auch  hier 
bereits  augoschene  Körperschaften  für  eine  th unliebst  umfangreiche  Bethcili- 
«■(  au  der  Melbourner  Ausstellung  ausgesprochen  und  wird  eine  Bethviligung 
der  Kcichsregierung  mit  Sicherheit  vorauagesehen. 

Die  Grofsherzoglirhe  Handelskammer  versendet  auf  schriftliches  Ver- 
langen Prospekte  nnd  Pläne  der  Melbourner  Ausstellung  und  ertheilt  jede 
nähere  Auskunft* 

Ausstellung  In  Kopenhagen  1888.  Im  Frühjahr  des  nächsten 
Jahres  wird  in  Kopenhagen  „die  skandinavische  Ausstellung* 
eröffnet  werden,  eine  der  sehr  wenigen,  mit  welchen  der  skandina- 
vische Norden  seither  die  Fortschritte  seiner  nationalen  Gewerbe 
auf  eignem  Boden  zur  Schau  gebracht  hat.  Die  Ausstellung  wird 


576 

Nr.  39.  EXPORT,  Organ  des  Centralvereius  für  HandeUgeographio  etc.  1837. 


bis  zum  Herbst  desselben  Jahres  dauern.  In  Dänemark  selbst  wer- 
den außerordentliche  Anstrengungen  gemacht,  um  die  Fortschritte 
auf  dem  Gebiet  der  Landwirthschaft  und  der  Industrio  in  eiuetu 
möglichst  vollständigen  Bilde  vorzuföhren.  Norwegen  wird  sich  mit 
seiuen  eigenartigen  Produklionsgcbicten  unscbließrn.  Schweden 
bat  sich  bis  jetzt  zu  einer  offiziellen  Betbeiligung  noch  nicht  ent- 
achliefsen  können,  indem  der  schwedische  Reichstag  mit  Hilfe  der 
Freibaudeispartei  den  hierzu  geforderten  Kostenbeitrag  von  50Ü00 
Kronen  abgelehut  hat.  Trotzdem  steht  zu  erwarten,  daß  sich  dieser 
in  der  Entwickelung  seines  Industriewesens  seit  einem  Jahrzehnt 
unter  allen  nordischen  Ländern  am  weitesten  vorgeschrittene  Staat 
doch  noch  zu  einer  umfassenden  und  auch  offiziellen  Vertretung 
verstehen  wird.  Die  schwedische  Regierung  selbst  steht  der  Aus- 
stellung durchaus  sympathisch  gegenüber.  Hoffentlich  wird  es  der 
neu  zussnunentreteode  Reichstag  besser  verstehen  den  Wünschen 
der  Regierung  in  dieser  wichtigen  Angelegenheit  Rechnung  zu  tra- 
gen. Der  „schwedische  Exportverein“,  an  dessen  Spitze  der  Thron- 
folger Schwedens  steht,  der  für  di«  Industrie-Interessen  Schwedens 
mit  großer  Energie  eintritt,  hatte  sofort  nach  jenem  Beschlüsse  de* 
Reichstags  eine  rührige  Agitation  entfaltet,  um  die  Bethciliguug 
Schwedens  so  umfassend  wie  möglich  zu  gestalten,  und  es  ist  mit 
Sicherheit  auzunehnien,  dals  auch  in  dem  unwahrscheinlichen  Kalle 
einer  abermaligen  Ablehnung  der  offiziellen  Betbeiligung,  Schweden 
dennoch  von  seiner  vielseitigen  Arbeitsgeschicklichkeit  in  Kopen- 
hagen umfassendes  Zeugnifs  ablegen  wird.  Neben  den  drei  skan- 
dinavischen Reichen  soll  auch  Finnland  mit  den  Erzeugnissen  seiner 
Bodenwirthscbaft  und  seiner  Gewerbe  einen  breiten  Raum  auf  der 
Ausstellung  einoehmen.  Endlich  wird  auch  von  den  eigentlichen 
Industriestaaten  Europas,  sowie  von  allen  Ländern  überhaupt,  die 
mit  dem  Norden  engere  Handelsbeziehungen  unterhalten,  eine  Be- 
schickung erwartet.  Besondere  Erwartungen  scheint  man  auf 
Deutschland  zu  setzen.  Deutschland  nimmt  im  Handel  mit  dem 
Norden  jetzt  unter  allen  Staaten  hinsichtlich  der  Bewertbung  der 
Waarenausfuhr  diu  erste  Stelle  ein.  Die  Betbeiligung  der  nicht- 
nordischen  Länder  an  der  Kopeubagener  Aasstellung  soll  in  Form 
von  Kollektivausstellungen  erfolgen. 

Ein  Wink  für  Exporteure.  Der  italienische  Geschäftsträger  in  Teheran 
hat  kürzlich  an  seine  Regierung  berichtet,  dafs  die  österreichische»  und 
deutschen  Manufakturen  sich  heute  nicht  mehr  derselben  Beliebtheit  in 
Persien  erfreuen  *se  ehemals,  da  das  Gewebe  und  die  Färbung  schlecht  sind, 
während  der  Preis  ein  hoher  ist.  Der  Geschäftsträger  »chligt  daher  vor, 
italienische  Manufakturwaaren  nach  Persien  xu  exportiren,  ebenso  venetiani- 
schfl  Glaiwaarcn,  dann  Kaleschen,  welche  die  Perser  bis  jetzt  zumeist  aus 
Wien  und  Odessa  bezogen  haben,  hauptsächlich  aber  Wadmündhülzcbrn, 
welche  heute  noch  in  Pcraicn  ganz  unbekannt  sind,  und  welche  bald  die 
französischen  und  österreichischen  Zündhölzchen  verdrängen  würden. 

(•Österreich iches  Unndels-Journal“.) 

Asien. 

Regulirung  des  Hoangho-Flusses  mit  deutschen  Dampfbaggern. 

(Original  bericht  aus  Shanghai,  August  1H87.)  Ans  Shanghai 
schreibt  man  uns:  Neben  den  bedeutenden  Eisenbahnprojekten  in 
China  scheint  jetzt  auch  die  Frage  der  Regulirnug  des  Hoaogho- 
Flussea  die  dortige  Regierung  ernstlich  zu  beschäftigen.  Bei  der  Aus- 
führung dieser  Arbeiten  kann  sich  für  die  in  China  konkurrirenden 
industriellen  Firmen  ein  weites  Feld  lohnender  Thätigkeit  eröffnen. 
Auf  die  Vorstellungen  der  Gouverneure  vou  Shantung,  Kiaug  und 
Kiaugsu  sowie  der  General-Direktoren  des  Reis-Trausportes  und 
des  Hoangho  war  durch  Kaiserliches  Edikt  eine  Kommission  zur 
Prüfuug  der  verschiedenen  für  die  Flufsregulirung  gemachten  Vor- 
schläge eingesetzt  worden.  Dieselbe  bat  jetzt  in  einer  Eingabe  an 
den  Thron  das  Ergeh nifs  ihrer  Berathungen  nicdergelegt.  Nach 
der  in  Tientsin  erscheinenden  Zeitung  „Shih  pao“  hat  die  Kom- 
mission, da  die  lloangho-Frage  das  Wohl  des  ganzen  Landes  be- 
rühre und  die  bisher  vorliegenden  Berichte  der  verschiedenen  Gou- 
verneure nur  die  ihneu  unterstellten  Verwaltungsbezirke  im  Auge 
haben,  eine  neue  Untersuchung  anempfohlen,  um  in  gemeinsamer 
Berathang  die  zu  treffenden  Maßregeln  festzustellen.  In  Bezug 
auf  den  Wunsch  des  Gouverneurs  von  Shantung,  zur  Regnlirung 
des  Hoangho,  Schleusen  in  demselben  anzulegen,  hat  sich  die  Kom- 
mission dahin  ausgesprochen,  dafs  der  Strom  zur  Verwerthang  von 
Schleusen  viel  zu  reifsend  und  die  Wasaermengen  zu  bedeutend 
seien.  Der  Gouverneur  von  Shantung  hatte  ferner  vorgeschlagcn, 
den  Fluß  in  sein  altes  Südbett  zurückxuleilen.  Dies  soll  nicht 
gesebeheu.  Dagegen  soll  der  Gouverneur  ermächtigt  werden,  die 
ihm  bewilligte  Summe  von  2 Millionen  Taels  zur  Ausführung  der 
noch  übrigen  Reparaturen  zu  verwerthen.  Die  Kommission  bat  sich 
bei  dieser  Gelegenheit  sehr  günstig  über  die  Bagger  ausgesprochen, 
die  jetzt  bei  T'ieb  men  kuun  verwendet  werden,  dieselben  könnten 
später  am  ganzen  Hoangho  gebraucht  werden.  Auch  wird  von  der 


Kommission  hervorgehoben,  dafs  diese  Bagger  in  Deutschtum 
am  Rhein  und  an  anderen  Orten  mit  großem  Erfolge  zur  Ver- 
tiefung des  Flnfsbettes  angewandt  worden  und  sei  es  sehr  n 
wünschen,  diese  Methode  in  Chiua  adoptirt  zu  sehen.  Man  nnät*- 
den  Kaisor  bitten,  dafs  er  das  Tsung  li  Yamen  und  den  Genen! 
Inspektor  der  Nördlichen  Häfen  auweise,  mit  ganz  besonderem  Lifer 
sich  nach  dem  europäischen  Verfahren  zu  erkundigen.  Ferner 
wird  noch  empfohlen,  dem  Gouverneur  von  Shantung  anfzugebta 
Dampfbarkassen  zu  kaufen,  um  auf  ihnen  statt  wie  früher  tu: 
Dschunken  die  zur  Verhütung  der  Versandung  verwandten  eisgrau- 
Besen  und  Apparate  zum  Flüssigmachen  des  Schlammes  anzubriogts 


Afrika. 

Wer  nimmt  die  Delagoa-Bai?  Unter  dieser  Überschrift  brinr 
die  in  Kapstadt  erscheinende  Wochenschrift  „The  Cape  Argu»' 
vom  19.  August  d.  J.  einen  kurzen  Artikel,  der  sich  mit  der  Zt- 
kunft  der  Delagoa-Bai  beschäftigt  und  insofern  für  uns  ein  betot- 
deres  Interesse  bat,  als  der  Verfasser  desselben  unserer  ReicLi 
regierung  kolonialpolitische  Absichten  von  allergrößter  Bedcatti; 
zutraut,  deren  thatsücb  liehe«  Vorhandensein  uns  aber  als  duckte 
unwahrscheinlich  erscheint.  Der  Verfasser  spricht  von  des  Ab- 
sichten der  Boeren,  sich  der  Delagoa-Bai  zu  bemächtigen,  und  tu 
den  Maßregelt!  der  portugiesischen  Regierung,  um  dies  za  ta- 
eilcln,  und  fährt  dann  fort  „Es  ist  sicher  nicht  in  der  Onia&if 
dafs  eiue  schwächere  Macht  wie  Portugal  jenen  Weltbafen  in» 
habe,  und  würden  sich  die  schwersten  Mißst&nde  daraus  ergeUi 
Die  südafrikanische  Republik  ist  noch  weniger  fähig  als  Portugai. 
einen  Seehafen  zu  vertbeidigen,  so  erfahreu  Oom  Pauls  Kinder  uttk 
im  Gebrauch  der  Riflebüchse  sein  mögen.  Wie  die  Sachen  sttta 
würden,  wenn  es  den  Boeren  gelänge,  den  Hafen  Portugal  xs  eu- 
re ifsen  — was  sie  natürlich  iu  zehn  Minuten  zu  Stande  brisÄ« 
könnten  — ist  von  den  englischen  Zeitgenossen  hinlänglich  erluMt 
worden.  Die  Boeren  werden  die  Katzeupfoten  Deutschlands  dy- 
stellen und  das  Sansibardrama  wird  mit  neuen  Schaiupititu 
wiederholt  werden.“ 

Wie  das  Kapstadtblatt  zu  dieser  Ansicht  kommt,  ist  ans  nick« 
ganz  klar;  es  geht  aber  aus  dem  Artikel  wenigstens  hervor,  djJ» 
mau  in  Süd-Afrika  den  Besitz  der  Delagoa-Bai,  welcher  der  „Cape 
Argus“  sogar  das  Epitheton  „one  of  the  worlds  giles*  belieft,  fär 
außerordentlich  wichtig  hält,  und  scheint  der  Artikel  nur  p#- 
scbriebcn  worden  zu  sein,  um  einem  etwaigen  Versuch  Dentui 
landa,  sich  jener  Bai  mit  Hilfe  der  Boeren  zu  bemächtigen,  m* 
gegenzuarbeiten.  Wie  gesagt,  liegt  für  uns  kein  Grund  vor  a 
derartige  Absichten  zu  glauben,  zumal  wenn  wir  die  ablehnend- 
Haltung,  welche  die  Keichsregicrung  einst  der  BoerengesaailUcbir 
gegenüber  beobachtete,  in  Erwägung  ziehen;  aber  da  die  Sache  m 
einmal  von  englischer  Seite  znr  Sprache  gebracht  worden,  w 
werden  wir  sie  natürlich  im  Auge  behalten  und  möchten  suct:b< 
unsere  Leser  auf  die  io  den  Jahrgängen  1880,  1881  und  ltfcsä  ie 
„Export“  über  die  Delagoa-Bai  veröffentlichten  Artikel  aufiMttaa 
machen.  Wie  ein  rother  Faden  zieht  sich  durch  dieselben  d« 
Wunsch  hindurch,  dafs  deutsche  Kapitalistcu  den  Bau  der  Eb®- 
baho  von  Louren^o  Marques  nach  Pretoria  in  Angriff  «auf- 
möchten,  wobei  sie  freilich  sicher  seiu  müßten,  dafs  ein  deot.«:!*? 
Kriegsschiff  iu  der  Delagoa-Bai  erscheinen  würde,  sobald  nun  tit 
Bahnwärterhäuschen  schwarz-weiß-rolh  zu  beflaggen  geoötbigt  ein. 
Dieser  Wunsch  ging  nicht  in  Erfüllung;  die  Bahn,  welch«  i* 
reits  in  R.  Andre’»  Handatlas  als  zum  Tbeil  vollendet 
zeichnet  wird,  wurde  nicht  gebaut,  und  berichtete  W.  Joest  1*4 
aus  Louren^o  Marques,  dafs  überhaupt  noch  keine  Schiene  daselb* 
angekommen  sei.  Wir  können  es  uns  nicht  versagen,  die  be- 
treffende Stelle  aus  seinem  Werke  „Um  Afrika“,  Köln  1885,  krf 
zu  übertragen,  da  sie  betreffs  de«  Werthes  der  Delagoa-Bai  nif*1 
unwesentlich  von  den  Ansichten  der  Verfasser  vorerwähnter  And* 
des  „Export“  abweicht. 

Nachdem  er  in  seiner  drastischen  Manier  den  kleinen  eleada 
halb  in  Schlamm  vergrabenen  Ort  Louren^o  Marques,  den  er  «eil* 
mörderischen  Klimas  wegen  mit  einem  Kirchhof  vergleicht,  ei» 
gehend  geschildert,  und  die  Versuche,  Auswanderer  nach  der  l®- 
gegend  der  Delagoa-Bai  zu  verlocken,  gebührend  gegeißelt, 
er  fort:  „Das  größte  Hinderniß  einer  Entwickelung  Transvu-1 
ist  die  bedeutende  Entfernung  des  Landes  von  der  Küste,  zua-i' 
vom  Kap.  Dieser  Schwierigkeit  wäre,  wie  früher  bereits  mehre.!  s 
erwähut,  sofern  nicht  eine  Änderung  in  den  jetzigen  politische* 
Verhältnissen  de«  südöstlichen  Afrikas  eintreten  würde,  durch  eia* 
Eisenbahn  abzuhelfeu,  welche  Transvaal  nach  Süden  hin  mit  <1« 
Oranje-Freistaat  and  der  Kapkolonie  verbände  oder  aber  durch  eil« 
Bahn  aus  Transvaal  nach  Delagoa-Bai.  Von  letzterer  Bahn  fa&u? 
ich  viel  gehört  und  gelesen;  die  Zeitungen  in  Natal  brachten  fc- 


1887. 


577 

EXPORT,  Organ  dos  Central  verein  8 für  Handel  Bgeograpbie  et«. 


Nr.  39. 


richte  aber  die  Millionen,  die  Baron  Grant  and  »eine  Freunde  in 
London  zusaromeogeschossen  hatten,  die  Strecke  war  mehrfach 
vermessen  und  trassirt  worden;  in  einer  Art  Blaubucb  der  Trans- 
vaal reg  ierung  vom  J.  1881  fand  ich  die  Augabe:  „Die  Eiseubahu 
von  Delagoa-Bai  wird  demnächst  begonnen  werden,  und  ihre 
Vollendung  ist  nur  eine  Frage  der  Zeit.*  Kurz,  als  ich  Durbau 
verlief«,  glaubte  man  dort  den  Bau  in  vollem  Gange,  und  mehrere 
angesehene  Kaufloutc  baten  mich,  ihnen  einen  Bericht  über  den 
Stand  der  Eisenbahn  zu  senden  — für  die  dortigen  Kanfleute 
scheint  nämlich  Lonren^o  Marques  ebenso  entfernt  zu  liegeu,  wie 
der  Nordpol.  Wie  grofs  war  aber  meine  Überraschung,  als  ich, 
in  Loureo?o  Marques  angekommen,  nach  der  Eisenbahn  fragte,  und 
nur  erstaunte  Gesiebter  sah.  «Was  für  eine  Eisenbahn?“  fragte 
man  mich.  Mi  antwortete:  „die  von  hier  nach  Transvaal“.  All- 
gemeines Hobngeläcbter.  „Aber  die  und  die  Kompanie  besteht 
doch?4  „Ist  lange  bankerott.4  „Und  die  Vorarbeiten?4  .Bind 
längst  wieder  von  der  Vegetation  überwuchert.4  „Und  die  In- 
genieure?* „Einen  sahen  wir  noch  dieser  Tage  betrunken  umher- 
buiDineln;  die  andern  sind  todt.“  „Und  das  Eisenbahnmaterial?* 
„Hier  ist  nie  eine  einzige  Schiene  angekommen.“  „Und  das  eng- 
lische Kapital  und  die  Traosvaalanleihe?“  „Sind  keine  10°,' o ge- 
zeichnet worden,4  „Glauben  Sie  denu  nicht  au  das  Zustandekommen 
der  Eisenbahn?4  „Portugal  hat  kein  Geld,  und  Transvaal  noch 
viel  weniger.  Wer  soll  denn  die  Baku  bauen?  Wie  soll  die  Bahn 
sich  überhaupt  jemals  bezahlt  machen?  Nehmen  wir  au,  dieselbe 
würde  mit  großen  Opfern  an  Geld  und  — wegen  des  Klebers  — 
Menschenleben  gebaut,  was  würde  sie  denn  transportiren  ? Nach 
Transvaal  hin  allerdings  alles  das,  was  nicht  auf  dem  südlichen 
Uberland  woge  gesandt  würde,  dessen  Ausgangspunkte  Europa 
»her  viel  näher  gelegen  sind,  wie  die  Delagoa-Bai;  von  Transvaal 
lierher  — nichts  aufser  ein  paar  Säcken  Gold.  Die  Bahn  würde 
vielleicht  der  Erschließung  Transvaals  eineu  heute  noch  uoberechen- 
»aren  Impuls  geben  — wer  aber  machte  sein  Geld  bei  dem  Bau 
lerselben  los  werden?* 

So  weit  Joest  1884.  Seitdem  ist  aber  Deutschland  eine 
tolonialpoliiisehe  Macht  geworden,  und  die  Frage  nach  dem  zu- 
.nuftigen  Besitz  der  Delagoa-Bai,  aus  welcher  letzterer  Portugal 
liebts  zu  machen  verstanden,  die  der  Transvaalregierung  aber 
bensowcüig  ohno  besondere  Unterstützung  von  europäischer  Seite 
iitzeu  wird,  kann  ihm  nicht  gleichgültig  sein.  Mag  das  Klima 
ort  noch  so  mörderisch,  und  die  Erschließung  des  Hinterlandes 
urch  eine  Eisenbahn  noch  so  schwierig  und  kostspielig  sein, 
cljwioriger  als  in  Kamerun  und  in  den  ostafrikaoischen  Schutz- 
ebieten liegen  die  Verhältnisse  dort  auch  nicht;  dagegen  steht  cs 
ufscr  (Vage,  daß  das  südafrikanische  Hinterland,  namentlich  das 
’ransvaalgebiet  in  wirtbsebaftlicber  Hinsicht  unendlich  hoher  steht, 
1s  irgend  eiu  Theil  des  zentralafrikanischen  Binnenlandes.  Das 
aben  die  Engländer  wohl  erkannt  uud  seit  Jahren  io  der  Presse 
ie  Annexion  der  Delagoa-Bai  von  ihrer  Regierung  verlangt;  aber 
lücklicherweise  bat  sieb  Portugal  allen  dahin  abziclonden  Schritten 
n erwehren  gewufst,  und  naf  die  Unterstützung  der  Boereu  können 
ie  Engländer  nicht  rechnen.  Daher  aber  ihre  Furcht,  Deutschland 
önute  sich  diese  Sachlage  zu  Nutze  machen  und  die  Delagoa-Bai 
lit  Hilfe  der  Boeren  für  sich  aonektiren. 

Diese  Furcht  kann  uns  jedoch  nur  befriedigen;  denn  wenn  sie 
ns  auch  grundlos  erscheint,  so  giebt  sie  uns  doch  einen  Mafsstab 
er  Schätzung  unserer  kolonialpolitiscben  Fähigkeiten  von  Seiten 
er  ersten  kolonialpolitiscben  Macht  der  Welt,  und  würden  wir 
ns  freuen,  wenn  besagte  Fähigkeiten  in  der  Praxis  der  Bedeutung, 
eiche  ihnen  von  letzterer  Seite  beigelegt  wird,  entsprechen  würden. 

Kapkolonle,  Zollfreiheit.  Mit  28.  Juli  wurden  Maschinen  zu  Industrie - 
«ecken,  deren  Triebkraft  aus  Dampf,  Wärme,  Elektrizität,  tias,  Wasser, 
ugvieh  besteht,  für  zollfrei  erklärt.  (.Board  of  Trade  Journal“.) 


Süd -Amerika. 

Chile.  (Origin albcricbt  aus  Puerto  Montt  vom  Juli 
387.)  Die  Lage  des  chilenischen  Außenhandels  ist  zum  großen 
heile  abhängig  von  dem  Kurse  des  chilenischen  Geldes.  Vor 
ibrzchnteo  war  in  dieser  Republik  wie  in  anderen  Ländern  Süd- 
amerikas Überfluß  au  G old mü uzen,  uud  es  war  manchmal  nicht 
tnz  leicht,  genügende  Menge  von  kleinen  Scheidemünzen  zu  be- 
-baffen.  Papiergeld  war  selten  und  geschätzt.  Mit  der  Zeit  änderte 
rh  iu  einem  großen  Tbeile  von  Südamerika  dieses  Verhältnis, 
or  etwa  15  Jahren  verschwand  erst  das  Gold,  nachher  auch  das 
Über  allmählich  aus  dem  Verkehre  und  es  wurde  schwer  für  das 
apiergeld  Wechsel  auf  Europa  zu  kaufeu.  Während  des  Krieges 
m Chile  mit  seinen  nördlichen  Nachbarn  trat  eine  bedeutende 
ntwertbung  des  nunmehr  herrschend  gewordenen  Papiere»  ein. 
achdem  die  Goldmünzen  lange,  die  Silbcrthalcr  auch  meist  in 


das  Ausland  gewandert  waren,  wurden  auch  die  kleinen  silbernen 
Münzen  von  5 bis  60  Cent  gesammelt  und  ausgeführt.  Die  Re- 
gierung half  dadurch  aus,  dafs  sie  dieselben  in  schlechterer 
Mischung  prägte,  so  dafs  sie  nicht  mehr  als  Silber  verwerthet 
werden  konnten. 

Da  sank  denn  das  kursirende  Geld:  Papier  und  minderwerthige 
Scheidemünze  rasch.  Die  Folge  war,  dafs  der  Import  litt.  Es 
wurde  den  Kaufleuten  natürlich  schwer,  dieselben  Waaren  für 
schlechteres  Geld  auszugeben.  Entweder  wurden  die  Preise  erhöbt, 
oder  die  (Qualität  verschlechtert,  oder  beide  Auskunftsmittel  ange- 
wandt. Glücklicherweise  iat  eiue  eiuheimiscbe  Industrie  im  Ent- 
stehen und  diese  fabrizirt  gute  Tuche,  etwa»  Zucker  und  eine 
Menge  anderer  Gegenstände.  Auch  besieht  an  vielen  Orten 
noch  etwas  Hausindustrie  von  alter  Zeit  her.  Auch  hat  das  Land 
von  jeher  so  viel  Lebensmittel  jeder  Art  produzirt,  dafs  in  vielen 
Zweigen  den  Bedürfnissen  des  Lebens  abgebolfen  werden  kann. 

Auf  der  anderen  ßeite  aber  erleichtert  der  schlechte  Kurs 
den  Export  ungemein.  Die  Arbeiter,  der  Grund  uud  Boden, 
die  Lebensmittel,  mancherlei  Transportmittel  werden  in  vielen 
Th  eilen  des  Landes  noch  annähernd  zu  den  alten  Preisen,  aber  in 
sehlechterer  Münze  bezahlt,  so  daß  also  derselbe  Arbeiter,  der 
einen  Peso,  früher  4 ,4( , täglich  erhielt,  jetzt  noch  immer  für 
einen  Peso,  dem  Kurse  nach  also  nur  für  3 ,.4(  dieselbe  Arbeit 
leistet  Der  Exporteur  von  Salpeter,  von  Kupfer,  von  Weizen  ver- 
kauft aber  die  Produkte  uacb  Europa  gegen  dortige  Währung,  er- 
hält also  für  dieselbe  Waare,  soweit  sie  nicht  auf  dem  Weltmärkte 
sonst  im  Werth«  gesunken  ist,  dieselbe  Anzahl  von  Mark  wie 
seither. 

Dadurch  ist  es  denn  möglich  geworden,  dafs  der  chilenische 
Export  trotzdem,  dafs  er  leider  zürn  Theil  Artikel  betrifft,  welche 
in  den  letzten  Jahrzehnten  im  Preise  zurück  gegangen  sind,  doch  in 
gewisser  Hinsicht  blüht  und  nicht  wesentlich  abgenommru  hat. 
Besonders  der  Salpeterplatz  Iquique,  den  sich  Chile  im  Kriege  er- 
obert hat  scheint  stets  großartiger  zu  werden.  In  der  letzten  Zeit 
hat  sich  nun  der  Kurs  aus  ein  paar  Schwankungen  ein  wenig  ge- 
hoben. Sofort  fürchtete  man  für  den  Exporthandel,  zumal  für  den 
mit  den  billigeren  Artikeln  Weizen,  Mehl,  Kupfer.  Vielleicht  wird 
man  sich,  weun  es  der  Regierung  gelingt  Silberwfihrung  einzu- 
führen  und  festzubalten  entschließen  müssen,  den  Arbeilerlohn  zu 
verringern.  Wenn  also  der  Arbeiter  nicht  mehr  in  minder- 
wuribigcm  Papier,  sondern  in  harten  Tbalern  bezahlt  wird,  wird 
der  Lohn  wohl  herabgesetzt  werden,  was  freilich  böses  Blut,  unter 
»olcheo  Leute«  machet!  würde.  Dafs  der  Thaler  im  Preise  sinkt, 
davon  versteht  der  Arbeiter  meist  wenig,  daß  er  selbst  aber  weniger 
Geld  erhalten  soll,  wenn  dieses  auch  besser  wird,  das  wird  ibm 
schwer  klar  zu  machen  sein. 

Unser  kleiner  Platz  wird  direkt  nicht  besonders  vom  Kurse 
beeinflußt,  wohl  aber  indirekt,  denn  der  hiesige  immer  noch 
schwunghafte  Holzhandel  wird  durch  den  geringen  Werth  des 
chilenischen  Geldes  vor  der  kalifornischen  und  sonstigen  Konkurrenz 
iu  den  Häfen  des  mittleren  und  nördlichen  Chiles  beschützt.  Auch 
der  fortwährend  zunehmende  Handel  mit  Erzeugnissen  des  Acker- 
baues und  der  Viehzucht  wird  durch  den  niedrigen  Kurs  wohl 
eher  gefördert,  als  geschädigt. 

Ein  Haupterzeugnifs  unsere«  Südens,  da«  Vieh,  wird  dadurch 
im  mittlere u Tbeile  des  Landes  den  argentinischen  Rindern  gegen- 
über einen  Vorzug  behalten.  Der  schwerste  Schlag,  der  die  hie- 
sigen Deutschen  getroffen  bat,  ist  ihnen  dagegen  von  der  deutschen 
Zollgesetzgebung  zugefögt  wordeu,  indem  ein  außerordentlich 
schönes  und  leicht  zu  gewiDueudes  Erzeugniß,  der  Houig,  durch 
den  hohen  Zoll  vom  deutschen  Markte  so  ziemlich  ausgeschlossen 
worden  ist.  Eben  batte  die  Bienenzucht  einen  gewaltigen  Auf- 
schwung genommen  und  versprach  dos  festeste  Glied  in  der  Kette 
de«  Verkehrs  mif  dem  geliebten  alten  Vaterlande  zu  werden,  als 
die  scharfe  Zollscheere  nach  dem  ersten  Jahre  des  Masseuexports 
dasselbe  zerschnitt.  Die  meisten  Kolonisten  wissen  jetzt  kaum, 
was  sie  mit  ihren  vielen  sich  rasch  vermehrenden  Bienenstöcken 
anfangen  sollen,  denn  der  Verkauf  von  Wachs  alleiu  lohnt  doch 
nicht  vollständig  und  war  es  schon  Gebrauch  gewordeu,  da«  Wachs 
zu  Lichtern  zu  verwenden,  den  Honig  aber  zu  exportireu. 

Eiu  neuer  Hoffnungsstrahl  sind  uns  die  direkten  Fahrten, 
welche  die  „Kosmuedumpfcrgtselßcbaft*  vou  Hamburg  von  Zeit  zu 
Zeit  nach  unserem  Hafen  angeordnet  bat.  Iu  lungeren  Zeiträumen 
ist  der  neue  Dampfer  „Kambyses*,  Kapitän  Siegmund  bei  uns 
eingelaufen.  Die  Güte  und  Sicherheit  dieses  Mannes,  der  sich  so- 
fort das  allgemeine  Vertrauen  zu  gewinnen  wußte,  die  Gewandtheit 
und  Freundlichkeit  der  Offiziere,  die  guten  und  echt  deutschen 
Einrichtungen  machten  diesen  Dampfer  sofort  im  höchsten  Grade 
beliebt.  Jetzt  ist  wieder  eine  solche  Fahrt  in  Aussicht  und  wieder 
setzt  der  Handel  und  die  Bevölkerung  unserer  von  der  alten  Hei- 


LjOOQIC 


57« 

Kr.  39.  fiXFOftT,  Org&u  des  Ceutralvereinu  fär  llaadelsgeograplue  etc.  1887. 


malh  so  außerordentlich  fernen  Kolooie  groß«  Hoffnungen  auf  das 
Anlaufen  des  direkten  Dampfers,  von  dem  die  Güter  nicht  erst  auf 
die  Schilfe  anderer  uns  ausheutender  fremder  Gesellschaften  um* 
geladen  zu  werden  • brauchen.  Sollte  irgend  Jemand  etwas  zu  uns 
exportiren  oder  gar  in  das  wirklich  schöne  und  allem  Anschein 
nach  zukunftreiche  Südcbile  auswandern  oder  reisen  wollen,  sollte 
er  auch  nur  Briefe  zu  schicken  haben,  er  kann  keine  bessere, 
billigere  und  vor  Allem  schnellere  Gelegenheit  finden,  als  die  di- 
rekte Fahrt  mit  dem  „Karabyses“. 

Die  chilenische  Regierung  hat  mit  ihrer  Kolonisation  im  Gänsen 
gute  Erfolge  erzielt  und  die  meisten  Beamten,  mit  denen  ich  darüber 
gesprochen  habe,  gestehen  offen  zu,  daß  sie  das  den  deutschen 
Einwanderern  verdanken.  Ein  Kolonist  kann  daher  unbedingt  auf 
gutes  Entgegenkommen  von  Seiten  der  Regierung  zählen.  Freilich 
schützt  ihn  das  nicht  unbedingt  vor  dem  Mifslingen  seiner  Unter- 
nehmungen. Aber  alle  Kolonisten  unseres  Departements  sind 
wohlhabend,  man  kann  wohl  sagen,  alle,  ohne  Ausnahme.  In  den 
Nachbardepartements  Ozorno,  Union,  Valdivia  sind  viele  der  ein- 
gewanderten Deutschen  sehr  reich  geworden.  Noch  bessere  Aus- 
sichten eröffnen  sich  ihnen  in  Araucaoien,  wenn  einmal  die  dortigen 
primitiven  Zustände  vorüber  sind.  Jetzt  scheinen  sich  allerdings 
dort  noch  viele  problematische  Existenzen  umherzutreiben  und 
nicht  allein  Handel  und  Wandel  zu  stören,  sondern  auch  Eigen- 
thum und  manchmal  sogar  das  Leben  der  Einwohner  zu  gefährden. 
Das  sind  nicht  die  meist  verkommenen,  aber  harmlosen  Nach- 
kommen der  ehemals  so  kriegerischen  Araucaner,  sondern  die  ehe- 
maligen Grenzer,  Hindler  mit  Scbnapps  and  anderen  Gegenständen, 
aus  deren  Absatz  an  die  alten  Indier  sie  unverb&ltnifsmifoigen 
Gewinn  zu  ziehen  gewohnt  waren.  Die  Einwanderung  ist  natürlich 
diesem  Treiben  nicht  günstig,  die  neue  Bevölkerung  und  Zivilisation 
drängt  entweder  die  verarmten  Urbewohner  zurück  oder  bietet  den- 
selben bessere  Wege  ihre  Bedürfnisse  an  Handels  waaren  zu  befriedigen. 
1 in  Augenblicke  suchen  sich  alle  jene  unsauberen  Elemente  dem 
Eindringen,  besonders  den  soliden,  fremdsprachigen,  ketzerischen, 
mit  einem  Worte  den  deutschen  Kolonisten  zu  widersetzen  und  es 
ist  den  der  Landessprache  gänzlich  unkundigen  deutschen  Bauern 
natürlich  schwer,  sieb  bei  den  einheimischen  Behörden  verständlich 
zu  machen.  Aber  die  Zahl  der  Fremden  ist  dort  schon  so  grofs,  dafs 
sie  allmählich  besser  verstanden  und  gewürdigt  werden,  und  sie  wissen 
sich  mehr  und  mehr  geltend  zu  machen.  Vor  allem  hilft  ihnen  der 
Umstand,  dafs  die  Staatsbabn,  welcbe  die  meisten  ^dieser  neuen 
Kolonien  durchschneidet  rasch  im  Bau  vorsehreitet,  so  dafs  die 
neuen  Dörfer  bald  durch  Eisenbahn  mit  den  grofsen  Städten  dor 
Republik  verbunden  sein  werden.  Dann  werden  die  jetzt  dort 
gratis  vergebenen  Kolonistengrundstücke  einen  großartigen  Werth 
erhalten.  Die  um  die  Kolonien  gelegenen  Komplexe,  auch  solche, 
welcbe  ferner  von  der  Eisenbahn  liegen,  werden  jetzt  schon  zu 
hoben  Preisen  verkauft,  und  die  Banken  des  Landes  geben  gern 
grofse  Summen  auf  Hypothek  zum  Ankauf  solcher  Landesstredceo. 
So  wachsen  denn  die  mitten  im  ehemaligen  Araucanerlande  ge- 
legenen Städte  Aogol,  Traignen,  Ternuco  und  andere  rasch  empor 
und  bieten  besonders  auch  deutschen  Handwerkern,  welche  übrigens 
in  der  ganzen  Republik  gutes  Fortkommen  za  findeo  pflegen,  gün- 
stige Aussichten. 

»».  Eisenbahnen  in  Argentinien.  Ober  ein  riesenmäfsiges 
Eisenbahnunternehmen  für  Argentinien  weifs  die  neueste  Nummer 
des  »Ironmonger*  zu  berichten.  Es  ist  nämlich  jüngst  ein  Vertrag 
betreff»  des  Baues  von  3 neuen  Eisenbahnen  zwischen  dem  Bau- 
unternehmer J.  Jackson  in  Eastbourne  einerseits  und  der  Firma 
Lucas,  Gonzalez  & Cie.,  Finanzagenten,  namens  der  Argenti- 
nischen Republik  andererseits  unterzeichnet  worden.  Die  eine 
dieser  Linien  wird  240  km  lang  und  von  Cbilcaa  nach  Jnjuy 
führen;  die  zweite  von  ungefähr  400  km  wird  Dean  Fnines  mit 
Cbilciteito  verbinden,  die  dritte  von  ungefähr  64  km  von  Chum- 
bicha  nach  Catamarca  geben.  Die  Kosten  dieser  p.  p.  700  km 
langen  Linien  werden  auf  65  000  000  < # veranschlagt.  Die  Arbeit 
soll  alsbald  in  Angriff  genommen  und  binnen  4 Jahren  zn  Ende 
geführt  werden.  Dem  Vernehmen  nach  wird  sftmmtliches  Material 
ans  englischen  Fabriken  bezogen  werden.  Die  Lieferung  der  er- 
forderlichen Schienen  — cm  33  000  t — wird  mau  demnächst  an§- 
schreiben.  übrigens  gehörte  Herr  J.  Jackson  früher  der  bekannten 
Firma  Wythee  und  Jackson  an,  welche  die  Eisenbahn  in  Natal 
während  des  Zulukrieges  baute.  — 

Brasiliens  neuer  Zolltarif.  (Fortsetzung  und  Schluß). 

Abzüge. 

Art.  XXII.  Bei  Erhebung  der  Zölle  wird  kein  Abzug  gewährt  werden, 
es  sei  denn; 

1.  für  Taragewiclit  j 

2.  wegen  Havarie; 

3.  wegtu  Bruch  j 


4.  Kraft  «Ines  Soudergesetxe»  oder  besonderer  im  Tarif  enthalt*»»: 
Anordnung. 

Einziger  Paragraph.  — Den  Waaren  und  übrigen  Dingen,  die  von  u 
den  Küsten  Brasiliens  gescheiterten  Schiffen  herrvbren,  soll  ein  Abzug  ia 
Umfang  der  Halft«  de»  Zolles  zugebilllgt  werden,  wenn  die  Wsartn  w«k 
dieser  Vergünstigung  verhämmert  werden  in  Gemäßheit  der  Verfügung« 
des  Art.  11  § 7 des  Gesetze»  Nr.  2348  vom  25.  August  1878  und  Artikel  i 
des  Dekrets  Nr.  5865  vom  G.  Februar  1875. 

Nettogewicht.  Bruttogewicht.  Tara. 

Art.  XXIII.  Die  Waaren,  die  durch  den  Tarifsatz  nicht  zur  Ver- 
zollung nach  Nettogewicht  oder  Bruttogewicht  angchalten  sind,  werden 
.gesetzlichem  Nettogewicht“  (peso  liquido  legal)  versteuert. 

§ 1.  Unter  Nettogewicht  — peso  liquido  real  — wird  verstanden  du- 
jenige  der  Wahre  nach  Sonderung  von  ihren  äußeren  und  inneren  V» 
packungsbüllen  mit  alleiniger  Ausnahme  der  mit  Rücksicht  auf  Erhaltung  4*r 
Waare  unentfernbaren,  derselben  als  inlegrirende  Theile  zugehörigen. 

§ 2.  Unter  Bruttogewicht  wird  verstanden  das  der  Waare  inneilat 
und  einschließlich  dar  in»  Tarif  vorgesehenen  Hüllen,  de»  Papiers,  der  Kap;« 
und  sonstiger  zur  Wohl  Verpackung  dev  Waare  dienender  Stoffe,  — unte 
alleinigem  Ausschluß  ganz  rohbearbeiteter  Holzhüllen.  [Anmerkung:  In 
Kiste,  das  Fafs  usw.  wiegen  im  zu  verzollenden  Bruttogewicht  nicht  mit. 

§ 3.  Unter  gesetzlichem  Nettogewicht  — peso  liquido  legal  — dar  Er- 
gehn iß  nach  Abzug  der  im  Tarif  markirten  Tara  vom  Bruttogeviu:. 

Art.  XXIV.  Wenn  Waare  in  mehr  als  einer  Hülle  cinkommt  [aht 
z.  B.  Kiste  in  Kiste  gesetzt],  so  »oll  die  Summe  der  jeder  derselbe»  fr- 
w&hrien  Abzüge  als  Tara  gelten,  vorausgesetzt,  daß  gemäß  besonderer  Ver- 
fügung im  Tarif  die  gesetzliche  Tara  — tara  legal  — mehr  denn  eine  Boß 
zulabt. 

Art.  XXV.  Wenn  in  einem  Volumen  »ich  Waaren  vereinigt  ib in, 
deren  Taxirung  tbeils  auf  peso  liquido  legal,  IlieiU  auf  peso  liqaülo 
und  theils  auf  Bruttogewicht  hasirt,  so  wird  der  Zoll  für  alle  miteiaui-t 
auf  Grund  de*  peso  liquido  real  erhoben.  In  gleicher  Weise  wird  mit  ri 
uammen  verpackten  Waaren  verfahren  werden,  die,  verschiedenen  Tim 
oder  Tarasätzen  unterworfen,  nach  dem  peso  liquido  legal  tarifirt  sind. 

Art.  XXVI.  Sind  innerhalb  eines  Verpackungsmittels  Wsarct  ustrr 
gebracht,  die  verschiedenen  Zollsätzen,  aber  alle  auf  Grund  de»  Bmttj- 
ge wiclites,  unterstellt  sind,  so  soll  da»  Gewicht  der  Umhüllung  auf  jedt 
cingeschiossenen  Waaren  verhättnifsmäßig  vertheiH  und  in  Anschlag  it- 
bracht  werden;  finden  sich  jedoch  auf  Grund  des  Bruttogewichte*  unh;t* 
Waaren  zusammen  verpackt  mit  solchen,  die  auf  anderer  Basis  larifirt  *is«L 
so  tollen  unter  Ansatz  des  Bruttogewichts  auch  nur  jene  elfteren. 

Art.  XXYII.  Es  steht  den  Bctheiligtcn  frei,  Waaren,  die  suf  Onrnl 
ihres  peso  liquido  real  tarifirt  sind,  nach  Bruttogewicht  zu  verzollen,  wesa 
ihnen  das  belieben  sollte;  — und  ebenso  Waaren  nach  peso  UqaMonal,  — 
vorbehaltlich  aller  Sonderbestimmungen  des  Tarifs  — , «o  die  Tarireag  ia 
Tarif  nach  peso  liquido  legal  vorgesehen  ist;  vorausgesetzt  in  jedem  Fslk. 
dafs  in  Rede  stehende  Waarsu  alsbald  in  den  Verbrauch  übergaben  unf 
in  der  Zollnote  das  Nettogewicht  augegeben  sei. 

Art.  XXV1IL  Gleicherweise  steht  cs  dem  Konferenlen  frei,  &> 
wirkliche  Gewicht  von  Waaren  festzustellcn,  sobald  ihm  die  ßesetrlkb  £ 
genommene  Tara  (tara  legal)  den  Staatsschatz  im  gegebenen  Kalle  ra  !*• 
einträchtigen  scheint;  wird  infolgedessen  oder  aus  irgend  einem  snJres 
Grunde  da»  peso  liquido  real  einer  Waare  festgestollt,  die  »sch 
liquido  legal  zollt,  so  werden  die  .Steuern  auf  Grund  de»  gefunden« 
Gewichtes  eingehoben  werden. 

Art.  XXIX.  Um  Nettogewicht  fcstxusteHcu,  sollen  bei  Gleichheit  der 
Volumen  reap.  Umhüllungen  nicht  mehr  denn  1 unter  IG,  3 unter  jO,  $ 
unter  100  usw.  geprüft  und  dann  auf  Grund  des  Gefundenen  das  Geuaai’ 
Nettogewicht  ausgeworfen  werden. 

Die  Zahl  der  zu  untersuchenden  Volumen  kann  hinter  den  cbeo  ge- 
nannten Zurückbleiben,  wenn  sich’«  um  Verzollung  von  mehr  denn  I0G  V 
lumen  handelt,  oder  um  Flüssigkeiten  und  andere  Wnaren,  deren  Prüf'j« 
mit  Schaden  für  dia  Waare  verbunden  ist;  mit  dor  Prüfung  ist  ah*v  £«i 
dann  fortzufahren,  wenn  das  gefundeno  Gesammtgewicht  gegenüber  dm  & 
dar  Zollnot»:  deklarirten  außer  Verhilmiß  steht. 

Art.  XXX.  Die  Verpackungslisten  der  Waaren  sind  von  der 
unabhängigen  Sonderzöllen  nicht  unterworfen,  die  Waare  zolle  nach  Gevkb, 
Mar»,  Menge  oder  ad  valorem. 

Einziger  Paragraph.  Ausgenommen  sind:  1.  Geftfse  aus  Krystifl  sd» 
im  Tarife  unter  Nr.  2 aufgeführtem  Glas,  oder  unter  Nr.  4,  5,  6 klassier 
tem  Porzellan  und  Steingut;  2.  sonstige  Handelswertb  habende,  oder 
sich  zu  noch  anderem  Gebrauchs,  als  den  sie  beim  Eingänge  lebten,  »er 
wenden  lassen,  insofern  die  Waaren,  die  sie  cinschliebeo,  nach 
gewicht  zollen,  oder,  wenn  nach  Bruttogewicht  tarifirt,  niedrigeren  Z**l 
zahlen,  als  wie  die  einscblielsenden  Gefäße  selber  bei  gesonderter  EinfoU 
derselben  zahlen  würden.  In  solchem  Fall  unterliegen  dio  betreffccbi 
Waaren  einer  Verzollung  auf  Grand  Ihre»  peso  liquido  real. 

Art.  XXXI.  Im  Falle  eine  der  Steuer  unterworfene  Umhill'jn» 
Waare  darstellt,  die  nach  peso  liquido  legal  zollt,  so  wird  die  Tsn.  »* 
welche  die  Umhüllung  ihrem  Inhalte  gegenüber  erscheint,  als  Eigenges^1 
der  zu  verzollenden  Umhüllung  angenommen  werden. 

Havarie. 

Art.  XXXII.  Unter  Havarie  soll  verstanden  werden  ein  jcglkbtf 
Verderb,  den  di«  Waare  erlitt: 

§ 1.  durch  Seeunfalle,  die  sich  ereignet  haben  vom  Zeitpunkte  der 
Einschiffung  ab  bis  zur  Löschung  im  Zollbause  oder  ln  unter  ZolIvsrteWsh 
stehenden  Speichern. 

§ 2.  durch  der  Waare  selber  im  Keime  innewohnenden  Schaden. 

Art.  XXXIII.  Abzug  von  Zoll  infolge  Unvnrio  wird  tugeriandftt 
I wen  len; 


1887. 


MB; 

EXPOBT,  Organ  des  Oculralverein«  für  Hu>del>g«agnphie  etc. 


Nr.  39. 


§ 1.  »enu  di«  Volumen  beim  Löschen  äufsore  Spuren  vom  Verderb  der 
eingcäcblossvetien  Waare  zeigen  und  der  Betbeiligte  um  den  Abzug  innerhalb 
der  Frist  ton  8 Nutztagen  (Sonn-  und  Feiertage  nicht  gezählt),  vom  Tage 
des  Löschens  ab  gerechnet,  cinkorntnt. 

5 2.  wenn,  im  Fall  di«  Volumen  iufsere  Spuren  des  Verderbs  nicht  zeigen, 
sieb  dennoch  Havarie  beim  Nachsehen  der  Waare  im  Zollhaus*  herauastellt. 

f 8.  Havariefälle  werden  durch  aine  vom  Zollinspektor  oder  vom  Ad- 
ministrator ernannte  Kommission  Sachverständiger  geprüft  oder  auch 
nötbigenfaUs  auf  ander»  WeUe  mite  raucht  werden. 

Art.  XXXIV.  Die  Sachverständigen  haben  über  den  Stand  der 
Waareu  und  über  die  Tbataacfae,  ob  Havarie  vorliegt,  zu  berichten;  bei 
theilweiser  Havarie  Verdorbenes  von  Woblcrhallcnem  zu  sondern,  welch* 
letzteres  dio  Zollbebandlung  nicht  bav&rirter  Waaren  erfährt,  und  über  den 
infolge  Havarie  zu  gewährenden  Abzug  auf  die  Zolltaxe  zn  bestimmen. 

Art.  XXXV.  Waaren,  die  durch  Nafswerden  nichts  einhüfsen, 
können  nickt  als  durch  Seeua&ll«  bavarirt  betrachtet  worden;  noch  können 
Waaren  als  havarirt  durch  innere«  Verderb  erachtet  werden,  die  infolge 
ihrer  gering»«  Qualität  nicht  auf  Preis  zu  bringen  sind. 

Art.  XXXVI.  Auf  Grund  des  Gutachtens  der  Sachverständigen  und 
anderer  Untersuchungen,  falls  dergleichen  vorgenomrnen  worden,  wird  der 
Zollinspektor  entscheiden,  ob  Havarie  vorlicgl  oder  nicht. 

Art.  XXXVII.  Ist  die  Tlintnache  der  Havarie,  in  Folg*  Seeunfalls 
oder  Inneren  Verderbs,  anerkannt,  so  haben  die  Eigner  oder  Konsigiiateure 
der  havaritten  Waaren  innerhalb  10  Tagen,  gezählt  vom  Tage  der  Aner- 
kenntnis vorliegender  Havarie  ab  und  vrrläugertiar  auf  Befinden  des  Inspek- 
tors, die  Zollabfertigung  vorzunrbraen  unter  Berücksichtigung  des  durch  die 
Sachverständigen  eatachiedeoen  Abzugs,  oder  sie  haben  die  Waaren,  mit 
besonderer  Erlaubnis  des  Zollinspektors,  ain  Zoübausthore  zu  versteigern, 
hei  Strafe,  daf*  die  Waaren  noch  Ablauf  obiger  Frist  als  herrenlose  ange- 
sehen und  für  Rechnung  der  Zollsteile  verauktionirt  werden,  welcher  dann 
auch  d*r  Erlös  zugebüren  soll.  Ausgenommen  von  diesen  Bestimmungen 
sind  die  Fälle  vorgesehen  in  Art.  50  §1  Art.  414  und  48ß  der  Zollgesetz- 
sasninlung  (Ooftaolidafio  das  leis  du  alfandegas),  in  denen  gemäfis  des  dort 
Vorgeschriebenen  zu  verfahren  iat. 

Art.  XXXVIII.  Kommt  es  zur  Versteigerung  havarirtrr  Waaren,  so 
iat  den  Bestimmungen  von  Titel  5,  Kapitel  ti  der  Conaolidacäo  usw.  u»w. 
nach  zu  bandeln:  Die  Steuer  wird  dann  auf  den  AuktionaprrL*  erhoben 
werden  gernäl*  der  betreffenden  Tarifsätze. 

Art.  XXXIX.  Entsteht  Zweifel  darüber,  ob  ciue  Waare  als  bavarirt 
anzusehen  sei  oder  nicht,  oder  ob  durch  Seeunfall  havarirt  oder  durch  Inneren 
Verderb,  so  kann  sich  der  Betbeiligte  deshalb  an  den  Zollinspektor  wenden, 
welcher  die  Entscheidung  der  Präge  durch  Schiedsmänner  veranlassen  wird; 
wobei  man  sich  an  <Laa  Art.  529  und  531  der  oft  zitirten  Consolida^äo  ver- 
fügte Verfahren  halten  wird. 

Art.  XL.  Nahrungs-  und  Genu/smittcl , einfache  und  zusammenge- 
setzt« Arzneien,  flüssig  oder  fest,  d-re»  Havarie,  ob  in  Folge  Seeunfails  oder 
ob  inneren  Verderbs,  fest  gestellt  ist,  können  weder  zollabgefertlgt,  noch  in 
Auktion  für  den  Verbrauch  verkauft  werden,  ohne  vorhergehende  Prüfung 
Sachkundiger,  in  der  festzustellen,  ob  der  Verderb  ein  derartiger,  daf»  dabei 
die  öffentliche  Gesundheit  Schaden  erleiden  könnte.  Ist  Letzteres  der  Fall, 
so  ist  derartige  Waare,  tu  vernichten  nnd  über  den  Vorfall  «ine  Urkunde 
aufxutaachen, 

Fässer  und  »ooatiges  Yerpaekungegerätb , darin  die  Waaren  verparkt 
waren,  können  hernach  ab  leere  die  Zollabfertigung  durchwachen  oder  in 
Auktion  verkauft  werden. 

Bruch. 

Art.  XLI.  Porzellan,  Steingut,  Töpferwaarcn  aller  Art,  Gläser,  Gefaßte 
aus  Glas,  Gufaeisen,  welche  lose  oder  in  Kisten,  Fässern,  Körben  Qrigos) 
oder  anderem  ähnlichem  Verpackung«gerith  eingehen,  tollen  mit  einem  Ab- 
zug von  5%  für  Bruch.  Beanspruchen  Eigner  oder  Konsignatär  höheren 
Abzug,  so  ist  der  Zollinspektor  nach  vorhergehender  Untersuchung  durch 
Sachverständige  seiner  Wahl  befugt,  einen  weiteren  Abzug  bis  zu  noch  10% 
zuzugestehen,  wobei  dem  Eigner  oder  Konsignateur  offen  getosten  bleibt, 
ob  er  sieb  mit  dem  zugebilligtcn  Abzug  bescheiden  oder  lieber  die  Steuer 
Stück  für  Stück  der  wohlerhaltenen  Waare  zahlen  und  auf  den  Rest  ver- 
zichten will,  der  dann  verbämmert  wird,  wie  Art.  28 1 der  Zollgesetzsamm- 
lung vorschreibt. 

Einxlger  Paragraph.  Hat  die  Feststellung  des  Nettogewichts  der  in 
diesem  Artikel  behandelten  Waaren  bereits  »UM  gefunden.  so  ist  Abzug  für 
Brach  nicht  mehr  zu  bewilligen. 

Art«  XLII.  Sonderbeatimmungen  des  Tarifs  Vorbehalten,  sollen  Flüssig- 
keiten im  Allgemeinen,  «»fern  ihre  Verzollung  auf  Gruod  des  Kaumgehalts 
der  Fässer  und  Gefäfsc,  iu  denen  sic  sich  befinden,  im  Tarif  vorgesehen  ist, 
unter  dem  Titel  „Bruch*  folgende  Abzüge  gewährt  werden: 

| 1.  2 u/o  den  in  Fässern  kommenden. 

$ 2.  5 °,'e  den  in  gläsernen  oder  thönernen  Gefäfscn  kommenden. 

Art.  XLIII.  Ausgenommen  von  der  im  vorhergehenden  Artikel  gego- 
ltenen Regel  sind: 

§ 1.  alle  Flüssigkeiten,  bei  denen  der  Einspruch  wegen  Brach»  beim 
Entlöschen  erhoben  wrrd  vom  Eigner  oder  Konsignateur,  vom  einführen- 
den Schiffer  oder  von  irgvod  einem  Zollbeamten,  und  die  amtliche  Besichti- 
gung „Brach*  bestätigt. 

§ 2.  Flüssigkeiten,  bei  denen  Bruch  durch  bloßen  Zufall  vorgekommen 
i*t,  ohne  Jemande«  Schuld  oder  Fahrlässigkeit,  welcher  Umstand  durch  Be- 
sichtigung und  Umfragen  auf  Anordnung  des  Zollinspektors  oder  Admini- 
strators unter  Zuziehung  der  RetheiHgten  festzustellen  ist  und  zwar  unauf- 
schiebbar innerhalb  24  Stunden  noch  dem  Ueachehnif«;  der  Magazin- Ver- 
walter und  «ein«  Untergebenen  bleiben  verantwortlich  für  den  Schaden,  der 
entstanden  und  nickt  innerhalb  der  vorgeeckriebcnen  Frist  und  in  der  vor- 
gesebriebenen  Art  und  Weise  klargeetellt  wonlei  Ist. 


§ 3.  Die  Flüssigkeiten,  deren  Mal*  gelegentlich  der  Zollabfertigung  nach* 
gesehen  wurde,  indem  die  betreffenden  Fä&ser  oder  Gefaßte  beim  Ausladen 
keine  äufseren  Spuren  von  Fehlmafs  zeigten  und  deshalb  der  Einspruch  in 
der  § 1 vorgesehenen  Weise  unterblieb,  was  der  Koufcrente  ausdrücklich  iu 
der  Nota  zu  erklären  bat. 

§ 4.  Dem  Zollinspektor  oder  Administrator  steht  es  frei,  sich,  falls  er 
cs  für  gut  findet,  von  der  Richtigkeit  uud  Kcchtmü/aigkeit  vor  liegende  u 
„Bruches*,  der  sich  hei  Besichtigung  herausgestclll  und  wovon  §§  1 und  2 
reden,  auch  vermöge  noch  anderer  Mittel  und  Weg«  zu  überzeugen. 

Ober  die  Form  der  Zollnoten. 

Art.  XLIY.  Um  den  Ansgang  irgend  welcher  Waaren  ans  den  Zoll- 
magozinen  oder  unter  ZollTersrhlufs  liegenden  Speichern  zu  erlangen,  ist 
vorherige  Erlegung  der  Steuer,  der  Magazingebühr  und  jeglicher  Sporteln  er- 
forderlich, denen  sie  unterworfen  sind  and  zwar  unter  Beobachtung  der 
Formalitäten,  wie  solche  in  den  folgenden  Artikeln  dargelegt  werden. 

Art.  XLV.  Wer  die  Zollabfertigung  irgend  welcher  zollpflichtigen 
Waare  vorzunehmen  gedenkt,  ist  verpflichtet,  dem  Vorstande  de»  Zollamtes 
vorzulegen : 

§ 1.  Konnossement  oder  Faktura  und  sonstige  Titel,  aus  denen  die 
Uerkuuft  der  Waaren,  die  er  zu  dtwfuvcbireu  vorbat,  herrorgekt,  und  dio 
ferner  sein  Anrecht  an  besagte  Waaren  beweisen. 

§ 2.  Eine  NoU  in  Duplikat,  an  welche  folgende  Erfordernis»«  gestellt, 
bezw.  iu  welcher  folgende  Erklärungen  („solemnidades!")  zu  gebeu  sind: 

1.  Datum  der  Vorlage; 

2.  Name  des  Eigners  oder  (’onsignateur*  der  Waare; 

3.  Name  des  Schiffes  oder  Fahrzeuges,  in  dem  sie  kam,  ihre  Nationa- 
lität, Herkunft  und  Datum  des  Eintreffens  im  respektiven  Hafen: 

4.  das  Magazin,  in  dem  die  Waare  lagert,  Datum  der  Löschung  resp. 
des  Eintritts  in  ein  Zollnag  &zin ; 

ft.  Qualität  (ob  Kiste,  Ballen  uaw.),  Nummer  und  Marke  der  Volumen, 
deren  Abfertigung  er  vorbat; 

6.  Meng«,  Qualität,  Gewicht  oder  Mals  der  Waaren,  die  ein  jedes  Vo- 
lumen einschliefst,  bezw.  der  lose  (unverpackt)  kommenden  Güter,  gemäß)  der 
im  Tarif  für  Berechnung  des  Zull*  gegebenen  Basis;  und  w«nu  c«  sich  um 
ad  Valoren»  zu  Verzollendes  handelt,  den  Werth  der  Waaren; 

7.  Unterschrift  des  Eigners  oder  (onsignatenrs  der  Waare,  wenn  dieser 
die  Zollabfertignng  selber  tu  besorgen  gedenkt,  oder  seines  Beauftragten, 
welcher  hierzu  in  GemAEsheit  des  Titel  3 der  Zollgesctzsammlung  befähigt 
sein  inufs,  unter  Einreichung  der  demselben  hierzu  aehriftlich  zu  ertheiien- 
den  Befugnif*,  unterzeichnet  vom  beauftragenden  Eigner  oder  t'onaignatttiir. 

( § 3.  Die  Befug» Km,  von  welcher  § 2 Nr.  7 redet,  kann  in  die  Zolluota 

[ selber  in  folgender  Weise  eingeschrieben  werde«:  Ich  beauftrage  den  Des- 
paclianten  IV,  die  Zollabfertigung  der  in  dieser  Nota  aufgefülirtun  Waaren 
zu  besorgen.  Wird  die  Beauftragung  gesondert  eingereieht,  so  sind  di«  in 
§ 2 Nr.  3,  4,  5,  6 geforderten  Angaben  nnrh  darin  su  machen. 

§ 4.  Die  Angabe  von  Gewicht,  Mals  oder  Menge  der  Waare  ist  in 
Ziffern  zu  machen  und  ausgeach rieben  zu  wiederholen. 

§ 5.  In  den  Zollaoten  nach  Gewicht  steuernder  Waaren  ist,  wenn  sie 
auf  Grund  des  Bruttogewichts  tarifirt  sind,  dieses,  und,  wenn  Nettogewicht 
di*  Baals  bildet,  das  Nettogewicht  aasdrüeklicb  anzugrben.  Ist  aber  dir 
Waare  einem  Tarifsatz  auf  Basis  des  peso  Hquidu  legal  (a.  ©.)  unterstellt, 
oder  zieht  der  ßetheitlgte  vor,  sie  unter  den  Bedingungen  eines  solchen  zu 
verzollen,  oder  vermag  er  überhaupt  nicht,  ule  nach  Nettogewicht  zu  ver 
zollen  [well  er  e»  nicht  kennt],  so  ist  die  Angabe  fnlgendergestalt  zu  machen: 

Bruttogewicht 

Tara  ..... 

Gesetzliches  Nettogewicht  (liquido  legal) 

§ 6.  Bei  nach  dem  Tarif  ad  valorem  su  verzollenden  Waaren  ist  der 
Werth  vom  Betheiligten  am  Rande  der  Zolinote  in  Zahlen  einzusebreiben, 
und  vom  Konferenten  ausgeschrieben  im  Test  der  Nota  zu  wiederholen, 
falls  er  damit  übereinstimmt;  entgegengesetzten  Falles  schreibe  er  den  Ton 
ihm  erachteten  Werth  der  Waaren  ausgeschrieben  ein. 

§ 7.  Die  Angaben  über  Eintreffen  und  Löschen  werden  auf  Grundlage 
des  übersetzten  Manifestes  und  des  Magazinbuchea  nachgesehen  nnd  von  d«n 
betreffenden  Beamten  die  zu  erhebenden  Sporteln  in  die  Note  geschrieben 
werden. 

Art.  XLVL  Die  Konferenten  haben  in  den  Zollnotvn  für  jegliche 
Waare  die  Tarifnummer  anzugeben,  der  sie  gelegentlich  der  Durchsuchung 
zugeschrieben  wurde. 

Art.  XLV1I.  Unzulässig  lat  getrennt*  Zollabfertigung  für  dun  Inhalt 
eines  und  desselben  Volumens,  theils  behufs  Übergang  der  Waare  in  den 
Verbranch,  theils  behufs  Wiederausfuhr  oder  Kuatenverfrachtnog. 

Art.  XLY1II.  Die  Zollabfertigung  von  Pläasigkeiten  für  de«  Gebrauch 
und  der  Waaren  auf  der  der  ZoligweUsainmlung  an  ge  bängten  Tabelle  11  ist 
stets  getrennt  von  der  Zollabfertigung  anderer  Waaren  vorsunebmen. 

Art.  XLIX.  Ka  können  nicht  gleichzeitig  abgefertigt  und  daher  nicht 
in  derselben  Zolinote  »«(geführt  werden  Waaren  in  verschiedene«  Zoll- 
speichern oder  -Magazinen  lagernd  oder  theils  Doch  an  Bord  theils  in  Leichter«, 
sondern  die  Zollabfertigung  soll  nach  Möglichkeit  für  in  demselben  Magazin 
verstaut*  Waaren  vor  »ich  gehen. 

Verschiedene  Bestimmungen. 

Art.  L.  Die  Zählung  der  Fäden  in  Gewoben,  deren  -Steuer  von  der 
Fadeumcnge  auf  5 qmm  abhängt,  iat  mit  dem  „Fadenrählcr“  (eonta-fioa)  be- 
namsten Instrument  vorzunehmen. 

Die  Hälfte  der  Summ«  von  Fäden  in  Kette  nnd  Einschlag  entscheidet 
die  P&dcnxabl  de«  Gewebes;  zweifelhaft«  oder  unvollständige  Fäden  oder 
Fragmente  solcher  werden  nicht  gerechnet. 

Art.  LI.  Nach  Art.  III  § l steuerfrei«  Master  gehen  nach  Besichtigung 
I durch  den  damit  beauftragten  Konferenten  ohneZollabfertigungmirtta  (Dcapaeho], 


580 

Nr.  39.  EXPORT,  Organ  de»  Centralvereins  für  Handelsgeegraphle  etc.  1387 


aus,  vorausgesetzt,  dafs  dos  betreffende  Volumen  im  Manifest  nicht  erwähnt 
oder  ausdrücklich  als  Musterkist«  deklarirt  ist. 

§ 1.  Für  Volumen,  da*  dergleichen  Mustor  enthält,  wird  im  betreffen- 
den Buche  der  AbfertigunfNvermerk  eingetragen  werden  auf  Vorzeigen  eines 
Tom  Eigner  oder  Despac hauten  Unterzeichneten  und  von  dem  den  Ausgang 
überwachenden  Ronfercnten  rubrizirten  Zettels,  in  dem  Marke  und  Nummer 
des  Volumens,  der  Name  des  Schiffe*,  mit  dem  <*a  kam,  Herkunft  und  An- 
kunftsdatum angegeben  sind. 

§ 2.  Wenn  sich  in  einer  Musterktste  (Musterpacket)  Hteuerpflichtige 
Munter  vorfinden,  so  werden  zuerst  die  zollfreien  gleich  hinau9gela*t»en,  der 
zollpflichtige  Rest  aber  wird  versiegelt  und  zu  ordnungsmäßiger  Versteuerung 
zurückbehalten;  wobei  der  Konfereute  im  oben  erwähnten  Zettel  die  zurück- 
gehaltenen  W&aren  namhaft  zu  machen  bat- 

Art . L1I.  Alle  eatgegenstehenden  Verfügungen  sind  aufgehoben. 

Rio  de  Janeiro,  den  22.  April  1887. 

(gez.)  F.  Helisario  Soares  de  Souza. 

Schlufsbemerkung:  Der  Tarif  umfaßt  1104  Nummern,  die  inner- 
halb 35  systematischen  Gruppen  untergebracht  siud. 

Die  brasilianische  Küstenschifffahrt.  Von  Dr.  H.  v.  Jhering. 
(Original  bericht  aus  Rio  Grau  do  do  Sul.)  Siebe  „Export“  Nr.  36 
d.  J.  (Schluß.)  Man  mufs  anerkennen,  daß  die  brasilianische  Regierung 
es  seit  langem  verstanden  hat  durch  geeignete  Subventionen  den 
Dampfer-Verkehr  zu  heben  und  ins  Leben  zu  rufen,  weit  entfernt 
von  jenem  kurzsichtigen  Doktrinarismus,  welcher  zur  Entrüstung 
aller  im  Auslände  lebenden  Deutschen,  zur  Zeit  der  Dampfer- 
Subventionsfrage  in  Deutschland  „Autoritäten  auf  wirtschaftlichem 
Gebiete“  beherrschte.  Im  Gegensätze  hierzu  hat  die  brasiliani- 
sche Regierung  jeder  Zeit  dem  Grundsätze  gehuldigt,  den  Verkehr 
durch  Subventionen  zu  starken  oder  wie  am  AmAznnas  ihn  geradezu 
zu  schaffen.  Geschichtliches  hierüber  wie  über  die  Küstenschifffahrt 
bis  zum  Jahre  1868  findet  man  in  Wappaeus’  Handbuch  des 
Kaiserreiches  Brasilien  1871,  p.  1451  ff.  Damals  belief  sich  die 
Summe  der  gezahlten  Subventionen  auf  2 600  Contos,  also  auf  ca. 
5 Mill.  ».41  pro  Jahr.  In  dem  offiziellen  Werke;  Das  Kaiserreich 
Brasilien  auf  der  Wiener  Weltausstellung  von  1873,  Rio  1873, 
heilst  es  p.  218;  „Der  Staat  unterstützt  18  Paqnet-Dampferlinien, 
welche  den  größten  Theil  des  Dienstes  der  See-  und  Flußschiff- 
fahrt  versehen,  mittelst  einer  jührlicben  Subvention  von  8436  Contos“ 
(ca.  7 Millionen  , f().  „Er  zahlt  ferner  eine  jährliche  Subvention 
von  200  Contos  an  die  nord amerikanische  Gesellschaft  „United 
States  and  Brazil  Mail  SteamBhip  Company“,  welche  kruft  abge- 
schlossenen Kontraktes  jeden  Monat  eine  Hin-  und  Her-Reise 
zwischen  Brasilien  und  den  Vereinigten  Staaten  über  Beiern,  Per- 
nambuco  und  Bahia  zu  macheu  bat“. 

Dafs  die  Linie  nach  dem  La  Plata  subventionirt  ist,  worde 
schon  erwähnt.  Ira  Jahre  1881  schlofs  dann  die  Regierung  ferner 
einen  Kontrakt  mit  einer  französischen  Dampfschifffahrt-Gesellschaft, 
behufs  Etablirung  einer  Linie  Canada-Braailien,  durch  weichu  man 
den  Export  von  Kaffee  und  Zucker  zu  heben  hoffte.  Di«  Sub- 
vention, welche  Brasilien  zahlte,  belief  sieb  auf  100  Contos,  wurde 
aber,  da  die  Linie  sich  nicht  als  lebensfähig  erwies,  1883  nicht 
erneuert. 

Im  Finanzjahre  1884/85  belief  sich  die  Höbe  slmmtlicher 
Regierungssubventionen  auf  3 064  Contos.  Dafür  wurde  aber  auch 
von  subventionlrten  Dampfern  die  Küste  in  einer  Läuge  von 
17160  Kilometer  befahren,  woran  sich  die  Wasserstraßen  des 
Paraguay  mit  4 620  Kilom.  (von  Montevideo-Matto  Grosso)  und  des 
Amazonas  und  einiger  seiner  Haupt- Nebenflüsse  mit  9 900  Kilom. 
anschlossen.  Ein  Theil  der  subventionirten  Linien  dürfte  schon 
hinlänglich  erstarkt  sein,  um  eine  Verminderung  oder  Aufhebung 
der  Subvention  zu  gestatten.  Auch  die  Flufsscbifffahrt  ist  vielfach 
seitens  der  Provinzen  durch  Subventionen  gefördert. 

Während  somit  von  Seiten  Brasiliens  alles  Erforderliche  zur 
Hebung  der  Küstenschifffahrt  geschehen  ist,  läßt  gleichwohl  dieVerbin- 
düng  Süd-Brasiliens  mit  Deutschland  noch  viel  zu  wünschen 
übrig.  Zwar  bestehen  große  überseeische  Linien  zwischen  Deutsch- 
land und  Brasilien,  allein  diese  berühren  Rio  Grande  do  Sul  rosp. 
Süd-Brasilien  nicht.  Das  Verh&ltniß  liegt  daher  jetzt  so,  daß  die 
deuUcben  Frachtgüter  in  Rio  oder  Santos  ausgeladen  werden  und 
von  da  mit  Küstendampfern,  meist  denen  von  Lamport  und  Holt, 
weitergehen.  Für  die  knrze  Fahrt  von  Santos  nach  Porto  Alegre 
wird  dann  noch  ebensoviel  Fracht  zugezahlt  als  für  die  Fahrt  von 
Europa  nach  Brasilien  berechnet  wurde.  So  kommt  es,  daß  in 
den  letzten  Jahren  die  Frachtsätze  von  Hamborg  nach  Rio  oder 
Montevideo  30  resp.  25  Shilling  pro  Tonne  betragen  und  60  nach 
Rio  Grande.  Da  die  Barre  von  Rio  Grande  im  Allgemeinen  nur 
Schiffeu  von  10  bß  11  Palmos  Tiefengang  Einlafs  ermöglicht,  so 
können  natürlich  nur  Dampfer  von  wenig  Tiefengang  die  Fahrt 
nach  Rio  Grande  unternehmen.  Im  Jahre  1876  unternahm  eine 
„Rio  Grande  do  Sul  Sleaaship  Company“  mit  4 Dampfern  direkte 
Fahrten  von  Antwerpen  nach  Rio  Grande,  stellte  sie  aber  bald 


wieder  eie,  trotz  einer  von  der  Provinz  gezahlten  Subvention 
10  Contos  pro  Reise  oder  120  Contos  pro  Jahr.  Die  „Deutsch 
Zeitung“  behauptete  (1880  Nr.  74),  das  Unternehmen  sei  gescheitert 
einerseits  an  der  schlechten  Leitung,  andererseits  an  dem  gering« 
Entgegenkommen  des  hiesigen  Großhandels;  befreundete  Importeure 
in  Rio  Grande  haben  mir  jedoch  versichert,  dafs  theils  ein  gesebift- 
lieber  Unfall,  welcher  die  Firma  betroffen,  daran  Schuld  wir. 
theils  der  Umstand,  dafs  die  Dampfer,  um  die  Barre  passireu  zu 
können,  sehr  geringen  Tiefcngaog  haben  mußten,  und  die  Kohlen- 
vorrüthe  zu  viel  Raum  Wegnahmen  so  daß  nicht  Fracht  geoar 
geladen  werden  konnte. 

Jedenfalls  liegt  aber  bei  dem  dermaligen  Zustande  der  Bam 
dos  Verhältnis  so,  daß  der  Verkehr  zwischen  Deutschland  usd 
Süd-Brasilien  sich  in  zwei  Linien,  eine  überseeische  und  ein-* 
Küstenlinie  gliedern  mufs.  Es  ist  dabei  aber  nicht  abzusebtB. 
warum  die  letztere  in  den  Händen  der  rücksichtslos,  jede  Chaoet 
bis  aufs  Äußerste  ausnutzenden  englischen  Linie  bleiben  soll,  usd 
warum  nicht  eine  deutsche  Linie  für  diesen  Zweck  einigt 
; Küstendampfer  unterhalten  sollte.  Dieselben  würden  sich 
! u.  A.  auch  in  der  Schaffung  einer  Pakelbeförderung  eiue  sich«:-: 
Einnahmequelle  schaffen  können.  Ein  kleines  Paket  von  Ria 
Grande  noch  dem  La  Plata  oder  nach  Rio  de  Janeiro  kostet  (als 
s.  g.  encommenda)  stets  10  bis  12  < 4t.  Vor  einiger  Zeit  wolitt 
ich  von  Rio  Grande  ein  Zigarreokistchen  voll  Schmetterling!*  mrh 
Hamburg  senden  und  wurden  mir  dafür  14  $ 000  Rs.  (fast  28  L#) 
abverlaDgt.  Dies  sind  unnatürliche  Zustände,  die  Niemand  v«. 
kennen  wird. 

Es  ist  aber  auch  nicht  abznsehen,  weßhalb  nicht  die  „Hsiu- 
burg-Südamerikanische  Dampfschifffahrts-Gesellschaft“  sich  auf  die 
Etablirung  einer  solchen  Linie  einlassen  sollte.  Wenn  dieses  früher 
vielleicht  aus  Mangel  an  Fracht  ein  gewagtes  Experiment  gewesen 
wäre,  so  steht  die  Sache  heutigen  Tages  anders.  Die  Zeitnot« 
wiesen  in  letzterer  Zeit  darauf  bin,  dafs  im  Monat  Dezember  1S86 
von  Hamburg  über  Rio  nach  den  verschiedenen  Häfen  Süd-Amerika'* 
16565  Kolli  befördert  worden,  wovon  2902  nach  Rio  Grande  and 
8551  nach  Porto  Alegre,  also  im  Gauzen  11452  Kolli  für  die  Pro- 
vinz Rio  Grande  do  Sul  bestimmt  waren.  Im  Monat  November 
gingen  sogar  von  7622  Kolli  7230  nach  dieser  Provinz.  Es  ist 
danach  ebenso  klar,  daß  Rio  Grande  do  8ul  sich  zu  eiaem  sehr 
günstigen  Absatzmärkte  für  deutsche  Industrieprodulrte  entwickelt 
bat,  den  mau  nicht  mehr  wie  bisher  vernachlässigen  sollte.  Diese 
Fracht  würde  eine  sichere  Einnahmequelle  für  eine  deutsche 
dampferlinie  repräseotiren,  wenn  diese  eben  von  einer  der  besteW 
den  großen  deutschen  Linien  ins  Leben  gerufen  würde.  Daß  et» 
solche  direkte  bequeme  Verbindung  den  Verkehr  zwischen  öii 
Brasilien  and  Deutschland  sehr  beben  müßte,  ist  ohne  Weitere 
klar.  8o  würde  z.  B.  dadurch  der  bisher  minimale  Import  lebei- 
den  Zuchtviehes  nach  Rio  Grande  entwickelt  werden  können.  Rio 
Grande  wird  auch  hierin  dem  La  Plata  nachfolgen , aber  rasekt 
und  nicht  ollza  theure  Beförderung  sind  unerläßliche  Beding»:; 

Es  ist  uns  in  der  That  bet  so  günstiger  Sachlage  unvereti:!- 
lieb,  weshalb  die  „Hamburg-Sudawerikanßche  Dampfschifffahrt 
Gesellschaft“  noch  immer  zögert,  einem  so  berechtigten  WqmcU 
der  Deutschen  Süd  - Brasiliens  Folge  zu  gebeo.  Selbst  wenn  eiw 
solche  Kösteolioie  io  den  ersten  Jahren  der  Konkurrenz  halber  kein« 
erheblichen  Verdienst  abwerfen  sollte,  so  sind  doch  hierbei  stet 
die  künftigen  Verhältnisse  ins  Auge  za  fassen  und  oft  doch  n*t« 
der  Berücksichtigung  der  eigenen  finanziellen  Interessen  das  Wohl 
des  Ganzen  und  diu  nationale  Seite  der  Angelegenheit  im  Aug;  n 
behalten.  Daß  derartige  patriotische  Erwägungen  io  geschiitlkta 
Dingen  nicht  ausschlaggebend  sein  können,  ist  ja  selbstverständlich: 
wohl  aber  müssen  sie  mit  in  Betracht  kommen,  wenn  geschäftlich 
Erwägungen  die  Zulässigkeit  des  Unternehmens  erweisen.  9« 
Hamburger  Gesellschaft  bat  unseres  Erachtens  mindestens  die  Pflicbi 
die  so  oft  wiederholten  Wünsche  Rio  Grandes  in  ernste  Erwign:i 
zu  ziehen.  Eine  vom  Standpunkte  dieser  Gesellschaft  aus  gege: 
den  Leitartikel  der  „Kos.  D.  Z.“  gerichtete  Erwiderung  vermocht 
in  der  That  nichts  Stichhaltiges  vorzubringen,  als  dafs  früher  ei-< 
solche  Küstenlinie  nicht  rentabel  gewesen  sein  würde.  Jetzt  sh» 
liegt  das  Verbältniß  eben  anders,  und  wenn  schon  die  oben  an;«*- 
führten  verschiedenen  Linien,  welche  keine  Subvention  genieben- 
gegen  Lampert  nnd  Holt  nnd  die  Nationallinie  konkurriren  könnt  e, 
bei  zum  Theil  niedrigen  Sätzen  und  doch  noch  mit  Gewioo  von 
7%  Dividende,  so  rede  mau  uns  nicht  vor,  dafs  die  „Hamburt;- 
Südatnerikaniscbo  Gesellschaft“,  oder  wenn  diese  nicht  will,  ctf 
„Bremer  Lloyd“,  nicht  im  Stande  sein  sollten  unter  so  viel 
günstigeren  Umständen  die  Konkurrenz  aufiunehroen.  Am  beste: 
eignet  sich  natürlich  aber  hierfür  die  „Harobarg-8üdamerikaoi^^ 
Gesellschaft“,  die  sich  im  Übrigen  allerseits  unter  dem  brasilianisch« 
Deutschthum  voller  Anerkennung  nnd  Sympathie  erfreut,  da  Haar 


1887. 


581 

EXPORT,  Organ  de»  Ceatrafrereina  für  Handolsgeographie  etc. 


Nr.  39. 


bürg  doch  nun  einmal  der  wichtigste  europäische  Handelsplatz 
für  Süd-Brasilien  ist. 

Gbrigeo»  ist  unzweifelhaft  die  mangelhafte  Ordnung  dieser 
Angelegenheit  nicht  im  Fehlen  Ton  Unternehmungsgeist  bei  der 
grnfsen  Hamburger  Gesellschaft  zu  suchen,  sondern  in  deren  Be- 
sorgnis vor  einer  scharfen  Konkurrenz  mit  Lantpert  und  Holt 
Die  „Hamburg-Südaroerikanische  Dampfschifffahrts-Gesellschaft“  be- 
findet sich  bei  dem  bisherigen  Stande  wohl  und  deshalb  kümmert 
sie  sich  nicht  darum,  dafs  der  Handel  von  Rio  Grande  unter  allzu 
hohen  Frachten  nnd  mancherlei  Unbequemlichkeiten  leidet.  Das 
ist  das  Einzige,  was  man  der  Gesellschaft  vorwerfen  kann.  Bereits 
iu  den  70er  Jahren  versackte  die  Gesellschaft  einige  Male  ihre 
Dampfer,  die  Reise  södwflrts  bis  Rio  Grande  ausdehnen  iu  lassen, 
aber  der  seichten  Bai  re  halber  mit  schlechtem  Erfolge.  Es  ist  ein- 
leuchtend, dafs  die  Verbindung  Rio  Grandes  mit  Europa  bis  zur 
vollen  Eröffnung  der  Barre  keine  direkte  sein  kann,  sondern  sich 
in  eine  trausatlantiscbe  und  eine  Küsteolinie  gliedern  mufs.  Wenn 
aber  die  Gesellschaft  selbst  eine  90lc.be  nicht  zu  gründen  wagt,  so 
wäre  es  wenigstens  ihre  Pflicht,  mit  Lamport  und  Holt  eine 
andere  Prcisnortni rung  zu  kombiniren  und  einen  billigen 
Paket-Beförderung  ad  ienst  zu  schaffen.  Jedenfalls  verdienen 
die  hiesigeo  Interessen  volle  Beachtung,  und  L.&H.  müssen  scbliefslich 
bia  zu  einem  gewissen  Grade  dem  Bedürfnis  des  Publikums  Rech- 
nung tragen  um  ihrerseits  eine  empfindliche  Konkurrenz  zu  vermeiden. 


Briefkasten. 

— Herr  R.  O.  Loksd.mi,  Haintiary,  iu«!<1«t:  Der  H«mt iK*-,‘>iilnn»nkiniirh*  Poet- 
dunfiftr  l«t  (4(Utlir(bil  An  lt>.  Rr|it«ml.er  In  Ripni«rt<»D  »riuftoininpn 

.MüWirid«,“  ui  «Dl  li-  aniHut«  na  Ma»>«lr»  narb  Sa«  La  PI*»«  »"»t«r|i«**OR»o.  „Ar- 
g outin«"  Mt  Ml  1»  £>>.  ptsmto-r  VuraiiUfa  m Baku  auk  fUroyia  »Hpf^«n(j«a.  ,4(10**  SU  aaa- 
gaK«inl  «m  I*.  «BptealMf  VoriullUga  in  |,*nui»b«n.  an/*bnmara.  ..Comaato«“  bat  rfleh- 
koLrrnd  nn>  30.  tofilMnbar  S Ubr  Abaurt*  Itotrx  pMltrt  h»t  rü  rkkf kren<1  im  31. 

Krpuahar  Vurmkitoga  TautrlfTa  pwairl-  „BMWM  Air«“  hat  •n«*«hcn<1  in  II.  X«|itoinri*r 
S übr  AbtMU  Dort»  pai»krL  „Uruguay“  bat  aaag«t«n4  ata  ZS  Kepieinbar  6 Ubr  KaehJaliug* 
Out  er 

— e.Mb«»i  geht  mi  aut  Lcipaig  «lia  Nacbrfrllt  tu,  iUf»  ilar  A*r  , J$biiiinrrlli*ni*cb«o 
t'<il»nt'atton*-ri««eU.ckaft"  gFliiritt»,  fir  Partf-it»)  baalinal*  100-  T-»ti»  Dampfer  „Lelptig“  aa 
17.  0.  M.  la  Monte  il-lco  glücklich  «nfabuaaan  l*t,  uuil  *<a  3t.  Sepleabcr  »eine  Pabtl  uek 
AMinriu#  foruatirn  »DO. 

— Da«  ÜpaditioMihan«  Anmut  BJuinfUthal-Haaiborg  l>«rirhi«l  no*  falgaM«  Dampf«' ■ 
und  Magtor-AbfatiJtoa  »ob  Hamberg  nach  «nropllaelica  und  6t»ra««l»rh»a  riiuan. 

•)  Dampfar  hilf«. 

Afrika  (AüdwrMkiUta)  «In  Madalra,  Ca»«ri*ili«  loaaln.  Uorla,  Accra,  L>«m  bi«,  bla  Luanda 
(akl.,  Poaldampfcr  „I'fofeati.r  W<*rm«naM,  K«pt  Abraham,  daulnck,  30.  äcptoalicr. 

Afrika  (Wratkbnl«)  fit  Madeira,  Gor*«  tia».  Pu»  Klampfer  „Krna  Wuermnnn“.  Kapt.  Uuach, 
dautacb,  1?..  Oktober. 

Paaawc.  Slapapore . Hnngfcoa«  und  Japan  („Klmtfln-Linl*'*)  Dampfer  „Frigga“,  dcutacb, 
90.  Sopiember,  Dampfer  ..Lydia“,  laul.rti,  13.  Oktubar,  Dampfer  jlailoo«",  druterb, 
30.  Oktober,  Dampfer  „Caatandra •*.  deutacb,  15.  Nureniber,  Dampfar  „Daphne“,  ilcmxk, 
30.  Koramljer.  Dampfer  „Polybyjanla“.  dautarb,  15-  Deaambar,  Dampfar  „lleepcrla“, 
dauiacb,  SO.  Deiemter. 

Pbnang,  »lnc»p.>r«,  Henckoa«,  Yokohama,  Hl  .*.,  und  Nafaaaki  (SMra- Linie)  »to  London 
und  «enet.  Antwerpen.  Dampfer  „Denblpehlra“,  «uplUeb,  5.  Okiolier,  Dampfar  „llanooat 
abire“,  «ngllacb,  35.  Oktober,  Dampfer  „rarmartheBiblra“,  «nglUch,  15.  Noretnber. 

H»ag«p«r*,  Mengt bor,  Sckancbai,  Yekukama,  Htoyo  and  Nagasaki  {»Ia  Pert-Sald,  buea.  Aden 
und  Oelonbo)  Poatdampfe«  „Bai ern“,  denurb,  lila  19.  Oktober. 

Adelaide,  Melbourne  und  Sydney,  via  Poet  Said,  Nu«*,  Aden  und  Colambo  PoMdampfrr 
„llok«o*ollrni“.  deulacb.  bla  I.  Oktober. 

Valparaiso,  Arien.  MtriletnU  und  Calla«,  Punie  Areas*  (Mag.-Str.) , Cnrral,  Ooronel  und 
TeUnboaoo  ««Hütend  («ia  Amnryea)  Pcntdampfrr  „Mamyiila“,  K»pt.  W übler»,  deulacb, 
S.  Oktober.  P.itblampfer  „Kambyana“,  Kapt,  Stagmand,  dautarb.  I?.  Oktaler,  l'oetdaanpftr 
. Uarda“.  Kapt.  Tlminarman,  dautarb,  31  Oktober 

Oarlato,  La  linken.  La  I.ib*r:a«l,  Arajvttla,  San  Joad  de  Onataraala  und  Cbaaaperlco  arent. 
auch  Puma  Araoan  (C.  K.)  «kan  Jüan  de  8er  and  Amapala  (via  Antwarpta)  i'ottdatnpfer 
„Uarda  •,  Kapt.  Timmarman,  denUeb,  31.  Oktober. 

ValparaHa.  Panta  Arena«  (Mac.-Str.),  Corval.  Ooronel,  Talcabuano,  (•  .■lulmbo,  Aalefagaata, 
Iqm^aa,  Artoa,  MolJando,  Calla«  new.  (via  AntwerpeuJ,  Dampfar  rTManu“.  Kap».  Waller, 
deotieh,  30.  Okloher,  Dampfer  ..Bhrnra“,  Kap».  Pfeti,  deoleetl.  10.  Kerember,  Dnmpfer 
„VlrgllU“,  Kap»  JobneleOb,  deulacb,  30.  Droeinber. 

Punta  Arena«  fCoatorica)  Coclnio,  La  Unton,  La  Lll>ertad.  Acajntf«,  San  Jon*  da  Guat*. 
mala  aud  Cbamperico  (ria  Antwnrpan)  Daoapder  „Bianca“.  Kap».  Pie«,  dcialacb,  sw.  N«- 
varaber,  Dampfer  .Vlrglli»",  K*pL  Johneltith,  deutsch  30.  Dcietubei. 

Montevideo,  H«nn  >*  Air**.  Ketario  and  han  Nteolaa  (via  Madeln)  Poetdampfer  „OorrlanMa“, 
Kapt.  Poarbmaeia,  deutsch,  I.  Oktober.  I'oatdamp/er  „Lkasal.ua“,  Kapt.  Mulm,  dauueb, 
Ift.  Oktober,  PoetdatDpfer  „OUnda“,  Kap«.  Klar,  dautoeh.  30.  Oktober. 

Babla,  Rio  Janeiro  und  Santo»  (via  Llaiab-.n)  Pnatdampfcr  „Camplnaa“,  Kapt.  Rlreb,  daaueb, 
4.  Oktober. 

Babta.  RI«  de  Janeiro,  Sa*  Pnncdaco  und  Saaloa  (via  Lissabon)  Peatdampfar  „Carttyba'-,  Kapt. 

kirr,  dewtsak.  IS.  Oktober. 

New  York  (»La  1I«vTe)  r»«Mampfer  „Geliert“,  deutorb,  l.ka  38.  September,  Pnstdaapfer  JluevLa“ 
(direkt),  de u»ec h,  3.  Oktober,  Poetdampifer  „lM««ing",  dautaeh,  3-  Oktober.  Poudampfer 
„if*muioniau,  dentorb,?.  Oktober.  Puililampfer  „Kugla“,  dautank,  Id.  Oktober,  l'oatdampfet 
„Wialaod“,  de  Mach,  83.  Oktober.  Poatdampfar  „B.ihaml«“  (direkt),  deutoeb,  37.  Oktober, 
l'oetdampfer  „Rhaetla“,  dentseb,  10.  Oktober,  L'nlim-Dampfer  „CalifnrnU“,  Kapt.  Winkler, 
deulacb.  1*.  .fepteiuber,  Dampfar  „Gardoeia“,  engllarb,  J.  Okt«b«r.  Dampfer  „Swrrento“, 
Kapt.  M .ller,  deotarh  , 13.  Oktober,  Dampfer  „Polarie",  Kapt.  Schade,  •! rutsch,  IP.  O» 
toher,  Dampfer  „Aimralia’1,  Kap«.  Prasck,  deatoek,  K.  Oktober. 

Nähere»  bei  . Anguat  Blnmentbnl. 


Deutsche  Exportbunh. 

Mir  Telecrnaaai  Kxportbnak.  Ikflin. 

Abthpilani : Exportbflrtau. 

Berlin  8.W.,  Kochdlrnfnc  fl. 


übarseeischen  Ausland«.  Die  Bo  hie '»che  Spritze  ist  namentlich  zur  Ver- 
wendung in  Fabriken,  Werkstätten  und  Magazinen  jeder  Art,  Wohnhäusern, 
Karinen,  Kolonien  usw,  vorzüglich  geeignet  und  n.  Ä.  bei  sänimüichen  könig- 
lich preußischen  Militärverwaltungen  eingeführt.  Anfragen  und  Angeltote 
unter  L.  L.  474  an  die  Deutsche  KxportbKnk. 

526.  Wir  luiben  aus  Konstantinopel  wiederholt  Nachfrage  nach  Pique- 
stoffen  von  einem  dort  bestonz  eingvführten  Agentur-  und  Komnstssious- 
gcschäft.  Leistungsfähige  deutsche  Fabriken,  welche  genannten  Artikel  füh- 
ren und  in  Konstantinopel  noch  nicht  vertreten  lind,  wollen  ihre  Offerten 
gefl.  einreichen  unter  L.  L.  475  an  die  Deutliche  Kxportbnnk. 

527.  Lei*tung*f&higen  Fabriken  in  Buckskins  und  Modestoffen  aus 
Finslerwaldc,  Cottbus,  ßprwnbcrf,  Sommerfeld  usw.,  welche  In  Amsterdam 
noch  nicht  vertreten  sind,  können  wir  an  genanntem  Platze  einen  tüchtigen 
Agenten  nach  weisen,  welcher  sowohl  bei  der  Platz-  wie  boi  der  Kxportkund- 
üchaft  bestens  cingeführt  ist.  Angebote  nnd  Anfragen  unter  L.  L.  476  an 
die  Deutsche  Exportbauk. 

528.  Eine  msaische  größere  Breuuerei-industriegesellschaft  sucht  an 
nachfolgenden  Pl&tzen  resp.  Lindern  mit  Firmen  ersten  Ranges,  welche  mit 
der  äpritbranche  vertraut  sind,  geeignete  Verbindungen  anzuknüpfen : Paris, 
Ronen,  lk<rdeanx,  Marseille,  Lissabon,  Oporto,  Marokko,  Algier,  Tripolis  und 
Tunis.  Offerten  erbeten  unter  L.  L.  477  an  die  Deutliche  Exporlbonk. 

52!).  Eia  altrenotnmirte.A  Agentur-  und  Kommissionsgeschäft  in  Kon- 
stantinopel  hat  größeren  Bedarf  an  Drahtnftgcln  (Pointe*  de  Paris),  Jagd- 
sehrot,  ordinären  Schaufeln  ohne  Stiel  usw.  und  sucht  für  diese  Artikel  Ver- 
tretungen leistungsfähiger  deutscher  Fabriken.  Offerten  erboten  unter  L.  L. 
476  an  dis  Deutsche  Exportbank. 

530.  Im  nächsten  Jahre  findet  in  Glasgow  eine  intemationalo  Aus- 
stellung statL  Prospekte  können  durch  die  Deutsche  Exportbank  bezogen 
werden,  ebenso  weisen  wir  Interessenten  tüchtige  Vertreter  nach.  Anfragen 
unter  L.  L.  479  an  die  Deutsche  Exportbauk. 

531.  Für  Barcelona  wird  von  einem  äußerst  tüchtigen  und  zuverlässigen 
Agenten  die  Vertretung  einer  Papierfabrik  gesucht,  wclcbo  in  schwarzem 
Tonpapier  besonders  leistungsfähig  ist.  Mutter  steht  zur  Verfügung.  Offerten 
erbeten  unter  L.  L.  480  an  die  Deutsche  Exportbank. 

532.  Eia  tüchtiger  Agent  in  St&nixlau  (Galizien),  welcher  mit  der  Eisen- 
Manufaktur  und  Kolonial waarenbranche  put  vertraut  ist,  wünscht  für  diese 
Artikel  Vertretungen  leistungsfähiger  deutscher  Fabrikanten  zu  übernehmen. 
Offerten  erbeten  unter  L.  L-  461  an  die  Deutsche  Exportkank. 

533.  Der  Inhaber  eines  lebliaften  Import-  und  Kommissionsgeschäftes 
in  La  (’anöe  (Türkei)  wünscht  lohnende  Vertretungen  leistungsfähiger  Fabri- 
kanten, gleichviel  welcher  Branche,  zu  übernehmen.  Derselbe  empfiehlt  sich 
auch  zur  Besorgung  von  Incassis.  Angebote  und  Anfragen  unter  L.  L.  462 
an  dio  Deutsche  Exportbunk. 

534.  Ein  tüchtiger,  bestens  empfohlener  Agent  in  Konstantinopel, 
wünscht  die  Vertretung  von  Strumpf-  und  Wirkwaaren  sächsischer,  r«Bp. 
chemnitzcr  Fabrikanten  zu  übernehmen.  Offerten  erbeten  unter  L.  L.  483 
an  die  Deutsche  Exporthank. 

635.  Wir  haben  wiederholt«  Nachfrage  nach  Puivorisir-Mühlon  für  Hand- 
betrieb und  ersuchen  Fabrikanten  um  gefl.  Einreichung  von  illustrirten  Preis- 
listen unter  L-  L.  484  an  die  Deutache  Exportbank  zur  Weiterbeförderung 
nach  Portugal. 

536.  Ein  bedeutenderes  deutsches  Agentur-  und  Importgeschäft  in  Mar- 
seille wünscht  mit  einer  leistungsfähigen  deutschen  Spiegelfabrik  in  Verbin- 
dung zu  treteri,  welche  speziell  iu  „Bazar-Spiegeln*  für  Algerien  konkurrenz- 
fähig ist.  Offerten  erbeten  unter  L.  L.  485  an  die  Deutsche  Kxportbank. 

537.  Eine  sehr  leistungsfähige  böhmische  Fabrik  für  Möbel  aus  ge- 
bogenem Holzo  sucht  geeignete  Vertreter  in  folgenden  spanischen  Plätzen: 
Madrid,  Valladolid,  Zaragoza,  Valencia,  Malaga,  Sevilla,  Barcelona,  Granada, 
Santander,  Bilbao,  San  Sebastian.  Pamplona,  Toloaa,  Cadiz  und  Cartagena, 
ferner  auch  für  Portugal  in  Lissabon  und  Oporto.  Offerten  erbeten  unter 
L.  L.  486  an  dio  Deutsche  Exportbank. 

538.  Rin  sehr  angesehenes  fmporthaus  in  Adelaide  wünscht  Anstellungen 
in  Kaschmira,  schlesischem  Damast  für  Tischtücher,  ferner  in  „Rnga“.  Muster 
und  Preise  mit  Rabattongabe  p.  Yard  f.  a.  B.  Hamburg  oder  Bremen.  Offerten 
erbeten  unlsr  L.  L.  487  an  dio  Deutsche  Exportbank. 

539.  Ein  bestens  empfohlener  Agent  in  Stockholm  wüuscht  in  folgenden 
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in  Verbindung  zu  treten.  Offerten  erbeten  unter  L.  L.  490  au  die  D.  E.-B. 

542.  Herr  C.  Rohrs  in  Firma  E.  Leinbaas  in  Kreiberg  in  Sachsen 
zeigt  uns  an,  daß  der  bisherige  MitiuHaber  sein««-  Firma  Herr  Max  Weise 
aus  derselben  ausgeschieden  ist.  Herr  General-Agent  Dakar  Schwarz  in 
Dresden  ist  als  Kommanditist  der  Firma  Ueigetreteu.  Letalere  wird  sonst 
in  unveränderter  Weise  fortgeführt. 

543.  Die  Lokomotivfshrik  Kraut»  & Co.  in  München  theilt  uns  mit« 
dafs  die  bisher  von  Ihnen  betriebene  Lokotnotivbauaustalt  seit  dem  19.  er. 


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liaflgra.  In  Uttmlai  Ia»  IU.  wartaa  41«  aN  lar  laRrlaraig  «racSin- 
— Ha  14r.au«  Htor  Auftraggeber 


in  eine  Aktien-Geaelßchaft  umgewandelt  worden  ist  und  unter  der  Firma 
„Lokomotivfabrik  Krauss  4 Co.  Aktien- GosellschafC  in  unveränderter  Weise 

r fortgefübrt  wird.  Die  Herren  Ulrich  ßaumaun,  kaufmännischer  Direktor, 

r Offarüa  mbttlaaM  GakaaUa  ü iwtum  MÜt  — ßv.itr.jm  mInt  Aeftraggeber  Anton  liurler,  Karl  Finckh,  Mathias  Kasbender,  technische  Direk- 
i Ia»  U m Mw  lUnmm  n ira  4«.»ßra  b«Uni«.  MiMugra  alt.  j toren,  sind  in  den  Vorstand  der  Geselßchaft  eingetuten,  derart,  daß  je  zwei 

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»83 


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583 

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Nr.  33. 


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Vertretung  für  Australien  und  Neu-Seeland 

vornehmlich  für  die 

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Spezialität : „Pianos“.  Wagen;  Porzellan-,  Glas-,  Terra-l'otta-,  Majolika-,  Kteingnt-Wiiareii : I.eder  und  Lederwaaren; 
Textil-  und  Hekleidunga-lndsatrie  (Strumpf» aaren,  Berlln-Woollen  Goods.  Handschuhe  etc.  etr.); 

Papier-Industrie;  Bier,  Spirituosen, 

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tretnng  sowie  Wahrnehmung  ihrer  Interessen  auf  der  WelUnsstellung  ton  Melbourne  init  der  obigen  Firma  in  Verbindung 
setzen.  — Dieselbe,  seit  vielen  Jahren  in  Australien  eiugefuhrt,  ist  zu  jeder  Mittheilung  über  die  dortigen  Absatz  Verhältnisse 
gerne  bereit. 

Auskunft  über  die  Firma  ertheilt  die  _ . , _ ..  , _ _ . 

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über  die  dort  geltenden  <i.«eur  und  Einrichtungen, 
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U#lni4«Bg  u.i(kw«»dt«. 

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werden  von  der 

Expedition  dea  „Export«14, 
Berlin  SW„  Kochslr.  S7, 

«ai^cggnxenominea. 


S BailSajpte 

nach  Uebereinkanft 

nsit  der  Expedition. 


Centralvereins  für  Handelsgeographie  und  Förderung  deutscher  Interessen  im  Auslandl 


Redaktion  und  Expedition:  Berlin  S.W.,  Kochstrafse  27. 

(Goscbirteielti  WochonUim  8 LL»  4 I hr.) 

Der  »EXPORT*  ist  im  deutschen  PostzcituoK'katalog  für  1887  unter  Nr.  1876,  Seite  59  eingetragen- 

IX.  Jahrgang.  SSetftw,  TW  u.  ©fltofct.  issj.  Nr.  40. 


lim  Wochenjcbrtfl  rerfolgt  den  Zweck,  fortlaufend  Berichte  Ober  die  Lage  linieret  Laud»lea(u  ltn  Aiutaadc  xur  KenjiUilf»  Ihrer  I.pw  r xu  bi  lagen,  die  lntejr‘»eti  de»  douUcbee  Export» 
bmkräftln  xa  »artraten,  »owle  dem  riauUrhca  Hendel  and  der  deutschem  ludartri«  wichtige  Mlttheituiigm»  aber  die  Heudelsverhiltuis»«  de«  AusUnd«*  in  ktnester  Frist  za  übermitteln. 

triefe.  Zeitungen  und  Werl  lue  ndung«  ihr  drn  „Export“  sind  xn  di«  RwUktion,  Berlin  SW..  KoehHrafec  27.  xu  richten. 

triefe,  Zeitungen.  Beltriltecrkliruugeb,  Werthcendnngen  für  den  „CentrnlTereln  flr  Oandeiegeocrnphie  etc.“  sind  nerh  Berlin  SW..  KochitraUo  27,  za  richten. 

Inhalt;  Abonnements-Einladung.  — Einladung  zum  Beitritt  zu  dem  . OeuLral  verein  für  llandclsgeographic  etc.8  — Der 
»rilische  Einheitsgedanke  auf  der  Koloniaikonferenz.  Von  Eugen  von  Philipp  ovich.  — Der  ozeanische  Poatdainpferverkehr: 
3.  Die  niederländisch-indische  DainpfscbifTfabrOiresclUcbaft  .Nederlandscb-Indische  Stoomvaail-Maalschappij*.  Von  Dr.  Moritz  Liiideioeo  in  Bremen. 
Fortsetzung.)  — Europa;  Die  Lage  der  Auslinder  hi  Rußland.  — Verdächtigungen  der  Solinger  Stahl  waarenindustrie  seitens  der  ausländischen  Presse. 
- Asien:  Eine  Reise  durch  die  Mandschurei.  Von  II.  C.  James  ln  Bombay.  — Süd* Amerika;  Die  Brasilianer  am  Itapocu  und  die  Arbeiterfrage  (Ori- 
inalhericht  rom  August  1887.)  — Einwanderung  in  Brasilien.  — Eine  neue  südamerikatiische  Republik.  — Au*  wissenschaftlichen  Gesell* 
«haften:  Von  der  deutschen  Naturforscher- Versammlung  in  Wiesbaden.  — Briefkasten.  — Antonio  Augusto  d'Aguiar  f.  — Deutsche  Export* 
ank  (Abtheilung:  Export-Bureau).  — Anzeigen. 


Die  Wiedergabe  von  Artikeln  aus  dem  „Export"  ist  gestattet,  wenn  die  Bemerkung  hinzugefügt  wird:  Abdruck  (bezw.  Übersetzung)  aus  dem  „EXPORT". 


Abonnements  - Einladung. 

Die  Abonnenten  de«  Buchhandels  und  der  Post  ersuchen  wir. 
Ue  Abonnements  pro  IV.  Quartal  1887  baldthnnlichst  orneuern  su 
vollen,  um  eine  Unterbrechung  in  der  Zusendung  des  Blattes  zu 
rerbüten.  Abonnementeprels  3 Hark  vierteljährlich. 

Der  „Export1  ist  im  FosUeitongskataloge  für  1887  unter 
1t.  1876,  Seite  59  verzeichnet, 

Berlin  SW..  Kochstrafse  27.  Expedition  des  „Exports“.  ; 


Einladung  zum  Beitritt 

za  dem 

„Centralverein  für  Handelsgeographie  otc.“ 

Alle  Diejenige«,  welche  sich  für  Experthandelsfragen  sowie  für 
oleniale  Bestrebingrn  interessiren,  laden  wir  hiermit  ein,  dem  aater- 
rirhneten  Verei*  als  Mitglieder  heiznlreten.  Der  jährliche  Beitrag  für 
an  Inland  beträgt  zwölf  Mark.  Die  im  letzte«  Quartal  d.  J.  nea  ein- 
rHeade«  Mitglieder  erwerben  dareh  Zahlang  diesen  Betrages  die  Mit- 
Unßchsfl  des  Vereins  auch  flr  das  Jahr  1888  and  tretea  bereit«  jetzt 
o die  Rechte  der  Mitglieder  ela. 

Der  „Expert14,  das  Organ  des  Vereins,  wird  den  Vercinsmitgliedern 
ratis  zngesandt  Satznngea  stehen  znr  Verfügung. 

Berlia  SW.,  Kochstr.  27,  Anfang  Oktober  1887. 

Centralverein  für  Handelsgeographie  etc. 

Der  Vorsitzende; 

Dr.  B.  Jannasoh. 


Der  britisch«  Einheitsgedanke  auf  der  Kolonialkonferenz. 

Von  Eugen  von  Philippovich. 

Wer  der  gegenwärtigen  Stimmung  im  britischen  Volke  io  Bezog 
uf  seine  Kolonien  einen  richtigen  Ausdruck  gebeu  will,  mufs  sagen, 
laß  nach  derselben  überhaupt  keine  Kolouicn  Großbritanniens  mehr 
xistiren.  Es  ist  nur  ein  britischer  Staat,  ein  britisches  Common- 
wealth vorhanden,  dessen  Größe  gegeben  ist  durch  die  Gehemmtheit 
iroßbritannieaa  mit  allen  den  Gebieten,  die  man  beute  noch  seine 
Kolonien  neunt,  Kolonien,  die  Großbritannien  .gehören“,  als  ob  sic 
io  Eigenthuin,  etwas  von  England  Abhängiges  und  nicht  ein  gleich- 
x-reebtigter  Theil  dea  einen  britischen  Reiches  wären.  Solltu  dies 
tewufstaein  von  einer  durch  gemeinsame  Geschichte  und  gleiche 


Interessen  begründeten  Einheit  in  den  Theileo  des  britischen  Staats- 
körpers  in  der  l'hat  lebendig  werden,  dann  werden  die  Meere  der 
Erde  nicht  hindern,  dafs  wir  ein  Slaatsganzes  vor  uos  haben,  ein 
Staatsleben,  das,  wo  immer  es  zu  mächtiger  Erregung  gelangt,  die 
gleiche  Bewegung  bei  den  Antipoden  bervorruft.  Von  der  indivi- 
dualistischen, den  Einzelnen  gegen  den  Einzelnen  stellenden  Staats- 
auffassung früherer  Zeit  bis  r.u  dieser  großen  Idee  eines  die  Be- 
wohner der  entferntesten  Tlicile  der  Erde  zu  gleichem  Fühlen  uod 
Handeln  umspannenden  Staatslebens  ist  eiu  mächtiger  Schritt.  Aber 
so  schön  und  so  überwältigend  auch  diese  Vorstellung  ist,  so  be- 
darf sie  doch  auch  gewisser  Verkörperungen  in  der  Wirklichkeit, 
die  eie  uos  faßbar  machen.  Welches  soll  die  politische  Form  dieser 
Einheit  sein?  .Imperial  Federation8.  Das  ist  das  Schlagwort,  mit 
welchem  gearbeitet  wird.  Aber  die  Verwirklichung  derselben  hat 
gar  unangenehme  Konsequenzen.  Eine  politische  Foederation,  die 
eine  Einheit  darsteilen  soll,  bedarf  auch  einheitlicher  Organe,  ein- 
heitlicher Maßregeln  nach  außen,  vielfach  auch  nach  ioneu.  Wie 
| soll  das  werden?  Als  man  im  Frühjahr  dieses  Jahres  eine  Kolonial- 
konferenz nach  London  zusammen  berief,  da  mochte  man  wohl  hoffen, 
Aufklärung  zu  erhalten  über  die  Möglichkeit  einer  solchen  Einheit, 
die  nicht  bloß  auf  idealen  Impulsen,  sondern  auch  auf  nüchtern 
realen  Abmachungen  beruhte.  Aber  vorsichtig  vermied  die  eng- 
lische Regierung  das  Gefühl  der  Selbständigkeit  in  den  Kolonien 
durch  irgendwelche  Forderungen  zu  verletzen. 

lu  dem  Schreiben,  durch  welches  sie  die  Kolonialregierungen 
formell  zur  Tbeiluabrne  an  der  Konferenz  aufforderte  und  die 
zu  behandelnden  Angelegenheiten  im  Allgemeinen  hervorbob, 
wird  ausdrücklich  erklärt,  daß  sie  nicht  eiogehen  könne  auf  die 
Diskussion  irgend  einer  Frage,  die  in  den  Rahmen  dessen  falle, 
was  als  politische  Foederation  bekannt  sei.*)  Nicht  als  ob  die 
Regierung  dem  Gedanken  prinzipiell  abgeneigt  wäre.  Aber  „ea 
möchte  für  die  schließlich«  Erlangung  eines  entwickelteren  Sy- 
stems vereinigter  Thätigkeit  verderblich  sein,  wenn  eine  Frage,  die 
noch  nicht  reif  ist  zur  praktischen  Entscheidung  schon  jetzt  der 
Probe  einer  formellen  Untersuchung  unterworfen  würde14.  Einzelne 
Kolonien,  wie  Neu-Süd-Wales , instruirten  ihre  Vertreter  ausdrück- 
lich, an  keiner  die  Foederation  berührende  Verhandlung  der  Kon- 
ferenz ibeilzunehmcn.  Sie  liättoa  Hecht  getban,  meinte  der  Mar- 
quis of  Salisbury  in  seiner  Eröffnungsrede.  Das  sei  eine  Ange- 
legenheit mehr  der  Zukunft  aß  der  Gegenwart  Das  seien  nebel- 
hafte Vorstellungen,  welche  erst  im  Laufe  der  Zeiten  abküblen 

*)  Vgl.  Proceedings  of  ibe  Colouial  Conference,  1887.  P.  P«  C.  5091. 


Nr.  40. 


586 

EXPORT,  Organ  de»  CentralTereio»  für  Handelsgeographie  etc. 


18*' 


und  sich  in  eiu  Material  verdichten  werden,  aus  dem  dann  sehr  wahr-  i 
scheiulich  viele  praktische  und  geschäftsmäßige  Schlösse  werden  ge- 
zogen werden  können.  England  könne  nicht  das  Deutsche  Reich 
naebabmen  und  alle  Reichsangelegenheiten  von  einem  Mittelpunkte 
aus  verwalten.  Aber  bevor  das  Deutsche  Reich  seine  gegenwär- 
tige Form  erlangt  habe,  habe  es  aus  zwei  Vereinigungen  bestan- 
den, welche  beide  auch  in  einem  Reiche,  wie  das  britische,  mög- 
lich seien,  aus  dem  Zollverein  und  der  Vereinigung  für  militä- 
rische Zwecke.  Von  diesen  beiden  Formen  einer  Union  müsse  die 
letztere  in  der  Gegenwart  als  die  ausführbarere  erscheinen.  Ein  Zoll- 
verein  der  britischen  Staaten  sei  nicht  unmöglich,  aber  die  Meinungen, 
welche  sich  vor  vierzig  Jahren  in  Bezug  auf  Zoll-  und  Finanzpolitik 
festgesetzt  hätten,  seien  noch  zu  stark,  um  ein  Aufgeben  der  bis- 
herigen Politik  im  Augenblicke  als  zulässig  erscheinen  zu  lassen. 

So  waren  es  denn  vor  Allem  Fragen  der  gegenseitigen  mili- 
tärischen Verteidigung,  welche  von  der  Konferenz  verhandelt 
wurden.  Das  Resultat  in  Bezug  auf  militärische  Einheit,  auf  Her- 
stellung des  „Kriegsvereines“  war  nach  dein  Aussprüche  eines  De- 
lcgirtcn  kein  sehr  zufriedenstellendes,  indem  von  allen  Kolonien 
üur  die  Australiens  eine  jährliche  Summe  (126000  £)  zur  Ver- 
mehrung des  in  ihren  Gewässern  liegenden  Geschwaders  za  zahlen 
sich  bereit  erklärten.  Dafür  aber  tauchten  anläßlich  der  Verhand- 
lung über  wirtschaftliche  Fragen  wiederholt  Vorschläge  auf,  welche 
den  Gedaukeu  der  Zollunion  in  den  Vordergrund  stellten.  Und 
bei  der  weittrageuden  Bedeutung  aller  Änderungen  volkswirt- 
schaftlicher Verhältnisse  für  die  Entwicklung  des  Ganzen  und  die 
Wohlfahrt  der  Einzelnen  sind  die  hierbei  zu  Tage  getretenen  An- 
schauungen vielleicht  in  noch  höherem  Grade  maßgebend  für  die 
Stärke  des  Einbeitsgefiihle*  in  den  Kolonien,  als  die  größere  oder 
geringere  Bereitwilligkeit  für  militärische  Zwecke  sich  Opfer  aufzu- 
legen. Man  wird  ja  auch  unbedenklich  behaupten  können,  dafs  der 
Siun  für  militärische  Angelegenheiten  bei  den  Briten  weniger 
entwickelt  ist,  als  die  Empfindung  für  wirtschaftliches  Gedeihen. 

Leicht  erklärlich  ist  es,  dafs  eine  Einstimmigkeit  der  Über- 
zeugungen zu  Tage  trat,  als  es  sich  um  den  Beschloß  handelte, 
die  von  den  europäischen  kontinentalen  Staaten  ihren  Zuckerindu- 
strien  gewährten  Prämien  als  verderblich  für  die  britischen  Zucker- 
industrien hiozustellen.  Dafs  die  140  Millionen  mit  welchen 
Deutschland,  Frankreich,  Österreich,  Belgien,  Holland  ihre  Zocker- 
industriellen  unterstützen,  diesen  das  Unterbieten  englischen  Kolo- 
nialzuckers ermöglichen,  dafs  bei  der  Fortdauer  dieses  8ystems  die 
britische  Zuckerindustrie  vernichtet  wird,  liegt  auf  der  Hand.  Aber 
was  die  britischen  Zuckerindustrietleo  verlieren,  das  gewinnen  die 
Konsumenten.  Wenn  sich  die  kontinentalen  Steuerzahler  ein  Ver- 
gnügen daruus  machen,  gewissermaßen  aus  ihrer  Tasche  den  Zucker 
zu  zahlen,  den  die  Briten  verzehren,  warum  soll  man  diesen  Vor- 
theil nicht  genießen?  Ist  es  doch  Prinzip,  auf  dem  billigsten 
Markte  zu  kaufen  und  ^jede  zu  ergreifende  Schutzmaßregel  müßte 
den  ausgesprochenen  Zweck  hahen,  die  Zuckerpreise  auf  irgend 
welche  Weise  so  zu  erhöhen,  daß  auch  die  britischen  Zuckerindu- 
striellen  mit  Gewinn  arbeiten  können.  In  der  ganzen  Versamm- 
lung, die  als  Vertretung  des  britischen  Reichs  tagte,  hat  sich  nur 
ein  Einziger,  Mr.  Service,  früherer  Premierminister  in  Viktoria 
und  Vertreter  dieser  Kolonie,  erhoben,  um  die  Angelegenheit  von 
diesem  Standpunkte  der  Freihändler  zu  erörtern.  Aber  obwohl  er 
sich  Reibst  für  einen  Freihändler  erklärte,  fand  er  doch,  daß  die 
Prinzipieo  des  Freihandel»  hier  keine  Anwendung  finden  könnten. 
Es  handle  sich  um  eine  große  nationale  Frage,  die  nicht  auf  die 
Zuckerprämien  beschränkt  sei;  andere  wie  die,  welche  einzelne 
Staaten  den  Stock  fisch  fön  gern  gewährten,  wirkten  ebenso.  Alle 
hätten  die  Tendenz,  blühende  Gcwerbszwcige  in  fremden  Staaten  zu 
vernichten  uod  gegen  diese  politischen  (?)  Wirkungen  müsse  man 
»ich  auf  jede  Weise  wehren.  So  verwandelt  sich  der  Freihändler 
plötzlich  in  einen  Anhänger  der  Theorie,  daß  nicht  die  Interessen 
der  Zuckerkousumenten,  sondern  diu  der  Produzenten  geschützt 
werden  müssen.  Allerdings  sucht  er  diese  Schwenkuug  damit  zu 
begründen,  daß,  wenn  die  britische  Zurkerindustrie  vernichtet  wäre, 
diu  ausländischen  Produzenten  die  Preise  steigern  würden  „da  ihr 
Zweck  erreicht  sei“,  so  daß  die  Konsumenten  auf  die  Dauer  doch 
keinen  Vortbeil  vom  freien  Verkehr  hätten.  Diese  hinkende  Be- 
grüudnng  — hinkend,  weil  ja  die  Konkurrenz  der  Prämien  ge- 
währenden kontinentalen  Staaten  die  Zuckerpreise  dauernd  niedrig 
halten  müßte  — verdeckt  den  Umschwung  der  Staatsauffassung, 
welcher  sich  in  Herrn  Service  vollzogen  hat.  Alle  Theile  des 
britischen  Reiches  bilden  ein  Ganzes  und  wenn  die  Schädigung 
Einzelner  desselben  durch  geringe  Opfer  der  anderen  zum  dauern- 
den Nutzen  für  beide  Seiten  gehoben  worden  kana,  so  soll  dies 
geschehen.  Die  britischen  Zockerkonsnraenten  sollen  daher  die 
Last  eines  gegen  die  Exportprämien  gerichteten  Zuckerzolles  tragen. 

Wenige -läge  nachher  geht  die  Konferenz  einen  Schritt  weiter. 


Am  Freitag,  dem  Tage  der  Verhandlungen  über  die  Zockt 
prämien,  hatte  man  beschlossen,  daß  es  Pflicht  der  britivr- 
Regierungen  sei,  dafür  zu  sorgen,  daß  die  Bürger  ihrer  Staat« 
zum  mindesten  gleiche  Chanceo  in  dem  wirtbscbaftlichen  Wri 
bewerbe  mit  Angehörigen  fremder  Länder  hätten.  Am  folgend 
Dienstag  entsteht  die  Frage,  ob  man  es  nicht  für  einen  Tliert  ä 
Regierungspflichten  erklären  sollte,  dafür  zu  sorgen,  dafs  c 
eigenen  Börger  in  Wirtbschaftsangelegenbeitea  einen  Vorzugs 
den  Fremden  hätten.  Sir  8amuel  F.  Griffith,  Premier  vo 
Queensland,  und  Herr  Hofmeyr,  Vertreter  für  die  Kapkol  t 
machen  zwei  gleichartige  Vorschläge.  Der  Eratere  wöusebt,  <ii* 
in  allen  Theilen  des  britischen  Reiche*,  in  welchen  Zölle  erbst* 
werden,  Differenzialzölle  zu  Gunsten  der  aus  den  anderen  Theiß 
de»  britischen  Reiches  kommenden  Waaren  eingeftthrt  würdet,  t 
daß  also  britische  Waaren  weniger  zahlen  als  fremde  bezw.  u 
cs  den  Eiskaltsten  mundgerecht  zu  machen,  dass  die  für  die  in 
mischen  Industrien  und  Finanzen  nölhige  Zollböhe  fixirt,  »n 
nicht-britischen  Waaren  aber  ein  Zuschlagszoll  erhoben  w«ie 
\ solle.  Hofmeyr  wünscht  die  wirtschaftliche  Einigung  oder  hwe 
gesagt  Annäherung  mit  der  Notwendigkeit  der  militärisch 
Stärkung  des  britischen  Reichet  zu  verbinden  und  schlägt  v 
dafs  von  sämmtlicben  nicht-britischen  Einfuhren  iu  das  britisch 
Reich  ein  2 bis  Öprozentiger  Wertzoll  erhoben  werde,  de»". 
Ertr&gnifs  zur  Vermehrung  und  Verbesserung  der  Kriegwnr 
verwendet  werden  solle-  Bei  einem  Werte  der  Gesammteio';' 
von  352  Mill.  £ oder  7 040  Mill.  ^4C  ergäbe  dies  eine  Eiooats 
von  140  bis  350  Mill.  « W.  Ein  ähnlicher  Vorschlag  war  bereits -i 
j Winter  von  der  Minorität  der  Kommission  zur  Untersuchung 
Niederganges  von  Handel  und  Industrie  gemacht  worden.  A&.i 
diesen  Vorschlägen  gegenüber  betheuert  Mr.  Service  seioe  fre 
händlerische  Gesinnung  — aber,  da  durch  ihre  Ausführung  r.: 
neues  Baud  zur  Herstellung  der  Einheit  des  Reichen  um  die  Tit.it 
desselben  geschlungen  würde,  ist  er  geneigt,  das  Projekt  mit  jis- 
stigen  Blicken  zu  betrachten.  Die  Delegirten  von  Nen-Söd-^tf’ 
wollen  auf  die  Frage  nicht  eingeheo,  da  dieselbe  io  das  Geܫ 
der  ausgeschlossenen  Iropcrialfoederation  falle,  und  Sir  Franei* 
Bell,  Agent  für  Neu-Seeland,  glaubt,  da»»  ein  solches  S»*i« 
niemals  werde  ausgeführt  werden  könoeo.  Das  sind  aber  aad 
die  einzigen  Stimmen  des  Zwoifels,  und  die  Konferenz,  dit  rar  vier 
Tagen  ihrer  ganzen  Entrüstung  darüber  Ausdruck  gegeben 
daß  die  kontinentalen  Staaten  ihren  Angehörigen  das  wirthwhsb- 
liehe  Übergewicht  über  Fremde  zu  verleihen  sich  bemühen,  sid 
keinen  Widerspruch  darin,  heute  Grundsätze  anznnehmen,  ««Irtt 
genau  dasselbe  in  etwas  anderer  Form  zu  erreichen  streben.  Dir. 
wo  noch  Einhuitsinteressen  vorhanden  sind,  werden  sie  ebenste 
theoretischen  Bedenken  zum  Trotz  uod  unter  tausenderlei 
sprachen,  wie  sie  zwischen  Denken  und  Handeln  oft  besteht 
immer  wieder  znro  Vorscheine  kommen. 

Wie  stark  da»  Bewußtsein  staatlicher  Einheit  in  den  I» 
aneinandergefügten  Theilen  des  britischen  Reiche«  doch 
noch  ist,  das  erwiesen  die  Verhandlungen  über  die  Ausdehnung  k> 
Rechtes,  mit  fremden  Staaten  direkt  Handelsverträge  abxoseWUß*- 
auf  die  australischen  Regierungen.  Im  Jahre  1878  hatte  Citvii 
dieses  Recht  erlangt  und  gegenwärtig  fordert  Neu-Seeland  daiulk 
für  sich  uud  die  übrigen  australischen  Kolonien.  Natürlich  lolli* 
die  Verhandlungen  unter  Aufsicht  des  auswärtigen  Amte*  in  UJ 
don  und  durch  die  britischen  Botschafter  geschehen.  Der 
war  io  Neu-Seeland  aufgetauclit  anläßlich  des  mit  Fraokrtir'JF 
führten  Handels  mit  gefrorenem  Fleisch,  auf  welches  Letzteres  «•* 
Zoll  von  12  Frcs.  für  100  Kilo  gelegt  hatte.  Dessen  Herabacti’i** 
wünschte  Neu-Seeland  durch  SonderunterhandiuDgeo  zu  erreiche 
Unmöglich  konulu  die  Konferenz,  die  kurz  vorher  den 
nach  irgend  einer  Form  wirtschaftlicher  Einigung  ausge^proct-' 
hatte,  nun  diesem  Vorschläge  zustimmen.  Naturgemäß  wärdn  »■ 
durch  die  Sondert  nteressen  der  einzelnen  Kolonien  in  den  Venß- 
grund  gedräogt  werden.  Bei  jeden  Vartragsverhandlang« 
die  englische  Regierung  eine  doppelte  Gefahr.  Stimmt«  ue  a 
so  verschaffte  sie  der  den  Antrag  stellenden  Kolonie  und  den 
tragschließenden  Staate  eine  Sonderstellung  gegenüber  deo  übne' 
Theilen,  erschwerte  dadurch  Handel  ubd  Verkehr  derselben 
einander  und  träge  vielleicht  direkt  dazu  bei,  dieselben  *n 
fremden.  Verweigerte  sie  die  Zustimmung,  dann  erschiene 
Feind  der  kolonialen  Interessen,  das  Band  mit  dem  Motterhv 
würde  drückend  empfunden  und  das  ja  überall,  namentlich  i» 
jüngeren  Generationen  bei  einzelnen  Groppen  vorhandene  VerU«f5 
nach  Selbständigkeit  würde  genährt  In  der  Behandlung  dieser 
war  offenbar  die  Probe  auf  die  Einheitssliroroung  der  Koofere«  r 
geben.  Neu-Seeland  stellte  seine  Kolooialinteresaen  in  d«n  Vordff 
grund  uod  wünschte  die  Lösung  nach  seinem  eigeowirth«cb*M;r*'' 

, Interesse.  Die  Konferenz  mußte  die  Sache  vom  Gesicbtsjraak1*  ** 


887. 


587 

EXPORT,  Organ  dea  Centralvereina  für  Handelsgeographie  etc. 


Nr.  40. 


leiches  au»  beurtbeilen  und  alle  politischen  Seiten  der  Angelegenheit 
n’s  Auge  fassen.  Nach  diesen  mufste  tnao  sich  gegen  die  Gewäh- 
ung  jenes  Rechtes  entscheiden.  Und  dies  hat  die  Konferenz  auch 
etliau.  Keine  Stimme  erhob  sich  zur  Unterstützung  des  ncu-see- 
fiodischen  Antrages  und  die  Vertreter  gerade  jener  Kolonien, 
vclchen  nach  dem  Anträge  das  gleiche  Recht  zugedacht  war,  die 
)clegirteu  der  Kolonien  auf  dem  australischen  Kontinente  sprachen 
s ausdrücklich  aus,  dafs  ihrer  Ansicht  nach  „der  Weg,  der  in 
llen  fiskalischen  Angelegenheiten  vorzuzieben  sei,  in  der  Rich- 
ung  gelegen  sei,  welche  Herr  Hofmeyer  bezeichnet  habe,  einer 
tichtung,  welche  das  Reich  und  seine  Theile  enger  aneinander 
chliefsen  würde,  nicht  aber  in  einer  solchen,  welche  sie  ausein- 
.nderhalten  oder  vielleicht  gar  auseinander w&ngcn  würde.“ 

Die  englische  Regierung  kann  demnach  mit  der  Stimmung, 
reiche  sich  auf  der  Konferenz  gezeigt  bat,  zufrieden  Bein.  Der 
onsultative  Charakter,  welchen  die  ganze  Konferenz  gehabt  hat, 
äfst  es  noch  unbestimmt,  ob  und  welche  der  besprochenen  Maß- 
egeln zur  Herstellung  einer  grösseren  Einheit  zwischen  den  Theilen 
les  britischen  Reirhes  ausgeführt  werden.  Auch  der  Verwirk  - 
ichung  jener  verhältnismäßig  einfachen  Gedanken  der  Herren 
Jriffith  und  Hofmeyr  stehen  ja  manche  Schwierigkeiten  nicht 
•lofs  technischer,  sondern  auch  völkerrechtlicher  Natur  entgegen, 
iber  es  darf  nicht  übersehen  werden,  dafs  Alles  zur  Einheit  drängt: 
tatürlichc  Beziehungen,  wirtschaftliche  und  politische  Interessen, 
ler  Gang  der  Entwickelung  der  modernen  Staaten,  in  deren  Leben 
intner  mehr  die  Masscnwirkungen  in  den  Vordergrund  treten, 
f er  mutblich  wird  die  Föderation  der  australischen  Kolonien  der 
rate  Schritt  zur  Union  sein.  Victoria,  Neu-Süd-Wales,  Queensland, 
fpu-Seeland  haben  als  selbständige  Staaten  keine  Macht  und  keinen 
inflnß.  Föderirt  werden  sie  ein  beachtenswertes  Gemeinwesen 
arstellen.  Dann  besteht  das  Reich  ans  drei  Gruppen:  Groß- 
ritannieo,  Canada,  Australien,  in  welche  die  kleineren  Kolonien 
eicht  eiogeordnet  werden  und  die  dann  untereinander  leichter  die 
lasis  für  eine  Verständigung  finden  werden.  England  wird 
lustralien  gegenüber  nicht  za  spröde  sein.  Die  Enlwickelungs- 
ilhigkeit  dieses  Erdtheiles  ist  noch  grofs  und  die  britische  Nation 
tat  sich  dort  eine  Heimstätte  geschaffen,  von  der  der  Anstoß  zu  | 
iner  neuen  Größe  auszugehen  vermag,  wenn  die  Herrlichkeit  der 
uropiisehen  Staaten  im  Kreislauf  der  Mcnscbbeitaentwickelung  zu 
runde  geben  sollte.  Wenn  die  Zukunft  das  Bild  Macaulays  der 
/irkliebkeit  bieten  und  auf  den  Trümmern  der  Paulskirche  ein 
eusecländer  Betrachtungen  über  die  Größe  und  Pracht  der  ver- 
jnkenon  Weltstadt  anstellen  wird,  dann  wird  dieser  Neuseeländer 
cherlicb  kein  Maori,  sondern  ein  Brite  sein. 

Die  Aufgabe,  welche  uns  Deutschen  angesichts  dieser  imroer- 
in  möglichen  Entwickelung  des  britischen  Staates  zu  einem  festeren 
inbeilskörper  gegeben  ist,  scheint  mir  eine  zweifache  zu  sein. 
Gr  haben  alle  Kräfte  anznstrengen,  um  die  mit  den  englischen 
olonien  bestehenden  wirtschaftlichen  Verbindungen  zu  stärken, 
putsche  Industrie  und  deutscher  Handel  dürfen  nichts  unterlassen, 
as  diese  Beziehungen  zu  engeren  gestalten  könnte.  So  scheint 
ich  mir  die  Betheiligung  an  der  Melbonrner  Ausstellung  und  der 
rfolg  derselben  ausschlaggebend  für  die  ganze  künftige  Entwicke- 
ng.  Nur  wenn  die  englischen  Kolonien,  hier  Ausstralien,  zur 
herzengung  gelangen,  dafs  eine  Absperrung  der  deutschen  Industrie 
irch  Differentialzölle  ihre  eigenen  Interessen  schädigt,  ist  ein 
nster  Widerstand  gegen  das  Zoll-Unionsprojekt  zu  erwarten.  Da- 
uben aber  müssen  die  begonnenen  deutsch-überseeischen  Unter- 
•hmungen  mit  aller  Energie  fortgeführt  werden,  mufs  namentlich 
e deutsche  Auswanderung  nach  Süd-Amerika  mit  allen  Mitteln 
iterstützt  werden,  damit  die  letzt«  Möglichkeit,  welche  für  die  Deut- 
heu  besteht,  die  eigne  Nation  Übersee  auszubreiten  nicht  unbenützt 
•rübergebe,  und  dem  britischen  Einheitsstaate,  wenn  auch  nicht 
n einheitlicher  politischer  Körper,  so  doch  eine  Nationseinheit 
tgegcngestellt  werden  könne,  die  als  Trägerin  von  Wirtbschaftsbe- 
-hungen  wenigstens  einigermaßen  dem  festeren  Gefüge  jener 
irischen  Macht  Widerstand  zu  leisten  vermag. 

Der  ozeanische  Postdampferverkehr. 

Von  Dr.  Moritz  Lin  dum  an  in  Bremen, 
i.  Die  niederländisch-indische  Dampfschi fffahrtsge- 
Uschaft  „Nedcriandscb-Indische  Stooravaart  - Maat- 
schappij.“ 

(Fortaetxunc.) 

]m  Laufe  der  Jahre,  besonders  nach  1873  bekam  das  Mono- 
1 allmählich  eiaeu  ganz  anderen  Charakter.  War  auch  bis  da- 
n die  *N.  J.  Stoomvaartmaatschappij“,  abgesehen  von  der  Linie 
itavia-Singapore,  die  Beherrscherin  der  ganten  Dampfschifffahrt 
Indischen  Archipel,  so  konnte  sie  doch  nicht  verhindern , dafs 


unternehmende  Rheder  der  „StraitH  Settlements"  Versuche  mach- 
ten, um  von  Singapore  aus  Dampferfahrten  in'«  Leben  zu  rufen, 
Versuche,  welche  iu  späteren  Jahren  mit  einem  glanzenden  Erfolge 
gekrönt  wurden.  Diese  Erscheinung  ist  aß  eine  der  Folgen  des 
außerordentlichen  Einflusses  anzusehen,  welchen  die  Eröffnung  des 
Suezkanals  auf  den  Verkehr  mit  und  in  dem  Indischen  Archipel 
gehabt  hat. 

Vor  der  Eröffnung  dieses  Kanals  war  der  Unternehmer,  welcher 
mit  der  niederländisch  - indischen  Regierung  wegen  der  Unterhal- 
tung der  Fahrten  abschlofs,  gleichsam  der  Einzige,  welcher  regel- 
mäßige Fahrten  unterhalten  konnte,  was  ihm  durch  eine  verhält- 
nismäßig hohe  Subvention  ermöglicht  wurde.  Eine  solche  Sub- 
vention war  nothwendig,  weil  die  Dampfer  damals  iu  Anbetracht 
der  Fahrt  um  das  Kap  der  guten  Hoffuuug  von  viel  stärkerem 
Bau  sein  luußten,  als  in  dem  ruhigen  Indischen  Archipel  eigent- 
lich erforderlich  war.  Oder  aber,  sie  mußten  in  einzelneu  Theilen 
nach  Indien  versandt  und  dort  zusammengesetzt  werden,  zu  welcher 
Arbeit  noch  zu  wenige  geschickte  inländische  Arbeiter  vorhanden 
waren. 

Die  Anschaffung*-  und  Unterhaltungskosten  von  Dampfern 
waren  daher  auch  so  bedeutend  — theilweise  auch,  weil  der  Koh- 
lenverbrauch viel  größer  war,  als  bei  den  Maschinen  neuerer  Zeit 
— , so  daß,  um  eine  genügende  Dividende  zu  erzielen,  die  Frach- 
ten hätten  viel  zu  hoch  gestellt  werden  müssen,  als  daß  man 
gegenüber  der  Segelflotte  hätte  bestehen  können.  Ohne  Staats- 
i bilfe  war  ein  Dampffahrtunternehmen  damals  so  gut  wie  unmög- 
lich, es  sei  denn,  daß  sich  eiu  solches  ausschließlich  auf  die  vor* 
theilbaftesten  Linien  beschränkte,  wie  es  z.  B.  die  Khedcrei  der 
Firma  Besier  & Joukhcim  machte. 

Gegenwärtig  kann,  vorausgesetzt,  daß  eine  günstige  Jahreszeit 
gewählt  wird,  sozusagen  der  kleinste  Dampfer  nach  Indien  ge- 
bracht werden.  Diesen  veränderten  Umständen  ist  es  ohne  Zweifel 
theilweise  zuzuschreiben,  daß  hei  der  Ausverdingung  der  Parket- 
fahrt  während  der  Jahre  1876  bis  1890  einschl.  der  Mindest  for- 
dernde — wieder  die  „N.  J.  Stoorovaartmaatsehappi}'*  — nicht 
mehr  als  3,!x>  f für  die  Meile  forderte,  ungeachtet  die  Bedingungen 
in  mehr  aß  einer  Hinsicht  weniger  günstig  waren,  aß  diejenigen 
des  bisher  bestehenden  Vertrags.  — 

So  weit  die  geschichtlichen  Mittheilungen;  wir  prüfen  nun 
den  jetzt  geltenden  Vertrag  etwas  uäher. 

Die  wesentlichen  Bedingungen  dieses  jetzt,  seit  1876  und  bis 
1890  einschließlich  geltenden  Vertrags  »iud  folgende:  Artikel  2 be- 
stimmt die  verschiedenen  Linien  uud  die  Häufigkeit  der  Fahrten 
in  denselben.  Es  sind  ihrer  11.  Ohne  sie  einzeln  aufzuzähleu,  sei 
bemerkt,  daß  schon  damals  nusbedungen  wurde:  1.  ein  zwei  Mal 
im  Monat  statlfindender  Dienst  zwischen  Batavia  und  Singapore 
über  Muotok  und  Riouw.  2.  ein  vier  Mal  im  Monat  stattfinduuder 
Dienst  zwischen  Batavia  und  Surabaja  über  Samurang.  3.  ein 
zwei  Mal  im  Monat  stallfiudendcr  Dienst  zwischen  Batavia  und 
Padang,  während  die  übrigen  Linien:  1.  von  Surabaja  uach  den 
östlichen  und  südlichen  Inseln;  2.  von  Batavia  nach  Plätzen  von 
West-Borneo.  3.  von  Surabaja  über  die  Insel  Bawean  nach  Band- 
jermasin  (Süd-Borneo);  4.  von  Batavia  über  Muntok  nach  Palem- 
bang;  5.  von  Batavia  nach  Tjilatjap  (Süd-Küste  von  Java);  6. 
von  Surabaja  löngs  der  Nordküste  Java’s  nach  Bali;  7.  von  Pa- 
dang längs  der  Westküste  von  Sumatra,  endlich  8.  von  Riouw-, 
jener  der  Halbinsel  Malakka  vorgelagerten  Holländischen  Insel  nach 
den  niederländischen  PAanzungskolonieu  an  der  Nordküste  von  Su- 
matra (also  durch  die  Malakka-Straße)  bis  Langkat,  nur  einmal 
im  Monat,  hin  und  zurück,  slattflndcn.  Wir  werden  weiter  unten 
bei  Aufzählung  der  gegenwärtig  in  Betrieb  befindlichen  Linien 
sehen,  das  vielfach  Veränderungen,  Ausdehnung  und  Vermehrung 
der  damals  ausbeduugeneu  Linien  stattgefunden  haben. 

Die  „N.  I.  Kompanie“  hatte  sich  dazu  durch  Artikel  3 des  Ver- 
trags ira  voraus  gegen  Zusicherung  der  Vermehrung  der  Snbsidicn 
im  Verhältnis  zu  den  mehr  zurückzulegenden  Meilen  verpflichtet. 
Für  die  Mehrzahl  der  nachstehend  aufgefübrten  Linien  müssen  die 
zu  verwendenden  Dampfer  wenigstens  20  Passagiere  1.  Klasse, 
10  2.  Klasse,  100  8.  Klasse  und  außerdem  mindestens  240  t Güter 
aufnehmen  können,  für  die  weniger  bedeutenden  Linien  sind  die  vor- 
geschriebenen Zahlen  um  die  Hälfte  bis  ein  Viertel  herabgemindert. 
Bestimmte  Einrichtungen  für  die  Beförderung  von  Waffen,  Schieß- 
material usw.  für  die  Regierung  sind  auf  jedem  Schiffe  zu  treffen. 
Die  Fahrpläne  werden  jährlich  gemeinschaftlich  von  einem  Beamten 
der  Kolonialregieruog  nod  der  Kompanie  festgesetzt.  Theilweise 
gilt  dies  Verfahren  auch  für  die  Bestimmung  der  Dauer  des  Auf- 
enthalts der  Dampfer  au  den  wichtigeren  Stationen,  z.  B.  Singapore. 
EbeuBO  iat  die  Fahrzeit  auf  den  verschiedenen  Linien  genau  be- 
stimmt und  cs  sind  Strafen  bei  längerem  Ausbleiben  festgesetzt, 
die  sich  für  die  ersten  24  Stunden  verzögerter  Ankunft  auf  100Q, 


Nr.  40. 


588 

EXPORT,  Organ  des  Central  Vereins  für  Uandelsgeographie  etc. 


HK 


för  die  zweiten  24  Stunden  Verspätung  auf  2000/"  und  für  jede 
ferneren  24  Stunden  auf  500/  beziffern.  Neben  der  näheren  Be- 
stimmung Aber  die  freie  Beförderung  der  Brief-  und  Packelposl, 
das  Verfahren  dabei,  die  Bestellung  eines  Postagenten  an  Bord  der 
Schiffe  nsw.,  wird  festgesetzt,  dafs  die  Regierung  io  Batavia,  Sura- 
baja, Padang,  Palembaog,  Siugkawang,  Bandjermasio,  Tjilaljap  und 
Amboioa  bis  8 Tage  vor  der  Abfahrt  des  betreffenden  Dampfers 
die  Verfügung  über  die  Hälfte  der  Räume  für  Passagiere  1.  und  2. 
und  über  den  ganzen  Raum  für  Passagiere  3.  und  4.  Klasse  und 
— mit  Ausnahme  von  Arnboina  — auch  über  die  Hälfte  des  Lade- 
raumes behält.  Die  Regiernng  verpflichtet  sich  ihrerseits  in  den 
durch  die  aufgefflbrteu  Linien  bezeichneten  Richtungen  Passagiere, 
Gelder  und  Güter  nur  durch  die  Dampfer  der  Kompanie,  soweit 
solche  Raum  genug  dafür  bieten,  zu  befördern,  abgesehen  von  Ver- 
schiffungen in  Kriegs-  und  sonstigen  der  Regierung  gehörenden 
Transportschiffen,  deren  sich  übrigens  die  Regierung  für  die  Passa- 
gierbeförderung nur  in  sehr  dringenden  Fällen  bedienen  wird.  Ab- 
gesehen von  den  ohen  angeführten  Strafen  für  das  Nicht-Einhalten 
der  Fahrzeit  unterliegt  die  Kompanie  einer  Geldbufse  von  20000 f 
für  jede  durch  Schuld  oder  Nachlässigkeit  der  Kompanie  oder 
ihrer  Beamten  entstehende  Störung  des  Dienstes.  Die  in  den  ver- 
schiedenen Linien  verwendeten  Dampfer  führen  die  niederländische 
Flagge.  Eine  vom  General-Gouverneur  zu  ernennende  Kommission 
prüft  die  Schiffe,  bevor  sie  io  Dienst  gestellt  werden,  uach  allen 
durch  den  Vertrag  vorgesehenen  Richtungen.  Aufserdem  linden 
von  Zeit  zu  Zeit  in  den  verschiedenen  Häfen  Inspektionen  der 
Schiffe  der  Gesellschaft  statt.  Die  Kompanie  bat,  soweit  dem 
Staat  gehörende  Räume  vorhanden,  an  den  verschiedenen  Stationen 
Anspruch  auf  Zuweisung  von  Plätzen  zur  Lagerung  von  Kohlen. 
Die  Regierung  kann  unter  näheren  Bedingungen  und  durch  Sach- 
verständige zu  bestimmender  Schadloshaltung  Schiffe  der  Kompanie 
für  andere  Dienste  als  die  im  Vertrage  vorgesehenen,  zeitweilig 
oder  auf  die  Dauer  in  Anspruch  nehmen.  Zum  Zweck  der  Zahlung 
der  der  Kompanie  für  die  zurückgelegte  geographische  Meile  zu 
vergütenden  Subsidien  sind  die  Entfernungen  auf  den  verschiedenen 
Linien  genau  bestimmt,  beispielsweise:  1.  Batavia-Muntok-Riouw- 
Singaporc  und  zurück  275,  2.  ßatavia-Samarang-Surabaja  und  zu- 
rück 210  Heilen  usw. 

Die  Bedienung  der  oben  aufgeführten  Linien  schliefst  die  Zu- 
rücklegung  von  im  Ganzen  507827:3  geographische  Meilen  ein. 
Als  für  die  zurückgelegte  geographische  Meile  zu  zahlende  Subsidie 
wurde,  wie  oben  bemerkt,  der  Betrag  von  3,so  f bestimmt  und  er- 
gab sieb  darnach  für  obigen  Dienst  eine  jährlich  zu  zublende  Sub- 
sidie von  198051.75/?  Auf  Grund  des  Artikels  30  empfing  übrigens 
die  Kompanie  beim  Iukrafttreteu  des  Vertrags  einen  zinsfreien 
Vorscbufs  von  12000007",  rückzuzahlen  nach  dem  vierten  Jahre 
des  Inkrafttretens  des  Vertrags  mit  jährlich  100000/. 

In  Folge  drr,  wie  oben  erwfihut,  stattgehabten  Ausdehnungen 
und  Vermehrungen  der  vertragsmäßigen  Linien  bat  sich  die  Zahl 
der  in  diesen  Linien  zurückgelegten  Meilen  erheblich  gesteigert; 
im  Jahre  1885  betrug  die  Zahl  der  vertragsmäßig  zurückgelegten 
Meilen  87368,  wofür  an  Subsidien  die  Summe  von  340  735,30/  ge- 
zahlt wurde.  Für  1886  steigerte  sich  die  von  der  niederländischen 
Regierung  an  die  Kompanie  gezahlte  Snbsidie  auf  345,302, 10/  Die 
in  den  letzten  5 Jahren  gezahlten  Subsidien  betrugen: 


1882  332324.»/. 

1883  339015,»/, 

1884  3473474»/ 

1885  340735,»/ 

1886  345  302,  ,*/ 


Völlig  unabhängig  von  den  Subsidien  sind  die  von  der  Re- 
gierung an  die  Kompanie  zu  zahlenden  Fracht-  und  Passagegelder 
für  durch  die  Kompanie  im  Auftrag  der  Regierung  beförderte 
Passagiere,  Gelder  und  Güter.  Auch  für  dieae  Transporte  sind  die 
Leistungen  sowohl  der  Regierung  wie  der  Kompanie  durch  Tarife 
und  sonstige  Bestimmungen  vcrtragsmflfsig  festgesetzt.  Da  findet 
sich  zunächst  ein  Tarif  über  die  Beförderung  von  Personen  auf 
den  verschiedenen  Linien  als  Anhang  zu  dem  Artikel  31  des  Ver- 
trags und  zwar  in  dcu  Sätzen  der  Passagiere  erster  Klasse.  Es 
ist  ausbedungen,  dafs  die  Sätze  der  Passagiere  zweiter  Klasse  die 
Hälfte  der  Sätze  der  1.  Klasse,  diejenigen  der  3.  Klasse  nur  */** 
und  solche  der  4.  Klasse  our  Vio  des  Satzes  der  1.  Klasse  betra- 
gen. In  der  Periode  1876  bis  1880  waren  die  Sätze  etwas  höher 
als  in  dem  noch  jetzt  währenden  Zeitraum.  So  ist  jetzt  z.  B.  der 
Regierung  zu  zahlen  für  Passagiere  1.  Klasse:  für  die  Fahrten: 
von  Batavia  nach  Siogapore  12374  /,  von  Batavia  uach  Surabaja 
102/  von  Surabaja  über  Makassar,  Timor,  Ambon,  Ternate,  Me- 
nado  nach  Banda  2977a  f usw. 

In  gleicher  Weise  ist  für  die  verschiedenen  Linien  ein  Tarif 
für  die  Beförderung  von  Regierungs-Geldern  und  -Gütern  festge- 


setzt, wobei  die  Frachtpreise  nach  Koijang.*)  berechnet  sind.  ?i 
die  Anweisung  von  Aufenthalts-  und  Schlafräumen  wie  für  ( 
Verpflegung  bestehen  bis  in  die  kleinsten  Einzelheiten  gebn 
Vorschriften.  So  soll  z.  B.  die  Verpflegung  der  Passagiere  1.  Kß. 
die  folgende  sein:  des  Morgens  zwischen  6 und  7 Kaffee  oder Tt« 
von  7jj8  bis  9:  das  Gleiche,  mit  Butler,  Brod,  Käse,  kaltem  Tkt 
oder  Schinken,  Würstchen  oder  Sardinen;  11  bis  12:  Genever  t 
Bitter,  Madeira  oder  Wermuth;  12  Chr:  Mittagessen,  dessen  Uu, 
speisen  aus  Reis  mit  Kurrie,  verschiedenen  Sambals,  Fleisch  it> 
Geflügel,  zwei  Arten  Gemüse,  frischen  oder  getrockneten  Frfiett« 
bestehen,  dazu  7a  Flasche  Wein  oder  1 Flasche  Bier;  Mufaiitta 
4 bis  5:  Theo  mit  Gebäck;  6 bis  7:  Getränk  wie  am  Vorniiu, 
Abends  7:  Abendessen  wie  Mittag  mit  1 Flasche  Wein  oder  E 
Aufserdem  täglich  */s  Kruke  Selters. 

Verschiedene  Güter  sind  von  der  allgemeinen  Bcrcchnsnp  tri 
Koijang  auf  den  verschiedenen  Linien  ausgenommen.  8«  Vy. 
nester,  für  deren  Beförderung  gleichviel  auf  welcher  Entfern« 

9 f per  Picul  zu  zahlen  sind.  Die  Beförderung  von  Opium  k c 

10  gewissen  Richtungen  8,  in  anderen  Richtungen  12  / fir  i 
ganze  Kiste  von  G27?  niederländische  Pfand.  Für  Silber  oud  Gsc 
gemünzt  oder  ungeinüazt,  Edelsteine,  Papiergeld  ist  */|  vom  iß 
dort  des  Werths  zu  vergüten.  Besondere  Frachtsätze  sind  and  f„ 
die  Beförderung  von  Schießpulver,  Vieh  usw.  (rortieuuc u* 


Europa. 

Die  Lage  der  Ausländer  In  Rufsland.  Das  Gesetz  vom  14 
März  d.  J.  gegen  den  Immobilienbesitz  der  Ausländer  io  iLkiiu 
gegen  ihre  Stellung  als  Bevollmächtigte,  Pächter  oder  Dirigat* 
gegen  ihr  Leben  in  Rufaland  Überhaupt,  bat  natürlich  eint  Ht.v 
der  schlimmsten  Plackereien  für  die  davon  Betroffen»  nach  «2 
gezogen. 

Gleichsam  als  Beweis  für  die  Nolhwendigkeit  der  *>0  l<r 
russischen  Regierung  in  Vorbereitung  genommenen  ILfsciis-i 
um  die  weitere  Vergrößerung  der  von  Ausländern  brlrirbeui 
Fabrikeu  an  der  russischen  Westgrenze  zu  verhindern,  brachte  in 
.Nowojo  Wremja"  die  Mittheilung,  dafs  auf  diesen  Fabriken  6 'XU 
Arbeiter,  zum  gröfsten  Theil  Ausländer,  beschäftigt  «i«,  die  re 
Preußen  wohnten  und  das  Recht  ausnützton  auf  tinud  der  Halb- 
pässo  jeden  Tag  die  Grenze  zu  passiren.  Da  von  d«  iw  pnwi 
Königreich  Polen  nach  offiziellen  Ziffern  überhaupt  bwüfif* 
108  683  Arbeitern  sich  nur  18  568,  das  ist  8°/*i  Audlod«  l«- 
den,  so  mnfs  die  Behauptung  von  vorn  herein  als  erfoodw  n 
tendenziös  zugespitzt  erscheinen,  dafs  6 000  von  ihtez  *l|Si 
nach  Preufsen  hinübergingeo.  Dies  würde  schon  im  Weikiiata» 
selbst  von  den  Arbeitgebern  nicht  geduldet  werden  k4onw,  c- 
der  etwa  vorhandenen  Geneigtheit,  solches  zu  tbun,  ist  t\n  rci- 
sanier  Riegel  vorgeschoben  durch  die  Bestimmung,  dafs  bei  oa 
jedesmaligen  überschreiten  der  Grenze  nach  Rufsland  binüa  » 
Abgabe  von  60  Kop.  entrichtet  werden  mufz,  ein  Betrag.  d«r  da» 
wesentlichen  Theil  des  vom  Arbeiter  verdienten  TagekdiDö  *■ 
präsentirt. 

Von  einer  weiteren  Erschwerung  berichtet  soeben  di«  J3sfc 
Zeituog.“  Es  habe  nämlich  eine  alte  Verordnung  bestandet  un 
welcher  beim  Überschreiten  der  Grenze  im  Grenaverkehr  die  D* 

I schreitenden  keine  deutschen  Scheidemünzen,  sondern  Dir  ft» 

! und  Thaicrstücke  bei  sich  führen  dürfen.  Diese  Verordnow  *■ 
nun  wieder  aufgefrischt  worden  und  werde  mit  groß«  bin« 
gohandhabt.  Alle  Diejenigen,  welche  zu  ihrer  Legitimatioa  du1* 
i dem  preußischen  Landratb&amt  ausgestellten  Grenskartea 
müssen,  werden  vor  ihrem  Eintritt  in  Rufsland  von  dem  « 
Grenze  postirten  Beamten  gefragt,  welche  Geldsorten  zl«  ki  ® 
führen,  und  zurückgewiesen,  wenn  ihr  Geldvorrat  deutsche  W** 
münze,  ja  selbst  silberne  Fünfmarkstücke  aufweist 

Dafs  unter  solchen  Umständen  der  Arbeiter  nur  in  ■p*'** 
dringenden  Fällen  von  seinem  Htlbpaß  Gebrauch  macht  l**f7‘ 
der  Hand,  denn  abgesehen  von  der  Leichtigkeit  der 
von  Nahrungsmitteln  aus  den  benachbarten  russischen  Orticw 
bestehen  auf  den  Grenzwerken  ausgiebige  Einrichtungen  i®*  ■' 
nähme  der  Arbeiter.  So  sind  beispielsweise  auf  der  K**®f®* 
Hütte  — und  ähnlich  liegen  die  Verhältnisse  auch  aof  d*o 
hier  in  Betracht  kommenden  Werken,  — ein  Scblafbaus  *y_ 
größere  und  kleinere  Familienhäuser  für  370  Personen  u*d 
rnilieo  vorhanden,  welche  nicht  nur  ausreichen  die  gesammlrn 
ländischen,  sondern  auch  einen  Theil  der  russischen  Arbeiter  mP 
unterzuhringeu.  — 

•)  Der  Koijang  ist  io  Batavia  = 27  pikols  h 62V»  kf,  “ 

IM  atzen  tou  niederländisch  Indien  etwa*  mehr  «der  etwas  wenigw* 
jedoch  die  Nachschrift. 

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1887. 


EXPORT,  Organ  dos  Centralveroins  ffir  Handelsgeographio  etc. 


Nr.  40. 


Eifrig  betreibt  man  das  Sueben  nach  den  Ausländern.  In 
Polen  haben  die  Kreischefs  an  alle  Bürgermeister  und  Gemeinde- 
'figte  den  Befehl  erlassen,  im  Laufe  von  10  Tagen  ein  Verzeichnis 
der  ausländischen  Unterthauen,  welche  in  deu  Gruben  und  Fabriken 
ihres  Gebiets  arbeiten,  einzuseuden.  Das  Verzeichnis  raufste  Vor- 
und  Zunamen,  Alter,  Bekenulnifs,  Beschäftigung  und  Höhe  des 
Lohns  enthalten;  auch  mufste  darin  angegeben  werden,  ob  sie  ledig 
oder  verheiratbet  seien,  ob  sie  Kinder  hätten,  wenn  ja,  in  welchem 
Alter  diese  stünden  und  womit  sie  sich  eventuell  beschäftigten. 
Auch  sollte  in  dieser  Liste  vermerkt  werden,  oh  die  ausländischen 
Unterthanen  auf  Grund  eines  vor  dem  Notar  oder  privatim  abge- 
schlossenen Kontraktes  in  Rufsland  beschäftigt  seien,  auf  welche 
Zeit  dieser  Kontrakt  und  wann  derselbe  abgeschlossen  worden. 

Auch  in  deu  Ostseeproviuzeo  gingen  auf  Weisung  der  Gouver- 
neure aus  den  einzelnen  Hauptmannsgerichten  sämmtlichen  Guts- 
polizeien und  Gemeindeverwaltungen  Vorschriften  zu,  binnen  14  Tagen 
ausfindig  tu  machen,  wieviel  Ausländer  »ich  auf  den  Gütern  und 
in  den  Gesinden  (Bauernhöfen)  ihrer  betreffenden  Bezirke  aufbalten, 
welchen  Staaten  die  Fremden  angeboren,  auf  welche  Legitimatioueu 
hin  sie  ihren  Aufenthalt  hier  genommen  und  womit  dieselben  sich 
beschäftig«],  desgleichen,  ob  sie  Immobiiienbesitz.  als  Ackerland, 
Gebäude,  Fabriken  usw.  inne  haben,  ob  sie  Erbbesitzer  oder 
Pächter  sind,  und  auf  welche  Fristen  ihre  etwaigen  Kontrakte  ge- 
schlossen wären.  Diese  Nachforschungen  sollten  mit  äufserster 
Gewissenhaftigkeit  und  Strenge  ausgeführt  werden.  Es  soll  sich 
dabei  herausgestellt  haben,  dafs  weitaus  die  gröfste  Anzahl  der 
Ausländer  auf  den  Privatgütern  der  Edelleute  leben.  Namentlich 
soll  es  viele  Privat-Förater  und  Verwalter  geben,  die  nicht  russische 
L'nterthaneu  sind. 

Wer  ohne  die  erforderlichen  Legitimationen  angetroffen  wird, 
verfällt  der  gesetzlich  bestimmten  Geldstrafe,  und  ebenso  Alle,  die 
solche  Ansländer  bei  sich  aufgenommen  haben.  Wechselt  ein  Aus- 
länder seinen  Wohnort,  so  hat  die  betreffende  Gemeindeverwaltung 
dem  Hauptinaunsgerichte  sofortige  Meldung  zu  machen,  ebenso  die 
Neuzuzichcuden  sofort  an  diese  Behörde  zu  weisen. 

Mannigfach  sind  die  Fälle,  die  iu  den  Blättern  gemeldet 
werden,  in  welchen  Leute,  die  Jahre  lang  an  Ort  und  «Stolle  ge- 
lebt haben,  sich  nun  auf  einmal  aufgescbcncht  sehen,  ln  einer 
Gemeinde  z.  B.  in  Kurland  lebt  »eit  einer  Reihe  von  Jahren  ein 
ehemaliger  livllndischer  Kleinbürger  mit  seiner  Frau  und  mehreren 
Kindern,  denen  ein  gewisser  Makel  anhaftet,  da  sie  einer  „Zivilehe* 
entsprossen  sind.  I)er  Gemeindeälteste  fand  nuu  heraus,  dafs  die 
Frau  zugleich  Ausländerin  sei,  und  du  in  Rufsland  die  Zivilehe 
keine  gesetzliche  Kraft  und  Gültigkeit  hat,  zählte  er  die  Kinder 
dem  Stande  und  der  Nationalität  der  Mutter  zu,  und  erklärte  sie 
auch  für  Ausländer.  Er  fordert  nun  von  der  armen  Frau  die  ent- 
sprechende Legitimation  uod  giebt  ihr  zu  deren  Beschaffung  nur 
eine  sehr  kurze  Frist,  ohne  dafs  die  Frau  weif»,  wie  und  woher 
sie  ein  solches  Papier  beschaffen  soll.  Unzweifelhaft  wird  diese  An- 
gelegenheit noch  durch  viele  Instanzen  laufen,  und  wer  weifs,  wie 
hohen  Ortes  erst  zur  Entscheidung  kommen. 

Aufangs  verlautete  viel  von  massenhaften  Ausweisungen,  dunen 
namentlich  Inhaber  preufsischer  Pässe,  — d.  b.  also  Preufsen, 
welche  sieb  gescbäftshalbcr  in  Rufslnnd  aufhalten  oder  sich  dort 
niedergelassen  haben,  — ausgesetzt  seien.  Die  harte,  durch  nichts 
gerechtfertigte  Mafsregel  traf  vielfach  Leute,  die  sich  nicht  im 
Mindesten  um  Politik  gekümmert  hatten,  vom  Kommis  bis  zum 
Kellner,  vom  Fabrikdirektor  und  Grundbesitzer  bis  zum  Bauern. 
Dabei  wurden,  wie  der  „Norddeutschen  Zeitung4  aus  Warschau  ge- 
schrieben ist,  die  Gesuche  von  den  Deutschen,  um  Aufnahme  in 
len  russischen  L'nterthauenverband  zum  Theil  abschlägig  beschieden, 
lurunter  einzelne  von  Personen,  welche  während  des  Aufstandes 
/on  1863  und  bis  jetzt  sich  von  jedem  polnischen  Einflufs  fern 
'«‘halten  hatten.  Die  Polen  können  denselben  ihre  regierungs- 
Veundliche  Haltung  nicht  verzeihen  und  suchen  sie  nun  zu  ver- 
lächtigen,  namentlich  indem  sie  dieselben  durch  geheime  anonyme 
Vnzeigen  als  deutsche  Spione  denuoziren.  Und  die  Russen  sind 
>ei  der  heutigen  deutsch-feindlichen  Stimmung  nur  mehr  wie  je 
>ereit,  diesen  Denunziationen  Gehör  zu  schenken  und  Folge  za 
'cbuti.  ln  letzter  Zeit  kommen  besonders  viele  Deutsche  aus 
ilVoIbyuien  durch  Warschau,  um  wieder  nach  Deutschland  zurück- 
luzichen.  Sie  schildern  den  Aufenthalt  für  Deutsche  iu  jenen  Ge- 
benden als  schwierig  und  peinlich.  — Die  weitaus  meisten  von 
hnen  gehören  dem  Bauernstände  an,  und  berichten,  dafs  ihnen 
;ine  Verlängerung  ihrer  Pachtkontrakte  nicht  mehr  zugestanden, 
lie  Ausführung  von  »©genannten  „Zeitkäufen4  aber  verweigert  würde. 
Jeu  deutschen  Lehrern,  welche  sie  auf  ihre  Kosteu  aus  Deutscb- 
and  hätten  kommen  lassen,  habe  man  nun  vorgeschrieben , ein 
ussisches  Lehrerexamen  zu  machen  uud  in  russischer  Sprache  zu 
mterriebten.  Diese  deutschen  Baueru  führen  meist  Wagen  und 


Pferde  mit  sich,  mit  ihren  Habseligkeiten  beladen.  Manche  unter 
ihnen  wollen  nach  dem  Posenschcn  geben,  um  sich  auf  den  an- 
gekanften  polnischen  Ländereien  kolonisireo  zu  lassen.  Es  ist 
überaus  erfreulich  aus  Berlin  zu  vernehmen,  dafs  dort  io  der  Tbat 
das  Bestreben  herrscht,  diese  rückläufige  Emigraoten-Bewegung  in 
deutsch-nationalem  Interesse  zur  Verwendung  zu  bringen  uod  den 
tüchtigen  Elementen  unter  ihnen  in  Posen  und  Westpreufsen,  woher 
viele  ja  stammen,  gegen  einen  bestimmten  Pachtzins  Land  auf  dem 
zu  Ansiedlungszwcckeu  angekaufteu  Gütern  einzuräumen. 

Auch  die  „Post4  bringt  eine  ähnliche  Nachricht  Ihr  wird  aus 
Warschau  geschrieben,  dafs  in  diesen  Tagen  dort  19  deutsche  Kolo- 
nistenfamilion  aus  Wolhynien  angekommen  seien,  die  nach  Deutsch- 
land zorückzögen.  Kurz  nach  dem  Erlafs  des  März-Ukases  hatten 
sich  dieselben  an  den  Fürsten  Bismarck  um  Rath  gewandt,  was 
sie  thun  sollten,  wenn  sie  ausgewiesen  würden.  Die  Antwort  lautete, 
j sie  sollten  in  Warschau  beim  deutschen  General-Konsul  sich  Ver- 
baltungsweisungen einholen.  Dieser  wies  ihnen  die  Marschroute 
Konin — Posen  au.  In  Posen  sollen  sie  sich  bei  der  Kolonisations- 
Kommission  melden,  die  noch  Parzellen  ä 100  Morgen  zu  ver- 
geben hätte. 

Ganz  ähnlich  wie  der  „Norddeutschen  Allgemeinen  Zeitung4 
aus  Warschau,  wird  dem  „Warschauer  Dnewnik“  aus  Mlawa  ge- 
schrieben, dafs  im  Laufe  des  Mai  gegen  100  deutsche  Familien  im 
Bezirk  der  Grenzwache  von  Mlawa  die  Grenze  passirt  bitten,  um 
nach  Preufsen  zurückzukehren.  Zumeist  seien  sie  aus  Wrolhynien 
gekommen  und  alle  gesunde  and  kräftige  Leute  gewesen.  Überhaupt 
herrsche  in  Folge  des  neuen  Gesetzes  über  die  Ausländer  unter 
der  deutschen  ßevölkurung,  besonders  im  Weichselgebiet,  grofsc 
Aufregung.  Viele  wollten  nur  ihr  Getreide  einheimsen  und  dann 
auch  Ru  Island  verlassen. 

Dafs  man  in  Deutschland  jedoch  nicht  alle  aus  Rufsland  Aus- 
gewiesenen ohue  Weiteres  aufnimmt,  zeigt  eine  Verfügung,  die  der 
Landrath  des  Kreises  Strafsburg  in  Weat- Preufsen  im  dortigen 
KruisblaU  erlassen  haben  soll  und  die  also  lautet:  „Es  ist  in  letzter 
Zeit  wiederholt  vorgekommen,  dafs  die  russischen  Behörden  Leute, 
von  denen  sie  annehmen,  sie  seien  preufsische  Unterthanen,  ohne 
weiteres  über  die  Grenze  schieben.  Grundsätzlich  darf  Niemand 
die  Grenze  überschreiten,  der  nicht  entweder  einen  Pafs  oder  einen 
Grenzlegitimationsschein  oder  — sofern  er  aus  Rufsland  ausge- 
wiesen  ist  — einen  Annahmescbeia  von  einer  preufsischen  Behörde 
vorzeigen  kann.  Die  Ortsbehörden,  sowie  die  Herreu  Geosdarmen 
weise  ich  an,  alle  Leute,  die  nicht  in  dieser  Weise  legitimirt  sind, 
gleichviel  ob  sie  freiwillig  oder  in  Folge  eines  Ausweisungsbefehls 
einer  russischen  Behörde  die  Grenze  überschreiten,  am  Grenzüber- 
gatige  zu  verhindern  and  eventuell  zwangsweise  auf  russisches  Ge- 
biet zurückzuschaffen.  In  jedem  einzelnen  Falle  ist  mir  schleunigst 
Anzeige  zu  erstatten.  Strafsburg,  den  28.  Juli  1887.  Der  Landrath. 

Wie  andere  Blätter  mittbeilen,  hat  der  Gouverneur  vou  Su- 
walki  mittels  Zirkularschreibens  den  Lokalbebttrden  vorgeschrieben, 
in  offiziellen  Papieren  und  Akten  nicht  diejenigen  Benennungen 
zu  gebrauchen,  welche  die  deutschen  Kolonisten  vielfach  den  Ort- 
schaften beigelegt  haben,  sondern  dieselben  mit  ihren  früheren 
slaviüdien  Namen  zu  beoenuen. 

Zahlreicher  als  die  Rückwanderer  sind  aber  die  Dortbleibenden 
and  die,  um  doribleiben  zu  können,  die  russische  Untertbanscbaft 
Nachsuchenden.  Nicht  Immer  ist  das  leicht.  Seit  dem  Erscheinen 
des  Ukases  über  den  Ankauf  von  Landbesitz  durch  Ausländer, 
verlangen  wie  der  „Warschauer  Dnewnik“  schreibt,  die  Notare  beim 
Aufsetzen  der  Verkaufsakte  ein  Zeugnifs  der  Verwaltungsbehörde 
darüber,  dafs  der  Käufer  russischer  Untertbau  sei.  Da  aber  die 
Behörden  in  dieser  Hinsicht  keinen  Hinweis  haben,  machen  sie 
Schwierigkeiten  bei  der  Ausstellung  solcher  von  den  Notaren  ge- 
forderten Zeugnisse.  Aus  dieser  Veranlassung  hat  eine  der  Gou* 
vernementsverwaltungen  den  Vorschlag  gemacht,  deu  Wojts  und 
Bürgermeistern  das  liecht  zu  erthcilen,  solche  Bescheinigungen  aus- 
zustellen, welche  jetloch  von  dem  Kreisamte  auf  Grund  eines  zweiten 
Exemplars  der  Bevölkerungsbücher,  welches  sich  im  Kreisbüreau 
befindet,  bestätigt  werden  müfsten.  Ira  Fall  diese»  Zeugnifs  einem 
Notar  in  einem  andern  Gouvernement  vorgelegt  werden  sollte,  mufa 
die  Unterschrift  des  Kreischefs  wiederum  von  der  Gouvcmcments- 
verwaltuug  bescheinigt  werden. 

Der  „Warscb.  Dnewnik“  bemerkt  allerdings  beruhigend,  Rufs- 
land denke  nicht  darau,  eine  chinesische  Mauer  um  sich  aufzufübren 
uud  ehrlicher  fremder  Arbeit  die  Thore  zu  verschliefseo.  Dem  ist 
jedoch  die  Tendenz  gegennberzustellen,  welche  in  dem  zu  erwarten- 
den Gesetz  über  Naturalisirung  von  Ausländern  vorzuberrachen 
scheint.  Ah  seiner  Zeit  der  damalige  Minister  des  Innern,  Ignatjew, 
diese  Frage  anregte,  war  hlos  die  Rede  davon,  Ausländern  nur 
unter  der  Bedingung  der  Naturalisirung  Immobilienerwerb  zu  ge- 
statten. Gegenwärtig  aber  gewiunt  es  den  Anschein,  dafs  dieser 


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Nr.  40.  EXPORT,  Organ  de«  Centralvereina  für  Handelsgeographie  etc.  188 


Bedingung  noch  andere  hinzugefügt  werden  sollen.  Katkow  war 
cs,  der  darauf  aufmerksam  machte,  dafs  Rufsland  neue  Unterthanen 
nur  mit  Beobachtung  gröfster  Vorsicht  aufnebmen  dürfe.  Man  meint, 
die  Aufnahme  in  die  russische  Unterthanenscbaft  werde  von  der 
Berufsart  der  resp.  Ausländer  abhäugen,  doch  richtiger  ist  wahr- 
scheinlich dio  Andeutung,  dafs  die  Nationalität  vornehmlich  in  Be- 
tracht kommt  und  Ausländer  slawischer  Herkunft,  deren  schnellere 
Verschmelzung  mit  der  eingeborenen  Bevölkerung  sich  erwarten 
läfst,  diu  Vorzug  vor  Personen  erhalten,  welche  von  Abstammung 
Deutsche  sind. 

Gegen  die  in  Rufsland  bestehenden  ausländischen  Handels- 
und  Aktiengesellschaften  wird  besonders  strenge  vorgegangen.  Zur 
näheren  Klarstellung  der  Frage,  wie  viel  ausländische  Gesellschaften 
und  mit  wie  zahlreichem  Personal  dieselben  im  russischen  Reiche 
arbeiten,  sind  von  den  Gouverneuren  eingehende  Auskünfte  einge- 
zogen worden,  und  diese  Erhebungen  sollen  ergeben  haben,  daf» 
innerhalb  der  russischen  Grenzen  viele  ausländische  Aktien-Gesell- 
sebaften  etablirt  seien,  welche  die  zur  Niederlassuug  erforderlichen 
Bedingungen  gar  nicht  erfüllt  hätten. 

Als  eine  solche  Aktiengesellschaft  wurden  im  Gouvernement 
Petrikau  in  Polen  die  Kramsta'scben  Werke  und  Grubenanlagen 
bezeichnet,  welche  sich  mit  der  Kxploitirung  von  Steinkohlen  und 
Zink,  sowie  mit  der  Herstellung  von  Maschinen  in  der  Nähe  der 
Dörfer  Zagorze  und  Nowka  im  Kreise  Bendzin  befassen,  ln  diesen 
Anlagen  arbeiten  über  2500  Arbeiter.  Der  jährliche  Umsatz  be- 
trägt 3 Millionen  Rbl.  Das  Bestehen  der  Gesellschaft  dalirt  vom 
Jahre  1814.  Dieselbe  Gesellschaft  besitzt  in  Sosuowicc  eine  Fabrik 
von  Zinkweifs,  welche  seit  dem  Jahre  1860  mit  einem  Jahres- 
umsatz von  150000  Rbl.  mit  28  Arbeitern  besteht.  Wie  die  „Ra- 
tiborer  Zfg.*  mittheilt,  ist  durch  einen  „russischen  Ukas“  sämmt- 
lichen  in  diesen  Werken  beschäftigten  deutschen  Beamten  und 
Arbeitern  seit  dem  28.  v.  Mts.  jede  fernere  Tbltigkeit  und  Arbeit 
untersagt  und  ihnen  aufgegeben  worden,  Polen  sofort  zu  ver- 
lasseo.  Von  einer  solcbeo  Mafsregel  sollen  die  deutschen  Beamten 
und  Arbeiter  der  Gräflich  ReDard'scben  Werke  in  Siedlez  mir 
ausgenommen  worden  sein,  weil  der  General- Direktor  dicaer  Ge- 
sellschaft, Herr  Mouve,  die  Aufnahme  in  den  russischen  Unter- 
thanen verband  nacbgesucht  und  erhalten  hat.  (Rchinb  folgt.) 

Verdächtigungen  der  Soli«ge?  Stahlwaarenlnduatrle  seitens  der  aus- 
ländischen Presse.  Im  Anschluf»  an  den  in  Nr.  38  des  „Export“  gebrachten 
Artikel  über  ausländische  Anklagen  gegen  deutsche  Fabrikanten  gingen  uns 
von  befreundeter  Seite  nachstehende  Zeilen  ein: 

„Keine  deutsche  Industrie  wird  vou  den  ausländischen,  namentlich 
englischen  und  fi auxöaisclten  Zeitungen  und  Fachschriften  so  sehr  verdächtigt, 
wie  die  Solinger  Stablwaarcnindustrie.  Gegen  diese  richten  sie  fast  fort- 
während Angriffe  und  werfen  den  Solinger  llcsserfabrikanteu  vor,  berühmte 
englische  Trademarks  nachzusrhlagen.  — Lange  .fahre  hat  die  Sheffielder 
Schneidewerkzeugviudubtrie  den  Weltmarkt  fast  ohne  ausländische  Konkurrenz 
inne  gehabt,  und  es  hat  Solidgen  grofse  Mühe  gehabt,  gegen  diese  gewaltige 
Industrie  nufrukommcii.  aber  dies  haben  die  Solinger  Fabrikanten  nicht  dadurch 
zu  Weg«  gebracht,  dafs  sie  Namen  und  Fabrikzeichen  englischer  Fabrikanten 
imitirten,  sondern  durch  Herstellung  besserer  Wa&re,  das  englische  Fabrikat 
»eit  überlreffend. 

Und  wenn  beule  noch  hin  und  wieder  Solinger  Messcrwaaren  mit  eng- 
lischen Etiquettes  versehen,  in  den  Handel  kommen,  so  ist  da*  nicht  die 
Schuld  der  Solinger  Fabrikanten,  sondern  es  liegt  dies  zumeist  au  den  grofaen 
Bremer-  und  Hamburger- Exporteuren,  welche  die  Etiqncttiriing  genau  vorzu- 
schreiben pflegen,  und  die,  weil  sic  früher  von  .Sheffield  bezogen,  gewisser- 
mafsen  aus  Konservatismus  englische  Ktiquettiruog  wünschen  Diese 
Etiquettes  tragen  aber  niemals  den  Namen  eines  Sheffielder  Fabrikanten,  oder 
du«  Wort  Sheffield,  sondern  nur:  „Superior  entlarv,  made  of  the  best, 
double  refined  cast  steel".  — Es  wäre  gewifs  iin  Interesse  der  deutschen 
Industrie  wünschenswert,  wenu  auch  die  Exporteure  auf  diese  englische 
Etiquettining  verzichteten  uud  dem  Wunsche  der  Solinger  Fabrikanten  ent- 
sprechend die  deutschen  Waaren  nur  mit  deutschen  Etiquettes  versehen  liefren. 

Im  fbrigen  sollten  die  englischen  Facbblitter  und  Zeitungen,  anstatt 
in  unbegründeter  Weise  über  die  deutschen  Fabrikanten  herzuziehen,  ihre 
oigenen  Industriolion  anspornen,  sich  etwas  mehr  in  der  Kunst  des  Schmiedens 
uud  Schleifen.'  zu  vervollkommnen,  denn  Schreiber  dieses,  der  sehr  oft 
Sheffielder  und  Solinger  Waaren  nebeneinander  zu  sehen  und  auch  zu  prüfen 
Gelegenheit  hatte,  konnte  sich  stets  mit  freudiger  Genugthuung  sagen,  dafs 
die  enteren  im  Vergleich  zu  den  letzteren  „more  drug“  waren.* 

Anmerkung  der  Redaktion.  I>a  die  deutschen  Fabrikate  besser 
als  die  englischen  sind,  so  handeln  unsere  Fabrikanten  sehr  unrecht,  wenn 
sic  den  Ursprung  der  Waare  durch  englische  Bezeichnungen  verdecken 
Offen  ist  dies  Verfahren  nicht.  Die  Aufprigung  deutscher  Namen  und 
Werte  mag  vorübergehend  einige  Nachtheile  haben,  auf  die  Dauer  aber  sicher 
nicht.  Die  Marken  deutscher  Bleistifte,  Biere,  Porzellanwaaren , Waffen, 
Drahte  u»w.  hätten  sicher  nicht  den  Weltruf  und  Weltmarkt  erobert,  wenn 
sie  unter  ausländischer  Flagge  erschienen  wären.  Es  wäre  Sache  der  Fabri- 
kanten gewesen,  auf  ihren  Bezeichnungen  uud  Marken  zu  beharren,  und 
gemeinsam  den  Exporteuren  zu  erklären,  dafs  nur  ao  die  Waare  zu  haben  sei. 


Asien. 

Ein«  R«ls«  durch  dl«  Mandschurei. 

Von  H.  K.  M James  in  Bombay. 

Bei  der  groben  Bedeutung,  welche  unser  Handel  mit  den  ostuitriM 
Lindern  in  den  letzten  Jahren  gewonnen,  sind  alle  Nachrichten,  wefcbf  t 
mit  dem  Wesen  derselben  bekannt  machen,  mit  Freude  zu  begrüben,  un- 
lieb solche,  welche  eich  auf  ein  Gebiet  beziehen,  in  daa  noch  selten  Eaitfi 
eingedruog«a  sind,  und  über  welches  wir  also  im  Ganzen  noch  »ehr  därü 
unterrichtet  sind.  Solches  Gebiet  aber  ist  es,  in  das  uns  der  aacbMcci 
Vortrag  führt,  den  wir  in  freier  Übersetzung  und  mit  Kürzung  um».»: 
licher  Stellen  dem  Septemberheft  der  „Proeecdings  of  tho  Royal  Gtognft  ' 
.Society  and  Montbly  Record  of  Geography*  in  London  entnehmen. 

Die  Mandschurei  ist  jener  Tbeil  der  Tatarri,  welcher  den  aordüMJrtr 
Winkel  des  chinesischen  Reiches  einnimmt  uud  im  Norden  nnd  Ott«» 
Rufsland,  im  Süden  von  Korea,  dem  Gelben  Meer  und  dem  Golf  tsa  L» 
lung  begrenzt  wird.  Der  Name  bedeutet  „Land  der  MaudKhu-Ttlr»: 
hat  indefs  nie  in  dem  weiten  Sinne,  in  dem  Fremde  ihn  anwenden,  Iwmri: 
Gelegentlich  wird  auch  wohl  der  Ausdruck  Schioking,  welcher  eigenük  j : . 
•He  Übersetzung  des  Mandscbu- Wortes  Mukden,  d.  b „blühende  Haupbt* 
ist,  vou  den  Chinesen  auf  das  ganze  Land  von  der  See  bis  iura  Amur  « 
gedehnt,  aber  der  gewöhnliche  Name  ist  Tung-san-srbeng  oder  ,6t  .*• 
östlichen  Provinzen“,  d.  h.  Liau-tnng  im  Süden,  deren  Hauptstadt  Mit* 
ist,  Kirtn  in  der  Mitte  mit  der  Hauptstadt  gleichen  Namens,  und  die  Pkh 
: Helung-kiang  oder  „schwarzer  Drachenstrom“  (die  chinesische  Beamtn* 
für  Amur)  im  Norden  mit  der  Hauptstadt  Tsifoihar.  Lian-tung,  meht  Li- 
dern Namen  Fengtien  (d.  h „vom  Himmel  verordnet“,  da  die  gtgvo*«f. 
Dynastie  von  dort  stammt)  bekannt,  ist  dicht  bovölkort.  ihre  Eifi*ok«<rv]- 
VM  auf  12  bis  13  Millionen  geschätzt,  während  Ririn  ca.  8 und  Tltta 
ca.  2 Millionen  Einwohner  hat.  Da«  Tolalarcal  der  Mandschurei  eiatdh 
lieh  rinc*  Tbeites  der  Mongolei,  welche  zu  Tsitrnhar  gebürt,  turii&  - 
380000  englische  Quadratmeilen,  ist  also  gröfser  als  Österreich,  Ge&britnor 
und  Irland  zusammengenommen. 

Obgleich  dort  dieaelben  Gesetze  gelten,  wie  in  China  and  wofo'- 
iu  den  zivilisirteren  Theilcn  auch  die  Zivilverwaltung  nach  Art  der  ebiwaakfl 
organisirt  ist,  so  trägt  die  ganze  Administration  doch  einen  h*r»ett«j«. 
militärischen  Charakter,  und  sind  namentlich  alle  höheren  Amlrr  mi:  Mms 
«cfau  Offizieren  besetzt.  'Die  Gouverneure  oder  Tatar- Generäl*  der  «ri« 
Provinzen  führten  früher  den  gleichen  Titel,  via.  Kiang-kun  (fbuaf-riü. 
aber  seit  einigen  Jahren  wurde  dem  Gouverneur  von  Muklti  dir  kri 
klingende  Titel  Tsung-tu,  d.  h.  Generalgouverncur  beigelegt  und  er  dm  »ac*n 
beiden  Gouverneuren  vorgesetzt.  Er  war  bi»  zum  Jahre  1885  »cwaM  Bwirt 
kommandirender  als  Chef  der  Zivilverwaltung,  im  Novembtr  de»  ?m»mw 
Jahres  wurde  aber  ein  besonderer  Höcbstkommandirender,  Na*«»  Mv  a- 
nannt,  um  die  bewaffnete  Macht  der  Mandschurei  tu  reorfmwm.  Li  4»r 
Provinz  Föng-tien  «lud  die  Titel  und  Grade  der  Offizier#  tat  tot  L.iv 
beamten  genau  dieselben  wie  im  eigentlichen  China.  Nur  io  toa 
liegenden  Distrikten  des  Zentrums  und  des  Nordens  sind  mifttiriKb»  * 
Zivitfunklionen  in  denselben  Personen  verernigl. 

Föng-tien  grenzt  an  ilze  Provinz  Cbihll  (sp.  Tschili),  in  der  Pekinl  Isif- 
ist  schon  immer  verhlltnirsmärsig  civilisirt  gewesen:  Jahrhunderte bis ■tf* 
Korea,  damals  einem  kriegerischen  und  mächtigen  Staate  unterworf«.  * 
dem  8.  Jahrhundert  dagegen  gehurt  e»,  eine  kurze  Zeit  ausgeaaoot.  a 
China.  Die  beiden  andern  Provinzen  kamen  erst  1644,  als  die  M*n<i*h-  ■ 
chinesische  Reich  eroberten,  unter  die  direkte  Herrschaft  von  PekAf.  * 
ihrer  s|ärlicbcn  Bevölkerung  waren  sic  bis  zum  Anfang  des  gef«tfk-V 
Jahrhunderts  weiter  nichts  als  ein  Uchuugsfeld  für  tatarische  SsWiiti  - 
ein  Deportation»ort  für  Verbrecher,  und  erst  seit  1820  ist  es  Kelm:»ka  r 
stattet  worden,  sich  dort  niederzuiassen , doch  waren  Lehen  und  Eif«lW 
noch  lange  so  unsicher,  dals  die  Entwickelung  de#  weitea  Getow  *■ 
luasorst  langsame  war.  Seit  20  Jahren  sind  allerdings  gröfser»  Ftsho* 
gemacht  worden,  doch  werden  Kirtn  und  Tsiteihar  noch  immer»«*/' 
Botany-Bai  für  Mandarinen  von  schlechter  Aufführung  benutzt,  was 
: hat,  dafs  die  Verwaltung  schwach  und  korrumpirt  und  das  La&J  »'•  r 
aonen  von  bösartigem  Charakter  wahrhaft  überschwemmt  ist. 

Die  Mandschurei  ist  vorwiegend  Hochland,  ein  Land  mit  Geb«?«.'-' 
Strömen,  Wäldern  und  Sumpfen.  Der  ganze  Süden  und  Osten  i*t  ®it  IltT 
ketten  durchzogen,  deren  Kämme  und  Abhänge  mit  dichtem  Wald  b 
sind  und  den  Namen  Cbang-pai-Chan  d.  h.  „lange  weisse  Berge*  • 
gleichbedeutenden  Mandschunamen  Sban-alin  führen.  Mt 
geben  indefs  jeder  Spitz«  einen  besonderen  Namen,  so  dafs  jener  As» 
nur  den  Haupt gebirgstug  bezeichnet.  Derselbe  ist  wenig  xuiuuinsnswr1 
und  bildet  einen  Theil  der  3000  bis  6000  F'ufs  hoben  ‘L 

hebuogen,  welche  sich  im  Süden  weit  nach  Korea  hinein  und  kn  N***® 
in  die  russische  Seeprovinz  am  oebotskischen  Meer  hinauf  WWW 
einzige  ebene  Land  liegt  io  dem  vom  Flusse  Liau  bewässerten 
der  Provinz  Friig-tien  und  ferner  in  den  nördlichen  und  westlich* 
von  Kirin,  wo  der  Nonni  das  mongolische  Steppenlaad  bewässert 

Die  Hauptflüssn  sind:  der  Liau,  der  Yalu  oder  Ai  Chisng.  der  ^ 

oder  Sung-bwa  Cbiaiig,  der  Nonni,  der  llurka  oder  Mutan  Chang  _ 
i UaaurL  Der  Liau  entspringt  in  der  Mougolei  und  fliefsl  in  den  '0-1 
, Liau-tnng  nahe  dem  Uafcn  von  Ncwcbwang.  Die  andern  ,* 

: springen  nicht  ferne  von  einander  im  Ch'ang-pai-Gebirgc,  u»d 
j ihnen  der  Yalu  westlich  in  das  gelbe  Meer,  der  T’umen  in  , 

Meer.  Beide  bilden  einen  Theil  der  Grenze  zwischen  der  M*0“**®^ 
Korea.  Der  Sungari  ist  der  bei  weitem  gröfste  Flufs  de*  Land«-  w ^ 
Kirin  mit  trrofsen  Dschunken  Irefalircu  und  fUefaä  in  den  Amur-  »* 
her  nimmt  er  den  Nonni,  von  Süden  her  den  Matan  Chiang 

Auf  die  Geschichte  der  Mandschurei  können  wir  Bltf  ~*** 

I Wie  SCkou  erwähnt,  ist  diese*  Land  di«  Wiege  der  ebia«**»*® 


1887. 


591 

EXPORT,  Organ  des  Centrtüverein«  für  Hsodelsgonp-aphie  etc. 


Kr.  40. 


und  wurde  China  früher  sebon  zwei  Mal  durch  die  Bewohner  desselben,  die 
Taiaren,  erobert.  Etwa  100  Jahre  vor  Wilhelm  dem  Eroberer  fiel  ein 
Stamm,  Keton  genannt,  in  China  ein,  bemächtigte  sich  den  Throne*  und 
legte  sich  den  Titel  Liau,  wie  man  sagt,  nach  dem  gleichnamigen  Flufs  in 
Frng-tien,  bei.  Nach  weniger  als  200  Jahren  wurde  er  von  den  aus  derselhen 
Gegend  «tammenden  Neu-chln,  welche  »Ich  selbst  Kin,  d.  h-  »goldene  Dy- 
nastie" nannten  und  im  dreizehnten  Jahrhundert  von  Ghenghi*  Khan,  der 
, mongolischen  Geifsel  der  Welt4,  überwunden  wurden,  vertrieben.  Gegen 
Ende  des  14.  Jahrhundert*  rnufsten  die  Mongolen  den  Chinesen  weichen, 
welche  letzteren  die  Ming- Dynastie  gründeten,  die  300  Jahr«  geherrscht  hat, 
um  dann  der  gegenwärtigen  Tataren-Dynastie  Platz  za  machen.  China  ist 
also  cm.  600  Jabre  während  der  letzten  9 Jahrhunderte  von  Fremden  regiert 
worden.  Seine  Geschichte  ist  die  der  meisten  orientalischen  Monarchien. 
Ern  mächtiger  Stamm  unter  einem  mächtigen  Führer  erobert  das  Land  und 
beherrscht  es  weise  und  fest  während  mehrerer  Generationen,  bi»  sich  nach 
und  nach  der  Luxus  am  Hofe  einschleicht  und  mit  der  zunehmenden  Atta- 
Schweifung  und  Entnervung  der  Regierenden  die  Verwaltung  vernachlässigt 
wird,  und  der  Sturz  der  Dynastie  dann  nur  noch  eine  Frag«  der  Zeit  ist. 
So  war  es  im  Jahre  1643,  als  der  letzte  Ming-Kaiser  auf  dem  Throne  »als. 
Ein  gemeiner  Räuber,  Namens  Li- tsu-chung,  erregte  eine  erfolgreiche 
Rebellion  und  nahm  Peking.  Der  Kaiser  endete  durch  Selbstmord,  und  der 
Rebell  i.  > 'i in  seinen  Platz  ein.  Dann  waren  die  Verhältnisse  den  Maadschu* 
günstig.  Etwa  60  Jahre  vor  dem  Fall  der  Ming»  hatte  sieh  ein  Häuptling 
zum  Herrscher  eines  mächtigen  Staates  aufgeschwungon.  indem  er  die  ver- 
schiedenen nördlichen  Tatarenstftmme  besiegt  und  »einem  Szepter  unter- 
worfen hatte.  Kr  hiefs  Nurh-ho-chih  und  lebte  in  einem  Thale  90  engl. 
Meilen  ostwärts  von  Mukden  und  60  Meilen  von  der  damaligen  chinesischen 
Grenze,  wo  er  ursprünglich  nur  über  6 bis  7 kleine  Dörfer  herrschte.  Sein 
Vater  und  sein  Grofsvater  waren  durch  einen  einwandernden  Mandschu  an 
die  ('lilnesen  verreiben  worden,  und  um  eie  zu  riehen  sammelte  Nu rh- ho- 
ch ih  eine  Schaar  waffenkundiger  Männer  um  sieh  und  griff  die  Stämme,  zu 
denen  sich  der  VefTätber  gefluchtet,  einen  u»ch  dem  andern  an.  Von  Sieg 
ging  er  zu  Sieg,  bis  er  sieb  zum  Herrscher  der  ganzen  außerhalb  der  chi- 
nesischen Grenze  gelegenen  Mandschurei  emporgcsrhwutjgeu  batte.  Er  suchte 
eine  gute  Verwaltung  herzustellen  und  beschenkte  seine  Landsleute  zum 
traten  Mal  mit  einem  geschriebenen  Alphabet.  Endlich  fühlte  er  sich  stark 
tenug,  um  China  angreifen  zu  können,  und  bei  seinem  im  Jahre  1626  er* 
:r-!gl*?ri  Tode  war  er  bereits  Herr  der  ganzen  chinesischen  Provinz  Föng-tien. 
Sein  Nachfolger  setzte  den  Kampf  mit  China  bis  zum  Sturz  der  Ming  - Dy- 
ia»tie  fort,  als  der  vom  Kaiser  zum  Herrscher  an  der  Mandschu -Grenze  er- 
launte  Wu-san-kwei  »einen  ehemaligen  Feind  auffordertc,  zu  ihm  *n 
lommen,  um  seinen  verstorbenen  Herrn  zu  rächen.  Hocherfreut  folgte  der 
UandHchu  der  Aufforderung,  und  im  Jahre  1644  ward  die  jetzige  Dynastie 
n der  Person  eine»  sechsjährigen  Knaben,  eines  Enkels  von  Nnrb-bo-efaih, 
»roklamirt. 

Natürlich  wurde  die  Mandschurei  nach  der  Einnahme  von  Peking  da» 
•VI tl  der  Rekrutiruitg  für  das  kaiserliche  Heer,  wodurch  sie  ihre»  besten 
Gutes  beraubt  wurde  und  unendlich  litt.  Erst  in  neuerer  Zeit  hat  sich  die 
tcvölkerung  durch  Zuwanderung  von  Chinesen  wieder  vermehrt,  und  zwar 
st  diese  Zuwanderung  ein«  so  starke  gewesen,  dafs  auf  einen  Mandschu  ca 
:wanzig  Chinesen  kommen.  Fast  alle  speziellen  Mandschu-Gehräuche  sind 
thgr kommen,  der  Tatar  ist  aus  der  Armee  verschwunden,  und  seine  Sprache 
vird  nnr  noch  in  entfernten  Thälero  gesprochen.  Vor  zwei  Jahren  mafsten 
:wei  Mandschulehrer  von  Peking  nach  Klrin  berufen  werden,  da  die  wenigen 
dandschns,  welche  noch  einige  Kenntnifs  von  ihrer  eigenen  Sprache  hatten, 
laselbst  als  öffentliche  Schreiber  angestelit  waren.  Mit  der  Sprache  sind 
mch  die  mandschurischen  Rncbstobnizeiehen  verschwunden  und  werden  durch 
lie  schwerfälligen  chinesischen  Hieroglyphen  ersetzt.  Äußerlich  unterscheiden 
ich  die  Mandschu»  von  den  eigentlichen  Chinesen  sehr  wenig.  Sie  sind 
neist  klein  und  braun  von  Gesichtsfarbe,  mit  dunkelrothen  Wangen,  haben 
tobe  Backenknochen  und  grofse  braune,  nur  wenig  schrägst ehendc  Augen. 

(PortMUaa»  folgt) 

Süd -Amerika. 

Die  Braaitlaacr  an  Itapooä  und  die  Arbeiterfrage.  (Origiualhericht 
om  August  1887.)  Bevor  die  deutsche  Kolonisation  bis  nach  dem  Itapocü- 
bal  verdräng,  hatten  sich  längs  des  Fluss«»,  zumeist  au  dessen  rechtem 
Tfer,  eine  Anzahl  Brasilianer  niedergelassen,  auf  deren  geschäftlichen  Um* 
ang  die  neuangesiedelten  Deutschen  vielfach  angewiesen  waren.  Es  dürfte 
aber  von  luleress«  sein,  über  den  Charakter  derselhen  Einiges  zu  erfahren. 
Venn  ich  den  Versuch  mache,  diesem  Interesse  durch  Darlegung  meiner  in 
ieaer  Hinsicht  gemachten  Erfahrungen  zu  dienen,  so  möchte  ich  von  vorn- 
orein »ebarf  betonen,  dafs  es  ein  ganz  eng  umgrenzter  Kreis  von  Breai- 
anern  ist,  den  ich  kennen  gelernt  habe.  Wenn  auch  nicht  an  zu  nehmen 
♦t,  dal*  die  fharaktereigenthümlicbkeitm  der  in  anderen  Theilen  Brasiliens 
nter  gleichen  Verhältnissen  wohnenden  Brasilianer  von  denen  der  hier 
ebenden  wesentlich  verschiedrn  ist,  so  würde  es  schon  ein  verfehlter  Schlaf» 
ein,  wollte  man  von  dem  Charakter  der  Landbevölkerung  am  Itapoeü  auf 
en  der  Bevölkerung  einer  so  kleinen  Stadt  wie  Joinvillc  r«  ist,  *chliefseii. 
) röH*ere  Städte  und  andere  Natinnalitätenmischungen,  als  sie  »ich  hier 
inden,  dürften  in  dieser  Beziehung  noch  erheblich  grössere  Verschiedenheiten 
ervormfen. 

Betrachten  wir  zunächst  die  Beschäftigung  der  Bevölkerung;  sie  wird 
in»  am  besten  dos  Verständnifs  für  ihren  Charakter  eröffnen.  Die  Brasilianer 
im  oberen  Ilspocü  haben  nur  zwei  Kulturen,  die  sie  in  gröfserem  Umfange 
»«treiben,  die  de«  Znckerrtdir»  und  die  des  Mandiocca  Au»  ersterem  wird 
ler  Zucker  in  sehr  primitiver  Weise  hergestellt.  In  hölzernen,  von  zwei 
Johnen  bewegten  Pressen,  wird  der  Saft  ausgeprefst  und  sodann  in  lialb- 
lachen  kupfernen  Kesseln  unter  stetem  Umnihren  bi»  zur  Dickflnssigkeit 


gesotten.  In  diesem  Zustande  wird  er  in  ausgchöhlto  Baumstämme  ge- 
schüttet, woselbst  er  innerhalb  24  Stunden  zu  einer  festen,  aber  noch  sehr 
feuchten  und  schmierigen  Masse  erstarrt.  Das  Trocknen  derselben  geschieht 
je  nach  dein  Charakter  des  Mannes  in  verschieden  sorgsamer  Weise.  Manche 
trocknen  ihn  auf  flachen  Kästen  an  der  Sonne,  andere  schütten  ihn  in 
tiefe,  nach  unten  schmaler  werdende,  mit  Löchern  versehene  Kästen  oder  in 
Körbe  au«  Tagnararohr,  au»  welchen  nun  allmkhlich  ein  dicker  Syrup,  Me- 
lado  genannt,  herauströpfelr,  der  zur  Darstellung  des  Zuckerbrunntweines 
(cachava)  benutzt  wird.  Die  Bearbeitung  des  Zuckerrohrs  beginnt  im  Juni 
und  dauert  bis  in  den  September,  manchmal  auch  später,  hinein. 

Etwa»  kompüzirter  ist  da*  Verfahren,  mittelst  dessen  au»  der  Mandiok- 
wurzel  die  sogenannte  Farinha  gewonnen  wird.  Die  Wurzeln  müssen  zuerst 
geschabt  und  gewaschen  werden,  um  dann  iu  einer,  sei  cs  mit  der  ITand 
oder  mittelst  eines  Ochsen  getriebenen  Keibmaschine  zu  Brei  gerieben  und 
sodann  durch  hölzerne  Sehraubeupreiaen  von  ihrem  .Saft  befreit  za  werden. 
Letzterer  fließt  in  eineu  Trog  (auigehöhltcr  Baumstamm).  Hier  setzt  sich 
ein  unter  dem  Namen  Gomma  bekanntes  Stärkemehl,  aus  welchem  ander- 
wärts die  brasilanische  Tapioca*)  gewonnen  wird,  eine  Industrie,  die  am 
Itopocü  unbekannt  ist.  Der  Inhalt  der  Prefskörbe  wird  nach  vorheriger 
Durchsiebung  in  flacheu  Kupfr-rkeaseln  zum  Verdampfen  gebracht 

Bohnen,  Mais,  Bataten,  Mais  und  andere  einheimische  Gewächse  werden 
nur  nebenbei  in  kaum  nenneuswerthem  Umfang  angebaut;  von  Viehzucht 
kann  man  kaum  reden,  denn  die  Leute  halten  sich  zwar  Rindvieh,  Pferde, 
Schweine  und  Hübner,  überlassen  sie  aber  gewöhnlich  sich  selbst.  Die  Thlere 
müssen  sich  ihr  Futter  auf  alten  Rossen  von  selbst  entstandenen,  seltener  durch 
Anpflanzung  der  sogenannten  Gramme  künstlich  angelegten  Weiden  suchen 
und  von  den  Abfällen  der  Zuckerindustrie  leben;  nur  den  Schweinen  und 
Hühnern  wird,  wenn  er  gerade  vorhanden  ist,  Mais  gefüttert.  Die  Anzahl 
des  Rindviehs  ist  eine  äufserst  beschränkte  und  wird,  da  die  Kühe  nur  selten 
gemolken  werden,  nur  der  Flcischproduktfon  halber  und  zur  Zucht  von 
Zugochsen  gehalten. 

Schon  aus  diesem  Bilde  der  kulturellen  Thltigkeit  der  Brasilianer  ist 
ein  Charakterzug  derselben  ersichtlich:  ihre  Indolenz.  Die  ungemeine  Frucht- 
barkeit des  Lande«  macht  es  seinen  Bewohnern  so  unglaublich  leicht,  durch 
Anbau,  beziehungsweise  umfangreicheren  Umbau  einet  Reihe  hiesiger  Kultur- 
gewächse ihr  Leben  zu  einem  angenehmen  zu  gestalten.  Bauten  sie  mehr 
Mais  an,  so  würden  sie  nicht  aut  di«  Zuckerfabrik ation  mit  der  Schweine- 
mast warten  brauchen  und  könnten  weil  mehr,  als  jährlich  ein  oder  zwei 
Schweine  fett  machen.  Entschlössen  sie  sich  zur  Kultur  der  Knollengewächse, 
so  könnten  sie  mehr  Melkvieh  halten  und  ihren  RindTichstand  überhaupt 
vergröfsem.  Selbst  die  geringe  Arbeit,  die  Kühe  des  Abends  zusammenzu- 
treiben,  mid  sie  Abends  und  Morgens  zu  melken,  ist  ihnen  in  den  meisten 
Fällen  zu  viel.  Auch  in  das  ewige  Einerlei  des  Farinhagenusses  könnten  sie 
durch  den  Anbau  solcher  Knollengewächse,  an  denen  Brasilien  »o  überaus 
reich  ist,  etwas  Abwechselung  bringen.  Mil  einer  Leidenschaftlichkeit,  die 
ihres  Gleichen  kaum  findet,  sind  die  hiesigen  Brasilianer  dem  Üenufs  des 
Kaffees  ergehen,  während  sie  den  soust  so  beliebte»  Mab1  f>st  ganz  ver- 
schmähen. Selbst  jetzt  bei  den  hohen  Kaffeepreiseu  — der  Preis  des  Kaffees 
ist  hier  in  kurier  Zeit  um  das  Doppelte  gestiegeu  — geben  sie  jeden  Vintciu, 
den  sie  erübrigen  können,  für  Kaffee  bin.  Nun  haben  die  Leut»  in  den  Ab- 
hängen der  den  Südrand  de*  llapociithal  einschliessenden  Berge  eine  ganz 
vorzügliche  Kaffeclagc,  aber  nicht  einmal  den  zum  Hausgebrauch  uöthigen 
Kaffee  bauen  sieb  diese  Kaffeeomanen  selbst.  Von  Gemüsebau  ist  natürlich 
auch  nicht  die  geringste  Spur  tu  finden,  obwohl  doch  gerade  der  Genufs 
frischer  Gemüse  für  den  zum  grufsten  Theil  auf  trockene  Lebensmittel  an- 
gewiesenen Urwildler  von  größtem  Reiz  und  sicher  auch  von  gesundheitlicher 
Bedeutung  ist 

Diese  Indolenz  hat  sich  io  Folge  der  deutschen  Einwanderung  nur 
wenig  geändert.  Seitdem  die  Brasilianer  wissen,  dafs  die  Deutschen  Milch 
nicht  nur  gen»  trinken,  sondern  dieselbe  auch  bezahlen,  lassen  sieb  aller- 
dings einige  derselben  herbei,  ihre  Kühe  zu  melken;  auch  die  grofse  Nach- 
frage nach  Speck  und  Schweinefleisch  hat  einen  etwas  vergrößerten  Anbau 
von  Mais  zwecks  Mästung  von  Schweinen  zur  Folge  gehabt.  Allein  diese 
geringe  Ausdehnung  ihrer  Wirthsc  haften  entspricht  bei  Weitem  nicht  dem 
durch  die  deutsche  Einwanderung  geschaffene»  Bedürfnis,  wofür  der  bin 
und  wieder  «intretcude  Mangel  an  den  nothwendigsten  Lebensmitteln  den 
Beweis  liefert.  Hätten  die  Brasilianer  zur  richtigen  Zeit  eine  grofse 
Anzahl  junger  Schweine  aufgekauft,  ihre  rum  Anbau  fertigen  Länder  mit 
Mais  bepflanzt,  oder  auch  allen  hei  der  Zuckerfabrikation  gewonnenen 
Molado,  statt  ihn  in  den  billigen  und  schwer  transpor tabeln  ('aschaß  zu 
verwandeln,  zur  Mästung  dieser  Schweine  verwandt,  sie  würden  in  den  neuen 
Kolonisten  stet*  willige  Känfcr  gefunden  halten.  Denn  da  die  Fahrslrnfs« 
nach  Jninville  noch  immer  nicht  fertiggestellt  und  ihre  Vollendung  wohl 
noch  Monate  in  Anspruch  nehmen  wird,  so  ist  eine  regelmäßige  Zufuhr 
von  frischem  Fleisch  noch  ausgeschlossen.  Der  Kolonist  am  Itapoeü  ist 
daher  nur  auf  das  zufällige  Schlachten  der  tun  Itopocü  gezogenen  Ochsen 
oder  Kühe,  sowie  auch  auf  die  zufällige  Zufuhr  von  Dörrfleisch  angewiesen, 
welche  von  den  Tropeiros  (Besitzern  von  Maulthiertruppen’l  des  Hochlandes 
besorgt  wird,  meistens  jedoch  nur  dann,  wenn  dieselben  in  den  Produkten 
der  Brasilianer,  insbesondere  dem  Zucker,  eine  genügende  Rückfracht  habe». 
Diese  Zufälligkeit  der  Versorgung  bringt  cs  nun  mit  sich,  dafs  manchmal 
wochenlang  kein  Stück  Fleisch  am  Itapoeü  geges*eu  wird,  da  es  das  bös« 
Geschick  gewöhnlich  fügl,  daß  auch  Jagd  und  Fischfang  gerade  in  solchen 
Zeiten  wenig  ergiebig  *itid. 

Was  vom  Fleisch,  gilt  in  ähnlicher  Weise  auch  von  den  Holmen.  Das 
regnerische  Wetter,  welches  im  vorigen  Jahre  bald  nach  Ankunft  der  meisten 

•)  Aber  kein  Arrowroot- Sieh!,  wie  vielfach  und  neuerdings  selbst  von 
Seniler  (Tropische  Agrikultnr  Hand  II.,  pag.  630  und  656)  irrthümlich  be- 
hauptet worden  ist. 


Nr.  40. 


092 

EXPORT,  Organ  des  Centralvereins  für  Hnnddsgeographie  etc. 


Kolonist«»  am  Itapocu  herrschte,  hatte  ein  rechtzeitig«»  brenne»  und  rfttunen 
der  Rossen  und  damit  eiue  rechtzeitige  Pflanzung  der  schwarzen  Bohnen  iu  | 
genügendem  Umfang  gehindert.  Da  aber,  wie  in  meinem  zweiten  Bericht 
schou  erwähnt,  gerade  bei  den  Bohne»  die  richtige  Pflanzzeit  für  den  Krtrag 
ausschlaggebend  ist,  die  Ernte  der  Bohnen  auch  eine  gewisse  Erfahrung, 
namentlich  bezüglich  des  Zeitpunkts  der  Abcrniung  erfordert  und  diese  den 
deutschen  Kolonisten  natürlich  noch  fehlte,  »o  kam  es,  dass  dieselben  im 
ganzen  wenig  Bohnen  ernteten.  Allen  diesen  Verhältnissen  gegenüber 
waren  die  Brasilianer  im  grossen  Vortheil.  Sie  batten  fertige  Russen  und 
die  nöthige  Erfahrung  in  der  Kultur  und  Ernte  der  Bohnen;  sie  wußten, 
dafs  diese  den  Deutschen  mangelte,  sähe»,  dass  Letztere  mit  ihren  Kossen 
Dicht  zur  rechten  Zeit  fertig  wurden,  und  mußten  bemerke»,  wie  groß  die 
Nachfrage  »ach  Bohnen  bei  denselben  war.  Trotz  aller  dieser  günstige» 

Umstände  bat  die  Kultur  der  Bohnen  bei  den  Brasilianern  kaum  eine 
nenuonswerthe  Vergrößerung  erfahre»,  und  jetzt  herrscht  der  gleiche  Mangel 
wie  im  vergangenen  Jahre. 

Mit  der  Konstalirung  der  Indotcüz  der  Brasilianer  ist  die  Frage,  ob 
dieselben  floifsige  oder  träge  Arbeiter  sind,  noch  nicht  beantwortet.  Erstere 
bedeutet  ein  Urtbeil  über  den  Umfang,  welchen  sie  ihren  Arbeiten  über* 
h&upt  geben,  letztere  bezieht  sich  auf  die  Intensität  des  für  eine  einmal 
festgesetzte  Arbeit  angewandten  Kraftaufwandes.  In  dieser  Beziehung  nun 
kann  ich  au»  eigner  Erfahrung  bezüglich  der  von  Brasilianern  bei  mir  ge- 
leisteten Arbeiten  im  großen  und  ganzen  ein  lobendes  Urtbeil  abgeben. 
Bei  der  Wichtigkeit  dieses  Punktes  für  den  Einwanderer,  welcher,  sei  es 
dauernd,  sei  es  für  bestimmte  Zeilen  oder  Arbeiten,  mit  fremden  Kräften 
arbeiten  will,  möchte  ich  diesen  Punkt  etwas  eingehender  besprechen. 
Ieh  habe  in  dieser  Hinsicht  viele  Erfahrungen  gemocht,  da  verschiedene 
Verhältnisse  namentlich  im  Anfang  meines  Hierseins  einen  sehr  Läufigen 
Wechsel  in  meinen  Arbeitern  zur  Folge  Lotten.  Ich  habe  cs  mit  Deutschen, 
frisch  Eingewanderten,  länger  Ansässigen  und  mit  Brasilianern,  tbeiß  mit 
Akkord,  theils  mit  Tagelohn  versucht. 

Vor  allem  rnthe  ich  jedem  neuen  Kolonisten  ab,  andere  frisch  ein* 
gewanderte  Leute  in  Dienst  zu  nehmen.  Dieselben  bieten  oft  um  ein  ge- 
ringes, womöglich  um  die  bloße  Kost,  ihre  Arbeit  an,  aber  wer  sie  an- 
nimmt, fährt  immer  schlecht  dabei.  Denn  solche  Leute  verstehen  natürlich 
von  de»  uoth wendigen  ersten  Arbeiten;  dem  Schlagen,  Brennen  und  Räumen 
de»  Waldes,  dem  Aufrirhten  der  ersten  Untcrkunftshütte,  von  den  Vor- 
theiien,  welche  die  verschiedenen  Produkte  des  Waldes  bieten,  und  von  der 
Art  und  Weise  ihrer  Ausnutzung,  kurz  Ton  all  den  hundert  Kleinigkeiten,  | 
deren  Keunlniss  dein  Urwäldler  so  unbedingt  uötbig  ist,  absolut  garnichts.  i 
Dieser  selbst  weif»  im  Grunde  eben  so  wenig.  Denn  mag  er  auch  die  ge-  ; 
sammle  einschlägige  Literatur  kennen,  in  der  Praxis  verläßt  ihn  dies« 
Bücherweisheit.  Denn  wenn  er  auch  zehnmal  gelesen  hat,  dasH  die  von  den 
Bäumen  berahhängeudeu  Schlinggewächse,  Cipo  genannt,  ein  gutes  Binde- 
material liefern,  so  lehrt  ihn  diese  Kenntnifs  noch  immer  nicht  deu  brauch- 
baren von  dem  unbrauchbaren  Cipo  zu  unterscheiden,  und  giebt  ihm  noch 
immer  keine  Handhabe  für  die  richtige  Benutzung,  für  das  Spalten  und 
Knoten  derselben.  Und  was  vom  Cipo,  gilt  auch  von  den  Palmiten;  auch 
hier  muß  er  die  dauerhaft«  von  den  leicht  faulenden  unterscheiden,  und  die 
Art  und  Weise  ihrer  Benutzung  kennen  lernen.  So  kommt  cs  denn  Yor, 
daß  Herr  und  Diener  oft  rathlos  einander  gegenüber  stehen  und  Erstercr 
die  moralische  Macht  seines  Willens  den  Leuten  gegenüber  durchzusetzeu 
verlernt.  Ein  solches  Verhältn iß  ist  höchst  unersprießlich  und  muß  so  bald 
wie  möglich  gelöst  werden.  Die  anscheinend  billigen  Arbeiten  kommen  in 
Wirklichkeit  theiier  zu  stehen,  denn  sie  werden  schlecht  gemacht  und 
schreiten  langsam  vorwärts.  Hier  sind  vielmehr  die  Brasilianer  am  Platze, 
denn  diese  kennen  die  wirtschaftlichen  Vortheile  des  Waldes  vortrefflich 
und  sind  ausgezeichnete  Wahlschlager.  Vor  den  Deutschen,  die  wenn  schon  J 
längere  Zeit  ansässig,  iin  Waldschlag  auch  manchmal  Tüchtiges  leisten,  1 
haben  die  Brasilianer  den  Vorzug  größerer  Billigkeit  und  Ansprucbslosig-  j 
keit  für  sich.  Ich  habe  in  der  ersten  Zeit  ausnahmslos  täglich  2 Patacas  I 
(640  reis)  und  die  Kost  gegeben.  Später,  als  hei  vermehrter  Einwanderung 
die  Arbeit  der  Brasilianer  mehr  gesucht  wurde,  wurde  hin  und  wieder 
1 Milreß  und  die  Kost  gefordert,  doch  habe  ich  dieser  Forderung  für  die 
nicht  qualifizirte  Arbeit  niemals  stattgegebeu,  und  es  vorgezogen,  die  Ar- 
beiten in  Akkord  zu  vergeben  oder  die  Leute  auf  den  Monat  zu  engagiren. 

In  letzterem  Falle  zahlte  ich  je  nach  dem  Alter  10,  13,  15  oder  IG  Milreß 
und  die  Kost  für  den  Monat.  Der  Deutsche  arbeitet  dagegen  nicht  unter 
1 bis  I.2U0  Milreis  pro  Tag  mit  der  Kost  oder  1,500  Milreis  obu«  dieselbe 
und  fordert  für  den  Munal  20  Milreis  und  darüber  Diese  hohen  Tagelöhue 
für  die  Deutschen  aind,  glaube  ich,  nicht,  wie  Herr  Direktor  Hrüstlein  I 
behauptet,  Ton  der  Direktion  vorgefunden.  sondern  von  dieser  geschaffen  .' 
worden,  denn  sie  war  es,  welche  durch  Vergebung  der  Wege-  und  anderer  ! 
öffentlichen  Arbeiten  die  Höhe  des  Tagelohns  von  Anfang  an  bis  zu  einem 
gewissen  Grad«  in  der  Hand  hatte.  Wahrhaften  Nutzen  bringen  so  hohe 
Tage-  und  dem  entsprechende  Akkordlöhne  aber  meiner  Ansicht  nach  nur 
den  Ncueingewaudciieti.  Denn  wenn  such  für  länger  ansässige  mit  fremden 
Kräften  arbeitende  Kolonisten  die  oben  erwähnten  Bedenken  gegen  die 
Beschäftigung  Neuangekommener  bis  zu  einem  gewissen  Grade  Wegfälle»,  I 
indem  diese  den  Leuten,  sind  sie  nur  einigermaßen  anstellig,  bald  die 
richtige  Verrichtung  der  nothwendigen  Arbeiten  beibringen  können,  diese  ; 
Arbeiten  ja  auch,  ist  der  Kolonist  über  den  ersten  Anfang  hinweg,  nicht 
mehr  eine  so  spezielle  Vertrautheit  mit  dem  Urwald  erfordert),  so  wird  die 
Arbeit  der  Neuen  doch  natürlich  niemals  so  gesucht  und  so  bezahlt,  wie  die 
der  schon  längero  Zeit  im  Land«  leitenden  Leute.  Die  Möglichkeit,  »ich 
durch  8 trafseoar betten  einen  lohnenden  Erwerb  zu  verschaffen,  ist  in  diesem 
Fall«  daher  auch  von  allgemeinen  Gesichtspunkten  aus  zu  billigen,  denn  es 
ist  von  Wichtigkeit,  dass  der  unbemittelte  Einwanderer  sofort  eine  gut  !«■ 
zahlte  Beschäftigung  findet,  um  damit  seinen  Lebensunterhalt  bis  zur  Zeit 
der  ersten  Kmt«  *«  gewinnen. 


Anders  liegt  die  Sache  mit  der  Beschäftigung  älterer  Kolonisten,  sic , 
namentlich  für  die  Vermassung*-  und  Trassirungsarbciteu  im  Gebrssri:,  „ 
Hier  ist  der  Tagelohn  von  jedem  Gesichtspunkt  aus  betrachtet,  zu  1ml 
ist  za  hoch  für  die  Direkten,  denn  dies«-  muß  wegen  dieser  Hübe  der  [v 
löhncr  unverhültnifsmäßig  große  Summen  für  die  Wegevorbereilimgwt.  , 
ausgeben  und  ist  zu  hoch  für  den  mit  fremden  Kräften  arbeitenden  Ul 
wirth,  denn  bei  solchen  Löhnen  kann  er  au*  deu  besten  Grundstück  wt 
berauswirthsdiaften.  Allein  der  Tagelohn  von  1.500#  ist  auch  zu  bo» : 
den  arbeitenden  Kolonisten  selbst.  Wollten  wir  das  .eherne  Lohofe*-. 
»»gewendet  wissen,  *o  wäre  der  Lohn  vielleicht  um  mvbr  »D  du  iv: 
zu  hoch,  da  der  bescheiden  aber  nicht  ärmlich  lebende  Kuhmist  sicher 
die  Hälfte  dies«r  Summe  für  den  täglichen  Bedarf,  d.  b.  für  die  butmu 
sämmtlicher  Lebensbedürfnisse  braucht.  Allein  das  ist  ja  gerade  der  V 
des  Leben»  in  den  Kolonien,  da»  das  eherne  Lobngesvtz  hier  sieb; 
daß  der  Arbeiter  liier  mehr  versuchen  kann,  aß  die  Bestreitung  J-i .. 
faebsten  Lebensbedürfnisse  erfordert.  Das  aber  darf  man  von  j.».. 
WirthschaftsveibältnisBen  verlangen,  dafs  der  Tagolobn  nicht  den  Verdi* 
des  Arbeiters  in  der  eigenen  Wirthiduft  übersteigt,  der  Arbeiter  oiio  Um 
bezahlt  wird  aß  der  Unternehmer;  denn  dadurch  wird  «raterer  verfährt,  » 
eigenen  Arbeiten  zu  vernachlässigen.  Und  daß  dies  hier  der  Kail  ist,  j*> 
ich  bestimmt  behaupten  zu  können.  Die  Arbeit  eines  einfachen  KoWvt 
wird  diesem  niemals  43  $ monatlich  vintragen,  er  wird  froh  »«in,  wm  • 
diese  Summe  mit  Hilfe  der  Arbeitskräfte  seiner  ganzen  Familie  «rrtii 
Diese  Behauptung  errregt  vielleicht  nationalökonomßcbe  Bedenken,  indes«  sa 
mir  einwenden  könue,  daß  weun  dem  wirklich  so  wäre,  die  ßndwirü*  . 
liehen  Unternehmer  -ich  sofort  in  solcher  Menge  in  die  Reilxii  4rr  hu 
wirtschaftlichen  Arbeiter  begeben  würde»,  daß  dadurch  der  Tsge.itc  <r 
letzteren  bald  soweit  wieder  heruntergedrüekt  worden  würde,  bis  er  mr 
dos  Niveau  dos  Unternehmergewinn«  gesunken  wäre.  Alleiu  diese  änuc 
würde  den  tbalaäcblicheu  Verhältnissen  und  gewisaeu  psycho'ogixÄf::  b- 
luenten  nicht  Rechnung  tragen.  Ein  Herandrängen  einer  größeres  Ja« 
arbeitsuchender  Kolonisten  zu  den  Punkten,  an  denen  Arbeiter 
werden,  ist  wegen  der  großen  Entfernung  der  Kolonisten  von  e:z»i.l-  - 
eine  Folge  des  longitudinalen  Kolinisatioussysteines  — und  wegeu  der  Ute»;:, 
mäßigkeit  der  Nachfrage  nicht  denkbar.  Dieser  Mangel  eines  Aiteinau.-: 
bringt  es  mit  sich,  daß  viel  mehr  Arbeiter  sowohl  wie  Arbeitg?.*«/  »D k 
Suche  sind,  aß  dies  bei  genügender  gegenteiliger  Kennlniß  der  .\*dtv 
notbwendig  wäre.  Allein  selbst  wenn  diese  Krage  gelöst  wäre,  so  werdt*» 
Arbeitslohn  deswegen  doch  nicht  sinken,  trotzdem  ganz  zweifotoß«  <* 
Anzahl  derer,  welche  Arbeiten  vergeben  weitaus  geringer  Ist,  aß  it  it 
zahl  derer,  welche  Arbeiten  liefern  könnten.  Der  Grund  bkrvao  liegt  j 
einer  Thatsaclie,  die  in  der  kolonialen  Literatur  schon  oft,  mea« 
zuerst  von  Roscher  hervorgehoben  worden  ist,  und  die  ich  bwr  su? 
erwähne,  um  zu  konstatiren,  daß  auch  die  Erßhruugen  bienftf  faßte  »ii 
den  in  anderen  Kolonien  gesammelten  uns  von  Roscher  rer  «fMizarki 
„Theorie*  verdichteten  praktischen  Erfahrungen  überei n*tiM»v  bv* 
Tbatsiu'ho  ist  die  Leichtigkeit  des  Grunderwerbs  und  der  Örftouns?  *» 
Lebensunterhalte»  aus  demselben  iu  Kolonien,  und  die  psyckeiogiKbt  1 
erklärliche  Unlust  fremde  unter  Umständen  selbst  lohnender«,  jedmW*  * 
ciuen  sicheren  Gewinn  versprechende  Dienste  anzunebmen,  wüL'»  * 
»ich  noch  durch  Arbeit  auf  dem  eigenen  Grundstück  oinigernuß«  «ö»1« 
kan»,  liier  in  BUNTST  Kolonie  glaubt  der  deutsche  Kolonist  iv.  ,-r; 
er  nicht  täglich  l,20ü  $ verdient,  er  stände  »ich  besser,  wenn  er  » li“1 
arbeitet,  und  dieser  Irrthum  ist  ganz  entschieden  henrorgeraft*  uk  «r*. 
genährt  durch  die  Tage-  und  Akkordarbeit  der  Direktion.  An 
dieser  für  den  Kolonisten  und  jedenfalls  der  ständigsten  Arbeitgebern,  t*** 
»ich  Alle,  die  Arbeit  suchen,  und  sie  i*t  es  daher,  welch«  die  hob«0  Ute» 
löhno  fixirt  zum  Nachtheil  aller  derer,  welche  etwas  mehr  Kullorarte«  ii-;" 
wollen,  aß  die  Arme  eines  einzigen  Muunc*  zu  leisten  venwigea  h,Lif 
mir  ferne,  daraus  der  Direktion  einen  Vorwurf  machen  zu  wollen,  itwf 
rein  thatsäcbliche,  niegewollte  Folgen  eines  Prinzip«  aind,  welch«.  r'* 
dargtdegt,  «uch  seine  gute  Seiten  bat  und  die  Unterstützung  N*wiaT<T5t 
derter  in  sich  schließt.  ;8d)ln&  W t- 

Einwanderung  in  Brasilien.  Rio  Post  berichtet,  di/*  i®  ^ 
jahr  Januar-Juni  1887  14958. Einwanderer  im  Hafen 
langten,  darunter  324  Deutsche,  73  Österreicher,  22  Ansrrib«1 
38  Belgier,  895  Spanier,  96  Frauzoseo,  26  Engländer,  7826  ID1'^ 
5362  Portugiesen  usw.  172  Deutsche  waren  direkt  vom  Hwjf? 
Kolonisationsverein  nach  Dona  Frauciaca  befördert,  so  da/*  > * 
Gcsaromtxabl  der  eiogewaudertuu  Deutschen  auf  496  Seelen  btl»w 
was  eiue  sehr  beträchtliche  Abnahme  ihres  Zuflusses  ®*d«W- 
in  früheren  Jahren  durchsrhniuHcb  700  bis  800  in  jedem  Srffl'-4 
anzulaugen  pflegten. 

Eine  neue  Südamerikaniscl»  Republik.*;  Der  Landstrich  ' ‘ 

»ilien  und  Französisch- Guinea  — bis  nun  keines  Herrn  Besitz  — *™r‘t  ^ 
dessen  Bewohnern  zum  unabhängigen  Staate  erklärt  Die  Bcp6'1'  _ 

Courumi,  wie  derselbe  fortan  heißt,  hat  eine  Ausdehnung  ,on,- 
lisch«)  Meilen;  die  Küstcnentwicklung  beträgt  187  Meilen  und  ®i* 
run^’  70ü  8««leu,  wovon  di«  Hälfte  auf  die  Hauptstadt  Coonani  * 
entfällt.  Der  Stock  derselben  besteht  aus  Maroor»  oder  ^ßvcaouc-^- ™ 
au»  Brasilien.  Im  Jahre  1883  «erlangten  diese  di«  französisch*  4 ^ 

auf  die  Weigerung  Frankreichs  aber  konstituirten  sie  «ich  u»1** 
eines  französischen  Journalisten.  M.  Julo*  Gros  mit  Naai«u,  wr 
Die  übrigen  Regierungsmilglieder  sind  gleiclifalls  Kranzo«eM,  *{'*  g^Lj.Ti 
Aufcutbali  in  Frankreich  deshalb  nicht  aufgegeben  haben.  D*  * 

*)  Der  Telegraph  berichtet  inzwischen,  dafs  sowohl  Frankreich 
land  gegen  die  Errichtung  der  Republik  Piotewt  eiulegm  ««Uesi. 


1887. 


593 

EXPORT,  Organ  des  Centnilverein»  für  Haridelsgeographie  etc. 


Nr.  40. 


Je.*  Landes  bestehen  in  landwirthschaftlichen  Erzeugnissen,  Mineralien  und 
Kokos  (TOGO  £ ist  die  jährliche  Kx portziffer),  Gummi,  Baumwolle,  Saraa- 
(»ariHa,  Tabak,  Vanille,  Kaffee,  Mais,  Erdäpfeln,  Datteln,  Go  ja  t&$,  Orangen, 
l.iroonien,  Ananas  usw.  Pferde*,  Rindvieh-  und  Schafzucht  werfen  ebenfalls 
ein«u  beträchtlichen  Gewinn  ab.  Kitte  Dampferlinie  wird  zwischen  Counani 
und  Cayenne  einerseits  und  Para  uud  Brasilien  andererseits  eingerichtet 
werden.  (The  South  American  Journal.) 

Aus  wissenschaftlichen  Gesellschaften. 

Von  der  deutschen  NahirforacherveraammltiBB  la  Wiesbaden. 

jeographie, Ethnologie,  medizinische  Geographie,  Klimatologie 
und  Tropenhygiene. 

In  der  dritten  Septemberwocbe  tagte  in  Wiesbaden  die  60.  Versammlung 
ior  deutschen  Naturforscher  uud  Ärzte.  Zahlreich  aus  allen  Gauen  des 
'••utscheu  Reichs  und  aus  DeuUch-Östmcich  wie  aus  dem  Ausland«  waren  i 
lie  Kachgenoasen  herbeigeströmt  und  di«  Zeitungsberichte  haben  uns  gezeigt, 
vio  inbaltreich  und  nach  den  veischiedenen  in  30  Sektionen  vertretenen 
'.neigen  der  Naturwissenschaft  und  Ueilkunde  vielfach  anregend  und  be- 
ehrend di«  Vorträge  und  Verhandlungen  gewesen  sind.  Diese  vorzugsweise 
len  wirtschaftlichen  Interessen  gewidmete  Zeitschrift  würde  keiuen  Anlafa 
raben,  sich  mit  der  Naturforaclierversammluug  zu  beschäftigen,  wenn  nicht 
i«b«n  der  Sektion  für  Geographie  und  Ethnologie  auch  dieses  Mal  wie  schon 
in  vorigen  Jahr  in  Berlin  eine  besondere  Sektion  für  medizinische  Geographie, 
vlimatologie  und  Tropenhjgiene  gebildet  und  in  den  besonders  zahlreichen 
»«suchten  Verhandlungen  dieser  Sektion  einige  die  weiten  Leserkreise  dea 
.Export"  sicher  lolcressirendcn  Mittbeilungen  gemacht  worden  wären,  auf 
vc Ich®  hier  etwas  näher  eingegangen  werden  soll.  In  erster  Linie  fassen 
vir  hier  den  Vortrag  des  Stabsarztes  Pr.  Ludwig  Wolf  in’*  Auge,  der  auf 
leinen  nahezu  drei  Jahre  währenden  Reisen  sowohl  die  Küstengebiete  Angolas 
da  die  Ifocbebeuen  Inner-Afrikas  kennen  gelernt,  Klima  und  LebenaverhäU- 
lieae  in  diesen  drei  Gebieten  gründlich  studirt  und  durch  sich  selbst  — er 
var,  wie  er  uns  versicherte,  in  Afrika  niemals  krank  — voltgüligaten  Beweis 
lafür  geliefert  bat,  d&fts  Europäer  in  jenen  Gebieten  ohne  .Schaden  für  ihre 
le.iundheit  I fingere  Zeit  vorweilen  uud  nach  den  verschiedensten  Richtungen 
dn  anstrengend  tbätig  sein  können.  Kr  hob  zunächst  die  Unterschiede  . 
wischen  dem  Küstenklima  und  dem  Klima  des  Innern  hervor.  An  der 
lüste  grenzt  sich  die  liegen*  und  die  trockne  Zeit  scharf  ab,  im  Innern  l 
liebt  es  keine  eigentliche  Trockenzeit  und  es  fehlen  daher  hier  auch  die 
icdeuteuden  Temperaturunterschiede  des  Litorale«.  Die  klimatischen  Ver- 
üJtnisse  des  zentralafrikanischen  Hochplateaus  nördlich  vom  6.*  südlicher 
iieite,  das  »ich  bei  3-  bis  600  m Mccresböbe  nach  N.W.  allmählich  ahd&cbt, 

• . heineu  erheblich  günstiger  als  in  den  erwähnten  Küstengebieten.  Malaria 
ielit  es  freilich  überall,  doch  sind  die  Fieber  im  Innern  seltener  und  sie 
reten  itu  Allgemeinen  gelinder  auf.  Ähnliche  Beobachtungen  haben  eng- 
ische  Militärärzte  im  englischen  GoldkÜHteogebiet  gemacht.  Besonders  gen- 
ug für  djo  Entstehung  des  Fiebers  scheint  der  an  der  Küste  »tattfuidende 
chnelle  f Hergang  von  der  Regen*  in  die  trockne  Zeit  zu  sein,  das  Aus- 
rockncn  des  Bodens  macht  gleichsam  das  Malariagift  erst  frei.  Als  die 
igentlichen  und  nächsten  Erkrapkungsursachen  werden  Erkältung,  Unmäfsig- 
eit  iui  Essen  und  Trinken  und  Ärger  bezeichnet.  Die  Erkältung  begünstigen 
tun  aber  die  bereits  bervorgehobenen  klimatischen  Verhältnisse  der  Küsten- 
egion.  Die  grofsen  Wärme  Verluste  des  Körpers  durch  Verdunstung  steigern 
ic  Lust  zum  Essen  und  zum  Trinken  und  ein  CberaafH  besonders  im 
•«nur*  alkoholischer  Getränke  führt  nicht  selten  zu  gefährlichen  Fteber- 
ii fällen.  Engländer,  Amerikaner  und,  wenn  auch  nicht  in  gleichem 

lafs«,  Deutsche  unterliegen  aus  letzterem  Grunde  oft  dem  Fieber,  wäh* 
pod  der  mäfsigere  Süd  - Europäer,  der  Portugiese,  Italiener,  Franzose 
eberfrei  bleibt.  I>io  seelischen  Erregungen,  denen  ein  europäischer  For- 
chungsreisender  durch  Ärger,  Verdruß,  Enttäuschung,  übermäfsige  geistige 
.nstrengung  im  tropischen  Afrika  ausgeeetzl  ist,  tragen  nicht  minder  zum 
uflreten  des  Fiebers  bei.  Wenn  das  Malariagift  auch  nicht  an  eine  be- 
i mmte  Bodenforuation  gebunden  ist,  »o  steht  doch  feBt,  dafs  ein  sumpfiger, 
it  vegetabilischen  Substanzen  durchsetzter  Boden  ein  starker  Träger  dea 
alariagiftes  ist.  Der  aus  vielen  Reiseberichten  vom  Kougo  und  anderen 
rteu  des  zentralen  West-Afrika  uns  bekannte  poröse  Lateritboden  ist  in 
»hem  Mafse  ein  solcher  Träger.  Als  ein®  Gegend  Inner- Afrikas,  wo 
ts  Fieber  selten  und  gelinde  auftritt,  hat  schon  Dr.  Pogge  und  bat  nach 
m rauch  Dr.  Wolf  die  Gegend  von  Lubuku,  östlich  vom  Kassai,  unter  und 
die  dem  6.®  s.  Br.  kennen  gelernt.  Dies  hat  s.  Z.  Pogge  ruhig  und  objektiv 
•richtet,  e«  wurde  ihm  aber  leider  nicht  geglaubt,  später  hat  Wifsmann 
oggos  Urtbeil  bestätigt,  inzwischen  haben  sich  die  Amerikaner,  Holländer 
ad  Portugiesen  jenes  für  den  Aufenthalt  der  Europäer  so  günstigen  Handels- 
Mets  bemächtigt.  Die  reichen  Erntecrlrägc  der  Plantagen  der  von  Wif*- 
ann  vor  3 Jahren  in  jener  Gegend  angelegten  Station  Luluaburg  haben 
rn  die  Behauptung  Poggcs  mit  Tbatsachen  erwiesen.  Wenn  nun  also  die 
rTiclitung  und  Leitung  von  Plantagen  für  Europäer  in  jener  (regend  wohl 
i*führhor  ist,  so  darf  doch  an  eiu«  Mavsenauswanderung  dahin  und  Ueber- 
ihmo  von  Feldarbeit  seitens  Weifeer  nicht  gedacht  werden  Besonders  ge- 
hrlich  bat  sich  das  westafrikanische  Tropenklima  für  Frauen  erwiesen, 
üben  der  Meerevhöhe  kommen  noch  die  Umgebung  eine»  Platzes  und  dm 
• r her  rächende  Windrichtung  bei  der  Wahl  einer  ständigen  Niederlassung  in 
»trucht  und  erzählt  Redner  mehrere  Beispiele  aus  seinem  eigenen  Reiseleben 
iw  Beweise  dafür,  wie  vorsichtig  man  auch  in  dieser  Richtung  aein  muß. 

Weitere  Feiude  des  Europäers  im  tropischen  West-Afrika  sind  Diseenterie, 
»cken  und  Hautkrankheiten,  wogegen  andere  in  Europa  so  verderblich  wir- 
uiie  Krankheiten,  wie  Typhus,  Cholera,  gelbes  Fieber,  überhaupt  nicht 
•rkommen.  Au*  persönlicher  Erfahrung  in  beiden  Hemisphären  kann  Redner 
Raupten,  dafs  a.  B.  die  Sommerhitze  in  den  Vereinigten  Staaten  von 
»erika  meist  lästiger  ist  als  in  den  von  ihm  besuchten  Theilen  von  Inner- 


Afrika,  wo  die  kühlen  Nächte  in  hohem  Mafs«  erfrischend  wirken.  Unter 
den  Schutzmitteln  gegen  Klimakrank  beiten  hebt  Redner  zuerst  wollenes 
Unterzeug  hervor.  Im  Übrigen  empfiehlt  er  einen  passenden  Schatz  des 
Kopfes  gegen  Sonnenstrahlen,  eine  Ärmel  weste  statt  des  Rockes  und  Schube, 
bezw.  Kniciticfel.  Das  Mitfübren  eines  Zeltes  mit  Doppeldach  ist  unent- 
behrlich. Die  Wohnhäuser  müssen  auf  Stein-  oder  Holzpfeilern  mit  dem 
Fußboden  mindestens  1 m über  der  Erde  errichtet  werden.  Wo  Hack-  und 
Ziegelsteine  fehlen,  dienen  als  Baumaterial  Holz,  Stroh  und  Lehm.  Ein 
Zusammenm-obnen  Vieler  in  einem  Hause  ist  zu  vermeiden. 

Die  Umgebung  ist  von  den  überwuchernden  Vcgetabilien  möglichst  zu 
säubern.  Indem  der  Redner  die  zweckmäßigste  Kost  bespricht,  warnt  er 
besonders  vor  dem  Genuß  nicht  filtrirten,  nicht  gekochten  Triukwusscr*  und 
erzählt  viele  schlimme  Erfahrungen,  welche  durch  Versäumnisse  in  dieser 
Richtung  gemachL  Befolgen  wir  in  unseren  Kolonien  da»  Beispiel  der 
Engländer,  welche  in  ihrer  Kolonialwirthochaft  der  Tropenhygiene  f<st  immer 
die  größte  Aufmerksamkeit  gewidmet  haben,  so  werden  wir  zweifellos  mit 
der  Zeit  gleich  günstige  Erfolge  erzielen,  wie  sie  die  Engländer  in  Indien, 
West-Indien  usw.  aufzuweisen  haben. 

Gewissermafsen  als  Ergänzung  tu  diesen  Mitthri  lumten  aus  dem  zen- 
tralen West-Afrika  diente,  was  ein  deutscher  Kaufmann  aus  dem  vorzugs- 
weise von  Deutschen  bewohnten  und  theilweise  unter  deutscher  Oberhoheit 
stehenden  Inselgebieten  der  Südsee  berichtete. 

Herr  Ü.  Trupp el  aus  Berlin,  der  kürzlich  auf  Neu-Britannicn  (Bismarck- 
Archipel)  als  Beamter  der  deutschen  Plantagengesellechaft  tbätig  war,  auch 
Kaiser-Wilhelms-Land,  die  Tonga-,  Samoa-  und  die  Viti-Inaeln,  besuchte,  im 
Ganzen  H Jahre  in  der  Süd*«»  verweilte,  berichtete  über  eigene  und  Auderer 
Erfahrungen  in  Bezug  auf  die  Akklimatisation  der  Europäer  in  der  Südaee. 
Der  Hauptfeind  der  Weifsen  auf  den  Vitt-  (Fidsehi)-Inseln,  deren  klimatische 
Verhältnisse  im  Ganzen  gesund,  iat  die  Diasenterie,  mit  höchst  selten  tödt- 
lichein  Verlauf.  Ein  zeitweiliger  Aufenthalts  Wechsel  durch  Übersiedelung 
nach  Australien  oder  dem  so  gesunden  Neu-Seeland  genügt  zur  Wiederher- 
stellung. Malaria  sei  nicht  bekannt,  wie  dieselbe  auch  auf  den  Samoa-Inseln 
nicht  vorkomme.  Hier  sei  auch  die  Diasenterie  nur  vereinzelt  aufgetreten, 
epidemisch  sei  hier  eine  Entzündung  der  Leistendrüse.  Die  Elephantiasis 
der  Eingeborenen  komm«  unter  den  Weißen  fast  gar  nicht  vor.  Noch 
günstiger  seien  bei  dem  gemlßjglen  Winterklima  die  Verhältnisse  auf  den 
Tonga-Inseln.  Überhaupt  könne  auf  den  Inselgruppen  östlich  vom  173® 
westlicher  Lunge  Greenwich  der  Europäer  Arbeit  im  Freien  verrichten,  wenn 
auch  nicht  so  anhaltend  wie  in  Europa.  In  den  westlich  von  diesem  Grad 
belegenen  Inseln,  also  dem  Bismarck- Archipel,  treten  die  Malaria,  ferner 
Hautkrankheiten  unter  den  Europäern  auf;  die  Wohnverhältnisse  spielen  dabei 
eine  grofse  Rolle.  Dieselben  werden  nach  und  nach  verbessert  werden. 

Im  Oktober  1885  ist  Redner  nach  Neu-Guinea  gekommen.  Cber  die 
Gesundbeitaverhältnisse  in  Kaiser- Wilhelms- Land  liegen  eine  Reihe  von  Be- 
richten des  Dr.  Schell oog,  Arztes  der  „Neu-Gulnca-Kompanle",  vor.  Da- 
nach haben  bisher  alle  Europäer,  die  als  Beamte  der  Kompanie  (von  den 
Seeleuten  wohl  abgesehen?)  nach  dem  I^uide  kamen,  die  Malaria  gehabt, 
allein  nur  in  einem  einzigen  Falle  hatte  die  Erkrankung  tödtlichcn  Ansgang. 
Die  Wohnungsverhältnuse  haben  natürlich  auch  hier,  wie  überall,  einen 
wesentlichen  Antbeil  an  den  Gewundbeitsverbällnissen.  Jene  werden  mit  der 
dauernden  Ansiedelung  stets  besser  und  geordneter,  die  günstige  Wirkung  auf 
die  GcsundbeiUverhältnisso  kann  nicht  ausbleiben.  Von  den  verschiedenen 
Häfen  haben  »ich  für  den  Aufenthalt  der  Europäer  bis  jetzt  (kmatantinhsfen 
am  ungünstigsten,  Hatzfeldtbafen  am  günstigsten  erwiesen.  Freiherr  von 
Schleinitz,  der  Landeshauptmann  von  Kaiser-Wilhelms-Land,  scheint  nach 
einem  Bescheid,  den  sr  auf  Befragen  einem  australischen  Kolonisationsverein 
gegeben  hat,  vorzugsweise  den  südlichen  Theil  dieser  deutschen  Kolonie  zur 
Ansiedelung  von  Europäern  geeignet  zn  halten.  Tbatsächlicb  bestebeu  be- 
kanntlich seit  12  Jahren  im  Bismarck-Archipel  eine  Reihe  meist  deutscher 
Faktoreien.  Das  Malariafieber  kam  auch  hier  vor,  doch  bessern  sich  auch 
hier  die  Gesund  hei tsvcrhältnlsso  mit  der  besseren  Verpflegung  und  Wohnung. 
Sonach  könne  man  sagen,  dafs  in  klimatischer  Beziehung  unsere  Südsee- 
kolonien nicht  diejenigen  Schwierigkeiten  bieten,  mit  welchen  die  Entwickelung 
unserer  Schutzgebiete  im  zentralen  West-  und  Ost-Afrika  zu  kämpfen  habe. 

Ober  die  Behandlung  der  Malaria  hielt  Sanititsralh  Dr.  Lender  uus 
Berlin  einen  I V»  ständigen  Vortrag.  Der  Referent  konnte  nur  einem  Theil 
dieses  Vortrag»  beiwohnen  und  so  entnehme  ich  einem  mir  vorliegenden  aua- 
führlichen  Referat,  dafs  Lender  als  Vorbeugungsmittel  gegen  Malaria  ozon- 
haltiges Waase r empfiehlt. 

Dr.  Stamm -Wiesbaden  erörterte  die  Frage:  Woher  hat  da«  egyptisrhe 
Nilthal  trotz  seiner  Rodendurcbfeuchtung  und  der  Uebers^bwcmmungen  ein 
im  Verbältnifs  zn  Ländern  ähnlicher  Lage  und  Beschaffenheit  so  sehr  ge- 
sundes Klima?  In  ausführlicher  Auseinandersetzung  wies  der  Redner  darauf 
bin,  dafs  das  Fehlen  der  Malaria  hauptsächlich  der  stetig  zudringenden, 
trockenen,  ozonreichen  Wüstenluft  zu  danken  sei.  Kairo,  das  früher  ein 
Sitz  der  Pest  war,  sei  dadurch  gesund  gemacht,  daf*  man  die  den  Zuzug  >br 
Wüstenluft  verhindernden  Hügel  abgetragen  und  die  Sümpfe  ausgefüllt  hal>e. 
Die  Diskuesion  über  die  Theorie  Lenders,  der  nach  seiner  Mittheilung  die 
Anwendung  seines  Ozonwassera  in  zahlreichen  Fällen  der  Malaria  auch  l»«i 
Afrika- Re  (senden  als  bewährt  gefunden  hat,  ergab,  dafs  die  Meinungen  der 
ärztlichen  Sachverständigen  doch  vorzugsweise  noch  zu  Gunsten  de«  Chinins 
als  Gegenmittel  gegen  die  Malaria  sind. 

Ein  sehr  bemeikenswerther  Vortrag  war  der  des  Dr.  Burger  aus  Leiden 
über  die  in  holländisch  Ostindien  den  Europäer  befallenden  Krankheiten  und 
deren  wirksamste  Bekämpfung. 

Die  Vorträge  und  Verhandlungen  der  geographischen  Sektion  bewegten 
sich  vorzugsweise  auf  wissenschaftlichem  Gebiet;  die  Ausführungen  Riedels 
über  Timor  und  die  Timoresen,  ferner  Joest's  über  das  Tätowiren  und 
viel«  andere  werden  hoffentücfa  demnächst  in  Fachzeitschriften  erscheinen. 

Die  Ausflüge,  so  genußreich  und  interessant  sie  waren,  Hirten  mir 


Nr.  40. 


EXPORT.  Org»n  de»  Contralvereins  (Br  HandelsgeoKraphie  etc. 


l« 


keinen  Stoff  zur  Berichterstattung,  mit  Ausnahme  des  einen,  den  die  Mit- 
glieder der  chemischen  Sektion  zu  den  berühmten  Kartenwerken  in  Höchst 
unternahmen.  Von  der  Bedeutung  dieser  Werke,  welche,  b.  Z.  von  dem 
jetzigen  Leiter  Dr.  Lucius  begründet,  jetzt  Kigenthum  einer  Aktiengesell- 
schaft sind,  geben  folgende  Raten  einen  Begriff:  In  der  großartigen  Fabrik 
werden  gegenwärtig  1600  Arbeiter,  62  Chemiker,  6 Ingenieure.  1 Architekt 
und  72  kaufmännische  Arbeiter  beschäftigt.  Neben  der  eigentlichen  Farbe- 
Fabrikation  wurden  dio  Säuren-  und  Alkaloid -Fabriken  und  die  HüKsfabri- 
kationszweige  eingehend  besichtigt 


Briefkasten. 

Ausstellung  von  Melbourne  betr.  Die  Handelskammern  von  Köln,  Chem- 
nitz und  Regeniburg  haben  sich  den  Resolutionen  des  »Centralrcreiiui  für 
Uandelsgeographie  etc/  zu  Gunsten  der  offiziellen  Beschickung  der  ge- 
dachten Ausstellung  an  geschlossen,  sodafs  die  Gusaui  tut  zahl  der  Handels- 
kammern, welche  die  Beschlüsse  des  Vereins  zu  den  ihrigen  gemacht  haben 
(vergl.  Nr.  39  Seit«  675)  bereits  35  Iretrogt. 

Antonio  Aoguato  d'Aguiar  f.  Laut  einer  uns  ans  Llssalion  tugegange- 
nen  Mittbeilung  ist  am  4.  September  a.  c.  der  Präsident  der  dortigen  Geo- 
graphischen Gesellschaft  Herr  Antonio  Augusto  d’Aguiar  im  Alter  tob 
49  Jahren  gestorben. 

Die  Gesellschaft  betrauert  in  dem  Rahingeschiodcnen  einen  eifrigen 
Förderer  ihrer  Interessen.  Die  Mitglieder  der  „Deutschen  Handele* 
expedition  1886*  werden  dein  Verstorbenen  ein  ehrendes  Andenken  be- 
wahren, und  des  liebenswürdigen  Empfanges  stets  eingedenk  sein,  welcher 
ihnen  seitens  des  Herrn  d'Aguiar  in  der  Anfang  März  1886  stattgehabten 
Sitzung  der  „Gesellschaft  für  Erdkunde“  zu  Lissabon  zu  Tticil  geworden  ist. 

— Herr  IL  O.  Loberfins,  HanSurir,  m*l««t;  Dwr  ITuiiSnrr-BA4aiii«irih*fiiK!»e  Pn*<- 
lUiBpkr  _V»lp»r»lio"  lat  auacabead  *m  21.  äept«ral«*r  I«  lUSIa  anfrcfcoaini«*.  „liiieeo»  Airaa“ 
l»t  am  2S.  8*p(eiat.er  Nachmittag«  von  Li««tl>.iit  nach  Biuilieu  v«lt«fg<gaagcii.  .tJtu(ni)* 
lat  am  ZS.  September  Mittage  ton  Marlnra  Bich  <3ea  La  Plata  «teuereren» ren.  „Daran«? ua" 
tm  rüekkebrand  am  1*.  heptambe«  l Uhr  Naehmitfefa  Do*«  powtrt.  „t'ereanabarv*  hat  aiaa- 
K«k«uil  am  ZS.  Heptember  U Uhr  htorgea*  L>i>a«r  j.a.iktL  „Tlju^a"  bat  auagebNiil  am  21.  Sefit- 
tarat»  r 2 Uhr  Abaada  Dorer  paaal«.  ..Öahla-  lat  am  Ti.  Septamltar  Votmlliaga  »«•  Haina 
na.l.  Rurtipa  alige^-angon.  „MlMboit*  hat  rQekkehraud  am  Ti.  September  4 Uhr  ltarti- 
•nUisK”  Lbirar  paMtrL  ..Buaarta*'  lat  aeageSend  an  SO.  Ba^itaaahar  Yuruhtaga  ta  llanlartdao 
aagakaaaaraa. 

— Daa  Bpedjil-.nahaue  Zagwat  ElameatKal-llaaiharf  ttrleMai  una  fe]«a«d«  Dampfer 
und  H«plar-Zbiahfl«B  »na  Rainbur«:  uaeh  eurtipklaebaa  und  QberM«4aeh*n  PlZtien: 
a)  Dampfachlffe. 

Afrika  (Weaik&ata)  rla  Madeira,  fiuriia  ««*.  Pvititampfer  „Erna  Woarrmann",  Kapt.  Uuath, 
daukarh,  tS.  OktoLar. 

renaac . 8k«*apora , Honckoaa  and  Japan  (, JKlBfaia-Ltaia*)  Dampfer  ..Lydia“,  ilautach. 
IV.  Oktober,  Dampfer  „Belluaa“,  dealarh.  Jo.  Oktober,  Dampfer  „Caeaendra“,  iDuiiaeh, 
IS.  Kovaaabar,  Dampfer  „Paphne“,  darnach . SO.  Hovemher,  Dampfar  „Poljhymala“. 
«feefech.  IV.  Dataaaher,  Dampfer  „Heaperla“.  denlach,  SO.  D ne  mbar. 

Penans,  Hin(japnr#,  Hnwchonp.  Ynkukanaa,  Hb«,  nwd  Kafnuki  (Mhira  - Liefe)  ata  LnaAud 
lind  »Taut.  Aul  war  pan,  Daacpfar  „Panbif  ahlrn*',  J.,  Oktober,  Dampfaa  „Meraoaet- 

ahlre",  «unli«rh.  ZS.  Oktober,  Dampfer  nCarmartb»nablraM,  an£liarh,  IV  X.iTambar. 

Yokohama  und  Hlupn  (direkt)  Dampf«*  „Irfinl  nf  th«  lal«aH,  Kapt.  Palgatv,  a^tferh, 
IV.  N»T«i»b«r. 

blaxapere,  lloafkotig.  Ocbaajbai,  Yokohama,  Hiego  and  Kagaaaki  |»U  Port-Said.  Hu**,  Aden 
und  Colombo)  Po*tdampf*r  „Beiern“,  dvaUrb,  bl«  IV.  Oktober. 

Valparaiso.  Arica,  Mollwiito  und  Callao,  Pnnta  Artaia*  {Mag.-Mr.},  Cnrral,  Onrooel  und 
Taltaboano  aalaafmd  (via  Amwarp«»}  Poetdampfer  „Kamty.atr*,  Kapt.  Slcgmand,  daiMaek, 

17.  Oktober. 

Molleado  and  Callao  direkt  (via  Antwerpen)  PoMdampfer  „tUnU“,  Kapt.  Tlmmiirwiu, 
deutacb,  II.  OktaLrr. 

Curinto.  La  Union,  La  Ukartad,  Znjotla,  San  Jo**  d«  Onammala  und  Chacapaalcn  a««al. 
auch  Punta  Arena«  (C.  R ) 8»o  Jüan  da  Sur  und  Aatapala  (»la  Antwerpen)  Po«td*mpf«r 
„Darrt»4,  Kapt  Tlmmerman,  «fe'ifech.  31.  Oktober, 

Valparalao,  Punta  Ar«ea«  (Ma«-8lr.),  Onrral,  Carowrl,  Talcabaaaa,  C^nimbo,  AnWfagatta, 
Iquiiyur,  Arica,  Mollendo,  Calla«  o»w.  (via  Aalwerpeu).  Dampfer  „TiUiila“,  Kapt.  Wallar, 
■leuUcb,  ZJ.  Oktober,  Dampfer  „B>anea",  Kap«.  PJctt.  deultcb,  20.  Nnventbor.  Datupfor 
„Virgin**-,  Kapt.  Joknelelth,  deuDcb,  ZÖ.  Driember. 

Nil, er«,  bet  A u ge  at  B I u a«  a theL 


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Ablhfrilung:  Exportbureau. 

Berlin  B.W.,  Koebstrafso  27. 

(Briefe,  Parket«,  a«w.  a«w.  «lad  nur  mit  dfeaer  Adreiae  iu  verleben  > 

ila  Tevgfitaa«  flr  die  KeOrivrai^ilaitra  jeder  mk  OMfre  L I«.  edegerefebtea  tferi«  lat  dar- 
«eJkea  vaa  dm  dew  Zk«aaaal«averbaada  dH  K.-S.  airhl  aagablrina  Rrwea  I Karl  (Im  daaiaebaa 
Hrl«fmarkM|  ktlaiflgea.  Dea  Zkaaaealea  dm  K l vvrdoa  die  all  der  lelirdenug  geachtfl- 
Jkkar  OCfrtea  verkaadeeea  takertea  la  teehata«  gmlelti.  - Mt  idreaiea  mlaer  l«(traM*Vtr 
ikvIH  daa  l.-B.  aar  Mlaaa  IktaaaaUa  n dea  dtaaelkea  kekaaalea  leditgngm  alt. 

544.  Rin  deutscher  Hüttenraann.  32  Jahr  all,  welcher  in  Frcibcrg  seine 
Studien  abfolrirt  hat  und  seit  mehreren  Jahren  iu  Deutschland  in  der  Praxis 
thfttig  gewesen  ist,  sucht  im  Inlande  oder  Ausland«  eine  geeignete  Stellung. 
Der  Betreffende  würde  auch,  wenn  genügende  Garantien  geboten  wurden,  in 


• Australien,  Sud-Amerika  oder  Mexiko  ein  längeres  Engagement 
i Beste  Referenzen  und  Zeugnisse  stehen  zur  Verfügung.  Offerten  unter  1,  ( 
491  an  die  Deutstbe  Kxjiortbank. 

645.  Für  Töpferblei  aus  Spanien  werden  in  Deutschland  Ahmt» 
gesucht.  Hs  ist  dies  reines  ausgesuchtes  Bleierz  in  Stücken,  weiebn 
Körben,  die  aus  Rspartogras  geflochten  und  inwendig  mit  Sackleinen  Md  i-j 
gefüttert  sind,  verpackt  wird.  Die  Körbe  enthalten  46  kg  netto  Topf«*? 
Dieses  Erz  wird  iu  den  großen  Töpfereien  zur  Glasur  verwendet  uad  ■ 
in  gröfseren  (^uontitüten  in  ihemiscbeu  Fabriken  gebraucht.  Fraakrtiri 
Belgien  beziehen  von  diesem  Produkt  größere  Posten.  Mu&t«r  sfebcc - 
Verfügung.  Anfragen  und  Angebote  unter  L.  L.  492  an  die  Deutsche  Kxpwliaü 

546.  Aus  Spanien  wird  uns  Kalbleder  zur  Hämisch  uh  inanuftkter  o^ri 
Von  iJiesjäbriger  Saison  sind  noch  ca.  80  bis  100  Dutzend  auf  Lager  [• 
diesjährige  Preis  stellt  sich  anf  22  M pro  Dutzend  la.  Qualität  frmtnB-i: 
Antwerpen,  Rotterdam  oder  Amsterdam.  Zahlung:  30  Tage  Siebt  pm 
Konossement.  Anfragen  unter  L.  L.  493  an  die  DnMl  Rzpertbiai. 

647.  Hine  leistungsfähige  Sommerfelder  Tuchfabrik  sucht  riaro  u- 
kannt  tüchtigen  Vertreter  für  Frankfurt  o./M.  resp.  einen  solchen,  d«r  U 
mßsionsweise  die  Muster  der  Fabrik  nuf  die  Reise  nach  Süd-DcutKfcv 
und  die  Schweiz  mitnebmeti  würde.  Offerten  erbeten  unter  L.  L.  4M  u . 
Deutsche  Export  bank. 

548.  Den  Adressen  der  nach  Marokko  bestimmten  Briefe  trollt  es 
, die  Bemerkung  ntfügen:  „?ia  Gibraltar,  br  first  op[K»rtuuity*.  Wie  reu 

sicherer  Quelle  erfahren,  werden  in  diesem  Kalle  die  Briefe  durch  di«  Btin 
. post  befördert  und  haben  nicht  uötbig  bis  zum  Abgang  der  nächsten  DmrV 
in  Tanger  zu  liegen.  Die  Botenpost  ist  u.  A.  von  Tanger  nach  Canto. 
3 V»  Tag  unterwegs. 

549.  Herr  M.  Neuhans,  Berlin  NW.,  Alt-Moabit  104.  theiit  #a» «an 
21.  September  d.  J.  mit,  daß  seine  hienielbst  unter  der  Firma: 
Englische  Pulsometerfabrik  M.  Neu  haus”  lietriebene  Pukomeierfilrik  r; 
allen  Aktiven  und  Passiven  an  die  „ Kommanditgesellschaft  M.  Neuhmi 
Oo.*  übergegangen  ist,  welche  dio  Fabrikation  der  PultotMter  ,S«n» 
Neuhaus*’  in  der  bisherigen  Weis«  fortsetzen  wird.  Dem  Prokvntr:  t* 
früheren  Firma  Herrn  Herrmann  Riechers  ist  Prokura  erthtrll  t»K 

560.  Ausländischen  Importeuren  resp.  Agenten,  welche  lirt  Sr  4a 
Bezug  von  Waltblei,  Tbeeblei,  weißen  und  farbigen  Stanioßn,  Zimfua 
Metallkapseln,  Blei-  und  Zinnrötiren  sowie  Prima-Jagdschroten  «lerc».-^ 
können  wir  hierfür  eine  sehr  leistungsfähig«  deutsch«  Fabrik  enpies« 
Anfragen  unter  L.  L.  495  an  di«  Deutsch«  Kxporthank. 

651.  Ein*  bedeutend«  Wein-Exportfirma  in  Lissabon  wiuuck:  »ll  ko 
gen  Großhandlungen  in  Verbindung  tu  treten,  event.  dürft 
eines  tüchtigen  Agenten.  Reflektanten  dürfen  auf  grolVe*  Ätgzjwk«**» 
rechnen.  Gcfl.  Adressen  unter  L.  L.  4'J6  an  die  Deutsche  EiptftoJ  fit- 
zureichen. 

562.  Ein  respektabler  Geschäftsmann  in  Warschau,  wekkn  riz* 
Schirmfabrik  betreibt,  ist  gezwungen,  seine  fertig«  Waare  von  .Vuhal*  n 
beziehen  und  wünscht  mit  ersten,  leistungsfähigen  deutschen  IxkiraKbrl* 
In  Verbindung  zu  treten  Offerten  «-rbelen  unter  L.  L.  497  an  4if  W* 
Kxportbank. 

553.  Wir  empfingen  aus  Scntari  (Albanien)  Muster  von  ,Sunv*.  ► 
selbe  ist  von  bester  Qualität  und  ohne  Mischung.  Muster  ziehen 
fflgung.  Preiae  und  nähere  Angaben  sind  zu  erfahren  durch  die  Iw?« 
Kxportbank  auf  geil.  Anfragen  unter  L.  L.  498. 

564.  Ein  alt  renommirtes  Haus  in  Bukarest  wünscht  dio  Verintot - 
Fabrikanten  folgender  Artikel  zu  übernehmen: 

Kachctnire  und  Thibcts,  Flanelle,  Lamas,  Kalmnks,  Barchente, 
Kattune,  billige  Kopftücher,  Seidenwaaren,  billige  Tuche,  Piq'tetA 
billige  sächsische  Hosenzeuge,  Zanellas.  Gradols,  Möbelstoffe,  flififft 
zügtiche  fMTerten  erbeten  unter  L.  L.  499  an  die  Deutsche  Kxporii'*^ 

565.  Ein  bestens  empfohlener  Agent  in  Amsterdam  wünscht 

fähigen  Fabriken  in  «roll-  und  halbwollenen  Kleiderstoffen  für  Fm‘j 
Verbindung  zu  treten.  Offerten  erbeten  unter  L.  L.  600  an  die  l*'> 
Kxportbank.  . 

566.  Ein  tüchtiger,  bestens  empfohlener  Agent  in  Kwj**“*1*^’ 

wünscht  die  Vertretung  von  Strumpf-  und  Wirkwaarcn  sächssc^--  * 
Chemnitzer  Fabrikanten  zu  übernehmen.  Offerten  erbeten  unter  L-  !»• 
an  die  Deutsche  Kxportbank.  . 

557.  Ein  bedeutendes,  gut  situirles  Importhans  in  London.  1,1 
mit  deutschen  Kartoffelexporteuren  in  Verbindung  zu  treten.  Oint® 
beten  unter  L.  L.  502  an  die  Deutsche  Kxportbank.  , 

658.  In  Folge  einer  Nachfrage  au«  Rumänien  ersuchen 
fähige  deutsche  Kartoffel-Stärkefabriken  um  Einsendung  ihrer  Adrc***“  • 
Preislisten  unter  L.  L.  503  an  die  (deutsche  Kxportbank. 


Hamburg -Portugal -Spanien. 

Nach  Madrid 

und  allen  anderen  .Stationen  zwischen  Lissabon 

und  Oporto,  (lacerea.  Ilatlajoia.  Va- 
lencia (le  Alcantarn,  Madrid. 

Postdampfer  ..Ourityba"  am  18.  Oktotier. 
m „Petropolli“  am  25.  Oktober. 
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August  ßlnmenthal  - Hamburg. 


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ln  Mfelbonrne. 

«hh  Eröffnung  im  August  1888. 

Ui«  AktiM.-0«..ll«.  I.»ft  Halfonr,  K.lliot  A Cm.,  Irlbonriw 
len*»  Leiter  Thr  llonornble  James  Balfonr  seit  50  Jahren  im  MeUxmcacr  0*«***~^  ^ 
steht,  bietet  den  Industriellen  Deutschlands  ihre  Dienst«  zur  sachgemäßen  Vertretung 
IHSNcr  Ansstelinng  an,  unter  Bcrafiing  auf  die,  während  der  vorangegMigen««  w 
Ausstellungen  gesammelten  Erfahrungen. 

Jede  nähere  Auskunft  in  Ausstellungs-Angelegenheiten  crtheilcn: 

Bftlfour  Sc.  Con  London,  1 1 Rood  I ^ine,  . t * 

Borliner  Spediteur- Verein  Aktien- Gesellschaft  Berlin  W,  Schönebcvff«,  llw  1 
Deutaobe  Exportbank  Berlin  8W.,  Kocbstrafse  27. 


887. 


S95 

EXPORT,  Organ  de«  Centralvereina  für  Handalsgaographie  etc. 


Nr.  40. 


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iHri»»rl,*»l4.  Mrdalllri.  (dnionllllUrili 

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Ma  700  aa  ftabrwall«,  «a.  13000  «Utk  .«U  !»T7  Im 
Ratrieb«.  Dl«  dDfrhf«d«aaai>a  Waiaaneanga  gabaa 
dlaaalha«  hai  7-IJO  m Dnaek  bU  auf  SpCt.  genau  an. 

(irttrti  UafarhHrlt  dar  Koa«t/akt  .m ; tahr 
Ulel.tr.  Kta-  und  iaaar  baltaa  ] r.nugaa  OaarUMl 
«arinitaia  B*earm1art>eilfirfllskaU  i dauerad«  Km- 
bltadt kbkelt  j gar.i.g.ta»  Drarktariaat | paaaaiM« 
tUaUaff«  «ad  Gattlnd«  | glakba  K.iariMbdl«  ■■■ 
8,i ' •' r r|*a.  1. r.i ; laicht«,  Aaarlaaaitf  raaliraati,  »an« 
lUlalgang  nnlhaandi«. 

Jedaa  Qaaatuni  ln  kftraaaur  Mt  UafarW.  „ 

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HrlincfcLslnrcfahrlk  sucht  rmo  anderweitige 
Stellung.  I teste  Zeugnisse  und  Heferenxen  stoben 
nur  Verfügung.  Offerten  und  Anfragen  an  die  Kx- 
pedition  des  Blattes  eab  Chiffre  K.  k.  100. 


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Öligem  Preis,  (ade  N.imntrV 


Diejenigen  Aktionäre  der  „IhiutMchen  Export  bank“,  welche  sich  mit  der  Ein- 
zahlung der  II.  oder  III.  Rate  oder  mit  beiden  Raten  von  jo  100  JL  ini  Rückstände 
befinden,  werden  hierdurch  anfgefordert,  die««  Einzahlungen  von  je  100,#  beziehungs- 
weise 200  * 4(  pro  Aktie  nanrneh#  hi«  spätestens  den  15.  November  1HS7  bei  der 
Kasse  der  Unterzeichneten  Gesellschaft  znr  Vermeidung  der  gesetzlichen  Nachtheile 
zn  leisten. 

Berlin,  deu  4.  Oktober  1887. 

SW..  Kochirr.  »7. 

Ocutselie  Export  bank. 

Der  Auftrieb  tarnt  h Die  Direktion. 

Martin  Schlesinger.  Dr.  B.  J» ddi sch.  [ 117) 


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Centennary  Exhibition  MELBOURNE 

1888. 

Zur  Vertretung  der  deutschen  Industrie-  nnd  Handel'- Interessen  hei  der  Ausstellung  und  bet 
der  Kiofäbrung  ins  australische  Oeorb&ft  offerirt  ihre  in  Deutschland  wohlrenomcnirteu  Dienste  di« 
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nissen  in  technischer  wie  kommerzieller  Beziehung  zu  entsprechen.  — [71] 

Direkte  Korrespondenzen  erbeten  noch  Melbourne  136  Collins  Street  West.  — Korrespondenzen 
werden  auch  von  der  Deutschen  Rxportbaok  (Berlin  SW.,  Kochstrafse  27}  entgegengenommen. 


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Nr.  40. 


596 

EXPORT,  Organ  de«  Centralvereina  für  Handelegeographie  olc. 


1887. 


Sues- Canal 


Dampfschifffahrt  des  Oesterr.-Ungar.  Lloyd  in  Triest. 

Auibo|  boh  dem  Fahrplaae 

gütig  fflr  den  Monat  Oktober  1887. 

Fahrten  ah  Trieats 

Ost-Indien  nach  Hongkong  über  Brindisi,  Port  Said,  Sues,  Aden,  Bombay,  Colombo,  Penang  und 
und  China,  Singaporv,  am  18.  Oktober  um  4 Ubr  Nachm.; 

^ mit  Überschi ffun*  auf  eigene  Dampfer: 

in  Suez  nach  Djeddab,  Massaua,  Hodeidah  und  Suakin; 
in  Colombo  nach  Madras  und  Calcutta. 

Krypton,  Freitag  Mittags  nach  Alexandrien,  über  Corfu  (Verbindung  mit  Port  Raid  und  Syrien). 

Lovanto,  Dienstag  um  4 Ubr  Nachmittags,  nach  Griechenland  bis  Smyrna;  den  4.  und  18.  über 

Fiume  und  den  11.  und  25.  direkt,  nach  Corfu,  Syra,  Piräus  und  Ohios; 

Mittwoch,  jeden  zweiten  (12.  und  26.)  6 Uhr  Nachmittags,  nach  Thessalien  bis  Constanti- 
nopel;  mit  Rcrühniug  von  Fiume,  Corfu,  Santa  Maura,  Pal  ras,  Catacolo,  Calaroata,  Piräus, 
Volo,  Salonich; 

Samstag  2 Ubr  Nachmittags,  nach  Constantioopel,  mit  Berührung  vou  Corfu  und  Piräus-, 
ferner  via  Piräus  nach  Syra,  Insel  Candien  und  Smyrna;  dann  via  Conalanliuopel  nach 
den  Häfen  d*s  Schwarzen  Meere»; 

joden  zweiten  Snmstag  (8.  und  22.)  nach  Syrien  via  Smyrna,  und  (1.,  15.  und  29.)  nach 
Theasalien  via  Piräus. 

Dalmatien,  jeden  Montag,  Mittwoch  und  Samatag  10  Uhr  Vormittags,  (jeden  Samatag  via  Spalato  nach 
Metkorich); 

jeden  Samstag  um  4 Ubr  Nachmittage  nach  Metkovich  direkt 


Istrien, 

Venedig, 


Dienstag  und  Freitag  um  7 Ubr  früh  nach  Fiume  über  Pol«  etc. 


jeden  Dienstag,  Donnerstag  und  Samstag  um  11  Ubr  Abends. 


Ohne  Haftung  für  die  Kegclrnäfsigkeit  des  Dienstes  während  der  Konlumaz-Mafsregcln. 

Nähere  Auskunft  ertheilt  die  Kommerzielle  Direktion  iu  Triest  and  die  General- Agentur  in  Wien, 
■'onbergplatz  Nr.  6.  [«] 


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Die  Dampfer  der  Great  Kantern  Hahn  gehen  von  Rotterdam  Uiglleh  (mit  Ausnahme  Sonntags) 
um  6 Uhr  Abends  und  von  Antwerpen  täglich  (mit  Ausnahme  Sonntags)  um  6 Uhr  Abends  ab.  Exprefe- 
zug  von  llanrich  nach  London  nach  Ankunft  der  Boote.  Direkte  Passagier-,  Reisegepäck-  und  Güter- 
beförderung von  allen  grüfsereu  Stationen  de«  Kontinents.  Die  Dampfer  der  Gesellschaft  transportiren 
kein  Schlachtvieh.  Weiter«  Auskunft  ertheilt  der  General-Agent  der  Great  Rastern  Eisenbahn 
K.  Ofnwald,  Domhof  12,  Köln  am  Rhein.  (too) 


13  erst©  Freie  - l^eäLeul  1 1 en : 
LONDON  1812.  KIOTO  (Japan)  1876.  KOPENHAGEN  1879. 
MOSKAU  1872.  PHILADELPHIA  1878.  DRESDEN  187». 

WIEN  1873.  BERLIN  1878.  BRÜS8EL  1880. 

SYDNEY  187».  MELBOURNE  1880. 

PORTO  ALBGRE  1881.  ^ NÜRNBERG  1882. 


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Will  xi-d  m 1 1 li  I ■ ii.k  o II*  nrÄnpOt  uäl- 
gitur*,  S<  lil-'iid  rrmttli  W*a.  (\\txbm 
nitihli'B,  Kiu.'i*Jm6hlrn. 
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von  üntn'lih',  Foftorkorn.  Ifiilwn- 
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1887. 


597 

EXPORT,  Organ  de«  Centrulvcroins  für  IlandelsReographie  etc. 


Nr.  80. 


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Landwirthschaftlicher  Maschinen  und  Ger&the 

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n I Amsterdam:  Herrn.  Weber  Singel  230. 


1887. 


Nr.  40. 


598 

EXPORT,  Organ  de*  Centralverein»  für  Handelsgeographie  etc. 


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Omnibusse,  Lokomobilen,  Dampf  • Feuerspritzen, 
Dampf- Vacuumapparate  zum  Heben  von  Latrinen- 
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motiv-Krahne,  Stationire  Dampfmaschinen.  [t*>] 


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1887. 


599 

EXPORT,  Organ  des  Centralvereina  für  Handelsgeographic  etc. 


Nr.  40. 


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Betrieb  mit  Dampf-  und  Wasserkraft. 

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International  Centennial  Exhibition  Melbourne  1888. 

Vertretung  für  Australien  und  Neu-Seeland 

vornehmlich  für  die 

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Spezialität:  „Pianos  ".  Wagen ; Porzellan-,  Glas-,  Terra-Cotla-,  Majolika-,  Steingut- Waaron : Leder  und  Lederwaaren; 
Textil-  und  Bekleidungs-Industrie  (Stmmpfwaaren,  Berlin-Woollen  Goods,  Handschuhe  etc.  etc.); 

Papier-Industrie;  Bier,  Spirituosen, 

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Deutsche  Fabrikanten  wollen  sich  behufs  Einführung  ihrer  Erzeugnisse  in  Australien  und  dauernder  dortiger  Ver- 
tretung sowie  Wahrnehmung  ihrer  Interessen  auf  der  Weltausstellung  ron  Melbourne  mit  der  obigen  Firma  in  Verbindung 
setzen.  — Dieselbe,  seit  vielen  Jahren  in  Australien  eingeführt,  ist  zn  jeder  Mittheilung  über  die  dortigen  Absatzverhältnisse 
gerne  bereit 

Auskunft  über  die  Firma  ertheilt  die  _ . , __  ,,  , _ 

Deutsche  Exportbank,  Berlin  SW.,  Koohutrafse  27. 


Schmedes,  Erbslöh  A Co., 

Melbourne,  Sydney,  London  K.  C.,  Brisbane, 

71.  Fllndere  Lue.  311.  Kent  Street.  IS.  87.  MonkwellktrreL.  Albert  Street. 

Correspondenzen  nach  London  orboton. 


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-4fe-v 

Digitized  by  Google 


1887. 


Nr.  40. 


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Cirtcr  Musik,  und  durch  den  Abschluf»  r**Ua 
Ucsctiäftc  zu  fördern,  empfiehlt  sich  besten* 
zur  Anfertigung  aller  Arien  Orchester-  sn4 
Flutenwerke,  Orgeln,  Walten  zu  vorhandenen 
Werken,  sowie  zur  Besorgung  simmtlicksr 
einscbligiger  Reparaturen. 

Dem  Verbände  gehören  die  naohverreichnf 
tea  Orchestrionfabrikaaten  alt  Mitglieder  ae 

1.  Benz,  Josef  in  Vill.ngen. 

2.  Blessing,  Wolfgang  In  Unterkiruoh. 

3.  Dold,  Gordian  in  Vbhrenbaoft. 

4.  Heine,  F.  X.  in  Vöhrenbaoh. 

5.  Heitzmann.  Tobias  in  Villiagen. 
fi  Imhof  4 Mückle  in  Vöhrcnbach. 

7.  Keller,  Fr.  in  Lenzklrch. 

8 Koos.  Sebastian  in  Fartwangen. 

•K  Nuckle.  J.  in  Furtwaagea. 

10.  Sohtnatdn,  L.  P.  in  Villiagen. 

11.  Stern,  Josef  in  Villiagen. 

12.  Wrisser  Ambros  in  Unterklrnach 

J8.  Wofte,  H.  4 Söhne  in  Freiburg.  j>. 


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Expedition  den  „Exports“, 

Berlin  SW„  Kochst*.  27, 

aatfegangeaamaefc. 


MH» 

nach  U Übereinkunft 

mit  der  Kxpoditloa. 


Centralvereins  für  Handelsgeographie  und  Förderung  deutscher  Interessen  im  Auslande 


Redaktion  und  Expedition:  Berlin  S.W.,  Kochetrafse  27. 

rOeieblftsselts  Wocheuie**  9 bl*  4 Uhr.) 

Der  »EXPORT“  ist  im  deutschen  Poitulbnpkllslof  für  1887  unter  Nr.  1876,  Seite  59  eingetragen.  ”P* 

IX.  Jahrgang.  cSccfm,  ZW  n.  issj.  Nr.  41. 


Hie«.».  WocbrBMhrift  verfolgt  den  Z treck.  fort  lauf« ud  Belichte  über  die  1<M>«  unserer  Lsuil.-leutr  tu  AusUud«  aur  Kenatnifi  ihrer  I.eser  zu  bringen,  die  IntrrnMen  de*  deuUthen  Exports 
1 tut  kraft  ic  zu  vertreten,  sowie  dem  deutschen  Handel  und  der  drnUctwm  Industrie  wichtige  Mltthriluijgen  über  die  tluwMsvsrliXItnt«**  de*  Anstande#  In  kdrseeter  Frist  xn  »bermttti'ln- 

Brtflfe,  Xeitnngon  und  Werth-endiingei-.  CUr  dm  „llxpart“  sind  an  di*  Redaktion,  Heriln  SW.,  KoctulraTS«  27,  z«  richten. 

Briefe,  Zeitungen,  B ottrlltaerklirnngen , WerthsenduuKeB  für  den  „Ceatnlrereln  fBr  UandeUeeegraphle  etc.“  sind  uach  Berlin  SW..  Kocb*tra.he  27,  zu  richten. 

Inhalt:  BoBebluft  des  ßundesrathes  betreffend  die  Melbourner  Ausstellung.  — Einladung  zur  Erwerbung  der  Mitgliedschaft 
des  Centralvereins.  — Deutsche  Unternehmer  und  Deutsches  Kapital  in  Süd-Araerika  (Originalbericht  aus  Buenos  Airee).  — Europa: 
Auswanderung  im  Monat  August.  — Die  Lage  der  Ausländer  in  Kufslaud.  (Schiufo).  — Urotebritannieu,  das  neue  Markeuschutzgesctz.  — Asien: 
Kino  Hebe  durch  die  Mandschurei.  Von  JI.  C.  James  in  Bombay.  (Fortsetzung).  — Zurückweisung  englischer  Angriffe  auf  die  deutsche  Dampferlinie 
(Origiiiaibericht  aus  Shanghai).  — Afrika:  Briefe  aus  Wad  Süd  und  Wad  Draa.  — Marokko.  — Süd-Amerika:  Brasilianische  Eisenbahnauleiben  (Origl- 
naibericht  aus  Rio  de  Janeiro).  — Fortschritte  der  Kolonisation  in  Argentinien.  — „Banco  Construetor  de  la  Plata-.  — Au*  Montevideo  {Original bericht 
vom  6.  September).  — Die  Brasilianer  aut  Itapocü  und  die  Arbeiterfrage  (Origlnalbericbt).  (Scfclufs).  — Nachklinge  der  1886  er  Südomerikanischen  Aus- 
stellung in  Berlin.  — Eine  neue  Ocspinnstfaser,  — Vereinsnacbricbten:  Eingesandt.  Achtung)  Vorsicht!  — Deutsche  Exportbank  (Abtheilung: 
Export- Bureau).  — Anzeigen. 

Oie  Wiedergabe  von  Artikels  aus  dem  „Export“  ist  gestattet,  wenn  die  Bemerkung  hinzugefügt  wird:  Abdruck  (bezw.  Übereetzung)  aus  dem  „EXPORT“. 


ln  der  Donnerstag,  den  8.  d.  M «tattgebabten  Sitzung  des  Bandes-  , 
ratbr.s  hat  derKflbe  die  von  der  Keichsregiernng  ihm  vergelegten  1 
Petitionen  und  Anträge  zu  Bassten  einer  offlziellen  Betheiligung  Deutsch- 
lands an  der  1888er  Ausstellung  zn  Melbourne,  einer  Kommission  zur 
Begutachtung  and  Berichterstattung  überwiesen.  Die  letztere  sowie 
eine  daran  sieh  knüpfende  Beschlußfassung  dürfte  mit  Rücksicht  auf 
den  nahe  bevemtehendei  Schlafs  der  Anmeldezeit  bereits  in  der  nächsten 
Sitzung  des  Handesralbei*  statlflnden. 


Einladung  zum  Beitritt 

>n  den 

„Central verein  für  Handelsgeographie  etc.“ 

Alle  Diejenigen,  welche  sich  für  Kxportliandelsfragei  sowie  für 
koloniale  Bestrebangeu  interessiren , laden  wir  hiermit  ein,  dem  nnter- 
zeichncten  Vereii  als  Mitglieder  beizalreten.  Der  jihrliehe  Beitrag  für  { 
das  Inland  betrügt  12,  für  das  Ausland  15  Mark.  Die  im  letzten  Quar- 
tal d.  J.  nen  eintretenden  Mitglieder  erwerben  durch  Zahlung  dieses 
Betrages  die  Mitgliedschaft  des  Vereins  auch  für  das  Jahr  1888  und 
treten  bereits  jetzt  in  die  Rechte  der  Mitglieder  ein. 

Der  „Export”,  das  Organ  des  Vereins,  wird  den  Vereinsmif  gliedern 
gratis  zugesandt.  Satzungen  stehen  zur  Verfügung. 

Berlin  8W„  Koehstr.  27,  Anfang  Oktober  1887. 

Contralverein  für  Handelsgecgraphie  etc. 

Der  Vorsitzende: 

Dr.  B.  Jannasch. 


Deutsche  Unternehmer  und  Deutsches  Capital  in  Süd-Amerika. 

Folgender  Brief  ist  dem  Unterzeichneten  aus  Buenos  Aires  i 
zugegangen: 

Buenos  Aires,  7.  September  1887. 

Herrn  Dr.  U.  J annasch 

Berlin  SW.,  Kuobstr.  37. 

Die  Lektüre  Ihres  Werke»  über  Kolonisation,  Ihre  gegründeten  Ansichten 
über  die  Tragweite  der  südatnerikanUchen  Ländereien  für  Deutschland,  haben 
mich  veraulahit.  Ihnen  nachfolgende  Mittheiluugcu  zu  machen. 

Da  ich  vorauithen  muß,  daß  Sie  die  ökonomischen  Fortschritte 
dieser  neuen  Länder  scharf  beobachten,  so  will  ich  mich  darauf  beschränken. 
Ihnen  die  nachfolgenden  kui.-en  Berichte  zu  geben. 

1876  Einwanderer 34000.  1887  Einwanderer  106000 

1876  Cioncraircnie  . . . 22  Millionen  Pesos,  1887  Reute  . . 42  Millionen 


1876  Einfuhr  Getreide,  Cerealc*  l’/rMill-kg.  1887  ca.  16  Mill.  kg  Ausfuhr. 
1876  Wolle,  Ausfuhr  . . 90  Millionen  kg.  1885  . . 128,)  Millionen  kg. 
187u  Häute,  Ausfuhr  . 3 */»  Millionen  Stuck,  1886  2*/*  Millionen  Stück. 

ln  demselben  Verhältnis«  steht  der  moralische  Fortschritt,  und  die 
Normalisinmg  der  politischen  Verhältnisse,  die  sieh  mehr  und  mehr  denen 
eines  geordneten  Staate*  nähern. 

Deutschland  bat  nur  ganz  wenig  au  diesem  Fortschritte  mitgearbeitet. 

Die  hiesigen  deutschen  Häuser  beschränkten  »ich  die  darauf  Vermittler 
des  Imports  und  Exports  zwischen  hier  und  Europa  (nicht  atuisckliefslich 
Deutschland)  zu  sein,  einige  wenige  Professoren,  2 oder  3 Ärzte,  einige 
wenige  Tischler  und  Schlosser,  einige  Makler,  und  die  ganze  gepriesene 
deutsche  Wissenschaft  und  Industrie  ist  rcpriftuaiirt. 

Land  wir  tim,  Ackerbauer,  in  den  Kolonieeo  sind  zu  zählen,  und  wenn 
man  die  deutsche  Sprache  hört,  so  ist  es  Schweizer  dialekt.  Große  Landeigen - 
thümer  und  ViehheerdenbeMtzer  zählen  nicht  unter  den  Deutschen,  während 
unter  den  Engländern  — besonders  Irländern  — und  Italienern  große 
Ländereieubesitzrr  vorhanden  sind. 

Der  jetzige  Vizepräsident  des  Landes  ist  Sohn  eines  Italieners 
»Pelegrini*.  Der  letzte  Gouverneur  der  größten  und  reichsten  Provinz, 
Dämlich  Buenos  Aires,  ist  Sobn  eines  Italieners,  eines  Kleinhändler»  in  Mehl, 
Namens  D’Amico;  der  erst«  Minister  der  wichtigen  Ackerbauprovinz  Santa- 
Fe  ist  Sobn  eine«  Italieners  (eines  Srhuapa-  und  Kiaebändlers)  Namen* 
Cafferato.  — Die  Italiener,  die  den  größten  Theil  der  Einwanderer 
abgeben  — sind  in  allen  sozialen  Verhältnissen  zufrieden.  Sie  bilden  80% 
der  Ingenieure,  Architekten,  Bauunternehmer  usw.,  trotzdem  dafs  die  Bau- 
materialien euglischen  oder  belgischen  und  deutschen  Ursprungs  sind.  Um 
nun  speziell  den  Fortschritt  der  Provinz  Santa- F«,  die  bis  jetzt  so  zu  sagen 
das  Bassin  war,  in  welchem  sich  % der  Einwanderer  sammelten  um  ihre 
Ackerbaukolonieen  zu  gründen,  zu  spaziüziren,  mögen  ihnen  die  Zahlen 
dienen,  die  ich  nachfolgen  lasse: 

1885:  160000,  1887  : 243000  Einwohner. 

Die  Mühlen- Industrie  dieser  Provinz  versieht  außer  Buenos  Aires  simint- 
licbe  Provinzen  mit  Mehl;  Santa- TV  hat  108  Koloniecn  gegründet  und  26  sind 
iu  der  Begründung  begriffen,  so  dafs  man  rechnen  kann,  dafs  seit  10  bis  12 
Jahren  ungefähr  4000000  (4  Millionen)  Hektaren  bebaut  wurden. 

Eine  andere  merkwürdige  Erscheinung  ist  die  Art  der  Kolonisirung. 
Es  wird  da»  Land  im  Grofeon  entweder  von  der  Regierung  (sehr  schwer 
beute)  oder  von  Privaten  gekauft  und  dann  iu  Parzellen  von  25  bl»  50  Hek- 
taren verkauft. 

Die  Provinz  Buenos  Aires  bat  sich  bis  jetzt  von  dieser  Ko  Ionisation*  - 
bewegung  fern  gehalten:  denn  die  Woll-  und  Häuteproduktion  schien 
für  den  Fortschritt  des  Lande»  genügend  tu  sein;  auch  »ind  die  Ländereien 
in  der  Nähe  der  Hauptstadt  und  auch  der  verschiedenen  Eisenbahnlinien 
schon  so  theuer,  dafs  sie  nur  für  sehr  kapitalrei-.  be  Pächter  oder  Landwirth« 
dienen  könnten : arme  Emigranten  werden  sich  wohl  kaum  entschliefen,  einen 
ha  mit  400  bis  600  M zu  kaufen  (obwohl  ee  rentabel  wäre),  während  man 
ihn  in  den  entfernteren  Gegenden  für  50  bis  60  M kaufen  kann. 


Nr.  41 


602 

EXPORT,  Organ  des  CentrmWoreiM  Ar  Handelsgeogniphie  etc. 


1887. 


Ich  habe  mich  nun  mit  der  Regierung  der  Provinz  Buenos  Aires  in 
Verbindung  gesetzt  und  bin  bereits  in  Unterbsndlong  ihr  400000  (Vierhundert 
Tausend)  ha  Land  abzukaufen.  Ich  habe  ihr  den  Preis  von  30  M Angeboten ; 
dagegen  gewährt  mir  die  Regierung  zebnj ihrige  Steuerfreiheit,  20  °/<i  Nachlaß 
bei  den  Frachten  der  Staats  bahn  und  die  Konzesaion  einer  Eisenbahn,  um 
die  Staatsbafin  bis  zu  den  von  mir  zu  gründenden  Kolonien  zu  verlängern. 
Die  von  mir  geforderten  Ländereien  sind  ungefähr  105  km  von  der  letzten  Eisen- 
bahn-Station der  Westbabn  (Staatsbabn  der  Provinz)  gelegen,  die  sich  aber 
ungefähr  um  120  km  verlängern  läßt  Die  Zahlungsbedingungen  sind  3% 
comptant  und  der  Rest  in  5 einjährigen  Raten. 

Die  Koloniaation  würde  ich  nur  mit  deutschen  und  österreichischen 
Elementen  vornehmen. 

Ich  bin  gesonnen,  die  Unternehmung  auf  Actien  ä 500  M zu  gründen, 
und  ich  bin  überzeugt,  wenn  nicht  aämmtliche,  so  doch  ein  Drittel  der 
Aktien  hier  unterzubringen.  Das  Unternehmen  würde  außer  dem  groß- 
artigen Nutzen,  für  die  Aktionäre,  überdies  der  deutschen  Industrie  eine  lang- 
jährige Absatzquelle,  endlich  der  auswandernden  deutschen  Überbevölkerung 
ein  gutes  Unterkommen  gewähren. 

Von  einem  englischen  Hause  sind  mir  Anerbietungen  gemacht  worden, 
daa  Geschäft  in  London  abzuschlicfsen.  Ich  würde  ea  jedoch  vorziehen, 
cs  in  Berlin  zu  realisiren,  und  zwar  vorzüglich  deshalb,  um  eine  moralische 
Unterstützung  für  Einwanderer  germanischen  Stammes  zu  erzielen  Der  Gou- 
verneur ist  dem  Unternehmen  sehr  geneigt. 

Ich  bitte  Sie  daher,  mir  Ihre  Meinung  gefälligst  roittbeilen  iu  wollen, 
ob  das  Unternehmen  in  Berlin  An  klang  finden  würde;  ich  würde  dann  in 
weitere  Verhandlung  mit  Ihnen  treten. 

Vor  kurzem  habe  ich  hier  eine  anonyme  Societit  für  Errichtung  einer 
Cylinder-Mahtmüble  mit  dem  Kapital  von  l Million  Pesos  (4  Millionen  M) 
gegründet,  deren  Prospekt  und  Statuten  ich  per  Kreuzband  beiacbliesae. 
Die  Aktien  sind  in  kurzer  Zeit  beinahe  ganz  gezeichnet  worden  und  wahr* 
schein  lieh  werde  ich  Ende  Dezember,  vielleicht  schon  im  November  nach 
Deutschland  geben,  um  mit  einem  Konstructcur  die  Erbauung  abzuschlicfsen, 
vorher  jedoch  werde  ich  Ihre  gefällige  Antwort  erwarten. 

Gleichzeitig  füge  ich  noch  die  Anzahl  der  hier  funktionirenden  Eisen- 


bahnen zu: 

Ferro  Carril  del  ölte,  Provinz  Staatsbahn 700  km 

a „ „ Sud,  englisches  Unternehmen  ....  900  a 

„ „ „ Sorte,  englisch 40  * 

„ n » Ensenada.  englisch 80  . 

a „ „ Pacific«  (nach  CM!«) 700  a 

„ „ „ Buenos  Aires  y Sunchatea,  engliech,  End- 
punkt: Kolonien  in  Santa*  F4  ....  700  * 

„ „ a Rosario  Cordoba,  englisch  .....  400  „ 

. . Cordoba*  Tueuman-Metan,  Staatsbahn  . . . 700  „ 

n „ Santa-Fe 100  a 

a , Colomas— Santa- F«*,  Provinzbahn  ....  250  „ 

. „ (»alvez— Santa-Fe,  englisch 80  „ 

, „ Parana  Uruguay,  Staatsbahn 450  , 

„ „ Eite  (Provinz  Corricnte»),  Staatsbabn  . . . 200  , 


5800  km 

Projektirte  und  konzessionirte  Linien  4-  bis  5000  km. 

Meine  Unternehmung  dürfte  den  Anstoß  geben,  daß  deutsche  Ein- 
wanderer hier  einen  überaus  günstigen  Boden  finden,  endlich  die  deutsche 
Industrie  und  deutsches  Kapital  eine  überaus  reichliche  Anlage. 

Ich  bin  der  Hoffnung,  daß  dortige  Bankiers  sowohl  als  Staatsmänner 
mein  Unternehmen  günstig  beurtheilen  werden  und  sollte  es  mich  sehr  freuen, 
zu  diesem  Resultate  beitragen  zu  können. 

Ihr  ganz  ergebenster  A.  E.  F. 

Ehe  ich  mich  eingehender  über  den  Inhalt  des  obigen  Briefes 
verbreite,  möchte  ich  einige  kleine  Irrthümer  desselben  berichtigen. 
Dem  Herrn  Verfasser  ist  es  in  Folge  seines  längeren  Aufenthaltes 
in  Argentinien  zweifellos  bekannt,  dafs  unter  den  dortigen  Grofs- 
grund  besitze™  sich  auch  Deutsche  befinden.  Es  sei  nur  an  den 
Estanzia-Vercin  in  der  Nähe  von  La  Paz  erinnert,  welcher  vorzugs- 
weise deutsches  Kapital  repräsentirt.  Der  frühere  deutsche  Konsul 
Nordenholz  ist  in  der  Nähe  von  Rosario  ebenfalls  Besitzer  einer 
grofsen  Estanzia.  Ebenso  sind  mehrere  grofse  deutsche  Häuser  von 
Buenos  Aires  bei  zahlreichen  Landgesell  schäften  betheiligt.  Dafs  die 
grofsen  Fabriken  für  Fleischkonserven  und  Fleischprfiparate  von  Deut- 
schen begründet  wurden  und  noch  geleitet  werden,  ist  ebenso  be- 
kannt wie  die  Thatsache,  dafs  die  gröfsten  Import-  und  Exportfirmen 
der  argentinischen  Hauptstadt  deutschen  Ursprungs  sind.  So  erfreu- 
lich die  Registrirung  dieser  Thatsacben  für  uns  Deutsche  auch 
sein  mag,  so  kann  es  uns  doch  nicht  Wunder  nehmen,  dieselben 
in  dem  obigen  Schreiben  ignorirt  zu  sehen. 

Was  wollen  denn  alle  diese  Thatsacben  in  ihrer  relativen  Be- 
deutung zu  der  grofsartigen,  rapiden  wirtschaftlichen  Entwicke- 
lung Argentiniens  besagen.  Wie  gering  ist  das  daselbst  io  Grund 
nnd  Boden  veranlagte  deutsche  Kapital  im  Vergleich  zu  dem  eng- 
lischen oder  selbst  italienischen.  Die  bestrentirendeo  Fabriken 
gedachter  Art  sind  in  englischen  Besitz  fibergegangen,  für  das  vor- 
treffliche Kemmerich  '»che  Unternehmen  mufste  das  Kapital  in 
Belgien  aufgebracht  werden,  nachdem  jeder  Versuch  cs  in  Deutsch- 
land aufzubringen  sich  als  vergeblich  herausgestellt  batte. 

Kann  es  unter  solchen  Verhältnissen  Erstaunen  erregen,  dafs 


der  Handel  der  deutschen  Häuser  in  Buenos  Aires  nicht  oari 
Bremen  nnd  Hamburg  gravitirt  sondern  dafs  sic  — glücklicher 
weise  mit  Erfolg  — bestrebt  gewesen  sind,  sich  an  den  aoglo 
argentinischen  Verbindungen  einen  lebhaften  Antheil  zn  sichen 
Waren  es  doch  die  Engländer,  mit  welchen  die  argentinische  R*. 
publik  die  zur  Ansfahrung  der  grofsen  Babnbauten  nothwendigeo  Aß 
leihen  abschlossen,  wodurch  gleichzeitig  der  englischen  loduKtr« 
die  Lieferungen  für  die  Schienen  und  das  laufende  Betriebsmzteriii 
gesichert  wurden.  Dafs  sich  hieran  zugleich  eine  ausgedehnte  Land- 
Spekulation  englischeneits  schlofs,  ist  naheliegend  genug.  Die  ita- 
lienischen und  deutschen  Einwanderer  kaufen  aus  dritter  Jfad, 
parxellen weise.  Die  Kultur,  welche  ihre  Arbeit  dem  Boden  verhüt 
kommt  dem  englischen  und  einheimischen  Grofsgrundbcsitzer  n 
Gute.  Welche  sichere  Kapitalanlage  für  die  Einnahmefiberechä^ 
eines  Landes  wie  England,  in  welchem  der  Zinsfufs  für  imroou- 
Kapitalien  21/}  Proc.  fast  nie  übersteigt,  welche  Kapilalresem  fr 
die  künftigen  Generationen ! Es  liegt  auf  der  Hand,  dafs  am« 
solchen  Verhältnissen  die  deutschen  Landbauer,  Ingenieure,  Kul 
leute  im  Grunde  genommen  Pioniere,  Arbeiter,  Agenten  für  aa»lit- 
dische  Interessen  werden  müssen  und  dafs  von  den  Erfolgen  ihrer 
Th&tigkeit  ein  relativ  sehr  geringer  Prozentsatz  den  Inlerefvo 
Deutschlands  zu  Gute  kommt.  Es  kann  daher  kaum  Wunder  nebnwo, 
dafs  — wie  wir  bereits  in  Nr.  19  des  Blattes  mittheilten  — von  der 
83  302  192  Ji  betragenden  Einfuhr  der  Maschinen  nur  1 848328 
auf  den  deutschen  Antheil  entfallen.  Der  obige  Brief  ist  der  beste 
Belag,  dafs  sich  in  der  That  die  Dinge  in  der  geschilderten  V «iw 
entwickeln  und  abwickeln  müssen.  „Wenn  man  mir  in  DeutsrhUod 
nicht  entgegenkommt,  so  mache  ich  das  Geschäft  in  England.* 
Und  so  ist  es  fast  immer;  es  vergeht  keine  Woche,  dafs  ich  dit?t 
Redensart  nicht  von  Gberseern  hören  mufs.  Und  die  Leute  haben 
in  London,  sofern  ihre  Vorschläge  geschäftlich  klar  liegen  nnd  sie 
selbst  als  anständige  Leute  empfohlen  werden  oder  bekannt  sind, 
fast  immer  Erfolg.  Trotz  des  grofsen  Kapitalreicbthnms  von  Eng- 
land wird  man  die  Engländer  doch  nicht  Illusionen  für  zugänglich 
erachten.  Frei  von  aller  Phantasterei,  voller  nüchterner  geschäft- 
licher Erwägung,  sehen  sie  sehr  wohl  und  zwar  mit  erstaunlich  rascher 
Orientirungsfähigkeit  die  Tragweite  eines  Unternehmens  ein.  Es 
ist  nicht  nur  die  geschäftliche  Tüchtigkeit  des  Engländers  sondern 
auch  die  grofse  Liberalität  des  englischen  Kapitals,  welches  dem 
englischen  Unternehmungsgeiste  alle  Pforten  and  alle  Gebiete  des 
Weltmarktes  öffnet.  An  Unternehmungsgeist,  Zähigkeit,  Tüchtigkeit 
geben  die  Deutschen  in  Obersee  den  Engländern  nichts  nach,  aber 
ihre  Stützen  warzein  — leider  — nicht  im  heimischen  Kapital.  IV* 
Ängstlichkeit  desselben  documentirt  sich  in  allen  Branchen.  Ihr 
Fabrikant  arbeitet  mit  Londoner  Kommissiousbäusern,  weil  tc 
bei  kleinerem  Gewinn  sicherer  geht  als  wenn  er  direkt  nach  dn 
Kolonien  handelt  Man  überzeuge  sich  nur  durch  einen  Besieh 
der  Werkstätten  des  Thüringer  Waldes,  von  welcher  Bedeutung  für 
dieselben  das  Londoner  Kommissions-  und  Exportgeschäft  ist  Bei 
meiner  jüngsten  Anwesenheit  in  Rheinland  und  Westfalen  batte  ich 
einige  bedeutendere  Ordres  der  Deutscheu  Exportbank  zu  begebt«. 
Mehrere  erste  Werke  bedauerten  sie  nicht  annehmen  zu  könnet, 
da  sie  kontraktlich  verpflichtet  seien  für  die  betr.  überseeisch?; 
Gebiete,  aus  denen  die  Aufträge  herrührten,  nur  durch  Vermitt- 
lung englischer  Häuser  zu  arbeiten.  Und  ist  es  denn  im  Zucket 
bandel  viel  anders?  Ein  gut  Theil  deutscher  Fabriken  sind  eng- 
lische Werkstätten.  Weit  entfernt  dies  zn  bedauern,  mufs  n 
vielmehr  als  vorteilhaft  bezeichnet  werden,  dafs  es  der  Täcbtigktr 
der  deutschen  Industrie  gelungen  ist,  diese  Lieferungen  an  sich  in 
reifsen  und  zu  verhindern,  dafs  sie  in  Belgien  oder  Frankreich  b«gt- 
ben  wurden.  Aber  andererseits  liefern  diese  Thatsacben  doch  d« 

I Beweis,  dafs  unsere  technische  Leistungsfähigkeit  dem  Unter- 
nebmungsgeiste  auf  dem  Gebiet«  des  Exporthandels  woraosgeeilt 
■ ist.  Möge  immerhin  zugegeben  werden,  dafs  unsere  Kapitalkni’ 
i noch  nicht  in  allen  Industriezweigen  genügend  erstarkt  ist,  um  ic! 
j den  überseeischen  Märkten  selbständig  und  aelbstthätig  anfzuUt t. 
so  können  doch  zahlreiche  Industriezweige  dies  nicht  als  Entscheid» 
guog  des  Mangels  ihrer  Initiative  anführen.  Weshalb  vereinigen  sie 
sieb  nicht,  weshalb  errichten  sie  nicht  auf  gemeinschaftliche  KortO 
Niederlagen,  Ageoturen,  weshalb  bilden  sie  nicht  Syndicate  für 
Exportzwecke.  Für  manche  Industriezweige  ist  das  sicherlich  nifkt 
nothwendig,  weil  tüchtige  deutsche  Firmen  deren  Export  leib» 
und  es  müfste  als  ein  schwerer  taktischer  Fehler  bezeichnet  werd?o 
diese  älteren  bewährten  Häuser  durch  neue,  auf  experimentell 
J Grundlage  ruhende  Exportuoternehmungen  zu  schädigen.  Vr* 
halb  endlich  gehen  nicht  die  deutschen  Banken  mit  ähnlich?" 
Unternehmungen  vor  wie  die  konkurrirenden  englischen  Institute 
Die  deutschen  Finanzgruppen  verfügen  doch  über  genügende  Bit 
tel,  um  sichere  Anleihen  abzuschliefsen  und  dafür  zu  sorgen 
dafs  die  produktiven  Zwecke  derselben  der  deutschen  Industrie 


1887. 


603 

EXPORT,  Organ  dos  Centralvereina  für  Handelsgeographie  eie. 


Nr.  41. 


zu  Gut«  kommen.  Niemand  war  erfreuter  als  die  Freunde 
dieses  Blattes  und  der  durch  dasselbe  vertretenen  Bestrebungen, 
als  bekannt  wurde,  dafs  die  Deutsche  Bank  das  £is  und  die 
Reserve  in  unseren  Bankkreisen  gegenüber  überseeischen  Unter* 
nehmungen  durch  Anlage  einer  Filiale  in  Buenos-Airee  gebrochen 
habe.  Niemand  wird  es  freudiger  begrüfst  haben,  als  die  Mit* 
glieder  der  handelsgeographiscben  Gesellschaften,  dafs  ein  poten- 
tes Berliner  Bankhans  eine  südafrikanische  Bahn  finanzirt  hat, 
daß  durch  deutsches  Geld  die  Anleihe  von  Lissabon  und  von 
Buenos  Aires  gedeckt  worden  ist  Aber  in  diese  Anerkennung 
mischt  sich  doch  zugleich  die  bittere  Empfindung,  dafs  das  Alles 
doch  herzlich  wenig  ist  im  Vergleich  zu  dem,  was  geschehen  könnte. 
Man  wende  nicht  ein,  dafs  es  den  Deutschen  an  Veranlassung  dazu 
fehle.  Das  Hamburger  und  Bremer  Kapital  ist  lange  genug  in  über- 
seeisch tbätig  und  unser  Export  ist  seit  30  nnd  mehr  Jahren  grofs 
genug  gewesen,  um  das  deutsche  Großkapital  and  die  deutschen 
Banken  für  sich  in  höherem  Maße  zu  interessiren,  als  es  geschehen 
ist.  Man  rede  sich  auch  nicht  mit  dem  Hinweis  auf  die  Jobbernde 
Börse“  heraus.  Alle  solche  und  ähnliche  Thatsachen  sind  schließ- 
lich nicht  die  Ursachen,  sondern  im  Grunde  genommen  die 
Symptome  unserer  Reserve  und  Engherzigkeit  in  überseeischen 
lnteressenfragen,  sowie  die  Folge  des  Mangels  unserer  volkswirt- 
schaftlichen Erziehung  und  Anschauungsweise  unserer  Volks- 
wirthschaftapolitik.  Und  an  diesen  Mängeln  leidet  der  einzelne 
Private,  — der  Kaufmann  wie  der  Fabrikant,  der  Abgeordnete  im 
Parlament  wie  der  Miniaterialbeamte  am  Regierungstisciie.  Dafs  in 
neuester  Zeit  die  Ansichten  sich  zu  ändern  beginnen,  ist  den  Ein- 
flüssen des  seit  1870  stärker  pulsirenden  nationalen  Lebens  und 
speziell  den  Einflüssen  der  in  jüngster  Zeit  inaogurirten  Kolonial- 
politik zuzusebreiben,  wie  denn  zweifellos  deren  erzieherisches 
Verdienst  es  ist,  nicht  nur  den  Geist  der  thalen-  and  unter* 
nehraangslastigen  Jugend,  sondern  auch  die  Aufmerksamkeit  der 
erfahrenen  kapitalistischen  Spekulation  auf  die  überseeischen  Ge- 
biete gelenkt  zu  haben.  Daß  aber  trotzdem  selbst  jetzt  noch  die 
leitenden  politischen  Kreise  in  ihren  kolonialpolitischen  Anschauun- 
gen einer  einseitigen  Anschauung  huldigen,  beweist  hinlänglich 
ihre  Stellung  in  der  Auswanderungsfrage.  Daß  die  Auswanderung 
nun  einmal  eine  nicht  zu  beseitigende  Thalsache  ist,  mit  wel- 
cher die  Kulturpolitik  einen  großen  Kulturvolkes  zu  rechnen 
hat  und  welche  nicht  vom  Standpunkte  den  wirtschaftlichen 
Polizeistaates  beurteilt  werden  darf,  sondern  welche  nach  großen 
kulturpolitischen  Gesichtspunkten  vom  Staate  betrachtet,  beeinflufst 
und  geleitet  werden  muss,  das  kann  jetzt  doch  wohl  einem  Zweifel 
nicht  mehr  unterliegen.  Und  unter  dieser  Perspektive  können  wir 
cs  nur  als  eine  erfreuliche  Thats&che  begrüßen,  wenn  wir  es  ge- 
gewahren,  daß,  mehr  als  irgendwo,  die  deutsche  Kolonisation 
in  Süd  - Amerika,  speziell  in  Süd  • Brasilien  sich  gedeihlich 
entwickelt.  Auf  das  Niederscblsgendste  muss  es  daher  auf 
uns  wirken,  wenn  diese  durch  nnd  durch  gesunde  lebensfähige 
deutsche  Kolonisation  an  ihrer  weiteren  Kräftigung  durch  die  Ver- 
Bote,  welche  nach  Zweck  wie  Geist  veraltet  aiud,  gehemmt  wird. 
Die  wirtschaftlichen  Interessen  der  in  Rio  Grande  do  Sul  An- 
gesessenen repr&sentiren  allein  mehr  Werth,  mehr  Zukunft,  mehr 
deutschen  Kulturgeist,  als  vermutlich  Neo-Guinea,  die  Südsee  und 
die  afrikanischen  Besitzungen  jemals  erlangen  werden.  Und  welche 
Kosten  und  Opfer  sind  für  diese  bereits  gebracht  worden!  Nicht 
dafs  wir  diese  nicht  für  naturgemäß  nnd  notwendig  erachteten 
— aber  uos  dünken  die  Interessen  der  150,000  Deutschen  in  Söd- 
Brasilien  mindestens  ebensoviel  wert.  Man  sehe  die  Wert-Ziffern 
des  dortigen  deutschen  Handels,  man  überzeuge  »ich  von  der  Tüch- 
tigkeit dieser  deutschen  Kultur  und  man  wird  die  Aufhebung  des 
von  der  Heydt’schen  Reskripts  als  eine  Forderung  betrachten 
müssen,  welche  den  modernen  Kulturanscbauungen  und  vor  allen 
Dingen  den  Kulturaufgaben  eines  großen  Nationalstaates  ent- 
spricht. Mit  aller  Welt  wollen  wir  handeln,  in  China  wollen  wir 
Eisenbahnen  bauen,  in  der  Südsee  Handelsfaktoreien  errichten,  in 
Afrika  Plantagen  gründen,  überall  suchen  wir  durch  erfahrene 
Kräfte  Stützpunkte  für  unsere  Grossmachtspolitik,  veranlassen  unser 
Kapital  dort  zu  Unternehmungen  der  verschiedensten  Art,  und  da 
wo  wir  Erfahrung,  bewährte  Kräfte  zum  Dienste  unserer  wirth- 
schaftlicben  Interessen  im  Cberflnfs  zur  Verfügung  haben,  da 
üben  wir  eine  feindselige  Politik!  Denn  anders  als  im  Geiste 
einer  solchen  kann  ienes  Verbot  nicht  wirken.  Wie  soll  in  Süd- 
brasilien das  deutsche  Großkapital  Veranlagung  suchen,  wenn  diese 
Provinzen  durch  die  Anfrecbterhaltung  des  von  der  Hey  dt  sehen 
Reskriptes  gewissermaßen  in  Acht  und  Bann  gethan  werden.  Kann 
cs  Wunder  nehmen,  wenn  jedes  noch  so  solide  and  ehrliche 
Beginnen  wie  u.  A.  s.  Z.  das  Kolonisationsprojekt  „Herrmann“  von 
einem  Thcil  der  deutschen  Presse  mit  Verdächtigungen  aller  Art 
überschüttet  wird?  „Die  Regierung  selbst  warnt  ja  vor  jenen  Ge- 


bieten!“ Man  täusche  sich  nicht  über  die  Wirkungen  dieser  „War- 
nungen“; sie  üben  ihre  Rückwirkung  auf  die  ganze  deutsche  Kolo- 
nisation io  Bad -Amerika  und  die  deutschen  Interessen  daselbst 
überhaupt  aus. 

Die  Folgen  hiervon  liegen  klar  zu  Tage.  Die  Unternehmer  — 
wie  u.  A.  der  Schreiber  des  obigen  Briefes  — die  das  Laud  kennen, 
„gehen  uach  England“.  Das  ist  so  einfach,  so  natürlich,  selbst- 
verständlich. Wo  sollten  sie  denn  anders  hingehen?  Dort  erhalten 
sie  das  Geld  für  den  Landkauf,  für  die  Eisenbahnen  usw.  Die 
fruchtbarsten  und  einkömmlichsten  Anlagen  gehen  dem  deutschen 
Großkapital,  der  deutschen  Industrie  verloren;  mit  englischem  Gehle 
wird  der  deutsche  Arbeiter  durch  englische  Agenten  angeworben, 
englische  Dampfer  verdienen  die  Passage,  die  Frachten,  für  eng- 
lisches Geld  baut  er  die  überseeischen  Eisenbahnen,  er  lichtet  den 
Urwald  im  fernen  Westen,  er  erschliesst  die  unterirdischen  Schätze 
der  Minen  und  Bergwerke,  denn  er  bringt  Technik  und  Erfahrung 
mit,  kurz  er  wird  der  wirtschaftliche  peon  des  ausländischen 
Kapitalisten,  statt  daß  er  durch  eine  fürsorgliche  und  wohlwollende 
Auswanderungsgesetzgebung  in  Gemeinschaft  und  mit  Uuterstützung 
deutschen  Kapitals  auf  lauge  Zeit  hinaus  unserer  Volkswirtschaft 
als  Vorkämpfer  und  Werber  in  eminenter  Weise  dienen  könnte. 
Die  Beweise  dafür  liegen  nahe  genug;  ich  mag  sie  an  dieser  Stelle 
nicht  wiederholen.  Zu  ihrer  näheren  Kenntnisnahme  verweise  ich 
auf  das  von  Geheimrat  Professor  Roscher  und  mir  heraus- 
gegebene Werk:  Kolonien,  Kolonialpolitik  and  Auswanderung, 
Leipzig  1885. 

Soll  ich  die  in  dem  obigen  Briefe  gestellte  Frage  rückhaltlos 
beantworten,  so  kann  es  nur  in  folgendem  Sinne  geschehen:  „Ihre 
Reise  nach  Deutschland,  mein  Herr,  ist  verfehlt;  gehen  Sie  nach 
England,  dort  finden  Sie  für  Ibreu  Plan  Yersländniß,  Unterneh- 
mungsgeist, Geld!“  — Die  Nutzanwendung  für  die  deutschen  Inter- 
essen ergiebt  sich  von  selbst 

BerliD,  Anfang  Oktober  1887.  Ur  K jaBIial!Ch. 


E n r o p a. 

Auswanderung  in  Monat  August.  lrn  Monat  August  1887  sind 
über  deutsche  Häfen,  Antwerpen,  Rotterdam  und  Amsterdam  8061 
und  in  der  Zeit  von  Anfang  Januar  bis  Ende  August  1887  72608 
deutsche  Auswanderer  nach  überseeischen  Ländern  befördert  wor- 
den. Im  gleichen  Zeitraum  des  Jahres  1886  sind  über  obige  Häfen 
6727  bezw.  525%  und  1885:  86 1 5 bezw.  82716  Deutsche  nach 
überseeischen  Ländern  ausgewaudert. 

Die  Lage  der  Ausländer  ln  Rafslaad.  (Schluß).  Zu  den 
ohne  Krlaubniß  ihre  Operationen  betreibenden  Gesellschaften  soll 
auch  die  österreichische  „Läuderbank“  gehören,  die  ihre  Gruben 
gleichfalls  im  Kreise  Bendzin,  Gouvernement  Petrikau,  besitzt, 
in  der  Nähe  des  Dorfes  Gonolog,  und  dort  bei  einer  Arbeiter- 
zahl von  325  Mann  einen  jährlichen  Umsatz  von  100000  Rbl. 
erzielt.  Die  Erlaubniß  zur  Anlegung  dieser  Gruben  wurde  im 
Jahre  1876  einem  russischen  Unterthan  ertheilt;  zum  Übergang 
derselben  in  den  Besitz  der  L&oderbank  fehlt  aber  jegliche  Er- 
laubniß. — Derselben  Kategorie  soll  auch  die  Aktiengesellschaft 
„Compagnie  generale  des  Industrien  textiles“  augehören,  welche 
eine  Spinnerei  in  Lodz  besitzt,  und  bei  einer  Arbeiterzabl  von 
447  Mann  einen  jährlichen  Umsatz  von  1300000  Rbl.  erzielt. 
Aufserdem  sollen  allein  im  Petrikauer  Gouvernement  noch  11  aus- 
ländische Gesellschaften  existiren,  welche  xwarGewerbescheine 
besitzen,  die  aber  auf  illegale  Weise  er t heilt  worden  seien.  So 
berichtet  das  „W'arsz.  Duewnik.“  — Es  wird  dabei  nicht  klar,  ob 
nur  die  Ertbeilung  oder  auch  die  Erlangung  dieser  Gewerbe- 
scheine auf  illegale  Weise  vor  sich  gegangen  ist. 

Jetzt  sind,  wie  die  „Mosk.  Ztg.“  berichtet,  die  Kameralhöfe 
angewiesen  worden,  bei  der  nächsten  Ausreichung  der  Handels- 
dokumente sich  zu  vergewissern,  ob  die  betreffenden  Gesellschaften 
thatsäc blich  das  Recht  zum  Betriebe  von  Handelsoperationen  im 
russischen  Reiche  sich  erworben  haben,  ln  gleicher  Weise  beab- 
sichtigt man,  dem  Immobiliarbesitz  solcher  Gesellschaften  mehr 
Aufmerksamkeit  zu  schenken.  Man  ist  in  den  Ministerien  des 
Inneren,  der  Finanzen,  der  Justiz  und  des  Ausw&rtigeu  dabiu 
übereingekommeo , dafs  die  von  Rußland  mit  einigen  Staalsregic- 
rangen  geschlossenen  Deklarationen,  betreffend  die  gegenseitige 
Garantie,  die  Rechte  ausländischer  Aktiengesellschaften  zu  schützen, 
in  keiuer  Weise  die  allgemeinen  russischen  lteichsgesetze  abändern 
können.  Da  nnn  nach  den  zur  Zeit  bestellenden  Gesetzen  keine 
Aktiengesellschaft  in  Rafslaad  begründet  werden  oder  ihre  ThäUg- 
keit  beginnen  darf  ohne  vorhergehende  Allerhöchste  Genehmigung 
□sch  vorgftngiger  Prüfung  des  GeaellachafUstatuts,  so  muß  auch 
jede  ausländische  Aktiengesellschaft  vor  Eröffnung  ihrer  Thätigkeit 
innerhalb  des  russischen  Reiches  ihre  Statuten  zur  Bestätigung 


Nr.  41. 


1887. 


604 

EXPORT,  Organ  des  Centralverein9  für  Handelsgeogr&phie  etc. 


Vorteilen  und  für  sieb  selbst  die  Allerhöchste  Genehmigung  j 
erwirken. 

Als  eine  Folge  dieser  Maßregelungen  und  namentlich  des 
neuen  Gesetzes  über  den  Immobilienbesitz  der  Ausländer  gehen  I 
viele  bereits  verabredete  Geschäfte  wieder  zurück,  und  getroffene 
Abmachungen  werden  aufgehoben.  So  meldet  die  „Libauer  Ztg.“,  j 
dafs  die  belgische  Gesellschaft  .Cockerill“,  welche  im  vorigen 
Jahre  mit  der  Warschauer  „Gesellschaft  zur  Produktion  von  Stahl“ 
einen  besonderen  Kontrakt  zur  gemeinsamen  Errichtung  einer  Stahl- 
fabrik in  Kriwoi  Rog  abgeschlossen  hatte,  jetzt  einen  Bevollmäch- 
tigten nach  Warschau  gesandt  habe,  um  die  Bedingungen  aufzu- 
setzen, unter  welchen  dieser  Vertrag  wieder  annullirt  werden  soll, 

Der  „Kurjer  Warsz.“  will  wissen,  man  ventilire  in  Keglerunga- 
kreisen  zur  Zeit  auch  die  Frage,  ob  es  zulässig  sei,  dafs  Ausländer 
in  Rufsland  als  Agenten  von  Assekuranz- Kompagnien  fungiren. 
Eine  ganz  besondere  Gefahr  droht  jedoch  nach  den  Angaben  des- 
selben Blattes  den  ausländischen  Juden.  In  Folge  eines  Überein- 
kommens der  Minister  des  Inneren  und  der  Finanzen  sollen  Maß- 
regeln getroffen  worden  sein,  um  die  ausländischen  Israeliten, 
welche  Handel  treiben  oder  die  Stellen  von  Kommis  ohne  ent- 
sprechende Erlaubnis  bekleiden,  alsbald  an  den  Grenzen  Rufslands 
zu  beseitigen.  Aus  Rücksicht  darauf,  dafs  unter  den  Ausländern, 
welche  ihre  Wechsel  in  den  Kontoren  und  Abtheilungen  der  Reichs- 
bank diskontiren,  sich  solche  finden  können,  denen  der  Aufenthalt 
in  Rußland  verboten  ist,  erließ  die  Reicbsbank  die  Verordnung, 
dafs  die  Finanzkainmern  den  Kontoren  und  Abtheilungen  der  Reichs- 
bank Nachrichten  über  alle  ausländischen  Israeliten  cinreicben 
sollen.  — 

Endlich  scheint  man  aber  doch  etwas  bedenklich  geworden 
zu  sein  über  die  Wirkung,  welche  dnreh  all’  die  rigorosen  Maß- 
regeln in  Deutschland  hervorgerufen  worden  ist.  — ln  Berlin 
scheint  nachgerade  doch  die  Spannung  der  Geduld  gegenüber  dem 
frivolen  Losbrecben  des  russischen  Hasses  gegen  Dentscbland, 
welches  für  Rufsland  bisher  die  beste  finanzielle  Hilfsquelle  war, 
das  höchste  Maß  erreicht  zu  haben.  Der  bisher  nur  von  der 
Presse  gegen  die  russischen  Staatspapiere  geführte  kleine  Krieg 
«oll  demnächst  gewissermaßen  offiziell  erklärt  werden.  Die  deut- 
sche Reicbsbank  will  die  Frage  erwägen,  in  wie  weit  die  bisherigen 
Bedingungen  für  die  Beleihung  der  russischen  Werthe  der  jetzigen 
Sachlage  noch  entsprechen.  Die  deutschen  GetreidezÖllc  werden 
erhöbt  werden  und  schwer  auf  die  russischen  Bauen),  Landwirthe 
und  Händler  drücken,  während  durch  die  Begründung  der  „Gesell- 
schaft für  Spiritosverwerthung“.  den  „Spiritusring“,  gegen  den 
russischen  Sprit  von  dem  deutschen  eventuell  bald  ein  Kampf  auf  Leben 
und  Tod  eröffnet  werden  wird.  (??)  Daher  beschloß  man  rnasiseber- 
selta,  durch  einige  wohlklingende  Redensarten,  die  an  der  eigentlichen 
Sachlage  nicht  das  Geringste  Indern,  etwas  Balsam  auf  die  blu- 
tenden Wunden  zn  legen,  und  damit  den  drohenden  Sturm  viel- 
leicht zu  beschwören.  Am  24.  Juli  meldeten  die  „Birsti.  Wed.“ 
gerüchtweise,  daß  die  höheren  Kegierungskreise  ea  für  möglich 
erachteten,  bei  Anwendung  der  jüngsten  Ausländer- Gesetze  einige 
Erleichterungen  eintreten  zn  lassen.  Die  Verfügung  wegen  Ent- 
fernung der  Ausländer  aus  ihren  Stellungen  bei  den  Verwaltungen 
privater  und  kommerzieller  Unternehmungen  sei  einstweilen  sus- 
pendirt,  bis  die  Frage  über  den  praktischen  Nutzen  dieser  Verfü- 
gung für  die  einheimische  Industrie  nochmals  geprüft  worden. 
Ferner  sei  den  Gouvernements-Regierungen  vorgeschrieben,  di« 
Aufnahme  ausländischer  Industrieller  iu  die  russische  Unterthanen- 
sebaft  möglichst  zu  erleichtern,  ohne  sich  dabei  an  den  Buch- 
staben des  Ausländer-Gesetzes  zu  stoßen.  Jüngst  noch  sei  in  die 
russische  Unterthanenschaft  der  Direktor  eines  Hüttenwerks  auf- 
genommen worden,  welcher  sich  kauin  ein  Jahr  in  Rußland  auf- 
gehalten  habe.  In  diesem  Sinne  wolle  das  Ministerium  des 
Inneren  alle  ähnlichen  Bittgesuche  um  Aufnahme  in  den  russischen 
UnterthanenverbaDd  besebieden  wissen. 

Im  Gouvernement  Warschau  sollen  dem  „Kurjer  W’arszawski“  1 
zufolge  jetzt  täglich  etwaöOAufnahmegesucbe  einlaufen;  25°/o  der  Ein- 
gaben stammen  von  deutschen  Untertbanen.  In  Toinasehow  (Gonvern. 
Petrikan),  wo  sich  fast  alle  bedeutenderen  Fabriken  in  den  Händen 
von  Deutschen  befinden,  deren  Manche  schon  gegen  ein  halbes  1 
Jahrhundert  in  Rußland  leben,  haben  nicht  weniger  als  40  Finnen 
Gesuche  eingereicht.  Selbst  bis  nach  Petersburg  wirkt  dieser 
Drang,  obgleich  das  Gesetz  vom  14.  März  auf  dieses  Gouvernement  i 
gar  keinen  Bezug  hat,  und  es  haben  dort  viele  Ausländer  ihre 
Aufnahme -Gesuche  eingereieht.  Dabei  ist  die  eigenthümliche  Er- 
scheinung zu  Tage  getreten,  daß  einige  hundert  Personen,  anstatt 
in  der  Residenz  im  Flecken  Kolpino  sich  haben  einschreiben  lassen, 
well  dieser  Akt  hier  mit  weit  geringeren  Ausgaben  und  weniger  i 
großen  Formalitäten  verknüpft  ist,  so  daß  der  kleine  Ort  plötzlich 
um  mehrere  hundert  Bürger  reicher  geworden  ist. 


In  den  westlichen  Gouvernements  sollen  endlich,  wie  die 
„Nowoje  Wremja“  und  der  Kurj.  Warna.“  jüngst  mitthcilteu,  die 
Vorschriften  bezüglich  der  Naturalisation  von  Ausländern  insofern 
eine  Milderung  erfahren  haben,  als  man  den  örtlichen  Behörden  die 
Befugniß  ertheilen  will.  Ausländer  sofort  in  den  russischen  Unter- 
tbanenverband  aufzunehmen,  wenn  diese  mindestens  fünf  Jahre 
lang  im  Berits«  ländlicher  Grundstücke  oder  von  Grundstöckti 
zum  Gewerbebetrieb  gestanden  haben,  und  durch  ein  Attest  nart- 
weisen  können,  daß  sie  während  dieser  Zeit  daselbst  bestände 
gewohnt  und  durch  ihre  Führung  zu  keinerlei  Ausstellungen  Be- 
schwerden und  Unannehmlichkeiten  Veranlassung  gegeben  haben  - 

Es  wäre  durchaus  falsch,  dieses  scheinbare  Zurückweicbeo  6u 
russischen  Regierung  so  anzuseheu,  als  sollte  dadurch  ein  wirt- 
licher Rückzug  cingeleitet  werden.  Es  »oll  dadurch  lediglich  dt* 
Aufregung  iu  Deutschland,  die  sich  jenseit  der  Grenze  berdti 
schmerzlich  fühlbar  macht,  etwas  gesäuftigt  werden,  lad  iu 
Wenige,  was  bei  den  in  Aussicht  gestellten  Erleichterungen  it 
Anwendung  der  strengen  Maßregeln  wirklich  für  die  Betroffene 
nls  Erleichterung  fühlbar  werden  sollte,  ist  zweifellos  weniger  U* 
Folge  einer  Anwandlung  von  Milde  und  Gerechtigkeitsgefühl  » 
zusehen,  als  durch  den  Zwang  der  thataächlich  herrschende 
Verhältnisse  zu  erklären.  Denn  diese  scheinen  vor  Erlaß  der 
rigorosen  Maßregeln  gar  nicht  hinlänglich  gewürdigt  wordea  u 
sein,  nnd  von  Tage  za  Tage  deutlicher  stellt  sich  heraus,  rit 
schwer  die  russischen  Interessen  selbst  durch  das  blinde  Drtof- 
gehen  geschädigt  werden. 

Eine  genaue  Zusammenstellung  hat  nämlich  ergeben,  daß  von 
dem  russisch-polnischen  Grundbesitz  von  im  Ganzen  20  601593 
Morgen  Landes,  welchen  die  IO  polnischen  Gouvcrneoeuta  um- 
fassen, sieh  nicht  weniger  als  1 900  000  Morgen  in  den  Händen 
von  Ausländern  befinden,  d.  b.  fast  10%-  Inter  den  dortigen 
Grundbesitzern  sind  29  370  Preußen,  davon  über  900  Großgrund- 
besitzer und  554  Industrielle  bezw  Aktiengesellschaften:  ferner 
3 040  Österreicher  nnd  77  andere  Staatsangehörige.  Solchen  Zahlen 
gegenüber  wäre  freilich  eine  Erleichterung  in  der  Anwendung  des 
beispiellos  barten  Gesetzes  nur  ein  Gebot  der  einfachsten  Staaß- 
klngbeib 

Es  ist  merkwärdig,  wie  wenig  man  in  Betreff  de«  Grund- 
besitzes der  Ausländer  im  Königreich  Polen  kürzlich  noch  im  All- 
gemeinen orienlirl  war.  So  trat  zuerst  der  „Statjst/ßcheslu 
Wremennik“  in  seiner  Lieferung  XIV.  d.  J.  mit  einer  ZusamiBeu- 
stellnng  hervor,  die  auf  Grund  von  Ergebnissen  einer  vor  2 Jahren 
augestellten  Enquete  beruhen  sollte.  Selbst  die  »Kodier  Zig.' 
nahm  diese  Ziffern  an,  bis  vor  wenig  Wochen  erst  die  „Kowojt 
Wremja“  dieselben  in  das  Ende  der  70er  Jahre  zurückwies  ntd 
für  das  Jahr  1886  neue  Angaben  auf  Grund  offizieller  Datei 
brachte,  die  jene  um  7 bis  8 Jahre  zurückliegenden  um  das  7 fache 
übertrafen.  Der  ausländische  Grundbesitz  sollte  danach  hi«  »f 

1 710  903  Morgen  gewachsen  sein,  zn  denen  noch  199  084  Morgca 
Arrendebeaitz  traten,  was  zusammen  ein  Areal  von  beinah 

2 Millionen  Morgen  ausmacht.  — 

Der  „Nowqje  Wremja*  zufolge  befanden  sich  in  Besitt  m 
Ausländern : 


N»,h  dH»  iWCi 

offlzirUea  0*1*0 

• if.'jnimtljuit*  Zahl  •*’ 

(=»  Desitin  Drtltirr 

in  Murrten 

Kaliscli  . . . 

. . . 52  889  112 

357  161 

6 632 

. . 44846  127 

283  899 

6 SM 

Kjelce  . . . 

...  57  2 23  48 

210222 

658 

Warschau  . . 

. . . 33G91  42 

206  964 

4 258 

Plo*k  . . . 

. . . 36  775  36 

166  878 

3 547 

...  12  184  189 

147017 

4 375 

Radon)  . . . 

. . . 1 768  9 

121  910 

1273 

Szcdl«  . . . 

.6  125  6 

120  996 

1 W7 

Suwalki . . . 

. . . 4 847  8 

99  51 1 

2 553 

Lotimlta  . . 

...  638  3 

46  354 

70t 

250  546  570 

171090» 

32242 

1885  befanden  sich  davon  im  Besitz: 

der  üroti- 

«ruiidbeMUer 
Io  Morirvn 

il<r  kdeiB- 
ruiidtieslUvr 

kvn  und  »iW1 
taräutriaD* 
KUbU.iMBf''-’ 

KaHsch  . 

252  269 

104  292 

Göo 

Petrikau  . 

121712 

107  355 

4 83  2 

Kiele«  . 
Warschau 

204  473 

5 599 

150 

132911 

72  146 

1 307 

Pknk  . . 

101  695 

63  273 

1 910 

Lublin 

81  840 

65  165 

12 

Radom 

99809 

21  895 

204 

Stedlez  . 

97  529 

23  467 

— 

Suwulk)  . 

42  944 

56  490 

77 

LottMba  . 

29  103 

17  208 

43 

1 164  27* 

437  400 

9 185 

1887. 


605 

EXPORT,  Organ  des  Centralvereina  für  Handelsgeographie  etc. 


Nr.  41. 


Daß  Land,  das  den  Grofsgrundbesitzern  gehört,  umfafat  außer- 
dem 1662  Vorwerke,  da»  der  kleinen  Grundbesitzer  30737  einzelne 
Landstädte.  Auf  die  Fabriksländereien  entfielen  887  einzelne  Hy- 
potheken-Immobilien,  die  690  Besitzern  gehörten,  ln  Arrende  haben 
Ausländer  in  Polen  *249  Guter  mit  199064  Morgen.  Somit  befinden 
sich  in  den  Händen  von  Ausländern  im  Ganzen  1909987  Morgen, 
d.  b.  gegen  1 Million  Dessjätinen  auf  33556  Immobilien. 

Der  ländliche  Grundbesitz  in  Polen  beträgt  nach  amtlicher 
Statistik  — 10  557141  Dessjätinen  = 21  114  282  Morgen.  Davon 
gehören:  der  Krone,  den  Städten,  Korporationen  und  Stiftungen 
1 070  252  Dessjätinen  oder  10 */j%;  den»  Bauernstände  4 392  000 
Dessjätinen  oder  41  Vv0/©*  den  Grundbesitzern  der  anderen  Stände, 
darunter  den  Ausländern,  6 094  889  Dessjätinen  oder  — ■ 

Von  dem  gesammten  Grundbesitz  sind  5 831 000  Dessjätinen  be- 
stellte Ländereien,  was  ca.  55‘'/o  entspräche;  der  Rest  entfällt  auf 
Weiden,  Wälder,  Haiden  usw.  Dieses  Verhältnis  ist  günstiger, 
als  in  den  meisten  Gouvernements  des  Reichs  und  vielleicht  nur  un- 
günstiger gegenüber  den  inneren  Gouvernements  der  Schwarzen  Erde. 

Der  Nationalität  nach  sind  in  Polen  von  den  ausländischen 
Grundbesitzern:  Fiwliai  OaCMsetterz  Am,  «Bfcm  kimx«: 

a)  Von  1 164  Großgrundbesitzern 

und  Arrcndalorcu  grofser  Güter  914  231  19 

b)  30  737  kleinen  Grundbesitzern  27  899  2 793  45 

c)  590  Fabrikbesitzern  und  In- 
dustriellen ....  . . . 557  20  13 

29870  8 044  37 

Rechnet  man  durchschnittlich  5 Seelen  auf  einen  Besitzer,  so 
erhalten  wir  imGanzen  172  465  Seelen  beiderlei  Geschlechts  im  König- 
reich Polen,  deren  32  491  Fatnilienhäupter  dort  Grundbesitzer  sind. 

Wären  diese  Zahlen  dem  Publikum  bekannt,  so  hätte  sicher 
Niemand  die  ungeheure  Bedeutung  des  Ukases  vom  14.  März  für 
Polen  und  für  das  ganze  russische  Reich  herabsclzen  können. 

Was  den  Besitz  der  größeren  Fabrikanlagen  betrifft,  so  ergab 
eine  im  Jahre  188G  vom  Departement  fQr  Manufuktur  und  Handel 
vorgenommenc  Zählung,  dafs  in  der  Stadt  Warschau  von  371  Be- 
sitzern 79  Ausländer  waren.  Im  Gouvernement  Warschau  kamen 
auf  98  Industrieanlagen  23  Ausländer  als  Besitzer  oder  Verwalter; 
im  Gouvernement  Petrikau  auf  431  Fabriken  und  Industrieanlagen 
135  ausländische  Besitzer  und  Verwalter;  im  Gouvernement  Kalisch 
auf  88  Anlagen  20  Ausländer;  im  Gouvernement  Kjelce  auf  21 
Anlagen  7 Ausländer;  im  Gouvernement  Lublin  auf  47  industrielle 
Etablisscnts  6;  im  Gouvernement  Radom  auf  62  Anlagen  11  Fremde; 
im  Gouvernement  Siedlez  auf  32  5 Ausländer;  im  Gouvernement 
Lomscba  auf  13  Anlagen  3;  im  Gouvernement  Plozk  auf  24  4; 
im  Gouvernement  Sowalki  endlich  auf  14  Fabrikanlagen  3 Ausländer. 

Das  ganze  Land  zählt  also  unter  851  Besitzern  *296  Ausländer.  — 

Was  endlich  die  Arbeiterklasse  in  gröfseren  Industrieanlagen 
betrifft,  so  kommen  auf  die  Gesarorotzahl  von  108  683  Mann  — 
13  558  Ausländer,  das  Ist  8%. 

Die  Anfangs  mancher  Orten  begonnene  Ausweisung  der  Arbeiter 
stand  eine  Zeitlang  in  voller  Ausdehnung  auf  ganz  Polen  zu  be- 
fürchten. Insbesondere  in  den  Städten  Lodz  und  Warschau  bereiteten 
sich  tausende  von  deutschen  Familien  darauf  vor,  binnen  kurzer 
Frist  den  Wanderstab  ergreifen  zu  müssen.  Wären  Alle  gezwungen 
gewesen,  nach  Preußen  zurückzukehren,  so  würde  sich  ihr  Looa 
zu  einem  recht  traurigen  gestaltet  haben,  da  namentlich  in  Schlesien 
Mangel  au  Absatz  und  Überfüllung  der  hierbei  in  Betracht  kom- 
menden Gruben  und  Hütten  herrschen  soll. 

Der  „Rufski  Kurjer*  meldet  jedoch  von  einer  anderen  Richtung,  t 
die  der  erzwungene  Abstrom  aus  Polen  genommen.  Eine  grofse 
Menge  dort  heimathlos  gewordener  deutscher  Ansiedler,  haben 
sich  nach  Moskaa  gewandt  und  bilden  nach  ihren  eignen  Worten 
nur  die  Avantgarde  der  Schaarcn,  die  ihnou  später  noch  nachfolgen 
wollen,  wenn  dem  Aufbruch  nur  keine  Ausdehnung  des  neuen  Ge- 
setzes, das  sie  jetzt  vertrieben,  auch  dorthin  vorausgeht.  — 

Wir  fügen  noch  einige  Angaben  über  den  Stand  der  evaogeliscb- 
lutberischen  Kirche  in  Polen  hinzu,  wie  sie  das  in  Petersburg  er- 
scheinende „Evangelische  Sonntagsblatt*  im  Mai  d.  J.  brachte. 
Danach  umfafst  die  evangelisch-lutherische  Kirche  in  den  10  pol- 
nischen Gouvernements  gegenwärtig  64  Gemeinden  und  40  Filialen. 
Im  Jahre  1886  empfingen  in  ihr  22  902  Personen  das  heilige 
Abendmahl  und  7 121  Kinder  wurden  konfirmirt.  Die  Gesammt- 
zultl  der  Geineindeglieder  wird  auf  ca.  300000  berechnet.  Die 
größten  Gemeinden  sind  die  zu  Warschau  und  Lodz,  ln  der 
Warschauer  Gemeinde  wurden  im  vorigen  Jahre  710  Kinder  ge- 
tauft, 287  konfirmirt,  221  Paare  getraut;  es  starben  722  Personen 
und  gingen  zum  heiligen  Abendmahl  16  871  Persouen.  Noch  be- 
deutend zahlreicher  sind  die  beiden  Gemeinden  zu  Lodz,  wo  vor  j 
und  nach  Ostern  693  Kinder  konfirmirt  wurden.  Dieses  weist  auf  j 
eine  Seelenzahl  von  weit  über  20  000  hin. 


Großbritannien.  Das  englische  Markensehutzgesetz,  welches  »in  28.  August 
1887  in  Kraft  getreten  ist,  enthalt  sehr  rigorose  Bestimmungen  über  Ver- 
kauf und  Einfuhr  ton  Waaren  mit  ungesetzlichen  Marken  oder  falschen  Be- 
nennungen und  Ursprungsangaben.  („Schweizerisches  HamlelsacnUblaU*.) 

Asien. 

Eine  Reiae  durch  die  Mandschurei. 

Von  H.  E.  M.  James  in  Bombay. 

(PortMtmac-) 

Ich  kann  nicht  leugnen,  dafs  wir  uns  von  dem  Äußeren  der  Bewohner 
etwas  enttäuscht  fühlten.  Wir  hatten  erwartet,  einen  schönen,  wilden,  male- 
risch gekleideten  Reiterstamm  zu  sehen . daa  Ideal  einer  barbarischen 
Männlichkeit,  und  trafen  doch  nur  gewöhnliche  Chinesen,  die  sieb  allerdings 
insofern  von  den  eigentlichen  Bewohnern  des  himmlischen  Reiches  zu  ihrem 
Vortheil  unterscheiden,  als  sie  die  Küsse  ihrer  Weiber  nicht  verstümmeln. 
Bis  heute  noch  darf  keine  Kran  mit  veranstalteten  Füssen  am  kaiserlichen 
Hofe  erscheinen.  Als  die  Mandschus  China  eroberten,  befahlen  sie  den 
Männern,  ihren  Vorderkopf  zu  rasiren,  ihr  Binterfaaar  als  Zopf  zu  tragen 
und  ihre  Gewänder  mit  engen  statt,  wie  bisher,  mit  weiten  Aerrneln  zu  ver- 
sehen, den  Frauen  aber  wurde  verboten,  die  Firne  ihrer  kleinen  Töchter 
einiuzwängen.  Die  Männer  gehorchten  auch  willig  dem  Befehl,  die  Frauen 
dagegen  setzten  ihm  entrüstet  den  schärfsten  Widerstand  entgegen - 

Die  Mandacbu*  erfreuen  sich  im  chinesischen  Reiche  gewisser  Privilegien. 
Jedes  männliche  Individuum  wird,  sobald  es  die  körperliche  Reife  erlangt 
hat  and  einen  Bogen  spannen  kann,  in  eines  der  8 Milizkorps  eingereiht 
und  bezieht  einen  Monatssold  von  1 Tael  oder  5 s 6 d,  ferner  erhält  jeder 
junge  Mann  abgabenfrei  ein  Stück  Land  zum  Bebauen,  das  er  aber  gewöhn- 
lieh  an  einen  Chinesen  verpachtet,  und  für  effektive  militärische  Dienst- 
leistungen werden  ihm  monatlich  5 bis  7 Tael  Sold  ausgezahlt  Die  Folge 
dieser  Begünstigungen  ist,  dafs  viele  Mandscbns  die  ehrliche  Arbeit  ver- 
schmähen und  Stellenjäger  werden,  wobei  sie  nur  zu  oft  dem  Spiel  und 
andern  schlimmen  Zerstreuungen  anbeimfallen  und  sittlich  verkommen.  Ge- 
neral Mu  verwandelt  jetzt  einen  grofsen  Theil  der  Miliz  in  reguläre  Regi- 
menter, so  dafs  viele  Mandschus  für  den  Zivildienat  zur  Verfügung  stehen, 
dem  sie  auch  ebenso  gut  wie  die  Chinesen  gewachsen  sind.  Merkwürdig 
ist  w,  dafs  eine  Rasse,  die  befähigt  ist,  Bintorlader  tu  bauen  und  Krupp- 
kanonen tu  führen,  noch  immer  eine  so  bedeutende  Anzahl  Bogenschützen 
unterhält.  Das  Drillen  der  letzteren  ist  wahrhaft  ergötzlich  anzusehen.  — 
Noch  ein  kurzes  Wort  über  die  Geschichte  der  Mandschurei.  Bis  zum  Jahre 
1858  wurde  die  Grenze  der  chinesischen  Besitzungen,  wie  sie  durch  einen 
Vertrag  mit  Rußland  festgesetzt  war,  durch  eine  etwa  1000  engl.  Meilen 
lange  und  das  nördliche  Ufer  des  Amur  in  einer  Distanz  von  500  bis 
1000  Meilen  begleitende  Linie,  die  dann  südwärts  nach  der  Küste  herab  an 
der  koreanischen  Grenze  auslief,  bezeichnet,  und  war  den  Russen  die  Be- 
schiffung des  Amur  verboten.  Während  des  Krimkrieges  waren  letztere  aber 
gezwungen,  diese  Wasserstraße  zu  benutzen,  um  ihre  Niederlassungen  in 
Kamtschatka  zu  verproviantiren , wobei  sie  »wblreicbe  Posten  längs  des 
Flusses  errichteten.  Da  sich  nun  China  im  Jahre  1858  gerade  in  größten 
Nöthen  wegen  der  Tai-ping- Rebellion  befand,  so  verlangte  Rußland  von 
ihm,  daß  es  sein  Vorgehen  legalisire  und  erreichte  es  such,  dafs  ihm  das 
linke  Amurufer  abgetrelen  wurde.  Als  nun  gar  zwei  Jahre  später,  1830, 
die  englischen  und  französischen  Heere  vor  Peking  erschienen,  verlangte 
Rufsland  vom  Kaiser  Hien-fung  die  Abtretung  der  Landstrecke  zwischen 
dem  Flusse  Usuri  und  dem  Meere,  um  dadurch  einen  Ausfubrweg  für  seinen 
sibirischen  ITandel  zu  gewinnen,  der  nicht  so  leicht  wie  seine  Häfen  am 
ochotskischen  Meere  durch  Ki*  gesperrt  werden  konnte.  China  legte  auf 
diesen  Küstenstrich  wenig  Werth  und  gab  ihn  ruhig  preis.  Die  Geschichte 
wird  lehren,  ob  Rufsland  weise  daran  getfaan  hat,  eine  solche  Grenze,  wie 
den  Amur,  zu  überschreiten.  Viele  sind  der  Ansicht,  daß  Rußland  gerne 
noch  einen  Theil  der  Mandschurei  bei  geeigneter  Gelegenheit  nehmen  möchte, 
Andere  glauben,  dafs  die  Chinesen,  nachdem  sie  Kutdja  wiedergewonnen, 
versuchen  werden,  auch  den  Streifen  an  der  Koste  wieder  an  sich  zu  bringen. 
Beide  Parteion  wünschen  allerdings  den  Frieden,  aber  auch  die  besten  Freunde 
können  aneinander  gerathen,  wenn  ihre  Interessen  sich  kreuzen.  — Die  Mand- 
schurei ist  ohne  Frage  ein  von  der  Natur  bevorzugtes  Land.  Da»  Klima  ist, 
von  den  im  Sommer  eintretenden  Kegennerioden  abgesehen,  herrlich;  zwar 
wird  es  gelegentlich  heifs,  doch  steigt  das  Thermometer  niemals  über  87 • 
Fahrenbeit  im  Schatten.  Die  Winter  sind  wohl  strenge  und  sinkt  die  Tem- 
peratur im  Süden  bis  auf  15*  und  im  Nordeu  sogar  bis  auf  48*  Fahrenheit 
herab,  aber  gerade  dieses  kalte  Wetter  ist  außerordentlich  gesund  und  in- 
sofern wichtig,  als  dann  die  gefrorenen  Strafsen,  die  zu  anderer  Zeit  schlam- 
mig und  oftmals  sogar  unpassirbar  sind,  die  vorzüglichsten  Uandelsweg*  dar- 
bieten.  — Da*  Land  ist  sehr  fruchtbar,  doch  will  ich  von  den  Körner- 
früchten, da  sie  wenig  von  den  im  nördlichen  China  überhaupt  gebauten 
Getreidearten  abweichen,  nur  drei  bervorheben,  die  Bohne,  die  Hirse  und 
den  Mohn.  Von  der  ersteren  giebt  cs  unzählige  Varietäten  und  bilden  die- 
selben einen  Stapelartikel  der  Mandschurei.  Die  bsiau-mi  oder  kleine  Hirse 
hat  ein  dem  Kanariensamen  ähnliches  Korn  und  giebt  gekocht  ein  vorzüg- 
liches Gericht,  wie  ich  dankbar  bezeugen  kann.  Der  Mohn  wächst  im  Ueher- 
fluß,  und  das  im  Lande  gewonnene  Opium  bst  das  indische  fast  gänzlich 
verdrängt.  Der  Import  des  letzteren  in  die  Mandschurei  wertbete  im  Jahre 
1868  572000  £ und  1885  nur  noch  31300  £,  und  wird  das  im  Lande  ge- 
wonnene Opium  nieht  allein  an  Ort  und  Stelle,  sondern  aueb  in  Nord-  und 
Zentralchina  konsumirt.  Damit  aber  findet  die  Opiumfrage,  welche  früher 
so  viele  Philantropen  in  Erregung  versetzt  hat,  ihre  Lösung,  wenn  auch 
nieht  in  der  von  jenen  gewünschten  Weise.  Die  Chinesen  prodotiren  selbst 
Opium,  und  während  früher  nur  der  begüterte  Theil  der  Bevölkerung 
der  hohen  Kosten  wegen  dem  Opiumgennfs  huldigte,  schwelgt  heute  di« 


Nr.  11. 


606 

EXPORT,  Organ  de«  Ceutralvenöins  für  H&ndeUgeographie  etc. 


1867. 


ganz«  Natioo  darin.  Ich  füge  übrigens  hinzu,  dafs  ich  nur  zwei  Personen 
getroffen  habe,  die  ihre  Gesundheit  mit  Opium  rauchen  ruinirt  hatten,  und 
verschiedene  Auslinder,  die  ich  keuuen  lernte,  und  welchen  ich  wohl  ein 
verständiges  Uribeil  Zutrauen  darf,  waren  der  Ansicht,  daß  das  Opium,  bei 
vollem  Hagen,  mit  MUfsigkeit  getaucht,  nicht  schlimmer  wirkt»  als  der  Tabak. 

Der  Erzreichtbum  der  Mandschurei  ist  sehr  bedeutend.  An  einer  Stelle 
fanden  wir  Eisen  und  Gold  in  geriuger  Entfernung  ton  einander,  und  man 
sagte  uns,  dafs  auch  eine  Silbermine  in  der  Nähe  sei.  Gute  Kohlen  und 
Torf  sind  in  Ucberfluß  vorhanden.  Gold  wird  in  beträchtlichen  Mengen 
ausgeföhrt,  obgleich  d*»  Gesetz  den  Hers  bau  strenge  verbietet.  Am  Tage 
vor  unserer  Ankunft  in  Sansing  wurde  z B.  ein  Mann  deswegen  hingerichtet, 
und  nur  in  den  entferntesten  Landestbcjlen,  wohin  die  Mandarinen  sich  nicht 
zu  gehen  getrauen,  »ird  viel  Bergbau,  oder  vielmehr  Goldwäschcrei  getrieben. 
Die  Wälder  sind  reich  an  werthvollen  Hölzern;  Tannen,  Wallt. ußbäutne, 
Eichen  und  Ulmen  sind  in  gewaltigen  Exemplaren  vertreten  und  werden 
während  der  Regenzeit  di«  Fltiss«  hiuabgeflößL  Von  der  Mündung  des  Yalu 
allein  werden  grol'-xj  Mengen  Holzes  nach  China  exportirt. 

Sehr  werthvolle  Produkte,  wenigstens  nach  der  Schätzung  der  Chinesen, 
sind  die  Felle,  die  Hirschhörner  und  der  Ginseng,  von  den  erster«»  nament- 
lich die  Felle  der  Tiger  und  Luchse,  weil  bei  der  Mrcnge  des  Klimas  die 
Haare  weit  länger  wachsen,  als  t.  K.  in  Indien.  Die  Wurzel  des  wilden 
Ginseng  ist  ein  sehr  geschätztes  Medikament  und  wird  mit  10  bis  12  X da» 
Lolh  bezahlt.  Im  Innern  des  < -bung-pai-Uebietes  sahen  wir  Trupps  von 
12  bis  15  jungen  Leuten  nach  dieser  Pflanz«  suchen;  1 bis  2 Wurzeln  ent- 
schädigen sie  für  die  Arbeit  einer  ganzen  Saison.  I>er  Ginseng  wird  auch 
in  Menge  kullivirt,  sein  Werth  ist  dann  aber  nur  gering,  und  wird  er  höchstens 
mit  5 bis  6 s das  Pfund  bezahlt.  Das  Hirschhorn  spielt  in  der  chinesischen 
Arzneikunde  ebenfalls  eine  grolY>o  Holle.  Wenn  es  erst  l Fufs  lang  und 
voll  Blut  Ist,  ist  es  besonders  wcrthvoll,  und  zahlen  die  Chinesen  dann  jed- 
weden Preis  dafür.  Man  zeigte  uns  ein  Paar  deiartig«  Hörner,  für  welche 
vergebens  5Q  X geboten  worden  waren. 

Doch  cs  wird  Zeit,  dafs  ich  zum  Bericht  der  Reise  selbst  komm«.  Ich 
wurde  von  Indien  aus  von  Mr.  Youngbuaband,  einem  Neffen  von  Mr.  Shaw, 
dein  bekannten  Exploratur  von  Jarkaßd  und  Kaacbgar  begleitet,  und  gesellte 
sieb  dann  in  China  noch  Mr.  H.  Fulford,  ein  junger  Kunsularbeamter,  zu 
uds,  der  vorzüglich  chinesisch  sprach  und  uns  dadurch  außerordentlich 
nützlich  wurde. 

Am  19.  Mai  reisten  wir  von  Ying-tni.  offiziell  New -schwang,  einer  Stadt, 
die  3l)  engl.  Meilen  von  der  Mündung  dos  Liau  liegt,  ab.  New-achwang 
oder  Niu-tschuang  war  früher  der  Seehafen  des  Liau,  mit  dem  Seichterwerden 
diese»  Flusse»  in  Folge  von  Arschweuiuiungen  wurde  alter  der  Löschunga- 
platz mehr  »trumabwäits  verlegt  und  der  Name  New-schwang  auf  dieaeu 
Platz,  der  gegenwärtig  Sitz  des  britischen  Konsuls  ist,  ausgodehnt.  Wir 
gingen  zunächst  nach  Mukden,  einer  120  Meilen  nordwärts  gelogenen  und 
mit  starken  Mauern  versehenen  Stadt  von  200,000  Einwohnern,  welche  nach 
der  Eroberung  von  Liau-tung  die  Resident  de.«  Nurh-fao-chib  war.  Aus  jener 
Zeit  stammt  noch  ein  kaiserlicher  Palast,  und  unter  zwei  von  Tannon  um- 
gebenen und  mit  Triumphbögen  und  Monumenten  verschiedener  Art  ge- 
schmückten Hügeln  sind  die  Grabstätten  des  „Großen  Ahnherrn“,  wie  er 
noch  heute  von  der  Dynastie  mit  Kocht  guiatmt  wird,  und  seines  Sohnes. 
Vor  der  Eroberung  China«  hatte  Nnrlt-bo-chih,  di«  Hing»  narhahmeod,  ver- 
schiedene Departements  für  die  Leitung  der  Verwaltung  geschaffen,  und  diese 
werden  als  Fiktion  noch  Leute  aufrecht  erholten,  obgleich  MukdvQ  schon 
lange  zum  Range  einer  Provinzialstadt  herabgesunken  und  seit  40  Jahren 
mit  keinem  kaiserlichen  Besuche  mehr  beehrt  worden  ist  Der  Matxßchukaiser 
baute  auch  prachtvolle  Tempel  nach  dem  1‘rbilde  der  von  Peking,  aber  sic 
exisliren  nur  noch  als  Ruinen  und  gehen  ihrem  völligen  Verfall  entgegen. 

In  Mukden  inieilirien  wir  20  Maulthierc,  denen  wir  später  noch  weitere 
sechs  hinzufügen  mußten,  um  in  der  bergigen  I-atidsdiaft  die  einzelnen  Thiere 
nicht  zu  schwer  zu  belasten.  Auch  führten  wir  ein  kleines  Kabul-Zelt  mit, 
das  uns  gelegentlich  in  den  Wäldern  gute  Dienst«  leistete,  obgleich  es  uns 
gewöhnlich  gelang,  in  den  zerstreut  liegenden  Jägrrhuttrn  oder,  soweit  das 
kullivirte  Land  reichte,  auf  Farmen  oder  in  Schenken  einer  gewissen  Art 
Unterkommen  zu  finden.  Die  Chinesen  machen  es  nämlich  wie  die  Ameri- 
kaner: Wo  immor  sie  eine  neue  Niederlassung  gründen,  richten  sie  zuerst 
eine  Schenke  ein,  welch«  zugleich  als  Versammlungsort,  Kramladen  und 
Ausachnittgesrhäft  dient  und  trotz  ihrer  «reuig  glänzenden  Einrichtung  dem 
Reisenden  ein  dankbar  angenommenes  Nachtquartier  darbietet. 

Von  Mukden  «endeten  wir  uns  ostwärts  nach  dem  schönen  und  wohl- 
bewaldeten  Tlialc  des  Uun,  eines  großen  Nebenflusses  des  Liau.  Am  zweiten 
Tage  pasairten  wir  Fu-ibun-cbang,  die  ehemalige  Grenzstadt  Chinas,  welche 
auch  zuerst  von  den  Mandschus  angegriffen  wurde,  und  folgten  von  dort 
dem  Tlialc  de«  in  den  Uun  mündenden  Su-tzu- Ho,  wobei  wirSarbu  berührteu, 
den  Schauplatz  des  Entscheidungskainpfes  zwischen  Mandsclius  und  Chinesen,  über 
welchen  dort  in  den  Sprachen  beider  Völker  auf  einer  Mannortafd  berichtet  wird. 

Sechzehn  Mellen  weiter  trafen  wir  auf  einen  alten  Palast  tind  berührten 
dann  Yung-iing,  ein  Dorf  voll  Soldaten,  welche  die  dort  befindlichen  Gräber 
der  Verfuhren  des  Nurh-ho-chi  bewacheD.  3--4  Meilen  jenseits  de»  Flusses 
liegt  Ycndcn  oder  Hing- King,  die  „Hauptstadt  de*  Gedeihens“,  heule  ein 
Dorf  mit  verfallenen  Thoreu  und  Mauern  und  einem  unbedeutenden  YameO 
und  Regierungsamt.  Die»  war  Nurh-ho-chi's  zweite  aber  sehr  berühmte 
Hauptstadt,  von  wo  er  nach  Sarbu  zum  Kampf  auszog.  Zwei  Meilen  süd- 
wärts liegen  die  Ruinen  von  Lao  cliöng,  seiner  enden  Hauptstadt 

Ansiedler  in  großer  Zahl  schlagen  jetzt  ihre  Wohnungen  in  den  be- 
nachbarten Thäteni  auf,  und  die  Wälder  fallen  rasch  unter  ihrer  Axt.  Die 
Sceuerie  ring«  umher,  ist  wahrhaft  br/auberud,  Wälder  wechseln  mit  saftigen, 
blumigen  Matten,  für  den  Naturfreund  ein  wahre*  Paradies.  Gleich  ato  ersten 
Tage  begann  ich  zu  sammeln  und  fand  nicht  weniger  als  fünf  Arten  Mai- 
blumen. Ganz«  Hügel  waren  mit  dieseu  reizenden,  in  England  so  sehr  ge- 
schätzten Blumen  überalet.  Schöne  Mandat  inenenU-ii  bevölkerten  die  Teich« 


und  den  Strom,  und  Ton  den  Gipfeln  der  Berge  herab  ertönt«  überall  der 
Ruf  der  Fasanen. 

Wir  waren  leider  etwas  zu  spät  aufgebrochen,  denn  der  Fröhlingsreret 
hatte  begonnen  und  die  Wege  wurden  schlecht.  Nachdem  wir  dem  Su  tzu-H 
1 hi»  zu  seiner  Quelle  gefolgt  waren,  überschritten  wir  dio  Wasserecht .0, 
und  gelangten  am  neunten  Tage  nach  der  Abreise  von  Mukden  nach  Tun* 
i hwahsien,  dem  Sitz  eines  Gerichtes  am  Ilun-Cbiang,  einem  Nebenfluss*  x 
: Yalu,  welcher  mächtig  von  den  Bergen  herabrauschte  und  unsere  Reise  fa 
' einig«  Tage  hemmte.  Kaum  hatten  wir  ihn  mühsam  überschritten,  ab 
schon  wieder  von  einem  seiner  Zuflüsse  aufgehalten  wurden,  sodaß  wir  rr. 
j nach  fast  einem  Monat  seit  unserer  Abreise  von  Mukden  den  weitest  i? 

I geschobenen  chinesischen  Posten  am  Yalu,  Mau-erh  Shan,  der  200  Mut 
1 Besatzung  bat,  erreichten.  Wir  hatten  beabsichtigt,  deu  Yalu  bis  an  ms 
Quelle  zu  verfolgen,  fanden  es  aber  unausführbar.  (FortMtzaog  fofct. 

Aua  Shanghai  schreibt  man  uns:  Der  Passagierverkebr  auf  de 
deutschen  Darapfern  zwischen  den  Südchinesischen  Häfen  und  d- 
Britischen  Kolonien  der  Straits  Settlements  ist  in  erfreulichem  Zv 
! nehmen  begriffen.  Dafs  diese  Thatsaehe  von  englischer  Seite  nt 
Eifersucht  wahrgenoraroen  wird,  ist  gewifs  erklärlich.  Unversün: 
lieh  aber  sind  die  aus  diesem  Anlasse  gegen  dio  deutsche  .vH 
] fahrt  in  der  englischen  Presse  und  selbst  in  amtlichen  Publikatioac 
1 unternommenen  Angriffe.  8o  schreibt  z.  B.  der  englische  K»«*t 
in  Amoy  in  einem  dem  britischen  Parlament  in»  Druck  vorgeleeWi 
Berichte  vom  12.  März  d.  Js.  „leb  muß  noch  erwähnen,  daß  ii 
der  letzten  Zeit  eine  stets  wachsende  Zahl  von  deutschen  Daiojifm 
' Passagiere  von  hier  nach  Singaporo  befördert  batten.  Diese  Dampfer 
sind  schlechter  ausgerüstet  fworse  fouud)  und  kosten  zweifellos  io 

I Bezug  auf  Unterhaltung  weniger  als  die  unsrigeu*.  Wären  die  vod 
englischer  Seite  gegen  die  Einrichtung  und  Ausrüstung  der  deut- 
schen Dampfer  erhobenen  Vorwürfe  in  irgend  einer  Weise  begrösdrt. 
wie  ließe  es  sich  dann  erklären,  daß  die  dentschen  Schiffe,  welche 
i thatsächlicb  nicht  selten  zu  höheren  Preisen  gechartert  werden  ah 
I zu  gleicher  Zeit  englische,  von  den  chinesischen  Passagieren  bevor- 
^ zugt  werden?  Auch  wird  schwerlich  Jemand  behaupten  wollen, 
dafs  die  von  der  englischen  Regierung  o» nannten  Schiffs be«khii|rr 
die  in  den  britischen  Kolonien  Ost-Asiens  verkehrenden  deutsche: 
Passagierschiffe  einer  weniger  genauen  Prüfuug  unterwerfen  sollten 
als  die  englischen.  Eine  solche  Untersuchung  ist  nämlich  erforder- 
lich, ehe  diese  Schiffe  die  Erlaubnis  zum  Passagiertransport  von 
oder  nach  britischen  Häfen  erhalten.  Während  des  Jahres  1H86 
i waren  in  deu  betreffenden  Gewässern  14  Dampfer  beschäftigt, 

7 deutsche  und  7 englische.  Die  deutschen  Dampfer  sind  slmmt- 
licb  in  den  letzteu  6 Jahreu  erbaut,  während  die  englischen  mit 
einer  einzigen  Ausnahme  10  bis  30  Jahre  alt  sind.  Auch  dieser 
i Umstand  spricht  zweifellos  für  die  deutschen  Schiffe,  die,  wie  bif 
noch  erwähnt  sein  mag,  ausschließlich  in  der  höchsten  KU>*. 
j nämlich  Veritas  f I L 1.  1.,  versichert  sind,  während  beUjmh 
j weise  das  englische  Schiff  „Atholl“  mit  Lloyds  95  A.  1.  klMSWirt 
ist.  Nach  Vorstehendem  sind  die  englischen  Angriffe  in  jeder  Hia- 
j sicht  zurückzuweisen.  Dieselben  beweisen  jedoch  wiederum,  vif 
i sehr  die  deutsche  Konkurrenz  in  Ost-Asien  auf  sfimmllicbeo  Ge- 
bieten des  Handels  und  der  Industrie  bekämpft  wird  Gletchieflif 
liegt  darin  aber  auch  für  die  Deutschen  eine  neue  Aufforderung  n 
I unausgesetzter  Aufmerksamkeit  und  Thätigkeit.  Eine  gewisse  As- 
; erkennung  unserer  bisherigen  Leistungen  kaun  uns  übrigens  «ch 
der  erwähnte  Konsularhericht  nicht  versagen,  indem  derselbe  f«t- 
fährt:  „Auf  alle  Fälle  ist  der  Deutsche  der  einzige  Rivale,  de»  wir 
zu  fürchten  haben-. 

Afrika. 

Briefe  aus  Wad  Nün  und  Wad  Draa  Folgende  Briefe  iiit 
kürzlich  aus  dem  Wad  Draa  und  Wad  Nün  durch  Vermitteln^ 

. des  deutschen  Konsuls  in  Mogadör.  Herrn  Behrendt  Nöscke.  a 
I Berlin  eingegaugeu.  Der  erste  Brief  stammt  aus  dem  Duir.  i 
welchem  die  Mitglieder  der  „Deutschen  Handelsexpedition  IfW 
1 vier  Wochen  gefaugen  gehalten  wurden.  Schreiber  ist  der  r- 
j weseuc  „Herr*  und  „Eigentümer“  der  GefaQgunou.  Derselbe  Ire;» 

I auch  hier  seine  Verlogenheit  und  Habsucht,  uuler  welcher  die  Ge 
faugonen  sehr  gditteu  haben,  nicht  verläugnen.  Mit  den  von 
I lin  aus  ihm  übersandten  Geschenken  nicht  zufrieden,  fordert  * 

| mehr  uud  verlangt  eine  Baursumme  für  „Auslagen“,  die  er  m 
i gemacht  hat.  Der  Schreiber  des  zweiten  Briefes  ist  ein  jonfS 
tapferer  Krieger  vom  Duär  üled  Bu  Schena,  der  die  auf  ii  > 

1 Marsche  nach  dem  Wad  Nün  befindlichen,  am  11.  April  v.  J.  »4 
starker  Übermacht  angegriffenen  Mitglieder  der  Expedition  in  <-;f 
g ischer  Weis«  unterstützt  hat  und  damals  der  Einzige  war.  v r 
eher  jedes  Versprechen  auf  Belohnung  stolz  zurückwies-  Er  scir  ä 
! anderer  Ansicht  gewordeu  zu  sein,  und  sich  erinnert  zu  b»l  » 
„dafs  kleine  Geschenke  dio  Freundschaft  erhalten“.  Er  soll  1 
, den  gewünschten  Dolch  habeu.  Kaid  Dach  man,  der  Retter  ua 


607 

1887,  EXPORT,  Organ  des  Centralvereina  für  Handelageographle  etc.  Nr.  41. 


Befreier  der  Gefangenen,  erscheint  auch  nach  seinen)  Briefe  als  ein 
ehrenwertber  Mann. 

An  meinen  Freund  Jan  nasch  in  Berlin. 

Friede  sei  mit  flott  Ich  grüfse  Dich  und  Deine  Familie  und  wünsche, 
ilafs  cs  Dir  und  ihr  immer  gut  gehen  möge.  Ich  grüße  Dich,  möge  Dich 
flott  schützen  und  Dir  Gold  und  Schätze  gehen  und  Deinem  Sultan  auch. 
Ich  benachrichtige  Dieb,  daß  ich  die  mir  gesandten  Geschenke  durch  Konsul 
Nüscke  richtig  erhalten  habe,  und  sage  Dir  meinen  besten  Dank.  Ich 
wünsche  Dir  ein  langes  segensreiches  Leben.  Und  wenn  Du  Etwa*  haben 
willst  von  mir,  bo  schreibe  nur  an  den  Konsul  und  ich  werde  es  Dir  schicken. 

Und  jetzt  bitte  ich  Dich  nochmals,  mir  die  14U  Douros,  welche  ieh  da* 
nt  als  für  Dich  aufgelegt  habe,  zu  schicken.  Die  Summe  betrug  190  Douros, 
von  denen  50  Douros  der  Kaid  Dach  man  gezahlt  hat. 

Wenn  Du  das  Geld  schicken  willst,  so  sage  »eh  Dir  tausend,  tausend 
Dank,  wenn  Du  es  nicht  thun  willst,  dann  mufst  Du  ja  wissen,  was  Du  tfaust. 

Und  sei  so  gut  und  »chicke  mir  noch  2 Mäntel  von  schönem  blauen 
Tuch,  schicke  sie  tum  Konsul  und  schicke  sie  bald,  aufserden)  schicke  mir 
noch  einen  guten  Revolver  mit  16  Schüssen. 

Dies  habe  ich  Dir  zu  sagen  und  begrüß*  Diel) 

Dein  Freund 

Kli  vom  Duar  Uled  Bu  Eita. 

Den  l.  August  1887. 

An  meinen  Frennd  Jannasch,  Berlin. 

Friede  sei  mit  flott.  Ich  grüße  Dich  und  I>eine  Familie  und  wünsche, 
daß  es  Dir  und  ihr  nur  gut  gehen  möge.  Ich  sende  Dir  meinen  Gruft,  Gott 
möge  Dich  schützen  und  Dir  Gold  und  Gut  geben  und  Deinem  Sultan  auch- 

Den  Revolver  und  die  Patronen,  die  Du  zum  Konsul  N üaeke  geschickt 
hast,  habe  ich  richtig  empfangen  und  sage  Dir  meinen  besten  Dank. 

Und  wünsche  Dir  ein  langes,  segensreiches  Leben.  Falls  Dn  Etwas  von 
meinem  Lande  haben  willst,  so  schreibe  nur  an  den  Konsul  und  ieh  werde 
es  Dir  besorgen  ohne  Fehl,  und  wenn  Du  mir  noch  einen  Gefallen  thun 
willst,  so  schenke  mir  einen  schönen  Dolch  mit  Scheide,  den  Dolch  mit  der 
Marke  des  Dampfschiffes  versehen. 

Dies  hal^e  Dir  zu  sagen  und  begrüß«  Dich 

Dein  Freund 

Rrahira  von  Uled  Bu  Scbcna. 

Den  1.  August  1887. 

An  meinen  Freund  Jannasch 

Berlin,  Hauptstadt  der  Prussc- 

Ich  grüße  Dich,  Gott  schütze  Dich  und  gehe  Dir  viele  Güter  und  Glück, 
und  Deinem  Sultan  auch. 

Ich  habe  Deinen  Brief  erhalten,  ebenso  das  Gewehr  und  die  anderen  Sachen 
durch  Konsul  Nüscke  und  habe  mich  sehr  gefreut.  Das  Gewehr  ist  sehr  seliün- 

Ich  bin  Gott  sei  gelobt  wohl  und  gesund  und  hoffe  von  Dir  dasselbe, 
so  Gott  will. 

Kann  ich  Dir  hier  dienlich  sein,  so  bin  Ich  stets  zu  Deinen  Diensten  bereit. 

Du  bist  ein  guter  Freund  von  mir.  Grufa 

K aid  Dachinin 
Ben  Biruk. 

Marokko.  Die  Zeitungen  melden  die  gefährliche  Erkrankung 
des  Sultans,  ja,  einige  Blätter  wollen  sogar  wissen,  dafs  Muley 
Hassan  bereits  gestorben  sei  und  sein  Tod  verheimlicht  werde,  um 
dem  ältesten  Sohne  Muley  Mohammed  Ben  Hassan  (Sohn  des 
Hassan)  zur  Befestigung  seiner  Herrschaft  Zeit  zu  schaffen.  Da 
erfahrungsgemüfs  jeder  Thronwechsel  in  Marokko,  wegen  der  nicht 
feststehenden  Erbfolgeordnung,  kleinere  oder  größere  Aufstande  im 
Gefolge  zu  führen  pflegt,  so  wird  die  Anwesenheit  europäischer 
Kriegsschiffe  in  den  Häfen  zum  Schutze  der  dortigen  Europäer 
dringend  nothweudig  sein.  Allen  anderen  Gerächten,  wie  u.  A. 
solchen  über  Rüstungen  der  Spanier  und  Annexion  marokkanischer 
I.andestheile  durch  diese  wie  die  Franzosen,  wird  man  gut  thun 
solange  keinen  Werth  beizulegen,  als  nicht  ernsthaftere  Unruhen 
eine  Invasion  oder  Intervention  eioer  oder  mehrerer  europäischer 
Mächte  provoziren. 


Süd 'Amerika. 

Rio  de  Janeiro,  den  14.  September  1887.  Die  über  das  gröfste 
Eisenbahnnetz  Brasiliens  gebietende  „Companhia  de  Estrada  de 
Ferro  Leopoldina“  hat,  nachdem  sie  kürzlich  die  Linien  der  Gau- 
togallo-Eiscnbabu  (Prnviuz  Rio  de  Janeiro)  auch  noch  käuflich  an 
sich  gebracht,  unter  Vermittelung  der  hiesigen  „Bauco  Rural  & 
Hypotheeario“  und  „Bauco  lnternacional  do  Brazil“  an  der  Londoner 
Börse  ein  mit  6°/o  *«  verzinsendes  Anlehen  von  2 6000001  (Ster- 
ling) abgeschlossen,  Emissions-Cour*  84% , jährliche  Amortisation 
1%.  Ein  Theil  dieser  Anleihe  wird  sogleich  aufgebracht  werden, 
der  Rest  in  der  ersten  Hälfte  des  kommenden  Jahres.  Durch  dieses 
Verhältnis  nähern  sich  die  brasilianischen  Eisenbahnverhältnisse 
gewissermaßen  den  nordamerikanischen:  eine  große  Kompanie 
monopolisirt  das  größte  Verkehrsmittel  des  Landes.  Daß  dabei 
die  Schäden  des  Eisenbahnwesens  der  Union  sich  auch  hier  ein* 
stellen  möchten,  steht  zunächst  wenigstens  nicht  zu  befürchten, 
weil  beim  Aufkauf  der  Cantogallo- Bahn  der  Staat  sich  ins  Mittel 
legte  und  der  Käuferin  die  Tarifsätze  gesetzlich  abgrenzte,  was 


auf  Ermäßigung  derselben  hinausläuft.  Die  Leopoldina -Bahn  hat 
seither  eine  gedeiblicbo  Entwickelung  genommcu,  was  von  dor 
unter  den  Hummer  des  Auktionators  geratbenen  Cantogallo-Bahu 
nicht  gesagt  werden  konnte.  Dem  Auslande  wird  gelegentlich 
dieses  bedeutenden  Anlebens  wieder  einmal  dnrgethan,  wie  bereitwillig 
England  dom  ihm  schon  so  stark  verschuldeten  Brasilien  immer 
neue  Kredite  eröffnet.  Für  den  auswärtigen  Handel  aber  ist  die 
besprochene  Emission  von  Belang  um  de«  Einflusses  willen,  der 
sich  in  ihrem  Gefolge  unausbleiblich  auf  den  Stand  der  brasi- 
lianischen Valuta  geltend  machen  muß.  Wir  notireu  schon  ge- 
raume Zeit  die  vorteilhafte  Rate  von  22%  d.  90  Tage  Sicht  auf 
London  per  Milreis.  Transaktionen,  wie  die  in  Rede  stehende,  sind 
ganz  dazu  angetan,  den  Cours  mindestens  auf  seiner  Höhe  zu  halten. 

Fortschritte  der  Kolonisation  in  Argentinien.  Dem  „Argen- 
tinischen Wochenblatte'*  entnehmen  wir  die  Nachricht,  daß  die  Kolo- 
nisationsgesellschaft  von  Cordoba  am  8.  August  ihre  konstituirende 
Versammlung  abgehalten,  nachdem  das  vorgesebriebeue  Aktien- 
kapital beinahe  vollständig  gedeckt  und  die  Aktienzeicbnung  ge- 
schlossen worden.  Auch  in  Gualeguaychu  hat  sich  eine  Kolonisations- 
gesellschaft,  die  ein  Kapital  von  600000  Nationales  aufzubringen 
sieb  verpflichtet  hat,  gebildet;  ferner  ist  in  der  Hauptstadt  eine 
neue  Bank  unter  dein  Namen  „Banco  National  y de  Colonizacioo“ 
mit  einem  auf  25000  Aktien  vertheilten  Kapital  von  2 % Millionen 
Nacionales  im  Entstehen  begriffen,  und  endlich  hahen  auch  einige 
Großgrundbesitzer  der  Provinz  Buenos  Aires  eine  Knlonisations- 
geaellschaft  gebildet,  um  der  Regierung,  die  AckerbaukoloQien  auf 
dem  Wege  der  Landexpropriation  zu  gründen  beabsichtigt,  Ent- 
gegenkommen zu  zeigen.  Ein  Kapital  von  1000000  Nacionales  in 
Aktien  zu  5000  wird  gebildet.  So  siebt  man  auf  dem  Gebiete 
der  Kolonisation  überall  im  Lande  ein  reges  Leben,  das  noch  durch 
deu  außerordentlich  günstigen  Ausfall  der  Ernte  gebnheu  wird. 
Der  Werth  der  allein  im  Departement  Diamnnte  an  Weizen  und 
Leinsaat  erzielten  Ernte  bat  die  enorme  Summe  von  einer  Million 
Nacionales  Gold  = 5000000  Frcs.  erreicht  und  ein  einziges  Export- 
haus hat  von  dort  100000  Sack  Weizen  au  ein  Pariser  Haus  ge- 
sandt. Auch  mit  der  Zuckerrohrernte  in  Tucnman  ist  man  außer- 
ordentlich zufrieden. 

„Banco  Constructor  de  la  Plata“.  Es  ist  die«  ein  Unter- 
nehmen, das  auch  iu  Europa  gewürdigt  zu  werden  verdient.  Be- 
gründer und  Leiter  desselben  ist  Herr  Carlos  M.  Schweitzer. 
Er  rief  diese  La  Plata-Baubank  vor  kaum  vier  Jahren  mit  einem 
Kapital  vou  3000t)  Nacionales  ins  Lüben.  Bei  Schluß  der  Bilanz 
des  zweiten  Geschäftsjahres  waren  406475  Nacionales  bei  einem 
autorisirten  Kapital  von  einer  Million  gezeichnet  und  heute  busizt 
diu  Bank  ein  gezeichnetes  Kapital  von  5000000  und  ein  einge- 
zahltes von  8847620  Nacionales,  welches  in  Grundstöcken  und 
Häusern  in  Buenos  Aires,  Boca  und  La  Plata  angelegt  ist  und  IG' 
bis  17000  Nacionales  monatliche  Mietben  oder  12  bis  18%  an 
jährlichen  Zinsen  auf  das  iovestirte  Kapital  ergiebt.  Dazu  kommt 
die  Werthsteigerung  der  gekauften  und  wiederverkauften  Grund- 
stücke, die  es  erklärlich  macht,  daß  die  Aktien  eine  Dividende 
von  148%  erreichten  und  daß  die  Aktionäre  nach  Abzug  eines 
starken,  allen  unvorhergesehenen  Eventualitäten  begegnenden  Reserve- 
fonds ihre  AktieÄ  verdoppelten,  sowie  48  Pesos  in  Baar  erhielten. 
Da  die  Aktien  später  zu  320  au  der  Börse  gehandelt  wurden,  so  ergab 
sich,  daß  eine  Aktie  von  100  Pesos  deui  Inhaber  688  Pesos  einhraehte. 

Was  dieses  Unternehmen  aber  so  außerordentlich  wichtig  macht, 
das  sind  weniger  seine  glänzenden  finanziellen  Resultate,  als  der 
Umstand,  daß  es  durch  seine  Finanzoperationen  auch  ein  soziales 
Problem  zu  lösen  sucht,  ein  Problem,  das  sogar  in  den  europäi- 
schen Großstädten  noch  immer  einer  geeigneten  Lösung  harrt.  Es 
ist  bekannt  daß  die  Wohnräume  für  die  arbeitende  Bevölkerung 
in  Buenos  Aires  üher  alle  Maßen  schlecht  and  theuer  sind.  Diesem 
Kotbstand  will  die  Baobauk  durch  Errichtung  gesuuder  und  ver- 
hältnißmäßig  billiger  Arbeiterwobnuugeu  entgegenarbeiten.  Am 
31.  Juli  wurde  vou  ihr  das  erste  große  Arbeiterwohnhaus,  das  den 
Namen  des  Präsidenten  der  Republik  führt,  feierlich  eingeweiht. 
Dasselbe  ist  87  m lang,  68  rn  breit,  2 Stockwerk  hoch  uml  enthält 
136  Familienwohnungen  von  je  4 bis  6 Räumen  mit  eigener  Koche, 
Wasserleitung,  Gaslicht  und  heiterer  Aussicht  nach  den  Straßen 
und  in  die  weiten,  mit  Gartenanlagen  gezierten  Hofräume,  in  deren 
mittlerem  ein  eigener  Markt  errichtet  werden  soll.  Die  Miethen 
sind  verhältnismäßig  gering,  die  Zahlungsbedingungen  günstig  uud 
kann  es  also  nicht  Wunder  nehmen,  daß  die  Baubank  beim  Volke, 
das  sonst  jede  kapitalistische  Spekulation  aß  seinen  Interessen  zu- 
widerlaufend aufzufassen  pflogt,  große  Sympathien  genießt.  Alter  auch 
die  Finanz  weit  bringt  dem  Luter  nehmen  großes  Vertrauen  eutgegeu, 
sodaß  dasselbe  im  Begriff  steht,  sein  Kapital  auf  20  Millionen  zu 
erhöben,  um  noch  in  8 bis  20  anderen  Distrikten  der  Stadt  Ar- 
beiterhäuser zu  bauen.  Die  Aufbringung  dieses  Kapitals  dürfte 


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EXPORT,  Organ  des  Centrulverein»  für  HandelBgeographie  etc. 


1887. 


keine  Schwierigkeiten  darbieten,  da  bereit«  europäische  Ranken 
Gesuche  um  Unterbringung  von  Aktien  im  Betrage  von  5000000 
Nacionalcs  Gold  an  die  Direktion  gerichtet  haben,  bevor  man  noch 
angefangen  hat,  die  von  den  ersten  Mitgliedern  der  Baubank-Gesell- 
schaft zu  begebenden  neuen  Aktien  an  der  Börse  aufxulegen. 

Aus  Montevideo,  (Originalbericht  vom  C.  September), 
Von  befreundeter  Seite  erhielten  wir  einen  Brief  aus  Montevideo, 
aus  welchem  wir,  unter  Weglassung  nebensächlicher  Angaben, 
folgende  Mitteilungen  veröffentlichen,  da  mehrere  derselben, 
namentlich  die  auf  die  elektrische  Beleuchtung  und  die  B&nkgrnn- 
düngen  bezüglichen,  in  weiteren  Kreisen  Interesse  erregen  dürften. 

Montevideo,  6.  September.  1887. 

Hier  benscht  noch  immer  sehr  stark  die  Dipbtheritis  und  fordert 
viele  Opfer.  — Erkältungen  und  Bruatk rankheilen  sind  sn  der  Tagesordnung. 
Das  Klima  ist  aber  auch  ganz  eigenlhümlicb  gewesen.  Von  Ende  Juli  bis 
über  Mitte  August  (also  Winter!)  hinaus  hatten  wir  wirklich  schwüle  Tage,  bis 
20®  C.  in  den  Zimmern.  Seit  einem  Monate  blühen  die  Pfirsichbiume ; die 
Rosen  haben  dicke  Knospen.  Da  kam  plötzlich  vor  einer  Woche  eine  sehr 
empfindliche  Kälte,  die  viel  zerstörte. 

In  der  Politik  herrscht  hier  tiefer  Frieden.  Vor  ca.  8 Wochen  war 
Latorre  zum  zweiten  Male  nach  hier  gekommen,  wurde  aber  noch  am  selbi- 
gen Abend  an  Bord  geschafft.  Die  Camera  de  Senadores  bat  Santa«  aus 
ihrer  Mitte  gestofsen;  trotz  der  in  Bueno«  Aires  öffentlich  erhaltenen  Ohi- 
feigo  bleibt  er  aber  immer  noch  Kapitän-General  des  Heeres!  — Bereits  im 
September  hatten  die  Kammern  das  Budget  des  neuen,  am  1.  Juli  ange- 
fangenen Finanzjahres,  noch  nicht  genehmigt,  was  jedenfalls  eine  grofse 
Unordnung  ist.  — Der  Nationslfesttag,  25.  August,  ist  dieses  Jahr  mit  Ent- 
faltung von  Pomp  gefeiert  worden  und  sind  dabei  40000  Posilas  verausgabt 
worden,  oder  haben  doch  den  Eigentümer  gewechselt.  Die  Beleuchtung 
der  Plaza  grande  war  mit  ungemein  groCsem  Geschmack  vorbereitet  und  vom 
höchsten  Effekt  — Hierbei  fällt  mir  ein,  dafs  die  für  elektrisches  Licht  be- 
stimmten eisernen  Thürme  auf  den  Plaxas  Independencia  und  Cogamha  vor 
dem  Feste  abgebrochen  wurden.  Dieselben  waren  in  Auktion  verkauft,  der 
Eigentümer  hielt  den  Abbruch  bin,  bis  man  ihm  «ine  Strafe  von  100  $ per 
Stunde  aufzulegen  drohte.  Es  heilst,  dafs  diese  Thürme  in  l’aysandu  auf- 
gestellt  werden  sollen  Hier  haben  dieselben  kein  Resultat  gegeben.  Der 
Effekt  entsprach  den  Erwartungen  nicht,  bei  einer  Höbe  von  45  m war  das 
Licht  nicht  kräftig  genug.  Man  brachte  dasselbe  auf  halber  Höhe  an,  ohne 
damit  besseres  zu  erreichen.  Das  Vergnügen  bat  der  .Nation“  90000  $ ge- 
kostet; es  war  eine  jener  Unternehmungen,  su  deren  Gründern  Santas  ge- 
hurte. Die  usina  war  in  der  Calle  San  Jose,  dem  Gouvernementsbause 
gegenüber;  ein  anderes  Unternehmen,  Calle  Yerbal,  mit  grofseu  Maschinen, 
scheint  mehr  zu  versprechen.  Viel«  Läden  werden  schon  mit  elektrischem 
Licht  versorgt.  — 

Am  17.  August,  Jahrestag,  sn  welchem  Santas  den  Schuh  von  Ortiz 
erhielt,  wollten  die  Freunde  des  Letzteren  eine  Todtenfeier  für  diesen  halten.  Die 
Geistlichkeit  schlug  es  ihnen  ab,  da  O.  ein  zweifacher  Mörder  gewesen  war. 
Bekanntlich  nahm  Ortiz  sich  das  Leben.  In  Buenos  Aires  dachte  man 
anders  und  das  Seelenamt  wurde  angehalten. 

Die  Naliooalbank  ist  am  22.  v.  M.  eröffnet  worden;  ihre  Aktien  werden 
mit  140  $ nolirt.  Wir  verdanken  derselben  bereits  eine  Emission  bis  zu 
20  cts.,  wogegen  Silbermünzen  anfangen  knapp  zu  werden. 

Eine  konzessionirte  italienische  Batik  schrieb  eine  Subskription  auf 
12  000  Aktien,  im  Nominalwerthe  von  120  000$  aus,  worauf  40  Millionen  $ 
mit  5%  Einzahlung  geleistet  worden  sind.  Es  können  für  die  Zeichnungen 
nur  3%  bewilligt  werden. 

Die  Spanier  wollen  nicht  Zurückbleiben  und  hat  sich  bereit«  ein  Komlle 
gebildet,  um  eine  spanische  Bank  zu  gründen,  ln  den  übrigen  Geschäften 
geht  cs  recht  flau  und  namentlich  die  Produktenahladungen  liehen  einen 
rohen  Verlust.  In  Grundstücken  finden  gar  keine  Umsätze  statt.  — Das 
ier  vor  einigen  Monaten  herrschende  Fieber  ist  schnell  verschwunden. 

Die  argentinische  Regierung  bat  eine  sehr  gute  Idee  gehabt;  sic  sandte 
eine  Anzahl  junger  Ärzte  nach  Europa  von  denen  jp  einer  einen  für  den  La  Plata 
mit  Auswanderern  bestimmten  Dampfer  begleiten  wird.  Auf  diese  Weise  ist 
eine  sichere  Kontrolo  hergestellt  und  die  Tielen  Plackereien  der  Quarantaine 
fallen  in  zahlreichen  Fällen  weg.  Ein  anderer  Grund  zu  jener  Mahregel  ist 
noch  der,  dah  man  sich  Brasilien  gegenüber  liebenswürdig  zeigen  will , wo 
im  Sommer  die  italienischen  Dampfer  nicht  anliefen  und  dadurch  die  Ein- 
wanderung von  Italienern  ganz  äufhürte.  Man  hofft  dadurch  den  Export  von 
Fleisch  zu  protegiren. 

Nachschrift  der  Redaktion.  Brasilien  hatte  bekanntlich  den  Import 
von  argentinischem  Fleisch  unter  dem  Vorwände  untersagt,  dah  in  Argen- 
tinien die  Cholera  herrsche.  Indem  die  argentinische  Regierung  gegen  diese 
Krankheit  energische  Präventivmahregcln  ergreift,  hofft  sie  den  Brasilianern 
den  Vorwand  zur  Aufrccbterhaltbng  jenes  Verbotes  zu  nehmen. 

Die  Brasilianer  am  Itapocü  und  die  Arbeiterfrage.  (Originalberieht 
vom  August  1887.)  (Schluh).  Doch  könnten  immerhin  in  einzelnen  Punkten 
Änderungen  geschaffen  werden.  So  werden  beispielsweise  an  Regentagen,  an 
denen  nichts  gearbeitet  worden  ist,  die  vollen  I-öhne  ausbezahlt.  Dies  entspricht 
weder  dem  sonst  bei  Tageslohn  geltenden  Gebrauch,  noch  der  Billigkeit,  denn 
an  Regentagen  kann  der  hiesige  Kolonist  auch  zu  Hause  in  der  Regel  nur 
wenig  oder  gar  nichts  arbeiten.  Zum  mindesten  halte  die  Direktion  also  nur 
nöthig,  etwa  die  Hälfte  des  Lohnes  an  solchen  Tagen  zu  zahlen.  Auch  das 
frühe  Aufhören  mit  der  Arbeit,  das  gerade,  wenn  eine  Pikade  fertig  geschlagen 
ist,  schoD  gegen  2 oder  3 Uhr  Mittags  und  seihst  im  Hochsommer  selten 
nach  4 Uhr  erfolgt,  ist  entschieden  nicht  zu  billigen.  An  anderer  Stelle  habe 
ich  diese  und  ähnliche  Übelstande  von  dem  Ge.sirbt*punkte  der  sparsamen 
Verwaltung  der  Direktionagcldcr  aus  berührt,  hier  führe  ich  sie  an,  weil  sie 


als  schlechtes  Beispiel  auf  die  in  Diensten  von  Privaten  stehenden  Arbeit« 
wirken  könnten,  und,  wie  ich  annehmen  kann,  wohl  auch  schon  gcvnki 
haben.  Bezüglich  der  Höhe  des  Tagelohns  läfst  sich  das  unzweifelhaft  i 
statiren.  Als  ich  zuerst  hierher  kam,  verlangten  die  deutschen  Koloni«« 
für  dos  Herüberschaffen  einer  Tragelast  bis  an  den  Itapocusinho  1 MUrtj. 
Seitdem  nun  der  Wegebeamtc  jeden  von  ihm  geforderten  Preis  zahlt,  ui 
dieser  in  Folge  seines  häufigen  Hin-  und  Uergehens  und  seiner  biuüfr: 
Bestellungen  nach  Joinville  diese  Transportdienstc  sehr  oft  in  Anspruch  nitrtz. 
forderten  die  Leute  1,200  $,  1,500  $ und  mehr.  Ebenso  gingen  die  Br» 
silianer  in  ihrvn  Forderungen  plötzlich  in  die  Höbe.  Dafs  beides  rum  Tkul 
auch  eine  Folge  der  vermehrten  Nachfrage  nach  Arbeit  ist,  unterliegt  kraus 
Zweifel,  dafs  aber  die  Hauptschuld  an  der  Bereitwilligkeit  der  Wegebeamtc 
hohe  Löhne  zu  zahlen,  liegt,  lifst  sich  leicht  dadurch  beweisen,  dafs  die  Lern 
bei  ihren  erhöhten  Forderungen  sich  ausdrücklich  auf  das  Beispiel  der  !• 
rektion  bezogen.  Ich  meinerseits  bin  diesen  Anforderungen  dadurch  m 
gewichen,  dass  ich  die  meisten  Arbeiten  in  Akkord  gab,  und  für  ändert 
Arbeiten  Brasilianer  in  Monatslohn  nahm.  Die  Vortheile  und  Nachtk:'- 
dieser  Lobnmetboden  sind  zum  Tbeil  eine  Folge  des  Charakters  der  Rn- 
silianer,  zum  Tbeil  der  ganzen  Verhältnisse. 

In  zwei  Punkten  steht  der  Brasilianer  etwa  in  der  Mitte  zwischen,  du 
Negern  Afrikas  und  den  Europäern,  nämlich  einmal  bezüglich  des  Triebs 
fremde  Dienste  anzunebmen  und  zweitens  bezüglich  der  Werthschätiurj’  «Jr 
Zeit  So  gering  wie  bei  den  Negern  ist  jener  Trieb  bei  den  Brasihü*: 
nicht,  beiden  aber  ist  gemeinsam,  dafs  sie  nur  dann  für  Fremde  Arbeit  '<:• 
richten,  wenn  sie  ganz  bestimmte  augenblicklich  bestehende  Bedürfnis««  I« 
friedigen  wollen;  der  Unterschied  liegt  nur  darin,  dafs  die  Bedürfnis  itr 
Brasilianer  grüfsere  sind  als  die  der  Neger.  Allein  die  Motivirung  des  Ai- 
beitsanerbietens  mit  solchen  Bedürfnissen  wird  niemals  unterlassen;  di  au 
der  Eine  keinen  Kaffee  mehr  im  Hause,  der  Andere  keine  ganzeu  Kleider 
mehr  auf  dem  Leibe;  der  will  sich  einen  neuen  Hut,  jener  einen  Facta 
(Waldmesser),  ein  Dritter,  des  Lesens  ausnahmsweise  mächtiger,  gar  ein» 
Kalender  kaufen.  Jener  klagt,  dar«  seine  Frau  in  die  Wochen  gtkoaaa 
sei,  und  deswegen  nach  brasilianischem  Herkommen  nur  Hühner  esseu  darf«, 
dieser  hingegen  will  sich  ein  paar  lustige  Tage  in  »der  Kolonie“  (Joinville) 
machen.  Nur  wenn  die  Bedürfnisse  umfangreichere  sind,  z.  ü.  sich  uf  ö*c 
Ankauf  von  Land  beziehen,  kann  man  darauf  rechnen,  dafs  der  Bruüiuer 
längere  Zeit  in  Dienst  bleibt.  Gewöhnlich  darf  man  nur  auf  wenige  Tsgr. 
höchstens  Wochen  mit  Bestimmtheit  auf  ihn  rechnen.  Wollte  man  ieo 
Brasilianer  durch  festes  Engagement  zu  längerem  Ausharren  zwingen,  w 
würde  man  aus  ihm  einen  höchst  unwilligen  Arbeiter  machen.  Für  dre 
Neuangekommenen  .sprechen  aurserdein  noch  weitere  Gründe  dafür,  anfangs 
die  Arbeiter  nur  im  Tagelohn  und  nicht  im  Monatslohn  zu  engagiren,  denn 
ein  solcher  kann  die  Leute  an  Regentagen  nicht  mehr  bewh&ftigea  und 
ruufs  daher  für  diese  Togo  bei  monatlichem  Engagement  den  /.oho  obae 
Äquivalent  zahlen.  Kerner  lassen  di«  vielen  Feiertage,  wefeäe  dw  Bra- 
silianer feiern,  den  billig  erscheinenden  Monatslohn  rieb  höher  «teilen,  a\» 
es  den  Anschein  hat,  da  es  dem  Fremden  im  Anfang  schwer  gelingen  dürfte, 
an  solchen  Tagen  die  Leute  zum  Arbeiten  zu  bringen.  Später  ändern  sie.1 
die  Verhältnisse  etwas  zu  Gunsten  des  Arbeitgeber*.  Er  kann  *n  Reg«c 
tagen  den  geernteten  Mais  aufbinden  oder  auspflücken,  auch  die  Mai- 
körner auf  einer  Hausmühle  mahlen  und  andere  häusliche  Arbeiten  W- 
richten  lassen.  Auch  bezüglich  einiger  Feiertage  kann  man  von  den  Dra 
silianern,  oobald  sie  nicht  mehr  vollständige  Unkennlnifs  in  all*n  hvasflh- 
machen  Dingen  dem  Fremden  Vorhalten  können,  die  Anerkenounr  der 
Arbeitspflicht  verlangen,  wenn  man  nur  nicht  zu  stürmisch  und  radikal  u 
dieser  Krage  vorgebt.  Später  ist  also  aus  diesen  Gründen  das  Monio- 
engagement  dein  Tageloho  vorzuzicben;  nur  möge  man  Niemand»  Haft: 
als  höchstens  drei  Monate  hintereinander  behalten.  Der  BrasiUanfr  ««. 
meistens  schon  vor  Ablauf  dieser  Frist  meist  des  Dienstes  überdruirt 
werden;  man  sehe  sich  daher  lieber  wieder  nach  einem  Anderen  na. 
eventuell  den  Krsteren,  wenn  er  sich  eine  Zeit  lang  seiner  bin  »heb« 
Freiheit  erfreut  hat,  von  neuem  zu  engagiren.  Der  zweite,  oben  bei  eaw 
V Begleichung  der  Brasilianer  mit  den  Eingeborenen  Afrikas  benn>reelwt*r* 
Moment  ist  der  Mangel  an  Wertbacbätzung  der  Zeit.  Wie  in  d«n  Berichtes 
über  den  Handel  in  Afrika  oft  genug  geschildert  wird,  dafs  die  X «ftf 
manchmal  Tage  und  Wochen  bei  dem  Kaufmann  zubringen,  ehe  sie  ihr  öt- 
sebäft  zum  Austrag  bringen,  ganz  ähnlich,  nur  im  verringerten  Mafwub«, 
benehmen  sich  die  Brasilianer  bei  der  Abwickelung  ihrer  Angelcgt-nhu''!- 
Stundenlang  dehnen  sie  ihre  Besuche  aus,  um  zum  Schlufs,  eben  zum  Ab- 
bruch fertig,  den  eigentlichen  Zweck  derselben  zu  enthüllen;  stundeolsrr 
sitzen  sie  in  den  Vendcn,  trinken  einen  Casehafsa  nach  dem  andern,  uifl 
kaufen  sich  endlich  ein  Packet  Rollentabak  oder  etwas  Pulver  und  Bfbwt. 
Den  Trieb,  eine  Arbeit  bis  zu  einem  gewissen  Zeitpunkt  unter  alles  l«*’ 
Btänden  fertig  zu  machen,  kennen  sie  nicht.  Obwohl  das  Zuckerrohr.  «-ar 
es  zu  lange  Zeit  nach  der  Reife  noch  auf  dem  Felde  stoben  bleibt, 
Zuckergehalt  bedeutend  verliert,  giebt  ihnen  diese  Tbatsache  doch  nicht  d« 
Ansporn,  die  Fabrikation  mit  gröfster  Energie  su  beschleunigen,  wenn  ri» 
in  Folge  irgend  welcher  Umstände  mit  denselben  itn  Rückstände  find.  In 
Oegentheil,  jeder  sich  darbietendo  Kntscbuldigungsgrund , nicht  zu  arbei'.n- 
z.  B einer  «ler  Gelen  Feiertage,  oder  ein  Regentag,  wenn  sie  gcradr  tU; 
Kohr  auf  dem  Felde  schneiden  oder  Holz  holen  wollen,  giobt  ihnen  cm« 
erwünschten  An  Info,  die  noth  wendigste  Arbeit  im  Stich  zu  lassen.  Dir» 
Eigenschaft  nun  ruacht  sich  am  auffallendsten  geltend,  wenn  der  BraMBuct 
die  Fertigstellung  einer  Arbeit  in  Akkord  übernommen  hat.  Ganz  cntfe?r- 
der  sonst  beobachteten  Thatsaehe,  dafs  die  Akkordarbeit  gegenüber  iw 
Tagelobnarboit  schneller,  aber  schlechter  geliefert  wird,  lifst  sich  vom  fc» 
silianer  behaupten,  dafs  er  in  Akkord  weder  schneller  noch  sehbeäter  v- 
beitet  als  im  Tagelohn,  ja  dafs  man,  will  man  eine  Arbeit  in  bestimmte- 
Zeit  fertig  •.teilen,  und  ist  man  auf  Brasilianer  angewiesen,  man  besser  ft« 
wird,  diese  im  Tagelohn  zu  beschäftigen.  Denn  bei  gröfseren  Akkordarbeit 


1887. 


609 

EXPORT,  Organ  de»  Centralverein»  für  Handelsgeographie  etc. 


Nr.  41. 


«rodet  der  Brasilianer  nicht  etwa  seine  ganze  verfügbare  Zeit  auf  seine 
Aufgabe,  er  Tatet  diese  eigentlich  mehr  oder  weniger  als  Nebensache  auf, 
die  seinen  sonstigen  Arbeiten  nachstebcn  mute,  oder  falls  er  sie  wirklich 
als  einzige  im  Augenblick  zu  leistende  Arbeit  anerkennt,  so  tätet  er  sieb 
wenigstens  durch  sic  nicht  stören,  hin  und  wieder  einige  Tage  auf  Fisch- 
fang  auszugehen,  oder  nach  Joinville  einen  Ausflug  zu  machen,  oder  aus 
irgend  einem  andern  Grund  zu  faulenzen.  Was  die  Qualität  der  Arbeit  an- 
befrifft,  so  hat  er  seine  gewobnbeitsmäteige  Art  zu  schaffen,  von  welcher  er 
weder  im  Tage-  noch  im  Akkordlohn  abgeht.  Gut  sind  seine  Leistungen 
nur  zu  nennen,  wenn  es  sich  um  Ra&iren  des  Unterholzes  und  Schlagen  der 
Bäume  handelt.  Auch  das  Pflanzen  und  Ernten  besorgt  er  mit  vieler  Ge- 
Wundheit,  wobei  allerdings  eTsteres  nur  zu  oft  der  erwünschten  Gründlichkeit 
entbehrt.  Dagegen  versteht  er  sich  nur  in  besonderen  Fällen  zu  einem 
guten  Räumen  der  Rossa,  und  seine  Zimmertnannsarbell  ist  eine  höchst 
liederliche.  Für  den  letzteren  Kall  thut  man  gut,  wenn  es  auf  exakte  Ar- 
beit ankommt,  sich  an  Deutsche  zu  wenden,  welche  zwar  tbeurer,  aber  ent- 
schieden besser  arbeiten.  Die  Räumung  der  Rosst  mufs  man  unter  allen 
Umständen  mit  dem  Waldschlag  zugleich  vergeben,  und  dabei  ausmachen, 
date  nach  Beendigung  des  letzteren  höchstens  ein  Drittel  der  ausheduugenen 
Summe  gezahlt  zu  werden  braucht.  Besonders  Brasilianern  gegenüber  ist 
diese  Vorsicht  am  Platze,  denn  die  Arbeit  des  Waldscblags  ist  ihnen  ein 
Verguügen,  während  sie  dio  Räumung,  besonders  wenn  sie  gut  ausgofübrt 
werden  soll.  perborTesziren.  Hat  man  daher  den  Waldschlsg  ohne  Räumung 
vergeben,  oder  den  Waldschlsg  voll  bezahlt  und  damit  bewirkt,  date  die 
Brasilianer  die  ganze  Arbeit  im  Stich  lieteen,  so  hält  es,  besonders  bei 
ungünstigem  (regnerischen)  Wetter  ungeheuer  schwer,  Leute  für  die  blotee 
Räumung  der  Rossa  zu  bekommen.  Auteerdem  hat  das  empfohlene  Verfahren 
auch  den  Vortheil,  date  der  Waldscbfäger,  der  die  Verpflichtung  hat,  auch 
den  Wald  zu  räumen,  diese  letztere  Arbeit  sich  durch  ein  planvolleres  Kos- 
siren  und  Bäumeteilen  zu  erleichtern  sucht,  während  er  beim  Fehlen  dieser 
Verpflichtung  ohne  jede  Ridtdcht  auf  die  künftige  Arbeit  bewirtschaftet 
und  dadurch  den  Preis  der  letzteren  vertheuert.  Man  zahlt  für  bloteen 
Waldschlag  gewöhnlich  7 $ für  '/«  ba  (Morgen),  für  die  Räumung  einer  sol- 
chen Fläche  8 $.  Doch  ist  es  mir  im  vorigen  Jabro  schwer  gefallen,  Leute  zu 
linden,  welche  für  9 $ pro  Morgen  die  in  Folge  des  regnerischen  Wetters 
äuteerst  schwer  brennende  Ko'sa  zu  räumen  übernahmen. 

Ich  erwähnte  vorhin,  dafs  man  besonders  von  Brasilianern  stets  zu  ge- 
wärtigen habe,  date  sie  ohne  jeden  Grund  den  Akkord  in  Stich  liefaen.  Hier- 
mit habe  ich  den  schlimmsten  Punkt  im  Charakter  der  Brasilianer  berührt: 
ihre  grenzenlose  Wortbrüchigkeit.  Diese  Leute  haben  nicht  die  geringste 
Idee  davon,  date  der  Vertrag  eine  rechtlich  und  moralisch  bindende  Kraft 
habe.  Nie  und  nimmer  kann  man  sich  darauf  verlassen,  date  der  Brasilianer 
ein  freundschaftliches  Versprechen  einlösen,  geschweige  denn  ein  nach  allen 
Richtungen  hin  fest  abgeschlossenes  Geschäft  seinerseits  ausführen  werde, 
und  selbst  dann  kann  man  nicht  mit  Bestimmtheit  darauf  rechnen,  wenn  die 
Erfüllung  de«  Vertrages  im  ureigensten  Interesse  des  Brasilianers  selbst  liegt. 
Beispiele  hier  anzufübren,  erscheint  mir  fast  komisch,  der  ganz«  Verkehr  mit 
den  Brasilianern  ist  ein  einziges  solches  Beispiel.  Jüngst  kaufte  ich  bei 
einem  Brasilianer  eine  Kuh  für  63  $,  die  er  mir  auf  meine  Besitzung  hin- 
schaffen  sollte.  Eine  Stunde  später,  nachdem  wir  Bändels  einig  geworden 
waren,  verkauft«  er  dieselbe  Kuh  an  einen  Dritten  für  66  $;  aber  weder  dieser 
noch  ich  haben  die  Kuh  bis  jetzt  erhalten.  Wieviel  Dutzend  Male  habe  ich 
nicht  vergeblich  auf  Brasilianer  gewartet,  die  arbeiten  zu  kommen  versprochen 
hatten,  wie  oft  sind  nicht  Aufträge,  die  ich  gegeben,  unausgeführt  geblieben ! 
Ferkel,  die  Monate  lang  vor  dem  Wurfe  mir  fest  versprochen  waren,  wur- 
den bei  erster  Gelegenheit  an  Andere  verkauft,  grotee  Posten  von  Zucker 
und  Schnaps,  die  einem  hiesigen  Vcndisten  zum  Weiterverkauf  verkauft 
waren,  wurden  von  den  betreffenden  Brasilianern  an  Andere  und  nicht  ein- 
mal immer  zu  höheren  Preisen  abgegeben.  Geschähe  in  einem  zlvilisirtcn 
Lande  — Brasilien  gehört  gerade  aus  den  hier  zu  besprechenden  Ursachen 
noch  nicht  zu  diesen  — etwas  ähnliches,  sofort  würde  der  Getäuschte  den 
wortbrüchigen  Kontrahenten  auf  Vertragserfüllung  oder  Schadensersatz  ver- 
klagen- Hier  zu  Lande  denkt  — im  Kleinverkebr  wenigstens  — Niemand 
darau  bei  den  Gerichten  Hilfe  zu  suchen,  ein  Prozefs  würde  mehr  kosten 
als  die  ganze  Sache  werth  wäre,  und  sein  Ausgang  wäre  äuteerst  zweifelhaft 
Und  gerade  dieser  mangelhafte  Rechtsschutz  ist  es,  der  den  wortbrüchigen 
Charakter  de*  Brasilianers  begünstigt,  wenn  nicht  überhaupt  hervorruft  und 
bedingt.  Date  das  gegebene  Wort  bindet,  ist  eine  Lehre,  die  mit  den  blote 
moralischen  Erziehungsmitteln  der  Kirche  den  Menschen  nicht  beigebracht 
werden  kann;  was  den  Brasilianern  mangelt,  und  was  allein  im  Stande  wäre 
diesen  für  den  ganzen  freundschaftlichen  und  geschäftlichen  Verkehr  so  un- 
heilvollen Charakterzug  zu  beseitigen,  das  ist  nur  straffe  staatliche  Er- 
ziehung. Allein  da  mm  einmal  unter  den  obwaltenden  Umständen  in  abseh- 
baren Zeilen  eine  solche  nicht  zu  erwarten  steht,  so  mute  der  eingewanderte 
Deutsche,  der  gezwungen  ist,  mit  den  Brasilianern  in  Verkehr  zu  treten,  in 
die  gegebenen  Verhältnisse  sich  zu  schieben  suchen,  und  er  wird  iu  den 
meisten  Fällen  mit  heiler  Haut  davonkommen,  wenn  er  an  folgenden  zwei 
Verkehrsregeln  fcsthilt:  «Erfülle  niemals  einen  Vertrag,  ohne  die  Gegen- 
leistung positiv  in  den  Händen  zu  haben“  und  «Verlasse  dich  niemals  darauf, 
date  ein  Brasilianer  sein  Wort  hält,  sondern  treffe  von  vornherein  deine  Vor- 
kehrungen für  den  Fall,  date  dies  nicht  geschieht.“  In  Befolgung  der  ersten 
Lehre  wird  man  niemals  den  Brasilianer  auf  Kredit  verkaufen,  ihm  Vor- 
schüsse für  eine  noch  zu  leistende  Arbeit  machen,  ihm  Geld  in  die  Hand 
geben,  mit  welchem  er  im  Aufträge  des  Geldgebers  für  diesen  Sachen  ein- 
kaufen soll,  oder  ihm  gar  Geld  borgen  oder  bei  der  Bezahlung  mehr  geben, 
als  man  schuldig  ist,  in  der  Hoffnung,  date  der  Brasilianer,  wenn  er  kleineres 
Geld  habe,  den  Rest  ausfolgen  würde.  Date  man  natürlich  nicht  in  ollen 
Fällen  so  mitetrsuisch  zu  sein  nöthig  hat,  liegt  auf  der  Hand:  diese  Ver- 
lialtungsmaterrgeln  gelten  namentlich  für  den  Anfang,  allmählich  wird  man 
ja  diejenigen  Brasilianer,  welche  eine  Ausnahme  von  der  Regel  machen, 


kennen  lernen  und  ihnen  mehr  Vertrauen  zu  schenken  haben.  Auch  will  ich 
das  sogleich  hinzusetzen,  date  obige  Regeln  in  der  Theorie  sich  zwar  sehr 
schön  ausnebmen,  in  Wirklichkeit  aber  manchmal  recht  schwer  durch  Zufuhren 
sind;  und  zwar  aus  zwei  Gründen.  Erstens  versteht  es  der  Brasilianer  vor- 
trefflich In  dem  Kontrahenten  das  grätete  Vertrauen  in  seine  Person  zu  er- 
wecken, so  date  es  in  der  That  schwer  teilt,  ihm  keinen  Glauben  zu  schen- 
ken und  ihm  auch  zu  zeigen,  dafs  man  es  nicht  thue.  Ist  man  dazu  ge- 
zwungen, findet  man  also  für  sein  vorsichtiges  Handeln  gegenüber  dem 
Brasilianer  keinen  andern  plausiblen  Grund,  als  den  Mangel  an  Vertrauen, 
so  stufst  man  auf  die  zweite  Schwierigkeit:  mau  beleidigt  den  Mann  auf’s 
tiefste.  Denn  gerade  deswegen,  well  die  Unzuverlässigkeit  seiner  Lands- 
leute so  gTote  ist,  sieht  er  es  als  Ehrensache  an,  dafs  man  ihm  spe- 
ziell ganz  ausnahmsweise  das  grütetc  Vertrauen  schenke.  Am  besten  ist 
es  daher  folgendermateen  zu  Werke  tu  geben.  Mao  lasse  sich  durch 
keinerlei  Versuche  auf  Erweckung  von  Vertrauensseligkeit  von  der  .Poli- 
tik der  sichern  Hand“,  wie  ich  das  oben  geschilderte  Verfahren  bezeich- 
nen möchte,  abbringen,  suche  aber  für  sein  vorsichtiges  Verfahren  irgend 
einen  andern  Grund  glaubhaft  zu  machen.  Gelingt  das  nicht,  so  drücko 
man,  handelt  es  sich  um  kleine  Summen,  getrost  einmal  ein  Augo  zu, 
wenn  man,  wie  dies  namentlich  im  Anfang  der  Fall  sein  wird,  der  nachbar- 
lichen Freundschaft  des  Brasilianers  nicht  entrathen  zu  können  glaubt,  all- 
mählich aber  werde  man  fester,  und  suche  den  Nachbar  an  das  Prinzip  der 
unbedingten  Gegenseitigkeit  im  geschäftlichen  Verkehr  zu  gewöhnen.  Date 
das  möglich  ist,  beweist  der  Umstand,  date  die  Brasilianer,  die  bei  den 
ersten  Verdiensten  soviel  wie  möglich  alle  Waaren  auf  Borg  entnahmen, 
jetzt,  nachdem  ihnen  der  Kredit  ganz  entzogen  oder  sehr  eingeschränkt  ist, 
ganz  hübsch  sich  daran  gewöhnt  haben,  baar  zu  bezahlen.  Die  Gegenseite 
zu  dieser  soeben  besprochenen  Eigenschaft  der  Unzuverlässigkeit  der  Brasi- 
lianer, bildet  ihre  grotee  Gefälligkeit,  ihre  Bereitwilligkeit  sn  allerhand  kleinen 
und  gröteeren  Diensten,  wie  sie  für  den  Kolonisten  namentlich  im  Anfang 
seiner  Thätigkeit  so  äuteerst  angenehm,  ja  fast  nolhwendig  sind.  Allerdings 
liegt  hierin  für  den  Empfänger  dieser  Dienste  eine  gewisse  Gefahr,  besonders 
da  sich  dieselben  nicht  auf  Rathertheilungcn  und  Uülfeleistungen  sondern 
auch  auf  Geschenke  von  Lebensmitteln  und  dergleichen  erstrecken.  Denn 
der  Brasilianer  verlangt  — und  das  mit  Recht  — Gegenseitigkeit.  Um  nun 
diese  Freundscbafuschuld  nicht  allzusehr  an  wachsen  zu  lassen,  habe  ich  für 
das  Beste  gefunden,  den  Leuten  allerhand  europäische  Sachen  als  Gegen- 
geschenk zu  überreichen,  Kleidungsstücke,  Strümpfe,  Decken  und  dergleichen 
mehr.  Dagegen  vermeide  man  es  möglichst,  sobald  man  einen  Transport  solcher 
Sachen  bekommt,  dieselben  vor  ihren  Augen  ausxupacken,  zweier  CbarakteT- 
eigenthümlichkeiten  halber,  die  die  Brasilianer  mit  allen  Natur-  und  Halb- 
kultnrvölkem  gemein  haben.  Es  ist  dies  erstens  eine  unerträgliche  Neugierde, 
die  den  Brasilianer  jede»  Ding,  das  er  nicht  kennt,  durch  die  eindring- 
lichsten Fragen,  durch  genauestes  Besehen  und  womöglich  noch  durch  Aus- 
einandernehmen seiner  Theile  zu  ergründen  beitet,  und  zweitens  die  kin- 
dische Begierde,  alle»,  was  ihm  zum  ersten  Mal  io  die  Augen  fällt  und  seinen 
Beifall  erregt,  auch  besitzen  zu  wollen.  Kommt  der  Brasilianer  vom  Itapocü 
in  die  Stadt,  so  mag  er  noch  soviel  Geld  in  der  Tasche  haben,  er  wird  es 
sicher  bis  anf  den  letzten  Vintem  für  Dinge  vergeuden,  die  er  durchaus 
nicht  jetzt  gerade  nöthig  bat,  die  ihm  aber  zufällig  in  der  Weise  anfgefatlcn 
oder  angeboten  worden  sind.  Aus  dem  gleichen  Grunde  kann  man  sicher 
darauf  rechnen,  date  der  Brasilianer,  der  bei  seinem  deutschen  Nachbar  ein 
ihm  bisher  ganz  oder  in  dieser  Art  unbekanntes  Ding  erblickt,  diesen  es  ihm 
zu  verkaufen  bittet,  wobei  er  meistens  den  Nebengedanken  bat,  er  werde 
die  Sache  zum  Geschenk  erhalten.  Auch  in  dieser  Beziehung  wird  man  im 
Anfang  gute  Miene  zum  bösen  Spiel  machen  müssen,  und  nur  allmählich 
mit  den  abschlägigen  Antworten  anf  derartige  Ansinnen  etwas  fester 
werden  können. 

Wenn  nun  auch  der  Brasilianer  in  Beziehung  auf  Vertrags-  und 
Schuldverhältnisse  durchaus  nicht  moralisch  fehlerfrei  zu  nennen  ist,  so  mute 
man  hingegen  anerkennen,  dos  man,  wenigstens  hier  am  Itapocü,  vor  Dieb- 
stählen seitens  derselben  absolut  sicher  IsL  Man  kann  sein  Haus  tagelang 
unbewacht  lassen,  ohne  dass  man  zu  fürchten  hat,  date  irgend  etwas  im 
Hause  auch  nur  von  der  Stelle  gerührt  werde;  denn  der  Brasilianer  betritt 
grundsätzlich  kein  fremd»*,  leerstehendes  Haus,  worunter  aber  offene  Hütten 
nicht  mit  inbegriffen  sind,  und  wovon  vielleicht  allein  die  Venden  (Kram- 
läden) ausgenommen  werden. 

Eine  weitere  rühmlichst  hervorzuhebende  Eigenschaft,  die  den  Bra- 
silianer gleichfalls  als  Angehörigen  eines  halben  Naturvolkes  charakterisirt, 
ist  seine  unbegrenzte  Gastfreiheit.  Mag  der  Fremde  Stunden,  Tage  oder 
Wochen  bei  ihm  zubringen,  er  wird  ihn  stets  mit  gleich mäteiger  Liebens- 
würdigkeit behandeln,  und  er  wird  es  stets  als  sclbsverständlieh  ansehen, 
date  der  Fremde  seine  Mahlzeiten  und  sein  — allerdings  erschrerklich 
hartes,  nur  aus  einer  auf  die  Erde  geworfenen  Binsenmatte  bestehendes  — 
Nachtlager  mit  ihm  theilt 

Was  nun  schlietelich  die  intellektuellen  Fähigkeiten  der  hier  lebenden 
Brasilianer  betrifft,  so  sind  dieselben  zwar  mit  einem  gewissen  natürlichen 
Verstände  ausgestattet,  haben  aber  einen  unglaublich  geringen  geistigen 
Horizont.  Schreiben  und  lesen  können  nur  sehr  wenige,  und  nur  einige 
von  ihnen,  sind  mit  der  Auteenwelt  in  häufigere  Berührung  getreten.  Was 
Wunder,  wenn  diese  Auteenwelt  für  ihren  Gedankenkreis  so  gut  wie  gar 
nicht  exiatirt.  Politische  oder  soziale  Tagesfragen  bringen  keine  Aufregung 
in  das  eintönige  Leben  der  Itapocuaner.  Wahlen  und  politische  Gcdenk- 
tage  gehen  spurlos  an  ihnen  vorüber.  Die  Frage,  ob  das  Kabertlimn  in 
Brasilien  durch  eine  Republik  ersetzt  werden  solle,  bat  noch  keinem  von 
ihnen  eine  schlaflose  Nacht  bereitet,  nnd  die  nativisliscben  Strömungen,  die 
unter  den  Eingeborenen  Brasiliens  in  letzter  Zeit  immer  bedenklichere  Di- 
mensionen anzu nehmen  beginnen,  haben  den  Deutschen  am  Itapocü  noch 
keinen  Augenblick  das  Leben  sauer  gemacht.  Nur  Wenige  von  ihnen 
machen  insofern  eine  Ausnahme,  als  sie  doch  hin  und  wieder  den  Versuch 


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EXPORT,  Organ  dcB  Centralvereins  für  Handelsgeographie  etc. 


machen,  eine  politische  Meinung  zu  äußern.  Einer  von  diesen  ist  cs  auch, 
der  die  übricen  Itapocuaner  an  bestimmten  Feierlagcn  zu  religiösen  An- 
dachten in  seinem  Hause  versammelt,  und  diese  Andachten  sind  die  einzigen 
positiven  Äußerungen  ihres  religiösen  Lebens,  das  im  übrigen  gerade  so  todt 
ist  wie  das  politische,  und  »eine  starke  Seite  nur  in  der  unbedingten  Ne- 
gation jeder  Arbeit  an  den  zahllosen  Feiertagen  de»  hiesigen  Landes  zeigt. 

Eigenschaften,  die  die  Brasilianer  als  den  Naturvölkern  nahestehend 
erkennen  lassen,  sind  ferner  reine  große  Vertrautheit  mit  dem  Waide,  seine 
Findigkeit  in  der  Aufspürung  und  Erlangung  ton  Wild,  die  Leichtigkeit, 
mit  welcher  er  sich  in  allen  Lebenslagen  durch  praktische  Benutzung  der 
gerade  vorhandenen  Hilfsmittel  zu  helfen  weiß,  aber  auch  »eine  feige 
Furcht  vor  unbekannten  oder  schwieriger  zu  bestehenden  Gefahren,  wio 
beispielsweise  nicht  nur  Indianer,  Tiger,  Schlangen,  sinder»  auch  Insekten 
und  Reptilien  von  geringstem  Umfang  und  unschuldigstem  Charakter.  Da- 
gegen fehlt  ihm  merkwürdiger  Weis«  die  prakrisebe  Wetterkunde,  die  wir 
doch  sonst  überall  bei  den  Landleuten  antreffen  können. 

Ob  und  wie  weit  nun  etwa  der  Itapoeuaner  durch  die  jetzt  eingetretene 
Berührung  mit  den  deutschen  Kolonisten  seinen  Charakter  ändern  Uttd  den- 
selben mehr  dem  seiner  zmlisirten  Landsleute  in  den  Städten  nähern  wird, 
kann  uns  erst  die  Zukunft  lehren. 

Nachklinge  der  1886er  Südamerikaalschea  Ausstellung  zu  Berlin,  ln 

mehreren  deutschen  Zeitungen  Süd-Brasiliens  wird  gegen  einige  von  der  Jury  der 
1886er  Südamerikanischeu  Ausstellung  zu  Berlin  gefällten  Urtheilc  mit  dem 
Bemerken  Verwahrung  angelegt,  daß  die  Mitglieder  der  Jury  es  an  der 
nÖthigwn  gewissenhaften  Prüfung  hätten  fehlen  lassen.  Daß  die»  eine  ebenso 
leichtsinnige  wie  unberechtigte  Behauptung  ist,  werden  die  Mitglieder  der 
Jury,  welche  unverdrossen  wochenlang  hindurch  ihrer  meist  sehr  schwierigen 
Arbeit  obgelegen  haben,  am  besten  bcurtheilen  können  und  defshalb  jene 
Äufsertmgen  ihrem  Wertbe  entsprechend  taxlren.  Daß  vereinzelte  lrrtbümer 
vorgekommen  sind,  mag  zugegeben  werden,  aber  sicherlich  kann  die  Schuld 
au  denselben  der  Jury  atn  wenigsten  beigemessen  werden.  Wer  bei  Ankunft 
der  Ausstellungsgegenstände  Gelegenheit  gehabt  hat  sich  zu  nherxeugvn,  wie 
in  aulserordentiich  zahlreichen  Fällen  sowohl  die  Ausstellungsgegenstände 
sowie  die  Kisten,  in  denen  dieselben  verpackt  waren,  ohne  irgend  welche 
Bezeichnungen  oder  Nummern  versehen  waren,  durch  welche  allein  ihre 
Identität  mit  den  in  den  berüburgesandlen  Verzeichnissen  enthaltenen  Angaben 
hätte  fixirt  werden  können,  der  vermag  es  der  Umsicht  und  dem  ordnenden 
l'lcißc  der  JurymitgJieder  nur  Dank  zu  wissen,  daß  bei  der  Unzahl  solcher 
und  ähnlicher  Mängel  so  wenige  Irrthümer  vorgekommen  sind.  Mit  welcher 
Unoninuug  u.  A.  der  Versand  der  Ausstellungsgüter  vor  sieb  gegangen  ist, 
bezeugt  der  Umstand,  dal»  viele  der  angemeldeten  ( »fiter,  in  Folge  Mangels 
genügender  Instruktionen,  an  den  überseeischen  Versandplätzen  liegen  ge- 
blieben  sind  und  die  Aussteller  sie  daher  vergebens  hier  rcklamirt  haben. 
Wegen  de»  großen  Zeitverlustes,  welcher  mit  der  überseeischen  Korrespondenz 
verbunden  ist,  konnten  solche  und  ähnliche  lrrtbümer  erst  nach  längerer  j 
Zeit  aufgeklärt  werden.  Anstatt  nun  berechtigte  oder  angeblich  berechtigte 
Reklamationen  bei  dem  Ausstellungskotnit«  oder  bei  dem  Preisgericht  selbst 
anzubringen,  ziehen  die  mit  dem  Urtheil  des  letzteren  unzufriedenen  Aus- 
atelier es  vor,  ihrer  Unzufriedenheit  in  der  Presse  Ausdruck  zu  geben,  bei 
welcher  Gelegenheit  mehrere  Redaktionen  cs  nicht  unterlassen  konnten,  der 
gedachten  Ausstellung  und  ihren  Veranstaltern  beleidigende  und  sogar  ver- 
dächtigende Bemerkungen  anzuhängen.  Man  wird  es  den  durch  dieselben 
Angegriffenen  nicht  xutuulhcn,  denselben  gegenüber  auch  nur  «in  Wort  zu 
verlieren.  — Dafs  manche  Urtheilc  de»  Preisgerichts  den  Ausstellern  mehrfach 
unbequem  gewesen  sind,  darf  doch  wohl  nicht  jenen,  sondern  vielmehr  den 
unberechtigten  Erwartungen  der  letzteren  zur  Last  gelegt  werden.  Die  Jury 
hatte  nicht  mit  Rücksicht  auf  diese,  sondern  nur  nach  ihrer  Cborxcugung 
zu  urtbeilen.  Auch  wird  man  sie  nicht  dafür  verantwortlich  machen,  wenn 
sie  die  in  Folge  schlechter  Verpackung  minderwerthig  gewordene  Waare 
dementsprechend  klasailizirte.  Welch'  anderen  Zweck  als  den  einer  objektiven 
Würdigung  der  Waare  batte  sie  bei  ihror  Tbfitigkeit  befolgen  können?  An 
Interesse  hat  es  ihr  bei  ihren  Arbeiten  wahrlich  nicht  gefehlt,  ja  sie  hat 
speziell  den  Ausstellungsobjekten  der  deutschen  Kolonisten  von  Süd-Amerika 
di«  wärmste  Sympathie  entgegengebiacht,  was  einer  näheren  Begründung 
wohl  nicht  bedarf.  Sie  hat  sich  bei  ihren  Urtheilen  u.  A.  von  dem  Bestreben 
leiten  lassen,  dio  Marktfähigkeit  der  betreffenden  Produkt«  zu  untersuchen, 
um  sowohl  durch  Anerkennung  wie  durch  Bemängelung  der  einzelnen 
Leistungen  die  Mittel  und  Weg«  zur  Herstellung  hier  marktfähiger  Erzeug- 
nisse anzudeuten.  Wenn  die  Jury  damit  nicht  immer  den  Wünschen  der 
Aussteller  entsprochen  hat,  so  hat  sie  doch  versucht  deren  Interessen 
gerecht  zu  werden.  Im  Übrigen  haben  sich  die  Aussteller  über  die  Ver- 
anstalter der  Aussteller  um  so  weniger  zu  beklagen,  als  diese  aus  ihrer 
eigenen  Tasche  das  nicht  unbedeutende  Defizit  gedeckt  haben,  weiches  in 
Folge  der  künstlerischen  und  geschmackvollen  Ausstattung  der  Ausstellungs- 
räume — die  doch  auch  im  Interesse  der  Aussteller  gelegen  hat  — ihre 
aufrichtigo  .Sympathie  für  das  Unternehmen  hinreichend  bethätigt  haben. 
Hieran  wird  auch  das  Geschrei  einiger  Unzufriedenen  und  solcher  Personen 
nicht»  indem  können,  welche  die  Hetzerei  in  der  Presse  zu  einer  gewerbs- 
mäßigen Gewohnheit  zu  machen  beflissen  sind. 

Eine  neue  Gespinstfaser.  „The  British  Mercantde  Gazette“  berichtet 
in  der  Nummer  vom  15.  August:  «Ein  Korrespondent  aus  Rio  de  Janeiro 

theilt  uns  mit,  dafs  in  Brasilien  eine  neue  Textilsubstanz  entdeckt  worden, 
welche  bi»  vor  kurzem  gänzlich  unbenutzt  blieb.  Es  ist  die  Faser  einer 
Malve,  die  ein  vorzügliche»  Material  für  Säcke  liefert  und  in  jeder  Be- 
ziehung an  Steile  der  Jute  verwendet  werden  kann.  Verschiedene  europäische 
Häuser  haben  bereits  begriffen,  dafs  in  dieser  Richtung  Geld  zu  machen  ist 
und  große  Posten  bestellt,  ein  französische»  Haus  allein  890  Ballen.  Die 
Zubereitung  der  Faser  soll  sehr  einfach  um!  billig  sein,  würde  »ich  aber 
durch  europäische  Maschinen  noch  viel  leichter  bewirken  lassen.  In  der 


Provinz  Cearä  giebt  c»  außerdem  noch  verschiedene  ander«  Pflanzen,  die 
der  Beachtung  der  europäischen  Industriellen  werth  wären.* 

Ober  denselben  Gegenstand  theilt  der  in  Blumcnsu  (Süd-Brasilien)  er- 
scheinende «Immigrant“  Folgende»  von  berufener  Seite  mit:  .In  der  Provinz  Ceari 
sind,  wie  berichtet  wird,  von  Europa  aus  große  Bestehungen  auf  die  FoAcru  der 
Ureua  lobata  gemacht,  einer  Malve nart,  die  dort  in  den  Campos  wie  Uakrs&t 
wächst.  Das  tbut  sie  übrigens  nicht  nur  in  Ceari;  ursprünglich  wohl  *i* 
alle  Arten  der  Gattung  Urena,  in  der  alten  Welt  heimisch,  ist  sie  jetzt  auch 
in  den  wärmeren  Thalien  tod  Amerika  weit  verbreitet.  Sie  dankt  dit» 
weite  Verbreitung  d«D  kleinen  Widerhaken,  mit  denen  ihre  Früchte  über  imi 
über  bedeckt  sind,  und  mittelst  deren  sie  sich  leicht  dem  Pelze  vorüber- 
streifender  Tbiere  oder  Kleidern  anheften  und  so  weiter  getragen  werdet 
Auf  gleiche  Weise  haben  sich  ja  bekanntlich  mancherlei  andere  Kletten  usri 
Pfaffcnläuee  über  all«  Well  verbreitet  Auch  in  unserer  Provinz  wird 
wt-rth volle  Gespinnstpflanze  wildwachsend  gefunden,  z.  B auf  der  Insel  Sä* 
Francisco  und  vereinzelt  auch  an  der  Barre  des  Itajahy.  Sic  ist  leicht  durti 
Samen  und  Stecklinge  zu  vermehren,  wächst  nweh  und  scheint  keinen  fce- 
sonders  guten  Bode»  zu  beanspruchen.  Es  möchte  wohl  der  Mühe  lohn«, 
einen  Versuch  mit  ihrem  Anbau  zu  machen.  Ihre  sehr  feste  Faser  ist  voc 
einzelnen  Stengeln  sehr  leicht  zu  gewinnen;  wie  sie  im  Grofsen  am  be 
quemsten  zu  gewinnen  ist,  wird  die  Erfahrung  lehren  müssen*. 

«Es  »ei  uns  gestattet  binzuzufügen,  — sagt  die  Redaktion  des  genas aln 
Rlattes  — , dafs  die  Gewinnung  der  Faser  eine  viel  einfachere  und  leichten 
zu  sein  scheint,  als  die  der  meisten  Gespinnstfascrn.  da  die  uns  vorliegend* 
Probe,  die  wir  der  Freundlichkeit  des  Herrn  Einsenders  verdanken,  fast  voll- 
ständig frei  ist  von  Pflanzenschloim , desscu  mechanische  Entfernung  oder 
Auflösung  meist  immer  schwierig  Ut  und  die  Gewinnung  der  Faser  ttr- 
theuert.  — Es  wäre  sehr  zu  wünschen,  dafs  der  Kulturvcrcia  dieser  Atge- 
legenhcit  näher  träte.  — Bei  dem  allgemeinen  Preisrückgang  unserer  wü- 
tigsten Exportartikel,  Zucker,  Fett,  Butter  — von  den  Hölzern  garnicht  n 
roden  — wäre  die  Einführung  und  Kultur  eiuer  Pflanze,  deren  Faser  enbe 
schränkten  Absatz  bei  guten  Preisen  verspricht,  vielleicht  geeignet,  die 
schwere  wirtschaftliche  Krise  überwinden  zu  helfen,  an  der  wir  äugen Uici- 
Hch  hier  kranken.*  — 

Wir  möchten  uns  der  obigen  Bitte  des  Blmuenauer  Blattes  an  den 
dortigen  Kulturverein  anschließen,  und  ersuchen  den  letzteren,  um 
durch  Übersendung  von  Malrenfaaem  Gelegenheit  zu  geben,  eine  fach- 
männische Untersuchung  vornehmen  zu  larae»  und  uns  damit  deo  IntcreMca 
der  deutschen  Kolonien  in  Süd-Brasilien  und  der  deutschen  Iudiatrie  dienst- 
bar  zu  erweisen. 


Vereinsnachrichten. 

Eingesandt.  Achtung]  Vorsloht!  Folgenden  Vorfktl  fl6#rge5e 
ich  hiermit  der  Öffentlichkeit  zum  Nutzcu  unserer  IndustricWu, 
insbesondere  meiner  Herren  Konkurrenten. 

Vor  ca.  14  Tagen  erschienen  in  meiner  Abwesenheit  zwei 
Herren  auf  meinem  Kontor,  von  denen  der  eine  sich  als  Geschäft* 
mann  aus  Jekatar inosiaw  mit  Namen  Kurkowski,  der  andere  ab 
Dr.  S.  Mandelkeru  aus  Leipzig,  Dolmetscher  und  Freund  dpi 
Obigen  vorstellte.  Anfänglich  gaben  sich  dieselben  den  Anschein, 
als  beabsichtigten  sie  mit  mir  in  Geschäftsverbindung  za  Irrt« 
und  ließen  sich  von  meinem  Stellvertreter  eine  Reihe  von  Masten 
vorlegen  und  Preise  nennen.  Diesem  Letzteren  blieb  es  jedoch 
nicht  lange  verborgen,  dafs  die  Absichten  der  beiden  Herren  eigent- 
lich ganz  wo  anders  hinausgingen,  dafs  sie  gekommen  waren,  na 
zu  „schnüffeln*,  wie  man  zu  sagen  pflegt.  Auch  machten  dieselben 
bald  darauf  jedem  Zweifel  daran  von  selbst  schon  ein  Ende,  indem 
sie  — meine  Abwesenheit  benutzend  --  meinem  Stellvertreter,  dea 
Herrn  Z.,  einen  direkten  Eugagemontsantrag  machten,  verbündet 
mit  der  Mittheilung,  dafs  sie  eine  Fabrik  chemischer  Farben  io 
Jekatarinoslaw  zu  errichten  beabsichtigten  und  eine,  wenn  *od 
primitive,  Krdfarbenfubrik  bereits  dort  besäßen.  Herr  Z.  antwortet« 
ausweichend  und  lehnte  auch  das  ihm  gestellte  Ansinnen,  die  Fs- 
brikseinriebtuogen  zu  zeigen,  ab,  worauf  sich  dio  Fremden  ent- 
fernten. Am  selben  Tag  noch  wurde  Herr  Z.  durch  einen  Boten 
io  den  Gasthof  beschieden  und  ihm  dort  unter  4 Augen  von  dem 
Dr.  Mandelkern  jede  beliebige  Summe  angeboteu  — er  möchte 
die  Höhe  derselben  selbst  bestimmen  — wenn  er  hinter  meinem 
Rücken  ihm  dem  Dr.  Mandelkern  die  Zeichnungen  zu  tueiaer 
Dampßch  lemraerci , Dampftrocknerei,  den  Koller-  und  Trockett- 
müblcn  und  der  Einrichtung  der  chemischen  Fabrik  veraclufi'& 
würde.  Herr  Z.  lehnte  kurz  ab  und  machte  mir  von  dem  gaai*° 
Vorfall  pflichtgemäß  Anzeige. 

Ich  bezwecke  mit  dieser  Veröffentlichung,  den  beiden  Hernt. 
welche  ihre  Kunalrcise  auf  jeden  Fall  fortsetzen,  anderwärts  eiwn 
gebührenden  Empfang  vorznbereiten  und  bitte  alle  Zeitungen  am 
Abdruck  dieser  Zeilen. 

Dr.  Adolf  Kaysor, 

Erdfarbenwerk  und  chemische  Farbenfabrik, 

Mitglied  des  „Centralvereins  für  Handelsgeographie  etc.* 


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1887. 


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EXPORT,  Organ  des  Centralvereins  für  Handelsgeograpbie  etc. 


Littcrarisclie  Umschau. 

Ycrzelchnlf*  der  bol  der  Redaktion  elngegangenen  Druckschriften. 

Die  nachstehend  besprochenen  und  angezeigten  Werke  können  durch  die 
Bocbhandlung  Walther  «fc  Apolaut,  Berlin  W,  Markgrafenstraf»«  GO, 
jedcrieit  bezogen  werden. 

Geographisch- Statistische»  Welt  - Lexikon  von  Emil  Metzger. 
Verlag  von  Felix  Krais  in  Stuttgart  18  Lieferungen  & 50  .v^. 

Die  uns  soeben  zugehenden  Lieferungen  G und  7 dieses  von  uns  schon 
früher  empfohlenen  geographischen  Iland-  und  NocbschlagebucbM  enthalten 
die  Artikel  „Fratickcr“  bis  „Ixtapan."  Es  liegt  in  den  hi»  jetzt  erschienenen 
Lieferungen  eine  solche  Fülle  von  geographischem  Material  vor,  dafs  sich 
das  Werk  schon  jetzt  für  den  praktischen  Gebrauch  als  sehr  wcrthvoll  er- 
weist- Jedem  kaufmännischen  Bureau,  das  mit  der  Aufscnwclt  in  Beziehung 
steht,  können  wir  da»  .Welt-Lexikon"  als  praktisches  und  zuverlässiges 
Nachschlagebuch  aufs  wärmste  empfehlen. 

And  re w t'arnegio,  Amerika,  ein  Triumph  der  Demokratie.  Leip- 
zig 1886. 

E.  1).  Herr  Carnegie  hat  es  durch  glückliche  Spekulationen  in  Pe- 
troleum und  anderen  Dingen  auf  dem  Hoden  der  nortlainerikani»c.hen  Union 
viel  weiter  gebracht,  als  in  seiner  britischen  Heimath,  und  er  läfst  nun  vor 
aller  Well  ein  I.ohlicd  über  den  grofsen  FreBtaat  und  seine  Institutionen 
ertönen,  wie  et.  begeisterter  und  OptimbttekfT  nicht  gedacht  werden  kann. 
Kr  rühmt  uns  an  der  Hand  statistischer  Zahlen,  die  er  selbst  nachgercchnrt 
hat,  und  in  die  wir  deshalb  .unbedingtes  Vertrauen"  setzen  dürfen,  den 
phänomenalen  wirthsebaft licken  Aufschwung  des  Landes,  er  hält  uns  Be- 
wohnern des  alten  Europa,  die  wir  unter  dem  Drucke  despotischer  und 
feudalistischer  Regierungen  seufzen,  die  Priuzipieu,  die  bezüglich  der  öffent- 
lichen Erziehung,  der  Religion,  der  inneren  Staatsverwaltung  und  der  »iifsercn 
Politik  Ln  Amerika  walten,  zur  unbedingten  Annahme  vor,  und  was  tliut  er 
nicht  noch?  .Im  Schneck engange  bewegen  sich  die  alten  Nationen  der  Erde 
auf  der  Bahn  des  Fortschritts  vorwärts;  auf  Adlerüttigen  eilt  an  ihnen  der 
nordatneri konische  Staateubund  vorbei,  sie  alle  weit  hinter  sieb  lassend." 
.Da»  schöne,  sonnige  Frankreich  hat  einbundertsechzig  Jahre  bedurft,  um 
seine  Bevölkerung  zu  verdoppeln.  England  und  das  Deutsche  Reich,  deren 
Zunahme*  t-rbältnisae  ungefähr  gleiche  sind,  haben  siebzig  Jahre  gebraucht, 
um  zu  demselben  Resultate  zu  gelungen.  Die  Republik  dagegen  bat  die- 
selbe wiederholt  innerhalb  fünfundzwanzig  Jahren  gethan."  .So  unerhört 
dieses  Waclislhutti  schon  ist,  so  ist  ca  doch  gering  und  unbedeutend  gegen 
die  Steigerung,  welche  das  Gesumm tvermögen  des  Landes  erfahren  hat." 
.Ohne  Kirchensteuer  oder  Zehnten,  ohne  staatliche  Unterstützung  und  Über- 
wachung bat  das  Ueligiouswesen  in  freier,  selbständiger  Entwickelung  all- 
mählich eine  innere  Kraft  erlangt,  welche  ihm  der  Staat  nicht  hätte  geben 
können."  .In  den  schönen  Künsten  und  in  der  Musik  schreitet  das  ameri- 
kanische Volk  mit  einer  Schnelligkeit  vorwärts,  welche  die  Behauptung  Logen 
stiaft,  dafs  die  Demokratie  das  Volk  matcriaüsire,  das  ideale  Leben  ertödle, 
und  dafs  der  unbeschränkte  Geuuf*  persönlicher  Freiheit  nur  in  der  rast- 
losen Anhäufung  von  Dollars  seine  Befriedigung  fände."  .Es  ist  der  grofcte 
Triumph  der  Demokratie,  dafs  ihre  Glieder  in  der  Liebe  zu  den  Büchern 
sich  vor  den  Anhängern  aller  anderen  Itcgicrungsfonncn  auszeichnen.  Der 
Anhänger  der  Monarchie  rühmt  »ich  einer  gtöfwrcu  Zahl  von  Bajonetten, 
der  Republikaner  einer  gröberen  Anzahl  von  Büchern."  .Die  ungeheure 
Staatsschuld,  die  beständigen  Kriege  oder  die  konstante  Befürchtung  der- 
selben und  die  kleinlichen  Eifersüchteleien  gegenüber  den  übrigen  Nationen 
sind  fast  jedem  Lande  Europas  eigen,  während  Amerika  sich  noch  so  gut 
wio  vollständig  Ton  diesen  modernen  Staat»»chiden  frei  weifs."  „Dor  Sturz 
einer  Monarchie  uud  die  Geburt  einer  Republik,  wie  es  bei  Frankreich  der 
Fall  war,  ist  für  uns  Gegenstand  aufrichtigster  Freude." 

So  und  ähnlich  klingt  es  uns  aus  dem  Buche  entgegen. 

Von  dem  wirtbschaftiichen  Aufschwung«  der  Union  ist  Herr  Carnegie 
natürlich  fest  überzeugt,  daf»  er  in  alle  irdische  Ewigkeit  weiter  so  fortgeheu 
wird  wie  bisher. 

Wir  sind  in  diesem  wie  in  sehr  zahlreichen  anderen  Punkten  nicht 
seiner  Meinung,  und  wir  hoffen  zugleich,  dar*  die  Mehrzahl  derjenigen,  denen 
das  Buch  in  die  Hände  fällt,  die  giofae  Oberflächlichkeit  und  Kritiklosigkeit 
desselben  auf  den  ersten  Blick  erkennen  werden.  Zu  den  paar  gesunden 
Weizrukörncrn,  die  es  einem  bietet,  hat  man  einen  ungeheuren  Haufen  Spreu 
mit  in  den  Kauf  zu  nehmen,  und  mehr  als  .seine"  enthält  es  „nonseusc". 
Rand  Mc.  Nally's  Offizielle  Eisenbahnkarte  der  Vereinigten 
Staaten  von  Amerika,  Cauada  und  Mexiko.  Mit  Spezialkarte  der 
Hahnen  der  atlantischen  Industriestaaten,  sowie  Plänen  von  New  York, 
Boston,  Philadelphia,  Chicago,  Cincinnati,  St.  Louis,  Buffalo,  Washington 
und  den  Niagarafallen.  Preis  3 *44  Leipzig,  Verlag  von  Gustav  Weigel. 

Die  mit  grüfater  Sorgfalt  und  höchst  sauber  in  Fläcbenkolorit  aus- 
geführte, 110:82  cm  grufec  Karte  wird  steh  allen,  die  in  irgend  welchen 
Beziehungen  zu  dem  grofiMA  WtftM  lIliMB,  Mbr  nützlich  erweisen  Selbst 
ganz  kleine  Oite  sind  darauf  zu  finden,  uud  v»  dürfte,  was  Genauigkeit  an- 
betrifft,  keine  bessere  Karte  über  diesen  Kontinent  exhtiren. 

Wohl  selten  hat  ein  buchbändlerisebes  Unternehmen  eines  so  allseitigen 
Beifalles  »ich  erfreut  wie  die  grüßte  von  Herrn.  Haben  ich!  entworfene 
.Spezial  karte  von  Afrika”  in  10  Blatt  und  im  MaTastabo  von  1:4000000, 
deren  Aufgabe  von  Justus  Perthes  Geographischer  Anstalt  ln  Gotha  bei 
dem  lOOjäbrigsn  Jubiläum  der  Firma  im  September  1885  begonnen  wurde. 
Im  Mai  1886  war  das  grofae  Werk  vollendet  und  jetzt  nach  Jahresfrist  liegen 
bereits  die  ersten  Blätter  einer  zweiten,  vollständig  revidirten  und  den  neue- 
sten Forschungen  entsprechenden  Auflage  vor,  ein  Beweis,  wie  sehr  diese  Karte, 
deren  sorgfältige  Ausführung  und  Genauigkeit  von  der  fachmännischen  Kritik 
mit  seltener  Einhelligkeit  anerkannt  worden  ist,  als  ein  unentbehrliches  Hilfs- 
mittel bei  Reisenden,  Geographen,  Staatsmännern,  Kaufleutcn  usw.  »ich  ein- 


gebürgert hat.  Dieser  zweiten  Auflage  wird  der  Erfolg  sicher  nicht  fehlen, 
steht  doch  — fast  noch  mehr  als  zur  Zeit  ihres  ersten  Hrwcheinens  — heute 
Afrika  im  Vordergründe  de»  allgemeinen  Interesse*.  Wenn  auch  mit  Recht 
behauptet  werden  kann,  dafs  die  Erforschung  des  Kontinentes  in  den  Haupt- 
zügen als  abgeschlossen  tnzusehen  ist,  so  weist  die  Karte  doch  noch  immer 
ausgedehnte  Gebiete  auf.  welche  entweder  niemals  von  Europäern  besucht  werden 
konnten  oder  nur  durch  Erkundigungen  höchst  unsicher  bekannt  wurden. 
Als  wesentlicher  Vortag  der  Karte  verdient  hervorgehoben  zu  werden,  dafs 
sie  durch  die  ganze  Art  der  Darstellung,  durch  Verschiedenheit  der  Schrift 
eine  sofort  auffallende  Unterscheidung  zwischen  zuverlässig  erforschten  und 
nur  erkundeten  Gebieten  konsequent  durchführt. 

Die  beiden  ersten  Blätter  der  neuen  Auflage  sind  Sektion  5:  Abessi- 
nieu  und  Sektion  7:  Kongo.  Auf  dem  ersteren  Blatte  sind  die  Änderungen 
weniger  hervorstechend.  Weit  mehr  als  die  Hälfte  des  Blattes  ist  seit  dem 
Aufstande  der  Mabdisten  von  Europäern  nicht  mehr  betrcleu  worden;  die 
wichtigsten  topographischen  Neuerungen  beschranken  sich  auf  Schoa  und 
seine  Tribut är^ianten,  wo  di«  Aufnahmen  de9  italienischen  Kapitän  Ceccbi 
beträchtliche  Korrekturen  nöthig  machten.  Die  italienischen  Besitzungen 
am  Kothen  Meere  haben  eine  bedeutende  Ausdehnung  erfahren  und  di*  noch 
unter  E m i n - Paschas  Verwaltung  stehenden  ehemaligen  ägyptischen  Gebiete 
sind  durch  eigene*  Kolorit  hervorgehoben  worden.  Auf»eroid«utlich  bedeu- 
tend und  selbst  dein  Laien  sofort  in  die  Augen  fallend  sind  die  Umwälzun- 
gen auf  der  Sektion  Kongo,  welche  einer  länzliehcn  Neubearbeitung  sehr 
nabe  kommt.  Die  Aufnahmen  von  Grcnfeil  auf  den  Nebenflüssen  des 
Kongo,  von  J.  de  Rraxxa,  von  Rouvier,  Lens,  Kund  und  Tappen- 
beck, Dr.  Wolf  und  Francois,  Heichard,  Capello  und  iTens  u.  A. 
haben  derartige  Korrekturen  veranlagt,  dafs  kaum  der  vierte  Theil  der  älte- 
ren Zeichnung  unverändert  geblieben  ist.  Auch  der  besseren  Erkenntnifs 
der  Bodenbeschaffen  beit  im  Kongobecken  ist  Rechnung  getragen  wurden 
durch  Andoruugrn  in  der  Unterscheidung  von  Steppe  und  kuiturfäbigem 
Gebiete-  Endlich  sind  auch  die  politischen  Veränderungen,  sogar  die  erst 
am  SO.  April  beschlossene  bedeutende  Grenzregulintng  zwischcu  Koogoataat 
und  Frankreich  berücksichtigt  worden. 

Grofses  Handbuch  der  Philatelie.  Vollständiges  Verzeichnis  und  Be- 
schreibung aller  amtlich  ausgegebenen  Postzeichen,  aller  Privat  post  - 
maiken,  Stempel-,  Telegraphen-  und  Ketourmarken.  sowie  aller  bekannt 
gewordenen  Essays  llernnsgegeben  von  Otto  Teils.  Leipzig,  Verlag 
von  Ernst  Heitmann. 

Lehrbücher,  Methode  Gaspey-Otto-Sauer: 

Otto,  Französische  Konversations-Grammatik.  Heidelberg,  Julius  Groos. 
Gaspey,  Englische  Konversation»  Grammatik.  Heidelberg,  Julius  Groos. 
Dr.  II.  Loewe's  Unterrichtsbriefe  zur  schnellen  uod  leichten  Erlernung  der 
englischen  Sprache  nach  neuer,  natürlicher  Methode.  I.  bis  III.  Lieferung. 
Verlag  von  0.  Regoitbardt,  Berlin  S.,  Brandcnburgstrafse  9. 
Jahresbericht  der  Handelskammer  za  Breslau  für  1886.  Breslau 
1887. 

Jahresbericht  der  Handelskammer  zu  Halle  a.,d.  Saale  für  1886. 
Halle  a./d.  Saale  1887. 

Jahresbericht  der  Handelskammer  de*  Kreises  Solingen  pro  1886. 
Solingen  1887. 

Jahresbericht  der  Handels-  und  Gew  erbekainmer  zu  Plauen  auf 
das  Jahr  188«,  I.  Theil.  Plauen  1887. 

Jahresbericht  der  Handels-  und  Gewerbekammer  zu  Zittau  auf 
das  Jahr  1886.  Zittau  1887. 

Jahresbericht  der  Handelskammer  zu  Licgnitz  pro  1886.  Lieg- 
nitz 1887. 

Jahrbuch  des  Siebenbüi  gischen  Karpathenvereins  VII.  Jahrgang 
1887.  Hennannstadt  1887. 

Monatshefte  zur  Statistik  des  Deutschen  Reichs,  Jahrgang  1887, 
Juni-Heft. 

Annalen  der  Hydrographie  uud  maritimen  Meteorologie.  XV. 
Jahrgang  1887.  Holt  VII. 

Universum.  III.  Jahrgang  Heft  24,  IV.  Jahrgang  Heft  I. 

Statiatica  EUttorale  Kolitica.  Koma  JNÄ». 

L'Afrique  exploree  et  ciciliece  Geriete,  jlout  1867. 
Photographische  Mittheilungen.  lieft  346  bis  349.  Berlin,  1887. 

Briefkasten. 

— Die  in  diesen  Tagen  durch  die  Zeitungen  gegangene  Nachricht, 
dafs  unter  dem  Vorsitz  «|«a  Staatssekretär*  des  Reichspostamts  Dr.  v.  Stephan 
in  einer  Kommission  die  Frage  der  Nothwecdigkcit  einer  Ausdehuung 
der  vom  Reiche  »ubveutionirteo  Poatdampferlinien  nach  Ost- Afrika 
erörtert  werde,  entbehrt,  wie  wir  von  zuständiger  Seite  erfahren,  jeder  Be- 
gründung. 

— Herr  IL  O.  Lobcdani,  Himburg,  meldet ; Oer  H»mb«irg-H6>lnin*rik*nt»«b*  Poet- 
daraphv  „Urogn»)“  b»t  aut«»h«nd  im  S.  Oktober  »l.  Viirrnt  p»§*iri,  bat  nick- 

kihrcxnl  »rn  L Oktober  Hat  tim  lei«.  St.  Vlocm?  pkaatrl,  „Tljti'k"  itl  »ukgrtieml  am  t.  Otlabrr 
VoiiultUg»  1b  taiaibon  aag»k'>MDitn  ond  am  3.  Oktober  NaibmtUaga  narb  |lra»tüMi  »nii.r- 
gegangto.  ..Santo»”  t«<  aaa  1.  Oktober  von  Bakla  uoit  aiu  J.  Oktober  Mittag«  Na 
tmro  ii*.' h Kiirv|.»  nbg  tu  äugte.  „Cofrlamtae”  hat  aengehend  «m  3.  Oktober  4 flir  äMknitU*» 
Duear  pBMlrt.  ^Nwiwkataf  hl  an»  «-  Oktober  Nar  hinkttag*  von  Madeira  nach  dem  La  Plat* 
«oiiergegaagea.  .Ceari"  tat  «in  Oktebar  tue  llatua  Baak  Eein|ia  abgtgaeg»«.  Argeu- 
Una''  hat  rä<kk*br*nd  an  6.  Oktober  9 Ufar  Morgcua  !'o»er  pantrt.  „Daum  wall*  hat  rurk- 
kehrend  am  1.  Oktober  Kt  Vincent  paaalrt. 

Pa»  SpedltU-oahau«  Aaraal  ItlauMilhal-llaaiharg  l.artrbiei  ob»  folgen  Dampf«' - 
uad  Begier  Abiahnea  toi  Hamburg  nach  eun^iätarheo  sind  iberaeeierbeia  Pl»taen 
a)  DaBpfirklHa. 

Afrika  via  kUdelra,  Canaroebe  |u»«.'.b,  «er»»,  Aer/a.  Lage«  bla  Loand« 

laXI.,  1’  tulatnplcr  „Ajolpb  WoermanB”,  Kep«.  Mmaeru,  SeuiBCb,  St.  OktoA-er. 


y Goo 


Nr.  41. 


612 

EXPORT,  Organ  des  Centmlvereins  für  Handolsgcographie  etc. 


1887. 


AfriAa  (WcaUfLte)  rlt  Madeira,  Oar4*  na«.  Poaldaatpfar  „Krt»a  Womtas*,  Kapt.  Baach, 
daauch,  14.  Oktober. 

Dakar  Dampfer  „Scheid*1",  U.  Okinbrr. 

Kapeudt  usw.  (tia  Madeira)  all*  9BT*it«,  auoächit  Poitilampfrr  „Athanlaa“,  englUch,  14.  Ohl. 

Sansibar  Üaaapfar  „Z*»*lb»r“.  Kapt.  Hialfald,  deutacb,  33.  Oktober 

KiBgapor»,  Dali,  Laogkal  and  .Sanis ng  Dampfer  „Wchaalüe“,  Kapt.  Mauer,  deutsch,  Anfang 

renaag.  Singapur*,  Hongkong  «ad  Japan  („Klagsla  Linie“)  Dampfer  „Lydia",  datiltcfc, 
15.  Oktubar,  Dampfer  ,. Ballona“,  dautarh,  40.  Oktober,  Dampfer  „Caaaandra“,  ileuUrb, 
IS.  Nurember,  Dampfer  „Dsphar",  demdck,  30.  Nerember,  Dampfer  „PuJjkjmnla“, 
deutsch,  16.  Datembar,  Dampfer  „Ueaperia“,  deutsch,  9U.  Dceember. 

Pensa*,  Bingepora,  llnngkosg,  Yokohama,  HIoro  ood  Nagasaki  (Bklre-  Linie)  via  I-oedoa 
and  event.  Antwerpen,  Dampfer  „MerioaeUklre“,  anglisch,  36.  Oktober.  Dampfer  .Car- 
■narlbsnsblra",  asgllerh,  16.  November. 

Yokohama  and  Hlogo  (direkt)  Union  Linie)  Dampfer  „Lord  ol  the  UW»**,  Kap«.  Polgal 
«nglisrh,  10.  November. 

Singapur*,  Uongkoag,  Schanghai.  Yokohama,  IJlugo  and  Nagasaki  (via  Port-Said,  Hoaa,  Ada« 
and  Colombo)  Poatdampfer  „Ualcra“,  deutsch,  b4t  14.  Oktubar. 

Adelald»,  Melbnurne  und  Bjrdnej,  via  Port  Raid,  Sun,  Aden  und  Cu  I um  ho  Poatdampfer 
„ünlieti Staufen“,  deutacb,  bis  36.  Oktober. 

Valparaiso,  Arie*.  Mollendo  und  Calla«,  Panta  Arena*  (Mag.-Btr.),  Corral,  Curuaol  and 
Talcabaano  anlaufend  (via  Antwerpen)  P<istdampf*r  „Kamt.}»*»“,  Kajit.  Aiagmoad,  dautnrb, 

17.  Oktober. 

Mollendo  and  Caltao  direkt  (via  Antaerpau)  Poatdampfer  „Uarda"",  Kapt.  Timrorrman, 
daatarb,  41.  Oktober. 

Cu  rin  lo,  La  Union,  La  Llbartad.  Aeajuüa,  Ban  Ju*4  de  fiaatcmala  und  Champeriro  avent- 
aach  Punta  Aranai  (C.  B.)  Saa  Juan  de  Bur  und  Ainapela  (via  Antaerpan)  Poatdampfer 
„Uarda  \ KipL  Timtnermaa,  dauueb.  Sl.  Oktober. 

Valparaiso,  Punta  Arenaa  (Mag.-Btr.),  Corral,  Curawai,  Talnhuanu,  Cuquimbo,  Antefagasta, 
Iqulque  und  Arlra  (via  Antaarpan),  Dampfer  „Titania“,  Kapt.  Wallar,  dautecli.  94.  Okto- 
ber. Daaapfer  Jlums“,  dautaeh,  96.  November,  Dampfer  „Cordelia“,  Kapt  Wortmann, 
dautaeh,  31.  DrMCabar. 

Pnau  Arena*  (Coaurira)  Co» lato,  Im  Union.  La  Llbartad,  Aeajatls,  Bau  Jooe  da  Guate- 
mala und  Champeriro  (via  Antworpaa)  Dampfer  „Biaara“,  Kap«.  Platt,  deutacb,  90.  No- 
vember, Dampfer  „Virgilia“,  Kapt.  Jolmslailh,  deutarh.  3U.  Deitmber. 

Montevideo,  Ruaaa*  Air**,  lUearin  und  Ban  Nicolas  fvia  Madeira)  Poatdampfer  „Olinda“, 
Kapt.  Klar,  deuUeb,  90.  Oktober,  Pottdampfer  „Bahia“,  Kapt.  t.  Holten,  deutacb, 
I.  November, 

Montevideo,  Bueno*  Air#*  und  Hoaario,  Dampfer  „Queen  Victoria“,  englisch,  14.  Oktober. 

Bahia,  Rio  de  Janeiro,  Bao  Pranrlaro  und  Santo*  (via  Lissabon)  Postdampfar  „Curltyba“,  Kapt. 
Hier,  deutsch,  1«  Oktober. 

Pamambuco,  Rio  de  Janeiro  und  Santo*  (via  Lissabon)  Poatdampfer  „Petropolla",  Kapt. 
Behrnaann,  deutsch,  95.  Oktober. 

Bahia,  Rio  Janeiro  «od  Bantus  (via  Lissabon)  Poatdampfer  „Argeatlna“,  Kapt.  Ratalk*,  dautaeh, 
4.  November. 

Ceara,  Maranliam  und  Para  (via  Havre)  Dampfer  „Ambro re“,  Kapt  Bisaun,  eogllaeh,  15.  Okt. 

Weetmdieii  (vU  llavre)  BL  Thomas,  Veneauela,  Haiti  am  S„  19.,  19  und  34.  Jedsn  Monats, 
sunächst  Potdampler  „Tsu  loa  La“.  Kapt.  Busch,  dautaeh,  19  Oktoher.  Paatdampfar 
.JJorussla“,  Kapt.  Magiu,  dautaeh,  19.  Oktober,  Puatdampfer  „Holsatia“,  Kapt.  MeUtniliin 
deutsch,  26.  Oktober. 

N&beree  bei  August  Blumanthal. 


, Deutsche  Exportbank. 

K6r  Telegramme:  Export  bank,  Berlin. 

Abtbeiliag:  Exportbureau. 

Berlin  S.W.,  Kochstrafse  27. 

(Brief*,  Packele,  uaw.  uaw.  sind  nur  mit  dleaer  Adresse  eu  versahen  ) 

*1»  fargltmg  flr  dl*  IsGrf •rtagslatlee  Jeder  sei  Oklfre  L L.  eisgerrlcktaa  Herta  IM  dar* 
•sitea  eaa  daa  dt«  Ikaateataererba*«*  de*  l-l.  elcki  angabkriaea  firne a I Mark  (la  daatackaa 
triafnarii**)  kaluflgaa.  — lea  ikasaealaa  daa  K.-R.  wardea  di*  mit  Irr  laflrdarug  gaachUt- 
lleksr  Ofartea  rarbaadeaaa  DaissUa  la  lachaaag  gailallL  - Ria  idrassat  wlarr  ilflraggeber 
tkeBt  daa  L-R.  aar  sein*  IbtaaealM  aa  daa  daasalkea  bakaaalaa  Radlagugaa  nlL 


559.  Eine  bestens  empfohlene  Firma  in  San  Pedro  „Sula“  Spanisch 
Honduras  sucht  die  Vertretung  leistungsfähiger  deutscher  Fabriken,  «reiche 
als  Spezialität  alle  Arten  von  weißen  und  farbigen  Stickereien  führen.  Dies- 
bezügliche Offerten  erbeten  unter  L.  L.  504  an  die  Deutsche  Exportbank. 

5G0.  Herr  R.  Schmolck  in  Tunis  zeigt  uns  am  1.  Oktober  per  Zirkular 
an,  dal*  er  dos  Geschäft  von  Herrn  von  Knapp  übernommen  habe. 

561.  Ein  bedeutendes  Haus  in  Dresden  sucht  mit  einer  leistungs- 
fähigen Finna  in  Rußland,  am  liebsten  in  Kischinoff,  wegen  Einkäufen  tod 
russischem  Hanf  in  Verbindung  zu  treten.  Offerten  aub  L.  L.  505  an  die 
Deutsche  Exportbank. 

562.  Ein  bestens  empfohlener  Agent  in  Moskau  sucht  Vertretungen 


leistungsfähiger,  deutscher  Fabriken  in  folgenden  Artikeln  zu  übernehmen: 
Kurzwaurcn  jeder  Art,  Leder,  Farben,  Droguen,  Kolonial  wahren,  ferner  Gone, 
Lampenbrenncr,  alle  Arten  Nouveautes  usw.  Offerten  erbeten  unter  L.  L. 
506  an  die  Deutsche  Exportbank. 

563.  Ein  renommirtes  Importgeschäft  in  Algier  wünscht  Sclimucksacäta 
aus  nacbgemachtem  Bernstein  zu  beziehen  Leistungsfähige  deutsche  Fi- 
briken,  welche  diesen  Artikel  hcTstellcn,  ersuchen  wir  um  Einsendung  ihm 
Offerten  unter  L.  I..  507  an  die  deutsche  Exportbank. 

564.  Nach  Algier  werden  .Schwedische  Lederjacken“  mit  Flanell  ge 
füttert  verlangt.  Offerten  erbeten  unter  L.  L.  508  an  die  Deutcbe  Exivortbuik. 

565.  Wir  haben  aus  Algier  Nachfrage  nach  Armbändern.  Leistung« 
fähige  deutsche  Fabriken  ersuchen  wir  um  Einsendung  von  Offerten  untr 
L.  L 509  an  die  Deutsche  Exportbank. 

566.  Herr  Carl  Tanck  in  Limbacb  theilt  uns  mit,  dafs  sein  S»ta 
Willy  sin  (.Oktober  als  Theitbaber  in  sein  Geschäft  cingetretcn  ist  Htr 
Tanck  zieht  sich  aus  dem  Geschäft  ganz  zurück,  ebenso  scheidet  niä 
freundschaftlichem  Übereinkommen  sein  Sohn  Kurt  aus  der  Firma  us, 
welcher  sich  unter  der  Firma  Kurt  Tanck  in  Limbacb  etablirt  udiI  sich 
ausschließlich  dem  Strumpfwaaren  - Exportgeschäft  widmen  wird.  Der 
Schwiegersohn  des  Herrn  Carl  Tanck  Herr  Hermann  Schmidt  mit 
»ein  Sohn  Willy  übernehmen  dos  Handschuhgeschäft  und  führen  die  all! 
Firma  weiter  fort. 

567.  Aus  Spanien  wird  uns  Lammleder  zur  Handschuhmanufaktur  offerin. 
Von  diesjähriger  Saison  sind  noch  ca.  80  bis  100  Dutzend  auf  Lager.  Der 
diesjährige  Preis  stellt  sich  auf  22  M pro  Dutzend  la.  Qualität  franko  Kord 
Antwerpen,  Rotterdam  oder  Amsterdam.  Zahlung:  30  Tage  Sicht  gtgm 
Konossement.  Anfragen  unter  L.  L.  510  an  die  Deutsche  Exportbank. 

568.  Aus  Süd-Brasilen  werden  uns  geschnittene  Fafsdauben,  astfrei  tos 
beliebigen  Dimensionen,  zu  Packfissern  für  trockenen  Inhalt  geeignet,  offerin. 
Interessenten  bitten  wir  um  Einsendung  ihrer  Adressen  unter  L.  L.  511  in 
die  Deutsche  Exportbank. 

569.  Ein  tüchtiger  Agent  in  Alexandrien  sucht  die  Vertretung  einer 
leistungsfähigen,  deutschen  Fabrik  zu  übernehmen,  welche  KisenwerkxHige 
für  Künstler  und  Handwerker  anfertigt.  Offerten  in  französischer  oder 
italienischer  Sprache  erbeten  unter  L.  L.  512  an  die  Deutsche  Eiportbank. 

570.  Deutschen  Fabrikanten,  welche  leistungsfähig  in  ReLcartikeln  und 
in  Alexandrien  noch  nicht  vertreten  sind,  können  wir  daaelb-tl  einen  tüch- 
tigen Agenten  nachweistm.  Offerten  in  französischer  oder  italienischer  Spreche 
erbeten  unter  L-  L.  513  an  die  Deutsche  Exportbank. 

571.  Eine  renommirte  deutsche  Maschinenfabrik  sucht  für  ihre  Spezia- 
lität — tragbare  Feuerspritze,  System  Böble — geeignete  Atuatztjuellen  im 
überseeischen  Auslande.  Die  Böble' sehe  Spritze  ist  namentlich  zur  Ver- 
wendung in  Fabriken,  Werkstätten  und  Magazinen  jeder  Art,  Wohnhäusern, 
Karmen,  Kolonien  usw.  vorzüglich  geeignet  und  u.  A.  bei  «ämffltfirhefi  könig- 
lich preußischen  Militärverwaltungen  eingeführt.  Anfragen  und  Angebote 
unter  L.  L.  514  an  dis  Deutsche  Exportbank. 

572.  Ein  tüchtiger,  bestens  empfohlener  Agent  in  KatuUntoopcl, 
wünscht  die  Vertretung  von  Strumpf-  und  Wirkwaaren  sächsischer,  reap. 
chsmnitzer  Fabrikanten  zu  übernehmen.  Offerten  erboten  unter  L.  L.  515 
an  die  Deutsche  Exportbank. 

578.  Von  einem  befreundeten  Hause  in  Antwerpen  erhalten  wir  M- 
gende  Mittbeiiung:  „Es  giebt  Fabriken,  welche  zum  Verpacken  der  rund«: 
holländischen  Käseköpfe  Hülsen  aus  sehr  starkem  Papiermache  mit  Hob- 
fasern  herstellen.  Die  Hülsen  bestehen  aus  zwei  runden  Deckeln,  der  Kore 
der  Käse  entsprechend,  welch«,  übereinander  gestülpt,  gut  und  dkbt  er- 
schließen. Es  wird  durch  diese  Hälsen  ermöglicht,  relativ  frischen,  veirba 
Käse  selbst  in  heißesten  Gegenden  zu  versenden,  wobin  bß  jetzt,  gezwua 
gener maßen  nur  ganz  alter,  harter,  trockener  Käse  gehen  konnte*.  Fahrilra. 
welche  in  Rede  stehenden  Artikel  fertigen,  ersuchen  wir  um  Einseodog 
ihrer  Adressen  resp.  Offerten  unter  L.  L.  516  an  die  Deutsche  Exportbsal. 


ANZEIGEN. 

Hamborg -Portugal -Spanien. 

Nach  Madrid 

und  allen  anderen  Stationen  zwischen  Liissibon 

und  Oporto,  C&ceres,  Badajoz.  Va- 
lencia de  Alcantara,  Hadrld. 

Poatdampfer  „Curityba"  am  18.  Oktober. 

„ ..Petrop cli«'*  am  25.  Oktobor. 

„ „Argentica"  am  4.  November. 

Billigste  Frachten  nach  Gewicht  — schnellste  Route. 
DurchkonnosBemente  zeichnet 

August  Blumenthal  - Hamburg. 

KATALOG 

der  Südaroerikanlsches  Ausstellung 

ist  durch  die  Buchhandlung  von  Walther  & 
Apolant,  W.  Markgrafcnstrafse  60,  zum  Preise 
von  2 M für  die  Mitglieder  des  „Centralvereins  für 
Handelsgeographie  etc.u  und  für  die  Abonnenten 
des  „Export“,  zu  beziehen. 


H.  DELIN,  Berlin  N.,  Lottumstrafse  20. 

Fabrik  tod  Kellerei-Utensilien, 
ffletallknpNeln,  Pfropfen,  Ntrohhfilsen  etc. 

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Flaichen-Füllapparate,  neueste  autom.  Triplex-Verkork*  und  mehrere  Sorten  sehr  pr»k 
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Maschinen,  Sicherheitsheber,  Signaltrichter,  Syrnphähne,  Patent-Hebelkorkenzieher,  nrufV' 
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und  ungeoicht,  Messinghähne  mit  und  ohne  abnehmbaren  Schlüssel.  Abfullhahae,  BIN 
spritzhähne  mit  und  ohne  Eisrohr,  Spandventile  etc, 

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im  Kisenbahnbau,  seit  7 Jahren  in  durchaus  aelbstat. 
und  verantwort!.  Stellung  als  erster  Bauleiter  von 
Sekundärbahnen,  bed.  Arbeitskraft,  mit  vorzüglichen 
Zeugnissen,  der  engl.  Sprache  mächtig,  kautions- 
fähig, sucht  auf  sogleich  oder  später  dauernde 
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1887. 


818 

EXPORT,  Organ  des  Centralvereios  für  Haodolageograplne  etc. 


Nr.  41. 


International  Centenary  Exhibition. 

MELBOURNE  1888. 

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mit  Cbersehiffung  auf  eigene  Dampfer: 

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in  Colombo  nach  Madras  und  Chlcutta. 

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Lovante,  Dienstag  um  4 Uhr  Nachmittags,  nach  Griechenland  bi»  Smyrna;  dcu  4.  und  18.  über 

Fiume  und  den  11.  und  25.  direkt,  nach  Corfu,  Syra,  Pirln*  und  Chion; 

Mittwoch,  jeden  xweiten  (12.  und  28.)  6 Uhr  Nachmittags,  nach  Thessalien  ULs  Conslonti- 
nopöl;  mit  Bocührung  ton  Fiume,  Ot-rfu,  Santa  Maiira,  Patraa,  Catneolo,  (’alamata,  Piräus, 
Volo,  Salonlch: 

Samstag  2 Uhr  Nachmittags,  nach  Constantinopel,  mit  Berührung  von  Corfu  und  Pirkas, 
ferner  via  Piräus  nach  Syra,  Insal  ('andien  und  Smyrna;  dann  via  (’onsUautinopel  nach 
den  Häfen  des  Schwarzen  Meere»; 

jeden  zweiten  Samstag  (8.  und  22.)  hach  Syrien  via  Smyrna,  und  (1.,  15.  und  29.)  narb 
Thessalien  via  Pirftu». 

Dulmutien,  jeden  Montag,  Mittwoch  und  Samstag  10  Uhr  Vormittags,  (jeden  Samstag  via  Spalato  nach 
llttkov  ich); 

jeden  Samstag  um  4 Uhr  Nachmittags  nach  Meikovicb  direkt. 


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Dienstag  und  Freitag  um  7 Uhr  früh  nach  Fiume  über  PoLa  etc. 
joden  Dienstag.  Donnerstag  und  Samstag  um  11  Uhr  Abend». 


Obno  Haftung  für  die  Hegel mifslgk eit  des  Dienstes  während  der  Kontumaz-Mafsregeln. 

Nähere  Auskunft  crlbcilt  die  Kommerzielle  Direktion  in  Triest  und  di«  General-Agentur  ln  Wien» 
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Nr.  41. 


614 

EXPORT,  Organ  des  Centrahereins  für  Handelsgeographie  etc. 


1887. 


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615 

EXPORT,  Organ  des  Centralvereins  für  Handelsgeographie  eto. 


Nr.  41. 


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International  Centennial  Exhibition  Melbourne  1888. 


Vertretung  für  Australien  und  Neu-Seeland 

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Einen-,  Kletallwanren - und  Haachlnen- Industrie,  Baumaterialien  (C'ement);  Uobuimga- Einrichbiagn. 
Hpezlalität:  „Pianos“.  Hilgen;  Porzellan-,  Glas-,  Terra-Potta-,  Majolika-,  Stcingnt-lVaami;  JLeder  und  Lederswr, 
Textil-  und  Uekleldungs-Indnstri«  (NtraniplNvaaren,  Berlin -TVoollen  CJood»,  Bundschuhe  etr.  etc.); 

Papierindustrie;  Bier.  Spirituosen, 

übernimmt  das  deutsch«  Haus  ~ . il  . . . _ Ä 

SCHMEDES,  ERBSLÖH  d CO, 

Deutsche  Fabrikanten  wollen  sich  behufs  Einführung  ihrer  Erzeugnisse  in  Australien  und  dauernder  dortiger  f|f 
tretung  sowie  Wahrnehmung  ihrer  Interessen  auf  der  Weltausstellung  von  Melbourne  mit  der  obigen  Firma  in  Verbild-’- 
setzen.  — Dieselbe,  seit  vielen  Jahren  in  Australien  cingefährt,  ist  zu  jeder  MiUboiliuig  über  die  dortigen  Absatzverhkltm**- 
gerne  bereit. 

Auskunft  Aber  die  Firma  erthcilt  die  _ , , _ .,  , _ A _ 

Deutsche  Exportbank,  Berlin  SW.,  Kochstrafse  27. 


Molbonrne, 

71.  Flinder»  Laue. 


Schmedes,  Krhsldh  «V  Co., 


Sydney, 

311.  Kent  Street. 


London  E.  C., 

36.  37.  Monkwellstrrct. 


Brisbaue, 

Alber!  Street. 


Aueklaud. 

i^uoen  Street. 


Correspondenzen  nach  London  orboton. 


Vit  41«  Kodak  Ikon  »erantnorUit  h B,  B • 
>lrriuiK«b«t ; Dr.  1L  Ja 


rh«.  He;  Ul,  HW.,  Koebairaf.e  ST.  - fte<Wk<  l^i  J ul  I n • HUI  en  f»  I il  ln  Rorlla  VT.,  MinenlraXt«  CJ.  fi«.  CS. 
«Ulk  — K«»tniiiHrtonomlng  «on  Wolihor  * “ 


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Abonnirt 

wird  btl  dar  Pa at 
ud  in  Bachhandal 
(W*tm«a  A Aroi&rr, 
Berlin  W„  Muk  traten*  tr  80) 
>o«la  bat  dar  Redaktion. 


Praia  rUrtaU&krtlek 
iadratech«sPo*4«eblat  8«  UV 
Ls  Weitpoatvereln  . . . Sa  . 

Praia  (ln  pW  Jahr 
SrndeataelieB  Poetf  «bletlX»  -M 
imWaltpoatTeraia  . . 15«  . 
im  Vereiaranaiand  . .U«  . 


I.laialae  Kamatii  40  Pf|, 


Erulilit  jeden  Dlmlig. 

iutlgit, 

dia  drelgapxlten«  PetiUalla 
•dar  deren  Bmb 

Bit  50  PI  berechn  at 
«erden  tob  dar 

Expedition  des  „Exports“, 
Berlin  SW,  Kocb8tr.  -7, 
•ntsajengei.  o m man. 


nach  U obere inkunft 

alt  dar  Expedition. 


CENTRALVEREiNS  FÜR  HANDELSGEOGRAPHIE  UND  FÖRDERUNG  DEUTSCHER  INTERESSEN  IM  AUSLANDE. 


Redaktion  und  Expedition:  Berlin  8.W.,  Kochstrafee  27. 

(Oeaehlftatalti  Wochen  u*»  8 bla  4 Uhr.) 

■•“  Der  .EXPORT*  ist  im  deutschen  Postzeitungskatalog  für  1887  unter  Nr.  1876,  Seite  59  eingetragen. 


IX.  Jahrgang.  c&ei&n,  Oe»  is.  is$j\ 


Nr.  42. 


Die»e  Wochnotcbrifl  verteilet  den  Zweck,  fortlaufend  Belichte  Ober  die  Lag»  niucrer  Landilcntc  in  Anstande  *ur  Kaontalb  ihrer  Laaer  tu  bringen,  dl«  Intcreeaea  da  deatecbca  Export» 
hatkrLfUg  tu  vertreten,  *owl«  dem  droteeben  Handel  and  der  destechen  Industrie  wichtige  Uillheilungen  über  die  UaadelsverhkltnUae  de»  Austaades  in  kbrsastar  Frist  tu  Übermitteln. 

$ rieft,  Zeitungen  und  Wertbaendnagan  Ihr  den  „Export**  sind  an  die  Redaktion.  Berlin  SW..  Kocbstralso  27.  za  richten. 

3 riete,  Zeitungen.  Beitritts«  rkUr  nogen,  We rthseodu ngen  für  den  „Centrmlvereln  r«r  llan<laUg*ogragbi«  etc.w  sind  nach  Berlin  8W.,  Kcrhstrsfre  27,  iu  lichten. 

Inhalt:  Die  Vorgänge  und  Zustände  in  Marokko.  — Die  offizielle  Beschickung  der  1888er  Ausstellung  Ton  Melbourne.  — 
varopa:  Zur  Lage  der  Landwirthscbaft  und  Industrie  in  Polen.  — Asien:  Die  Rbeafaser  (Boebneria  uirea  Oaud),  (Origioalberkht  aus  Kalkutta).  — 
-line  Reise  durch  die  Mandschurei.  Von  H.  C.  JaineB  in  Bombay.  (Fortsetzung).  — Geschäftliches  aus  China. — Australien  und  Südaee:  Australische 
•ampferlinien.  — Für  Glasindustrielle.  — Vereinsnachrichten:  Sitzungsbericht  der  „Gesellschaft  für  Erdkunde*.  — Briefkasten.  — Deutsche 
ixportbank  (Abtheilung:  Export-Bureau).  — Anzeigen. 

Die  Wiedergab«  von  Artikeln  aus  dem  , .Export"  ist  gestattet,  wenn  die  Bemerkung  hinzugefügt  wird:  Abdruck  (bezw.  Übersetzung)  aus  dem  ..EXPORT". 


Die  Vorgänge  und  Zustände  in  Marokko. 

Gegenüber  den  nicht  nur  io  der  deutschen,  sondern  auch  in 
er  ausländischen  Presse  aufgetauchten  Befürchtungen,  dafs  der 
•idende  Zustand  des  Sultans  Muley-Hassan  eine  revolutionäre 
lewegung  unter  dessen  Untertbanen  hervorrnfen  werde,  welche 
eicht  die  Invasion  europäischer  Mächte  in  Marokko  veranlassen 
öunc,  haben  wir  in  der  Nummer  41  des  Blattes  hervorgehoben, 
afs  eine  Einmischung  europäischer  Streitkräfte  sich  erst  dann  als 
nabweisbar  ergeben  werde,  wenn  sowohl  der  Tod  des  Sultans  wie 
er  Ausbruch  von  Unruhen  konstatirt  worden  sei.  Beides  ist  noch 
icht  der  Fall.  Nach  neueren  Nachrichten  soll  der  Herrscher  auf 
em  Wege  der  Besserung  sich  befinden  nnd  von  Unruhen  ist  noch 
ichts  Bestimmtes  gemeldet,  was  sicherlich  geschehen  sein  würde, 
enn  dieselben  vor  mehreren  Wochen  ausgebrochen  wären. 

Wenn  wir  mit  unserem  Urtheil  Ober  die  ganze  Sachlage  zuröck- 
ielten,  so  hatten  wir  gute  Gründe  dazu.  Jeder,  der  Marokko  uud 
ic  Marokkaner  auch  nur  ein  wenig  kennt,  der  weif*  geuugsam, 
ifs  den  aus  dieser  Quelle  stammenden  Nachrichten  das  giöfste 
ifstrauen  entgegenzubriogen  ist.  Er  beschränke  diese  Nach* 
;iiten  auf  die  Hälfte,  ein  Drittheil,  ein  Zebntheil  ihres  schein- 
iren  Werthes,  er  nehme  das  gerade  Gegentheil  an  — und  er  wird 
imer  sicherer  gehen,  als  wenn  er  die  Nachrichten,  welche  aus 
b und  Marrakesch  nach  der  Küste  gelangen,  pure  akzeptirt.  Es 
für  die  Vertreter  der  europlischcn  Mächte  in  Tauger  keiue  ge- 
ge  Arbeit  die  baufenweisen  Schlacken  loszulösen,  welche  eia 
ndk&rncben  Wahrheit  umgeben,  und  dieses  dann  unter  den  Schott- 
Iden  von  Lüge  und  Phantasie  herauszusuchen  um  es  ihren  Regie- 
]g«n  vorzulegen. 

Von  allen  Mittbeilungen,  welche  die  Person  des  Sultans  he- 
lfen, gilt  das  noch  in  ungleich  höherem  Maf.se.  Wir  wollen 
r nicht  ansfübren,  welche  albernen,  ungetreuen,  falschen  Mit- 
•ilungcu  von  dessen  Umgebung  absichtlich  ausgestreut  werden, 

, das  Volk  mit  der  erhabenen  Person  des  Beherrschers  der  abend- 
dischen  Gläubigen  zu  beschäftigen.  Wir  unterlassen  es  darzu- 
tn , wie  die  Prahl-  und  Gewinnsucht  Einzelner  der  leicht- 
cbwingten  Phantasie  des  Volkes  die  absonderlichsten,  ebenso 
abschreckendsten  wie  ergötzlichsten  Geschichten  über  das  auf- 
ht,  was  der  Sultan  gesagt  und  gethan  haben  soll  oder,  noch 
thun  gedenkt.  Wir  wollen  hier  nur  bemerken,  dafs  die  Kunde 
i dos  Sultans  Erkrankung  und  seinem  nahe  bevorstehenden 
r sogar  bereits  eingetretenen  Tode  schon  wiederholt  nach 
opa  gelangt  ist,  ohne  dafs  sich  das  Geringste  davon  bewahr- 
tet hätte.  Ja,  der  Sultan  erschien  kurz  nach  Verbreitung  sol- 
r Nachrichten  an  der  Spitze  seines  Heeres,  um  in  irgend  einer 
cn  oder  fernen  Provinz  die  Steuern  einzutreiben  oder  eine  auf- 


rührerische Berberkabyle  zu  züchtigen.  Io  Folge  dessen  gewauu 
sogar  die  Ansicht  Kaum , dafs  derartige  Gerüchte  nur  ausge- 
sprengt würden,  um  die  Feinde  des  Sultans  aus  ihrer  Reserve 
herauszulocken  und  ihnen  eine  schmähliche  Niederlage  und  den 
Untergang  zu  bereiten.  Ob  solche  oder  ähnliche  Täuschungen 
auch  diesmal  vorliegen,  dürfte  zwar  gegenüber  der  mit  positiver 
Sicherheit  anftretendeo  Nachricht  über  die  gefährliche  Erkrankung 
des  Sultans,  in  Folge  von  Vergiftung,  zu  bezweifeln  sein.  Aber  wer 
will  der  „Staatskuost“,  der  Lügenhaftigkeit,  dem  demoralisirten 
Geiste  der  marokkanischen  „Grofsen“  und  den  perfiden  Gewohn- 
heiten eines  demoralisirenden  Haremslebens  trauen? 

Genug  vod  alledem.  Nehmen  wir  die  gegebene  Veranlassung 
wahr,  um  die  Interessen  der  Europäer  in  Marokko  einer  näheren 
Betrachtung  zu  unterwerfen  und  zu  erörtern,  ob  cs,  gestützt  auf 
dieselben,  möglich  ist  das  Land  der  Kultur  zu  erschliefsen. 

Das  Interesse,  welches  die  europäischen  Staaten  an  Marokko 
nehmen,  ist  ein  zweifaches:  ein  politisches  und  ein  handelspolitisches. 
Englands  politische  Interessen  sind  insofern  engagirt,  als  es  sein 
Vortheil  erheischt  die  Unabhängigkeit  und  Selbständigkeit  Marokko» 
zu  erhalten,  lediglich  um  dadurch  ein  Übergreifen  der  französischen 
Macht  von  Algier  her  zu  verhindern,  oder  doch  zu  erschweren. 
Ebenso  liegt  es  im  Interesse  seiner  maritimen  Machtstellung,  den 
Besitz  Gibraltars  und  die  durch  diese  Festung  gesicherte  Herrschaft 
über  die  Pforte  des  Mittelmeerea  nicht  durch  eine  Besetzung  Tan- 
gers Seitens  der  Spanier  oder  Franzosen  aufgehoben  oder  doch  ge- 
fährdet zu  sehen. 

Die  Spanier  glauben  in  Folge  der  durch  Hunderte  von  Jahren 
sich  binziebendeo  Bekämpfung  des  Maurentbums  und  Mohamme- 
danismus ein  Vorrecht  auf  de»  Besitz  Marokkos  erworben  zu  haben. 
Gleichviel, ob  mit  Recht  oder  Unrecht!  Tbatsache  aber  ist  es,  dafs 
diese  Anschauung  der  ganzen  spanischen  Nation  in  Leib  und  Seele 
übergegangen  ist,  dafs  sie  ein  gut  Theil  nationaler  Tradition  und 
einen  ganz  wesentlichen  Theil  des  Zukunftsprogramms  des  spani- 
schen Volkes  bildet.  Nur  Schade,  dafs  zu  dessen  Ausführung  die 
Herrschaft  auf  der  See  gehört,  um,  sei  es  auch  nur  über  die  kurze 
Spaooe  Meeres  von  Aigeciras  nach  Tanger  oder  Ceuta,  Truppen 
nach  Afrika  führen  zu  können.  Dafs  die  Realisirung  dieses  Pro- 
gramms den  Spaniern  Nutzen  bringe,  sind  wohl  nur  diese  über- 
zeugt, denu  bei  dem  Mangel  einer  gröfseren  spanischen  Auswan- 
derung wird  Spauieu  niemals  iu  der  Lage  sein,  die  nach  jeder 
Richtung  hin  der  „allcrchristlichsten  Nation41  kulturfeindlich 
gegenßberstebende  moharumedisch  - maurische,  -berberiache  und 
-arabische  Bevölkerung  zu  absorbiren.  Wenu  die  Spanier  auf  die 
in  der  algerischen*  Provinz  Drän  angesiedelten  80  000  Landsleute 
hinweiaen,  um  ihre  kolonisatorische  Kraft  darzuthun,  so  zeigt  sich 


Nr.  42. 


1887. 


618 

EXPORT,  Organ  des  Centrabereina  für  Handelsgeographio  eto. 


gerade  bei  näherer  Kenntnifsnabme  der  Ergebnisse  derselben  die 
Unfähigkeit  der  Spanier  zur  kultivatorischeu  Kolonisation,  die  sie 
ja  bekanntlich  nicht  nur  hier  bewiesen  haben. 

Aussicbtsvoller  würde  dieKultivation  und  Kolonisation  Marokkos 
durch  die  Italiener  sein,  welche  sieb  durch  die  Lombarden  wie 
Piemonteseo  als  ebenso  vortreffliche  Handels-  wie  Ackerbaukolonislett 
erwiesen  haben.  Italien  bat  eine  starke  Auswanderung,  die,  nach 
Marokko  geleitet,  mit  derZeit  wohl  im  Stande  sein  dürfte,  das  I.andder 
europäischen  Zivilisation  zu  gewinnen  und  zu  erhalten.  Und  letz- 
teres ist  wichtig,  denn  selbst  wenn  Frankreich  und  Spanien  das  Land 
in  Besitz  nehmen  würden,  so  würde  es  doch  nur  eine  militärisch« 
Okkupation,  eine  Milit&rkolonie  werden.  Die  Zustände  in  Algier 
beweisen  es  znr  Genüge.  Zieht  Frankreich  seine  Truppen  aus 
dieser  „Provinz“  zurück,  so  wird  binnen  6 Jahren  der  Mohamme- 
daoismus  im  Bändnifs  mit  dem  Afrikanerthum  noch  die  letzte 
Spur  des  europäischen  Kulturffrnifs  überwuchert  haben. 

Die  Italiener  vermeinen  nun  berechtigt  zu  sein,  ein  Interesse 
an  Marokko  insofern  zu  hab$n,  als  die  Besitzergreifung  desselben 
durch  Frankreich  die  Mittclmecrstellung  Italiens  auf  das  fühlbarste 
erschüttern  würde.  Wir  sehen  also  England  uud  Italien  einig  gehen 
In  der  Auffassung,  dafs  Marokko  selbständig  bleiben  müsse.  Aus- 
nutzung des  Landes  durch  Handelsverträge,  Erschliefsung  desselben 
zu  Gunsten  aller  Arten  von  europäischen  Interessen,  aber  möglichste 
Wahrung  der  staatlichen  Existenz!  Frankreich  und  Spanien  dagegen 
möchten  Beide  die  Priorität  des  Besitzes  haben.  Uneinig  und  feindlich 
wie  beide  Staaten  daher  in  der  Frage  sind,  hindert  einer  den 
anderen  an  der  energischen  Tbat  und  wird  gleichzeitig  von  den 
anderen  interessirten  Grofsmächten  an  einem  erfolgreichen  Vor- 
gehen gehindert 

Deutschland  endlich  hat  z.  Z.  kein  hervorragendes  Interesse 
an  der  politischen  Zukunft  des  Landes.  Reich  von  der  Natur  aus- 
gestattet, mit  allen  Gaben  nnd  Reizen,  welche  eine  glückliche  Zu- 
kunft gewähren  können,  würde  Marokko  bei  uns  nur  danD  ein 
lebhaftes  Interesse  erregen,  wenn  die  deutsche  Politik  dieses  Gebiet  für 
die  Aufnahme  eines  Theiis  unserer  aus  wandernden  Ackerbau- 
bevölkerung als  geeignet  betrachten  und  demgemäfs  nach  dem  Er- 
werbe eines  Tbeiies  dieses  Landes  streben  würde.  So  angenehm, 
vorteilhaft  und  selbst  beträchtlicher  Opfer  würdig  die  Rcalisirung 
dieses  Wunsches  unsereu  Kolonial  Politikern  auch  scheinen  möge, 
so  ist  es  doch  ganz  zweifellos,  dafs  bei  der  derzeitigen 
Konstellation  der  politischen  Verhältnisse  solcho  Gedanken  in  der 
Ferne  ruhen  bleiben  müssen.  Der  Schwerpunkt  unserer  Politik 
liegt,  jetzt  wie  zuvor,  in  der  Verstärkung  unserer  zentralen  euro- 
päischen Machtstellung  und  diese  Position  wird  an  den  Vogesen 
oder  der  Weichsel  verteidigt  werden,  nicht  aber  au  der  Meerenge 
von  Gibraltar.  Kommt  es  aller  Feindschaft  und  allem  Neide  zum 
Trotz  gleichwohl  zur  Liquidation  Marokkos,  so  wird  unsere  Politik 
dafür  sorgen,  dafs  wir  als  ehrliche  Makler  nicht  leer  ausgehen, 
nnd  irgendwo  — vielleicht  auch  wo  anders  als  in  Marokko  — ent- 
schädigt werden.  Das  scheint  noch  eine  gute  Weile  Zeit  zu  haben, 
denn  der  Bär,  dessen  Fell  vertheilt  werden  soll,  lebt  noch,  und 
verzichtet,  gestützt  auf  die  Gunst,  den  Schutz  uud  den  gegen- 
seitigen Neid  der  europäischen  Staaten  auf  die  Annehmlichkeit, 
sich  häuten  zu  lassen. 

Was  wir  aber  anzustreben  haben  und  was  wir  mit  Erfolg  an- 
streben können,  das  ist  die  merkantile  Okkupation  des  marokka- 
nischen Handelsgebietes  und  Marktes.  Mögen  die  Engländer  immer- 
hin in  dieser  Hinsicht  unsere  mächtigeren  Nebenbuhler  z.  Z.  noch 
sein,  so  Ist  doch  sicher,  dafs  wir  auf  diesem  Felde  der  Thütigkeit 
zahlreiche  nnd  weittragende  Erfolge  einheimsen  können  Auf  diese 
Frage  kommen  wir  zurück. 

Nach  dem  Gesagten  wird  man  es  völlig  begreiflich  finden, 
dafs  die  europäischen  Mächte  zu  ihrer  gegenseitigen  Ucberwaclmng 
die  Aussendung  von  Kriegsschiffen  nach  Tanger  geplant  haben. 
Wenn  diese  Mobilisirnng  der  bewaffneten  Macht  zugleich  auch 
den  Zweck  verfolgen  soll,  die  in  den  marokkanischen  Hafenstädten 
angesessenen  Europäer  im  Falle  eines  Bürgerkrieges  zu  schützen, 
so  dürfte  sie  nicht  genügen,  sondern  die  weitere  Entsendung  von 
Kriegsschiffen  nach  Rabatt,  Casablanca,  Mazagan,  Safi  und  Mogadör 
sich  als  nothwendig  erweisen.  Nach  den  bei  früheren  Thron- 
wechseln, so  auch  bei  der  Thronbesteigung  des  jetzigen  Sultans  im 
Jahre  1873  gemachten  Erfahrungen,  pflegen  die  aufständischen 
Berberkabylen  nach  den  Städten  zu  ziehen,  um  diese  zu  belagern 
— zugleich  ein  Beweis,  wie  der  Gegensatz  zwischen  den  Mauren, 
d.  h.  den  im  16.  und  16.  Jahrhundert  aus  Spanien  nach  Marokko 
znrückgewanderten  Stadtbewohnern,  und  der  eingebornen  Berber- 
bevtilkening  noch  immer  lebendig  ist,  und  so,  nicht  zum  Wenigsten, 
die  Beherrschung  des  Landes  durch  eine  numerisch  sehr  zurück- 
tret'-ude  arabische  Militärariatokratie  erleichtert.  So  gefährlich  in 
so  erregten  Zeiten  die  Stimmung  gegen  die  verhafsten  Christen  bei 


der  städtischen  Einwohnerschaft  auch  sein  mag,  so  weifs  dies« 
doch  sehr  wohl  gleichzeitig  die  Bedeutung  des  ihr  durch  europäisch* 
Kanonen  zu  Tlicil  werdendem  Schutzes  hinreichend  zn  würdigen,  am 
aus  diesem  Grunde  die  christlichen  Schutzgenossen  wiederum  ihrer- 
seits zu  schonen  und  zu  beschützen. 

Die  Gefahr,  dafs  bei  eiutretendem  Thronwechsel  der  Aufstani 
überall  im  Lande  aoflodezt,  liegt  sehr  nahe.  Die  Araber,  Berber 
Mauren  haben  ihre  Sonderinteressen  und  stehen  gegeneinander,  wenn 
sie  meinen  in  der  „kaiserlosen,  schrecklichen  Zeit“  Vortheile — jeder 
für  sich  — erlangen  zu  können.  Keine  Berberkabyle  im  Atla* 
Und  Anti-Atlas  ist  vorhanden,  welche  nicht  vermeinte  bei  solcher  Gt 
legenbeit  die  Steuern  abschütteln  zu  können  und  ihre  alte  Stamme 
und  Klan-Unabhängigkeit  — wenn  auch  nur  vorübergehend  — wiedtr 
hersteilen  zu  können.  Da  existlren  nur  wenige  Scheikbs  us: 
Kaids,  welche  nicht  vermeinten  aus  der  Situation  für  ihren  Beüu 
Vortheile  ziehen  za  können.  Da  sind  die  Parteien  am 'Hofe,'  welch* 
gegen  einander  intriguiren,  um  ihren  Kandidaten  zum  Fromm» 
ihrer  eigenen  Macht  nnd  Tasche  dorchzubringen,  da  wählt  km* 
religiöse  Sekte  für  den  einen  oder  anderen  Kandidaten  ohne  Neb*o 
absiebten  für  ihren  Yortbeil.  Io  der  Wahl  der  schlechten  Min«' 
Überbietei  eine  Partei  die  andere,  kur*  es  zeigt  sieh  — wie  »U* 
die  politischen  Umwälzungen  dieses  Jahrhunderts  in  Marokko  he 
weisen  — eiuo  Korruption , eine  politische  und  »oktale  Vergew&l 
tigung,  wie  sie  in  dem  heiligen  römischen  Reiche  deutscher  Nahes 
etwa  zur  Zeit  des  Faustrecbts  existirt  hat  — vielleicht  mit  dem 
Unterschiede,  dafs  das  südländische  beifee  Naturell  des  Marokkaner 
noch  rothere  Illastrationen  dazu  zu  liefern  im  Stande  ist. 

Man  wird  es  somit  begreiflich  Hoden,  dafs  die  im  glückliche 
politischen  wie  wirtbachaftlicben  Besitz  befindlichen  Marokkaner 
mit  gröfster  Besorgnifs  jeden  Pulsscblag  seiner  Scherifischea  Mi- 
jestät  überwachen.  Derjenigen,  welche  aus  Liebe  zum  Lande  und 
Volke  die  Umwälzung  hassen  und  den  Status  quo  schützen,  giebt 
cs  nur  wenige.  Die  Herrscher  lieben  die  Macht  um  ihrer  selbst 
willen,  nicht  im  luteresse  des  Staates,  nicht  als  Mittel  um  die«« 
zu  dictum,  ihn  zu  fördern.  Orientalischer  Despotismus,  nicht  mo- 
narchische Fürsorge,  Verantwortlichkeit  und  Pflichtgefühl!  Wo 
»oll  nun  in  einem  solchen  Volke  und  Lande  die  Wiedergeburt 
beginnen,  von  wem  soll  sie  ausgeben?  Wenn  sie  überhaupt  denk- 
bar und  möglich  ist,  dann  nur  von  einem  aufgeklärten,  energi- 
schen Despoten!  Möge  immerhin  anerkannt  werden,  dtls  — wie 
mehrseitig  behauptet  wird  — der  jetzige  Sultan  zu  sUaUmäuuuchcü 
Auffassungen  neige  — wo  soll  er  die  Helfer  zu  der  Berkulesaiheit 
einer  Reform  finden?  Soll  eine  solche  möglich  werden,  dar 
mufs  die  Günstlinge-  und  die  Serailwirthsch&ft  fallen,  und  — »fl-' 
der  Mantel,  raufs  der  Herzog  nach“!  Die  Vorgänge  io  der  Türke 
zeigen  ja  den  Weg  deutlich  genug,  den  die  Reformer  in  des 
orientalischen  Staaten  zu  gehen  pflegen.  Und  begeben  sie  sieb  uck; 
den  Schutz  einer  der  christlichen  Mächte,  dann  fallen  sie  in  Km- 
stanlinopel  und  Kairo  aus  den  Armen  der  Russen  in  die  der  Hol- 
länder oder  Frauzogen,  würden  auch  io  Marokko  nur  die  Umarm«! 
der  Engländer,  Spanier  und  Franzosen  wechseln.  Aus  der  Scylla  h 
die  Charybdis,  aus  einer  Aussaugepolitik  in  die  andere!  Möglich 
ist  ja  die  Reform,  aber  wo  sind  die  Garantien,  wo  sind  diese  gegit 
eine  1000jährige  Tradition  UDd  Mifswirthschaft  im  Lande  selb»' 
zu  finden?  Wie  tief  diese  eingewurzelt  ist,  mögen  die  in  Sr. S 
nnd  33  dieses  Blattes  veröffentlichten  Artikel  erkennen  lassen,  be- 
züglich deren  wir  — allen  versuchten  Ableugnungen  zum  Troü  - 
nachzuweisen  in  der  Lage  sind,  dafs  aio  authentischer  Natur  sind- 
Die  Regenerationskraft  ist  dem  Lande  verloren  gegangen,  uid 
es  müfsten  Wunder  geschehen,  um  sie  neu  zu  beleben.  Solch-: 
gegenüber  wird  sich  die  europäische  Politik  berechtigterweise  «Lf 
szeptiscb  erweisen  und  da  sie  schwerlich  — wenigstens  in  nächst 
Zeit  — über  die  Thoilung  der  politisch -marokkanischen  Kontur* 
masse  sich  wird  einigen  können,  so  wird  es  vorläufig  ihr«  A«f 
gäbe  sein  und  bleiben,  Garantien  für  die  Aufrechtei  haltnng  ihr- 
näcbstliegendeu  Interessen  zu  verlangen.  Diese  sind  ab" 
rein  handelspolitischer  Natur  und  werden  im  Wesentlichen  »i*h 
darauf  koDzentrircn,  möglichst  viele  wirtschaftliche  Vortheile  n 
gewinnen.  England  steht  hier  in  erster  Reihe,  denn  von  dem  Gt- 
sammtimport  Marokkos  (1886)  im  Betrage  von  27  701  460  Jt 
falleu  rund  20  000000«.#  auf  englische  oder  doch  für  eagli«!*' 
Rechnung  eingeführtc  Waaren;  das  sind  72%.  DemgegenübeMConta- 
der  deutsche  Import  kaum  in  Betracht,  wenngleich  er  in  den  letzt*1 
Jahren  erheblich  zugenommen  hat  Zweifel  los  aber  ist  es,  4*1' 
er  es  durch  Einrichtung  einer  direkten  Dampferlioie  zu  grofser  ß* 
deutung  bringen  kann,  denn  nur  diesfalls  wird  es  möglich  Kl- 
einen der  wichtigsten  Einfuhrartikel:  deutschen  Zucker 
Marokko  zu  liefern.*) 


*)  Im  Jahre  1883  wurde  für  3239967  j(1  Zucker  in  Broden  eingefc’ 


1887. 


610 

EXPORT,  Organ  des  Central  verein«  für  liandoßgeogniphie  etc. 


Nr.  42. 


Zur  Förderung  unserer  handelspolitischen  Interessen  haben  vir, 
gleich  den  andere n VerLrngswuehUu,  ciu  Interesse  daran,  die 
Invasion  und  Festigung  der  europäischen  Kultur  iu  Marokko 
energisch  zu  fordern.  Nach  Lage  der  Dinge  giebt  es  hierfür 
z.  Z.  nur  eine  praktische  Handhabe:  den  Erwerb  von  Grund- 
eigcolbuu)  durch  die  Europäer.  Durch  den  1880er  Madiider 
Vertrag  ist  das  Recht  dazu  den  Europäern  eingo räumt,  thaUächlich 
aber,  weil  seine  Gewähr  von  der  Guuebmigung  der  marokka- 
nischen Regierung  abhängig  gemacht  ist,  ist  es  bedeutungslos. 
Dieses  Recht  mufs  wirksam  gemacht  werden,  weil  ohne  das- 
selbe alle  wirtbsebaftlichpu  Invasionsversuche  wirkungslos  blei- 
ben. Wird  es  durchgeaetzt,  wird  es  erworben,  so  liegen  seine 
durchgreifenden  Erfolge  vor  Augen.  In  den  Hafenstädten  wür- 
den die  europäischen  Firmen  Grundbesitz  erwerben  uud  das 
europäisch*)  Kapital  zur  Ausführung  von  baulichen  Anlagen  ver- 
anlassen, welche  die  arg  vernachlässigten,  aber  von  der  Natur  vor- 
züglich ausgestatteten  Häfen  mit  Hülfe  moderner,  technischer  Ein- 
richtungen zu  brauchbaren  Ycrkuhrszcnlren  umgestalten.  In  der 
Mühe  der  Vertragsbftfeu  werden  Europäer  verhältuißoiäßig  billig 
Grundbesitz  erwerbeu,  uud  mit  verbesserten  teebuisebeu  Hülfsmilteln 
intensiv  bearbeiten  können.  Der  wirtschaftliche  Aufschwung,  der 
in  Ägypten  auf  ähnliche  Weise  möglich  war,  und  welcher  vor  aller 
Augen  liegt,  wird  in  Marokko  nicht  geringer  sein,  denn  der  tief- 
gründig« Boden  mehrerer  seiner  Proviuzeu  vermag  es  an  Frucht- 
barkeit selbst  mit  dem  Xilthalc  aufzunehmen.  Es  ist  ohne  Weite- 
res klar,  da(s  eine  solche  wirtschaftliche  Invasion  binnen  wenigen 
Dezennien  das  selbständige  Leben  des  marokkanischen  Staates  j 
untergraben  uud  das  Land  zur  europäischen  Wirtschaft«- Domaine  ■ 
machen  mufs.  Gleichwohl  ist  es  aber  sicher,  dafs  unter  dem  Ein- 
flüsse oder  der  Herrschaft  irgend  eines  oder  mehrerer  europäischer 
Staaten  diese  wie  das  Land  selbst  mehr  Nutzen  durch  die  Gesetze 
civilisirter  Nationen  erlangen  werden,  als  es  jetzt,  unter  dem  Ein- 
flüsse und  der  tyrannischen  Willkür  eiuer  Leib  und  Seele  des  Volkes 
vernichtenden  Tradition  möglich  ist.  Das  erkennt  auch  das  marok- 
kanische Volk  selbst,  trotz  seines  Christenhasses,  und  unter  der  Be- 
völkerung der  Hafcuslädle  ist  diese  Ansicht  ziemlich  allgemein  ver- 
breitet. Die  furchtbar  zunehmende  Verarmung  ist  eine  Scbreck- 
uifs  und  Mahnuug,  welche  ihre  Wirkung  allerdings  nicht  verhehlen 
kann. 

Ein  weiteres  Postulat  ist  die  gemeinsame  Forderung:  südlich 
von  Mogador  noch  andere  Häfen  dein  Handel  zu  eröffnen.  Wir 
mciuen  speziell  Agadir  und  Asoka,  erste  res  für  den  H&udcl  mit  dem 
Süa  und  Tuat,  und  letzteres  für  den  Handel  mit  dem  Wad  Nun 
und  dessen  Neben  ländern,  sowie  dem  Sudan.  Wird  dies«  For- 
derung eiomütbig  von  den  Vertragsmächten  gestellt,  so  mufs  und 
wird  der  Sultan  nachgeben. 

Und  weshalb  sollten  die  Mächte  nicht  einig  gehen,  da  ihre 
Interessen  diesfalls  die  gleichen  sind?  Als  Gegenleistung  wird  der 
Sultan  Garantien  für  seine  Dynastie,  die  Beseitigung  des  Pro- 
tektionswesens  usw.  verlangen.  Auch  dies  wird  alles  dazu  beitragen 
Marokko  zu  einer  Satrapie  der  europäischen  Mächte  zu  machen. 
Weshalb  auch  nicht?  Aufzuhalten  ist  der  Verfall  des  Landes  doch 
nicht,  die  lachendun  Erben  werden  über  kurz  oder  lang  doch  ein- 
ziehen. Im  Wesentlichen  handelt  es  sich  für  die  europäische  Diplo- 
matie darum,  dem  marokkanischen  Reiche  za  einem  sanften  Ende 
zu  verhelfen.  Requiescat  iu  pace!  Um  lehrreiche  Beispiele  wird 
inan  nicht  verlegen  sein,  im  üriept  finden  sie  sich  iu  Meuge.  — — 

Verhindern  also  die  derzeitigen  politischen  Verhältnisse  die 
Ausheilung  Marokkos,  so  verhindern  sie  doch  nicht  diu  Kolonisation 
und  KuJlivutiou  den  Landes,  und  diese  sollte  uud  könnte  mit  Erfolg 
von  den  europäischen  Mächten  angestrebt  werden,  ln  diesem  Kalle 
wird  aber  Deutschlands  Eiuflufs  uud  Mitarbeiterschaft  sicher  nicht 
hinter  derjenigen  der  anderen  europäischen  Staaten  zuröckstehcn. 
Welcher  oder  welche  derselben  alsdann  später  definitiv  das  marok- 
kanische Erbe  au  treten  wurden,  ist  eine  Frage,  deren  Beantwortung 
mit  der  Lösung  zahlreicher  anderer  Fragen  zusammenfallen  dürfte,  i 
und  deren  Erörterung  z.  Z.  noch  verfrüht  und  zwecklos  ist.  Zu 
beachten  aber  wird  es  sein,  dafs  der  Anthuil  an  jener  Arbeit  für 
gelegenere  Zeiten  auch  Rechte  gewährt! 

Zu  einer  Lösung  der  „marokkanischen  Frage1*  im  Sinne  der 
vorstehenden  Ausführungen  werden  die  europäischen  Mächte  aber 
bald  schreiten  müssen,  wenn  nicht  anders  hei  erster,  bester  Ge- 
legenheit diese  Frage  eine  brennende  und  den  Frieden  gefährdende 
werden  soll.  Der  Ted  des  Sultans,  ein  religiöser  Aufruhr,  eine 
Mißernte  kann  dies  bewirken.  Dem  aber  gilt  es  vorzubengen, 
und  das  kann  auf  friedlichem  Wege  nur  durch  gemeinsames  Vor- 
geben  der  Großmächte  iu  der  gedachten  Weise  geschehen.  Dieses 
widerspricht  weder  den  politischen  Interessen  Englands,  uoch 
denen  der  Mittelmeerstaaten.  Im  Interesse  der  europäischen  Kultur- 
politik aber  liegt  es,  dafs  cudlich  Zuständen  eiu  Ende  gemacht 


| werde,  welche  zur  Scbaude  uud  zum  Hohn  der  vielgepriesenen 
europäischen  Zivilisation  in  unmittelbarer  Nachbarschaft  derselben 
sieb  leider  allzu  ungenirt  breit  machen. 

Die  offizielle  Beschickung  der  1888  er  Ausstellung  von 
Melbourne  durch  das  Deutsche  Reich. 

Wie  wir  bereits  in  Nr.  41  des  Blattes  initgctheüt  haben,  hat 
der  Bundesrath  in  seiner  am  6.  Oktober  stattgebabten  Sitzung  die 
Petition  des  „Centralvereins  für  Handelsgeogmphie  etc.*  zu  Gunsten 
der  offiziellen  Beschickung  der  Melbourner  Ausstellung  einer  Kom- 
mission zur  Begutachtung  und  weiteren  Veranlassung  überwiesen. 
Bis  jetzt  liegen  die  Berichte  der  Kommission  noch  nicht  vor  nnd 
wir  vermögen  über  dieselben  daher  noch  keinen  Aufschlufs  zu 
geben.  Dagegen  ist  uns  von  glaubwürdigster  Seite  in  bestimmter 
Weise  versichert  worden,  dafs  der  Bnndesrath  den  bei  ihm  eingo- 
gangenen  Petitionen  günstig  gesinnt  sei.  Es  scheint  auch,  dafs 
unter  Berücksichtigung  dieser  Stimmung  bereits  mit  dem  Aus- 
wärtigen Amte,  als  der  in  dieser  Richtung  maßgebenden  Behörde, 
Verhandlungen  hinsichtlich  der  zum  Kommissar  zu  ernennenden 
Persönlichkeit  eingeleitet  worden  sind.  Wenn  nicht  plötzlich  un- 
vorhergesehene Zwischenfälle  eintreteo,  dürfte  die  Ernennung  eines 
Reiehakommissara  für  Melbourne  bereits  in  den  nächsten  Tagen 
prfolgen.*)  Die  Ernennung  des  deutschen  Berufskonsuls  in  Sydney  zum 
Kommissar  ist  ausgeschlossen,  da  z.  Z.  ein  solcher  nicht  in  Austra- 
lien akkreditirt  ist.  Es  mufs  daher  ein  Kommigsar  oder  es  müssen 
mehrere  Kommissare  hier  ernannt  and  nach  Melbourne  gesandt 
werden.  Wir  halten  dies  für  das  ungleich  richtigere,  denn  nur 
diesfalls  ist  es  möglich,  einen  Mann  oder  Männer  auszuwähleo, 
welche  die  deutsche  Industrie  kennen  und  dementsprechend  hier 
Vorbereitungen  zu  treffen  vermögen,  welche  der  deutschen  Aus- 
stellung einen  guten  Erfolg  verbürgen. 

Diese  Vorbereitungsarbeiten  werden  mancherlei  Mühen  verur- 
sachen. Eiue  der  ersten  Maßregeln  des  Kommissars  wird  es  sein, 
mit  den  in  London  akkreditirten  offiziellen  Vertretern  der  Aus- 
stellung sich  über  die  Größe  des  der  deutschen  Abtheilung  zar 
Verfügung  zu  stellenden  Raume»  zu  verständigen.  Hierbei  wird 
nicht  nur  der  Umfang  des  von  den  deutschen  Ausstellern  bereits 
in  Londou  angeineldeten  Raumes  maßgebend  sein,  sondern  der 
Kommissar  wird  unnaebsichtlich  auf  die  Verlängerung  des  Anmelde- 
termina**)  dringen  nnd  verlangen  müssen,  dafs  der  von  ihm  am 
Sch  lussu  desselben  beanspruchte  Raum,  in  guter,  vorher  zu  verein- 
barender Lage,  in  rechtsverbindlicher  Weise  zugesichert  werde. 
Frühere  Erfahrungen  berechtigen  uns,  dies  zu  betonen.  Selbstver- 
ständlich werden  die  in  London  bereits  eingegangenen  Raumanmel- 
duugeu  dem  deutschen  Kommissar  zur  weiteren  Behandlung  über- 
wiesen werden.  Auch  möchten  wir  nicht  unerwähnt  lassen,  daß  es 
im  Interesse  der  Aussteller  liegt,  wenn  die  betreffenden  ausländischen 
Abtbeilungen  der  Ausstellung  nebst  Zubehör  als  exterritorial  be- 
handelt werden,  ähnlich  wie  dies  n.  A.  in  Antwerpen  s.  Z.  der 
| Fall  war.  Was  in  Antwerpen  möglich  war,  dürfte  in  Melbourne 
j nicht  unmöglich  sein,  und  es  müßte  mindestens  der  Versuch  gemacht 
! werden  in  dieser  [Richtung  eine  günstige  Vereinbarung  zu  treffen. 

Um  einen  durchschlagenden  Erfolg  der  deutschen  Ausstellung 
| in  Melbourne  zu  erzielen,  erachten  wir  die  Organisation  vou 
Kollektivausstellungen  einzelner  Industriezweige  für  unerläßlich. 
Diesfalls  wird  e*  die  Aufgabe  der  Handelskammern  sein,  welche  die 
oben  gedachte  Petition  unterschrieben  haben,  zu  intervenirea,  und 
die  leistungsfähigsten  Industriellen  ihres  Bezirks  zu  einem  ge- 
schlossenen Vorgehen  und  zum  geschmackvollen  Arrangement  von 
Kollektivausstellungen  in  der  Wreise  zu  veranlassen,  wie  dies  in 
Nr.  33  (Seite  494)  unseres  Blattes  dargclegt  worden  ist 

Hat  der  Kommissar  eine  Übersicht  über  den  Umfang  der  Be- 
theiligung erlangt,  was  ihm  dnreb  beschleunigte  Einsendung  der 
Anmeldnngen  bis  spätestens  Mitte  Dezember  ermöglicht  werden 
müßte,  so  wird  er  in  der  Lage  sein  in  Gemeinschaft  mit  hiesigen 
Technikern  und  Künstlern,  unter  Berücksichtigung  des  Planes  der 
ihm  für  die  Ausstellung  zur  Verfügung  gestellten  Räume,  die 
Einrichtungen,  Dekorationen  usw.  zu  entwerfen  und  vorz übereilen, 
und  — namentlich  einen  Theil  der  Zimmerarbeiten  — ausführen  zu 
lassen,  sodaß  deren  dekorative  Wirkung  durch  eine  probeweise 
Ausstellung  hier  bereits  gesichert  werden  kann.  Diese  Einrichtungen, 
oder  doch  ein  Theil  derselben,  würden  also  fix  and  fertig  nach  Mel- 
bourne gebracht  werden  können  and  brauchten  dort  nnr  durch 

*)  Die  in  den  letzten  Tagen  durch  einig«  Zeitungen  gegangene  Nach- 
richt, daß  bereits  ein  Kommissar  ernannt  »ei  — es  wurde  sogar  «ine  be- 
stimmt« Person  genannt  — ist  durchaus  unbegründet.  Die  Red. 

**)  Nach  Drucklegung  der  obigen  Zeilen  ging  uns  au»  London  die 
Nachricht  zu,  daß  der  Schluß  des  Anmeldetennins  bis  zum  Docember  hin- 
ausgeschoben werden  wird.  Dß  Kcd. 


Nr.  42. 


G20 

EXPORT.  Organ  de»  Centralvereins  für  Uandelsgeographie  etc. 


1887. 


die  von  hier  ausgesandten  Arbeiter  aufgestellt  tu  werden.  Wir 
halten  dies  au»  mehrfachen  Gründen  für  notwendig  bervorzuhebeo. 
Das  kon Irak traafs ige  Engagement  hiesiger  Werkleute  erscheint 
nothwendig,  um  den  Gefahren  eines  Strikes  in  Melbourne  während 
der  Aussiellungszeit  unter  allen  Umständen  tu  entgehen.  Auch 
wird  die  Zahl  der  guten  und  eingeschulten  Arbeiter  während 
der  Ausstellungszeit,  wegen  allseitiger  Nachfrage,  eine  sehr  ge- 
ringe sein.  De»  Weiteren  wird  durch  eine  derartig  gut  vorbereitete 
Organisation  der  Aufstellung  der  Güter  ausserordentlich  viel 
Zeit  bei  Einrichtung  der  Ausstellung  gewonnen  werden.  Die  Aus- 
stellungsgüter dürften  hier  etwa  Mitte  Märt  verschifft  werden,  also 
Ende  April  in  Melbourne  aulangen,  sodafs  in  weiteren  drei  Mo- 
naten der  ganze  Aufbau  der  deutschen  Abtheilung  beendet  sein 
kann.  Wer  mit  dem  Ausstellungswesen  vertraut  ist,  weifs,  dafs 
in  der  dem  Eröffnungtermin  vorhergehenden  Zeit  der  Kommissar 
und  dessou  Beamte  mit  anderen  Arbeiten  so  sehr  überhäuft  sind, 
dafs  sie  für  die  Verwaltung  der  iuternen  Angelegenheiten  und 
Einzelheiten  ihrer  Abtheilungen  sehr  wenig  Zeit  übrig  haben. 
Auch  kanu  keine  derselben  dem  Gesammtpublikum  sich  besser 
empfehlen  und  mehr  Anerkennung  ernten,  als  wenn  sie  am  Er- 
öffnungstage sich  im  vollen  Glanze  — im  Gegensätze  zu  deu  anderen 
zurückgebliebenen  Abtheilungen  — präsentirt. 

Es  genügt  aber  nicht  die  deutsche  Ausstellung  äußerlich 
wirksam  zu  machen,  sondern  es  ist  auch  unbedingt  nothwendig 
ihren  Interessenten  merkantile  Erfolgu  zu  sichern.  Uud  in  dieser 
Hiusicht  erscheint  ein  einiges  und  verständnisvolles  Zusammen- 
gehen des  Kommissars  mit  den  Ausstellungsagenten  oder  den 
sonstigen  Vertretern  der  Aussteller  durchaus  geboten.  Besser 
als  irgend  Jemand  vermögen  die  Agenten  den  Kommissar  über  die 
Marktfäbigkeit  der  einzelnen  Artikel  zu  unterrichten.  Aus- 
stellungsgüter, welche  keine  Zukunft  auf  dem  australischen  Markte 
haben,  bilden  einen  Ballast,  der  vermieden  werden  mufs.  Auch 
sind  die  Agenten  und  Importeure  in  Folge  ihrer  praktischen 
Erfahrungen  in  der  Lage  den  Kommissar  zu  veranlassen,  diejenigen 
Industriezweige  zur  Beteiligung  au  der  Ausstellung  und  zu  außer- 
ordentlichen Anstrengungen  za  ermuntern,  welche  Aussicht  auf 
dauernden  und  größeren  Erfolg  haben.  Ein  Zweifel,  dafs  solche 
sachkundigen  Agenten  und  Importeure  vorhanden  seien,  braucht 
nicht  aufzukommen,  da  eine  gröfsere  Zahl  derselben  sich  z.  Z. 
bereits  in  Deutschland  aufhält,  darunter  solche,  welche  durch  ihre  per- 
sönliche Tüchtigkeit  und  deu  guten  Ruf  der  von  ihnen  vertretenen 
Firmen  binreicbeude  Garantien  für  eine  sichere,  plan-  und  geschäfts- 
mäßige Handhabung  der  ihnen  anheimfallenden  Thätigkeit  bieten. 

Was  die  für  die  deutsche  Abtheilung  erforderlichen,  vom  Reiche 
zu  gewährenden  Mittel  anbetrifft,  so  glauben  wir  uns  nicht  zu 
täuschen,  wenn  wir  behaupten,  daß  dieselben  nicht  so  reichlich 
bemessen  sein  werden  wie  1880.  Wiewohl  es  im  lutercsse  der 
Aussteller  liegt,  die  Ausstellungsgüter  auf  Reichskosten  nach  Mel- 
bourne befördert  zu  sehen,  so  werden  doch  die  früher  gemachten 
Erfahrungen  das  Reich  nöthigen  diese  Vergünstigung  nicht  zu  ge- 
währen. Dagegen  wird  es  dem  Kommissar  nicht  schwer  fallen, 
bei  den  »ubveuliootrlen  Dampfern  des  Bremer  Lloyd  eine  beträcht- 
liche Verminderung  der  Frachtraten  für  die  Ausstellungsgüter  tu 
erwirken.  Ausgaben  für  Platzmiethe  kommen  diesmal  in  Wegfall, 
da  eine  solche  nicht  erhoben  wird.  Im  Wesentlichen  werden  sich 
die  Ausgaben  auf  die  Dekoration,  Repräsentation,  Gehalte  uud  die 
Aufwendungen  für  den  Aufbau  der  Ausstellung  beschränken. 

Win  die  Verhältnisse  liegen,  dürfen  wir  auf  eine  gute  und 
sorgfältig  ausgewählte  Beschickung  der  Ausstellung  rechnen.  Die- 
selbe wird  unter  den  im  nächsten  Jahre  zu  München  und  Brüssel 
stattfiudenden  Ausstellungen  nicht  leiden.  Die  Ausstellung  io 
München  wird  Exportzwecken  wenig  dienen,  was  bei  der  Melbourner 
Ausstellung  doch  in  erster  Linie  iu  Frage  kommt.  Es  werden 
daher  die  aQ  der  einen  oder  der  anderen  der  beiden  Ausstellungen 
Betheiligten  zumeist  aus  anderen  Kreisen  sich  rekrutiren.  Gegenüber 
der  Brüsseler  Ausstellung  fällt  jener  mit  Bezug  auf  den  Export  ge- 
äußerte Einwurf  weg.  Gleichwohl  werden  auch  die  luteressen 
der  in  der  belgischen  Hauptstadt  ausstdlcuden  deutschen  Fabri- 
kanten nicht  mit  den  Interessen  der  Melbourner  Aussteller  kolli- 
direo.  Belgiens  Markt  und  Handel  macht  durchaus  andere  Ansprüche 
geltend  aß  Australien,  uud  selbst  in  deu  Fälßu,  wo  dies  nicht  zu- 
trifft, ist  der  Umfang  und  die  Mannichfaltigkeit  der  deutschen  Industrie 
groß  geuug  um  unsere  Fabrikanten  für  das  eine  oder  das  andere  Ge- 
biet oder  für  beide  Gebiete  zugleich  zu  gewinnen.  Wir  können  keinen 
Nachlheil  für  unsere  Industrie  darin  erblicken,  wenn  sie  sieb  sowohl 
in  Brüssel  wie  io  Melbourne  auszeichnet.  Haben  doch  bisher  die  Aus- 
stellungen sich  noch  immer  aß  das  beste  und  — trotz  aller  Mängel 
and  Unannehmlichkeiten  — verhältnifsrnäfsig  billigste  Mittel 
bewährt,  neue  Verbindungen  auzuknöpfen,  die,  wenn  auch  nicht 
sofort,  so  doch  allmählich  zu  vortheilhaften  Geschäften  geführt 


haben.  Der  Ruf:  „Förderung  de»  Exports“  ertönt  von  allen  Seiten. 
Wie  aber  soll  er  Erfolg  haben,  wenn  die  Fabrikanten  nicht  selb« 
in  die  Arena  des  Weltmarktes  und  Welthandels  hinaustretco- 
Daß  aber  die  großen  Ausstellungen  den  Turnierplatz  künstlerisch-: 
und  techuischen  Schaffens  abgeben,  unterliegt  doch  keinem  Zweifel 

Was  den  Erfolg  iu  Melbourne  anbetrifft,  so  werden  die  Auf- 
sichten auf  einen  solchen  von  der  Persönlichkeit  des  Reichskom 
missars  in  hohem  Grade  abh&ngeo.  Möge  die  Wahl  eine  glück- 
liche sein. 

Europa. 

Zur  Lage  der  Landwirtschaft  und  Industrie  in  Polen.  Ab 

kuüpfend  an  die  in  Nr.  41  des  „Export*  gebrachten  Daten  äher 
die  grundhesitzlichen  Verhältnisse  in  Polen,  fügen  wir  zor  besser« 
Beurthcilung  des  Zustandes  der  polnischen  Landwirtschaft  n>d 
einige  weitere  Angaben  hinzu. 

Au  bäuerlichen  Grundbesitzern  werden  in  den  10  Gouverte- 
menttt,  die  das  einstige  Königreich  Polen  bilden,  611 gexik!:, 
deren  Grundbesitz  durchschnittlich  am  größten  ist  im  Gotivtne- 
ment  Suwalki  mit  11, g Dessätinen  (1  Dess.  = 2 Morgen)  and  in 
kleinsten  im  Gouvernement  Kjelce  mit  4,<i  Dessätinen. 

Dos  Verhältnifs  der  bestellten  Ländereien  zu  den  nldltfc- 
stellten  ist  selbstredend  bei  dom  bäuerlichen  Besitze  am  günstigere, 
und  machen  die  ersteren,  je  nach  den  Gouvernement»,  durch- 
schnittlich zwischen  61  und  78%  der  Besitzfläche  aus. 

Der  nichtbäuerliche  Grundbesitz  vertbeilt  sich  folgendermalvi 
72779  Kleingrundbesitzer  mit  1 bis  100  Dessätineu  besitzen  »• 
summen  715000  Dessätinen  oder  ca.  14%;  5792  mittlere  Grus:- 
besitzer  mit  101  bis  500  Dessätinen  besitzen  zusammen  ca 
2185000  Dessätinen  oder  ca.  43%;  1062  Grofsgrundbesitzer  mit 
mehr  aß  500  Dessätinen  besitzen  zusammen  2194889  De*sitk<o 
oder  ca.  48%. 

Die  bestellten  Grundstücke  betragen  bei  dem  nichtbänerlkliei 
Grundbesitz  zwischen  45  und  60%  der  Besitzfläche,  weil  ja  na- 
mentlich die  Wälder  zum  nichtbäuerlichen  Besitze  zählen. 

Dem  rassischen  Reiche  gegenüber  stellt  sich  die  Anzahl  der 
nichtbäuerlichen  Grundbesitzer  bis  zu  500  Dessätinen  allerdings 
aß  grofs  dar.  Während  in  den  kleinrussiscben  Gouvernement«, 
wo  der  Grundbesitz  am  meisten  psrzellirt  ist,  81  Hessinnen  and 
in  den  innerrassischen  Gouvernements  darcbschnM/di  81  Des&i- 
tinen  auf  einen  nichtbäoerlichen  Grundbesitzer  entfalten,  kann  mm 
in  Polen  nur  64  Dessätinen  für  einen  solchen  rechnen. 

Von  den  uichtbäuerlichen  Grundbesitzern  Polens  gehören  tu? 
Adeßtaode  53168  oder  ca.  65%  mit  einem  Besitz  von  46487.“’ 
Dessätinen ; zur  Geistlichkeit  13  mit  einem  Besitz  von  3721  D«**r 
linen;  zum  Kaufmannstande  209  init  einem  Besitz  von  72579  Dt»» 
tinen;  zum  Bürgerstande  der  Städte  2238  mit  119104  Dwitßfi 
Die  restirenden  250688  Dessätinen  vertheilen  sieb  auf  et«» 
24000  Besitzer  anderer  Stände. 

Die  vorstehenden  Zahlen  beweisen,  wie  grofs  noch  die  IWk 
ist,  welche  der  Grundbesitz  in  den  Lebensverhältnissen  deT  por 
nischen  Gouvernements  spielt,  da  sich  dort  thatsäcblicb  dem  Be 
triebe  der  Landwirtschaft  die  nichtbäuerlichen  Elemente  veriilt 
nißmäßig  in  ausgedehnterem  Maße  hingeben,  als  in  den 
übrigen  Gouvernements  des  russischen  Reiches. 

Die  Depression,  welche  während  der  letzten  Jahre  auch  ü 
den  polnischen  Gouvernements  auf  allen  Gebieten  des  wirtlwchaft' 
lieben  Lebens  wahrnehmbar  war,  dauert  auch  gegenwärtig  sock 
an.  Die  Landwirtschaft  vielleicht  mehr  noch,  aß  die  Fabrik- 
indualrie,  auf  deren  Entwickelung  gewisse  Faktoren  einen  künf'J  '- 
fördernden  Einfluß  geübt  hatten,  erfahrt  gegenwärtig  eineu  te 
dauernswerthen  Stillstand,  und  dies  kann  als  Vorbote  einer  rück’ 
läufigen  Strömung  in  volkswirtschaftlicher  Beziehung  gelteo. 

Die  Landwirtschaft  leidet  dort,  trotz  einer  zufriedenstellendr: 
Ernte  im  vergangenen  Jahre  und  im  Allgemeinen  guter  Ergebnis 
auch  in  dem  laufenden  Jahre,  hauptsächlich  an  dem  Mangel  u 
uebmharer  Preise.  Zum  Schlüsse  des  Jahres  1886  erreichte  i*»r 
[ Weizen  die  Preisnotirung  1 Rbl.  12  Kop.  bis  1 Rbl.  21  Kop.  «ü 
i Koggen  83—86  Kop.  pro  Pud,  was  den  Durchschnittspreisen  de* 

' Jahres  1885  iu  Noten  wohl  so  ziemlich  gleicbkam,  aber  in  sofen 
i doch  ein  weiteres  Sinken  der  Preise  andeutete,  als  sich  der  Kurs 
des  Papier-Rubeß  gegen  1885,  zu  Ende  des  Jahres  1886  um  Ci 
1 5,5%  verschlechtert  hatte. 

In  Polen  sind  die  landwirtschaftlichen  Bilduogsansßl»3 
i wenigstens  der  Zahl  nach  durchaus  nicht  ausreichend.  Hinge«« 
findet  in  dem  kapitalarroen  Lande  der  Grundbesitz  an  einem  Iber 
das  ganze  Land  verzweigten  Hypoteken-  Kreditinstitute  eine  er- 
wünschte Stütze. 

Was  die  Und wirthscbaftlichen  Industriezweige  der 
' Zucker-  und  Branulweiufubrikation  an  betrifft,  so  hat  sich  die  l4*< 


Nr.  42. 


1887. 


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EXPORT,  Organ  des  Central  Vereins  für  Handelsgengrapbie  etc.  * 


der  erstereo  seit  einer  Reibe  von  Jahren  nur  immer  verschlimmert. 
Oie  io  Polen,  wie  in  den  anderen  Theilen  des  Reichs  herrschende 
Literproduktion  wird  allgemein  als  die  Ursache  der  bedauerlichen 
Lage  diese»  Iodustrieiweige»  anerkannt. 

Nach  dem  Schlüls  der  Kampagne  1885/86.  von  deren  Ertrag 
nur  6950000  Pud  im  Laufe  des  Jahres  1886  eiportirt  worden 
waren,  scheint  sich  diese  Erkenntnis  schon  dahin  manifestirt  au 
haben,  dafs  der  Röbenanbau  des  Jahres  1886  gegen  die  vorher- 
gegangenen  Jahre  in  Polen  wesentlich  eingeschränkt  wurde. 

Im  Jahre  1885  waren  im  gesammten  rassischen  Reiche 
296556  DessStinen  mit  Rüben  bebaut,  wovon  47  848  auf  Polen 
cutfielen.  Im  Jahre  1886  ergaben  sich  als  Anbanfiiicbe  im  gansen 
Reiche  370  699  DessStinen , wovon  36677  den  polnischen  Gouver- 
nements angehörten,  was  eine  Verminderung  um  8.,%.  bciw.  oin 
24  % ausmacht. 

Es  ist  also  in  Polen  der  Röbenanbau  verb&ltoifsmfifsig  mehr 
lurückgegangcn,  als  im  übrigen  Rufsland. 

Wenn  auch  die  gerammte  Anbaufläche  im  Jahre  1886  im 
Reiche  auf  diese  Weise  etwas  weniger  betrug,  als  im  Jahre  1885, 
so  wurde  doch  die  Ernte  1886  auf  ca.  29108445  Berkowetr 
,1  Berk.  = 10  Pud  « 400  Pfd.)  geschätzt,  welches  Quantum  die 
hruteergebnisse  von  1883  und  1881  nbertraf  und  in  Folge  des 
sufserordentlichen  Zuckergehalte»  der  Rüben  für  die  Kampagne 
1886/87  ein  Erträgnifs  von  annähernd  30  Millionen  Pud  Zucker 
versprach. 

Nachdem  für  den  Ertrag  der  Kampagne  1886/87  Eiportprämien 
nicht  mehr  zu  erreichen  waren  und  die  von  der  Regierung  angc- 
tragene  Akzeptation  von  Waare  als  Sicherstellung  der  Akzise  nur 
ein  zweifelhaftes  Palliativ  darstelllc,  so  gestalteten  sieb  gegen 
lahresschlufs  1886  die  Aussichten  der  polnischen  Zuckeriudustrie 
picht  minder  trübe,  weou  nicht  noch  trüber  als  diejenigen  der 
mDerrussischen  Zuckerindustrie,  bis  es  der  Energie  der  Interessen- 
len  gelaog,  die  schon  in  das  Jahr  1887  fallenden  Kiewer  Ab- 
machungen zu  Stande  zu  bringen,  welche  auf  eine  freiwillige  Be- 
icliränkung  der  Produktion  für  daa  Inland  bis  zu  18000000  Pud 
und  die  Ausfuhr  des  Uierechusses  unter  dio  Kontrolle  einer  Ver- 
rutung  aller  Belbeiligten  hinauslaufen.  Die  dadurch  erzielte  Preis- 
•rliühung  im  Inlande  soll  die  Einburse  bei  der  Ansfubr  wett 
nneben  und  den  Fabriken  ihren  Weiterbestaud  ermöglichen. 

Was  die  Preisbewegung  in  polnischem  Zucker  während  des 
lahrea  1886  anbelangt,  so  scheinen  die  für  den  Export  des  Pro- 
lukts  der  Kampagne  1885  86  bewilligten  Zugeständnisse  der  Re- 
gierung, welche  die  theilweise  Räumung  der  Lager  ermöglichten, 
licht  ganz  ohne  Erfolg  geblieben  zu  sein.  Denn  Raffinade,  welche 
m Januar  1886  mit  4 Rbl.  60  Knp.  bis  4 Rbl.  75  Kop.  eingesetzt 
istte,  hielt  sieb  bis  Mitte  des  Jahres  zu  diesen  Preisen,  um  daon 
illerdings  sehr  rasch  bis  auf  4 Rbl.  25  Kop.  und  sogar  4 Rbl.  pro 
Jud  zu  sinken.  Sandzucker  war  von  3 Rbl.  80  Kop.  bis  4 Rbl. 
m Januar,  im  Juni  1886  auf  4 Rbl.  20  Kop.  gestiegen,  scblofs 
edoeb  im  Dezember  mit  3 Rbl.  13  Kop.  bis  3 Rbl.  25  Kop.  bei 
alleudem  Kurse  des  Papiergeldes. 

Von  neun  polnischen  Zucberfabrik-Gescllschafteo,  deren  Aktien 
in  der  Warschauer  Börse  notirt  sind,  gaben  sechs  für  das  Jahr 
1884  eine  Verzinsung,  und  zwar  eine  derselben  eiDe  solche  ton  8, 
nne  andere  ein«  V erzinsung  von  7,  nnd  4 Gesellschaften  eine  solche  zo 
e 6 io.  Für  1885  war  die  Verzinsung  bei  einer  dieser  Gesellschaften 

5 • 4Vz  und  3%.  Wie  die  Rechenschaftsberichte  dieser  Ge- 
ellscbaften  nachweiaen,  wurde  die  Verzinsung  der  Aktien  Isst 
lUsscbliefslich  dem  Reservefonds  entnommen.  — 

Für  die  Branntwein bren nerei  war  das  verflossene  Jahr 
licht  ungünstig,  es  hielten  sieb  die  Preise  die  ganze  Zeit  hindurch 
o ziemlich  auf  gleichem  Niveau,  und  stieg  die  Ausfuhr  von  Al- 
:oboi  aus  den  polnischeo  Gouvernements  im  Verhältnis  zu  der 
tusfubrsteigeruug  aus  dem  gesammten  Reiche,  welcher  von  7,.j  Mill.  1 
Ibl.  in  1885  auf  8,9  Mill.  Rbl.  in  1886  wuchs. 

Die  polnischen  BrennereibeaiUer  haben  gegen  Ende  des  vorigen 
ahres  Schritte  gethao,  um  die  Reinigung  und  Ansfubr  des  Braoot- 
reins  selbst  in  die  Hand  zu  nehmen,  zu  welchem  Bebufe  für  die 
lildung  eines  dem  deutschen  Spiritoaringes  ähnlichen  Vereins,  Ein- 
übungen getroffen  wordeu  sind. 

Die  Bierbrauerei  und  die  Metbprodnklion  rerlieren  in  Polen 
len  Charakter  landwirtschaftlicher  Industriezweige.  Es  bestehen 
□ den  verschiedenen  Gouvernements  zusammen  860  Brauereien 
nid  81  Methfabrikeo.  Da  die  Steuer  aber  nicht  nach  der  Menge 
les  Produkts  bemesseo  wird,  gehen  die  Steucrauawcine  über  das 
rzeugte  Quantum  keinen  Aufschlufs,  und  es  läfst  sich  aus  ihnen  j 
iur  entnehmen,  dafs  die  Produktion  in  den  letzten  Jahren  ah-  ! 
;enooimen  bat.  — 


Asien. 

Die  Rheafaser  (Boehmerla  nivea,  Gaud).  Vergl.  Export  No.  27 
und  34.  (Origiualhericht  aus  Kalkutta.)  In  No.  27  diese» 
Jahrganges  brachte  der  Export  einen  von  sachkundiger  Hand  ge- 
schriebenen Artikel  über  die  Ramiefaser.  Wenn  man  die  gewaltigen 
Mittel  in  Betracht  xieht,  über  welche  die  französische  Gesellschaft 
„La  Ramie  frau<;ai»e“  gebietet,  dann  ist  die  Mahnung  des  Verfassers 
1 an  die  deutsche  Technik  vnllkommeu  zutreffend:  man  suche  von 
deutscher  Seite  die  technischen  Schwierigkeiten  zu  überwinden, 
welche  sich  bis  jetzt  noch  einer  allgemeineren  Verarbeitung  der 
Rheafaser  entgegensteHen,  denn  die  Rheafaser  hat  eine  Zukunft 
und  zwar  eine  sehr  bedeutende,  dus  dürfte  wohl  keinem  Zweifel 
unterliegen.  Suchen  also  auch  wir  Deutsche,  dafs  wir  hierbei 
nicht  zu  kurz  kommen,  um  so  mehr,  als  die  Rheafaser  ein  ganz 
bedeutender  Exportartikel  unserer  afrikanischen  Kolonien  und  der 
deutschen  Niederlassungen  in  Süd-Amerika  werden  könnte. 

In  einer  Anmerkung  zu  diesem  Artikel  bittet  die  Redaktion 
des  „Export“,  ihr  über  die  in  Ost-Indien  übliche  Kultur  und  tech- 
nische Behandlung  der  Rheafaser  „verbürgte“  Nachrichten  zuknm- 
roeu  zu  lassem  Einsender  dieses  erfüllt  gerne  diesen  Wunsch, 
indem  er  sich  bemüht,  die  Beobachtungen  über  Kultur  mit  Zu- 
bereitung der  Rheafaser,  soweit  sie  in  zahlreichen  wissenschaft- 
lichen Arbeiten  zerstreut  sind,  zu  einem  übersichtlichen  Gesaramt- 
bilde  zusammenzufassen;  wie  weit  Verfasser  hierbei  dem  Wunsche 
der  Redaktion  und  dem  zahlreicher  Interessenten  entsprochen  haben 
wird,  vermag  er  allerdings  nicht  zu  beurtheilen. 

Die  Litteratur  über  die  Rhcapflanze  ist  sehr  umfangreich,  schon 
bereits  im  Jahre  1809  hat  der  Botaniker  Roxburgb  die  indischen 
Verwaltungsbehörden  auf  die  industrielle  Wichtigkeit  dieser  Pflanze 
aufmerksam  zu  machen  gesucht.  Im  Allgemeinen  scheint  jedoch 
der  Rhea  besondere  Aufmerksamkeit  nicht  geschenkt  worden  zu 
sein,  erst  in  den  vierziger  Jahren  mehren  sich  die  Untersuchungen 
und  jetzt  bildet  „Rhea“  eine  stflndige  Rubrik  nicht  nur  in  privaten 
Publikationen  wissenschaftlicher  Gesellschaften,  sondern  auch  die 
offiziellen  Repnits  der  indischeu  Regierung  befaaseu  sich  eingehend 
mit  diesem  Artikel.  Die  weitaus  überwiegendste  Mehrzahl  dieser, 
Verfasser  kann  es  nicht  genug  betonen,  streng  wissenschaftlichen 
Arbeiten  befindet  »ich  im  „Journal  of  the  Agricultural  and  Horti- 
cultural  Society  of  Inriia“  publizirt,  und  sie  dienten  als  Grundlage 
der  folgenden  Mitthcilungen.  Es  kann  nicht  in  der  Absicht  de» 
Verfasser»  liegen,  hier  ein  ausführliches  Liternturvcrzeichnifs  zu 
gehen,  doch  durfte  für  diejenigen,  welche  sich  für  deu  Gegenstand 
näher  interessireu,  eine  kurze  Angabe  der  wichtigsten  Arbeiten 
hierüber  willkommen  sein.  Diese  sind: 

Notes  ob  tbe  Kuncboora  fibre  of  Rungpore;  by  Dr. 
Campeil,  Superintendent  of  Darjuling.  and  T.  F.  flenley,  Esq. 
Journ.  of  A.  & H.  Soc.  of  India,  Vol.  VT,  1847—1848,  pag.  30  ff. 

Notice»  regarding  the  plant»  yielding  the  fibre  fron» 
which  the  grassclotb  of  China  is  m a n u factured.  Comin. 
by  Dr.  D.  J.  Maegowan,  ibid.  Vol.  VI.  1847—1848,  pag.  209  ff. 

On  the  Rbeeas  or  bettle  Grasaes,  and  othe  textile- 
f ihres  of  Asara,  By  Major  S.  F.  Haauay,  ibid.  Vol.  VII.  1840— 
1850,  pag.  215  ff. 

The  Cultivation  and  Extraction  of  China-grass  doth 
or  Rheea  fibre.  By  George  King  M.  B.  Officiating  Superinten- 
dent, Botauical  Gardens,  Sabarunpore,  ibid.  New  Serie»  Vol.  I. 
18G7-1869,  pag.  400  ff. 

Notes  on  the  preparation  of  the  Rheea  fibre,  by  cer- 
tain  resident»  of  the  Bbaugulpore  district.  Comtnunicaled 
by  the  Go  vernement  of  Bengal,  ibid.  Vol.  VI.  1878  — 1881,  pag.  170. 

Fioal  Report  on  the  experimental  cultivation  of  cer- 
tain  fibre-yielding  plant»,  by  Richard  Blecbvodeo  jun. 
ibid.  New  Ser.  Vol.  VIII,  1887,  pag.’ 118  ff.  crortseuwn*  fol«t) 

Eine  Reise  durch  die  Mandschurei. 

Von  11.  E.  11.  James  in  Bombay. 

(Ko  rlseUocg.) 

Oberhalb  Mau-erh  Slun  fliefnt  der  Flufs  unter  hohen  schroflvn  Fels- 
wänden dahin,  und  wenn  auch  einige  Kuhmisten  bis  zum  Thal«?  vorgedrungen 
sind,  ^ucn  dort  Holz  zu  fällen,  so  int  die  Verbindung  mit  demselben  doch  uur 
im  Winter,  wenn  der  Flufs  zugefroren  ist,  möglich.  Wir  folgten  daher  dem 
uns  ertbeilten  RatWlilag,  die  Bergkette  zu  unserer  Linken  zu  überschreiten, 
um  auf  einem  Baultbierpfad  zu  dem  Hauptstrom  des  Sungari  und  daun  über 
eine  andere  Bergkette  zum  Tumenthale  vorzudringen,  und  »war  begleiteten 
wir  bei  dem  Aufstieg  den  Xebenflufs  Nr.  2 des  Yalu  (die  Chinesen  benennen 
die  Nebenflüsse  häufig  mit  Zahlen  »tatt  mit  Namen^,  bis  wir  am  zweiten  Tage 
die  Hohe  des  Loo-Iing,  die  Wasser»  beide  zwischen  dem  Sungari-  und  dem 
Yalu  bocken  erreichten.  Oer  Pafs  war  3000  Fufs  hoch  um!  führte  uns  an  den 
lang -IIo,  eiben  schönen  Nehenfiuf»  des  Sungari,  freilich  auf  einem  sehr 
schmalen  und  in  Folge  von  KrdruUdien  geradezu  gefährlichen  Pfade,  auf 
dem  wir  oft  fünfzehn  his  zwanzig  Mul  an  einem  Morgen  genöthigt  waren, 
Bäche  von  hinreichender  Tiefe  und  Stiömung,  um  ein  Maulthier  fortzureifsen 


Nr.  42. 


622 

EXPORT,  Orcan  dos  Centralvereins  für  Handolsneographie  etc. 


1867, 


zu  passiren.  Und  doch  waren  die?»  Beschwerden  nur  gering  im  Vergleich  j 
zu  denen,  welche  unserer  bei  dem  Paasiren  der  später  beginnenden  Sümpfe 
harrten.  Oft  stürzte  die  Hälfte  der  Maultbiere  und  wälzte  «ich  mit  der  | 
Ladung  im  Schmutz,  und  während  man  ihnen  helfend  beisprang,  versanken 
die  andern  Thiere  im  Schlamm  und  stürzten' ebenfalls  bei  dem  Versuch,  sie 
zu  befreien.  Die  gute  Laune  und  Geduld  uuscrer  Maulthiertreiber  wurden 
aber  dadurch  nicht  erschüttert,  und  wir  kamen  ohne  grünere  Unglückafälle  ] 
durch.  Allerdings  mußten  wir  häufig  zu  Axt  und  Messer  greifen,  um  den  ■ 
für  Maultbiere  zu  schmalen  Pfad  zu  erweitern. 

Am  vierten  Tage  nach  unserer  Abreise  von  Mnu-erh  Shan  erreichten 
wir  den  Sungari  an  der  Mündung  de»  Tang-Ho  und  waren  nun  im  Bereich 
der  dein  großen  Ahnbtrm  der  regierenden  Dynastie  geweihten  „weiften  1 
Berge”,  in  welche  einzudringen  als  Sakrileg  gilt.*  Wenige  Monat«  zuvor 
batte  die  offizielle  Zeitung  von  Peking  einen  Bericht  des  Gouverneur«  von 
Kirin  veröffentlicht,  nach  welchem  dieser,  einem  ihm  gewordenen  Befehle  i 
naebkommend,  das  Cbaug-pai-shan-Gebiet  hatte  absueben  lassen,  um  auf  . 
(iinaengsueber  zu  fahnden,  dasselbe  aber  völlig  frei  von  Eindringlingen  ge- 
funden. In  Wirklichkeit  fallt  es  den  Mandarinen  aber  gar  nicht  im  Traum 
ein,  in  die  Berge  zu  gehen,  sodaft  dort  ungestört  Ansiedlung  auf  AnstaUuag 
entsteht.  Die  Kolonisten  bilden  unter  sieb  Gesellschaften  oder  Gilden  mit  ; 
Präsidenten,  Vieepräsidenten  und  Käthen,  welche  dem  Gemeinwesen  Gesetze 
geben  und  sogar  Macht  über  Leben  und  Tod  haben.  Ihre  Existenz  ist  natür- 
lich den  Behörden  in  Kirin  nicht  unbekannt,  ja  *ie  werden  ton  denselben  ; 
zuweilen  und  zwar  mit  Krfolg  zur  Hilfe  gegen  uinherstreifeu.le  Räuberbanden 
gerufen:  aber  vor  dem  Gesetz  haben  sie  keine  Existenzberechtigung.  Die 
Beföhle  dieser  Gildeuvorslünde  sind  oft  recht  seltsam,  aber  doch  praktisch. 
Eine  Proklamation  z.  B , die  wir  »allen,  warnte  die  Leute,  gewissen  bösen, 
mit  Namen  genannten  Personen  Zuflucht  zu  gewähren,  und  eine  andere  ver- 
bot den  Koreanern,  welche  in  großer  Zahl  als  Arbeiter  bei  den  Kolonisten 
beschäftigt  sind,  zu  fischen,  da  sie  zu  nöthig  auf  dem  Feld«  gebraucht  wür- 
den und  für  jenen  Sport  keine  Zeit  übrig  sei.  Kin  dritte»  Gesetz  regelte 
den  Ginsenghandel  in  der  Weise,  dafi  der  Ginseng  vor  einer  bestimmten 
Zeit  nicht  gekauft  und  verkauft  werden  durfte  Jede  Übertretung  von  Seiten 
«ine«  Gildenuitglicdc»  sollte  mit  Zahlung  von  l Pfd.  Reis  (ein  Luxusartikel 
in  den  Bergen),  10  Taels  Geld  und  2 Schweinen  im  Gewicht  von  wenigstens 
75  Pfd.  ein  jedes,  geahndet  werden.  Leuten,  die  nicht  zum  Gemeinwesen 
gehörten  und  unfähig  waren,  die  Strafe  zu  zahlen,  wurde  angedroht,  zu 
Tode  geprügelt  zu  werden.  Diese«  Gesetz  ward  zum  Schul*  der  eifrigen 
Ginsengsucher  erlassen,  welche  die  entferntesten  Th  .11  er  durchstreiften  und 
sich  bei  dem  Absatz  der  Waare  häutig  durch  diejenigen  geschädigt  sahen, 
welche  vor  Ablauf  der  Saison  beimgekehrt  waren.  Die  Wirksamkeit  der 
Gilden  ist  ln  der  That  »ehr  bcwcbtensttcrlh,  denn  nirgend»  in  der  Mand- 
schurei sind  Leben  und  Kigentlium  so  gesichert,  als  in  ihrem  Bereich,  ob- 
gleich es  gerade  dort,  wo  das  Land  mit  ausgedehnten  Wildern  bedeckt  ist, 
den  Räubern  unter  gewöhnlichen  Verhältnissen  ein  Leichte«  »ein  wurde, 
sieb  der  Verfolgung  zu  entziehen. 

Es  war  Zeit  für  uns,  die  angeblich  10  bis  12  000  Fufs  hohen  Sehne«' 
glpfel  aufzusuchen,  welche  nach  der  dem  Buche  des  Hev.  Alexander 
Williamson  „Reisen  in  Nordchina“  beigefögten  Karte  de»  Mr.  Ravenctein  | 
in  der  Nabe  »ein  muftten.  Aber  welche  Enttäuschung!  Der  Vizepräsident  I 
der  Gilde  sagte  uns,  daft  cs  so  etwas  in  der  Mandschurei  überhaupt  nicht  J 
gäbe,  es  könnte  höchstens  damit  der  10  Tagemärsche  entfernte  Lao-pai  Shan 
oder  der  wirkliche  „alte  weifte  Berg,”  auf  dem  der  Yalu,  der  Turnen  und 
der  Sungari  entsprängen,  gemeint  sein.  Wenn  wir  es  wünschten,  »o  wolle 
er  uns  binführen,  der  Weg  *d  aber  »ehr  schwer  zu  finden.  Wir  nahmen 
sein  Anerbieten  mit  Freuden  an,  beluden  zwei  Maulthiere  und  nur  von 
einem  Diener  und  einem  Knaben  begleitet,  brachen  wir  auf.  Unser  Weg 
führte  uns  den  Sungari  aufwärts  durch  außerordentlich  dicht  bcwoldetes 
Bergland,  auf  dem  wir  von  etwa  15  zu  15  Meilen  die  Hütten  von  Ginseng- 
Suchern  oder  Uirschjägein  antrafen.  Zwei  solcher  Hütten  waren  in  den 
Kratern  alter  Vulkane  gelegen,  welche  die  Zeit  ebenso  dicht  mit  Bäumen 
bekleidet  hatte,  wie  die  übrigen  Tbeilc  der  liegend.  Die  Bewohner  nahmen 
uns  übrigens  außerordentlich  gastfrei  und  freundlich  auf,  wenn  auch  ihre 
Hütten  so  klein  waren,  daft  wir  kaum  ein  Unterkommen  darin  finden  konnten. 
Wir  waren  genöüiigt,  dicht  an  sie  gedrängt  auf  dem  „Kang”  oder  der 
kleinen  Ziegel plattform  zu  schlafen,  welche  ihnen  als  Herd,  Ofen,  Wohn- 
und  Scblafraum  dient.  Zuweilen  lagen  wir  gleich  Sardinen  übereinander 
geschichtet;  aber  wenn  nicht  gerade  der  Fufs  eines  Chinesen  Hinein  in'»  i 
Auge  kam,  «ras  öfters  geschah,  so  schliefen  wir  ganz  gut  und  friedlich. 
Das  Wetter  war  freilich  helft,  und  auf  unserem  Marsche  kamen  wir  oft  an  j 
schlechte  Stellen,  über  welche  wir  die  Maulthierlasten  hinwegtragen  mofaten,  i 
aber  wir  fanden  wenigstens  reichlich  Erdbeeren  und  eine  Berheritzenart, 
deren  Früchte  uns  au  fterorden tllch  erfrischten. 

Am  fünften  Tage  nach  unserer  Abreise  von  Tang-ho-ko  muftten  wir 
unsere  Maultbiere  zurücklassen , da  die  Moräste  für  irgend  welche»  Lastthier 
vollständig  unpassirbar  wurden,  und  packten  wir  daher  das  Allernöthigwte 
in  Bündel,  die  uns  von  einem  Jäger,  einem  »ehr  braven  Menschen,  der  uns  ] 
freiwillig  seine  Dienste  angeboten  hatte,  nachgetragen  wurden.  Mehr  Begleiter  | 
mitznnchmen  wäre  nicht  wobl  möglich  gewesen,  da  wir  sonst  nicht  Alle  in  den  i 
kleinen  Hütten  Obdach  und  Nahrung  gefunden  halfen  würden,  »o  freigebig  I 
die  Jäger  auch  sonst  mit  ihrem  Vorrath  an  getrocknetem  Hirschfleisch  »ein  ■ 
mochten.  Unser  Weg  führte  uns  nun  durch  sumpfige  Schluchten,  in  welchen 
wir  zum  ersten  Mal  ganze  Wälder  von  Lnrchcntannon  sahen,  und  erst  am 
neunten  Tage  konnten  wir  den  Aufstieg  zu  dem  ersehnten  Berge  beginnen. 
Die  unteren  Ausläufer  desselben  waren  mit  Birken-  und  Fichtenwäldern 
bestanden,  welche  »ich,  je  höher  wir  stiegen,  mehr  und  mehr  lichteten,  bis  ! 
wir  auf  einem  herrlichen  grasbewachsenen  und  von  einzelnen  Bäumen 
geschmückten  Plateau  anlangten,  das  uns  wie  der  Garten  Eden  erschien. 
Die  Wilder  wäre«  freilich  nicht  hliitlicnlo»  gewesen,  hier  aber  befanden 
wir  nn*  auf  einem  mit  den  farbenprächtigsten  Blumen  fiberaäeten  Rasen,  wo 


Massen  blauer  Iris,  großer  Scbarlaclitigerlilien,  duftender  gelber  Lilien, 
großer  orangefarbiger  Butterblumen  und  purpurner  Mönchskappen  das  Auf* 
entzückten.  Und  weiter  hm  i»*  eine  parkähnlicfae  Landschaft,  deren  üoil«& 
mit  moosigem  Grase  bedeckt  und  mit  licfblaueu  GeuUanvn,  Columbinen  u 
jeder  Nuance  Ton  Gelb,  weißen  und  rotben  Orchideen  uud  vielen  andewt 
Blumen  übersäet  war.  Ein  reizendes  Wiesenfleck  eben  war  mit  gclbhiübrndcn 
Azaleen,  die  au»  einiger  Entfernung  wie  Ginster  aussahen,  bestanden,  aad 
hinter  den  Wipfeln  der  Bäume  zeigten  sich  uns  zum  ersten  Male  die  ft- 
zackten  Kontouren  und  die  nadolähnticfeen  Spitzen  des  Lao-pai  Shan.  des  alt« 
weißen  Berges.  AU  wir  daB  Plateau  durchwanderten,  hörten  wir  da«  Rausche: 
unterirdischer  Ströme  und  sahen  am  Abhang  einer  Schlucht,  über  wtlcfc« 
eine  natürliche  Brücke  führte,  hinab  iu  die  tosende  Flulb,  welche  dem  arkl 
losen  Wanderer  leicht  verderblich  werden  kann. 

Endlich  erreichten  wir  an  einem  grünenden  Hügel,  welcher  gern  Un- 
maßen den  Fuß  de»  Pai  Shan  bildet,  eine  unter  dem  Namen  Tang-shst 
bekannte  Hütte,  ln  deren  Nähe  sieb  zwei  Wasserfalle  von  etwa  150  IV 
Höbe  ein  jeder  befinden,  deren  einer  nach  den  Angaben  Mer  KinMbotnn 
der  wahren  Quelle  de»  Sungari  entstammt,  and  1 bis  2 Meütfn  weiter  iS- 
wärt*  einen  10  Yard»  breiten  Bach  bildet,  dem  an  jener  Stelle  eine  keift* 
Quelle  von  142*  Fahrenheit  zntbeßt.  Noch  denselben  Abend  erhlowmn 
wir  einen  700  Fuß  über  dem  Plateau  »ich  erbebenden  Borg«  der  e&t 
einen  guten  Fernblick  auf  die  Spitzen  des  Pai  Shan  gewährte,  unter  wtkUi 
namentlich  zwei  hervorzuheben,  die  mit  einander  durch  oir.eu  Satt«!  rr- 
banden  sind,  dessen  schroffe  Abhänge  weif*  erglänzten,  wenn  auch  nicht  1*3 
Schnee,  solidem  von  nassem  lUmstein,  von  weichem  uns  auf  unserem  Wo- 
durch die  Wälder  am  Ufer  des  Sungari  bereits  gTofs«  Stücke  aufgdaiec 
waren.  Die  westlich  gelegene  Spitz«  schien  n«s  die  höhere  zu  »ein;  nwä- 
dem  wir  aber  den  Sattel  erstiegen  batten,  fanden  wir  »ie  niedriger  als  rti*  öst- 
lich«. welche  »ehr  malerisch.  kühn  und  scharf  gezackt  ist.  Östlich  auf  dae» 
horizontalen  Felaengrat  erhebt  sich  dann  noch  eine  andere  Spitze  in  K ra 
eine«  Scblangenzahns,  und  senkt  sich  der  Gebirgsrücken  von  dort  »uh  ab- 
wärts. l>i»  er  dos  Plateau  in  der  Nähe  der  Hütte  erreicht. 

Nachdem  wir  des  Regen»  wegen  deu  ersten  Tag  gerastet,  erkloma*r 
wir  aut  zweiten  Tage  den  Abhang  hinter  der  Hütte,  wobei  wir  hi*  as  die 
Hüften  durch  hohes  üppiges  Gras,  untermischt  mit  Tigerlilien  und  ander« 
schönen  Blumen,  tnarschlren  mußten.  Weiter  aufwärts  durchquerten  vir 
eine  ca.  2 Ms  3 Meilen  breite  .Strecke  marschartigen  (.aride»,  bedeckt  mit 
niedrigem  weißen  Rhododendron,  rotben  Azaleen  und  sodern  Mabmdia 
Pflanzen . uud  endlich  gelangten  wir  zu  dem  Meilen  (lang,  der  biesef  iw» 
Sattel  führt.  Selbst  oben  auf  dem  nackten  Bi  auteln  gab  «»  noch  Meng** 
wilden  gelben  Mohn»,  Wicken,  Zw«fgköuig*kerz«n  und  andere  botanisch« 
Schätze.  Der  Aufstieg  erinnert  an  den  de»  Vesuv,  nur  daß  der  lose  Bio 
Mein  durch  den  Regen  mehr  gefestigt  ist.  Aber  ein  herrlicher  AßWick  hot 
sieb  uns  dir,  als  wir  den  Gipfel  erreichten!  Etwa  350  Faß  unter  dem 
Kraterrand,  an  dem  wir  »fanden,  gewahrten  wir  einen  schonen  Mbhoen 
See,  dessen  Oberfläche  trotz  de»  Windes,  der  uns  umsautfe,  twhVifaÄag, 
wie  die  des  Lemansees  und  die  phantastischen  Zacken,  mit  droto  die  Uta 
de»  Berge«  gekrönt  war,  wiederspiegelte.  Wir  schätz  len  die  Brat*  de*  See 
auf  I Vs,  »eiuen  Umfang  auf  6 bi»  7 englische  Meilen. 

Nachdem  wir  uns  einige  Zeit  an  seinem  Anblick  erfreut  batten,  y*t- 
suebten  Mr.  Fulford  und  ich  in  deu  Krater  Ki'iabzuMeigen.  Unser  rührt? 
weigert«  sich,  un»  zu  begleiten,  da,  wie  er  sagte,  der  Hang  zu  «teil  sei,  did 
bezeichuete  er  on»  eine  Stelle,  wo  die  Hirsche  hinaibzustelgwn  pflegte«,  h 
gelang  un»  auch,  bi»  zu  einer  Tiefe  von  60  Fuß  über  dem  See  vonaünt- 
gen;  dort  aber  standen  wir  plötzlich  am  Rand«  eine*  senkrechten  Fta* 
von  15  bi»  20  Fufs  Höhe,  an  dem  wir  un»  nur  mit  Hilfe  ein«*  Heil?*,  4* 
wir  aber  leider  nicht  besaßen,  hätten  binshlassen  können.  Mr.  Yonagk**- 
band,  der  inzwischen  versucht  hatte,  die  9-  hi»  600  Fuß  hob«  uaJ 
steift  östlich«  Spitze  zu  erklimmen,  war  glücklicher  gewesen  aß  wir.  L 
gelang  ihm  sogar,  kriechend  bis  tu  der  äußersten  Spitze  deu  gleich  •>  »ea 
Bugspriet  über  den  See  hiuausragendcu  Felsenvorsprungs  vorzudrin^ft,  « 
er  un«  zum  Gruft  seinen  Out  schwang.  Von  unten  ans  gesehen  eiwhirt 
es,  als  ob  dort  oben  nur  ein  Adler  einen  Ruheplatz  finden  köatit*  M’ 
Yonngbusband  schätzte  die  von  ihm  erklommene  Höhe  auf  7525  «agh»*»? 
Fuß  über  dem  Meere,  doch  stellte  es  »ich  bei  einer  später  vorgonouuif'.  : 
barometrischen  Messung  heraus,  daß  »io  um  ca.  500  Fuß  höher  nntimelutt« 
»ei.  Die  Aussicht,  selbst  vom  Sattel,  war  sehr  »chöa-  Man  aalt  ln  der.fww 
auf  kureamschein  Gebiet  waldbedecktc  Spitzen  von  ähnlicher  Höhe  wie  i* 
des  Pui-.shan,  gegen  welchen  iudeft  die  Lao- ling- Kette,  welche  wir  vom  TA 
her  durchkreuzt  hatten,  winzig  erschien.  Die  schöne  Illusion,  10-  bi»  12000 
Kuß  hohe  schneebedeckte  Gipfel  tu  finden,  mußten  wfr  allerdings  fabm 
lassen.  (Korteeonrac  foW 

Geschäftliches  aus  China.  Einem  uns  zur  Verfügung  gestellt*! 
Gesch&fUibriefo  aus  China  enluehtnen  wir  die  folgenden  Zeil«a- 

„Trot*  der  häutigen  Mahnungen  scheinen  »ich  die  dänische» 
Fabrikanten  noch  immer  nicht  durchweg  daran  gewöhnt  *u  bähet, 
in  der  Ausführung  der  Bestellungen  sich  genau  an  die  ihnen  er- 
t heilten  Anweisungen  zu  halten.  Die  Abweichungen,  welche  die- 
selben »ich  erlauben,  mögen  nicht  selten  an  uud  für  »ich  gani 
zweckmäßig  und  in  der  Absicht  gemacht  worden  »ein,  wirklich« 
Verbesserungen  antubringen.  Allein  die  betreffenden  Fabrikanten 
bedenken  nicht,  daß  die  Besteilang  mit  Rücksicht  auf  dt**  bieoigen 
Verhältnisse  gemacht  worden  int,  welche  sie  selbst  gar  nicht  oder  nur 
ungenügend  kennen  werden,  während  sie  doch  au  nehmen  mü<?o 
daß  der  Auftraggeber  soweit  mit  denselben  vertraut  iat,  daß  ** 
sich  darüber  klar  ist,  warum  er  die  Ordre  gerade  in  der  viel  kühl 
von  der  heimischen  Usance  abweichenden  Form  gegeben  hat  Für 


1887. 


623 

EXPORT,  Organ  de«  Central  vereine  für  llandelsgeogr&pbie  etc. 


Nr.  42. 


die  deutschen  Verhältnisse  mag  eine  aolebe  Abweichung  von  den 
Instruktionen  des  Bestellers  nicht  von  ao  großem  Belang  sein,  weil  i 
der  Fabrikant  leicht  brieflich  die  Genehmigung  des  Auftraggebers 
zn  der  beabsichtigten  Veränderung  einbolen  kann;  thnt  er  dies 
nicht,  so  besteht  immer  die  Möglichkeit  der  Annahmeverweigerung. 
Der  hiesige  Besteller  hingegen  ist  in  jeder  Beziehung  auf  Treu 
und  Glauben  des  heimischen  Fabrikanten  angewiesen,  Eine  brief- 
liche Anfrage  ist  wegen  des  Zeitverlustes  in  den  meisten  Fällen 
ausgeschlossen,  der  telegraphisch«  Weg  zu  kostspielig  und  leicht 
zu  Mißverständnissen  Veranlassung  gebend.  Eiue  Verweigerung 
der  Annahme  ist  selten  möglich.  Namentlich  bei  kleineren  Liefe- 
rungen würde  es  zu  umständlich  und  mit  zu  großen  Kosten 
verknüpft  sein,  wenn  der  Agent,  welcher  im  Aufträge  der  hiesigen 
Firma  die  Bestellung  gemacht  hat,  selbst  oder  durch  einen  Be- 
vollmächtigten die  Übernahme  der  fertig  gestellten  Fabrikate  ao  ; 
Ort  und  Stelle  bewirkte.  Die  bestellten  Waaren  werden  also,  ohne  ! 
jntersncbt  worden  zu  sein,  vom  Fabrikationsort  in  der  Original-  j 
Verpackung  nach  hier  versendet;  etwaige  Abweichungen  oder  Fehler  ' 
m der  Ausführung  können  erst  am  Ankunftsorte  entdeckt  werden, 

‘o  daß  der  Schaden  den  Besteller  allein  trifft,  da  der  Fabrikant  1 
lie  geschehene  Übernahme  der  Waare  vorschützen  kann. 

Weiter  wird  Ober  die  unpraktische  und  unübersichtliche  Ein-  j 
Achtung  der  nach  hier  gesandten  Preislisten  deutscher  Fabrikanten  i 
;eklagt,  wodurch  die  hiesigen  Kaufleute.  namentlich  bei  kleineren 
-.iefernngen,  häufig  schon  aus  Bequemlichkeitarnekaichten  bewogen 
»'erden,  ihre  Bestellungen  in  England  zu  machen.  Die  englischen 
’reislisten  sind  in  der  Regel  zweckmäßig  eingerichtet,  ohne  alles 
tnnülze  Beiwerk  und  überflüssige  Reclame;  sie  haben  gewöhnlich 
‘in  übersichtliches  Inbalbverzeichniß  und  geben  in  einem  band-  j 
icheu  Bande  eine  vollständige  Übersicht  sämmtlicber  von  dem  be-  ( 
reffenden  Fabrikanten  berge* telller  Artikel  mit  Augabe  alles  dessen, 
vns  der  Kunde  zu  seiner  genaueu  Information  braucht.  Die  Ka- 
aloge  deutscher  Fabrikanten  entbehren  oft  der  Bestimmtheit  in  I 
ler  Preisangabe,  wie  der  häufige  Zusatz:  „bei  größeren  Aufträgen 
ppzielle  Preisermäßigungen“  und  dergleichen  beweist;  sie  ent- 
ölten nicht  selten  zu  viel  überflüssige  Zuthaten,  wie  allgemeine 
Einleitungen,  welche,  obwohl  häufig  viel  Interessantes  bietend,  j 
loch  in  dieselben  nicht  gehören;  ferner  Referenzen,  Anerkennung*-  t 
ichreiben  usw.  Oft  fehlen  übersichtliche  Inhaltsverzeichnisse;  außer- 
lein  faßt  der  Fabrikant  in  seiner  Preisliste  sehr  häufig  nur  die  1 
r.u  einem  bestimmten  Zweig  seines  Geschäfts  gehörigen  Artikel 
cusammen.  Dadurch  entstehen  eine  Unzahl  einzelner  Spezialkataloge 
ind  Zettel,  die  für  den  praktischen  Gebrauch  einfach  nutzlos  sind.  I 
n dieser  Beziehung  ist  man  in  England  noch  durch  eine  Ein- 
ichtung  im  Vortheil,  welche  man  in  Deutschland  meines  Wissens 
licht  oder  wenigstens  nicht  iu  derselben  Form  kennt.  Eine  große  ! 
Pinna  übernimmt  den  General  vertrieb  stmmtlicher  Artikel  einer 
beträchtlichen  Anzahl  von  Fabrikanten,  so  dafs  si«  in  den  Stand 
gesetzt  ist,  die  in  ein  bestimmte«  Fach  einsehlagenden  Gegenstände, 
beispielsweise  alles  zum  Eiscubahnbau  Nöthige,  zu  Origiualpreisen 
u liefern.  8ie  giebt  die  Preislisten  in  einheitlicher  Form  und  io 
lirem  eigenen  Namen  aus,  übernimmt  also  selbst  die  Garantie  für 
lie  von  ihr  bezogenen  Waaren  und  ermöglicht  cs  einem  hiesigen 
Kaufmann,  der  für  eine  bestimmte  Lieferung  ein  Angebot  machen 
rill,  sich  rasch  über  die  billigsten  Preise,  zu  denen  er  einkaufen 
ann,  zu  orientiren,  ohne  daß  er  genötfaigt  wäre,  eine  große  Zahl 
leinereT  Kataloge  von  Fabrikanten  nachznsehen,  welche  ihm  meist 
n bekannt  sind,  während  ihm  der  Name  des  Generalagenten  für 
eelle  Aosführnng  bürgt.  Außerdem  erspart  er,  was  bei  kleineren 
.ieferungen  erheblich  ins  Gewicht  fällt,  nicht  unbedeutend  an 
’elegrapbcnkosten,  indem  er  seinem  Vertreter  za  Hause  nur  das 
orher  vereinbarte  Stichwort  für  don  Namen  des  Generalagenten 
nd  die  NurameT  des  gewünschten  Artikels  in  dessen  Preisliste  zu 
»legraphiren  braucht.  Namentlich  die  kleineren  Fabrikanten  sollten  I 
r wägen,  ob  es  nicht  in  ihrem  Interesse  wäre,  wenn  die  Ver- 
cter  verwandter  Zweige  den  Vertrieb  ' ihrer  Artikel,  wenigstens 
kr  das  Ausland,  in  ähnlicher  Weise  organisirtea. 

Zwar  kommt  es  schon  jetzt  vor,  daß  einzelne  deutsche  Fa- 
nkanten einer  bestimmten  Firma  die  Generalagentur  für  ihre 
haaren  übertragen.  Allein,  da  diese  in  der  Regel  einfach  die 
poziaikataloge  ihrer  Mandanten,  nnr  mR  ihrem  eigenen  Firroeo- 
lftlruck  versehen,  versendet,  so  bleiben  auch  in  diesem  Falle  die 
belstände  bestehen. 

Nachschrift  der  Redaktion.  Obsohl  die  Ausführungen  de*  TTerrn 
erfassen  sicherlich  die  volle  Aufmerksamkeit  der  deutschen  Fabrikanten 
ul  Handels« eit  verdienen,  glauben  vir  doch  darauf  aufmerksam  machen 
i sollen,  dafs  große  deutsche  Kommission»-  «ad  Exporthäuser  in  genügender 
enge  exist  iren , welche  allen  den  in  dem  obigen  Artikel  gestellten  An- 
»rüchni  vollständig  genügen.  Die  überseeischen  Firmen  sollen  nur  durch 
ose  einkaufen,  dann  «erden  sie  finden,  daß  dieselben  hinsichllich  der  vom 
xporthaudei  gestellten  Ansprüche  sehr  gut  orictitirt  sind  und  sicherlich 


sich  nicht  Vorwürfe  wie  die  obigen  zu  Schulden  kommen  lassen  werden. 
Ilm  aber  vielleicht  etwas  billiger  zu  kaufen,  geben  die  Ueberseeer  ihr« 
Ordres  direkt  an  di»  Fabrikaten  auf  Grand  von  eingesandten  Katalogen 
ab,  was  «lann  die  gerügten  Mißslände  zur  Folge  hat,  namentlich  wenn  aller- 
hand Abänderungen  in  Form  und  Qualität  der  im  Katalog  verzeichneten 
Gegenstände  voige9chneben  werden.  Für  solche  Fehler  aber  den  Fabrikanten 
I verantwortlich  zu  mnehen,  ist  nicht  ganz  gerecht,  denn  die  Lieferung  an- 
derer Formen  und  Qualitäten  bedingt  tief  greifende  Abänderungen  der  Pro- 
duktion und  steigert  die  Kosten.  Die  Cberseeer  sollten  von  solchen  feste u 
Aufträgen  ganz  ahsehen  und  es  vorziehen  Muster  einzusenden,  die  Preis- 
grenzen  derselben  fe*tstellen  und  ganz  bestimmte  Vorschriften  mit  der 
Weisung  geben,  daß  wenn  der  Fabrikant  diesen  nicht  ganz  genau  nacli- 
kommt,  die  Sendung  ohne  Weiterungen  ihm  zur  Verfügung  gestellt  wird. 
Um  alle  solche  und  ähnliche  Unannehmlichkeiten  zu  vermeiden,  ist  es  jedoch, 
wie  bereits  gesagt,  besser  — wenigsten*  in  zahlreichen  Fällen  — sich  der 
Vermittelung  tüchtiger,  eingr*rhu]ter  KomraLsionshiusor  zu  bedienen. 

Australien  und  Südsee. 

Australische  Dampferlinien.  Aus  Auckland,  Nen-Seelsnrl,  ging 
uns  vor  Kurzem  von  befreundeter  Seite  folgende  Notiz  in  Betreff 
der  dort  vertretenen  Gesellschaften  für  ozeanische  Dampfschiff- 
fahrt za: 

„New  Zealsnd  Shipping  Kompanie  Limited*.  Haupt  Office: 
Ckristdmrch,  Ncu-Secland.  Daropfer:  „Rlmutaka“,  „Kaikoura*,  „Aorangi“. 
„Kuapehu*,  .Tongarfro*.  Tragfähigkeit  der  Schiffe:  4500  Tons,  4000  Pfkraft. 
Jeden  vielten  Donuerstag  ein  Dampfer  von  l.ondon.  Diese  Linie  ist  von  der 
Regierung  von  Neu-Sceland  subventiouirt  und  zwar  noch  Gewicht  der  Briefe 
und  Zeitungen.  Fahrzeit:  40  Tage.  Route:  von  London:  Madeira,  Kap 
der  guten  Hoffnung  und  Holmrt,  nach  London:  Rio  de  Janeiro.  Dividende: 
im  letzten  Jahre  10°/©. 

Die  ferner  von  der  hiesigen  Regierung  in  Gemeinschaft  mit  der  Regie- 
rung von  Neu-Süd- Wales  subvnationirto  Linie  ist  die  Linie: 

Sydney,  Auckland,  Honolulu,  San  Francisco  der  «Union 
Sleam  Ship  Co.  of  New  Zealtnd*.  Dampfer:  „Ma/iposa*,  „Zelaadia“, 
.Alameda“,  je  3ü»JO  Tons.  Fahrzeit:  von  Sydney  nach  San  Francisco 
WH)  Stunden,  13  mal  im  Jahre.  Subvention:  304(00  £ jährlich,  welcher 
Betrag  grotelnscliafllirii  von  den  Regierungen  von  Neu-Svelaud  und  Neu- 
Süd- Wales  gezahlt  wird.  Die  Dividende  dieser  gut  icntirenden  Kompanie 
wird  nicht  veröffentlicht,  die  Antbeile  befinden  sich  ausschließlich  in  festen 
Händen. 

Außerdem  existirt  noch  als  direkte  Linie  «on  London,  welche  wohl 
Post  miUkimiut  und  bringt,  aber  nicht  subventionirt  wird,  die 

«Shaw  Savill  & Albion  Co.  Lt.“  Dampfer:  „Coptic*,  5200  Tons, 
3000  Pfkraft.;  „Tainni“,  4367  Tons,  3000  Pfkraft;  Jtarie",  5200  Ton«, 
,'JUÜÜ  Pfkraft.;  „ Arawa“,  5200  Tons.  3000  Pfkraft.;  „Jonic",  5200  Tons, 
3000  Pfkraft.  Dauer  der  Reise:  40  Tage.  Die  etwa  beförderte  Post  wird 
nach  Gewicht  seitens  der  hiesigen  Poülveroallmjg  bezahlt. 

För  Glasindustrien«.  Eine  Korrespondenz  des  „Britisch  Trade  Journal* 
aus  Melbourne  lenkt  die  Aufmerksamkeit  englischer  Industrieller  auf  dio 
Chancen  hin,  welche  sich  Unternehmern  durch  die  Errichtung  von  Glas- 
fabriken in  Victoria  eröffnen  wurden.  Zwar  gebe  es  bereits  Glasbläsereien 
im  l^tnde;  doch  feinere  Waare  werde  bis  nun  in  Victoria  nicht  erzeugt. 
Und  doch  betrage  die  Bevölkerung  der  australischen  Kolonien  nahezu  5 Mil- 
lionen Seelen,  und  nachdem  in  Victoria  ein  Zoll  von  6d  pro  DuUeod 
Flaschen  und  6 d bis  2 sh  6 d pro  Cubikfuß  eingeboben  werde,  könnte  diese 
Kolonie  leicht  zum  Zentrum  einer  blühenden  und  den  Export  nach  den 
übrigen  Kolonien  besorgenden  Glasindustrie  gemacht  werden.  In  den  letzte- 
ren gebe  c*  nur  ad  valorero- Zölle  von  5 bis  l(*k  Sand  und  Kiesel  seien 
reichlich  vorhanden  und  an  sur  Anlage  ton  Fabriken  geeigneten  Lokalitäten 
in  unmittelbarer  Nähe  von  Verschiffungszentrcn  sei  kein  Mangel.  Voriges 
Jahre  wurde  für  110000  £ Glas  nach  Victoria  allein  cingeführt. 


Aus  wissenschaftlichen  Gesellschaften. 

Sitzung  der  „6e«ell»chaft  für  Erdkunde“.  Sonnabend,  den  8.  Oktober. 
Der  Vorsitzende  Professor  Sachau  eröffnet  nach  einigen  einleitenden  geo- 
graphischen Mittheibingen  die  Sitzung 

Zunächst  ergriff  Herr  Professor  Kiepert  das  Wort  zu  einem  warnten, 
tiefempfundenen  Nachruf  über  den  der  „Gesellschaft  für  Erdkunde“  leider 
so  früh  entrissenen  langjährigen  Bibliothekar,  den  Herausgeber  der  Zeitschrift, 
Professor  Koner. 

Der  Vortragende  hob  in  der  eingehendsten  liebevollsten  Weise  die  Ver- 
dienste des  Verstorbene«  um  die  Gesellschaft  selbst  hervor,  deren  Vorstand 
er  32  Jahre  lang  angehört  hat.  Wenn  er  auch  geographisch  selbst  wenig 
thätig  war,  so  bat  er  doch  diese  Wissenschaft  mächtig  gefördert  dureh  sein« 
epochemachenden  bibliographischen  Arbeiten  auf  diesem  Gebiet,  aowie  durch 
den  selbstlosen  Eifer,  mit  welchem  er  die  Redaktion  der  Zeitschrift  der 
Gesellschaft  geleitet,  weich#  er  anfänglich  nur  nach  längerm  Zögern  über- 
nahm.  Auch  auf  die  übrigen  reichen  wissenschaftlichen  Verdienste  de» 

' Verstorbenen  wies  Herr  Profesaor  Kiepert  Mn.  Unzähligen  sei  er  mit  Rath 
zur  .Vite  gestanden,  wie  er  seine  reichen  bibliographischen  Kenntnisse  bereit- 
willigst jedem,  der  ihn  dämm  ersuchte,  zur  Verfügung  stellte.  Überhaupt 
machte  selbstlose  Güte  einen  Grundzug  seine«  Wesens  au»,  welchen  die 
Mitglieder  der  Gesellschaft  in  reichstem  Mafs«  kennen  lernten.  Nachdem 
Herr  Professor  Sachau  dem  Vortragenden  den  Dank  der  Versammlung  aus- 
gesprochen, ging  Herr  von  Danckelmann,  der  Generalsekretär,  auf  die 
geographischen  Ereignisse  der  jüngsten  Zeit  ein. 

Herr  Harter!,  frühere«  Mitglied  der  Benue- Expedition,  ist  jetzt  »af 


1887. 


624 

Nr.  41.  EXPORT,  Organ  des  Centralvereins  für  Handeisgeographie  et«. 


einer  wissenschaftlichen  Heise  nach  Penang  Sumatra  und  Malaka  begriffen,  um 
dort  zoologische  Sammlungen  anzulegen.  Alsdann  berichtete  er  eingehender 
über  die  Expedition  des  Mr.  He  rau,  welcher  in  einem  Dampfer  von  90  Tons 
wichtige  Entdeckungen  in  Neu-(iuinea  gemacht  nnd  namentlich  2 bedeutend« 
schiffbare  Ströme,  den  Airdriver  und  den  lubileeriver,  entdeckt  bat 

Den  beiden  Deutschen  II artmann  und  Hennert  ist  es  gelungen, 
im  Juli  d-  J.  die  höchsten  Gipfel  der  Oween-Stanley-Kctt«  tu  ersteigen  und 
damit  die  erste  Besteigung  höherer  Berge  in  Neu-Ouinea  aimuführen. 

Die  antarktische  Forschung  scheint  jetzt  auch  in  ein  lebhafteres  Stadium 
tu  treten,  da  die  australischen  Kolonien  5000  £ dafür  bewilligt  haben,  vor- 
ausgesetzt. da/*  das  Mutterland  weitere  10000  £ hinzufüge. 

Ende  August  sind  auch  die  Milglieder  der  im  südlichen  Kamemngebiet 
zu  begründenden  wissenschaftlichen  Station  abgereisl,  und  zwar  die  Lieutenants 
Kund  und  Tappenbeek  als  Leiter,  Dr.  Braun  als  Botaniker  und 
Dr.  Weifsonborn  als  Zoologe  der  Station.  Auch  Herr  Dr.  Zintgraff  ist 
am  80.  September  zur  weiteren  Erforschung  des  Hinterlandes  von  Kamerun  i 
abgereist. 

Die  Kongoregierung  scheint  auch  endlich  sich  aufiuraffen,  etwas  zur  I 
geographischen  Erforschung  beizutragen,  und  zwar  die  Lösung  der  Ucl  Ir  frage 
in  Angriff  SB  nehmen. 

Durch  die  bisherigen  Untersuchungen  hat  sich  bereits  herausge&tellt, 
dafs  die  Hypothese  von  Wauters,  dem  Leiter  der  „Mouvement  geographiquo“ 
in  Brüssel,  dafs  der  Schweinfurth’schc  Celle  ein  linkseitiger  Nebenflufs  des 
Ubandji  sei,  als  hinfällig  erwiesen.  Lieutenant  Oele  soll  nunmehr  an  den 
Lnkifällen  eine  Station  errichten  und  nnf  dem  Landwege  den  Uelle  zu  er- 
reichen versuchen. 

Von  der  Stanley- Expedition  sind  weitere  günstige  Nachrichten  cingo-  ! 
laufen.  Es  Ist  Stanley  gelungen,  mit  einem  Stablboot«  und  einer  Anzahl  ' 
Flöfse  die  Fälle  des  Armoini  zu  überwinden  nnd  bi*  Sn  den  Bereich  des 
Mahodefürsten  Ssanga  Momhele  zu  gelangen,  der  s.  Z.  Junker  eine  ; 
Zeitlang  mit  Gewalt  zurückgebalten  hatte.  Von  besonderem  Interesse  ist  . 
die  Besteigung  des  Kilimandsscharo  durch  Dr.  A.  Meyer,  Sohn  des  be- 
kannten Verleger*  in  Leipzig. 

Der  deutsche  Missionar  Rebmann  hat  1848  den  Kilimandscharo  zuerst 
entdeckt,  eben  wie  sein  Gefährte  Krapf  im  nächsten  Jahre  den  andern 
äquatorialen  Schnee berg  den  Kenia.  Der  Deutsche  v.  d.  Decken  war  es, 
welcher  im  Jahre  1862  mit  unserm  Mitglied«  Dr.  K ersten  zuerst  die  Be- 
steigung versuchte  und  bis  14  000  Fufs  Höhe  vordrang. 

Nachdem  die  Engländer  Newton  1871  und  Jobnstone  1884  nur  die 
Schneegrenze  erreicht  hatten,  ist  es  nunmehr  auch  einem  Deutschen,  dem 
Dr.  Meyer,  gelungen,  als  erster  den  obersten  Hand  des  Kibo-Kraters  zu 
erreichen.  Die  Besteigung  nahm  6 Tage  in  Anspruch.  Am  ersten  Tage 
wurde  die  Urwaldgrenze  erreicht,  am  zweiten  Tage  das  Lager  Johnstonc's. 
Am  dritten  Tage  wurde  über  weite  Grasmatten  ansteigend  die  Schneegrenze 
erreicht,  wo  die  eingelwrncn  Begleiter  wie  gewöhnlich  umkehrten. 

Am  vierten  Tage  gelangte  der  Reisende  über  wildzerklüftete  Lava»fcTne 
bis  an  den  Kraterfufs.  Der  Krater  selbst,  dessen  Rand  dicht  vergletschert 
war,  wurde  am  fünften  Tage  bestiegen  und  hierbei  14°  C.  Kälte  notirt. 
Der  sechste  Tag  wurde  mit  photographischen  Aufnahmen  und  naturwissen- 
schaftlichen Sammlungen  au»  Kraterfufse  verbracht  und  auch  an  der  Schnee- 
grenze wurden  mehrere  Tage  mit  eifrigen  Sammlungen  photographischer 
Aufnahmen  ausgefüllL 

Herr  Dr.  v.  Danckelmann  wies  noch  auf  die  schönen  im  Saal  ausgestell- 
ten Photographien  des  Dr.  Zintgraff  aus  Kamerun  hin. 

Von  den  eingegangenen  Geschenken  erwähnte  er  hauptsächlich  das 
vom  Kultusministerium  überwiesene  grobe  Lepsius'sche  Werk  über  Ägypten, 
dessen  Einband  der  Gesellschaft  einen  Kostenaufwand  von  480  M verur- 
sacht hat.  Das  Tagebuch  von  dem  leider  so  froh  verstorbenen  Richard 
Böhm  ist  von  seinem  Freunde  Schadow  herausgegeben.  Erwähnt  wurden  j 
noch  das  von  der  geographischen  Gesellschaft  zu  Rouen  cingeg&ngene  letzte  . 
Werk  von  Paul  Soleillet  über  Senegambien,  das  ethnologische  Bilderbuch  i 
von  Bastian  und  die  Entgegnungssehrift  von  Pechuel  - Lösche  auf 
die  belgischen  Angriffe. 

Betreff«  des  vorliegenden  Chavannes  Machwerks  verwies  Herr  Dr. 
v.  Dan  ekel  mann  auf  die  in  den  Verhandlungen  der  Gesellschaft  für  Erdkunde  J 
erschienenen  Rezension.  (In  dersell»en  wird  ('ha  van  ne  auf  das  schlagendste 
naebge  wiesen,  dafs  der  Inhalt  de»  auf  „eigensten  Forschungen  tmd  Unter- 
suchungen“ beruhenden  Rcisewcrkoi  ein  schamloses  Plagiat  von  Pechuel 
Lösche*«  Werk  sei,  aus  welchem  ganze  Seilen  wörtlich  abgeschrieben  sind.) 

Ab  Entschuldigung  habe  Herr  Dr.  Chavanne  jetzt  angeführt,  seine 
Schwiegermutter  habe  die  Manuskripte  verbrannt  und  er  habe  da»  Werk  kon- 
traktlich bis  zu  einem  bestimmten  Zeitpunkte  fertig  stellen  müssen. 

Den  Haupt vortrag  des  Abend*  hielt  Dr.  Meuse,  Arzt  der  Kongoregie- 
ning,  welcher  den  Missionair  Grenfell  auf  einer  Entdeckungsreise  begleiteL 
Am  1.  Dezember  1886  brachen  die  Reisenden,  begleitet  von  dem  Missionar 
Stanton  und  dessen  Gemahlin,  auf  dem  Dampfer  „Peace“  nach  dem  Cosai 
auf.  Bezeichnend  für  die  Verhältnis»«  au»  Kongo  ist,  dafs  die  Abreise  der 
Kapedilion  am  Stanieypool  mit  Freuden  begrüsst  wurde,  da  an  Lebensmitteln 
dort  stet»  Mangel  ist,  weil  durch  die  Ansiedlung  der  Europäer  in  der 
l'mgegcnd  von  Stanieypool  eine  vollkommene  Übervölkerung  einge- 
treten sei. 

Vor  der  Mündung  des  Cosai  sieht  man  die  verschieden  gefärbten  Wasaer- 
mengen  des  Ubangi,  Cosai  und  des  Kongo  ein«  Zeitlaug  uuvermischt  neben- 
einander fliefsen.  ilior  befinden  sich  blühende  Ansiedelungen  deutscher  und 
französischer  Missionare.  Nach  viertägiger  Fahrt  auf  dem  Casai  wird  der  , 
unter  einem  Winkel  von  110°  einfallende  Kuango  erreicht  und  die  Reise 
auf  diesem  fortgesetzt.  Das  Brennholz  wird  hier  bald  knapp,  doch  wird  es  von 
den  Eingeborenen  gern  im  Umtausch  gegen  Ilippopotsmusfleisch  geliefert, 
eigentümlich  war  die  Ansicht  der  Eingeborenen,  welche  dem  Stamm  der 
Bavell«  und  Babuin«  angebürteu,  daf»  da»  Holz  nur  zmo  Kochen  der  Speisen 


diene,  man  also  an  Bord  den  ganzen  Tag  esse,  weshalb  auch  die  Weif«» 
so  stark  seien. 

Die  Strömung  ist  hier  eine  mächtig«,  di«  Ufer  weithin  unterwühlco: 
Von  Süden  her  ergiefst  sich  ein  400  m breiter,  3 Faden  tiefer  Flufs  in  dn 
Kuango  mit  einer  Geschwindigkeit  von  4 km  pro  Stunde  dahinfliefsend  unc 
eine  gute  Fahrstrafse  in  dem  Innern  abgebend,  wahrscheinlich  der  Quillu  A- 
| Ufer  des  Kuango  wechseln  weite  Wiesen*trccken  mit  hochstämmigen]  Urwald  sh 

LHe  spärlich  vorhandenen  Eingeborenen  l«b«n  meist  von  Fisch  W 
doch  sind  oft  tagelang  keine  Dörfer  zu  sehen,  während  dagegen  zahlreich 
Elefanten  und  Büffelbeerden  die  Ufer  beleben  und  der  Strom  von  Flufopfenlft 
wimmelt.  Zählte  doch  Dr.  Meuse  eine  Heerde  allein  von  67  Stück.  Etat* 
liefert  das  unzählige  Wildgeflügel  Abwechselung  für  die  Küche.  Währttd 
des  18.  und  19.  Dezember  ging  die  Reise  auf  dem  ca.  2000  tn  breiten  Str« 
ununterbrochen  durch  dichte  Urwälder,  in  denen  Kautschukbiun»  uni 
andere  wertbvolle  Waldprodukte  dem  Sammler  reiche  Ausbeute  vtrspreebn. 
Erst  am  20.  wurden  wieder  Dörfer  der  Rabuma  erreicht,  welche  bereit*  ■ 
Handelsverkehr  mit  der  Küste  stehen. 

Die  Eingeborenen  wurden  durch  die  Anwesenheit  der  europäisch» 
Dame  an  Bord  bald  vertiaulidi.  Hier  zeigten  sich  vorzüglich  aagvhstitr 
Felder  von  Mais  und  Tabak  und  auch  ziemlich  entwickelter  Gewerbefl«i:i. 
Am  22.  früh  versuchten  die  Eingeborenen  eines  anderen  Dorfes,  nach  Jo» 
sie  »ich  erst  vorsorglich  von  dein  scheinbar  Nicht  Vorhandensein  von  Ws?« 
überzeugt  hatten,  einen  Angriff  auf  deu  Dampfer.  Dieser  war  aber  na 
Schutz  geg<n  (Tellschüsse  mit  einem  dichten  Stablnctz  versehen,  und  f 
nügte  das  schrille  Gellen  der  Dampfpfeife  sowie  ein  blind  abgefeuerter  Schul» 
um  die  Helden  in  die  Flucht  tu  treiben. 

Die  am  23.  angetroffenen  Dörfer  der  Eingeborenen  standen  bereit»  ist 
Kintamo  am  Stanieypool,  welches  auf  dem  Landwege  hier  nur  6 Tagr  «#t- 
fernt  ist,  io  Handolsverbindtrag.  Das  Ufer  ist  hier  felsig  und  auf  den 
Flusse  kein  Verkehr  mehr. 

Die  Uferbevölkerung,  hier  dem  Stamm  der  Bafume  angehörig,  steht 
im  Rufe  des  Kannibalismus,  aber  wie  der  Vortragende  meint,  fübehliebcraehf. 

Am  24.  Dezember  (in  4a26r)  trat  zum  ersten  Male  ein  Steioriff  auf.  Xu 
hatte  schon  gefürchtet,  Mechow«  fernsten  Punkt  (in  5*  5‘)  überhaupt  Rieht 
erreichen  zu  können,  da  der  Niveauunterschied  zwischen  diesem  vod  <k 
Kuangomündung  33  m betrug.  Dareh  die  vielen  Krümmungen  de*  Stroma 
verthei Ito  sich  dieses  Gefälle  indessen  auf  eine  weit  grössere  Strecke,  sii  m- 
genommen.  Der  Strom  ist  hier  bis  auf  50  m eingeengt,  doch  gelang  «s, 
dos  Hiudernilä  zu  überwinden.  Im  nächsten  Babumadorf  erhielt  mau  <hc 
erste  Kunde  von  Mechow. 

Dio  Szenerie  des  Flusses  war  hier  ungemein  malerisch.  Die  600  Ui* 
1000  Fuf*  hohen  Uferberge  sind  durch  tief  eingcrisscnc  bewaldete  Schlucke* 
getrennt. 

Am  27.  erreichte  die  Expedition  Mechows  fernsten  Punkt,  jenes  v«r- 
bängnir»volle  Felsenriff,  welches  vor  6 Jahren  denselben  zur  Rückreit«  tnng. 
Das  Boot  befand  sich  noch  in  einem  benachbarten  Dürfe.  Hätte  üfttwlto« 
damals  nur  noch  einen  zuverlässigen  Begleiter  gehabt,  so  wäre  da*  Uiadet- 
nifs  mit  leichter  Mü»e  zu  nehmen  gewesen,  und  die  on«at«rbrochei‘ 
Wasserstrafse  bis  zum  Stanieypool  hätte  ihm  offen  gestanden.  Seine  Hype 
thesc,  dafs  der  Kuango  in  deu  Oasai  und  damit  in  deu  Kongo  flief»,  ist  des- 
halb nun  nach  6 Jahren  durch  Andere  glänzend  bestätigt. 

Überhaupt  zeigten  »leb  die  Mechow  sehen  Beobachtungen  als BtgtmfU 
zutreffend,  so  stimmten  die  von  ihn  gefundenen,  viel  bezweifelten  Hühearai « 
mit  den  durch  Dr.  Meuse  ermittelten  genau  überein. 

Merkwürdig  ist  übrigens,  dafs  die  Stämme  am  Klufslaufe  sich  alle**«' 
»eilig  des  Kannibalismus  verdächtigten,  selbst  aber  diesen  Verdacht  aut  lat- 
t äs  tu  og  von  sich  wiesen.  Am  27.  Dezember  wurde  die  Rückreise  aagstrrui 
und  am  3.  Januar  Stanieypool  wieder  erreicht. 

Reicher  Beifall  der  Versammlung  lohnte  dem  Redner  für  seinen  itfr 
rcssanten  Vortrag.  

Briefkasten. 

— il*rr  R.  U.Lobtd»a»,  Hamburg,  Dm  Hutb*i|-8MuMiUuiKU  f* 

dautpfer  „MontevUWn“  in  au  i^cLend  am  7.  Okbibwr  YoimilUg«  In  Mot|t«*id«n  •■(«kt«»'* 
„Carrlaut««*'  1*1  «tu  S.  Oktober  Mittag«  *,m  Madalra  narb  dam  Le  PI  ata  w«lterftf»T< 
„T|Jure"  und  „P#ro«e»liaco-  kabau  auagahand  I«.  Oatnbar  8t.  Vlnvanl  pasalrt. 
l*t  räik am  10.  Oktober  Vormittag*  in  Loasaban  an«*» »wma«  oml  am  Kac-bmittag “ 1 
Hamborg  vailargagaogaa.  „Hamburg“  l«t  am  9.  Oktober  Ab« ml*  io«  Bahia  n»rh  Baiofa  d 
gogaagan.  „Baeiioa  Alraa“  Ut  amayrhand  am  tu.  Oktober  le  Bahia  *n««k  -.ru  ra*n.  JC a«|»air 
l»i  «a>gehe<t<l  am  HL  Oktober  Vormittag!  in  l.ltaabua  ang«k»mm«s  und  am  l¥.  Ok>*>brt 
mltUi»  nkib  Bratlllao  «allargayangan,  „Bahia“  »•«  rärkktbraad  aai  IX  Oktobar  V«WW 
In  l.iiaabuti  aagrkomiaau  und  am  Nachmittag  na«h  Hamburg  writaryaganyait.  ,.l.io«a»tW  “ 
auagahand  am  14.  Oktober  I Uhr  Mittag«  Dnaar  pa,«irt. 

Dtntuche  Exportbank. 

Ktr  Tetagranm«  i Kxportbeak,  Berlin. 

Abteilung:  Exportbureau. 

Berlin  8.W.,  Kochstrafse  27. 

{Brief«.  Barkel«,  uaw.  n«.  «lad  nur  mit  dlwt  Adr «*•«  ■■  « erteben.) 

lii  Tcrgllaag  flr  4M  ■afirdananitaiM  J«4rr  sah  Mn  L k ilinnkitei  Slirw  W t"‘ 
mII«i  tm  4m  Um  ikeeaMLMT«r«aa4e  4e«  B,  4.  alt  kt  unilriin  nrar«  I Mark  (ta  tnurv 
Brkfaerkea)  krinflin  im  ihsateaiaa  4m  K.-B.  vwtw  & all  4«r  BafkHaraag  fwäiZ 
Heber  H«rm  ’irbuiuN  OakMtaa  ta  Barkaaay  a««ulit.  - ila  A4raiaaa  artear  Aafkrag**^ 
tkaUl  4aa  B.-B.  aar  Mmi  4k»ti««lta  aa  4aa  4eaielkea  Mutln  Miitugn  mIL 

574.  Wir  haben  aus  der  Türkei  Nachfrage  nach  praktischen  und  bil- 
ligen Maschinen,  die  zum  Scbnupftabakmahlcn  dienen.  Zeichnungen  nt!*' 
Preisangaben  erbeten  unter  L.  L.  517  an  die  Deutsche  Exporthaus 

575.  Eiu  tüchtiger  Agent  in  Bokareet  wünscht  mit  einer  deutvte 
Fabrik  iu  Verbindung  zu  treten,  welche  besonders  leistungsfähig  in  Messiw 
blechen  ist.  Muster  steht  zur  Verfügung.  Offerten  erbeten  unter  L.  L.  51$ 
an  die  Deutsche  Exportbank. 


1887. 


625 

EXPORT,  Organ  des  Centralverein»  für  HandeUgeographie  etc. 


Nr.  42. 


576.  Von  einem  Konsortium,  welches  in  der  Argentinischen  Republik 
einen  grufscren  Goldminenbesitz  erworben  hat,  werden  wir  um  Einsendung 
von  Zeichnungen  und  Preislisten  von  Maschinen  und  Handwerkzeugen  er- 
sucht, welche  für  den  Minenbetrieb  hauptsächlich  gebraucht  werden.  Es 
kommen  namentlich  Quarr  inüblen  neuesten  Systems  für  Dampf-  und  Wasser- 
be  trieb,  Gold  Waschmaschinen,  Tramways,  Drahtseilbahnen,  ferner  Pulver, 
Dynamit  usw.  in  Betracht.  Illustritte  Preislisten  zur  Weiterbeförderung  erbeten 
unter  L.  L.  519  an  die  Deutsche  Exportbank. 

577.  Ein  tüchtiger  Geschäftsmann  in  Argentinien  beabsichtigt  demnächst 
an  der  bolivianischen  (rreoze  in  der  Nähe  von  bedeutenden  Silberminen  ein 
Geschäftshaus  tu  eröffnen  und  sich  hauptsächlich  mit  dem  Import  von  Artikeln 
zu  befassen,  welche  für  den  Gebrauch  der  dortigen  ärmeren  bergbautreiben- 
deu  Bevölkerung  geeignet  sind.  Es  bandelt  sich  namentlich  um  Handwerk- 
zeuge,  Hacken  aller  Art,  billiges  und  dauerhaftes  Schuhzeug,  ordinäre  fertige 
Winterkleider  usw.  Offerten  zur  Weiterbeförderung  erbeten  unter  L.  L.  520 
au  die  Deutsche  Exportbank. 

578.  Ein  bestens  empfohlener  Agent  in  Moskau  sucht  Vertretungen 
leistungsfähiger,  deutscher  Fabriken  in  folgenden  Artikeln  zu  übernehmen: 
Kurzwaaren  jeder  Art,  Leder,  Farben,  Droguen,  Koloniaiwaarcn,  ferner  Garne, 
l.ampenbrenner,  all«  Arten  Nouveautö«  usw.  Offerten  erbeten  uuter  L.  L. 
521  an  die  Deutsche  Exporlbank. 

579.  Ein  alt  renommirtes  Haus  in  Bukarest  wünscht  die  Vertretung  für 
Fabrikanten  folgender  Artikel  zu  übernehmen: 


Kaehemirc  und  Tbibcts,  Flanelle,  Lamas,  Kalmuks,  Barchente,  gedruckte 
Kattune,  billige  Kopftücher,  Seideuwaaroo,  billige  Tuche,  PhjueU,  Zephyre, 
billige  sächsische  Uoseozeuge,  Zanellas,  Gradeis,  Möbelstoffe,  Oxfords.  Be- 
zügliche Offerten  erbeten  unter  L.  L.  522  an  die  Deutsche  Exporlbank. 

580.  Ein  tüchtiger,  bestens  empfohlener  Agent  in  KonsUntinopeL, 
wünscht  die  Vertretung  von  Strumpf-  und  Wirkwaaren  sächsischer,  rc»p. 
cbeinuiuer  Fabrikanten  zu  übernehmen.  Offerten  erbeten  unter  L.  L.  523 
an  die  Deutsche  Exportbank. 

581.  Ein  bestens  empfohlener  Agent  in  Amsterdam  wünscht  mit  leistungs- 
fähigen Fabriken  in  woll-  und  halbwollenen  Kleiderstoffen  für  Frauen  in 
Verbindung  zu  treten.  Offerteu  erbeten  unter  L.  L.  524  an  die  Deutsche 
Exportbeii  i. 

582.  Ein  bedeutenderes  Agentur-  und  Kommissionsgeschäft  in  Ant- 
werpen sucht  die  Vertretung  eines  ersten  russischen  Flachsbaues.  Offerten 
erbeten  unter  L.  L.  525  au  die  Deutsche  Exporlbank. 

583.  Ein  altrcnommirtes  Agentur-  und  Kommissionsgeschäft  in  Kon- 
stanlinopel  hat  gröfseren  Bedarf  an  Drahtnigeln  (Pointen  de  Paris),  Jagd- 
schrot, ordinären  Schaufeln  ohne  Stiel  usw  und  sucht  für  diese  Artikel  Ver- 
tretungen leistungsfähiger  deutscher  Fabriken.  Offerten  erbeten  unter  L.  L. 
526  au  die  Deutsche  Exportbank. 

584.  Der  Meistbetrng  der  Postanweisungen  aus  Deutschland  nach 
Canada  wird  von  jetzt  ab  von  50  auf  100  $ erhöht.  Die  Taxe  beträgt, 
wie  bisher,  20  für  je  20  .</,  mindestens  jedoch  40  a&- 


ANZEIGEN. 

Hamburg -Portugal -Spanien. 

Nach  Madrid 

und  allen  anderen  Stationen  zwischen  Lissabon 

und  Oporto,  Caceres,  Badnjor.  Va- 
lencia de  Aleantara,  Hadrid. 

Postdampfer  „Paranagna“  am  25.  Oktober. 

„ „Argentlna“  am  4.  November 
Billigste  Frachten  nach  Gewicht  — schnellste  Route. 
Durchkonnossemento  zeichnet 

August  Blumenthal  - Hamburg. 


Verlag  von  Hermann  Costenoble  in  Jena. 

Kongoland. 

I.  Theil.  Amtliche  Berichte  and  Denknchrlften  über  dan  Belgische 
Kongonnternehmen. 

II.  Theil.  Uater^alaea  and  Kongrontaat  &ls  Handels-  und  Wirtbscbaft*:ebiet,  nebst 
einer  Liste  der  Faktoreien  bis  zum  Jahre  1887. 

Von 

Dr.  PeclwSl-Ijoeaclie, 

Prtvatdou-nt  für  Erdkunde  sn  der  UaivarsltAt  Jens, 
gr.  8.  broeb.  M 10. — . 

'iss  Werk  bringt  Neues  und  ZaverliMiffes  Aber  da*  KotiRuaBtcruehmeu  und  Ut  för  Exportfirmen, 
wegen  Angabe  der  Faktoreien  und  der  Aufeohlüste  über  die  Handel«-  und  Wir tUschafta Ve r bal  ta l»»e  d«e 
Konaostaa  tes  necntbehrtich. 


GOLDEKE  REDA1LLE 
1884,  Health  Exhibition,  London. 
Mlhrti  Isiiüli  im,  >ilt-M»t>lln|,  lUtarpa 

Ohne  OeinUlung 

W 


Waseennesser,  0.  R.  P.  No.  1243 


K«ui  iu  Braue  »ueg.föhrt  la  il*a  Orö4»«a  für  7 
We  3 So  na  tU.hrw.it*,  ca.  «5  OOu  Hiärk  aell  IS77  ta 
Betrieb«.  Dia  durrlijjitoiaiD»  WuMra»D|»  g*bea 
dieselben  Uli-ISO»  Druck  bl»  auf  ?pt'L  g.etu  ao. 

Grwfrte  Kladachkett  dar  Konalruklion-,  aabr 
lakrhlc»  Kln-  und  Aa«4«baltee;  geringe*  Uewlrlltl 
geringste  B*  parat  arbed  fl  rfllg  k • it  i d.aermde  Ka- 

^11^111)  ,»mi*«i«r  DrackvfHaatj  pauknda 
lAage  und  Gewinde;  gleiche  R.»er,«th«iU  .am 
fUltoireperlran;  laicht. • Aeeeisaademefcnm,  wann 
Helalgaag  uiiibweodlg, 

Jadaa  (Ja »oi um  ln  kSnaeter  Zeit  lieferbar.  „ 

H.  Melnecke  jr,  ± 

BRESLAU,  Gabiti- Strasse  90a. 


3 IlllEMMV  & mmm,  Feilenfabrik  und  llainpfsehleiferei,  S 

Kocham  und  Dortmand  (Deutschland).  u 

^ Um"  Spezialität:  Fellen  in  allen  Sorten  end  GrSfsen.  "^8  : 

*o  Das  Fabrikat  erhielt  die  höchsten  Auszeichnungen:  Düsseldorf  1880,  Amsterdam  1883  ^ 

= und  Antwerpen  1885. 

l.  Abnehmer:  Eisenbahn-, 

4 D 


und  Antwerpen  1885. 

Militär-  und  MxriucwcrkstättcD,  industrielle  Etablissements  ersten 
Ranges  des  In-  und  Auslandes  usw.  SS 

Billigste  Exportpreise. l“®)  * 


'Meyers  Volksbücher  SinPf; 

Verlar  des  BibllorraDhlsdieii  Instituts  in  Leipzig.  Iw  * *■ 


Verlag  des  Bibliographischen  Instituts  in  Leipzig. 

aCTimkMet  der  eKcSirnnkf.  Xtnnmra  gratis  in  alten  frtrlihaaliunga. 


tunr  u. » bei&pul 
los  billigem  Preis,  jeds  N«m«»r% 


LEONHARDI  S 

HINTEN 

^Rühmficfisf  bekannt. 
Ktf  < rplrn  ffrei^rn 


m 


(indflat  Papier  u 
tanke, tv. 


Für  Kapitalisten  bietet  sieh  Gelegenheit 
tum  Erwerbt*  eines  soliden  und  lukrativen  Unter- 
teil mens  durch  den  Ankauf  eines  Kupferberg- 
werk» In  Siebenbürgen.  Dasselbe  ist  laut  Gut- 
ichtcn  von  technischer  und  amtlicher  Seite,  Aus- 
lügen aus  den  Geschäftsbüchern  über  den  bi« 
lerigen  Betrieb  usw.  sehr  grolser  Ausbeute  fähig 
and  sehr  rentabel.  Der  Verkauf  soll  Erbtheilungs- 
iftlber  »tattfiuden;  der  Prois  ist  auf  300000  Fl. 
>.  W.  festgesetzt.  Reflektanten  belieben  ihre  Of* 
Viten  unter  Chiffre  B.  159  an  die  Expedition  dieser 
Zeitung  cinzusrndcn,  worauf  denselben  eingehen- 
iere  Mitlhetlungeu  tugehen  werden. 


AOOLEOMKAftDI  OftESDO 

trftader  l.r  heruktnlen  patent  W 

AUlAKirnKTC  --Z'al  .rr;.  n’V 
Itnlaltl  indwar  bali.M.r  SCBREIbI 
ICOFIR  TIKTtH  »owt*  varwar, <J'ar8 
■SPCnAUTätTM  ■ 


11®J 


Ein  Haus  iu  Hambaryr»  welches  in  Knochen, 
Knochenkohle  und  Knochenmehl  usw.  arbeitet, 
sucht  Verbindungen  in  diesen  Artikeln  in  Spanien, 
Portugal,  Italien  und  im  Orient 

Offerten  sub  B.  181  sind  an  die  Exp.  d.  Blattes 
zu  richten.  [tcij 


Ein  crfahrcuct  Kaufmann,  welcher  die 
englische,  französische,  italienische  und  spanische 
Sprache  vollständig  beherrscht,  sucht  Besehiif- 
tlirunsr  als  Korrespondent  für  den  Nachmittag. 
Offerten  sub  B.  157  sind  an  die  Expedition  dieser 
Zeitung  zu  richten. 


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tlarb  m vcrvandeln  ‘lud.  Prrisgrkrfint  anf  allen 
grAtsaren  natlonali-n  und  Internationalen  Aesilellunien. 
(UrO«»»l,  *ol4.  Bedaille'.  All*  ilbrlrra  Art»«  Ktllarda 
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Digitized  by  Google 


62G 


Nr.  42. 


EXPORT,  Organ  dm  Cenlnüvereiu»  für  Handetagcngraphie  «tc. 


16»; 


Hamburg- Südamerikanische  Dampfschifffahrts- Gesellschaft. 

Direkte  Post-Dampfschifffahrten 

Hamburg’  und  Brasilien 


nach 


Uwnabon  anlanfond, 

Rio  de  Janeiro  und  Santos 

am  4.,  IS.  und  25.  jeden  Monats, 
Bahia  am  4.  und  IS.  jeden  Monats, 
PemambuCO  am  *5.  jeden  Monats. 


Patent-Vacum- 

Eismastliiiti 

fUr  Handbetrieb. 


Fabriziren  in  j tfa 
Klima  in  2 kliouU: 
Fu. 


Slimmtlicho  nach  Brasilien  gehuudi^  Dampfer  nehmen  GQter  für  Paranagua, 

Santa 


Catharina,  Antonina,  Rio  Grande  do  Sul  und  Porto  Alegre  in  Durchfracht  via 
Rio  de  Janeiro. 


Hamburg  und  La  Plata 


am  1.,  IO.  und  20.  jeden  Monats 

und  vom  Januar  1888  an 

J0T  wöchentliche  Expeditionen 

nn<l  zwar  jeden  Donnerstag  Abend 

nach  Montevideo,  Buenos  Aires,  Rosario  u.  San  Nicolas. 

Nähere  Auskunft  ertheilt  der  Schiffsmakler 

Anglist  Holten.  Win.  Millers  Nachf. 

in  Hamburg,  Admiralitilt&strnfee  Nr.  33/34.  [i«jj 


Hugo  Fisrhoii 


Nrt/invMMit 
UMmi  tu  Uor 
luter  oder  nrfr 
liirikiNu 

BERUH, 

W..  Krone  mir.  31 


Grusonwerkl 


International  Centenary  Exhibition. 

MELBOURNE  1888. 


Magdeburg-Buckau. 

Speciilitit:  Hartgu»tfabriWatio«,fl 

rnip&rhll  o.  exportirt  batiplaicklkkl 
I.  Zerktotoarwie«  • Mtithmti  , vr.  H 

Hüte,  Jtwterd. im.  Jfaf'*i,B 

4f.<>.un4,l.t*rriae)ali> : Si^iBbf^cbr.a 

| tjciWor-a^Ow  (Psiratcnuo 


fruchten.  Zuoker.  < 

'<  rKhocbi 
K.uk,  iH-rtwevffaa.  f 

tairalirn,  ColonW-  «ul  A 


hfdk.1 


Zur  Vertretung  der  deutschen  Industrie-  und  llaudeisinteresseu  auf  obiger  Aus- 
stellung empfehlen  sich 

Weller,  Heidepriem  & Co., 

Manufocturors’  agents,  Indent  & (Jommission  Merchants 

MELBOURNE. 


Firmen,  welche  iich  an  der  AüMtellung  beiheiligen  wollen,  belieben  sich  baldigst 
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1887. 


627 

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Nr.  42- 


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spekt Sfl. 

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_ J.  I.  Vaaer  k Ca.,  l.lmaat  Kal  66-70. 


Digitized  by 


Nr.  42. 


628 

EXPORT,  Organ  da«  Centralverein«  für  Handoligoographie  etc. 


188  J. 


International  Centennial  Exhibition  Melbourne  1888. 

Vertretung  für  Australien  und  Neu-Seeland 

vornehmlich  für  die 

Einen-,  Metallwnaren-  und  Maschinen- Industrie,  Baumaterialien  (CementJ;  Wohnungs* Eiurlchtiinccn, 
Spezialität:  „Plnnoa“,  Wagon;  Porzellan-,  Glas-,  Terra-Cotta-,  Mnjolika-,  Steingut- Maaren;  Leder  und  Lederwaarn: 
Textil-  nnd  Bekleidungs-Industrie  (Strnmpfwaaren,  Berlin -Woollen  Goods,  Handschuhe  etc.  etc.); 

Papier-Indnstrle;  Bier,  Spirituosen, 

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Deutsche  Fabrikanten  wollen  sich  behufs  Einführung  ihrer  Erzeugnisse  in  Australien  und  dauernder  dortiger  Ver- 
tretung sowie  Wahrnehmung  ihrer  Interessen  atif  der  Weltausstellung  von  Melbourne  mit  der  obigen  Firma  in  Verbindung 
setzen.  — Dieselbe,  seit  vielen  Jahren  in  Australien  eingefübrt,  ist  zu  jeder  Mittheilung  über  die  dortigen  AbsatzYorh&ltn>H 
gerne  bereit. 

Auskunft  über  die  Firma  ertbeilt  die  _ . , _ ,,  . _ . 

Deutsche  Exportbank,  Berlin  8W.,  Kochstrafse  27. 


Melbourne, 

71.  Flinders  Lane. 


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Abonnirt 

wird  bol  d«r  Pott 
|m  Bxchhxndal 
(Waltou  & AroLAwr, 
Berlin  W„  M4/k*T»fstiJtt- 60) 
sowie  bol  der  Redaktion. 


ProU  ftwU<J*krUefc 

im  deutschen  Po«t«eblet  3«  -M 
lm  Weltpostverein  . . . tat  . 

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un  Wdtportvereiu  . . . IV«  „ 
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EXPORT. 

Organ 


Ersckilit  lid»  Oitisli, 
Anilin, 

die  drelgeepalUae  Petit» eile 
oder  daran  Boom 
■1t  60  Pt  berechnet, 
werden  »ou  dar 

Expeditjoi  des  „Export*“, 

Berlin  SW„  Kocher,  i 7, 

»i«m«a(»omMa 


SB# iCaym 

nach  Uebcroinkunft 

mit  der  Rspoditloa. 


Centralvereins  für  Handelsgeographie  und  Förderung  deutscher  Interessen  im  Auslande 


Redaktion  und  Expedition:  Berlin  S.W.,  Kochstrafse  27. 

(Goachlftaaolti  Wocboatac«  8 bla  4 Uhr.) 

Dor  •EXPORT"  ist  im  dauUcben  PooUoitnnf  k*Ulo|  für  1887  unter  Nr.  1876,  Seit«  69  eingetragen. 


IX.  Jahrgang.  SWfU*.  0<m  qs.  ©ttfcfec  m j.  Nr.  43. 


Ol«-«*»  Woch «nach ritt  verfolgt  den  Zweck,  fortlaufead  Bericht*  Aber  die  Lage  anaercr  Landsleute  la  Ausland«  mr  Kvaatalft  Ihrer  Loaer  in  bringen,  dl«  Interesses  des  deutschen  Rxporta 
tbaikr&fUg  ta  vertreten,  sowie  dem  «Untschen  Handel  and  der  deutschen  Indtutrl«  wichtige  Mlbhelliwgeu  ftber  die  HandvlsvorliAlLnUse  des  Auslandes  ln  khnestar  Frist  zu  ubmnlttolu. 

Briefe.  Zeitungen  und  Wertkwad ungen  fbr  den  „Export“  sind  au  die  Redaktion.  Barlin  BW,  Kochstrxfae  27.  an  richten. 

Briefe,  Zaitangen.  Bel  tritt  »erktiruagnn,  Werthsendungen  für  den  „Ceetrxl  vrrete  für  Handel  sgeographl»  etr.“  sind  nsch  Berlin  8W„  K ochst  r»C*o  27,  tu  richten. 

Inhalt:  Bremens  Handel  und  Schifffahrt  im  Jahre  1880.  — Buropa:  Aus  dor  diesjährigen  Sitzung  der  Rheinschüffahrtskommissioa.  — 
Zur  Lage  in  Spanien.  — Neapel,  den  18.  Oktober  1887  (Originalbericht).  — Jahresbericht  des  britischen  GeneralposUneUter*.  — Asien:  Eine  Reise  durch 
lie  Mandschurei.  Von  U.  C.  James  in  Bombay.  (Fortsetiung).  — Süd- Amerika:  Der  Sturm  vom  11.  bis  18.  Juli  d.  J.  an  der  südoHüunerikanisdiea  Küste. 
< ►riginalbericht)  — Australien  und  Südsee:  Der  „Ncw-Zealand  Herold*  über  die  Vorginge  in  Samoa.  — Vereinsnachricbten:  Telegramm  an  Herrn 
leheinen  Hofrath  Professor  I)r.  Roscher  in  Leipzig.  — Ein  wichtiges  Knlonisotionauntornehmen  in  Rio  Grande  do  Sul.  — Auszeichnung  «ieutscher  Aus- 
-iteller  in  Adelolde.  — Briefkasten.  — Deutsche  Hxportbank  (Abtheilung:  Export-Bureau).  — Anzeigen. 

Die  Wiedergabe  von  Artikeln  aus  dem  „ Expert“  ist  gestattet,  wenn  die  Bemerkung  hinzugefügt  wird:  Abdruck  (bezw.  Übersetzung)  aus  dem  „EXPORT". 


Bremens  Handel  und  Schifffahrt  im  Jahre  1886. 

Zugleich  mit  dem  „Bericht  über  die  Thätigkeit  der  Handele- 
cammer  in  Bremen  im  Jahre  1886*,  welcher  in  kurzer,  prägnanter 
Weise  die  Lage  des  Bremischen  Handels  während  des  Berich  (Jahres 
tur  Darstellung  bringt  und  in  seiner  Bezugnahme  auf  die  grofsen 
virthscbaftspolitischeu  Fragen  der  Gegenwart  höchst  lehrreich  ist, 
tingen  uns  die  von  der  genannten  Handelskammer  herausgegebenen 
‘tatistiseben  Mittbeilungen  über  Bremens  Handel  und  Schifffahrt  im 
fahre  1886  zu,  au*  welchen  wir  in  Folgendem  alle  Daten  von 
iLigemeinem  Interesse  wiedergeben: 

Gesammt-Einfnbr: 

1SSS  ln  VerhUtoUs  mm  Vorjahr# 

15  347  265  Ztr.  = 507  232  030  ,U  d-  151  960  Ztr.  = + 12  070  088  M 
Gesammt*  Ausfuhr: 

'4  972  728  Ztr.  **  490  521  267  M — 1 137  205  Ztr.  « d-  10  565  889  M 

Der  Gesammtgüterverkehr  hat  also  dem  Werthe  nach  um 
•2  625  977  «/#  gegenüber  dem  Vorjahre  zugenommen,  doch  blieb 
p noch  immer  um  6 243  601  «/Ä  hinter  dem  Durchschnitt  de*  Ge- 
animtgüterverkehrs  in  dem  Qninquenniuro  von  1881  bis  1886  zurück. 

Dem  Werthe  nach  vertkeilte  sich  der  Güterverkehr  folgender- 
lafsen  auf  die  einzelnen  Länder  (in  Millionen  . tf  ausgedrückt): 


Verkeil  rmUodcr 

Einfuhr 

| 18SS  IMS 

Ausfuhr 

1*04  i m 

[VurbUuUI»  ika 
GeeanmtRDter- 
jverkelm  vunlSSS 
[ tum  Vorjahre 

«titsche«  Zollgebiet  . . . 

144. 

161,* 

248a 

246* 

d- 

15 

rolisbritannien 

| 45,, 

5«. 

14a 

16,. 

d- 

6.7 

nrnburg  ....... 

1 14 

16,, 

20,t 

20., 

d- 

2 

störretch-Uugnrn  .... 
uropäisches  Rufaland  . . 

8»r 

36  4 
12 

28* 

14* 

r 

«4 

oll  and 

, S,; 

nj 

c.. 

d- 

1* 

ehwedon  und  Norwegen 

La 

9,. 

8,. 

— 

o* 

pitnien  und  Portugal  . . 

" 2^ 

2,. 

6.7 

5* 

— 

o* 

rhweiz 

! o. 

O.T 

7. 

7* 

d- 

alien 

1* 

1 

2,7 

4., 

d- 

Id 

rank  reich 

4,7 

4,7 

U 

0* 

0,. 

elgien 

u 

u 

1., 

d- 

2 

briges  Europa 

3. 

l* 

** 

— 

2* 

Europa  . 

251y* 

*711., 

»71,1 

1W5.I 

+ iS.« 

ereinigte  Staaten  .... 

146. 

148* 

90,a 

100,7 

d-  12a 

rgentiofco  und  Uruguay  . 

25.4 

15^ 

6 

«d 

— 

9a 

rarulien 

15.* 

*u 

u 

u 

d- 

4a 

c>t- Indien 

i». 

Ij 

1.1  i 

°* 

4a 

exiko  und  Zentral -Amerika 
enezuela,  Columbien  undEcua 

4 

8* 

o,. 

0* 

dor 

2.4 

2,a 

o* 

o* 

Oa 

briges  Amerika  .... 

. 0,06 

<V 

0* 

d- 

0« 

Amerika 

20«,«r. 

199, iv 

100,8 

u»,. 

d- 

2,34 

Verkehralhader 

Einruhr 

| 1*83  1 1W6 

Ausfuhr 
IN»  | 18S<> 

V«rhiltnlt.  des 
Ce«xmint«ater- 
T«rkehr#voBl8SC 
»am  V 

Ost-Indien  und  Siam  * . 
China  und  Japan  . . . 

. 32 

Jj  1 

26 

3 

0,7 

Oa 

Id 

4a 

- 5a 
d-  6,7 

Asien 

. 

89  1 

• 

5,i 

Australien  und  Slldsee 

0*s 

0,s 

O.u 

• 2 

Afrika 

, •>.> 

oai 

Die  Differenz,  welche  sich  bei  einem  Vergleich  vorstehender 
Summen  mit  den  weiter  oben  angegebenen  Gesammtsummen  der 
Ein-  und  Ausfuhrwerte  ergiebt,  ist  auf  die  Ausrüstung  der  Handels- 
flotte zurückzuführen. 

Wie  man  sieht,  bat  im  Jahre  1886  der  Güterverkehr  mit  dem 
deutschen  Zollgebiet,  mit  England,  Hamburg,  Belgien,  Holland,  Italien, 
den  Vereinigten  Staaten,  Brasilien,  China,  Japan  und  Australien, 
wesentlich  zugenommen,  mit  letzteren  Ländern,  Dank  der  Reiebs- 
subvention,  für  die  vom  Bremer  Lloyd  errichteten  Fostdampferver- 
bindungen  mit  Ost-Asien  und  Australien;  wesentlich  abgenommea 
hat  dagegen  der  Güterverkehr  mit  Österreich-Ungarn,  Rufsland, 
Argentinien  und  Uruguay,  West-Indien,  Ost-Indien  und  Siam.  Die 
Abnahme  des  Waa  reu  Verkehrs  mit  Österreich-Ungarn  ist  auf  den 
l'mstaud  zurückzuführen,  dafs  die  nach  dort  bestimmten  Güter, 
namentlich  die  für  die  österreichische  Regie  bestimmten  Tabak- 
sendungen in  Folge  zu  hoher  Eisenbahntarife  jetzt  über  Hamburg 
elbw&rts  bis  Tetscben  verfrachtet  und  erst  dort  der  Bahn  über- 
geben werden.  Ungünstig  haben  auch  die  hohen  Tarife  auf  die 
Ausfuhr  von  Getreide,  sowio  von  piteb-pine  und  yellow-pine-Holz 
nach  Rheinland  und  Westfalen  gewirkt,  so  dafs  sich  dieser  Handel 
auf  Kosten  Bremens  nach  den  Holländischen  und  Belgischen  Häfen 
gewendet  hat,  dagegen  dürfte  sich  der  für  Bremen  so  wichtige  Pe- 
troleumhandel, welcher  io  den  letzten  Jahren  schwere  EinbuXsen 
erlitten,  in  Folge  der  seit  Anfang  dieses  Jahres  auf  den  rheinischen 
und  westfälischen  Bahnen  eingefübrteu  niedrigeren  Tarifiruog  be- 
deutend heben. 

Betrachten  wir  nun  den  Güterverkehr  Bremens  in  Bezug  auf 
seine  Kategorien  and  die  einzelnen  Wsarengattungen,  so  liefert  ans 
die  vorliegende  Statistik  ein  wirtschaftlich  interessantes  Bild. 

Im  Verkehr  mit  dem  deutschen  Zollgebiet  belief  sich,  in  Mil- 
lionen «Af  ausgedrückt,  der  Werth: 


der  Einfuhr: 

IBM 

lass 

Verlad  «ruue 
gare*  da»  Vorjahr 

von  Veraehrnnßaeegenstinden  . . . 

. 37,s 

83a 

— 3a 

. Kobatoflen 

. 22,. 

28,# 

d*  6.4 

„ Halbfabrikaten 

. 5.« 

7,7 

d-  Ij« 

. Naunfxktunriuucn 

. 45., 

61 

+ 5a 

„ sonstigen  Industrie-Erzeuguissen 

. 34,, 

41 

d-  6a 

Nr.  43. 


630 

EXPORT,  Organ  des  Centr&lvercin»  für  Handels geographie  «tc. 


18«. 


85* 

76* 

- 8* 

142.j 

132* 

— 10 

11* 

13 

+ 1* 

1* 

4-  o* 

7»t 

7* 

- 0* 

0*o» 

15* 

• -4-  15«m 

der  Ausfuhr:  »«  '*>« 

TOD  VerTehrungBgegenatändeu  • - 

„ Rohstoffen  ....... 

, Halbfabrikaten  .......  11* 

„ llanufakturwaaren 

, sonstigen  lndustric-Erzeugniswn 

, edlen  Metallen - 0*o» 

Wie  sich  die  Einfuhr  von  Verzehrung&gegenständen  aus  dem 
deutschen  Zollgebiet  erheblich  vermindert  hat,  so  ist  die  Einfuhr 
von  Indnstrieprodnkten  um  die  beträchtliche  Summe  von  14,5  Mil- 
lionen gestielten,  wodurch  auf»  Neue  ein  erfreulicher  Beweis  för 
die  günstige  Entwickelung  der  deutschen  Gewerbthfitigkeit  geliefert 
wird.  Über  die  Ursachen  des  Rückgangs  der  Ausfuhr  von  Ver- 
zehrungsgegenständen und  Rohstoffen  nach  dem  deutschen  Zoll- 
gebiet haben  wir  uns  ja  bereits  weiter  obeo  gefiufsert. 

Bei  der  erhöhten  überseeischen  Ausfahr  von  deutschen  Gewerbe- 
erzeagnissen  kommen  namentlich  die  Vereinigten  Staaten,  Australien, 
China,  Japan  und  Ost-Indien  in  Betracht.  Allein  nach  den  Ver- 
einigten Staaten  wurden  von  Bremen  ausgeführt:  (in  Millionen  ) 

iu.E  igc. 

isw»  gegen  duVoijabr 

deutsche  Gewerbe-Erzeugnisse  ....  72  79, t -+-  7,j 

Leider  ist  ans  der  vorliegenden  Statistik  nicht  der  genaue 
Antheil  ersichtlich,  welchen  die  Industrieprodukte  an  der  erhöhten 
Ausfuhr  nach  den  australischen  und  asiatischen  Ländern  (zusammen 
6 Millionen  vft  mehr  als  im  Vorjahre)  haben,  doch  bilden  sie  ohne 
Zweifel  den  Hauptbestandteil  derselben. 

Ein-  und  Ausfuhr  der  hauptsicb liebsten  Waarengattungcn  1886’ 


Einfuhr  Ausfuhr 


Roher  Tabak  . . 

1*  Mill. 

Ztr.  = 53*  Mill.  M 

0*  Mill.  Ztr. 

52*  Milt.  M 

Tabakstenge!  . . 

0*.  0 

■ * 0,4  » 0 

0*6  00  = 

0*  • 0 

Zigarren  .... 

0,06  . 

0=2*.  . 

0*7  , , = 

4*  . . 

Davon  ausgeführt 

fremde  . . 

— 

— 

0*i 

1 * . 0 

deutsche 

— 

— 

0*6  0»  = 

3,i  0 0 

. T1 — 0 t " 

Ztr.  = 66,7  Mill.  M l,u  Mill.  Ztr.  « M 


Einfuhr  Ausfuhr 


Baumwolle  . . 

1*  Mill.  Ztr 

= 84*  Mill.  M 

I*  Mill.  Ztr.  -89  Mill.  .U 

Schafwolle  . . . 

0,«  . 

-39* 

<u  . 

. =42,. 

Reis  und  Reixabfall 
Getreide  u.  Hülsen- 

3*  * 

= 23* 

3^  . 

. =27^ 

fruchte  . . . 

3,*  * 

— IG,* 

i,  . 

. = 14* 

Petroleum  . . . 

2 

- 12,4 

u . 

. =15.« 

Kaffee  .... 

0,u  . 

= 12 

0,17  . 

. —11 

Zucker  .... 

0*4  0 

— 10,7 

»,i  i . 

. = 

Droguvn  .... 

0,16  . 

= 10* 

0,1*  0 

. — 11* 

Farbwaaren  u. Indigo 
Bau-  und  Tischler- 

0,07  , 

— 7,1 

0*8  0 

. “ 7* 

höher  . . . 

— , 

— 6* 

— 0 

Dielen  und  Planken 

— » 

= 2* 

— 0 

. = u 

Jute 

Oj  . 

— 4* 

0,1  0 

0=4* 

lliute  ..... 
Felle  u.  rohe«  Pelz- 

0*7  ^ 

= 4,4 

0«  . 

0=4* 

werk  .... 

0*j«, 

= 

o«. . 

Schmalz  und  Speck 

0*ei, 

=•  2* 

0*61  0 

- = 2 

Mehl  ..... 

0,14  • 

“ 3. 

O.i*  . 

0 = Er 

Erze 

0*41 0 

= 1.. 

0*46  0 

. = i,. 

Hopfen 

0*i  «„ 

= l* 

0*11  0 

. = u 

Getrocknete  Früchte 

0*3*0 

0*i*  . 

0 — 1 

Wein 

7 * 

Liter 

= 4* 

5*  0 

Liter  = 4* 

Spirituosen  . . . 

4,t  B 

= 3 

3*  , 

. = 3., 

Bier 

5 0 

— I* 

9 . 

0—4* 

0 « 

Geringere  Beträge  kamen  auf  8tärke,  Gewürze,  Honig,  Thee, 
Kleesamen,  Farbehölzer,  Korkholz,  Stuhlrobr,  Elfenbeinnüsse,  Dünge- 
salze usw. 

Die  Einfuhr  deutscher  Koble  belief  sich  auf  4,5  Millionen  hl 
(0,r,  mehr  als  im  Vorjahre),  die  Einfahr  englischer  Kohle  bezifferte 
sich  dagegen  nnr  auf  0*s  Millionen  hl  (0*i  weniger  als  im  Vor- 
jahre). Da  im  Berichtsjahr  die  Gefahr  nabe  lag,  dafs  sich  die 
Bremer  Rhederei  mit  englischer  statt  mit  deutscher  Kohle  versor- 
gen würde,  so  haben  die  Bahnverwaltungen  die  Frachtsätze  für 
Kohlen  ermäfsigt,  doch  stellen  nach  dem  Bericht  der  Handelskam- 
mer diese  TarifäDdcrungen  für  zum  Export  bestimmte  Kohlen  eine 
Fracbtvertbenerung  von  2 < f(,  pro  10000  kg  dar,  während  sie  die 
Bedürfnisse  des  Bunkerkohlengeschäfts  nicht  vollständig  befriedigt 
haben ! Hoffentlich  wird  der  Aasbaa  des  nordwestdeutschen  Kanal- 
netzes in  nicht  zu  ferner  Zeit  für  die  westfälischen  Zechen  nnd  die 
Konsumenten  und  Exporteure  in  den  Nordseehäfen  Wandel  schaffen. 
Ein  Anfang  ist  ja  wenigstens  darin  gemacht  worden,  indem  die 
Preufsischc  Regierung  den  Bau  eines  Kanals  von  Dortmund  nach 
der  unteren  Ems  hat  in  Angriff  nehmen  lassen. 

Wie  bedeutend  sich  der  Handel  in  Bremen  im  Laufe  der  letzten 
40  Jahre  entwickelt  hat,  ersieht  man  aas  folgenden  Ziffern: 


Jahresdurchschnitt  Einfuhr:  Ausfuhr: 

von  1847/51  — 106499000  M (=  100%)  92092000  M <«-  100* 

. 1882/86  = 514743000  „ (=484,»%)  495219000  . (—  537,?4*M 
Der  Seeschifffahrt« verkehr  war  im  Jahre  1886  folgender. 

Schiff«  lUg.-Tolu  Daapfer  K*c  Tj* 

Es  kamen  an:  274t  von  1263263  darunter  914  von  9033« 


davon  von  europäisc  hen  Häfen  2220  * 

498  185 

• «33 

0 363 

„ * transatlantischen . 524  » 

765078 

. 281 

. 540041 

Es  liefen  aus:  2934  „ 

1283287 

. 924 

0 910251 

davon  von  europäischen  Häfen  2607  „ 

722420 

. 736 

, 494:-« 

. fl  transatlantischen  „ 327  • 

560 867 

0 188 

. 415324 

Seit  1882  hat  sich  der  Dampfschiffsverkehr  in  folgest 
Weise  gehoben.  Es  kamen  auf  Dampfschiffe: 

18S*  l«4 

Prozent  vom  üesnmmttonnengebah  der  eingel&ufenen  Schiffe  60^»°/o  71,*»* * 
* „ „ * ausgelaufenen  . 60*6%  70*p« 

Die  im  Jahre  1886  in  Bremen  ein-  und  aasgelaufenen  Schi?« 
vertheilten  sich  der  Nationalität  nach  folgend ermafsen : 

Es  Hefen  ein:  Es  liefen  aus: 


Bremische  Schiffe 

831  von  752  709  Reg  .-Tons 

838-  von  765  540  Kc^.-Tat 

Andere  deutsche  * 

1293 

168  809 

, 

465 

174  771 

Grofsbritannisehe* 

299 

238  28M 

288 

229  2.54 

Norwegische  B 

97 

41  582 

98 

42  569 

Holländische  . 

117 

15  984 

129 

18  605 

Schwedische  , 

39 

10  315 

41 

11  777 

Französische  % 

11 

9 575 

11 

9 575 

Dänische  , 

28 

9 135 

31 

9 405 

Spanische  . 

7 

5618 

8 

6 244 

Italienische  • 

6 

4 493 

8 

6 16! 

Russische  „ 

11 

4 360 

11 

4 360 

Griechische  . 

3 

3 430 

2 

2 434 

Belgische  . 

1 

550 

1 

550 

Portugiesische  * 

1 

419 

1 

419 

Österreichische  n 

— 

— 

1 

468 

Nordamerikanbcbe  . 

TL 

_E_ 

— 

» 

1 

1 155 

• 

2744  v.  1268268  Reg.-Toua  2984  v.  1 288  *87  Keg  Tom 


Auf  andere  Daten  der  vorliegenden  Statistik  einzngehen,  mäiscr 
wir  ans  des  Raumes  wegen  versagen;  wir  möchten  nur  noch  be- 
merken, dafa  eine  einheitliche  Darstellung  des  deutschen  Waarcc 
Verkehrs  bei  der  verschiedenen  Gestaltung  der  Bremer  and  der 
Hamburger  Statistik  nicht  möglich  ist  Der  ZoUaoachlufi  der  bei- 
den Hansastädte  wird  hierin  hoffentlich  Wandel  schaffet». 


Europa. 

iw  Aus  der  diesjährigen  Sitzung  der  Rhehtsohlffahrtikosi 
mlsslon,  welche  am  7.  Oktober  d.  J.  in  Koblenz  stattfand  nnd  vor 
dem  Herrn  Oberpräsidenten  v.  Bardelcben  geleitet  ward' 
ist  sehr  Erfreuliches  za  berichten.  Auf  die  Verbesserungen  w 
Hheinschifffebrtatrarse,  über  die  der  Strom bnudirektor  Geh.  Bav 
ratb  Berring  referirte,  sind  im  Ganzen  im  Vorjahre  1 66500M 
verwendet  worden,  von  denen  auf  die  Unterhaltung  475735  " 
auf  Neubauten  1 180  000  <AC  entfallen.  Der  Emmericher  Hafen  ic 
völlig  fertiggestellt  and  es  beträgt  die  Bausumme  für  deutelte 
22  200  M.  Es  mag  gleich  hier  bervorgeboben  werden,  daftdc 
Strombaudirektion  nach  Vortrag  ihres  Berichtes  aus  der  Mitte  de? 
Versammlung  für  die  in  jeder  Weise  den  Bedürfnissen  entspreche' 
den  Anlagen  dieses  Hafens  der  herzlichste  Dank  aller  an  der 
Khcinschifffahrt  betheiligten  Kreise  ausgedrückt  wurde.  Jepötwt 
und  oft  drückender  die  früheren  Mifsstände  gewesen,  um  so  diuk- 
barer  empfinde  die  Schifffahrt  jetzt  die  Abstellung  derselben  darrt 
den  ebeogenanuten  Hafen,  was  auch  gern  und  freudig  von  <1« 
fremden,  au  der  Rhei nach iff fahrt  betheiiigten  Nationen  aoerktar 
werde. 

Für  das  neue  Jahr  stehen  ebenfalls  1 260  000  ..■ft,  zur  VerfV 
gung,  eine  Summe,  die  aber  vermehrt  werden  kann,  da  aof  di* 
nunmehr  fertiggestellte  grofse  Kartenwerk  des  Rheins  keine  kr 
neren  Mittel  mehr  verwendet  zu  werden  brauchen. 

Betreffs  der  Vertiefung  des  Rheines  auf  3 m unter  0 ä« 
Kölner  Pegels  machte  der  Strombandirektor  die  höchst  erfreulich* 
Mittheilnng,  dafa  dieselbe  bis  Ende  des  Jahres  1889  tolle** 
det  sein  und  von  diesem  Zeitpunkte  an  der  Schifffahrt  bis 
I holländischen  Grenze  eine  auf  der  schmälsten  Stelle  150  o 
i breite  Fahrstrafse  von  der  genannten  Tiefe  tor  Verfügung  sieb« 
werde. 

Betreffs  der  noch  bestehenden  Verkehrshindernisse  im  Kh«t 
wurde  mitgetbeilt,  dafs  die  8 Felsgruppen  oberhalb  der  Lorelr' 
etwa  in  3 Jahren  beseitigt  sein  können.  Der  Beseitigung  d* 
Felsgesteines  oberhalb  des  Bingerlochs  stellen  sich  gröfsere  Schwie- 
rigkeiten entgegen,  einestheile  weil  das  Gestein  von  einer  auf»' 
gewöhnlich  grofsen  Härte  ist,  anderntheils,  weil  die  Sprengarbeit 
fast  nur  während  der  Nacht  aosgefübrt  werden  können,  da  mir 


887. 


631 

EXPORT,  Organ  des  Central  verein»  für  Handelsgeographie  etc. 


Nr.  43. 


Itirch  die  Arbeitet)  bei  Tage  die  Schifffahrt  mehr  ab  thnnlich  be-  1 
ästigen  würde. 

Man  kam  sodann  auf  die  von  dem  Abg.  Dr.  Lotichius  in 
ler  Sitzung  des  Abgeordnetenhauses  vom  8.  Februar  d.  J.  ange- 
egte Anstellung  von  Hafenmeistern  in  Orten  mit  bedeutenderem 
•cbifffahrtsverkehr  zu  sprechen,  eine  Krage,  die  Herr  Kotnraerzien- 
atli  Sp&ter,  Koblenz,  mit  eiocm  interessanten  Referate  einleitete, 
an  in  dem  Beweise  gipfelte,  dsfs  für  dieScbaffangeiner  solchen  Denen 
ostitution  liege  absolut  kein  Bedürfnis  vor,  im  Gegentbeil  sei  zu 
•efürchteo,  dafs  eine  derartige  Polizei-Einrichtung  den  Verkehr  auf 
cm  KheiD,  der  der  freien  Entwicklung  seinen  ganzen  Aufschwung 
erdanke,  unnOthig  hemmen  werde.  Die  Kribbmeister,  welchen  in 
chwierigeo  Füllen  die  lokale  Polizei  zur  Seite  stehe,  seien  voll- 
tändig  in  der  Lage,  die  in  Betracht  kommenden  Verhältnisse  zu 
egeln.  Die  Versammlung  stimmte  dem  Referenten  durchaus  bei, 
jdem  sie  ebenfalls  das  Bedürfnis  für  die  vom  Abg.  Dr.  Loti- 
bius  gewünschte  Institution  in  Abrede  stellte  und  nur  den 
Vunsch  ausapracb,  es  möchten  in  St.  Goar  durch  Baggerungs- 
rbeiten  bessere  Liegeplätze  für  Schiffe  geschaffen  werden.  Sollte 
as  noch  nicht  als  genügend  sich  erweisen,  so  könnten  vorüber* 
ebend  Hilfsbeamte  angestellt  werden. 

Weiterhin  kam  die  Versammlung  auf  die  Frage  der  Ver- 
iefuug  des  Rheins  auf  hollüudischem  Gebiete  zurück, 
ödem  ein  Mitglied  zunächst  darauf  hin  wies,  dafs  durch  die  Kor- 
ektion  der  Unterweeer,  welche  den  Seeschiffen  die  Fahrt  bis  Bre- 
ien gestatten  werde,  dem  niederrbeiniach-westffilischen  Steinkohlen- 
<ergbau  eine  Gefahr  drohe,  die  nur  durch  einen  Rhein  von 
•esserer  Fahrtiefe  auch  auf  holländischem  Gebiete  aasgeglichen 
/erden  könne.  Nun  liege  offenbar  die  Gefahr  vor,  dafs  wir  mit 
er  Vertiefung  des  Rheines  fertig  werden,  ehe  noch  die  Hollfinder 
rgend  etwas  gethan  haben,  ln  Holland  habe  man  auf  die  be- 
reifenden Arbeiten  in  den  letzten  Jahren  nämlich  nicht  nur 
icht  erhöhte  Summen  verwandt,  sondern  nur  die  Hälfte  des  bis- 
crigen  Betrages  ausgegeben.  Versammlung  einigte  sich  zu  dem  Be- 
eblusse,  bei  dem  Herrn  Minister  der  öffentlichen  Arbeiten  noch 
iumal  vorstellig  zu  werden,  derselbe  möge  seinen  ganzen  Einflufs  auf 
lolland  ausüben,  dafs  auch  dort  schleunigst  die  Vertiefuog  des 
theins  in  Angriff  genommen  werde.  Noch  theilte  der  Herr  Strom- 
audirektor  B erring  seine  persönliche  Ansicht  dahin  mit,  dafs 
!ie  Vertiefung  des  Rheinstromes  auf  4 m mit  nicht  übertrieben 
toben  Mitteln  sehr  gut  zu  erreichen  sei,  wie  denn  überhaupt  die 
nterhaltuDgHkostcu  des  Stromes  im  Verhältnis  zu  deneu  der 
’isenbahnen  sehr  niedrige  seien.  — 

Endlich  sprach  sich  Versammlung  empfehlend  für  das  Projekt 
us,  zwischen  Emmerich  und  Rotterdam,  in  Tyl,  einen  Hafen  zu 
auen. 

Nachdem  der  Herr  Oberpräsident  den  Mitgliedern  für  das  rege, 
/ährend  der  Verhandlungen  an  den  Tag  gelegte  Interesse  gedankt, 
/urde  diu  Versammlung  geschlossen.  — 

Zur  Lage  in  Spanien.  Die  politischen  Sommerferien  sind 
orhei  und  znm  ersten  Mal  seit  2 Monaten  haben  sich  am  10. 
Oktober  alle  Minister  zu  gemeinsamer  Berathung  vereint.  Es  war 
‘.eit,  dafs  dies  geschah,  denn  die  Masse  der  inzwischen  aufgebäuften 
wr beiten  wuchs  den  in  Madrid  zurückgebliebenen  Ministern  über 
len  Kopf  und  zahlreiche  Konfliklsfragen  erforderten  die  Anwesen- 
eit  des  ganzen  Kabinets  zu  ihrer  Erledigung.  Binnen  Kurzem, 
ach  den  neuesten  Nachrichten  am  1.  Dezember,  sollen  nun  auch 
lie  Cortes  wieder  zusammentreten,  und  da  alsdann  die  Oppositions- 
iarteieu  wobl  unverzüglich  eine  grofse  politische  Debatte  eröffuen 
ud  die  Regierung  über  zahlreiche  Vorkommnisse  der  letzten  Monate 
ur  Rede  stellen  werden,  so  ist  es  nothwendig,  sich  auch  auf  diese 
orausaichtlicb  sehr  erbitterten  Kämpfe  gut  vorzubereiten,  wenn  das 
vabinet  den  Augriffeu  seiner  Gegner  Stand  halten  will.  Eine  Reihe 
on  Fragen,  deren  Erörternug  auch  für  das  Ausland  von  hohem 
uteresse  ist,  namentlich  die  Mafsoahmen,  welche  gegen  den  Im- 
port des  deutschen  Spiritus  ergriffen  sind  und  fernerhin  ergriffen 
/erden  sollen,  werden  in  den  Cortes  zur  Sprache  kommen  und 
eschäftigen  auch  jetzt  schon  die  gesammte  Presse. 

Im  Vordergründe  des  allgemeiuen  Interesses  steht  natürlich 
och  die  Marokkanische  Frage,  wenngleich  sie  im  Laufe  der  drei 
Voclieu,  die  sie  nun  alt  ist,  ein  gut  Tbeil  von  dem  Interesse 
in  gehülst  hat,  das  siu  bei  ihrem  ersten  Erscheinen  in  Folge  der 
beredten  Mafsregeln  der  apaoischen  Regierung  im  lolande  wie 
ui  Auslande  erregte.  Die  Erkrankung  des  Sultans  Muley  Hassan 
:um  der  spanischen  Regierung  nicht  ungelegen  — allerdings  wird 
ie  sich  beute  Glück  wünschen,  dafs,  den  jüngsten  Nachrichten 
iber  den  Zuslaud  des  Sultans  zufolge,  die  Marokkanische  Frage 
•ffenbar  für  jetzt  wieder  ihren  ernsten  konfliktreichen  Charakter 
u verlieren  scheint.  Denn,  wenn  man  auch  in  Spanien  jeden 
vugenblick  darauf  gefafst  sein  mufste,  durch  Unruhen  iu  Marokko 


internationale  Verwickelungen  entstehen  Zusehen,  so  hatte  sich  Spanien 
doch  auf  diese  Eventualität  in  keiner  Weise  vorbereitet  und  wurde 
durch  sie  so  völlig  überrascht,  dafs  es  darauf  und  daran  war, 
durch  seine  Überstürzung  den  Ernst  der  Sachlage  zu  erhöhen. 

Gewöhnt,  Marokko  ah  seine  zukünftig«  Provinz  zu  betrachten, 
verfolgte  man  io  Spanien  mit  grober  Unruhe  die  Politik  und  die 
Tbätigkeit  Frankreichs  in  dem  Nachbarreiehe,  und  zahlreiche  An- 
zeichen sprachen  io  deu  letzten  Monaten  dafür,  dafs  Frankreich 
sieh  trotz  aller  Reklamationen  Spaniens  and  trotz  aller  seiner  be- 
ruhigenden Versicherungen,  dafs  es  gamiebt  daran  denke,  die  west- 
algerische Grenze  weiter  nach  Westen  zu  verschieben,  doch  sehr 
eifrig  dieses  Ziel  verfolgte.  Sobald  daher  der  spanische  Minister- 
resident  in  Tanger,  Diosdado,  dem  Minister  des  Äufseren,  Moret, 
über  seine  — offenbar  erfolglose  — Mission  nach  Rabat  % Bericht 
erstattet  und  sieb  über  die  offenkundige  Tbätigkeit  der  Franzosen 
in  Marokko  und  an  seiner  Grenze  beklagt  hatte,  begab  sich  Moret 
am  Ö.  September  nach  Paris,  um  dort  persönlich  mit  der  französi- 
schen Regierung  Rücksprache  über  Marokko  zu  nehmen  uud  ein 
gemeinsames  Vorgehen  in  Nordwest-Afrika  anzubahnen.  Die  zwei- 
deutigen Äufserungen  der  Pariser  bewogen  Moret  dann,  sieb  für 
kommende  Ereignisse  mit  Italien  in’s  Einvernehmen  zu  setzen, 
und  ein  solches  wnrde  bei  der  Spannung,  die  zwischen  Italien  und 
Frankreich  besteht,  auch  leicht  genug  erzielt.  Unter  solchen  Vor- 
aussetzungen kam,  wie  gesagt,  die  Nachricht  von  der  Erkrankung 
des  Sultans  von  Marokko  sehr  willkommen,  weil  sie  Gelegenheit 
bot,  Frankreich  in  nachdrücklichster  Weise  die  Absicht  zu  be- 
kunden, im  Falle  von  Unruhen  in  Marokko  daselbst  cinzuschrejten, 
seine  Rechte  zu  wahren  und  zu  verhindern,  dafs  etwa  ein  französi- 
sches Expeditionskorps  die  algerisch -marokkanische  Grenze  über- 
schritte und  das  Muluyageblet  aonektire.  Das  Erstaunen  des  Aus- 
landes über  die  fieberhafte  Aufregung  der  Spanier  und  die  scharfe 
Kritik,  die  ihre  Mafsoahmen  erfuhren,  erzeugten  allmählich  eine 
ruhigere  Stimmung.  Statt  die  Trappen  ohue  Weiteres  nach  Afrika 
überzosetzen  — was  die  Franzoseu  bewogen  haben  würde,  eine 
Heeresabtbeilung  über  die  marokkanische  Grenze  zu  schicken  — 

1 wurden  dieselben  in  Andalusien  an  geeigneten  Orten  konzentrirt, 

| und  das  spanische  Kabinet  begann  dann  eine  Verständigung  behufs 
1 gemeinsamen  Handelns  io  Marokko  anzubahneu.  Nun  endlich  sehen 
wir,  dafs  die  Idee  eines  Kongresses  zum  Zwecke  der  Berathung 
aller  auf  Marokko  bezüglichen  Fragen  ventilirt  wird.  Damit  dürfte 
dann  hoffentlich  bis  auf  Weiteres  die  „occidentaliscbe  Frage“ 
erledigt  sein  und  von  der  politischen  Tagesordnung  abgesetzt 
werden. 

Von  allgemeinstem  Interesse  ist  Dächst  dieser  Angelegenheit 
die  Regelung  der  auf  den  Spiritusimport  bezüglichen  Zollbestim- 
mungen. Das  am  1.  Oktober  in  der  „Gaceta*  erschienene  Königl. 
Dekret  des  Finaozministers,  durch  welches  vom  15.  Oktober  an  die 
niedrigen  Zollsätze  des  deutsch-spanischen  Handelsvertrages  nur 
auf  den  Spiritus  Anwendung  finden  sollen,  welcher  nachweislich 
eine  Ausfuhrprämie  erhalten  bat,  ist  von  den  Kreisen  der  spanischen 
Interessenten  als  völlig  ungenügend  bezeichnet  worden.  Man  wirft 
der  Regierung  vor,  dafs  sie  die  Anwendung  der  Zollbestimmnngen 
damit  von  dem  Gutachten  der  deutschen  Steuerbeamten  und  Be- 
hörden abhängig  mache  und  das  Mifstrauen,  das  man  in  dieselben 
setzt,  wird  nur  schlecht  verhehlt.  Man  verlangt  daher,  dafs  in  den 
spanischen  Zollämtern  der  Spiritus  untersucht  und  auf  Grund  des 
Ergebnisses  dieses  Verfahrens  verzollt  oder  zurückgewiesen  werden 
soll.  Überall  forscht  man  nun  nach  Mitteln,  die  Qualität  des  Spiri- 
tus, die  Stoffe,  aus  denen  er  gemacht  ist  usw.  schnell  festzustellen 
und  ferner  sucht  man  nach  logredientien,  durch  die  gleich  an  den 
Zollämtern  der  für  gewerbliche  Zwecke  bestimmte  oder  der  Ansicht 
der  Zollbeamten  gemäfs  allein  zulässige  Sprit  denaturalisirt  und  für 
die  Versetzung  von  Wein  und  anderen  Getränken  unbrauchbar 
gemacht  werden  kann.  Die  Regierung  mufs  diesem  allgemeinen 
Verlangen  naebgeben  und  es  stehen  weitere  Dekrete  in  Aussicht, 
durch  welche  der  Import  des  deutschen  Spiritus,  besonders  aber 
der  geringeren  Qualitäten  desselben  erschwert  und  die  sorgfältigste 
Prüfung  angeordnet  werden  wird. 

Bei  dem  Hcranoaben  des  Herbstes  werden  die  Klageu  der  Ge- 
werbetreibenden und  der  Ackerbauer  wieder  laut.  Aus  allen  Pro- 
vinzen laufen  Berichte  ein,  denen  znfolge  Handel  und  Gewerbe 
ihrem  vollständigen  Ruin  entgegen^eheD  und  für  den  Winter  ein 
furchtbarer  Nothstand  bevorsteht.  Diese  Klagen  sind  allerdings  seit 
einer  langen  Reihe  von  Jahren  ausgesprochen  worden  und  wollte  man 
sie  wörtlich  nehmen,  so  wäre  von  Ackerbau  und  Gewerbe  über- 
haupt seit  lange  nicht  mehr  die  Rede.  So  schlimm  ist  es  nun  zwar 
nicht,  aber  eH  ist  leider  Tbatsache,  dafs  gerade  in  Katalonien,  Valen- 
cia, Malaga  und  Cadiz,  in  den  Provinzeu  also,  id  denen  nächst  den 
haskiseben  die  Industriethltigkeit  am  gröfsten  ist,  eine  völlige 
Stockung  cingetreten  ist.  In  Barcelona  sollen  sich  zur  Zeit 


Nr.  43. 


632 

EXPORT,  Organ  des  Centralvereins  für  Handelageographie  etc.  138? 


23  000  beschäftigungslose  Arbeiter  befinden;  in  Malaga  10000.  I 
Von  der  Regierung  verlangt  mau  nun  Abhilfe  des  Nothstaode«, 
Schutzraafsregelu  für  die  nationale  Industrie,  Schutzzölle  gegen  die 
Überschwemmung  des  Landes  mit  deutschen  und  englischen  Pro*  1 
dukten,  aber  natürlich  steht  die  Regierung  diesen  Forderungen 
r&th*  und  bilfloa  gegenüber,  ln  den  Ackerbaudistrikten  herrscht 
dieselbe  Noth  und  in  dem  leisten  Ministerrath  ist  inan  der  Frage 
nabe  getreten,  wie  da  abzuhelfen  ist.  Die  Schuld  an  diesem  Elend 
liegt  nicht  allein  an  der  Unfähigkeit  der  Regierung,  an  der  Ver- 
waltung des  Landes,  an  den  schweren  Steuerlasten,  sondern  theils 
auch  an  den  Bauern  selbst,  die  sich  gegen  jede  Neuerung  in  der  Art 
der  Bebauung  des  Bodens,  in  den  Werkzeugen  steifen,  theils  an 
der  Zaghaftigkeit  der  Kapitalisten,  ihre  Gelder  in  nationalen  Cn- 
ternehmuagen  anzulegen,  Ackerbau  end  Industrie  auf  die  Hübe 
unserer  Zeit  zu  erbeben  und  durch  die  nöthigen  Geldmittel  in  er- 
spriefslicher  Weise  zu  fördern.  Man  muß  es  der  Regierung  zuge- 
steben,  daß  sie  überall  da,  wo  sie  Gelegenheit  hat,  die  spanische 
Industrie  direkt  zu  unterstützen,  den  besten  Willen  zeigt,  dies  zu 
thuu.  Das  hat  sie  erst  dieser  Tage  wieder  bewiesen. 

Der  Flottenplan  n&mlicb,  der  im  vorigen  Jahre  entworfen 
worden  war  und  für  dessen  Ausführung  die  Cortes  226  Millionen 
Pesetas  bewilligt  hatten,  ist  neuerdings  von  dem  obersten  Marine- 
ratb  einer  Prüfung  unterzogen  und  beinahe  ganz  umgearbeitet 
worden,  ln  dem  oben  erwähnten  ersten  Ministerrath  vom  10.  d. 
M.  ist  dieser  neue  Plan  dem  Kabioet  vorgelegt  worden  und  wird 
dasselbe  demnächst  beschäftigen.  So  viel  haben  die  Minister 
jedoch  jetzt  schon  erklärt,  sie  wollen  so  weit  als  irgend  möglich, 
den  Bau  der  neuen  Schiffe  nationalen  spanischen  Werften  über- 
weisen. Es  bleibt  nun  allerdings  noch  die  grofse  Frage  zu  beant- 
worten, ob  die  nationalen  Werften,  und  die  drei  königlichen  Ar- 
senale mit  einbegriffen,  im  Stande  sein  werden,  Kriegsschiffe  her- 
zustellen, die  den  heutigen  Anforderungen  an  dieselben  nur  an- 
nähernd entsprechen.  Es  ist  zu  befürchten,  dafs  die  früher  ge- 
machten Erfahrungen  sich  wiederholen  werden:  dafs  der  Bau  dieser 
Schiffe  enorme  Zeit  in  Anspruch,  enorm  kostspielig  werden  und 
dafs  dieses  thcure  Flottenmalerial  sich  nachher  als  wenig  brauch- 
bar erweisen  wird.  Trotzdem  bat  die  offizielle  Verkündigung 
der  Absicht,  die  erforderlichen  Arbeiten  dem  Inlande  soweit  als 
möglich  zu  überweisen,  hier  allgemeinen  Beifall  gefunden  und  iu 
den  betheiligten  Kreisen  Englands  grofse  Verstimmung  erzeugt. 

Die  Murincverwaltung  läfst  leider  bis  jetzt  in  Spanien  noch 
Alles  zu  wünschen  übrig,  und  sie  wird  in  den  Cortes  jedenfalls 
auch  bald  wieder  einer  scharfen  Kritik  unterzogen  werden.  Nicht 
genug,  dafs  sie  sehr  viel  Geld  kostet,  weil  sie  unverbältnißmlßig 
grofse  Beamtenbeere  im  Dienste  bat,  sie  liegt  auch  zum  grofsen 
Tbeil  in  den  Händen  von  Personen,  die  aie  die  See  befahren  oder 
nur  gesehen  haben.  Es  ist  überdies  in  diesem  Ressort  wie  iu 
allen  andern:  es  fehlt  an  einer  einheitlichen  stetigen  Leitung,  an 
sichern  festen  Prinzipien;  jeder  neue  Beamte  hält  sich  für  unfehl- 
bar und  verwirft,  was  sein  Vorgänger  geschaffen  bat  So  erklärt 
es  sieb,  dafs  während  die  Herren  an  den  grünen  Tischen,  ohne 
von  den  praktischen  Erfordernissen  des  Seewesens  eine  Ahnung 
zu  haben,  für  dasselbe  Dispositionen  treffen,  ein  Kriegsschiff  nach 
dem  andern  schwere  Havarie  und  Scbiffbruch  erleidet,  wenn  es 
einmal  einer  starken  Brise  ausgesetzt  ist,  dafs  die  auf  dem  Pa- 
pier festgestellte  Fahrgeschwindigkeit  in  Wirklichkeit  nur  halb  so 
grofs  ist,  dafs  die  Kessel  springen,  wenn  ihnen  eiomal  eine  etwas 
grofse  Spannung  zugemutbei  wird,  und  dergleichen  mehr. 

Einen  Beleg  liiefür  hat  erst  jüngst  wieder  der  Schoner  „La  Lt- 
gera“  gegebeu,  dessen  Besatzung  von  76  Mann  nur  mit  genauer 
Noth  dem  Tode  entgangen  ist  Dieses  1661  erbaute  Kriegsschiff 
hatte  Jahre  laug  in  Fernando  Po  Dienste  geleistet,  weil  es  zu 
gröfseren  Seefahrten  nicht  mehr  tauglich  war.  Iu  diesem  Jahre 
war  es  nun  in  Cadiz  nothdürftig  ausgebessert  worden  und  sollte 
wieder  nach  Afrika  surückkehren,  obgleich  es  allgemein  als  see- 
untüchtig galt.  Der  „Legazpi“,  ein  ebenfalls  ganz  invalid  es  Schiff, 
nahm  die  „Ligera“  Ende  August  iu's  Schlepptau,  um  sie  an  ihren 
Bestimmungsort  zu  bringen,  mufsle  jedoch  schon  nach  wenigen 
Stunden  sein  Unternehmen  aufgeben,  weil  eine  starke  Brise  ihn  zu 
vernichten  drohte.  Die  „Ligera“  wurde  sich  selbst  überlassen  und 
wurde  von  den  Winden  nach  den  Azoren  verschlagen,  von  wo  sie 
nach  Spanien  zurückzukebren  suchte  und  endlich  mit  ihrer  halb- 
verhungerten Mannschaft  vor  wenigen  Tagen  mit  knapper  Noth 
Cadiz  wieder  erreichte.  Das  nennt  man  „spanische  Marine“. 

Die  neugeschaffene  Tabaksgesellschaft  hat  iu  den  letzten  Tagen 
deu  ersten  schweren  Straufs  mit  ihren  Arbeiterinnen  zu  bestehen  ge- 
habt und  bat  sich  gezwungen  gesehen,  die  meisten  Forderungen  der- 
selben zu  bewilligen.  Die  7 500  Arbeiterinnen  der  Madrider  Cigarreo- 
fabrik  hörten  nämlich,  dafs  die  Gesellschaft  durch  Einführung  neuer 
Maschinen  Ersparnisse  zu  erzielen  beabsichtige  und  dafs  die  Zahl 


] der  Arbeiterinnen  reduzirt  werden  »ollte.  Diese  Gefährdung  ihm 
I Existenz,  die  schlechte  Qualität  des  Tabaks,  der  ihnen  in  letzter 
: Zeit  zur  Verarbeitung  gegeben  worden,  und  zahlreich«  andere  Um- 
stände, die  ihre  Unzufriedenheit  erregten,  bewogen  sie,  eich  atu 
5.  Oktober  unter  dem  Rufe  „Nieder  mit  der  Tabaktgesellsciuft* 
„Nieder  mit  dem  Kontrakt“  „Nieder  mit  Camacho“  und  „Es  leb« 
die  Regierang“  zu  erbeben  und  einen  großartigen  Tumult  u- 
zuatiften.  Sie  haben  darin  sehr  grofse  Erfahrung  und  Polizei  w» 
Guardia  civil  und  selbst  das  Militär  haben  vor  ihnen  so  heilign 
Respekt,  dafs  sie  nur  im  äufaeraten  Xolbfall  zu  bewegen  siad 
gegen  die  Cigarrenarbeiterinnen  einzuschreiten.  Eine  Kommissi« 
derselben  formulirte  die  Forderungen,  führte  die  Verhandlasm 
mit  der  Tabaksgesellscbaft  und  den  Behörden,  und  wufste  «ioigt 
der  wesentlichsten  Forderungen  durchzuseUen.  Der  Direktor  <hr 
Fabrik  wurde  auf  ihren  Wunsch  abgesetzt  and  an  seine  Stellt 
trat  der  ihnen  genehme  Intendant  derselben.  Ihr  Wunsch,  äife 
die  ganze  Tabaksgesellschaft  und  ihr  Kontrakt  mit  der  Regien« 
aufgehohen  werden  solle,  konnte  natürlich  nicht  erfüllt  werdet 

Vom  Rio  Oro  kommen  die  denkbar  schlechtesten  Nachricht«. 
Die  Beamten  der  dortigen  Faktorei  weigerten  sich  im  An*;« 
weitere  Dienste  zu  leisten,  weil  sie  ihre  seit  lange  rÜckständir-t 
Gehälter  nicht  erhielten;  die  Geschäfte  mit  deu  Eingehorru-j 
hatten  ganz  aufgehört;  letztere  nahmen  eine  sehr  drohende  Hü- 
tung au  uud  alle  Beamte  sowie  die  kleine  Truppenabtbeilung  »ta 
sich  gezwungen,  auf  den  Hulks  Zuflucht  zu  Buchen. 

Die  Nachrichten  über  die  Verwaltung  der  Karolinen  und  ft- 
iao»,  über  die  Erbebang  der  dortigen  Eingeborenen  nnd  die  Nieder- 
metzeluug  der  Besatzung  von  Ponap«  sprechen  anch  nicht  gmdt 
für  die  kolonisatorische  Befähigung  der  heutigen  Spanier.  Cri 
doch  verlangen  diese,  dafs  ihnen  Marokko  überlassen  wird,  diaril 
sie  es  — tu  einem  Kulturstätte  machen! 

E.  H.  Neapel,  den  18.  Oktober  1887  (Originalberiehtl 
Eineu  Grufs  aus  der  Heimatb,  so  darf  ich  wohl  die  Ankunft  d« 
deutschen  Dampfers  „Egida“  nennen,  bestimmt,  in  unserem  Goto 
zu  bleiben,  Vorbote  der  hoffentlich  zahlreichen  — Kaehkoomo. 
Die  Leser  dos  „Export“  werden  gerne  vernehmen,  dafs  die  deutwi-e 
Industrie  sich  hier  neue  Lorbeern  sammelt  und  Alles  darauf  bin- 
dentet,  dafs  zu  dem  Ruhme  auch  der  wirklich  verdiente  Nutzen 
komme.  Es  bat  sieb  hier  nämlich  eine  Gesellschaft  gebildet,  welch« 
unter  Leitung  eines  Deutschen,  vermittelst  kleiner  Dtmpftr  die 
sämmtlicben  Städte  und  Inseln  des  Golfes  derartig  vertonte,  te* 
nicht  nur  der  Transport  von  Passagieren,  sondern  auch  der  Trim- 
port von  Waaren  auf  billigem  und  raschem  Wege  stattfindet.  Wie 
nflthig  dies  war,  möge  ein  einziges  Beispiel,  die  Verbradunr 
zwischen  Neapel  und  Torre  Anounziate  — Distanz  20  km  — br- 
weisen.  Die  Eisenbahn  braucht  mit  dem  direkten  ScbaeUxor' 
für  diese  Strecke  gewöhnlich  60  Minuten,  ein  Dampfer  dieselbe  Zer. 
und  kostet  die  Eisenbahn  dritter  Klasse  95  Pf.,  während  die 
zweite  Klasse  auf  dem  Dampfer  nur  40  Pf.  kostet!  Die  Ueferzei: 
für  Waare  beträgt,  so  unglaublich  es  scheint,  für  20  km  minde- 
stens 48  Stunden!  Nach  Aoknnlt  der  Waare  von  Torre  mof»  ue 
auf  Karren  geladen  nm  im  Hafen  auf  die  Barken  gelegt  und  u 
Bord  des  abgehenden  Dampfers  gebracht  zu  werden;  dagegen  werte 
die  neuen  Dampfer  in  Torre  laden  nnd  ira  Hafen  von  Neapel  tblad«; 
umgekehrt,  die  fremde  und  einheimische  Waare,  welche  per  Dtmpfr 
ankommt,  gebt  direkt  auf  das  Schiff  nach  Torre  (vermittelst  beret 
gehaltener  Barken)  und  am  Quai  in  Torre  steht  die  Bahn  o-deT  di; 
Karre  zur  Weiterbeförderung  bereit. 

Daß  dadurch  Geld  und  Zeit  gespart  wird,  ist  klar  und  am  di- 
Zabl  der  Schiffe  zu  vermehren,  meldet  sich  schon  italienisch«  Kapüzl 
welches  vor  Kurzem  noch  nicht  einen  Pfennig  geben  wollte. 

Wie  mir  der  Direktor  der  „Societa  dei  vaporetti*  mHthei!t 
ist  bereits  ein  zweiter  Dampfer,  der  „Vorwärts“  unterwegs.  Dä 
Schiffe  sind  auf  der  Werft  der  Herren  Gebr.  Howaldt  in  Kiel 
gebaut  nnd  machen  nach  den  erhaltenen  Mittheilungen,  wie  nach 
dem  was  ich  selbst  konstatirt,  den  Erbauern  alle  Ehre.  Die  „Egiih* 
ist  von  eleganter  Bauart,  nimmt  anßer  200  Passagieren  a 
50  Tonnen  Waare  auf  und  verbraucht  für  ihre  Maschine,  was 
wesentlich  ist,  nur  wenig  Kohlen.  Da  anch  die  dentsche  Flagg« 
beibebalten  wird,  so  ist  dieses  eine  lebende,  wenn  ich  mich  w so* 
drücken  darf,  und  beständige  „Reklame“  für  deutsche  Industr- 
iell darf  meinen  Bericht  nicht  scbliefsen,  ohne  das  Verdienst  dtr 
„Deutscheu  Exportbank“  bei  diesem  Unternehmen  zu  erwähnt 
welche  dasselbe  inszenirt  nnd  der  Gesellschaft  bei  Beschaffung  der 
Schiffe  mit  Rath  und  Tbat  beigestanden  bat 

Jahresbericht  des  britischen  Generalpostmeister».  Der  soeben  er- 
schienene und  im  „Chamber  of  Commerce  Journal*  ab  gedruckte  53.  Berrrfc 
de«  Generalpoatmeisters  ober  die  Th&tigkeit  der  grofebriuonischen  Pos*  « 
Verwftltung»j*hre  1886/87  sengt  abermals  von  den  Fortschritten  de*  «c- 
lisebeu  Postweseu  und  der  stetigen  Zunahme  de«  Verkehre«. 


1«*7. 


833 

EXPORT,  Organ  da«  Ceotrabcretna  für  Handelageographic  ote. 


Nr.  43. 


Besondere  Aufmerksamkeit  widmete  die  Regierung  im  »(»gelaufenen 
Jabrs  der  Errichtung  ton  neuen  Gebäuden  und  der  Vorbereitung  neuer  Poet- 
verträge mit  den  Dampfergeeellscbaften,  da  die  in  Kraft  befindlichen  Kon- 
trakte im  Jahre  1888  erloschen. 

Wes  die  Statistik  anlangt,  so  springt  besonders  die  außerordentlicbo 
Zunahme  der  englischen  Korrespondent  in  die  Augen,  wie  aus  nachfol- 
genden Ziffern  hervorgeht-  Die  Anzahl  der  beförderten  Briefe  bat  sieb  um 
4 O'o,  die  der  Postkarten  um  5,i,  die  der  Bücher  und  Zirkulare  um  7«,  jene 
der  Zeitungen  um  2,4,  endlieh  die  der  Packeto  um  24^°/o  gehoben.  Es  ent- 
fielen auf  jeden  Kopf  der  Bevölkerung  40  Briefe,  5 Postkarten,  10  Zirkulare, 
4 Zeitungen  und  9 Packete. 

In  366  Orten  wurden  neue  Postimter  eröffnet,  764  neue  Briefsamracl- 
kästen  wurden  aufgcsidlt,  so  dafs  die  Gesammtzahi  der  Briefaammelk&sten 
35  380  beträgt,  wovon  17  191  bei  den  Postämtern  angebracht  sind. 

Im  Postpacketverkehre  war  die  Ermäßigung  den  Porto*,  die  Erhöhung 
der  Gewichtsgrenze,  endlich  die  seit  I.  Mai  1886  emgefülxte  Versicherung 
von  besonders  förderndem  Einflüsse.  Der  Postpacketverkehr  wurde  anf  mehr 
als  55  Kolonien  und  fremde  Länder  ausgedehnt,  darunter  Honduras,  Kanada, 
Italien,  Luxemburg,  Neu-Fundland,  Smyrna,  Tasmania,  Zanzibar  und  West- 
Australien,  und  auch  mit  Frankreich  wurde  eine  Paeketkonventiori  ab- 
geschlossen. 

Die  Postsparkasse,  welche  am  16.  September  1861  ihre  Thätigkeit  be- 
gann, vollendete  im  September  dieses  J all  res  das  ernte  Vierioljabrbunderf 
ihres  Bestandes.  Am  31.  Dezember  1386  betrugen  die  Spareinlagen 
50  874  338  £,  um  3 176  500  £ mehr  als  im  Vorjahre.  Der  Saldo  an  Staats- 
papieren im  Besitze  von  35  305  Einlegern,  betrug  zu  Ende  des  Jahres 
2 896  941  £,  d.  b.  um  444  689  £ mehr  als  im  Vorjahre. 

Die  Einzahlungen  betrugen  6 474  484  Nummern  mit  15  696  852  £ gegen 
6 474  484  Nummern  mit  15  034  694  £ im  Vorjahre;  die  Entnahmen  betrugen 
2 390  655  Nummern  mit  13  689  943  £ gegen  2 280  062  Nummern  mit 
13  202  742  £ pro  1885.  Die  den  Einlegern  gutgeschriebenen  Zinsen  betrugen 
1 169  590  £,  d.  b.  um  77  478  £ mehr  als  1835. 

Die  mit  1.  September  1886  eingefübrtc  Änderung  der  Postanweisungs- 
gebühren  erwies  sich  als  sehr  ersprießlich,  denn  statt  der  alljährig  zu  kon- 
Riatiren  gewesenen  Abnahme  des  inländischen  PoatanweisungsTerkeUre»  ist 
diesmal  eine  Zunahme  um  287  368  £ zu  verzeichnen. 

Auch  der  Verkehr,  in  Postalordera  •)  hebt  sieb  stetig.  Der  auf  diese 
Weise  beförderte  Geldwert!)  belief  sich  auf  12  959  OOO  £ oder  um  2 169  000  £ 
mehr  ala  ira  Jahre  1835/86  (nandelsmuscum). 


Asien. 

Eine  Reise  durch  die  Mandschurei. 

Von  H.  E.  AI.  James  in  Bombay. 

(FortMtsaag.) 

Dem  Nordende  des  Sees  entspringt  ein  schmaler  Strom,  der  Erb-tao- 
chiaog  oder  »zweite  Flufs",  der  östliche  Arm  des  Sungari,  dessen  Vereini- 
gung mit  dem  Hauptstrom  wir  einige  Wochen  später  aufsuchten.  Die  Quelle 
des  Yalu  soll  eh.  10,  die  desTumöa  30  Meilen  entfernt  sein;  doch  konnten 
wir  sie  nicht  aufsuchen,  da  unsere  Vorr&the  zu  Ende  gingen.  Ohne  Mr. 
Fulford’s  Geschicklichkeit  im  Schießen  von  Rebhühnern  würden  wir  nur 
»ehr  wenig  zu  essen  gehabt  haben.  Wenn  wir  ihn  einen  Behufs  abfeuem 
hörten,  fragten  wir  uns  immer,  ob  er  wohl  ein  junges  oder  ein  altes  Reb- 
huhn getroffen  habe,  wobei  wir  die  stille  Hoffnung  hegten,  dafs  es  ein  altes 
sein  möchte,  da  die  alten  Tbiere  weit  mehr  Fleisch  als  die  jungen  hatten. 
Übrigens  pflegten  die  Vögel,  wenn  sie  gescheucht  waren,  auf  die  Bäume  zu 
fliegen,  und  bedurfte  es  schon  eines  sehr  scharfen  Auges,  um  sie  in  den 
Zweigen  zu  unterscheiden. 

Die  Reise  nach  dem  Pai-sban  würde  uns  völlig  befriedigt  haben,  wären 
wir  nicht  von  einer  Plage,  die  auch  von  früheren  Reisenden  erwähnt  wird, 
heimgesuebt  worden,  von  Mosquiten  und  Bremsen.  Das  Insektenelend  spielt 
bei  den  Reisenden  bekanntlich  eine  Hauptrolle  und  ist  so  gewöhnlich,  dafs 
e«  oft  kaam  ein  Mitgefühl  erweckt;  und  doch,  wenn  es  eine  Zeit  giebt,  wo 
da«  Leben  nicht  wertb  erscheint  gelebt  zu  sein,  so  ist  dies  der  Sommer  in 
den  Wäldern  der  Mandschurei.  Die  Mücken  sind  Nachts  und  am  frühen 
Morgen  am  schlimmsten,  doch  auch  Tags  ist  man  nicht  sicher  vor  ihnen. 
Ganze  Wolken  derselben  verdunkeln  oft  die  Luft,  und  sie  stechen  wahrhaft 
teuflisch.  Mault  hie  re  und  Rindvieh  werden  Abends  an  der  Leeseite  eines  ! 
Feuers  festgehanden , damit  der  Rauch  sie  beschütze*  und  die  Tburen  und  | 
Fenster  der  Wohnhäuser  pflegt  man  irot*  der  erstickenden  Sommerhitze  bei 
Sonnenuntergang  fest  tu  verschließen,  um  da*  Eindringen  der  Mosquiten  zu  | 
verhindern.  Häufig  muß  dann  noch  ein  Feuer  anf  dem  Boden  angezündet 
werden,  sm  dos  Hau*  mit  Rauch  zu  füllen,  und  wenn  das  letztere  dann  noch 
voller  Chinesen  ist,  so  kann  die  Atmosphäre  am  frühen  Morgen  leichter  ge- 
dacht als  beschrieben  werden.  Die  Pflüger  tragen  eiserne  Reifen  auf  dem 
Kopf,  an  welchen  Stücke  brennenden  Zunders  befestigt  sind,  und  mit  bren- 
nendem Zander  suchen  sie  auch  ihre  Hände  zu  schützen.  Glücklicherweise 
hatten  wir  ans  mit  grünen  Gazeschleiern  versehen,  die  uns  sowohl  Nachts 
als  während  des  Marsche«  in  den  Morgenstunden  unschätzbare  Dienste  leisteten, 
und  bai  den  Mahlzeiten  hüllten  wir  uns  hi  eine  Rauchwolke  ein.  Die 
Bremsen  waren  weniger  uns,  ala  den  Tbieren  verderblich,  und  zwar  wählten 
sie  stets  di*  krankoo  und  ermüdeten  für  ihre  Angriffe  aus.  Sie  erschienen 
nicht  vor  7 bis  8 Uhr  Morgens  und  verschwanden  bei  Sonnenuntergang, 
sodafs  man  bei  einem  Marsch  vor  Tagesanbruch  von  ihnen  unbehelligt  blieb. 
Von  diesen  Insekten,  von  welchen  einig«  die  Größe  eines  Hirschkäfers  zu 
haben  schienen,  gab  es  mehrere  Arten,  darunter  eine  gelb  nnd  schwarz  ge- 

r?  Die  Postalorder  unterscheidet  sich  von  der  Moneyorder  dadurch,  dafs 
sie  einen  bestimmten  Werthbetrag  im  ßlanquett  vorgedruckt  hat.  A.  d.  K. 


streifte,  ähnlich  einer  Riesenwesp«,  die  mH  unfafsbarer  Geschwindigkeit  di« 

Haut  der  Manlthiere  durchstach.  Ehe  man  solchem  armen  von  ihr  ange- 
griffenen Thier  zn  Hilfe  kommen  konnte,  war  es  bereits  mit  Blut  überströmt. 
Glücklicherweise  kann  man  di«  Bremsen  leicht  todten,  wenn  sie  einmal  auf 
dem  Thier«  sitzen,  und  ich  erinner«  mich,  mit  Mr.  Fulfort  ihrer  viele  Hun- 
derte anf  einer  bereits  mehrmals  gestürzten  und  ganz  erschöpften  Mula  todt- 
geschlagen  und  damit  das  Leben  jenes  armen  Thieret  gerettet  zu  haben. 

Wir  bitten  uns  vorgenommen,  in  den  Bergen  zu  jagen;  aber  Jagen 
und  Reisen  verträgt  sich  nicht  miteinander.  Tigerspuren  gab  es  freilich  ge- 
nug, aber  die  Dschungeln  waren  zu  dicht,  nm  ihnen  folgen  zn  können.  Die 
dortigen  Jäger  pflegen  die  Tiger  in  Fallen  zu  fangen;  manche  von  ihnen 
erweisen  ihnen  aher  gleich  den  Indiern  religiöse  Verehrung  nnd  wollen  sie 
nicht  behelligt  wissen.  Interessant  waren  uns  die  Vorbereitungen  zum  Zobel- 
fang, welche  wir  überall  antrafen.  Wenn  der  Schnee  den  Boden  bedeckt, 
liebt  es  der  Zobel,  auf  den  uragestürzten  Stimmen  abgestorbener  Blume  entlang 
tu  gehen,  um  sich  die  Füße  trocken  zu  halten-  Darum  schlagen  die  Jäger  auf 
jeder  Seite  dieser  Stimme  in  einer  Entfernung  von  mehreren  Zollen  von  ein- 
ander scharfe  Pflöcke  ein,  sodafs  ein  schmaler  Weg  für  den  Zobel  bleibt  Io 
der  Milte  wird  dann  eine  Falle  aufgestellt,  in  welcher  das  eintretende  Thier 
durch  ein  herabfallendes  Holt  zerquetscht  wird.  Die  Hirsche  werden  in  ver- 
borgenen Gruben  von  16  bis  18  Faß  Tiefe  gefangen;  doch  richten  die 
schwarzen  Bären,  dieselbe  Art,  die  auch  in  Kaschmir  vorkommt,  unter  den 
gefangenen  Tbieren  großen  Schaden  an.  Wir  trafen  einen  derselben,  der 
gerade  die  Reste  eines  prachtvollen  Zehnenders  aufzehrte. 

(Der  Verfasser  schaltet  hier  einen  Bericht  äb«r  den  Pai-shan  nach  dem 
Du  Halde'schen  Werke  ein,  von  dem  aber  fraglich  bleibt,  ob  er  von  eioem 
Augenzeugen  geschrieben  worden,  weswegen  wir  ihn  auch  nicht  übertragen; 
erwähnt  sei  nur.  daß  den  Patres  Regis,  Jartoux  und  Pride lli*  welche 
die  Mandschurei  im  Jahre  1709  im  Aufträge  des  Kaisers  von  China  bereisten, 
die  Ehre  gebührt,  zuerst  über  die  Existenz  des  Kratersees  nach  Europa  be- 
richtet tu  haben  Der  Übersetzer.) 

Wir  kehrten  zum  Tang  Ho  Kou,  dem  Zusammenfluß  de»  Tang  mit  dem 
Sungari  und  dem  Hauptort  der  Gilde,  auf  demselben  Wege,  den  wir  gekom- 
men, zurück,  und  zwar  ohne  ein  andere«  Abenteuer  erlebt  zn  haben,  als  daß 
wir  eines  Morgens  beim  Erwachen  in  einer  verlassenen  koreanischen  Hütte 
den  Kopf  einer  Schlange  unter  der  Matte,  auf  der  wir  gelegen,  bervorschauen 
sahen.  Bei  näherer  Untersuchung  entdeckten  wir  drei  große  braune  Nattern, 
träge  Thiere,  die  keinen  Versuch  machten  zu  entkommen,  sodaß  wir  sie 
leicht  tödten  konnten.  Wir  konstatirten  bei  allen  das  Vorhandensein  vou 
Giftzähnen  nnd  waren  froh,  nicht  während  der  Nacht  gebisson  worden  zu  sein. 

Es  regnete  jetzt  fast  täglich,  und  die  Flüsse  hatten  hohes  Wasser.  Der 
Vizepräsident  der  Gilde,  Mr.  Yen,  sayte  uns,  dafs  es  unmöglich  sei,  das 
Thal  des  Turnen  zu  erreichen ; doch  wurden  wir  unser  Vorhaben,  dorthin  zu 
gehen,  dennoch  ausgeführt  haben,  wenn  uns  nur  die  Möglichkeit  gegeben 
gewesen  wäre,  uns  gut  zu  verproviantiren.  Das  war  aber  nicht  der  Fall,  denn 
die  Gilde  war  selbst  schlecht  versorgt  und  konnte  nichts  abgebet),  so  dafs  also 
für  uns  die  Gefahr  nabe  lag,  zwischen  zwei  Flüssen  eingeschloasen  verhungern 
zu  müssen.  Wir  nahmen  daher  den  Vorschlag  des  Mr.  Yen,  uns  durch  die 
Berge  nach  Kirin  führen  zu  wollen,  an.  Der  Weg  war  freilich  schwer  zu 
finden  und  tu  verfolgen,  aber  Mr.  Yen  bewährte  sieh  als  guter  Führer.  Wir 
durchschritten,  wie  zuvor,  eine  scheinbar  endlose  Kett»  bewaldeter  Berge 
und  sumpfiger  Thftler  nnd  trafen  von  Zeit  zn  Zeit  auf  Ansiedelungen.  Na- 
mentlich ein,  nicht  fern  von  unserem  Ausgangspunkt  gelegenes  und  Sung 
Ho  genanntes  Thal  war  mehrere  Meilen  weit  mit  Hirse  nnd  Mais  von  kräfti- 
gerem Wuchs«,  als  ich  ihn  je  gesehn,  bestanden;  aber  solche  Stellen  waren 
auch  Oasen  ln  der  Wüste.  Drei  Ström»  konnten  nur  in  Kähnen  (dug-outs) 
überschritten  werden,  deren  Eigentümer  exorbitante  Preise  für  das  Über- 
setzen verlangten.  Cm  solcher  Ausplünderung  zu  entgehen,  machten  wir  in 
einem  Falle  «inen  weiten  und  schwierigen  Umweg  über  einen  Bergrücken, 
der  uns  die  letzte,  wahrhaft  bezaubernd«  Aussicht  auf  die  in  einer  Entfernung 
von  60  bis  70  Meilen  am  Horizont  erglänzenden  Spitzen  des  Pai-sban  ge- 
währte. Ein  anderes  Mal  hatten  wir  eine  hübsch«  Summe  mit  den  Leuten 
für  das  f! benetzen  vereinbart;  aber  als  unser  Gepäck  expedirt  war,  ver- 
suchten sie  uns  zurückzu halten  und  drohten,  unsere  Sachen  zurückzusebicken, 
wenn  wir  nicht  mehr  gäben.  Sie  wurden  freilich  bald  gewahr,  dafs  wir  nicht 
mit  uns  spaßen  ließen  und  wir  kamen  weiter,  ohne  ferner  von  ihnen  be- 
lästigt tu  werden. 

Nach  achttägiger  Reise  kamen  wir  in  die  Nähe  der  Vereinigung  des 
Ebr-tao-Chiang  mit  dem  Hauptarm  dea  Sungari  an  einen  Ort,  der  Yu  si 
no  Kou-tzü  genannt  wird.  Dort  ist  der  Sungari  ein  imposanter  Strom  von 
300  Yards  Breite  mit  großartiger  Szenerie,  da  ihm  der  Erh-tao  Chiang  durch 
eine  enge  Schlucht  zwischen  steilen  mit  Wald  gekrönten  Felswänden  rauschend 
Euftießt  Ein  800  Fuß  hoher  Felsen  bängt  dräuend  über  den  vereinigten 
Gewässern.  Der  Erh-tao-Cbiang  ist  zwar  auf  den  Karten  als  der  mächtigere 
Strom  bezeichnet;  er  ist  aber  tbataäcbiieh,  wie  auch  sein  Name  besagt,  der 
zweite,  da  er,  wenn  auch  tief,  doch  nicht  viel  mehr  als  halb  so  breit  als 
»ein  Gefährte  ist.  Den  Sungari  stromabwärts  giebt  es  ausgedehnte  Gold- 
wäschereien und  wurde  uns  hedeutet,  auf  unsere  Büchsen  Acht  zu  haben, 
da  jenes  Gebiet  außerhalb  der  Jurisdiktion  und  des  Schutzes  sowohl  der 
Mandarinen  als  der  Gilde  liegt,  und  sich  dort  mehr  als  300  Verbrecher  oder 
Geächtete  aulhalten.  Wir  brachten  ein«  Nacht  ganz  ln  der  Nähe  derselben 
to,  wurden  aber  in  keiner  Weise  von  ihnen  behelligt. 

Endlich  überschritten  wir  den  Hwa-pi  Ho,  oder  den  Khuifastrom,  wie 
er  auf  den  Karten  geuannt  wird,  einen  der  schönsten  Nebenflüsse  des  Sun- 
gari, and  von  dort  an  ward  der  Weg  vertiältoißmäßig  bequem.  Das  Laad 
war  angebaut,  und  die  Straßen  waren  sogar  für  Fuhrvorkehr  breit  genug. 

Hinter  uns  lag  das  ewige  Dunkel  der  Wälder,  verstummt  war  der  Klang 
der  Äxte,  der  uns  bisher  begleitet  hatte;  doch  ein  untrügliches  Zeichen  be- 
lehrte uns  bald,  dafs  wir  nuo  völlig  außerhalb  des  Schutzes  der  Gilde  waren. 

Alle  großen  Läden  batten  hohe  Mauern  und  kleine  Befestigungen  tum  Schutz« 

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Nr.  48.  EXPORT,  Organ  de»  Centralrerein»  für  Haodelsgeographie  etc.  18*1 


gegen  die  Räuber,  die  namentlich  gerne  am  Passe  ton  Chiog-ling,  den  vir  1 
überschritten,  ihr  Unwesen  trieben.  Eitrige  Zeit  zuvor  waren  dort  drei  mit 
Werthsachen,  Opium,  Hirschhörnern  und  anderen  Produkten  beladene 
Wagen  am  hellen  lichten  Tage  ausgeplündert  und  neun  mit  deren  Bewachung 
betraute  Personen  ermordet  worden.  — (Der  Verfasser  berichtet  nun  über 
die  von  ihm  und  seinen  ReUcgenossen  angelegten  Herbarien  und  tbeilt  die 
darauf  bezüglichen  wissenschaftlichen  Gutachten  des  Direktors  des  könig- 
lichen botanischen  Gartens  und  des  Dr.  Bowdier  Sharpe  vom  Britischen 
Museum  mit.  Wir  dürfen  wohl  im  Interesse  unserer  Laser  auf  die  Wieder- 
gabe dieser  Gutachten  verzichten  und  wollen  nur  erwähnen,  dafs  die  Samm- 
lungen nur  sechs  absolute  Neuigkeiten  enthielten.  Der  Übersetzer). 

Eine  Reise  ton  7 Tagen  brachte  uns  vom  ilwa-pi  Ho  nach  Kirin.  Eh 
ist  dies  jedenfalls  die  schmutzigste  Stadt  Chinas,  was  viel  sagen  will,  and 
wurden  wir  in  Folge  von  Regeuwetter  drei  Wochen  in  dem  schäbigsten 
Wirthshause  des  Ortes  aufgehalten.  Unsere  Stube  war  an  der  einen  Seite 
eines  grofsen  Vierecks  gelegen,  welches  während  unseres  Aufenthaltes  einen  j 
wahren  See  von  Schmutz  und  Unrath  bildete,  da  eine  g/ofse  offene  Rinne 
mitten  hindurch  führte. 

Die  Loge  der  Stadt  ist  sonst  schön.  Der  Sungari  umfliefst  sie  in  einem 
rier  Meilen  langen  Bogen,  der  erst  tob  West  nach  Ost  und  später  nach 
Norden  gerichtet  ist.  Ihre  Einwohnerzahl  dürfte  sich  auf  75-  his  KXHjüO 
belaufen,  und  erstreckt  sich  etwa  zwei  Meilen  lingH  des  Flusses  und  zwar 
so  dicht  an  seinem  Ufer,  dafs  die  am  Wasser  gelegen#  StraTse  auf  Pfahlwerk  I 
bat  erbaut  werden  müssen,  das  freilich  an  manchen  Stellen  recht  morsch 
und  unsicher  ist  Ein  Kranz  von  niedrigen,  jenseits  ihres  Westendes  sich 
erbebenden  Bergen  umschlierst  sie  theilweise,  sodafs  sie  mit  dem  Flufs  im 
Vordergründe  und  dem  aufsteigenden  Terrain  im  Hintergründe  leicht  iu  eine 
Festung  umgewatidelt  werden  könnte.  Das  einzig  Interessante  in  ihrem 
Innern  ist  das  Arsenal,  welches  kürzlich  unter  der  Leitung  eines  Chinesen, 
Namens  Sung,  der  seine  Ausbildung  bei  den  Ausländern  in  dcu  Arsenalen 
von  Tientsin  und  Shanghai  erhalten,  eingerichtet  worden.  Derselbe  war  uns  j 
gegenüber  aufserordeottich  höflich  und  zuvorkommend  und  zeigt«  uns  nicht  1 
nur  das  ganze  Arsenal,  sondern  lud  uns  auch  zweimal  zu  Tische,  wobei  er 
uns  wahrhaft  fürstlich  bewirthete.  Es  war  iufserst  interessant,  ein  so  grof«es 
KtabliBscineiit  voll  fremder  Kriegswerkzeuge  theils  deutschen,  tbeils  eng- 
lischen Ursprung»  zu  »eben,  mit  Kesseln,  Dampfmaschinen  und  Dampf- 
hämmern, gerade  so,  wie  man  sie  in  den  Arsenalen  von  Woolwich  und  Eil- 
wick  zu  sehen  bekommt,  alle  von  Chinesen  ohne  irgend  welche  fremde  Hilfe 
aufgestellt  und  bedient.  Das  dürfte  manchen  Europäern,  die  sich  einbilden, 
dnfs  die  westlichen  Nationen  ein  Monopol  auf  mechanische  und  administrative 
Geschicklichkeit  hätten,  die  Augen  öffnen.  Auch  die  Urtheile  der  Chinesen 
über  englische  Maschinenarbeit  im  Vergleich  zur  deutschen  sind  sehr  be- 
merken» «ertli.  Sie  sind  nämlich  der  Ansicht,  dafs  die  Deutschen  schneller 
und  die  leichteren  Stücke  besser  arbeiten,  als  wir,  aber  die  englische  Arbeit 
gilt  ihnen  für  solider  und  zuverlässiger,  was  die  Akkurates.'«  anbelangt 
Unter  andern  Merkwürdigkeiten  zeigt«  uns  Mr.  Sung  eine  Maschinen büebs« 
(machine  gun),  die  von  seinem  Vorgänger  erfunden  oder  vielmehr  einem 
europäischen  Modell  nachgebildet  worden.  Sie  war  ao  leicht  dafs  zwei  Männer 
sic  nebst  dem  Dreifufs,  auf  dem  sie  ruhte,  ohne  Schwierigkeit  transporliren 
konnten.  Wir  sahen  sie  auch  in  Thätigkeit  und  bemerkten,  dafs  sie  bequem 
acht  Schüsse  in  der  Minute  abgeben  konnte,  ohne  irgend  welcher  Reinigung 
zu  bedürfen.  An  der  dein  Arsenal  gegenüberliegenden  Seite  des  Flusaeo 
liegt  eine  Pulverfabrik , in  welcher  Sclriebpulver  nach  dem  erprobtesten 
System  hergestelll  wird.  Die  Thatsache,  dafs  eine  der  ersten  Anwendungen, 
welche  die  Chinesen  von  den  ihnen  durch  die  Fremden  gebrachten  mecha- 
nischen Kenntnisse  machen,  die  Herstellung  von  Apparaten  zur  Vernichtung 
ihrer  Mitmenschen  ist,  dürfte  wohl  zum  Nachdenken  herausfordern. 

(PortMtzuog  folgt) 

Süd-  Amerika. 

Der  Sturm  vom  II.  bis  13.  Juli  d.J.  an  der  abdostamerikanischen 
Küste.  (Originalbericbt.)  Vom  11.  bis  zum  13.  Juli  wüthete 
an  der  Ostküste  des  gemflfsigten  Theiles  von  Südamerika,  insbe- 
sondere an  den  Küsten  von  Rio  Grande  do  Sul  und  Uruguay  eia 
Sturm  aus  WSW.  von  so  fürchterlicher  Gewalt  und  so  verheeren- 
der Wirkung,  wie  deren  dieser  Theil  des  atlantischen  Ozeane» 
glücklicher  Weise  nur  selten  zu  verzeichnen  hat.  An  der  Küste 
vod  Rio  Grande  scheiterten  drei  Dampfer,  zwei  andere  gingen 
in  der  Nähe  der  La  Plata-Mündung  zu  Grunde.  Die  Zahl  der 
Segelschiffe,  welche  verloren  gingen,  ist  noch  nicht  völlig  zu  über- 
sehen, es  sollen  gegen  17  sein,  aufserd  em  hegte  man  noch  Besorg- 
nis über  das  Schicksal  zweier  grofser  Dampfer,  darunter  eines 
deutschen,  welche  in  Bnenos  Ayres  vergebens  erwartet  worden. 

Die  Tagesblfitter  von  Rio  Grande  und  Pelotas  beschäftigten 
sich  seit  Wochen  kaum  mit  anderem  als  diesen  Unglücksffillen, 
und  da  sogar  in  Rio  de  Janeiro  die  Angelegenheit  anhaltend  in 
der  Presse,  im  Parlamente,  in  Volksversammlungen  usw.  diskulirt 
wird,  und  diese  Scbiffbrücbe  in  Bezug  auf  ihre  Ursachen,  ihren 
Verlauf  usw.  in  der  Tbat  interessante  Streiflichter  auf  die  hiesigen 
Schifffahrtsverhftltnisse  werfen,  so  dürfte  es  wohl  angebracht  sein, 
hier  ein  kurzes  Bild  dessen,  was  geschehen,  zu  entwerfen. 

Von  den  beiden  grofsen,  an  der  hiesigen  öden  Sandküste  ver- 
unglückten Dampfern  ist  der  eine  der  „Cavour“,  der  englischen 
Linie  Lampert  und  Holt  gehörig.  Dieser  lediglich  zum  Trans- 
porte von  Fracht  bestimmte  Steamer  lief,  als  er  gegen  die  Gewalt 
des  empörten  Elementes  vergeblich  ankfimpfend,  sich  verloren 


sah,  mit  solcher  Kraft  gegen  die  Küste  an,  dafs  das  Schi! 
wieder  geborgen  werden  kann  und  es  der  Mannschaft  leid: 
wurde,  sich  und  bald  darauf  auch  die  Ladung  zu  retten.  U 
dieser  Zeit  war  die  Küste  sehr  belebt,  indem  die  Bewohne 
der  Gegend  weithin  dieselbe  durchstreiften,  um  auf  ane- 
schwemmte  Güter  aller  Art  zu  fahnden,  an  deneo  es  in  Folg* 
der  zahlreichen  Scbiffbrücbe  nicht  fehlt.  Dieses  Gesindel  vcr*t;ts 
sich  in  seiner  Frechheit  so  weit,  die  an  der  Küste  geborg  a- 
Waareo  des  „Cavour*  rauben  zu  wollen,  und  nur  die  energitd 
Verteidigung  des  Kapitäns  und  seiner  Mannschaft  vermochte  diex< 
Schicksal  abzuwenden.  Es  ist  mir  danach  völlig  glaubhaft. 
mir  oft  versichert  wurde,  dafs  nämlich  früher  einmal  am  Albar»!** 
dem  sandigen  schmalen  Küstenstreifen  zwischen  dem  Ozean  u *d 
der  Lagoa  rnirim  die  Mannschaft  eines  gescheiterten  Segelschiff* 
von  den  nach  der  Ladung  lüsternen  Strandräubern  uiedergeou 
worden  ist  Jene  Leute  sollen  dieses  schändliche  Gewerbe  geschärt» 
rnäfsig  betrieben  haben,  indem  sie  falsche  Leuchtfeuer  an  gefihr 
lieben  Orten  der  Küste  errichteten.  Es  erinnert  mich  das  an  m 
Manöver,  welches  in  früherer  Zeit  in  der  Kolonie  Mundo  »ovo  d* 
Kolonisten  der  an  die  Serrastrafse  grenzenden  Pikude  St  Reut 
öfters  mit  bestem  Erfolge  ausföhrten.  Sie  batten  ein  gTofses  W* 
pennest  an  einem  über  die  Strafse  hängenden  Zweige  dnreb  lii 
nen  mit  ihrem  Schlupfwinkel  so  in  Verbindung  gebracht,  dafs  t* 
durch  häufiges  Zerren  die  Wespen  erbittern  und  zum  Ausseh« ir 
meo  bringen  konnten.  Tbaten  sie  die«,  während  eine  Viehhetrd' 
darunter  hinzog,  ao  kam  diese  rasch  in  Auflösung  und  nach  aik 
Richtungen  zerstreute  sieb  das  gepeinigte  Vieh  in  die  dichten  Wal- 
dungen, wo  ein  grofser  Theil  nicht  mehr  aufgetriebec  wurde  oti 
so  den  Bewohnern  zur  Beate  fiel,  bis  die  Viehtreiber  den  frone« 
Bauern,  welche  diese  Wegelagereien  mit  ihrem  ultramonUD»! 
Übereifer  recht  gnt  vereinbar  fanden,  hinter  ihre  Schliche  kann 
Es  ist  mir  nicht  bekannt,  ob  oder  welche  Bestimmungen  i ? 
brasilianische  Gesetzgebung  hinsichtlich  eines  etwaigen  Straudrech:* 
vorgesehen  hat  (vielleicht  kann  diese  Lücke  von  anderer  Seite  a» 
gefüllt  werden),  jedenfalls  aber  ist  ein  Uofag,  wie  er  anläßlich  di«** 
Sturmes  an  der  Küste  dieser  Provinz  statthafte,  auch  Seiten*  i* r 
Behörden  Dicht  zu  dulden,  weshalb  /denn  auch  alsbald  eine  Ac- 
theilung Soldaten  an  die  Küste  von  Rio  Grande  ausgesandt  wurde 
Während  bei  dem  Schiffbruche  des  „Cavonr*  kein  Meoichrn* 
leben  verloren  ging,  ist  das  Schicksal  des  zweiten  aa  der  Karle 
verunglückten  Dampfers,  de«  „Rio  Apa“,  ein  erschütterndes.  Der- 
selbe ist  mit  Mann  und  Maus  untergegangeu.  Der  „Rio  ApV*  ist 
ein  Schiff  der  brasilianischen  National-Linie.  Derselbe  war  in  dr? 
Fahrt  auf  dem  La  lMata  bis  Mattogrosso  thätig  und  dicht  seetichtif. 

[ Es  ist  daher  der  „Companhia  oacional*  ein  grofser  Vorwurf  dann* 

| zu  machen,  dafs  sie  diesen  nur  ft  Palmen  (ä  0,23  m)  tief 
gehenden  Flnfs-Dampfer  wie  schon  früher  zu  wiederholten  Malis 
ho  auch  jetzt  wieder  in  der  Fahrt  von  Montevideo  nach  Rio  d? 
Janeiro  verwendete.  Zwei  angesehene  deutsche  Kauf  leute  voa  Bit- 
Grande,  Herr  Luchsinger  und  der  deutsche  Konsul  Herr  Lonii 
Fraeb,  welche  die  Absicht  hatten,  ihre  Rückreise  von  Europa  au 
mit  dem  , Rio  Apa“  fortznsetzen,  wurden  telegraphisch  von  ihm 
Freunden  in  Rio  Grande  ersucht,  nicht  mit  diesem  Dampfer  k 
fahren,  da  er  nicht  seetüchtig  sei;  sie  danken  ea  diesem  Rath«,  dtf» 
sie  noch  unter  den  Lebenden  weilen.  Es  ist  also  klar,  dal»  dieKaliotri- 
linie  mit  der  Verwendung  dieses  Dampfers  in  der  Knstenfabrt  «i 
schweres  Unrecht  beging.  Sie  hat  den  Tod  von  mehr  als  lSOMeascbo- 
lebeu  verschuldet  und  aofserdem  den  totalen  Verlust  des  zu  280  Kail* 
angesebriebenen  und  nicht  versicherten  Dampfers  sich  zu  zuschrei  ■ - 
Der  „Rio  Apa“  kam  am  XI.  Juli  vor  der  Barre  von  Rio  Grand* 
an,  konnte  aber  der  unruhigen  See  halber  sowie  des  dichten  NeW« 
wegen  nicht  einlaufen.  Als  in  der  Nacht  vom  1).  auf  den  12. 
Sturm  an  Heftigkeit  zuuahm,  ging  der  „Rio  Apa“  wieder  in  S«. 
ebenso  wie  ein  gleichfalls  vor  der  Barre  liegendes  Segelschiff,  wrlci* 
nach  8—10  Tagen  wieder  vor  der  Barre  resp.  in  Rio  Grande  «is* 
traf.  Vom  „Rio  Apa1*  aber  blieb  jede  Nachricht  ans.  Als  auch  Er 
kundlgungcn  io  Montevideo  und  St.  Katharina  fruchtlos  bliebe«, 
stiegen  die  Besorgnisse  immer  mehr,  zumal  auch  am  Strande  »id 
Schiffstrümmer  aotrieben.  Erst  nach  8—10  Tagen  erschienen  net 
Leichen,  welche  keinen  Zweifel  mehr  über  die  Katastrophe  liefscn 
Der  Dampfer  mufs  danach  auf  offener  See  von  den  Wogen  ver- 
schlungen worden  sein.  Unter  den  Leichen  befanden  sich  itottd* 
welche  noch  so  frisch  waren,  dafs  die  betreffenden,  mit  Rettung 
gürtein  versehenen  Personen,  offenbar  lange  Zeit  auf  dem  Ozew? 
umbergetrieben  sein  müssen,  ehe  sie  der  Kälte  and  dem  Haupt 
erlagen.  Viele  der  Leichen  waren  von  den  Fischen  angefre«*?i> 
und  zur  Unkenntlichkeit  entstellt  Ja  ein  Theil  derselben  hatte 
auch  Wunden  von  schneidenden  Waffen,  welche  darauf  Hinweisen, 
dafs  ein  Kampf,  vielleicht  um  Böte,  Rettungsgürtel  usw.  ataUfanJ 
Um  so  mehr  ist  man  über  die  Gleichgültigkeit  der  National- 


1887. 


Nr.  43 


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EXPORT,  Organ  des  Centralvereins  fflr  HandelBg&ograpble  etc. 


lioie  empört,  welche  viele  Tage  vergehen  liefe,  ehe  eie  endlich 
dem  Drängen  de»  Publikums  nach  gebend  einige  Versuche  machte, 
die  Küsten  absuchen*)  tu  lassen.  Der  tu  diesem  Zwecke  von 
Montevideo  aus  gesandte  Dampfer  „Rio  Jaguaraö“  scheiterte  an  der 
Küste  von  Uruguay,  wie  es  scheint  in  Folge  des  Nebels,  ln  Rio 
de  Janeiro  interpellirten  Silveira  Martins  und  Taunay  die  Re- 
gierung über  ihre  Stellungnahme  dieser  so  hoch  subventionirten 
Linie  gegenüber,  auch  wurde  ein  öffentliches  Meeting  in  dieser  An- 
gelegenheit abgebalten,  allein  es  scheint,  dsfs  die  einflußreichen 
Kapitalisten,  welche  der  Kompagnie  zur  Seite  stehen,  mehr  Einfluß 
auf  die  Regierung  haben  werden  als  die  öffentliche  Meinung.  Unter- 
drückte doch  die  Regierung  die  Interpellation  im  Parlamente. 

Die  Passagiere,  unter  denen  sich  nur  zwei  Einwanderer  be- 
fanden, bestanden  fast  ausschließlich  aus  Brasilianern,  unter  ihnen 
rin  Oberstlientenant  mit  »einer  Familie.  Von  Angehörigen  anderer 
Nationalitäten  finde  ich  erwähnt  den  österreichischen  Konsul  von 
Rio  de  Janeiro,  Namens  Janiczeak  und  einen  deutschen  Arzt,  Dr. 
üxeorg  Meyer,  welcher  eben  in  Rio  de  Janeiro  die  Staatsprüfung 
ibgelegt  hatte.  Vielleicht  hat  dieser  Mann  in  Berlin  sich  vor 
«einer  Abreise  nach  Südbrasilien  mit  dem  „Zentral verein  für  Han 
geograpbie  etc.“  in  Verbindung  gesetzt,  und  wohl  dort  Näheres 
iber  ihn  bekannt  sein.  Auch  der  zweit«  Maschinist  Carl 
\lbert  Schnizer  (?)  scheint  deutschen  Ursprunges  gewesen  zu 
fein.  Einem  von  ihnen  gehörte  wohl  eine  am  Strande  gefundene 
3botograpbie  „einer  jungen,  wie  es  scheint  deutschen  Dame  von 
«ympathi sehern  Äußeren  und  im  Alter  von  21 — 24  Jahren“.  Auf 
ler  Rückseite  der  Photographie  befanden  sich  die  Worte  Sophien- 
bad, Kiel,  nebst  dem  Namen  des  dortigen  Photographen. 

Unter  den  verunglückten  Segelschiffen  sehe  ich  nur  ein  deut- 
sches (Ne fort)  erwähnt.  Auch  in  der  Mündung  des  La  Plata  hat 
ler  Sturm  in  Folge  der  durch  die  Rückstauung  bedingten  Über- 
schwemmung großen  Schaden  ungerichtet. 

Die  Post  und  Ladung  des  „Cavour“,  welche  von  Liverpool  per 
Steamer  „Laplace“  kam,  ist  gerettet.  Um  die  Post  von  der  Küste 
>is  Rio  Grande  zu  befördern,  waren  erst  ca.  3—4  Wochen  lang 
Depeschen  und  Eingaben  zwischen  Postamt,  Präsidenten  Ministe- 
rium usw.  nöthig.  Etwas  schwerfälligeres  als  die  Verwaltung  der 
>ntsilianischen  Ministerien  und  ihrer  Organe  in  den  Provinzen, 
'.wischen  denen  beständig  Berge  von  Aktenpapier  zirkuliren,  ist  in 
ier  Tbat  kaum  erfindbar.  Oh  von  der  per  „Laplace“  angekommenen 
‘uropäiseben  Post  auch  ein  Tbeil  auf  den  „Rio  Apa“  verschifft  war, 
iahe  ich  aus  den  Zeitungen  nicht  ersehen  können. 

Meine  früher  geäufserte  Ansicht,  wie  wönschenswerth  es  für 
lie  zuverlässige  Verbindung  Südbrasiliens  mit  Deutschland  wäre, 
renn  eine  der  deutsch-brasilianischen  Linien  eine  eigene  Küsten- 
inie  ins  Leben  riefe,  erfährt  durch  die  eben  geschilderten  Um- 
tände  beim  Uulergange  des  „Rio  Apa“  eine  neue  Bestätigung, 
las  reisende  Publikum  aber  thäte  gut  daran,  zu  beachten,  daß  an 
er  brasilianischen  Küste  die  beiden  Wintcrmonate  Juli  und  August, 
isweilcn  auch  September,  mit  ihren  häufigen  Nebeln  nnd  den  oft 
heraus  heftigen  Pampeirostürmen  aus  W.  oder  SW.  die  gefährlichste 
.eisezeit  darstellen  and  daß  man  bei  der  Ankunft  in  Rio  wohl 
lut,  sich  Über  Werth  und  Leitung  des  zur  Weiterreise  zu  benutzen- 
cn  Dampfers  möglichst  gut  zu  unterrichten. 


Australien  und  Sildsee. 

Der  „New  Zealand  Harald“  vom  12.  September  d.  J.  meldet: 

„Am  7.  September  brachte  der  der  „Vereinigten  DampfergMelUchaft“ 
ibörigc  Dampfer  „Wainui“,  von  den  Fidji-lnscln  kommend,  die  Nachricht, 
iß  die  Deutschen  iu  Samo«  mit  starker  militärischer  Macht  gelandet  seien 
id  den  König  Ualietoa  und  dessen  Anhänger  in  du  Innere  der  Insel 
polu  vertrieben,  dagegen  Tamasese,  einen  aufrührerischen  Häuptling,  den 
I ehemals  unterstützt  batten,  zum  König  eingesetzt  hätten.  Als  Grund 
ervon  wird  angegeben,  dsfs  am  22.  März  1887  zwischen  einigem  Deutschen 
>d  einigen  Samoanern  von  der  Munizipalität  zu  Apia  sin  Streit  »tätige- 
nden habe,  ln  Folge  dieser  Störungen  stellten  dis  Deutschen  gewisse 
iforderungen  an  König  Maiietoa,  die  er  nicht  erfüllen  konnte  oder  wollte, 
iraufltin  wurde  deutscherseits  ein  Geschwader,  welches  Apia  am  18.  August 
reichte,  abgesebickt.  Am  Dienstag,  den  23.  August,  ließ  der  deutsche 
msu!  13000  $ von  König  Maiietoa  als  Entschädigung  für  den  den  Deut- 
»en  «»gefügten  Schoden  fordern.  Der  König  lief»  sagen,  daß  er  die  Bitte 
s Konsuls  nicht  sogleich  erfüllen  könne,  dafs  er  aber  seinen  Rath  zu- 
nmenberufen  wolle.  Hierauf  wurde  ihm  der  Krieg  erklärt.  Die  Deutschen 
idtftcn  700  Matrosen  und  Soldaten  sowie  sechs  Kanonen,  die  sie  dem  Re- 
irungsgcbsude  gegenüber  aufstellten.  Dann  plünderten  (?)  sie  dasselbe, 
knien  die  Schriften,  die  sie  fanden,  mit  hinweg.  Nachdem  diese#  geschehen 
r,  setzten  sie  Taros#«»«  zum  König  ein.  Maiietoa  und  seine  Anhänger, 
ge  fahr  1000  an  der  Zahl,  flohen  in  den  Wald.  Man  vermulbet,  daß  die 


*)  Die  Press«  machte  sich  lustig  über  die  Regierung,  welche,  um  auch 
rs«  zu  tbun,  das  Kriegsschiff  „Aliniraate  Baroso*  gerade  18  Tage  nach 
' Katastrophe  die  Küste  befahren  liefs. 


Deutschen  Tamasese  und  dessen  Anhänger,  gut  bewaffnet,  zu  seiner  Ver- 
folgung ausgesendet  haben.  — ln  diesen  Kolonien  wird  man  über  das  Be- 
nehmen der  Deutschen  empört  sein.  Laut  den  bestehenden  Verträgen  darf 
keine  der  europäischen  Nationen  Samoa  in  Besitz  nehmen.  Das  jetzige  Vor- 
geben der  deutschen  Befehlshaber  involvirt  somit  einen  Bruch  dieses  Ver- 
trages mit  England  und  den  Vereinigten  Staaten.  Auch  ist  Maiietoa  von 
England  nnd  den  Vereinigten  Staaten  als  König  anerkannt  worden  und  man 
kann  daher  nicht  annehmen,  dafs  diese  Staaten  den  ihnen  von  den  Deutschen 
oktroirten  König  ohne  Weiteres  annebraen  werden.  Maiietoa  hätte  Ta- 
masese  sehen  lange  beseitigt,  wenn  nicht  Amerika  und  England  den  Frieden 
gewünscht  hätten.  — Nach  kürzlich  eingetroffenen  Berichten  soll  in  Washington 
eine  Konferenz  stattgefunden  haben,  in  welcher  England,  Deutschland  und 
die  Vereinigten  Staaten  übereingekommen  seien,  die  Aufsicht  über  Samoa 
den  Deutschen  zu  übertragen.  Wir  vermögen  jedock  diesem  Berichte  keinen 
Glauben  zu  schenken.  Indessen  würde  auch  ein  solcher  Vertrag  die  barte 
und  willkürliche  Handlungsweise  der  Deutschen  bei  ihrem  letzten  Vorgehen 
in  Samoa  nicht  rechtfertigen.  Die  Einwohner  der  Inseln  erwarten,  dafs  Eng- 
land seine  Rechte  behaupten  werde.  Vor  allen  Dingen  ist  es  wichtig  für 
Neu-Sseland,  daß  keine  andere  europäische  Macht  als  England  sieb  auf  einer 
der  Inselgruppen  im  Stillen  Ozean  als  die  herrschende  etablirl  Geschieht 
dies  trotzdem,  so  würde  eine  solche  Macht  den  Verkehr  dieser  Inseln  un- 
fehlbar mooopoiisiren  und  den  Handel  mit  England  ausschlicßen.  Neu- 
seeland bat  stets  das  Bestreben  gehabt,  der  Stapelplatz  für  die  Inseln  Im 
Stillen  Ozean  zu  sein,  und  die  Erwartungen,  welche  eich  an  dieses  Bestreben 
knüpfen,  dürfen  uns  durch  die  unverantwortlichen  Maßregeln,  welche  von 
den  Deutschen  kürzlich  in  Samoa  getroffen  worden  sind,  nicht  genommen 
werdeu.“ 

So,  wieder  „New-Zealand  Herald*  meldet,  sehen  die  Dinge  in 
Samoa  unter  der  neuseeländischen  Perspektive  aus.  Demgegenüber 
müssen  wir  zunächst  bemerken,  daß  die  deutsche  Intervention 
eine  längst  geplante  und  beschlossene  gewesen  ist  und  daß  die  Vor- 
gänge am  22.  März,  d.  h.  an  Kaisers  Geburtstag,  nur  die  un- 
mittelbare Veranlassung  zu  der  Intervention  der  Kriegsschiffe  ge- 
wesen ist.  Diese  Vorgänge  — welche  in  der  deutschen  Presse 
bereits  mehrfach  besprochen  wurden  — sind  für  die  fortgesetzten 
Ruhestörungen  symptomatisch  und  legen  nur  Zeugniß  von  der 
zunehmenden  Uobotmflßigkeit  der  Malietoapartei  ab,  welcher  endlich 
einmal  ein  Ziel  gesetzt  werden  musste.  Die  Znstände  waren 
— wie  wir  ana  genauester  Quelle  wissen  — derartig  unsicher  ge- 
worden, dass  der  Begriff  eines  deutschen  Eigenthutns  überhaupt 
nicht  mehr  bei  den  Insnlanern  existirte.  Die  Pflanzungen  der 
deutschen  Gesellschaften  waren  durch  Beraubung  und  Bedrohung 
nahezu  werthlos  geworden.  Die  Fortdauer  eines  solchen  Zustandes 
wäre  nicht  nur  der  Aufgabe  der  deutschen  Interessen  in  Samoa, 
sondern  deren  Verachtung  und  Beschimpfung  gleichgekommen. 
Zu  oft  bereits  iu  versöhnlichster  Weise  gewarnt,  als  daß  sie  eine 
Strafe  gefürchtet  hätten,  von  den  lotriguen  der  europäischen  wie 
einheimischen  Parteien  verhetzt,  hatten  die  Samoaner  die  deutsche 
Langmut!)  auf  eine  so  barte  Probe  gestellt,  dass  schlechterdings 
eine  Remedur  erfolgen  mußte,  wenn  nicht  die  in  Apia  ange- 
sessenen Deutschen  den  größten  Gefahren  ausgesetzt  werden  sollten. 
Würden  die  Folgen  solcher  binnen  wenigen  Monaten  za  beklagen 
gewesen  sein,  so  wäre  zur  Keetablirnag  der  deutschen  Interessen 
Blutvergießen  kaum  zu  vermeiden  gewesen.  Dessen  mögen  auch 
die  in  Deutschland  angesessenen  klügelnden  Politiker  eingedenk 
sein,  welche  die  letzte  Intervention  iu  Samoa  und  die  Gefangennahme 
von  Maiietoa  als  rohe,  widersinnige,  überflüssige  Gewaltmaßregel 
angegriffen  und  vernrtbeilt  haben. 

Wenn  der  ,. New-Zealand  flerald“  die  „Plünderung“  des  samoa- 
nischen  Regierungsgebäudes  bejammert,  so  kanu  er  dafür  bei 
verständigen  Leuten  nur  ein  leises  Lächeln  ernten.  Wenn  schon 
in  europäischen  Aktensimmern  wenig  zu  plündern  ist,  um  wie  viel 
weniger  in  Samoa.  Auch  sind  unsere  8eeleole  zu  ehrlich,  um 
gleich  Marodeuren  zu  plündern,  wobei  allerdings  nicht  ausgeschlossen 
ist,  dass  sie  einen  oder  auch  einige  Reservegürtel  samoaniseber 
Damen  als  Angedenken  mit  an  Bord  genommen  haben.  Möglich, 
wenn  auch  nicht  wahrscheinlich,  bezweckte  die  „Plünderung“ 
nichts  aß  die  Bescbßgnahme  verrätheriseber  Gorrespoodeuzen, 
an  denen  das  wohlgeordnete  samoanische  Staatsarchiv  so 
reich  ist 

Die  charakteristische  Stelle  aus  dem  obigen  Ausschnitt  ist 
offenbar  der  Schlufspassus  desselben,  welcher  den  gauzen  naiven 
Egoismus  des  Nenseeländerthume  mit  Bezug  auf  seine  Interessen- 
fragen  wiederspiegelt.  Weil  Neu-Seeland  die  Absicht  bat  der 
Stapelplatz  für  die  Südsee  zu  werden,  so  baben  vor  dieser  Forde- 
rung alle  anderen  dort  vorhandenen  Interessen  zu  weichen!  Auch 
haben  die  Deutschen  alle  ihnen  von  Maiietoa  zu  Tbeil  werdenden 
Beleidigungen  ruhig  einsustecken  und  diesen  gewähren  zu  lassen, 
weil  er  auch  von  England  nnd  den  Vereinigten  8taaten  anerkannt 
war.  Die  von  beiden  Staaten  still  gebilligte  Wegföhrnng  Maiietoa  » 
läßt  erkennen,  dafs  die  Deutschen  sehr  genau  wußten,  was  sie 
thaten  und  sich  der  Tragweite  ilnres  Vorgehens  völlig  bewußt 
waren.  — 


Nr.  43. 


EXPORT,  Organ  des  C^ntralvertina  für  HaadeLsgeoffraphie  etc. 


m 


Unterlassen  wollen  wir  nicht  darauf  bininweisen,  dafs  die  obigo 
Nachricht  unter«  in  Nr.  37  veröffentlichten  Mittheilnogen  Ober 
die  in  Washington  betreffs  Samoa’s  stattgehabten  Konferenzen  be- 
stätigt. Mit  und  ohue  eine  solche  Bestätigung  halten  wir  jene 
Mittheilungen  in  vollem  Umfange  gegenüber  jeder  Abläognung, 
gleichviel  von  welcher  Seite  sie  komme,  aufrecht! 
Die  Verantwortung  für  die  Richtigkeit  der  Beschlösse  der  Kon- 
toren», welche  der  „New-Zealand  Herald“  meldet,  müssen  wir  diesem 
überlassen.  Wir  hören  die  Botschaft  und  wir  glauben  sie! 
Es  wäre  uns  nichts  erwünschter,  als  die  Verantwortlichkeit  für  die- 
selbe übernehmen  tu  können. 


Vereinsnachrichten. 

— Dem  Geheimen  Hofrath  Professor  Dr.  Roscher  wurde 
seitens  des  Central  verein*  folgendes  Telegramm  zugesandt:  -Seinem 
Ehrenraitgliede  dem  Lehrer  und  Förderer  deutscher  Kolonialpolitlk, 
Herrn  Professor  Dr.  Wilhelm  Roscher  zu  Leipzig,  sendet  zum 
70jährigen  Geburtstage  den  verbindlichsten  Glückwunsch  der 
„Centralverein  für  Haodelsgeographio  und  Förderung  deutscher 
Interessen  im  Auslände1*.  Berlin,  31.  Oktober  1887.“ 

A W.B.  EMi  wWillfS  Kolofilsatlonsunternetrasn  In  Rio  örande  do  8«l. 
Wir  sind  beute  in  der  angenehmen  Loge,  unsern  Lesern  mittbeilen  zu  können, 
dafs  sieh  in  Stuttgart  ein  aus  den  Herren  Handelskainmen>«krctär  Dr.  II über, 
fiknnotnierntb  und  Reirhstegsabgenntneter  F.  Grub,  Dr.  F.  Hofmeister, 
Bergrath  Dr.  G.  Rlüpfel,  A.  Schiedm.iyer  jnn.,  Direktor  P.  Zflting, 
säramtlieh  in  Stuttgart,  und  Kommerzienrath  H.  Krane k in  Ludwignburg 
bestehendes  provisorisches  Komits  zur  Gründung  einer  „Gesellschaft  für 
deutsche  Kolonisation  in  Süd-Brasilien"  gebildet  bst,  welches  tön  von  den 
Landwirthen  L.  Föhr  und  A.  Zitzmaiin  besichtigtes  und  als  geeignet  für 
die  Kolonisation  befundenes  Terrain  eines  brasilianischen  Grofsgrundbesitzers 
anzukaufen  beabsichtigt.  Dasselbe  liegt  zwischen  den  Flüssen  Jacuhy  und 
Yaccacahy  mirito  unweit  der  von  Porto  Akgre  bezw.  Margem  in's  Innere 
führenden  Kisenbabn  und  in  der  Nähe  der  deutschen  Niederlassungen  Santa 
Maria  da  Boca  do  Monte  (Städtchen)  und  SIo  Angele  und  soll  dem  Prospekt 
zufolge  durch  seine  glückliche  Mischung  von  Kamp-  und  Waldboden,  sowie  1 
darefa  seine  günstiges  Verkehrs-  und  Absatzverhältnisse  alle  Garantien  für 
da»  Gedeihen  einer  greiseren  deutschen  Ansiedelung  darbieten.  Vorerst  »oll 
nur  eine  Quadratlegua  «**  4356  ha  gekauft  und  das  Land  später  durch  An- 
kauf  angrenzender  Flächen  desselben  Grundbesitzers  arrondirt  werden.  Die  , 
zu  erwerbende  Quadratlegua  will  die  Gesellschaft  in  90  Loose  i ca.  50  ha 
eintbeilen  lassen  und  zu  einem  Durchschnittspreise  von  40  M pro  Hektar 
verkaufen.  Die  F.rwerbs-  und  Vermc!«ung»ko*ten  werden  nach  ihrer  Be- 
rechnung voraussichtlich  nicht  mehr  als  100000  M betragen,  welche  Summe 
durch  Ausgabe  von  100  auf  den  Namen  lautende  Aktien  ä 1000  M aufge- 
bracht werden  »oll,  wovon  25°/o  sofort  nach  Konstituirung  der  Gesellschaft 
bai  dem  Bankhaus  Chevalier  A Cie  in  Stuttgart  und  die  übrigen  75% 
gemäfs  den  Beschlüssen  des  Aufsichtaratbes  zahlbar.  Die  Leitung  des  Unter- 
nehmens in  Brasilien  ist  Herrn  Föhr  an  vertraut  worden,  den  der  Prospekt 
als  einen  ebenso  tüchtigen  als  vertrauenswürdigen  Manu  bezeichnet,  während 
Herr  Dr.  Hnber  in  Stuttgart  an  der  Spitze  der  geschäftlichen  Leitung  in 
Deutschland  steht  und  sich  zu  näherer  Auskunft  bereit  erklärt 

Wir  »eben  in  dem  Stuttgarter  Unternehmen  einen  bedeutungsvollen 
Schritt  zur  Verwirklichung  jener  Idee,  für  welche  wir  seit  der  Gründung  des 
.Central verein»  für  HandeUgeograpbie  etc."  wiederholt  energisch  eingetreten 
sind:  das  Kamptand  von  Rio  Grande  do  Sol  durch  Bildung  kleiner  Koloni- 
BationsgeseUachaftcn  der  deutschen  Arbeit  zu  eracbliefsen,  und  darum  wün- 
schen wir  von  Herten,  daf«  dasselbe  zu  Stande  kommen  möge. 

Sollten  sieb  auch  die  Absatzverhältnisse  in  Wirklichkeit  weniger  günstig 
gestalten,  als  man  nach  dem  Expertenbericht  des  Herrn  Föhr  (Stuttgart 
1887)  nnd  nach  dem  vorliegenden  Prospekt  annehmen  könnte  and  dadurch 
eine  Reduktion  der  lAndpreixe  und  eine  geringere  Rente  al«  die  von  der 
Gesellschaft  veranschlagte  bedingt  werden,  so  kann  von  einem  Risiko  bei 
dem  Unternehmen  jedenfalls  keine  Rede  »ein,  denn  ersten»  ist  das  Land 
Uiateäcblich  billig,  und  zweitens  ist  »uf  eine  baldige  Besiedelung  desselben 
selbst  dann  zu  rechnen,  wenn  man  sich  hier  in  Deutschland  jeder  Propaganda 
dafür  enthalten  und  nur  auf  eine  spontane  Zuwanderung,  namentlich  aus 
den  älteren  deutschen  Kolonien  in  Rio  Grunde  do  Sul  rechnen  sollte.  So- 
wohl die  Zentralregierung  als  auch  die  Provinzialregierung  kolonlsiren  be- 
kanntlich nicht  mehr,  sodafs  die  heranwaebsenden  Sohne  der  Kolonisten, 
welche  doch  auch  auf  eigener  Scholle  leben  möchten  und  Mittel  genug  zum 
Ankauf  besitzen,  sich  gazwnngen  sebon,  auf  PrivaUaad  za  gehen.  Innerhalb 
der  Urwaldregion  auf  den  Ausläufern  der  Serrn  geral  iat  dieses  aber  ebenso 
knapp  als  theuer,  und  zwischen  den  viehzäahtenden  Brasilianern  im  Kamp 
iat  die  Ansiedelung  von  Ackerbauern  nur  dann  möglich,  wenn  sie  auf  grüfse- 
ren  abgesonderten  Landkomplexen,  deren  Grenzen  gegen  dos  Audringen  des 
Viehes  geschützt  werden,  erfolgt.  Ein  solcher  Komplex  mit  bevorrechtetem 
Landbau  ist  es  aber,  den  die  Stuttgarter  Gesellschaft  erwerben  will,  und 
darum  sind  wir  überzeugt,  dafs  ihr  den  gegenwärtigen  Verhältnissen  so  sehr 
entsprechendes  Unternehmen  reüssiren  wird.  Hoffen  wir  also,  dafs  die  Ge- 
sellschaft sich  recht  bald  konstitmren  könne,  und  dafa  der  von  ihr  unter- 
nommene Versuch  dazu  beitragen  möge,  der  deutschen  Kolonisation  in  Süd- 
Brasilien  einen  neuen  kräftigen  Impuls  zn  geben. 

Anszeichnung  deutscher  Aussteller  in  Adelaide.  Die  ?Ver- 
einigten  Berlin  - Frankfurter  Gummi waaren  - Fabriken“ 
haben  auf  der  diesjährigen  Ausstellung  in  Adelaide  den  ereten 
Preis  mit  Auszeichnung  erhalten. 


Die  Herren  Hein,  Lehmann  & Oo.  zu  Berlin  haben  auf  4 
Austeilung  za  Adelaide  den  ersten  Preis  mit  Ansseiebnnng  ( 
Träger  uad  Träger -Wellblech  erhalten.  Die  Firma  war  dnn 
Palmer,  Scott  & Co.,  Melbourne,  vertreten. 

Der  Firma  Muramenhoff  k Btegeniann,  Bochum  ist  fi 
ihre  in  Adelaide  ausgestellten  Feilen  die  erste  Verd  ienst-Aii 
Zeichnung  zuerkannt  worden. 

Briefkasten. 

8.  L.  Auckland.  Besten  Dank  für  Mittheilung  vom  12.  ßeptemher  q 
den  „Ncw-ZeuUnd  Herald*.  Dafs  die  dortigen  Zeitungen  über  di«  TLätg 
keil  des  deutschen  Geschwaders  in  Samoa  raisenniren,  wandert  uns  sek 
bleibt  aber  im  Grunde  gleichgiltig.  interessant  ist  es  an*  von  Ikcra  i 
hören,  .dal-  das  Volk  difso  Raisonnemente  sehr  gleichgiltig  aufgeBswaa 
hat."  Natürlich,  die  Zeiten  von  Sir  Julius  Vogel  sind  vorüber,  und  f.t,- 
land  wird  jedenfalls  nicht  mehr  durch  Neu-Seelind  „zur  Welt  reden"!  Wj 
knüpfen  hieran  zugleich  die  Bemerkung,  dafs  einige  Berliner  Zeituapl 
denen  man  gute  Beziehungen  zur  Reicbsregiemng  nach  sagt,  ganz  jösf-> 
Zeit  zu  leugnen  versuchten,  dafs  in  Washington  zwischen  dm  VerW-T 
Deutschlands,  Amerika»  und  England»  Verhandlungen  über  dio  SadJwlnr 
stattgefunden  haben.  Gegenüber  diesen  Erklärungen  hallen  wir  bum» 
bisherigen  MittbeUengen  Aber  die  »Utt^ehablen  Konferenzen  ia  rellre 
Umfange  aufrecht. 

— Nach  denjenigen  Orten  in  Griechenland,  an  welchen  »ich  Agrttvt 
dea  .Österreichisch  Ungarischen  Lloyd"  befinden,  d.  I.  nach  Argostei;'.  Iah 
mal«,  Catskolo,  Cerigo,  Corfu,  Patrms,  Pyräua,  Santa  Maura,  Syra,  Yo!>  nt 
Zante,  können  Poatnackete  im  Gewicht  bi»  5 kg  ohne  Wertbangab*  :«Nrr  t 
angegebenem  Wertn  bis  zum  Meistbetrage  von  800  .//  verwandt  «»Je 
Das  vom  Absender  im  Voraus  zu  entrichtende  Porto  beträgt  l^j .//  fnr>te 
Packet,  bsi  Pacheten  mit  Wertbangabe  tritt  diesem  Porto  noch  «for  fr- 
aicberutigsgebühr  in  Höhe  von  28  ^ für  je  160  M hinzu.  Jeder  Sesii: 
narb  Griechenland  müssen  3 gleichlautend«  Zollinhalteerklärungen  io  deuhete 
Sprache  beigegeben  werden. 

- Herr  H.  O.  Lotadatii.  Harot«n.  -»Id.l ; Der  HimbUr|  SSd«iB*ni.v. t.  h» 
danpltf  „t'atrop*Ui“  bat  r4ekkebr«sd  «in  14.  Oktebn-r  II  Uhr  AbanS*  Du«  p*a»irx  „Sit-i 
bat  nlrkkrbrend  an  II.  Oktober  4 Ubr  M rj;rot  Ooror  paaalrt.  „Saatoa"  I«  au  lt.(tm 
M«r(aa«  »ou  UaaabM  urh  Uanburc  iiwtfui«  und  bat  *■  KL  Oktober  C lat  «w 
Porar  pa»»tft,  „Tlju.-a"  Irt  a.-.r^rbend  am  13.  Oatobrr  Mittag«  in  Pornan-«<>  a*4«k  * ' 
„Valparalto1*  IM  an  I».  Oktobar  llor»ee*  von  Dahl«  aatk  Rnrnpa  ib(«i(«uft  «Ora**r*  1 
MtcobaaS  *"t  II.  Oktober  Vn mittag*  Ui  Burooi  Air««  »n*«ti  ■«•>■»*  *-  ,,j.l»«ab-«-  m » 
l>.  Oktubrr  Narhmiltaga  tu«  Madeira  nach  den  La  Plau  weit*r*#g»as«o.  .Crt  i'  r 
an  If.  (iktoixr  la  L »aaixm  aaerknare««  nnd  an  fO.  Oktober  nach  Hanabur«  •rlwrrvnr» 
„H»n*nirit'‘  tat  am  I*.  Oktober  NarbmUtag»  von  «K.  Vtnraal  Me»  Knn*a  **A*rjanK" 
„Cnntjrba"  kat  aotg+band  am  II.  Oktober  t Ubr  Narbalttag*  Dorer  paant. 

DcnUche  Exportbank. 

für  Telrgrunin«:  Export  hack,  Berlin. 

AMbeftaif:  Exportbereau. 

Berlin  S.W.,  Kocbstrafse  97. 

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knüpfen.  Beste  Referenzen  stehen  zur  Verfügung.  Offerten  an  dis  De*»« 
Kxportbaah  unter  L.  L.  597. 

586.  Wir  ersuchen  um  gefl.  Angabe  von  Bezugsquellen  für  7b»» 
schlacke  mit  Minimalgehalt  von  17%  Phosphorsäure  (nicht  Tbomasscbl»^- 
mehl).  Adressen  erbeten  unter  L.  L.  528  an  die  Deutsche  Kzportbut 

587.  Eine  der  ersten  deutschen  Wetnfifmen  wünscht  mit  den  hci«ra 

deren  Importeuren  von  Rolb weinen  und  Champagnerweinen  in  Süd-Anri 
»peziell  in  Argentinien  in  direkte  Verbindung  zu  treten.  0 Serie»  w** 
unter  L.  L.  529  an  die  deutsche  Export  bank-  * 

588.  Wir  haben  vom  Auslande  Nachfrage  nach  Phosphor*«!«  '■* 
Aniorph.  Offerten  erbeten  unter  L.  L.  580  an  die  Deutsche  BxpcrtbK^ 

689.  Eins  der  bedeutenderen  deutschen  Röhrcnwaltwerke,  wdcb«*« 
speziell  mit  der  Fabrikation  von  schmiedeeisernen  Röhren  für  Gas-.  Iba* 
und  Waaeerleitung,  feraw  von  Siederöhren,  Flansebenröhreß , H«ä-  f 
Brunnen-,  b«aw.  BohtTÖhrcn  befafst,  sucht  geeignete  Verbindung«  tn 
und  Süd-Amerika,  spexiell  Brasilien  anzuknüpfen.  Anfragen  unter  L L '■ 
an  die  Deutsche  Bz  portbank. 

690.  Auslindltehen  Importeuren  rew».  Agenten,  welche  sich  Kr  V’-' 
von  Tücken  und  Firnissen  intereseirea,  können  wir  hierfür  eine  bedente^1" 
und  leistungsfähige  deutsche  Fabrik  empfehlen.  Anfragen  unter  L.  L L- 
an  die  Deutsche  Exportbank, 

591.  Di«  Herren  Jones  k Boreherl  in  Onrac*o  theilen  ttt»  bH,1» 
sie  die  Droguenhandlung  und  Apotheke  der  Firma  R.  Bergter  8 Ce* 
selbst  übernommen  haben  und  des  Geschäft  unter  der  neuen  Firnu  ‘.s  & 
gleichen  Weise  wie  bisher  fortzufübren  gedenken. 

699.  Ein«  deutsche  Ohsmpagnerfabrik  sucht  ihr  Produkt,  ApWfYr 
Champagner,  auch  im  Auslande  einzufuhren.  Das  Fabrikat  wird  aofite!** 
Weise  wie  die  fraozösisebea  und  besseren  deutschen  Trauben-Chs»?«1* 
hergeetellt.  Auch  ist  da»  Produkt,  weil  durch  jahrelange 
Gihning  entwickelt«  Kohlensäure  eneugt,  wie  jeder  französische  ChampäP* 
exportfähig.  Gefl.  Offerten  erbeten  unter  L.  L.  583  an  die  Deutsche  Bpe®» 

698.  Ein  junger  Kaufmann,  Schweizer,  welcher  uns  besten»  ** 
pfohlen  ist,  wünscht  von  einigen  deutschen  und  schweizer  Pinnen  - 
Vertretung  in  Maaufakturprodukten  für  Englisch  - Indien  zu  äbernfhc'5 
Derselbe  wird  demnächst  eine  Geschäftsreise  nach  genanntem  Lande  «atri^ 
um  das  Innere  desselben,  wie  z.  B.  die  Städte  Lahor,  Amritsar,  Delhi,  t- 


887. 


637 

EXPORT,  Organ  des  Ceotralvereins  für  Handelsgeographie  etc. 


Nr.  43. 


abad,  AfTl,  Ranhrmr,  Benares  usw.,  welche  den  Weltverkehr'lurch  Ef*eo- 
ibr.  Post  nnd  Telegraph  bedeutend  näher  grarückl  sind,  regelmäfsig  zu 
«reisen.  Er  beabsichtigt  sich  in  Delhi  dauernd  nt  etabliren  und  zwar  aua- 
chliefslich  al»  Vertreter  der  deutschen  und  schtreizer  Industrie.  Diee* 
«füglich#  Offerten  an  die  Deutsche  EzperOoak  erbet««  unter  L.  L-  534. 

534  Wir  haben  »om  Auslande  Nac-hfregn  nach  Teigknetmaschinen, 
'reislisten  Hobst  Zeichnungen  erbeten  unter  L.  I..  5Ä  %an_die  Deutsch« 
Uporthauk. 

535.  Ein  bestens  empfohlener  Agent  in  Moskau  sucht  Vertretungen 
•istungsfihiger,  deutscher  Fabriken  in  folgetdcti  Artikeln  xt»  übernehmen: 
nrzwaaren  Jeder  Art,  Leder,  Karben,  Drogue»,  K kmialwaareu,  Iraner  Oarw«, 
»tnpeubrenner,  alle  Arten  Nouveaute«  usw.  Offorten  arheteu  u*ter  L.  L. 

•36  an  die  Deutsche  Expert  bank. 

536.  Ein  alt  renommlrtes  Haus  In  Bukarest  wünscht  die  Vertretung  für 
ahrlkiinten  folgender  Artikel  zu  übernehme«] 

Kncbemire  und  Tbibeta,  Flanelle.  Lamas,  Kaimuks,  Barchente,  gedruckte 
.nttune,  billige  Kopftücher,  Seidenwaaren,  billige  Tuche,  Fiqueta,  Zephyr«, 


bflllffe  cScbsfiche  Hosenreuffe,  Enucthx.  Orädrds,  Möbelstoffe,  Oxfords.  Be- 
zügliche Offerten  erbeten  unter  L.  L.  537  an  die  Deutsche  Export  bank 

537.  Ein  tüc-hüger,  bestens  empfohlener  Agent  in  KonsUntiaope!, 
«üii»-bt  die  Vertretung  von  Strumpf  uud  Wirkwa.iro«  eärbriseher,  resp. 
uheniniUcr  Fabrikanten  zu  übernehmen»  Offerten  erbeten  unter  L.  L.  5Ä8 
an  di«  Deutsche  Exportbank. 

53Ä.  Ein  aulitut  tüchtiger  und  bei  der  I'lata-  und  Kxportkundscbaft 
in  Amsterdam  bestens  ein  geführter  Agent  wlhfrcbt  mit  ieistungsfthigen  Fa- 
briken von  Herrenkmvatteo.  Rischen,  wollen««  Flanell-)  Hemden  in  Ver- 
bindung zu  treten.  Offerten  erbeten  unter  L»  L.  539  an  die  Deutsche 
Raporthank. 

539.  Die  Herren  Ähren»  »V  Co.  in  Palermo  haben  in  Neapel  unter 
der  Firma  Ahrens  A Blum  ein  Agentur-  und  Koumüsionagtachift  er- 
richtet. Herr  Oeorg  Blum,  früher  Prokurist  itn  Hause  Ahrens  flk  Co. 
hl  Palermo,  ist  Thuilhaber  der  Firma  Ähren*  «S  Blum  (n  Neapel  geworden. 
Herr  Albert  Bickel,  früher  Kassirer  der  Firma  Ahrens  & Co.  in  Palermo 
ist  als  Prokurist  in  letztere*  Baus  eingeritten. 


iamburg  - Portugal  - Spanien.  — Melbourne  Centennial  Exhibition  1888/9, 


Nach  Madrid 

ud  allen  andcieu  Stationen  zwischen  l.i**uI>on 

ud  Oporto.  Cneeros,  lladnjoa,  Va- 
lenein  de  Alenninrn,  Madrid. 

.Postdampfer  „A rg«.".tlna"  am  4.  November. 
Ollg  de  Frachten  nach  fiewicht  — nebnHMe  Route. 
Durcbknnnosrementc  telchnet 

iugust  Blumenthal  - Hamburg. 


1ÜÜ  jätirigui  Au**Uiüuug  .iubeii  uui  d«u  DruchereibeeiUern 
n ln  llelboarnc  .iueu  Vertrag  über  die  Herausgabe  de« 


Ein  erfahrener  Kaufmann,  welcher  die 
»gliscbe,  französische,  italienische  und  Mimische 
prarh«  vollständig  beherrscht,  sucht  Besrhüf* 
gnnpr  sh  Korrespondent  für  den  Nachmittag, 
ierten  sub  B.  157  sind  an  die  Expedition  dieser 
eitung  zu  richten. 


den  offiziellen  Katalog  betreffend. 

Die  Kommissäre  der  hlelboumo  IC 

fflanon  Flrth  dt  51  r.  Tatdaeon 

offiziellen  Katalogs  der  Ausstellung  abgeschlossen,  wofür  dieselben  eine  Prämie  für  all  die  Anuonzen 
Privilegien  zu  zahlen  haben.  Di«  Komminiion  hat  die  Herren  4«or«lon  A ffaotch.  Nt.  Rride 
Street  Luudou  d«  ihre  H aten  für  die  Annahme  von  Iu>«im!on  für  England,  den  Kontinent 
und  Amerika  ernannt,  von  denen  ProsflKte  und  sonstige  InfonMtionen  zu  erhalten  sind.  Preise  für 
beschreibende  Text -Inserate  der  ausgestefcen  Gegenstände  im  Kataloge  selbst  sind  von  der  Kommission 
auf  1 » dif  Zeile,  und  tör  den  Baum  voiJSineai  Zoll  der  einzelnen  Spalte  für  Illustrationen  auf  1 £ I s 

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non , Dampfkessel  und  gewerbliche 
Anlagen,  Patent  - Wusse rmesaern  und 
Wasserleitung« -Gegenständen,  imj 


Für  dir  am  1.  August  1888  in  5Ielh«iirn<* 
stattlindend«  Welt  • Au-sGllun*  «npfioblt  sich 
deutsche«  Fabrikanten  zur  Vertretung  ihrer  Inter- 
essen auf  Grund  der  bereits  bei  de«  internationalen 
Ausstellungen  in  Melbourne  und  Sydney  1879/81 
gemacht«  Erfahrungen  di«  Firma  Putsch. 
Dochlllg  A €«.,  London,  Melbourne  und 
Sydney.  Nähere  Auskunft  erlhuilt  der  Vertreter 
derselben  II.  Lanjte,  Berlin,  Putlkainerstr.  14. 

Ein  in  Melbourne  andulrer  deutscher 
Knnlinann,  mit  den  Geschäfts-  und  Platx- 
Verhälluiieen  auf*  Genaueste  vertrant,  offbrirt  sich 
leistungsRbigeo  Exporteuren  zur  Vertrctnng  und 
Kepr.W-iitatiou  speziell  für  die  Imtoraantionnlr 
Aun*t  ellwng. 

Adressen  «ub  B.  IM  an  die  RxpcdiHoti  dieser 
Zeitung. 


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HANNOVER. 

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London, 

Pelersburg, 

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ZiuHmm  l»Ut»rt«.AB>rWJr«Hot 


R.  Schärft'  in  Brieg, 

Reg. -Bei.  Breslau,  (jij 

Pkbrik  TOD  Sattelgurten,  Wegen  borden  und  d®* 
janigen  Poanmcntir-Waaren,  welch*  io  der  8*H 


638 


Nr.  43. 


BXPORT,  Organ  des  Centralvereins  für  Hindelsgeographie  etc. 


1881 


Ein  „Museum  der  Ethnographie“  in  Bild  u.  Wert 

Im  Anschluß  aa  ..Bn-hmi  Tierleben11  erscheint: 

Völkerkunde  csr 

ln  3 eleganten  Halbfranzbänden  d 16  Hark  oder  42  Lie- 
ferungen ä 1 Hark, 

Mit  1200  Holzschnitt" •. 5 Karten  u.  29  Chromotafcln, 

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Gebiet«  *el«l»1el  wurde.  Wir  dllrfvu  n ««redrui  alt  ein  N*- 
tlonalwork  begrllt.'r,,  wie  e*  nar  »eilen  er«<hclnt.“ 

|Dt.  K«rl  Maller.  In  der  Ztlurhrifl  „Natur"-] 

Verlag  des  Bibliograph.  Instituts  in  Leipzig. 

* Die  erste  Lieferung  oder  den  ersten  Band  legt  f »dt 
Buchhandlung  zur  Eineicht  vor.  - Prospekte  gratis 


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Mar kgrafena  traft» e 60 
empfehlen  ihr  reichhaltig« 

hnndelaw  butcnschzfllk 
v o U»  w ir(  hack  aft  lieber 
ethnographischer 
geographischer 

Werke. 

Nicht  Vorrilhigea  wird  schleunJgat  t 


Carl  Heymann»  »rin;,  Herl  In  " . 


Die 


Deutsche  Handelsexpedition  1886 


Eingetragene/ 


Felten  & Guilleaume, 

Mülheim  a.,'Rh.  bei  Cöln. 

" Eisen-,  Stahl-  n.  Knprsnlrnhl 

aller  Art 
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Telegraphen- ■.  Telephondraht, 
Zanndraht  (Fenclng  Wlre), 
Patent  - Stahl  - Stacheldraht 
(l’auiul  Steel  Barb  Fcncing), 
l’atent-fiufiatahl-Kratrcndrabt, 
Palent-Gufutalil-KtAviersaitcn. 

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und  Elektrische  Beleuchtung. 

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Fabrik  für  (OJ 

Etiketten  und  Plakate, 

ChromoH  und  Ölfarbenilrurkbilder. 

Grufaartig  eingerichtetes  Etablissement. 
Betrieb  mit  Dampf-  und  Wasserkraft. 

Arbeiter.  «rrrfladrt  IHN. 


Grusönwerkl 

Magdeburg-Buckau. 

&p»calltlt:  Hartgussfabrikation,  E 

enspMdtu.  urportift  hauj>t«hchlkhl 


lergiiür^s 

i ti  M-r  -g. 


Wakeaa&hinjkeni 
*hn*>\  Sciileu-turmilhlen, 
imlhii-B,  KlMP-ltuiihli-u. 

Eicolslw  Maats«  (Psieat  Gnuon)| 
für  Han.1-,  Georl-  il  Maschine  dH 
betrieb,  ln  • OrfisMa,  «an  Höhnten  R 
von  Uetrtiiifl,  Fntterkorn.  HUlsen- H 
fi  Qditan.  Zuoker.  Ctahoriso,  Kalk,! 

ß!iimpn«nKaoclkeaJI()]upakn'w,  I 
rk,  0 erbat  offen.  Drucueu.  Che- 1 
mkmllen, ColoaUl-  nn<l Apotheker- § 
waares  etc.  47  Maws.  (Je- 
_ aammUhenU  über  77>»j  gtllck. 

| II.  Bedarf* -Artikel  f.  Clssnbahnsn, 
Strasisabahnan.  SscumJhrashnsn. 


1 MM  MMU 

MartflussrMer  nach  mehr  als 

Modellen,  /trr>v«  4-:We  mit  Kadern  F 
tt.  Lagern,  etntpül*  Tranrparik 
III.  Hartpuss-Artlksl  aller  Art,  b 
den  Hartausswatcta  jeder  Ooa-1 
*tru>  tiou  lBrd)pMull«rTi,furTh<>n-,K 
i Viriont-  undTmufahrikm,  fUr  liol 
Fabrikation  von  Panier . Draht,! 
■HM.  Machen,  für  Zuckerrohr-  r 

k-rtc  pramnrt, I 

goMene  Medaille.  | 

jbi  aller  Ar»  Prassen, B 

Mi  'Oil'r^hiili.iuliv.ii. , MaichiaaaE 

nir  Pulvarfabrikar  B 


Wassermesser,  D.  R.  P.  No.  12(3 

«am  ln  (Irena*  anarefilu«  ia  d.a  Oritea  lür  t 
bl»  ISO  mm  it  hra.lu.  «a.  CeOuNlM  mU  Mt  ta 
Betrieb«.  Dl«  diirrhc*»a«aen«  Waatrrmca*«  f»*n 
dieselben  b«l  9 - 110  m Druck  bl»  »af  tfCX.  jvat«  «a. 

Grftf.lr  Klafarhb.il  .Irr  KaMalN.1  «k 
leicht*  i Ela*  and  AaaackaUeai  nDM«  AanWfcM 
grrlng.t.  KeparatarbcdirfUnktll ; a«s*»4.  U- 
pfla.lllrhkedt gwincriar  Draektartaa»;  r%«»ea4< 
liaaläas*  uad  Gewinde  | g Ictcb«  R»*w»«Wl«  »am 
B«liitir«paiir»a ; lelcfci-s  Aaaelasa4arwskauat  ««aa 
Uclalceaf  nodkaaadir. 

J cd«»  V'oaaium  In  kknaalar  Mi  lnlwbw. 

H.  Meinecke  jr.  ^ 

BRESLAU,  ßabitz  -Straeee  90t. 


«in-1,.  .,  n . ri,-  . u > 

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Feriir,  Kräh 

^Kinder» 

Pulverfabriken,  Cosinui  H«ou"B 
ren,  Luda.at  Plan  RoilUhb»  I 
mlodbarer  Guss,  Rolhaute  unJ| 
Photphorbrenre  i. . h M.-i.lellnaRe  I 
coaarn  Laqanaatall(>'tf^^^^^J 
Gutsilurk»  -Ir - Art 
(lUcke  . .-Stahl  ..  Fl 


EiNien-  Hüttenwerk  Tliale  A.-(». 

THALE  a.  H. 


Fisiiiasrliiiiu 

für  ltanObstrirk 


Bl. 

Ililil  Ullnn: 
lir  UPlerWnlt» 
liblmg  m U 
Riuir  o«ir  nrb 
(akrfkatln. 


Fabrik-Harke. 


Abtheilung: 

Blechwaarenfabrik  und  Emaillirwerk 

liefert  hin  Spezialität: 

goprofste  Kochgeschirre,  Massenartikel  emalllirter  Waaren  aller  Art, 
Reflektoren,  Bohriftsohilder,  Laternendachscbeiben  etc.  eto. 

Exportwanro  in  besonders  Arbcitcnabl 

leichtem  Gewicht.  “■ 1500 


Gegründet 

1770. 

AkUuniteaelUchnft 
seit  1872. 


UM] 


Digitized  by  Google 


1887. 


639 

EXPOET,  Organ  des  Centralvereina  für  Handelsgeographle  etc. 


Nr.  48. 


pfaff-nAhmaschinen 


Beliebteste  Familien-  und  Hondwerker-Hasohine. 
rmf  Neueste  Verbesserung  ohne  Preiserhöhung.  hrift 

a»-er»wt-  — BW  Vollständig  gerünsehloaer  tiang.  "WB  .-  I-'”.,. 

®>n  Fabrikat  erster  «fite  nnd  Vollkommenheit  mit  Tielon  be- 

V Aral wahrten  Verbesserungen  nnd  einer  Ausstattung  von  hervorragender  VfJ  i fflik 

Schönheit  und  Gediegenheit.  — Die  wichtigen  reibenden  Tbeile 
sind  ans  bestem  Stahl  geschmiedet,  nicht  gegessen.  fey  / Ä.< 

gZA/KÖMM,  Gebrauchsanweisungen  In  allen  europäischen  Sprachen.  JuAfiSjj 

1 -Jgri Der  Alleinverkauf  für  ganze  Bezirke  trird  gesichert. 

_ Abbildungen  und  Beschreibungen  auf  Verlangen.  (•I  ^SSfek- 

€r.  M.  PF  AFF,  Mhmaschinenfabrik,  Kaiserslautern 


Pianoforte-Fibrik,  Berlin  SN, 

Zou*ner-Str*f»8  42, 

Goldcna  Preis  • Modai I le  • Amsterdam  1883, 
London  1884,  Antwerpen  1885. 

Inhaber: 

MENZEL  A BKBHDT 

erapfUMt  ihn  [S2] 


Sen:  Zerlegbare  Pianlnoa. 

Fabrikation  en  gros.  — Export, 


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auf  eftmmtlichen  -^-]Tt  . ,r  K bestes  Material, 

beschickten  Ausstellungen.  xiV  vorzügliche  Ausfährung, 

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Jftrl  für  Schneidemühlen,  Zimmereien,  Bau-  und  Möbeltischlereien,  Parkett-, 
Kisten-  und  Plano- Fabriken , sowie  für  ails  anderen  HolxbearbeitiwffK- 
r^-dlai  Etablissements  nebst  Motoren  und  ausbalanelrten  Transmissionen  tiefem  in 
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von  unübertroffener  Leistung  In  Qualität  und  QlintlMt. 


International  Centennial  Exhibition  Melbourne  1888. 


Vertretung  für  Australien  und  Neu-Seeland 

vornehmlich  für  die 

Eitel-,  netall wanren-  und  Maachlnen-lndustrle,  Baumaterialien  (Cement);  Wohnungs ■ Einrichtungen, 
Spezial itit : „Pianos“,  Wagon ; Porzellan-,  Glas-,  Terra-Cotta-,  Majolika-,  Steingut-  Wanren ; Leder  und  Lederwaaron ; 
Textil-  and  Bekleldnngs-lndiutrle  (Strumpfwanren,  Berlin -Woollen  Gooda,  Handschuhe  etc.  etc.); 

Pepier-Indnstrle;  Bier,  Spirltnoaen, 

““  SCHMEDES,  ERBSLÖH  d CO. 

Deutsche  Fabrikanten  wollen  sich  behufs  Einführung  ihrer  Erzeugnisse  in  Australien  nnd  dauernder  dortiger  Ver- 
tretung sowie  Wahrnehmung  ihrer  Interessen  aof  der  Weltausstellung  von  Melbourne  mit  der  obigen  Firma  in  Verbindung 
setzen.  — Dieselbe,  seit  vielen  Jahren  in  Australien  cingefährt,  ist  zu  jeder  Mittheilung  über  die  dortigen  Absatzverliftltnisse 
gerne  bereit. 

Auskunft  über  die  Firma  ertheilt  die  _ . , _ _ 

Deutsche  Exportbank,  Berlin  SW.,  Kochs trafde  27. 


Melbourne, 

71-  Fllnders  Lane. 


Schmedes,  Erbslöh  «ft  Co. 


Sydney, 

Bll.  Kenl  Street. 


London  K.  C., 
80.  87.  aonkwellitTMt. 


Brisbane, 

Albert  Street. 


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Nr.  43. 


640 

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Expedition  des  „Export*“, 

Berlin  SW.,  Kochstr.  27, 

autgcjcapencminen. 


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nach  Ueberoinkunfl 

mit  dar  Expadltioa. 


Centralvereins  für  Handelsgeographie  und  Förderung  deutscher  Interessen  im  Auslande 


Redaktion  und  Expedition:  Berlin  S.W.,  Kochstrafse  27. 

{Gaacblf tualti  WochenUit*  8 bla  4 Uhr.) 

■V*  Der  .EXPORT“  ist  in  deutschen  PosUeituugsk&tatog  für  1887  unter  Nr.  1876,  Seite  59  eingetragen. 

IX.  Jahrgang.  cSct&w,  JWv  i.  ElLnvmfet  igg^.  Nr.  44. 


Die»»  WocbenacLrlfl  re/fulict  den  Zweck,  fortlaufend  Berltlilc  über  die  Leg«  tumcra»  l^ndslcul«  loa  AiuUnde  *nr  KenntaiC*  Ihrer  Lowr  *U  bringen,  die  Interencn  d«  deularhen  ElptirU 
thatkriMg  Za  Tortreten,  aowte  dem  deotarbon  Haadel  und  dar  deutschen  lodaatrf«  wichtige  MJUheiliuigan  über  dia  HeadaltvarliAtiniMa  de»  AnaUadm  ln  khraarter  Print  tn  ubormiltnlc. 

Briefe.  Zeitungen  und  Warthaeodangen  für  den  „kapoct“  «Iml  an  die  Krdakllon,  Berlin  BW..  Koebrtrafe«  77.  zu  richten. 

Briefe,  Zeitungen.  Beitritt»  rrkitruugen.  Wertbaendungen  für  den  «ntralraraln  für  llandeUgeompkla  eie.“  «ind  nach  Berlin  SW.,  Kachttfftfaa  77,  SU  richten. 

Inhalt:  Einladung  tum  Beitritt  tu  dem  »Central verein  für  Handetsgeographie  etc*.  — Bcschlufs  des  Bundesratbs  in  Sachen 
der  1888er  Ausstellung  von  Melbourne.  Ernennung  des  Reichskomnisears  für  Melbourne.  — Die  Eröffnung  des  Seminars  für  Orien- 
talische Sprachen.  — Europa:  Zur  Lege  der  Ausländer  in  Rußland.  — Der  Diaautntenbandel  in  Amsterdam.  — Österreichische  Ausstellung  in  Marokko. 
— Englands  Exporthandel  — Deutsche  Reicbedempftriinien.  — Asien:  Die  Rheafaser  (Boehowria  nivea,  Gand).  Originalbericht  aus  Kalkutta  (Schluß.)  — 
Ein  weiterer  Schritt  zur  Erschließung  Chinas.  — Eine  Reise  durch  die  Mandschurei.  Von  H.  C.  Jarnos  in  Bombay.  (Fortsetzung).  — Süd- Amerika: 
Von  der  argentinisch-brasilianischen  Grenzkoimuission.  — Ausstellung  in  Parana.  — Die  wirthacbnfÜkhe  Entwickelung  Brasiliens.  — Englands  Handel  mit 
der  argentinischen  Republik.  — Di«  Muslerausstollung  argentinischer  Lande^produkte  in  der  Berliner  Waaronbönus  am  27.  Oktober  1887.  — Australien 
und  Sidaee:  Ausstellung  in  Adelaide  (Originalbericht).  — Briefkasten.  — Deutsche  Kxportbank  (Abtbeilung:  Export- Bu reau).  — Anzeigeu. 

Oie  Wiedergabe  ton  Artikeln  aus  dem  „Export“  ist  gestattet,  wenn  die  Bemerkung  hriuugefllgt  wird:  Abdruck  (bezw.  Übersetzung)  aus  dem  „EXPORT“, 


ElnUdaig  um  Beitritt  u dem  „Centralverein  lir  Kandelsgengriptiie  etc." 

Alle  Diejenigen,  welche  sich  för  Exporthandelsfragen  sowie  für 
koloniale  Bestrebungen  iateresairen , laden  wir  hiermit  eia,  dem  anter- 
eelrhaeten  Verela  als  Mitglieder  beim  treten.  Der  jährliche  Beitrag  für 
das  Inland  beträgt  12,  für  das  Ansland  15  Mark,  Die  im  letzten  Quar- 
tal d.  J.  nea  eiutreteaden  Mitglieder  erwerben  durch  Zahlung  dieses 
Betrages  die  Mitgliedschaft  des  Vereins  auch  für  das  Jahr  1888  und 
treten  bereits  jetat  ia  die  Kochte  der  Mitglieder  ein. 

Der  „Export’*,  das  Orgaa  des  Vereiis,  wird  den  Verelnsaitgliedera 
gratis  sigesandt.  Salzungen  stehen  znr  Verfügung. 

Berlin  8W.,  Keehstr.  27,  Anfang  November  1887. 

Centralverein  for  Handelsgeographie  etc. 

Internationale  Jubiläums-Ausstellung,  Melbourne,  1888. 

Berlin,  27.  Oktober  1887.  Id  seiner  heutigen  Sitzung  beschloß 
der  Bundesrath  die  offizielle  Betbeilignug  des  Reiches  an  der  nächst- 
jährigen Internationalen  Ausstellung  zu  Melbourne. 

Die  Ernennung  des  Reichskomiuissars  wird  im  Laufe  der  näch- 
sten Tage  stattfinden. 

Außer  den  Kosten,  welche  durch  den  Aufbau,  die  Dekoration 
und  Beaufsichtigung  der  deutschen  Abtheilung,  sowie  durch  die 
Repräsentation  des  Kommissars  und  seiner  Angestellten  entstehen, 
wird  das  Reich  weilure  Auslagen  für  die  Ausstellung  nicht  über- 
nehmen. Die  Transportkosten  der  Güter  nach  Melbourne  und 
zurück  sind  von  den  Ausstellern  zu  tragen. 

Mit  Rücksicht  auf  die  nahe  bevorstehende  Ernennung  des 
Reichskommissars  sollten  diejenigen  deutschen  Aussteller,  welche 
ihre  BetheiliguDg  an  der  Melbourner  Ausstellung  iu  London  noch 
nicht  angemeldet  haben,  von  einer  Anmeldung  daselbst  absehen 
und  eine  solche  bei  dem  Reichskommissar  direkt  bewirken. 

Der  Anmeldetermin  für  Melbourne  ist  von  dem  Londoner 
Coiaile,  im  Einverständnis  mit  dem  zu  Melbourne,  bis  zum  31.  De- 
zember d.  J.  verschoben  worden. 

Berlin  8.W.,  21*.  Oktober  1887.  Zum  Reicbskommissar  för  die 
1888er  Internationale  Ausstellung  zu  Melbourne  ist  der  bisher  im 
Keichsamt  des  Innern  (Wilhelmstrafse  74)  tbätig  gewesene  Regie- 
rungsrath Wermulb  ernannt  worden. 

tatntnreln  (lir  Hudelsgeograpbie  und  Förderung  dealscher  Interessen  im  Auslände. 

Die  vonWebeoden  beiden  llittheilungen  wurden  bereits  am  27.  und  29  Ok- 
tober dnrtb  besondere  Zuschrift  sowohl  der  Presse  wie  den  deutschen  Han- 
ileltkuDcoern  «eiten*  de»  „Ontralmcins  für  llandelsgeographie  etc."  bekannt 
B<gebea. 


Die  Eröffnung  des  Seminars  für  Orientalische  Sprachen. 

Vor  beinahe  Jahresfrist  haben  wir  die  Bedeutung  des  neu  zu 
errichtenden  Orientalischen  Seminar»  und  die  von  demselben  an- 
zustrebenden Ziele  allseitig  beleuchtet  und  u.  a.  namentlich  darauf 
hiugewieBen,  daß  es  nicht  eine  einseitig  philologische  Anstalt 
I werden,  sondern  befähigte  Deutsche  in  entsprechender  Weise  am- 
bilden solle  zu  dem  Zwecke,  die  weiten  Ländergebiete  des  »Orients** 
für  Deutschland  immer  weiter  zu  erschließen:  eine  bedeutsame 
Aufgabe,  deren  Lösung  dem  Handel  und  der  Industrio,  der  Wissen- 
schaft und  der  Mission  reiche  Früchte  tragen  wird.  Damals  (es 
war  im  Dezember  v.  J.)  war  der  Gesetzentwurf  über  die  Errichtung 
des  Seminar»,  nachdem  derselbe  in  der  vorhergegangenen  Session 
nicht  zur  endgiltigen  Berathuug  gelangt  war,  erst  kurz  vorher  von 
neuem  vor  den  Reichstag  gebracht;  genau  aber  iu  dem  von  uns 
schon  damals  ausgesprochenen  Sinne  ist  das  Seminar,  nachdem  die 
BegrüuduDg  desselben  beschlossen  war,  ins  Leben  gerufen  und  ein- 
gerichtet worden.  Sehr  vieler  Arbeit  seitens  des  kommissarischen 
Direktors  des  Semiaars,  Herrn  Prof.  Dr.  Sachau,  hat  es  bedurft, 
um  zum  Ziele  zu  gelangen;  für  Deutschland  war  eine  solche  An- 
stalt etwas  durchaus  Neues  (vgl.  Nr.  51  v.  J.,  Seite  780).  sodaß 
alles  von  Grund  aus  neu  eingerichtet  werden  mußte.  Da  waren 
zunächst  geeignete  Lehrkräfte  zu  berafen,  zum  Theil  Angehörige 
jener  Nationen,  deren  Sprachen  in  dem  Seminar  gelehrt  werden 
sollten;  zahlreiche  Korrespondenzen  waren  zu  führen,  theils  mit 
den  Regierungen  jener  Staaten  (die  denn  auch  dem  neuen  Unter- 
nehmen sich  sehr  entgegenkommend  gezeigt  babeu),  theils  mit 
ähnlichen,  schon  seit  langer  Zeit  bestehenden  Anstalten  in  den 
europäischen  Nachbarländern;  da  war  ferner  die  Bibliothek  zu- 
sammenzustellen,  der  Lehrplan  durchzuberathen,  die  Überaus  zahl- 
reichen Anmeldungen  durchzumustern,  und  schließlich  — mußte 
auch  för  eine  passende  Räumlichkeit  Sorge  getragen  werden,  wo 
die  „Jünger  des  Orients“  die  Unterweisungen  ihrer  Lehrer  hören 
konnten.  Durch  kaiserliche  Entschließung  wurde  hierfür  die  .Alte 
Börse“  am  Lustgarten  bestimmt,  und  nachdem  so  alle  Vorbereitun- 
gen zum  Abschlufs  gebracht  waren,  wurde  der  27.  Oktober  als 
Termin  für  die  feierliche  Eröffnung  festgesetzt. 

Zur  bestimmten  Stunde  an  diesem  Tage  — Mittags  12  Uhr  — 
waren  in  der  festlich  geschmückten  Aula  des  Seminars  die  Ver- 
treter des  Auswärtigen  Amtes,  des  preußischen  Unterrichtsministe- 
riums, der  Berliner  Universität,  das  Professoren-  uud  Lektoren- 
kollegium der  neuen  Anstalt,  zahlreiche  Hörer  derselben  und  viele 
Ehrengäste  erschienen.  Das  auswärtige  Amt  war  vertreten  durch 
den  Staatssekretär  Grafen  Herbert  von  Bismarck,  den  Wirk- 
lichen Geheimen  Lvgatiousrath  Humhert  and  den  Geheimen  Le- 


Nr.  44. 


642 

EXPORT,  Organ  des  Centralvereins  für  Handelsgeographie  etc. 


18$: 


gationsrath  Dr.  Krauel;  das  Unterrichtsministerium  durch  den 
Kultusminister  Dr.  v.  Gofsler,  den  Unterataatssekretär  Dr.  Lu- 
cftDus,  den  Ministerialdirektor  Wirklichen  Geheimen  Rath  Greiff, 
die  Geheimen  Räthe  Dr.  Althoff,  Dr.  Schöne,  Dr.  Schneider 
und  den  Regierungsrath  Naumann.  Ferner  waren  anwesend 
Staatssekretär  z.  D.  Herzog,  Staatssekretär  Dr.  von  Schelling, 
Unterstaatssekretär  Homcyer,  das  bayerische  Bundesratbsmitglied 
Ritter  von  Xylander  sowie  verschiedene  Vertreter  der  Generalität. 
Die  Friedrich-Wilhelma-Universität  war  durch  den  Rector  Magnificus 
Professor  Dr.  Scbwendener  vertreten,  sowie  durch  zahlreiche 
Professoren,  wie  Virchow,  Mommsen,  Du  Bois-Reymond, 
von  Helmholtz,  Steinthal,  Lazarus,  von  Bergmann, 
von  Richthofen,  Fritzscb,  von  Cuny,  Geheimrath  Spinola, 
von  Besold,  Hofmann,  Kronecker,  Dernburg,  Kirchhof, 
Gierke,  Beseler.  Unter  dem  Professoren- und  Lektorcnkollegium 
des  Orientalischen  Seminars  fielen  die  fremdländischen  Mitglieder 
auf:  die  Chinesen  Kuei-Lin  und  Pan-Fei-Shing,  der  Japaner 
Dr.  lnouye,  der  Egypter  Scheich  Hassan  Taufik  und 
A.  Ma'arbes;  (letzterer,  früher  Dragoman  in  Beirut,  ist  jetzt  Ma- 
gistratssekretär in  Berlin).  Zu  erwähnen  Bind  schliefslich  noch  die 
Herren  Baurath  Emmerich  und  Bau-Inspektor  Klutmann,  deren 
Leitung  die  ihrem  jetzigen  Zwecke  entsprechende  Umgestaltung  der 
„Alten  Börse“  anvertraut  worden  war. 

Im  Hintergründe  der  Rednerböhne  war  die  Büste  des  Grofsen 
Kurfürsten  aufgestellt,  des  Ahnen  der  staatlichen  deutschen  Ko- 
lonialpolitik; ihm  zur  Seite  standen  die  Büsten  des  Kaisers,  der 
diese  Politik  so  machtvoll  wieder  aufgenommen,  und  des  Kron- 
prinzen, und  zwischen  den  Säulenpaaren  am  Eingänge  der  Aula 
die  Büsten  der  Prinzen  Wilhelm  uud  Heinrich. 

Kurz  nach  12  Uhr  betrat  der  Kultusminister  Dr.  v.  Gofsler 
die  Rednerbühne  und  äufserte  in  seiner  Eröffnungsrede  ungefähr 
Folgendes: 

.Wenige  Jahrzehnte  erat  sind  verflossen,  dafs  dieser  Saal  der  Mittel- 
punkt des  kommerziellen  Lebens  der  preußischen  Hauptstadt  war,  und  die 
Räume,  die  vor  kurzer  Zeit  noch  ausreiebten,  alle  Zweige  der  Berliner 
Börse  zu  beherbergen,  öffnen  sich  heute,  um  einem  neuen  Institut  der 
Universität  ein  durchaus  zweckentsprechendes  und  wohnliches,  aber  nicht 
überflüssig  ausgedehntes  und  nicht  verschwenderisch  ausgestattetes  Beim 
tu  gewähren.  Welche  Wandlungen  wir  im  Laufe  eines  Menschenalter*  er- 
fahren haben,  wissen  wir  alle;  Schon  ein  Blick  auf  die  Geschichte  dieses 
Gebäudes  würde  es  uns  lehren.  An  dieseB  Vorwärtsschreiten  beute  zu  er- 
innern, ziemt  »ich  um  so  mehr,  als  cs  sich  um  die  Eröffnung  einer  Bil- 
dungsstätte bandelt,  die  in  ihrem  Wesen  und  in  ihren  Aufgaben  sich 
»usBchliefslich  auf  die  Erfahrungen  der  letzten  Jahre  und  auf  die  Bedürf- 
nisse der  Gegenwart  gründet.  Die  treihendeu  Kräfte  sind  uns  nicht  ver- 
borgen: genügt  doch,  um  dieselben  vor  Augen  zu  führen,  ein  Blick  von 
dieser  Stelle  aus  nach  dem  Schlosse  des  deutschen  Kaisers,  nach  dem 
Zeughaus«  und  nach  manchen  anderen  Stätten  ernster,  oft  entsagungsvoller 
Arbeit.  Mitten  hinein  in  diese  Heimstätten  unserer  höchsten  Interessen 
wollen  wir  das  neue  Seminar  stellen,  das  beute  selbst  noch  ein  Samenkorn 
ist,  dereinst  aber,  wie  wir  hoffen  und  vertrauen,  ein  reicher  Fruchtbaum 
sein  wird,  der  seinen  Samen  weit  über  die  Grenzen  unseres  Vaterlandes 
trägt.  Gegründet  vom  Deutschen  Reiche  und  dem  preußischen  Staate  in 
ihrer  Hauptstadt,  eingefügt  in  die  Königliche  Universität,  bestimmt  für  die 
Erlernung  der  orientalischen  Sprachen:  das  ist  die  Überschrift  des  Seminars, 
und  dies«  kennzeichnet  seine  Entstehung,  sein  Wesen  und  seine  Aufgaben. 
L>ass«lbe  soll  das  Studium  der  orientalischen  Sprachen  nicht  etwa  erat  ein- 
führen. Seit  vielen  Jahrzehnten  hat  gerade  der  deutsche  Geist  und  For- 
schungstrieb auf  dem  Gebiete  der  indogermanischen  und  semitischen 
Sprachen  wie  auf  dem  der  Sprachvergleichung  die  reichsten  Lorbeeren 
geerntet.  Auch  soll  das  Seminar  die  orientalischen  Studien  der  Univer- 
sität nicht  beeinträchtigen.  Wenn  die  Universitäten  die  Sprachen  au  und 
für  sich,  in  ihrer  Eigenart  sowie  im  Zusammenhang  mit  anderen  Sprachen 
zum  Gegenstände  des  Forschens  und  Lehren«  machen,  mit  kritisch -histo- 
rischer Methode,  unter  Anlehnung  an  die  Physiologie  und  Psychologie: 
so  soll  das  Orientalische  Seminar  die  Hauptsprachen  des 
Orients  nur  zum  praktischen  Gebrauche  lehren  als  Hilfsmittel  und 
Ausrüstung  für  die  Erreichung  von  Zielen,  die  außerhalb  de«  philologischen 
Gebietes  liegen.  Seine  Pforten  öffnet  das  Seminar  allen,  die  der  hier  ver- 
tretenen Sprachen  für  den  Verkehr  mit  den  Eingeborenen  bedürfen:  dem 
Dragoman,  der  seiner  juristischen  und  nouspracbUchen  Vorbildung  noch 
die  KenntniJs  orientalischer  Idiome  hinzu  fügen  will,  nicht  minder  dem 
Missionar,  dem  Museumsbeamten,  dem  Porscbungsreisenden, 
dem  Kaufmann,  dem  Techniker. 

Eigenartig  wie  der  Zweck  der  Anstalt  erscheint  auch  die  Zusammen- 
setzung der  Lehrerschaft.  Neben  unseren  Landsleuten,  die  mit  der  theore- 
tischen Beherrschung  der  Sprache  die  zuverlässige  Handhabung  derselben  im 
täglichen  Verkehre  verbinden,  erblicken  wir  Angehörige  der  Nationen,  deren 
Sprachen  hier  gelehrt  werden,  heute  schou  Bewohner  des  Nillaudcs  und  der 
beiden  grossen  ostasiatiseben  Kaiserreiche.  Mögen  auch  cnaucho  Züge  des 
Seminars  uns  fremdartig  erscheinen,  so  bat  es  sich  doch  leicht  in  die  er- 
probte Organisation  der  Königlichen  Universität  einfügen  lassen,  die  ebenso 
fest  in  ihrer  Verwaltung  ist,  wie  beweglich  für  di«  Ausgestaltung  der  Lehr-  ' 
tbätigkeit  Durch  seinen  Direktor  wird  das  Seminar  den  Zusammenhang  mit  j 
der  reinen  Wissenschaft  fe&tbalten,  die  den  Lehrern  neue  Stärke  und  ihrem 
Wirken  Licht  und  Wärme  verleiht,  und  nicht  zum  Mindesten  wird  das  Se-  ' 


minar  selbst  eine  reiche  Quelle  für  fruchtbringende  Studien  dem  IW 
gelehrten  darbieten.  Vor  allem  aber  möge  der  Geist,  der  in  der  Königliche 
Friedrich-Wilhelma-Universität  lebendig  ist,  auf  die  neue  Anstalt  übergebe:  . 
der  Geist  der  Treue  in  der  Arbeit,  das  Bewufatsein,  Glied  eines  groue 
Ganzen  zu  sein:  dann  wird  daa  Seminar  die  neuen  Pfade  sicher  wsndrj 
und  die  Hoffnungen  erfüllen,  die  bei  »einer  Begründung  gehegt  werde: 

Im  Einvernehmen  mit  dem  Auswärtigen  Amte  des  Deutschen  Reit», 
übergebe  ich  nunmehr  das  Seminar  für  orientalische  Sprachen  der  Et- 
lichen Friedricb-WilhelmB-Universitit  und  erkläre  dasselbe  hiermit  für  eröffce;‘ 
Der  Rector  Magnificus,  Professor  Dr.  Scbwendener,  daab 
hierauf  dem  Minister  im  Namen  der  Universität  ungefähr  mit  fu- 
genden Worten: 

.leb  habe  die  Ehre,  im  Namen  der  Friedrich -Wilhelms  - Universität  ö- 
hohen  Staatsregierung  den  ehrerbietigsten  Dank  auizusprechen  für  du  H- 
reiehening  der  Universität  durch  das  Seminar  für  orientalische  SprvV: 
welches  die  praktische  Ergänzung  bilden  soll  zu  den  Vorlesungen  ua>err 
Hochschule  über  orientalische  Sprachen.  Die  Errichtung  dieser  AnsU.t  k 
wiederum  ein  Beweis  der  Fürsorge  d«r  hohen  Staat&regierung  für  unser  tr 
! terrichtawesen.  Mit  Gcnugthuung  kann  ich  feststellen,  dafs  in  dieses  > 
mioar  in  Berlin  zum  ersten  Male  Gegenstände  gelehrt  werden,  di«  fcäir 
noch  in  keinem  I^ktionskatalog  der  deutschen  Universitäten  enthalten  nn 

Indem  ich  im  Namen  unserer  Friedrich-Wilhelras-Universität  das  Senke 
übernehme,  gebe  ich  zugleich  der  Hoffnung  Ausdruck,  dafs  dasselbe  Ha- 
der bewährten  und  sachkundigen  Leitung  des  Heim  Prof.  Dr.  Ssctu 
einen  segensreichen  Fortgang  haben  werde.* 

Der  Direktor  des  Orientalischen  Seminar«,  Herr  Prof.  Dr.  Kar! 
Ed.  Sacbau,  äufserte  hierauf  Folgendes: 

Die  Weibe  eines  Hauses  zu  begehen,  ein  altes  Haus  neuem  Zwar 
zu  widmen,  ist  eine  Aufgabe,  deren  Bedeutung  die  Anwesenheit  so  rk» 
Vertreter  unserer  höchsten  Behörden  darthut.  Wollte  ich  als  SteradM» 
im  Sinne  der  alten  orientalischen  Magier  die  Konstellation  für  das  Saem 
bei  seiner  Entstehung  erforschen,  »o  würden  sich  viele  überaus  fÜBjtgt 
Anzeichen  für  ein  glückliches  Gedeihen  desselben  ergeben.  Linier  dtr  E* 
gientng  unseres  Aliergn&digsten  Herrn,  des  Kaisers  Wilhelm  pegronH 
unterstützt  durch  das  Entgegenkommen  der  orientalischen  Regierungen,  Bat 
es  heute  unter  dem  Wohlwollen  der  berufenen  Vertreter  unserer  höchtfe 
Behörden  scineu  ersten  Schritt  iua  Leben,  bei  dom  Ihre  Gegenwart  üa  ab 
ein  freundliches  Glückauf  gilt 

Die  Wissenschaft  des  Orients  gehört  nicht  zu  deo  jüngsten  Zvr-ge 
am  Baume  des  deutschen  Geisteslebens.  Seit  dem  Wiede rsufleb»  hr 
Wissenschaften  im  15-  Jahrhundert  ist  das  Studium  der  orientalisch* 
Sprachen  von  ausgezeichneten  deutschen  Gelehrten  betrieben  worden.  £in 
bochbedeutender  Mann,  der  Schwab«  Johann  Reucblin,  Vater  watn: 
griechischen  und  lateinischen  Studien,  ist  der  Erste  gewesen,  der  ta  deuttebtt 
Universitäten  Hebräisch  lehrte,  in  Tübingen  und  Heidelberg.  Wu  « be- 
gründet, ist  bis  heute  geblieben:  noch  immer  bildet  das  SwAuua  dt- 
Hebräischon  den  Mittelpunkt  der  Orientalin  an  den  Universitäten.  Ich  »2 
Ihnen  nicht  von  dem  Aufschwünge  berichten,  den  das  Studium  des  Orfaab 
und  seiner  Sprachen  genommen  bat,  seitdem  uns  durch  die  Engländer  de 
klassische  Litteratur  der  Brahmanen  erschlossen  ist,  seitdem  di«  Rilbs«l  kr 
Keilschrift  gelöst  und  die  Bauinschriften  eines  Ncbukadnozar  sowie  dkKngv 
bertebte  eines  Tiglatpilesar  und  Sardanapal  ihre  während  mehrerer  Jafcr 
tausende  verschwiegenen  Geheimnisse  dem  Korsebergeiste  unserer  Tm*  uVk 
preisgeben  müssen  und  die  früher  nur  aus  den  skizzenhaften  biblisches  S* 
richten  bekannten  verschwommenen  Gestalten  jener  Herrscher  lutanrc 
Fleisch  und  Blut  angenommen  haben.  Fast  alle  Kulturgebiete  de#  in  Ba« 
auf  Völker  und  Sprachen  so  reich  gegliederten  Asiens  sind  in  den  Btr&r: 
deutscher  Forschung  einbezogen  worden.  Der  Strom  derselben  ist  lee- 
breiter  und  tiefer  geworden,  aber  seine  Richtung  ist  stets  dieselbe  gebliiee- 
die  Richtung  auf  dos  Alterthum,  auf  die  klassischen  Sprachen  und  Litttnftm 
Asiens,  die  in  der  Hauptsache  vergangenen  Jahrhunderten  uud  Jahxtan*^*: 
angeboren.  Was  dagegen  die  Sprachen  und  Mundarten  der  lebend»  VT» 
anlangt,  die  aus  jenen  klassischen  Sprachen  zum  Theil  durch  «iw  cfcr 
mehrere  Mittelstufen  hindurch  sich  entwickelt  haben,  so  sind  die« 
im  Orient  selber  als  auch  in  Europa  viel  weniger  von  der  Gunst  des  Sen- 
sals getragen  worden.  So  giebt  cs  für  den  gelehrten  Araber  nur  m da 
Studiums  würdiges  Arabisch : jene  heilige  Sprache,  in  der  Allah  zu  Mohiar* 
gesprochen,  und  er  begreift  nicht,  weshalb  der  deutsche  Forscher  d*o  La*'« 
der  ungebildeteren  Dialekte  sein  Ohr  leibt,  der  auch  in  diesen  den  VVtk: 
und  Wirken  des  äprachgeistes  nachspürt. 

Wohl  ist  auf  vielen  deutschen  Universitäten  Gelegenheit  gebot»  p 
wesen,  Persisch,  Türkisch  und  andore  lebende  Sprachen  des  Orients  w • 
lernen.  Insbesondere  ist  die  persische  Sprache  und  Litteratur  acboa  *& 
mehr  als  200  Jahren  in  Deutschland  bekannt,  als  ein  deutscher  Hermf  k* 
Plan  fafste,  den  direkten  deutschen  Handel  auf  Persien  auf  dem  Wege  #• 
Moskau  ins  Leben  zu  rufen.  Zur  Anbahnung  der  einleitenden  flehe* 
sandte  er  Oleariun  nach  Persien,  und  eine  Frucht  dieser  Reiae  *«  k* 
1654  von  ihm  herausgegebene  Werk:  .Gulietän*  (Rosengarten)  des  pertüeh* 
Dichters  Sadi  übrigens  ist  die  persische  Sprache  (dos  Neupamscbt : » 
fast  1 000  Jahren  in  seiner  lautlichen  Entwickelung  stationär  geblieb««, 
die  Sprache  des  Dichters  Firdüai  {richtiger:  FirdösG  f 1020) 
„Schäbnäme“  (Königsbucb)  durch  die  Ausgaben  und  Übersetzung»  , : 
Mohl,  Görres,  Schack,  V ullcrs  u.  A.  bekannt  ist,  ist  fest  dieselt*  w 
die  heute  gesprochene.  Ähnlich  war  auch  das  Türkische  an  den  Uob*- 
des  deutschen  Studiums  bekannt  und  gepflegt.  Die  heutige  türkische  Spr*** 
iat  dieselbe  wie  vor  600  Jahren  zur  Zeit  des  ersten  türkischen  Sultäa» 
man,  nach  welchem  die  Türken  ihr  Reich  das  osmanische  und  eherne  ü<* 
Sprache  die  osmanische  nennen.  — Abor  der  Unterricht  in  diesen  Spach* 
batte  nicht  die  Bedeutung,  wie  wir  sie  denselben  hier  jetzt  beilegen  * 


Nr.  44. 


643 

1887.  EXPORT,  Organ  des  Central  Vereins  für  Handelsgeographie  etc. 


war  wenig  dazu  angethan,  für  da»  praktische  Leben  im  Orient  vorxubildeo; 
lenn  Lehrer  und  Schüler  hatten  gleich  wenig  Veranlassung,  den  mündlichen 
)der  schriftlichen  Oebrauch  dieser  Sprachen  praktisch  zu  üben.  Auf  20  Uni* 
rersiUlcn,  die  jede  einen  odar  mehrere  orientalische  Lehrstühle  haben,  in 
rinn»  Unde,  das  weder  in  Asien  noch  in  Afrika  Kolonien  besafs,  früher 
iudi  keinen  bedeutenden  Handel  dorthin  betrieb,  wurden  die  genannten 
Sprachen  gelehrt  und  gelernt  nur  der  Wissenschaft  wegen:  das  war  der 
Stand  des  orientalischen  Studiums  in  unserem  Vaterland«  bis  in  die  neueste 
Seit  hinein. 

Das  Haus  nun,  das  heute  seiner  Bestimmung  übergeben  wird,  soll  nicht 
lie  reine  Wissenschaft  pflegen,  sondern  die  angewandte  Wissenschaft. 
Von  den  wesentlichen  Grenzen  des  arabischen  Sprachgebietes  am  Atlantisehen 
Izean  bis  zum  fernen  InselreiclM  des  Mikado  sind  fast  alle  bedeutenden 
ebenden  Sprachen  des  nördlichen  und  östlichen  Afrikas,  des  westlichen,  süd* 
ichen  and  östlichen  Asiens  hier  vertreten:  das  Arabische  in  den  zwei 
Mundarten,  die  in  Egypten  und  Syrien  gesprochen  werden;  das  Suabili, 
lie  Verkehrssprache  Ost-Afrikas,  die  »ich  vom  Indischen  Ozean  bis  zu  den 
tentralafrikaniachen  Seen  erstreckt  und  sich  dort  mit  dem  ton  Norden  ein- 
Iriogcoden  Arabischen  berührt;  das  Türkische,  das  über  das  Gebiet  des 
ürkiaches  Voikastamme*  hinaus  als  Sprache  der  türkischen  Verwaltung  und 
kr  Beamten  von  großer  praktischer  Bedeutung  ist;  das  Hindustäni,  das 
teben  zahlreichen  Provinzialdialekten  als  eine  Art  Hoch  - Indisch  in  den 
neisten  Theilen  des  nördlichen  und  mittleren  Indiens  gesprochen  und  fast 
ibenalt  verstanden  wird;  das  Chinesische  in  zwei  Mundarten,  die  ähre 
Zentren  im  höchsten  Norden,  in  Peking,  und  icn  tropischen  Süden,  in  Kanton, 
iahen,  und  zuletzt,  und  lieht  das  Geringste,  das  Japanische.  Längst  ist 
ler  deatsebe  Seemann  auf  den  ostasiatischen  Meeren  mit  zahlreichen  Schiffen 
/oiz  der  Typhone  heimisch  und  erfolgreich  tbitig;  aber  dorthin  ist  ihm  die 
leutsche  Wissenschaft  bisher  nur  ausnahmsweise  gefolgt 

Der  Zweck  des  Orientalischen  .Seminars  ist  nun  der,  in  den  genannten 
•p rachen  die  hörenden  Mitglieder  desselben  praktisch  zu  unterrichten,  das 
leisst  soweit  dieses  Ziel  hier  zu  erreichen  ist.  Denn  wer  kann  sagen,  dass 
•r  eine  Spreche  ganz  kennt?  — Den  praktischen  Gebrauch  dieser 
sprachen  tu  lehren,  das  ist  des  Seminars  Anfgabe,  und  wenn  es 
lieser  Bestimmung  treu  bleibt  so  ist  seine  Zukunft  gesichert.  Schnelles 
,es«n  und  Entziffern,  Schreiben  und  vor  allem  Sprechen:  dos  ist  daa  Ziel, 
lach  welchem  der  Unterricht  tu  streben  bat  Die  Schrift  gerade  ist  es, 
reiche  die  orientalischen  Sprachen  wie  mit  einem  schwer  ersteiglichea  Walle 
ittgiebt,  und  vor  allem  gilt  es  daher,  dieses  Hindernifs  durch  standhaften 
'lei fi  zu  besiegen. 

Der  sprachliche  Unterricht  soll  aber  keineswegs  isollrt  bestehen:  die 
.obrer  werden  ihn  vielmehr  ergänzen  and  weiterfübreu  durch  das,  was  sie 
nit  ihrer  Kenntnif«  von  Land  und  Leuten,  über  Staats-  und  Kechtsverbält- 
iissc  Ihren  Schülern  mitzotheilen  vermögen.  Wissenschaft  und  Lehen  solkn 
'laichen  Antheil  an  diesem  Hause  haben;  sprachlicher  und  realistischer 
Jnterricht  sollen  skli  hier  gegenseitig  durchdringen  und  so  für  alle  Auf- 
aben  des  praktischen  Lebens  vorbtreiten,  welche  Deutschen,  sowohl  Privaten 
rie  Beamten,  in  orientalischen  Ländern  gestellt  werden  können. 

In  vornehmer  Nachbarschaft  erhebt  sich  das  diesen  Zielen  gewidmete 
laus;  wir  erblicken  das  Stammschlols  unserer  Fürsten,  die  Universität,  die 
lusesn;  und  nicht  ohne  Stütze  wird  die  Anstalt  in  ihrer  Arbeit  sein:  sio 
•hnt  sieb  an  die  Universität  an,  «o  das  geistige  Leben  unserer  Nation  am 
»bbaftesten  pulsirt.  Tritt  nun  auch  hiernach  das  Seminar  in  die  erste  Reibe 
nserer  Unterrichtsanstalten,  so  ist  angesichts  der  ausgezeichneten  Erfolge 
faßlicher  Institute  in  den  Nachbarländern  eine  Mahnung  zur  Vorsicht  und 
ur  Bescheidenheit  wohl  am  Platze.  Als  Anfänger  auf  diesem  Gebiete  dür- 
cn  wir  zwar  eine  milder«  Bcurtbeilurig  unserer  Leistungen  erwarten:  doch 
ollen  jene  Vorbilder  in  anderen  Staaten  uns  aoxpornen,  nach  Kräften  un* 
erem  Ziele  naehzustrebea  und  so  zur  Förderung  deutschen  Lebens  und 
Virkena  beizutrageo. 

Verfolgen  wir  die  Aufgabe  des  Seminars  aus  der  Wissenschaft  und 
.ehre  in  das  Leben,  so  schweifen  unsere  Blicke  in  weite  Ferne  hinaas,  wo 
nler  einer  exotischen  Pflanzen-  and  Thierwelt,  unter  fremdartigen  Menschen 
nd  Einrichtungen  der  Deutsche  als  Arzt  und  Lehrer,  als  Forschungsreisen- 
er  und  Techniker,  als  Missionar,  als  Kaufmann,  als  Staats-  oder  Privatbe- 
mter  den  Kampf  ums  Dasein  kämpft.  Das  Seminar  will  ihn  für  diesen 
iampf  vorbereiten  und  wappnen  und  ihm  denselben  erleichtern.  Ra  will 
ir  sein  bescheiden  Theil  an  den  Grundlagen  einer  neuen  Zeit  mitar beiten, 
i welcher  deutsche  Männer  auf  vielen  ihren  Vorfahren  unbekannten  Wegen 
ie  tausendfachen  Interessen  unserer  Nation  auf  deutsche  Art,  mit  deutscher 
icschichlicbkeit  und  Ausdauer  zu  verfolgen  und  zu  fördern  bestrebt  sein 
'erden.  Möjje  es  dem  Orientalischen  Seminar  auf  seiner  honte  beginnenden 
.ebensbehn  boschieden  sein,  das  Pfand  des  Vertrauens,  das  man  ihm  bei 
einem  Entstehen  so  bereitwillig  gewährt,  dereinst  in  Ehren  einzulöaen  and 
ich  einen  würdigen  Platz  zu  erringen  in  den  Annalen  deutscher  Pflicht- 
-eue  und  deutscher  Geistesarbeit,  zu  Nutz  und  Frommen  unseres  Vater* 
indes 1“ 

Die  Reihe  der  Redner  beschlofs  Staatssekretär  Graf  Herbert 
on  Bismarck,  der  folgenden  Gedanken  Ausdruck  gab: 

„Ka  ist  mir  die  ehrenvolle  Aufgabe  geworden,  die  versammelten  Muntren 
ferren  km  Namen  des  Reichs  und  in  dem  meines  licasorts  willkommen  in 
eiben.  Ich  freue  mich  um  so  mehr,  dies  thun  zu  können,  als  bereite  der 
reufsische  Kultusminister  und  mein  ausgezeichneter  Vorredner  die  Ziele 
er  neuen  Anstalt  in  so  beredten  Worten  geschildert  haben.  Mit  Recht  ist 
ier  dos  geflügelte  Wort  von  der  angewandten  Wissenschaft  gefallen,  deren 
Faktische  Jünger  zu  sein  an  erster  Stelle  diejenigen  unserer  Mitbürger  hä- 
ufen sind,  welche  zum  Heil  des  Vaterlandes  anfserhalb  desselben  wirken 
rollen.  Sprachstudium  und  Sprachwissenschaft  waren  von  jeher  ein  Erb- 
beil  tmaeres  Volkes,  und  an  dieser  Stelle  sollen  beide  in  einer  bisher  hier 


nicht  bekannten  Form  vereinigt  werden.  Die  Sympathien,  welche  diesem 
unserem  Unternehmen  entgegengebracht  werden,  bergen  die  Garantie  des 
Gedeihens  und  die  Gewißheit  in  sich,  dafs  wahrhaft  gesunde  Ideen  bei  der 
Gründung  desselben  zum  Ausdruck  gekommen  sind.  Die  hervorragenden 
Kräfte,  welch«  an  der  Anstalt  wirken  werden,  lassen  mit  Recht  erwarten, 
dass  dieselbe  bald  zu  hoher  Blüthe  gelangen  wird  und  ähnlichen  Anstalten 
anderer  Länder  sich  dann  ebenbürtig  an  die  Seite  stellen  kann.  Ich  wünsche 
den  Lehrenden  and  Lernenden  dos  Seminars,  dafs  sie  in  ihrer  Tbätigkeit 
an  dieser  Anstalt,  wie  in  ihrem  wett  über  dieselbe  binausgebeoden  Streben 
stets  erfolgreich  sein  mögen,  sodafs  sie  an  entere  nur  zurückdenken  im 
Sinne  des  alten  horazischen  Spruches: 

, Jndocti  disermt,  rt  ament  mentininte  periii !* 

Nachdem  mit  diesen  Worten  des  Staatssekretärs  Grafen  Her- 
bert von  Bismarck  die  Feier  in  der  Aula  beendigt  war,  führte 
der  kommissarische  Direktor,  Herr  Prof.  Dr.  Sachau,  die  an- 
wesenden Herren  durch  die  Räume  des  Seminar«,  welches  aofser 
dem  Professorenzimmer,  dem  Amtszimmer  des  Direktors  und  der 
Bibliothek  10  Hörsäle  enthält  (je  einen  für  die  persische,  türkische, 
japanische,  Hindustäni-  und  Suahili-Klasse,  je  zwei  für  die  chine- 
sischen und  arabischen  Klassen,  sowie  außerdem  den  grofsen  Hör- 
saal  I. 

Zum  Schlüsse  folge  hier  ein  kurzes  Veneeiehnifs  der  Vor- 
lesungen und  Übungen,  die  im  Wintersemester  1887/88  im  Orien- 
talischen Seminar  gehalten  werden: 

Herr  Prof.  Arendt:  Chinesisch  und  chinesische  Landeskunde; 

„ K ii  ei -Lin:  Praktische  Cbungen  im  Nordchinesischen; 

„ Pan-Kei-Shing:  „ „ „ Södcbinesischen; 

„ Dr.  Lange:  Japanisch  und  japanische  Landeskunde; 

„ Dr.  loouye:  Japanische  Cbungen; 

„ Prof.  Hartmann:  Arabisch  und  Landeskunde  der  arabischen 
Sprachgebiete; 

„ Hassan  Taufik:  Praktische  Cbungen  im  Arabischen 
(egypt.  Dialekt); 

„ A.  Maar  b es:  Praktische  Übungen  im  Arabischen  (syrischer 
Dialekt); 

„ F.  Rosen:  Hindustäni,  indische  Landeskunde,  Hindustini- 
Übungen,  sowie  persische  Cbungen; 

„ Dr.  Andreas:  Persisch  und  persische  Landeskunde,  sowie 
Türkisch  und  türkische  Übungen; 

„ Dr.  Moritz:  Landeskunde  der  Türkei  und  Klein-Asiens; 

„ Missionsinspektor  0.  G.  Büttner:  Suahill,  Sushi li-Cbmngen 
und  Geographie  des  südlichen  Afrikas. 


Europa. 

Zur  Lage  der  Ausländer  In  Rufaland  geht  uns  von  einem 
Mitgliede  des  Centralvereins  nachstehendes  Schreiben  ein: 

„Zu  dem  durch  die  beiden  Nr.  40  und  41  des  „Exports“ 

, gehenden  sehr  iohaltreichen  und  werthvollen  Artikel  „Die  Lage 
der  Ausländer  io  Rufsland“  dürften  vielleicht  einige  Bemer- 
kungen von  Interesse  sein,  welche  ich  speziell  an  den  Passus 
von  den  Vorschriften  über  Erleichterungen  anzuknöpfen  hätte,  die 
nach  der  „Nowoje  Wremja*  und  dem  „Korjer  Warszawski“  bezüg- 
j lieh  der  Naturalisation  von  Ausländern  eintreten  (S.  604,  zweite 
Spalte).  Es  ist  zwar  in  dem  ganzen  Artikel  fast  aasschliefslich 
nur  von  dem  eigentlichen  Königreich  Polen  in  den  Grenzen  die 
Rede,  wie  es  bei  der  letzten  Theilaog  Polens  an  Rufsland  gekom- 
men ist,  und  mag  auch  der  „Kurier  Warszawski”,  eine  polnische 
Zeitung,  dasselbe  darunter  verstehen;  die  „Nowoje  Wremja“  jedoch, 
eine  russische  Zeitung,  versteht  darunter  mehr,  nämlich  die- 
jenigen Gouvernements  im  Nord-  und  Südwesten,  welche  früher  zu 
Polen  gehört  haben  und  von  den  Polen  in  ihren  Wiederberstellungs- 
träumen noch  stets  rekiamirt  werden:  das  sind  Kowno,  Wilna, 
Grodno,  Volhynien,  Podolien  und  Kiew,  WTie  die  Regierung  des 
eigentlichon  Polens  immer  eine  eigene  Verfassung  hatte,  so  wurden 
auch  diese  sechs  Gouvernements  nach  besonderen  Grundsätzen  ver- 
waltet. In  einem  derselben,  Vulhyoieo,  bietet  nun  die  deutsche 
Einwanderung  eine  ganz  merkwürdige  Erscheinung,  erhebend  für 
uns  und  bezeichnend  für  die  Auffassung  kultureller  Momente  durch 
die  Russen,  die,  ferne  davon,  sich  an  der  unleugbaren  Thatsache 
zu  erbauen,  dafs  die  Provins  durch  diese  Einwanderung  in  zwanzig 
Jahren  ans  einem  grofsen  Urwalde  in  ein  Kulturland  verwandelt 
worden  ist,  welche«  dem  Staatssäckel  jetzt  wenigstens  den  zehn- 
fachen Ertrag  bietet,  statt  dessen  mit  mifstrauischem  Auge  auf 
diese  Kolonisation  blicken  und  in  ihr  nichts  als  einen  preuoslscben 
Vorposten  sehen.  Der  mit  wahrhaft  souveränen  Vollmachten  aus- 
gerüstete Statthalter  der  drei  südwestlichen  Gouvernements,  General 
Drenteln,  gehört  keineswegs  zu  den  Fanatikern,  doch  auch  er 
versteht  seineu  Patriotismus  so,  dafs  er  zuerst  dieser  Einwanderung 
einen  Riegel  vorschob.  Derselbe  verfügte,  und  gerade  jetzt 
vor  füof  Jahren,  nämlich  im  Jahre  1882,  dafs  kein  Ausländer 


Nr.  44. 


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EXPORT,  Organ  des  Cnntralvereins  für  liandelsgeographie  etc. 


1867. 


ferner  Grundbesitz  erwerben  dürfe,  wenn  er  sich  nicht  gleichzeitig 
in  den  russischen  Unterthanen-Verband  aufnehmen  lief*.  V»  enn  nun 
ietst  in  den  gedachten  Mitten  es  als  eine  Erleichterung  hervor* 
gehoben  wird,  dafs  Jeder  io  den  russischen  Untertbanen -Verband 
anfgenommen  wird,  der  seit  mindestens  fünf  Jahren  bereits  Grund- 
besitzer ist,  so  beschränkt  sich  diese  Erleichterung,  wenigstens  für 
die  unter  D rentein  stehenden  Gouvernements,  doch  nur  auf  die- 
jenigen Deutschen,  welche  bereits  vor  dem  Jahre  1882  Grundbe- 
sitzer waren.  Denn  seitdem  konnte  keiner  Grundbesitz  erwerben 
und  dabei  Deutscher  bleiben.  Diese  Milderung  ist  also  nur  inso- 
fern von  Bedeutung,  dafs  sie  den  älteren  deutschen  Grundbesitzern 
den  Nationalititswecbsel  erleichtert;  freilich  wird  sich  die  russi- 
sche Regierung  hüten,  die  Letzteren  forUumafsregeln,  denn  so  viel 
auch  die  Russen  in  politischer  Verblendung  leisten,  so  weit  kann 
die  letztere  nicht  gehen,  dafs  sie  nicht  einseben  sollten,  das  durch 
deutschen  Schweifs  zum  Kulturland  erhobene  Gouvernement  müsse 
wieder  in  seinen  Urzustand  znröckfallen,  wenn  die  Deutschen  Ober- 
haupt vertrieben  werden.  Die  Russen  werden  deshalb  die  alten  Ko- 
lonisten behalten  und  nur  keine  neuen  in  das  jetzt  bluhendo  Land 
hineinlaascD  wollen.  v*  Mt‘ 

Der  Diamantenhandel  ln  Amsterdam.  Der  Konsul  der  Ver- 
einigten Staaten  Nord- Amerikas  erwähnt  in  seinem  kürzlieoen 
Handelsbericht,  betreffend  den  Diamantenhandel  in  Amsterdam: 

„Im  Jahre  1886  war  die  Einfuhr  der  Rohdiatnauten  eine  be- 
trächtliche, überbot  aber  die  Nachfrage  nach  geschliffeoen  Diamanten 
keineswegs.  Die  Preise  überstiegen  die  früheren  infolge  der 
höheren  Ausgaben  in  den  Diamantenfeldern,  deren  Ausbeute  gegen- 
wärtig meist  in  Händen  grofser  Gesellschaften  liegt,  die  hohe  Preise 
erzielen  wollen.  „ _ , ,, 

Roh  berechnet  kommen  wöchentlich  20  000  Karat  Rohdiamanten 
nach  Amsterdam.  Geschliffen  variiren  die  Preise  zwischen  16  • 
(9?fl0/)  _ and  11  Pfand  (182/)  per  Karat,  wiewohl  manche 
Steine  höhere  Preise  erreichen.  ......  i 

Das  Kapital  in  diesem  Handel  ist  indess  nicht  ausschliesslich 
holländisch,  sondern  ein  grofser  Tbeil  von  Steinen  ist  Eigenthum 
Pariser  und  Londoner  Häuser.  Berlin,  Frankfurt,  Petersburg, 
Moskau,  Rom,  Neapel,  Barcelona,  Madrid,  Paria,  London  und  New- 
York  sind  sämmtlich  Märkte  für  Amsterdam. 

Aufser  tu  Antwerpen  wird  der  Diamaotbaudel  nirgends  in  so 
grofücm  Umfange  betrieben.  Der  jährliche  in  Amsterdam  an  l)ia- 
mantacbleifer  ausgezablte  Lohn  beläuft  sich  auf  ca.  609  000  Pfund 
(7  308  000  f)  — und  wird  die  Zab!  der  betheiligten  Personen  auf 
7 bis  8 000  geschätzt.  Die  Arbeitslöhne  für  Schleifen,  Poliren  und 
Schneiden  der  Steine  fallen  infolge  Abnahme  der  Anzahl  fähiger 
Arbeiter  aus  der  Zunahme  von  Lehrlingen. 

Die  Ausfuhr  von  Diamanten  aus  Amsterdam  nach  New-iork 
repräsentirto  im  Jahre  1886  einen  Werth  von  275  708  Pfund,  oder 
2 308  496  // 

Österreichische  Auaatilluag  la  Marokko.  Den  Bemühungen  «Im  öster- 
reichischen Konsulatskanzlers  in  Tanger,  Hem»  M.  Reiser,  ist  ei  gelungen, 
eine  namhafte  Zahl  der  hervorragendsten  Export  - Industriellen  der  öster- 
reichisch-ungarischen Monarchie  für  die  Beschickung  einer  Ausstellung  hei- 
miicher  Erzeugnisse  in  «lern  marokkanischen  Handelszentrum  zu  gewinnen. 
Die  Schifffahrtgesellschaft  „Adria“  stellt  ein  Schiff  zur  Verfrachtung  bei, 
welches  schon  Ende  dieses  Monats  in  See  geht,  so  dafs  im  nächsten  Monat 
die  Ausstellung  eröffnet  werden  dürfte. 

Englands  Exporthandel.  Nach  den  Mittheilungen  des  neuesten 
englischen  Blaubuches  werthete  die  englische  Ausfuhr: 

Nach  fremden  l«  * 1883  £ im  £ tm  £ le8c  £ 

L rinden»  . . 214323097  215030149  207663949  185979476  186599306 


lD  Besitzungen  92337617  90 400 921  83303634  65424918  82067711 
Total  .*  306660714  305437070  205067583  271408  694  268667017 

Das  Total  zeigt  eine  Abnahme  von  über  3000000  £ zwischen 
1886  und  1885,  aber  die  Handelawelt  war  auf  dieselbe  vorbereitet, 
da  man  wufate,  dafs  der  ausländische  Handel  Grofsbritanniens, 
während  des  ganzen  letzten  Jahres  niedergedrückt  war.  Eine  Ab- 
nahme zeigt  namentlich  der  Export  nach  Schweden,  Deutschland, 
Belgien,  Frankreich,  Italien  und  Egypten.  Der  Export  nach  Deutsch- 
land bezifferte  sich  1886  auf  26302267  £. 

Deutsche  Reichsdampferlinien.  Mit  wie  grofsem  Interesse  auch 
das  Ausland  unsere  Reichsdaropfcrlinieo  beachtet,  geht  aus 
nachstehenden  der  „Neueo  Züricher  Zeitung“  entnommenen  Zeilen 
hervor: 

„Wir  »ollen  nicht  verfehlen,  die  Importeure  von  japanischer  und  clnnc- 
siseber  ijride  auf  die  überaus  raschen  Fahrten,  die  durch  die  Dampfer  de« 
„Norddeutschen  Lloyd“  auf  ihrer  Heimreise  von  Ost-Asien  nach  Europa  au J- 
g «-fühlt  werden,  besonder*  aufmerksam  zu  machen.  So  ist  der  Dampfer 
-Preufsen* , der  au»  4.  August  Hongkong  verlief*,  nach  einer  ungemein 
schnellen  Reis«  bereits  am  1.  September  in  Genua  eingetroffen.  Kr  hat  so- 


mit für  di«  Überfahrt  nur  28  Tage  in  Anspruch  genommen;  der  Dampf 
„Melbourne“  der  „Messagrrie  Maritimes“  dagegen,  welcher  Shanghai  einen 
früher  als  der  Dampfer  „Preufsen“  verlief*,  landete  erst  am  4.  September  is 
Marseille  und  ist  somit  von  Letzteren»  um  3 Tage  und  8 Stunden  gWMblagr 
worden. 

Eine  ebenso  rasche  Fahrt  hat  der  Dampfer  „Bayern“  ausgefunrt;  & 
selbe  ging  gleichzeitig  mit  dem  Messageriedampfer  „Volga*  von  Sbanhai  t 
und  traf  am  30.  September  in  Genua  ein,  während  der  Letztere  Marseille  er* 
in  der  Nacht  vom  9.  auf  den  10.  Oktober  erreichte“. 

Asien. 

Oie  Rheafa9er  (Boehmeria  nivea,  Baud).  (Originalbc rieht a«- 
Kalkutta.)  (Fortsetzung  und  Scblufs.)  Name.  Die  Rbeafaser  odr 
das  Chinagras  ist  schon  seit  langen  Zeiten  bei  den  Chinesen  kultivir. 
worden,  denn  sie  wird  von  chinesischen  Klassikorn  erwähnt  und  fa#i 
bereits  lange  vor  unserer  Zeitrechnung  die  ausgedehnteste  Verwen- 
dung. Es  wird  ihrer  im  Sbti  King  als  eines  Tribut-Artikels  des  uz- 
tralco  China  zu  Zeiten  von  Yu  2205  a.  c.  n.  gedacht  Ganz  nllgetn»i: 
führt  bei  den  Chinesen  die  Pflanze  den  Namen  „Ma*,  von  welcher 
wieder  verschiedene  Sorten  unterschieden  werden;  ob  jedoch  dies« 
nur  Varietäten  einer  und  derselben  Spezies,  oder  verschied«)« 
Spezies,  oder  gar  verschiedenen  Generis  angehöreo,  ist  dem  Verf»*kr 
nicht  bekannt.  Einzelne  davon  dienen  therapeutischen  Zweck«, 
andere  wie  Chii  MA,  Ti  Mi,  Kiu  Mi,  Luh  Mi  werden  textil  vt: 
arbeitet  Von  diesen  hier  genannten  Namen  ist  Cbü  Mi  identii« 
mit  der  in  Betracht  kommenden  „Boehmeria  nivea*,  ob  die  andern 
ebenfalls,  vermag  der  Verfasser  nicht  zu  sagen. 

Auf  Sumatra,  woselbst  die  Rhea  ebenfalls  in  erheblichen 
Marse  kultivirt  zu  werden  scheint,  heifst  sie  CalooBe  (der  Kaum 
wird  anderweitig  auch  Caloce  geschrieben);  auch  der  Name  Rani 
scheint  auf  den  malayitcben  Inseln  hierfür  gebräuchlich. 

In  den  Distrikten  Dinajpore  und  Rungpore  in  Ober-Bengsba 
führt  sie  den  Namen  Kankhura. 

In  Assam  unterscheidet  man  zwei  Arten,  die  eine,  die  Kultur- 
pflanze, heifst  Dom  Rheea  (sprich  Ria),  die  andere  wild  wachsend« 
Bon  oder  Jungle  Rheea. 

Verfasser  wird  hier  den  Namen  Rhea  gebrauchen,  da  derselbe 
sich  für  Ost-Indien  ganz  allgemein  eingebürgert  hat  und  es  nutz- 
los wäre,  diesen  Namen  durch  die  Bezeichnung  „Ramie“,  korrekter 
jedenfalls  Rami  geschrieben,  zu  verdrängen.  Dar  gültige  wissen- 
schaftliche Name  ist  Boehmeria  nivea  Gaudich;  synonym  mit  dem- 
selben sind  Urtica  nivea  Linn.  und  Urtica  tenacissima  Roxb. 

Beschreibung:  Die  echte  Rhea  gehört  zur  Familie  der 
L'rticeen  (Nesseln);  es  ist  eine  zähe  krautartige  Pflauze,  perenmreoo 
mit  kräftigen,  vielfach  zertheilten  Wurzeln,  aus  welchen  7 bis  10 
gerade,  dünne  Stengel  emporschiefsen,  die  eine  Höbe  von  3 bis  4, 
zuweilen  bis  6 engl.  Fufs  erreichen,  aus  deren  Rinde  die  industml 
verwerthbare  Faser  gewonnen  wird. 

Geographische  Verbreitung.  Es  scheint  kaum  ein  Z»«i- 
fel  darüber  zn  sein,  dafs  die  geographische  Verbreitung  der  Rh« 
eine  ganz  gewaltige  ist;  in  Ost- Asien  findet  sie  sich  von  Coek** 
ebina  bis  zum  Gelben  Flufs,  und  von  Chusan  bis  in  die  mrtfal* 
testen  westlichen  Tbeile  Chinas.  Sie  ist  verbreitet  über  den  gaaua 
malayiseben  Archipel,  speziell  Sumatra;  in  Ost-Indien  gan»  sh 
gemein  vorkomtnend  in  den  Provinzen  Assam,  Bengalen,  den  NöJtk- 
West  Provinces  im  Pandscbab;  doch  scheint  sie  am  besten  in  A***® 
zu  gedeihen.  Egypten,  Spanien  und  Frankreich  werden  ebenfaib  »I? 
Länder  genannt,  wo  die  Rhea  gedeiht,  ebenso  Brasilien. 

Kultur  der  Rhea: 

a)  Boden.  Die  Angaben,  welcher  Boden  für  die  Kultar  de 
Rhea  am  geeignetsten  sei,  schwanken;  älteren  Angaben  zu  Folf. 
soll  in  China  lockerer  trockener  Boden  vorgezogen  werden.  Rad 
anderen  Quellen  ist  schwerer  Boden  besser  geeignet.  In  Au^a 
wird  leichterer  Boden  gewählt,  in  Bengalen  gedeiht  die  Rhea  gkkk 
gut  auf  leichtem  und  schwerem  Boden.  Ebenso  »oll  sie  auf  |u-' 
armen  Kalkboden  trefflich  fortkoramen.  hier  jedoch  den  Angriff«'- 
der  weifsen  Amvisen,  welche  nach  der  Ernte  die  Wurzeln  xerfres*« 
bald  uuterliegen. 

b)  Düngung  und  Bewässerung.  Alle  Berichte  stimmt 
darin  überein,  dafs  die  Rhea  zu  gutem  Gedeihen  einer  Düngusi 
und  zwar  einer  sehr  reich  liehen  Düngung  bedarf,  ohne  welch* 
sie  entweder  eiogebt  oder  nur  unbedeutende  Erträge  liefert.  I* 
Assam  wird  mit  Holzasche  und  Kalidünger,  in  Cbina  jede  Art  w* 
Dünger,  mit  Ausnahme  von  Scbweinedüngvr,  der  der  Pflanze  schäi 
lieh  sein  soll,  verwendet  In  nicht  geringerem  Grade  bedarf  d* 
Rhea  einer  reichlichen  Bewässerung,  und  wo  diese  nicht  t:n 
Natur  vorbaudeu,  wie  in  so  aufserordentlich  feuchten  Gegend- 
wie  Assam,  rnufs  eine  künstliche  Bewässerung  eingefuhrt  werde», 
welche  es  ermöglicht,  die  Plantagen  jeder  Zeit  mit  Wasser  i» 
versorgen. 


1887. 


615 

EXPORT,  Organ  dua  Ceutralvereina  für  HandoUgwigrapbie  etc. 


Nr.  44. 


Weitere,  jedoch  weniger  wichtige  Faktoren  für  gutes  Gedeihen  der 
thea  scheinen  Schatten  und  Schatz  vor  Wiaden  zu  sein.  Es  ent- 
wickeln zieh  wenigstens  erfthrungsgemäfs  die  Pflanzen  üppiger, 
welche  an  schattigen  Stellen  gepflanzt  wurden,  als  solche,  welche 
n sonnigen  Lagen  wuchsen. 

Sind  die  beiden  ersteren  Bedingungen  erfüllt,  dann  scheint  die 
ilhea  jedoch  sehr  widerstandsfähig  zu  sein  und  kann  in  Höhen  bis 
iber  2200  engl.  Fuf»  gedeihen.  Ja  selbst  eine  mäfsige  Portion  Frost 
«elieiut  ohne  Einflufs  auf  das  Wachsthum  zu  sein. 

Anpflanzung  der  Rhea.  Die  Anpflanzung  der  Rhea  kanu  in 
(«eierlei  Weise  erfolgen,  entweder  durch  Aussäcn  von  Samen  oder 
Jurch  Stecklinge;  in  Gegenden,  wo  die  Rhea  bereits  eingefQhrt  ist, 
•siebt  man  dem  letzteren  Verfahren  der  Einfachheit  halber  den 
Vorzug. 

lu  China  erfolgt  die  Aussaat  im  Mai;  es  wird  dabei  grofse 
Vorsicht  in  Bezug  auf  die  Güte  des  Samens  getroffen.  Der  Satncu 
sollte  am  besten  beim  Erscheinen  des  Frostes  geerntet  uud  nuch- 
lem  sorgfältig  getrocknet,  mit  trockenein  Sand  gemischt  in  einem 
Korbe  an  luftigem,  vor  Frost  geschützten  Orte  aufbewahrt  w'erden. 
Zur  Aussaat  wird  trockener,  lockerer  Boden  gewählt,  jedoch  wird 
«tets  solchem  der  Vorzug  gegeben,  der  in  der  Nähe  eines  Gewässers 
iegt.  Der  Boden  wird  gut  gepflügt  und  gedüngt  und  dann  in 
einzelne  Beete  von  etwa  8 Yard  Länge  und  1 Yard  Breite  eioge- 
.heilt;  die  Beete  werden  zuuächst  gehackt  und  dann  reichlich  be- 
wässert. Am  folgenden  Tage  wird  das  Aufhacken  wiederholt,  die 
gelockert«  Erde  eiugeebnet,  dann  der  Same  eiugesäet  und  einge- 
recht.  Mit  Matten  werden  die  jungen  Pflänzchen  gegen  die  Hitze 
les  Sommers  geschützt,  bis  dieselben  etwa  3"  hoch  sind,  sodann 
werden  dieselben  eingepflanzt,  nachdem  sie  Tags  vorher  noch 
tüchtig  bewässert  wurden.  Beim  Umpflanzen  wird  Sorge  getragen, 
da£s  die  Wurzeln  mit  Erde  umhüllt  bleiben.  Die  jungen  Pflanzen 
werden  dann  entweder  auf  besonderer  Plantage  eingesetzt  oder 
<ur  Einfassung  anderer  Felder  verwendet,  um  deren  Produkte  gegen 
Verwüstungen  durch  Hausvieh  zu  schützeu.  Bei  trockenem  Wetter 
erfolgt  alle  3 bis  4 Tage,  später,  wenn  die  Pflanzen  sieb  gekrfif- 
tigt  haben,  jeden  10.  Tag  Bewässerung  des  Feldes.  Im  November 
und  Dezember  wird  das  ganze  Feld  mit  einer  Düngerschicht  etwa 
1*  hoch  bedeckt,  um  deu  Pflauzeu  hinreichenden  Schutz  vor  Kälte 
zu  gewähren.  Im  März  der  folgenden  Jahre  wird  das  Feld  ge* 
säubert  und  wiederum  für  reichliche  Bewässerung  Sorge  getragen. 
Die  aus  Samen  gezogenen  Pflanzen  sullen  im  3.  oder  4.  Jahre, 
stellenweise  bereits  schon  im  2.  Jahre  zum  erstmaligen  Schnitt 
geeignet  sein. 

Die  Anpflanzung  durch  Wurzeln  geschieht  in  der  Weise,  dafs 
bereits  vorhandene  wurzeln  in  Stücke  von  etwa  3 bis  1 Finger 
f.ünge  geschnitten  werden;  diese  Stecklinge  werden  im  Mai  in 
biulänglich  vorbereiteten  Boden  in  Distanzen  von  je  einem  halben 
Yard  eingelegt  uud  alle  3 bis  4 Tage  bewässert.  Der  erste  Schnitt 
kann  bereits  im  2.  Jahre  erfolgen.  Der  Boden  zwischen  den  ein- 
zelnen Pflanzen  mufs  öfters  gelockert  werden  und  die  Bewässerung 
ist  nicht  zu  unterlassen. 

Die  gehörig  gepflegten  Rheapflan zungen  liefern  in  China 
Irei  Schnitte  im  Jahre;  der  erste  Schnitt  erfolgt  im  Juni, 
zwei  Monate  später  der  zweite  und  der  letzte  Ende  September 
►der  Anfangs  Oktober;  dieser  letzte  Schnitt  soll  die  zartest«  und 
Feinste  Faser  liefern,  während  die  der  beiden  ersten  grobe  Fasern 
geringerer  Qualität  geben.  Nach  jedem  Schnitt  wird  das  Feld 
reichlich  gedüngt  und  gewässert. 

ln  Assam  erfolgt  der  erste  Schnitt  im  April,  der  zweite  im 
Juni,  der  folgende  im  August  und  der  letzte  Anfangs  November; 
am  reichlichsten  fällt  der  zweite  und  dritte  8chnitt  aus.  weil  wäh- 
rend dieser  Zeit  durch  deu  Regen  den  Pflanzen  eine  reichliche 
Menge  Wasser  zugeführt  wird.  Man  kann  im  xMlgemeincu  sageu, 
dafs  daun  mit  dein  Schnitt  begonnen  werden  kauu,  wenn  die 
Stengel  au  ihrer  Basis  beginnen  braun  zu  werden  und  die  jungen 
Nzcbtriebe  des  vorhergegangeneu  Schnittes  etwa  1"  hoch  aiud. 
Beim  Schneiden  wird  daher,  nm  nicht  den  Nachwuchs  zu  beschä- 
digen, der  Stengel  etwa  1 bis  2 ' über  dem  Boden  abgehanen. 

Ertrag  pro  engl.  Acre.  Die  Erfahrungen,  welche  in  Bezog 
auf  diesen  wichtigen  Punkt  vorliegen,  sind  leider  aufserordenllicb 
spärlich.  Nach  allgemeinen  Schätzungen  beträgt  in  Assam  der 
jährliche  Ertrag  pro  Acre  12  Maunds*).  Leider  wird  nicht  dabei  be- 
merkt. ob  dies  der  Bruttobetrag  oder  der  Betrag  an  gereinigter 
Faser  ist.  Selbstverständlich  werden  andere  Gegenden  hinter  die- 
sem Erträgnisse  zurückstehen  müssen,  da  wohl  wenige  io  Folge 
der  reichlich  vorhandenen  Feuchtigkeit  so  geeignet  zur  Kultur  der 
Rhen  sein  werden  wie  Assam. 

*)  1 Miiuud  = 37, kg  (neuca  BiuargcwicbO- 
1 . = 37,*«m  kg  (Faktwreigewicbt). 


Zubereitung  der  Faser,  a)  Prozofs  der  Trennung 
der  Faser.  Die  Methode,  weicher  sich  die  Eingeborenen  zur 
Trenuung  der  Faser  von  den  werthloseu  Stoffen  bedienen,  ist  eioc 
mühevolle  Handarbeit.  In  China  werdeu  die  abgehauenen  Stengel 
zunächst  von  den  Blättern  befreit  und  dann  eine  kurze  Zeit  in 
Wasser  eingeweicht.  Hierauf  werdeu  sie  in  der  Mitte  gebrochen, 
uin  die  üufsere  Faser  von  dem  iuneren  holzigen  Gewebe  zu  lösen; 
von  dem  Rifs  aus  zieht  nunmehr  der  Arbeiter,  gewöhnlich  eia 
Kind  oder  eine  Krau,  mit  den  Fingernägeln  die  Faser  ab. 

In  Assam  erfolgt  das  Entblättern  des  Stengels  noch  während 
derselbe  an  der  Wurzel  sitzt;  der  Arbeiter  ergreift  denselben  mit 
der  Linken  am  oberen  Ende  und  indem  er  mit  der  Rechten  gegen 
die  Wurzel  hin  am  Stengel  herunterfährt,  entblättert  er  denselben. 
Der  abgehauene  Stengel  wird  dann  2 bis  3 Tage  der  Sonnenhitze, 
dann  am  dritten  Morgtui  einige  Stunden  dem  Tbau  ausgesetzt, 
hierauf  in  der  Mitte  mit  einem  stumpfen  Messer  gespalten  und  die 
Fuaer  daun  langsam  vom  Wnrzelende  gegen  die  Spitze  hin  abge- 
zogen. Mit  einigen  kleinen,  unwichtigen  Modifikationen  ist  dieser 
ebenso  einfache,  als  langwierige  und  kostspiolige  Prozefs  der  Ge- 
winnung des  Rohstoffes  überall,  soweit  aus  der  mir  zugänglichen 
Literatur  ersichtlich,  üblich,  mit  alleiniger  Ausnahme  eines  Falles, 

I den  ich  weiter  unten  beschreiben  werde. 

b)  Reinigung  und  Bleichen  der  Kobfaser.  In  China 
wird  die  auf  die  beschrieben«.!  Weise  erhaltene  Rohfaser  in  feuchtem 
i Zustande  mit  einem  stumpfen  Messer  der  I/äuge  nach  geschabt, 
um  sic  möglichst  von  noch  anhängrudein  Holzstoffe,  Gummi  usw, 
zu  reinigen.  Die  in  der  .Sonne  getrocknete  Faser  wird  nnnmehr 
in  Ermangelung  eines  Hechel«  von  Weibern  und  Kindern  mit  den 
Händen  zerfasert  und  das  erhaltene  Produkt  einem  wiederholten 
Wascbprozefs  unterzogen;  dem  Wasser  wird  hierzu  die  Asche  von 
. Maulbeerblättern  und  Holl,  oder  gebrannter  Kalk  zuge- 
I setzt.  Bei  dem  folgenden  Trockenprozels  mufs  jedoch  sorgfältig 
| darauf  geachtet  werden,  dafs  die  Fasern  nicht  etwa  vou  ein- 
tretendem  Regen  durchnäßt  werden,  da  die  Feuchtigkeit  der  Faser 
schädlich  ist,  indem  sio  deren  Farbe  verdirbt.  Zuweilen  ist  der 
Bleicbungsprozefs  noch  komplizirter;  danach  werden  die  Fasern, 
nachdem  sie  aus  dem  obigen  Bad  gekommen  sind,  in  Wasser  ge- 
kocht, dein  Strobasche  zugesetzt  worden  ist,  wodurch  sie  besonder» 
schön  weif»  uud  zart  werden  sollen,  und  daun  zum  Schliif*  noch 
eiumal  in  reinem  Wasser  ordentlich  ausgekocht  und  zuletzt  iu  der 
Sonne  getrocknet. 

Eine  sehr  cigcnlkümliche  und  von  den  bisher  beschriebenen 
gänzlich  abweichende  Methode  wird  von  deu  Leuten  der  Dlianuk- 
Küste  io  Bbaugnlpore  (Assam)  befolgt.  Diese  unterscheidet  sich 
sehr  wesentlich  dadurch,  dafs  sie  nicht  wie  bei  den  eben  genannten 
in  zwei  zeitlich  aufeinander  folgende  Reinigung «prozessc,  eiuon 
mechanischen  und  einen  chemischeu  zerfällt,  sondern  dafs 
hierbei  beide  Prozesse  Hand  in  Hand  mit  einauder  gehen. 

Die  Arbeiter,  zwei  Mänuer,  zwei  Weiber  und  zwei  Knabeu, 

| wählen  ihren  Arbeitsplatz  möglichst  in  der  Nähe  eine»  Flusses,  da 
Wasser  in  reichlicher  Menge  gebraucht  wird.  Das  Arbeitsgerät!] 

I besteht  in  einem  grofsen  irdenen  Gefäf*  oder  Kessel,  oder  auch 
1 einer  Pfanne  und  zwei  gekerbten  Bretteru.  Der  Kessel  wird  mit 
Wasser  gefüllt,  dann  die  Stengel  bineingelcgt  und  eine  genügende 
Quantität  wijji  matt i.  etwa  10  Cbullaks  auf  1 Maund  Stengel,  bin- 
zugefügt.  Es  ergab  einige  Schwierigkeiten  zu  eruiren.  was  unter 
„sajji  matti“  verstauden  ist,  durch  Erkundigen  bei  Eingeborenen 
hat  Verfasser  Folgendes  erfahren:  In  vieleo  Gegenden  Hindustans 
bedeckt  Bich  der  Boden  mit  eiuer  weifsen  Eff loreszens,  welche  als 
unreiue  Soda  bezeichnet  wird.  Mit  diesem  Salz  haben  die  indischen 
. Dbobis  (Waschmäuner)  seit  langer  Zeit  die  Wäsche  gewaschen,  in 
den  Städten  ist  allerdings  die  Soda  an  Stelle  de«  alten  „sajji  matli* 
getreten,  aber  der  alte  Name  ist  geblieben  und  die  Soda  wird  jetzt 
geradezu  als  „sajji  raatti*  bezeichnet.  Verfasser  vermuthet  nun, 
dafs  die  natürliche  „sajji  matti*  eher  eine  Art  Salpeter,  als  rich- 
tiges koblensaures  Natron  sein  wird;  wie  dem  aber  auch  seiu  mag, 
so  viel  Ktebt  fest,  dafs  ein  Alkalisalz  eine  wichtige  Rolle  bei  der 
Zubereitung  der  Faser  spielt. 

Die  Stengel  werden  etwa  P/j-ä  Stunden  langsam  gekocht, 
dann  nimmt  der  zunächst  dem  Kessel  stehende  Mann  eine  solche 
Portion  Stengel,  als  er  noch  fest  zwischen  beiden  Händen  halten 
kann,  und  schlägt  diesen  Büschel  mit  aller  Kruft  auf  das  vor  ihiu 
liegende,  theilweise  von  Flufswasser  bespülte  Brett,  indem  er  auf 
diese  Weise  eine  erste  Reinigung  der  Fasern  erzielt;  das  nunmehr 
vom  gröbsten  gereinigte  Bündel  wandert  dann  in  die  Hände  des 
Zweiten,  der  es  in  gleicher  Weise  behandelt,  bis  es  vollkommen 
frei  von  Gummi,  Wachs  usw.  ist.  Sodann  wandert  es  zurück  io 
den  Kessel  und  wird  wieder  eine  Stunde  lang  gekocht,  hierauf 
wiederum  geschlagen  und  gewaschen  wie  zuvor  und  dann  von  den 
beiden  Weiberu  zum  Trocknen  ausgebreitet. 


EXPORT,  Organ  des  Central  verein»  für  Handelsgeographie  etc. 


11 


Nr.  44. 


Dieser  Prozeß  besitzt  vor  dem  ersterwähnten  jedenfalls  den 
Vorzug  größerer  Raschheit,  der  vortheilhaft  gegen  den  langwierigen 
Reinigungsprozcfs  der  Chinesen  abstirbt,  und  da  auch  das  erzielte 
Produkt  an  Gut«  dem  Chinesischen  nicht  uaebsteht,  so  ist  er  ent- 
schieden als  eine  Vervollkommnung  des  unter  den  Eingeborenen 
üblichen  Verfahrens  anzusehen.  Es  wird  behauptet,  dafs  auf 
diese  Weise  1 Maund  pro  Stunde  mit  Leichtigkeit  aufgearbeitet 
werden  kann. 

Wenn  wir  das  eben  beschriebene  noch  einmal  kurz  zusamroen- 
fassen,  so  ist  es  Folgendes,  was  wir  über  die  Kultur  und  Verarbei- 
tung der  Rbea  bestimmt  wissen: 

1.  Die  Rhea  gedeiht  überall  in  den  Tropenlftodern,  am  besten 
jedoch  da.  wo  bei  warmem  Klima  eine  sehr  reichliche  Menge  von 
Feuchtigkeit  vorhanden  ist. 

2.  Ein  Hauptcrfordernifs  zur  Erzielung  einer  lohnenden  Erndte 
sind  bei  Kbcaanpflauzungen  sehr  reichliche  Bewässerung  und 
gute  Düngung.  Im  Übrigen  ist  die  Pflanze  sehr  anspruchslos 
und  bedarf  wenig  Pflege;  trotzdem  ist  sie  aber  doch  zäbe  und 
scheint  selbst  einigen  Frost  ertragen  zu  kßunen. 

3.  Der  bei  deu  Eingeborenen  übliche  Prozeß  der  Zubereitung 
der  Faser  ist  ein  außerordentlich  mühsamer  und  nur  bei  billigen 
Arbeitskräften  durchführbar.  Er  zerfällt  in  China  und  Assam  in 
den  mechanischen  Theil  der  Entfaserung  und  den  chemischen  des 
Reinigens  und  Bleichens  der  gewonnenen  Faser.  Nur  in  einem 
Theile  von  Assam  gehen  beide  Prozesse  Hand  in  Hand. 

4.  Alkalien  dürften  bei  Erzielung  eines  schonen  Produktes  eioe 
grofse  Rolle  spielen. 

Verfasser  möchte  noch  binzufügen.  dafs  Versuche,  welche  mit 
einer  direkten  Verschiffung  der  unverarbeiteten  Stengel  nach  Eng- 
land, behufs  Verarbeitung  daselbst,  ein  negatives  Resultat  ergeben 
haben.  Die  Rhcastengel  scheinen  während  der  Reise  einer  Gährung 
zu  untcrliegeu,  welche  sie  gänzlich  werthlos  macht.  Dies  wäre 
allerdings  bei  etwaiger  Aulage  von  Kheakulturen  stark  in  Betracht 
zu  ziehen,  denn  wenn  eine  Verschiffung  des  Rohstoffes  auf  weitere 
Entfernung  hin  unmöglich  wäre,  so  müßte  überall,  wo  die  Kultur 
der  Rbea  für  den  Export  betrieben  wird,  Sorge  dafür  getragen 
werden,  daß  der  ursprüngliche  Rohstoff  bereits  in  so  weit  verarbei- 
tetem Zustande  exportirt  würde,  daß  ein  Schadhaftwerden  desselben 
unterwegs  nicht  zu  befürchten  steht.  Solche  Einrichtungen  scheint 
auch  die  französische  Gesellschaft  getroffen  zu  haben,  denn  wenu 
Verfasser  deu  erwähnten  Artikel  im  Export  Nr.  27  richtig  verstan- 
den hat,  so  befindet  sich  an  all  den  Orten,  wo  die  französische 
Gesellschaft  Rheaplantageo  angelegt  bat,  eine  Entfaserungsmaschine, 
welcher  die  Aufgabe  zufüllt,  das  Rohprodukt  zum  Versand  fertig  zu 
stellen,  während  die  Hauptfabrik  nur  das  fertige  Produkt  zu  ver- 
arbeiten hätte. 

Nach  Ansicht  des  Verfassers  würde  somit  die  Konstruktion 
einer  zweckmäßigen  Entfaserungsmaschine  allein,  filr  Deutschland 
im  Allgemeinen  wenig  von  Werth  sein,  so  gewinnbringend  sie  auch 
für  den  Erfinder  selbst  sein  möchte.  Es  würde  dieselbe  nur  dann 
für  uns  von  Werth  sein,  wenn  gleichzeitig  groß«  Rheaplantagen 
iu  deutschen  Händen  auf  deutschem  Gebiete  den  Rohstoff  zu  liefern 
im  Stande  wären,  dessen  das  Mutterland  zur  Unterhaltung  der 
Industrie  bedürftig  ist.  Platz  geuug  haben  wir  und  Verfasser  ist 
der  Ansicht,  daß  Kamerun  und  Ost-Afrika  in  erster  Linie  für  solche 
Planlagen  in  Aussicht  zu  nehmen  seien. 

Es  müssen  freilich,  um  dieses  Ziel  zu  erreichen,  noch  gar 
manche  Versuche  angestellt  werden,  und  es  wäre  sorgfältig  zu  prü- 
fen, bevor  man  an  die  Konstruktion  kostspieliger  Maschinen  ginge, 
die  in  deu  Tropen  entweder  nicht  arbeiten  oder  nicht  zu  repariren 
sind,  wie  weit  ein  chemisches  Verfahren,  vielleicht  mit  geringer 
Zuhülfenahme  mechanischer  Prozesse,  eher  zum  Ziel  fuhren  würde. 
Das  primitive  Verfahren  der  Dbanuk’a  legt  einen  solchen  Gedanken 
wenigstens  nahe. 

Zum  Schlüsse  sei  noch  der  Untersuchungen  über  ogyptischc 
Kheafaser,  welche  ein  Herr  Leg  ros  in  Kairo  an  die  indische  Re- 
gierung eingesaodt  hat.  gedacht.  Herr  Leg  ros  bemerkt  in  dern 
Begleitschreiben,  daß  sein  Prozefs  ein  rein  chemischer,  einfach 
im  Verfahren  und  mit  geringen  Kosten  verknüpft  sei. 

Dieses  Produkt  wird  folgendermaßen  bcurtheilt:  Die  Faser  ist 
tbeil weise  gut  gereinigt  nnd  hat  ihre  volle  Stärke  beibehalten,  ganz 
im  Gegensatz  zu  anderen  Proben,  welche  ebenfalls  nur  chemisch 
präparirt  waren;  stellenweise  findet  sich  allerdings  noch  Gummi 
usw.,  und  abgesehen  hiervon  müßte  das  Verfahren,  durch  welches 
die  Faser  producirl  wurde,  ein  zufriedenstellendes  genannt  werden. 

Ein  weiterer  Schritt  zur  Erschließung  Chinas.  Als  die  chinesische 
Regierung  in  der  Konvention  von  Tschifu  lö72  den  Engländern  dir  Kon- 
zession einräumte,  Konsularbeamts  in  die  bedeutende  Stadt  Tscbuogkiag 
am  oberen  Jatigtsekisug  in  der  Provinz  Sctscbuan  zu  entsenden,  und  dabei 
zugleich  die  Niederlassung  englischer  Kaufleute  von  dem  Nachweis  der 


Schiffbarkeit  des  Jangtsekiang  durch  Dampfer  bis  zu  dieser  Stadt  &Nii 
machte,  glaubte  sie  keineswegs,  dafs  es  den  Europäern  gelingen  am«, 
gestellte  Bedingung  zu  erfüllen.  Der  äußerste,  bisher  von  Dumpfere 
reichte  Puukt  am  Jangtaekiang  ist  .Ilse hang.  Jenseits  desselben  «ui| 
Fluß  von  Felswänden  eingezwängt  und  auf  einer  Strecke  von  l€ü  ko 
ten  Stromscbnellen  auf,  welche,  wie  man  glaubte,  die  Schifffahrt  Sr  ? 
zeuge  von  größeren  Dimensionen  ganz  unmöglich  machten.  Allein  dir 
richte  aller  britischen  Konsuln,  welche  seit  1878  in  Tschungkior  w» 
haben,  widersprechen  einer  solchen  Anschauung  ga»z  entschieden. 

Wenn,  wie  sie  Behr  richtig  argumentiren , schwerfällige  dutum 
Dschonken  zu  allen  Jahreszeiten,  bei  Hoch-  und  Niedrigwaracr  dir  fo 
schnellen  ohne  Gefahr  passiron  können,  so  wird  dies  Dampfern  von « 
sprechender  Konstruktion  ganz  ebensogut,  wenn  nicht  besser,  nKglict  - 
Was  IOC  Männer  und  Jungen,  von  denen  die  Hälfte  nichts  thut,  ah  Mb« 
und  lärmen,  bei  dem  Ziehen  einer  Dschonke  von  4 Fuß  Tiefgang  itw 
1 Stellen,  wo  starkes  Gefälle  das  Kudern  unmöglich  macht,  zu  leiiirt  v 
| mögen,  das  wird  durch  Dampfkr&ft  noch  viel  eher  geleistet  wenden  Gr. 

Der  englische  Konsul  Sponco  übersandte  1882  seiner  Regime-, 
i Denkschrift,  worin  er  bomerkt,  daß  er  den  Jangtsekiang  zu  allen  Ju> 
| zelten,  im  Hochsommer  hei  stärkstem  Anschwellen  der  Wa^sermawL » 
im  Winter  bei  niedrigstem  Waaserstand,  in  chinesischen  Dachonk-s  tu  i* 
und  zu  Thal  befahren  habe  und  dafs  er  völlig  überzeugt  sei,  es  «i* 
kleinen,  leichtbeweglichen  Dampfern  von  geringem  Tiefgang.  ab»r  »tot 
Dainpfkrafi  keine  ernstlichen  Schwierigkeiten  während  neun  Mob«!'-.  * 
Jahres  begegnen.  In  den  übrigen  drei  Monaten  werde  eine  fmtüc 
der  Dampfkraft  nötbig  sein.  Die  Somraersflnthen,  weit  entfernt,  die  ,vtn 
rigkelten  der  Slromsclinellen  zu  erhöhen,  hätten  vielmehr  die  Wirts«  * 
ganz  zu  verwischen,  die  Schifffahrt  werde  nur  zur  Zeit  dee  Dudripi 
W&aserstandes  im  ersten  Vierteljahr  mit  größeren  Hindernisses  re  kiatr: 
haben. 

Sein  Nachfolger,  der  Konsul  Hosie,  behauptet,  man  könne  tob»*> 
schnellen  oberhalb  Jtschangs  überhaupt  nur  an  einer  ciuzgeo  Stellt  xy 
und  selbst  diese  hinderten  die  chinesischen  Dschonken  weder  an  d«  |<r; 
noch  an  der  Thalfahrt.  Die  übrigen  Konsular  beamten,  welche  ia  Twc 
kiitg  resldiit  und  die  Frage  der  Schiffbarkeit  des  Jangtwkiang  re  ik»s 
SpeziaDtudium  gemacht  haben,  sprechen  sich  in  ähnlichem  Staat  au. 

Allein  diese  in  kurzen  Intervallen  auf  einander  folgendes,  «rfc  {M 
mäßig  günstig  aussprechenden  Konsulataboricbte  vermotfcUn  nid*,  t- 
englische  Kaufmannswelt  zu  einer  thätigen  Initiative  zu  tWwf*»-  I'« 
„Times“  bemerkt  dazu,  daß  wenn  man  in  jüngster  Zeit  die  iioorab  ir 
Gleichgültigkeit  gegen  britische  kommerzielle  luler«*seu  angeklart  uv, 
diesem  Kalle  wenigsten«  die  ganze  Kungle  auf  Seite  d«r  (tanh,  & 
Apathie  dagegen  bei  dem  Handelsstatut  zu  suchen  sei.  Sckäsftlrfc  p«&» 
der  in  Jtscbang  angesessene  englische  Kaufmann  Archibald  lltlleir 
Sache  in  die  Hand.  Er  fuhr  selber  über  die  Stromschnellrn  dm  Jt&tfrtau 
aufwärts , überzeugt«  sich  davon , dafs  die  Schwierigkeit«  «diwwfciilkä 
überschätzt  waren , und  daß  man  den  Flufs  sehr  wohl  ia  burthra  *n 
geeigneter  Bauart  werde  befahren  können.  Es  kam  nur  aif  *•««  '«• 
such  an. 

Um  die  Mittel  zur  Anstellung  eines  solchen  zu  beschaff« , begab  w.i 
Liltle  nach  England,  wandte  sich  an  die  am  Uandel  de*  »Wren  JasitKfcst 
interessirten  Kreise  und  erlangte  von  diesen  eine  Summe  vot>  W'-“  ■ 
nachdem  er  bei  deu  Handelskammern  in  England  für  seine  lrht«icbt-  ■ 
Thema  behandelnden  Vorträge  verbindlichsten  Dank,  »her  sind  nrh 
nicht«  erhalten  batte  Wenn  es  schon  Wunder  nehm«  oaf«.  dn 
reichen  britischen  Handelskammern  für  einen  solchen,  doch  *» , **** 
eigensten  Interesse  liegenden  Zweck  kein  Geld  übrig  batten,  *o  ®ü*a 
mit  noch  mehr  Befremdung  fragen,  wie  es  kam,  dafs  die  «nglirebeo  m** 
kammcrti  und  Großkautlout«  in  China  eine  verhältiiifsmibig  doci«  '»- 
deutende  Summe  nicht  zusammen  bringen  konnten  oder  wollten. 

Glücklicherweise  aber  öffneteu  sich  andere  Quellen  K*  kilW*  **- 
eine  Gesellschaft,  „The  Upper  Yangtie  Strom  Navigation  Cempisj  •* 
Zweck  des  Baue«  und  der  Entsendung  eines  Dampfers  von  Hm»*5" 
Tunking.  Da*  vorläufig  gezeichnete  Kapital  beträgt  IOOOOÜ  « u ' 
zu  200  £.  Sobald  die  Expedition  die  Schiffbarkeit  de#  oberrn 
nnchgewicsen  bat,  will  man  da*  Kapital  erhöben  und  di«  Aktien  n- 
Geldmarkt  bringen  Für  das  Pioiiierschiff  hat  eine  im  Bau  *o»  ‘ 
dampfern  für  Flufsschifffahrt  wohlbewfchrte  Firma  iu  England  o**5 
der  Ausrüstung  besorgt,  das  Schiff  selber  wird  in  Shanghai 
Little  will  selber  die  erste  Fahrt  über  die  Stromschnellen 
mitraachen.  Der  Dampfer  ist  geeignet,  100  Tonnen  Güter  w j r 
giere  zu  befördern,  und  man  glaubt  annebmen  tu  dürfen,  daß  1 
gewiun  eine*  »olcben  starken,  mit  kräftigen  Maschinen  aungenistetf»-  ^ 
flachgebenden  Fahrzeugs  »ich  auf  ßOOO  £ Mellen  werde.  Dal  w»« 
allerdings  eine  aufserordentlich  günstige  Geschäft sgebahrung. 

Und  in  der  That  darf  man  sich  einen  sehr  lohnenden  Erfolg  * ^ 

sprechen.  Denn  der  dem  englischen  Handel  iu  die*er  Weil® 
schlossen«  Theil  Chinas  ist  eine  der  reichsten  und  *•**•.  w |rfK; 
durchaus  nicht  abgeneigt,  mit  Europäern  in  direkten  Verkehr  * ‘ r(f. 
Dariiber  bat  un*  Freiherr  von  Rieht hofen  in  seinem  bereit* 
öftentlichteu  Buche  über  seine  Reise  von  Peking  nach  MsrAs“  ? 

Nach  ihm  ist  die  dortige  Hcvülkerung,  unter  den  B««Jha4*t> 
Provinzen  des  chinesischen  Reiches,  die  liebenswürdigste  und  ^ 

auch  in  Kleidung  und  Gewohnheiten  reinlicher  und  ordentlicMf 
nesen  im  allgemeinen.  Fremden  begegnen  sie  mit  Höflichkeit  uo  , ^ 
In  der  Hauptstadt  Tsching-tu  ging  v.  Kichtbofen  häufig  4M* 
iu  europäischer  Kleidung,  aber  die  Leute  vermeiden  jeden  Sebent  ft.. 
sie  Notiz  von  ihm;  «ich  neugierig  zu  zeigen,  hielte»  sie  ***** 

In  den  Uuleu  wurde  er  höflich  angeredel  und  daj*elbe  - **s-t*rkian eis« 
fand  er  Audi  bei  den  Beamten,  die  ihm  sagten,  man  srtw  *® 


887. 


847 

EXPORT,  Organ  des  Central  verein#  für  UaudelHgeographic  cU 


Nr.  44. 


£bre  darin,  Fremd«  gut  zu  behandeln.  Die  einheimischen  Katholiken,  die 
nur  zahlrcR'linr  sind  aU  in  jeder  anderen  Provinz,  betrachten  mit  tiefer  Ver- 
ibrung  alles,  was  mit  Kuropa  Zusammenhang!. 

Die  Bewohner  befinden  sich  in  einem  Zustand  allgemeiner  Woblhaben-  | 
reit,  and  in  den  Städten  wie  auf  dein  Lande  herrscht  in  Kleidung  und 
•Vohnung  ein  gewisser  Luxus,  eine  unmittelbare  Folge  des  Friedens,  in 
vekhem  das  Land  gelebt  bat,  während  andere  Tbeile  Chinas  durch  Bürger- 
i liege  verheert  wu'Hen.  Und  mährend  die  nördlichen  Provinzen  Chinas  keine 
lcnnenswetihen  Waareu  für  den  Kxport  ins  Ausland  liefern  und  es  auch 
iorl  an  solchen  fehlt,  welche  durch  ihre  weite  Verbreitung  durch  das  übrige 
,'hina  einen  indirekten  Kinfluf*  auf  den  auswärtigen  Handel  ausüben,  besitzt 
setachuan  eine  Fülle  vou  Produkten,  die  in  beiden  Beiiohungeit  von  Werth 
»ind,  und  einige  davon  werden  im  Laufe  der  Zeit  wohl  eine  hervorragende 
Rolle  unter  den  Ausfuhrartikeln  Chinas  spielen. 

Solche  sind  Seide,  Mohn  zur  Opiu inbereitung,  weifses  Wachs,  Tabak, 
Fhee,  Zucker,  Tungöl,  Salz,  Kohle,  Eisenerze.  In  gewöhnlichen  Jaliren  zieht 
nnn  Getreide  im  I bertlufs  von  Baumwolle,  aber  erzeugt  die  Provinz  nur 
rine  ganz  unbedeutende  Menge  und  dieser  Mangel  wird  nicht  durch  die 
verschiedenen  Hanfarten  ersetzt,  die  allerdings  in  manchen  Gegenden  massen- 
haft gebaut  werden. 

Im  übrigen  China  benutzt  man  dio  Bergabhänge  wenig  zum  Ackerbau. 
Setachuan  aber  ist  mit  Ausnahme  der  Ebene  von  Tscbing  tu-fu  durch  und 
durch  bergig  und  doch  verdankt  die  fast  ununterbrochen«  grüne  Decke,  mit 
der  die  Provinz  bekleidet  ist,  beinahe  ausschliefslicb  ihre  Existenz  der  all- 
gemeinen Verbreitung  des  Feldbaues.  Die  Bodenkultur  beschränkt  sich  nicht 
auf  den  Ackerbau,  sondern  besteht  zu  einem  wesentlichen  Thcil  noch  im 
Anpflanzen  von  Nutz-  und  Zicrbäumeu,  wie  Bambus  Tungbaum,  Maulbeer- 
baum, Zypresse,  Obsthiume,  mehrere  Arten  Feigenbäume,  die  dem  Lande 
zum  gröfsten  Schmuck  gereichen.  Diesen  Umständen  ist  es  xuzusebreiben, 
dafs  Setachuan,  im  Ganzen  genommen,  die  schönste  Provinz  Chinas  ist. 

Was  insbesondere  dio  Ebene  von  Tsching-tu-fu,  betrifft,  die  das  einzige 
grofse  Gebiet  ebenen  Bodens  in  der  Provinz  ist  und  etwa  241)0  Quadrat- 
ineilen  mifst,  so  giebt  es  in  China  wenige  Gegenden,  welche,  wenn  man 
gleiche  Areale  vergleicht,  an  Reicbthum  und  Wohlstand,  Dichtigkeit  der 
Bevölkerung  und  Produktivität,  Fruchtbarkeit  dev  Klimas  und  Vollkommen- 
heit der  natürlichen  Bewässerung  mit  ihr  rivaliairen  können,  und  wahr- 
scheinlich findet  man  in  keinem  anderen  Tbeil  Chinas  zivilisirtes,  ver- 
feinertes Leben  gegenwärtig  so  allgemein  unter  der  Bevölkerung  verbreitet. 

Unter  den  Industriezweigen  beschäftigt  keiner  so  viele  Hände  als  die 
Bearbeitung  der  Seide  zu  verschiedenen  Fabrikaten.  Es  giel-t  grofse  Tbeile 
von  Tscbing-tu-fu,  wo  sich  die  Bewohner  Haus  für  Baus  mit  Spionen, 
Wetten,  Färben  und  Wirken  beschäftigen , und  auf  «lern  Lande  haspeln, 
waschen  und  bleichen  die  Leute  die  rohe  Seide,  selbst  im  Winter  überall. 
Im  Departement  Kiung tschau  nimmt  Baumwolle  die  Stelle  der  Seide  ein  und 
ihre  Fabrikate  finden  ihren  Markt  hauptsächlich  in  Tibet  und  Eientscbang. 

In  anderen  Distrikten  giebt  auch  der  Hanf  zu  ähnlichen  Beschäftigungen 
Veranlassung. 

Die  bedeutendsten  Orte  sind  T*ching-tu  und  Tscbuog-king.  Die  erstere 
Stadt  soll  800  000  Einwohner  zählen  und  gehört  somit  zu  den  größten 
Städten  Chinas  und  ist  nach  v.  Kicbtbofen  von  allen  die  wMm1>  und 
eleganteste.  Die  breiten,  einander  rechtwinklig  schneidenden  Strafsen  sind 
sorgfältig  mit  Steinplatten  gepflastert.  Im  Innern  der  mit  schönen,  sorgfältig 
gearbeiteten  hölzernen  Fronten  geschmückten  Häuser  herrscht  ungewöhn- 
licher Luxus,  Reinlichkeit  und  Behagen.  Die  Einwohner  kleiden  sich  auf- 
fallend gut,  oft  in  Seide.  Die  Läden,  in  denen  alles  Holzwerk  schön  polirt 
ist,  sind  gröfsteutheil*  zum  Verkauf  von  Luxusartikeln  bestimmt,  wio  Seiden- 
brokate, seidene  Scbmuckgegenstände  aller  Art,  seidene  .Schuhe,  kostbare 
Pelze,  Silberscbmuck,  Edelsteine,  fber  zwanzig  Uhrmacher  linden  lohnende 
Beschäftigung,  jeder  hat  einen  Laden  mit  Wand-  uud  Taschenuhren.  Nir- 
gends in  China  wird  die  Kunst  so  hochgeschätzt,  wie  in  Tsching-tu,  und  \ 
diesen  Geschmack  an  der  Kunst  bemerkt  man  auch  durch  das  ganze  um- 
gehende Land.  Jede  der  kleineren  Städte  ist  in  dieser  Hinsicht  ein  Stück 
der  Hauptstadt 

Tschung  klug,  dessen  Bevölkerung  auf  700001)  Seelen  geschätzt  wird, 
ist  eins  der  Haupthandelszentren  von  China,  es  bildet  den  Brennpunkt  für 
den  größeren  Tbeil  des  Handels  von  Setadiuan.  An  Schönheit  steht  es 
weit  hinter  Taching-tu  zurück,  aber  es  übertrifft  dasselbe  als  Handelsstadt 
mit  seinen  zahlreichen  Schiffen  und  direkten  Verbindungen  mit  vielen  Haupt- 
plätzen des  Reichs.  Es  hat  grofse  Banken  und  reiche  Kaufleute,  die  Ge* 
schäfte  im  grolsen  Mafsstah«  betreiben. 

Die  Verkehrsmittel  sind  freilich  noch  sehr  mangelhaft.  Der  Jaugtsekiang 
wie  alle  anderen  Flüsse  der  Provinz  sind  abwärts  sehr  wohl  zu  befahren,  aber 
aufwärts  der  in  Folge  ihrer  starken  Strömung  und  btiomschndlen  können  die 
Boote  nur  langsam  und  mit  grolsen  Kosten  gezogen  werden,  daher  der 
Transport  zu  Boot  sehr  theuer  ist.  Zu  Lande  aber  ist  die  Kommunikation 
überall  schwierig  mit  Ausnahme  der  Ebene  von  Tsching-tu-fu.  Die  grolsen 
Hecndrafsen  sind  freilich  gut  mit  Steinplatten  gepflastert,  breit  genug,  dafs 
2 Packlüge  einander  pasairen  können,  und  ausgezeichnet  in  Stand  gehalten. 
An  steilen  Punkten  sind  Treppen«  oft  vou  mehreren  hundert  Stufen  in  einer 
Flucht  angelegt,  welche  die  einheimischen  Ponies  und  Maulthier«  schnell 
und  sicher  hinauf-  und  hinab^ebett,  allein  trotzdem  verwendet  inan  Lastthiere 
in  Setachuan  wenig,  Reisende  werden  meist  in  Sesseln,  Waaren  von  Kulis 
transportirt,  dasselbe  geschieht  für  werthvolle  Waaren  auch  zwischen  Tscbun- 
king  und  Itschang,  man  vermeidet  da  lieber  den  Wasserweg. 

Es  ist  klar,  dafs  diese  grofsrn  Verkehrshindernisse  den  Handel  sehr 
bedeutend  erschweren,  trotzdem  wird  der  Export  von  Setachuan  auf  12  Mil- 
lionen Taei,  speziell  der  von  Tschnngking  auf  dem  Jangtsekiang  auf  4 Millionen 
Tael  geschätzt.  Die»  nach  den  Angaben  v.  Richtlinien'*.  Die  britischen 
Konsuln  schätzen  den  Import  nichtebinesischer  Waaren  in  Dschonken  auf 
dem  Flufswege  auf  7UUOQÜ  £ pro  Jahr.  Diese  Ziffern  müfsten  aber  sofort 


ganz  bedeutend  »teigen,  wenu  die  Frachten,  welche  jetzt  70  s pro  Ton  flufs- 
aufwirt«  bis  Tschungking  und  14  » thalwärt«  betragen,  niedriger  gestellt 
werdeu  konnten.  Jetzt  hat  der  Verachiffer  all«  etwaigen  Verluste  bei  den 
Slroaisrhuellen  zu  tragen-  Zu  diesen  boheu  Frachtkosten  kommen  ferner 
die  Durcbgangvzöll«.  Diese  würden  natürlich  Wegfällen,  wenn  Tschungking 
zu  einem  Traktatliafen  erklärt  würde. 

Di«  Bevölkerung  von  Setachuan  ist  von  Einigen  als  32  Millionen  «Seelen 
betragend  angegeben  worden,  nach  einer  im  Globus  Bd.  XL VI  veröffent- 
lichten Zusammenstellung,  welche  dein  offiziellen  Bericht  dc-4  chinesischen 
Finanzministeriums  entstammen  und  sich  auf  da*  Jahr  1882  beziehen  soll,  beträgt 
die  Bevölkerung  sogar  *>7712807  Seele».  Diese  Bevölkerung  ist  Ton  den 
grofsen  Störungen,  welch«  Ha.*  politische  und  wirthschaftlicho  Leben  m den 
letzten  Jahrzehnten  wiederholt  betroffen  haben,  unberührt  geblieben.  «Sie 
bat  »ich  übrigens  von  jeher  der  Segnungen  des  Friedens  zu  erfreuen  gehabt 
Das  vermag  der  Reisend«  schon  aus  der  Anlage  der  Ortschaften  zu  erkennen, 
die  von  der  in  den  übrigen  chinesischen  Provinzen  vollkommen  abwei-  ht. 
Während  dort  die  Bewobuer  zu  gegenseitigem  Schutz  in  ummauerten  Ort* 

I schäften  sich  gern  fest  an  einander  *<'hlief«en,  finden  wir  hier  die  Höfe  der 
j Landbewohner  weil  über  das  Land  zerstreut.  Unter  diesen  friedlichen  Zu- 
: ständen  ist  der  Wohlstand  des  Landes  gewachsen  und  die  Einwohner  »ind, 
wie  wir  gesehen  haben,  geneigt,  den  Fremden  freundlich  zu  empfangen. 
Dafs  Ihr  Sinn  für  den  Handel  nicht  so  euUickelt  ist,  wie  sonst  bei  den 
Söhnen  des  Himmlischen  Reiches,  dürfen  die  etwa  kommenden  Europäer 
nicht  beklagen.  Welche  Fülle  von  Produkten  wird  al*r  eine  Bevölkerung 
von  nahe  an  68  Millionen  aus  ihrer  reichen  Provinz  abgeben  können,  wenn 
ihr  einmal  billige  und  bequeme  Absatzwege  eröffnet  sind,  und  wie  greis  wird 
eventuell  ihre  Aufnahmefähigkeit  europäischer  Produkte  sein!  Denn  wenn 
; einmal  der  Jangtsekiang  der  Dampfschifffahrt  erfiffuet  ist,  werden  auch  die 
I anderen  zahlreichen,  noch  Norden,  Nordisten  und  Westen  sich  verzweigenden 
Wasseradern  bald  von  einem  regen  Verkehr  belebt  sein.  Die  freundlichen 
Bewohner  werden  selber  darauf  driugen. 

Es  kommt  da  nur  noch  ein  Faktor,  allerdings  ein  sehr  gewichtiger 
Faktor,  in  Betracht,  die  chinesische  Regierung.  Sie  hat  bisher  Hie  Bemü- 
hungen, den  oberen  Jaugtsekiang  der  europäischen  Schifffahrt  zu  eröffnen, 
mit  ersichtlichem  Mißfallen  beobachtet.  AI*  aie  den  Vertrag  von  Tschifu 
scblofs,  hatte  sie  keine  Ahnung,  dafs  die  ihr  unüberwindlich  scheinenden 
Stromsch »eilen  die  Europäer  nicht  ahschrtcken  würden,  den  Flufs  za  be- 
fall  reu.  Man  mag  sieb  noch  daran  erinnern,  dafs  China  1885  den  Franzosen 
cs  rundweg  abscblug,  gleich  England  einen  Konsularagenten  in  T*chungkiug 
zu  halten.  Freilich  mag  diese  Weigerung  ihren  Grund  in  der  natürlichen 
Erbitterung  gehabt  haben,  welche  der  Verlust  der  Oberhoheit  über  Tongking 
und  der  nicht  glücklich  mit  Frankreich  geführte  Krieg  in  China  hervor- 
gerufen hstten.  Indessen  wird  di«  etwa  in  chinesischen  Kegierung*kreisea 
| bestehende  Abneigung  gegeu  ein  weitere»  Vordringen  europäischen  Einflusses 
auf  dem  Jangtsekiang  wohl  zu  überwinden  sein.  Die  jetzt  »rh wehenden  Ver- 
I handlungen  über  die  Anlage  eines  ausgedehnten  Eisenbahnnetze*  im  nörd- 
lichen China  geben  Anlafs,  dies  zu  hoffen.  Die  chinesische  Regierung  wünscht 
augenscheinlich,  die  früher  so  eng  und  fest  gezogenen  Schranken,  welche  das 
blumige  Reich  der  Mitte  vom  Abendland  absperrten,  allmählich  tu  beaeitigen, 
soweit  und  sobald  nationale  Vorurtheile,  mit  denen  auch  sie  zu  rechnen  bat, 
ihr  dies  gestatten. 

Nach  dun  neuesten  Nachrichten  hat  der  englische  Gesandte  in  China, 
Sir  John  Walsham,  auf  Ansuchen  d«s  erwähnten  Herrn  Llttle  die 
chinesische  Regierung  auf  den  die  Eröffnung  von  Tschungking  betreffenden 
Paragraphen  diu*  Vertrages  von  Tschifu  aufmerksam  gemacht-  Die  chinesische 
j Regierung  hat  mit  einer  Hinweisung  auf  die  Gefahren  der  Stremschnellen 
| von  Itschang  geantwortet,  zugleich  aber  versprochen,  ihren  Statthalter  in 
| Setachuan  anzuweisen,  die  Möglichkeit  der  Schiffbarkeit  der  gedachten  Strecke 
zu  ermitteln.  Da*  sieht  freilich  nicht  so  aus  wie  «in  bereitwilliges  Entgegen- 
kommen. Es  steht  jedoch  mit  Sicherheit  zu  erwarten,  dafs  sieb  England  durch 
einen  «twaungiinstig ausfallenden  Bericht  de»  betreffenden Gouverneur*  nicht  von 
einem  selbst  zu  machenden  Versuch  wird  absrhrecken  lassen.  Die  britischen 
Fabrikanten  »ind  bei  «»er  ihnen  überall  durch  fremde  Konkurrenz  geschmä- 
lerten Ausdehnung  ihrer  Absatzgebiet«  mit  Nothwendigkeit  darauf  hiug*wie#«n, 
neue  Wege  zu  suchen,  und  sie  werden  »ich  nicht  durch  die  Gutachten  chi- 
nesischer Beamten,  welche  denen  ihrer  eigenen  Konsuln  widersprechen,  von 
einem  so  verheif.*nng>.*olleti  Felde  zurückscbrecken  lassen,  wie  es  die  grofs«, 
volkreiche  und  wohlhabende  Provinz  SeUchuau  zu  werden  verspricht. 

Elne  Reise  durch  die  Mandschurei. 

Von  II.  E.  M.  James  in  Bombay. 

(FetlaoteWBg.) 

ln  Kirin  nnhtnon  wir  statt  der  Maulthiere  Wagen,  um  schneller  vor- 
wärts zu  kommen:  aber  der  Anfang  unserer  Reise  war  kein  glücklicher.  Die 
Strafte  durch  du  grofse  nördliche  Thur  der  Stadt  war  so  verfallen,  dafs  die 
Wagen  mehrere  Stunden  stecken  blieben,  und  der  ein«  in  einem  See  von 
«Schmutz  um  geworfen  wurde.  Da«  ist  indefs  selbst  vor  d«D  Thoren  Pekings 
kein  ungewöhnliches  Vor  kormnnifs.  Wir  folgten  etwa  24  Meilen  dem  linken 
Ufer  des  Suugari  und  überschritten  ihn  dunu  bei  Wu-Iu-Kai,  einem  Orte, 
wo  die  Trümmer  riesiger  Mauern  einer  angeblich  vor  1000  Jahren  blühend 
; gewesenen  Stadt  stehen.  Pater  Verbiest  kam  im  Jahre  1682  mit  dem 
Kaiser  Kanghi  hierher  und  bearhrirb  sie  selbst  damals  noch  als  die  erste 
Stadt  des  Landes  und  den  früheren  Sitz  der  tatarischen  Kaiser. 

Etwa  12  Meilen  weiter  überschritten  wir  den  120  Yard*  breiten  Shih- 
chia-tzü,  einen  Strom,  der  — ich  weif«  nicht,  wodurch  — der  Bemerkung 
früherer  Reisenden  entgangen  zu  sein  scheint.  Uusere  fernere  Reise  erfolgte 
auf  der,  von  dem  Archimandriten  Palludius  im  Jahr«  I87<t  genommenen 
i Route-  Bis  nach  Petuna  hin  war  das  Land  reich  bebaut,  und  die  Früchte, 
j besonders  Hirse,  Bohnen  und  Hanf,  standen  sehr  schön,  letzterer  höher  als 
• ich  ihn  irgendwo  gesehen.  Die  Flüsse  waren  noch  voll,  und  das  ganze  Land 


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am  Zusammenfluß  des  Sungari  und  Nooni  stand  unter  Wasser  und  bildete  ' 
einen  10  Meilen  breiten  See.  Als  wir  dort  ankamen,  brach  ein  Sturm  loa, 
und  der  Fährmann  verweigerte  die  Überfahrt.  Am  Ufer  fanden  wir  keinerlei 
Schutz,  und  vir  konnten  auch  nicht  nmkebren,  da  du  Marschland,  das  vir  } 
durchquert,  unterdeß  vollständig  unpnsMrbar  geworden  war,  so  dafs  wir  | 
uns  in  einem  unangenehmen  Dilemma  befanden.  Wir  versuchten  einen  j 
Wagen  xurückzuschickeri ; er  blieb  aber  im  Schlamm  stecken  und  kannte  1 
erst  nach  2 Stunden  Arbeit  heraus«  wogen  werden.  Endlich,  nach  einem 
greulichen,  in  Kegen  und  Sturm  verbrachten  Tage,  lief«  sich  der  Fuhrmann  i 
überreden,  überzusetzen,  und  bald  nach  Einbruch  der  Nacht  kamen  wir  an 
eine  kleine  isolirt  liegende  Fischerhütte,  deren  Besitzer  Mitleid  mit  uns 
hatten  und  uns  aufuahnen.  ln  Folge  dieses  Zwischenfalles  wurde  Mr.  Ful- 
ford  von  eiuer  Krankheit  befallen,  von  der  er  Bich  lange  nicht  vollständig 
erholen  konnte. 

Jenseits  des  Sungari  gelangten  wir  zum  ersten  Male  in  die  mongolischen  1 
Steppen.  Ausgedehnte  l.audnt recken  waren  überschwemmt  und  nach  allen 
Seiten  hin  große  Seen  entstanden.  Wir  konnten  daher  die  Route  des  1 
Archimandriten  nicht  genau  inne  halten,  sondern  mußten  verschiedene  Ab- 
schweifungen machen.  Die  Steppe  ist  so  kahl,  dafs  ein  einzelner  Baum  auf  | 
Meilen  bin  ein  bemerkbares  Wahrzeichen  bietet,  und  nur  in  der  Nähe  der  I 
Postatationen  sieht  man  zuweilen  kleine  Dörfer  und  liier  und  da  einzelne 
n&uscr  von  Mongolen. 

In  dieser  (.legend  haben  die  Mongolen  fast  gänzlich  ihr  Nomadenleben 
aufgegeben,  und  wir  sahen  nur  zwei  Yuuarta,  beide  im  Bau  begriffen.  Große 
Ueerden  von  Fonnies  und  Schafen  grasten  auf  der  Ebene;  mitunter  fanden 
sieb  auch  Spuren  von  I^indbau,  aber  der  Mongole  ist  ein  schlechter  Land- 
bauer, und  die  Früchte  sahen  sehr  dürftig  aus.  Wir  waren  indeß  froh,  dort 
ausgezeichnete  Milch,  und  was  noch  mehr  ist,  Gbee  zu  erhalten,  dessen  Existenz 
außerhalb  Indiens  wir  nicht  vennulbet  hatten.  Die  Mongolen  machen  auch 
eine  Art  von  Käse,  Naipbi  oder  Milchhaut  genannt,  der  sehr  gut  ist.  Er 
wird  in  der  Weise  zubereitet,  dafs  man  einen  Tont  Milch  stundenlang  le  se 
kochen  läßt , bis  dos  Residuum  als  Kuchen  von  7*  Zoll  Dicke  sich  nieder- 
geschlagen hat.  Wenn  frisch  und  zart,  ist  er  sehr  gut,  etwa  wie  Devon- 
»birsraMa,  und  trocken  läßt  er  »ich  für  lange  Zeit  aufbc  wahren.  ln  dieser 
Gegend  haben  die  Häuser  keire  Giebeldächer  mehr,  sondern  platte  Söller, 
wie  in  Egypten  uud  audern  oricuuljiu-hen  Ländern,  was  dem  Umstande  zu- 
zuschreiben, (laß  iw  Norden  des  Landes  da«  llolz  rar  ist,  uod  man  die 
Aachen  Dächer  mit  weniger  Holz  hurstellru  kann. 

Tsitaibar  liegt  etwa  1160  Meilen  nördlich  von  Kinn,  und  wir  h-gicn  die 
Kein-  in  18  Tagen  zurück.  Wir  hätten  weniger  Zeit  gebraucht,  wenn  wir 
uicht  unglücklicherweise  genütbigt  gewesen  waren,  die  Wagen  pro  Tag  zu 
miethen,  so  daß  die  Führer  derselben  als  wahre  Chinesen  unser  Vorwirts- 
kommrn  absichtlich  verzögerten.  Ich  raihe  jedem  in  China  Heiaenden,  kein 
solches  Abkommen  zu  treffen  Ha  wird  schließlich  doch  billiger  und  be- 
friedigender, seihst  bei  unerhörten  Freisen,  für  die  ganz«  Streike  zn 
akkordtreu. 

Wir  hatten  beabsichtigt,  bis  Aigun  und  Blagcveachenak  zu  gehen;  aber 
außer  zerstreuten  buddhistischen  Mounmenteii,  wie  r~  H.  die  von  Lndukb, 
bot  da»  Land  nichts  sehr  Jntcrcs-vaules,  so  dafs  wir  beschlossen,  die  Aiuded- 
lungen  im  Norden  des  Sungari  zu  besuchen,  welche  dort  während  der  letzten 
Jahre  mit  großer  Schnelligkeit  entstanden  sein  sollten.  Wir  wendeten  unn 
deshalb  nach  Südost,  und  eine  Heine  tou  etwa  170  Meilen  über  völlig  kahle 
Steppen  hrachte  uns  zu  d«r  blühenden  Stadt  Hulan.  Die  völlig  unbewohnte 
Steppe  stellt  ein  Grastneer  dar,  dessen  wellenförmige  Erhebungen  etwa 
4 Meilen  von  einander  entfernt  liegen.  An  manchen  Stellen  ist  d<T  Boden 
mit  Alkalien  stark  imprägnirt,  au»  welchen  durch  Lixriiation  Salpeter  und 
Soda  gewonnen  werden.  Der  Prozeß  ist  »ehr  einfach  und  ganz  dem  gleich, 
den  wir  einst  in  Ladakh  und  Sind  gesehen.  Große  Ueerden  Antilopen, 
hwang-yaDg,  strichen  zuweilen  vorüber,  wie  auch  Trupp*  von  Trappen,  von 
denen  wir  einige  fingen.  Viel«  Varietäten  von  Kaninchen  und  Wiidgeffügel 
sahen  wir  auch;  doch  waren  sie,  mit  Ausnahme  der  Trappen,  alle  zu  scheu, 
um  »ie  schießen  zu  können. 

Die  Steppe  erreicht  etwa  30  Meilen  von  Hulan  ihr  Ende,  und  der 
Kontrast  zwischen  der  unkultivirten  Steppe,  welche  den  mongolischen  Fürsten 
gehört,  und  den  reich  bebauten  Landet  eien,  welche  der  Jurisdiktion  der 
Chinesen  unterworfen  sind,  ist  sehr  schroff  und  in  dio  Augen  fallend.  Der 
Distrikt,  den  wir  jetzt  betraten,  war  erst  vor  vcrbältmßmäßig  kurzer  Zeit 
besiedelt  worden.  Er  liegt  zwischen  einem  Zweig  der  großen  Khingnn- Kette, 
welche  sich  nordwärts  bi»  und  über  den  Amur  erstreckt,  und  dem  Sungari. 
An  der  breitesten  Stelle  mißt  jene  Kette  70  bis  IOO  Meilen;  aber  ostwärts 
nähern  sich  ihre  Ausläufer  mehr  und  mehr  dem  Fluß,  bis  nur  ein  schmaler 
Streifen  übrig  bleibt.  Die  Einwanderung  ist  seit  einigen  Jatircn  immer  ge-  I 
»liegen.  Di^  hauptsächlichsten  Städte  sind  lluian  am  gleichnamigen  Fluß. 
Pe-tub-lin-tzu,  50  Molen  riordostwärfc»,  und  Pa-yen  shu-shu  in  derselben  Ent- 
fernung südwestlich  von  Pe-tun-lin-tzu.  Alle  dies«  Ort«  bilden  einen  schroffen 
Kontrast  zu  den  älteren  Städ'eu  der  Mandschurei.  Die  Straßen  sind  voll 
großer,  elegant  dekorirter  und  mit  einer  besseren  Kla&so  von  Wovon  ge-  , 
füllten  Lüden,  aß  in  den  weiter  südlich  gelegenen  Städten.  Neubauten  j 
wachsen  so  schnell  empor,  wie  in  Londoner  Vorstädten,  und  Alles  trägt  den  j 
Stempel  aufblühender  Gemeinwesen.  Man  könnte  die  Gegend  da»  Manitoba 
Chinas  nennen.  Lddtr  läßt  die  Verwaltung  noch  viel  zu  wünschen  übrig, 
und  das  Land  ist  voller  Kanditen,  welche  «ine  Zuflucht  statt«  in  den  Bergen 
des  Nordens  finden.  Es  wäre  ungerecht  zu  behaupten,  daß  die  Autoritäten 
blind  dem  Obel  gcgODÖberstinden , oder  dafs  »ie  nichts  thäten,  ihm  abzu- 
helfen. Der  größere  Tb-  il  der  Garnison  von  Tsißihar  ist  stets  auf  Posten 
gegen  die  Räuberbanden , und  in  dein  großen  Dorf«  t’hao-hu-wo-pu  fanden 
wir  einen  Offizier  mit  einer  fliegenden  Kolonne  sl&tiouirt.  Einige  französische, 
in  Pa-yeu-shu-abu  und  ileeseu  Nachbarschaft  wohnende  Missionäre  sagten 
uns,  daß  sehr  viele  Bftuber  hmgerii  hlel  würden,  im  verflossenen  Jahr  nicht 
weniger  ala  ö-  bis  «300;  alter  nicht  alle  Mandarinen  sind  energisch,  und  nicht  I 


»11«  Mandschusoldaten,  am  wenigsten  die,  welche  sich  dem  Spiel  und  i 
Ausschweifung  hingeben,  sind  tapfer.  Von  einem  Mandarin  «rxäblte  au 
uns,  dafs  er  mit  den  Räubern  beim  Ausplündern  bedeutender  Städte  gerne« 
»ame  Sacb«  machte,  und  ea  sind,  wie  man  uns  sagte,  Fälle  vorgekooioi 
daß  di«  Soldaten  die  Räuber  umzingelt  batten  und  sie  schändlicher*»« 
entkommen  ließen.  In  Indien  würden  diese  Ubeltbäter  bis  in  ihr«  äcbiap 
winket  verfolgt  und  dort  ansgehungert  werden;  aber  di«  Mandarinen  wart«; 
bis  die  Räuber  einen  Kinfali  machen.  Man  sollte  sieb  wundern,  daß  <4i 
Kolonisation  bei  dieser  Unsicherheit  des  Lehen»  und  Kigentbum»  »ich  de 
ansdehnt;  wenn  sich  aber  Ansiedler  durch  Gefahren  abschreeken  ließen,  • 
wären  die  Kothhänte  noch  beute  die  Herren  Nord- Amerika».  Dm  Riet« 
plündern  Städte,  Dörfer,  einzelne  Brennereien  und  Läden  oder  schleppen,  *1 
in  Italien,  gelegentlich  Männer  weg,  die  *i®  für  wohlhabend  halten,  m 
dann  Lösegeld  für  dieselben  xu  erlangen.  Wird  die  Zahlung  verweigert,  i 
senden  sie  unweigerlich  da»  Haupt  des  Opfer»  an  flössen  Freunde;  znwti 
versuchen  »ie  auch  einen  Vortheil  xu  erlangen,  wenn  aie  in  erster  Instanz  rx 
abgeschnittene  Nase  oder  ein  Ohr  einsendeu.  Wir  Belbst  trafen  eines  Ahm* 
bei  Dunkelwerden  mit  einer  Abtheilung  von  5 Räubern,  alle  mit  Bückt« 
bewaffnet,  auf  der  Landstraße  von  Pe-tnn-lin-Uu  zusammen,  wurden  sie  «kr 
bei  Zeiten  gewahr,  um  unsere  Büchsen  bereit  machen  zu  können.  Langw: 
bewegten  sieh  unsere  Wagen  dabei  vorwärts,  und  »ie  hüteten  sich,  U* 
Zufällen.  Einer  der  Missionäre  theilte  un»  mit,  daß  es  für  Unglück  bringt»: 
gilt,  mit  .fremden  Teufeln“  anzubii  den.  Die  Städte  und  großen  Dörfer  zatf 
alle  bedeutenden  Handelsplätze  sind  möglichst  stark  befestigt,  die  JUum 
sogar  mit  kleinen  Kanonen  versehen,  und  die  meisten  Reisenden  sind  bt- 
wutfnet,  Eine  Art  von  life  preserver  (Lebensretter)  war  uns  neu;  er  be 
stand  aus  einer  Reihe  von  schworen  Kisengliadern  mit  einem  Stück  tw 
von  cn  fl  Zoll  am  Knde,  das  Ganze  an  eiuem  kurzen  hölzerne®  Griff  befr«** 
einer  Hundepeitsche  nicht  unähnlich.  Man  kann  furchtbar«  Schlag«  das.' 
oustheilcn,  wbs  aber  natürlich  nutzlos  ist,  wenn  der  Angreifer  Deckung  t® 
Von  Pe-tun  lin-tzu  bis  nach  San-siDg  und  »ogar  hi»  Niognta  und  HvorU- 
gaben  uns  di«  Autoritäten  eilte  soldatische  Eskorte  mit;  sie  würde  un*  *b« 
bei  einem  Anfall  der  Räuber  wenig  genutzt  haben,  da  sie  entweder  bat« 
drein  schlendert«  oder  voran  seilte,  um  sich  gute  Provisionen  zu  sieben 

In  Pa  yen-shu  shu  und  in  dessen  Umgebung  sind  drei  fruzösur^ 
Misslnnlre  ansässig,  all«  drei  würdige  Vertreter  ihrer  Nation  und  ibn» 
Amtes  Sie  empfingen  nn»  mit  großer  Herzlichkeit  und  bewirthetes  u» 
mit  sei  bst  bereitetem  Claret  und  Branntwein,  Ihre  Gemeinden  sind  akfe 
grofs,  wachsen  aber  allmählich,  und  hier,  wie  au  andern  Orten,  erfreuten  »di 
di«  Patres  der  vollständigen  Lieh«  und  de«  Vertrauen»  ihrer  Anhänger,  1» 
nicht  überraschend  ist,  da  »ie  diesen  ihr  Leben  und  ihre  Arbeit  graul*' 
und  jeden  Gedanken  an  Rückkehr  in  ihr  Vaterland  aufgegeben  habea.  V» 
einigen  Jahren  versuchte  ein  vierter  Missionär  »ich  nioderzoßsren.  w**1 
aber  von  einer  Anzahl  räuberischer  Soldaten  angegriffen,  gegen  die  er  mit 
großem  Mangel  an  fberiegung  feuerte,  wobei  «r  einen  JLndana  föJtate. 
Die  Folge  davon  war,  dafs  er  selbst  fort  tu  Tode  geschlafen  und  ftautMt 
wurde.  Man  hätte  erwarten  können,  daß  durch  diesen  ZwisettaMt  die 
Stellung  der  drei  andern  Mhudonäre  unhaltbar  goworden  wäre;  aber  r*  gr* 
reicht  sowohl  den  ChhKSOI  als  den  Missionäre»  zur  Ehre,  daN  er  ihaea 
keinen  Eintrag  that. 

Die  Missionäre  erzählten  uns,  dafs  die  Solon  Mandscbus,  welch«  *ß 
Hügel  des  Nordens  bewohnen,  noch  »o  wild  wie  vor  200  Jahren  sind,  ** 
sogar  dl«  Weiber  wie  Männer  reitend  und  jagend  geschildert  «enJfl 
Während  wir  in  Hulan  waren,  kamen  drei  Chinesen  aß  der  Rest  «ae» 
Trupp«  von  18  Mann  zurück,  die  nach  offix  mellen  Wurzeln  In  den  Btrw 
gesucht  bitten  und  bß  auf  die  erwähnten  Drei  too  den  Solons  eioorß 
worden  waren. 

F.in  bis  zwei  Tagereisen  von  Pa-yctt-shu-shu  beginnt  die  Hodetin« 
abzu nehmen.  Iß»  Erdreich  ist  morastig,  von  Reihen  wellenförmig  ßgeivat 
Sande»  unterbrochen,  ein  armer  Hoden,  dessen  von  der  Regierung  gefbtdn» 
Preis  keine  Käufer  anlockt.  Zwischen  Pei-yang-mu,  dem  Ort,  wo  die  Da* 
Straße  von  Kirin  den  Sungari  überschreitet,  und  San-»ing,  etwa  119 ß* 
lang,  ist  der  l^andbatt  spärlich  und  schlecht;  doch  liegt  noch  vi«l  goia»lj»( 
brach. 

Der  nächste  Ort  von  Bedeutung  war  San-sing,  welche«  am  rtfri« 
Ufer  des  Sungari  auf  einem  .Strich  Landes  zwischen  den  Flösaan  Hw» 
oder  Muten  Chiang  und  Wu-Kung  liegt,  von  welchen  der  erst«*  t,,n 
150  ynrds  breit  i»t;  noch  eine  Meile  untariialb  des  Zusammenfluss«*  l*¥ 
maii  seine  klaren  Wasser  neben  denen  des  trüben  Sungari  fließe»,  L* 
Wu-Kung  vereinigt  »ich  mit  dem  Sungari  etwa  ein«  Heil«  woiter  wwtwi^ 
am  Fuß«  eiuer  steilen  Hügelkette  entlang  strömend.  Er  Ist  etwa  50  u'- 
breit  und  war  zur  Zeit  unsere«  Dortteins  10  F-  tief,  obgleich  er  öfter*  H«k 
gnut  ist,  um  ihn  durchwaten  zu  können.  Sansiog  liegt  etwa  150  M«ä* 
oberhalb  de*  Orte»,  wo  »ich  der  Sungari  mit  dem  Amur  vereinigt,  in* 
300  Meilen  von  Khabarofka,  der  Hauptstadt  der  russischen  Seeprovüu.  & 
führt  keine  Straßo  am  Sungari  entlang;  aber  der  Strom  ist  bier  auch  irt« 
»ehr  tief  and  für  große  Harke®  schiffbar.  Die  Autoritäten  erlauben  •*  4t» 
Einwanderern  au»  dem  Süden  nicht,  sich  unterhalb  San -sing  aazu*w*h‘. 
und  der  Handel  von  diesem  Platz  nach  den  russischen  Stationen  am  Abc 
ist  «ntmuthigt,  was  »ehr  zu  bedauern.  Der  Amur  ist  der  natürliche  tu' 
fuhrweg  der  fruchtbaren  Distrikte  nördlich  von  Kirin,  und  ständen  dm  usw 
sehen  und  chinesischen  Beamten,  oder  vielleicht  besser  gaaagt,  die  rum»  > 
und  die  chinesische  Regierung  auf  ganz  freundlichem  Faß,  so  würde  «ki>  o: 
für  beide  Länder  werthvoller  Haudel  leicht  entwickeln.  Diesen  grri** 
Wasserweg  in  ihr  Land  zu  bewachen,  haben  die  Chinesen  ein  Fort.  °- 
7 Meilen  unterhalb  der  Stadt  an  einem  Punkt  errichtet,  wo  der  Suigan 
schmal  ist.  Das  Fort  tat  mit  5 guten  Kruppg.  schützen  und  da®  tsu«t'' 
und  thruerslen  Bomben  ausgerüstet.  Eine  Anzahl  Soldaten  waren  * 0« 
Fort  in  IrienBl;  aber  di«  Mehrzahl  der  Basatrrmg  tat  in  einer  b«oariib*rw-‘ 
Goidtnine  der  Regierung  beschäftigt. 


1887. 


EXPORT,  Organ  des  Central  verein«  für  Handelageographie  etc* 


Nr.  44. 


In  San*«inff  vereiiehten  vir,  die  IVkantjtschaft  tler  YibpH-Jatzü  oder 
«'Uehliauttalaien  zu  inariien,  welch«  von  Lachsbaut  gefertigte  Kleider  tragen. 
>ie  haben  sich  jetzt  aber  100  3leilen  den  Snngari  abwärts  zurückgezogen, 
ind  da  sie  nur  im  Winter  nach  San-*irc  kommen,  »tu  Einkäufe  zu  machen, 
« bekamen  wir  keine  zu  Gesicht. 

Von  San-slng  reihten  wir  am  roehteu  l’fcr  des  Mutan  Chiang  bin  Nin 
;uta,  etwa  170  Heilen  büdwnrls.  Oie  Sceneri«  den  F!u(«  hinab  mul*  im 
iommer  reizend  sein;  er  windet  sieh  in  einem  tiefen  Thale  zwischen  eichen- 
bewaldeten  Berge«,  die  meist  bis  an  da*  Ufer  beranreicben,  nährend  sich 
in  Osten  eine  Bergkette  erhebt,  deren  Gipfel  mit  hohen  Tannenwäldern 
«krönt  »’itrf,  und  die  Wasserscheide  «wiaehen  dein  Hurka  und  drin  üsuri 
dldco.  Oer  Fall  de«  Flusses  ist  Dicht  stufenweise,  und  ha*cn  wir  auf  dei 
:anx«n  I, fmge  seines  Laufes  auch  kerne  Stronivchnelleii  b«  merkt.  Oie  Durcb- 
clinitlsbreite  betrag  100—150  yard*.  die  Tiefe  wechselt  zwischen  5 und 
0 F.,  *>  dsf«  es  keine  Fürthen  g;«bt.  Gelegentlich  theilt  er  »ich  in  3 bis 
■ Kanäle,  die  durch  diese  gebildeten  Inseln  sind  mit  Weiden  bewachsen, 
ras  den  malerischen  Reiz  des  Thaies  no:h  erhöht.  Die  Strebe,  welch«  Tor 
a.  7 Jahren,  wie  es  scheint,  zu  militärischen  Zwecken,  gebaut  ward,  folgt 
,rm  alten  Maullbiei-pfatl  und  ist  achwerlleh  für  Warenverkehr  geeignet.  Sie 
.berschreifet  eine  ununterbrochene  Reihe  vou  Gebirgsrücken,  von  welchen 
i tilge  sehr  steil,  so  dal*  der  Bau  nicht  ohne  UnglücksfSIle  abginjj,  Zwischen 
len  Bergkct’cn  liegen  Moräste,  die  stellenweise  chaussirl  und  über  brückt 
mrden:  aber  di«  Brücken  sind  theilweise  eiugestürzt,  und  der  Sumpfboden 
iat  au  manchen  Stellen  die  Strafse  verschlungen.  Außerdem  bilden  die  Häng** 
elbst  oft  einen  zuframmeiihäoceoilen  Morast  wegen  der  vielen  Quellen,  die 
lort  cnlspringrn.  Bülten  nicht  di«  er»teii  Winterfritfie  begonnen  und  die 
>berfläche  gefestigt,  *o  wüte  dies  für  uns  ciu  sehr  schwieliger  Weg  gewogen. 

40  Meilen  von  Sau-MPg  machten  wir  in  Wei-Uu  Ko  Halt,  von  wo  der 
laulthicrpfad  beginnt,  den  der  holdoi.müthigo  Mr.  \«nault  bei  «einer 
lenk  würdigen  Hei*«  für  Aufliudung  des  im  Jahre  1850  ermordeten  Mr.  de 
a Brüniere  el Dachlug.  Bi»  bacb  Wri-tzu  Hu  ist  fast  überall  Landbau: 
.her  w*  tvr  südlich  sind  die  Thüle.-  dafür  zu  enge  und  fast  unbewohnt-  Auf 
a.  ICO  Meilen  Entfernung  sind  die  einzigen  Behausungen  die  vou  mitiläri- 
chen  Aufsciiposten,  jeder  au*  15  bis  20  Mann  bestehend,  dt-nen  «•»  obliegt, 
lie  Lost  zu  beordern  und,  wenn  nülhig,  Räuber  ein  zu  fangen.  Sie  werden 
licils  von  San -sing,  thcils  von  Xinguta  aus  gesandt. 

Diejenigen,  »eiche  Mr.  Ravenstein»  Werk:  „Di«  Russen  am  Amur“, 
riesen  haben,  mögen  sich  an  folgenden  Passus  in  Mr.  de  la  Brüniere'» 
trief  erinnern: 

., Gegen  Ende  September  bei  herannaheudem  Winter  zeigt  sich  eine 
tit  Kiarh,  Tumsha  genannt,  im  Amur  und  Uvuri.  Kr  kommt  in  Zügen  von 
‘äugenden  von  der  See  und  wiegt  10  hU  15  Pfund;  die  Form  und  besonder« 
ler  Geruch  seines  Fleisches  lie  feen  in  ihm  eine  kleinere  Art  von  Lachs  ver- 
uutben.  Gott  in  »einer  väterlichen  Fürsorge  selbst  für  die,  die  ihn  nicht 
er  ehren,  giebt  ihn  den  armen  Einwohnern  der  Lande*  al»  ein  vorzügliche.* 
’rtuMNTaliv  gegen  die  Strenge  des  Winters.  Ich  konstalire,  was  irti  au* 
Erfahrung  krtiueu  gelernt,  dal*  ich  ohne  Wein  und  ohne  Mehl,  und  uur 
ou  ein  wenig  Hirse  und  einem  Stück  gell  ««kneten  Fi»riie*  midi  nährend 
■•eniger  bei  einet  andauernden  Kfilte  von  51'  Fahre i heit,  ja  zeitweise  sogar, 
5°  F.  gelitten  habe,  al»  im  Süden  von  l.iao-tnng  bei  besserer  Nahrung 
nd  einer  Temperatur  von  wenigen  Graden  unter  Null“. 

Zufällig  war  es  gerade  die  lebhafteste  Zeit  des  l.arhafange«,  als  wir  das 
'hal  parsirten.  Die  hauptsächlichsten  Nebenflüsse  des  Mutan  Chiang  waren 
olU»r  Reusen  aus  l'lerhi werk,  au  welchen  Fässer  mit  kleinen  Oeffnugm 
ngv  bracht  waren.  Wenn  ein  Zug  von  Fischen  hinaufsebwimmt,  füllen  »ich 
iese  Fässer  in  kurzer  Zeit  mit  einer  dichten  Menge  von  LacliSto,  die  so 
chnoll  ala  möglich  mit  Baken  herausgcholt  werden.  !u  wenigen  Minuten 
ahen  wir  ganze  Buvtladungen  ans  Land  irebrochi.  Die  Traufen  der  Häuser 
ind  in  dieser  Zeit  mit  Tausenden  von  Fischen  zum  Trocknen  an  der  .Sonne 
«hangen,  die  gekocht  ein«  gute  Mahlzeit  liefern. 

Bei  der  8.  Station  von  San*»ing.  ca.  ÄU  Meilen  nordwärts  toi  Nin  gut«, 
asteten  wir  «inen  Tag  in  Yeh-b«,  wo  di»  Niugul*- Garnison  liest  und  die 
traf»«  über  die  Berg«  nach  Lake  Hmka  und  nach  der  ru*«i»cheo  Almed- 
ing von  Nikolak  beginnt.  Zwischen  den  beiden  Orten,  wird  «twa*  Handel 
«trieben,  der  sich  zu  heben  sehe  int.  Etwa  13  Meilen  weiter  macht  der 
lutan  Cli lang  eine  Biegung  nach  Westen,  und  dort  ist  «*,  wo  die  Strafse 
in  überschreitet  Sieben  Meilen  Weiter  am  Unken  Ufer  de*  Flusse*  Hegt 
lingnta. 

San-sing  ist,  wie  es  sich  bei  der  geringen  Rrmuthigung,  die  dem  An- 
edler  zu  Theil  winl,  nicht  ander*  erwarten  täfst,  keine  blühende  Stadt ; 
»gegen  schreitet  Ninguta  sehr  vorwärts.  Das  Thal  de*  Mutan  tliiung  er- 
cilort  sich  vou  Yeh-bo  ab  beträchtlich,  so  dar»  Ninguta  wirklich  im  Zen- 
uui  einer  auagwdchutru,  reich  bewäszerten  und  fruchtbaren  Ebene  Hegt 
wischen  San*»!«#  und  Ninguta  wird  weuig  liaudcl  getrieben,  obgleich  dor 
tr.«m  den  ganzen  Sommer  über  für  grafte  Böte  schiffbar  ist.  Wie  wir 
örten,  kommen  jährlich  nur  S bi»  4 mit  ildeuer  Waare  und  zerbrechlichen 
.rtikeln  befrachtet«  Böte  von  $an-*iri£,  die  mit  Melonen  und  frischen  Vege* 
ibilien  beladen  zimichkrliren.  I »«gegen  |«tn  »ler  Handel  WOB  Ninguta  mit 
iuuehun,  an  der  andern  Seite  de»  FIumicih  gelegen,  bedeutend  genannt 
erden,  <ln  hier  wenig  Landein  getrieben  wird,  und  der  Ort  was  Mehl, 
kein  und  atideru  Lebensbedürfnis««  »n  belangt,  fast  ganz  von  Ninguta  ab 
äugig  ist. 

In  Ninguta  fanden  wir  eine  Kultureinrichtung,  wie  mau  sie  schwerlich 
n solch  abgelegenem  Ort  erwarten  sollte  — ich  meine  ein  Tolegraphen- 
urcau.  Mehr  zu  militAriHchcn  als  zu  Handel**  und  allgemeinen  Zwecken 
ind  die  Chinesen  eifrig  bestrebt,  die  Grenzstationen  mit  Peking  durch 
‘efefraphea  zu  verbinden.  Ein  solche»  Bureau  war  gerade  wenige  Taee 
nr  unserer  Ankunft  auch  in  Hunebun  eröffnet  worden,  und  die  Leitung 
ollte  noch  während  der  Sai»on  zwiscli  San*»ing  und  Ninguta  Herg#*tel!l  wer* 
en.  Wir  trafeu  zwischen  Kirin  «nd  Tsitsibar  einen  Offizier,  der  beauftragt 


war.  eine  Linie  zwischen  Kirin  und  Aigun  am  Amur  tu  beaufsichtigen,  die 
auch  in  nächster  Zeit  eröffnet  werden  sollte.  K»  scheint,  als  mache  man 
den  zweiten  Schritt  zuerst,  wenn  man  Telegraphen  eher  errichtet,  al»  Po»t- 
verhindung;  aller  vom  cliinesi schon  Standpunkt  an«  spricht  alle»  zu  Gumten 
der  Telegraphen,  da  die  Kauflcntc  die  Linie  viel  benutzen  und  so  die  Kosten 
decken  helfen. 

Hiinchnn  liegt  un  der  Landstrafee,  ca.  180  Meilen  nüdticb  von  Ninguta. 
Wir  gingen  am  28.  Oktober  einige  Meilen  unterhalb  der  Stadt  an  das  rechte 
Ufer  de»  Mutan  Chiaug.  Das  \V«Uer  war  hinlier  milde  gewesen,  wurde  nun 
aber  kälter  und  kälter.  Bei  unserer  Abreise  am  Sit.  Oktober  zeigte  da» 
Thermometer  11°  F.,  und  von  diesem  Tage  an  bis  zu  uiwerer  Rückkehr 
nach  Mukdeu  variirte  e*  von  1 1 * bi*  14’  F.  Di«  Tage  waren  «ehr  kurz, 
so  dal»  wir  uns  vor  Tagesanbruch  und  seihst  vor  dein  Morgengrauen  auf  den 
Weg  machen  mnftten-  Wir  bekleideten  uns,  wie  unsere  Wagenführer  mit 
langen  .Schafsfellgewändern,  die  bi*  auf  di«  Ferset»  hlnahgingen,  mit  Fuchs* 
pelrtnützen,  welche  Ohren  und  Nacken  bedeckten,  und  auf  dem  Wagen  zogen 
wir  über  Stiefel  und  Hosen  weite  Stulpenstiefel  aas  Schafsfell.  Glücklicher- 
weise fiel  wenig  Schnee,  sonst  wären  wir  sehr  nufgchalten  worden;  s«  aber 
brauchten  wir  nur  9 Tage  von  Ninguta  nach  Hunebun.  Die  Streike  ist  viel 
besser  al»  die  von  Sao-sing.  Etwa  55  Meder  von  Ninguta  überschritten  wir 
deu  Gebirgszug,  welcher  das  Thal  des  Mutan  Chiaug  von  dem  Becken  de» 
Turnen  trennt  Kr  ist  14W)  Fufs  hoch  und  mit  dichtem  Wald,  hauptsäch- 
lich Birken  und  Tannen,  liestandcn;  unter  letzteren  war  ein  Baum  mit  efs- 
tmren  Früchten  besonder*  bemerkenswert!».  Nachdem  wir  noch  zwei  »teile, 
aber  nicht  sehr  hohe  Bergrücken  überschritten  — beide  nnter  8U0  Pulk  — , 
kamen  wir  an  den  Kaya-ho,  einen  hier  50  Yards  breiten  Zu  Auf*  de»  Turnen. 
Indem  wir  ihn  zur  Rechten  licfcen.  gelangten  wir  über  drei  andere  Berge 
un  eineu  andern  Zu  flu  ft,  Wang-ehing  genannt,  worauf  wir  den  Turnen,  etwa* 
unterhalb  »einer  Vereinigung  mit  dem  Kaya  Ho,  gerade  in  der  Mitte  »einer 
| Biegung  erreichten. 

Die  Steile,  wo  wir  zuerst  an  den  Turnen  oder,  wi«  ihn  die  Chinesen 
< nennen,  an  den  Kanli  Chiaug  gelaugten,  ist  ein  Bassin  von  mehreren  Meilen 
un  Durchmesser,  ganz  von  Beigen  umgeben,  welche  deu  Eindruck  machen, 
als  hätten  sie  auch  einst  im  Sec  gelegen;  denn  ringsum  am  Fub  der  Ilügel 
sieht  man  die  Cberreste  früherer  Ufer,  wie  im  Jhelum-Tbale  in  Kaschmir, 
und  kleine  vereinzelte  Krhebungen  in  der  Mitte  »ehen  au»,  al*  wären  sie 
einst  ln»eln  gewesen.  Der  Strom  hat  seinen  Abfluf*  au»  diesem  Bassin 
durch  einen  felsigen  Hohlweg  gefunden,  dessen  Felswände  dem  Wasser  so 
nahe  stehen,  dul*  kann»  eiu  Wagen  am  Ufer  passiren  kann  Weiterhin  er- 
weitert sich  da*  Thal,  und  überall  wird  Ackerbau  getrieben.  An  der  andern 
Suite  de*  Flussp»  L*t  Korea,  und  wir  konnten  viele  Felder  und  die  vou  einer 
beträchtlichen  Mauer  umgebene  Stadt  Ta*«en-cbang  »eben.  Die  Jesuitenpatres 
haben  ihre  Eindrücke  bei  ihrer  Ankunft  an  den  Ufern  des  T umön  be- 
schrieben und  gesagt,  daf*  auf  der  einen  Seite  nichts  als  Wald  und  wilde 
Thier«  sei,  während  die  andere  dein  Blicke  Alles  darbietc,  was  Kunst  und 
riuiusiiie  im  br«t  kultivirtcn  Reiche  hervorbringen  köuueu.  Sie  sah'  » Städte 
mit  Mauern  und  ^tcdltvn  die  Logt*  von  vier  derselben  an  der  koreanischen 
Nordgrenze  fest.  (Schlub  folgt) 


Süd-Amerika. 

Von  der  argentinisch-brasilianischen  Grenzkommission.  Die 

„Rin-IJlatter“  berichten,  dafs  Baron  von  Capanema,  der  Prftäideot 
der  brasilianischen  Grenzkonimis»ion,  welche  ernannt  worden,  um 
I auf  Grund  früherer  Verträge  in  Gemeinschaft  mit  einer  argentini- 
schen Kommission  die  Grenze  zwischen  beiden  Ländern  im  Missionea- 
gehiet  endgütig  festzusteileo,  vom  Ministerpräsidenten  Cotegipo 
auf  telegraphischem  Wege  seiue  Entlassung  verlangt  habe,  nnd 
zwar  weil  die  Argeutiner  den  Astlicbeti  Pepiri  an  Stelle  do«  von 
Brasilien  als  Grenze  angenommenen  westlichen  Pepiri  al«  Grenz- 
flii f»  l«*nnspnichten.  Auch  soll  der  Oberst  Cunha  Mattoa  im 
Militurklub  von  Rio  einen  Brief  Capanema»  vorgeleaen  haben, 
I nach  welchem  in  der  Grenzkanimisaion  arge  Zwistigkeiten,  die  leicht 
zn  einem  Kriege  zwischen  Brasilien  und  Argentinien  führen  können, 
atiagebrochen  sind.  Die  „Argentinische  Post“  b&lt  diese  Nacb- 
I richten  aber  für  unwahr,  da  dem  dortigen  Ministerium  von  einem 
I derartigen  Streitfälle  in  der  Gremkominission  nichts  bekannt  sei 
und  beide  Regierungen  sieb  bestrebten,  das  zwischen  Ihnen  herr- 
schende gute  Einvernehmen  aufrecht  zu  erhalten.  Jene  Sensations- 
nachrichten aus  Rio  schienen  lediglich  erfunden  worden  zu  sein, 
um  dem  verbalsten  Ministerium  Cotegipe  Schwierigkeiten  zu  be- 
reiten. 

Ausstellung  In  Paranä.  In  allen  Industriezentren  der  argen- 
tinischen Republik  herrscht  schon  seit  Monaten  das  regste  Leben, 

! um  die  arn  1.  Oktober  zu  eröffnende  Ausstellung  zu  beschicken. 
Laut  Nachrichten  des  Direktors  de»  argentinischen  Propaganda- 
büreaus,  Herrn  Ernst  Uaebmauu  in  Berlin,  werden  folgende 
deutsche  Firmen  die  Ausstellung  iu  Parana  beschicken:  E.  Jacob 
& Co.,  Berlin,  Maschinen  für  Butterfabrikation ; Fiedler& Faber, 
Lindenan- Leipzig,  Holzschneidemascliinen;  G.  von  Cölln,  Hannover, 
Modell  einer  transportablen  Eisenbahn;  E.  Lange  & Berg,  Ham- 
burg, Ihren  und  Instrumente;  Gustav  I’ickhard,  Bonn,  Stahl- 
draht; Karl  Kästner.  Leipzig,  Geldschränke;  H inatorff,  Wismar, 
Bücher;  W.  Ritter,  Bielefeld,  Metallartikel.  Auf-ser  diesen  dürften 
sich  auch  verschiedene  andere  Industrielle  zur  Betheiliguog  eut- 


Nr.  44 


#150 

EXPORT,  Organ  des  Centralv  er  eins  für  HandelBgeographie  otc. 


188 


sebliefsen.  (Bericht  den  Vereins  zum  Schutze  germanischer  Ein-  I 
Wanderung  iu  Buenos  Aires.) 

Dia  wirtschaftliche  Entwickelung  Brasiliens.  Nach  dem 
letzten  Rechenschaftsbericht  de»  Ackerbaumioisters  sind  seit  der 
Promulgatiou  des  Aktiengesetzes  vom  4.  November  1882  nicht  weni- 
ger als  125  Aktiengesellschaften  in  Brasilien  entstanden,  deren 
Gesammtkapital  sich  auf  269929:200$t)00  Rs.  oder  539858400  < //, 
der  Milreis  mit  2 <_H  berechnet,  beläuft.  Davon  kommen  auf  die  I 
Provinz  Para  8,  auf  Maranbäo  1,  auf  Pernambuco  8,  auf  Bahia  2, 
auf  Rio  de  Janeiro  106,  auf  Minas  Geraes  5 und  auf  Rio  Grande 
do  Sul  5.  Dieselben  vertheilen  sich  auf  folgende  Geschäftszweige : j 


Eisenbabnunternehmungcn  .... 

14 

mit 

51  356f200  Milreis  Kapital 

Kreditbanken  ....... 

13 

_ 

87  4<X»  OOO 

Versicherungsgesellschaften  .... 

13 

32  500  000 

Pferdcbabnunternehmungen . . . 

13 

25  600  000 

Webereien 

15 

12  310  00!) 

SchifffahrtagesellscbafU-n 

5 

„ 

1 1 300  000 

Landwirthscbaftllcbe  Ktablis&umeuu  . 

1 

„ 

8 000  OOO 

Miuenunternebmungen 

6 

, 

6 9o0000 

Pochwerke 

9 

6 301)  000 

Docks .... 

2 

6 000  000 

EinwanderungKgi-selUcUafteii  . . 

5 

- 

5 008  000 

Wasserlcilungsunternehmiillfea  . . 

2 

3 700  000 

Telegraphen  und  Telegraphenaniugen 

4 

„ 

3 350  000 

Kabrikunternehmungrn 

6 

„ 

2 878  000 

UauKcsellscbaften 

3 

„ 

2 672  000 

Diverse 

24 

» 

3 660  000 

l/nor»«  ..........  n „ v)  Dvuvuu  . , 

Total  . 1&5  mit  20K934 200  Milr.-i,  Kapiüd 
Am  1.  Jauuar  bezifferte  sich  die  Länge  der  in  Brasilien  in  Be- 
trieb und  in  Bau  befindlichen,  sowie  der  trassirten  Eisenbahnen  auf 


12957  km.  Es  waren  nämlich: 

in  Betrieb  7670  km,  in  Rau  1631  km,  trazirt  3656  km,  zusammen  12957  km. 


Unter  den  iu  Betrieb  befindlichen  Bahnen  kamen  1354  km  auf  | 
breitspurige  Konstruktion  (l.©o  bis  1,40  m),  alle  andern  11603  km  1 
sind  schmalspurig  mit  bis  lur,  m zwischen  den  Schienen. 

Von  den  obigen  Ziffern,  welche  die  Gesamiutlänge  der  Bahnen  ' 


Brasiliens  in  km  ausdrückt,  kamen 

auf  Staatsbahnen 4 683  km  I 

, Provinzialbahnen 570  „ 

„ Privatbahnen,  für  welche  der  Staat  Zinsgnrantie  geleistet  2 776  „ 

* Privatbahnen,  für  welche  die  Provinzen  Zinsgaraniie  geleistet  2 569  „ 

„ PrivathaUneu,  welche  ohne  Zinsjjarantie  gebaut  wordeu  . . 2 267  „ | 

„ das  Schienennetz  in  der  Hauptstadt  Rio  de  Janeiro  ...  92  , 


Zusammen  tt  957  km. 


„Englands  Handel  mit  der  argentinischen  Republik.4'  Unter 
diesem  Titel  veröffentlicht  das  „British  Trade  Journal“  folgende  Mit- 
tbeilungen: Unser  Handel  init  der  argentinischen  Republik  nimmt 
stetig  zu,  und  unsere  Fabrikanten  werden  gut  thun,  diesem  Markte 
ihre  volle  Aufmerksamkeit  zuzuwenden,  ln  runden  Summen  an- 
gegeben beziffert  sich  unser  Export  nach  diesem  Markte  (in  £)  auf: 
1882  1883  1884  1885  1886 

4 166  717.  4 904  062.  5 810  711.  4 660  4G0.  5 190  577. 


Einer  der  Hauptexportartikel  besteht  iu  Baumwollenstoffen, 
von  welchen  1886  nicht  weniger  als  für  485219  £ nach  Argentinien 
versandt  wurden.  Die  exportirten  rohen  und  verarbeiteten  Metalle 
repräsentiren  einen  Werth  von  982364  £,  Eisen-  und  Stahlwaaren 
123573  £,  Eisenbahnen  und  anderes  Transportmaterial  177585  £. 
Der  Werth  der  ausgeführten  seidenen  und  wollenen  Stoffe  beziffert 
sich  auf  20602  £ bezw.  646297  £,  Auf  „Diversa“  entfallen  204539  £. 

Die  uordamerikaniseben  Fabrikanten  strengen  sich  sehr  au,  den 
Handel  auf  diesem  Markte  zu  gewinoen,  und  die  Argentiner  kommen 
ihnen  hierbei  enlgegeu.  Ein  Auskunftsbüreau  der  argentinischen 
Republik  ist  in  Fultonstreet  160  zu  New  York  cröffoet  worden  and 
steht  unter  dem  Schutze  der  argentinischen  Rogicrung.  Die  Re- 
publik zeigt  eine  erstaunlich  rasche  und  günstige  Entwickelung, 
welche  durch  die  Ziffern  des  Aufaenhandul*  in  günstigster  Weise 
illustrirt  werden. 

Die  Musterau&stellung  argentinischer  Landesprodukte  in  der  Berliner 
Waarenbörse  am  27.  Oktober  1887.  Oie  von  Jahr  zu  Jahr  zunehmenden 
Handelsbeziehungen  zwischen  der  Argentinischen  Republik  und  Deutschland 
haben  die  erster«  veranlaßt  in  Berlin  ein  IttforoatlOBSbäreeu  unter  der  Di- 
rektion des  Herrn  Ernst  Barbmann  einzurichten,  welches  Auskunft  über 
Preise,  Bezugsquellen  usw.  zu  erlheilen  hat. 

Nachstehende  statistischen  Angaben,  welche  wir  Hamburgs  Schifffahrt 
und  Handel  1886,  dem  Hanptstaprlplatze  für  die  Ein-  und  Ausfuhr  beider 
Länder  entnehmen,  möge  die  Bedeutung  Argentiniens  für  den  deutschen 
Handel  veranschaulichen. 

Die  Einfuhr  von  Argentinien  in  Hamburg  betrug  1886  : 34  915  100  kg 
im  Werth«  von  24  993  430  .//,  von  dieser  sind  bewenden«  hertortuheben: 

Rohe  Rufshäute 3 472  500  kg  im  Werl  he  von  3001  960 

Trockene  u.  gesalzene  Rindshäule  1 528  700  „ „ „ „ 1 656  410  „ 

Schaf-  und  Ziegenfelle.  ...  1518  400  « „ „ „ 1 944  280  „ 1 

Roh«  Schafwolle  - ....  . 10478  900  , „ „ - 15  128610  „ 1 


Die  Ausfuhr  nach  Argentinien  betrug  dagegen  un  Ganzen  44  158  600  * 
vuu  deneu  besonders  hervurzuhebeu  sind: 


Hier mit  2 352  200  kg  ! Papier  ....  mit  2183500) 

Malz „1  966  800  - Hohlglaswaaren  und 

Fliesen  ....  , 6 079  800  , Deinijohns  . . „ 4986  100 

Stabldraht  ...  „ 1 17220  ) . Nähmaschinen  u.  an- 

Bauinwollrnwaaren  „ 1099  900  „ * dere  Maschinen  . 2 ISO  200 


lim  von  den  wichtigsten  Produkten  Argentiniens  den  Importeuren 
zu  zeigen,  hat  das  Amtliche  Informationsbüreau  in  einer  Koje  der  Bertis* 
Warenbörse  Proben  von  Wollen,  Zerealien  und  Kleitcbkonserven  susgesUt 
und  bei  Eröffnung  der  Ausstellung  die  Vertreter  der  Presse  zur  Probe  d- 
argentinischen  Pleischkonservcn  eingeladen. 

Die  ausgestellten  Muster  enthielten  20  Wollsorten,  40  verschiedet 
Sorten  von  Getreide-  und  Ölfrüchten,  1 Hammelfel!,  I Schaffell,  1 Nutr.: 
feil,  1 Ochsenhaut,  1 Schwanenpelz,  1 Kuhhaut,  1 Hirschhaut,  1 Pier;. 
inähne  und  Proben  der  Kc  mm  er  ich 'sehen  Fleischprodukte. 

Nach  Besichtigung  der  uns  noch  von  der  SädamerikanUrhen  Ausstelli;,- 
des  vorigen  Jahres  hinlänglich  bekannten  Muster  wurde  ein  Frühstück  Mmr. 
bei  welchem  Kemmerichs  neueste  Klcisebkonserveu  „Boiled  beef*,  scti‘. 
kalt  als  auch  gekocht,  sowie  die  konservirten  Ochsenzungen  derselben  Hnu 
einer  Prob«  unterworfen  wurden.  Dem  Boiled  beef  in  kalter  Form  koaate 
wir  keinen  Geschmack  abgewinnen,  dagegen  mundete  das  gekochte  «id- 
lieh,  nur  war  das  Fleisch  zu  sehr  zerkocht;  die  Ochsenzungen  waren  dagoM 
iiufserst  schmackhaft.  Herr  E Barbmann  hob  in  kurzer  Rede  die 
hing  Argentiniens  für  den  deutschen  Handel  hervor  und  machte  naneatlid 
auf  die  wichtigsten  Produkte:  Schafwolle,  Zerealien,  Kleischkonüerveß,  lös* 
ralien  und  edle  Hölzer  aufmerksam ; er  hoffe,  dafs  durch  die  vorgefährVi 
Proben  sowie  durch  das  unter  »einer  Leitung  stehende  Institut  die  Hud-if 
bezirhungen  mit  Deutschland  beträchtlich  gehoben  werden  würdeD.  &rr 
Dr.  B re ridel,  der  viele  Jahre  in  Montevideo  gelebt,  dankte  Herrn  F_  Bzck- 
mann  für  die  freundliche  Einladung  und  sprach  die  Hoffnung  aus,  dab 
das  Beziehen  des  billigen  Fleisches  ans  Argentinien  auch  der  enropLttD 
Arbeiter  in  die  Lage  kommen  möge,  sich  besser  verpflegen  zu  könnet 

Auch  wir,  die  wir  seit  10  Jahren  uns  bemühen,  die  Beziehungen  zwücfc; 
Deutschland  und  Süd- Amerika  in  jeder  Weise  zu  heben,  können  nur  wünsch«. 
daN  sieb  der  Verkehr  mit  diesem  an  Vieh,  Zcrc.dicn,  Mineralien  ei»,  w 
reichem  I .aride  zu  einem  recht  regen  und  lebb:iflen  gestalten  möge. 


Australien  und  Südsee. 

Ausstellung  In  Adelaide.  (Originalbericht).  Die  Ausstej/uufr 
hat  für  unsere  Kolonie  einen  ungemein  grusligen  Verlauf,  so  da» 
die  besten  Freunde  derselben  in  ihren  Erwartungen  weit  öbertrot fm 
wurden.  Die  Anzahl  der  Besucher  ist  auch  sehr  befriedigend  und 
betrug  während  der  ersten  zwei  Monate  über  300  000.  Tausend-.- 
von  Besuchern  kommen  aus  den  anderen  Kolonien,  da  die  Eisen- 
bahnverbindung zwischen  Adelaide,  Melbourne  und  Sydney  du 
Reisen  jetzt  ungemein  erleichtert.  Die  Ausstellung  ist  w eget 
ihrer  Gröfse,  der  Mannigfaltigkeit  der  Waaren  und  der  scbüDft 
kostspieligen,  zugleich  praktischen  Aufstellung  derselben  wirklich 
sehenswert h.  Reisende,  welche  Europäische  Ausatellongeo  ie 
suchten,  sagten  mir.  dafs  die  hiesige  jenen  nicht  nark 
stehe.  Anfser  den  Kolonien  Süd-Australien,  Viktoria  und  N-t 
Süd -Wales  sind  Grofs -Britannien,  Oesterreich -Ungarn,  Belgw. 
Jh höre  und  die  Seychctleo-Inselu  amtlich,  seitens  der  Regieruu«:. 
vertreten.  Aussteller  von  Deutschland  haben  einen  Raum  u« 
ungef&br  8000  bis  9000  Quadratfufs  engagirt.  Die  deutsch 
Ausstellungsobjekte  sind  sehr  gut  und  schön,  verlieren  jed«t 
dadurch,  dafs  sie  über  den  ganzen  Aosstelluugskomplex  vertim-: 
sind.  Die  Vertheilung  des  Raumes  an  die  Aussteller  der  n*rk 
amtlich  vertretenen  Länder  erfolgte  durch  die  englische  Commiisiis 
in  London,  und  aiud  somit,  wie  schon  gesagt,  die  zur  Auartelluf 
gelangten  Waaren  nicht  einheitlich  sufyestellt  und  machen  dal»' 
nicht  den  gebührenden  Eindruck.  Die  deutschen  AuasulUx 
Objekte  hätten  iu  einer  Abtheilung  vereinigt,  jedenfalls  eineu.  i<- 
deutschen  Handelsinteressen  günstigeren  Kinflufa  geübt.  Dir  t « 
deutschen  Ausstellern  gesandten  Sachen  bestehen  hauptsä’j  - : 
aus  Pianos,  Bieren  (sehr  reichhaltig),  Porzellan-  und  Glss-Wurt 
Parfümerieu,  Zuckerwaaren,  Eisen  waaren,  Teppichen,  Manufikx 
waaren,  Geräthcn  und  Werkzeugen,  Galanteriewaaren,  Guu-n 
waaren,  Farbeu,  Tapeten,  Möbeln. 

Leider  wird  dein  Haudel  mit  dieser  Kolonie  seitens 
neuen,  kürzlich  ans  Ruder  gekommenen  Ministeriums  neue  Seit«  " 
rigkeit  bereitet.  Dasselbe  legte  dem  Parlamente  eines  lehr  er- 
höhten Einfuhr-Zoll-Tarif  zur  Berathung  vor,  der  auch  all« 
Anschein  nach  genehmigt  werden  wird.  Bei  den  letzten  Wahle, 
im  April,  erlangten  die  Schutzzöllner  einen  bedeutenden  Si*4 
und  die  eben  erwähnte  Vorlage,  die  Einfuhrzölle  auf  die  gl«id< 
Höhe  derjenigen  unserer  Nachbarkolonie  Viktoria  hinaufzuschrsuci 
und,  wenn  möglich,  dieselben  iu  vielen  Punkten  zu  übertreff'* 
ist  die  Frucht  dieses  Sieges. 


1887. 


851 

EXHOHT,  OrgM!  den  Centralvereins  für  Uandelogeographie  etc. 


Nr.  44. 


Briefkasten. 

Ilarr  R.  O.  Lubtdatit,  llftabarg,  iiivliltl:  Dm  Ilaml<urg-Hü4»iii*rlkaiii»<lia  Port- 
Jampfrr  .Raaarto“  Dt  am  31.  Oktober  Nachmittag*  vim  Monlavldru  «ia  Prrnambuc»  «ach 
Karcpa  tb*ta»ii««B.  _C*ara“  bat  rörkkabraml  ara  24.  Oktober  Dover  j****in.  .Rio“  ist  am 
.'«.Oktober  Vormittag»  tun  Prrnamimco  via  Liaaabon  nach  Kamp*  *'-ir*i*nt('n  „Parnaao- 
i«cv*  Dt  aniKokend  am  24.  Oktober  Vormittag*  in  lloatvv  ideo  aogpkn»i»*n.  „Dealer»1*  int 
tut  J.’i.  Oktober  Mittag«  vua  Bahia  narb  Kur  ji»  ab*rg»ngvn.  ..Unint.iirx"  iat  (licbkebrand  am 
.'5.  Oktober  Kacbmillagv  in  Llaaabon  ange kommen  and  am  2G.  Oktober  Vnrmll'ag«  nach  llani- 

■ urg  welt*rgagan||«a.  ,.<'ain|ilna»~  iat  anngabarni  am  21.  Oktober  Nachmittag«  in  B*hia  an- 
rkoaarn.  „Curityha"  la«  autgebaiid  ata  24.  Oktober  In  LDaabue  angrlommcn  nail  »in 

X-  Oktober  Mittag«  narb  liraaiiivn  wvilVTgwgangvn.  .„Ollada"  ba«  an«geben<l  am  22.  Olt* 
"bar  4 Cbr  Nachmittag*  Dover  pa*«lrt.  nt  am  27.  Oktober  Vormlitag«  ia  Madeira  ang«- 

■ ■iraroen  and  am  Nachmittag  narh  dem  La  Plata  «eltergecaiigea.  ,.r»ranjgu»“  bat  • »»- 
'ehend  am  2H,  Oktober  10  Ohr  Mnrgea*  Dover  paarlrt.  „forrlcnlee"  Dt  atingpl>rad  am  27.  Ok- 
•■brr  Nacbmiltaga  in  Montevideo  angckomtneD. 


Deutsche  Exportbauk. 

Kör  Telegramme:  Kxportbank,  Berlin 

Abteilung:  Exportbureau. 

Berlin  S.W.,  Kocbstrafse  27. 

(Brtala.  Parketa,  ut».  utw.  lind  nur  mit  die» er  Adreete  an  vererben.) 

kl»  Tergltug  (Ir  die  BanHaraagikaalea  Jeder  tak  Cklfre  L.  L alagarelrklea  Offaria  Dl  dar* 
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I rb (marken | keiaaflgat.  — Om  ikaataatat  dea  K.-B.  aerdaa  die  »H  dar  BeHrderaag  gancfcBR- 
Ickar  Blaetaa  rarkaadaaea  faiattea  b Berka  tag  gcnlall«.  — Ob  idraiaaa  aefeer  iaflraggeker 
ktijt  daa  K.-B.  ttr  mltat  ikaaatatra  ai  dea  dtneelke«  kekaaaiaa  ladlagugaa  mR. 

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602.  Eine  leistungsfähige  deutsche  Lederfabrik  sucht  für  ihre  Spetia- 
i tuten  Kalbleder,  braun  und  gewichst,  mit  gröberen  Abnehmern  im  Auslände 
n Verbindung  xu  treten.  Offerten  erbeten  unter  L.  L.  542  an  die  Deutsche 
Kxportbank. 


603.  Leistungsfähigen  deutschen  Fabrikanten,  welche  in  Tunis  noch 
nicht  vertreten  eiud,  können  wir  daselbst  einen  tüchtigen  und  zuverlässigen 
Agenten  nachweisen.  Anfragen  unter  L.  L.  543  an  die  Deutsche  Kxportbank. 

604.  In  Folge  einer  Nachfrage  aus  Rumänien  ersuchen  wir  leistungs- 
fähige deutsche  Kurloffcl-Stärkcfabrikcu  um  Kinsendunu  ihrer  Adressen  resp. 
Preislisten  unter  I..  L.  514  an  die  Deutsche  Kxportbank. 

605.  Eine  leistungsfähige  Pforxhcimer  Fabrik  von  Gold-  und  Silber- 
waaren  sucht  ihre  Beziehungen  nach  dem  überseeischen  Auslände  auszu- 
dehnen und  wünscht  zu  diesem  Zwecke  mit  soliden  Importeuren  resp.  Agenten 
in  Verbindung  zu  treten.  Offerten  erbeten  unter  L.  L.  545  an  die  Deutsche 
Kxportbank. 

006.  Ein  respektabler  Geschäftsmann  in  Warschau,  welcher  daselbst  eine 
Schinnfabrik  betreibt,  ist  gezwungen,  seine  fertige  Waare  vom  Auslande  zu 
beziehen  nnd  wünscht  mit  ersten,  leistungsfähigen  deutschen  Schirmfnbriken 
in  Verbindung  zu  treten  Offerten  erbeten  unter  L.  L.  546  au  die  Deutsche 
Exportbank. 

607.  Leistungsfähigen  deutschen  Lampenfabrikanten,  welche  nament- 
lich Fabrikate  billigeren  Genres  lierstellen  und  in  Spanien  noch  nicht  ver- 
treten sind,  können  wir  für  Barcelona  eiuen  tüchtigen  Agenten  nachweisen. 
Offerten  erbeten  unter  L.  L.  547  an  die  Deutsche  Exportbank. 

6l'8.  Für  Barcelona  wird  von  einem  äufserst  tüchtigen  und  zuverlässigen 
Agenten  die  Vertretung  einer  Papierfabrik  gesucht,  welche  in  schwarzem 
Tonpapier  besonders  leistungsfähig  ist.  Muster  steht  zur  Verfügung.  Offerten 
erbeten  unter  L.  L 548  au  die  Deutsche  Kxportbank. 

609-  Eine  deutsche  Fabrik,  welche  Maschinen  für  Chokolade-  und  Zucker- 
waarenfabriken,  sowie  alle  Formen  und  Gerät!*  für  diese  Branche  anfertigt, 
wünscht  mit  ausländischen  Importeuren  in  Verbindung  zu  trrtrn.  Offerten 
erbeten  unter  L.  L.  549  an  die  Deutsche  Kxportbank. 

610.  Eiu  Stockholmer  Baus  wünscht  mit  reapektableu.  namentlich  über- 
seeischen Abnehmern  für  prima  Schwedische  Sicherheits-Zündhölzer  In  Ver- 
bindung zu  treten.  Offerten  erbeten  unter  I,.  L-  550  an  die  Deutsche 
Kxportbank. 

611.  Die  Herren  Allfeld  & Egloff  in  Nürnberg  theilen  uns  mit,  dufs 
«ie  das  Ilopfengesch&ft  von  Joseph  Kann  junior  in  Nürnberg  übernommen 
haben,  aus  welchem  der  letztere  in  Folge  andauernder  Krankheit  ausge- 
schieden ist. 


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bauses  zu  übernehmen. 

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Nr.  44. 


G52 

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Speilalltll: 

™ Sämmtliche  Müllereimaschinen.  * 

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MöUcrri.  konili.  t<i>lnU"le-K*Sni*«mu».,  S|.IU-  uud  Pulirm»»rltln<. 

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WIEN  1878.  BERLIN  1878.  BRÜSSEL  1880. 

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Patent-A.  Nr.  31529. 

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> «lurcli  seine  Neuheit  für  Absatz  liüi-hsteCbancrt  4 
Muster  ygm  8 Mark. 

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Excslsior-Muhlsa.  | Patent  <ini*en)  für  I 
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illUscnmi.lit.-n.  Zocker,  CleloiW  Kolk,  o B 


ahmt*  aber  77<  • • Htflck. 

1 IL  Bodsrf »•Srtlksl  I EHl'>bJheg»,Stratunhaii 
$.ou.d;rbahn,n,  als:  Hart  fu»i- Herz  i 
(rauzungsslucko,  l/uftgutiw^tckrm  mJ  K-r 

aiit  Stutsme^n  jeder  i’unsrnictl'M  ü>l  !\:  I 
sauunllkiic  SlraKm-ubahn  Scti.-i:.  na),»V«»  ( 

-lirtQUSirXdsr  Hach  mehr  Mts  40  ModiiNa  c 

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unstw&lzsn  jc^w  CatisUu.iU'ia  für  die  JllLwafl 

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(Cotn Position).  CusiitUaks  »«Irr  An.  fei 
stucke  ml’.  Stahl  und  Fiusseitsa  da. 


ZZ  Melbourne  Centennial  Exhibition  1888/9, 

den  offiziellen  Katalog  betreffend. 

Die  Kommissäre  der  Melbourne  lOOjihrigftt  Ausstellung  haben  mit  den  l>ruckcreil>«sitzerii 
TImmoii  Firth  4k  Mr.  ( ntrheon  In  nplboarnp  einen  Vertrag  über  die  llernuv_'al>e  des 
offiziellen  KntaloifH  der  Ausstellung  abgeschlossen,  wofür  dieselben  eine  Piätnie  für  all  die  Aimotizen 
Privilegien  zu  zahlen ^habeu.  Die  Kommission  hat  die  Herren  f«ortIon  4k  Gotclt,  Ht.  Hrltle 
Wtr^et  London  als  ihre  Agenten  fiir  «iie  Annahme  von  Inseraten  für  England,  den  Kontinent 
und  Amerika  ernannt , von  di'D>'u  Prospekte  und  sonstige  lufoi  matimieu  zu  ei  halten  sind  Preise  für 
beschreibende  Text- Inserate  der  ausgestellten  Gegenstände  im  Kataloge  selbst  sind  von  der  Kommission 
auf  1 s die  Zeile,  und  für  den  Kaum  von  einem  Zoll  der  einzelnen  Spalte  für  Uhistrationeu  auf  1 £ 1 s 

re«g.Miit  .orden.  Mason  Firth  & Mr.  Cutcheon, 

iibj  61/3  Flinders  Lane  West-Melbourne. 

Anfntgß»  hei  Herren  Oordon  A-  Ootth  werden  in  englisch  erbeten. 


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betrieb,  normal-  und  »cbmalspurig,  von  jeder 
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tiveii  für  Hauptbahnen,  .Sekiindärbahneii,  Tram- 
bahnen, Bauunternehmungen,  Industriegeleise,  Berg- 
werkbetrieb. — Andere  Konstruktionen:  Dnmpf- 
Oinnibus»e,  I.okomobileu.  Dampf  • Feuerspritzen. 
Dampf- Vacuumupparate  zum  Heben  von  Latrineu- 
ma»se  nsw.  Dampf-Strafsenwalzen,  Dampf- Draisinen,  Dampf-Schiebebühnen,  Loko- 
motiv- Krahne,  Stuüoofire  Dampfinaschinen.  [uw] 


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887. 


853 

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Nr.  44. 


laschinenfabrik  von  C.  H.  Schmidt  & Co. 

llerlin  Küsenthalerstr.  55. 

Sptilal-Iitclilnts 

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Farben-, 
Konfitüren-, 
Chokolndon- 

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Toiletteseifen- 
Fabriken 

MLscblneo  für  Bacbbind«refeo  und  PbotograpbfiQ. 

luct.  Katalog«  Krall) ; Agmirn  für  des  Export  ge»  duscht. 


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Von  Ärztlichen  AuUirltAtrn  verordnet  und  empfohlen 
d »llar  meiner  Schwebe.  Blntarwiath.  Blrlrhturhl, 
ikonvalareax  nach  »rharrea, naranolllcb  Kinde rkiank- 
>ltea  and  b«l  Erkrankung  dar  Atbmnag*  und  »r- 
auting*  - Organ«.  liest«»  C,«tr-nk  fo*  nlbrend« 
ran«a.  Haltbar  aacb  hi  dao  'Itoptu,  volilti  biuccktnil, 
•Ulg  Alkohol:  ladt  ttialvs«  de»  gertehUleli  vereidigtes 
u liverslinligm  Herrn  l>t  Paul  Jenen  rb  aurrogatbai, 
lalma»  sotlel  KhraHk  and  mehr  Extrakt  enthaltend  ab 
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le  Reklame  macht  das  Getränk  selbst! 


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Aastng  hum  dem  Fahrplane 
gütig  für  den  Monat  November  1887. 

Fahrten  ob  Trient: 

Ost-Indien  nach  Hongkong  über  Brindisi,  Port  Said,  Suez,  Aden,  Bombay,  Colombo,  Peuang  und 
tmd  China,  Singapur«,  am  18.  November  um  4 L’hr  Nachm.; 
mit  Cbertchiffung  auf  eigene  Dampfer: 

in  Suez  nach  Djeddah,  Malaiin,  llodcidah  und  Suakin; 
in  Colombo  nach  Madras  und  Calcutta. 

Egypten,  Freitag  Mittags  nach  Alexandrien,  über  Corfu  (Verbindung  mit  Port  Said  und  Syrien). 

Levnnte,  Dienstag  um  4 (Jhr  Nachmittag!«,  nach  Griechenland  bis  Smyrna;  den  I.,  15.  und  29.  über 
Fiume  and  den  8.  und  22.  direkt,  uacb  Corfu,  Syra,  Piräus  und  Chio«; 

Mittwoch,  jeden  zweiten  (9.  und  23.)  6 Uhr  Nachmittags,  nach  Thessalien  bis  C-onstanti- 
nopel;  mit  Berührung  Ton  Fiume,  Corfu,  Santa  Maura,  Patras,  Catacolo,  Calamata,  Piräus, 
Volo,  Salouicb; 

Samstag  2 Uhr  Nachmittags,  nach  Constantinopel,  mit  Berührung  von  Corfu  und  Piräus; 
ferner  via  Piräus  nach  Syra,  Insel  Candion  und  Smyrna;  dann  via  Constantinopel  nach 
den  Häfen  dos  Schwarzen  Meeres; 

jeden  zweiten  Samstag  (5.  und  19.)  nach  Syrien,  ria  Smyrna,  und  (12.  und  26.)  nach 
Thessalien  ria  Piräus. 

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Nähere  Auskunft  ortbcilt  die  Kommerzielle  Direktion  in  Trioat  und  die  General-Agentur  in  Wien, 
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Nr.  44. 


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Redaktion  und  Expedition:  Berlin  S.W.,  Kochstrafse  27. 

(GaacbMtasalt;  WodMnUc*  9 Ml  4 Ukr.) 

Der  ,BIP0RT‘  ist  im  deuUcben  Poet**ttung*k*UJog  fdr  1887  unter  Nr.  1878,  Seit«  69  eingetragon. 


IX.  Jahrgang.  cSet-ft**,  0<m  s.  Slovevnfct  mj.  Nr.  45. 


Oiaaa  Wochenacbrlft  Terfolgt  den  7.w*ck,  fortlaufend  HarirhU  Star  di«  Las*  uaierar  leadileula  lm  Analnnde  tnr  Kcantnlf*  llirer  L«aer  xo  bringen,  die  Itatereoaeu  des  dputertiea  Kiport« 
tbatkrifUg  an  vertraten,  aowia  dem  deaUcbeu  Uanikl  und  dar  deaUcheu  lndaalrle  wlditlge  Mittbeihmgen  iibeir  dl*  Hand  rb  rer  toll  t<ü*#e  d«a  A »»lande»  in  kfiraeitar  FVirt  u übermitteln. 

Briefe,  Zeitungen  und  Werihsradnngea  Ar  den  „Kigart"  »Lud  an  die  Redaktion.  Berlin  SW.,  Koetotrah«  77,  so  Hrbten. 

Briefe,  Zeltnngan.  Beltrtttaerklftringon,  Wcrtbaandaagaa  für  den  „CeatntUereia  Ar  HaBdalageogragkla  ate.*4  aind  nach  Berlin  8W„  Kacbairtfra  27.  m rl  rillen. 

Inhalt:  Kaufmännische  Vertretung  deutscher  Auastolior  in  Melbourne  betreffend.  — Di«  internationalen  Ausstellungen  in 
Melbourne  und  zu  Brüssel  im  Jahre  1888.  — Ruropa:  Dcutscho  Kommission  des  (irofren  Internationalen  Wettstreits  für  Industrie,  Kunst  und 
Wi.vsf nsrhaft  zu  Brüssel  1888.  (Allgemeine  Well* Ausstellung.}  — Der  Handel  Italiens  mit  den  afrikanischen  Knstenstaaton.  (Originalberiehl.)  — Portu- 
gieeiacbe  Finanzen.  Eröffnung  dor  Hafenbau  Ich  in  Lissabon.  (Originalbericbt  aus  Lissabon,  doti  31.  Oktober.)  — Die  gegenwärtige  Lage  der  Industrie  in 
Holland.  (OriginalberithL  Amsterdam,  Anfang  November.)  — Zur  Trockenlegung  des  Zuydersee’s.  (Originalbericht  aus  Amvtordatn,  Anfang  November.) 

— Asien:  Kino  Reise  durch  die  llandacburei.  Von  H.  C.  James  in  Bombay.  (S-'hlufa.)  — China.  (OriginallieriohL)  — Süd* Amerika:  Die 
Zukunft  der  Kolonie  Dona  Francisco.}  (Originalbericbt  aus  ltapocu,  Knde  September  1887.)  — Aus  Bio  de  Janeiro.  (Originalberiehl  vom  2.  Oktober  1887.) 

— Auswärtiger  Handel  Chile«  im  ersten  Halbjahr  1887.  (Originalbericbt  aus  Santiago.)  — Montevideo,  3.  Oktober  1887.  (Originalb»richL)  — Australien 
iiind  Südsee:  Die  Internationale  Ausstellung  in  Adelaide.  (Originalbericht,  Knde  September  1837.)  — Ver«insnachriobteu:  Der  Verein  deutscher 
Kisen-  und  Stahlindusiriclier.  — Litterariscbe  Umschau.  — Briefkasten.  — Deutsche  Exportbank  (Abtheilung:  Kxport-Buroau)  — Anzeigen. 

Die  Wiedergab«  von  Artikel*  aus  dem  „Export"  ist  gestaltst,  wenn  die  Bemerkung  hirtwgefBgt  wird:  Abdruck  (benr.  Übersetzung)  aus  dem  „EXPORT". 


Kaufmännische  Vertretung  der  deutschen  Aussteller 
in  Melbourne  betr. 

Der  Reiehskoromiasar  für  die  1888er  Jubiläumsausstellung  zu 
Melbourne  macht  io  § 11  der  n Anweisungen  zur  Ausfüllung  dos 
An  Meldebogens*  bekannt,  dafs  denjenigen  Ausstellern,  welchen  es 
an  Verbindungen  in  Melbourne  fehlt,  eine  Liste  der  znr  Übernahme 
von  Vertretungen  bereiten  Häuser  von  dem  Unterzeichneten  Verein 
zur  Verfügung  gestellt  wird. 

Hierauf  bezugnehmend,  erklärt  sich  der  Unterzeichnete  Verein 
zur  kostenfreien  Versendung  eioer  solchen  Vertreterliste  an  die 
deutschen  Aussteller  auf  deren  Verlangen  bereit. 

Berlin,  6.  November  1887. 

&.W.,  Koriutr.  27. 

Centralrerein  für  H&odelsgeograplile  und  Förderung  deutscher  Interessen  lm  Auslände. 


Die  Internationalen  Ausstellungen  zu  Melbourne  und  zu  Brüssel 
im  Jahre  1888. 

Angesichts  der  grofsen  Zahl  der  neueren  Ausstellungen  läfst  sich 
nicht  verkennen,  dafs  bei  vielen  Industriellen  eine  gewisse  Auastel- 
Inngsmödigkeit  ei ogr treten  ist.  Trotz  desseD,  und  trotz  der  vielfachen 
Opfer,  Arbeiten  und  Unannehmlichkeiten,  welche  die  Ausstellungen 
für  die  an  denselben  Betheiligten  im  Gefolge  führen,  läfst  sich 
doch  andererseits  nicht  inAbrede  stellen,  dafs  die  internationale«  Aus- 
stellungen, in  natQrlicher  Folge  des  gesammten  internationalen  Ver- 
kehre-  und  Handelslebens,  eine  organische  Institution  desselben 
geworden  sind,  nnd  als  solche  sehr  wichtige  Interessen  geschaffen 
und  mit  einander  in  Berührung  gebracht  habe«.  Dadurch  allein 
nur  ist  cs  zu  erklären,  dafs  alle  grOfseren  Ausstellungen  in  nenerer 
Zeit,  trotz  aller  dagegen  geltend  gemarkten  Bedenken,  von  allen 
industriellen  Völkern  stark  beschickt  worden  sind.  Das  Streben, 
mit  Hilfe  grofner  Anstellungen  das  Absatzgebiet  zu  erweitern  nnd 
dadurch  die  in  allen  Industriezweigen  herrschende  Überproduktion 
zu  beseitigen,  bat  hierbei  in  hervorragender  Weise  mitgewirkt 

lm  nächsten  Jahre  findet  eine  grofse  Zahl  von  AossteUnngen  statt, 
so  u.  A.  in  Barcelona,  in  Manchen,  Spezialausstellungen  in  Berlin, 
Wien,  grofse  internationale  Ausstellungen  in  Melbourne  und  in  Brüssel. 

Gegenüber  diesem  embarras  de  ricbesses  werden  mehrfach  Ein- 
wendungen und  Bedenken  erhoben,  so  dafs  es  wünschenswert!!  er- 
scheint, die  Stellungnahme  der  deutschen  Interessenten  gegenüber 
den  gedachten  Ausstellungen  zu  präziairen.  Da  wir  in  erster 
Reihe  die  Interessen  des  deutsches  Exporthandels  xu  berücksich- 


tigen haben,  so  beschränken  wir  ans  auf  die  Besprechung  der  be- 
züglich der  beiden  letztgedachten  Ausstellungen  in’s  Auge  zu  fas- 
senden Interessen. 

Es  liegt  ganz  zweifellos  im  Interesse  der  deutschen  Industrie, 
die  Beziehungen  zu  den  durch  die  Ausstellungen  zu  Sydney  und 
Melbourne  1879  uod  1880  sowie  durch  die  Dampfersubvention  er- 
schlossenen australischen  Märkten  vermittelst  einer  sorgfältig  oua- 
gewäblten  Beschickung  der  1888  er  Ausstellung  zu  Melbourne  zu 
pflegen  und  neue  Anknüpfungen  zu  schaffen.  Ebenso  aber  ver- 
langt der  Vortbeil  der  deutschen  Eiportindustrie  die  Wahrung  der 
Handelsbeziehungen  zu  dem  belgischen  Markte,  welche  durch  die 
Ausstellung  zu  Antwerpen  im  Jahre  1885  eine  kräftige  Förderung 
und  Festigung  erfahren  haben.  Eine  der  deutschen  Industrie 
schädliche  Konkurrenz  wird  man  bei  näherer  Betrachtung  der  Ver- 
hältnisse beider  Länder  in  der  Betheiligung  Deutschlands  an  beiden 
Unternehmungen  nicht  erblicken  können.  Die  gänzliche  Verschie- 
denheit der  beiden  Marktgebiete  schliefst  dies  völlig  aus.  Austra- 
lien ist  ein  junges  Kollonialland,  welches  seit  kaum  einigen  De- 
zennien in  den  Kreis  der  zivilisirten  Staaten  getreten  ist,  Belgien 
dagegen  ist  ein  altes  Kulturland,  welches  für  durchaus  andere  Ar- 
tikel Nachfrage  hat.  Ein  näherer  Einblick  in  die  Ein-  und  Aus- 
fubrlisten  beider  Länder  läfst  dies  klar  erkennen. 

Der  schnell  angewachsenen  industriellen  Bevölkerung  Belgiens 
genügen  die  landwirtschaftlichen  Erzeugnisse  des  eigenen  Landes 
nicht  Dieses  ist  genötigt,  den  Bedarf  an  Nahruugs-  und  Genufs- 
mittein  durch  Bezüge  von  dem  Anstande  zu  decken,  in  Erwägung 
diese«  Umstandes  war  die  reiche  Beschickung  der  Antwerpens 
Ausstellung  durch  Nahrungs-  und  Genufsmiltel  völlig  erklärlich. 
Es  dürfte  daher  keinem  Zweifel  unterliegen,  dafs  die  deutsche  Nah- 
rung»- und  Geoufsmittelindustrie  ebenso  wie  s.  Z.  in  Antwerpen, 
in  Brüssel  in  reicher  Auswahl  au  «stellen  wird.  Im  Anschluß  an 
diese  Abteilung  werden  — wie  ebenfalls  s.  Z.  in  Antwerpen  — 
alle  die  Speiialntaschinen,  Apparate  und  Horsteil ungs- 
verfahrea,  welche  den  Zwecken  der  Nahrungsmittelindustrie  dienen, 
reichlich  vertreten  sein.  Ein  Land  wie  Belgien,  welches  namentlich 
eine  so  hoch  entwickelte  Textilindustrie  zeigt,  bat  ferner  fortgesetzt 
einen  starken  Bedarf  für  ohemische  Produkte,  und  so  wird  auch 
unsere  chemische  Industrie  unter  den  in  Brüssel  vertretenen  Gc- 
werbazweigen  in  erster  Reibe  sieben.  Für  Musikinstrumente  aller 
Art;  für  feinere,  wie  gewöhnlichere  Por zellanwaaren  hat  sieh 
Belgien  stets  als  ein  bedarfreicher  Markt  bewährt.  Angesichts  der 
] grofsen  Leistungsfähigkeit  Belgiens  in  der  Eisenindustrie  wird  diese 


Nr.  45. 


G58  . ^ , 

EXPORT,  Organ  de«  Centraiverein«  für  Handelsgeographie  etc. 


i t'.  • 


1887. 


deutscherseits  schwerlich  in  hervorragender  Weise  ln  Brüssel  ver- 
treten sein.  Ungleich  mehr  wird  sie  dagegen  in  feineren  und 
kleinen  Stahl waaren  sowie  in  mechanischen  Instrumenten  exzel- 
liren,  welche  Deutschland  in  uuöberirefflicher  Qualität  erzeugt; 
ebenso  in  Spezialmaschinen  für  die  Zwecke  des  Bergbau'», 
der  Minenindustrie,  sowie  der  typographischen  Gewerbe.  Da 
eine  so  mannigfaltige  Industrie  wie  die  belgische  genölhigt  ist,  sich 
die  besten  und  billigsten  Produktionsverfahren  zu  sichern,  so  kann 
es  nicht  bezweifelt  werden,  dafs  auf  die  Ausstellung  paten tirter 
Erfindungen  und  Verfahren  ein  grofser  Werth  zu  legen  ist 

Die  deutschen  Interessenten  wollen  nicht  vergessen,  dafs 
durch  eine  gewählte  Beschickung  der  1888  er  Ausstellung  zu  Brüssel 
eine  Menge  von  ausländischen  und  überseeischen  Käufern  — wir 
haben  namentlich  solche  aus  Süd-  und  Zt-ntral-Aroerika  im  Auge  — 
Gelegenheit  haben  werden,  die  deutschen  Industrieerxeugnisse  in 
Augenschein  zu  nehmen.  Da  Deutschland  keinesfalls  die  1889er 
Pariser  Ausstellung  beschicken  wird,  so  bietet  gerade  die  Brüsseler 
Ausstellung  Gelegenheit,  mit  Marktgebieten  in  Verbindung  zu  treten, 
welche  durch  Vermittelung  des  französischen  und  speziell  des  Pariser 
Export-  und  Kommissionshandels  in  früherer  Zeit  vielfach  deutsche 
Industrieartikel  bezogen  haben.  Leider  haben  bekanutlich  in  neuerer 
Zeit  diese  vermittelnden  Beziehungen  sehr  gelitten  und  es  ist  wich- 
tig, dieselben  durch  neue  leistungsfähige  und  einflußreiche  Ver- 
bindungen zu  ersetzen,  uud  über  solche  verfügen  in  den  gedachten 
überseeischen  Gebieten  namentlich  Antwerpen  und  Brüssel. 

Unter  welch*  durchaus  anderen  Gesichtspunkten  sind  unsere 
Beziehungen  zu  dem  australischen  Markte  und  tu  der  Ausstellung 
von  Melbourne  zn  betrachten!  Die  australischen  Kolonien  produ- 
ziren  im  Wesentlichen  nur  Rohstoffe,  ihre  Industrie  ist  nur  schwach 
entwickelt.  Alle  Bekleidung&gegenstSode,  die  Zeugstoffe  wie  die 
fertigen  Kleider  und  Stiefel,  werden  von  Europa  eiugeführt.  Ebenso 
alle  Gegenstände  der  häuslichen  Einrichtung.  Feinere  Möbel, 
Teppiche,  Vorhänge,  Silbergerätb,  Porzellangeschirr,  Glaswa&reu,  bis 
zu  dem  Dekanter  herab,  werden  von  Europa  eingeführt.  Selbst  die 
Materialien  zum  Hausbau,  wie  u.  a.  Träger  und  Wellblech,  werden 
in  Australien  importirt,  und  wenn  die  deutsche  Industrie  in  die- 
sen Artikeln  dort  Erfolge  erzielt  hat  — wie  dies  erfreulicher  Weise 
der  Fall  ist  — so  wird  cs  ihr  schwerlich  beikommen,  die  gleichen 
Waaren  nach  Belgien  auszuführen. 

Will  Australien  seine  ausgedehnten  Ländereien  dem  Verkehr 
erscbliefsoo,  so  mufs  es  auf  Dezennien  hinaus  einen  grofsen,  wenn 
nicht  den  gröfsten  Thcil  seiner  Ersparnisse  dem  Bahn  baue  widmen. 
Sowohl  die  Schienen  wie  das  rollende  Material  mufs  es  aus  Europa 
beziehen.  Will  Australien  Wasser  und  Weidegründe  für  seine  zahl- 
reichen Heerden  schaffen,  so  bedarf  ea  der  Wasserhebemaschioen  zur 
Befruchtung  der  kärglich  bewässerten  Weidegründe.  Für  Aufbe- 
reitung seiner  mineralischen  Schätze  verlangt  es  bei  dem  herrschen- 
den extensiven  Abbau  durchaus  andere  Apparate,  Werkzeuge  und  I 
Maschinen  als  Belgien.  Patentirter  Verfahren  bedarf  es  uur  wenige, 
denu  es  besitzt  für  die  ausgedehnte  Verwendung  derselben  keine 
geuQgend  entwickelte  Industrie,  sondern  cs  bezieht  die  fertigen 
Maschinen  usw.  aus  Europa.  Aus  diesen  wenigen  Angaben  ist 
ersichtlich,  dafs  die  Ausstellung  von  Melbourne  in  durchaus  anderer 
Weise  als  die  von  Brüssel  beschickt  werden  mufs.  Sollte  aber  in 
einigen  Artikeln  und  Industriezweigen  eine  Kollision  stuttliudeu,  I 
so  ist  die  mehr  als  60000  gewerbliche  Grofsbetriebu  aufweisende  j 
deutsche  Industrie  hinreichend  entwickelt  und  in  ihren  Interessen 
verzweigt  uud  manigfaltig  genug,  um  sich  sowohl  in  Brüssel,  als 
auch  in  Melbourne  zu  betheiligen.  Dort  wie  hier  gilt  ea,  die  Inter- 
essen des  deutschen  Exporthandels  zu  wahren.  Die  Eiubufse, 
welche  die  deutsche  Exportiudustrio  durch  Abschluß  des  russischen 
Marktes  erlitten  bat,  zwingt  uns  zu  fortgesetzten  Anstrengungen 
auf  anderen  Handelsgebieten.  In  Belgien  handelt  es  sich  um  die 
Fesliguug  alter  bewährter  Handelsbeziehungen  zu  einem  der  ältesten 
Kulturländer,  in  Australien  dagegen  um  die  Nutzbarmachung  eines 
jungen  zukunftreichen  Koloniallandes  — eine  gleichzeitige  doppelte 
Aufgabe,  welche  durchzuführen  die  deutsche  Exportindustrie  kräftig 
genug  ist.  

Europa. 

Deutsche  Kommission  des  Grossen  Internationalen  Wettstreits  für 
Industrie,  Kurst  end  Wissenschaft  zu  Brlssel  1888.  (AJlgemrine  W*U-  . 
Ausstellung).  Die  am  1.  November  d.  J.  in  Berlin  xusummengetretene  deutsche 
Kommission  hat  folgenden  Aufruf  erlassen: 

„Unter  dem  Patronate  Seiner  Majestät  des  Königs  der  Belgier  wird  am 
b.  Hai  1888  zu  Brüssel,  auf  die  Dauer  von  G Monaten,  ein  Grosser  Inter- 
nationaler Wettstreit  für  Industrie,  Kunst  und  Wissenschaft  eröffnet  werden. 

Zur  erfolgreichen  Geltendmachung  der  deutschen  Interessen  bei  diesem 
Internationalen  Wettstreite,  weichem  die  Königlich  Belgische  Regierung, 
sowie  der  Magistrat  der  Stadt  Brüssel  ihre  Mitwirkung  und  materielle  Unter- 
stützung gewährt  bähen,  ist  die  Unterzeichnete  Komumstan  riiMinmengetreten,  I 


I und  richtet  dieselbe  hierdurch  na  alle  Interessenten  Deutschlands  dis  Auf- 
forderung, durch  xahlreicbc  BeAbeUlgung  an  dom  gedachten  Unternehmrc 
, den  Vertretern  aller  Weltgegentfon,  welche  «ich  im  nächsten  Jahre  in  Brüssel 
zuaammftnfioden  werden,  die  hohe  Bedeutung  und  die  grofsen  Fortscbriu- 
der  deutschen  Arbeitsleistungen  vor  Augen  zu  führen. 

Behufs  Entgegennahme  der  Ausstellungsbedingnngen  und  sensltcra 
Informationen  wolle  man  sich  au  den  General sekretair  der  unterzeichnet^ 
Kommission,  Berlin  BW.,  KochstraDc  27,  oder  an  die  für  die  eimelwr 
deutschen  I.andestbeik  ernannten  Dclegirten  wenden.“ 

Berlin,  Anfang  November  1887. 

Bärcau : SW.,  Hochstraße  27. 

Die  Deutsche  Kommission 

, des  Grofsen  Internationalen  Wettstreits  der  Industrie,  Kumt 
und  Wissenschaft  xu  Brüssel  1888. 

(Allgemeine  Weltausstellung.) 

Freiherr  von  Landab  erg- Vehlen  za  Steinfart,  Mitglied  des  Herreobaö*r* 
und  des  Reichstags,  Vorsitzender.  König!.  Belgischer  Generalkonsul 
Goldberger  und  Geheimer  Kommenienrath  G.  Dietrich,  Vizepräsident 
der  Ältesten  der  Berliner  Kaufmauuschaft,  Stellvertretend©  Voreittcude.  Pro- 
fessor t)r.  AI  brecht,  Hauptvorsteber  doe  Gewerblichen  Zentralverein*  fir 
Ostpreußen,  Königsberg  i.  Pr.  Geheimer  Uofralh  Ackermann.  Mitglied 
des  Reichstags,  Dresden.  Professor  Carl  Becker,  Präsident  der  König!. 
Akademie  der  Künste.  BeTÜn.  Professor  Reinhold  Begas,  fieoatSBitgli-'d 
der  Akademie  der  Künste,  Berlin.  Königl.  Belgischer  Generalkonsul  E. 
Behrens,  Hamburg.  Königl  Rumänischer  Konsul  Gottlieb  Beuger, 

| Mitglied  der  Handelskammer,  Stuttgart  Professor  Dr.  Bertram,  Stolt- 
i «chulratb,  Berlin.  Kommerxienrsth  P.  Doerffel,  Berlin.  Geheimer  K**m- 
mer/ienrath  Ileinr.  Dom»,  Ratibor.  Stadtrath  K.  Friedei,  Direktor  d« 
j Mark.  Prov. -Museums,  Berlin.  Kommerzienratb  Theodor  Gitka,  Berlin 
■ l>r.  Oskar  von  Hase,  Vorsitzender  des  Zentndvereins  für  das  geumstr 
Buchgewerbe,  Leipzig.  Kud.  Heubacb,  Königl.  Preiifa.  Staatsanwalt  s.  D., 
Präsident  der  Handelskammer,  Heidelberg.  Kommenienrath  Dago  Hoesck, 
Hütten  bei  Königstein  a.  d.  F.lbe.  Graf  von  Hompesch-Rurich,  Mitglied 
des  Herrenhauses  und  de*  Reichstages,  Rurich.  Kommenienrath  Th.  Hullztc b, 
Präsident  der  Handels-  und  Gcwerbekammw,  Mitglied  des  Reichstage«,  Itresil«. 
Dr.  R.  J annasch,  Vorsitzender  des  „Ontral vereine  für  Uandd*gwogriphie\ 
Berlin.  F.  G.  Joerger,  Vorsitzender  der  Handelskammer  Stadt  und  Bezirk 
Baden- Kommcrxiourath  Carl  Jörger,  Mannheim.  vonLevetxow  Land**- 
direktor  der  Provinz  Brandenburg,  Mitglied  de*  Reichstages,  Berlin-  Freiherr 
von  Liliencron,  Mitglied  des  Preufi.  Abgeordnetenhauses,  Sproitz.  Vize- 
admiral a.  D.  0.  Llv oninn,  Berlin.  Direktor  Dt.  C.  A.  Martius,  Beriin- 
Kommcrzienrath  I.o©  Molinari,  Präsident  der  Handelskammer,  Bresiau. 
Albertus  von  Ohlendorff,  Hamburg.  Komment ienratb  II.  Passavant, 
Vizepräsident  der  Handel skammer,  Frankfurt  a.  M.  Kommcrrieurath  Albert 
Pfaff.  Berlin.  Kouigt.  Belgischer  Konsul  A.  von  Rei nach,  Frankfurt a.M. 
Julius  Rother,  Fabrikbesitzer  und  Stadtrath,  Liegnitz.  KomtnerxwBraih 
H.  Rieh.  Scheller,  Königl.  Portug.  Generalkonsul,  Dresden.  Max  Schinkel, 
Direktor  der  Norddeutschen  Bank  in  Hamburg.  Richard  von  Schmidt 
Pauli,  Königl.  Niederlindishher  Generalkonsul,  Hamburg.  KommeriienraU 
J.  C.  Wildert,  Präsident  der  Handelskammer,  München.  Profewor  Dr. 
Wittmack,  Generalsekretair  de*  Vereins  für  Beförderung  des  Gartenbaues, 
Berlin.  Geheimer  Kummcrzienrutb  Fedor  Zschille,  Drwden. 

Geschäfts!  ühruug: 

Generalkonsul  Goldberger.  Stadtrath  Friedei.  Dr.  R.  Jannasch, 
Generalsekretair. 

Der  Handel  Italiens  mit  den  afrikanischen  Küstenstaaten. 

(Originalbericht.)  Es  ist  eine  bekannte  Thatsache,  dafs  Italien 
fest  entschlossen  ist,  seine  Stellung  im  Mittelmeere  zu  verbeswia 
und  man  kann  leicht  wahrnehroen,  dafs  die  ganze  italienisch«  Po- 
litik diesen  Zweck  als  Grundlage  hat.  Italien  hat  in  den  letztes 
Jahren  sehr  viel  für  den  Seehandel  gethan,  nnd  sind  u.  a.  fast  alle 
Häfen  bedeutend  verbessert  worden.  Allerdings  war  solches  auch 
recht  nötbig  und  war  dieses  einigernsafsen  eine  Folge  der  sich  so 
überraschend  schnell  aufschwingeuden  Industrie,  welche  besag!« 
Verbesserungen  erforderlich  machte.  Diese  Industrie,  vor  kurzem 
noch  ein  frommer  Wunsch,  hat  sich  auf  der  Ausstellung  von  1884 
in  Turin  zuerst  bekundet  und  bin  ich  ganz  sicher,  dafs  dieselbe 
auf  der  Weltausstellung  iu  Paris  eine  hervorragende  Stellung  eia- 
nehmen  wird.  Bei  solchen  Verhältnissen  kann  ea  dann  allerdings 
Niemunden  wundern,  weun  man  hier  der  Natioualiodustrie  auslän- 
dische Absatzgebiete  zn  verschaffen  sucht,  und  wird  nun 
hier,  schon  aus  wirthsebaftlichen  Gründen,  die  Frage  dt» 
Gleichgewichtel  im  MitUdmeare  nicht  aus  dem  Auge 
liereu.  Was  jedenfalls  der  hiesigen  Industrie  recht  unter  die 
Arme  greifen  wird,  ist  der  neu  bearbeitete  Zolltarif.  Manches 
Zweigen  der  deutschen  Industrie  wird  es  nach  Anwendung  die*» 
Tarife*  absolut  unmöglich  werden,  hier  zu  konkurriren,  und  haben 
viele  Häuser,  welche  hier  einen  guten  Absatz  erreichen,  obige« 
einsehend,  Filialen  gegründet,  wn*  um  so  vorthcilbafter  ist»  als  der 
Arbeitslohn  und  die  Wasserkraft  in  Ober-Italien  sehr  billig  &u 
haben  sind.  In  dor  Gegend  von  Bergamo  sowie  in  Biella  und  den 
Thälern  um  Turin  giebt  cs  eine  Menge  denUohe  und  schweizerisch« 
Fabriken,  welche  nicht  wenig  dazu  beigetrageo  haben,  den  GUo* 
der  Turiner  Ausstellung  (1884)  xu  heben.  Ich  könnte  eventuell 
Reflektanten  verschiedene  sehr  gut  gelegene  Fabrikplätze  empfehlen 
und  habe  vor  wenigen  Tagen  eine  seit  Jahren  stillstehende  Kup>'‘r' 


1887. 


659 

EXPORT,  Organ  de»  Centraivereins -für  Handelsgeographie  etc. 


Nr.  45. 


drahtfabrik  besichtigt,  welche  eine  faul  m-ne  Turbine  und  eine 
Wasserkraft  von  hi  l’ferden  besitzt,  allen  in  gutem  Zufttando  und 
für  jede  Industrie  geeignet.  Ob  der  Ackerbau  durch  die  Schutz- 
zölle auch  irgend  welchen  Nutzen  haben  wird,  ist  eine  andere 
Frage  und  hat  man  bisher  hier  in  Piemont  nur  das  Gegenthcil 
wahrnehmen  können.  Die  Erhöhung  des  Zolles  auf  Hornvieh,  so* 
wie  die  Sperrung  der  Grenze  von  Seiten  Frankreichs  für  frische 
Garlenbanprodukbe,  haben  den  hiesigen  Ackerbau  in  eine  mifslicbe 
Lage  gebracht  uod  hofft  man,  dafs  obige  Maßregeln  uur  proviso- 
rische Manöver  sind,  dazu  bestimmt,  einen  Druck  auf  den  bevor- 
stehenden Handelsvertrag  zwischen  beiden  Mindern  auszuüben. 
Jedenfalls  trugen  unterdessen  die  Auswanderungsagentcn  den  Nutzen 
davon. 

Dieses  ist  wahrlich  schlimm  genug,  denn  es  ist  bekannt,  dafs 
bisher  die  italienische  Exporlation  doch  hauptsächlich  aus  Acker- 
bauprodukten  bestand  und  fiel  davon  Y’j  auf  Frankreich.  Die  son- 
stige Ausfuhr  von  industriellen  Produkten  ist  ziemlich  unbedeutend 
uud  bat  nach  den  afrikanischen  Küstenländern  des  Mittelmeeres 
nicht  die  Bedeutung,  welche  man  ihr  hier  beizumessen  geneigt 
wäre,  falls  man  nach  dem  Lira  nrtheilen  wollte,  welchen  z.  B. 
die  Marokkanische  Frage  neulich  so  unverhofft  auf’s  Tapet  brachte. 
Die  Aufregung  war  jedenfalls  sehr  lebhaft  und  den  Interessen, 
welche  Italien  dabei  haben  kann,  nicht  entsprechend.  Folgende 
Zahlen,  der  Öffentlichen  Statistik  entnommen,  zeigen  übrigens 
genügend  die  Bodentung  des  italienischen  Handels  mit  den  sämmt- 
licben  Staaten  der  besagten  Küste. 

Die  erste  Stelle  nimmt  Egypten  ein.  In  den  fünf  letzten  Jahr- 
gängen steht  bei  der  Einfuhr  aus  jenem  Lande  das  Jahr  1885 
mit  einem  Werthe  von  21  Millionen  Lire  oben  an,  um  niedrigsten 
war  die  Einfuhr  im  Jahre  1886  mit  10,7  Millionen.  Diese  starke 
Abnahme  rührt  von  dem  geringereu  Bezüge  der  Baumwolle  her. 
Boi  der  Ausfuhr  sehen  wir  die  höchste  Zahl  im  Jahre  1883  mit 
22,7  Millionen,  welche  1886  auf  18,i  Millionen  sank;  1886  stieg  sie 
dann  wieder  auf  21  Millionen,  was  seine  Ursache  in  einer  stär- 
keren Ausfuhr  an  Mineralieu  und  Metallen  haben  wird.  Man 
kann  aus  der  Statistik  der  letzten  fünf  Jahre  nicht  den  Scblufs 
ziehen,  dafs  unsere  Interessen  in  Egypten  im  Steigen  begriffen  seien, 
sondern  man  nimmt  vielmehr  leicht  wahr,  dafs  der  englische  Ein- 
flufs  dort  zu  unserem  Schaden  festen  Fufs  gefafst  hat. 

Nächst  Egypten  kommen  im  Handel  mit  Italien  Tunis  und  Tri- 
polis in  Betracht;  die  vorliegende  italienische  Statistik  ist  hier  in- 
sofern fehlerhaft,  aia  die  beiden  Staaten  zusamtnengefafst  wur- 
den, trotzdem  doch  diese  beiden  Länder  in  politischer  Hinsicht 
unabhängig  von  einander  sind.  Unser  Handel  ist  hier  sehr  ge- 
ring. Die  Einfuhr  betrug  im  schlechtesten  Jahre  d.  h.  1882  uur 
4 Millionen,  1886  hob  sich  dieselbe  auf  14  Millionen.  Die  Besse- 
rung ist  bedeutend  und  anhaltend,  so  dafs  man  hier  mit  einiger 
Sicherheit  anoehmen  kann,  dafs  der  französische  Einflur*  dort 
kein  schädlicher  für  italienische  Interessen  war.  Die  Ausfuhr  stieg 
von  6 Millionen  im  Jahre  1882  auf  10,s  im  Jahre  1885  und  sank 
1886  wieder  auf  7,7  Millionen.  Dieser  Rückgang  entfällt  zum 
groben  Theile  auf  den  geringeren  Absatz  in  Wolle,  Metallen  und 
Glas. 

Am  dritten  Platze  stebt  Algerien.  Die  Einfuhr  von  1883  be- 
trug l.c  Millionen  Frcs.  uud  stieg  dann  bis  zu  6,5  Millionen  Frcs. 
iru  Jahre  1885.  Bei  der  Ausfuhr  scheu  wir  im  Jahre  1882  den 
Werth  vou  7 Millionen,  welcher  1886  wieder  auf  1*  Millionen  fiel. 
Die  einzige  Ausfuhr  von  Bedeutung  nach  Algerien  war  die  von 
Hornvieh  und  Getreide.  Beide  aber  haben  für  jenen  Markt  sehr 
an  Wichtigkeit  verloren,  erstens  weil  der  Aufschwung  des  Acker- 
baues in  Algerien  die  Konkurrenz  für  Vieh  und  Getreide  immer 
mehr  ausschliefst. 

Für  Marokko  giebt  die  öffentliche  Statistik  keine  speziellen 
Angaben.  Der  Handel  mit  Italien  ist  allerdings  sehr  unbedeutend; 
bat  doch  die  Einfuhr  im  Jahre  1883  eine  Million  kaum  über- 
stiegen. 1885  stieg  sie  auf  2 Millionen,  um  1886  wieder  sogar 
unter  eine  Million  berabzosinken. 

Wie  man  aus  obigen  Zahlen  ersehen  kann,  ist  im  Groben  und 
Ganzen  der  italienische  Handel  mit  diesen  eifersüchtig  bewachten 
Staaten  nur  gering,  was  allerdings  von  der  Öffentlichen  Meinung 
uicht  so  leicht  geglaubt  wird.  Der  Gesummtbundei  zwischen  Italien 
und  Afrika  betrug  1886  als  Eiufuhr  28  Millionen;  ausgefübrt  wur- 
den für  31  Millionen  Frcs.  Diesen  Zahlen,  welche  den  Handel  mit 
einem  ganzen  Welttbeile  zeigen,  stelle  ich  diejenigen  des  Handels 
zwischen  Italien  und  Frankreich  im  letzten  Jahre  zur  Seite.  Die 
Kinfuhr  au»  Frankreich  betrug  346  Millionen,  die  Ausfuhr  481 
Millionen,  zusammen  827  Millionen  Frcs. 

Portugiesische  Finanzen.  Eröffnung  der  Hafenbauten  in  Lissa- 
bon. (Original bericht  aus  Lissabon,  deu  81.  Oktober.)  Auz- 
deo  vorliegenden  Ausweisen  des  hiesigen  Finanzministeriums  über 


die  Einnahmen  an  Tabakssteuern  (Octroi)  und  Zöllen  während  des 
ersten  Quartals  (Juli-September)  des  lanfeuden  Rechnungsjahres 
geht  hervor,  dafs  diese  Staatseinnahmen  im  Vergleich  zu  den 
vorhergehenden  Jahren  eich  erheblich  vermehrt  haben.  Im  Sep- 
tember 1887  allein  wurdeu  in  den  beiden  Zollämtern  von  Lissabon 
und  Porto  sowie  im  Bureau  de  l'octroi  1 154444.40  Frcs.”)  mehr 
vereionabmt  als  im  gleichen  Monate  1886.  Au  Tabakssteuer  und 
Zöllen  flössen  in  den  Staatssäckel  während  der  ersten  Quartale 
der  Jahre: 

Tafcakiaieu«»  (Octroi)  Zoll*  Zuuuumcq 

Fr«.  Pr«.  Fr«. 

1881/2.  . . 4011 666*0  13875555,«»  17887222 

1882/3.  . . 4 761  666,*  11  410  555,4s  16  172  222 

1888/4'.  . . 4 1 69  999,»  1 3 669  444, ss  17  809  444.» 

1884/5.  . . 42244444«  1431111140  19035  55540 

1885/6  . . . 5203  888.7&  15  89?  222.»  21  101  HO.» 

1886,7.  . . 8188888km  19  177  222a«  24  330  555.» 

1887,8  . . . 5 618  8884*  2t»  772  2*2£,«  26  391  000,» 

Die  Snmmen  in  den  Jahren  1881/2  und  1887/8  mit  einander 
verglichen,  ergiebt  für  das  letztere  Rechnungsjahr  ein  Mehr  von 
8 603  778,W  Frcs. 

Ohne  an  diese  Daten  einzelner  Finanzressorts  allzu  generelle 
SchlÜHse  knüpfen  zu  wollen,  so  giebt  der  vorliegende  Ausweis  mit 
Rücksicht  darauf,  dafs  die  Zölle  (Import  wie  Export)  den  bedeu- 
tendsten Faktor  der  portugiesischen  Staatseinnahmen  bilden,  doch 
Aussicht  auf  Verwirklichung  der  Hoffnungen,  welche  der  hiesige 
Finanzroinister  hei  Vorlage  seines  letzten  Budgets  ausgesprochen  hat. 

Ein  anderes  Faktum  auf  finanziellem  Gebiet,  welches  hier  sehr 
angenehm  berührt  hat,  ist  die  in  voriger  Woche  vollzogene  Auf- 
nahme der  portugiesischen  konvertirten  5prozentigen  Staatsobliga- 
liouen  in  den  Kurszettel  der  Berliner  Börse.  Man  sieht  hier  diesen 
Akt  als  einen  direkten  Beweis  des  Vertrauens  an,  welches  die 
deutsche  Finanzwelt  anfängt  den  portugiesischen  Finanzen  ent- 
gegenzubringen. 

Zum  Schlüsse  theile  ich  Ihuen  diesmal  noch  mit,  dab  heute 
als  am  Geburtstage  des  König  Dom  Luiz  die  feierliche  Eröffnung 
der  hiesigen  llufeuarbeiten  stattfindet.  Im  Hafen  liegen  schon  seit 
Wochen  die  kolossalen  Baggcrmaschincn  des  Unternehmers,  Herrn 
Hersent,  und  alle  Vorbereitungen  zur  thatkrftfligen  Inangriffnahme 
der  in  der  That  gewaltigen  Bauten  sind  getroffen.  Der  Bedeutung 
des  Unternehmens  gomiif»  wird  die  heutige  Eröffnungsfeier  eine 
äuberst  prnnkhafte  sein.  Au  Illumination  und  Raketenfener  so- 
wie anderen  Freudensausbrüchen  dürfte  es  nicht  fehlen. 

Oie  gegenwärtige  Lage  der  Industrie  in  Holland,  (Original- 
bericht,  Amsterdam,  Anfang  November  1887.)  Eine  vorjährige 
in  Utxecbt  stattgehabte  Versammlung  von  etwa  10  » Industriellen 
batte  nach  Anhörung  der  vorgebrachten  bitteren  Klagen  über  die 
ungünstige  Lage  der  verschiedenen  Betriebszweige  in  Holland,  so- 
wie io  Erwägung,  dab  die  Niederländische  Industrie  durch  die 
Handelspolitik  de*  Auslandes  ernstlich  gefährdet  werde,  eine  Kom- 
mission damit  beauftragt: 

1.  lu  Bezug  auf  jeden  bedrohten  Industriezweig,  insbesondere 
die  Daten  zu  sammeln,  welche  die  erwähnten  Gefahren  klar 
darlegen. 

2.  Diese  Daten  zu  veröffentlichen. 

Der  desfallsige  Bericht  ist  nunmehr  erschienen,  und  wiewohl 
nicht  auf  Vollständigkeit  Anspruch  machend,  giebt  derselbe  den- 
noch ein  ziemlich  allgemeines  Bild  von  der  damaligen  Lage,  in 
welche  die  Niederländische  Betriebsamkeit  angeblich  durch  die  aus- 
ländische Handelspolitik  versetzt  ist.  Inhalts  dessen  ist  der  Zu- 
stand im  Allgemeinen  nichts  weniger  als  rosenfarbig,  und  befinden 
sich  viele  Industriezweige  in  so  elender  Verfassung,  dafs  Mancher 
darob  erstaunen  dürfte.  Die  Klagen  sind  allgemein;  nur  die 
Hengalo'schen  Weber  erklären  sich  zufrieden.  Allgemein  ist 
auch  das  Verlangen,  die  Regierung  möge  durch  entsprechende  Mo- 
difiziruug  der  Einfuhrzölle  den  schwer  gedrückten  Industriellen  zu 
Hülfe  kommen. 

Es  werden  16  verschiedene  Zweige  im  Berichte  einzeln  aufge- 
fübrt,  aus  denen  ich  die  Essigfabrikation  und  Brennereiin- 
dustrie  heraushebe. 

Die  Essigfabrikation.  Laut  Spezial  - Bericht  der  Herren 
Tromp  & Ruel  iu  Rotterdam  soll  ein  von  sehr  vielen  Essigfabri- 
kanten  Unterzeichnete*  dringendes  Gesuch  an  da*  Finanzministerium 
um  sehr  baldige  Abänderung  der  Niederländischen  Gesetzesbestim- 
mungen zu  Gunsten  der  Inländer  gegenüber  dem  Auslände  ge- 
richtet werden;  ohne  diese  Abänderung  laufe  die  Niederländische 
Industrie  Gefahr,  gänzlich  zu  Grunde  zu  gehen,  da,  seildem  der  bel- 

”)  leb  gebe  die  Zahlen  gemäfs  den  für'l  Ausland  bestimmten  Ausweisen 
des  Ministeriums  in  Francs. 


Nr.  45. 


660 

EXPORT,  Or*»n  de«  CentnürereinB  fflr  Hand elfigeopf mph ie  etc. 


1887. 


gische  Markt  den  deutschen  Fabrikanten  »o  gut  wie  geschlossen 
ist  die  letzteren  den  betrieblichen  Überachufs  ihrer  Produktionen 
hier  za  Lande  zu  so  niedrigen  Preisen  absetzen,  dafs  unsere  Kon- 
kurrent eine  unmögliche  wird. 

Brennerei-Industrie.  Im  Speeialberiehte  seitens  des  Re- 
sidenten der  Handelskammer  auSchiedam,  Herrn  Jac.  Nolet  and 
angesehener  Firmen  heilst  es: 

„Die  Hauptursachen  der  Brennerei-Industrienoth  röhren  von  der 
Gesetzgebung  der  Nachbarstaaten  zum  Schatze  und  tnr  Stutze 
ihrer  eigenen  Brennereien  her,  demzufolge  die  Ausfuhr  unseres  Des- 
tillats io's  Ausland  eine  schier  unmögliche  ist. 

Die  Niedcrl.  Brennerei-Industrie  befindet  sich  nämlich  im  Ver- 
gleiche mit  derjenigen  anderer  Linder  io  sehr  ungünstigen  Ver- 
hältnissen. So  wird  in  den  Schutzzoll  - Lindern  uosera  Produk- 
tionen dio  Zufahr  gewehrt;  auf  den  freien  Märkten  begegnen  wir 
fremden  Konkurrenten,  die  stark  sind  nicht  durch  bessere  Fach- 
und  Sacbkenntnifs  oder  grOfsere  Anstrengung,  sondern  lediglich 
durch  Ausfuhrprämien,  die  sie  im  eigenen  Lande  unter  verschie- 
denen Formen  geniefsen  so  dsfs  sie  im  Stande  sind,  ihre  Erzeugnisse 
auf  dem  schutzlosen  Markte  zu  Preisen  anzubieten,  welche  die  nor- 
malen Produktionskosten  nicht  decken. 

Gegenüber  den  mit  so  starken  Waffen  aasgerüsteten  Auelln- 
dern  vermag  auch  die  iufserste  Anstrengung  des  Tüchtigsten,  am 
besten  Beschlagenen,  nichts.“ 

Der  Antrag  beim  Minister  lautet  auf:  3.  Einfuhrzoll  auf 
ausländische  Hefe;  2.  Erhöhung  des  Eingangszolls  auf  auslän- 
dische Destillate;  3.  Bedingungsweise  Aufhebung  der  freienWieder- 
ausfuhr  des  für  ausländische  Rechnung  hier  zu  Lande  Destillirten; 
4.  Reziprozitaets-Kontrakte  mit  andern  Ländern;  5.,  6.,  7.  und 
8.  betreffen  das  Ausland  weniger  direkt 

In  gleichem  Sinne  wie  Essigfabrikation  and  Brennerei  kommeu 
die  folgenden  Industriezweige  an  die  Reihe,  als:  Glas-',  Gold-  und 
Silberindustric,  Holzsägerei,  Lohgerberei  und  Schuhmacherei,  Zünd- 
bolzfabrik, Mublindustrie , Reisscbilerci , Ölsch Jägerei,  Papier-  und 
Wageufa brik,  Ziegel bäckerei,  Trafsmahlerei,  Kattun-  und  Lein- 
weberei, Wollindustrie  und  Eiaeowaarenfabrikatiou. 

Der  Schlufssatz  lautet:  „Es  stebt  aufser  allem  Zweifel,  dafs  der 
Ausländer  vor  dem  Eingesessenen  in  Niederland  bevorzugt  wird, 
während  in  allen  anderen  I.änderodasVerbiltnifs  ein  umgekehrtes  ist/1 

Zur  Trockenlegung  des  Zuydersse’s.  (Origiualberieht  aus 
Amsterdam  Anfang  November.)  Der  Zuydersee - Verein  ver- 
öffentlicht folgenden  Bericht  der  lugenieure,  betreffend  die  Resultat« 
eines  vom  11.  bis  26.  August  c.  ausgeführten  Orientirnngszuges 
behufs  Bodenuntersuchung  des  nördlichen  Tbelles  des  Zaydersee's: 

a)  Die  Insel  Wieringen  ist  ganz  geeignet,  als  ein  Theil  der 
Abschliefsung  zwischen  Nord-Holland  und  Kriesland  aufgenommen 
zu  werden.  Dieselbe  besteht  nordwestlich  in  bedeutender  Länge 
ans  ziemlich  hohen  Bodenerhebungen,  und  wofern  einzelne  Ein- 
deichungen nordöstlich  einigermafsen  verstärkt  werden,  bietet  die 
Insel  eine  vollkommen  sichere  Wasserwehr  für  den  dahinter  ge- 
legenen Theil  des  eiozudeichenden  Zuydersee’s.  Endlich  besteht 
in  der  Nähe  des  nordöstlichen  Endes  der  Insei  eine  geeignete  Stelle 
zur  Anlegung  des  erforderlichen  Abflusses  des  einzudeicbenden 
See’s,  während  der  vor  den  Schleusen  und  Zufubrkanllen  aufzu- 
grabende Boden  einen  beträchtlichen  Theil  zu  dem  behufs  Herrieh- 
tung  des  Wasserwehrdeiches  zwischen  Wieringen  und  Friesland  er- 
forderlichen Erdreiche  liefern  wird. 

b)  Der  Boden  des  Zuydersee's  in  der  Richtung  des  entworfenen 
Abschlufsdeiches  Wieringen — Friesland  scheint  im  Allgemeinen  aus 
ziemlich  hartem  Boden  zu  bestehen  und  würde  daher  ein  festes 
Fundament  für  den  Deich  abgeben. 

c)  Die  mittels  8ondirstockes  angestellten  Untersuch nngen  In 
dem  Theile  des  Zuydersee's  südlich  von  Nord-Holland — Wieringen — 
Friesland,  wo  die  Bodenart  durch  Grund bohrongeo  nicht  untersucht 
worden,  haben  ergeben,  dafs  aof  einer  relativ  grofsen  Fläche  Klay- 
lager  von  0,60  bis  1,00  bis  1,60  m vorhanden  sind. 

d)  Die  vorkommenden , übrigens  ziemlich  ansehnlichen  Sand- 
fl&cben  werden  den  Boden  des  projektirten  Binneusee’s  ausmachen. 

Nähere,  eingehendere  Sondirnngcn  sind  in  Aussicht  genommen. 


Asien. 

Eilte  Reise  durch  die  Mandschurei. 

Von  U.  E.  M.  James  in  Bombay. 

(Mlliä} 

Wenige  Meilen  unterhalb  des  Hohlweges  weicht  die  Strafst»  nacb  rechts 
vom  Flusse  ab  und  überseb reitet  den  Zuflufe  lli  Cbiaog  und  das  Dorf  des- 
»eiben  Namens  20  Meilen  weiter  liegt  die  Stadt  Jlunchun,  die  von  hohen 
Steinmauern,  von  800  Yards  in  der  Länge  und  400  Yards  in  der  Breite, 
umschlossen  ist,  obgleich  man  nur  des  Generals  Temen  and  einige  Schenken 


und  I«den  darin  findet  Die  Baracken  Hegen  all«  anfserbalb,  eben«)  4m 
prüfst«  Theil  dar  Basars.  Wir  bemerkten  mit  Befriedigung,  dafs  wir  am  nun 
der  Zivilisation  näherten ; dran  die  Lides  waren  voll  von  fremden,  durch  die 
Russen  importirten  Waaren,  wie  Petroleumlampen,  Uhren,  Glyjeriawjfa 
Konfitüren,  Biskuit,  Meubleskattun,  englische  Tbeekannen,  amorikuuebt 
Früchte  und  alles  mögliche.  Die  Mehrzahl  der  Waaren  war  oigliadira 
Ursprungs. 

Huncbun  ist  hauptsächlich  Garnisonstadt;  doch  giebt  es  dort  auch  eiagr 
Händler,  die  mit  Seegraa,  Pilzen  und  offiilnellen  Wurzeln  handeln  and  fe 
»eiben  in  grofsen  Mengen  nach  Ninguta  und  Kirin  und  von  dort  nacb  all« 
Tbeilen  Chinas  verkaufen:  auch  der  Hirschhornhandel  ist  beträchtlich  Ksn 
nach  unserer  Ankunft  machten  wir  dem  General,  der  sich  im  Tae-piag-Krirft 
sehr  verdient  gemacht,  auser«  Aufwartung.  Er  empfing  uns  mit  gTufstmjf- 
licbster  Höflichkeit  and  Herzlichkeit  und  sandte  uns  ein  Mittagsmahl,  a« 
hinsichtlich  der  dabei  bewiesenen  Kochkunst  von  keinem  europäisch«»  Rr- 
staurant  übertroffen  werden  könnte.  Wir  wofsten  es  um  so  mehr  zu  schlbet, 
als  wir  seit  unserer  Abreise  von  Pa-yen-sbn-sba  aasscbliefslieh  auf  Pssimo, 
wilde  Gänse  und  Birkhühner  an  gewieften  gewesen  waren.  Durch  die  rm» 
östliche  Mandschurei  schwärmen  Fasanen  in  gerade»  unglaublichen  htnr-t 
Gegen  Kode  der  Erato  sammeln  sie  sich  auf  den  Stoppelfeldern,  und  iri 
habe  gelegentlich  2-  bis  300  sieb  gleichseitig  aus  einem  und  detntelbw 
Felde  erbeben  sehen.  Sie  sind  sehr  »tark  in  den  Schwingen  und  boteaimi 
gute  Jagdbeute.  An  manchen  Orten  sab  man  auch  Myriaden  wilder  Criav, 
die  sich  gewöhnlich  sehr  hoch  in  die  Luft  erhoben,  manchmal  aber  sack  tief 
genug  niedersenkten,  am  geschossen  werden  tu  können. 

Hunebon  bat  eine  ansehnliche  Garnison.  Die  Baracken  sind  »ot 
Bäumen  umgeben  und  die  Straften  sauberer  als  in  irgend  einer  chinctöchct 
Stadt,  die  ich  gesehen-  Man  könnte  glauben,  der  General  habe  in  Indin 
hygienischen  Vorlesungen  beigewohnt  Einige  der  Trappen  sind  noch  mit 
ganz  veralteten  Waffen,  wie  Gingt! U,  grofsen  Musketen,  von  denen  ein«  v« 

2 Mann  getragen  werden  mufa,  ausgerüstet,  während  viele  Soldat«»  rnn 
Tragen  von  Bannern  verschwendet  werden,  was  zwar  sehr  maiensdi  aoi- 
sicht,  schwerlich  aber  von  praktischem  Nutzen  gegen  moderne  Rides  «io 
dürfte. 

Die  rassische  Grenze,  die  kürzlich  neu  durch  eine  chinesEseh-rassisthe 
Kommission  feetgestellt  worden,  liegt  nicht  weiter  ah  8 bis  10  Meilen  von 
Huncbun  entfernt.  Die  Strafse  fuhrt  6 bis  € Meilen  lang  über  eine  ofra 
Ebene,  auf  der  die  Chinesen  vor  kur* na  iwei  Forts  emebtet  haben,  und 
steigt  dann  einen  niedrigen  Gebirgsrücken,  den  Ausläufer  einer  Mbma 
Kette,  der  Wasserscheide  zwischen  dem  Tarnen  und  dem  in  die  Poauctlki 
mündenden  Suiten,  hinan.  Kaum  eine  Meile  von  dem  Kamoi  dieses  Gebirgs- 
zuge» entfernt  befindet  sich  ein  eherner  Pfeiler,  auf  dem  in  chinesischen 
Lettern  berichtet  wird,  dafs  die  Grenze  hier  auf  kaiserlichen  Befehl  durch 
den  Bevollmächtigten  Wu  vor  einigen  Monaten  festgestcflt  und  von  den 
Russen  drei  Meilen  davon  entfernt  ein  Aufsenpostcu  ran  2-  bis  300  Kosackea 
errichtet  worden.  Da  wir  nicht  beabsichtigten,  auf  ruuuchem  Territorium 
za  reisen,  so  waren  wir  nicht  mit  Pässen  versehen;  wir  baten  aber  des 
kommend» tu d«n  Offizier  brieflich  um  Erlaubnis,  ihn  beaucheu  zu  dürfm. 
um  Nachrichten  aus  Europa  zu  erhalten  und  verschiedene  Waaren  und  Pro- 
visionen  einzukaufen.  Wir  empfingen  eine  sehr  höfliche  Antwort,  in  weichet 
er  uns  die  herzliche,  aber  einfache  Gastfreundschaft  eine«  Kosscken  aabot 
Wir  ritten  al*o  hin  und  fanden  Oberst  Sokalowsky  mit  der  Errichtung 
eines  neuen  Aufsenpostens  beschäftigt  Der  ganze  Ort  glich  einem  Bientx- 
■tock,  denn  die  Kosacken  waren  noch  mit  dem  Aufschlagen  der  iwilblpa 
Gebäulichkeiten  beschäftigt  Eine  Kaserne  mit  den  dazu  gehörigen  Gebäude», 
mehrere  Stille,  Quartiere  für  Verbeirnthetc,  Offiriorhiuaer,  ein  Hospital,  «io« 
Bäckerei,  und,  laat  not  laaet,  ein  grosse«  russisches  Bad  waren  im  B*u  be- 
griffen. Man  nannte  mir  die  Kosten  des  ganze  a Baues,  und  ich  bis 
überzeugt,  dafs  ein  englischer  Ingenieur  sie  lächerlich  gering  finden  wird# 
Der  Oberst  war  sein  eigener  Architekt,  Ingenieur  und  Schreiber  und  »ein 
Haus  ein  wahres  Arsens!.  An  der  einen  Seite  waren  die  Karabiner  «eia« 
Leute  »ufgestellt  and  im  Zimmer  umher  waren  Nägel,  Scharniere,  Strick», 
Bindfaden,  Steigbügeleiaen , Leder,  kurz  alles  Mögliche,  was  seine  Leute  riv 
ihre  Häuser,  Pferde  oder  Equipining  brauchten.  Er  zeigte  uns  Alle»,  **■ 
wirthete  uns  mit  einem  vortrefflichen  Diner  und  gab  uns  eine  Lagentistr 
auf  dem  Fnfsboden. 

Den  andern  Morgen  ritten  wir  nach  der  Hauptmüit&rstation  Novarijok, 
15  Meilen  weiter  am  nördlichen  Ufer  dar  Poesie*  - Bai  dicht  am  Ozcsu  ff 
legen.  Im  Sommer  mufs  dieser,  von  hoben  Bergen  umgebene  Ort  sehr 
lieblich  sein,  aber  im  Winter  ist  er  ftufserst  öde.  Er  bat  eine  groise  P* 
milieoihnlicbkeit  mit  kleinen  indischen  Stationen;  die  Läden,  Kaserrct. 
Bureaus  und  die  malerische  griechische  Kirche  liegen  bunt  durebeinsadt 
und  sind  mit  indischer  Systemlosigkelt  errichtet.  Die  Läden  gleichen  dm 
gewöhnlichen  Parsenläden,  und  wir  fanden  darin  alle  Luxusartikel,  die  wir 
brauchten.  Poesict  selbst,  eine  Anaiediung  von  nur  30  UiuMrn,  lieft  «* 
der  See,  NoTariyesk  an  der  Biegung  eine»  kleiuen  Stromes.  Zwei  bis  dr*. 
Meilen  nordwärts  liegt  eine  Ackerbaukolonie,  die  aber  nicht  sehr  prospenri- 
Der  Oberst  theilte  uns  mit,  dafs  die  Leute  nicht  einmal  genug  erbautet, 
um  sich  aelbst  zu  ernähren,  und  dafs  die  Regierung  Mehl  importhen  mu«c, 
um  sie  vor  dem  Verhungern  zu  reiten.  Viele  Koreaner  haben  sich  in  der 
Nachbarschaft  Land  gekauft,  und  die  Russen  bezeiebneten  dieselben  ah  fü«- 
sam,  fledfsig  and  von  gutem  Betragen.  Wir  sahen  zu,  wie  «ine  Antthl 
junger  Kosacken  gedrillt,  andere  im  Turnen  unterrichtet  wurden.  Westlich 
vom  Hafen,  an  dem  Punkto,  wo  die  koreanische,  chinesische  und  rusritebr 
Grenz«  zusammenstofsen,  liegt  ein  anderer  russischer  Aufaeuposten.  ßd 
unserer  Rückkehr  nacb  Huncbun  theilte  sich  di«  Gesellschaft.  Mr.  Tour« 
husband  und  Mr.  Fulford  gingen  auf  der  Route,  auf  der  wir  gekommen 
□ach  Ninguta  zurück,  am  unaera  Diener  abzufangeri,  den  wir  von  Rinn 
nach  der  Küste  geschickt  hatten,  und  nm  die  bemerkenswertbe  Steincbr?» 
zu  schon,  die  ein  früherer  Konsul  in  der  Mandschurei,  Mr.  Adkin»,  bf 


1887. 


Nr.  45. 


661 

EXPORT,  Organ  des  CentmWoreins  für  Hsndelsgeographie  etc. 


schrieben,  während  ich  allein  einen  Maulthierjvfad  eiiiHchlng,  welcher  aber 
die  Hügel  nach  Omoso  an  der  Kinn-  und  Ninguta-Straft«  führt.  Dieser  Weg 
folgt  dem  Laufe  eines  Zuflusses  des  Kaia  Ho,  bt»  er  die  Hauptkette  des 
t’hang-pai  Sban  erreicht.  Dio  Straf»«  zweigt  bei  Slang- »hui-chien-Uü, 
30  Heilen  von  Hunchun,  von  der  Ninguta-Straft«  ab,  und  nach  50  Heilen 
über  Berg  und  Thal  und  durch  Sümpfe  senkt  sie  sieh  zum  Wei-tzn  Ho 
hinab  und  zwar  bei  einem  Orte,  Namens  Kan-kang  tzü,  wo  drei  mit  Ca- 
1500  Mann  belegte  Kasernen  sich  befinden.  Sic  folgt  dann  einem  4 bis  5 
Meilen  weiten  Thale,  das  jetzt  besiedelt  wird,  etwa  25  Heilen  lang,  und 
nachdem  sie  zwei  Berge  überschritten,  erreicht  sie  wieder  das  Ufer  des 
Flusses  und  folgt  dem  Tfaale  34)  Meilen  bis  an  den  Fufs  der  Hauptberg- 
kette,  von  wo  sie  durch  den  Paft  von  Ua-la-pa-ling  auf  ein  Plateau  führt, 
das  viel  höher  liegt  als  das  zuletzt  verlassene  Thal,  io  welchem  der  Mutau 
Chiang  und  »eine  Zuflüsse  entspringen.  Dies  Plateau  ist  von  Sumpfen 
durchbrochen,  über  welche  seit  Kurzem  Chausseen  führen;  doch  giebt  es 
auch  anbaufähiges  Land,  und  alle  paar  Meilen  findet  man  Ansiedler.  Das 
eben  erwähnte  Plateau  iet  durch  zahlreiche  niedrige  Erhebungen,  die  sich 
von  der  Hauptkette  abzweigen,  in  gleichartige  Abschnitte  gelheilt,  und  be- 
merkt man  auch  einig*  eigentliümlleh  geformte,  isolirte,  Tuselartige  Hügel. 

Etwa  35  Meilen  lang  bleibt  die  Strafte  am  linken  Ufer  dos  Sha  Ho, 
welcher  nicht  fern  von  Tung-o-kang-tzu . einem  Dorfe,  wo  ein  untergeord- 
neter Mandarin  residirt,  sich  in  den  MuUn  Chiang  ergiefat.  Ungefähr 
16  Meilen  südwestlich  von  diesem  Ort  liegt  die  Stadt  Autun,  jetzt  Tung- 
hwa-hsien  genannt,  ein  Flecken  mit  Mauern  und  einer  kleinen  Garnison, 
der  mit  dem  auf  der  Karte  als  Odoli  bezeichnten  Orte,  von  welchem  die 
Mythe  berichtet,  daft  dort  die  Mand&cbu- Dynastie  entsprungen  sei,  identisch 
ist.  Leider  konnte  ich  ihu  nicht  aufsuchen,  denn  ich  reiste  mit  einem 
langen  Maulthiertrupp,  dessen  Führer  sich  weigerten,  auf  mich  zu  warten. 
Manche  moderne  Autoritäten  halten  die  F.xistenz  von  Odoli  für  vollständig 
imaginär.  Pater  Du  Halde  dagegen  beschreibt  es  eingehend  als  sehr  be- 
festigt und  nur  durch  einen  schmalen  Pfad  zugänglich.  Ich  forschte  überall 
nach  Odoli;  aber  Niemaud  wuftte  etwas  davon,  was  allerdings  nicht  über- 
raschend ist,  da  selb»!  die  alten  Mandschus  die  alte  tatarische  Nomenclatur 
vergessen  haben  und  stets  die  Orte  mit  ihren  chinesischen  Namen  bezeichnen. 

16  Meilen  jenseits  Tung  o-kang-tzü  überschreitet  die  Strafte  den  dort 
GO  Yards  breiten  Hu  tan  Chiang  bei  seiner  Vereinigung  mit  einem,  Chu-erh* 
tao  Ho  genannten  Flusse,  und.  dem  (.auf  desselben  weiter  folgend,  trifft  sie 
6 bis  8 Meilen  weiter  auf  di*  Strafte,  von  Kirin  bei  dem  grufsen  Dorf 
Omoao.  Diese  Landstrafte  durchschneidet  die  Wasserscheide  zwischen  dem 
Simgari  und  dem  Turnen  durch  den  Ch'ang-tsai-ling,  einen  hohen,  steilen 
Paft,  etwa  20  Meilen  westwärts  von  dem  erwähuton  Dorfe.  Es  wurde  mir 
rum  Überschreiten  desselben  eine  militärische  Sichcrheitswarhe  mitgegeben, 
da  trotz  der  nicht  geringen  Anzahl  von  Soldaten,  die  in  der  Nähe  postirt 
sind,  di*  wähl  bedeckten  Schluchten  der  Berge  die  Heimstätte  einer  Räuber- 
bande bilden,  deren  Verfolgung  die  Soldaten  unausgesetzt  beschäftigt.  Ein 
bis  zwei  Tage  vor  meiner  Ankunft  war  die  Mannschaft  in  die  Berge  cin- 
gedrungen,  fand  auch  das  Haus  der  Räuber,  aber  die  Bewohner  waren  aus- 
geflogen.  So  ward  das  Hans  niedergrbranut,  und  die  Soldaten  kehrten  zu- 
rück. Als  im  Jahre  1871  der  Konsul  Mr.  Adkins  den  Paft  überschritt,  sah 
er  noch  die  Leichen  mehrerer  Kaufleute,  die  von  den  Räubern  ermordet 
worden  »areu,  an  der  Strafte  liegen. 

Ungefähr  HO  Meilen  von  dom  Fuft  des  Passes  biegt  der  Maulthierpfad 
von  der  Hauptstrafte  rechts  ab,  überschreitet  eine  andere  Bergkette,  Hai- 
ching-ling  genannt,  die  fast  so  hoch  und  steil  wie  der  Ch'ang-lsui-ling  ist, 
und  eine  Tagereise  jenseits  desselben  brachte  mich  nach  Kirin  Ich  war 
froh,  diesen  Tbcil  der  Reise  überstnnden  zu  haben,  denn  die  Maulthiere 
gingen  so  langsam,  daft  wir  nie  später  als  2 Uhr  Morgens  bei  einer  Tempe- 
ratur unter  Null  aufbrechen  und  bis  Nachmittag  4 bis  5 Uhr  beständig 
unterwegs  sein  muftten. 

Zwei  Tage  nach  meiner  Ankunft  in  Kirin  trafen  meine  Gefährten  wieder 
mit  mir  zusammen.  Nach  Ningula  xurückgekehrt,  hatten  sie  die  beiden 
letzten  Tage  das  fruchtbare  Thal  des  Mal  an  Ho,  eines  Zuflusses  des  Mutan 
('hiang,  durchschritten  und  die  Überbleibsel  einer  alten  Stadt,  Namens  Tung- 
ching-chaug,  aufgesucht.  Nach  ihrer  Beschreibung  muftte  dieselbe  Hehr 
prüft,  mit  hohen  steinernen  Mauern  umgehen  und  von  steinernen  Häusern 
besetzt  gewesen  sein.  Das  Volk  erzählt,  sie  sei  koreanischen  Ursprung», 
während  Andere  behaupten,  sie  sei  die  Hauptstadt  des  Bo-hai-  ©der  Pei-bai- 
Stoates  gewesen,  welcher  im  8.  Jahrhundert  von  der  damals  in  China  herr- 
schenden  Dynastie  anerkannt  worden,  und  der  Stammsitz  der  hin -Dynastie 
war,  bevor  dieselbe  sich  des  Kaiserthrones  in  Peking  bemächtigte.  Monsignor 
Boycr,  der  Coodjutor- Bischof  der  Mandschurei,  welcher  mehr  als  30  Jahre 
in  der  Provinz  gelebt  hat,  nimmt  an,  daft  hier  das  alte  Odoli  gelegen,  ob- 
gleich die  Beschreibung  nicht  mit  der  weiter  oben  angeführten  über- 
einstimmb 

Meine  Gefährten  hatten  die  Steinebene  an  Lake  Piltan  vorbei  überschritten. 
Die  sogenannte  Steinebene  ist  ein  breites,  früher  mit  Morast  bedecktes  Thal, 
über  welche«  ein  Lavastrom  hin  weggeflossen,  so  daft  man  sie  mit  einem 
festgewordenen  See  von  geschmolzenem  Metall  vergleichen  könnte.  An 
einigen  Stellen  ist  die  Kruste  bis  unten  gespalten  und  hört  man  das  Wasser 
in  der  Tiefe  rauschen,  was  die  Chinesen  vermuthen  läfst,  daft  hier  ein 
unterirdischer  See  existire.  Eine  gut«  Schilderung  der  Steinebene  und  des 
Piltan-Seea  findet  man  in  dem  im  chinesischen  Blaubuch  von  1872  veröffent- 
lichten Bericht  des  Konsuls  Adkins.  Westlich  vom  Ch'ang-Uai-Iing  waren 
meine  zwei  Gefährten  der  Hauptstrafte  über  den  Lau-geh-ling  gefolgt,  welche 
ca.  10  Meilen  kürzer,  aber  nicht  »o  leicht  zu  ersteigen  ist,  als  die  von 
Ila-ching-ling. 

Von  Kirin  wendeten  wir  uns  nach  Kuan-cbang-tzü,  der  bedeutendsten 
Handelsstadt  der  Mandschurei  mit  etwa  100000  Einwohnern.  Der  Winterhandel 
hatte  begonnen,  und  es  war  ein  Treiben  und  Lehen,  wio  in  der  City 
Londons.  Wir  begaben  uns  dann  nach  Pa-kia-tzü,  dem  Wohnort  des  Mon- 


signor Boy  er  und  zweier  »einer  Kollegen,  und  verweilten  zwei  Tage,  um 
Kollegium,  Schulen  und  Kirchen  zu  berichtigen.  Die  Räuber  trieben  auch 
hier  in  der  Nachbarschaft  ihr  Unwesen.  Wir  sahen  ein*  Anzahl  derselben, 
die  gerade  gefangen  worden,  nnd  hörten,  daft  andere  ain  Tage  zuvor  in  eine 
.Schenke  in  der  Nähe  eingebrochrn  waren. 

Wir  wendeten  uns  nun  südwärts,  um  so  rasch  ah  möglich  nach  Mukden 
und  Yintzu  zu  gelangen.  Verschiedene  Landstraften,  die  im  Winter  so  hart 
und  eben  wie  Rillanltische  sind,  verbinden  den  Norden  mit  dem  Süden  der 
Mandschurei,  und  der  Verkehr  auf  denselben  ist  sehr  bedeutend.  An  einem 
Tage  begegneten  uns  mehr  ah  800  Wagen,  von  welchen  die  meisten  mehr 
als  I Ton  Waaren  führten  und  mit  8 bis  9 Maultliieren  oder  Ponies  be- 
spannt waren. 

Während  dieses  Reiseabschnittes  sahen  wir  den  gröftlen  Theil  von 
Liao-tung.  Obgleich  die  Provinz  kürzlich  sehr  durch  Überschwemmungen 
gelitten,  ist  sie  doch  sorgfältig  bebaut  uud  mit  blühenden  Städten  und 
Dörfern  bedeckt.  Was  immer  die  Vorzüge  oder  die  Mifcstände  der  chine- 
sischen Herrschaft  «ein  mögen  , diese  Provinz  hat  zweifellos  ungeheuer  in 
den  beiden  letzten  Jahrhunderten  gewonnen.  Im  Jahre  1682  schrieb  Pater 
Vorbiost,  .daft  nur  wenige  Häuser  innerhalb  der  Mauern  der  alten  Städte 
vorhanden  wären,  einige  aus  Ziegel,  die  raeisteu  aber  strohgedeckt  und 
regellos  gebaut,  und  dafs  dort  nicht  die  mindeste  Spur  von  den  vielen 
Städten  und  Dörfern  mehr  vorhanden  sei,  welche  vor  den  Maniftehu-Cbine- 
sischen  Kriegen  existirten*.  und  im  Jahre  1709  schrieb  ein  anderer  Jesuit: 
„Die  Städte  sind  unbedeutend  und  dünn  bevölkert  und  höchstens  mii  halb- 
zerstörten Stein-  oder  Lehmmauom  l*cfestigt,  obgleich  einige  denselben  wie 
Icbow  und  Kinchau,  eine  für  den  Handel  sehr  günstige  Lage  haben".  Ks 
ist  Thatsache,  daft  die  Städte  seitdem  wieder  hergestel’l  wurden  sind,  dafs 
sie  schöne,  gut  erhaltene  Mauern  haben,  innerhalb  welcher  sich  eine  zahlreich« 
prosperlrendc  Bevölkerung  bewegt. 

In  Mukden  verbrachten  wir  einige  Tage  mit  unsem  Freunden,  den 
Presbyterianischen  Missionären,  welche  in  der  Nachbarschaft  einen  schönen 
Wirkungskreis  haben.  In  Yingtzü  trennten  wir  uns,  Mr.  Youngbusband 
und  Mr.  F ulford  gingen  westlich  nach  Tientsin  und  Peking  zu  Land,  wäh- 
rend ich  selbst  genöthigt  war,  China  ohne  Verzögerung  zu  verlassen,  und. 
da  bei  Yingtzu  der  Fluft  mit  Ei«  bedeckt  war,  wendete  ich  mich  südlich 
nach  Port  Arthur,  wo  er  das  ganze  Jahr  über  frei  ist.  Der  chiue*Uche 
Name  de»  Ortes  ist  Lu-chu&n-kou : er  ist  am  äuf*er*t*n  Ende  de»  Vorgebirges 
gelegen  und  auf  der  Admiralitätskarte  als  Kwan-tung  bekannt.  Ich  erreichte 
ihn  in  11  Tagen.  In  der  Umgegend  von  Yingtzü  ist  das  Land  niedrig 
und  flach,  so  dafs  es  bet  hoher  Fluth  init  Was.« er  überschwemmt  wird,  das 
zur  Salzbercilung  benutzt  wird.  Weiter  südlich  ist  das  Land  sehr  hügelig, 
und  die  au  den  Fluftufcrn  gelegenen  Strecken  sind  den  Kluthcn  so  aus- 
gesetzt,  daft  sie  nur  zum  kleinsten  Tbcil  bebaut  werden  können. 

Eine  Haupt  Industrie  in  dieser  Gegend  i»t  die  Herstellung  der  Tusser- 
Seide  (ins  Chin*«i.«chen  = Tü-ssu,  d.  b.  eingeboren)  Die  Raupen  werden 
auf  den  Zwergeichen,  mit  denen  die  ITügel  bedeckt  sind,  gefüttert  und  tii* 
gesammelten  Kokons  im  Winter  verarbeitet.  In  einer  Seidenspinnerei  sind 
über  30  bis  40  junge  Leute  mit  Seideha*peln  beschäftigt.  Sie  werden  in 
höchst  ungesunder  Weise  zusammengepfercht,  und  manche  müssen  sogar 
am  Tage  bei  Kerzenlicht  arbeiten.  In  Sha  no,  wo  die  erste  Missiona«tation 
in  der  Mandschurei  errichtet  wurde,  begleit«!«  mich  der  eine  Missionär  zu 
einem.  Hsieu-jöu  Shan  genannten  schönen,  »teilen,  ibeilweise  mit  Tannen 
bestandenem  Berge,  dein  Schauplatz  mancher  Sagen.  In  einem  wildromanti- 
schen Thal«,  das  herrliche  Eichen  aufweist,  windet  sieb  der  Weg  einige  Zeit, 
bis  er  den  Berg,  auf  in  Stein  gehauenen  Stufen  hinan  bis  zu  einer  grofteu 
in  einer  schroffen  Felswand  befindlichen  Höhle  führt-  An  dieser  abgelegenen 
Stätte  sind  verschiedene  Buddbatempel  errichtet  worden,  in  denen  zwei  bi» 
drei  Priester  immer  ihres  Amte«  warten.  Die  Aussicht  auf  die  Felsen- 
abhänge und  die  tannenbewachsenen  Schluchten  ist  wahrhaft  entzückend. 

Mein  nächste»  Reiseziel  war  Ta-cbiang,  «in  kleiner  Hafen  am  Gelben 
Meer,  von  wo  ans  ich  die  kürzlich  von  Dr.  Williamsou  beschriebene  Rout« 
nach  Kin-chao  einschlug.  An  die»er  Stelle  ist  da»  Vorgebirge  kaum  ein« 
Meile  breit,  und  die  Chinesen  legen  dort  Befestigungen  an.  Dort  giebt  es 
auch  ein«  Menge  baulicher  Überreste  aus  der  Zeit  der  Koreaner,  wo  diese 
noch  Herren  all  des  Landes  bis  nach  Mukden  im  Norden  zur  Zeit  der  Tang- 
Dynastie  waren,  von  welcher  sie  nach  hartem  Kampfe  im  Jahre  645  ver- 
trieben wurden.  Eines  dieser  noch  sehr  wohlerhaltenen  Forts  bat  ca.  120  Yards 
Geviert,  mit  viereckigen  Tbürmen  an  den  Ecken  und  in  der  Mitte  der  Setten- 
mauern. Letztere  sind  25  Fuft  hoch  un  i bestehen  au»  Bruch-  und  schönen 
groften  Ziegelsteinen,  gleich  denen,  welche  man  in  der  prüften  chinesischen 
Mauer  sieht.  Das  Thor  ist  sehr  stark  befestigt.  Diese»  Fort  ward  wahr- 
scheinlich zum  Schutz  des  Hafens  von  Pi-tzu-wo  gegen  Piraten  angelegt- 
Aufterdcm  befinden  sieh  auf  den  Bcrgapitzen  pyramidenförmige  Wart- 
thürme  von  40  Fuft  □ am  Roden,  die  sich  zu  einer  rundlichen  Spitze  {ea. 
40  Fuft  vom  Boden)  verlaufen.  Rings  umher  zieht  sich  eine  15  Fuft  hohe 
Mauer.  Die  Eingeborenen  berichteten  mir,  daft  sie  al»  Feuert hürro«  gedient 
und  in  früherer  Zeit  dazu  benutzt  worden  wären,  um  von  der  Spitz*  des 
Vorgebirges  aus  bis  nach  Mukden,  300  Meilen  nördlich,  Signale  auszuwechseln. 
Den  Tag,  ehe  ich  in  Port  Arthur  ankam  und  meine  Reise  abschloft.  wäre 
ich  fast  verunglückt.  Ich  war  gewarnt  worden,  bei  Scbneefall  zu  reisen,  und 
obwohl  sich  ein  Sturm  erhob,  bestand  ich  doch  auf  der  Weiterreise.  Haid 
war  das  ganze  Land  unter  einer  Schneedecke  begraben,  und  der  WTeg,  der 
über  sehr  zerklüfteten  Boden  führte,  war  ganz  verdeckt,  kein  llaus  oder  irgend 
eine  Wohnstätte  zu  erblicken.  Ich  wufste,  daft  zwei  Missionäre  vor  einigen 
Jahren  sich  in  ähnlicher  Lage  befunden  hatten  und  mehrere  Tag«  ohne 
Nahrung  im  Schnee  hatten  MlhttttB  müssen,  und  ich  begann  mich  rocht 
unbehaglich  zu  fühlen.  Glücklicherweise  fuhr  ein,  einem  benachbarten  Bauer 
gehörender  Wagen  die  Strafte  entlang  und  brachte  mich  zu  einer  Hütte,  wo 
ich  dankerfüllt  Obdach  fand. 

Port  Arthur  ist  an  der  östlichen  Seite  de»  Liao-ti  Sban*  Vorgebirges  nur 


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Nr.  4 j.  EXPORT,  Organ  des  Central  Vereins  {Sr  Handelsgeographi«  etc.  1887. 


ciL  4M)  Meilen  von  Cho-fu  in  der  Luftlinie  entfernt  gelegen.  Die  Chinesen 
haben  den  Hafen  als  Qliaptstliioil  ihrer  nördlichen  Motte  und  als  ersten 
Yerthcidigungapunkt  der  Hauptstadt  gewählt.  Der  Hafen  ist  gut,  mit  einem 
schmalen  Hingang  zur  See,  und  die  Regierung  hat  große  Summen  auf  die 
Befestigung  der  Küste  zu  beiden  Seiten  verwendet.  Ls  sind  IS  Forts,  und 
der  ktunrnnndirrnde  Artillerieoffizier  zeigte  tnir  fleuudlicb  eins  derselben, 
welches  mit  prachtvollen  Kruppkanoneu  ausgestattet  war.  Auch  grofse  Docks 
sind  irn  Bau,  während  Torpedos,  submarine  Minen  und  ähnliche  Anlagen 
bereits  fertig  sind-  Die  Garnison  ist  von  ausländischen  Offizieren  gedrillt 
worden,  und  dürfte  hier  jede  Nation,  die  einen  Angriff  wagen  wollt«,  eine 
hart«  Nufs  zu  knacken  finden.  Hier  traf  ich  ein  nach  Che-fu  bestimmtes 
chinesisches  Transportschiff,  and  nach  zwei  Tagen  war  meine  Reise  zu  Ende. 
Die  Mandschurei  log  hinter  mir. 

Aus  diesem,  freilich  nur  unvollständigen  Bericht  kann  man  leicht  er- 
sehen, dar*  in  Kurzem  die  Mandschurei  keine  abgeschlossene  Existenz  mehr 
haben,  sondern  Ixald  vollständig  dem  chinesischen  Kaisertbum  cinvorleibt  sein 
wird.  Gegenwärtig  befindet  sie  sich  in  einem  L’berguugsstadium.  Die  süd- 
liche Provinz  ist  und  war  hinsichtlich  aller  ihrer  Interessen  stets  chinesisch. 
Hatidschunameii  und  Traditionen  mögen  noch  lauge  im  kaiserlichen  Bezirk 
von  Peking  sich  forterbaUcn;  aber  in  ihrer  eigentlichen  lleimath  werden  sie 
verschwinden.  Wenn  China  seinen  Vortheil  kennt,  wird  es  im  Norden  und 
Osten  die  Politik,  die  es  bereits  in  Liaotung  begonnen,  fortsetzen  und  seine 
besten,  anstatt  seiner  schlechtesten  und  käuflichsten  Mandarinen  in  ein  Land 
senden,  welches  sowohl  politisch,  als  auch  aU  Feld  für  Emigration  und  Berg- 
hau höchst  wichtig  ist  Ks  wird  die  Kolonisation  in  den  Cb'ang-pai  Slum- 
Bergen  und  an  der  russischen  Grenze  fördern,  statt  sie  zu  hemmen,  und  ea 
wird  in  dein  zufriedenen,  arbeitsamen,  loyalen  Volke  einen  besseren  Schutz 
gegen  etwaige  Angriffe  finden,  als  in  den  öden  Teilern  und  Hügeln,  welche 
heute  noch  der  Besiedelung  harren.  Ks  wird  setue  Mineralschfitze  ausbeuteo, 
welche  reichlich  eine  bessere  und  theuerere  Verwaltung  docken  würden:  denn 
sowohl  in  der  Mandschurei  als  in  China  werden  die  Beamten  schändlich  im 
Gehalt  vetkürzt,  ein  System,  das  direkt  die  Bestechung  und  jede  Art  von 
Mißbrauchen  ermutbigen  tnuß. 

Jedem  Reisenden,  der  künftig  die  Mandschurei  zu  besuchen  gedenkt, 
möchte  ich  einen  guten  Rath  geben.  Er  muß  sich  nämlich  entscheiden,  ob 
er  eine  Jagd-  oder  Forschungsreise  machen  will.  Weun  er  hauptsächlich 
auf  die  Jagd  geben  will,  so  kann  er  nichts  besseres  thuu,  als  Cb’ang-pal  Sban 
im  Frühjahr  aufzu>uch«-n,  oder  nach  Tang  Ho-kou  zu  gehen  und  in  den 
Hügeln  in  der  Runde  zu  jagen,  wo  er  Tiger,  Hirsche,  Bäreu  und  viele  Arten 
Rehe  fmdeu*wiid;  oder  er  mag  noch  besser  nordwärts  von  Pa-yen-abu-shu 
gehen  und  die  llogel  durchatreifen.  Will  er  aber  da»  Land  erforschen,  so 
lasse  er  seine  Büchse  zurück  und  wende  sich  nach  den  Pai-shon-Bergen, 
erforsche  di«  Quelleu  des  Yolu  und  Tarnen  sowohl,  als  die  des  Sungari  und 
folge  der  koreanischen  Grenze  biuab,  über  welche  di©  Kartographen  noch 
sehr  in  Zweifel  sind.  Dünn  suche  er  Odoli  auf  uud  forsche  nach  der  großen 
Mauer,  welche,  wie  Pater  du  Halde  behauptet,  einst  zwischen  Korea  und 
der  Mandschurei  existirto,  oder  nach  andern  Altertiiümcm,  und  ich  bin  über- 
zeugt, er  wird  rin«  ebenso  angenehme  als  interessante  Reise  haben. 

China.  (Originaibcricbt).  Man  schreibt  an«  aas  China, 
Ende  August: 

„Nach  Mittbeilungen  aus  Formosa  führt  der  Gouverneur  Liu 
Mingchuan  in  enorgischer  Weis©  fort,  die  technischen  Hülfs- 
mitLel  des  Auslandes  zur  Helmug  des  Wohlstandes  und  der  Ver- 
ÜicidigUDgsfSbigkeit  der  ihm  unterstellten  Provinz  Formosa  nutz- 
bar zu  macheu.  Vor  Kurzem  hat  derselbe  zur  Beschleunigung  der 
Herstellung  der  geplanten  Eisenbahnlinien,  sowie  zur  späteren  Ver- 
wendung bei  den  Befestigungsarbeiten  von  Kiluog  eine  transpor- 
table Eisenbahn  von  11  englischen  Meilen  Länge  bei  zwei  deut- 
schen Firmen  bestellt.  Eine  Dampfsägemühle  ist  in  Taipehfu  im 
Bau  begriffen,  ebenso  ist  einer  amerikanischen  Firma  die  Lieferung 
der  Maschinen  zur  Einrichtung  einer  grofsartigeu  Darapfziegelei 
übertragen  worden;  ferner  ist  der  Bau  einer  Zementfabrik  in’» 
Auge  gefaßt.  Außerdem  lädst  der  Gouverneur  gegenwärtig  laod- 
wirtschaftliche  Maschinen  zur  proheweisen  Verwendung  in  Nord- 
formosa  ans  Amerika  kommen.  Schließlich  beabsichtigt  er,  in  der 
neuen  Haupts'adt  von  Formosa,  Taipehfu,  die  elektrische  Straßen- 
beleuchtung eiuzuführcu,  und  hat  die  amerikanische  Firma  Rus- 
sell & Co.  bereits  mit  der  Einrichtung  derselben  beauftragt.“ 

Auch  aus  diesen  Mittheilungen  gebt  wieder  hervor,  welche 
günstigen  Aussichten  sich  der  deutschen  Industrie  bei  guter  Ver- 
tretung in  China  bieten  können. 

Sild  - Amerika. 

Die  Zukunft  der  Kolonie  Dona  Franzisca  (Origiualbericht 
aus  Ilapocu  Ende  September  18S7.)  Vor  einigen  Monaten  ist  der 
Direktor  Brüstlein  in  Rio  de  Janeiro  gewesen,  nm  dort  mit  der 
Regierung  im  Namen  des  Hamburger  Kolonisationsvereins  zu  ver- 
handeln. Soviel  man  hört,  ist  das  Resultat  seiner  Bemühungen 
nur  die  Erlangung  rückständiger  Subventionsgcldcr  gewesen*),  eine 
Verlängerung  des  am  Ende  diese»  Jahres  ablaufenden  Subventious- 

•)  Nach  neueren  bei  uns  cingegawgenen  Berichten  hat  die  brasilianische 
Regierung,  wider  alles  Erwarten,  die  Zinsgarantß  um  weitere  5 Jahre  über- 
nommen. so  dsfs  der  Westdeutsch«  Verein  nunmehr  seine  Thätigkeit  beginnen 
wird.  Di«  Red. 


Vertrages  aber  nicht  erzielt  worden.  Diese  Verlängerung  war  oun 
die  Bedingung,  unter  welchen  der  „Westdeutsche  Verein  für  Ko- 
lonisation und  Export“  sein©  Mitwirkung  an  der  Kolonisation  voa 
Dona  Franzisco  zugesagt  hatte.  Ks  erhebt  sich  nun  die  brenotirJe 
Frage,  wie  wird  sich  nach  Ablauf  des  Jahres  die  Zukunft  dieser 
so  außerordentlich,  ja  man  kann  sagen  in  ungewöhnlichem  Mab- 
ealwickelungsfähigeu  Kolonie  gestalten?  Würde  mau  es  vera&t- 
worteu  können,  dem  „Westdeutschen  Verein“  zu  ralhen,  auch  ohne 
die  Zusage  einer  Subvention  seitens  der  brasilianischen  Regieru^ 
seinen  Entschlaf»  beizubehalten  und  gemeinsam  mit  dem  Ham- 
burger Vereiu  di©  Kolonisation  in  der  bisherigen  Weise  fort 
zusetzen?  Ich  meinerseits  glaube,  dafs  dies  weder  für  den  Verein 
noch  für  die  eingefBlirlcn  Kolonisten  von  Vortheil  wäre;  der 
Verein  würde,  auf  die  aus  dem  Verkauf  von  Ländereien  eingehend« 
Gelder  als  alleiuigu  Einnahme  angewiesen,  kaum  die  Kosten  dt« 
Betriebes  decken,  geschweige  denn  Überschüsse  erzielen,  nnd  dir 
Kolonisten  würden,  da  die  Gesellschaft  mit  den  vorhandenen  Mitteln 
gute  Wege  herzustellen  nicht  in  der  Lage  wäre  und  aus  anderen 
unten  näher  zu  erörternden  Gründen  nur  langsam  oder  gar  nicht 
vorwärts  kommen.  Ganz  anders  könnte  sich  die  Sachlage  gestalten, 
r wenn  die  weitere  Kolonisation  von  Dona  Franzisca  in  einer  ich 
der  bisherigen  total  verschiedenen  Art  und  Weise  in  Angriff  n 
nomtceu  werden  würde.  Vergegenwärtigen  wir  uns  einmal  d« 
Geschäftskreis  des  „Hamburger  Kolonisationsvereins  von  1849'. 
welcher  bekauutlich  di©  Kolonisation  von  Dona  Franzisca  in  dk 
Hand  genotmneu  hat.  Die  wesentliche  Thätigkeit  desselben 
ist  folgende:  Ausmessung  und  Verkauf  von  Ländereien  an  Ko- 
lonisten, Anlegung  von  Wegen,  Rrmüfsigung  des  Uberfahrtsprt-isp» 
von  Hamburg  nach  dern  Hafen  von  Säo  Franzisco  do  Sul,  kosten- 
lose Oberfahrt  der  Kolonisten  und  ihres  Gepäcks  nach  Joinrillc, 
dreitägige  Verpflegung  der  Kolonisten  daselbst,  Transport  derselben 
und  ihres  einen  gewissen  Umfang  nicht  übersteigenden  Gepäck»  bis 
zu  deo  Punkten,  wo  die  fahrbareo  Straßen  aufhöreu,  Gewihrunc 
freier  Apotheke  und  ärztlicher  Hülfe  während  de»  ersten  Jahre* 
Geben  wir  der  Sache  auf  den  Grund,  so  stellt  sieb  als  Keru  des 
Ganzen,  als  Hauptzweck  des  Vereins  der  Handel  mit  Län- 
dereien heraus.  Der  Verein  hat  große  Gebiete  theila  unentgeltlich, 
theils  zu  einem  verhältnifsrnäfsig  geringem  Preise  erworben  und 
sucht  diese  nun  grundstücksweisc  wieder  zu  verkaufen.  Alles 
Ander©  ist  nur  Mittel  zu  diesem  Zweck.  Die  billige  Passage,  die 
freie  Verpflegung,  der  unentgeltliche  Transport,  die  Gewährung 
freier  Apotheke  und  ärztlicher  Hilfe  sind  Mittel  um  Käufer  an- 
zutocken,  die  Anlegnng  von  Wegen  soll  den  Verkauf  der  Grund- 
stücke ermöglichen.  Die  Hauptsache  ist  und  bleibt,  daf»  aus  de» 
Verkauf  der  Ländereien  ein  möglichst  hoher  Gewinn  erzielt  werd-; 
das  Schicksal  der  Kolonisten  ist  dem  Verein  absolut 
gleichgültig.  Ist  der  Kolonist  auf  einem  Stück  Land«  ange- 
siedelt, so  hört  damit  das  Interesse  uud  die  Sorge  des  Verein»  für 
ihn  vollständig  auf.  Ob  derselbe  sein  Land  in  vernünftiger  uml 
gewinnbringender  Weise  benutzt,  ob  er  sein  Produkt  so  behandelt, 
dafs  es  eine  marktfähige  Waare  bildet,  ob  er  einen  fahrbaren 
Weg  hat,  auf  dem  er  seine  Produkte  nach  Joiuvilie  absetzen  ksna. 
alles  das  lockt  dem  Verein  nicht  das  allergeringste  Interesse  ab. 
Für  Wege  sorgt  er  nicht  aus  dem  eben  angeführten  Grunde,  sondern 
nur,  weil  sie  das  Mittel  bilden,  um  die  Kolonisation  d.  b.  <ta 
Verkauf  von  Ländereien  über  die  Grundstücke  des  schon  auge- 
siedelten  Kolonisten  hinaus  fortzusetzen.  Wo  eine  solche  Fort- 
setzung nicht  beabsichtigt  ist,  läfst  man  die  Wege,  an  welches 
! schon  Kolonisten  angesiedelt  sind,  einfach  unausgebaut  als  hiebt 
Waldpicaden  liegen,  wie  solches  mehrfach  in  Säo  Bento  gescheht! 
ist.  Auch  der  Bau  unserer  ltapocustrafse  bietet  ein  treffende» 
Beispiel  für  obige  Behauptung.  So  lange  es  noch  galt,  sie  ge- 
wissermaßen aus  dem  Urzustände  herauszuarbeiteo,  wurden  die 
wenigen  vorhandenen  Mittel  in  anerkennenswerther  Weise  *uf  den 
Bau  der  Straße  verwandt,  und  an  denselben  zeitweise  mit  Energie 
gearbeitet.  Jetzt,  wo  dieselbe  soweit  hergestellt  ist,  dafs  sie  xt 
Fuß  und  zu  Pferde  bequem  paasirbar  ist,  und  dadurch  die  Au* 
sicht  bietet,  di©  noch  nicht  vergebenen  Länderein  eher  l©»  tu 
werden,  jetzt  wird,  obwohl  nun  endlich  auch  die  Regierung  GeMtf 
an  den  Verein  ausgezahlt  hat,  mit  einer  Lauheit  und  Energielosigkeit 
au  der  Strafse  gearbeitet,  die  um  so  tadelswerther  ist,  aß  es  ruf 
noch  eines  verhältnifsrnäfsig  geringen  Arbeitsaufwandes  bedürfte, 

; um  die  Straße  vollständig  fahrbar  zu  machen.  Wenn  mau  diesen 
l Thals  adieu  gegenüber  erfährt,  dafs  der  Verein  seinen  Mitgliedern 
] eine  »ehr  hohe  Dividende  — wenn  ich  nicht  irre  7°/o  — ausulilL 
so  wird  inan  mir  Recht  geben,  wenn  ich  behaupte:  der  Vercb 
hat  sich  nicht  die  Aufgabe  gestellt,  die  ihm  überwiesenen  Län- 
dereien durch  eine  intensive  Kolonisation  d.  h.  durch  unausgesetzt* 
Fürsorge  für  das  Schicksal  des  Kolonisten  zu  möglichst  hoher  und 
Wohlfahrt  bringender  Produktivität  zu  bringen,  sondern  einzig  und 


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EXPORT,  Organ  des  Contra] verein»  für  Handelsgeographie  etc. 


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allein  aus  dem  Verkauf  derselben  und  aus  der  von  der  brasilia- 
nischen Regierung  für  die  eingefObrten  Kolonisten  gewährten  Sub- 
vention einen  möglicht  hohen  pekuD&ren  Gewinn  zu  ziehen. 

Kann  man  aus  diesen  tbalsücblicben  Verhältnissen  Jemanden  1 
einen  Vorwurf  machen?  Etwa  der  Leitung  der  Vcreinsgescbäfte 
durch  die  hiesige  Direktion?  Gans  gewifs  nicht;  denn  dieselbe 
hat  ihren  Instruktionen  geroftfs  zu  verfahren,  und  die  Mitglieder 
derselben  sind  mit  Bureaugescbäften  so  überladen,  dafs  ihnen  keine 
Zeit  bleibt,  aus  eigenem  Antrieb  sich  persönlich  um  das  Schicksal 
der  Kolonisten  zu  kümmern,  wofür  ihnen  auch  bei  heutiger  Lage 
der  Dinge  Niemand  Dank  wissen  würde.  Den  Aktionären  des 
Vereins  selher  ist  aber  aus  ihrem  Bestreben  eine  möglichst  hohe 
Dividende  zu  erzielen  ebenso  wenig  ein  Vorwurf  zu  machen,  denn 
wer  seine  Kapitalien  in  irgend  einem  Geschäft  aulegt,  will  einen 
möglichst  hohen  Nutzen  daraus  ziehen,  und  von  dem  Verkäufer  von 
Parzellen  wird  gemeiniglich  auch  nicht  verlangt,  dafs  er  sich  Sorgen 
darüber  mache,  ob  es  seinen  Käufern  gut  gehe  oder  scbtecht.  Und 
die  koloniale  Begeisterung,  wird  man  vielleicht  fragen?!  Könnten 
jene  Aktionäre  sich  nicht  mit  einem  bescheideneren  Gewinn  be- 
gütigen. and  dafür  die  Ehre,  die  deutsche  Kolonisation  in  Brasilien 
mit  allen  Mitteln  zu  fördern,  in  die  Tasche  stecken?  Nun  die 
kolouinle  Begeisterung  ist  ja  an  und  für  sich  in  hohem  Grade  er- 
freulich, aber  mit  ihr  allein  werden  kolonisatorische  Thaten  nicht 
vollbracht;  denn  zu  diesen  gehören  vor  allen  Dingen  Kapitalien, 
und  diese  wieder  wird  man  den  Kapitalisten  niemals  in  ge- 
nügendem Umfange  entlocken  können,  wenn  man  ihnen  nicht 
die  Aussieht  auf  einen  hohen,  ja  in  Anbetracht  der  geringen  Ge- 
neigtheit Gelder  überseeisch  anzulegen,  auf  einen  sehr  hohen  Ge- 
winn eröffnet. 

Sollte  es  nun  nicht  möglich  sein  beide  Forderungen:  eine 
nutzbare  Anlage  des  Kapitals  und  möglichste  Förderung  der  Wohl- 
fahrt der  Kolonisten  gleicherweise  zu  erfüllen? 

Ich  halte  das  in  der  Tbat  für  möglich,  und  zwar  dadurch,  dafs 
sich  die  Gesellschaft  die  Aufgabe  stellt,  die  Produkte  ihrer  Kolo- 
nisten aufzukaufen,  um  sie  selbst  zu  verarbeiten  und  in  den  Han- 
del zu  bringen.  So  müfste  sie  zunächst  die  Produkte  der  Vieh- 
wirtbschaft,  Butter,  Schmalz,  Speck  und  Käse,  welchen  letzteren 
in  besserer  Qualität  als  bisher  herzustellen  den  Kolonisten  gelehrt 
werden  müfste,  aufkaufen  und  für  den  Handel  in  den  Tropen  ver- 
seiulungsfähig  machen.  Der  Markt  von  Rio  de  Janeiro  bietet 
hierfür  stets  ein  lohnendes  Absatzgebiet.  Sie  hätte  ferner  Mühlen 
anzulegen  zur  Verarbeitung  der  Zereftlien,  des  Maises  auf  dein 
Küstengebiet,  des  Roggens  und  eventuell  Weizens  auf  dem  Hoch- 
land, wenn  sie  nicht  geneigt  wären  diesen  Zweig  der  Industrie 
auch  fernerhin  privater  Unternehmung  zu  überlassen.  Sie  könnte 
des  weiteren  die  Fabrikation  von  Tabakfabrikaten  in  die  Hand 
nehmen,  und  müfste  zu  dem  Ende  auf  eine  rationelle  Kultur  und 
Behandlung  der  Tabakpflanzc  seitens  der  Kolonisten  hinwirkeu. 
Als  Hauptaufgabe  aber  hätte  meines  Erachtens  eine  solche  Gesell- 
schaft es  zu  betrachten,  den  Anbau  des  Kaffees  zu  fördern  und 
maschinelle  Einrichtungen  zu  treffen,  mittels  deren  die  geernteten 
Kaffeebohnen  ihrer  fleischigen  Theile  entkleidet,  gewaschen,  ge- 
trocknet, von  ihrer  Pergnmeuthülle  entblöfst,  gereinigt  und  sortirt 
werden  könnten,  damit  auf  diese  Weise  eine  wirklich  marktfähige 
Waare  erzielt  würde.  Auch  die  Fabrikation  von  Konserven  und 
getrockneten  Früchten  (insbesondere  Bananen),  die  Bearbeitung  der 
Orangen,  die  hier  in  so  üppiger  Fülle  gedeihen,  zu  Wein,  Marme- 
lade und  anderen  Fabrikaten,  die  Ansfuhr  von  Holz  nnd  eine  Menge 
anderer  Industrie-  und  Handelszweige  ständen  ihr  offen.  Von  den 
hier  nicht  erwähnten  halte  ich  einen  insbesondere  für  ganz  be- 
sonders gewinnbringend  und  nebenbei  von  wohltätigstem  Einflufs 
auf  Laudwirthschuft  und  Industrie,  will  mich  aber  über  denselben 
nicht  des  näheren  auslassen,  da  zu  seinem  ganz  rationellen  Be- 
triebe noch  der  Anbau  verschiedener  bisher  hier  noch  nicht  kulti- 
virter  Pflanzen  sehr  vortbeUhaft  wäre,  über  deren  Anbaiifähigkeit 
mich  erst  die  von  mir  zu  diesem  Zweck  angestellten  Versuche  be- 
lehren sollen.  Sollte  sich  nun  gar  die  Gewinnung  der  Kamebfaser 
als  technisch  durchführbar  erweisen,  so  läge  auch  hier  für  die 
Kolonisationsgesellschaft  ein  Gebiet  äufserst  fruchtbringender  Tbä- 
tigkeit  vor! 

Alle  diese  Unternehmungen  würden  aber  auch  auf  die  Lage 
der  Kolonisten  selbst  eine  vorteilhafte  Wirkung  ausüben.  Die 
Gesellschaft  hätte  vor  allein  ein  Interesse  daran,  dafs  den  Kolo- 
nisten gute  Wege  zur  Verfügung  ständen,  denn  je  leichter  der 
Transport  der  Waaren,  desto  billiger  sind  sie.  So  würde  sie  bei~ 
spielsweise  vor  allen  Dingen  eine  Wegewalze  ansebaffen,  um  mit 
ihrer  Hilfe  aus  den  Scblammgruhen,  als  welche  sich  jetzt  ins- 
besondere neu  angelegte  Wege  bei  Regenwetter  präsentiren,  erst 
wirkliche  Strafaen  herzustellen,  sie  würde  ferner  dafür  Sorge  tra- 
geu,  dafs,  wo  eine  Aufschüttung  des  Weges  nötbig  ist,  dies  mit 


grobkörnigem  Material,  nicht  aber  mit  weichem  Lehm  geschieht, 
müfste  sie  auch  das  doppelte  und  dreifache  au  Fuhrlohu  dafür 
zahlen,  und  sie  würde  scbliefslich  nicht  neue  Kolonisten  Jahre  lang 
ohne  eine  ausreichende  Kommunikation  im  Urwalde  sitzen  lassen. 
Kerner  läge  es  im  ureigenen  Interesse  der  Gesellschaft,  die  Kolo- 
nisten nicht  nur  mit  gutem  Pflanzmaterial  zu  versorgen,  sondern 
ihnen  mittelst  geeigneter  Beamten  die  nöthigen  Ratschläge  für 
die  Ausfühnmg  der  verschiedenen  Kulturen  zu  erteilen.  Von 
welch  ungemeiner  Wichtigkeit  gerade  dieser  Punkt  insbesondere 
für  den  Anfänger  ist,  möchte  ich  durch  ein  negatives  Beispiel  be- 
weisen. Der  mit  der  Ausführung  der  Wegearbeiten  und  der  Ein- 
weisung neuer  Einwanderer  in  ihre  Kolonien  betraut**  Beamte  hat 
mir  im  Anfang  meines  Hierseins  eine  Anzahl  Ratschläge  ertbuüt, 
von  denen  ich  nur  folgende  bervorheben  will.  Er  rietb  Bataten 
unter  Gramme  zu  pflanzen.  Wie  verkehrt  derjenige,  der  dies  täte, 
handeln  würde,  läfst  die  Natur  beider  Pflanzen  ohne  weiteres  er- 
kennen. Gramme  ist  ein  quockenartigcs  Gras,  von  welchem  in 
gewissen  Abständen  Setzlinge  (jeder  Knoten  genügt)  gepflanzt  wer- 
den, die  nach  allen  Richtungen  hin  sich  verbreitend,  allmählich  das 
Land  mit  einer  festen  Grasnarbe  überziehen.  Die  Batate  ist  ein 
Rankengewächs,  das  an  seinen  Wurzeln  eine  Fülle  von  Knollen 
ansetzt  und  oberhalb  an  der  Erde  seine  Ranken  weit  und  breit 
umhertreibt.  Wollte  man  nun  in  das  zur  Weide  bestimmte  Land, 
um  dasselbe,  so  lange  es  noch  nicht  völlig  mit  Gramme  bekleidet 
ist,  zur  Produktivität  zu  zwingen,  Bataten  pflanzen,  so  hätte  das 
einen  doppelten  Nachtheil  zur  Folge.  Erstens  würden  die  Bataten- 
ranken, die  in  kurzer  Zeit  das  ganze  Land  bedecken,  dem  Wachs- 
thum der  Gramme  hinderlich  sein,  nnd  zweitens  liefe  man  Gefahr, 
später  beim  Anshacken  der  Batatenknollen  die  angewachsene 
Gramme  wieder  weg  zu  hacken.  Wenn  mich  hier  die  blofse  Über- 
legung schon  hiefs,  dem  „guten  Käthe14  nicht  zu  folgen,  so  reichte 
dieselbe  nicht  hin,  um  mich  vor  Befolgung  des  weiteren  Rath- 
schlags zn  schützen,  die  Bataten  zwischen  den  Mais  zu  pflanzen. 
Ich  konnte  nicht  wissen,  dafs  die  Bataten  im  Schatten  underer 
Gewächse  zwar  eine  Fülle  von  Ranken  treiben,  aber  keine  oder 
nur  wenig  Knollen  ansetzen;  erst  die  Erfahrung  hat  mich  dies  ge- 
lehrt. Eine  blofse  wirtschaftliche  Berechnung  behütete  mich  vor 
dem  mir  gleichfalls  ungeratenen  Verfahren  bei  meinem  auf  10 
Morgen  angepflanzten  Mais  vor  der  Ernte  sämmtliche  Kolben  um- 
znknickcn,  um  dieselben  vor  dem  Regen  zu  schützen;  nachher  hat 
es  sich  auch  herausgestellt,  dafs  das  blofse  Beregnen  des  Mais, 
auch  wenn  derselbe  schon  reif  ist,  keine  nachteiligen  Folgen  für 
ihn  hat.  Nicht  nur  mir,  sondern  auch  anderwärts  hat  der  Beamte  den 
Anbau  der  Mandiocca  angeraten,  von  dem  des  Zuckerrohrs  jedoch 
abgeraten,  während  es  sicher  ist,  dafs  die  Fabrikation  der  Farinha 
de  mandiocca  absolut  nichts  einbringt,  die  Fabrikation  des  Zuckers 
aber  bei  günstigen  Bedingungen  doch  noch  immer  rentabel  erscheint. 
Das  Verderbliche  solcher  Ratschläge  wird  nnr  wenig  gemildert 
durch  das  bescheiden  klingende  Zugeständnis  dieses  Herrn,  vom 
Ackerbau  nichts  zu  verstehen;  schlimmer  aber  wird  es  noch,  wenn 
er,  mit  naiver  Trennung  beider  Zweige  der  Landwirtschaft,  auf 
dem  Gebiet  der  Viehzucht  als  Kenner  auftreten  will.  Derjenige 
dem  er  als  Legitimation  für  diese  Kennerschaft  die  Thatsaebe  an- 
giebt,  er  sei  einmal  im  Besitz  dreier  Kühe  gewesen , wird  freilich 
wissen,  was  er  von  seinen  etwaigen  viehzüchterischen  Ratschlägen 
zu  halten  hat.  Allein  allen  gegenüber  giebt  er  seine  Autorität 
durch  solche,  nur  durch  die  Erregtheit  der  Diskussion  erklärlichen 
voreiligen  Beweisstützen  nicht  preis,  und  wehe  den  Unglücklichen, 
wenn  sie  sich  dann  nach  seinen  Rathschlägen  gerichtet  haben. 
Junge  Schweine,  behauptet  er,  müsse  man  mit  Farinha  aufziehen. 
Eino  ganz  verkehrte,  nur  durch  das  Kehlen  jedea  wirtschaftlichen 
Instinkts  erklärliche  Idee;  denn  die  Farinha,  die  nur  von  Brasi- 
lianern fabrizirt  wird,  inufs  der  Kolonist  kaufen,  während  ihm 
Knollengewächse,  Mais  und  Grünfutter  Zuwachsen.  Kühe  mit  Grün- 
futter  ernähren  zu  wollen,  hält  der  Herr  für  ganz  verkehrt,  mau 
habe  ja  in  dem  -Aboboras“  ein  so  vortreffliches  Futter!  Nun  höre 
man  und  staune!  Diese  Aboboras  Bind  eine  Art  Kürbisse,  die  au 
Nährwerth  unseren  Feldkürhissen  wohl  etwas,  aber  nicht  viel  voran - 
stehen  werden.  Kür  letzteren  sind  ermittelt  (nach  Wolff's  Ta- 
bellen) an  verdaulichen  Stoffeu:  0,«i%  Ei  weif».  4.;  0 o Kohlenhydrate, 
0.3%  Fett  bei  einem  Wassergehalt  von  92, s%. 

Fnttcrhafer,  den  ich  als  das  verbreitetste,  um  nicht  zu  sagen 
einzige  hier  gebaute  europäische  Futtergewächs  anl'übr«,  enthält  an 
verdaulichen  Stoffen:  1,3%  Eiweif»,  8,j%  Kohlenhydrate,  U,*j% 
Fett  bei  einem  Wassergehalt  von  8lg)°,o. 

Wreun  man  nun  weiter  in  Erwägung  zieht,  dafs  die  Aboboras 
ungeheuer  lange  Ranken  aussenden,  dafs  also  zur  Erzeugung  dieser 
Früchte,  ein  uuverbältnifsmäfsig  grofser  Raum  beansprucht  wird, 
so  kann  man  sieb  vorstellen,  wie  gut  der  beraten  ist,  welcher 
seine  Kühe  mit  Aboboras  zu  füttern  gedenkt. 


Nr.  45. 


«64 

EXPORT,  Organ  de«  Centralvereina  für  Handelsgeographie  etc. 


1887. 


Diese  Beispiele  mögen  wohl  genugsam  beweisen,  welches  Un- 
heil eine  ungeeignete  Persönlichkeit  im  direkten  Verkehr  mit  den 
Kolonisten  anricbteo  kann,  und  wie  segensreich  im  anderen  Falle 
auf  dieselben  einge  wirkt  werden  kann.  Allein  noch  io  anderer 
Beziehung  würde  eine  derartig  nicht  hüreaukratiscb,  sondern  kauf- 
männisch organisirte  Kolonisationsgesellscbaft  für  den  einzelnen 
Kolonisten  von  Vortbeil  sein.  Die  Wirtschaft  derselben  leidet  bei 
den  jetzt  herrschenden  Zuständen  an  dem  grofsen  Gebrechen,  dafs 
als  einzige  Abnehmer  der  landwirtschaftlichen  Produkte  der  Yen- 
dist  (Delailkaufmann)  fungirt,  und  dieser  niemals  Haares  Geld 
sondern  nur  Waareu  als  Entgelt  bingiebt.  Nicht  einmal  einen 
Markt  für  die  täglichen  Bedürfnisse  der  städtischen  Haushaltungen 
existirt  in  Joinville;  der  Bauer  mufs  seine  Butter  und  Eier,  seine 
Milch,  seinen  Käse  und  sein  Gemüse,  wenn  er  sie  nicht  von  Hans 
zu  Haus  tragen  will,  beim  Vendisten  gegen  Waaren  eintauseben. 
Und  dafs  dieser  bei  einem  Geschäft,  bei  welchem  er  den  Preis  so- 
wohl der  eingetauschten  wie  der  hingegebenen  Waare  mehr  oder 
weniger  selbst  bestimmt,  nicht  schlecht  führt,  lüfst  sich  leicht 
denken.  Dieser  Vendistenwirthschaft  würde  eine  Kolonisationsge- 
sellschaft, welche  die  Produkte  der  Kolonisten  gegen  haar  Geld 
abnimmt,  mit  einem  Schlage  ein  Ende  machen,  und  dadnreh  ein 
wesentliches  Hcmronifs  für  den  Fortschritt  der  ganzen  Kolonie  aus 
dem  Wege  räumen.  Denn  der  Kolonist,  der  ja  kein  haares  Geld 
in  diu  Hand  bekommt,  verliert  nicht  nur  den  Muth,  sondern  auch 
die  Möglichkeit  vorwärts  zu  kommen,  seine  Wirth schaft  allmählich 
zu  erweitern  und  immer  rationeller  zu  betreiben.  Der  Tauschhandel 
beim  Vendisten  veranlagt  ihn  Sachen  einzutauschen.  die  er  nicht 
unbedingt  nötbig  hat,  und  verhindert  ihn  Gelder  zurückzulegen. 
Dm  sich  reit  diesen  vielleicht  einen  Pflug  oder  ein  Stück  Vieh  zu 
kaufen.  Wenn  übrigens  trotz  dieser  Verhältnisse  eine  ganz  erkleck- 
liche Anzahl  von  Kolonisten,  wie  beispielsweise  die  meisten  Be- 
wohner der  luseßtraße,  sich  im  Laufe  der  Jahre  und  Jahrzehnte 
zu  einer  verhältnismäßig  intensiven  Baueruwirthscbaft  aufge- 
schwungen und  mit  Hülfe  der  Zuckerrohrkultur  sich  von  der  Ven- 
distenwirthschalt  mehr  oder  weniger  zu  emanzipiren  verstanden 
haben,  so  legt  das  für  die  natürlichen  Bedingungen  der  Kolonie, 
fleifsigen  und  ordentlichen  Kolonisten  zum  Wohlstand  zu  verhelfen, 
ein  glänzendes  Zeugnifs  ob.  Um  wie  viel  wirksamer  könnten  diese 
Bedingungen  werden,  weuu  eine  kapitalkräftige  Gesellschaft  die 
Kolonisation  in  der  oben  angedeuteten  Weise  in  die  Hand  nähme! 
Der  hierdurch  hervorgerufene  Aufschwung  würde  ganz  ungeahnte 
Dimensionen  annebmeu,  wenn  der  schon  seit  Jahren  projektirte 
Bau  einer  Eisenbahn  nach  dem  Hochlande  zur  TbaUache  würde. 
Von  der  brasilianischen  Regierung  dagegen  würde  man  weder  Snb- 
ventionen  noch  Privilegien  irgend  welcher  Art  zn  verlangen  haben; 
sie  hätte  nur  einen  au  der  Kolonie  Dona  Francisca  längst  gehegten 
Wunsch  zu  erfüllen,  — ■ wozu  sie  Übrigens  nach  dem  brasilianischen 
Papierrecht  verpflichtet  wäre:  nämlich  den  der  Erhebung  des 

Nebensteueramts  in  der  Hafenstadt  Säo  Francisco  do  Sul  zu  einem 
Hauptsteueramt,  ein  Punkt  auf  welchen  ich  bei  anderer  Gelegenheit 
noch  einmal  zurückkommen  werde. 

Aua  Rio  de  Janeiro.  (Originalbericht  vom  2.  Oktober 
1887).  Der  italienische  Einwandererstrom,  der  in  diesem  Jahre 
sieb  mächtiger,  denn  je,  nach  Brasilien  ergießt,  sodaß  am  Ende  die 
italienischen  Einwanderer  an  Zahl  die  aller  anderen  Nationalitäten 
zusammen  genommen  bedeutend  übertreffen  werden,  wäre  letzthin 
durch  Vorgänge  im  italienischen  Parlament  beinahe  jählings  abge- 
dämmt  worden.  Di©  Italiener  liefern  der  Provinz  Säo  Paulo 
den  besten  Ersatz  für  die  aus  der  Sklaverei  befreiten  nnd 
dadurch  arbeitsunfähig  gemachten  Neger.  Nicht  jeder  Gutsherr  ist 
im  Stande,  dem  weißen  Arbeiter  gegenüber  sogleich  den  rechten 
Ton  zu  treffen,  und  die  Folgen  sind  Zwist  und  Reibereien.  Die 
Beschwerden  fanden  ihren  Weg  in  die  alte  Heimath,  und  besonders  der 
Deputirto  zum  italienischen  Parlament,  Alcibindes  Monetas, 
nahm  sieb  der  Sache  an,  interpellirte  die  Regierung,  und  wenig 
fehlte,  so  hatte  Italien  seinen  Von  der  H c y dt  scheu  Erlaß.  Schließ- 
lich waren  Gruppen  hiesiger  Italiener  doch  klüger,  als  etliche 
Heißsporne  ihrer  Nation  uud  hintertrieben  die  schon  bereiten  Aus- 
wanderuugsverbote.  Sie  wissen,  was  sie  an  der  Provinz  Säo  Paulo 
haben  uud  werden'*  den  sie  heute  hätschelnden  Brasilianern  eines 
Tag  s schon  klar  machen,  was  es  mit  dem  so  sehr  gerühmten  leichten 
Aufgehen  ihrer  Kasse  in  der  brasilianischen  für  eine  Bewandtniß 
hat.  Aber  Nachschub,  immer  Nachschub  ist  vonnöthen,  und  1887 
sind  monatlich  ein,  zwei  Dampfer  mit  600,  800,  1000  und  noch 
mehr  Italienern  eingetroffen,  uud  das  ist  Alles  nach  Säo  Paulo  ge- 
gangen. Eine  dermaßen  strömende  Einwanderung  hat  Brasilien 
seit  Menschengcdenkcu  nicht  gehabt.  Und  wie  man  sich  daheim 
dafür  interessirl!  Am  Bord  der  kürzlich  mit  gegen  8(H)  Einwanderern 
eingetroffenen  „Rom»“  befand  sich  Allessandro  d'Atri,  Redak- 
teur der  römischen  Zeitung  ,.11  Messagero**.  Er  hat  die  Einwanderer- 


Herbergen  besucht,  verschiedene  Gegenden  Säo  Paulos  abgerei«. 
Behörden  und  Privatleute  haben  ihn  von  Ort  zu  Ort  fOrrolich  ge- 
feiert. Seinen  an  die  Iospectoria  daa  terra»  e colonisa^äo  gerichtet» 
Brief  läßt  diese  mit  höchster  Genugthuung  als  Parte  official  an  der 
8pitze  des  „Jornal  do  Commercio“  vom  26.  September  er.  in  d#i 
Originalspracbe  (italienisch)  abdrncken.  ln  diesem  Briefe  wird  des 
Brasilianern  Weihrauch  gestreut,  in  Italien  ruchbar  geworden« 
Vorgänge  werden  als  Verleumdungen  hingestellt.  Und  so  kam 
denn  wieder  dom  Motto:  „Säo  Paulo  den  Italienern 1*  prompt  nach 
gelebt  werden,  wenn  nicht  etwa  die  sizilianisebe  Cholera  die 
Häfen  wieder  einmal  sperrt. 


Auswärtiger  Handel  Chiles  im  ersten  Halbjahr  1887.  (Ori- 
ginalbericht aus  Santiago.)  Nach  dem  Bericht  des  Hern 
Juan  B.  Torrcs,  Direktor  des  BQrcaus  der  Handolsstatistik  tt 
Valparaiso,  betrug  diu  Ausfuhr  dor  Produkte  Chiles  im  ersten  Halt- 
jabr  1887  22  920  072  $.  während  sie  im  Vorjahre  22  463  893  ibo 
456  179  weniger  betragen  hatte,  nämlich: 


Salpeter 

Weizen 

Metallisches  Silber  . . 

Kupfer  in  Barren  . . 
Sohlleder  . . . . . 

Jod 

Steinkohlen  . . . . 

Wolle 

Ocbsenfelle  . . . . 

Kupferstein  . . . . 

Manganerz 


8 037  609  $ 

Gold 

. . 168  563 1 

3 461  034  „ 

Wallnüsse  . . . 

. . 133867. 

3 318  464  . 

Gerste  .... 

. . 109559  . 

3 027  795  . 

Mehl 

. . 65  7«  . 

553  754  » 

Guano  .... 

. . SS  462  . 

433  340  . i 

Bohnen  .... 

9W4  . 

429  006  . 

Gemünztes  Gold 

und 

322  034  „ 

Silber  . . . 

. . 14.1 634  . 

310  616  . 

Andere  Artikel  . 

. . 189709«. 

254  761  , 
210  891  . | 

zusammen 

. .22  92007*1 

In  dem  gleichen  Zeitraum  des  Jahres  1886  betrug  die  Eiofwbr 
44170  147  $,  4 073  618  $ mehr  als  im  Jabr  1885.  Auf  die  ver- 
schiedenen Läuder  kommen  folgende  Zahlen:  Einfuhr  aus 


Großbritannien  . . . IC  822  809  8 Belgien.  .....  168  271  f 

Deutschland  ....  8 346  2‘J3  . : Polynesien  ....  140 591  , 

Frankreich  ....  5 792  305  . Costa  Rica  ....  7693«. 

Argentinische  Republik  4 125  092  , ( China  ......  6545$. 

Peru 3 61 1 576  „ Guatemala.  ...  27  233. 

Vereinigte  Staaten  . . 2 623  172  . j Portugal 11233, 

Italien  ......  658  335  „ , Columbien 3 709  . 

Brasilien 574  143  „ San  Salvador  ....  I 006  . 

Uruguay 438  854  „ 1 Paraguay 136  P 

Ecuador 222  187  , 1 Fischfang  (Wall  fisch  fang)  4*909  , 

Spanien 218  792  . nnnm  . .441*147  I 

Indien 204  280  , , 


Der  Peso  ist  za  38  Pence  berechnet,  und  jeden  Monat  Itt 
laufende  Preis  der  Artikel  auf  diesen  Werth  reduzirt 

Die  Regierung  ist  dahinter  gekommen,  dafs  seit  längerer  Zeit 
am  Zollbause  in  Valparaiso  die  kolossalsten  und  schamloserer 
Unterschleife  stattfanden;  ein  einziges  Haus  soll  450  000  I Gttf, 
also  1800  000  zu  wenig  Eingangszölle  bezahlt  haben.  Am 
stärksten  ist  leider  ein  großes  deutsches  Importhaus  komprooittiit 
Es  ist  ein  böser  Schlag  für  den  Rnf  der  deutschen  Redlichkeit 
in  Handelsgeschäften. 


Montevideo.  (Originalbericht  vom  3.  Oktober  1887).  Dw 
letzten  Monate  sind  recht  still  verflossen.  Man  hört  eigentlich  du 
noch  von  neuen  Banken  sprechen,  von  denen  es  eine  Menge  flicht 
uud  welche  alle  sich  eifrig  bemühen,  das  Poklikum  heranxuxieh« 
damit  die  Gründer  nnr  so  schnell  wie  möglich  die  sich  auabedet 
genen  Prozente  einkassiren  können.  Wenn  ich  nicht  irre,  wo  thealt-r 
ich  Ihnen  bereits  mit,  dafs  ein  großer  ZudraDg  zu  der  Subknp 
tiou  auf  Aktien  der  italienischen  Bank  stattgefundeo  hatte,  und  dafs 
man  für  gezeichnete  33  Aktien  nur  in  Wirklichkeit  eine  volle  er- 
hielt, für  jede  Ziffer  unter  33  aber  einen  Antheilsscbeio.  Dt«: 
wurden  in  der  ersten  Hitze  i 6 Dollar  aufgekauft  und  ergab« "• 
f)  x 33  = 19,8  für  eine  volle  Aktie  den  Kours  von  119,80  I.  eh- 
rend diese  selbst  bald  für  110  bis  111  zu  haben  waren.  Da*  gaai' 
Geschäft  dreht  sich  hier  um  die  Börse,  die  Importeure  klagen,  di» 
Exporteure  noch  mehr,  und  für  den  Grundwerth  bat  alle  Nach- 
frage aufgehört.  Bedeutsam  für  die  wirtschaftliche  Lage  ist  t-<. 
daß  seit  einem  Monate  der  tägliche  Konsum  von  Fleisch  sich  «fl 
50  Stück  Hornvieh  vermindert  hat.  — Ein  Land,  was  so  laigr 
fluanziell  gelitten  hat.  wird  durch  Börsenoperationeu  nicht  geböte 
dazu  gehurt  mehr.  Der  Kamp  ist  im  schöusten  Zustande,  wir  vtt 
den  reichliches  uud  fettes  Vieh  haben,  vorzügliche  Wolle  uod  rid 
Getreide;  aber,  welche  Preise  werden  diese  Artikel  erzielen,  weWr 
überall  äufserst  gedrückt  sind? 

Mit  Schrecken  gedenken  die  Leute  auch  noch  der  Cholera  un- 
schön will  dieser  oder  jener  von  einem  Erkraukungsfalle  in  dff 
argent.  Republik  gehört  haben.  Das  seit  einigen  Tagen  4b»r 
mäßig  beiße  Wetter  begünstigt  diese  Befürchtungen. 

Aus  diesem  kleinen  Bilde  ersehen  Sie,  wie  cs  im  Handel  nsd 


1887. 


685 

EXPORT,  Organ  des  Central  vereint!  für  Handelugeographie  etc. 


Nr.  45. 


Wandel  hier  aussieht.  Id  der  Politik  giebt  es  auch  wenig  Trost. 
Der  Fiuanzraioistcr  (Marquez)  ist  unbedeutend  und  seiner  Stellung 
nicht  gewachsen  und  Herrera,  mit  dem  Kriegsminister  de  Leon 
verbunden,  gebt  auf  Wegen,  welche  auf  seine  Wahl  zum  künftigen 
Präsidenten  hinarbeiteu.  Dadurch  stehen  sieb  im  Kabinet  2 Par- 
teien etwas  schroff  entgegen  und  sollen  dieselben  bereits  mehrfach 
hart  aneinander  gekommen  sein.  Im  November  finden  die  Wah- 
len zu  den  beiden  Kammern  statt;  hiervon  wird  viel  abbängen. 
Diese  letzteren  haben  erst  vor  ganz  wenigen  Tagen  das  Budget 
für  das  am  1 . Juli  angefangene  Finanzjahr  festgestellt;  die  bewil- 
ligten  Gehaltserhöhungen  wollte  der  Minister  erst  vom  1.  Oktober 
ab,  also  nur  für  9 Monate,  auszahlen,  konnte  aber  zum  Glück  seine 
Ansicht  nicht  durchsetzen. 

Nachträglich  inufs  ich  noch  erwähnen,  dafs  der  „Bauen  Corner- 
cial“  auf  sein  Privilegium  der  Emission  verzichtet  hat  und  seine 
Noten  einzieht.  Vielleicht  gefüllt  ihm  die  Situation  nicht  und  be- 
fürchtet er  einen  plötzlichen  Sturm.  Seine  Leiter  haben  immer 
eine  recht  feine  Witterung  gezeigt. 

Die  vom  15.  bis  17.  September  in  Buenos  Aires  stattgefundeue 
Zählung  hat  das  brillante  Resultat  von  434663  Einwohnern  ergeben, 
von  welchen  9 790  zur  flotlanten  Bevölkerung  gehören,  so  dafs  für 
die  Stadt  424  873  verbleiben.  In  Europa  giebt  es  nur  10  Städte, 
welche  mehr  Einwohner  haben,  London,  Liverpool,  Glasgow,  Paris, 
Berlin.  Petersburg,  Moskau,  Wien,  Neapel  und  Konstantinopal,  viel- 
leicht noch  Madrid.  Am  bewunderungswürdigsten  ist  die  reisaende 
Schnelligkeit  mit  welcher  die  Bevölkerung  zugenommen  hat.  Am 
15.  September  1869  ergab  die  Zählung  177  787  Einwohner,  so  dafs 
also  in  nur  18  Jahreu  eine  Vermehrung  von  256  876«=:  144,48  ö/o 
stattgefunden  bat,  was  per  Jahr  ca.  8°/o  ausmacht.  Auffallend, 
und  jedenfalls  ein  Beweis  des  durchaus  noch  nicht  homogen  ge- 
bildeten Staates,  stiebt  hiergegen  die  Bevölkerungszabl  der  übrigen 
argent.  Städte  ab,  von  denen  Rosario,  die  gröftte  nur  ca.  50  000 
Einwohner  bat. 

Australien  und  Südsee. 

Die  Internationale  Ausstellung  in  Adelaide.  (Originalbericht 
von  Ende  September  1887.)  Die  Ausstellungsgebäude  befinden  sieb 
un  mittelbar  in  der  City  selbst  und  zwar  zwischen  Nord-  und  Süd- 
Adelaide  io  dem  sieb  rings  um  die  Stadt  in  einem  breiten  Gürtel 
himiehenden  „park  landn“.  Das  permanente  Hauptgebäude  bat 
eine  Strafsenfrout  von  244  und  eine  Tiefe  von  20t  Fufs.  Ver- 
mittelst grofser  Freitreppen  gelangt  man  in  die  ca.  40'  breite  und 
eben  so  tiefe  Vorhalle  und  von  da  in  die  Huuptbslle,  welche  sieb 
durch  zwei  Stockwerke  bis  unter»  Dach  erhebt;  rund  herum  lfiuft 
eine  18'  breite  Gallerie.  Da»  Haupt-  oder  Mittelschiff  ist 
150‘  laug,  87'  breit  und  in  seinem  höchsten  Punkte  56’  hoch. 
Rechts  und  links  schliefsen  sieb  an  diese  Hanptbnlle  die  etwas 
niedriger  erbauten  Seitenballeo,  welche  150  laug  und  60'  breit 
sind  und  durch  Pfeiler  und  Bogengänge  vom  Mittelschiff  getrennt 
werden,  An  der  dem  Hauptportal  gegenüberliegenden  Seite  des 
Mittelschiffs  ist  die  Orgel  aufgestcllt,  welche  hoi  den  täglich  statt- 
findenden  Konzerten  grofse  Anziehung  ausübt.  Auf  den  amphitbea- 
trnliscben  Gallerien  ist  neben  der  Orgel  Raum  für  das  Orchester 
und  300  Säuger.  Der  größte  Tbeil  des  westlichen  Seiten-  und 
Mittelschiffe»  wird  von  grofthritannischen  Ausstellern  tu  Anspruch 
genommen . unter  welchen  auch  eine  Anzahl  der  deutschen  Aus- 
steller ihren  Plutz  gefunden  bat,  da  ja  Deutschland  bekanntlich 
keine  eigene  Vertretung  besitzt,  ln  die  östliche  Hälfte  des  Mittel- 
schiffen und  die  östliche  Seitcohalle  theilen  sich  Viktoria,  Neu-Süd- 
Wales  und  Süd-Australien  zu  ungefähr  gleichen  Theilen,  wfibreud 
der  zur  Verfügung  stehende  Raum  der  Vorhalle  von  sfidaustralischen 
Ausstellern  eingenommen  wird.  Breite  Treppeobauten  führen  vom 
Vestibül  auf  die  vorher  erwähnte,  sich  rings  utn's  Mittelschiff  hin- 
ziehende  Gallerie,  deren  Wandflüchen  tbeilweiso  Gemälden  zur 
Ausstellung  dienen.  Vou  dieser  Gallerie  gelangt  mau  in  die  eigent- 
liche Gemälde-  und  Kunstausstellung,  welche  in  vier  dem  Zwecke 
entsprechenden  Räumen  die  ganze  Länge  der  nach  der  Strafte 
liegenden  Front  des  Hauptgebäudes  einnimmt.  Eine  andere  Treppe 
führt  von  der  Gullerie  in  den  achteckigen,  mit  einer  groften  Kuppel 
gekrönten  Ausstellungsthurm,  von  dem  man  eine  herrliche  Aussicht 
genieftt.  Folgt  mir  der  Leser  von  der  luftigen  Höhe  des  Tburroes 
115'  in  die  Tiefe,  so  gelangen  wir  un  die  gleichfalls  nahe  dem 
Hauptportale  liegenden  Treppen,  welche  in  das  Erdgeschofs  hinab- 
führen. Nach  der  Strafte  zu  liegt  dieses  Souterrain  völlig  unter 
dem  Straftenniveau,  nach  Nordeu  aber  öffnet  sich  das  Geschäft  in 
Folge  des  rasch  terrassenförmig  abfallenden  Bodens  auf  ebener 
Erde,  so  dafs  genügendes  Tageslicht  eindringen  kann.  Der  Raum 
im  Erdgcschoft  ist  im  Groften  und  Ganzen  auf  dieselbe  Weise 
zwischen  GrofthriUnoien,  Neu-Süd- Wales,  Viktoria  und  Süd-Austra- 
lien vertheilt,  wie  derjenige  im  Parterre,  doch  ist  ein  Theil  der 


( Räumlichkeiten  zu  Bureaux,  Zollamt,  Kellereien,  Restaurationen, 
| Weinschäuken  usw.  abgetrennt. 

Tritt  mau  aus  dem  Erdgeschofs  in's  Freie,  so  gelangt  man 
auf  eine  breite  Terrasse  mit  Springbrunnen,  Grotten,  Gartenan- 
lagen  usw.  liier  wird  jetzt  auch  ein  Kiosk  zur  Aufnahme  in- 
teressanter Sammlungen  vom  Northern  Territory  errichtet  Ich 
habe  noch  vergessen  zu  bemerken,  dafs  sich  rings  um  das  Haupt- 
gebäude in  der  Höhe  des  Parterregescbosses  breite  Terrassen  oder 
Promenaden  hinziehen.  Die  Räumlichkeiten  innerhalb  des  Haupt- 
gebäudes umfassen  im  Parterre  und  im  Erdgeschosse  je  39  148 
und  auf  den  Gallerien  19  912,  demnach  zusammen  98  208  Ge- 
viertfufs. 

Östlich  und  westlich  schliefsen  sich  no  das  Hauptgebäude  die 
nur  temporär  errichteten  Seitengebäude  an.  Der  westliche  Flügel 
ist  bedeutend  gröfter  wie  der  östliche,  obgleich  die  Straftenfronl 
bei  beiden  dieselbe,  nämlich  je  205  Fufs  beträgt.  Das  westliche 
Seitengebäude  (Western  annex)  hat  eine  Tiefe  von  405  Fufs  und 
besteht  aus  acht  wegen  der  stark  abfallenden  Bodenformation  terrassen- 
förmig übereinander  liegenden  „courts“,  welche  durch  Stufen  re- 
spektive Gelände  mit  einander  verbuuden  sind.  Dieser  westliche 
Flügel  wird  ausscblieftlich  von  groftbrittanniseben  oder  vielmehr 
von  den  in  London  angemeldcleu  Ausstellungsgegenständen  rao- 
nopolisirt,  so  dafs  deutsche,  amerikanische,  französische  und  andere 
fremde  Aussteller  hier  gleichfalls  vertreten  sind.  Der  gesamtste 
i Flächenraum  in  diesem  „Western  annex“  beträgt  80  370  Quadrat- 
fuft  Die  Tiefe  des  östlichen  Flügels  (eastern  annex)  ist  bedeutend 
' geriuger  wie  die  des  westlichen,  nämlich  nur  204  Fufs;  der  zur 
Verfügung  stehende  Baugrund  wird  hier  durch  eine  Pro- 
menade eingeengt.  Da»  Arrangement  ist  ziemlich  dasselbe  wie  im 
j westlichen  Annex,  nur  daft  sich  hier  die  drei  Kolonien  Victoria,  Neu- 
Süd -Wales  und  Süd-Australien  in  den  Raum  theilen.  Ebenso  hat 
eine  1000  Personen  haltende  Konzerlhalle  hier  ihren  Platz  gefunden; 
1 die  Wandflächen  dieser  Halle  werden  gleichfalls  zur  Schaustellung 
von  Gemälden,  Zeichnungen  uud  sonstigen  Kunstwerken  benutzt. 
Dieser  .Western  annex“  nimmt  eine  Grundfläche  von  29  330  Ge- 
vierfuft  ein. 

Steigt  man  die  letzte  der  vom  Hauptgebäude  binunterführendeu 
Terrassen  hinab,  so  gelangt  man  zum  sogenannten  „northern  an- 
. uex“,  welcher  aber  trotz  seines  Namens  in  gar  keiner  unmittel- 
baren Verbindung  mit  den  vorhin  beschriebenen  Hauptgebäuden 
' steht.  Dieser  nördliche  Anbau  enthält  eine  Grundfläche  von 
37  800  Quadratfuft;  anfänglich  war  derselbe  speziell  zur  Aufnubme 
1 von  Ackerbau-Maschinen  bestimmt;  nachträglich  hat  man  hier 
i aber  anstatt  dessen  neben  einer  groften  Zahl  englischer,  deutscher 
uud  australischer  Ausstellungsgegenstände  in  einer  Ecke  des  Au- 
. uexes  den  österreichisch  -ungarischen  „court“  plazirt,  auf  welchen 
ich  hei  der  detaillirten  Besprechung  der  Ausstellung  näher  zurück- 
kommen  werde.  Dem  „northern  annex1*  gerade  gegenüber,  am 
westlichen  Ende  der  niedrigsten  Terrasse  befindet  sich  die  soge- 
nannte .arraament  hall1*  d.  h.  Waffenhalte  mit  einem  Raumgebalte 
von  8000  Geviertfuft.  Dicht  daneben  ist  in  einem  besonderen 
zweistöckigen  Gebäude  eine  koroplele  ungarische  Mühleneinrichtung 
aufgestcllt.  Weiterhin  nach  Norden  zu  kommt  man  sodaun  nach 
, der  40  000  Quadratfuft  umfassenden  allgemeinen  Maschinenhalle. 
I Hier  befinden  sich  die  schwere  Maschinerie,  die  Apparate  zur  elek- 
! Irischen  Beleuchtung  der  Ausstellung  usw.  Gebt  man  von  dieser 
Maschinenhalle  itu  Nordwesten  des  Ausstellungsplatzes  nach  der 
1 nordöstlichen  Seite  zurück,  wo  sich  der  vorhin  erwähnte  „northern 
annex“  befindet,  so  kommt  man  diesem  zunächst  nach  einem 
18  000Geviertfuft  haltenden  Gebäude,  welches  Ackerbau-Maschinen 
! und  Geräthe  der  verschiedensten  Art  enthält.  Dicht  nebeu  diesen 
i Hnupthauten  befinden  sich  noch  ciuige  kleinere,  von  Privatfirmen 
j errichtete  Pavillons,  z.  B.  der  Kiosk  dor  Kaiserbrauerei  Beck 
& Co.  iu  Breme»,  desgleichen  derjenige  der  hiesigen  Firma  Tolley 
; & Co.  Gelangt  man  endlich  nach  Durchsehreitung  des  ganzen 
I AussLellungsgrundes  an  die  nördliche  Greuze  desselben,  so  findet 
man  hier  eine  grofse  Auslese  hydraulischer  und  pneumatischer 
Maschinen  wie  Wasserschupfräder,  Windmühlen  usw.;  unmittelbar 
aufterhalb  des  Ausstelluugsgruudes  schlängelt  sich  hier  der  Torrens- 
fluft  hin,  und  konnte  deshalb  — ganz  abgesehen  von  der  freien 
Lage  — kaum  ein  günstigerer  Platz  zur  Ausstellung  derartiger 
Maschinerie  gewählt  werden.  Nahebei  befindet  sich  sodann  auch 
eine  Anzahl  grofser  aus  verzinktem  Eisenblech  nnfgefübrler  Schup- 
pen, in  denen  einzelne  Privatfirmen  in  grofser  Mannigfaltigkeit 
I Geräthe  und  Maschinen  zur  Schau  stellen,  welche  speziell  für  den 
i Ackerbauer,  sowie  Schaf-  und  Viehzüchter  vou  luteresse  sind. 

Hiermit  will  ich  die  Beschreibung  des  Aeufteren  der  Ausstel- 
lung schliefsen  und  auf  Einzelheiten  eingeben. 

Folgt  mir  der  Leser  durch  die  den  Ausstellungsplatr.  von  der 
i Strafte  abschliefsenden  Gitter  nach  dem  Hauplportale,  so  stuften  wir 


Nr.  45. 


666 

EXPORT,  Organ  des  Gentralvereins  für  Handelageographie  etc. 


im 


auf  die  Verkäufer  der  offiziellen  Konzertprogrammc,  welche  täglich 
in  einer  die  Pear’ sehen  Seifen  empfehlenden  Reklame-Broschüre 
abgedruckt  werden.  Diese  englische  Firma  hat  diese  Reklame  in 
einer  Auflage  von  160  000  Exemplaren  zur  Adelaider  Ausstellung 
gesandt,  ein  Beweis,  daf»  englische  Firmen  keine  Kosten  und  Muhe 
scheuen,  sich  den  australischen  Markt  auch  durch  möglichst  grofse 
Publizität  zu  erwerben  resp.  zu  erhalten.  Die  Ausstellungsbeliürden 
▼erkaufen  diese  ihnen  gratis  gelieferten  und  um  das  tägliche  Kon- 
zertprogramm  vermehrten  Broschüren  zum  Preise  von  1 penny 
pro  Stück,  durchaus  keiu  schlechtes  Geschäft.  An  denselben  Plätzen, 
sowie  oben  in  den  Gemäldegalerien  wird  auch  der  offizielle  Ka- 
talog zum  Preise  von  1 Shilling  feilgeboten.  Nebcu  ca.  50  Seiten 
Anzeigen,  giebt  der  Katalog  auf  weiteren  165  Seiten  cin<^  allge- 
meine Aufzählung  und  kurze  Beschreibung  der  Ausstellungsgegen- 
stände, von  denen  ich  nachstehende  Übersicht  folgen  lasse: 


Anzahl  der  Auiatellar  In  den  cinulitcu  Abtfielluuffcu 


I.AMl<4 

')  Dtp. 
* 

i 

* 

4 

6 

7 

Uri 

klagst 

fixirt 

Total 

Grofsbntannien  . . . 

30 

350 

G'2 

16 

121 

»6 

4 

2 

681 

Deutschland  ... 

5 

52 

25 

— 

G 

29 

— 

> 

119 

Belgien 

10 

46 

1» 

1 

2 

11 

3 

— 

82 

Frankreich  .... 

• — 

2 

— 

I 

2 

6 

— 

— 

11 

Ostern  ich  .... 

— 

«8 

7 

11 

1 

10 

— 

— 

97 

Vereinigte  Staaten  von 
Nord-Amerika  . . 

22 

4 

_ 

13 

20 



_ 

59 

Italien 

— 

— 

— 

13 

— 

— 

— 

— 

13 

Schweden  

— 

1 

— 

— 

— 

3 

— 

— 

4 

Dänemark ..... 

— 

2 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

2 

die  Schweiz  .... 

— 

3 

— 

— 

— 

— 

— 

3 

„ Türkei  .... 

— 

1 

— 

3 

— 

— 

— 

— 

4 

Ost-Indien  .... 

— 

— 

— 

— 

2 

— 

— 

2 

Malt«  

— 

1 

— 

— 

— 

— 

— 

l 

Holland 

— 

i- 

— 

— 

— 

4 

— 

— 

2 

Neu-Säd  Wales  . . 

62 

46 

29 

71 

12 

132 

10 

— 

362 

Qacersland  .... 

1 

4 

7 

1 

7 

— 

— 

18 

Neu-Scelsnd  .... 

1 

7 

16 

— 

2 

3 

— 

— 

29 

Süd-Australien  . . . 

30 

158 

29 

115 

31 

210 

24 

3 

600 

/nominell  . 

13# 

761 

1*1 

2JW 

191 

531 

41 

1 

2085» 

Victoria** ***))  .... 

- 

— 

_ 

_ 

— 

- 

400 

Verschiedene  (nicht 

klasaiiidrt)  •**)  ca.  . 

• r 

_ 

_ 

- 

- 

_ 

135 

Zusammen  . 2 024 


Um  auf  die  einzelnen  Ausstellungsgegenstände  näher  einzu- 
gehen, möcbt  eich  gerne  mit  der  für  die  Leser  Ihres  Blattes  ohne 
Zweifel  wichtigsten  Abtheilung  — der  deutschen  beginnen.  Da 
ich  meine  Beobachtungen  über  diese  noch  nicht  vollständig  beenden 
konnte  und  der  auf  der  Ausstellung  vertretenen  vaterländischen 
Industrie  möglichst  gerecht  werden  möchte,  so  rauf»  ich  mein  Vor- 
haben für  diesmal  noch  verschieben  und  beginne  mit  meinem 
Adoplivvaterlande  Süd-Australien,  von  dem  ich  hauptsächlich  nur 
solche  Gegenstände  erwähnen  will,  welche  deutscherseits  ein  etwas 
allgemeines  Interesse  finden  könnten. 

Nahe  dem  Eingänge  treffen  wir  zwei  oder  drei  auf  geschmack- 
volle Art  aufgebautu  Trophäen,  „cordials  and  aerated  waters“, 
d.  h.  künstliche  Mineralwasser  und  kübleude  Getränke,  wie  Him- 
beeressig,  Sassaparilla  usw.  Im  Ganzen  stellen  10  südaustrnlische 
Finnen  in  dieser  Klasse  ans.  In  unserem  beifsen  Klima  herrscht 
nach  künstlichen  kohlensauren  Getränken  viel  Nachfrage.  Natür- 
liche Mineralwasser  wurden  früher  von  Deutschland  und  Österreich 
wenig,  iu  den  letzten  Jahren  in  noch  geringeren  Mengen  importirt, 
da  der  Preis  sich  durch  die  hobeu  Spesen  viel  zu  hoch  stellt.  Die 
zur  Herstellung  der  künstlichen  Mineralwasser  uöthigeu  Maschinen 
und  die  meisten  der  dabei  verwendeten  Materialien,  wie  Flaschen, 


*)  Dia  Eintbeiiung  der  Departements  ist  folgende: 

I.  Produkte  des  Bergbaus  und  der  Hüttenkunde  2-  Fabrikate  aller 
Art.  3.  Erziehung  (Lehrmittel)  und  Wissenschaften.  4.  Schöne  Künste. 
5.  Maschinenbau,  G Ackerbau.  7.  Baumzucht  und  Blumenkunde. 

**)  Von  Victmia  kann  ich  die  Anzahl  der  Aussteller  nur  annähernd 
angeben , da.  wie  bemerkt,  der  Katalog  der  victori aniseben  Abthel  hing  nicht 
früh  genug  fertig  gestellt  wurde,  um  iu  der  ersten  Ausgabe  des  allgemeinen 
Katalogs  aufgenomtnen  zu  werden. 

***)  Unter  dieser  Rubrik  sind  eingeschlossen:  Das  Sultanat  Jöbore  in 
Hinter- Indien,  British-Nortb- Borneo,  die  .Seycbellen-lnscln,  welche  Kollektiv- 
aauunlungen  gesandt  haben,  und  verschiedene  Aussteller  aus  auderen  Lindern 
und  Kolonien,  z.  B.  China.  Tasmania.  \Y entern- Auatiaüa  u»w. 

Anmerkung  der  Redaktion.  Noch  anderen  uns  zugegangenen 
Nachrichten  soll  die  Zahl  der  au  der  Ausstellung  betlieiligten  deutschen  Fir- 
men sich  auf  286  belaufen.  Der  Unterschied  zwischen  diesen  und  den 
obigen  Angaben,  dürfte  daher  rühren,  daf*  zahlreiche  deutsche  Häuser  »ich 
an  den  Kollektivnuinstellungeu  ihrer  en* liechen  Agenten  betheiligt  Italien  und 
ihr«  Waoren  daher  zum  Theil  in  der  englischen  Abtheilung  aufgestellt  sind. 


Draht,  Korke  nnd  Chemikalien,  werden  importirt  nnd  dürfte  hierin 
auch  Deutschland  konkurrenzfähig  seiu.  Man  »oll  »ich  aber  vorher 
über  die  Detail»,  Form  und  Aufmachung  der  Flaschen  u>w.  genu 
erkundigen,  da  sonst  Verluste  unvermeidlich  sind.  Unter  <bs 
Mldnustraliachon  Ausstellern  mache  ich  unseren  Laudamann  Hern 
B.  Leppelt  namhaft,  welcher  neben  einer  reichhaltigen  Kollektinij 
von  Cordials  verschiedene  feine  Liköre  und  vor  Allem  auch 
ganze  Auslese  selbstgezogener  nnd  gekelterter  Weint*  zur  Aui- 
stellung  bringt. 

In  der  Kolonie  gebrautes  Bier,  wie  Ale  und  Porter,  selb»- 
Lagerbier,  wird  von  9 einheimischen  Firmen  zur  Ausstellung  ge- 
bracht. Keine»  dieser  Biere  ist  jedoch  weder  mit  gutem  englische: 
Ale  und  Porter,  noch  mit  deutschem  Lagerbier  nur  annähernd  io 
vergleichen  und  ist  es  kein  Wunder,  dnfs  gutes  englisches  Bia 
und  seit  mehreren  Jahren,  in  stetig  zunehmendem  Mafse,  deutsche? 
Lagerbier  in  grofsen  Quantitäten  eingefuhrt  wird.  Wäre  da»  deoUcln 
Bier  nicht  durch  den  hohen  Zoll  und  die  sonstigen  Unkosten  w 
sehr  vertheuert,  die  Flasche  kostet  jetzt  1 ira  DotailverksBi 
so  würde  das  einheimisch«  Branereige  werbe  bald  ein  Ding  4a 
Vergangenheit  sein.  In  den  letzten  Jahren  waren  verseil  icdctk 
deutsche  Lagerbiermarken  auf  dem  australischen  Markt  erschienen: 
viele  von  ihnen  sind  jedoch  wieder  verschwunden , so  daf*  nur 
einige  Marken  allgemein  bekannt  geworden  sind  und  sich  Kit 
Jahren  grofser  und  andauernder  Beliebtheit  erfreuen.  Ich  erwähnte 
eben,  daf»  uns  der  Gennf»  des  importirteu  Bieres  so  sehr  ?er- 
theuert  wird;  ein  Hauptgrund  hierfür  liegt  in  den  hohen  Zöllen, 
wplrhe  in  Folge  des  Sieges  der  Schutzzoll ner,  wie  uachstebeode 
Tabelle  ergiebt,  eine  weitere  Erhöhung  erfahren  haben. 

Von  den  nach  der  Quantität  besteuerten  Artikeln  bezahlten  u.  A. 

Noch  dem  Xtd>  ö*n 


t il  * i 

Rindvieh  pro  Stück  2 6 5 — 

Schafe  „ , — 3 — 6 

Schinken,  Käse  und  Speck  pro  Pfund  ....  — 3 — 4 

Thüron  und  Thiirrahonen  pro  Stück  ....  4 — 5 

Frische  Früchte  pro  Uusliei  — 9 1 — 

Fertig  an  gerührte  Farben  per  Ztr.  (112  l’fd.  eugl.)  2 — 4 — 

Papierduteu  ohne  Druck  , „ 5 — 10  — 

Parfümirte  Spirituosen  pro  Gallon 20  — 24  — 

Fabrizirter  Tabak  pro  Pfund 2 6 3 — 

unbearbeiteter  „ „• 1 6 2 — 

Schuhwerk 15®/ov.Wertb  4-33*.p  l'tiPur 

Feine  Seifen B . „ tdproPfunl 

Gewöhnliche  Waschseife  pro  Zentner  ....  | 6 1$  8 

Glasilaachen,  welche  Weine,  Spirituosen  usw.  ent- 
halten   frei  3d.p.lw. 

Hüte 15  %f.  Werth  ß-48i.p-Da 


Von  den  nach  dem  Wertbe  besteuerten  Artikeln  will  ich  die 
Veränderungen  nur  im  Allgemeinen  angeben,  da  die  ntmcüllict? 
Aufzählung  zu  weit  führen  würde.  Während  in  dem  bisherig 
Tarife  der  höchste  Zollsatz  15%  vom  Werthe  betrug,  ist  dtntühe 
nunmehr  auf  25%  festgestellt.  Die  meisten  der  früher  mit  15° > 
sowie  eine  kleinere  Anzahl  der  seither  mit  10%  besteoertea  mg 
einige  der  vordem  völlig  zollfreien  Waaren  zahlen  jetzt  den  höch- 
sten Zollsatz,  nämlich  26%.  Viele  jetzt  in  die  zweite  Kla.*>*  «" 
einer  Besteuerung  von  20%  gestellten  Waaren  zahlten  früher  1.V  . 
mit  Ausnahme  von  drei  Waarenkiassen,  welche  vorher  nur  l"‘o 
Zoll  entrichteten.  Die  dritte  Klasse  mit  15%  Steuer  enthalt  4a 
Rest  der  früher  den  gleichen' Satz  zahlenden  Waarengattungia  u 
i Ausnahme  einiger  weniger  Artikel,  welche  vordem  nur  10*#  **■ 
Wertbe  zahlten  oder  ganz  frei  waren.  Eine  ganze  Reihe  Ge$fC 
stände  sind  von  der  Liste  der  zollpflichtigen  auf  die  der  zoflfr«s 
Gegenstände  versetzt;  thatsächlich  sind  diese  Konzessionen  mit  g*^1 
vereinzelten  Ausnahmen  von  völlig  untergeordneter  Bedeutung  U* 
für  diese  SteuernachlAsse  Ersatz  zu  schaffen,  sind  eine  ganze  Anut 
Artikel  von  der  Liste  der  bisher  zollfreien  Gegenstände  ettferx.' 
und  mit  einer  Wertbsteuer  von  10  bis  25  % belastet.  Hier 
von  will  ich  nur  die  paar  folgenden  anfübren:  Gewöhnliche 
pickl«  Flaschen  25%;  Flaschen  von  Gla*  und  Steingut,  Bpiriiv 
enthaltend,  6 pence  pro  Dutzend;  Brillen  usw.  10%;  Flauelle  lh* 
wollene  Kleider  15%  und  Erze  25%. 

Man  sieht,  dafs  auch  Söd-Au»tralien  seine  Zollschranken  MP' 
und  höher  baut;  ob  es  der  richtige  Weg  ist  die  Prosperität  M,r 
rer  noch  dünn  bevölkerten  Kolonien  zu  heben,  will  ich  hier  airh 
zu  entscheiden  versuchen. 

Ich  kehre  uach  dieser  kleinen  Abschweifung  zur  Ausstelluc: 
zurück.  So  Ungünstige»  ich  von  dem  hier  gebrauten  Bier  berirk 
ton  konnte,  urn  so  mehr  Beachtung  verdienen  unsere  ȟd-au*us 
lischen  Weine.  Leider  hat  der  Weinkonsnm  in  den  oiutf»li»<kt 
j Kolonien,  selbst  in  den  eigentlichen  Weindislrikteu  erst  eine*  w 


887. 


667 

EXPORT,  Organ  dos  Central  verein*  für  U&ndelsgeographie  etc. 


Nr.  45. 


liältniDroäfsig  bescheidenen  Umfang  erreicht.  Der  Grund  hierfür 
ist,  dafs  für  diu  besseren  Sorten  — wenn  man  dieselben  nicht  di- 
rekt vom  Produzenten  beziehen  kann  — im  Detailverkauf  ein  zu 
hoher  Preis  verlangt  wird. 

Sollte  eine  gröfserc  Nachfrage  für  guten  Wein  sowohl  im 
In-  wie  im  Auslande  eintreten,  so  ist  es  unzweifelhaft,  dafs  dieser 
Nachfrage  eine  rasch  gesteigerte  Produktion  folgen  würde.  Bis 
jetzt  betrug  die  mit  Wein  bebaute  Fläche  in  unserer  Kolonie  we- 
nige Tausend  acres,  in  den  letzten  Jahren  sind  jedoch  grüfsere 
Strecken  neuer  Weinpflanzungen  angelegt  worden.  Land,  welches 
zur  Anlage  von  Weingärten  günstig  gelegen  ist,  ist  noch  zu  vielen 
Tausenden  von  acrea  vorhanden. 

Südauatralischer  Wein  ist  von  11  verschiedenen  Firmen  aus- 
gestellt, von  denen  ich  erwähne: 

W.  Jacobs  in  Moorooroo,  J.  M.  Rieh  in  an  ia  Spring  Vale, 
W.  Salter  & Son  in  Angaston,  B.  Seppelt  in  SeppelUfield  und 
Thomas  Hardy  in  Hankside  und  Adelaide.  Letztgenannter  ist 
einer  der  gröfsten,  wenn  nicht  der  bedeutendste  Weinbauer  und 
Weinbftndler  in  Süd-Australien,  welcher  neben  einem  bedeutende» 
l’latzgeschäft  auch  sehr  viel  Wein  nach  anderen  australischen  Ko- 
lonien uud  in  stetig  steigendem  Muffte  nach  Englnud  verschifft. 

Irl,  will  nicht  verfehlen,  deutsche  Interessenten  wiederholt  und 
auf's  Angelegentlichste  auf  die  lieblichen  und  milden,  wie  die  feu- 
rigen und  starken,  auf  die  in  der  hiesigen  Weiuspracbe  „dry“  und 
.sweet“  genaunleu,  auf  die  billigeren,  die  feinen  und  hochfeinen 
Weine  unserer  Kolonie  aufmerksam  zu  machen.  Bei  einiger  Auf- 
merksamkeit und  erforderlicher  Sachkenntnis  sowie  Aufwendung 
von  etwas  Mühe  sollte  sich  im  Laufe  weniger  Jahre  ein  ganz  be- 
deutendes Geschäft  zwischen  hier  und  Deutschland  in  dem  Artikel 
Wein  erzielen  lassen.  Vom  leichten  »Riesling“  und  „Hoc“  (Hoch- 
heimer), den  leichten  trocknen  Rhein-  uud  Moselweinen  bi*  zum 
schweren  Port  — alle  scheinen  auf  den  Hügeln  und  Ebenen  in 
der  Nähe  unserer  Hauptstadt,  sowie  iu  vielen  Gegenden  nördlich 
und  südlich  derselben  aufs  Beste  zu  gedeihen. 

In  meinem  nächsten  Berichte  werde  ich  versuchen,  Ihnen  einige 
der  von  der  deutschen  Abtbeiluug  der  Ausstellung  bei  mir  hinter- 
Idiebem*!)  Eindrücke  wiederzugeben,  und  dann  auf  die  übrigen 
.courts“  und  Abteilungen  der  „Jubilee  Exhibition“  zu  sprechen 
kommen. 

VcreiiiKiiachricliten. 

m Der  Verein  deutscher  Elsen-  und  Stahlindustrieller  hat  auf 

die  Tagesordnung  der  am  22.  November  er.  im  Restaurant  Julitz 
zu  Berliu  ahzuhaltenden  Vorstandssitzuog  u.  a.  auch  die  Frage  der 
Beschickung  der  Melbourner  Jubiläumsausstellung  gesetzt. 
Während  sich  bis  jetzt  die  meisteu  Mitglieder  dieses  Vereins  ab- 
lehnend zur  Beschickurjg  dieser  Ausstellung  verhielten,  dürfte  durch 
die  Bestellung  eines  Reicbskumuiissar*  diese  Krage  auch  für  die 
in  Rede  stehenden  Kreise  iu  ein  anderes  Stadium  getreten  sein. 
Und  somit  verschliefsen  wir  uns  nicht  der  Hoffnung,  dafs  die 
deutsche  Kineo-  und  Stahlindustrie  sich  dennoch  für  die  Beschickung 
der  Ausstellung  aussprechen  werde. 

LiUertiriticIie  Umschau. 

Yencclcbnlfs  der  bei  der  Redaktion  eingegangenen  Druckschriften. 

Oie  nachstehend  besprochenen  und  angezeigten  Werke  können  durch  die  i 
Buchhandlung  Walther  A.  Apolant,  Berlin  W .,  klarkgrafenstrafHe  GO,  1 
jederzeit  bezogen  werden. 

Locsch's  Spedition*-  und  Export  - Atlrofsbuch  für  den  Welt- 
verkehr. Theil  I.  Jahrgang  1867/88.  Kommissionsverlag  von  Georg 
D.  W.  Callwey,  München.  Preis  5 .// 

Da»  uns  vorliegende  Buch  enthält  die  Adressen  uud  A ureigen  der  be- 
währtesten Spedition*-  und  KominiittoBsb&USer,  sowie  der  Schifffahrt*-  und 
Transport-Agenturen  in  fast  allen  gröberen  Orten  der  Welt  und  ist  somit 
dem  Fabrikanten  uud  Kaufmann,  namentlich  dem  Exporteur  zur  Anschaffung 
für  sein  Komptoir  ru  empfehlen.  Wir  können  nur  wünschen,  dafs  sieh 
dieser  zweite  Jahrgang  desselben  Beifalls  wie  der  erste  erfreuen  möge. 
Geographisch  - Statistisches  Welt- Lexikon  von  Emil  Metzger. 
Verlag  von  Felix  Krnis  iu  Stuttgart.  18  Lieferungen  5 50  ^ . 
l>io  uns  soebeu  xugehettden  Lieferungen  8 und  9 dieses  von  uns  schon 
früher  empfohlenen  geographischen  Hand-  und  Nncbscblagebuchea  enthalten 
die  Artikel  „Ixtenco"  bis  .Mac  Intyre*.  Das  Werk  ist  nun  in  rascher  Folge  1 
bis  zur  Hälfte  seines  ganzen  Umfangs  vorgeschritten  und  sein  Abonnenten- 
kreis  erweitert  »ich  — wie  uns  di«.-  Verlagshnudlung  mitthrilt  — von  Tag 
zu  Tu.  Wir  können  dos  „Welt-Lexikon"  jedem  kaufmännischen  Bureau 
als  praktisches  zuverlässiges  und  ungemein  billiges  Kacbscbtagebucb  auf» 
wärmste  empfehlen. 

Mittheilungen  der  Geographischen  Gesellschaft  iu  Lübeck, 
Heft  11.  Lübeck  1887.  Dittmersche  Buchhandlung. 

Statistischer  Bericht  über  Industrie  und  Gowcrbe  Mährens  iu  i 


den  Jahren  1881  bis  1885.  Bearbeitet  vom  Bureau  der  Handels-  und 
Gewcrhckammcr  Brünn.  I.  Heft.  Verlag  der  Brünner  Handels-  uud  Q» 
werbekammer. 

Bericht  der  Handelskammer  für  den  Regierungsbezirk  Oppeln 
über  das  Jahr  1888.  Oppeln  1887. 

IX.  Jakrc*bericht  des  Vereins  für  Erdkunde  zu  Metz  für  1886. 
G.Scrlbi,  Meto  1887. 

Stutistiea  dclla  Emigras  ionc  Italiana  Juno  1S86,  Tipografia 
Aldina , Koma  1887 

Jahres- Bericht  der  Handelskammer  zu  Cassel  für  das  Jahr  1886. 
Cassel  1887. 

XXXVH.  Bericht  über  Industrie  und  Raiidel  des  Stadt-  uud 
Landratlisamtsbezitkes  Gera  iiu  Jahre  1886  erstattet  von  der  Handels- 
kammer zu  Genu  Gera  1887. 

Boletin  de  la  Arademia  Nacional  de  Cienciaa  en  Cordoba 
(Rrjmbltca  Argentina)  Junio  1886.  Tomo  IX.  Enlregas  1 a y 3a 
Buenos  Aires  1886. 

Bollcttino  dclla  Socictd  Af Tirana  d’Italia  Jmto  VI.  Faee.  VeVl. 
Neapel  1887. 

Quarterly  Report  of  the  chief  of  the  Bureau  of  Statics.  Trea- 
sury Department,  Relative  to  the  Imports,  Exports,  Immigration,  and 
Navigation  of  the  United  States.  Nr  III.  Washington  1887. 

Movimento  dclla  N avigas ionc  nei  Porti  del  Regno  nctPanno 
18 86.  Roma  1887. 

Movimento  Commercialc  del  Regno  d’Italia  nell’anno  IStPi. 
Roma  1887. 

Das  Wesen  der  Handelsverträge  und  ihre  Beiieutuug  für  die 
nächste  Zeit  von  Philipp  Sainbauuncr.  SouneUcrg  1887.  Gräbe  «fc 
Hetzer. 

V.  Jahresbericht  (1886)  des  Frankfurter  Vereins  ziir  Unterstüt- 
zung deutscher  Schulen  im  Auslände.  Frankfurt  a.;Main  1887. 

Adressbuch  der  königlichen  freien  Stadt  II  ermann  stadt  und 
deren  Umgehung  sowie  der  Städte  Hroos,  Meiiiascli  und  Mühlbach,  Heraus- 
gegeben  vom  Hennanuatidtcr  Bürger-  uud  Gewerbe  Verein.  Hermann 
Madt  1887. 


Briefkasten. 

LU*  Spadlliunabat»»  Aa«wnt  BlnmenthaMlamhor«  barlcbwt  an*  felpoode  Dampfer 
und  Sr*  ler- Abfahrt*»  von  llamborp  mrk  enropklarhen  und  «iboroeoilclMo  Pliü«»: 

a)  Dampfarhiflo. 

Afrika  (*dd»eathfiete)  »ia  Madeira.  Casar!  »che  Inaal u.  (iotao,  Accra.  Lago»  u»w.  LU  Loauda 
Inkl,  l'i»tit  impfer  „Gertrud  W.ioramnu",  KapL  Meklirrt»«»,  deiilorb,  Sit.  No»  am  bar. 

Afrika  (W*«tkö't*)  via  Madeira,  dort*  u»«r.  l'uMdainpfer  „Anna  Woeruaana",  KapL  Taggan 
br.«lfc  d-uin-b,  1>.  November. 

Afrika  Wcalkii*««  und  dam  t'-Migo  (via  Madeira,  Tiarrifc  uavr.)  Dampfer  „tlawdllll* 
bolgic-h.  JA.  Nuvambvr. 

Kapatadl  »l»,  (»ia  Maifeira)  alte  >STace,  Biinkrhvl  I'ootdampfer  „Mvalran“,  enuiUrh,  II.  Nnv. 

Sinfapar»,  Dell,  Lantckut  und  Krrdan*  Dampfer  „Schwaiba**.  Kap«,  üan-r,  .truucl»,  II-  No». 

r»nan*,  Otacapore,  Itnurk.ia*:  c»d  Japan  („Kin*»in  Linie“}  Dampfer  „Camafra“,  dnulv-h, 
IV-  Norembrr.  Dampfer  ..Daphne",  dcutavb,  30.  ÜMtsfer,  Dampfer  „P«lyk»«iiaU“, 
daotarh,  IV  Iferember.  Dampfer  attwpwia*,  daotarh,  9?.  DtMnbir,  Itampfer  „Zlrctn*. 
deutach,  IS.  Januar.  Dampfer  ..Olymp.»",  dvuttcb.  SOL  Januar. 

IVtaan«.  .Singapur«,  Ifeockonv*.  Yokohama.  IU.««  und  Nagasaki  (Sbire  -Linie)  «l»  Aut- 
w»tp«i*  und  Load»«  Dampfer  „Ca/marttien-hire-,  KapL  Wllkiu»,  eiiRltvh,  IS.  Novom- 
t «r.  Dampfer  ..GUmofKanatrif«**,  eniillvcli,  JO-  Deianfcw. 

Yokohama  und  llto»o  (direkt)  Union  Lini*;  Dampfer  „Lord  uf  Uio  ialta",  Kapt.  F*lc»fe. 
ca* Mach,  DA  November. 

Kiagapora,  llueaKkon».  SthaarhJl.  Yokohama,  llli.ru  aud  Na^aaakl  (»in  Port-Said,  Suva,  Adam 
und  Colnmboj  t'*a(dan)pl«r  .ÜMkar*.  daularb.  Ma  lt  Nmnbri. 

Adelaide,  Mclferam«  and  Myduny,  via  l’oti  Mäd,  (iura,  Adau  und  Culoml«  l'oaldampfer 
^NArnto'i**-,  dcoinrti,  bm  3«.  Nuacmbnc. 

Vaipatalao,  Arlca.  Pania  Arruaa  (Mar.-Hir).  Corral.  L'urt-nal.  TaJcabaanu  und  liiuk>|u« 
aulaufend  (rla  Aaivcrpeu)  l’^ildauipfer  „Totm««1'.  Kap«.  A««nd«so,  dautarb,  14.  Nuvcmber. 

Mnlfeud.  uud  Cal.no  direkt  (»Ia  Autnarprn)  t’naldampfer  „Sakkarab",  Kapt.  Sabal, 
daularb.  3S.  NoveiaLrr. 

Cuiialo.  La  Uotnn.  La  Libariail.  Acajulla,  San  JaaA  dt  Cuaiaaaala  und  CkaiupcrUo  tronl. 
aueh  Puma  Arena«  (C.  H.)  San  Juan  de  Sur  und  Amapala  (tla  Aulueip««.;  Puatifemplcr 
„Hakharab''.  Kap«.  Subi«,  deuUch,  J*.  Novembar. 

VatparaUo,  Hania  Arana,  (Mea'.-Slr}.  CnrraJ.  (SnMMl,  Talrabuaa«,  AnCrfacaita, 

I <1  ■ • , n o -r  and  Arlca  (»Ja  Auiaerpeoj,  Dampfer  „Roma",  «laatveb,  3i.  November,  Dampfer 
„Cordt lia",  Kapi  Wi.riraauB,  dvuiach,  91.  Draamber. 

Punla  Arena«  (Coalarfea)  Coriolu,  La  Uni"»  I„a  Lii>rrtad,  Amjotla,  San  Joae  de  Ciualr 
uttla  und  Champertrn  (rla  Anloafpru)  Dampfer  ..Bianca*-,  K»p«  l*ic|!,  deulerJi,  Iu.  No 
»erabrr,  Dampfer  „Virjcilla“.  Kapt.  J>boalri»h.  deolarb  99.  DattmUr. 

M o*> l* ri>i*o.  Bueno»  Air»».  Ro«an«  nnd  San  Nicola»  (»ia  Madeira)  Pcotdarupfef  „Cdara*-, 
Kapt  iSviiicha,  deutach.  10.  November,  Rtlrtdampfer  »Duffe“,  Kapt.  Uabaa,  dantacla, 

15.  N'uvambr»,  P-ttdampfer  „Rio“,  Kap«.  Barrolct,  deuirch,  3«.  Nur  «mbar,  Kairadempfcr 
„Oraatronk“,  Kapt.  Srhuidt,  dmt,cb,  95.  November,  I*«-t«dampfer  „ValparaUo“.  K»p«. 
Riedel,  darnach,  |,  Deiemher. 

Montevideo,  Bii*no»  Air*»  und  Knaarl",  Dampfer  „Kirtle“.  «nteiiaeb,  10.  Novambrr. 

Babia,  Ri-.  Jaaelro  und  Sautua  (»ia  Liaeabnn)  PoatUnrnpfer  „llarnlmrj;“,  Kapt.  JütUup. 
deutarb,  !».  Nuvembur. 

babia,  Itio  de  Janeiro.  Rao  Praariar*  und  Santo«  (»la  Lfeaabon)  Poatilampfer  „Saaloa  *.  Kapt. 
Idole,  duufecii,  IS.  November. 

l*eru»ubnco.  Rio  da  Janeiro  und  Saat««  (via  Idvaabon)  l'oaldampfer  »De»«mor,  Kapt. 
Drejer,  deutacb,  95.  November. 

Caer»,  Marauham  und  Par*  (»ia  llarr«)  Dampfer  „Clement“,  Kapt,  B «irtej , *octi«rb,  !."••  No». 

M*» iro  (»la  Harrej,  Vrraerui . Tamplee  und  l’rucreto  am  1.  Jeden  Monat»  sunkcbvl  Poat- 
damptrr  „Albiucia“,  Kap  t Länderer,  deutach.  1.  Deieiaber. 

Ne»  York  (*la  llavte)  Poetdampfer  „Leaaliig-,  daatarb,  13.  November,  l'oatdempfer  „ßuavla“. 
druUrh.  November,  Paatdatnpfer  ,,!l -lo’inla",  deutach,  9f.  N'.*reiuber,  i'^atdampfec 
_Ru£la  ".  deialar h,  t.  Dcecmber,  Puatdemplai  „UliaetU“,  deutacb,  11.  Dorember  , Union- 
Dampfer  „Polyanl»",  KapL  Kubn.  deutach.  U.  November,  Dampfer  ..AnaalÄ  ',  Kapt.  Ilekr, 

16.  Nuvambar.  Dampfer  „Caltferuie'',  Kapt.  Wiiikler,  deulaeb,  91.  Nuvamber,  Deinpfer 
„Borte.«,!-".  Kapt-  Möller,  deauch,  li>.  Norember. 

tl  .vlon  (ab  IliiUritJ  Dampfer  „llafia",  KapL  llinacb,  deutacb,  Mitte  November. 

Hanfe»  uaw.  (all«  Monat)  Dampfer  „Wandrshiu-,  deutach.  Und«  November. 

b)  S e K e 1 1 c b t f f e. 

Malbourno  Wbaif  „loduatrl*"  (von  Kiimj  Kapt.  Knchbutf.  deutach,  ladet. 

Kau  Krauciaco  „City  Madrid“  (von  Kfeen),  •ti^livcb,  prompt,  „Helba*“  (»ua  Ki»»n}.  Kapt. 
Niejahr,  tlauUrt».  prompt. 

Weatküit«  Zvatcal  Amerika*  dutki  „Apoll“,  KapL  Hübe,  daaUcb,  prompt. 


Nr.  45. 


668 

EXPORT,  Organ  des  Centralvcreins  für  Handelsgeograpliie  etc. 


1887. 


Arte*  und  IIML  Mull  Code  „Ag  ui“,  KapL  M»lhi»**ii.  d&niKli,  prompt. 

Kusarlu  ; direkt)  „Krat  KapL  NaUaarn,  aurwafUrti,  »exelfartk*. 

Hu*tm»  Air*»  fKUrburlo)  .tlutaiitiurg“  (iad  KU*n).  KapL  KiiUlbiuim,  daaUch.  ladet,  „Jen 
■jr4*,  KapL  Canapee,  d.utarh,  »eK*lf«rt>c,  .Aladdin”,  KapL  l*«d»r>e*i1  iioratgiftck,  ladet. 

Butoii»  Alrea  und  Reaari«  „Anaie  Berner“.  Knpt.  Sekulta,  denUck,  »age]f«rtig. 

Klo  Grande  „Gatennoed",  KapL  fltraeban,  enjIiM-N,  ladet,  »Lake  Pate»“,  KapL  Calluaa, 
cergllarh,  ladeL 

Porto  Alr-gre  „Barte“,  KapL  8J>reaa?o.  dänlacb.  ladet,  »Droit“,  KapL  NiUemt,  »rliocdiieli, 
pruapL  „Sulla“,  KapL  Wleae,  daatarh,  prunpL 

fiaetoa  .Atel",  KapL  Lündatedt,  dentarh.  ladet. 

Bio  de  Janeiro  „Julitie  Mtrike“,  Kapt.  Hönde.  diolach,  proapL 

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ebemnitzer  Fabrikanten  zu  übernehmen.  Offerten  erbeten  unter  L.  L.  55F 
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in  Amsterdam  bestens  eingeführter  Agent  wünscht  mit  leistungsfähigen  Kt* 
briken  von  Herrrnkravatten,  Rüschen,  wollenen  (Flanell-)  Hemden  in  Ver- 
bindung xu  treten.  Offerten  erbeten  unter  L-  L.  559  an  die  Deutsche 
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fähiger  Fabriken  bcdrukler  Kattune,  Ooldleistcn  und  Anilin  zu  übernehmet. 
Offerten  erbeten  unter  L.  L.  5G0  an  die  Deutsche  Exportbank. 

622.  Wir  haben  vom  Auslaudr  Nachfrage  nach  Alpacca  sowie  EbH* 
stecken.  Offerten  erbeten  unter  !..  L.  561  an  die  Deutsche  Exportbank- 

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in  Bukarest  sucht  für  Kaschmirs,  Tbibeta.  Stickereien  usw.  Vertretung« 
leistungsfähiger  Fabriken  zu  übernehmen.  Offerten  erbeten  unter  L.  L.  56J 
au  die  Deutsche  Exportbank. 

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MnlHg'»  flr  4r»  »eng  drobrher  Eip.rl-Artikel  i»4  nr  VermiHoliij 
ro»  Beirhlftea. 


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1887. 


669 

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billigen  festen  Prämien  und  liberalen  Versicherungsbedingungen  bei  stets  koulanter 
und  prompter  Sehadenregnlirung. 

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Fiir  Versicherungen  der  Aiuaenduugen  zur  Welt-Aamitollang  ln  Melbourne  werden  be- 
sondere, den  WUnschen  der  Herren  Aussteller  Rechnung  tragende  Einrichtungen  getroffen. 

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Nr.  45. 


«70 

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Ost -Indien  nach  Hongkong  über  Brindisi,  Port  Said,  Sott,  Allem  Bombay.  Colombo,  Prnang  und 
und  dünn,  .Singapur*,  an»  IS.  November  tun  4 Uhr  Nachm.; 

*“*»  mit  Obortchiffung  auf  eigene  Dampfer: 

Svet  Canal  io  Su er.  nach  DjcdiLib,  MAsaaua,  Hodcidab  und  Suakin; 
in  Colombo  nach  Madras  und  Calcatla. 


Egypten. 

Levante, 


Freitag  Mittags  nach  Alexandrien,  ober  Corfu  (Verbindung  mit  Port  Said  und  Syrien).. 

Diomtag  um  4 Uhr  Nachmittag«,  nach  (irircbenlatid  bi«  Smyrna;  den  I.,  15.  und  28.  über 
Fiume  und  de«  8.  und  22.  direkt,  «ad»  Corfu,  Syra,  Pirsu»  uud  Cliioa; 

Mittwoch,  jede«  «weiten  (9.  und  23.)  6 Uhr  Nachmittag*,  naeh  Tbeaaalien  bia  Conatanti- 
tiopo);  mit  Berührung  ton  Fiume,  Corfu,  Santa  Mauro,  Putraa,  Calacoto,  Caliunata,  Piriua, 
Volo,  Salonirh; 

Samstag  2 Uhr  Nachmittags,  nach  Constantinopel,  mit  Berührung  ton  Corfu  und  Piräus; 
ferner  via  PirSus  nach  Syra,  Insel  Candiou  und  Smyrna;  daun  via  ConslautinojHil  nach 
den  Häfen  de*  Schwarten  Meere*; 

joden  tauten  Samstag  (5.  und  l'J.)  nach  Syrien  tla  Smyrna,  und  (12.  und  26.)  nach 
Thessalien  via  PirAns. 

Dalmatien,  jeden  Montag,  Miltwoeb  nnd  6atn*lag  10  Uhr  Vormittag*,  (Jeden  Samstag  via  Spalato  nach 
Metkovich): 

jeden  Samttag  mu  4 Uhr  Nachmittags  nach  Metkovich  direkt. 

Istrien,  Dienstag  und  Preitag  ora  7 Uhr  früh  nach  Fiume  über  Pola  etc 
Venedig,  jeden  Dienstag,  Donnerstag  und  Samstag  um  Mitternacht. 

Ohne  Haftung  für  die  RegeJmhfcifkeit  des  Dienstes  während  der  Kontumaz-Mafsregeln. 

Nähere  Auskunft  erthellt  die  Kommerzielle  Direktion  in  Triest  and  die  (teneral- Agentur  iu  Wien 
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jenigen  Posatncntir -Waaren,  welche  in  der 
lern  uud  beim  Wag  sahn  gwhrsurht  nsrdta 


Melbourne  Internationale  Ausstellung  1888. 

Finnen,  welch©  beabsichtigen,  dieselbe  *u  beschicken,  und  tu  diesem  /.wecke  geeignete  Ver-  I 
tretung  in  Melbourne  wünschen,  wollen  sieb  wenden  an 

Petsch,  Dorlillag  A Co.  iu  tlclbonrnc.  2 Litüo  ijellin»  Street, 

. . „ in  Nydney,  332  Kent  Street, 

9 . .in  l.ondon,  6*  AMermnnbtiry. 

Nähere  Auskunft  durch  unser  Londoner  llous  oder  unseren  Vertreter  Herrn  B.  I.nnge.  Berlin 
SW.,  rnttkameratr*jy_lG __ 

Ontennial  International  Exhibition 

ln  Melbourne. 

mmmm  Türöffnung  im  August  1888.  mmmm 

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deren  Leiter  The  Honornble  James  Bnlfonr  «eit  30  Jahren  im  Mclbonrner  Odbehäftiverkebr 
•lebt,  bietet  den  lnduntriellen  Deutschlands  ihre  Dienst«  zur  saehgemlTaen  Vertretung  wühreud  der  j 
lHHMer  Aufteilung  an,  unter  Berufung  auf  die,  während  der  vorungegangeue«  australisch*! 
Ausstellungen  ({«sammelten  Krfahrungen. 

Jede  nähen*  Auskunft  io  Ausstellung»- Angelegenheiten  ertheilen: 

Bnlfonr  A Co.  l^ondon,  11  llood  lanr, 

Berliner  Hpedlleur- Verein  Akliondli^ellschan  Merlin  W.,  McWneberger  Ufer  5/1». 

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Digitized 


1887. 


«71 

EXPORT,  Orgsn  de«  Central*ereins  Wr  HandelBgeographio  elc. 


Nr.  45. 


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Nr.  45. 


t>72 

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18t 


International  Centennial  Exhibition  Melbourne  1888. 


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tretung  sowie  Wahrnehmung  ihrer  Intorcason  anf  der  WelUuMHtelluii«  von  Melbourne  mit  der  obigen  Firma  in  Verbiwii:r 
setzen.  — Dieselbe,  seit  vielen  Jahren  in  Australien  cingeführt,  ist  zu  jeder  Mittheilung  über  die  dortigen  AbsatzverhilUi^ 
gerne  bereit. 

Auskunft  Ober  die  Firma  ertheilt  die  _ , , _ ,,  . _ ^ 

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Berlin  SW,  Kochatr.  87, 

•ntfanaaawmumaB. 

nach  Uoboroinkanft 

mit  dar  Bipflllira. 


Centralvereins  für  Handelsgeographie  und  Förderung  deutscher  Interessen  im  Auslande 


Redaktion  und  Expedition:  Berlin  S.W,  Kochstrafse  27. 

(Gaaehirtasalti  Woeboat«*»  8 bla  4 UUr.) 

Der  „EXPORT"  iat  im  deutschen  PoatieitungskaUlof  für  1887  unter  Na.  1876»  Seite  59  eingetragen. 


IX.  Jahrgang.  c&etfivi,  «Vn  1 5.  0Tov^vn&t  i s s 3.  Nr.  46. 


Dl««*  WoGicnKtirtft  rerfolgt  de»  Zweck,  fortlaufend  lunchte  über  die  Lage  unserer  Imndaleatc  im  AiuUade  nir  Kenntnlf*  Ihrer  Laaer  u bringen,  die  laternmea  de»  lüllMte gmfh 
Umtkriftis  so  vertreten.  »wie  deaa  deotacben  Handel  und  der  dentachee  Uduein«  «UbUgu  Mltüiciluageo  über  die  llandaUTerhlllniM*  de»  AueUadea  in  k&rxeeter  Frist  zu  äbemiitlelu. 

Briefe,  Xfitungea  und  WerUucndan«en  fTtr  deu  „Export*  »ind  an  die  Redaktion.  Berlin  SW,  KocfotraiM  17.  in  richUrn. 

»riefe,  Zeltanaen,  Heit  rl  tt«<  rkUr  n n Re  n . WerthnondunroE  für  der,  „reotrml.rrelq  fSr  HandeUaeorrapU«  eie."  »ind  nach  Berlin  SW.,  KodiatraUe  27.  zu  richten. 

Inhalt:  Kaufmännische  Vertretung  deutscher  Aussteller  in  Melbourne  betreffend.  — Die  deutsche  Kolonisation  in  Sad- 
Rrasilien. . — Der  ozeanische  Postdampforverkehr:  IS.  Die  niederländisch-indische  Dampfacbifffahrtsgeaellacbaft  „Nederlandsch-lndischc  Stooraraart 
Maatschappij”.  (Schlufs.)  Von  Dr.  Moritz  I.indeman  in  Bremen.  — Asien:  Deutschlands  Antheil  an  der  Kntwickeiung  Japans.  — Afrika:  Die  Erx- 
funde  in  .Süd west -Afrika.  — Der  See  von  Abukir.  — Snd- Amerika:  öffentliche  Ausschreibung  einer  Bewerbung  um  die  Verhesseningsarheiteu  im  ITnfen 
von  PemambtK'o.  — Pranzösim-bt-  Hetzereien  in  Rrasilieu.  — Die  Niederlassungen  am  Itapocü,  (Origmalberkht).  Itapoc«,  Ende  September  1881.  — 
Australien  und  Südsec:  Die  Ausstellung  in  Adelaide.  — Aus  wissenschaftlichen  Gesellschaften:  Sitzungsbericht  der  „Gesellschaft  für  Erd- 
kunde". — Deutsche  Exportbank  (Abtheilung:  Export- Bureau).  — Anzeigen. 


Die  Wiedergabe  von  Artikeln  aus  dem  „Export“  ist  gestattet,  wenn  die  Bemerkung  hinzugefiigt  wird:  Abdruck  {bezw.  Übersetzung)  aus  dem  „EXPORT'*. 


Kaufmännische  Vertretung  der  deutschen  Aussteller 
in  Melbourne  betr. 

Der  KeicbskomtnisHar  für  die  188«  er  Jubiläumsausstellung  zu 
Melbourne  macht  io  § 11  der  „Anweisungen  zur  Ausfüllung  des 
Anmeldebogens“  bekannt,  dafs  denjenigen  Ausstellern,  welchen  es 
an  Verbindungen  in  Melbourne  fehlt,  eine  Liste  der  zur  Übernahme 
von  Vertretungen  bereiten  Häuser  von  dem  onterxeichneten  Verein 
zur  Verfügung  gestellt  wird. 

Hierauf  bezugnehmend,  erklärt  sich  der  Unterzeichnete  Verein 
zur  kostenfreien  Versendung  einer  solchen  Vertreterliate  an  die  j 
deutschen  Aussteller  auf  deren  Verlangen  bereit. 

Berlin,  5.  November  1887. 

B.W„  KixliMt.  27. 

CentnürerelB  Hör  HiDdelsgeotfraplile  und  Forderung  dealscher  Interessen  Im  Auslside. 


Die  deut&che  Kolonisation  in  Süd-Brasilien. 

In  der  letzten  Nummer  dieses  Blattes  (Seite  663,  Spalte  1, 
unten)  veröffentlichten  wir  bereite  die  Nachricht,  dafs  die  Brasi- 
lianische Regierung  für  die  Kolonie  des  „Hamburger  Kolonisation»- 
verein*  vom  Jahre  1849*  zu  Joinville,  auf  weitere  5 Jahre  die 
Zinsgarautie  übernommen  habe.  Wir  hoben  gleichzeitig  hervor, 
dafs  nunmehr  der  „Westdeutsche  Verein  für  Kolonisation  und 
Export*  unter  Führung  von  Dr.  Fabri  seine  Absicht:  mit 

grftfseren  Kapitalien  das  gedachte  Unternehmen  tu  stützen  und 
auszudehnen,  auszuführen  vermöge.  Oboe  die  Tragweite  dieser 
Thataacheu  für  die  deutsche  Kolonisation  in  Süd-Brasilien  zu  über 
schützen,  können  wir  getrost  behaupten,  dafs  durch  dieselben  die 
Gesammtinteressen  der  deutschen  Ansiedlongen  daselbst  nicht  nur 
eioe  neue  gewichtige  Stütze  erhalten  haben,  sondern  dafs  sie  eine 
aufscrordentlicb  tief  greifende  Anregung  zum  Aufschwünge  der 
deutschen  Kolonisation  geben  werden.  Werden  bedeutendere  Kapi- 
talien in  Santa  Katharina  investirt.  so  mufs  endlich  Saö  Franzisko 
eine  Alfandega,  d.  b.  ein  Hauptzollamt  erhalten,  und  das  ist  eine 
Lebcnsbedinguug  für  Joinville  wie  alle  benachbarten  Kolonien, 
deren  von  der  See  her  zugeführte  Wzaren  bisher  mit  einem  allzu- 
grofsen  Aufwand«  von  Zeit  und  Kosten  verzollt  und  dispasebirt 
werden  mufsten.  Die  gröfseren  Kapitalisten  werden  bessere  Ma- 
schinen einföhreo,  grofse  Niederlagen  schaffen,  und  vor  allen  Dingen 
für  bester*  Verbindung  nicht  nnr  mit  Rio,  sondern  auch  mit  Europa 
sorgen.  An  Stelle  der  wenigen  Dampfer,  welche  bisher  alljährlich 
von  Hamburg  direkt  nach  Säo  Franzisko  ausgingeo,  werden  dann 


später  regelmässige  allmonatliche  Fahrten  veranlagt  werden  — 
kurz  es  werden  Verhältnisse  entstehen,  wie  solche  Dr.  Kaerger 
io  seiner  Korresspondenz  aus  Itapocu  in  der  letzten  Nummer  dieses 
Blattes  als  erstreben s werth  geschildert  hat. 

Wir  würden  zu  irren  glauben,  wenn  wir  das  bereitwillig« 
Entgegenkommen  der  brasilianischen  Regierung  nicht  auf  die  Ein- 
flüsse der  von  Kose  ritz  vor  einigen  Jahren  begründeten  „Socie- 
dade  Central  de  Immigracio“  und  auf  die  unermüdliche  Thätig- 
keit  der  Senatoren  d'Escragnolle  Taunay  und  Silvcira 
Martins  zurückfahren  wollten.  Wie  diese  Männer  stets  für 
das  deutsche  Element  in  Anerkennung  dessen  kolonisatorischer 
Tüchtigkeit  eingetreten  sind,  so  wahrscheinlich  auch  diesmal*  Raid 
folgende  Nachrichten  werden  uns  darüber  aufklären.  Jene  Kon- 
zession dürfte  möglicherweise  zugleich  aodeuten,  dass  diu  nali- 
vistiseben  Bestrebungen  der  brasilianischen  Knowuothings  im 
Niedergange  begriffen  sind,  und  dafs  ganz  speziell  Diejenigen, 
welche  die  Tlintenansetzung  und  Benachteiligung  der  deutsebeu 
Ansiedler,  im  Gegensatz  zu  der  der  italienischen  Einwanderung 
gewordenen  Bevorzugung,  systematisch  betrieben  haben,  z.  Z.  wenig- 
stens deu  einsichtigeren  Elementen  das  Feld  haben  räumen  müssen. 

Glücklicherweise  stehen  die  Bestrebungen  des  „Westdeutschen 
Vereins  für  Kolonisation  und  Export*  nicht  isolirt  da.  Auch  io 
der  Provinz  Rio  Grande  do  Sul  bethätigeo  sieb  die  Anhänger  un- 
serer Bestrebungen.  Der  „Württem belgische  Verein  für  Handels- 
geograpbie  etc.“  betreibt  aufs  eifrigste  die  Begründung  einer 
Kolonisationsgesellschaft  am  Cahy  (vcrgl.  „Export“  Nr.  43  8.  636) 
und  das  von  Herrn  Arez,  Chef  der  grofsen  Firma  ViuvaClaufsen, 
in  Gemeinschaft  mit  Herrn  Kurei  la  und  Genossen  zu  Berlin  be- 
gründete Kolonisations-Unternehmen,  welches  in  der  Nähe  des 
Jacuhy,  anweit  von  Sau  Jeronymo,  unter  der  Leitung  de«  Dr.  8oyaux 
bereits  io  nächster  Zeit  in's  Leben  treten  wird,  zeigt  gegründete 
Aussicht  auf  eine  prosperirende  Entwickelung.  Nehme  man  dazu 
die  günstige  und  rasche  Entwickelung,  welche  die  von  dem 
„Leipziger  Verein  für  Handelsgeographie“  bereits  vor  mehreren 
Jahren  iosxenirte  Kolonisation  io  Paraguay  unter  der  vortreff- 
lichen Leitung  des  Herrn  von  Gülich  genommen  hat,  erwäge 
man,  dafs  mehrere  gröfsere  Estanzien  in  Argentinien  sich  als  vor- 
teilhafte Anlagen  für  das  deutsche  Kapital  erwiesen  haben,  dafs 
die  Kolonien  von  Sao  Bento  sowie  am  ltapocu  sich  günstig  entwickeln, 
so  darf  man  wieder  Hoffnung  schöpfen,  dafs  jene  für  Deutschlands 
Handel  und  wirtschaftliche  Kolonisation  so  erspriefslichen  Gegen- 
den des  subtropischen  Südamerikas  unserem  wirtschaftlichen  Un- 


Nr.  46. 


674 

EXPORT,  Organ  des  Centralvereins  fär  Handelsgeogr&phie  etc. 


ternehmungsgeiste  erhalten  bleiben.  Eine  zähe  Arbeit  int  e*  ge- 
wesen, die  das  zu  8tande  gebracht  hat,  und  wir  haben  alle  Ur- 
sache, dies  den  iu  Südbrasilien  angesessenen  Freunden  unserer  Be- 
strebungen Dank  zu  wissen,  lind  wenn  in  Deutschland,  trotz  aller 
Hemmnisse  es  endlich  doch  gelungen  ist,  Kapital  — wenn  auch 
immerhin  in  relativ  noch  sehr  bescheidenem  Umfange  — für  die 
gedachten  Unternehmungen  zu  gewinnen,  so  ist  dies  in  erster  Reihe 
der  unermüdlichen  Ausdauer  der  „Handelsgeograpbischen  Gesell- 
schaften“ zuzuschreiben.  Nachdem  einmal  der  Bann  gebrochen  ist, 
welcher  speziell  Südbrasilien  der  Pflege  der  deutschen  Interessen 
verschloß,  werden  andere,  gröbere  Unternehmungen  nachfolgen,  und 
auch  das  Großkapital  sich  entgegenkommender  zeigen.  Der  Westen 
von  Rio  Grande  do  Sul  wie  das  Hochland  von  Parana  bieten  der 
Estauzia-  und  Knmpwirtbschaft  sowie  auch  der  Entstehung  landwirt- 
schaftlicher Kleinbetriebe  ein  weites  und  ebenso  lohnendes  Feld 
wie  die  Kamps  am  Parana  oder  der  reiche  Boden  von  Entre  Rios. 
Bereits  hören  wir  von  der  in  Aussicht  stehenden  Begründung 
größerer  kapitalreicher  Gesellschaften.  Bei  der  Reserve  und  han- 
gen Sorge,  durch  welche  die  Stimmung  des  europiischen  Kapitals 
in  allen  Zweigen  wirtschaftlicher  Tbätigkcit  unter  dem  Drucke 
vorsichtiger  politischer  Erwägungen  ebarakterisirt  wird,  ist  es  nach 
allen  Richtungen  hin  eiu  Vortheil,  daß  wir  unserem  Handel  und 
unserem  Untcrnetaraersinn  ein  Gebiet  in  methodischer  Weise  er- 
acbliefsen,  welches  ebensowohl  mit  Rücksicht  auf  seine  natürlichen 
Gaben  und  Vorzüge,  wie  im  Hinblick  auf  diu  grofse  Zahl  deutscher 
Ansiedler  unseren  wirtschaftlichen  Beziehungen  mehr  Nutzen 
sichert  als  die  meisten  anderen  überseeischen  Absatzgebiete, 
welche  wir,  ohne  daselbst  über  gleich  große  Vortheile  zu  verfügen, 
erst  mit  groben  Opfern  gewinnen  müssen. 


Oer  ozeanische  Postdampferverkehr. 

Von  Dr.  Moritz  Lindcman  in  Bremen. 

(V«ffL  Nr.  SO.) 

13.  Die  niederländisch-indische  Dampfschifffahrtsge- 
sellschaft „Nederlandsch-Iudischu  Stooravaart  - Maat- 
schtppij* 

(SdüBbj 

Frägt  man  nun  aber,  wie  viel  die  Regierung  im  Ganzen,  also 
die  Fracht-  und  Passagvgelder,  die  Mittung  gunzer  Schiffe  ein- 
begriffen, in  den  letzten  Jahren  der  Kompanie  gezahlt  huf,  so  ist 
darauf  — wie  mir  schon  am  26.  Mai  d.  J.  von  sehr  kompetenter 
Stelle  aus  Batavia  geschrieben  wurde,  schwer  Antwort  zu  geben. 
Das  einzige  Material,  welches  sich  in  dieser  Richtung  noch  bietet, 
ist  eine  mir  gedruckt  vorliegende  Übersicht  der  Zahl  der  Passagiere 
und  Menge  von  Gütern,  welche  in  den  Jahren  1883  bis  einschließlich 
1885  für  Rechnung  der  Regierung  von  Niederläodisch-lndien  auf 
den  verschiedenen  Linien  der  „Niederländisch-Indischen  Daiupf- 
schifffahrtsgescllschaft“  befördert  worden  sind,  zugleich  mit  einer 
Aufmachung  über  die  iu  den  genannten  Jahren  durch  die  Regierung 
gemieteten  Daropfer.  Diese  84  Folioseiten  füllenden  Tabellen  er- 
geben leider  nicht  auch  die  für  die  einzelneu  Transporte  von  der 
Regierung  gezahlten  Summen;  immerhin  erhellt,  wenn  man  sich 
zugleich  der  oben  beispielsweise  angeführten  Tarifsätze  erinnert, 
daß  der  Kompanie  aus  diesen  Kegierungstransporten  sehr  bedeu- 
tende Summen  erwaehsen  müssen.  So  wurden  beispielsweise  be- 
fördert Passagiere: 


Von  Batavia  nach  Muntok 


Von  Batavia  nach  Kiouw 


Von  Batavia  nach  Atjeh 


Von  Batavia  nach  Samarang  I 
und  zurück  | 

Von  Batavia  nach  .Surabaja  | 
und  zurück  | 

Von  Samarang  nach  Surabaja  J 
und  zurück  j 

Von  Surabaja  nach  Makassar  J 
und  zurück  { 

(1883  April  bia  Dezember)  ( 


t.  Klau« 

2.  Ktuac 

*.  Kluft» 

4 Klara» 

1883 

27%*) 

13 

37 

212», 

1884 

38‘/s 

34 

39 

327  % 

1885 

23 

10»/, 

25 

127% 

1883 

88 

89 

361 

787 

1884 

102 

76»/, 

141 

802 

1885 

99  V* 

60 

159 

668 

1883 

118% 

152«/, 

689 

1 605 

1884 

95 

71V« 

294 

585 

1885 

129»/, 

144 

576 

l 992«', 

1883 

660 

433 

2 288»/, 

5 555»/, 

18*4 

560 

452% 

•2  689»/, 

6 448*  , 

1885 

591% 

488 

3 627 

6 180 

1883 

651 

380% 

1 255»/, 

4 730 

1884 

518% 

415 

915 

5 296 

1885 

526 

2951/* 

1 117 

5811 

1883 

200»/, 

139V, 

578% 

2 083»/, 

1884 

89  »/* 

85 

578 

3 133 

1885 

21 

7% 

16 

731 

1883 

92% 

67 

171 

536 

1884 

176»/, 

74 

169 

1 111 

1885 

123 

70 

236 

1258 

*)  Em  Kmd  i*n  Alter  von  2 bia  15  Jahnen  wird  für  % Passagier  ge 

rechnet. 


IM? 


I.  Klaue  i.  Klasse  S.  Kl»“»  4.  Kirn. 


Von  Surattaj*  nwb  Ambon  | 
und  zurück 

(1883  April  bi,  Dezember)  l 

188:5 

1884 

1885 

35% 

53 

44 

33 

41% 

60% 

233 

271% 

265»;, 

M3' 
€9?' 
5 es 

Von  Batavia  nach  Pontianak  ( 
und  zurück 

1883 

1884 
»885 

75 

128»/, 

88»/, 

56 

137% 

136 

276 

67«% 

756 

491', 

134; 

1 35? 

Von  Bataii*  nach  Padang  f 

und  zurück  | 

1883 

1884 

1885 

253 

182V, 

188 

173 

157 

161 

657 

702 

1212 

353t1- 
4 249 
5125 

Vou  Padang  nach  Atjeh  1 

und  zurück  | 

1883 

1884 

1885 

ioi  V, 

139 

130 

284 

285»/, 

306 

1 022 
1 134 
1 481 

4 31? 
56$% 
850% 

Von  MataTia  nach  Palembang  f 
und  zurück 

1883 

1884 

1885 

67  % 
97 
137 

94% 

87 

107 

275% 

207 

408 

6« 

SC 

IW 

Von  Batavia  nach  Tjilaljap  | 
und  zurück  | 

1883 

1884 

1885 

54»/, 

55 

42  V, 

69 

82 

«1% 

174 

229 

184 

330 

:* 

1419V 

Von  Padang  nach  Siboga  ( 

(Sumatra)  und  zurück  y 

1883 

1884 

1885 

54 

42 

41% 

50 

50 

45 

165 

194 

165 

1144*1 

9or, 

m 

ln  den  genannten  Jahren  miethete  die  niederländisch-rodi*!* 
Regieruug  für  kürzere  oder  längere  Zeit  von  mehreren  DampfichJ 

fnbrtsgesellschaften  Dampfer.  Es  befanden  sich  darunter  8 Daapf»r 
der  „Niederländisch- Indischen  DampfschifffabrtsgeaelUcbaftV  Kt 
wurden  dafür  u.  A.  vergütet:  für  Daropfer  „Vice-President  PriaT 
für  diu  Zeit  vom  11.  September  1882  bis  11.  Juni  1883  täglich  500/; 
für  dasselbe  Schiff  vom  SO.  September  1884  bis  12.  Mai  1885  üb- 
lich 400  f\  für  Dampfer  „Karang“  von  Oktober  1883  bis  Et-i< 
September  1884  monatlich  3000  f Im  August  1883  benutzte  da 
Gencralgouveroeur  von  Niedcrländiacb-Indien  den  Dampfer  .Tim- 
bora*  für  sich  und  sein  Gefolge  zur  Fahrt  von  Batavia  auch  Atjtk 
und  zurück;  es  wurde  dafür  eine  Mietbe  von  21  Ol7.;j / bezahlt 
Zur  Expedition  gegen  den  Radja  von  Tenoin  wurde  in  der  Zeit 
vom  30.  Dezember  1883  bis  18.  Januar  1884  der  GesellschafUdarof^r 
„Devonhurst1“  verwendet  und  dafür  eine  Miethe  von  30000/1** 
zahlt.  Dampfer  „Cheribou“  holte  den  Generalgouverneur  tob  Atjrh 
im  Jahre  1884  ab;  Miethu  16  000 f wobei  Steinkohlen  und  Proviant 
der  Passagiere  von  der  Regieruug  geliefert  wurden. 

In  einer  1886  in  Rotterdam  erschienenen  Broschüre  des  Kipitin- 
Lieutenants  zur  See  W,  A.  Arrieus  wird  die  niederländische kntzv 
marine  in  ihrer  Entwicklung  besprochen.  Dabei  wird  nltgetbeilt. 
daß  für  die  Überführung  eines  Bataillons  Truppen  von  SataaroM 
nach  Atjeh  die  hohe  Summe  von  80  000  f an  die  „Niederilsdiwk 
Indische  Dampfschifffahrtsgesellschaft4  bezahlt  wurde,  doch  wirf 
die  Zeit  nicht  angegeben,  wann  diese  kostspielige  Bcförderusr  p 
schab,  vermutblich  vor  1883.  ln  einer  anderen  den  Gegeo.<u^ 
betreffenden  niederländischen  Druckschrift  wird  sogar  gesagt.  d& 
in  einzelnen  Fällen  die  von  der  Regierung  gezahlte  Mietbe  blW 
gewesen  sei,  als  der  Kaufpreis  des  Schiffs  sammt  Ausritt«. 
Einen  wirklichen  Einblick  in  die  geschäftlichen  Ergehst**  itt 
„Niederländisch- Indischen  Dumpfst  bifffabrßgesell  schuft  * zu  g*win:ci 
ist  aus  dem  gleichen  Hindcrungsgrunde,  welchen  ich  bei  te 
„Britisch -Indischen  Dampfschifffahrtsgesellschafl*  geltend  B*ck» 
mußte,  unmöglich.  Die  Gesellschaft  — denn  die  beiden 
bedeuten  eben  eine  und  dieselbe  Gesellschaft  — bewahrt  dasatrenn!' 
Geheironifs  darüber,  es  läßt  sich  das  eben  um  so  leichter  »ia*füiire-« 
als  die  niederländisch-indische  Regierung  eben  sowie  die  britisefa- 
dem  Anschein  nach  keinerlei  Auskunft  in  dieser  Richtung  btgdr- 
obwobl  beide  doch  durch  die  Subtidien  und  andere  Zahlungen  wa Mks- 
lieh  zu  den  günstigen  geschäftlichen  Erfolgen  beitragen.  Nur  über 
die  Bruttoeinnahmen  der  Gesellschaft  liegen  mir  zuverlässige  Anp^* 
vor,  sie  beliefen  sich: 

im  Jahr  188*2  auf  . . 4 554  594  f I im  Jabr  1885  auf  . . 4 581  GM  / 

. „ 1883  . . . 4 459  662  ,1  , „ 1886  , ♦ . 4315104#. 

. „ 1884  „ . . 5 266  940  . : 

Was  die  unter  die  Theilhaber  der  Gesellschaft  vertheilten  k* 
videuden  betrifft,  so  kann  ich  in  dieser  Beziehung  eine  Stelle  »u 
einem  gleich  weiter  zu  besprechenden  Zirkular  der  Direktors 
„Niederländischen  Gesellschaft*  zur  Beförderung  der  Gewerbe  m 
September  1886,  betreffend  die  Seedampfschifffahrt  in  Nie*«' 

läudisch- Indien  anführen,  welche  dahin  geht:  „Grofse 
sollen  durch  die  „Niederländisch -Indische  DampfschifffahrUgeif-* 
schaft“  erzielt  worden  sein.  Waren  in  deu  ersten  Jahren  die  D* 
videnden  mäßig,  so  sollen  sie  neuerdings  auf  12%  und  mehr 
stiegen  sein.1*  ln  eiuer  Denkschrift  der  ^ N iederl&adl»cb- Iodss^hca^ 
Gesellschaft4  zur  Beförderung  von  Industrie  und  Landbau  in 
tavia  wird  bemerkt,  daß  die  Dividende  in  einzelnen  Jahren  4>  h 
betragen  habe. 


Di 


1887. 


675 

EXPORT,  Organ  de»  Ceotralvereins  fflr  Handelsgeographie  etc. 


Nr.  46. 


Wir  wenden  uus  nun  zu  d«*n  Beschwerden  und  Klagen,  welche 
seitens  der  Handelswelt  in  den  Niederlanden  und  iu  Niederländisch- 
Indien  namentlich  in  den  letzten  Jahren  und  mit  Rücksicht  auf 
die  im  Frühjahr  1888  bevorstehende  Neuvergebung  des  Dampfer* 
dienstes  , in  Niederländisch -Indien  für  die  Zeit  von  18<J0  bis  1905 
sowohl  in  der  Presse,  als  in  Eingaben  von  Handels*  and  Gewerbe* 
behördcu  usw.  laut  geworden  sind. 

Gegen  deu  eigentlichen  Betrieb,  die  Tüchtigkeit  der  Dampfer, 
die  Regelmäßigkeit  und  Schnelligkeit  ihrer  Fahrten,  das  Personal, 
überhaupt  die  ganze  Organisation  des  Dienstes  wurden,  soweit  ich 
ersehen  kann,  keine  Klaget]  laut,  iin  Gegentheil,  es  scheinen  in 
dieser  Richtung  alle  Kreise  durch  die  Leistungen  der  Kompanie 
befriedigt,  abgesehen  etwa  von  Klagen  über  die  Beköstigung  der 
Passagiere  I.  Klasse,  wiche  in  einer  Denkschrift  der  Verwaltung 
der  „Niederländischen  Gesellschaft11  xur  Beförderung  vou  Gewerbe 
und  Laudbau  in  Butavia  als  unsehmackbaft  bezeichnet  wird.  Die 
Ursache  hiervon  wird  darin  gefunden,  daß  für  die  den  Kapitänen 
übertragene  Beköstigung  denselben  jetzt  nur  17%  des  Passage- 
geldes vergütet  wird,  während  die  Vergütung  früher  25%  betrug. 

Die  Wünsche  der  niederländischen  Geschäftskreise,  betreffs 
der  Bedingungen  für  die  Neuvergebung  des  Dampferdienstes  im 
roalayiscben  Archipel  werden  kurz  und  klar  in  folgenden  Sätzeu 
zusaminengefafst,  welche  wir  in  dem  neuesten  Jahresbericht,  - 
über  1886,  — der  Handelskammer  von  Rotterdam  finden:  „Es  ist 
der  allgemeine  Wunsch  in  diesem  Lande,  dafs  der  neue  Vertrag  mit 
einer  in  Wahrheit  „Niederländischen  Gesellschaft11  geschlossen 
werde;  diesem  Wunsch  wurde  sowohl  iu  beiden  Häusern  der 
General-Staaten,  als  in  der  Presse  und  verschiedenen  Flugschriften 
Ausdruck  gegeben.  Au»  der  Erfüllung  dieses  Wunsches  würden 
sich  zwei  Vortheile  ergeben:  einmal  würde  dem  Monopol,  welches 
die  jetzt  vertragende  Gesellschaft,  — in  Wahrheit  eine  englische 
mit  niederländischem  Namen  — mehr  oder  weniger  ausübt,  ein 
Ende  gemacht  und  dadurch,  an  Stelle  des  jetzt  begünstigten 
Singapore,  ein  gröfserer  Theil  des  Verkehrs  im  malayischen  Archipel 
Butavia  und  auderen  kommerziellen  Mittelpunkten  unserer  Kolonien 
zugewandt  werden;  zweitens  würde  der  Industrie  unserer  Kolonien 
und  des  Mutterlandes  ein  gröfserer  Antheil  an  der  Erbauung  und 
Wiederinstandsetzung  der  Flotte  der  Kompanie  zufallen.11  Die 
Kotterdamer  Handelskammer  wandte  sich  mit  einer  Eingabe  an 
die  Regierung  und  ersuchte  die  letztere  zunächst  in  Zukunft  durch- 
weg fremde  Schiffe  auch  im  Küstenverkebr  von  Niederländisch- 
Indicn  zuxulassen,  damit  auf  diese  Weise  das  thaUächliche  Mo- 
nopol der  „Niederländisch- Indischen  Dampfschifffahrtsge.se llschaft“ 
gebrochen  werde.  (Gegenwärtig  ist  nämlich  nur  im  östlichen  Theil 
des  niederländisch- indisch  eu  Archipels,  den  Molukken,  der  Schiff- 
fahrtsverkebr  auch  an  den  Küsten  völlig  frei  und  an  der  Küste 
von  Atjeh  und  (Jst-Sumatra  siud  vertragsmäßig  ueben  deu  nieder 
ländischen  auch  britische  Schiffe  zum  Küstenverkebr  zugelassen.) 

Sodann  wünschte  die  genannte  Handelskammer,  die  Ausver- 
diogung  des  neuen  Veit  rag*  möge  so  eingerichtet  werden,  dafs 
auch  Angebote  auf  die  Übernahme  einzelner  Linien  erfolgen  könnten 
und  unter  Umständen  berücksichtigt  werden  möchten.  Wenn  aber 
das  Staatsinteresse  erfordern  sollte,  den  Vertrag  über  alle  Linien 
als  ein  Ganzes  mit  einer  einzigen  großen  Kompanie  zu  schließen, 
dann  möge  die  Regierung  nicht  das  Interesse  des  niederländische» 
Handels  einem  direkten  finanziellen  Gewinn  des  Staats  opfern, 
vielmehr  darauf  achten,  dafs  die  Kompanie  in  Wahrheit  eine  nie- 
derländische Gesellschaft  sei.  Fremde  Mitwerbung  sollte  nicht 
völlig  ausgeschlossen  sein,  da  dies  zn  übertriebenen  Forderungen 
führen  würde,  allein  so  lange  die  bezüglichen  Bedingungen  nicht 
zu  nachtheilig,  sollte  den  niederländischen  Angeboten  der  Vorzug 
gegeben  werden. 

Daa  Verlangen,  die  fremde  Flagge  durchweg  zur  Küstenfahrt 
in  Niederländisch  - Indien  zuzulassen,  ist,  wie  Flugschriften,  Ein- 
gaben, Zeitungsartikel  beweisen,  ein  vielseitiges.  Ein  lebhafter 
Verkehr  fremder  Dampfer  zwischen  Singapore  einerseits  uud  Häfen 
von  Niederländisch- Indien  andrerseits  findet  schon  jetzt  statt.  Be- 
greiflicher Weise  würden  bei  der  Frcigebung  der  Küstenschifffahrt 
solche  Schiffe  die  Frachten  von  einem  niederländisch  - indischen 
Hafen  zum  anderen  sehr  niedrig  stellen  können  and  es  würde,  zu- 
mal bei  der  zu  erwartenden  vielseitigen  Mitwerbung,  der  Nieder- 
ländisch-Indischen Dampßcbifffahrtsgesellsrbaft  nicht  gelingen,  die 
Mitwerber  durch  zeitweiliges  Herabdrücken  der  Frachten  todt  zu 
fahren,  wie  sie  dies  erfolgreich  bisher  mit  niederländischen  Mit- 
werbern gethan.  Ferner  wird  Klage  darüber  geführt,  dafs  keine 
festen  Tarife  für  Privat- Frachten  bei  der  Kompanie  bestehen  und, 
wie  angeführte  Beispiele  zeigen,  in  Beziehung  auf  die  im  einzel- 
nen Fall  geforderten  Sätze  eine  große  Willkür  jetzt  bestehe;  da- 
zu würden  die  einen  Verfrachter  durch  prompte  Ablieferung  be- 
günstigt, andere  durch  absichtlich  verzögerte  Ablieferung  vernach- 


lässigt. Die  Kompanie  fordere,  sagt  man,  die  Fracht  auch  dann 
ein,  wenn  durch  einen  Seeanfall,  durch  welchen  das  betreffende 
Schiff  verunglückte,  die  Waare  gar  nicht  zur  Ablieferung  gelangte! 
An  der  Nordküst«  vou  Java,  längs  welcher  die  Dampfer  der  Ge- 
sellschaften, die  deu  Verkehr  zwischen  den  Niederlanden  und  nie- 
derländisch Indien  vermitteln,  pas«ireo,  könnt«  eine  erfolgreiche 
Mitwerbung  stattfinden,  wenn  Dicht  die  „N.  J.  Kompanie11  sich  da- 
gegen durch  einen  Vertrag  gesichert  hätte,  io  welcher  jene  Gesell- 
schaften sich  verpflichteten,  der  Kompanie  diesen  Verkehr  allein 
zu  überlassen,  wogegen  die  „N.  J.  Kompanie11  sich  zu  mäßigen 
Frachtsätzen  für  alle  diejenigen  Güter  verstanden  hat,  welche  jene 
Gesellschaften  für  Häfen  annehmen,  welche  über  die  Endpunkte 
ihrer  Linien  in  Niederländisch -Indien  hinausliegen,  demnach  zur 
Weiterbeförderung  der  „N.  J.  Kompanie11  anheimfallen.  Das  jetzige 
System  der  letzteren  begünstige  Singapore,  woher  und  wohin  die 
Schifffahrt  frei  und  verhindere  die  Ausbildung  von  Güter-Sammel- 
plätzeo  im  niederläudisch-indischen  Archipel  zur  Verschiffung  nach 
Europa  und  zur  Verkeilung  aus  Europa  gekommeucr  Waaren 
im  Archipel. 

In  rat-hrereu  zum  Theil  umfangreichen  Folio-Heften  liegen  nun 
die  Bestimmungen  für  die  Ausverdingung  des  neuen  Vertrags, 
welcher  für  die  Zeit  von  1891 — 1905  einschließlich  gelten  soll, 
vor.  Ich  kann  mich  hier  selbstverständlich  auf  eine  Vergleichung 
der  einzelnen  Bestimmungen  des  jetzt  geltenden  Vertrags  mit  dem 
zukünftigen  nicht  ciulassen,  will  über  die  mit  Bezug  auf  die  vor- 
stehenden Bestimmungen  wesentlich  in  Betracht  kommenden 
Punkte  hervorheben,  zunächst  in  Betreff  der  verschiedenen  Linieu. 
Nach  dein  mir  vorliegenden,  im  Jahre  1886  herausgegebeoeo  Hand- 
buche (Gida  voor  Reizigers  usw.)  der  Kompauie  bestehen  jetzt  fol- 
gende vertragsmäßige  Linien:  1.  an  der  Nordküste  von  Java  drei 
Fahrten  im  Monat  zwischen  Batavia  und  Surabaja,  wobei  zweimal 
nur  Samaraog,  einmal  nur  Cberibon  berührt  wird,  ferner  dreimal 
im  Monat  Fahrten  zwischen  den  beiden  genannten  Häfeu,  wobei 
mehrere  Plätze  berührt  werden.  2.  an  der  Nordküste  von  Java, 
östlich  von  Surabaja,  bis  nach  Arapeoan  auf  Bali,  wobei  eine  Reihe 
von  Plätzen  berührt  werden,  ein  Mal  im  Monat  bin  und  her. 
8.  an  der  Südküste  von  Juva  einmal  im  Monat,  abwechselnd  von 
Batavia  nach  Tjilaljap  und  von  Batavia  nach  Patjitan.  4.  au  der 
Westküste  von  Sumatra,  einmal  alle  14  Tage  von  Batavia  nach 
Atjeh  und  zurück,  wobei  Telok  Betong,  Benkulee,  Padang  und 
Analubu  berührt  werden;  ferner  einmal  im  Monat  von  Padang 
nach  Singapore  und  zurück,  wobei  immer  eine  ganze  Reihe  von 
Häfen,  zum  Theil  abwechselnd  verschiedene,  berührt  werden.  5.  an 
der  Ostküste  von  Sumatra;  von  Batavia  nach  Atjeh  hin  und  her 
einmal  im  Monat  unter  Berührung  folgender  Plätze:  Muntok,  Riouw, 
Singapore,  Penang,  Edi,  Telok  Samawe,  Saroalangan,  Pedir.  Die 
Abfahrt  von  Singapore  erfolgt  24  Stunden  nach  Ankunft  des  eng- 
lischen Postdampfen  (der  P.  u.  ().).  Von  Batavia  über  Muntok 
uach  Palembang  und  zurück  einmal  iui  Monat;  von  Palembang  uach 
Djambi«  und  zurück  einmal  im  Monat;  endlich  von  Riouw  nach 
Bangkalan  Siatas  und  zurück  einmal  im  Monat  unter  Berührung 
mehrerer  Plätze,  namentlich  von  Dell,  dem  bekannten  Zentrum  der 
Tabakskultur  von  Ost-Sumatra.  6 an  der  Westküste  von  Borneo; 
einmal  im  Monat  von  Batavia  nach  Singkuwang  und  zurück.  7.  au 
der  Südküste  von  Bornen,  einmal  im  Monat  von  Surabaja  über  die 
Insel  Bawean  nach  Bandjermasin , die  Insel  Kottababru  und  nach 
Kutei.  8.  Molukken.  Diese  werden  bei  einer  ganzen  Reihe  von 
Landungsplätzen  durch  «ine  monatlich  von  Surabaja  ausgehende 
Nord-  und  durch  eine  monatlich  von  Makassar  ausgehende,  Timor 
(Kupang)  einschlifßeude  Südlinie  verbunden.  Endlich  besteht  noch 
von  Makassar  aus  eine  Linie  zur  Verbindung  der  verschiedenen 
Plätze  von  Süd  - Celebes.  9.  Neu  - Guinea.  Diese  Linie  ist  eine 
vierteljährliche;  eie  geht  von  Makassar  aus  und  ist  eine  Rundreise, 
wobei  Amboina.  Banda,  Gisser,  Neu-Guioea’s  Westküste  an  zwei 
Punkten:  Sekar  und  Skru,  ferner  die  Key-Ina«ln  (Dula),  Arni-Inseln 
(Dobbo),  Timor  Laut,  Daunnar,  der  östliche  Theil  von  Timor,  Wet- 
ter und  wiederum  Banda  und  Amboina  berührt  werden.  Als  Linieu 
außerbalb  des  Vertrags  führt  das  genannte  Handbuch  der  Kompanie 
noch  auf:  eine  monatliche  Linie  zwischen  Palembang  und  Singapore, 
eine  monatliche  Linie  zwischen  Batavia  und  Amoy,  uud  Reisen 
zweier  Dampfer  der  Gesellschaft  zwischen  Makassar  und  Singapore 
bei  im  voraus  nicht  bestimmten  Abfahrtszeiten. 

Die  Bestimmung  des  Artikels  1 der  Ausverdingung  für  den 
neuen  Vertrag  enthält  die  verschiedenen  Linien  unter  15  Nummern 
und  ist  dabei,  im  Wesentlichen  von  kleinen  Änderungen  abgesehen, 
die  Häufigkeit  und  Richtung  der  Fahrten,  wie  sic  vorstehend  auf- 
geföhrt  sind,  beibeballeu,  mit  einer  Ausnahme:  diese  betrifft  Neu- 
guinea. Es  ist  bemerkenswert!),  daß  neben  der  Westküste  nun- 
mehr auch  die  Nordküste  des  niederländischen  Neu-Guioea,  und 
zwar  bis  zur  Humboldt-Bai,  von  den  niederländischen  Postdampfern 


676 

Nr.  46.  EXPORT,  Organ  de«  Centnilverein»  ffir  Handelsgeographie  etc.  |S87. 


regelmäfsig  vierteljährlich  angelaufen  werden  soll,  und  zwar  soll 
sie  in  Zukunft  von  Ternate,  dem  Mittelpunkt  der  Molukken,  aus- 
gehen, von  wo  aus  bisher  der  geringe  Tauschverkehr  mit  diesem 
Theil  Neu  Guinea’*,  gestützt  auf  eine  Art  Suzcränität  des  wiederum 
den  Niederlanden  botmäfsigen  Sultans  von  Tidore,  stattfand.  Ver- 
mutlich will  man  sieh  damit  die  Kosten  der  Kriegsschifffahrteo 
sparen,  welche  bisher  alljährlich  längs  der  niederländischen  Nord- 
küste stattfanden  und  die  namentlich  durch  das  Eindringen  ln  den 
Rochussen-  oder  Amberno-Flufs,  wesentliche  Beiträge  tnr  geogra- 
phischen Kunde  von  Neu-Guinea  lieferten,  kommerzielle  Ergebnisse 
indefs  nicht  batten.  Es  sollen  hier  namentlich  die  Geelviok-Bai 
und  Doreh  angelaufen  werden,  wohin  sich  bisher  schon  die  haupt- 
sächlich auf  Tripang-Ausbcute  ausgehende  niederländisch-indische 
Segelschifffabrt  richtete. 

Cm  den  geäufsertcn  Wünschen  entgegen  zu  kommen,  können 
Angebote  sowohl  auf  das  Ganze,  wie  auf  einzelne  Linien  (Parzelen) 
des  Dienstes  gemacht  werden,  und  es  sollen  sich  die  Anbieter 
ferner  darüber  Sufsern,  was  sie  fordern,  wenn  ihnen  der  Anspruch 
auf  die  Regierungstransporte  zugestanden  wird,  und  was  sie  for- 
dern, wenn  das  nicht  geschieht. 

Der  Ausverdingnng  sind  eine  Reihe  von  Erläuterungen  bei- 
gegeben, in  welchen  das  inehrbcsprochene  thatsächliche  Küsten- 
schifffahrts-Monopol der  jetzt  in  Vertrag  stehenden  Kompanie  sehr 
ausführlich  erörtert  wird.  Als  das  wirksamste  Mittel  wird  hier 
im  Gegensatz  zu  den  vorerwähnten  Vorschlägen  und  Anregungen 
in  der  Presse  und  seitens  verschiedener  Behörden,  die  Freihaltung 
der  Regierung  von  der  Verpflichtung,  alle  ihre  Beförderungen  von 
Personen  und  Gätern  der  vertragscblicfsendeti  Kompanie  zu  über- 
geben, bezeichnet,  eine  Mafsregel,  die  freilich  zum  Nacbtbeil  der 
Staatskasse  durch  die  Forderung  einer  bedeutend  höheren  Subsidie 
allem  Auscheine  nach  werde  erkauft  werden  müssen.  Ob  Aussicht 
auf  Freigebung  der  Küstenfahrt  an  die  Schifffahrt  aller  Nationen 
vorhanden,  darüber  ergiebt  sich  in  diesen  Erläuterungen  nichts. 

Mit  grofsem  Interesse  wird  man  der  im  nächsten  Frühjahre 
zu  erwartenden  Entscheidung  über  den  Postdampferdienst  im  nieder- 
ländischen Archipel  entgegen  sehen;  es  ist  zu  wünschen.  dafH 
die  schwebenden  Fragen  in  einer  der  Förderung  des  ostasiatischen 
Seeverkehrs  überhaupt  entsprechenden  Weise  gelöst  werden. 

Nachschrift.  Über  die  Berechnung  der  Fracht  für  Regierung»- 
güter  geht  mir,  nach  Abfassung  des  Vorstehenden  noch  folgende 
aufltlärende  Auskunft  von  völlig  zuverlässiger  Seite  za. 

Nach  Tarif  Nr.  7 zum  niederländisch-indischen  „Staatsblad“ 
18*2  Nr.  161  wird  als  Mafs  gleich  einem  Koyang  Schiffsraum  2,5 
cbm  angenommen.  Derselbe  Tarif  enthält  eine  Übersicht  in  Kilo- 
grammgewicht von  verschiedenen  Gütern,  welche  gleich  einem 
Koyang  zu  rechnen.  Darnach  kommen  z.  B.  auf  ein  Koyang  700  kg 
Baumwolle,  800  k|  Zimmet  oder  Kassia,  900  kg  Gewürznägel, 
1000  kg  Erdfrüchte,  Zwiebeln,  Brot,  Muskatblfltbe,  Gummi  und 
Harz,  Farbholz,  1050  kg  Häute  und  Leder,  1150  kg  Indigo,  1200 
kg  Gerätschaften,  beschädigte  Muskatnüsse  nnd  beschädigter  Pfeffer, 
indisches  Tauwerk,  1350  kg  Cochenille,  unbeschädigte  Muskatnüsse, 
Sago,  8peck,  europäisches  Tauwerk,  gesalzenes  Fleisch  und  Fisch, 
1400  kg  Anker  im  Gewicht  von  über  600  kg,  schweres  Geschütz, 
schwere  Maschinenteile,  1450  kg  Kaffee,  1600  kg  Anker  unter 
500  kg,  leichtes  Geschütz,  Kupferwerk,  leichte  Maschinenteile, 
massives  Eisenwerk,  1700  kg  massives  Metall-  und  Stahlwerk. 
1800  kg  Erde,  Ballast,  Blech,  Bohnen,  Butter,  Zement,  Dachpfannen, 
Erze,  Erbsen,  Korn,  Guano,  Elfenbein,  Kalk,  Kupfer,  Blei,  Marmor, 
Mehl.  Metalle,  Mauersteine,  Mineralien,  Perlmutter-  und  andere 
Muschelschalen,  Pech,  Geschützkngeln,  Salpeter,  Reis,  Zucker,  Nägel, 
Steine,  Talkerde,  Zinn,  Firbemineralien,  Fett  und  Talg,  Wachs, 
Eisen,  Schwefel. 

Asien. 

Deutschlands  Antheil  an  der  Entwickelung  Japans.  Iro 

schroffen  Gegensatz  zu  dem  ihm  naheliegenden  und  nabeverwand- 
ten China,  hat  Japan  sich  bereits  seit  vielen  Jahren  bemüht,  abend- 
ländische Kultur  sich  anzueignen,  seine  alten  seit  Jahrtausenden 
stabil  gebliebenen  Einrichtungen  dureb  die  Europas  zu  ersetzen, 
das  noch  in  tiefer  Barbarei  befangen  lag,  als  dieses  am  äufsersteo 
Osten  gelegene  Reich  auf  seiner  jetzigen  Kulturhöhe  schon  ange- 
langt war  und  das  doch  von  jenem  beut  so  weit  überholt  ist. 

Die  japanischen  Leistungen  in  der  Holz-  und  Lackinduslrie, 
in  der  Verfertigung  von  Webestoffen,  von  Papier,  in  Elfenbein-, 
Schildpatt-,  Horn-  und  Perlmutterarbeiten,  in  Metallgufs  und  in 
Schmiedearbeiten , in  der  Keramik  und  Emailindustrie  sind  zum 
Theil  sehr  hervorragend  und  ihr  Bekanntwerden  in  Europa  ist 
namentlich  seit  den  grofsen  Weltausstellungen  nicht  ohne  hemer- 
konswerthen  Einflufs  auf  unsere  eigene  Industrie  gewesen.  Die 
inneren  Vorzüge  der  japanischen  Fabrikate,  wie  ihre  eigenartige 


Form  und  ihre  zum  Theil  wunderbar  schöne  und  reiche  Atmtit- 
tung  erregen  mit  Recht  unsere  Bewunderung.  Einige  Phasen  die*er 
heimischen  japanischen  industriellen  Entwickelung  Japans  «iai 
bereits  wiederholt  in  diesen  Spalten  geschildert  worden.  Wir  dür- 
fen dieselbe  daher  als  bekannt  voranssetzen  und  möchten  nur  die 
jenigen,  welche  sich  genauer  über  dieses  sehr  interessante  Thrai 
zu  unterrichten  wünschen,  auf  das  vorzügliche,  erschöpfende  Wr-d 
ReinV)  verweisen,  welcher  alle  Zweige  der  gewerblichen  Tbltig- 
keit  der  Japaner  ausführlich  geschildert  und  durch  inei»terlnf:T 
Illustrationen  dem  Verständnis  näher  gerückt  hat. 

ln  neuster  Zeit  aber,  seitdem  Japan  mit  den  Industrieprwhi 
ten  Europas  bekannt  wurde,  seitdem  es  durch  wenigstens  tke.1 
weise  Annahme  europäischer  Lebensanscbnungen  und  Einrichtung- 
einen  wachsenden  Geschmack  an  den  gewerblichen  Erzeugnis; 
unseres  Erdtheils  gewann,  bat  sich  sogleich  auch  der  Gedanke  p 
regt,  diese  Erzeugnisse  in  dem  eigenen  Lande  herzustellen.  Za 
dem  Wunsche,  die  in’s  Ausland  verschickten  Summen  der  einbe- 
mischen  Arbeit  za  erhalten,  gesellte  sich  ein  starkes  Gefühl  d« 
Ehrgeizes,  wonach  der  Japaner  dem  ihm  so  weit  Qberleg«;' 
Fremden  sich  gleichznstellen  wünschte. 

Zu  diesem  Zwecke  haben  die  Japaner  einen  doppelten  Wtc 
genommen.  Sie  haben  junge  Leute  zu  uns  herübergeschickt,  am  u 
der  Quelle  zu  lernen,  sie  haben  auch  Utero  erfahrene  Minner  be- 
auftragt, unsere  Verhältnisse  zu  studireu  und  zu  sehen,  was  t« 
ans  vortheilhaft  in  ihr  Heimatbland  verpflanzt  werden  könne. 
Die  japanische  Regierung  hat  dazu  bereitwillig  die  nöthigen  Kittel 
angewiesen.  Die  Regierung  bat  ferner  tüchtige  europäische  Krifu 
hinübergezogen,  um  veraltete  und  unbrauchbare  Eioricbtntu:*fi 
durch  neue,  zweckentsprechende  zu  ersetzen  und  das  japanstck 
Reich  Europa  immer  ähnlicher  zu  gestalten.  Zu  Anfang  warec  es 
1 Engländer  und  Franzosen,  welche  man  berief,  später  sind  Denlt'bt 
vor  allen  bevorzugt  worden  und  geniefsen  diesen  Vorzug  noch 
1 heute.  Doch  darf  nicht  verschwiegen  werden,  dafs  seit  weaiga 
J Jahren  die  Zahl  der  in  japanischen  Diensten  sich  befindenden  Av- 
länder  ganz  aufserordentlich  abgenommen  hat.  Ihre  Stellen  »ind 
durch  Japaner  besetzt  worden,  deren  ungenügende  Vorbildung  nun 
für  ausreichend  hielt,  die  eingefübrten  Reformen  weiter  zu  leifea 

Dafs  die  Japaner  sich  von  Jahr  zu  Jahr  mehr  von  fremder  Be 
vormundung  frei  zu  machen  suchen,  ist  bekannt.  Ob  sie  wbos 
jetzt  dazu  reif  sind,  ist  freilich  sehr  fraglich.  Im  Jahre  1873  .«jo- 
den 427  Ausländer  in  Diensten  der  japanischen  Regierung.  A»v:n 
waren  266  Engländer,  10O  Franzosen,  38  Amerikaner,  je  19  Deutsche 
und  Holländer  und  1 Italiener.  Dagegen  zeigt  das  Jahr  1S87  eine 
sehr  bedeutende  Abnahme  der  Ausländer  und  dabei  eine  »ehr 
wesentliche  Verschiebung  der  Nationalitäten,  wobei  besonders  Mf 
fällig  ist,  dafs  die  Zahl  der  Deutschen  nicht  nur  relativ,  sonder 
auch  absolut  eine  weit  gröfsere  ist.  Sie  hat  sich  gegen  1873  o-rtr 
als  verdoppelt  Wir  finden  jetzt  nur  162  fremde  Angestellte  ooi 
zwar  71  Engländer,  44  Deutsche,  26  Amerikaner,  11  Franzos«  ui 
6 Italiener.  Von  den  44  deutschen  Beamten  dienen  6 im  Indwtiit- 
fach.  9 sind  mit  der  Ausführung  der  Regierungsbauten  betrau»,  ß 
sind  Mitglieder  der  Armee  und  der  Flotte,  die  verbleibenden  C 
sind  unter  die  verschiedenen  Behörden  vertheilt 

Diese  Bevorzugung  der  Deutschen  danken  sie  ohne 
nebeo  ihrer  Tüchtigkeit  zum  nicht  geringen  Theil  dem  grofsee  po- 
litischen Einflufse,  welchen  das  Deutsche  Reich,  wie  überall,  so  zur) 
in  Ostasien  gewonnen  hat  Wenn  das  japanische  Volk  sieht 
seine  Regierung  die1  meisten  Kräfte  für  die  Reformen  des  Rfici» 
aus  Deutschland  bezieht,  wie  die  Lehrkräfte  für  die  UiivenM 
and  die  höheren  Schulen,  Rechtsgelehrte  für  den  Entwurf  n?c~ 
Gesetze,  Militärinstruktoren,  Bauingenieure,  technische  Leiter  fi* 
neue  Fabriken . dafs  die  Konstitution  des  Landes  nach  dem  4« 
Deutschen  Reichs  modellirt  wird,  dann  ist  es  nur  folgerichtig,  dift 
in  dem  Volk  der  Glaube  an  die  Gröfse  und  die  Leistungsfähig^ 
jenes  Landes  bestärkt  wird.  Wo  solche  Faktoren  mitwirkeo.  toi 
wie  ein  Österreichischer  Konsulatsbericht  treffend  hervorhebt,  Sr 
die  Entwickelung  der  kommerziellen  Beziehungen  natürlich  die  gr- 
ätigsten Chancen  vorhanden. 

Vornehmlich  empfindet  England  die  deutsche  Konkurs« 
schwer.  Freilich  nimmt  England  noch  immer  im  Handel  mit  Jip>- 
die  erste  Stelle  ein.  Weun  man  aber  die  Ziffern,  welebe  die  Hap- 
delsbewegnng  darstellen,  genau  prüft,  so  wird  es  klar  erskhüid. 
dafs  seit  1878  Englands  Handel  mit  Japan  in  stetiger  und  bedfii- 
tender  Abnahme  begriffen  ist  Englands  Antheil  betrag  d*n»b 
58 .g  */o,  aber  1886  nur  89, 5 % an  der  Gesnmmtansfuhr.  Der»dk< 
hat  sich  demnach  nm  19,]  °/0  verringert. 

Dagegen  ist  Deutschlands  Einfuhrbandel  konstant  gestiefer 
er  nimmt  gegenwärtig  unter  den  europäischen  Staaten  bereits  den 

*)  Rein,  Japan  nach  Reisen  und  Studien,  Leipzig,  W.  Engelmans,  m 


J 


1887. 


Nr.  46. 


677 

EXPORT,  Organ  dea  Central Terein*  für  Handelageographie  etc. 


zweiten  Rang  ein,  wahrend  er  diesen  Plalz  früher  Frankreich  ein- 
rtutnen  roufste.  Nach  der  offiziellen  Statistik  soll  die  deutsche 
Einfuhr  des  Jahres  1886:  Millionen  Yen*)  betragen.  Ein  deutscher 

Konsulatsbericht  weist  indefs  nach,  dafs  diese  Angaben  weit  unter 
der  Wirklichkeit  stcheu;  beispielsweise  war  die  Einfuhr  des  Jahres 
188h  um  844  520  Yen  gröfser  als  die  amtliche  Zusammenstellung 
ergab.  Es  ist  Deutschland  gelungen,  von  den  Monopolen,  die  Eng- 
land früher  besafs,  eins  nach  dem  andern  zu  durchbrechen.  So  ist 
dien  bei  Maschinen  der  Fall  gewesen,  an  denen  der  Bedarf  ein  immer 
gröfserer  wird.  Von  dem  für  1886  auf  882  800  Yen  angegebenen 
Werth  der  importirten  Maschinen  (aofser  Lokomotiven)  kamen  auf 
die  deutsche  Provenienz  74  182  Yen.  Und  man  wird  aus  oft  an- 
geführten Gründen  diese  Ziffer  noch  hoher  stellen  m&ssen. 

Von  englischer  Seite  bat  man  nicht  verfehlt,  den  Grund  für 
den  Rückgang  des  eoglischen  und  das  Aufblühen  des  deutschen 
Handels  dem  persönlichen  Einflufs  des  deutschen  Gesandten  in 
Tokio  znzusebreiben,  während  man  englischerseits  dergleichen  als 
unter  der  Würde  eines  Stellvertreters  Ihrer  Majestät  aosehen  will. 
Dies  geschah  in  einem,  von  dem  englischen  Gesandten  in  Tokio 
empfohlenen  KonsulaUbericht.  Man  hat  dabei  zugleich  den  eng- 
lischen, iu  Japan  etablirten  Kaufleuteo  vorgeworfeo,  dafs  ihre 
luxuriöse  Lebensweise,  Sorglosigkeit  und  Mangel  an  Energie  zum 
grofsen  Theil  Schuld  an  dem  Niedergang  des  englischen  Handels 
tragen.  Gegen  beides  haben  die  betreffenden  Kaufleute  protestirt; 
namentlich  haben  sie  es  betont,  dafs  eine  Anschuldigung  der  japa- 
nischen Behörden,  als  gäben  sie  dem  deutschen  Einflufs  in  nicht  zu 
rechtfertigender  Weise  nach,  sei  dieselbe  nun  begründet  oder  nicht, 
durchaus  keine  Vortheile  für  den  japanischen  Handel  haben  könne. 

Der  österreichisch-ungarische  Konsul  in  Yokohama  schreibt 
die  Schuld  sowohl  den  englischen  Fabrikanten  als  den  englischen 
Kaufleuten  in  Japan  zu.  Der  englische  Kaufmann,  stolz  geworden 
durch  die  grofsen  Erfolge  der  Nation,  ignorirte  bis  vor  kurzem 
die  ihm  kleinlich  erscheinenden  Bemühungen  anderer  und  insbe- 
sondere der  deutschen  Konkurrenten,  an  seiner  Seite  festen  Fufs 
zu  fassen,  giozlich.  Er  arbeitete  io  konservativem  Geleise  weiter, 
liefs  sich,  wie  bisher,  von  den  Konsumenten  in  seinem  Bnreau 
aufsuchen  und  zeigte  für  deren  Wünsche  wenig  Berücksichtigung, 
da  ja  die  Fabriken  in  England  im  Allgemeinen  nur  mit  grofsen 
Produktionen  rechnen  and  dem  speziellen  Geschmack  und  oft 
unbedeutend  klingenden  Anforderungen  der  Konsumenten  wenig 
Aufmerksamkeit  schenken  können. 

Anders  bandelt  der  deutsche  Kaufmann.  Er  verschmäht  es 
nicht,  sich  die  Landessprache  anzueignen,  selbst  die  Japaner  auf- 
zusueben  und  im  persönlichen  Umgang  sich  deren  Gunst  und 
Kundschaft  zu  erwerben,  sowie  schlief» lieh  durch  eogagirte  japa- 
nische Agenten  einen  regen  Kontakt  zu  erhalten.  Dabei  vernach- 
lässigt er  such  nicht  die  geringste  Bestellung  und  bemüht  sich, 
nach  jeder  Richtung  hin  den  Geschmack,  ja  selbst  die  Laune  des 
Käufers  zu  befriedigen.  Dem  von  Natur  eitlen  Japaner  gefallt 
dies  Entgegenkommen  der  Deutschen,  man  darf  sich  daher  nicht 
wundern,  wenn  er  bei  gleichen  Recbnungsfaktoren  die  Deutschen 
bevorzugt  und  es  wäre  eigenthümlich,  wenn  er  bei  Tortheilhafteren 
Geschäftsbedingungen  die  Deutschen  zurücksetxen  würde.  Und 
solche  vorteilhafteren  Geschäftsbedingungen  zeigten  sich  tat- 
sächlich anf  8eite  der  Deutschen. 


Der  japanische  Handel  hatte  mehrere  Jahre  hindurch  an  einer 
sehr  empfindlichen  Depression  zu  leiden.  Aber  eine  überaus  reiche 
Thec-  und  Seidenernte  bat  die  Kaufkraft  des  Volkes  vermehrt, 
die  sich  bei  gleich  günstigen  Ergebnissen  und  friedlicher  Ent- 
wickelung immer  mehr  heben  umf».  Nehmen  die  jetzt  schwebenden 
Verhandlungen  mit  den  meisten  europäischen  Staaten  sowie  mit 
der  nordamerikanischen  Union,  wie  voraussichtlich,  einen  günstigen 
Verlauf,  wird  eine  weitere  Anzahl  von  Häfen  dem  europäischen 
Verkehr  geöffnet,  so  mufs  das  natnrgemäfs  eine  Erweiterung  der 
mswärtigen  Handelsbeziehungen  znr  Folge  haben. 

Die  Japaner  bemühen  sich  allerdings  auf's  Äusscrate,  neue 
Industrien  in  s Leben  zu  rufen  und  damit  sich  von  Europa  und 
Nordamerika  wirtschaftlich  mehr  und  mehr  freizumacben.  Das 
Volk  beteiligt  sich  lebhaft  mit  seinen  Kapitalien  an  der  Anlage 
von  Eisenbahnen  und  der  Gründung  von  Gesellschaften  für 
Industrie-  und  Handelsunternehmungeo  aller  Art.  Ja  es  scheint, 
1a  fast  jede  Post  Nachrichten  von  neuen  Geaellscbaftsgr&ndungen 
mit  Kapitalien  von  unbegreiflicher  Höhe  zur  Errichtung  von 
Spinnereien,  Tuch-,  Baumwoll-  und  Seidenwebereien,  Zucker-,  Glas- 
jud  Papierfabriken,  kurz  von  Unternehmungen  auf  jedem  Gebiet 
des  Handels  uod  der  Industrie  bringt,  als  sei  in  Japan  eine  ähn- 
liche Grüodungswuth  ansgebroebeu  wie  seiner  Zeit  1872 — 1873  in 
rinzelneo  Tbeilen  Europas. 


i 


Wenn,  was  nur  ete  Frage  der  nächsten  Zeit  ist,  das  ganze 
Insclreich  dem  auswärtigen  Verkehr  eröffnet  sein  wird,  so  werden 
alle  Erwerbsquellen  und  Naturschätze  Japans  jedem  unternehmen- 
den Fremden  offen  sichen.  Fremdes  Kapital  wird  zur  Ausbeutung 
der  Bergwerke  sowie  in  Seiden-,  Baumwoll-  und  Wollfabriken  Ver- 
wendung finden,  und  ein  neuer  Wettstreit  auf  industriellem  Gebiete 
wird  zwischen  westländischer  uud  einheimischer  Leistungsfähigkeit 
beginnen.  Schon  beschäftigen  sich  hervorragende  Kaufleute  und 
Industrielle  in  London  mit  dem  Plane,  eine  Gesellschaft  mit  einem 
Kapital  von  10  Millionen  Yen  zu  grnoden,  um,  nach  Eröffnung  des 
Landes  Baumwoll-  und  Seidenspinnereien,  Färbereien  und  Webe- 
reien anzulegen  und  mit  Hilfe  der  billigen  Arbeitskräfte  Stoffe, 
nicht  alleio  zur  Deckung  des  japanischen  Bedarfs,  sondern  auch 
zur  Ausfuhr  io  die  Nachbarländer  zu  erzeugen. 

Was  die  Baumwollindustrie  bereits  leistet,  ist  erstanulich. 
Gegenwärtig  sind  in  Japan  21  Spinnereien  thätig  mit  74  120  Spindeln, 
welche  ein  Kapital  von  2 Millionen  Yen  repräsentiren.  Ihre  Pro- 
duktion für  1886  wird  auf  3 686  135  Kätties  (1  Kätti  = l1^  Pfund 
engl.)  angegeben.  Neue  Spinnereien  sind  in  der  Entstehung  begriffen. 
Dennoch  importirte  Japan  immer  noch  über  21  Millionen  Kätties 
Garn,  davon  12  Millionen  aus  England,  9 Millionen  aus  Britisch- 
Indien. 

Dagegen  ist  man  mit  der  Errichtung  einer  Baumwollweberei 
nicht  glücklich  gewesen.  Die  Einfuhr  von  bedruckten  Baumwoll- 
stoffen, Drills,  Satins,  Velvets  und  Shirtings  ist  noch  immer  enorm, 
sie  stammt  fast  ausscbliefslich  aus  England;  Deutschland  erscheint 
in  den  Handelsberichten  wenigstens  nur  bei  bedruckten  Zeugen 
und  Satins  einigermaafsen  betheiligt.  Indessen  weist  ein  deutscher 
Konsulatsbericht  nach,  dafs  unsere  Einfuhr  in  diesem  Artikel, 
wie  überhaupt,  bedeutend  unterschätzt  ist. 

Die  Engländer  fangen  aber  an,  namentlich  in  Shirtings,  wovon 
sie  über  32  Millionen  Kätties  jährlich  einführen,  den  Markt  zu 
verlieren,  weil  ihre  Waare  immer  schlechter  und  daher  immer 
weniger  beliebt  geworden  ist.  Ihre  Shirtings  enthalten  von  Jahr  zu 
Jabr  weniger  und  immer  gröbere  Baumwolle  und  immer  mphr  Appre- 
tur. Sie  ist  daher  nicht  haltbar.  Zudem  werden  die  Stücke  viel 
zu  breit  gewebt,  sie  sollten  nicht  breiter  als  14*/z  Zoll  engl.  sein.  So 
werden  die  japanischen  Stücke  gefertigt.  Die  letzteren  siud 
dreimal  so  theuer  als  die  importirten  eoglischen  Shirtings,  alter 
halten  mehr  als  dreimal  so  lange  und.  fügt  die  Handelskammer  in 
Tokio  hinzu,  eine  Waare.  die  besser  ist.  wird  sieb  weit  eher  einen 
Markt  in  Japan  siebent,  als  eine  schlechtere,  auch  wenn  die 
letztere  billiger  sein  sollte.  Die  Haltbarkeit  eines  Gegenstandes 
ist  seine  beste  Empfehlung. 

Bei  dem  fast  allzu  heftigen  Drängeo  nach  jeglichem  Zubehör 
europäischer  Kultur  giebt  es  gegenwärtig  kaum  ein  Feld,  auf 
welchem  die  Japaner  sich  nicht  versuchen  möchten.  So  genügt 
ihnen  ihre  alte  Methode,  nach  welcher  sie  die  unübertrefflichen 
Produkte  ihrer  Keramik  erzeugt  haben,  nicht  mehr.  Die  Erzeugung 
soll  massenhafter  und  schneller  sein.  Daher  wurde  vor  kurzem 
in  Kioto  mit  einem  Kapital  von  200  000  Yen  eine  Porzellan-  und 
Steingut-Manufaktur  gegründet,  für  welche  man  auswärtige  Ma- 
schinen ankanfen  und  einen  ausländischen  Direktor  anstellen  will. 
Eine  die  Anlage  von  Ziegeleien  als  Spezialität  betreibende  Firma  in 
Magdeburg  erhielt  vor  kurzem  den  Auftrag,  in  Japan  drei  Ringofen- 
Ziegeleien  für  eine  jährliche  Produktion  von  16  Millionen  Mauer- 
steinen zu  erbauen  und  sämmtliche  dazu  gehörige  Dampf-  und 
Ziegelmascbinen  zu  besorgen.  Man  wird  sich  die  Häus»-r  in  Japan 
in  Zukunft  in  weniger  leichterem  nnd  in  knofortahlerem  Stile  bauen 
wollen  als  hisher.  Auch  in  anderer  Weise  dokumentirt  sich  diese 
Richtung,  aber  auch  zugleich  die  Neigung,  alles  Erforderliche  im 
Lande  selber  zu  erzeugeu. 

Die  Glasfabrikation  war  in  Japan  ursprünglich  unbekannt. 
Die  japanischen  Zimmer  erhielten  und  erhalten  zum  größten  Theil 
such  beut  noch  ihr  Licht  durch  die  Shoji,  Schieber,  die  durch 
feingebobelte  Holzstäbe  der  Länge  und  Breite  nach  in  ein  Netz 
von  Rechtecken  verwandelt  wurden , über  welche  man  von  aufsen 
starkes  durchschimtnerndcs  Papier  klebte.  Diese  Schieber  vertreten 
demnach  unsere  Fenster,  welche  Gi&man  - Shoji  d.  i.  Glasfenster 
beiften. 

Aber  in  neuester  Zeit  kam  mit  dem  Geschmack  an  manchen 
andren  europäischen  Erzeugnissen,  welche  einigen  Komfort  in  die 
so  dürftig  ausgestatteten  japanischen  Häuser  brachten,  auch  das  Fen- 
sterglas. Der  Verbrauch  desselben  steigt  mit  jedem  Jahre;  1886 
führte  man  86  482  Kisten  im  Werth  von  186  405  Yen.  zum  «röfa- 
teo  Theil  aus  Belgien,  nächstdem  aus  England  uud  Deutschland 
ein.  Dazu  kamen  in  demselben  Jahre  noch  für  37  333  Yen  Glas- 
waaren  aus  denselben  Ländern,  nur  dafs  England  hierbei  die  füh- 
rend« Rolle  zufällt. 

Auch  hierin  suchen  die  Japaner  sich  selbständig  zu  machen. 


•)  1 Yen  - 4,iu  M. 


Nr.  46. 


678 

EXPORT,  Organ  des  Centralvereio»  für  Handelageographie  etc.  1887 


Vor  kurzem  bildete  sich  eine  Gesellschaft  unter  dein  Titel  .The 
Japan  Glas»  Manufacturing  Company-  mit  einem  Kapital  von 

180  000  Yen,  welche  zunächst  ihren  Chefingenieur , einen  Japaner, 
auf  ein  Jahr  nach  Schottland  entsandte  zum  Zweck  technischer 
Studien  und  zum  Ankauf  von  Muscbiueo. 

In  derselben  Weise  will  man  bei  der  Wollfabrikaüou  Vor- 
gehen. Die  Kleidang  des  Japaners  wurde  ursprünglich  aus  Hanf-, 
Baumwoll-  oder  Seidengeweben  verfertigt,  erst  in  der  Neuzeit  sind 
auch  Leinwand  und  Wollstoffe  hinzugetreten.  Gegenwärtig  beläuft 
sieb  die  Einfuhr  von  Garnen,  Wolldecken,  Flanell,  Italian  Cloth, 
Musselinen  und  Tuchen  auf  nahezu  3*/s  Millionen  Yen  im  Jahr,  in 
welche  sich  England  und  Deutschland  theilen;  nur  bei  Musselinen 
tritt  Frankreich  neben  Deutschland  und  zwar  in  hervorragender 
Weise  auf.  Es  haben  sieb  nun  zwanzig  Kaufleute  ersten  Ranges 
von  Sbiga  zusamroengethan,  um  eine  Wollenwaarenfabrik  zu  er- 
richten, deren  Geschäfte  indefs  erst  beginnen  werden,  wenn  der 
dafür  engagirte  Ingenieur  von  einer  einjährigen  Studienreise  aus 
Europa  zurnckgekehrt  sein  wird.  Auch  will  utaD  mehrere  japanische 
Arbeiter  zur  Erwerbung  praktischer  Kenntnisse  nach  Europa  senden. 

Das  eigenartige  berauschende  Getränk  der  Japaner  ist  das 
Sake  oder  Seishu.  Es  ist  dies  ein  aus  Reis  bereitetes  Getränk, 
das  sich  im  Alkoholgehalt  von  Bier  und  Schnaps  wesentlich  entfernt 
und  wie  Wein  eine  Mittelstellung  zwischen  beiden  einnimmt.  Wenige 
Europäer  können  sich  mit  dem  Geschmack  des  Sake  befreunden, 
bei  den  Japanern  ist  es  aber  sehr  beliebt  Ein  anderes  be- 
rauschendes Getränk,  ebenfalls  aus  Reis,  ist  das  Koji.  indessen 
haben  die  Japaner  an  dcu  importiren  Weinen,  Schuüpseu  und 
Bieren  sehr  bald  Gefallen  gefunden,  die  Einfuhr  nimmt  von  Jahr 
zu  Jabr  zu,  Bier  in  Fässern  und  Flaschen  wurde  1886  für 

181  967  Yen  eingeföhrt.  Von  diesem  Betrage  entfielen  auf  Deutsch- 
land 97  095,  auf  England  52  774,  auf  Dänemark  28  650  Yen.  Doch 
dürfte  die  für  Deutschland  naebgewiesene  Summe  sich  tba  Laich  lieh 
noch  höher  stellen,  wenn  inan  in  Betracht  zieht,  dafs  ein  Theil 
der  meist  aus  Norddeutscbland  stammenden  Ausfuhr  ihren  Weg 
über  England  nimmt  Die  Japaner  ziehen  die  bellen  Biere  vor, 
die  dunklen  werden  nur  von  Europäern  getrunken.  Nun  hat  sich 
kürzlich  in  Tokio  eine  «Japan  Brewing  Go."  gebildet  mit  einem 
Kapital  von  160  000  Yen,  welche  ihre  Maschinen  in  Chemnitz  be- 
stellte, auch  einen  deutschen  Braumeister  engagirte.  Unter  den 
Maschinen  befindet  sieb  auch  ein  Kühlapparat  und  eine  Eisma- 
schine, um  den  Betrieb,  (in  dem  man  deutschen  Vorbildern  folgen 
will)  auch  während  der  beifsen  Jahreszeit  fortzusetzen. 

Eine  bereits  recht  blühende  Industrie  ist  die  Zündhölzcbeu- 
fabrikation.  Fis  bestehen  gegenwärtig  30  Fabriken,  wovon  13  auf 
Tokio  und  15  auf  Hiogo— Osaka  entfallen.  Die  dazu  oöthigen  Drogen 
bezieht  man  ausscbliefslich  aus  England,  die  Papiere  zum  Bekleben, 
zur  Etikettirung  und  zum  Verpacken  aber  aus  Deutschland.  Auch  das 
bei  Verpackung  der  Zündholzscbachteln  benutzte  Zinkblech,  ein 
wichtiger  Posten,  kommt  aus  Deutschland.  Die  Ausfuhr  von  Zünd- 
hölzchen nach  Hongkong  uud  anderen  Häfen  Chinas  betrug  1884  erst 
2 792  Yen,  aber  1886  schon  378  018  Yen,  ein  wunderbarer  Auf- 
schwung. Die  japanischen  Fabrikate  sind  genau  dieselben  wie  die 
sogen,  schwedischen  Zündhölzchen  und  stehen  jetzt  den  besten 
Sorten  dieser  Art  nicht  nach,  dabei  sind  sie  sehr  billig.  Die  Fa- 
brikanten unterhalten  eigene  Niederlagen  in  Shanghai,  Hongkong 
und  Wladiwostock.  Sie  haben  damit  die  europäische  Eiufubr  be- 
deutend geschädigt,  nachdem  sie  dieselbe  aus  Japan  güuzlicb  ver- 
drängt batten. 

Mit  Bezug  auf  die  Europiisirung  Japans  schreibt  die  „Japan 
Weekly  Mail-:  „Kioto  scheint  in  der  Annahme  europäischer 
Kleidung  die  Führung  in  Japan  übernehmen  zu  wollen,  wie  ans 
folgenden  Daten  erhellt:  Seit  dem  1.  Januar  1887  wurden  in  Kioto 
126  neue  Läden  eröffnet,  von  denen  sich  32  mit  dem  Verkauf 
europäischer  Stoffe  befassen,  9 den  Scbueidern  gehören,  7 dem 
Verkauf  von  diversen  europäischen  Waa  re  n gewidmet  sind.  Ausser- 
dem zählt  mau  14  Schuh  waarenläden.  8 Wäschereien  und 
24  Friseurgeschäfte. “ In  Tokio  bildete  sich  kürzlich  eine  Gesell- 
schaft mit  einem  Kapital  von  3<>000  Yen  zur  Errichtung  einer 
Fabrik  europäischer  Kleider;  in  Osaka  ist  eine  Apotheker-Company 
und  eine  Lederfabrik  u.  a.  entstanden. 

Es  mögen  diese  Beispiele,  welche  sich  vervielfältigen  liefsen, 
genügen,  uns  zu  beweisen,  in  wie  energischer,  ja  fast  überstürzen- 
der Weise  Japan  neue  Wege  einzuschlagen  versucht.  Dafs  diese 
nicht  immer  zum  gewünschten  Ziele  führen  werden,  lüfst  sich  er- 
warten. Unzweifelhaft  wird  dadurch  aber  zuerst  ein  neuer  Bedarf 
nach  europäischen  Erzeugnissen  hervorgerufen,  der  auch  uns  in 
hohem  Muhe  zu  Gute  kommen  kann.  Die  bisherigen,  unsere 
dortigen  Absatzverbältuisse  betreffenden  Erfahrungen  berechtigen 
uns  zu  einer  solchen  Hoffnung. 

Wie  im  Handel  so  macht  auch  im  Schiffsverkehr  Deutschland 


erstaunliche  Fortschritte.  Auch  diese  Tbatsacbe  trägt  nicht  weoit 
zur  Beunruhigung  englischer  kommerzieller  Kreise  bei.  Während 
»ich  der  Tonnengehalt  der  englischen  Schiffe  seit  1880  nur  ver- 
doppelt  bat,  bat  sich  der  Tonnengebalt  deutscher  Schiffe  verzehr 
facht.  Wie  englische  Konsuln  die  Zunahme  des  deutschen  Hando 
auf  Kosten  des  englischen  der  gröfseren  Rührigkeit  und  dem  libe- 
ralen Entgegenkommen  der  deutschen  Kaufleut«  zuaebreibeo.  w 
giebt  mau  als  Gründe  dafür,  dafs  japanische  Verfrachter  di* 
deutschen  Schiffe  den  englischen  vorziekeu,  neben  den  obigen  nocl 
das  raschere  Arbeiten  der  deutschen  Kapitäne  an,  waa  zum  grof*t 
Theil  auf  der  unermüdlichen  Unterstützung  derselben  seitens  ihre* 
Offiziere  und  Mannschaften  beruht,  ein  Verhältnis,  das  nach  diese: 
Zeugen  ganz  bedeutend  mit  dem  kootrastirt,  waa  auf  englische 
Schiffen  beobachtet  wird.  

Afrika. 

Die  Erzfvnde  In  Südwest- Afrika.  Die  Nachrichten,  welch, 
kürzlich  aus  Löderitxland  über  dort  aufgefundeue  reichhaltige  Golf 
lager  nach  Deutschland  gelangt  sind,  veranlagten  uns  zur  Eia- 
ziehung  genauer  Erkuudiguugen.  Aus  zuverlässiger  Quelle  börro 
wir,  dafs  die  „Deutsche  KolonialgeaelNchaft  für  Süd  west- Afrika4  - 
nicht  zu  verwechseln  mit  der  „Deutsch- Westafrikaniachen  Kon- 
paoie“  — von  ihren  Vertretern  in  Kapstadt  in  der  Thal  ein  Tele- 
gramm erhalten  hat,  welches  die  Entdeckung  reichhaltiger  GoM- 
minen  auf  dem  jener  Gesellschaft  gehörigen  Gebiete  meldet.  Din* 
Meldung  ist  auch,  wie  wir  weiter  aus  sicherer  Quelle  erfahre 
vom  Auswärtigen  Amte  durch  den  Reicbskommiasar  Dr.  Göbrioj 
bestätigt  worden.  Nicht  minder  erfreulich  als  diese  Nachricht«* 
sind  die  Analyseu  der  aus  Südwest-Afrika  stammenden  Kopfererir, 
welche  sich  theilweise  als  sehr  reichhaltig  erwiesen.  Hoffentlich 
sind  die  Gruben  nicht  allzuweit  von  der  See  gelegen,  so  dab  iti 
Abbau  nicht  durch  zu  hohe  Transportkosten  und  Verladuogsspe«*: 
gehindert  wird.  Die  Analyseu  dieser  Erze  lassen  wir  nachstehend 
folgen. 

Resultate  der  Untersuchung  einer  Anzahl  Erzproben 
aus  Sndwcst- Afrika. . 


dM 

Beu- 

le]* 

der  ProWn 

Köpfet- 
«rluit  ia  ", 

SJItMTCCtUll 
***  ^ 

»IlbergeluM 

iü  kt  per  t 

nuitifie 

1. 

Ebony-Mine.  Von  der 
Oberfluche.  . . . 

34,ia 

0,i*o 

u 

V.tUI'«,! 

s. 

Arfltananifton  tlioKui- 
slp  10  tnls.  8.  K.from 

Swarthaek.  . 

85,m 

OoBT 

■ «big  G.W 

Spur  Gold. 

3. 

Hop«  Mine,  100  shaft 

90'  helow  surfaee. 
Juno  86.  Stollen  C. 

3B.«s 

4. 

Hope  Mine  Nr.  16. 
I’icked  specimen  of 
rieh  ore  .... 

44,so 

Spur  Silber 

5 

ITope  Mine,  Stollen  A. 
25  »t.  «hart,  surface. 

36,  %* 

_• 

- 

6. 

Ludwig  Mine.  Surface 
«peHmen  . . . 

16,*« 

- ■ 

_ 

7. 

Naranns  Mine.  June 

1886 

• . . 

16,i« 

ü.oor 

Orf* 

Spur  Gibt 

8. 

Naramaa  Mibe.  Kut- 
an» 2‘,'t  Iüs  8'  Tiefe. 

•- 

-4,m> 

_ 



9. 

Olavi  Mine.  . . . 

3.r»4i 

OjU 

0^3 

Betrieb  tlick 

10. 

. ..... 

27,*i 

Biet  Spr 
Gold 

Betrieb  tM 

11. 

27,w> 

_ 

Blei. 

Betrirbtli'i 

12, 

Nebengestein  . . . 

0,s» 

— 

Blei. 

Kalkstein  ** 

18. 

Otavl  Mine  .... 

2ä,u 

.... 

r* 

0,0*5 

•u 

wewg  ta 

|espreßC'" 

KnthiiMr!^ 

14. 

7i,m 

O.CB 

2 jo 

viel  Blei 
Spur (M t 

15. 

• ..... 

0,m 

lje 

Enthalt»* 

16. 



»M 

O,oii 

o.„ 

etwas  RI»- 
Viel  Bi« 

17. 

Hope  Mine  Stollen  C 
KOT  Tiefe.  Letztes 
zu  Tage  geforderte« 
Krz.  April  1686.  . 

28.o, 

• 

Ojw* 

0,1. 

Spur  (J»U. 
Spur  HeM 

18. 

Hupt*  Mi tir.  Stullen  1». 

SÜj, 

Omi 

I 

0^1 

Kat  balict»i 

kein  Nidrl 
Spur  Geld 

Digitized  by  Google 


1«87. 


6T9 

EXPORT,  Or*»n  Hm  Centrtlverein»  (fir  Handels*eographie  ««. 


Kr  46. 


Die  Proben  19  bis  inkl.  36  enthalten  kein  Silber  m wägbarer  Menge! 


"Nr.  T 

Krseicimun*  der  Proben 

tels  j 

KopfnnrnhdH 

In  % 

H«t»erk»QR«a 

19.  [ Hupe  Mine.  Stollen  1.  . . . 

20.  j Hope  Mine.  Stollen  B . . 

31o© 

Enthält  eine  Spur  Silber. 

21-  Hope  Mine.  Au«  Stollen  E undF. 

23^, 

22.  Hope  Mine.  Au«  Stollen  Ci  und  U. 

40» 

23.  | Hope  Mine.  Stollen  K 

19,40 

24. 1 Hope  Mine.  Stollen  L . . . 

10,, 1 

25.  ' Hope  Mine  100'  shafL  Surface 

a.nd  20' bei.  surface.  June  1836. 

34» 

26.  Ludwig  Mine 

2l,U 

Durcbschnitteprobe  von 

12  besonderen  Stücken. 

r,.  . ........ 

■20^ 

Grofnes  Probestück. 

28-  Naramas  M;n«,  7'/j  Mls.  E.  H.M- 

June  1886  

17,» 

Spur  Silber. 

29.  Naramas  Mine  surface  . . . 

11  ,M 

30-  - . 

26* 

31  

22,tj 

32.  Naramas  Mine 

15,u 

33  bis  36,  4 mit  D.  bezeichnet«  Proben. 

33  Lat  ein  Gemisch  von  Magneteisenstein  und  Eisenglanz;  ein  reiches  Eisenerz. 
3t  besteht  aus  Eisenglanz  und  wenig  Magneteisea ; sehr  reich. 

33  ist  Magneteisen  und  Eisenglanz  im  Quarzit 

36  ist  Wolframerz  (Wolframit)  mit  Qnarz;  das  reine  Erz  enthält  70, 3 % 
Wolframeäure. 

Die  Proben  1 bis  9 inkl.  und  17  bie  32  sind  wasserhaltige  Kupfer- 
Eisensilikate;  einzelne  dieser  Proben,  wie  die  Probe  2,  enthalten  eingesprengt 
Kupferglanz  und  Kupferkies.  Sehr  verschiede»  von  den  genannten  Proben 
sind  die  Erze  der  Otavi-Mine,  die  Proben  9 bis  16  inkl.: 

Nr.  9.  Erdiger  Malachit  mit  Weifsbleierz  und  dichtem  bleiglanz. 

Nr.  10.  Kieselkupfer  mit  Weifsbleierz,  Vitriolbleierz  usw. 

Nr.  II.  Zieirelerz  mit  Kupferglanz. 

Nr.  12.  (Nebengestein)  Kalkstein  mit  wenig  eingesprengtem  Kupferglanz. 
Nr.  13.  Rleiglaux  mit  Buatkupferkie«. 

Nr.  14.  Ein  ganz  ungewöhnlich  reicher  Kupferglanz. 

Nr.  15.  Kupferglaui  mit  Malachit. 

Nr.  16.  Waifsblefora,  Viuiolbleierz  und  Malachit. 

Was  die  Art  der  Untersuch ong  anbelangt-,  so  ist  zu  bemerken, 
(Info  zunächst  ron  »Immtlicheo  Proben  in  sorgfältiger  Weise  Dureb- 
sebu it taproben  entnommen  wurden.  Der  Gebalt  an  Metallen 
wurde  gewiebtsanalytiseb  ermittelt  und  alle  Einzclbestimmungen 
auf  ihr«  Richtigkeit  durch  unabhängige  Kootrolbestimmungen  ge- 
prüft Auf  einen  etwaigen  Gebalt  an  Gold,  Silber  und  Nickel 
wurden  siraratliche  Erzproben  untersucht;  letztgenanntes  Metall 
wurde  jedoch  in  keiner  der  Proben  gefunden.  Sirnrntlichi*  Proben 
sind  frei  von  Bestandteilen,  welche  die  Qualität  des  auszubringen- 
den  Kupfers  verschlechtern  könnten. 

Berlin,  den  2.  September  1886.  gez.  Pu  fahl, 

Assistent  an  der  Kunigl.  Bergakademie 
zu  Berlin. 

Oer  See  von  Ahak.tr,  Einer  englischen  Gesellschaft  wurde  die  Kon- 
zession zur  Trockenlegung  des  Sees  von  Abukir  ertheilt.  Die  Arbeiten  haben 
bereits  begonnen  ui*d  man  hofft  zu  Ende  des  Jahres  die*«  für  F.gypte® 
und  »peciell  für  Alexandrien  wichtige  Werk  vollendet  zu  haben.  Nach  den 
Kataalervermessangea  werden  dadurch  der  Kultur  7-  bis  8üOO  ha  eröffnet. 
Auf  4000  t u rau •■vc h lagt  man  die  Zahl  der  Familien,  welche  sich  auf  dem  dem 
See  abgewonnenea  Terrain  niederlaasen  können.  (L'Afrique.) 


Süd-Amerika. 

Öffentlich«  Ausschreibung  einer  Bewerbung  um  die  Verbesserung«- 
arbeiten  im  Hafen  von  Pernaiabuco. 

Auf  Befehl  Sr.  Rizellent  des  Ministers  wird  hiermit  dem  Publikum  be- 
kannt gegeben,  dafs  die  Kaiserliche  Regierung  Anerbieten  entgegennimmt 
in  Betreff  eine*  Vertrage!*  aber  di«  im  Hafen  von  Pemamhuro  vor/uoeb- 
mendon  Verbosserangsarbeiten  und  zwar  nnter  folgenden  Bedingungen: 

I.  Kontrahent  verpflichtet  »ich,  die  Verbeaaeraugsarbeiten  im  Hafen  von 
Pemambuco  in  CbereinAtiinfminf  mit  dem  Hanptplan  und  den  besonderen 
Angaben,  wie  solche  in  dem  vom  Ingenieur  Alfredo  Lisboa  vorgelegten 
Berichte  vom  14  April  d.  .1  enthalten  wind,  auszuführen  mit  Übernahme  der 
etwa  im  Verlaufe  der  Arbeiten  mit  Genehmigung  der  Regierung  Torzuneh- 
mendeti  rwvthwendigen  Abänderungen. 

Kontrahent  verpflichtet  sieh  weiter,  einen  steinernen  Uafendamra  auf 
den  Retifen,  b©4«  früheren  Kort  de  Pieao  zu  errichten,  der,  dem  vom  In- 
ganiour  Victor  Pournid  entworfenen  Plane  gemälk,  in  schräger  Richtung 
sieh  nach  dem  Meere  bin  erstreckt. 

II.  Die  Verbessernngaarbeiten  beetehen  in  Folgendem: 

1.  Ausbaggerung  des  ganzen  Hafens  mit  Benutzung  des  auf  diese  Weis« 
gewonnenen  Materials  zur  Errichtung  von  Erdhaufen  und  provisorischen 
Kais  zur  Stützung  derselben,  je  nach  Redürfnifs. 

2.  Bau  eines  Wellenbrecher«  auf  den  unter  dem  Wasser  herlaufenden 
Rexifen,  vom  Leucbtthunne  Pieao  ab  bn  zum  Kelsen  Tartamga,  sowie 
zwischen  Barreta  und  Barra  graoda. 


3.  Erbauung  des  in  Klausel  I erwähnten  lufsereo  Hafendammes. 

4.  Erhöhung  der  Rezife,  sowie  deren  Befestigung  an  einzelnen  Stellen. 

h.  Beseitigung  des  die  Barra  giande  theilweise  sperrenden  Felsen». 

6.  Legung  von  Bojen  und  Errichtung  von  Anlegestellen  an  den  zom  An- 
halten geeigneten  Orten. 

7.  Ausbesserung  und  Befestigung  des  Dammes  von  Nogueira  und  der 

Nordkais. 

8.  Erbauung  der  definitiven  Kais,  geeignet  zur  Aufnahme  gröfserer  Schiffe. 

9.  Erbauung  von  Dämmen  und  Schiffshauwerkstätton  zur  Ausbesserung 

der  Fahrzeuge. 

Hl.  Der  äufsere  Hafendamm,  720  m lang,  wird  aus  künstlichen  Zement- 
blocken  bestehen,  von  denen  jeder  20  metrisch«  Tonnen  schwer  ist  und  1 m 
tief  nnter  das  Niveau  der  Ebbe  geht. 

Dieser  Hafendamm  soll  von  einer  3,*o  m hohen  und  gleich  dicken 
Mauer  überstiegen  sein. 

Die  Kosten  dieses  Hafendamme»  sind,  ohne  die  eventuellen  Ausgaben, 
auf  2200  Kontos  de  Reis  veranschlagt. 

IV.  Kontrahent  wird  zur  Leitung  der  Arbeiten  einen  erfahrenen  Inge- 
nieur von  anerkanntem  Rufe  bestellen. 

V.  Die  Arbeiten  beginnen  Innerhalb  eine«  Jahre«,  vom  Datum  de« 
Vertrage«  abgerechnet 

V|.  Während  der  Konzeisionsdauer  hat  Kontrahent  die  Verpflichtung, 
die  zur  guten  Erhaltung  der  fertiggesto'.lten  Tbeile  etwa  notbwendig  werden- 
I den  Keparaturkosten  zu  bestreiten,  desgleichen  hat  er  Sorg«  zu  tragen,  dafs 
dem  ganzen  Hafen  die  durch  die  Baggerung  verschaffte  Tiefe  verbleibt. 

Bei  etwaiger  Nkhtinnehaltijng  dieser  Klausel  behält  sich  die  Regierung 
i das  Recht  vor,  die  notbwendig  werdenden  Arbeiten  auf  Kosten  des  Kontra- 
henten ausführen  zu  lassen. 

VII.  Behufs  Ein-  und  Ausladung  der  Wanren  wird  Kontrahent  läng« 
der  Kais  Krahne  aufsteilrn  und  Schienen  legen;  auch  wird  er  zur  sichern 
Aufbewahrung  der  Waaren  Magazine  und  Schuppen  errichten- 

Ausgenommen  hiervon  ist  der  dem  Zodarote  gegenüberliegende  Theil 
de*  Kais,  welcher  der  Zollbehörde  verbleibt 

VIII.  Zur  Bestreitung' 

1.  der  Kosten  der  Regieniugsaufsiclit, 

2.  der  6u/o  Jahreszinsen  für  da«  bei  den  Arbeiten  verwendete  Kapital, 

3.  der  für  die  Dauer  der  Kcox©->sion  nnthwendigen  Quote  zur  Amorti- 
»ining  de»  Kapitals  und  schliefsüch  der  Unterhaltungskosten,  sowie  der  übri- 
gen, von  dem  Kontrahenten  tu  leistenden  Ausgaben,  wird  d*e  Regierung  für 
Rechnung  desselben  den  Ertrag  der  durch  den  einzigen  Paragraphen  de» 
Artikels  7 de«  Gesetzes  Nr.  3314  von»  IG.  Oktober  1884  und  des  Paragraphen 
5 des  Artikels  1 de«  Gesetze»  Nr.  1746  vom  13.  Oktober  18G9  bewilligten 
Zölle  empfangen. 

Die  ersteren  dieser  Zölle  dürfen  nicht  höher  als  2°/o  vom  Wertbe  der 
eingeführten  und  l*jö  von»  Werth«  der  ausgeführten  Waaren  »ein  und  die 
letzteren  »ollen  da»,  in  GemIMieit  der  Klausel  XX  dieser  Anzeige,  fest- 
gesetzte Maximum  nicht  überschreiten. 

IX.  Die  in  vorstehender  Klausel  angegebenen  6°/o  Jahreszinsen  werden 
halbjährlich  auf  das  Kapital  berechnet,  da»  nachweislich  zu  den  nach  den 
genehmigten  Voranschlägen  angeführten  Arbeiten  verwendet  worden  ist, 
mit  Berücksichtigung  der  Erhaltung*-  und  Unterhaltungskosten  für  schon 
beendigte  und  gebilligt«  Arbeiten,  sowie  der  »tattgehahten  Amortisationen. 

X.  Die  in  der  achten  Klausel  erwähnten  Zölle  werden,  nach  Mafsgabe 
de«  Betrage«  der  au«geführten  Arbeiten  und  der  Erfüllung  der  sonstigen, 
dem  Kontrahenten  obliegenden  Aufgaben  erhöbe».  Hierbei  wird  jedoch  aus- 
drücklich festgesetzt,  dafs  die  Verantwortlichkeit  de»  Staate»,  in  Bezug  auf 
die  dem  Kontrahenten  gebührenden  Zahlungen  nach  der  in  den  Klauseln 
dieser  Anzeige  nngegebenen  Form,  vom  Ertrage  der  angeführten  Zölle  ab- 
hängig ist  und  dafs,  bei  einem  etwaigen  Ausfälle,  von  der  Regierung  nicht» 
weiter  verlauft  werde»  kann,  als  die  Uehändigung  dieses  Ertrages,  unter 

, Abzug  der  staatlichen  f her  w web  ungvko«  teil,  der  Kosten  der  Zollerhebung, 

, sowie  der  Ausgaben,  die  dem  letzten  Theile  der  6.  Klausel  zufolge  aus  den 
*chon  ansgeführten  Arbeiten  erwachsen. 

Die  genehmigten  Tarife  werden  alle  fünf  Jahre  revidirt;  jedoch  kann 
I «ine  allgemeine  Herabmindrning  der  Zölle  erst  erfolgen,  wenn  der  erhobene 
' Betrag  die  für  die  Zahlung  der  in  Klause]  8 speziell  angeführten  Verpflich- 
tungen erforderliche  Summe  übersteigt. 

XI.  Kontrahent  kann  auf  dem  zu  erwähnte»  Rauten  nothweadigen 
Terrain  Privateigenthum  und  di«  daran  gemachten  Verbesserungen  enteignen, 
unter  Beobachtung  der  im  Dekret  No.  1664  vom  27.  Oktober  1855  vorge- 

, »chriebenen  Form. 

XII.  Mit  Genehmigung  der  Regierung  darf  der  Unternehmer  das  neo- 
gebildete Land  vermiethen,  wofern  dasselbe  nicht  zu  seinem  eigenen  Ge- 
brauche, zur  Erachliefsnng  von  Strafsen,  oder  zu  anderen  Dingen  von  nffent- 

1 liebem  Nutzen  erforderlich  ist. 

ln  dieaein  Fall©  wird  der  Viethsertrag  den  in  Klausel  8 erwähnten 
* Zöllen  zugererhnet. 

XIII.  Di«  von  dem  Unternehmer  erbauten  Magazine  geniefen  all«  Vor- 
thelle und  Begünstigungen,  welche  da»  Gesetz  den  Zoliamtsmagaxinen  und 
Lagerstätten  gewahrt.  Der  Unternehmer  kann  ferner  Garantiescheine  für 
die  dort  lagernden  Waaren  ansgeben,  indem  er  sich  den  Bestimmungen  des 

I zu  diesem  Hehufe  abzufassenden  Reglement«  unterwirft 

XIV.  Die  Regierung  kann  mittelst  Kontrakt  dem  Kontrahenten  die 
„l'apataxins*  in  den  Magazinen  de«  Zollamts  überweisen  und  wird  dicserhalb 
alsdann  besondere  Reglement»  und  Instruktionen  erlassen. 

XV.  Wenn  die  Regierung  während  der  Konxessionsdauer  es  für  nütz- 
lich erachtet,  den  Kai«  und  der  Ausbaggerung  des  Hafens  eine  gröbere 

| Ausdehnung  zu  geben,  eo  hat  Kontrahent,  bei  Gleichheit  der  Bedingungen, 
bei  Ausführung  der  Arbeiten  den  Vorzug. 

XVI.  Die  Konr.e*sionidau«r  wird  dm  Zeitraum  von  40  Jahren  nicht 


O 


Nr.  46. 


EXPORT,  Organ  des  Centralvereios  für  Handeltgeogr&phie  eto. 


18s: 


üinjr*chreiten  und  bei  ihrem  Ablauf  gehen  alle  Werke,  nebst  dem  festen 
und  rollenden  Material  des  Unternehmers  in  den  Besitz  des  Staates  über. 

XVII.  Lite  Regierung  kann,  nach  Ablauf  der  ersten  10  Jahre  nach 
Vollendung  der  Arbeiten,  zu  jeder  Zelt  die  dem  Kontrahenten  gehörigen 
Werke  und  Anlagen  nebst  Zubehör  ankaufen.  Der  Kaufpreis  wird  derartig 
festgesetzt,  ifof*  derselbe  in  Staatsschuldscheine  verwandelt,  ein  Einkommen 
darstellt,  welches  6 % des  ganzen  wirklich  verwendeten  Kapitals  beträgt, 
nach  vorherigem  Abzugs  jedoch  des  schon  amortisirten  Kapitals. 

XVIII.  Etwaige  Streitigkeiten  zwischen  der  Regierung  und  den  Kontra- 
henten werden  auf  sibiedsricbterlichem  Wege  gemafs  dem  § 13  des  Artikels  I 
des  schon  angeführten  Gesetzes  No.  1746  geschlichtet. 

Weiden  die  Arbeiten  von  einem  auswärtigen  Unternehmer  ausgeführt, 
so  mufs  die-er  einen  gesetzliche*«  Vertreter  in  Brasilien  haben,  der  direkt 
mit  der  Regierung  oder  mit  Privaten  verhandelt. 

XIX.  Alle  dem  Staate  gehörenden  Geldsummen,  die  Postsachen,  die 
offiziellen  Agenten  der  Regierung  und  die  Kolonisten  mit  ihrem  Gepäck 
werden  in  den  Etablissements  des  Kontrahenten  kostenfrei  sin-  and  aus- 
ge  schifft. 

XX.  ln  den  Angeboten  sind  anzugeben:  die  Termine  betreffs  Voll- 
endung der  Arbeiten,  die  Konze&sionsdauer,  der  Preis  für  jede,  in  dem  Be- 
richte des  Ingenieurs  Alfredo  Lisboa  speziell  bczcichnete  Arbeit  und 
endlich  der  llücbstbetrag  der  für  das  An  landen  der  Schiffe,  für  das  Eln- 
uud  Ausladen  der  Waaren , sowie  für  das  Unterbringen  der  Waaren  in 
Schuppen  zu  entrichtenden  Gebühren.  Die  von  den  Schiffen  zu  zahlenden 
Entlad nngsgebübren  werden  nach  laufenden  Metern  berechnet,  je  nach  dem 
längs  de«  Hafens  eingenommenen  Raume;  die  anderen  Gebühren  nach  dem 
Gewichte. 

XXI.  Es  werden  ln  dem  Vertrage  Geldstrafen,  in  der  flöhe  von  100  Mil- 
reis bis  zu  5 Cantos  de  Reis  festgesetzt,  für  den  Kall,  dafs  Kontrahent  die 
featgrstcHtco  Bedingungen  nicht  erfüllt. 

Der  Kontrakt  wird  hinfällig,  wenn  die  angegebenen  Fristen  übtnckrlltM 
werden  und  die  Regierung  in  eine  Verlängerung  derselben  nicht  einwitligt. 

XXII.  Jeder  Submittent  hat  eine  Kaution  von  20  Kontos  de  Reis  oder 
2000  £ beim  Staatsschatz,  oder  bei  dessen  Delegation  in  London,  oder  end- 
lich hei  den  brasilianischen  Gesandtschaften  zu  liiutcrlcgco.  Die  hinterlegte 
Summe  wird  auf  SO  Kontos  de  Reis  oder  SOOO  £ erhöht,  und  ist  von  dem 
Submittenten  innerhalb  60  Tagen  zu  deponiren  vom  Datum  angerechnet,  an 
welchem  dos  amtliche  Blatt  dem  Submittenten  die  Annahme  seines  Angebots 
angezeigt  hat.  Bei  Xichtinnebaltung  dieses  Zahlungstermins  verfällt  die  erst- 
eiugezahlte  Kaution  im  Betrage  von  20  Kontos  de  Reü  tu  Gunsten  der 
Staatskasse. 

XXIII.  Die  Angebote  sind  verschlossen  bis  zum  31.  Januar  1888  3 Uhr 
Nachmittags  bei  «Irr  Direktion  der  öffentlichen  Arbeiten  in  Rio  de  Janeiro 
oder  bei  den  brasilianischen  Gesandtschaften  in  London,  Paris,  Berlin,  Brüssel 
und  Washington  einzureicben.  Der  Tag  zur  Eröffnung  derselben  wird  zu 
gelegener  Zeit  bekannt  gemacht.  Die  Regierung  wird  sich  innerhalb  90  Tage«, 
v«m  Datum  der  Eröffnung  an  gerechnet,  über  die  Angebote  ausspreeben- 

l'er  Bericht  des  Ingenieurs  Alfredo  Lisboa,  der  an  den  weiter  oben 
bezeichnet«!»  Orten  zur  Verfügung  der  Interessenten  ausliegt,  enthält  statisti- 
sche Nachweise  über  die  Uandelsbewegung  im  Hafen  von  Pernambuco,  ferner 
Angaben  über  Jeu  Preis  der  Materialien,  über  Arbeitslöhne,  sowie  sonstige 
lokale  Notizen. 

Rio  de  Janeiro,  den  12.  September  1837. 

Direktion  der  öffentlichen  Arbeiten, 
gez.  J.  F.  Parroiras  Horts. 

ludern  wir  vorstehende  Ausschreibung  veröffentlichen . hoffen 
wir  des  deutsche  Kapital  für  die  Hafenbauten  in  Pernambuco  zu 
intereeairen.  Oder  sollten  wiederum  England  oder  Frankreich  die 
Millionen  verdienen,  ohne  dafs  auch  nur  Deutschland  den  Versuch 
gemacht  hitte,  zu  konkurriren? ! Die  Red. 

Französische  Hetzereien.  Zwei  französische  Blätter,  .Le  Br«sil“  und 
„l/etoile  du  Sud“,  von  welchen  das  entere  ln  Paria,  dos  letztere  in  Rio  de 
Janeiro  er>rheiq»,  wetteifern  darin,  die  deutschen  Kolonisten  in  Süd-Brasilien 
zu  verdächtigen,  die  germanische  Einwanderung  als  eine  «roste  politische  Ge- 
fahr für  dos  Kaiserreich  hinzustellen,  und  obwohl  sie  nicht  nur  in  der  deutschen 
Press».*,  namentlich  in  der  .Rio- Post“,  sondern  sogar  in  brasilischen  Blättern, 
z.  B.  in  dein  Organ  der  „Sociedade  Central  de  Imuiigracio“  eine  scharfe  Zu- 
rückweisung erfahren,  so  setzen  sie  ihr«  Hetzereien  doch  fort.  In  Nr.  167 
des  erstgenannten  Blattes  befindet  sich  z.  B.  schon  wieder  ein  „Le*  Allernand* 
au  Bresil*  ü herschrieben  er  Artikel  von  Alfred  Marc,  der  sieb  dieses  Mal 
mit  meiner  Arbeit  über  „die  Lage  der  Deutschen  in  Süd-Brasilien,  (vergl. 
„Export*  Nr.  IS  bis  20}  beschäftigt  und  offenbar  nur  geschrieben  worden, 
um  der  deutschen  Einwanderung  neue  Schwierigkeiten  tun  Seiten  der  dortigen 
Chauvinisten  zu  bereiten,  weswegen  er  auch  von  mir  nicht  mit  Stillschweigen 
übergangen  werden  darf. 

Ich  maJs  den»  Verfasser  desselben  zunächst  den  Rath  geben,  bei  Über- 
tragungen aus  dem  Deutschen  in»  Französische  etwas  gewissenhafter  zu  sein 
und  nicht  das  Gegentheil  von  dem  zu  übersetzen,  was  im  deutschen  Texte 
steht.  Ich  habe  bezüglich  der  Provinz  Säo  Paulo  nur  von  einer  Modifikation 
des  preufsischcn  Zirkularcrlasse*  noch  den  Rathschlägen  de»  Herrn  Spiel- 
berg gesprochen,  er  aber  berichtet,  dafs  ich  in  meinem  Artikel  für  die  völlige 
Aufhebung  des  genannten  Erlasses  bezüglich  der  Provinz  Säo  Paulo  einge- 
treten sei  und  gesagt  habe:  „il  n existe  aucun  motif  pour  maintenir  dans 
la  province  de  Säo  Paulo  le  rc&crit  llejrdt*. 

Ganz  besonder«  scheint  ihn  der  Schlufssat*  meiner  Arbeit  verdrossen 
zu  haben,  worin  ich  hervorgehoben,  daf»  von  einer  Mosscnc  in  Wanderung  in 
Hra»ili«'ii  keine  Rede  sein  kann,  dafs  aber  auch  schon  eine  Einwanderung 
von  alljährlich  10  bis  20%  der  deutschen  Emigration  hinreichen  würde,  um 
einem  ' erw«d»chung»pro*efs  der  bereits  ansässigen  Deutschen  vorenbeugtn, 


und  dafs  man  sieb  in  diesem  Falle  von  hier  aus  gar  nicht  um  die  fert^n 
Entwickelung  de«  dortigen  DeuUcblhums  zu  kümmern  brauche,  da  demsel  fi 
durch  die  Naturalisation  das  geeignete  Mittel  zur  Wahrnehmung  seiner  br 
gerlicben  Interessen  und  die  Möglichkeit  geboten  »ei,  seine  germ*.vKt» 
Eigenart  in  der  weiteren  historischen  Entwickelung  dee  schönen  Lande«  nr 
Geltung  zu  bringen,  vorausgesetzt,  dafs  ein  fernerer  Zuzug  von  Stammt» 
genossen  aus  der  flcimatb  nicht  durch  Prohibitivmarsregeln  abgeschruur. 
würde. 

Diese  Worte  nun  werden  mir  von  Herrn  Alfred  Marc  als  ein  Aayri! 
auf  die  Unabhängigkeit  Brasiliens  ausgelegt,  und  findet  er  sich  gemüfsigt  • 
in  folgender  Weise  zu  kommentiren:  „Kann  man  beim  Leaen  dieser  ZtiltL 
wirklich  behaupten,  dafs  die  nach  Brasilien  ausgewanderten  Deutschen  ta- 
würdig  ausgebeutet  und  unterjocht  werden?  Man  könnt»  eher  frag«.  tk 
die  Unglücklichen,  welche  die  Kapitalisten  in  Berlin  und  Hamburg  in  di' 
amerikanische  Kaiserreich  schicken,  nicht  eher  mit  dem  Gedanken  ciajr 
industriellen  und  moralischen  Eroberung  dorthin  kommen.  Diejenigen,  srir* 
wissen,  wie  schnell  den  Norddeutschen,  so  bald  sie  zu  essen  beginnen,  de 
Appetit  wächst,  wird  cs  nicht  überraschen,  wenn  jene,  sobald  sie  sieb  kok 
Tages  über  eine  Million  stark  im  Kaiserreiche  fühlen,  von  ihrer  Au&du« 
und  Zähigkeit  Gebrauch  machend  pr&tendiren,  Brasilien  eine  polnisch, 
soziale,  intellektuelle  und  volkswirthscbaftlicbe  Richtung  aufzudrnckeo,  «1* 
der  aus  seinem  Ursprung  and  seiner  Racc  natnrgemäf»  sieb  entwickelnd; 
völlig  entgegengesetzt  wäre.  — Die  hier  zitirteu  Tbataachen  scheinen  n V- 
weisen,  dafs  die  deutschen  Pritensionen  sich  bereits  offenbaren.  Wenn  ir 
siegreich  den  Geschmacklosigkeiten  der  deutschen  Publizisten  enUpce.br. 
geben  sie  den  Staatsmännern  Brasiliens  zu  denken,  die  sich  fragen 
ob  sie  sich  an  die  angelsächsisch«  oder  teutonisch«  Race  wenden  sollen,  es 
ihr  Land  zu  bevölkern“. 

Soweit  Herr  Alfred  Mare.  Ja,  warum  schreibt  er  denn  Riebt  u;: 
kurzen  Worten:  „Brasilien,  nimm  dich  In  Acht  vor  den  bösen  Tealowt 
Uns  Franzosen  halten  sie  E Ua/s  und  Lothringen  weggeschnappt,  und  Dir 
wollen  sie  Deine  schönen  Südprovinzen  entreifsenl  • Das  ist  es  ja  doch  nt, 
wss  er  mit  seinen  zum  Theil  recht  dunklen  Worten  bat  sagen  wollen,  obed. 
seine  Behauptung  so  ziemlich  das  Gegentheil  von  dem  ausdrückt,  was  jebr 
nüchterne  und  nicht  von  nationaler  Feindschaft  gegen  Deutschland  erftfc 
Leser  in  meinen  Darlegungen  finden  wird.  Verfolgten  wir  wirklich  poGtacfc 
Ziele  in  Brasilien,  wie  Herr  Marc  meint,  so  würden  sich  unser«  beimtvsc. 
Regierungen  wohl  nicht  ao  abweisend  gegenüber  der  deutschen  Auswaodrn-v 
nach  jenem  Land«  verhalten,  und  auch  die  d witsche  Presse  eine  Masotiau 
Wanderung  dorthin  befürwortet  haben,  statt  lediglich  dem  Wunsche  äu»dn.a 
zu  geben,  dafs  den  dort  ansässigen  Deutschen  di«  Zuwanderung  v*e  Stau 
mesgenossen  nicht  ganz  abgeachnitten  werden  möge,  um  einten  feitftfNf 
in  den  wirtschaftlichen  Wechselbeziehungen,  welche  zwischen  ihm  u*l 
dem  Mutterland«  bestehen,  vorzubeugen. 

Und  giebt  denn  etwa  das  Verbalten  der  deutschen  Kolonie«  ia  SO- 
Brasilien  den  französischen  Hetzern  auch  nur  einen  Schein  tun  Bambcijiioc 
für  die  von  ihnen  beliebten  Verdächtigungen?  Sicherlich  nicht’.  SüTi  uat 
fteifsig  sind  jene  deutschen  Bauern  seit  60  Jahren  Ihrer  »chweren  BeKbiftipt»* 
nachgegangen.  Wo  einst  die  Wüdnifs  mit  ihren  Schrecken  drin  Falte  im 
Einheimischen  Halt  gebot,  prangen  beute  üppige  Saatfelder,  und  auf  der  Stitu 
ehemaliger  Unkultur  haben  sich  Handel  und  Verkehr  zum  Segen  des  Laads 
in  ungeahnter  Weise  entwickelt.  Das  ist  eine  Tbatsacb«,  die  kein  «elKlr 
Zungendreecber,  kein  Chauvinist iacher  Heifssporn  ableugoen  luon,  vai  dz 
dem  germanischen  Element  euch  in  ehrendster  Weise  von  bervorraffow 
Staatsmännern,  wie  SUveira  Martins  und  Taunay  öffentlich  aaerbet: 
worden. 

Und  nun  will  man  jenen  fleifsigen  Leuten  ein  Verbrechen  daraus  and* 
dafs  sie  ancb  heute  noch  die  Sprache  ihrer  Heimath  reden?  Ja,  glaubt su 
denn,  dafs  die  Sach«  anders  läge,  wenn  an  Stelle  der  Deutschen  n *:> 
Brasilien  Franzosen  eingewandert  wären?  Herrscht  denn  nicht  etvs  il*v 
den  Abkömmlingen  der  vor  fast  300  Jahren  in  Kanada  eingewandert*«  Fn* 
tosen  noch  beute  die  französische  Sprache  vor?  Und  giebt  es  übertour 
irgeodwo  auf  der  Welt  Kolonisten  französisches  Ursprungs,  die  nicht  »iv» 
Stolz  darin  setzten,  ihr  Idiom  und  das  Bewusstsein,  von  ia  bell«  Fwk» 
herzustammen,  auf  Kinder  und  Kindeskinder  tu  vererben?  Steht  es  de’- 
etwa  mit  den  io  Brasilien  so  überaus  zahlreich  einwandernden  ltali*«n 
anders?  Nein,  auch  sie  lassen  gleich  den  Deutschen  ihre  Kinder  io  M 
schönen  Sprache  der  Heimath  unterrichten,  auch  sie  lesen  nur  Zeitugt: 
die  in  dieser  Sprache  erscheinen,  und  mit  der  Landessprache  macht*  w 
sieh  nur  dann  bekannt,  wenn  sie  mit  den  Eisbeitnischen  in  Kontakt  keouu 
was  auf  ihren  Kolonien  aber  eben  a«  selten  als  in  den  deutschen  Awir 
luugeji  tu  geschehen  pflegt.  Wenn  nun  gar  noch  dem  Vorschläge  dee  Uen 
Alfred  Marc  die  Staatsmänner  Brasiliens  versuchen  wollten,  ihr  Lssd  ** 
Angelsachsen  zn  bevölkern,  tu  würde  damit  gewonnen  sein?  BsistjsJed 
bekannt,  dafs  kein  europäischer  Volk** lamm  so  fest  an  seiner  Spracht  lst< 
als  der  englische.  In  „The  Chamber  of  Commerce  Journal“  vom  5.  Anfö* 
d.  J.  war  die  Behauptung  aufgesteUt,  daf«  die  Engländer  sich  nur  ia  mp 
lischer  Umgebung  und  auf  englischem  Boden  behaglich  fühlen,  dafs  von  IW 
nur  99  ihre  eigene  Sprache  reden  und  dals  sie  deshalb  für  fremde  Gtwta 
wesen  ungeeignet  »eien.  Und  nicht  anders  steht  es  mit  den  Nord-Amm 
Kauern . Brasilien  bst  es  ja  vor  20  Jahren  versucht,  Einwanderer  voa  cLtf 
in’*  Land  zu  ziehen.:  es  hat  ganz  fabelhafte  Summen  damit  verausgabt,  »b« 
das  Resultat  war  ein  überaus  klägliche«.  Die  meisten  Einwanderer  Lieht- 
kaum  angekommen,  wieder  davon,  und  die  wenigen,  die  geblieben  sind,  bst*) 
•ich  nirgends  als  besonders  tüchtige  Kolonisten  hervorgetban. 

Das  Geschwätz  von  einem  „Staat  im  Staate“,  welches  man  so  binfif  it 
neuen  Ländern  in  Bezug  auf  die  Niederlaseungen  von  Fremden  zu  böm 
bekommt,  ist  einfach  lächerlich,  ln  Brasilien  u B.  sprach  man  früher,  aif 
die  Deutschen  sich  noch  von  An  politischen  Dingen  völlig  fern  hielten  ani 
sich  nicht  naturaiisiren  liefsen,  da  ihnen  die  Wählbarkeit  versagt  war,  sack 


1887. 


681 

EXPORT,  Organ  dw  Centr&lvereini  fflr  Handelsgeographie  etc. 


Nr.  46. 


bis  xu  welcher  sie  ihre  Strecke  unter  Arbeit  genommen  haben 
mufsten,  widrigenfalls  der  Akkordvertrag  als  erloschen  betrachtet 
werden  würde  — in  einem  Monat  wäre  die  ganze  Strafse  fertig  ge- 
wesen. Freilich  hatte  man  an  solchen  8telleo,  wo  einer  Familie 
oder  einer  Partie  xu  viel  übertragen  worden  war,  von  vomeherein 
diese  Strecke  io  mehrere  kleinere  zerlegen  sollen.  So  hat  beispiels- 
weise eine  Kolonistenfamilie,  die  schon  längere  Zeit  in  der  Süd- 
strafse  angesiedelt  ist.  and  von  der  zwei  Söhne  früher  bei  dem 
dieser  Familie  augenscheinlich  sehr  gewogenen  Wegebesmten  als 
Waldarbeiter  gearbeitet  hatten,  drei  Grundstücke  an  der  Jtapocü- 
strafsc  erhalten,  und  den  Akkord  für  den  — wenn  ich  nicht  irre 
— an  fünf  Grundstücken  vorbeiführendeo  Weg  übernommen.  Seit 
Neujahr  arbeiten  dieselben  nun  schon  an  ihrer  langen  Strecke,  ohne 
jedoch  den  gröfseren  Tbeil  derselben  bewältigt  zu  haben.  Da  sie 
sich  aber  nun -erboten  haben,  den  ganzen  Kaufpreis  für  ihre  drei 
Grundstücke  durch  Wegearbeiten  abzntragen,  und  der  Gesichtspunkt, 
ein  Grundstück  gegen  sofortige  Bezahlung  (wenn  auch  auf  dem 


von  einem  Staat  im  Staate,  und  jetat,  da  sie  sich  nach  erfolgter  politischer 
Gleichstellung  naturalisiren  lassen  und  Vertreter  der  eigenen  Rasse  in  dos 
Parlament  senden,  sollen  sie  erst  recht  einen  Staat  im  Stute  bilden,  wie 
di«  frsmÖBiseben  Hetzer  den  Brasilianern  weif*  machen  wollen.  Haben  dran 
etwa  die  nach  Millionen  zählenden  deutschen,  welche  in  don  Vereinigten 
Staaten  leben  und  dort  da*  Bürgerrecht  erworben  haben,  die  Unabhängigkeit 
ihres  A dopt i« Vaterlandes  jemals  gefährdet?  Und  welche  Gründe  konnten  zu 
der  Behauptung  berechtigen,  dafs  die  verhält«  IfKmilslg  kleine  deutsche  Ko- 
lonie in  Brasilien  politische  Ziele  verfolgt,  die  den  Fortbestand  des  Reiches 
in  Frage  stelleu? 

Ja,  und  wenn  ihre  germanische  Eigenart  nicht  ohne  Einflofs  auf  die 
Einheimischen  lutitanisehen  Ursprungs  bleibt  und  sich  in  der  Entwickelung 
de»  ganzen  Landes  bcmerkllch  macht,  ist  denn  das  ein  Unglück?  Will  man 
es  durchaus  vergessen,  dafs  die  geächteten  französischen  Flüchtlinge,  welche 
vor  300  Jahren  in  Deutschland  gastliche  Aufnahme  fanden,  einen  völligen 
Umschwung  in  dem  gewerblichen  Leben  der  deutschen  Nation  berbeiführten 
und  demselben  die  Spuren  ihres  Geistes  so  aufdrückten,  dafs  man  sie  bis 
zur  Gegenwart  verfolgen  kann?  Der  Fortschritt  der  Menschheit  wird  nun 
einmal  von  dem  Austausch  der  geistigen  Güter  unter  den  einzelnen  Völker- 
familten  bedingt,  und  wer  diesen  hindert,  versündigt  sich  an  der  Allgemein- 
heit. Die  aufgeklärten  brandenburgiseben  Fürsten,  nn  welchen  die  Gesetz- 
geber in  allen  einwanderungsbedürftigen  Ländern  sich  ein  Beispiel  nehmen 
sollten,  wu fiten  genau,  was  sie  t baten,  als  sic  jene  Flüchtlinge  aufnabmeo 
und  sie  sogar  mit  Vorrechten  ausrüsteten,  durch  welche  der  Fortbestand 
ihrer  Sprache  und  Sitte  für  Jahrhunderte  gewährleistet  wurde,  und  wahrhaft 
kläglich  nimmt  sich  einer  solchen  Kolonisation  gegenüber  das  aus,  was  inan 
mit  diesem  Namen  in  den  südamerikanischen  Ländern  bezeichnet,  wo  ein 
engherziger  Chauvinismus  der  freien  Entwickelung  des  ringe  wunderten  F.le- 
ooeDtes  auf  Schritt  und  Tritt  Hemmnisse  zu  beieiten  sucht  und  sogar  aus- 
ländischen Hetzern  das  Recht  cinrsumt,  dasselbe  vor  der  einheimischen  Be- 
völkerung in  der  grundlosesten  Weise  zu  verdächtigen. 

Sicherlich  würden  die  wenigen  Freunde,  die  Brasilien  in  Deutschland 
zählt,  sich  schon  lange  von  dem  Lande  abgewendet  und  das  Interesse  für 
seine  Kolonisation  verloren  Laben,  wenn  es  nicht  unter  den  Brasilianern 
selbst  noch  einsichtige  Männer  gäbe,  denen  da*  ganze  chauvinistische  und 
nativistlscbe  Treiben  ein  Greuel  ist,  und  die  dasselbe  nach  Kräften  be- 
kämpfen. Ich  nenne  hier  nur  den  Senator  Tau  na  j,  der  mit  einer  Hingabe 
ohne  Gleichen  an  die  Sache  der  Kolonisation  seit  Jahren  auf  der  Tribüne 
und  in  der  Presse  jene  Partei  gcgeifselt  bat,  ohne  sich  viel  um  dss  Ge- 
schrei derselben  zu  kümmern.  Obwohl  selbst  französischer  Abkunft,  ist  er 
doch  ehrlich  und  aufrichtig  genug  gewesen,  die  hohe  Bedeutung  der  ger- 
manischen Einwanderung  für  Brasilien  öffentlich  anxuerkennen  und  mit  der 
^mzen  Energie  und  ßeredtsamkeit,  die  ihn  auszeiebnen,  ist  er  seit  Jahren 
lür  die  Rechte  der  deutschen  Kolonisten,  sobald  sie  irgendwo  verkümmert 
rarden,  eingetreten.  Das  soll  ihm  hier  dankbar  anerkannt  werden;  den 
l«srrn  Marc  nnd  Genossen  wünsche  ich  dagegen,  dafs  ihm  verächtlichen 
Hetzereien  endlich  in  ganz  Brasilien  als  iJbä  erkannt  werden  mögen,  was  sie 
n Wahrheit  sind,  als  die  Ausfluss«  eines  blinden  politischen  Haas««,  der  sieb 
»Ibat  nicht  scheut,  den  Gegner  auf  neutralem  Boden  zu  schädigen. 

A-  W.  Sellin. 

Die  Niederlassungen  am  Itapocü.  (Original bericht).  Itapocu, 
September  1881.  (Vor gl.  Nr.  26,  SO  und  46.)  Wenn  ich  in 
sinetn  früheren  Berichte  es  als  einen  Vortheil  für  den  hiesigen 
Ackerbau  hervorhob,  dafs  fast  das  ganze  Jahr  Gelegenheit  zum 
Pflanzen  und  zum  Ernten  darbietet,  so  ist  hierzu  doch  die  Ein- 
schränkung zu  machen,  dafs  die  hieraus  resoltirenden  Arbeiten 
lieh  nicht  gleichmäfsig  über  das  ganze  Jahr  vertbeilen,  sondern 
lafs  einzelne  Monate  dem  Landmanne  besonders  viel  xn  schaffen 
nachen.  Es  sind  dies  vor  allem  die  (südhemisph&riscben)  kühleren 
if ooate  des  Jahres,  nnd  unter  diesen  ganz  besonders  der  August 
ind  September.  Die  Knollenfrüchte,  die  nicht  hier  in  der  vorber- 
eitenden Zeit  geerntet  worden  sind , müssen  jetzt  unbedingt  aus 
em  Boden  heraus.  Die  Fabrikation  des  Zockers  ist  im  vollen 
ränge.  Nene  Zuckerrobrpflanzungen,  ebenso  wie  neue  Kaffeepflan- 
ungen  müssen  angebaut  werden.  Der  Tabak  mufs  verpflanzt 
»■erden,  und  für  die  gröbere  Anzahl  der  einheimischen  Gewächse, 
it  jetzt  die  beste  Pflanzzeit.  Bei  dieser  Zusammendrfingung  so 
ieler  Arbeiten  und  in  Folge  des  bereits  neulich  besprochenen  Um- 
tandes,  dafs  hier  Jeder  vor  allen  Dingen  daran  denkt,  auf  eigenem 
• rund  und  Boden  etwas  za  pflanzen,  sind  fremde  Arbeiter  um  diese 
•eit  sehr  schwer  erhältlich.  Hier  am  Itapocii  macht  sich  dieser 
Ibelstand  doppelt  fühlbar  in  Folge  der  schlechten  Kommunikation 
rit  der  Aufsenwelt.  Hütten  wir  einen  besseren  Weg,  so  würde 
ich  sicherlich  mancher  unverheiratete  und  noch  nicht  angesiedelte 
olonislensobn.  der  bei  seinem  Vater  vielleicht  besonderer  Um- 
tände  halber  nichts  zu  thun  bat,  «ach  hierher  auf  die  Suche  nach 
rbeit  begeben  haben.  Immer  and  überall  tritt  dieser  eine  Umstand 
em  Fortschritt  der  hiesigen  Kolonie  hemmend  in  den  WTeg.  Seit 
eginn  der  Pflanzzeit  ruhen  die  Arbeiten  nuo  wieder  ganz  und 
ar,  und  man  wendet  nicht  die  Energie  an,  den  bisherigen  Akkor- 
anten  den  Akkord  abzunehmen  nnd  denselben  Anderen  zu  Über- 
agen. Länger  als  einen  Monat  batten  wir  das  sebünste,  trockenste, 
im  Strafaenbau  ganz  vorzüglich  geeignete  Wetter.  Hätte  man  mit 
nnachsiehtlicher  Strenge  an  allen  den  Punkten,  an  denen  der  Weg 
och  nicht  fertig  ist,  eingegriffen,  den  Leuten  eine  Frist  gesetzt, 


Wege  der  Kompensation)  verkaufen  zu  künoen,  infolge  der  in 
meinem  vorigen  Bericht  näher  besprochenen  Tendenzen  des  Vereins 
den  Gesichtspunkt,  den  Weg  in  möglichst  schneller  Frist  zu  vol- 
lenden, bei  weitem  überwiegt,  so  siebt  wohl  kaum  zu  hoffen, 
dafs  die  Direktion  ein  Einsehen  bekommen  nnd  den  Vertrag  auf- 
lüsen  wird.  Rechtlich  stünden  einem  solchen  Vorgehen  übrigens 
sicherlich  keine  Bedenken  entgegen,  denn  wenn  auch  in  jenen  und 
übrigens  stets  nnr  mündlich  abgeschlossenen  Verträgen,  unvor- 
sichtiger Weise  niemals  eine  Frist  ausdrücklich  ausbedungen  ist, 
so  liegt  es  doch  in  der  Natur  der  Sache,  dafs,  wenn  der  Akkordant 
die  Arbeiten  einfach  liegen  läfst,  eine  solche  nachträglich  festge- 
setzt, beziehungsweise  der  Vertrag  als  aufgelöst  betrachtet  wer- 
den kann. 

Diese  ganz  unerhörte  Lässigkeit,  mit  welcher  man  den  Strafsen- 
bau  betreibt,  kann  natürlich  nicht  verfehlen  anf  neuangekoinmene 
Einwanderer  den  schlechtesten  Eindruck  zu  machen.  Als  im  vori- 
gen Jahre  wir  uns  entschlossen,  uns  im  tiefsten  Urwald  anzusie- 
delo,  da  tbaten  wir  das,  in  der  Hoffnung  anf  baldige  Fertigstel- 
lung des  Weges.  Ob  diese  Hoffnung  berechtigt  war  oder  nicht, 
dafür  batten  wir  keinerlei  Anhaltspunkte,  weil  eben  noch  alles  zu 
schaffen  war,  und  wir  nicht  wissen  konnten,  mit  welcher  Lang- 
samkeit nnd  Lässigkeit  man  hier  etwas  „zu  Wege*  bringt  Wer 
aber  jetzt  kommt  ood  siebt  diesen  Torso  von  einem  Weg,  der  an 
einigen  Stellen  ganz  fertig,  an  anderen  halb,  viertel  und  achtel 
fertig  ist,  und  wenn  er  ferner  die  Planlosigkeit  siebt  mit  der  bald 
hier  UDd  bald  da  eine  Woche  gearbeitet  und  viele  Wochen  wieder 
gefeiert  wird,  der  mnfs  scbliefslieb  an  dem  ernsten  Wollen  oder 
Können  der  Direktion  verzweifeln,  nnd  sich  aufmachen,  um  sein 
Glück  anderwärts  zu  versuchen.  Thatsächlich  sind  eioe  grofse 
Anzahl  von  Einwanderern,  die  mit  der  Absicht  heraas  kamen  Land 
zu  erwerben,  durch  diese  Erwägungen  zurückgeschreckt  worden, 
und  erst  kürzlich  wieder  sind  von  fünf  Einwaadererpartien  aus 
Brünn  in  Mähren,  welche  bereits  mit  ihrer  Ansiedelung  den 
Anfang  gemacht  auch  eine  grofse  Menge  ihres  Gepäcks  schon  her- 
aosgescbleppt  batten,  drei  Partien  schon  wieder  fortgezogen, 
um  — wie  das  ungemein  häufig  geschieht  sich  nach  Säo  Paolo  zu 
wenden.  Zu  dem  Mifsrnutb  dieser  Abtrünnigen  trug  nun  aber 
auch  der  an  anderer  Stelle  bereits  gerügte  Cbelsland  bei,  dafs 
diese  Leute  in  einem  Schoppen  untergebracht  waren,  der  über  eine 
Stunde  Wegs  von  ihren  Grundstücken  entfernt  liegt.  leb  batte 
also  vollkommen  Recht,  wenn  ich  dszomal  die  Erbauung  des 
Schuppens  als  einen  argen  Verwaltungsmifsgriff , als  die  Folge 
eines  durchaus  unpraktischen  Herumreitens  auf  einem  von 
vornherein  verfehlteo  Projekte  (Aolegung  der  Stadt  Gültzow)  ge- 
kennzeichnet habe. 

Andrerseits  wirft  dieses  schnelle  Verlassen  des  Grundstücks 
auch  kein  gutes  Liebt  auf  die  Tauglichkeit  der  betreffenden 
Einwanderer  zu  Kolonisten.  Um  wie  vieles  mehr  haben  wir,  die 
wir  im  vorigen  Jahre  uns  hier  ansiedelten,  ertragen  müssen , um 
wie  vieles  schwerer  wurde  es  uos  ans  dem  primitivsten  Urwäldler- 
dasein  allmählich  zu  einem  etwas  menschenwürdigeren  Leben  uns 
empor  zu  arbeiten.  Der  Kolonist,  welcher  sich  jetzt  hier  nieder- 
lassen will,  findet  erstens  einen  von  Bäumen  und  Stubben  bereits 
geräumten  Weg  vor,  nnd  er  braucht  nicht,  wie  wir,  seine  Sachen 
durch  den  Urwald  hindurch  zu  schleppen  und  dabei  in  steter  Angst 
zu  sein,  vor  hereinbreebender  Dunkelheit  nicht  aus  demselben  her- 
suszukommen,  ein  Loos,  das  der,  dem  es  einmal  bescbleden,  sich  nie- 
mals wieder  wünscht.  Er  findet  ferner  8 Venden  vor  (die  vierte, 
von  einem  Brasilianer  gehalten,  ist  eingegangen),  welche  ihn  mit 
den  nöthigen  Lebensmitteln,  Bekleidungsstücken  und  sonstigen  für 
den  Hausbedarf  unentbehrlichen  Dingen  versehen,  während  wir 
uns  anfangs  alles  das  selbst  heransscbleppen  mufsten.  Von  seinem 
Grundstück  ist  ein  an  der  Strafse  gelegener  Rand  von  24  Metern 


683 

Nr.  46.  EXPORT.  Organ  des  CentralveremB  für  Uandelsgeographie  etc.  1867 


abgeschlagen , er  findet  also  sofort  bei  seiner  Ankunft  einen  Fleck  I 
vor,  auf  welchem  er  sieb  eine  Hfitte  bauen  und  etwas  pflanzeu 
kann.  Bei  seinen  Nachbarn  kann  er  Schrotmühlen  und  Backofeu 
benutzen,  um  sich  90  selbst  sein  Brot  zu  backen,  das  wir  im  An- 
fang so  schmerzlich  entbehrt  haben.  Die  schweren  Tbajakuolien, 
die  wir  zur  Pfluuzuug  von  der  Südstrafse  her  beziehen  muhten, 
kann  er  sich  bereits  hier  am  Itapocü  kaufen;  von  anderem  Pflanz- 
gut gilt  dasselbe.  Schreitet  nun  die  Kolonisation  über  deu  Ita- 
pocusinho  hinaus  — und  schon  sind  eine  grofsti  Auzahl  von  Grund- 
stücken jenseits  desselben  vermessen,  da  für  die  Vorbereitung  des 
Landverkaufs  immer  Geld  bei  der  Hand  ist.  auch  dano,  wenn  es 
für  den  Strafsenbau  daran  fehlt,  — so  wird  der  neue  Kolonist 
zwar  nicht  alle  diese  Vortbeile  oder  dieselben  wenigstens  nicht  in 
gleichem  Maafsc  geniefsen,  wird  aber  immerhin  durch  einen  Um- 
stand um  sehr  vieles  besser  gestellt  sein,  als  das  gewöhnlich  der 
Fall  ist.  Es  ist  dies  die  Tbatsacbe,  dafs  die  Strafte  — wenn  sie 
endlich  einmal  fertig  sein  wird,  und  das  kann  uud  darf  nicht  mehr 
lange  dauern  — au  den  Itapocüsiuho  heraoreichen  wird,  und  dieser 
Fluh,  der  kurz  nach  dieser  Berührungsstelle  in  den  Itapocü  mün- 
det, ebenso  wie  der  letztere  auch  für  grofse  Canoes  schiffbar  ist. 
Sollte  also  der  Strafsenbau  jenseits  des  Itapocusmbo  mit  der 
gleichen  Langsamkeit  vorwärts  schreiten,  wie  der  vor  demselben, 
so  bleibt  den  Kolonisten  doch  der  eine  Trost,  dafs  sie  ihre  Sachen 
zu  Wasser  nach  ihrer  neuen  Heimstätte  schaffen,  und  eventuell 
später  auch  ihre  Produkte  auf  demselben  Wege  bis  zur  Slrafse 
hier  verladen  können.  Ware  der  „Hamburger  Verein“  eine  wirk- 
liche Kolonisations-  und  uicht  blofe  eine  Landspekulationsgesell- 
schaft,  so  hätte  er  in  Anbetracht  dieses  erwähnten  Umstandes 
schon  längst  darauf  gedrungen,  die  Strafse  bis  zum  Itapocusinbo 
in  kürzester  Frist  zu  vollenden. 

Wae  uun  das  Vorschreiten  der  Niederlassung  selbst  anbetrifft, 
so  ist  man  augenblicklich  noch  mitten  im  Pflanzen.  Aufter  Mais, 
schwarzen  Bohnen  und  Knollenfrüchten  sind  ungefähr  4000  Stück 
Kaffeebäumcben  gepflanzt  worden,  hei  dereu  Bezug  es  sich  übrigens 
herausgestellt  hat,  dafs  doch  in  hiesiger  Kolonie  eiuige  Kaffee- 
pflanzer mehrere  tausend  Baumeln»  ablassen  konnten-  Nichts- 
destoweniger war  der  Transport  derselben  nach  dem  Itapocü  um- 
ständlich und  tbeucr  genug.  Der  Preis  der  Bäumchen  selbst  war 
übrigens  in  die  Hübe  gegangeu,  da  in  Folge  der  hohen  Kaffee- 
preise  in  diesem  Jahre  iu  der  gauzen  Kolonie  Dona  Francisco  ein 
viel  gTöfseres  Areal  dem  Kaffeebau  gewidmet  worden  ist,  wie 
früher.  Ks  wäre  im  Interesse  des  Gedeihens  der  Kolonie  sehr  zu 
wünschen,  dafs  diese  Bewegung  eine  anhaltende  bliebe,  und  da- 
durch ein  größerer  Exportartikel  für  den  hiesigen  Platz  geschaffen 
würde. 

Zuckerrohr  hat  aufser  mir  nur  noch  Einer  der  deutschen  Ko- 
lonisleu  in  gröberem  Umfaug  augebaut.  Zn  Tabak  schien  an- 
fangs viel  Neigung  zu  herrschen,  die  sich  aber  allmählich  wieder 
verlor.  Ich  selbst  hatte  eine  gröbere  Ansaat  auf  sorgfältig  vorbe- 
reiteten Beeten  gemacht,  aus  welcher  sich  denn  auch  sehr  schöne 
Pflanzen  entwickelten.  Da  ich  jedoch  bei  dem  völligen  Darnieder- 
liegen der  Sirabenarbeiten  kaum  hoffen  durfte,  den  geernteten 
Tabak  zu  rechter  Zeit  per  Axe  nach  Joinville  schaffen  zu  können, 
verzichtete  ich  ganz  auf  den  Anbau  des  Tabaks  und  liefs  die 
Pflänzchen  uoverpflanzt.  Hierzu  batte  ich  noch  einen  zweiten  Be- 
weggrund. Während  der  oben  erwähnten  tiockeneo  Zeit  war  an 
ein  Verpflanzen  des  Tabaks  nicht  zu  denken.  AJs  nun  aber  end- 
lich nasse  Witterung  eintrat,  waren  die  Pflaozen  schon  so  hoch  ge- 
worden, dafs  sie  so  schnell  wie  möglich  hätten  auf  ihren  definiti- 
ven Standort  kommen  müssen.  Diese  umfangreiche  Arbeit  auszu- 
führen  fehlten  mir  aber  die  Arbeiter  und  hieran  trug,  wie  oben 
auseinaodergesetxt,  tbeilweise  wiederum  der  Mangel  an  einer  guten 
Strafse  Schuld.  Die  Herstellung  einer  solchen  ist  also  da»  al  1er- 
unumgüuglirhste  Kxistenzbedürfnifs  für  die  ganze  neue  Niederlas- 
sung. Mit  immer  gröberer  Intensität  fühle  ich  die  Wahrheit  der 
Ausführungen,  die  Seniler  (Die  tropische  Agrikultur)  an  die  Spitze 
seines  Werkes  stellt  uud  iu  denen  er  das  Vorhandensein  einer 
ausreichenden  Kommunikation  als  das  Hauptbedingnifs  für  das  Ge- 
deihen jeder  Niederlassung  erklärt,  gegenüber  welchem  alle  andern 
Bedingungen:  Fruchtbarkeit  des  Bodens,  gutes  Klima,  billige  und 
reichliche  Arbeitskraft  weit  zurücktreleo.  Es  wird  die  Leser  des 
„Export*  daher  auch  nicht  Wunder  nehmen,  weuu  ich  10  meinen 
Berichten  immer  und  immer  wieder  auf  diesen  Punkt  zurück  komme, 
ln  Joinville  erregen  diese  Berichte  übrigens  nach  wie  vor  den  Arger 
der  „deform“.  Wäre  diese  Zeitung  ein  Blatt,  welches  es  verdiente, 
dafs  man  mehr  als  einmal  sich  mit  ihm  beschäftigte,  so  würde 
ich  auf  die  mafslosen  Augriffe,  die  es  nicht  nur  gegen  meine  Per- 
son, sondern  auch  gegeu  die  Redaktion  uud  den  Loserkreis  des 
„Exports*  richtet,  näher  eingehen;  so  glaube  ich,  dieser  Aufgabe 
übet  hohen  zu  sein. 


Australien  und  Sfldsce. 

Die  Ausstellung  in  Adelaide.  (Ende  September  1887).  Heot» 
hin  ich  in  der  Lage,  Ihnen  Einiges  über  die  deutschen  Aussteller 
io  Adelaide  rnitzutheileu.  Zu  dem  Hervorragendsten,  was  Deutsch- 
land zur  Weltausstellung  in  Adelaide  gesendet  bat,  gehören  oht.- 
Zweifel  die  hier  ausgestellten  Fortepiauos  der  berühmtesten  und 
bewährtesten  Firmen,  welche  die  vou  Engiaud.  Belgieu,  Amerika  etc. 
weit  überragen.  Es  ist  nicht  zu  verwundern,  dafs  io  einem  Lanot- 
welches  die  bedeutendsten  Meister  der  Musik  bervorbrachte,  auci 
eine  entsprechende  Vervollkommnung  des  Instrumentenbau««  erzielt 
wurde.  Es  erscheint  also  ganz  natürlich,  das  der  Fortepianobau  io 
Deutschland  die  möglichst  höchste  Entwickelung  erreichte,  den 
aller  übrigen  Länder  weit  überflügelte  und  jetzt  alle  klavier- 
spielcndeu  Länder  erobert.  In  deu  australischen  Kolonien  z.  B 
in  denen  dieses  Instrument  geradezu  zum  unentbehrlichen  MöbeJ 
eines  joden  wohleingerichteten  Hauses  gehört,  liebt  und  schaut 
man  fast  nur  noch  das  deutsche  Klavier,  das  die  Einfuhr  au» 
allen  aoderen  Ländern  sehr  bedeutend  verminderte  und  sie  ii 
nächster  Zeit  ganz  verdrängt  haben  wird,  sowie  die  vorhandeen 
allen  Marterinstrumente  verbraucht  und  das  musikalische  Ver- 
ständnis s sich  in  weiteren  Kreisen  vervollkommnet  und  wedelt 
hat.  Es  war  daher  ein  sehr  richtiger  Gescbüftsgriff  der  Iostr> 
ineutenbauer  Deutschlands,  dafs  sie  die  Ausstellung  reich  be- 
schickten und  sich  durch  hervorragende  Firmen  vertreten  lief*? 
Das  wenige  Gute  von  Instrumenten  anderer  Länder  scheint  odf 
eine  Nachahmung  deutscher  Kunst  und  Meisterschaft  zu  sein  nie 
kommt  kaum  in  Betracht. 

Der  bedeutendste  Aussteller  in  Fortepianos  ist  die  Firns 
A.  Kauffmann  & Sohn  in  Adelaide,  welche  folgende  Fabrikanten 
vertritt: 

G.  Sch  weckten  in  Berlin,  aufrecht  stehendes  Klavier  vm 
Wall  du  ft,  mit  reichem  eleganten  Schnitz  werk;  L.  Stein tbal, 
Berlin,  zwei  Klaviere  mit  Wallnufs-  und  Ebenholz-Körper.  Do- 
browolski  & Barsch,  Berlin,  zwei  Pianos  in  Wallnofs  und 
Gold;  S.  Bornholdt.  Berlin,  zwei  Pianos  in  Wallnufs- und  Roses- 
holz und  BöhoerA  Pfau,  Berlin,  Pianos  ia  Wnllnnfs-  and  Rosen- 
holz.  Alle  diese  Instrumente  sind  in  jeder  Beziehung  Meister- 
werke uud  erhalten  dio  neuesten  Vervollkommnungen.  Ihr  Bau 
ist  mustcrgiltig.  von  imponiretidcr  Wirkung  und  dabei  schlicht 
uud  elegant.  Wir  vermögen  nicht  ein  Urtbeil  abzugebtn,  welche 
Vorzüge  das  eine  Instrument  vor  dem  anderen  bat  und  motsen 
dieses  den  Preisrichtern  überlassen.  Anfserdera  haben  durch 
Kauffmann  Sohn  ausgestellt:  Die  Gehr.  Kuake  in  Münster 
einen  Prachtflügd  in  Ebenholz,  welcher  seiner  Vorzüglichkeit 
wegen  fast  bei  allen  Konzerten  benutzt  wird,  ein  grofsee  aofrecb" 
stehendes  Klavier  vou  Ebenholz  mit  Schnitzwerk  und  eia  tafel- 
förmiges Piano  in  Wallnufs.  Auch  diese  Instrumente  sind  in  jeder 
Beziehung  Deutschlands  würdig. 

Ein  zweiter  bedeutender  Aussteller  ist  G.Kübnel  in  Adelaide 
der  seine  Pianosammluog  im  Konzertsaale  aufs  Mite.  In  dw*T 
Sammlung  sind  vertreten:  Hölting  & Spangenberg  in  Zr/o, 
aufrecht  stehendes  Piano  in  Wallnufs;  J.  Fe n rieh,  Leipzig,  1** 
Pianos;  R.  Li  pp  & Söhno,  Stuttgart,  ein  aufrecbtatebendec  ka- 
vier und  zwei  herrliche  Pianos.  Eine  andere  gröbere  Pianossaoa- 
lung  haben  L.  Marschall  & Söhne  in  Adelaide  iu  Haspu* 
bäude  aufgestellt,  in  der  folgende  deutsche  Firmen  vertreten  sin«: 
Schütze,  Steffens  St  Go.,  Hamburg,  durch  einen  Flügel  na: 
zwei  Pianos,  Schied einayer  & Sohn,  Stuttgart,  durch  ein»* 
Flügel  und  drei  Pianos.  Wir  machen  hierbei  darauf  aufmerksam, 
dafs  L.  M urschul  1 & Söhne  eine  der  bedeutendsten  engliicb« 
Firmen  dieser  Art  in  Adelaide  ist,  die  es  für  nöthig  gefunden  bfc 
voi herrschend  deutsche  Instrumente  einzufübren,  um  konkurrim 
zu  können. 

Wir  erwähnen  hier  zugleich,  dafs  die  obengenannte  Firnis  A 
Kauffmann  & Sohn  zwei  grofse,  Teuer-,  fall-  und  diebessicher; 
Geldscbränke,  sowie  Kassetten  von  Franz  Garny,  P»tent-Ka»«- 
Fabrik  iu  Frankfurt  a./M.,  wie  anch  das  wohlbekannte  und  be- 
rühmte Schiefspulver  nebst  Schiefsbaumwolle  der  Pulverfabrik  vet 
Wolff  6t  Co.  in  Walsrode  ausgestellt  hat.  Zum  Schlufs  bericht« 
ich  noch  über  eiue  im  süd -australischen  Court  im  Ostflügel  v * 
eiuer  hiesigen  deutschen  Firma  errichteten  Trophäe,  die  in  ihr« 
Art  zu  den  Hervorragendsten  gehört,  was  irgend  eine  Firma  in  dieser 
Hinsicht  leistet.  Ich  mache  auf  diese  Trophäe  besonders  deshalb 
aufmerksam,  weil  es  wiederum  ein  deutsches  Geschäft  ist,  welch» 
sie  anfstelllo  und  damit  den  Beweis  liefert,  dafs  auch  in  dieser 
Beziehung  deutscher  Geschmack  und  deutsche  Tüchtigkeit  fiel) 
siegreich  an  die  Spitze  der  stärksten  Konkurrenz  zu  stellen  und 
zu  erhalten  versteht.  Diese  Trophäe  ist  errichtet  von  der  wohll*- 
kannten  alten  Firma  H.  L.  Voss  in  Adelaide,  die  vor  25  fahret 


EXPORT,  Orpr&n  des  Centralverein«  für  Handelagengntphie  etc. 


Nr.  46. 


mi. 


von  den»  bereit*  verstorbenen  H.  L.  Voss  gegründet  wnrde  und 
jetzt  von  »einen  Erben  in  würdiger  Weine  fortgeführt  wird.  Es 
ist  gewisserinafsen  ein  Kunsttempel,  an  und  in  welchem  das  grofse 
Geschäft  nach  allen  seinen  verschiedenen  Richtungen  bin,  Malerei, 
Glaserei,  Dekoratlou,  Vergoldung  uhw.  in  künstlerischster  Weise 
leigt,  was  es  zn  leisten  vermag.  Unmittelbar  daneben  ist  die  Tro- 
phäe eines  ähnlichen  Geschäft*  aufgestellt,  das  von  einem  Briten 
geleitet  wird,  Her  sich  einer  bedeutenden  Gunst  seiner  Landsleute 
erfreut.  Beide  Trophäen  fordern  den  Besucher  unwillkürlich  zu 
einem  Vergleiche  heraus.  F.s  kann  nicht  unsere  Absicht  seit»,  dem 
Resultat«  solches  Vergleiches  vorgreifen  zu  wollen;  aber  so  viel 
steht  fest;  dafs  der  ein  schlechter  Kunstkenner  sein  rnüfcte,  der 
nicht  nach  dem  ersten  Blick  ohuc  Schwanken  der  deutschen  Kunst 
die  Palme  reichte. 

Von  den  mit  Preisen  prüuiiirten  deutschen  Firmen  neune  ich 
nachstehende: 

Mummenhoff  A Stegemann,  Bochum  für  Feilen:  die  „West- 
falische HoJzsrhrauhenfnhrik“  in  Schwelm;  Dränier  & Leit- 
bold  in  Berlin,  Bronzewa.ireu;  Grimme,  Natalis  & Co.,  Braun- 
schweig; Frauz  Garny,  Frankfurt  a./M.,  Geldschrfiuk«;  Hein, 
Lehmann  <fc  Co.,  Berlin,  Wellblech;  Boldt  & Vogel,  Hamburg, 
Messer  und  Flaschenreioiger;  „Vereinigt«  Berlin-Frankfurter  Gum- 
mi waareu  Comp.“;  J.  Voss,  Hamburg.  Seilerwaareo;  C.  Preger, 
Schweiofurt,  Schleifsteine;  P.  Samba  mm  er,  Sonoeberg  i./Th., 
für  Puppen ; J.  Werth  ei  m,  Frankfurt  a./M.,  Klhmasebioen ; Gehr. 
Bruninghaus  & Co.,  Werdohl,  Westfalen,  Heu-,  Mistforken  und 
Spaten;  Lohmanu  & Soeding,  Witten  a.  d.  Ruhr,  Schaufeln 
und  Spaten  u*w. 

In  meinem  nächsten  Berichte  werde  ich  auf  die  Ausstellungs- 
gegenstände der  tibrigeu  deutscheu  Aussteller  näher  ciugehen. 

Ans  wissenschaftlichen  Gesellschaften. 

Die  Sitznag  der  „Gesellschaft  für  Erdkunde ' vom  5.  November  war 
ein  Ehrentag  für  unseten  Landsmann  Lieutenant  Wifsmann.  den  schnei 
«Ilgen  Afrikaforseber,  der  di»  im  November  '883  vom  Könige  der  Belgier 
aMgcrwsteta  and  »einer  Leitung  an  vertraute  Expedition  zur  Erforschung  «I« 
Kauui-Gebietes  glücklich  beendigt  und  den  dunkeln  Krdtbeil  zum  zweiten 
Male  vollständig  durchwandert  batte  und  endlich  wohlbehalten  nach  Europa 
zurückgekebrt  war.  Zunächst  hatte  er  sich  nach  Brüssel  begebe-*,  uai  Minern 
hohen  Auftraggeber  mündlichen  Bericht  zu  erstatten:  der  Einladung  der 
.Gesellschaft  für  Erdkunde"  folgend,  trat  er  am  5.  November  d.  J.  zum 
zweiten  Male  in  ihrer  Versammlung  auf,  um  über  seine  Erlebnisse  in  Zentral* 
Afrika  tu  berichten  (das  erst*  Mal  1884). 

Der  Vorsitzende,  Herr  Dr.  W.  Reifs,  stellte  den  Lieutenant  Wifsmann 
m warm  empfundenen  begrabenden  Worten  nn  mittel  bar  .Stanley  und  Li- 
vingstone  an  die  Seite,  ebenso  wie  dies  von  Seiten  de«  Vorsitzenden  der 
.Afrikanischen  Gesellschaft  in  Deutschland",  Herrn  Geh.  Rath  Prof.  Dr.  A. 
Üu»t  iau  geschah.  „Namentlich  \Vif#  mann  sei  es,  der  bei  »einen  Forschungen 
der  Ethnologie  ein  Hauptaugenmerk  gewidmet  und  oft  selbst  Koth  gelitten  hat, 
lamit  er  die  Zahl  der  Träger  und  somit  auch  die  der  von  ihnen  zu  trans- 
»nrtiremJen  »etibvsIUn  ethmdogiachen  Sammlungen  nicht  zu  vermindern 
fezwungen  werde.“ 

Lieutenant  Wifsmann  bestieg  hierauf  die  fewtlicli  geschmückte  Redner* 
lühne  und  dank  1c  zunächst  für  die  ihm  zu  The  B gewordene  herzliche  Begrüfeung. 

Der  erste  Theil  des  Wifsmann 'sehen  Vortrages  betraf  seine  früheren 
«fr i kan is eben  Reisen,  die  er  zum  Tlie.ll  in  Gesell»cbaR  mit  dem  inzwischen 
erstorbenen  Dr.  Pogge  machte:  «eine  Erkrankung  (von  der  er  sieh  1886 
«ul  Madeira  erbulte);  die  Entdeckungsfahrten  den  Kassai  hinauf  mit  dem  ! 
>anipFcr  „Peace-  dt»  Missionars  Gi  enteil  usw.  — worührr  der  »Expert"  ! 
n seinen  Berichten  über  die  Sitzungen  der  „Gesellschaft  für  Erdkunde"  | 
einerzeit  regelmässig  Mittheilungen  gebracht  bat  (vgl.  auch  die  Vorträge  i 
on  Dr.  Wolf,  Lt.  v.  Francois  usw.). 

Eines  der  Hauptziele  der  W i fs  mann  ’ sehen  Expedition  war  die  Kr* 
omehnng  dev  Kasssi  - Gebietes.  Mit  dem  Namen  -Kawiai“  bezeichnet  der 
ledrier  den  südlichen  Hauptzuflufs  des  Kongo,  und  zwar  deshalb,  weil  der- 
clhe  auf  längeren  Strecken  bei  den  Eingeborenen  diesen  Namen  führt  und 
ev  als  .Kassai"  bezeichnet«  Wasserarm  gröfser  und  wasserreiche*  ist  als 
ie  anderen.  Schiffbar  ist  der  Kassai  bis  etwa  fi°  südl.  Breite  An  vielen 
letten  «rbliekt  mum  an  den  Ufern  weit  ausgedehnte,  an  gummibaltigen 
Ranzen  und  Rfiumen  reiche  Wilder;  «lies«  Waldgebiete  weisen  jjbcT_  nqr 
fne  dünne  Bi-vülkei  ung  auf-  . ~ #"*1 

hn  Frühling  IflKg  wirwie  die  F«r*fHkuig*rshe  -juer  durch  Afrika  von  j 
ngola  ans  angetreten,  und  zwar  zunächst  nach  der  Station  Luluatuirg  im  ] 
eiche  des  Muata-Varavo.  welche  Ende  1885  von  Dr.  Wolf  na  der  Mün-  i 
ung  des  Luebo  in  den  I.ulua  gegründet  worden  war.  Dr.  Pogge  war  vor 
.tigeren  Jahren  einmal  bei  jenem  mächtigen  zentralafrikanischen  Ncgerkatafr  I 
•Wfsou ; seit  der  Zeit  hatte  die  l’sraon  diele»  Fürsten  schon  nerbtmai 
c wechselt  und  zugleich  mit  der  Peraon  auch  die  Keiidenz. 

Von  Lwiuaburg  wurde  ein  Streifxug  nach  060.  untcmomiueti  in  das 
obiat  der  Raluba;  jedoch  m ulkte  die  Kxpeditinn,  von  Räubern  angefallen 
h zurückzit-hen,  da  e*  nn  Scbiefsbedarf  zu  fehlen  begann.  Ein  solcher’  i 
ückzug  artet  aber  bei  den  Negern  gar  zw  leicht  in  sinnlose  Flucht  aus, 
obei  »io  sich  alles  dessen  entledigen,  was  ihnen  bei  docMtboa  irgendwie 
odt-rlieh  «ein  kann,  in  diesem  Falb*  waren  aber  die  Schwierigkeiten  des 
ückaugc»  h monier»  giofs,  weif  die  Buhilva  sieb  feindlich  und  raubgierig 


| zeigten,  die  Wege  steinig  und  schlecht  waren  und  atifserdrm  in  dem  dicht 
i bevölkerten  Lande  eine  ansteckende  Pockenkrankheit  herrschte:  auch  litten 
j die  Mitglieder  der  Expedition  unter  den  häufigen  Temperaturstürzen-  Wenn 
I such  mit  manchen  Verlusten,  kam  die  Expedition  glücklich  wieder  in 
| Lein«  bürg  an:  »her  dort  war  inzwischen  schwere«  Unheil  eiugetreten.  Die 
Kaserne  d**r  Station,  welche  21  Räumlichkeiten  umfafste,  war  vollständig 
abgebrannt,  und  der  Kommandant,  ein  belgischer  Offizier,  lag  schwer  an 
Malaria  erkrankt  darnieder.  Durch  Chinin  in  Form  von  Einspritzungen 
wurde  er  gerettet:  in  Anknüpfung  an  die-en  Kall  empfahl  der  Redner  die 
, subkutane  Anwendung  des  Chinins  überhaupt,  da  der  innere  Gebrauch  des- 
: selben  häufig  Verdauungsstörungen  oder  andere  Abnormitäten  Hervorrufe. 

.Seinen  (tebon  durch  Dr.  Pogge's  Reifen  bekannten)  Dolmetschen  Oer- 
natiA  hatte  Wifsmann  inzwischen  zur  Erledigung  mancher  Aufträge  nach 
Angola  gesandt:  nach  Rückkehr  desselben  übergab  er  die  Station  Lutuaburg 
einem  Agenten  de«  Kongostaates,  um  sich  dann  mit  seinem  Gefolge  gen 
Osten  zu  wenden.  Dm  Protokoll  dieser  Übergabe  der  Station  Lutuaburg 
wurde  vom  Redner  ih»ilwei*e  vorgetesen,  da  es  manel  e interessante  Einzcl- 
' heilen  entbleit,  die  einen  Blick  in  die  dortigen  Verhält ni »so  gestatten ; so 
ging  aus  drin  Inhalte  d«*s  Protokolls  hervor,  dafs  die  Station  zahlreiche  Ge- 
bäude ( hauptsächlich  für  die  Stationsbeamten)  umfaf-t,  welche  je  zwei  Zim- 
mer, sowie  Flur  und  Veranda  enthalten  und  verh&lttiifsunifsig  komfortabel 
eingerichtet  sind.  Anfserdem  gehört  zur  Station  eine  Kaserne  mit  21  Zim- 
mern, ein  Gefängnifs,  ein  Haus  für  12  Weiher,  verschiedene  andere  Oe* 
häud«  und  eine  Anzahl  ton  Stallungen.  Das  Geflngnifs  heilst:  „Kaltes 
ITaiis",  well  in  demselben  Nachts  kein  Feuer  ar.gezüudet  wird  — eine  He- 
I Stimmung,  welche  die  Neger  «ehr  hart  empfinden,  weil  die  schon  an  sich 
! sehr  kühlen  Nichte  dem  an  die  warme  Tage-fcraperntur  gewohnten  Körper 
zum  Frieren  kalt  Vorkommen,  Bedeutendes  Arkergehiet  gehört  zu  der 
Station,  di«  durch  einen  Palissadenznun  geschützt  ist:  die  Stämme  «Irr 
letzteren,  die  bei  der  reichen  Triebkraft  der  tropischen  Natur  schon  bald 
neu  allsgeschlagen  waren,  bilden  mit  d*»n  Verschlingungen  ihrer  Aeste  und 
Zweie«  ein  undurchdringliche»  Gewirr-  Ring*  um  die  Station  ist  ein  Glacis 
i ton  100  in  Breite  freigelegt;  die  von  der  Station  aus  führenden  Wege  sind  auf 
I beträchtliche  Entfernung  hin  in  einer  Breite  von  5 ro  angelegt,  geebnet  und 
I von  der  wuchernden  Vegetation  gereinigt  000  ra  von  der  Station  liegt  ein 
Dorf  der  Baschilange,  das  der  Mnata-Ynmvo  derselben  zugetbeilt  hat. 

Als  Wifsmann  seinen  Marsch  von  der  Station  i.ulua  bürg  au»  nach 
| Osten  fortsetzte,  bestand  se*n  Gefolge,  altes  in  allem,  aus  99  Personen, 
unter  diesen  der  Dolmetsch  (aus  Sansibar)  und  1>H  Angolaneger;  die  übrigen 
. waren  Baschilange.  In  kurzer  Zeit  betrug  die  Kopfzahl  des  Zuges  aber  fast 
1000  Mann,  da  sich  die  Lukugescba  sowie  Söhne  benachbarter  Häuptlinge 
! mit  tslilreirhem  Gefolge  ativblossen,  um  Wifsmann  längere  Zeit  hindurch 
zu  begleiten,  Die  am  rechten  Ufer  des  Lubi- Phase»  wohnhaften  Betiangongo 
hatten  vor  mehreren  Jahren  Dr.  Pogge  mit  einem  überfall  bedroht;  bei 
der  Ankunft  an  dem  geuasnten  Flusse  unternahm  Wifsmann  dotier  zu- 
nächst einen  Streifzug  in  deren  Gebiot,  um  sie  zu  bestrafen:  hierauf  folgte 
er  dem  Flu**«  stromabwärts  bis  zum  Sankurni  (RankuUu),  und  setzte  unter- 
halb der  Lubi-Mündung  über  denselben. 

In  kultureller  Beziehung  wies  das  Gebiet  östlich  vom  Saokurru  seit 
den  vier  Jahren,  dafs  Wifsmann  zum  ersten  Male  dort  gewesen  war,  schon 
sehr  bedeutende  Veränderungen  auf-  Damals  war  noch  die  Kanrimuschel 
dos  beliebteste  Tauscbraittel ; dfevmol  aber  forderten  die  Bewohner  Gewehre, 
Pulver  usw.,  die  Wifsmann  ihnen  uiobt  geben  konnte,  da  er  auf  eiao  so 
plötzliche  Änderung  in  Betreff  des  wichtigsten  Bedarfs-  und  Tauschartikel« 
nicht  gerechnet  batte.  Gerade  wegen  diene»  schnellen  Vordringen*  der 
j rUTcplt*rti«n  Kultur  und  ihrer  Erzeugnisse  war  er  besonders  auf  die  Sammlung 
t ethnologisch  wichtiger  Gegenstände  bedocht;  nach  «ainer  C berzeuguDg  worden 
diese  von  ihm  viivebrarhten  Kotlektionen  wohl  die  letzten  »ein,  weiche  der 
Ethnologie  wichtiges  und  Interessante*  Material  an»  jenen  Gebieten  liefern. 
Auch  den  Vrrwondt»rbaftsverhültnls««n  der  am  Sankurni  wohnhaften  Völker- 
schaften wandt«  er  sein  besonderes  Augenmerk  zu. 

Von  Sitten  und  Gebräuchen  in  jeneo  Ländern  erwähnte  der  Redner 
Folgend**.  Der  Sklavenhandel  wird  noch  immer  iu  unvermindertem  Mafs- 
stuhe  betrieben  Die  Häuptlinge  der  Ba*-*onge  und  Bansenge  veranstalten 
oft,  in  Gemeinschaft  mit  den  Sklavenhändlern,  grofse  Mcnschenjagden,  um 
für  die  erbeuteten  Sklaven  Gewehre  und  Pulver  eiuzutau^cben ; die  Hakuba 
kaufen  dann  die  Sklaven  wieder  gegen  Elfenbein  ein,  und  zwar  die  Weiber 
für  da«  Hans,  die  Männer  al*  Schlachtopfer  hei  Leichaubegängnissen.  Kon- 
tor Wifsmann'«  Ankunft  warsn  s.  B.  beim  Tode  eine«  Häuptling»  300 
Sklaven  geopfert  worden - 

io  den  groben  Wäldern  Jener  Gebiete,  namentlich  an  den  FbtfWtndem, 
haust  nur  eine  dünne  Bevölkerung:  die  Batetela  uim)  die  zwergbafUn  Maina. 
Kbeiuo  »aäriich  i»t  die  höhere  Thierwoft  vertreten : «eibat  Vu^el  sind  «0 
selten,  dafs  ihr  Auftliegeu  in  der  traiz  da*  -wrigoo  SaaicoeiH  zahlloner  In- 
sektcu  U'dlfEiartjgcu  Stille  den  Wanderer  ersebrorkt.  Dio  Untrtela  sind 
scheue  lleosckeo  mit  eine»  fast  hu ndeitrt igelt  Oesichuausdrucke,  der  ebenso 
Iwie  ihr  raubthitrrähnlichcs  Westm  durch  ihren  fortwährenden  Aufenthalt  im 
Dickicht  jener  Wälder  bedingt  ist;  die  meisten  Batetela,  kann  mau  sagen,  hoben 
nie  weiter  al*  50  ra  weit  um  sieh  sehen  können,  <Ia  sie  ihre  Wälder  nie  verlassen. 

Am  Lukassi-Flusse  hatte  Wifsmann  mit  den  Hrnatnuna,  einem  räu- 
berischen Stamme,  versrhiedene  ernster«  Zn*ammeu«töf»e : einige  seiner  Leute 
fielen  hierbei  durch  die  vcgifleten  Pfaile  der  Angreifer.  I*a»  Gift  »oll  aus 
Ananaablättern  zubereitet  werden:  den  Folgen  deasdben  kann  man  durch 
rechtzeitige  Anwendung  von  Ammoniak  Itegi-gnen.  Beim  Weitorzruhen  fand 
die  Expedition  die  Dörfer  überall  veriavsou,  da  die  Bevölkerung,  in  Folge 
der  blutigen  Zurückweisung  des  Angriffe«,  allerorts  geflohen  war.  Vom  28.  De- 
zember l88t>  bi»  zum  28.  Januar  1897  kam  Wifsmann  durch  Länder, 
welche  durch  Krvu£  und  Pockenkrankheit  ganz  oAtvölkert  waren;  die  grofsen 
Dörfer  der  früher  wohlhabenden  Hanak ki  waren  vollständig  verwüstet  Die 
Expe>litwri  hatte  tu  Folge  do»stn  sohz-  tiei  duttii  Uuugw  au  kidou,  obowo 


Nr.  48. 


684 

EXPORT,  Organ  des  Centralvereins  für  Handelßgeogrsphia  etc. 


18«. 


durch  die  Pockes  und  durch  bösartige  Geschwüre,  sodaüi  viele  Leute  starben. 
Erst  «'istlicli  von*  Lonumi -Fluss«,  im  Laude  des  Kawamba,  gestalteten  sich 
die  Verhältnisse  günstigen  aber  selbst  bei  der  Ankunft  in  Nyaugwe  waren 
norfa  nicht  alle  Gefahren  Überstunden , weil  die  Araber  daselbst  sich  wegen 
der  Kreigniase  an  den  Stanley-Fällen  in  grofier  Aufregung  befandan.  Trotz- 
dem  gelang  es  Wifsraann,  die  Bascbilange  glücklich  nach  ihrer  Ueimath 
xn  senden : doch  mufstc  er  seine  Absichten  betreffs  weiterer  Streifzüge  auf- 
geben  und  froh  sein,  von  Nyangwe  auf  möglichst  direkter  Linie  zum  Tan- 
ganyika-Se«  zu  gelangen.  Auf  diesem  Wege,  den  er  schon  froher  zurück- 
gelegt  hatte,  war  der  Zi  mm  ermann  Bugecblag  sein  Begleiter;  glücklich 
erreichten  sie  den  See  and  befuhren  ihn  bis  zur  Südspitxe  in  einer  Segel- 
barke. Von  dort  wandte  er  eich,  überall  die  durch  Krieg  verwüsteten  Dörfer 
pasairend,  zum  Nyaasa  See,  weiter  zur  Uocambiqneküate,  und  über  Sansibar 
kehrte  er  nach  Europa  zurück. 

Zorn  Schlüsse  gab  der  Bedner  noch  seiner  Hoffnung  Ausdruck,  schon 
in  nächster  Zeit  über  die  Fortacbritte  der  neuen  deutschen  Unternehmungen 
in  Ost- Afrika  berichten  zu  können.  — Zu  erwähnen  dürfte  noch  sein,  dala 
Wifsinann  von  dieser  Expedition  aufser  einem  Negerknaben  auch  eine 
Teckelhündin  mitgebracht  hat,  das  letzte  von  13  europäischen  Tbieren  ihrer 
Art,  welche  beim  Anfang  der  Expedition  mitgenommen  wurden,  und  jeden- 
falls der  erste  Hund,  der  Afrika  durchquert  bat. 

Mit  lebhaftem  Beifalle  dankten  die  äufserst  zahlreich  erschienenen  Mit- 
glieder dem  Redner  für  seine  inlereeaaoten  Ausführungen. 

Aus  dem  dem  Vorfrage  vorangehenden  geschäftlichen  Tbeile  ist  Fol- 
gendes zu  erwähnen:  Professor  Baron  von  Riebt  bofon  wurde  rum  ersten, 
Dr.  W.  Reife  zum  zweiten  und  Dr.  P.  Göfsfoldt  zum  dritten  Vorsitzenden 
erwählt,  Dr.  Marte  zum  ersten,  Dr.  Heitmann  zum  zweiten  Schriftführer, 
und  Geheimer  Kecbnungsmth  Bütow  zum  Schatzmeister  ernannt  — I«  die 
durch  den  Tod  des  früheren  Bibliothekars  und  Redakteurs  der  Zeitschrift 
des  Vereines,  Professor  Koner,  erledigte  Stolle  tritt  Freiherr  Dr.  von 
Danckelman  ein.  Herr  Dr.  Reimer  und  Geheimer  RathMeitxen  werden 
zu  Revisoren  der  Bibliothek  und  des  Inventars  bestellt.  — Die  Karl-Ritter* 
Medaille  iat  dem  Afrikareiaenden  Paul  Keicbardt  verliehen.  — Von 
Dr.  Klaus  von  den  Steinen  sind  Nachrichten  aus  Brasilien  angolaugt; 
derselbe  wird  seine  Expedition  durch  das  Xingti-  (sprich  Sdängti-JGebiet 
nicht  den  Strom  hinab,  »ondern  über  Land  ausfuhren. 

Für  die  Errichtung  eines  Denkmals  für  Kachtlga)  am  Kap  Palmas 
sind  ca.  12  000  M von  der  Gesellschaft  gesammelt  worden;  da  die  Verhält- 
nisse  dort  der  Errichtung  des  Monumente«  aber  nicht  günstig  sind,  so  wird 
der  Vorstand  die  Reichsregierung  ersuchen,  Nachiigal’s  Überreste  nach 
dessen  Vaterstadt  Stendal  überzuführen;  nach  eingoholtcr  Zustimmung  der 
Betbeiligtcn  soll  dann  das  Denkmal  in  Stendal  errichtet  werden. 


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dafs  die  dortigen  Brennereien  trotz  wahrscheinlich  höherer  Frachtsätze  m\ 
russischer  Wa&re  in  Preis  und  Qualität  konkurriren  können,  eo  bitten  vz 
den  einen  oder  anderen  Fabrikanten,  veranlassen  zu  wollen,  mit  um  4 
Korrespondenz  zu  treten  re»p-  uns  alleräuCaerate  Notirung  franko  Bord  Tri« 
hierher  zu  melden.*  Interessenten  erfahren  Näheres  auf  gefl.  Anfragen  ume 
L-  L.  568  an  die  Deutsche  Exportbank. 

630.  Eine  sehr  leistungsfähige  deutsche  Fabrik,  welche  als  Spetuhti: 
alle  Arten  weifser  und  farbiger  Stickereien  führt,  sucht  tum  Verkauf  »kr*- 
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und  Anfragen  unter  L.  L.  569  an  die  Deutsche  Exportbank. 

C3L  Die  Firma  Schmidt  & Jaedicke  (Lampenfabrik)  in  Berlin  X. 
j Chaussöestr.  109,  theilt  uns  mit,  dato  in  Folge  Ablebens  des  Herrn  Her- 
mann  Schmidt,  bisheriger]  alleinigen  Inhabers  der  Firma  Schmidt  i 
Jaedicke,  letztere  durch  Erbschaft  auf  Frau  Ad.  Schmidt  geb.  Wtei» 
übergegnogen  ist.  Der  bisherige  Prokurist  Herr  Gustav  Kreset  ist  io  di* 
Firma  als  Sozius  aufgenommen,  und  wird  derselbe  das  Geschäft  in  unrar- 
änderter  Welse  weiterfübren  und  die  Firma  alleinverantwortlich  vertraue. 

632.  Eine  renommirte  Sommerfelder  Tuchfabrik  sucht  für  Leipzig  «io 
tüchtigro  Vertreter,  ferner  einen  solchen  für  Frankfurt  a./M.,  der  SiddeoUrb- 
land  bereist.  Offerten  erbeten  unter  L.  L.  570  an  die  Deutsche  Exportbeak 

633.  [He  Firma  J.  G.  Zötb  & Söhne  in  Pöfsneck  i.  Tb.  tkeili  not 
unterm  10.  d.  If.  mit,  dafs  in  Folge  freund  Schaft  lieben  Übereinkommens  Her 
Fritz  Zötb  nach  26  jähriger  Wirksamkeit  aus  der  Firma  aumcheidet,  ca 
sieb  ins  Privatleben  zuräckzuxieben.  Die  Firma  gebt  mit  allen  Aktiven  - 
Passiva  sind  nicht  vorhanden  — an  die  seitherigen  Mitinhaber  Hwra 
Bernhard  Züth  und  Herrn  Ernst  Zöth  über,  welche  dieselbe  fir  «fin- 
nige Rechnung  und  in  gleicher  Weteo  weiterfübren  werden- 

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pfohlen  and  »eit  7 Jahren  in  der  Produkten-en  gros- Branche  (Kolenialwairen. 
Droguen,  Chemikalien,  Färb-  und  Gerbstoffen)  tbätig,  der  im  Laufe  Dezenifv 
er.  mit  Aufenthalt  in  Paris  nach  Süd-Frankreich  und  Ober-Tbüen  (tonftb 
und  Genua  usw.)  geht  und  evenL  auch  Algier  besuchen  würde,  Mcfct  Ver- 
tretungen leistungsfähiger  Häuser,  die  nach  dort  arbeiten.  Geff-  Ofwten  «- 
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mächtig  ist,  sucht  ähnliche  Stellung  Im  Ausland' 
derselbe  würde  auch  bereit  sein,  eine  Lehrers!- 
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1887. 


685 

EXPORT,  Organ  des  Central  verein»  ftr  H&ndelsgeographie  etc. 


Nr.  46. 


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billigen  festen  Prämion  und  liberalen  V4*nticberutig«l»«difi£iiagen  bei  rtet»  koalisier 
and  prompter  Sehidenregullrung. 

Nach  Mafagalt«  der  Polls«  bettln  fungou  ver*iehert  die  Ge»el!*ehaft  auch  die  Gefall  reo  des 
Diebstahl?  und  Bruch»  und  evenl.  Lakkape-Scblden. 

Für  Versiehe  rangen  der  Aussendengen  tut  tVelt-Ansatellang 
in  Helbanrne  werden  besondere,  den  WOneeken  der  Herrn  Aus- 
steller Keehnnng  tragende  Einrichtungen  getroffen. 

Nähere  Auskunft  crtheiR 

Oie  General- Agentur  In  Berlin 

Carl  Imutcrbarh, 

il«im4rjiun»tnfi.  SS. 


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Nr.  46. 


686 

EXPORT,  Organ  de«  Ccntrelvereins  für  Haudelsgeogrophie  etc. 


1887 


Wrufjer  internationaler  SSettftreit 

ber 

3ntiiiltrie,  fiunll  unb  lUilTcufdiaft 

j“ 

1888  — SSriiffel  — 1888 
(3t  II  g c m c i n e 28  c 1 1 n u $ ft  c 1 1 u n g). 


Unter  brtn  ©atrcnate  Seiner  9Na|cftit  t<«  Äönig*  ter  ©eigier  wirb  am  5.  Wal  1888  tu  ©räfiel.  auf  bie  ©auer  non  6 Vfonaten,  ein  Gt.tr 
ü>ntmiaticnaler  SSettftrcit  für  ^nbuftric,  Äunft  unb  Söifienfthaft  eröffnet  werben. 

3ur  erfolgreichen  Geltenbmachung  ber  beutf$en  Sntereffeit  bei  biefem  internationalen  ffiettflreite,  welchem  bie  königlich  ©clgifdje  Regierung,  fre« 
brr  TOagiftrat  ber  Stabt  ©rüffel  ihre  Witnmfuug  unb  materielle  Unterftfi&unfl  gewährt  haben,  ift  bie  Unterzeichnete  Äemmijflen  jiifammengetreten,  unb  ridtr 
btefelbe  bierburch  an  alle  intereffenten  Dcutfchlanb«  bie  Auffcrbernng,  tureb  i.tblrridjc  ©rt heilig ung  an  bein  gebauten  Unternehmen  ben  Eiertretern  aller  ßrfk 
gegenben,  welche  ft<f>  im  n5«hften  Jahre  in  ©rüffel  jufainmenfinben  werben,  bie  hohe  ©ebcutung  unb  bie  großen  gertfdiritte  ber  beutfi^en  «rteitölriftunger  m 
Hugen  ju  fuhren. 

©ebufl  Entgegennahme  ber  AudfteOungfibebingungen  unb  fouftigen  informationen  wolle  man  fich  an  ba«  ©üreau  ber  Unterzeichneten  Äcumnt-r: 
©erlin  SW.,  Äochftr.  27,  aber  an  bie  für  bie  einzelnen  beutfeben  £anbc«tbeile  ernannten  ^clegirtrn  wenben. 

©erlitt,  Anfang  fRetxmber  1887. 

©iireau:  SW.,  Äwhftrafec  27. 

®ie  Seutfdje  Äommtffum 

lr$  törifirn  litrtnitiainln  Prttftrrits  Irr  Juhflrir,  funfl  nnb  lifrityifl  ]i  firilfrl  1888 

(ttflaetneine  ätteltausfUlluiig). 

greiberr  hon  JJanMbtt|«©ehlea  ju  Strinfurt,  Witglieb  herrenhaufe«  unb  bed  9(rich«tagc8,  ©ori  i&enber.  Äönigl.  ©elgifchrr  ©eneralfonful  dal»kti#n 
unb  Geheimer  Äcmmerzienratb  G.  Xietridj,  ©Icevräftbcnt  ber  Aelteflen  ber  ©erliner  Äaufmannfchaft , SteOtXTtretenbe  ©orfifcenbe.  Dr.  Kllrrftt,  iw 
«erftrber  befi  Gewerblichen  Gentra  leerem«  für  Cftyreufeen,  Königsberg  i.  ©r.  Geheimer  hefrath  Acfermaan,  ©iitglieb  be«  9ieich«taae«.  3)refben.  ©i^iicr 
(Earl  ©eefer,  ©räfitent  ber  König!.  Afabctnie  ber  Ränfte,  ©erlin.  ©rofeffer  Rrii|oIb  ©egal,  ©rnat«mitglicb  ber  Afabemie  ber  Äünftc,  ©erlin.  Äönigl.  ©rijiptt 
Generalfcnful  K.  Beßren«,  hont  bürg.  Äönigl.  Htumanifcher  Konfnl  Gottlieb  ©enger,  Wttglirb  ber  hantellfammer,  Stuttgart,  ©rofejfer  Dr.  ©ertran,  zuh 
jchulrath,  ©erlin.  Äemmerpcnratb  V-  locrlftl,  ©erlin.  Geheimer  Ärmmerzienratb  helat.  law*,  iXatibor.  Stabtratb  (S.  grirtel,  iirefter  tcS  Wärt.  fm. 
Wujcmnfl,  ©erlin.  Äommerrienratb  Xheolor  öilfo,  ©erlitt.  Dr.  Olltr  «in  ©afe,  ©orfigenber  bca  Gcntratterrinl  für  baS  gefammte  ©uchgeworbe.  toju. 
Rib.  (Jeubad),  Äönigl.  ©reup.  Staatsanwalt  a.  2).,  ©räjibent  ber  hantelflfatnmer,  heibclbcrg.  Äcmmmiettratb  hugo  Qocf4,  hutten  bei  Äönigjtrin  a.  f.  Alk 
Graf  non  Oom*r1$’ftariih,  Witglleb  beb  h<rrenhaufee  unb  beb  ÄelchStageft,  iKurith  Äemmeriienrath  3Ü1  hulifth,  ©rfifibent  ber  ^>anbclS>  unb  wwttbefattafT. 
fJiitgllcb  be«  ÄeichStagcä,  -f reSbcu.  Dr.  R.  ^tnnnfth,  ©erfibrnber  bcS  EentraloereinS  für  hanbclSgeograptiie,  ©erlin.  g.  tt.  ^«rrgrr,  ©erfffcenber  ber  ^wnteü 
fammer.  Stabt  unb  ©ejetf  ©aben.  Kommerjieuratb  Carl  jörger,  ©fanuheim.  non  SeAetolo,  üanbrnircFtor  ber  ©remnj  ©ranbenburg,  fRitglirb  M Sri J)i 
tagef.  ©erlin.  gteihert  non  Uiliencron,  OTitgliet  beft  ©teufe.  »bgeerbnetenhaufeS,  Sproip.  ©ice-Abmiral  a.  IJ.  O.  Üibonüil,  ©erlin.  Urelter  Dr.  fcl.R«rMf, 
©erlin.  Äommerjienrath  üee  «olinnri,  ©räfibent  ber  hanbelbfammer,  ©rcelau.  «Ibrrtnl  Ion  Cfclenlorff,  Hamburg.  Kommer|ienrat  h-  Rnfaari»  Äw* 
©räjlbent  ber  ^anbelSfammer,  granffurt  a.  W.  ÄtMnmerjienratb  Ulbert  ©fnff,  ©erlin.  Äönigl.  ©elgifcher  Äonful  R.  n.  Rrtnml,  gt anffurf »-  9. 

Rat|er,  gabrifbefiper  unb  Stabtrath,  ^iegnib-  Kommerzicnrath  ©.  Rtt|.  «djeiler,  Äönigl.  ©ortug.  Generalfonful,  £re«brn.  »oj  Sdfinfel,  Direftr,  boHett* 
beutfeben  ©auf  in  ^amhurg.  Riiltrl  tton  St|niitt<©iu(i,  Äönigl.  9Ueberl5nbifdjer  Generalfonful,  Hamburg.  Äommerjtenrath  3*  Bet*ert#  ©tintetc  hi 
hanbclSfammeT,  ®iun<heu.  ©rofeffor  Dr.  IBittuin*,  Generalf«  ftetär  be6  ©erclnS  für  ©eförberung  bei  Gartenbaue«,  ©erlin.  Geheimer  KoctwTyrnat 

gebot  3fhille,  Xre«bcn. 

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Generalfcnjul  Golbberptr,  ©orfibenber.  Stabtrath  griebeL  Dr.  R.  xfonnflfdi,  Gcneralfefretär. 

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1.  für  bie  ©roBinj  ©ranbenburg  $err  Ghefrebafteur  C.  »otttn,  Gbarlottcnburg^  2.  für  bie  ©rovlttzen  ©ommerit  unb  ©reuten  .v>crt  herntaon  9or|t.  stm-r 
3.  für  bie  ©rotinjen  Schifften  unb  ©ofen  verr  3*  ©Bpbtlnutr,  ©erlin,  alte  Schönhauferftr.  48/49;  4.  für  bie  ©rewinjen  Saehjrn,  SAlebwig'he1^*'  7 
Thüringen,  ©raunfehweig,  Anhalt  unb  ©iecflenburg  h^^en  S.  bon  «ffen  unb  ®.  3trob|,  Hamburg  I;  5,  für  bie  ©rotinjrn  ffleftfalen,  ^annoner,  ftttCfr 
bürg,  füalbeif  unb  lletmelb  hert  Otto  Ctrtel,  SMreftor  bet  ©rinz  Äutolvh  * ■fcütte,  I>ülmen  i.  SB.;  6.  für  iRbrinlaitb,  helfen  • ©affau,  helfen  • ^annftabt  n) 
Glfafj-?cthringen  herr  Rrt|ur  Broncfeu,  Äöln  am  SHhetn;  7.  für  bie  Stabte  hamburg  unb  ©remett  herr  Kurt  Stertes«,  Ongenieur,  ©remen;  8.  für  K<  Äf«i 


ter  «djlu&tfrmin  für  feie  Hnnolme  ber  Anmtlbungen  au«  Teutfchlanb  ift  auf  hen  1.  Januar  1888  feftgefept. 


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1881. 


687 

EXPORT,  Organ  des  Centralvereins  für  Handolsgeographie  etc. 


Nr.  46. 


International  Centennial  Exhibition  Melbourne  1888. 

Vertretung  für  Australien  und  Neu-Seeland 

vornehmlich  für  die 

Eiten-,  Hetallwaaren - und  lHatchlnen- Industrie,  Baumaterialien  (Cement);  Wohnung*- Einrichtungen, 
Spezialität:  „Pianos“,  Wagen;  Porzellan-,  Glas-,  Terra-Cotta-,  Majolika-.  Steingut-Waaren;  Leder  und  Lederwaaren; 
Textil-  und  Htkltidungs- Industrie  (Htrumpfnaaren,  Berlin -Woollen  Goods,  UandHChuhe  etc.  ete.); 

Papier-Industrie;  Bier,  Spirituosen, 

übernimmt  da*  deutsche  Haus  . u , . . — Ä 

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Deutsche  Fabrikanten  wollen  sieh  behufs  Einführung  ihrer  Erzeugnisse  in  Australien  und  dauernder  dortiger  Ver- 
tretung sowie  Wahrnehmung  ihrer  Interessen  auf  der  Weltausstellung  von  Melbourne  mit  der  obigen  Finna  in  Verbindung 
setzen.  — Dieselbe,  seit  vielen  Jahren  in  Australien  eingeffihrt,  ist  zu  jeder  Mittheilung  über  die  dortigen  Absatzverh&ltnisse 
gerne  bereit. 

Auskunft  über  die  Firma  ortheilt  die  _ , . _ . , , _ ,,  _ _ . „ 

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Nr.  46. 


686 

EXPORT,  Organ  de»  Centrelvereins  für  H»ndel»geti(tr»pbie  etr. 


1887 


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(Wii»u  4 Aku«. 
iieflln  'V.,  00) 

K-wit  bei  der  Redaktion. 


freia  Titrlrljikrlkk 
In  deatecbes  Poat^eblet  3«  M 
lu  W*l;jm*tTer«la  . . S.:»  » 

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oder  deren  Hean 
Mit  60  Pt  lerer  baet. 
«erden  »au  der 

Kxpedition  des  „Experte“, 
Berlin  SW.,  Kochctr.  27, 

ent«ece>As*O0BB*O' 


nach  Ueboroinkunlt 

mit  der  Bzpeditlan. 


Centralvereins  für  Handelsgeographie  und  Förderung  deutscher  Interessen  im  Auslände 


Redaktion  und  Expedition:  Berlin  S.W.,  Kochstrafse  27. 

(Gnacblftetelti  WocbenUia  8 bi*  4 llir.J 

Der  .EXPORT*  in  in  deutschen  PoaGeitungskatalog  für  1887  unter  Nr.  187t»,  Seit«  68  eingetragen. 


IX.  Jahrgang.  c9i-ti»n,  Cev»  ss.  0lowmfot  t $$i.  Nr.  47. 


Diene  Wucbeasehrift  *«rfo]*t  den  Zvetk.  fortlaufend  lietlcbte  Ober  die  Lage  unserer  l.*r.dd«-o*r  un  Ausland»  rar  KenntnJf*  Ihrer  Leier  *n  bringen,  die  Intoresten  de»  d*nUth*n  Export» 
th .xt kräftig  za  vertreten,  sowie  dem  deutschen  Handel  and  der  dentsekeu  ludutrle  wichtige  Mitthellungea  über  die  UandeDTerhUtntiue  ii»j  Amlaadee  1a  kbnvater  Frist  su  übeimitteln. 

Briefe,  Zeitungen  und  Werlhsendancea  f6r  den  „Raaart“  «Ind  au  die  Redaktion.  Berlin  8W„  Kochdraf»  27,  m richten. 

Briefe.  Zeltaagen.  Beitrittterklirangen.  Wertheeudtingen  für  den  „Ceatralrerela  für  Headeligeerrmpkle  etc.1- *lnd  nach  Berlin  8W„  Koct»(raf»e  27,  in  richten. 

Inhalt:  Generalvcrsammlungsanxeige  de»  „Ccntralvcreins  für  Haudelsgeograpbie  etc.“  — Der  ozeanisch«  Postdaropfcr- 
verkebr:  14,  Die  »Sociale  generale  de  Transport*  maritimes  k vapeur“.  Von  Dr.  Moritz  I.ind  um  an  in  Hrcmsn.  — Europa:  Ein  Betuch  in  der  Kre- 
felder  Königl.  Wo  beschule,  Färberei-  und  Appreturtcbnle  durch  die  Ausschufsmitglieder  des  .Vereins  zur  Wahrung  der  gemeinsamen  wirthschaftlichen 
Interessen  in  Rheinland  und  Westfalen“.  — Das  Englische  MarkeuscbutxgrseU.  — Vereinsuacbrichten:  Berbern  und  Araber.  Vortrag,  gehalten  von 
Herrn  Dr.  G.  Diereks  am  30.  September  1887  im  „Centralverein  für  UandeDgeographie  etc.“  — Max  Bescheren  f.  — Litterarisebc  Gruse  bau.  — 
Briefkasten.  — Deutsche  Exportbauk  (Abtheilung*  Export-Bureau).  — Anzeigen. 

Oie  Wiedergabe  von  Artikeln  aus  dem  ,, Export“  ist  gestattet,  wenn  die  Bemerkung  himugefugt  wird:  Abdruck  (bezw.  Übersetzung)  aus  dem  „EXPORT". 


GENERALVERSAMMLUNG 

dea 

Centralvereins  fllr  Haiidelsgeographie 

Sonnabend,  den  10.  Dezember  1887, 

Abends  7'/i  Ui>r, 

im  „Hdtel  Magdeburg“,  Mohrenstrafse  11/12. 

Tagesordnung: 

1.  Kinaoztoricht  über  das  Jahr  1886. 

2.  Jlittbeilungen  über  den  Fiuarmtand  des  laufenden  Jahres. 

3.  VorsuixUwafal. 

Nach  Schlaf*  der  Generalversammlung 

Vortrag  des  Herrn  Ilr.  l*erhuel-l.oeisrhe. 

pCiakUfrh  uui  8 Utur 
über 

„Pit  Natnr  nnd  die  wirthsrhaft liehe  Bedeutung  des  tropUehen 
Afrikas". 

Centralverein  für  Hsndelsgeograpliie  etc. 

Der  Vorsitiende: 

Dr.  H.  Jannasch. 


Oer  ozeanische  Postdampferverkehr. 

Von  Dr.  Moritz  Lindecnan  in  Bremen- 
14-  Die  „Societe  generale  de  Transports  maritim-*  ä 
vapeur." 

Die  io  der  Überschrift  genannte  französische  Ozean- Dampf- 
Schifffahrtgesellschaft  vermittelt  nicht  wie  die  beiden  anderen 
früher  besprochenen  Kompagnien:  „geuuralc  transatlnntique"  und 
«Messagerie*  maritimes"  deu  Dostverkehr  zur  See  auf  Grund  von 
Verträgen  mit  der  französischen  Regierung.  Sie  empfängt  daher  auch 
k*ine  Subvention,  während  sie  allerdings  nach  den  früher  von  uns 
(..Export“,  1886,  No.  50,  S.  764  und  765)  besprochenen  Gesetzen 
die  darin  festgesetzten  Schifffahrtsprfitnien  bezieht.  Wenn  ich  nun 
doch  diese  Gesellschaft  hier  näher  bespreche,  *o  glaube  ich  in  so 
fern  dazu  berechtigt  zu  sein,  als  die  Gesellschaft  bereits  seit 
längerer  Zeit  in  regelmäßigen  Fahrten  einen  Personen-  und  Güter- 
verkehr zwischen  französischen  und  italienischen  Häfen  einerseits 
und  Brasilien,  den  La  Plata- Staaten.  Algerien  und  Tunis  anderer- 


seits unterhalt.  Das  Kapital  der  Gesellschaft  ist  12  Millionen  frea. 
Die  Liste  der  Flotte  (säinmtlich  Schraubendampfer)  giebt  ein  Ver- 
zeichnis« von  1686  wie  folgt: 

Atlantische  Linien. 


t 

Pfcrdekraft 

t 

Pferdekraft 

Bearn  

. . 5000 

650 

Poitou 

. 2000 

300 

Boorgogne  . 

. . 2000 

300 

Provence  .... 

. 5000 

650 

La  France  . . 

. . 4000 

500 

Savoie  . ♦ . . . 

. 3000 

350 

Mittclmecrlinien. 

t 

Pfenlekrafl 

t 

Pferdekraft 

Alsace  . . . . 

. . 1200 

120 

Dauphine  ... 

. 1200 

120 

Anjou  . . . . 

. . 600 

120 

Kranche-Comte  . 

. 1200 

120 

Artois  . . . . 

. . 1200 

120 

Languedoc  . . . 

. 2000 

300 

Auvergne  - • 

. . 2000 

250 

Lorraine  .... 

. 1200 

120 

Berry 

. . 2000 

300 

Touraine  - - - 

. 120'J 

120 

Bretagne  . . . 

. . 3000 

250 

Der  Sitz  der  Gesellschaft  ist  Paris,  die  Betriebsdirektion  in 
Marseille.  Sie  unterhält  in  31  theils  überseeischen  tbeila  euro- 
päischen Plätzen  Agenten. 

Die  transatlantischen  Reisen  sind  die  folgenden.  Jeden  5.  im 
| Monat  geht  ein  transatlantischer  Dampfer  zunächst  nach  Neapel, 
derselbe  berührt  dann  der  Reihe  nach  Genua.  Marseille,  Barcelona, 
Gibraltar,  St.  Vincent.  Das  nächste  transatlantische  Ziel  ist  Rio 
de  Janeiro,  weiter  Montevideo  und  Buenos  Aires;  die  Reise  von 
Marseille  nach  Rio  erfordert  19.  die  nach  Buenos  Aires  25  Tage. 
Die  Rückfahrt  von  Buenos  Aires  erfolgt  am  18.  jeden  Mount*.  An- 
kunft am  19.  in  Montevideo,  am  25.  in  Rio,  am  28.  in  Bahia. 
Weiter  werden  wiederum  Barcelona,  Genua  und  Neapel  berührt, 
i Die  Mittelroeerlinien  sind  ö,  nämlich: 

1.  Marseille  - Philippe ville- Botin.  Zwei  Mal  wöchentlich,  näm- 
lich Mittwochs  und  Sonntags  Mittags.  Ankunft  in  Philippevill« 
Freitag  6 Uhr  Morgens,  in  Bona  Sonnabend  Morgens. 

2.  Tunesische  Linie.  Einmal  wöchentlich  von  Marseille  nach 
Tunis  iu  2 ty*  Tagen. 

3.  Algier.  Zwei  Mal  wöchentlich  von  Marseille  in  ll/j 
Tagen. 

4.  Philippe'  ilk-  und  Bougie.  Einmal  wöchentlich  in  l*/i  Tagen 
nach  Philippeville,  iu  2S  4 Tagen  nach  Bougie. 

5.  Bona.  Einmal  wöchentlich  von  Marseille  in  ls/i  Tagen. 

Die  Gesellschaft  hat  sieb,  wie  man  sieht,  zu  einem  Passagier- 

! fahrteuoternehroea  ausgebildet,  sie  wurde  indessen  ursprünglich,  — 
wie  der  Bericht  des  Verwaltungsratb»  an  die  Aktionäre  vom 
| 29.  April  1885  ausdrücklich  hervorhebt,  — hauptsächlich  zn  dem 
! Zweck  gegründet,  um  die  Verschiffung  von  Mineralien,  besonders 


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Nr.  47. 


690 

EXPORT,  Organ  des  Outralvereins  tur  Haudelsgeograpbie  etc. 


1887. 


Eisenerzen,  au»  Algerien  nach  Frankreich  zu  vermitteln.  Cher  die 
mineralischen  Schütze  Algeriens  und  besonders  die  Gewiouung  von 
Eisen-.  Kupfer-  und  Bleierzen  erzählt  Dr.  B.  Schwarz  in  seinem  im 
„Centralvemn  für  Handelsgeographie  etc.“  gehaltenen  Vortrage*)  über 
Algerien  Näheres.  Die  Eisengruben  liegen  dicht  am  Meere  in  der 
Provinz  Coostantinc  und  hatte  schon  vor  Kt  Jahren  die  jährliche 
Ausfuhr  von  Eisenerzen  aus  Algerien  einen  Werth  von  5 Millionen  Frc.s. 
Durch  die  uns  vorliegenden  Jahresberichte  des  Verwaltungsratlis  der 
» Transports  maritime»“  über  die  Jahre  1883  bis  1886  eioscbliefslich, 
zieht  sich  die  Klage  über  den  Rückgang  der  Eisenindustrie,  besonders 
der  französischen,  und  in  Folge  dessen  über  die  Abnahme  der 
wichtigsten  und  einträglichsten  Ladungen.  Daneben  ist  es  das 
Auftreten  der  Choleracpidemie,  welche  vielfach  störend  und  hem- 
mend auf  den  Betrieb  der  Gesellschaft  eiuguwirkl  hat.  Für  die 
Zwecke  einer  genauen  Einsicht  in  den  Gaug  der  Geschäfte  der 
Gesellschaft  sind  die  uns  vorliegenden  Jahresberichte  mangelhaft. 
Ha  sie  die  Einnahmen  UDd  Ausgaben  nur  im  Ganzen  und  nicht  in 
Einzelbeträgen  aufführen.  Ebensowenig  finden  wir  Angaben  über 
die  beförderte  Personenzahl  und  Gütermenge.  Immerhin  gewährt 
das.  was  ich  hier  an»  den  bezeiebneten  Jahresberichten  mittheile, 
einigen  Anhalt  zur  ßeurtbeiluug  der  in  Betracht  kommenden  Ver- 
hältnisse. 

Da»  Kapital  der  Gesellschaft  betrügt,  wie  bemerkt,  12  Mil- 
lionen Frcs.  in  Antbeilen  zu  500  Frcs. 

Es  betrugen : 

Issel  1HH4  IhW  IHM 

Die  ISrvtto-F.lanahmenll  149744,,,  Freu.  Pro.  11 291915«  Fr«.  102T>4  7ML,  Fr«. 

Die  Au*s*b«D  3986436^  „ »!»*«*&,,  ..  !>7745tqig  „ 8g3?ft)b» 

Da  Meli  Cbcrschufi'  17AJ9Ö7«,  Firn«.  1 M-U  Frcs.  1 517  405*,  Ft  ca.  1 327 131*,  Frei 

Die  Gesellschaft  konnte  immerhin  Dank  bedeutenden  Erspar- 
nissen aus  früheren  günstigen  Zeiten  in  den  letzten  4 Jahren  jähr- 
lich eine  Dividende  von  5%  ihren  Aktionären  überweisen,  nach- 
dem von  den  jedesmaligen  Überschüssen  die  atatutenmäfsige  Ab- 
schreibung vom  Werth  der  Schiffe  u.  A.  für  Abnutzung,  9owie  5% 
für  den  Reservefond  abgezogen  worden. 

Wir  sehen  uns  nun  die  Bilanz  vom  31.  Dezember  1886  etwas 
näher  an. 

Im  Aktivum  finden  wir  u.  A.  aufgeführt:  Werth  der  Schiffe 
in  Dienst  17800000  Frcs  , Werth  der  Werkstätten  und  des  der 
Gesellschaft  gehörenden  Areals  (terrain  d’Arenc  bei  Marseille) 
472226,4»  Frcs.,  Portefeuille,  Kassa  und  Banquiers  6 925275, 97  Frcs., 
Betriebsmaterial  und  allgemeine»  Magazin  216536^  Frcs.,  Kohlen, 
Öl  und  Fette  266 494,77 Frcs.  Verschiedene  Debitoren  1 122 022,« Frcs., 
Koupons  vom  1.  November  1886  216  351^,  Frcj.,  zusammen 
27090378.«*  Frcs. 

Das  Passivum  setzt  sich  aus  folgenden  Posten  zusammen: 
Aktienkapital  12  0011000  Frcs.,  Abschreibung  auf  die  Schiffe 
8 628108*«  Frcs.,  Abschreibung  auf  die  Werkstätten  21  785,% 
Frcs.,  statutenmäfsiger  Reservefond  721  245.7*  Frcs.,  Versichcrungs- 
fond  3 810  989^  Frcs.,  Reservefond  für  Erneuerung  der  Kessel 
und  grofse  Reparaturen  137  598,<ü>  Frcs.  Zu  zahlende  Effekten  : 
94  492,69  Frcs.  Verschiedene  Gläubiger  649  797  Frcs.  Im  Gang 
befindliche  Reisen  518  883, g>  Frcs.  Koupons  von  früheren  Betriebs- 
jabren  3472, 10  Frcs.  Rest  der  Überschüsse  von  1885  14  222.81  Frcs. 
Gewinn-  und  Verlust-Konto  von  1886  594  779, <»7  Frcs.  Zusammen 
27  090  378*8  Frcs. 

Es  mögen  liier  noch  die  in  den  letzten  4 Jahren  von  den 
Dampfern  der  Gesellschaft  auagefnbrten  Reisen  angegeben  und 
dabei  erwähnt  werden,  dafs  die  Gesellschaft  gelegentlich  die  Be- 
förderung von  Truppen,  z.  B.  nach  Tonkin  und  West -Afrika,  für 
die  Regierung  gegen  reichliche  Vergütung  übernahm. 


Zalll  der 

Mittel  m**f  Tr»n*oi«aiii*.:‘ii*n 

Keifen 


1883  . . 

. . 243  • . 

. . 20 

1884  . . 

. . 247  . . 

. . 10 
1 

nach 

Tonkin, 

2 

Dakar. 

1885  . . 

- . 314  . . 

. . 11 

2 

Cardiff, 

5 

„ 

Tonkin, 

1836  . . 

. . »43  . . 

. . 15 

3 

_ 

Cardiff. 

1 

, 

Tonkin» 

1 

• 

NewYork. 

Neben  dem  Tarif  für  die  Beförderung  der  Passagiere,  auf  welchen 
ich  hier  nicht  weiter  eingehen  will,  giebt  die  Gesellschaft  jährlich 
einen  fenten  Tarif  für  die  Beförderung  von  Gütern  aus;  es  ist  ein 
Heft  von  einigen  40  Seiten,  welches  die  Güterklassen  alphabetisch 
aufzählt.  Andere  Gesellschaften,  wie  z.  B.  die  British  India  Com- 
pany veröffentlichen  nichts  der  Art,  behalten  »ich  vielmehr  in 

*)  Vergl.  , Export“  1884,  Heile  63  bis  69. 


I dieser  Beziehung  volle  Freiheit  vor.  Das  Verfahren  der  „Societe  des 
] transports  maritime»“  ist  natürlich  für  das  handeltreibende  Publikum 
vorzuxiebeu. 

Zum  Schluss  mag  noch  einer  größeren  französischen  Ozean- 
dampfer-Gesellschaft, die  „Chargeurs  reunis“,  gedacht  werden,  die- 
selbe ist  meine»  Wissens  vorzugsweise  mit  der  Frachlfabrt  be- 
schäftigt. Im  Oktober  1872  gegründet,  unterhält  sie  gegenwärtig 
auch  einen  regelmäßigen  Passagierdianst  zwischen  Havre  und 
Bordeaux  einerseits  nnd  argentinischen  Häfen  andererseits  in  zwei 
| Linien,  je  2 Mal  monatlich,  mit  10  Dampfern  von  8000  bis  8800  t 
Trugfähigkeit.  Diese  Gesellschaft  wird  als  eine  private  bezeichnet, 
über  die  Ergebnisse  ihres  Betriebes  wird  wohl  nur  in  französischen 
Regiert!  ug*k  reisen  hei  Inanspruchnahme  der  Scbifffahrtsprämien 
Näheres  verlauten. 

Europa. 

hi  Ein  Besuch  in  der  Krefelder  Költigl.  Webeochule,  Färberei-  und 
Appretiirsctwle  durch  die  AusschufsmltglieiJer  des  .Vereins  znr  Wahrung 
der  gemeinsamen  wirtschaftlichen  Interessen  In  Rheinland  und  Westfale«“. 

j Die  Auaschuftuiitglieder  des  „Verein«  zur  Wahrung  der  gemeinsamen  wirth- 
I sehaftliclicn  Interessen  iu  Rheinland  und  Westfalen“  waren  durch  Herrn 
i Geh.  Rat  Li  Hei  tue  11  da  hl  eiugeladen,  ihre  auf  den  5.  November  fallende  Sitzung 
I in  Krefeld  abzuhalten,  um  mit  derselben  einen  Besuch  in  der  dortigen 
| Kunigl.  Webesehule,  Färberei-  und  Appreturschule  zu  verbinden,  einer  Bitte, 
welcher  bei  der  groben  Bedeutung  und  Eigenartigkeit  dieser  Anstalten  sehr 
\ gern  entsprochen  wurde.  IHenen  doch  diese  Schulen  einer  Industrie,  von 
| der  der  Kulturminister  Gossler  bei  der  Einweihung  der  erstgenannten  An- 
1 stall  am  15.  Dezember  1883  sagte:  .Diese  Industrie  wird  nicht  betrieben 
von  Aktiengesellschaften  usw.,  in  ihr  sind  mehr  als  lüQOO  Familien  »eit 
Jahrhundert«-!!  beschäftigt : deshalb  wollen  wir  auch  alle  Fortschritte  auf  den 
• Gebieten  de«  Maschinenwesens  prüfen  und  der  Hausindustrie  alle  Hilfsmittel 
[ zufübrrn,  «el.he  In  anderen  Staaten,  vornehmlich  in  Frankreich,  schon  Ein- 
gang gefunden  haben.  Von  der  Einführung  des  mechanischen  Webstubl* 
j in  die  Hausindustrie  hofft  man  ja  da*  Gedeihen  de*  ganzen  Bezirke*  and 
die  Erhaltung  einer  lohnenden  Beschäftigung  in  der  Hausweberei.  Wozu 
| erzieht  der  Staat  die  Bürger,  wie  macht  er  ihnen  die  Rahnen  frei,  sich  aus- 
1 bilden  zu  können?  Die  Frage  ist  immer  brennender  geworden,  ob  die  theo- 
retische Bildung  zu  steigern  oder  ob  dieselbe  an  einer  bestimmten  Stelle 
I unterbrochen  weiden  muf»,  uui  nie  auf  da»  praktische  Gebiet  überzuleiten. 

| Es  ist  schwer,  diese  Frage  zu  lösen.  Jahrzehnte  bedarf  es  hierzu,  aber  wir 
j haben  hier  das  Problem  bingextelll,  und  e*  ist  zu  hoffen,  daf»  auch  nach 
der  zweiten  Alternative  hier  Ersprießliches  geleistet  wird“. 

Was  diene  Anstalt,  zu  der  iin  Jahre  1877  der  Gebeimrath  Hei  men - 
dahl  die  erste  Anregung  gegeben,  geleistet  hat,  dafür  möge  das  Zeugst/»  des 
französischen  Seiden- Industriellen  .Serene  sprechen,  der  nach  eingehendster 
Kenntnisnahme  von  den  Einrichtungen  der  Anstalt  die  Krefelder  Webe- 
schule  als  Ja  premiere  du  monde“  bezeichnet«- 

Bei  der  Wichtigkeit  der  Frage  der  Exportfähigkeit  der  deutschen  Textil- 
industrie den  gleichen  Branchen  anderer  Länder  gegenüber  bat  die  Krefelder 
Schule  eine  ganz  besondere  Bedeutung,  und  so  glauben  wir  anch  den  Leseru 
I des  ,F.xport“  einen  Gefallen  zu  thun,  wenn  wir  sie  mit  den  FJnrichtuugen 
dieser  Anstalt  bekannt  machen. 

AI»  Siaat»an*tak  aus  der  seit  dem  Jahre  1855  zu  Krefeld  bestehenden 
höheren  Webescbule  herausgebildet  und  Dank  der  kräftigen  Unterstützung 
des  Kgl.  preus».  Kultusministeriums  sowie  der  .Stadtgemeinde  und  Handels- 
kammer Crefeld  vollständig  neu  organisirt,  hat  sie  den  Zweck,  sowohl  durch 
theoretischen  als  praktischen  Unterricht  Werkmeister,  Dessinateure  und  Fabri- 
kanten für  alle  Zweige  der  Weberei  sowie  Maschinenbauer  für  die  Textil- 
industrie heranzu bilden,  und  ebenso  jungen  Leuten,  welche  sich  als 
E i nkäufer  oder  Verkäufer  der  Manufakturwaa re nbranche  widmen 
wollen,  ge n aue  Ken ti tnifs  der  Fabrikation  nnd  damit  die  Fähig- 
keit richtiger  Beurtheilung  derWaarc  zu  verschaffen.  Um  diese 
Zwecke  vollständig  zu  erfüllen,  umfahrt  der  Unterricht  die  Lehre  von  den 
Geweben  aus  den  verschiedensten  Rohmaterialien,  die  schnellste  und  ein- 
fachste Ausführung  der  Musterzeichnungen,  die  Anleitung  zur  selbständigen 
. Erfindung  von  Mustern  nnd  zu  Kalkulationen  für  die  Wertbestimmung  der 
Stoffe  und  deren  vortheilhafteste  Herstellungsweise.  Ebenso  gepflegt  werden 
dir  Fächer:  Fabrikhuehfübrung,  Maschiueiieleinente,  Kraftmaschinen,  Spiunerei 
1 und  Appretur  sowie  das  Verrichten  der  Uandstühle,  das  Montiren  der 
1 mechanischen  Webstühle  und  andere  praktische  Arbeiten  in  der  Hasch  inen - 
Werkstatt  1-  (Holz  und  Eisen). 

Der  Lehrplan  zerfällt  in  zwei  Abteilungen  A und  B mit  je  zweijährigem 
Unterrichtskursus  in  folgenden  Lelirgegenständen. 

A.  Unterricht  iu  Zeicbuen  und  Musterzeichnen  insbesondere.  In  der 
unteren  Abtheilung  (l.  Jahr)  werden  die  Schüler  gründlich  im  Zeichnen  und 
Malen  mit  Rücksicht  auf  Weberei.  Druckerei  und  andere  Zweige  der  Textil- 
industrie nach  Vorlageblättern,  Modellen  und  nach  der  Natur  11  at errichtet. 
! Iu  der  oberni  Abtheilung  (2.  Jahr  Ihwsinaiearflchule)  wird  das  Zeichnen 
weiter  geführt  bis  zum  selbständigen  Komponiren  von  Mustern  für  die  Textil- 
: Industrie.  Auch  werden  Vorträge  über  Kunstgeschichte  der  Textilindustrie 
j gehalten. 

Ahtheilmig  B utnfmuit  d<-u  Unterricht  in  Dekomposition.  Komposition, 
| Kalkulation  und  im  Weben,  *•  i-eafall«  auf  zwei  Jahre  berechnet. 

In  den  ganzen  vielgestaltigen  Organismus  der  Schale  hatten  die  Aue 
I schufsmitglieder  des  genannten  Verein*  Gelegenheit,  einen  lehrreichen  Blick 
tu  thun,  da  die  Anstalt  in  vollem  Betriebe  vorgefohrt  wurde.  Vor  allem 
I interessirten  begreiflicher  Weise  die  praktischen  Übungen,  weiche  im  Web- 
' «aal  vorgenomtnen  werden. 


1887. 


Nr.  47. 


RXPOKT,  Oix»i  dea  ContnUTerein»  Ftr  Handelügeogntphiu  etc. 


Der  Wehsaal  i«t  der  unteren  AMbeüung  wöchentlich  39  Stunden  geöffnet, 
jeder  8chö1er  pro  Wocbe  6,  S— 14  Stunden  in  demselben  beschäftigt.  Zur 
Benutzung  der  Schäler  sind  36  H&ndwebeetihlo  mit  den  nütbigen  Vorberei- 
tung*- und  Uilfmaschinm  aufgeetellt  und  zwar  6 für  Baumwolle,  6 für  Wolle, 
4 fir  Leinen,  3 für  flalbaelde,  1 1 för  Seide  (sowohl  Krefelder.  als  Schweizer 
und  Lyoner  System»,  6 für  Sammete  und  15  HUfzmaxchrrreii.  Aufaerdem 
werden  ein  Baumwoll-  und  ein  Leineoatubl  zur  Herstellung  von  Kammgarn- 
stoff und  halbwollenen  Tiecbdeeten  zeitweise  benutzt. 

Für  die  Schäler  der  oberen  Abtheilung  kt  der  Wabsaal  ebenfalls  39  Stun- 
den wöchentlich  zur  Bemitxnng  geöffnet  und  u wird  jeder  Schüler,  6 — 14 
und  mehr  Stunden  pro  Woche  In  demselben  beschäftigt.  Der  praktische 
Unterricht  erstreckt  sich  hier  zumeist  auf  die  mechanische  Weberei  and  di« 
komplirirteteti  Systeme  von  Bandstühlen.  Zur  Benutzung  der  Schüler  finden 
wir  hier  30  mechanische  und  9 halbioecbanbebe  Webstöhle  mit  den  nötbigon 
Vorbereitung*-  und  lliifunasrhinen. 

ln  dem  östlichen  Flügel  des  Anataltageb&udee  befindet  sieh  die  Färberei* 
und  Appreturschule,  welche  im  Herbste  1888  in  Verbindung  mit  der 
Kgl.  Webeschule  unter  einem  besonderen  Leiter  in’»  Leben  trat.  IHese  An- 
stalt verfolgt  den  Zweck  1.  denjenigen,  welche  sieb  dem  speziellen  Studium 
der  Chemie  widmen  wollen,  durch  gründlichen  theoretischen  and  praktischen 
Unterricht  eino  möglicbet  vollständige  Ausbildung  in  allen  Zweigen  dieser 
Wissenschaft  und  deren  Anwendung  Im  praktischen  Leben  au  gewähren; 
2.  solche,  welche  sieb  für  die  FavbstofRoduslrie  atuibilden  wollen,  insbesondere 
Färber,  Bleicher,  Zeug  druck  er  und  Appreteure  in  der  Fabrikation  der  Farb- 
stoffe und  Befica  zu  unterrichten,  dieselben  mit  den  Methoden  zur  Unter* 
suchang  und  Werthbeatimmung  der  natürlichen  und  künstlichen  Farbstoffe 
und  sonstiger  Chemikalien  vertraut  tu  machen  und  sie  zur  selbständigen 
Vornahme  dieser  Operationen  bcnumibildon;  endlich  durch  praktische  Ar- 
beiten im  Fkrben,  Bleichen,  Brocken  und  Appretiren  den  Sehülem  Anleitung 
zur  Anwendung  der  erworbenen  Kenntnisse  für  da»  praktische  Leben  tu  ge- 
währen. Ober  den  erforderlichen  Lehntälen  finden  wir  hier  zunächst  ein 
chemisches  Laboratorium , ia  welchem  Übungen  in  der  qualitativen  und 
quantitativen  Analyse,  überhaupt  praktisch-chemische  Arbeiten  ausgeführt 
werden;  sodaun  ein  Färbercilaboratorium,  in  welchem  die  Untersuchungen 
der  Farbstoffe  und  der  Beiten  gemacht  und  im  Kleinen  alle  Operationen 
dev  Färberei,  Bleicherei,  des  Band-  und  Kouleaux- Bruches  vorgenemmen 
werden;  drittens  die  Färberei  und  Appretur,  in  welcher  im  Grofson 
Baumwolle,  Wolle,  Leinen,  Jute,  Beide  usw.  gebleicht,  gefärbt,  bedruckt  und 
appretirt  werden.  SäunntUche  Laboratorien  sind  mit  allen  Apparaten  und 
Hinrichtungen  der  Neuzeit,  Dampfleitung,  Hoch-  und  Nieder  druck  wasser  lei - 
tnng  imw.  ausgestattet.  Die  Vortrige  aber  Ms*cbinentbeilo,  Appraturmnschincn, 
Appreturvorfabren  sowie  der  Zeichenunterricht  werden  an  der  Wcbeackwk 
ertheilt. 

Wir  gelangen  weiter  in  die  Mascliinenworkststle,  welche  zur  Aus- 
führung von  Reparaturen  und  zur  Herstellung  kleiner  Apparate  für  den 
■Scbäkr  dient,  die  zieh  für  inechaaische  Weberei  oder  als  Webemasohinen- 
hauer  ausbilden  wollen.  Für  den  Unterricht  in  dieser,  Schmiede,  Schlosserei 
und  Schreinerei  umfassenden  Abteilung  sind  zwei  Meister  und  ein  fktdosaer- 
g e*«lle  «»gestellt,  unter  deren  Leitung  die  Schüler  die  praktische  Schlosserei 
und  Schreinerei  zu  er  lernen  Gelegenheit  haben. 

Die  Beleuchtung  der  gerammten  Räume  geschieht  durch  Edison'scbes 
Glühlicbt,  die  Beheizung  durch  Körting’sabe  Dnmpfstnifalöfen- 

la>  Krdgeschols  befindet  sieb  eine  aus  über  1500  Händen  Faeblitteraiur 
bestehende  Rihßuthck  ; au&erdem  liegen  dort  die  Patentschriften  de»  Deutschen 
Reiche*  und  etwa  70  Fachzeitschriften  aut 

ln  der  ersten  Klage  befinden  skh  die  Muaeumez&le,  in  denen  eine 
kostbare,  wohlgeordnete  Sammlung  von  Mnsteigcwebcn,  Stickereien,  Nadel- 
arbeiteo,  bpiUcn,  Poeamentierwaaron.  Teppichen,  Tapeten  und  geprellten 
liucbdeekeln  der  verschiedeoaten  Zollen  und  Uinriar  uBtergebracht  sind. 
Dirwe  Sammlung  ist  .Schülern  und  Industriellen  von  grölstem  Nutzen.  Weist 
sie  doch  die  Entwickelung  der  Wehokunst  aus  den  grauen  Vorzeiten  bis  auf 
den  heutigen  Tag  auf.  Einen  hervorragenden  Bestand tb«i  bilde«  die  Samm- 
lung des  Bildhauers  Krautb  ia Mannheim,  welche  der  Weheachuk  1880  von 
der  Kgl.  Staataregierung  übergeben  wurde  und  welche  von  der  Fndipreaae 
als  «ine  der  weethvollnteo  dieser  Art  bezeichnet  wird.  Bio  zeigt  den  hohen 
Schönheit»-  und  Formenainn  vergangener  Geschlechter  and  dient  dazu,  die 
Schüler  an  lehren,  die  Theorie  auf  die  Praxis  zu  übertragen,  neue  Formen 
und  neue  Effekte  zu  rinden.  Die  üewebezatnmlung  zählt  weit  über  5000  Num- 
mern, u n byzantinische  Gewebe  aus  dem  6. — 10.  Jahrhundert,  sarazenische 
Gewebe  in  Gold  aus  dem  10.-— 13,  gothische  Gewebe,  aus  dem  IG. — 17.  Jahr- 
hundert, asiatische  Gewebe,  Seide,  Brokate,  Kunststickereien,  koptische,  ali- 
gcrmaniache,  niederländische  und  deutsche  Gobelingewebe,  üzrbigo  ilesamlrtc 
Papiere  und  geprekte  Buchdeckel,  grössere  Behängt*  usw.  Km  gro&er  T heil 
d<ioser  Sammlungen  ist  unter  dlaa  und  Rahmen  so  atifgosteUt,  dafc  «ine 
Kopirung  von  den  Schülern  der  Anstalt  sowie  von  Mu-rtericieknem  und 
Industriellen  zu  jeder  Zeit  in  dun  festgesetzten  Tagesstunden  bequem  vor* 
genoauDon  werden  kann. 

Io  diesen  selben  Sälen  ist  in  diesen  Tagen  auch  die  Ausstellung 
kirchlicher  Kuustwebereien  und  Stickereien  der  Vergangenheit  er- 
öffnet, welche  ebenfalls  von  dea  Ausuehubmitglicdern  besucht  wurde,  weil 
sie  mit  den  Zieku  and  Zwecken  der  Webeachuie  auf  das  Innigste  Zusammen- 
hang t.  Dieso  Ausstellung  ist  niaaliofa  ans  dem  Uesiehtepunkte  verunstaltet, 
«late  bei  dem  mehr  und  mehr  bervortrateudn»  Bastreben,  dt«  alten  Gottos- 
b innrer  in  den  strengen  Formen  ihrer  Stüriebtung  heraus  teilen,  bsl  Neubauten 
illa  gediegenen  Kotwmi  der  ältere»  Kunstepocben  zur  Geltung  zu  bringen, 
der  Wunsch  berechtigt  ist,  dafs  dieselben  Kegeln  auch  auf  innere  Kinrich- 
tung  *;mf  die  tiefülh«,  sowie  auf  dan  textilen  8chnwck  der  Altäre  and  end- 
lich nicht  zum  Mindesten  auf  die  liturgischen  ücwäodsr)  immer  mehr  An- 
wendung finden;  dann  ent  wird  Architektur  und  Ornamentik,  Bau  und 
Ausstattung  sich  zu  einem  harmonischen  Ganzen  vereinigen.  Dabei  bat  mau 


sich  mit  Recht  der  Hoffnung  hinzu geben,  dafs  durch  ein«  solch«  Auastellung 
die  kirchliche  Tcatilfabrikation  neue»  Aufwhwimg  nehmen  und  dafs  weiter- 
hin, wie  in  der  Vorzeit  die  kirchliche  Konst  der  profanen  stets  Fahrerin 
und  Förderin  war,  so  auch  jetxt  wieder  die  profane  Textilfabrikation  der 
kirchlichen  im  frischen  begeisterten  Streben  folgen  werde,  um  den  alten 
Originalen  io  neuen  Leistungen  möglichst  nahe  zu  kommen.  Sind  zwar  die 
Bestrebungen  der  Neuzeit  auf  kunstgewerblichem  Gebiets,  welche  sich  aueb 
auf  die  Tcxtilknnflt  übertragen  haben,  von  erfreu  lieben  Erfolgen  begleitet 
gewesen,  so  finden  skh  doch  unter  den  modernen  Fabrikaten  viel  zu  häufig 
Kirchenstoffe,  bei  denen  dem  ersten  reichen  Eindruck  de*  Glanzes  ebenso- 
wenig die  .Solidität  and  Dauerhaftigkeit  wie  der  künstlerisch«  Werth  ent- 
spricht. Leider  werden  auch  unsere  deutschen  Fabrikate  auf 
dein  Gebiete  der  Paramentenfab rikation  vielfach  durch  aus- 
ländische (französische  und  belgische)  verdrängt,  ln  richtiger  Würdi- 
gung dieses  Umstandes  will  di«  Ausstellung,  za  der  gerade  Crefold  durch 
seine  örtliche  Lage  in  den  Rbeiotenden,  nahe  Belgien  und  Heiland,  in  einer 
Gegend,  welche  durch  ebenso  zahlreiche  wie  hervorragende  Kunrierzengnta«* 
der  Vergangenheit  ausgezeichnet  ist,  ferner  durch  die  hohe  Entwicklung 
seiner  Fabrikate  auf  textilem  Gebiete  besonders  dato  geeignet  erschien, 
durch  Vorführen  der  Textilmeisterwerke  früherer  Zeilen,  welche  Jahrhunderte 
hindurch  ihre  Schönheit  und  Solidität  bewahrt  haben,  mehr  und  mehr  auf 
Bolide  Fabrikation,  auf  Verwendung  eines  gediegeneren  Material*  und  endlich 
auf  Anwendung  haltbarer  Farbstoff«  hinwirken.  Zudem  will  sie  den  Be- 
ste 11  gehe  m Gelegenheit  bieten,  zieh  durch  Anschauung  der  ausgestellten  Ge- 
wlnder  und  sonstigen  Textilien  mit  dem  Stil  die*M*r  In  Menge  vorhandenen 
Meisterwerke  der  Töxtllkunsl  innlgvt  zu  befreunden.  Wir  zweifeln  nicht, 
nachdem  wir  die  über  150  prachtvoll«  und  höchst  Interessante  Objekte  ent- 
haltend« Ausstellung  gesehen  haben,  dafs  dieser  Zweck  in  reichstem  Mars« 
erfüllt  werden  wird. 

Von  der  vorzüglich  geleiteten  und  mit  allen  Einrichtungen  der  Neuzeit 
ausgestetteten  Schale  aber  schieden  wir  mit  bestem  Dank*  gegen  dl«  freund- 
lichen Führer  — Geheimrath  Heimendahl,  Direktor  K.  Lembke  und 
Dr.  11.  Lange  — ■ und  mit  dem  Bewufstaein,  dafs  hier  «hi  Werk  in’s  Lehen 
gerufen  bt,  d«e  dem  Export  der  deutschen  Textilindustrie  in  hohem  Grade 
dienlich  sein  wird,  weil  durch  di«  Heranziehung  eine»  awf  dem  theoretischen 
sowohl  wie  dem  praktischen  Gebiete  dev  Webekünnte  gleich  tüchtigen  Ge- 
schlecht», die  Wettbewerbcfthigkeit  Deutschland»  in  dieser  Branche  ganz 
ohne  Zweifel  eine  gröfscre  werden  wird. 

Das  ERgJisclM  MarksntehuUgesstz.  Da  damtelbe  ancb  ia 
den  australischen  Kolonien  gütig  ist,  so  veröffentlichen  wir  es  hier 
int  Interess«  der  deutschen  Industriellen,  weiche  sich  bei  der  1888er 
Jubiläumsausstellung  xu  Melbourne  zu  betheiligen  gedenken. 

Waareomarkenflesetz  vom  Jahra  1887. 

(50  & 51  Vict.  — Cb.  Ü8.]  — (Das  -*8.  der  im  50.  und  51.  Ragieruittrs- 
jahrc  der  Königin  VICTORIA  erlassenen  Gesetze.) 

(Kapitol  S8) 

Gesetz  zur  Verbesserung  und  Abänderung  des  auf  betrügerische 
Waarenmarken  bezüglichen  Rechtes. 

[Vom  ‘23.  August  1887.J 

Durch  dar  Königin  erhabenste  Majestät,  auf  den  Rath  und  mit  Zu- 
stimmung der  in  diesem  gegenwärtigen  Parlamente  versammelten  geistlichen 
und  woltfichen  Mitglieder  de»  Oberhaus«*  und  der  Mitglieder  dea  Unter- 
Hausen,  und  kraft  der  Autorität  derselben  werde  verfügt  wie  folgt: 

(Karzer  Titel) 

1.  Die*ek  Gesetz  kann  tilirt  worden  als  .Waaronmarkeniroscu  vom 
Jahre  1887“.  (MerrtmiNiGe  Mark»  Act,  1887 .]*) 

(Vergehen  mit  Botuc  »uf  Fabrikzetcbeu  «ml  knufutlnnlMh«  Dewhreihuaeea ) 

2.  -A  (1.)  Jeder,  der: 

(n)  «tu  faDches  Fabrikzeichen  macht: 

oder  (b)  ein  Fabrikzeichen  oder  ein  oiofltn  Fabrik  reichen  »o  sehr  gleiches 
Zeichen,  dafs  t%  auf  Beirug  berechnet  ist,  auf  Waaren  fite«: Mich 
anbringt; 

oder  (c)  Stempel,  Holzstöckc . Maschine«  «dev  atnter«  Ger&tb«  hmtellt,  um 
etn  faleches  Fabrihzelcben  in  machen,  oder  zu  dem  Zwecke,  dafs 
dieselben  bei  der  ilerztcllung  eine»  falachen  Fabrik  t«  ich  «ns  ge- 
braucht werden; 

oder  (d)  Waaren  mit  einer  falschen  kaafmänuiseben  Beschreibung  ver- 
siebt [vgl.  hierzu  Abschnitt  3.  — (!•)]»*) 

oder  (e)  ober  Stempel,  Hob  stücke,  Maschinen  odkw  iftderp  für  die  Fll- 
schung  eines  Fabrikzeichen«  beetiinmt«  Gerfcthe  verfügt  oder 
solche  m seinpm  Besitze  hat; 

oder  (f)  zu  einem  der  ölten  in  diesem  Abschnitte  erwähnten  Funkte  Vor- 
anUswiog  giebl, 

soll,  den  Hestimmuugen  dieses  Oesetzos  unterworfen,  eines  Vergebens  gegen 
diese»  Gesetz  schuldig  sern,  aul*«r  wenn  ur  naekweint,  dafs  er  ohne  Wtfd- 
gorische  Absicht  handelt«. 

(2).  Wer  Waaren  oder  Gegenständ«,  die  in  der  folgenden  Art  bezeich- 
net wind,  verkauft  oder  xnta  Verkaufe  miMtellt  oder  zum  Verkaufe  oder  zu 
irgend  einem  Zwecke  de»  Baodol»  oder  der  Fabrikation  in  »einem  Be- 
sitze hat: 

[nämlich;)  mit  gefälschtem  Fabrikzeichen  oder  falscher  kaufmännischer 
Boecbreihnng  versehene  Waaren  oder  Gegenstände,  oder  solch«  Waarea  oder 

•)  AHea,  was  im  Folgenden  in  eckigen. Klammem  ( J enthalten  fc», 
findet  sich  entweder  nicht  im  Original  nnd  ist  nur  zur  Erklärung  beigefttgl, 
oder  es  ist  der  englisch«  Originahtu »druck  für  die  im  Text«  enthaltene 

deutsche  ObcneUuug. 


Kr.  47. 


1887. 


U93 

KXPOBT,  Orgui  dea  Centmlvereius  für  HandelageograpMo  etc. 


Gegenstände,  die  — wie  es  der  Fall  »ein  kann  — mit  einem  Fabrikzeichen 
oder  einem  solchen  Zeichen  versehen  sind,  das  einem  Fabrikzeichen  ho  sehr 
gleicht,  dafs  es  auf  Betrug  berechnet  ist, 

»oll  eine»  Vergehen»  gegen  diese»  Gesetz  schuldig  sein, 
auJiter  wenn  er  nachweist, 

(».)  dal*  er,  unter  Beachtung  alter  angemessenen  VorsichtsmaTsregeln 
behufs  Vermeidung  eines  Vergebens  gegen  diese»  Gesetz,  zur 
Zeit,  als  das  erwäbnto  Vergehen  geschah,  keinen  Grund  hatte, 
die  Echtheit  de*  Fabrikzeichen»,  Zeichen»  oder  der  kaufmännischen 
Beschreibung  anzuzweifeln: 

(b.)  dal»  er  ferner,  auf  das  von  dem  Kläger  oder  in  dessen  Namen 
gestellte  Verlangen,  jede  in  »einer  Macht  stehende  Auskunft  über 
die  Personen  ertheilto,  von  denen  er  solche  Waaren  oder  Gegen- 
stände bezog; 

oder  (c.)  dar*  er  in  anderer  Weise  unschuldig  gehandelt  hat. 

(3.)  Wer  eines  Vorgehens  gegen  dieses  GeteU  schuldig  ist,  soll  bc~ 

straft  werden : 

(i.)  bei  SlraferkenntoiX*  in  Folge  öffentlicher  Anklage  [sc.  vor  den 
„quarter  sessions“  oder  vor  den  Assisen]  mit  Gefüognif»  bis  tu 
zwei  Jahren,  mit  oder  ohne  schwere  Arbeit,  oder  mit  Geldstrafe, 
oder  mit  Gefängniß  und  Geldstrafe  zugleich; 

(ii.)  bei  Straferkenntnife  im  summarischen  Verfahren  [sc.  vor  dem 
justice  of  the  peace J mit  Gcfilngnlfs  bis  zu  vier  Monaten,  mit  oder 
ohne  schwere  Arbeit,  oder  mit  Geldstrafe  bis  zu  20  £,  und  im 
Falle  eines  zweiten  oder  folgenden  Straferkenntnisse»  mit  Gefing- 
nifs  bis  zn  sechs  Monaten  oder  mit  Geldstrafe  bis  zu  50  £; 

(iii.)  in  jedem  Falle  sollen  alle  Güter,  Gegenstände,  Gcräthe  oder 
Sachen,  vermittels  deren  oder  in  Bezug  auf  welche  das  Vergehen 
begangen  wurde,  als  Ihrer  Majestät  verwirkt  erklärt  worden  [to 
forfeit.] 

(4.)  Der  Gerichtshof,  vor  welchem  jemand  unter  Bezugnahme  auf  die- 
sen Abschnitt  verurtheilt  wird,  kann  nach  Gutbefinden  die  Vernichtung  aller 
verwirkten  Gegenstände  anordnen  oder  darüber  anderweitig  verfügen. 

(6.)  Wer  durch  ein  von  einem  Gerichtshöfe  mit  summarischer  Juris- 
diktion [also  vou  einem  »county  court“]  gefälltes  Straferkanntnifs  Bich  be- 
schwert fühlt,  kann  von  jenem  an  einen  Gerichtshof  der  „quartor  sessions“ 
appelliren.  (»Quarter  sessions“  sind  die  vierteljährlichen  Plenarversamm- 
lungen der  Friedensrichter  einer  Grafschaft.] 

(6.)  Jedes  Vergehen,  wegen  dersen  eine  Person  diesem  Oesotze  geraifa, 
auf  ein  im  summarischen  Verfahren  zu  fällendes  Strafsrhenutoift  hin,  mit 
Strafe  bedroht  wird,  kann  gerichtlich  verfolgt  werden,  und  alle  Gegenstäude, 
welche  diesem  Gesetze  gemäJOi  durch  einen  Gerichtshof  mit  summarischer 
Jurisdiktion  für  verwirkt  zu  erklären  sind,  können  in  der  durch  die  Gesetze 
über  summarische  Jurisdiktion  (42  & 43  Viel-  c.  49)  vorgesehenen  Weise 
für  verwirkt  erklärt  werden.  Dabei  wird  vorausgesetzt,  dafs  jemand,  der 
diesem  Abschnitte  gemäfs  vor  einem  Gerichtshöfe  mit  summarischer  Juris- 
diktion wegen  eines  Vergebens  angeklagt  ist,  bei  seinem  Erscheinen  vor 
Gericht  und  bevor  in  die  Verhandlung  der  Anklage  eingetreten  wird,  auf 
das  ihm  zusteheode  Recht  aufmerksam  gemacht  werde,  vor  dem  Spruch - 
geriebte  verhört  zu  werden  [,on  indictmcnt",  also  entweder  vor  den  „quar- 
tcr  scssious“  oder  vor  den  Assisen]. 

(ErkUrnngvn.  46  * 4?  Vtct.  e.  57.) 

3.  — (I.)  Den  Zwecken  dieses  Gesetzes  entsprechend  bedeutet  der  Aus* 
druck  „Fabrikzeichen*  [trade  mark]  ein  Fabrikzeichen,  welches  ln  das 
gemäfs  dem  Gesetz«  über  Patente,  Entwürfe  und  Fabrikzeichen  vom  Jahre 
1883  [Patents,  Designs,  and  Trade  Marks  Act,  1883]  geführte  Verzeichn  ifs 
der  Fabrikzeichen  eingetragen  ist,  und  schliefst  jede«  Fabrikzeichen  ein, 
welches,  eingetragen  oder  nicht,  in  britischen  Besitzungen  oder  ausländischen 
Staaten  gesetzlich  geschützt  ist,  auf  welche  die  Bestimmungen  des  hnndert- 
unddritten  Abschnittes  des  Gesetzes  über  Patente,  Entwürfe  und  Fabrik- 
zeichen vom  Jahre  1883,  gemäfs  königlicher  Staatsrathsverordnung  [„Order 
in  Council*],  zur  Zeit  anwendbar  sind.  [Staats rat h ist  Ubs  »Privy  Council*; 
das  Staatsoberhaupt  »in  Council*  schreibt  u.  a.  für  die  Kolonieen,  welche 
keine  eigentlichen  Parlamente  besitzen,  Gesetze  vor  und  trifft  in  vielerlei 
internationalen  Angelegenheiten  die  alleinige  Entscheidung.] 

Der  Ausdruck  „kaufmännische  Beschreibung*  [trade  description]  bedeutet 
jede  Beschreibung,  Darstellung  oder  andere  direkte  oder  indirekt«  Anzeige: 
(a)  in  Bezug  auf  Anzahl,  Menge,  Mats,  Eichung  oder  Gewicht  der 
Woaren; 

oder  (b)  in  Bezug  auf  den  Ort  oder  das  Iarnd,  wo  die  Woaren  fabridrt  oder 
produzirt  wurden; 

oder  (e)  in  Bezug  auf  die  Art  der  Fabrikation  oder  Produktion  der  Woaren; 
oder  (d)  in  B«zug  auf  das  Material,  aus  dem  die  Waaren  bestehen; 
oder  (e)  in  Bezug  auf  Waaren,  welche  Gegenstand  eines  bestehenden  Pa- 
tentes, Privilegs  oder  Verlagsrechtes  sind. 

Ferner  soll  die  Anwendung  von  Bildern,  Worten  oder  Zeicheu,  die 
noch  dem  Gebrauche  dea  Handels  für  gewöhnlich  als  Anzeige  eines  der 
ubigeu  Punkte  aufgefafst  werden,  als  ein«  »kaufmännisch«  Beschreibung“ 
im  Sinne_dieBes  Gesetzes  angesehen  werden. 

Der  Ausdruck  »falsche  kaufmännische  Beschreibung*  bedeutet  eine  kauf- 
männische Beschreibung,  die  in  Bezug  auf  die  damit  versehenen  Waaren 
in  einem  wesentlichen  Punkte  falsch  ist,  und  schliefst  jede  durch  Hinzu* 
füguug,  Weglassung  oder  anders  erfolgende  Änderung  einer  kaufmännischen 
Beschreibung  ein,  wenn  diese  Änderung  die  Beschreibung  in  einem  wesent- 
lichen Punkte  fälscht,  und  die  Tbataacbe,  daß  eilte  kaufmännisch«  Beschrei- 
bung ein  Fabrikzeichen  oder  Tbeil  eines  Fabrikzeichens  ist,  soll  nicht  ver- 
hindern, dafs  eine  solche  kaufmänniache  Beschreibung  eine  falsche  kauf- 
männische Beschreibung  im  Sinne  diese*  Gesetze«  ist. 

Der  Ausdruck  „Waaren“  bedeutet  all«,  was  Gegenstand  der  Fabrikation 
oder  d«*  Klein-  und  Großhandels  ist. 


Di«  Ausdrücke  „Peison“,  [„jemand*,  „wer“],  „Fabrikant*,  „Kaufmann' 
oder  „Händler*  und  „Kigenthümer*  schließen  jede  inkorporirte  oder  nicht  ia* 
korjtorirtc  Vereinigung  von  Personen  ein. 

Der  Ausdruck  »Name*  schliefst  jede  Abkürzung  ciues  Nomens  ein. 

(2.)  Die  Bestimmungen  dieses  Gesetze«  über  die  Anwendung  einrr 
falschen  kaufmännischen  Beschreibung  auf  Waaren  gelten  auch  für  die  An- 
bringung derartiger  Bilder,  Worte  oder  Zeichen  auf  Waaren  sowie  für  die 
Anordnung  und  Zusammenstellung  derselben,  (sei  cs,  dafs  sie  ein  Fabrik- 
zeichen enthalten  oder  nicht),  die  — wie  füglich  anzunehmen  — darauf  be- 
rechnet sind,  zu  dem  Glauben  zu  führen,  dafs  die  Waaren  das  Fabrikat  oder 
die  HandeUwaarc  einer  andere«  Person  sind  sl»  derjenigen,  deren  Fabrikat 
oder  HandeUwaarc  sie  wirklich  sind. 

(3.)  Die  Bestimmungen  dieses  Gesetzes  über  die  Anwendung  einer 
falschen  kaufmännischen  Beschreibung  auf  Waaren,  sowie  über  di*  mit 
falscher  kaufmännischer  Beschreibung  versehenen  Waaren  gelten  auch  für 
die  Anbringung  eines  falschen  Namen*  oder  falscher  Anfangsbuchstaben  <U* 
Namens  [initial»]  einer  Person  auf  Waaren,  sowie  für  die  mit  falsch« 
Namen  oder  falschen  Initialen  einer  Person  versehenen  Waaren,  in  gleicher 
Weise  als  wenn  ein  solcher  Name  oder  solche  initialen  eine  kaufmännische 
Beschreibung  wären,  und  dem  Zwecke  dieser  Verfügung  entsprechend  be- 
deutet der  Ausdruck  „falscher  Name*  oder  „falsche  Initialen“  in  Anwendung 
auf  Waaren  alle  Personen-Namen  oder  -initialen, 

die  («)  nicht  ein  Fabrikzeichen  oder  Theil  eines  Fabrikzeichens  sind, 
und  (b)  mit  dem  Namen  oder  den  Initialen  einer  Person  identisch  oder 
eine  Ungute  Nachahmung  des  Namens  oder  der  Initialeu  eis« 
Person  sind,  die  Geschäfte  mit  Woaren  derselbe«  Art  betreib 
und  den  Gebrauch  dieses  Namens  «der  dieser  Initialen  nkbt  ge- 
stattet bst ; 

und  (c.)  entweder  die  [Nomen  oder  Initialen]  einer  erdichteten  Person 
oder  diejenigen  irgend  einer  Person  sind,  <lio  nicht  bona  fide*} 
mit  solchen  Waaren  Geschäfte  betreibt. 

(Fälschung  von  Pabrlkaolchen.) 

4.  Wer  (a.)  ohne  die  Zustimmung  des  Eigentümers  des  Fabrikzeichen* 
dieses  Fabrikzeichen  oder  ein  diesem  Fabrikzeichen  so  sehr  glei- 
chendes Zeichen  beratellt,  dafs  es  auf  Betrug  berechnet  ist; 
oder  wer  (b.)  ein  echtes  Fabrikzeichen  durch  Änderung,  Hinzofügung, 
Weglassung  oder  anders  fälscht: 

soll  als  Fälscher  eines  Fabrikzeichens  angesehsn  werden,  und  jedes  so  her- 
gestellt«  oder  gefälschte  Fabrikzeichen  oder  Zeichen  wird  in  diesem  Gesetze 
als  gefälschtes  Fabrikzeichen  betrachtet. 

Hierbei  wird  vorausgesetzt,  dafs  bei  jeder  Anklage  wegen  Fälschung 
eine»  Fabrikzeichens  der  Nachweis  betreffend  die  Zustimmung  de«  Eigen- 
tümers dem  Angeklagten  zur  Last  fällt. 

(Anbringung  von  Zeichen  und  Besch  reib«  ugea) 

fi.  — (1.)  Als  ein  solcher,  der  Waaren  mH  einem  Fabrikswchen  oder 
Zeichen  oder  einer  kaufmännischen  Beschreibung  versieht,  soll  angesehen 
werden: 

(o.)  wer  damit  die  Waaren  selbst  versieht; 
oder  (b.)  wer  damit  Hüllen,  Zettel,  Rollen  oder  andere  Gegenständ«  ver- 
siebt, in,  an  oder  mit  denen  die  Wahren  verkauft  oder  ausgestellt 
oder  für  Zwecke  des  Verkaufs,  de«  Handels  oder  der  Fabrikation 
im  Besitze  gehalten  werden; 

oder  (c.)  wer  Waaren,  die  verkauft  oder  ausgestellt  oder  für  Zwecke  des 
Verkaufs,  deB  Handels  oder  der  Fabrikation  in  Besitz  gehalten 
werden,  in  oder  an  Hüllen,  Zettel,  Rollen  oder  andere  mit  eä»n> 
Fabrikzeichen  oder  einer  kaufmännischen  Beoehreibong  versehen« 
Gegenstände  legt,  einschliefst  oder  anfügt  , 
oder  (d.)  wer  ein  Fabrikzeichen  oder  Zeichen  oder  eine  kaufmännische  Be- 
schreibung in  irgend  einer  Wrise  verwendet,  die  zu  dem  (Hauben 
führen  soll,  dafs  dieses  Fabrikzeichen  oder  Zeicheu  oder  dicM 
kaufmännische  Beschreibung  zur  Bezeichnung  oder  Beschreibung 
der  Waaren  dient,  an  denen  dieselben  angebracht  sind. 

(2.)  Der  Ausdruck  „Halle*  [covering)  schliefet  eine  alle  Arten  Stöpsel. 
Fässer,  Flaschen,  Gefäße,  Büchsen,  Deckel,  Kapseln,  Rahmen  oder  l a- 
seblige,  und  der  Ausdruck  „Zettel*  [labe!]  schliefst  ein  alle  Arten  Blad« 
oder  Etiketten. 

Ein  Fabrikzeichen  oder  Zeichen  oder  eine  kaufmännische  Beschreibung 
soll  als  angewandt  gelten,  gleichviel  ob  ein  solches  Zeichen  oder  rin* 
solche  Beschreibung  in  die  Waaren  oder  Hüllen,  Zottel,  Rollen  oder  andere 
Gegenstände  eingewoben,  eingeprägt  oder  anders  hineingearbeitet  oder  u 
dieselben  on gefügt  oder  angebeftet  worden  ist. 

(3.)  Wer  ohne  Zustimmung  des  Klgonthümers  eine*  Fabrikzeichen* 
dieses  Fabrikzeichen  oder  ein  demselben  so  B«hr  gleichende*  Zeichen,  dat 
cs  auf  Betrug  berechnet  ist,  anwendet,  soll  dafür  angesehen  werden,  «o 
Fabrikzeichen  oder  Zeichen  auf  Waaren  fälschlich  anzubringen.  Jedoch  s»8 
bei  jeder  Anklage  wegen  fälschlicher  Anwendung  eines  Fabrikzeichens  oder 
Zeichen»  auf  Woaren  der  Nachweis  betreffend  die  Zustimmung  des  Kigv»- 
thümers  dem  Angeklagten  zur  last  fallen 

(Au»aihne*tcllaHR  [eiemtitlou]  CQWiMwr,  la  Uircm  R*«rflhaliehen  Geschiftepsv 
lästig*/  P«raoae*,) 

(L  Wenn  ein  Angeklagter  beschuldigt  wird.  Stempel],  Hotxslöcke,  M» 
schinen  oder  andere  Gerithe  hexgestelit  za  haben,  um  damit  ein  Fabrik- 
zeichen zu  fälschen  oder  damit  dieselben  zur  Fälschung  eine«  solchen  gc- 
braucht  werden,  oder  [wenn  er  beschuldigt  wird]  auf  Waaren  ein  Fabrik- 
zeichen oder  ein  einem  solchen  so  sehr  gleichendes  Zeichen,  dafs  sa  auf 
Beirug  berechnet  ist,  fälschlich  angebracht  zu  haben,  od«r  Wsaren  mit  «b« 
falschen  kaufmännischen  Beschreibung  versehen  oder  die  Ausführung  riet* 
der  in  dieeem  Abschnitte  erwähnten  Punkte  veranlafst  zu  haben, 

*)  £=  in  gutem  Glaube«.] 


le 


1887. 


EXPORT,  Organ  dea  Centralreremi  für  Handalageograpbte  etc. 


Nr.  47. 


«0  soll  fr  tod  der  Anklage  freigesprochen  werden,  «renn  er  nachwrist: 
(a.)  dafs  er  im  gewöhnlichen  Laufe  sein««  Geschäfte»  damit  beauf- 
tragt tat,  im  Namen  anderer  Personen  Stempel,  Holzatöcke, 
Maschinen  oder  andere  Oerätiie  zu  machen,  die  für  die  Her- 
stellung oder  zum  Gebrauche  bei  der  Herstellung  von  Fabrik- 
zeichen dienen,  oder  — wie  es  der  Fall  sein  kann  — [dafs 

er  beauftragt  ist,]  Waaren  mit  Zeichen  oder  Beschreibungen 
zu  versehen,  und  daß  er  in  dem  der  Anklage  zu  Grunde  lie- 
genden Falle  tod  einer  im  Vereinigten  Königreiche  wohnhaften 
Pereon  so  beschäftigt  wurde,  sowie  dafa  er  an  den  Waaren 

nicht  durch  Gewinn  oder  eine  vom  Verkaufe  derselben  ab- 
hängige Provision  interessirt  war; 

(b.)  dafs  er  ferner  passende  Vorsichtsmaßregeln  traf,  um  da«  ihm 
zur  Last  gelegte  Vergeben  zu  vermeiden; 
sowie  (e.)  dal*  er  zur  Zeit  der  Begehung  de*  behaupteten  Vergehens 

keinen  Grund  hatte,  die  Echtheit  des  Fabrikzeichens  oder 

Zeichens  oder  der  kaufmännischen  Beschreibung  zu  bezweifeln; 
endlich (d.)  dsfs  er  dem  Ankläger  über  die  Personen,  in  deren  Aufträge 
das  Fabrikzeichen.  Zeichen  oder  die  kaufmännische  Beschreibung 
angewendet  wurde,  jede  in  seiner  Macht  stehende  Aufklärung 
gegeben  hat 

Jedoch  soll  der  Angeklagte  verpflichtet  sein,  die  dem  Ankläger  er- 
wachsenen Kosten  zu  zahlen,  außer  wenn  er  diesem  gehörige  Nachricht 
darüber  hat  zukommen  lassen,  dafs  er  sich  auf  die  obige  Verteidigung  be- 
rufen will. 

(Abwendung  dai  Re*ttz«s  »nf  Uhren.) 

7.  Wen«  au  einem  Uhrgehäuse  sich  Worte  oder  Zeichen  finden» 
die  eine  Beschreibung  des  Lande*,  in  welchem  die  Uhren  gemacht  wurden» 
bilden  oder  nach  gewöhnlicher  Annahme  eine  solcho  Beschreibung  enthalten) 
die  Uhr  [selbst]  dagegen  keine  Beschreibung  des  Landes,  wo  sie  gemacht 
wurde,  aufweist : 

so  sollen  die*e  Worte  oder  Zrichcn  prima  facic  *)  für  eine  Beschrei- 
bung jenes  Landes  im  Sinno  dieses  Gesetzes  angesehen  werden-  Die  Be- 
stimmungen dieses  Gesetzes,  welche  sich  auf  die  mit  falscher  kaufmännischer 
Beschreibung  versehenen  Waaren,  sowie  auf  den  Verkauf,  die  Ausstellung 
oder  den  Besitz  solcher  Waaren  für  Zwecke  des  Bändel*  oder  der  Fabrikation 
beziehen,  finden  demgemäß  Anwendung;  ferner  bedeutet  den  Zwecken 
dieses  Abschnittes  entsprechend  der  Ausdruck  .Uhr“  [watcb]  alle  diejenigen 
Thfilo  einer  Uhr,  welche  nicht  zum  Uhrgehäuse  geböten. 

(Zeichen  auf  Uhrgehiaaea.) 

H.  — (1.)  Wer  nach  dem  durch  königliche  Slnataraths Verordnung  fest* 
gesetzten  Datum  ein  Uhrgehäuse,  sei  es  iaoportlrt  oder  nicht,  zu  einem  [Me- 
tall-] Probiramt  [assay  Office]  im  Vereinigten  Königreiche  sendet  oder  bringt, 
um  es  probiren  auf  Legiraug  untersuchen],  stempeln  oder  bezeichnen 
zu  lassen,  der  soll  eine  Erklärung  abgeben,  welche  besagt,  in  welchem  Lande 
oder  Orte  das  Gehäuse  gemacht  wurde.  Wenn  au*  solcher  Erklärung  sich 
ergiebt,  dafs  das  Uhrgehäuse  in  einem  Lande  oder  Orte  außerhalb  des 
Vereinigten  Königreiche«  gemacht  wurde,  so  soll  das  Probiramt  auf  das  Ge- 
häuse ein  dementsprechendes  Zeichen  selten  (welches  verschieden  ist  von 
dem  Zeichen,  das  vom  Amte  auf  die  im  Vereinigten  Königreiche  gemachten 
Uhrgehäuse  gesetzt  wird),  und  zwar  in  solcher  Weise,  wie  von  Zeit  zu  Zeit 
durch  königliche Staatsrmtbsverordnung  vorgcschriebcn  wird.  }.as  may  be  . . . . 
directed  by  Order  in  Council“ ; du  Original  gebraucht  den  Ausdruck  „in&y“, 
weil  diene  Verordnungen  vom  Staatsoberhaupt«  selber  unterzeichnet  werden.] 

(2.)  Diese  Erklärung  kann  abgegeben  werden  [entweder]  vor  einem  Be- 
amten de«  Probiramtes,  der  zu  diesem  Hehufe  von  dem  Amte  ernannt  wird 
(und  dieser  Beamte  wird  hierdurch  ermächtigt,  solche  Erklärungen  entgegen- 
zunebmen),  oder  Tor  einem  Friedensrichter,  oder  einem  Beamten,  der  da* 
Recht  hat,  im  Höchsten  Gerichtshöfe  [tbe  Sunreme  Court  of  Judicaiure]  in 
England  oder  Irland  oder  im  Oberlandesgericht  [the  Court  of  Session]  in 
Schottland  Eide  entgegenzunehmen.  Die  Erklärung  soll  in  solcher  Foren  ge- 
schehen. wie  von  Zeit  zu  Zeit  durch  Königliche  Staatsrathsvorordnung  tot- 
geschrlebeo  wird. 

(2L)  Wer  eine  in  Hinsicht  auf  die  Zwecke  diesen  Abschnittes  falsche 
Erklärung  abgiebt,  soll,  hei  Straferkenntniß  in  Folge  öffentlicher  Anklage, 
mit  den  für  Meineid  festgesetzten  Strafen,  und  bei  Straferkenntnifs  im 
summarischen  Verfahren  mit  Geldstrafe  bis  zu  zwanzig  Pfund  für  jedes  Ver- 
geben bestraft  werden. 

(Betchrelbaag  de»  Habrilttekheol  tu  Tcrbandlungm  ) 

ft.  Für  all«  Anklagen,  Verhandlungen,  Verfahren  oder  Urkunden,  in 
denen  eiu  Fabrikzeichen  oder  gefälschtes  Fabrikzeichen  erwähnt  werden  soll, 
soll  es  genügen,  ohne  weitere  Beschreibung  und  »bnc  Kopie  oder  Faksimile, 
festxustellen,  dafs  dieses  Fabrikzeichen  oder  gefälschte  Fabrikzeichen  ein 
Fabrikzeichen  oder  gefälschtes  Fabrikzeichen  ist. 

(Verschrtftea  bonffrad  den  Beweis.) 

10.  In  jeder  Anklage  wegen  eines  Vergehens  gegen  dieses  Gesetz; 

(1.)  kann  die  Angeklagte  Person  — und,  wie  es  der  Fall  sein  kann, 
ihr  Ebegemahl  — als  Zeujre  vorgeladen  werden,  weun  der  Angeklagte  «s 
für  nütalicb  erachtet;  und  falls  er  Torgetaden  wird,  so  soll  er  vereidigt  und 
verhört  werden  und  kann  in  gleicherweise  wie  jeder  andere  Zeuge  dem  Kreuz- 
verhör und  dem  wiederholten  Verhör  unterzogen  werden. 

(2.)  Für  den  Fall,  dafs  die  Waaren  importirt  sind,  »oll  der  Nachweis 
de«  Verschiffungshafen«  prima  facic  auch  als  Nachweis  de«  Orte«  oder  Landes 
gelton,  in  welchem  die  Waaren  (abrizirt  oder  produzirt  werden. 

•)  [ob  von  vornherein.]  (Schluß 


Verein  snachrichten. 

Berbern  und  Araber. 

Vortrag,  gehalten  von  Herrn  Dr.  G.  Dicrcks  am  HO.  September  1887  im 
.Zentralverein  für  Handelsgeograpbie  etc.*1 

Wohin  wir  in  der  sogenannten  alten  Welt  unsern  Bliek  wenden  mögen, 
überall  zeigt  sich  un*  eine  Schichtung  der  Kulturen  und  eioe  Völkcrmischung, 
deren  Untersuchung  und  Erforschung  auf  ihre  historische  Folge  und  ihre 
ethnische  Analyse  oft  die  größten  Schwierigkeiten  verursacht.  Namentlich 
ist  dies  in  allen  denjenigen  Ländern  der  Fall,  die  als  Durcbgangsgebiete 
für  die  ungeheuren  Völkeratröme  gedient  haben,  welche,  meist  von  Osten 
kommend,  bis  an  die  äufseraten  westlichen  Grenzen,  bis  an  den  Atlantischen 
Ozean  gewandert  sind  und  sich  mehr  oder  minder  lange  Zeit  in  den  be- 
treffenden Gebieten  aufgebalten  haben.  Bei  der  hohen  weltgeschichtlichen 
Bedeutung,  welche  die  Mittelmeerländer  im  Alterthum  und  Mittelalter  gehabt 
haben,  ist  es  erklärlich,  dafs  grade  in  ihnen  die  Schichtung  der  Kulturon 
und  die  Yölkermtschung  in  einer  Weise  zu  Tage  tritt,  wie  in  keinem  andern 
Gebiete  der  alten  Welt  und  hauptsächlich  nicht  in  jenen  Ländern,  welche 
fernab  von  den  Zentren  des  geschichtlichen  Leben*  der  alten  Welt  lagen. 

Zn  den  kulturgeschichtlich  und  ethnographisch  interessantesten  Länder- 
strichen  gehören  nun  unzweifelhaft  die  an  den  südlichen  Gestaden  dea 
Mittelmeers  gelegenen  Ländermassen  Nord-Afrika»,  und  überraschend  ist  es, 
dafs  man  gerade  das  Studium  der  Geschichte  und  der  Bevölkerung  dieser 
Gebiete  immer  noch  völlig  vernachlässigt,  dafs  man  vergißt,  was  für  oine 
außerordentlich  wichtige  Rolle  dieselben  in  der  Geschichte  des  Alterthums 
und  Mittelalters  gespielt  haben.  E«  ist  dies  um  so  wunderbarer,  als  das 
allgemeine  Interesse  Europa»  seit  Jahren  in  hohem  Grade  auf  Afrika  ge- 
lenkt wurde.  Freilich  haben  die  Großmächte  zur  Zeit  ihr  Augenmerk  fast 
ausschließlich  auf  das  Innere  Afrikas  gerichtet  in  der  Hoffnung  und  Er- 
wartung, dort  neuen  Bodenbesitz  zu  erweri>en.  Aber  der  Norden  Afrika*« 
ist  seit  der  Eröffnung  des  Suezkanals  und  damit  eine«  neuen,  ungemein 
wichtigen  WcUvcrkrbrsweges  auch  wieder  tu  hoher  politischer  Bedeutung 
gelangt,  und  der  Besitz  »einer  Ländermassen  hat  nicht  nur  internationale 
Verwicklungen  herbeigeführt,  sondern  droht  beständig,  auch  in  Zukunft  noch 
Differenzen  bermufzu  brach  wären,  welche  lejpht  zu  Kriegen  europäischer  Mächte 
unter  einander  Veranlassung  bieten  können.  Das  gegenwärtige  Auftauchen 
der  marokkanischen  oder  Occidental ischrn  Frage  hat  das  Auge  der  euro- 
päischen Welt  nun  wiederum  auf  Nordafrika  gelenkt  und  es  ist  im  Hinblick 
auf  dieselbe  besonders  interessant , die  Bevölkerung  jener  Ländergebiete 
genauer  zu  untersuchen  und  die  Elemente,  aus  denen  sie  sich  zusammen* 
setzt,  auf  ihren  Kulturwerth  zu  prüfen.  Denn,  so  sonderbar  dies  erscheinen 
mag,  die  Kenntniß  über  die  ethnischen  Verhältnisse  Nordafrikas  ist  in 
Europa  eine  recht  dürftige  und  sehr  viele  völlig  irrige  Ansichten  sind  darüber 
verbreitet.  Es  erhellt  dies  schon  aus  der  Unsicherheit  in  der  Bezeichnung 
der  den  Norden  Afrika»  bewohnenden  Volkselemente;  wir  hören  sie  bald 
ganx  allgemein  als  Araber,  dann  wieder  als  Mauren  oder  gar  als  Türken 
bezeichnet  und  zwar  in  solcher  Verbindung,  als  ob  alle  diese  Bezeichnungen 
identisch,  als  ob  alle  diese  Völker  als  Mohammedaner  auch  gleichen  Ur- 
sprungs wären. 

I ber  die  Urbevölkerung  Nord- Afrikas  wissen  wir  zur  Zeit  nichts 
Sichere»;  ob  dieselbe  von  Negern  oder  von  den  muthmafsHcben  erste* 
menschlichen  Bewohnern  Europas,  den  Mongoloiden,  gebildet  worden,  darüber 
sind  die  Meinungen  gelheilt.  Als  älteste  Besitzer  Nord-Afrikas  erscheinen 
in  der  Geschichte  Volkselemente,  die  von  der  heutigen  Ethnographie  zu  den 
Reibern  gerechnet  werden,  und  diese  gehören  ihrerseits  zu  dem  unter  dem 
Namen  der  Hamiten  zutummengefaßten  Zweige  der  miltelländisrhen  Rare. 
Ob  der  Ursitz  der  letzteren  nach  früheren  Annahmen  auf  dem  Hochplate*u 
von  Iran  oder  nach  den  alleraeuesten  in  Russland  gewesen,  da»  kann  für 
uns  gleichgültig  sein,  jedenfalls  ergiebt  die  Völkergeschichte,  daß  die 
Hamiten  sich  zuerst  von  den  Ursitzen  Zentral-Asicn»  trennten,  die  Wande- 
rung nach  Westen  antraten  und  in  Mesopotamien  die  Grundlagen  der 
großen  Kultnrreiche  Assyrien  und  Babylonien  schufen.  Von  dort  durch 
die  nacbdriiigeuden  Semiten  vertrieben,  setzten  zahlreiche  Uamitenstämme 
ihre  Wanderung  fort,  bevölkerten  theiiweise  die  arabische  Halbinsel  und 
zogen  dann  über  di«  Landenge  von  Suez  weiter  nach  dem  Werten,  in  dem 
Nillande  und  in  der  Folge  in  ganx  Nordafrika  Heimstätten  suchend.  Daß 
sie  die  letzteren  nicht  ohne  Kampf  erwarben,  daß  sie  die  früherer»  Be- 
wohner jener  ausgedehnten  Gebiete  aus  denselben  verdrängen  mußten,  so 
weit  sie  sich  ihnen  nicht  unterwarfen,  Ist  höchst  wahrscheinlich.  In  devu 
schmalen  Nilthal  mußte  die  Befestigung  der  Herrschaft  der  neuen  Ein- 
wanderer mit  besonderen  Schwierigkeiten  verbunden  »ein,  da  die  früheren 
Besitzer  der  unendlich  fruchtbaren  Ufergeländ«  sich  jedenfalls  nicht  gutwillig 
den  Fremden  unterworfen  oder  ihnen  Platz  gemocht  haben.  Au»  dem,  wa»  wir 
au»  den  ältesten  Denkmälern  jenes  wunderbaren  Landes  erfahren,  erhellt, 
daß  die  hamitßchen  Berbern  »ich  nur  langsam  xu  Herren  des  Nilthaies  ge- 
macht haben  and  vielfache  Verbindungen  mit  den  Eingeborenen  eingegangen 
sind,  diese  Mischlinge  aber  doch  allmählich  nach  dem  Süden  gedrängt  haben. 
Dieser,  vielleicht  Jahrtausende  währende  Hildungsprozeß  und  der  damit  ver- 
bundene schwere  Kampf  um  das  Dasein  auf  einem  überaus  kleinen  kultur- 
fähigen  Streifen  Lande«  entwickelten  die  natürlichen  Fähigkeiten  der  Ele- 
mente, welch«  als  die  Sieger  aus  diesem  Kampfe  hervorgingen  und  be- 
fähigte «ie,  nämlich  die  Berbern,  in  Egypten  jene  großartige  Kultur  zu 
schaffen,  die  beute  noch  unsere  gerechte  Bewunderung  nerausfordert 

Dafs  die  Brüder  der  Beherrscher  des  Nilthales,  die  Berbern,  welche 
das  übrige  Nord-Afrika  besetzt  hatten,  nicht  ebenfalls  eine  so  staunen- 
•-rrcgcndr  Kultur  schufen,  läßt  »ich  durch  die  andern  Lebensverhällnisae 
erklären,  in  denen  sie  sich  befanden.  Der  Kampf  um  den  Besitz  jener 
Lnndergcbiotu  war  ein  unzweifelhaft  «dir  viel  leichterer  als  der,  welchen 
ihre  egyptischen  Brüder  auszufeebten  batten.  I>en  früheren  Bewohnern 
konnte  an  den  überwiegend  öden  Gebieten  nicht  so  viel  gelegen  sein,  als 


mr 


m 

N'r.  47.  EXPORT,  Organ  4m  Gönlraltsreia«  für  HwKfelagaognipJbie  ota. 


ihren  Verwandten  im  UMm  an  d«o  Besitz  de«  Fnirhtbodcn»  im  Ni I Lande ; 
nie  zogen  »ich  nach  dbn  Oasen  der  großen  Waste  nnd  tiefer  in  da»  Innere 
den  Kontinents  zurück.  Die  Berbern  Nord- Afrikas  hatten  somit  keinen 
schweren  Kampf  um  da«  Dasein  auazufeebten  uud  ihre  Fälligkeiten,  die  ur- 
sprünglich denen  ihrer  egypriftchen  Brüder  gleich  gewesen,  blieben  unia*- 
gebiklet.  AD  Nomaden  fanden  sie  in  den  spärlich  bevölkerten  ausgedehnten 
Küstenländern  mit  Leichtigkeit  ihren  Unterhalt,  nnd  denen,  welche  in  Er- 
innerung au  Mesopotamien  den  Ackerbau  pflegten,  gewährt«  der  fruchtbare 
Buden  ebenfalls  mühelos  di«  nölhigcn  EüslenziuiUei. 

Diene  Berbern  des  übrigen  Nord-Afrika  waren  den  EgypUirn  unter  dom 
Namen  der  Tebennu,  die  Hellen,  wohl  bekannt,  uiul  wir  finden  sie  vielfach 
auf  ihren  Denkmälern  dargeatellt.  Meist  erscheinen  sie  auf  letztem  lätowirt 
und  zwar  mit  Ziehen,  die  wir  tbeilweise. noch  beute  bet  d«u  Berberfrauen 
des  Rif  in  Marokko  und  de»  Innern  der  Küstenländer  vorfinden.  Denn  da» 
TäUiwiren  hat  mch  in  den  abgelegenen  liegenden  bis  auf  den  heutigen  Tag 
erhalten  und  zwar  hauptsächlich  bei  den  Frauen,  die  ihre  Gesichter  und 
Hände,  aber  auch  andre  T heile  des  Körpers  mit  farbigen  Figuren  bemalen. 
Es  geschieht  dies  durch  1 in  präg  »innig  der  durch  Nadelstiche  erzeugten 
Zeichen  mit  einem  dunklen  Farbstoff,  Überraschend  ist  ferner  die  völlige 
GbereinsUmntuug  der  Typen  der  Teheonu  mit  denen  der  heutigen  Berbern, 
andrerseits  sind  die  Beschreibungen,  welche  die  griechischen  und  römischen 
Geographen  und  Geschichtsschreiber  von  deu  Libyern,  ihren  Gewohnheiten, 
Sitten  und  ihrem  Charakter  geben,  noch  völlig  zutreffend  für  die  heutigen 
Nachkommen  derselben.  Die  mit  Schilf,  Baumzweigen,  Kspartograa  oder 
Thierfellea  bedeckten  rohen  Hütten  der  heutigen  Berbern  haben  noch  die- 
selbe kielartig*  Form,  welche  den  Alten  aufbel,  «0  da£s  eie  besonders  er- 
wähnten, dal»  jene  Hotten  Schiffen  glichen,  deren  Kiel  noch  oben  gerichtet 
wer.  Wenn  uns  erzählt  wird,  die  Libyer  hätten  ihr  Getreide  in  baronon- 
aftijen  I.öchern  bewahrt  und  dies«  oben  mit  Zweigen  und  Erde  derartig 
bedeckt,  dafs  man  von  ihrer  Existenz  keine  Spuren  sah,  so  linden  wir  der- 
gleichen auch  heute  noch  bei  uianrbon  Berber  stimmen.  Die  Gründe  für 
diese  Art  der  Aufbewahrung  der  Foldfrüchte  dürften  im  Alterthum  dieselben 
gewesen  sein  wie  heut«.  Do»  Getreide  dörrt  in  diesen  trocknen  Brunnen 
uK-lit  so  aus,  als  wenn  ««  über  der  Erde  aufgobiaft  würde;  es  wird  ver- 
tagen vor' deu  Dieben  und  Räubern,  »•mir  vor  den  Steuereinnehmern.  So 
liefseu  sich  noch  zahlreiche  Beispiele  dafür  aufüliren,  da/»  die  heutigen 
Nachkommen  der  alten  Libyer,  Numider,  GätuW,  Garamanten,  Mauritanier 
und  wie  sie  sonst  hieben,  die  Sitten,  Gewohnheiten,  den  Charakter,  da» 
Wesen,  die  infam«  Erscheinung  Ihrer  Vorfahren  beinahe  unverändert  bewahrt 
batait.  Hatten  sich  iui  Laufe  der  Jahrtausende  ihres  Leben»  in  Nord- Afrika 
bis  zu  d«m  Auftreten  der  (1  riechen  und  Körner  domdtat  .Stammeaunterscbiedo 
ausgebildet,  so  dafs  man  den  Berbern  jene  verschiedenen  Namen  gab,  so 
haben  »Ich  dieselben  im  Lauf«  der  weiteren  zwei  Jahrtausende  auch  wohl 
noch  a»«bf  «uflgabildet  und  zwar  so,  do£>  «.las  Uewufsteein  der  VeCwamUschafl 
xwisrlu-n  den  verschiede*««  Stäuimcu  der  Berbern  und  Mauren  tum  Theil 
geschwunden  ist.  Etienoo  bahn*  »ich  dir  herber i «eben  Dialekte  .stark  diffe- 
murrt , sind  tkeilwuün  zu  besonder  u von  einander  tt*ik  abweichenden 
Spmcbco  geworden,  trotzdem  vermag  die  Sprachforschung  heute  noch  mit 
völliger  Sicherheit  die  Zusammengehörigkeit  der  über  ganz  Nord-Afrika  ver- 
streuten Berbern  und  ihren  gemeinsamen  Ursprung  nachzuwcisnu , geradeso, 
wie  *»  ihr  auch  gelungen  Dt,  fe»teuM«ll«n , dal»  die  G tünchen,  jene  Wil- 
den. welche  die  Spanier  bei  ibTem  ersten  Betreten  dsr  kanarischen  luoeln 
dort  v erfand bii,  zum  BeJ’tanttmttin  zu  rechnen  sind.  Da  di**e  seit  über  10U 
Jahren  völlig  nusgestorbenen  Eingeborenen  der  kaoarisi.hi'ji  Inseln  zum 
grofsen  Theil  blond  und  bluuäugig  waren,  in  ihrer  Erscheinung  auf  ger- 
mants-  hen  Ursprung  hinwieson,  so  glaubte  man  bis  vor  wenigen  Jabrcu 
noch,  dafs  man  in  ihnen  Nachkommen  der  Vandalen  zu  erblicken  habe. 
Ka  ist  jedoch  nicht  anounelunen,  Hat  diese  im  Laufe  von  wouigen  J*br 
kuadrnc*  die  KotinUuD  des  Riten»  und  der  Schifffahrt  ganz  »ingcbül'st  haben 
und  in  den  Zustand  völliger  Wildheit,  in  dem  di«  Guanchen  don  Spaniern 
«m:  hinnen,  zutirkgetullen  ««111  vollien-  Mabgetand  waren  Indenten  die  »f>äi- 
I ichen  Überreste  ihrer  Sprachen  die  mit  tiemliober  Sicherheit  als  ganz  ber- 
berisch  erwieset  worden  »ind.  Dir  Art  ihrer  Todieutattattnng  ferner  war 
mit  der  der  Egypter  im  Wesentlichen  übereinstimmend,  und  auch  dieser 
Lmaiaml  tat  die  Annahme,  daw  du»  < i uane h«_«  dem  B«rlw*»t*twue  angc- 
hörton,  beinahe  zur  UewiDticit  gemocht. 

Wo*  nnn  nach  den  Namen  „Bertarn"  anbr-trafft,  so  ist  über  dessen  Ur- 
sprung nichts  Sichert»  bekannt.  Jene  Völker  wJh*t  kannten  denselben  nicht 
und  kennen  ihn  bi«  auf  den  heutigen  Tag  ukbt;  er  erscheint  zu* r»l  tu  vei- 
htataiCsiaäBig  »palen  Schriften  arabischer  Reisender.  Das  einzige ■ Volk,  das 
eiueu  v«rwa*ilt«fl  Namen  trügt,  ist.  da»  der  Barabra,  deren  Wohnaiizuiu  Nubien,  1 
zwischen  über- Ägypten  und  Abessinien  gelegen  sind,  die  dort  im  Altertbum  1 
«du  aal  ägyptischer  Kultur  ««gründete»  Rckb  geschaffen  halfen,  gewie^r-  1 
malten  diu  Vermittler  zwischen  den  Ägyptern  und  den  afrikanischen  Urvül- 
kern  bluteten,  aus  deren  Verwischung  aie  hmorgegaugeu  sind.  Dir»«»  Volk  | 
ist,  soweit  bekannt,  mit  den  eigentlichen  Berbern  Nord- Afrikas  nicht  näher 
verwandt  «1*  alle  um/- Udrik anixhen  Völker  unter  einander  und  ihr  Name 
kann  schwerlich  auf  ditwe  ütargegsnigeu  sein.  Vielfach  verbreitet  und  sehr 
uegrüiule-t  ist  dagegen  die  Vermutlmug,  dafa  die  Bezeichnung  Berbern  au» 
der  all  ge  meinen  e*t  stand«  u ist.  mit  der  Griechen  und  Kölner  die  Fremden 
bezeiebuetcu  harlaroi,  harbari,  Barbaren. 

Dia  Geschtclrte  dor  Berbern  imjfs  aus  der  ihrer  flehen  »eher  ausgewogen 
»erden  und  wir  sind  vielfach  auf  Venpuümngwn  statt  auf  mcher  überiiafert« 
Thataacheu  bei  Erforschung  (taaelben  hingewieecn. 

Di«  craleu  Fremden,  «ui  denen  die  Berbern  in  Berührung  uidoi  und 
‘tenen  »io  offenbar  znoiwl  da»  Loben  reoht  »cbwer  laoebten,  waren  die  Fbö- 
nizier,  Ute  unter  der  sagenhaften  mylhtaiien  Königin  Dido  Karthago  und  j 
nach  und  noch  «ine  gnd*«  Zahl  von  ander«,  Kolonien  au  der  lutrdafrikaaUcbeo,  J 
dann  auch  an  der  wc»lafnkaqi»ch«n  Küste  gründet«*,  Nehme*  wir  aun  an,  | 
da/»  <Ue«e  jEin  Wanderung  eine  sehr  stark«  gewesen,  denn  da«  ütaxvölkenc  1 


kleine  Küstenland  Phönizien  konnte  nicht  alle  seine  Einwohner  ernährt« 
dafs  mit  den  Pböniiiero  auch  manche  semitisch«  Stamm«  der  Nachbarländer 
nach  Afrika  und  Spanten  ausgtwandcrt  sind,  «0  i»t  e»  doch  ouagcschloasen. 
dafs  diese  Schsareu  pbönmscher  Kautleutc  Nord -Afrika  wirklich  bevölkert 
und  die  einheimischen  Stämme  verdrängt  haben.  Die  Grüadungwsage  von 
Karthago  eraej.-tt  vielmehr  das  gerade  Uegenlkeil,  sio  lö/st  deutlich  erkennen 
— wofern  inan  diesem  Mythus  überhaupt  irgend  welche  geschichtliche  Grund 
lag«  zuHChrciben  will  — da/»  die  Kolonisten  nur  auf  Grund  von  Verträgea 
ein  Gebiet  für  die  Gründung  einer  Stadt  erhalten  haben,  nicht  aber  kraft  de» 
Schwerte«.  Die  weitere  Geschichte  Karthago«  lifat  dann  unzweifelhaft  er- 
kennen, da/»  die  Bewohner  dieser  Stadt,  die  Herren  des  tob  ihr  gegrün- 
deten llcic.be»  »ehr  häufig  mit  den  Eingeborenen  «cnwere  Kämpfe  tu  bestehr» 
hatten,  da/»  die  Berbern  beständig  das  Joch  der  Karthager  abzuacbültela 
suchten,  obgleich  sie  sich  offenbar  zu  dieaeu  nur  in  eiueai  tributären  Yer 
bältniD  befunden.  Die  Karthager  bildeten  eben  nur  den  Uerrenstand  uni 
eine  der  Maaae  der  Eingeborenen  gegenüber  verschwindende  Minorität.  Sir 
bedurften  deshalb  der  Berbern  zum  Ackerbau  und  zur  Kriegführung  und 
mufftten  dieae  Hilfe  unter  Umständen  sogar  »ehr  (heuer  bezahlen  und  de» 
VasalU-rifüwtcn  für  ihre  Unterfllütaung  auch  grofs«  Privilegien  gewährt». 
Di«  Söldnerheere  der  Ka/tbager  bestanden  sonach  aus  Berta ru  und  nur  die 
Ofiizierwetellcn  befanden  sich  in  den  Händen  der  Städter,  lterbern,  vrarrr. 
cs,  mit  dorten  Spanien  erobert  wurde;  Berbern  waren  cs,  welche  üannibal 
über  dio  Alpen  nach  Italien  und  gegen  Rom  führte.  Berbern  warm 
cs,  welche  dieser  Stadt  im  Dienste  Karthagos  die  Herrschaft  über  die 
Welt  streitig  machten.  Karthago  fiel  eudllcti,  doch  Rom  war  weit  ent- 
fernt davon,  mit  dieser  Stadt  da»  Reich,  du  sie  beherrschte,  erobert  ru 
haben;  die  Römer  muDten  laug«  kämpfen,  ehe, sie  die  Berbern  voRständic 
unterjochten  und  ganz  Nord-Afrika  ihrem  Reiche  einverloitam  konnten.  Unu 
auch  dann  batten  sie  noch  unaufhörlich  mit  den  Eingeborenen  zu  kimpfec, 
denn  diese  benutzten  jede  Gelegenheit,  um  gegen  Ihre  Unterdrücker  zu  ic- 
trigiiiren  und  ihre  Hemtchafl  abzuschütteln, 

R<un  und  sein  Weltreich  zerfiel  unter  dem  Ansturm  der  Germanen, 
und  diese  kamen  auch  nach  Afrika.  Nach  den  Berichten  Proeops  und 
anderer  Historiker  waren  es  indessen  nur  fiOOOO  Vandalen,  welche  von  Spa- 
nien her  in  Nord-Afrika  elnfielen  und  dort  ihr  glänzendes  Reich  schufen, 
dessen  Hauptstadt  wiederum  Karthago  war.  Diese  kleine  Zahl  schliefst  von 
vornherein  den  (ledauken  aus,  dafs  die  Vandalen  die  elnecborene  Bevölke- 
rung der  Berbern  verdrängt  haben;  die  Vandalen  wufsten  sich  nur  «lurcb  da» 
Schwelt  da»  nölhige  Ansehen  zu  geben,  um  die  Berbertölker  zu  beäugen, 
in  ein  tributäres  Vasallen verhältniCs  tu  treten,  wofür  sie  ihnen,  wie  dl«  Kartha- 
ger und  die  Römer  e»  getbaa  hatten,  ihre  Autonomie,  ihre  Religion,  ihre 
SalbafAixitgkeit  in  all«  inneren  Angelegenheiten  Heben.  N34  fiel  jödoch 
das  Vandalenreich  unter  den  Füreteh««  der  Byzantiner  zusammen,  die  <l*e  . 
Krbsrhnft  der  Karthager,  der  Römer  und  der  Vandalen  autrnten.  Ihre  reli- 
giöse Unduldsamkeit,  ihr«  Habgier,  ihr  VerwattuagMyateia  und  di»  durch 
daitselh«  bedingte  und  -erstrebte  Aufhebung  aller  don  Berber*  vom  ihren 
früheren  Uerrrn  gewährten  Freiheiten  «raeugt«  dea  beatändigea  Kampf  zwi 
sehen  den  Byzauilawn  and  den  Herta m und  leteter«  waren  nur  in  gern 
bereit,  die  neuen  Koikde,  welche  den  ernteten  in  dea  Arabern  enU«atidm 
za  unterstützen.  Di«  Hertwrn  glaubten  in  den  Beduinen  überdies  Stamm - 
verwandte  zn  erblicke*,  da  sie  beinahe  unter  dunaeltaa  VerhaltuHwen  letitee: 
die  gDicbe  Anaioht  ta-ntand  t-ei  den  Arabern  und  beide  Elemente  fühlten  skti 
daher  zn  einander  hingesogen.  Du  kluge  Auftreten  dea  Eroberern  Egyptou 
Amrn,  trog  fern«*  dasu  bei.  dieee  äyarpatbien  zu  erhalten  und  zu  striger» 
er  bewog  die  Berbern  unter  dem  V trag  räch—  der  Erleichterung  ihrer  ötenertu 
gegen  ihre  bisherigen  Unterdrücker,  die  Byzantiner,  durch  eine  üasaudtarluL'' 
an  den  Kbalifco  Omar  die  Hilfe  dar  Araber  zu  erbitten.  Jiiee  gvachah  «ad 
mit  ihrer  önteretitzujig  gelzog  ta  den  ar.-ib-zcheu  Fcldh«rr«n  tezelit,  dw  Macht 
der  117000^11«  za  brechen.  Die  inneiren  Wirren  im  Khalifat  mochten  aber 
dir  Kmaentrirung  oller  diwponihlaa  Truppao  in  Syrien  und  item  Osten  d« 
Reiche«  erforderlich  und  die  Byiantiaer  nahmen  nun  ihrerMits  wieder  v i 
dem  mittler»*  Nord- Afrika  Bealtx.  Krat  6S4  wurde*  auf  Wunsch  der  Berber« 
neue  Aratwrfccere  noch  Afrika  geschickt  und  dg  Htrrsohafl  der  Byxawtiirf 
im  Laufe  der  nächsten  Jahr«  «in  Ende  gemacht  Der  hiermit  beauftragt« 
StuHtalier  von  Egypten  Ok  ha  war  jedoch  kain  - so  kluger  Diplomat  wir 
Amrn  ns  gewesen;  er  verletzte  die  Interessen  der  Berbern,  besonder*  der 
notnadisireiiden  Stftmme,  legte  ihnen  schwer«  .Steuern  auf  und  fordette  we 
dadnreh  »um  lamfife  gegen  di«  Arabern  acht  heraus.  Sw  verbanden  »ick 
»an  mit  den  Byzantinern  und  schlugen  ihn  6A2  vollständig.  6B4  erfolgte 
zwar  darauf  die  Strafe,  ab«f  die  Berbern  erhoben  steh  von  neuem  gegen  >i« 
und  setzten  ihnen,  geführt  votj  einer  Pricsteriu  der  Kahina  Damia  so  erhitlcr 
ton  Widt-ist&nd  entgegen,  da/*  die  definitive1  Eroberung  WeM- Afrika*  und 
die  Ausdehnung  des  Araberreiches  LD  an  den  Atlantischen  Ozean  ent  Ire 
Juli  re  69S  t-rzicU  wurde. 

Wiederum  konnte  ja  nun  aber  von  einer  toflständLgen  Eroberung  <f« 
Herberreiche  durch  die  Araber  nicht  die  Rede  sein,  und  ebenso  wenig  natür- 
lich von  einer  Verdrängung  der  Eingeborenen  durch  die  neuen  Herrscher. 
Auch  diese  tiefenden  flick  den  Berbern  gegenüber  in  einer  ver»chwind«r<  a 
Minorität;  die  Bereit  Willigkeit,  mit  der  jene  aber  de*  Islam  annabaten,  der 
Ki/t-r,  niit  de»  sie  ihm- vertraten  und  für  »eine  Verbreitung  zu  wirken  michi***. 
machte  das  VnsaUenverhältniD  der  Hertaro  tu  den  Araber*  tu  einem  a» 
sicher«,  <kD  die  letzteren  trote  ihrer  kleiae-n  Kohl  und  trotz  de«  Itaa*«- 
hame»,  der  bald  die  beide*  Elemente  entzweite,  doch  ihre  Oberhoheit  ütai 
die  froüteitiieltetufen  Berlwt»  «chticK  voHstäadig  befestigt««.  Ala  sie  da« 
71!  auch  Spanien  dem  Islam  onterwerien  wollte*,  bestand  das  erste  B«er. 
das  sie  hinälttroamlten,  f«t  ganz  auiwcbheDlich  aus  Berber*,  ja  selbst  d«* 
Anführer  der  ISOOOMaou  war  ein  solcher,  und  die  Stägige  Schlacht,  iu  der 
dies«  kleine  Truppe  das  beinahe  80000  Monn  zählend«  Christenho«r  bei 
Xcroz  de  !•  Frontera  vernichtete,  entschied  über  dos  Schicksal  der  iberische« 
Halbinsel.  Die  Berbern  hatten  M>mit  den  Grund  zu  der  700jährigen  Herr 


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1687.  KXPOHT,  Organ  de«  Outralverein#  fSr  Handelageographio  ntc. 


schaft  der  Araber  «bar  and  io  Spanien  erlegt  und  sie  waren  es  dann  auch, 
welche  wesentlich  zu  der  Entwicklung  der  hohen  K ul  ihr  beitrugen,  welche 
unter  deu  Arabern  im  Kbalifat  Cördova  und  später  in  deiu  Königreich  Gra- 
nada entstand  und  blähte. 

Ehe  wir  diese  Seite  der  bertwriseben  TbSügkeit  in1*  Auge  fassen, 
müssen  arir  nun  di«  Araber  und  ihre  Geschichte  bis  zu  jenem  Zeitpunkt 
einer  kurzen  Betrachtung  untenicben. 

Bie  Araber  gehören  anerkanntermaßen  dem  semitischen  Stamme  an, 
welcher  einerseits  ebenso  wie  der  bamitisebe  einen  Zweig  der  grofseu  mittel- 
ländischen Rasse  bildet.  Die.  ffamiten  sind  schüfe  desselben  nur  jüngeren 
Ursprungs  wie  die  Hamiten,  können  als  die  Geschwister  derselben  bezeichnet 
werden  und  erscheinen  vielfach  als  die  Nachfolger  ihrer  älteren  Brüder, 
konnten  auf  den  kulturellen  Grundlagen  fufaeu  uud  fortarbeiten,  weiche  diese 
geschaffen  halten.  So  verdrängten  sie  sie  aus  den  Ländern  des  Euphrat 
uud  Tigris,  so  aus  Palästina  und  Arabien.  Freilich  scheinen  sich  im  Süden 
und  im  Innern  dieser  greisen  Halbinsel  einige  ältere  bamitisebe  Stämme 
ihnen  gegenüber  au  halten  versucht  tu  haben,  da*  Gros  derselben  wurde 
jedoch  zur  Auswanderung,  bewmders  nach  Nubien,  gwawung«-»:  manche 
vermischten  sich  wohl  auch  mH  ihnen.  Die  zwischen  diesen  beiden  Rassen 
geführten  Existenzkämpfe  waren  ▼erronthlieh  «ine  der  ersten  Ursachen  der 
ewigen  Fehde,  welche  «wischen  den  Südarabem  und  denen  des  Kordons  zu 
allen  Zehen  bestanden  bat.  Die  grofae  Hasse  der  Gesammthevölkening  der 
arabischen  Halbinsel  war  in  historischer  Zeit  indessen  unzweifelhaft  theils 
von  Ursprung  her  semitisch,  theils  völlig  Miaithurt,  mid  der  Charakter,  sowie 
der  Typus  der  Araber  wiesen  zu  allen  Zeiten  die  Merkmale  der  »einitisrhen 
Rasse  in  totlstwr  Deutlichkeit  auf. 

Ufa  iufsere  Erscheinung  des  Arabers  war  und  ist  eine  vornehme  nnd 
sympathische.  Der  Schädel  sowie  das  Gericht  eind  völlig  oval,  schon  pro- 
portion irt  nnd  in  allen  Einzelheiten  von  gvofaer  Feinheit.  Der  Körper  ist 
ioi  Allgemeinen  von  mittlerer  Gröfse,  ebemoftfslg,  schlank,  oft  sogar  hager, 
aber  ungemein  seimig  und  von  außerordentlicher  Widerstandsfähigkeit  gegen 
alle  klimatischen  Einflüsse.  Die  Augen  sind  lebhaft  und  fonrig,  von  langen 
Wimpern  beschattet;  di«  Nase  ist  adlerartig,  Hände  und  Föfse  sind  oft  von 
großer  Feinheit  und  Zierlichkeit. 

Der  echte  Berber  unterscheidet  sieh  von  dem  Araber  durch  größere 
Ptumpbeit  der  Glieder,  des  Knocbenbaas,  durch  viel  weniger  edle  Schädel  - 
form;  der  mehr  runde  und  vier  eckige  als  ovale  Kopf,  da.*  breite  Gesteht,  daa 
häutige  Vorkommen  blonder  Haare  und  blauer  Augen,  die  hei  den  Arabern 
fast  nie  gefunden  werden,  die  gewöhnlich  gerade  uud  breite  None  erinnern 
zuweilen  an  dea  germanlst-bän  Typus.  l»ic  Neigung  zum  Fettansatz  findet 
sich  hoi  den  Beduinen  ln  teerst  selten,  iat  bei  dein  Herber  alter  eine  ziemlich 

i häufige  Ersehe inuug. 

* Aach  in  ihrer  geistigen  Beanlagung  rind  die  Araber  nnd  Berbern 

vresentlkh  verschieden  und  die  der  erster«»  irt  ungleich  bedeutender.  Der 
^Objektivismus  und  EgolscnuB  sind  beiden  Stämmen  in  ziemlicti  gleicher 
Weise  eigen.  Ebenso  rind  beide  voa  einer  unbegrenzten  Freiheitdieb«  be- 
seelt: die  Unterordnung  unter  einen  fremden  Willen,  da*  Aufgaben  ihrer 
Selbständigkeit  eind  ihnen  zuwider  und  die  monarchische  Stoateform  ist 
ihnan  daher  ein  Greuel  nnd  wird  nur  geduldet,  sofern  sie  das  Recht  der 
Selbstbestimmung  des  Individuums,  die  Autonomie  der  Stamragenoasen- 
srbaften  nicht  antastet.  Dies«  natürliche  Anlage  der  Araber  und  Kerbern 
war  «ine  der  Ursachen  des  raschen  Verfalls  der  groteen  Chahfenreiche,  der 
Auflösung  derselben  in  einraln«  nnahh&ngige  Staaten;  rie  irt  ferner  eine  nicht 
za  unterschätzend«  Beachränkttng  des  rtaatlicfaen  Absolutismus,  der  despo- 
tischen Regierung  der  orientalischen  Fürsten.  Die  Suiten«  uud  Chalifon 
waren  viel  mehr  geistliche  Oberhäupter,  Leiter  der  Staatsgemeinschaften, 
Vertreter  derselben  nach  «ufsen  bin  als  unumschränkte  Herrscher;  die  Ge- 
meinde», die  Stämme  wüteten  rieh  das  Recht  ihrer  Selbstverwaltung  fast 
immer  zu  wahren,  ihre  Untertbanenpflidht  beschränkte  »ich  grofaentheils  auf 
(Im  St  «hi  mahlen  und  auf  di«  Kriegsfolge. 

Ute  politische  Grondauwtauiung  der  Araber  »et  allerdings  von  der  der 
Berbern  trotz  der  angegebenen  Übereinstimmung  ein«  wesentlich  verschie- 
dene. Die  arabisch«  Stezntnverfosimng  irt  eino  amtokratfeefc  patriarchalisch«; 
die  der  Herbem  eine  rein  demokratische. 

Der  Kechtagrumfaatz  der  Wiedenrergelinng  und  die  Blutrache  sind 
zwar  durch  den  Islam  und  di*  Rechtsordnung  der  verschiedenen  Staaten  in 
der  Theorie  auffeefcoben,  in  der  Praxi*  beeteben  sic  jedoch  in  vielen  Ge- 
genden der  arabisch- berfeerisebea  Welt  nech  utiverindert  fort 

Der  als  Klugheit  erscheinenden  Geistesschärfe  der  Araber  steht  bei  den 
Herbern  die  Schlauheit  die  List  gegenüber. 

Beide  neigen  zum  Fanatismus;  beide  verfolgen  den  einmal  gefafrten 
Gedanken,  ein  bfs  Auge  gefaCrte»  Ziel  mit  gleicher  Stetigkeit,  wenn  schon 
mit  verschiedene»  Mitteln.  Ihrem  Glaub««,  ihren  Idealen  opfern  sie  Altes, 
*•»  me  haben  and  namentlich  ihr  Leben. 

Die  aiferetnein  hob«  Begabung  für  Poesie,  das  ImprorisatioMtalent.  die 
Beredtsaaskdt  der  Araber  sucht  raao  twi  den  Kerbern  dagegen  » ergeh*»*. 
Die  den  A rattern  angeboren«  Freigebigkeit  ist  bei  den  Herbem  nur  eine 
durch  du  Gebot  de*  lelarn  erzwungene;  der  Araber  theilt  freudig  Alles,  war 
er  hat,  mit  seinem  Nächsten,  ja  mit  jedem  Fremden,  der  ihn  in  Anspruch 
nimmt.  Der  Berber  ist  gmzig,  irt  habgierig,  um  zu  sparen,  um  sich  an  dem 
fruchtlosen  Besitz  zn  erfreuen ; er  Tergribt  ■eint)  Schätze,  während  der 
Araber  beinahe  verschwenderisch  mit  ihnen  umgeht 

Die  Stellung  der  Frau  war  bei  den  alten  Arabern  eine  wesentlich  höhere 
als  bei  den  heutige»,  Ufa  fr*»  war  dem  Mahne  gleichberechtigt;  heute  irt 
sie  zur  rechtlosen  Sklavin  geworden,  die  man  kauft  und  deren  man  sich  ent- 
ledigt, wie  es  dem  Kaan*  behebt!  Bei:  den  Barben  Sah  auch  iu  der  mo- 
bammedapiseben  Zeit  die  SteUpng  der  Flau,  eine  menschenwürdigere,  freiere 

fitlMMtf  dl*  ImK  ilm  AktwrtT  T -t-.-r  — • ■*- 

*i'-i  DAh  mte  Auftreten  dw  Araber  in  der  Weltgeschichte  hegt  bd  Jahr- 
tausende hinter  unserer  Zeit  zurück«  Allem. Anschein  nach  waren  nämlich 


die  nyksoe,  welche  um  3000  v.  Uhr.  in  Egypten  eialielen,  sich  zu  Herren 
eines  groteen  Theils  dieses  lande«  machten  und  e*  Jahrhunderte  lang  be- 
herrschten, nichts  anderes  als  Araber,  und  ihr  damalige«  starinisc.be»  Ein- 
brecher in  die  Kultur» e;t  des  XiiUials,_  die  tbeilweise  Zerstörung,  welche 
sie  dort  anrichtcten,  haben  frappante  Ähnlichkeit  mit  dem  Auftreten  der 
Nachfolger  Mohammed*.  Wiedcrbolcntlich  erscheinen  die  Araber  später  auck 
in  deu  Kriegen  der  orientalischen  Völker  als  gelegentliche  Bundesgenossen 
und  dann  als  Söldner.  Im  C Urigen  sehen  wir  sie  nur  als  Kaufhmte  dvn 
Verkehr  zwischen  Indien  und  Afrika  und  dem  römischen  Reiche  vermitteln 
und  den  Handel  in  Spezereien  fast  ganz  in  thron  Händen  monoimlisiren. 
Die  dunkle  Geschichte  ihres  Landes  wurde,  so  weit  sich  aus  den  spärlichen 
Andeutungen  >rhli«f«u  läfst,  die  sich  in  ihrer  politischen  Literatur  liudeu, 
nur  durch  unaufltöi liehe  Kämpfe  der  Sliuouic  unter  einander  hediugt.  Zum 
letzten  Male  finden  wir  sie  im  Dienste  der  Zenobia  von  Palmyra  den  Kampf 
gegen  die  Römer  fahrend,  dann  verschwinden  sie  bis  zu  der  Zeit  Mohammeds 
vollständig.  (Schlafs  (blgt.) 


Max  Besohoren  f. 

Wir  erhalten  aus  Konohay  die  traurige  Nachricht,  dafs  Herr 
Max  Besehoruu,  Mitglied  dea  »Central vereine  für  Handdsgoo- 
graphie  etc.11  am  21.  September  er.  sich  daselbst  in  einem  Anfall 
von  Sch  wermuü»  erachoaseo  hat.  Max  Be  gehören  war  im  König- 
reich Sachsen  geboren  and  vor  längerer  Zeit  nach  Brasilien  ausge- 
wandert,  woselbst  er  zuletzt  bei  der  Grenzregulirungskoinmission 
aogestellt  war.  Die  Provinz  Rio  Grande  do  Sul  verdankt  ihm 
viele  der  besten  Vermessutigsarbeiteo.  Wir  verlieren  in  dem 
Dsbingeschiedenen  einen  eifrigen  Freund  und  Förderer  unserer 
Bestrebungen,  der  auch  den  Lesern  des  »Export“  durch  maoeheo 
interessanten  Bericht,  u.  A.  den  Artikel  Ober  »Die  sete  Missöes 
iu  der  brasilianischen  Provinz  Süo  Pedro  Rio  Grande  do  Sul“ 
iu  Nr.  23  u.  24  d.  J.  wertb  und  bekannt  geworden  ist.  In  Rio 
j Grande  do  Sul  erfreutu  sich  der  Verstorbene  allgemeiner  Bcliebt- 
i heit  uud  wird  seiu  frühes  Dabinscheiden  namentlich  iu  deu  Kreisen 
> der  dortigen  Deutschen  auf  das  Tiefste  betrauert. 


Littcrnrisclie  Umschau. 

Venwlrhnifs  der  bei  der  Redaktion  ein  gegangenen  Dricknehrlflon. 

Die  narhrtehend  besprochenen  und  angezeigten  Werke  können  durch  di« 
Buchhandlung  Walther  Al  Apolaut,  Berlin  W , Varkgrafcnstrafse  tiü, 
jederzeit  besaiten  werden. 

Justus  Perthes*  Spezialk  nrto  von  Afrika  in  10  Rlatt,  entworfen 
von  Herrn.  Habenicht,  liegt  mit  der  5.  Lieferung,  welche  soeben  ausgo- 
geben  wurde,  in  2.  Auflage  vollendet  vor,  und  mit  ihr  irt  ela  kartographi- 
sches Werk  zum  Ab&cbhifs  gekommen,  weiches  des  gröfaten  Beifalles  uud 
ungclheilter  Anerkennung  seitens  der  Fachmänner  des  In-  und  Auslandes 
sich  erfreut  bat.  Ganz  besonders  haben  die  Afrikareisenden  selbst,  denen 
die  Gegenwart  die  so  ungemein  beschleunigte  Erforschung  de«  Kontinentes 
zu  verdanken  hat,  ihr  Interesse  diesem  Werke  zngewandt  und  dureh  den 
ninweU  auf  wünschenswcrthe  Ergänzungen,  sowie  durch  Einsendung  ihrer 
tbeilweise  noch  nicht  veröffentlichten  Aufnahmen  die  neue  Ausgabe  wesent- 
lich unterstützt,  oo  daf*  dieselbe  den  gegenwärtigen  Standpunkt  unsrer  Kennt- 
nits  von  Afrika  darstellt.  Dies  zeigt  sich  bewandert  bei  dem  in  der  vor- 
liegenden „Lieferung  enthaltenen  Blatt  1:  West-Sahara,  welches  so  durch- 
greifende Änderungen  und  Erweiterungen  erfahren  hat,  dafa  es  als  eine  voll- 
ständige Umarbeitung  zu  bezeichnen  ist.  Die  Veranlassung  zn  wich  dnreh- 

f;reifaudea  Korrekturen  boten  die  zahlreichen  französischen  Forschungen  der 
rieten  Jahr«  in  Marokko;  namentlich  war  es  die  kühne  Forschungsreise  de* 
Vikomte  de  Foucauld,  welcher  mit  einem  Schlage  die  Kenntnifs  der  topo- 
graphischen Verhältnisse  dieses  Landes  bedeutend  gefördert  bat.  In  der 
Holle  eine*  verachteten  marokkanisch*!:  Juden  durchwanderte  er  ausgedehnt«, 
noch  nie  von  Europäern  berührte  Gebiete,  überstieg  an  drei  verschiedenen 
Punkten  den  Hohen  Allo«,  durchkreuzt«  Marokko  von  SW.  nach  NO-  und 
trotz  der  ihn  umgebenden  Gefahren,  welchen  er  bei  dem  Fanatismus  der 
Bevölkerung  sich  ;iu»sclztei  führte  er  mit  grofater  Sorgfalt  seine  Aufnahmen 
und  astronomUcbeu  Beobachtungen  aus,  durch  welebe  auf  den  Karten  der 
Verlauf  des  ganzen  Atlosgcbirges  gänzlich  geändert  wurde.  Von  Wichtigkeit 
waren  auch  die  Arbeiten  der  französischen  Offiziere  Le  Vallois,  Berqnin 
u.  A.  Von  gröfseren  Neuigkeiten  auf  der  Karte  sind  noch  zu  nennen  die 
Ergebnisse  der  Expeditionen  der  Spanier  Cervera  und  Quiroga,  welche 
den  gTÜfsten  Theil  der  westlichen  Sahara  für  ihr  Vaterland  erworben  haben. 
Die  von  Dr.  Januasrh  in  dessen  Werk  »Die  deutsch«  Uaudelsvxpudition“, 
Berlin  18Ä6,  Heymanns  Verlag,  gemachten  Angaben  über  die  Länder 
zwischen  Wad  Schwika.  Wad  Draa  und  Wad  Nün,  haben  .«orgfaltlfsle  Be- 
1 TÜcksicbtigung  gefunden.  In  Folge  dessen  sind  auch  mehrere  (rrliiüiner 
' älterer  Karten  über  FluMänfa  im  Anti-Atla»  und  Wad  H«s  Kcnchligt  und 
zahlreiche  Ortschaften,  welche  die  Mitglieder  der  deutschen  Ilaudelscxpeditlon 
bei  der  Cb«n*chr«ilußg  des  Anti-Atla*  und  bei  der  Durchquerung  de»  Wad 
Süs  passirt  haben,  in  der  Karte  nachgetragen  worden.  Pa  Marokko  gerade 
jetzt  eine  allgemein«  Beachtung  findet,  so  erscheint  dieses  Blatt  gerade  zu 
gelegener  Zeit 

Weniger  einschneidend  sind  dl«  Änderungen  auf  Blatt  8:  Egypten. 
Auffällig  Ist  die  neue  Darstellung  der  egyptiseh-türkDehen  Grenze  auf  der 
Sinai- Ualbinael,  deren  richtiger  Verlauf  bisher  von  Reisenden  und  Geographen 
übersehen  und  erst  im  letzten  Frühjahre  von  Professor  Dr.  Aschersou 
festgcrtrllt  wurde.  Hingewiesen  sei  endlieb  noch  darauf,  dafs  die  Blätter  in 


Nr.  47. 


1887. 


EXPORT,  Organ  de«  Centndvereiun  für  HandeUgeogr&phie  »te. 


der  neuen  Ausgabe  durch  di«  Wahl  fmclier  Farben  ein  weit  schönere»  Aus- 
sehen erbalten  haben.  — — 

Dm  Hoeben  zur  Ausgabe  gelangte  Septemberheft  der  Monatshefte 
lur  Statistik  des  Deutschen  Reichs  enthält  neben  den  regelmäfsig 
für  jeden  Monat  erscheinenden  Beiträgen  cur  Statistik  des  Waaren  Verkehrs, 
der  Auswanderung,  der  (irofshandelspretBc  und  der  Zuckerproduktion  zwei 
Veröffentlichungen  aus  dem  Gebiete  der  wirthscbaftlicben  Statistik,  nämlich 
über  die  Produktion  und  Konsumption  von  Salz  im  deutschen  Zollgebiet  lut 
Kuisrahre  1886/87  and  aber  die  Ausdehnung  des  Tabakbaus  im  deutschen 
Zollgebiet  im  Eintejabre  1887/88.  Dem  schliefst  sieh  — nach  Iteliktaarten 
geordnet  — eine  Statistik  der  1882  bis  1886  wegen  Verbrechen  und  Ver- 
gehen gegen  Reicbsgesetze  Ahgeurtheilten  und  Verurtheilten  an. 

Revue  Francaist.  Tome  VL  No.  31  Fori*.  Juälei  1887. 

Monatshefte  zur  Statistik  des  Deutschen  Reich«  Berlin.  Jahr- 
gang 1887  Mai-Heft. 

Verhandlungen  der  Gesellschaft  für  Erdkunde  zu  Berlin.  Band 
XIV.  Nr.  5 und  6. 

Universum,  lilustrirtc  Zeitschrift.  Dresden  und  Leipzig  Heft  21. 
Jahresberichte  der  Handels-  und  (iewerbokamtnern  in  Württem* 
berg  für  das  Jahr  1886.  Stuttgart  1887. 

Procedimientos  de/  Dtpariamento  National  dt  Jiatadistica 
durtmte  et  atio  dt  1888.  Buenos  Aires  1887. 

Bericht  der  Industrie-Kommission.  Lübeck  im  Juni  1887. 
Jahresbericht  des  Frankfurter  Vereins  für  Geographie  und 
Statistik.  50.  Jahrgang  1885—86  Frankfurt  a.  M.  1887. 


Briefkasten. 

— Diejenigen  Leser  des  „Eiports4,  welche  oos  Nr.  9 und  17 
des  Jahrganges  1881  und  Nr.  2,  3,  4,  5,  22  und  29  des  Jahrgänge* 
1880  gedachten  Blattes  zur  Verfügung  zu  stellen  in  der  Lage  sind, 
wollen  diese  Nummern  gefl.  an  die  Redaktion  des  Blattes  ein- 
senden.  Dieselbe  erklärt  »ich  bereit,  für  jede  der  genannten  Num- 
mern 40  4$  zu  zahlen.  Reduktion  des  „Export". 

— Von  jetzt  ab  können  im  Verkt-hr  mit  Argentinien  Postpackote  aufser 
nach  Buenos  Aires  auch  nach  Cordoba  (Provinz  Cordoba)  und  Rosario  (Pro- 
vinz Santa  Fe),  sowohl  auf  dein  Wege  über  Hamburg  oder  Bremen  wi«  über 
Frankreich,  versandt  werden. 

— Herr  K O.  Lafeadaaa,  Hamliarg,  atcliia* : Per  H»nih«rK-£ij4am*rikaaiarlia  Poat- 
■larepfor  ,.<>»«»•’  liat  aui««h»iiil  eia  12.  Nm  »iiilttr  II  l.'lir  ALtuil»  ßoitr  p»»»lrL  „Ar* »Uli na" 
lat  »in  12.  KukbiIi«!  A b«nila  von  LlMnbo«  uaeli  ltr**ill«n  w*lt«-r*rrftni<ca  „Tijuti"  l«t  ein 
I».  Nanabar  von  I*«r«aia0u(o  r.»ch  Kuropa  .OIIbUb"  U«  >u«c*t«o4  »in  13.  No- 

tember  Voriulung»  in  Unaievideo  »njr*l<.in am.  „.Bahir“  l»t  »nt  14.  N'>vai»b*r  Narhmitl*c» 
von  «1.  Viaronl  nick  dta  I.a  Plata  i>mi|4|U(r».  „Dmirii“  ktl  lirkktfcmd  am  14,  K» 

■ ■ i r 10  Lbr  ALoada  t * ■•« . > ; •'  „l'anaa“  M rö«  bknhraa  -I  am  ML  Ko**a>bar  In  Dän- 

ktreben  aaceknakmen.  „Muaaaviitao*1  I.i  am  14.  Mntaatliar  Sarbmida*»  «ob  Hl.  Vlacont  narb 
Rnn-jia  weiter? (gangen  „1‘eranigua"  bat  au  »erbend  au  1«.  Notaubar  Vorrnlt'af»  In  Parnim- 
kmeo  aafekniamas.  ..Campla»«"  Ht  am  I«.  Novaaabor  MaeliuliUst  in  UakU  da  Paraua 
Lucu  narb  Riirop»  „Himburg**  lat  »ut*than-J  am  1*>.  Navember  VonallUc*  In 

LlMabua  augakomaic«, 

- Da»  «r*4Hu,.ntfc»u»  Aimurt  Bis manUai-H ambar«  barltfcto«  na»  lobend»  Daaagfar- 
and  Oaglar-Abfabrtaa  <on  llam  barg  aaeb  »unspllachoo  and  Abertealarben  riäurn. 

a)  Oaagfiebifra. 

Afrika  (SfidwaatkAale}  eia  Madtlra,  Caaarkarha  lutr'o,  tiarda.  A et«,  Lag«a  o»w.  bi»  I-n»««U 
labt , Poatdamgter  „Oertrcd  Woarakann",  Kap4.  Moleban»««,  «lautoeb.  30.  Nnrambar 

Afrika  (Waatkiiii»)  na  Wadalra,  Gort«  stw.  I'otldampfar  „Rita  Waarmann",  Kapt  Janaan, 
d»u tack,  15.  Daaamber. 

Afrika  WaatXBai*  *»nd  dam  Gang»  (eU  Kader  ra.  Teneriffe  new.)  Dampfer  wV|aa*d»ran“ 
bakglacb,  25.  Nweamher. 

KipiUll  uaw.  (eia  Madeira)  alla  SST^o,  annärbit  Poatdampfa*  „I-artar*1,  anallteb,  9.  Lteaembar. 

Penaa«,  Singapora,  Hongkong  und  Japan  (..Ringain-Linia**)  Dampfer  „Daphne“ , dentacb. 
30.  November,  Dampfer  „Polyhraania",  dintuh,  IS-  Daramber,  Dampfer  „HeayerU“, 
dentacb,  30.  l'aaaiobar,  Dampfer  .Kleetra-,  dauUcb,  IX.  Januar.  Dampfer  ..Olympia“, 
danueb,  30.  Januar.  Dampfer  „Ipklgenla-,  ii*»Ucb.  li.  Februar. 

Pmang,  Hingspore,  Uongfcong,  Yokohaaaa,  Hlogu  und  Na<»aakl  (Bbire- Llnla)  via  Ant- 
werpen und  I.MfMlnn  Dampfer  „Glamurginablrtf*,  ea*ll«ch.  70.  Draember. 

singapnr»,  Hongkong.  Scbangbal,  Tukohama.  fllogn  «ad  Nagaaakt  (via  PnavBald,  bau,  Ade» 
und  Coloaabo)  Pnatdaanpfar  „baUiien“,  dauUrh,  bla  10.  Daianbor. 

Adelaide,  Matbouma  und  Sydney,  via  Port  Haid,  Suva,  Aden  und  InlouiU»  Puttdampfer 
„NArsberg**,  deutacb.  M»  26.  Kovemk-rr. 

HokUndo  und  Caliao  direkt  (ala  Antwerpen)  Pnatdainpfcr  „Tbebea",  Kapt.  l'arlaen, 
deutneb,  2«  Nnvamber. 

Cncinio,  La  Union,  I -a  Libanad,  A«»)ntl*.  San  Jv»4  de  Guatemala  und  l'bampetirn  tvMU 
auch  Pnnta  Aren*«  (C.  R ) San  Juan  da  »ur  and  Amapala  (vl»  Antwerpen)  Pixldampftf 
„Tbeben“,  RapL  Cartaan  dantach.  2».  Xovomber. 

Valparalan,  Arlea.  Puau  Aranaa  fMag.-Str,},  Corrai,  Cueonal,  Talrabuaii»  nnd  I^ul.ju» 
aalaufand  (via  Antwerpen}  Poetdampfer  „Raanana1*,  Kap’.  Kremar.  dautarb.  12.  Deiamber. 

ValparalM.,  Pasta  Artua«  (Mag. -Sir.),  CnrmJ.  Cveonel.  Talrabnaua,  CV^nimbo,  Antefagaatn, 

1. |iiiioe  und  Arles  fvls  Antwerpen}.  Osrnpfrr  ..Kuwut",  de  ul»  ab,  30.  November,  Dampfer 
»Cordelia*',  Kspt.  Wurtmaau.  dentaeh.  31.  Derember. 

Pimt*  Arena*  (CWarlca)  Oorlolo,  La  Volon  La  Lkbnrlnd,  Arajmla,  San  JaaA  it#  Gnaie- 
■aata  nnd  Ohamperiro  (via  Antwerpen)  Dsiupfer  ^Vliglila“.  Kapt.  Joh»el»Ub,  dautarb, 
32.  iJaaembnr. 

Montevideos  Bueauv  Aires.  Knearvi  and  Han  (ficulas  (vis  Madeira}  Katradempfer  ,,Graa- 
troMk",  KapL  Hcbnldt.  dauUcb,  25.  Nuvanalmr,  Pulldatnpfi-t  „(UaarU**,  Kapt.  flrliättaruw, 
dentacli,  10.  Deaerabar,  Puatdampfer  „Montevideo--,  Kapt.  Hreeknoldt,  dautaeb,  IX  Da 
tembar.  Poatdampfer  „Urugwey“,  Kapt.  Uktiimann.  dawtach,  20.  Untcmber. 

Buenoa  Alraa.  Unaario  und  iSaa  Xtcolaa  via  Madeira  l'oitdampler  „Kko**,  Kapt.  Hsrrelat, 
dentacb.  1 Dmskw. 

Pamambur«.  Rio  de  Janeiro  nnd  Santo#  •;»!»  Ltansbes)  Poatdampfer  „Iteiterru",  Kap4. 
Dreynr,  dmitacb.  25.  November 

Bsbls,  K.  ' da  Janeiro  und  Santo»  (vU  Llatabun)  l‘o»ldampfar  „Bnano*  Aires“,  Kapt,  Lfiwe, 
deutsch,  4.  Deaember. 

Cesra,  Maranliaoa  und  Para  (via  Antwerpen)  Dampfer  „Paraauae**,  KapL  BidsbvtbaiQ,  ang- 
lirch,  Ju  Movanaber. 

Weallndlen  (via  Havre)  Hl  Tbuaaaa,  Vnnuauals,  Haiti  am  It..  IV.  und  2l*>.  Jeden  Monats 
Poeldampfer  „Albtugla".  KapL  Länderer,  deutsch,  2C-.  November. 

Meuro  (vU  Havre),  Vemrru*.  Taanpleo  und  Progreao  »in  I Jeden  MonaU  Poeldampfer 
..Cubmia“,  K»p(.  Kofdell,  deutacb.  l.Deaembtt. 

Ilafsas,  Matanra«,  HanUago  und  amfuig  « Dampfer  „Caruläna“,  Kapt.  Ugalde,  apnuta.  k. 

2.  Deaemba«. 


1‘biladeJpbla  dlrebl  Dampfer  „Uavevaloa",  engUxfe,  2»  Norember. 

New  York  (rla  II»  vra)  Pvrtdampfer  „Bobern!»“,  douueb,  27.  Novaubsr,  Poatdampfer  „ktugia  . 
dentacb,  I Deinnber.  Poeldampfer  „Mhaetla“,  deutsch,  II.  Derember . P«otdampfrr 
„Morarla“,  deuterb,  IS.  Denember,  (Union- Dampfer)  Dampfer  „California“,  Kapt.  Winkler, 
deutarh,  23.  Nuvamtwr,  Dampfer  .^orTenUi“,  KapL  Müller,  denfoeb,  U November,  Dampf« 
..Taormina",  KsjiL  Korb,  dentacb,  7.  Deaaoibar,  Dampfer  «Polaris** , Kapt.  Schade, 
danach.  14.  Derember. 

Horton  (ab  Harburg)  Dampfer  „llaSt**,  KapL  Hl  narb,  daulacb,  prompt. 

Ilalifat  uan.  (alle  Monat)  Uampftr  „Wandrabm“,  dentsvsb,  Kauf«  XovinUv. 

Mäberea  bet  A ugnat  Bl  u m e nt  bnl. 


I>ent*cke  Exportbauk. 

Ult  Telegramme;  Kiportbank,  Berlin 

Ahthellung : Exportbareaa. 

Berlin  8.W.,  Koebstrafae  27. 

(Briefe.  PatXeta,  naw.  uaw.  sind  nur  mH  «Unter  Adresse  tu  tnraehea.) 


Ala  Vergllaag  flr  Ale  bOrimiplHln  jeder  stl  Ckllr*  l L.  al 
‘ ‘ t den  Ikebnaatenrerkande  lei  L-l.  lickt  sageklrlgtn  Fh 
. — Na  Akesseales  dse  E.-l  eardea  me  mH 


BrMaurka«)  kadMHgea. 

Uckar  Ntartan  rarbnedaaea  l'slsafm  In  Eeaknsng  peaSatlL  - )b  Aa reuen  smaai 
ikrltt  du  L-S.  Mt  nafaa«  ikeanaalee  aa  dan  fratalbaa  bekaaaUs  Indsagtagen  all. 


alageredchtaa  Starts  lat  dar 
Flrmns  I Mark  (te  donUrbm 


Aaftnagwnber 


G36.  F.iu«  sehr  l«i»tuug9(ähige  deuUcbe  WoUgaroCabrik  auchl  eine« 
tüchtigen  Vertreter  für  Kopenhagen,  der  mit  der  Wollgarabrasche  vertrat;: 
und  bei  der  Kundschaft  gut  rlogefshrt  UL  Offerten  erbeten  unter  L L.  573 
an  die  Deutsche  Kxportbanit. 

637.  Eine  reoommirte  Berliner  Strumpf-  und  Trikolwaareofabrik,  welche 
namentlich  in  Jupona  besonders  leistuugafähig  ist,  wünscht  ihre  Betiebungvo 
zu  dem  Auslande  zu  erweitern  und  «ucht  zu  diesem  Zwecke  mit  soliden  über- 
seeischen Import-  r«»p.  Ageuluibiusern  in  Verbindung  zu  treten.  Offerten 
erbeten  unter  L.  L.  5*4  an  die  Deutsche  Kxportbank. 

638-  Kine  renomulrle  deutsche  Maschinenfabrik  sucht  für  ihre  Spezia- 
lität  --  tragbare  Feuerspritze,  System  Bohle  — geeignete  AbsatxqueUen  ia 
überseeisdieu  Auslände.  Die  Bö  hie' sehe  Spritze  ist  namenllicli  zur  Ver- 
wendung in  Fabriken,  Werkstätten  und  Magazinen  jeder  Art,  Wohnhäusern, 
Farmen,  Kolonien  usw.  vorzüglich  geeignet  und  u.  A.  hei  säiamtlkhen  k«7nig- 
lieh  preufaischen  Militärverwaltungen  eingeführt.  Anfragen  und  Angebote 
unter  L-  L.  575  an  die  Deutsche  Exportbauk. 

t>39.  Kiu  tüchtiger,  mit  den  Platz  Verhältnissen  bestens  vertrauter  Agent 
in  Bukarest  sucht  für  Kaschmirs,  Thibets.  Stickereien  uaw.  Vertretungen 
leistungsfähiger  Fabriken  zu  übernehmen.  Offerten  erbeten  unter  L.  L.  576 
an  die  Deutsche  Exportbank. 

640.  Ein  tüchtiger,  bettlen«  empfohlener  Agent  sucht  für  Spanien  die 
Vertretung  einer  renommirten  deutschen  Stärkefabrik  (amidon)  zu  über- 
nehmen. Offerten  erbeten  unter  L.  L.  577  an  die  Deutsche  Exportbank. 

641.  Eine  deutsche  Fabrik,  welche  Maschinen  für  Chokolade-  und  Zocker- 
wuarenfaltrikeii,  «Owiv  alle  Formen  und  Gerätbe  für  diese  Branche  »fertigt, 
wünscht  mit  ausländischen  Importeuren  in  Verbindung  xu  treten.  Offerten 
erbeten  unter  L.  L.  578  an  die  DeuUcbe  Kxportbank. 

642.  Ausländischen  Importeuren  resp.  Agenten,  weiche  sich  für  Bezug 
von  Lacken  und  Firniwen  iutsressireu,  können  wir  hierfür  eine  bedeutendere 
uud  leistungsfähige  deutsche  Fabrik  empfehlen.  Anfragen  untar  L.  L.  579 
an  die  DeuUche  8xportb»k. 

613.  Ein  bestens  empfohlene«  Haus  in  KonBtantinopel  sucht  gröfaere 
Abnrhmcr  für  dortige  Landesprodukte ; hauptsächlich  für:  Roaenöl,  Opium, 
Gelbbeeren,  Vogelfutter,  Vallonea,  Schaf-  und  Zityenfelle  usw.  Die  Finna 
ist  in  der  Loge,  den  reflektirenden  Kunden  diese  Waaren  billigst  und  gut 
zu  besorgan,  da  sie  Prima- Produzenten  an  der  Haud  hat.  Offert»  eshetea 
unter  L L.  580  an  die  Deutsche  Exportbank. 

644.  Ein  tüchtiger,  hosteu«  empfohlener  Agent  in  Konstantinepcl 
wünscht  die  Vertretung  von  leistungs-  und  konkurrenzfähigen  Firmen  tn 
nac.hslebeiiden  Artikel»  zu  übernehmen:  Sohlenleder,  div.  gegerbte«  Leder, 
Elastique  für  Schuhe  und  überhaupt  Artikel  für  daa  Schohwa&renfach,  Seiden 
Stoffe,  Flanell-  und  Wollstoffe,  wollene  Unterjacken  und  Hemden  uz*. 
Offerten  erbeten  unter  L.  L.  58 1 an  di«  Deatacbe  Exportbank. 

645.  Wir  haben  vom  Auslands  Nachfrage  nach  Phospborweifs  und 
Amorph.  Offerten  erbeten  unter  I«.  L.  582  aa  die  Deutaebe  Exportbank. 

646.  Ein  bestens  empfohlener  Agent  in  Moskau  sucht  Vertretnogcn 
leistungsfälliger,  deutscher  Fabriken  in  folgende»  Artikeln  zn  üheraehiaea: 
Kurzwaaron  jeder  Art.  Leder,  Farben,  Drognen,  Kolonial  waaren,  ferner  Game. 
Lampeobrctiner,  all«  Arten  Nouveautc«  naw.  Offerten  erbeten  unter  L.  L. 
583  an  die  Deutsche  Exportbank. 

647.  Kin  junger  Kaufmann,  Schweizer,  welcher  uns  bestens  em- 
pfohlen ist,  wünscht  von  einigen  deutschen  nnd  schweizer  Firmen  die 
Vertretung  in  Manufakturprodukten  für  Englisch  - Indien  zu  übernehmeu. 
Derselbe  wird  demnächst  eine  Geschäftsreise  nach  genanntem  Lande  antreten, 
um  das  Innere  desselben,  wie  z.  B die  Städte  Lahor,  Amritsar,  Delhi,  Ata- 
habad,  Agra,  Kanhpur,  Denare»  usw..  welche  dem  Weltverkehr  durch  Eisen- 
bahn, Post  und  Telegraph  bedeutend  näher  gerückt  sind,  regehsäürig  ra 
bereisen.  Er  beabsichtigt  sich  in  Delhi  dauernd  zu  etabliren  und  zwar  aus 
schliafslicb  als  Vertreter  der  deutschen  und  schweizer  Industrie.  l>i«- 
bezügliclie  Offerten  an  die  Deutsche  Exportbank  erbeten  unter  L.  L.  584. 

648.  Es  liegt  bei  uns  oine  Probe  von  Samoakaife«  der  lotsten  Krat* 
aus,  welche  Interessenten  zur  Ansicht  uud  Verfügung  tUhL 


DEUTSCHE  EXPORTBANK, 

Berlin  8W.,  Kochstrafae  27, 

empfiehlt  Mich  fiberseeUcheii  Firmen  rar  Kinleltug  ven  flesehäftsver 
kindasgen  flr  den  Beeng  deutscher  Expert-Artikel  and  atr  Vermittelss? 
voa  beer  bitten. 


1887. 


697 

EXPORT,  Organ  des  Ceutrnlvereins  für  H&ndelsgeographie  etc. 


Nr.  47. 


ANZEIGEN. 


Verlag  von  OTTO  WIGAND  in  Leipsig 

RITTER  S GEOGRAPHISCH -STATISTISCHES  LEXIKON 


(Sin  ^ausfcfrqfe. 


Die  Jüieue  r „flcae  greif  Vrtffe"  ootn  I .©r  p* 
tftnbfT  188?  fdjrcibt:  „Sc  wenig  Dir  au<h 
bd  ©ü«h«brjprnhuugen  greunbe  »on  Su- 
perlativen fiub,  jo  muffen  ®ir  Doch  angifichtft 
beft  fteben  auftgegtbencu  adjten  Vanfcfft  Der 
neuen,  »irrten  Mtiflagr  »cu  fltrqrrl  ftuuMr- 
f*aon§.fitrifo«  (Verlag  beft  ViblicgrapHichen 
3nfti  hilft  iu  Üdpjig)  befennen,  bafe  Die  far» 
bigen  3Quftraliouen  in  ber  BoDenbung,  wie 
fie  auch  tiefer  SBoitb  entfall,  faum  übertroffen 
werben  Tennen.  ®(it  tiefen  achten  ?<ant  liegt 
jugleiih  bie  erfte  $älfte  teft  gewaltigen  SUerfcft 
fertig  »er.  unb  eft  erfc^eint  unft  teftbab  wobt 
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jeugt,  bo&,  wie  feiner  3dt  f«h»n  ble  bdtte, 
auch  tief*  neue  »i«1f  UuRage  beft  Dlrerrjcfcrn  | 
Äon»erfatienft-?ejrifcnl  Durch  Die  gif  idjmäfiifif. 
grüntlicbe  unb  Doch  grnuinrerftänbtkhe  Be> 
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fchone  technifebe  Suftfübrung  wieteniui  jw  ten 
beften  fficrfrn  Hcfer  flrt  3« (taltllc^Mnt 
äußerlich  repräfeuttren  tie  »orlkgenten  adjt 
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ton  teutfehen  Buchbanbel  jut  Wdiftm  gierte 
gereiipt.  (ffinNdchthuin  »on  nüpficbe m ffiiffen 
unb  gefönter  ©tlrhrfamffit  liegt  barin  auf* 
gefpeicbert,  unb  eft  ift  begreiflich,  tafj  viele 
auch  bet  fogenannten  „Äleineti  Beute"  Danach 
trachten,  biefen  S«ha&  für  ihre  $anftbibUethcf 
ju  erwerben.  Da  eft  aufi«  in  Lieferungen 
.4  .V)  \\  ratenwdfe  in  gebunbenen  BAnben 
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I 

j 


1887. 


69!# 

EXPORT,  OruaD  de«  Central  verein»  für  Handelageogruphie  etc. 


Nr.  47. 


International  Centennial  Exhibition  Melbourne  1888. 

Vertretung  für  Australien  und  Neu-Seeland 

vornehmlich  für  die 

Einen-,  Hetnllwaaren - nnd  ülanclilneii- Industrie,  BAoniateriulien  (Cement);  Wohnung« -Einrichtungen, 
Spezialität:  „Pianos“,  Wagen:  Porzellan*,  («las*,  Terrakotta-,  Majolika*,  Steingut- Wnaren ; Leder  und  Lederwaaren; 
Textil-  und  Bekleidungs-Industrie  (StmmpIVaaren,  Berlin -Woollen  fioodi,  llainhchulie  etc.  etc.); 

Papier-luduHtrle;  Bier,  Spirituosen, 

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tretung sowie  Wahrnehmung  ihrer  Interessen  auf  der  Weltausstellung  ron  Melbourne  mit  der  obigen  Firma  in  Verbiudung 
setzen.  — Dieselbe,  seit  vielen  Jahren  in  Australien  eingeführt,  ist  zn  jeder  Mittheilung  über  die  dortigen  Absatzverhältnisse 
gerne  bereit. 

Auskunft  über  die  Firma  ertbeilt  die  _ . . _ ..  , _ „ , . _ 

Deutsche  Exportbank,  Berlin  SW.,  Kochatrafse  27. 


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Albert  Street. 


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spricht  englisch  un  i französiv-b,  war  im  Woaren- 
o.  Kdtikfa^b,  tat  Ex-  wie  Import  jahrelang  tbltlg. 
Kennl  durch  langen  Aufenthalt  in  Austral-Asien 
besonders  dortige  Märkte.  Ansprüche  tnäfaig.  Off. 
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Moskau  1672.  Wien  1873.  Mitau  1875.  Berlin  1877.  Erfurt  1878.  Halle  1881.  Altona  18t! 
Paria  1832.  Wien  1884.  Görlitx  1885.  Königsberg  1885.  Antwerpen  1885.  Stockholm  leK 

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terra  47. 

, Narftdaal  A f«..  Hoofxtreat  HU 
, Gaat  (arfuea  A Ca..  Klaraktcj» 

ca  tau  37. 

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Sl.  f »ifirkir«  _ fraai  Uarck  ACa..aa  dar  Kakatcbl  > 

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J- 1 «am  A fa..  Lluftaal-KaMA: 


Rtattcari 


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Abonnirt 

wird  bei  der  Poet 
and  in  Baclibaadei 
fW  uran  ft  Arobewr, 
Berlin  W..  klarkcrafeutr.  60) 
sowie  bei  der  Redaktion. 


Preis  fterteUihrLUh 
in  dcntscben  PentcebUl  M 
In  Weltpostverein  ...  Sn  . 

Prell  fürs  |uu  Jikr 
iea  deutschen  PostgeUet  12,®  Jt 
(m  Wcltpontreretn  . . .1&]»  w 
ln  Vereins*  tu  Und  . . .lft»  „ 

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tU  (nlsa^Um  Mln.il. 
oder  deren  Kenn 
Bit  BO  Pt  6<rechnet 
werden  tob  der 

Expod hios  dm  „Export*“, 
Berlin  SW.,  Kodaetr.  82, 
«*  tgngsagsa  »ranen 


nach  Uebereinkunft 

mit  der  Rxpedltie». 


Centralvereins  für  Handelsgeographie  und  Förderung  deutscher  Interessen  im  Auslawde 


Redaktion  und  Expedition:  Berlin  S.W.,  Kochstrafee  27. 

(Ownehkf  teeelt:  Wochewtngi  $ Me  4 UM.) 


Dm  .EXPORT*  iit  im  dontochen  Poetxeitunf»L&taJog  für  1887  unter  Nr.  1876,  Seite  69  eingetragen. 


IX.  Jahrgang.  cBavtln,  ZWv  29.  Slovevnfe*.  asz-  Nr.  48. 


Dies«  Wocbeatchtifl  verfolgt  dea  Zweck,  fortUufeod  Bericbte  Uber  die  l««e  «neerer  Laadstante  lei  AaaJaadle  sor  Kenntest»  ihrer  Laser  iu  bringen,  die  lutamaeeu  des  deaUebea  Ksperto 
tbaikrftftig  tu  vertreten,  sowie  dem  deutschen  Handel  and  dea  deutschen  Industrie  wichtige  Mit Uicil trugen  Ober  die  UtadebverhillniSiie  des  Auslandes  in  kdnester  Frist  tu  fkberalttnln. 

Briefe,  Zdlnsgen  und  Werihsendungen  für  den  „Ktimet"  sind  an  die  Kedaktlou,  Bnrlln  8W„  Koehitmtee  77,  in  richten. 

Briefe.  Zeitungen,  Beltrittserklirangen,  Werthsendnngen  für  den  „Geetraiveraia  ftr  Haailelegeocraphle  elc."  sind  wach  Berlin  SW.,  KochstralM  27,  iu  riebtnn. 

Inhalt:  Generalversammlung  des  „Ccntralvereins  für  Dandelsgeographie  etc.*  — Zur  Lage  in  Spanien.  — Buropa: 
Die  Aufteilungen  von  Melbourne  und  Brüssel.  — Das  Englische  Markenschutxgeseti.  (Scbltifis}.  — Die  Spinnerei-  und  Weberei- Industrie  in  Polan.  — 
Über  die  Entwickelung  Sewastopol*-  — Die  neuerrichtete  „IHamaotiiandeU-OcaollKbaft  De  Toekomst  (die  Zukunft)  zu  Amsterdam*.  — Errichtung  eine« 
Haadelamueeums  in  Antwerpen.  — Exnort-Musterlager  iu  England.  — Australien  und  Südsee:  Der  deutach-auHtnUsche  Handel.  — Adelaide,  den 
17.  Oktober  1887.  (Originalbericht).  — V er einsnacb richten:  Berbern  und  Araber.  Vortrag,  gehalten  von  Herrn  Dr.  G.  Diorck*  am  30.  September  1887 
im  .Centralverein  für  llaudelsgeographie  etc.“  (Schiulk).  — Der  Auasehuls  für  Kolonial weten  der  .Lübecker  Geographischen  Gesellschaft“.  — Afrika:  Die 
Goldfunde  in  Südwest-Afrik».  — Briefkasten.  — Deutache  Exportbank  (Abtheilung:  Export-Bureau).  — Anzeigen. 

Die  Wiedergabe  ton  Artikeln  aus  dem  ,, Export“  ist  gestattet,  wenn  die  Bemerkung  hinzugefiigt  wird:  Abdruck  (berw.  Übersetzung)  aus  dem  „EXPORT". 


GENERALVERSAMMLUNG 

des 

Centralvereins  für  Handelsgeographie  etc. 

Sonnabend,  den  10.  Dezember  1887, 

Abende  7*/a  Uhr, 

im  „Ü6tel  Mägde  barg“,  Mokreiihtrafse  11/12. 

Tagesordnung: 

1.  Finanzbericht  über  da«  Jahr  1886. 

2.  Mittheilungeu  über  den  Pinanietand  des  laufenden  Jahre*. 

3.  Vontandswahl. 

Nach  Schlafs  der  Generalversammlung 
Vortrag  de»  Herrn  Ihr. 

phukllieb  um  9 l'hr 
über 

..Di*  H»tar  and  die  wirthsibaflliche  Bedeutung  des  tropiseben 
Afrikas“. 

Oeatralvereii»  für  Handelsgeographie  et«. 

Der  Vorsitzende: 

Dr.  R.  Jaonasch. 


Zur  Lage  in  Spanien. 

Die  vor  einigen  Tagen  in  aller  Stille  erfolgt«  Veränderung  im 
Kabinet,  nämlich  die  Ernennung  des  bisherigen  spanischen  Gesand- 
ten in  Paris  Albareda  zum  Minister  des  Innern  und  die  Ernen-  I 
nung  des  bisherigen  Inhabers  letzteren  Postens  Leon  y Castillo 
znm  Gesandten  in  Paris  hat  in  groben  Kreisen,  namentlich  aber 
in  denen  der  ministeriellen  Dissidenten  grofse  Aufregung  verur-  | 
sacht.  Sagasta  hat  mehrmals  in  letzter  Zeit  solche  Veränderun- 
gen in  seinem  Kabinet  vollzogen,  ohne  der  Öffentlichkeit  davon  I 
Miltheilung  zu  machen,  und  dieses  Verfahren  wird  dem  Minister- 
präsidenten nachgerade  verübelt,  und  als  eine  Nichtachtung  der  gewöhn-  ] 
liebsten  Gebote  des  Konstitutionalismus  ge  brandmarkt.  Die  von  dem  j 
Marques  de  Vega  Armijo  geführte  Gruppe  hatte  im  Vertrauen 
auf  die  bezüglichen  Versprechen  Sagastns  mit  Sicherheit  darauf 
gerechnet,  bei  erster  Gelegenheit  berücksichtigt  zu  werden,  und  he-  j 
ginnt  daher,  die  nur  vor  wenigen  Wochen  bekundete  freundliche 


Gesinnung  neuerdings  einer  entgegengesetzten  Stimmung  weichen 
zu  lassen.  Man  fängt  an  von  Protektionismus  und  Nepotismus  zu 
sprechen  und  dem  Präsidenten  des  Kabinet«  l'nzuverlänsigkeit  vor- 
zu werfen;  bei  einem  System,  wie  dem  nunmehr  angewandten,  sei, 
so  sagt  man,  dem  orientalischen  Absolutismus  und  Günstüngswesen 
Thür  und  Tbor  geöffnet 

Es  war  jedenfalls  nicht  sehr  klag  gehandelt,  die  beabsichtigte 
Veränderung  so  geheim  za  betreiben  und  dadurch  Verstimmung  in 
den  Kreisen  zu  erzeugen,  die  seit  lange  beabsichtigt  haben,  mit 
Sagasta  zu  brechen  und  immer  nur  widerwillig  ans  praktischen 
Gründen  und  zufolge  bindender  Versprechungen  seitens  Sagastas 
den  Frieden  mit  ihm  noch  aufrecht  gehalten  haben.  Es  war  um 
so  weniger  klug  in  diesem  kritischen  Augenblick  so  zu  handeln, 
wie  es  geschehen  ist,  als  die  Lage  des  Kabinets  sich  im  Laufe  der 
letzten  Wochen  in  bedenklicher  Weise  verschlimmert  bat  und  als 
za  erwarten  ist  dafs  die  Oppositionsparteien  in  den  nächsten  Kor- 
tes  einen  Kampf  auf  Leben  und  Tod  mit  der  Regierung  eröffnen 
werden.  Andrerseits  müssen  wir  die  Gründe  für  das  von  Sa- 
gasta bei  der  Lösung  dieser  letzten  Krisis  beobachtete  Verfahren 
als  sebr  gewichtige  anerkennen.  Die  Einigkeit  im  Kabinet  ist  seit 
dem  Juli  dieses  Jahres  so  völlig  geschwunden,  dafs  jede  Verände- 
rung in  demselben  die  Gefahr  seiner  gänzlichen  Auflösung  beranf- 
beschwört.  Wenn  wir  nun  auch  nicht  nnnvbtnen  können,  wie  es 
von  verschiedenen  Seiten  behauptet  worden,  dafs  selbst  mehrere 
Minister  von  Sagasta  nicht  in's  Vertrauen  gezogen  worden  sind, 
«o  hewog  ihn  doch  die  schwankende  Lage  seines  Kabinets,  den 
nothwendig  gewordenen  Personenwechsel  möglichst  schnell  zu  voll- 
ziehen. um  den  ruhehedörftigen  Kollegen  keine  Zeit  zu  lassen, 
diese  Krisis  für  ihren  eigenen  Rücktritt  wahrzunehmen  ; vollends 
mochte  er  die  Presse  nichts  von  seinen  Plänen  und  Absichten  er- 
fahren lassen,  um  nicht  durch  Erörterung  der  bedenklichen  Lage 
den  Ernst  derselben  erhöhen  zu  lassen. 

Für  die  Versetzung  Leon  y Castillo*  nach  Paria  sind  ge- 
sundheitliche Gründe  angegeben  worden.  Es  versteht  sieb  von 
selbst,  dafs  diese  nur  vorgeschoben  sind;  der  eigentliche  Anlafs, 
sein  Deraissionsgesuch  vom  Juli  zu  wiederholen,  ist  vielmehr  in 
der  wirtschaftlichen  Lage  des  Landes  za  suchen,  die  mit  jedem 
Tage  trostloser  wird  und  die  der  Minister  des  Iunern  sich  verge- 
bens zu  bessern  bemüht  bat.  Im  Hinblick  auf  diese  Zustände 
rnufste  Leon  y Castillo  die  Reformpläne  des  Kricgsiu in i stors 
Cassola  ohne  Rücksicht  auf  ihren  inneren  Werth  schon  aus  dern 
Grunde  bekämpfen , weil  sie  eine  grofsartige  Entfaltung  des  Mili- 
tär i smus  bezwecken  und  dem  Lande  ungleich  höhere  Lasten  als 


Nr.  48. 


702 

EXPORT.  Organ  des  Central  Vereins  für  Handelsgeographie  etc. 


uw; 


bisher  zumuthen.  Die  Vergröfserung  des  stehenden  Heeres  mochte 
Leon  y Castillo  vor  dem  Lande  nicht  verantworten,  er  beharrte 
daher  unter  Hinweis  anf  seine  Nervosität  nnd  das  Urtbeil  der 
Ärzte,  die  ihm  Schonung  auferlegten,  auf  seinem  Rücktritt.  Der 
Gesandte  in  Paris  Albared a bestand  ebenfalls  auf  seinem  schon 
vor  zwei  Monaten  ausgesprochenen  Wunsch  zu  dimittiren;  Sa- 
gasta  sachte  beide  nun  zu  einem  Aasstausch  ihrer  Posten  zu  be- 
wegen, und  so  ist  es  geschehen. 

Während  vor  einem  Monat  noch  die  allgemeine  politische  Lage 
als  eine  recht  günstige  betrachtet  werden  mufste,  und  den  Ministe- 
riellen als  sehr  rosig  erschien,  ist  sie  in  den  letzten  vierzehn  Tagen 
so  bedenklich  geworden,  dafs  man  wieder  ernstlich  von  einer  sehr 
nahe  bevorstehenden  allgemeinen  Krisis  zu  sprechen  beginnt  und 
hierzu  auch  gewisse  Berechtigung  bat.  Die  Beziehungen  der  Kabi- 
netsmitglieder  za  einander  sind  derart  gespannte,  dafs  es  nur  eines 
geringen  Anlasses  bedarf,  um  einen  unheilbaren  Bruch  und  Kon- 
flikt lierbeizuführen.  Es  hat  zu  diesen  Verhältnissen  besonders  das 
Verlangen  des  Kriegsministers  Cassola  beigetragen,  dafs  die  Mili- 
tärreformen  in  erster  Linie  in  den  Kortes  heratben  werden  sollten 
und  dafs  diesem  Umstand  auch  in  der  Thronrede  Ausdruck  ge- 
geben werden  müsse.  Dem  widersetzt  sich  hauptsächlich  der 
Justizminister  Alonso  Martinez,  der  vor  dem  Zusammensturz 
des  Kabinets  Sagasta  wenigstens  dem  Entwürfe  über  die  Ge- 
schworenengerichte Gesetzeskraft  verliehen  nnd  sein  Zivilgesetzbuch 
eingeführt  wissen  will.  Die  Militärreforraen  Cassolas  haben  aber 
überhaupt  nicht  deu  ungeteilten  Beifall  des  ganzen  Kabinots  ge- 
funden und  weun  auch  keines  der  Mitglieder  desselben  seiner  ab- 
fälligen Ansicht  direkten  Ausdruck  verleihen  möchte,  so  suchten 
doch  mehrere  derselben  schon  im  Frühjahr  die  sofortige  Beratung 
der  Reformen  zu  hintertreibeQ  und  auf  unbestimmte  Zeit  hinauszu- 
schieben,  und  die  gleiche  Absicht  waltet  auch  nun  bei  ihnen  vor. 

Die  jüngsten  Nachrichten  aus  deu  Kolonien  sind  so  deprimi- 
rende,  so  sehr  gravirende,  dafs  die  Stellung  des  Kolonialrainisters  ' 
durch  dieselben  vollständig  erschüttert  erscheint,  und  mit  Recht  | 
fürchtet  die  Regierung  die  Diskussion  ihrer  Kolonialpolitik  io  den 
Kortes.  Auf  Puerto-Rico  will  der  dortige  Gcneralgouverneur  einer 
separatistischen  Verschwörung  auf  die  Spur  gekommen  sein  und 
hat  daraufhin  ein  wahrhaft  terroristisches  Regiment  begonnen.  Die  I 
Bevölkerung  der  kleinen  Antilleniosel  protestirt  gegen  die  Autokratie  i 
des  Generals  jedoch  mit  solchem  Nachdruck,  dafs  die  Regierung 
den  Gouverneur,  Palacios,  endlich  bat  ersuchen  müssen,  zur  Be- 
richterstattung nach  Spanien  zu  kommeo,  wo  er  am  23.  oder  24. 
d.  M.  Eintreffen  dürfte.  Die  autonomistischen  Abgeordneten  und 
Senatoren  haben  aber  trotzdem  eine  Interpellation  über  dis  Vor- 
kommnisse in  Puerto  Rico  angemeldet,  weil  sie  offenbar  der  Un- 
parteilichkeit und  Urtheilskraft  der  Regierung  nicht  trauen.  Die 
Ernennung  des  Generals  Marin  zum  Gener&lgouverneur  von  Cuba, 
die  interimistische  Regierung  desselben  und  die  seit  seiner  Er- 
nennung vollzogenen  Handlungen  finden  ebenfalls  vielfach  sehr 
scharfe  Verurtheilung.  Die  offiziellen  Berichte  aus  Manila  über  die 
Ereignisse  auf  den  Karolinen  und  den  Aufstand  in  Ponape  be- 
stätigen die  Unfähigkeit  des  Gouverneurs  der  Philippinen.  Die 
Verwaltung  des  letztem,  General  Terrero,  wird  in  den  Kortes  um 
so  erbittertere  Verurtheilung  finden,  als  die  Regierung  iu  heraus- 
fordernder Weise  den  General  noch  obendrein  besonders  aus- 
zeichnen  will. 

Die  äofsere  Politik  Morets  wird  in  ihrer  gänzlichen  Resultat- 
losigkeit. bei  ihren  zahllosen  offenkundigen  Fehlern  und  ihrem 
hohen,  den  Verhältnissen  Spaniens  gar  nicht  angepafsten  Fluge  den 
Oppositionen  gleichfalls  viel  gerechten  Anlafs  zu  herber  Kritik 
geben.  Man  wollte  die  vor  einigen  Tagen  plötzlich  unternommene 
Badereise  des  Ministers  des  Äufseren  bereits  als  die  Vorbereitung 
zu  seinem  Rücktritt  ansehen,  aber  offenbar  mit  Unrecht;  Moret 
bezweckte  damit  nichts  anderes,  als  einer  momentanen  Verstimmung 
gegen  Sagasta  Nachdruck  zu  verleihen  und  diesen  zu  warnen, 
ihm  nicht  zu  grofse  Schwierigkeiten  zu  bereiten. 

Sagasta  selbst  hatte  mit  der  am  27.  Oktober  dekretirten 
Schliessung  der  Kortes  und  Eröffnung  der  dritten  Legislaturperiode 
am  1.  Dezember  allerdings  einen  sehr  klugen  Schritt  beabsichtigt, 
durch  die  Lösung  der  jüngsten  Krisis  den  Zwecken  desselben 
theilweise  jedoch  wieder  entgegeogewirkt.  Der  Ministerpräsident 
wünschte  damit  die  Ministerkrisis  hinauszuschieben,  die  Dissidenten 
seiner  Partei  vor  dem  Abfall  za  bewahren  und  die  politische 
Debatte  abzukürzen.  Unter  diesen  Voraussetzangen  willigten  die 
Präsidenten  des  Senats  und  der  Kortes  in  die  unmittelbare 
Schließung  der  zweiten  and  die  Eröffnung  der  dritten  Legislatur- 
periode. Sie  würden  dies  nach  der  Lösung  der  letzten  Krisis 
nicht  gethan  haben.  Es  kostete  Mühe,  einen  gemeinsamen  Be- 
schluß zu  erzielen  über  die  Frage,  in  welchem  der  beiden  Häuser 
der  Kongreß  eröffnet  werden  solle.  Der  Präsident  des  Senats 


bestand  darauf,  dafs  dies  in  letzterem  geschehen  müsse  und  u 
wurde  es  entschieden.  Die  Präsidenten  bekundeten  ihre  Geneigt 
heit,  den  Vorsitz  wieder  za  übernehmen;  in  den  letzten  Tag« 
scheint  der  des  Senats  jedoch  — in  Folge  der  eigenmächtign 
Handlungsweise  Sagasta'«  — unschlüssig  geworden  zu  sein,  ol 
er  das  Präsidium  des  Senats  von  Neuem  annehmen  soll.  Die  siet 
steigernde  Abneigung  gegen  den  Ausdruck  der  öffentlichen  Meinen« 
ja  die  vielfach  bekundete  Verachtung  derselben  seitens  Sagasta 
entfremden  ihm  zahlreiche  werthvolle  journalistische  Kräfte  serar 
Partei. 

In  Finanzkreisen  verstimmt  das  Verhalten  der  Regierung  geg?? 
den  früheren  Finanzminister  Camacho  sehr.  Dieser  war  um 
Direktor  der  Tabakgesellschaft  ernannt  worden,  legte  aber  *s. 
Anlafs  der  in  der  Madrider  Cigarrenfabrik  vorgekommeneo  Tueu!> 
und  der  darüber  entstandenen  Differenzen  sein  Amt  nieder,  du 
in  die  Hände  von  Ruiz  Goraez  überging.  Bald  darauf  dunittnv 
der  Direktor  der  Hypothekenbank  Sancbez  Bu stille  or: 
Camacho  wurde  von  den  Vorstandsmitgliedern  der  Regierung fi. 
diesen  Posten  vorgeschlagen;  das  Kabioet  wies  jedoch  die*: 
Vorschlag  ab  und  sieht  nun  mit  dem  Gesandten  im  Vatiku 
Groizard  in  Verhandlung  über  die  Besetzung  dieses  Postens.  Ibu 
führt  dieses  Camacho  gegenüber  beobachtete  nichtacbteode  Ver- 
halten auf  den  Finanzminister  Puigcerver  zurück,  dessen  n 
sich  schon  sehr  geringe  Popularität  dadurch  noch  venniwb*’ 
werden  wird. 

In  höchstem  Grade  beunruhigend  wirkt  aber  besonder*  ihr 
wirtschaftliche  Verfall  und  das  Umsichgreifen  eines  greauoloM 
Notbstandes.  Kommissionen  über  Kommissionen  werden  eist- 
s eilt,  um  zu  berathen,  wie  dieser  wachsenden  Noth  gesteow 
werdeu  kann,  aber  mit  Recht  hören  die  Bauern  und  Industrielle: 
auf,  von  diesen  Kommissionen  und  ihrer  schneckeuhaften  Luu 
samkeit  irgend  welchen  praktischen  Nntzen  zu  erwarten.  Zu  dn 
Viehzüchtern  Galiciens,  den  Bauern  Kastiliens,  den  Reisbaoen 
Valencias,  den  Arbeitern  Kataloniens  haben  sich  nun  die  Asd» 
lusiens  gesellt,  welche  vergebens  Abhülfe  ihres  Elends  vorlangen 
Der  Notstand,  namentlich  io  der  arbeitenden  Bevölkerung  Gre- 
nada«, ist  ein  ungeheurer.  Dort  wäre  nun  sehr  viel  zu  thao.  di« 
Regierung  würde  sieb  z.  B.  ein  sehr  grosses  Verdienst  «nrekt 
wenn  sie  den  Verfall  der  Alhambra  verhindern  und  die  Fundament? 
dieser  einzig  in  ihrer  Art  dastehenden  berühmten  Msnreafestusi 
herstellen  lassen  wollte,  aber  — es  fehlt  ihr  an  Geld.  Der 
Ackerbau  Andalusiens  geht  vollständig  zu  Grunde  an  den  wmnen 
Steuerlasten.  Ein  Besitztara  nach  dem  andern  muß  aafgegebn 
werden,  weil  sein  Ertrag  nicht  ausreicht,  die  Abgaben  zu  decken.  8) 
nimmt  denn  die  Auswanderung  riesige  Dimensionen  an.  Im  SepumVr 
1 und  Oktober  sind  allein  ans  Galizien  über  3000  Personen  nicb  der 
Argentinischen  Republik  ausgewandert.  Ein  mächtiger  Strem  v« 
Arbeitern  fängt  wieder  an,  sich  über  West-Algerien  zu  ergiefwi 
Und  bei  diesen  Zuständen  trägt  man  sich  in  den  Regierungskrise 
mit  dem  Gedanken  der  friedlichen  Eroberung  Marokkos  durch  die 
spanische  Kultur.  Man  erwartet  in  dieser  Hinsicht  sehr  viel  v«c 
der  am  1.  Dezember  beginnenden  Eröffnung  des  regelmibigu 
Dampferverkehrs  zwischen  Cadiz  und  Tanger.  Die  Aftikaairin 
bereiten  auch  wieder  großartige  Pläne  zum  Zwecke  der  Propagui 
in  Marokko  vor  und  denunziren  mit  wahrer  Freade  jedes  atb? 
deutende  Ergebniß  der  Thätigkeil  der  Franzosen  und  EogUod^r 
daselbst,  um  die  Öffentliche  Meinung  und  Moret  für  die  ld«  d» 
energischen  Eingreifens  in  die  Marokkanischen  Verhältnisse  n er- 
wärmen. Die  Regierung  ist  auch  nicht  unempfindlich  für  kt» 
Anregungen.  Im  letzten  Ministerrath  scheinen  wichtige  Beschluss' 
bezüglich  Marokkos  gefaßt  zu  sein.  Vorerst  verlautet  jedock  nur 
von  dem,  großartige  Hafenbauten  in  Ceuta  auszuführen,  das  di- 
durch  zum  ersten  Hafen  Nord-Afrikas  gemacht  werden  soll!  Aod 
einen  Leuchtlbuim  gedenkt  mau  vor  der  Festung  auf  einer  drf 
vorgelegensteo  Klippen  zu  bauen I Es  handelt  sich  nur  zuoftd^ 
um  die  Beschaffung  der  dazu  nötbigen  Mittel. 

Die  offizielle  Betheiligung  an  der  Ausstellung  in  Melbourne* 
ebenfalls  beschlossen  worden. 

Grofses  Ärgernifs  hat  die  Warnung  der  obersten  Postbebkü' 
in  Gibraltar  gemacht,  keine  Wertsendungen  über  Spanien  za  ks 
den,  weil  sie  für  die  Sicherheit  derselben  auf  diesem  Wege  kl» 
Garantien  bieten  könne.  Dagegen  behaupten  die  Regierungsblatt* 
die  Unsicherheit  der  Postbeförderung  sei  nirgends  größer  ab  ii 
England.  Die  Klagen  aus  Wien  darüber,  dafs  im  Laufe  wenig'' 
Wochen  Wertbsend ungen  im  Betrage  von  60000  Frcs.  von 
Augenblick  an  verschwunden  sind,  da  sie  auf  spanischen  Boi?' 
gelangten,  treffen  allerdings  nicht  die  Postrerwaltuog,  aber  sie  te- 
rühren  hier  doch  auch  sehr  peinlich.  Ebenso  die  Erinneren^ 
daran,  daß  seit  dem  Jahre  1868  jährlich  Über  16000  Pesos  ia 
Budget  der  Kolonien  als  Staatssubvention  für  ein  Lehrersenua*' 


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1887. 


703 

EXPORT,  Organ  de«  CentralvereiuB  für  Uandebgeographie  etc. 


Nr.  48. 


in  Habana  figuriren,  das  »eit  jenem  Jahre  aufgebürt  bat  zu  existi- 
ren.  Vergeben»  fragt  man,  wo  diese  80000  Prca.  jährlich  geblieben 
sind?  Da»  ist  ja  aber  schliefslich  ganz  verschwindend  gegenüber 
den  anf  Millionen  sieb  belaufenden  Unterschlagungen,  die  im  vori- 
gen Jahr  in  Cuba  entdeckt  worden  sind  und  gegenüber  den  zahl- 
losen „Unregelm&fsigkoiten“,  die  von  den  Beamten  des  Mutterlandes 
beständig  begangen  werden. 


Europa. 

Berlin,  28.  November.  Die  Ausstellungen  von  Melbourne  und 

Brüssel  Die  in  voriger  Woche  unter  dem  Vorsitze  des  Kominerzien- 
ratbs  Kuh  ne  mann  wiederholt  stattgefundeneu  Versammlungen  Ber- 
liner Industrieller  haben  in  einzelnen  Zweigen  unserer  Industrie  ein 
lebhaftes  Interesse  für  die  Beschickung  des  Australischen  Marktes 
bekundet.  Es  ist  bedauerlich,  dafs  offiziellerseits  in  einer  den  deut- 
schen Industriellen  noch  nicht  genügend  erkennbaren  Weise  mit  der 
Organisation  von  Kollektivausstellungen  vorgegangen  wird,  da  es 
unseres  Erachtens  doch  gerade  dem  Reichskomtnissar  am  leichtesten 
sein  würde,  gemeinsam  mit  den  Handelskammern,  Bergämtern, 
Syndikaten,  Gewerbe-  und  Fach  vereinen  usw.  die  Organisation  von 
Kollektivausstellungen  zu  veranlassen.  Bei  der  Schwerfälligkeit, 
welche  viele  Ausstellerkreise  gegenüber  den  Ausstellungsfrageu  be- 
herrscht, ist  eine  derartige  Anregung  nothwendig,  und  es  ist  daher 
um  so  mehr  zu  begrüfsen,  dafs  die  1879er  Berliner  Aussteller  unter 
Führung  des  Herrn  Knhnemann  einen  praktischen  Schritt  behufs 
Förderung  der  Melbourner  Ausstellung  gethan  haben.  Auch  der 
„Zentral verein  für  Handelsgeographie“,  welcher  s.  Z.  die  Initiative 
zu  Gunsten  der  offiziellen  Beschickung  Melbournes  ergriffen  bat, 
wird  demnächst  eine  Versammlung  deutscher  Mascbincnfnbrikanten 
abhalten,  um  deren  Vertretung  in  Melbourne  zu  organisiren,  und 
einen  „iron  court*  d.  h.  eine  permanente  Vertretung  der  deutschen 
Eisen-  und  Maschineniodustrie  daselbst  zu  insceniren. 

Mehrere  gröfsere  Firmen  haben  sich  bereits  zur  Aussendung 
von  Kollektivvertretern  nach  Australien  verbunden.  Den  deutschen 
und  englischen  Exporthäusern,  welche  zahlreiche  deutsche  Firmen 
bisher  in  Australien  vertreten  haben,  ist  es  gelungen,  eine  grofse 
Zahl  ihrer  Mandanten  zur  Beschickung  von  Melbourne  zu  veran- 
lassen. Da  z.  Z.  in  Adelaide  ca.  170  deutsche  Firmen  ausgestellt 
haben  und  diese,  bis  auf  wenige,  ihre  Ausstellungsobjekte  nach 
Melboorno  aenden  werden,  so  ist  der  dortigeu  deutschen  Abtheilung 
eine  gute  Bctheilignng  hervorragender  Firmen  gesichert.  Wünschen»- 
werth  erscheint  eine  stärkere  Betheiligung  des  deutschen  Kunst- 
gewerbes. Es  ist  zweifellos,  dafs  die  geschickte  Anordnung  der 
kunstgewerblichen  Abtheilung  auf  der  1880er  Ausstellung  zu  Mel- 
bourne durch  Prof.  Reuleaux  in  hohem  Mafse  zu  dem  guten  Ein- 
drücke beigetragen  bat,  den  die  deutsche  Abtbeilung  io  dekorativer 
Hinsicht  gemacht  hat.  Erfreulich  ist  es  uus  mitthoilen  zu  können, 
dafs  der  Reichskommissar  den  früheren  Vorsitzenden  der  Chem- 
nitzer Handelskammer,  Herrn  Bah se,  veranlagt  hat,  ihn  nach  Mel- 
bourne zu  begleiten.  Bekanntlich  hat  Herr  Bahse  1879,  1880 
und  1881  Australien  im  Aufträge  der  sächsischen  Handelskammern 
bereist  und  ist  ein  genauer  Kenner  des  australischen  Marktes  ge- 
wonnen. Der  Genannte  wird  im  Laufe  der  nächsten  Wochen  Sachsen 
und  die  süddeutschen  Staaten  bereisen,  um  mit  den  dortigen  Grofs- 
industriellen  und  Handelskammern  behufs  deren  Interessen-Vertre- 
tung  Fühlung  zu  nehmen. 

Die  Arbeiten  für  Brüssel  haben  in  letzter  Zeit  günstige 
Erfolge  aufzuweisen.  Mehrere  gröfsere  Kollektivausstellungen  wie 
u.  A.  die  der  deutschen  Mechaniker  und  Optiker  unter  Leitung  des 
Herrn  Kommerzieoratbs  Doerffel,  sowie  die  deutscher  Wein-  und 
Champsgnerproduzenten,  haben  eine  grofse  Beteiligung  aufznweisen. 
Ebenso  steht  die  umfassende  Betheiligung  einiger  Spezialbranchen 
der  deutschen  Maschineoindustric  in  Aussicht.  Dagegen  verhält 
sich  die  chemische  Industrie  sehr  zurückhaltend,  was  um  so  mehr 
Wunder  nehmen  mufs,  als  Belgien  ein  sehr  konsumtionsfähiger 
Markt  für  deutsche  Chemikalien  ist. 

Eine  ebenso  eigenartige  wie  interessante  Ausstellung  verspricht 
die  der  deutschen  Gewerkvereine  unter  Leitung  des  Dr.  Max  Hirsch 
zu  werden.  Der  Verband  derselben,  1200  Ortsvereine  mit  5(1 000 
Mitgliedern,  welcher  durch  seine  Ausstellung  eine  Darstellung  seiner 
sozialwirthscbaftlichen  Einrichtungen,  Kassen  und  sonstigen  Lei- 
stungen geben  will,  wird,  wenn  möglich,  diese  Ausstellung  mit 
der  einer  Schaustellung  der  gewerblichen  Erzeugnisse  seiner  Mit- 
glieder verbinden.  Die  Idee:  die  Leistungen  der  Arbeiter  auf  den 
internationalen,  industriellen  Wettstreiten  in  den  Vordergrund  treten 
zu  lassen,  ist  eine  hoch  schätzbare  und  enthält  möglicherweise  den 
Keim  zur  Umgestaltung  des  ganzen  Ausstellungswesens.  Wir  möchten 
gerade  diesem  Unternehmen  eine  starke  Betbeiligung  wünschen. 


Das  Englische  Markenschutzgesetr.  (Schlufs.) 

(Br»tr»futtg  tob  Ml t * c b ■ 1 d i g <■  a.) 

11.  Wer  bei  »einem  Aufenthalte  innerhalb  de»  Königreiche»*)  eine 
Handlung  außerhalb  de»  Vereinigten  Königreiches  veranlagt,  anrith.  unter- 
stützt, ihr  Vorschub  leistet  oder  au  der  Begehung  einer  Handlung  mit- 
schuldig ist,  die,  wenn  im  Vereinigten  Königreiche  begangen,  gemäß)  diesem 
Gesetze  ein  Vorgehen  sein  würde:  der  soll  dieses  Vergehen*  in  erster  Reibe 
schuldig  sein  und  sich  in  jeder  Grafschaft  und  an  jedem  Orte,  wo  er  sich 
aufhnltcu  mag,  Anklagen,  prozeasireu,  verhören  und  verurtbeilen  lassen 
müssen,  als  ob  da«  Vergehen  dort  begangen  worden  wäre. 

( H * u>*  u thu  ii|r*  • Uc f ebl.) 

12.  — (1.)  Wenn  auf  die  Anzeige**)  eines  Vergehen»  gegen  dieses 
Gesetz  ein  Richter  entweder  eine  Vorladung  mit  der  Aufforderung,  dafs 
der  durch  diese  Anzeige  beschuldigte  Angeklagte  zur  Beantwortung  derselben 
vor  Geliebt  erscheinen  soll,  oder  einen  Befehl  zur  Verhaftung  eines  solchen 
Angeklagten  erlassen  hat;  und  wenn  entweder  der  genannte  Richter  bei  oder 
nach  KrDfs  der  Verordnung  oder  de»  Haftbefehls,  oder  irgend  eiu  anderer 
Richter  durch  eidliche  Anzeige  [Information)**)  überzeugt  ist.  e»  liege 
gegründete  Ursache  zu  der  Annahme  vor,  dafs  Waarcn  oder  Gegenstände, 
vermittels  dcicu  oder  in  Bezug  auf  welche  jenes  Vergeben  begangen  worden 
Ist,  «ich  in  einem  Hause  oder  auf  einem  Grundstücke  des  Angeklagten  oder 
sonstwie  in  seinem  Besitze  oder  unter  »einer  Aufsicht  au  irgend  «nein  Orte 
befinden: 

so  kann  ein  solcher  Richter  eiucu  Befehl  uiit  seiner  Unterschrift  er- 
lassen, kraft  dessen  es  jedem  in  dem  Befehle  genannten  oder  erwähnten 
Schutzmann  erlaubt  sein  »oll,  ein  solches  Haus  oder  Grundstück  oder  einen 
solchen  Grt  zu  iigend  einer  passenden  T&gfflttit  zu  betreten  und  dort  nach 
jenen  Waarcn  oder  Gegenständen  au  suchen,  dieselben  mit  Beschlag  zu  be- 
legen und  wegzunebmen.  Alle  Waarcn  oder  Gegenstände,  die  einem  solchen 
Befehle  gemäfs  in  Beschlag  genommen  sind,  sollen  vor  einen  Gerichtshof 
mit  summarischer  Jurisdiktion  gebracht  werden,  damit  dieser  darüber  Bc 
Stimmung  treffe,  ob  dieselben  unter  Bezugnahme  auf  dieses  Gesetz  für  ver- 
wirkt tu  erklär eu  sind  oder  nicht. 

(2.)  Wenn  der  Eigentümer  irgend  welcher  Waaren  oder  Gegenstände, 
die,  wenn  der  Kigenthümer  derselben  verurteilt  worden  wäre,  unter  Bezug- 
nahme auf  dieses  Gesotz  der  Vor w i rku ng"**)  verfallen  würden,  unbekannt 
oder  nicht  aufzufiudeu  ist,  Mt  kann  eiue  Anzeige  oder  Klage  zu  dem  einzigen 
Zwecke  erhoben  werden,  diese  Verwirkung  zu  erzwingen,  und  ein  Gerichts- 
hof mit  summarischer  Jurisdiktion  kann  die  Bekanntmachung  einer  dahin- 
gehenden Nachricht  veranlassen,  dafs  solche  Waaren  oder  Gegenstände,  aufssr 
weun  zu  der  in  der  Nachricht  augegebeneu  Zeit  und  an  dem  darin  genannten 
Orte  ein  Grund  für  das  Gegenteil  dargethan  ist,  für  verwirkt  erklärt  werden 
sollen;  und  zu  dieser  Zeit  und  an  diesem  Orte  kann  der  Gerichtshof  die 
Verwirkung  wlcber  Waaren  oder  Gegenstände  oder  einiger  derselben  au 
ordnen,  aufser  wenn  der  Eigentümer  oder  jemand  in  dessen  Aufträge,  oder 
eine  andere  an  den  Waaren  oder  Gegenständen  iuterc-vrirle  Person  Grund 
für  da»  Gegenteil  durtkut. 

(3.)  Alle  uuter  Bezugnahme  auf  diesen  Abschnitt  oder  »uf  eine  andere 
Bestimmung  dieses  Gesetze»  für  verwirkt  erklärten  Waaren  oder  Gegenstände 
können  vernichtet  oder  es  kann  darüber  anderweitig  verfügt  weiden,  in 
solcher  Weise  wie  der  Gerichtshof,  durch  den  dieselben  für  verwirk!  erklärt 
werden,  anordnen  mag;  und  der  Gerichtshof  kann  aus  dem  in  Folge  der  Ver- 
fügung über  »olche  Waaren  (nach  vorheriger  Tilgung  aller  Fabrikzeichen  und 
kaufmännischen  Beschreibungen)  erzielten  Gewiune  irgend  einer  unschuldigen 
Partei  für  einen  beim  Handel  mit  solchen  Waaren  von  ihr  erlittenen  Verlust 
einen  Schadenersatz  zuerkenneu. 

{Auwoeduag  dr*  I'  tivM-tat«  aus  dem  W.  uad  £L  KafieraagajaJm-  Victoria»  auf  Ver- 
gehen gegen  da*  Turliegcnde  Ci<*cU.) 

IS.  Das  Gesetz  aus  der  Session  dos  zweiundzwauzigstcu  und  dreiund- 
zwanzigsten  Regierungsjahres  Ihrer  gegen wirtißeti  Majestät,  Kapitel  17  [vergl. 
hierzu  die  Erklärung  oben  unter  der  Überschrift  dieses  Gesetzes!  betitelt: 
.Gesetz  zur  Verhütung  vexatoriseber  Anklagen  wegen  .gewisser  Vergehen1“ 
•oll  auf  jedes  unter  Bezugnahme  auf  das  vorliegende  Gesetz  nach  Erhebung 
der  öffentlichen  Anklage  strafbare  Vergehen  Anwendung  finden,  in  gleicher 
Weise  als  ob  ein  solches  Vergehen  eine*  der  im  Abschnitt  1 jenes  Gesetzes 
aufgezlhlten  Vergehen  wäre;  jedoch  soll  der  vorliegende  Abschnitt  auf  Schott- 
land keine  Anwendung  finden.  [Die  Gerichtsverfassung  sowie  die  Ausühuug 

*)  Die  englische  Rechtspflege  kennt  keinen  Unterschied  zwischen  Fremden 
und  Einheimischen. 

**)  Seit  ältester  Zeit  ist  in  England  jede  Gemeinde  und  jeder  Einzelne 
verpflichtet,  .den  Frieden  zu  bewahren“,  folglich,  da  jodes  Verbrechen,  Ver- 
geben usw.  als  Friedcusbruch  gilt,  den  Verbrecher  usw.  zu  verfolgen.  Auf 
diesem  Grundsätze  der  gegenseitigen  Fru-densvcrbürguug  („peace-plcdgo“) 
fufsend,  macht  der  englische  Staat  noch  beute  die  Einrichtung  eiuer  be- 
sonderen Klasse  peinlicher  Ankläger,  einer  Staatsanwaltschaft,  überflüssig. 
Vielmehr  kann  und  muls  eigentlich  jeder  Privatmann  Ankläger,  Denunziant 
(„prosecutor“)  eines  Verbrechens  usw.  sein,  von  dem  er  KenntniTs  hat,  und 
dabei  gilt  er  als  Vertreter  de»  Königs.  Gewöhnlich  tritt  er  nur  al»  Belast- 
ungszeuge auf  und  überlkf»t  die  Anklage  einem  Advokaten-  Am  häufigsten 
sind  natürlich  ihrem  Berufe  gemäfs  l'olizcibeamto  die  Denunzianten.  Der 
„prosecutor“  giebt  seine  Denunziation,  Anzeige  [Information],  zunächst 
beim  Friedensrichter  oder  auch  direkt  beim  „Solicitor  of  tho  Treasury1  zu 
Protokoll,  also  vor  dem  Vertreter  („law  officer“)  der  Krone. 

***)  Forfeiture,  to  forfeit  to  Uer  klajesty , vergl.  oben  2.  — (3.)(iü). 
— „Forfeiture*  reifste  genauer  mit  „Für-  Verwirkt  - Erklärung  * übersetzt 
werden;  doch  ist  statt  diese*  undeutseben  Wortes  hier  da»  »on»l  aktivische 
Substantiv:  „Verwirkung*  gewählt,  aber  mit  passivischem  Sinne,  was 
im  Deutschen  auch  bei  manchen  anderen  Substantiv«  auf  -uug  gestattet 
ist,  z.  B. : „Verlobung“  (aktivisch  oder  passivisch). 


Nr.  48. 


704 

EXPORT,  Organ  de«  Central  vereine  (Br  Uandelsgcngraphie  etc. 


1887 


der  Rechtspflege  ist  in  Schottland  der  englischen  nicht  vollkommen  analog, 
wohl  aber  in  Irland.] 

(Kontra  dar  Ysrtbeidtfnng  oder  Anklage.) 

14*  Bei  jeder  anf  dieses  Gesetz  Bezug  nehmenden  Anklage  kann  der 
Gerichtshof,  unter  Berücksichtigung  der  vom  Angeklagten  bezw.  vom  An- 
kläger gegebenen  Auskunft  und  des  Verhaltens  derselben  anordnen,  dafs  die 
Kosten  dem  Angeklagten  durch  den  Kläger  oder  dem  Kläger  durch  den 
Angeklagten  zu  zahlen  sind. 

iBcsr.briukuag  der  Anklage  frist  [VerJ ihroagj) 

II».  Keine  Anklage  wegen  eines  Vergehens  gegen  dieses  Gesetz  soll 
erhoben  werden  nach  Verlauf  der  drei  nächsten  Jahr«  nach  Begehung  des 
Vergehen»,  oder  nach  Verlauf  eine»  Jahre»  gleich  nach  der  ersten  Offenbarung 
desselben  durch  den  Ankläger,  je  nachdem,  welche  Veij&bruug  zuerst  eintritt. 

(Einfahr  verbot») 

16.  Sintemal  es  rathsam  ist,  weitere  Vorsorge  zu  treffen,  um  die  Ein- 
fuhr solcher  Waaren  zu  verhindern,  dio  beim  Verkaufe  diesem  Gesetze 
gemäls  der  Verwirkung  unterliegen  würden,  deshalb  werde  verfügt  wie  folgt: 

(I.)  Die  Einfuhr  aller  solcher  Waaren  in  das  Vereinigte  Königreich, 
sowie  auch  aller  Waaren  ausländischer  Fabrikation,  welche  einen  Nomen 
orler  ein  Fabrikzeichen  tragen,  die  der  Name  oder  da»  Fabrikzeichen  eine» 
Fabrikanten,  Kaufmann*»  oder  Händler»  im  Vereinigten  Königreiche  sind  oder 
die  Bedeutung  dieses  Namens  oder  Fabrikzeichens  haben, 

wird  hierdurch  verboten,  wenn  nicht  ein  solcher  Name  oder  ein 
solches  Fabrikzeichen  von  einer  bestimmten  »Angabe  des  Landes  begleitet  Ist, 
in  welchem  die  Waaren  fabnzirt  oder  produzirt  wurden;  und  diese  Waaren, 
als  Gegenstand  der  Bestimmungen  dieses  Abschnitte»,  sollen  mit  einbegriffen 
sein  unter  den  Waaren,  deren  Einfuhr  verboten  ist,  [ebenso]  als  ob  sie  im 
Abschnitt  42  des  ZollkonsoUdirungsgesel7.es  vom  Jahre  1876  (Oustoms 
Consolidation  Act,  1876]  mit  aufgezählt  wären  [39  A 40  Viel.  e.  36.). 

(2.)  Vor  der  Anhaltung  solcher  Waaren  oder  der  Ergreifung  weiterer 
Maßregeln  mit  Bezug  auf  die  Verwirkung  derselben  gernäf*  dom  auf  die 
Zölle  bezüglichen  Rechte  können  die  Zollbeamten  die  Erfüllung  der  diesem 
Abschnitte  entsprechenden  Vorschriften  behufs  .Auskunft,  Bürgschaft,  Klauseln 
oder  anderer  Funkte  'erlangen;  auch  können  sie  sich  in  Gemäfaheit  dieser 
Vorschriften  selbst  davon  überzeugen,  ob  die  Waaren  solche  »ind,  deren 
Einfuhr  durch  diesen  Abschnitt  verboten  wird. 

(3.)  Die  Zollbeamten  können  von  Zeit  zu  Zeit  allgemeine  oder 
besondere  Vorschriften  über  die  Anhaltung  und  Verwirkung  derjenigen 
Waaren,  deren  Einfuhr  durch  dienen  Abschnitt  verboten  wird,  6owie  über  die 
etwaigen,  vor  einer  solchen  Anhaltung  und  Verwirkung  zu  erfüllenden  Be- 
dingungen erlassen,  aufbeben  und  abändern;  auch  können  sie  durch 
solche  Vorschriften  die  Auskunft,  die  hlittheiluugen  und  die  Sicherheit, 
welche  zu  geben  sind,  bestimmen,  sowie  den  für  einen  der  Zwecke  dieses 
Abschnittes  erforderlichen  Nachweis  und  die  Art  der  Beglaubigung  dieses 
Nachweises  anordnen. 

(4.)  Wenn  sich  auf  Waaren  ein  Naine  findet,  der  mit  Huer  ringirlcn 
Nachahmung  ries  Namens  eines  Orte»  im  Vereinigten  Königreiche  identisch 
ist,  so  soll  dieser  Name,  den  Zwecken  diese«  Abschnittes  entsprechend,  so 
angesehen  werden,  als  ob  er  der  Name  eines  Ortes  im  Vereinigten  König- 
reiche wäre  — es  sei  denn,  dafs  derselbe  von  dem  Namen  des  I^mdes,  in 
welchem  ein  solcher  Ort  liegt,  begleitet  ist. 

(5.)  Diese  Vorschriften  können  auf  alle  Waaren,  deren  Einfuhr  durch 
diesen  Abschnitt  verboten  wird,  Anwendung  finden;  auch  können  andere 
Vorschriften  betreff»  anderer  Klassen  solcher  Waaren  oder  anderer  auf  solche 
Waaren  bezüglicher  Vergehen  erlassen  werden. 

(6.)  Die  Zollbeamten  »ollen  bei  dem  Erlafs  und  der  Handhabung  solcher 
Vorschriften,  sowie  überhaupt  bei  der  Handhabung  dieses  Abschnitte«,  *©- 
' wohl  in  der  Bethätigung  irgendwelchen  Belieben»  oder  einer  persönlichen 

Meinung,  als  auch  in  anderer  Beziehung  unter  der  Aufsicht  der  Schatzbe- 
amten Ihrer  Majestät  vorgeben.  [Die  königlichen  Schatz  beamten  (BCom- 
miüsiouers  — vollständiger:  Lord-Commis&ioner*  of  the  Tremmry“)  sind: 

1.  der  .First  Lord  of  the  Treasury“,  der  zugleich  Premierminister  ist; 

2.  der  .Chancellor  of  the  Kxchequer“,  der  eigentliche  Fiuanzminister,  der 
nicht  .Lord“,  sondern  nur  .Commoner“  ist,  da  er  da»  Budget  im  Unter* 
hause  („Bouse  of  Commons")  voreulegen  bat.  — 3.  Drei  Junior  Lords“, 
einer  für  jedes  der  drei  Königreiche,  nebst  zwei  Joiut  Secretarie»“.  j 

(7,)  Die  Vorschriften  können  bestimme»,  ilsfs  der  Ankläger  den  Zoll- 
beamten alle  Kosten  und  Nachtheile  ersetze,  die  iluteu  hinsichtlich  einer  in 
Folg«  »einer  Anzeige  geschehenen  Anhaltung  sowie  hinsichtlich  der  einer 
solchen  Anbaltung  folgenden  Vei fahren  erwachsen  sind. 

(8.)  Alle  unter  Bezugnahme  auf  diesen  Abschnitt  erfolgenden  Vor- 
schriften sollen  in  der  .London  Gazette“  und  in  dem  .Board  of  Trado 
Journal*  veröffentlicht  werden.  [Letzteres  ist  das  Organ  de»  .Board  of 
Trade“  oder  (landelsamtes,  welches  ein  .Committee“  (Au*»ebuls)  des  .Frivy 
Council“  (des  Staatsrathes)  ist;  der  Präsident  des  .Board  of  Trade“  gehört 
zu  den  KabinetUminiHtem.  | 

(9.)  Dieser  Abschnitt  soll  dieselbe  Geltung  haben,  als  ob  er  ciu  Theil 
des  Zollkonsolidlrungsgoietze»  vom  Jahre  1876  wäre,  und  soll  demgemäß* 
auf  die  Insel  Man  Anwendung  finden,  als  ob  diese  ein  Theil  de»  Vereinigten 
Königreiches  wäre. 

(10.)  Abschnitt  2 des  Zoll*  und  Steuergesetxes  vom  Jahre  1883  [Re- 
venue Act,  1883]  (46  & 47  Viel.  e.  55)  »oll  von  einem  Tage  an,  der  durch 
die  getn&fs  diesem  Abschnitte  zu  erlassenden  Vorschriften  bestimmt  wird, 
aufgehoben  werden,  und  dieser  Tag  soll  nicht  später  fallen  als  der  I.  Januar 
1888,  obue  Präjudiz  für  irgend  etwa»,  da»  vor  diesem  Tage  geschah  oder 
geduldet  wurde. 

(B«im  Verkant*  gtsaitäaeter  Waaren  miteinbegriffen*  Bürgschaft.) 

17.  Beim  Verkaufe  oder  in  dem  Vertrage  betreffend  den  Verkauf  von 
Waaren«  die  mH  einem  Fabrikzeichen,  Zeichen  odm  einer  kaufmännischen 
Beschreibung  verwehen  sind,  soll  der  Verkäufer  als  Bürge  dafür  angesehen 


werden,  dal»  das  Zeichen  echt  und  nicht  gefälscht  oder  fälschlich  auge 
wandt,  sowie  dafs  die  kaufmännische  Beschreibung  keine  falsch«  kaufmän- 
nische Beschreibung  im  Sinne  diese«  Gesetze«  ist,  aufaer  wenn  da»  Gecou- 
theil  in  einem  Schriftstücke  auagedrückt  wird,  welche«  durch  den  Verkauf» r 
oder  in  seinem  Aufträge  unterzeichnet  i»t  und  zur  Zeit  des  Verkaufe»  oder 
der  AbachlieUung  de»  Vertrage»  dem  Käufer  auagebäedigt  und  von  diesem 
angenommen  wird. 

(Nichtanwendung  4e*  <le*cUe»  tu  Hexen;  *uf  Ul-die  Bi'vchrdbunmD  ln  gewi«*cn 
Killen.) 

18.  Wo  zur  Zeit  des  Erlasses  [„paasing“]  dieses  Gesetzes  eine  häuf 
männischo  Beschreibung  gesetzmäßig  und  für  gewöhnlich  auf  Waaren  eine? 
bestimmten  K5a-*c  angewandt  oder  nach  einer  besonderen  Methode  ange 
fertigt  wird,  um  so  die  besoldete  Klan  sc  oder  Fabrikationsart  solcher  Waaren 
anzuzeigen,  da  sollen  dio  Bestimmungen  dieses  Gesetze»  über  falsche  kauf- 
männische He  Schreibungen  für  eine  derartige  kaufmännische  Beschreibung, 
wenn  letzter«  in  obiger  Weise  angewandt  fet,  keine  Geltung  haben.  Dabei 
wird  vorausgesetzt,  daß  dieser  Abschnitt  keine  Anwendong  findet,  wenn 
eine  solche  kaufmännische  Beschreibung  den  Namen  eines  Orte»  oder  Land». 
einBchliefst  und  darauf  berechnet  ist,  in  Bezug  auf  den  Ort  oder  das  Land, 
wo  dio  damit  versehenen  Waaren  wirklich  fabnzirt  oder  produzirt  wurden, 
irretufubren,  und  die  Waaren  in  der  Thal  nicht  iu  jenem  Orte  oder  Land« 
fabnzirt  oder  produzirt  wurden  — cs  sei  denn,  dafs  in  der  kaufmännisches 
Beschreibung;,  unmittelbar  vor  oder  nach  dem  Namen  jene»  Orte*  oder 
Laude»,  in  einer  angemessen  in  die  Augen  fallenden  Weise  zu  jenem  Ns 
men  der  Name  de«  Ortes  oder  Landes  hinzu  gefügt  nl,  in  welchem  di* 
Waaren  wirklich  fabnzirt  oder  prodmlrt  wurde®,  nebat  einer  Beatätigung. 
dafs  sie  dort  fabrizirt  oder  produzirt  wurden. 

(Klauseln.) 

19.  — (1.)  Diese»  Gesetz  »oll  keine  Fen>on  von  einer  Anklage,  einem 
Prozeß  oder  einem  anderen  Verfahren  befreien,  welche»  gegen  *ie  erhöbe» 
werden  konnte,  wenn  die  Bestimmungen  dieses  Gesetzes  nicht  eiistirten. 

(2.)  Nichts  in  diesem  Gesetse  soll  irgend  eine  Person  berechtigen,  »Ich 
einer  vollständigen  Darlegung  oder  einer  Antwort  auf  irgend  eine  Frage 
oder  ein  Verhör  in  irgend  einer  Klagesacb«  zu  entziehen;  jedoch  «oll  ««&>• 
solche  Darlegung  oder  Antwort  im  Bewei.'verfahren  gegen  diese  [selbe, 
Person  in  irgend  einer  Anklage  wegen  eines  Vergehens  gegeu  diese»  Gesetz 
nicht  statthaft  sein- 

(3.)  Nicht«  in  diesem  Gesetze  soll  »o  aulgelegt  werden,  dafs  dadurch 
ein  Diener  eines  im  Vereinigten  Königreiche  wohnhaften  Herrn,  welch 
erstrrcr  bona  fidc,  gehorsam  den  Anweisungen  seines  Herrn  handelt,  and 
der  auf  da»  vom  Ankläger  oder  in  dessen  Aufträge  gestellte  Verlangen  m 
Bezug  auf  seinen  Herrn  volle  Auskunft  gegeben  hat,  irgend  einer  An- 
klage oder  Bestrafung  ausgesetzt  würde. 

[Falsche  Austas«  ln  Bezug  *uf  Königlich«  Vollmacht.' 

2«.  Wer  fälschlich  aussagt,  daß  irgendwelche  Waaren  durch  ein« 
Person,  die  io  Besitze  einer  königlichen  Vollmacht  [Royal  Warrant)  ist,  oder 
für  den  Dienst  Ihrer  Majestät  oder  eine»  Mitgliedes  der  königliches  Familie 
oder  einer  Regierungsabtbeilung  hei  gestellt  werden,  »oll  bei  SttalttkeunUcA* 
im  summarischen  Verfahren  mit  Geldstrafe  bis  zu  zwanzig  Pfund  bestraft 
werden. 

(Anwendung  de*  l auf  Schottland.) 

21.  Iu  der  Anwendung  dieses  Gesetze»  auf  Schottland  [vgl.  die  Be- 
merkung zu  13]  »ollen  die  folgenden  Abänderungen  statttindcu: 

Der  Ausdruck  .Sumtnary  Jurisdiction  Acta*  (Gesetze  über  sum  inari*:  Sc 
Gerichtsbarkeit]  bedeutet  das  „Summary  Proeeduro  Act,  1864“  [Gesetz  über 
da»  summarische  Gerichtsverfahren  vom  Jahre  1864]  »©wie  alle  dasselbe  ab 
ändernden  Gesetze. 

Der  Ausdruck  Justice“  [Richter]  bedeutet  .aheriff“  [ Scher i ff;  das  Amt 
deeaelben  ist  mit  dem  de«  englm'ltcn  Friedensrichters  zu  vergleichen). 

Der  Ausdruck  .court  of  summary  jurlsdiction“  [Gerichtshof  teil  summa- 
rischer Jurisdiktion]  bedeutet  den  »Sheriff  Court*  [Scheriff-Gcriebtshof,  ent 
sprechend  dem  englischen  „county  conrt“,  Q rafscbaftsgcrich  t ] , und  jede  f.r 
die  Zwecke  diese»  Gesetze»  erforderliche  Gerichtsbarkeit  wird  hierdurch  dea 
Scheriff»  übertragen. 

(Anwendung  der  Gesetz««  tat  Irland.) 

22.  In  Anwendung  diese»  Gesetzes  auf  Irland  sollen  die  folgenuce 
Abänderungen  stattfindcu. 

l>er  Ausdruck  »Summary  Jurisdiction  Acts“  bedeutet,  soweit  er  des 
Polizeibezirk  der  Hauptstadt  Dublin  betrifft,  die  Gesetze,  welche  «Ile  Recht? 
und  Pflichten  «Irr  Friedensrichter  diese*  Bezirke«  regeln,  und  letrdh  o*« 
Restes  von  Irland  be«Jeiitet  er  das  „Petty  Session*  (Ireland)  Act,  1851* 
[Gesetz  betreffend  die  »Kleinen  Gerichtssitzungen“  in  Irland,  vom  Jahr» 
1851]  (14  «fc  15  Vict.  c.  93)  und  ulle  dasselbe  abäuderuden  Gesetze. 

Der  Ausdruck  „tourt  of  summary  Jurisdiction"  bedeutet  Richter,  welch? 
mit  Bezugnahme  auf  jene  Gesetze  tbütig  sind. 

(Aufhebung  des  «Jm*Ui**  24  » 36  Virt.  c.  8»,) 

28.  Das  Waarenmarkengraetr.  vom  Jahre  1862  [Mercbaudise  Mark»  Act, 
1862]  wird  hierdurch  aufgehoben,  und  jede  nicht  aufgebobeno  Verfüget;, 
die  sich  auf  irgend  eine  derartig  aufgehobene  Verfügung  bezieht,  soll  dafa:x 
aufgelegt  werden,  dal»  sie  auf  die  entsprechende  Bestimmung  diese»  Gesrtr«- 
Anwendung  findet;  dabei  wird  vorausgesetzt,  «lafs  diese  Aufhebung  nicht 
betroffen  soll: 

(a.)  alle  wegen  eine»  Vergehen»  gegeu  eine  hierdurch  aufgehobene  Vtt 
fogung  verhängten  [Geld*)Strafcn,  Verwirkungen  und  Bestrafungen; 

(b.)  ferner  nicht:  die  Einleitung  oder  Weiterführung  irgend  eine*  Ver- 
fahrens oder  anderen  Rechtsmittel*,  welches  unter  Bezugnahme  auf  ein« 
derartig  aufgehobene  Verfügung  behuf»  Wiedererstattung  einer  gezahlten 
Strafe  oder  behuf*  Bestrafung  eines  vor  dem  Inkrafttreten  dieses  Gesetz« 
begangenen  Vergehen»  angestrengt  wird; 

(c.)  endlich  nicht:  alle  Rechte,  Privilegien,  Verbindlichkeiten  oder  Ver- 
pflichtungen, die  unter  Bezugnahme  auf  eine  hierdurch  abgehobene  Ver- 
fügung erworben,  erwachsen,  oder  eingegangen  worden  sind. 


705 

1887.  EXPORT,  Organ  des  Central  verein«  für  Handelsgeogr&phie  etc.  Nr.  48. 


Difi  Spinnerei-  und  Webereilndnstrie  in  Polen.  Für  den  Spätherbst 
dieses  Jahre*  ist  eine  Weberei- Au&stelluug  iu  Warschau  in  Aussicht 
genommen,  daher  folgende  Daten  über  diesen  Industriezweig  im 
Wi-ichselgebiet  für  den  Leserkreis  des  Export  von  Interesse  sein 
werden. 

Die  verschiedenen  Arten  der  Weberei  haben  sich  hauptsächlich 
in  dem  Gouvernement  Petri  kau  entwickelt,  wo  sich  3469  Werk- 
stätten befinden,  auf  denen  bei  einer  Arbeiterzahl  von  23837  Mann 
für  41229150  Rbl.  jährlich  Baumwollen  waareu  produzirt  werden. 
An  Werkstätten,  die  Wollwaaren  herstellen,  existiren  256  mit 
7 136  Arbeitern  und  einer  Produktion  von  12725140  Rbl.  — 
Fabrikanlagen  aber,  die  Seiden-  und  Leineogespinnst  verarheilou, 
besteben  in  der  Zahl  von  627  mit  7065  Arbeitern  und  einer 
Produktion  von  1600000  Rbl.  Im  Ganzen  sind  also  im  Gouverne- 
ment Petrikau  in  der  Spinnerei-  und  Webereiiodiutrie  38038  Per- 
sonen beschäftigt  und  der  Produktionswertb  beträgt  69062000  Rbl.  — 

liu  Gouvernement  Kaliscb  konzentrirt  sieb  die  Weherei-Iodu- 
strie  als  Hausindustrie  hauptsächlich  in  den  Städten  Zdunska-Wola 
und  Turek-  Aber  diese  Werkstätten  sind  ira  Verfall  begriffen,  da 
sie  gegen  die  Konkurrenz  der  Fabrikproduktion  nicht  anzukämpfen 
vermögen.  So  waren  z.  ß.  noch  im  Jahre  1883  in  Zdunska-Wola 
3 563  Stühle  im  Betrieb,  während  gegenwärtig  deren  Zahl  auf 
1045  hurabgesunkeu  ist;  dieselbe  Erscheinung  tritt  auch  in  anderen 
OrUscbafleu  zu  Tage.  Aufeer  den  im  Betrieb  befindlichen  Hand- 
«tüblen  existiren  iui  Gouvernement  Kalisch  folgende  Fabriken: 

2 Spinnereien  mit  647  Arbeitern  und  einer  Jahresproduktion  von 
667000  Rhl.,  10  Tuchfabriken  init  962  Arbeitern  und  einer  Pro- 
duktion von  652  360  Rbl.,  4 Wollspinnereien  mit  128  Arbeitern 
und  einer  Produktion  iui  Werthe  von  43500  Rbl.,  im  Ganzen 
23  Werkstätten  und  Fabriken  mit  1 916  Arbeitern  und  einer  Jahres- 
produktion im  Werthe  von  1750000  Rbl. 

Im  Gouvernement  Warschau  giebt  es  vier  Fabriken,  die 
8200  Arbeiter  beschäftigen  und  jährlich  für  3645  000  Rbl.  pro- 
duziren. 

Im  Gonvememeot  Kjelce  existirt  eine  Baumwollfabrik  mit 
2500  Arbeitern  und  einer  Produktion  von  3000000  Rbl. 

ln  der  Stadt  Warschau  giebt  es  12  Fabriken,  von  deneu  6 
Shawls,  Strümpfe,  Atlas,  Wuilok  usw.  fubriziren  und  224  Ar- 
beiter beschäftigen.  3 fabriziren  haarige  Stoffe  und  3 befassen 
sich  mit  der  Herstellung  von  Bändern  und  beschäftigen  265  Ar- 
beiter bei  einer  Produktion  im  Werthe  von  220000  Rhl. 

Insgesaromt  zählt  also  die  Spinnerei-  und  Webereiindastrie 
in  dem  polnischen  Gebiet  10387  Fabriken,  49262  Arbeiter  und 
die  gesummt**  Jahresproduktion  repräsentirt  eine  Summe  von 
63 480953  Rhl. 

Über  die  Entwickelung  Sewastopols  berichtete  die  „Nowosti*, 
dafs  wer  in  deu  letzten  zwei  Jahren  nicht  dort  gewesen  sei,  die 
Stadt  bei  einem  heutigen  Besuche  sicher  nicht  wieder  erkennen 
würde,  so  sehr  habe  sie  sich  verändert  Dieae  Stadt  wachse  bneb- 
stftblicb  nicht  in  Tagen,  sondern  in  Stunden  und  erhebe  sich  (hat- 
sächlich  aus  Trümmern,  aus  den  Denkmälern  der  einstigen  Leiden 
und  der  Grflfse  Rufsland*. 

Auch  der  Export  hat  bereits  über  die  schnelle  Wandlung  be- 
richtet, die  mit  der  Hauptstadt  der  Krirnm  in  jüngster  Zeit  Vorlegun- 
gen. (Vergl.  die  Nr.  9 v.  J.  1885  des  »Export»“*.)  Unzweifelhaft  ist  cs, 
dafs  der  llauplstofs  zum  neuen  Leben  der  Besuch  Alexanders  111. 
im  vorigen  Jahre  gegeben  hat  wo  «r  dein  Htapellanf  der  ersten  Pan- 
zerschiffe des  Schwarzen  Meere»  beiwohnte,  die  Wiederherstellung 
der  Schwarz  meerflotte  ploklamirte  und  die  Überführung  der  Haupt- 
verwaltung derselben  von  Nikolajew  nach  Sewastopol  anordnete. 
Allerdings  war  auch  schon  früher  iu  den  letzten  10  bis  12  Jahren, 
•dt  der  Zeit,  dafs  Sewastopol  durch  deu  Schienenweg  mit  dem 
übrigen  Rufsland  verbunden  ist  und  Jalta  sich  aus  einem  schmut- 
zigen tatarischen  Kreisstädtchen  in  einen  modernen  Kurort  ver- 
wandelt bat  >n  Sewastopol  etwas  Leben  gefahren,  doch  nur  für  die 
Monate  de»  Hauptverkebr*  des  Publikums:  vom  Juli  bis  zum  Sep- 
tember; hei  der  Gzafski’scben  Anfahrt  wurden  zuerst  zwei  und 
später  noch  ein  drittes  Gasthaus  erbaut.  Das  war  aber  auch  Alles. 
Denn  die  Stadt  vom  Bahnhof  bis  zura  Hafen  auf  dem  übel  berüch- 
tigten Kalkstciiipflaster,  eingehüllt  von  Wolken  desselben  Kalk- 
h taubes,  durchfahren  zu  müssen  — wo  blieb  da  der  Fortschritt!  . . 
Jetzt  hat  sich  das  Bild  vollkommen  verändert.  Den  Staub  hat 
man  schon  vergessen,  er  ist  kaum  an  den  Grenxcn  zurückgeblieben. 
Vom  Bahnhof  führt  durch  die  ganze  Stadt  eine  Chaussee  ans 
gruniteoen  Knhiksteinen,  die  derartig  prächtig  ist,  wie  man  sie  nur 
noch  in  Odessa  nntrifft;  dazu  wird  sie  sehr  sauber  gebalten.  Die 
Trümmer  — Überbleibsel  de*  Krimmkrieges  — wo  früher  Fleder- 
mäuse hausten  und  der  Schutt  herabstürzte,  haben  sich  in  pracht- 
volle Häuser  verwandelt,  und  höchst  selten  findet  mau  npeh  leere 
Plätze,  die  aber  schon  von  den  Trümmern  befreit  sind  «nd  nur 


| noch  warten,  bis  auch  für  sie  die  Prachtbauten  au  die  Reihe  kommen. 
Dasselbe  vernachlässigte  Ufer  des  Meeres,  wohin  früher  der  Schmutz 
geworfen  wurde,  hat  sich  in  einen  wundervollen  städtischen  Bou- 
levard mit  Gartenanlagen  verwandelt,  der,  wenn  auch  noch  jung 
nnd  wenig  bewachsen,  unzweifelhaft  schon  jetzt  einen  Schmuck  una 
Stolz  der  emporblübenden  Stadt  bildet.  Einen  Plächenraum  von 
einigen  zehn  Dessitioen  einnehmend,  mit  prachtvollen  Alleen, 
Kirchen,  Hängebrücken,  Terrassen,  Treppen  zum  Meere  und  einer 
vorzüglichen,  luftigen  Veranda  für  ein  Restaurant  versehen,  kann 
dieser  Boulevard  leicht  mehr  als  6000  Spaziergänger  fassen.  Auf 
der  anderen  Seite  desselben  ist  ein  schönes  Gebäude  im  Scbweizer- 
Stvl  erbaut,  das  für  theatralische  Vorstellungen  bestimmt  ist  und 
in  dem  von  verschiedenen  anreisenden  Unternehmern  Aufrührungen 
veranstaltet  werden. 

Das  Leben  in  Sewastopol  soll  nicht  theuer  sein,  soweit  es  das 
Essen  betrifft,  währeud  die  Wohnungen  nnd  die  Preise  der  Gast- 
häuser fast  die  Moskauer  erreichen.  Das  Ufer  eignet  sich  zum  Baden 
nächst  Theodosia  am  besten  in  der  Krirnm.  Eine  Brandung  giebt  es 
in  der  geschützten  Bucht  nicht  und  der  Boden,  der  mit  grofsen  Kieseln 
bedeckt  ist,  kaou  hier  nicht  trübe  werden,  wie  bei  Jalta,  wo  der 
geringste  Wellenschlag  allen  Schmutz  vom  Boden  des  Meeres  los- 
löRt  Ein  Übelstand  ist  es.  daf»  in  der  Umgebung  von  Sewastopol 
die  kurgemäfsen  Trauben  nicht  gedeihen,  wie  in  Jalta,  sie  daher 
theurer  sind,  aber  trotzdem  zieht  die  Stadt  in  immer  stärkerem 
Mafse  auch  diu  Kurgäste  an. 

Die  neuerrichtete  „Oiaraantfcandels- Gesellschaft  De  Toekomst 

(die  Zukunft)  zu  Amsterdam“  hat  unterm  21.  Septbr.  c.  die  Kö- 
nigliche Genehmigung  ihrer  Statuten  erworben  und  am  6.  Oktober 
c.  ihre  Wirksamkeit  mit  einem  Betriebskapital  von  46  000 /eröffnet, 
da*  bereits  in  16  Aktien  a 3 000  /begeben  ist. 

Zweck  derselben  ist  An-  und  Verkauf  von  rohen  und  bear- 
beiteten Steinen,  überhaupt  alles  die  Verwirklichung  des  Unter- 
nehmens Betreffende  auf  breitester  Grund  läge. 

Vom  Reingewinn  bleibt  ein  Viertel  den  Aktionären  zur  Verfü- 
gung; die  übrigen  3 Viertel  sind  zu  einem  Reservefonds  bestimmt. 

Zu  Direktoren  sind  ernannt  die  Herren  J.  Marcband  und 
J.  T.  Ricardo,  beide  bierselbst. 

Errichtung  eine»  Hsndslssiusevwt  ln  Antwerpen,  ln  Antwerpen  werde 
durch  die  Stadt  ein  HandeDmuseum  (Mim«  Commercial  Industrie!  et  Ktbno- 
graphiqu«)  gegründet  und  eröffnet,  welche»  den  Zweck  bat,  dem  in-  und 
ausländischen  Handel  Muster  belgischer  und  ausländischer  industrieller  Er- 
zeugnisse zur  Anschauung  zu  bringen:  bei  den  Mustern  »ollen  die  Provenienz 
und  die  Verkaufsbedingungen  ersichtlich  sein. 

Zur  Erreichung  dieses  Zwecke»  fordert  die  Museumskommissiori  die  ia- 
und  ausländischen  Fabrikanten  auf,  ihr  Muster  der  betreffenden  Erzeugnisse 
zukommen  zu  lassen,  versehen  mit  denjenigen  Daten,  welche  man  bekanut- 
zugeben  für  nützlich  halten  wird. 

Außerdem  wird  das  Museum  ein  Archiv  von  Marinekarten  besitzen, 
das  möglichst  reichhaltig  sein  wird,  und  werden  den  Interessenten  in  dieser 
Ahtheilnng  die  neuesten  Daten  ober  »Ile  Häfen  der  Well  zur  Verfügung  stehen. 
(.Handelsmuseum.) 

Exp»rl-Ms»terU|er  in  England.  In  den  englischen  Fabrikdiatrikteu  hat 
dos  für  Anfang  künftigen  Jahres  beschlossene  Projekt  der  Errichtung  einer 
Eiportbörse  für  iDdastrieartikel  in  London  Interesse  erregt.  Die  Ixdralitäten 
sind  bereits  gemiethet,  befinden  sich  im  Zentrum  des  Geecbhftsviertele  und 
bestehen  aus  einer  grofsen  Balle,  in  welcher  300  Stellagen  zur  Aufstellung 
der  Muster  augebracht  sind,  dann  aus  einem  Lese-  und  Schreibzimmer. 
Kerner  werden  Dolmetscher  für  der  englischen  Sprache  nicht  mächtige 
Käufer  sowie  andere  Angestellte,  um  Informationen  über  die  IjuiJ-  und 
Seetransportinittcl,  die  Frachtentarife  und  die  Eingangszölle  in  fremden 
Ländern  Auskunft  crtheilen  zu  können,  angestellt  werden.  (Handelsmuseutn.) 

Australien  und  Südsee. 

0«,  ttalttk  ■ australische  HasM.  Die  „Kuhlow’s  Tnule  Reuiea* 
schreibt; 

ist  für  den  Handel  unserer  deutschen  Kaufleute  nicht  grade  vor- 
t Ueilhaft,  dafs  eine  der  wichtigsten  Zeitfragen  --  die  Htellung,  welche 
Deutschland  bei  der  bevorstehenden  „Melbourner  Ausstellung"  einnehmen 
»oll,  — mit  so  geringem  Interesse  behandelt  wird.  Dafs  Deutschland  au  dieser 
theilnimmt,  »teht  aufser  Frage.  Die  Handelsfreiheiten,  deren  sich  deutsche 
Waarcn  In  Australien  erfreuen,  die  schnelle  Entwickelung  der.  jungen 
: Kolonien,  und  die  Tbatsache,  dafs  die  augenblicklichen  Handelsbeziehungen 
zwischen  Australien  und  Deutschland  nicht  in  den  Iredeutendsten  gehören,  sind 
1 Umstande,  welche  unseren  Kaulleuten  genügend«  Veranlassung  geben  sollten, 

! diese  günstig«  Gelegenheit  zu  benutzen,  um  der  australischen  Bevöl- 
I keruug  einen  Beweis  von  der  Prima-Qualität  der  deutscheu  Wanze  W liefern 
I Die  Engländer  haben  sich  sowohl  in  der  Kolonie  selbst  als  auch  im  Mutterland* 
ernstlich»*  bemüht,  die  deutsche  Waare  vom  australischen  Markte  zu  ver- 
bannen, und  kann  der  gndse  F.ifer,  deu  sie  datai  zeigten,  auf  keinen  Fall 
tadelnswert!)  genannt  werden.  Solche  Machinationen  sind  die  unausblelb 
! liehen  Bundesgenossen  bei  einem  internationalen  Wettstreite.  Wir  haben 
natürlich  nicht»  unversucht  gelassen  diese  unschädlich  zu  machen.  Hei  der 
I Ausstellung  zu  Mrllxuirne  bietet  sich  die  Gelegenheit  den  Kampf  auf  dem 


Nr.  48. 


706 

EXPORT,  Organ  des  Centralvereins  für  Handelsgeographie  etc. 


1887. 


Gebiete  der  Industrie,  welcher  zwischen  England  und  Deutschland  im  Stillen 
schon  seit  Jahren  geführt  wird,  mr  Entscheidung  tu  bringen.  Von  diesem 
Gesichtspunkte  betrachten  die  englischen  Kaufleute  die  Ausstellung  zu  kiel- 
Itourne.  Bereits  vor  einem  Jahre  vor  der  r.fftDÜichon  Bekanntmachung  sollen 
1300  englische  Manufakturistcn  sich  zu  dieser  Ausstellung  angtmeldet  haben, 
während  an  der  Ausstellung  in  Jahre  1830/81  im  Ganzen  nur  1 37!»  engl. 
Aussteller  hetheillgt  waren.  Die  Ersten  auf  dem  Platze  zu  sein  ist  unbe- 
dingt ein  bedeutender  Vortheil,  welchen  unsere  deutschen  Aussteller  thöricht 
genug  gewesen  sind,  zu  übereeben.  Nlehst  den  Engländern  sind  di«  Fran- 
zosen und  Beigier  die  gefährlichsten  Konkurrenten  der  Deutschen  In  Aus- 
tralien. Auch  Österreich  trifft  außerordentliche  Vorbereitungen  und  die  Ver- 
einigten Staaten  werden  selbstredend  glänzend  vertreten  sein.  Ra  darf  nicht 
außer  Acht  gelassen  werden,  daß  der  deutsche  Handel  in  Europa  mehr  und 
mehr  durch  Schutzzölle  heeinflufst  wird,  welche  Rufsland,  Italien,  Frankreich, 
die  Schweiz  und  andere  Bänder  eiogeffihrt  haben.  Dies  ist  schon  an  und 
für  sich  ein  wichtiger  Grund,  um  bei  den  deutschen  Industriellen  für  die 
„Melboumcr  Ausstellung“  Interesse  zu  erwecken.  Der  Ausstellung  TOS 
1879—81  verdanken  wir  den  direkten  Dampfschiffsverkehr  mit  Australien. 
Wir  können  daher  nicht  genug  den  verschiedenen  Kaufmannschaften  und 
Handelskammern  empfehlen,  alles  aufzubieten  um  Deutschland  bei  der  Aus- 
stellung zu  MeUiourne  im  aächsten  Jahre  oinc  offizielle  Vertretung  zu  sichern. 
Die  Zeit  ist  vorgeschritten  und  bereits  der  31.  Oktober  d.  J.  ist  der  Tag, 
bis  zu  welchen  Anmeldungen  berücksichtigt  werden.“  Auf  den  vorerwähnten 
Artikel  erwiedert  »The  australasian  trade  revlew": 

»Der  Artikel  unseres  Kollegen  ist  vorn  deutschen  Gesichtspunkt  am  be- 
trachtet, ein  sehr  guter.  Aber  er  wird  zum  Theil  durch  ein  wenig  Selbst- 
überhebung abgesehwächt,  besonders  durch  die  Behauptung,  daß  Deutsch- 
land und  England  ein  und  für  allemal  ihre  Sache  ausferhten  werden  oder 
besser  gesagt:  Welches  Land  wird  den  australischen  Handel  au  sich  reißen? 
Dieses  zu  schreiben  zeigt  wenig  Überlegung.  Nur  wenn  die  deutschen  Kauf- 
leute ihren  Kunden  in  den  Kolonien  bessere  und  billigere  Waaro  als  die 
Engländer  anbieten  können,  werden  sie  ihren  Handel  erweitern.  Schon  zu 
oft  ist  gefunden  worden,  daß  di«  Qualität  der  deutschen  Wurts  an  Güte 
nicht  denen  gleicbkomint,  welche  die  Deutschen  als  Muster  auf  den  Markt 
zu  bringen  pflegten.  Unser  Kollege  bestätigt  die*  auch  unterm  tf7.  Juli,  in- 
dem er  wie  folgt  schreibt: 

»l/m  die  Konkurrenz  aus  dem  Felde  zu  schlagen,  wendet  man  schon 
seit  langer  Zeit  das  Mittel  an,  geringer«  Waare  zu  niedrigeren  Preßen  auf 
den  Markt  zu  bringen. 

Das  Uriheil  über  die  deutschen  Waaren,  welches  jedoch  nie  ein  voll- 
ständig gerechtes  war,  »billig  aber  schlecht“  ist  ja  leider  zur  Genüge  1*- 
kannL  Seit  einiger  Zeit  aber  muß  dieses  Urthcil  bezüglich  zahlreicher  Pro- 
dukte »billig  und  gut“  lauten.  Kein«  von  diesen  Kritiken  kann  aber  maß- 
gebend sein,  in  Bezug  auf  den  gröfsten  Theil  deutscher  Exportartikel.  Die 
eßffroa  Produktion  von  Waaren  u ledigerer  Qualität  ist  noch  beute  eine  Pas- 
sion unserer  Manufakluriiteu.  Ihre  Neigung  hierzu  ist  so  grofs,  dafs  in  zahl- 
reichen Induatriebranchen  der  Versuch,  durch  Auferlegung  hoher  Schutzzölle 
eine  bessere  Anfertigung  der  für  den  Export  bestimmten  Waaren  in 
Deutschland  zu  erzielen,  vollständig  resultatloe  blieb.  Dir*es  Prinzip  ist 
durchaus  zu  verdammen  und  wir  können  nicht  oft  genug  unsere  Kaufleute 
vor  dieser  schlechten  Gewohnheit  warnort,“ 

Kuhlow's  Artikel  widerspricht  sich.  Zuent  ist  er  von  der  schlechten 
Qualität  der  deutschen  Waaren  überzeugt  und  14  Tag«  später  »teilt  er  diese 
als  Primawaare  hin, 

Adelaide,  den  17.  Oktober  1387.  (üriginalbericbt.)  Von  den 
deutschen  Firmen  haben  auf  der  Ausstellung  Auszeichnungen  er- 
halten:*) „Harzer  Sauerbrunnen'  in  Grauhof  bei  Goslar  fQr Mi- 
neralwasser (II);  Gberboffor  & Co.  in  Pfalzel  bei  Trier 
für  Mineralwasser  (II);  Otto  Brandt,  geschnitzte  Möbeln  für 
Bibliothekzimmer  (I)  (NB.  Diese  Möbeln  waren  vom  Prlmiirteu  ah 
Agent  für  Carl  Beneke,  Detmold,  ausgestellt.);  A.  T.  Geck  in 
Iserlohn  für  Möbeldekorationen  aus  gestanztem  nnd  gegossenem 
Messing  etc.  (I);  „Freida  Nähmaschinenfabrik“  (J.  W. 
Ewers)  in  Lübeck  für  Nähmaschinen  (III);  Wilhelm  Bang  in 
Haoau  a.  Main  für  Gelatine  fl);  „Gelatine-Fabrik“  in  Winter- 
thur (Schweiz)  für  Gelatine  (I);  diese  Firma  ist  unter  den  deut- 
schen Ausstellern  eingereicht.  „Sinniger  Mosaik  - Platten- 
Aktien-Gesellschaft  in  Sinzig  a.  Rhein  für  Mosaikplatten  (II); 
Helena  Wolfsohn  in  Dresden  für  künstlerisch  gearbeitetes  Por- 
zellan (III);  „Leipziger  Gummi  waarenfabrik ",  Julius 
Marx,  Heine  & Co.  in  Leipzig  für  Apparate  aus  Guttapercha 
zur  Verdampfung  resp.  Zerstäubung  von  Parfümerie  nnd  Medizin 
(I);  Otto  Herz  in  Frankfurt  a.  M.  fflr  Schube  und  Stiefel  (I); 
„St.  Panli-Branerei“,  C.  L.  Wm.  Brandt  in  Bremen  für  Biere  and 
Malzextrakt  (Drei  erste  Preise);  „Aktien-Brauererei  Moabit“ 
in  Berlin  für  Bier  (II);  „Kataerbrsntrei*,  Beck  & Co.  in  Bremen 
für  Bier  (II);  Ferdinand  Thürmer  io  Meissen  für  Pianos 
niedrigen  Preises  (I);  Dobrowolski  & Barsch  in  Berlin  für 
Pianos  uiedriger  Preisstrllung  (II);  Schied mayer  & Söhne  in 
Stuttgart  für  „rot tage  pianos“  (111),  für  Flügel  (II);  Günther  & 
Sohn  in  Kircbeim  unter  Teck  fflr  „eottage  piano»“  (III),  für 
„grand  piano»“  (111);  Gebrüder  Knake  in  Münster  für  „eottage 
piano*“  (III),  für  Flügel  (HI);  J.  G.  Vogl  &,  Sohn  in  Plauen  für 

*)  I,  II,  111  — Krater,  zweiter,  dritter  Preß, 


„eottage  pianos“  (III);  (?)  Tietenbrunner  in  Möochen  für  Zither 
(l);  „Alsen’s  Portland  Zement  Kompauy*  in  Hamborg  für  Port- 
land Zement  (I);  Dreyer,  Rosenkranz  & Droop  in  Hannover 
für  Patent- Wassermesser  (I);  H.  Meinecke  junior  in  Breslau  für 
Wassermetser  (I);  Gebrüder  Pfitzer  in  Oachatz  in  Sachsen  für 
Waagen  (I).  

V ereiiMnachrfchtcn. 

Berbern  and  Araber. 

Vortrag,  gehalten  von  Herrn  Dr.  0.  Dterckx  am  30.  September  1887  i«u 
„Zentralverein  für  Handelageogrspbie  etc. 

(BchlubJ 

Ihre  Kultur  konnte  bei  der  außerordentlichen  Mäßigkeit  ihrer  I^tbcn«- 
Ansprüche  und  bei  der  Dürftigkeit  de*  Boden»,  den  sie  bewohnten,  bei  Jen 
eigentlichen  Trägern  des  Araherthum»,  den  Beduinen  der  Wüste,  soweit  die 
materielle  Seite  derselben  in  Betracht  kommt,  nur  eine  »ehr  primitive  »ein. 
Rin  Anlaß  zur  Entwickelung  derselben  war  nur  bei  den  Bewohnern  der 
Küstenstldte  am  Räude  der  grossen  Halbinsel  vorhanden,  doch  selbst  «1«  war 
dio  Genügsamkeit  «im«  *o  grofs«,  dofs  man  sieb  mit  den  einfachsten  Industrie 
erzeugnissen  begnügte  und  den  Luxus  verschmähte. 

In  politischer  Hinsicht  war  selbstverständlich  von  einer  Einigung  der 
Stämme  tu  einem  Volke  und  einer  einheitlichen  Regierung  derselben  keine 
Redo.  Die  Verfassung  war  eine  rein  patriarchalische  und  gründete  «Ich  direkt 
auf  das  Familienleben.  Die  Familien  standen  unter  ihren  Ältesten;  wuchsen 
sie  zum  Stamme,  so  trat  der  Stammiltesle  an  die  Spitze  desselben,  um  ihn 
im  Verkehr  mit  anderen  Stämmen  zu  vertreten.  Ein  solcher  Scheich  besaß 
aber  darum  keine  höhere  persönliche  Macht  aß  alle  übrigen  Stammglieder  usd 
war  an  ihr«  gemeinsamen  Beschlüsse  gebunden.  Verbanden  sieh  einige 
Stämme  zo  einem  Bunde,  so  war  die  Macht  des  Leiters  eine»  solchen  ia 
gleicher  Weise  beschränkt.  Die  Rechtsprechung  lag  ausschließlich  in  den 
Händen  der  Richter,  der  Kadi»,  welch«  beinahe  unabhängig  von  den  Scheichen 
und  Emiren  waren.  Die  Würde  der  Scheiche  und  obersten  Leiter  der  Stimmt 
und  Stammgrno«rn*chaflen  so  wie  die  der  Kadis  und  Priester  vererbte  »ich 
nicht  von  Vater  auf  Sohn,  blieb  aber  meist  ihren  Familien,  der  Aristokratie, 
Vorbehalten  und  wurde  dem  Glied«  derselben  übertragen,  das  in  gemeinsamer 
Wahl  als  das  geeignetste  dafür  ernannt  wurde. 

IHo  Religion  der  Arnher  war  der  der  übrigen  semitischen  Völker  natür- 
lich sehr  verwandt;  die  älteste  Form  derselben  war  ein  aasgebildeter  Stern 
dienst,  mit  dem  sich  dann  ebenso  wie  bet  den  Israeliten  ein  Stein-  und 
Bergkultus  verband,  der  in  mehr  oder  minder  rohen  FeÜschßmus  ausartete. 
Nebenbei  bestand  ein  GeisterUuHus,  und  an  manchen  Orten  auch  eine  Art 
von  Raumkultus  Unter  dem  Einfluß  de»  Chri»tenthaios  und  des  Mosaisnms 
bildete  sich  dann  ein  monotheistischer  Glaube  aus,  der  sich  gegen  den 
Fetischismus  und  Götzendienst  richtete  und  diese  aus  dem  Felde  zu  schlagen 
suchte,  und  der  die  Grundlage  bildet«,  auf  der  Mohammed  fußen  konn/«. 

Gegenüber  der  unbedeutenden  primitiven  materiellen  Kultnr  tat  die 
geßtige  Regsamkeit,  wie  sie  aus  der  vormohammedanischen  Literatur  erhellt,  um 
»o  überraschender.  Nichts  spricht  deutlicher  für  die  hohe  geistige  Bean- 
lagung und  Tür  da*  Interesse  an  Geistesprodukten,  für  das  ungemein  hohe 
Ansehen,  in  dem  die  Poesie  stand  und  für  den  Gefallen,  drn  man  an  ihr  fand, 
als  der  Umstand,  daß  mit  den  jährlich  abgehaltenen  großen  Messen  und 
Religionsfesten  immer  poetische  Wettkämpfe  verbunden  wurden.  Di«  Dichter, 
welche  als  Sieger  an*  denselben  bervorgingen,  deren  Schöpfungen  für  würdir 
befunden  wurden,  mit  Gold  anf  Seide  geschrieben  und  an  dem  Natioual- 
lieiiigthum  der  Kaaba  aufgebängt  zu  werden,  erfreuten  sich  in  allen  Theileu 
der  arabischen  Welt  der  höchsten  Verehrung.  Beredsamkeit  und  ungewöhn- 
liche dichterische  Begabung  wurden  allgemein  als  höchste  AdcUiitd  uni  ah 
kostbarerer  Besitz  betrachtet,  denn  andere  materielle  Reichlhämer. 

Und  die*«  Gebtesgaben  waren  es  such,  di«  Mohammed  in  soinen  refor- 
malorischen  Bestrebungen  kräftigst  unteMützten  und  ihm  nach  langjährigem 
furchtbar  schwerem  Kampfe  zum  Siege  verhalfen. 

Als  echter  Araber  mit  dem  Charakter  und  der  Natur  seiner  Landsleute 
völlig  vertrant,  wußte  er  aber  vor  Allem  die  neue  Glaubenslehre,  welche  er 
ihnen  predigte,  ihrem  Wesen,  ihren  Sitten  and  Gewohnheiten  und  den  kli- 
matischen Verhältnissen  jener  Gegenden  aiuupaaeen.  Darum  gelang  es  ih« 
denn  auch,  nachdem  er  einmal  den  Widerstand  seiner  persönlichen  Gegner, 
der  Mckkaner,  und  seines  eigenen  Stammes,  der  Koraischiten,  gebrocha. 
hatte,  welche  letzteren  sich  in  ihren  materiellen  Interessen  durch  die  neue 
Lehre  geschädigt  glaubten,  sich  schnell  allgemeines  Ansehen  über  die  ganze 
Halbinsel  Arabien  zu  v erschaffen.  Ja,  er  vermochte  es  sogar,  der  Blutrache 
und  dem  Mldcbenmord.  die  die  Entwickelung  des  arabischen  Kulturleben 
verhinderten  und  den  arabischen  Volksstamm  dem  Untergänge  weihten,  darr» 
seine  Gebote  ein  Ende  za  machen. 

Kann  Mohammed’«  Lehre  eich  an  ethischem  Geholt  nnn  «ich  nicht 
mit  der  mosaischen  und  der  christlichen  messen,  so  verschafftes  ihre  An- 
passung an  die  Natur  der  Südländer  und  der  Orientalen,  ihre  große  L.:. 
fachbeit  und  Verständlichkeit  und  ihre  Lehre  von  dem  Leben  nach  dem 
Tode  ihr  doch  mich  den  Sieg  über  da-»  im  Wust  des  Dogmalßmus  völlig 
untergegangene  und  entstellte  Christenthum  sowie  über  di«  anderen  ver- 
alteten Religionen,  den  Mosaismus  und  den  Parsismus.  Ja,  der  Islam  ver- 
mochte sogar  über  den  Buddhismus  Siege  zu  erringen.  Dies«  Verbreitung 
einer  neuen  Ueligion,  diese  Ausdehnung  der  Arabermacht,  welche  sieb  kaum 
100  Jahre  nach  Mohammeds  Tode  von  Hinterindien  bis  zum  Atlantischen 
Ozean  und  bis  tief  in  das  Herz  Afrikas  erstreckte,  stehen  vereinzelt  in  d«r 
Welt-  und  Kulturgeschichte  da  und  verdienen  voll*  Anerkennung. 

Das  zum  Fanatismus  gesteigerte  blinde  Vertrauen  in  die  Worte  und 
Lehren  ihren  Propheten  war  e*  allerdings  nicht  allein,  was  die  Araber  be- 
fähigte, jene  Oroßthaten  zu  leisten,  es  trug  hierzu  vielmehr  hauptsächlich 
auch  der  Umstand  unendlich  viel  bei,  dafs  der  Entfaltung  der  seit  Jahr- 


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EXPORT,  Oigu  cte»  Central  vorhin*  für  Hudelageographie  etc. 


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tausenden  durch  ein  barte«  Lehen  gestählten  Kraft  eine«  Naturvolkes  aus* 
gelebt«,  verweichlichte,  entartete  Völker  wie  die  Byzantiner,  -lie  Perser  und 
Kgypter  waren,  keinen  wirksamen  Widerstand  tu  leisten  vermochten.  So 
Mturaten  denn  vor  dem  ungestümen  Anprall  der  Araber  tausendjährige  Reiche 
zusammen,  und  eine  Neugestaltung  der  jiolitiscben  Organismen,  eine  Re- 
K?nerirung  der  Völker  des  Orients  nnd  Afrikas  wurde  durch  die  Araber 
her  beigeführt  und  gleichzeitig  wurde  auch  durch  ihre  Angriffe  die  Christen* 
beit  gezwungen,  sieb  aus  der  Lethargie,  in  die  sie  versunken  war,  auftu* 
raffen.  Diese  Belebung  eines  grobem  Theiß  der  Menschheit,  die  Vorbe- 
reitung neaer  Kulturperiodan,  die  Bildung  neuer  ethnischer  Elemente  durch 
Auffrischung  alter  Volker  mit  dem  reinen  Blute  eines  neuen  urkräftigen, 
bochbeanlagten  Volkes,  diese  und  zahlreiche  andre  wichtigen  Folgen  des 
Auftretens  der  Araber  sind  von  unermefslicher  kulturgeschichtlicher  und  po- 
litischer Bedeutung  geworden. 

Die  Araber  waren  allerdings,  als  sie  ihre  Wüsteu  verlieben  und  sich 
jene  groben  Reiche  unterwarfen,  in  kultureller  Hinsicht  völlig  roh,  ja  sie 
verachteten  die  Kultur  der  Völker,  die  sie  sich  unterwarfen,  zuerst,  sie 
suchten  sich  vor  ihrer  Berührung  mit  dem  vollen  Bewufstaein  des  schwächen- 
den Einflusses  derselben  sorgfältig  zu  bewahren  und  als  fanatische  Gläu- 
bige, die  nur  das  Gebot  Allahs  anerkannt«!,  muhten  sie,  wie  alle  Fanatiker, 
zunächst  mehr  als  Schädiger  denn  als  Förderer  der  Kultur  erscheinen.  So 
mögen  manche  Denkmäler  alter  Zeit  von  ihnen  vernichtet  worden  sein. 
Die  innige  dauernde  Berührung  mit  den  Ton  ihnen  unterworfenen  alten 
Kulturvölkern,  der  Anblick  der  Erzeugnisse  ihrer  Industrie  und  Kunst,  der 
Krwerb  ungeheurer  Refchthümer,  der  Einfluß  eines  luxuriöseren  Lebens 
mußten  aber  die  Kutturfeindlicbkeit  der  ersten  Mohammedaner,  der  ersten 
Pioniere  des  Islam  schnell  beseitigen  und  an  den  glänzenden  Zentren  des  Reiches, 
(las  sie  geschaffen  hatten,  bald  eine  Wandlung  der  Anschauungen  hervor* 
rufen.  So  sehen  wir  unter  dein  Kinflufs  der  persischen  und  der  indischen, 
der  byzantinischen  und  ägyptischen  Kultur  die  arabischen  Fürsten  sieb 
schnell  aus  wilden  Kriegern  in  wohlwollende  Förderer  der  Wissenschaften, 
der  Industrie  und  der  Künste  umgestalten.  Die  strengen  Gläubigen,  die 
echten  Beduinen  der  Wüste,  alle,  deuen  nur  das  Wort  des  Koran  und  der 
Sunna  al»  Gesetz  galt,  dl«  in  ihnen  die  Summe  alles  menschlichen  Witsenl, 
di«  ihre  Aufgabe  nur  in  der  Verbreitung  des  Islam  erblickten,  nnd  die 
daher  mit  Geringschätzung  auf  die  Kulturarbeit  der  von  ihnen  unterworfenen 
Völker  sahen,  nahmen  allerdings  an  dieser  Arbeit  nicht  Tbeil,  aber  e«  war 
schon  wichtig,  wenn  sie  in  ihrem  starren  Glauben  nicht  so  weit  gingen,  sie 
zu  stören,  wenn  sie  sie  vollends  duldeten.  Jene  grofsartig«  Kultur,  die 
wir  in  dem  orientalischen  Cbaiifat  entstehen  scheu,  war  nur  möglich  in 
mehr  oder  minder  grossem  Gegensatz  zu  den  Lehren  des  Propheten,  und  sie  wurde 
getragen  durch  diejenigen,  welche  Sich  zu  einer  freieren  Anschauung  be- 
kannten, durch  die  nestorianischen  Christen,  durch  die  Jaden,  durch  die 
Perser,  durch  die  Freidenkeoden  unter  den  Arabern  und  hauptsächlich  durch 
die  Mischlinge,  welche  aus  der  Verbindung  der  letztens  mit  andern  ethnischen 
K !»•  Hunten  bervorgingen.  Von  unendlich  wichtiger  kulturgeschichtlicher  Be- 
deutung ist  vor  Allem  aber  die  religiöse  Duldsamkeit  geworden,  welche 
die  Araber  überall  bekundeten,  und  die  es  somit  den  Anhängern  aller  Re- 
ligionen ermöglichte,  unter  ihrer  Herrschaft  frei  ihrem  Glauben  und  ihren 
Beschäftigungen  nachzugehen,  sofern  sie  die  Stener  zahlten,  welche  den 
Nicbtmobammedanern  auferlegt  war. 

Die  arabischen  Krieger,  welche  den  Grund  zu  dem  mächtigen  Araber- 
reiche  legten  und  die  unter  den  ersten  Chalifen  in  besonderen  Zeltlagern 
leben  mußten,  damit  sie  sich  im  Contaet  mit  den  Urofsstftdtern 
nicht  verweichlichten;  die  andern  Beduinen,  welche  *päter  nachfolgten,  und 
die  sich  sorgfältig  vor  der  Vermischung  mit  den  andern  Volkselementen 
zu  wahren  suchten,  bildeten  mit  ihren  Nachkommen  in  allen  mohammeda- 
nischen Reichen  später  don  Adelstand,  der  alle  einflußreichen  Aemter 
inne  batte,  der  im  Kriege  die  Heere  führte.  Diese  echten  Araber  und  ihre 
uu vermischten  Nachkommen  nahmen  au  dem  Kulturleben  ihrer  Völker  somit 
keinen  direkten  Antbeil,  sondern  blickten  meist  mit  Verachtung  auf  alle 
übrigen  Stände  — ohne  dieselben  jedoch  in  der  Ausübung  ihrer  Thätigkeit 
zu  behindern. 

Neben  der  religiösen  Toleranz  war  der  praktische  Sinn  der  Araber  und 
der  unter  ihrer  Herrschaft  lebenden  mohammedanischen  Gelehrten  von 
außerordentlicher  kultureller  Bedeutung.  Wie  die  Römer  es  gethan,  so 
nahmen  auch  sie  überall  das  Gute  und  Zweckmäßige,  was  «io  bei  fremden 
Völkern  fanden,  »n,  brachten  es  im  Bereich  der  arabischen  Welt  zu  all- 
gemeiner Anwendung,  verbesserten  es,  setzten  damit  die  Kulturarbeit  alter 
Völker  fort,  entwickelten  dis  Kuiturkvime,  die  sie  vorfanden. 

Ihr  |traktischer  Sinn,  ihre  subjektive  Natur  und  Anschauung  schlossen 
allerdings  die  Förderung  solcher  Zweige  des  inco  ich  liehen  Wissens  und  der 
menschlichen  Thätigkeit  aus,  die  in  einer  objektiven  Naturanachauung  und 
Geistesanlage  wurzeln,  so  beispielsweise  die  dramatisch«  Dichtung,  die  bil- 
denden Künste.  Ihre  Litterator  war  und  blieb  wesentlich  subjektiver  Natur, 
ihre  Kunsttbätigkeit  beschränkte  »ich  auf  Pflege  der  Musik  und  derBau- 
kunst.  Auf  dem  Gebiete  der  Wissenschaften  waren  es  Medizin,  Natur- 
wissenschaften, Astronomie,  Mathematik,  überhaupt  alle  exakten  Wissen- 
schaften, welchen  sie  sich  mit  Vorliebe  zuwendten;  sie  schufen  die  Chemie 
und  Arzneiwissenscbaft  ln  der  Philosophie  schlosset!  sie  sich  dem  prak- 
tischeren System  des  Aristoteles  an;  der  Idealismus  Plato's  interassirte  sie 
so  wenig,  deß  sie  sich  um  ihn  überhaupt  nicht  kümmerten.  Das  Studium 
aller  Lltteraturon  der  alten  Well  bedingte  die  Pflege  der  Sprachwissenschaft. 
Die  Verwaltung  der  großen  Reiche  gab  Anlafs  zur  Begründung  der  Sta- 
tistik, zu  sorgfältigen  geographischen  Studien,  zur  Ausbildung  des  Post- 
wesens.  Die  Ausbeutung  der  Naturschätze  der  verschiedenen  Länder  führte 
Tur  Nationalökonomie;  Ackerbau,  Viehzucht,  Kanalisation,  Akkllmaiisiniug 
fremder  Pflanzen,  fremder  Thier«,  Veredelung  der  vorhandenen,  Bergbau, 
lngsnieurwisaenschaft  — wurden  mit  Elfer  betrieben  und  ihre  Ergeb- 
nisse praktisch  verwert hrt.  So  war  es  denn  auch  möglich,  daß  Länder, 


die  längst  aufgehört  hatten,  großen  Ertrag  zu  liefern,  daß  andre,  welche 
bis  dahin  brach  gelegen  hatten,  der  Bodenkultur  gewonnen,  in  blühendes 
Furcht-  uod  Gartenland  umgeachaffen  wurden. 

Nicht  minder  grofsartig  ist  das  Bild,  das  Industrie  und  Handel  tum  in 
den  Chalifaten  des  Ostens  und  Westens  bieten,  und  wenn  wir  heute  gewerb- 
liche und  kunstgewerbliche  Erzeugnisse  jener  Zeit  betraebten,  so  liefern  sie 
uns  den  Beweis  für  di«  erstatmlirbe  Höbe  der  Kultur,  die  sich  unter  der 
Araberherrachaft  in  den  Araberreiehen  entwickelte. 

Die  ungemein  rege  wissenschaftliche  und  liUerarisebe  Thätigkeit  der 
Araber  nnd  ihrer  Unterthanen  machte  eia  billiges  Schreibmaterial  erforder 
Ikb,  und  700  Jahre  bevor  das  Papier  in  die  christliche  Welt  drang,  wurde 
es  aus  den  chinesischen  Reichen  bereits  in  die  arabischen  überführt,  wo  in 
Hunderten  von  grossen  Fabriken  die  Papierbereitung  unter  steter  Vervoll- 
kommnung betrieben  wurde.  Das  Pulver,  das  die  Araber  ebenfalls  bei  den 
Chinesen  gefunden  hatten,  wurde  für  die  Zwecke  des  Bergbaus,  zum  sprengen 
von  Gestein  schon  im  IS.  Jahrhundert  angewandt;  der  Kompaß  — gleich- 
falb)  chinesischen  Ursprung*  — wurde  zum  Zwecke  der  Bestimmung  der 
Himmelsgegend  in  der  sieh  Mekka  befindet,  hundert  Jahre  vor  «einer  angeb- 
lichen Erfindung  durch  (Hoja  von  den  Mohammedanern  angewandt.  Di« 
indischen  Zahlzeichen  und  die  Art  der  Verbindung  derselben  wurden  von 
den  Arabern  angenommen  und  gingen  viele  Jahrhunderte  später  von  ihnen 
zu  den  Christen  über. 

Hauptsächlich  waren  es  das  heutige  Persien  und  das  heutige  Spanien, 
wo  dis  islamitisch*  Kultur  ihre  glänzendsten  Blütben  trieb,  und  von  wo  aus 
sie  sich  über  die  übrigen  Araberreiche  und  später  auch  über  die  christliche 
Welt  verbreitete.  Der  Grund  dafür,  daß  es  speziell  diese  beiden  Länder 
waren,  in  denen  die  Entwickelung  der  arabischen  Kultur  ihren  Höhepunkt 
erreichte,  war  — daß  gerade  in  ihnen  der  orthodoxe  Glaube  am  wenigsten 
zur  Herrschaft  gelangte,  ja  zum  Theil,  wenigstens  in  den  Kreisen  der  Aerzto 
nnd  Naturforscher,  dem  Atheismus  weichen  muaste;  daß  ferner  hier  die 
Reibung  der  Geister,  die  Mischung  der  Rassen  am  größten  waren  und  daher 
am  energischsten  die  Entwickelung  der  intellektuellen  Fähigkeiten  förderten. 
Jedesmal,  wenn  die  Orthodoxie  wieder  in  Persien  oder  Spanien  das  Ueber- 
gewieht  erlangte,  wenn  rohe  fanatische  Araber  oder  Berberheere  daselbst 
einb rachen,  uni  de»  Wort  de#  Islam  wieder  tn  allmächtiger  Geltung  zu 
bringen,  dann  trat  auch  ein  entsprechender  zeitweiliger  Rückschlag  in  der 
Kultur  ein,  Bibliotheken  wurden  vernichtet,  Paläste  zerstört,  Gartenländer 
verwüstet,  doch  auch  diese  .Puritaner*’  wurden  immer  wieder  in  Persien  und 
Spanien  schnell  von  der  Kultur  in  ihre  Netze  gezogen  uud  schließlich  ge- 
zwungen, sie  zu  liehen  und  so  fördern,  in  Spanien  und  Persien  erwies 
■ich  gerade  endlich  die  Reibung  der  semitischen  mit  der  indogermanischen 
Ras»«  als  sehr  vortbcilhaft  für  die  Kultur. 

Die  erst«  Begegnung  zwischen  Arabern  und  Berbern  in  Nordafrika,  die 
Unterjochung  letzterer  durch  erstere  haben  wir  oben  hereiß  flüchtig  akiizirt, 
wir  müssen  sie  nun  in  ihrem  Zusammenwirken  noch  einen  Augenblick  be- 
trachten. 

Die  Araber  waren  wie  überall  auch  in  den  Berberreichen,  die  sie  sich 
unterwarfen,  in  verschwindender  Minorität  und  bildeten  bald  daselbst  die 
Aristokratie,  die  nur  die  Staatsämter  und  die  Kriegführung  in  ihren  Händen 
hatte.  Wie  unter  allen  übrigen  Eroberern  Nordafrikaa,  mußten  nun  die 
Berbern  auch  im  Dienste  der  Araber  den  Boden  behauen  und  für  ihre  Kriege 
die  Truppen  Liefern.  Sie  waren  ea,  welche  zuerst  nach  Spanien  hiuüber- 
gingen,  durch  die  Schlacht  am  SaJado  oder  bei  Xercz  de  la  Frontera  Spanien 
dem  Islam  unterwarfen-  Erat  dann  kamen  größere  Araberheere  ans  dem 
Orient,  um  das  Werk  der  Berbern  zu  vollenden  trad  das  neue  Reich  in  Be- 
sitz zu  nehmen.  Di«  zahllosen  Juden  Spanien*  batten  bei  der  Eroberung 
und  bei  der  Festsetzung  der  Araber  daselbst  die  b«sten  Dienst«  geleistet 
und  sie  waren  ee  nun  ancb  gerade  so  wie  im  orientalischen  Ohalifat,  die 
sich  mit  Riftr  an  der  Pflege  der  Wissenschaften  und  aller  Zweige  der 
materiellen  Kultur,  am  Ackerbau  wie  an  Gewerbe  und  Handel  auf  das  leb- 
hafteste betheiligten,  den  Grund  zu  der  spätem  blühenden  Kultnr  Spaniens 
legen  halfen.  Di«  Freigebigkeit  uod  Prarhtliebe,  sowie  der  Freigeist  mehrerer 
der  hervorragendsten  Chalifen  Cördovaa  lockte  ans  allen  Theilen  der  moham- 
medanischen Welt  Gelehrte,  Dichter,  Handwerker  nach  Spanien,  das  sich  so 
bevölkerte,  daß  es,  allein  im  Cbaiifat  Cordova,  um  die  Biütheceit  desselben 
zwischen  900  nnd  1000  n.  Chr.  ib  Millionen  Einwohner  gezählt  haben  soll. 
Daß  dies«  Einwanderer  nicht  ausschließlich  Araber  waren,  daß  letztere  viel- 
mehr unter  ihnen  nur  einen  ganz  kleinen  Prozentsatz  bildeten,  verstellt  sich 
von  selbst  und  die  Biographieeu  der  größten  Gelehrten  und  Dichter  des 
arabischen  Spanien«  besagen,  dafs  diese  theiß  aus  Indien,  Peralen,  Syrien, 
Aegypten,  und  aus  den  Berberraicben,  «um  kleinen  Theil  nur  aus  Arabien 
stammten,  großen  theil»  aber  Mauren  waren. 

Mauren  aber  waren  jene  Millionen  von  Individuen,  welche  aus  der  Ver- 
bindung von  Phöniziern,  Karthagern,  Juden,  Römern,  Byzantinern,  Vandalen 
und  Berbern  in  Nordafrika,  die  dann  nach  der  Verbreitung  de«  lahun  aus 
der  Verbindung  dieser  Milchprodukte  mit  den  Arabern,  mit  dm  romanischen 
Eingeborenen  Spanien»,  mit  den  Westgothen  und  Sueven  dieses  Landes  ent- 
standen waren  und  die  das  Gros  der  Bevölkerung  des  Cbaiifat«  Cordova 
bildeten.  Die  reinen  Berbern  wie  die  reinen  Araber  waren  als  fanatische 
Gläubige  überwiegend  kulturfeindlich,  die  eigentlichen  Kulturförderer 
waren  dagegen  also  im  Wesentlichen  die  Mauren,  denn  es  wäre  ungerecht 
und  unrichtig,  behaupten  zu  wollen,  daß  die  echten  Araber  und  Berbern 
überhaupt  nicht  an  der  Entwickelung  der  Kultur  theügenommen  hätten. 
Neben  dem  Koran  bildete  überdies  die  arabisch«  Sprache  das  gemeinsame 
Bindeglied  zwischen  allen  mohammedanischen  Völkern  von  Hinterindivu  bl« 
zum  heutigen  Portugal,  ln  Spanien  war  das  Arabische  so  heimisch  geworden, 
daß  es  auch  io  den  von  den  Christen  nach  und  nach  eroberten  Gebieten 
noch  lange  die  Volkssprache  blieb ; die  Bischöfe  haben  sich  daher  gezwungen, 
die  Bibel  und  die  Kultusbüchcr  io  du  Arabische  übersetzen  zu  lassen,  da- 
mit sie  ihren  Unterthanen  verständlich  wurden. 


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EXPORT,  Organ  des  Centralvereins  für  Handelsgeographie  etc. 


Gegenüber  den  glänzenden  Bildern,  die  eich  uns  im  frühen  Mittelalter 
in  Spanien  und  in  den  Reichen  Nordafrikas  biete«,  ist  allerdings  das  der 
Zustände  der  hantigen  Kerberstaaten  ein  höchst  trostloses  und  mit  Recht 
darf  man  fragen,  wie  es  möglich  gewesen  ist,  dal*  nicht  allein  die  großartig« 
Kultur,  die  auch  dort  einst  bestand,  nicht  nur  geschwunden,  sondern  daß 
»ugar  die  Krinnemug  daran  fast  ganz  verloren  gegangen  ist.  Pi«  haupl- 
sich liebsten  Ursachen  hierfür  sind  folgende. 

Die  Bildungszentren  Nonlafrikas,  Kaiman,  Tlemcen,  Fex.  Morrakesch 
'Marokko i entstanden  unter  dem  Kinflul’a  der  spanischen  und  sicilisehen 
Kultur;  die  dortigen  Gelehrteiischulrn  wurden  gegründet,  erhalten  iu»d  ent- 
wickelt unter  Mitlinlf«  von  Gelehrten  des  arabischen  Spanien,  von  den  hoch- 
gebildeten vornehmen  Mauren,  welche  sich  aus  den  von  den  Christen  zurück- 
eroberten  Provinzen  nach  Afrika  flüchteten  oder  zur  Auswanderung  dorthin 
gezwungen  wurden.  Als  dann  nach  dem  Falle  von  Graiuuia  14ä‘J  und 
wiederholt  io  den  nächsten  lIO.Iahren  die  Maaren,  die  Moresken,  du-  Juden 
und  die  Msranos  zu  Hunderttausenden  und  Millionen  au*  Spanien  vertrieben 
wurden , geschah  dies  unter  gleichzeitiger  Einziehung  ihrer  Güter;  sie 
wanderten  als  Bettler  aus  und  wurden  als  solche  tod  ihren  Glaubensgenossen, 
in  Nordafrika  behandelt.  Wie  das  Wild  gehetzt,  ermüdet,  verarmt  waren 
sie  unfähig,  in  der  neuen  Heimatb,  die  man  ibneu  gewährte,  mehr  zu  tliun, 
als  was  zur  Erwerbung  der  nothdurftigsten  Kxistentmiltel  erforderlich  war. 
Unter  dem  regen  angestrengten  Leben,  das  sie  800  Jahre  geführt,  haltet!  sich 
di«  islamitischen  Völker  aber  überhaupt  verbraucht  und  aasgelebt  and  diese 
Retüerseha&ren  Spaniens  waren  keine  regetierirenden  Elemente,  sie  zehrten 
vielmehr  am  Mark  der  Bewohner  der  übervölkerten  Üerberstaaten  und  die 
übriggebliebene  Kraft  reicht«  kaum  mehr  zum  Erwerb  des  nöthigsten  Unter- 
halts hin.  Unter  solchen  Umständen  fehlten  die  Vorbedingungen  für  eine 
erfolgreiche  Pflege,  und  Förderung  der  Kultur;  die  erschlaffende  Wirkung 
der  nordafrik&niscben  Natur  that  das  ihrige  dazu  — und  die  Folge  war  der 
kulturelle  Stillstand,  Rückgang  und  Verfall.  Kämpf»  der  zahllosen  Fürsten- 
geseblecbter  und  Stimme  um  die  Herrschaft  erschöpften  die  Kräfte  der 
höheren  Stände;  schwere  Steuerlasten  bedrückten  die  niederen  und  ver- 
nichteten ihre  geistig«  Schaffenskraft.  Mit  diesem  Rückfall  iu  Unkultur  hielt 
das  Ueberwucbern  des  starren  Glaubens  und  des  Aberglaubens  Schritt  — und 
diese  waren  der  Tod  jeder  höheren  Geistesarbeit-  Der  staatliche  und  wirth- 
schaftliche  Verfall  der  nordafrikanischen  Länder  beschleunigte  diesen  Prozefs 
de*  allgemeinen  Verfalls  der  Kultur  und  bedingte  die  Verhältnis*?,  die  wir 
beute  in  Marokko  i.  B.  vorfinden 

Die  Bevölkerungselomento  des  mittleren  und  westlichen  Nordafrika  sind 
beute  noch  dieselben  wie  vor  Jahrhunderten,  aber  sie  sind  geistig  und 
physisch  verkümmert  und  es  bedürfte  einer  durchgreifenden  Regeneriruuf, 
eines  ungewöhnlichen  Impulse«,  um  sie  aus  ihrer  Verkommenheit  und  Lethargie 
zu  neuem  Leben  zu  erwecken. 

Die  Berbern  bilden  auch  heut«  noch  den  Grundstock  der  Bevölkerung 
Nordafrika»,  wenngleich  sie  in  zahlreiche  Volksstämrao  zersplittert  sind,  die 
sieb  zutn  Theil  feindlich  gegeuübersteben.  Wir  können  da  die  Amazigh, 
die  Scheliöchen , die  laoschagb  oder  Tuareg*  und  die  Beni  M'zab  oder 
Mozabiten  deutlich  von  einander  unterscheiden  und  seihst  Ihre  Sprachen 
sind  wesentlich  verschieden.  Alle  diese  Berbcrvülkcr  stehen  aber  feindlich 
den  Araberstimmen  gegenüber,  die  sich  verstreut  in  ganz  Nordafrika  vor- 
finden,  den  Berbern  gegenüber  jedoch  nur  eine  kleine  Minorität  bilden. 

Diese  beiden  ethnischen  Elemente  sind  von  Haf»  gegen  einander  beseelt 
und  daher  bestrebt  gewesen,  sich  mit  einander  nicht  zu  vermischen.  Das 
Ist  in  jabrtausendlangem  Zusammenleben  mdewwn  nicht  möglich  gewesen 
und  ihre  Verbindung  bat  die  ungeheure  Masse  der  als  Mauren  bezeichneten 
Mischlinge  noch  vermehrt,  die  an  Zahl  jedes  der  andern  Yolkaelemente  ober- 
treffen.  Die  Mauren  sind  es  aber  auch,  die  heut«  ab  die  hauptsächlichsten 
Träger  der  unbedeutenden  Kultur  der  Eingeborenen  Nonlafrikas  gelten 
dürfen;  sie  sind  besonders  als  Handwerker  und  Kauflcute  in  den  Städten 
tbitig,  während  die  Araber  sich  vornehmlich  der  Viehzucht,  die  Berbern  dem 
Ackerbau  widmen. 

Verkommen  sind  sie  alle;  angesichts  der  grosses  Leistungen,  die  sie 
in  früheren  fieacbicbUperioden  aufxuweiaen  haben  und  die  von  ihren  grossen 
Fähigkeiten  Zeugniss  ablegen,  ist  es  jedoch  nicht  eu-geschlossen,  dass  fllt 
nach  einer  Rübe  von  nunmehr  6 Jahrhunderten  auch  wieder  im  Stande  sein 
könnten,  sich  unter  gewissen  günstigen  Umständen  zu  neuer  fruchtbarer 
Thätigkeit  aufzuschwingen.  Jedenfalls  haben  mit  ihnen  und  namentlich  mit 
den  reinen  Bcrberstämmen  alle  diejenigen  zu  rechnen,  welch«  Nord- Afrika 
der  heutigen  europäischen  Kultur  eröffnen  wolle«.  Die  Araber  Nord-Afrikas 
sind  grosse ntbeiL»  entartet  und  den  Beduinen  dor  arabischen  Halbinsel  kaum 
mehr  vergleicblich. 

Eine  Kegenerirung  und  Auffrischung  beider  ethnischen  Elemente  ist 
indessen  auch  nur  bei  einer  zeitgemäßen  Reform  des  Islam  denkbar.  Wenn 
dagegen  Manche  glauben,  den  Islam  bei  ihnen  durch  das  Ubristenlhuin,  wie 
es  heute  ist.  ersetzen  und  durch  dasselbe  zum  Kulturvolk«  machen  zu  könueu, 
so  rechnen  sie  nickt  mit  dor  Natur  jener  Länder  und  nicht  mit  dem  Wesen 
jener  Völker.  Das  heutig«  Cbristenthura  kann  vielleicht  einige  Tausend«; 
von  Prozenten  unter  den  Berbern  und  Arabern  finden,  wird  aber  niemals 
die  Herrschaft  über  sie  erringen. 

F.  S.  Aus  Lübeck  schreibt  mau  uus:  Der  Ausachofs  für  Kolo- 
nialwesen der  „Lübecker  Geographischen  Gesellschaft“  beschloß 
iu  seiner  letzten  Sitzung  die  Auflösung  seines  bisherigen  Verhältnisse« 
zum  „Deutschen  Kolonizlvexein“  und  die  Reorganisation  seines 
Verbandes  und  seines  Programms  zu  einem  Ausachufs  für  Han* 
delsgeographie  und  Kolonialangelegenlieiten.  Die  bisherige  im 
grofsen  und  ganzen  unfruchtbare  Thfttigkeit,  welche  das  spezielle 
Programm  für  Kolonialweaen  dem  Ausschuß  vorgezeichnet  hatte 
und  welch*  nach  dem  glücklich  überwundenem  Stadium  der  Auf- 


klärung und  theoretischen  Vorbereitung  der  deutschen  Kolonialfrugt 
in  Hinsicht  auf  die  gegenwärtige  praktische  Behandlung  derselbe» 
auch  wohl  naturgemfifs  eine  solche  für  Lübecker  Verhältnisse  hätte 
sein  müssen,  ist  die  Veranlassung,  daß  man  für  die  Arbeiten  des 
Ausschusses  eine  wesentliche  Umformung  in  jener  Richtung  nun 
mehr  in's  Auge  gefaßt  bat.  Man  darf  meinen,  daß  unbeschadet 
alles  fortdauernden  Interesses  für  »pcriclle  Fragen  des  Kolonial 
wesens  die  Wirtbscbaftsgeograpbie  mit  Rücksicht  auf  UQser  sich 
jetzt  einer  so  regen  Erweiterung  und  Durchbildung  erfreuenden 
Handelsmuseum  auch  als  ein  nahe  genug  liegendes  Gebiet  erscheinen 
kann.  Man  wird  sieb  Aber  Einzelheiten  des  neuen  Programms  de» 
Ausschusses  erst  in  der  nächsten  Sitzung  einigen,  als  Grundzug; 
wurden  jedoch  schon  in  diesser  Sitzung  anerkannt:  einerseits  MBe 
möglichste  Vereinigung  aller  Thfttigkeit  mit  den  Zwecken  und  Auf- 
gaben des  Lübecker  Haadeßmuseums  und  andererseits  die  Forderung, 
daß  in  besonderen  nicht  für  deu  Ausschuß  allein  geftebaffeneu. 
sondern  für  ein  größeres  Publikum  beaimmtea  Fragen  der  raüg- 
liebste  Anschluß  uu  andere  hier  bestehende  Vereinigungen  gesucht 
werden  solle,  wobei  dann  stets  auf  praktische  Momente  in  den  Ar- 
beiten Werth  gelegt  und  so  auch  manchen  Erwerbsiateresseo  unserer 
kaufmännischen,  großgewerblichen  und  gewerblichen  Kreise  Vor- 
theile geschaffen  werden  können.  Wirthacbaftsgeograpbie  ist  ein 
weites  Gebiet,  und  es  ist  wohl  zu  erwarten,  daß  aus  dem  neucti 
Ausschuß  manche  Anregung  für  Fragen  unseres  Erwerbslebens  wir«, 
hervorgeben  können,  die  erst  einer  theoretischen  Behandlung  be- 
dürfen, um  der  praktischen  Verwertbung  zugänglich  gemacht  werdet; 
zu  können.  ungefähr  in  diesem  Sinne  wurde  von  dem  Vor- 
sitzenden Herrn  Professor  Sartorie  die  Tendenz  des  neuen  Pro- 
gramms des  Ausschusses  angedeutet  und  in  diesem  Sinne  spracL 
man  auch  allseitig  seine  Zustimmung  zu  demselben  aus.  Wie  weit 
dieser  Ausschuß  der  „Lübecker  Geographischen  Gesellschaft  für 
llaD delsgeographie*  es  für  zweckentsprechend  hallen  wird,  eiuennifac- 
ren  Anschluß  au  den  „Centratvcrein  für  Handelsgeographie  etc.“ 
zu  suchen,  muß  den  weiteren  Beratfaungen  überlaaseti  bleibea. 

Afrika. 

Die  Goldfunde  in  SQd-West-Afrika.  Die  „Post1*  theilt  aus  dm 
in  Kapstadt  erscheinenden  „Cape  Argus“  einen  Bericht  über  die 
Goldfunde  iu  Dcotsch-Südwest-Afrika  mit,  welcher,  wie  sie  beiuerki. 
von  H.  W.  Carrington,  einem  bedeutenden  Hftndler  in  WaWwh- 
bai,  erstattet  ist  und  folgendermaßen  lautet: 

•Die  Stevens-Ooldsucher-Gesellschaft  hat  innerhalb  eine*  Monats  wil 
ihrer  Ankunft  In  Walilscbbai  und  unter  deu  schwierigsten  Umständen  ein 
ausgedehntes  Quarzriff  entdeckt,  welches,  uach  den  in  ihrem  Besitz  befind- 
lichen Probeo  zu  urtheilen,  von  außerordentlichem  Reiclitbum  ist  Pa»  R/ 
liegt  au  dem  Swakopfluase,  gegen  70  Meilen  von  WaUUchbai,  an  der  Haupt 
Straße  nach  Oiyitnbiogue,  und  bat  IIol*.  und  Wasser  zur  Stelle.  Der  deuUch- 
Reicbskotnraissar  brachte  zwei  Tage  an  dem  Fundorte  zu  und  fuhr  in  der 
Folge  nach  Kapstadt,  um  seiner  Regierung  zu  berichten.  Natürlich  besich- 
tigte Jeder  in  der  Nachbarschaft,  auch  Herr  I*.  Koch,  der  Agent  der  deur 
«eben  Kolonialgesellschaft  in  Südweat- Afrika,  den  Fundort,  und  Alle  wäre«: 
voll  Knthusiasirm-»  über  die  große  Zukunft,  welche  zu  erwarten  steht.  Unter 
den  Besuchen!  befand  sieb  auch  ein  Herr  Körner  und  ein  Bastard  mit 
Namen  Cloete.  Mit  großer  Freundlichkeit  unterrichteten  Stevens  «ad 
seine  Leute  dieselben  über  die  Anzeichen  ton  dem  Vorhandensein  von  Gold 
und  die  Prüfungsmetboden  der  Funde,  und  zwar  mit  solchem  Erfolge,  daß 
als  Stevens  kaum  in  Walfischbat  auf  seiner  Reise  nach  Kapstadt  ln  Beglei* 
tung  von  Herrn  Argall  »«gekommen  war,  ein  expresser  Bot«  von  Hem 
Körner  mit  Proben  von  zwei  verschiedenen  goldhaltigen  Kiffen  anlaa/rc 
Die  daduich  hervorgornfeno  Erregung  hatte  9ich  kaum  g«)«gt,  als  Cloete. 
welcher  die  durch  Herrn  Stevens  aiigcstollt«  Untersuchung  fortgeführl  batte, 
ln  vollster  Eil«  erschien  und  ihm  einige  sehr  reiche  Proben  von  goldhaltig*«!: 
Quarz  übergab,  dl«  von  einem  enormen  Riff  stammten,  welches  sich  iw. 
Meilen  an  der  Oberfläche  hinzog  und  nicht  weiter  als  40  Meilen  von  WJ 
fischbai  entfernt  lag.  Dieser  große  Erfolg  des  bemerkenswert ben  Unter 
nehmens  des  Herrn  Stevens  und  seiner  Begleiter,  welche  unter  grofm 
Kosten  direkt  von  Australien  hierher  kamen,  mit  der  Absicht,  dieses  metall 
reiche  Land  vollständig  zu  erforschen,  hat  Alle  sehr  erfreut,  und  es  ist  ra 
hoffen,  daß  noch  manche  reiche  Entdeckungen  fn  Aussicht  stehen.  Per 
Grund  und  Boden,  auf  dem  diese  Riffs  gefunden  worden  siod,  Ist  das  &g*-r 
thum  der  deutschen  Gesellschaft,  von  der  die  Gesellschaft  Stevens  da* 
alleinige  Recht,  nach  Gold  zu  suchen,  erworben  hat.  In  Folge  dessen  haben 
dl*  anderen  Entdecker  deren  Rechte  anerkannt  und  die  Ootdfund«  ihnen 
übergeben,  in  der  sicheren  Voraussicht,  daß  ihnen  ihr  Recht  tnkomme- 
werde.“ 

Die  obigen  Mittheilungen  der  „Poat“  werden  durch  ein  ua* 
von  befreundeter  Seite  zur  Vorfügung  gestelltes  Schreiben  bestätigt 

I’aarl,  den  1.  November  1887.  „Nur  wenige  Zeilen  erlaub#  ich  mir 
mit  der  morgen  abgehenden  „Mail“  zu  senden.  Es  ist  möglich,  dar«  dirnclt* 
Ihnen  von  anderer  Seite  auch  di«  neuest«  Nachricht  vom  Herero-  resp.  Dam*/ . 
laude  bringt,  welche  für  Alle,  die  Interesi«  an  jenen  Gegenden  nehmen,  von 
großer  Wichtigkeit  ist.  Im  Swakopflusse,  circa  8 Stunden  unterhalb  Otyiiu 
hingue  ist  reichlich  Gold  gefunden.  Vorgestern  kam  di«  Po»t  an* 
Walfischbai  und  mit  der  empfing  ich  die  Kund«.  Mein  durchaus  znr«rlAt»i^c 


70!» 

EXPORT,  Organ  des  Central  Vereins  für  H&ndelftgeographie  etr. 


Nr.  4M. 


1 887. 


< iewährsmann  hat  «in«  Information  vom  Rcichskommissar  Dr.  Göring  selbst.  1 
Kr  schroWT:  „Nun  ist  dxrrff»  rlir  austraHsebeti G nlddigg  e r*  unterhalb  Allna-  * 
wo«mI  sehr  reichhaltiges  Goldgestein  entdeckt.  Dr.  Göring  meint,  es  I 
«ei  etwas  ganz  Aufccrordontliclic»  uud  cs  lägen  da  Millionen.  Er  knüpf!  1 
hieran  gTof*c  Hoffnungen. 

Letzthin  schrieb  ich  Ihnen,  wenn  ich  nirbt  irre,  dkft  vor  hinein  n>n 
Australien  Diggers  kamen  in  der  Absicht  im  HererolawV*  nach  Gehl  in  aucheo. 
Jemand,  der  das  Land  kannte  und  in  Australien  war,  soll  sie  dahin  gewiesen  , 
haben.  Sie  hoben  das  Gesuchte  gefunden.  Wer  hat  nun  da»  i.aivdewrecht  | 
über  jene  goldhaltige  Stelle?  Ohne  Zweifel  Maharero,  (??  Ule  Red.),  I 
über  das  wird  ihm  Ton  vielen  Seiten  streitig  gemacht  werden,  und  da  er  jetzt 
durch  die  Hottentotten  so  in  die  Kn  ge  getrieben  ist,  so  wird  er  »ein  Kocht  ; 
nicht  behaupten  können.  Die  Entdeckung  ist  von  ungeheurer  Tragweite,  ob  | 
aber  tum  Heile  dw  Hererovolkes,  das  Lat  mehr  ala  fraglich.  Mao  scheint  i 
die  Sache  geheim  zu  halten:  denn  die  Zeitungen  vom  Kap  brachten  beut« 
noch  nichts  davon.  Mein  Korrespondent  schreibt  mir  ferner  von  den  überaus 
traurigen  Zuständen  im  Lande.  OCyimbingne  sie  wiederholt  auage plündert 
und  die  Leute  seien  in  grofeee  Elend  geatirxt.  Er  bittet  inicb  dringend, 
ihn  zu  unter» tauen,  damit  er  der  Noth  au  steuern  vermag  usw.  u*w.“ 

Nachschrift  der  Redaktion.  Da  die  Goidfunde  auf  dcut-  , 
schein  Kolonialgebiete  liegen,  ao  werden  die  Landes*  und  Hoheit«-  • 
rechte  vom  deutschen  Reichskommissar  ausgeübff  and  weder  von  I 
Alitbarcro  noch  von  einem  HottentoU«nh&upUin§f.  Hierüber  kann  . 
ein  Zweifel  doch  nicht  exintireo. 

" M j 

Briefkasten. 

— Diejenigen  Leser  des  „Exports*,  welche  uns  Nr.  D und  17  I 
de»  Jnhicnage«  1881  uud  Nr.  ‘2,  3,  4.  5,  22  und  20  des  Jahrganges  ’ 
IK80  gedarbten  Blattes  sur  Verfügung  zu  stellen  in  der  Lago  sind,  i 
wollen  dic>»c  Nummern  gefl.  ao  die  Redaktion  den  Blattes  ein* 
«enden.  Dieselbe  erklärt  sieb  bereit,  für  jede  der  genannten  Num- 
mern 10  .4  *n  zhhlen.  Redaktion  des  „Export*. 


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656.  Rin  besten»  empfohlener  Agent  in  Melbourne  wünscht  für  Spiel* 
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658.  Eine  sehr  leistungsfähige  deutsch«  Zigarren labrik  uud  KublaWk- 
heiidiung  sucht  für  ihre  Fabrikate  tüchtige,  vertraueuswerthe  Verkäufer  in 
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Nr.  «8. 


1887 


710 


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711 

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Nr.  48. 


712 

EXPORT,  Organ  des  (Jcntrahcrein»  für  Handelßgeographie  etc. 


1887. 


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MtifagW 

nach  Uebereinkunft 

all  dar  Kxiaditloa 


Centralvereins  für  Handelsgeographie  und  Förderung  deutscher  Interessen  im  Auslande 


Redaktion  and  Expedition:  Berlin  S.W.,  KochstraJse  27. 

rOatcb  if  tu  tlti  WocftMU«»  «kill  llhrj 

MV*  Der  »EXPORT*  ist  im  deutschen  Postxeitungxkatal’Og  für  1887  unter  Nr.  1876,  Seite  59  emgetra^on. 


IX.  Jahrgang.  SkifUt,  3m  6.  ÖVwmk  iss  Nr.  49. 


I>We  Wocftetuchrlft  Trifolgt  des  Zweck,  forüaufeod  Beriebtr  Uber  die  Lage  unserer  Landsleute  in  Aiu Lande  ur  Ktaatalla  Ihrer  Lexr  sa  bringen,  die  Interetaen  des  devtarftea  Kxportj 
thalkriflJK  m vertreten,  sowie  den  deatscheo  Handel  and  der  deatndiea  Industrie  wirblige  Mlttbeilnagen  über  «Ile  H&udebrerhältuiase  d«  Auslandes  in  kßrrrsUi  Erbt  m ’ibwaltUJn. 

Hrlete,  Zeltnagen  and  Werthsendungen  fbr  den  „fcrport"  sind  an  dl«  RadakÜon,  Berlin  SW..  Kochetrafre  77.  ta  rieht«*. 

Brief«.  Zeltangen.  Beitrlttserklkrnngen,  Werthsendaagen  fir  den  nGn(nlrmli  ftr  Baadelegwognokle  etc.“  sind  nach  Berlin  8W.  KedaUatM  /T.  »u  rieht«*. 


Inhalt:  Generalversammlung  de»  „Central  verein»  für  Ilandelageiigraptiie  etc."  — Unsere  Verluste  durch  Wanderung.  — 
Asien:  Der  englische  Handel  mit  Palästina.  — Mesopotamien  und  seine  heutigen  Handels  Verhältnisse.  — Zusammenstellung  der  hauptsächlichsten  dortigen 
Handelsartikel  deutschen  resp.  europäischen  Ursprungs.  — Afrika:  Eisenbahn  PrctoriscDclagoa-Bay.  — Die  Gohlfunde  in  Süd  west- Afrika.  — Nachrichten 
von  San  Thome  (Originalbericbt  au«  Lissabon  Ende  November  1887).  — Litterarische  Umschau.  — Briefkasten.  — Deutsche  Exportbank 
(Abtheiluag:  Export-Bureau).  — Anzeigen. 


Di«  Wiedergab«  von  Artikel«  aus  dem  ,, Expert"  ist  gestattet,  wenn  die  ftemerkung  hinnigefiigt  wird:  Abdruck  (benr.  Übersetzung)  aus  dem  „EXPORT". 


GENERALVERSAMMLUNG 

de» 

Centralverein»  fUr  Handelsgeographie  etc. 
Sonnabend,  den  10.  Dezember  1887, 

Akute  7 V,  Ur, 

im  „H6tel  Hagdebnrg“,  Mohrenstrafso  11/12. 

Tagesordnung: 

I.  Finanzbericht  über  das  Jahr  1886. 

9.  Mitlboiluogen  nbor  den  Pinanutand  des  laufenden  Jahre». 

3.  VorsUndswabl. 

Nach  Schluß  der  Generalversammlung 
Vortrag  de»  Hem»  Dr.  Pechnel-LoMche, 
pünktlich  um  8 Uhr 
über 

„lHe  Natur  und  die  wirthw  ha  etliche  Bedeutung  des  tropischen 
Afrikas“. 

CestralTerein  f&r  Handelsgeographie  etc. 

Der  Vorsitzende: 

Dr.  R.  Jan  nasch. 

Unsere  Verluste  durch  Wanderung. 

A.  J.  Io  dem  von  Prof.  Schm  oll  er  herausgegebenen  „ Jahrbuch 
für  Gesetzgebung,  Verwaltung,  „Voikswirthscbaft“,  Jahrgang  11  Heft 
III  und  IV  ist  unter  dem  obigen  Titel  ein  Vortrag  veröffentlicht  worden, 
welchen  der  Direktor  des  Kaiserlichen  Statistischen  Amtes,  Geheim- 
rath Dr.  K.  Becker,  kürzlich  gehalten  hat.  Sowohl  unser  Interesse 
an  der  Frage  und  unsere  Stellungnahme  zu  derselben,  sowie  die 
vielfach  interessanten  Mittheilungen  des  Verfassers  geben  uns  hin- 
reichende Veranlassung,  dieselben  einer  nAheren  Betrachtung  zu 
unterwerfen.  Wir  verkennen  hierbei  nicht,  dafs  wir  manches  un- 
seren Lesern  Bekanntes  wiederholen  werden,  andererseits  werden 
sich  aber  auch  mannigfache  neue  Gesichtspunkte  ergeben,  welche 
für  die  gesetzgeberische  Behandlung  der  Frage  wie  für  ihre  volks- 
wirtschaftliche Bedeutung  von  Wichtigkeit  sind. 

Die  ungemein  starke  Auswanderung,  welche  Deutschland  auf- 
weist und  welche  von  1830  bis  1883  sieh  auf  mehr  als  4000000 


Seelen  beziffert,  hat  bereits  mehrfach  Veranlassung  gegeben,  die 
wirtschaftlichen  Verluste,  welche  in  ihrem  Gefolge  auftreten,  zu 
beretüi-o.  Es  kann  sich  hierbei  begreiflicher  Weise  nur  um  Durch- 
schnitte und  Schätzungen  handeln,  welche  im  Einzelnen  nicht  zu- 
treffen und  welche  auch  in  ihren  Hauptziffern  norein  ungefähres 
Bild  von  Verlosten  entwerfen  sollen,  welche  durch  die  Auswande- 
rung geschaffen  werden.  Dies  erscheint  auch  gegenwärtig  keines- 
wegs überflüssig,  da  es  nicht  an  Stimmen  (u.  A.  Ramel  in  und 
Herzog)  fehlt,  welche  negiren,  dafs  durch  die  Auswanderung 
einem  Lande  überhaupt  wirtschaftliche  Verluste  widerfahren. 
Diese  Ansicht  macht  geltend,  dafs  die  Arbeitskraft  des  Menschen 
an  sich  überhaupt  keinen  Werth  habe,  sondern  einen  solchen  nur 
durch  das  Bedürfnifs  für  ihre  Leistungen  empfange.  Wie  Angebot 
und  Nachfrage  den  Preis  jeder  Waare  bestimmen,  so  auch  den  der 
Arbeit.  Die  Auswanderung  lasse  erkennen,  dafs  die  Arbeit  der 
Auswandernden  nicht  begehrt  sei,  dafs  es  für  dieselben  vorteil- 
hafter sei,  sich  dahin  zu  begeben,  wo  ihre  Leistung  vorlangt  werde 
und  nützliche  Verwendung  finde.  Wolle  man  aber,  abgesehen 
hiervon,  den  durch  diese  auswandernde  Arbeitskraft  reprSsentirteo 
Kapitalwerth  schätzen,  so  sei  zu  berücksichtigen,  dafs  diese  Ver- 
luste nicht  ein  Theil  des  Volks  Vermögens,  sondern  nur  ein  Theil 
des  Volkseinkommens  seien.  Die  Erziebuogskosten  der  Auswan- 
derer seien  aus  dem  Einkommen  ihrer  Erzeuger  und  Ernährer 
bestritten  worden.  Dieselben  butten  eiuen  Theil  ihres  Verdienste« 
für  die  Ernährung  und  Erziehung  der  jüngeren  Generation  verwandt 
und  es  stehe  noch  keinesfalls  fest  und  sei  eine  willkürliche  An- 
nahme, dar»  sie  den  hierauf  verwandten  Theil  ihres  Einkommens 
kapituliert,  also  das  Volksvermögen  vergrößert  haben  würden.  Man 
habe  weniger  genießen  können  betw.  mehr  arbeiten  müssen. 

Der  Verfasser  des  obigen  Aufsatzes  schliefst  sich  nun  dor 
Ansicht  an,  dafs  die  bisher  bei  Berechnung  des  Kapital werthes 
der  Auswanderung  übliche  Methode  — welche  die  Erziebungs- 
kosten  der  Auswanderer  zu  Grunde  legt  — eine  unrichtige  sei, 
daf«  aber  im  Prinzip  eine  Schätzung  des  Kapitalwertbes  durchaus 
zulässig  ist.  «Ein  solcher  Anschlag  ist  nützlich,  denn  man  erhält 
dadurch  in  einem  einfachen  Ausdruck  und  in  gewohnter  Anschauungs- 
weise einen  eben  deshalb  leicht  faßbaren  Begriff  von  der  Grübe 
des  Verlustes,  wie  man  ihn  sonst  nicht  so  bestimmt  zu  verschaffen 
vermag.“ 

Dr.  Becker  will  nun  bei  Schätzung  des  Kapitalwertbes 
lediglich  den  Betrag  zu  Grande  legen,  welcher  sich  ergiebt,  wenn 
man  die  von  der  Auswanderung  konsumirteo  Werthe  von  den 
durch  sie  geschaffenen  Produktionswerthen  in  Abzug  bringt. 


Nr.  4*. 


714 

EXPORT,  Organ  des  Centralvereins  für  Handelsgeograpfiie  etc.  ' ^ /i  ISgj. 


..Dieses  Plu«  an  Produktion  ist  cs,  welches  durch  die  Auswanderung 
dem  Staate  entzogen  wird“,  mit  anderen  Worten  der  Mehrwert!», 
welcher  nach  Abzug  der  Unterhaltungskosten  de«  Menschen  von 
seinem  Einkommen  übrig  bleibt.  Um  diesen  Verlost  in  Geld  zu 
schätzen,  ist  es,  du  Arbeitsleistung  und  Verbrauch  in  erster  Linie 
von  Geschlecht  und  Alter  abhängen,  vor  allem  erforderlich,  Pro- 
duktion und  Konsumtion  eines  jeden  Geschlechtes  und  Alters,  ' 
d.  h.  der  verschiedenen  Gesummt  liehen  von  Personen  gleichen  Alters 
und  Geschlechtes,  besonders  zu  veranschlagen  Die  Anschläge 
und  die  Angaben,  welche  der  Verfasser  über  jene  Alters-  und 
Geschiecbtakategorien  der  Auswanderer  aufstellt,  sind  in  hohem 
Grade  interessant,  so  dafs  wir  weiter  unten  darauf  zurückkommen 
werden. 

Die  Ausführungen  Beckers,  durch  welche  er  seine  Ansicht  . 
stützt, - sind  scharf  und  konsequent,  die  Art  der  Beweisführung 
bat  unsere  volle  Sympathie.  Nichtsdestoweniger  müssen  wir  sie 
als  einseitig  bezeichnen,  weil  sie  lediglich  den  wirtschaftlichen 
Werth  de»  Menschen  — in  diesem  Falle  des  Auswanderers  — io 
den  Bereich  ihrer  Betrschtung  zieht. 

Diese  spezifisch  Ökonomischen  Betrachtungen  kehren  ver- 
schiedentlich wieder.  So  u.  A.  in  folgenden  Worten:  »Der 
national-ökonomische  Werth,  den  die  Auswanderer  für  die  Zurück- 
bleibenden  haben,  bestellt  doch  in  dem  Überschuf»  ihrer  Leistungen 
übeT  ihren  Verbrauch*  u.  a.  0.  »dieser  Verlust  (durch  Aus- 
wanderung) besteht  nun  nicht  in  dem.  was  der  Mensch  bisher  an 
Unterhalt  und  Erziehung  gekostet,  oder  was  er  geleistet  hat, 
sondern  in  dem  Überschufs  seiner  künftigen  Leistungen  über 
seinen  künftigen  Bedarf,  geradeso  wie  man  den  Gebrauchs- 
Oder  Nutzung» werth  eines  Gegenstandes  nicht  nach  ; 
dem  bemifst,  was  seine  Hervorbriugung  oder  Her-  j 
Stellung  gekostet  oder  was  er  bisher  genutzt  bat,  i 
sondern  nach  dem  Nutzen,  den  man  sich  von  ihm  ver- 
spricht.“ 

Diese  Worte  lassen  keinen  Zweifel  darüber,  dafs  der  Mensch,  i 
der  Auswanderer,  nach  seinem  Werthe  als  Produktionsmittel,  ah 
Keproduktiouskapital  geschätzt  werden  soll.  Selbst  unter  rein 
ökonomischem  Gesichtspunkte  wild  man  diesen  Vergleich  such 
nur  in  gewissem  Grade  als  zulässig  betrachten  können.  Aller- 
dings ist  es  richtig,  dafs  u.  A.  eine  Fabrik,  das  Anlage-  und  Betriebs- 
kapital zusammeugenommeu,  beim  Verkauf  sicherlich  nicht  mit  : 
Rücksicht  auf  die  Herstellungskosten  — die  durch  unpraktische 
Einrichtungen  oder  durch  Anlage  in  Zeiten  von  hohen  Löhocu 
uonötbig  vertheuert  sein  können  — geschätzt  wird,  sondern  dafs 
ihr  Kaufpreis  lediglich  durch  die  voraussichtliche  Rentabilität, 
d.  h.  „nach  dem  Nutzen,  den  man  sich  von  ihr  verspricht* 
fallt  wird. 

Derartige  Vergleiche  schliefsen  aber  auch  unter  rein  ökono- 
mischen Gesichtspunkten  betrachtet,  eine  grobe  Gefahr  ein,  da  sie 
thalsäcblich  durchaus  heterogene  Dinge  vergleichen,  welche  nicht 
mit  einander  verglichen  werden  können  und  dürfen.  So  richtig  u.  A. 
in  tausenden  von  Fällen  die  Regel  sein  mag.  dafs  Nachfrage  und 
Angebot  deD  Preis  einer  W’aare  bestimmen,  so  weif»  doch  Jeder- 
mann,  dafs  wenn  Jemand  in  Folge  einer  Summe  ungünstiger  Ein-  I 
flösse  gezwungen  ist,  seine  Waare,  seinen  Besitz  loszuschiagco.  | 
er  nur  zu  häufig  unter  dem  Marktpreise  verkaufen  mufs.  Iu  i 
höherem  und  höchstem  Mafse  gilt  das  bekanntlich  von  der  persöo-  I 
lieben  Arbeitskraft  des  Arbeiters,  welche,  ohne  mit  wirtbschaft-  I 
liehen  Reserven  ausgerüstet  zu  sein,  sich  häufig  mit  Löhnen  zufrie-  j 
den  zu  geben  genöthigt  ist,  die  nicht  der  Ausdruck  des  Gesrtzes  I 
der  freien  Bewegung  von  Angebot  and  Nachfrage  sind. 

Ebenso  unzutreffend  ist  die  Vergleichung  des  wirthscliaft- 
lichen  „Gebrauchs-  uud  Nutzuugswerthe*  eine»  Gegenstandes“  mit 
dem  Gebrauchs-  und  Nutzung*«  ertbc  des  Menschen.  Wir  wollen 
erstens  die  Unzulässigkeit  solcher  Vergleiche  au  sich  durch 
einige  Beispiele  nach  weisen,  und  zweitens  zugleich  des  Weiteren  ( 
darlegen,  dafs  die  Schätzung  des  wirtschaftlichen  Werllies  des  ! 
Menschen  sich  durchaus  oicht  mit  dem  Werthe  deckt,  den  er  als 
Mitglied  der  bürgerlichen  Gesellschaft  für  dieselbe,  für  den  Staat, 
bat!  Gelingt  uns  dieser  Beweis,  so  ist  dargethau,  dafs  «Jie  Becker- 
aefae  Berccbnungsweise  des  Verlustes,  welchen  der  Staat  durch  die 
Auswanderung  erleidet,  hinfällig  ist. 

Wandert  ein  normaler  Durchsclinittsarbeiter  aus,  so  ist  er  | 
seinem  Vaterland«,  abgesehen  etwa  von  der  Anregung,  die  er  der  1 
Produktion  desselben  durch  den  Konsum  einiger  beimnthlichen  Er- 
zeugnisse gewährt,  verloren.  Seine  ganze  Individualität  geht  mehr  I 
oder  weniger  in  seinem  neuen  Heirnathlande  auf,  es  »ei  denn, 
dafs  er  nach  den  Kolonien  der  alten  Heimath  wandert,  von  wo 
aus  er  ununterbrochene  Wechselbeziehungen  mit  dem  Stammlaodc 
zu  unterhalten  in  der  Lage  ist.  Es  ist  an  dieser  Stelle  uonötbig 
hervorztihrben,  dafs  selbst  die  nach  Nord-Amerika  auswanderndon 


Deutschen  dem  alten  Vaterlande  mannigfach  nützen  und  tu  netze; 
soeben,  dafs  in  ungleich  höherem  Mafse  noch  di#  narb  8Mani?rt; 
ausgewanderten  Deutschen  der  deutschen  Rxportindostrie  Kob* 
schaden.  Im  «rsteren  Falle  wissen  wir  aber  auch,  dafs  die  Am- 
Wanderer  durch  ihre  kookurrirende  Produktion  und  technisch 
Erfahrung  den  deutschen  Exporthandel  nach  den  Vereinigten  Suit* 
auf  die  Dauer  beschränken.  Wenn  behauptet  wird,  dafs 
nach  der  Union  answanderadeo  deutschen  Landsleute  die  dnUo< 
Ausfuhr  fördern,  so  ist  daran  zu  erinnern,  dafs  die  fraozowd* 
Ausfuhr  nach  Amerika  ebanso  stark  wie  die  deutsche  ist, 
auch  nur  annähernd  eine  gleiche  Zahl  französischer  Pioniere  fr 
die  Interessen  des  heimischen  Exporthandels  zur  Verfügus*  r 
haben.  Mögen  nun  die  Deutschen  in  Nord-Amerika  unserem  Au 
fuhrbaudel  nützen,  die  in  Süd-Amerika  sich  aosiedelnden  Deutsch« 
noch  mehr  Nützen  ■ schaffen,  w>  hält  dieser  Nutzen  doch  auch  rd 
annähernd  den  Vergleich  mit  den  Vortheilen  aus.  welchen  Eszhii 
durch  seine  Auswanderung  u.  A.  nach  Australien  erzielt  Bin 
bleibt  dom  Mutterland«  nicht  nur  der  Konsument,  sondern  de 
ganze  Mensch,  wie  er  ah  Engländer  denkt  und  fühlt,  erbaltn 
Und  welchen  enormen  Einflufs  daa  auf  dio  wechselseitigen  Ha 
delsziffern  hat,  das  haben  wir  oft  genug  Gelegenheit  gehabt  - 
diesem  Blatte  narhzoweisen ! Ucbcr  diesen  Einflufs  kann  es  eitet 
Zwiespalt  der  Meinungen  nicht  geben. 

Nicht  blof»  die  wirthschaftliche  Pmduktionskraft  »oder  du 
Nutzen,  welchen  man  sieh  von  ihr  weraprlclft*,  «mdtr 
der  Mensch  als  solcher  mit  seiner  ganzen  Bildung,  seiner  M- 
mal blichen,  kulturellen  Tradition,  seiucr  Liebe  zum  VilerfuA. 
geht  uns  Deutschen,  so  lang«  wir  nicht  selbst  im  B**rttt  «t* 
Auawauderungskolonien  (Ackerbaukolonien)  sind,  verlor«!  CH 
dieser  Umstand  schliefst  es  schlechterdings  aus,  die  dank  Ab- 
wanderung drohenden  Verluste  nach  denselben  wirtbscbaflMn 
Grundsätzen  und  Gesichtspunkten  schätzen  zu  wollen,  sie  tan 
den  Verlust  irgend  eines  anderen  sachlichen  Werthos  bmefatider- 
weisc  schätzen  würde.  Wird  ein  produktiv  veranlagtes  Kapiljl 
eine  Fabrik,  ein  Landgut  durch  elementare  Unfälle  zerstört  ois 
durch  ungünstige  Konjunkturen  eotwertbet,  so  kann  dtueh  Zs 
strömen  von  Kapital.  Ausnutzung  de«  Kredit»,  Besiwraag  b'e»- 
junktur,  der  frühere  Werth  in  relativ  kurzer  Zeit  wieder  geffMM 
werden  — die  Auswanderer  aber,  unter  denen  von  Je  IftXb  t?8 
männliche  und  306  weibliche  (zusammen  745)  im  Alter  »o*  M 
bis  35  Jahren,  also  im  besten  Lebensalter  stehen,  di«  vu 
nicht  nnr  als  Produzenten  , welch#  event  einen  Mehrwerts  pt* 
duziren,  verloren,  sondern  mit  ibpen  fllefst  eiu  Stück  dw  gW* 
Volke»,  der  ganzen  Volkstradition  in  einen  von  andere»  InUrww* 
geleiteten  und  bewegten  Interessen ström  hinein,  Utd 
Verlust  i»t  nicht  aaf  so  einfache  und  leichte  Weis«  « «Jl 
wie  der  Verlust  rein  wirthschaftlicher  Werthe.  Vergegznwlrtip 
man  sich  doch,  dafs  der  Mensch,  der  Auswanderer,  sieht  bl* 
einen  wirtschaftlichen  Werth  repräsentirt,  welcher  Dich 
wirthscbaftlichen  Nutzen  zu  berechnen  ist.  den  er  verspricht.  Aut 
wenn  man  die  Berechnung  dieses  Nutzens  nach  der  von  BetU- 
vorgeschlageneu  Methode  vornimmt,  und  ihn  — zur  Berne*«*?  ,f? 
durch  die  Auswanderung  entstehenden  Kapitalverlustes  kspiUli1'1” 
würde  — so  wurde  doch  neben  diesem  ökonomisch  bere«heii!,jn‘ 
Werthe  noch  ein  anderer  Werth  zu  berücksichtigen  sein,  wt-*3' 
für  die  Erhaltung  der  Gesellschaft  auch  in  ßkononi*cb«rBit 
sicht  ungleich  wichtiger  ist  als  der  Werth,  welcher  «i» 
ausschHefslitbrr  Berücksichtigung  der  ökonomischen  Ertrag™'?3 
de»  Menschen  berechnen  läfst.  Nehmen  wir  an,  duf*  die  KK«. 
deren  Veranlassung  IOOOÜO  Menschen  im  Altea*  von  lA-tlis 
auswanderten,  vorüber  ist,  dafs  die  Nachfrage  nach  der  TMn|^ 
dieser  Altersklassen  steigt  — ist  es  dann  möglich,  die  Nacbfmp  ■ 
so  einfache  und  leicht«  Weis«  zu  befriedigen,  wie  wenn  ««■«  ^,ir  ' 
von  wlrthschafUfthen  Objekten  verlören  geht,  deren 
demjenigen  entspricht,  welcher  nach  der  Beek«r’*rhcB  *f*  ^ 
für  den  Werth  des  durch  Auswanderung  entstehenden  , ■ 

berechnet  worden  Ist?  Keinesfalls!  Auch  eine  fremde -WDÄ,t 
ruog  voo  100  000  bis  150000  Menschen  — etwa  au«  den  _ 
zeudvn  russischen  Provinzen  — wird  weder  den 
Werth  noch  den  neben  demselben  auflreteudon  gesell*«1«1 ' 
Werth  der  au»  der  Mark,  Sachsen,  Ostpreufsen  usw.  aus*** 
100000  dentschen  Auswanderer  ersetzen.  B ^fr 

Man  gehe  weiter,  man  ziehe  die  Konsequenzen  der  I**  ^ 
scheu  Berechuungswciso  uud  nehme  an,  dafs  dniid,ic  ^ 
gehörige  der  gedachten  Altersklassen  auswandern?  . jBIt| 
den  wirthscbaftlichen  Kapitalverlust,  welchen  Deutsch»*®“ 
erleidet,  finden,  wenn  man  den  Nutzen,  den  Mehrwerts« 
man  »ich  von  ihnen  bei  ihrem  Bleiben  verspricht,  kapt r thrio^ 
Nehme  mau  einen  anderen  anulogen  hall.  EU*J*j^®  ^ 
zählt  in  runder  Summe  1 500000  Einwohner.  Sein  hhefg 


1837. 


715 

EXPORT,  Organ  de«  Centraivereins  fQr  Handelsgeographie  ote. 


Nr.  4* 


Deutschland  t*t  ein  TotalverluHt  für  Frankreich.  Sehen  wir  von 
dem  Verluste  des  Grand  und  Boden*  ab,  *o  wirkt  die  Einhufse 
der  Menschen  ähnlich  wie  der  Verlust  durch  Auswanderung.  Auch 
vorliegenden  Falls  ist  Frankreich  nicht  nur  auf  den  ökonomischen 
Vortheil  au  venichtcu  «enöthigt,  welcher  durch  die  Überschüsse 
der  Produktion  der  Elsafft-Lnibrtogev  Aber  ihre  Konsumtion  ent' 
steht.  Baben  diesen  Worthen  repräsentirt  das  Volk  eine  Summe 
geistiger  und  idealer  Güter,  für  deren  Erhaltung  und  Pflege  die 
ELafs- Lothringer  selbst  «rufst»  Ausgaben  wir  sehen  von  andern 
Opfern  gänzlich  ab  — im  Laufe  der  Jahrhunderte  gehabt  haben. 
Ea  wird  grofse  Summen,  haare  Auslagen  in  Menge  kosten,  um 
die  Klaafa-Lnthringer  zu  guten  Deutschen  zu  machen  — Auslagen, 
weiche  sich  nach  der  von  Becker  rorgescblagenon  rein  wirtb- 
ttchaflltchen  Schätzungsraethode  sicherlich  niemals  werden  berechnen 
lauten.  Und  dies«  Auslagen  summiren  sich  im  Laufe  der  Zeit 
au  ungeheuren  Betrügen,  und  »io  bilden  einen  Theil  de«  Volk«* 
Vermögens,  an  welchem  jeder  Einzelne  partizipin 

Wir  kommen  zu  folgendem  Ergebnil«:  Die  Methode,  den  wirt- 
schaftlichen Werth  des  Menschen  nach  dem  Nutzen  (M»  brwerth), 
den  man  sich  von  ihm  verspricht,  zu  berechnen,  ist  ungenügend. 
Neben  seinem  auf  diese  Weise  berechneten  Wert  he  sind  noch 
andere  Werthe  itd  Menschen  vorhanden,  zu  deren  Erwerb  eine 
mehr  oder  weniger  grobe  Summe  von  wirthschaftlichen  Aufwen- 
dungen und  Opfern  erforderlich  werden,  diu  aber  durch  die  in 
Vorschlag  gebrachte  Berechnung  nicht  gefunden  werden  können 
Gicht  man  dies  zu,  so  ist  es  auch  unzulässig,  den  Kapitalwertb 
bexw.  den  KapitalverluKl,  welcher  durch  Auswanderung  entsteht, 
durch  die  gekennzeichnete  Methode  zu  berechnen. 

Ist  denn  nun  aber  die  Methode  zulässig,  weiche  den  Werth 
des  Menschen  Ihjzw.  des  Auswanderers  durch  die  Sunitniraog  seiner 
Erzichongskosten  berechnen  will?  Wir  glsabeu  es  nicht,  denn  — 
und  da  müssen  wir  Herrn  Becker  im  Prinzip  zusammen  — - nicht 
die  HerstuliaogHkosteu  einen  Gegenstandes  sind  mtfsgeheod  für 
den  Wertb  desselben,  sondern  der  Nutzen,  den  derselbe  bringt. 
Aber  wir  versieben  unter  diesem  Nutze  u dos  Menschen  den  Des  am  in  t- 
untsen  desselben  für  di«  GeKelLchaft.  nicht  nur  den  Nutzen,  den 
der  Mensch  selbst  in  wirtschaftlich  nur  theilwci>e  fafsbarer  und 
berechenbarer  Weise  bringt.  Die  Berechnung  dieses  Gosam  nit- 
nutzen  s ist  ökonomisch  nicht  denkbar,  es  fehlt  au  der  Formulirung 
der  zableufnäLigen  Einheit  Unter  solchen  Umständen  gewährt  die 
Stimme  der  Erziebungskosleo  immerhin  noch  den  besten  Anhalt 
für  die  »Schätzung  des  durchschnittlichen  Kapitalwerth«  des  Men- 
schen. Thataache  ist  und  bleibt,  dals  der  DurcbschniUsbetrag  — 1 
je  nach  Alter  und  Derufsurt  — für  den  Menschen  au«  dein  Ge- 
«a  mmtkupi  tal  der  Gesellschaft  anfgewendet  worden  iat  und 
dais  er  dieses  in  sich  verkörpert.  Wandert  er  aus,  so  lange  er 
produktiv  «ein  und  uützen  katm.  so  geht  dieses  Kapital  und  die 
daraus  retuUirende  Nutzung  der  Gesellschaft  verloren.  Ebenso 
verhält  ea  sich,  wenn  er  in  einem  noch  produktiouafühigen  Alter 
stirbt.  Wird  er  älter  und  damit  geistig  oder  materiell  unproduktiv, 
ao  zehrt  er  den  Notzen,  den  er  der  Gesellschaft  geschaffen,  allmäh- 
lich auf,  abgesehen  davon,  dafs  er  diese  oder  jene  ideellen  Güter 
bewahren  hilft  and  dadurch  vielleicht  indirekt  zu  produktiver 
Thätigkeit  aaregt. 

(l‘‘ofU«txou(f  f*l*L; 


Asien. 

Der  ernjlische  Handel  mit  Palästina.  Nach  offiziellen  «»glUthcu  An- 
gaben  bezifferte  «ich  <ior  europäische  WiurcniiDport  nach  Jerusalem  im 
Jahre  IflSfi  auf  676^400  Fres.,  der  Export  dagegen  auf  4742200  Pro*. 
17.  A.  wurde  Zueier  ans  thuei  reich,  Krank  rricb,  Kiif«>»i  d und  Egypten 
im  Wertfte  von  66X000  Fres. : Reis  aan  Egypten  und  England  für  648000  Frr» 
Impartirt.  Mehl  haup4«Michi:eh  aus  Bufrlsml  und  östei reich  für  34IIOOO  Fr«.: 
Eisenwaarvu  aus  Kiuilanti,  Frankreich  und  anderen  Läufern  für  FÜOOO  Fres. : 
liylz  aus  UsUnroch»  |jhjf»l*uil  usw.  für  üläUX'  Fres.;  Fabrikw«*r«n  ans 
England,  Frankreich,  der  #M.i*eu  usw,  für  GOjUKX» Fres.;  Bauinwolluiiwaauu 
aus  O-terieicb,  Deuiv  idaiul,  KngUud  jw-w.  für  4G00Q0Frvi.  Uaujd-s.ictilioh 
Wurden . gtnonfrt  Apfelsinen  und  Zitton«  hach  Kurupa,  Amerika,  det  Türkei 
und  Egypten  für  649000  Krev  nach  Frankreich,  Italien,  Egypten,  Rufstaud 
und  der  TüritaDfür  I 187000  Ei**.;  ftdto  iMh  Hcjplrn  für  1 185000  Frc«.: 
Waasnrtadonsn  und  <icsiii*o  noch  Egypten  uait  der  Türke i für  «35000  Fres 
Die  Auzshl  «in-  und  »»»laufender  Dampfer  auf  der  Rhede  von  Jaffa  be/.ifferle 
N<t  im  Jahre  1838  auf  ungefähr  400,  mit  ca.  48üK'k»  Regnter  Tons,  trie 
Zahl.  <der  Scgeikcliiffe  war  402  mit  21 180  Ton».  D«t  Waareulransport 
zwiiwbeu  Jaffa  und  Jerusalem  »i  <i  hauptsächlich,  je  narb  <b;ui  Weller  und 
dem  Zustand«  der  Wege,  durch  Wagen  oder  lastthieie  betmbea.  Die 
intensivere  Bodenkultur  i«t  von  den  deutschen  KolonNfm  in  dem  Teiri- 
toritrtn  Rephaim  bei  Jerusalem  eingrführt  worden,  und  beschränk!  (.Ich  fast 
aosifhltt-IVlieh  auf  den  Weinbau,  fnr  den  der  Boden  und  da«  Klima  sehr  ge- 
eignet sind,  während  ia  Folge  dm  PreLerbAbung  de«  1,aud>>  die  Verwer- 
Ihnng  Kr  andere  FnleM«*  kaum  lohnend  Kt  Ausgedehnte  l,fmder*i«n  rind 


unlänght  als  Doaaaoiallaad  erklärt  worden.  Obno  di«  besondere  Erlaufet  mb 
des  Sultan»  darf  kein  Gebäude  darauf  errichtet  werden.  Diewe  Beschränkung 
wird  von  de ii  Kolonisten  als  ein  ILupüiimieruif»  für  dt«  weitere  Ausdehnung 
der  bsmlct-kuUiir  betrachtet  welche  deugecakTs  nur  eine  kleine  Zunahme 
aufweisf.  Die  Kutwickelung  des  Wi-infe.au*  leidet  auch  unter  der  Konkurrenz 
der  Levante,  die  für  den  Export  günstiger  gelegen  ist,  sowie  unter  der  hoheu 
Steuer,  die  auf  dem  Weinbau  lastet.  Die  Weine  von  Cbio*  und  Smyrna 
sind  in  der  Qualität  denen  von  Jerusalem  mindestens  gleich  wertbig,  und 
haben  den  Vortlu-il  billiger  zu  «ein.  Ein»  Besserung  in  der  Qualität  «lew 
.lwu«iilemer  Weines  würde  keine  Schwierigkeiten  bereiten.  Das  von  den 
deutschen  Kolonisten  unt  Wein  bepflansie  Land  war  im  Jahr  1888  auf  Hl  ha 
gestiegen.  Der  grübt«  Weinproduzent  exportirte  1886  mit  noch  einige» 
andt't cn  Kolonisten  Ö bl  Wein  und  hofft  die  Quantität  im  Jahre  1887  zu 
verdopivcln.  Ila-iptsächlich  wurde  der  Wein  nach  Deutschland,  Egypten  und 
England,  ali+r  auch  nach  Amerika  und  Rußland  versandt.  Die  Lage  der 
i deutschen  Kolonie  darf  im  Ganzen  und  Grof*eu  als  eine  günstige  bezeichnet 
i werden.  Vor  dreilaig  Jahrru  rxistirte  in  Jerusalem  kein  ffaiulebbaus  für 
europäische  Waaren  und  das  erste  l*eut6eS-Schwei*erische  derartige  Baim 
stand  Sange  hier  allein.  Jetzt  ist  in  Jerusalem  eine  Eoichandimif  and 
Tischlerei,  '.-in«  Kiseniuuidlnn?,  eine  Tuchfabrik,  ein  Kramiadwn,  eiae  .Sattlerei, 
•lue  Dsuupbuühle,  eine  Brauerei  voriiandea.  Ein  Hotel  mit  »och»utidzwataig 
j Uastzuoinern,  zwei  Fleischer,  zwei  Konditoren,  eine  Apotheke*  Bäcker, 
Schneider,  .Sehuhiuachrr,  Sattler,  Bautecbniker.  Zimtnerleutc,  zwei  ResUurauts 
usw.  sorgen  für  die  Befriedigung  der  persönlichen  RedürfuDae  der  europäisch eu 
Ansiedler  und  Reisenden. 

Mesopotamien  und  seine  heutigen  Handel, verhlltnisse. 

fSarMriitk  xrWn'l 

L.  M.  „Neu«  Abaatzfebi«t«  für  deutsche  Indust rieprodukte“  be^ 
titelt  «ich  ein  Leitartikel  des  Berliner  Tageblatts  No.  133,  welchen  die 
genannte  Zeitung  io  ihrer  Sonntaganummer  von»  14.  März  1884 
puhlizirie.  und  als  dessen  Verfasser  «ich  der  in  Mnssu)  annäasige 
Dr.  ined.  Browski  nennt. 

Bei  dem  vielseitigen  und  regen  Interesse,  welches  dir  deutsche 
Handel,  nachdem  er  io  deu  letzten  Dezennien  zu  so  hoher  Blflthe 
gelaugt  ist,  und  namentlich  «eit  dem  Entstehen  der  Kolonialpolitik 
allen  ueu  erforschten  oder  bisher  wenig  bekannten  Ländern  in 
dem  Beatrehen  widmet,  für  Deutschland«  lndu«trieerzengni«ae  weitere 
Absatzgebiete  zu  gewinnen,  dürfte  jener  Artikel  eiu«  nicht  ungewöhn- 
liche Besch  taug  gefunden  haben,  iusl<o«ondere  seitens  jener  deutschen 
Exportfirmen,  die  bereits  mit  anderen,  dem  Handel  schon  längst 
erschlossenen  Plätzen  des  Orient*  in  regelrnftfsiger  Geschäftsver- 
bindung standeu.  Wie  sollte  auch  der  um  die  Erweiterung  «einer 
Handelnbeziehuugen  stets  bestruhte  Kaufmann  es  unbeachtet  lassen, 
wenn  der  Berichterstatter  oder  For*chong«rei«ende  ibu  plötzlich 
io  ein  Land  führt,  das,  obwohl  es  einst  die  Pflanzstätte  der 
frühesten  Kultur  gewesen,  „heute  aller  Welt  unbekannt  und,  wie 
e«  fast  scheinen  möchte,  auch  von  Gott  vergessen  zu  sein  scheint; 
ein  Lund,  io  dem  aber  trotzdem  noch  günstige  Felder  merkantilen 
Schaffens  gänzlich  brach  liegen,  wo  die  Frucht  reif  zur  Ernte 
stobt4. 

So  sagt  der  Herr  Verfasser  wörtlich  in  der  Einleitung  seine« 
obenerwähnten  Artikels. 

Betrachten  wir  uns  nun  zuuächst  einmal  des  Näheren  die 
Buftrhaffeuheit  dieser  „reifen  Früchte“,  sowie  ferner  den  Ausfall 
der  ersten  Erute,  zu  welcher  der  Einsender  des  Artikels  selbst  als 
einer  der  ersten  Schnitter  in  jene«  unbekannte  Land  liinauvgezogeo 
i«t,  und  analysiren  wir  dann  schliefslich  da«  merkantile  Feld  de« 
Lande«  Mesopotamien  auf  «einen  wahren  Gehalt  und  die  wirkliche 
Ergiebigkeit  sein««  Boden«  bei  rationeller  Bewirtbschaftuag.  Das 
soll  der  Zweck  unseres  heutigen  Artikels  sein,  zu  dessen  besserem 
Veraiäudnif*  ich  den  Wortlaut  de«  Browsk  i'schea  Berichtes  au 
denjenigen  Stellen  kur*  wiedergeben  werde,  wo  mir  dieses  na- 
mentlich für  diejenigen  der  verehrten  Leser  notbwendig  erscheint, 
die  entweder  jenen  Artikel  garniebt  kennen,  oder  sich  de«  Inhalt« 
nicht  mehr  genau  erinnern  sollten;  sind  doch  seitdem  1 3/a  Jahre 
verflossen.  — Die  glückliche  Lösung  de*  Problem«,  den  deutsch« 
Handel  „durch  leichtes  Spiel  zu  einem  sicheren  Sieg  ohne  Kampf* 
in  den  me*opotami«chen  Landen  verhelfen  zu  können,  glaubt  Br. 
in  der  Gründung  eine*  Hnndelsvereins  zu  erblicken,  da  ea  für 
einzelne  Firmen  zumeist  «in  «rhwierig  Ding  sai.  Geschäfte  nach 
fern  gelegenen  Ländern  gedeihlich  fortzuführeo.  Als  Vorbild  hierzu 
hat  «ich  Browski  den  1882  in  Pirflus  doiuisiliileu  Handels  verein 
genommen,  welrber  — wie  er  sagt  — io  einem  Zeitraum  von  vier 
Jahren  einen  Warenabsatz  von  einem  hundert  und  mehrere« 
tausend  Mark  erzielt  haben  «oll.  Gegen  diese  Idee  wäre  so  sich 
nichts  einzuwenden,  wenn  der  Herr  jedoch  meist,  dafs  mit  einem 
reich  au»ge«tatteten  Musterlager  in  Mesopotamien  im  Verlauf  von 
nur  wenig  Tagen  eiu  gleich  grofner  Erfolg  sich  erzielen 
lasse,  so  kann  ich  diese  Behauptung  nur  als  eine  mehr  als  gewagte 
bezeichnen,  di«  auch  jede«  Kenner  orientalischer  Verhältnisse  beim 
Lesen  jene«  Artikel«  mindestens  stutzig  gemacht  haben  muf«.  Ich 
möchte  «ngnr  behaupten . daf-  Herr  B-  vielleicht  schon  dairiab 


Nr.  49. 


716 

EXPORT,  Organ  de«  Centralverein«  fir  Handelageograpäie  etc. 


1887 


nicht  *o  felsenfest  an  ein  derartiges  „veni.  vidi,  vici“  geglaubt 
bat,  heute  aber  noch  weniger:  denn  es  ist  ihm  doch  nach  einer 
ebenso  langen  monatlichen  Arbeit,  als  jener  Verein  Jahre  ge- 
brauchte, meines  Wissens  nicht  möglich  gewesen,  für  annähernd 
so  viele  hundert  Mark  abzusetzen,  als  er  tausende  versprochen  hat; 
doch  hiervon  noch  später. 

Dafs  das  Land  Mesopotamien  jährlich  für  ca.  15  Millionen  ,.fl 
europäischer  Industrieprodakt«  konsumirt,  dürfte  zutreffend  sein, 
ich  halte  diene  Zahl  eher  noch  für  zu  niedrig,  als  zu  hoch  ge- 
griffen, wenn  der  Herr  jedoch  erklärt,  dafs  im  ganzen  Lande,  wo- 
rin doch  selbstverständlich  auch  Bagdad  milbegriffen  sein  soll, 
mit  Ausnahme  von  Bassora  kein  einziges  europäisches 
Handelshaus,  oder  auch  nur  die  Vertretung  eines  solchen  existire, 
so  erkläre  ich  diese  Angabe  geradezu  für  eine  ungeheuerliche  Be- 
hauptung. Wenn  ferner  der  Herr  Verfasser  der  Meinung  ist,  dafs 
von  den  einheimischen  Kaufleutcn  keiner  direkte  Verbindung  mit 
europäischen  Handelsplätzen,  geschweige  denn  mit  Fabriken  unter- 
halte, so  znafa  ich  diese  Angabe  seiner  vollständigen  Unkcnntnifs 
sowohl  in  diesen  Dingen , als  auch  selbst  den  elementarsten  Be- 
griffen kaufmännischen  Wissens  überhaupt,  wofür  mir  sein  Anfsatz 
noch  verschiedene  Beläge  liefern  wird,  zu  Gute  halten.  DaTh 
Herr  Br.  jedoch  von  den  wenigen  in  Bagdad  lebenden  Europäern, 
mit  denen  er  während  seines  langjährigen  Aufenthalts  in  Meso- 
potamien wiederholt  in  persönlichem  Verkehr  gestanden  hat,  selbst 
diejenigen  ignorirt,  von  denen  er  wissen  mufste,  dafs  sie  schon 
seit  SO  Jahren  und  läQger  mit  Lyon,  der  Schweiz,  dem  Elsafs 
(Mülhausen),  Elberfeld  und  Leipzig  in  direktem,  geschäftlichen 
Verkehr  standen,  so  mufs  man  sich  doch  unwillkürlich  nach  dem 
Grunde  fragen,  die  ihn  zu  solcher  Verdrehung  der  Tbatsacben  ver- 
anlafst  haben  mögen.  Was  die  Verbindungen  einheimischer  Kauf- 
leute mit  Europa  aolaogt,  so  kann  ich  dem  Herrn  die  beruhigende 
Versicherung  geben,  dafs  solche  ganz  genao  wissen,  wo  Marseille, 
Paris,  Wien,  London  and  Manchester  zu  finden  sind,  ja  ich  will 
ihm  gewünschten  Falls  sogar  Firmen  in  Bagdad  nennen,  die  am 
letzteren  Platte  für  sogenannte  Manchester  goods  Einkäufer  dort 
plazirl  haben.  Sodann  sagt  Herr  Br.:  «Der  hiesige  Kaufmann  be- 
sieht seine  Waaren  durchweg  erst  aus  dritter  oder  vierter  Hand, 
er  reist  zuweilen  selbst  nach  Konstantinopel,  Beirat,  Aleppo  oder 
Bombay,  um  daselbst  persönlich  seinen  Bedarf  einzukaufen,  und 
zwar  keineswegs  immer  von  Grofshäudlern,  die  selbst  in  Kon- 
stantinopel  noch  kaum  exiatireu  (wirklich  nicht?),  son- 
dern zumeist  von  Detaillisten  in  den  Bazaren,  die  ihre  Waare  eben 
auch  bereits  aus  zweiter  oder  dritter  Hand  haben.  Hierbei  mufs 
sieh  der  Kaufmann  eines  theuren,  nach  der  Stunde  zu  bonorirenden 
Dolmetschers  bedienen,  da  er  gewöhnlich  nur  der  arabischen 
Sprache  mächtig  ist“.  (Sehr  richtig  bemerkt,  Herr  Doktor,  aber  was, 
meinen  Sie,  sprechen  denn  die  Kanfleute  in  Beirut  und  Aleppo 
für  eine  8prache?)  x Diese  Dollmctscher,  eine  durchaus  anrüchige, 
verlotterte  Bande,  führen  ihre  Klienten  nor  zu  solchen  Händlern, 
die  ihnen  für  die  Gescbäftsvermittlung  namhafte  Prozente  gewähren 
(bis  zn  96%)“,  (mehr  also  doch  nicht!)  „rechnet  man  hierzu 
noch  die  durch  die  Reise,  sowie  durch  den  längeren  Aufenthalt 
in  der  fremden  Stadt  erwachsenen  Spesen  und  den  Zeitverlust,  — 
die  Hin-  und  Herreise  von  Mossul  nach  Konstantinopel  absorbirt 
selbst  irn  günstigsten  Falle  volle  hundert  Tage  — so  kann  man 
leicht  ermessen,  zu  welchen  Preisen  dann  der  Händler  die  WTaaren 
weiter  verkaufen  mufs,  um  dabei  seine  Rechnung  zu  finden.“ 

Es  ist  richtig,  dafs  der  Detaillist  — denn  von  diesem  ist 
hier  doch  nur  ausscbliefstich  die  Rede  — seine  Waaren  nicht 
direkt  bezieht,  und  solches  auch  nicht  kann,  aber  nicht  aus  dem 
Grunde  und  in  der  Art  und  Weise  wie  Br.  es  schildert,  denn 
unter  der  grofsen  Zahl  der  Kleinhändler  des  Bagdader  Bazars  z.  B. 
— von  den  durchweg  weit  dürftiger  ausgestatteten  Boutiquen  des 
Mossnler  Marktes  garnicht  zu  reden  — befinden  sich  allerhöchsten« 
96  % der  Verkaufsbuden  (Dokao),  deren  Waareobestaod  einen 
Werth  von  mehr  als  1500  bin  9000  repräsentireo ; der  weitaus 
gröfsere  Theil  aber  besitzt  nicht  mehr  als  für  etwa  1000 
Waaren  oder  noch  weniger.  Und  diese  Leute  läfst  der  ür.  B.  zum 
Einkauf  von  Waaren  Reisen  antreten,  die,  wie  er  selbst  sagt«, 
mindestens  100  Tage  in  Anspruch  nehmen  und  einen  Kosten- 
aufwand erfordern,  der  im  günstigsten  Falle  dem  Werthe  der  ein- 
gekauften Waaren  gleicbkommen,  meistentheiU  ihn  aber  über- 
steigen würde,  denn  dafs  eine  solche  Reise,  selbst  bei  den  be- 
scheidenen Ansprüchen  die  der  Araber  an  das  Leben  stellt,  mit 
Waareutransport  and  allen  anderen  Kosten  uicht  unter  800  bis 
1000  zu  machen  ist,  wird  Herr  Br.  mir  zugeben  müssen; 
doch  es  biefse  leeres  Stroh  dreschen,  wollte  ich  auf  dieseu  Punkt 
noch  näher  eingelien.  Die  ganze  Geschichte  ist  einfach  Nonsens! 

Die  Grenze  des  Erlaubten  übersteigt  nun  endlich  die  Be- 
schreibung Browski’s  mit  welcher  er  seine  Handels-Kollegen 


in  den  Konstantinopler  Bazars  einhergehen,  und  dort  .stück- 
weise — „wie  es  gerade  geeignet  erscheint"  — Einkäufe 
bei  Detaillisten  machen  lässt“,  und  nun  gar  die  Schilderung,  in 
der  er  Kleiderstoffe,  Schwefelsäure,  Messingmörser . Petroleum- 
lampen, eiserne  Werkzeuge,  Porzellanteller,  Kognacflaacben  und 
Galaoterie-Waaren-Artikel  zusammen  in  eine  Kiste  verpacken,  vom 
Kameel  den  Abhang  hinunter  kollern,  und  als  ein  schwer  au  be- 
stimmendes chemisches  Fluidum  in  Mossul  oder  Bagdad  ankommee 
läfst 

Wie  jener  Kaufmann  das  chaotische  Stillleben,  welche«  su* 
tausend  Scherben  unerkennbarer  Tuch-  und  Lederfetcen  bestehend, 
durch  Schwefelsäure,  Kognac  und  Kopirtinte  zu  einem  unbe- 
schreiblichen Brei  verwandelt  worden  ist,  beim  Oeffnen  der  Kiste 
verblüfft  betrachtet  so  stehe  ich  hier  bewundernd  vor  der  Grösse 
eines  Mannes,  dessen  Fantasie  eine  solch  verblüffende  Mannig- 
faltigkeit zn  entwickeln  im  Stande  ist.  — „Nur  die  Mörser  aus 
jener  Kiste  sind  noch  Übrig  geblieben,  zwar  etwas  von  der  Sfture 
angegriffen,  aber  das  macht  nichta!“ 

Der  Werth  des  Gesammtinbaltea  der  Kiste,  (recte  Fluidum] 
wird  durch  die  Anzahl  der  mitgebrachten  Mörser  dividirt,  und  der 
ingeniöse  College  des  Herrn  Br.  bst  durch  dieses  kinderleichte 
Rechenexempel  seinen  Verlust  wieder  eingebracht  indem  er  einfach 
die  Mörser  nicht  anders  als  zu  demjenigen  Preise  verkauft  der 
sich  aus  der  Division  de«  Fluidums  in  die  Anzahl  der  Mörser  ab 
Produkt  ergeben  hat.  — 0 vanitas  vanitatiaü  — 

Ich  will  die  Redaktion  dea  „Berliner  Tageblatts“  für  des 
Inhalt  des  Browski'scben  Artikels  in  keiner  Weise  verant- 
wortlich machen,  zolle  vielmehr  dem  Bestreben  der  Presse,  durch 
Veröffentlichung  ihr  zugehender  Artikel,  die  geeignet  erscheinen 
dem  deutschen  Handel  neue  Bahnen  zu  eröffnen,  meine  vollste 
Anerkennung;  indefs  sollte  ich  meinen,  dafs  wenigstens  bezüglich 
dieser  Stelle  des  Br.  Berichtes  eine  Rückfrage  beim  Verfasser 
darüber  angebracht  gewesen  wäre,  in  welchem  Prozentsatz  etwa  der- 
artige Vorkommnisse  und  die  damit  im  Gefolge  stehenden  mate- 
riellen Verluste  zu  dem  Gesammtwerthe  der  WTaarfnzofubreD 
stehen,  welche  in  vorb«zeichneter  Weise  aus  Konstantinopel  ge- 
kauft und  nach  Mesopotamien  importirt  werden. 

Es  mufs  sich  auch  hier  wieder  dem  Leser  die  Frage  auf- 
drängen,  wie  der  Berichterstatter,  der,  wenn  auch  kein  Kaufmann, 
jedenfalls  aber  als  ein  Mann  von  Bildung  bezeichnet  werden  mit I», 
nach  einem  etwa  10jährigen  Aufenthalt  ia  jenen  Ländern  zn  Ut- 
tbeilen  und  Schilderungen  kommen  konnte,  die  eine  derartige 
Kritik  berausfordern.  Ich  habe  dafür  nur  eine  Erklärung.  Wie 
ich  vorhin  Herrn  Browski  bezüglich  seiner  Angaben  Über  die 
Existenz  europäischer  Importhäuser  iu  Mesopotamien  wissentliche 
Entstellung  von  Tbataacheo  nac.bgewiesen  zu  haben  glaube,  «u 
icb  nötigenfalls  noch  Däherzn  begründen  mich  erbiete,  so  vermag 
ich  auch  in  seiner  Vorstellung  über  die  Waarenzufabren  nach 
Mesopotamien  als  leitendes  Motiv  nur  das  Eine  zu  erkennen;  „es 
pafste  ihm  so  besser  in  den  Kram.“  — Br.  glaubte  zur  besseret 
Illustration  seines  „Sieges  ohne  Kampf"  der  deutschen  Handelswell 
einen  Weg  in  das  gelobte  Land  zeigen  zu  müssen,  auf  dem  für 
Alle,  welche  seiner  Fahne  folgen  wollen,  die  gebratenen  Tauben 
nur  so  herumfiiegen,  und  ganz  selbstverständlich  wäre  es  gewesen, 
wenn  er  sich  selbst  bei  den  Mahlzeiten  nicht  gerade  mit  deo 
magersten  Bissen  bedacht  hätte.  — Dafs  er  sieb  aber  dennoch  iz 
seinen  Erwartungen  getäuscht  bat,  mag  vielleicht  nicht  in  seiner 
ursprünglichen  Kalkulation  gelegen  haben,  cs  ist  das  nor  du 
«einer  Thal  würdige  Verdienst.  — Heute  wird  Br.  wohl  nicht 
mehr  den  Math  zu  der  Behauptung  haben,  dafs  sich  im  Veriaaf 
von  nur  wenigen  Tagen  hunderttausend  and  mehr  Mark  in  Meso- 
potamien amsetzen  lassen,  nachdem  er  selbst  auf  seinem  Argonauten 
zuge  geo  Bagdad  im  Sommer  d.  J.  trotz  seiner  mehrraonatlicheo 
Bestrebungen  nach  den  Hunderttausenden,  sich  schliefslieh  doch 
— vorläufig  — mit  ersteren  allein  begnügend,  das  Feld  rfiumte 
Aus  dem  „Sieg  ohne  Kampf“  ist  blofe  ein  „Kampf  ohne  Sieg“  ge- 
worden — es  liegt  zuweilen  eben  nur  an  Kleinigkeiten! 

„Neben  alledem  — , fährt  Herr  B.  im  Anschlufs  an  seine  Schil- 
derung über  die  plötzlich  so  enorm  im  Preise  gestiegenen  Messiog 
mürser  — fort:  „begnügen  sich  die  Kanfleute  des  Landes  nicht  mit 
anständigen  Gewinnprozenten;  ihr  Grundsats  ist  „„theuer,  wenn 
auch  wenig  verkaufen“*. 

Das  liegt,  wie  Sie  wohl  wiesen,  verehrter  Herr  Doktor,  deo 
Leuten  „nun  einmal  so  im  Blute,  und  Verkaufsläden  r»  la  f ran  ca 
mit  der  Inschrift  „„prix  fix““  giebt  es  in  ganz  Mesopotamien  heute 
noch  nicht,  es  nimmt  halt  Jeder,  was  er  bekommen  kann,  da«  ist 
die  Parole  des  ganzen  Orients,  wo  keine  Waare,  keine  Arbeit 
einen  festen  Preis  hat;  um  Alles  wird  „Bazar  gemacht“,  wie  der 
Araber  sagt,  d.  h.  es  wird  über  den  Preis  herumgezankt.  Wer  jemals 
in  Bazaren  des  Orients  zu  kaufen  Gelegenheit  hatte,  wird  die 


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1887.  EXPORT,  Organ  dca  Ceotral Vereins  für  H&adelsgeographie  etc.  Nr.  49- 


Wabrnelmmng  gemacht  haben,  dafs  ihm  oft  für  Gegenstände  Preise 
abverlaogt  werden,  die  zum  wirklichen  Worth  der  Waareu  in 
keinem  Verb&ltniß  stehen.  Hier  ist  es  nun  Sache  des  Käufers, 
sich  nicht  übervortheilen  zu  lassen,  indem  er  entweder  bei  Kennt- 
nifs  des  obngefähren  reellen  Wertbes  deu  Preis  bis  zu  diesem 
hcruntenudr&cken  sucht,  oder  dasjenige  bietet,  was  ihm  für  den 
Gegenstand  preiswürdig  erscheint.  — Sieht  der  Verkäufer,  dafs 
„dieses  Mal  nichts  zu  machen  ist“,  so  wird  er  sich  auch  in  den 
meisten  Fällen  mit  einem  bescheidenen  Nutzen  zufrieden  geben 
und  mit  einem  besseren  Geschäft  sich  „inach’allah“  (d.  h.  so  Gott 
will)  auf  morgeu  vertrösten.  — Kaum  jemals  wird  der  arabische 
Kaufmann  von  dieser  Maxime  abweicbeu,  denn  sie  ist  ihm  iu 
Fleisch  und  Blut  übergegaogeu,  andere  Beispiele  sind  ihm  in  seiner 
Praxis  auch  nie  vorgekommen,  wenn  man  aber  hinsichtlich  der 
Bescheidenheit  ihrer  Preisforderungen  Vergleiche  anstellt,  beispiels- 
weise zwischen  den  Händlern  der  Bagdad  er  und  Mossuler  Bazare 
und  solcheu  anderer  Plätze,  die  durch  langjährigen  Verkehr  mit 
Europäern,  kullivirter  d.  i.  unverschämter  geworden  sind,  wie  etwa 
Cairo  und  Damaskus,  so  muß  letzteren  unbediugt  der  Preis  zu- 
erkannt werden  für  das,  was  bodenlose  Unverschämtheit  genannt 
zu  werden  verdient.  An  dieser  Stelle  wäre  der  Browski'sche 
Passus  angebracht  gewesen  hinsichtlich  dessen,  was  er  über  die 
verlotterte  Bande  der  Dolmetscher  sagt,  nicht  aber  etwa  in  Bezug 
auf  die  arabischen  Kaufleute,  denn  der  Dümmste  unter  diesen 
besitzt  noch  immer  so  viel  Schlauheit,  um  auf  solche  Leimruthen 
eben  so  wenig  zu  gehen,  als  der  richtige  Berliner  sich  nicht  von 
Bauernfängern  rupfen  läßt.  Auch  der  Dr&gomau  wird  sich  hüten, 
seine  Opfer  unter  Landsleuten  zu  suchen,  das  könnte  ihm  höchstens 
Grobheiten  oder  Prügel  einbriogen;  bat  er  doch  eine  ungleich 
leichtere  Arbeit  für  seinen  Gimpelfang  unter  der  grofsen  Zahl  von 
Touristen,  welche  jährlich  die  Hauptplätxe  Syriens  etc.  aus  aller 
Herren  Länder  besuchen.  Hier  passireo  allerdings  die  unglaub- 
lichsten Dinge,  ja  in  Damaskus  z.  B.  ist  man  schon  zur  Herstel- 
lung von  Waaren,  besonderaWuffeu  usw.  gekommen,  die  eigens  zu 
dem  Zweck  angefertigt  sind,  um  sic  dem  „Frengi“  — unter  wel- 
chem Kollektiv uawen  der  Araber  alle  Europäer  zusaininenfafst,  zu  oft 
fabelhaften  Preisen  aufzubäugen;  ein  englisches  Reisehandbuch 
warnt  in  seiner  Beschreibung  des  Damastener  Bazars  speziell  vor 
einem  namhaft  gemachten  Raritätenhäudler  als  dem  „König  der 
Schwindler!“  Derartige  Kunststückchen  kennt  man  in  Bagdad, 
Mossul  vorläufig  noch  nicht  in  solch  krasser  Weise,  weil  diese 
Plätze  im  Laufe  dos  Jahres  kaum  von  einem  paar  Dutzend  europäi- 
schen Reisenden  berührt  werden.  Es  mufs  demnach  den  hohen  Preisen 
für  Waaren  europäischen  Ursprung«,  welche  aber  auch  iu  Meso- 
potamien gang  und  gäbe  sind,  und  wofür  Herr  Dr.  Rrowski 
die  „üblichen  normalen,  unter  Umständen  jedoch  noch 
steigerungsfäbigen  Preise“  einzelner  Artikel  als  Beispiele 
an  führt,  eine  andere  Ursache  za  Grunde  liegen.  Wir  hoffen  diese 
nachher  auch  ausfindig  zu  machen,  möchten  jedoch  zunächst  den 
aufgestclltcu  Prciskouraut  selbst  einer  näheren  Betrachtung  unter- 
ziehen. Browski  sagt,  dafs  eine  Nähmaschine  älteren  Systems  nicht 
unter  180 ,1t  zu  haben  sei.  Ich  glanb’s  zwar  nicht,  will  es  aber 
nicht  bestreiten.  Wunderbar  erscheint  es  mir  aber  unter  diesen 
Umständen,  weshalb  Herr  Browski  eine  ihm  nach  Bagdad  zu- 
gegangene Sendung  von  Nähmaschinen,  die  doch  zweifellos 
neueren  Systems,  und  jedenfalls  auch  etwas  billiger  als  180  <ft 
von  ihm  hätte  verkauft  werdeu  können,  trotzdem  zum  weitaus 
gröfscren  Tbeil  nach  Triest  zurücksandle.  Lampencylinder  sollen 
nach  ihm  50 — 80  ^ kosten.  Ich  habe  dafür,  selbst  in  einem  ganz 
entlegenen  kleinen  Platze  Mesopotamiens  nur  ca.  30  i>  bezahlt. 
Dafs  der  Preis  eines  mittelmäßigen  Kognaks  10  % U pro  Flasche 
sein  soll,  kunn  nur  dann  zutreffend  sein,  wenn  der  Käufer  so  ge- 
nerös ist,  diese  Forderung  ohne  Weiteres  zu  bewilligen,  vielleicht 
erwirbt  aber  nach  einigem  Handeln  ein  Anderer  dieselbe  Quali- 
tät für  die  Hälfte  des  genannten  Preises,  denn  zu  diesem  ist  reich- 
licher Vorratb  am  Markt.  Entschiedenen  Protest  mufs  ich  einlegen 
gegen  die  Behauptung,  dafs  der  Preis  einer  Flasche  Bier  2 bis 
3 <11  sein  soll.  Als  ich  im  Winter  1884  85  — etwa  zu  der- 
selben Zeit,  als  Browski  seinen  Artikel  verfafst  hat 
— in  Bagdad  mich  aufhielt,  kostete  dort  eine  Flasche  Dreh  er 
sches  Bier  von  ca.  4/jo  Liter  Inhalt  10  bis  11  Piaster  **  1.50  bis 
1,65  ,4t,  und  im  Sommer  dieses  Jahre«  — Herr  Browski 
ist  zu  derselben  Zeit  mit  mir  in  Bagdad  gewesen  — war  der  Preis 
dieses  Bieres  bereits  auf  7 Piaster  — ca.  1,05  ,.f(  herabgegangen. 
Ein  dagegen  an  Qualität  dem  I)  reher’schen  mindestens  gleicb- 
kommeudes  Dänisches  Bier  war  sogar  für  5 Piaster  (0,75  </() 
ro  Flasche  käuflich!  Sollte  diese  Preisangabe  des  Herrn 
rowski,  speciell  im  vorliegenden  Falle,  lediglich  auf  einen 
Irrtbum  surückzufübren  «ein??  Aach  für  The«  schlechtester  Quali- 
tät, der  nach  Herrn  Browski  18  bis  20  %4t  per  Kilo  kosten  soll, 


habe  ich  weniger  bezahlt,  und  zwar  kaufte  ich  '/o  Okka  (ca.  640  g) 
einer  ganz  leidlichen  trinkbaren  Sorte  für  etwa  5 dt-  Einen 
Maßstab  au  Preise  von  Tuchen  zu  legen,  ist  ohne  Qualitätsproben 
ein  schwierig  Ding;  um  hier  für  die  Angabe  Browski’«,  dafs 
ordinäres  Tuch  (Halbwolle)  7 bis  12  ,11  per  Elle  koste,  ein  an- 
deres Beispiel  zu  geben,  möchte  ich  bemerken,  dafs  ich  in  Bagdad  vor 
3 Jahren  eincu  aus  hellgrauem  gestreiftem  Sommerstoff  dort  ge- 
fertigten Anzug,  Ja<|uet,  Weste  und  Beinkleid,  mit  2 türkischen  £ 
»■  37  1 1(  bezahlt  habe. 

Dass  endlich  ein  paar  Kalbleder-Keiterotiefel  nicht  unter  50  dt 
zu  kaufen  sein  sollen,  erscheint  mir  ebenfalls  nicht  richtig.  Von 
allen  Handwerken  ist  das  der  Schuhmacher  entschieden  eines  der 
am  meisten  vorgeschrittenen;  die  eiuheimiBcbe  Industrie  deckt  fast 
ausschließlich  den  ganzen  Bedarf  des  Lande«.  Io  Syrien  können 
sogar  die  Arbeiten  einer  beträchtlichen  Anzahl  von  Schuhmachern 
mit  dem  besseren  Wiener  Fabrikat,  was  Form  und  Eleganz  des 
8chnhwerk8  anbetrifft,  rivaliairen,  aber  auch  io  Bagdad  arbeitet 
man  ganz  leidlich,  und  für  vorhin  bezeichnet«  Schaftstiefel,  wie  ich 
sie  in  den  Bazars  gesehen,  wurden  mir,  weun  ich  mich  recht  er- 
innere, höchstens  20  bis  25  dt  sbverlaugt. 

„Diese  flüchtige  Skizze  der  Meeopotaiurscben  Handelsverhält- 
niase4',  wie  Herr  Browski  seine  vorstehenden  Preisausgaben  nennt, 
und  aus  denen  er  für  die  eventuell«  Thäligkeit  eines  Handels-Verein« 
die  günstigsten  Schlüsse  za  bedeutenden  Erfolgeu  ziehen  su  müssen 
vermeint,  glaube  ich  durch  meine  Ergänznngeo  derart  gekennzeich- 
net zu  haben,  dafs  man  sie  für  etwas  anders  als  eine  „flüchtige 
Skizze“  auf/. ii fassen  bat. 

Als  des  Pudels  Kern  kommt  Herr  Browski  endlich  durch  die 
Unterbreitung  folgenden  Vorschlags  zur  Fruktifizirung  seiner  au- 
eigeonützigeu  Arbeit,  indem  er  sagt:  „Zur  Errichtung  eines 
Musterlagers  würde  sich  die  Stadt  Mossul  (80000  Ein w.?  ?),  Sitz 
eine«  türkischen  General-Gouverneurs,  eine«  russischen,  französisches 
und  englischen  Konsul»,  deren  letzter  auch  die  Interessen  deutscher 
Unterthanen  offiziell  mit  vertritt,  im  Mittelpunkte  des  Landes,  am 
schiffbaren  Tigris  gelegen,  in  erster  Linie  eignen.  Eine  Filiale 
wäre  dann  allenfalls  auch  in  Bagdad  (120  000  Einw.)  zn  tö- 
richten.“ 

Da«  klingt  ffir  Denjenigen,  der  Bagdad  und  Mossul  bisher  nur 
aus  Geographie  und  Geschichte  kannte,  zweifellos  sogar  „rocht 
plausibel“  — und  doch,  welch  ungeheure  Verkennung  oder  Ver- 
drehung der  ^tatsächlichen  Verhältnisse  birgt  jener  Vorschlag  in 
Bezug  auf  die  kommerzielle  Bedeutung  dieser  beiden  Plätze  zu 
einander. 

Mossul,  dem  alteo  Ninive  gegenüber  auf  dem  westlichen  Tigris- 
nfer  gelegen,  ist  türkische  Vilajetstadt  mit  einer  Einwohnerzahl, 
die  zwischeo  40  a 5u000  schwankt.  Demnach  an  Seeleuzahl  die 
zweitgrößte  Stadt  Mesopotamiens,  rangirt  sie  als  Handelsplatz  den- 
noch auf  einer  weil  niedrigeren  Stufe.  Vou  seiner  einstigen  Größe 
and  Bedeutung  als  Knotenpunkt  eine«  lebhaften  Traosithaudels 
zwischen  Bagdad,  Persien,  Kurdistan  und  Syrien,  ist  ihm  heute  nicht 
viel  mehr  übrig  geblieben,  als  ein  ziemlich  beschränktes  Absatz- 
gebiet nach  Kurdistan,  Armenien  und  dem  öden  Sindjargebirge 
(Jezideo).  Auch  die  schwunghaft  betriebene  Fabrikation  nament- 
lich von  Mousselins  stobt  längst  nicht  mehr  iu  der  einstigen 
Blüte.  Mossul  selbst  konsumirt  äußerst  wenig  und  «du  Bazar  ist 
durchweg  bo  armselig,  wie  die  Qualität  und  Assortirung  der  darin 
ausliegenden  Waaren  gering.  Ich  muß  sagen,  dafs  von  all'  den 
Städten  des  Orients,  die  ich  bis  jetzt  kennen  lernte,  keine  meinen 
Erwartungen  so  wenig  entsprochen  hat,  wie  diea  bei  Mossul  der 
Fall  gewesen  ist.  Die  europäische  Kolonie  der  Stadt  wurde  zur 
Zeit  meines  Aufenthalts  (Juli  d.  J.)  durch  einu  Persou  rcpräsculirt, 
nämlich  Horm  Dr.  Browski  selbst,  und  dieser  war  abwesend  Aui 
„schiffbaren  Tigris“,  wie  Hr.  Br.  sagt,  liegt  allerdings  die  Stadt, 
aber  dieses  „schiffbare“  Element  ist  „cum  graoo  sali»“  zu  verstehen, 
denn  bis  su  dieser  Stunde  haben  die  Wellen  de»  Tigris  oberhalb 
Bagdad  einen  Frarhtdampfer  meines  Wissens  noch  nicht  getragen; 
eine  regelmäßige  Dampferverbindung  mit  Mossul,  wie  z.  B.  zwischen 
Bagdad  und  Bassora,  existirt  überhaupt  nicht,  selbst  aber  wenn 
diese  jemals  iu»  Leben  gerufen  werden  sollte,  so  würden  diese 
Schiffe  stromaufwärts  uur  bis  Bid  nimnid,  esu  8 bi»  9 Stunden 
unterhalb  Mossul  kommen  könneu,  da  hier  der  Tigris  eine  Strom- 
schnelle  bildet,  welche  alleofals  nur  zur  Zeit  de«  höchsten  Wasser- 
stande« (Anfang  März  bis  Mitte  Mai)  doreb  starke  Schiffsmaschinen 
zn  überwinden  wäre,  so  daß  Dampfer  alsdann  bis  an  die  Stadt 
gelangen  könnten.  Die  ganze  Flußschifffahrt  beschränkt  sich  in 
der  Hauptsache,  und  wohlverstanden  nur  stromabwärts,  auf  die 
sogen.  Kellekflöfserei  fKellcks  sind  Klöfse,  die  aus  an  langen  Stangen 
fcstgebundenen,  durch  Luft  aufgeblasenen  Schaf-  oder  Ziegenfcllen 
hergestellt  werden),  welche  zwischen  Djabekir  und  Mossul  und  von 
da  bis  Bagdad  hinab  betrieben  wird. 


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J O 


Nr.  49. 


718 

EXPORT,  Organ  das  Central voreing  für  Handetegeographie  ete. 


1887. 


Das  wäre  in  gedrängter  Kürze  eine  Skizze  des  heutigen  Mos« ul 
und  seiner  HaudeUverbälinßse.  Gehen  wir  nun  zu  Bagdad  über. 

Die  alte  Cbalifenstadt,  weltberübint  durch  ihre  geschichtliche 
Vergangenheit,  wie  kaum  minder  bedeutend  als  Metropole  des  asia- 
tischen Handels,  behauptet  sie  aß  solche  auch  heutigen  Tages  noch 
unter  allen  Städten  des  Orients  eine  dominirende  Stellung,  wiewohl 
Wege  und  Beziehungen  des  geschäftlichen  Verkehrs  im  Laufe  der 
Zeit  manchen  Wandlungen  unterworfen  waren. 

Eine  der  wesentlichsten  Umgestaltungen  hat  Bagdads  Handel 
wfthrend  der  letzten  Jahrzehnte  in  erster  Linie  durch  die  Eröff- 
nung des  Suezkanaß  sowie  auch  durch  die  allmähliche  Ausdehnung 
der  Dampferverbindungen  auf  dem  Schwarzen  Meere  erfahren.  Mag 
durch  letztere  der  ßagdader  Markt  auch  manche  seiner  früheren 
Verbindungen  mit  Persien  verloren  haben,  so  sind  diese  Ausfälle 
durch  das  Entstehen  jenes  neuen  Seeweges  doch  reichlich  aufge- 
wogen worden.  Es  ist  dieses  sowohl  in  Bezug  auf  den  Import 
wie  auch  namentlich  auf  die  Ansfubrprodukte  des  Landes;  Wolle, 
Datteln,  Felle  usw.,  zu  verstehen.  (Bagdad  allein  exportirt  au 
Schafwolle  jährlich  ca.  510000  Ballen.) 

Eine  regelmäßige  Dampferverbindung  auf  dem  Tigris  unterhält 
die  seit  ca.  30  Jahren  bestehende  „Eupbrates  & Tigris  Steam 
Navigation  Co.“,  welche  mit  ihren  beiden  Dampfern  von  je  400  Tons- 
Gebalt  jährlich  etwa  80  Fahrten  zwischen  Bagdad  und  Bassora 
macht  Diese  Boote  beben  geregelten  Anschluß  an  die  nach  Ka- 
ratschi, Bombay,  Indien,  rtsp.  von  dort  nach  Europa  gebenden 
englischen  Postdampfer. 

Außerdem  befahren  den  Tigris  drei  kleinere,  der  türkischen 
Regierung  gehörende  Dampfer,  welche  ebenfalls  Gäter  und  Passa- 
giere zwischen  den  vorgenannten  Stationen  befördern. 

Der  Karawanen  verkehr  Bagdads  umfaßt  nicht  allein  ganz 
Mesopotamien  und  Syrien,  sondern  hauptsächlich  auch  Persien.  — 
Viele  Tausende  persischer  Pilger  berühren  ferner  jährlich  auf  ihren 
Wallfahrten  nach  dem  nshcgelegenen  Kerbels  und  Nedjef  die  Stadt, 
verkaufen  hier  theils  mitgebrachte  Wsaren  (Teppiche  usw.)  oder 
verproviantiren  eich  fflr  die  Rückreise. 

Die  Beantwortung  der  Frage,  ob  nach  Browski'schem  Rezept 
angesichts  derartiger  Verhältnisse  von  den  beiden  Städten  MobsuI 
zur  Errichtung  eines  Musterlagers  deutscher  Fabrikate  noch  immer 
„i n erster  Linie  geeignet“  erscheinen  dürfte  und  „ allenfalls“ 
in  Bsgdad  eine  Filiale  zu  errichten  sei,  Obertasse  ich,  ohne  ein 
weiteres  Kommentar  daran  zu  knöpfen,  getrost  dem  Urtheile  der 
deutschen  Handels  weit!  Den  restlichen  Theil  des  Browski’scben 
Aufsatzes,  wiewohl  auch  dieser  in  einzelnen  Punkten  nicht  kritiklos 
wäre,  will  ich,  da  er  das  hier  nicht  in  Betracht  kommende  Thema 
de«  Exports  von  Laodesprodukten  behandelt,  fflr  heute  unberück- 
sichtigt lassen,  vielleicht  komme  ich  später  darauf  zurück. 

Zum  8chlnfs  unserer  heutigen  Betrachtungen  erübrigte  in  der 
Hauptsache  noch  eine  nähere  Erörterung  der  Frage,  ob  das  Land  1 
Mesopotamien  als  Absatzgebiet  fflr  deutsche  lndnstrleprodnkte 
Oberhaupt  und  in  welchem  Maße  geeignet  ist,  sowie  ferner,  wel- 
ches die  einzoschlagenden  Wege  wären,  die  za  einem  glflcklichen 
Resultate  führen  könoen. 

Wie  schon  Eingangs  erwähnt,  dürfte  der  jährliche  Import 
von  Mesopotamien  anf  ca.  15(XX)000  . H zu  schätzen  sein.  Davon  ent- 
fällt auf  England  zweifellos  der  beträchtlichste  Theil  fflr  seine  Zufahren 
an  Eisen,  Kupfer,  Weißblech  usw.  und  besonders  Baumwollstoffen 
(Manchester),  aber  auch  fflr  den  deutschen  Handel  bliebe  noch  ein 
roßes  Gebiet  zur  Plazirung  seiner  gewerblichen  Erzeugnisse.  Zn 
lesen  gehören  in  erster  Linie  Tuche,  gefertigte  wollene,  halb- 
uod  baumwollene  Waaren  aller  Art,  Seidenwaarcn,  Garne,  Eisen-, 
Holz-  und  Glaswaaren,  kurz  die  tausenderlei  Artikel  der  Kurz- 
waarenbranche. 

Alle  diese  Artikel  sind  zwar  schon  am  Markt  vertreten, 
aber  durchweg  in  denkbar  schlechtester  Qualität,  zu  der  die 
Preise  in  keinem  richtigen  Verhältnis  stehen.  Das  hat  seinen 
Grund  aber  nicht  etwa  in  der  Art  des  Einkaufs  durch  die  De- 
taillisten, wie  Herr  Br.  es  darstellt,  sondern  einzig  und  allein  in 
der  Anzahl  der  „Hände“,  durch  welche  die  Waaren  zu  geben 
haben,  bevor  sie  in  die  Boutique  des  Händlers  gelangen. 

Die  hunderttägige  Reise  des  Wiederverkäufe»  über  reduzirt  sieb 
auf  einen  Gang  zu  dem  Chan  irgend  eines  der  Bagdader  Groß- 
händler, ans  dessen  Magazin  er  seinen  Bedarf  entweder  gleich 
deckt  oder  das  etwa  nicht  Vorrätbigc  bestellt.  Diese  Großbäuser 
(in  Bagdad  außer  zwei  enropäisebcu  Firmen  nur  einheimische), 
welche  fast  ausnahmslos  nur  kommissionsweise  arbeiten  und  da- 
neben von  kuranten  Artikeln  Lager  halten,  machen  ihre  Bezüge 
wiederum  nicht  immer  beim  Fabrikaott-o  selbst,  wie  das  ja  auch 
namentlich  bei  der  Mannigfaltigkeit  der  Kurzwaaren  usw.  (die  ich 
hier  speziell  im  Auge  habe)  kaum  durchführbar  ist,  sonderu  kaufen 


ebenfalls  von  Grossisten,  zumeist  Konstantlnopler  Häusern,  die 
trotz  Herrn  Browski  dennoch  cxßtireo. 

Es  liegt  somit  klar  zu  Tage,  daß,  da  doch  Jeder  verdienen 
muß.  durch  diesen  durchschnittlich  dreimaligen  Gewiooznschlag 
die  Preise  eines  Artikels  sieb  entsprechend  vertheuern,  und  das 
macht  sich  bei  einer  geringen  Waarc,  die  ausschließlich  gehandelt 
wird,  weit  bemerkbarer  aß  bei  einer  solchen  besseren  Genres; 
für  letztere  ist  Mesopotamien  bis  jetzt  aber  noch  kein  Absatz- 
gebiet. — Hier  nun  ist  nach  meinem  Dafürhalten  der  Punkt  ge- 
geben, wo  der  deutsche  Handel  seine  Hebel  einzusetzen  hätte, 
nämlich:  durch  direkten  Import  seiner  Fabrikate,  wo  es  möglich 
auch  durch  eine  bessere  Qualität  der  Waaren  als  die  bisher  im- 
portirteo,  sich  den  Markt  erobern  und  den  Zwischenhandel  so  viel 
als  möglich  aus  dem  Felde  zu  schlagen.  — Anzubahnen  wäre 
dieses  Unternehmen  durch  die  Entsendung  eines  möglichst  reich 
haltigen,  dabei  aber  doch  sorgfältig«!  zusammengestellten  Muster- 
Ingers  aller  derjenigen  Artikel,  welche  fflr  den  mesopotamiachet 
Markt  geeignet  sind-  Für  die  Dauer  würde  allerdings  — woran: 
ich  ausdrücklich  schon  jetzt  hinweisen  möchte  — das  Mn«t«*rlager 
allein  nicht  ausreichend  seio,  es  müßte  nach  und  nach  an  seiner 
Stelle,  wenigstens  fflr  diejenigen  Artikel,  nach  denen  sieh  im 
weiteren  Verlauf  des  Geschäftes  ein  regelmäßiger  Bedarf  heraus- 
estellt  bat,  ein  der  Nachfrage  entsprechender  Lagervorrat b ge- 
alten  werden,  denn,  wie  ich  schon  vorhin  erwähnte,  arbeiten  die 
Grofsbäuser  Bagdads  fast  sämmtlich  kommissionsweise.  Der  Kon- 
sument wird  zwar  anfänglich  der  neuen  Bezugsquelle  gegenüber 
eine  Ausnahme  in  dieser  Beziehung  machen,  und  sich  namentlich 
des  Vortheils  nicht  verschließen  können,  wenn  ihm  hier  dieselbe 
oder  gar  noch  etwas  heisere  Waarc  zn  niedrigerem  Preise  angc- 
boten  wird,  fflr  die  Dauer  aber  würde  io  sehr  vielen  Fällen  die 
bekannte  Bequemlichkeit  des  Orientalen  ihn  doch  wieder  zu  der 
alten  Bezugsquelle  zurückfflbreo,  wenn  ihm  die  neue  nicht  gleiche, 
alt  gewohnte  Konzessionen  zu  machen  geneigt  wäre. 

Wohl  bin  ich  mir  der  Ahgeoeigtheit  bewußt,  welche  in  der 
deutschen  Geschäftswelt  im  Allgemeinen  gegen  Konsigoations- 
sendnngen,  und  gewiß  nicht  mit  Unrecht,  herrscht,  wenn  ich  aber 
dennoch  die  Notbwendigkeit  derselben  gleich  zu  Anfang  so  ent- 
schieden betone,  so  dürfte  daran«  hervorgehen,  daß  ich  sie  als  die 
„conditio  sine  qna  non“  fflr  eine  gedeihliche  Entfaltung  and  Fort- 
Iflhrung  des  deutschen  Handels  io  jenen  Ländern  erachte.  — An- 
dererseits aber  dflrfte  doch  wohl  ein  Unterschied  zn  machen  sein 
zwischen  Konsignationen,  die,  so  zn  sagen  auf  „tauben  Dunst“  in 
die  Welt  geschickt  worden  sind  und  solchen,  die  sich  ans  dem 
Gange  des  Geschäftes  von  selbst  entwickelt  haben. 

Dem  Werke,  wenn  es  io  dieser  Weise  ausgefflbrt,  dflrfte  bei 
ernstem,  zielbewußten  Streben,  andauernder  und  ehrlicher  Arbeit 
auch  der  verdiente  Lohn  nicht  versagt  bleiben;  das  ist  meine 
Überzeugung.  Ein  „Sieg  ohne  Kampf“  aber  ist  es  nicht,  denn 
wo  man  nicht  zu  kämpfen  hat,  kann  man  auch  nicht  siegen! 

Nachschrift  der  Redaktion.  Man  verglcicbo  die  am  Schlüte« 
des  redaktionellen  TheiJcs  dieser  Nummer  enthaltenen  SlittheUungen  der 
Deut*chen  Eiportbank. 

Zusammenstellung  dar  hauptsächlichsten  Handelsartikel  devt- 
schen  resp.  europäischen  Ursprungs,  welche  nach  Bagdad  (Me«r- 
potamien)  exportirt  werden  mit  Angabe  der  ungefähren  Verbraneb*- 
mengen  pro  Jahr. 

Tuche,  ca.  800  Rallen;  U-ichte  und  schwere  Stoffe,  erste»  vorwiegend, 
in  Preisen  von  2 bis  15  Pres,  pro  Meter. 

Prints,  ca.  3000  Rallen;  bnntgcdruckte  Baumwollstoffe,  mm  größten 
Theil  englisches  Fabrikat  (Manchester)  aber  auch  Mühlhausen  i.  K.  liefert 
eisige. 

T.  Cloths,  ca.  10  0U0  Balles;  weiße  Baumwollstoffe  in  verschiedene! 
Qualitäten,  ausschließlich  Mancheetorfabrikat. 

Lyoner  Soidon waaren,  ca.  SOOKiatcn;  gute  Qualitäten  mit  schwere! 
Goldstickerei. 

Lu  st  rin  es  <1 'Orient,  ea.  25  Kisten;  ohne  Goldstickerei. 

Elberfelder  Seidenwaarcn,  ca.  100  Kisten;  ebenfalls  bessere  und 
mittlere  Qualitäten  mit  Goldstickerei;  die  gangbarsten  Farben  hierin,  sowfc 
j b*i  den  vorstehenden  Seidenstoffen  sind;  schwarz,  roth,  grün,  violett,  blau 
' und  etwas  weifs. 

Artieles  suissee,  diverse  Stickereien  und  andere  Artikel,  weiche  nur  u< 
der  Sch  weil  fabrizirt  werden;  der  jährliche  Umsatz  beläuft  sich  auf  r» 
l 000000  Frcs. 

Farbige  Wollachalea,ca.50  Kisten;  leivbte  und  mittlere  Genre,  Leip- 
zig deckt  fast  ausschließlich  den  Bedarf  hierin. 

Kurzwaaren,  ca.  200  Kisten;  zum  größeren  Theil  Nürnberger  Artikel, 
auch  viel  französisches  Fabrikat,  Berliner  Fabrikate  habe  ich  weniger  »er- 
treten  gefunden.  Alle  unter  diese  Kategorie  fallenden  Artikel  werden  nur 
tum  kleinsten  TheiJ  direkt  importi'l,  altes  andere  kommt  von  Konstantiaopr' 
aus  dritter  und  vierter  Hand.  Die  Qualität  aller  Waaren  ist  die  denkbar 
schlechteste,  die  Detailpreise  sind  oft  geradezu  enorm  im  VerbkJtmß  aar  Güte. 
Ich  bin  daher  der  Cbeneugung,  daß  durch  direkten  Import  mit  einer  gutes 


188?. 


73  y 

EXPORT,  Organ  de«  Centralvereiiu  für  Handelsgeographie  etc. 


Nr.  49. 


Mittelwaare  der  Markt  ohne  grofse  Schwierigkeiten  für  Berlin  gewonnen 
werden  konnte. 

Biert  ra.  1510  K inten;  der  Konsum  vermährt  sieh  von  Jahr  zu  Jahr. 
I«a  Winter  84/85  als  ich  xum  ersten  Male  in  Bagdad  mich  aufhielt,  war  dort 
nur  Anton  Drchor'scbe*  Hier  in  Cbampagnerflaschen  (ca.  */i©  Liter  Inhalt) 
ii  10  bis  11  Piaster  per  Flasche  zu  haben  (ca.  1,50  .//),  jetzt  ist  der  Preis 
derselben  schon  auf  7 Piaster  heruntergegangen,  da  ein  dänisches  Bier  dnreh 
billigeren  Preis  (5  Piaster  per  Flasch«}  und,  soweit  ich  beurtbeileo  kann, 
auch  etwas  bessere  Qualität,  dem  Dreher'schen  Bier  erfolgreich  Konkurrent 
gemacht  hat.  Durch  eine  kleine  Probesendung  Ton  vielleicht  10  Kisten 
h .*16  Flaschen,  bei  der  schlimmsten  Falls  keine  Gewinne  resuUiren,  jedenfalls 
aber  die  Selbstkosten  gedeckt  würden,  ließe  sich  leicht  koostatiren,  ob  für  den 
Ezport  eingerichtete  Berliner  Brauereien,  die  ein  leichtes  haltbares  braunes 
Hier  liefern,  die  Konkurrenz  aufzunebmen  im  Siairde  sind,  was  ich  übrigens 
nicht  bezweifle. 

Kognac,  ca.  1000  Kisten;  wird  grüßteetheil»  ans  Bordeaux  bezogen; 
geringe  Qualitäten  bei  boheti  Preisen;  der  Artikel  bietet  bei  dem  starken 
Angebot  wenig  Chancen,  aber  mit  einer  guten  Waare  zu  ermäßigten  Preisen 
ließe  sich  immer  noch  ein  Geschäft  machen,  ebenso  auch  in  Rum  und 
Kittern  (Schweizer bitter). 

Petroleum,  ca.  50000  Kisten;  amerikanisches,  neuerdings  auch  aus 
Bsto,  wird  nur  in  Kistm  a 2 □ Blechkauneu  von  j«  ca  30m  engl.  Inhalt  ge- 
bandelt. Der  Artikel  wäre  besonders  dann  nutzbringend  aufzuuchinm,  wenn  inan 
im  Herbst  kleine  Segelschiffe  von  ca.  6 bis  8U0  Tons  Gebult  mit  Petroleum 
nach  Bassora  chartert  uud  dieselben  alsdann  für  die  Rücktour  möglichst  mit 
Landcsproduckten,  (Schafwolle,  Datteln,  Felle),  nach  London  oder  Marseille 
verfrachten  kann. 

Zucker,  ca.  30000  Kiu'en:  wird  nur  in  Broden  tod  etwa  der  lullen 
(irüCs?  der  hier  üblichen  gebandelt.  Qualität  etwa  Ha  Raffinade;  in  die  Liefe- 
rung des  angegebenen  Verbraucbsquantums  Hielten  sieb  französische  und 
österreichische  Fabriken  etwa  zu  gleichen  Theilrn;  ein  Versuch  mit  deutscher 
Waare  wäre  sehr  empfehlensiwerth  ebenso  such  in  weilsem  Streuzucker,  der, 
so  Gel  ich  bemerken  konnte,  in  Bagdad  noch  wenig  oder  garnicht  bekannt  ist. 

Stearinlicht©,  ca.  2000  Kisten;  in  5er  und  Ger  Packung  Sckunda- 
und  Tertia-Qualität.  Den  Markt  beherrscht  fast  ausschtießli-  h belgisches 
Fabrikat.  Di©  Preis«  des  Artikels  sind  gedrückt. 

Elberfelder  Rothgarn,  Kr.  20  ca.  100  Rallen;  fils  «crus,  (Natur- 
farbe) Kr.  16/24  ca.  50U  Ballen;  fils  cotons  blauchis,  (wrißgrhleiclit) 
Nr.  18/24  ca.  200  Ballen. 

Fensterglas,  ca.  5000  Kisten: 

Faleuce  w aaren,  besonders  Teller  weiß  und  farbig  ca.  200  Kisten 

Gl  ns  waare  n,  cn.  500  Kisten;  Gläser  aller  Art  farbig  und  weiß,  Nippes- 
Sachen,  auch  aolche  aus  Porzellan;  Lampen  (paarweise  und  einzeln).  Lampen 
werden  v>n  den  besser  bituirten  Eingeborenen  fast  nur  paarweise  gekauft. 
Dieser  Artikel  böte,  meines  Erachtens,  für  deutsche  Fabrikate  noch  ein  er- 
giebiges Feld. 

Eisen,  (Stab-  und  Stangeneisen)  ca.  3000  Ions;  es  kommt  nur  belgische« 
und  englische»  Fabrikat  auf  den  Markt. 

Weißblech,  ca.  2000  Kisten;  ebenfalls  nur  belgische  oder  englische 
Waare. 

Kupferblech,  ca.  4000  Tons;  wird  nur  in  kreisrunden  Platten  von 
verschiedensten  Durchmessern  gehandelt. 

Glasperlen,  farbig,  ca.  300  Kisten;  ziemlich  bedeutender  Artikel, 
der  durch  böhmische  und  thüringische  Fabriken  wubl  ausschließlich  gedeckt 
wird  Nürnberg  liefert  ziemlich  bedeutend,  ch  ist  dieses  aber  wahrscheinlich 
thüringisches  Fabrikat  (Lauscha). 

Sohlleder,  ca.  200  Hallen. 

Vachetteleder,  schwarz  (Oberleder  für  Stiefel)  ca.  100  Rallen;  wird 
ausschließlich  aus  Frankreich  bezogen  and  nur  zur  Fußbekleidung  verarbei- 
tet; ich  weifs  aus  eigener  Praxi-«,  daß  unsere  rheinischen  Lederfabriken  be- 
deutend billiger  xu  liefern  im  Stande  sind,  als  französische  Fabriken. 

Der  Einfuhrzoll  beträgt  für  sämmtliche  Waaren  ohne  Aus- 
nahme 8%  vom  Kakturnwerth.  Wird  ©ine  Waare  Aber  den  Kak- 
ln raprois  in  der  Douan«  abgesebätzt,  so  ist  der  Empfänger  berech- 
tigt, den  zu  erlegenden  Zoll  anstatt  in  baar  durch  einen  Tbeil  der 
zu  hoch  geschätzten  Waare  zu  bezahlen.  Die  Verkauf »bedin- 
gt! ngen  im  Bagdader  Bazar  sind:  die  Hälfte  resp.  Vs  dca  Faktura- 
betrages ist  entweder  baar  oder  gegen  Akzept  in  30,  60  oder  60 
Tagen  zu  zahlen. 

Kegul irnngen  nach  Europa  geschehen  in  Appointa  4 Monat 
dato  oder  3 Monat  nach  8irht  auf  Paris,  Marseille  oder  London. 

Versendung  von  Frachtgütern  findet  statt  via  London,  Mar- 
seille oder  Triest,  und  zwar  mit  direktem  Konnossement  bis  Bagdad. 
Für  WT  aaren  aus  Norddeutsch  Und  dürfte  nur  London  als  zweck- 
mäßigster Hafen  in  Betracht  kommen.  Die  von  dort  nach  Buabire 
oder  Bombay  regelmäßig  gebenden  Steamer  der  „Peninsula  & Orien- 
tal*. sowie  der  British  Oriental  St.  S.  N.  C.“  stehen  mit  der  Euphrn- 
tes  & Tigris  St.  S,  N.  C.*,  welche  zwischen  Bassora  und  Bagdad 
regelmäßige  Fahrten  unterhält,  io  übernähme  Verbindung,  so  dafs 
FracVitgüter  innerhalb  2— 2*/2  Monat  von  London  nach  Bagdad  expedirt 
werden  können.  Außerdem  aber  unterhält  noch  die  Firma  „R.  G. 
Jones  Price  & Co.,  London,  Churcb  Court,  Clements  Laue  E.  C. 
London“  ziemlich  regeimifaige  direkte  Frachtd&mpfer- Verbindungen 
zwischen  London  und  Bassora.  Die  Frachtsätae  dieser  Linie  va- 
riiren  zwischen  30  u . 35  Shilling  per  Ton.  Letztere  Verbindung 
halte  ich  für  die  schnellste  und  billigste,  jedoch  ist  eine  jedes- 


malige vorherige  Anfrage  über  den  Abgang  des  nächsten  Steamers 
bei  „Price  & Co.“  zu  empfehlen. 

Die  Frachtsätze  der  Flufsdainpfcr  von  Bassora  bis  Bagdad 
steilen  sich  je  nach  dem  höheren  oder  niedrigsten  Wassers. laude 
des  Tigris  auf  8/40,  10/40,  12/40  bis  15,  40  Para  per  Okka  (1  Okka 
==  1 2*0  Gramm).  Als  Durchschnittssatz  können  10/40  Para  per 
Okka  angenommen  werden  (40  Para  «■  1 Piaster,  146/147  Piaster 
= 1 Lstlg.).  Ausdrücklich  hervorhebeo  möchte  ich  noch,  daß 
s&mmllicbe  Waareu  vom  Orte  der  Verschiffung  (London  — Bassora) 
franko  geliefert  werden  müssen,  und  die  Fracht  daher  auf  den 
Preis  der  Waareu  gleich  hinzuzureebnen  ist,  da  bei  anders  fakturirten, 
bezw.  unfrankirt  abgesandten  Waareu  der  Absender  dem  Empfänger 
die  verauslagte  Kracht  mindestens  mit  l°,o  pro  Monat,  als  dem 
niedrigsten  Bagdader  Zinsfüße  zu  verzinsen  haben  würde.  Am 
empfehlenswcrthesten  ist  eine  Preiskalkalation  franko  Bagdad, 
wenigstens  bei  ßtapeiartikeln,  wo  sich  diesea  unschwer  ermöglichen 
läßt  Assekuranzen  sind  mit  1 bis  l1/©  pro  Mille  zu  schließen. 


Afrika. 

Eiaenbahs  Pretoria-Deligoa-Bay.  Die  in  Amsterdam  gegründete  Gesell- 
■’baft  zum  Hau  und  Betm-he  der  Eisenbahn  Pretoria- Delagoa-B&y  verlaut- 
bait  die  Emisrion  von  G Millionen  5 prozentiger,  in  51  Jabreu  iu  Amsterdam 
und  Berlin  rückzahlbarer  Obligationen  xum  Kar»«  von  *J5,»  /.  Da«  Unter- 
nehmen wird  von  der  Regierung  der  südafrikanischen  Republik  garantirt. 

Dm  Aulehen  ist  xum  Bau  der  ersten  Streek»  der  Eisenbahn  bestimmt, 
welche  Pretoria  mit  der  portugiesischen  Grenze  im  Anschlüsse  an  die  von 
Delagoa-Hay  nach  dieser  Grvoxe  führenden  Liuio  verbinden  wird.  Die  Ge- 
sellschaft ist  autorisirt,  für  den  Fall,  dass  dieses  Aulehen  nicht  aunreichen 
sollte,  weitere  7 Millionen  / in  Aktien  oder  Obligationen  unter  der  Garantie 
des  Transvaalstaates  zu  enrittiren. 

Die  Regierung  van  Transvaal  gewährt  dieser  Gesellschaft  überdies  voll- 
ständige Zollfrei  heit  für  die  importirteji  Waaren.  Der  Staat  behält  sich 
da«  K'srbt  der  Control«  «her  die  Tarife  und  die  Ernennung  der  Außicbts- 
kommiesäre  vor.  (Bulletin  du  Mue«e  commercisl.) 

Die  Goldfonde  in  Südwest-Afrika.  Zu  dem  io  Nr.  48  gebrachten 
Artikel  bemerken  wir,  dnß  die  Nachrichten  Über  die  Entfernung 
der  Goldfelder  io  Damaralaod  von  der  Walfßcbbay  (70  bez.  40 
Meilen)  sich  auf  die  Rechnung  io  englischen  Meilen  beziehen,  und 
die  Fundstellen  daher  selbst  mit  schlechtem  Fuhrwerk  (Ochseu- 
wageo)  in  wenigen  Tagen  von  dar  Walfischbay  zu  erreichen  sind. 
Von  Herrn  Missionsinspektor  C.  G.  Büttner  gehen  uns  in  dieser 
Angelegenheit  noch  nachstehende  Zeilen  zu: 

.Wm  der  Referent  aus  „Paarl*  in  Nr.  48  über  die  Mincnrechtc  in 
Damaraland  schreib»,  beruht  auf  völliger  U n bekannt« hafl  derselben  mit  den 
Vorgängen  der  letzten  Jahre,  die  hier  in  Betracht  kommen.  Allerding« 
haben  auf  das  qu.  Gebiet  mehrere  Häuptlinge,  Hottentotten  und  Herero,  An- 
sprüche erhoben  und  erbeben  sie  vielleicht  «ach  noch.  Aber  «Ile  diese 
haben  Hmenkonzensionen  au  deutsche  Unternehmer  für  diese»  Gebiet  ertheilt 
and  diese  Konzessionen  sind  jetzt  simmthefa  in  den  Händen  der  „deutschen 
KolouialiresfrllscUaft  für  Südweet- Afrika*.  Die  etwaigen  Streitigkeit«)  der 
einzelnen  Häuptlinge  haben  also  keinen  Einfluß  auf  die  Bearbeitung  der  Mineu. 

Im  übrigen  hofften  die  Eingeborenen  schon  seit  längerer  Zeit,  daß  die 
Eröffnung  von  Minen  nur  beitragen  würde,  Ruhe  und  Sicherheit  im  Land« 
xu  befestigen.  Wenn  dl«  Gräbereien  im  Qnnge  sind,  wird  ja  für  di«  Armen 
lohnende  Arbeit  verbanden  sein,  und  die  reichen  Nomaden  haben  einen 
guten  Markt  für  das  von  ihnen  prodnxirte  Vieh“. 

Znr  Berichterstattung  Aber  die  Goldfelder  ist  der  Reichs- 
kommissar Dr.  Goering  in  Berlin  cingetroffen.  Die  Red. 

Nachrlohten  von  San  Thomö.  £Or  igl  oalbericbt  aus  Lissa- 
bon von  Ende  November  1887.)  Wiewohl  ich  Ihncu  in  nächster 
Zeit  einen  längeren  Essay  über  sämmtliebe  portugiesische  Kolouien 
einaeoden  werde,  will  ich  doch  nicht  unterlassen.  Ihnen  beute  einige 
Stellen  aus  einem  von  San  Tbome  (portugiesische  Insel  nnter  dem 
Äquator  an  der  afrikanischen  Westküste)  empfangenen  Briefe  mit- 
zulheilen.  welche  allgemeineren  Interesse  beanspruchen: 

„San  Tbome  18.  Oktober  1887.  Vor  einigen  Monaten  ließ  ich, 
angeregt  durch  einen  Artikel  der  „Planier*  Gazette“  zwei  Ryder- 
sehe  Dörrapparate  hierher  kommen,  Dieselbon  bewährten  sich 
außerordentlich  beim  Trocknen  unsere»  Kakao.  Alle  Farmer  der 
Insel  kamen  die  neuen  Apparate  anzaseben  und  waren  nicht  wenig 
erstaunt  über  den  geliefert*»  Beweis,  daß  man  Kakao  in  viel 
rationellerer  Weise  durch  Maschinen  als  an  der  Sonne  trocknen 
könnte.  Die  Folge  war,  daß  seitdem  bereits  10  Apparate  hier 
eiugeffthrt  wurden,  und  sich  auch  weitere  Farmer  zur  Anschaffung 
entschlossen  haben.  Ihre  Nachricht,  daß  diese  Dörrapparate  auch 
in  Deutschland  fabrizirt  werden,  kam  mir  sehr  zu  statten. 

Für  Chinarindentrockoung  haben  wir  in  San  Tbome  noch  keinen 
passenden  Apparat  und  doch  besitzt  schon  die  eine  Plantage,  deren 
Bewirthschaftung  mir  unterstellt  ist.  allein  600000  Bäume.  Der 
American  Evaporator  ist  für  den  angedeuteten  Zweck  nickt  ge- 
nügend leistungsfähig.  Eher  würde  sich  nach  meinem  Uribeil  die 
Anlage  eines  massiven  Trockenhauses  mit  Luftheizung  mittelst 


720 

Nr.  49.  EXPORT,  Organ  des  CentraWereins  für  Handelsgeographie  etc.  Ijj; 


RippeoelemeDten  für  Holzheiznng  empfehlen.  Ich  sage  Holzbeizung,  j 
weil  die  abgescbfilten  Chioariodeiibfiorm*  trocken  ein  ausgezeichnete»  | 
Heizmaterial  liefern.  Die  Kinde  wird  in  Streifen  von  25  bi»  50  cm 
Länge  und  3 bis  6 cm  Breit«  geschnitten  und  die  Streifen  auf  j 
HQrden  oder  auf  in  Rahmen  gefaxte  Drahtgewebe  neben  einander  j 
gelegt,  getrocknet.  Ich  «tobe  Ihnen  mit  Detail»  gern  zur  Verfügung,  j 
E»  würde  mich  »ehr  freueo,  von  Ihnen  zu  hären,  ob  Anlagen  für 
Cbinarindentrocknung  von  deutschen  Fabriken  bereits  geliefert  wor- 
den und  io  welcher  Art  diese  koostruirt  sind.  Neben  solchen 
Trockenanlagen  werde  ich  auf  eine  Menge  anderer  Maschinen  re- 
flektiren,  wenn  erst  die  nälhigen  Pläne  zu  deren  Inbetriebsetzung 
auf  unserer  Plantage  fertig  »ein  werden“. 

Lltterarische  Umschau. 

Ycrxclchuifi  der  bei  der  Redaktion  «I »gegangenen  Druckschriften. 

Die  nachstehend  besprochenen  und  angezeigten  Werke  können  durch  die 
Buchhandlung  Walther  <fc  Apolant,  Berlin  W,  Markgrafenntrafse  60. 
jederzeit  bezogen  werden. 

Kongoland.  I.  Amtliche  Berichte  und  Diuckichriften  über  das  belgische 
Kongo-UnWnehmon.  II.  Unterguinea  und  Kongostaat  als  Handels-  und 
Wirtschaftsgebiet  nebst  einer  Liste  der  Faktoreien  hi»  zum  Jahre  1887 
von  Dr.  Pecbuel  - Loesche.  Jena  1887.  Hermann  Costenoble. 
Gr.  Oktav.  33  Bogen. 

Der  Verfasser  ist  den  Lesern  dieses  Blattes  durch  seine  im  „Central- 
verein  für  nandelsgeographie  etc.*  zu  Berlin  gehaltenen  Verträge  hinreichend 
bekannt,  als  dar»  wir  nöthig  hätten  ihn  bei  unseren  Freunden  einzufnbren 
Die  ausgedehnten  Krisen  des  Verfasser»  in  der  Südsee,  im  Eismeer  sowie  an 
den  Küstenländern  der  alten  wie  neuen  Welt  haben  dem  Dr.  Pecbuel- 
Loesche  rei'hlicbe Gelegenheit  gegeben  «eine  Beobachtungsgabe  tu  schärfen, 
und  ihn  zu  befähigen  seine  Aufmerksamkeit  ohne  Zeitverlust  den  wichtigsten 
und  ehnrakterisrhen  Merkmalen  und  Zuständen  der  von  ihm  besuchten  I. Inder 
ttiznwenden.  Einen  tieferen  Einblick  in  die  afrikanischen  Verhältnisse  zu 
gewinnen,  war  dem  Verfasser  durch  die  deutsche  Loaniro- Expedition.  deren 
Mitglied  er  war,  Anfang  der  70er  Jahre  ermöglicht.  Der  ca.  3 Jahre  währende 
Aufenthalt  an  der  Loangokdste  ist  es  gewesen,  welcher  eingehend  er  * Studien 
de»  Laude»  und  Volke»  veranlaßt«.  War  da»  beobachtete  Gebiet  au  Umfang  auch 
Idein,  so  gewahrte  es  doch  bei  der  großen  Ähnlichkeit  der  mehr  oder  weniger 
auf  gleichem  Kulturuiveau  stehenden  Völkerschaften  dr»  tropischen  Afrikas,  di« 
Möglichkeit  vielseitige  und  zahlreiche  Anhnltepunbte  für  die  Beurtheilmig  der 
afrikanischen  Völker  und  Zustände  überhaupt  zu  gewinnen.  Diesem  Umstande 
ist  es  denn  wohl  auch  zunächst  zuru schreiben . daß  Pecbuel  • Loesche 
im  Jahr«  1*82  vom  König  der  K«lgier  beauftragt  wurde  den  Kongo  tu  be- 
suchen, um  über  die  dasolbet  von  Stanley,  im  Auftrag«  d«s  Königs  und 
der  „Association  Internationale  Afrieaioe“,  unternommenen  Aueledelungs- 
und  Koltunrerencbe  eingehende  Untersuchungen  anzustelten  und  eventuell 
Vorschläge  zur  weiteren  Stützung  and  Förderung  der  Kongounlernchroung  zu 
machen. 

Die  Gründe,  welche  eine  gewissenhafte  Prüfung  und  Berichterstattung 
notbwendig  machten,  sind  in  den  äufserst  geringen  Resultaten  zu  suchen, 
welche  — - nach  allen  Seilen  hin  — durch  das  Unternehmen  bisher  erzielt 
worden  waten.  Bereits  waren  Millionen  verausgabt  worden  und  gleichwohl 
blieben  die  von  Stanley  und  seinen  Anhängern  in  so  glanzenden  Perspek- 
tiven geschilderten  Handelsvortheile  aus.  Trotz  der  „Erschließung  des  Riesen- 
ströme»,  welcher  dem  Herzen  Afrikas  entsprungen,  Länder  von  der  üröfse 
Europas  mit  40,  50,  60  sogar  70  Millionen  Einwohnern  eröffnen  sollte*, 
blieb  der  Wasserweg  von  den  Eingeborenen  unbenutzt,  die  im  Innern  auf- 
gestapelten,  „ungeheuren“  Vorräthe  von  Elfenbein  gelangten,  nach  wie  vor, 
in  nn bedeutenden  Mengen  nach  der  Westküste.  Der  Verkehr  von  der  Küste 
nach  dem  Innern  »ließ  auf  zahlreiche  Hindernisse  Feindliche  Völker, 
auf  ihr  Handelsmonopol  eifersüchtige  Häuptlinge  und  Sklavenjäger,  gefahr- 
volles Klima  usvt.  verhinderten  oder  erschwerten  doch  das  Eindringen  der  euro- 
päischen Interessen  und  Waaren;  auch  zeigte  sich  der  Kongo  in  deu  ver- 
schiedenen Jahreszeiten  als  eine  theil»  gefährliche,  theil»  ungenügende  Wasser- 
straße, welche  selbst  Fahrzeugen  von  wenig  Tiefgang  die  regelmäßige 
Fahrt  erschwerte;  Wasserfälle,  gefährliche  Strudel  machten  die  Fahrt  ge- 
fahrvoll. Berichte  unparteiischer  Personen,  Anklagen  von  Gegnern  Stan- 
ley», vor  allen  Dingen  aber  die  fortgesetzten  Forderungen  und  Opfer, 
welche  da»  Unternehmen  nicht  aufhörte  der  königlichen  Freigebigkeit  xu- 
tumulhen  ohne  dafür  nennenswerthe  Äquivalente  zu  gewähren,  günstigere 
Ergebnisse,  welche  gleichzeitig  die  Franzosen  und  englischen  Missionäre  mit 
unendlich  geringeren  Mitteln  erziehen,  drängten  der  ZentraUcitung  in  Belgien 
den  Wunsch  auf,  die  Verhältnisse  am  Kongo  durch  ein  sachkundiges,  un- 
partheiieche»  Auge  näher  prüfen  zn  lassen.  Dies«  heikle  Aufgabe  wurde 
Pecbnel-Loesche  zu  Theil;  schwierig  und  undankbar  zugleich  war  die- 
scJtKj.  Galt  es  doch  eventuell  einem  Manne  entgegenzutreten,  «kaum  Name 
einen  zauberischen  Klang  in  der  gasten  Welt  hatte,  der  als  Entdecker  un- 
geheueren Erfolges  »ich  rühmen  konnte,  für  dessen  Energie  es  nichts  Unüucr- 
wLndliebe»  zu  gehen  schien,  und  der  über  genug  Anhänger  und  Mittel  verfügte, 
um  jeden  Gegner  — Belbst  mit  Gewalt  — zu  vernichten. 

Es  mußte  gegen  Stanley  In  Brüssel  eine  tiefe  Verstimmung  Platz 
gegriffen  haben,  denn  Pecbuel- Loesche  reiste  mit  geheimen  Vollmachten 
im  geschlmuetif-n  Konvert  ab,  welche  ihm  an  Stanley»  Stelle  die  Ober- 
leitung de»  gesam rnien  Kongaonternehmens  überantworteten. 

Wer  die  obige  Schrift  liest,  kanu  über  die  Art,  wie  Pecbuel- 
Loesche  durch  diese  und  andere  Instruktionen  getäuscht  und  irre  geführt 
worden  ist,  ein  Zeichen  der  Verachtung  nicht  unterdrücken.  Füglich  kann 
es  nicht  ander»  aß  perfid  bezeichnet  werden,  wenn  dritten  Personen  gleich- 


zeitig andere  geheime  Vollmachten  gegeben  wurden,  welche  jegliche  Aateitk 
und  Disposition  von  Pecbuel  vernichteten.  Die  Unmöglichkeit,  unter  i,.  ^ 
Verhältnissen  zu  reorganisiren  und  zu  arbeiten,  liegt  auf  der  Hvi  fo' 
wen  in  letzter  Instanz  diese  Bubenstreiche  zurückzufübren  sind,  Rcflt 
gleichgültig-  Darüber  aber  lassen  »ie  keinen  Zweifel,  dafs  ru  der  ginii»;.*: 
Kopf-  und  Planlosigkeit,  sowie  zur  Unkenntnis  der  Verhältnis*«  de»  Kmgt- 
unternchmeo»,  »ich  die  schmutzigsten  li.trignen  einzelner  Persoua 
Küqtien  gesellten,  welche  die  Großherzigkeit  und  Freigebigkeit  de»  Hup 
I mißbrauchend,  im  trüben  Wasser  zn  fischen  versuchten.  Die  uns  etMaltecei 
l Beweise,  durch  welche  Pochuel  die  Wahrheitsliebe  hervorragender  P««. 
j lichkeiten  der  Brüsseler  Zentraileitung  illostrirt,  bezeugen,  daf*  eine  Kti 
' rtiptinn  In  der  Verwaltung  eingerissen  tot,  welche  an  »ich  schon  allein  ii» 
reicht,  um  da»  ganze  Kongounternehmen  zu  uulermiimen. 

Unter  solchen  Verhältnissen  Hegt  cs  nahe  zu  vermutfaen,  dafs  6»  Zs 
stände  am  Kongo  gerado  so  oder  noch  verfahrener  als  in  Brussel  stfa 
sind.  Dafs  Stanley  gegen  die  Zerfahrenheit  der  Oberleitung  »m  crüi>: 
Tische  zu  Brüssel  Front  macht,  daf»  er,  gestützt  auf  seine  ihm  nubfü.-ä- 
ergebenen  Anhänger  die  papiernen  Instruktionen  nicht  nur  ignorirt,  Haiti 
ihnen  direkt  entgegen  handelt  und  «ich  dadurch  den  Unwillen  der  Brintt'41 
Kliquen  znziebt,  das  soll  uns  nicht  Wunder  nehmen.  Stanley  tetlSriezr 
Mission  begeistert,  er  will  — und  das  kann  ihm  unparteiische  Gerecht rpr 
nicht  verdenken  — die  Früchte  seines  Unternehmens  für  sich  pCettic 
er  Ist  kein  weichherziger,  phantastischer  Idealist,  sondern  «in  kühner  iS» 
teurer,  dem  die  Kraft,  der  Erfolg  über  alles  geht  Die  Mittel  — und  da»  ts 
er  oft  genug  bewiesen  — sind  ihm  gleichgültig.  Der  einstige  DangwCcot 
spondent  von  Afghanistan  und  Ascbantl,  der  Finder  von  Liviagstonr,  dr 
1 erste,  welcher  das  großartige  Werk  — großartig,  weil  cs  du  erst«  wr  - 
; der  Durchquerung  Afrika’»  vollbrachte,  er,  Stanley,  wird  nicht  ohne  Wriur*- 
detj  neldm  vom  grünen  Tische  das  Peld  räumen,  er  wird  auch  siebt  ote 
Verzug  einem  ihm  unbekannten,  und  wenn  noch  so  tüchtigen  und  tbreovtrlla 
Manne,  da»  Peld  überlassen.  Das  ist  er  sich  selbst  sowie  der  Stdiitt* 
«rhuldlg,  die  er  sich  durch  ein  gefahrvolle»,  au  Entbehrungen  reirbw  \A*v 
schließlich  am  Ende  einer  abenteuerlichen  Laufbahn  in  der  Welt  ytschtf-i 
bat.  F.in  Mann,  vom  Holze  aus  dem  Stanley  geschnitzt  ist,  veoMIvt  at* 
in  ein  fades,  rühmlos  endende»  Schriftstellerdssein,  sondern  er  TMtb«itiy. 
»eine  Position.  Seine  Waffen  sind  die  de»  Yankee;  Schlauheit  uwi  Pf% 
keit,  nur  im  Nothfalle  Gewalt!  Er  empfängt  deu  Dr.  Pechtcl* 
Loesche  mit  Artigkeit.  — gleichzeitig  ruinirt  er  das  für  die  Koagohhit  bt- 
stimmte  Dampfboot  und  benimmt  so  »einem  Nachfolger  die  Mitte-!  nr  Iwi 
vollen  Beweglichkeit  und  energischen  Forschung.  Er  sichert  firm  ft- 
chuel- Loesche  seine  Beihilfe  zu,  instruirt  aber  einen  seiner  Vertag«, 
die  demselben  unterstehenden  200  Sanaibariten  anderweitig  — bei  4<r  I« 
nigung  der  Wege  — zu  beschäftigen  und  keinesfalls  dem  Siebfclffr  rr 
Verfügung  zu  stellen.  Und  trotz  aller  Vollmachten  des  Letzlm«  «ölR 
der  Partisan  uuserm  deutschen  Lnudsuumn«  die  diesem  beim  Yosirae» 
Innere  so  sehr  nothwendigeu  200  BewafTneteu  vor.  Eine  andrt,  [m'-*« 
Zahl  von  Sansibarleuten  entläßt  Stanley  nach  der  Hfluiath.  Ct»l  »ie 
kannten  Stanley  und  «eine  Vertrauten  die  Wirthschaft  in  Brü«*e! ' Tii« 
dem  Vorwände,  seine  gestörte  Gesundheit  wieder  herzustcllen.  r«tf  Sian- 
ley  noch  der  belgischen  Hauptstadt,  wohl  wissend,  dar»  er  sich  dort  («Kr 
und  Einfluß  bald  wieder  verschaffen  werde.  Wiederum  wirkt  dir  Bef 
scioes  Namens,  wiederum  weiß  er  durch  märchenhafte  AuMchBKtiai'  ■* 
dunklen  Innern  de*  schwarzen  Erdtbeüs  die  gesunkenen  lluffnanfio  n Er- 
leben, die  llab-,  Ehr-  und  Stcllengierigcn  durch  Versprechungen  «■_*« 
zu  ketten!  Der  Yankee  kennt  seine  Leute.  Leichtgläubige  Phantasie  vrikrr 
zu  berauschen,  „schwerfällige“  Bedenken  mit  »einer  Autorität  niodwrtMe 
oder  verächtlich  bei  Seite  zu  Btossen,  die  Unzuverlässigen  und  Knl*-- 
, müthigen  zu  bedrohen  und  die  Schlechten  durch  günstige,  zu  nfcbt»  *r 
pfliebtendt  Versprechungen  zur  Heeresfolge  zu  veranlassen.  Daa  i** 
nicht  die  Handlungsweise  einer  reinen,  ehrenhaften  Natur.  Ds»  ist  dir  K*- 
quistador,  wie  er  leibt  und  lebt!  Aber  dieser  kühne  Mensch  hst  dxi 
ln  die  Wagschale  zu  werfen,  und  die  persönlichen  Eigeoicbof'en-  At '■* 
bineinwirft,  haben  doch  auch  etwa»  Aussöhnende»,  «eine  Fehler  Verdeck*** 
Auch  wird  man  ea  ihm  zu  Gute  halten  müsaen,  daß  er  für  sein  Mwa***1* 
kämpft.  Man  wird  es  auch  entschuldbar  finden,  daß  er  über  »sin* 

»ich  Illusionen  hiugieht,  Illusionen,  die  — wir  sind  e«  gleich 
Loesche  überzeugt  — sich  niemals,  noch  nicht  zum  hundertel»  Df 
realßircn  werden.  Hätten  wir  die»e  Überzeugung  nicht  gehabt,  *o  ■w** 
wir  sie  durch  die  Lektüre  der  obigen  .Schrift  gewonnen  haben. 
Stanley  nicht  übertriebene  Ansichten  für  sein  Werk  hegt«,  wie  wra-dr 
er  Anders  bi»  lur  Aufopferung  dafür  zu  cnthuHio-roirnn  V Und  selbst  wo« 

»o  Viele  c»  behaupten,  Stanley  von  rein  egoistweben,  kaMbietif« 
essen  geleitet  worden  wäre,  so  wird  man  ihn  deshalb  immer  noch 
Weiteres  aß  Schwindler  behandeln  können,  sondern  es  begreif«,^  d»* 
Schritt  für  Schritt  sein«  Position  vertheidigt.  Eine  »e  energische  N«t,r  ” 
Stanley  vertraut  auf  ihr«  Kraft,  traut  dieser  zu,  dsf*  de  neee  M™! 
Wege  finden  werde,  um  ZU»  Ziele  zu  gelangen  und  allen  An*prortM» 
genügen.  Unter  diesem  Gcricbtsponkte  beurtheHen  wir  auch  ***■“  F ' j 
Expedition,  die  iru  Grunde  genommen  — und  wir  geben  uni  da 
Täuschung  hin  - den  Hauptxacck  verfolgt,  neue  Projekte  aufrubauen.  n” 
Stützpunkte  für  »ein  Kongowerk  zu  finden.  Nicht  nur  Tibb-Tih. 
noch  viel  ärgere  Schuft«  würde  er  si<*h  dienstbar  zu  inachtn  suche«.  M , , 
bis  ihm  die*«  seinen  ganzen  phantastischen  Bau  über  dem  Kopfe 
und  ihn  selbst  nnter  den  Trümmern  l>egrnben.  tit,  er  die«*  TrTT*  ' 
arabischen  Bklaeenjlgwr  durch  wenig  gewählte  Mittel 
dienstbar  macht  oder  ob  er  die  hoch  ansehnlichen  Mitglieder  d«f » ^ 
konfmnz  in  Berlin  für  sein  Unternehmen  gewinnt,  indem  er  — Uf 
fruchtbarsten  Ü«völkeningsstati|rtiker  aller  /eiten  — di«  Kiawob****“*^ 
von  ihm  bereisten  Kungogebiete  in  kürzi-atcr  Zeit  von  40  *uf  ^ 

hinaufschraubt,  darf  uns  nicht  allzu  sehr  wundern,  unuoaenijer,  • ’ 


887. 


Nr,  43. 


721 

EXPORT,  Organ  de«  Centralvereins  (Br  Handelsgengraphie  etc. 


Ciffc-i  von  40  Millionen  auch  gerade  )u*ch  genug  wäre,  um  die  Befriedung 
ind  Ku  Itivalior.  jener  Gebiete  zu  motiviren. 

Dafs  Pech » el- 1. «esc ho  und  andere  gewiä'Onhafte  Forscher  mit  sol- 
•bem  Treiben  nichts  zu  thun  haben  wollen,  dal»  sie,  namentlich  wenn  aie 
sls  Vertrauensmänner  ihr  Urtlieil  abgeben  »ollen,  objektiver  denken  und 
'i  wljjen,  kann  selbstverständlich  noch  weniger  Wunder  nehmen.  Während 
>«i  .Stanley  die  subjektiven  Eigenschaften  das  ganze  Kongo  unternehmen 
»eherrschen,  <l»s  letztere  der  Willkür  seiner  subjektiven  Erwägungen  völlig 
mtorordneu,  gewahren  wir  bei  Pechuel-Loesche  und  Anderen  eine  ob* 
ekttve  Piüfung  der  VerliäJlüiiMie  und  können  aio  berechtigter  Wcute  auch  von 
Uesen  und  Allen  denen  verlangen,  «eiche,  ohne  in  gleicher  Weise  wie  Elan- 
I ey  mit  der  Kongofrage  identifmrt  zu  sein,  sie  auch  ungleich  leichter  zu  üben 
vermögen.  Dabei  verstehen  wir  die  Entrüstung  vollständig,  welche  den  Nach- 
folger Stanley*.-*  ei  füllt,  wenn  er  gewahrt,  wie  dieser  systematisch  jede  seiner 
Aktionen  zu  Schanden  macht.  Aber  uicbt  gegen  Pechuel-Loesche  agirt  und 
intrignirt  Stanley,  er  würde  gegen  jeden  Anderen  »o  gehandelt  haben.  Ea 
gilt  den  Kampf  um  das  Dasein,  die  Erfolge  eines  Jahrzehnts,  einer  ruhm- 
vollen Laufbahn,  Und  hierbei  zeigt  »ich  .Stanley  als  ein  rücksichtsloser  Feind, 
dem  jedes  Mittel  recht  ist!  Wenn  das  auch  verwerflich  i*t,  so  dürften  Vor- 
wurf« doch  vielmehr  die  lierren  in  Brüssel  treffen,  welche  in  unerhört  ver- 
worrener Welse  — um  keinen  schlimmeren  Ausdruck  zu  gebrauchen  — die 
Mission  Pechuel»  veranlafst  und  die  Vollmachten  ertheilt  haben.  Müde  dieser 
Kopflosigkeit  und  Verlogenheit,  kehrt  Pechuel  noch  Europa,  nach  neunmonat- 
lichen) Aufenthalte  am  Kongo  zurück,  nachdem  er  gezwungen  war  mit 
25  (!)  Mann  in  die  Wildoiß  hinein  zu  marsebiren,  um  Stationen  zu  grün- 
den, bei  welcher  Gelegenheit  er  wiederholt  von  der  Übermacht  angegriffen 
Word»  und  sich,  angesebossen , durch  zahlreiche  Feinde  bindurcbschlagen 
muß.  Dalk  ihm  dann  von  der  gegnerischen  Partei  der  Vorwurf  gemacht 
worden  ist,  die  Flinte  in’»  Korn  geworfen  zu  haben,  ist  bei  der  Sorte  von 
Gegnern  kein  Wunder.  Gleichviel  — - Pechuel  hat  dos  Verdimat,  die  Kon- 
go pbatitasic  und  den  Kongotraum  ernüchtert  und  anf  die  wirkliche  Be- 
deutung zurückgefülirt  zu  haben.  Diese«  Verdienst  wiegt  schwer  genug  in 
einer  Periode,  in  welcher  der  Kolonialsekwindel  recht  ansehnliche  Blütben  zu 
treiben  begonnen  hat,  die  jetzt  freilich  bereit»  im  Abaterben  begriffen  sind, 
ntn  alsbald  auf  das  richtige  und  berechtigte  Niveau  herabzusiuken. 

Wie  berechtigt  da»  vernichtende  Unheil  Pechnelt  über  das  Kongo- 
unternehmen  ist,  bezeugt  uns  die  einfache  Thatsarhe,  dafs  die  Zahl  der 
Ȋmrollirhtn  Stationen  auf  4 zuriiekgegangen  ist,  dafs  Plantagen  nicht  ange- 
legt worden  sind,  dafs  ein  Elnfluf»  auf  den  Sklavenhandel  nicht  ausgeübt 
worden  ist.  daß  — im  Gegenthei)  — die  Leute  de»  arabischen  Sklaven- 
händler» Tibbo-Tlb  die  Niederlassung  am  Sunlcy-Pool  zerstört  haben,  dafs 
die  Menge  der  au»  dem  Innern  zugeführten  Waaren  »leb  nur  sehr  unwesent- 
lich gesteigert  hat.  mithin  die  vielfachen  Millionen  umsonst  verausgabt  wur- 
den. So  »ehr  »ich  Stanley  als  kühner  Entdecker  bewährt  hat,  so  wenig 
ul»  wirlhschaftlicher  Unternehmer,  »U  Organisator.  Dm  eine  vertrügt  Bich 
durchaus  nicht  mit  dem  anderen.  Die  im  enteren  Falle  horbsehitzban 
Energie  muß  im  letzteren  Falle  der  kühlen  Rechnung,  der  planvollen, 
langsam  durclmiftihrenden  Organisation  weichen.  Rin  Mann,  der  geneigt 
und  gewohnt  ist  vernichtend  jeden  Widerstand  niederzuwerfen,  welcher 
sich  seinen  Plänen  entgegenstellt,  und  der  durch  jahrelangen  Umgang  mit 
Wilden  und  Halbwilden  »o  überaus  hlnlig  Veranlassung  bat  seinen  besse- 
ren Willen  begründeter  Weis«  darc  tun  setzen,  ein  solcher  Mann  eignet  sieb 
schwerlich  nun  friedfertigen  Verkehr  mit  gebildeten  Europäern  behufs  ge- 
meinsamer Kulturarbeit,  In  welcher  der  kraftvolle  Wille  nicht  allein,  son- 
dern die  höhere  technische  Einsicht,  Erfahrung.  Bildung,  doch  mindestens 
in  gleichem  Maaße  wie  jener  entscheidet  oder  doch  entscheiden  sollte. 

Und  dafs  Stanley  der  Mann  »ei,  welcher  nach  seiner  ganzen  Vorbil- 
dung jene  schönen  Eigenschaften  des  Kultnrfuhrers  und  Reformator«  besitze, 
das  werden  wohl  auch  »eine  eifrigsten  Anhkuger  zu  behaupten  nicht  in  der 
Lage  sein.  Dols  matt  von  vorn  herein  die  Eigenschaften  des  Entdeckers 
mit  denen  des  Reformei«  und  Kultivator»  identifizirte,  das  ist  der  Irrtbnm. 
welcher  da»  ganze  Kongounternehmen  nicht  wie  ein  rother  Faden,  sondern 
wie  ein  dickes,  rotbcs  Tau  durchzieht  und  ihm  noch  beute  zur  Plage  dient. 
Deshalb  werden  die  Mißerfolge  am  Kongo  Stanley-»  Ruhm  ab  Entdecker 
nicht  verkleinern. 

Das  Kongounternehmen  soll  das  Land  wirthscbaftlich  erschließen.  Da  1 
fragt  es  sich  UMiefot,  was  diese«  produzirt.  Stanley  fabelt  von  ungoheuren 
Vofritl-.cn  von  Elfenbein,  die  im  Innern  airfgcatapelt  seien.  S«it  der  Be- 
gründung de»  Kongountcmcbmcns  haben  sich  alle  Hoffnungen  auf  eine  Zu- 
nahme des  Elfenbeine  Sporte«  als  trügerisch  erwiesen.  Die  Vorrüthe  sind 
etien  nicht  vorhanden,  alle  darauf  hinzielenden  Annahmen  sind  leere  Ver- 
mutbutigen.  Ke  liegt  auf  der  Hand,  dafs  die  Vorrütbc  so  wrrtbvoller  Waaren 
schnell  abgeeetat  werden.  Sio  Hießen  rasch  nach  der  Ostküste  ah,  und  sind 
auch  von  jeher  dabin  abgeflossen,  weil  regelmäßige  Verbindungen  dahin  führen. 
Der  Plan,  diese  Handelswege  durch  bessere  Verbindungen  auf  dem  Kongo  zu 
unterbinden  und  nach  Westen  zu  leiten,  hat  sich  bisher  als  undurchführbar 
erwiesen.  Die  Regenzeit  macht  den  Wasserweg  gefährlich,  die  Trockenzeit  | 
noch  inehr,  und  so  bb-itan  nnr  wenige  Monate  übrig,  während  welcher  die  i 
Gefahren  der  Flußfahrt  surücktreten.  Dieser  Zeitraum  aber  ist  zu  kurz,  um 
«inen  geregelten  geschäftlichen  Verkehr  zuxulamoa  und  daher  auch  zu  kost- 
spielig. Au  eine  Flufskorrektion  ist  begreiflicher  Wci«e  nicht  zu  denken.  Somit 
ist  o denn  leicht  erklärlich,  weshalb  dei  Kongo  ein  Kulturstrom  für  Afrika  I 
nicht  werden  konnte,  und  weshalb  die  Kitigetarvnen  sowie  die  Htndler  den 
l.»uiftnin»port  nach  dem  Osten  dem  Wasserweg«  nach  dem  Westen,  seit 
Tausenden  von  Jahren,  Torgezogeu  haben.  Anf  weite  Strecken  lohnt  aber 
begreiflicher  Weise  nur  der  Transport  sehr  wertbvoDer  Waaren.  also  Gold, 
Elfenbein,  Sklaven.  Kör  di*  letzteren  befinden  »ich  die  gröfseren  Märkte  im 
Osten  and  Norden  des  Kontinents;  dafs  sich  den  Sklavenimnaporten  die  de» 
Elfenbeines,  schon  der  gröfseren  Sicherhut  sowie  der  berechtigten  Aussicht 
halber  atischliefseu:  auf  den  Sklavt-umürklen  gleichfalls  vortlieilbaflc  Frei»* 


zu  erzielen,  ist  erklärlich  genug.  Mit  dein  Golde  verhält  sicb's  ähnlich,  wenn 
überhaupt  die  geringen  bisher  im  Innern  gefundenen  Mengen  in  Betracht 
kommen.  Nach  der  Kongomüudung  gravitirrn  somit  thatsüchlieb,  wegen  gleich 
schwerwiegender  physikalischer  wie  ökonomischer  Gründe,  die  Interessen  nur 
sehr  engbegrenzter  Handelsgehicte . welche  kaum  oder  nur  wenig  über 
■Stanley  Pool  hinau«reieben.  Und  in  diesen  Gebieten  betuadea  sich  keine 
Kulturvölker,  welche  intensive  Wirtschaft  betreiben.  Ws»  kaua  somit  Inr 
den  Export,  für  den  Eintausch  europäischer  Waaren  übrig  bleiben?  Soll  da» 
weitere  Hinterland  den  europäischen  Wirtbsrbaftsinteressen  erschlossen 
werden,  sn  muß  einer  dahin  zielenden  Exploitation  eine  langwierige  und 
sorgsam  geleitete  Kultivation  vorausgehen.  Die  Möglichkeit  einer  solchen 
kann  nicht  in  Abrede  gestellt  werden.  Pechuel  spricht  aber  die  sicherlich 
nicht  fern  liegende  Vermuthung  aus,  daf«  der  fortgesetzte  Aufwand  von 
Opfern  da»  spekulative  Privatkapilal  fern  halten  oder  entmutbigen  werde. 
1 Er  ist  auf  Grund  langjähriger  Erfahrung  ein  zu  guter  Kenner  der  tropischen 
Pbntagenwirtbschaft,  um  sich  Illusionen  hinzugeben.  Er  hat  die  Schwierig- 
keiten kennen  gelernt,  welche  «Ich  sogar  dem  Plantagenbau  an  der  Küste 
entgegen  stellen,  wo  doch  die  Transportkosten  Wegfällen,  und  wo  ebenfalls 
Opfer  an  Zeit,  Geld  und  Menschen  unvermeidbar  sind,  und  die  Erziehung  de« 
Neger»  zur  Arbeit  sehr  allmähliche  Fortschritte  macht.  Wirtbschaftlicbe 
Fortschritte  knüpfen  sich  nn  den  wirtbsctiafllicben  Vortheil,  und  e»  ist  verkehrt 
zu  zweifeln,  daß  wenn  ein  solcher  am  Kongolaufe  in  dein  erwarteten  gröfseren 
Umfange  zu  finden  gewesen  wäre,  die  dort  seit  Jahrhunderten  intercssirten 
Völker  Anstand  genommen  haben  würden,  ihn  für  sich  zu  gewinnen.  Für 
nutzbare  Unternehmungen  fehlt  cs  der  oxpsn»ioat  fähigen  europäischen 
Volks» irlhscluft  weder  an  Muth  noch  Mitteln,  das  beweist  die  KolonUirang 
Australiens,  beweisen  die  großen  Kulturwerke  der  Amerikaner,  Engländer 
und  Frauz«»cu,  Werke,  welche  Gebirge  und  Sümpfe  überschritten  und  Wüsten 
bewässert  babeu.  Auch  wir  Deutsche  werden  bei  der  Ausnutzung  unserer 
Kolonien  beachten  müssen,  dufr  datai  in  erster  Reihe  wirtschaftliche  Momente 
obzuwalten  haben,  welche  auf  Grund  der  lokalen  Erfahrungen  zu  fixiron  sind, 
und  dal«  man  nicht  — wie  am  Kongo  — den  Kolonien  unreife  wirthscliafl- 
liche  Programme  oktroyirl.  Recht  und  Sicherheit  der  Person  nn-J  de*  Eigen- 
thums, das  ist  die  Basis  jedes  wirtbscbaftlichen  Fortschritts.  Wenn  unter  dem 
Einflüsse  dieser  Momente  die  Wirthschaft  der  Eingeborenen  weiter  vorgeschritten 
und  die  Lust  und  das  Vcrstindnifs  an  der  Arbeit  entwickelt  »ein  wird,  dann 
erst  kann  man  an  die  Lösung  größerer  Kulturaufgaben  herantreten.  Dieses 
Krgobniß  wird  »ich  in  den  afrikanischen  Küstenländern,  wegen  des  gänz- 
lichen Mangels  der  Erziehung  de»  Negers,  nicht  in  kurzer  Zeit  erzielen  lassen, 
aber  sie  kann  sieh  erzielen  lassen,  und  erst  wenn  sie  erzielt  ist,  wird 
man  au  die  Kultivation  des  I.andiiiucru  mit  Erfolg  borantrelen  können.  So 
richtig  es  ist,  dieselbe  durch  eingehendere  wissenschaftliche  Untersuchungen 
de»  Binnenlandes  vormberriten,  »o  verkehrt  i«t  es,  da*  Hinterland  vorzeitig 
ct schließen  zu  wollen.  Weshalb  soll  der  wirttacbaftlichc  Vortheil,  welcher 
an  der  Küste  mit  i Ttialer  zu  rnieltn  ist,  im  lliuterlande  mit  3 Thaiem 
bezahlt  werden?  Sehen  wir  denn  nicht  selbst  in  Europa  tagtäglich,  io 
welch'  innigstem  Zusammenhänge  die  Transportkosten  mit  der  indnstnellen 
und  landwirthMrliaftlichen  Entwickelung,  mit  der  Bodenrente,  stehen?! 

Dank  einer  seltenen  Kinmülbigkeit  zivilisatorischen  Siretau*  der  Groß- 
mächte und  Dank  der  königlichen  Freigebigkeit  einer  idealen  Natur  ist  der 
Kongostaat  io*»  Leben  getreten.  Verwerflich  wäre  e*  über  diese*  Ergehniß 
in  kleinlicher  und  nörgeliger  Weise  denken  zu  wollen.  Aber  wie  auf  wirth- 
srbaftlicbem  Gebiete  die  Interessen  dieses  neuen  Gemeinwesens  zu  fördern 
seien,  darüber  können  die  Ansichten  auseinander  gehen.  Mit  Pechuel- 
Loesche  verwerfen  wir  Arbeitspläne,  die  in's  Ungemesseno  geben.  Und  in 
den  blauen  Dunst  hinein  verliert  »ich  der  Plan:  in  einer  Ausdehnung  von 
1 500  km  einen  Strom  mit  Dampfern  besetzen  zu  wollen,  für  welche  Güter 
| nicht  vorhanden  »md,  deren  Thätigkeil  auf  wenig!"  Monate  hescbrüukt  ist, 
welche  ihre  Ladung  an  den  Katarakten  umladen  müssen,  damit  dieselben  zur 
' Küste  gelangen.  Geradezu  widersinnig  erscheint  unter  solchen  Verhältnissen 
der  Bau  einer  über  $00  km  langen  Bahn,  deren  Anlagekoaten  sich  auf  ca 
1 70  Millionen  M belaufen.  Solche  Pinne  sind  Ausgeburten  des  wirtbscbaftlichen 
Wahnsinns,  die  wir  uiit  Pechuel  bekkmpfen,  weil  «ie  nur  geeignet  sind, 
vernünftige  kolonialwirthschaftlichc  Unternehmungen  zu  diskredi Liren.  Wenn 
die  Kongogesclta-haftcn  die  Zahl  ihrer  wirthsch&ftlie tan.  wissenschaftlichen 
und  militärischen  Stationen,  ihren  Mitteln  entsprechend,  zu  vermehren  suchen, 
um  durch  dieselben  ihre  Autorität  gegenüber  den  Eingeborenen  tu  be- 
haupten, wenn  sie  zwischen  diesen  Stationen  einen  geregelten,  sicheren  Ver- 
kehr einrichten,  wenn  sie  ihr«  Verkebr»interc»»cn  *urcex*i»e  und  nicht 
weiter  aasdehnen,  als  deren  Rentabilität  — d.  b.  mit  a.  W.  ihr  wirthschaft 
liebes  Gedeihen  — solch«»  gestaltet,  *q  werden  sie  spätere,  größer«  Unter- 
nehmen im  Landlbfieru  wirksam  Torbereiten.  Die»  wird  auch  durch  Freund* 
KcbaftsvertTäge  mit  <ku  im  Binnenland«  vorhandenen  Häuptlingen  zu  ge- 
schehen vermögen,  welche  durch  die  wüsten  und  unmotlvirten  Feindselig- 
keiten gerade  der  im  Dienste  dvs  Konguuntemobinens  stehenden  Mannschaften 
— die  äaxmibartleo  wareu  die  Schlimmsten  — in  di«  Arme  der  Feinde  ge- 
trieben worden  sind. 

Für  all«  diese  Aufschlüsse,  welche  uns  Pechuel  gegeben  hat,  wissen 
wir  ihm  Dank.  Und  wiewohl  unsere  Ansichten  mit  ilen  seinen  mehrfach 
auseinandergehen,  so  »teilen  wir  uns  doch  auf  sein«  .Seite.  Die  Vrrlium- 
dungen,  «reichen  dieser  deutsche  Landsmann  in  Brüssel  ausgesetzt  gewesen 
ist.  worden  von  uns  nach  Gebühr  behandelt  werden.  Sind  diese  Ver- 
unglimpfungen und  Verdächtigungen  Pechuel«  doch  noch  in  letzter  Zeit  — 
wir  wir  naebzuweieen  in  der  Loge  sind  — fortgesetzt  worden!  Sollte  seine 
Kritik  dm  Gegnern  dieses  Mannes  nicht  gefallen,  so  haben  sie  zur  Abmes- 
sung der  Berechtigung  deredbeo  die  Urtheile  Sach-  and  Fachkundiger  nahe 
genug  bei  der  Baud.  Sie  würden  u.  A.  hei  den  Welthäuaern  in  Antwerpen 
über  die  wirthscbaftlichen  Verhältnisse  de«  Kongountt-rnebmen»  Urttailen 
begegnen,  gegen  welche  die  von  Pechuel  als  schüchtern  und  schämig  be- 
zeichnet werden  müssen.  !>r.  R Jannasrti. 


Nr.  49. 


792 

EXPORT,  Organ  des  Centnlvereins  für  Handelegeogmphie  etc. 


18' 


Catalogo  de  productos  enr  Union  para  a Expoaifäo  de  Her  lim  pela  Pro- 
vincvi  do  Amazonas,  organisado  por  J . Barbosa  Bodr  i gues,  srtreiario 
da  commiesäo.  — Mamiojt,  impresso  na  typographia  do  „Jamal  do 
Amazonas“  de  Antonio  Fernandes  Bugalho  188C 
Länderkunde  de»  Krdlheils  Europa,  herauvgeg.  unter  fachmännischer 
Mitwirkung  von  Alfred  Kircbhofl.  in  2 Tbcilen.  Mit  vielen  Abbildungen 
und  Karten.  — 26.  bi»  SO.  Lieferung.  Leipzig,  O.  Freytag;  Prag, 
F.  Tempsky.  1887.  (Preis  pro  Lieferung  90  Pf.) 

Auch  diene  Lieferungen  »ind  mit  lulserst  zahlreichen,  vorzüglichen 
Abbildungen  sowie  sorgfältig  auogeführten  Spezialknrten  auageetatlet. 

Notizblatt  des  Vereins  für  Erdkunde  zu  Darmstadt  und  des  mittel* 
rheinischen  geologischen  Vereins.  Uregg.  v,  K.  I,  epsius.  IV.  Folge, 

7.  Heft.  Darmstadt  1886. 

Bevieta  de  Geografia  Commtrcicd,  örgaro  de  la  Soeiedad  Espanala  de 
Geografica  Corner  eial.  Numeros  35  y 36.  Madrid  1Qtf7. 

II.  Jahresbericht  der  Geographischen  Gesellschaft  zu  Greifswald. 
11.  Theil.  1883/86.  Greifswald  1887. 

XX XX VII.  Jahresbericht  des  Yereina  junger  Ksufleute  von  Berlin  für  da»  ' 
Verwaltungsjahr  1886. 

Nachrichten  aus  der  ostafrikanischen  Mission.  No.  5.  Mai  1887. 
Schneider,  Pr.  Oskar;  Über  die  kaukasische  Naftaproduklion.  (Separat-  , 
ausgabe  aus  des  Verfasser»;  Naturwissenschaftliche  Beitrüge  zur  Geographie 
und  Kulturgeschichte.)  Dresden,  Gllbers'sche  Kgl.  Ilof-Verlagxhundlting 
'J.  Bleyl),  1887. 

Um  die  in  dem  Werke:  .Natur» isaensebaft!.  Beiträge  zur  Geographie 
und  Kulturgeschichte  von  Dr.  Osk.  Schneider*  (welches  wir  in  der  Beilage 
zu  No.  28  de»  Jnhrg.  1883  de»  .Exports“  einer  eingehenden  Rezension 
unterzogen  hatten)  vereinigten  5 werthvollen  Beiträge  den  jeweiligen  Interessen-  I 
ten  auch  einzeln  zugiingig  zu  machen,  hat  die  Verlagsbuchhandlung  jetzt 
Separatau »gaben  derselben  veranstaltet. 

Metzger,  Emil;  l)e  sluik-en  kroeshariye  rauen  tauchen  Belebe*  en  Pa- 
pua. (Separatabdruck  aus  der  .Rwue  Coloniale  Internationale*.) 
Jahresbericht  der  Handelskammer  zu  Frankfurt  atn  Main  für  1886.  Frank* 
furt  a.  M.  1887. 

Briefkasten. 

— It«rr  R.  O.  I.*b«4  ans,  Mamburg,  «aaldali  Der  Hamfcutg-SAdaiaeritaiilach«  P*il 
dampf««  ,..Arf «niina-  iai  anMraa>  mi  «an  ‘in.  N~.«  « mit*«  VornritUg < In  BaVta  an*» fci-in  men. 
„Dort»“  lat  a«a  }4.  Nnwalmr  Ahand.  10a  Madalra  null  Um  La  Puta  vr»u*rg»f  »T1E*'1 
..Bahia**  1*1  auagahaui  am  ?J.  Novtatb*«  Vormittag«  !■  Munlvvi  t1»n  angaki.mmrn.  .N«ntn,“ 
la«  am  }#.  NowiaLof  Ni«bnull*g«  ioh  LUiaMa  nach  Itraalliaai  «. aa.» n 
raiao“  ial  aa>K*ketul  am  ZS.  Noaaoiliar  Kachfnittag«  ia  Madairv  ang*kuma»tu  und  am 
?».  NoTvmbrr  Moigau«  nach  rf*ra  La  PLala  w«uer-ityaaxrn.  „Dauert«»“  fc.t  aix^ahaad  am 
5f».  Nnvimh*i  9 Chr  Mnrr*a«  D*«*r  paaaln.  „TrJ-ira“  hat  rhikkrhraad  am  W.  Nairntar 
11  Uh»  Ab*  »da  Davar  patairt.  „l’rwgu»}“  bat  rhi  kkahraad  am  1.  Dfimtfr  1 l'hr  M arg  rat 
Davar  paaalrt. 

— Daa  SpadltloMkarta  Aagut  Kl ■ mralhal  - U an bar*  ‘.«.richtet  aa«  felgende  Dampfet 
uad  «*»;*»■•  Ablahrta«  tt,n  II  im  barg  aarh  cnrnpiltrt.en  and  Oteracalarken  Plliaati: 

•)  Dt  Qißfat'hiri«. 

Afrika  (SM«»aiiilt)  via  Madeira,  Canaritcba  laaala,  Out*.  Atr-ra.  La* na  aav.  kla  l.oaad» 
•»kl . Po»tdamp<er  „Lala  Buhlen“,  KtpC  Ommer.  dentaah.  II.  Deiemi-rr 

Afrika  | W*«tkü*ta)  ria  Madeira,  G«räe  im«.  PotlHamster  „Elia  Wg«r»ina‘‘,  Kapt.  Jenarn* 
deauch,  IS.  Dviemlmr, 

Kepttadl  na«,  (via  Madeira)  all«  J»  Tage,  auaickat  Po«t4aiapf«r  „I.*rtar“,  nngil  «rh.  9.  Deaeniber 

Pe*an«.  «liigapnre,  llae«i»lmr  mtd  Japan  (,.King*l»-l.»n»a->  Ounpfer  „PeiykTraal*“.  denUrh. 

15.  Da«eaat>er,  Dampfer  „HaaperU“,  dattUrk,  Su.  Daaemher.  Dampiai  „Klnrtm“,  drut.i-h, 
IS.  Januar,  Dampfer  „Olympia“,  «lauleck,  30.  Januar.  Dampfer  „tp&lgcnU“,  deourh. 
IS.  Pehraar. 

P»  n au*,  Mingapnre , H -»ghanr,  Yoknbama,  11  log >•  uad  Nacaaakl  (flhlia  ■ Llnlg)  via  Ant- 
werpen und  LoiuIcb  Dampfer  „GUreurgiiaeliir«“,  engllvck.  b>a  lind«  Deaembrr,  Dampfer 
„ftinlrokeahlre“,  an* llach.  Mitte  Janaar 

IVna*«;,  S4n*apura,  HnngkeriK.  Hckangbal,  YnAnkanM  and  Minen  (direkt)  Dampfer  „Daepdale“, 
etallatk,  ZI.  DctainUar. 

8l»gap«40,  U«n*fcong.  Htliaoglial,  Yukoliama,  Illntr«  und  Kuuakl  (via  Pnvt-Oird,  Aare.  A4*» 
und  Colombo)  reatdampfar  ..Marhie»*',  daatach,  M»  tn.  Deiember. 

Adelaide,  U-lbmi-na  und  »jdnej.  via  Port  Natd,  Nuea,  Aiten^rod  Colombo  Peatdampfar 
„Habvborg“,  dvalacb,  bM  i'J.  Uatetnber. 

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anlauland  (via  Antarrpen)  Pn«td»mpf»r  ,.tt«ni»eV‘.  Kapt  Kremer,  deatarh,  12.  Deaemtrr. 

Moriebdo  und  Callao  direkt  (via  Aialwerpeo)  Poetdampfer  „Bmkksrah",  Kapt.  ftoket, 
denteeb.  ZT.  Deoembar. 

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MolHodo  l’taco,  Cali  et.  uad  OwayaAintl  (via  Antwerpen)  Peeldampfer  ,,Vlr*ÜI«".  Kapt. 
Joknelaitb,  danueb,  TS.  Detamber. 

Montevideo.  Uueaot  Aires,  Ru«arto  und  Han  Nicolas  (via  kfadaira}  PoatdampfeT  „Moale-  ! 
*td*o“.  Kapt.  Breckwoldu  dentveh.  10.  Deaeuher,  Poatdaaepfar  „Uruirut“,  Kapt,  Mild  | 
»*«">.  «Jeui.rb,  l&.  Deaembar.  Poatdaropfer  _C«  mp  Inas“.  K»;L  Bleck,  2».  Daaemher. 

MtkDUvide«  uad  ftaeaoe  AI  re«  (vlo  Madeiraj  Dampfer  „k  ebr  wie  dar*',  Kapt.  heliadl.  d«aUrb, 

28.  Drremlier. 

Mnoteildeo,  Roeno«  Aires  and  Rjianrln  Dampfer  ,^kM— ; laW *,  enellerti.  12.  Deiember. 

Bahia,  Hin  de  Janeiro.  #Ulo  Kvanrltcn  uad  Hantoa  (rta  LlMaben)  Poeldamplar  -.Ttjuca“.  Kapt 
Halnberllcb.  deutsch,  IA  Detamber. 

Cernainbfco.  Kl  .•  da  Janeiro  und  Aaotoa  (vl*  IJtaaben)  roeldampfer  „Pamarahorn“,  Kap4 
Scharfe,  dentach.  19.  Derember. 

Cnnra,  Mwanham  und  Para  (via  Havre)  Dampfer  .Raail“.  Kap«.  Tbt.mptu* , eugiMrh. 

IS.  Derember. 

Ne«  Yurk  (ria  Havr»)  P-etdampfer  „Rhnelia“,  denUch.  11.  Dtieinbec,  Poatilampfer  „Mn- 
ra«Sa*',  4 eil  tack,  1*.  D#tanih>r,  Pft»id»«npf»r  „Ruevta“  (direkt),  deutaeb,  l!A.  Deaember. 
P»«tdai»pf«r  „Hagia“. deutreb,  k.  Janaar,  Uu  -n-Dempfer  .JkerreeU“,  Kap«.  Malier,  deaUcb, 

«.  Detamber.  Dampfet  „PularU“,  KapA.  Nrbad*.  dtnitKb,  J4.  Deiember,  1‘uetdampfer  I 
.Hsrw,«“.  Kapt.  Maa«».  deuterb.  21.  Dcivmber. 

Ilalifa«  und  Baltimnr»  Dampfer  „Panama",  engllseh,  S.  Deaemhvr. 

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Uu  Grand»  „(uveowoed-,  Kapt  Kar)akar.  eiwlta.  k.  ladet. 

Rio  Oraede  und  Port»  Ale«  re  „<!•  *<l»mt-,  Kapt  Oldenburg  et , holliadJack,  prompt 


Porto  Ale«re  „Drott“,  Kapt.  Nilvano,  ».  bwadUfli.  «rgvirenig,  „Sulla-,  KipL  W-*,,  c,.., 

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Rio  de  Janeiro  ^fnllua  Strikt“,  Kapt.  Ifoada,  dknlteh.  •«selfarti«. 

Bahia  „Baldtr*.  Kapt.  Wiklander,  erhwcdlarh.  prompt. 

Paraamburo  ..Rntioue“,  Kapt.  Olten,  n'-fireirtfch.  *e*elferris. 

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La  Ovapra  and  Paert»  Cahello  „Pkeeols“  (von  Rlaan),  Kapt.  Meyer,  deutack,  Udiov 
La  Gnavra  j»»f|nra  guintana“,  Kapt.  Marliui,  deutack,  ladet. 

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die  Vertretung  einer  leistungsfähigen  habrik  zu  überuehmen,  welch*  liicdi» 
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662-  Die  Firma  „Grnson werk “ in  Magdeburg- Buckau  reift  ia-  c 
Zirkular  vom  15.  November  d.  J.  an,  daJs  sie  ihrem  lr<geui-ur  Hem  Feb 
Klemperer  Prokura  ertbellt  hat,  welche  denselben  ermkchiift.  Le  Fiat 
in  Gemeinschaft  mit  einem  der  nach  genannten  Oirektorea.  «Jca  Herrei*  fcr.  j: 
H.  Gruson,  Ernst  Dosamans,  Leopold  Spoerl  und  Emil  Boziri 
zu  zeichnen. 

683.  Ein  tüchtiger,  mit  den  Platzverhältniftaen  bestem  vertrauter  '.r  i 
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599  an  die  Deutsche  Kxportbank. 

665.  Ein  tüchtiger,  bebten»  empfohlener  Agent  Ln  ä'cafDot^ip- 
wünscht  die  Vertretung  von  Strumpf-  und  Wirkwaaren  aarWst'wr,  ivf 
chemnitzer  Fabrikanten  zu  übernehmen.  Offerten  erbeten  unür  L L W 
an  die  Deutsche  Exportbank. 

666.  Ein  grofser  Weingartenbesiuer  im  Banat  (Söd-l’njv»l  bl  ^ 
Absicht,  dortige  feine  Weine  nach  den  deutschen  Secpliti*«  für  be- 
zwecke zu  liefern  und  wünscht  mit  zuverlisaigen,  soliden  Biptrinm* 
dieaer  Branche  in  Vethindung  zu  treten.  Offerten  erbeten  unter  L.  L Kl 
an  die  Deutsche  Kxportbank- 

G67.  Ein  tüchtiger,  bestens  empfohlener  Agent  sucht  für  $pui<t  u 
Vertretung  einer  renommiilen  deutschen  Stärkefabrik  (amidoa)  f» 
nehmen-  Offerten  erbeten  unter  L.  L.  602  an  die  Deutsche  Exportiiü. 

668.  Wir  haben  vom  Auslände  Nachfrage  nach  i’htnpb«rv«h  -: 
Amorph.  Offerten  erbeten  unter  L.  L.  603  ao  die  Deutsche  Elptftt** 

669.  Ein  tüchtiger  Agent  in  Alexandrien  sucht  die  VertreUwf  •** 
leistungafähigrn,  deutschen  Fabrik  zu  übernehmen«  welche  Eilen v rruixi- 
für  Künstler  und  Handwerker  anfertigt.  Offerten  in  frawiii»<her  ^ 
italienischer  Sprache  erbeten  unter  L-  L.  604  an  die  Deutsche  SijW“«* 

670.  Deutschen  Fabrikanten,  welche  leiüiungbfitbig  in  ReiMSrtibb  ;** 
in  Alexandrien  noch  nicht  vertreten  sind,  kdnnrn  wir  ilMelbet  eiora  fer- 
tigen Agenten  nachweiaen.  Offerten  in  franzüsischer  oder  italisoiacke» 
erbeten  unter  L.  L.  603  an  die  I Putsche  Exportbaak. 

671.  Inter  Hinweis  auf  den  in  der  vorliegenden  Nummer  **' 
enthaltenen  Artikel  über  die  BondeUverhältniBse  in  Mssepoumin  th«i- 
wir  den  Abonnenten  de»  Exportbureaus  mit,  d«fs  der  Verfa*ser  d«  Awa^ 
eia  in  Bagdaii  lebender  deutacher  Kaufmann,  bereit  ist,  die 
deutscher  lndusl  rief  Jen  und  Exportfirmen  xu  übernehmen.  Beit* 
hiesiger  Firmen  und  Privater  -vtebnn  zur  Verfügung.  A«f  Anfnf*1  f 
Chiffre  G06  eitbvill  die  Deutsche  Exporlbank  eingebonde  Auskunft. 

672.  Wir  haben  aus  Beirut  Nachfrage  nach  weüaem  Papier  Mf^** 
Dimensionen:  27/41  cm,  30,41  cm,  35/45  cm  und  in  Rieften  ia  4W  wf* 
Ferner  wird  Offurte  in  Seidengoxe  gewünscht,  Muster  stehen  »•* 
Anfragen  unter  L.  L.  607  an  die  Deutsche  Kxportlkink. 

673.  Ein  tüchtiger  Agent  in  Moskau  wünaoht  die  VartretsfeC^*'' 
reooinmirten  Hamtnirger  Hauses  der  Kolouislwanren-  und  iNegueu  iw 
zu  übernehmeti.  OffVrtun  unter  L.  L.  60b  an  die  Deutsch«  Kxportbi&t 


4»  DEUTSCHE  EXPORTBANK,# 

Berlin  SW.,  Kochstrafoe  27, 

emplelilt  «kh  Bh«r«»eiaehen  Finnen  *nr  Uilcitug  tm  6e«M^wf 
Undingen  fir  den  Berng  dentarher  Export  Artikel  nni  nr  V>r»*tt'«1- 
m tifar  hlfle  n. 


GooqIc 


1887. 


723 

EXPORT,  Org»u  de«  CentrabereiD«  fSr  Handelsgeographie  etc. 


Nr.  49. 


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Ost  «Indien  uacb  Hongkong  über  Briudisi,  Port  Said,  Suez,  Aden,  Bombay,  Colombo,  Penang  und 
and  China,  Singapore,  am  18.  Dezember  um  4 Uhr  Nach*.; 
mit  Cberschiffung  auf  eigene  Dampfer: 

in  Suez  nach  Djoddab,  Ma»saua,  liodeidab  und  Suakiu; 
in  Colombo  nach  Madraa  und  Calrwtla. 

Bfirypton,  Freitag  Mittag»  nach  Alexandrien,  über  Corfu  (Verbindung  mit  Port  Sud  und  Syrien). 

Lerante,  Dienstag  um  4 Uhr  Nachmittag»,  nach  Griechenland  bi»  Smyrna:  den  18.  und  27.  über 
Fiume  und  den  6.  und  20.  direkt,  noch  Corfu,  Syra,  Piriu«  und  Chioi; 

Mittwoch,  jeden  zweiton  (7.  und  21.)  6 Uhr  Nachmittag»,  nach  Tbe»salieu  bi*  ConstanU- 
nopel:  mit  Berührung  von  Fiume,  Corfu,  Santa  Maura,  Kairos,  l'atacolo,  Calamata,  Piriu», 
Volo,  Salonicb; 

Samstag  2 Uhr  Nachmittag»,  nach  Couatantinopel,  mit  Berührung  von  Corfu  und  Piriu»; 
ferner  via  Piriu»  uacb  Syra,  Insel  Candien  und  Smyrna;  daun  via  Constautinopel  nach 
den  Ulfen  des  Schwarzen  Meero»; 

jedeu  zweiten  Samstag  (8,  17  und  81.)  nach  Syrien  via  Smyrna,  und  (10.  und  24.) 
uacb  Thessalien  via  Piriu». 

Dalmatien,  jedeu  Montag.  Mittwoch  und  Samstag  10  Uhr  Vormittag»,  (joden  Samstag  via  Spalato  uacb 
Metkovidi); 

jeden  Samstag  um  4 Uhr  Nachmittags  uacb  Metkovicb  direkt. 

Istrien,  Dienstag  und  Freitag  um  7 Uhr  früh  nach  Kiumo  über  Pola  etc. 

Venedig,  Jedeu  Dienstag,  Donnerstag  and  Samstag  um  Mitternacht. 

Ohne  Haftung  für  die  HcgeJmüfripkeit  de  Dicuste»  während  der  Konluuuu-klafbregelu. 

Nihere  Auskunft  erthcilt  die  Kenu»mscU<'  Direktion  in  Trie*t  und  die  General- Agentur  in  Wien, 
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Tlnwrhinrn • Knbrik.  Ilnmbnrg-Elmsbfittd. 


Dieser  Nummer  liegt  ein  Prospekt  der  Verlagsbuchhandlung  von  F.  A.  Herbig  in  Berlin  bei,  welcher  das  von  A.  Fellinger 
verfafst«  Tnschcnlcxikoii  zur  kaufmännischen  Korrwpondcu/  In  englischer  Sprache  für  Deutsche  betrifft. 


Digitized  by  Google 


Nr.  49. 


724 

EXPORT,  Orgtui  dca  Loatralvcreina  für  Handelsgeographio  etc. 


tu; 


Centennial  International  Exhibition 

ln  Melbourne. 

■h  Erofi'nung  im  August  1888.  ■■■■■ 

Die  Aktien-Gr*.cll*rhaft  Ralfnur,  Klllot  A €•.,  Melbevrae  (Aklien-Kapital  '250000  £) 
deren  Leiter  The  Honorable  James  Balfoar  seit  30  Jahren  im  Melbourncr  Geschäftsverkehr 
stellt,  bietet  den  Industriebau  Deutschland»  ihre  Diciute  zur  gacbgcmäläcu  Vertretung  während  der 
l&88er  Aufteilung  au,  unter  Berufung  auf  die,  «ährend  der  voraugegangenen  australischen 
Ausstellungen  pc*amnM‘lt«ii  Erfahrungen.  I »io  bewährten  Verladungen  der  Firma  io  allen  Uauptpl&tzeu 
des  Kontinents  machen  ihr  die  dauernde  agenturwelse  Vertretung  leistungsfähiger  deutscher  Firmen 
»ehr  wönechcnsworth. 

Jede  nähere  Auskunft  iu  Ausstellucjgs-Angetegeiiheiten  «rthuilen: 

Balfoar  A Co.  Coadoa,  U ltoo4  Lune, 

Berliner  Npedlteur-Verein  Aktiengesellschaft  Berlin  W.,  Schöneberger  Ufer  6/0. 

Bemache  E'xportbank  Berlin  HW.,  Rochatrufse  27.  [tsoj 

„Deutscher  Lloyd“ 

Transportversicherungs-Aktiengesellschaft 
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Vollbegebene*  Grundkapital  . 3000  000  M 

Reserve*  und  8parfonda 775000  . 

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Rabatte I 804  OOU  „ 

Schaden*  und  Prämien-Keserve 736000  „ 

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Gefahren  des  Transportes  zur  Sec,  auf  Flüssen  und  zu  Lande  in  durchlebendem  Risiko  zu 
billigen  festen  Prämien  und  liberalen  Versicherungsbedingungen  bei  stets  koulauter 
und  prutnpter  Scbadonregulirung. 

Nach  Mafsgab«  der  Polizcbedinguugeii  versichert  die  Gesellschaft  auch  die  Gefahren  des 
Diebstahls  und  Bruchs  und  event.  Lekkage* Schäden. 

Für  Versicherungen  der  Aussendnngen  sur  Welt-Ausstellung 
In  Melbourne  werden  besondere,  den  Wünschen  der  Herrn  Aus- 
steller Rechnung  tragende  Einrichtungen  getroffen. 

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Nr.  49. 


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Melangen 


172) 


Dr.  Adolf  Kayser,  Saalfeld  in  Thüringen, 
Chemische  Farbenfabrik,  Erdfarben -Schlämmwerke,  Bergbau. 

KfficbhftltigBloH  Sortiment  toi»  mehreren  Hundert  Kümmern  aller  Arten  ohemlaoher  und  Erd- 
farben für  Lithographen,  Buntdruck-,  Papier-  und  Tapetenfabriken,  sowie  Maler  u.  ■ w. 

MÜy*  Master  und  Verzelchni»««  su  Diensten.  "MM  [2ZJ 


BERLIN, 

W..  KroBSMtr.  » 


P*r  *te.lU4miua  »aexrtt.ortllrh  K.  Itltki,  Berlin  8W.,  Korhtlrabe  JTI.  O.dn.ckt  I»*.  Jnll  ••  ftltteofeld  in  Berlin  W,  ktei.nr.uef.«  <3-  M » 
II  *r«  trage  her-  Drg  Jawaearb.  K'.nt«l..i.i».r.rl»z  .Ton  Weither  A Apclenl  in  Berlin  W.  Markgraf.- »rufa.  «0. 


Digitized  by  GooqIs 


A bonnirt 

wird  t*t  d*r  Fo«t 
• nd  Im  Hathhand«! 
(Wimui  k Artun, 
bwllu  W„  Ma'krralcaatx.  60) 
■uwl*  M 4 rr  Ridaktioo. 


rrth  •l*rlrljäkrllek 
Im  deutechea  I*o>U«blat  S«  Jt 
Im  Wcilpoatrercia  . . . S,r»  . 

1’rtJ«  »ni  VMM  Jakr 
tu  icatukm  «2*  <M 

iui  W*Hpouv*r*la  . . .10*  . 
1»  V«i»tn»*iuUa4  . . . l&j»  . 

UiMfcw  SiBBim  dt  rr*. 


EXPORT. 


P 


RGAN 


frwMil  |,J«,  llntlai 
liullli, 

dl*  </«Um>«1Iw»  F*tlu*il* 
«dar  1«m  iUua 

mit  30  Pt  b«recba*t, 

•m4n  m dar 

Kipc4itlM  de»  „Kxpsrts", 
Bei iin  S W„  Kodutr.  «7, 

nach  U Übereinkunft 

all  da/  Expedition. 


Centralvereins  für  Hanoelsgeographie  und  Förderung  deutscher  Interessen  im  Auslande 

Rodaktion  and  Expedition:  Berlin  fcS.W.,  Kochstraise  27. 

(Qeaeblf  taaatti  W«<i.nup  8 bU  4 Ubr.) 

Der  „EXPORT*  im  UB  deutschen  FoetoeitungsAaUiof  für  1887  ualer  Nr.  1876,  Seile  69  eingetragen 


[X.  Jahrgang. 


JW»  13.  cTV-setulvt  ISS J- 


Nr.  50. 


>laan  WiKhenfcbrin  »crtol*t  den 

batkrUUi 


en  Zweck,  fortlaufend  Berichte  Iber  dl«  Laf*  «innrer  LaodiWte  |«  Aoalande  tar  Kennüilt«  Ihrer  Lomt  in  br1n*»i..  dl«  Jnteiona  <1m  de»lschcu  Export* 
der*  dentwbec  Hxndal  und  dar  dauUriiaa  ladnairt*  wl«t>U«e  WlUhctlnocm  Iber  dir  HaadalaeorbkllnHaa  4a  Autiande*  tu  kOne»t*r  FrUt  to  IU>eml(te]n. 


Briefe,  Keltanxen  und  Wertiuenduncen  fbr  den  „Kxport"  »md  an  die  Rodaktiou.  Berlin  SW.,  Koch» traf n 37,  an  rlftbten. 

Irlof«.  EaUtmgcn.  BoltrlttaerkUrnnRen.  Werthrrndancen  flr  den  ..CealralreTahi  fir  WaadelareajrrupkU  elf."  «Ind  nach  iiarlln  HW.,  KocbatraLn  Jl.  au  rUbtrn. 

Inhalt:  VittboiiuBK  der  Redaktion  bclr.  Zeitungen  mit  ähnlichen  Namen.  — Untere  Verlust«  durch  Wanderung.  (Scbhilh). 
Französische  K olonialpolitik.  — Der  ozeanische  Foatdauipforverkehr:  15. Spanische  Linien.  Von  I*.  Moritz  Lindemaii  in  Bremen.  — 
Kuropa:  Venrendum:  deutscher  ArbdOkraft  bei  dem  Bau  de»  neuen  Stadttboalcn  in  Odaaaa.  — Frankreichs  Bevölkerung  I&8G.  — UeoelUcliaA  aui 
Förderung  des  Amsterdamer  Kaffeebandeis.  — Rußland,  Petition  der  I.odxcr  Fabrikanten  an  den  russischen  Fioanxminiater  zur  Vermeidung  neuer  Zölle.  — 
llopfenbtiu  und  Hopfen  verbrauch  — Fabrikation  von  Konservenbüchsen  und  I tosen  in  Deutschland.  — Nord-Amerika:  Amerikanische  Goldproduktion. — 
Canada.  — Vereinigte  Staaten  von  Nord-Amerika.  Hegen  WeinvoHalsrhung  — Au»  «iaaentchaftliehen  Gesellschaften.  Sitzungsbericht  der 
»Oeeribcliaft  für  Erdkunde*.  — Vereinsnacbricbten:  Sitsungsberiebt  der  (lentmlvernaiDmlung  dea  .Central verein»  für  llaudcUgeogrnpn-  und  För- 
derung deutscher  Interessen  tu  Auslände*  — Briefkasten.  — Deutsche  Exportbank  (Abtbeilung:  Ksport- Bu  raau).  — Anxeigen. 

Die  Wiedargab«  ron  Artikeln  aus  dem  ,, Export"  int  gestaltet,  wie n die  Bemerkung  kiiuugafiigt  uird:  Abdruck  (bu*.  Übdrwtzung)  aut  dem  ..EXPORT“. 


Es  entstehen  neuerdings  mehrfach  Zeitungen,  welche  durch 
ihren  Namen  absiohtüch  oder  unabsichtlich  beim  Publikum  die 
Vorstellung  erzeugen,  dafs  sie  Beziehungen  zum  ..Central verein 
für  Handelsgeographif  und  Förderung  deutscher  literessen  im 
Auslände"  haben.  Wir  bringen  hiermit  aur  Kenntnifs  der 
verehrlichon  Leser  d.  BL,  dafs  lediglich  der  „Export"  als 
Organ  des  Vereins  anznsehen  ist.  Redaktion  des  „Export“. 

Unsere  Verluste  durch  Wanderung. 

i-Soblub). 

Wenn  wir  hervor  beben  und  xugeben,  dafs  der  Gesamt»  t- 
nutzen  des  Manschen  bezw.  de«  Auswanderers  tür  die  Gesellschaft 
«ich  nicht  berechnen  Ififst,  so  müssen  wir  uns  den  Einwand  ge- 
fallru  lassen,  dafs  gerade  um  deswillen  man  sich  darauf  beschr&n- 
keu  müsse,  den  berechenbaren  ökonomischen  Nutzung*-  und 
Kapitalwertb  dea  Auswanderers  zu  fixiren.  Akieptiren  wir  diesen 
Eiuwand,  »o  meinen  wir  doch  einen  ungleich  richtigeren  Anhalt 
fhr  die  Schätzung  des  ökonomischen  Werthes  dea  Meaachen  bezw.  dea 
iurch  seinen  Verlust  entstehenden  Schadens  angeben  su  können, 
tls  solchen  die  von  Hecker  vorgescblagene  Methode  gewährt. 

Dr.  Becker  behauptet  — wie  wir  bereits  hervorgebobea  — 
lafs  der  Werth,  den  die  Auswanderer  für  die  Zurückbleibenden 
also  doch  für  den  Staat)  haben,  in  deai  loberscbufs  ihrer  Leistungen 
Tber  ihren  Verbrauch,  also  in  dem  sich  dadurch  ergehenden  Mehr- 
werth bestehe.  Wir  bestreiten  dies  sehr  entschiedet).  Der  Mensch 
wird  auch  hier  von  Hecker  lediglich  als  ProduktionsiBstnuneat 
iufgefssst,  während  er  als  wirthscha/tlicbes  Subjekt,  alt  wirtb- 
ichaftliche  Person  betrachtet  werden  mufs,  deren  Zweck  es  nicht 
ist  um  der  Produktion  nnd  um  des  Mebrwerths  willen,  sondern 
der  Befriedigung  ihrer  Bedürfnisse  halber,  d.  b.  xutn  Zwecke  der 
persönlichen  Konsumtion,  zu  produxiren. 

Die  Becker  sehe  Auffassung  erinnert  an  die  früheren  Defini- 
tionen des  Einkommens,  nach  denen  ein  solches  erst  dann  vor- 
handen ist,  wem  von  der  Gesammtproduktion  des  wirtschaftenden 
Subjekts  nach  di«  für  dessen  Unterhalt  nötigen  Mittel  und  Aufwen- 
dungen in  Abzug  gebracht  worden  sind.  Das  ist  unrichtig.  Als 
E<nkommen  mufs  auch  derjenige  Theil  der  Gesammteinnshme  be- 
trachtet wurden,  welcher  von  einer  Person  für  ihren  und  ihrer  Fa- 
milie Tuterhalt  konsumirt  wird.  So  fassen  u-  A such  sämintlieho  Ein- 
kommensteuergesetze deu  Hegriff  des  Einkommens  auf.  Da  wir  so 
dieser  Stelle  uns  nicht  bei  der  wissenschaftlichen  Begründung  des- 


selben auf  halten  können,  so  müssen  wir  uns  begnügen  auf  die 
Darlegungen  von  Scbmoller,  Schfiffle  und  Held  tu  verweisen  ). 

Dieses  Einkommen  der  Peraoo,  dessen  DurchschniUsbetrug  nach 
Stand  und  Alter  verschieden  ist.  bildet  einen  Theil  de»  NnLiouul 
einkommeus,  welches  in  seinem  Gesammtbetrage  die  Somme  aller 
persönlichen  Einkommen  (iocl.  desjenigen  der  juristischen  Personen) 
ausmacht.  Nimmt  Jemand  400  .Jf  jährlich  ein,  konsumirt  davon 
300,. /Z  uod  erübrigt  100. Vf.  so  werden  diese  letzteren  irgendwo 
mit  anderen  sachlichen  Gütern,  zu  Zwecken  weiteren  Erwerbes,  kou- 
fundirt,  jene  300  dagegen  als  „spezifisch  persönliches*  Kapital 
iuvestirt;  sie  dienen  zum  leben,  zur  Erhaltung  der  Arbeitskraft. 
Mancher  Mensch  wird  sämmtlichc  400  ,71  koosuatireo,  also  uichta 
.sparen*,  deshalb  aber  für  seinePeraoD  nicht  mehr  und  uicbt  weniger 
„persönliches  Kapital*  repräsentiren,  als  der,  weicher  nur 
300  „ZI  aufbrauchte  und  100  . /l  zurückiegte.  Ob  «r  spart  oder 
den  ganzen  Verdienst  aufzehrt,  ändert  nichts  au  dor  Thalwiche, 
dafa  er  ein  Einkommen  von  400  ,M  hatte  und  deingemäf*  ein 
ökonomisch  werbendes  persönliche»  Kapital  reprisenürt,  welch«)* 
(bei  5°/«  Verzinsung)  ungefähr  £000  . H beträgt.  Dieses  Kapital 
nutzt  aicb  bei  fortschreitendem  Alter  ab,  das  Einkommen  wird 
geringer. 

Giebt  man  nun  zu,  dafs  die  Summe  des  Natioualeiukommeus 
aus  der  Summe  der  Eiukommen  der  einzelnen  Personen  besteht, 
so  mufs  man  konzedirtn,  dafs  bei  einer  Auswauderuug  von  100000 
Personen  dss  jährliche  Einkommen  der  Nation  um  400  x 100000 
d.  h.  um  40000000  , !<  verringert  wird,  wobei  wir  von  der  Vor- 
aussetzung ausgeben,  dafs  jeder  der  Auswanderer  ein  jährliches 
Eiukommen  von  400  hat.  Wie  sich  das  in  der  Praxis  Ihat- 
sächlich,  unter  rechnerischer  Berücksichtigung  der  in  der  Aus- 
wanderung vertretenen  Altersklassen  und  Bummler  verhält,  ist  hier 
nicht  zu  untersuchen,  da  es  sich  um  die  Darlegung  der  für  solche 
Schätzungen  im  Prinzip  anzuwendenden  Methoden  handelt.  Suh- 
stitolrt  man  jenen  Summen  den  Begriff  der  Arbeitskraft,  so  ändert 
das  nichts  an  der  Richtigkeit  dieser  Darleguug;  der  Verlust  liegt 
vor,  das  Land  ist  um  diese  wirtschaftliche  Kraft,  um  das  durch 
dieselbe  repräscutirtc  Einkommen,  um  d«u  zu  kapitulierenden 
Werth  dcsselbvu  ärmer  geworden.  Dafs  wir  auf  Gruud  dieser  Be- 
rechnungsmethode  für  Deutschland  kolossale  Verloatziffern  als  Folge 

*)  Vcrgl.  u.  A.  Schmollet»  Abhurlluog  m der  .Zeltj>cbrift  für  die  ge- 
wimiDtf  StsstswiasenBchaft“,  Tübingen  1863,  S.  62:  .Die  Lehre  vom  Kin- 
koomen  in  ihrem  Zoxaumenbamre  ati  dsn  Orandprluripien  der  Sunierlehrc". 
sowie  ebenda  die  Anmerkung  nra  Sehkffle. 


Nr.  50- 


730 

EXPORT,  Organ  des  C^ntrulvereins  für  Handeiageographie  etc. 


der  Auswanderung  erhalten,  welche  sachberecbtigtsr  Weise  immer 
aufs  Nene  Bedenken  und  Besorgnisse  wacbrufen  und  auf  Abhilfe 
dringen,  ist  leicht  begreiflich.  Die  nach  der  Becker’seben  Me- 
thode berechneten  Verluste  sind  gegenüber  diesen  Ziffern  ver- 
schwindend,  wiewohl  immer  noch  grofs  genug  (nach  Becker  jihr- 
lieh  80  bis  90  Mill.,  nach  unseren  Darlegungen  ca.  000  Mill.  . //), 
um  xu  veranlassen,  auf  Mafsregeln  bedacht  tu  sein,  durch  welche 
wir  uns  vor  diesen  Verlusten  bewahren,  oder  doch  daran  xa  den- 
ken, sie  io  nützlicherer  Weise  als  bisher  für  unser  Ltnd  auszu- 
beulen. 

Das  Baargeld,  welches  die  Auswanderer  mit  sich  führen,  ver-  | 
schwindet  gegenüber  den  auf  die  eine  wie  die  andere  Weise  be- 
rechneten persönlichen  Kapitalwerthen  nahezu  gänzlich.  Selbst  wenn  1 
man  annimmt,  dafs  jeder  der  100000  Auswanderer  100 
io  haar  mit  sich  führt  — eine  unseres  Erachtens  geringe  Summe, 
weil  die  Auswanderer  sich  keineswegs  aus  den  Reiben  der  in-  , 
dustriellen  Proletarier,  sondern  meist  aus  den  kleinen  Grund- 
besitzern oder  im  besten  Lebensalter  stehenden  ländlichen  Arbeitern  < 
rckrutiren  — so  würde  der  Verlust  an  baarem  Geld«  doch  nur 
10  Millionen  Mark  betragen.  Was  will  das  gegenüber  dem  Wcrthe 
der  „wirtschaftlichen*  persönlichen  Arbeitskraft  oder  dem  kapi- 
talisirten  Betrage  derselben  schliefalicb  besagen?*) 

Bei  Erörterung  der  Mafsregeln,  vermittelst  welcher  die  durch 
Auswanderung  entstehende  Schädigung  des  Volkes  und  Staates  ver- 
mieden werden  soll,  verwirft  Beck  er  eine  Auswanderersteuer  weil 
eine  solche  allzuweitgebeode  Eingriffe  in  die  persönliche  Freiheit 
involvircn  und  aufserdem  die  Auswanderung  über  fremde  Häfen 
treiben  würde.  Die  Schaffung  kleiner  Landstellen  im  Norden  und 
Osten  Deutschlands  erscheint  ungleich  wichtiger,  um  die  Auswan- 
derung zu  vermindern.  Dafs  die  Förderang  der  inländischen  Kolo- 
nisation sowie  grofser  Kulturarbeiten  ein  wichtiges  Mittel  ist,  den 
Auswandererstrom  zeitweise  einzudämmen,  ist  von  uns  bereits 
früher  wiederholt  sehr  eingehend  dargetban  worden.**)  Es  ist  dies 
aber  eben  nur  ein  zeitweise,  vorübergebend  erfolgreich,  wirkendes 
Mittel  und  würde  mit  Besetzung  der  neugewonnenen  Siedelungen 
hinfällig  werden. Bekanntlich  ist  dies  gerade  der  hauptsächlichste 
Grund  weshalb  die  handelsgeographischen  Gesellschaften  — faute 
de  mieux  — die  Auswanderung  nach  Gebieten  geleitet  wissen 
wollen,  in  welchen  die  Auswanderer  durch  die  Bewahrung  ihrer 
deutschen  kultnrellen  Tradition  intensivere  geistige  Beziehungen  mit 
dem  Mutterland«  zu  pflegen  und  zu  hegen  nnd  dadurch  zugleich 
Lebensgewobnbeiteu  zu  bewahren  vermögen,  welche  unserer  Industrie 
ein  gerade  jetzt  sehr  notbwendiges  Ausfubrgebiet  sichern. 

Merkwürdiger  Weise  versagt  Herr  Becker  diesem  Bestreben 
der  bandeisgeographischen  Gesellschaften  aus  uns  absolut  unverständ- 
lichen Gründen  seine  Zustimmung.  Er  sagt:  „Hierauf  richtet 
sich  bekanntlich  das  Streben  des  Centralvereins  für  Handelsgcogra- 

thie,  der  eineu  Theil  seiner  Aufgabe  in  der  Anbahnung  und 
oterbaltaug  eines  regen  Verkehrs  der  im  Auslande  lebenden 
Deutschen  überhaupt  mit  dem  Mutterlande  erblickt  und  als  Ziel 
der  Auswanderung  vor  allen  die  südbrasilianischen  Provinzen  Rio 
Grande  do  Sul  nnd  Santa  Catbarina  empfiehlt  So  sehr  ich  auch 
mit  anderen  Bestrebungen  des  Vereins  svmpathisirc,  so  mufs  ich 
doch  gestehen,  dafs  ich  mich  für  die  letztere  Idee  nicht  sonderlich 
erwärmen  kauu.  Einmal  erscheint  es  mir  kaum  möglich,  den  Aus- 
wanderern gegenüber  eine  Garantie  dafür  zu  übernehmen, 
dafs  sich  ihr  Schicksal  in  den  erst  eben  der  Kultur  er- 
schlossenen oder  ihr  noch  zu  erschließenden  Gegenden, 
wo  sie  wesentlich  nur  auf  sich  selbst  angewiesen  sind, 
besser  oder  auch  nur  nicht  schlechter  gestalten  werde 
als  in  den  Vereinigten  Staaten  mit  ihren  geordneten 
Verhältnissen,  ihren  bedeutenden  Hilfsmitteln,  ihrer 
großen  Zahl  von  Stammesgenossen  und  vielleicht  Ver- 
wandten, ihrer  Sicherheit  vor  Kriegsgefahr,  ihren  Aus- 
sichten in  die  Zukunft,  freilich  auch  mit  ihrem  rück- 
sichtslosen Streben  naeh  Gewinn.  Soduon  bleiben  die  Aus- 
wanderer doch  immer  abhängig  vou  der  fremden  Regierung,  die 
ihren  Verkehr  mit  der  alten  Heimatb  fördern  oder  hemmen  kann, 

*)  Es  sei  übrigens  nicht  unter  lassen,  dajauf  hinzuweisen,  dafs,  wenn 
das  Gesanamleinkoininen  und  'Iss  Grommtkapital  eines  Volkes  nach  der- 
selben Methode  berechnet  wird,  welche  wir  für  die  Berechnung  der  durch 
Auswanderung  entstehenden  Verluste  zu  Grunde  legten,  zwischen  «len  Er- 
gebnissen beider  Rechnungen  naturgemiJs  dasselbe  numerische  Verbältnifs 
sich  ergeben  mufs,  wie  zwischen  den  beiden  durch  die  Bec  k er 'sehe  Methode 
ermittelten  Resultaten.  Daa  WerthverhiUnifs  der  Verluste  zum  (Jeaainmt- 
einkommtn  und  Gesammtvennngcn  des  Volkes  bleibt  sich  also  in  beiden 
Fällen  gleich  und  die  so  ermittelten  Relativzahlea  sind  unseres  Dafürhaltens 
viel  wichtiger  als  dJe  ahsoloten  Zahlen. 

**)  Vcrgl-  ferner:  .Kolonien,  Kolonialpolitik  und  Auswanderung'*  von 
W.  Roscher  und  R.  Jannaaeb,  Leipaig  1886  Seite  886  ff. 


jo  nachdem  sie  es  für  den  eigenen  Staat  am  beeten  hält.  Ij; 
daon  ist  auch  noch  zweifelhaft,  ob  es  sich  mehr  empfiehlt,  un<  « 
Süd-Brasilien  statt  in  den  Vereinigten  Staaten  neue  Konkurmiir 
insbesondere  bezüglich  unserer  landwirtschaftlichen  Erzeugnis 
heraniuziehcu.  Immerhin  möchte  ich  dafür  halten,  dafs  die  Am 
Wanderung  dorthin,  schon  wegen  der  bedrohlichen  Konkurrenz  Fr» 
der,  namentlich  der  Italiener,  in  der  Aneignung  der  Ländert», 
nicht  besonders  zu  erschweren,  sondern  mit  der  nach  andern 
Staaten  auf  gleiche  Stufe  zu  stellen  sei.  Ich  meine  daher,  alt 
nachdem  die  berüchtigten  Parzeria-Vertrige  nicht  mehr  zu  förefce 
sind,  die  ja  viele  unserer  Auswanderer  nach  Brasilien  toi  Vc 
derben  geführt  haben,  dem  vielbesprochenen  v.  d.  Hey  dt  sei« 
Erlafs  vom  Jahre  1859,  welcher  alle  zur  Beförderung  roa  Aus- 
wanderern nach  Brasilien  erteilten  Konzessionen  znrnckuhz 
fernerhin  eine  Folge  nicht  zu  geben  sei*. 

Hiergegen  haben  wir  nun  allerdings  durchschlagende  Gere 
gründe  geltend  zu  machen.  Eine  Garantie  dafür,  dafs  das  8chkku 
der  Auswanderer  in  den  in  8üd-Brasilien  wie  am  La  Plita  der  Str- 
eben erst  erschlossenen  Gegenden  ein  günstigeres  sei,  wit  it 
fernen  Weeteu  der  Vereinigten  Staaten  kann  freilich  NkaiH 
übernehmen.  Dafs  eine  derartige  Garantie  aber  auch  bei  m 
im  Mutterlande,  fehlt,  beweist  eben  die  Auswanderung  aelbel  ft 
fehlt  auch  den  Auswanderern  nach  Kufsland,  nach  Ungar« , ■* 
doch  der  Kampf  gegen  das  Deutschtum  dort  bezeogt  Wohl  tbtr 
beweist  das  im  Ganzen  und  Grofseo  ökonomische  Woblbtfari 
der  180  (XX)  Deutschen  in  Süd-Brasilien,  dem  La  Plata,  dafs  sie  s 
verstanden  haben,  sich  dort  eine  gedeihliche  Existenz  und  rtk:r 
sichere  Zukunft  zu  schaffen.  Was  die  „Sicherheit  vor  Kriegsgeßkr* 
an  betrifft,  so  siebt’s  damit  in  Süd-Amerika  doch  wahrlich  i/r 
schlimmer  aus  als  in  Nord-Amerika,  wo  der  Krieg  in  den  60er  Jahre 
gerade  die  Deutschen  sehr  in  Mitleidenschaft  gezogea  hat  Au.-’ 
haben  wir  Europäer  in  diesem  Punkte  am  all  er  wenigstes  Uracir 
uns  aufs  hohe  Pferd  zu  setzen.  Wo  wäre  bei  uns  denn  Khtz- 
gefabr  überhaupt  nicht  vorhanden ! Wo  gefährdeten  dis  Aaar&su:. 
Dynaroithclden  und  Verschwörer  nicht  die  öffentliche  Rabe?  ftt 
allgemeine  Wehrpflicht  der  europäischen  Völker  macht  die*«  «w 
Waffcu  starren  und  trotzdem  erweisen  sich  zur  Aufrecbte?ii!:cJ{ 
der  Ruhe  Ausnahmegesetze  als  notbwendig. 

Am  allerwenigsten  begründet  sind  die  BeffircbtwgM.  d»& 
die  nüdamerikanisrhen  Einwanderuogsgebiete  Kooknrrwr«  ffr 
unsere  landwirtschaftlichen  Produkte  abgeben  könnten,  saintt&A 
wenn  mau  ihre  Ausfubrprodukte  mit  denen  Nord -Amerikas  »etfkkh 
| Bis  jetzt  sind  es  im  Ganzen  und  Grofsen  Rohstoffe,  welche  n 
fär  unsere  Industrie  aus  den  gemäfsigteu,  für  die  Biowaadertu  t 
Betracht  kommendeu  Läudern  Süd-Amerika«  beziehen,  und  si«biii 
erster  Reibe  Nahrung»-  uod  Geuufsmittel,  welche  die  HaupUif  - 
des  nordamerikaoiseben  Export«  bis  zu  70°/o  der  Gesammtansiah 
Vereinigten  Staaten  repräsentiren.  Und  die  aus  Süd-Amerika  kw* 
geführten  Rohstoffe  bezublen  wir  mit  Indualrieprodokt«  Q- 
werden  diesen  Umtausch  noch  auf  lange  Zeit  vollziehen  kta* 
weil  in  den  südamerikanischen  Lindern  erst  nach  vielen  Dez«»«* 
eine  Grofoiodustrie  sieb  nur  mit  schweren  Opfern  berani*^ 
lassen  wird,  während  sie  in  Nord-Amerika  bereits  in  vollkom®«*5 
Mafse  exiitirt  and  in  einzelnen  Zweigen  uns  sogar  Ksokuffltf 
bereitet.  Auch  sind  in  Süd-Amerika  kaum  die  Küstengebint « 
gesiedelt,  die  Kultur  der  Binnenländer  hat  kaum  begon*1  • 
diese  lohnt  mehr  als  eine  künstliche  Aufzucht  der  lndnstrk. 

Bemerkenswert!!  für  uns  ist  es,  dafs  Herr  Dr.  Becker  «* 
gegen  das  1859er  von  der  Heydt'scbe  Reskript  auasprieht  ** 
Recht!  Der  Grund  seiner  Entstehung:  die  Parteriavertrfg» ll9t 
Wegfall  gekommen,  uod  dieselben  tauchen  nor  ausnahmi*®*'  ' 
einer  der  deutschen  Einwanderung  io  Brasilien  schädlichem 
auf.  Dagegen  hilft  die  rückhaltlose  Kritik  nnd  die 
am  besten.  Hieran  lassen  es  die  Deutschen  in  Süd-Amerika  * 
fehlen.  Auch  kennt  man  die  Parzeriaverträge  io  deü 
Niederlnssungsgebieten  der  Deutschen,  d.  h.  in  den  Lindern  * 1 
vom  89°  s.  B.  «Süd-Amerikas  nicht. 

Im  Anschlufs  an  diese  Erörtemogen  wollen  wir  öhrig^’  ^ 
unterlassen,  darauf  hinzuweisen,  dafs  die  von  Dr.  Bock*  ' 
187‘J  bis  1885  angegebene  Ziffer  von  10000  nach  Brtf'Wä 
1 gewanderten  Deutschen  hinter  der  Wirklichkeit  erheWieb  *9‘  • 
j bleibt.*)  Natürlicherweise  ist  dies  Herrn  Becker  , 
er  weif«  zur  Genüge,  dafs  gerade  das  von  der  H e y <1  l*8r  »f 
j es  gewesen  ist,  welches  die  deutsche  Auswanderung  o^b 
über  ausländische  Häfen  treibt  und  der  eiobeimrschea  ä “ 

| entzieht. 

*)  Nach  Rio  Grandenser  Quellen  wurden  in  der  Provinz  ^ 

in  einem  Jahre  mehr  Deutsche  angesiedelt,  als  die  deutsch«  M* 
gleichen  Jahre  Auswanderer  nach  ganz  Braailien  aufwies 


188?. 


731 

EXPORT,  Orgln  dea  Oentnüvareina  für  HindeUgeflgraphia  et«. 


Nr.  50. 


Darüber,  dafs  rein  deutsche  Kolonial  Und  er  für  unsere  Aus- 
wanderung am  geeignetsten  und  nützlichsten  seien,  streiten  wir 
nicht»  Aber  leider  stehen  uns  solche  KoloniailÜnder  zur  Zeit  nicht 
zur  Verfügung,  weder  in  Afrika  noch  in  NeQ-Gainea.  Ausge- 
schlossen ist  die  Möglichkeit  des  Erwerbes  geeigneter  Gebiete 
dicht.  Wäre  es  u.  A.  möglich,  die  Hochländer  von  Bi  he,  im 
Hinterlande  von  Benguela,  von  den  Portugiesen  durch  Kauf  oder 
Tausch  zu  erwerben,  so  dürften  ausgedehnte  Siedelungsgebiete 
lort  gefunden  werden.  Fraglich  bleibt  es  dann  immer  noch,  ob 
Iie  deutsche  Auswanderung  die  Ansiedelung  daselbst  der  bereits 
io  kraftvoll  sieb  gestaltenden  Kulturbildung  und  Geseliscbafu- 
>rganiaation  in  Süd-Amerika  vorzieheo  oder  die  Vereinigten  Staaten 
iarum  aufgeben  würde. 

So  sehr  wir  in  vieler  Hinaieht  Ursache  haben,  die  Aus- 
wanderung zu  beklagen,  so  möchten  wir  doch  andrerseits  davon 
Abstand  nehmen,  sie  nach  jeder  Seite  hin  als  schädlich  zu  be- 
frachten. Sie  ist  ein  Ventil,  durch  welches  Elemente  abziehen, 
welche  — gleichviel  aus  welchen  Gründen  — genötbigt  sind, 
ihre  Heimath  zu  verlassen.  Gemeinhin  ist  die  Auswanderung 
ein  schwerer  Schritt,  voll  der  ernstesten  Konsequenzen  für 
Jen  Auswanderer.  Ihn  an  diesem  Schritte  zu  bindern,  biefse 
ihn  im  Mutterlande  Schwierigkeiten  entgegentreiben,  die  er  — 
und  das  bekundet  sein  Eotscbiufs  zur  Auswanderung  — vermeint, 
nicht  überwinden  zu  können.  Das  biefse  ihn  ruiniren  und  für 
das  Gemeinwesen  eine  grobe  Gefahr  schaffen.  In  der  Auswan- 
derung dagegen  — wie  es  viele  thnn  — ein  Symptom  der  Kraft 
.dnes  Volkes  zu  suchen  und  sie  deshalb  in  diesem  Sinne  zu  be- 
grüben, ist  unberechtigt.  Dazu  bedarf  es  denn  doch  noch  einer 
Betrachtung  der  Ursachen  der  Auswanderung.  Die  Art  sowie 
die  Ursachen  der  irländischen  Auswanderung  sind  keineswegs 
dazu  angetbau,  einen  Beweis  für  jene  Behauptung  zu  liefern.  Für 
Norwegen  ist  die  Auswanderung  ein  Segen,  denn  das  Land  kann 
teine  Bevölkerung  nicht  ernähren,  uod  wenn  es  auch  durch  den 
Exodus  einen  Kapital-  und  Menschenverluat  erleidet,  so  würde  und 
müfste  es  ohne  diesen  zu  Grunde  geben,  also  noch  mehr  verlieren. 
Für  England  ist  die  Auswanderung  eine  produktive  Veranlagung 
rines  Tbeils  seines  Natiooalkapitals  und  sowohl  gleichzeitig  ein 
Symptom  des  Unternehmungsgeistes  der  angelsächsischen  Rasse, 
sowie  andererseits  — in  mehr  wie  einer  Hiasieht  — daa  Anzeichen, 
dafs  die  Eigentbumsverhältnisse  am  Grund  und  Boden  und  die  davon 
ibhängigen  Erwerbsverhältoisae  sehr  bedenklicher  Art  sind.  Die 
deutsche  Auswanderung  aus  Nord  - uod  Nordoat- Deutschland  deutet 
\hnlicbes  an  und  läfst  sich  theilweise  auch  auf  den  Mangel  in- 
lustriellen  Erwerbes  zurückführen.  Die  Auswanderung  einiger 
Tbeile  Mittel-  uod  Süd -Deutschlands  ist  zeitweise  auf  industrielle 
Krisen,  sowie  eigenartige,  erbrechtliche  Verhältnisse  zurückzuführen. 

Hin  und  wieder  sind  es  auch  politische  Gründe,  wclehe  sie 
veranlassen.  In  allen  Fällen  ist  es  aber  die  Hoffnung,  durch  die 
Auswanderung  zu  einer  besseren  sozialen  Stellung  zu  gelangen, 
iie  persönlichen  Kräfte  besser  zu  verwertben.  Erwägt  man,  dafs 
lurch  die  grofsartige  Kultivation  und  Kolonisation  der  Welt,  welche 
Europa  alljährlich  mittelst  der  Entsendung  von  mehr  als  V?  Million 
Menschen  vollbringt,  die  wechselseitigen  geistigen  wie  materiellen 
Beziehungen  der  Weltwirtschaft  enorm  gesteigert  werden,  so  mofs 
inerkannt  werden,  dafs  ein  beträchtlicher  Tbeil  des  materiellen 
Schadens,  welchen  die  Auswanderung  verursacht,  den  europäischen 
Völkern  wieder  ersetzt  wird.  Aufgabe  der  Letaleren  ist  es,  durch 
Förderung  der  gegenseitigen  Handelsbeziehungen  mit  den  jungen 
Kulturländern,  durch  Verträge,  Bündnisse,  durch  methodische 
(taatlicbe  Förderung  privater  Unternehmungen,  durch  Bank-  und 
Kolonisationsonternebmungeu,  Förderung  des  Exports,  Hebung 
Ich  gegenseitigen  geistigen  Austausches  usw.  sich  einen  möglichst 
utensiven  Antheil  an  diesen  wechselseitigen  Beziehungen  der 
SV cltwirtb schaft  au  verschaffen.  Und  da«  Verdienst,  io  all’  diesen 
Richtungen  in  privaten  wie  öffentlichen  Kreisen,  unermüdlich  und 
methodisch,  in  Deutschland  anregend  gewirkt  zu  haben,  gebührt 
len  handeUgeographiscben  Gesellschaften.  Wir  registriren  es  mit 
lenugthuung,  dafs  Herr  Becker  dies  wiederholt  in  anerkennender 
Weise  hervorgeb  oben  hat,  und  verfehlen  nicht,  nochmals  unsere 
Leser  auf  den  sehr  beachtenswerten  Vortrag  des  Genannten 
jinzuweiseo.  Derselbe  enthält  noch  zahlreiche,  ebenso  wichtige 
wie  interessante  Mittheilungen,  unter  denen  die  Angaben  über 
Iie  Zunahme  des  Volksvermögens  und  Einkommens  in  erster  Linie 
Beachtung  verdienen.  Wir  möchten  dem  Herrn  Verfasser  gegen- 
über den  dringenden  Wunsch  äufsero,  seinen  Aufsatz  als  selb- 
ständige Brochüre  erscheinen  zu  lassen;  eine  solche  würde  in 
landelsgeograpbischen  Kreisen  die  eingehendste  Beachtung  finden. 

Zum  Schlüsse  sei  es  uns  gestattet,  noch  einmal  kurz  die  Er- 
gebnisse zu  rekapituliren,  zu  denen  wir  im  Laufe  unserer  Betrach- 
tungen gelangt  sind. 


1.  Zur  Bfltneaxung  der  wlrthscbaftlieben  Nachteile  welche  ein  Land 
durch  eine  Auswanderung  erleidet,  genügt  die  Becke r'aebe  Bereebnungs- 
methode,  welche  lediglich  den  Uebersrhuf»  der  Leistungen  der  Aus- 
wanderer über  ihren  Verbrauch  dar  Berechnung  au  Grunde  legen 
will,  nicht.  Bichl iger  erscheint  es  der  Berechnung  daa  Einkommen  der 
Auswanderung  zu  Grunde  zu  legen,  bezw.  dasselbe  zu  kapitalisireo. 

2.  Anfser  den  auf  diese  Weis«  gefundenen  Werten,  repräiemirt  der 
Auswanderer  noch  einen  hohen  gesellschaftlichen  Werth,  dessen  Erwerb  grosse 
wirtschaftliche  Aufwendungen  erforderte,  deren  Betrag  — wenn  überhaupt  — * 
schwer  melkbar  ist.  Dieser  beir&rhtliche  ökonomische  Verlust  ist  ein  schwer 
zu  ersetzender 

3.  Die  Werth  Verluste,  welche  durch  die  von  den  Auswanderern  mit- 
geführten Kapitalien,  dem  Heimatlands  zugefügt  werden,  sind  gegen  die 
sub.  I und  2 gelachten  wirtschaftlichen  Nachteile  gering. 

4.  Die  auf  Grund  der  Erziehungskostea  der  Auswanderer  berechneten 
Werthverluste  sind  unzutreffend  und  sind  durch  das  Einkommen  bezw.  die 
kapilalisirten  Werthbetrige  desselben  *n  ersetzen. 

5.  Nur  in  den  Fällen,  in  welchen  (wie  u.  A.  in  Norwegen)  der  Mangel 
der  Auswanderung  schwere  nodal«  Gefahren  de«  Heimatlandes  benrorrufen 
würde,  überwiegen  ihre  Vortheile  die  durch  aie  entstehenden  Werthverluste 
und  Nachteile  Derartige  Zustände  Liegen  in  I^eotschland  nicht  vor,  und 
deshalb  ist  die  Ansicht  derer  zu  bekämpfen,  welche  in  der  Auswanderung 
keine  Benachteiligung  unsere»  Landes  erblicken. 

6.  Gesetzliche  Erschwerung  der  Auswanderung  ist  au  vermeiden. 

7.  Dagegen  ist  die  einheimische  Kolonisation  durch  Schaffung  neuer 
kleinbäuerlicher  Siedelungen,  sowie  durch  Ausführung  grofser  Kulturarbeiten 
von  staatlicher  wie  privater  Seite  zu  begünstigen. 

8.  Richtung  oder  Ziel  der  Auswanderung  sind  mit  Rücksicht  auf  die 
Interessen  dea  Heimatlandes  durch  die  von  uns  gedachten  Mittel  — unter 
grosser  Vorsicht  — vom  Staate  zu  beeinflussen  und  sind  daher  Mafsregeln 
zu  treffen , um  die  deutsche  Auswanderung  in  höherem  Mafae,  als  solche» 
seither  geschehen,  itn  Interesse  Deutschlands  ökonomisch  au  verwertben. 


Französische  Kolonialpolitik. 

Wer  erinnert  »ich  nicht  an  die  unter  dem  zweiten  Kaiserreiche 
ao  häufig  vor  der  Welt  verkündigte  enteote  cordiale  zwischen  den 
beiden,  nur  durch  den  schmalen  Ärmelkanal  getrennten  Reichen? 
Die  grande  oation  und  die  nation  boutiquiere  schienen  ein  ewige» 
B&ndnifs  eingegangen  zu  sein.  Oder  schien  es  nicht  vielmehr,  al» 
ob  da«  ehemals  so  mächtige  und  stolze  Albion  sich  in  den  Dienst 
Galliens  begeben  habe.  War  doch  das  eine  stark  zu  Wasser  und 
Lande,  während  das  andere,  wie  der  Krimkrieg  bewies,  auf  der 
terra  flrma  »ich  nicht  viel  besser  zu  bewegen  wufstc,  als  ein 
seinem  eigentlichen  Elemente  entnommener  Fisch.  Es  nützt  den 
Briten  nichts,  auf  ihre  in  früheren  Kriegen  erkämpften  Lorbeeren 
hinzuweisen,  die  Zeiten  liegen  beut  zu  weit  zurück.  Man  darf  auch 
daran  erinnero,  dafs  in  den  napoleonischen  Kriegen  neben  eng- 
lischen viele  deutsche  Truppen  ins  Feld  rückten  und  nicht  selten, 
wie  bei  Waterloo,  die  schwerste  Wucht  der  feindlichen  Angriffe  zu 
bestehet)  hatten.  In  der  Krim  haben  sich  die  englischen  Truppen, 
wie  immer,  sehr  tapfer  geschlagen,  aber  das  Bravourstück  von  Bala- 
klsva  bewies  nur  wieder,  wie  sehr  es  ihnen  an  Generalen  fehlt. 
Und  wenn  auch  der  abessinisebe  Feldzug  mit  aufscrordentlicbem 
Geschick  geführt  wurde,  so  sind  solche  Operationen  doch  nicht 
mafsgebend  für  europäische  Verhältnisse.  Die  Frsnzosen  haben 
immer  eine  sehr  geringe  Meinung  von  der  englischen  Armee  ge- 
habt, die  Idee  einer  Invasion  scheint  ihnen  beute  noch  leichter  aus- 
führbar, als  zur  Zeit  des  ersten  Kaisers,  den  nur  der  Ausbruch 
des  Krieges  mit  Österreich  von  der  Verwirklichung  seines  lange 
vorbereiteten  Planes  abbielt,  an  den  bent  noch  in  Boulogne  die 
colonne  de  la  grande  armee  mit  der  Bronzestatue  des  grofsen  Korsen 
erinnert.  Und  jedenfalls  sollte  den  Engländern  eine  solche  Mög- 
lichkeit vor  Augen  geführt  werden,  als  Napoleon  III.  die  Königin 
Victoria  zu  den  Feierlichkeiten  bei  der  Eröffnung  de«  mächtigen 
Kriegshafens  von  Cherbourg  einlod.  Wollte  er  England  verhöhnen 
oder  ein  schüchtern?  In  nicht  mifsznverstehender  Weise  streckt 
sich  die  Hand  der  damals  enthüllten  kolossalen  Reiterstatue  Napo- 
leons I.  nach  dem  britischen  Gestade  aus.  Das  ehemalige  Ein- 
fallsthor  Englands  in  Frankreich  soll  heut  nicht  blofs  defensiven 
Zwecken  dienen. 

Dieses  .herzliche“  Einvernehmen  Englands  und  Frankreichs 
mit  den  Besuchen  und  Gegenbesuchen  seiner  Souveräne  hat  längst 
ein  Ende  genommen.  Wir  wissen  ja  aus  eigener  jüngster  Erfahrung, 
wie  schnell  „thurmhohe*  Freundschaften  mächtiger  Staaten  zu  den 
Dimensionen  von  Maulwurfshügeln  zusamrnenschrnmpfen  können, 
wenn  rivalisirende  Interessen  ins  Spiel  kommen.  Französische  Pu- 
blizisten haben  nie  aufgehört,  die  Chancen  eines  Konfliktes  mit 
dem  Inselreiche  abznwägen  und  die  französische  Regierung  hat  unab- 
lässig daran  gearbeitet,  die  Wehrkraft  des  Landes  nach  der  Seite 
bin  zu  verstärken,  nach  welcher  allein  dieselbe  für  England  be- 
drohlich werden  kann.  Wiederum  liegt  eine  Schrift  vor  *),  welche, 

•)  Le«  oolonie«  n*c«*aure*.  TanU.  Tonkin,  Madagaskar,  pur  tin  Marin. 


Nr.  50. 


7*2 

EXPORT,  Organ  de«  Lentralvoreiiw  fflr  Handelsgeographie  etc. 


bereit«  vor  einiger  Zeit  erschienen,  jeUt  in  erweiterter  Form  «ich 
mit  der  Verwundbarkeit  de»  britischen  Reiches  befaf»t.  Aber  es 
wird  bout  nicht  an  den  europäischen  Tbeil  desselben  gedacht,  viel- 
tnebr  an  den  grofaen,  über  alle  Welttheile  verbreiteten  Besitz,  den 
Sir  Charlea  Dil  ke  »ehr  zutreffend  als  Greater  Britein  bezeichnet  hat.  : 

Gerade  von  diesem  Gesichtspunkte  aua  erscheint  dem  Verfasser 
der  französische  Kolonialbesitz  werlhvoll.  Er  denkt  nicht  an  die  Vor-  ! 
theile,  welche  dem  Handel  und  der  loduatrie  des  Mutterlandes  er-  j 
wachsen  können,  nicht  an  die  aich  eröffnenden  Gelegenheiten  zur 
fruchtbaren  Anlage  müßig  Hegender  oder  ungenügend  ausgenutzter 
Kapitalien,  noch  viel  weniger  an  eine  Versorgung  überschüssiger 
Bevölkerungaelemente  — in  Frankreich  sind  solche  ja  kanm  vor- 
handen — ihm  zeigt  sich  der  Werth  von  Kolonien  hauptsächlich 
dann,  wenn  sie  strategische  Vortheile  in  einem,  wie  es  ihm  dünkt, 
bald  bevorstehenden  Kriege  mit  England  bieten.  Denn  es  ist  in 
dem  ganzen  Werk  von  keinem  anderen  Lande  die  Rede,  wenigstens 
ist  kein  anderes  mit  Namen  genannt 

Es  ist  von  der  allergrößten  Wichtigkeit,  schreibt  der  Verfasser, 
dessen  Pseudonym  einen  der  bedeutendsten  französischen  Marine- 
offiziere verdeckt,  für  unsere  Stellnng  in  Europa  während  der  zu- 
künftigen Kriege,  dafs  wir  unsere  Kriegsmarine  stark  genug  machen, 
um  derjenigen  Englands  zu  jeder  Zeit  Schach  bieten  zu  können. 
Diesen  Satz  lßfst  er  als  „proposition  fundamentale"  mit  gesperrten 
Lettern  drucken.  Und  aus  dieser  Notbwendigkeit  für  Frankreich, 
Englands  Flotte  auf  allen  Meeren  entgegentreten  zu  können,  leitet 
er  die  unbestreitbare  strategische  Wichtigkeit  der  Erwerbung  von 
Tunis,  Madagascar  und  Tongking  ab.  Diese  mit  so  schweren 
Opfern  erkauften  Besitzungen  sind  also  für  Frankreich  nicht  in 
erster  Linie  wichtig  der  Vortheile  wegeu,  welche  sie  als  Absatz- 
gebiete für  die  französische  Industrie  haben  können,  es  ist  ihre 
militärische  Bedeutung,  weiche  in  den  Vordergrund  gerückt  wird. 
Tongking  hat  nahe  an  327  Millionen  Francs  gekostet  und  kostet 
noch  jährlich  mehrere  Millionen,  es  bringt  mit  Aonatn  zusammen 
etwas  weniger  als  3 Millionen  im  Jahre  ein,  aber  seine  Lage, 
welche  eine  Offensive  gegen  England  in  Ost-Asien  ermöglicht,  wiegt 
alle  diese  Ausgaben  völlig  auf.  Doch  lassen  wir  den  Autor  selber 
sprechen. 

„Ohne  unser  Protektorat  in  Tunis  uud  di«  Stationirung  mili- 
tärischer und  maritimer  Kräfte  daselbst  wäre  es  uns  unmöglich", 
so  schreibt  er,  „den  englischen  strategischen  Positionen  in  Gibraltar 
und  Malta  Schach  tu  bieten  und  die  zwischen  ihnen  liegende 
Strecke  des  direkten  Weges  von  England  nach  Indien  durch  j 
das  Mittelländische  Meer  und  den  Suezkanal  von  dem  einzigen 
Punkte  aus  zu  verlegen,  wo  diese  Route  von  unserer  Seite  verwund- 
bar ist". 

Die  Engländer  könnten  vielleicht  daran  erinnern,  dafs  die  Fran- 
zosen die  viel  bessere  Position  von  Malta  bereits  einmal  in  Händen 
hatten  und  dafs  aie  dieselben  doch  an  England  herausgeben  mufsten. 
Und  vorläufig  wenigstens  wird  man  doch  von  einer  strategischen 
Bedeutung  der  Häfen  von  Tunis  nicht  reden  dürfen.  Selbst  auf 
der  Rbcde  von  La  Golctte  können  nur  Schiffe  von  mäßiger  Größe 
und  auch  diese  nicht  ohne  Gelahr  ankern,  wie  die  vielfachen  aus 
dem  unergründlichen  Schlamm  emporragenden  Maste  ans  Laad  ge- 
triebener Fahrzeuge  beweisen.  Das  ist  also  noch  Zuknnflainuaik; 
die  von  Tunis  aus  drohenden  Gefahren  werden  den  Engländern 
vor  der  Hand  den  Schlaf  nicht  verkürzen. 

Weiter  sagt  der  „Marin":  Oboe  unser  Protektorat  über  Mada- 
gaskar uud  die  Stationirung  starker  militärischer  und  maritimer  ! 
Kräfte  wäre  es  unmöglich,  die  englischen  Kolonien  am  Kap,  in 
Mauritius  und  den  Seychellen  im  Schach  zu  halten  und  die  zwi- 
schen ihnen  von  England  nach  Indien  um  das  Kap  der  Gaten 
Hoffnung  gehenden  Linien  zn  unterbrechen. 

Es  hat  eine  Zeit  gegeben,  in  welcher  Frankreich  niebt  nur 
.Stationen  auf  Madagaskar  besaß,  wo  ihm  neben  Reunion,  das  es 
ja  auch  jetzt  wieder  besitzt,  auch  Mauritius,  damals  Ile  de  France 
genannt,  zugebörte.  und  wo  der  ganze  Handel  Englands  mit  Indien 
seinen  Weg  urn  das  Kap  durch  den  Indischen  Ozean  nehmen 
mußte.  Hat  Frankreich  die  englischen  Handelsflotten  aufzuhalten 
vermocht'"  Hat  es  nicht  vielmehr  in  wenigen  Monaten  seine  aäromt- 
lieben  Positionen  im  Indischen  Ozean  verloren?  Und  wo  sind  die 
Kriegshäfen,  in  welchen  die  französischen  Panzerschiffe  ihre  Kohlen- 
vorrätbe  ergänzen  und  die  uöthigen  Reparaturen  vornehmen  könn- 
ten? Gewiß  bietet  die  Bai  von  Diego  Snarez  an  der  Nordknste 
Madagaskar*  Schutz  für  viele  und  große  Schiffe,  allein  hier  ial  noch 
alles  zn  schaffen  und,  so  wahrscheinlich  auch  der  Kohlenreichthum 
der  grofaen  Insel  ist  — erwiesen  ist  er  doch  noch  nicht  durch  eine 
wirkliche  Erschließung  der  verroutbeten  Lager.  Ohne  solche  würde 
dßr  Werth  dieses  Hafens  als  Flotten  Station  aber  sehr  bedeutend  . 
sinken.  Gegenwärtig  bezieht  man  in  allen  diesen  Gewässern  die  ! 
Kohlen  aus  England,  in  einem  Kriege  mit  England  müßten  solche 


Transporte  nach  französischen  Häfen  naturgemäß  gänzlich  asfhSrtc 
Mit  Kohlen  aus  anderen  Ländern  beladenen  Schiffen  dürfte  « iV 
sehr  schwer  werden,  unversehrt  durch  das  Atlantische  Meer  r 
8t.  Helena  oder  der  Kapstadt  vorbei  oder,  wenn  sie,  wie  die  Fm 
tosen  meinen,  mit  Hilfe  von  Tunis  den  8uezkanal  gewonnen  Iah., 
durch  die  Straße  von  Bab  el  Mandeb  zu  gelangen.  Denn  ä 
Obok.  das  man  sich  bereits  als  zukünftigen  Kohlen-  nnd  Kr« 
bafen  ansmalt,  Perin».  Sokotra  und  Aden  labmlegt  nnd  ein  Den 
io  Englands  8eite  wh-d,  bat  es  doch  wohl  noch  gute  Wege. 

Indessen  wissen  die  Franzosen  mit  dem  ihnen  eigenen  m 
guiniseben  Temperament  auch  mit  der  Eventualität  zn  reche 
daß  beide  Wege,  um  s Kap  der  guten  Hoffnung  wie  darrF  di 
Snezkanal,  ihnen  versperrt  werden.  Die  Achillesferse  des  peri^: 
Albiou  ist  im  Ostes  zu  treffen.  Da  ist  »ein  großes  iaifiKß 
Kaiserreich,  da  der  eroporblübende  Komplex  der  anstralischen  kV 
nien,  dahin  richtet  sich  der  gröfste  Tbeil  seines  Handel.«.  Chiii 
nnd  Japan  sind  neben  Indien  immer  noch  die  besten  Kund«  n 
Manchester  und  Birmingham. 

Cm  diesem  Handel  einen  tödtlichen  Streich  zu  versetzen,  m 
es,  so  wird  argumentirt  — nur  aölhlg,  eine  Flottenabthriloni:  ff- 
Ost-Asien  za  schiffen,  welche  von  ihrem  ständigen  HiaptqoirtHT 
in  Saigon  alle  umliegenden  Meere  za  beherrschen  im  Stand«  je 
Ohne  einen  solchen  Kriegshafen  in  den  von  nos  erworbeen  6*- 
bieten  Hioterindiens  würden,  sagt  der  „Marin",  die  ungrb«ar*t 
Becken  de«  Indischen  Ozeans  nnd  des  Chinesischen  Meere«,  i: 
dereu  Ufern  beinahe  alle  Bchätxe  des  britischen  Reick«  ici 
fast  die  Hälfte  seiner  Handelsflotte  sich  versammelt  finden,  unser*: 
Flotteogesch  w Adern  absolut  verschlossen  sein,  so  daß  man  sei/: 
die  strategischen  Positionen  von  Singapore  und  Hongkong  4* 
Schlüssel  der  dortigen  englischen  Macht,  beherrschen,  noch  4s 
direkten  Weg  verlegen  könnte,  welchen  der  Handel  nrktrt 
wird,  sobald  der  Panamakanal  vollendet  ist.  Auch  bietet  sich  dir 
Möglichkeit,  von  diesem  Hafen  au»  die  östliche  Flanke  derenfüvb«: 
Besitaungen  direkt  zu  bedrohen.  Denn,  so  führt  er  anderer SWl* 
aus:  das  wahre  Schlachtfeld,  auf  welchem  England  und  Frankrriri 
einst  abreehneu  werden,  ist  nicht  das  Mittelroeer,  vielwekdrr 
Indische  Ozean,  dort  haben  wir  die  8chlü*sd  zn  »neben  zam  (ei- 
tischen  Schatze,  dort  die  Quellen  seiner  Macht  und  Lebmtaü 

Zur  baldigen  Erreichung  dieses  mH  allen  Mitteln  za  mtr?- 
bendeu  Zieles:  der  Vernichtung  der  englischen  Macht  io Aütni 
Australien,  worauf  dann  selbstverständlich  Frankreich  in  die  StA 
de*  verhaßten  Insulaners  treten  würde,  ist  es  nöthig,  dir 
»tadt  Cochinchinas  zu  einem  Kriegshafen  ersten  Ranges  «mnt? 
Man  lege  in  Saigon  Docks,  Werften,  Arsenale,  Magazine,  kurz  tü« 
Nöthige  an,  um  die  für  eine  zn  bildende  „eseadre  de  l'Eitrw- 
Orient"  erforderlichen  Reparaturen,  Ergänzungen  asw.  Hiebt  »tc 
nehmen  zn  können  und  der  Erfolg  ist  gewiss. 

Man  hat  8eeleaten  niemals  den  Vorwurf  engherziger  Sf«r»» 
keit  gemacht,  unser  Marin  bildet  keine  berailieideasaerthe.lt» 
nähme.  Er  kennt  die  Summen  sehr  wohl,  welche  Hintehd« 
bereits  gekostet  bat,  aber  sie  erscheinen  ihm  vortrefflich  »ogeaf 
und  er  scheut  keineswegs  vor  den  Ausgaben  zurück,  welche  de 
Bau  eine»  Kriegshafens  an  den  Mündungen  des  Mekhong  erford-r. 
würde,  wenn  man  nur  dein  nationalen  Ziel  der  DcmüthigoM  E* 
lands  damit  näher  gerückt  wird. 

Saigon  kann  als  Hafen  weder  mit  Hongkong  noch  mit  »irr» 
pore  einen  Vergleich  aoshslteu.  Es  liegt  Ä6  km  weit  v«n  J* 
an  einem  Flußarm,  der  nnr  zur  Zeit  der  Flutb  und  »»«  “i- 
nur  mit  Hülfe  eine»  Lootaen  befahren  werden  kann.  Da*  »>BP  ^ 
Delta  sebiebt  sich  unter  dem  Einfluß  beständiger  Ahlagfrwt” 
immer  weiter  in  s Meer  hinaus.  Der  Aufenthalt  so  dw»W 
ist  im  höchstes  Grade  ungesund.  Bauten,  wie  die  besbiWmf* 
könnten  nur  in  einer  bedeutenden  Entfernung  vom  Meere 
werden,  die  Kosten  würden  enorm  sein.  Nicht  minder  die  •.<*. 
lichkeit  der  Schiffsmannschaften,  welche  das  Loot  träfe,  W*' 


beordert  zu  werden. 

Aber,  wird  da  entgegnet,  man  wird  die  Eingeboren*» 
Schiffsdienst  beraotiehen,  was  nicht  schwer  fäll«*  kann  ra  « 
Lande,  io  welchem  ein  großer  Tbeil  der  Revölkeruog  *o 
Wasser  lebt.  Die  Stämme,  die  höheren  Chargen  und 
waffen  würden  allein  aus  Franzosen  bestehen 
Geschwader  des  Orients  unmittelbar  nach  einer  , jrD~ 
mobil  gemacht  werden,  nachdem  eine  entsprechende  Lsnannp  ^ 
ans  dem  in  gleicher  Weis©  in  Tonkin  gebildeten  . { ^ 

wäre.  Dieser  französische  ausgezeichnete  Marineoffizier  gw 
mit  tongkinesischen  Matrosen  die  englischen  Matro*«»,  ®'  ^ 

nesischen  Boidaten  englische  »Soldaten  schlagen  va  könne  ^ ^ 
sehr  schmeichelhafte  Auffassung  für  die  Engländer. 
wohl  ganz  recht  sein  dürfte,  wenn  sie  mit  keinem  'BPC^ 


Gegner  zu  thuu  bekämen. 


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EXPORT,  Organ  de»  Ceutnüvereius  für  Handelsgeogtuphie  etc. 


Nr.  50. 


Vielleicht  erinnert  man  sich  bei  dieser  Gelegenheit  der  sehr 
•eiffillig  aufgeuommenen  Antwort  dea  ehemaligen  Marineministers, 
le*  Admirals  Peyron,  welche  derselbe  io  der  Kammer  am  28.  März 
885  auf  eine  tadelnde  Bemerkung  gab,  dafs  so  zahlreich«  franzö- 
ische  Kriegsschiffe  im  Osten  gelassen  würden,  während  man  jeden 
tugeublick  den  Ausbruch  eiues  europäischen  Krieges  gewärtigen 
;önne.  ln  dem  Kalle,  erwiderte  der  Minister,  sei  Admiral  Co urb et 
md  sein  Geschwader  den  Punkten,  gegen  welche  sie  zn  operiren 
iahen  worden,  viel  näher,  als  wenu  sie  iu  französischen  Häfen 
ich  befinden.  Mit  diesen  näheren  Punkten  waren  keine  anderen 
•I»  die  englischen  Stationen  und  Besitzungen  gemeint. 

Die  Franzosen  glauben  — und  dieser  Glaube  ist  auch  aufeer- 
alb  Frankreichs  verbreitet  — dafs  Englands  Flotte  nicht  mehr 
st,  was  sie  war,  dafs  die  Schiffe  maugelhafl  konstruirt  und  schlecht 
usgcrüstet  sind,  dafs  der  Geist,  welcher  ehemals  die  britischen 
ieelcuto  erfüllte,  verloren  gegangen  ist  Sie  weisen  mit  Stolz  auf 
hr**  der  englischen  Zahl  nahezu  gleicbkommende  Kriegsflotte  und 
ebiiopten,  dafs  Konstruktion  und  Bewaffnung  ihrer  Schiffe  weit 
esser  sind.  An  Tapferkeit  ständen  ihre  Marinesoldaten  und 
iatrosen  keiner  Marine  der  Welt  nach. 

Man  glaubte  das  in  Frankreich  zu  Nelson  s Zeiten  gleich- 
itlls,  doch  schlug  der  englische  Seeheld  mit  seinea  27  Schiffen  die 
•4  Schiffe  seiner  Gegner  bei  Trafalgar  auf»  furchtbarste.  Was 
urch  kühnes  Manövriren  nnd  persönliche  Bravour  eine  schwächere 
’lotte  einer  überlegenen  gegenüber  leisten  kann,  bat  auch  Teget- 
off  bei  Lfesa  gezeigt.  Der  Schreiber  dieses  hat  das  englische 
'olk  in  jahrelangem  Verkehr  gründlich  kennen  gelernt  und  er  bat 
ichl  finden  können,  dafs  diesem  der  früher  mit  Recht  so  viel  ge- 
übrale  mannhafte  Charakter  abhanden  gekommen  ist  Gegen  die 
>berleitung  sind  allerdings  häufig  schwere  Klagen  erhoben  worden. 
Sa  war  zur  Zeit  Neisou's  nicht  besser,  nein  viel  schlimmer. 
Seitdem  hat  die  französische  wie  manche  andere  Marine  »ich  die 
ngliscben  Einrichtungen  vielfach  zum  Muster  genommen.  Man 
tat  die  letzteren  sehr  häufig  geradezu  kopirt.  Indessen  möchte 
»an  sich  da  eines  alten  lateinischen  Spruches  erinnern:  .St  duo  faci- 
ot  idem  non  est  idem."  Jedenfalls  fehlt  es  den  Engländern, 
Mflziereu  wie  Matrosen,'  nicht  an  dem  Glauben  unendlicher  Cbcr- 
egenheit  über  Frankreich,  der  „beef-eater“  siebt  auf  den  „frog-eater* 
ait  supremer  Geringschätzung  herab,  sobald  sich  Letzterer  auf  eine 
)omine  begiebt,  auf  welcher  nach  des  Erstercn  Meinung  aufeer 
hm  selber  eigentlich  Niemand  sonst  recht  etwas  zu  suchen  hat. 

Diese  halboffiziellen,  mit  soviel  Beifall  in  Frankreich  aufge- 
ororoenen  Ansichten  verdienen  Beachtung,  weil  sie  zeigen,  wie 
ubelos  der  Franzose,  beute  wie  immer,  nach  der  vielgeliebten 
gloire*  strebt,  wie  man  um  dieser  willen  im  tiefsten  Frieden  den 
Irieg  predigen  kann.  Uns  freilich  kann  ja  da»  nur  recht  sein; 
rill  Frankreich  uns  einen  Bundesgenossen  mehr  werben,  so  werden 
rir  ihn  nicht  zurückweisen.  Diese  Schrift  beweist  daneben  aber 
ur  wieder,  wie  verschieden  die  Kolonialpolitik  anderer  Völker  von 
er  der  Franzosen  ist,  welche  den  Werth  von  Kolonien  vorzüglich 
ach  ihrer  militärischen  Bedeutung  absebfttzen. 

Der  ozeanische  Postdampferverkehr. 

Von  Ur.  Moritz  Lindcman  io  Bremen- 
15.  Spanische  Linien. 

Io  unseren  Betrachtungen  über  den  moderneu  ozeanischen 
ostdaropferverkebr  haben  wir  tbeil»  solche  Liuicn  kennen  gelerut, 
reiche  als  Vermittler  des  Weltverkehrs  erscheinen:  die  englischen, 
•auxösiseben  und  deutschen  — tbeils  solche,  welche  vorzugsweise 
ur  Förderung  der  Beziehungen  der  betreffenden  europäischen 
taalen  mit  ihren  überseeischen  Kolonien  ins  Lebens,  gerufen 
rurdeo.  Zu  den  letzteren  gehörten  z.  B.  ein  Tbeil  der  nieder- 
indischen  Linieu  uud  die  portugiesischen.  Der  unter  spanischer 
lagge  sich  bewegende  ozeanische  Postdampferverkehr  reibt  sich 
iesen  letzteren  an.  Spanien  ist  ja  längst  von  seiner  Höhe  als 
rofse  Welthandelsmacht  und  rauritime  Natiou  berabgestiegeu.  Die 
lutupfer  der  groben  englischen  „P.  0.  Gesellschaft4,  sowie  die- 
sigen französischer  Gesellschaften  verkehrten  schon  lange  auf  ihren 
zeaoischen  Fahrten  in  und  zwischen  spanischen  Häfen,  ehe  man 
j der  Heiiuatb  der  groben  Seefahrer  früherer  Jahrhunderte  daran 
achte,  eineu  regalmä feigen  Postdampferdienst  zwischen  dem  Mutter- 
tude  und  den  noch  immer  reichen  und  praduktioosfähigea  spani- 
clien  Kolonien  in  Westindien  und  im  Philippinen  - Archipel  in's 
.eben  zu  rufen. 

Neben  den  verschie  dene  »panische  Häfen  regeimäfeig  berflh- 
endon  englischen,  französischen  und  deutschen  Postdampferliuien 
■ urde  in  früheren  Jahren  ein  regelmäßiger  Dienst  für  die  Beför- 
crung  von  Personen  und  Gütern  nach  drei  Richtungen:  1.  Ost- 
»iea  und  die  Philippinen,  2.  Antillen  und  mexikanischer  Golf, 


| 3.  Südamerika  durch  die  dem  Marques  du  Campo  gehörende,  unter 
j spanischer  Flagge  fahrende  Dampferflotte  versehen.  Nach  einer 
: mir  vorliegenden  List«  vom  15.  März  1883  bestand  diese  Flotte 
aus  10  Dampferu  verschiedener  Tragfähigkeit  (bis  zu  2 700  T.  im 
Höchsten)  für  die  erstgenannte  Linie.  Dieselbe  war  von  beiden 
Endpunkten,  Liverpool  und  Manila,  eine  monatliche  und  berührte  aus- 
gehend und  rückkebrend  folgende  Häfen:  Coruna,  -Vigo.  Cadiz, 
Cartagena,  Valencia,  Barcelona,  Port  Said,  Suez,  Aden,  Point  de 
1 Galle,  Singapore.  Ferner  versahen  10  Dampfer  von  1 000  bis 
3 080  T.  Tragfähigkeit  den  monatlich  einmal  von  beiden  End- 
punkten, Bordeaux  und  Frontera  di  Tabasco  in  Mexiko,  ausgehen- 
den Dienst,  wobei  zum  Theil  durch  einen  unscliliefeenden  inter- 
kolonialen  Dienst  27  Zwischen  - Plätze,  namentlich  Salvador,  Co- 
runa, Vigo  und  Cadiz,  ferner  Porto  Rico  uud  Habana,  verschiedene 
Häfen  von  Jamaica,  Ilayti,  de»  süd-  und  raittelamerikaniscben  Fest- 
landes bis  Colon,  endlich  von  mexikanischen  Häfen  Progreao,  Cum- 
peche  und  Veracruz  berührt  wurden.  Die  ebenfalls  monatliche 
südamerikanische  Linie,  mit  nur  4 Dampfern  von  2 700  bis  3 100 
I T.  Tragfähigkeit  ging  anch  von  Bordeaux  aus  und  reichte  unter 
Berührung  von  Santander,  Coruna.  Vigo,  Lissabon,  Cadiz,  Pernam- 
I buco,  Bahia,  Rio,  Montevideo,  Buenos  Ayres  und  Valparaiso  bis 
| nach  Callao.  Für  die  Beförderung  von  Personen  wie  von  Gütern 
waren  feste  Sätze  bestimmt.  Für  die  letzteren  bestanden  je  nach 
der  Art  der  Güter  drei  verschiedene  Tarife,  ebenso  für  die  Pas- 
sage von  Personeu  drei  Klassen.  So  zahlte  eine  Person  in  1.  Ka- 
jüte, Beköstigung  mit  Wein  zu  Mittag  einbegriffen,  von  Liverpool 
□ach  Manila  2 425  Pesetas  (ä  80  Pf.),  von  Bordeaux  nach  Callao 
I 85* J Pesetas  u.  s.  f. 

Diese  Linien  wurden  säramtlich  vom  Kigenthümer  als  den 
„Servicio  posta!u,  den  Postdienst  versehend,  bezeichnet,  indessen  be- 
stand bezüglich  Westindiens  ein  drei  Mal  im  Monat  von  spanischen 
Häfen  und  ebenso  oft  von  Habana  ausgehender,  subventionirter  Post- 
dampferdienst  der  Rhederfirma  „A.  Lopei  v Compania* schon  seit  1878. 
Auf  Grund  eines  von  sehr  ausführlichen  Bedingungen  begleiteten 
öffentlichen  Ausgebots  der  spanischen  Regierung  vom  17.  Dezember 
1877  hatten  drei  Rhedereigeselfechaften,  darunter  auch  jener  Mar- 
ques de  Campo,  ihre  Anerbietungen  gemacht,  den  Zuschlag  erhiel- 
ten Lopez  und  Cie.,  als  die  Mindestfordernden.  Der  Vertrag 
wurde  für  die  Dauer  vom  10.  Oktober  1878  bis  25.  Oktober  1888 
geschlossen  und  die  Subvention  tuf  100  000  Pesetas  für  jede  Ruud- 
(d.  h.  Hin-  und  Rück-)  Reise  bestimmt. 

Für  den  Po9tdampferverkebr  mit  Ostasien  und  besonders  mit 
den  Philippinen  bestand  bezüglich  der  obenerwähnten  Linie  des 
Marques  de  Campo  ein  zwischen  diesem  Rheder  und  der  spa- 
i machen  Regierung  am  30.  Januar  1880  abgeschlossener  Vertrag, 

! welcher  die  Leistung  einer  Subvention  seitens  der  letzteren  von 
I 49  500  Pesetas  für  jede  Rundreise  festaetxte.  Neben  dieser  spa- 
j uischen  Postdampferlinie  bestanden  aber  schon  1883  noch  andere 
Dampferlinien  für  den  direkten  Verkehr  zwischen  Europa  und  den 
Philippinen,  nämlich:  1.  eine  monatliche  Dampferfahrt  der  „Com- 
pania  general  de  Tabacos  de  Fitipinaa*  zwischen  Liverpool,  San- 
tander, Cadiz,  Barcelona  und  Manila.  2.  und  3.  die  Linien  von 
John  Best  & Co.  und  Thomas  Skinner  Ac  Co.,  beide  unter 
britischer  Flagge,  von  Antwerpen,  Glasgow  oder  Havana  anlaufend, 
über  Singapore  nach  Manila,  endlich  4.  die  Glasgow  - Linie  von 
Glasgow  nach  dem  Zucker  expurtirenden  Hafen  Jloilo  auf  der  zu 
der  Pbilippioengruppe  gehörenden  Insel  Pauny.  Auf  den  Rück- 
reisen nahmen  diese  Linien  Fracht,  wo  sie  zu  finden  und  waren 
an  keinen  bestimmten  Seeweg  gebunden.  Es  mag  hier  auf  den 
regen  internationalen  Schifffahrts-,  zum  kleineu  Theile  Dampferver- 
kehr der  Philippinen  hiogewiesen  werden.  Im  Hafen  von  Manila, 
dem  Mittelpunkte  diese»  Verkehrs,  liefen  im  Jahre  1883  2 174 
Küstenfahrer  mit  einem  Gesammt  - Tonnengehalt  von  305  962  T. 
netto  ein.  Unter  den  1883  unter  spanischer  Flagge  fahrenden 
739  Fahrzeugen  der  Küstenschifffahrt,  — welche  dieser  Flagge  Vor- 
behalten ist,  — befanden  sich  50  Daropfer  mit  einem  Ladegehalt  vou 
15  471  T. ; die  gröfeeren  dieser  Dampfer  — 23  mit  13  265  T.  — 

, machen  auch  Fahrten  nach  Singapore  und  chinesischen  Häfen. 
Regeltnäfeig  fahren  Dampfer  zwischen  Hongkong  und  Manila.  Ferner 
besteht  eine  Linie  zwischen  Manila  und  Singapore,  zum  Anschluß 
an  die  Fahrten  der  Messageries-Dampfer.*)  Wie  viel  von  den  Haupt- 
Ausfuhr-Artikeln  der  Philippinengruppe:  Manila-Hanf,  Zucker,  Ta- 
back  und  Cigarren,  Kaffee.  Farbbölzer,  Häute,  Indigo  auf  Dampfer, 
wie  viel  auf  Segler  fällt,  lüfst  sich  anch  hier,  wie  in  so  vielen  an- 
deren Fällen  nicht  ersehen,  die  Statistik  des  maritimen  Weltver- 
kehrs ist  eben  noch  mangelhaft.  Der  Werth  der  Ausfuhr  der  Phi- 
lippinen betrug  1683  an  40  Millionen  Dollnr.  Die  wichtigeren 
Plätze  und  größeren  Inseln  der  Philippineogruppe  sind  durch 

*)  Vergleiche  Export  No.  2 1867,  8.  23  Sp.  I 


Nr.  50. 


754 

EXPORT,  Organ  des  Cenlralvereins  für  Hände  lageographie  etc. 


vier  regelmäßig  alle  14  Tage  nach  den  verschiedenen  Rieh-  ■ 
tungen  ausgehende  interkoloniole  Poatdampferlioien  mit  einander 
verbanden. 

Alluiihlig  batte  sieb  in  8paoien  aus  den  Inhabern  der  ver- 
schiedenen staatlich  aubventjonirten  Linien  und  hinzutretenden 
Aktionären  eine  grofse  ozeanische  Darnpfschifffabriagesellschaft  die 
„Compania  %asatläntica“,  bernusgebildet  nnd  dieser  wurde  nach 
langen  politischen  Partcikftmpfcn  und  einem  heftigen  Stroit  io  der 
Presse,  im  vorigen  Sommer  (1887)  nach  Qutheifsung  de§  Kontrakts  ! 
durch  die  Cortes,  der  gesammte  neu  orgaoisirte  ozeanische  Post- 
dmnpferdienst  Spaniens  übertragen. 

Die  „Compania  Trasatlantica“  bildete  eich  vor  7 Jahren,  in- 
dem sie  unter  Genehmigung  der  Regierung  in  dem  bestehenden 
.Subvention* vertrag  der  Firma  Lopez  & Cie.  fflr  den  Antillen- 
dienst  eintrut.  Sie  zahlte  fflr  die  Überlassung  der  Konzession  und 
des  größten  Theiß  des  Flottenmaterials  die  Summe  von  19  Milli- 
onen Pesetas.  Lopez  trat  in  die  neue  in  Barcelona  domuilirte 
Kompanie  ein,  die  aafserdem  nur  noch  aus  9 Personen,  die  Herren 
Sotolongo  und  Carrerus  bestand,  das  Aktienkapital  betrug 
‘JO (MM)  Aktien  ä 500  Duros  (4  4 90  Pf.)  Einige  Jahre  später, 

1884.  kaufte  die  neue  „Compania  Trasatlantica1*,  dem  Marques  de 
Campo  11  seiner  Dampfer  und  die  Konzession  fflr  die  ostasiatisebe 
(Philippinen)  Linie  ab,  för  welchen  Preis,  ist  mir  unbekannt. 

Die  (»panische  Regierung  gab  durch  Dekret  vom  17.  April  1884 
ihre  Zustimmung  zu  der  Übertragung  dieses  Pontdampferdienstcs 
auf  die  genannte  Gesellschaft. 

Einen  Einblick  in  die  Geschflftaverhiltnisse  der  Gesellschaft, 
wie  solche  sich  Ende  vorigen  Jahres,  also  vor  Abscblufs  des  neuen 
Vertiags  mit  der  Regierung  stellten,  giebt  folgender  Auszug  aus  dem 
Bericht  der  leitenden  Direktion  an  die  ordentliche  Generalversamm- 
lung der  Aktionäre  vom  80.  Dezember  1886.  (Memoria  de  la 
Compania  Trasatlantica  leida  en  la  junta  general  ordinär»  cele- 
brada  el  diu  80  de  Diciembre  de  1886). 

An  Unfällen  war  nur  der  Scbraubenbruch  des  Dampfers  „Pa- 
nayu  zu  melden.  Zwei  Dampfer  sind  mit  neuen  Kesseln  ver- 
sehen. Ceber  den  Verkehr  wird  bemerkt,  derselbe  sei  im  Jahre 
1885  nicht  besser  als  1884  gewesen,  und  da  trotz  der  allgemein 
schlechten  Lage  des  Geschäfts  noch  mehr  Dampfer  gebaut  werdee, 
so  werde  sich  die  Schifffahrtskrisis  eher  verschlimmern  als  bessern; 
auch  erwachse  der  Gesellschaft  Schaden  durch  die  neuen  Post- 
dampferlinien nach  Asien  nnd  Australien.  Über  die  einzelnen 
Linien  wird  folgendes  berichtet:  Linie  Cuba.  Die  Einnahmen  dieser 
Linie  haben  unter  dem  Rückgang  des  Verkehrs  und  der  enbani- 
sehen  Krisis  gelitten.  Der  dadurch  verminderte  offizielle  und  pri- 
vate Personenverkehr  ist  durch  den  Zuwachs  im  Güterverkehr 
nicht  ansgeglichen  worden.  — Inter-Antillen-Linie.  Da  dieselbe 
von  der  Hauptlinie  abhängig  ist,  welche  ihr  Nahrung  verschafft, 
wie  sie  ihrerseits  diese  belebt,  so  hat  ihr  Verkehr  unter  denselben 
Verhältnissen  gelitten. — Philippinen- Linie.  Hierüber  ist  das- 
selbe zu  sagen  wie  Ober  die  Antillen-Linie.  Ihr  Verkehr  hat  nicht 
nur  unter  der  Schifffahrtskrisis  und  den  durch  die  Cboleraepidemie 
verursachten  sanitären  Schwierigkeiten,  sondern  auch  unter  der 
Krisis  gelitten,  welche  die  Zuckerproduktion  in  diesem  Archipel 
dnrehmaebt.  — Der  Verwaltungsrath  bat  pfiiehtgemifs  in  der  Rc- 
duzirung  der  Kosten  der  Gesellschaft  sein  Äußerstes  gethan,  so- 
weit da*  Renoroun-  und  die  Sicherheit  der  Fahrten  nicht  darunter 
litt.  Demnach  ist  die  seit  zwei  Jahren  eingeföhrte  Verminderung 
aller  Gehalte  der  Beamten  nnd  Überweisungen  an  die  Mitglieder 
des  Verwaltungsraths,  der  Kommissionen  für  die  Agenten  usw.  auf- 
recht erhalten.  Dementsprechend  haben  der  Verwaltuogsratb  und 
die  Delegirteokomniission  auf  die  Hälfte  ihrer  Emolumente  ver- 
zichtet- Die  EinD&hroevenninderung  hat  dadurch  natürlich  nicht 
ausgeglichen  werden  können.  — Es  sind  Versuche  gemacht,  eine 
Kompensation  für  die  schweren  Verluste  zu  erlangen,  welche  die 
Gesellschaft  dadurch  erlitt,  dafs  die  vor  dem  SO.  Juni  1478  and 
30.  Juni  1889  kontrahirten  Forderungen  an  deo  cub&niscben  Staats- 
schatz unberechtigterweise  in  Papier  ausgezabll  wurden  nnd  dafs 
die  Zahlung  der  ictztbezeiebneten  Forderung  nicht  pünktlich  ge- 
schah. Um  den  Nachtheil  der  Gesellschaft,  welche  ihrerseits  ihren 
Verpflichtungen  gegen  die  Regierung  voll  naebgekommeo  ist,  nicht 
in  einer  Weise  an  wachsen  zu  lassen,  welche  ihren  Gläubigern 
gegenüber  nicht  zu  verantworten  wäre,  ist  an  die  Regierung  das 
Gesuch  um  Aufhebung  des  Vertrags  über  die  Postdampferlinie  nach 
den  Antillen  gerichtet.  Dies  Gesuch  und  das  Bestreben  der  Re- 
gierung, den  Dampferverkehr  derart  zu  reorganisiren,  dafs  er  dem- 
jenigen anderer  Länder  mit  geringeren  kolonialen  Interessen  gleich- 
komme, veranlagte,  dafs  die  Regierang  nicht  nur  die  angedeutetc 
Reorganisation  de«  Postdampferverkebrs  der  «Compania  Traiat- 
lintiea“,  sondern  auch  die  Errichtung  neuer  Linien  uach  den  Ver- 
einigten Staaten,  Mexiko,  Venezuela,  Columbia,  Buenos  Aires,  Fer- 


nando Po  und  Marokko  nebst  einigen  korabinlrten  Linien  - 
Amerika,  Europa,  Asien,  Afrika  und  Australien  genehmigte.  Folg 
eio  Passus  betreffs  Änderung  der  Statuten  der  Gesellschaft  ic 
reren  Punkten,  falls  dieselbe  deo  Postdarapferdienst  nach  dto  k 
Entwurf  den  Cortea  vorgelegten  Vertrag  Übernimmt 

Die  Unterbrechung  des  Frachtdienstes  gab  dem  Verwaltutr.<- 
rath  Anlafs  zu  Bemühungen,  mit  der  mexikanischen  Regien,-^ 
einen  Kontrakt  abzuschliefsen,  der  denn  auch  iura  Abschluß  p 
langte.  Es  sollen  danach  3 monatliche  Expeditionen,  nach  Im 
Cruz,  Havanna  und  New-York  eingerichtet  werden. 

Der  Kontrakt  gewährt  der  mexikanischer)  Regierung  all*, 
meine  Vortheile  für  alle  Linien  der  Gesellschaft  (selbst  versUot; 
sind  dieselben  den  Verpflichtungen  gegen  die  spanisch«  Rrgienx 
untergeordnet)  gegen  eine  feste  Subvention  und  eine  ander«,  rr«- 
luelle,  welche  sich  nach  der  nach  Mexiko  eio  geführten  Fugs 
richtet.  (Der  Betrag  der  Subvention  wird  io  diesem  Bericht  okt 
aogegebeo). 

Nach  der  am  Schlüsse  des  Berichts  mitgetbeiRen  BiUw  fr- 
Jahres  1885  beträgt  das  Aktienkapital  der  Gewdfbcbaft  ÖO-OQOtWP* 
setas,  davon  sind  jedoch  erst  50%  eingezablt  und  für  9 71000»  ^ 
setas  Aktien  siod  nicht  in  Zirkulation  gesetzt,  sondern  beflodea  sich  s 
Portefeuille.  Demnach  besteben  die  Aktiva  aus  obigen  beiden  Best 
gen.  9.301  Pesetas  Kassa,*)  3 902  648  Pesetas  Effekte»  im  PwteffOLr 
6 919  963  Pesetas  Immobilien,  86  047  146  Pesetas  Schifsoateru 
735  677  Pesetas  nach  Amortisiruog  der  10%  für  1885  wnortw 
bare  Ko«ten,  14  621  079  Pesetas  verschiedener  Debitoren.  ItttM.i 
Pesetas  Depositen.  Diesen  Aktiv»  von  zusammen  9084831t  h- 
setas  stellen  sich  folgende  Passiva  gegenüber:  AktieahffU 

60  000  000  Pesetas,  Obligationen  23  276  000  Pesetas,  vmehinh* 
Kreditoren  13  506  460  Pesetas,  statnteomifsige  Reserven.  5174 tfi 
Pesetas,  Depositeoglftubiger  1 662  600  Pesetas,  zusammen  91 69'Ul 
Pesetas,  davon  ab  die  Aktiva  mit  90  848  316  Pesetas,  Wobt  r«r- 
Inst  772  054  Pesetas. 

Ich  lasse  hier  nun  gleich  das  mir  von  befreundeter  Seite  d< 
getheilte  Verzeichnis  der  Daropferflotte  der  Gesellschaft  ia  Hin 
1887  folgen;  wie  mau  sieht,  ist  eine  onverhältnifsmäfaig  grate  Ai- 
zahl  der  Schiffe  alt. 


Flotte  der  Compa&ia  Trasatlintica. 


18. 

19. 

20. 
31. 
22. 

23. 

24. 

25. 

26. 

27. 

28. 
29. 


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Der  Genehmigung  des  neuen,  weiter  unten  seinem  R,D^4. 


1 

Jahr  «1er  Kr- 

Hrutto-T-öcbfcS 

bauatt 

(Moorxm) 

«Cstaluüa“ 1 

1883 

3 785 

„SaaUnder* 

1883 

3 869 

.tels  de  Luzoti"  . . . . 

1882 

4 256 

«lila  do  Panay"  .... 

1882 

3 544 

.San  Aguatin“ 

1882 

2 332 

.San  Francisco 

1882 

2 526 

»Villaverde* 

1882 

1 501 

.Antonio  Lopez*  . . . . 

1881 

3 709 

„Ifila  de  Mindanao“ 

1881 

4 124 

.Ciudad  de  Cadiz“  . . . 

1878 

3 174 

.Isla  de  Cebd"  .... 

1878 

3 259 

„Rcioa  Mercedes*  .... 

1878 

3 179 

„Sanio  Domingo*  .... 

1877 

2 805 

.Mrjico* ; 1 

IStfi 

2112 

«Veracruz* 

1875 

2 909 

.Panimä“ 

1875 

2 085 

„Ciudad  Cotidal“  .... 

1873 

2 595 

.Habana“  

1872 

2 678 

.Vizeaya“ 

1872 

2 458 

.Corona“  

1872 

2 HO 

„EüpiEia“  ...... 

1872 

2 384 

.I’äsagos"  ..... 

1872 

869 

.Mendi-z  Nuäex“  .... 

1870 

2 345 

.San  lgnacio“ 

1867 

3 «7 

„B.  Igüsias“  ..... 

1866 

1 822 

.Peroz  .Satmstigni“  . . . 

| 1865 

2171 

.Comülas" 

1863 

i 124 

.(jnipuixoa* 

1863 

22<W 

.Copaüa“ 

1856 

2.W 

1 

»«# 

lrtbd* 


noch  näher  darzulegenden  Vertrags  ging,  wie  bemerkt,  ei®* 
Diskussion  in  der  Presse  voraus,  in  welcher  die  Schaff*08  . ^ 
Vertrags  herrorgehoben,  die  ungünstige  Lage  der  ,Co«pa®'  ■ 
atläntica*  betont  und  sebliefslich  geradezu^  der  sch*«*  ^ 
ausgesprochen  wurde,  dafs  es  sich  bei  dem  Vertrag  i” 
handele,  der  Kompanie  zu  einem  «fetten  Geschäfte  *■  . j 


nanaeie,  aer  Kompanie  zu  einem  «reuen  uw»" *v  - j.,  . 

Liefs  sich  doch  z.  B.  die  „Kölner  Zeitung*  aU8  A - .w  f‘ 
April  d.  J.  schreiben:  «Die  Öffentliche  Meinung  rieht 
noucrung  der  Verpachtung  *n  die  Gesell  -•■Haft  «Compon 

*)  Die  Brucbthoilc  in  Cent«  Sind  wuggeiusM. 


T85 


1887. 


EXPORT,  Organ  de«  Centraivereins  fflr  Handelsgeographie  et«. 


Nr.  50. 


äntica“  eines  der  schmutzigsten  Geschäfte,  weiche  die  Geschichte 
ler  Entsittlichung  des  spanischen  Parlamentarismus  auamacben“. 
)hnc  auf  die  Art  und  Welse,  wie  die  Genehmigung  der  Cortes  für 
len  Vertrag  erlangt  worden  ist,  hier  näher  eingeheu  zu  können, 
cheist  es  angeroesseu,  die  offenbar  von  sehr  kundiger  Seite  er- 
lobenen  sachlichen  Einwiirfe  gegen  den  neuen  Vertrag  wenigstens 
u einigen  Hauptpunkten  hier  zu  verzeichnen,  zumal  sich  dieselben 
uf  die  in  den  verschiedenen  Jahresberichten  (Memorias)  der  Gesell* 
ebaft  enthaltenen  tbatsüchlichen  Angaben  stötzen. 

Die  spanische  Regierung,  d.  h.  das  Ministerium  de  Ultramar, 
egte  den  Vertragsentwurf  mit  einer  ausführlichen  Denkschrift, 
reiche  wir  im  „Apeodice  primero  al  Nüm  78“  des  „Diario  de  las 
»esiones  de  Cortes“  von  1886  finden,  den  Cortes  am  4.  Dezember 
886  vor.  Um  nicht  später  zu  wiederholen,  sei  aus  dieser  Denk- 
chrift  nur  angeführt,  dafs  die  Regierung  die  Vorlheile  du*  Vei- 
rags  dahin  lusammeafafat:  .es  werde  damit  den  öffeetlickeo  Inter- 
säen . namentlich  den  legitimen  Forderungen  der  Industrie  und 
es  Handels  entsprochen  und  die  spanischen  ozeanischen  Post* 
ampferlinien  auf  die  Höhe  der  am  meisten  entwickelten  Linien 
nderer  Staaten  gehoben“. 

ln  den  Monaten  Dezember  1886  bis  Februar  1887  erschienen 
a der  in  Barcelona  herausgegebenen  spanischen  Zeitung  „cl  Diluvio“ 
ine  Reihe  mit  B.  T.  Unterzeichneter  Artikel  unter  der  Überschrift: 
La  Trasatiaatica  lal  cual  es“  = Die  Gcselhohaft  „Trasatlintica“, 

0 wie  sie  ist,  die  sodann  in  einer  im  Februar  1887  zu  Barcelona 
«■druckten  Broschüre,  mit  einigen  Zusätzen  und  einer  voransge* 
rhickten  Ansprache  an  die  Vertreter  des  Landes,  wieder  veröffeut- 
«hl  Wurden. 

Jene  Ansprache  hebt  zunächst  einige  Hauptpunkte  des  Ver- 
raga  als  Sc  hatten  sei  len  hervor  und  mahnt  die  Vertreter  des  Landes, 
tire  Einwilligung  einem  Vertrage  zu  versagen,  „welcher  dem  Lande 
lebt  allein  erhebliche  Opfer  aufcrlegt,  um  einen  mangelhaften  See* 
ieost  für  20  Jahr«,  — eine  Generation  — au  erhalten,  sondern 
ueb  verhindern  rauf*,  dafs  unsere  nationale  Marine  sich  ent* 
rickelt  nnd  wächst.“ 

In  der  Sache  seihst  werden  nun  auDächst  die  Eotstehung«- 
eschicfate  der  Gesellschaft  uad  die  Beziehungen  des  Präsidenten 
er  apaniacheo  Kolonialbank  zu  deradbeu  besprochen,  eiu  Abschnitt, 
len  wir  besser  übergehen.  Weiter  werden  auf  Grund  der  Jahres- 
berichte die  Bilanzen,  die  nicht  im  Umlauf  befindlichen  und  die 
araacA  umlaufen  müssenden  Aktien  verglichen  uud  die  noth wen- 
ige Klarheit  ia  dieser  Richtung  vermifst. 

Von  dem  nominellen  Aktienkapital  der  Gesellschaft  50  Milli* 
neu  Pesetas  in  20  000  Aktien  ä 2 500  Pesetas,  ist  die  Hälfte  ein* 
rzahlt.  Di«  Anzahl  der  ausgegebenen  Obligationen  ist  von 
4 866  000  Pesetas  auf  28  275  000  Pesetas  im  Jahre  1886  gestie- 
en.  Außerdem  hat  die  Kompanie  noch  andere  Gläubiger,  deren 
luthaben  bei  der  Gesellschaft  stet*  im  Wachsen  begriffen  ist;  die 
ezügiiebe  Summe  stieg  von  H 889  760  Pesetas  im  Jahre  1882  auf 
8 508  460  Pesetas  im  Jahre  1886.  Der  Reservefond  für  Ersatz 
on  Schiffen  und  Reparaturen  ist,  wie  näher  ausgeführt  wird,  völlig 
□genügend:  bei  einem  Werth  der  Schiffe  von  48  000  000  Pesetas 
nach  der  Bilanz)  müfste  der  Fond  für  5 Jahre  wenigstens  6% 
oa  jenem  Werth  betragen,  während  die  Summe  tbaUäcblick  nicht 
inmal  4%  daratellt. 

Die  Kompanie  besitzt  in  Cadiz  ein  Dock.  Dasselbe  habe,  wie 
usgeführt  wird,  ia  Folge  schlechter  Bauleituog  und  von  Kon* 
tmktionsfehlern  das  Doppelte  des  Anschlags  (600000  Duros)  ge- 
ostet und  sei  in  Betreff  der  finanziellen  Krgebniase  dieser  Anlage 
us  den  Jahresberichten  der  Kompanie  nicht*  zu  ersehen.  Neben 
en  Immobilien,  welche  in  der  Bilanz  von  1882  mit  6 671  860 
eselas,  in  derjenigen  von  1886  mit  6 919  693  Pesetas  aufgeführt 
■erden,  figurirt  in  den  Bilanzen  der  Posten: 

Schwimmendes  und  Ilafcn- Material  mit  folgenden  Summen: 
1882:  18  7 90  920  Peseta»  1685:  59  849  881  Pesetas 

1883:  21  600 000  „ 1886:36047  146 

1884  : 22  389  697 

Der  Rückgang  von  1886  erklärt  «ich  aus  dem  Verlust  der 
■ampfer  „Gijon*  und  „Alfonso  XII“  nnd  dem  Verkauf  der  Dampfer 
Barcelona“  und  „Puerto  Rico“.  Dem  gegenüber  behauptet  nun 
ie  genannte  Broschüre  auf  Grund  von  Schätzungen  Sachvcrntän- 
iger,  dafs  der  Werth  der  Schiffe,  von  denen  der  größere  Tbeil 

1 der  Zeit  vor  1876  erbaut  sei,  nicht  einmal  11  Millionen  Pesetas 
e trage,  und  dafs  die  Kompanie,  wenn  sie  in  den  neuen  Kontrakt 
intrete,  jene  älteren  Schiffe  nothwendig  durch  neue  werde  ersetzen 
ȟssen,  wenn  sie  eioigermafsen  der  Mitwerbong  aoderer  Linien 
«wachsen  sein  wolle.  Einige,  so  wird  hinzugefügt,  gingen  so  weit, 
as  von  der  Kompanie  mit  Bezug  auf  ihre  Schiffe  befolgte  System 
er  Selbst  Versicherung  daraus  zu  erklären,  dafs  die  Scbiffsversicbe- 
ungsg  «Seilschaften  durch  ihre  Statuten  verpflichtet  sein  würden, 


Versicherungsanträge  der  Kompanie  fflr  jene  älteren  Schiffe  abzu- 
lehnen! 

Die  io  Rede  stehende  Broschüre  beleuchtet  sodann  noch  die 
Bilanzen,  die  Betriebseinnahmen  und  Ausgaben,  die  Kursverluste, 
welche  die  Gesellschaft  erlitten  habe,  nnd  die  von  der  Kompanie 
in  den  6 Jahren  ihres  Betriebes  an  die  Aktionäre  gezahlten  Divi- 
denden. Sie  kommt  zu  dem  Ergebnifs,  daf«,  da  nach  den  Angaben 
der  Kompanie  seilest,  die  gesamuiten  Aktiva  nur  60  700  187  Pese- 
tas, die  Passiva  dagegen  62  943  648  Peseta*  betragen,  ein  von  der 
Kompanie  selbst  angegebenes  Defizit  von  2 243  411  Peseta»  be- 
stehe.*) Die  Broschüre  freilich  rechnet  ein  Defizit  von  85  600000 
Pesetas  heraus! 

Die  Kursverluste,  welche  die  Kompanie  seit  ihrem  Bestehen 
erlitten,  sind  nach  der  Broschüre  sehr  bedeutend  gewesen.  Divi- 
denden haben  die  Aktionäre  nur  zwei  Mal,  nämlich  1881  50  Pe- 
setas und  1882  87,6i> Pesetas  erkalten;  dies  ergiebt  für  die  6 Jahre 
137.60  Pesetas  oder  11%,  mithin  noch  nicht  2°,o  im  Jahre.  Ead- 
lieh  wird  angeführt,  dafs  die  „Allgemeine  Tabaksgesellscbaft  der 
Philippinen*  der  Gesellschaft  fflr  vier  ihr  abgemiethete  Dampfer 
an  Miethe  gezahlt  habe:  für  6 Monate  im  Jahre  1884  949  069.ro 
Pesetas  und  für  das  Jahr  1885  1 166  640  Pesetas.  Hieraus 
wird  nun  geschlossen,  dafs  jene  Tahaksgesellsehaft  besser 
verstanden  habe,  Schiffe  zu  verwertben,  als  die  sComp;iiiia  Tras- 
atläntica“,  deren  Betrieb  zu  grofseu  Verlusten  geführt  halte.  Dies 
siod  nur  einige  Hauptpunkte  aus  der  16  Druckseiten  umfassenden 
Flugschrift 

Ob  and  was  die  „Compaüia  Trasatläntica“  auf  diese  uud  ähn- 
liche Angriffe  erwidert  bat  und  welche  Gründe  io  den  Cortesver- 
handlungen für  die  trotz  alledem  erfolgte  Genehmigung  des  neuen 
Vertrags  angeführt  worden  sind,  vermag  ich  nicht  zu  sagen  und 
würde  es  auch  zu  weit  führen,  hier  auch  darauf  einzugehen.  Die 
atattgebabte  heftige  Opposition  gegen  den  Vertrag  ist  durch  obige 
Anführungen  in  objektiver  Weise  genügend  dargelegt. 

Europa. 

Verwendung  deutscher  Arbeitskraft  bei  dem  Bau  des  neuen 
Stadttheaters  in  Odessa.  Ara  1.  Oktober  sollte  in  Odessa  ein 
oeues  städtisches  Theater  eröffnet  werden.  Ein  Berichterstatter 
der  „Odeasaer  Zeitung“  fand  kurz  zuvor  au  einem  Sonntage  an 
200  Mann  in  dem  Prachtbau  beschäftigt,  um  der  iuuereu  Aus- 
stattung noch,  so  zu  sagen,  den  letzten  Schliff  zu  geben,  und  war 
dabei  nicht  weoig  erstaunt,  fast  alle  diese  Künstler  und  Arbeiter 
deutsch  reden  zu  hören.  Da  haben  wir  wieder  einmal,  ruft  er 
au»,  die  in  deu  russischen  Zeitungen  auf  der  Tagesordnung 
stehende  Ausländerfrage.  Die  Russen  bauen  ein  Theater  und  sind 
gezwungen,  weil  sie  keine  passenden  Unternehmer  und  Ausführer 
unter  ihren  Landsleuten  finden,  sämmtlicbe  Arbeiten  Anzündern 
zu  übertragen,  weil  sie  wissen,  dafs  sie  daun  für  ihre  Kreditrubel, 
die  inzwischen  aber  im  Preise  sehr  gesunken  sind,  wenigsteus 
etwas  Ordentliches  bekommen.  Die  Pläne  für  das  Theater  sind 
von  Deutschen,  den  Wiener  Architekten  Helmer  k Feiner  ent- 
worfen, der  Bau  wird  von  dem  Wiener  Architekten  Zifferer, 
sowie  von  dessen  Bauführer.  Herrn  Picolo,  ausgeführt.  Die  elek- 
trische Beleuchtung  wird  von  der  Budapester  Firma  Ganz  & Co. 
eingerichtet.  Die  Luftheizung  (kalt  und  warm,  je  uach  Bedürfnis 
kombinirt),  Ventilation,  elektrische  Telegraphen-Einrichtung,  ist  der 
Köuigsberger  Firma  Paul  Magnus  übertragen.  Sämmt liehe  Polster- 
Arbeiten,  Dekorationen  usw.  führt  der  deutsche  Tapezier  und  De- 
korateur Herr  Knecht  aus,  in  der  Bildhauer  werkstätte  arbeiten 
Deutsche,  die  Malerarbeiten  führen  Deutsche  aus.  die  Vergolder 
sind  Deutsche  usw.  usw.  — Und  wie  sauber  «iud  die  Arbeiten 
alle  ausgeführt  Die  Logen  sind  bereit»  fertig,  ?n  der  Bel- Etage 
hängt  über  jeder  eine  prachtvolle  Ampel,  welche  durch  Glüblicht 
erleuchtet  wird.  Bis  in  dm  obersten  Rang  hinauf  bestehen  die 
Sitze  aus  Polsterstübleu.  Die  Aufgänge  und  Korridore  sind  bequem 
und  breit  uud  überall  sind  Figuren,  sowie  allt-rbaud  auf  die  Kunst 
bezügliche  Embleme  an  den  Winden  in  Hautrelief  angebracht. 
Verschiedene  Speisesäle,  Büffets,  sowie  drei  Rauchzimmer,  jedes  in 
besonderem  8til,  gewähren  den  Theaterbesuchern  in  den  Zwischen- 
pausen Erholung.  Die  geräumige  Bühne  entspricht  allen  An- 
forderungen der  Neuzeit  und  speziell  für  eventuelle  Feuergefahr 
ist  Sorge  getragen.  Ein  eiserner  Vorhang  schliefst  dieselbe  vom 
Zuscbauerraum  vollkommen  ab,  aufserdem  werden  hinter  dem- 
selben in  Nischen  mit  eisernen  Thüren  Pompiers  postirt.  Iu  den 
verschiedenen  Räumen  sind,  aufser  der  elektrischen  Beleuchtung, 
Doch  Sicherhcitslarnpen  angebracht,  denen  Luft  zugeführt  und 

*)  Vergleiche  jedoch  di«  hiermit  nicht  stimmend«  Angabe  in  dem  oben 
suszugtfvcise  mitgetheilten  Direktorial  bericht  von  Ende  1836. 


wieder  abgeführt  werden  kann.  Interessant  ist  die  in  den  untersten 
Räumen  befindliche  Einrichtung  für  die  Zuführung  frischer,  kühler 
Luft,  die  je  nach  Bedürfnis  erwärmt  werden  kann.  Ein  Ventilator 
von  riesigen  Dimensionen  treibt  die  frische  Luft,  die  außerdem 
noch  über  auf  Rahmen  gespannte,  befeuchtete  Leinewand  geht  und 
durch  Verstäuber  abgekuhlt  wird,  bis  auf  die  Galerien  hinauf,  so 
dato  die  Temperatur  nach  Bedürfnifs  erniedrigt  werden  kann.  — 

Frankreichs  Bevölkerung  1886.  Nach  der  Pariser  .Gazette  Gogra- 
phique"  vom  16.  Oktober  wurden  ira  Jahre  1886  in  Krank  reich  91 2 782  Men- 
schen geboren  und  8G0222  starben,  so  d*f»  sich  ein  Überschuß  der  Ge 
hurten  Ton  nur  52560  ergab,  eine  sehr  beaebtenawerthe  TbaUache,  wenn  i 
man  in  Erwägung  riebt,  daß  sich  der  GeburtenüUerBcbufs  im  Jahre  1881  j 
noch  auf  108229,  1882  auf  97027.  1883  tuif  96803,  1884  auf  78974  und  , 
1883  auf  85464  Seelen  belief,  also  mit  Ausnahme  des  Jahres  1885  beständig 
abgenommeu  hat.  Die  OesamnitbeTÖlkerung  Frankreichs,  welche  für  1886  ! 
mit  38218903  Köpfe  »mrecehen  wird,  hat  toii  1872  bis  1886,  also  in  I 
14  Jahren  nur  um  2115982  zugonoramen.  nin»lich_  um  511361  oder  24v/o 
durch  Einwanderung  und  um  1604621  durch  den  Überschuß  der  Gehurten. 

Gesellschaft  zur  Förderung  des  Amsterdamer  Kaffeehandels.  Kürzlich 
fand  in  Amsterdam  die  konstituti  endeüeneial Versammlung  der  eben  gegründeten 
.Gesellschaft  zur  Förderung  des  Amsterdumer  KdTeehiindeU*  »tntt. 

Unter  den  Aufgaben,  welche  sieh  die  Gesellschaft  stellt,  wären  bervor- 
zuhebon:  Regelung  der  gesummten  Verkaufs-  und  Abliefenmgs-Usanr.cn  im 
KalTeehandcl ; Vereinfachung  und  Vcrwohtfeilung  des  Abrechnungsverkehr«; 
Organisation  einesSehiedshureaus ; Agitation  gegen  Differentialzölle  und  sonstige 
den  Kaffrehandcl  schädigende  Einschränkungen.  (Aus  dem  Randeismuseum). 

Bufsland.  Petition  der  Lodzer  Fabrikanten  an  den  russischen 
Finanzminister  zur  Vermeidung  neuer  Zölle.  Wie  die  „Rufsk. 
Wedom.“  berichten,  haben  die  Lodzer  Fabrikanten  dem  be- 
kannten Gesuche  der  russischen  Kaufmannschaft,  welches  dem 
Finanzminister  Wyschncgradsky  auf  dem  Jahrmärkte  zu  Kishni 
Nowgorod  übergeben  worden  ist,  ein  Gegenprojekt  gegenüber- 
gestellt und  einen  der  bedeutendsten  Lodzer  Fabrikanten  mit  dieser 
Petition  nach  Petersburg  gesandt.  Der  russischen  Zeitung  zufolge 
soll  in  dieser  Schrift  kaum  etwas  stehen,  was  die  Presse  nicht 
schon  zu  wiederholten  Malen  hrrvorgehoben  hätte.  Das  Haupt- 
nrgumenl  sollen  die  ziffurmäßige»  Aufstellungen  über  die  Ein- 
nahmen der  Aktiengesellschaften  bilden.  Ferner  sollen  die  Fabri- 
kanten daraaf  hin  weisen,  dafs  der  Transport  der  Rohmaterialien 
iiher  die  Häfen  des  Nordischen  oder  Baltisrhcn  Meeres  nach  Lodz 
sich  theurer  stellt  als  nach  Moskau,  und  dafs  eine  Menge  Ma 
terial,  wie  Wolle,  Farben  usw.  von  den  Fabrikanten  io  den  innern 
Gouvernements  gekauft  werden  müsse,  wodurch  diese  Materialien 
ihnen  theurer  zu  stehen  kämen  als  den  Moskauer  Fabrikanten. 
Die  Steinkohle  sei  im  Lodz’srheu  Rayon  allerdings  billiger,  es 
mangle  dagegen  dort  bedeutend  an  Nasser,  du  es  keine  Flüsse 
gäbe.  Die  Lodzer  Fabrikanten  sollen  ihr  Memorandum  mit  dem 
Hinweis  darauf  sehliefsen,  dafs,  falls  ihnen  irgend  welche  neue 
Zahlungen  auferlegt  oder  die  Zolle  für  sie  noch  weiter  erhöht 
werden  sollten,  sic  genölhigt  sein  würden,  ihre  Produktion  einzu- 
schränken oder  die  Arbeitslöhne  herabzusetzen. 

Hopfenbau  und  Hspfanverbrauch.  Nach  den  kürzlich  von 
Dr.  Pott  veröffentlichten  Angaben  vertheilen  sich  Hopfenernte  und 
Verbrauch  nach  Ländern  folgendermaßen: 


Lind  «r 

llniifcucrutc 
Im  Uhr«  lf*7 

Kluhclnisdicr 

VertirHch 

Bayern  

Ztr.  k SO  k$- 
. 246  700 

Ztr.  a .VI  k*. 
108000 

Wüntrmb.rg  . . . . 

. 79  100 

24  OOO 

Elsaß-Lothringen  . 

73  IOO 

7 000 

Preeßtn  ...... 

60  800 

146  000 

Baden  

57  400 

1 1 OOO 

Gioßliorzog  hum  Ile -seit 

G50 

8 000 

Königreich  Sachsen  . . . 

. 300 

30000 

Übriges  Deutsch  and  (Sael  >«i.- 
Moiningen  und-Koburg-Gotb  •, 

Braun-flimeitr,  Oldenburg,  An- 
halt usw.) _. 1 ono  26  OOP 

Deutsches  Reich  im  Ganzen  . 519  050  860000 

Östtrreich  Ungarn  ....  137  (HX)  97000 

Belgien 96  000  90  000 

Frankreich  ...  .71000  80000 

Rolland 4 400  1ÜÜO0 

Dänemark  . . . . . 2 400  16  000 

.Schweden  und  Norwegen  . . 1 UOO  9 000 

ltiifsland 32  000  26  000 

Schweiz 600  8 000 

England 425  OOO  700  000 

Nord- Amerika 330  000  270  000 

Australien 12  000  1G0U0 

Italien — 1 00O 

Poriges  Europa -*■  3 000 

Übrige  Länder. 10  000  30000 

Fabrikation  von  Koaservenfaiichaen  und  Dosen  in  Deutschland.  Da» 
»British  Trade  Journal”  schreibt ; 


F.in  deutsches  Blatt  behauptet,  dafs  wohl  kein  deutsches  Fabrik« . - 
m entscheidenden  «Sieg  über  seine  Konkurrenten  davongetngrn  , 
die  verzierten  Blechbüchsen  und  Dosen.  Dieser  Fnbrikatiea«x™ig  t^. 
»einen  Ruf  der  Schönheit  der  Atbeit  und  dem  billigen  Frei«.  [j#  vp. 
zieruugeu  sind  mit  vielem  künstlerischen  Geschmack  au  Seefahrt.  Die  pZ 
Falirik.  die  vou  Hamburg,  hat  ihre  eigene  lithographische  AaMalL  »,.) 
Metallplakate  mit  Bildern  werden  gleichfalls  in  großen  Mengrs  tf7,  - 
Marmoriite  Bleche  sind  ebenfalls  ein  bedeutender  Exportartikel  t.ad  h it 
usw.  sehr  gefragt  Dasselbe  ist  der  Fall  mit  dekorirten  Büchsen  für  ?> 
Biskuits,  .Schießpulver  und  Tabak. 

Hunderttausend«  kleiner  Tabaksdosen  geben  nach  Indien;  ThetWb-. 
nach  China;  KleiNchdosea  nach  La  Pinta,  von  wo  sie  gefüllt  tue*  L- 
zurikkkehren.  •• 

Vor  10  oder  15  Jahren  wurde  dieser  Artikel  fast  nnurMii filkL  . 
England  bezogen.  Heute  wird  die  Hamburger  Fabrik  Ton  deo  IVirn 
als  der  gefährlichste  Konkurrent  Englands  bei  rächtet,  und  da  die 
das  Blech  aus  England  beziehen  müssen  (?  A.  d.  R),  k*nn  e»  vot!  », 
»schwer  «ein,  sie  an  einer  Monopolistrung  des  Artikels  zu  VtrfcladcrT 
Schicklichkeit  und  Geschmack  sind  Alles,  waa  dies«  Industrie  crfsnbrv. : 
beide  entwickeln  sich  sicher  ganz  gleichmäßig  io  England  und  beunrii,. 
wenigsten*  bis  beute,  und  wenn  die  Hamburger  uns  übertreffen  r.  U*» 
glauben,  so  ist  es  Sache  unserer  Industriellen,  aie  daran  zu  rerhinSri 


Nord-  Amerika. 

Amerikanische  Goldproduktion,  Nach  dem  Jabresberitkl  in 
Münzdirektors  der  Vereinigten  Staaten  werthete  die  Gmnr 
produktiou  des  Landes  im  verfiosseneo  Fiskaljahre  348ttn>  j 
oder  3068000$  mehr  als  im  Vorjahre.  Californiea  lieferte  dan: 
14725000  $.  Colorado  4460000  $,  Montana  4425000$.  Stuft 
3090000$.  Dakota  1700000  $ und  der  Rest  kam  auf  du  7«r. 
torium  Idaho  (1800000$),  Arizona  (1 110000$),  Alaska  (446.»} 
Georgia,  Neu-Meiiko,  Nord-  und  Süd-Carolina.  Oregon.  Ctak  w»d 
das  Washington-Territorium.  Der  Konsum  wird  durch  diePrtsri 
tion  hei  Weitem  nicht  gedeckt  und  müssen  vom  Aurliodt  wc 
bedeutende  Posten  dieses  Krlelraetalla  eingeführt  werden.  Ins 
ist  ein  großer  Theil  der  im  Bundesschatz  lagernden  oeoprpiAt 
Goldmünzen  noch  nicht  ausgegeben  worden,  doch  acbeiotd-xy^i 
dieselben  auch  geflissentlich  zurückbalten  za  wollen,  nnidelc 
kulation  de»  Papiergeldes  im  GcschäftsTerkehr  dicht  tIKftiipa 

Canada.  Die  Einnahmen  beliefen  sich  im  letzten,  am  XI  At 
beendigten  Finanzjahre  auf  35802000  $ und  die  Autifar  «f 
36667000  $.  Aus  den  Zöllen  wurden  3000000  $ un4  »Tt* 
dienst  10000Ö  $ mehr  als  im  Vorjahre  gewonnen.  Auchdi*  Safr 
bahnen  lieferten  einen  t'berschnfi  und  zwar  ira  Betrage  walflOfO'f 

(Revue  inleTDatiootb 

Vereinigte  Staaten  von  Nord  Amerika,  Gegen  Welnverfüickii»  fa 

1.  September  d J.  ist  für  den  Staat  New  York  ein  von  der  hevz  8a« 
IrpßUtur  erlassenes  Gesetz  gegen  die  Weinverfldschung  is  knh 
Da»  Gesetz  verbietet  di«  Herstellung  oder  den  Verkauf  *t»a  iigezd  *r--: 
j Weinen,  die  Alkohol  und  nicht  meoigiteus  75®#  reiueu  TrsulMZ-olsui1  ': 
i Frucbtiaftcs  enthalten,  bei  einer  Straf«  von  6 bis  12  Xonilra 
oder  einer  OeldbusM  von  200  bis  IÖ00  Dollart,  oder  t-ci  Grßigii* 
Gcldbussc.  Weine,  welche  Weniger  als  75  "o  und  mehr  »1»  Mr  )|*in 
Traube usaftes  enthalten,  können  unter  der  Bezeichnung  .halbe  ^ris*  v- 
kauft  werden;  solche  Weine,  deren  Gehalt  an  reinem  Traubea- 
saft  weniger  als  50  °,o  betragt,  welch«  aber  tonst  kein«  rrhidW»«  >'■* 
enthalten,  dürfen  als  .Kunstweine*  verkauft  werden.  (Hand»:»no»us 


Aus  wissenschaftlichen  Gesellschaft® 

In  der  Sitzung  dar  „Gesellschaft  für  Erdkunde“  vom  3.  Dezewbw  Boe- 
der Vorsitzende,  Herr  Dr.  W.  Reifs,  MittheUung  vou  dem  i®  totil« *'*' 
erfolgten  Ableben  dreier  Mitglieder,  der  Byrru  Geh.  IUlb  Dr. 

Kfm.  J.  C.  Korck  in  Berlin  und  des  Ingenieurs  Max  Bwchor«  11  ■ 
Antonio  da  Palmcira,  Prot.  Rio  Grande  do  Sul.  Süd-Brasilien 

Von  Nachrichten  auf  geographischem  Gebiete  theilte  der 
folgende  mit:  Dr.  ftawfton.  der  Leiter  der  noedamerikaftiseft*» , 
die  zur  Feststellung  der  Grenzen  des  Gebiete«  von  Aljaerkk*  i**“*  . 
der  Dominion  of  Canada  « Britisch -Columbia)  und  zur  Erf*r»tbaa/ 
Territoriums  ausgesandt  wurde,  ist  wieder  nach  Victoria  (der 
Vancouter- Insel)  zurückgekehrt:  seine  Begleiter  überwiotera  '* 

! 100Q  engl.  Heilen  (1609  km)  nördlich  von  Victoria,  niw»  «“1er  ® ® 
Breite,  wo  *ie  große  Grasebenen,  ttagegen  keine  festgefrorrnen  r*_  ^ 
getroffen  haben;  auch  «turden  dort  reiche  Goldlagcr  ' ,;rv 

Neil-Guinea  hat  E.  H.  Martin  (aus  Queensland)  i* 
des  13205  engl.  Fufs  (4025  m)  hohen  Owen  Stanley  erstiegen-  , ■ -,u 

katholische  Misrion  auf  Yulc-faland  hat  eine  Exjwdiböu 
grsandt,  du-  einen  größeren,  am  Foßo  der  „Yqle  Motintaäm 
Kluß  entdeckte,  den  „St.  Josefa-Fluß*.  — In  Afrika 
Dr.  C-oli»  «i»e  Expedition  nach  dem  Sudan  vorb«roite{-  ;« 

Jos«  Anchieta  in  Quinsunalo  bat  den  Weg  nach  Bib#  auf* 
Schwede  De.  Schwerin  i>t  von  seiner  Rogiern ng  tut  , ijjjbi*« 
unteren  Kongo  ausgesandt;  dort  hat  er  u.  a dm  iw  Jakre  t j{J3  fr 
Portugir.'icn  Diego  t am  errichteten  Mark<tei»  JgefoBifetJ'  ^ ^ 
iiegeti  keine  weiteren  Nachrichten'  vor.  !U  alleriieuestkr  3v”> 


Nr.  50. 


737 

1837.  EXPORT,  Organ  den  Centralverein»  för  Handelagoogranhie  etc. 


reicher  Engländer  eine  Expedition  ausgerüstet,  um  Km  in  Pascha  (Dr 
Schnitzer)  zu  Hilfe  tu  kommen.  und  zwar  von  Osten  her. 

Der  Vorsitzende  verlas  darauf  ein  Schreiben  des  Zentral-Ausschusses 
des  Deutschen  Geogrnpheotages,  laut  dessen  letzterer  vom  Jahre  1588  an 
eine  ständige  Geschäftsführung  erbalten  wird.  Kerner  int  der  Antrag  ge- 
stellt, dafs  sich  der  Geographentag  künftighin  nur  alle  zwei  Jahre  versam 
mein  soll*,  auf  dem  närliMen,  Ostern  1888  in  Berlin  statt fin-i enden  Tage  wird 
der  Antrag  zur  Rerathung  gelangen. 

Nachdem  dann  der  Bibliothekar  Kriir.  ».  Danckelman  Bericht  über 
die  neueren  Erscheinungen  auf  dem  Gebiet«  der  geographischen  Litteratux 
abgeplattet  batte,  erhielt  das  Wort  Ileir  Br.  H.  Meyer  (Sohn  de«  bekannten 
Buchhändlers  Meyer  i»  Leipzig)  zu  »einem  Vorträge  über  die  von  ihm  aus- 
gefühlte  Besteigung  des  Kilima-Ndecbaro  in  Zentral-Ostafnka. 

I >er  durch  die  bekannten  Londoner  Abmachungen  über  die  Grenzver- 
liältuisae  in  Ost-Afrika  der  deutschen  Ii>t«-re*sen»pbüre  zugeaiescoe  Kilima- 
Ndscharo  wurde  Ton  dem  deutschen  Missionar  Kebmann  1848  eutdeckt, 
und  im  Jahre  1862  durch  die  Deutschen  Freiherr  r.  d.  Decken  und 
Otto  Beraten  bis  nah«  an  den  Gipfel  erstiegen  Von  den  Engländern 
Thomson,  Johnsten  u.  A.  worden  vergebliche  Versuche  zu  »einer  Erstei- 
gung gemacht.  — Dt.  1L  Meyer,  vom  Kap  au»  über  Transvaal  usw.,  die 
Mocambique  - Küate  kommend,  hörte  in  .Sansibar,  dafs  der  ungarische  Graf 
Teleky  ihm  zuvorgekommen  und  nach  dein  Kilima-Ndscbaro  aulgebrochen 
sei.  Dennoch  betcblof*  er,  über  Mwodeciii  (4°  ».  Br.,  einen  Ort  des  Sultans 
von  Mautara;  nach  den  Gebirgen  hin  zu  marsebtren.  Von  dem  ihm  begeg- 
nenden Teleky,  der  seine  Absicht  nicht  hatte  durchführen  können,  erfuhr 
er,  dafs  bis  zur  .Schneegrenze  des  Gebirges  nur  unerhebliche  Schwierigkeiten 
zu  überwinden  seien.  Da»  wasserloae  Savannengebiet  bis  Taweta  ist  hin- 
länglich bekannt;  auch  von  Taweta  aus  dobnt  sich  diese  Steppe  bis  an  den 
Fuf-i  des  Kilima-Mdscharo  aus,  ist  hier  aber  von  einzelncu  Akazien,  Mimosen 
und  anderem  PAanzcnwuchs  unterbrochen.  Das  Gebirge  erhebt  sich  in  ener- 
ischer  Steigung;  die  Abhänge  sind  mit  dichtem  Buscbwald  bestanden.  In 
Tagen  gelangte  Dr.  Meyer  mit  seinem  Gefährten  Herrn  von  Eberstein 
und  22  Sansibar- Lruten  von  Taweta  au«  durrb  die  Steppe  bia  au  den  Kuls 
des  Gebirges,  wo  er  von  dem  Sultan  Maleare  in  dessen  Dorfe  Maningu  auf 
das  Liebenswürdigste  empfangen  wurde.  Beim  Aufstiege  zeigten  die  Nichte 
mit  -4- 6®  C.  eine  erheblich  niedriger*»  Temperatur  als  in  Maleare's  Dorf 
(■f  12°  C.)  Der  Buschwald,  den  sie  paMirtou,  beherbergte  zahlreich«  Ele- 
fanten. In  gmfserer  Höh«  wurden  die  beständigen  dichten  Nebel,  Kegen 
usw.  lästig  empfunden;  anfserdem  war  der  Weg  durch  die  mit  meterlangem 
iUrtmooA«  bewachsenen  Bäume  und  Dickichte  des  Urwaldes  sehr  rischwert. 
In  3000  m Höbe  dehnen  sich  weite  Grastiaren  aus,  auf  denen  einzelne  Eriken 
blähen.  Die  Schwierigkeiten  des  Aufstiege»  *ind  hier  keine  nennenswerthen. 
Sputen  von  Elefanten  und  Biilfeln  werden  hier  noch  gefunden.  Von  ihrem 
Lxgcrplatze  aus  in  3200»  Hübe  konnten  die  Redenden  da-»  ganze  Kihma- 
Ndscliaro-Gehirge  als  einen  langen,  fast  horizontalen,  in  Dordsüd lieber  Richtung 
»ich  erstreckenden  Wall  überblicken,  der  an  der  östhehe«  Kaute  von  das 

Kimawenxi,  an  der  westiieben  Kante  von  dem  Kibö  flank  irt  wird  Jn 

ca.  4000  m Höhe  fanden  die  Reisenden  ein  weites  vulkanisches  J'laieau,  dein 
die  Gipfel  aufgesetzt  sind,  liier  wurde  das  Gros  der  Träger  lurackgelassen ; 
nur  5 Leute  nahmen  Dr.  Meyer  und  r.  Eberstoiu  mit  sich  hinauf  auf 
len  Weg  zur  Spitze  des  Kibö,  des  höheren  der  beiden  Gipfel,  den  sie  er- 
iteigen  wollten.  (Der  Kimawcnzi  int  4592  in,  der  Kibö  5692  m hoch).  Am 
Fufse  des  Kibö- Krater»  schlugen  die  beiden  Europäer  und  ihre  Leute  ihr 
Lager  zwischen  Sehoeeflockon  auf,  die  sich  hier  schon  vereinreit  fanden. 

Nachts  fiel  das  Thermometer  auf  — 11°  C.  Am  Morgen  des  5.  Tages  seit 

lirt-m  Aufbruche  aus  Maleara’s  Dorf  machten  sich  die  beiden  Europäer  an 
iie  Besteigung  des  eigentlichen  Gipfels.  Mit  Bergstock,  Schneebrille  usw. 
lewafTnct,  orstiegrn  sie  den  östlichen  Abhang  über  Ascbenfelder,  erstarrte 
.avafälle  usw.  und  paaairten  u.  a.  die  Stelle,  bis  zu  der  Job  ns  ton  1884 
'OTgednmgeo  war,  sowie  den  etwas  nördlicher  gelegenen  Punkt,  wo  Graf 
l'oleky  zurückgc kehrt  war.  Da«  Wetter  war  klar  und  der  Anstieg  auf  dem 
iart«n  Schnee  nicht  schwierig.  Doch  als  die  Tagcswstme  lunabm,  stellten 
ich  immer  dichtere  Nebel.  Graupeln,  Hagel  usw.  ein;  da'  Thermometer  fiel 
•on  -f-  8°  auf  — 3°  C , und  der  Vormarsch  wurde  endlich  so  anstrengend,  daC» 
. Eber  st  ein  erzebüpft  xuaammenbraeh  und  dringend  der  Ruhe  bedurfte. 
N ährend  letzterer  nun  hier  zurnckhlieb  und,  nachdem  er  sich  erholt,  baro- 
nrtrisrhe  new.  Messungen  vornahm,  setzte  Dr.  Meyer  den  beschwerlichen 
lufstieg  über  Lava  walle,  Eisblöcke  und  Eistrümmerfelder  fort,  bia  er  den 
bersten  Rend  des  Kibö  erreichte,  auf  dem  »ich  dann  noch  20  bis 
•0  in  weiter  ein  letzter  mächtiger  Kiswall  erhob,  den  zu  cnrteigeii  ihm  unter 
on  augenblicklichen  Verhältnissen  auch  zusammen  »einem  Gefährten 
icht  möglich  gewesen  wäre. 

Als  [ir.  Meyer  die  Stelle  wieder  erreicht  hatte . wo  v.  Eberstein 
astete,  begann eu  sie,  unter  heftigem  Schneetreiben,  Ihren  fluchtartigen  Abstieg 
nd  orreichteo  das  Zelt  mit  den  5 Sanaibarkoten  wieder,  nachdem  sie 
Stunden  zu  ihrem  Werke  unterwegs  gewesen  waren.  Am  folgenden  Tag« 
«•reinigten  sie  sich  am  Kufe«  des  Kibo  wieder  mit  dem  Gros  ihrer  Träger. 
ron  hier  ans  unternahm  I>r.  Meyer  noch  mehrere  Ausflüge  zu  dem  vor- 
rwtkhnten  vulkanischen  Plateau,  um  die  beiden  Gipfel  Kibo  ond  KimaWenz 
on  verschiedenen  Seiten  photographisch  anfzunehmen ; eine  Auswahl  dieser 
'britcigramme  waren  zur  Besichtigung  ausgestellt,  sowie  auch  zwei  fmk« 
kirren  der  schneebedeckten  Hauptgipfel,  ferner  ein«  Kart«  der  von  ihm 
urückgelegten  Route  (von  Mombassa  am  Meer»  über  Jimboui,  Ra  toi,  MwodacJii, 
Ikuruni,  Gorah,  Samburti,  Taro,  Siwa  !a  Madschume,  Matul«- Maongu,  Mka- 
»ene,  Marago  tu  Msungu,  Taweta ; nach  Erreichung  dieses  Zieles  zurück 
on  Taweta  über  Kahe,  Klein- Aruacha.  Sambo-Berge,  Pare-Mueto,  Mali  (Was- 
egua-DorfX  Jambi,  Korogwe,  Lawosi,  Lewa,  Tschogwe  (am  Rufu-Flufi)  nach 
'niurani  am  Meere  und  tod  dort  nach  Sansibar). 

Daa  Gebirgsmaasiv  de«  Kilima-Ndscbaro  erstreckt  sieb  100  engl  Meilen 
161  km)  in  der  Länge  und  GO  engl.  Meilen  (96, » km)  in  der  Breite  in  nord- 


südlicher Richtung:  fast  unvermittelt  steigt  es  aus  der  Ebene  empor  von 
70)  tn  Mecreshöbe  am  Fufse  bi*  zu  5692  in.  Es  ist  ein  vulkanischer  Wall 
von  5 km  Länge,  der  sechs  kleinere  vulkanische  Erhebungen  aufweist:  der 
Kimawcnzi  an  der  Ostkante  Ut  ton  dem  westlicheren  Kibö  7 km  entfernt. 
Daa  (iehirgsplatnau  zerfällt  in  einen  größeren  Nordtbeil  und  einen  kleineren 
Südtheil;  der  letzter«  ist  sta'k  zerklüftet,  während  der  mit  Schlamm-  und 
Aschenfeldtrn  bedeckte  Nordtheil  «hen  und  glatt  ist.  Di«  Nordseite  des 
Gebirges  ist  ziemlich  g)eichianr»ig  mit  Gras  und  kleinem  Buscbwald  be- 
wachsen. (in  Allgemeinen  kann  man  rom  Fufse  aufwärts  gehend  6 Zonen 
unterscheiden : 1.  Die  unterste  Zon«  bis  IOüOri  Höh«  enthält  Bowchwald; 
2.  das  fruchtbar«  Tachaka-Land  bis  zu  1800  m;  3.  dichter  Bosch  bis  2000  b; 

4.  Lrwaldaone,  das  Qncligehiet  der  Bich«  und  Flüsse,  bis  zu  3000  in; 

5.  offme  Grasflur  mit  vareinzelten  Baumbeständen  bia  zu  4000  m;  6.  Oras- 
fiur  ob it«  Buarhwald  bis  zu  4500  m mit  vminxelten  weifsen  Strohblumen, 
Löwenzahn  usw.  — Moose  und  Flechten  an  den  Steinen  ziehen  sich  natür- 
lich noch  weiter  hinauf. 

Die  ersten  Bctmeefleeken  teigen  sich  in  4000  m Höhe;  zahlreich  werden 
sie  erst  700  m weiter  hinauf.  Ille  Sehneehaube  des  Kibö  zeigt  weiter 
hinauf  Firn  und  Gletschereis ; die  Grenze  de*  Firn»  nach  unten  hin  beträgt 
nach  Dr,  Otto  Keraten's  Mes*ungen  im  Süden  4680  m;  im  Osten  stellte 
Dr.  Meyer  sie  auf  5500  m fest.  Die  Nordseite  ist  bi*  oben  bin  schneefrei: 
eine  Folge  der  klimatischen  Verhältnisse,  da  Sonne  und  Wind  die  atmo- 
sphärischen Nieder-tcbläge  sieb  kpir  nicht  lagern  lasncn  und  speziell  der 
Wind  allen  Schnee  nach  der  SaJ^eite  himiberwirft;  in  Folge  dessen  zeigen 
sich  am  Südabliangc  zahlreiche  Häche  und  Flüsse,  nach  Norden  bin  dagegen 
nur  ganz  vereinzelte  kleine  Wa**crläufe,  die  sich  in  der  Ebene  verlieren. 

Der  Redner  verbreitete  sich  dann  eingehender  über  die  vulkanische 
Entslcburur  de«  Gebirge»,  dessen  wild  zerrissener  Gipfel  Kimawcnzi  wohl 
bedeutend  älter  ist  als  der  verhält  nifsmifsig  glatte,  abgestumpfte  Kegel  de.» 
Kibö,  sowie  über  die  noch  wenig  erforschten  geologischen  Verhältnisse,  um 
dann  kur*  über  seinen  Rürkmarsrh  zn  berichten.  Zunächst  blieb  er  14  Tage 
beim  Sultan  Maleare,  der  ihm  äufserat  freundlich  entgegenkarn,  wie  er  aus- 
drücklich im  Gegen*atze  zu  Johnston  konstalirte,  der  dem  Sultan  die  grüfrte 
Unfreundlichkeit  nach  sagt  Er  unterrichtete  sich  dort  über  die  wirthsehaft- 
liehen  und  industriellen  Verhältnisse  de«  Landes,  ln  dem  namentlich  ausge- 
zeichnete Schmiedearbeiten  hergestellt  werden,  die  in  ganz  Ost-Afrika  be- 
rühmt sind.  Ende  Juli  d.  J.  kehrte  er  über  Tnweia  zurück,  blieb  kurze 
Zeit  am  Tibe-Se«  (wo  v.  Eberstein  sieb  einer  Expedition  der  Deutsch- 
Ostnfrikanischen  Gesellschaft  zur  Erforschung  de»  Tschaka-Gebietes  anschlofs), 
zog  weiter  durch  die  Landschaft  Habe,  über  Klein  • Aruscha,  und  gelangte 
vom  Rufn  bi»  Paugarti  auf  Dr.  Fischer*«  Route  wieder  zur  Küste.  Von 
Taweta  dehnt  sich  bis  Klein- Aruscha  Steppengebiet  aus;  die  weite  Steppe 
des  Rufu-Tbales  weist  nur  einen  wenig  breiten  Vegetationsstrcif  an  d«n 
Fiufsufem  auf.  Di«  Monotonie  d#r  Gegend  wird  durch  die  in  einiger  Ent- 
fernung im  Osten  und  Westen  sich  hinziehenden  Bergwälle  des  Pari-Oe- 
binre*  usw.  noch  erhöht,  da  dieselben  fortwährend  in  glelcbmäfsiger  Weise 
den  IIoriMut  begrenzen.  Am  Pari-Gebirge  wohnen  die  Raknafi,  furchtsame 
Leute,  bei  denen  die  Karawanen  gute  Verpflegung  erhalten.  Am  Saume 
de«  Kufu  ging  der  Weg  dann  nach  Mali,  der  äufser>ten  Station  der  Deutach- 
Gstafnkanisrben  Gesellschaft.  Unterhalb  Muti  wird  die  Landschaft  freund- 
licher, und  man  trifft  zahlreichere  Dörfer  und  Pflanzungen  an.  Über  die 
Station  Korogwe  der  Deutsch -Ostafrikanischeil  Gesellschaft  gelangte  er  nach 
Lewa,  wo  die  Deutsch Ostafrikanische  Plantapenge»ellschiift  Ibitip  ist;  ihren 
dortigen  Unternehmungen  stellte  der  Redner  ein  günstige»  Prognostiken. 
Wenig«  läge  später  gelangte  er  über  Pangani  wieder  nach  Sansibar,  nach- 
dem die  ganze  Reis«  drei  Monate  gedauert  batte,  von  denen  einer  auf  den 
Aufenthalt  im  Tschoka-Lunde  und  auf  die  Besteigung  de»  Kilima-Ndscharo 
entfiel.  Zum  Schlüsse  macht«  der  Redner  der  Versammlung  noch  die  Mit- 
thcilung,  dafs  er  im  nächsten  Jahre  wiederum  den  Kilima-Ndscharo  besteigen 
weroe  und  hoffe,  dann  auch  die  Schwierigkeiten  des  Aufstiege«  des  obersten 
G letschen  zu  überwinden.  (Lebhafter  Beifall.) 

Herr  O.  Hau  manu  (aus  Wien)  begann  hierauf  seinen  Vortrag  über 
di«  Insel  Fernando -Po.  Trotz  der  äufsorst  günstigen  Lage  dieser  Insel 
im  Golf  von  Guinea,  in  der  Nähe  so  wichtiger  Fluss«  (de*  Nigers,  de« 
Kalabär  uaw.),  welche  Fernando- Po  von  Natur  au*  zum  HandeDrtapelplatz 
bestimmt  hat,  ist  die  Insel  «loch  Ms  heute  eine  Terra  incognita  ge- 
blieben. Die  Portugiesen  und  später  die  Spaoier  halten  der  Wichtigkeit 
derselben  kein  Augenmerk  zugewandt.  Bei  »einer  Rückkehr  vom  oberen 
Kongo,  wo  der  Kedner  ein  Jahr  als  Mitglied  der  österreichischen  Kongo- 
Rxprditi»n  geweilt  halt«,  tascfalof»  er.  Entdeck angsreisen  durch  Fernando- Po 
zu  unternehmen,  da  es  »ein  Wunsch  war,  ein  kleineres,  in  sich  abgeschlos- 
senes Gebiet  topographisch  anfzunehmen  und  in  kultnreller  Beziehung  zu 
. erforschen. 

Für  den  etwa  von  Monrovia  kommenden  Reisenden  ist  es  ein  wahres 
LabsaL,  nach  dem  ewigen  Einerlei  des  gelben  Randstreifens  der  Ouinenköiile 
da»  herrliche  Eiland  Fernando-Po  mit  seinem  2860  m hohen  Pik  von 
SU  Isabel  auftaueben  zu  »eben,  da  dieser  Pik  sowie  auch  die  Cordilke«  des 
Süden»  ^mit  dichtem  Urwald«  bestanden  und  oben  mit  «eiten  Grnoebenen 
geschmückt  sind.  Ein  Betuch  der  Insel  verlohnt  sich  übrigen»  nnrli  schon 
wegen  der  merkwürdigen  Bewohner;  der  Bo  he. 

Am  9.  September  d.  J.  verliefe  Herr  Hau  mann  den  Kongo  und  ge- 
langte nach  kurzer  Fahrt  nach  St  Isaltel,  der  „Hauptstadt“  von  Femamlo- 
P«.  Der  Hafen  ist  hslbmoodförroig  ron  Tuffwinden  nmsrhlosscn;  der 
Aukergrund  ist  sehr  gut  u*d  — eine  Seltenheit  an  der  wettafrikanischen 
Küste  — auch  Boota  können  ohne  alle  Gefahr  landen.  I*»s  Trinkwasser 
ist  sehr  gut;  ds  außerdem  die  I»age  8t  Itabels  in  sanitärer  Hinsicht  relativ 
gut  ist,  so  müht«  der  Ort  eigentlich  ein  Hauptatapelplatz  für  die  Produkte 
des  Gebietes  der  Oilrirers  sein.  Aber  nur  unbedeutende  Bretterbuden  sieht 
man  durch  das  dunkle  Laub  der  Kakao-  und  anderer  Räum« ; von  lebhaftem 
geschäftigem  Treiben  kein«  Spur.  Nnr  hier,  in  St  Isabel,  giebt  es  einig« 


Nr.  50. 


7** 

EXPORT,  Orgu  de«  Cantrslverows  für  Hudelageoirmpkie  eto. 


1» 


wenige  Weifte:  die  Beamten  den  spanischen  Gouvernement«,  dis  in  stiller 
Ruh«  ein  Wachau  liehe«  Dasein  führen.  Die  übrigen  Thcile  der  Insel  sind 
ihnen  absolut  unbekannt.  Die  spanische  katholische  Mission  weist  auch 
nicht  die  geringsten  Erfolge  auf;  die  glücklicheren  englischen  Methodisten 
wurden  von  der  unduldsamen  spaniacheu  Rogiening  schliefslich  rum  Lande 
hinausgedrangt.  Der  U&udel  ist  in  englischen  Hindern  ein  spanisches 
Handelsschiff  ist  noch  niumals  vor  Fernando-Po  gewestn! 

Die  Bewohner  St.  lsabel*  (abgesehen  von  den  wenigen  Weiften),  die 
Fotooe,  sind  Nachkommen  frei  gegebener  Sklaven  vom  Feattonde;  sie  nennen 
sich  zwar  . coloured  gentlemen",  sind  aber  von  der  denkbar  gröfcten 
Unverschämtheit  und  Faulheit  und  moralisch  tief  verkommen.  Von  St. 
Isabel  ging  der  Redner  mit  seinem  vom  Festland«  her  ihm  unzertrennlich 
folgenden  Begleiter,  dem  Neger  Teya,  sankchst  nach  Bosilö,  einer  im  Walde 
liegenden  Plantage  de«  spanischen  Gouverneurs,  die,  trotz  der  verschiedenste« 
Versuche,  unter  spanischen  Banden  keine  Krtriigniase  abwirfi  und  hierdurch 
gegen  die  blühenden  Pflanzungen  der  Bube-Neger  unvorteilhaft  abslicht 
Dos  Klima  in  dem  hochgelegenen  Haaile  ist  »ehr  gesund,  sodafs  die  durch 
den  Aufenthalt  an  gewissen  Punkten  der  Küst«  geschwächten  Leute  hier  in 
kurzer  Zeit  gesunden  uad  wieder  erstarken-  Von  ßasibe  sog  Bau  mann  in 
die  ausgedehnten  Urwälder  de«  Westens:  es  war  gerade  Regenzeit  und  di« 
vom  Pik  kommenden  Bäche  deshalb  sehr  angescItwoHen.  In  den  Lichtungen 
der  Wälder  fand  er  zahlreiche  Yams-  und  Tarofelder  der  Eingeboren«». 
Diese  letzteren,  die  Ruh«,  geben  oft  vollständig  nackt;  vom  Anblirko  des 
harak  (des  Weifsen)  wareu  nie  nicht  sonderlich  erbaut,  gaben  ihn»  aber 
doch  hinlänglich  Nahrung  und  Obdach. 

Den  fremden  Reisenden  muh  en  in  das  höchste  Erstaunen  versetzen, 
hier  auf  Fernando- Po,  in  unmittelbarer  Nähe  des  Festlandes  mit  seinen 
kulti virtcu  Negerstammen,  ein«  Bevölkerung  anzutrelfen , die  in  kultureller 
Beziehung  weit  hinter  allen  Stämmen  an»  Kongo  zarücksteht!  ln  d«r  Um- 
gebung von  St.  lsabel  ist  dieselbe  durch  dio  Berührung  mit  den  Stadtbe- 
wohnern, den  Potone,  vor  kommen , im  Innern  des  Landes  aber  durchaus 
nicht.  Im  Allgemeinen  haben  die  Bube  milde,  sanfte  öesichltxig«  und  ein 
freundliches  Wesen;  äufterlieb  gleichen  *ie  sich  so  sehr,  daft  Baumann 
oft  Leute  für  Brüder  hielt,  die  absolut  nicht  verwandt  waren.  [Dos  geht 
aber  Hebenden  unter  bisher  allbekannten  Völkern  häufig  ko  1 j Durch  radial 
verlaufende  Schnitte  pflegen  sie  ihr  Gesicht  zu  entstellen.  Ihre  Bekleidung 
besteht  aus  einem  winzigen  Lendenscbärzlcin  und  einem  Strohhut;  der 
Hut  fehlt  nie.  — Die  Dörfer  der  Bube  lirgen  nicht  am  Heere,  von  dem 
»io  durch  die  früheren  häufigen  Angriffe  portugiesischer  Sklavenhändler 
zurück  gescheucht  sind.  Jetzt  nähern  sie  sich  der  Küsie  wieder:  doch  geht 
kein»  ihrer  Dörfer  von  1 100  m Meereshöhe  bis  unter  100  m Höhe  hinab. 
Jedes  Dorf  umfaftt  mehrere  Komplexe:  u.  a.  «in  gröfsrrw*  Versamtnlunga- 
hatiJf  sowie  mehrere  ringezüunt*  Hätten  für  die  Weiher  und  Kinder.  Die 
Kuahcu  haben  besondere  .Vlilafhiiifcn , da  dss  hohe  MoraliliUgnfühl  der 
Bube  nicht  duldet,  dafs  Knaben  in  den  Hütten  der  Erwachsenen  sebla'en. 
Ehebrechern  wurde  bis  vor  kurzem  eine  Hand  «bgehackt;  jetzt  werden  solche 
an  einen  Baum  gebunden,  wo  man  sie  längere  Zeit  de«  Bissen  einer 
Aincisrnart  überläfst.  — Dio  Go  rät  he  der  Bube  sind  einfach;  noch  in 
historischer  Zeit  kannten  sie  nur  SMngerätho,  und  selbst  jetzt  kennen  sie 
eiserne  Garüthe  nur  in  dtr  verarbeiteten  Form,  wie  sie  dieselben  in  den 
Städten  erhalten.  Aus  Erzen  bereiten  sie  kein  Eisen,  ebenso  wenig  wie 
sic  Eisenbanen  usw.  zu  Geräthen  verarbeiten.  Ihre  Speere  bestehen  aus 
Holt  und  sind  mit  Widerhaken  versehen.  — Auffallend  ist  •«,  duft  die 
Bube  den  Maniok  nicht  kennen,  der  doch  auf  dem  afrikanischen  Fest- 
land«, von  Amerika  eingefährt,  »ehr  verbreitet  ist.  Die  Öl  palme  findet 
sich  sehr  zahlreich;  doch  wird  auf  die  Verwerthuotr  ihrer  Produkte.  Ausfuhr 
der  Kerne  usw.  kein  Werth  gelegt.  Obschon  die  Bube  Stoinscbftftgewebre 
besitzen  und  eifrig  der  Jagd  obliegen,  ist  dennoch  Wild  in  erstaunlicher 
Menge  vorhanden,  d«  r«  an  Kauhthieren  fehlt  Ka  giebt  dort  zwei  Anü- 
lopenarten,  F.ichbörncben,  Stachelschweine  usw.  usw.:  Python-  (od«r  Tiger-) 
Schlangen,  die  dem  Menschen  nicht  gefährlich  sind,  werden  in  kolossaler 
Grüfte  angetroffen. 

Die  San-Carlos- Bai  gewährt  Segelschiffen  nur  geringeren  Schutz  gegen 
Winde;  doch  können  Boot«  auch  lii«r,  wie  in  St.  Isabel,  landen;  grofte 
Schiff«  finden  hier  keinen  Platz  zum  Ankern.  IMo  Ul  »ehr  gesund, 

viel  gesuuder  noch  sie  in  St.  habe),  das  keine  Seebriese  hat.  ln  der  Nähe 
von  San  Carlos  ist  die  grofte  Kakaoplantsge  Voloko,  die  an  Fruchtbarkeit 
alle»  Land  am  obereu  Kongo,  jenaeit  de«  ßtanlcypool,  übertrifft.  Hier  auf 
Fernando-Po,  ebenso  wie  hu  deutschen  Kamerim-Oebiele,  finden  sich  gute 
Höfen,  gutes  Tr:ükw«s»er,  Sanatorien;  die  Fruchtbarkeit  des  Rodens  iet  «*•- 
gezeichnet,  sodafs  Kamerun  mehr  werth  ist  als  der  gante  obere  Kongo.  Der 
Kakaobau  ist  übrigens  auf  Fernando-Po  eehr  lohnend,  da  dabei  nur  wenige 
Arbeiter  erforderlich  sind,  während  anderwärts  in  Afrika  Arbeitenuang«! 
eine  gedeihliche  Entwickelung  der  Plantagen  oft  bindert.  Vielfach  werden 
hier  zur  Arbeit  auch  Pevipo  Jungen  verwendet,  die  von  der  Elfenbeinküet« 
östlich  von  Liberia  Mammen,  dem  einzigen  Striche  am  Golf  von  Guinea, 
der  noch  von  keiner  europäischen  Macht  besetzt  ist.  Von  Voloko  hot  man 
«ine  piiu'btvolle  Aussicht  auf  den  Pik  von  St  lsabel  and  die  südliche  l’or- 
dtllern.  Auf  dem  Marsche  zur  letztere«  hin  p&osirte  Bau  mann  eine  höher 
liegende  ausgedehnte  Giaszon«,  wo  kühlere  Hergwinde  herrschen.  Dort  haust 
eine  kräftige  Bevölkerung,  die  absolut  unbekleidet  geht  Der  Reisende  wurde 
dort,  in  dem  Dorf«  Wagoridji;,  sehr  freundlich  aufgenommen,  sodafs  er  noch 
heute  mit  Vergangen  an  den  Aufenthalt  daselbst  «nrüekdenkt.  Oberall  wurde 
er  den  Ein  flu  ft  der  englischen  Methodistonmission  gewahr;  doch  hat  letzter« 
aufgegeben  werden  müssen , da  die  Spanier  der  protestantischen  Mission 
überall  einen  bedauerlichen  Widerstand  entgegensetzten.  Auf  dem  Wettef- 
maraefae  muftta  er  sich  mit  dem  Waldmmwer  den  Weg  bis  zum  Gipfel 
bahnen;  doch  hatte  *r  von  dort  keine  freie  Aussicht.  Nach  Voloko  ru rück- 
gekehrt,  bcechlof«  er,  die  Insel  bl«  zur  Bai  von  Coneepcion  «u  durchqueren; 
dem  widwwtiftn  aich  aber  die  Bewohner,  da  «i«,  io  Folg«  «Ines  Aber- 


glaubens, eine  Zusammenkunft  des  mukbar«  (des  weifsen  Ttafeli  ( 
ihrem  Könige  Mokka  verhindern  wollten.  Di«  Bewohner  de»  Dorfei  Hi-» t 
suchten  ihm  dutch  Grosvevbao«  (1)  den  Weg  zu  verlegen;  als  da«  r.m 
nütxt«,  widersetzien  sie  sich  ihm  mit  Gewehren  und  Speeren,  natbihz  .. 
sieb  kriegerisch  bemalt  hatten.  Ban  mann  konnte  ihnen  kein«  »**.,, 
Widerstand  entgegensetzen  und  umging  deshalb  ihre  Dörfer,  «ahn  ivr 
auf  den  beschwerlichen  und  entlegenen  Wegen  oft  Hunger  ertragen 

Die  Ruhe -Sprache  ist  entschieden  ein  Zweig  de»  weitvrrir*?.  - 
Bö-ntu;  di«  verschiedenen  Dialekte  weichen  nicht  sonderlich  w»  rttu> 
ab.  Wahrscheinlich  stammen  die  Bube,  obwohl  «ie  «ich  selber,  ikretiufr 
zufolge,  für  Aborigines  halt«n,  vom  afrikanischen  Fesüande,  v«a  «. ,. 
darch  di«  auch  hier  immer  „narb  Westen  hin*  drängenden  bUam  v 
trieben  wurden:  doch  mnft  dies  vor  sehr  langer  Zeit  geschehen  *»x. 

Die  Niederlassungen  an  der  Bai  von  Coneepcion  sind  vngvtDai  : 
dort  die  Briese  vom  Festlande  her  herrscht,  die  mit  Miasmen  gmclvk;.- 
ist.  Daher  stammt  auch  wohl  der  Ruf,  dafs  Fernando- Po  «in  nun»«* 
Aufenthalt  sei ; doch  ist  dieser  Ruf  für  die  übrigen  Theile  der  Intel  fon 
aus  unbegründet,  ln  der  Bai  von  Concepcioa  münden  die  gr&fcteo  ?iw» 
der  Insel,  die  in  Kaskaden  von  der  Steilwand  zur  Meeresküste  hinahui-r 
nur  der  U&pa,  der  gröfsta  dieser  Flüsse,  bat  diese  Wand  dnrchbttxta  a 
dabei  eine  mächtige  Heiaengruppe  vom  Lande  getrennt:  «in  istertmx« 
Beispiel  der  Inselbildung.  Die  Bube  hier,  in  Aröcha  (span.  Areja)  usitrv* 
nähren  sich  mebt  von  Bananen,  weniger  von  Yams.  Es  sind  krio»  r«* 
Bube,  da  sie  durch  Zuzag  von  der  Insel  do  Principe  gemacht  sini  dir 
der  Europäer  keinen  Unterschied  zwischen  ihnon  und  des  ikrifrc  ioi 
findet,  nennen  di«  Eingeborenen  sie  doch  „Portugi“  (d.  b.  P*rtafiei«fi,. 

Bau  mann  hatte  sich  entschlossen,  von  Coneepcion  zu»  dtt  * 
heimischen  König  Mokka,  der  in  einer  wenig  zugänglichen  Schlackt  n*in 
sollte,  tu  besuchen.  Die  Babe  führten  ihn  aber  irre,  sodais  er  «i  I* 
rathewofal  sich  seinen  Weg  durch  die  Wildaifs  mit  dem  Waldaxestr  ktu 
Du  Thsle  des  Amceua  - Baches  erfuhr  er  die  Lage  von  Mokka*»  Lkirf.  .Vir. 
vierstündigem  Bergsteigen  erreichte  er  einen  gmsbeworhaeiwa  Thikn*. 
wo  sich  das  von  zahlreichen  Hütten  umgebene  Nationalhwligthaa  Tw  r 
findet.  Die  Bube  beschworen  ihn  hier,  doch  umzukehrea,  dt  dtt  i'u 
Mokka  keinen  Weifsen  sehen  dürfe;  denn  nach  einer  alte«  PHphnmi 
werde  ec  beim  Anblicke  eine*  Weiften  starben.  Mokka  darf  übrif»«  ud 
das  Meer  niemals  erblicken,  sowie  (aufter  Waldmeeaer  und  Flinte'  höp- 
was  von  den  Weiften  stammt,  also  auch  keinen  Schnaps! 

Nach  den  Schilderungen,  die  dem  Reisenden  über  Mokti  pex* 
wurden,  verkörpert  sich  in  der  Bube-Majestät  da»  Hubel  hum  per  «*&»: 
er  ist  konservativ,  am  Alte«  festhaltand,  im  höchsten  Grade,  dabei 
human  und  jedenfalls  ein  intelligenter  Mann.  Denn  Mokka,  der  »rin « 
vielen  Jahren  zur  Regierung  gelangt  ist,  bat  es  fertig  gebracht,  üra  rr.K 
inneren  Fehden  und  Kriegen  ein  Ende  zu  machen.  Bei  seinem  IDfie^n 
antritt  berief  er  ein«  Deputirten- Versammlung,  sprach  di«  nstitasi«  ft*' 
oller  Bube  aus,  und  setzte  es  durch,  daft  künftig  olle  Stwrtitk«**  «s. 
mehr  durch  Krieg,  sondern  in  offener  Versammlung  unter  ssä«»  ftü* 
geschlichtet  werden  Auch  sonst  zeigen  manche  Gesetze  uad  Gibst»«  * 
Bub«  ein«  verhältniftmäftig  hohe  Kulturstufe.  So  bestimmt  «i*  Ä** 
.Wor  getödtat  hat,  wird  getödtet!“  I)«r  Mörder  wird  von  vid«  rtj*® 
erschossen,  damit  es  heiftt:  Do*  Volk  bat  ihn  getödtet!  tffird  der 
nicht  ermittelt,  so  bat  das  betreffend«  Dorf  «in«  grofte  Anuhl 
Mokka  abzuliefern.  Bei  der  äufterit  primitiven  Lebensweise  der  «•«« 
solche  und  ähnliche  verhältniftmäftig  hohe  Knlturinstitutio&m  um  i»  w 
staunen  setzen.  Dabei  ist  aber  durchaus  nicht  an  einen  et«ai(r«)*#*lte!- 
Ein  flu  ft  zu  denken.  AUe  im  lauern  lebenden  Hube  hahea  nkk;  ft  * 
ringet«  Ahnung  davon,  daft  aufter  ihrem  Könige  Mokka  aatk  «*l  K 
anderer  Uerrscber,  der  König  von  Spanien,  Anspruch  auf  ihr  Gräte* 

Da  Bau  mann  durch  seinen  Anblick  da»  Befinden  Mokka’*  mcRff 
fäbrden  wollt«,  so  kehrte  er  zurück.  Untorwega  spürte  er  ohrf  d**-  *? 
dl«  Bnbe  - Majestät  über  die  ihm  drohend*  Gefahr  entrüstet  w; 

Bube  waren  angewioeen , ihm  Obdach  und  Lebensmittel  ta  rtmi fw  * 
hatte  deshalb  viel  zu  leiden,  war  aber  froh,  dafs  Mokka  die»*  Mal*1»«* 
getroffen  hatte,  ata  er  tob  den  der  Küste  näher  wohnendes  Bob» ü 
mehr  allzu  entfernt  wsr.  Ueberdies  hott«  er  »eine  nauptaufgot*, 
graphische  Aufnahme  der  InseL  im  Weseotiiehen  vollendet.  Pw  o4#! 
er  dann  nach  St  Isabel  zurück,  um  von  dort  wieder  nach  Bnrop*  f 1 " 
(Rauschender  Beifall.) 

Der  Vorsitzende  hob  die  Verdienste  der  beiden  Afrikafomb* 
hervor  und  mochte  b« sondern  noch  darauf  aufmerksam,  dafs  Hw*  ** 
bei  seinem  gefährlichen  und  beeebweriieken  Unternehmen  fc***"f°  . 
Mitteln  ausgerüstet  war,  während  Herr  Bau  mann  sein«  *hsn»o 
liehe  Arbeit  ohne  jegtiehe  Hilfe  und  ohne  besondere  Mittd  " 
habe.  Krankheit  habe  ihn  verhindert,  seine  Reise  i»  Afrika  ■*  _ 
I>r.  0.  Len*  zu  vollenden;  am  Stanley- Pool  muhte  er  iiirücikehr*«.  ^ 
wsgo  besuchte  er  di«  Insel  Fernando  Pe;  ein« 
ins«),  die  der  Versammlung  [neben  Hendteichnungen  d«»  Hvhe-Dwf** 
ridjo:  des  Piks  an  der  San -Carlos-Bai;  der  Faktorei  Biioleps;  d*r 
de«  Uäpa- Ftuaaos]  *ur  Ansicht  vorlag,  sei  di«  Frueht  dieeer  ^ 

auch  mit  einem  kulturhistorioch  iuftarst  intaressauteo  Stamm*  k*«» 


macht  habe,  (l-ebhofter  Beifall.)  . b-,. 

Zu  erwähnen  ist  noch,  daft  während  d«T  Sitzung  «He  Wshl 
rat h es  erfolgte,  über  deren  definitive«  Resultat  »a  dev  nlw**» 
berichtot  werden  soll.  »leri* 

Zorn  Schlüsse  nahm  der  Vomitxendo,  Herr  Dr.  W.  »•*»•*'..  gged* 
tos  seinem  Amte,  das  er  seit  nun  mehr  3 Jahren  geführt,  um  m *■ 


des  Herrn  v.  Kiehthofen  ntedcmilegeu. 


1887. 


788 

KiPORT,  Organ  4u  Centralvanua  flir  Handelagtograpbie  etc. 


Nr.  SO. 


Verelnsimclirlchten. 

ßBiteralveraammliing  da«  „Centralverein*  für  Handelageograpbic  und 
Förderung  deutscher  Interesaen  in  Ausland«“.  Der  Vorsitzende,  Dr.  Jan 
nasch,  eröffnet  e 7'/«  Uhr  die  Generalversammlung  mit  dem  Ansprüche 
des  Beitaucrus,  daß  der  1886  er  Geschäftsbericht  erst  jetzt  vorgelegt  werden 
könne.  Ina  Frühjahr  Hei  dies  nicht  möglich  geweseu , «eil  die  an  die  erat 
linde  Dezember  v.  J.  beendete  südamerikanisebe  Ausstellung  anschließenden 
Arbeiten  bis  in  den  Juni  d.  J.  angedauert  haben.  Im  Laufe  des  Sommer» 
sei  die  Abhaltung  einer  Generalversammlung  untliunlich  gewesen,  und  so 
habe  sieh  der  Vorstand  entschlossen,  den  Geschäftsbericht  in  der  statuten- 
mäßig im  llerbst  staUfiudonden  ordentlichen  Generalversammlung  zu  geben. 
Der  Abschlufs  gestalte  sieb  in  Erwägung  der  grofsen  Ausgaben  des  Vor- 
jahres zufriedenstellend,  uud  werde  sich  für  das  Jahr  1887  in  Folge  be- 
trächtlicher Vermehrung  der  Einnahmen  sogar  günstig  gestalten.  Den 
Passiven  stehen  aktive  Wert  he  gegenüber,  welche,  wie  u.  A.  die  Bibliothek 
und  die  Kartensammlung,  noch  nicht  zum  vierten  Thcil  des  für  sie  jederzeit 
reaiinirbaren  Worthcs  angenommen  -eien.  Das  Museum  hat  große  und 
wertbvoU«  Bereicherungen  erfahren,  di«  zum  Thcil  von  der  südamerikanischaa 
Ausstellung,  zum  Tbeil  von  Geschenken  wohlwoHender  Verelnsmitglicder 
berrfhren.  Für  diese  Geschenke  gebührt  der  Dank  der  Gesellschaft  insbesondere 
dem  .Centro  da  Lavoura  e coeomereio“  in  Rin  de  Janeiro,  dein  Attache  der 
brasilianischen  Gesandtschaft  Herrn  d’Araujo,  Herra  Dr.  Ihering  in  Rio 
Grande  do  Sul,  Herrn  Ingeuieur  Reifs  de  Vlgoole  in  Parana,  Herrn 


Carl  von  Koaeritz  in  Porto  Alegre  sowie  dessen  Freunden,  Herrn  Konsul 
Bair  aus  Tokio,  sowie  Herrn  Knoop  ans  Petersburg  und  A.  ro. 

Mit  der  Ausführung  eigener  größerer  Unternehmungen  bervorzutreteni 
habe  die  Gesellschaft  mit  Rückrieht  auf  ihre  durch  das  Geschäftsjahr  1886 
verursachten  Ausgaben  im  Taufe  des  Jahres  nicht  wagen  können.  In  Gemeinschaft 
mit  der  „Deutschen  Exportbank“  sei  der  Verein  bestrebt  gewesen,  sowohl 
im  Laufe  des  Jahres  1886  wie  ln  diesem  Jahre  die  durch  die  HandehcxpcJilon 
angeknöpften  Beziehungen  zu  festigen  und  zu  erweitern.  An  mehreren  der 
Ton  der  Expedition  besuchten  Plätze  ist  dies  mit  Erfolg  geschehen.  Ins- 
besondere seien  die  Ergebnisse  der  in  Lissabon  eingerichteten  Ma«chinrn- 
niederiags  und  Agentur  hervorxuhehen.  Auch  seien  ebenfalls  mit  Unter- 
stützung des  Vereins  zwei  Kollectivreisende  nach  Südamerika  und  nach  dem- 
Orient  ausgesandt  worden,  welche  daselbst  Ihren  Wohnsitz  zu  nehmen  sich  ent- 
schlossen haben.  Das  Netz  der  Milglieder  sowie  der  Vertreter  des  Vereins, 
welche  die  Förderung  deutscher  Wirthschaftrinteressen  sich  zur  Aufgabe 
gestellt  haben  und  ihren  Mittelpunkt  hier  in  der  bandclsgcographischen 
Gesellschaft  finden,  hat  sich  fortgesetzt  erweitert  und  befestigt.  Neben  den 
hiermit  verbundenen  Arbeiten  sei  die  Inacenirung  gröfserer  Unternehmungen 
vorbereitet  worden,  deren  Mitteilung  sich  der  Öffentlichkeit  entziehe.  Die 
Realisirung  dieser  Unternehmungen  werde  erfolgen,  sobald  genügende  Mittel 
dafür  disponibel  gemacht  worden  seien,  was  zu  vermelden  hoffentlich  bald 
Veranlassung  vorliegen  werde. 

Der  Vorsitzende  schreitet  sodann  zur  Mittheilung  des  1886  er  Finanz- 
berichtes, welcher  »ich  folgendermaßen  gestaltet. 


Actlva.  Bilanz  des  „Centralverein*  für  Handelsgeographie  etc.“  zu  Berlin  am  31.  Dezember  1886. 


Effekten-Konto: 

M 

Konto  der  Sammlung  für  das  Deutsche  Hospital  in 

Bestand  an  Effekten 

8 778,30 

Klo  de  Janeiro: 

Kassa-  Konto: 

Geeammlbelrag  der  für  dasacib«  «einer  Zeit  eingegangenen 

Baarbestand  ’ 

20  3. §3 

Beiträge  nach  Abzug  der  Unkosten 

Mobi  lien  -K  onto: 

Kreditoren- Konto; 

Vorhandene  Mobilien  nach  Abschreibung  . ... 

394 

Diverse  Kreditoren 

Bibliotheks-Konto: 

Kapital-Konto; 

Vorhandene  Bücher,  Landkarten  u*w.  nach  Abschreibung 

551* 

Kapital 

Zeit  Schriften- Konto: 

Bestand  an  Zeitschriften 

90 

I 

HaudelsgeographiHches  Museum,  Inventar- Konto: 

Werth  der  Sammlungen  und  Mobilien  nach  Abschreibung 

11  934* 

Beitrags-Konto: 

Noch  ausstebende  Beiträge  . 

900 

Debitoren-Koatoi 

Diverse  Debitoren 

9Ü4,j* 

'! 

Konto  der  Südamerikaniecben  Ausstellung:  i 

Waarenbestand  ....  ........  . . | 

1 400 

25  226* 

II 

Passiva. 


M 


567,eo 
15  423* 
9 235* 


25  226,« 


Vorstehende  Bilanz  haben  wir  geprüft  und  mit  den  onlnangtmifsig  geführten  Büchern  übereinstimmend  befunden. 

Berlin,  den  14.  November  1887. 

Für  die  Revisions-Kommission:  Für  den  Vorstand:  Für  die  Finanz- Kommission: 

Gustav  Wolff.  Petersilie.  Dr.  R.  Jannascb.  R.  Geliert.  K.  Gehricke. 


Debet.  Gewinn-  und  Verlust*  Konto  für  das  Jahr  1886.  Credit. 


An  Mobilien- Konto: 

M 

Per  Beitrags-Konto: 

M 

Abschreibung 

43* 

Mitgliedcrbeitrigc . j 

15  441* 

„ Bibliotheks-Konto: 

„ Interessen-Konto: 

Abschreibung ji 

61  jo 

Ertrag  an  Zinsen  .......... 

112* 

. llandelsgeograpb.  Museum,  Inventar- Konto:  \ 

. Zeit*chriften-Kouto: 

Abschreibung 1 

469,70 

Gewinn  auf  diesem  Konto  ... 

82* 

„ „Export“- Konto: 

. Effekten-Konto: 

Beitrag  für  den  .Export“ ( 

9 927 

Gewinu  durch  Kursdifferenz . i 

76* 

„ Aortrags-Kouto: 

„ llandelsgeograpb.  Museum,  Iuvoutar-Konto: 

Gezahlt«  Honorare,  Keiaespesen -Vergütung  und  Saal- 

Wertherböhung  im  Laufe  diese«  J&bres  durch  Zu- 

mielbe  

>:>X» 

wachs  usw. ...  

3000 

„ Hand# lsgsograph.  Museum.  Unkosten  Konto: 

„ Kapital  - K oti  to: 

Miethe  für  die  Museanatrium«  ....  2 OOO*  M 

zur  Hindelsexpedition,  zum  Kongrefs  und  zur  Süd- 

sonstige  Ausgaben 251*  „ 

2251* 

amerikanischen  Ausstellung * * 1 

7 I43,i* 

„ Unkosten*  Konto: 

; 

Allgemeine  Unkosten  (Gehälter,  Miethe,  Steuern,  Porti 

und  samtige  Spesen,  einschließlich  5000  M Beitrag 

zum  Ganuitiefonds  der  Deutschen  Handelsexpedition'! 

11  763* 

* Kongrefs-Konto: 

Zusehufs  resp.  ungedeckte  Ausgaben  den  Allgemeinen 

i 

deutschen  Kongreß  betreffend  | 

487* 

25  856* 

1 1 

1 25856* 

Vorstehende  Gewinn-  und  Verlust-Rechnung  haben  wir  geprüft  und  mit  den  ordnungsmäßig  geführten  Büchern  übereinstimmend  befunden. 
Berlin,  den  14.  November  1887. 

Für  di«  Revisions-Kommission:  Für  den  Vorstand:  Für  di«  Finanz- Kommission: 

Gustav  Wolff.  Potersilie.  Dr.  R.  Jannasch.  R,  Gellart.  E.  G«hrleke. 


Da  di«  Versammlung  diesen  vom  Vorstande,  der  Finanzkommission  und  I 
den  Revisoren  geprüften  Bericht  genehmigt,  ko  schreitet  die  General- 
versammlung zur  Wahl  des  Vorstandes.  Rs  werden  wiedergewählt  die 
Herren  I>r.  Jannasch  als  Vorsitzender,  Direktor  R.  Geliert  als  stellver- 
tretender Vorsitzender,  die  Herren  Dr.  Kersten  als  Schriftführer  und  Frei-  . 
borr  von  Münchhausen  aß  Stellvertreter  desselben,  Herr  Emil  Gehrike  I 
als  Schatzmeister  und  Herr  Generalkonsul  Schlesinger  als  dessen  Stell- 


vertreter. Ebenso  werden  die  Herren  Dr.  Karl  Vor  meng,  Major  G.  0.  Milder 
Dr.  Brendel,  Konsul  Nordenholz  und  Kegiorungsbaumeister  Grüner! 
wiedergewäblt. 

Die  Herren  Protzen  und  Keferstein  beantragen,  daß  die  Ver- 
sammlung de«  Vorstände  sowie  den  RevUoren  ihren  Huk  für  die  geleistete 
Arbeit  uod  gehabten  Mühen  entspreche,  was  Seitens  der  Anwesenden  durch 
Erhebung  von  den  Plätzen  geschieht. 


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Nr.  50. 


740 

EXPORT,  Organ  des  Central  Vereins  für  HaudelsgeograpJiie  etc.  |$ft. 


Nachdem  der  Vorsitzende  dio  Generalversammlung  als  bocndet  erklärt 
hat,  spricht  sich  derselbe  eingehend  über  die  Notbwendigkeit  einer  regen 
Betbeiligting  der  deutschen  Industriellen  an  den  nächstjährigen  internationalen 
Ausstellungen  zu  Melbourne  und  Brüssel  aus. 

Redner  führt  de*  Weitoreu  aus,  daß  die  gleichzeitige  Abhaltung  der 
Ausstellungen  zu  Brussel  und  zu  Melbourne  und  di«  intensive  Itetbeiligung 
der  deutschen  Industriellen  an  beiden  Unternehmungen  durchaus  im  Interesse 
unserer  Exportindustrie  liege.  Die  Hediifnisse  der  beiden  Ausstellungen 
seien  durchaus  verschiedene.  Australien  sei  ausschließlich  ein  IjuiJ  mit 
überwiegender  Naturalwirthsc-baft,  die  dortige  Industrie  sei  zu  wenig  ent- 
wickelt,  iun  den  Bedürfnissen  de*  Landes  zu  genügen,  die  meisten  Gegen- 
stände des  täglichen  Bedarfs  werden  aus  Europa  bezogen,  *o  Kleiderstoffe, 
Kleider,  Schuhwerk  u»w.  Zur  Erschließung  des  Hinterlandes  sei  Australien 
genothigt  im  Laufe  der  nächsten  Dezennien  seiu  Hahnnetz  beträchtlich  aus- 
zudehnen,  und  werde  daher  die  Schienen,  das  rollende  Material,  die  Werk- 
zeuge und  Uilfamaschlnen  aus  Europa  beziehen.  Durchaus  verschieden 
aeiuu  die  Bedürfnis*«  Belgien*,  welches  Angesichts  seiner  Leistungen  nament- 
lich itn  Eisenbahnwesen  nicht  nothwendig  habe  die  Bedürfnis*«  seines  Ver- 
kehrswesens durch  Einkäufe  im  Ausland«  zu  decken.  Dagegen  sei  eine  leb- 
hafte Beteiligung  der  deutschen  Nahrung*-  und  Geoufsmittelindustrie  sowie 
der  neusten  Erfindungen  auf  der  Brüsseler  Ausstellung  wünschenswert!), 
denn  Belgien  sei  ein  Land  dessen  landwirthschaflliche  Produktion  dein 
Konsum  seiner  Bevölkerung  nicht  genüge.  Entwickelt,  wie  seine  gewerb- 
liche  Produktion  ist,  müsse  es  auf  Verbesserungen  und  Fortschritte  in  der 
Industrie  bedacht  sein  um  durch  Erwerb  von  Patenten,  verbesserten  Ver- 
fahren u*w.  die  Konkurrenz  auf  dem  Weltmarkt.»  bestehen  zu  können.  Mit- 
hin sei  die  Beschickung  der  Ausstellung  in  erster  Reihe  den  deutschen 
Patentinhabern  tu  empfehlen. 

Wenn  daher  für  die  gedachten  und  ihnen  verwandten  Industriezweige 
es  sich  aus  rein  materiellen  Gründen  empfehle  dio  Brüsseler  Anstellung 
zu  beschicken,  um  auf  diese  Weise  den  Verkehr  mit  einem  Nachbarland« 
zu  fördern,  dessen  Gesammthandel  mit  Deutschland  ca.  4D0  Millionen  M 
betrage,  so  sei  die  umfassende  Betheiligung  der  deutschen  Industrie  in  Mel- 
bourne nicht  nur  ein  Gegenstand  der  materiellen  Erwägung,  sondern 
eine  Ehrenpflicht  der  deutschen  Industrie.  Dem  allgemeinen  Verlangen 
den  deutschen  Export  zu  fördern  habe  die  Rcichsregterung  durch  offizielle 
Beschickung  der  1879  er  und  1880  er  Ausstellungen  zu  Sydney  und  Mel- 
bourne Folge  gegeben.  In  woitoror  Erkenntnifs  der  Notbwendigkeit  die  Vor- 
kekrabextob ungen  zu  diesem  Gebiete  zu  möglichst  intensiven  und  direkten 
zu  gestalten,  sei  die  subventionirte  Dampferlinie  eingerichtet  wordeu.  Wenn 
jetzt  die  deutsche  Industrie  zögere,  das  in  Australien  gewonnene  Terrain 
featzuhalte«,  so  würde  in  künftigen  Fällen  das  Reich  in  der  Förderung  der 
Exporthandelsbeatrebungen  aich  reservirt  verhalten  und  keine  Mittel  aua 
öffentlichen  Fonds  zur  Verfügung  stellen.  Die  Betheiligung  an  der  1888  er 
Mrlbourneausatellung  sei  in  erster  Reihe  Aufgabe  derjenigen  Firmen,  welche 
seinerzeit  die  derselben  sympathischen  Resolutionen  unterschrieben  haben- 
Insbesondere  aber  sollten  diejenigen  Handelskammern,  welche  aicli  zu  Gunsten 
der  offiziellen  Beschickung  der  lKBftcr  Ausstellung  zu  Melbourne  ausge- 
sprochen haben,  Kollektivausstellungen  organisiren,  welche  die  Geaammt- 
loistungen  der  deutschen  Induatrie  mit  sehr  geringen  Kosten  für  die  ein- 
zelnen Betheiligten  zur  Darstellung  bringen.  Wünschenswert!!  sei  es,  dafs 
das  Reich  sobald  als  möglich  auf  amtlichem  Wege  eine  dahin  zielende  Auf- 
forderung an  die  Handelskammern,  Syndikate,  Berufsgenosseuscbaften  und 
staatlichen  Werke  ergehen  lasse.  Referent  ersucht  aui  Schlüsse  seiner 
Ausführungen  die  anwesenden  Mitglieder  dor  deutschen  Handclsgcograpbi* 
sehen  Gesellschaften  nicht  nur  für  die  ausge wählte  Beschickung  der  Ausstellung 
von  Brüssel,  sondern  namentlich  auch  für  die  gut  organiairte  Betheiligung 
der  deutschen  Industrie  in  den  ihnen  befreundeten  industriellen  Kreisen 
wirken  zu  wollen. 

Auch  beantragt  der  Vorsitzende,  dal*  die  Anwesenden  zum  Zeichen  der 
Anerkennung  und  dos  Dankes  für  die  Initiative  der  Reichsregieruug  sich 
von  ihren  Plätzen  erheben. 

Nachdem  dies  geschehen,  crtheilt  der  Vorsitzende  Herrn  Dr.  Pechuel- 
Loescbe  das  Wort  zum  Vorträge  über  „Die  Natur  und  dio  wirtschaftliche 
Bedeuluug  des  tropischen  Afrikas*.  An  der  nach  Schluß«  des  uiit  lebhaftem 
Beifall  angenommenen  Vorträge*  statttmdeuden  Diskussion  betheiligte  sich 
vorzugsweise  Herr  Konsul  Vobsen  aus  Sierra  Leone.  Die  zahlreich  be- 
suchte \er*amcnlung  schlofs  um  10  Uhr,  An  der  anaebläefsenden  geselligen 
Zusammenkunft  der  Mitglieder  nahmen  zahlreiche  Mitglieder,  Reisende  und 
korscher  thcil,  unter  denen  wir  außer  dcu  Herren  Pechuel-I.oesche  und 
Vohsen  noch  du*  Herren  Dr.  Büttner,  Dr.  Meyer  (der  Besteigor  des 
haiima-Ndscharo),  Dr.  Hell  mann,  Sellin,  Dr.  Deckert,  Dr.  Brandet 
aus  Montevideo,  Dr.  Diercks  u.  A.  m.  Mehrere  Ausländer,  u.  A.  Spanier 
und  FrmnxMen  wohnten  der  Versammlung  bei.  Der  Reichiskommissar  für 
Melbourne,  Regierungsrath  Wormutb,  beehrte  die  Versammlung  durch 
seine  Anwesenheit. 


Briefkasten. 

Diejenigen  Leser  de*  „Exports“,  welche  uns  Nr.  3 des  Jahr- 
ganges 1880,  Nr.  9 und  17  des  Jahrganges  1881,  Nr.  17  des  Jahr- 
ganges 1882  und  Nr.  20  des  Jahrganges  1886  gedachten  Blattes 
zur  Verfügung  za  stellen  in  der  Lage  sind,  wollen  diese  Nummern 
gen.  an  die  Redaktion  des  Blattes  einsendeu.  Dieselbe  erklflrt  sich 
bereit,  für  jede  der  genn unten  Nummern  40  zu  zahlen. 

Redaktion  des  „Export“. 

E.  B.  in  Rio  de  Janeiro.*  Die  Nachricht,  dafs  die  biwige  Diskonto- 
geaeUadiaft  in  Rio  ein«  Filiale  zu  errichten  beabsichtigt,  ist  in  dieser  Form 
nicht  zutreffend.  Die  DiakoatogwelUcbalt  hat  aich  vielmehr  mit  der  Nord- 


deutschen Bank  in  Hamburg  verbunden  zur  Begründung  einer  faurt  h 
sitiauischen  Bank,  welche  in  Rio  ihren  Hauptsitz  haben  wird,  ln  Bankt* 
würde  die  Filiale  domfziliren. 

— Hoi  ft.  O.  L«ta4aaa,  Hamburg.  in»l*ai;  I'»r 
diBptir  ..Lu.lerru1  im  «u  .«■i.ruri  »■»  i.  litituliir  VmimIU|<  i«  I.imiI  , ■«<!>%«, 
imil  im  «.  t>r('inb«r  %-'u  I.w.ji.un  ««cfc  BraaiOmi  (rt 

iehecid  »m  t,  Dtimbcr  Krfl»  In  Vl»r»nl“  •ngufc^inroru  m*d  »m  ! Diwm«  fei, 
uarh  <J*>o  La  1‘lata  wMti-rrr(»nntr.  „Rio“  &»»  .u.r.h.o-)  tu  4.  Utuahi  I L'l» 

Dem  p«*»»ri-  •OnrtfMt'1  Mt  «in  *.  D«»eui*e«  Xwjui  »au  lUdclrt  uwt  4<n  U 

„Curitjrba“  i«i  am  i.  li#*rm*.-*f  Ntrlmli'ajs»  »»a  IVrnnttr.-.  „■)  i 4 
„R**ariu"  ist  am  7.  !>•  t*«aü«r  Ntrhmllt***  tob  ti'-V  ilt«  u [-<, 

walia<ll«oaa«aB.  _ 

Deutsch«  Exportbank. 

KBr  TalefTamme : Fiporltiank,  Bertla. 

Abthellung:  Expcrtburean. 

Berlin  S.W.,  Koehstrafse  27. 

(Brief«,  I'aciata,  uav.  aiw.  »ln*  nur  «alt  Zl«*tr  Ad  ree«  aa  iiniti«) 

11«  Vtraltta*  flr  Ale  l»(SrAtr»tgikeiiea  JeAtr  nt  Ckifra  L L.  tiagertklMi  Mtnt  w *• 
idka  rat  «<•  A«a  ntunlntiriult  tu  R.-l  ilill  Pran  1 Mart  (s  *nä 

SrletwarkMl  leite  rif.a.  _ »uiheeetitttA«  K.-S.  *«Haa  Ala  «U  Zar  Mrlrtu  pM» 
litte»  Slanat  rarkudaaca  Cakadat  la  IfckiUK  knUIII.  — tla  Hiniu  mm  »aSi«^ 
(ballt  in  E.-B.  atr  mImb  IImmUm  m Am  Inulin  bakaaalaa  l*Xit*i*gie  * 

674.  Die  Firma  Muucberjee,  Pallonjee  de  Co.  in  Bomb»)  p.* 
unser  Iiutilut  fortgesetzt  als  Referenz  auf,  ohne  von  uus  bum  mkrar. 
worden  zu  sein.  Wir  können  dieses  Verfahren  seiten*  der  geruaUtt  f-ns 
um  so  weniger  mit  Stillschweigen  übergehen,  als  wir  keine  Verna.-.: 
halten,  genanntes  Haus  zu  empfehlen. 

67.r>.  Herr  Gustav  Hoyer  in  Limbaeh  in  Sachsen  tbeilt  uud 
dafa  er  seinen  Neffeu  und  seitherigen  Prokuristen  Herrn  Hubert  Krmir 
als  Thcilbaher  in  sein  unter  der  Firma  Gustav  Hoyer  bestehendta Stump 
und  Handschuhfabrikatioosgescbäft  aufgeuommen  hat. 

676.  Zufolge  Beschlusses  de»  General ralhes  der  OitemieiÜKäT'efi 
rischen  Bank  vorn  24.  November  1887  sind  die  sümmtlicben  füaf  Emns*  . 
kategorien  der  Pfandbriefe  der  Boden krcditaustalt  in,  Uermanastadt  iw  ?- 
lehuung  bei  allen  Haupt-  und  Zweiganstalten  der  Usterr.-Ungtr.  But  i 
ein*r  Belehnungstaxe  von  7ä°/o  des  jeweiligen  Kurswerthea  und  inlsr  ki 
jeweilig  für  das  Darlehensgeschäft  der  Bank  bestehenden  VorwärJut  np 
lassen  worden. 

677.  Eine  der  ersten  deutschen  Firmen  für  Forst-  und  laadeirtwdu* 
lieb«  Simeteien,  welche  auf  einer  Reihe  von  internationalen  AnaMlnpi 
pr&miirt  worden  und  im  Auslände  gut  eingeführt  i.t,  wünsekt  ptkn  Tr- 
hroitung  ihrer  Beziehungen  vorzugsweile  nacb  folgcodern  Ländani:  Uosr 
lien.  New  Zealand,  Sü  : -Afrika,  ferner  auch  nach  Spanien  und  luii«-  t'hc 
ten  erbeten  unter  L.  I»  609  an  die  Deutsche  Export-Bank.  ^ 

678.  Eine  renommirte  deutsche  Geldscbraak-  und  VekcyeiuiVu 
sucht  für  ihre  GeWscbränke  geeignete  direkte  Verbindungen  awh  dwi»" 

j lande  anzukuüpfen  und  wünscht  für  ihre  Velozipede  gröfir-e  Vertwtaf 
| ihrer  Beziehungen  vorzugsweise  nach  folgenden  Lindern:  Ostemkl  C*pn, 
Böhmen,  Italien,  Schweiz,  Rufsland  und  nach  dem  Orient  tHfertm 
unter  L.  L.  610  an  die  Deutsche  Eaportbank. 

679.  Die  Herren  Fritsche  dt  Pischou  in  Berlin  W,  Lukor-H 

zeigen  uns  an,  dafs  sie  blerselbst  unter  der  Firma  Pritsche  4 t 
ein  elektrotechnisches  Unternehmen  zum  Zweck  der  Konitnihn  »' 
Fabrikation  aller  in  dieses  Fach  schlagenden  Maachiuen  uad 
ctabllrt  haben.  , 

680.  Wir  haben  au*  Rumänien  Nachfrage  nach  Maschin«  ra»*<« 
resp.  Flechten  von  gewöhnlichen  Uobrmatten.  Offerten  erbst«  unhr  l*  - 

611  an  dis  Deutsche  Exportbank.  . - 

681.  Ein  altreuommiites  Agentur-  und  KomtnissionsgMchift  u kw 
stautinopel  hat  größeren  Bedarf  au  Drabtnägeln  (Pointe*  d«  P*ri,!i 
sehrot,  ordinären  Schaufeln  ohue  Stiel  usw.  und  sucht  für  «base  Artiu.  rt 
tretungen  leistungsfähiger  deutscher  Fabriken.  Offerten  erbeUB  u 

612  an  die  Deutsche  Exportbank.  . ^ 

682.  Von  einem  befreundeten  Hause  in  Antwerpen  erhaltrn  •*_ 
"ende  Mitlhcilung;  „Es  giebt  Fabriken,  welche  zum  Verpacken  der  n--’ 
holländischen  Käseköpfe  Hülsen  au»  sehr  starkem  PapiertnKh* 
fasern  berstellcn.  Die  Hülsen  bestehen  aus  zwei  runden  Deck«»  **  ^ 
der  Käse  enLvprecbend,  welche,  äbeneinander  gestülpt,  gut  O*" 
scbliefscn.  Es  wird  durch  diese  Haßen  ermöglicht,  relativ  frbebeo, 

Käse  selbst  in  heißeste»  Gegenden  zu  versenden,  wohiß  M* 
genermaJsen  nur  ganz  alter,  harter,  trockener  Käse  gehen  kooote  . * ® 
welche  in  Rede  stehenden  Artikel  fertigen,  ersuchen  wir  — WM«”» 
ihrer  Adressen  resp.  Offerten  unter  L.  L-  618  an  die  Deutsche  ti|<  - 

688.  Eine  sehr  leistungsfähige  Sommerfelder  Tuchfshi riä 
Frankfurt  a.  M.  einen  tüchtigen  Vertreter,  welcher  gieichxeitig 
Land  bereist.  Offerten  erbeten  unter  L.  L.  614  an  di«  Deutsche 

684.  Unter  Hinweis  auf  den  in  der  Nummer  49  des  Bis» 
lialteucn  Artikel  über  dio  Handel »verbällnUse  in  MesopotM»*“  ^ 
wir  den  Abonnenten  des  Exportbureaus  mit,  daß  der  Verfasser  d,‘  flk- 
ein  in  Bagdad  lebender  deutscher  Kaufmann,  bereit  ist,  die 
deutscher  Industriellen  und  Exportfirmen  zu  übernehmen-  „) 

hiesiger  Firmen  und  Privater  stehn  zur  Verfügung.  ^IA'  - 
Chiffre  615  «rth«ilt  die  Deutsche  Kxportbank  eingehende  Aiwowt- 

■m  DEUTSCHE  EXPORTBANK,# 

Berlin  SW.,  KochatrafBe  27, 

«•mpflrhll  »ich  aherxeeische«  Firmen  mr  Einleitung  »•* 
bindnngen  für  den  Bexng  dentNcher  Export-Artikel  ud  ’ 
von  beschälten 

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741 

EXPORT,  Organ  de*  Oimtmlrereiiw*  f#r  HanHelageographie  etc. 


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gütig  för  den  Monat  Dezember  1887. 

Fahrtn  ah  Triest: 

Ost-Indien  nach  Hongkong  über  Brindisi,  Port  Said,  Suez,  Aden,  Bombay.  Colombo,  Psnang  und 
and  China,  Singapore,  am  18.  Dezember  iiiq  4 Ubr  Nachm.; 

*5°  mit  ÜberiebKTung  auf  eigene  Dampfer: 

Suse- (anal  iQ  sucx  ütch  Massaun.  Ilodeidab  und  Suakin; 

in  Colombo  nach  Madras  and  Calcutta. 

Egypten,  Freitag  Mittags  nach  Alexandrien,  über  f'orfu  (Verbindung  mit  Fort  Said  und  Syrien). 

Levante,  Dienstag  um  4 Uhr  Nachmittags,  nach  Griechenland  bis  Smyrna;  den  13.  und  27.  über 
Fiume  und  dun  6.  und  20.  direkt,  nach  Corfu,  Syra,  Piräus  und  Uh  ins; 

Mittwoch,  jeden  zweiten  (7.  und  21.)  6 Uhr  Nachmittags,  nach  Thessalien  bis  ConsUnti- 
nopel;  mit  Berührung  von  Fiume,  Corfu,  Santa  Maura,  ratras,  Catacolo,  Calamata,  Piräus, 
Volo,  Salonich: 

Samstag  2 Ubr  Nachmittags,  nach  < onstantinopel,  mit  Berühning  von  Corfu  und  Piräus; 
ferner  via  Piria*  nach  Syra,  Insel  C&ndien  und  Smyrna;  dann  via  Constantinopsl  nach 
den  Häfen  des  Schwarten  Meeres; 

jeden  zweiten  Samstag  (3.,  17  und  31.)  nach  Syrien  via  Smyrna,  und  (10.  und  24.) 
nach  Thessalien  via  Piräus. 

Dalmatien,  jeden  Montag,  Mittwoch  und  Samstag  10  Uhr  Vormittags,  (jeden  Samstag  via  Spalato  narb 
Metkovich); 

jeden  SaiUHiag  um  4 Uhr  Nachmittags  nach  Melken  ich  direkt. 

Istrien,  Dienstag  und  Freitag  um  7 Uhr  früh  nach  Fiume  über  Pola  etc 
Venedig,  jeden  Dienstag,  Donnerslag  und  Samstag  um  Mitternacbl 

Ohne  Haftung  für  die  Rrgelrnäfiugkrit  des  Dienste«  während  der  Kontumaz- Mafsregehi. 

in  Triest  und  die  General- Agentur  in  Wien, 

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Stinten 

1U*J 

üVA.Kli6infi(f|»l  brhnnnt 
Frrt.ern 
nueg.jrithnd'» 
’O. Vv.  u hab«R  m hsn 

t»a«i 

AOOUONHAAOI  ORCSl'DT^^^H 

ä-rn<t.  NnM| 

uni»  •:  »r-.f.r.r  t-e!  oll.'  --IIREin^B 

iconn  T!  VTfW  sowie  v*rwtnd'#^H 
•msmm  srtaAUTATrw  mbl" 

Wassermesser.  D.  R.  P.  No.  1243 


«am  la  Brome  nsoOkn  * d«a  (äftfrea  für  T 
hi»  ZM  mm  H.. hro.it.,  es.  10  00»  8lS«k  »eil  1S77  Lm 

tWtrteu».  Dk»  d.utL*.  fl,..,.**  WuHmMf«  «*W« 
«ImelbM  bal  X - U«  m IHark  hta  aal  JpCt  «amn  i». 

(•rObl*  fclafarkkelt  der  K..o»ir«hi  ■«.  »»kr 
lakhlm  Ha.  aaS  äaa.rkall.ai  a-rtti*«.  IJ«wlrkl; 
««U«*ui  K» parat arbedil  r fUckelt ; .Un»r»de  Kac 
sJladl|rkk«U|  <ul»i>ier  Drvrkv»rla«l|  peaemda 
Mill»ä«  an4  bvwtatei  «leie»»  K*»»neth*ll.  cum 
telbatreparirwn  i l«kbte»  Aatrlnatidrraekaa#*,  *tn» 
Itrlaliran«  oolbwwinl»«. 

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Inhaber:  E.  I.lrhtner,  k.  k.  ösicrr.ungw- 

Sydney  (Aiitrallen). 
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Dentwhe  Exportbank  Berlin  SW.,  kochst™  fite  37. 


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tretung  sowie  Wahrnehmung  ihrer  Interessen  wtf  der  WeltansHtellung  von  Melbourne  init  der  obigen  Firma  in  Verbinder* 
setzen.  — Dieselbe,  seit  vielen  Jahren  in  Australien  eingeffihrt,  ist  zn  jeder  Mitthoilung  über  die  dortigen  Absatyvprhaltaia« 
gerne  bereit 

Auskunft,  über  die  Firma  efthaft  die  _ . . — . _ .. 

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in  d*uu<hen  Peetf  eblet  IX»  m 
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im  VeietaeaneUnd  . . .1««  . 


UiMla«  üimatra  41  l'f«. 


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alt  SU  Pt  berechn, t 
•erden  een  der 
Kip  J i tiim  (1  PH  „Exports“, 
Borün  SW.,  I ochst  r.  87, 

eat«e«aa>«u«aB«iL 


e%*i(ay+\ 

nach  U Übereinkunft 

all  der  EipwLrloa. 


Centralvereins  für  Handelsgeographie  und  Förderung  deutscher  Interessen  im  Auslande 


Redaktion,  und  Expedition:  Berlin  S.W.,  Kochs txafee  27. 

(Oeeehtfiaietti  Woch#au*i  9 bt»  4 l.’br.) 

Der  .EXPORT“  ix  im  deutschen  PoetxeitungskaUlog  für  1887  unter  Nr.  187ü,  Seite  59  eingetragen. 


IX.  Jahrgang.  SBcitTvs  Dum  *>o.  is$£. 


"ieee  Wochenschrift  verfolgt  den  Zweck,  fixlUnfwiit  Berichte  über  die  Ia£b  unserer  Laadileule  ia  Aualaude  sar  KeaatnJb  ihrer  Leeer  u bringen,  die  IntereMen  dee  deuUchM  Kiporte 
thnlkrdfbg  xu  vertreten.  sowie  dem  deaUcheu  Handel  und  der  deutschen  ludusuie  wichtige  UJuhellaugen  über  die  HandolevcrhiUniftte  dm  Anelandna  ln  IQnrilc  Frist  xu  (ibsrnUtteln. 

H riefe,  Zellengen  nnd  WerthMOdaageu  für  den  „Kiport“  »lud  eu  dM  Uedsktion,  Berlin  SW,  Kuchrtre/ie  27.  in  richten. 

Briefe.  Zeitungen.  B ei t rittaerklexungen . Werthiendungen  für  den  „Cantralverala  ftr  Uudelege«grephie  etc.“  «ud  nach  Berlin  SW..  Kockstrsb«  27.  in  richten. 

Inhalt:  A bonneunents- Ein Isdung.  — Psr  ozeanische  P ostdampferverkehr:  15.  Spanische  Linien.  (Schlufs.;  Von  L»r.  Moritz  Linde- 
in an  ln  Bremen.  — Europa:  Zur  Lage  in  Spanien.  — Süd- Amerika:  Argentinisches  Gesetz  vom  18.  -September  1887  niwr  die  Verpachtung  und  den 
Ausbau  der  Gctmmlheitswerke  der  Stadt  Buenos  Aires.  — Meiutchenachacher  in  Argentinien  (Original bericht  au»  Kaper&iua  de  Santa  Ke,  Kepublica  Argen 
tina,  Mitte  November). — Zur  Kolonisation  in  $io  Paulo.  — Patagono*,  Ende  Oktotwr  1887  lOriginslberirkt).  — Einnahmen  und  Ausgaben  der  Republik 
• 'hile.  — Briefkasten.  — Deutsche  Kxportbank  (Abtbeilung:  Export- Bureau).  — Anzeigen. 

Die  Wiedergabe  von  Artikeln  aus  dem  , .Export"  ist  gestattet,  «enn  die  Bemerkung  hinzugefiigl  wird:  Abdruck  {bezw.  Übersetzung)  aus  dem  ..EXPORT“. 


Nr.  51. 


Abonnei  ne  nts -Ein]  ad  ung. 

Die  Abonnenten  des  Bnebh&ndels  und  der  Post  ernneben  wir. 
die  Abonnemente  pro  I.  Quartal  1888  baldthunliobet  erneuern  in 
wollen,  am  eine  Unterbrechung  In  der  Zusendung  des  Blattes  zu 
verdaten.  Abonnementspreis  3 Mark  viertelj&hrllrt. 

Der  ..Export  “ ist  im  Postzeitungskataloge  ffir  1888  unter 
Nr.  1939,  Seite  82  verzeichnet 

Berlin  SW,  Koehstralae  27.  Expedition  das  „Exporta“. 


Oer  ozeanische  Pettdarapferverketor. 

Von  L>r.  Moritz  Lindcman  io  Bremen. 

15.  Spanische  Linien. 

(ScblufrJ. 

Wir  wenden  un*  nun  xu  den  Bestimmungen  des  durch  König- 
liche Verordnung  vom  26.  Juni  d.  J.  in  Kraft  gesetzten,  in  der 
„Gaceta  de  Madrid“  vom  28.  Juni  d.  J.  publizirten  Vertrags  und 
führen  daraus  die  hauptsächlichsten  au;  sie  weichen  in  manchen 
Punkten  von  ähnlichen  Verträgen  ab.  die  in  anderen  Staaten  zwi- 
schen Regierungen  und  Dampferkompanien,  wie  wir  gesehen  haben, 
abgeschlossen  wurden 

Zunächst  verpflichtet  sich  die  Gesellschaft,  jährlich  36  Fahr- 
ten von  Cadiz  und  Santander  nach  den  Antillen  ausffthren  zu  lassen. 
Die  Fahrten  vou  Santander  sollen  mit  einigen  nordeuropälaclien 
Häfen  Verbindung  haben,  die  monatlich  von  Cadiz  ahgebenden 
Dampfer  können  Las  Palmas  de  Grau  Canaria  anlaufen,  und  müssen 
»ich  sSmmtticbe  Fahrten  bis  nach  New  - York  und  Vera  Cruz  er- 
wecken. Endlich  sollen  Laguaira,  Puerto-Cabello,  Sabauilla,  Car- 
tagena und  Colon  monatlich  einmal  berührt  werden.  Nach  Eröff- 
nung des  Panatnakauals  soll  eine  der  monatlichen  Fahrten  bis  nach 
Guayaquil  ausgedehnt  werden.  Die  Gesellschaft  soll  ferner  sogleich 
monatliche  Verbindungen  zwischen  Valparaiso  und  San  Francisco  — 
unter  Benutzung  der  Panamahahn — , zwischen  New- York  und  New- 
örleans,  zwischen  Habana  und  New-Orlcaus,  zwischen  Habana  und 
Savauuah,  Charleston,  Georgcstown,  Baltimore  und  Philadelphia, 
sowie  zwischen  New- York  und  Boston  und  tjnebek  herstellen. 

Alle  4 Woeben,  also  13  Mal  im  Jahre,  sollen  von  Barreloua 
aus  Fahrten  uach  Manila  durch  den  Suezkana!  atisgcführt  werden, 
die  einen  Hafen  Englands  zum  Ausgangspunkt  habeu  und  durch 
den  von  der  Regierung  zu  genehmigenden  Fahrplan  zu  bestim- 
mende Häfen  Spaniens  berühren.  Es  sollen  Verbindungen  zwischen 
den  fahrplanrnfifsigeu  Häfen  hergestellt  werden,  die  in  möglichst 
zweckmäßiger  Weise  dazu  dienen,  abwechselnd  mit  den  direkten 


Fahrten,  die  über  das  Ausland  gehende  Post  der  Philippinen  zu  be- 
sorgen und  Spanien  und  die  Philippinen  mit  Havre,  Londou,  Ant- 
werpen, Hamburg,  Marseille,  Genna  und  Neapel,  mit  Kurachec  und 
I ßushire  im  persischen  Golf,  Zanzibar  und  Mozambique,  Bombay 
j uu  i f'alcutta,  Saigun,  Siduev  und  Batavia,  Hoog -Kong,  Shangai. 
Hyogo  und  Yokohama  zu  verbinden. 

Der  schon  eingerichtete  Dampferdienst  zwischen  Singapore 
und  Manila  wird  beibehalteu,  um  eine  der  auswärtigen  Linien  nutz- 
bar zu  machen  und  die  Korrespondenz  zwischen  der  Halbinsel  und 
dem  Philippineo-Arcliipel  zu  befördern.  Der  Kolonialmiuister  wird 
bei  geeigneter  Gelegenheit  bestimmen , mit  welcher  der  erwähnten 
Linien  dieser  Dienst  verbunden  werden  soll,  und  zwar  soll  die- 
jenige gewählt  werden,  deren  Reisen  am  wenigsten  mit  denen  der 
spanischen  Linie  zusammenfallen,  so  dafs  womöglich  den  spani- 
schen Kolonien  in  Asien  und  Australien  2 Mal  im  Monat  eine  Ver- 
bindung mit  Spanien  gesichert  werde. 

Ferner  sollen  jährlich  6 Reisen  ausgefübrt  werden,  die  von 
einem  französischen  Hafen  des  Mittelmeers  oder  der  kantahrischen 
I Küste  ausgeben,  näher  zu  bestimmende  spanische  Häfen  berühren 
| und  schließlich  von  Cadiz  aus  sich  nach  Buenos  Aires  richten, 
j Es  können  Santa  Cruz  auf  Teneriffa,  Rio  de  Janeiro,  Montevideo 
, und  andere  noch  zu  bestimmende  Häfen  angelauft-n  werden.  Diese 
! Fahrten  sollen  in  Cadiz,  wenn  sie  von  der  kantahrischen  Küste 
ausgeben,  mit  deu  Haupthftfen  des  Mittelmeeres,  und  wenn  sie  vom 
Mittelmeer  ausgehen  mit  den  kantahrischen  Häfen  Verbindung 
haben. 

Sodann  sind  jährlich  4 Fahrten  zu  macheu,  die,  iu  Verbindung 
mit  Barcelona,  »ich  von  Cadiz  nach  Fernando  Po  und  zurück  er 
! strecken  uud  Laracbe.  Rabat,  Mazagao,  Mogador,  Las  Palmas,  Rio 
I de  Oro,  Cap  Verde.  Monrovia  oder  andere  zu  bestimmende  Plätze 
berühren. 

Schließlich  verpflichtet  die  Gesellschaft  sich  zur  Ausführung 
von  jährlich  24  Fahrten  zwischen  Malaga  und  Ceuta,  Algecira«, 
Tanger  und  Cadiz,  die  8 Mal  im  Jahre  bis  auf  Larache,  Rabat, 

’ Mazagan  und  Mogador  ausgedehnt  werden,  so  dafs  sie  mit  den  vier 
i vou  Feruaudo  Po  ausgehenden,  welche  dies®  Häfen  berühren,  jähr- 
lich 12  Mul  Verbindung  unter  sieb  und  mit  den  vorerwähnten 
haben  uud  zwischen  Tanger  und  Cadiz  und  zurück  104  Fahrten 
gemacht  werden. 

Der  Artikel  3 des  Vertrages  bestimmt  die  mittlere  Fahr- 
geschwindigkeit der  verschiedenen  Linieu.  Dieselbe  soll  betragen 
für  die  Antillenlioie  ll^o  Meilen  (Knoten)  vom  Beginn  des  Ver- 
trags an,  12  Meilen  pro  Stunde  vom  1.  Oktober  1888  an,  12*$« 
Meilen  vom  1.  Januar  1893  an.  Ffir  die  Verlängerungen  dieser 


lgle 


Nr.  51 


746 

EXPORT,  Organ  des  Centralvereins  für  HaodelsgeograpU«  etc. 


18«: 


Linie  soll  die  Geschwindigkeit  10  Meilen  pro  Stande  betragen. 
Für  die  Pbilippioenlinie  sind  festgesetzt  10,  r.  Meilen  vom  Beginn 
des  Kontrakts  aa,  11,15  Meilen  vom  1.  Juni  1890  an,  12^o  Meilen 
vom  1.  Januar  1896  an.  Für  die  Linie  nach  Buenos  Aires  soll  die 
Fahrgeschwindigkeit  11,  für  die  nach  Fernando  Po  8,  für  die  nach 
Marokko  840  Meilen  pro  Stande  betragen. 

Der  Vertrag  beginnt,  sobald  seiten«  des  Staats  der  zu  seiner 
Ausführung  milbige  Kredit  gewährt  wird.  Die  neuen  Linien  nach 
den  Antillen  und  Philippinen  sollen  am  1.  Juli  1887  eingerichtet 
werden,  die  naeh  Buenos  Aires,  Fernando  Po  und  Marokko  erst 
aui  folgenden  1.  Dezember,  wenn  nicht  der  Kontrahent  sich  in  der 
Lage  erkürt,  sie  früher  herzurichten.  Der  Vertrag  soll  20  Jahre 
dauern  und  als  verlängert  gelten,  wenn  er  nicht  2 Jahre  vor  dem 
Ablauf  von  einer  Seite  gekündigt  wird.  Die  stillschweigende  Ver- 
längerang  soll  2 Jahre  nicht  überschreiten,  nach  deren  Ablanf  der 
Staat  den  Vertrag  als  beendigt  erklären  kann,  wenn  er  will. 

Als  Beihilfe  für  die  Ausßbrung  des  Vertrages  verpflichtet  der 
Staat  sich  nach  Artikel  5,  eine  8abvention  von  10,is  Pesetas  fiir 
die  amerikanische  Linie,  7,15  für  die  Philippinenlinie,  uud  0,73  Pe- 
setas für  die  zu  beiden  Linien  geschaffenen  Kombinationslinien  pro 
Seemeile  Fahrt  zu  zahlen.  Nach  Eröffnung  des  Panamakanals  braucht 
die  Regierung  für  die  Verlängerung  der  Zweiglinie  von  Colon  nach 
Guayaquil  nur  die  Kanalabgaben  zu  zahlen.  Für  die  Linie  nach  Buenos 
Aires  erhält  die  Gesellschaft  6,33  Pesos  pro  Pahrtraeile  Subvention, 
die  gleiche  Subvention  bekommt  sie  für  die  Linien  nach  Fernando 
Po  und  Marokko.  Die  Subvention  wird  monatlich  bezahlt,  und  zwar 
in  Metall  ohne  jeden  Abzug.  Nach  Artikel  6 verpflichtet  die  Re- 
gierung sich,  während  der  Dauer  des  Vertrags  keine  andere  nach 
denselben  Plätzen  gerichtete  Dampferlinien  zu  subventiouiren.  Die 
Regierung  kann  die  Zahl  der  Reisen  vermehren  oder  vermindern, 
in  welchem  Falle  die  Subvention  entsprechend  vermehrt  oder  ver- 
mindert wird.  Wenn  die  Aufhebung  von  Reisen  für  die  Gesell- 
schaft die  Folge  haben  sollte,  dafa  sie  einen  Tbeil  des  Materials 
zurückziehen  müfste  oder  nicht  brauchen  könnte,  hat  die  Regierung 
die  entsprechende  Entschädigung  zu  zahlen.  Die  Regierung  kann 
auch  die  kontrabirten  Linien  verlängern.  Ebenso  hat  nie  das  Recht, 
neue  Anlegebäfen  zeitweilig  oder  definitiv  ausxuachliefsen,  ohne 
dafs  diese  Änderung  eine  Veränderung  in  der  Subvention  zur  Folge 
hätte,  wenn  auch  Veranlassung  zu  der  besprochenen  Entschädigung, 
falls  die  Gesellschaft  einen  Theil  des  Materials  nicht  mehr  brauchen 
kann,  sein  sollte. 

Wenn  nach  Verlauf  der  ersten  fünf  Vertragsjahre  »Ich  nach 
Deckung  der  Obligationen,  Zinsen  und  Reserven  ein  Überschuß 
ergeben  sollte,  so  kann  die  Regierung  verlangen,  dafs  der  dritte 
Theil  desselben  auf  die  Errichtung  neuer  Linien,  Beschleunigung 
der  Fahrgeschwindigkeit,  Vermehrung  der  Bequemlichkeit  für  die 
Reisenden  oder  Verbesserung  der  Bedingungen  für  den  Staatsdienst 
verwandt  werde.  Behufs  Feststellung  des  Überschusses  hat  die  Ge- 
sellschaft über  jedes  Schiff  besondere  Rechnung  zu  führen,  und 
zwar  nach  n&hereu  Bestimmungen,  in  welchen  auch  die  Prozent- 
sätze der  Abschreibungen  vorgeschrieben  sind.  Die  Regierung 
hat  das  Recht,  jederzeit  die  Rechnungsbücber  der  Gesellschaft  zu 
prüfen. 

Sollte  die  Gesellschaft  zur  Ausführung  der  Subventionszwecke 
Schiffe  von  aaswärts  kaufen,  so  soll  sie  der  dem  Staate  für  ihre 
Einführung  zukoromenden  Abgaben  enthoben  sein. 

Wenn  ein  außergewöhnliches  Ereignifs,  sanitäre  Gesetze  usw., 
erforderlich  machen,  dafs  ein  Schiff  seine  Fahrt  an  einem  auderen 
als  den  kontraktmäßigen  Platze  beendigt,  »0  soll  die  Ankunft  in 
diesen  Häfen  hinsichtlich  der  Wirkung  aller  Bestimmungen  des 
Vertrags  als  Endpunkt  der  Reise  gelten. 

Die  Schiffe  dürfen  nicht  die  spanischen  Ausgangshäfen  ver- 
lassen, bevor  sie  die  offizielle  Korrespondenz  aufgeuomroen  haben. 
Die  Regierung  ond  die  Generalgouverneure  der  Provinzen  und 
überseeischen  Besitzungen  haben  die  Ermächtigung,  die  Abfahrt 
um  24  Stunden  zu  verzögern,  ohne  dafs  eine  Entschädigung  ge- 
zahlt wird.  Bei  weiterer  Verzögerung  sind  für  je  12  Stunden  2 500 
Pesetas  Entschädigung  zu  zahlen,  Der  Kontrahent  soll  stets  2 
Tage  im  Voraus  ein  Schiff  für  den  Abgang  der  spanischen  Post 
von  den  Ausgangshäfen  der  Linien  bereit  haben  und  bis  24  Stun- 
den vor  Abgang  2 Kajüten  erster  Klasse  zur  Verfügung  der  Re- 
gierung halten.  Aufenthalt  der  Schiffe  ist  nur  in  Fällen  der  force 
majeure  statthaft,  zu  diesen  zählen  aber  nicht  widrige  Winde, 
Schäden  an  der  Maschine  usw.,  es  sei  denn,  dafs  sie  auf  außeror- 
dentlichen Ursachen  beruhen,  namentlich  dann  nicht,  wenn  die 
Schäden  durch  Nachlässigkeit  oder  Bosheit  von  Beamten  usw.  ent- 
standen sind. 

Die  Aktien  der  Gesellschaft  sollen  auf  den  Inbaher  lauten  und 
nicht  ohne  Vorwisseu  der  Regierung  übertragbar  sein. 

In  den  Artikeln  22—40  sind  Vorschriften  über  die  Herstellung 


und  Beschaffenheit  der  Schiffe,  die  Leistungen  für  den  Staat  tu» 
enthalten.  Für  den  Antillendienst  verpflichtet  sich  die  Gesslkh:' 
12  Dampfschiffe  segelfcrtig  z«  halten.  Haben  die  8chiffc  L( 
samrnen  eine  Geschwindigkeit  bei  der  Probe  gezeigt,  weicht  n 
Durchschallt  für  jedes  14  Meilen  ergiebt,  so  sind  nur  lOStaif- 
erforderlich.  — Zar  Ausführung  des  Dienstes,  für  welchen 
Geschwindigkeit  voi  IK.30  Meilen  vorgesch rieben  ist,  sind  in  e 
sten  Vertragsmonet  3,  im  zweiten  3,  und  im  dritten  wieder ' 
Schiffe  mit  eiuer  Probegeschwiadigkeit  voa  13  Meilen  za  strllr 
Für  den  Dienst,  welcher  mit  12  Meilen  Geschwindigkeit  au«, 
führt  werden  soll,  sind  je  nach  Bedarf  nach  einander  10  Schf* 
mit  einer  Probefahrtgeschwindigkeit  von  14  Meilen  zu  stellen  - 
Für  die  Fahrten  von  12.m>  Meilen  Geschwindigkeit  sind  8 $cbil? 
von  14,  und  2 von  17  Meilen  Probefahrtgeschwindigkeit  za  «kl Ir 
Vor  dem  Jahre  1896  hat  die  Goseltacbaft  ein  drittes  Scbif  v* 
17  Meilen  Probefahrtgeschwindigkeit  zu  stellen. 

Förden  Philippinend  ien  st  verpflichtet  die  Gesellschaft.^;: 
6 Dampfschiffe  segelfertig  zu  halten,  und  zwar  sind  für  des  Dkm 
von  vorschriftsmäßig  10.  |j  Meilen  6 Dampfer  von  Juli  bi*  ['- 
zexuber  1887  von  einer  Probefabrtgescbwindigkeit  von  12  Meile, 
für  den  Dienst  von  vorschriftsmäfsig  11, 13  Meilen  6 Dampfer  s 
einer  Probefabrtgescbwindigkeit  von  13  Meilen  zu  steiles.  Ffirfa 
Zeitpunkt,  wo  12, 30  Meilen  Fahrt  zu  machen  sind,  raaf« 
Schiffe  vo«  einer  Probefahrtgeschwindigkeit  von  14  Meiko  kr*: 
haben. 

Außer  den  18  im  Dienst  befindlichen  ist  die  nötbigr  Zai 
von  Hilfsarbiffen  segelfertig  zu  halten,  um  die  eventuell«  ii- 
debnongen  der  Fahrten  aasfübren  zu  können.  — Desgleich«  w 
die  oöthige  Zahl  Schiffe  segelfcrtig  zu  ballen,  um  die  vorgesrhr' 
benen  Fahrten  nach  Buenos  Aires,  Fernando  Po  und  Marokko  tu* 
zu  machen. 

Die  nach  den  Philippinen  fahrenden  Schiffe  dürfen  auch  fr 
die  Fahrten  nach  den  Antillen  verwandt  werden  und  amgekfk^ 
Die  neuen  Schiffe  sollen  aus  Eisen,  Stahl  oder  demjenigen  Mt'- 
rial  sein,  welches  die  Erfahrung  als  das  beste  erweist,  sie  mcu'i 
nach  den  Regeln  des  „Lloyd“  oder  der  „Veritaa“  erbaut  and  tonernr 
dieser  Gesellschaften  unter  die  beste  Chiffre  oder  Beukbaoif 
klassitizirt  sein;  sie  sollen  wenigstens  5 000  Tooaeo  Depl»p*«; 
für  die  Anüllenlinie  und  4 500  für  die  Phitippinenlinis  hallen  h 
sollen  Schranbeudampfer  sein  mit  triple  Compound  KzpauioL 
schinen,  event.  anderen  besseren.  In  den  Schiffen  der  kfo 
Häuptlingen  soll  im  Raum  Platz  für  500  Mann  Soldaten  mi  w 
angemessener  Platz  auf  Deck  sein.  — Beim  Beginn  des  Baun 
Schiffes  soll  die  Gesellschaft  dem  Kolonialminister  die  Pli»* 
reiche«,  welcher  die  Einrichtungen  prüfen  lassen  wird,  die  a Böü 
sicht  auf  eine  schnelle  Installation  von  Kanonen  und  die 
noth wendig  werdende  theilweise  Verstärkung  des  ScbilhkfrK' 
im  Kriegsfälle  getroffen  werden  müssen.  Von  den  seboa  «rbi» 
Schiffen  sollen  nur  die  Pläne  ciogereicht  werden,  damit  der  Maris- 
minister  die  für  den  Kriegsfall  nöthigen  Mafsnahmea  erwflj'1 
laasen  kann.  — Jedes  Schiff  soll  zu  seiner  Verteidigung  ö b 
noaen  nach  dem  System  „Hontoria*  von  9 cm  Kaliber  mit 
und  Munition  für  80  Schüsse  pro  Stück,  20  Flinten  oder 
nach  dem  System  „Remington“  mit  100  Schössen  für  W* 
Rayonnet  oder  Säbel  bayonnet,  sowie  20  Marinesäbel  bei  aichflb» 

— Die  AußerdieostslellQDg  oder  Ersetzung  der  zuri>ckg^ttC^o,, 
Schiffe  soll  binnen  16  Monaten  nach  dem  Aufträge  dazu  erfolg«' 
Die  Zulassung  der  Schiffe  zur  Fahrt  hat  durch  eine  vom  Jura- 
miuiatcr  zu  ernennende  Kommission  zu  geschehen. 

Die  Beamten  und  die  Bemannung  der  Schiffe,  womöglich 
die  Maschinisten,  sollen  Spanier  sein.  Die  Passage-  uod  D*“ 
preise  von  und  nach  Spanien  sollen  nach  Art.  49  nie  bflb« 
als  die,  welche  der  Kontrahent  auswärts  erhält.  Cm  die  ln  ^ 
essen  des  Staats  und  des  Konzessionärs  in  Cbercinsiimntazi ' 
bringen,  wird  die  Regierung  jährlich  die  Tarife  prüfen 
unter  Rücksichtnahme  auf  den  Vermögensstand  der  Gwltj* 
u.  A.  darüber  beschließen.  Die  Regierung  kann  auch  die  rw 
noch  niedriger  als  dieser  Artikel  bestimmt,  festsetxeo;  ^ , 
sind  aber  nur  irn  Falle  eines  Überschusses  für  die  ^ , 

obligatorisch.  Die  Gesellschaft  verpflichtet  sich,  voo 
Artikeln,  deren  Handelsentwickelung  oder  Umsatz 
fördern  will,  nach  den  Antillen  1000  t,  von  den  Antillen  IW? 
den  Philippinen  500  t und  von  denselben  500  t,  in*  r 
Tarifen  zu  befördern.  Die  Waaren,  welche  diesen  * j^'r* 

nießen  sollen,  werden  von  der  Regierung  zu  Anfang  je“* 
bezeichnet,  übrigens  darf  die  Gesellschaft  jede  Art 
Waareu  oder  Personen  übernehmen  und  alle  Raodelsop*  ^ 
ausführen,  sobald  sie  nicht  die  Verpflichtungen  gegen  d%D«ii>r 
beeinträchtigen.  Alle  Agenten  der  Gesellschaft.  y 

sein  müssen,  sollen  mit  Mustersammlnngen  von  Prwu 


I by  Googlp 


747 

887.  EXPORT,  Organ  de«  Centralvermus  für  llandelsgoograpLie  eu-.  Nr.  51. 


lalbiosel  und  der  überseeiacben  Besitzungen  nebst  Preisangaben 
er  Artikel  versehen  werden.  Dieselben  sollen  verpflichtet  sein, 

10  Versicherung  der  Waareo,  welche  die  Gesellschaft  befördert,  tu 
en  gewöhnlichen  Sitzen  und  Bedingungen  tu  bewirken,  den  Pro- 
uzenten der  in  ihrem  Musterlager  vertretenen  Waaren  die  an  sie 
ericbteten  Bestellungen  darauf  zu  übermitteln  und  die  Einkassirnng 
ea  Betrages  der  Waaren  unter  für  den  Produzenten  möglichst  vor-  ; 
leilhaften  Bedingungen  zu  besorgen.  Im  Waaren  trän  sport  soll  die 
'esellschaft  unter  sonst  gleichen  Verbkitnissen  den  Verschiffungen 
es  spanischen  Handels  den  Vorzug  geben,  rechtzeitige  Bestellung  f 
es  Raumes  vorausgesetzt.  Der  Passagepreis  der  aus  Spanien  ans- 
'ändernden  Personen  soll  für  die  Kolonien  10%  niedriger  als  für 
■erode  L&nder  sein.  Zur  Begünstigung  der  Entwickelung  bestiram- 
;r  AuswanderungsslrÖme  soll  die  Gesellschaft  auf  Vorschlag  der 
egierung  eine  Kmiftigung  von  ‘20%  auf  die  gewöhnlichen  Tarife 
intreten  lassen,  und  zwar  für  jährlich  500  Personenbeförderungen 
wischen  Spanien  und  den  spanischen  Antillen,  und  für  jährlich 
00  Personen  zwischen  Spanien  und  den  Philippinen.  Wrenn  die 
Egierung  die  Einwanderung  von  Negern  oder  Asiaten  nach  Cuba 
egünstigen  will,  soll  eine  Ermäßigung  von  15%  eintreten.  Auf 
er  marokkanischen  Linie  verpflichtet  sieb  die  Gesellschaft,  zu 
lefs-  und  Festzeiteo  bis  zu  3000  spanisch-marokkanische  Unter- 
bauen zu  10%  des  Tarifpreises  zu  befördern,  die  Unterbringung 

011  nach  Maßgabe  des  Raumes  in  den  Schiffen  geschehen.  Die 
legierung  kann  über  den  vierten  Theil  des  an  Bord  der  Schiffe  für 
‘assagiere  bestimmtea  Platzes  verfügen,  behufs  Beförderung  aller 
ktiven  nnd  beurlaubten  Personen  des  Heeres  und  der  Flotte  und 
Iler  Staatsbeamten,  die  für  den  Kolonialdienst  bestimmt  sind, 
er  barmherzigen  Schwestern  n.  A.  Die  Passagepreise  für  solche  : 
‘ersonen  sind  billiger  als  die  tarifrnftfsigen,  und  zwar  für  die  j 
rate  und  zweite  Klasse  um  30,  für  die  dritte  nach  Kuba  um  60,  j 
nd  für  die  anderen  Linien  um  35  Prozent  für  die  durch  die  ! 
’ostdamnfcr  anzulaufenden  Hafen 

Nach  Artikel  54  verpflichtet  sich  demgegenüber  die  Regierung  j 
lirerseits,  alle  Personen  der  erwähnten  Arten  durch  die  Schiffe  der 
iesellschaft  befördern  zu  lassen.  Die  Gesellschaft  verpflichtet  sich, 
>is  zum  zehnten  Theile  de«  für  Fracht  verfügbaren  Raums  Waffen, 
vriegsbedarf  usw.  für  den  Staat  aufzunebmen  and  zu  einem  uro 
M)%  ermäßigten  Satze  zu  befördern.  Der  Staat  verpflichtet  sich,  alle 
icgcosUode  dieser  Art,  die  er  uacb  den  überseeischen  Provinzen 
ersebickt,  durch  die  Gesellschaft  zu  versenden.  Der  Transport 
Ics  Tabaks,  der  von  den  Philippinen,  Cuba,  Puerto  Rico  oder  an- 
leren  Häfen  für  die  Staatafabrikea  Amerikas  zu  befördern  ist,  soll 
ceinenfalls  mehr  als  10^5  Pesetas  für  den  (kastiliaoischen)  Zentner 
■on  den  Philippinen,  und  8 Pesetas  von  Amerika  kosten. 

Im  Artikel  64  wird  noch  bestimmt,  dafs  bei  Seekriegen  oder 
•'eindseligkeiten  in  den  besuchten  Häfen  oder  Meeren  die  Regierung 
ür  die  Vorkommnisse,  die  aus  solchen  Kriegen  entstehen,  verant- 
wortlich sein  soll,  falls  sie  nicht  freigestellt  hat,  die  Fahrten  zu 
jnterbreehen  oder  diese  Häfen  nicht  anzulaufeu. 

Sollte  die  Gesellschaft  die  6chiffe  nicht  rechtzeitig  stellen, 
10  bat  der  Staat  das  Recht,  den  Vertrag  unter  Verlust  der  Bürg- 
schaft aofznheben  oder  eine  Strafe  von  ‘250  000  Posctas  aufzu- 
egen. Für  jedes  den  kontraktmäßigen  Anforderungen  nicht  ent- 
sprechende Schiff  beträgt  die  Strafe  150  000  Pesetas.  Wenn  die 
Seselßchaft  die  Fahrten  nicht  rechtzeitig  beginnt,  so  istdieötrafe 
für  die  Linie  nach  Bucoos  Aires  100000.  für  die  nach  Fernando  Po 
■>0  000,  und  für  die  nach  Marokko  60  000  Pesetas.  Für  die  Unter- 
lassung einer  Expedition  beträgt  die  Strafe  in  der  Linie  nach 
Kuba  und  den  Pbilippineu  150000  Pesetas,  in  der  nach  Buenos 
Aires  100 000  nnd  in  der  nach  Fernando  Po  80  000,  endlich  in 
Jcr  marokkanischen  Linie  60  000  Pesetas.  Wenn  die  Schiffe  nicht 
2 Tage  vorher  bereit  gehalten  und  die  2 Kajüten  erster  Klasse 
für  den  SLaat  Dicht  reservirt  werden,  zahlt  die  Gesellschaft 
5000  Pesetas  Strafe;  wenn  die  Abfahrt  sich  durch  Schuld  der 
Gesellschaft  verzögert,  10000  Pesetas,  für  jeden  ferneren  Tag 
Verzögerung  5 000  Pesetas,  und  bei  einer  Verzögerung  von  fünf 
Tagen  150000  Pesetas  bei  den  beiden  Hauptlinien,  bei  den  Neben- 
linien gelten  geringere  8trafen.  — Die  Gesellschaft  verpflichtet 
sich,  keinen  Küstenhandel  zwischen  den  Häfen  Spaniens  und 
keinen  Fracbtvcrkehr  von  andern  europäischen  Hafen  nach 
Spanien  uud  umgekehrt  innerhalb  ihrer  durch  diesen  Vertrag  aub- 
ventionirten  Schifffahrt  zu  unternehmen.  Die  Regierung  kann  in 
Uebereinkunft  mit  der  Argentinischen  Republik  eine  von  beiden 
Ländern  subventionirte  monatliche  Expedition  einrichten. 

Die  zur  Ausführung  des  Vertrags  erforderliche  Kreditbc- 
willigung  seitens  der  Cortes  ist  laut  Gesetz  vom  26.  Juni  mit 
8 445  222,28  Pesetas  jährlich  für  die  Dauer  des  Vertrags  erfolgt. 
Von  diesem  Betrage  entfallen  4 615  782  P.  auf  da»  Budget  der 
Halbinsel,  2 395  183.*«  P.  auf  das  der  ln<cl  Kuba,  887030«  P. 


auf  das  der  Insel  Puerto  Rico,  und  1 183  230«t  P auf  das  der 
Philippinen. 

Soweit  der  Vertrag.  Ueber  die  Art  und  Weise,  wie  non  die 
Kompanie  den  um  tobenden  Dienst  organisirt  hat  und  über  die 
Ergebnisse  der  Ausführung  des  neuen  Vertrage«  für  die  Kompanie 
und  im  Allgemeinen  wird  sieb  vielleicht  später,  bei  Besprechung 
der  Jahres- Be  richte  der  Direktion,  ein  Wort  sagen  lassen. 

Europa. 

Zur  Lage  in  Spanien.  Madrid,  10.  Dezember  1887.  Die  wirt- 
schaftlichen Zustände  Spaniens  haben  sich  in  letzter  Zeit  in  sol- 
chem Grade  verschlimmert,  dafs  ihre  Erörterung  alle  übrigen  po- 
litischen Interessen  in  den  Hintergrund  drängt.  Die  Oppositions- 
parteien haben  sich  dieser  Frage  in  der  Absicht  bemächtigt,  um 
durch  ihre  Diskussion  die  Regierung  in  Schwierigkeiten  zu  ver- 
wickelt) und  womöglich  zum  Sturze  zu  bringen.  Das  Kubiuet 
kann  sich  dem  Ernst  der  wirtschaftlichen  Lage  nicht  verschließen, 
aber  es  zögert  in  unbegreiflicher  Weise,  Abhilfe  zu  schaffen  und 
energische  Maßnahmen  zur  Beseitigung  des  stetig  und  schnell 
wachsenden  Nolbstandes  zu  treffeu.  Die  Regierung  bat  nun  eine 
Enquete  angeordnet  UDd  die  bedrängten  Gewerbtreibeudeu  und 
Bauern  aufgefordert,  ihre  Beschwerden  und  Klagen  mündlich  vor 
der  Kommission  in  Madrid  zu  formnliren.  Man  verspricht  sieb 
hiervon  jedoch  keinen  Erfolg,  und  es  hat  sich  daher  eine  Acker- 
bauliga gebildet,  die  im  Verein  mit  andern  Körperschaften  die 
materiellen  Interessen  der  Nation  wabrzunehmen  geneigt  scheint. 
Natürlich  hat  es  nicht  ausbleiben  können,  dafs  diese  wichtigen 
Fragen  zum  Spielball  der  politischen  Parteiinteresseo  gemacht 
worden  sind  und  das  ist  für  ihre  Lösung  jedenfalls  von  keinem 
praktischen  Nutzen.  Mit  gerechter  Unruhe  sehen  wahre  Patrioten, 
Industrielle  und  Kaufleute,  Ackerbauer  und  Viehzüchter  diese  Ent- 
wicklung der  Verhältnisse  nnd  sie  begreifen  nicht,  wie  die  Re- 
gierung unter  solchen  Umständen  gerade  jetzt  aus  persönlicher 
Eitelkeit  einiger  ihrer  Mitglieder  die  Grofsmachtspläne  pflegen  und 
wo  sie  die  Mittel  bernebmen  will,  uro  das  spanische  Heerwesen 
nach  dem  Vorbilde  Deutschlands  und  andrer  Grofsmächte  zu  reor- 
ganisiren,  dem  Lande  durch  Vergröfserung  des  «teilenden  Heeres 
neue  Lasten  aufzuerlegen.  Nach  den  Berichten  objektiver  und 
zuverlässiger  Beobachter  sind  die  Ländereien  großer  Distrikte 
und  Provinzen  beinahe  vollständig  dem  Fiskus  verfallen,  weil  die 
kleinen  Grundbesitzer  die  enormen  Steuern  Dicht  aufbringen 
können,  weil  der  Ertrag  ihrer  Güter  nicht  entfernt  zur  Deckung 
der  Schuldenlasten  und  der  Zinsen  ausreiebt,  weil  nie  im  Lande 
keinen  Kredit  finden.  Die  Großkapitalisten  bringen  im  Hin- 
blick auf  die  bei  Fortdauer  dieser  Wirthschaft  unvermeidliche 
Krisis  ihre  Gelder  im  Auslände  in  Sicherheit,  betheiligen  sich 
nur  allenfalls  mit  kleinen  Summen  an  dem  Börsenspiel,  das  durch 
den  größeren  Absatz  spanischer  W'erthe  im  Au«lande  eine  gün- 
stige Wendung  für  sie  genommen  hat.  ln  agrarischen  Kreisen 
wird  daher  auch  immer  lauter  die  Forderung  rege,  dafs  die  spa- 
nischen Papiere  mit  einer  hohen  Steuer  belegt  und  die  Kapitalisten 
dadurch  znr  Tragung  der  ungeheuren  Lasten  in  ungleich  höherem 
Grade  als  bisher  herangezogen  werden.  Hauptsächlich  macht  sich 
aber  im  ganzen  Lande  eine  sehr  mächtige  scbotzzöllnerische  Strö- 
mung bemerkbar  und  die  Konservativen  wie  die  Reformisten  thun 
Alles,  was  sie  vermögen,  um  diese  Strömung  zu  verstärken.  Da 
Moret  und  Puigeerver,  die  Minister  dos  Äußern  und  der  Fi- 
nanzen, freihäodlerischen  Ansichten  huldigen,  so  genügt  dieser 
Umstand,  um  alle  Gegner  der  Regierung  für  das  Schutzzollsystem 
zu  begeistern.  Ihrer  Propaganda  ist  es  denn  aueh  gelungen,  in  allen 
Provinzen  Spanien«  mächtigen  Anhang  zu  gewinnen  und  die  öffentliche 
Meinung  im  scbuttzöllneriscben  Sinne  mit  dem  besten  Erfolg  zu  beein- 
flussen. Sieht  sich  die  Regierung  gezwungen,  dem  allgemeinen  Verlangen 
der  Nation  Konzessionen  zu  machen,  so  ist  der  Konflikt  io  ihrem 
eignen  Schooße  unvermeidlich.  Widersteht  sie  standhaft  den  For- 
derungen der  öffentlichen  Meinung,  hält  sie  an  ihrer  bisherigen 
Wirtschaftspolitik  fest,  so  wird  dieser  Umstand  innerhalb  ihrer 
eignen  Partei  binnen  kürzester  Frist  die  Zersetzung  nach  sich 
ziehen.  Große  Gruppen  der  Majorität  sind  durch  ihre  eignen 
Interessen  gezwungen,  dem  wachsenden  Notstände  zu  steuern  und 
sie  weichen  seit  lange  in  ihren  volkswirtschaftlichen  Ansichten 
von  denen  des  Kahinets  Sagasta  so  weil  ab,  daß  es  nur  eines 
besonderen  Anlasses  bedarf,  um  sie  endlich  zum  Bruch  mit  der 
i Regierung  zu  bewegen,  vor  dem  sie  aus  praktischen  parteipolitischen 
j Gründen  sich  noch  immer  gescheut  haben.  Es  ist  somit  nicht  un- 
wahrscheinlich, daß  gerade  die  wirtschaftlichen  Fragen  unter  den 
geschickten  Angriffen  der  Konservativen  und  Reformisten  die  lange 
vorbereitete  Krisis  berbeiführen  werden.  Die  ersten  Kämpfe 
zwischen  der  Regierung  und  der  Opposition  in  den  am  1.  Dezember 


748 

Nr.  51.  EXPORT,  Organ  de«  < entralvereins  für  IiautluUgoographie  etc.  I8HT. 


eröffnet«!!  Korten  haben  bewienen,  dato  die  Minoritäten  nunmehr 
Ernst  machen  und  den  Sturz  Sagastas  um  jeden  Preis  binnen 
Kurzem  herbcifUhren  wollen,  ln  diesen  Plinkeleien  hat  die  Re- 
gierung schon  sehr  empfindliche  Niederlagen  erlitten  und  da  nicht 
allsin  ihre  Wirtschaftspolitik  gegründeten  Anlafs  zu  ihrer  Be- 
kämpfung bietet,  sondern  da  sie  in  allen  Verwaltungszweigen  zahl- 
reiche Versehen  begangen,  da  sie  während  ihrer  zweijährigen 
Thätigkeit  die  Hoffnungen  des  Landes  nicht  nur,  sondern  auch  die 
grofser  Fraktionen  ihrer  Partei  getäuscht  hat,  so  ist  ihre  Lage 
nicht  sehr  sicher  und  einem  energischen  Ansturm  ihrer  vielen 
Gegner  kaum  noch  gewachsen. 

Einen  der  empfindlichsten  Angriffspunkte  bietet  die  Immo- 
ralit&t  des  Bearotenstandea.  Der  reformistische  Senator  Bosch  y 
Fustiguerns  hat  dieselbe  bei  Gelegenheit  der  Adrefsdebatte  am 
9.  d.  M.  in  schwärzesten  Farben  gezeichnet  und  besonders  die 
bezüglichen  Verhältnisse  in  den  Kolonien  wieder  einmal  gebührend 
gebrandmarkt  Die  Antillen  und  Philippinen  sind  ja  von  jeher  die 
Beute  habgieriger  Beamten  gewesen  und  Bosch  behauptete  nun 
aber  geradezu,  dafs  dort  ein  „Ring“  bestehe,  der  den  Diebstahl  im 
Greisen  betreibe  und  fördere  und  dafs  diese  Verbindung  io  Spanien 
selbst  mit  sehr  hochgestellten  Hehlern  und  Helfern  rechne.  Diese 
Äußerungen  bilden  erst  die  Eröffnung  der  grofsen  Redeschlachten, 
die  über  diesen  Gegenstand  in  den  nächsten  Monaten  zu  erwarten 
sind.  Die  Regierung  verwahrte  sich  sehr  schwach  gegen  diese 
ersten  Angriffe  durch  Hinweis  darauf,  dafs  die  Immoralität  Dicht 
neoeu  Datums  sei,  immer  bestanden  habe,  und  dafs  es  nicht  mög- 
lich sei,  alle  Uebel  auf  einmal  auszurotlen.  Man  wird  ihr  aber 
nun  entgegen  halten,  dafs  sie  zur  Besserung  dieser  Übelstände 
während  der  2 Jahre  ihrer  Thätigkeit  jedoch  noch  gar  nichts 
Durchgreifendes  gethan  hat.  Es  ist  freilich  mit  diesen  Angriffen 
ebenso  wie  mit  allen  andern.  In  der  Opposition  sind  alle  spa- 
nischen Politiker  von  den  tüchtigsten  praktischsten  Ideen  beseelt; 
sie  machen  dem  Volke  die  glänzendsten  Versprechungen.  Kommen 
sie  aber  dann  zur  Regierung,  so  bedingen  es  ihre  eigenen  prak- 
tischen Interessen,  dafs  sie  an  den  seit  Jahrhunderten  eingerotteten 
Zuständen  nicht  rühren  dürfen,  und  eine  Besserung  wird  nicht  er- 
zielt So  ist  auch  der  Kampf,  der  sich  nun  zwischen  Freihändlern 
und  Schntzzöllneru  entspinnt  ein  völlig  fruchtloser.  Nicht  durch 
Anwendung  des  einen  oder  des  andern  Systems  wird  eine  Besse- 
rung erfolgen.  Das  Grundübel  wird  durch  keines  derselben  be- 
seitigt So  lange  nicht  die  ungeheuren  Steuern,  die  anf  dem 
Grund  und  Boden  und  der  nationalen  Arbeit  lasten,  vermindert 
werden,  ist  an  eine  Besserung  der  wirthacbaftlichen  Lage  nicht  zu 
denken.  Verminderung  der  Grund-, Gewerbe-,  Einkommensteuern,  und 
wie  sie  alle  beifsen,  ist  aber  um  ao  weniger  möglich,  je  höher  die 
Regierung  hinaus  will,  je  mehr  sie  bestrebt  ist,  Spanien  zu  einer 
Grofsmacbt  zu  erbeben.  Wenn  es  kürzlich  in  einer  der  Sitzungen 
der  Ackerbauliga  ausgesprochen  wurde,  dafs  in  Spanien  18  Milli- 
onen Bettler  seien,  so  wufste  der  gute  Bauer  allerdings  nicht  dafs 
Spanien  gsr  nicht  so  viel  Einwohner  hat  aber  es  ist  leider  nur 
zu  wahr,  dafs  die  Wirtschaftspolitik  dieses  Jahrhunderts  nur 
schädigend  gewirkt  und  die  Arinutb  der  Nation  au  Gunsten  einiger 
privilegirter  Stände,  Familien  und  Individuen  in  dem  gleichen 
Grade  erhöht  hat  wie  sich  der  Werth  des  Geldes  vermindert  hat 

Um  der  beunruhigende  Dimensionen  annehmenden  Auswanderung 
aus  allen  Provinzen,  in  denen  noch  eine  Spur  von  Industrie  vor- 
handen ist,  zu  steuern,  hat  man  im  Scbofee  des  Kabinets  jetzt 
die  Anwendung  strenger  Prohibitivmaferegeln  erwogen,  man  scheint 
jedoch  noch  zu  keinem  praktischen  Resultat  gelangt  zu  sein,  nur 
sind  vorerst  die  Behörden  angewiesen,  die  bisher  getroffenen  Be- 
stimmungen mit  größter  Strenge  zur  Anwendung  zu  bringen.  Dafs 
hauptsächlich  Diejenigen  auswandern,  welche  arbeiteo  wollen  und 
können,  wird  der  Regierung  zu  ihrem  Schrecken  jetzt  endlich  auch 
klar  uud  vergebens  und  rathlos  sucht  sie  nach  Mitteln  um  die 
nach  zehntausenden  zählenden  beschäftigungslosen  Arbeiter  im 
Lande  inrückzuhalten.  Aber  es  fehlt  ihr  dazu  an  Geld,  denn 
eia  grofser  Tbeil  der  Einnahmen  mufs  zur  Deckung  der  Zinsen 
der  ungeheuren  Staatsschuld  dienen,  ein  anderer  grofser  Theil 
wandert  in  die  Taschen  eines  Beamtenbeeres  das  mindestens  drei 
Mal  gröfser  ist  als  erforderlich  wäre;  in  die  Taschen  der  zahllosen 
Kommissionen,  die  für  jeden  geringfügigen  Zweck  eingesetzt  werden 
und  die  ihre  Aufgabe  größtenteils  darin  erblicken,  ihre  Berathungen 
in's  Unendliche  auszudehnen  und  sich  in  Permanenz  zu  erklären. 

Und  da  wundert  man  sich,  weno  von  Zeit  zu  Zeit  Symptome 
des  Umsichgreifens  des  Kepublikanismus  und  Sozialismus  zu  Tage 
treten  und  weno  es  sich  zeigt,  dafs  die  revolutionären  Elemente 
mit  Eifer  die  Minirarbeit  betreiben,  in  aller  Stille  die  schwachen 
Fundamente  der  bestehenden  Staatsordnung  anbohren.  Während 
iufserlicb  dis  öffentliche  Ordnung  und  Ruhe  gegenwärtig  wirklich 
ganz  gesichert  erscheint,  während  die  maßgebenden  politischen 


Führer  der  republikanischen  Parteien  mehr  und  mehr  zu  der  1% 
sicht  neigen,  dafs  nur  auf  dem  friedlichen  gesetzmäfsigeD  Wtf, 
konstitutioneller  parlamentarischer  Kämpfe  das  Ideal  der  Reptil, - 
kaner  zu  erreichen  ist,  sind  zorrillistische  und  nihilistische  Agecin 
mit  grofsem  Eifer  in  den  niedersten  Schichten  der  arbeitest 
Klassen  offenbar  mit  grofsem  Erfolge  thätig.  In  Katalonien,  i 
Andalusien  und  in  den  baskiseben  Provinzen  zeigen  sieb  dieSptm 
der  Existenz  von  sozialistischen  und  anarchistischen  Bändnit*, 
die  den  Boden  für  eine  in  grofsem  Mafsstabo  geplante  sozishR«- 
vulution  vorbereiten.  Die  Explosion  der  Dyn&initpalroncn  bei  ö* 
grofsen  Tuchfabrik  von  Salvary,Comas  y Estrany  inBarcelou 
; ist  eines  von  den  vielen  Anzeichen  der  Thätigkeit  eines  m Ge- 
heimen wirkenden  Exekutivcomites. 

Die  Peregilaogelegenheit  wird  der  Regierung  auch  einige  Seht  * 

! rigkeiten  bereiten.  Geklärt  ist  die  Sache  noch  nicht.  Spani^L: 
seit»  ist  auf  der  westlich  von  Ceuta  gelegenen  Insel  unzweifelb»: 
i ein  Akt  der  Besitzergreifung  vollzogen  worden;  die  Regime 
: leugnet  jedoch,  dabei  ihre  Hand  im  Spiele  gehabt  zu  haben  ui 
giebt  vor,  dafs  jener  Akt  von  Privatleuten  ausgeführt  ist,  LtWm 
lassen  aber  nichts  von  sich  hören  und  sind  in  keiner  Weise  n 
ermitteln.  Dagegen  haben  marokkanische  Soldaten  die  Insel  W- 
setzt,  die  mit  den  spanischen  Farben  versehenen  Eisealbetle  rot 
Bau  eines  Leuchtthurmes  beseitigt  und  Peregil  dauernd  mit  £?• 
schlag  belegt.  Von  dem  konservativen  Abgeordneten  Grafen  Toren 
im  Kongreß  hierüber  befragt,  erklärte  Moret,  dafs  Peregil  aidt 
spanisch  sei  und  dafs  der  MioUterresident  io  Tanger,  Diosdado,  di« 
marokkanischen  Behörden  aufgefordert  habe,  die  Insel  förmlich  n 
besetzen.  Diese  Am  wort  befriedigte  den  Fragesteller  jedoch  - 
wenig,  dafs  er  eine  Interpellation  darüber  anmeldete. 

Beinahe  gleichzeitig  mit  der  Besetzung  Peregils  ist  am  15.  K> 
vember,  in  einem  der  spanischen  Preaidios,  Penon  de  1s  Gornen. 
eine  aufständische  Bewegung  unterdrückt  worden,  die  von  peliiiscbm 
Emigranten  in  Algier  geplant  wurde  und  die  den  Zweck  hatte.  4* 
in  den  spanischen  Presidios  internirten  Anstifter  des  Madrider 
Putsche»  vom  19.  September  1886,  Brigadier  Vi II aeimpi  ui 
Genossen,  zu  befreien. 

Eine  in  den  letzten  Tagen  von  Tanger  aus  bearbeitete  Nscb- 
riebt,  dafs  ein  Hamburger  Haus  an  den  Küaleoplälies  Mmtt* 
grofse  Getreideniederlagen  einrichte  und  damit  auch  gröfser#  &• 
biete  in  der  Nachbarschaft  erworben  habe , hat  die  schon  i«  üd 
genügend  erbitterte  Stimmung  gegen  Deutschland  wieder  etvu  «* 
höht  und  die  Forderung  weiterer  energischerer  Erschwere»««  «* 
Imports  von  deutschem  Sprit  und  anderen  deutschen  Wan«  »*t 
neuem  laut  werden  lassen. 

Die  von  der  spanischen  Regierung  gewünschte  int«TB»tionak 
Marokkanische  Konferenz  zum  Zwecke  der  Revision  der 
von  1880  ist  spaoischerseits  nun  mit  grofsem  Geschick#  «nf  «* 
Initiative  des  Sultans  Muley  Hassan  zurückgeführt  worden,  hu 
soll  womöglich  schon  Ende  Januar  in  Madrid  staUflndeo,  es  ■<r*rl 
jedoch  wohl  noch  muhrere  Monate  bis  zu  ihrem  Zusammen^“ 
vergehen,  wenn  nicht  überhaupt  eine  der  an  Marokko  intaresnr'« 
Mächte.  Fraakreich  oder  England  diese  Konferenz  hintertreibL 

8fid- Amerika. 

Argentinisches  Gesetz  vom  18.  September  1887  6ber  die  Verpacht#*! 
und  den  Ausbau  der  Gesundheitewerke  der  Stadt  Buenos  wr*s. 

Artikel  1.  Dis  Vollziehende  Gewalt  ist  ermächtigt,  nsd»  w»tajs 
Versteigerung  die  Verpachtung  der  ÜMundheit&verke,  eioscklicuh« 
Votlendung  innerhalb  des  durch  das  Gesetz  für  die  genannten  Werte  ' 
zeichneten  Umkreises,  laut  den  genehmigten  Planen,  unter  ooa  lu« 
Grundlagen  zu  vereinbaren:  . • 

1.  Die  Dauer  der  Verpachtung  kann  sich  nicht  über 

Jahre,  vom  Datum  des  Kontraktes  sb,  erstrecken.  Der  Preis  betrtf*  * 
undzwanzlg  Millionen  Pe*o*  m.  n.  Oold**);  die  Bezahlung  der  Summ*-  1 
man  vereinbart,  hat  in  näher  zu  bestimmenden  Proportionen  innert«  ■ 

Jahre  von  dem  Tage  der  Unterzeichnung  des  Kontraktes  ab  *tV*J*rn_3Ut 

2.  Der  höchste  Satz,  welchen  die  Unternehmung  durchsduuttn«  H 
lieh  für  die  drei  Divnstsweige:  Wasserleitung,  Kloaken  und  Abv*****- 
erhetien  berechtigt  ist,  beträgt  (('U  sechsundeinhalb  Pesos  Sau«« 

Gold  für  jedes  ein*  oder  mehrstöckige  Haus  . 

3.  Die  Proponenten,  welche  sich  bei  der  Versteigerung  ia 

haben  den  Prozentsatz  der  Zinsen,  welche  nach  ihren  Berechnungen  _ ^ 
Vollendung  und  zum  Betrieb  der  Werke  |tn  verwendende  KapiU* 
bringen  soll,  anxugeben. 

•)  Die  obige  Ausschreibung,  welche  wir  in  e*t«wc  zur  fr 

deutschen  Industriellen  und  Ingenieure  bringen,  liefest  aufs^b ■* 
weis,  wie  wünschen* wertb  die  Mitbewerbung  der  deutschen  , e 
Süd- Amerika  ist.  "V  Wir  empfehlen  deshalb  unseren  Finanzl*B,*B  ^ 
ihre  Aufmerksamkeit  dem  südsmerikanischen  Markte  in  höherem 
I bisher  zur u wenden.  Die  Red. 

1 M)  84  Millionen  M. 


1887. 


T49 

EXPORT,  Orgsn  de«  Ceotnlvereiaa  för  Hudetegeogrsphie  etc. 


Hr.  51. 


4.  Oi»  Regierung  wird  di»  Haus- Abgaben  beruntersetren,  wenn  da« 
Krgebnifs  des  Betriebt  den  im  Vertrage  zufolge  der  vorstehenden  Grundlage 
festgesetzten  ZiaafUfs  übersteigt«  und  kann  zu  diesem  Zweck  jährlich  die 
Raclmnngao  der  Unternehmung  revidireu. 

6.  Alle  zwischen  der  Regierung  und  Oritten  in  Bezog  auf  die  Wasser- 
leitung, Kloaken  und  Abflurskanäle  schwebenden  Verträge  und  Verabredungen 
bleiben  zur  Last  der  Unternehmung  und  siud  gemiif*  deu  Bedingungen  und 
in  der  Form,  in  welchen  sie  durch  die  Regierung  oder  Ihr«  Abtbeilimgen 
vereinbart  wurden,  zu  erfüllen. 

Ala  Häuser  im  Sinne  des  Vertrags  werden  die  Läden,  Magazin«'  oder 
unabhängige  Werkstätten  gerechnet 

6.  Jedes,  im  Umkreis  der  Werke  gelegene  Haus  hat  an  die  Unter- 
nehmung die  monatliche  Abgabe,  welche  für  genannte  Dienntzweige  festge- 
setzt, von  dem  Tage  ab  zu  bezahlen,  an  welchem  dieselben  eingerichtet  sind; 
Beibat  im  Falle,  dafs  das  Haus  nicht  bewohnt  ist,  ist  dasselbe  für  den  Betrag 
haftbar. 

Die  Unternehmung  kann  von  jedem  Hause  nur  die  Abgabe  für  den 
Dienstzweig,  weicher  fertig  Ist,  einziehen,  weshalb  sie  eine  saehgemifs« 
Tbeilung  der  Generatabgabe  in  drei  Unterabthell ungen  vornehmen  wird,  deren 
jede  einem  Dienstzwalge  entspricht.  Wenn  aus  Veraäummüi  der  Hansbeaitze*, 
die  Unternehmung  die  Bedienung  in  irgend  einem  Haus  nicht  ei nr lebten 
konnte,  so  hat  d***elbs  den  entsprechenden  Beitrag  zu  bezahlen,  als  ob  die 
Dieuste  eingerichtet  wären- 

7.  Die  Regierung  wird  der  Unternehmung  die  Pläne  and  Nitcllirungs- 
zeiebnungen,  welche  sie  von  den  schon  beendigten  und  noch  aus*  u führenden 
Werken  besitzt,  einbändigen. 

Dia  noch  fehlenden  siud  von  den  Ingenieuren  der  Unternehmung 
aufzunehmen  und  behufs  Genehmigung  durch  das  Ingenieur- Departement  der 
Nation  zu  prüfen  oder  durch  ein  andere«  technisches  Bureau,  welche«  die 
Regierung  mit  der  Beaufsichtigung  der  Werke  oder  Prüfung  der  Pläne,  die 
die  Unternehmung  innerhalb  des  Kreises  der  bestehenden  zu  deren  vollstän- 
digen Beendigung  aufnimmt,  beauftragt. 

In  dem  Falle  dafti  die  Regierung  durch  irgendwelche  Verabredung  oder 
irgendwelchen  Vertrag  mit  Bezug  auf  die  Leitung  der  Werke  und  die  Auf- 
stellung der  Pläne  der  fertipgeatellten  Werke  oder  den  Hau  der  noch  fehlen- 
den gebunden  wäre,  hat  die  Unternehmung  diese  Verträge  anznerkennen, 
walcho  zu  Ihren  Lasten  bleiben. 

8.  Die  Unternehmung  bat  da*  Rächt,  während  der  Pachtdauer  Verbesse- 
rungen,  welche  sie  für  nötkig  erachtet,  einxufübren,  seien  es  neue  hygienische 
Erfindungen,  Maschinerien  oder  Materialien  im  Allgemeinen;  diese  Verbesse- 
rungen müssen  aber  vorher  von  der  Regierung  oder  deren  Abtheilungen  ge- 
nehmigt werden. 

9.  Die  Unternehmung  verpflichtet  sieb,  für  ihre  Rechnung  und  auf  ihre 
Kosten  innerhalb  des  festgesetzten  Termine«  von  drei  Jabren,  vom  Tage  der 
Unterzeichnung  des  Vertrages  ab,  alle  Gesundhefts-  und  'Wasserwerke  des 
gegenwärtigen  Mnnhipiums  der  Hauptstadt  In  dem  angegebenen  Umkreis  und 
laut  den  von  den  Ingenieuren  der  Regierung  au  «gearbeiteten  Plänen,  von 
denen  eine  Kopie  als  Duplikat  von  baidaa  Saiten  unterzeichnet  werden  wird, 
auszu  führen. 

10.  Die  Arbeiten,  welche  di«  Unternehmung  fertig  tu  stellen  hat,  sind 
die  folgenden: 

A.  Sjphon  unterhalb  des  Riachuelo. 

B.  Grofses  Schwerpunktsbecken. ' 

0.  Aufsere  Verbindungen. 

D.  Distrikt  Boca  und  Rarractta. 

E.  Dach  auf  den  Filtern. 

K.  Distrikt»,  weicht  io  der  Stadt  noch  fehlen,  und  verschieden«  kleinere 
Arbeiten,  welch«  in  den  Straften  noch  fehlen. 

G.  Die  W erke,  welche  die  gegenwärtige  Unternehmung  anvollendet  lief*. 

Alle  diese  Werke  sind  von  der  Unternehmung  euszufährea  ohne  Be- 
lastung der  Regierung  bei  Beendigung  des  Vertrages;  dieselben  müssen 
genau  nach  den  genehmigten  Plänen  ausgefübrt  werden,  das  Material  zur 
Ausführung  mufs  dasselbe  Bein,  welches  zu  den  jetzt  bestehenden  bereits 
verwandt  wurde,  auch  hat  sich  die  Unternehmung  der  technischen  Inspektion 
der  Ingenieure  tu  unterzieh«,  welche  die  Regierung  behufs  Überwachung 
der  Werke  und  Prüfung  des  tur  Verwendung  gebrachten  Material«  ernennen 
wird. 

11.  Die  Intervention  der  von  der  Regierung  zur  Überwachung  der 
Werke  ernannten  Ingenieure  soll  den  Zweck  haben,  di«  Qualität  der  Mate- 
rialien, die  Solidität  der  Konstruktion  und  die  genaue  Ausführung  des  Wer- 
kes in  C bereinstinimung  mit  den  Plänen  zu  prüfen;  die  Unternehmung  hat  ' 
aber  das  Recht,  alle  Werke  mit  den  ihr  zu  Gebote  stehenden  Wissenschaft-  1 
Hoben  Mitteln  ittmuffibren- 

18.  Wenn  im  Laufe  der  Bauausführung  die  Unterttehmung  einige  Ver- 
besserungen In  Bezug  auf  deren  Konstruktion  einzuführen  für  imlhig  hält, 
so  kann  sie  diearibea  nach  vorheriger  Zustimmung  der  Regierung  oder  deren 
Vertreter  vornehmen. 

13.  In  dem  Falle,  dafs  die  Regierung  in  Bezug  auf  den  Betrieb  der 
Werke  Malzregeln  ergreifen  würde,  welche  Abweichungen  herbeiführen  oder 
Verschlechterungen  in  einem  oder  mehreren  Theilen  desselben  verursachten, 
hatjdie]  Regierung  die  entstandenen  Aufgaben,  Verlust«  und  Schäden  zu 
bezahlen. 

14.  Im  Fall«,  dafs  Änderungen  in  den  Werken  verordnet  werden 
wurden,  hat  die  Unternehmung  dieselben  zu  einem  vorher  und  im  beider- 
seitigen Einverstindaifs  fastgewetzten  Preise  unter  .Direktion  oder  Inspektion 
der  Regierung  auaznfübren;  die  durch  dies«  Änderungen  entstehenden 
Konten  (allen  ausschließlich  der  Regierung  zur  Last 

15.  Wenn  die  Unternehmung  während  der  Dauer  des  Betriebs  einige 
Abänderungen  der  gegen«  artigen  oder  zukünftigen  Werke  zum  Resten  der 
Hygiene  und  der  Vortbelle  der  Werke  selbst  einführen  will,  kann  sie  es  mit 


Genehmigung  der  Regierung  than;  aber  in  jenem  Falle  werden  alle  Kosten, 
welch«  diese  Änderungen  verursachten,  aosarblirfslkh  der  Unternehmung 
tur  f.ast  fallen. 

16.  Alle  Gegenstände,  welch«  die  Unternehmung  zur  aouchliefhlicben 
Bestimmung  für  di«  GcsundbeiUwerke,  Kloaken,  Wasserleitungen  und  Ab- 
zugskanäle  von  dem  Auslände  bezieht,  sind  während  der  Däner  ihres  Ver- 
trages von  allen  Zollabgaben  befreit.  Ebenso  kann  die  Unternehmung 
während  dieses  Zeitraumes  nie  mit  National-  oder  MuniripaUbgabcn  belastet 
wer»  In» 

17.  Die  Unternehmung  hat  der  Regierung  für  »II«  öffentlichen  Bureaus, 
welche  die  Vollziehen •'«  Gewalt  bestimmen  wird,  unentgeltich  dl«  Dienste 
zu  leisten;  doch  darf  die  Zahl  dieser  Diens’e  zweihundert  nirbt  übersteigen. 

18.  Die  vertrugscMirfseinlr  Unternehmung  hat  die  Summe  von  einer 
Million  Pesos  m.  n.  Gold  zu  deponiren,  als  Garantie  4er  getreuen  Erfüllung 
ihres  Kontrakte«.  Dies«  Summe  wird  ihr  von  der  Regierung  an  dem  Tage 
zurückerstattet,  an  welchem  die  Unternehmung  »Jen  dritten  Thell  de*  ver- 
tragsmäßig bestimmten  Preises  bezahlt  hat. 

19.  Die  Unternehmung  Ist  befugt,  während  der  Dauer  der  Paehtzrit 
Schuldscheine  oder  Obligationen  anszugeben,  welche  durch  die  monatlichen 
Abgaben,  die  jedes  Haus  für  den  dreifachen  Dienst,  Wasserleitung,  Kloaken 
«nd  Abwasser,  zu  bezahlen  hat,  garantirt  werden. 

20.  Die  Unternehmung  kann  jederzeit  ihren  Vertrag  an  ein«  oder 
mehrere  andere  Unternehmungen  mit  Genehmigung  der  Regierung  über- 
tragen. 

Artikel  2.  Die  Vollziehende  Gewalt  wird  die  Versteigerungsanzcig« 
hier,  sowie  in  London  und  Paris  vierzig  Tage  lang  veröffentlichen.* 

Di«  Versteigerung  wird  sechs  Monate  nach  Verkündigung  dieses  Ge- 
setze« erschlossen. 

Artikel  3.  Die  Vollziehend«  Gewalt  wird  Vorschläge  kürzerer  Zeit- 
dauer verziehen,  wenn  die  Grundlagen  in  Bezug  auf  Zinsfuß  und  die  Hans- 
abgaben  nickt  für  sick  allein  den  Vorzug  vor  anderen  gewähren. 

Artikel  4.  Die  Vollziehende  Gewalt  ist  berechtigt,  die  Kosten,  welche 
die  Erfüllung  dieses  Gesetze«  erfordert,  zu  bestreiten  und  auf  die  General- 
Einkünfte  zu  verrechnen. 

Artikel  5.  Der  Vollziehenden  Gewalt  mitzu theilen 

Menschanachacher  in  Argentinien.  (Original bericht  aus 
Esperanxa  de  Santa  Fe,  Republic«  Argentina,  Mitte  November 
1887.)  An  den  „Centralverein  für  Geographie  und  Förderung 
deutscher  Interessen  im  Auslände  zu  Berlin.*  ln  meinem  vorigen 
Briefe  deutete  ich  eine  Angelegenheit  an,  für  weiche  ich  Sie  zu 
iatexes&iren  hoffe. 

Die  Sacbe  bat  hier  unter  der  gesainmlen  fremden  Bevölkerung 
das  peinlichste  Aufsehen  erregt.  Im  vorigen  Jahre  wurden  wir 
von  der  Cholera  beimgesucht  und  fielen  derselben  unter  anderen 
auch  die  Eheleute  Jacob  und  Margarethe  Wedel  aus  Rends- 
burg zum  Opfer.  Diese  binterliefseo  6 Waisen,  welche  von  der 
hiesigen  Munizipalität  in  achtbaren,  allerdings  fremden  Familien 
untergebracht  wurden.  Diese«  geschah  im  Dezember  v.  J.  Neun 
Monate  nachher  fiel  es  plötzlich  etlichen  Herren  in  Santa  Fe  ein, 
dafs  aie  billige  Dienstboten  brauchen  könnten  und  wurden  nun 
Intrigueu  aller  Art  in  Scene  gesetzt  und  auch  erreicht,  dafs  die 
Gerichte  in  Santa  Fe  einen  gewissen  Pedro  C.  Reynu  zum  Vor- 
munde cinsetzten.  Diese«  Individuum  ist  Advokat  ohne  Titel, 
ein  Cberbltibssl  einer  früheren  Zeit,  wo  Doktorentitel  von 
den  Gouverneuren  an  Begünstigte  vergeben  wurden,  nebsohei  ge- 
sagt unter  seinen  eigenen  Landsleuten  einer  der  verruchtesten,  die 
existiren.  Die  Kinder,  die  hier  in  achtbaren  Familien  untergebracht 
waren  und  sich  hier  eiogelebt  batten,  worden  diesen  mit  Gewalt 
entrissen  und  der  saubere  Vormund  Key  na  vertheilte  nun  dieselben 
unter  seine  Freunde  ln  Santa  Fe  als  Dienstboten.  Diesem  Schick- 
sale entgingen  blofs  die  2 Kleinsten,  ein  Junge  von  5 Jahren  nnd 
ein  Mädchen  von  11  Monaten,  da  diese  nach  Aussage  ihre«  Vor- 
mundes zu  uiehta  taugten.  Diese  überliste  er  daher  grofsmüthig 
ihren  Pflegern 

Der  Mulattenb&ude,  die  sich  tbcilweise  in  Saata  Fe  breit 
macht,  gefällt  e«  den  Sklavenbesitxsr  su  spielen,  wie  wir  dieses 
alle  Tage  tu  sehen  Gelegenheit  haben,  wenn  Indianerfrauen  und 
Kinder  aus  dem  Gran  Chnco  eiogebracht  werdeo,  wo  dann  der 
Mutier  unbarmherzig  ihre  Kjnder  entrissen  wurden;  noch  mehr 
macht  ihnen  aber  , die  Sache  8paf»,  wenn  die  Kinder  von  Fremden, 
und  blond  und  weit«  sind.  Welches  Schicksal  die  Mädchen 
speziell  in  Santa  Fo  erwartet,  ist  leicht  vorherzuseben,  wenn  man 
dis  in  Santa  Fe  herrschende  Korruption  kennt.  Alle  anständigen 
Leute  in  Santa  Fe  verdammen  dieses  Vorgeben  und  hat  sioh  der 
Gouverneur  Dr.  Galvet  selbst  für  dieselben  verwendet  und  mir 
gegenüber  das  Vorgehen  des  Key  na  in  dieser  Angelegenheit  als 
canallada  infame  bezeichnet,  aber  erfolglos;  die  Leute  brauchten 
eben  billige  Dienstboten  und  stützten  sich  auf  ihr  Recht. 

Ich  halte  mich  von  Anfang  an  bemüht  su . erforschen,  ob  und 

*)  Bi  dürft«  sich  für  die  ZukunL  doch  auch  Berlin  empfehlen  I Der 
deutsche  Ministom-sident  in  Bunne»  Aires  würde  sich  iedei»rall»  ein  Verdienst 
uni  «Ue  deutsche  Industrie  erwerben,  wenn  er  ün  Sinn«  die*««  Wunsches 
hei  der  ar^entinUchrn  Iterierung  vorstellig  würde.  Dl«  Red. 


Nr.  51. 


750 

EXPORT,  Organ  des  Oentralvereins  für  Handobtgeogr&pbie  etc.  1887 


wo  die  Kiader  Verwandte  haben,  doch  ist  mir  erst  vor  kurzer  Zeit 
gelungen  zu  erfuhren,  daß  in  Rendsburg  Verwandte  leben  sollen, 
deren  Namen  mir  bis  jetzt  unbekannt  sind.  In  Hamborg  soll  ein 
Kunde  der  verstorbenen  Kran  Wedel,  ein  Zigarrenfahrikant  Namens 
Johann  Telf  leben.  An  diesen  Herrn  habe  ich  mich  nun  gewendet 
and  ihm  die  Sache  mitgetheilt,  doch  bin  ich  gar  nicht  sicher,  ob 
er  wirklich  existirt.  Im  Namen  der  deutschen  Kolonie  habe  icb 
ferner  an  den  deutschen  Ministerresidenten  Herrn  Baron  von  Ro- 
tenban  in  Buenos  Aires  die  Bitte  gerichtet,  die  Kinder  dem  Loose, 
dem  sie  eotgegenseben,  zu  entziehen.  Die  Antwort  anf  mein 
Schreiben  steht  noch  aus. 

Meine  Bitte,  an  den  verehrlicben  Verein  geht  nun  dahin,  sich 
in  Hamborg  nach  einem  Zigarrenfabrikanten  Johann  Telf  er- 
kundigen und  in  Rendsburg  nach  etwaigen  Anverwandten  der 
verstorbenen  Eheleute  Jacob  und  Margarethe  Wedel  forschen 
zq  wo}len.  Nach  Ermittelung  sind  dieselben  zu  veranlassen,  ent- 
weder die  Kinder  nach  Deutschland  zu  nehmen,  oder  aber,  wenn 
dieses  nicht  möglich  wäre,  gerichtlich  zu  erklären,  dafs  sie  gewillt 
sind,  dieses  zu  thun  und  an  die  deutsche  Minßterresidentnr  die 
Bitte  zu  stellen,  die  Kinder  so  lange  in  achtbaren  Familien  unter- 
znbriogen , bis  sic  selbst  die  Kinder  zu  sich  nehmen  können  und 
den  Kindern  einen  Vormund  zu  bestellen.  Zur  besseren  Orientiruog 
theile  ich  Ihnen  mit,' dafs  die  Familie  Wedel  vor  ungefähr  4 Jahren 
nach  Argentinien  auswanderte  und  sich  nach  dem  Süden  der  Re- 
publik in  die  neuverraessenen  Kolouien  am  Rio  Negro,  wenn  ich 
mich  recht  erinnere  nach  der  Kolonie  Rocu  begab;  hier  ging  es  der- 
selben »ehr  schlecht  und  kain  sie  nach  einem  Aufenthalt  von  uo- 
gefäbr  SV?  Jahreo  nach  Esperanxa,  wo  sie  in  ziemlich  kümmer- 
lichen Verhältnissen  lebte,  his  der  Tod  der  Eltern  Wedel  erfolgte. 
Die  Familie  war  früher  in  Rendsburg  ansässig  und  sind  von  den 
Kindern  dort  5 geboren.  Diese  beifsen: 

Dorothea  Henriette  Elise  Therese,  geh.  31.  März  1875, 

Wilhelmine  Henriette  Anna  « 31.  Ang.  1876, 

Anna  Albertine  Dora  „ 35.  Mai  1879, 

Emma  Cristine  Henriette  * 19.  Dez.  1880, 

Heinrich  Jacob  „ 14.  Sept.  1889. 

Die  Kleinste  wurde  im  Oktober  1886  hier  geboreu.  In  der 
Hoffnung,  dafs  Ew.  Hochwohlgeboren  sich  ebenso  wie  ich  für  das 
Schicksal  dieser  Weisen  interessiren  werden  zeichnet 

HochachtuogsvolUt  Dr.  F.  W. 

Nachschrift.  Es  versteht  sich  von  selbst,  dafs  der  Unter- 
zeichnete Verein  nicht  nur  die  Wünsche  des  Verfassers  obigen 
Briefes  erfüllen,  sondern  auch  unabhängig  von  diesen  energische 
Schritte  tbon  wird,  uro  die  staatlichen  Organe  Argentiniens  zur 
Intervention  in  der  Angelegenheit  zu  Gunsten  Her  Kinder  Wedel 
zu  veranlassen.  Bisher  sind  Klagen  ähnlicher  Art  aus  den  La  Plata- 
Btaaten  nicht  zn  uns  gelangt,  und  es  dürfte  daher  im  wohlverstan- 
denen Interesse  der  Argentinischen  Regierung  liegen,  durch  schleunigste 
Rinleitnog  einer  strengen  Untersuchung  und  eventuelle  Geougthuung, 
- die  oben  gerügten  Niederträchtigkeiten  gut  zu  machen  — wenn 
solches  überhaupt  noch  angängig  ist.  0.  V.  für  H. 

Zur  Kolonisation  In  Säo  Paulo.  Ober  die  Kolonisation  in  8äo 
Paulo  berichtet  die  in  8ao  Paulo  erscheinende  „Germania“  Ende 
Oktober  er.: 

„Anf  das  von  der  italienischen  Regierung  jüngst  erlassene,  nnd 
bereits  auch  schon  wieder  aufgehobene  Verbot  der  Auswanderung 
nach  Slo  Paalo  hat  die  Regierung  dieser  Provinz  die  würdigste 
offizielle  Antwort  soeben  crthcill:  sie  hat  einen  Hopplemcntar- 
Kredit  von  100  Kontos  für  die  Verpflegung  vcm  Einwanderern  er- 
öffnet und  damit  den  Gerüchten  über  schlechte  Verpflegung,  dio 
man  neben  noch  schlechterem  Empfange  den  Immigranten  zu  Theil 
werden  liefse,  ihre  Berechtigung  entzogen.  Wer  jemals  Gelegenheit 
gehabt  hat,  sich  davon  tu  überzeugen,  wie  masterhaft  hier  der 
Eiodwandernngsdienst  organisirt  ist  und  mit  wie  offenen  Armen 
der  Einwanderer  fast  ausnahmslos  von  allen  Schichten  der  Be- 
völkernng  empfangen  und  mit  welchem  Ernst  sein  Interesse  ge* 
wahrt  und  vertreten  wird,  der  hat  jenen  Gerüchten  von  vornherein 
überhaupt  keinen  Glauben  geschenkt;  anf  gehässiger  Verleumdung 
hasirend,  konnten  sie  den  Tbaisachen,  die  von  der  italienischen 
Regierung  durch  die  Zurücknahme  des  Auswanderungsverbotes 
ausdrücklich  anerkannt  worden  sind,  nicht  lauge  Stand  halten. 
Unregelmäßigk eiten  und  wohl  auch  theilweise  Ungerechtigkeiten 
von  der  einen  oder  andern  Seite  werden  wohl,  trotz  der  grflfsten 
Aufmerksamkeit,  die  man  anf  die  Einwanderer  selbst  und  deren 
Etablirnng  an  dem  ihnen  meist  schon  in  Europa  bekannten  Orte 
’ ihrer  Bestimmung  verwendet,  immer  zu  regislrireo  sein;  aber 
Differenzen  zwischen  dem  Grundbesitzer  und  seinen  Lohnarbeitern 
sind  auch  bisher  meistens,  ohne  Dazwischentreten  dritter  Personen, 
zur  gegenseitigen  Zufriedenheit  beigelegt  worden,  und  das  wird 
auch  in  Zukunft  der  Fall  sein:  das  gute  Einvernehmen  zwischen 


Arbeitnehmer  und  Arbeitgeber  wird  forthesteheo,  ao  sehr  auch  t? 
wisse  Gegner  des  hier  gebräuchlichen  Kolonisation «System*  dam 
zweifeln  mögen. 

In  der  letzten  Zeit  ist  dieses  Kolonisationssystem  vieKari 
Gegenstand  von  heftigen  Angriffen  seitens  bekannter  Antorhlbi 
auf  dem  Gebiete  des  Auswanderuogs-  und  Ansiedelungswetcs*  $? 
wesen.  In  Deutschland  ist  es  der  „Deutsche  Kolonialvereia“,  d-u 
der  Ersatz  der  Sklaven  durch  weifse  Arbeiter,  aoweit  Deutscklud 
ein  Kontingent  dazu  liefert,  ein  Stein  dea  Anstofses  ist,  und  da 
deutschen  Pressorganen  in  Santa  Cathorina  und  Rio  Grande  ist « 
die  wirksame  Konkurrenz,  die  Säo  Paulo  auf  den  europäische 
Auswanderungsm&rkten  jonen  Provinzen  macht,  nicht  minder. 

Da  ist  zunächst  Herr  Hermann  Soyaux,  der  in  6tt 
„Deutschen  Kolonialzeitung*,  dem  Organ  des  „Kolonialverria»* 
vor  der  Auswanderung  von  Deutschen  nach  der  Provinz  8ioPw: 
warnt  und  diese  Warnung  damit  motivirt,  dafs  der  Einwaadre 
daselbst  zum  Sklavensurrogai  berabsioke  und  im  günstigsten  lii 
als  Lohnarbeiter  ein  kümmerlich  es,  unfreies  Dasein  friste.  Her 
v.  Koseritz,  von  dem  man  eine  unbefangene  Beurtheilun*  «r 
biesigen  Verhältnisse  zn  fordern  berechtigt  wire,  geht  sogar '■«£ 
einen  Schritt  weiter,  indem  er  kurzer  Hand  den  hiesigen  Kolooiitr: 
mit  dem  Sklaven  auf  ein  und  dieselbe  Stufe  stellt.  Weder  d* 
offiziellen  Berichte  der  italienischen  Konsulate,  noch  die  an  diese.* 
Stelle  wiederholt  zum  Ausdruck  gelangten  Meinungsäußerungen  ws 
in  die  Verhältnisse  gründlich  eiogeweihten  Landsleuten,  ebeiuv 
wenig  wie  die  im  stetigen  Wachsthum  begriffene  Einwanderuu; 
die  der  Provinz  zuströmt,  haben  es  vermocht,  die  Vorurtheik  drr 
genannten  Herren  gegen  dieselbe  zu  zerstören.  Wenn  wir  « tod 
einmal  versuchen,  die  Provinz  und  ihr  Kolonisationssystem  ri 
rechtfertigen,  ao  sind  wir  im  Voraos  davon  überzeugt,  dafs  »r 
damit  an  der  eiumal  bestehenden  Voreingenommenheit  ge«i»ier 
Kreise  nichts  Indern,  aber  wir  erfüllen  doch  auf  alle  Fälle  «iw 
Pflicht  der  Dankbarkeit  gegen  die  Provioz,  die  in  DesiKÜhu 
heute  noch  ebenso  sehr  als  liochbarg  der  Sklaverei  gilt,  als  ar 
Zeit  der  Unterzeichnung  des  ersten  Halbpachtvcrtrags.  IW*  e* 
gerade  die  Provinz  Sio  Paulo  ist,  die  in  die  Sklaverei  die  träte 
Bresche  gelegt  hat,  dadurch,  dafs  sie  der  freien  Arbeit  zaerst  toi 
allen  brasilianischen  MUtelprovinzeo,  deren  volles wirfhscbafilid* 
Thätigkeit  auf  Plantagenbau  beruht,  eine  Reimstatt  bereitet  iai 
bereitet  mit  grofsen  materiellen  Opfern  von  8eiten  der  lUfitfUg 
sowohl  wie  von  Privaten,  das  scheint  weder  Herrn  v.  ItlttiU 
noch  Herrn  Soyaux  bekannt  zn  sein. 

Es  ist  wahr,  dafs  in  dieser  Provinz  für  die  Orgaaisatioa  in 
kleinen  Grundbesitzes,  dem  Ideal  der  genannten  KolMttttiw 
autorititen,  so  gut  wie  nichts  geschehen  iat  und  es  dürfte  anrh  ii 
der  nächsten  Zukunft  eine  Aenderuog  des  bemebeodec  Stal«* 
schwerlich  zu  erwarten  sein.  Erst  mufs  der  Mangel  za  Arbeit»* 
kräflen  auf  den  grofsen  Gütern  aufgehört  haben,  bevor  cmtM 
an  die  Gründung  von  Kolonien  gedacht  werden  kann  und  «iri 
Eine  Kolonisation  nach  Art  der  drei  südlichsten  Proviaieo,  jftrt 
in  gröfserem  Mafia tabe  in  s Werk  gesetzt,  würde  gleichbedeBlfd 
mit  einem  wirtschaftlichen  Niedergänge  sein,  dena  die  Isadsirti- 
schädliche  Produktion,  die  trotz  des  grofsen  Zusage*  von  Er 
Wanderern  kaum  auf  dem  bisherigen  Niveau  erhalten  werden  kui. 
würde  in  dem  Mafse  sinken,  in  dem  die  Kolonien  den  Fsitt» 
die  Arbeiter  entzögen.  Von  wirtschaftlichem  Standpunkt*  m» 
wäre  somit  eine  vorzeitige  Gründung  von  Kolonien,  die  AasbreiM* 
des  kleinen  Grundbeaittea,  zu  beklagen,  denn  Kolonieinl«« 
mögen  auch  noch  so  günstige  Vorbedingungen  für  ihre 
Prosperität  vorhanden  sein,  sind  io  den  ersten  Jahren  ihre*  v* 
Stehens  immer  unproduktiv. 

Der  Obergang  vom  Großgrundbesitz  zum  KIefngnn»db^:: 
kann  also  nur  ein  allmählicher  sein;  unvermittelt  würde  tr  ™ 
landwirtschaftliche  Produktion  zum  mindesten  ebenso  sehr  st®- 
digen,  als  dus  plötzliche  Aufbören  der  Sklaverei,  ohne  ei»*1  . 
satt  der  Arbeitskräfte,  die  dadnreh  dem  landwirtschaftlich« 
werbe  entzogen  worden  wären,  es  vermocht  hätte.  . . 

Der  kleine  Grundbesitz  wird  in  8ao  Paolo  ebensogut  wt«  ' 
Rio  Grande  do  Sol,  Santa  Catharina  und  Parana  das  eHIkH**' 
der  kolonisatorischen  Bestrebungen  sein,  man  wird  aber  jede  tWr 
eilung  zur  Erreichung  desselben  zu  vermeideu  wissen. 

Man  bedenke  doch  auch,  dafs  der  Kolonisation  ia  St  t* 
rina,  Parana  nnd  Rio  Graodc  ganz  andere  Verhältnisse  M»™“* 
gelegen  haben.  Dort  waren  keine  abgehenden  Arbeiukrä»''  • 
ersetzen,  es  handelte  sich  lediglich  um  die  Verwertbuag  w . 
zuziehender.  Ein  landwirtschaftliches  Gewerbe  ptistirte  . 
nicht  und  es  lag  in  der  Natur  der  Sache,  dafs  der  »’ 

nicht  der  Großbetrieb  der  Landwirtschaft  der  herrsf* 
werden  mufste.  . w 

Handelt  es  sich  um  gewissenhafte,  ehrliche  feU! 


1887. 


7ÄI 

EXPORT,  Organ  des  Ontralveroint  für  Uaudebigeographie  etc. 


Nr.  51; 


Grundbesitzer,  so  wird  »ich  der  ländliche  Arbeiter  in  860  Paulo 
zom  mindesten  ebensogut  stehen  als  der  Anfänger  auf  eigenem 
Grund  und  Boden  in  Rio  Grande  do  8ul.  Ks  wird  ihm  reichlich 
Gelegenheit  geboten»  das  Land  und  die  Verhältnis»«  kennen  tu 
lernen  und  wenn  er,  nachdem  er  seine  Lehrreit  Aberstanden,  aus- 
gerüstet mit  einem  kleinen  Kapital  und  den  in  der  Praxis  erwor- 
benen Kenntnissen,  sich  auf  eigene  Füfse  zu  stellen  gedenkt,  so 
wird  man  ihm  in  diesem  Bestreben  eher  förderlich  als  hinderlich 
sein.  Er  wird  dann  vor  dem  neuen  Ansiedler  in  Rio  Grande 
immer  etwas  voraus  haben:  seine  im  Lande  ohne  viel  Mühe  ge- 
sammelten Erfahrungen,  die  jener  nur  gegen  harte  Entbehrungen 
eintauscht“ 

Patagones,  Ende  Oktober  1887  (Originalbericht).  Auch  hier 
scheint  der  Geist  des  Fortschritts  endlich  Wurzel  gefafst  zu  haben 
and  Patagones  wie  Viedma,  überhaupt  die  ganze  Gegend  an  Be- 
deutung za  gewinnen.  Am  36.  Mai  d.  J.  wurde  bereits  der  nen- 
erbaute  LenchUhurm,  am  Ausfluß  des  Rio  Negro  io’s  Meer,  mit 
grofsem  Pomp  eingeweibt.  Derselbe  unter  62°  -48'  10"  westlicher 
Länge  und  41°  3‘  23"  südlicher  Breite  gelegen,  ist  16m  m hoch, 
das  Licht  (8  feste  Lampen)  45*2  m über  dein  mittleren  Niveau  des 
Meeres  wird  14  Meilen  weit  gesehen;  des  Tags  kann  der  Thurm 
(weifs)  noch  weiter  gesehen  werden.  Gewiß  ein  Fortschritt,  be- 
sonders für  die  vielen  Schiffe,  die  jetzt  fast  täglich  hierher  kommen. 
Vor  Schlüte  der  Kammern  sollen  noch  einige  Projekte  zur  Sprache 
kommen,  die  die  Beleuchtung  der  Südkaste  vermittelst  8 Leucht- 
thurmen bis  zum  Feuerland  bezwecken.  Einen  neuen  Fortschritt 
haben  wir  zu  verzeichnen  in  der  vom  Senate  schon  genehmigten  und 
garaotirten  Erbauung  einer  Bahn  von  Bahia  Bianca  Ober  Choelc  Choel 
uud  Roca,  beides  Garnisonen  am  Rio  Negro,  den  Limay  hinauf  bis 
zum  Lago  NabueJ  Huapi.  Wenn  diese  Linie  wirklich  erbaut  wird, 
könnte  hier  viel  Land  dem  Verkehr  erschlösset)  und  das  prächtige 
Thal  des  Limay  und  seiner  Nebenflüsse  sofort  kolonisirt  werden, 
insbesondere  für  Dentsehe,  die  an  Sehne«  gewöhnt  sind.  Eine 
weitere  Linie  soll  von  Bahia  Bianca  ausgehend  über  Patagones.  den 
Rio  Negro  überschreitend  nach  Viedma  geführt  werden,  wahrschein- 
lich uro  sich  später  der  Cbubutbabn  anzusrhließen. 

Auch  ein  Hruckenprojekt  ist  dem  Senat  vorgelegt  worden,  und 
wie  ich  früher  Gelegenheit  hatte  vorauszusagen,  sind  es  Engländer 
die  sieh  hier  wieder  sehen  lassen.  Schade,  dufs  in  Deutschland  so 
wenig  Interesse  für  so  glänzende  Unternehmungen  herrseht.  Die 
Engländer  verlangen  6%  Garantie  für  20  Jahre  und  ein«  Unmasse 
Land  auf  beiden  Seiten  des  Flusses  usw.  usw.,  alles  Bedingungen 
die  garniebt  nfithig  sind.  Das  Unternehmen  rentirt  von  seihst. 

Um  von  der  zunehmenden  Bedeutung  dieser  Territorien  einen 
Beweis  zu  geben,  führe  ich  hier  di«  den  Zollämtern  von  Viedma  uud 
Patagones  entnommenen  offiziellen  Zahlen  der  Ein-  und  Ausfuhr  an: 

1. 1 s-.ll  X 

VtortsUafcc 

Ift&l  IBM  IBB5  tS£& 

PaUgones  Einfuhr  in  Nationales  278  718  334  096  407  113  884  701 

„ Ausfuhr,  . 121  936  159  492  171  064  164  332 

S.  ’jim)  4 
Yiartrljskr 

Viedma  Einfuhr  , , — 13  393  27  873  153415 

. Ausfuhr.  . — 92  824  115  701  103  IU6 

Die  Ausfuhr  von  hier  beschränkt  sich  auf  trockene  Rindshäute, 
Schaffelle,  ungewaschene  Schafwolle,  Pferdehaare,  StraoCsfedero, 
Salz-  uud  Indianergewehe. 

Der  hier  produzirte  Wein  fällt  noch  nicht  in’»  Gewicht,  da  bis 
jetzt  noch  sehr  wenig  angepflanzt  ist,  obwohl  derselbe  außeror- 
dentlich gut  gedeiht. 

Eine  Salzraffinerie  würde  hier  gute  Geschäfte  machen,  ebenso 
ein  Importbaus  wie  es  Pelcrsen  A.  Hausen  hier  hatten;  diese 
Firma  bat  sich  aufgelöst,  da  der  hiesige  Chef  ausgetreten  ist. 

In  Cbubut  wird  tüchtig  kolonisirt,  die  Eiseubahu  dürfte  diesen 
Monat  fertig  werden.  Eine  englische  Kompanie  wollte  eine  Bahn 
von  Cbubut  nach  Chile  bauen ; als  Belohnung  verlangte  dieselbe 
800  leguaa  Land,  welche  Forderung  jedoch  surfekgewiesen  wurde. 

Der  ganze  Handel  dort  ist  in  englischen  Händen. 

Viel  Geschrei  machten  seiner  Zeit  die  Goldmiuen  am  Cal  o de 
las  Virgenes,  Alles  wollte  Land  dort  haben,  sodaß  das  Ministerium 
kaum  allen  Anforderungen  gerecht  werden  konnte,  jetzt  Ist  Stille- 
staod  — der  Schwindel  ist  bekannt  und  nor  einige  Kompanien  j 
arbeiten  noch,  aber  bisher  mit  Verlost.  Schreiber  dieses  hat  einige  I 
Konzessionen,  die  er  zur  Zeit  des  Goldfiebers  mit  vielen  Empfeh-  ! 
luogeu  und  Mühen  erlangen  konnte,  bis  heute  noch  nicht  gesehen;  ! 
das  Goldfieber  ist  eben  vorbei. 

Einnahmen  und  Ausgaben  der  Republik  Chile.  Die  gemischte 

Kommission  der  Senats-  und  der  Deputirtenkammer,  welche  den  f 
Voranschlag  der  Hinnahmen  und  Ausgaben  des  Staates  für  1888  1 
geprüft  bul,  sagt  in  ihrem  Bericht:  Der  Präsident  der  Republik 


: hat  in  seiner  Botschaft  die  Einnahmen  auf  36  000  000$  geschätzt, 
in  der  Annahme,  daß  am  1.  Januar  ein  disponibler  Überschuß 
vou  8 000  000  $ vorhanden  sein  werde,  und  die  Ausgaben  auf  die 
Summe  von  82  439  736  $ veranschlagt.  Diese  Summe  beträgt 
1 657  587  $ weniger  als  das  Ausgabenbudget  des  laufenden  Jahres. 

Der  Finanzminister  berechnete  damals  die  Einnahmen  wie  folgt: 

UHe 2101)0  000  * 

Eisenbahnen  ......  6000000  . 

Post  und  Telegraph  ....  500  000  „ 

Münze  1UOOOO  . 

Verkauf  von  Stjutitlämiemen  2 000  000  „ 

Mobiliarsteuer 300  000  . 

ErbschafUxtcucr 100  000  „ 

Grundsteuer 1 150  000  „ 

Patente  (f.d.Gcwcrbtrcihenden)  400 000  . 

Stempelpapier 450  000  * 

Atcabata  ...  ...  700000  „ f4%  vom  Verkaufs- 

preise v.  Grundstücken) 

Verkauf  von  Guan>  ....  8O0000  „ 

Verschiedene« 500  000  „ 

zuMunmvn  36  000  000  * 

Bei  dieser  Berechnung  legte  der  Minister  die  Einnahme  des 
Jahres  1886  zu  Grunde,  die  37  116  000  $ betrug,  und  stellte  die 
Vermuthuug  auf,  daß  dieselbe  im  laufenden  Jahre  auf  37270000$ 
kommen  würde.  Da  die  Kommission  die  Einnahmen  der  ersten 
acht  Monate  des  laufenden  Jahres  berücksichtigen  konnte,  die  sich 
auf  24  500  000  $ beliefen,  so  glaubt  sie,  daß  die  Hinnahmen  für 
die  übrigen  vier  Monate  des  Jahres  auf  15  600  000  $ veranschlagt 
werden  können;  diese  Summe  sei  in  dem  gleichen  Zeitraum  des 
Jahres  1886  eiugekommen,  und  es  liege  kein  Grund  vor,  weshalb 
im  laufenden  Jahr  die  Einnahme  geringer  sein  solle;  demnach 
würde  die  Gesamroteinnahme  40  000  000  $ betragen.  Dennoch  ist 
sie  bei  der  Annahme  des  Finaozministers  mit  89000000$  stehen 
geblieben  und  hat  die  ordentlichen  Ausgaben  auf  32  695  770  $ 
festgesetzt,  also  6 304  229  $ weniger  als  die  im  Jahr  1888  in  er- 
wartenden Einnahmen. 

Das  außerordentliche  Budget,  welches  größtenteils  durch  be- 
sondere Einnahmen  zu  decken  ist,  umfaßt  folgende  Titel: 


Entschädigungen,  die  an  Reklamanten  in  Folge  der  Sentenzen 

der  internationalen  Schiedsgerichte  tu  zahlen  sind  . . .150  000  * 

Ban  neuer  Gefängnisse 400  000  „ 

Grofses  Lyceum  mit  Pensionat  in  Santiago  400  000  „ 

j Bau  neuer  Scbullokale  .............  I 200  000  „ 

Hau  von  Lyeeen  (Gymnasien)  ...........  400000  „ 

| llafonbauten  ln  Valparaiso 200  000  „ 

■ Ausbesserung  des  Kriegsschiffs  „Admiral  Cochraiu"  1 000  000  „ 

| Vergrößerung  dee  Materials  der  Flotte I 000  00O  „ 

Nene  Arbeiten  an  den  bestehenden  Eisenbahnen 1 022  009  , 

Fortsetzung  der  Arbeiten  an  den  in  Angriff  genommenen  Eltenb.  94  800  . 


zusammen  6 066  800  * 

Diese  außerordentlichen  Ausgaben  werden  wahrscheinlich  aus 
den  zu  erwartenden  Überschüssen  der  Einnahmen  über  die  Auf- 
gaben bestritten  werden  können,  erforderlichen  Falls  mit  Zubnlfe- 
lllkm  der  vorhandenen  8000(00$  Zu  bemerken  ist,  daß  höchst 
wahrscheinlich  die  ganze  Summe  von  39  00)000  $ ebenso  wenig 
verausgabt  werden  wird,  wie  dies  in  frübereu  Jahren  mit  den  ver- 
anschlagten Ausgaben  der  Fall  gewesen  ist. 

Die  Kommission  ist  mit  dein  Bau  der  von  der  Regierung  vor- 
geschlagenen Eisenbahnen  einverstanden;  nach  dem  Anschläge  der 
Ingenieure  sollen  die  Baukosten  SOOOOUO  £ betragen.  Diese 
Summe  soll  durch  eine  Anleihe  aufgennmmen  werden  zum  Zinsfuß 
von  41/ mit  einem  halben  akkumnlativeu  Prozent  Amortisation. 
Die  Eisenbahnen  sollen  theils  Hafenplätze  mit  dem  Innern  ver- 
binden, theils  sind  es  kante  Zweigbahnen,  theils  dienen  sie  zur 
Verlängerung  der  grofsen  nord-südlichen  Eisenbahnlinie,  die  von 
Santiago  hi*  zum  Städtchen  Victoria  im  nächsten  Jahr  fertig  wird, 
und  von  dort  weiter  bis  Osorno  mit  kurzer  Zweigbahn  nach  Val- 
di via  fortgeführt  werden  soll.  Die  Gesammtlftnge  der  Eisenbahnen 
beläuft  sich  auf  1000  km.  Der  Bau  der  einzelnen  Halmen  soll  an 
Unternehmer  vergeben  werden,  and  hofft  man,  dieselben  binnen 
fünf  Jahren  fertig  stellen  zu  körnten. 


Briefkasten.  >< 

— Herr  Z U.  Luhiditi.  UaaliXf.  m«lil«t.  11«  Ilamliui*  Häilanarlkanltclia  Po,t- 
•timpf.r  ..(••(■Ihm”  K«|>1  K.  Dl«h  hat  am  i.  N *«ml>rr  I Uhl  MUH«,  rürkk.braml  Oavar 
l>Miirt.  „CacTlenWa*-  Itapt.  l'uMkinaaa  l«t  an  ».  Daaaiaha«  Nfckm .1 '***  10m  TnnU. 

hirt  Utmtnrii  w«tu-rg*gia|«a.  „Curltyba"  K «j-l  II.  R.  Kl«  hat  r«rkk«hrao4  am  10.  Da 
«mMr  Mt.  Ytnrant  [•»tain  „P«n>aaafcn«o>*  Kapt.  D Mrliarf*  lat  am  II.  b**amber  rStfc- 
katima*  in  l.iaaalwa  aa^rknmiaan  nad  aaa  11  L>«z»mbar  S ih!  llamhiUK  »aHar- 
(•(»114*11.  .SutM-,  KapL  C.  Biila,  lat  aat«»tand  am  10.  I>(it«mh*r  Vnrmltlaga  In  lUMa 
»R(tkomta«iL  .Curti*Bi*a-,  Kapl.  lY.tliiniau  räcfch*hraj«t.  ha«  aaa  IS.  Daaambtr  *b«M» 
Dutaf  paaaKit.  ..Bnaiic  • Air«“.  Kapl  DA««  hat  atityctiand  am  tu.  iJ.iamt.r  3 l'kr  N»u* 
iut(la(a  CK.»«r  paaikrt.  „ON»da“  K«fi  F,  Klar  k"  am  II  l>«*am*|nr  UMlpf*  >..n  HialtUirUi 
aa<h  Hai.ik.ir»  ahraranfrn.  JUtrW  Kap«.  Srhäurro«  )■»,  WalS.  wkkMI  6h  YlMtit 


Nr.  41. 


752 

EXPORT,  Organ  de*  Centraherein«  ffir  Handelegeographie  et«. 


paarirt  «Mi  lat  aacb  dem  La  M»u  n<Ur|<taa{iD.  Jöo"  Kaf L flarrtlat  ict  u 8.  Oiuabu  I 
»*»  Madeira  w«lt*r|*f  tn|ta.  „LUaabou'*  Kapv  Holu»  Ul  am  10.  D tat  mbar  voo  Bahia  nach 
Kurop*  abge*ao* »n 

— Daa  IpidlUoaAni  lapit  IhataUal-laaterf  h«rl«hwi  «ai  Dam»(*r  | 

Md  iagfctr-AkfUinta  tob  Ha» bar(  aaab  ««rvpeiaehea  ul  ibanndaehe»  i'liuva: 
a)  Diapfieblff*. 

Afrika  (#6dwf*ikll*t*)  vl»  Madeira,  Caaarlaeba  laiela,  Ooria,  Aren,  L**n*  «*«.  bla  Leuli 
lakl-,  Puttclarepler  „lila  WoenaaBn“,  KapL  Pllt»er,  d*<rt*oh.  31.  Daa*»h«r. 

Kapatadi  na».  (Ha  Madeira)  alle  39  Tep«,  eanicbel  eia  *n*IU«h*r  Dampfer  am  8.  Januar.  | 
t'eaaaa.  fllagapera,  Huoeioag  utm  Japan  (.,Kin<rHn-Lt*1«“)  Dampfer  „Hen perle“,  deoUeb, 


».  Deaeeaber,  Dampfer  JKIarna“,  deatacb,  l&.  Januar,  Dampfer  „ÜljrapU",  < 
JO.  Januar,  Dampfer  „Iphl^enU",  iloaUch.  15.  9'eliruar,  Dampfer  „Krlgga“,  < 
39.  Prbrwar,  Dampfer  „fl lobe-,  dautneb,  1k.  Mira. 


Ptnau*.  Hmpapore.  Ilnn«k*uff,  Yekobama,  Mbnc»  aad  Nagaaakt  (8l»«re  - Linie)  *ls  Ant- 
*erpe»  u»U  Loadon  Dampfer  ..GlM»ofi*B*Slr*“,  eBflieeh.  bie  Kode  Peaember,  Dampfer 
..Pemhrohaebira".  engUtrb,  Mille  JaB«ar. 

I'enaop.  8l**ap©r»,  Hoagkeag,  Rrbangbai,  Vnknbama  BBd  IltcC*  (direkt)  Dampfer  „Deepdale“, 
*n*llieb.  38.  DtirmUt 

PenanR,  «Injapore.  Bongkung  und  Sbaagbae  (direkt  .Ualoa-Linie“)  Dampfer  ,.  Fiter* , 
eagllarb,  JO.  Deaember. 

Yokohama  und  Hlope  (Hk  Mlddletbr«)  Uaioa-Ltale)  Dampfer  „kltmore“,  Kapl.  iMcphea, 
•ngli-rfb,  Anfang  Januar. 

Hngapara.  Haag kua«,  HehanKkal,  Yokotama,  llVopo  and  Bagaaekl  (ela  forVlilf,  Su*k  Aden 

und  Colombo)  Foeidampfer  .Haek-een“.  dealerb,  bie  T.  Januar. 

Adeleide.  Melbourne  und  Hydnej,  ela  Port  Seid,  Saaa,  Aden  uad  Colombo  Portdampfer 
„Habebnrr“,  deatacb,  bie  33.  Patern  her. 

MeJIend*  and  Catlao  direkt  (eia  Aaiwtrpan)  Poaldampfer  ,l*kk*rol>‘‘,  Kapl.  Hohn, 
dauLtrb,  ST.  Deaember. 

Co  riete,  Le  Union,  La  Llbertad.  Aeajelle.  Man  Joe*  de  Gauemala  uad  Cbampcrtro  and 
Ocoe  eveai.  auch  Paata  Arovat  (C.  R ) San  Juan  de  Ser  and  Amapala  (eia  Aotverpen) 
Peatdampret  .JVakkaraV*.  Kapl  «..bet,  denteab.  37.  Derember 
Valparaiso,  Arien,  Poet  StanUj  (P.  I.),  PuaiU  AraaM  (Mig.-fttr.),  Oerrat,  Coronei,  Taiee- 
kaano  and  Iqntque  anleufand  eia  Aatoarpaa  PuMduap/.r  _M»aae“,  Kapl.  Wileon,  daulerK, 

Mailende,  Calino,  Ei*»,  Gaajequll,  Zentral- Amerika  (eia  Aninarpen)  Dampfer  „VlrgllU“* 
Kapl.  JobneSeltb,  dtuUch,  33.  Deaember. 

TalperaUu,  Pont»  Aranaa  (Mag.-Srr.),  Corral,  Cnroael,  Talrtbnano,  Coqalmbo,  Aatefagaita, 
lqulgue  and  Arioa  («ia  Aatnerpen),  Dampfer  „Oerdeila“,  Kapt.  Wart» an»,  deuterb. 
II.  Deaember. 

Montevideo,  Bseooe  Altaa,  Boearia  and  Ha»  Mlenlaa  (Ha  Madeira)  Portdempfcv  „Klee“, 
iUjrt,  J ober«,  deatacb,  »i  Deaember,  Pueldaiapfer  ^etnbmbnm“,  KepL  Srbarfa,  deutet*. 
3,  Jaaaar. 

Mort*vtd«o  and  Buenoe  AI  ree  (Ha  Madeira)  Dampfer  „Kehrwieder*,  KapL  Bplledt,  deateeb, 
30.  Decembor. 

Pernamboco.  Rio  da  Jana  Ire  aad  Saotoa  (Ha  Litaabea)  Poeldampfer  „Camptnae“,  Kapl, 
Blrcb,  deatacb,  38.  Daaember. 

Bahia,  Bi*  da  Janeiro  and  flantne  (rla  Lteanboa)  Poetdsmpfar  „Curiiyha“,  Kapl.  Klar, 
deuueb,  i.  Januar. 

Wert  fndlea  Ha  Barre  (fit.  Tbomaa,  TaaataaU,  Habt)  (am  S„  19.,  19.  uad  tfi  Jedeo 
Monat»),  fow dampfet  ,jsaa.-«la“.  Kapt.  Henter,  deoMrh.  3A.  Daaember.  Portdampfer 
„Boruwla“,  Kapt,  Mafia,  deatacb,  5.  Januar , Potadampfer  „Haiiatla“,  Kapt  Drdnoher, 
deatacb,  13.  Januar. 

■ult*  (Ha  Harre),  Varotra«,  Tempi«*  und  Progrnno  (am  I,  Jeden  Monat»)  Poaldampfer 
„Teutonia",  Kapt.  Butcb,  deuleek  t.  Januar,  l'notdampfer  „Haag» rla“,  Kapt.  L*Hbiaeer, 
dautacb.  I.  Pebroar 

Havana,  Malaniet,  lUaiiag.i  und  Cleafttcgo»  Dampfar  „Muriano“.  apaatec«,  bte  *1.  Datambe* 
da»  York  l'«»td*mpfrr  „Huerta"  (direkt),  deatacb,  39.  Deatmber,  Pottdampfer  „Sofia“. 
(Ha  Havre),  deuUrb,  9.  Januar,  PoHdampfar  „Bohemla"  fvla  Harr»),  deutarb,  IS.  Jaaaar. 
Poftdampler  „tUaniia"  (Ha  Havre),  deuueb,  39.  Januar,  Cuiun-Dempfer  ^laraala“.  Kapt. 
Menaa,  deuterb.  St.  Deaember.  Dampfer  „Auatrnlta“,  Kapt.  Franc*,  denuak,  4.  Jenuar, 
Dampfer  „AraalA“,  Kapt.  Bkhr,  deatacb,  3t.  Januar,  Dampfer  „ C*H fem ia^*,  Kapt. 
Wlahlr«,  deatacb,  18.  Jaaaar 

Hai  Hat  an.  (avant,  via  Antwerpen)  Dampfer  „BaumoaU“,  deuueb,  S.  Jaaaar. 

b)  Sag elarbtffa. 

WraUüaU  Zentral- Amerika!  direkt  „Apoll",  Kapt.  Höhe,  danttab,  prompt. 

Guapaiyntl  direkt  „Montana"  Kapt.  Wentel,  deutacb,  prompt 

Taleahnane  uad  Arle*  Jtorealar"  (mg  Kl.ru).  Kapt  Breekwaldt,  deataeb,  prompt. 

Muanee  Air**  (Klacbaelo)  „Mumboldl“  (vun  Bäten).  Kapt.  Jenem , darnach,  aegelfartig, 
„Aladdin“.  Kapt.  Pedrnaa.  norwcglncb,  »egeirertlg,  „l'nuata"  Kapt  Aaaoatea,  aorwe 
tUkeroe  bei  Aagaai  Blnmealbal. 

Dentnche  Exportbank. 

Ftr  Telegramme:  Kiportbank,  Berlin. 

AkUs*U«i|:  ExportbsreiK. 

Rsrlift  S.W..  Kochstrmfie  27. 

(Briefe,  Packele,  oaw.  aaw.  rtad  nur  mit  dlener  Adreeae  an  varoabaa.) 

iU  Terfttaai  Mr  4b  leflrdaraagtkeatea  Jeder  aak  Cklffra  k k »lagerokklea  Mfferb  lat  dar 
aaibaa  vea  4«  da»  iiiaaiatiavriaade  4m  l-C  alakl  aagebdrtgea  Strmea  I Mark  (b  deute  ehe» 
i 4«t  K--S.  «Ar  die  alt  dar  BefMaraat  gwallB 


6A5  (H«  „Mittlioiluugeo*  d«a  Export bureans  der  „ Deutschen  Kxport- 
, wt-K-l.e  die  geschäftlichen  Angaben  dsr  unaerem  AbfHinententerbaod« 
Angehörigen  leistungsfähigen  Firmen  enthadtra,  gelangen  im  MonU  Januar  n.  J. 
in  besoadsrs  starker  Auflage  tum  Versand  an  alle  uassro  auswiriigen 
resf».  überseeischeB  UeschüftafreuBde  xsr  Agitation  für  das  Kröhjahrsgeschäft. 
Wir  fordsni  unsers  Abonneotca  auf,  Freislisteo  und  Kataloge,  welche  sie  bei- 
zulegen  wünschen,  rechtzeitig  einzuaenden  und  von  etwaigen  Änderungeu  ihrer 


geschäftlich en  Angaben  uns  möglichst  bald  in  Kenntoifs  zu  sstxsn.  Io  «r 
Antwortschreiben  uoservc  auslwi>dUch«i  GssckifUfreonds  auf  dis  ibsn  . 
September  d.  J.  Bebst  Katalogen  und  Preislisten  zugesandten  „ÄiUketliof.: 
wird  einbUmmig  der  praktische  Vortheil  anerkannt,  welchen  diese  ZusaaiA: 
Ateliu&g  leistungsfähiger  Pinnen  aller  Branchen  namentlich  dadurch  fc*i!r 
daTs  die  Deutschen  im  Aaslande  ersehen,  welche  Artikel  sie  am  be«t«a  n 
Deutschland  za  beilehen  rermögen,  und  ihnen  ferner  die  Höflichkeit  c 
geben  ist,  sieh  ohne  Zeitverlust  an  die  Fabrikanten  rwsp.  Exporteure  dir*-* 
zn  wenden.  Dieser  Nutzen  wird  durch  illostrirte  Kataloge  und  Pm. 
wesentlich  gesteigert;  jedoch  wird  allgesnein  der  Wonach  auagssprocbec.  i» 
dieselben  neben  der  deutschen  auch  in  englischer,  spsi&i scher  new.  Sfnn- 
publixirt  werden  möchten-  Anfragen  und  Mittheilungen  unter  L L.  f| 
an  die  Deutsche  Exportbank. 

GÄt».  Ein  tüchtiger  Agent  in  Moskau  sucht  für  den  Bezug  von  DuRt-j 
ukw.  mit  einer  reoommirten  Export-Finna  in  Bagdad  in  Verbiaifoaf  a 
treten.  Offerten  erl>ete«  unter  L.  I*.  617  an  die  Dentsch«  Kxporthaak 

GB7.  Ein  «ehr  tüchtiger  und  gut  edogefübrter  Agent  in  ßribeei  wer, 
die  Vertretung  einer  leistungsfähigen  Fabrik  zu  übernehmen,  weiche  fiiod» 
schalen  aus  tiulsstahlblecli  als  Spezialität  führt  Offerten  erbeten  wie 
L.  L.  618  an  die  Deutsch«  Export  bank. 

638.  Ein  bestens  empfohlenes  Agenturgeschäft  in  Ainsterdssi  suett  J- 
Vertretung  einer  leiaUingsfählgen  deutschen  Linoleum  fab  rik  zu  überftrhor: 
Offerten  erbeten  unter  L.  L.  619  au  die  Deutsche  ExpOrthank- 

689.  Ein  tüchtiger  Agent  in  Malmö  sucht  die  Vertretung  eiocr  fa» 
sehen  Oleinfabrik  zu  übernehmen.  Betreffende  Fabrik  roufs  mit  dem  bdlb 
dischen  Fabrikat,  welches  daselbst  schon  vertreten  ist,  konkurrirm  koste 
Offerten  erbeten  unter  L L.  620  an  dis  Deutsch«  Kxportbnnk. 

690.  Wir  hüben  aus  Holland  Nachfrage  nach  einer  E4hs**1ip, 
welche  täglich  ca.  50  kg  Eis  produxiren  and  den  Freie  von  400  btt  Ml  J 
nicht  überschreiten  soll.  Offerten  unter  L.  L.  621  an  die  Deutsche  Exp-r.l^i 

691.  Ein  renommirtes  deutsches  Bankhaus  in  Tripoli  di  Barbtrii  m 
pfiehlt  sich  deutschen  Fabrikanten,  welche  nach  dort  arbeiten  zur 

von  Inkassis.  Anfragen  unter  L.  L.  622  an  die  Deutsche  Kxportbank. 

692.  Ein  hieeiger  Kaufmann  beabsichtigt  Anfang*  närhulea  Jak/»« 
Japan  zu  geben,  um  die  bedeutendsten  Plätze  des  Landes  n kmin 
und  sich  dann  als  Vertreter  für  die  deutacb«  Industrie  äawni. 
voraussichtlich  in  Yokohama  ntedenulaasen.  Betreffendem  babfn  hems 
eine  Ausalil  von  Fabrikanten  der  Manufaktur-  und  Goldwaarsnbrandie  än 
Vertretung  übertragen,  während  mehrere  andere  Häuser  deswegen  noch  «-  <i> 
in  Unterhandlung  stehen.  Derselbe  beabsichtigt  sich  auch  der  Einfühntfif  «n 
dort  noch  wenig  oder  gar  nicht  bekannten  Artikeln  der  Galanterie-  tnd  wr- 
schledenen  Liixusbrancben  sowie  Neuheiten  jeder  Art  tu  widnes, 

Japan  ein  großer  und  nutxbringeuder  Markt  zu  werdsn  verspricht.  Feldtsf* 
Wsaren  sind  in  Japan  besonders  marktgängig:  Anilinfarben,  Cbraüuto 
Nähmascbioeo,  Taschenuhren,  Wandabren,  Bier  (besonders  he*’)w , U*r 
moussirende  Rheinweine,  Trinkgläser,  Spiegel  und  Bpi«g«lglä*M,  ätf.ui- 
flaschen,  Fensterglas,  ltalian-Cloths,  Velvets,  Rukakius,  Thibets,  LutiMi 

I Plaids  mit  Frantan,  Satins,  Flanelle,  bedruckte  baumwollene  Slols 
Niguitas  (Elsaf»),  Yaraaroai*  (Gera  und  GreizL  Trikotagen, 
Zwirnhandschuhe,  Kisenwaaren  usw  Die  Abonnenten  des  Export  Hiiöja 
welche  mit  Betreffendem  in  Verbindung  zu  treten  wünschen,  erfahr«« 
Adresse  auf  gell.  Anfragen  unter  L.  L 628  an  die  Dautacb«  Kxporthmk- 

693.  Ein  sehr  ebreewertber  Geschäftsmann  in  Porto  Al<g«  (P»™* 
Rio  Grande  do  Sul),  mit  den  brasilianischen  Geschäfts-  Verblltniiwt-  ^ 
einer  Reibe  von  Jahren  vertraut,  wünscht  Vertretungen  von  rsam®^ 
dsutsefan  Feuer-,  See-  und  Lebeniversicheningsgesellschaftcn  zu 
Offerten  erbeten  unter  L.  L.  624  an  die  Deutschs  Rxporthank. 

694.  Rin  besten«  empfohlenes  Agentur-  und  Kommt»ionsff*ri‘-‘  3 
Konstantinopd  sucht  die  Vertretung  einer  renommirten  KravattsnW«! 11 
tibernebmen,  es  kommt  hauptsächlich  billige  Waare  in  Betracht  Owrta 
erbeten  unter  L.  L.  626  an  die  Deutsche  Exportbank. 

695.  Denjenigen  deutschen  Fabrikanten,  welche  dw  Bichs(j*krife  i> 
bourner  Ausstellung  beschicken  und  sich  sifsec  in  Mel  boome  sack  in 

für  Ihre  Rrseugnisse  direkt  vertreten  lassen  wollen,  können  «ir  s«h c 
letzterem  Platze  zuverlässige  Agenten  nachweisen.  Gefl.  Anfragen  «rtd« 
unter  L.  L.  626  an  die  deutsche  Kxportbank. 

696.  Die  Firma  R.  Lubeno  w <fc  Co.  in  Berlin  NO.,  GrcifiwaMenU- 55^ 
Photographie- Bilder-  und  Spiegel- Rahmen-Fabrik  tbeilt  uns  mit,  d»&  ,K  J 
den  Herren  Bahne  fk  Loth  hiersefbst  Rittcrstr.  100  ein  Mu«t«risj*f  J 
Fabrikate  errichtet  habe. 


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flmantlle  Bank  of  Aantrmll»,  London. 

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Deutsche  Kxportbank»  Berlin  WH.,  Koebstr.  ». 
und  verweist  betreffs  näherer  Detail«  an  ihre  Agenten 

Kairoer  & Co.,  11  tonnt  Italic.  Loiid«"- 


1887 


753 

EXPORT,  Organ  des  Gentrnlverema  für  Handelsgeographie  etc. 


Nr.  51. 


Kin  Chemiker,  341  Jahre  dt,  mit  feinen 
Keforeuaeo,  der  bereit»  mehrere  technische  KublU- 
'•oments  der  Ammoniak-,  Kali*,  ll»lxc»»i«r*  und 
^prr-nwwtoffbranrhe  selbständig  geleitet  bat,  kauf- 
inäunUch  gebildet  uiul  der  doppelten  Rückführung 
mächtig  lat,  sucht  Ähnliche  Stellung  im  Autnnde; 
«leraelbo  würde  auch  bereit  »ein,  eine  l.ehrcrstelle 
für  Chemie  nnd  Physik  tu  übernehmen.  Offerten 
unter  II.  164t  sind  an  die  Kip.  d.  Bl.  xu  richten. 


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Korrespondenz : deutsch,  englisch,  französisch 
Reich  illustrirter  Kaulog  gratis  und  franko. 


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ind  mit  entsprechenden  Kapitalien  bedeutend 
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Inhalt  Im  Ihireh«*ehnltt , soll  um  den  iufrerat 
billigen  Preis  ron  530  000  Mk.  bei  200 000  Mk. 
Anxalilang  »erkauft  werden.  Kroate  Reflek* 
taatea  wollen  »ich  wenden  an  da» 
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Di«  «on  der  Södasaertkaniseben  Ausstellung  noch 
hinlänglich  »ec kannte  Mrhttdcl  - Sammlung 
dw  Herrn  Theodor  ßiseboff  in  Mundo  No»o 
(Vof|L  Seit«  58  de»  Katalog»  der  1886  er  Süd- 
amerika» iacben  Aufteilung  In  Berlin)  ist  zu  ter- 
Reflek tauten  erhalten  nähere  Auskunft 


ton  dem  .Centialverein  für  HamJeUgeographie  etc.* 
Boriia  t»W.,  Koch» traf»«  27. 


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4 Jahren  im  Werth«  von  rund  2 Millionen  Mark  geliefert), 
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belebung. 

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Weltau«  » 4 eil  an  « Brüssel  1888» 

Eröffnung  6.  Mai.  ~ 

Eine  beschränkte  Anzahl  leistungsfähiger  deutscher  Firmen  übernimmt  noch  zur  Ver- 
tretung für  obige  Ausstellung 

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■eit  Jahren  bekannt  durch  reell«  Vertretung  erster  Berliner,  Kölner  und  Breslauer  Firmen  auf 
8 Weltausstellungen. 

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Bi.  Referenzen  stehen  tu  Diensten.  Näheres  die  Prospekte,  auf  Verlangen  gratu  versandt 


Centennial  International  Exhibition 

ln  Vlelbonrne. 

Eröffnung  im  August  1888.  mhh 

Die  Aktien-Geeelhirhaft  Hnlfour.  Killst  A 4’o„  Vfrlbourne  Aktien- Kapital  250000  £) 
deren  Leiter  The  Honorable  James  Halfonr  s it  30  Jahren  im  Melhourner  (JeschkfUwhehr 
steht,  bietet  deo  industriellen  Deutschlands  ihre  Dienste  zur  «acbgcmäfoen  Vertretung  «ährend  der 
IMMMer  AaMtellnnjg  an,  unter  Berufung  suf  die,  während  der  vorangegangenen  australischen 
Ausstellungen  gesammelten  Erfahrungen.  Dl«  bewihrten  Verbindungen  der  Firma  in  allen  llauptplätaeu 
des  Kontinents  machen  Ihr  die  dauornde  agentmweis«  Vertretung  leistungsfähiger  deutscher  Firmen 
sehr  wünschen» werth. 


Jede  nähere  Auskunft  in  Ausstellung«- Angelegenheiten  ertheilen: 

Bnlfour  A i'o.  London,  II  Kood  laue, 

Berliner  HpedltenrVereln  Akties-Gsselliehaft  Berlin  ’ 
Deutsche  Exportbnnk  Berlin  MW.,  kocketrofne  23. 


Schönelienrer  Ifer  5/V. 

[IW] 


ügitized  by  G( 


754 

EXPORT,  OrgiiD  das  Ceutmlverein«  für  Huidelageogniphio  etc. 


Nr.  51. 

„Deutscher  Lloyd“ 

Transportversicherungs-Aktiengesellschaft 
in  HKKI..1X. 

Vollbegebenes  Grundkapital 8 000 000  .ft 

Reserve-  und  Spnrfonds 775000  „ 

Prämieu-Ki  imalimo  in  188t*  utwußlkli  Kuortugeii  und 

Rabatte 1801  000  . 

£ Schaden-  uud  Priunieu- Ucaorvo 780  000  . 

t)le  (ie»rllhrlwft  versichert  Wliiren  nller  Art.  auch  Werthpapiere  usw.  gegen  di«* 
Gefahren  des  Transportes  zur  See,  auf  Flüssen  uud  zu  Lande  in  durchstehcndem  Risiko  ru 
billigen  festen  Prämien  und  liberalen  Yersicherungsbedinguuge u bei  stets  koulanter 
und  prompter  Hchadenreirulirung. 

Narb  Maßgabe  der  Poltzebedingungen  versichert  die  Gesellschaft  auch  die  Gefahren  des 
UMobstabls  und  Uruehs  und  event.  I.ckkni'c-Sch&dcn. 

Für  Yersichrrungen  der  Aussendungcn  zur  Welt-Ausstellung 
in  Hclbnuriie  werden  besondere,  den  Wüusrhcn  der  Herrn  Aus- 
steller Iterhnung  tragende  Hinrichtungen  get rollen. 

• Nähere  Auskunft  ertheilt 

Die  General-Agentur  io  Berlin  pAA] 

t'nrl  l.itnt frlmrli. 

Aleiindrlnautrebe  ST». 


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1887. 


7 A3 

EXPORT,  Orfu  des  Centnlvereios  für  Hudeltgeographie  etc 


Nr.  51. 


international  Centennial  Exhibition  Melbourne  1888. 


Vertretung  für  Australien  und  Neu-Seeland 

vornehmlich  für  die 

Elsen-,  Hetallwaaren-  und  Hnsehlnen- Industrie,  Bsuniaterialion  (Cement);  WolinusgH- Kinrlchtiiiigeh. 
NpesUlOÄt : „Ptanos“,  VVtu-m;  Pontellsn-,  (Jlsv-,  Tom-CotU-,  Msjolika-.  SteliiL’.t- IVnnron ; Leder  und  Lederwuren : 
Textil-  und  Kekleidansx-Induetrie  ( Strumpf«  sarnn,  Berlin -YVoollen  Wood«.  Hu.d-rli.bf  etc.  etc.); 

I'ipier- Industrie:  liier.  Spirituosen, 

iiherninimi  das  deutsche  Haus  _ ,,  , , , ji  . . „ _ _. 

SCHMEDES,  ERBSLÖH  d CO. 

Deutsche  Fabrikanten  wollen  sich  behufs  Einführung  ihrer  Erzeugnisse  in  Australien  und  «laue rüder  dortiger  Ver- 
tretung sowie  Wahrnehmung  ihrer  Interessen  auf  der  Weltausstellung  von  Melbourne  mit  der  obigen  Firma  ia  Verbindung 
setzen.  — Dieselbe,  seit  vielen  Jahren  in  Australien  eingeführt,  ist  zu  jeder  Mittheilung  Aber  die  dortigen  Abaatzverhältnisse 
gerue  bereit. 

Auskunft  über  die  Finna  ertheilt  die  _ . , _ __ 

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Nr.  51. 


756 

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Halle  1881.  Altona  1881.  Paris  1882.  Wien  1884.  Görlitt  M 
Königsberg  1885.  Antwerpen  1885.  Stockholm  1886. 


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Centralvereins  für  Hanoelsgeographie  und  Förderung  deutscher  Interessen  im  Auslande 


Redaktion  und  Expedition : Merlin  6.W.,  Kochs  tralse  27. 

lOaiclirtnalli  WorbaatM»  I bla  « Ubr.) 

■W"  Dar  .KXPOttT“  ist  im  deutschen  PostMitnagekaUlog  für  1887  unter  Nr.  1874,  Seite  M eingetragen 

IX.  Jahrgang.  SWfiv»,  Jm  03.  dVaemfrt  iss j-  Nr.  62. 


DUae  WocheiKchrtTt  »erfolgt  dm  7.w«<k.  fortianfend  Berichte  fiber  die  Lage  unserer  Landsleute  im  Auxlande  ibi  K.eutnM»  Ihrer  T.eser  so  billigen,  «Ile  lat«ie*aeu  des  dmU'hea  Kipart* 
tbatkrtftlR  tu  »ertxelen,  ao«fe  dam  deutschen  Handel  aad  dar  daatarhaa  luduatrle  wichtige  MitthaSkaagaa  über  die  HnMntiklltolu«  des  Aoslaadee  In  kincater  Frist  n aber  mittele. 

Briefe.  Zeitungen  und  Werths« udungen  ftr  den  „Kapoct“  sind  an  die  Redaktion,  Berlin  SW„  Korh>tnU*r>  27,  tu  rkbteu. 

Brief».  Zeitungen.  B 1 1 1 r 1 1 1 se  rk  I * r u n ge  n . Werthseuduugen  für  den  „CraUralverala  ftr  Haadalepaogragble  elf.“  sind  OAch  Berlin  SW.,  Kortutrib«  :*?,  tu  r1<J)t«Q. 

Inhalt:  A bonnsmsnts-Einladung.  — Rückblickende  handeU«irlh»cbaftliche  Hetracbtaugeo.  — Kuropt:  Din  Katvkkelung 
der  Schiffsfrachten  (Originalbeiicbt  aus  Hamburg).  — Direkte  Dampfschifffahrt  zwischen  London  und  Köln.  — Kntvickelung  der  franzÖBiachen  Handel» 
flotte.  — Aalen:  Die  Überschwemmungen  de*  Hoangbo  1 'Originalbericht  au*  Shanghai).  — Anlage  »on  Tabakspflanuogen  an  der  Oatk&ste  von  Sumatra 
durch  die  Tabaks-Gesellschaft  Silinda  (Originalbericht  aus  Amsterdam'. — Zentral- A merika  und  West-Indien:  Costa  Rica,  Zollbefreiung.  — Mexiko» 
Ausfuhr  im  Finanzjahre  1885/86.  — Sud- Amerika:  Kaffee-Ernte  in  Brasilien.  — Nähmaschinen- Import  in  Valparaiso.  — Vereinigung  von  Kaffeehändlern 
in  Rio  de  Janeiro  zur  Beseitigung  des  dortigen  Zeitgeschäft«  in  Kaffee  (üriginalbericht}.  — Literarische  Umschau.  — Briefkasten.  — Deutgehe 
Biportbanh  (Abtheilung:  Kx port- Bu reau.)  — Anzeigen. 

Die  Wiedergabe  von  Artikeln  aus  den  , .Export"  ist  gestattet,  wenn  die  Bemerkung  hiiuugefiigt  wird:  Abdruck  (bezw.  Übersetzung)  aus  dem  „EXPORT". 


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Die  AbonaeoUn  des  Buchh&ndals  and  der  Polt  «rsueh.a  wir, 
die  Abonnemente  pro  I.  Quartal  1888  baldUmalldiBt  erneuern  zu 
wellen,  um  eine  Unterbrechung  in  der  Zusendung  des  Blattes  zu 
verhüte*.  Abonnementsprsis  3 Hark  vierteljährlich. 

Der  „Export"  ist  im  Postasitungskatalogs  für  1888  unter 
Nr.  1939,  Seite  62  verzeichnet 

Berlin  SW,  Kochstrafie  27.  Expedition  des  „Exports". 


Rückblickende  handelswirthschaftiiche  Betrachtungen. 

Die  Depression,  welche  im  Laufe  der  lelxtea  Jahre  die  wirth- 
scbafDiche  Lage  nicht  nur  von  Europa  sondern  die  ganze  Welt- 
wirtschaft ebarakteriairte,  scheint  gegen  Ende  des  Jahre»  sich  ver- 
mindert xu  beben.  Einen  guten  Maßstab  für  eine  solche  Besserung 
und  den  Aufschwung  des  internationalen  Verkehrs  gewährt  die 
Steigerung  der  Schiffsfrachten,  deren  geringe  Betrüge  seit  mehreren 
Jahren  eine  uoch  kaum  gekannte  Krise  der  Kbederei  iovolvirte.  Seit 
wenigen  Wochen  sind  die  Frachten,  soweit  nicht  bestehende  Ver- 
trüge die*  verhinderten,  nicht  unbeträchtlich  — stellenweise  um  15 
und  SO Pf$  — gestiegen.*) 

Vorzugsweise  ist  es  der  Handel  nach  Ost-Asieo,  welcher  eine 
sehr  starke  Zunahme  zeigt  und  daher  die  Frachtpreise  dorthin 
steigerte.  Ebenso  bst  nscb  längerem  Dam iederli egen  — die  Folge 
wiederkebreoder  Dürren  — die  Kauffähigkeit  des  australischen 
Markte»  für  die  nächste  Zeit  durch  gute  Ernten  und  reiche  Woll- 
erlrüge  sich  außerordentlich  gehoben.  In  gleicher  Weise  hat  sich  in 
Süd-Amerika  — thrilwrisc  wenigstens  — eine  starke  Zunahme  des 
Kon -ums  europäischer  Produkte  bemerkbar  gemacht.  Gant  beson- 
der« gilt  dies  von  Argentinien,  dessen  Ausseuhandcl  eine  über  alles 
Erwarten  starke  Steigerung  erfahren  bat.  ln  Hamburg  sind  neben 
den  Dampfern,  welche  io  regelmäßiger  Fahrt  den  La  Plata  besuchen, 
allmonatlich  mehrere  der  größteu  Seedampfer  eingestellt  worden 
und  mit  voller  Ladung  ausgegaogen.  Die  Steigerung  war  eine  ober 
Erwarten  lang  andauernde,  sodaß  der  Eintritt  einer  von  allen  Seiten 
befürchteten  Krisis  wohl  kaum  lange  auf  sieb  warten  lassen  dürfte. 
Die  Znatäode  in  Chile  und  Fern  bessern  sich  stetig  aber  langsam;  an 
der  Westküste  der  sentralamerikaoiscben  Staaten  zeigte  sich  fast 
allgemein  eia  regelmäßiger  Anßcbwung.  Wie  uns  von  einer 

*)  Euian  vorUeff  lich*n  Überblick  über  die  Hawrgung  der  tracblralen 
ia  diesem  Jahre  gewährt  <lte  von  befreundeter  Seite,  in  eutgegeukounuendatef 

Weise,  uns  rugcstclltf,  in  dieser  Nummer  veröffentlichte  Zusammenstellung 
auf  Seite  758. 


mit  den  dortigen  Verhältnissen  gut  vertrauten  Persönlichkeit  mit- 
gethcill  wird,  dürfte  die  Huffuuug  auf  die  Eröffnung  des  P&aams- 
kanala  deu  Unteroehmungssinu  an  der  ganzen  Westküste  fortgesetzt 
beloben.  TbaUachc  iat  jedenfalls,  daß  mit  Rücksicht  auf  den 
Puuamakanal  große  Laudspekulationen  bereits  iusceuirt  worden 
sind  und  noch  inscenirt  werden,  und  dafs  die  europäischen 
Dampferlinien.  welche  mit  der  Westküste  regelmäßig  verkehren, 
ihre  Fahrten  nach  dem  Norden  ausgedehnt  haben,  um  ihren  Eio- 
J fluß  auf  die  durch  den  Panamakanal  zu  erschließende  Verkehrs- 
; zone  rechtzeitig  zu  sichern.  Mögen  nun  auch  die  Länder  Süd*  uud 
j Zentralaraerikas  durch  den  Eintritt  von  Krisen  periodisch  leiden 
und  ihre  Konsumtionsfähigkeit  für  europäische  Erzeugnisse  vorftber- 
i gehend  geschwächt  werden,  so  steht  es  doch  nach  den  bisherigen 
! Erfahrungen  außer  Zweifel,  dafs  ihre  Zukunft  für  den  europäischen 
Außenhandel  eine  dauernd  viel  versprechende  ist.  Dasselbe  gilt 
such  vou  den  Vereinigten  Staaten  von  Nord-Araeriku,  wiewohl  die 
nächste  Präsidentenwahl  und  die  mit  dcrselbeu  verbundene  poli- 
tische Erregung  den  internationalen  Handelsbeziehungen  der  Union 
kaum  günstig  sein  wird.  Der  Ausfall  dieser  Wahl  wird  für  des 
Außenhandel  der  Union  von  höchster  Bedeutung  sein.  Der- 
1 selbe  dürfte  möglicherweise  zur  Aufgabe  des  starren  Protektions- 
i Systems  führen,  zu  dessen  Bekämpfung  auch  sehr  gewichtige 
finanzpolitische  Gründe  drängen. 

Ebeuao  wie  die  friedliche  und  natürliche  Eutwickeluug  der  Ver- 
hältnisse in  Nord-,  Zentral-  uud  Süd-Amerika  dem  Güteraustausche 
mit  Europa  eiue  günstige  Aussicht  für  die  Zukuuft  eröffnet,  ebenso 
wird  die  Erschließung  Japans  und  China'»  deui  europäischen 
Handel  goldeue  Brücken  hauen.  Wenn  wir  uns  bei  Aufstellung 
dieser  Behauptung  auch  keineswegs  lllusiouen  biugeben  und  starke 
Rückschläge  in  den  internationalen  Handels-  und  Verkebrsbezie- 
buogen  dieser  Läuder  erwartru,  so  werden  und  könneu  diese  doch 
nur  vorübergehende  sein.  Japan  ist  in  der  Au-  und  Aufnahme 
moderner  Kulturforroen  viel  zu  weit  vorgeschritten,  als  daß  es 
jemals  daran  denken  könnte,  in  die  Bahnen  der  verlassenen 
feudalen  Zustäudc  wieder  einzulenken.  Will  es  seine  Industrie 
gegen  die  europäischen  Erzeugnisse  schützen,  — was  es  mit  Bezug 
auf  die  vortreffliche  Spezialtechnik  seiner  eigenartigen  natio- 
nalen Industrie  kaum  nötbig  hat  — so  bedarf  es  doch  zur  Er- 
zeugung der  Massenartikel  de»  großen  Konsums  noch  auf  lauge 
Zeit  hinaus  der  vorgeschrittenen  europäischen  Produktionsmittel, 
durch  die  e«  in  deu  Stand  gesetzt  wird,  die  großen  RcicblhÜmer 
des  Lande»  an  Rohstoffeu  zu  verwerthen  Diese,  und  nicht 
in  erster  Reibe  seine  feinen  Industrieartikel,  werden  die  Haupt- 
ausfuhr  nach  Europa  hilden.  Will  es  aber  dieselben  im  eigenen 


7*8 

Nr.  52.  EXPORT,  Organ  des  t'entralvoreins  für  1 lande  luge*  *g  raphie  «U-.  i11  ' 1887. 


Lande  selbst  ▼erarbeiten,  so  bedarf  es  sareifellos  der  Hülfe  der 
uuropäiscben  Technik,  also  auch  europäischer  Maschinen  und  Vcr>* 
fahren,  welche  der  Leitung  von  Europäern  oder  in  Europa  gebil- 
deten Japanern  unterstellt  sind.  Weit  entfernt,  daß  die  dadurch 
veranlagten  technischen  Fortschritte  im  Lande  Helbat  den  Ver- 
kehr mit  Europa  hindern,  werden  sie  vielmehr  die  wirthaobaft* 
liehen  Wecbselbeaiehungen  fördern  — eine  Tbataacbp,  welche  den 
bisher  allerwegen  gemachten  Erfahrungen  entspricht. 

Mit  der  Handelspolitik  Chinas  wird  es  sich  ähnlich  verhalten 
müssen.  Nachdem  dieses  Land  in  dem  Kriege  mit  Frankreich 
seine  Widerstandsfähigkeit  auf  das  Glänzendste  betbätigt  und  da- 
durch nach  Aursen  wie  Innen  au  Kraft  gewonnen  bat,  ist  für  das- 
selbe der  Zeitpunkt  gekommen,  in  welchem  es,  ohne  Furcht  vor 
einem  Cbergreifen  des  europäischen  Einflusses,  seine  Gebiete  dem 
curojAisebeo  Handelaintsress«  in  ungleich  weiterem  Umfange  rr- 
scbliefsen  kann,  als  solches  bisher  geschehen  ist.  Das  geschieht  , 
bereits  und  wird,  getrieben  durch  die  Logik  der  wirtschaftlichen  | 
Interessen,  iu  immer  höherem  Grade  geschehen.  Kein  Land,  selbst 
England  nicht,  ist  in  gleichem  Maße  auf  die  Verwertung  seiner 
dichten  Bevölkerung  und  seines  Rodeoreicbtbuins  hingewiesen  wie  , 
China.  Mag  dieses  nun  im  Interesse  einer  Steigerung  der  Ausfuhr  | 
seiner  Rohstoffe  mehr  dem  Freihandel  zustrebeu,  oder,  im  Interesse 
der  technischen  Erziehung  seiner  Bevölkerung,  hinter  Schutzzöllen 
eine  Großindustrie  heranzuhilden  sucheu,  gleichviel  — in  beiden 
Fällen  muß  cs  zu  einem  intensiveren  Interesscnaustausche  mit  Europa 
gelangen  als  bei  dem  bisherigen  Absperrungssystem,  in  dessen 
strikter  Befolgung  allein  es  seine  alten  wirtschaftlichen  Traditionen 
beibebalten  konnte,  während  es  beim  Verlassen  seines  Absperrungs- 
Systems  schließlich  zu  den  modernen  europäischen  Produktions- 
methoden  und  den  Grundsätzen  europäischer  Verkehrs-  und  Han- 
delspolitik Übergehen  muf».  Und  dafs  auf  die  Dauer  dieses  Vor- 
gehen sowohl  dem  europäischen  wie  chinesischen  Aufsenhandel 
nicht  anders  als  von  Nutzen  sein  kann,  bedarf  einer  weiteren 
Darlegung  nicht. 

Diese  im  Laufe  der  letzten  Jahre  mit  überraschender  Schnellig-  * 
keit  sich  vollziehenden  wirthscbaftspolitßchcn  Vorgänge  im  Osten 
Asiens  und  im  Westen  Amerikas  in  Verbindung  mit  dem  Auf- 
schwünge Australiens,  lassen  die  Aufmerksamkeit  der  enropäischen 
Politik,  deren  Vertreter  unausgesetzt  den  Vorgängen,  die  sich  an 
den  Küstengebieten  des  Großen  Ozeans  entwickeln,  folgen,  erklärlich  j 
erscheinen.  Wenn  die  Gegner  unserer  koloniulen  und  überseeischen  I 
Handelspolitik  die  Nothwendigkeit  derselben  und  die  in  ihrem  Ver- 
folge getroffenen  Maßregeln  noch  bezweifeln  sollten,  so  werden 
sic  Angesichts  jener  Vorgänge  ihre  schroffe  Stellung  in  der  Samoa- 
frage sowie  in  der  Subventionsfrage  der  deutsch-asiatischen  und 
deutsch-australischen  Dampferlinien  wohl  schwerlich  a.  Z.  noch  bei- 
behalten und  beschönigen  wolleo. 

Vom  Standpunkte  einer  nach  rechnerischen  Gesichtspunkten 
geführten  Budgetdebatte  wird  sich  auch  heute  noch  mancherlei  zu 
Gunsten  jener  Gegner  sagen  lassen,  uuter  den  größeren  Gesichts- 
punkten der  Welthandels-  und  Kulturpolitik  aber  sicherlich  nichts! 
Hierbei  wollen  wir  nicht  anstehen  znzugeben,  daß  auch  wir,  gleich 
jeneo  Gegnern,  den  Zusammenhang  und  die  Konsequenz  eiuer 
Wirtschaftspolitik  nicht  zu  erfassen  vermögen,  welche  die  Expan- 
sionskrafl  der  heimalhlichcn  Wirtschaft  mit  großen  Mitteln  und 
Maßregeln  anstrrbt,  und  dabei  gleichzeitig  durch  Beförderung  der 
Monopole,  Erhöhung  der  Getreidezölle  sowie  geflissentliche  Herab- 
setzung desjenigen  Standes,  welcher  die  internationalen  Handels- 
beziehungen mehr  als  jeder  andere  zu  fördern  berufen  ist,  die 
Konkurrenzfähigkeit  der  deutschen  Industrie  sowie  die  freie  Bc 
weglichkeit,  die  Initiative  und  Unabhängigkeit  des  Handels  beein- 
trächtigt und  lähmt. 

Während  wir  in  entfernten  überseeischen  Absatzgebieten  dem 
deutschen  Handel  eine  günstige  Zukunft  entstehen  sehen,  werden 
wir  in  den  meisten  benachbarten  europäischen  Ländern  seinen 
Rückgang  mehr  und  mehr,  tagtäglich,  gewahr.  Für  den  dadurch 
entstehenden  Ausfall  müssen  wir  uns  neue  Absatzgebiete  suchen, 
und  wo  sollen  und  können  wir  dieselben  auf  natürlichere  Weise 
finden, als  in  den  Gebieten,  in  welchen  unsere  Auswanderung  eine 
sicher  euod  für  ihre  Entwickelung  gedeihliche  Stätte  findet?  Günsti- 
ger als  irgend  welche  Handelskolonien  und  vorteilhafter  als  der 
Handel  mit  irgend  einem  fremden  Volke  gestalten  sich  die  Handels- 
beziehungen des  Mutterlandes  mit  den  durch  seiuc  Auswanderung 
begründeten  Niederlassungen.  Hierbei  ist  cs  noch  keineswegs 
erforderlich,  dafs  diese  in  politischer  Abhängigkeit  vom  Mutter- 
land« oder  in  engem  politischem  Verbände  mit  demselben  stehen. 
Mit  keinem  anderen  Lande  der  WfeU  unterhält  England  eiucn 
gleich  umfangreichen  uud  gewinnbringenden  Handel  wie  mit  Nord- 
Amerika.  Gemeinschaftliche  kulturelle  Bande  und  Auffassungen 
bedingen  gleichartige  wirtschaftliche  Interessen,  auch  ohne  dafs  ' 


ein  gegen  sel  iger  politischeamVerband  vorhanden  ist.  Im  Sinne 
dieser  Aosfübraageu  zu  -.wrlten.  dünkt  ans  die  den  Freunden 
deutscher  KoIohmj-  und  Kulturpolitik  wichtigste  und  erfolgreichste 

Aufgabe,  ungleich  wichtigen  und  förderlicher  als  die  Kultivation 
nfrikaiiiacht-r  Völkerschaften,  welche  niemals  — weder  in  geistiger 
| noch  materieller  Hinsicht  — uns  auch  nur  annähernd  gleichen 
| Nutzen  Wie  di«  Verwertung  der  deutschen  Auswanderung  in 
übersttHtfebi-n  Ackerbaugebieten  zu  gewähren  vermag.  Da*  ist  der 
Standpunkt,  welchen  wir  zu  Anfang  dieses  Jahres  «innabmen  und 
auf  welchem  wir  auch  zu  beharren  gedenken. 

Europa. 

Di«  Entwickelung  der  Schiffsfrachten.  (Originalbericht  au* 
Hamburg).  Bezugnehmend  auf  rinn  frühere  Mittheilung,  gebeich 
lliueu  iui  Nachstelicudeu  die  gewünschten  F raebti n fo riua li oneu 
für  das  Jahr  1887,  soweit  sich  solche  überhaupt  geben  lassen. 

Ich  halte  wohl  licht  anzunehmen,  dafs  es  Ihnen  darauf  an- 
kommt.  diejenigen  Frachten  aufgegeben  zu  erhalten,  welche  von 
Verschiffern  an  reguläre  Dampfer-  und  Segelschiffslinien  bezahlt 
sind,  wobei  ja  nicht  nur  die  Lage  des  Frachtenmarktes  im  Alt- 
emeineu  mitspricht,  sondern  vielmehr  oder  zuweilen  ausschließlich 
ic  Frage,  ob  Konkurrenz  oder  keüu:  Konkurrenz  bestanden  hat. 
Vielmehr  muß  ich  wohl  voraussetzen,  daß  Sie  ein  Bild  zu  haben 
wünschen,  wie  die  Frachten  im  Allgemein eu  gewesen  sind, 
unabhängig  von  der  zwischen  einigen  Linien  vielleicht  gerade 
abgekämpften  Konkurrenz;  also  wie  die  Rbederei  im  Allgemeinen 
»ich  in  dem  Jahre  gestaoden,  welche  Frachten  di«  Scbiffsrbeder 
für  ihre  Schiffe  im  Allgemeinen  bekommen  haben.  — leb  möchte 
Ihnen  die  Darlegungen  ins  Gedächtniß  zurückrufen,  die  ich  Ihnen 
vor  einigen  Wochen  unterbreitet  habe,  als  Sie  mich  fragten  wegeo 
' der  Getreidefrachten  von  Nordamerika  and  Indien;  — die  darin 
entwickelten  Gesichtspunkte,  wenigstens  soweit  sie  von  allgemeiaer 
Bedeutung  sind,  sind  ja  für  die  Beurtheilung  Ihrer  jetzigen  Frage 
im  Wesentlichen  mafsgebend. 

Ich  will  Ihnen  aber  nachfolgend  für  die  verschiedenen  Fahr- 
ziele noch  detaillirt  eine  kurze  Skizze  gehen,  und  zwar  zuerst 
für  Dampfer. 

Chile  und  Peru  sind  gleich;  wir  hatten  von  Anfaog  de* 
Jahres  heftige  Konkurrenz  zwischen  zwei  Dampferliuien , die 
„ Deutsche  Dampfschifffahrt*  - Gesellschaft  Kosmos'  einerseits  als 
alte  Linie  und  als  neue  Linie  die  „Hamburg-Pacific-DampCschtls- 
Lilie  (A.  Kirsten)“.  Die  Katen  fiugeu  mit  20  «✓#  pro  cbm  an 
und  hielten  sich  so  bis  inklusive  Juli,  September  20  bis  25  . U\ 
November  30  «./f,  Decembex  35  bis  40  . H . Das  deutet  darauf  bin. 
daß  die  Kompagnien  beide  wohl  dip  Überzeugung  erhalten  haben, 
daß  sie  mit  so  niedrigen  Frachten  dco  Gegner  nicht  aus  dem 
Felde  schlagen  könnten,  nnd  so  sind  bei  fortdauernd  sehr  großem 
Gßterandrang  die  Frachten  allmählich  wieder  in  die  Höhe  gegangen 

La  PI  ata  (Montevideo  und  Buenos -Aires).  Die  Fracht«» 
haben  sich  da»  ganze  Jahr  hindurch  aaf  26  s pro  «hm  für 
ordinäre  Güter,  30»  für  feinere  Güter  gehalten.  Unsere  „Hamburg- 
Südamorikanisehe  Dampfschifffahrts-Gesellschaft“  ist  sehr  mächtig 
und  die  Konkurrent  einer  englischen  Linie  „Gel latley,  Hankey, 
Sewull  A Co.'  hat  mit  ihren  iu  cirka  4 wöchentlichen  Zwischen- 
räumen ahgefertigten  Dampfern  eineu  wesentlichen  Einfluß  über- 
haupt nicht  hervorzubriogen  vermocht,  was  hauptsächlich  wohl  der 
besonders  großen  Zuverlässigkeit  uuscrer  Hamburger  Linie  mit 
zuznschreiben  ist. 

Rio  de  Janeiro-Fracbteu  haben  sieb  das  ganze  Jahr  hindurch 
gehalten  auf  22  s 6 d pm  cbm  für  ordinäre  Güter  und  27  s 6 d pro  cbm 
für  feinere  Güter.  Wir  haben  nur  die  „Haraborg-Südamerikanische 
Dampßchifffahrts- Gesellschaft“  mit  gewöhnlich  3 Abfahrten  pro 
Monat  und  es  ist  keine  Konkurrenz  gewesen. 

Pernambuco.  30  s pro  cbm  für  ordinäre  Güter,  40  s pro 
cbm  für  feinere  Güter,  das  ganze  Jahr  hindurch  Abfahrten  mit  der 
„Hamborg -Südamerikanischen  Dampfschifffahrt* -Gesellschaft“  au 
25.  jeden  Monats,  außerdem  indirekt,  mit  Umladung  in  Liverpool, 
mit  einer  englischen  Kompagnie  und  mit  einer  französischen  Kom- 
pagnie, Umladung  in  Havre,  ungefähr  gleiche  Frachten  und  oboe 
wesentliche  Veränderungen  im  Laufe  de»  Jahres  1887. 

Melbourne.  Der  .Norddeutsche  Loyd“  hat  bis  November 
seinen  Mai-Tarif  gehalten  mit  40  . //  pro  cbm  für  die  niedrigste 
Klasse.  50  « K für  die  2.  Klasse  and  85  t H für  die  1.  Klasse.  Im 
November  ist  ein  neuer  Tarif  herausgekommen  mit  Erhöhungen  anf 
46,//  Klasse  111,  55,  //  Klasse  11,  70  Klasse  I und  stelle  ich 
lbueu  diesen  Tarif  in  der  Anlage  zur  Verfügung. 

Bei  den  englischen  Kompagnien  bestehen  nicht  so  viele  Klassen- 
unterschiede; die  vereinigten  Londoner  Broker  haben  durchschnitt- 
lich 40  s -f  10%  pro  40  engl.  Kubikfuss  (1  cbm  = 35,.ufi  engl,  cbf) 


1887. 


Nr.  5* 


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EXPORT,  Organ  des  Central*  e re  ins  för  Handelsgeographie  eto. 


gefordert,  in  den  letzten  Monaten  etwas  mehr,  vielleicht  uro  10%. 
Die  „Anglo  Auslralalwan  Sleam  Navigation  Company  (Limited)4, 
welche  ca.  monatliche  Abfahrten  unterhält,  hat  ungefähr  auf  die 
gleichen  Frachten  gehalten.  Die  „Peninaular  and  Oriental  Stcam 
Navigation  Company“  hatte  bis  vor  ca.  2 Monaten  zwei  Frachten: 
40  s und  10%  för  ordinäre  Güter  und  60  k und  10%  för  feinen- 
Güter;  infolge  des  großen  Güterandranges  ist  seitdem  die  Rate 
für  ordinäre  Gäter  aufgehoben,  so  dafs  alle  Güter  60  s und  10% 
kosten.  Die  „Orient  Line  of  Royal  Mail  Steamsbipa  to  Austral- 
a*ia“  hat  sich  während  des  ganzen  Jahres  zwischen  60  s bis  70  s 
gehalten.  — Die  Quotirungen  der  englischen  Dampferkornpagnieu 
verstehen  sich  sftmmtlicb  pro  40  englische  Kuhikfufs. 

Hongkong.  Der  „Norddeutsche  Lloyd“  hielt  bis  vor  Kurzem 
seinen  Mai-Tarif  22.50  pro  chm  für  ordinäre  Güter  Klasse  III. 

30  , M Klasse  II,  32, go  Klasse  I,  der  November-Tarif  erhöht  auf 

27,so . /K  Klasse  111,  32„vi  *4t  Klasse  II,  35 , 1(  Klasse  I und  scbliessc  j 
ich  den  Tarif  hier  bei. 

Unsere  Hamburger  Linie,  die  „Deutsche  Dampfschiffs-Rhederei, 
Kingsin- Linie“  hat  sich  das  ganze  Jahr  hindurch  auf  gleichen 
Frachten  ungefähr  wie  der  „Norddeutsche  Lloyd“  gehalteu  und  hat 
ab  und  zu  sogar  etwas  mehr  bekommen.  Der  Gflteraodraog  ist  fast 
das  ganze  Jahr  so  groß  gewesen,  dafs  auch  noch  vielfach  Steamer 
englischer  Kompagnien  tu  etwas  niedrigeren  Raten  volle  Ladung 
hier  bekommen  haben. 

Bombay.  Ungefähr  20  s bi*  25  s für  die  ersten  Monate  bis 
inkl.  1.  Oktober,  danach  25  s bis  30  s auf  allen  Liuieo. 

New  York.  Zwei  Linien  kommen  in  Betracht,  die  „Hamburg- 
Amerikanische  Packetfahrt-Aktien-Gesellscbafl"  und  die  „Direkte 
Dampfschifffahrt  Union“,  das  ganze  Jahr  hindurch  feste  Frachten,  und 
folgt  anbei. derVTarif  der  „Union“;  die  Klassifikation  gilt  für  beide 
Linien  und  sind  nur  die  Frachten  in  den  beiden  niedrigsten  Klassen 
verschieden  gewesen,  nämlich  bei  der  rPacketfabrt“  kostete  Klasse  1 
3 % pro  cbm  und  Klasse  II  4 $ pro  cbm,  bei  der  „Union“  dagegen 
Klasse  I 2 % $ pro  cbm  und  Klasse  II  3 $ pro  cbm. 

Non  sind  aber,  wie  schon  oben  gesagt,  die  Notirungen  der 
regelmtfsigen  Liniea  nicht  maßgebend  för  das  Wohlergehen  der 
Khederei.  In  letzterer  Beziehung  kann  in  Bezug  auf  die  Dampfer 
die  Behauptung  aufgestellt  werden,  dafs  schon  zu  Anfang  des 
Jahres  Dampfschiffe  nach  allen  Richtungen  etwas  thenrer  bezahlt 
worden  sind  als  durchschnittlich  itu  vorbergegangenen  Jahre,  und 
das  Jahr  1887  hat  sieb  andauernd  etwas  besser  gehalten.  Die 
Frachten  sind,  wenn  auch  noch  wenig,  so  doch  andauernd  immer  i 
etwas  besser  geworden,  sodafs  man  im  Allgemeinen  die  jetzige 
Verbesserung  gegen  Januar  dieses  Jahres  wohl  auf  20%»,  bei  einigen 
Destinationen  auch  wohl  auf  25%  und  etwas  mehr  beziffern  kann. 

Zu  bemerken  ist  dafs  för  Dampfer  die  Rückfrachten  im  All- 
gemeinen nicht  Schritt  gehalten  haben  mit  den  Ansfrachten,  es  ist  , 
sogar  an  vielen  Stellen  bei  den  Rückfrachten  Verschlechterung  zu  \ 
koustatiren,  und  ist  somit  durch  die  Verbesserung  in  den  Aus- 
frachten  noch  nicht  auf  allcu  Linien  erreicht,  dafs  das  Endresultat 
bei  der  Rbederei  gerade  in  dem  VerhAltnif*.  wie  die  Ansfrachten 
sich  gebessert  haben,  auch  in  seiner  Gesammtbeit  ein  besseres  ge- 
worden wäre. 

Segler.  Chile  (Valparaiso).  Die  beiden  regelmäfsigen  Linien 
haben  trotz  der  billigen  Dampferfrachten  das  ganze  Jahr  hindurch 
uoch  zu  13  s 3d  pro  40  englische  Kubikfuf*  volle  Schiffe  gehabt; 
nach  den  Ncbenhäfun  von  Chile,  wohin  früher  auch  ab  und  zu 
Segler  rentirteu,  sind  dieselben  infolge  der  billigen  Dampferfrachten 
im  vorigen  Jahr  fast  gänzlich  in  Fortfall  gekommen. 

Peru  (Callao).  Anfangs  schien  et,  dafs  infolge  der  billigen 
Dampferfracbten  das  Anlegen  von  Seglern  unmöglich  gemacht 
worden  sei,  aber  nach  kurzer  Zeit  kamen  doch  wieder  Segler  an  den 
Markt  und  Krachten  haben  sich  auf  15  s bis  18  * pro  40  englische 
Kubikfufs  behauptet. 

Buenos  Aires-Fracbten  haben  sich  das  ganze  Jabr  hindurch 
auf  16  s pro  cbm  gehalten. 

Rio  de  Janeiro- Frachten  haben  sich  das  ganze  Jahr  hin- 
durch zwischen  17  s 6 d und  20  s pro  cbm  beweg!. 

Pernanfbuco.  19  s und  16%  pro  cbm  das  gauze  Jahr  hin- 
durch. 

Melbourne.  Anfang  des  Jahres  starke  Konkurrenz,  Krachten 
waren  bis  7 s 6 d pro  40  engl.  Knbikfuss  bernntergegangen,  im 
März  batten  sich  die  Raten  aber  schon  wieder  erholt  und  schwank- 
ten zwischen  15  s 0 d und  15  s bis  September,  November  und  De- 
zember waren  infolge  der  grofsen  Knappheit  an  Schiffen  die  Frach- 
ten wesentlich  fester;  augenblicklich  20  s 

Hongkong.  Wir  haben  wohl  nor  im  ganzen  Jahr  ein  ein- 
ziges Segelschiff  gehabt;  diese  ßegelgelegcnheiten  sind  knapp  ge- 
worden in  Folge  der  billigen  Dampferfracbten.  Nach  Bombay 
kommen  Segelschiffe  von  hier  gar  nicht  vor 


New  York.  Schwergat  Januar-März  6 s bis  7 s 6 d pro  Ton 
Gewicht,  im  Juli-September  5 s 6 d bis  6 s,  November  4 s bis  5 s, 
augenblicklich  6 s 6 d;  Mafsgut  Januar- März  4 s 6 d bis  5 s; 
im  Juli -September  3 s 6 d his  4 s,  November- Dezember  ca.  4 s. 

Im  Allgemeinen  mufs  auch  in  Bezug  auf  die  Keglerfrarhten 
erwähnt  werden,  dafs  schon  Anfang  dieses  Jahres  die  Rheder  för 
ihre  Schiffe  etwas  bessere  Preise  bekamen  als  im  Jahre  1886. 
Eine  schwache  ansteigende  Verbesserung  hat  sieh  das  ganze  Jahr 
hindurch  fühlbar  gemacht,  einen  ziemlich  starken  Sprung  machten 
die  Frachten  aber  im  Oktober-November,  und  zwar  in  ganz  kurzer 
Zeit  25  bis  30%,  und  auf  dieser  Höhe  halten  sieh  die  Frachten 
schon  seit  einigen  Woeben.  Wir  glanben  immer,  wir  seien  auf 
dem  höchsten  Standpunkt  und  auf  dem  Wendepunkt  ougekommen. 
aber  praktische  Unterlagen  für  eine  solche  Ueberzeugong  sind  vor- 
läufig noch  nicht  vorhanden.  Es  wird  doch  angenommen,  dafs  die 
schlechten  Zeiten  der  letzten  Jahre  nach  1884  das  Zubauen  von 
Segelschiffen  wesentlich  vermindert  haben,  während,  nach  wie  vor, 
das  gleiche  Quantum  Tonnage  verloren  gegangen  ist,  und  dafs 
daraus  die  Voraussetzung  einer  dauernden  FraHitenverbeaserung 
für  Segelschiffe  wohl  zu  motivirea  »ei. 

Allerdings  hat  diese  Verbesserung  schon  in  sehr  schneller 
Folge  dazu  geführt,  dafs  wieder  ganz  bedeutende  Quantitäten 
Tonnage  in  Bau  gegeben  sind,  aber  immerhin  dürfte  doch  eine 
ziemliche  Zeit  vergebru,  bis  hierdurch  der  8tand  des  gegenwärtigen 
Marktes  beeinflußt  werden  kann. 

Direkte  Dampfschifffahrt  zwischen  London  und  Köln.  Die 
„Badische  Scliranbendampfergesellschaft  in  Mannheim“  sagte  in 
einem  ihrer  Berichte:  „Die  direkte  Dampferlinie  zwischen  Köln  und 
London,  die  im  Jahre  1885  ins  Leben  gerufen  wurde,  ist  durch 
zwei  Dampfer  betrieben  worden,  die  regelmäßig  einmal  wöchent- 
lich Köln  und  London  verlassen.  Der  Handel  ist  im  Aufschwung 
begriffen  uud  im  Spätsommer  sind  in  London  mehr  Waarpn  zum 
verschiffen  gegeben  worden,  als  unsere  Dampfer  befördern  können. 
In  Folge  dessen  ist  der  Entschlaf«  gefafst  worden,  noch  einen 
Dampfer  für  die  direkte  Londoner  Linie  zn  bauen.  Ebenso  ist  die 
Ausdehnung  direkter  Reisen  nach  anderen  Orten  von  unserer  Ver- 
waltung in’*  Auge  gefafst  worden.  Der  größte  unserer  iu  See 
gehenden  Dampfer  machte  in  den  ersten  neun  Monaten  de*  Jahre* 
1886:  17  Reisen  von  Köln  nach  London  und  hat  177118  Ctw. 
nach  und  86844  Ctw.  von  London  befördert:  im  Jahre  1885  be- 
zifferten sich  in  demselben  Zeitraum  die  Frachten  nur  auf  124 (XX) 
Ctw.  nach  London  und  65000  von  Loudon  nach  Köln.  Der  kleine 
Dampfer  machte  von  Anfang  Mai  bis  Ende  September  9 Reisen 
nach  uud  von  London  und  beförderte  63774  Ctw.  nach  London 
und  35128  Ctw.  von  London  nach  Köln.  Im  Vergleich  mit  dem 
vorigen  Jahre  wurden  die  Kosten  nicht  reduzirt  und  das  erhaltene 
Resultat  hat  bewiesen,  dafs  die  direkte  Rhein-See-Gescllscbaft  trotz 
aller  Konkurrenz  sehr  gut  rentiren  kann.  Die  Rentabilität  würde 
sich  steigern,  wenn  der  Wasserstand  in  Köln  nicht  oft  hinderlich 
sein  würde.  Die  fernere  Regulirung  des  Tiefgangs  ist  daher  sehr 
rathsam. 

Entwickelung  der  französischen  Handelsflotte.  Durch  die 
Kombination  der  Angaben  über  die  Entwickelung  der  französischen 
Handelsflotte  und  der  Schiffsbewegung  in  den  französischen  Häfen 
erhält  man  ein  anschauliches  und  der  Wirklichkeit  entsprechendes 
Bild  über  die  Bedeutnng  des  französischen  Seehandels.  In  den 
folgenden  Angaben  sind  nur  seefähige  Dampfer  von  100  t und 
Segelschiffe  von  wenigstens  60  t inbegriffen.  Die  französische 
Flotte  zählte  im  Jahre 


1885.  ...  505  498646  2173  398501 

16841  ....  468  494  023  2 136  385  üSl 

Aus  dieser  Angabe  ist  ersichtlich,  dafs  seit  1881  die  Anzahl 
der  Segelschiffe  ungefähr  um  1000  mit  ca.  220000  t sieh  vermin- 
dert hat,  während  die  Dampferfiotte  sich  ungefähr  um  80  Schiffe 
mit  222200  t vermehrt  hat.  Die  Daropferflotte  Frankreichs  ist 
nächst  der  Englands  die  gröfste.  die  zehn  Mal  so  viel  Dampfer  mit 
ungefähr  acht  Mal  so  grofser  Tonnenzahl  besitzt.  Die  stärkste 
Zunahme  der  französischen  Schiffe  entfällt  auf  den  transatlantischen 
und  kolonialen  Handel.  Was  die  Schiffsbewegung  in  den  franzö- 
sischen Häfen  auhetrifft,  so  stieg  die  Tonnenzahl  französischer 
Schiffe,  die  dort  ankamen,  von  3919562  t im  Jahre  1881  auf 
4385258  t im  Jahre  1886  und  der  Schiff«  fremder  Nationen  von 
7962909  t auf  8034690  t.  Der  Grund  für  diese  Zunahme  mufs 
hauptsächlich  in  den  für  den  Schiffbau  und  die  Schifffahrt  aoago* 
setzten  Prämien  gesucht  werden,  die  von  der  französischen  Regie- 
rung seit  Ende  Januar  1881  für  einen  Zeitraum  von  10  Jahren  ge- 
währt worden  sind. 


Toimi’UMhl  cn».irriiiir.  Tv&MBUkbl 

1881  . . . . 387  270717  3 143  GOR  161 

1884  . ...  493  490559  2 343  431  495 


Nr.  52. 


1887 


760 

EXPORT,  Orgwi  de*  Ootrulrureias  für  Hutdelageographie  etc. 


Aulen. 

Die  Überschwemmungen  des  Hoangbo.  {Original  bericht  aus 
Shanghai.)  Man  schreibt  uus  aus  Shanghai:  Vor  einiger  Zeit 

hatte  ich  Gelegenheit,  Ihnen  über  da»  Projekt  der  Hoangho-Regu- 
liruug  einige  Mittbeilungen  zu  machen.  Bekanntlich  hat  dieser 
Strom  im  Herbste  diese*  Jahre*  durch  Überschwemmungen,  welche 
für  diese  Jahreszeit  unerwartet  eingetreteo  sind,  io  »einem  unteren 
Raufe  grofse  Verwüstungen  angerichtet.  Eioxelheiteo  über  den 
Ktatlgefondeueo  Dammbruch  sind  noch  nicht  bekannt;  derselbe  »oll 
iu  der  Nähe  von  Kai-faog-fu  in  der  Breite  vou  5 bis  fi  kpi  statt* 
gefunden  haben;  vier  Präfektur-Distrikte  sollen  vollständig  über- 
schwemmt worden  sein,  auch  »oll  der  Verlust  au  Menschenleben 
ein  sehr  beträchtlicher  sein.  Nach  einer  Nachricht  wäre  der  Ho- 
angbo  in  das  Bett  des  Ju-Flussea  Abergetreteo  und  hätte  durch 
diesen  und  den  Huai-Flufs  seine  alte  vor  60  Jahren  verlassene 
Mündung  in  der  Nähe  von  Huai  an-fu  in  Kiaogau  wieder  erreicht. 
Nach  einer  auderen  Mittheilung  würden  seine  Wasser  südlich  von 
Huai-an-fu  dem  Laufe  des  grofsen  Kanal»  folgend,  sich  «wischen 
('hinkiang  und  der  Käste  in  den  Yangtze  ergiefxen. 

Uber  verschiedene  chinesische  Beamte  sind  aus  Aolafs  dieser 
Katastrophe  schwere  Strafen  verhängt  worden.  Nach  einem  iu  der 
Peking  Zeitung  veröffentlichten  Kaiserlichen  Edikt  hat  die  Kaiserin 
100  OOO  Tuet«  aus  ihrer  Privat-Chatulle  tu  Gunsten  der  heimge- 
suebten  Auwnhuer  gespendet  und  die  Bitte  des  Gouverneurs  Ni- 
wenwei  genehmigt:  80t)  IXX)  Tael»  aus  den  öffentlichen  Kassen 
und  den  Einnahmen  der  Provinz  zurückbehalleu  und  für  die  Unter- 
stützung der  Hilfsbedürftigen  verwenden  zu  dürfen.  Aufserdem 
sollen  der  säiumtliche  Tributreis  vom  Norden  de»  Yangtze  und  der 
Provinz  Kiaogau,  sowie  die  durch  den  Wegfall  des  Transport»  sich 
ergebenden  Ersparnisse  in  Houao  xmückbleiben  und  den  über- 
schwemmten zu  Gute  koinineu.  Endlich  ist  die  Bildung  einer  Kom- 
mission von  Beamten  angeorduet,  welche  nach  allen  von  dem  Unglück 
betroffenen  Provinzen  geben  uud  die  bewilligten  Mittel  in  ge- 
rechter Weise  zur  Verkeilung  bringen  »oll. 

Zwei  fremde  Ingenieure,  ein  iu  Diensten  de»  französischen 
Syndikats  stehender  Franzose,  Carrey,  und  ein  Engländer  Namens 
Byng  haben  »ich  nach  Hooao  begeben,  um  auf  den  Wunsch  der 
chinesischen  Provinzial-Bebörden  dort  Material  zu  einem  Berichte 
über  die  Vorkehrungen,  welche  behuf»  Abwehr  ähnlicher  Ver- 
wüstungen zu  treffen  wären,  zu  sammeln.  Es  ist  zu  bedauern,  daf* 
sich  bei  dieser  Aufgabe  nicht  auch  ein  deutscher  Sachverständiger 
betheiligt,  denn  es  ist  vorau»zuseben,  daf»  die  Frage  der  Regu- 
lining  de»  Stromes  eine  der  ersten  sein  wird,  welcher  die  chi- 
nesische Regierung  praktisch  näher  zu  treten  gezwungen  sein  wird. 
Hierzu  aber  wird  sie  europäischen  Kapitals  und  europäischer  In- 
dustrie bedürfen.  Diesen  Umsluud  scheinen  deutsche  Häuser  nicht  i 
genügend  zu  berücksichtigen,  sonst  würden  sie  der  Angelegenheit 
mindestens  dasselbe  Interesse  zuwenden,  welche»  sie  gegenwärtig 
nur  für  den  chinesischen  Babnbau  zu  haben  scheinen. 

Anlage  von  Tabakspflanzungen  an  der  Oatkfiste  von  Sumatra 
durch  die  Tabaks 'Gesellschaft  Sillada.  (Originalbericht  ans 
Amsterdam).  Hier  bat  sieb  eine  Tabaks-Gesellschaft  Silinda  elablirt, 
welche  die  Urbarmachung  eines  Terrains  an  der  Ostküste  von 
Sumatra  beaweckt  und  zwar  behuf»  Anlage  von  Tabukspflanzungeu. 
Der  augenblicklich  in  Ausbeute  begriffene  Thcil  ist  gelegen  im 
Oberland  des  Sultanats  Sordang,  zwischen  den  Flüssen  Karei  und 
Boewaja  und  umfasst  eine  Fläche  ca.  2000  Bouws  (ä  7096  Qm).  , 
Bereit»  ist  eine  Konzession  auf  75  Jahre  verliehen  und  beträgt  das 
Betriebskapital  500000  / wovon  eine  Serie  von  250/  begeben  ist.  j 
Die  vorbereitenden  Arbeiten  sind  schon  in  Angriff  genommen.  | 
Voraussichtlich  wird  im  April  1888  mit  der  Anpflanzung  begonnen  | 
werden  und  im  Jahre  1889  das  Produkt  zu  Markt  gelangen  können. 

Zentral-Amerlka  und  West-Indien. 

Costa  Rica.  Zollbefreiung,  Dekret  der  Kogiernog  des  Freistaates  Coats 
Ri«.-a  vom  22.  Juli  d.  .1.:  hie  Befreiung  vorn  F.ingangszoll  auf  nachstehende 
lir  den  Gebrauch  de»  Kreise«  Limon  eingefülirte  Artikel  ist  um  zwei  Jahre 
verlängert:  Leinöl,  Terpentinöl,  Pflüge,  Karate,  Theer,  Karren,  Schubkarre!», 
Sb  lim  »er,  Nägel,  Dc»tillirkolt*u,  Indianersibel,  llauan  (Machete»),  zerlegte 
hölzerne  HäuM-t,  Thüren,  Fenster,  Mörtel,  Schaufeln,  Gal^eFn  für  landwirtli- 
'•'haftliche  Arl>«itcn,  Spltxtiauen,  Oelfarben,  DxebscMcfor,  Ach**nräd«r  für 
Karren,  gewöhnliche!«  Sab,  Sämereien  aller  Art,  Schrauben,  Fenstrvgta*, 
Scharniere,  Racken,  galvanisitte  Zinn-  und  Eisenptattea  Ditoelbe  Konzession 
eratreekt  »ich  auf  den  Zeitraum  eines  Jahre«  für  Mai*,  Höhnen  und  Reis, 
wenn  dieselben  für  «Ion  Verbrauch  des  nämlichen  Kreises  eiugefnhrt  werden. 

(Deutsches  Handfisarchiv.) 

Mexikos  Ausfuhr  im  Finanzjahre  1885  86.  Die  folgen- 
den Daten  über  die  Ausfuhr  Mexikos  im  letzten  Finanzjahre, 
welche  wir  dem  .Economieta  Mexicaoo“  entnehmen,  lassen 


allerdings  einen  geringen  Rückgang  gegenüber  der  Ausfuhr 
im  Vorjahre  erkennen,  doeh  übertreffen  nie  den  für  das  Quinqucnotum 
von  1880  bis  1885  ermittelten  Jahresdurchschnitt  um  ca.  5000000  $. 
Es  wurden  nämlich  ausgefflhrt: 

1.  Ackerbau-,  und  InHuwtrieprodokte  für IS  257  363  (90"o  $ 

2.  mexikanische  Kdrimetalie  für * 29  792  834  (68*/»)  . 

ä aufündimdtc  Kdelraetalie  und  Waartu  ■ ...  597  620  ■ o . 

Total  der  Au  «fuhr  . . Imr  • 

Davon  kamen: 


:mf  Silber  uud  Silbererz  . ■ 

29  157  370  $ 

• Henequen  (Aioefaser)  - ■ 

2 929  116  . 

40  506  895  kg 

. Häute  und  Felle 

2 133  360  . 

(6  054  726  . 

. Kaffee 

1 699  724  . 

(8  385  640  . 

. Hölzer 

1 688  799  „ 

fl 00  14»!  325  . 

. lebende  Thiete  . . 

622  907  . 

— 

. Gold 

607  469  . 

— 

. Tabak  ....... 

528  568  . 

<545  916  , 

. Ixt le  (Schmarotzerpflanze) 

523  972  . 

(6  046  152  . 

- Hlei  .... 

485  948  . 

— 

„ Vanille 

463  395  . 

(43  878  ,J 

. Steinkohle  . 

247  349  . 

— 

„ Wolle 

220071  . 

(2  325  841  , 

Andere  Produkte,  wie  Anis  Zucker,  Kaut* 

j 

«flink.  Wachs  Pertwu Her,  Bohnen,  Früchte, 

2 «9  669  , 

Hörner.  Honig,  Orchlll*. 

Sanmparilla, 

Jalappa  usw 

Total  . . 

1 

48  «47  717  $ 



Von  diesen  Produkten  wurden 

ausgefübrt : 

nach  den  Vereinigten  Staaten  für  . . 

...  25  429  594  $ oder 

- England  ... 

. . 11  600  068  „ , 

*v;. 

Frankreich 

. 3 936  276  . . 

9 0I„ 

Deutschland  .... 

. 1571399.  . 

3*% 

- Spanien 

. . 913  523  . 

2 % 

„ anderen  {.ändern 

. . 196  857  « , 

Oa°+ 

Total  . . 45  047  717  8 oder  1©Ö* 


Verglichen  mit  dem  Vorjahre  (1884  86)  wurden  mehr  ans 
geführt:  nach  Frankreich  für  1700820  $.  nach  Deutschland  für 
160  794  $.  weniger  dagegen:  nach  England  für  8767212$,  nach 
den  Vereinigten  Staaten  für  423466$,  nach  Spanien  für  329121$ 
und  nach  anderen  Ländern  für  384930  $. 

Die  nach  Deutschland  »angeführten  Produkte  waren  der 
Gattung  und  dem  Wertbe  nach  folgende: 


Silbererz  fÜT  ...  . 679788$  i Renequcn  56619$ 

Farbbülzer  .....  145  759  » Tabak  47  344  . 

Zecaton- Wurzeln.  . . . 118  036.  litie 32  189  . 

Silberaulfur 88  925  . AnU 27  914  . 

I.uxosbüizer 86  357  . Sarsaparill» 20  885, 

Raute  und  Felle.  . . . 71  982  „ andere  Produkte  . . . 130717. 

K«ITm 64  «M.  Total  . . uawi 


Süd -Amerika. 

Kaffee  Ernte  in  Brasilien.  Kim-m  Berichte  de»  k.  k.  öaterr.  Gencnr 
Konsulate«  in  Rio  de  Janeiro  zufolge  wird  allseitig  angenommen , daf»  für 
die  neue  Kuflfeeblütbe  die  Witterung  im  Allgemeinen , sowohl  ia  der  Kw 
sie  in  der  Santos-Zone  vortheiltiaft  gewesen  ist.  Die  Rmteauaakbten  für 
das  nächste  Jahr  scheinen  sieb  also  günstig  gestalten  zu  «ollen,  besonder! 
in  der  Provinz  SlO  Paulo,  während  in  jener  von  Rio  de  Janeiro  der  dur>-b 
die  Kiffeek  rank  heit  und  sonstige  Ursachen  her  vorgerufene  allmählich* 
Niedergang  der  Kaffeekultur  durch  die  Neupflanzungm  in  der  Protie? 
Minna  tieraes  schwerlich  in  den  nächsten  Jahren  Deckung  finden  wird. 

Über  die  laufende  Krale  winl  annäherungsweise  folgende  Kalbe 
Produktion  pro  1887/88  angenommen: 

In  der  Rfo-Zon«  2 Millionen  Sack,  in  der  Sanloa-Zone  1 a/w  bis  1 7«  Mil 
lioneu  Sack,  in  der  Kspirito  Santo  Zone  .100  00 J Sack. 

Wenn  man  nuu  dazu  da»  Produkt  der  Nordprovinzeu  rechnet,  kaan 
man  die  Brasiiemte  von  4 Millionen  als  ungefähres  Maximum  des  laufende* 
Jahres  veranschlagen,  und  stellt  »ich  sonach  gegen  friihore  Jahre  für  Rn 
rillen  ein  Prodaktionsdcftzit  von  2 bis  2 Vs  KHHoneti  Sack  Kaffee  heraus. 

Ks  wird  »chliefalirh  bemerkt,  daf»  die  wachsende  Produktfcuubedeulawf 
von  der  Provinz  Expit  ilo  Santo  klar  au  Tage  tritt,  und  dat  dort  und  ia 
der  Provinz.  Säo  Paulo  für  die  nächsten  Jahre  eine  Zu  nahmt-  der  Kaffee 
Produktion  mit  Sicherheit  angenommen  werden. kann. 

Nähmaschinen -Import  Ia  Valparaisa.  Der  englische  Konsul  ia  Val- 
paraiso koiWaürt  in  »einem  Jahresbericht« , daf»  der  Import  von  Nah 
msM-hinen,  welcher  früher  aussehiiofslich  au»  Amerika  gedeckt  wurde,  bfoit 
fast  ganz  iri  deutschen  Händen  liegt.  (Handelsmuseum.) 

Vereinigung  vor  Kaffee  hä  rtd  lern  in  Rio  de  Janeiro  zur  Beseiti- 
gung des  dortigen  Zeitgeschäfts  in  Kaffee.  (Orig inalber iebt  vom 
25.  November  1887.)  Die  gewaltigen  Zahlen,  in  denen  der  Umsatz 
an  den  grofseu  Kaffeebörsen  in  New- York  und  Havre  zum  Aasdruck 
kommt,  schliefsen  bekanntlich  das  dort  in  Blüthe  stehende  sehr 
umfangreiche  Termingcxchäft  ein.  Auch  io  Hamburg,  wo  »ich  der 
Kaffeebandei  lange  als  reelle»  Waarengeschäft  behauptet  hatte,  ist 


1887. 


Nr.  52. 


761 

EXPORT,  Organ  den  Centralvereini  für  Haudelsgeographie  etc. 


im  letzten  Frühjahr  mit  Gründung  der  Liquidations-Kasse  die  alte 
solide  Basis  aufgegeben  nad  der  Fiktion,  dein  Spiel,  Thür  uud 
Thor  geöffnet  worden.  Das  DiflVreiizgcsehfift  soll  dort  schon  recht 
io  Schwung  gekommen  sein  und  zahlreiche  Makler  ernähren.  Es 
hiefse  Eulen  nach  Athen  tragen,  wollte  man  nur  ein  Wort  noch 
über  die  offenkundige  Verderblichkeit  Her  Terraiowetten  im  Allge- 
meinen verlieren.  Hier  soll  nur  darüber  berichtet  werden,  wie  sich 
diese  ,Csaoceu  in  Rio  einzubilrgeni  versuchte  und  wie  dem  ge- 
wehrt wurde. 

In  der  Stille  vorbereitet,  trat  der  Anschlag  am  22.  d.  Mts. 
plötzlich  hervor,  es  gab  auf  einmal  auch  in  Rio  eine  „Caixa  Liqui- 
dadora“  (Liquidations-Kasse),  eine  „ßolsta  decafe*  (Kaffeebörse)  uud 
es  wurdeu  selbigen  Tages  zum  Gespült  aller  hingelaufenen  Neu- 
gierigen sogar  ganze  500  Sack  gebandelt.  Als  ein  wahres  Glück 
für  den  fremden  Haadelsstand  muss  es  betrachtet  werden,  dafs  die 
angeseheneren  portugiesischen  and  brasilianischen  Eusacadore*  da* 
Bedrohliche  der  Neuerung  sofort  begriffen.  Ensacadorcs  nennt  man 
hier  diejenigen  Grofskaofleute.  denen  im  schwerfälligen  Mechanis- 
mus des  hiesigen  KaffeehandeU  die  Aufgabe  zuföllL,  das  vou  den 
Laudwirthrn  au  deren  hiesige  kaufmännische  Vertreter  (commusa- 
rios)  gesandte  Produkt  aofzukaufeo,  die  marktgängigen  Mischungen 
vorzunehmen,  den  Kaffee  zu  verwiegen,  einzusneken  uod  zur  Dis- 
position der  Kaffee-Exporteore  auf  Lager  zu  halten.  Ihnen  muf» 
natürlich  daran  liegen,  ihre  guten  Haodelswerthe  nicht  dem  Trei- 
ben eiuer  Clique  pndsgegebeu  zu  sehen , das  jedp  vernünftige  Be- 
rechnung illusorisch  machen  kann  Und  der  gesamtste  Kaufmanns-  i 
stand,  soweit  ihm  obliegt,  Rimessen  für  Importe  zu  heschaffru,  ist 
in  höchstem  Grade  dabei  interessirt,  die  Waare,  welche  das  Ri-  i 
messenpapier  liefert,  nicht  znm  Spielball  werden  zu  .sehen.  Es 
fehlte  noch,  dafs  wir  zu  den  Valuta  - Konjunkturen , die  uns  die 
leidige  Politik  des  Landes  und  die  Frage  seines  Kredits  schon  ge- 
nugsam liefern,  auch  noch  eiue  Beeinflussung  des  Wechsel wtMtcns  j 
durch  eine  Jobberbörse  in  Kouf  nehmen  mikfsten.  bl*«  doch  wahr- 
scheinlich schon  bei  ganz  geregeltem  soliden  Geschäft  unbequem 
genug,  infolge  rein  natürlicher  Vorgänge,  wie  Frost,  schlechte  Kaffee- 
blüthe  usw.,  den  Banken  bei  Bedarf  von  Rimessen  nuf  Gnade  und 
Ungnade  preisgegeben  zu  sein.  Die  hiesige  -Junta  coramercial“ 
(Handelsgericht)  bat  in  richtiger  Würdigung  dieser  Umstände  die 
Abhaltung  der  Kaffeebörse  im  Bönscngehäude  nicht  uur  verboten, 
sondern  auch  jede  Zusammenkunft  der  Kaffeemakler  anderenorts 
behufs  Abmachung  von  Geschäften  als  ungesetzlich,  untersagt. 
Damit  ist  auch  einem  Wtokelböreeowesen  vnrgebeugt.  Durchgrei- 
fender noch,  als  erwSbote  Verbote,  dürfte  »ich  gegenüber  der  ver- 
suchten Neuerung  eine  öffentliche  Bekanntmachung  erweisen,  welche 
von  vierzehn  angesehenen  „ronmierciantcs  de  ensaque  e veoda  de 
rafe*  unterzeichnet  ist,  ud  der  Spitze  die  groben  Firmen  Camnra 
& Gomes  und  „Compauhia  Comtncrcio  e Lavoura“.  Dan 
Schriftstück  lautet,  in'»  Deutsche  übertragen,  wie  folgt: 

„Die  Unterzeichneten  Kaffcehindler  diese»  Platze«: 

überzeugt,  dafs  das  an  einigen  fremden  Handelsplätzen  geübte 
und  geduldete  Verfahren,  Kaffee  auf  Zeit  zu  kaufen  und  zu  ver- 
kaufen nicht  ohne  schwere  Gefahr  für  den  rechtmfifsigen  Handel 
und  nicht  ohne  ernsthafteste  Gefährdung  des  allgemeinen  Wohl- 
standes auf  Brasilien  übertragen  werden  kauu; 

überzeugt,  dafs  ein  derartiges  Spekulationsverfahren.  wie  es 
jüngst  durch  eine  eigens  für  diesen  Zweck  gegründete  Vereinigung 
eingefübrt  ist,  in  kurzem  Elemente  zeitigen  tnufs,  welche  die  Regel- 
in&fsigkeit  und  Sicherheit  im  Handel  um  Brasiliens  wichtigstes  Er- 
zeugt» if*  in  Frage  stelleo; 

überzeugt,  dafs  die  Aufnahme  uud  Entwickelung  jene»  Ver- 
fahrens sicherlich  nur  der  Spekulation  an  den  Koosum-Mflrkten  da- 
zu dienen  würde,  nach  Belieben  und  wenn  es  ihr  gerade  pafft,  den 
Preis  der  Waare  unter  deren  wirklichen  Werth  herabzudrücken,  um 
sie  für  ein  Geringes  zu  haben; 

bescbliefsen: 

1.  nicht  abznschliefsen  noch  irgend  welche«  Geschäft  zu  dul- 
den, bei  dem  die  Liquidation!!  - Kasse  die  Hand  im  Spiele  hat, 
oder  ein  Makler,  welcher  Käufe  und  Verkäufe  von  Kaffee  auf  Frist 
fördert,  abschliefst  odrr  vermittelt,  ohne  dafs  die  Waare  selber  im 
Besitz  des  Verkäufer«  wäre; 

2.  Kaffeeverkäufe  nicht  mit  Personen  abiuachliel'»eit.  die  die 
Waare  zum  Gegenstand  von  Zeitgeschäften  machen,  es  «ei  denn, 
dafs  Jene  «ich  zu  Vorausbezahlung  der  Waare  verpflichten,  die 
ihnen  erst  danach  zur  Verschiffung  ausgeliefert  werden  wird; 

3.  Sollte  ein  Verkauf  vereinbart  worden  sein,  bevor  bekannt 
geworden,  dafs  der  Käufer  in  Zeitgeschäften  macht,  und  wäre  in- 
folgedessen unterblieben,  Vorausbezahlung  zu  bedingen,  so  wird 
letztere  alsbald  gefordert  werden,  sowie  sich  bestätigt  oder  he-  i 
wiesen  werden  kann,  dafs  der  Betreffende  zu  der  Zahl  derer  ge- 
hört, mit  drneu  sich  der  vorhergehende  Abschnitt  befafat; 


4.  Unter  keinem  Vorwände  wird  eine  Fristverlängerung  für 
Zahlung  oder  Abnahme  von  Kaffee,  verkauft  vou  Unterzeichneten, 
zugeslanden  Werdcu,  sobald  heraus  kommt , daf«  selbiger  Kaffee  an 
der  Börse  verhandelt  wurde; 

5.  Makler,  deren  Gehülfeo  und  Ageuteu  Ihm  Kauf  und  Verkauf 
1 von  Kaffee,  welche  Spekulations-Geschäfte  der  ArL,  wie  sie  gegen- 
wärtiges Übereinkommen  zum  Gegenstand  hat.  fördern,  ubsrhliefscn 
und  vermitteln,  sollen  bei  den  Unterzeichneten  vom  Maklerdienst 
ausgeschlossen  bleiben; 

6.  Den  commissarios  (siehe  obige  Erläuterung),  welche  durch 
Vermittelung  der  Liquidations-Kasse  spekuliren,  wird  Zahlung  für 
von  ihnen  »eiten«  der  Unterzeichneten  gekauften  Kaffee  erst  nach 
erfolgter  Übergabe  der  Waare  selber  geleistet  werden. 

Indem  die  Unterzeichneten  diese  Übereinkunft  abschliefeen,  die 
sie,  bei  ihrer  Ehre,  aufrichtig  zu  erfüllen  sich  anheischig  machen, 
haben  sic  als  einzige  Absicht  vor  Augen  gehabt,  ihre  Interessen 
und  die  von  Handel  und  Landwirtschaft  in  diesem  Theile  vou 
Brasilien  zu  wahren  vor  den  schädlichen  Folgen  eines  Verfahren«, 
das  sich  an  diesem  Handelsplätze  einzunisten  versucht,  und  sie 
erklären  hiermit,  dafs  besagtes  Abkommen  so  lange  in  Kraft  er- 
halten werden  soll,  als  vounötben  ist,  die  Wirkung  zn  üben,  um 
derentbalben  ea  vereinbart  worden. 

im  Fall,  was  nicht  zu  hoffen,  eine  1 bertretung  der  obigen  Be- 
stimmungen Vorkommen  sollte,  ist  der  Übertreter  verpflichtet,  gut- 
willig eine  Strafe  von  10  Conto«  de  Reis  zn  erlegen,  die  dem 
Krankenhause  „«Santa  Casa  du  Misericordia*  zufliefsen  soll. 

Rio  de  Janeiro,  den  23.  November  1887. 


Litte  rarische  Umschau. 

Ventelchnlf*  der  bei  der  Redaktion  eingegangenen  Druckschriften. 

I'ic  nachstehend  besprochenen  und  angezdgten  Werke  können  durch  die 
Rurlihandlung  Walther  <fc  Apolant,  Berlin  W , Uarkgrafenstrafse  dü. 
jederzeit  bezogen  werden. 

Der  patentirte  Snnnet’sclte  Gas  - K-vnnlnfcn  unter  besonderer  He  • 
riicksiehtigung  de*  neuen  Fabrikation)! verfall rens  von  Pnrt- 
land-Zeine  nt.  Mit  vier  erläuternden  Lichtdruckiafeln 
l’nter  diesem  Titel  erschien  soeben  bei  Gustav  Fock  Sn  f.«ipztg  eine 
Flugschrift,  die  in  den  verschiedensten  Fachkreisen  nicht  ohne  tiachhailige 
Wirkung  bleiben  wird.  Da*  Problem.  Zement- Rohmaterial  in  Mehlform,  wir 
auch  kontinuirlich  brennen  zu  können,  endlich  auch  vollständig  reinen  Zement 
hencustallen,  ist  durch  die  Erfindung  de»  Son  n et’seben  Gas-Kannhfen*  ge- 
löst und  zwar  unter  Bewährung  in  der  Praxis,  wie  aus  dem  Inhalt  oben  ge- 
nannter Schrift  hervorgebt.  Iiabei  hat  der  durrh  den  Sonnet’sehen  Gas* 
Kanalofen  erzeugte  Zement  eine  bi»  60%  höhere  Zugfestigkeit,  als  die  neuen 
deutschen  Nonnen  vorsebteibsn,  bei  Verringerung  dar  Fabrikationskosten  um 
über  25%  gegenüber  den  besten  bisherigen  Fahrikationaverfahren.  Aus  dei 
Schrift  geht  weiter  hervor,  dafs  die  Verwendbarkeit  des  Ofen*- aufsei  hall»  der 
Zement  fab  rikation  schon  anerkannt  wurde,  so  z.  B.  in  der  Montan  Industrie 
beim  Kosten  von  Erzen,  wie  zum  Brennen  von  Farhen  und  Rrdfarbntoffen 
reap.  zum  Brennen  von  Mineralien  im  Allgemeinen. 

F-  H.  Schlössing's  und  Paul  Moser's  Hüraenkalender  für  Kauf- 
leute und  Privat  kapitalsten.  1.  Jahrgang  1887/88.  Erschienen 
im  Verlage  des  Berliner  Lithographisehen  Institutes  (Julius 
Moser),  Berlin  W.,  Pot«damcr*traf»e  110.  Preis  .1  .//. 

Bei  dem  regen  Interesse,  welches  das  Publikum  stets  dem  Geldmärkte 
(»wendet,  dürfte  durch  «las  uns  vorliegende  Buch  ein  handliches  Hilfsmittel 
geschaffen  worden  sein,  durch  welches  »ich  sowohl  der  Römenmano  für  ein- 
schlägige Interessen,  der  Privstkapitalist  für  seinen  Besitz  in  Werthpapieren, 
wie  der  Spediteur,  Fabrikant  oder  Exporteur  für  Versendungen  von  Gütern 
oder  behufs  anzustrebeader  Verbindungen  schnell  Raths  holen  kann.  Der 
j Kalender  giebt  in  seinem  ersten  Theile  — dem  Hörvenkaleiider  — in  kurz- 
gefefsten  Angaben  Aufschi uTa  über  alles  Wi&senswerthe  der  börsengängigen 
Staat»-,  Kommunal-,  Eisenbahn-,  Bank-  und  Industriepzpiere  Der  zweite 
Theil  — üescliäftskalender  — enthält  ein  Verreichnir»  vou  Spedition»*,  Kom- 
mission«- und  Inkassogeschäften,  der  Konsulate,  der  Rechtsanwalt«*  und  Ge- 
richtsvollzieher im  Deutschen  Reich,  einen  Posttarif,  einen  Gebührentarif  für 
Telegramme  und  dergleichen  mehr.  AI«  Gratisbeilage  i*t  dem  Kalender  eine 
Übersichtskarte  der  überseeischen  Poftdampfschilftlinien  im  Weltpastverkehr, 
bearbeitet  im  Kursbürean  de«  Reiehspoatamls  beigefugt  Von  der  Verlags- 
haadlung  in  Brieftascbeuformat  mit  Kaum  für  Notizen  hergestellt,  eignet  sich 
derselbe  zugleich  nl«  Börsrnnotizboch  und  ist  dem  Geschäftsmann  wie  Privat- 
mann in  jeder  Beziehung  zur  Anschaffung  zu  empfehlen.  Wir  wünschen, 
daf*  sich  dieser  erste  Jahrgang  einer  rocht  guten  Aufnahme  erfreuen  möge. 

Geographisch-Statistische*  Welt-Levikon  von  Emil  Metzger 
Vertag  von  Felix  Krais  in  «Stuttgart.  18  Lieferungen  ä 50  A. 

Das  von  nus  wchon  mehrfach  empfohlene  geographische  Welt-Lexikon 
schreitet  rüstig  vorwärts,  die  heute  eingegangenen  Lieferungen  12  und  IS 
fuhren  vom  Artikel  Orio  bis  Sarkaicza.  Je  mehr  steh  das  Werk  dem  Kode 
nähert,  desto  werthvoller  wird  es  für  den  praktischen  Gebrauch.  Sinn  - 
liehe  irgendwie  nennend werthen  Wohnort t der  Erde,  simmtlicbe  Länder. 
Vülkmiimme,  Berge,  Flüsse,  Seen,  Meere  usw.  usw.  können  nun  von  A-—  8 
in  dem  praktisch  »ug*  ordneten  Werke  sofort  gefunden  »erden. 

Wir  empfehlen  da*  Welt-Lexikon  jedem  Getiildeteo  zur  Au*chaffuug. 


Nr.  52. 


1887 


762 

EXPORT,  Organ  de«  Cenlralvereins  für  Hudelagaographie  etc. 


Geographische  Gesellschaft  in  Bremen.  Katalog  der  Ausstellung  i 
für  vergleichende  Völkerkunde  der  westlichen  SwkN,  besonders  der  • 
deutschen  Schutzgebiete.  Mit  Erläuterungen  von  I ►r.  0.  Finsoh. 
Bremen  1887. 

Programm  für  den  Vi.  Internationalen  Kong  re  fs  für  Hygieine  und 
Demographie  tu  Wien  vom  26.  September  bis  2.  Oktober  1887. 
Wien  1887. 

XVII.  Geschäftsbericht  der  Direktion  der  «Deutschen  Hank“  für  die  Zeit  »tun 
1.  Januar  bis  31.  December  1886. 

Quart  er  ly  rtport  cf  thc  Chief  cf  the  burtau  of  Statist  ics,  trcosury  Depart- 
ment, relative  U>  Ihr  Imports,  Exports , /mmipration,  and 
Navigation  of  the  United  States  for  thc  thret  wioniAs  ending 
december  31.  1896,  etc.  Washington,  1887, 

Bericht  des  Vorsteheracutes  der  Kaufmannschaft  tu  Königsberg 
in  Preufsen  über  da«  Jabr  1886.  II.  Theil. 

«Universum1*  Illnstrirte  Zeitschrift.  Dresden  und  Leipzig  22.  lieft. 

Chamber  of  Commerce  Journal.  London  Vol.  VI.  Nr.  65. 

Romaenische  Revue.  Resicsa.  Mai -Juni  1887.  III ■ Jahrgang. 
V-  VI  Heft. 

Meteorologische  Zeitschrift.  Juli-Heft  Nr.  7.  Berlin  1887. 

Rtvieta  de  Geografia  Vomtrcial.  Nr.  40.  Madrid  1887. 

Soeiiti  de  Credit  Miridional  Tarif  de  rccouvrement  Nr.  6.  Nap- 
les  um. 

Statistik  des  Deutschen  Reiche».  (Statistik  der  .Seeschifffahrt).  Neue  \ 
Folge.  Rand  27.  Abth.  1. 

1.  Katalog  der  Bibliothek  der  Geographischen  Gesellschaft  zu 
Greifswald.  Juni  1887. 

Statistik  des  Deutschen  Reiches.  Waarenveikehr  des  deutschen  Zoll- 
gebietes mit  dem  Auslände.  Neue  Folge.  Band  25. 

Du*  Problem  der  Kredit*  Versicherung  von  W.  Schtmmelpfeng 
Berlin  1887.  Puttkammer  & Mühlbrecht. 

XV.  Jahresbericht  des  Vereines  der  Wiener  Handels- Akademie. 
Wien  1887. 

Deutsche  Geographische  Blätter.  Herausgegeben  von  der  Geogra- 
phischen Gesellschaft  in  Bremen.  Heft  II.  Band  X. 

«Universum*  Illustrirte  Zeitschrift.  Dresden  und  Leipzig  III.  Jahrgang 

ireft  22. 

Tabeller  vedkommendo.  Norges  Handel  i aaret  1886.  Kristiania  1887. 

Revista  Geograf ia  Comtrcial  No.  39.  Madrid  1887. 

Jahresbericht  der  II audclskamrar r zu  Marburg  für  1686. 

Bericht  der  Industrie-Kommission.  Lübeck,  im  Juni  1887. 

Annalen  der  Hydrographie  und  maritimen  Meteorologie,  heraus- 
gegeben  vom  Hydrographischen  Amt  der  Admiralität.  XV.  Jahrgang. 
Heft  VI.  Berlin  1887. 

Bulletin  de  la  Soeiiti  de  Geographie  Commerciale  de  Paris. 
Tome  IX.  No.  6.  Ihtrie  1687. 

L'Afrique  exploree  et  civilisie.  No.  7.  Gentve  1887. 

Proceedings  of  the  Royal  Qeographir.al  Society  and  Montkly 
Record  of  Qeography.  Vol.  IX.  No.  7.  London  1887. 

Jahrbuch  für  bremische  Statistik.  Herausgegeben  vom  Bureau  für 
bremische  Statistik  — Jahrgang  1886.  Zur  Statistik  des  Schiffs-  und 
Waarenverkehrs  im  Jahre  1886.  Bremen  1887. 

Kurrespondenzblatt  dts  «Allgemeinen  Deutschen  Schulvareins* 
io  Deutschland.  Berlin,  April  1887.  Nr.  2. 

Inhalt:  Zur  Loge  der  Deutschen  in  Ungarn  und  Siebenbürgen.  — 
Leidensgeschichte  der  deutlichen  Schule  tu  Wrschowitz  in  Böhmen.  — 
Die  deutsche  .Sonntagsscbule  in  Antwerpen.  — Die  Deutschen  in  Jekata- 
rioodar.  — Vereinsnachrichten.  — Littararische  Besprechungen. 

„Soeiiti  de  Giographie  de  Tours.“  Revue  1887,  fivrier. 

Die  KnnBt  sein  Glück  zn  machen.  Ein  Buch  für  Alle  von  F.  E.  Bern 
und  Lelpiig-  Verlag  von  Rnd.  Jennis  Buchhandlung  (H.  Koehler.) 

Lager-Katalog  von  Joseph  Baer  £ Co.  in  Frankfurt  a./M.  Biblio- 
theca  juridica  et  politico-occonomica  VI.  191  National- Ökonomie,  Finanz- 
wissensebaft  und  Statistik.  1887. 

Statistica  Italiana : 

— Statistica  delle  Tasse  Comunali.  Applkate  negli  anni  1881-  84. 

Sammlung  von  Vortrigen.  Uerausgegebon  von  W.  Frommei  und 
Fr.  Pfaff.  XV  %.  Babylonien,  das  reichste  Land  io  der  Vorzeit  und 
da«  lohnendste  Koloniaationsfeld  für  «He  Gegenwart.  Ein  Vorschlag  zur 
Kolonisation  des  Orients  von  Dr.  A.  Sprenger.  Heidelberg-  1886  Karl 
Winter’s  Uni  veniitü«buch  Handlung. 

Bericht  über  Stand  und  Tfa&tigkeit  des  «Vereins  für  Volks: 
bildung“  zu  Dresden  im  VI.  Vereinsjahre  1885.  (Vereinslokal  j 
Kleins  Brüdergasse  10,  1.)  Herausgeber  und  Verleger:  Sigmund 

Löwinsobn,  Dresden.  I.  Schriftführer  des  Vereins. 

Katechismus  des  Bank-  und  Bürsenwesens  zum  Gebrauche  an 
Handelsschulen,  zum  Selbstunterricht  und  als  Xachschlageburb  für  prak- 
tische K&ufleute.  Von  R.  Beigel,  Lehrer  der  Handelswissenschaften  in 
Strafsburg  i.,'R.  Weimar,  1886.  Bernhard  Friedrich  VoigL 

Die  Trennung  der  magyarischen  evangelischen  Gemeinden  des 
KronsUdter  Bezirkes  von  der  evangelischen  Landeskirche  A.  B.  in  Sieben- 


bürgen. Separatabdruek  au*  den  Kammern  3802  bis  8805  und  3807  bu 
3809  des  .Sieben bürgisch -deuUcb^n  Tageblatts*.  Hermann*. ladt,  Druck 
von  Josef  Drotleff,  1886. 

Zeitschrift  des  Königlich  Preuftiscken  Statistischen  Bureaus. 
Herauagegeben  von  dessen  Direktor  K.  Rlenck.  SecbsundzwanaigwUr 
Jahrgang,  1886.  Heft  1 uud  II.  (Januar  bis  Juni.)  Berlin.  Verlag  de« 
Königlichen  Statistischen  Bureaus. 

Die  Revision  der  zwischen  Japan  und  Deutsch land  bestehende! 
Verträge.  Vortrag,  gehalten  im  band elageographiaehen  Verein  in  Jens, 
von  Dr.  G.  Liebseber,  Privatdozent  in  Jena.  Snnderabdruck  ans  d«a 
.Mittheilungen  des  Vereins  für  Erdkunde*  zu  Halle  a./8.  1886. 

Mittheilungen  des  Vereins  für  Erdkunde  zu  Leipzig.  1885  Vit 
3 Karten  Preis  10  .H.  Leipzig,  Duncker  £ Humblot  1886. 

Ziele  deutscher  Kolonialpolitik.  Von  Dr.  Otto  Arendt,  Mitglied 
des  Hauses  der  Abgeordneten,  Ausschuß-Mitglied  der  «Gesellschaft  für 
Deutsche  Kolonisation.*  Preis  50  Pf.  Berlin  1886.  Verlag  »«» 
Walther  £ Apolant,  W.  Markgrafeastr.  60. 

| The  Depression  in  Thule  and  the  Waget  of  Lahor.  By  Uriel  H.  Crvbr 
Boston:  W.  B.  Clarks  and  Carruth,  340  Washington  Street,  *886. 

Separat- Abzug  aus  dem  Handbuch  der  Politischen  Ökonomie,  heraus- 
gegeben von  Dr.  Gustav  8chünberg,  Professor  der  Staat» Wissenschaft 
der  Universität  Tübingen  Zweite  nmgearbeitete  und  vermehrte  AnfUg« 
Tübingen  18B6.  Verlag  der  H.  Laupp'scben  Buchhandlung. 

B ölet  in  Mensual  dei  Ministerio  de  rclaeumes  exteriorts  de  la  Bepübtuu 
Argentina.  ( Ano  tercero).  Agosto  de  1886.  PuMioucion  aficial  Jtartc  1.. 
Irg armes  ctrnsvlart*.  Parts  11.:  Correspondencia  diplomatica  y actot 
oficütles.  Buenos  Aires  1686. 

Jahrbuch  der  Deutschen  Land wirtbscbafta-Gesallschaft.  Herxu» 
gegeben  vom  Direktorium.  Bd.  1.  1886.  Berlin  (Sonderabdruck  aus  des 
Jahrbuch  der  Deutschen  Landwirthsebafta-GeBellscbaft). 

Zimmermann,  Franz;  Das  Archiv  der  Stadl  Hermznnstadt  und  dt» 
sächsischen  Nation.  Hermannstadt  1887,  Vertag  des  Archives. 

Liivro»  de  Propaganda  du  Sodedade  Central  de  Immigrafdo. 

— I.  d’Escragnolle  Taunay,  Alfredo,  Casamento  Civil.  Rio  dt 
Janeiro  1886. 

von  Stramberg,  Gerhard;  Reisaskizzen  ans  dem  unteren  La  Plata 
Gebiete.  Antwerpen  1887,  Selbstverlag  das  Verfassers. 

.Sociäi  de  Giographie  de  Tours“.  Revue.  Dicembre  1886.  Tour»  1866. 

.1  Violine!  XnpyrrHiBCKxro  Obwectbx  n Mockbv.  Hajuaia  XtrynziK 
naio  OömooTBx  bi»  Moci»t  — 1886.  Tomt,  ce.u>wofl.  No.  1.  — Mocrsx 
Tnuomaain  A.  A.  .leBoieoiru,  PaxnanoBCKifi  IlepcyjoKh,  Cotfctaes- 
Hbifl  Jlojrt.  1886. 

Parker  Snotc , IF.;  Science,  trade,  arvl  hum'rmty  c ombineil  Personal 
ideas,  plane  und  labours  «n  ronncctoft  1 cith  such  from  1849  to  1366. 
In  thrt*  parts,  1:  Criticisms,  opinions,  and  Notes.  2:  Myttdf  and  Work. 
3:  A trief  revisu  of  arctic  exploralions  sinet  1845. 

Jahresbericht  für  1886  des  Instituts  für  kaufmännische  Infor- 
mationen und  Inkassi  von  W.  Schimmelpfeng  in  Berlin  W. 
Behrenstr.  47;  Wien  L,  ftchottenring  7.  (Mit  bildlichen  Darstellungei 
der  Geschäftsräume  in  Berlin).  Ausgegeben  im  Januar  1887. 

Tschammer-Drorosdorf,  Baron;  Wie  kann  die  deutsche  Landwirthschzfi 
erhalten  werden?  — Berlin,  Walther  £ Apolant,  1888- 
! XVI.  Geschäftsbericht  der  «Deutschen  Bank*  für  die  Zeit  »0* 
1.  Januar  bis  31.  Dezember  1885. 

XXXV.  Bericht  der  Direktion  de»  „Kolonisatlonsvereins  von  184?* 
in  Hamburg.  Dezember  1886. 

Protokoll  über  die  am  4.  und  5.  Oktober  1886  zu  Magdeburg  abgebalies* 
Jahresversammlung  der  Diaspora- Konferenz.  Leipzig  1887. 

Österreichische  Statistik: 

— XIV.  Bd.  I.  Heft:  Bericht  über  die  Erhebung  der  Handelswertbe,  und 
Hauptergebnisse  des  auswärtigen  Handels  1886  in  Vergleichung  mit  des 
Vorjahren-  Wien  1887. 

Soeiiti  de  Giographie  Commerciale  du  Havre.  Annuaire  Jänner 

1887. 

Länderkunde  des  Erdtbeils  Europa,  herausgegeben  unter  fachmän- 
nischer Mitwirkung  von  Alfred  Kirchhoff.  In  2 Theüvn.  Mit  vielen 
Abbildungen  und  Karten.  Prela  jeder  Lieferung  90  Pfg. 

21.  bla  25.  Lieferung,  mit  Bogen  83  bis  87  des  Textes,  19  prächtigen 

Vollbildern.  2 gröfsere  Karten,  zahlreichen  aonatigen  Abbildungen  3 Kärtchen 

Statistica  Italiana: 

— RimdkUi  dell'  inchüsta  sulle  condisioni  igieniche  e eunaMrir 
net  comune  dd  regno.  Relation*  generale.  Roma  1886. 

Jfoeamatt»,  X.;  Un  industriel  tdsacien:  Vis  de  F.  Engel -Dollfut- 
Mulhouse  1886. 

Bericht  der  Handels-  und  Uewerbekamme r in  Kronstadt  über  dir 
Gewerbe-,  Handels-  und  Verkchrsverfaältnissc  im  Kammergebiet  (sai- 
östliches  Siebenbürgen)  für  die  Jahre  1880--84.  Kronstadt,  1886.  Yertif 
der  Handels-  und  Gewerbekammer. 

XV.  Jahresbericht  des  Kaufmännischen  Vereins  zu  Bautzen  fir 
dos  Verein  »jabr  188G— 87.  Erstattet  in  der  Generalversammlung  von 
13.  April  1887. 

Bericht  über  dir  Tbätigkeit  der  Handelskammer  in  Bremen  ia 
Jahre  188C  erstattet  an  den  Kaufmann*-Kouvent.  Bremen  1887. 


1887. 


788 

EXPORT,  Orgln  dw  Cent/alvereine  für  Handelageographie  etc. 


Nr.  52. 


Mali.li.ctje  Mittä.i  luug.ii  bcUefud  Bramen,  lludil-  imd  (khiCWirt 

im  Jahre  1 88<>,  hrrausgegrbeu  von  der  Handelskammer  in  Bremen. 
AnrtiWi  di  Statietica.  Faedcolo  IV  und  V.  Roma  1887.  Tipografia 
EretU  Botta 

Bulletin  de  la  Such  te  norm  ande  de  Geographie  1886.  Novemfßrt- 
Decembre-,  1887  Janvier  Fevrier. 

Hamburg«  Handel  im  Jabre  1886.  Uerauagegebcn  auf  Veranlassung 
der  Handelskammer.  Vertag  von  Ackermann  & Wulff,  Hamburg. 
Annalen  der  Hydrographie  und  Maritimen  Meteorologie  XV.  Jahr- 
gang. 1S87-  Heft  V 

Nachrichten  aus  der  ostafrikanischen  Mission.  Jimi  1887.  Nr.  VJ. 
Union  Giographique  du  Nord  de  la  France.  Buütlm.  Tome  IX  X 
Bulletin  de  la  Socicte  de  Geographie  Commerciale  de  Farit. 
Tome  IX  1886-1887.  Nr.  6 

Boletim  da  Soeiedade  de  Qeographia  de  Lisboa  6 A Serie— Nut 
9.  10.  11. 

Revue  fran^aiee.  Tome  V.  Nr.  30.  Juin  1887. 

Meteorologische  Zeitschrift.  Berlin  1887.  Heft  8.  Juni 
VerieickniCh  der  Leuchtfeuer  und  Nebelsignalstatiunen  aller 
Meere.  Heft  I— VIII.  nerau*gtgcben  von  dem  Hydrographischen  Amt 
der  Admiralität.  Berlin  1887. 

Segel-Handbuch  für  die  Nordsee.  I.  Tbeil  III.  Heft  Herausgegeben  . 

von  dem  Hydrographischen  Amt  der  AdmiralittL  Berlin  1888. 

Gcrri  t eulafein  fir  das  Jahr  1887  und  88.  Herausgegeben  vom  Hydro- 
graphischen Amt  der  Kaiserlichen  Admiralität. 

Briefkasten. 

Kolonisation  in  Säo  Paulo.  „Koseritz'  Deutsche  Zeitung14 
enthält  io  Nr.  87  eine  sehr  treffende  Entgegnung  auf  die  von  uns 
in  Nr.  51  veröffentlichten  Mittbeilungen  der  in  8äo  Paulo  erschei- 
nenden „Germania14.  Da  die  Krage  der  Ackerbaukoloniaatioa  in 
Süd-Brasilien  von  allen  Seiten  betrachtet  zu  werden  verdient,  so 
halten  wir  die  Wiedergabe  der  beiden  Äufserungen  für  sachgemftfn. 

.la  der  .Germania"  von  Säo  Paulo  brachte  Herr  R.  H.  (Richard  j 
Heinritz)  einen  Artikel,  in  dem  er  seine  Verwunderung  darüber  an  den 
Tag  legt,  d&Ts  der  Redakteur  dieses  Blattes  behaupten  könne,  die  Provinz  I 
Säo  Paulo  sei  der  deutschen  Einwanderung  nicht  zu  empfehlen,  ln  dein-  ' 
selben  Artikel  sagt  R.  H. : „Es  ist  wahr,  dafs  in  dieser  Provinz  für  die  | 
Organisation  des  kleinen  Grundbesitzes,  dem  Ideal  der  genannten  Kolonina-  I 
lionsautorititen,  so  gut  wie  nichts  geschehen  ist  und  es  dürfto 
«ach  in  der  nächsten  Zukunft  eine  Änderung  des  herrschenden 
Systems  schwerlich  zu  erwarten  sein.  Erst  mufs  der  Mangel  an  | 
Arbeitskräften  auf  den  groben  Gütern  aufgehört  haben,  bevor  ernstlich  an  | 
die  Gründung  von  Kolonien  gedacht  werden  kann  und  wird.  Eine  Kolo-  j 
uiaation  nach  Art  der  drei  südlichsten  Provinzen,  jetzt  in  gröberem  Mab-  > 
stehe  ins  Werk  gesetzt,  wurde  gleichbedeutend  mit  einem  «irtbscbaftlicben 
Niedergänge  sein,  denn  die  landwirtschaftliche  Produktion,  die  trotz  des  ' 
groben  Zuzuges  von  Einwanderern  kaum  auf  dem  bisherigen  Niveau  er- 
balteu  werden  kann,  würde  in  dem  Ma/se  sinken,  in  dem  die  Koluuten  den 
Fazendas  die  Arbeiter  entzögen.  Vom  wirtschaftlichem  Standpunkte  au*  1 
wäre  somit  eine  vorzeitige  Gründung  von  Kolonien,  die  Ausbreitung  des 
kleinen  Grundbesitzes,  zu  beklagen,  denn  Kolonie-Anlagen,  mögen  auch  Doch  I 
•**  günstige  Vorbedingungen  für  ihre  einstige  Prosperität  vorhanden  sein,  sind  | 
in  den  ersten  Jahren  ihres  Bestebeos  immer  unproduktiv."  Obige  Zeilen  | 
unseres  Zensors  bieten  die  Erklärung  für  unsere  Haltung:  Wir  empfehlen  | 

der  deutschen  Einwanderung  grundsätzlich  nur  die  Provinien,  in  denen  der  I 
Einwanderer  von  vornherein  zum  freien  und  selbständigen  Grundbesitzer 
wird.  Ist  Säo  Paulo  erat  soweit  in  dieser  (hier  nur  einzig  zulässigen)  i 
Form  zu  kolonisiren,  so  wird  ihm  unsere  Empfehlung  sicherlich  nicht  vor-  I 
enthalten  werden,  denn  da*  Klima  der  Provinz  ist  erträglich,  der  Boden  ist 
gut  und  die  reiche  Provinz  bat  liberflufs  an  Verkehrsmitteln.  So  lange  der  J 
deutsche  Einwanderer  dort  aber  kein  freier  Grundbesitzer,  soudern  nur  ' 


Lobnarbetter  werden  kann,  knowen  wir  die  Auswanderung  nach  der  reichen 

Provinz  keiuenfall*  empfehlen.“ 


Drutsche  Kx portbuii k. 


Klr  Tatflcramm«:  Kiponhaak.  Bcvlio. 

Abtheilaag  Ezportbureau. 

Berlin  S.W.,  Kocbstrafse  27. 

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697.  Die  „Mittheilungen"  des  Bzpwtbureaus  der  „Deutschen  Eiport 
bank*,  welche  die  geschäftlichen  Angaben  der  unserem  Abounentenvcrbaude 
antrobürigeu  leistungsfähigen  Firmen  enthalte«,  gelangen  im  Monat  Jauuar  n.  J. 
in  besonders  starker  Auflage  zum  Versand  an  alle  unaere  auswärtigen 
resp.  übersociscben  Geschäftsfreunde  zur  Agitation  für  das  Frühjahragescbäft. 
Wir  fordern  unsere  Abonnenten  auf,  Preisliste«  und  Kutaloge,  welche  sie  bei- 
zulegen wünschen,  rechtzeitig  einzusoudeu  und  vou  etwaigen  Änderungen  ihrer 
geMchäft lieben  Angaben  uns  möglichst  l*«ld  in  kenntnifs  zu  In  den 

Antwortschreiben  unserer  ausländischen  Gcscbfiftrifreunde  auf  die  ihnen  in» 
September  d.  J.  nebat  Katalogen  «ad  Preislisten  xugesandten  „Mittbeilungen“ 
wird  einstimmig  der  praktische  Vertheil  anerkannt,  welchen  diese  Zusammen- 
stellung leistungsfähiger  Firmen  aller  Branchen  namentlich  dadurch  gewährt, 
ilafa  die  Deutschen  im  Aualaude  eraahen,  welche  Artikel  »ia  am  besteu  von 
Deutschland  zu  beziehen  vermögen,  und  ihnen  ferner  die  Möglichkeit  ge- 
geben ist,  sich  ohne  Zeitverlust  an  die  Fabrikanten  resp.  Exporteure  direkt 
za  wenden  Dieser  Nutzen  wird  durch  ilhistrirte  Kataloge  und  Preislisten 
wesentlich  gesteigert;  jedoch  wird  allgemein  der  Wunsch  ausgesprochen,  dafs 
dieselben  neben  der  deutschen  auch  in  englischer,  spanischer  tisw.  Sprache 
publizirt  werden  möchten-  Anfragen  und  Mittbeilungcn  unter  L.  L.  627 
an  die  Deutsche  Ezportbank. 

698-  Unter  Hinweis  auf  den  iu  der  Nummer  49  des  Blattes  ent- 
haltenen Artikel  über  die  Handelsverbillnisse  in  Mesopotamien  thsilen 
wir  den  Abonnenten  des  Kxportburraus  mit,  dafs  der  Verfawac  de*  Aufsatzes, 
ein  in  Bagdad  lebender  deutscher  Kaufmann,  wel  her  sich  vorübergehend  in 
Berlin  aufhält,  bereit  ist,  die  Vertretung  deutscher  Industriellen  und  Export- 
firmen zu  übernehmen.  Beste  Auskünfte  hiesiger  Firmen  und  Privater  »tchcu 
zur  Verfügung.  Auf  Anfragen  nb  Dhiffre  628  ertheilt  die  Deutsche  Export- 
bank  eingehende  Auskunft. 

699.  Deutschen  Fabrikanten,  welche  die  nächstjährige  Weltausstellung 
in  Barcelona  beschicken  und  für  dieselbe  einen  tüchtigen  Vertreter  suchen, 
können  wir  hierfür  eine  geeignete  Persönlichkeit  nachmeUcn.  Betreffender 
erklärt  sich  bereit,  jede  gewünschte  Auskunft  über  die  Ausstellung  zu  geben. 
Gell.  Anfragen  erbeten  unter  L.  L.  629  an  die  Deutsche  Exaortbank. 

700.  Ein  sehr  angesehenes  Agentur-  und  K'iimaissioo*haui>  in  bydm  y 
sucht  die  Vertretung  einer  leistungsfähigen  deutschen  Drahtfabrik  zu  über- 
nehmen, welche  als  Spezialität  „Fencingwire“  horateilt  Wie  ans  betr. 
Firma  mitthellt,  liegt  dort  der  Markt  momentan  für  diesen  Artikel  »ehr  gut. 
Offerten  erbeten  unter  L.  L.  630  au  die  Deutsche  Exportbank. 

701.  Bin  tüchtiger,  mit  den  PIwtiTerhälUiiseen  beeten*  vertrauter  Agent 
in  Bukarest  sucht  für  Kaschmirs,  Thibeta,  Stickereien  new.  \ ertretungon 
leistungsfähiger  Fabriken  zu  übernehmen.  Offerten  erbeten  unter  L.  L.  4*31 
an  die  Deutsche  Exportbank. 

702.  Eine  renommirte  deutsche  Geldschrank-  und  Veloxipedenfnbrik 
sucht  für  ihre  Geldschrinke  geeignete  direkte  Verbindungen  uwb  dem  Aus* 
lande  anzuknüpfen  and  wünscht  für  ihre  Yelozipcde  gröbere  Verbreitung 
ihrer  Beziehungen  vorzugsweise  nach  folgenden  Ländern:  Österreich,  Ungarn, 
Böhmen,  Italien,  Schweiz,  Rufsland  uud  nach  dem  Orient.  Offerten  erbeten 
unter  L.  L.  632  au  die  Deutsche  Exportbank. 

703.  Eine  renommirte  dcntsche  Fabrik,  welche  Bi«eu-,  Stahl-  und 
Messing  waaren  aller  Art,  Kuchenpfannen  uud  Kaffeemühle«  nach  frariz<»i*rl*iu 
System,  Werkzeuge  und  Schlösser  uaw.  als  Spezialitäten  heiateltL,  wünscht 
gröbere  Verbreitung  ihrer  Beziehungen  vorzugsweise  nach  dem  überseeischen 
Anslande  und  sacht  zu  diesem  Zwecke  mit  soliden  .■tuslindiseben  Impor- 
teuren und  Agenten  in  Verbindung  zu  treten.  Gell.  Anfragen  erbeten  unter 
L.  L.  633  an  die  Deutsche  Kxpor'bank. 


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dition diese*  Blatte»,  KoehstraAe  27.  1. 

Nr.  52. 


7«4 

EXPORT,  Organ  dea  Cent  ral  verein»  für  Handelsgeographie  etr. 


1887. 


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»lebt,  bietet  dci-  Industhellcn  L'eutacblands  ihre  lheusto  zur  sachgemäßen  Vertretung  «ährend  der 
IHNHer  AusNtellung  au,  unter  Kerubim:  auf  die,  während  der  voraugegiiugenei»  australischen 
Aueatell  nagen  gerammelten  Erfahr  ungeu.  Die  bewährten  \ erl-indungen  der  Firma  in  ullcn  Haupt  plstzcn 
de»  Kontinents  machen  ihr  die  dauernde  agenturwei'«  Vertretung  leistungsfähiger  deutscher  rinnen 
sehr  «ünscbenswcrUi. 


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Wirr«  ■vdall't  INS,  f i’t  *nUtil«*i.  hturrin 

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Mcbtei  Uli-  «ad  iararkaltmj 
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I 


1887. 


765 

EXPORT,  Organ  dos  Contralvoreins  fflr  Handelsgoographie  etc. 


Nr.  52. 


I 

t 


i 

I 

I 


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Maschinenfabrik  = 

Güsengiefserei,  m 


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56»  Arbeiter.  Spezialität  660  Arbeiter. 

Papierbearbeitungsmaschinen. 

In  dieser  Bpesialittt  gröfstor  und  leistungsfähigster 
Fabrikant  der  Welt. 


Medaillen  auf  den  Anostellnngen 


von: 

Mos  trau  1872.  Wien  1873.  Mita»  1875.  Berlin  1877.  Erfurt  1878 

Halle  1881.  Altona  1881.  Paris  1882.  Wien  1884.  Görlitz  1885 

Königsberg  1885.  Antwerpen  1885.  Stockholm  1886. 


8ALF0UR,  ELLIOT  & GO.,  Aktien  gesellschaft, 

MELBOURNE 

= Aktien- Kapital  250  000  £.  = 

Obige  Firma  dankt  denjenigen  deutschen  Häusern,  die  ibr  Aimlelluog»geK«nstAlldo  bei  drr 
I OntfBnbl  International  Exhibition  Melbourne  an  vertraut  haben  nud  bietet  hiermit  diesen  *owie 
uiien  andeieu  reepwhUWrn  Firinou  ihre  oesieu  Dienste  als  Auenteu  »u. 

Als  Beferen  ztu  |(iebt  sie  auf:* 

Herren  Wathraon  A Co.,  2 Lombard  St.,  London, 
lereaitlle  Rank  of  Anntralia,  London. 

Bnnk  of  AmntralHftia.  Melbourne. 

DentMhe  Exportbaak,  Berlin  SW.,  Koebetr.  t7, 

und  verweist  betreffs  näherer  Details  an  ibre  Agenten 

Rnlfonr  & ۥ.,  11  Kood  Laue,  London. 


Leopold  Krawinkel, 

Bergneustadt. 

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wahrten Verbesserungen  und  einer  Ausstattung  von  hervorragender 
Schönheit  und  6edieQtaheit  — Die  wichtigen  reibenden  Theile 
sind  aus  bestem  Stahl  geschmiedet,  nicht  gegoeeen. 

(«ebraueliNanweiHimgen  in  allen  enropüinrlie»i  Sprachen. 

Dtr  Alleinverkauf  für  ganze  Bezirke  wird  gesichert. 

Abbildungen  und  Beschreibungen  auf  Verlangen.  1*1 


G.  M.  PF  AFF,  N ähmaschiiienfabrik,  Kaiserslautern 


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Nr.  52. 


766 

EXPORT,  Organ  des  Centralvereins  für  Handelsgeographie  etc. 


1887 


International  Centennial  Exhibition  Melbourne  1888. 

Vertretung  für  Australien  und  Neu-Seeland 


Blaen-,  Hetnllwaaren-  nnd 


vornehmlich  für  die 

Maschinen -Industrie,  Baumaterialien  (Ceneat); 


Wohnonga  - Einrichtungen. 


übernimmt  das  deutsche  Hans 


Speiialit&t:  „Pimnoa“,  Wagen;  Porzellan-,  Glas-,  Terra-Cotta-,  Majolika-,  Htelngnt-Waaren;  Lader  und  Lederneres 
Textil-  und  Bekleidungs-Industrie  (StraaapfWaaren,  Berlin -Woollen  Goods,  Haadsehabe  etc.  etc.); 

l'apier-lndustrie;  Bier,  Spirituosen, 

SCHMEDES,  ERBSLÖH  d CO. 

Deutsche  Fabrikanten  wollen  sich  behufs  Einführung  ihrer  Erzengnisse  in  Australien  und  dauernder  dortiger  Ver. 
tretung  sowie  Wahrnehmung  ihrer  Interessen  auf  der  Weltausstellung  von  Melbourne  mit  der  obigen  Firma  in  Verbind cm 
setzen.  — Dieselbe,  seit  vielen  Jahren  in  Australien  eingeführt,  ist  zn  jeder  Mittheilung  über  die  dortigen  Abeatzverhlitnisw 
gerne  bereit. 

Auskunft  über  die  Firma  ertheilt  die  _ . . _ ..  . _ „ . 

Deutsche  Exportbank,  Berlin  SW.,  Koohstrafoe  27. 


Melbourne, 

71.  FUndere  Laue. 


Schmedes,  Erbslöh  «fc  Co. 


Sydney, 

811.  Keut  Street. 


London  E.  C., 

8.  87.  Monkwellstreet, 


Brisbane, 

Albert  Street 


Anekland, 

Queen  Street. 


CorreBpondonzen  nach  London  orboten. 


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Alleinig  von  Prof. Df  G.Jaeger  concessionirt 

W.BengerSöhne, Stuttgart 

Eiseii'Hiltienwerk  Thale  A.-U. 

THALE  £L.  H. 


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Fabrik -Marke. 


Abtheilung: 

Blechwaarenfabrik  und  Emaillirwerk 

liefert  als  Spezialität: 

geprefste  Kochgeschirre,  Massenartikel  emaillirter  Waaren  aller  Art, 
Reflektoren,  Sohriftachilder,  Latemondaohscheiben  etc  etc. 

Exportwaare  in  besonders 
leichtem  Gewicht. 


Gegründet 

1770. 

AktiengeselUchaft 
»eit  1872. 


Arbeiten.»  hl 
ca.  1500. 


überseeisches  Exportbier, 


hell  nnd  dunkel, 

Mfll  Utck 

Hlosterbrän  in  Flaschen 
und  Fässern. 

Verpackung  seefest  und  vortknlkafl. 
Unaare  Export  bi  er«  worden  Bit  den  WkkrtM 
Anazeieknangen  auf  den  Anaatellungen  i« 
Aaaterdam.  l«i»»aboa,  Pari«,  Berlin,  leltavw 
und  Aaateriaa  1888  mit  der 
Goldenen  71  cd  al  Ile 
prämiirt 

I Amsterdam : Ham.  Wabar  Singel  230 


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ctnrUrltU  liefe  aor  AmfLlirun*  »o»;  _ 

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Patont-A.  Nr.  31680. 

Diener  Artikel,  elniig  in  »einer  Art,  WrtH 
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Muster  gegen  8 Mark 

Victor  Seidel,  Musikwaaren-Fabrik, 
Klingentlial  (Bachien).  in- 


Vir  «Im  kadakUoa 


rMWMtltrk  E.  K • l r b a . H..U»  BW-,  Kwk.UaO«  27.  - Oad«.rk«  bat  Juli«.  sln.n 
•’S  I>r.  K-  Jan  — K»«nniaalu»avrrit«i  von  Walihtr  * Apolaal  ln  Barli 


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