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CHARLES SUMNER
(ClM.of l«JD)
SENATOR KROM MASSACHUSETTS
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MITTHEILUNGEN
Utk
K. K. CENTRAL-COMMISSION
ZUR
ERFORSCHUNG UND ERHALTUNG DER KUNST- UND HISTORISCHEN DENKMALE.
HERAUSGEGEBEN UNTER DER UEITUNC
SEINER EXCELLENZ DES PRÄSIDENTEN DIESER COHNISS10K .
D K . JOSEPH ALEXANDER EREIHERRN VON HELFERT.
Vitt J AHR GANG.
NEUE FOLGE
DER HITTHEILl'MiEN HER i. K. CEISTRAL-COMISSIOK IHR ERFORSCHUNG UHD ERHALT DKG TOX UMDUUUIU.
REDACTEUR: D R . KARL LIND.
WIEN, 1882.
IN COMMISSION BEI KARL GEROLD'S SOHN
AUS ÜKR K. K. HOK UND STAATSDRUCKBREI
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INHALT
DES VIII. BANDES DER MITTHEILUNGEN.
Zur Urgefchichte Ton Gräti und Umgebung. Von Dr. Fruit PtckUr. (MM 2 Texlllluflrationcn.i I
Kine Kttchenabfallgrube bei üt-L-u* Von k. k. Confervalor Ludwig Sckneidrr. (Mit 4 Text llluftrationen.) II
Mittelalterliche Grabdenkmäler in der Heriegovina. Von Dr. Mira Hiernei. (Mit 2b Text llluftrationen i 19
Die Mitia von Arnoldilcm. Von Dr. Eduard Frrikerm v. Saeirn. (Mit 1 Text llluftration.> 2b
Krage jor Reftaunrong der Broniefigurcn in der Franciscaner Kirche in Innsbruck Von K. r. Hitelt-erger . . 29
Ueber ein aliitalicnifchc« Flügel Altärchen <u Plrnitx in Mahren. Von E. Freik. v. Saeken. (Mit 2*Tafe> ) J.j
Urabftcine Her chriftlichen Zeit tu Fnefach in Kärnten Von Leopold v. Beekk Widmaußetttr. II (Mit 3 Text Illqftralioi.en ) 38
Ueber die ivrei Erilafcln vum SaUberg xu Hall. Von Dr. David S.kenkerr. (Mit 2 Tafeln.) 5*^
lilciUfrkhcn am Bregcm. Von Karl /.angem.ijler (Mit 2 Text-Illuftrationen.) $7
St Donato in Zara. I. Üaubcfchrcihung von A.'oii Hau/er, k. k. 1'rufciTor und Confervalor 59
, „ 2 Die B.mgefch : chte von Fram Butic, k k. ProfefTor und Confervalor [Mit 1 Tafel and 19 Text llluftrationen ,, üj
Uralter aui der StradoniUcr Ära und die xugehurtge Wohnftättc bei Neu Bjrdiov. Von Confervalor f.ndvig Stkneider. (Mu
3 Text'Illnftrationep ) ; 8;
Grabungen in Vifaiie. Von Dr. Friedrick Kenner 8b
Der fogenannte l.utherifche Keller in Ober-Lichtenwald. Von rrofefTor A. f. t.ufehi* Kitngrtutk 8 9
Bauliche Ueberrefte von lirigantium Von Samuel Jenny (Mit 12 Text Illuftlationen ) * 95
Grabfteine der chrifllichen Zeit la Kriefach in Kärnten Von Leifilä v. Beekk Widmanßetter. III (Mit 7 Text llluftrationen..,. , ... 104
Das Denkmal des Fetdoiarfchall» Melchior Freih. v. Kedern. Von l'rof. Dr. Arnim Sekulf 119
Einige ältere Elfenbeinarbciten kirchlicher Beftimmung. Von Dr Kart /.inj. (Mit JJ Text llluftrationen ) 129
Die Kuine der altchriftl.chen Baf.lica in Muggia Vccchia bei Trieft. Von /Cudilfk r. Eitelberger 135
Seil«
VII Bericht der k. k. Central (ominiffion für Erfoifchung
und Erhaltung der Kunft und hiftorifchen Denkmale ,
Uber ihre Thätigkcit im Jahre 1880 1
l'rahiflonfche Bauten im llorovicer Verwaltung« Bcxirke.
Von .1/ Lnf,ntr XX
Die Mithraa Hohle in St Urban ob Glaneck 111 Kärnten
Von Karl Häuft r XXII
Die Burgruine Hochcupan. Von Karl Ah. (Mit 7 Text-
llluftrationen.) ... XXIV
Zur Verwendung de« Eifern in der Kunft Induftrie des
15. bis 18 Jahrhunderts. Von Dr Karl Und II (Mit
11. Text llluftrationen ) XXIX
Ueber Archive in Nieder Ocftcrreich Von /* Ad Dungel,
k k. Coofervator. II, III, IV XXII, LVIII, LXXXV]
Reife Notiien Uber Denkmale in Steiermark und Kärnten.
Von Dr Kart Und. X bis XIII. (Mit 72 Text llluftra-
tionen) XXIV, I.X, XCIX, CXXX
Au» Nieder Ocftcrtcich. Von Johann Xeva/d. XI. VII
(iiovani Battilla Kontana Von Altert /Ig I.II
Die Taufftcine xu Elbingrnalp und Rankwcit. Von Con<
fervator Samuel Jenny (Mit 2 Text llluftrationen ). . LVHJ
Ein romifches Vorhängefchlof» in A'|uileja Von Dr. fr.
Kenner. (Mit 2 Text llluftrationen.) I.XXIX
Der Brome Fund in der .Riefenquelle* bei D«x in
Böhmen Bericht de« Confervalor« Herger. (Mit
I Tafel.) I.XXX
Da* Dietrichftcin'fchc Orufidenkmal in der GarmTonv
Kirche xu BrUnn. Von Mira Trapf, k k Confer
vator. (Mit 1 Tafel) I.XXXII^
Au» Brixen. Von Kart Art, k. k. Confervitor I.XXXVI
Der Erker ira königl Palaft auf dem Wawel »u Krakan.
Von Odrtyu>ol,ki XC1I
Zlabing« Von Karl Stert, k. k. Confervalor XCIV
Heidengräber bei Hohenl.ruck. Von Hraie. (Mit 9 Text
llluftrationen) XCV
Der Bildhauer Sebaftian Carlon. Von Jojefk It'aMer . . , . XCVII
Der romifche Strafsemug Ledcrala -Tibivcuai im einfügen
Dacien' Von Leonhard Bvhm , CXVII
Die älteften Siegel der Saliburger Firibilchofe. Von
Eduard Kitkt.r, <f k. Confervalor. (Mit 5 Text
llluftrationen ) CXX1
Der Pranger xu Gradwein. Von fineem Lmtt (Mit
2 Text llluftralionen.> CXXIH
Ueber Neuberg. Von Jokann Kraus, k. k Confervalor . . CXXIV
Aus Brunnetkcn Von Dr. Altert /lg... CXXVI
r—
Wandmakrein in dei St. Barbara Kircle in Kuttenberg.
(Mit 1 Text llluftration) .' CXXXVI
Notiren von l bii 2J (Mit 4 Text llluftralioneo ) XXXVIII
. ■ 4» . 10 „ 1-XV
, 49 , 85. « 14 ■ « CT
„ 8b „11b „ 5 , CXXXVIII
Hernhar.l Grueber CXLVII
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Seite Ii 5. Zeile .Schnabel" flott; „Schlahe! -
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„ Ii. S. „ von unten „angebrannt" Halt „ungebrannt-.
„ 1 2 1. . „F)inlnudcu\" rtatt „Klinleiiniicleos".
„ 12 22 „ „gerillt* Hill: „gerippt".
, 12 23. , „Bohrkcgcl" 1a«: „Rohrkegc!-.
, 13.21. , richtig: „das einem zweimal coupirten Ei- ahnlitlicu lieferte*'.
. 14. ü., 7. und 9 Zeile „l-ietzen-ftait: „Zicuen".
„ 15. J Zeile „Schlaner" rtatl : .Schleuer".
„ M). J. . Anmerkung „Vleocc" rtatt : „Vlerec"
„ 15 $ „ , „Diluvialni" Halt: „Diluvialii".
, |6. 15. , neblig: .Burgwall Zamka*.
, 16. lelzlc /eile „diele" Halt: „liefe*.
„ 18 3. Zeile Anmerkung „Ufinnen" Halt: „Ullurcn*.
„ 58. 8. „ tu lefen: „analoge* Kultratiade*"
, $8. 14. „ ,1." ftati: „».Zeile".
. 58. I . von unten; „F" ft»»t: „P».
» 5«. 11. , „blofsim" flatt: „Atta*.
. LV. 1. Zeile. I. Spalle .Taufftein« tlatl: „Ta.aflc.fcci»".
„ „ S. „ „1- alger" (latt : „Kolger".
„ 4. „ von unten „Jancker" Halt: „Jnneker*.
„ „ 3. „ von unten, recht« „uf •Vunliu'g'' Halt „4 f Nunberg" ■
„ I.XX. 0. „ „uutangcbiachlcn" Hall: .unangebrachte".
„ „ 1. „ von unten, recht» „Kalkciuit* Halt: „Kalkrclh".
, l.XXI 5. Zeil«, I. Spalte „llrjnu." «all: „Kvm>".
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ZUR URGESCHICHTE VON GRÄTZ UND UMGEBUNG,
Von D«. Fkitz I'k iii.kk.
[UF der ganzen Länderrtrecke vom Meere bis zur Donau, von Aquileja bis Vindobona und
Carnuntum, ifl nicht leicht wieder ein dem römifchen Strafsenzuge benachbartes Gebiet
fo unbefetzt mit antik benannten Orten, als die Gegend von Solva (Leihnitz) bis Aquae
(Baden). Ob wir nun den Hauptzug von Virunum nach Ovilava, den linkfeitigen, betrachten, oder
den von Celeia nach Carnuntum, den reclufeitigen, fo folgen fich dort die Orte Matucaium, Can-
dalicae, Noreia (genau in der Breite von Grätz), dann Visccllae,Stiriate; hier örtlich Salle, Meltrianae
(etwa auch in der Breite von Grätz), Savaria, Baffianae, Scarabantia u. f. w. Immerhin aber find
die namenlos Uberlieferten Orte als Fundftellen nach dem Murlaufe bis an die Mürz ununterbrochen
angereiht, fie werden (tets fparfamer gegen den Semmering, um jenfeits desfelben wieder dichter
ablolgend aufzutreten. Mit der ftadtartigen Bildung bei Leibnitz ift alfo eine nördlichfte Gränze für
benannte gröfsere Anfiedelungcn gegeben, infofern die mittlere Steiermark dabei in Frage kommt.
Folglich wiire die früheHe Gefchichte defl'en, was wir heute Grätz nennen, am cinfachrten von den
Gefchicken des aufdrehenden und niedergehenden Flavium Solvente feit der Flavierzeit bis etwa
zum Hingänge des 6. Jahrhundcrtcs abzuleiten. 1
l'eberdies aber hat tlie nördlichere Lage der jüngeren und landesvorörtlichen Stadt in ihren
feitlichen Begleitungen fo Eigenartiges für fich, dafs aus der blofsen Abhängigkeit von der Sulpa-
Stadt eben nicht färnmtliche Momente zur Erklärung kommen. Verfuchen wir einige urgefchichtliche
Skizzen zur Gefchichte einer Mal'fenwohnftätte zu zeichnen, die fich feit dem Mittelalter in ähnlicher
Weife um einige Stunden abfeits von dem römifchen Vororte entwickelt hat, wie dies bei Virunum,
Kmona, Carnuntum in Betreff Klagenl'urt's, Laibach's und Wien's der Fall irt. 1
Mehrere Jahrtaufende fpäter, nachdem die Gletfcher ihre Felsgefchiebe an die Kalkwände
des heutigen I'eggauerThales gellofsen und jene Riefen der W efthöhen und jene Höhlen der Ort-
höhen mit dem nachmals gebildeten Flufse voll von Fisfchollen und Kiefelklumpen hervorgebracht
hatten, wie wir fie zur Stunde in geringer Höhe über dem Mur-Spiegel gewahren (dort 5 bis 15 M„
hier etwa 50 M.), find die Troglodyten der Badelhöhle und der Beggauer-Grotten nächft jener von
Mixnitz die erften uns bekannten Culturträger für die Gefchichte der Grofsftadt des Steiererlandes.'
Beingeräthe, Röhrenknochen und Zähne vom Höhlenbär und anderem Diluvial-Gethier im Boden-
lehm, auch wohl bedeckt von Kalkfinter oder abgerollt und verfchwemmt, beginnen hier die Reihe
der localen Alterthümer, welche in die reine Steinzeit mit der Date 5000 v. Chr. hinweifen könnten.
Nächft diefer Wäfferklemme hat eine zweite rtidlichere zu ihrem Nachbar einen Bergwall, welcher,
wie er für den Geologen wichtig durch die errtbekannten Devon-Verfteinerungen in den Oll-Alpen,
1 Vcrgl. Reprrtorium rte c'm.lrk. Münzkunde Hand I, S 93 — IOO. — - jfafrtrnrgir Karntcm Allcrthümcr 1870, S. 11 — 63.
14J MC. Malier Eroon.i 1880. S 7. Kenner in d. Mitth d tentr Cornm 1880. S VIII. XII. 1879. S. 15, 33, 34. 43, 1878. S CXX : 1877,
S VII; 1876, S. 68; «874. S. 180; 1873. S. 27: 1871, S. CXXX; 1871. S. I.XIII u f. w. Memm/ett COffl, in«r. I.i. III l. S. 564. - » Wurm,
h-anJ in Mttlieiliingen de* OHUrh. Verein:» für Su-icrmnrk 1871. III. 3
Vitt. N. F. 1
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1
2
Dr. Fritz Pichi.br.
fo auch für den localen Prähiftoriker berühmt ift durch feine Bronze-Findlinge; es ift der Plahutfch.
Die Mittelfchichte aber, feit Beginn des allgemeinen Bronze-Alters bis zu den Urzeiten der
Bildung des Korallenriffes, jenfeits der menfehlichen etwa 20 Jahrtaufende, ifl natürlich nicht
weiter durch Funde belegt. Die mitteldevonifche Schalenthier-Welt des Gaisberges bei Eggenberg
hat zum Nachfolger eine frühefte Waldmenfchenzeit, von der uns keine Kunde geblieben. Sowohl
die oberdevonifchen Auflagerungen von Steinberg und Thal herüber, als die Ebene an den Ufern
des Hauptfluffes zwifchen den beiden Thonfchiefer-Kuppen des Reunerkogels und des Plattenberges,
als die fandigen und fchotterigen Obermiocän-Gebilde des Rofen- und Ruckerlberges können wir
uns als eine wenig unterbrochene Waldwildnifs denken bis etwa in's 10. oder 8. Jahrhundert vor
Chriftus. Der Mitteldevon-Block des heutigen grätzer Schlofsberges, ohne aufzeigende Quellen,
jedoch nicht wafferarm am Nordofthang, fogar wafferreich in den tiefften Tcrraffen, ragte am
augcnfälligften aus jenem Flachboden, welcher von dem mittelmiocänen Meere mit feinen Ablage-
rungen keinerzeit erreicht worden ill. Anftatt des Dinotherium gigantcum, des Rhinoceros ticho-
rhinus, des Maftodon longiroftris mit den zwei Paaren riefiger Stofszähne, des ungehörnten Rhino-
ceros, des Höhlentigers, Bären, Fuchfes, nach der neuen Fauna und Flora der Nordoll-Gebiete der
alten Welt, beherrfchtc jetzt eine Menfchenrace, wol auch aus dem Nordoft nachgekommen und
den äufserften Etruskern verwandt — unbekannt wie genannt - das mittlere Höhen- und das
zugänglichere Tiefland, Aus den beiden Diluvial-Strömungen von Göfling her und von der Maria-
Troller Bucht war es mit Schotter und Lehm weitab bedeckt feit Zeiten, als das Waffer in der
Mur-Enge noch an die 20 Meter über der heutigen Höhe geftanden; das Grundwaffer, mit Stärke
und Schnelligkeit fich bewegend, gegen die Thalränder flark anzeigend, flellte fich den Anfiede-
lungen günflig, der weithin fichtbare Rückenbug des Schöckels hatte feiner Firnfchollen fich
entkleidet, die Murmelthiere des Reuncrkogels waren ausgeflorben, die Gemfe, der Steinbock
in's Oberland zurückgewichen und ein reichlicher Auenwuchs begrünte das Thal in jener Menge,
von welcher uns die, in der Karlau ausgegrabenen Holzftämme (in einer Tiefe von 40 — 50 Deci-
metern) eine Vorftellung zu geben vermögen. 1
Eine der älteflen menfehlichen Arbeitsweifen, jene in Thon, orientirt uns einigermafsen in
den vielen vorchriftlichen Jahrhunderten. Gehen die etruskifchen Pronzen bis ins 7., 8. Jahrhun-
dert in Ober-Italien zurück, wie follten fie nicht um fo weiter zurückflehen im Nordland: Und
jenfeits diefer Metallfabricate herrfcht noch der ausfchliefsliche Thon. In China gilt die Töpferei als
erfunden im vorchriftlichen Jahre 2697 durch Kaifer Hwangti; der Kaifer Yutifchun (2255) war zuvor
Töpfer Es lieht nichts entgegen, unfere Alpen-Thonzeit bis in's 20. Jahrhundert zurück zu datiren.
Auf folche Anfänge weifen die peggauer I löhlenfeherben, ohne dafs diefe felber ganz ficher jenes
Alter belitzen.
Für die Stadt Grätz fchliefsen fich da alsAlterthumsweifer an: der Zahn vom Höhlenbär in
lehmigem Kiefelfchotter der Schörgelgaffe, Steinhämmer in Lazarethgaffe, Wellbahnhof, Bein-
geräthe in Schützenhof- und Nikolai-Gaffe. Hiemit Anfang und Schlufs; denn es ermangelt bedeu-
tender Tiefgrabungen. Alles andere ift römifch /.eitlich. Die fogenannten Noriker-Kelten, feit etwa
600 v. Chr. den Etruskern nachgefolgt, nebll Thon und Bronze längll das Eifen nützend, find nicht
ausgellrichen aus der Landesbevölkerung, feit im Jahre 15 v. Chr. die römifchen Heere und
Beamten das Land überzogen. Erfl die Flavierzeit, welche die Stadt Solva emporbrachte, ma^ die
Stelle von Grätz etwas colonifirt haben. Aus dem erften Jahrhunderte befitzen wir hierorts nur ein-
zelne Fundmünzen von Nero, Vefpafian, Titus, Domitian; aus dem zweiten folche von Hadrian,
Pius, der älteren Faullina, Marc Aurel. Diefer letzteren Zeit möchten auch die Männer und Frauen
angehören, welche wir auf den Grablleinen von Stadt und nächfter Umgebung genannt, theilweife
I flOtri i'i Ilwof l'cter> Grai 1875. S bl. 58. 5.5 f
Zun Uuc.Hsuur iitk von Grätz uni» Um<;ki«'n«;.
3
auch in ihrer nationalen, in der romanifirten Tracht abgebildet finden, Wir wollen fie mit Namen
und Stand nennen.
Ks find Lucius Cantius Secundus, Cantia Bonia, des Junius Tochter, feine Ge mahlin, Cantia
Boniata, des Lucius Tochter (zu St. Leonhard); Sperattis, des Siron und Sporilla, des Commodus
Freigelalfene, Eheleute (Judendorf,; Masculus, der Sohn des Itul und feine Frau Sabina, Tochter des
Qldntus, auch Cucius Romulus mit Ouartus (St. Stephan am Gratkorn); Junius, des Vercajus
Sohn und feine Frau Bugia, des Secundus Tochter, 30 Jahre alt (Harterfchlüfsel); die Frau Nam-
monia, Tochter des Materiur, Cajus Sempronius Secundinus, ihr Gemahl, Decurio der Stadt Solva,
deren Sohn Cajus Sempronius Secundinus, confularer Bücherei-Beamter, alt 19? Jahre, Cajus
Licinius Trion, feine Frau Sabinia Severina, alsdann ein Sohn oder eine Tochter wie Licinius,
Licinia (alle zu Strafsgang); ferner Marinianus, Sohn des Marinus, feine Frau Verecunda, Tochter
des Verocundus, und deren Tochter Marina, mindellens zweijährig, ein Mafuctus vielleicht aus
Marinianus Verwandtfchaft, Pompeja Theodora, 30 Jahre alt und Jemand von ihren Aeltern (in
Feldkirchen); Cirpo, Sohn des Senus, feine Frau Fameta, Tochter des Deufon, beider Tochter
Autoscutta, alt 20 Jahre, der Sohn Priscus 60 Jahre alt (Fnzelsdorf); Cajus FirmintUS Primus,
Veteran der zweiten hilfreichen Legion, feine Frau Counerta, Tochter des (A)dabus, dann etwa
des Frflgcnannten Bruder Cajus Firminius Caftricius, Baubeamter zu Solva, feine Frau Seia
Litugena, Tochter des Urbicus, über 20 Jahre alt (Dürrnau bei Hausman(letten).
lieber Gcfichtsausdruck und Kleidertracht, Kopfbedeckung. Schmuck belehren uns die
Relief Darltellungen der Büften und Ganzgellalten zu St. Leonhard (zwei Frauen mit Kopf-
bedeckung und Schleierfalte a la St 1 lemma, ein Mann, zwei Kinder, eines mit Taube, eines mit
Kugel), zu Feldkirchen (Mann und Frau), Enzelsdorf (zwei Männer mit Kurzrücken), Tobel (Mann,
Frau, Kind); wie man mythologifche, thierifche Geftalten, Geräthe ausdrückte, zeigen die Meifsel-
arbeiten eines Genius (Rofenherg), Adler, Delphin (Fnzelsdorf, St. Leonhard), Greif, Krug, Löwen
(Feldkirchen, St. Martin, Strafsgan<j). Uebrigens find die zahlreichen Leibnitzer Stein-Reliefs die
bellen Tracht- und Arbeitsbilder auch für die etwas nördlichere Gegend.
Das dritte und vierte Jahrhundert ilt bezeugt durch Fundmünzen von Philippus, Valerianus,
Gallienus, Claudius, Aurelian, Probus, Numerian, Chlorus, Conflantinus, Conftantius II., womit
eigentlich die zufammenhängende Münzenreihe gefchloffen ifl; denn der Joannes II. (Zeit 1118 — 43)
Iteht ganz vereinzelt Der Zeit feit Beginn des dritten Jahrhunderts möchten vielleicht angehören:
Das angebliche Mithras-Relief der Sackftrafse (hinter Gefellenvereins-Haus), die Gewandflatue,
Untertheil, Obertheil mit ein^efetztem Kopfe, lebhafter Faltenwurf, pflanzliche Beigabe auf dem
Schlofsberge, ' die Löwen ebendaher, der Löwenkopf vom Ravelin, die bronzene Mercur-Statuette
aus der Schürgeigaffe. Nach diefen wäre es vielleicht erlaubt anzureihen: die Baurelle an Grätzbach,
Schürgeigaffe, Venushof in Lufthausj^affe, Schlofsberg; die Glas-Urne aus dem Grabe in derKörbler-
gaffe, folche aus der Rechbauer-Strafse (alter .Mandelgrund) ; die Bronze-Stücke Lüffelchen von
Murlend, Ringnadeln mit Fibel. Röhrchen vom Lazarethfelde," Nadel von Burggaffe und Schlofs-
berg, Fibel von der Maufoleum-Stiege (1879), Pfeilfpitze von Schlofsberg, Waggewichtllück von •
Rechbauer-Strafse; etwa dieThongefäfsc von Burg (doch nur aus Leibnitz) und Grünanger-Garten,
endlich die Gräber unterhalb des Schlofsberges, aufser dem Sackthore, mit Knochen, Metall-
geräte, Münzen.
I Vtlgl. die Nike von Samolhrake de* l.uuvre In Ctm Hau/rt B<«nJtrf II. IM., 1879. S j8. 59. Tal. LX1V. Die lafchrift-
fteine Nr. 5698 (Barg), 5701 1 Butg, aus S(. Leonhard» Venuihof, SchorgelyatTe. I Graubach-Ufer r, Cilli : ). 5099 (au» Bni-R im J.unnenm.
von St Leonhard 1 ), endlich 5439 (SieropfergatTe, fehlt, aus Kalsdorf bei 11« =i lind fämmllich von MCOatatbter llerkonfl und können
hier nicht einheilen werden Vergl, Rep. 11 S. 232. Z. 13 v. u. — * Gefunden mit einein Dupondiut um oder nach Pill (gleich einer
Br.. Manie des S Severus, Zeit 208. vom Gratibach bei Haui. Nr, 49) im Jahie 1881. l>ie Kingnadeln analyfirt neigen 87-42 Kupfer
1 1 - 53 Zinn, o 05 Blei ; .'ie RAhiehin 8 » • 85 Kupfer, 8-93 Ziun, 0-87 Kifen
4
Dk. Fritz Piciiirk.
Wir erfehen, dafs die bekannt gewordenen Fundorte faft ausfchliefslich auf dem linken
Mur-Ufer liegen, nämlich (abgerechnet Mariengaffe, Lagergaffe, Murlend, Lazarethfeld) in
den Linien Schlofsberg, Nordweftfeite, Irrenhausgarlen und Höhe, Burg?, Burggaffe, Stadtpfarr-
gegend, Schörgelgaffe, Miinzgrahen, Rechbauer-Strafse, Grünanger-Garten, Körblergaffc, Graben,
Lufthausgaffe mit den Auszweigungen Rofcnberg, St. Leonhard. Die gegenwartigen öftlichften
Stadttheile, an den Krhebungen längs der Bäche, konnten vielleicht die ältcftbefiedelten genannt
werden. Die nachconftantinifche Zeit bleibt durchweg dunkel; ob den Wandervölkern, ob dem
Krdbeben vom Jahre 455 hier viel zu zerftören blieb, was die Slovenen um's Jahr 600 hier
vorfanden , wir wiffen es nicht. Immerhin mögen ihre verftreuten Anwohnungen allgemach jene
Stallt formirt haben, welche zuerft im Jahre 1138 als urbs Grace urkundlich auftritt.
Der Prähiftoriker von Grätz hat alfo feine Zeit gleich von 1138 nach rückwärts zu beginnen.
F.r trifft da in der nächften Umgebung von Grätz als ältefte urkundlich genannte Orte nach
rückwärts: Rudersdorf bei Feldkirchen und Feigau 1136, alsdann Hart bei Strafsgang um 1135,
Zetling bei Premltätten 1126, ferner nach grofsem Intervalle St. Martin 1055, Göfling 1042, Strafsgang
1030, endlich btrafsengel 86o, womit die Reihe wol gefchloffen fein dürfte. In diefer Serie flehen
vorwiegend Orte aus dem Südwellen des Stadtumkreifes; liehen zwei Orte der Strafs-Compofition,
beide am rechten Murufer.
Ift nun die römifche Strafse, feit Vefpafian etwa, von Solva herauf über das heutige Kaisdorf,
Feldkirchen nach Strafsgang und St. Martin gegangen, von da in einem grofsen Bogen vielleicht
den Plabutfch umfahrend und, wenigftens bis gegen die Mur-Knge, das rechte Ufer einhaltend (mit
einer Abzweigung hinter den Schlofsberg hinein:), fo gewinnt die Flachgegend zwifchen Strafsgang
und Plabutfch an gefleigertcr Wichtigkeit, gewinnt dies aber auch die ganze Waldgegend wefHich
dahinter und nordaufwärts bis ins erweiterte Murthal. Gilt ja diefes Gebiet noch heutzutage als
Fundgrube für die Baufteine, für die Thür- und Fenflerftöcke, die Eckpfeiler und Trottoirs der
Hauptftadt mehr als die Steinbrüche von Maria-Schnee und Andritz; über das Steinfeld geht
genug des Felfengutes aus den Steinbergen nach der Stadt, und die Namen Kinöd, Hart, Holzberg
u. dgl. weifen auf zeitlich nicht allzuferne Wildniffc. 1
Setzen wir hinzu, dafs inmitten waldreicher Umgebung die fchönwiefige Mulde des Harter-
fchlöfsels feit dem Jahre 1856 als Fundort eines römifchen Infchriftfteines bekannt geworden war, - '
dafs nachmals in Steinberg ein Steinkeil aus Quarz^efdiiebe, vom Gneifs wie am Rofenkogel bei
Stainz, fammt einer bifenfichel mit Stielloch aufgefunden wurde, 5 bei Thal Hügelgräber fich zeigten,
mit Kalkileinen , Thonfeherben, Kohlen; was konnte erwünfehter fcheinen, als dafs in den (der
fleierifchen Landfchaft gehörenden) Holzbergen ein ausgefprochener Grabhügel im kölllichen
Waldesfchatten die Aufmerkfamkeit des Forflverwalters Prof. J. Schmirger erregte, dafs endlich der
Reichsraths-Abgeordnete Nicolaus Dumba, die k. k. Central-Commiffion in Wien, die (leierifche
Landfchaft mit gern gewährten Mitteln die genaue Unterfuchung der Gegend ermöglichten-
Diefes weltliche Hinterthal der Landeshauptstadt gehört fo eigentlich zurTobelbach-Gruppc ;
da werden den Gemeinden Plankenwart, Rohrbach, Steinberg, Mantfcha, Hafelsdorf zugezält 3365
Joch Grundes, 1372 Bewohner, denen auch Weinbau am Ofthange in der Linie Göfting-Strafsgang
eigen ift. Daherein reichte ehemals der Bezirk Söding, noch dermal theilweife das Pfarrgebiet von
Hilzendorf, die Dienflbarkeit ging zu den Herrfchaflen Khrenau, Oberthal, Dobeleck, Lankowitz,
Wachfeneck und Landfchaft.' Was die landschaftlichen Waldungen in Holzberg und Thal anbetrifft,
fo gibt der Kataller diefelben mit 89 Joch 36 Quadrat-Klaftern an, die Vermeffung vom Jahre 1864
nur mit 88 Joch 194 Quadrat-Klaftern, dazu ein Förfterhaus mit Kellergefchofs. Der Werth des
StkrtiHtr, Grillt S 50J. 31, ji", 507 64. 3R4. 4S8. * Mitth d, hilt. V>r f. Sicicrm iWl, Hil X. S ;(>. 8<m M« $440. —
■> Aflcn ilr-, Mün.cn L'abnielc. im Jo.iniicuiit 1SS0 55 61, 90 — < M,ukrt To|>..Rra|.l.ir 411. S.kmuh Tnpitgr. \.tx. II, 95. 21
Zur Urgeschichte von GrAtz und Umgebung.
5
Grundes, über welchen unter Zahl 10950 vom Jahre 1864 ein Plan vorliegt, wird auf 4200 A. beziffert;
über Zeit und Titel der Erwerbung jedoch war eine Urkunde nicht aufzufinden. Vermuthlich geht
eine folche zurück gegen »las Jahr 1584, als Leonhard von Saurau eine Wiefe um Tobelbad an die
Landfchaft verkaufte, oder hüchftcns auf die Zeit um 1628, als die Landfchaft weitere Gründe um
Tobelbad gewann. 1 Hinter die Jahre 1140, 1135 zurück liegt diefe Gegend ganz im Dunkeln,
nachdem das Hitzendorfer Pfarrgebiet feit c. 1180 herauf verfolgbar geworden.
Die Holzberge erreicht man von Grätz aus in der Richtung Steinfeld, Baierdorf, Wetzels-
dorf, Hinöde, Jägerwirth, Steinberger, von welchem der Waldweg eine halbe Stunde füdwcftlich
durch den Thalkeffel führt, in zwei Stunden; auch gleich aufserhalb des Jägerwirths vor dem
Strafsenwaltle kann man durch die Muldung in die. Tiefe gehen. Zum Huber auf Steinberg wandert
man aus dem Holzberge etwa 45 Minuten am Waldbergrande nordwärts.
Halten wir zuvor eine Ümfchau über die Fundorte rings um die Landeshauptstadt herum,
infofern diefelben mit Punkten gleicher Kntfemung, wie Steinberg, einen Kreis befchreiben;
merken wir mit kurzen Worten auch die Fund Objecte an,- nennen die auf Funde erft zu
unterfuchenden Orte gleich unter Kinem mit und zeigen endlich in der Klammer das Jahr an, wann
iliefer und jener Ort vor Schlufs des 12. Jahrhunderts (1192) zuerft urkundlich genannt auftritt.
Strafsengel. Flachgrab mit Gerippe. Bronzc-Mcffing, ähnlich Kettlach, 2 Armringe, 1 Draht
mit Glückchen; 1 hakenförmig Elfen, flovenifch, Zeit nach 592. Der Ort erfcheint fchon im Jahre 860
wieder als Strazinola. St Stephan am Gratkorn. Fclfengrotte, Br Fibel, Kettchen. Mo (Kumberg)
5489, 90; altes Wflrilz nächllbei (1147), Feigau (1136), Gegend Harth (1147). Huber in Andrilz,
Urfprungshühle. Ober- und Niederfhöekel (wol nach 1147. Schocke! als Sekkel 1147). Kainbaeh,
Weiblins; hinter Lullbichl (c. 1185), Klingenflein, Hausmanjletten bis Heiligenkreuz am Wafen,
Hügelgräber, in Diirrnau Mo 5430 Urthiciknochen. Thalcrhof-Forfl . Pllaftcrziegel u. dgl., Münzen
M. Aurelius, Relief?. Premßätten Br Beil, Fifengerät (1164). /.etling altes Cidlam (1126). Tobel (1172),
Tobelbeul Hügelgräber mit Br, Stein, Thon; Rlf; Br Münze. Im Walde gegen Liboch (1157) Hügel-
grab. Altendorf, noch fundlos.
Dies die halbwegs bemerkenswerten Orte des Umkreifes felbft. Innerhalb diefes Umkreifes
vom Radius etwa [',< geographifcher Meile liegen:
Baierdorf, als in marchia genannt (1147); Krotlenhof Münzen; Wetzelsdorf (1 144), .V/. Johann
und Paul, Einöd; Hartcrfchlöfsel Mo 5440. Im Herberflein fchen Walde Hügelgräber mit Thon-
fcherben, Kohle. Hart bei Strafsgang (c. 1135) Thal; H aldsdorf bn\ Thal (1140). Judendorf he\ Grat-
wein Mo 544t. Thon, Eifen, Münzen 1 lhcltes. (1147), Hundsdorf nächftbei (1138) und A'etz (1147),
Gößing (1042). Algersdorf (ll6l). Alt- Algersdorf unter dem Plabutfch: Chalkus von Philipp III. von
Macedonien, Dichalkon von Teffalonike, Zeit um 320, höchft wichtig für die Datirung der
plabutfcher Bronzen und der norifchkellifchen Münzen überhaupt. Tlabutfch. Br Gufsltätte, Beil,
Schwerttheile, drei Lanzenfpitzen, Dolchflück, Sicheln; Bruchflücke eines kegelförmigen Auffat/.es
mit zwei Stiftlöchern, eines gewichtigen Ringes. Gabriach. Schattleiten Harthopfer-Grund Br
Münze. Hadrian. St. Gotthard. Br Waffenftück, Bein, Münze. Wtinxierl an Brücke (1147). Renner-
kogel Murmelthierrefte (Nach 1050 oder 1164). Rofenbcrg, Rlf. Der Vorftadttheil bei Gcidorf erfcheint
früheftens als Güntarn (1185). Neuflift, Zöfsenbcrg, Höf, H'enisbueh, Kroisbaeh (1157!), AI. Grün,
Fölling, M. Troß, Stifting, Lechwald an der Hilm, Hügelgräber: Aehnliche vielleicht um den
Haupthügel, als Untergrund der Leehkirche. St. Leonhard, alte Stadtgegend. Münzen Geta, Elaga-
balus, Soremias, Maefa, Orbiana, grofser Dreibüftenllein Mo 5437 mit 5438. Lußbiehel und Peters-
' Slremayr l-andenvertretong in Steiermark 1867. S 47b, Nr. XXI. Schmutz I. 24b. Vergl auch F^rfttman* II. 1478. Tobel als
WaMth.il fchlechthin. — * Veigl dir weiteren Umkreife in meinem „Text iur arehaol<igif t hen Karte von Steiermark*, hcrautgegel.en vom
nthfOpolog Ver. f Steicnu. 1879 Itt t Ii Kr.11.if. Mo ifl Infthrift hei Mgmm/cn c. i. I . Rlf itt Relief.
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Dr. Fritz Ficiii.ek.
berge. St. Peter Urthierrefle. Harmsdorf: Münzen, //iihnerberg, Hügelgräber: Topffcherbe. Hart,
Liebenau (Vatersdorf 1164). Raaba (1182), Grambach, l,öjfendorf, Thondorf, Engelsdorf 1148 (in
Engelsdorf nächfl Fcrnitz Mo 5426, Rlf. an der Strafse nach St. Ulrich), llauzendorf, .Ibtijfendorf
Hügelgräber, Mauerwerk, Thon. Lebern. Scherben von Amphora (I lenkel, Hauchung), Schalenfufs,
Sigillata. Lebring bei Wildon ill auch ein altes Lewarn. Pirka. Feldkirchen Mo 5431 —34, Rfs. (1144),
Rudersdorf nächllbei (1136). Wagram (Wacherein c. 11S0), Karlau, St. Florian; Mantfcha beim
Huchkogel Urthierreftc. .V/. Martin Hügelgräber, Thon, Ureifchlitzgefäfse, Glas, Henkelgefäfsrefle,
Knochen, Kohlen (1880, Juli). Bronzen? Grofser Stein-Löwe (1055). Wagnitz bei Strafsgang. Gold
münze Valerianus. Strafsgang. Br Fibeln feiner Arbeit, Zierftücke Mo 5435—36. Stein-Löwen mit
Widderkopf (um 1030); altes Houefleten nächftbei (1144) und Seiersberg (1148), altes Wiarn apud
Strazganch (c. 1185) Wehling, Mayersdorf, Winkelhofen Linecker.
Bisher war die alte Bertattungsweife der ganzen Gegend um den heutigen Vorort illuftrirt
durch Auffindungen bei Strafsengel, Lechwald, Hühnerberg, Heiligenkreuz, AbtilTendorf, Tobel-
Lieboch, St. Martin, Thal, um nicht von den Beigaben allein zu reden, die ja auch auf Grabftatten
hinweifen. Fs war nun die Aufgabe geftellt, mit Hinficht darauf, dafs die Grofsftadt Entwickelung
ohnehin über die Alterthums-Reltt: feindlich nivellirend hinwegzugehen pflegt, dafs die obgenannten
Fund-Object.e vorwiegend nicht genau befchrieben worden lind, dafs fie endlich fehr verfchiedenen
Zeiten (mindeflens fünf Jahrhunderten) angehören, einen ge.wifsen Typus aufzuzeigen und zwar aus
einer gewiffen Mittelzeit der Jahrhunderte , damit ein anfehauliches Bild der Grabbauweife vor
1700 Jahren gewonnen werde. Zugleich ward die Abficht verfolgt, durch richtige Ausfchälung des
Steinbaues aus dem Tumulus-Gehäufe, durch möglichfle Erhaltung des einen wie des anderen, ein
Mufterftück der Ausgrabmethode in der nächften Nähe der Hauptltadt herzuflellen.
Der erfte Hügel, welcher unweit des Waldweges in fchöner Nadelholzl'eberdachung unil
voller Hainftille liegt, war durch den landfehaftlichen Forftverwalter l'rof. Joh. Schmirger angezeigt
und feit 24. April 1880 in Bearbeitung genommen worden. Es gruben hier Johann Hahn, Knecht
bei Steinberger, und Nachbar Mager's Knecht, beide Militärs, fpäter Wipl von Haus Nr. 131 und
Johann Gartier. Der Hügel, vom Umfange 66 Schritte, vom Durchmcffer 1310 M., hoch 2 05 M,
zeigte gleich nach den erlten Drittel (75 Cm.) der Auffchüttung von oben her einen Steinbau in
Hufeifenform, genauer gefagt, eine EUipfe mit kuppelartiger Wölbung ohne den oberen Abfchlufs.
Diefelbe lag keineswegs im Mittelpunkte unter dem Gipfel, fondern an 6* 10 M. von Nordrande her;
die gröfsere Axe geht in der Richtung Oftnordoft nach Weftfüdwell, hat die Länge 2 "19 Cm., die
kleinere rSo Cm. und in der Richtung diefer letzteren führt der Eingang von Oftfüdoft herein. Die
Aufmauerung, ausgeführt aus ungleichen Bruchlteinen (lang bis 56 Cm., breit bis 32 Cm., dick bis
25 Cm ), welche mit Mörtel verbunden, erreichte eine Dicke bis 50 und 90 Cm. und war im
Innerften der 95 Cm. hohen Höhlung verworfen mit einem möglichft geglätteten Mörtel bis zur
Dicke von 25 Mm. Leider hat der erftgenannte Arbeiter, den Aufträgen entgegen, aus diefer
Wölbung an 60 Bruchfleine herausgehoben. Den Grabungen fielen vier Bäume zum Opfer.
Der Gang hat eine Länge von 2 M., eine Dicke von 45 bis 79 Cm., nämlich gegen die
I löhlung verftärkt, eine Höhe von 27 bis 74 Cm. und war an den niedrigflen Auffchuttftellen mit
nur 17 Cm. Erdhöhe überdeckt; der Boden ill unbelegt, beim Anfchhiffe an die Ellipfe waren Steine
vorgeltellt Gegenwärtig zeigt diefer oberfte und nordweftlichfle der hiefigen Hügel, genannt
Schmirger-Hügel, einen 45 bis 135 Cm. breiten Durchfchlag und an derUnterfeite ein Erd Rondeau
vom Durchmeffer 3 M. 1 Die näher unterfuchten Fundflückc find:
I Von der anlernen Peripherie bis iu Beginn der Cingftcine 2 • 20, Gang 2, Höhlung* Mauer o'to, jWMMg SchwlIMtl
I 30. Höhlung« M»wcr 0-70. l>i* »ur ulierllrn Peripherie 6'JO - I ;■ 10 II.
Zur Urgeschichte von Gkätz um» Umgebung.
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Mörtel. 6 Stück, dick bis 45 Mm., davon drei mit geglätteter Fläche, beigemengt Kiefeln
bis Frbfen- und Hafelnufsgröfse, ockergelbliche eisenhaltige Schichten, ganz äufserlich auch
Kohlenanfätze; damit war die innerfte Höhlung belegt.
Stein. Zwei Kalkftcin-Verwitterungsproducle als Finfchlufs im Mörtel, kreidcartig; zwei
Kiefelgefchiebe, nufsgrofs, mit mehreren fafl rechteckigen Flächen, fchwarz, fettglänzend; 1 Stück
devonifchen Schiefers, grau, gefältelt, wie eine Thonfeherbe anzufehen; 1 Stück dichten Kalkfteines,
devonifch, ähnlich im Plabutfch, als Baullein des Tumulus verwendet.
Thon. Zwei Ziegelklümpchen, theils mit lehmiger Umdeckung. Gefäfsftücke : ein Bodentheil
mit Rand, dick bis 15 Mm., röthlich, fehr hart gebrannt, zwei kleine zugehörige Theile, neun Scherben
eines minder dicken Gefäfses, 5 — 12 Mm,, davon drei etwas eingebogen wie vom Rande her, vier
Mach, zwei wie von einem Fufszapfen, zum Theile mit feiner Glimmer-Beimengung; 29 gefchwärzte
Stücke, dick 3—10 Mm, auch wol durchweg fchwärzlich, leicht fchneidbar nach der Ausgrabung,
einige löcherig-porös, gröfsere Kieskörnchen beigemengt, davon ein Klümpchen hoch 4 Cm., ein
Henkelchen mit äufserer Rinnung, hoch 34 Mm.; von den anderen liebenundzwanzig meift flachen
Stücken find neunzehn gefchwärzt auf der einen Seite (befonders ein 62 Mm. langes, an der inneren
etwas gehöhlten Seite), vier fcheinen an der äufseren gefchwärzt, acht gefchwärzt an beiden Seiten.
Von vier feingebrannten klingenden Scherben (gefunden mit Kohlen an den Gangfteinen gegen
die Höhlung, mit fchwarzen Scherben und Ziegelftücken) find drei gebogen, deren eine lang 82 Mm.,
dick 3 Mm. vom ausladenden Rande mit zweien vertieft geformten Strichen; diefe Schüffei hatte
einen lichten Rand vom 1 )urchmeffer etwa 16 Cm., famml dem Randwulfle fogar an 24 Cm.
Organifchcs. Kohlen, wenige Refle von Föhre.
Nach 35 Schritten waldabwärts machen fich zwei Gupfe bemerkbar; dem oberen, am Gipfel
eingedrückt, Umkreis an 65 Schritte, fehliefst fich der untere hochgupfig, flark gerundet, Umkreis
an 84 Schritte, hoch an 4 M , knapp an.
Von den unteren Hügeln wurde der nachmals Dumba-Hügel genannte am 26. Juni in Angriff
genommen. Am Waldrande gelegen, hinaus gegen die Bucht des Thälchens, zwifchen dem Fahr-
wege und dem Waldfteige, zeigt er einen Umfang von 70 Schritten, eine Höhe von 1*40 — 2" 60 M.,
den Durchmeffer von 15*70 M. und war hdtanden von wenigllens 27 Bäumen', meift Tannen,
wenigen Buchen. Von diefen fielen vier (2 Tannen, 2 Buchen), in der Höhe bis zu 14*15 M. Unter
einer Frdfchichtc von 55 Cm. fteht der hufeisenförmige Grabbau aus den rohen Bruchfteinen, die
Mauer der Rundung hoch 60 bis 146 Cm., dick verfchieden, 70 bis 124 cm., Durchmeffer der
Höhlung am Boden 132 Cm. in der Richtung von NNW. nach SSO. und 153 Cm. nach der Quere.
Das Innere der knppelartigen Höhlung war mit Mörtel bedeckt bis zur Dicke von 5 Cm.
Die fortgefetzte Zuwölbung hätte die Htigelfpitze übertroffen, daher möchte eine Flach-
deckung anzunehmen fein. Der Gang ift lang 2 ML, breit 50 bis 55 Cm, hoch an 56 Cm. und
fcheint der Boden höher, in der Höhlung felbft tiefer gewefen zu fein; der Anfang des Ganges fteht
von der Peripherie des Hügels ab an 40 Cm.
Nach Anftich an der eingefunkenen Stelle zeigten fich alsbald plattenförmige Steinchen,
fpäter mit Mörtelfpuren, kleine Ziegclblöckchen, unter dem leichten Frdauffchutte in der I löhlung
wenigflens zwei Schichten Afche, daneben Topffcherben, Kohlen in der Tiefe, 55 Cm. vom Mauer-
fcheitel herab, nächft den grofsen Kohlen drei Münzen nebeneinander, dem gegen Süd Schauenden
zur Rechten. Innerhalb des Ganges lagen wenig Topffcherben, die meiften aufsen herum an der
Mauerrundung und auch aufserhalb des Ganges,
Die Fundftücke find:
Metall. Bronze. Dupondius vonHadriänus Zeitig — 138. Kopf linksfehend, ohne Kleidrand.
If . .S(C), weibliche Geftalt flehend nach links, bekleidet, die Rechte herabgefenkt, die Linke etwas
vorgeflreckt; wiegt 11*121 Gramm, vgl. Cohen II. 173, Nr. 582 C
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Dk. Fkitz Pichlsr.
Dupondius von Fauflina jun.r Zeit um 15g — 175. Infchrift: (Fauflina) augufta. Büfte links-
fehcnd, mit Diadem. Fl (Juno regina) SC, weibliche Geflalt bekleidet, flehend (mit Schale und
Scepter; zu Fiifsen ein l'fau?); wiegt 9-3 Gramm. Vgl. Cohen II. 597, Nr. 179. Seflertius von
Albinus, Zeit um 194 — 195. Infchrift: (ü cl fept al)bin caes, Kopf linksfehend bärtig? Hals lang,
vielleicht etwas Kleidrand links ft (Felicitas cos II) SC, weibliche Geftalt bekleidet (flehend nach
rechts, mit Friedensflab und Scepter?); wiegt 25*05 Gramm. Vgl. Cohen III. 229 Nr. 59 und 66.
Die Münzen gehören den 78 bis 80 Jahren von 117 bis 195 oder 197 n. Chr. an. Ei/cn. Ein Nagel
von grofser Kopfbreite.
Stein. Mörtel. Drei Stück, dick bis 5 Cm., mehr dunkelfarbig, lehmartig, roh, bimsartiger
Stein eingefprengt, mit Verputzflache. Vier Kiefelgefchiebe, fchwarz, fettglänzend; ein rothes
porphyrfarbiges Quarzgefchiebe, fieben Kalkfteine, kreidiges Verwitterungs-Produft
Thon. Achtzehn Ziegelbrocken bis zur Dicke von 25 Mm, meifl klumpig; etwa fechs ein
wenig gebogen als Gefäfstheile (ein Randflück) hochroth, ziemlich weich, die mciflen durch Feudi«
tigkeit geründet. Sechsundzwan/.ig Gefäfstheile, meifl grauthonig durch und durch, jedoch auch
grau nur an der Aufsen- oder nur an der Innenfeite ; ein Fufsflück weift auf den Boden-DurchmelTer
von 90 Mm. mit oberem Kreife vom Durchmeffer mindeftens 120 Mm.; zwei Randflücke weifen
auf den Durchmeffer von 170 Mm.; drei feinere, beffer gebrannte Scherben, dünn, etwas gebogen;
fechsundachtzig gröbere Theile, dick bis 2 Cm., mehr lehmigröthlich, Kiefel beigemengt bis
zur Linfengröfse, davon ein Stück aufsen gefchwärzt, innen hell, aufsen der Wulftring von
eingedrückten Fingerballen (möglich auf 170 Mm. weifend), fechs Klümpchen zum Theile afehyrau
angeflogen, geringwichtig, drei Randflücke, zufammen lang an 19 Cm., ein Randflück mit zwei
Kerbungen vom Fingerballen, fünf Bodenflückchen. Achtunddreifsig Bauchwand-Theile, mehr oder
weniger gebogen, zweiunddreifsig mehr flache Theile, bis 6 Cm. lang, alfo auf ein grofser
geflächtes Gefäfs deutend; endlich eine Scherbe grauen, kalkhaltigen Thones mit einem glafurartigen
weifsen Ueberzuge an der inneren und äufseren Fläche, welche jedoch nur Verwitterungs-Product
von kalkiger Feuchtigkeit ifl.
Organifches. 16 Mcnfehenknochen , grofsentheils Röhren der oberen Extremität, einige
Stücke eines Wadenbeines. Fragmente von Schädelknochen, Schädelwandflück (3), dick bis 3 Mm.
Kohlen, mit Mörtel- und Thonflückchen gemifcht, dick bis 25 Mm., einige mit fchönen
Jahrringen, weifen auf einen Stämmling von 35 Mm. und darüber. 1
Unterhalb des Dumba-Hligels, am anzeigenden Waldwege rechts gelegen, erhebt lieh der
Kulmer-Hügel, bearbeitet feit 8. Juli. Im Umfange von 75 Schritten, hoch 2*42 M., im Durchmeffer
von 13*5 M., war er bellanden von circa 20 Bäumen, meifl Tannen (bis zur Stammdicke von 41 Cm.,
hoch über 20 bis 25 M.), wenigen Föhren. Fichten (2 fielen), einzelnen jungen Buchen und hatte auch
feine Einfenkung, welche auf eine innere Höhlung fchliefsen liefs Unterhalb einer Erdfchichte von
97 Cm. und mehr zeigte fich ein vierfeitiger Steinbau mit dem üblichen Gange von beiläufig Oll
her, oder etwas NO. Die Mauern des Rechteckes find dick an 50 bis 60 Cm., find erhalten in einer
Höhe von tbisi'45 M. und umfchliefsen einen Raum, welcher länger in der Richtung des Einganges
mit 1 " 72 M., etwas fchmäler in der Quere mit 1 * 59 M. bezeichnet ifl. Die Gangmauern fpringen
beim Eingange fall um die Wanddicke des Rechteckes vor, find fclbfl dick 45 Cm., hoch 55 Cm ,
verlaufen über 3*26 M., aber nicht parallel; vielmehr verbreitert fich der F.ingang von 63 auf
105 Cm. nach aufsen, hat jedoch auch die Verfchlufsmauer an der engflen Stelle angedeutet. Somit
mifst der ganze Bau in feiner Länge 5 57 M , in gröfster Breite an 2-75 M. Die Höhlung, gegen
Sonnenuntergang gelegen (in der Richtung unterhalb der Koralpe hin), ifl wieder tiefer gehalten
als der Gang, um 25 Cm.; die Wände zeigen fich von innen her gut verputzt und hier fanden fich
1 D*< Grab mochte fünf Thnnjeflf-e enthalten b»l>eo.
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Zuu Urgeschichte von Gkätz und Umueiiunu.
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in a eine Münze, in b Glas- und Thonfeherben, inzwischen Afche, tiefer ifl gelblicher Santl
gelagert. Der Gang-Anfang fcheint mit Steinpflalter verfehen Heim Rechteck-Winkel gegen Nord
find die Bruchfteine fchicfflächig fo übereinander gelegt, dafs ein Ueberhängen nach Innen bemerk-
lieh ift, vielleicht für eine Wölbung- Kingefammelt wurde:
Glas. Fläfchchen, Fragmente dreier Seitenwände fammt dickerem aufgeworfenem Boden,
breit an 56 Mm., ahnliche vierfeitige mit rundem Hälfe und breitem Henkelbande, hoch 12, 13 Cm.,
im leibnitzer Felde gebräuchlich. Schale, drei mehr flache feine Scherben einer folchen; ein
bogichtes Randftiick weift auf einen Durchmeffer von 76 Mm., bei einer Höhe von 4 bis 5 Cm.;
ähnlich im leibnitzer Felde. Metall. Bronze. Fibel-Spirale. Fragment von dreien Windungen (vgl.
die Form Mitth. d. Centr.-Comm. 1880 S. 76 Nr. 6 [1]). Fine Münze, Hadrian's Zeit 117 bis 138:
Hadrianus aug. (cos III pp) Büfte bei If. h> Libertas publica sc, weibliche Geftalt flehend, rechts
Mütze, links Speer; w. 16-75 Gr. Coh. II 223 Nr. 962. Mörtel, vier Stücke, dick bis 25 Mm., ziem-
lich fein, hell, gelblich, Kiefel beigemengt bis zu Hafelnufsgröfse, mit geglätteter Fläche. Stein. Ein
Kalkflein mit Mörtelanwurf, ein grauröthliches SchieferPlättchen, Kalk mit eifenhältigem Anfluge.
Thon. Zwei Ziegelklümpchen, hochroth, weich ; Gefäfsftücke vier, dick bis 7 Mm., gelbröthlich,
zum Thcile innerhalb mit Afche belegt; zwei ähnliche, doch roher und braunroth, griefelig gebrannt
15 compacter gebrannte, fchiefergrau, davon fünf vom oberen Rande, fieben von der dünneren
Bauchung, zwei von der dickeren und ein Fufsbodenflück mit dem abgebrochenen Wandtheile;
diefes weift auf ein Gefäfs vom Bodcn-Durchmefier 96 Mm.; neun Stück compact, grau, aufsen und
innen fchwarz, felbft nacli Abfchaben mit dem Meffer, davon drei paffend an das Bodenftück vom
Durchmeffer 84 Mm.; je zwei Mittel- und Bauchwandftücke, ein Randftiick mit Umbug und Spuren
der concentrifchen Drehkreife innen (weift auf eine Peripherie vom Durchmeffer circa 155 Mm., auf
eine Höhe von circa 60 Mm ); ein Stück von einem kleinen Hafen, nahe am Bodenrande fchwarz
beiderfeits (weift auf einen unteren Durchmeffer von 56 Mm.). 1 Organi/ches. Menfchenknochen w, v.,
30 Stück, drei Schädelwand-Theile, dick bis 5 Mm, die Röhrenknochen gröfser und ftärker.
In den Abfenkungen des Waldes gegen den Quellentiimpel flehen in ganzer Abfolge vom
oberften Tumulus, etwa 58 Schritte vom DumbaHügel entfernt, rechts und links zehn kleinere und
gröfsere Auffchüttungen bis gegen das Förfterhaus hinunter, über Meterhöhe, Umkreis 50 bis
75 Schritte, von 12 bis 30 Bäumen beftanden. Fin vierter Grabhügel oberhalb der Quelle, zwifchen
diefer und dem Waldwege gegen den Schmirger- Hügel, hoch 1*40 bis 1 • 60 M, Umkreis an
100 Schritte, jedoch von der Quelle aus über 6 M. hoch, 48 Schritte Anftieg, beftanden von
25 Bäumen, meift Tannen, wenig jüngeren Buchen, ward noch am 27. Oiftober in Angriff genommen.
Ob hier das Grabmal in der Höhe gebaut und verfchüttet worden in der Richtung der Frdzunge
gegen das Quellenthal herab, wurde nicht weiter verfolgt. 1
Nach der Hand verlautete, ein ähnliches Hügelgrab liege an 500 Schritte aufwärts von
Thal gegen Steinberg; die „Mantfcha'fchen Buben" hätten im Privatwalde des Bürgermeifters
Kienzl in der Einöd, jenfeits des Förfterhaufes und der Wiefe links, drei „Kogeln" angegraben;
ein „Kogel" ftehe auf dem Bergrücken noch mehr nordölllich vom Förfterhaufe. Kurz, die Hügel-
gräber fchienen förmlich aus der Erde hervorzuwachfen.
Nach den eröffneten Grabhügeln zu fchliefsen, welche dermalen noch wie die frifch gebau-
ten Denkmäler der Urzeit im hohen Walde in den Durchfchnitten ihrer Krdgehäufe daftehen,
haben wir es mit Ganggräbern der einheimifchen keltifchen Landbevölkerung aus den mittleren Zeiten
der römifchen Oberherrfchaft zu thun, jener Landbevölkerung, welche laut Polybius von Noricum
' Gerammelt: Thon. 4 Gefifitheile, hoch bis 82 Mm, dick bii 17 Mm, roh gebrannt, viel Glimmer beigemengt, mehr weidlich-
grau, ftarker gebrannt Ton innen her. davon ein Stack gegen den Moden Annehmbar das groMe aller hielige» HugelgefHfHe — * !>»<.
lirab hatte minderten! zwei ülaagefahe, vier Thongcfat«.
VIII N F. 2
Dr. Fritz Pichler. Zur Urgeschichte von Grätz unk Umgebung.
her bis an die Donau eigentlich galatifche Gallier find, von derfelben Völkerfchaft, welche hierlands
die Bronze-Zeit ahgefchloffen und den Eifenbau aufgenommen hat. In F.rmangelung eigentlicher
Dolmen, die wir in Steiermark bisher lieber nicht haben nachweifen können, find die Tumuli, nach
ihren örtlichen Varietäten mit hinreichender Abwechselung ausgeftattet, die alterten Beifetzungs-
Stätten, die uns erhalten find. Hier an diefer Stelle erinnert der Clrundrifs ohne weiters an das
Oval mit Gang zu Ottagärden nächrt Stadt Falköping in Weftergötland (Montelius Tombeaux de
la Suede p. Tage d. 1. pierre, Fig. 14), an das Viereck mit langer Kammer zu Yxhult in Nerike, an
das Viereck, rund eingefafst von Steinblöcken, in Berga, Södermannland (ebend. Fig. 20, 21). Es
fehlen hier nur die Kammer- Abtheilungen mit Blatten und die Deckplatten; doch dürften diefelben,
fowie es gelingt unzerbrochene Thon- und Glasgefäfsc nachzuweifen, wohl auch nicht fehlen. Solche
Gänggriftr, mit andern Namen in den Kürtenländern Europas wie Nord-Afrikas und auch in Indien
nicht unbekannt, finden lieh auf fchwedifchem Gebiete nur in Schoonen, Halland, in Bohuslän,
Wertergötland und Oland. Wenn wir aus diefen die Vergleiche herbeiziehen, dafs die Leichen
nicht verbrannt, fondern liegend beigefetzt wurden, fitzend, dazu Schmuck, Gefäfse mit Speifen für
die Toilten, dazu Thierknochen vom üpferfchmaufe, fo find die Vergleiche im allgemeinen wohl
erlaubt wegen der übrigen Landes-Ahnlichkeiten in Funden, als da find der Bronzewagen von
Stretwegund Schoonen,' die klcingleimen und fehwedifchen Kürtrtückc."' Die Kammer im Grabhügel
der Infel Möen, oval, in der Richtung Nordlüd, der fich erweiternde Gang erinnert mit Ausnahme
des Blatten- Aufbaues am meillen an die hierortigen Vorkommniffe ; felbft mit tlen Winterhütten
der Eskimos in* der Vergleich gar nicht unzutreffend. 3 Uebrigens fchliefsen wir lieber auf eine
allgemeine Unbeholfenheit in Aufrichtung und Ausrtattung der alterten Grabbauwerke in den
Alpenländern zurück, beachten auch die römifchen Beigaben und erwägen, dafs der jetzige
mindeftens achtzigjährige Waldftand fich etwa zwanzigmal über den Trümmern der alten Cultur-
zeiten erneuert haben kann.
' Menttliui. Stucklmlmer MuftalfUhrcr, S. 17, Nr 31 Nil/m. Bion/c Altcrtl.Umcr iStit., S. jS. 31. - I Mmtritm llroi>ril<lein
norra och mellcrlU fvcf.uc 1S73. S J09 J50. Ncgjrn S 255 ~ 1 /.»«•><-* VirtA-u-lSu, I 114. 157, Fig. 143. Xilfm Slcm Alurlliilmtr
186S. S. 96, Taf. 14,99. HO.
oy Google
EINE KÜCHENABFALLGRUBE BEI BYDZOV.
Vom k. k. Conservator LUDWIG Schneider.
III-- Ziegeleien, weicht: Püdlichvon der Stadt Neu-Bydzov hart an den I läufern der Chlumecer
Vorfladt liegen, haben mir feit mehreren Jahren manch intereffanien Gegenftand geliefert,
I und zwar aus allen Perioden der vorhiftorifchen Zeit Böhmens.
Unter diefen Funden erregten meine Aufmerkfamkeit mehrere Feuerftein-Artefacle, welche
ich felbft aus der Culturfchichte in der Ziegelei des H. Schrabel gewonnen habe, fowie die Bruch-
ftücke von Gefäfsen, deren geftochene, die ganzen überdachen der Scherben bedeckende Ornamente
ganz übereinftimmten mit den Ornamenten von Gefäfsfcherben, welche ich vor einigen Jahren
zugleich mit einer Pfeilfpitze von gefchlagcnein Quarz bei Zalary gefunden hatte. 1 In £alary wie in
Bydzov kommen derlei Scherben und Pfeilfpitzen nicht in den Herdftellen oder Afchengruben,
fondern in unregelmäfsigen Gruben vor, welche mit dunkler humofer Erde gefüllt find.
Im Herbfte des Vorjahres ftiefsen die Arbeiter in der betreffenden Ziegelei knapp vor
Schlufs der Campagne abermals auf eine derartige Grube und ich beeilte mich, im Frühjahre diefelbe
auszubeuten, bevor man anfing, neuen I.ehm zu graben, weil dabei nur dasjenige erhalten worden
wäre, was die Arbeiter aufzuheben für gut befunden hätten
Die tieffte Stelle der Grube, welche einen grüfsten Durchmeffer von etwa 2 M. hatte, lag
0-90 M. unter der Erdoberlläche, und zwar reichten von diefer Tiefe 0-65 M. in den gelben Lehm
hinein, während ("ich ober der Grube eine 0*25 M. Itarke Ackerkrumme ausbreitete. Letztere bildet
eine fcharf abgegränzte Schichte, fo dafs eine Vermifchung ihres Inhaltes mit dem Inhalte der
Grube leicht vermieden werden konnte.
Der Inhalt der Grube beftand aus: a) Gefäfsfcherben (ungefähr 390 Stücke); b) Thier-
knochen (160 Stücke) alle gefpalten und zerfplittert, einige mit Hieb- und Schnittfpuren; ein einziges
Stück bearbeitet; c) Stücken von gebranntem Lehm mit Abdrücken von Spreu und Stroh (20 Stücke);
d) gefchlagenen und bearbeiteten Steinen faft durchaus fremder Provenienz (20 Stücke); endlich
e) vier l-'lufsmufchelfchalen — alles in allem an 600 Gegenftänden, von denen freilich manche
Scherben und Knochenfplitter ganz klein find.*
In dem tiefften Theile der Grube lagen die meiften Stucke des gebrannten Lehms, die
Artefacle von Stein, von denen die kleineren gefchlagen, die grofseren aber polirt find, fämmtliche
von den reich ornamentirten Scherben und nur eine geringe Anzahl Thierknochen , von denen
manche ungebrannt find. Etwas höher lagen die Scherben der grofseren Gefäfse mit vielen
Knochen ohne alle Spuren von Brand, einer aus Bein gefchnitzten Pfeilfpitze, einem ftark abge-
nützten Getreidereibftein fammt dem Quetfcher, nebft einem zweiten grofseren Quetfcher, ferner
die Mufchelfchalen ; die oberfte Schichte, doch immer noch unterhalb der Ackerkrumme, enthielt
Refte von Gefäfsen mit Graphit-Anflrich.
1 Verhandlungen der Berliner authroi.olog Gcfeltfchaft 1878 j>.ig. ]68, — I Hie auliernriientiiche Reichhaltigkeit dietet
6nb( war auch den Arlienctn auflallend, de verwundert noch mehr, »ei.n man fi e mit der geringen Menge von r.cgentlitnden ver-
gleicht, wrlche »wri andere Jetartige (iruben lieferten In diefen Millen namentlich ThtcrknOChM gaiulicli.
12
LUDWIG SCHNEIDER.
A. Ge/ehlagene Stein- Artef acte. 1. Fin Flinten-Nucleus von 38 Grm. Gewicht; derfelbe zeigt
ältere Springllächen von gröfserer Ausdehnung und in diefen verhältnismäsig jüngere mufchlige
und von fehr geringen Dimenfionen, welche, wie es fcheint, ohne Zuthun des Menfchen, doch jeden-
falls früher als der Stein in die Grube gerielh, entftanden find. Wahrscheinlich wurde der Stein
durch zufällige Feuereinwirkung riffig und verdorben. Beiderlei Bruchflächen find ftcllenweife mit
Tuff überzogen. ' 2. Eine Pfeilfpitze von weifsem braungeftreiftem Quarz (nicht Flint), 35 Mm. lang,
gröfste Breite 16 Mm.; diefelbe wurde weggeworfen als der Dorn, mittelft deffen fie in Holz
befeftigt werden konnte, abgebrochen war. 3. Pfeilfpitze von Feuerftein, nur 29 Mm. lang und 8 Mm.
breit, die Spitze ift abgebrochen, der Dorn (17 Mm. lang) erhalten. 4. Lindenblattförmige Pfeilfpitze
aus grauem Feuerftein, ohne Dorn, 23 Mm. lang, gröfste Breite 20 Mm., der Umfang gezähnt.
Durch Bruch des Randes befchädigt. 5. Pfeilfpitze von grauem Feuerftein, 30 Mm. lang, 21 Mm. breit,
Umfang zum Theile gezähnt, Spitze abgebrochen, die Hälfte der einen Seite zeigt die urfprüngliche
Rinde des Knollens. 6. Mefferchen ven grauem Feuerftein, 29 Mm. lang, 13 Mm. breit, in der Fläche
gekrümmt. 7. Splitter der Feuerfteinrinde, 21 Mm. lang, 20 Mm. breit. 8. Bruchftück eines wei-
fchneidigen 17 Mm. breiten Meffers von Feuerftein; Länge des Bruchftückes nur 21 Mm.; durch
Riffe nach allen Seiten zerklüftet.
B. Polirtc Stein-Artefacle. 9. Hin kleines Beil von dunklem dichtem Geftein, 70 Mm. lang,
in der Schneide 40 Mm., vor dem abgerundeten Ende 20 Mm. breit. 10. Fin fehr dünnes, zu einem
ähnlichen Beile hergerichtetes Gefchiebe (Schiefer), wegen Bruch des Endes nicht fertiggemacht.
Länge 64 Mm., Breite in der Schneide 42 Mm. 11. Eine dünne Steinplatte (Schiefer) beiderfeits
polirt, alle Ränder ftumpfgefchliffen. Länge 80 Mm., gröfste Breite 31 Mm. 12. Fin prismatifches
Stück desfelben Gefteins von 95 Mm. Länge, nur auf einer Seite geebnet und hier gerippt ; vielleicht
Schleifftein. 13. Splitter von einem geglätteten Inftrumcnte. 14. Rohrkegel, fehr glatt, 22 Mm. hoch,
Durchmeffer 18 Mm. und 13 Mm.
C. Der in diefer Grube gefundene Getreidereibflein ift 150 Mm. lang, 90 Mm. breit, bequem
in die Hand zu legen, und der Länge nach concav ausgewetzt; er befteht aus fehr feftem grob-
körnigem röthlichem Sandftein.* Der zugehörige Quetfeher ift aus hartem weifsen Sandftein
fcharfkantig zugefchlagen (pyramidal) und an der Bafis convex abgefchliffen. Der zweite Quetfeher
ift aus einem gröfseren Stücke feinen Sandfteins kugelig zugefchlagen und an der einen Seite ganz
eben zugefchliffen.
/). Die aus Hein gefchnitzte Pfeilfpitze ift prismatifch geformt und fehr fchmal, denn bei
einer Länge von 58 Mm. haben die vier Seitenflächen nur eine Breite von je 4 Mm. Der Reft des
abgebrochenen Domes hat noch eine Länge von 13 Mm. und ift von der eigentlichen Pfeilfpitze
«Kirch eine nur auf zwei von den Seitenflächen eingeritzte Furche gefchieden.'
JB. Die fehr zahlreichen Ge/ä/s/eherben lafsen fich fehr beftimmt in folgende vier Kategorien
trennen: a) folche von gefchlämmtem Thon ; b) folchc, die aus Thon mit Zufatz einer ausserordent-
lichen Menge fcharfen Sandes geformt worden find; c) Scherben von Gefäfsen, welche aus Thon
mit abfichtlichem Zufatz von Steinbrocken dargeftellt wurden, d) Gefäfse mit Graphit-Anftrich.
Alle Gefäfse waren von freier Hand geformt.
Der unterfte Theil der Grube enthielt Scherben von Gefäfsen, welche aus gefchlämmtem
Thon geformt und meiftens auf eine eigenthümliche Art (durch eingeftochene Punktreihen — eine
' Aehnliche Abfplutcrungen reigt das llnichdutk eine* j-olirten Flintkciln, welch« fich »uf der Oberfläche des fehr kleinen
Burgwalles »uf dem Herge Rivn«; (1000 < v >u»dr.-K]fl ) imlsngft aufgelefen habe. Die in den feuchten Gruben gefundenen FliniAUckc find
gani unverändert. huchftena weifen diefelbcn eine TulfkiuUe auf ; dagegen reigt fich ein >']intf(>an. welchen ich in der iirahiftorifchen
Ansiedelung Ton l.ihen bei Prag unter der trockenen afchenhahigen (ulturfchichte von 100 M Mächtigkeit auf dem ungeftürten S«nd
läget aufliegend fand, bit ru einer bedeutenden Tiefe in eine weifse, leicht rerrciblkhe Mafle verwandelt. 3 Stücke folcher Retbfleine
wie auch ganre. liegen auf dem Rivnät:; auih auf dem „Zamka* hat Otbornt derlei gefunden Im Burgwalt von Stradonic kommen
dagegen nur wahre Ilandmühlrn vur. — Die Beunheilung und Beflmimung der gefchlagencn Knochen innfs ich Fachleuten uberlaflen
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Eine Küchen abiali.gruije jiki Bydzov.
»3
Nachahmung der Tätowirung?) ornamentirt waren. Solche Gefäfse erwiefen fich nicht blofs in
Böhmen, fonderen auch in andern Ländern als treue Hegleiter der Silex-Inflrumentc. Die Bydzover
Grube enthielt von diefen Scherben HO von ungefähr 50 Gefäfsen flammend, davon find nur 45
ohne alle Ornamentirung.
1 )er gröfste unter diefen Gcfäfsrcflen ifl der aus drei Scherben zufammengefetzte Boden
einerreich ornamentirten Schale (Fig. 1); demfelben folgen drei (aus vier Scherben beflehende)
Stücke eines über und über verzierten Gefäfses, mit einem dreitheiligen Knauf und nur undeut-
lich abgeändertem Boden (Fig. 2); der Gröfse nach folgen die Untertheile von zwei Gefäfsen,
von denen der eine (aus drei Scherben) die Spuren eines abgclöflen Knaufes ganz unten am
Boden trägt. Gröfsere Stücke flammen noch von fechs ornamentirten und von drei nicht
verzierten Gefäfsen; die übrigen Scherben find nur klein und weniger bedeutend bis auf zwei
abgelölle Knäufe, von denen einer hornartig geformt ift, während der andere, gebrochene, fenkrecht
durchbohrt war.
»•ig « Fig. 3 Kig. 2.
b) Von den mit geflochenen Punktreihen verzierten Gefäfsreften zeigen nur zwei einigen
Gehalt von feinem Sand als Zufatz zum Thone, die übrigen aus Thon mit viel Sandzufatz
erzeugten Gefäfse find ohne alle Verzierungen, Nur Knäufe kommen auf diefen Gefäfsen vor und
ein folcher, abgelöfler, zeigt fenkrechte Bohrung. Die Gefäfse diefer Art haben Glockenform.
c) War fchon Zufatz von Sand der Verzierung von Gefäfsen mit feinen Ornamenten
abträglich, fo wurde fie durch Zufatz von Steinbrocken gänzlich vereitelt. Die aus folcher Maffe
verfertigten Gefäfse find ohne alle Verzierungen mit Ausnahme von Reihen eingedrückter Finger-
fpitzen und Fingernägel am Bauche, von Kerben am Rande der Gefäfse, ferner der obligaten
langen und niedrigen Knäufe. Diefe find nahe am Rande des einen zweimal coupirten eiähnlichen
Gefäfses angebracht und follten offenbar ein Ausgleiten desfelbcn aus den Händen, welche es
trugen, verhindern. Scherben folcher Gefäfse mit Knäufen fanden fich viermal, darunter ein
Scherben von fechs zufammenpaffenden, welche es möglich machten, die Form des ganzen
Gefäfses ficherzuftellen. ' Nicht in diefer Grube, aber auf demfelben Platze kommen Gefäfse diefer
Art vor, welche neben den manchmal gellügelten Knäufen Paare von kleinen Löchern in den
Wänden hatten, ferner Gefäfse, bei denen die fenkrecht durchbohrten Knäufe fich bereits zu ziemlich
grofsen horizontal angebrachten Henkeln entwickelt haben.
Aus demfelben Materiale find die kreisförmigen Scheiben verfertigt, von denen die Grube
zahlreiche Refle enthielt. Ich fand Stücke von zwei folchen Scheiben fchon im Jahre 1878 in einer
Herdflelle derfelben Ziegelei mit Gefäfsen von ganz gleichem Charakter wie c und tf, und die
immerhin bedeutenden Dimenfionen diefer Scheiben (Durchmeffcr mehr als 30 Cm.) brachten
mich auf den Gedanken, dafs man zwifchen folchen erhitzten Scheiben das Brot buck.
' Datfetlie haue an der Mündung einen Durchaieffer ton ib$ Mm. und eine Hohe von circa 235 Mm. Der DurchmeiTer am
Hoden betrug ciica 110 Mm
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>4
Ludwin Sciinkider.
d) Wie erwähnt, fanden fich in der oberften Schichte des Grubeninhaltcs Scherben von
Gefäfsen mit Graphit-Anrtrich, im Ganzen 80 von ungefähr 25 Gefäfsen herrührend.
Die meiften Scherben Hammen von einer eleganten Schüffei von 210 Mm. Durchmeffer und
So Mm. Hohe, die fich zum Theil reconflruiren liefs und einer von Pudil in den Afchengruben von
Hochpetfch (Becov) gefundenen Schüffei fehr ähnlich ifl, nur mit dem Unterschiede, dafs die
Bydzover Schüffei nicht blofs da, wo Obertheil und Untertheil zufammenftofsen, mit Lietzen
verziert war, fondern dafs fie acht derartige Lietzen auch am Rande trug und in diefer Hinficht
einem zweiten Gefäfse von 1 lochpetfeh glich. ' Die übrigen bedeutenderen Scherben rühren von
21 Gefäfsen her, einer ähnlichen Schüffei ohne Lietzen, dann Schalen und Töpfen, von denen
manche fehr gefchickt mit linfenförmigen Vertiefungen, Furchen und Kerben, welche in den feinen
Graphit-Ueberzug eingedrückt wurden (einmal auch im Innern), verziert find und von denen fünf
Henkel befitzen oder befafsen. Die Henkel find nicht mehr horizontal und blofs angeklebt, fondern
vertical und fehr folid befertigt. Diefelben ragen entweder aus dem Rande des Gefäfses (manch-
mal ziemlich hoch) empor, während das untere Ende des Henkels in ein, in den Hals des Gefäfses
gebohrtes Loch eingefügt ifl, ; oder fie liegen tiefer, zwifchen Hals und Bauch des Gefäfses
und dann find beide Enden des Henkels durch die Gefäfswand gefleckt Die Böden find bei diefen
Gefäfsen entweder eben oder eingeftülpt.
Die Scherben der Bydzover Abfallgnibc find wichtig, da diefelben fozufagen fchichten weife
aufgefunden wurden, fie werden es aber noch mehr, wenn man diefelben mit dem Inhalte von drei
anderen Gruben vergleicht, welche ich an derfelben Stelle ausgebeutet habe.
Die erfte von diefen Gruben befand Geh in der nördlichen Wand der Lehmgrube, ihre
Sohle lag 1 • 20 M. unter der Erdoberfläche, doch war die Mächtigkeit der Cultur-Schichte nur eine
geringe, da die Grube nach einigem Gebrauche wieder mit gelbem Lehm verfehüttet worden war.
Diefe Grube lieferte nur Scherben von Gefäfsen aus gefchlämmtem Thon und Scherben von
Gefäfsen aus einem Gemenge von Thon mit viel Sand. Die erfteren Scherben find fall alle, und
auch von letzteren einige, mit eingcllochenen l'unktreihen verziert, und einer zeigt die Spur
eines abgelöften Knaufes hart an dem bombirten Boden.
Die zweite ebenfalls mit Lehm verfchüttete Grube, welche in derfelben Wand 40 Schritte
weiter ölllich (ich befand und deren Sohle 0*90 M. tief lag, lieferte ein grofses Bruchftück eines
viereckigen Reibfteins mit vollkommen ebener Reibfläche, ein Beil und einen Meifsel von polirlem
Stein, einen einzigen kleinen Scherb mit eingellochenem Ornament, dagegen Bruchftücke von
mehreren glockenförmigen Gefäfsen aus Thon mit viel Sandzufatz.
Beide Gruben enthielten keine Afche, fondern dunkelgefärbte Erde und in keiner fand fich
auch nur eine Spur von Henkeln oder Graphit-Anftrich.
Die dritte Grube, welche fich einft in der örtlichen Wand befand, war fammt der Acker-
krumme 1-05 M. tief, am Boden weiter (1.40 M.) als an der Ausmündung in die Ackerkrumme, fo
dafs fie einem abgeftutzten Kegel glich,* mit Afche und gebrannten Steinen vollfländig gefüllt und
lieferte, als ich fie vor vier Jahren ausbeutete, nur Scherben von Gefäfsen, welche aus Thon mit
beigemifchten Steinbrocken gefertigt waren und flache Knäufe nahe am Rande aufwiefen, ferner
Refte von gehenkelten Gefäfsen mit Graphit-Anrtrich und Verzierungen, weiter Stücke von zwei
Thonfeheiben, von denen die eine mit Fingernägeleindrücken verziert war, dagegen auch nicht
den geringrten Scherben von gefchlämmtem Thon mit oder ohne geflochene Ornamente oder auch
nur ein Stück eines Gefäfses von Lehm mit rtarkem Sandzufatze.
' l'amalky archaenlngickc X. lab 17. fig 1 und 2 — * Diele C«nftru<ftion haben auch die Mordhcnkel, welche in «lern Burg
waUe in der Sacka und auf den ./arnka" bei Rorluk gefunden werden, in Bydzuv .iber nicht vorkamen. — 3 Afclicncruben von diefer
Form lind nicht blof» in den prähiftonfchen Wohnftntien Böhmens, 1. H. Vokovice, Nehafice. Hoftomnice. Pfemy'deni. I.iben cic fehr häutig,
fondern auch in Thtliingen und Mciffcn /. B. in Girbichenftein hei Halle a. S. Voff Vcrli. .1 berliner anlhropul. Gefellfchaft 1879 pag. 47
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Eine Ktn iifnaiu ai.u.ruik bki Bvdzov.
15
Funde von Silex-Inftrumenten waren in Böhmen bis in die jüngfte Zeit fehr feiten, wohl nur
defshalb, dafs man die unfcheinbaren Steinfplitter nicht beachtete. Der erde mir bekannte Fund
ifl der auf dem Schleuer Berge, unter deffen Culturfchichte Kalitta im Jahre 1S31 drei Feuerftein-
fpäne von je 3 Zoll Länge fand 1 und welche fammt einer bei Loueen im Walde angeblich
2 Klafter tief gefundenen Speerfpitze von 5 Zoll 6 Linien im Jahre 1851 Eigenthum des böhmifchen
National-Mufeums wurden. Uiefelben waren noch im Jahre 1856 die einzigen böhmifchen Funde
diefer Art in den Sammlungen des Mufeums, denn zwei andere Silcx-Inftrumente dämmten von
Rügen und von einem dritten, einem polirten Feuerfteinkeil wufste man nur, dafs der Spender
H. F. I ) elikan dasfelbe von Auffig eingefchickt hatte. Im Jahre 1857 fand Confervator Lufsncr am
Fufse eines Burgwalles bei Chrudim Silex-Artefacle, welche er dem Mufeum übergab, und nicht
weit davon ein Gefäfs, welches über und über mit eingeltochenen Ornamenten bedeckt ifl, und das
ältelte Gefäfs fein dürfte, welches das National-Mufeum befitzt. Seit jener Zeit wurden die Samm-
lungen des National-Mufeums fall nur durch Feuerllein-Artefacte bereichert, welche auf dem Burg-
walle in der Sarka gefunden wurden, und von denen im Jahre 1866 einige Stücke H. Kuber aus
LlDOC fchenkte, während eine gröfsere Anzahl im Jahre 1871 mit der Sammlung Miks erworben
wurde; erfl heuer fchickte H. V. Schmidt fechs Fcuerflcin-Inflrumente ein, welche bei Grofs-1 lorka
gefunden wurden, nebft zwölf Gegenlländen aus polirtem Stein, einigen Bronzen (Dolchklinge) etc.
Alle bisher in Böhmen gefundenen Silex-Inflrumente gehören der neolithifchen Zeit an, von
einer Anwefenheit des Menfchen während der I )iluvial Zeit fand fich bisher keine Spur, ja es ift
mehr als fraglich, ob Böhmen bei feiner eigenthümlichen Configuration jemals einen Menfchen in
diefer Zeit beherbergt hat. 3
In anderer Beziehung zeigen die alterten Krzeugniffe der Menfchenhand in Böhmen eine
folche Uebereinflimmung mit jenen Artefakten, welche in den oberfränkifchen Höhlen und in den
prähiflorifchen Anfiedlungen an der Saale vorkommen,' dafs man glauben mufs, Böhmen habe
feine erften Bewohner erfl in der neolithifchen Zeit vom Welten her bekommen. Hiemit flimmt
auch der Umftand überein, dafs der weltliche. Theil Böhmens in prähiftorifchcr Zeit augenfehein-
lieh am dichtelten bevölkert war, denn man trifft an der Hiela und an der Fger falt bei jedem
Dorfe eine prähiftorifche Wohnitätte an. Eine Befiedelung des weltlichen Böhmens vom Wellen
aus konnte, da man ein Vordringen quer durch die Urwälder des Erzgebirges doch nicht denken
kann, nur entweder vom Fichtelgebirge aus die Fger hinab oder von Meifscn aus die Elbe und
weiter die Biela und Eger hinauf Itattfinden. Im eriteren Falle, der aber der natürlichen Richtung
jeder Colonifation eines unbekannten Landes widerfpricht, müfsten die älteften Artefacle längs
der Eger am häufigflcn vorkommen, was durchaus nicht der Fall ilt, fondern man findet diefelben
längs der ganzen Elbe falt bis an das Riefengebirge und beinahe an allen Nebenflüffen derfelben.
Speciell werden Silex Artefacle oder doch die als Begleiter derfelben charakterillifchen Gefäfs-
fcherben gefunden.
I Kalina von J.ithe*/Ui* Böhmen» hiftorifehe Opferplnue und GrahfUtten. - • Pa*ky. III. IM. Leider wurde diefe. Gefaf*
(Nr. 415) unter die mittelalterlichen Gefchirre eingereiht und an einer folchcn Stelle deponirt, daf« e* biihcr aath dem Auge von
Kennern < B t'fft entging. — > Nachdem die Gefitf*e von Vlerec und Niicbohy, welche man unter o.ler in Diluvial Schichten gefunden
halten wollte, aufler Krage getreten waren, blieb du einiige Mcffcr von getriftetem Sandllein au» der Ziegelei in der Sarka (General ka)
übrig, von welchem, da es angeblich mit Rhinoccro* Knochen gefunden worden war, Profeffor M'cLir'ich in feinem Artikel: Diluvuilii
clovek v strednf Evrope il'amatky XI. pag _iKb raeint. dafs et vielleicht ein Zeugnifs von der Anwefenlieit de* Menfchen in Böhmen
zur Diluvial Zeit abgehen konnte. In diefer Hinficht mufs ich bemerken, daf* ich bereit* vor längerer Zeit II Prof Anton Frif, welcher
diefen Knud im „Vesmfr 1S7O" iiicrfl anführte, darüber interpellirte. von demfelbcn jedoch die Auskunft erhielt, da* betreffende MefTer
fei wohl von Arbeitern an« jener Ziegelei, wo öfter* Khmocero* Knochen gefunden werden, angekauft worden, doch feien die näheren
Und» ..nde de» h'undes gani unbekannt Ich habe alfo allen Grund zu glauben, daf* (liefe* Mclfer nicht viel alter fei, all eine Schale mit
eingesehenem Ornament (Drudenfuf* au* «wei Doppelreihen von Punkten gebildet), deren Bnichfluck ich im Jahre 1858 in derfelben
Ziegelei neben einem fehr rohen, vom Pfluge fehr hefchadigten Gef»f*e «»gegraben hatte - « Album der anthropnlngif. hi-n Aufteilung
in Beilin 1880, Se«ion VI, Tal 2 und 3 Sektion VIII. Tat 5, 7 und to.
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i6
Ludwig Sc hnk.iuku.
An der Elbe bei Au/ßg, wo 1877/78 Feuerfteinmeffer und Gefäfse mit eingeftochenen Punkt-
reihen und mit Knäufen verziert gefunden wurden neben I lämmern und Heilen von polirtem Stein. 1
An der Elbe bei I'olcpy: 1S78 Bruchftücke eines Gefäfses mit eingeftochenen Ornamenten.
An der Elbe bei Öernoziee in der Nähe von Jaromer, wo 1871 Getreidereibfteine und Feuer-
fteinfpähne nebft Hämmern von polirtem Stein gefunden wurden.*
Im Flußgebiete der liiela fand ich im Jahre 1878 auf dem prähiftorifehen Wohnplatze bei
Zalany (Schallan) omamentirte Scherben; (Fig. 3, 4) eine Pfeilfpitze von gefrittetem Sandftein und
das BruchiUick eines Meffers aus rothgefprenkeltem weifsem Quarz."
Auf dem Gipfel des Mille/chauer Herges (Dornenberg) fcheint eine Werkftätte von Silex
Inftrumenten beftanden zu haben, das Materiale ilt dem l'orzellanjaspis ähnlich.*
Im Flußgebiete der Eger Feuerftein-ArtefaCte in DobrU/chan und IVelhütten (Fhota). s
An der Moldau und ihren Nebenßüffen wurden im Jahre 1831 auf der Slanskd hora bei Schlan
Feuerfteinfpäne gefunden, ich fand 1881 auf dem Berge. Rivnäc defsgleichen und 1879 und 1880 in
der prähiftorifehen Wohnftätte von Premysleni charakteriltifche Scherben. W. Osborne" hat 187S in
dem Burgwall Pfeilfpitzen von Feuerftcin, dann Keile und Hämmer von polirtem Stein gefunden.
Defsgleichen lieferten feit Jahren der Burgwall in der Sarka und die anftofsende Wohn-
ftätte von Vokovice für die Sammlung des H. Mihi eine grofse Anzahl von Feuerfleinwerkzeugen
fammt entfprechenden Gcfäfsen und Gcfäfsfcheiben. 7
Aus Üben bei Frag enthält die Sammlung des Kunfthändlers Lehmann mehrere von dem
f Pfarrer Peter a hier gefundene omamentirte Gefäfse; ich felbft fand heuer zwei Feuerfteinfpäne
mit einem Splitter eines ornamentirten Gefäfses, und in der oberhalb Liben gelegenen Ziegelei von
Kobyli/y 1878 ein Mefferchen von gefrittetem Sandflein und Scherben.
Im Flußgebiete der 1/er wurden Feuerftein-Artefacle bei GrofsHorka gefunden, wahr-
fcheinlich damals als (1876 oder 1877) die Strafse an Horka vorbei gebaut wurde, denn diefe durch-
fchneidet eine prähiftorifche Wohnftätte aus neolithifcher Zeit."
An der Cidlina liegt die Fundftätte von Neu-Bydlov und an der Kameniee (Chrudimka)
der bereits früher erwähnte Burgwall bei Chrudim.
Man ficht alfo, dafs die Elbe die Pulsader darflellt, von welcher aus Culturleben in die
Finöden Böhmens drang.
Bezüglich der auf allen diefen Plätzen mit Silcx-Inftrumentcn gefundenen Gefäfse habe ich
noch zu bemerken, dafs die Ornamente bei allen wirklich eingeltochen find. Gefäfse, auf welchen
ähnliche Ornamente durch Eindrücken einer ftark gedrillten Schnur hergeflellt, alfo jene imitirt
wurden (Schnur-Ornamente), find in Böhmen fehr feiten. Ich felbft fand bisher auch nicht ein
Stückchen davon; aber von den Gefäfsen im bühmifchen National-Mufeum gehört bisher wohl
Nr. 234, welches mit der Sammlung Pachl im Jahre 1850 erworben wurde und aus der Gegend von
Beraun ftammen Coli.' Auch einiges aus dem Burgwall in der Sarka, namentlich ein wohlerhaltenes
Gefäfs mit einem gut entwickelten grofsen, fenkrecht geftelllen I lenkel fcheint hierher zu gehören. '*
I )er wohlentwickelte Henkel bei diefem Gefäfse deutet auf eine verhältnismäfsig jüngere Periode
der Töpferkunft, umfomehr als man das gefloehene Ornament nicht für eine Imitation des Schnur-
Ornamentes, welches viel leichter auszuführen, aber auch viel weniger kräftig ift, anfehen kann.
In tiefe fpätere Periode dürften wohl auch die feingeglätteten glockenförmigen Gefäfse von
' Mitthcilungen dei anthropotogifchen Gefellfchafl in Wien 1879 — *- Pamitlkjr IX, pag. 476 — ■ Siehe Vir<k*v> in der Ver
Ina dl Hg der Berliner »nthropol, Gefcllfchaft 1X78, pag, J7 8 - 4 Veamtr 1879 — » Mittheilungen der anthropol. Gcfellfchaft in Wien X,
pag. 267. — * W. OsUrne. Ueber einen rund nu<. ,1er jüngeren Stcinreit in Böhmen 1880 - : H. Mtkk (Geldwechsler in I'rng. Kolil-
niarlit beftUt noch eine nutgcicichnetc Sammlung von (liefen Gegeiiftandcn au« Vokovice, mährend er die Funde au* dem Burgwalle in
dei SaiVa ■', 1 77J NnMfn) im Jaloc 1S71 dem National Mufeum ahgcireltn hat - " Ich gewann I.K77 an* den Bofchungen Scherben ohne
Ornamente. - " / '.-/>. Verhau Hungen der Berl.ner jnthrupolog.GefeHfi.haft 1877, pag J09. — >•> Sarka Sammlung, ol.erfle Keihe der
Gcfafae, rechter Hand.
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KlNK KOCHENABFALLGRUBE BEI BVDZOV. , ?
Markovicc im Mufcum zu Cäslau, 1 von Kralupy (Nr. 299 — 301) im böhmifchen National Mufeum,* von
Polef>y \n der Sammlung des H. Pudil zu Bilin 1 und von Pfcmysleni in meiner Sammlung gehören.
Was die Verwendung von Graphit in der Töpferei betrifft, fo war diefelbe in Böhmen erft
dann möglich geworden, nachdem der Strom der Colonifation die Moldau und die Votava hinauf
bis an die Graphit-Lager von Katovice (mit einem bekannten Burgwall) und von Schüttenhofen
gelangt war,' denn die Graphit-Lager von Schwarzbach an der oberen Moldau bei Plan, welche in
einer Gegend liegen, die erft in hiftorifcher Zeit dem Urwalde entriffcn wurde, können wohl hier
nicht in Betracht kommen. Uebrigens fand ich Graphitkörner bereits in Bfezno bei Laim und auf
£alany Scherben von Gefäfsen, welche unter dem Hälfe eine erhabene Leifte mit Finger
eindrücken trugen, alfo eine Form haben, die noch in die neolithifche Zeit verlegt wird.
Vergleicht man Vorftehendes mit den Kefultaten, zu welchen Virchow bezüglich der
Gräber in Kujawien kam, 4 fowie mit Tifihler's Funden auf der kurifchen Nehrung,* fo dürfte man
zu dem Schlufse gelangen, dafs Zweige desfelben dolichokephalen und platykremifchen Volks-
ftammes, welcher während der jüngeren Steinzeit durch den Elbfpalt bei Tetfchen in Böhmen
eindrang, fich gleichzeitig oder wenig fpäter noch weiter gegen Oden, über die Oder und Weichfei
bis an die kurifche Nehrung ausbreiteten, üafs es nicht Germanen waren, ift wohl unzweifelhaft,
denn nach dem Zeugniffe des Oltiopoliten Pofidonios verüefs der erfte germanifche Stamm,
welcher den Römern bekannt wurde, die Cimbern, erft im Jahre 115 vor Chr. feine Sitze im
füdöftlichen Europa, und traf derfelbe nördlich von den Karpathen auf fo compacte Maffen
yallifcher Völker, dafs er genöthigt wurde, die Richtung feines Vormarfches zu ändern und in
Ungarn einzubrechen. Es ift daher viel wahrfcheinlicher, dafs die erften Anwohner der oberen
Elbe, Oder und Weichfei dunkelhaarige Südländer waren, welche aber zur Zeit des erften
germanifchen Einfalles bereits ftark mit arifchen Elementen vermifcht, refpective von ihnen unter-
jocht waren.
Nachtrag. 1
Die Grube, von deren Inhalt ich früher berichtet hatte, fchien ausgebeutet bis auf einen
kleinen Theil, welchen der Ziegelmeifter aus Furcht, dafs das über demfelben ftehenden Getreide
Schaden leiden würde, abzugraben nicht zugab. Es blieb alfo nichts übrig als die Ernte abzu-
warten und dann auch den Reft der Grube auszubeuten.
Dabei zeigte es fich, dafs doch noch ein bedeutender und befonders reicher Theil der
Grube unberührt geblieben war, fo dafs durch das Ausbeuten auch diefes Thciles die Zahl der
gefundenen Gegenftände faft verdoppelt und in jeder Hinficht wefentlich vervollftändigt wurde.
Von Steingcräth wurden noch mehrere Stücke gefunden, die wichtigften darunter find:
1. Bruchftück eines Meffers aus Flint, deffen eine Schneide gerade, die andere gekerbt war, 2. eine
kleine Pfeilfpitze aus Flint, 3. ein fogenannter Schaber aus Flint, 4. ein fchmales, durch Schlagen
hergeftelltes, zum Theile geglättetes Werkzeug aus graugefärbtem Stein, welches als Pfeilfpitze
oder als Bohrer gebraucht werden konnte.
Von Scherben ergab fich noch eine grofse Menge, und zwar fowohl von den mit einge-
flochenen Punkten verzierten Gefäfsen, als auch von Gefäfsen mit Buckeln und von folchen mit
Graphitanftrich. Die erftcren Scherben ftammten theils von ganz neuen Gefäfsen, theils wurden
' Cerm.H Mittheilnngen der anthropu'.og Gcfellfchlft in Wien iSSo, pag. 2S2. — •' Verrl, Pravök teske «cmc. — :1 I'amatkr X,
pag. 105 — * Das bölimifche National Mufcum liclii/t eine vom Coufcrrator /.uJitar in Strakunic cinacfchicktc gerippte Bron/ei yfle
ans diefer Gegend. Vergleiche i'irtkm Verhandlungen der XL Verlaromtung der deutftlicn fJcfellftliafl für Anthropol. pag. IOJ. - » Ver-
handlungen der Berliner anthropotog. GefeWchaft 1879, pag 42S und 1S80, pag. 314. — « Catalog der Aujfleilung prahifionrcher und
antliropologifcher Funde Dntfclllamdl pag. 393 und Album, Scctinn I, Taf. 3 und 4. — 7 Vorgelegt der Central Coniniilfion Kndc de*
Jahres 1881
viii k. r. 3
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ig Ludwig Schneider. Hink Kih henahfau.gkube bei Bydzov.
durch diefelben die früher gefundenen Bruchftücke von Gefäfsen ergänzt; dies gilt namentlich von
der reich ornamentirten Schiiffel und von dem Rette einer andern Schüffei Aus den Scherben der
zweiten Kategorie liefs fieh eine bedeutende Anzahl zufammenfügen, befonders eine anfehnliche
Partie von einem grofsen keffclförmigen Gefäfse, welches nicht blofs unterhalb des llalfes mit
niedrigen langen Henkeln, eigentlich wagerecht durchbohrten W ulften (folche kommen häufig im
Burgwalle des Sarka-Thales vor), fondern auch unterhalb der gröfsercn Ausbauchung mit vier
Buckeln verfehen war, welche in die Gefafswand eingefügt und wohl dazu beftimmt waren, damit
man das Gefäfs ficher auf die um das Feuer aufgefchichteten Steine aullegen könne. Von den
übrigen Scherben ohne Graphit-Anftrich ift eine Anzahl mit ein-, zwei- und mehrtheiligcn Buckeln
verfehen, bei andern ift der Rand gekerbt; graphifch verziert war ein einziges Gefäfs, doch in
äufserft charakteriftifcher Weife, welche ganz der Verzierung der Gefäfse von Uebigau (Thüringen)
und Calau (Brandenburg) im Album der Berliner anthropologifchen Ausltellung VI. Taf. 10 und
IV. Taf. 16 gleicht.
Die vorgefundenen Refle der gebrannten Thonfeheiben zeigten, dafs diefelben durchbohrt
waren, und zwar waren die Oeffnungen paarweife angebracht, wie die excentrifche Lage der erhal-
tenen andeutet.
Auch die Anzahl der mit Graphit-Anftrich verfehenen Gefäfsbruchftücke wurde erheblich
vermehrt, befonders durch eine zum grofsen Theile erhaltene verzierte Schale.
Von Thierknochen wurden iaft noch fo viele gefunden wie früher, und Profcffor Woldrich
war fo gefällig, von denfelben foviel als möglich war, zu beftimmen, nämlich 19 Reite vom Pferde,
31 vom Rind, 6 vom Schwein und 4 von Ziege und Schaf. '
' Was da« Pferd (Ei|uu» ca!>atlai) betrifft, fo ift dasfelbe von kleinem Wuchfe ; intcreffant ift da* au* dem Nafcnbein eine»
Pferdes hcrgeftelltc Oerath in Torrn eines Dolche*. Die Gattung des Kindel ift ebenfalls klein, und da» Kiefcirtuck ill gani gleich jenen
welche ich m den Ufturen bei Brüx. I'arcdl. Seidowitz etc. fand, llnclift wjhrfcheinlii.il ift es die hfinillM „Torfkuh*. (Bot braehyceros
Rllttinicyer). Viele Knochenftucke (lammen von einem jungen TlÜCrc. Der gröfste Thcil der Kinder und l'fcrdeknochen war gefpalten
worden, um das Mark iu gewinnen Aufserdem kommen vor Knochen der Ziege (Capra hircus !»•)« de» Schweine* [Su* »crofa 1. ) und
vielleicht auch vom Schaf. Da lieh keine Knochen vom Hunde fanden, fo folgt daraus, dafs diefcs Volk den Hund uicht afl, obwohl es
Hunde gani beftimmt befafs.
1 I
oy Google
MITTELALTERLICHE GRABDENKMÄLER IN DER HERCEGOVINA,
Von Dr. MORIZ HOERNXS.
«Mit iü T«! llhittraiionen.)
h\\ diefer Gcrhar «/fche Grundlatz, dafs man taufend Denkmäler betrachten muffe, um
eines (richtig) zu fehen, ein Axiom ift, fo kann das volle Verfthndnifs einzelner Monumente
einer bisher wenig oder gar nicht bekannten Claffe nur durch ausgedehnte Publicationen
gleichartiger Denkmäler vermittelt werden. Pradtifch ift denn auch Gerhard diefer Forderung durch
die Publication ganzer Denkmäler-Clafien, wie der etruskifchen Spiegel, gerecht geworden, welchem
Beifpiele Brunn durch die Herausgabe der etruskifchen Afchenkiften gefolgt ift. Sie liefsen fich
nicht abfehrecken durch ermüdende Wiederholungen an fich wenig erfreulicher Kunftleiftungen und
gaben fo auf mühevollem und fcheinbar wenig dankbarem Nebengebiet ein Vorbild deffen , was
auf blühenderen Gefilden der archäologifchen Wiffenfchaft noch lang nicht erreicht ift. Aber
erftrebt wird es feitdem, und Gcrhard's Wahlfpruch und Beifpiel haben auch mir vorgefchwebt, als
Fig. « Fig. a.
ich auf meinen Reifen in Bosnien und der Hercegovina eine ganz neue, d. i. in der archäologifchen
Literatur bisher noch nicht vertretene Denkmäler-Claffe kennen lernte: die der mittelalterlichen
Grabfteine aus der Zeit der nationalen flavifchen Autonomie in den gedachten Ländern. Von
jenem Grundfatze geleitet, habe ich auf meinen Touren alle mir erreichbaren Grabftätten befucht
und jede noch fo unfcheinbareSculptur fkizzirt oder verzeichnet, ob auch die Ausbeute im Verhältnifs
zur aufgewendeten Mühe manchmal äufserft kärglich war. Im Gefammtherichte über die gewonnenen
Refultate, wovon der erfte Theil unter dem Titel „ Alterthümer der Hercegovina" in den Sitzungs-
berichten der kaiferlichen Akademie der Wiffenfchaften XCVII. Bd., 11 Heft, S. 491, erfchienen ift,
kommt diefe Denkmäler-Claffe infotern nicht zu ihrem vollen Rechte, als ich dort zur llluftration
der betreffenden Nachweifungen nur eine befchränkte Anzahl einfacher Skizzen dem Text einfügen
konnte. Den eigentlich dankbaren Theil der Aufgabe, die culturhiftorifche Verwerthung des
gewonnenen Materials, mufste ich mir vorläufig verfagen — Grundlinien hiezu zog ich in einem
Du. Mokiz Hokknes.
hiefigen Wochenblatte („Altllavifche Kunfl und Ölkur in Bosnien", „Heimat 1881); aber auch
an Material, tlas eine künftige Bearbeitung nicht wirtl entbehren können, war noch manches
zurückgeblieben. Dazu rechne ich wohl nicht mit Unrecht die hier folgenden Abbildungen, eine
Nachlefe zu der in den Sitzungsberichten der Akademie a. a. O. gegebenen Auswahl. Iis find
wie dort Abbildungen bisher unedirter Monumente aus denselben Theil (Bezirke Mollar und
Ljubuski, Gemeinden Brotujo, Ljubuski, Sovici, Blato) der I lercegovina. Wurde die erde Auswahl
Fi C . 3 f 1k . 4. Fig. s
naturgemäfs von der Rückficht auf hefonders fprechende Werke mit figuralen Darflellungen
geleitet, fo dürfte «liefe als Ergänzung nach andern Seiten (ornamentaler Schmuck, Formen und
allgemeines Ausfehen der Grabflcine) nicht unwillkommen fein. Ich halte die Ordnung feft, in
welcher die Denkmälerllätten von mir bereill und im citirlen Berichte befchrieben find.
Hg. 7 l"ig o Hg 8.
Fig. t. Anficht eines Gräberinigeis beim Han Lakisic in Citluk (Brotujo gornje). Es liegen
auf demfelben doppelt foviel Steine als in der Skizze fichtbar find, nämlich fcchzehn Die
Anordnung der Steine, zahlreiche kleinere oder flache um einen grofseren oder aufrechten, wieder-
holt fich in typifcher Weife an vielen Gräberftättcn des Landes. Urfprünglich mag der Hügel blofs
für das erfte hervorragende Grab benützt oder aufgefchüttet worden fein, um welches lieh dann
die übrigen mehr oder minder regellos gruppirten. Dafs die Sarkophagform an fich, gegenüber
der IMattenform, von auszeichnender Bedeutung wäre, ill fonft nicht zu bemerken.
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MlTTELAI.TEkl.lCHE GkABDENKMÄLEk IN I>Ek IlERCEGOVINA.
21
Fig. 2. Stein aus derfelben Gruppe, fammt der Unterplatte aus einem Stück gearbeitet.
Das in quadratischen Rahmen viermal wiederholte Ornament ift nur Füllfchmuck für die Eckfelder
der Kreuzfigur, welche die Grundform diefer Decoration bildet.
Fig. 3. Zwei Gräber von Nahverwandten (Mann und Weib), wovon das eine (des Mannes-)
durch Kreuz und Halbmond ausgezeichnet ift. Da das Kreuz wahrfcheinlich die Rückfeite
bezeichnet, würde der Mann rechts, die Frau links ruhen Von der Gräberflätte Bakrf in
Brotujo gornje.
Fig. 4. Grabftein vom Felde Akvine bei Cerin (Brotijo gornje). An der Stirnfeite wahr-
fcheinlich die Witwe und zwei Kinder des Verdorbenen mit klagend ausgefl reckten Armen. Aus
der Darftellung (wenn diefc Erklärung richtig ift) fpricht nicht fowohl reines Unvermögen als
decorative Verwendung des angegebenen Motivcs, vielleicht unverftandene Tradition eines alten
Schemas.
Eben dort findet fich eine Gruftplatte mit dem fymmetrifch eingezeichneten und umrahmten
Kreuz gleich einem Fenfter, deffen vier Scheiben Halbmonde und Rofetten verzieren, oder einer
Thüre, deren Füllungen derart gefchmückt find. So werden finnvolle Symbole durch gedankenlofe
Symmetrie der äufseren Anordnung auf das möglichfl tiefe Niveau herabgedrückt Halbmond und
Stern (Sonne) in den oberen Eckfeldern des Kreuzes kommen auch auf nord-flavifchen Denkmälern
vor. (Grabplatte aus dem 13. Jahrhundert in der Stadtpfarrkirche zu Pifek, Böhmen, f. Lind,
Mittelalterl. Grabdenkm in Helferl s Oeflerr. Jahrb. V. S. 194, Fig. 9.)
Fig. 10 Fig u Elf, 11.
Fig. 5. Mannshohes Kreuz zu Häupten einer mit Schild und Schwert gezierten Grabplatte
in Kutac (Obcina Ljubuski). Die in Variationen häufig wiederkehrende Decoration des Kreuzes
gehört, mir wenigflens, noch zu den Räthfeln alt-flavifcher Kunft in Bosnien. Unfer Kreuz trägt
diefelbe fowohl vorn als hinten.
Fig. 6—7. Muftcr von Grabftcinen aus Borje (Klobuk, Obcina Ljubuski) mit mannigfachen
Kreuzformen. Bei Fig. 6 fehen wir einen räthfelhaften Gegenfland (Schwertgriff, Siegel ?). Dem oberen
Theile diefes Kreuzes ähnlich fand ich ein Ornament auf einer Platte desfelben Gräberfeldes und
(nebft Halbmond und anderer räthfelhafter Figur) auf der Abbildung eines folchen aus dem
Trebizat-Thal, Sterneck Geogr. Verh. Bl. IV. big. 7: das Andreas-Kreuz, welches hier den Schild
verziert, der auf einem Schwerte liegt, fchmückt fonfl auch ganze Platten.
Fig. 8. Zwei Kreuzformen an demfelben Steine, obere Fläche; an einer Langfeite der Platte
ein Kreuz fammt Mond. Die figuralen Darllellungen der andern Langfeite und der vorderen
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22
bu. Morir Hor.kNKs.
Schmalfeite f. Sitzungsbericht der Akademie I. c. Fig. 19 a und b. Diefes Monument
findet lieh am Friedhof Seline (Obcina Soviel) Zu diefen verfchiedenen Kreuzformen C)
füge ich noch die beiflehende, (Fig. 9) welche in Seline neben Mond und Stern, in Ol r*->
Cevin neben Schwert und Schild vorkommt. / V
Fine räthfelhafte üarflellung (dolchartige dreifpitzige Waffer) zwifchen Mond j.| K 9
und Stern fand ich auf einem Grabftein von Seline.
Fig. 10, 11. Gruftplatten von Seline, Pfeil und Bogen neben dem Schilde und die kleine
Figur auf demfelben (11) find linguläre Beigaben, wodurch diefe Steine bemerkenswert!! erfcheinen
Frftere Warfe ift feiten dargellellt, findet lieh aber doch hin und wieder auf alt-flavifchen Grab-
(feinen, emblematifch unter einem beilfehwingenden Arm (f. Sitzungsber. 1. c), dann auf einem
fargförmigen Stein bei Niksic, der mit einer Jagd-Scene gefchmückt ift, in <ler Hand eines Reiters,
der mit zwei Hunden einen Hirfch verfolgt, und auf einem andern Stein, gleichfalls in der Nähe
von Niksic, in der Linken eines Reiters, der mit der Rechten einen Speer fchwingt. Zu Fig. 11
bietet nur Seline felbft (1. c. Fig. 16) eine Analogie. In feinen Itineraires en Hercegovine pag. 57 gibt
S/. Marie die Abbildung eines Steines, di r mit dem unfrigen identifch fein dürfte, obwohl die kleine
Gertalt bei ihm nicht auf, fondern neben dem Schilde fleht.
Fig 14. Flg. 13 Kig 15.
In Fedinac (Obcina Sorici), findet lieh eine Gruftplatte, auf welcher das Sehwert über,
ftatt wie fonft unter dem Schilde und der Halbmond auf (fonft neben) dem letzteren erfcheint.
Fig. 12. Die Schmalfeite eines farkophagförmigen Steines in Ledinac: die eine Seite zeigt
einen gewundenen Stab mit Mond und Stern, fie lehrt uns, dafs Mond und Stern, die wir als
ritterliche Fmbleme bereits kennen gelernt, auch als Feldzeichen verwendet wurden; die Rück-
feite (Fig. 12) fcheint ein heraldifches Gcgenftück zu fein.
Fine Gruftplatte ebendafelbft zeigt in den Fckfehlern des Kreuzes, ftatt der gewöhnlichen
Halbmonde und Rofetten, hier Halbmonde und Kreuze; auch die fonft übliche diagonale Stellung
der gleichen Fmbleme ift hier aufgegeben, fie find neben einander geordnet, und es verfchwindet
damit, wenn wir recht fehen, eine Frinnerung an das liegende (Andreas ) Kreuz, das als folches
noch einzeln«' Gruftplatten in Broc'no-I )olnje ziert
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Mittelalterliche Gbahhf.nkm.m.fk in dkk Her«. ec;ovina.
23
Auf einer Grabplatte in Ledinac fand ich ein feltfames Ornament; vielleicht Nachahmung
eines metallenen Thürbefchlages, der wieder feinerfeits an die Petrus-Schlüffcl erinnern wurde. Uiefe
Reminiscenz hätte nichts auffallendes in einem Lande, das im Mittelalter wiederholt zur Sühne für
Abfall und SeCtenthum in aller Form den Päbften geweiht und zum Lehen des römifchen Stuhles
erklärt worden ift. (Vgl. Sitz. Ber. d. Akad. I. c. Fig. 28 *.)
1 ,: iö Fig tS Fig. 17
Fig. 13. Gruftplatte mit plumpem übermannshohem Steinkreuz; von derfelben Gräberflätte.
Die Decoration des Kreuzes mahnt an eine beliebte viel variirte Art, in welcher noch heute an-
fehnlichere Grabkreuze von den chrilllichen Landesbewohnern verziert werden. 1
Fig. 19. Fig. 20.
Fig. 14. Gruftplatte mit vier verfchiedenen Fmblemen, wovon das Kreuz an gleichem
Orte auch auf einem andern Grabftein desfelben Friedhofes erfcheint. Die drei anderen Felder
diefes „Fenfterkreuzes" enthalten Reminiscenzen an die beiden Landes Wappen , welche Car
Stephan I )usan 1343 den Provinzen Bosnien und Primorje (Küftenland) gegeben. Frfteres Wappen
zeigt im doppeltem Schilde Halbmond und Stern, letzteres einen fehwertfehwingenden gepanzerten
1 Ich behalte mir vor, im Anfchlufs an die mittelalterlichen Grab Reliefs, eine vorbereitete Aotwahl neuerer bo>nilch herce
govinifchcr Crabfculpturen N ediren, die manches ethnographifch und luUurhiftorifeh Intcre(Tjitite bieten durfte.
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M
DK. MOKl/ HOEKNES.
Arm. Iis ift nicht gleichmütig, dafs auf unferem Grabflein letzteres Kmblem im oberen Felde neben
dem Kreuz erfcheint, denn die Fundftitte diefes Steines (Trn bei Sirokibrig) gehörte zur gröfsten-
theils katholifchen Provinz Primorje. Die Embleme des bosnifchen Wappens füllen die unteren
Felder. Wahrfcheinlich flammt diefes Denkmal aus dem letzten Viertel des 14. Jahrhunderts, zu
ließen Beginn (1376) der bosnifche Ban Stephan Tvrdko die Krone der Ncmanjiden ufurpirte und
fich „König von Serbien, Bosnien und Primorje" nannte.
Fig. tl. F.g 22.
Fig. 15. Gruftplatte von demfelben Friedhof. Bekanntlich gehört die tartfehenartige Schild
form mit halbrundem feitlichem Ausbifs (zum Einlegen der Turnierlanze) dem 15. Jahrhundert
an, wodurch ein Mittel zur Datirung diefes und anderer Grabfleine gewonnen wäre. Das auf einer
Schmalfeite des Rahmenftabes errichtete gleichfchenklige Dreieck mit der zur Grundlinie gezogenen
Senkrechten kehrt auf einem der oberwähnten Grabfteine von Niksic (in Montenegro) wieder. Die
Bedeutung der fünffachen FeUlertheilung auf unferem Grabllein und des Pentagrammas in einem
der unteren Drcieckfelder läfst (ich fehwer bcflimmen.
Fi K , 14, Fig. 23. Fiß 25.
Fig. 16. Grabplatte mit feltfamen Figuren in ornamentaler Behandlung, in denen aber doch
Monde, rofettenförmige Sterne und Blätterkreuze erkennbar find, durch unverftandene Tradition
wahrfcheinlich entftellt aus einer finnvolleren Anordnung (um das liegende Kreuz:) übernommen.
Hine nord-flavifche Analogie ift nachgewiesen (Sitz. Ber. d. Akad. I. c. S. 563 Anm). Von der Gräber-
flätte Zaimisto bei Sirokibrig.
Fig. 17. Gruftplatte von Sarampovo (Obcina Blato). Diefe feltfame Reitergeflalt verräth,
aufser dem künfllerifchen Unvermögen ihres Urhebers, dafs die kleine kurzhalfige Pferderaffe,
welche heute in Bosnien und der Hercegovina angetroffen wird, dafelbft fchon im Mittelalter heimifch
war. Auch die Sitte, den Schweif der RolTe lang wachfen zu laffen, fo dafs er auf der Frde nach-
fchlcift, findet fich noch gegenwärtig.
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Mittelalter!. H i ie Grabdenkmäler in der Herc egovina.
*5
Fig. 18 farkophagförmiger Stein von derfelben Oertlichkeit,
In Ribic (Gemeinde Oftrozac, Bezirk Konjica) findet fich ein farkophagförmiger Grabftein,
deffen im Giebeldreieck befindliches Ornament ficher der Reil einer (im urfprünglichen Vorbild)
ganzen Figur mit klagend ausgeftreckten Armen ift.
Fig. 19. Mannshohes Kreuz zu Häupten einer mit Schild und Schwert gezierten Grabplatte.
Decoration vorn und rückwärts gleich, doch von den ähnlichen Denkmälern in Citluk Kutac und
fonft etwas verschieden. Von dem Denkmale in Kutac (Fig. 5) unterfeheidet fich ein anderes Kreuz
derfelben Gräberftätte (5avampovo) nur dadurch, dafs das räthfelhafte Ornament an demfelben
dreimal (ftatt zweimal) vorn und rückwärts wiederkehrt (Fig. 20). Die mit einem Kleeblattrahmen
eingefafste Platte ift leer.
Fig. 20, 21. Zwei Seiten eines farkophagförmigen Grabfteines von Sarampovo. Jagd und
Tanz find die oft wiederkehrenden Darftellungen auf denfelben.
Fig. 22 — 25. Drei Seiten eines farkophagförmigen Grabfteines von „Stecki" bei l'odgorje
(Gemeinde Blato). a) zeigt den aus der Schlacht heimkehrenden Krieger, der das erbeutete
Pferd feines im Zweikampf überwundenen Gegners am Zügel nachführt ; b) wahrscheinlich die Frau
des Helden, welche demfelben nach feiner 1 leimkehr Schild und Schwert abgenommen, um es in
die Rüftkammerzu trafen; c) zwei Schweftern oder andere Hausgenoffinen des Kriegers, die aus
Freude über feine fiegreiche Rückkehr einen Kolo tanzen. So wenigllens ftellt fich der Sinn tliefer
rohen Bilder dar, wenn wir die clafiifche Fpik der Südflaven, ihre von Karadzic gefammelten Volks-
lieder (narodne srpske pjesme), in der Weife zu Hilfe nehmen, wie wir die homerifchen Gefänge
zur Erläuterung der älteften griechifchen Kunftdarftellungen benützen.
Flg. 26
Fig. 26. Gruftplattc von derfelben Stätte, durch ein eigentümliches, aus der Doppelfpirah-
(mit rückfchritllicher Kntwicklung) gebildetes Ornament bemerkenswerth. Ein anderer ebendort
befindlicher Stein trägt an derfelben Stelle (rings umher) blofs eine Reihe von runden Knöpfen
in folgender Anordnung:
00 o 00 0 00 o 00 o 00 o 00 o 00 o 00 o 00 o 00
was gleichfalls an uralte Müller — - getriebene Metallverzierung in Nachahmung vorftehender Nieten-
köpfe — erinnert. Für diefe ftarre Tradition hochalterthümlicher Verzierungsweifen bietet die
bosnifche Kunftinduftrie noch in ihrer gegenwärtigen Uebung zahlreiche intereffante Beifpiele.
VIII. N V.
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DIE MITRA VON ARNOLDSTEIN,
Von Dk. Eucard Fkkiii. v. Sackkn.
(AS Benedi&iner-Stift zu Arnoldflein in Kärnten wurde im Jahre 1107 von Otto Grafen von
Andechs, der 1102 von K. Heinrich III. zum Bifchofe von Hamberg ernannt worden war,
gegründet, an der Stelle einer windifchen Vefle, welche der genannte Uifchof wegen der
fortwährenden Beunruhigung der Gegend durch deren Bewohner brechen liefs. Die erften Mönche
kamen von St. Michael bei Bamberg und (landen bis 1116 blos unter einem Prior. Trotz grofser
Bedrängniffe durch Türkeneinfälle, der Reformations-Bewegung, während welcher der Convent 1578
bis auf drei Mitglieder zufammenfehmolz, und des Aufruhrs der lutherifchen Bauern 1659, erhielt
fich das Stift durch 650 Jahre, bis es unter K. Jofeph II. aufgehoben wurde.
Die hierauf zur Pfarrkirche gemachte Stiftskirche bewahrte bis vor kurzem eine intereffante
Mitra (Fig. 1), welche im vorigen Jahre vom öfterreichifchen Mufeum für Kund und Induftrie ange-
kauft wurde. Diefelbe hat noch eine gedrückte Form, indem die I lohe in der Mitte nur 26 Cm.
mifst, an den Seiten 10 Cm.; auf dem Kopfe erfcheint fie bei diefen Verhältniffen ziemlich kegel-
förmig. Sie befteht aus grober Leinwand, ift aber reich ausgefchmückt, beiderfeits ganz mit
Stickerei bedeckt, mit verticalem Friefe (Titulus) und Querftreifen um den Kopf (aurifrifia in cir-
cuitu). Die Theilung in Felder für die Stickerei ifl durch Silbcrflinfcn bewerkstelligt, nämlich halb-
kugelförmige, hohle, an Fäden gereihte Silberperlen, welche in fehr wirkfamer Weife ein Surrogat
für echte Perlen darftellen. Die zu zweien und dreien aufgenähten Fünfen in den Feldern zwifchen
den Perllinicn find aus demfelben Materiale, aber vergoldet. Vorder- und Rückfeite der Mitra find
in der Ausftattung und der Anordnung des Bildwerks faft ganz gleich, nämlich am Querftreifen je
drei Lünetten mit Heiligen in Gürtelbildern, am Ende je eine halbe Lünette mit Laub-Ornament, im
Titulus wieder drei Lünetten (die oberfte unvollftändig) mit Halbfiguren, in jedem der dreieckigen
Seitenfeldcr Engel ebenfo in das myftifche Ofterei unvollkommen darfteilenden achtfpitzigen
Umrahmungen. Die Zwifchenräume nehmen gefchmackvoll ftylifirte Blätter und Blumen ein, bei
denen eine dreiblättrige lilienartige Form vorherrfcht.
Die Figuren, Blumen und Blätter find mit offener Seide im regellos laufenden Plattftich
geftickt, den Grund bilden Goldfäden, die, doppelt genommen hin- und hergelegt, aufgenäht find,
beim Hintergrund der Figuren horizontal. Ebenfo behandelt erfcheinen die Nimben, nur dafs hier
die doppelten Goldfäden rund gelegt find.
Bei der ftarken Befchädigung der Inful konnten nicht alle der dargeftellten Heiligen, von
denen die meiften gar kein Attribut oder nur ein Buch haben, mit Sicherheit beftimmt werden;
zwar ift jedem fein Name durch Ausfparen der Goldfäden und fchwarz geftickt beigefügt, aber
viele Buchftaben find bis zur Unkenntlichkeit zerftört.
Auf der Vorderfeite fehen wir in der oberften Lünette des Titulus Chriftus, durch das rothe
Kreuz im Nimbus ausgezeichnet, fegnend, auf der Linken das Buch, in rothem Unter-, blauem
Oberkleide, darunter Paulus, jugendlich mit blondem Spitzbart, im rothen Gewände, . das aufge-
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DlK MlTKA VON AkNOLDSTKIN
27
richtete Schwert und ein Buch in
den 1 landen. Uie dritte Liinette
zeigt einen Heiligen mit kurzem
Barte, die rechte Hand über
den Leih gelegt, ohne Attribut,
die noch leferliche Beifchrift be-
zeichnet ihn: S. IAGOBVS; er
traj^t über der grünen Tunica
einen rothen Mantel. Unten S
NICOLAVS, mit der Rechten
fegnend , auf der
Linken das Buch, ein
Greis mit weifsem
Bart, im grünen Ge-
wände, über welches
das goldene Pallium
gelegt ifl. In der
Liinette zu feiner
Rechten ein ihm zugewendeter
I leiliger, der ihm mit beiden
I landen ein Buch entgegen halt,
im rothen Unter-, grünen Ober-
kleid, nach der kaum leferlichen
Beifchrift St Marcus (r), zu feiner
Linken ein bekrönter jugendlicher
Heiliger mit blondem kurzen Bart,
in der Rechten ein Kreuz, die
Linke wie adorirend auswärts
gekehlt, Von den
beiden Lngeln, deren
Flügel in verfchiede-
nen Farben fchillern,
hat der rechts ein
grünes Kleid, der
links über eint m
lolchen ein rothes
Obcrklcid; jeder trägt auf der
vom Kleide bedeckten rechten
Han<l einen rundlichen rothen
Gegenftand.
Die Rückfeite enthält in
der oberften Liinette wieder den
fegnenden Salvator, die zweite
eine weibliche Heilige, in der
Fi£ I
rechten den Palmzweig des
Märtyrerthums, die Linke betend
ausgefl reckt, 5.1 VTA(?) r im blauen
Kleide mit chlamysartigem rothen
Mantel, die dritte einen Jüngling,
die Rechte auswärts gekehrt, im
gelben Unter-, grünen Oberkleid :
S. TOMAS. Im Circuitus: in der
4»
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j8
Dk. Eduard sacken, dik mitka von Arnoldstein,
Mitte S. DONATS, ein greifer Erzbifchof, auf dem Kopfe die Mitra mit Aurifrifien, um die Schultern
das goldene Pallium, mit der Rechten fegnend, in der Linken das Buch, zu feiner Rechten
S. IONEVA, Johannes der Evangelift, der hier als alter Mann dargeftellt iil mit langem Barte, mit
beiden Händen ein Buch haltend, zur Linken des heil. Donatus i(l PETRVS dargeftellt mit den
grofsen Schlüueln. Die Engel find denen der Vorderfeite gleich
Auf der Spitze eines jeden Ilornes befindet fich eine Quarte aus gedrehter rother Seide,
der Stiel zweimal mit Goldfäden umwunden.
Sehr gefchmakvoll find die 50 Cm. langen, unten etwas breiteren und mit rothfeidenen
Franfen befetzten Ligulae (ftolae, fanones), in derfelben Technik gedickt, auf jeder eine mit
Blättern befetzte Ranke, deren Abzweigungen bei einer fieben, bei der anderen acht lünettenartige
Biegungen bilden mit rtylifirten Blättern an den Enden, auf deren jedem ein bunter Vogel fitzt.
Das Futter der Inful befteht aus doppelter Leinwand und rothem Tafft, das der Ligulae
aus grünem Seidenftoffe.
Die Mitra gehört zufolge ihrer reichen Ausfchmückung zu jener Gattung, welche nach
einer Conftitution des Bapftes Clemens IV. (1265 — 68) ex ernten Aebten zukam, d. h. folchen, die
unmittelbar von dem römifchen Stuhle, nicht aber von einem Diöcelan-Bifchofe abhängig waren,
denn nur diefe follten „mitrae aurifrifiatae" tragen, während den nicht exemten nur „mitrae
fimplices" ohne geftickte Aurifrifien und Ligulae zukamen. Sie repräfentirt die reichfte Art der
erlleren als „mitra feftalis de auriphrygio in circulo et in titulo" und war nur für die hohen Felle
oder Feierlichkeiten im Beifein des Metropoliten befliinmt. Nach der Form und nach dem Style der
Bildwerke flammt die Mitra aus dem 14. Jahrhundert. Was die erftere anbelangt, fo erfcheint
diefe gegen die im 12. und 13. Jahrhundert übliche fchon etwas überhöht. So hat von den
beiden romanifchen Mitren im Domfchatze von Salzburg die eine 22, die andere gar nur 17 Cm
Höhe, die zu Brixen 21 Cm. Dagegen kommt im 14. Jahrhundert bereits eine Höhe bis zu
34 Cm. vor, welche z. B. eine aus dem Domfchatze von Meifsen (lammende im Mufeum zu Dresden
zeigt; die zu Admont in Steiermark (Mitth. der Ccntral-Comm. V, 230) ift 33 Cm. hoch. Grofse
Aehnlichkeit mit unferer Mitra hat die des Erzbifchofs Beter Aichfpalt von Mainz (.306 — 1320) auf
deffen Grabfteine.
Die Zeichnung der Figuren und der Charakter der Ornamente, bei denen Renaiflance-
Anklänge nicht zu verkennen find, deuten auf italienifche Kunrtweife. Mit der angegebenen Zeit
fleht auch die Form der Majuskeln in den Beifchriften in Uebereinrtimmung, fowie die Technik des
regellos laufenden Blatt ftiches, der eine eigenthiimlich malerifche Wirkung hervorbringt, während
fpäter, im 15. Jahrhundert, der regelmäfsige Bilderftich, welcher der Stickerei mehr das Anfehen
eines Gewebes verleiht, in Aufnahme kam.
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ZUR FRAGE DER RESTAURIRUNC DER BRONZEFIGUREN IN
DER FRANCISCANER-KIRCHE IN INNSBRUCK.
Von R. v. Eitki.hkkgkk.
|IE Frage der Reflaurirung der Bronzefiguren in der Franciscaner-Hofkirche zu Innsbruck
erregt fo viel Auffehen und wird zugleich mit einer folchen Leidenfchat'tlichkeit behan-
delt, dafs der Wunfeh wohl berechtigt ifl, es möchte eine ruhigere und fachgemäfse
Krörterung der Angelegenheit platzgreifen.
Um die Leidenschaftlichkeit zu erklären, welche bei diefem Anlafs in Innsbruck zum
Ausbruch gekommen ift, mufs der Umftand in Betrachtung gezogen werden, dafs man dort
gewohnt war die Bronzefiguren als eine Art von Nationaleigenthum anzufeilen und zwar als einen
Theil des Nationalruhms. Ks fcheint, als wenn hie und da in Tyrol die wohl nur aus Patriotismus
entftandene Meinung beftünde, dafs die Bronzefiguren in der Hofkirche Eigenthum des Landes
und feinerzeit auch im Lande felbft angefertigt worden feien. Dafs aber diefe Figuren Kigenthum
des kaiferlichen I laufes feit den Zeiten des Kaifers Max find, und dafs diefelben nur theilweife in
Innsbruck, theils auch in Augsburg und Nürnberg gegoffen wurden, dafs die Künftler des deutfehen
Reiches, und zu letzterem gehörte ja damals auch Tyrol, an den Figuren mitgearbeitet haben, das
zieht man dort zu wenig in Betracht, üafs einige der Figuren felbft von grofsem kunfthiftorifchem
Werthc find und dafs der ganze Denkmal-Cyclus aus der grofsen Kunftbeftrebung des Kaifers Max
hervorgegangen ift, unterliegt gar keinem Zweifel; und darum nehmen an allen Fragen, die fich
auf das Denkmal beziehen, nicht blos die Kunftfreunde von Tyrol fondern auch alle Freunde der
deutfehen Kunft und der deutfehen Früh Renaiffance den wärmften Antheil. Dafs die Figuren
fchon wiederholt mit einem Auftrieb überzogen wurden, ift allgemein bekannt. Dafs unter den
Kunftforfchern Confervator David Schonherr und Profeffor Wilhelm I.übke fich am meiften mit
dem Monument befchäftigt haben, ift jenen l'erfonen, welche fich für Kunft lebhaft intereffiren.
ebenfalls kein Geheimnis. Hs ift ferner bekannt, dafs Regierungsrath von Falke in der Wiener
Abendpoft fchon vor längerer Zeit die Reflaurirung jener Bronzeiiguren angeregt hat. Diefe
Anregungen find auf fruchtbaren Boden gefallen, umfomehr als jedermann, der diefe mit einem
Oelanftriche verfehenen Figuren betrachtet hat, fich fragen mufste, ob es denn nicht an der Zeit
wäre, den Ueberzug zu entfernen und die Figuren, fowie überhaupt das ganze Monument, einer
vollftändigen Reinigung zu unterziehen.
Das kaif. Oberfthofmcifteramt, welchem in erfter Linie die Obforge für diefes Monument
obliegt, hat lieh bewogen gefunden, die Reftaurirung der Bronzefiguren durchzuführen, was, wie
ebenfalls bekannt, von allen Kunftfreunden freudig begrüfst wurde.
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30
R. V. ElTKLBKKliKR.
In diefer Angelegenheit ift jedoch vor allem die Beantwortung der Frage wichtig: „Wer ift
eigentlich berufen, Rejlaurationcn an Bronzefiguren vorzunehmen? Ich fagc fpecicll berufen, nicht
berechtigt; denn berechtigt ift nur der Eigentiiümer, und die Unterfuchung der Frage, wer berufen
ift, eine folche Reftauration vorzunehmen, ift die Aufgabe, welche ich hier kurz zu löfen verfuchen
möchte.
Berufen, in diefer Angelegenheit ein maafsgebendes Urtheil auszufprechen, find in erßer
Linie die Chemiker, welche fich mit Bronze-Technik und mit der Patinirungs-Frage befchäftigt
haben, und jene wiffenfchaftlich gebildeten Bronzefabrikanten, welche aus langjähriger Praxis die
Behandlung der Bronze kennen gelernt haben.
Von den Bildhauern wären nur jene berufen an dem Votum Antheil zu nehmen, die fich
eingehend mit Bronze-Technik befchäftigt haben Die meiflen unferer Bildhauer find Modelleure,
welchen die Behandlung des Steins und des Holzes geläufig ift; aber Bildhauer, die fich mit der
Metallurgie gründlich befreundet haben, gibt es fehr wenige. Aber auch der genialfte Bildhauer wird
in diefer Frage fich dem erfahrenen Chemiker unterordnen müffen, wenn er nicht felbft die
genauefle Einficht in das chemifche Verfahren der Reinigung und Patinirung befitzt.
Dafs man gegenwärtig und fpeciell bei der Reftaurirung der Bronzefiguren in Innsbruck
den Kunjlhijioriker in den Vordergrund flellt, ift wohl aus dem Grunde zu erklären, weil die kunft-
hiftorifchen Schriften, die fich mit derPlaftik befchäftigen, fehr viel gelefen werden, und das Publicum
welches über die Frage felbft nicht nachgedacht hat, der Meinung ift, dafs derjenige, welcher über
Hronzefiguren fehr gut gefchrieben hat, auch derfelbe ift, der am meiften berufen fei, fein Votum
über eine derlei Frage abzugeben Aber es ift ein Irrthum, der daraus hervorgeht, dafs die meiden
fich über die Gränzen des kunfthiftorifchen Wiffens keine klare Vorftellung gemacht haben. So
wie ich mich als Kunfthiftoriker nicht berufen fühle, in diefer wesentlich technifchen Frage ein
maafsgebendes Urtheil abzugeben, ebenfo haben meine Collegen (Lübke, Springer, Semper),
welchen Namen fie auch haben mögen, fich der Einmifchung in die technifche Seite der Frage ent-
halten. Es ift fehr verdienftlich, wenn ein Kunfthiftoriker über eine folche Angelegenheit fehreibt,
wie in diefem Falle von Schönherr und Lübke ^efchchen ift; aber bei diefem fpecicllen Anlaffe
ift eine folche Meinung noch nicht das Urtheil eines Fachmannes.'
Allerdings werden bei der Behandlung einer folchen Angelegenheit eine Menge Fragen
aufgeworfen, welche den Hiftoriker intereffiren, und die er in Bezug auf die kunfthiftorifche
Würdigung der Figuren aufnehmen mufs; aber eine Belehrung über die Reftauration von Bronze-
Denkmälern kann er nur von dem Chemiker und Techniker erhalten. Der Kunfthiftoriker ift nicht
derjenige, von dem in folchen Fragen eine Belehrung oder gar eine Weifung ausgehen darf, im
Gegentheil er mufs eine folche empfangen. Wenig gerechtfertigt fcheint es nur aber, bei diefer Frage
den ällhetifchen Gefichtspunkt in den alleinigen Vordergrund zu (teilen, befonders wenn man weifs,
wie fehr die äfthetifirenden Kunfthiftoriker abhängig find von ihrem fubjectiven Standpunkt und von
den Strömungen des modernen Gefchmackes, und wenn man ferner weifs, wie fehr man fich hüten
mufs, in einer fo rein fachmännifchen Frage den äfthetifchen Gefichtspunkt hervorzukehren oder
demfelben eine Berechtigung einzuräumen, namentlich wenn der äfthetifche Gefichtspunkt von
Schriftftellern in den Vordergrund geftellt wird, die im heften Falle als Dilettanten auf dem
Gebiete der Aefthetik zu betrachten find.
1 Wenn man daher in die Lage kommt, die Krage aufwerfen tu muffen, wer von den jetzt lebenden Oefterrcichcrn berufen ift,
ein eiitfchcidcndei Votum in Angelegenheit der Reftaurirung vun Uronieftatueii abzugeben, fo wäre die», nach meinem Dafürhalten, in
erfter Linie Regierung»ralh Bauer, 1'rofefTor der Chemie an der ttchnifchen Hochfthule in Wien, welcher fchon vor zwei Jahren die
Frage in einem Vortrage im Oefterreichifchcn Mufeum w.irenfcbaitlich erörtert hat, ferner Regie. Ungerath v. Falit der Erzgief>er
Turtum u A m.
Zur Frage der Restaurirung der Rronzefiourkn etc.
3«
Würden die in die Oppofition getretenen Herren in Innsbruck gleich im voraus fich darüber
klar geworden fein, dafs nur ein Chemiker und Bronzefabrikant, und zwar ein tüchtiger und
erfahrener feines Faches, das entfeheidende Wort zu Sprechen berufen ift, fo würde es ihnen nicht
eingefallen fein, einen ganz gewöhnlichen Bronzefabrikanten, der in der Welt ganz unbekannt ift, zur
Löfung einer folchen Aufgabe heranzuziehen, einer Aufgabe, in welcher nur die intelligenteften
Männer der Bronze- Induftrie ein Wort mitzufprechen haben. Dazu kommen noch, wie ich anfänglich
bemerkt habe, die Verwirrungen, welche die localen Leidenfchaftcn vcranlafst haben. Und fo haben
die Vertreter einer Menge localer Intereffen fich auch diefer wichtigen Frage bemächtigt und
fie in diefer Richtung entsprechend einfeilig ausgebeutet, ohne Kenntnis davon zu haben, dafs
die ganze gebildete Welt der Sache ein fo lebhaftes lntereffe entgegenbringt. Der Berliner
Verein zur Beförderung des Gewerbefleifses hat fich mit der Frage der Reinigung der Bronzefiguren
feit einer Reihe von Jahren' befchäftigt, und die hervorragend flen Bronzefabrikanten Berlins, fowie
die bedeutendflen Chemiker der deutfehen Hauptftadt haben diefe Frage zum Gegenfland eines
gründlichen Studiums gemacht, und erft in der letzten Zeit ift man nach einer Reihe von Ver-
fuchen dahin gekommen, irgend ein Votum abzugeben. Dieses Votum des Berliner Vereins zur
Beförderung des Gewerbefleifses ift in dem Organ diefer ganz hervorragenden Körperfchaft
abgedruckt und wird in der nächften Nummer der Mittheilungen des Oefterreichifchen Mufeums
reproducirt werden. 1 Vielleicht dämmert es dann den Aefthetikern und Ku n ft freunden, welche
entweder auf der einen oder andern Seite ftehen, auf, dafs diefe Frage reillich erwogen werden
mufs, und dafs Dilettanten und gewöhnliche Liebhaber da nur in fehr befcheidener Weife ein Wort
mitreden dürfen.*
Wien am i. März 1882.
1 Du Volum de* lirrlinrr Vereine« in Mitri Hefte .Irr Mitlhcilungcn dt* Mufeum« veröffentlicht.
1 Das CuratorittM Jrs Orßrrrri, hifikrn Mu/tums hat im verflnffenen Jahre eine Commiffion lufammengcfetrt, um dir Frage der
Reinigung der Monumente, welche fich in Wien befinden, zu veatiliren Man hat rine Comraiflion für paffend gefunden, weil verfchiedrne
GeficriH|>unkte dabei in Krage kommen, die ruhig überlegt werden niilffcD Die Commiflinn befiehl gegenwärtig am den »ier Curatoren
Reglerungsralh flani-r und RaJiitzty (Mitglied der k k Central CommiiTiun fllr Kunfl und hiflorifche Denkmale!', I'rofeßor Znmtu/. k
dem Vertreter der Commune im Curatorium. Goldarhciter AftfteaMawr, ferner aus Kcgierungsralh p Faltt, dem threclor KileHrrgtr und
dem Secrrtar de« Mufeums Rrgu rungsrath Btuktr, RtJmt-.ky und /.umhuf.k tind beide ISildhauer, welche fich bereits mit Metallurgie
eingehend brfchltltigt haben und Regicnmgcralh f. Falit ift derjenige, welcher die Reftaurirung der Rroniefiguren in Innsbruck luerfl
öffentlich angeregt hat In einet der jUngft abgehaltenen Sitzungen hat es Regierangsrath Hann Übernommen, eine />nii/rkr,/l abrufaffen,
welche die Frage der KHmgtmg "> r MsHummlr in Wien, welchen Maleriale* fie auch feien, erörtert
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Bemerkung zu dem vorftehenden Auffatze.
Die Frage, welche in dem vorftehenden Auffatze behandelt wird, ift eine fo fchwierigc und
Wichtige, weil aus mehr als einem Gefichts punkte zu erörternde, und die Angelegenheit, welche fie
betrifft, hält im gegenwärtigen Augenblicke die Aufmerkfamkeit und das Intereffe aller Kunftfreunde
in folcher Spannung, dafs es die Rcdaclion diefer „Mittheilungen" nur mit Freuden begriifsen
konnte, einen Beitrag dazu aus der Feder einer um die Hebung der vaterländifchen Kunft und
Induftrie fo hochverdienten Perfönlichkeit zu erhalten.
Was die CentralCommiffion für Kunft- und hiftorifche Denkmale felbft betrifft — und ich
finde für nöthig das hier mit Nachdruck hervorzuheben — fo ift diefelbe bisher nicht in die Lage
gekommen ihr Urtheil abzugeben, da fie hiezu von der in edler Linie berufenen Seite (§ 6
tler Inftructionen für die Sektionen der Central Commiffion) nicht eingeladen wurde und von Seite
ihres berufsmäfsigen Orj^anes an Ort und Stelle die Anzeige fo wie eingehende Bcrichterltattung
(§§. 6 und 22 der Inftruclion für die Confervatoren) unerklärlicher Weife unterlaffen blieb. Die
Central-Commifllon hat in Folge deffen von allem, was inzwischen mit den Denkmals-Figuren
verflicht worden, erft erfahren, und zwar auf indirektem Wege erft dann erfahren, nachdem jener
Verfuch bereits zur vollendeten Thatfache geworden war.
Die Central Commiffion mufs daher nicht blos jede Verantwortung für das, was etwa
minder glücklich gefchehen wäre, auf das entfehiedenfte ablehnen, fondern behält fich, fobald fie
dazu in die Lajje gekommen fein wird, die volle Freiheit ihrer fachgemäfsen Beurtheilung hiermit
ausdrücklich vor.
Der Pr&ßdent
Helvert.
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Tat I.
ÜBER EIN ALTITALIENISCHES FLÜGEL-ALTÄRCHEN ZU
PIRNITZ IN MÄHREN.
Von E. Fkkiii. v. Sacken.
(Mit i*ci T.feln )
5Ü£
[M Archive des fürfllich Collalto'fchcn Schloffes Pirnitz in Mähren befindet fich ein
reizendes Flügel Altärchen; es gilt für den Reife-Altar des Fürften Bambold XIII.
Collalto, der 1579 zu Mantua in kaiferlichen üienflen ftand, Gefandtcr in Rom und
Madrid war, durch feine Kämpfe mit Tilly am Rhein und feinen Zwiefpalt mit Wallenftein bekannt
ift, Generaliffimus im mantuanifchen hrbfolgckriege 1630 Mantua erftürmte und im felben Jahre zu
Chur ftarb.
Profeffor Hofrath Sükel machte die Ccntral-Commiffion auf das Bildwerk aufmerkfam und
diefe fah fich dadurch veranlafst, das Anfuchen um Ueberfendung desfelben nach Wien zu ftellen,
welchem auch von Seite der fürftlichen Gutsverwaltung bereitwilligft Folge gegeben wurde. Zur
nicht geringen Ueberrafchung der Commiffions-Mitglieder erwies fich das Altärchen als ein kleines
Juwel der altitalienifchen Kunfl, von der trefflichften Erhaltung. Die beigegebenen Lichtdruck-
tafeln geben wegen Mangels der Farbe nur einen fchwachen Begriff von der blendenden
Hrfcheinung desfelben.
Auf einer niedrigen Predella erhebt fich die 79 Cm. hohe, oben giebelförmige Tafel, von
zwei gewundenen Säulchen flankirt, an denen, mit ihnen drehbar, die Flügel angebracht find.
Kleine Sockel auf den ausladenden Säulencapitälchen trugen wahrscheinlich Fialen ; von einer
Kreuzblume auf der Giebelfpitze ift keine Spur zu fehen, und war eine folche wohl niemals vorhanden.
Die bei geöffneten Flügeln fichtbarc Mitteltafel zeigt auf Goldgrund die thronende Maria
von Heiligen und Hngeln umgeben, alfo in himmlifcher Verklärung. Unter einem gothifchen
giebelförmigen in dreitheiligen Spitzbogen fich öffnenden Baldachin, deffen blaue Wölbung mit
Sternen befäct ift, fitzt die Gottesmutter mit dem Kinde, welches fie liebevoll anblickt und fegnet ;
diefes blickt zärtlich zur Mutter auf und ftreckt fchmeichelnd das rechte Händchen gegen ihre
Wange aus. während das linke einen Stieglitz hält. In diefer feinen Wechselbeziehung von Mutter
und Kind drückt fich eine tiefe Empfindung ans und fchon hierin erkennen wir einen ernften fein
fühlenden Künftler. Das enge rothe Unterkleid Mariä ift mit goldenen Blumen als Deffin bedeckt;
der blaue Mantel mit edelfteinbefet/.tem Saume fällt vom Hinterhaupte herab und legt fich in
reichen Falten breit über den Schoofs. Das fall knabenhafte Kind hat ein durchfichtiges Tuch mit
Goldrand um die Beine gefchlungen und trägt um den Hals an einer Schnur eine Koralle, wie es
fcheint die Hand gegen den malocchio. Die Rückwand des Thrones bildet ein rother Teppich mit
reichem Goldmufter und Franzen befetzt; mit einem ähnlichen ift die Stufe des Thrones belegt,
welche vorn mit Fdelfteinen gefchmückt ift.
vui n. f. 5
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E, Fkkiii. v. Sackkn.
Auf jeder Seite des Thrones erscheinen in kleinerem Mafsflabc je vier I ledige (zwei
mannliche, zwei weihliche) und eben fb viele Engel hinter oder vielmehr übereinander paarweife
angeordnet; rechts, vorn, dem Befchauer zugewendet, in ganzer Geftalt fichtbar Johannes d. T.
im blafsrothen goldbefäumten Mantel über dem Fellkleide, in der Linken den rothen Kreuzesflab,
mit der Rechten auf das Chriftkind weifend, indem er den Hefchauer wie zur Anbetung desfelben
auffordernd anblickt; fein Kopf ifl von idealer feiner Schönheit, unftreitig der vorzüglichflc des
ganzen Bildwerkes.
Neben Johannes fleht Franz von Affifi, zum Jefukinde aufblickend, an den Händen find die
Wundenmale fichtbar; die rechte ifl auf die Brufl gelegt, die linke in Adoration erhoben. Oberhalb
diefer beiden Geftalten fleht man in Halbfiguren die Heiligen Dorothea, bekrönt, ein Körbchen
mit Blumen in der Hand, und Genofeva (:) mit brennender Lampe, wie im Gefpräch der erfteren
zugewendet, welche andächtig auf die Madonna hinblickt. Die vier bekleideten Jünglings-Engel
weiter oben, von denen faft nur die Köpfe im Profile fichtbar find, werden durch langes Locken
haar und ein kleines Gefchmeide ober der Stirne charaktcrifirt.
Links vom Throne fleht vorn Petrus im gelben Mantel, mit Schlüffeln und Buch,
neben ihm Paulus mit Schwert und Buch (der Mantel roth), beide zur Mitteldarftellung auf-
blickend; der Kopf des Letzteren mit braunem Spitzbart und kahlem Scheitel zeichnet lieh
durch feinen Schnitt, individuelle Züge und befonders intelligenten Ausdruck aus. Weiterhin
folgen oben die Heiligen: Margaretha mit dem Kreuze und Katharina mit Palmzweig und Buch,
beide bekrönt, in ähnlicher Anordnung wie ihre Gegenbilder und wieder vier Kngcl, von denen
zwei im Gefpräche begriffen fcheinen. Die ganze Darftellung wird von einem dreitheiligen Spitz-
bogen umrahmt, der (ich auf gewundene, plaftifch vortretende Halbfäulchen ftützt. Oben im Giebel
erfcheint in einem Dreipaffe das Bruftbild des fegnenden Salvators, in der Linken das Evangelium,
das Angefleht fehr edel und fchön.
Auf der Innenfeite des rechten Flügels ifl die Geburt Chrifti in eigentümlicher Weife
dargeflellt. Es ift nämlich ein felfiger Berg, auf deffen Mitte ein Dach auf Stützen den offenen
Stall darftellt, in dem man den Futtertrog mit den Köpfen der Thiere ficht. Vor demfelben fitzt
auf dem nackten Boden aufrecht Maria, das bis zur Brufl eingewickelte Kind vor lieh haltend und
betrachtend, welches die Händchen gegen fie ausftreckt, auf jeder Seite erfcheinen fechs adorirende
Engel, Ganz im Vordergrunde des Bildes fitzt der greife Jofcph im gelben goldverbrämten Mantel,
nachdenklich den Kopf auf die linke Hand geftützt, ernft vor fich hinblickend. Die Darfteilung
der l lirtenverkündigung vertheilt fich über das ganze Bild, indem ein Hirte in der Schaube mit
Kapuze ober dem Dache erfcheint, dabei zwei Lämmer, oben der herbeirliegende verkündende
Engel, ein zweiter, wieder mit drei Lämmern, ganz unten am Fufse des Berges fleht, den Kopf
aufwärts gewendet, die Hand im Staunen erhoben.
Die Innenfeite des linken Flügels zeigt in fehr fchöner Compofition den Kreuzestod Chrifti.
Der Heiland ift bereits verfchieden, über den feinen Kopf mit gefchloffenen Augen und den ganzen
Körper find die Schatten des Todes ausgebreitet, den Händen, der Seitenwunde und den auf einer
Stütze über einander genagelten Füfsen entrtrömt reichlich Blut und beträufelt den Schädel Adam's,
der in der Höhlung unter dem Felfen, auf den das Kreuz errichtet ift, fichtbar wird (zufolge der
alten Legende den Felfen durchbrechend). Das bis auf die Knie reichende Lendentuch hat
goldene Streifen, am Haupte find noch die Blutstropfen fichtbar, welche die Dornenkrone verur-
fachte. Dem langen oberen Kreuzesarmc ifl eine rothe Tafel aufgeheftet mit der in goldenen
Majuskeln gefchriebenen Infchrift : MC 6ST IUS NAZAR6NVS RGX IVDGOR'. Magdalena in rothem
goldgefäumten Kleide und eben folchem Mantel, mit aufgelöften I laaren, kniet unten am Kreuze,
es umfchlingend und blickt fchmerzlich zum Erlöfer auf. Rechts vom Kreuze fehen wir eine
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ÜBEK EIN Al.TITALIENlSi HKS FLÜÜEL- ALTÄkCHEN ZU 1'lKNlTZ IN MAUKEN.
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ergreifende Scene: Maria, vom Schmerz überwältigt, droht in Ohnmacht zu linken, Todesbläffe
verbreitet lieh über das edle Antlitz, die Augen find gefchloffen, die Rechte hängt kraftlos herab;
vom weinenden Johannes und einer Frau umfangen, wird fie aufrecht erhalten. Hinter diefer Gruppe
wird noch der Kopf einer trauernden Frau (von vorn, mit rothein Schleier) und der einer zweiten
zu Chriflus aufblickenden fichtbar. Maria trägt ein langes enges dunkelblaues Kleid und eben
folchen Schleier, unter dem die aufgelöften Haare hervorquellen, die fie flützende Frau einen
grauen, vom Haupte herabfallenden Mantel, Johannes Uber blauem Unterkleide einen rofenrothen
Mantel mit grünem Futter, alle Gewänder haben goldene Säume.
Einen höchft wirkungsvollen Gegenfatz bildet die Gruppe links vom Crucifix. Hier
erfcheint die Geftalt des gläubigen Hauptmannes in bedeutfamer Geberde; er blickt zum Heiland
auf und hebt die Rechte in Hetheuerung hoch gegen ihn empor. F.s ift eine bewegte Figur, der
bärtige Kopf mit langem Haare fehr fchün; die enge Beinbekleidung, fammt den Schuhen in einem,
ift roth, ebenfo der lange goldgemuftertc Leibrock, der Mantel, den die Linke hält, grün, das
kurze Schwert hat einen goldenen Knauf. Hinter dem Hauptmanne fleht man noch einen Greis, die
Hand auf die Bruft gelegt, im Profile und die Köpfe von zwei Soldaten mit Sturmhauben ; den
Kopf des Longinus umgibt wie ein Nimbus ein fechseckiges, nicht wie die Heiligen-Nimben
ornamentirtes, fondern nur punktirtes Ornament, wahrscheinlich nur zur Trennung von den Köpfen
der hinten ftehenden Soldaten angebracht. In der gefammten Darftellung bekundet fich durch die
dramatifche Wirkung und die Verfchicdenheit in der Charakteriftik des Ausdruckes die volle
Mcifterfchaft des Künftlers; fchöner componirt, ohne einem beflimmten Schema zu folgen, wird
man fie kaum antreffen.
In den Bogenzwickeln der beiden Flügelbilder find die vier Evangeliften in ganz kleinen,
miniaturartig höchft forgfältig ausgeführten Figürchen dargeftellt, jeder bei feinem Pulte fitzend
und auf eine Rolle fchreibend, ohne Attribute; fie repräfentiren, wie häufig, die männlichen Alters-
ftufen, der kräftige Matthaeus, Marcus älter, wie einer Eingebung von oben laufchend, der greife
Lucas mit kahlem Scheitel, der jugendliche Johannes. Seltfamer Weife halten zwei die Schreibfeder
in der linken Hand.
Die Spitzen der Flügel nimmt die Darftellung des englifchen Grufses in getrennten Figuren
ein. Maria fitzt im Zimmer, das im Durchfchnitte erfcheint, auf einer Bank, die rechte Hand in
Erftaunen und fragender Geberde, ob der Grufs des Engels auch ihr gelte, auf die Bruft gelegt,
eine höchft ausdrucksvolle Geftalt, die fich von dem rothen gemufterten Vorhänge hinter ihr
wirkungsvoll abhebt. Der Engel ihr gegenüber (auf dem rechten Flügel), auf das linke Knie nieder-
gelaffen, in der Linken einen langen Lilienzweig, die Rechte fegnend gegen die Jungfrau ausge-
ftreckt, tritt, obwohl räumlich entfernt, in eine lebendige Beziehung zu ihr. Gewand und Flügel
find rofenroth.
Die gefchloffenen Flügel zeigen nur eine Darftellung, die Anbetung der Könige, wieder in
derfelben Felslandfchaft, wie fie bei der Geburt Chrifti erfcheint. Maria fitzt unter dem den Stall
andeutenden Dache auf dem Boden und hält mit beiden I landen das bis auf die Bruft eingewickelte
Kind dem knieenden greifen Könige entgegen, der, die Hände in Anbetung erhoben, zu ihm
aufblickt. Das Kind ftreckt feine Rechte gegen ihn aus; mit der Linken hält es die dargebrachte
goldene Büchfe. Der König, im langen grünen Mantel, hat feine Krone zur hxde geftellt, feine.
Gebertie, fein edler Greifenkopf drücken die inbrünfligfte Andacht aus. Jofeph, zur Seite ftehend,
nur zur Hälfte fichtbar, die Hand auf die Bruft gelegt, während die Linke den Mantel fafst, blickt
in ernftem Staunen auf die Scene hin.
Die beiden andern Könige (auf dem rechten Flügel) find ganz mit der Erfcheinung des
Sternes befchäftigt, beide blicken zu ihm auf und erheben die Hand in freudigem Erftaunen. Der
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E. Frf.iii. v. Sacken.
ältere, mit feinem Vollbart, im langen grauen Kleide, trägt keine Krone, der zweite jugendliche,
mit grünem Kleide und rothem Mantel bekleidet, ift bekrönt, beide halten cylindrifche goldene
Büchfen; hinter ihnen werden die Kopfe von drei Pferden fichtbar (Fuchs, Schimmel, Rappe).
In den Segmenten des Bogens oberhalb diefer Darfteilung fieht man zwei heilige Bifchöfe,
jeder mit Pedum und Buch, auf dem Haupte eine weifse mit Edelfteinen befetzte Mitra.
Der treffliche Blattgoldgrund ift bei allen Bildern mit pun&irten Ornamenten reich verziert.
Innerhalb der Spitzbögen läuft allenthalben ein fünftheiliges, aus Perlen, Rofetten und Blümchen
beftehendes Band, auch alle Nimben find mit geftcmpften Blümchen (theils Rofen, theils in Kreuz-
form) und Perlenrändern gefchmückt.
Der Sockel, die kleine Predella des Altärchens enthält die Datirung; in der Mitte befindet
lieh ein herzförmiger Wappenfchild, deffen Figur nicht mehr kenntlich ift, fie fcheint aus einem
Sparren, darunter eine Figur, beftanden zu haben. Beiderfcits fteht auf rothem Grunde in filbernen
Majuskeln: ANNO DNI — CCCXXXVIII, (1338) am Anfange und am F.nde rankenartige, an
orientalifche Motive erinnernde Züge als Ornament. Die Mafse find: Höhe des ganzen Altärchens
87 Cm., von denen 8 Cm. auf die Predella kommen, Breite bei gefchloffenen Thiiren 38 Cm. I lohe
des Mittelbildes felbft 53 Cm., Breite 24 5 Cm. Gröfse der Madonna 23 Cm., der vorderen Heiligen
17 — 18 Cm., der beiden Könige auf den Flügeln 19 Cm.
Schon der Reichthum der Darftellungen und die treffliche Anordnung der Compofitionen
zeigen die Bedeutung des Altar-Werkes; die Feinheit der Zeichnung, die liefe Empfindung im Aus-
drucke, die harmonifche Farbenwirkung des Ganzen, fowie die Zartheit der Durchführung bis ins
kleinfte weifen auf einen hervorragenden Künftler feiner Zeit hin.
Die Geftalten find fchlank, von geftreckter Proportion, Arme und Beine fehr mager, die
Bewegungen naturgemäfs, feiten eckig, die Hände in den Motiven charakteriftifch, aber mit zu
langen, knöchellofen Fingern, die Füfse breit und fchlecht gezeichnet. Die Gefichter zeigen ein
längliches Oval, fchmal gefchlitzte Augen mit flach gezogenen unteren Liedern, ftark in die Winkel
gerückten Sternen, glänzendem Weifs, wie fie für die italienifche Kunft des 14. Jahrhunderts
charakteriftifch find, gebogene, etwas längliche, feine Nafen ; der Mund ift meift naturgemäfs, klein.
Von aufsergewöhnlicher Schönheit ift der dem Befchauer zugewendete Kopf Johannis des Täufers
und der des zweiten Königs; das Antlitz des heil. Paulus fällt, wie erwähnt, durch den Ausdruck
hoher Intelligenz auf. Im Allgemeinen zeigen die männlicheren Köpfe eine gröfsere Individualifirung,
find überhaupt beffer gelungen, als die mehr gleichförmigen weiblichen. Bei manchen Anklängen
an den byzantinifchen Typus, der befonders in der Geftalt des Täufers bei aller Schönheit feines
Kopfes hervortritt, einigermafsen auch bei der Madonna, macht fich ein lebendiger dramatifcher
Zug in der Auffaffung geltend, der beim Hauptmanne der Kreuzigung und den beiden Königen
am entfehiedenften zur Entfaltung kommt; der empfundenfte Ausdruck bekundet fich in der
ohnmächtigen Maria unter dem Crucifixe und bei der Maria der Verkündigung.
Die Gewänder zeigen einfache verftandene Motive mit wenigen reichen Falten, deren
Schatten mit demfelben Farbton ohne graue Uebergänge gemalt find, manche erfcheinen wohl
etwas leer, faft fackartig.
Die Zeichnung wurde in den Goldgrund, mit dem die Tafeln zuerft überzogen wurden,
mit einer Spitze eingeritzt und bisweilen, befonders bei den ausgeftreckten Händen, nicht völlig
mit Farbe ausgefüllt, indem von ihr bei der Ausführung abgewichen wurde. Bei den Köpfen
bemerken wir durchaus einen bräunlichen Local-Ton, die Schatten find tiefbraun, die Uebergänge
in grünlichem Grau, breit, die Lichter faft unharmonifch weifs und kräftig aufgefetzt. Von befonders
feiner Ausführung mit Mufchelgold find die Deffeins und Säume der Gewänder. Die Farbe ift
felbft verftändlich Tempera.
ÜBER EIN ALTITALIENISCHES FLCCEL A LT ARCHEN ZU PlKMTV IN MAUKEN.
:>7
Obwohl im Ganzen der Einflufs Giotto's unverkennbar ift, fchliefsen fich die fchlanken
mageren Gellalten und insbefondere das Madonnen- Ideal mit etwas langer fchmaler Nafe
mehr der Richtung und Weife des Duccio an und erinnern an deffen fienefifche Nachfolger, auch
durch den füfsen fchmelzenden Zug, der die Köpfe beherrscht, die nicht übertrieben gefchlitzten
Augen, länglichen Ovale, das feine Schönheitsgefühl und die zarte Durchführung. Hervorzuheben
ift der gemäfsigte, von Uebertreibung ferne Ausdruck, befonders bei der Kreuzigung; feierliche
Ruhe, tiefer Ernfl erfüllen alle üarftellungen. Für die frühe Zeit von 133S miiffen die Bilder als
fehr vorgefchritten in Anordnung und Feinheit des Ausdruckes bezeichnet werden. Die Bewegung
des Kindes auf dem Mittelbilde und die ftufenweife Anordnung der Heiligen und Engel erinnern
an das 1^46 von Bernardo di Daddo in Orcagna's Tabernakel zu Or S. Michele in Florenz gemalte
Madonnenbild; der Jofeph bei der Geburt ift fall genau wie der in der betreffenden Darllellung
Giotto's im Cyclus zu Padua ; diefe Geftalt wurde ziemlich typifch. Einzelne Züge erinnern auf-
lallend an Werke des Simone Martini und Lippo Memmi — Namen, die unwillkürlich auf den
Lippen der Befchauer fchweben. Die von erllgenanntem Meiftcr 1332 gemalte Verkündigung in
der Gallerie der Uffizij zu Florenz (Nr. 9) zeigt die goldbordirten und deffinirten Gewänder, die
knöchellofen Hände, fein gefchlitzten Augen, grünlichen Schattenübergänge und weifslichen Lichter
wie die Bilder unferes Altärchens. Ebenfo ein der fienefifchen Schule angehöriges Bildchen:
Madonna, das Kind fangend im Mufeo criftiano des Vaticans. Im Madonnen-Ideal ftimmen alle
diefe drei Werke uberein. Die genauere Fellllellung der flylillifchcn Zugehörigkeit, vielleicht auch
des Medlers, mufs der fpäteren Forfchung überlaffen bleiben; vorläufig möge es genügen, auf die
Bedeutung des kleinen Juwels aufmerkfam gemacht zu haben.
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GRABSTEINE DER CHRISTLICHEN ZEIT ZU FRIESACH IN
KÄRNTEN.
Von Leopold v. Beckh-Widmanstetter.
II.
8. 1524, 21. Auguft. In der Wand des füdlichen Kirchenfchiffes aus rothem Marmor, 225 Cm
hoch, 118 Cm. breit, ein mächtiger Stein, in denen vertieftem Bildfelde und auf einem Kopfkiffen
mit bufchigen Quallen an den Ecken ruhend, der Propll im weiten faltigen Chorrocke, um den
Oberkörper einen Mantel (Pluvialer), am Haupte ein Barett; die Hände find gefaltet, in der Beuge
des linken Armes ruht die Bibel Gothifche erhabene Schrift am breiten Ramie auf der rechten
Leifle beginnend :
Ven'"p(ate)r . dns . Colomanus . Brunmeiller . decre"" . doctor . eclie , colle(giä)" S . Virgilij . frisaci . pptus
.et Carinthie.inferioris.archi u, .obijt.anno.dni.M.L).24. die 21 menfis.auguftt.
In den unteren Ecken des Schriftenrahmens zwei Wappenfchilde, rechts ein Ziehbrunnen
als Namens-Wappen, links eine abgehauene Hand mit ausgefpreizten Fingern, vom Handrücken
fichtbar. Schon am 21. December 1496 war er Zeuge einer Urkunde des Klofters Yictring mit der
Bezeichnung als Dodlor beider Rechte und Propll am Virgilienberge.
9. 1535, 21. April. Im nördlichen Scitenfchiffe am Boden gelagert ein 160 Cm. hoher,
84 Cm. breiter Stein. Derfelbe enthält in der Oberllelle das Brullbild eines Canonicus, darunter
in gothifchen Lettern die Widmungsfchrift:
Anno domini 1535 die 21. menfis aprilis obijt vene rabilis vir dnus: Petrus Thurekh natione ? 1
. . . .canonicus et grana tor Frisaccnfis cuius anima deo vivat.
Darunter der Todtenkopf mit den gekreuzten Beinfchienen, beiderfeits begleitet von einem
Wappenfchilde, in jenem zur Rechten eine Hausmarke (drei in einen Triangel gellellte Stäbe,
doch mit darüber hinausragenden Spitzen), in dem zur Linken der l'riellerkelch. Aufserdem
enthält unten eine kleine Tafel noch den Anruf: SEQVAMINI.
10. 1541, 24. Mai. An der Wand des nördlichen Seitenfchiffes ein 140 Cm hoher, 81 Cm.
breiter weifser Marmorllein. Er enthält oberhalb in einer Blende das Bildnifs eines Stiftspriefters,
welcher den Kelch mit der rechten Hand vor den Leib hält. Ueber dem Haupte im Halbkreife auf
einem Schriftbande: Ne perdas cum impiis deus aiam . (animam) meam. Dann die Legende in einer
gefchwungenen Schriftrolle, die Füfse des Priellers deckend, gothifche Minuskel in 7 Zeilen:
Anno . virginei . partus . 15 .41 . die . vero . xxmi . mefi May exceflu e vivis venera bilis . vir . dns .
Sebaflianus perkhamer . eccie (ecclellae) divi Bartholo mei . Frifaci . Cano(ni)"" . c(ujus) . aia .
(anima) . de(o) . vivat in pace
I Et»a: mifn«. d Ii au» Meif.ei. 1
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Gkaiisteine der < iikisti.k iien Zeit zu Friesau! in Kärnten.
39
Ganz unten rechts ein Wappcnfchild, auf einem üreiblihel drei Blüthenftengel enthaltend.
Links ift eine kleine Schrifttafel angebracht, die Note enthaltend : „gefchrieben althernach".
11. Zwifchen 1539 und 1542. An der nördlichen Seite des Presbytcriums nächft der
Sacrifteithüre ein 263 Cm. hohes, 83 Cm. breites, in weifsem Marmor ausgeführtes Grabmal.
Dasfelbe ift nach oben abgefchloffen durch einen halbkreisförmigen Auffatz, welcher mit einem
Engelskopfc geziert ift. Darunter ift in einer Nifche die Darftcllung des gekreuzigten Heilandes, zu
beiden Seiten begleitet von kleinen Schildchen mit Infchriften:
Rechts: ESAIAE, XI JH. EGO SVM. EGO SVM DOMINVS KT NÖ KST ABSCLVE MK SAL. Links: JOB. XIX
IN CARNE MKA VIDEBO DEVM.
Hierauf folgt ebenfalls in lateinifcher I.apidarfchrift die 16 Zeilen füllende Widmung, welche
wegen der vorgehenden Barriere zur Begrenzung des Raumes für den Hoch-Altar nicht vollftändig
gelefen werden kann. So weit zu entnehmen ift, befagt diefelbe, dafs hier Chriftoph Pickel, Rath
des Erzherzoges Ferdinand von Oefterreich und des Fürfterzbifchofes von Salzburg, Propft zu
St. Bartholomä in Friefach und Erzpriefter in Unter- Kärnten ruhe, welcher fich den Lcichenftein
bei Lebzeiten felbft beftellt zu haben fcheint, denn für Todesjahr und Tag ift allerdings der
nöthige Raum freigelaffen, diefer jedoch (wie gewöhnlich in folchen Fällen) nicht ausgefüllt.
Nachdem Gedenkbuche der Propftei 1 war Pickel im Jahre 1527 bereits Propft und fcheint es
mit einer Unterbrechung im Jahre 1529 noch längere Zeit geblieben zu fein. 1537 nannte er fich auch
als Pfarrer von St. Paul in Kappel im Krappfelde. Am Erchtag nach St. Aegyd, d. i. in den erften
Tagen des Auguft 1538 beurkundet Dr. Chriftoph Pigkhl (bei Anführung aller vorgenannten Titel)
einen Vergleich zwifchen dem Abte Sebaftian in Victring und dem Pfarrer von Keutfchach Bartlmä
Mafteznigkh. 1539 am 12. Februar wurde er vom Landeshauptmanne zu einer Berathung der Aus-
fchüffe der kärntnifchen Landfchaft nach Klagenfurt berufen. 1542 ift bereits Georg Vifchl Propft zu
St. Bartlmä. Pigkhls Name mit der gleichen Schreibart ift faft gleichzeitig aus einer fteierifchen
Gültenauffandung ddo. Graz 29. September 1553 (Gültauffandungen Folio 153) zu conftatiren : 1 lans
Pigkhl zu Bruck a. d. Mur, Sohn des f Dr. d. Rechte und kaiferlichen Rathes Chriftoph Pigkhl und
der Apollonia Einpacher 1 übernimmt nach erlangter Volljährigkeit fein ererbtes Vermögen von
feinem bisherigen Vormunde und Oheim Michael Einpacher, Rathsbürger zu Grätz. Wohl aus
dcrfclben Familie wurde im Jahre 1656 der apoftolifche Protonotar und Dr. der Theologie Johann
Pickhel Pfarrer zu Spittal a. d. Drau in Ober Kärnten. 1688 war ein Georg Andrä Pikhel kaif. Bann-
richter in Kärnten, 1743 Ignaz Pikhl landfehaftlicher Kaffier dafelbft; diefer flegelte mit einem
Wappen: im Schilde dann über der Helmkrone wachfend ein Knappe mit einem Berghammer in
der erhobenen Rechten.
12. circa 1550. Im nördlichen Seitenfchiffe in der Wand eingemauert ein 131 Cm. hoher,
63 Cm. breiter weifser Marmorftein. In dem oben oval abgerundeten Theile ein Wappenfchild, in
welchem aus einem Dreihügel zwei oben fich kreuzende Kleeblattftengel hervorwachfen; über dem
Schilde ftatt des Helmes ein Todtcnkopf, ruhend auf zwei gekreuzten Beinfchiencn, auf welchen
wieder weiters, eine heraldifche Helmzierde fubftituirend,* ein Priefterkelch geftellt ift.
So gefucht als diefe Zufammenftellung ift auch der Styl der elfzeiligcn, an einigen Stellen
befchädigten Unterfchrift in Minuskeln. Darum find die Gefchichtsfreunde, welche fich bisher mit den
Denkmalen in Friefach befchäftigten, gerade diefem ganz offen zur Schau flehenden Denkmale
vorfichtig aus dem Wege gegangen: Benedikt erwähnte dasfelbe gar nicht, Herrmann gab nur die
erften zwei Zeilen im Drucke wieder. In der That war es nicht leicht, den von dem poetifch
angelegten Canonicus felbft verfafsten Scheidegrufs an die Ueberlebenden aufzulöfen Die ununter-
' H*kiH*i«y, die StaJl Friefach. S. III — * Au« der berühmten Grauer Barger.Umilie der Kridericiarulchen Epoche.
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4 o
LKOrOl.li V BE< KU WlKMANSTETTEK.
brochene jeder Interpunktion ermangelnde Aneinanderreihung der theilweife ahbrevirten Worte
feitens des Steinmetz, erfch werte aufserdem die Lefung der Infchrift, welche noch bei Lebzeiten
des Verftorbenen gemeifselt wurde, wie der unausgefüllt gebliebene Raum für das Todesdatum
beweift. Die Berathung mit gelehrten Freunden ergab die Aufklärung, dafs die Legende aus drei
Theilen beftehe, einer Einleitung, einem vierzeiligen Hexameter, dann dem Schluffe, wodurch fich
diefelbe wie folgt auflöst:
Hoc tumulo clauditur venerabilis dominus Auguftinus Schwartzenperger, canonicus hujus ecclefue,
emi de volubili hujus vitae ftatu|pracfens carmen edidit: Quod magis optatur magis effluit; divina
Lapfum fpondet et mens, funt profpera prompta ruine Infidias ponit femper fors afpera blande
Anticipatque fugam melior fortuna repente; Qui et fatis difpomntibus Anno a Chrifto incarnato
m. d diem claullt extremum, cujus anima deo perpetuo vivat. Amen.
Ueber die Lebensumflände diefes Canonicus ift weiters nichts aufzufinden gewefen.
■3 1565, 7. December. Im füdlichen SeitenfchifTe näehft der Hauptmauer am Boden gebettet
ein Gruftdeckcl aus rothem Marmor, 172 Cm. hoch, 82 Cm. breit. Derfelbe hat in gothifchen Buch-
flaben die Ueberfchrift :
Georgij Vifchll hu ' ecelie. ppli. v. j. doctoris et arch. Carinthie . ez pro fe fuisque fepultura qua
dum viveret fecit anno a nato Chro . 1 5 54.
Darunter in einer zierlichen Blende ein quadrirtes Wappen mit einem leeren I lerzfehild, in
1 und 4 ein linksgeftellter gewaffneter und gekrönter Löwe mit einem Fifch in den Yorderpranken,
in 2 und 3 drei Fifche übereinander; gefchloffener Helm mit Bindenfchmuck, darüber zwifchen
einem Büffelhörnerpaar der wachfende Löwe mit dem Fifch wie im Schilde.
An derfelben Stelle ift oben in die Wand eingeladen der 258 Cm. hohe, 124 Cm. breite
Grabftein diefes Propftes, gleichfalls in fchöner und reicher Sculpturarbeit mit Benützung von
rothem Marmor. Die Schriften am Grabfteine find durchaus in Lapidarlettern ausgeführt. Zu
oberft der Spruch: Afpice haerefeos inqvinatos nos tv enim domin«- liberafti me. Darauf in Basrelief
die Auferftehung Chrifti. In der nun folgenden Abtheilung die Ueberfchrift: O divi eceliam malig-
naneivm, et cvm haereticis non fedebo, ps. (pfalm). Darunter die Darftellung der Grablegung Chrifti.
Diefer folgt in 17 Zeilen die Widmungsfchrift, dann in dem freien Räumt' links das Porträt
des Verftorbenen und das Wappen, fo wie es am Gruftdeckel beschrieben wurde:
Ex.monte. Rembsnick. Stiriae Georgivs. Vifchll. V. J. Doftor S. Bartolomaei.ac. S. Virgilii Co lle-
giorv nippt', et . Charinthiae archidiacon'.nec.non.reverend.et . illvftrifs . pris . ac.dni . d. Frnefti.
Salzebvrges . eledli . a(r)chi|epi . ec . comitis . Patatini . Rheni. et dvcis.Bavariae.confiliari' . ad.dei
Ivminis . et . lvcis . avthoris . lavde [ vsqve . dv . viveret . ano . aetatis fvae . LIII . P . hoc . vero . opvs . co n-
fec'lv . eft . Frifaci . III . cal . Deco ano . M . I) . LIII . dorinivit avte . in . dnö . an . M . D LXV . mens .
Deceb die . feptima.
Nach Viftringer Urkunden war Georg f/'/?/// fchon im Jahre 1542 Propft zu St. Bartholomäus.
Wohl dürfte er, der geborne Steiermärker, ein Verwandter, etwa gar ein Sohn jenes Hans Vifchl
gewefen fein, welcher lieh 1522 als Hubmeifter zu Grätz und Kellermeifter in Steyer zeichnet, damals
einen Hof bei St. Leonhard im Lavant Thale befafs. Der Propft dürfte der letzte des Gefchlechtes
gewefen fein, denn als fein Krbe trat Matthäus Waldner, Bürger zu Friefach auf. 1
14. 1578. An dem Pfeiler des füdlichen Seitenichiffes ein 178 Cm. hoher, 94 Cm. breiter Grab-
ftein aus rothem Marmor. Im oberen Theile eine Blende, darin rechts vor dem Crucifix das Bildnifs
eines mit gefalteten Händen knieenden, zum Heilande emporfehenden Priefters im Chorrocke ; links
1 Imiruttioa dti Kribifchofes Johann Jicub von Saltburu d<lu 13 Mai 1569 in den Friefachei Adten itt GcfchichUvcrcinh
von Kiagenfurt
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Grabsteine i>ee uikisn.it iikn Zeit xi; Feiesacii in KAenten.
4>
das Wappen, « in getheilter Schild, in welchem das untere Feld von zwei erhöhten Querbalken
durchzogen ift, im oberen Felde zwifchen zwei Grabeifen ein Aehrenkranz; Uber dem gefchloffenen
Helme mit Bindenfchnuick, hervorwachfend der Oberkörper eines Mannes mit gefchultertem Grab-
eifen. Die zwölfzeilig • Schrift in Capitallettern folgt darauf, diefe ift in einen zierlichen Rahmen
geftellt, fowie auch die Lifenen der Blende durch Figuren belebt find. Die Infchrift lautet:
D.O.M Venerabiiis, pivs, et, perdoctvs . dns Joannes, Agricola, artivm . liberali Ivm, et, Phiae: Mgr;
qvi, poftqvä.archi diaconatvi, inferioris.Carinthiae, nec, non, cvm, praepofitvrae, in monjteS. Virgilii,
dvm, decanatvi, ad, S Bartholomevm, Frifacii, per, anos aliqvot, lavdabiliter, et, ftrenve,, praefviffet,
foeciliter, diem, fvvm clavfit, vlt. Janvarii. Anno domini M.D.LXXVIII.
Diefer Agricola dürfte ein Bruder jenes Georg Agricola gewefen fein, welcher kurz vor dem
Johann, IVopft am Collegiatftifte St. Barthelmä in Friefach gewefen, dann aber 1570 Bifchof von
Lavant und 1572 auch Bifchof von Seckau wurde. In diefer Eigenfchaft war er zugleich des Erzher-
zogs Karl Vice-Statthalter der inuerölb rreichifchen Länder und flarb 1584. Ob beide wohl in einer
verwandtfchaftlichen Verbindung Händen mit jenem Stephan Agricola oder Kaftenbaucr Bürger zu
Salzburg, welcher um 1520 zu den Beförderern der evangelifchen Lehre in Salzburg gehörte, eine
Bewegung, die übrigens dort bald unterdrückt worden ift? — In Kärnten lebte bald nach den beiden
Prälaten ein Thoman Agricola, welcher von 1637 — 1640, wo er flarb, bambergifcher Bergrichter zu
Cliening im Lavant-Thale war. Diefer führte im bürgerlichen Wappen einen Bauer mit dem Grabeifen
in der erhobenen Rechten.
'5 '593- 0 Mai. An der Wand des nördlichen Seitenfchiffes ein 1S0 Cm. hoher, 75 Cm.
breiter Grabftein Oben ein quadrirtes Wappen, in 1 und 4 drei Halbmonde, in 2 und 3 drei Fifche,
alles quer gebellt, über den Helm ein wachfender Löwe mit einem Fifch in den Vorderpranken,
darunter in 14 Zeilen römifcher Lapidarfchrift die Widmung:
Gentiiis . aetalis . svae . reverendo et nobili . dno . Cypriano Lyrcuo,|eccläe . hvjvs colleg . S. Bartho lomei
et S. Virgilii . praeposito Frisacen.inferioris.Carinthjiae.archidiacono fedvlo.fv ngenti mvneribvs.
fvis annis . X .fvavem odorem omnibvs emitent te vivis fvblato aetatis fvae .... non fecvs ac bene
mereti in eccl. catholica merentes pofvere; teftamentarii. Obijt feliciter die VI. Maij anno 1593.
16. 1594, 1. Oclober. An der Südfeite des Priefter-Chores in 392 Cm. hohes, 120 Cm. breites,
aus mehreren Theilen zusammengefetztes Grabmal. Das Ganze bildet ein fchönes und reichausge-
ftattctcs Werk der Bildhaucrkunfl, in weifsem Marmor ausgeführt. Zu oberft, begleitet von Sanduhr
und Todtenkopf, an beiden Seiten das vollfländige Wappen der Baffeyo mit 3 Helmen famin t Zierden,'
hierauf eine Tafel mit 9 Zeilen Lapidarfchrift.
Admodvm R' 1n et nobili dno.Johanni Jacobo de Bafeyo in Praunfperg praepofito Frifacen . dignils"
n artib . liberalib . ac Phia. ftudio.nec non theologicis .lileris apprime verfato, verae pietati ac religioni
cath"" devotifs. florentib . adhuc annisjhinc erepto parent moeftifs: P. P. obiit die 1. Oftob. ano
domtii. MDXCIIU.
Darauf folgt das Bildnifs eines aufrecht flehenden, nach vorwärts fehenden Priefters in
Lebensgröfse. Bekleidet ift derfelbe mit dem Chorrock, das Haupt trägt das Barett. Ueber dem
Schofs ruht eine Tafel mit folgender Schrift in 4 Zeilen: Ah quod funerib . press9 nunc vivere primu
incipio neute confice chare parens, deliciis fruor aethereis. Quid lletis amici, vos fpectat coelum. cur
minus ire juvat
Die Raffeyo follen aus dem Venetianifchen nach Kärnten eingewandert fein, wo fie das Schlofs
Praunsperg im Gurkthale erwarben und lieh nach demfelben zubenannten.* In der Verwaltung
werden Glieder diefer Familie öfters genannt. Hans Baffeyo wurde 1544 öfterr. Regierungsrath
' Vergl. Me K ,fer, KUrnlmfche Chronik, II Eol., 1755 ' '♦'"/'• Kirnten» Adel. |>ag. JOI
VBI. N. F. 6
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Leopold v. Beckh-Wihmanstbttbr.
in Wien, hat dann auch ilas Statthalteramt oft verwaltet. 1 Ein fpätercr Johann, wahrscheinlich Sohn
des ebengenannten und Bruder des Propfles, war um 1580 Landesvicedom, 1593 aber Landes-
verwefer in Kärnten, erfchien noch 1604 am Landtage in Klagenfurl*
17. 1684, 19. November. An der linken Wand des Presbyteriums 226 Cm. hoch, 105 Cm.
breit, ein weifser Marmorflein, oben das Wappen von einem Engelskopf bedeckt. Es zeigt einen
ovalen Schild, der zuerfl gefpalten im rechten Theile die ganze Geflalt des heiligen Bartholomäus
enthält, wahrend der linke quadirte Theil ohne Zweifel der Familie des Verdorbenen angehört, in
1 und 4 auf einem Drei-
bühel je einen Kleeftengel,
in 2 und 3 je einen Ring
«reifend Darunter folgt in
gefchnitztem Rahmen die
Infchrift von 16 Zeilen
in Lapidarfchrift Die
Anfangsbuchstaben jedes
Wortes find etwas höher
und in Gold ausgeführt:
In hoc tumvlo qu(i)escit
admodum reverendus in
Chriflo domi nus et pater
Joannes Petrus Stickhl-
berger, hujus Ec clesiae
Collegiatae Prae positus
et Archidiaconus et quon-
dam Decanus Col legiatae
ecclesiae bfriae. Vgl».]
Maria«: in Solio. Qui vtram-
que collegiatam post dura
incendia reparavit, et pro
viribus ornavit, denuo pie
defvnctus 19"" Novembris
aho. 1684. Cujus anima
vi vat et tu viator prccare
illi requiem aeternam.
Ob Stickiberger
etwa jener fleierifchen Fa-
milie diefes Namens ange-
hörte, aus welcher Leo-
Fl,. 1.
pold im Jahre 1407 — 1413
als Kammermeifter des
Herzogs Ernft des Eifer-
nen von Steiermark ge-
nanntwird, bedürfte nähe-
rer Unterfuchung. Von
diefem Propfte ift bekannt,
dafs er feit 1674 die Inful
trug und in feinem Todes-
jahre die Bartlmäkirche
reflau rirte.
18. 1696 Zur rech-
ten Seite des Presbyte-
riums ein Grabflein aus
fchwarzem Marmor, 197
Cm. hoch, 80 Cm. breit.
Oben, von einem Engels-
kopfe befchirmt , zwei
neben einander geftellte
Wappenfchilde, im rechts-
feitigen ein Adlertlug, be-
legt mit einem M, im link-
feiligen eine Ente. Die
Infchrift füllt 17 Zeilen in
vielfach abbrevirter Lapi-
darfchrift: In hoc tumvlo
requiefeit revmus ac clarif
fimus dfivs. Martinus Mayr.
J.V.D.S.S" Thlgäe Bac-
calaureus format', celfmi
prineipis archiepi. Salis-
burgenfis Coiifiliarius, hu-
jus Collegiatae ecclae: Praepofitus, inferioris Carinthiae Archidiaconus, qui 12 annis officio fuo lau-
dabiliter indefeffo labore perfunetus, in fefto S: | Ciarae V:' Zeli, manfuetudinis, aliarumquej virtutum
exemplis clarus ab hacl mortalitate plenus meiitis in dm», deceffit. Weiter unten das Chronogra-
phicum in vier Zeilen :
sIstk VIator, et eI, Vt a M0D0 reqVIesCat a LahokIhVs sVIs Vno aVe i aVe
Martin Mayr wurde im Jahre 1685 als Nachfolger Stickhlbergers zum Propfte gewählt.
I Notitcnblalt 18J1, I., p«g. 118. — -' HcneriiA CoUoft — • Virzin».
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GKAHSTKINE OER CHRISTLICHEN' ZEIT ZU FRIESACH IN KÄRNTEN
43
19. 1778, 29. September. Aufser der Kirche an der nordfeitigen Wand ein 86 Cm. hoher,
56 Cm. breiter, grober, unten abgefegter Stein, auf welchem unter dem Friert erkelche in gewohnlicher
Lateinschrift ringemeifselt ift:
Hie in domino requiefeit Rdüs ac venerabilis vir Antonius Sagmeirter|hujus ecclefiae capit: decanus
natus IV. cal. Jan. MDCCXVII|obiit die XXIX menfis Septembris MDCCL XXVIII.
20. Zeit unbertimmt. Am Boden des Mittelfchiffes unter dem Mufikchor enthält ein 132 Cm»
hoher, 60 Cm. breiter, grauer, etwa um das Jahr 1400 gemeifselter Stein in einem vertieften
Kreife das gothifche Monogramm des Weltheilandes: ibs.
I Janinter die gothifche Unterfchrift in 4 Zeilen :
Precor. te . dornte, anteq . (uam) discernas . me . miferere . mei.
Nähere Andeutungen über die Zugehörigkeit diefes Steines find nicht zu ermitteln gewefen.
21. Nächft dem Andreas- Altar ill in den Fufsboden eingelaffen das Fragment eines 130 Cm.
hohen, 55 Cm. breiten Steines, aus deffen Bildlläche nur mehr der Ibifenweife gegliederte Kufs
eines Kreuzes, darüber ein Wappenfchild zu entnehmen ift, deffen Feld eine Kanne füllt. Vielleicht
Cellerarius? Oder — wiewohl gewagter — Leininger aus dem fpäter in Villach zu Anfeilen
gelangten Haufe. Ein Ruprecht Leininger war um 14S6 Bürger zu Friefach.
Mir macht es den Findruck, als
fei es das Produft einer fpäteren
Periode, und hat bei deffen Her-
rtellung das Streben vorgewal-
tet, einen Grabrtein der errten
Hälfte des 13. Jahrhunderts zu
imitiren. Diefes Bemühen ift
meines Frachtens jedoch nicht
gelungen. Wir haben aus dem
13. Jahrhunderte nur wenige
Denkmale herüber gerettet.
Unter diefen wenigen böte vor-
liegendes Denkmal das erfle
Beifpiel der Finmeifslung des voll-
Händigen Wappens mit Schild,
Helm und deffen Zier.
Indenechten I )enkmalen
des 13. Jahrhunderts fehen wir
— wenn überhaupt Figurales
vorhanden — den Schild allein,
gewöhnlich in Verbindung mit
dem Kreuze. Frft von 1300 an
werden allmälig Helm und Zier
dem Schilde beigegeben. Die
Ausführung des Wappens, wie
wir dasfelbe hier fehen, erfcheint
uns auSscrdem zu zart, um diefelbe einem Steinmetz des 13. Jahrhunderts zufchreiben zu können.
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22. Angeblich 1231. Am
Boden des Mittelfchiffes in der
Nähe des Mufik-Chores u. zw.
zwifchen dem Muuk-Chor und
den erften Säulen des Mittel-
fchiffes (vom weltlichen Ein-
gänge gezählt) ein rolher Mar-
morftein 244 Cm. hoch, 109 Cm.
breit. Im Bildfelde die fchwach
eingeriffene Contur eines Drei-
eckfchildes mit einer fünfblät-
terigen Rofe, darüber ein Topf-
helm, deffen Scheitel über einem
Schirmbrette wieder die Rofe
wie im Schilde fchmückt. Die
den Rand füllende, feicht aus-
gemeifselte und an der unteren
Leirte beginnende Legende in
einem Gemengfei von Majuskeln
und üncialfchrift lautet :
+ ANNO • DNIAV-O'X XXI |C7TI-tN
DKS ■ OCTOHRIS • OHlIc (RLS
TORVS • FILIVS I)l7l RfilRRId •
DE ■ URS * T. - R Ot"KNBKK< '..
I )iefes Denkmal erweckt
mancherlei Bedenklichkeiten.
II. Weltliche Perfonen.
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Co 3
— ff)
70
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Kg, 2.
44
Lkopoi.i» v. Hki kii-Widm ANS TKTTER.
Die erhobenen Zweifel in die Echtheit diefes Denkmals werden aber ganz befonders durch
die Anlage und Ausführung der Legende geftützt. Auf den Denkmalen des 13. Jahrhunderts,
ganz befonders jenen des früheren und in unferen Ländern kommen Randfchriften noch nicht vor.
Wenige Schritte von der Bartlmä-Kirche, im Duminicaner-Klofter, haben wir Gelegenheit, zwei
unzweifelhaft echte Denkmale des 13. Jahrhunderts diefem vergleichungsweife zur Seite zu ftellen.
Der Unterfchied ifl ein auffallender. Bei knappefter Haftung des Textes ift die Schrift zeilenweife
untereinander geordnet. Erft beiläufig 100 Jahre nach 1231, welchem Jahre der vorliegende
Grabftein zugefchrieben werden will, treten Widmungen mit Randfchriften auf. Die Schrift an fich
entfpricht auch nicht dem Charakter der Steinfchriften jener Zeit, in welcher diefelbe ausgemeifselt
worden fein foll. (Siehe die beigegebene llluftration.)
Dem Bildhauer ift die getreue Wiedergabe der Majuskel des früheren 13. Jahrhunderts
vielleicht eben darum minder gelungen, als die Mengung mit Uncial-Buchflaben in kaum verdeckter
Abfichtlichkeit hervortritt. Der Schnitt mehrerer Buchftaben gibt zu denken, cbenfo der Umftand,
dafs zwifchen dem Charakter der Schrift in der erften die Jahrzahl enthaltenden Leifte, gegenüber
jenem in den drei andern Leiflen fich Abweichungen dem Befchauer aufdrängen. Für das angege-
bene Jahr 1231 dürfte eben der Wegfall der Jahresangabe zeitgerechter fein. Aber auch dann, wenn
wir tlie Jahrzahl als hieher paffend anfehen, fo dürfte die Scheidung der Jahrhunderte von der
Zahl der Jahrzehnte doch nicht fehlen. Die Ausrede, der Punkt fei verwifcht worden, hat keine
Geltung; mangelt ja doch der Raum, welcher zwifchen den CC und .V für den Punkt inmitten
hätte frei gehalten werden müffen. Diefer mangelnde Punkt hat infofern einen Werth für diefe
Unterfuchung, weil dadurch der Hinweis gegeben ift, dafs diefes Denkmal fpäter, wahrfcheinlich
erft im 17. Jahrhundert, nachgemacht worden ift, wo diefe früher meilt ftrenge eingehaltene
Trennung nicht mehr Beachtung fand. Der Schreibfehler des lezten Wortes, wodurch der Name
Kotenberg ftatt Rofenberg erfcheint, fei nicht vergeffen. Endlich harmonirt der Text der Legende
nicht mit dem Style folcher Widmungen des 13. Jahrhunderts. Die Form der Namensbenennung des
Vaters als „Herr Heinrich von Urs und Rofenberg" pafst entfehieden nicht in das Jahr 1231, das
klingt vielmehr fehr modern.
Kaum minder überrafchend find die Refultate der genealogifchen Unterfuchung über die
Zutheilung diefes Denkmals. Domherr lierrmann hat es für nöthig gehalten, eben «liefern Denkmale
mit folgender Note' einen Geleitfchein mitzugeben:
„Mit diefem Stein hat es ein eigenes Bewandtnis. Ein Orlini aus dem bekannten romifchen
Gefchlechte Höh im Jahre 1150 zur Zeit eines Aufruhres, welchen Arnold von Brescia erregte, nach
Deutfchland.* Vitek Orfini hatte fich in Böhmen niedergelaffen und deffen gleichnamiger Sohn
wurde der Stammherr des nachhin fo mächtigen, Anfangs des 17. Jahrhunderts dort ausgeltorbenen
Gefchlechtes. Wok, fein Sohn, baute zwifchen 1241 und 1246 die Burg Rofenberg. Unter König
Premysl Otakar II. kam ein fpäterer Wok von Rofenberg als Landeshauptmann nach Steiermark.
Nach Kärnten jedoch fcheinen fie bereits früher, u. zw. Anfangs des 13. Jahrhunderts bei Gelegenheit
der Vermälung des Kärntner Herzogs Bernhard des Sponheimers mit Juta, Tochter des Königs
Premysl Otakar I. gekommen zu fein und Heinrich von Rofenberg, dem obiger Grabftein angehört,
fich in ihrem Gefolge befunden zu haben. Diefer Grabftein wurde im Jahre 16S3 in Gegenwart
mehrerer Zeugen von einem kaiferlichen Notar recognofeirt, und die Standesgleichheit der
Rofenberge mit den romifchen Urfinis (oder Orfinis) auf Verfügung Kaifer Leopold 1. von einer
' ■''/■'iigrr. OcAerreich'* kirchliche Kunftdenkniale der Vorieif. Frielick. — -' Merkwürdig. daf> fafl alle die grofvtn Hinter,
die fich einer vornehmen Abkunft beriil.men. immer um andeiswn als fluide Kdclleute eingewandert fein und nur feiten in dem Lande
wurrein wollen, wo de n Gll und Einen kamen. Schon von diefem GeficblipDBkte aus bieten Co Jen« Stammbaum C«nMmUl<MM Stoff
/um Nachdenken,
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GRABSTEINE DM CHRISTLICHEN ZEIT ZU FRIESACH IN KÄRNTEN.
45
eigenen Commiflion, an deren Spitze die berühmten Genealogen und Stematographen Bucellini
und Spener ftanden, geprüft, worauf Seine Majeftät fich bewogen fanden, mit Diplom vom 6. Juli
1684 zu geftatten, dafs die Rofenberge, anerkannt im ganzen heiligen römifchen Reiche, das
Prädicat „von Urfini und Rofenberg" führen dürfen. 1 Eine andere Urkunde vom Jahre 1214 gibt:
Dominus Joanes Urfinus praepoiltus Solii, Vieedominus Krifacenfis et capitanus Henrici (?) Hin
Krescogemälde an der Seminarikirchc allhier foll ihn knieend, mit einem fliegend abgemalten
Zettel, worin „ora pro me S : Maria," dargeftellt haben.
(Mehreres hierüber in der Monographie: „die Rofenberge", Carinthia, 1854.)"
Allerdings hat es mit diefem Denkmale ein eigenes Bewandtnis, freilich in einem anderen
Sinne als Herrmann meinte.
Der nüchtern erwägenden hiftorifchen Kritik unferer Tage kann es nicht genügen, dafs im
vorliegenden Kalle die Commiflion der „berühmten" Genealogen des Jahres 1683 ihr fachmännifches
Urtheil vor dem höchften Richter fchon längll zu verantworten hatte, fie citirt Bucellini, Spener,
Hühner, Schdnleben und Andere gar häufig vor ihr Forum und llöfst manchmal auch die fcheinbar
wunderbarften Werke der genannten Genealogen um.
Auf ßucellini 1 und Spener geftiitzt fucht uns Domherr Heinrich Herrmann mit wenigen
Worten für feine Zutheilung des Denkmales zu gewinnen, und hofft die Abflammung der
kärntnifchen von den bohmifchen Rofenberg durch den Beifatz genügend zu beglaubigen, tlafs
Wok von Rofenberg als Landeshauptmann nach Steiermark kam, aber fchon vorher, als Juta
von Böhmen fich im Jahre 1201 dem Herzoge von Kärnten vermälte, etwelche Rofenberge nach
Kärnten gekommen fein dürften, darunter der Heinrich von Urs und Rofenberg des vorliegenden
Grabrteines,
Alfo entlieht die Krage, wie fich eigentlich die Verbindung des kärntner Uaufes mit dem
bohmifchen darflelle, und welche Behelfe für die Herleitung beider von einem altrümifchen
Gefchlechte erbringlich find.
Hinfichtlich der lezteren Krage haben uns auf Grund ficherer urkundlicher Behelfe zwei
berufene Quellenforfcher der neueden Zeit in zwei Schriften 3 wohl genügend dahin belehrt, dafs
die Zeugniffe der Herkunft des berühmten bohmifchen Gefchlechtes der Witigonen von den
italienifchen Urfini erft fpäter auf eine gekünftelte Weife befchafft worden find. Pangerl erörterte
in feinen „Witigonen" auf 15 Seiten 4 mit diplomatifcher Genauigkeit, wie die mächtigfle und
reichlle Branche der Witigonen, das find die Rofenberge, jene rümifche Abflammung erd entdeckte
und durch Zeugniffe der Cardinäle Latinus de Urfinis vom 22. März 1469 und Cosmus de Urfinis
vom 22. Februar 1481 hinreichend zu belegen wähnte, als den Rofenberg eine folche llluflration
ihrer Herkunft in ihrer auserlefenen Stellung in Böhmen erwünfeht fein konnte. Allenthalben
erweiterten fich die Titel vom 15. Jahrhunderte her, und jenes 1 laus, welches im bühmifchen König-
reiche feit 3 Jahrhunderten nach dem Könige den erden Rang einnahm, wollte nicht zurückbleiben.
Erft Mitte des 16. Jahrhunderts bediente fich Wilhelm des Namens Urlinus de Rofenberg wie
auch der urfinifchen Schrägbalken im Wappenfchildc, welches von da ab beiderfeits grimmige
Bären hielten. Dem Nimbus, welchen ihm «liefe angebliche römifche Abflammung verlieh, dürfte
er auch die Glind verdankt haben, dafs er als Kidam dreier regierender deutfeher Kürflenhäufi-r
angenommen wurde.*
• Vergl. Carinthia 1854. pag, Jjo. — * Dcrfcll.c, welchem eben lltrrmann. kuri bevor er ul>er .lic Rofenberge fchneb, fu
wenig Vertrauen entgegenbrachte im Auftaue: „Die Khcvenhiller«. Carinlhla, 1854. Kr, 5— 10. pag. 17-40 auf Seile 17. — * Theodor
H jfnrr. Archivar in Willing.™: .Sagen un<l unhaltbai* Halen Uber die Herkunft der W.tkowece 1 ihre angebliche ALftammung von den
römifchen Urbnern«, Manufcript - Dr Mathias l\mgt>l; „Dir Witigonen; ihre Herkunft, ihr* erften SiUe und ihre altefle Genealogie»
(Archiv frtr oderr. Gefchichle, 1874. 51 Band, 1. Hälfte, pag. JOI 576). « Archiv, 51 Band, J Hälfte, pag 507 511 — ; ' 1557 eine
Weif, 1561 eine Hohcufillcin, 1577 eine liadcii.
4 6
Leopold v. Beckh-Widmanstettek.
Die Verbindung, welche die rümifchen Urfini des 15. Jahrhunderts mit den böhmifchen Rofen
berg pflegten, fcheint aber zugleich feitens der erfteren durch die Hoffnung genährt worden zu
fein, die lezteren aufzuerben, eine Erwartung, die nicht in Erfüllung ging, jedoch — wenn fie
wirklich bertand — des Strebens gewifs werth war, umfafste doch das Erbe beinahe das ganze
füdliche Böhmen!
Befteht nach den Darrtellungen Pangerl's und Wagners die Herleitung der böhmifchen
Rofenberg von den rümifchen Urfini die Probe nicht, fo fällt der Anfpruch der kärntnifchen
Rofenberg von felbft.
Kaum beffer als mit der illuftren Abkunft aus altrömifchem Geblüte fteht es mit jener aus
dem böhmifchen Haufe, welche übrigens doch nur die genannten „berühmten Genealogen" und
deren Nachbeter geglaubt haben.' Witigo von Freie (f 1194), welchen Hertmann mit dem Namen
Witek Orfini anruft, war der Stammvater der Witigonen oder Witkovece. Seine Söhne und
Knkel brachten ihre Abdämmung in dem einheitlichen Wappenbilde der fünfblättrigen Rofe zum
Ausdrucke, fchieden fich jedoch in vier nach ihren Hurgen verfchieden benannte Linien zu Krumau,
Rofenberg, Neuhaus und Landllein.* Die Genealogie diefer Abftämmlinge ift dermafsen urkundlich
fertgeflellt, dafs Finfchiebungcn nicht gut möglich find. Am wenigrten ift folche beim Rofenberger
Haufe und insbefondere beim Wok von Rofenberg der Fall, der als fteierifcher Landeshauptmann
zu Graz am 3. Juni 1262 ftarb. 5 Der alte Wok war der erße Mann im Reiche nach feinem grofsen
Könige, feine Nachkommen paffen in die Stellung nicht, welche etliche in Steiermark ein halbes
Jahrhundert fpäter vorkommende Perfonen des Namens Rofenberg einnahmen. Vielleicht haben die
genannten Genealogen gefühlt, dafs fich da nicht anknüpfen laffe, und darum verflicht, diekärntner
Rofenberge an den Bruder des Stifters der böhmifchen Rofenberge, den 1205 — 1237 urkundlich
ficheren Heinrich von Neuhaus 4 zu fchmiegen. Diefer Heinrich lebte auch in der Zeit, welche am
Friefacher Grabftein ausgemeifselt ift; nur nannte fich Heinrich nach feiner Burg Neuhaus und nicht
von Rofenberg, hoch weniger Urfin und Rofenberg. Nicht genug I Der vorn genannte Wok war
der erfte Witkovec, welcher fich von Rofenberg, u. zw. zum erßenmal im Jahre 1250 nannte * Wie
reimt fich diefer urkundlich iichern Thatfache gegenüber die Aufftellung, Nachkommen der
Rofenberge in Böhmen feien nach Kärnten gekommen und gemäfs dem Grabfleine zu Friefach fei
fchon 1231t Chrirtian, Sohn Herrn Heinrichs von Urs und Rofenberg gertorbcnrrl
Diejenigen Rofenberg, welche im Beginne des 14. Jahrhunderts in Steiermark auftauchen,
und welche möglicherweife oder — um einen entgegenkommenderen Ausdruck zu wählen —
tnuthma/slich die Ahnen der heute in Kärnten blühenden Fürften und Grafen diefes Namens
fein dürften, treten unter fo befcheidenen Umftänden auf, welche eine verwandtfehafiliche Anknü-
pfung an ihre böhmifchen Namensvettern einmal nicht geltatten. Nur zweifellos echte bindende
Urkunden könnten einen Meinungsumfchwung bewirken. Der gleiche Name und das gleiche
Wappen wirken um fo weniger entfeheidend, je häufiger Name und Wappenbild vorkommen.
Der wohlklingende Name Rofenberg kann ebenfo mehreren untereinander nicht verwandten
Familien eigen fein, als z. B. mehrere Familien Liechtenftein (zu Nikolshurg in Oefterreich, Murau
in Steiermark, Carneidt in Tyrol, ebenfo eine kleinere Familie in Mähren), Wildenftein, Thum
1 Schon im vorigen Jahrhunderte hal ein Gmf Barho diefen gekunrteltcii Herlcitungen gegenüber Zweifel erhoben Du im
Jahre 1X09 von einem materiell (ehr abhangigen, al.er achtbaren Schrifltlellcr (Archivar A Wrift\ publicirte Werk : „Kärnten! Adel"
erwähnt diefe Herkunft (pag »85) in einer Weife, die du Itellrehen offenbart, fich in diefer Fräse nicht iu engagiren - -' Witigo der
Aelteie, Vater der Krumauer; Witigo der Jilngerr, Vater Wok «. de« erden Rofenberg: Heinrich Witkovec, d«r erfle Neuhaus, und
Witigo von Klokot ( i, Stammvater der Wittiiigauer und l.andftciner — » MUMM hrngtrll .Wok von Rotenberg" 111 Mittheilungen de»
Vereine« für Uefchichte der 1 Deulfchen in Böhmen, 1870 IX. Jahrgang, pag I—J9 ; dann 1874. XII Jahrgang, pag. 273 278 — < Dom
herr llrr,m.,n» in Carinthia, Jahrgang tX$« Nr 59 (17. auf pag. jjt» /weite Sp.nl:e. > l'jngnt: Die Wilogonen. im Archiv $1 Band.
I. Hälfte, pag. 556.
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Grabsteine der christlichen Zeit zu Frjbsach in Kärnten.
47
u. a. m. gleichzeitig (lorirtcn, die nicht einen gemeinschaftlichen Stammvater hatten. Das Wappen-
bild jedoch führten und führen die Rofenberg nicht allein.
Bei diefen Verhältniffen dürfte als wirklicher Ahnherr der Kärntner Rofenberg entweder
Wülfing oder I lermann gelten, von welchen erfterer am 20. April 1306 in einer Urkunde der
Carthaufe Seiz, letzterer am 27. April 1314 in einer folchen des Klofters Vorau als Zeugen genannt
find, beide a/s die letzten unter den Iidet/euten.' In der darauffolgenden Zeit fcheinen fie fich in der
Gegend von Marburg und Wildon in Steiermark beholfen zu haben. 13X0, 1382 und 1384 fiegelt
nämlich Hermann der Rofenberger, des Chunrad Rawmfchüffel Schwager, mit der Rofe im
Dreieckfchild. Der gehört nach Unterlleiermark. Hertel Rofenberger ill unterm 2. Oftober 1380 als
Befitzer von Aeckern bei Marburg beglaubigt. Am 21. Jänner 1402 verkaufen Chriftoph der Rofen-
berger und feine Hausfrau Dorothe um 250 Pfund Wiener Pfennige ihr Haus zu Wildon „genannt
das Ful" und den fogenannten „Fulhof" zu Stockham (heute Stocking) nächft Wildon in Steier-
mark an den ehrbaren Gebhard von Waldftein. "' Siegler waren der Ausfteller, fein Vetter, Wülfing
der Rofenberger und der Vater von Chriftoph 's Gemalin, Ulrich von Riech. ' Am 7. April 1404
verkaufen Friedrich der Rofenwerger und feine Ehefrau eine I lube zu Walatfchan (wahrfcheinlich bei
Pettau) dem Kdlen Erasmus von Pernekh unter fremdem Siegel, da Friedrich derzeit eigenes Siegel
nicht hatte. Gedenken wir des im Jahre 1306 genannten Wülfing von Rofenberg, und dafs derfelbe
Vorname 1402 wieder vorkommt, ebenfo der 1314 vorkommende Name Hermann, im Jahre 1357
durch einen gleichbenannten Sohn (der des Georg v. Herberftein Stieffohn war),' dann fpäter zu
Ende des 14. Jahrhunderts fich wiederholt, die ziemlich gleichbleibende gefellfchaftliche Stellung,
fo kann nach Wahrfcheinlichkeitsgründcn die Kluft zwifchen 1306 und 1314 bis zum Beginne
des 15. Jahrlnmdertes als überbrückt vermuthet werden, üiefe wenigen Daten geben zugleich
die Andeutung, dafs fich der befcheidene Befitz diefer in der nördlichen, mittleren und füdlichen
Steiermark vorkommenden, meiner Vermuthung nach (beweifen kann ich es nicht), einem gemein-
fchaftlichen Ahnherrn entflammten Familie allenthalben abbröckelte. Von 1404 bis 1480 gähnt uns
eine weitere Kluft entgegen; auch diefe halte ich nach W'ahr/cheinlichkeitsgründen fiir über-
brückt. Am 16. März 1480 gibt Georg Rofenberger als neubeftallter Schaffer der Herrfchaft Faal
an der Drau, feinem Dienftherrn, dem Abte Johann von St. Paul, den üblichen Revers; Mitfiegler
war fein Schwager Wilhelm von Reifperg aus dem Lavant-Thale. Die beftändigen Beziehungen der
Abtei St. Paul mit Unterfteier erklären, wiefo die Rofenberger, nach der Einbufse ihrer Befitzun-
gen um Marburg, unter die Dicnftleute des Klofters geriethen, um fo ihre erfchütterle Stellung
allmälig wieder herzuftellen. Die Rofenberger mochten fich bald wohl in diefem neuen Verhältniffe
befunden haben, denn fie hielten fich ausdauernd an den Krummflab. Wenige Familien dürften fo
reichlichen Lohn geerntet haben für diefe Ausdauer, als die Rofenberger. Denn als der Sohn
Georg's, des Schaffers zu Faal, Maximilian Rofenberger, das von jenem erworbene Gut wieder
unter die Leute gebracht hatte (fo bekennt die Familie felblt), bot tler Enkel Ulrich dem Bifchofe
von Lavant feine Dienfte an. Soweit mir Acle zur Hand waren, ift bereits am 15. Jänner 1580 und
noch am 31. Mai 1595 „Virich Rofenberger" bifchöflich Lavant'fcher 1 Plleger zu St. Andrä im
Lavantthal. Er fiegelt (31. Mai 1595) mit einer fünf blättrigen Rofe im Schilde, über deffen Helm fich
ein hoher Hut erhebt, deffen Spitze die Rofe wie im Schilde ziert.
1 Mutkar. Gefchklitc der Steiermark — - Urkunde des I.nnHctftKhivt in Gr*it. — 5 E» feheint, daf» Hertmann die hier
genannten l'hriftoph und Wülfing für Rinder anfah {Carinthia, 1X54, p»g. 240) Diefer Umfland, du Hereinbeziehen von Notiteo und
unheglaubigten Urkunden, niujje entfchnldigcn. dafs ich i.mcinc Sclbltftandigkeit bewahrend , nur dnijenige bringe, wa* iirrrmann nicht
gebracht hat, und was außerhalb de* Rofenberg'fchen Faimiieii-Archivei ermittelbar gewefen. - Der Vollftindigkeit ballier fei hier
auch auf die Stammtafel bei Hübntr, II. t>jq, gewiefen ; diefe enthalt eine finnlofe Gruppirung »on Namen, deren Verbindung mit den
Rofenberg de» 15. Jahrhundert« gani un.lenkbar ift. 1 B Krejrg, Walfee — * Kumar Burg und Familie Herberftein 1817, I. 101 — 105.
— » Uirrmunn, Carinthia 1854, |>»g 341. nennt ihn Pfleger an der S.t/r*Mrf /■ *« Herrfchaft St An.lra im I.avantthale , hat Ulrich etwa
beide in der Thal au dem einen Orte cxiflireuden Aemtei ruglcich verwaltet ?
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4 8
I.Eoroi.n v. Bk<:kii-Wii>manstetter.
Ulrich fei im Jahn- 1595 geftorben, Erbe feines Amtes wurde fein Sohn „Andree Rofen-
berger",' wie ich mich aus einem Acle vom 3. April 1607 überzeugte. Diefer Andree lebte noch
im Mai 1609, wo er bereits das frühere Dienflesverhältnifs aufgegeben hatte, (ich einfach „Andree
Rofenberger wonhafft zu St. Andree im l.aventall" nennt, aber fchon als Lehensherr auftritt. Dies
war er bereits um 1601, vermittelt durch den foliden Nefitz feiner Gattin Katharina, Tochter des
Andrä Weifs, welcher zuerfl Lavant'fcher Pfleger zu Twimberg, fpäter reicher Gewcrk zu Schmelz-
hofen bei Wolfsberg war.
Der einzige Sohn diefer Ehe, Johann Andrä, heirathete um 1623 wieder reich, die Witwe
des letzten Zägkhl, eine geborne Kulmer, die ihm die Schätze der Zägkhl zubrachte, welche zumeifl
zur Zeit der Kriege des Königs Mathias Corvinus erworben worden waren. So ausgeftattet trat
Johann Andrä, jeder Zoll echter Katholik, eben zur Zeit in Klagenfurt auf, als die zur Auswan-
derung genöthigten proteftantifchen Edcllcute ihre Güter zum Verkaufe ausboten. Da kaufte
Johann Andrä die Güter Grafenftein (vorher auch Lcrchenau genannt), Mageregg u. a. m., machte
dann, geftützt auf feinen Befitz, auch im Staatslehen Carriere. 1629 war er Verordneter, 1632 land-
fchaftlicher General-Einnehmer, 1634 Vicedomamtsverwalter, 1637 Landesverwefer," 1639 und zwar
von da bis zu feinem Tode Oberfthurggraf, 1650 Prälident des Verordnetenamtes in Kärnten.
Am 7. Mai 1634 wurde er Freiherr, am 15. December 1648 Graf. 1
Seine zwei Söhne, Georg Nicolaus und Wolfgang Andreas, von welch' Lezterem die noch blü-
henden Zweige flammen, erweiterten den ererbten Befitz, zumThcil durch vortheilhafte 1 Ieiraten derart,
dafs fie in der Fideicommifs -Widmungsurkunde vom 3. Dec. 1679 die Güter Grafenftein, Welzenegg,
Höhenbergen, Maria Loretto und Keutfchach (in den Umgebungen von Klagenfurt), Sonnegg, Feyen-
berg, Rechberg und Hagenegg (im Jaunthale und in der Kappel), Greifenburg, Stein und Rotten-
flein (im Drauthale) zu einem Majorats und einem Familien-Fideicommifse widmen konnten.
Diefer wachfende Wohllland veranlafste — ähnlich wie es fich bei den bohmifchen Rofcn-
berg verhielt — nun auch die Enkel des Lavanter Pflegers, ohne Zweifel mit Hilfe gefchäftiger
Genealogen, die Verbindung mit dem bohmifchen I laufe, zugleich die erlauchte romifche I lerkunft
neu zu entdecken und fie dann zur Geltung zu bringen, als Wolfgang Andreas am Kaiferhofe zu
Wien — h'inanzminifler* geworden war, derfelbe in zweiter Ehe eine Thum mit vornehmen italieni-
fchen Reminiscenzen, dann aber gar die Tochter des berühmten Feldherrn Fürflen Raimund
Montecuculi geehelicht hatte, ebenfo Ritter vorn goldenen Vliefse geworden war.
Derlei Ausfchmückungen eines grätlichen Stammbaumes bildeten eine Art fociale Krankheit
des 17. Jahrhunderts. Fatl jede Familie von einigem Namensklange legte fich zu, was fich zulegen
liefs, und warum füllten, wo alles liebte, die Rofenberge alleinig halfen M
An den Höfen wimmelte es von Genealogen, die aus der Fabrication möglichfl weit
zurücklangender Stammbäume die Mittel ihrer Exiftenz fchüpften. Es war ihr Intereffe, insbefondere
hochgeftellten Herrn die grotesken Produtfte ihrer Phantafie als unumllöfsliche hillorifche Wahrheit
einzureden, dabei einen mächtigen Apparat äufserlichen Scheines von Gelehrfamkeit wirken zu
laffen, bis die hohen Herrn die Mache endlich felbfl für wahr hielten.
Der Friefacher Grabllein ifl nicht echt, fondern ein Kunftftück der „berühmten Genealogen",
die Commiflion von 1683 war eine Comodie, welcher die ohne Zweifel von jenen Genealogen 1
1 Vergl. Carlroann Tangl: Reihe der Bifchöfc von Ijtvant 1841 pag. 230, WO diefer Andrä Rofenberger unterm 24 April 1609
mit dem Namen „ Andrem Kolcnfclder" alt bt*thum[icher llufpflcgcr und Rrntmeiller benannt ifl. Der Name ifl da wühl nur verfchrteben.
— s E» ifk tiefendem 111 hetonen, daf* weder das Freihcrrn- noch das Grafen Diplom der MHlWifchtl oder gar der riimifchen Vcr
wandtfehaft Erwähnung :hun Der Kenner der in foklicn Diplomen voikornmenden fchablonenmifsigcn l'hrafen wird an« der Stelle im
Diplome von 1633, welche den Voreltern .uralten Stamme» und Namens- gilt, die erit fpäter pralendirle romifihr, oder auch nur die
bobraifchc Abft.immiing ncher nicht heraoalefeiu — * Vom Ittel 16S3 — 1691 fland er in diefem Amte onter <lem damaligen Titel einei
llofkamraer l'raildenten; Catdinal Kollonitfch wurde Rofenberg j Nachfolger. — * Diefen verwandt war auch Dr. Johann Ludwig
StMmMm, in Kraft der von .ihm 1680 publicirtcn Schrift : „Rofa Orfina in provindis Auflriacis florens. five illuflriffimae et aniiquiffimae
amiliac Romanae Urlinae Itaduce» in Slavoniam, Carmoliarn, Carmtliiam, Sljrriaa. Bohcmiain propagatae »
GkAIISTKINK l>Kk OIK1STLIUIKN ZKJT Zir FWESAOI IN KAKNTKX.
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verfafste Eingabe an den Kaifer die Krone auffetzte. Wer hätte es wohl gewagt, die Richtigkeit der
geschichtlichen Daten anzuzweifeln, welche im Namen des fungirenden Finanzminiflers zur
Vorlage kamen?!
Zur Beruhigung etwa aufwallender nächftbctroffcncr Gemuther fei noch beigefügt, dafs
Unterfchiebungen diefer Kategorie bis in die neuefte Zeit häufiger find, als man allgemein glauben
möchte, und ohne Schwierigkeiten durch landesfiirftliche Anerkennungen geheiligt wurden, wenn
die Bewerber mit Machtmitteln ausgeftattet waren. Möge die durch hervorragende Verdiende um
den Staat glänzende Familie Rofenberg durch freiwilliges Aufgeben des fremden römifchen, ebenfo
des böhmifchen Schmuckes beweifen, dafs auch der thatfächliche und rechtmäfsige hiftorifche
Befitz zur Illuftration ihres gefellfchaftlichen Ranges genügt.
23. 1465, 11. November. Im rüdlichen Seitenfchiffe ein 154 Cm. hoher, 82 Cm. breiter Grabflein
aus grauem Schiefer. In der Oberflelle zwei gegen einander gekehrte Wappen; rechts im Schilde
eine kreisrunde Schnalle, ebenfo über dem Helme als Zier, letztere aber befleckt mit einem Feder-
bufch; links im Schilde zwei gekreuzte Feuerbrände, über dem Helme eine Adlerkralle fammt Flug,
letztere bezeichnet mit dem gekreuzten Feuerbrande des Schildes. Beide Helme find ungekrönt und
haben weitausgebauchte Sehfchlitzen. Die gothifch gehaltene Untcrfchrift lautet:
Hie . ligt . pegraben . der . Fdl . veft . W eipold . Graswein . von . Mairhoffn vnd . Katterina . Pranttin . fein .
Flli che . Ha(u)sfrav . vnd . ift . gefthabm . 1 an fand Mert ; ntag . in . dem . M . CCCC° . vn(d) . inj dem . l.xiiiii
iar . den . got . genad.
Die Graswein find eine fteierifche, ritterbürtige Familie, welche ihren Sitz am Schlöffe
Weyer bei Judenburg hatte und fich nach diefem Befitze benannte. Die Gemahn des berühmten
Diplomaten Sigmund von Ilerberftein gehörte diefer Familie an. Wohl gelangten fie mit dem
Diplome vom 28. Auguft 1607 in den Freiherrenftand, aber fchon im Jahre 1628 fei der Mannesflamm
erlofchen.*
24. 1470, 9. Februar. In der Wand des füdlichen Kirchenfchiffes aus rothem Marmor 230 Cm.
hoch und 120 Cm. breit. Schöne Arbeit, zu oberft die dreizeilige gothifche Minuskelfchrift :
Hye ligt Krhart Ubereker der geftor ben ift an fand Apolonia tag Anno dni M U CCCC° LXX*.
Darunter in vertieftem Felde und gebettet auf gothifchen Ranken, durch welche in beiden
unteren Fcken ein kleiner Raum gefchaffen ift, die durch leere Schilde ausgefüllt erfcheinen, in
fchöner Stilifirung das Ucberacker'fche Wappen. Dasfelbe ift geviert, hat in 1 und 4 zwei halbe
Räder von einander gekehrt, in 2 und 3 ein erhabenes Ort; zwei offene Helme mit weitaus-
gebauchten Sehfchlitzen, beide mit abrliefsenden gothifchen Rankendecken, über dem rechten
gekrönten Helme ein aufgefchlagener Adlerllug, bezeichnet mit den zwei halben Rädern, über dem
linken ungekrönten Helme ein hoher Hut mit eingefchnittener breiter, weitabftehender Stulpe ; aus
der Spitze erhebt fich ein Straufsfederbufch.
Die Uebcracker gehören einer alten, urfprünglich bayrifchen, fpäter Salzburg'fchen Familie
an, welche noch gegenwärtig in Oefterreich und Bayern im Grafenflande blüht.
Als Salzburg'fche Beamte kamen fie nach Friefach, wofelbft fchon am 28. Februar 1374 die
Brüder Erhart, Ulrich und Mathias die Veberäkcher dem Bifchofe Heinrich von Lavant wegen des
ihnen vom Bifchofe erblich verliehenen Burggrafenamtes der Vefte zu Pirchenftein Revers geben.
Am 11. November 1386 fiegelt zu Friefach der Ritter Frhart Ueberächer, derzeit Burggraf auf der
oberen Vefte zu Friefach. 1408 am 5. Auguft urkundet Rudolf Veberacker als Burggraf zu
Hüttenberg. Der hier begrabene Erhart (etwa ein Sohn oder Enkel des 1356 genannten Erhart)
wird von 1448 bis zu feinem Tode als Salzburg'fcher Pfleger zu Althofen nächft Friefach genannt.'
1 GcfWben - Kni/thk,, Adel» Lexicon III 019 - ' Wtffi, Kärnten» Adel. p»g 2$3
Vüi. N. F. 7
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5Q
Leopold v. Beckii-Wii'Manstktter.
Ein Zeitgenoffe aus feiner Familie, Georg n Ueberacker, Dr. der Theologie, war bis 1452 Pfarrer
zu l'öls in Oberfteicr, von 1452 bis zu feinem Tode 30. Jänner 1477 Hifchof zu Seckau. Diefem ift
zu Seckau in Oberfteier ein Grab
mal gewidmet, welches zu den
Meifterwerken diefer Art gehört.'
25. 1572, i.Jänner. An einem
der nördlichen Mittelpfeiler ein
grofses, fchönes, über 3 M. hohes,
123 Cm. breites Denkmal aus
grauem Stein. Zu oberft ift in
einem gefchwungenen Auffatze
über einem Engelskopf das Wap-
pen der Familie Schafmann: ein
quer geteilter Schild, oben ein
aus der Theilungslinie wachfen-
des Schaf, unten drei Kleeblätter,
welch letztere fich auch über dem
I leime erheben. Darauf folgt in
grofser Lapidar-Schrift mit mehr-
fachen Zufammenziehungen der
Buchftaben, erhaben ausgemei-
fselt, die Widmungsfchrift:
Hie ligt begraben der edl vnd
veft Her Georg Schafmann. v.
I lemerles, welcher erftlich fürft-
licher . falzbvrgerifcher Ho fmai-
fter vnd hernach 28 Jar Rath vnd
Ficztvm alhie zv Fricfach geweft.
den erften tag Janvarij . 1 . 5 . 72 .
feines Alte rs in . 60 . Jar . feliglich
. entfchlafen. Gott der Allmech-
tig geb im fampt allen Avferweltcn
dvreh Chriftvmein frö liehe Avfer-
ftehvng . Amen.
Endlich die zwifchen zwei
Säulen aus einer Blende in erha-
bener Arbeit hervortretende,
frontirte lebensgrofse Geftalt des
Ritters in voller Rüftung mit der
Lehensfahne in der Rechten, wäh-
rend die Linke in die Seite ge-
ftemmt ift; aus dem offenen Vifir
Geht das Antlitz eines bärtigen
> Math. <l. lr. k Centr Cumm III , pag 192.
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GRABSTB1NI der christlichen Zeit zu Friesach in Kärnten.
Die freien Räume der Blende enthalten zu beiden Seiten untereinander je vier Wappen
der Ahnen mit den bezüglichen erklärenden Beifchriften, und zwar:
Rechts: i. Wolf Schafman fein Vatter. 2. Sein anfraw ein Bvlenreiterin. 3. Carl Zantner
fein anher von der Mvtter.4. Sein Havsfrav ein geborne Pvnezingerin.
Links: 1. Ir Vatter Hans Minch zv Minchhavfen vnd Minchdorf. 2. Ir anfraw vom Vatter ein
I lavshamerin. 3. Ir anher von der Mvetter, Wolf Hofer von Wildnwart zv Vrfarn. 4. Sein Havsfraw
ein Langin von Wellenbvrg.
Mit Zuhilfenahme von Kainach's Genealogie ergibt diefc Ahnentafel, dafs der hier begrabene
Vicedom Georg Schafman mit Agnes, der Tochter des Hans Münich von Münchhaufen aus deffen
Ehe mit Regina Hofer vermält gewefen. Die Regina Hofer war hinwider eine Tochter des Wolf
Hofer von Urfahrn und einer Lang von Wellenburg. Die Verwandtfchaft mit Lang dürfte das
Salzburg'fche Amt des Schafman erklären. Da er im Jahre 1544 Vicedom in Friefach wurde, fo wird
er das Hofmeifteramt im Erzftifte wohl fchon zur Zeit des im Jahre 1540 verdorbenen Cardinal-
Erzbifchofes Matthäus Lang von Wellenburg bekleidet haben, vorausgefezt, dafs Schafman
damals fchon mit der Agnes beweibt gewefen.
An dem Fufse des Denkmales ganz unten nennt fich der Bildhauer: „IERIMAS (Jeremias)
FRANCK . BILDHWER."
26. 1605, 2. Mai. An der äufseren füdlichen Kirchenwand ein 138 Cm. hoher, 62 Cm. breiter,
weifser Marmornem, gothifche Schrift:
Hie ligt begrabe der Ehrenueft firnem Albrecht Findenigg, fürft: Saltz: Oficier vnd gewefter
Statrichterjalhie zu Friefach Selig, wellicher den 2. monatstag May des. 1605. Jar Entfchlaffen . der
feele Gott der All ;mechtig.fambt. allen Criftglaubigen Ain frölliche Aufferftcung verleichen j wolle
Amen.
Darunter in barockem Rahmen ein ovales Wappenfchild : drei Sterne neben einem Neumond.
Albrecht Findenigg war der Stammvater einer vor kurzem abgeblühten kärntnifchen Adelsfamilie,
welche vom Jahre 1612 ab das Prädicat „von Däber zum Thum" führte; deren Sproffen begnügten
fich mit befcheidenen Aemtern und traten aus der Mittelmäfsigkeit nie heraus.
27. 1672, 1697. Vor den Stufen zum Prefbyterium am Boden gebettet fünf Grabfteine mit voll-
kommen unleferlich gewordenen Infchriften, alle aus dem 16. und 17. Jahrhunderte. Einen davon
las Benedict im Jahre 1850 mit folgender Legende:
„Hic fraterna concordia Joannes Adamus et Camrina Elifabeta ab et in Aichelburg in dno
conquiefeere, fuit quorum ille 10. hebdom (ades), fenex 18. Aug: 1672 haec vero dum 17 menfes
fenectute ageret 19. Aprilis ao: 1697 vita deceffit."
Die Aichelburg gehören einem alten kärntnifchen nun in vielen Verzweigungen im Freiherrn-
und Grafenftande blühenden Gefchlechte an, welches bis in die Zeit Kaifer Friedrich IV. den
Familienamen Vierthaler führte.
28. 1681, 9. Juni. An einem Pfeiler des nordlichen Kirchfeh i ff es, grofsentheils durch einen
Bctftuhl verdeckt, der 117 Cm. hohe, 73 Cm. breite weifsmarmorne Grabflein der Frau Eva Maria
Krieglin, gebornen Nigerin, Witwe nach Chriftian Khriegl, J. U. D" und gefchwornen Landfchrannen-
Advokaten in Kärnten, welche bei ihrem Vetter, dem Stiftspropfte Johann Peter Stickiberger am
9. Juni 1681 geflorben ifl, vorher aber diefem Gotteshaufe einen Altar widmete. Der wortgetreue
Text der Infchrift kann nicht gegeben werden, weil derfelbe wegen dem vorgehenden Kirchftuhle
nicht abgelefen werden kann.
Uebcr der Schrift von einem Engelskopfe gekrönt ein ovales Wappenfchild, welches das
Allianz-Wappen beider Eheleute enthält; im rechten Theile quadrirt hat das erfle und vierte Feld je
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Leopold v. Beckh-Widhanstetter .
einen aus der Theilungslinie hervorwachfenden, zur Hälfte fichtbaren Adler, im zweiten und dritten
Felde ift ein gehenkeltes Krügel. Der linke Theil der Frau ill durch zwei zu einem Andreaskreuze
verbundene Thiirangeln bezeichnet.
29. 1694, 1699 und 1703. In der rückwärtigen Wand des füdlichen Kirchfehiffcs nebeneinander
drei gleiche, je 129 Cm. hohe, 76 Cm. breite Grabfteine aus fchwarzem Marmor, den Familien Mayr
und Kleinmayr angehörend. Die zwei MayerTchen enthalten folgende Infchrift in deutfeher Fraktur:
a) Hie ligt begraben die Wohl Edle Frau Magdalena von Mayrren des Hochfürftl. j Salzburg:
Raths Vicedomambts Verwefers zu Friefach vnd Pflegers der Herrfchaft Altenhofen Herrn Johann
Babtilla von Mayrren gewefte Ehefrau, welche den 28. Oclobris Anno 1694111 Gott feelig entfchlaffen.
Requiefcat in Face. [Lieber Lefser bleibe flehen [Lafs zu Gott ein Seiftzer gehen, |Bett ain Ave
meiner Seele! Vmb erlefsung aus der quälellVSTVS VT PALMA FLOREBIT.
Folgt das gekrönte Doppelwappen: rechts im quer getheilten Schilde oben drei Mohn-
dengeln, unten drei Flammen; links ein auffpringender Wolf.
b) Alda Ruehet die Woll Edle Frau Maria Katharina geb. Kleienmayrin des hochfürfllich Saltz-
burg etc. Rath, Vicedom- | Ambts Verwefsers zu Friefach vnd Pflegers | Zu Altenhouen I.B.V.M 1
gewefte änderte Ehefrau, wel liehe in Gott verfchieden den 13 Tag Juny Anno 1699 Requiefcat in
pace. Lieber Lefser gehe nit für|Bitt ein Aue Schcnkhe mir Ich will auch gedenckhen dein | Wann
ich werd im Himmel fein! SVB HAC PALMA QV1ES ALMA.
Darunter das gekrönte Doppclwappen: rechts Mayr, links Kleinmayr.
c) Alhier ruehet in Gott der Woll Edl- geborne Herr Maximilian Ignati von I Kleinmayrn im Leben
gewefter Hochfürft: Salz- bürg: Hoff Rath, Vicedomambtsverweefscr|zu Friefach vnd Pfleger der
Herrfchaft Altenhofen, wclicher den 9 Decembris Anno 1 1703 in Gott feelig Entfchlaffen | requiefcat
in pace.
Noch in meinen beften Tagen wurde ich zum Grab getragen, , vnd mit meiner Schwefter parct,|für
mich im Gebett verharet Vento leui j lanquet breuj.
Der verftorbene und deffen Bruder Franz Jofeph, Pfleger der Herrfchaft Saxenburg und
Veldsperg in Oberkärnten, erhielten dto. L September 1703 den rittermäfsigen Adel mit dem Namen
„von K/cimaym" . Die Nachkommen derfelben erlangten 1852 den öfterreichifchen Freiherrnftand.
Sie führen einen gevierten Schild, 1 und 4 in blau ein einwärts gewendetes filbernes Einhorn, 2 und 3
in Roth eine filberne Lilie. Diefe beiden Embleme weift auch der Grabftein in einem gekrönten
getheilten Schilde, rechts die Lilie, links das Einhorn,
Der oben genannte Johann Babtift von Mayr war ein Veteran unter den Salzburgifchen
Beamten; fchon 1669 war er Pfleger des falzburgifchen Stiftes St. Andrä im Lavant-Thal und im
Jahre 1674 dürfte er den höheren Poften in Friefach angetreten haben. Einer feiner Sühne, der
frühverftorbene Johann Cafpar, hatte eine Tochter des Pflegers zu Mannsberg, Thoman Knappü/ch
im Jänner 1684 geheirathet. Die Familie Knappitfch verfügt noch jetzt über einen confolidirten
Grundbefitz in der Nähe von Friefach.
30. 1730. Im füdlichen Kirchfchiff, 132 Cm. hoch, 65 Cm. breit.
Roffma^teinnerin gewefte Stifftfchafferin alda 1 1730 f
31. 1734, 18. Februar und 1748, 19. Jänner. Im füdlichen Kirchenfchiffe rückwärts in der
Wand, aus weifsem Marmor 135 Cm. hoch, 106 Cm. breit, ein Grabflein, welcher an der Oberftelle
nebeneinander zwei gekrönte Wappenfchildc zeigt. Rechts in Gold ein blauer Querbalken, belegt
1 Das. find die Initialen de» .Namen« Johann BtbtM von Mayren welchen der Sleinmetx in KahrläfTigkeit auslieft und fo den
Fehler theilweife verbeflerte. indem er die AnfangUmchlUlien IwEfchcn die Zeilen fugte
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GRABSTEINE DER CHRISTLICHEN ZEIT ZU FRIESAU! IN KÄRNTEN.
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mit drei Kleeblättern, links Silber durch einen rothen Balken quer getheilt, oben ein wachsender
Mohr, unten ein fchwarzer Hahn. Folgen 16 Zeilen Lapidar-Schrift:
Alda ligen vnd rvhen in Gott der Wohl gebohrne röm : Reichs. Riter Herr JohanjAdam Lafer
Edler von Zollhaimb zv Geyersperg etc. Weiiland gewefter hoch firft. Salzburg. Rath, Vicedomb-
Ambts Verwefer zv Friefach in Cärenthen vnd Steyermarkt. Pfleger der Herfchafft: Althoffen,
welicher den 18. Feb. des 1734 Jahrs in Chrifto dem 1 lern entfchlafen vnd feine ehegemahl die
wohlge bohrne frav frav. Maria Elifabeth ein geboh rne von Hebenftreit von Glvrns hör fo dem
19. Jener des 1748 Jahrs, das zeitliche ge Segnet, welichen beiden. Gott der Almögente| dvrch
Chriftvm eine fröliche Avferftevng verlleichen wohle. Amen.
Johann Adam gehört einer in zwei Hauptlinien, den La/ser zu Lafscrcek und Lafser zu
Zollheim vorkommenden, feit dem 16. Jahrhunderte in Salzburg öfter genannten Familie an. Die
fchon 1643 baronifirten Lafser von Lafsereck find im vorigen Jahrhunderte erlofchen. Die Lafser
von Zollheim erlangten den Freiherrnftand erft durch den jüngft verdorbenen öfterreichifchen
Minifter. Der Wappenbrief diefer Branche flammt aus dem Jahre 1574, den Adel und das Prädicat
von Zollheimb erlangte aber eben der hier, begrabene Johann Adam gemeinschaftlich mit feinem
Bruder Wolfgang, Pfleger zu Windifchmatrey in Tyrol mit dem Diplome von 30. November 1708.
32. 1759. Im Südlichen Kirchenfchiffe rükwärts an der Wand, 85 Cm. hoch, 60 Cm. breit,
fchwarzen Marmor, Lapidar-Schrift:
1759 Alhier.rvetldie wohlcdl. vnd geftrenge Frav Ca- atherina Pamerin ein gebohrne Derff : lerin
gewefte Styffts- ; Verwalterin alda ihres | Alter. 81. Jahrs.
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ÜBER DIE ZWEI ERZTAFELN VOM SALZBERGE ZU HALL
gesetzt zur erinnerung an das aufschlagen zweier neuer stollen durch kaiser ferdinand i
und erzherzog ferdinand karl von tvrol.
Von Dr. David Schöniierk.
'Mit i«m Tafeln.)
^SrJJII T K Erinnerung an das Auffchlagen zweier neuen Stollen am Salzberge zu Hall in den
nj^^Z/n Jahren 1563 und 1648, wozu Kniier Ferdinand 1 und Erzherzog Ferdinand Karl von
l*ti.jJ Tyrol perfönlich erfchienen waren, wurden zwei F.rztafeln mit Darllellungen des feier-
lichen Actes und darauf bezüglichen Infchriften angefertigt und zu ewiger Gedächtnis an den
betreffenden Oertlichkeiten angebracht. In dem einen Bilde fehen wir Kaifer Ferdinand, von einem
ernften würdigen Kreife von I lof- und Bergherren umgeben, mit eigener Hand den Stollen auf-
fchlagen, im zweiten erblicken wir diefen Act vom Erzherzog Ferdinand Karl von Tyrol ausgeführt,
jedoch nicht mit der bedeutfamen Einfachheit wie im erften Bilde, fondern mit dem diefe Zeit
charakterifirenden Pompe, im Beifein feiner Gemahlin, feines Bruders und des ganzen Hofflaates
und unter thätiger Mitwirkung der zwölf Hof-Trompeter.
Im Vorlaufe der Zeit, wahrfcheinlich aus Anlafs des bayerifchen Einfalles, find die beiden
Erztafeln gleich verfchiedenen anderen fpeeififeh öfterreichifchen Bildwerken auswärts in Sicherheit
gebracht worden. Vor wenigen Jahren wurden diefelben im Archiv des Reichsfinanz-MinifU-riums
wieder aufgefunden und über dankenswerthe Verwendung der k. k. Central-Commifiion dem Landes-
Mufeum in Innsbruck überlaffen, wo fie jetzt an geeigneter Stelle neben anderen intereffanten und
werthvollen Erztafeln und Bildwerken prangen.
Die beiden Erztafeln find in der Form und Gröfse. einander vollkommen gleich und nur in
der Ornamentik ihrer Umrahmung finden fich ein paar kleine Abweichungen.
Es fragt fich nun : lind die beiden Erztafeln gleichzeitig, alfo 1648 angefertigt worden, oder
hat man bei jener vom Jahre 1648 die andere auf das montaniftifche Ereignis von 1563 bezug-
nehmende und bereits vorhandene Erztafel zum Muflcr genommen?
Abgefehen davon, dafs in der Mitte des 17. Jahrhunderts kaum mehr der gute Gefchmack
geherrfcht hat, mit welchem der Rahmen der Bilder gezeichnet erfcheint, beweist fchon die künft-
lerifch werthvollere Compofition im andern, auf das Jahr 1563 bezüglichen Bilde, ferner die ficherere
und beftimmtere Zeichnung und Charakterifirung der darin erfcheinenden Persönlichkeiten und das
vollkommen richtig getroffene Coftüm, dafs diefe Erztafel der Zeit angehört, auf welche ihre
Infchrift Bezug nimmt. Auch fprachlich differiren die Infchriften der beiden Erztafeln und es ifl auch
in diefer Beziehung die Zeit des 16. und 17. Jahrhunderts unverkennbar.'
So ficher demnach angenommen werden kann, dafs der Zeichner der Erztafel mit der Jahres-
zahl 1648 lediglich die bereits vorhandene ältere zum Vorbild genommen, vielleicht auch den Auf-
trag bekommen hat fich genau an dasfelbe zu halten, fchien es .mir doch angezeigt darüber
urkundliche Gewifsheit zu erhalten. Aus den über den fraglichen Gegenftand im k. k. Statthalterci-
Archive zu Innsbruck und im Salinen-Archive zu Hall von mir aufgefundenen Documenten ergibt
fich nun nicht blos die Betätigung des Gefagten, fondern wird auch der Name des .Meiders
bekannt, welcher die Zeichnung zu der alteren Erztafel angefertigt hat.
1 «5<JJ u<- - i>-> lcn, gra»e. feit.*, genennt, Jin. 1648 gnaden, gmf, fell»A. genant, »inen.
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Über die zwei Ekztafeln vom Salzberge zu Hall.
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Bereits unterm 15. Februar 1563 meldet das Salzmairamt in Hall der Regierung zu Innsbruck,
es habe in Anhoffung, dafs die kaiferliche Majeftät in Kürze den Kaifersberg auffchlagen und
fchürfen werde, Auftrag gegeben, die nothwendigen Vorkehrungen zu treffen. 1 Der feierliche Act
des Auffchlagens des Kaifersberges durch Se. Majeftät fand jedoch erft Montag den 17. Mai flatt.
Nach dem Programme, welches die Regierung dem Salzmair in Hall am 15. Mai mittheilte,
ritt der Kaifer früh morgens von Innsbruck weg und kam, den nächften Weg einfchlagend, nach
Melans, 3 wo der Salzmair von Hall ihn erwartete, von da zum Salzberg geleitete und Sr. Majeftät
auf die geftellten Fragen „unterthänigften Bericht" gab. Im Salzberg waren die Amtleute und
Berg Officiere aufgeftellt. Sie hatten bereits alle Vorkehrungen zum Hinführen getroffen, und
namentlich, was zum feierlichen Adle des Auffchlagens „nothwendig und gebräuchlich" herge-
richtet. Nach dem Auffchlagen des Berges nahm der Kaifer mit feiner Begleitung das Frühmal
ein und ritt fodann nach Hall, wo er eingehend das Pfannhaus und auch das Münzwerk befichtigte
und in der Burg Hafegg übernachtete. Andern Tags nahm der Kaifer auch die damals berühmte
Hochftetter'fche Glashütte* und den neuen Getreidekaften in Augenfchein.* Die Gefchwomen,
Officiere und Salzknappen im Salzberg, fowie die Officiere, Werkleute und Arbeiter im Pfann-
haufe erhielten in Folge der Anwefenheit Sr. Majeftät Fhrenkleider. „Und damit wir," fchreibt
die Regierung an das Haller Salzmairamt, „folches gethanen Schurfens und Auffchlagens bei
diefer Gotsgab ein ewige Gedechtnufs haben, ift darnach unfer befelch an euch, dafs ihr durch
einen Maler ein l'ifier eines Jipitaphi, die aber nit grofs, fondern auf das gefchmeidigift fein foll,
machen laffet und uns diefelb hieher überfchicket. So wollen wir es erfehen und wie es uns für
gut anfleht, von Glockjpeis gießen laffen."'
Der Salzmair übertrug die Vifierung des Fpitaphi dem Meifter Ludwig Ritterl, Maler in Hall.
Ludwig Ritterl ift ein bisher mir unbekannter Maler, wohl aber fand ich einen Maler
Melchior Ritterl, ebenfalls von Hall und wahrscheinlich der Sohn des Frfteren. Diefer Meifter
erfcheint von 1572 bis 1590 mit zahlreichen Arbeiten für den Hof in Innsbruck betraut.
Meilter Ludwig Ritterl fcheint jedoch zu der ihm aufgetragenen Arbeit eine lange Zeit
benöthigt zu haben, da der Salzmair erft am 6, April 1564 in der Lage war, die Zeichnung des
Meifters der Regierung nach Innsbruck zu fenden. Mit diefer Zeichnung fendete er derfelben zur
Auswahl auch vier Concepte zu einer Infchrift für die Gedenktafel." Damit find die urkundlichen
Nachrichten über diefe Krztafel erfchöpft, aber gerade aus dem Umftande, dafs keine weiteren
Verhandlungen über diefen Gegenftand gepflogen wurden, ift anzunehmen, dafs die Zeichnung
des Malers Ludwig Ritterl aeeeptirt worden ift. Die Herftellung der Erztafel aber gefchah ohne
Zweifel in der Giefserei des Gregor Löftier und feiner Söhne Elias und Chriftoph, da aufser derfelben
zu diefer Zeit keine zweite in Innsbruck beftanden hat. Die Löffler'fche Giefserei aber ftand
vermöge ihrer LeiftungsPähigkeit noch in voller Blüthe, wie namentlich die bald darauf aus ihr
herv orgegangene Erztafel beweift, welche die obgenannten Söhne Gregor Löffier's dem Andenken
ihres Vaters (f 11. Juni 1565) in der Kirche zu Hötting gewidmet und gefetzt haben.
Bezüglich der zweiten zur Erinnerung an die Auffchlagung des Erzherzogsberges im
Hallthale hergeftellten Erztafel haben wir blos über den Anlafs der Feftlichkeit und diefe felbft
urkundliche Nachricht. Am 9. Mai 1648 fchreibt der Salzmair von Hall an die Regierung zu
Innsbruck, es fei im Jahre 1563 den 17. Mai der Kaifersberg durch Kaifer Ferdinand I. felbft auf-
gefchlagen worden und fei defshalb bei der General-Bergberathfchlagung einhellig für gut angefehen
worden, „dafs Se. fürftlichen Durchlaucht (Erzherzog Ferdinand Karl von Tyrol) folchen Act
1 Salinen Archiv Hall, Bcrichtbuch Fol. Ii. K. Ferdinand war .im 20. Janner in Innsbruck eingetroffen — -' Anlitr ober Hall
in der Nahe des Dorfes AI (am. — * Schcnhrrr: Die Glashütte in Hall 1533 -1604. (Archiv für Gefchichtc und Alterthumskunde Tyrols
III. S. 1 - aa.) — « Salinen Archiv Hall, llefelchbuch Kol 184 — * Statth. Arch. Entbieten 150J April 6, Kol. 874. — « Sal Arch, Hall,
Re^iftr Buch Kol, 159
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56
Dk. David Sliionhekk Übkr die zwei Ekztakei.n vom Salzbekge zu Hall.
glcichergeftalt in erzfürftlieher Ferfon fürzunehmen belieben wollte, und zwar fobald als möglich, da
man zum weiteren Fortbau die „wetterliche Zeit" zum Schlagen und Beibringen des nöthigen
Holzes benützen müfste.'
Die Regierung referirte hierüber dem Landesfürften, welcher (ich „gnädigft dahin rcfolvirt,
diefen Aclum auf den 25. Mai in dero erzfürftlichen Frefenz vorgehen zu laffen." An den Salzmair
aber, welchem der Befchlufs des Landesfürften mitgetheilt wurde, fchrieb die Regierung zugleich
Folgendes: „Weilen aber die fürftl. Durchlaucht fich neben dero Frau Gemahl zugleich etwas in
dem Gebürg zu recreien gnädigift gedacht und aber zu wiffen begern, obe Tie neben noch mit fich
nembenden von 10 bis maiftens 15 Ferfohnen in dem Klüfteric bei St. Magdalena am Salzberg
unterkomen, auch auf den Notfahl ein Nachleger nemben känden. Dahero werdet ir uns deffen
bey aignen alfsbald zu berichten wiffen, damit die Beschaffenheit ihrer fürftl. Durchlaucht gehör-
famift vorgetragen und diefelbe fich auf einen gewiffen Tag gnedigifl refolviren, auch euch
derentwegen gebürendermaffen parte geben werden mi^e." 1
Nach Auffchreibungen in verfchiedenen Bergwerks-Chroniken fand die Feftlichkeit des
Auffchlagens des Erzherzogsberges am 26. Mai 1648 ftatt. Eine folche Chronik* berichtet hierüber:
„Erzherzogsberg. Diefer ift anno 1648 den 26. Mai durch den regierenden Landesfürften Ferdinand
Karl zu Oefterreich mit grofsem Fomp und Bracht im Beyfein Seiner durchlauchtigen Gemahlin
Erzherzogin Anna und grofsen Hofrath mit eigner Hand j^efchirft und aufgefchlagen worden."
Die Holzhammer'fche Berg-Chronik 4 enthält über den Schurfact Folgendes:
„Diefer untcrifte und jüngfte Berg (ift) mit aigner Hand gefchürft und aufgefchlagen worden
von dem durchlauchtigften Fürften und Herrn Herrn Ferdinand Karl Erzherzogen von Oefterreich,
regierenden Landsfürften in Tyrol etc. etc. den 26. Tag Monats Mai anno 1648 in Beyfein feiner
durchlauchtigften Frauen Frauen Gemahlin Erzherzogin Anna etc. fowohl auch deffen Herrn Bruder
Sigmund Franzisk Erzherzogen zu Oefterreich etc. etc. item viller hochadeligen Damen und
Cavalieren, auch Herrn Salzmair, Salzamtsräthe und deren Bergoffizieren etc."
lieber den Zeichner und Giefser der Erztafel konnte kein archivalifcher Beleg aufgefunden
werden. Nachdem jedoch von der Saline Hall 1648 und 1649 nur der Hofmaler Hans Schar von
Innsbruck einen Geldbetrag (50 fl.) ausbezahlt erhalten hat, fo hat es einige Wahrfcheinlichkeit für
fich, dafs diefer Meifter die Zeichnung zu der zweiten Erztafel gemacht hat. Hans Schor erfcheint
hier zuerft 1613 als Malergefell von Wilten (bei Innsbruck), in welchem Jahre er Urfula Dax
(t '657), Tochter des Innsbrucker Malers und Bürgers, zur Frau nahm. Hofmaler Hans Schor lebte
noch 1667, in welchem Jahre deffen „kunftreicher" Sohn Bonaventura mit Maria Elifabeth Hopfner
Hochzeit hielt. Der „kunftreiche" Hans Schor war zur Zeit Bürger des Raths. 1 Aufser dem
genannten Sohne hinterliefs er noch zwei als Maler bekannt gewordene Söhne, Johann Faul und Aegid.
Dafs die Erztafel in Innsbruck gegoffen wurde, fcheint mir aufser Zweifel, da in jener Zeit
noch der berühmte Caspar Gras „der hochfürftlichen Durchlaucht Foffirer" und Giefser hier lebte
und wirkte. Man hatte um fo weniger Anlafs die Tafel anderswo giefsen zu laffen, als es fich hier
um eine Hofarbeit handelte.
Nach dem Gefagten dürfen wir fomit die Erztafel von 1563 als Werk des Malers Ludwig
Ritterl von Hall und der Löffler'fchen Giefserei in Innsbruck bezeichnen, die Erztafel von 1648
aber mit einiger Wahrfcheinlichkeit dem Maler I lans Schor als Zeichner und dem Caspar Gras als
Giefser zufchreiben.
' Sai. Arch Hall. RcKiilf Buch 1048, Fol 47. — -' 17 Mai 1648. Slattli. Arch . Gem. MC Fol 680. — 3 Mfc. im Ferdinnndcum,
Pipauliana Nr 716. X. - 4 Sal. Hibl, Hall, Fol. jb. - * l'farr Archiv Inoabruck,
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BLEITÄFELCHEN AUS BREGENZ.
Von Kaki. Zangemkü, ter.
h nj^i 1 K k k Confervator Dr. Samuel Jenny in Bre^enz hat mir durch Herrn Direclor Ifaug
ll fSul ^ anrme ' m c ' n ' m Jahre 1865 auf der römifchen Begräbnifsftätte zu Bregen: gefundenes,
C— — i *3 .uif beiden Seiten befchriebenes Bleitäfelchen zugefendet. Dasfelbe lag in einem Grabe,
welches fich durch andere Beigaben 1 als das einer Frau kennzeichnete. Die Entzifferung der einen
Seite iß mir ohne befondere Schwierigkeit gelungen und ergab, dafs diefe Blatte für eine defixio
befttmmt war; nur ift die Blatte nicht, wie fonft in der Regel, mit Nägeln angeheftet (defixa),
fondern fo befeftigt worden, dafs fie nach erfolgter Beschreibung auf einen runden Gegenftand
mit ebener Oberfläche aufgefchlagen wurde. Denn das Blei ilt nicht mehr glatt fondern bei a — b — e
eingebogen, fo dafs auf der Aufsenfeite (Fig. 1) das Stück abce ungefähr rechtwinkelig gegen abed
nach unten, beziehungsweife aul
der Innenfeite (II) nach oben ge-
neigt ift. Durch das Auffchlagen
und Einknicken der Bleitafel hat
die Aufsenfeite nur wenig gelitten.
Dagegen ift die augenfeheinlich
von anderer Hand herrührende
Schrift der Innenfeite beträchtlich
befchädigt worden. Die fehr feinen
Striche lind theilweife durch den
Druck abgeplattet und gänzlich
verfchwunden, die noch vorhan-
denen aufserordentlich fchwer
zu linden; die meillen entdeckt
man nur mit gutem und geübtem
Auge erft nach längerem Suchen,
und zwar die einen nur unter diefer, die anderen nur unter jener Beleuchtung. Die Abzeichnung
folcher halbverfchwundener, meift nur einzeln, nicht in ihrem Zufammenhange mit dem Vorher,
gehenden und Folgenden lichtbaren Züge ill an lieh aufserordentlich fchwierig, im vorliegenden Falle
kommt dazu noch, dafs wegen der Falten des Bleies (ich für manche Stellen nicht leicht die erfor-
derliche Beleuchtung erzielen läfst und hier und da fchwer beftimmbar ift, welche Stellung die Buch-
Itaben urfpriinglich zu einander hatten. Das Täfclchen wieder platt zu biegen, fcheint wegen der
Zerbrechlichkeit des Metalls bedenklich; ich wenigftens mochte dies nicht wagen.
Verloren gegangen ill von dem Plättchen, wie die lnfchrift I lehrt, nur wenig, nämlich an
den oberen Ecken a und d. Die Auffchrift der Seite I, welche nach dem Auffchlagen des 1'lättchens
die äufsere bildete, lautet nach meiner l.efung folgendermafsen :
DOMITIVS MCIIR IIT- il OI UYS IIT IVLIVS SIIVIIKV- Ii lSliVIlKVSMC: ! SIIRVS ADYHrs AK I
KKV fTAll Ii r aVISttVIS ADVII RSVS II.AM LOa\ T OMMIS IMIRMIS.
DomitiUi Niger et [L\ollius et Julius Severus et Severus Xigri Jerus l/ervus), adve[rs]\ari(i)
Bruttac, et quisquis a<tve\rsus il(l)a»t loquHus est): omnes per des.
1 Ein Mct.*llf|iicgcl , ein Armband
VIII. N V. !>
Fig. 1. (Ungefähr o ooi M. Uick.J
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K.ARI. ZaNCKMEISTKK. Iii. Kl rAKEIXHEV aus Hrec.enz.
Die Defixionen find, wie Wachsinuth' nachgewiesen hat und durch mehrfache fpätcre Funde
beflätigt worden ift, an die unterirdifchen Gottheiten gerichtet. Wir finden in denfelben aus-
drücklich die dii inferi,' die dii Mancs, auch einzelne z. B. den Dis pater* u. a. genannt Eine direcle
Bezugnahme auf den Todten findet fich nicht. Die Bleitafeln wurden in der Regel nur deshalb
in ein Grab gelegt, weil dasfelbe dem Reiche der Unterwelt angehört. Danach wird auch im
vorliegenden Falle angenommen werden muffen, dafs mit perdes nicht die Todte, fondern eine
unterirdische Gottheit angeredet wird. Dafs deren Namen nicht genannt wird, dafür findet fich
ein anologes Beifpiel in der von Eustratiodes 4 herausgegebenen Verwünschung (xfvrqaw). Die
betreffende Gottheit foll alfo den Domitius Niger, Lollius, Julius Severus und einen anderen
Severus, den Sclaven des Niger (offenbar des Obigen), die Gegner der Brutta und Alle, welche
gegen Letztere gefprochen haben, verderben. Man hat hiebei wahrfcheinlich an einen Rechts-
handel zu denken;* die Brutta hatte denfelben verloren und fuchte fich dafür an ihren Gegnern,
beziehungsweise wohl auch an deren Zeugen, auf diefe Weife zu rächen.
Im Einzelnen fei noch bemerkt, dafs am Ende der 2. Zeile das Pronomen des Lollius aus-
gefallen fein kann. Die Schreibung ilam für illam und die Weglaffung des est bei loqut(us) hat
natürlich nichts Auffallendes. Der Name Brutta mit zwei / ifl mir Sund nicht bekannt, Bruta fleht
bei Gruter pag. 1144, 7 und derfelbe Wechfel findet fich bei Bruttius und Brutius. Die Namen der
Exfecrirten find conftruclionslos
im Nominativ aufgeführt; es er-
klärt fich dies um fo leichter, wenn
man bedenkt, dafs es fich bei
Solchen Defixionen vor Allem um
die delationominum handelte. Das
Fehlen des Cognomens bei Lollius
läfst annehmen, dafs die Infchrift
noch in das 1. Jahrhundert der
Kaiferzeit gehört, die Form der
Buchflaben fpricht eher dafür als
dagegen, desgleichen die alter-
tümlichen Schreibungen ferus und
loqutus. Dafs diefelben Namen
Dom. Niger und J. Severus auch
auf zwei (pannonifchen) Infchriften
der Jahre 211 und 212 vorkommen, 1 beruht bei fo gewöhnlichen Namen auf dem Zufall; wie denn
in der letzteren Infchrift (4452) fich zwei verfchiedene Soldaten Julius Severus nennen. Von den
Sieben Zeilen der Rückfcite (II) ifl es mir nicht gelungen etwas zu entziffern, aufser Z. 6 VALIIRIVM
und vielleicht Z. 4 MINOR (oder MINOR1I). Die offenbar von anderer Hand herrührende, übrigens
mit wenigen Ausnahmen* ebenfalls nicht curfive Schrift ill fehr fein eingeritzt und hat durch das
Aufschlagen und Umbiegen des Täfelchens an vielen Stellen fo gelitten, dafs manche Buch (laben
und deren Theile fpurlos verloren gegangen find. So lange die Entzifferung diefer Seite nicht
gelungen ift, können wir nur vermuthen, dafs auch hierin eine (früher gefchriebene) Defixio enthalten
ifl, wie denn meines Willens alle bis jetzt gefundenen beschriebenen Bleitäfelchen für diefen Zweck
bellimmt gewefen find.
« Rheimfcbes Mulrum IS p 565 IT. — -' l. B. auf der Tafel vnn Mimurnar HiilteHino ddl' Ins«. 1SÄ0 p. 189 t'm «lies beiläufig
<u erwähnen, fo «rmuthe ich. .I»f« <lort Z. 8 tu lefen ifl: la|br» Ve!rh|a] Alitu(m) col(l)a(m)- - » Wachimulh an O. S 564 = Corp
J. L. VI n. 140. — « •Ky. A'/.cr,» II IJ. 1869, n 406 pag. J33 «. — * Wie in Her Korcjrrailchen bei Wachsmuth a. a. O p $59.
v ««l P 5*>7- — 9 Corp. " , ■• J.14S Ul,<l 445'- - 1 L. S und viclleichl Z. I P (flU!)
d
Kig. i. (Uis ru I 69 M. breit und o-o4»u M hueb )
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S. DONATO IN ZARA,
I. BAUBESI'H REIBUNG VON Alois HAUSEk, K. K. l'KOEKSSOK I NI) CoNSKKVATOK.
<Mii t Tafel.)
[KR unwürdige Zuftand, in welchem Reh S. üonato in Zara noch bis vor wenigen Jahren
befand, wurde fchon in der eingehenden Bcfprechung diefes Baues durch R. v. Eitclbergcr
in dem Jahrbuche der k. k. Central-Commiffion zur Erforfchung und Erhaltung der Bau-
denkmale, V. Bd. (1861), erörtert. Als Kirche aufser Gebrauch gefetzt, von 1798 — 1877 militärifches
Verpflegsmagazin, erhielt diefelbe in mehreren Htagen Unterthcilungen von Marken Balkenlagen,
welche im Vereine mit aufgefächerten Waaren den Raum vollftandig unkenntlich machten.
Um diefem unwürdigen Zuflande ein Ende zu machen, gelang es der k k. CentralCommiffion Tür
Kunft- und hiflorifche Denkmale, von dem hohen k. k. Minilterium für Cultus und Unterricht jene
Mittel zu erwirken, welche nothwendig waren, um die Gerüfte aus dem Räume zu entfernen und
durch Befeitigung der Bodenanfchüttung den alten Fufsboden bloszulegcn ; zugleich beantragte die
genannte Commiffion, den Raum zur Aufteilung von Fund-Objccten aus dem Bezirke Zara, welche
bis jetzt an nicht entfprechenden Orten verftreut bewahrt wurden, zu verwenden.
Die Ausräumung der Kirche und die Aufgrabung des alten Bodens führten zu überrafchenden
Refultaten, welche eine neue genaue Aufnahme des Bauwerkes wünfehenswerth machten.
Herr Bautechniker Moriz König wurde mit den nöthigen Weifungen verfehen zur Ausführung
diefer Arbeiten nach Zara gefendet, während ich kurz darauf die ganze Aufnahme an Ort und
Stelle nochmals genau controliren und zur l'ublication ausarbeiten konnte. Herr Profeffor Franz
liulic in Zara hat es übernommen, das Bauwerk in Bezug auf deffen hiftorifche Bedeutung zu
befprechen.
Nach Entfernung des Erdreiches im Innern der Kirche ftiefs man auf ein aus grofsen
regelmäfsigen Platten in Reihen von rio Meter Breite gefügtes Steinpflafter, das fich durch den
gröfsten Theil der Kirche bis an die durch die Mittel-Abfis laufenden zwei Stufen, hinter welchen
nur Schuttwerk vorhanden war, erflreckte; fiehe die beigegebene Tafel, Grundrifs der unteren
Kirche. Diefer ausgedehnte Plattenboden lag urfprünglich frei zu Tage, und zieht fich unter den
Mauern der Kirche hinaus fort, noch heute den Boden der Keller der meiften umherliegenden
Häufer bis zur Piazza dell* Erbe bildend. Auch die Stufenanlagt! geht durch die Mauer der Abfis
weiter fort. Aus dem Fehlen des Plattenbodens hinter den Stufen wird man den Schlufs ziehen
können, dafs hier ein Gebäude ftand, zu dem die Stufen gehörten.
Die Erwartungen, welche von R. v. Eitelberger durch die Aufdeckung des Infchriftfteines
in dem erften Pfeiler links vom Eingange an die Bloslegung des alten Bodens geknüpft wurden,
find infofern in Erfüllung gegangen, als eine reiche Zahl römifcher Refle zu Tage trat, welche
Uber die einft in Zara errichteten Monumente einige Auffchlüffe zu geben im Stande ifl.
Wie fchon erwähnt, erheben fich die Mauern und Pfeiler der Kirche gröfstentheils ohne
weitere Fundirung über dem antiken Plattenboden. 1 Auf diefes unfichere Fundament, dem zum
1 Ein gleicher Itcweis fllr das grnfse Vertrauen, das dem antiken Boden enl|jei:eiiK«bra<:lit wurde, in in Spalalo ju finden, wo
fich viele der in den FlIaA de» Dioclelian eingebauten Wohnhaufer unmittelbar Uber dielen Boden erheben.
8*
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6o
Alois Hadskr.
r
gröfsten Thcile der Einfturz der Kuppel der Kirche zuzufchreiben fein dürfte, folgte nicht ein
feftes in entfprechendem Verbände ausgeführtes Mauerwerk, fondern als Unterlage der Pfeiler,
Mauern und Säulen wurden ganz lofe aneinander gelegte Säulentrom-
meln, Gebälkftücke, Quadern, Gefimfe von Foftamenten und anderes
verwerthet, und erfl darüber folgten die fefl aneinander gefügten
Bautheile.
In den Zeichnungen, Fig. i — 16 habe ich viele der Steinlagen des
Unterbaues genau wiedergegeben, um fowohl die Kühnheit, den Leicht-
finn (oder Unbeholfenheit) in diefer Conftruttion deutlich darzuftellen,
als auch eine Würdigung der einzelnen antiken Stücke zu ermöglichen.
Die Numerirung der Pfeiler bezieht fich auf die gleiche Nume-
rirung im Plane des Erdgefchofses der Kirche, die Bezeichnungen :
Innenfeite, Aufsenfeite, rechte -linke Seite find mit Rückficht auf
einen Standpunkt in der Mitte des Raumes zu verliehen, fo dafs als
Innenfeite jene gegen den Mittelraum, als Aufsenfeite die nach dem
Umgange gekehrte Seite der Pfeiler bezeichnet wurde.
Geradezu auffallend erfcheint die Art der Verwerthung antiker
Säulentrommeln im Unterbau der Umfaffungsmauer von der rechten
Apfis bis zur Hingangsthür. Die Trommeln (Fig. i bis 3) ftehen nicht
auf ihrer Eagcrflächc, fondern find umgelegt und in der denkbar
ungünftigften Weife verwerthet, gerade fo, als ob fie nur an die Stelle
gewälzt und hier einfach liegen geblieben wären. Auch wo Säulen-
trommeln als Unterlage der Pfeiler Verwendung fanden, wurden fie
nicht aufgeftellt. In überrafchender Weife ifl dies bei dem Pfeiler II
(Fig. 4 u. 6) der Fall, der mit feiner äufserften Kante in die Achfe der über
diefen Pfeiler hinausreichenden liegenden Säulentrommel zu flehen
kommt. Aufser den Säulentrommeln find in den Umfaffungsmauern
Stücke von antiken Gefimfen und Quadern vermauert, fo dafs bis über
0 90 Meter Höhe, vom Plattenboden auf, nur römifche Rede Verwer-
thung fanden. Auch die Pfeiler und Säulen erheben fich, wie fehon
erwähnt, über lofe aneinander gelegte Architektur-Stücke, welche aber
in ihrer verhältnifsmäsig guten Erhaltung einen befondern Werth für
die Erkennung des Charakters der Bauwerke, welchen fie entnommen
waren, ihrer formalen Ausbildung nach, in Anfpruch nehmen.
An der Aufsenfeite des Pfeilers I ift ein Stück eines Poftament-
Fufsgefimfes, an deffen linker Seite (Fig. 5) ein grofses Fragment eines
Poftament- Deckgefimfes eingemauert. In Pfeiler II find an der Aufsen-
feite (Fig. 4) ein Stück eines Fufsgefimfes, ein Quader, ein Infchriftftcin
und darüber ein Architravflück verwerthet, während an der linken Seite
desfelben (Fig. 6) jenes früher erwähnte Säulenftück liegt, dem weiter
oben ein Infchriftflein -Fragment folgt. Pfeiler III enthält an der Innen-
feite ein reich ornamentirtes Friesftück (Fig. 7), an der Aufsenfeite
(Fig. 8) der ganzen Breite nach laufend ein Gebälkftück aus Architrav
und Fries beftehend, an der linken Seite einen Infchriftftein. Pfeiler IV fitzt auf zwei grofse
bedeutungsvolle Infchriftfteine auf. Der eine derfelben ift mit feiner vollftändig erhaltenen, reich
umrahmten Infchrift an der linken Seite des Pfeilers angebracht (Fig 9); Fig. 10 gibt deffen frag-
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S DONATO IN ZARA.
6t
mentirte Seitenfläche. Nach dem Innern S. Donato's gekehrt liegt der zweite grofse Infchriftftein
(Fig. u). Die infchriftlofe nach rechts gewendete, ebenfalls reich umrahmte Seite diefes Steines
ift 215 Meter lang. Ueber diefen Fragmenten ruht ein
plattenfürmiger Stein, defien fichtbare Fläche (Fig. 10)
zwei Rahmenfelder zeigt und der durch feine Form über
die frühere Verwendung im Baue keinen Auffchlufs gibt. In
Pfeiler V find wieder zwei Poftament-Fragmente gleicher
Form (Fig. 12) wie in den früheren Pfeilern eingefetzt, fie
tragen aber auf den von Ranken-Ornamenten umrahmten
Flächen keine Infchriften. In Pfeiler VI (Fig. 13 und 14)
find ornamentirte Gefimsftücke und Reftc von Säulen-
trommeln fichtbar. Säule VII erhebt fich über vielen
Stücken von geringer Form, Säule VIII (Fig. 15) auf dem
intaclen Fufsgefimsftücke eines Poflamcntes. Zu den be-
deutenderen Fragmenten, welche wie die meiden übrigen
römifchen Baurefte Spuren ftarker Zerftörung zeigen, gehört
auch ein Hängeplattenflück an der rechten Seite des
Pfeilers I und ein zweites zunächft der Trennungsmauer
zwifchen der linken und mittleren Abfis vermauertes
Hängeplattenflück. (Fig. 16.)
Aufser diefen durch ihre Formen wichtigften, in den
Zeichnungen dargeftcllten Stücken ift noch eine grofse
Zahl Bruchflücke verwerthet, welche deutlich genug die
Zugehörigkeit zu den übrigen erkennen laffen. Es mufs
aufserdem befonders erwähnt werden, dafs die Wände und
Pfeiler von dem Niveau des neuen Fufsbodens auch weifs
getüncht find, und dafs die Vermuthung nicht ausge-
fchloffen ift, dafs unter dem dicken Kalküberzuge noch
werthvolle Steine verfteckt find, welche, wenn die bean-
tragte Reinigung des Innern erfolgen follte, erft zu Tage
treten würden. Dem dicken Kalküberzuge ilt es auch zuzu-
fchreiben, dafs bei den Pfeilern II und III die Bruchfeiten
der Architrav- und Fries -Sücke nicht deutlich in ihrer
ganzen Form zu erkennen find.
Aufser diefen regellos zufammengetragenen Steinen,
welche dem chriftlichen Baue als Fundament dienen mufsten,
find noch an römifchen Werkftücken die vier vor den
Abfiden ftehenden monolithen Säulenfchäfte und die zu-
gehörigen Capitälc verwerthet. Die zwei Schäfte im Erd-
gefchofse find vollftändig erhalten, die Capitälc find com-
pofite und haben die gröfste Aehnlichkeit mit jenen am
Bogen des Septimius Severus in Rom. Die Schäfte der
beiden Säulen im oberen Stockwerke wurden zur Verwen-
dung in diefem Baue gekürzt. Eines der Capitäle ift
korinthifch, das andere compofit (Fig. 17), beide tragen den Charakter der Spätzeit des römifchen
Styles Die Bafen aller vier Säulen zeigen kein Kriterion römifcher Abftammung.
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62
Alois HauseK.
r
Die Prüfung der antiken Refle nach Formen und Dimenfionen ergibt, dafs die fichtbaren
Steine verfchiedenen Säulenbauten und mehreren l'oftamenten angehörten. Bogen- und Gewölbe
flücke habe ich unter den erhaltenen Steinen nicht entdecken können. Mit zu den hervorragendllen
römifchen Reiten in Zara muffen aber auch zwei noch aufrecht
flehende Säulen gezählt werden, welche von den Venetianern zur
Aufftcllung des Löwen von S. Marco, unter Benützung römifcher
Werkllücke errichtet wurden. Die eine, auf der Piazza dell'Frbe
flehend, trägt heute noch Uber einem Auffatze den Löwen, und, da
fie als Pranger benutzt wurde, die Ketten und Handeifen. Sie hat
keine Bafis, der Schaft ifl uncannelirt, das Capitäl korinthifch. Der
Umfang der Säule beträgt unten 4*15 Meter, demnach der Durch-
meffer 1*32 Meter. Die zweite Säule lieht vor dem Statthai terei-
gebäude und der Kirche S. Simeone auf Piazza della Colonna. Die
Bafis derfelben ifl attifch, der Schaft cannelirt, doch fehlt demfelben
die unterfle mit dem Ablaufe verfehene Trommel. Das Capitäl ifl
korinthifch. Ueber demfelben folgt nichts weiter, doch zeigen weit
vorflehende, nicht antike Dübel, dafs fich hier ebenfalls ein Auffatz
zur Aufnahme eines Löwen oder einer fonfligen Figur befand. Der
Umfang diefer Säule beträgt unten 3*92 Meter, demnach der Durch-
meffer 1*24 Meter. Beide Säulen liehen nicht an ihrem urfprüng-
lichen Platze im römifchen Baue, fondern wurden, wie gefagt, fpäter
errichtet. Sowohl der Standplatz in dem jetzigen Strafsen-Niveau wie
auch das Fehlen der Bafis bei der einen, der unteren Trommel bei
der anderen Säule fprechen dafür.
Wenn man die Schäfte diefer Säulen vergleicht mit jenen im
Unterbaue von S. Donato, Hellt fich, unter Berückfichtigung der
Verjüngung, eine Gleichheit der Dimenfionen heraus. Die grofsen
cannelirten Trommeln entfprechen dem Säulenfchafte auf der Piazza
della Colonna, die uncannelirten jenem auf der Piazza dell'Erbe. Die
cannelirten Säulen werden, ein Verhältnis von 9V4 Durchmeffer zur
Höhe angenommen, circa 12 Meter hoch gewefen fein, und es würde
hierzu das Friesflück in Pfeiler III (Fig. 7) gehören. Da das letztere
074 Meter hoch ifl, liefsen fich die Dimenfionen des ganzen Gebälkes
mit: Architrav 074 + Fries. 074 4- Kranz-Gefims 0 90 (?) Meter
annehmen, wobei die Säulenhöhe von 12 Meter fich zur Gebälkhöhe
von 2 58 Meter wie 4 6 : 1 verhalten würde. Jedenfalls entfprechen die
Dimenfionen einem ungewöhnlich grofsen Gebäude, da die Höhen-
mafse der Säulen beifpiels weife gegen jene der Proflafis des Pantheon
in Rom (14 064 Meter) nur um 2 Meter, alfo um '/: zurückbleiben.
Nicht wefentlich verfchieden in den Dimenfionen von dem
früheren wird der Bau gewefen fein, zu dem die glatten Säulenfchäfte
gehörten, dagegen weifen zwei cannelirte Säulentrommeln in Pfeiler II
(Fig. 4 und 6) und in der Mauer (big. 1), zunächfl der rechten Abfis, auf ein bedeutend kleineres
Objecl. Zu den aus diefen Fragmenten reconllruirbaren, circa 5 Meter hohen Säulen würde das
Gebälkflück (Architrav und Fries) in Pfeiler III (big 8) und das Hängeplattenftück in der linken
Abfis (Fig. 16) den Dimenfionen nach paffen.
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S. DONATO IM ZARA,
63
Die Säulen vor den Abfiden gehören wieder ihren Maafsen und Formen nach anderen
Ordnungen an als die früher befprochcnen.
Es mufs weiteren Aufdeckungen in Zara vorbehalten bleiben, die hier gewonnenen
Rcfultate zu erweitern und völlig ficher zu ftellen, doch läfst fich fchon aus dem Vorhandenen der
Schlufs ziehen, dafs fowohl vielerlei als auch befonders grofse reich ornamentirte Monumental-
bauten in der einfügen Römerftadt errichtet waren.
Während es bis jetzt nicht möglich ift aus den erhaltenen Architekturftückcn irgend ein
Gebäude zu reconftruiren, da hiezu die den Grundrifs beftimmenden Fundamentrefte nicht bekannt
find, geftatten dagegen die vielen in den Pfeilern und Wänden vermauerten Poftament-Fragmente
ein Bild der Gefammtform der Poftamente zu geben. Die Fragmente gehören zweien Poftamenten
an, welche aus Sockel-, Mittel- und Deckftiick beflanden. In Fig. 19 wurde die Vorderanficht
eines diefer Poftamente reflaurirt. Die edlen Formen der Profilirungen und Ornamente wie auch
der Buchftaben fprechen für die befle Zeit des römifchen Styles. Leider find die oberen Flächen
der Deckplatten nicht zu fehen, fie würden über die Aufltellung von Standbildern auf den Pofta-
menten Auffchlufs geben können.
II. Die Bauüesuikhtk von Franz Bulic\ k. k. Pkoikssor und Conservator.
Unter den alten Denkmalen, die Zara befttzt, ift die Kirche des heil. Donatus wohl das
gröfste und das intereffantefte. Die Kirche ift ein Rundbau mit hochgewölbten Emporen, einer Art
Ober-Kirche, mit je drei Abfiden in der Ober- und in der Unter-Kirche. Von der unteren Kirche
führen zwei Stiegen auf die obere; jene mit dem örtlichen Eingänge geht knapp an der äufseren
Seite der perimetrifchen Mauer hinauf, jene mit dem weftlichen FJngange windet fich unter der
erftgenannten Stiege durch, fteigt etwas fteiler empor, und vereinigt fich mit ihr zu einer breiten
Treppe vor der Vorhalle zu den Fmporen. Die hohe Kuppel (Dach) der Kirche, die auf je fechs
Pfeilern und je zwei Säulen in der oberen und in der unteren Kirche ruht, ift weit fichtbar von der
Landes- und von der Meeres Seite, und gibt der Stadt ihre charakteriftifche Phyfiognomie
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Fkan/. BUMÖ,
Trotz ihrer Wichtigkeit für die Culturgefchichte des Landes und ihrer Sehenswürdigkeit wurde
aber die Kirche bis auf die jüngfte Zeit wenig beachtet und noch weniger ftudirt.
Das Verdienft, ein neues Intereffe auch in gröfseren Kreifen für diefe Kirche erweckt zu
haben, gehört dem Profeffor Rudolph Eitelbcrgcr von Edelberg, welcher im Auftrage der k. k. Cen-
tral-Commiffion zur Frforfchung und Erhaltung der Baudenkmale im Jahre 1859 Dalmaticn bereift,
und im Jahrbuche den Auffatz: „Die mittelalterlichen Kunfldenkmale Dalmatiens in Arbe, Zara,
Trau, Spalalo und Ragufa, Wien 1S61" veröffentlicht hat. Auch der Correfpondent der k. k. Cen-
tral-Commiffion, Herr Johann Danilo, hat über die Donatus Kirche im „Avvifatore Dalmato," 66,
68, 70, 72 im Jahre 1877 vier Feuilletons gefchrieben. Auf Erfuchen der k. k. Central-Commiffion
war er bereit, jene Feuilletons zu erweitern und die darin enthaltenen Anflehten näher zu begründen,
war aber durch Krankheit daran verhindert; und fo übernahm ich die Arbeit über Einladung der
k. k. Central-Commiffion u. zw. durch Vermittlung des Herrn Profeffor Alois Hau/er.
Fig. 5
In der Kirche gibt es keine Infchriften, die uns eine Antwort geben könnten auf die Frage,
wann und von wem fie erbaut worden fei, doch finden fich zahlreiche alte römifche Infchriften.
Unter dem Pfeiler IV, links beim Fintritte, fteht auf einem Blocke (2*20 M. lang, 0-90 M. hoch)
von weifsem Kalkflein, mit fchönem, fehr gut erhaltenem Rahmen umgeben, eine Infchrift in fehr
fehönen Lettern (f. Fig. 9):
lVT<ON]-AVGVSTAE|APPVLEIA Ä FIL Q.VINTA|SVO ET L-TVKPII.il BROCCHI MCI NIAM- FILII •
NOMINE.TEST TOM IVSS.
Die Infchrift war im 15. Jahrhunderte bekannt. Cyriacus Anconitanus (Pizzicolli) führt fie
(1435 — 36) in feinen Commentarien und in feinem Briefe an Targioni-Tozzetti auf.'
Sie gab Veranlaffung zur Annahme, es fei entweder an der Stelle der Kirche oder etwas
nürdlicherfeits ein grofser Tempel der Livia Augufla, der Gemahlin des Kaifers Augxiftus, geflan-
den. Der Franzofc Jacob Span erwähnt fie in feinem „l'oyage d 'Italic, de Dalmatic, de Grccc
et du Levanl," Amfterdam 1679, mit folgenden Worten, tont I, pag. 65 fq. : Proche de l'Fglife des
Grecs appellee f. Helie, je vids deux belies colomnes canelee.s d'ordre corinthien, dont la bafe, le
plinthe, le chapiteau et l'architrave font egalment de bonne maniere. On juge que c'eft. le reft d'un
' Corif Corpaf Infcr. Lat. III. u. 2904. wo fie al» .ad ardtm f. Donati iuala ecclcfiam cathcdralem in bancolumnar- ange
fuhrt wird. Unter n. 2905 C. J I. III, lid. ftchl die folgende Infchrift nach Cyriacu» al. „ad ae.lem » Trinitatis» nach Martyr Juc. als
„in lemplo divi DoaMi":
1VNONI AVGV.STAE:ArrVLEtA M FlL|QVINTA SVO ETtL TVRPIUI BROCCHI NOMINE.
Die erwähnte _aedei *. Trinitatis" und „lemplum divi Dunati' find eine und dicfelbe Kirche; und diele Infchrift n 2905 ift
nur eine corrupte AMchfifl der ful> n I904 angeführten wie fie hei einigen Schriflflellcrn vorkommt, GliuiaMt, LutÜU und nach ihnen
Farial, \\\\yx. Sacr t V, piß jS) haben dies hervorgehobt»
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S. DONATO IN ZARA. 65
temple de Junon par une infcription, qu'on a trouv^e proche de lä, et que je vids dans l'ancicnne
cglife de f. Donat".
In den Anmerkungen pag. 366 gibt er den Wortlaut der von ihm gefehcnen Infchrift, aber
die Befchreibung, die er von ihr macht, nämlich: „cette pierre ötoit ecrite de deux cotes, car on lit
en un endroit les trois premieres ligncs, et en un autre la 3. et la 4. ligne, ce qui fait le fens com-
plet" — bezeugt, dafs er fie von einer unverläfslichen l'erfon diiliren und befchreiben hörte. Die
ganze Infchrift fleht auf einer Fläche. Sein Zeitgenoffe, der Archidiaconus von Zara, Valerio de
Ponte, den Spon als einen homme seavant et qui possede bien l'histoire de son pays, rühmt, gibt
uns darüber in feinen Rerum Ecclcsiasticarum Jadrensium Commentaria (veröffentlicht von Farlati
Illyricum Sacr. t V, pag. 11 sq.) folgende Nachrichten:
Flg 6
„Cathedrali ab Auflro contiguum eft templum formae rotundum a f. Donato, ut tradunt,
credum, ac fanc~tiffimae Trinitati dicatum, quod poftmodum f. Donati titulum fortitum eft ....
Ibidem collocata eft urna marmorea cum offibus dieli f. Donati. Ad fuperiorem huius templi partem
afeenditur per fealam femicochleam, ubi frequentatur congregatio oratorii. Cernuntur inferta parie-
tibus eiusdem templi fragmenta non exigua, quae ex fculpturis et inferiptionibus, litteris ferme pal-
maribus, indicant fuiffe alicuius aedifieii ingentis ac fumptuofae molis, quod Junoni Auguftae
dicatum, ex inferiptione eiusdem fragmenti dignoscitur, quam romana superftitio et adulatio voluit
fuiffe Liviam Augurti Caefaris uxorem.
Huius forfan veftigia dixerim eaquae adhuc vifuntur in hortis Seminarii Floriani ad eubitum
et amplius e folo furgentia, lapidibus femiruflico ordine compac~üs, quibus non longe imminent duae
columnae, ordine corinthio elaboratae, trabe lapidea defuper coniunc^ae, altitudinis eubitorum
circiter triginta, quarum bafis fub terra latet, aliasque fimiles extitiffe indicant, quae porticus
VIII. N. F. 9
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66
Fkanz BULld
ampliffimae fuifle demonftrant. Hanc molem forfan zelus f. Donati diruit, eiusque rudera in aedifi-
cium tcmpli fanctiffimac Trinitatis converlit."
Farlati kannte, als er die Gefchichte der Zaratiner Kirche fchrieb, weder den Spon, noch
den Ponte, fagt aber doch fad das nämliche (O, c. t. V, p. 37, 38): „fed rerum ab eo (l)onato)
laudibiliter pieque geftarum nulluni extat monumentum auguftius, quam templum fane amplum et
magnificum, quod ab illo ingenti mole fumptuquc exftruclum et Santftiffimae Trinitati confecratum,
eiusque titulo infignitum ferunt. Eft figurae rotundae ad finiilitudinem Bafilicae Spalatenfis S. Dom-
nii, laterique dextro aedis cathedralis adiacct. Aiunt ibidem fuiffe olim delubrum ingens Junoni
Auguftae facrum (idell Liviae uxori Oclaviani Augufti Imperatoris), fi vera eft quorundam inter-
pretatio, idque confirmat vetus infcriptio, reperta inter rudera eiusdem delubri, quod iamdudum
vetuftate collapfum ac dirutum erat. Idem connrmant fragmenta quaedam veterum lapidum variis
notis et figuris incifa, reliquiae antiqui illius aedificii, quae paffim templi parietibus infertae con-
Fi E . 7
fpiciuntur " Diefelbe Anficht findet fich in Voyage piüorcsque et hißorique de l'lßrie et Dalmatie,
redige' d 'apres l ' Iiinerair e de I.. F. Caffas par Jo/eph LavalUe (Paris An. X, 1802) pag. 85: „On
voit encore pres de l'eglife de Sainte-Helie deux magnifiques colonnes cannelees, d'ordre corinthien,
dont l'architrave, les chapiteaux, la plinthe et la bafe font du meilleur ftyle; une infcription trouvee
non loin de la, et que l'on a transportee dans l'eglife de f. Donat, fait foupgonner que ces colonnes
font un rede d'un temple de Junon; cette infcription eft une dedicace faite 11 l'augufle Junon
Junoni Augußae par une femmc nommee Apuleia Quinta, fille de Marcus, en fon nom et en celui
de fon fils Lucius Tnrpilins lirocchtis Lieinius*
Der einheimifche Schriftlicher ÄW^JM<>;7V'(Memorie per la ftoria della Dalmazia, Zara 1809)
vertritt diefelbe Anficht und führt einige nähere Details an. Kr fchreibt Bd. I, p 195 fq. :
„Ora che un tempio efiftefie in Zara dedicato efpreifamente a quefta divinitä (Livia moglie di
Augufto) la tradi/ione piii lontana lo vuole e vari fquarci uniformi d'iferizioni lo indicano, ma in modo
particolare Junoni Auguftae . . . Congetturafi comunemcntc dagli antiquari noftri che quefto edifizio
forgfffe lä dove efiftono le cafe del fignor Giurich fopraftanti all'orto del fu feminario Florio, Certo
e che lungo l'eftrcmita dell'orto f'alza da terra a dar fondamento al filare delle cafe fovraerette
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S. DONATO IN' ZAKA.
67
un piede circa di ben difpofte pietre, che per la forma e conneffione de! muro ad occhio offervatore
fono d'epoca romana. Non lungi ve.devanli due colonne: il capitello, il plinto e la bafe erano
del piu fquifito ftile, come attefta d'averle offervate il celebre Archid. Valerio Ponte, che fiori nel
XVII fec , d'ordine corintio, con architrave che le univa. Quefle ed altre, che certo efifter doveano,
a fenfo degli intelligenti, i quali furono in tempo d'efaminarle, adombravano all' immaginazione un
maeftofo portico che forfe era parte del grande cdtfizio, confecrato a Livia Augufta Forfe torreg-
giava quefto tempio fu una piazza fpaziofa e del fuo laftricato erano quelle grandi e ben levij^ate
pietre che di lä non hingi fcoperfe il capitano Liciffich nel diffotterrare le fondamenta della fua
cafa. Kra forfe una delle colonne elevantifi fu quello magnifico foro, quella che rimpetto alla cafa
medefima col piedeftallo tutto fotterra forge maeftofamente. e fola ha potuto fopravivere all' urto
del tempo ed alle, vicende rovinofifl'ime della citta. Sofpettarono il Ponte, il Tanzlingher, lo
Gliubavaz ed altri cronifti che il troppo veemente zelo del fanto vescovo Donato abbia demolita
e diftrutta la fuperba mole di Livia Augufta convertendone i miferandi avvanzi all'erezione del
tempio da lui dedicato alla Trinita."
Fig. S
Und ibidem pag. 216: „Solo ci rimafero.alcuni rottami qua e lä difperfi di fregi e cornici
d'eccellente lavoro e quei pezzi di colonne fcannellate ch 'erano giä nett' orto della famiglia Dede
e. che ora veggonfi combacciati a formare la colonna nel campo di S. Simeone. Quelle furono quelle
colonne d'ordine corintio offervate dal Ponte, le quali trovandofi appunto in quei contorni appar-
tener doveano al gran tempio di Livia Augufta." 1
üiefe Anflehten werden wir unten naher beleuchten frarlati erwähnt nach Gliubavaz und
Lucius die folgende Infchrift, die bei der Thüre der Kirche geflanden fei; fie war verfchwunden,
man fand fie vor kurzer Zeit und brachte fie in die Kirche als Bruchflück (0-70 M. hoch, an der
oberen Seite o'ioM., an der unteren 0^30 M. breit) wieder zurück (C. J. L. III. n. 2950).*
HRLVIA- Veneria V F SIBi et (X • PETRoK'OCA pitoni|\ IRO-S uo et|a-PEmo\IO-A phrodi»k)|ET- SV (S-U
bertis I.IHKRTAB\ Sa - PO stcrisq KOKV.W.
' Ferrari Cufilli in kirifla DalnuU, 1S59, n 13. — * C. J. L. III. n. >950 A p»rle aolerinri Upi» qu»dtaltts e(\. relro columna«
dimidialir lormam habcl in pincam finirnli».
9«
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t
68
Franz Bui.id
Ebenfo erwähnt Farlati nach Lucius folgende lnfchrift, welche am Pfeiler III, linke Seite,
fteht (Spiegel 0-54 M. lang, 0*30 breit) :'
C«ALLIVS|SPE<M. V F SIBI KT IN * FR | INAGR.
In der Kirche finden fich noch folgende Bruchftücke, die immer fichtbar waren, aber von
Niemandem wegen ihrer Unwichtigkeit veröffentlicht wurden: Am Pfeiler II linke Seite, Bruchftück
(Spiegel 0 80 Meter hoch, o 23 Meter breit).'
AGNF|IA I S-
am Pfeiler I, unter dem Gefimfe gegen die perimetrifche Mauer in fehr grofsen und fchönen
Lettern: IN FRON.
Nach der Erzählung von Augenzeugen 1 wurde bei der Reparirung des Fufsbodens ein
Quaderflein gefunden mit dem fchönen Bildniffe einer Bacchantin. Der Stein findet fich jetzt in der
Exedra des hiefigen „Giardino publico" eingemauert. Im Jahre 1872 nahm man in der Kirche
neue Ausgrabungen vor; im Jahre 1877 wurde der ganze (chriftliche) Fufsboden abgetragen und
der ganze unterlegte Schutt, fammt einigen Gräbern weggeräumt, bis auf den alten (römifchen)
Fufsboden. Da kam zum Vorfchein, dafs die Fundamente der Pfeiler und Säulen, wie der perime-
trifchen Mauer, aus Bruchftücken fehöner altrömifcher Gebäude beftehen. Da finden fich Stücke
von Architraven, Kranzleiften, von Säulen, Plinthen u. dgl. Die Fundamente der Pfeiler und Mauern
rVNONI • AVGVS-TAE
AP PVL EIA • M • FI L- QVINTA-
SVO ET- L- TVR PILlI BROCCHl
LICINILANl FlL[lNOM.I NE
TEST' PONI- IVSS
ruhen auf dem alten, noch gut erhaltenen Pflafler. Es fei hier noch bemerkt (gegen Hitclberger
1. c. pag. 34, 35, der diefen alten Fufsboden, wie er jetzt gereinigt dafteht, nicht gefehen hat), dafs
diefer Fufsboden nie das Niveau der chriftlichen Kirche fein konnte, denn die alten Bruchftücke
ragen zu fehr aus den Fundamenten der Pfeiler und der Mauer heraus, um diefe Anficht gelten zu
lafien. Die erwähnten Bruchflücke muffen gleich vom Anfang verfchiittet gewefen fein, und der
jetzt abgetragene Fufsboden, der etwa 1-30 Cm. höher ftand über den neu blofsgelegten römifchen,
ift ohne Frage als beim Baue der Kirche angelegt zu betrachten.
Bei den eben erwähnten Ausgrabungen wurden zwei Infchriften aufgefunden. Unter
dem Pfeiler II fteht die bis jetzt unedirte lnfchrift (Spiegel 0-72 Meter hoch, er 55 Meter breit)
in fchönen Lettern, wie fie in Fig. 4 wiedergegeben ift:
1 Zu lefen: Caiut Alliui Sfrc(uJalor) l.{tgienit), nulu wie im C. J. L. III. n. joio Sptctaltr, wo da» I. tum SF'KC gupgtfl
wirJ, ila zwischen ihnen ein deutlicher Punkl ficht. Zwilchen dci »weiten und iliilten Linie ill eine Vertiefung, wahrfchcinlich von fpaierer
Hand »«ngemeifsell — ' Vergl. Hulletino di Arth, e Stor. Ualrnala Anno I, i>ag. 37-—' <-onte Kram Burrli, tu der Zeil Pudetti vun Zara
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S. DONATO IN ZARA.
6 9
Appuleio Cai Filio Sergiä (tribu) Balbino, Pontifici, equum publicum habenti, annorum
XXI, F.pidia Titi filia Paulina avia. 1
Unter dem Pfeiler IV, bei dem Blocke mit der Infchrift Junoni Augußae, fand man einen
etwas zwar kleineren Block (169 Meter lang, 0 80 Meter hoch) mit Infchrift in gleich grofsen und
fchönen Leitern (f. Fig. 11): Jovi Augufto. Appuleia Marci filia Quinta fuo et Lucii Turpilii Brocchi
Liciniani Filii nomine t(eflamento) [(p)oni (i)uffit).'-'
Uiefe zwei Blöcke find auf drei Flächen fchön gemeifselt und mit Rahmen umgeben ; jedoch
licht die Infchrift Junoni Augußae auf der längeren (Haupt-) Fläche, die Infchrift JoinAugufto
auf der kürzeren (Neben ) Fläche. Unter dem Pfeiler V befinden fich zwei andere Blöcke, die auch
auf drei Flächen ausgearbeitet und mit Rahmen umgeben find. Finer von diefen pafst genau, was
fowohl den Rahmen als die Länge und Höhe anbelangt, zum Blocke Junoni Augujlae, der andere
läfst fich nicht genau abmeffen, aber was den Spiegel anbelangt, ift er gleich grofs wie der Block
Jovi Augußo, und kann ohne Bedenken als Complement-Stück zu demfelben betrachtet werden.
Bezüglich der hiftorifchen Auf-
zeichnungen über diefe Kirche ift
Coftantinus Porphyrogenetus der erfte,
der uns darüber ein fichercs Zeugnifs
in feinem Buche de adminißrando
imperio aufbewahrt hat. Bei der Be-
fchreibung des byzantinifchen Thema
Dalmatiens im cap. 29 1. c. (diefes
Capitel ift im Jahre 949 gefchrieben)
erwähnt Porphyrogenetus die Kirchen
von mehreren Städten Dalmatiens. In
Cattaro, fchreibt er, fei die Kirche
des heil. Tryphon, in Ragufa die des
heil. Stephanus, in Trau die des heil.
Laurentius, in Spalato die des heil.
Domnius, von welcher er hinzufetzt:
quod eubieufum erat eiusdem imper-
atoris Diocletiani. In allen diefen
Städten macht Porphyrogenetus je eine Kirche namhaft, nur in Zara nennt er ihrer zwei: „Tcmplum
autem s. Anaftafiae oblongum eft, fimile Uli, quod in Chalcopratiis (Vorltadt in Conftantinopel) eft;
et columnas habet prafinas atque albas, totumque ornatum eft figuris, pictura vetufta elaboratis;
pavimentum vero iplius mirifice ex opere teffellato confectum. Juxta autem ilud efl aliud quoqne
templum rotundum s. Trinilaiis; et Jupra illud rur/um aliud inßar catechumenorum, indem rolun-
dum, in quod Cochlea a/cenditur" *
Diefe letzterwähnte Kirche ift ohne Zweifel die jetzige Kirche des heil. Donatus. Sie hat
fomit eine fo alte hiftorischc Betätigung, dafs fich einer älteren kaum eine Kirche unferer Monarchie
rühmen kann. Aber zu welcher Zeit und von wem die Kirche aufgeführt wurde, fagt uns Porphy-
rogenetus nichts. Diefe Frage i(t nun nach Möglichkeit zu löfen.
Alte fchriftliche Aufzeichnungen und alte Traditionen (teilen diefe Kirche mit dem Bifchofe
von Zara, Donatus III, welcher in den erften Decennien des 9. Jahrhunderts lebte, in engfte Ver-
bindung. Viele nehmen an, er hätte die Kirche auf der Stelle {ibidem — Farlaii), fomit auf dem
' Vcrgl. Bllltttno di Arth, e Stor. Ililmita. Anno I. pag. 37 — » Vergl. Corp. In HI, pag 1062. und Bullcliinu <li Arch
r Stor. Dalmata Amio I, pag 30 — 3 Munumrnla fpciftanlia hiftnnani Slarorum Mcridiunalium. Zagiabiae 1877, Vol. VII, pag. 401 feqq.
Fig. 10.
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TO
Franz Boud
Fundamente eines alten hcidnifchen Tempels, nämlich der Juno (Livia) Augufta aufgeführt. Nach
anderen {Kreljanovic mit Berufung auf Ponte, Tanzlingher, Gliubavaz — fiehe oben) hätte der
Bifchof Donatus III. den alten Tempel, der ftark befchädigt oder halb verfallen war, zuerft ganz
demolirt und mit deffen Trümmern dann die Kirche aufgebaut. 1
Was den Hauptpunkt diefer Aufzeichnungen anbelangt, nämlich die Krbauung der Kirche
durch Bifchof Donatus III, flimmen wir den Alten vollkommen bei; alle übrigen Details aber
müffen wir fallen laffen. Denn erjlens wäre die Kirche auf welche Art immer, unmittelbar
aus einem heidnifchen Tempel entflanden, wie uns die angeführten Schriftfteller erzählen, fo wäre
fchwer anzunehmen, dafs Coft. Porphyrogenetus, der bei der Domnius- Kirche in Spalato ihren
Urfprung hervorhebt, ein fo auffallendes Analogon bei der Donatus- (Trinitäts ) Kirche in Zara
unerwähnt gelaffen hätte, und dies um fo weniger, als die letztere Kirche viel jüngeren Datums ift
als die erftcre.
Zweitens ift es jetzt nach den letzten Ausgrabungen klar, dafs die jetzigen Mauern nicht
auf älteren Fundamenten ruhen, und dafs beim Baue der jetzigen Kirche die Fundamente ganz
neu eingelegt worden find. Dafür wurden
auf der weftlichen Seite durchwegs grofse
Steinblöcke, die von römifchen Bauten
herrühren, gebraucht; feltener werden die
römifchen Bruchftücke auf der füdlichen
und nördlichen Seite; auf der örtlichen
find fie nur vereinzelt anzutreffen. Wohl
find auch auf diefer Seite die Fundamente
neu, aber fie beftehen aus unbehauenen
rohen kleinen Steinen. Schief durch die
Kirche, vom Pfeiler V bis zur mittleren
Apfis, auf dem nun entblöfsten römifchen
Boden, lauft der unterfte Theil einer
grofsen Treppe, auf der man zu einem
grofsen Gebäude aufftieg, welches aber
gewifs aufserhalb der jetzigen Kirche zu
flehen kam. Auf dem gepflafterten, vor
diefem Gebäude unter freiem Himmel flehenden Platze, deffen Spuren fich auch in den Häufern
vorfinden, die fich jetzt an die Donatus-Kirche anlehnen, wurde die Kirche aufgeführt. Nur fo läfst
fich nach unferem Dafürhalten am heften erklären, warum je weltlicher von der Treppe defto
gröfsere Blöcke man in die Fundamente hat einlegen müffen.
Drittens kann man unmittelbar vor dem Baue der Kirche die Demolirung eines anderen
grofsen Gebäudes — fei es eines ganzen oder halbverfallenen — - nicht vorausfetzen aus dem
einfachen Grunde, weil es unmöglich ift anzunehmen, dafs man beim Baue der jetzigen Kirche das
durch Demolirung gewonnene fertige Material aufser Acht gelaffen, und fich mit einem fo rohen
miferablen, erft von Weitem herbeigefchafften Material begnügt hätte. In den Pfeilern kann man
1 Die Meinung des Herrn C. F. Cav. Biandti {Afemerie Ji /.ara, Zara 1875), die jelrige Donatus Kirche fei ein Bau, ein Tempel
aus den Zeiten des Kallers Oclavianus Augudu* iriteniamo clt'elTo 5a infatti tut monnmento dei tempi di Augudo;, verdien! wohl keine
Beachtung, Dir Mauern wie fie jelrt flehen vom Fundamente Iii» tum Gefirnfc lind keine roinifche Arbeit Noch grundlufer, wenn es
möglich, ilt die Behauptung de» H. Biamthi in feinen Werke Zara Cißjami I Bd., pag 3S4 i/.ara 1877), der alle heidnifthe Tempel,
wir* im erden Jahrhunderte vom Bifchofc Donatus I in einen cliridlichen Tempel umgewandelt; „Diciamo qiiindi, che una delle piu
antiche tliiefe di Zara Ii In uueda di » Donalo, che fo confecrata al vero Dio da s Donato vescovo «Ii Zara, primo dl iiueflo nome. nel
Fig. ti.
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S. DONATO IN ZARA.
7'
einige Stücke als altrömifche betrachten, fie find aber in fo kleiner Anzahl, dafs man den obigen
Schlufs auf die vorhergehende Demolirung eines Gebäudes nicht gelten laffen kann.
Ueberdies läfst dicGefchichte die Annahme nicht zu, im 9. Jahrhunderte habe ein altrömifches
Baudenkmal in Zara geftanden. Dies wäre nur dann möglich anzunehmen, wenn während der
langen Dauer der Völkerwanderung in Dalmatien (vom Ende des 4. bis zur Mitte des 7. Jahrhun-
derte) Zara gar nicht oder nur wenig gelitten hätte, was aber nicht angenommen werden kann.
F.pidaurum, Narona, Salona, Afferia, Humum und andere Städte am Gcftade des Meeres und im
Binnenlande find vom Feinde geftürmt und zerftört worden. Zara kann dem gleichen Schickfale
nicht entronnen fein. Uebcr Zara haben wir zwar keine ficheren und genauen hiftorifchen Zeugniffe,
wie über viele andere Städte, defshalb läfst fich ihre Zerftörung nicht genau chronologifch
beflimmen; nichtsdeftoweniger kann fie bei aufmerkfamer Sichtung der Quellen, mit Bezug auf
das Schickfal der ganzen Provinz, als ficher angenommen werden. Hier können wir uns des
Weiteren in diefe Frage nicht einlaffen; es mögen hier nur die Refultate der diesfälligen
Forschungen ihren Platz finden.
Während der Hunnenzüge um die Mitte des 5. Jahrhundert hatte Zara, wie ganz I Jburnien,
ihre erfte Drang-Periode. Ueber das Heer Attilas fagt in cliefer Beziehung (aus dem 15. Jahrhun-
derte) Biondo: „In Italiam enim dudurus, Illyrici finus oram circumveäus eft et Tragurium, Sibilicum,
Bclgradum, Jaderam, Signiam, Polam,
Parentium, I laemonam, quae oppida tunc
in Marciani Imperatoris Conftantinopoli-
tani cura effent nullo firmata praefidio
diripuit".' Die Stadt erholte fich hernach,
da wir einige ihrer Prioren und Bifchöfe
kennen, aber zu ihrer alten Wichtigkeit
hob fie fich nicht mehr empor; denn in der
fpäteren Zeit, befonders in dem zwanzig-
jährigen Kriege, den die Byzantiner gegen
die Oftgothen in Italien führten, gefchieht
von Zara keine Erwähnung." Und zu die-
fem Kriege wurden die Soldaten durch
Dalmatien gefchickt, und felbft in Dal-
matien recrutirt, und die Flotten ausgerüftet. Die Lage Zara's eben in diefem Kriege war doch fo
gut gelegen, dafs fie, wenn die Stadt ganz wie früher beftanden hätte, gewifs benützt und in der
Gefchichte erwähnt worden wäre. — Eine zweite Unglücks-Periode hatte Zara in den erften vier
Decennien des 7. Jahrhunderts während der Kriege zwifchen Avaren und Byzantinern und zwifchen
Avaren und Croaten zu beliehen. Bis zum Jahre 600 wird Zara befonders in den päpftlichen
Briefen öfters erwähnt, 3 hernach verdummen alle Nachrichten und werden wieder laut in der
zweiten Hälfte des 7. Jahrhunderts. Wenn man zu diefem Schweigen über Zara das Schickfal anderer
Städte in Betracht zieht, wenn man das Zeugnifs des Thomas Archidiaconus, * wiewohl in feinen
Ausfchmückungen ungenau, hinzugibt, wird man fich der Ueberzeugung nicht erwehren, dafs diefe
fchwere Zeit auch Zara hart getroffen haben muffe. Porphyrogenetus 1 fchreibt zwar, dafs nur Salona
damals zerftört wurde: „Ceteri vero Romani in orae maritimae oppidis fervati funt, eaque etiam
' Hill. Dec, I. üb. II Cf Callima, httt (opus Attila). Olakut (opus AttiM , und dagegen Tin f\e/ftr in chron rum Jahre 472.
UitiHs in chron. zum Jahre 472; l'alt/iui Kerum Krancic Ith . IV; Heitjinitii Kerum Hingar. Dec I lib VI; P Pray Annales Vetere.
Hunnorum, Avarum e( llungaror. Vindohnnae 1761, pag. ich fc<i<i ; Sidonius de Occid. Imper. tib. XIII; Lmthu de regno Dahn, et
Chrob. lib. I., c*p VII - » freraf. de bell. üoth. — • Monumenta pag. 249 fqq. - • Hifloria Salon.tana cap. Dt. - .urbi» anliquae fed
diruiae (ladiia) — » L c cap i)
i
Fig 12
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72
Franz Bund
nunc tenent, et funt ifta Raufium, Afpalathum, Tetrangurium, Diadora, Arba, Vecla et Opfara".
Aber einige von diefen Städten, Ragufa und Spalato, exiftirten damals nicht; fie wurden erfl durch
die Bürger der zerftörten Städte Epidaurus und Salona gegründet. Porphyrogenetus verdient alfo
an diefer Stelle keinen Glauben ; ftatt das dalmatinifche Thema des 7. Jahrhunderts befchreibt er
das Thema feiner Zeiten, das 10. Jahrhundert. Vielleicht hat er auch dies hervorheben wollen, dafs
zu jener Zeit das byzantinifche I )almatien wenig vom Feinde gelitten hat — Dank der byzan
tinischen Vertheidigung. Wäre das nur wahr gewefen!
Nach folchen Stürmen braucht man die Demolirung der römifchen Hauten nicht durch die
H ände einheimifcher Männer im 9. Jahrhundert vollziehen zu laffen ; dies hatte fchon die Feindes-
hand leider viel früher beforgt. Fs fteht in Zara heutzutage noch eine hohe Säule auf der f'iazza
deli Erbe, die ohne Zweifel an derfelben Stelle noch zur Römerzeit ftand;' aber daraus läfst fich
kaum fchliefsen, ein Tempel, ein Gebäude, hätte ebenfo alle die Stürme überleben können. An jener
Säule konnte der Feind weder feine Raubluft, noch feine Rache befriedigen; nicht fo bei anderen
Denkmalen und Gebäuden; defshalb
J < find diefe zerftört worden, und jene ift
1 unverfehrt geblieben.
1 Wenn wir vom Zeugniffe des
j Porphyrogenetus, alfo von der Mitte
des 10. Jahrhunderts zurückgehend, die
I Zeit erforfchen, wann die Kirche erbaut
werden konnte, und den Mann auffuchen,
Fi s '3 der für ihren Bau den Plan verfaffen
und verwirklichen konnte; wenn wir ^ dabei die alten Traditionen und die einflimmige Meinung
alter fpäterer Schriftfteller berückfichtigen, fo finden wir dafür keine paffendere Zeit, als die erften
Decennien des 9. Jahrhunderts und keinen geeigneteren Mann als den damaligen Bifchof Donatus III.
Das Fnde des 8. und der Anfang des 9. Jahrhunderts war für Zara, wie für Dalmatien
eine vielbewegte Zeit. In die Jahre 791 — 799 fällt die Eroberung Dalmatiens durch die Franken.*
Zwifchen Karl dem Grofsen und dem Kaifer Nicephorus entftanden dadurch grofse Reibungen. Um
diefe beizulegen gingen nach Conflantinopel (804) als Gefandte der Doge von Venedig Beatus und
Donatus Bifchof von Zara. Donatus erhielt bei diefer Gelegenheit vom Kaifer Nicephorus die
Reliquien der heiligen Anaflafia als Gefchcnk für die Zaratiner. 5 Die Gefandten werden zwar
als „legati pacis a Carolo" erwähnt,' fcheinen aber in Vertretung ihrer Provinzen und Städte die
Oberherrfchaft von Conftantinopel anerkannt zu haben, denn ein Jahr fpäter, wie Eginhart
berichtet, „pra.*dicti duces (von Venedig) Obelierius et Beatus navalem exercitum ad Dalmaciarum
provinciam depopulandam deftinaverunt"." Und die Expedition hatte ihren Erfolg. Im nämlichen
Jahre kamen nach Leidenhofen (Thionville), wo Karl der Grofse Hof hielt, „Paulus dux Iadera-
atque Donatus eiusdem civitatis episcopus, legati Dalmatarum ad prafentiam Imperatoris cum
magnis donisV Hier wurde die Oberherrfchaft wieder gewechfelt und anerkannt, zugleich wurden
neue Verfügungen für die Verwaltung Dalmatiens getroffen: „et facta eft ibi ordinatio ab imperatore
de dueibus ac populis tarn Veneria; quam Dalmatia:".' Aber auch diefe Ordinatio währte nicht lang.
Nach Abfchlufs des Friedens mit den Bulgaren fandte Nicephorus (806) eine Flotte ab unter dem
Oberbefehle des Patriziers Nicetas „ad recuperandam Dalmatiam" .* Eine andere Flotte unter Paulus
vereitelte den Verfuch Pipin's des Sohnes Karl's, Dalmatien zu erobern. So kam es im Oftober
1 Vergl oben pag 60. — 1 Monument» I c JOJ. — 1 Forluti Illyr S»cr I V. pag. J5 fqq, Monument« I c pag, 306 fqq
Die Reliquien wurden in die Cathedralc Hei heil. I'rtru» d^epomrt. Die Kirche nahm ipalei deü Titel der heil Anaftafia an. — • Monu-
ment* 1 c pag. jo6. — * Monumenta 1. c. pag jlo — • Monumcnta 1. c. pag 3 lo. — 7 Monumciila ibid. — ' Munumenta Ibid. pag. 3 II
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S. DoNATO IN ZAkA.
73
des Jahres 810 zum Friedensfchluffe in Aachen 1 zwifchen Karl und Nicephorus, und zur Beftätigung
dcsfelben Friedensfchluffes in Aachen und in Conftantinopel im Jahre 812 zwifchen Karl und
Michael.' Der Vertrag felbft ift nicht auf uns gekommen; indefs gibt uns Dandolo in feiner Chronik
davon einen Auszug. Jedenfalls wurde bcftimmt, dafs die Seeplätze Dalmatiens, welche die Griechen
in Händen hatten, ihnen gehören follen.' Dies beftätigt Hginhart in feiner „Vita Caroli," natürlich
als Hof-Hiftoriker, in folgender Weife: „Dalmatiam, exceptis maritimis civitatibus, quas ob amicitiam
et iunetum cum eo foedus Conftantinopolitanum imperium habere (Carolus) permifit".*
Da war eine fchwere Zeit vorüber. Zara nahm einen neuen Auffchwung, fie wurde die
Hauptftadt des byzantinifchen Theiles Dalmatiens und der Sitz des Proconfuls oder des Strateg"s
„totius Dalmatiae." Die neue Ordnung erweckte und berechtigte neue Hoffnungen; das war eine
Epoche, wo man, mitten in einer gehobenen Stimmung, an neue Bauten denken und fie auch
ausführen konnte. Und es war auch in Zara damals ein echter Mann dazu, der Bifchof Donatus.
Erhaben durch feine perfünlichen Tugenden, wie durch feine Würde, hochgeehrt von feinem
Volke, geachtet in Diedcnhofen von Karl dem Grofsen, wie in Conftantinopel vom Kaifer Nice-
phorus, nahm Donatus thätigen Antheil an den Schickfalen feiner Refidenzfladt und griff mächtig
in die Ereigniffe feiner Zeit. Ein vielgereifter Mann, mochte er fleh gefehnt haben, eine Kirche in
Zara zu haben, wie er ihrer viele auf feinen Reifen gefehen hatte in Francien (den Münfter zu
Aachen), in Italien (S. Vitale in Ravenna) und befonders in Conftantinopel (Hagia Sophia). Keiner
•V " lü. ' lJi '.Hl.- - A
\ - — 4*
, ...
von feinen Vorgängern auf dem bifchöflichen Stuhle hatte fo viele äufsere Anläffe gehabt, fo viele
fremde Einflüffe empfangen, keiner konnte fo ficher auf den Opferfinn feiner Mitbürger rechnen,
auch keiner hatte bei der jeweiligen Regierung mehr Vertrauen als diefer Ambrofius von Zara.
Wahrlich, wenn man zu einem für Zara in Dalmatien fo aufsergewöhnlichen Bau, wie es die Donatus-
kirchc ift, einen erleuchteten thatkräftigen Mann vorausfetzen mufs, wir können in den Zeiten vor
Porphyrogenctus aus der Gefchichte keinen befferen, geeigneteren anführen, als eben diefen
Donatus. Einen fo energifchenMann, der überdies fehr lange den Bifchofftuhl befetzt hielt/ konnten
kleinliche Rückfichten' von feinem Plane nicht abwenden, fo zum Beifpiel der Koftenaufwand oder
die Rückficht, dafs neben der Kathedral-Kirche eine neue Kirche nicht nothwendig fei. Ein
ftarker Wille forgt nicht nur für das Allernothwendigfte, fondern auch für das Neue, Erhabene.
Und dafs Donatus auf etwas für Zara Neues, Originelles abzielte, fowie dafs er für die Baudenkmale
* Monumenta ibid. nag 313 '-' Monumenta ibid. pag. 314: „Michael gener ein* imperator facti», legato» Karnli qni ad Nice
phoruro* miffi fucnint in Conftantinopoli fmeepit. et Arfanum alquc Theognoftum (mihi) et per toi pacem a Niccphoro ineeptara eo«r>
firmavjt. - ' Gfirrr Un/i Byaaolimiche Gefchichten. Graz 187} I I pag. Il8f<iq. — « Monumenta pag 315. — » Farlah I. c pag 30
— « Biantki Memorie di Zara pag 17,
Vitt n r. 10
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74
Franz Bulk 1 .
in der Fremde ein offenes Auge und ein empfängliches Gemüth hatte, bezeugt zur Genüge die
neue Form (die Kuppel-Kirche), in welcher er feinen Bau ausführte.
Nach dem Zeugniffe des Porphyrogenetus wurde die Kirche „S. Trinitatis" betitelt. Diefer
Titel berechtigt uns auch zur Annahme, dafs jener Mann der Erbauer der Kirche fei, welcher die
Reliquien der heiligen Anaflafia von Conftantinopel nach Zara gebracht hat, alfo der Bifchof
Donatus III., Sancla Trinitas und Anaflafia flanden in Conftantinopel in einem merkwürdigen
hiflorifchen Verhältnifs.
Es war im Jahre 379 mitten in den religiöfen Wirren der Arianer, welche die Göttlichkeit
Chrifti leugneten, und der Macedonianer, welche die Göttlichkeit des heiligen Geiftes bekämpften,
als Gregor von Nazianz, nachdem er eine Zeitlang in einem Frivathaufe mit grofsem Erfolge
gepredigt und einer grofsen Anzahl von Chriften den wahren Glauben über die heil. Dreifaltigkeit
beigebracht hatte, diefes Privathaus in eine Kirche umwandelte, die den Titel führte Anaftafia, das
ift Auferftehung, nämlich des Glaubens und zwar des Glaubens in die heil. Dreifaltigkeit. 1 In diefe
Kirche, die fchon Anaftafia hiefs, wurden die Reliquien der heil. Märtyrerin Anaftafia von Syrmium
Fig. 15.
(Mitrovica) gebracht und aufbewahrt im Jahre 457. Aus dcrfelben Kirche erhielt Donatus auf feiner
Gefandtfchaft die genannten Reliquien. Da das Dogma der heil. Trinität in Conftantinopel in
folchem VerhältnifTe ftand mit der Kirche „Anaftafia", und dann mit dem Eigennamen der heil.
Anaftafia, konnte der Bifchof Donatus, da er die Reliquien der heil. Anaftafia befafs, auf den
Entfchlufs kommen, jenes Verhältnis in Zara wieder herzuftellen, um den Glauben an die heil.
Dreifaltigkeit durch eine eigene Kirche zu verherrlichen und zu bekräftigen.
Wann die Kirche der heil. Dreifaltigkeit den Titel des heil. Donatus angenommen hat,
wiffen wir nicht. Porphyrogenetus gibt ihr noch den alten Titel, Cyriacus Anconitanus (1435) den
alten und den neuen. Es ift möglich, dafs die Kirche gleich vom Anfang, neben dem officiellen
Titel, im Volksmunde den Titel des Donatus führte, weil er fie erbaute, fo nachher weil er in ihr
begraben wurde. 1 Den nämlichen Fall können wir bei der Kirche in Spalato verzeichnen. Sie
wurde S. Mariae in coclum affumptae geweiht, als jedoch die Reliquien des heil. Domnius von
1 Di« erhellt unter Anderem am der Rede de» heil. Gregor, mit welcher er von feiner Gemeinde Abfchied nahm. Weil wir
die Werke desfelben nicht bei der Hand haben, citiren wir den einft :hlii|>igen I'affu» nach M. Villtmain (Tableau de l'elncjucnre
chretienne): „Adieu eglife d Anaflafic, qui tir.ii< tan oniu au notre pieofe conftance (Anallafie veut dire reitirrecliooj ; adieu monument de
notre vicloire. nouvelle Silva oü nous avon* pour la premicre fois plant* larche fainte depui» qoarante an> agitee et errant da« cc
difert. — Et toi. Trinile fainte, ma penfee et roa gloire ! puifTent tonferver la foi, et puiffe» tu lrs fau»er ton>, fanver mon pevplc «
— * Farlati I, c pag iy
S. t>ONATO IN ZAKA.
7?
Salona herübergebracht (641) und in der Kirche aufbewahrt wurden, wurde fie allgemein die
Kirche des heil Domnius genannt, und fie führt auch heutzutage beide Titel. Bei der Zaratiner
Kirche dagegen verdrängte der volkstümliche Titel gänzlich den officiellen. Zu diefem Titelwechfel
hat das meille beigetragen die grofse Verehrung, die man nach dem Tode dem heil. Bifchofe zollte,
fo wie der Umftand, dafs der Bifchof als Patron der Stadt Zara auserwählt und verehrt wurde. Nach
der Legende foll der heil. Bifchof im Jahre 1104 dem Könige von Ungarn, Dalmatien und Croaticn,
Coloman, erfchienen fein und ihm zum EntfchlufTe bewogen haben, die Stadt Zara nicht durch
Brand zu zerftören, wie er es vornehmen wollte. 1 Daraus können wir mit Sicherheit fchliefsen, dafs
fpäteftens im 12. Jahrhunderte der neue Titel fü r die Kirche in allgemeinen Brauch kam.
Wie wir oben bemerkt haben, flehen alle
Pfeiler und Säulen in der Unterkirche, fowie der
gröfsere Theil der perimetrifchen Mauer von S.
Donato auf alten römifchen Bruchflücken. Die zwei
unteren und oberen Säulen vor den Abfiden und
noch zwei Säulen, die jetzt eingemauert auf den
Emporen rechts flehen, wie die Pforten der alten
Eingangsthiiren find ebenfalls römifche Stücke . Nun
drängt fich die Frage auf, von wo und wie kamen diefe
Stücke hieher und zu welchem Schluffe berechtigen
fie uns befonders in Betreff des Tempels der Livia
Augufta, den dieSchriftfteller fo allgemein annehmen ?
Ohne Zweifel flammen die Stücke nicht von
einem Gebäude; die Ornamente find zu fehr ver-
fchieden der Gröfse und dem Style nach, als dafs
wir fie zu einem Ganzen vereint uns vorftellen könnten.
Es finden fich da unter Anderem drei Architrave, che
uns berechtigen, auf eben fo viele römifche Gebäude
mitSicherheit zu fchliefsen. Was diefe Gebäude waren
und wo fie geftanden find ? diefe Frage eröffnet ein
breites Feld für allerlei Conjecturen. Gewifs find fie grofse fchöne Bauten gewefen; nach ihnen
urtheilcnd, müffen wir uns das heidnifche Zara, abgefehen von anderen Infchriftcn und Denk-
malen, 1 als eine reiche fchöne Stadt vorftellen. Ein Gebäude, nach der Treppe urtheilend, die
jetzt in S. Donato fichtbar ift, ftand ohne Frage nordöftlich in der Nähe der jetzigen Kathedral-
Kirche. Ob von diefem Gebäude einige Stücke herrühren, kann man vermuthen ; mit Sicherheit
bei den jetzigen Beweismitteln können wir es nicht behaupten. Nur ficher ift, dafs viele Bruchftückc
von jenem Gebäude herüber gebracht wurden, welches in der Nähe der jetzigen St. Elias-
Kirche ftand, wo jetzt das Pfarrhaus und das Centralfeminar fich befinden. Der Franzofe Spon
(fiche oben) fah dort im Jahre 1674 zwei fchöne cannelirte korinthifche Säulen; in welcher
Stellung, fagt er nicht. Aber fein Zeitgenoffe der Archidiaconus Valerio de Ponte (fiehe oben)
1 Farlati 1 c : .Hoc feriptum reliquit Tharocliai, iJcmque alii feriptore» Hungirici conünnaol: Cumque res eget in Dattaatia
im mrte Zadur (Zara) et tagilaret eivitattm fueeendere pra Jiirilia gtHtit illiiu, et darmiret im Palatio fua, fmad iii atdißeavtrat: et etee
fanelu» .V. (Danatue - Zadurtrnßi Epiievpus venit ad tum in karrida vmJtu, ;urm per captlht eapiens traxit, et evm Virgil laurtis valde
vtrktravii aufm tum dimifißet itlum nam vidii; fed daUrem fentieaat, et it'tus virgarum Jupra earpus Juum a/picietat ; auaprapter a maleftatiome
eivitatii fatientrr eeßavit*. — 1 So bezeugt zum Heifpicl die tnfchriit bei der „Porta l'iazzelta Marina* (C. J I.. III n 2922) ■ Atellia Anniana
im Memar(iam) Q. Laepiri, Q, f(itii) Serg(ia) (tritu). Haffi Mariti fui, emperium /lernt et axum fieri et ßatmai f kf t rf **l teß(amentoi
infdO ex /eßertii, VC dfedueU) vigefoma p afmh ' R<amaniK die Kx.ftenz eine* grobe» und fchonco Marktplatzes der mit einem Auf
wände von 600000 Sertertien gebaut wurde; die InfchrUt (C. J. L. III. n. 2909). Imp. Nma Traia« j Penhj. . Max. TV. | Aauaedutlua,
Man | In au* dante ,mpem | Saerati//,mi Primci die Exifte« einer WalTerleituog u. {. w.
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76
Franz Bui.ic.
erzählt, dafs aus der Erde an jenem Orte mehrere Säulenfchaftftücke emporragten, auch zwei ganze
Säulen mit dem darüber liegenden Architrav noch aufrecht ftanden. Krcljanovie (fiehe oben) hat
uns eine detaillirte Gefchichte einer von diefen Säulen verzeichnet. In Bruchftücke gelegt kam fie
in verfchiedene Privathäufer, bis die Stücke wieder gefammelt, und die Säule mit dem Plinthus
und Capitel wieder aufgerichtet wurde. Sie fteht jetzt bei der St. Simeon-Kirche. Bruchftücke von
ihren Schwefter-Säulen liegen in den Fundamenten des heil. Donatus, und zwar unter der perime-
trifchen Mauer. Viele, die meiften Stücke von S. Donato find fehr wahrfcheinlich denfelben Weg
gegangen. Wenn aber diefe Behauptung wahr ift, wie wir überzeugt find, und wenn von jenem
Fi E . 17
alten römifchen Gebäude noch im 17. Jahrhundert zwei Säulen mit dem Architrav und einige
Säulenftücke aufrecht ftanden, dann können wir nicht annehmen, der Bifchof Donatus hätte durch
Demolirung jene Stücke gewonnen, und fie für den Bau feiner Kirche verwendet, denn folcher
Stücke hat er bei den Fundamenten noch mehr benöthigt, und hätte fie fonft bei den Pfeilern und
der Mauer verbrauchen können. Statt vom Weiten das Material herbeizufchaffen, hätte er fchon an
die Demolirung Hand gelegt, fei es nun aus religiöfem Eifer, wie Einige meinen, fei es aus Zeit-
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S. DONATO IN ZARA.
77
und Koften-Erfparnis, fo würde er wohl Alles bei folchen Umftänden demolirt haben. Wir müffen
alfo annehmen, dafs Donatus bei jenem Gebäude nur Bruchftücke gefammelt, und zwar die gröfseren,
die noch übrig geblieben und die bis zu jener Zeit für Privat- oder andere Kirchenbauten nicht
verbraucht waren, wie es mit kleineren Bruchftücken ohne Zweifel gefchehen ift. Dafs für den Bau
der St. Petrus- (fpäter St. Anaftafia) Kirche das Befte aus den römifchen Gebäuden verbraucht
wurde, bezeugt die Befchreibung die uns über diefe Kirche Porphyrogenetus hinterlaffen hat.
Eben die gerühmte Schönheit und der Reichthum diefer Kirche find ein Anzeichen, dafs fie die
erfte nach der Zerftürung von Zara aufgeführt wurde und meillentheils mit den Trümmern der alten
Gebäude. Wie für diefe Kirche, fo lieferten die Trümmer das Material auch für die Privathäufer.
Was nach langer Auswahl noch unbenützt blieb, das fammelte von mehreren alten Gebäuden der
Bifchof Donatus und verbrauchte es, wie ihn die Noth zwang, und es die grofsen Stücke felbft
erheifchten, in die Fundamente.
Eine ganz befondere Auf-
merksamkeit verdienen unter den
alten Bruchftücken die Blöcke mit
den Infchriften : Junoni Auguflae j
und Jovi Augußo. Als nur die [
erfte bekannt war, nahm man allge- i
mein an, fie fei die Infchrift eines i
Tempels gewefen, der nach Spon >
der Juno, nach allen anderen >
J i
Schriftftellern aber der Livia J-
Augufta, der Gemahlin des Kaifers j_
Octavianus, geweiht war. Die
Meinung Jener, die in der Juno
Augufta die Livia Augufta finden wollten, war hiftorifch berechtigt, denn die Livia wurde in der
That noch bei ihren Lebzeiten in den Provinzen viel alsjuno, Ceres, Vefta, Rhea, als mater patriae,
genetrix orbis u. f. w. allein oder neben ihrem göttlichen Gemahl verehrt.' Der Beiname Auguflae
konnte zwar als Beweis für die Richtigkeit diefer Meinung nicht angeführt werden,* denn er wurde
den Göttern allgemein beigefetzt. Aus Narona kennen wir folgende Infchriften: Mercurio Augufto
(C. I. L. III n. 1792, 1793), Neptuno Augufto (n. 1794), Saturno Augufto (n. 1796), Veneri Vi&rici
Auguflae (n. 1797, 2770, 2803); aus Salona: Dianae Auguftae (n. 1937); aus Aenona: Jano Augufto
(n. 2969), Veneri Auguftae (n. 2971). Unter allen diefen Namen können wir wegen des Beifatzes
Aug(ußo), beziehungsweife Aug(ußae), unmöglich fo viele Kaifer und Kaiferinnen finden; man
mufs fie nehmen in der urfprünglichen Bedeutung.
Als die zweite Infchrift Jovi Augußo aufgefunden wurde, hat man nach der Interpretation
der erften Infchrift folgerichtig in ihr den Namen des O&avianus Auguftus zu finden geglaubt. So
thaten namentlich liianchi in feinen Memorie (p. 28), Ljubic in feiner Reifebefchreibung im Jahre
1873 (Nazionale von Zara 1873 n. 33). Wir find dagegen der Meinung, dafs in den Worten Jovi
Augußo nicht der O&avianus, fondern wirklich der Jupiter zu verftehen fei. Es ift wahr, dafs
Oclavianus, obwohl er in Rom nicht als Gott verehrt fein wollte, diefe Verehrung in den Provinzen
noch bei Lebzeiten genofs und fie felbft bewilligte, aber er genofs fie nur in Verbindung mit der
Dea Roma. 5 Befonders die Orientalen in den Provinzen von Kleinafien und Griechenland, die feit
1 l\,U<r Römifche Mythologie 3. Auflage, Berlin 1865, pag. 776 fa. - BetM Ooflrina »nmorum vetenmi VI. pag 154. I.
pag 52. — Annall dell' Iftitiito Archeologico Ann 1847. pag. 283. — Real-Encytlopedie (unter Li»i»). Orclli n 614. - a Bian.ki
Memorie d. Zara pag. 18. — ' Suetun Oclav. 52: Tempil ijuamris fcirel etiaro proconfuliboi decerni folere. in nulla tarnen piovini'ia
r»ui communi fuo Romae<]iie nomine reeepit. Nam in urbe qaiden pertinaciffime abdinuit huc honote.
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j& Kranz Buu£.
alter Zeit in folchen Huldigungen und Schmeicheleien eingeübt waren, wetteiferten in diefen
Ehrenbezeugungen. Der erfte Tempel Romae et Augufto geweiht, wurde in Pcrgamum gebaut, 1
hernach bei feinem Leben in Mylafa (C. J. G. n. 2696), in Nyfa (n. 2943), in Cyme (n. 3524), in
Cyzicus (n. 3569) und anderswo im Orient; auch in Pola war ein Tempel Romae et Augufto.'
Nachdem einmal die Adulation ihren Anfang genommen hatte, fand fie kein Knde mehr. Sueto-
nius fagt in cap. 59: Provinciarum pleraeque fuper templa et aras ludos quoque quinquennales
paene oppitatim conftituerunt. Wie die Orientalen mit der Menge von Altären, Tempeln,
Baflliken und Propyläen nicht geizten, fo waren fie auch mit den Titeln für Auguftus nicht fparfam.
Aber nur in Egypten, um welches fich Odtavianus jedenfalls fehr verdient gemacht hatte, wurde
er mit dem Titel Zeti; bedacht, jedoch mit dem Beinamen 'KXtofttptot. In Alexandrien und fonft
an den dortigen Küften wurde er als Befchützer der Schifffahrt unter den Göttern der See
angebetet, doch unter folchen Titeln, die ihn von anderen Gottheiten leicht unterfcheiden liefsen. *
Dafs er abfolut als Jupiter ohne jedwedem Beifatze verehrt wäre, wie es unfere Infchrift vorausfetzt
(das beigefügte Auguftus hat nichts zu bedeuten), dafür kennen wir keine Beifpiele. Wenn wir noch
berückfichtigen, dafs Dalmatien zum Occident gehörte, und den Gebräuchen der Orientalen nicht
folgte, dafs die Occidentalen bei dem Unfuge des Perfonencultus relativ nüchterner fich benahmen,
dann werden wir im Jovi Augufto nur den Jupiter finden, oder wir mUffen zugeben, dafs diefe
Zaratiner Infchrift ein Uniann fei, und was Schmeichelei im Cult des Oötavianus anbelangt, alle
orientalifchen Titel bei weitem übertrifft. 4 Wenn diefer Beweis ftichhältig ift, darf die Infchrift
Jovi Augufto nicht nach der falfchen Interpretation der Infchrift Junoni Auguftae ausgelegt werden,
vielmehr ift die Interpretation diefer Infchrift nach jener zu corrigiren, und die Infchrift felbft
nicht der Livia, fondern der Juno als dedicirt anzunehmen. *
Hiermit wollen wir nur behaupten, dafs fich aus jenen Infchriften die Exiftenz eines Tempels
des Oilavianus oder der Livia nicht beweifen läfst. Dafs in Zara ein Cult für Oclavianus, für feine
Gemahlin Livia oder überhaupt für die Gens Julia gehalten wurde, wollen wir hiemit keineswegs
leugnen. Zara bekam von Odlavianus das ius coloniae, wie die folgende Infchrift beweift: Imfi.
Caefar Divi J. Aug. Partus Coloniae Murum Et Turres Dedit (C. J. L. III n. 2907)/ hatte fomit
allen Grund ihm die allgemeine Verehrung nicht zu verweigern. Direct für den befagten Cult
fpricht die Anwefenheit in Zara der feviri Auguftales. Wer diefe feviri Auguftales waren, und wie
fie fich verhalten zu den fchlechthin genannten Auguflales und feviri, ift eine viel erörterte, aber
nicht gelöfte Erage, es ift jedoch unzweifelhaft, dafs fie zu jenem Collegium gehörten, welches fich
mit dem Cult des Auguftus befafste.' Den Namen eines fevir Auguftalis trägt die folgende Infchrift:
Q. Dellius O L(ibertus) Fuscus VI vir Augufl(alis) v(ivus) f(ecit) fibi et fuis in f(ronte) p(edes)
XX in agr(o) p(edes) XX * Daraus find wir aber wieder nicht genöthigt, gleich auf einen Tempel
zu fchliefsen ; nur der Cult ift dadurch bewiefen, und diefer konnte bei einer Ära, einer Bafilika,
oder einem Propylaeum ftattgefunden haben.
Nebenbei wollen wir noch bemerken, dafs aus jenen oft erwähnten zwei Infchriften kein
direfter Beweis für die Exiftenz eines Tempels überhaupt geliefert werden kann. Schon der
» Tacit. Ann. IV, pag. 37. — J C. J L. V I. p*g. 8. n. 18 Romae et Aurvfle Caejari Divi F(ilio) Jhtri Patriae — • Eine Infchrift
bei Aegl in Cilicien lautet (C. J. G. n. 4443? : Hfü Xtßxvry Kxi?x&4 xxc flo9f(£üv< 'A9yx).ify xxt Ay&o'arp Kuxdota. — * Confr. Pretler 1. c.
pag. 769 fi|<|. Marquardt Räinifche Staatsverwaltung III, pag 443 fqq — * Im Index tum C. J U. III, pag 1 162 fuhrt Mammfcn die
Infchrift Juntm Augußat unter dem Namen der Uoliin Juno an * Die Infchrift befindet fleh jeut in Verona im Mufcunv — 7 Marquardt
I. c. I. pag. 513. ■ " Diefe Infchrift kann mau nicht mit Sicherheit in die Zeiten des Auguftus verlegen, wie es Bu>n< *i 1lr.1l pag 39, denn
die feviri Auguftales rinden fich noch in viel fpatcrer Zeit Die Infchrift ift wohl in Zara aufgefunden (C. J. I.. III, n 2921); die xwei anderen
von Biancki erwähnten, wo von den/Vr/W Erwähnung gefchieht pag. 7, 12 (C. J. L. III, n. 1769, 1770). find von Biaachi lefr. Bullettino di
Archeologia e Sloria Dalmata II Aon. 1879, n 2, pag 18), und werden jetit in der Exedra des Giardino public« in Zar» aufbewahrt. Sie
beweifen unter Anderem für unfere oben ausgeführte Meinung, dafs Auguftus in Dalmatien nicht unter dem Namen des Jupiter verehrt
wurde. Für die ftutri in Zara geben Zeugnifs auch die Infchriften n. 292S. 2929 C, J- L. III.
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S. DONATO IN ZARA.
79
Umftand erweckt einige Bedenken, dafs beide Tempel von einer Privatperfon, der Appuleia Marci
filia Quinta, erbaut wären. Stünde in der Infchrift ein D(ecurionum) D(ecreto) oder überhaupt ein
Beifatz, aus welchem man die Bethciligung am Baue der ganzen Stadt entnehmen könnte, fo wäre
die Annahme zweier Tempel viel leichter. Beide Infchriftcn als Titel eines Tempels zu betrachten,
geht wohl nicht an. Die Appuleia Quinta mag eine fehr reiche Frau gewefen fein, fie wird auch in
anderen Infchriften genannt, 1 aber ihr gleichzeitig den Bau zweier Tempel zuzufchreiben ift ohne
Zweifel zu gewagt. Jedoch liefern den Hauptbeweis gegen diefe Annahme die Blöcke mit den
Infchriften felbft. Es ift unmöglich, fie als architektonifche Beftandtheile irgend eines Tempels zu
erklären, fie können nur als Poftamente gedient haben, vielleicht für Säulen, viel wahrfcheinlicher,
wenn man ihre Länge und Breite in Betracht zieht, für Statuen in fitzender Stellung der in den
Infchriften genannten Götter. Die Römer Hellten gewöhnlich die Götter-Statuen nicht unter freiem
Himmel, fomit müffen diefe Statuen in einem Gebäude aufgeftellt gewefen fein, und wahrfcheinlich,
da die Infchriften faft gleich grofs, die Lettern aber identifch find, ftanden fie beide in einem
Gebäude. Wo ftand aber diefes Gebäude: war es ein Tempel? ftanden die Statuen in jenem
Tempel, von welchem die obengenannte Säule in S. üonato gebracht wurde f Das find Fragen,
auf die wir keine erfchöpfenden Antworten geben können. Den künftigen Forfchungen kann es
gelingen, die nöthigen Beweife dafür zu linden.
Fig. 19.
Aus den letzten Jahrhunderten find uns über die Donatus-Kirche nur fpärliche Notizen
bekannt. Der Leichnam des h. Donatus wurde auf dem Altare, der ihm geweiht war, in der rechten
Abfis in der Unterkirche aufbewahrt. Ein anfehnlicher Bürger Gregor Morgane* hatte im Jahre
1460 teftamentarifch das nöthige Geld beftimmt für die Anfchaffung einer Area. Als gegen Ende
des 16. Jahrhundertes die Kirche S. Maria Maggiore demolirt wurde, brachte man das I lauptaltar-
bild, Maria Reinigung, in die Donatus-Kirche, wo ihm auf dem Hauptaltare das Bild der heiligen
' C J L III n. 2940. Ioler Zarenfea Bartoü p» s . in. Affula« M ara ^itia Quinta Uhtrti, LitfrlahiiffueJ fmU tl ßliii
:-,'«•»/ ftfltrin'iut e*rmm, püvt $* fit mtrmhuilur. — * Er hiefs eigentlich Merganie. war au» Boaaicn gebartig und lief» Ikh in Zara
nieder. Im Jahre 1400 errichtete er das llofpiln] des heil Jacohus für 13 Kranke; im Jahre 14OJ trug er grofse Summen bei zur
Errichtung eines Klofters fttr die Kranci.kaner III. ordinis Illyricuram. Bianchi Zara CnlV I. pag 811,
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So
Franz Bulic.
Dreifaltigkeit Platz machte, welches auf dem Donatus-Altar aufgeftellt wurde. In der linken Abfis
war der Altar des heil. Lucas. Im Jahre 1622 liefs für den heil. Donatus der Erzbifchof Stella eine
neue marmorene Area anfertigen, die mit feinen Reliquien auf den Haupt-Altar zu ftehen kam. Der
Archidiaconus Valerio de Ponte, ein grofser Verehrer des heil. Donatus, liefs im Jahre 1670 die
Area mit filbernen Platten überdecken. So wurde der Haupt-Altar der Reinigung Mariens und dem
heil. Donatus geweiht. An diefem Altare verrichteten ihre Officien die zwölf Priefter aus der Bruder-
schaft della Carito. Der Erzbifchof Viclor Priuli liefs im Jahre 1705 den Fufsboden neu bepflaftern.
und hinterliefs teftamentarifch das Geld für einen koftbaren neuen Haupt-Altar, für die Area und das
alte Bild, welcher Altar wirklich im Jahre 1715 errichtet wurde. Derfelbe Erzbifchof liefs die zwei
Pfeiler gegenüber den Seiten-Abfiden in der Unterkirche etwas abkanten, damit mehr Licht in die
Mitte der Kirche einfalle.
Die jetzige Eingangsthür, die in die alte eingelegt wurde, ift vom Erzbifchof Zmajevic
(1713 — 1745) errichtet, wie es das Wappen mit dem Drachen (zmaj) bezeugt. Derfelbe Erzbifchot
liefs über die Kirche ein neues Dach aufführen und an der nordbftlichen Seite der Kirche eine
Thür offnen, um die Communication mit der Sacriftei der Cathedrale zu erleichtern. Sie trägt
folgende Auffchrift:
PRESBYTERIS POPVIX) PORTAÄ PIETATE PARAYTT
PRAESVL:PLAVDE PATRI PLEBS PIKTATK PARI . MDCCXXXH.
Ebenfo fetzte er eine neue Thür beim Eingange zu der örtlichen Stiege, die auf die Emporen
führt, mit der Auffchrift:
AB COÄMODIOREAV SCALAE SANCTAE ET EX
CELSAE VIRGINIS VENERATIONEM
ANNO MDCCXXXIII.
Die Thür zur wefllichen Stiege wurde in derfelben Form aufgeführt. Darüber fteht ein
Wappen, es ift uns aber unbekannt, wem es angehörte. Weiter rechts von der rechten Abfis ftand
noch der Altar des heil. Apoftels Jacob.
Von wo fich die beiden Stiegen vereinigen bis zur Vorhalle der Emporen hiefs die Treppe
Scala Santa. Es gefchieht von ihr Erwähnung im Jahre 1480. 1 Sie beftand aus 28 Stufen von rothem
ferrarifchem Marmor. Sie wurden angefchafft vom Erzbifchof Zmajevic, auf deflen Bitte die Con-
gregation der Riten, immer auf ein Septennium, für diefe Scala die nämlichen Indulgenzen bewilligte,
wie fie die Scala Santa vor der Lateranenfifchen Bafilika im Rom geniefst. Am Gründonnerstage
nahm der Provveditore generale ex officio Antheil bei der feierlichen Proceffion auf der Treppe.
Zum letztenmal wurden die Indulgenzen bewilligt im Jahre 1787, 16 Juni.
Auf dem Pfeiler zwifchen den zwei Eingängen zur Vorhalle ftand ein grofses Crucifix mit
einer Infchrift, von der jetzt nur Folgendes erhalten ift:
. . .RT. . .DOÄVINVM. . .INNIXVM. . .SCALAE. . .GEX XXVHI. .XIII.
Die Vorhalle zu den Emporen wurde reftaurirt auf Koften des Provveditore Generale
Hieronymus Balbi (1751 — 53). Auf der Aufsenfeite fteht fein Wappen mit der Infchrift:
Hieronymus) Mlaria) B(albi)P(rowedJtor) G(cner.ilis)ANNO D MDCfLII XV MA . . .
In der Oberkirche, Oratorio genannt, ftand in der mittleren Abfis der Altar S. Mariae ad
Nives mit einer Bruderfchaft gleichen Namens, beftehend aus angefehenen Bürgern, die fich
befonders der Wohlthätigkeit widmeten. Sie hatte das feltene Privilegium, dafs fich am Grün-
donnerstag zwei Meffen, eine ftille und eine gelungene, haben abhalten laffen. In der linken
Abfis ftand der Altar der heil. Maria Magdalena, in der rechten der des heil. Oswald. Auf der
' MHMtfZaH Crift I p«g. 387 RiromenUtorc ZanUina 1860.
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S. Donath in Zaka. . 81
rechten Seite beim Eingänge ftand ehemals ein Monument des Provveditore Generale Juftinus a
Ripa (1705 — 1708) 1 Jetzt fleht nur noch die Infchrift über einem Fenfterbogen:
IVSTIM A RIPA PIETAS IN MARMORK SVRGIT avOD VtVENS TRIBVIT MORTVVS MC APKRIT.
Man kann eher vermuthen, dafs auf Koficn des Provveditore Ripa dort ein Monument
aufgeftellt (pietas in marmore) und nach feinem Tode ein Fenfter angebracht wurde (mortuus aperit).
Im Jahre 1798 wurde die Kirche von der öfterreichifchen Regierung für ein militärifches
Verpflegsmagazin beftimmt und mit Holzwerk in zwei Etagen für ihre neue Beflimmung adaptirt
gegen eine jährliche Entfchädigung von 200, hernach 400 Gulden. Alle kirchlichen Geräthe und
Altäre wurden entfernt. Unter anderem fei es hier bemerkt, dafs das Haupt-Altarbild in der Cathe-
drale auf den Altar Maria Empfängnifs übertragen wurde, der fchöne Haupt-Altar felbfl wurde in
der Anaflafia-Capelle aufgeftellt. Die Area des heil. Donatus blieb eilf Jahre in der Procura
der Cathedrale, bis die Reliquien im Jahre 1809, 30. April, ausgehoben, in eine kleinere Area aus
Eichenholz, reich mit Silber verziert, übertragen und in das Reliquiarium auf dem St. Zoilus-Altare
deponirt wurden. Auch die Stufen der Scala Sancia wurden ausgehoben und in die Krypta der
Cathedrale, fpäter in den Campanile übertragen. Die Gebeine der Bifchöfc und Erzbifchöfe, die in
der Donatus-Kirche zwifchen den Pfeilern und der perimetrifchen Mauer begraben waren, wurden
in die Gruft unter dem bifchöflichen Thronfeffel in die Cathedrale transferirt.
Das k. k. Aerar flellte die Kirche im Jahre 1870 der Adminiftration der Cathedralkirche
zur freien Verfügung. Sie wurde dann auf kurze Zeit der oenologifchen Gefellfchaft vermiethet. Im
Jahre 1877 wurde das Holzwerk der Etagen entfernt und der chriftliche Fufsboden, wie oben
bemerkt, abgetragen. Jetzt dient die Kirche als Mufeum*
1 Biancii I. c. pag JSK. Rammenlatore Zaralino 1860 — 1 Nachtrag to Jen Test Illaftratloncii: Fi|j. I. DurchmelTer der
erden Saale links: o'öo H . Her «weiten (im gegenwärtigen Zuftande) : 0 91 M. der dritten: 0 84 M Fig 2. Länge des Poftaroent
Sockelgefimfes: l'l6M DuichmelTcr der Säulen: I 00, I • 10 und I 00 M. Fig. 3. DurchmelTer der Siiulen: I • 16, 0*97; l-oo und er 93 M.
Fig. 4. Höhe de» Infchrifliieinei: 0-90 M. des Architrivcs: 050 M DurchmelTer der Siole : 0-50 M. Kig. 7. Huhc des Friefes : 0-74 M.
Fig. 8 Hohe des Uebolkllückes : o 90 M Fig. 9. Hohe de* Iiifchriftfteincs 090 M. Länge desfelben r;o M. Fig 15 Hohe de» Sockel
flucke»: o 46 M. Lange desfelben; Jü M
VUI N. F
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GRÄBER AUS DER STRADONICER ÄRA UND DIE ZUGEHÖRIGE
WOHNSTÄTTE BEI NEU-BYDZOV.
Von Conskkvatok Ludwig Schneider.
LR linken Hand der Strafse, welche von NeuBydzov nach Chlumec führt, und zwar in
denfclben Ziegeleien, welche die Refle einer Wohnftätte aus neolilhifchcr Zeit bergen,
findet man auch Gräber, welche, den in denfelben gefundenen Gegenfländen nach zu
fchliefsen, einer viel fpäteren Epoche angehören.
In der Ziegelei des H. Schnabel wurden in den letzten drei Jahren fechs Gräber gefunden,
doch wurden folche auch früher hier zerftört,' ja es fcheint, dafs die Gegenfländc, welche H. Storch
im Jahre 1868 dem National-Mufeum in Frag fchenkte, 1 wenigftens theilweife von hier (lammen,
wie auch der einer Perlenfchnur nachgebildete Armring, welchen H. Laufberger im Jahre 1827 in
das Mufeum fandte, vollkommen mit den neuerdings hier gefundenen Gegenfländen übereinftimmt.
Was die Lage der Skelete betrifft, kann ich nur fo viel fagen, dafs das einzige Grab,
welches ich felbft unterfuchen konnte, in einer Tiefe von 100 Cm. lag, mit dem Kopfe gegen Nord,
die Fiifse gegen Süd gerichtet.
Es fcheint indefs, dafs auch die übrigen Skelete in gleicher Richtung gelagert waren; fo
viel ift gewifs, dafs diefelben fämmtlich ungefähr 1 Meter tief auf der blofsen Erde lagen und ohne
alle Steinfetzung ganz einfach mit der Erde bedeckt waren.
Die Beigaben, welche in den einzelnen Gräbern gefunden wurden, find folgende:
In einem Grabe an der Nordwand der Lehmgrube ein Topf auf der Scheibe geformt,
ohne Henkel und ohne Verzierungen, mit einer Leifte zwifchen Hals und Bauch;
Fig. 1. Neben demfelben wurde ein offener Armring aus Bronze, perlenfchnurartig
geformt, mit zwei Knöpfen an den Enden gefunden. Durchmeffer im Lichten
72 und 64 Mm. Die Knöpfe find mit kleinen eingegrabenen Ringen verziert.
Ein zweiter Ring, ähnlich geformt, hatte keine Knöpfe und war fchon vor Zeiten
gebrochen, denn die Bruchftelle war von Tatinen bedeckt (Fig. 3 am Schlufse).
Aus einem Grabe in der örtlichen Wand der Lehmgrube ein ganz
kleiner eiferner Ring und ein Bruchflück eines Eifengcräthes. Der Schädel des
Skeletes wurde gerettet, und zwar mit allen Gefichtsknochen und dem Unterkiefer, blos ein Theil
der linken Seite, welche wahrfcheinlich gegen den Boden gelehnt war, war gänzlich zerftört. Der
Schädel ift lang und deutet auf eine Adlernafe wie der Schädel von Kobylify im Mufeum geologicum.
1 Wie mir H. Sfalnj mitlheilte, wurde vor einigen Jahren ein Skelel mit einem Armringe gerunden, welcher «11cm Anfchcine
nach mit dem einen von Koftomlaty nbcrcinltimmte — nnd vor vier Jahren wnrde hier angeblich ein Skelet mit einer Brome-Kette
und anderem Schmuck ausgegraben
I E» find dies eine auf der Scheibe gedrehte ThonfchtilTel. BnichftUckc von twei aas Halbkugeln lufammengcfeltten Ringen,
Bruchflucke eines Ringe» am neun omamentlrten Buckeln, dem Ringe von Zabthlice gleich, ein Bruchftnck eine« groften Ringe« mit
Anhingfein wie die halbkreisförmigen Ringe aui Hofovice bei Petersburg und der unlerfte King des von Babow in der LaufiU. 19 kleine
Ringe, drei Fibeln vom la Tene Typus und ein Ring mit Knoten.
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GuÄBER AUS DER StRADONICER ÄRA UND DIE ZUGEHÖRIGE WOHNSTÄTTE BEI NkU-ByDZOV. 83
Ein Grab in nächfter Nähe lieferte einen offenen Armring, welcher aus einem vierkantig
gefchmiedeten Bronze-Stäbchen hergeftellt war (Durchmeffer 59 und 45 Mm.), fo dafs er einem
freilich bedeutend malhveren Armringe aus den Reihengräbern in Zizkov (Pamatky X, Tab I, Fig. 7)
und in Folge deffen auch der Handhabe jenes Keffels gleicht, in welchem die Goldmünzen von
Podmokly gefunden wurden. Von einer weiteren Beigabe ftammt eine Bronze-Lamelle, deren
eines Ende augenfeheinlich an einen Gcgenftand von Eifen befeftigt war. Von dem Schädel
wurden blos einige Stücke erhalten, fämmtliche Näthe find obliterirt bis auf die Stirnnaht, welche,
fonft frühzeitig gefchloffen , hier ziemlich hoch hinauf verfolgt werden konnte. Neben dem
Skelete ftand ein zerfprungenes Gefäfs, welches die Arbeiter gänzlich zertrümmerten; doch gelang
es mir, dasfelbe wieder zufammenzuftellen. Dasfelbe ifl henkellos, auf der Töpferfcheibe geformt,
hat eine concentrifche Furche an der Aufsenfeite des Bodens hart an der Peripherie, ift geglättet,
ohne Verzierungen und trägt gleichfalls eine Eeifte unter dem fchr niedrigen Hals. Der Durch-
meffer der Mündung beträgt 200 Mm., der Durchmeffer des Bodens 110 Mm., die Höhe des
Gefäfses 190 Mm. Fig. 2.
Abermals einige Schritte gegen Süden fand man zwei knotige
Armringe Fig. 3, von denen einer bereits vor Jahren zerbrochen und
durch Eingiefsen von gefchmolzener Bronze in die Höhlungen der
Buckel nur mehr fehr nothdürftig reparirt worden war. Ferner eine
Kette, welche aus eifernen zu einem Achter zufammengezogenen Ringen
und einigen Bronze-Ringen befland; an der Innenfeite die Refte eines
leinenen gewirkten Gewandes, deffen Fäden in Eifen-Oxyd verwandelt
erfcheinen. Einen Abdruck desfelben Gewandes bemerkt man auch in
der Patina des einen Armringes. Aufserdem fand man an derfelben
Stelle einen gröfseren Ring von Eifen, Refte einer Fibel von Eifen und
einige kleine Eifenftückchen. Die hohlen Ringe beftanden aus je zwei Stücken — von denen das
gröfsere 7, das kleinere, welches herausgenommen werden konnte, zwei Buckel trug — und hatten
einen lichten Durchmeffer von 58 bis 68 Mm., die S-förmigen Ornamente auf den Buckeln des
einen Ringes find eifelirt.
Noch weiter gegen Süden lag das letzte Skelet, welches man in diefer Ziegelei aufge-
funden hat. Ich grub eigenhändig aus der Bauchhöhlung diefes Skeletes einen eifernen Ring,
welcher auf den Knochen des Beckens lag. Der Schädel war gänzlich zertrümmert.
Zu derfelben Zeit (1880) kam ein Grab zum Vorfchein an der nördlichen Wand der Lehm-
grube unweit von jener Stelle, wo der erfte Topf mit den Bronze-Ringen gefunden worden war.
Der Arbeiter hatte von dem Inhalte zwei Stücke des Armknochens von Patina grün gefärbt
aufgehoben, ferner einen offenen glatten Armring von Bronze mit Endknöpfen, welcher gegenüber
der Oeffnung in derfelben Weife wie ein Armband von Zizkov (Pamätky X, Tab. I, Fig. 2) verziert
ifl (Fig. 3), endlich eine Bronze-Fibel von la Tene-Typus, von welcher aber das Ende des Bügels
und die Nadel fammt einem Theile der Feder abbrach und verloren ging.
Heuer wurde fchliefslich ein Grab auch in der Ziegelei des Herrn Schroll, welche von der
Ziegelei Schnabel durch ein Feld von 70 Schritt Breite gefchieden ift, aufgefunden, und zwar in
derfelben Entfernung von der Strafse, in welcher auch die Mehrzahl der früher befprochenen
Gräber gefunden worden war. In dem Grabe lag ein Skelet, welches mit vier Bronze-Ringen
gefchmückt war. Von den Ringen find zwei gröfsere offen, pcrlenfchnurförmig und mit Endknoten
verfehen (Fig. 3), ihr lichter Durchmeffer beträgt 60 und 78 Mm., ein kleinerer ift gefchloffen
(56, 50 Mm.) und abwechfelnd aus je einer gröfseren und einer kleineren Perle gebildet; der
vierte kleinfte Ring (50 Mm.) ift offen, ohne Endknoten, auf der Innenfeite flach, auf der Aufsen-
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8 4
Ludwig Schneider.
feite mit drei Reihen kleiner Perlen geziert, mit einem Ringe aus Zizkov (Pamatky X, Tab. I, Fig. 3)
übereinftimmend.
Aufser diefen Gegenwänden wollten die Arbeiter noch zwei andere in der Ziegelei Schnabel
gefunden haben. Der eine (von einer Schnalle herrührend?) ift jedenfalls mittelalterlich; er ift von
Mefling; denn er gibt einen hellgelben Strich, wie ein Schläfenring aus einem Grabe auf dem Stary
Hrädek.' Der zweite Gcgenftand ift ein Ring aus dünnem Draht, deffen eines Kndc wohl auch nach
Art derflavifchen Hakenringe zurückgebogen ift; doch unterfcheidet er fich von dergleichen erftens
durch den rechlichen Strich, welcher ganz mit den anderen Bronzen übereinftimmt, zweitens dadurch,
dafs das andere Ende nicht ftumpf abgefchnitten, fondern abgeplattet, durchbohrt und unter der
Bohrung beiderfeits geritzt ift, fo dafs es augenfeheinlich ein Schlangenköpfchen darfteilen foll.
Wie man lieht, erftreckt fich das Grabfeld über eine ziemlich bedeutende Fläche, und die
Beurtheilung desfelben erfordert umfomehr Vorficht, als man die Gräber nicht nur mitten unter
den Reften einer uralten Anfiedelung findet, fondern auch an einem Orte, auf welchen im
Mittelalter die Wirthfchafts-Gebäude (Höfe) der Bydzover Bürger fich erftreckten; namentlich
ftand ein Hof der Adels-Familie Otmar von Holohlav an Stelle der noch heutzutage „Otmarka"
genannten Ziegelei Scliroll, und es kommen in Folge deffen hier Bruchftücke mittelalterlicher
Gefäffe nicht blos in der Ackerkrume, fondern felbft in ziemlich tiefen Gruben (Kloaken) vor.
Die Bronzen, welche in den befprochenen Gräbern gefunden wurden, gleichen in vielen
Stücken den Bronzen, welche die Sammlungen des böhmifchen Mufeums aus Podmokly und
Nizburk, aus Rataj, Fünfhunden, Freihöfen (Svobodne dvory) bei Königgrätz, Okof, Cakovice,
Tefchendorf bei Aufcha, Dubany, Neuhof bei Kuttenberg, Kbely, Praskolefy, Trebesice, Libochovice,
Zabehlice, Chobolice (Röblitz bei Aufcha), Maftyrovice, Horovic bei Petersburg, Poricf an der
Sazava, Kely, Koftomlaty (bei Nymburg) erhalten haben, namentlich aber mit denen aus Zizkov.
Den Gefäfsen, welche in den Bydzover Gräbern gefunden wurden, gleichen in den
Mufeums-Sammlungen blos zwei von älteren Funden, nämlich die Schüffei von Bydzov (Storch)
und ein Topf aus Libochovice (Gefchenk des Bezirkshauptmanns H. flouska), aufserdem das
neuerworbene Gefäfs vom Schlaner Berge 1 und die Scherben von Stradonice.
Die Ziegelei Schnabel lieferte bisher blos die beiden ganzen Gefäfse von diefem Typus,
Scherben von dergleichen kommen hier niemals vor, dagegen findet man fie in der Ziegelei des
H. Spatny, welche von erfterer gegen Weft jenfeits der Strafse gelegen ift. Diefe Scherben, welche
insgefammt von Gefäfsen Hammen, die auf der Töpferfcheibe aus Lehm oder aus einem Gemenge
von Thon und Graphit geformt wurden, kommen dafelbft in Herdftellen vor und beweifen, dafs
hier jene Anfiedelung ftand, deren Bewohnern die Gräber in der Ziegelei Schnabel und Scliroll
gehörten. Auffallend ift die Uebereinftimmung zwifchen diefen Scherben und denen, welche die
Oberfläche des Hradiste bei Stradonice bedecken, fo dafs man beide Anfiedelungen als
gleich alt anfehen mufs.
Zur genaueren Zeitbeftimmung reichen die Funde von Bydzov nicht hin; aber die gleich
alten Funde von Stradonice, welche zum Theil aus Gegenftänden beliehen, die alle Charaktere
fpät-römifeher Zeit an fich tragen, fprechen dafür, dafs man die Erzeugung der im Hradiste von
Stradonice und folglich auch der in den Bydzover Gräbern gefundenen Gegenftände in das III.
bis V. Jahrhundert nach Chriftus verlegen kann. 8
Die Erfcheinung, dafs die Mehrzahl der bei Stradonice gefundenen Gegenftände dem laTene-
Typus, welchen die Schweizer Anthropologen dem letzten Zeitalter vor der römifchen Occupation
vindiciren, angehören, kann nicht beirren; denn die zugleich mit dielen Gegenftänden gefundenen
1 Dicfcs Stuck ifl der Nr 437 iraeirin^ener GcgenfliinJ in HuCrifcnrorm au< Kuitcnber|>) «ler MufV-iim Sammlungen «nn« gleich.
• P.milVy XI Tal. XIX, Fr K . 2.
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Graber aus der Stradonicer Ära dnd hie zugehörige Wohnstatte bei Neu-Bydzov. 85
römifchen Fabrikate beweifen, dafs die Stradonicer Funde zu jenen gehören, von welchen Graf
Wurmbrand'm der letzten Verfammlung der deutfchen Anthropologen zu Berlin fprach, und die dafür
zeugen, dafs die einheimifche Produclion durch mehrere Jahrhunderte bei denfelben Stylformen ver-
harrte, was umfo leichter gefchehen konnte, als die gallifchen Einwohner Böhmens durch die germa-
nifche Invafion von ihren Stammesgenoffen am Rheine abgefchnitten und auf fich felbft angewiefen
wurden. Dies dürfte auch die Analogie und in anderer Hinficht wieder den Unterfchicd zwifchen
den barbarifchen Gold- und Silbermünzen erklaren, die man in Böhmen (Podmokly und Stradonice)
findet, und jenen, die am Rhein und an der Donau gefunden werden. Dafs innerhalb des Burg-
walles von Stradonice nicht eine flavifche Stadt fich befand, davon zeugen nicht blos die
kleineren hier gefundenen Gegenftände, fondern auch die Refte der Baulichkeiten felbft. Aus
diefen geht hervor, dafs die Häufer oder Hütten im Hradiste von Stradonice in derfelben
Weife aus Holzftäben geflochten um! mit Lehm verkleidet waren, wie die Hütten in den
ncolithifchen Anfiedelungen zu Liben oder auf dem Rivnac. Dagegen zeigen die Refte von Gebäu-
den, welche man in unzweifelhaft (lavifchen Burgwällen findet, dafs die Häufer der Slaven aus
ziemlich ftarken Rundhölzern gebaut waren. Aufserdem fpricht dagegen auch der Umftand, dafs
Cosmas, welcher die zu feiner Zeit bereits vom Walde bedeckte Stätte der Burg Krok's kannte und
von den Burgen der Libusa und Kazi (Libosin und Kazin) zu erzählen weifs, nicht die geringftc
Kenntnis hatte von der Vernichtung einer Stadt, welche ihrer Zeit bedeutender und, was den Raum
betrifft, mindeftens ebenfo ausgedehnt gewefen fein mufste wie die Prager Stadt zu feiner Zeit
» Die Münzen des Nerv» und Trajan fand min la oder bei Gefäl\ei'. welche von freier Hand geformt find; namentlich die
erftcre la^ in einem gehenkelten Gcfafse. welche» fehr eigentümlich geformt ift, aber einem bei Htliehsdorf am Marchfelde mit
ähnlichen Beigaben gefundenen Gefaf.e gleicht (Milth. d anth. Cef. Wien 1879J lm Hradi«te von Stradonice ift der Scherb eine*
von freier Hand geformten Gcfafses eine grofse Seltenheit, dagegen fand ich in einer Herdllelle oberhalb Polepy bei Kulin fowoh;
Bruchliücke von Grfäfsen, welche von freier Hand geformt waten, als auch bedeutende Reite von Schalen, die auf der Scheibe verfertigt
waren und den Byd/overn und Stradonicern ganz gleichen. Auch die |irahillarifchen Anfiedelungen von Zalany, Hoflomnice und Moravevex
im welllichen Buhmen enthalten Herdflcllen mit folchen Scherben, ein B. wein. daU diefe Anfiedelungen feit der l'criode der Feuerftcinarte-
facle (Z-ilany l und iler geglätteten Steinweik/euge I Hoftownice) bi» zu der Zeit, wo durch Einflufs der Körner die Topferfcheibe in Böhmen
bekannt winde, ununlerbiuchen — und die» wohl von ein und demfelben Volke — bewohnt wurde».
GRABUNGEN IN VISAZZE.
Von Dk. FRIEDRICH KENNER.
KTpjM Auftrage des Herrn Landeshauptmannes von Iftrien, Dr. Vidulich, unternahm Herr Carlo
KS de France/chi eine archäologifche Unterfuchungsrcifc nach Vifazze bei Montichio, Bezirk
NBaM I'ola, zu cit ri Zwecke, um Anhaltspunkte zu gewinnen, ob die Vermuthung, dafs
an jener Stelle die römifche Stadt Nefaftium geftanden habe, richtig fei. Ueber die Wahr-
nehmungen, welche er auf diefer Fahrt in Galefano, Montichio und Vifazze gemacht, berichtete
er im November 1879 an den Landtag von Iftrien, und wurde diefer Bericht auszüglich, d. i.
mit Hinweglaffung der Infchriften, Texte und der Befchreibung von Reliefs in der „Provincia",
einem in Capodiftria erfcheinenden Blatte (Nr. 5, März 1880), abgedruckt. Eine von dem überaus
thätigen Correfpondenten, k. k. Gendarmerie-Riumeifter Herrn Hermann Schramm in Pola, an
die Central-Commiffion eingefendete Uebcrfetzung liefs es wünfehenswerth erfcheinen, die Ergeb-
niffe jener Untcrfuchung nach dem Original-Berichte in den „Mittheilungen" zu veröffentlichen.
1 lerr Landeshauptmann l 'idulich ftellte der Central-Commiffion zu diefetn Zwecke jenen Bericht
fammt den Zeichnungen mit gröfster Liberalität zur Verfügung. Wir entnehmen ihm das Folgende.
An der Flurgränze von Montichio gegen Galefano, am Ende eines Feldweges, fand Herr
de France/chi in einer Stallmauer horizontal eingemauert einen Infcht ißflein , deffen vordere
Fläche ftark verwittert ift. Nach der Zeichnung, welche dem Berichte beilag, erkennt man
folgende Züge:
M
V C
Sil - 1 1 D I
I V H 1 1 M II
S 1 1 IV 1 1 CH
VS
Die erften drei Zeilen werden zu lefen fein: I O M | AVG jSERAPIDI; ob in der vierten
Zeile IVNoni ■ ET MINervac ergänzt werden dürfe, fteht dahin ; gewohnlich flehen die Namen
der drei capitolinifchen Gottheiten unmittelbar hintereinander, während fie hier durch SERAP1DI
getrennt würden. Anderfeits ift zu erwarten, dafs auf letzteren noch Namen von Gottheiten
folgen. Der in Zeile 5 zu vermuthende Name des Widmenden wird wohl kaum mit Beftimmtheit
entziffert werden können. 1 V(otum) S(olvit) am Schlufse ift fichcr.
In Montichio felbft finden fich drei Infchriflen; eine ift im Innern der Kirche untergebracht,
die zweite an einem als Schweintrog benutzten Sarkophage im Haufe des Matthaeo Suffich befind-
lich, die dritte an einem anderen Haufe eingemauert. Alle drei find Grabfchriften : die beiden erfteren
von Kandier abgefchrieben, 1 während die dritte, oben abgebrochene noch unbekannt ift. Nach der
beigelegten Zeichnung lautet der Text, wie folgt; ich ftelle die Lefung, die ich glaube, vorfchlagen
zu können, daneben :
1 Die I.cfungen. welche Herr Dr. irV Franctfcki am Schlaf» feine« Berichte« von diefer und den nlchflfalgenden Infchriflen gibt,
halle ich mich nicht für berechtigt miliutheilcn , ich fuge nur bei, daf» fie mit lleiiehung auf die vorliegende and auf die niichAiotgendc
»on der meinigen betrachtlich abweichen über die Lefung der dritten Infchrift (Ummen wir Sbereln.
» C J. 1.. V. 1, 8128 nach Luciani, Abfchrift - and 81*9 ebenfo. letitere aot Vifai.e dahingebracht.
Grabungen in Visazze.
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l'LORV
EIAMELI
/TAPARE
FI.ORVS
TES • PIENTIS
5 SLMISIMAD
PESI.DMA.M
MOII.IOANX
FECER
ETAMPLI
ATAPAREN
TES PIENTIS
suu
MOFILIOANX
. MAXI
FECER
Florus et Ampliata parentes pientiflimi
Maximo filio an(norum) decem fecerunt.
Ein fchon früher von Luciani 1877 erwähntes Relief wurde abgezeichnet; es gehört dem
Giebel eines Denkmals an und zeigt im Winkel zur Linken des Befchauers einen Delphin, vor und
etwas über diefem den Fifchfchwanz einer Sirene, deren Kopf auf einem anderen wahrfcheinlich
dazugehörigen Bruchftück vorhanden ift; die zwifchenliegenden Theile fehlen. Auch ein Gefimsßuck
giöfserer Art, etwa von einem kleinen Tempel herrührend, wurde abgebildet; nach Ausfage eines
Bauers wurde es in einem Steinhaufen der ehemaligen Villa Licini gefunden. Die einzelnen Glieder
find mit architeclonifchen Ornamenten in Relief ausgeftattet; zu oberft fleht man ein Blatt-Kyma
mit Palmetten, hierauf folgen eine fchmale glatte Platte, dann ein Rundftab mit Eierftab, weiter eine
breitere Platte mit einer Spira, dann eine Reihe von Kragfteinen, unter diefen endlich ein Zahn-
fchnitt. Es ift wahrfcheinlich, dafs diefer Bautheil, wenn er nicht einem Tempel in dem heutigen
Montichio felbft angehörte, von den Barbarigo aus dem benachbarten Vifazze hieher überführt
worden ift; diefe hatten in erftcrem Orte eine Villa, welcher roh zubehauene grofse Steine, die auf
dem Felde fichtbar find, angehören mögen.
Eine Viertelmeile von Montichio weg gelangt man nach Vifazze; auf dem Wege dahin
liegen rechts und links alte Steinbrüche, im Volksmunde noch Cave romane genannt. Vifazze felbft
ift bei einem Vorfprung des Gebirges gelegen ; die Linie der alten Stadt ift markirt durch eine
Umfaftung, welche von dem Bergvorfprung auf der Landfeite gegen Südwcft ftrcicht und an
einer Terrain-Stelle, die von den Landbewohnern Porta di Vifazze genannt wird, unterbrochen ift.
Auf der entgegengefetzten Seite, wo die Anhöhe fteil in das Thal Bado abfällt, gewahrt man
deutlich die Ueberrefte einer alten Strafse, die nun verlaftcn ift, da jetzt eine neue, weniger fteil
anfteigende angelegt ift.
Das Terrain von Vifazze ift fchon öfter von Schatzgräbern und Forfchern unterfucht
worden ; unter anderen gelang es vor Jahren den Herren Dr. Cleva und Sottocorona zwei Stücke
einer Gewandflalue aus Marmor zu finden. Wenige Monate vor Herrn de Francefchi's Befuche
zog man eine Wajferleilungsröhre aus dem Erdboden hervor; fie ift von Stein, aufsen viereckig,
34 Cm. hoch, 70 Cm. lang, auf einer Schmalfeite mit einem runden vertieften Falz verfehen, inner-
halb deflen fich die Mündung des rund ausgebohrten Wafferganges von 17 Cm. Durchmeffer befand;
augenfcheinlich diente der Falz zum Einpafsen anderer Röhren. Nach Angabe der Landleute hat
man ähnliche Röhren nicht fern von der befprochenen gefunden, fie „feien aber wieder ver-
fchwunden". Eine Nachgrabung, um auf Anhalte zu kommen, welche die weitere Verfolgung
der Wafferleitung ermöglichen konnten, blieb ohne Refultate.
Wenige Ellen davon kamen jüngft Schatzgräber auf ein ziemlich tiefes, frifch ausgegra-
benes Loch; in diefem gewahrte man Fundamente aus Quadern, einen Architrav, eine Säulenbafis
gewöhnlichen Profiles (Hohlkehle zwifchen zwei Rundftäbcn) und eine Ära mit der Widmung
an die Göttin Eia, die auch aus Pola infehriftlich bezeugt, (C. J. L. L. V. 1. 8) ihrem mythologifchen
Wefen nach aber noch unbekannt und wahrfcheinlich eine Local-Göttin im alten Iftrien war. Die Ära
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Dk. F. Kenner. Grabungen in Visazze.
ift 50 Cm. hoch, unten 28 Cm. breit; über dem oberen Gefimfe hat fie einen flachen Auffatz, unter
der letzten Zeile der Infchrift ift ein beträchtlich grofser leerer Raum. Die Infchrift lautet:
Ei(a)e Aug(uftae) fac(rum) Briffinius Ter(tius) v(otum) f(olvit) l(aetus v. libens).
Die Form der Buchftaben deutet auf eine gute Zeit hin.
Dicfe Fund-Objc£te beftimmten Herrn de Francefchi ', die Grube zu erweitern ; man fand
denn auch Stiegenftufen, die zu einem Mauerwerk in Form eines kleinen Gemaches hinabführten,
dann in nächfter Nähe davon den unbekleideten Schenkel einer gröfseren Marmor-Statue, ein
kleines Capital aus Kalkftein und Stücke eines in kleinen Dimenfionen ausgeführten Geßm/es,
lauter Anzeichen, dafs man es an diefer Stelle mit den Reden eines Heiligthumes der Göttin Eia zu
thun habe. Auch in der Nähe des letzteren haben fchon früher Ausgrabungen ftattgefunden, die
gleichfalls die Mauer eines kleinen Gemaches zu Tage brachten.
Im Uebrigen macht der Bericht des Herrn de Francefchi noch auf die alten Ciflernen auf-
merkfam, welche man nicht fern von dem vermutheten Eia-Tempelchen fand. In Vifazze find die
Grundftücke mit Steinhaufen umgränzt, welche entftanden, indem die Landbewohner die bei dem
Bearbeiten des Bodens fie beirrenden Steine aushoben und längs der Gränzen ihrer Felder
zufammenlegten. An dem Ende eines fehr langen Steinhaufens, der fich gegen das Thal zu
erftreckt, ftand das genannte Tempelchen; am anderen Ende desfelben fand man in feiner Linie
hintereinander vier Griemen, in regelmäfsigcn Zwifchenräumen von einigen Metern. Die Landleute
verfichern, dafs in gleicher Richtung noch mehrere Ciflernen vorhanden feien. Augenfcheinlich
gehörten fie zu einzelnen Häufern, die hier ftanden, und bezeichnet ihre Aufeinanderfolge die
Richtung einer Gaffe des hier gelegenen Römerortes, wefshalb gerade diefe Cifternen als ein
topographifch wichtiges Merkmal für weitere Ausgrabungen zu betrachten find.
Endlich wird mitgetheilt, dafs man auf einem anderen Felde unter einem querlaufenden
Steinhaufen in einer circa 2 Meter tiefen Grube Theile einer unterirdifchen Gewölbe-Conftruction
fand und auf Gründe aufmerkfam gemacht wurde, die von Maucrreften umgeben und deren Erde
mit Afche vermifcht war, ein Beweis, dafs hier ein heftiger Brand ftattgefunden haben muffe.
Unter den Ergebniffen der Unterfuchung, die wir hier übergehen können, weil fie ja doch
vorzugsweife nur Winke bilden, die zur Vorbereitung fpätcr vorzunehmender Ausgrabungen dienen,
wird dieKlarftellung derThatfachc erwähnt, dafs man in Vifazze Tuff, der in Iftrien nicht vorkommt,
und orientalifchen Granit verwendet gefunden habe, ferner dafs „prähiftorifche" Topffcherben hier
aus befferem Materiale als an anderen Fundftellen Iftriens beftänden und vermifcht mit römifchen
Ziegeln vorkämen; wie daraus zu fchliefsen fei, hätten die Römer ihr Nefaclium an der Stelle einer
viel älteren Anfiedlung gegründet. Was die Gleichftellung von Vifazze und Nefaclium betrifft, fo
ift fie nach Herrn de Francefchi's Unterfuchung fehr wahrfcheinlich geworden. Es fteht nun feft,
dafs in allen Orten der nächften Umgebung Vifazze die meiften Infchriften und baulichen Refte
für fich hat; die gröfsere Nähe am Meere tritt bedeutfam hinzu, da Nefaftium bei Plinius und
Ftolemaeus als Küftenort bezeichnet wird.
E I B
AVG-SAC
BRISSIN//}
IVSTKRW
5 V • S • L
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DER SOGENANNTE LUTHERISCHE KELLER IN OBER-
LICHTENWALD.
Von Prof. A. v. Lusi hin-Ebkngkeith.
'EN freundlichen an dem Ufer der Save gelegenen Markt Lichtenwald in Unter-Steiermark
uberhöht ein mäfsiger Bergrücken, auf welchem das weithin fchauende Schlofs Ober-
Lichtenwald inmitten eines fchattigen Parkes thront. Römerfteine verkünden, dafs wir
uns auf claffifchem Boden befinden, aber weder diefe noch der flattliche Herrenfitz bilden die
berühmtefte Merkwürdigkeit des Ortes, die wir vielmehr in einem unfeheinbaren Wirthfchafts-
gebäude öftlich vom Schlofs auf etwa zwei Drittheilcn des Berges zu fuchen haben. Es ift
dies der fagenumfponnenc fogenannte lutherifche Keller, auf welchen I lerr Jofeph Dernjak, Scriptor
an der Bibliothek der k. k. Akademie der bildenden Künfte, aufmerkfam machte, und den ich im
Herbft des Jahres 1878 im Auftrage der k. k. Central-Commiffion für Kunft- und hiftorifche Denk-
male befuchte.
Mannigfache Nachrichten klingen aus der halbvergeffenen Literatur nach, welche zu Anfang
unferes Jahrhunderts das intereffante Gebäude behandelt hat. „Es war einft eine katholifche Kirche",
fchreibt Joh. Ant. Suppantfchitfch in feinem Ausflug von Cilli nach Lichtenwald,' „als fich aber
Luthers Reform auch in diefe Gegenden verbreitete, verrichtete man hier den Gottesdienft nach
dem lutherifchen Ritus. Nach der Ausrottung der neuen Lehre wagten es die eifrig Frommen nicht
mehr, in diefer entweihten Kirche katholifche Functionen abzuhalten, und man verwandelte fie in
einen Weinkeller, was fie auch heutzutage noch ift. Hier wecken die fonderbar zufammen-
geftellten Umgebungen im Herzen des Menfchen ein Gefühl, für welches meine Sprache umfonfl
einen Namen fucht. Aus der dunkel bemalten Kuppel ob meinem Haupte fpricht feierlicher Ernft
herab, rechts und links find ungeheuere Fäfser gereiht, gefüllt mit Bromio's des Herzerfreuers
goldener Gabe, aber unter meinem Fufstritt erhallt dumpf die Gruft, und die frommen Sprüche am
Grabfleine flüftern fchauerliche Todesgedanken in meiner Seele auf."
Hören wir einen andern Autor. Ignaz Kollmann, welcher in feinem 181 1 veröffentlichten
Tagebuche über eine Reife durch Unter-Steiermark einer der Erften des lutherifchen Kellers
erwähnt," befchreibt ein paar neuentdeckte Römerfteine und fährt dann fort: „Beide Leichenfteine
liegen nebft dem Schlöffe vor einem alten, fehr wohl erhaltenen Gebäude, das man den lutherifchen
Keller nennt. Als Luthers Reformation auch Steiermark ergriff, ward diefe urfprünglich katholifche
Kirche für den evangelifchen Gottesdienft eingerichtet, von der fpäteren Nachkommenfchaft aber
in einen Weinkeller umgewandelt Daher der Name. Ein regelmäfsiger Porton führte in diefes
Gebäude, und fieh! es war eine Kirche in der ehrwürdigen byzantinifchen Architektur. An das
lange mächtige Gewölbe fchlofs fich über der Stelle des Altars eine Kuppel mit Nifchen durch-
> Cilli bei Jofeph v. Batho 1818. S 135- - * ValnUndiSefal Bluter für den bfterr Kaifcrftaat, »J. Oflober i8ii. Nr 85 und
daran* im Sünnabendanhang «or Graaer Zeitung vom j November 18t I Nr. 175, Die erfte Nachricht aber da» Baudenkmal, welche ich
kenne, ift in einer Hille an (Uvifchc I.iteratoren, die im Februar 1800 von einem Ungenannten im Intelligeniblalt der Annalcn der
Literatur and Kunft des ufteireichifchen Kaiferftaali (S. 9b veruflenlichl wurde Es heifiu hier unter Anderem: Auf der Ileiifchaft Ober-
lichtenwald . befindet (ich in der fogenaBftteti luthcrtfchcn Kirche zu jeder Seite ob det Ich an halb verwifchten Altar Gcmildei ein
Schild und auf jedem derfelben eine flavifche Infchnft mit fchwarzgemalten Huchftaben. Die eine ift mit lateinifchen Schriltzugcn und
lautet Na paua Boga roi faupanie; doch konnte dai letite Woit, da einige Zuge fchon undeutlich find auch houanie hciflCB. Auf dem
aweiten S .hildc befindet fich ein« Auffchnft ähnlichen Inhalts mit glagolitifchen BuchfUben.
VUL N. F. 11
9 o
A. v. Luschin-Ebengreuth.
brochen. Der Anblick des Ganzen that eine ruhig feierliche Wirkung. Als ich, um mir einen
Grundrifs aufzunehmen, das Gebäude näher unterfuchtc und ausmafs, zeigte fich mir dies Werk der
alten Baukunft in feinem fchünen Charakter. Die Kuppel, Nifchen und Wände find bemalt, und ich
erftaunte, den im Style des Gebäudes herrfchenden Geifl auch in den Gemälden walten zu fehen.
Aus den Köpfen der Väter des alten Teftamentes und der Apoflel fprach Kraft und Würde, und
aus der Compofition der Gruppen eine edle geiftreiche Einfalt. Ich kam in die Verfuchung, diefe
gröfstentheils wohl erhaltenen Gemälde, woran nur hier und da eine fpätere Hand in der Draperie
nachzuhelfen verfuchte, für einen Cimabue oder Pordenone zu halten" (!) „Aeufserft merkwürdig
ift für Freunde flavifcher Alterthümer eine Infchrift mit glagolitifchen Current-Buchftaben, die aus
Mangel ähnlicher Lettern hier nicht mitgetheilt werden kann. Sie ift wenigftens in Inner-Oefterreich
das einzige bekannte Beifpiel, einer glagolitifchen Infchrift."
Suppantfchitfch, welcher Kollmanns Aeufserungen in fein oben erwähntes Schriftchen
gröfstentheils wörtlich aufgenommen hat, verändert ein wenig den Schlufsfatz: „Auffallend und
für den Freund der flavifchen Literatur fehr intereffant ift es, hier eine flavifche Infchrift zu finden.
Sie lautet alfo: Na pana boga mi houffanje (d. h. in dominum deum fpes mea). An der entgegen-
gefetzten Seite befindet fich die nämliche Infchrift mit glagolitifchen Lettern, und diefe verdient
um fo forgfältiger gefchont und erhalten zu werden, da fie wenigftens in Inner-Oefterreich die
einzige bis nun bekannte glagolitifche Infchrift ift".
Damit haben wir die Grundbeftandtheile der noch heute zugängigen Nachrichten. Reichert's
Einft und Jetzt (Grätz 1863, I, S. 45)anerkennt z. B. den byzantinifchen Bau noch ohne weiters,
der vorfichtigere Janifch befchränkt fich in feinem topographifch-ftatiftifchen Lexikon der Steier-
mark (Grätz 1878, II., S. 96) auf die Erwähnung der glagolitifchen Infchrift und auf die Bemerkung,
dafs man im Bauftyle diefer ehemaligen Capelle Spuren byzantinifchen Gefchmacks erkennen
wolle. An der Behauptung, dafs der fogenannte lutherifche Keller erft katholifchem, dann pro-
teftantifchem Gottesdienft gewidmet gewefen fei, zweifelt aber keiner von Beiden.
Prüfen wir nun in unbefangener Weife die herrschende Ueberlieferung, und beginnen wir
mit der Befchreibung des Baudenkmals. Dabei mufs vorausgefchickt werden, dafs deffen Erfor-
fchung ungeachtet der grofsen Zuvorkommenheit der Eigenthümer (1878 Herr Razesberg Edler
von Wartenburg, 1880 Herr Prof. Dr. Aufserer) durch die eingelagerten Weinfäffer und durch die
herrfchende Dunkelheit nicht wenig beeinträchtigt wird. Ich bin jedoch in der Lage, für die nach-
folgende Schilderung die Ergebniffe dreier Unterfuchungen zu verwerthen, nämlich meiner eigenen
vom Jahre 1878, die Zeichnungen eines Ungenannten (Kollmann ?) im Manufcript 1654 des fteier-
märkifchen Landes-Archivs,' und endlich die Vergleichung beider Aufnahmen im heurigen Herbfte
durch meinen Bruder, Oberlicutenant Paul Lu/chin von Ebengreuth und den Herrn Ingenieur
Franz Lencek.
Der fogenannte lutherifche Keller ift das ebenerdige Gefchofs eines einftöckigen, mit den
Stirnfeiten von Oft nach Weft gerichteten Gebäudes. Er hat einen Innenraum von 17 M. Länge,
9 5 M. Breite und 4 8 —5 04 M. Höhe und empfängt fein fpärliches Licht durch drei Fenfter an der
Nord- und je zwei Fenfter an der Weft- und Oftfeite. Den Eingang vermittelt eine Thüre von
J'l M. Höhe und 2 06 M. Breite, deren inneres Feld von 2 4 M. Höhe und 14 M. Breite von zwei
1 Dir fragliche Handfchrift, welche ich eril anfangs diefe« Jahre» kennen lernte, befiehl aut la Bildern und führt den Titel:
Grundrifs and Darchfchnilt des lutherifchen Kellert (tu Lichtenwald) lammt den Steinen der Yoringlicheren Stücke aus dem Plafond-
Gemälde. Blatt 2 enthalt den Grundrifs, Blatt j den Durchfchnitt de« Kellers Blatt 4 — II folgen die getnfehten limrifsieichnungen der
Gemilde und iwilt Blatt 4, 6. 7, 8. 9 Apoftel Figuren ( : V Blatt 5 Johann der Tlufer. Blatt 10 iwei Engel mit Schriftbandem, Blatt II
Gott Vater mit ausgebreiteten Händen. Die Vcnnuthung, dafs Cod. 1654 Arbeiten Kollmann's enthalte, gründet fich einerfeits auf die
aufsere Erfcheinung der Handfchrift, welche auf den Anfang unferes Jahrhunderts tnrfickweift. andererfeits auf Kollmann's oben
mitgelheilte Bemerkung, dafs er den Keller behufs Aufnahme eines GrnndrilTes s-ermeffen habe.
Der sogenannte lutherische Keller in Ober-Lichtenwald.
9«
fchlanken Pilaftern mit mäfsiger Ausladung und von einer mehrfach gekehlten Steinverkleidung
umrahmt wird, im übrigen aber keinen anderen bildnerifchen Schmuck hat.
Begibt man fich ins Innere, fo bildet die links vom Eintretenden beginnende weltliche
Hälfte bis auf etwa 10 M. der Gefammtlänge ein Tonnengewölbe, das durch je fünf Nifchen auf
jeder Seite feine Gliederung erhält und vorn durch eine fenfterlofe Schildmaucr abgefchnitten wird.
Den örtlichen Abfchlufs von hufeifenförmigem Grundrifs eröffnet ein Gurtbogen, an welchen fich
das Segment einer ungemein flach gehaltenen Kuppel anfchliefst.
Der Fufsboden ift mit Ziegeln gepflaftert und in feiner örtlichen
Hälfte (vom Eingange rechts unmittelbar nach dem erften Pfeiler
beginnend) um eine Stufe von 0 24 M. erhöht (Fig. 1).
Zwei Nifchen entftehen durch glatte Pilafter von 0 4t bis
O 44 M. Breite, 0 48 M. Tiefe und 164 M. Abftand, deren Höhe mit
Einfchlufs des fehr einfach profilirten Kämpfers (0 25 M.) 140 M.
beträgt. Die Scheitelhöhe des Wölbbogens liegt 2 8 M. über dem
Fufsboden. Die gleichen Verhältniffe treffen im allgemeinen auch
bei den übrigen Nifchen zu; nur kommt bei einigen noch die
Fcnftertiefe hinzu. Die fieben kleinen Fenfter haben nur 15 M.
Höhe und 07 M. Breite im Lichten, die Mauerftärke beträgt im
Durchfchnitt bei 1 M.
Der Gurtbogen und der dahinter liegende Abfchlufs des
Gebäudes ift von gefchickter Hand mit Fresken über und über
bemalt, welche jedoch leider! zum Theil nur noch fchwer
erkennbar find. Im Zwickel der einen Mauernifche ift die herniederfchwebende Geftalt Gott
Vaters fichtbar, welcher mit ausgebreiteten Armen den gekreuzigten Sohn empfängt. Links von
diefem Bilde, das voll Ausdruck und Bewegung ift, befindet (ich die ernfte Geftalt des Täufers,
rechts eine Apoftel (?)- Figur. Anderwärts fieht man einen fitzenden König R(ex) D(avid) gegen-
über einen König R(ex) SA(lomon) u. f. w. Auf dem Gurtbogen erfcheinen links fünf Medaillons
mit weiblichen Heiligen, rechts ebenfo viele mit männlichen Heiligen. Das kleine Schlufs-Medaillon
in der Mitte ift undeutlich, defto beffer erhalten ift das dritte Medaillon links. Künftlerifch aus-
gearbeitet und in voller Farbenfrifche prangend (teilt es eine gekrönte Heilige mit edlen Zügen dar.
Das Kuppel-Segment umfäumt ein Schriftband, auf welchem folgende Worte und Buchftaben
nur mit Mühe zu entziffern waren:
. . .OIJ VoLVMI NDA Kx av KCl AM TVMV1.' 8 MAXK S ?TAToCX CVBANT?. . - F. . .TRA | CTES
LETI STAMVS SRI DN PI.KBo TRIBVNAb FACTA CVM RKRVM IVDKx ITA & IMPIA.
Dies das Ergebnis wiederholter Durchforfchung; ein endgiltiges Urtheil Uber den Kunft-
werth des Baudenkmals mufs dem Fachmann vorbehalten werden. Nach meiner perfönlichen
Anficht reicht das Ganze in feiner jetzigen Geftalt kaum über die zweite- Hälfte des 16. Jahrhunderts
zurück; bei den Fresken möchte ich an einen italienifchen Künftler denken.
Und die viel berufene Infchrift mit glagolifchen Lettern: Diefelbe hätte, felbll wenn fie
existiren follte, lange nicht jene Bedeutung, welche die Entdecker ihr beilegen wollten. Dies hat
fchon im felben Jahre, in welchem die erfte Nachricht von ihr in die Welt dran^, niemand geringerer
als Barth. Kopitar ausgefprochen.* Gewarnt müfste vor allem vor der Annahme werden, dafs die
Anwendung diefer Buchftaben ein hohes Alter der Gemälde, des Bauwerkes u. f. w. bedinge, da fich
< SufpaHl/ckilßk gibt a ».OS. 138 die Lünne des Kellen auf $0, die Breite auf JO. die Höhe auf 10 Sthuhe an, Jemfek
nolirt 17-06, 9-48 und 5-0* Meier. — In den v, ». Annalen der Literatur und Kunft Pecember 1809. InteHigembtatl S. 274-175 und
daran befonder* in den 1857 von M,khfi<k her»ui E e S ebtntn kleineren Schriften Kopitar' >, S. 16. Vergl. auch hier Anm. a S. 100).
ts*
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A. v. Luschin-Ebengreuth.
die Glagoliza bei einzelnen Südflaven, wie den Dalmatinern, zum Theil bis an unfere Tage herab,
erhalten hat. Allein es ift der glagolifche Charakter der fraglichen Infchrift nicht nur nicht erwiefen (
fondern fogar im höchften Grade zweifelhaft. Leider kann ich hier nicht nach eigener Anfchauung
tirtheilen, denn im Jahre 1878 zeigte man mir, weil der wahre Standort der flavifchen Sprüche ver-
geffen war, als glagolifche Infchrift das Schriftband am Kuppelfaum, deffen Buchftaben durch ihre
wechfelnde Gröfse, die Ligaturen und ihre fchlechle Erhaltung auf den Laien einen fremdartigen
Kindruck machen. Seither habe ich beffere Auffchlüffe erreicht. Die Bitte an flavifche Literatoren
im Intelligenzblatt der Annalen der Literatur und Kunft in dem öfterreichifchen Kaiferthum' hätte
freilich an fich wenig genützt, denn fie enthält irreführende Daten. Dagegen bot das fchon erwähnte
Manufcript 1654 des fteiermärkifchen Landes- Archivs die Abbildung zweier Engel mit ent-
fprechenden Schriftbändern, es galt alfo blos diefe im Keller ausfindig zu machen und die
Schriftzüge der Originale mit den Copien des Manufcripts zu vergleichen. Diefer Mühe unterzogen
(ich mein Bruder Paul und Herr Ingenieur Lencek mit beflem Erfolge: die Engelsfiguren,
deren Zeichnung im Manufcript 1654 im wefentlichen richtig wiedergegeben ift, befinden fich zu
beiden Seiten der Mittelnifche mit der Figur Gott Vaters. Der Engel bei dem oberwähnten Bilde
des Königs David, hat auf feinem Bande mit fogenannten lateinifchen Curfivbuchftabcn die vulgär
böhmifchen Worte: Na pana Boga je Houffanie, deren Vorkommen in Unter-Steiermark Kopitar's
gerechte Verwunderung erregte.* Der Engel gegenüber (nachft dem Könige Salomo) ift der Träger
der angeblich glagolitifchen Infchrift, welche wegen Mangel an Licht nicht durchgepaurt werden
konnte, doch ergab die Ueberprüfung nahezu vollftändige Uebereinftimmung mit der Copie im
fleierifchen Landes-Archiv. Dafs diefe Züge nicht glagolitifch find, fondern einen ganz andern,
curfiven* Charakter befitzen, ift unzweifelhaft; ein mehreres läfst fich jedoch dermalen nicht feft-
ftellen. Selbft ein fo geübter Slavift wie Profeffor Dr. Gregor Krek hat fie als völlig unlefcrlich
bezeichnet. Soviel über die flavifchen Infchriften.
fucjz.\L ffeen . .jnn<x.af e-wd . .
Ich mufs jedoch auch die Bezeichnung Juther if eher*' Keller als unberechtigt beftreiten,
weil fich fchlechterdings keine Anhaltspunkte dafür ergeben, dafs in dem fraglichen Gebäude
irgend einmal evangelifcher Gottesdienft abgehalten, wurde. Dafs der reiche Freskenfchmuck zu
dem ftrengen nüchternen Style eines proteftantifchen Gotteshaufes nicht pafst, das war fchon den
erften Befchreibern des Kellers geläufig; fie halfen fich aber über diefe Schwierigkeit hinweg, indem
fie dem Baue ein weit höheres Alter beilegten als man demfelben zugeftehen kann. Damals, in der
Zeit der „ehrwürdigen byzantinifchen Architektur" war auch Bemalung der Wände zuläflig, und
als in der Folge Luthers Anhänger in den Belitz diefer katholifchen Kirche kamen, da beliefsen fie
deren Inneres unverändert. Ganz gut, allein welche Gründe fprechen für diefe Vorausfetzungen?
Die Erwähnung des „fogenannten" lutherifchen Kellers in der Bitte an die flavifchen Literatoren
und Kollmann's Bemerkung beweifen nur, dafs man in den Jahren 1809—1811 die Umwandlung der
ehemaligen katholifchen Kirche in einen Weinkeller auf diefe Art zu erklären verfuchte, aber auch
nichts weiter. Wollten wir demungeachtet diefe Bezeichnung als Ausdruck einer älteren Volks-
1 Veit;! Anro. S. 97. - * ..Na j.ana boha ray da vflanjo ift gemein buhmiftb. Es dürfte wohl mehr tu verwundern fein, woher
mitten unter den Winden eine Auflchrift in böhmilchcr Mundart, als dafs lie auch mit den fur altflavifch gehaltenen fogenannten glagali
fchen. auch wohl kroatiichen Schriftiugen gefchnehen fei Entweder es gehörte die llerrfchafi Lichtenwald damals, in der 2 Hälfte de«
10. Jahrhundert*, einem Böhmen, oder einem, der eine hohmifebe Gemahlin oder einen böhmifchen Ilof-Ca|dan hatte." — Ueber ttie
dritte Annahme habe ich nichts au bemerken; die beiden erftjn konnte ich widerlegen, denn die Bcfuicr waren italienifcher Herkunft
und Anna, die Gemahlin des Innucent Moscon, den ich für den Erbauer der Kellerkirche hatte, war eine Kärntnerin aus der Familie
Aichelburg. ff. weiter unten Anm S. 101 und S 10*), — ' Häher Ktllmxnni Auidruck „glagolitifchc Currentbuchftaben* ' Kollmann
meinte rermuthüch cynllifche Current Schrift, mit welcher die fraglichen Zeichen eine entfernte Aehn:ichkcit haben.
Der sogenannte lutherische Keller in Ober-Lichtenwald.
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Tradition gelten laffen, fo wäre auch damit nicht viel gewonnen, weil gar keine andern Zeugniffe
für den Proteftantismus der Bewohner von Lichtenwald während des 16. Jahrhunderts vorliegen.
Wir find über den Gang, welchen die Gegen-Reformation in Unter Steiermark nahm, durch Jacob
Rofolenz, den Propft von Stainz, genau unterrichtet. Wir wiffen, in welcher Art Kadkersburg im
Jahre 1599 überrumpelt wurde, wie man von da nach Klöch und Halbenrain und nach den
windifchen Büheln zog, dafs man Marburg, Pettau, Windifch-Feiftritz und Cilli befuchte, dafs man
das lutherifche Bethaus in Scharfenau, ein wahres Prachtgebäude, in die Luft fprengte ; aber tiefer
hinab in das Sann- oder gar in das Savethal ift die Commiffion nicht gekommen. Man könnte
freilich einwenden, dafs es demungeachtet noch 1606 Proteflanten unter den Bürgern des benach-
barten Rcichenburg gab, 1 auch feien die Anhänger der evangelifchen Lehre zu Lichtenwald, durch
das unfcheinbare Aeufsere des Gotteshaufes begünftigt, in der Lage gewefen, ihr Bekenntnis
längere Zeit verborgen zu halten. Dann hätte aber zum minderten der jeweilige Schlofsherr von
Lichtenwald, gleich Herrn Franz Gall zu Reichenburg, ein eifriger Proteftant fein müfsen, weil
diefem die Kellerkirche gehörte. Gerade das Gegentheil davon läfst fich aber nachweifen.
Lichtenwald war eine Herrfchaft des Erzftiftes Salzburg, und die Moscon, an welche es 1595 ver-
kauft wurde, waren eifrig katholifcher Adel. Beweis dafür ift, dafs ihr Name in allen Exulanten-
Verzeichniffen fehlt,* und die Wärme, mit welcher K. Ferdinand II. fich der Intereffen diefer
Familie annahm, als der Erzbifchof von Salzburg den Verkauf feines Vorgängers wieder rückgängig
machen wollte. Ich glaube daher, dafs der Ausdruck „lutherifcher" Keller, folange nicht beffere
Gründe beigebracht werden, ungerechtfertigt ift.
Wenn aber dies der Fall ift, welchem Zwecke diente nun das fragliche Gebäude in Wirk-
lichkeit? Man wird fofort an eine Gruftkirche für die Familie des Schloffes denken, wenn man
erfährt, dafs fich gerade unter der Kuppel, in der um eine Stufe erhöhten Ofthälfte des Kellers,
eine Gruft befand, welche erft 1875 verfchüttet wurde.* Einer folchen Beftimmung entspricht die
düftere Anlage in der Nähe des Herrenfitzes und der Ueberreft der Umfchrift am Kuppelfaum.
Ein Grabftein mit unausgefülltem Sterbedatum, welcher erft vor wenigen Jahren aus dem
Keller entfernt wurde,* bezeugt, dafs Innocenz und Anna von Moscon, die Wicderherfteller des
Schloffes Ober-Lichtenwald auch die Erbauer diefer Familiengruft waren. So dürftig die bekannten
Daten über die noch blühende Familie der Freiherren von Moscon find, fo geftatten diefelben
dennoch glücklicherweife ziemlich fichere Schlüffe bezüglich des fogenannten lutherifchen Kellers.
Die Moscon find kein einheimifches Gefchlecht, fondern ftammen aus Bergamo, wo fie als Moscon i
de Fugaroli feit dem 14. Jahrhundert zu den Patriziern der Stadt zählten. Einzelne von ihnen
fuchten während des 16. Jahrhunderts ihr Glück am öfterreichifchen Hofe und fanden es gleich
manchem Stammesgenoffen. Anton Mosconi und deffen Brüder wurden bcifpielsweife von K.
Rudolph II. am 11. April 1578 in den ungarifchen Adelsftand erhoben.* Bald darauf faffen Peter,
» 1607 befehwerte fich Marlin Pernitfch. Pfarrer von Rcichcnhurg, gegen den Herrfchaflsinhaber Kram Gall, daf» diefer die
Lutheraner begiinflige. und 1606 den Sohn eines. Pradicanlen Jofeph Neapolitan mit Abfetiung eines erwählten Katholiken zum Markt
lichter befteilt habe. -- Regierung* Arten im k k. Statthalterei-Archiv iu Grau, Eapeditura 1607, 17 September. — * AI» Ausnahme
kann ich nur ein angeheiratetes Glied der Familie nahnihaft machen: Frau Era Maria, Valerien» von Moscon Freiherrn auf Monlprei»
Witwe, eine geborene Schwab von Lichtenberg, Harb all Exulanlin O 1674) in Nürnberg. — Waldau Geich, d. Proteflanten in Oefterreich
II. 479 — 3 AU die Gruft In der elften Halde unteres Jahrhunderts zu /eilen de» Hcrrfchaftsinhabers Johann Nep. Hindi von Reben
bürg eröffnet wurde, fand fich in deifelben noch einiges Seidenxeug vor. - * Der Grabftein lag eine Zeit lang hinter dem Kellergebäudc.
wo ich ihn 187S noch fah, fpater wurde er dem Freiherro v Moscon für deffen gegenwartige Familiengruft zu PifchlU in Unterfteiennark
überladen Hie Auffchrift lautete (nach Suffaitl/tkil/th a. a O S 1361: Hie llgt begraben der wohlgebohme Herr, Herr Innocenl
Mofchkon nun Pirckhenfteiu. Freyherr tum Lichtenwald, aif Gurgfeld und Reichendem etc , für III. Durch! : Erzherzogen Fctdinandi zu
Oefterreich Rat anno (Lücke) feines Alters 1 Lücke I Auch ligt hie die wohlgebohrnc Frav Frav Anna Mofchkonin (ein geliebte Frav
Khgemahl Fieve zum Lichtenwald! ein geborne Achelborc die in Gott enlfchloHen anno (Locke) ihre« Alters (Lücke). — Unfer keiner
lebet in felber und keiner ftirhet in felber, leben wir, fo leben wir den Herrn, fterben wir. fo «erben wir dein Herrn, darvxnb wir milgen
leben oder fterben, fo lind wir des Herrn - Rom XIV. — » SekrldT, Repertono Genealogioo delle famiglie confermate nobili. cbftent
■eile Provincie Venele - Venelia 1830, II, S. 50.
94 A - v. LusatiN-EBENGREUTii. Der sogenannte lutherische Keller in Ober-Lichtenwald .
Michael und Marc Anton von Moscon durch Beerbung ihres kinderlofen Oheims Johann Ba. Val-
vafor (Teftament vom 2. Auguft 1581) feften Fufs in Inner-Oefterreich, fie find jetzt Herren von
Gurkfeld und Thum am Hart in Krain' und von einzelnen Gütern in Steiermark, nicht lang nach-
her auch Landftände in beiden Herzogtümern. 1 1595 gelingt dem erzherzoglichen Rathe Innocenz
von Moscon Freiherrn zum Thum am Hart und Gurkfeld die vorteilhafte Erwerbung der Herr-
fchaften Lichtenwald, Pifchätz und Reichendem fammt den dazu gehörigen Märkten und Land-
gerichten 5 So ift denn die Familie binnen wenig Jahren in den wohl abgerundeten Befitz aus-
gedehnter Herrfchaften zu beiden Seiten der Save gelangt, die bleibende Niederlaffung in Inner-
Oefterreich wird befchloffen, die erforderliche Herftellung der Schlöffer mit Eifer betrieben. Nach
zwei Jahren ift Lichtenwald, das fich Freiherr Innocenz von Moscon zum Hauptfitz erkor, fchon
umgeftaltet, ob dem Portale der neuen Refidenz wird das Wappen der Ehegatten, die Jahrzahl
1597 und der Wahlfpruch „Geduld überwindet alles" angebracht. In diefe Zeit fällt meines
Erachtens auch die Errichtung der Familiengruft. Sie dürfte wohl den Abfchlufs der Umgeftal-
tungen an den Herrfchaftsgebäuden gebildet haben. Innocenz von Moscon hatte den neu-
erworbenen Befitz bereits feinen Lebensbedürfniffen angepafst, nun dachte er auch an die
Herftellung eines letzten Ruheplätzchens für fich und die Seinigen. Der Titel „fürftlicher Durch-
laucht, Erzherzogen Ferdinandi zu Oeftcrreich Rath" auf dem unvollendeten Grabfteine weift auf
die Jahre 1596 — 1617 hin.
Ich glaube nicht, dafs Innocenz von Moscon die Gruftkirche von Grund aus neu baute;
denn derjenige, welcher die Korten für den fchönen Freskenfchmuck der Wände nicht fcheute und
einen guten Künrtler für diefe Aufgabe zu gewinnen wufste, der hätte in folchem Falle ebenfo
auch einen tüchtigen Architekten gefunden. Ich vermuthe vielmehr, dafs der fogenannte lutherifche
Keller blos die Umgeftaltung eines ältern langgeftreckten Gebäudes ift, welches vordem zu
Wirthfchafts- oder Befeftigungs-Zwecken gedient haben mochte, und nur durch Ausheben der
Gruft, durch Anbringung der flachen Kuppel den eigentümlichen Nifchenabfchlufs und die reiche
Bemalung für feine neue Beftimmung geeignet gemacht werden follte.
Aber die Moscon behielten die Herrfchaft nicht dauernd in ihrem Befitze. Lichtenwald kam
an die Lamberg, die Drafchkovitz und an andere Familien. Die neuen Erwerber intereffirte das
Familien-Begräbnis der früheren Eigentümer nicht mehr, und einer von ihnen gab ihm wieder
eine andere — vielleicht die urfprüngliche — - Verwendung. So wurde aus der Gruftkirche ein
Weinkeller, wir wiffen nicht wann, jedoch vermutlich erft nach dem Jahre 1683, da damals eine
Hand das Diftichon in die Mauer einkratzte:
Quae tua fum moriens morientis fata fecutus,
Fata refurgentis fac quoque Chrifti fequi. Anno 1683.
Sehenswürdigkeit blieb übrigens der Bau auch dann noch, als er ein Weinkeller geworden
war. Mancherlei Leute haben ihn feitdem im Laufe der Zeit befucht und Spuren ihrer Anwefenheit
dort zurückgelaffen. Wer mag wohl der Schalk gewefen fein, der feine Lebenserfahrung in den
Mörtel einer Nifche neben der Thür einkratzte: Pons Croaticus|Monachus Bohemicus|Suevica
monialis Miles auftralis, | Gallorum fklelitas | Hifpanorum humilitas Italorum deuotio Britannorum
religio | et Germanorum tyrocinia|Nulla funt omnia.
< Vthopr, Ehre de» Heriogthumi Krain, Buch XI. 8. 241 und 575 - 1 KinJirma»*. Beitrage iar Vaterlaodskunde, Grati
1790, II. 95 ff Matrikel von Krain Marc Anton Mcukon 1587 Chrittoph Fraiu Moskon I. 591 - ' Suff *M f< kitl V k a a O S. 118
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BAULICHE ÜBERRESTE VON BRIGANTIUM,
Von Samuel Jenny.
I.
IE fich die öffentlichen Thermen Brigantium's nach Vornahme der wahrscheinlichen
Ergänzungen als eine Farallel-Anlage eines Männer- und eines Frauenbades ungezwungen
erklären liefsen, wurde von mir im I. Bande der „Mittheilungen" N. F. S. XXIV ausführlich
dargelegt. Die letztjährigen Ausgrabungen fügen jener Anlage noch accefforifche Bauten hinzu,
welche aufs neue betätigen, wie fehr die Römer die Fefthaltung an ihren focialen Gewohn-
heiten auch in fernften Provinzen und in kleinften Städten in allen Bauten zum Ausdruck brachten.
Unfere Thermen, wie fie fich bisher darfteilten, fchienen nur den einzigen Zweck zu ver-
folgen, den nach der körperlichen Erfrifchung des Badens und der Wafchungen Verlangenden
zu befriedigen, wie dies bei fo vielen Aufdeckungen gröfserer Bäderanlagen gemeinhin ange-
nommen wird; nun liegt aber der Beweis vor, dafs auch in Brigantium das Bad aus der Sphäre
feiner engften Wirkfamkeit zu der weiteren Bedeutung eines VergnUgungs- und Unterhaltungs-
ortes heraustrat, dafs dort gerade fo gut wie in Italien das Beftreben obwaltete, aus diefen öffent-
lichen Anftalten die anmuthigften Aufenthaltsorte zu fchaffen, indem man fie mit entsprechenden
Anlagen, als: Höfe, Promenaden, Ringplätzc u. dgl. in Verbindung brachte, wo fowohl die grofse
Menge als auch die feine Welt alles vorfand, was den Hang zum fiifsen Nichtsthun zu befriedigen
vermochte.
Ein folcher Wandelgang für die Befucher der Bäder ift es nun offenbar, den ich im
Anfchlufs an die Thermen im Herbfte t88o aufdeckte. In feiner Längsausdehnung genau horizontal
angelegt, zieht er fich 4772 Meter lang in nahezu füdweftlicher Richtung hin, bei einer von
13 46 Meter zu 12 55 Meter fich verjüngenden inneren Breite. Seine Mitte durchzieht eine Colonnade
von 10 ganzen und 2 halben Säulen, welch letztere die Verbindung mit den fchmalen Mauerfeiten
vermitteln; es liegen fomit die Säulenmittcn 4 34 Meter von einander entfernt und es betragen die
Intercolumnien das Fünffache des Schaftdurchmeffers, da folcher ungefähr 74 Cm. mifst; die
Höhe der Säulen fammt Capital dürfte daher an die 5 Meter gereicht haben, wenn man auch hier
das Siebenfache der untern Säulendicke zu Grunde legen darf. Natürlich verlangte ein derartiger
Porticus einen hölzernen Architrav, da derfelbe fchon beim vierfachen Schaftdurchmeffer, wie ihn
die toscanifche Säulenordnung beftimmte, fich als nothwendig erwies. Die Säulenplinthcn fanden
fich Stück für Stück noch vor; dem oberen Theil der Bafis mit den Wülften hingegen, obgleich in
einem Werkftück mit dem Plinthus gearbeitet, hat die Verwitterung fo arg zugefetzt (das Material
ift eben allerorten der dem Froft fehr unterliegende Tertiärfandftein aus den Brüchen des Pfänders
und Gebhardsberges), dafs fie nur dort noch gut erhalten vorkommen, wo dicke Lagen Erde fie
fchützten. Die Halbfäule, die ich nächft den Thermen noch in einer Höhe von 133 Meter erhalten
fand (Fig. II), gab den belehrendften Auffchlufs über den Aufbau dicker Säulenfchäfte in Brigan-
tium; es zeigt fich nämlich, dafs ftatt der Verwendung von Monolithen die Säule in parallelen.
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9 6
Samuel Jenny.
aber ungleich hohen Lagen aus Bruchfleinen, deren Stofsfugen regelmäfsig abwechfeln, aufgemauert,
dann verputzt und bemalt wurde. Eine Schichte befteht meift aus fechs die Rundung bildenden
Steinen, ohne die zur Ausfüllung des Innern dienenden Sandfteine oder Flufskiefel einzurechnen.
Den Verputz bildete ein feiner Ziegel-Eftrich, wie er die Hypocauft-Räume hierorts bekleidet, auf
welchen der Mörtelanwurf folgt, an dem ich bis zur Höhe von 60 Cm. rothe Bemalung, von da
aufwärts weifse wahrgenommen.
Ihr entfprach der vollftändig erhaltene Anwurf an den Mauern I und IV: ein rother Sockel
längs dem Fufsboden, durch einen fchwarzen Strich von dem weifsen Felde getrennt, in dem
mehrfarbige Compofitionen roher Technik fich auszubreiten fchienen (Fig. III). Es liegt nicht zu
fernab, für den Boden unferer Säulenhalle eine Bekleidung mit Marmorplatten vorauszufetzen,
nachdem ein 8 Cm. dickes, wahrfcheinlich eine quadratifche Tafel von 53 Cm. Seitenlänge bildendes
Bruchftück ganz in der Nähe auftauchte und kleine Marmorfplitter über die ganze Fläche ausgc-
ftreut waren.
Nach Nordweften findet fich die Hallenanlage durch die Mauer II abgcfchloffen, welche
fich fchnurgerade noch 61 Meter über das weltliche Eck fortfetzt, um dann rechtwinklig in das
nachbarliche Befitzthum fich hineinzuziehen. Ihr Fundament ift wohl auch aus Flufskiefeln der
Bregenzer Ach aufgeführt, aus denen die parallele Hochmauer 1 durchwegs befteht; dagegen gibt
fie fich oberhalb als Füllmauer zu erkennen, nach beiden Seiten mit 6 — 9 Cm. dicken, länglich
zugehauenen Sandfteinen in regelmäfsigen Schichten bekleidet, deren Stofsfugen alle abwechfeln
(Fig IV). Wir haben hiemit jene Art Mauerwerk vor Augen, welches die Römer Diamicron
benannten. In Entfernungen von 14'/, — 15 Meter wiederholt fich eine Verftärkung b mitlelfl einer
abgefchieften Mauerftrebe.
Soweit man fich unter den Ueberreflen der Verwitterung zurecht zu finden vermag, fcheinen
Trottoirs aus Sandfteinplatten fowohl in-, als aufserhalb diefer Mauer entlang gelaufen, aufserdem
auch Stufen den 68 Cm. betragenden Niveau-Unterfchied des Terrains innerhalb der Halle ausge-
glichen zu haben. Der bemalte Sockel ift jenfeits der Halbfäule noch eine Strecke von 128 Meter
Länge erhalten (Fig. III): foweit mindeftens mufste dieHorizontal-Fläche der Promenade, ebenfo das
fie bedeckende Dach reichen; allein eine vollftändige Ueberdachung vorauszufetzen, alfo bis über die
Mauer II weg, geftatten die bei der Ausgrabung vorgefundenen Verhältniffe nicht. Man wird alfo
am richtigften gehen, fich die vorliegende Anlage als einen nach drei Seiten vollftändig gefchloffe-
nen, dagegen nach Nordweften offenen Säulengang mit breitem fchützendem Vordach vorzuftellen,
vor fich die natürliche Bodenterraffe, die möglicher Weife als Viridarium mit grünenden blühenden
Beeten angelegt fein konnte. Wohl wendete der Porticus — wenn offen — nicht einer milden
warmen Himmelsgegend fich zu, dafür aber bot feine Lage in anderer Weife reichften Erfatz. Hier
mochte fich das Auge des Luitwandelnden erlaben an trefflicher Fernficht, mochte das Herz jedes
Römers höher fchlagen ; denn foweit die impofante Fläche des Lacus Brigantinus, die Berge
Helvetien's und die Gelände Vindelicien's in alle Ferne fich dehnten, lag alles der römifchen
Macht unterworfen. Von hier oben waren nicht wenige ihrer Niederlaffungen zu erkennen, nicht
wenige der von Brigantium ausftrahlenden Strafsenzüge zu verfolgen. Schier mit Händen zu
greifen lag drüben am jenfeitigen Ufer die fchöne Infel (Lindau), die von Tiberius zum Stützpunkt
bei feinem Angriff auf die Vindelicier auserfehen worden, und feewärts am eigenen Gelände die
ftattliche Flotte vor Anker, von der uns die Notitia Dignitatum berichtet. Ich frage mich aber noch
weiter, ob diefe Colonnadc nicht auch die Zufchauer barg bei öffentlichen Spielen, Uebungen und
Kämpfen, für welche die von der tiefer gelegenen Mauer II begränzten ebenen Fläche B ausneh-
mend geeignet erfcheint. So lang nicht eine fpätere Zeit römifchc Gebäuderefte darin nachweift,
fcheint mir, es dürfte an diefer Vermuthung feilgehalten werden.
Haui.icue Uenekkeste von Brh;antium 97
Bevor ich mich von diefer Anlage wegwende, fei noch ihrer Verbindung mit den Thermen
gedacht. Da ich zwifchen der Halbfaule und dem Mauerwerk auf keinen Durchgang ftiefs, mufs
folcher wohl jenfeits des Säulengangs, nach dem 2 04 Meter meffenden Corridor C fich öffnend,
gefucht werden. Nachforfchungen waren aber nicht möglich, da bei Anlage des evangelifchen
Friedhofs die Mauern gerade an fraglicher Stelle zerftört wurden.
Nach den Ausgrabungen vom Jahre 1862 fchienen die Thermen mit der Mauer VI gegen
Südwcft völlig abzufchliefsen ; dem ift nun nicht fo, fondern ein ziemlich breiter (7 50 Meter)
Raum D, grofs genug, um als Vorzimmer oder Apodyterium zu dienen, vermittelt den Zutritt vom
Corridor zu den eigentlichen Baderäumen. Die Mauer V zeigt nebeneinander Opus reticulatum
und Würfelwerk, letzteres als Ausbefferung einer fpätern Zeit. An der nächftfolgenden Meter
breiten Mauer VI fand ich diefelbe Conftruction befolgt, welche heute noch an der freiliegenden
des Friedhofs theilweife zu erkennen ift, nämlich grofse gefprengte Kreisbogen, in denen in
regelmäfsiger Wiederkehr je drei gebrannte Thonplatten, darauf drei Sandftcinkeile, zuletzt
ein Keil aus Tuff fich folgen und Ausfüllung des Sprengwerks fowohl innen als aufsen mit
Opus reticulatum aus abwechfelnden Lagen Flufskiefel und Tufffteinen. Stucco, im feurigften
Pompejaner Roth bemalt, haftete noch in grofsen Flächen an diefer Mauer (Fig. V).
II.
Nur durch den Zwifchenraum eines halben Meters von der langen Umfaffungsmauer
abflehend, an einer Stelle fogar mit ihr verbunden — damit wohl ein Durchgehen verhindert
wurde — treten die Fundamente eines umfangreichen Gebäudes, gröfser als alle bisher aufge-
deckten, zu Tage. Es ift die rückwärtige Hausfeite, die hier an die Mauer gränzt, beginnend mit
einem Raum E zur Aufbewahrung des Heizmaterials und Aufenthalt des Heizers, wie aus dem
bei c erkennbaren Heizloche und den nachfolgenden Abtheilungen fich vermuthen läfst, die mehr
oder weniger alle Refte und Anzeichen von Wärmeleitungen zeigen. So ift in G längs der
Mauer VIII der Kftrichboden eines Hypocaufts erhalten, von dem aus fich nach drei Seiten Ablei-
tungen für heifse Luft nachweifen laffen, nämlich durch den fch malen Mauerdurchbruch bei d nach
dem Räume J, über die 2'/» Meter breite Feuerbrücke e nach Ä' und endlich auch noch zum Räume //
durch die neben fchmalen Schlitze / (zwifchen 11 — 16 Cm. Weite wcchfelnd), welche mittelft
dünner Mäuerchen, zu denen vor/.ugsweife Tufffteine in Verwendung kamen, hergeftellt find.
Die rückwärts gelegenen heizbaren Abtheilungen, die ungefähr '/., der Länge des Gebäudes
einnehmen, find durch eine ftarke Mauer IX von der mehr Intereffe für fich in Anfpruch nehmenden
Vorderfeite gefchieden. Ks ift dies eine nach vorn offene, nicht heizbare, mit einer Colonnade in
römifch-dorifcher Ordnung gfczierte Halle /-, von der uns vorläufig nur ihre Tiefe mit 16 63 Meter,
nicht aber die Ausdehnung nach der Breite bekannt ift, weil der Gutsnachbar fich bisher jeder
Durchforfchung feines Befitzthums hartnäckig widerfetzt. Annähernd glaube ich das Richtige zu
treffen, indem ich den ausgegrabenen Raum auf der ganzen Halle fchätze.
Von der Halle zu den rückwärts gelegenen Abtheilungen führte wohl nur ein einziges
Thor in der Mitte des Baues; denn auf der ganzen Länge von 15 Meter, d. i. foweit die Mauer IX
blosgelegt worden, zeigte fich kein Durchbruch. Drei Fingänge müffen von aufsen dem Ver-
kehre fich geboten haben, zwei zur Seite bei g und dem ihm correfpondirend gegenüberliegenden
Orte, dann der Haupteingang felbft auf der Vorderfront zwifchen der mittleren Säulenftellung )
welche weniyftens durch eine fchöne attifche Bafis (Fig. 1 und VI) uns bekannt geworden. Der
unterfte Werkftein belteht aus dem Flinthus von 95 Cm. Seitenlänge mit zwei Wiilften, von denen
der untere nur fchwachc Ausladung gegenüber dem obern zeigt; darauf ruhte eine noch wohl-
erhaltene Trommel von 32 Cm. Höhe und 57 Cm. Schaftdurchmeffer. Im weitern mag der übrige
rat n. f. .3
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9 8
Samum. Jenny.
Fig ■
Schafttheil aus Mauerwerk hergeftellt worden fein, wie wir derartigem Säulenbau in derThermen-
Colonnade begegneten. Nach dem Durchmeffer zu urtheilen, mufs vielleicht eine etwas abfeits
gefundene Sandfleintrommel mit zugefpitztem Vorfprung, der etwa als Träger des Deckengebälkes
zu dienen hatte, zu derfelben Säule gezählt werden (Fig. 2). In gleicher Linie mit der Säulenbafis,
auf dem nämlichen Fundament X aus Flufskiefeln ruhend, folgen fünf kleinere Sockel (Fig. VI),
ein einziger war leer, auf den übrigen vieren Itand in unverrückter Lage der glatte, nicht
anfchwellende Schaft von fehr wechfelnder Hohe (47—116 Cm); über die Form ihrer Capitäle
geben mehrere zwifchen ihnen gefundene Exemplare Auflchlufs.
Die Sockel ragen foweit über die Fundament-Mauer vor, um einen
Plinthus von verhältnismäfsiger Stärke zu bilden; möglicherweife
konnten auch Platten die Zwifchenräume ausgefüllt haben, fo dafs
die Säulenfchäfte ohne Bafis auf der geraden Unterlage aufftiefsen.
Ein viereckiges Loch zu beiden Seiten läfst ein die Intcrcolumnien
der Säulen verfchliefsendes Gitterwerk vorausfetzen, wie folches am
Periflyl der Cafa di Meleagro in Pompeji der Fall war. Wie das
Geländer geformt war, ob es aus Holz, Stein oder Metall befland,
darüber gibt nicht der gcringfte Fund Auffchlufs; am eheften,
gerade diefer abfoluten Beraubung wegen, mochte ich auf ver-
werthbares Material, fei es Bronze oder Eifen, rathen; es ift ja
Gleiches der Fall mit den metallenen Zapfen an Schäften und
Capitälcn der Säulen, von denen die raublurtigen Vorfahren nicht einen einzigen uns gegönnt.
An der befprochenen Säulen-Front fällt als beachtenswerter Umfland der ftärkere Durch
meffer der Mittelfäule ins Auge (unterdeffen die vier Nachbarn Schäftedurchmeffer von 37 — 39 Cm.
weifen, mifst jene 50 Cm ), folglich kam ihr die Beflimmung zu, dem Dachgebälk des Seitenflügels
als Hauptftützpunkt zu dienen, natürlich nicht für fich allein,
fondern gemeinfam mit einer ganzen Reihe von Säulen im Innern
der Halle. In der That brachte der in gedachter Richtung ausge-
führte Durchftich genügende Refle davon zum Vorfchein, um
eben Gefagtes zu betätigen (drei Schäfte von 50—74 Cm. Höhe
mit einem Durchmeffer von 32 — 34 Cm, der aber keineswegs dem
einftigen gleichkommt, weil fie arg verwittert find, fodann zwei
Trommeln von 44 Cm. Höhe mit 50 — 53 Cm. Durchmeffer und
zwei Capitäle, gleichgeformt wie die der vorderen Säulenreihe).
Nachforfchungen, um Treppcnflufen zu finden, die von
vorn oder von feitwärts zur Halle geführt haben möchten, blieben ohne Erfolg, nur zwei über-
einander gehäufte und verfchobene Schichten grofser behauencr Sandfteinblöcke //, // von ziemlich
gleichmäfsigen Dimenfionen, konnten gegenüber der äufserflen Säule gefunden werden; doch bleibt
es in Frage geftellt, was fie bedeuteten.
Verfuchen wir auf Grund der vorliegenden Verhältniffe die Vervollftändigung der Gebäude-
Facade, fo haben wir uns dicfelbe muthmafslich aus zwei Seitenflügeln zu je fünf Säulen vorzu-
fallen, die ein Haupteingang, geziert mit etwa vier ftärkeren, jedenfalls auch höheren Säulen (wie
deren eine in Fig. 1 abgebildet) in enggedrängter Stellung verband. Im Innern der Halle hätten
fonach die zwei feitlichen 6 Meter breiten Corridore einen Mittelraum von ungefähr 26 — 28 Meter
zwifchen fich eingefchloffen.
An der Rückwand der blosgelegten Hallenfeite , die Mitte einnehmend zwifchen der
gröfsten Säule und der Aufsenmauer VII, umfchliefsen drei dünne Mäuerchen (42 — 45 Cm. dick)
Fig 2.
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Bauliche Ukukkkeste von Bkigantium.
99
t
einen rechteckigen Raum AI von 4x5 Meter, belegt mit Platten und Streifen aus Sandftein,
während der Hufsboden aufserhalb allerorten mit Fftrich vergolten ift. Die mögliche Beftimmung
diefer abgefonderten Stelle dürfte aus zwei wichtigen Fundftiicken in deffen unmittelbarer Nähe
erhellen, einer Sonnenuhr und — meinem Dafürhalten nach — eines Aichungsblockes oder Nor-
malmafses.
Die Sonnenuhr (Fig. 3) ift aus einem Stück weichen Sandfteins der Gegend von 57 Cm.
Hohe, 39 Cm. Breite (urfprünglich) und 32 Cm. Dicke gehauen. In der ausgerundeten Aushöhlung
laufen 7 (von urfprünglich u) Stundenlinien von oben nach unten; die Mittellinie mifst der Krüm-
mung nach 24V, Cm., die gröfste Tiefe der Aushöhlung (von der Linie ab bis zur Mittagslinie kl)
beträgt 18 Cm., Querlinien, die Winter-Solftitium und Aequatorial-Linie
bezeichnen, fehlen, jedoch wird ein das erfte andeutender Halbkreis
dadurch gebildet, dafs die Stundenlinien ("ich nicht bis oben zu dem
Punkte verlängern, wo der Zeiger (gnomon) feinen Befeftigungs-
punkt gefunden haben mufste. Das verehrliche Profefforen-Collegium
der k. k. Lehrerbildung*- Anftalt in Bregenz, dem ich für feine werth-
volle Unterftützung an diefer Stelle wärmften Dank ausfpreche,
prüfte mit zuvorkommendfter Bereitwilligkeit die Frage, ob die
Conftruclion diefer Sonnenuhr der geographifchen Breite von
Bregenz entfprechc. Diefe Berechnung war durch die vorgefchrittene
Verwitterung und Abbröcklung fehr erfchwert, ergab aber immerhin
das unzweifelhafte Refultat der Uebereinftimmung der in Betracht
kommenden einftmaligen Winkelgröfse mit der geographifchen Breite
von Bregenz (47" 30' 30"). Aus dem im Fufse eingehauenen Zapfen-
loch mufs ein unteres Poftament, mithin eine erhöhte Lage der
Sonnenuhr gefolgert werden, wodurch die Möglichkeit ungehinderten
Zutritts des Sonnenlichtes zu derfelben während des mittleren Theiles des Tages vorliegt, wenn
fie in dem als unbedeckt anzunehmenden Raum ^/aufgeftellt gewefen.
Was ich als Aichungsblock oder öffentliches Normalma/s betrachte (Fig. 4) — nach
Analogie der beiden in Pompeji aufgefundenen — ift ein fchwercr Sandfteinblock (54 Cm. lang,
61 Cm. hoch, 43 Cm. dick), in dem fich zwei konifche Vertiefungen mit rundlichem Boden, wie an
der einen noch wohl erfichtlich, fich befinden. An diefer beffer
erhaltenen beftimmten die bereits genannten Herren Profefforen
das Volumen durch genauefte Berechnung des Kegelftutzens und
der Calotte unten zu 4 • 3 Cub. Dm. = 4*/,» Liter. Zieht man den
verwitterten Zuftand der Vertiefung in Betracht, fo darf man
die Uebereinftimmung diefes Mafses mit dem römifchen Semodius
(4-377 Liter), der für trockene Körper in Anwendung kam,
als feftgeftellt anfehen Der Bruch theilte den Stein fo unglück-
lich, dafs nicht mehr zu entfeheiden ift, ob am Grund diefes
Hohlmafses fich eine Oeffnung befand, durch welche man den
Inhalt ablaufen zu laffen pflegte. Die Höhlung daneben fcheint
an Volumen das erfterwähnte um etwas iibertroffen zu haben. Ob fich nur diefe beiden Ver-
tiefungen im Steine befanden oder deren mehrere, entzieht fich weiterer Unterfuchung durch
die Art der Brüche zu beiden Seiten. Rückwand und Boden zeigen rohelte Behauung, wogegen
die Vorderfeite mit fowohl kantigen als auch halbrunden Leiften profilirt erfcheint.
13*
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too
Samuel Jenny.
Damit erfchöpft fich die Kenntnis über das befprochene Gebäude, deffen vollfländige Auf-
deckung allein jeden Zweifel über feine Bedeutung löfen wird. Bis diefer Abfchlufs des Begon-
nenen mir vergönnt (es vergehen wahrfcheinlich manche Jahre
darüber), mufs ich mich begnügen, auf den bis dahin gewonne-
nen Refultaten fufsend, die Vermuthung auszufprechen, dafs
man es möglicherweife mit einer Bafilika zu thun hat, die in
vielen Beziehungen unferem Rathhaufe und unferer Börfe ent-
fprachen. Dafs es ein öffentliches Gebäude gewefen, kommt in
Anfehung feiner Gröfse, wie feiner architektonifchen Ausftattung
wohl nicht in Frage; dafs ich ihm gerade die obige Beftimmung
vindicire, dazu verleitet mich folgende Betrachtung: Die offene
Halle war in fehr geeigneten Verhältniffen angelegt, um ebenfo-
wohl dem öffentlichen Verkehre der Bürger, als zur Abhaltung
von Gerichtsverhandlungen eine bequeme geräumige Stätte zu bieten, welch beide Zwecke zu
vereinigen die Anlage aller Baf.liken fpäterer Zeit als Grundgedanke feflhält. Dafs die Vorfchrift
Vitruv's, die Breite nicht unter dem Drittel und nicht über der Hälfte der Länge zu bemeffen,
im vorliegenden Falle nicht zutrifft, braucht nicht zu beirren, da auch Beifpiele quadratifchen
Grundriffes bekannt find (Bafilika von Oericulum), ja fogar Vitruv felbft eine Bafilika baute (für
die julifche Colonie Fanum), deren Länge nur ungefähr '/, ihrer Breite betrug.
In Folge der mannigfaltigen Bedürfniffe, welche das Leben felbft, aber befon-
ders die Rückficht auf das rauhe wechfelvolle Klima unter unferem Himmels-
ftrich hervorrief, waren gar viele Abweichungen von fchematifirende n Regeln,
fogar in den wefentlichften Funkten geboten. Vielleicht kann gerade in der
Nothwendigkeit, den bürgerlichen und commerciellen Verkehr durch Anlage
vieler gewärmter Räume, die wir in der rückwärtigen Hälfte des Gebäudes unter
gebracht fehen, gegen Misgunft der Jahreszeit ficher zu Hellen, der Grund zur
Querflellung der Halle liegen, wodurch ihre Tiefe nicht einmal der halben
Länge gleichkommt.
Gewifs pafst die Aufteilung von Sonnenuhr und Aichblock, welch
letzterer nach dem Beifpiel aus Pompeji richterlicher Aufficht unterteilt war,
vollftändig auch in eine Bafilika, indem uns dadurch die Ausübung behördlicher
Wirkfamkeit in zweierlei Richtungen, Regelung der Zeit und des Mafses,
veranfehaulichend entgegentritt. Die fymmetrifche Anlage eines zweiten abge-
trennten Raumes wie M zur linken Seite ifl kaum zu bezweifeln und dürfte in
diefem Falle als ruhige, von dem Lärm des allgemeinen Treibens entfernte
Stätte gedacht werden, wo bald Richter und Advocaten ihres Amtes walteten, bald ftädtifche
Beamte oder Collegien ihre Sitzungen abhielten.
Die Finzclfunde berührend, die inner- und
aufserhalb des Gebäudes in fehr fparfamer Weife
gemacht wurden, fei ein bei i gefundener Granit-
block (etwa Cub. Meter) erwähnt; er trug wohl
Zeichen der Bearbeitung, doch bei weitem unge-
nügend, um über feine Beftimmung an diefer Stelle ein
F ' E 7 Urtheil fällen zu können. Bearbeitete Marmor Stück-
chen, defswegen nennenswerth, weil in keiner früheren Ausgrabung auch nur Spuren folchen
Materials zu treffen waren, fanden fich mehrere, anfeheinend zu Architrav oder Kranzgefims
Fig. b
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Bauliche Uebekkeste von Bkicantium.
ioi
Ki B . 8.
gehörend, nur eines unter ihnen zeigt das bekannte Blatt Ornament (Fig. 5). An der Mauer IX
wurde ein Beil aus Elfen ausgegraben und außerhalb des Gebäudes das Terracotta- Statuettchen
einer Venus, 15 Cm. hoch, ganz erhalten bis auf die Füfse (Fig. 6). In gewohnter Weife aus zwei
Hälften, die in Modeln geprefst wurden, zufammengefetzt, aus gelblichem
Thon verfertigt, nicht bemalt, trägt fie den Stempel plumper handwerks-
mäfsiger Ausführung an fich. Ihrer Haltung nach, mit der Linken die
Kleider erfaffend, mit der Rechten das reiche, lang herabfallende Haar
in zwei Flechten theilend, fcheint eine folche Auffaffung beabfichtigt ge-
wefen zu fein, die fie im Begriffe ins Bad zu fteigen darflellt. Die Schutt-
fchichte, in der diefe Venus fich vorfand, deutet auf zufällige Verschlep-
pung, vielleicht aus den nahe gelegenen Thermen her. Das häufige Vor-
kommen von Venus- Statuetten in Bädern Carnuntum's und deren Bedeu-
tung ift von Herrn Dr. Kenner feiner Zeit conflatirt worden.
Endlich fanden fich noch im Schutthaufen vor der Wiedereinfüllung:
Gefchnitzter Knochen zum Anftecken auf einen Gegenftand, dem er etwa als Handhabe
diene, eingerichtet. Der leicht gebogene cylindrifche Theil ift mit Schuppen bekleidet und endigt,
dem Thiere entfprechend, das dargeftellt werden follte, in einen Schlangenkopf mit aufgefperrtem
Rachen (Fig. 7).
Sternförmige Agraffe mit zweierlei Glasflufs (Fig. 8), von denen aber nur der eine, blau von
Farbe, noch in drei Strahlen feftfitzt. Bronzenadel von 315 Mm. Länge; der 4 Mm. dicke runde
Draht verbreitert fich an beiden Enden der Löcher wegen, die dort angebracht find; fie diente
wohl zu weiblichen Handarbeiten.
Stempelfunde: Auf einem Reibfchalenrand aus hartem, gelbem Thon (Fig. 9): pj^Ri
Auf Henkeln von Amphoren: T ■ V ■ B und S ■ N • F
(Fig. 10 und 11).
AufTcrra figillata: Töpferftempel Jul. Primi. O(ficina),
Polinus. oft. Maximi, Of. Se (vielleicht Of. Severi), Patrici,
Julüni und Stempelfchncider Imanni inmitten einer Scene aus
der Arena mit gut modellirten Thieren (Löwe, Löwin, Panther,
Antilope).
Bronze-Münzen :
& S C Kaifer, unter ihm die Erdkugel,
27 Mm. Dupondius des Nero 54 bis 68 n. Chr.
S • C Virtuti (Aug.) Pallas fchreitend,
27 Mm. Imp. Caes. Domit. Aug. Germ. Cos XVII Caes. P. P. P. 81 — 96 n. Chr.
»SC Kaifer zu Pferd einen Feind zertretend,
34 Mm. (Imp. Domitianus Caes) Aug. Germ. Cos XII
» Sitzende Frau,
25 Mm. Caes. Nerva Tra (ianus) 98 — 117 n. Chr.
» Verfchwunden,
27 Mm. (Nerva Tra) iano. Aug. Ger
»SC Die Pietas als fitzende Frauengeftalt opfernd,
32 Mm. (Nerva) Traiano. Aug. Ger. Dac. Pm. Tr
»S C Mars flehend,
26 Mm Hadrianus 117 — 138 n. Chr.
fif. 9. io. it.
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102
Samuel Jenny.
III.
Den Raum zwifchen der Thcrmen-Colonnade und der Bafilika füllen bauliche Objefte von
untergeordneter Bedeutung und vorwiegend flüchtiger Erftellung aus. Die Verwendung des Kalks
ift fpärlich, Sorgfalt im Aufbau ift meifl wenig wahrnehmbar, da die Flufskiefel häufig nicht geköpft,
deren Lagen unregelmäfsig gefchichtet find und die Mauern feiten rechtwinklig aufeinander flofsen.
Ein grofses Gebäude N, wohl bis zur Säulen-Front der Bafilika hinaufreichend und feewärts an den
Säulengang der Thermen angelehnt, hat vielleicht ärmeren Claffen der Bevölkerung zum Wohnort
gedient; wenigftens weifen zwei kleine Mühlftcine (oberer Theil catillus), der eine aus Granit, der
andere aus Gneis, auf häusliche Befchäftigung hin. Man geht vielleicht ebenfo wenig irre, Abthei-
lungen für Scheunen und Stallungen vorauszufetzen, wenigftens bietet der Fund eines fehr fchönen
Bronzc-Schmuckbefchlages (Zierplatte, fogenannte Gclieger Phalerae) vom Zaumwerk eines Pferdes
nahe der Oftfeite etwelchen Anhaltspunkt (Fig. 12).
In fchwachem Zufamcnhang mit diefem Gebäude — nur die Ecken hängen zufammen —
fleht der nach allen Seiten fchiefwinklige Bau 0, ein für fick allein dajhhendes Hypocauß\ fo merk-
würdig diefe Ifolirung ift, läfst doch die Auffindung
des Heizloches und mehrerer SandfieinPfeilerchen,
die hinter demfelben auf Eftrichboden ftehen, keine
andere Annahme zu. Sehr dicke (86 — 94 Cm.)
Mauern gleichen einigermafsen diefe ungünftige Hei-
zung aus; fie erlitt denn auch fchon zu Römerzeiten
eine veränderte Beftimmung durch F.infüllung des
Hypocaufts und Ueberdeckung mittelft Eftrichboden
auf einer Lage grofser Flufskiefel in der hier üblichen
Weife. Das Hypocauft trug an der Aufsenfeite noch
bemalten Verputz.
Die feewärts ftreichenden Mauern XI bis XV
kennzeichnen fich deutlich als Stützmauern zur Be-
feftigung der natürlichen Terraffe, welche von den
Thermen her das ganze Gut quer durchzieht, auf
diefer Seite aber zur höchften Erhebung von 190 M.
anfteigt. Welche Beftimmung den Quermauern auf der Höhe zukommt, wenn man fie nicht etwa
als Bruftwehren betrachten will, welche fich allenfalls in Beziehung zum thurmartigen Einzelbau 0
und der langen Mauer dazwifchen im Sinne eines combinirten Vertheidigungs-Objc&es bringen
liefsen, entzieht fich der Beurtheilung durch den Abfchlufs der Ausgrabungen, denen der ein-
brechende Winter hier ein Ende fetzte.
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GRABSTEINE DER CHRISTLICHEN ZEIT ZU FRIESACH IN
KÄRNTEN.
Von Leopold v. Beckh-Widmanstetter.
III.
B. Dominicaner-Klofter.
L Geiflliche Per/onen.
33. Circa 1500. Vor den Stufen des Mittelfchiffes, 195 Cm. hoch, 103 Cm. breit, ein Grabftein,
deffen Randleiften einft eine Umfchrift enthielten, welche aber bis auf fchwache Andeutungen des
gothifchen Charakters der Umfchrift völlig verwifcht find. Im Felde, das von einer runden hohen
Mütze bedekte Haupt auf einem Kiffen gebettet, ruht ein Ordenspriefler in weitfaltigem Mantel, aus
deffen weiten, tief abfallenden Aermeln die über den Leib gelegten gefalteten Hände hervorragen.
Ueber das Kleid ifl ein kurzer Pelzkragen gelegt, mit einer Reihe Quarten daran.
An diefes Denkmal anfchliefsend, ift ein anderer 2 Meter langer 70 Cm. breiter Grabftein
gelagert, mit fchwachen Spuren einer Randfchrift des 14. Jahrhunderts, aus welcher jedoch nichts
mehr entziffert werden kann.
34. 1626. Im Priefter-Chore in der Mitte am Boden gelagert, ein 2 Meter hoher, 112 Cm. breiter
grauer Stein, welcher in Lapidar-Lettern folgende fiebenzeilige Infchrift enthält:
Hic in domino qviefeit ad re* 1 P. F. Joannes Pavl Stagnomolan hvi9 convent. fili (?) praedicator |
ghalisqvi praedicand9 civib? | Frifacenfib*» ioannis per actis | in epiphania anni iÖ26.aetatis| vero fvae.
76. obiit.
35. 1742. Im Priefter-Chor vor dem Hoch-Altar am Boden ein grauer 119 Cm. hoher, 74 Cm.
breiter Gruftdeckel mit der lapidaren Infchrift:
Sepvltvra | fratrum ordinis | pra?dicatorvm|i742.
II. Weltliche Per/onen.
36. 1276—1330. Im fiidlichen Tratte des Kreuzganges nächft der Seitenthurc zur Kirche,
in der Mauer eingeladen, ein 210 Cm. hoher, 70 Cm. breiter, bereits ftark abgeblätterter Stein, fo
dafs die in 20 Zeilen regellos abgetheilte Schrift nicht mehr ganz gelefen werden kann. Diefe
Legende ift übrigens eine dreitheilige, nach ihren drei getrennten Eintragungen, welche den Jahren
1276, 1327 und 1330 angehören. Aufgelöft fchlage ich folgende Lesart vor: „+ Anno domini ' M ■ CC
LXXVI ' XIIII • Kalendas Junii Pilgrimus Cellerarius obiit. — Anno domini ' M ' CCC ' XXVII ■
XVII ■ Kalendas Novembris Uol(ricu)s. de Grad(es), filius Pilgrimi Cellerarii. — Anno domini ■ M "
CCC XXX XVI Kalendas Aprilis obiit Pilgrimus filius Pilgrimi Cellerarii." (Fig. t.)
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GkAHSTKINK DKK UlklSTLIClIKN ZEIT ZU FklESACH IN KaKNTKN.
Die Schrift ftimmt vor Allem mit der Zeit, fie befteht in einem Gemenge von geraden und
gebogenen Buchitaben und veranschaulicht den Uebergang der Majuskel in die Uncialfchrift
Hinilchtlich der Zutheilung des Uenkmales glaubt Freiherr von .tniers/to/en,' dafs die
Cellerarii einer bürgerlichen Familie angehörten, die ihren deutfchen Namen latinifirt haben.
Sofern dem alfu und nicht etwa ein bekleidetes Amt (das eines Kellermei(ters) zur Annahme
diefes Namens den Anftofs gab, vermuthe ich, dafs der Name fpäter wieder verdeutfcht wurde und
dafs unter diefen Cellerarii die Ahnen einer der Familien des Namens Kellerbcrg zu fuchen fein
dürften.
Das Zeugnis einer Namensänderung ifl übrigens fchon in der
vorliegenden Infchrift, in ihrem zweiten Theile enthalten. Es ift da ein
Sohn des Pilgrim nach einem Orte benannt; mit Rückficht auf die
Localitat vervollständige ich die vorhandenen Buchftaben zu Grades, einem
Orte lies Friefach benachbarten Metnitzthaies, nach welchem zur gröfseren
Beglaubigung meiner Vermuthung 1350, 1356 und 1361 ein Pilgrim ab dem
Gradeis (wahrfcheinlich Enkel des Pilgrim Cellerarius, Sohn des Ulrich
von Grades) genannt wird und in der Gurker Urkunde des Jahres 1361
mit einem Schildhaupte, in welchem drei Sterne, fiegclt. *
Aber auch andere Namen finden fich, die hier in Betracht ge-
nommen werden können. Im Jahre, welchem die dritte Eintragung am
Grabileine angehört, ift am 2. Decemljer 1330 „Pilgrim von Friefach"
Zeuge einer beim hiflorifchen Vereine in Klagenfurt verwahrten Urkunde.
Pilgrim von Kellerbcrg fiegelt in dem benachbarten Gurk eine Urkunde
des dortigen DomCapitels 1381 mit einem Mannskopfe. Im Jahre 1415 fiegelt
der Judenburger Bürger Albrecht von Kellerberg eine Urkunde, ebenfo
am 3. April 1430 eine folche des Klofters Admont die Probftei Sagritz in
Ober- Kärnten betreffend, ein J'iigrim Kellerberger.'
Endlich fei noch bemerkt, dafs an den nicht gewöhnlichen Vor-
namen Pilgram auch der Pilgramhof nächfl Judendorf bei Friefach
erinnert.
37. Zwifchen 1284 und 1286. Im Nord-Tracl. des Klofter-Kreuzganges
ein 1S6 Cm. hoher, 46 Cm. breiter Grabftein aus weifsem Marmor, am
Boden gelagert, doch fo, dafs er gut erhalten blieb.
DNS 0 - OT(F)R([)|DVHS DK TRVS|8«N 0* — NONIS NOVO — MBRIS R60L.V — IttSCiT TIN- POT«
lautet die in 6 Zeilen zu beiden Seiten vom Schafte eines fehr fchön gezeichneten gothifchen Vortrag
Kreuzes angebrachte Infchrift, unter welcher, das Kreuz abfchliefsend, ein unten zugefpitzter
Dreieckfchild in fcharfen UmrilTen hervortritt. In demfelben wächft aus dreimal geborftenem Schild-
fufse, oder nach ftrengheraldifcher Terminologie : aus einer Mauerzinne ein Bär hervor. (Fig. 2.)
Die Legende diefes Grabfteines befagt, dafs hier ein Gottfried Truchs zur ewigen Ruhe
gebettet wurde, der an einem 5 November eines unbekannten Jahres gellorben. Der Umftand, dafs
nach dem bis linde des 13. Jahrhunderts üblichen Gebrauche der Klöller nur der Sterbetag und nicht
auch das Jahr des Todes benannt ift, verweifet diefes Denkmal in den Schlufs des 13. Jahrhunderts.
Das Gefammtbild des Denkmales, welches nur das Kreuz, eine um deffen Schaft gruppirte, ohne
Rückficht auf Silbenbiegung abgetheilte Legende, endlich den einfachen, kräftig ausgefchnittenen
1 Milthcilungen der k. k. Central Cummiffion 1S58. III , S. 280 — -' Nolizenhlatl 185 1 I , 328 und 3J9 nach Urkunden des
S(.iac> Archive* in Wien; Wtift, Kärntens Adel. S 68 und Original der Gurker Urkunden v. J. 1J61 — * LeUtctc beide Daten au»
Mucker. Gefcliicht« der Steiermark, VII.. i J4 . 213 - > Obiit.
VIII. N. F. 14
71
+ÄR?ÜÖ-0$.CC : -
LxV-vVjf nij+
R/tL'-JV^fePlLcb^
riLiÄ PiLtatyH
ca cqa-xxr
XVI; KU V
Plbö Rl-
envß Pia 7
Kig 1
io6
LCOFOLD V. BeCKII- YVlDMANSTETTER.
1
DNS'G S 5oTH^
•DV^DE trBVHS
HOVE
Raav
MBR1S
Schild dem Befchauer zeigt, betätigt diefe Zuweifung. Das vorliegende. Denkmal hat überhaupt
mehrere Analogien mit jenem, welches aus einem der Jahre 1275 oder 1276 einem Zeitgcnoffen des
Truchs, dem Minnefänger Ulrich v. Liechtenflein, auf der Friefach nicht allzu fernen Frauenburg
in Oberweier gewidmet ift. '
Wir wollen nun Unteraichen, welchem Gottfried Truchs diefes Denkmal gelten könnte.
Die Truchfen, fo benannt nach den drei unweit Völker-
markt gelegenen, jetzt in Ruinen verfunkenen Hurgen, die modern
Trixen genannt werden, waren vornehme Vafallen der Herzoge
von Steyer und jener von Kärnten und werden fchon im 12. Jahr-
hunderte häufig genannt. In den Urkunden der lleirifcheii und
kärntnifchen Landesfürften nehmen fie als Zeugen einen vorzüg-
lichen Rang ein. So erscheinen in dem Briefe, mittelft welchem
ddo. Marburg 9. September 1209 Herzog Leopold von Oellerreich
und Steiermark die Karthause Gayrach wieder herflellt: „Cholo
de Truchsen et fratres eins Godofriilus et Otto" unmittelbar nach
Dietmar von Liechtenflein (dem Vater des Minnefängers Ulrich)
und Ulrich von Stubenberg und vor Friedrich von l'ettau. Diefe
drei Brüder werden in den Jahren 1206 — 1215 öfters genannt 1 Es ift
aber zu bemerken, dafs diefe Truchfen einen aus dem Schildfufs
wachfenden Adler führen und (ich darum von jener Familie unter-
fcheiden dürften, welche beiläufig zu Beginn des 13. Jahrhundertes
in der Gegend von Gurk und Friefach auftaucht, da zur Geltung
kommt und, wie auf dem vorliegenden Grabflein zu fehen, einen
wachfenden Bären im Schilde führt Allerdings ill der Umlland zu
bedenken, dafs die Trüchfner Schlöffer ein Eigenthum der Kirche
von Gurk waren, eine Beziehung, welcher anmerkungsweife hier
gedacht fei.
Das Verhör der Urkunden macht uns mit einem Gottfried
Truchs bekannt, welcher mit dem eben befchriebenen Kleinod des
Bären vom Jahre 1267 ab in Urkunden nicht feiten genannt ill. Am
3. October 1267 wird eben diefer Gottfried (das Wappen beglau-
bigt ihn) als der zweite unter 22 adeligen Zeugen aufgeführt Am
29. Augufl 1267 ift er der erfte unter 10 weltlichen Zeugen. Am
28. Mai 1269 ift er einer der Zeugen des Herzogs Ulrich von
Kärnten. Eine beredte Paufe ift die der Jahre 1270 — 76, wo Otakar
von Böhmen lieh zum Herrn des Kärntnerlandes gemacht hatte ;
der Truchs ift nirgends genannt, und wohl hat er fich Hill abwar-
tend verhalten; er tritt aber fofort auf den l'lan der Ereigniffe, als
Otakar's Sonne fich gegen Abend neigte. Gottfried von Truchfen
ift am 19. September 1276 einer der genannten Theilnehmer an
der berühmten Adelsverfammlung im Klofter Reun bei Grätz, bei welcher die Ständeherren der
Länder Steyer und Kärnten dem Könige Otakar von Böhmen abfagten und fich dem neugewählten
deutfehen Könige Rudolph von Habsburg mit Gut und Blut verpachteten. Der Truchs, denen Siegel
1 Mittheihingen <le< hiflnr. Vereine« für Steiermark XIX. 1871 : L Btc M- H'itimaitmßftlrt : Ulrich» v I.icclitenftcin. de* Minne
f.ingetv Grabmal auf Her Krauenhnrg - Sie waren Sühne Heinrichs v. Trucbfen und Grafetiftein au» der Elle uiil Mathilde, der Witwe
de» 1104 | Grafen Sie K fned III. »011 Lieben.« (Sikrctl, UrVundcnbuch von Sl faul Nr 24 de anno polt 1 19a und a O m).
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Grabsteine dek christlichen Zeh zir Fkiksach in Kärnten.
107
wie die meiden an diefer Urkunde verloren fingen, ift unter den Theilnehmem der fünfzehnte, bald
nach Otto von Liechtenftein und unmittelbar hinter Cholo von Saldenhofen aufgeführt. '
Schon am 26. April 1277 finden wir den Truchs als oberften Landesrichter in Kärnten (judex
per Carinthiam generalis), ein Amt, welches dann 1279 Otto v. Liechtenftein und 1280 Cholo von
Saldenhofen trug, welcher rafchc Wechfel einen Sehlufs auf die nur kurze Dauer der Function
begünftigt. Denn auch der aus dem Amte getretene Richter bewahrt fich eine bevorzugte Stellung
unter den Edlen des Landes Wahrend dem Richteramte des für die Steiermark vielbedeutenden
Otto von Liechtenftein ift in einer von diefem zu St. Veit am 4. Juni 1279 ausgeftellten Urkunde
Gottfried v, Truchfen der erfte Zeuge nach den Grafen, und drei Tage fpäter, am 7. Juni, fiegelt er
neben Otto v. Liechtenftein.* Das hohe Anfehen des Truchs bei der neuen kärntnifchen Dynaftie
der Görzer Grafen bezeugt insbefondere die Urkunde ddo. Klagenfurt 28. Juni 1283, 9 gemäfs
welcher Graf Mainhard von Tyro! und Görz, Herr des Ilerzogthums von Kärnten, den in feinem
Namen und Auftrage von feinem getreuen Diener Herrn Gottfriet von Trychfen und Herrn Julian
von Seburch dem Vicedom von Kärnten gefällten Spruch in einem Streite zwifchen dem Propfte
Heinrich von Wörthfee und Cunrad von Paradeis beftätigt. Die Urkunde ift von Mainhard, dem
Truchs, dem Vicedom und dem Paradeyfer geflegelt, als Zeugen find genannt 12 Edle und 7 Priefter.
Gottfried Truchs wird vor dem fchon im Jahre 1273 als Vicedom auftretenden Julian von Seeburg
aufgeführt, wohl in Erinnerung an feine im Jahre 1277 bekleidete Würde als oberfter Landesrichter
in Kärnten.
Das eben nachgewiesene diftinguirte Hervortreten des Truchs aus dem Kreife der Edlen
des Landes geftattet uns einen Rückfchlufs auf die Zeit, wann Gottfried Truchs als ein aus dem
Leben Gefchiedener angefehen werden kann.
1284 bellegelt Gottfried Truchs noch eine Strafsburger Urkunde des Bifchofes von Gurk,
wobei er als Caftellanus Erifacenfis aufgeführt wird. Wohl der Einwirkung des Grafen Mainhard
dürfte es zuzufchreiben fein, dafs Gottfried diefes Amt in dem für den Landesherrn fo wichtigen
Eriefach trug. Aber eben diefes Jahr und eben diefe Urkunde find die letzten Zeugen der Lebens-
thätigkeit des Truchs, von da an hören wir nichts mehr von ihm. Als Mainhard vom deutfchen
Konige Rudolph am 1. Februar 1286 mit dem Herzogthume Kärnten belehnt worden war und am
1. September darauf die herkömmliche Herzogseinfetzung am Zollfelde fich abfpielte, begegnen wir
zwar noch «lern vorher zweitgenannten Julian von Seeburg, der von da an in allen Urkunden die
erfte Stelle einnimmt,' doch nie mehr dem Truchs. Diefer war alfo vom politifchen Schauplatze
bereits abgetreten, ja er mochte im Jahre 1286 gar nicht mehr gelebt haben. Die Probe diefer
Annahme dürfte der bezeichnende Umftand halten, dafs Gottfried von Truchs in Eriefach, alfo in
dem Orte begraben liegt, als defl'en Burggraf er in der letzten Urkunde genannt ift, die feiner
gedenkt.
Schon 12S7 hatten fich die Beziehungen zwifchen dem Erzbifchofe von Salzburg und dem
Herzoge Albrecht von Oefterreich alfo getrübt, dafs ein Anhänger des Herzogs und feiner Ver-
bündeten in Friefach nicht mehr als Caftellan oder Burggraf hätte walten können. In der That
verfallen diefes Amt im Jahre 1288 bereits Otto von Weifseneck und Rudolph von Vonftorf,* welche
in der Stadt befehligten, bis die Truppen I lerzogs Albrecht am 4. Februar 1289 Friefach erftürmten
und verwiifteten.
1 Original im Staat* Archive in Wien Siehe auch Mmhar, GefchSchle der Steiermark. Tangl, Handbuch der Gefchichle von
Kärnten. IV. Hand. — ■ Handbuch der Gefchichle von Kärnten, IV Band. S 256. 294. 299. 300. .559. 405, 408. — 3 fiitkkorn III
Nr ibi ll.1ndr.1n h der Gcfchichtr von Kärnten, IV Band, S. 40;. — Taugt ift der Meinung auch Truch* fei Vuednm von Kärnten gewrfen
eine EiycniVliaft. die ich nach dem Texte der ürhtinde bei Birkkern nur dem Sceburg mitteilen mochte — 4 Handbuch der Cefchichlr
von Kärnten, IV . S. 451. 45b. 400 - !> Nach Muekar, Gcfchichte der Steiermark. VI.. 17 ff,, fei Rudolph v Vonftorf von 12S5 -IJ03
Burggraf von Friefach genefeil.
■4*
io8
LkoPOM» V. BKt KlI-WlDM ANSTF.TTKk.
Gottfried Truchs, der wahrfcheinlicli bereits bejahrte vornehme, fo lange er lebte, bei den
wichtigen Anläffen hervortretende Mann, dürfte alfo wahrfcheinlich bereits 12S5 oder fpateftens im
Jahre 1286, und zwar noch im Amte als Burggraf zu Friefach geftorben fein. Spater hätte er bei den
beftandenen politifchen Verhaltniffen in Friefach kaum mehr eine Grabesflätte erhalten.
Denn die Sproffen feines Namens (landen auf Seite des Landesherrn dem Salzburger
Kirchenfürften und dem Grafen Ulrich von Heunburg gegenüber. Dies bezeugt die Urkunde ddo
Sonntag vor Martini 1291,' kraft welcher Otto, Ludwig und Hans (richtiger Heinrich) Herzoge
von Kärnten, Grafen zu Tyrol und Gürz, ihrem Amtmanne Ulrich v. Truchfen vier Huben im
Gortfchitz-Thale fchenken „für den Schaden, den er Ulrich in unferm Dienft genohmen hat zu
St. Veith da vnfser lieber Brueder I lerzog Ludwig gefangen wardt, vnd defs er vns verricht" hat
mit guet gewiffen vnd der geraith ilt für vierzig march Agleyer."
Beiläufig 30 Jahre fpater conftatiren zwei Urkunden einen
jüngeren Gottfried von Truchs, am 20. December 1313 als Ge
fehenkgeber zu Gunflen iles Klofters von Marenberg und am
16. April 1316 als Siegler eines Verkauf briefes." Diefer Gottfried
führt ebenfalls einen aus dreifacher Zinne wachfenden Baren
im Schilde.
In der Zeit diefes jüngeren Gottfried find Gr.ibfleine
bereits datirt, auch andere Wandlungen vollziehen (Ich allmalig,
lerner liegt nichts vor, dafs diefer jüngere Truchs in einer
Beziehung zur Stadt Friefach gertanden wäre. Sicher ifl dies
jedoch von dem 1284 als Caftellan in Friefach genannten Gott-
fried von Truchs und wohl diefem hiflorifch intereflanten
Manne gilt der Grabftein im Dominicaner-Klofter zu Friefach.
38. Circa 1336. Im örtlichen Trade des Kloftcr-Kreuz-
ganges ein 2 M. hoher, 82 Cm. breiter Grabftein aus weifsem
Marmor, welcher leider am untern Thcile fo befchiidigt ift, dafs
die beftandene Infchrift dort nicht mehr gelefen werden kann.
Der Sti in hat im vertieften Bildfelde das Kreuz, darunter einen
fchraggeftellten Dreieckfchild, welcher quadrirt im erften und
vierten Fehle erhaben, im zweiten und dritten aber vertieft fich
darflellt. Auf der linken Ecke des Schildes ruht, nach der
rechten Seite gewendet, der Kübelhrlm, über deffen Scheitel
aus einer Art 1 lut fich ein Federbufch entfaltet. In die durch
das Querholz des Kreuzes oben fich ergebenden freien Felder,
find beiderseits in einem glatten Doppelkreife fechsblätterige
Rofetten angebracht (Fig. 3).
Kig 3 Von der in Majuskel gehaltenen, erhaben gemeifs<lten (
in der Mitte der oberen Lcifte nächft dem Heheringe beginnenden Legende, ifl nur der Anfang
bis in die Mitte der linksseitigen Rahmenleifte zu lefen:
„Hl« I. «IT- H«R- FFUDRfllH-
das Folgende ift abgewetzt bis auf den Schlufs, wo die dafelbft befindlichen Buchftaben auch nicht
gut gedeutet werden können:
< llofrehatigewolbrl.uciirr I 14. «las Damm ifl ohne Zweifel lelilt-rlmft ahgefchnel.en, denn .1.« Jahr kann nicht vnt U93
Kcfct/t werden, wurde ja lleriog Ludwig erft im Juli 1292 gefangen und »u Martini oWeihe« J»hrM war et n»cli Hühl frei — • Verrech
■et — ' Erfterc Urkunde fleierm Lande« AkImv. die »»eile liiflorifcher Veiein in Kbyenfnri
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GkABSTEINE i>ek CHRISTLICHEN Zkit zu FribSACH in Kärnten.
Der Anlage nach möchte ich das Denkmal dem früheren 14. Jahrhunderte zuweifen. In eine
noch frühere Zeit pafst die Randfchrift, dann das Wappen fammt I leim und Zier nicht. Hinfichtlich
der IVrfönlichkeit geftaltete fich die Zutheilung nicht eben leicht. Einen alfo quadrirten Schild
ohne Beizeichen (fahren viele Familien, Das Gefühl fprach zuerft für die erlauchtefte aus ihnen, die
Ilohcnzollcrn. Es zeigten lieh mehrere Anhaltspunkte für eine Anknüpfung und ich fliehte Fühlung. 1
Nächfl diefen kamen die Grafen Collalto, die Grafen von Caftcll, die Kllerbach u. a. in. in
Betracht
Die Durchforfchung der kärntnifchen Urkunden und der Siegel derfelbcn gab endlich
beftimmte Aufklärung. Niklas von liberßein beurkumlet am 10. Februar 1321 den Verkauf einer
Hube unter feinem Siegel, rechtsgewendeter quadrirter Schild, eins und vier erhaben, zwei und
drei vertieft; über dem Schilde Kübelhelm, mit einem nach oben zu fpitz verlaufenden Dache, aus
deffen Spitze fich ein Bufch ausbreitet. Umfchrift in Minuskel: M -i-S Nicolai ■ de Eberftein". Das-
felbe Wappen zeigt das Siegel der Urkunde vom 13. Marz 1339; das ift alfo genau das Wappen
des Grabfteines, welches dann auch bei anderen Ebcrfleinern in gleicher Form des Schildes
vorkommt, fo beim Ulrich X. September 1326, beim Chunrad und Fckhard am 11. Jänner 1362 *
Familien- Angehörige mit dem Vornamen Friedrich find in diefem fchon früh unter den vornehmeren
kärntnifchen Minifterialcn vorkommenden Gefchlechte nicht feiten : 1273, 30. Oetober zu Fricfach (?)
die Brüder Otto, Friedrich, Heinrich und Reimbert; 1282, 5. April, von diefen Brüdern Otto und
Friedrich in einer Eberfteiner Urkunde, die uns drei Zweige diefes Gefchlechtes erkennen läfst;
1293 waren zu Friefach Friedrich von Eberftein und I leinrich der Schwab von Eberftein Schieds-
männer. Kaum ein anderer als der hier mehrmals genannte Friedrich dürfte in der Urkunde vom
St. Johannstag zu Weihnachten, das ift den 27. December 1337 (M336) genieint fein, kraft welcher
Niklas und Fritzlein, die Sohne Herrn Friedrichs von liberßein für den Fberhard Löfencer eine
Bürgschaft leiften." Aus dem Umftande, dafs die Söhne eine Bürgfchaft leiften in einer mit Belitz-
rechten verbundenen Sache, in welche ehevor der Vater verflochten war, fpricht dafür, diefen
bereits als verdorben anzufehen. Die Betrachtung des Denkmalcs ftimmt mit der Zeit überein und
der Schlufs: das vorliegende Denkmal gehöre dem Vater des Niklas und Fritzlein, dem kaum
lange vor 1337 verftorbenen Herrn Friedrich von Fbcrftein, dürfte die Frobe halten.
Ein Jahrhundert darnach war das Gefchlecht verblüht. Der zeitgenöffifche Chronift Unreft
fagt, der letzte Fberftciner fei Armuth halber in den deutfehen Orden getreten. Den Todtenfchein
des Namens enthält der Majeftätsbrief vom Sonntag vor St. Jörgentag 1458, mittelft welchem Kaifer
Friedrich das Wappen des mit Kultach von Fberftein ausgeftorbenen Gefchlechtes dem Moriz
Welzer verleiht. Diefer war der Erbe reichen Gutes durch feine Ehe mit Elifabeth, der Tochter
jener vom Zauber der Romantik umlloffenen Anna von Eberftein, welche, den rauhen Fobminger
verfchmähend, Günter von Herberftein's Weib wurde, dann 1418 den von ihr im Leben reich
befchenkten minderen Brüdern zu Wolfsberg in dauernde Verwahrung gab, was an ihr vergänglich
gewefen ; denn ihr Geifl foll noch unter uns wandeln, fo wollen Manche behaupten.
39. Bis fpäteftens 1350. Im weltlichen Thcil des Kreuzganges, am Boden gelagert, ein
173 Cm. breiter, 82 Cm. hoher Grabftein aus weifscin Marmor. In der Füllung zu oberft, in einem
vertieften Kreife, ein Kreuz; letzteres hat nach unten eine Verlängerung des Schaftes bis an den
Rand der Leiftc, unten ift der Kreuzesfchaft mit einer fockelartigen Frweiterung markirt, (tiefe
< Dr R Graf StM/rirti. Stammbaum de» Haufe* llohenrollcrn in der liohciuollcru'fchcn Goldchronik, 1880: iwei liru<lcr
de» am 24 Kai 12S9 verfbiibcnen Grafen Friedrich des Erlauchten von Zulltrn. Welche allenfalls liici hallen in Betracht honMM können.
— - Spater vollzog fich eine Aeivlerung in «liefern Wappen mlofern . als die Kamilie mm lletniklcinode einen wachfeuden
Ichwarrrn Eber annahm, der Schild blieb unangctaflct und erl.lcn felben nach dem Anwerben 4** Haute» um 1450, famml dci Hing
gleichen Namens, .lie au% Ohrrftcior flammenden Weiter, iulet/1 Grafen v Weli — - 1 Original im Siaais Archiv tu Wien. Siehe Nuliien
btatt 1850, I. S , 31J
HO
I.Eoroi.r» v Beckh-Wiijmanstettek.
mit einer Lilie bezeichnet (Fig. 4). Links vom Kreuzesftamme ein rechts geneigter Drcieckfchild,
in welchem fchrägrechts eine Fahne. Ueber dem rechtsgewendeten Kübelhelm ein flaches Dach,
aus welchem ein Federbufch hervorragt. Den breiten Rand füllt eine kräftige Majuskel-Schrift,
welche im Bildfeldc fortgefetzt ift, wo fich hiezu ein Raum ergibt, ohne auf die Sylbenbiegung
Acht zu nehmen. Die am oberen Rande beginnende
Schrift lautet alfo:
+ FKTR STTH N IST HffRN IJOLHR «HT«X VO N LIHBdV
B«R(IH ■ V.VD V RO — \V« \ R - IHö UN iKihcen Riheza)
— SIN «R-HOV SVR— OV KN.
Die Licbenberger, nach einem Schlöffe in der
Nahe der einfügen kärntnifchen Landeshauptftadt
St. Veit benannt, waren ein fchon im 12. Jahrhunderte,
zuerft 1192 mit einem Uolbertus, genanntes vornehmes
Minifterialen-Gefchlecht, welches aber Ende des 14. Jahr-
hundertes ausgewandert fein foll Diefes Denkmal gehurt
einem Uolbertus (Wolfbert, Wolbert) v. Liebenberg aus
fpäteftens der Mitte des 14. Jahrhundertes an, in welcher
Zeit am 25. Jänner 1315 allerdings ein Ulrich v. Liebenberg
vorkommt, der aber anders, mit drei Spindeln im Drei-
pafs fiegelt, ein Kleinod, deffen fich noch bei Lebzeiten
des Vaters (1332) beide Söhne Ulrich und Offo gleich-
falls bedienen. Aber find Uolbertus und Ulrich gleich-
bedeutende Namen?! — Zu bemerken kommt weiters,
dafs die eben benannten Herren mit den Spindeln oder
Wecken im Schilde fich als die „Lant Liebenbcrger*
benennen, zum Unterfchiede von jenen „Liebenberg",
aus welchen am 21. Jänner 1315 (alfo gleichzeitig mit
Ulrich) der augenfeheinlich fehr vornehme l'eter von
Liebenberch mit zwei nach aufsen gewendeten Hörnern
in dem zwifchen denfelben durch eine Spaltlinie bezeich-
neten Schilde fiegelt. Die Helm/ier bei beiden Linien
würde mit jener am Grabfteine allerdings überein-
ftimmen, die Hauptfigur im Schilde jedoch nicht. Gehörte
diefer Uolbrecht von Liebenberg etwa einer dritten Linie anf
Noch bleibt uns die Auskunft einer Combination mit einer Familie anderen Stammes,
welche eine Ihirg Liebenberg vorübergehend befeffen haben könnte. Angefichts des Umftandes,
dafs di r Nanu- Uolbrecht gerade bei den Liebenbergern heimifch ift, hält fie fchwer. Die Zuthei-
lung iles Grabfteines mufs fonach angefichts des Wappenräthfels fraglich bleiben. Für die etwaige
Löfung fei jedoch fchliefslich bemerkt, dafs das Wappen am Grabfteine jenem der urfprünglich
oberfteirifchen Familie Vanftorf oder Fohnsdorf gleicht, aus welcher 1290 Conrad den erzbifchöf-
lichen Stuhl von Salzburg beftieg, fodann Rudolph v. Vanftorf diefes Krzbifchofes Vicedom in
Friefach war. Sa/s etwa ein Pohnsdorf» auf einer Burg nächjl Friefaeh, die er Liebenberg
nannte .- / F.twa weil fein Weib eine Liebenbergerin war? Oder hatte ein Sprofs aus dem Stamme
der Liebenberger fein Leben mit einer Fohnsdorferin getheilt und deute fonach das Wappen am
Grabftein das Gefchlecht <ler Frau an?'
« V«gl. »W/i. Kirnten.. A M 93 94
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GKAHSTKINK UKK < UKISTLK IIKN Zhtl ZU FKIKhACll IN KÄKNTKN.
MI
40. Circai35<5. In die Mauer des füdlichen Seitenfchiffes ift ein Votiv-Bild aus Stein eingelaffen.
Das Bild wird von zwei Genien emporgehalten und zeigt die gekrönte Himmelstnuttcr mit dem
Kinde auf einem Stuhle fitzend, um fie zwei Engel zur Dienftleiftung. Vor der heil. Jungfrau
knieet anbetend ein Ehepaar, vorn der Mann, dahinter die Frau und hinter beiden das Wappen,
im Schilde und über dem Topfhelme ein Schmiede-Ambos, aus dem Ambos der Helmzier ragt
noch ein Federbufch hervor. Die aus den Händen von Mann und Frau Geh aufwärts fchwingen-
den Schriftbänder hatten einft eine Infchrift, von diefer ift aber keine Spur mehr geblieben. Das
Steinbild ift 1 Meter hoch, 73 Cm. breit.
1 )omherr Herrmann vermuthete, dafs diefes Bild den König Heinrich VI. von Luxemburg
darftelle! Die Erklärung liegt weit näher. In ll'ichncr's Gefchichte von Admont, III. Bd., S. 307,
Nr. 435, ift folgende, im Original im Stifts- Archive vorhandene Urkunde abgedruckt: 1361, 11. Novem-
ber, Graz. Leo der Gemzzer reverfirt, dafs ihm Abt Albert von Admont den Hof an der Koyken
bei Metfchach (Kärnten) gegen die gewöhnlichen Dienfte verlaffen habe. Unter den Siegeln des
Ausftellers und jenem „dez erbern ritter heren Dyetreichs dez Mairhofer
zu den Zeiten meins heren von l'uechaim verwefer ze Grecz". Das Siegel
zeigt einen rechtsgekehrten Helm ohne Schild, darüber einen Ambos,
aus welchem ein Hahnenwedel hervorwächft, Fig. 5. Umfchrift: „S. Dietrici
de Maierhöfen." — Damit ift fo viel klargeftellt, dafs das Steinbild von
einem Mayrho/er gewidmet ift, dem Befitzer des Gutes, welches, nächft
Friefach gelegen, den Eingang in das Metnitzthal abfchliefst.
Das Denkmal gehört in die Zeit des 14. Jahrhunderts und
möglicherweife hat dasfelbe eben diefer Dietrich gewidmet, welcher 1375
nicht mehr gelebt hat, denn nach einer Urkunde des fteierifchen Landes-
Archivfs ddo. Wien, 3. Juni 1375 vergleichen fich Johann 1 )omprobft zu
St. Stephan in Wien und Conrad der Mayerhofer hinfichtlich der Güter-
theilung nach ihrem Vater, Herrn Dyetreich dem Mayrhofen Domprobft
Johann wurde fpäter Bifchof von Gurk, ftarb als folcher am 10. Jänner 1402
und liegt zu Strafsburg begraben. Wenn Dietrich und feine Gemahlin,
welche durch die Widmung eines ihrer Söhne zum geiftlichen Stande ihre
fromme Gefinnung geoffenbart haben, das Bild nicht felbft gewidmet
haben, fo hat aber doch ihr Sohn, der Bifchof, feinen heimgegangenen
Eltern diefes Denkmal der Erinnerung geweiht. So vermuthe ich, und
rechtfertige alfo die Erörterung diefes Steinbildes bei den Grabdenk-
mälern.
41. 1416, 2t. December. Im Kreuzgange, örtlicher Traft, beim Seiteneingange in die Kirche,
find nach der Reihe fechs mehr minder befchädigte Grabfteine, darunter drei der Familie Silber-
berg, am Boden gebettet. Das alte und vornehme Gefchlecht der Silberbe rger hatte vorher feine
Bivilde im Klofter Viftring, wie der Gabbrief Mainhalm's von Silberek vom 13. December 1281,
fowie fpätere Schenkungen an das genannte Klofter bezeugen. Als fie durch ihren Befitz und die
bekleideten Aemler ausfchliefslich der Umgebung Friefach's angehörten, erwarben fie ftch die
Begräbnisftätte bei den l'redigermönchen dafelbft. f/errniann' gibt an, dafs nur mehr an einem
der hier erhalten gebliebenen drei Silberberg'fchen Grabfteine die Legende: „Anno domini
MCCCI* * * ' dec'sepfMaj" Albertus de Silberberg" gelefen werden kann und fügt noch Folgen-
des bei: „Vcrmuthlich ift unter diefen Dreien auch Heinrich von Silberberg, von dem eine
Marginal-Schrift des Saalbuches im Dominicaner-Klofter zu Friefach bemerkt, er fei genannt worden
' In Spri*gtn Ocfterrciclis kirchlich« Kunrtdenkmale d« Voixcil. Friefach. S. XXVUI.
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112
Lkoi-üi.» v. Bkckii-Wiumanstkttkk.
der ftarke Held (fortiflimus heros nominatus). Er bändigte, der Sage nach, den Riefcnhcngften
zu Waitfchach, trug Mühlfleine zu feiner Burg und zerdrückte in freudiger Umarmung feinen Sohn."
Diefer Harke Held habe um 1410 gelebt.'
Ift diefe Zeitangabe richtig, fo dürfte eben diefer Stein das Grab des Recken decken, nur
wurde die Grabfchrift damals nicht richtig gelefen. Der 220 Cm. hohe, 100 Cm. breite Stein ift
verhältnismäßig ziemlich gut erhalten, hat im Felde zwei gegen einander gedeihe fpitz-ovale
Wappenfchilde, im rechten fiebenmal fchräglinks geftreift von Tief und I loch, welche Bezeichnung
an das Stammwappen der Carlsberger mahnt, im linken einen aus dem Schüdcsfufs hervorgehen-
den Dreiberg, welcher, filbern blafonirt, das redende Namens-Symbol der Silberberg andeutet. Beide
Schilde deckt ein gemeinfamer rechts gewendeter
Kübelhelm, über welchem fich als Kleinod ein mond-
fichel förmiges, oben mit einem Federbufch bedecktes
Joch erhebt. Die Randfchrift nimmt die obere und
linke Leide ein, ift in gothifchen Charakteren gegeben
und lautet: „Anno'dili ■ in" " cccc" * deeimo fexto'in
die • faneli • Thome * äpli • obiit • I lainricus ■ Silberbg ■
de-Silberek." Ein weiterer Zufatz war nie vorhan-
den (Fig. 6).
1 leinrich Silberherger von Silberek ftarb alfo
am Tage des Aportels Thomas, das ift den 21. De-
cember 1416. Id der hier Begrabene der berufene
darke Held, fo war er wohl ein Sohn des kurz vor
dem 22. Jänner 1335 mit 1 linterlaffung von fünf jugend-
lichen Kindern (Hanns, Otto, Heinrich, Katharina und
Giburg) verdorbenen Heinrich von Silberberg und
hatte fomit ein Alter von minded einigen achtzig
Jahren erreicht. Der ältere Bruder Otto von Silber-
berg erfcheint in der Zeit von 1365 —1389 in zahl-
reichen Urkunden, lange Zeit als Burggraf zu Neu-
markt in Oberdeier, in der Zeit zwifchen 1378 — 1381
aber als Hauptmann zu Friefach, in welcher Figen-
fchaft er am t. Ociober 1380 für den Frzbifchof von
Salzburg Bürgfchaft leillet
42. Circa 1460. Nächd dem eben befchriebenen
Denkmale, ebenfalls am Boden gelagert, ein grauer
Kalk Hein, 230 Cm. hoch, 120 Cm. breit, bereits ftark
verwittert. Doch erkennen wir ihn als einen Grabdein
mit Schriftrahmen, von welchem ich nunmehr den
die obere Leide füllenden Theil der Schrift ganz entziffern konnte. Fs id der Beginn der Legende
mit der Zeitbedimmung in gothifcher Fractur: „Anno ■ dtli ■ m'CCCC lxj (r)inidie dann am
Schilifte der rechten Leide der gepurd" (:)* Das Feld füllt das vierfeldige Wappen der
Silberberger mit zwei I leimen fammt ihren Zierden. Der Schild ruht unten auf dem Blatt-Ornament
der Decken.
< tVtift, Kirstcni Adel, s. nt>, wu Heinrich*! KnMefftmgea naher gewürdigt werden; ebenda, 9 IJ5 Md .\oi Kin Uebcr-
blick über die Herkunft und Uefchiilitf des ganzen ücfclileclite» - -' Oer Wechfcl der Sprache vuiu l..itcii) in das tlcutfihc ift
fcbwCI Jiuunchmcn.
Mg 6
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Grabsteine üek CHKISTUC-HEN Zeit zu Friesau! in Kärnten.
«3
43' 1505, 25. Jänner. Der dritte der Familie Silberberg ebenda gewidmete Grabftcin aus
weifsem Marmor ift 227 Cm. hoch, 106 Cm. breit. Ihn zeichnet eine fchöne Bearbeitung des
Wappens aus, welches oberhalb ein Blendmafswcrk krönt. Das Wappen ift geviert, in eins und
vier ein fchrägrechter Balken, im oberen Felde ein Lowe, das untere leer, in zwei und drei
der aus dem Schildfufsc wachfende Dreiberg. Zwei ungekrönte Helme mit offenen Sehfchlitzen ;
über dem rechten I leime auf einem Kiffen ein mondfichelförmiges Joch mit Federbüfchen aus den
gekrönten Enden, über dem linken Helm im Adlerflug das Bild des erften Feldes' (Fig. 7). Die
an der oberen Leifte beginnende in Minuskeln ausgeführte Legende lautet:
„I lie • liegt ' begraben * der [edel • vnd ■ geftreng * ritter ■ her
• Criftof • von • filberberg • der • geftorben • ift nach • crifti •
gepur • thaufend • fvnff . | hundert • vnd im fvnften jar ' an ■
fand paulfs bekerung tag dem got gnadig ■ fey '
Der Silberberger Schild wurde 1775 zu Klagenfurt
über dem Grabe lies Freiherrn Ludwig gebrochen.
44. 1446. Im nördlichen Kloflerhofe beim Ein-
gänge in die klöflerliehe Mädchenfchule als Auftrittplatte
verwendet, das 130 Cm. hohe und 75 Cm. breite Frag-
ment eines Grabfleincs, von welchem nur der Beginn
der in Minuskeln gehaltenen Legende an der rechten
langen Leifte, der gröfste Theil der Schrift der linken
Leide und ein Nachtrag im Mildfelde, deffen figurata*
Inhalt total unkenntlich geworden, lesbar erhalten ift
Diefe fpärlichen Rede lauten:
„Hie • ifl • b(egraben) m" cccc ' xlvj ■ am ' suntag ■
nach-lucie." dann der Nachtrag in der Mitte: vnd'lcif
hie* Anna- fch. .Irin."
Ftwa zwei Buchitaben fehlen in der Mitte des
letzten Wortes. Bedeuten die Zeichen vor dem heflimmt
ein r darftellenden drittletzten Buchftaben ebenfalls ein
r in der Form, wie folche bei der Aufeinanderfolge diefes
Buchftabens der Abwechslung wegen beliebt war und
nicht etwa ein z, fo möchte ich verfuchen, den Namen
in „Scheerrin" zu ergänzen, wofür der Umftand zu Hilfe
kommt, dafs am 22. April 1475 ein Hans Scherer, Bürger
zu Friefach urkundet und liegelt.'
45. Circa 1480. Im nördlichen Seitenfchiffe rechts
von der Chorftiege, am Hoden gebettet, ein ftark abgeriebener lichtgrauer Kalkftein, 215 Cm. hoch,
93 Cm. breit, Vermöge der noch erkennbaren Contouren füllt die Oberltelle ein hübfeh ftylifirtes
Wappenfchild mit drei den Schild quer durchziehenden erhobenen Band wellen. Darüber ein
gefchloffener gekrönter Helm, deffen Decken fich in gothifchem Blätter-Ornament endigen. Ueber
die Helmzier läfst lieh ftreiten; längere Betrachtung führt zur Annahme, dafs ein Vogel da hervor-
wachfe mit einem Gegenftande im Schnabel. Der Styl des Wappens und die noch erkennbaren
erften Zeichen der vierzeili^en gothifchen L'nterfchrift : anno * tili * m * ret verweifen das Werk in
das Ende des 15. Jahrhunderts.
1 Spater erhirät du Silberberg fchc WappM noch einige Beigaben Vergl. Mtgifcr, Ktmtn.fche Chronik, II., S. 1782.
- NotitenbUtt 1851, L, S jöo
viii n. r. 15
F.g b.
ii 4
Lüoroi.i) v. Beckh-Wiümanstettkk.
Die freilich nicht fichere Helmzier leitet zu einer weiteren allerdings etwas kühnen Com-
bination. — Ift das etwa der Rabe der Corviner mit dem Ringe im Schnabel?! Ungarifche Edle
Collen diefes Symbol gern ihrem grofsen Könige entlehnt haben. — Im Jahre 1480 hatten die Krieger
des Ungarkönigs Mathias Corvinus Kärnten überfluthet, dann volle zehn Jahre darin gehäuft,
fo dafs das Land diefen unerbetenen Hefuch dann lang nicht vergeffen konnte. Galt diefes Grab-
mal etwa einem Heerführer des Hunyadcn, dem die Vorfehung in dem altdeutfchen Friefach
peremptorifch das „Bis hieher und nicht weiter!" zurief: — Diefe Erwägungen empfand ich doppelt,
als ich aus den Reften der Infchrift abfolut nichts herauszukriegen vermochte, als die neuerliche
Bekräftigung der alten Erfahrung, dafs unfere Bauern noch religiöfen Sinnes find, fleifsig zur Kirche
wallen und dafs ihren Schuhen die dem kaiserlichen Kriegsvolke vorgefchriebenen vierzig Stück
Schmicdenägel per Schuh nur fehr ausnahmsweife fehlen.
46. 1488. Im weltlichen Tratte des Kreuzganges ift in die Wand eingemauert ein 165 Cm.
hoher, 63 Cm. breiter Grabftein. Derfelbe enthält keine Infchrift, nur die Darftellung des Kreuzes,
an deffen unterem Theile der Schild darüber geheftet ift und unter dem durch Hohlkehlen ver-
zierten Kreuzesfufse die Jahrzahl 1488. Das Zeichen des Schildes nach der Auffaffung von ll'eijs'
ein altartiger Kahn, könnte aber auch als ein Holzfchuh blafonirt
werden, verweift auf die Familie Frauenftein, welche fich nach der
gleichnamigen Burg nächft Stadt St. Veit benannte, fchon im
12. Jahrhundertc blühte und mit einem Heinrich erlofchen ift, der
an feinen in der Schlacht am Kaifersberge am 24. Auguft 1475 erhal-
tenen Wunden ftarb. Der Grabftein dürfte alfo einem bald darnach
verftorbenen weiblichen Familiengliede gewidmet fein (Fig 7).
47. Circa 1500. Im örtlichen Trade des Kreuzganges, am
Boden gebettet, ein grauer Stein, 150 Cm. hoch, 73 Cm. breit,
welcher nur den Namen: „Ulrich Weig", dann darunter einen quer
getheilten Schild ohne weiteres Beizeichen enthält; — möglich, dafs
das obere Feld einft eine aus der Theilungslinie hervorwachfende
Heroldsfigur enthielt, jetzt ift der Stein verwittert und in diefem
\ \ _j j Zuftande find die einft etwa vorhanden gewefenen Beizeichen nicht
mehr zu entnehmen.
48 bis 50. 1516, 1560 und 1565. Die in der Thannhaufer'fchen
Gruft-Capelle befindlichen drei Grabdenkmale des Balthafar Thann-
haufer zu Dürrenftein, Hauptmannes und Vicedomes in Friefach,
f 18. Juli 1516, — des Hanns Jacob Freiherrn von Thannhaufen,
f 23. September 1560 — und des Chriftoph Freiherrn von Thann-
LT A J*» häufen, gewefenen Landeshauptmannes in Kärnten, f 24. März 1565,
wurden von mir bereits in dem Auffatze: „Die Grabdenkmäler der
Familie Thannhaufen in der Dominicaner-Kirche zu Friefach"* be-
fprochen und fei dahier nur auf jenen Auffatz gewiefen.
51. 1544. Im füdlichen Theile des Kreuzganges ein rother Marmorftein, 132 Cm. hoch, 60 Cm.
breit. Zu oberft gothifche Schrift in fieben Zeilen:
Hie ligt begraben • der Edl vnd veft marx van Stavdach zu Weillern | der geftorbe ift den 11. tag
maij im 1544 Marl der vnd alle gläubg"" feile Gott genedig fey\ Amen.
Darunter das Wappen, gevierter Schild, eins und vier die Mufchel, zwei und drei gewarfneter
Löwe ein Kleeblatt in den Vorderpranken; zwei Helme, rechts im Flug die Mufchel, links wachfen-
1 Kärnlin* Adel. 61 uml i8j. - • Mittli. J. k- k Ccolr. Corom 18S0, N K, VII. Jahrgang.
F.g 7
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GkABSTEINE DER CHRISTLICHEN ZEIT /.V FRIESACH IN KÄRNTEN
»5
der Löwe mit dem Kleeblatt. Am Rahmen des Steines ift noch der Beginn einer Legende:
AUhernach in der Forcht • Gottes die weitere Fortfetzung fehlt.
Die Staudacher werden fchon im frühen 15. Jahrhunderte als Gurker Vafallen im Lande
Kärnten genannt, waren dort und mit Weillern nächft Friefach begütert und kommen noch gegen-
wärtig im Freiherrnftande vor. 1
52. 1559. Im Kreuzgange in der Mauer eingelaffen, 100 Cm. hoch, 76 Cm. breit, ein rother
Marmor. Oben in fchön gearbeiteter Blende das vierfeldige Wappen, eins und vier drei Lilien, zwei
und drei gekrönter gewaffneter Löwe, in den Vorderpranken einen Fifch; zwei gekrönte Helme,
rechts eine Lilie, links wachsender Löwe mit dem Fifch.
Folgt die vielfach abbrevirte Lapidar-lnfchrift, 8 Zeilen:
Hie • ligt • begraben • des • edlen • vnd • geftrengen j Herrn • Criftoffen • Reinharden • Pevfcher ■ zv ■ Leon-
ftein vnd ■ Fraven ■ Genofeva - eine * geborne • von ■ Stavdach ■ ir ■ beijder ■ eleibliches • Techterlein ■ das ■
edle vnd ■ erntvgendfame| J vngfreilein ■ Amelii • fo ■ im • Jar ■ Chrifti ■ 1559 • an ■ der • H • drei|König • Abent
geftorben ■ ift ■ alhie ■ welihe • mit ■ Freiden ' er hart ■ dvreh • die ■ letzte • Posavn • des • erzengl • avferbekt ■
zv werden.
Die Peufcher waren in Friefach keine Fremdlinge. Zur Zeit Kaifer Friedrichs gebot da durch
längere Zeit im Namen des Kirchenfürften von Salzburg der Ritter Gebhard Peufcher, ein Mann
von grofsem Finflufse. Das von ihm auf die Nachkommen vererbte Vermögen hielt nicht lang
vor, nach Finbufse der Mittel bleichte bald der Stern der Peufcher; im 17. Jahrhunderte waren
fie erlofchen.
53. 1670. Im Mittelschiffe vorn, ein 112 Cm. hoher, 62 Cm. breiter weifser Kalkftein, mit
einer 16 Zeilen langen, in Lapidar-Schrift gehaltenen Legende, welche bereits derart abgefchliffen
ift, dafs diefelbe an einigen Stellen nur mehr dem Sinne nach ergänzt werden kann.
Alhie Ligt begraben der Wol edel vnd geftrenge Herr Johann Steinpacherjvon Velfegg, im
Leben geweiter hochfirftlich | Salzburgerifcher Rath(r) Hofcaftncr vnd Mavtner j alhie, welicher
den * lo^janvari" i670*hie (?) in Gott verfchiden ift deme derjallmechtige Gott fambt allen Chrift-
glavbigen Seelen die ewige Rueh geben wolle | Amen.
54. 1675. Im füdlichen Seitenfchiffe ein 125 Cm. hoher, 75 Cm. breiter weifser Marmor-
ftein, zierlich gehauen, alfo dafs fich zwei Abtheilungen ergeben. Die obere enthält das Wappen
der Firker — im Schilde und über dem gekrönten Helme einen einfachen Adler — die untere hat
folgend«! Lapidar-lnfchrift mit etwas höher gehaltenen und zudem vergoldeten Anfangsbuchstaben
in jedem Worte.
Statvtvm Fft omnibvs Hominibvs femel mori|Difen fterbenten Avffaz hat erfahren | dena. Febrvarij
1675 der Woll Edl Gebohrne Herr Georg Walthavseri Pyrckher, von Weifenthvrn, vnd Witten-
dorff, * feines Alters, 63] Jahr. Reqviescat in pace, fo ihme alle die feinige hindterjlafsene, neben
fröhlicher Avfer- 1 ltehvng, getrevgemietig an- 1 wintfehen Amen.
Diefer Georg Balthafar Pirkher gehörte einer zur Zeit des Erzherzogs Karl emporftrebenden
oberfteierifchen, zu Weiffenthurn im Markte Weifskirchen nächft Judenburg und auch im oberen
Lavant-Thale anfäfsigen Familie an. Finer der Söhne des inneröfterreichifchen Rathes und Hof-
buchhalters Salomon Fllrckher, gleichfalls Salomon geheifsen, war als Hauptmann im Alt-Breuner-
'fchen Regimente neben dem Oberften Buttler, Oberitlieutenant Gordon und Oberftwachtmeifter
Leslie, Theilnehmer jener folgenfehweren Berathung in Eger, welche der Tödtung des kaiferlichen
1 Wfi/i. Kirniciw Adrl, S 248, joj 1 Weilimdorf.
>5*
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n6
I.EOmi.n V. BkCKH-WiKM ANSTETTKK.
Generalliffimus Wallenftein vorausging. Pirckher hielt mit feiner Cnmpagnie die Wache. So ver-
fichert er in dem Gcfuche, durch welches er fich vermöge kaiferlichen Diplomes ddo. Wien 28. Juni
1654 für fich und feine Brüder Ferdinand und Johann Heinrich den Freiherrenftand auswirkte.
Salomon ftarb am 17. Februar 1673 im Alter von 73 Jahren und liegt in der Pfarrkirche zu Weifs-
kirchen. Der hier begrabene Sprofs diefer Familie war vielleicht ein vierter Bruder, welchem der
Freiherrenftand nicht zu Theil wurde. Die ganze Familie ift längft erlofchen.
55 und 56. 1752 und 1763. Im füdlichen Seitenfchiffe ein Votiv-Bild, auf Leinwand gemalt, mit
der Darftellung der Himmelfahrt Chrilli. Die fünf Zeilen füllende Unterfchrift in Minuskel lautet:
„Alda neben den Altar Jefu Mariae und Jofeph liget begraben weylandt der Fdlvefle und wohl-
weifseHerr Chriftoph Franz Miller gewefter Raths Senior und Handelsmann alliier zu Friesfach,
welcher 78 Jahre alt wäre, der Statt vill gedienet hat und den 17. Jtilij Anno 1763 in Chrifto feelig
entfchlaffen ift. Gott verleiche ihm durch Vorbitt deren | Heil: Frz-Fngeln Michael, Gabriel und
Raphael, auch feines heil: Schutz Engels die ewige Ruhe und ein fröliche Aufer, (lehung zur
liimmlifehen glory."
Eine zweite ähnliche Votiv-Tafel, welche jetzt in der Thannhauser-Gruft- Capelle hängt, gilt
der Galtin Millers und hat in vier Zeilen folgende Unterfchrift: „Alda neben den Altar defs
heiligen Jofephi ligt begraben und ruehet in Gott die Fhrbar und tugentreiche Frau Maria Regina
Millerin ein gebohrne Auerin, defs Fdl veft und Wohlweifsen I lerrn Chriftoph Franz Miller inner-
lichen Raths-Verwandten und Handelsmann alhier zu Friefsach erft gewefene Ehegemalin] ihrers
Alters 65 Jahre, weihe den 16. April Anno 1752 in Chrifto Seelig entfchlaffen. Gott der allmächtige
verleiche Ihm durch Vorbitt Jefu Mariae und Jofeph die ewige rueh und ein fröliche auferftehung
zur himmlifchen glory."
C. Deutfch-Ordenskirche.
57. 1641. An der nördlichen Wand des Kirchfchiffes ein 76 Cm. hoher, 66 Cm. breiter
weifser Marmor mit folgender Infchrift in Capit il-Lettem, n Zeilen, die letzten 3 Zeilen enthalten
das Chronogramm :
Hac fvb vrna in domino qviescit|adm. rdvs. Dominvs Joannes Planinz tevtonici ordinis presbyterj
zelohslimvs qvondam parochvs in Weiniz inferioris Carnioliie pago cvi | venerabilis feneclvs 73
vitam hanccaducam clavfitikK.o Vli:s< at kX optata paCe qVaM | kknIcnVs DeVs IpsIpIk kktkIhVat.
58. 1681. In die nördliche Wand des Kirchfchiffes eingelaufen, ein 122 Cm. hoher, 86 Cm.
breiter fcliwarzer Marmor. Derfelbe zeigt in einem ilurch Ornamentik markirten ovalen Rahmen
oben das Stammwappen, in dem vom Ordenskreuze unterlegten Schilde drei quer übereinander
gelegte, mit den Händen nach rechts zeigende bekleidete Mannsarme; über dem einen gekrönten
Helme halten zwei gleichfalls bekleidete Arme einen Bufch von drei Straufsfedern empor. Die
folgend«' Unterfchrift von 15 Zeilen enthält in den erften drei und in den lezten vier Zeilen
Chronogramnif mit der Jahrzahl 1681, welche übrigens auch am Schluffe iler Infchrift in arabifchen
Ziffern angefügt erfcheint.
In fefto Georgll | Die VIgesIMa tertla aprILIs eXCefflt e Vita | illvftriffim, ac reverendiffim,
dominvs domin jGodefridvs L:B:a Stadl domin y in Nigerfpvrg'j Freyberg et Horenberg sac:caes:
maies:aclv jalis cammerari, capitane, digniffim, eqves sac: ord:tevthon:nec non nobilis llma hvi'
commendae in Friefach vno anno commendator fla hic viator et exoptajVt pIe|CVM CoeLI
ClVIbVs In paCe fanCta reqVIesCat]i68i.;
' Richli K cr Ricgrr.-h.irg. .Ii« bekannt.- di<- (JcRrnd *<-iil.in bchcrrfchriule n llau|»lkhl..|.- <| e » Raal.ll.airs j„ Slrirmurk
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Grabsteine der christlichen Zeit ?x Fkiksach in Kärnten.
117
Die Ahnenreihe der Freiherren von Stadl, fo benannt nach ihrem Stammhaufe nächft
Gleisdorf im fteierifchen Raahthale, beginnt im 14. Jahrhunderte, reicht bis auf unfere Tage, wo fie
vorausfichtlich abfchliefsen wird, Gottfried Stadler von Stadl erhielt mit dem Diplome vom
25. Auguft 1614 den Freiherrenftand und die Bewilligung, die angeerbten Wappen der Pögl, Gradner
und Görtfchacher mit dem vorn befchriebenen angeftammten zu vereinigen, welch letzteres von
da ab den Mittelfchild füllte. Freiherr Franz Leopold von Stadl, begraben am 7. März 1747 zu
Maria Troft bei Grätz, war der Verfaffer des in neun Foliobünden im Manufcripte vorliegenden
„Hellglantzenden Ehrenfpiegel des Hertzogthumb Steyer."
59. 1687, 16. Februar. An der nördlichen Wand des Kirchfchiffes ein 163 Cm. hoher, 107 Cm.
breiter fchwarzer Marmor. Innerhalb eines aus Blatt-Ornament gebildeten Rahmens, in der weiters
durch einen Blätterkranz ahgefchloffenen Oberllelle das vollftändige Wappen der Kazianer (öfeldig
mit Hcrzfchild, 4 Helme fammt Zierden), darunter in 12 Zeilen von capitalen Lettern (die Anfangs-
buchllaben jedes Wortes etwas gröfser) die Widmungsfchrift:
Hie ruehet vnd ligt begraben der hochwvrdig hoch vnd wollgeborne Herr Herr Johann Jacob
Käziäner Graf von vnd ZV Kazenftain Freyherr |avf Flednikh, Biberbach vnd Stainhavsj Frb Silber
Cammerer in Crain vnd derj vindifchen Markh T : O : R : Rathsge- bictiger der Balley Osfter. vnd
Com menthvr zv Friefach, welicher den, 16. Fcbruary Ao. 1.6.87. '» Gott feel : ent-|fchlaffen.
Derne Gott gnedig vnd | barmherzig fein wolle Amen.
Der Verdorbene gehörte einem fchon im 14. Jahrhunderte vorkommenden krainifchen
Gefchlechte an und eben er war es, welcher mit dem Diplome vom 28. Mai 1665 für fich und alle
übrigen Familienglieder den Grafenlland erlangte. Die Katzianer lind im Jahre 1823 im Mannsftamme
erlofchen.' Stammwappen in Gold eine auffpringende fchwarze Katze, welche in dem fechsfeldigen
Schilde mit Mittelfchild des gräflichen Wappens einwärts fpringend das Feld 1 und 6 einnahm. Das
grofse Wappen zeigt einen Schild zweimal längs und einmal quer getheilt, fechsfeldig mit Mittel
fchild. Im blauen Mittelfchilde ein gekrönter nach rechts fliegender filberner Adler, in den Klauen
ein lilbemes Lamm. 1 und 6 in Gold einwärts fpringende fchwarze Katze (Kazianer); 2 in fchwarz
ein fenkrecht geseilter goldener Pfeil, Spitze oben (Höflein); 3 und 4 in Roth gekrönte einwärts
fpringende filberne Katze mit einem goldenen Ring um den Leib und daran hängender gleicher
Kette (Katzenflein oder krainifch Vigaun); 5 von Silber und Roth quergetheilt mit einem vier-
fpeichigen und vierkämmigen Mühlrade von gewechfelten Tincluren. Auf dem Schilde vier gekrönte
Helme. Der rechte trägt drei Fahnen, der zweite die fchwarze Katze von 1 und 6, der dritte den
Adler des Mittelfchildes mit dem Lamme, der linke einen offenen Atilerflug, der rechte Flug \\\
quergetheilt von Silber und Roth mit dem Rade des 5. Feldes, der linke filberne Flug ift mit einem
fchwarz fchräglinken Balken belegt, auf welchem der Pfeil des 2. Feldes liegt. (Familie I löfel zu
Höflein und Hasberg) Der Berühmtefle des Haufes war der kaif. Feldherr Hans Kazianer, von
1530 — 37 Landeshauptmann in Krain, oftmals glücklich im Kriege und Siege, kam er nach einem
Unglücksfalle in den unbegründeten Verdacht der Untreue, und wurde ermordet 25. Oclober 1538
60. 1761. Im Kirchfchiffe rückwärts ein 106 Cm. hoher, 58 Cm. breiter weifser Marmorflein
mit folgender Legende in Capitel Schrift. Die letzten zwei Zeilen enthalten als Chronogram das
Sterbejahr 1741:
f Vnter difen Stain rvhet in Gott j die wohl Fdl und geflrenge Frav Anna Chatharina Havsrvkhin
geborne Tangerin, deren beyden löb- liehen Commenden jad S. Blafivm alda in Friefach vnd | ZV
St. Georgen am Sandhoff ge-|wefte Pflegerin | welichejdvurch fo vnvermvethen zeitlic hen hintrit
in dem 42 Jahr ihres AI- ters difes zergengliche Leben mit | dem ewigen verwehslet dannenhero
WInsCiie.n WUk Ihr aLLsaMui |DIk kWIi.k rVhk
1 Kntj\ kkt, Adrl« Lenicon, V.. S 36
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riS
Leopold v. Beckii-Widmanstetter.
D. Juden.
Bis zu Ende des 15. Jahrhundertes lebten auch Juden in und um Friefach. Der nördlich der
Stadt gelegene Vorort Judendurf gibt noch jetzt aller Welt lebende Urkunde von dem einftigen
Wohnfitze der Israeliten. Aber auch fchriftliche und Stein-Urkunden vermelden davon. In Juden-
dorf wurden zur Zeit des Propftes Hohenauer, alfo vor etwa 50 Jahren, mehrere jüdifche
Grabfteine ausgegraben, theilweife als Mauern" eine verwendet; drei jedoch find erhalten geblieben,
einer davon fleht im Garten der Pfarre St. Stephan bei Dürrenftein, zwei andere aber im Garten
des Propfleihofes in Friefach.
Der Profeffor der orientalifchen Sprachen Franz Fritz in Klagenfurt iiberfetzte die gut
erhaltenen Infchriften folgend:'
1. Trauer Hier liegt Sara, die Gemahlin des Abraham N. Sie ging in die Ewigkeit ein im
Jahre 1358. ' Ihre Seele fei im Bunde der Lebenden.
2. Sie ging in die Ewigkeit an dem 3. Wochentag des Monates Ader 1361.' Ihre Seele fei
im Bunde der Lebenden. Amen. 1. Buch Samuel 25 — 29.
3. Denkmal. Es ruht in diefem Grabe in Friedeil Jofeph Trutt, des Rabbi Sohn , ledig
geftorbcn am 15. Tage des Auguft 1533.' Er war 110 Jahre alt und ein Grofsgelehrter. Seine Seele
fei im Bunde der Lebenden.
Diefes letztere Denkmal irt durch das, was es ausdrückt, feffelnd. Mit dem der kärntnifchen
Landhandfeftc einverleibten Patente des deutfchen Kaifers Maximilian I. vom 10. März 1496 wurde
den Juden in Kärnten, zu gleicher Zeit auch jenen in Steiermark auferlegt, diefe Länder binnen
einem halben Jahre zu verladen.' Des Rabbi Sohn aber blieb noch 37 Jahre lang im Lande und
darb, wie fein Grabmal bezeugt, in feinem Glauben, ohne Zweifel als der letzte Jude im Lande zu
jener Zeit. Der Leichenftein fagt weiters: Jofeph Trutt fei ein grofser Gelehrter gewefen. Hat man
bei der Auswanderung der Juden den Gelehrten gefchont r oder nur den bereits 73jährigen Greis :
von welchem man wohl nicht erwartet haben mochte, dafs er noch 37 Jahre lang im Leben ver-
weilen und das ungewöhnliche Alter von 110 Jahren erreichen werde. Diefe Infchrift ladet faft ein,
den fo viel verfchrieenen angeblichen Mangel an Humanität im Mittelalter, mit der nicht feiten
überlaut gepriefenen angeblichen Duldung unferes Jahrhunderts zu vergleichen!
1 Vergleiche : llehtnatur, Die Stadt Ericfach 1S47, S 115—17; — Hertmann, Handbuch der GeMuchle von Kärnten, I.,
567- 568; — Springer, Oeilerreich-, kirchliche Kunfldcnkmalc der Vor/eit. Ericfach S XXV. — * Nach «nferer Zeitrechnung. — • M«n
IJ61 ihiilllnhen Kalender* — * Untere! Zeitrechnung — 1 1/nienanrr, Kiuhengefchichtc von Kirnten, S. 150,
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ÜBER EIN KUNSTWERK DES BILDHAUERS GERHARD HEINRICH
VON AMSTERDAM IN DER DECHANTEI-KIRCHE ZU
BÖHMISCH-FRIEDLAND,
IN der Decanats-Kirche zu Böhmifch-Friedland liej>t nördlich in der Nähe des Hoch Altars
eine Capelle, welche die früheren Befttzer der Friedländer I lerrfchaft als Grabflätte ("ich
MfiÄJ! erbaut haben. Diefe Capelle ill nach Norden hin mit drei Achteckfeiten abgefchloffcn,
architektonifch - wenn ich mich recht erinnere — durchaus fchmucklos. Hübfeh ift das Kifengittcr,
welches fie von dem Seitenfchiff der Kirche trennt, aber das Werthvollfte, das diefes kleine
Sanctuarium enthält, ifl das grofse Grabdenkmal des Feldmarfchalk Melchior von Redern, welches
jene eben erwähnten drei Achteckfeiten der Capelle ausfüllt und bis zum Gewölbe derfelben
hinaufreicht.
Melchior von Redern war 1555 am 6. Januar zu Breslau geboren, hatte eine ausgezeichnete
Erziehung erhalten und auf Reifen in Frankreich und Italien feine gefellfchaftliche und wiffenfehaft-
liche Ausbildung vollendet. Heimgekehrt, vermälte er fich mit der Gräfin Katharina Schlick. In
den Türkenkriegen erwarb er fich bald Ruhm und Anfehen; 1593 gewann er die Schlacht bei Siffek
eroberte die Feftung Papa und vertheidigte dann 1598 vom 1. Oftober bis 3. November mit
grbfstem Heldenmuth und Erfolg Grofswardein. Kaifer Rudolph II. belohnte feine Tapferkeit,
indem er ihn am 16. Mai 1599 zum Ritter fchlug, zum kaiferlichen Rath, zum Hof Kriegsraths-
Präfidenten, zum General-Fcldmarfchall in Ungarn und Oberften in Raab ernannte. Im Jahre 1600
wurde er nach Wien zu Conferenzen berufen, erkrankte und ftarb auf der Rückreife nach feinem
Schlöffe Friedland in Böhmifch-Brod am 20. September 1600 (Mende, Melchior von Redern. —
Neues Laufitzifches Magazin, XL VI., 235 ff). Ihn überlebte feine Witwe und ein einziger Sohn,
Chriftoph, geboren 1591. Die Leiche des Verdorbenen wurde nach Friedland gebracht und unter
grofsen Feierlichkeiten, Schaugepränge aller Art, endlofen Predigten, am 6. Januar 1601 in der
oben gefchilderten Familiengruft beigefetzt. Die Witwe liefs eine fchöne ovale Medaille zum
Andenken an ihren Gemal fchlagen und beabfichtigte nun ihm auch ein ungewöhnlich prächtiges
Denkmal zu fetzen. Mehrere Jahre vergingen indefs, ehe fie einen Meifter gefunden der ihren
Anfprüchen genügte; erfl 1605 beauftragte fie den Breslauer Bildhauer Gerhard Heinruh von
Amflerdam 1 mit der Ausführung des Monumentes, der dann in fünf Jahren dasfelbe zur Zufrieden-
heit der Beflellerin ausführte.
Ueber die Herkunft und die Jugendgefchichie des Meiflers berichtet uns ein Hochzeits-
gedicht, das Georg Reuter bei Gelegenheit der Vermälung Gerhard I leinrich's und deffen Stief-
enkelin Barbara Wittich (den 20. Mai 1607) verfafst hat, und das gedruckt worden ift. Poetifchen
Werth hat diefe Reimerei durchaus nicht, doch hat der Dichter wohl den Künftler näher gekannt
und über fein Leben fo Manches von ihm erfahren.
1 iSÄo habe ich tu ilrcslau ein« Abhandlung über den Kunftlcr I lerans gegeben, weitere Stadien haben aber fo viel neue»
Material geliefert, dafi ich jetit eine bei weitem »olllUodigere Schilderung des MciAert tu liefern «eraa&g.
Von Pkok. Dk. Alwin Schulz.
120
Dk. Alwin Schulz.
„Der Geburt ift er aus Uahland, Weil Unfried war im Niderland,
Von Amfsderdam der Handelftadt, Und in den Krieg zihn ift keine fchand,
Drin es manch fchönen Küniller hat. Als hat lieh gefetzt zur Kegenwehr
Kunftreich auch feine Eltern warn, Des Herren Breutigams Vater,
Von den er ehlich ift geborn. Drumb er dann von der Wiederpart
Der Vater des Herrn Breutigam In Spanien gefangen wardt.
War der Chrveft Kunftreich mit Nam : I )urch Kunft des Waffcrfteigens lofs
Heinrich Gerhard, Bildhawer fchon; Kr ward, welchs den Feind fehr verdrofs.
Sein Fraw Mutter erbar, from, Nach Ilollßcin kam, darin 6 Jahr
War Magrelha, ein Wilhelmin In der Stadt Kyll gewohnt alldar.
Welche dan hat gezeugt mit ihm Nach Dantzig Ikh mit Kind und Weib
Zwölff Töchter und nur zwene Söhn, Endlich macht, 7 Jahr drin bleib.
Welche noch beyd im Leben (lehn. ' In der Sterb er mit der Fraw fein
Gott fie noch lenger auch erhalt, Und lieben Kindern thet fchlaffen ein
Das fie mit Ehren werden alt ftarb Anno 1585."
Aus diefen Verfen ergibt fich, dafs wir den eigentlichen Familiennamen des Künlllers gar
nicht kennen. Sein Vater nennt fich Heinrich Gerhard, er felbft Gerhard Heinrich. Beide Namen
lind nur Vor- oder Rufnamen; nach holländifchem Brauch nennt lieh unfer Meifter Gerhard Heinrich
(s' fohn), Gerit Hendrikzoon; der Vater hiefs alfo Hendrick Geritzoon. In Breslau hat der Bildhauer
aber immer den Namen Heinrich als Familiennamen geführt. Seine Mutter Margaretha Wilhclmin
wird wohl in Amllerdam auch Gretze Willmestochter genannt worden fein. Der Vater hat lieh nun
bei dem Aufftand der Niederländer betheiligt, ifl von den Spaniern gefangen worden und durch
die Kunft „des Waffcrfteigens" ihnen wieder entkommen. Ob er, wie aus den Verfen hervorzugehen
fcheint, in Spanien gefangen gelegen hat, das mag dahingeftellt bleiben, jedenfalls hat er fich
durch Schwimmen gerettet. 1572, als Albas Erfolge Vielen die Flucht rathfam erfcheinen Kelsen,
wanderte auch er mit Weib und Kindern aus und fand zunächft in Kiel ein Afyl; fechs Jahre weilte
er in diefer Stadt und war wahrscheinlich, was in Kiel wohl zu ermitteln fein wird, als Bildhauer
thätig, 1578 zog er nach Danzig, arbeitete da ebenfalls und ftarb 1587. Sein Sohn hat vermuthlich bei
ihm das Handwerk gelernt und ift dann nach feiner Freifprechung auf die Wandcrfchaft gegangen.
„Anno 1587. Nu war diefer Herr Breutigam fein Wie er dann zuvor in Frankreich,
In diefes Land komen herein, Welfchland, zu Venedig, defsgleich
Hierin fich etwas vmbgefehn, Im Römifchen Reich war gewefen."
Das feiner kunft möcht wol anftehn.
Er hat lieh alfo ziemlich weit in der Welt umgefehen und gedachte, wie die Verfe zu
befagen fcheinen, auch in Breslau nur eine Zeit lang lieh aufzuhalten, in einer Bildhauerwerkllätte
Arbeit zu fuchen. Er fand diefelbe bei dem Stadtbaumeifter und Bildhauer Friedrich Grofs.
Friedrich Grofs" war der Sohn des Breslauer Stadtmaurers Jacob Grofs, der 1558 und 1559
bei dem Neubau des Rathhausthurmes thätig gewefen war und der zwifchen 21. Oclober 1578 und
7. September 1579 verftarb, und der Anna Walther, Schweiler des in Dresden lebenden hoch-
angefehenen Bildhauers Hans Walther. Ueber die Jugendzeit des Meifters ift uns nichts überliefert,
1569 ift er wahrfcheinlich Meifter geworden; fein Namen ift, was für feine künftlerifche Stellung
1 Ein Bifalb Met Honj Itrinrnk irl Anfang d«f 17. Jahrhunderts in Breslau nachtuweifen Kr UM 1b04JuDii3.mil feiner
FrauAgne« eine Tochter Barlara taufen iM. Mag.!, k , und flirbi 1017 den 5 Jannar; II. OAobct Aitbt fein Sohn Hans. Ei ift aber oicfal
tu ermitteln, ob diefer Hau» Heinrich der Bruder des Gerhard Heinrich gewefen.
» Das urkundliche Materiale ifl in mnnrr Abhandlung „Die Breslauer Sudthaumcifter im 10 Jahrhundert" iSchletMM Vorteil.
1., 115 ff augedruekt
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ÜBER EIN KlNSTWERK DES BlI.HHAl HKS GERHARD HEINRICH VON AMSTERDAM ETC.
121
bezeichnend erfcheint, fowohl in die Zunft-Regifter der Maler wie die der Maurer und Steinmetzen
eingetragen. Am 27. September 1569 heirathete er in der Maria -Magdalenen-Kirche Margaretha, die
Tochter des Barbiers Wilhelm Reifer Kr bleibt alfo, indem er wieder eine Handwerkerstochter zur
Frau wählt, den Gewohnheiten eines Zunftmeifters noch treu. Seine erfte Arbeit ift der Taufftein
in der Maria-Magdalenen-Kirche, der 1576 fertig wurde, eine ziemlich unbedeutende Leiftung, die
fowohl in ihrer architectonifchen Formengebung als vor allem in den Reliefs die Nachbildung
niederländifcher Mufter verräth. Der Rath der Stadt Breslau hatte aber Grofseres mit dem Meifter
vor. Auf feine Veranlagung befuchte er Danzig und F.lbing, die Fortificationen diefer Städte zu
lludiren, und wurde nochmals nach Danzig gefchickt, als Stephan Bathori diefe Fcftung belagerte.
Er mufste nun allerdings verfprechen, am 31. December 1577 nicht ohne Wiffen des Raths Breslau
zu verlaffen, damit feine Erfahrungen der Stadt zu Gute kämen, 157S fertigte er einen genauen
geometrifchen Plan von Breslau und deffen Befeftigungen und beginnt dann 157g den Bau der
Kanzel in der Maria-Magdalenen-Kirche, die 1580 am 23. December feierlich eingeweiht wurde.
Im Ganzen ift der Aufbau gefällig; die Anwendung von Sandflcin, weifsem Lemberger Marmor, eng-
lifchem Alabafter, dem grünen ferpentinähnlichen Zobtengeftein (Gabbo), die reiche Vergoldung
einzelner Partien, alles das zufammen macht einen gar nicht üblen Effect; die Details, zumal die
figürlichen Sculpturen, find dagegen recht mittel müfsige Leiftungen. Und doch: das Werk gefiel, fo
dafs nicht nur alle gefchriebenen und gedruckten Chroniken Breslau's feiner rühmend Erwähnung
thun, fondern auch ein Gymnafial-Profeffor Andreas Calagius daffelbe in einem längeren Gedicht
1581 befang und dem Künftler folgendes Lob zurief:
166. 1 nunc, artificesque tuos, rumoribus audax
Mentora, Praxitelem, Polycletum cumque Myrone
Lyfippum centumque alios (hoc tempore quorum
Nil reftat, nifi nomen iners) Per ad aftra Vetuftas:
Tu Friderice tuusque labor, durate vel ifto
Nomine, fervati cauffae melioris in ufum.
Mehr Lob kann am Ende kein Künftler verlangen.
Seine Frau Margaretha hatte ihm mittlerweile fechs Kinder geboren: eine Tochter Regina
die 1570 am 5. September in der St. Elifabeth-Kirchc getauft wurde, und fünf Sohne, die alle in
der Magdalenen-Kirche die Taufe empfingen: Jacob (geb. 12. Aug. 1572), Friedrich (geb. 12. Sept.
1574), Wilhelm (geb. 21, Mai 1576), Daniel (geb. 7. Jänner 1577; ftarb bald) und Daniel (geb. 3. Juli
1580). Nach der Geburt des jüngften Kindes, das auch bald verfchied, ftarb auch Friedrich Gross'
Weib, 1582 führte er eine zweite Gattin heim, diesmal aber hatte er feine Blicke auf eine Tochter
aus einem vornehmeren, faft patrieifchen Gefchlechte geworfen, die Urfula Rindfleifch gewählt. Ihr
Vater war Andreas Rindfleifch, ein kaiferlicher Steuereinnehmer, ihre Mutter Urfula Gengerin, die
Tochter des Andreas Genger aus Nürnberg. Die junge Frau war mit den reichen Kaufmanns-
familien, mit den erften ftädtifchen Beamten, mit dem Haupt-Paftor von St. Elifabeth verwandt; ihr
Bruder Daniel Rindfleifch (Bucretius) hatte als Arzt hohes Anfehen So ganz ohne Auffeilen war es
doch nicht vorübergegangen, dafs ein zünftiger I landwerksmann in einen fo vornehmen Familien-
kreis hineinheirathete; zumal zwei Malergattinen Anna, die Frau des Barthel Fichtenberger, und
Getrud, die des Hieronymus Beynhardt, hatten die Ehre der jungen Frau mit ihren Klatfchereien
fchwer angetaftet, wurden verklag!, verurtheilt, auf Bitten ihrer achtbaren Männer zwar begnadigt,
mufsten aber 1582 den 13. Auguft Abbitte leiften.
1586 verliefs der bisherige Stadtbaumeifter Heinrich Muntig von Groeningen den Dienft in
Breslau, und am 21. Mai desfelben Jahres wurde diefe Stelle Friedrich Groß übertragen. Er baut
viu N. F. 16
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Dk. Alwin SCHULZ.
weiter an der Fortification und errichtet 1586 — 8y das Ziegelthor, einen nicht unbedeutenden Bau,
der bei der Schleifung der Breslauer Fellungswerke nach 1807 zu Grunde ging. l£in paar Denk-
mäler in der Elifabeth- Kirche, das des kaif. Käthes Alexander von Kck (f 1577) und des Andreas
I Judith (f 23. Febr. 1589) rühren von feiner I land noch her. Schon 1588 fühlte er ("ich fchwach und krank
und liefs defshalb am 29. September fein Teftament aufnehmen, legte es jedoch felbft noch auf dem
Kathhaufe am 15. December nieder. Am 15. Mai 1589 erfcheint er noch vor Gericht, aber fchon am
16, October wird fein Teftament eröffnet. Er vermachte feinem ältelten Sohne Jacob, der wieder
Bildhauer geworden war, feine Kunftbücher, Kupferrtiche, Holzfchnitte und fonftigen Kunftwerke, alles
Bildhauergcräth. Die beiden anderen Sohne werden aucli mit befonderen Gefchenken bedacht; die
Tochter Regina, die am 24 November 1587 einen Bildhauer Michael Wittig, geheirathet hatte, bekam
einige Erbftücke. Der Frau Urfula, mit der er keine Kinder gehabt, fetzte er auflandige Legate aus
und überliefs ihr vor allem ilas ganze von ihm für fie angefchaffte Inventar zum Lichthandel. Es ift
immerhin interefiant zu erfaliren, dafs die b rau eines Künlllers, eines angeftellten höheren llädtifchen
Beamten, eine Frau, die nach damaligen Begriffen aus der höheren Gefellfchafts Claffe herftammle,
mit Lichterziehen und Lichterhandel (ich einen Zufchufs zu ihrer Wirthfchafts-Caffe zu ver-
dienen nicht von der I land wies. Der ältefte Sohn des Friedrich Grofs, Jacob, folgte dem Vater
bald nach; am 20. October 15S9 machteer fein Teftament, fetzte feine Stiefmutter zur Erbin feiner
Werkzeuge, des vorhandenen Alaballers, des Jafpis, der Hirfchgewcihe und des Schnitzholzes ein
und flarb dann bald, da fchon am 29. December fein Teftament eröffnet wurde.
Gerhard Heinrich hatte nun fchon 1587 in der Grofs'fchen Werkltätte Arbeit gefunden und
fcheint bei der Krankheit des Meillers im letzten Jahre wohl die Leitung des ganzen Gefchäftes
übernommen zu haben. Als nun Grofs Harb, führte zunächft die Witwe mit Hülfe von Gefeilen und
Lehrlingen — zwei noch ein halbes Jahr zu halten war ihr, wie wir aus Friedrich Grofs' des Aelteren
Teftament erfahren, erlaubt — die begonnenen Arbeiten zu Ende. Gerhard I leinrich ftand ihr treu
zur Seite und half ihr mit Rath und That; Jacob Grofs vermachte in feinem letzten Willen „Gerhard
Henrichen, fofern er feinem verfprechen nach die angefangene arbeit der Erbfchaft zu gutte
ausmachen vnnd alliier heurathen wirt, ein Sturmhaube vnnd ein lanng Rohr fampt allem Zugehoer,
dif follen mein Bruder von meines Vätern Sturmhauben vnnd Buxen enntrichten." Der junge
Gefell, dachte übrigens auch gar nicht daran, Breslau wieder zu verlaffen, da fich eine paffende
Heirath für ihn fehr bald fand. Frau l'rfula Grofs, geb. Rindlleifch, war wahrfcheinlich noch eine
junge ftattliche Witwe, befafs ein hübfehes Vermögen, einllufsreiche Verbindungen in der Stadt,
ein eingerichtetes blühendes Gcfchalt, und Gerhard I leinrich, ein noch junger Mann, vermuthlich
jünger als Frau Urfula, mochte auch ihr eine ganz annehmbare Partie fcheinen. Der junge Gefell
erwirbt alfo das Meifterrecht und läfst fich den 4. Juni 1590 mit Friedrich Grafs' Witwe in der
Maria-Magdalenen-Kirche trauen. Er übernahm nun die Verpachtung auch für die Erziehung der
Stiefföhne feiner Frau Sorge zu tragen. Der ältefte derfelben, Friedrich, wurde wieder Bildhauer;
fchon 1600 den 24. März leiftet er feinem Vormund und Stiefvater Quittung; er ftirbt 1609 am
27. April und hinterläfst wieder einen Sohn, der Zechfchreiber der Grofs- und Kleinbinder wird,
und den 12. October 1631 in der St. Elifabeth-Kirche heirathet. Der andere jüngere Sohn Wilhelm
ftudirte Medicin; auch er quitlirt den 13. Oclober 1600 als Studiofus medicinac über den Empfang
feines Erbtheils; 1607 erfcheint er bei einer Erbregulirung fchon als^'hilofophiae et Medicinae Doctor,
Römifcher kaiferlicher Majellat HofMedicus zu Prag." Endlich lebte, in dem Haufe des Gerhard Hein-
rich noch ein kleines Waifenmächen, die Enkelin von Friedrich Grofs, Tochter der Regina, die mit
dem Bildhauer Michael Wittig fich 1587 verheirathet hatte. Schon im Januar (23.) 1591 hatte Wittig
eine zweite Ehe gefchloffen, auch diefe Frau war 1594 geftorben, er felbft war 1595 den 24. Februar bis
3. März verfchieden und fo war die kleine Barbara Wittig in das Haus ihrer Stiefgrofsmutter
Über ein Kunstwerk des Bildhauers Gerhard HEINRICH von Amsterdam etc.
123
gekommen und Gerhard Heinrich war zu ihrem Vormunde ernannt worden; ein Koflgeld von
9 Grofchen wöchentlich wurde von deren Vermögen bezahlt. Aber auch eigene Kinder belebten
bald das Haus des jungen Paares, Frau Urfula hatte in ihrer Ehe mit Grofs keine Kinder gehabt,
dem Gerhard Heinrich gebar fie fchon 1591 einen Solln Gottfried (geb. den 26. November), dann
folgte 1593 die Tochter Urfula (geb. den 17. December), die aber bald flarb (1595 24/31. März),
darauf 1596 der Sohn Jacob (geb. den 24. Juli). Zwei Zwillingstöchter wurden 1598 geboren und am
28. November Maria und F.lifabeth getauft. Hlifabeth darb, wie das Todtenbuch befagt, fchon 1599
6/13. Augufl „an Kliffen." 1600, den 19. Augufl, wird der Sohn Daniel getauft und nach deffen Tode
erhält am ft< December 1601 ein jüngere Bruder, der 1607 19 26. Odlober ftirbt, denfelben Namen
Anfang Januar (5. — -12.) 1607 ftarb Frau Urfula, der Witwer tröflete fich fchnell genug, indem
er fchon am 20. Mai lieh fein Mündel, Barbara Wittig, die etwa 17—19 Jahre alt fein mochte, in der
Maria-Magdalenen-Kirche antrauen liefs. Zu Ehren diefer Hochzeit wurde jenes obenerwähnte Feft-
Carmen gedichtet. 1603 wurde der Sohn Daniel geboren (getauft den 7. Februar — geft. 1609 den
26 Juni bis 3 Juli), darauf 1609 eine Tochter Urfula (geb. den 5. Mai), 1610 die Tochter Elifabeth (geb.
den 9. September), 1613 der Sohn Gerhard (geb. den 19. November — gelt, den 6. Februar 1614).
Seine Tochter erfter Ehe, Maria, hatte fchon am 13. Februar 1613 den Seifenfieder Cafpar Röhricht ge-
heirathet (Maria-Magdalenen-Kirche) 1614 machte er fein Tellament und legte es persönlich am
4. November auf dem Rathhaufe nieder. Er vermachte feiner Frau und ihren beiden Töchtern Ursula
und Elifabeth, jeder vor aller Theihing voraus 200 Thaler, der Frau zudem noch alle ungemachten
Sachen, fowie die gebrauchte VVäfche und das Brennzeug nebft den zugehörigen Büchern.
Während Urfula alfo nebenher die Lichtzieherei betrieb, fcheint Barbara ein Deftillations-Gefchäft
befeffen zu haben; ob fie Parfümcrien fabricirte oder Branntwein, das mui's dahingeflellt bleiben.
Der ältefle Sohn Gottfried ift auswärts auf der Wanderfchaft. „Ferner fo ordne und befcheiilc ich
auch meinem Eltiften Sohne Gottfried Erller Ehe Herzog Carles (das heilst des Erzherzogs Carl von
Oeflerreich, der 1608 — 1624 Bifchof von Kärnten war) Bildnus von Göhl mit vier Demanten ein-
gefafst fambt einem guldnen Wappen und Türkies-Ring, daneben alle Kunilbücher, Kupferlliche,
Wachskünfle, Vifierungen und Abrifse, und demnach in meiner Kuuftltuben auff beiden Tifchen an
Indianifchen Sachen, Schnecken und Anticpiiteten vorhanden. Alfo fol folches alles mit Fleifs, damit
nichts davon kome, dem Gottfried zum bellen v erwahret gehalten undhernachher von den eingefetzten
' Erben Ime umb eine gebürende Zalung angefchlagen und gelafsen werden." Die angefangenen
Arbeiten Collen Gefellen fertig machen. In die Malle theilen lieh Frau Barbara und Urfula, Elifabeth,
Gottfried und Maria, verehelichte Röhricht, zu gleichen Theilen, doch foll der letzteren, da ihr Mann
verfchuldet ift, ihr Erbtheil vor der Hand nicht ausgezahlt werden. Der Sohn Jacob wird wegen
Ungehorfams und Schuldenmachens enterbt ; feinen Pflichtteil hat er fchon erhalten. 1615 den 20. April
flarb Gerhard Heinrich in feinem Haufe auf dem Neumarkt „an langwerender Krankheit" wie das
Todten-Kegifter bemerkt.
Seine Witwe Barbara wartete nur die gefetzliche Frifl ab Geh wieder zu verheirathen. Auch
fie nahm fich einen Bildhauer, vielleicht auch einen Gefellen ihres verllorbenen Gatten, Gregor Hahn
(oder Hanauer), liefs lieh mit ihm am 15. Februar [616 in der Maria-Magdalenen-Kirche trauen, und
befchenkte ihn fchon im Mai mit einem Sohne Gregor (getauft den 21. Mai). Im Taufbuch der
Maria-Magdalenen-Kirche ift der Tag der Trauung mit einem Notabene neben der 'Taufeintragung
vermerkt. Sie flirbt 1623 den 26. December an langwieriger Krankheit.
Gerhard Heinrich's Tochter Urfula wurde Dienflmädchen und flarb, fünfzehn Jahre alt, den
27. Juni [625 am hitzigen Fieber. „1636 den 15. October (f) Rohna Elifabeth, Gerhard Heinrich's,
Bildhauers aufm Neumarkte, gelaffener 'Tochter mit Daniel Kuntzen Votieren unter der weifsen
Compagnie unehelich erzeugtes Kind." (Todtenbuch). Gottfried Heinrich hat fich vermuthlich in
10»
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Dr. Alwin Schulz.
einer anderen Stadt niedergelaffen ; in Breslau ift fowohl von ihm als von feinem Bruder Jacob keine
Spur mehr auzufinden.
Von unferes Meifters künftlicher Thätigkeit find wenige Berichte uns erhalten. 159S gibt er
folgendes Gutachten ab: „Die Erbarn Hanns Hofmann Vnd Gerhard Henrich, beide Bildhauer, vnfer
mitburger, vnd haben auf die Supplication, Welche Abraham Peiffer von der Freiftadt V'ns dem
Rath vbergeben Vnd das innen Er Von Inen Zu wiffen begert, was fie Von Jacob Scholczcn Zur
Soraw, feinem Eehrmeifter, fo fich Vor einen Bilthaur ausgeben foll, hielten, fich erklert, das fie
anders nit wuflen, dan das derfelbe Jacob Scholcz bei feinem Vater, einem Tifchler zu Schweidnitz,
das Tifchler handwerg erlernet, Daruber er dan auch feinen lehrbrief Dafelbft zur Schweidnitz Vber
das Tifchler handwerg Vnd nicht vber das bilthawen bekommen, derowegen (ie Ihnen Dan auch
bisdan (es were den, das er wegen bilthawns feine richtigen Zeugnus furlegte, wie fichs bei diefer
Kunft des bilthauens geburet) für keinen bilthauer erkennen können. Actum 3 Junii (15)9«'" (Liber
exceffum).
Ueber feine Werke fpricht unfer öfter erwähnter Reimfchmied:
„Wie er dann durch fein edle Kunft
Bcy Fürften und Herrn hat gros Gunft,
Weil er etlich Fürftlichen Perlon
Und andern Herrn hat manchen thon
Gar künfllich Epitaphia,
Zu Elfs ein Predigftul auch ja."
Die Kanzel in der Schlofskirche zu Olsift 1605 gefertigt \Sinapius , Olsnographia II. Herr Bau-
rath von Dehn-Rothfel/cr theilt mir über dies Denkmal folgendes mit: „Die Kanzel befleht aus Holz
Sie wird geftiitzt von einem naturalillifch behandelten Baumllamme, vor dem ein heiliger Chriftophorus
(Ich anlehnt. Die Brüftung der Kanzel und die Kanzeltreppe wird durch Apoftel-Statuen in Felder
getheilt, die an der Kanzel mit rundbogigen, an der Treppe mit rautenförmigen Füllungen aus-
gefüllt find. Der glatte Grund diefer Füllungen ift nur in anderer Farbe marmorirt, ein Sockel-
gefims unter denfelben in der I löhe der I'oftamente unter den Apollel-Statuen ifl mit facettirten
Quadern verziert. Der Schalldeckel Hellt in Barockformen einen lieh pyramidal zufpitzenden reichen
tempelartigen Autbau dar. In der Färbung herrfcht ein Porphyrton vor." Wo aber find die Fpitaphia
der Fürften und Herren zu fuchen: Kr mufste fich doch fchon eines ganz befonders grofsen Rufes
erfreuen, dafs ein fo koftbarcs Werk wie das Redern'fche Monument ihm übertragen wurde.
„An jtzt (1607) ein folch Werk für fich hat,
Welches ein grofs ftiieke Gelds geltat;
Gehört dem Edlen gellrengen I lerrn,
Wolgeborn I lerrn Melchior von Rehdern,
Welches dem Herrn feiner Gnad
Sein liebs Gemahl lafst richren auff,
Die Wolgeborne Wittib zart,
Im zu Elim, wagt gros Gelt darauff,
Weichs alfo zierlich wiril gemacht,
Nicht balil desgleich ift fo erdacht,
Als es diefer Herr Breutigam
Durch feine Kunft macht lobefam."
Die Arbeit wurde 1605 begonnen und am Katharinentage (den 25. November) 1610 in der
Stadtkirchezu Friedland, die 1549 —51 vonChriftoph von Biberflein gebaut und der h. Kreuzerfindung
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Oder ein Kunstwerk des Bildhauers Gerhard Heinrich von Amsterdam etc.
125
geweiht worden ift, aufgeftellt. Sommer fchätzt in feiner Beschreibung des Königreichs Böhmen (Prag
1834 —II. 311) den Preis des Denkmals auf 40.000 Thaler, Nemethy in feinem Buche „Das Schlofs
Friedland in Böhmen und die Monumente der Friedländer Stadtkirche" (Prag 1818, 167) gibt
folgenden Koftenüberfchlag wahrfcheinlich aus Friedländer Archivalien:
820 Centner Marmor 7S00 Thaler
80 Centner Metall 4000 „
Fuhrlohn 3000 „
Der Mcifter wöchentlich 7 Thaler . . 1820 „
Der Polier wöchentlich 5 „ 1300 „
18 Gefellen wöchentlich ä 3 Thaler 14040 „
Verfchiedene Unkoften 5000 „
Vergolden der Statuen, Tafeln und Verzierungen 300 „
37.260 Thaler.
Eine beffere Befchreibung des Denkmals kann man wohl nicht geben, als die, welche der
Meifter felbft nach Vollendung feines Werkes verfafst und drucken liefs. Es ift meines Wiffens das
erftemal, dafs ein Künftler fich entfchliefst, die Interpretation feiner Arbeit felbft zu übernehmen
und zu veröffentlichen. Da dies Schriftchen jedenfalls fehr feiten ift — nur die k. und Univerfitäts-
Bibliothek zu Breslau befitzt ein Exemplar — fo mag hier anltatt einer Befchreibung und Er-
klärung des Monumentes der Abdruck jenes fieben Cjuartfeiten ausfüllenden Tradlates folgen,
Kurtze Befchreibung I Defs Herrlichen Monumenti vnd Begräbnüfs, Welches die Wolgeborne FrawJ
Fraw Catharin, Fraw von Redern, Gehörne Schlickin, Gräffin von Paf-jfaun vnd Weifskirchen, etc.
Regierende Fraw der j Herrfchafften Friedland, Reichenberg vnd Seydenberg, etc. Wittib : | lhreni|
Neheft Gott, höheften Schatze, Hertzliebften Herrn vnd Gemahl (nun in Chrifto feiig ruhend) Dem
auch j Wolgebornen Herrn, Herrn Melchiorn von Redern, Freyherrn vnd Rittern etc. Herrn auff
Fried- land, Reichenberg vnd Seydenberg, etc. Rom. Kay. | May. Rath, vnd Hoff kriegsrath pra>
lidenten, Gene- rali Fcldmarfchalln in Hungern, vnnd Obriftem zu Raab, Auch beyder Fürftlichen
DorchL Ertzher- [czogen Matthise vnd Maximiliani zu Oe- 1 fterreich, etc. Rath, etc. [Zu fonderen
Ehren machen, vnd zu Ewigem gedächt- nüfs in der Kirchen zu Friedland auffrichten laffen: Anno
MDCX. | Gedruckt zu Brefslaw, bey Georg Bawman.
Diefes Stück vnd herrliche : Werck, Ift vom Fundament an, bifs|oben hienaufs, zufehen,
Wie folget:
Erfllich fihet man vnten die Eroberungk oder Einnehmung der Veftung Papa- von metall
gegoffen, vnd im Fewer vergüldet, 2. Ellen lang vnd i. Ellen breit. Darueben auff beyden feiten
2. gefangene, angefchmiedete Türcken, die das gantze Werck tragen, in rothem Marmor gehawen:
Das Corpus ift mit allerley Kriegsmunition gezieret, Darauff defs Herrn Melchiors von Redern
Bildnüfs vnnd Contrafeclur, So grofs als Er im leben gewefen, von Metall gegoffen, gleich in der
mitten auffgerichtet, vnd daneben von grünem Iaspis ein Seulen, darauff er feine lincke Hand
leget, Als einen Standhaftigen Helden bedeutend.
Auff der rechten feiten, Stehet die Wolgeborne Gräfin vnd Fraw Fraw, etc. Seine hertz-
liebefte Fraw Gemahlin, vnd nebeft Ihr ein Tifch, von || grünem Iaspis gefetzt, daran das Schlickifche
Wapen fchön in weiffen Alabafter gehawen, etc. Auch in metall gegoffen.
Auff der lincken feiten, Ift Ihr hertzliebfter einiger Herr Sohn, der auch Wolgeborne Herr
Herr Chriftoff von Redern, Freyherr, Herr auf Friedland, Reichenberg vnd Seidenberg, etc. Rom.
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, 2 6 Dr. Alwin Schulz.
Kayf. May. Truchfafs, etc. Auch in lebens greifte, in metall gegoften, auffgerichtet, Alle drey fauber
verfchnieten, vnd mit allerley zierlichen Arbeit, auff die Rüflung vnd Kleidung getrieben, etc.
Hinder die abcontrafecluren find kommen von Kupffer getriebene Arbeit, vnd im Fewer
vergiildet, etc.
Vber diefc, aller dreyer Grabfchrifft, in metall geetzet, vnd im Fewcr vergüldet, etc.
Darüber vnd darunter in grünem Marmor, die fchönen Lateinifchen Verfs vnd Gefpreche,
alles darein gehawen vnd vergüldet, etc.
Der Fraw Gräffin Ihr Gn. Lateinifche Verfs, welche vber Ihr flehen find diefe: ||
Care Marite, meo mihi peclore Carior, et dum
Vita tibi fuit, nunc ubi morte jaces;
Carus eras, et Carus eris: Carus quoque per tc,
Unica qui vitae fax mihi, Natus erit.
Utque patescat amor meus ifte nepotibus olim,
Haec fidei monimen fint monumenta me*.
Defs Herrn Melchiors von Redern, Freyherrns vnd Ritters, etc. Lateinifche Verfs, welche
vnter Ihme flehen, find diefe:
Grata mihi pietas tua, Cara Marita, fidesque:
Et grata hsec fidei funt monumenta iure.
Cratior at Nati tua Cura. Sed ö mea quondam
Gura quoque! 6 generis fpes mea Nate meil
Sis pius inprimis: Cari dein gefla parentis
Magno imitare animo, nomine magnus eris.
Defs Jungen Herrn, Herrn Chriftoffs von Redern, Freyherrns, etc. Lateinifche Verfs. welche
auch vber Ihm flehen, mit vergiildeten Buchflaben, lauten alfo:
O Vitae Cynosura mea-, Pater, una, vis-que!
O calcar geftis ad pia gefla tuis!
Sedulus iftud agam, tua per velligia currens,
Addat uti fama* poll mea fama tua-. ] |
Intereä vita tu gaude celite : at 6 heic
Longiim, cum Jovä, fpes mea, Mater agat.
Vber dem alten Herrn find zufehen feine 16. Ahnen oder Gefchlechte, von metall, vnd im
Fewer vergüldet: Darüber fleugt von Golde, der Römifche Adler, Darhinder find die zwo
Tugenden SPFS und FIDES.
Daneben auff beiden feiten 2. fügende Engel von weiffem marmor gehawen, Als der auff
der rechten feiten mit der Helmdcckcn, Wie er von Ihr. Rom. Kay. May. wegen feiner trefflichen
thaten zum Ritter gefchlagen worden: Der andere Engel auff der linken feiten ein Lorberkrantz
haltend, vnd denfelben dem Herrn aufffetzend.
Nebeft beyden feyten 6. columna- oder Sculen von weiffem marmor vnd grünen Iaspis ge-
hawen, eine jede von 5. Ellen hoch. Darauff 4. gantze correntifche Capitell, gantz vergültet, vnd
2. von Meilsnifchem Alabafler.
Auff der rechten feiten (NB. der Hauptfigur) daran hangend von metall die Feldfchlacht
vor Zifsegk. Vnd auff der linken feiten die Belagerung Grofswardcin, || auch in metall gegoften
fauber verfchnietten, vnd beydes in Fewer vergüldet, etc.
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Über ein Kunstwerk des Bildhauers Gerhard Heinrich von Amsterdam etc.
127
Darüber auff der rechten feiten, vber der Fraw Gräffin, etc. König David zu Rofs ftreittende,
vnd daneben der flreitbare Held Iofua. Auff der lincken feiten Iudas Maccaba:us nebefl dem Gedeon,
gleichfalles zu Rofs ftreittendt, gantz rund gehawen von rotem marmor, jedes 2. Ellen hoch.
Volgendfs hienauff gleich in der mitten, defs Herrn Melchiors von Redern, Freiherrns vnd
Ritters, etc. Wapen, in rothem marmor gehawen, gleichfalles 5. Ellen hoch, vnd alles durch-
brochene Arbeit Darüber der Triumphirende Salvator, der den Todt und Teuffei vberwunden,
2. Ellen hoch ftehendt.
Vnd was fonflen von Engeln, Cherubin, vergüldeten Löwenküpffen, vnd anderm von Goldt
fchönem ornat, mit welchem das gantze Werck illustriret und gezieret, hierzu kommen, wie folches
daran genugfam zu befinden vnd zn fehen ift. ||
Zv dem gantzen Werck zu vergülden find kommen in die 300. gülden Vngerifch.
Diefes gantzen Wercks höhe, helt 15. Ellen.
Die breite 10. Ellen.
Vnd ift diefs gantze Werck von Rothem Böhmifchen, Grünem Schlefifchen, vnd weiffem
Friedlendifchem marmor vnnd Iaspis zufammen getragen.
Auch eines theiles weiffer aus Engelland, Polen, vnd aus der Reufsnifchen Lembergk herzu
gebracht worden, etc.
Vnd fonften von anderen Edlengelleinen, als Topafiis, Saphier, Rubinen, vnd der-
gleichen, vorfetzt.
Zu diefem Werck find auch kommen:
Von metall in die 80. Centner.
Vnd der aufsgearbeitete marmor 520. Centner.
Thut in allem an metall vnd marmor 600. Centner.
Daran gearbeitet felb 18. bifs in das 5. Jahr, kan derowegen ein jeder Verflcndiger leicht
bey Ihme abnemen, was folches Werck koflen möchte, etc.
Diefes Werck ift im Jahr 1610. den 25. Novembris, welcher war der Tag S. Catharinae,
verfertiget, vnd in der Kirchen zu Friedland glücklich auffgerichtet vnd gemacht,
Von Mir
Gerharde Heinrico
von Ambfterdam, Bürgern vnd Bildhawern, jtziger zeit in Brefslaw.
Zwölf Jahre, nachdem Frau Katharina ihrem Gemahle dies grofsartige Denkmal gefetzt hatte,
mufste fie mit ihrem Sohne fliehen, ihr Befitzthum im Stiche laffen. Ihr Bruder Andreas Graf Schlik
fand bei dem Blutgerichte zu Frag den Tod durch Henkershand; fie felbft und ihr Sohn Chriftoph
hatten als eifrige Froteftanten gleichfalls die Sache des Winterkönigs unterfttitzt und retteten fich
jetzt nach Polen. Ihre Güter wurden confiscirt; die Herrfchaft Friedland erkaufte 1622 Albrecht von
Waldftein. Als im Jahre 1639 die Schweden Friedland befetzt hielten, vernichte Chriftoph von
Redern vergebens nochmals den Befitz feiner Familie wiederzuerlangen. Er Harb in der Verban-
nung 1642; feine Mutter war fchon 1640 verfchieden. — Dafs bei den Kriegsereigniffen auch das
Redern 'fche Denkmal leiden werde, war vorauszufehen. Die Edelfteine und der goldene Adler
wurden wohl fchon von den Schweden mitgenommen, die, wie gefagt, 1639 Friedland befetzt
hatten und am 10. December fogar die Gruft des Melchior von Redern plünderten 1624 kehrten
fie zurück und haben da wohl noch entführt, was von Koftbarkeiten ihre Vorgänger übrig gelaffen.
Nach Sommer (Königreich Böhmen II. 311) häuften 1744 den 10. December die Preufsen in Friedland
und kamen im September 1759 unter General Fouque nochmals dahin zurück. Viel werden fie an
dem Redern'fchen Denkmal nicht mehr erbeutet haben. Jaroslav Schaller (Topogr. des Königr.
Böhmen, Prag 1790 IV. 287) beschreibt das Grabmal und berichtet, es fei gefchmückt mit
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128
Du. ALWIN Schulz. Üiikk kin Kunstwerk i>es Bii.diialeks Geriiakd Heinrich etc.
vielen metallenen im Feuer vergoldeten Tafeln, die mit Topafen, Rubinen, Saphiren und anderen
Edclfteinen reichlich befetzt gewefen, im fchwedifchen und preufsifchen Kriege aber derfelben faft
gänzlich beraubt worden feien.
W. A. Gcrle (Bilder aus Böhmens Vorzeit Prag 1840) erwähnt der Edelfteine gar nicht
mehr, und als ich 1868 das Denkmal eingehend unterfuchte, konnte ich gar nicht die Stellen
ausfindig machen, die ehedem mit Edelfteincn befetzt gewefen fein füllten. Uebrigcns ifl das
Monument viel weniger ruinirt als man nach Schaller's und Sommers Bericht annehmen füllte. Der
goldne Adler fehlt und auch jene Edelfteine, fonft find nur wenige Stücke abhanden gekommen.
Ks fehlen die fchwebenden Engel, die Victoria im rechten Bogenzwickel, acht von den 16 Ahnen-
wappen, die Löwen und Engclsköpfe an den Säulen Die Relief- Tafeln der Erflürmung von Papa
und der Verteidigung von Grofswardein, die früher an den Säulen hingen, lehnen jetzt unhefeftigt
an dem Monumente. Im Schlöffe zu Friedland wird noch eine Zeichnung bewahrt, die vor
Plünderung des Denkmals angefertigt worden ift.
Die Arbeit felbft ift von ungleichem Werthe. Der arehite<5tonifche Aufbau ifl nicht ohne
Wirkung; die Anwendung verschiedenfarbiger Steine belebt das Ganze und bringt die Gliederung
der Bautheile zur rechten Geltung. Dagegen find die Marmor-Sculpturen fehr fchwach. Die Bronze-
Statuen find vortrefflich modellirt und ebenfo fehr gefchickt gegoffen und eifelirt. Ob Gerhard
Heinrich felbft eine Gufshütte befeffen, ift unbekannt; vielleicht hat der Glocken- und Stückgiefser
Gerhard Götz, der mit dem Meiftcr bekannt und durch Gevatterfchaft verbunden war, Gufs und
Cifelirung beforgt. In dem Mufter der Damaft-Robe der Frau Katharina wiederholt fich öfter die
Chiffre MC j es find da die Anfangsbuchftaben von deren Vornamen, dem ihres Gemahls und ihres
Sohnes, verbunden (Melchior, Chriftoph, Katharina). Sind die Bronze-Figuren wirklich eines
Künftlers würdige Arbeiten, fo find die bronzenen Relief-Tafeln geradezu fchülerhaft, roh und
ungefchickt ausgeführt. Meifter Gerhard Heinrich hat fich doch, wenn man das Monument genau
und eingehend ftudirt, die Ausführung desselben recht leicht gemacht. Der Entwurf mag von ihm
herrühren und der ift ja auch ganz anfprechend, aber die Arbeit felbft hat er feinen Leuten über-
laffen; ein Künftler, der die Bronze-Figuren zu modelliren vermochte, der ift nicht im Stande fo
lahme und ftumpfe Geftalten wie die Marmor-Figuren auf dem Haupt-Gefims auszuführen. Die
Arbeit mufs er ganz feinen Leuten überlaffen haben, aber ihm wird immer der Vorwurf gemacht
werden können, dafs er fo ungewandte Kräfte zur Ausführung einer fo theuren Arbeit herangezogen
hat, dafs er es vor allem vor feinem Künftlergewiffen verantwortete, die gewöhnlichften zum
Theile gar fchülcrhafteflcn Gefellenleiftungen mit feinen eigenen künftlerifchen Compofitionen zu
einein Ganzen zu vereinen.
Siegel der Stadl Olmuu.
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EINIGE ÄLTERE ELFENBEINARBEITEN KIRCHLICHER
BESTIMMUNG.
Von Dr. Karl Link.
(MU 33 Tent-Illuflrationcn uud zwei T»fcln.)
ILFENBEIN war ftets ein mit Vorliebe gefachtes Material zur Anfertigung von plaftifchen
Arbeiten. Seine Verwendung reicht in die älteflen Zeiten der Cultur zurück, ja es war
im Alterthum in gewiffer Beziehung der grofseren Plaftik viel mehr dicnflbar, als dies
im Mittelalter der Fall war. Eri\ mit dem Wiederaufleben der Antike in der Kunft wendete fich
der kunftfertige Schnitzer und Dreher wieder diefem Material zu und die Liebhaberei gewann
InterefTe für derlei gröfsere Arbeiten, was dann gefleigerte Erzeugung derartiger Kunft-l'roducle
zur Folge hatte.
Das Mittelalter hielt in Bewunde-
rung der aus der Antike übernommenen
Vorbilder llets an diefem werthvollften und
vornehmllen unter den thierifchen Bearbei-
tungs-Stoffen und überdies für die Bild-
fchnitzerei und Drechslerei fo befonders
geeigneten Material zwar mit Vorliebe feft,
ohne es aber fo reichlich in Verwendung
zu bringen, als die darauffolgende Zeit. Wie
faft die ganze Kunft des Mittelalters war
auch die Flfenbeinfchnitzerei beinahe nur
der chrilllichen Kirche gewidmet und für
deren Bedürfniffe und l'runk thätig. Frft
der Verlauf der weiteren Jahrhunderte fchuf
diefer Kunft auch für profane Zwecke
genügenden Raum zur Entwicklung, bis gegen den Schlufs des Mittelalters diefc Richtung unzweifel-
haft das Uebergewicht erreicht hatte.
Das Elfenbein hielt man feiner Feinheit und fchonen weifsen Farbe wegen, dann mit Rück-
licht auf feine Beziehung zum Elephanten — als dem von den chrilllichen Phyfiologen bezeichneten
Multer der Reinheit — für ein befonders berufenes Material im kirchlichen Dienfte. Man verwendete
diefes Material zur Ausfchmlickung von Buchdeckeln, zu Büchfen, namentlich jener zur Aufbe-
wahrung von Hoflien (Ciborien) und Reliquien beftimmten, für kleine Figurengruppen, für kleine
Weihwaffer-Gefafse, Bifchofftäbe, für Kufstäfelchen und kleine fchreinförmige Reliquiare. Auch
fchmückte man damit die nach Art der Dyptychen und Triptychen der Antike gebildeten kleinen
VIII NF 17
Fig. i.
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>3«
Dr. Karl Lind.
EINIGE ALTEkF. ELFENllEINAKBKITEN KIRCHLICHER BESTIMMUNG.
'3"
Trag-Altäre; nur wurde jetzt das von der Aufsenfeitc der Deckel nach Innen verlegte Elfenbein-
Relief mit der natürlicherweife kirchlichen Darfteilung zur Hauptfache, während es früher nur eine
verzierende Heigabe war.
Im 10. Jahrhundert und mehr noch im n. Jahrhundert fand die Elfenbetnarbeit in Deutfch-
land und zwar am kaiferlichen Hofe und in den reichen und prachtliebenden Bisthümem und
Klöftern eine vorzügliche Pflege. Die damals geschaffenen Werke laffen den darin zur Geltung
gelangenden zunehmenden geiftigen und
künfllerifchcn Auffchwung deutlich erken-
nen. Im Abendlande treffen die eigenen
Schöpfungen der Kunft und damit der ein-
zelnen Zweige derfelben, alfo auch der
Elfenbeinschnitzerei mit jenen von Byzanz
zufammen, und war es eine natürliche Folge
davon, dafs die letzteren auf die heimifche
Schnitzkunft einen zwar eigentümlichen,
aber gewifs heilfamen modificirenden Ein-
flufs ausübten, ohne dafs fie dafelbß in getreuer Weife durch die Hand der klöflerlichen Künfller
nachgeahmt worden wären. Vielmehr vereinigen fich hier einerfeits die mangelhafte und rohe
Darftellungund die ungenügende Tech
nik, anderfeits die by zantinifchen Mufter
mit einem folchen Infolge, dafs fich
daraus eine beffere und geübtere Be-
handlung, eine Abfchwächung der
Starrheit der byzantinifchen Darftel-
lungen durch einen diefelbemildernden
fchwachen Anflug der Antike ergab,
der fich mit ungleicher Macht hin-
fichtlich Leben, Bewegung, Gruppirung und Ausdruck geltend machte; in Folge davon zeigten
fich Spuren einer neuen eigenen Kunftrichtung,
An den Werken des n. Jahrhun-
derts insbefonders treten neben dem tie-
feren geiftigen Ausdrucke, dem in der
damaligen Kunftftrömung gelegenen und
deutlich hervortretenden Bemühen nach
möglichft vielen fymbolifchen Beziehungen
und neben einer gewiffen Lebhaftigkeit der
Bilder, einem Ringen nach Wahrscheinlich-
keit und Empfindung die Form und cor-
rccle Zeichnung immer mehr in den
ig 3
Hintergrund; es werden, ohne gerade auf die byzantinifchen Vorbilder und noch weniger auf
jene der Antike zurückzugreifen, die menfehlichen Körper unrichtig wiedergegeben, die Köpfe,
Hände und Füfse unwahr, grofs und plump, die Thiere und Pflanzen bleiben zwar charakteriftifch
und zeigen ein Beftreben nach möglichft natürlicher Wiedergabe, find aber roh und derb aus-
geführt, kurz die fchon im früheren Jahrhundert erfcheinenden Spuren der neuen und eigenen
naturaliftifchen Richtung entwickeln fich nun kräftig zur Selbftändigkeit und faft rückfichtslos
gegenüber einer edlen und fchönen Darftellung.
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132
Dk. Kakl Lind.
Ein koftbares Denkmal früh-romanifcher Flfcnbeinfchnitzerei befindet fich in dem Bene-
diktiner -Frauenftifte am Nonnberg in Salzburg. Es ift der Thronftuhl der Aebtiffin, ein höchft
merkwürdiges und überaus feltencs Möbelftück. Im Jahre 1242 gab Erzbifchof Eberhard II. der
Aebtiffin Gertraud II. (1232 — 1252) und allen ihren Nachhfolgerinnen das Vorrecht, fich des Fal-
difloriums und des Fedums zu bedienen : „utatur fella five Kathedra et virga five baculo pafto-
rali". Die Anfchaffung des heute noch vorhandenen Thronftuhles dürfte fomit in die Zeit der
Erlangung der erwähnten Auszeichnung
gehören, wiewohl der primitiv romanifche
Charakter der an demfelben befindlichen
Verzierungen eine frühere Entftehungszeit
vermuthen läfst.
Wie die Abbildung in Fig. 1 zeigt,
handelt es fich um einen zufammcnfchlag-
baren Thronfeffel ohne Rücklehne, einen
Faltftuhl. Der Stuhl felbft ift von Holz, roth
und mit Gold bemalt und an vielen Stellen
mit eingelegten kleineren und gröfseren
Elfenbein-Reliefs geziert, theils blos ornamentaler Art, theils find beflimmte Scenen dargeftellt,
die fich wahrscheinlich weniger auf Heiligen Legenden und auf das Mönchsleben als auf irgend
eine Hcldenfage beziehen. Leider find fchon einige diefer Schnitzwerke herausgefallen und ver-
loren gegangen. Nebfl der Elfenbein-
Verzierung ift an drei Stellen der Sei-
tenlehne auch Malerei angebracht,
eine Zugabe weitaus jüngerer Zeit,
doch von hohem Intercffe. Die Bild-
chen find auf Goldgrund gemalt und
zeigen das Martyrium des heil. Amand,
Samfon im Kampfe mit dem Löwen
und die Uebergabe des Fallftuhles
durch den heil. Rupertus und einen BenedicYincr-Müneh an die knieende Aebtiffin. Fall alle F.lfcn-
beinbildchcn find in den folgenden Abbildungen wiedergegeben. Fig. 2—9 bringen die gröfseren
Fig. 7-
Fig. 10.
Bildchen, die fich an den feitlichen Verftärkungsleiften des Stuhles befinden, darunter ein Bildchen
mit einer Hirfchjagd, Fig. 10—13 tlie c, ° rt befindlichen Mittelbildchen in Elfenbein, Fig. 14 ein
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St.Paul.
K ho; w yVflCsAffMiM^H
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Einice Ältere Eifenbeinarheitkn kirchlicher Bestimmung.
•33
28 ornamentale und figurata Befatzftücke an
30 — 33 die bronzenen Befatzftücke an den
Fi« M.
F 'C 'S
Befatzftück der Oberfläche der Seitentheile, Fig. 15—
Füfsen, Fig. 29 Befatzftücke an der Achfc und Fi^.
oberen und unteren Fnden des Geftelles in Form von
ftylifirten Löwenköpfen und Tatzen. Unter den
Letzteren und in den Rachen befinden fich theils
Menfchen theils kleine Thicrc.
Ein weiteres Beifpiel bietet der hochinter-
effantc Buchdeckel, der fich im Schatze des Stiftes
St. Paul in Kärnten befindet. Die beigegebene
Tafel I veranschaulicht denfelben. Das Elfenbein-
fchnitzwerk gehört in das 11. bis 12. Jahrhundert. Die
Umrahmung aus vergoldetem Silber mit eingravirten
I'rlanzen-Arabesken und der Medaillon-Befatz in den
Ecken (die vier Evangelilten mit ihren Symbolen) in
getriebener Arbeit dürften dem 14. Jahrhundert ent-
flammen. Das Elfenbeinfchnitzwerk zeigt innerhalb
einer kräftigen Akanthus-Umrahmuug zwei Darftel-
lungen: nämlich Chriftl Himmelfahrt und Chriftus
als Weltrichter.
Im erften unteren Bilde fieht man wie Chri-
ftus gegen Himmel fchwebt, dort von zwei fich in
Ehrfurcht tief beugenden Engeln empfangen wird
und fich ihm die rechte Hand Gottes entgegenftreckt.
Unten die Schaar der Apoflel und in der Mitte Maria,
alle in lebhafter Bewegung und gegen Himmel
blickend, befonders Maria, die zu «lern fcheidenden
Sohne mit aufgehobenen Händen emporfieht. Die
Darfteilung ift übrigens fehr naiv; tlenn acht der
Apofleln blicken in entgegengefetzter Richtung
empor, können daher Chriftum nicht fehen.
Das zweite und obere Bild, das beiläufig nur
ein Dritttheil des ganzen Reliefs einnimmt, ftellt
Chriftum auf einem Thronftuhlc fitzend dar, die
Rechte zum Segen erhebend, in der Linken das
Evangelium; die ganze Darfteilung innerhalb eines
einem halben Ei ähnlichen Ovales mit nach innen
gebauchter Fläche, das von zwei Engeln getragen
wird. Oben in kleinen Medaillons Sonne und Mond
als weibliche Bruftbilder. Betrachtet man die einzel-
nen Figuren, fo ift deren Zeichnung, namentlich was
die körperlichen Stellungen anbelangt, fehr mangel-
haft; die Füfse und insbefonders die Hände find zu
grofs. Dennoch hat der Künftler dem Schnitzwerke eine befondere Aufmerkfamkeit zugewendet;
befonders find die Köpfe und die Gtfichter mit grofser Sorgfalt behandelt und ift ihnen ein für
die Anfertigungszeit überrafchender Ausdruck gegeben. Das ganze Bild charakterifirt fich als
ein Werk ftreng romanifchen Styles.
Fig 16
Flg. »4-
mssm
Fi* 15
Fi e . 26
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ij4 Dk. Kaki. Lind. Einige äi.tkkk Ei. fenbf.in arbeiten kirchlichkr Bestimmung.
Kig 17
Fig 28
Schliefslich fei noch ein Beifpiel einer Elfenbeinfchitzerei kirchlichen Charakters aus etwas
jüngerer Zeit, etwa Anfang des 15. Jahrhunderts gegeben. Es ift diefs ein Diptychen im Schatze
des Stiftes Krcmsmünßer befindlich (flehe Tafel II).
Beide viereckige Bildchen find mit je drei Spitz-
bügen in gefchmackvollcr Weife baldachinartig be-
krönt. Im errten Bilde fehen wir die drei Könige in
der Anbetung und Opferung vor dem Chriftkindc,
das bekleidet am Schofse feiner jugendlichen Mutter
fitzt, während ein Engel diefe krönt. Ober den drei
Königen der fie leitende Stern. Der eine knieende
König bringt in einer kelchartigen Schale Münzen,
und hebt mit der andern die Krone von feinem
Haupte. Die beiden anderen tragen verfchloffene
Gefäfse (Büchfe, Ciborium). Im zweiten Bilde wird
der Kreuzestod Chrifli veranfehaulicht. Chriftus ifl
bereits am Kreuzholze hängend zufammengebrochen,
die Körperlaft wird nur mehr von den angenagelten
I landen getragen und die Füfse find mit heraustre-
tenden Knieen zufammengezogen Vom Schmerze
überwältigt finkt Maria in die Arme zweier Frauen,
die hinter ihr ftehen. An der linken Seite des Kreuzes
ftehen Johannes und der Hauptmann. An den Enden
des Querbalkens Engel, die mit den Nägeln durch-
fchlagenen Hände des Erlöfers gewifsermafsen unterftützend; ober dem Kreuze Sonne und Mond.
Das Schofstuch Chrilli reicht über die Knie hinab, die Füfse find mit einem Nagel angefchlagcn.
Nicht klar ift die Motivirung der in die Seite Chrilli geftofsenen Lanze, die mit Marien in Ver
Fig. 30. Fi K . 31 Fig 32 Fig 3j.
bindung fleht. Die Figuren erscheinen leicht bewegt in ziemlich natürlicher Haltung, die Köpfe
jedoch unproportionirt grofs, die Gelichter mit einem gewiffen geirtigen Ausdrucke, die Gewandung
noch mit langgezogenen Falten, llellenweife aber knitterig.
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DIE RUINE DER- ALTCHRISTLICHEN BAS1LICA IN
MUGGIA VECCHIA BEI TRIEST.
Von Rudolph von Eitelbekgbr.
17J IC|N der Buch» von Muggia bei IVicfl lieg! hart am Meere die gleichnamige Stadt, ein kleiner
rNJ Wj Ort mit einer recht intereffanten Kirche aus dem 15. Jahrhunderte. An der Facade der-
felben fleht man ein fchönes Radfenfter, in delTen Mittelpunkt ("ich Maria mit dem Jefus-
kinde befindet. Am Tympanon der Eingangsthür ift eine intereffante Darfteilung Gottvaters mit
Jefus auf dem Schofse angebracht, umgeben von zwei Engeln. Am Architrav der Thür lieht man das
Lamm. Wappen und Inl'chriften geben hinreichende Daten Uber die Erbauung der Kirche. Der Platz
vor der Kirche mit dem Palazzo der Municipalitat gibt uns das Bild eines von Venedig beherrfchten
kleinen Städtchens, das fich im Kampfe mit Maximilian I. tapfer benommen hat. Der Pfarrer bewahrt
zwei höchll intereffante Stücke; ein prachtvolles Oftenlbrium im ital.-gothifchen Style des 15. Jahr-
hunderts und einen Kelch aus derfelben Zeit, in dem fich aber einige Beftandtheile aus früh-
romanifcher Zeit befinden. Beide Objeete verdienten eine Aufnahme von kundiger Hand.
Was mich aber nach Muggia geführt hat, ift nicht das heutige Muggia, fondern Muggia
vecchia, deffen Ruinen fich auf der (teilen Höht- oberhalb Muggia befinden. Es wurde in dem Kampfe
der Venezianer mit den Genuefen im 13. Jahrhundert vollftändig zerftört und fodann von den Ein-
wohnern verlaffen. Nichts blieb übrig als einige Bäume von ungewöhnlicher Schönheit und die
Ruinen der Umfangsmauer und die den Apoftelfürften Peter und Paul gewidmete Kirche. Architekt
PuLlier machte mich auf diefe Kirche aufmerkfam, und in feiner Begleitung unternahm ich den
befchwerlichen Marfch auf die I löhe zu der Kirche, von der man eine prachtvolle Auslicht auf das
Meer und Trieft geniefst.
Die Kirche gibt ein recht deutliches Bild einer kleinen alt-chriftlichen Balilika, angemeffen
den Bedürfniffen einer kleinen ehr ift Liehen Gemeinde. Was eine Balilika charakterilirt, ift, wenn auch
nur in Ruinen^ noch erhalten. Die Mauer des Atriums mit dem Kantharus, die Vorhalle, das Pulpitum*
ilie Cancellen, der Ambon lind erhallen. Sie find aus Marmor mit Ornamenten verfehen, welche ganz
den longobardifchen Ornamenten in Cividale analog find. Betrachtet man die Ornamente, welche auf
dem Aufsenrande. des fechseckigen Inmerfions-Taufbeckens in der Kathedrale des S. Juftus in Trieft
und die Ornamente auf einigen ornamentalen Ueberreften, welche aus Aquileja Hammen, fo kann
man den Gedanken nicht unterdrücken, dafs diefe Ornamente mit ihren eigenthümlichen Verfchlin-
gungen, Thier- und Menfchen-Fratzen, die Kunftfprache der Bildhauer jener Zeit gewefen find, welche
durch die Zerftörung Aquilejas von Attila und Karl dem Grofsen begrenzt ift. Die Kirche, die leider
nur notlulürftig in Stand gehalten wird, ift eine altchrißlitlie dreifchiffige Pfeiler- Bafdika mit drei
Apfiden, von denen nur die mittlere am bellen erhalten ift. In der Kirche find noch vorhanden das
Pulpitum, der Ambon und die Cancellen.
Das Pulpitum fteht frei, hart neben dem Ambon, der ganz diefelbe Grundform hat, wie
zu Grado und Torcello. Nur ift er roher in der Arbeit und ruht auf fechs freiftehenden Säulchen,
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>3 6
R. V. ElTELBERGER. DIE RUINE DER ALTCHRISTLICHEN BASILICA ETC.
deren Säulenfufs mit Eichenblättern geziert id. Als eine Besonderheit ift zu verzeichnen, clafs auf
dem oberen Rande zwifchen zwei Köpfen lieh ein marmornes Lefepult befindet.
Die innere Einrichtung der Kirche ift ganz in der Art, wie fie bei den römifchen Bafiliken
vorkommt; das MittelfchifT ift mit den Cancellen verfchen zur Aufnahme der Lecloren und Sänger,
jedes von den Seitenfchiffen hat ebenfalls feine Cancellen. Die Abfiden find in der Art der orien-
talifchen Bafiliken horizontal abgefchloffen.
An den beiden Wänden des Hauptfchiffes find Fresken von denen vier, die der Evangeliften,
den fpät-byzantinifchen Charakter an fich tragen. Aus einer jüngeren Zeit, etwa dem 14. Jahrhun-
dert, dürfte die heil. Catharina, der heil. Dominicus und ein coloffaler Chrifloph mit dem Jefuskinde mit
der bekannten Infchnft, dafs wer an diefem Tage das Bild Chriftophs erblickt, an einem plötzlichen
Tode nicht fterben wird, herrühren. Trotz vielfacher Uebertiinchung kamen die Spuren der Malerei
mit der Zeit zum Vorfchein, was daraus erklärt wird, dafs die Farben mit Wachs gemifcht waren.
Im Orient hat Herr Pulcher öfter wahrgenommen, dafs die Wachsfarben durch die Uebertünchung
durchwachfen.
Am Altäre hat man eine antike Infchrift angebracht, deren Züge die befte Zeit der römifchen
Kaifer charakterifiren: 1
CIVLIO
xicosmvro
HL I'IISSIMO
ANN XVlll.M Villi I) XII
IVLIVSMCÜSTRATVS
NVPHB.
1 Der Archeografo Tritftino VoL IV. |)»g 508 bringt ilicfe Infchrift. Siehe aucri Hitrmim Jtlla Creet. Mi'tnur. dt Triertc.
Veueiia 1998. paß. 379-
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VII.
BERICHT
der k. k. CetUralCommifßon für Erforfchung und Erhaltung der Kunfl- und hijlorifchen Denk-
male über ihre Thatigkeil im Jahre 1SS1.
►£Y£j|M Anfchlufte an den VI. Bericht diefer Com-
Cjnp] miflion über ihr Wirken im Jahre 1880, der
' ■■ re i ^M mit Schlufs jenes Jahres der Ocffentlichkeit
übergeben wurde, veröffentlicht die(e Commiffion mit
dem Gegenwärtigen den Bericht über die von ihr
behandelten Angelegenheiten wahrend des eben abge
fchlolTeucn Jahres 1881. Die Zufammcnfctzung der
Commiffion erlitt in diefem Zeiträume durch zwei
Todesfalte eine wefentlichc Acnderung.
Zunächlt hatten wir den Tod des Mitgliedes
Albert Ritter v. Camefina- Sanvittore zu verzeichnen.
Der Pr.ifidcnt eröffnete die Sitzung am 17. Juni mit
einem Nachrufe an den am 16. Juni d. J. verdorbenen
kegierungsrath Ritter von Camcfma. Er fchilderte
delfen Verdienftc um die Ccntral-Commiffion. der
derfelbc nicht nur feit deren Gründung angehorte,
fondern an deren Crcirung er auch bethciligt war.
Camefina s Publicationen und Verdicndc auf archaolo-
gifchem Gebiete werden ihn in detem Andenken der
Nachwelt erhalten. 1
Haid darauf hatte der Prafident des am 16. Juli
verdorbenen Mitgliedes Ferdinand Laußcrger in
tiefgefühlten Worten zu gedenken. I.aufbcrgcr gehörte
zwar der Ccntral-Commiffion nur wenige Jahre an,
doch war er dets zur ausgiebigen und nützlichen Mit-
wirkung an der Löfung ihrer Aufgaben bereit.
Noch wahrend des Jahres 1881 wurden zwei der
drei* erledigten Mitgliedcrdellen durch die feitens
des Unterrichts Minidcrs erfolgte Berufung des Regie-
rungsrathes Karl Radnitzky und Miniftcrial-Secretars
im Handels-Minidcrium Dr. Karl Lind befetzt.
Der Mitglieder-Stand war demnach mit Schlufs
1881 folgender: 1
Se. /ixe. Dr. Jojeph Alexander Freih. v. Helfert,
k. k. Geh. -Rath, als l'rafidcnt; ferner
Bergmann Hermann, Architekt, Ober-Baurath im
Minifterium des Innern, als Vertreter diefes Mini-
fteriums; wiederbertatigt mit M. E. ddo. 12. Marz
1880, Z. 1911;
Ftrßel Heinrich, Freih. V., Ober-Baurath, k. k. Prof. an
der technifchen Hocbfchule in Wien; wieder-
beftatigt mit M. E. ddo. 8. Deccmber 1878.
Z. 19040;
Ilaufer Alois, Architekt, Prof an der Kundgewerbe-
fchulc des k. k. öfterr. Mufeums; wiederbeltatigt
mit M. E. ddo. 8. December 1878, Z. 19040;
Kenner Friedr., Ph. Dr., Vice-Direflor der Münz- und
Medaillen -Sammlung des Allerhochftcn Kaifcr-
haufes; wiederbeltatigt mit M 1'.. ddo 8 Decem-
ber 1878, Z. 19040;
1 S. Nekrolog -tu VII. bände <ler Xltuheituftfieu N- V.
- K*ne verblieb untiefem noch au» dem Jalirc i ■
II»» Hamm der R»(u(«n|[ iA be^ den emieloen NUflMna Jrr Com
ttif&on ari|£t|[rben ; f. u.
VIII N. V.
Klein Johann, Hidorienmalcr, k. k. ProfelTor, wieder-
beltatigt mit M. E. ddo. 8. December 1878.
Z. 19040;
Lind Karl, J. Dr., k.k. Miniderial-Secretar im Handels-
Minidcrium; berufen mit M. IC. ddo. 21. Septem-
ber 1881, Z. 12236;
Much Mathias, J. Dr.; berufen mit M. E. ddo. 8. Juni
1877, Z. 19339 ex 1876;
Radnitzky Karl, k k. Rgs. R. und emerit Prof. an der
k. k. Akademie der bildenden Kunde; berufen mit
M. ]•'.. ddo 21. September 1881, Z. 12236.
Sacken Ed. Freih. v., Rgs K , Ph. Dr., Direktor der
Antiken- undMünz-Sammlungcn des Allerhöchdcn
Kaiferhaufes; wiederbedatigt mit M. E. ddo.
8. December 1878, Z. 19040;
Sehe/tag Franz, k, k. Cuflos der Kupferdich-Samrnlung
des Allerhöchden Kaiferhaufes; berufen mit M.
E. ddo. 17. September 1877, Z. 11630;
Schmidt Friedrich, Ober-Baurath, Dombaumcidcr und
k. k. ProfelTor; wiederbeltatigt mit M. E. ddo.
8. December 1878, Z. 19040;
Sickcl Theodor, Ph. Dr., k. k. Hofrath, Univerfitats-
profelTor; wiederbeltatigt mit M. E. ddo. 8. De-
cember 1878, Z. 19040;
Trenhwald Jofef Math . k. k. Profcffor an der Akademie
der bildenden Kunde; berufen mit M. E. ddo.
17. September 1877, Z. 11630;
Winter Guftav, Dr., Hof-Concipill im k. k. Haus-,
Hof- und Staats Archiv; berufen mit M. E. ddo.
17. September 1877, Z. »630;
y.eifsbert; Heinrich, Ritter v.. Ph. Dr., k k. Univerfitats-
profcffor ; wiederbeltatigt mit M. E. ddo. 8. De-
cember 1878, Z. 19040;
als Mitgliedern.
Die einzelnen Comites fetzten lieh aus folgenden
Herren zufammen:
Das Redaftions-Comite aus den Herren Hau/er,
Sacken und Zeißberg.
Das Budget Comite aus den Herren Bergmann,
Camefina und Hau/er Die Caua-Scontrirungen be-
forgten die Herren Camefina und Hau/er.
Das Comite zur L'ebervvachung der Keltaurining
von alten Gemälden aus den Herren Bergmann. Klein,
Radnitzky. Sacken und Trenkwatd, unter Beiziehung
des Vorllandes der k. Rcllaurir-Schule im Bclvedere:
Karl Schellc/n.
Das Comite in Angelegenheit der Erwirkung zur
Erzielung einer Staats-Gefctzgebung zum Schutze der
Denkmale aus den Herren Haufcr, Kenner. Lind und
Sickel.
Das Comite in Angelegenheit der Abfallung einer
Kunft-Topogiaphie der im Reichsrathc vertretenen
>
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II
Lander des ofterreichifchen Kaiferftaates bildete fich
aus den I lerren Kenner, Lind, Sacken. Scheßag und
Winter unter Beiziehung des Cuftos K. Chmelaf im
k. k. ofterreichifchen Mufcum für Kunft|und Induftric
Wahrend des vergangenen Jahres traten die Mit-
glieder zu 34 Sitzungen zufammen, darunter 9 Plenar-
sitzungen und 25 SeetionsSitzungen, abgefehen von
den zahlreichen Sitzungen der einzelnen Comites. Wie
es fich feit Jahren ergab, hatten auch im Jahre 1881 die
meiften Verhandlungen der l'lcnar- Verfammlungcn
den Zweck, die Berathungs-Rcfultatc der Spccial-
Comites entgegenzunehmen, diefelben zu prüfen und
darüber zu befchliefsen, über die Creirung von Confer-
vators-Poftcn, über Bcfctzungsvorfchluge fchluffig zu
»erden, Correfpondcntcn zu ernennen, Finanz- und
Publications-Angclegcnhcitcn zu erledigen, endlich
über gröfsere Einleitungen und Maafsnahmen zu be-
fchliefsen, infofern dadurch namhaftere Summen in
Anfpruch genommen werden füllten.
Wiederholt ergaben fich Anlaffe Angelegenheiten
einzelner Sectionen ftatt in diefen ihrer Dringlichkeit
oder Wichtigkeit ' wegen in den l'lcnar- Verfammlungcn
zu verhandeln. Bisweilen wurden Bcfchlüffe der ein-
zelnen Seclionen noch überdies in den Plcnar- Verfamm-
lungcn berathen, um durch das Gewicht des Votums
diefer die Wichtigkeit folcher Angelegenheiten dar-
zuthun. Wahrend der Studienferien wurden, wie alljähr-
lich, die dringenden Angelegenheiten durch das Prä-
fidium, meiftens im Einvernehmen mit einem Mitgliede
der Commifiion als Referenten gegen nachträgliche
Mittheilung an das Plenum oder an die betreffende
Sektion erledigt.
Die Lifte der Confervatorcn wurde im Laufe
des Jahres 1881 in ausgiebiger Weife verftarkt, fo dafs
nicht nur fall alle als wunfehenswerth erkannten Con-
fervators-Stellen befezt find, fondern auch noch einige
neucreirte Stellen der I. und II. Sektion zur Befetzung
gelangten. Eine wcfcntlichc Veränderung in Betreff
der Confervatorcn trat dadurch ein, dafs in Nieder-
Oefterreich, Böhmen, Mahren, Tyrol und Dalmaticn
die Abgrenzung des Wirkungskrcifes dcrfelbcn, für
welche bisher die alte und nun völlig aufser Brauch
gekommene Kreiseinthcilung mafsgebend war, nun
nach Bezirks - Hauptmannfchaften und zwar unter
Zullimmung der betreffenden Landcsftclle feftgeftcllt
wurde, was eine Vermehrung der Confcrvatoren-
Stcllen in einigen KronLmderii zur Folge hatte. Weitere
Aendcrungcn ergaben (ich durch Todesfälle oder
durch Rücktritte. So refignirte Anton Widter zu Wien
als Confervator für Angelegenheiten der II. Sektion im
K. U. M. B. Der verdicnll volle Confervator Anton
Ritter v. Gallcnßetn ift am 10. Oclober, der nicht
minder ftrebfame Confervator Anton Ma/och am
15. Oclober 1880 geftorben.
Mit Ende des Jahres 1881 waren folgende Con-
fervatorcn, und zwar, wo erforderlich, unter ausdruck-
licher weiterer Verlängerung diefes Ehrenamtes auf
die fünf folgenden Jahre bcftellt :
/. Oeßerreich unter der Enns.
BohmConftantin, Edl. v., Archivar im k. k. Haus-, Hof-
und Staats-Archiv. (Für Wien III. SeCtion.)
• Sic »«den j.dixh bei dm Iii l(l II der k**tglMwil Seil.».
Ufprwhca »erde».
Dungel Adalbert, Stiftsarchivar und Waldmeifter im
Stifte Gottweig. (Für die I. Sektion in den Bczirks-
hauptmannfehaften : Amftcttcn, Lilicnfcld, St.
Pölten, Schcibbs und die Stadt Waidhofen a. d
Thaya und für die III. Seclion hinfichtlich Nieder-
Oefterreichs aufser Wien.)
Fries Gottfried, Gymn. Prof. in Seitenftetten. (Für
die II. Scclion in den Bczirkshauptmannfchaftcn :
Amftcttcn, Lilicnfeld, St. Pölten, Scheibbs und
die Stadt Waidhofen a. d. Thaya.)
Ilaufer Alois, Architekt und Prof. an der Kunft-
gewcrbcfchule des k. k. Mufcums. (Für Wien, II.)
Kenner Friedrich, Ph. Dr. (Für Wien, I.)
Much Mathias, Dr. (Für die Bezirkshauptniannfchaften:
Horn, Krems,' Waidhofen a. d. Thaya, Zwcttl,
Grofhcnzcrsdorf, Miftclbach, Korneuburg und
Ober-Hollabrunn. I. Scclion.)
Newald Johann, penf. k. k. ForftAkademie-Direelor in
Wien. (Für die Bezirkshauptniannfchaften : Grofs-
enzersdorf, Miftelbach, Korneuburg und Ober-
Hollabrunn. II. Seclion.)
Rosner Karl, n. ö. L. Ingenieur in Krems, Bei', d.
gld. Vcrd. K. (m. d. K.) (Für die Bezirkshaupt-
niannfchaften: Horn, Krems, Waidhofen a. d
Thaya und Zwcttl. II. Seclion.)
Sacken Eduard, Frcih. v. (Für die Bezirkshauptmann
fehaften: Baden, Bruck a d Leitha, Hernals.Ncun-
kirchen, Wiener-Neulladt und SechshauM I. und II.
Seaion.)
2. Oeßerreich ob der Enns.
Czerny Albin, Chorherr und Bibliothekar in St
Florian. (III,)
Kolb Jofcph v. Privat in Linz-Urfahr. (Für Ober
Ocftcrreich I.)
Wimmer Florian, Stifts-Capitular von Krcmsmünftcr,
derzeit Pfarrer in Pfarrkirchen. (II. rechts der
Donau.)
Schirmer Otto, Dombau-Architekt in Linz. (II. für Linz
und links der Donau.)
j. Salzburg.
Bcrgcr Vitus, Prnfcflor und Fachvorftand der Staats
gewerbefchule in Salzburg. [IM
Richter Eduard, Gymn. Prof. in Salzburg. (I. und III i
y:. Steiermark.
Graus Johann, Wcltprieftcr. Docent für Kunft-
gefchichtc am furftbifchuflichen Diocefan Seminar
in Gratz. (II. für Ober-Steiermark.)
Lufchin-Ebcngreuth Arnold, Rit. v., J. Dr., Univ. Prof.
in Gratz. (II. für Unter Steiermark !
Pichler Friedrich, Ph. Dr., Univ. Prof., Vorftand des
Münz- und AntikcnCabincts am Joanneum in
Gratz. (I.)
Zahn Jofcph v., Prof. und Landesarchivar in Gratz. (III.)
3. Kärnten.
Lebinger P. Norbert, Bened. Ord. Pr. von St. Paul
Gymn. Prof. in Klagenfurt (III.)
Stipperger Adolph, Architekt in Klagenfurt. (II.)
(Unbefctzt I. Seaion |
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III
6. Kratn.
Defchman» Karl, Cuftos des Mufeuins in Laibach,
Mitglied des kraincr Landesausfchuffcs, Ritter
der eif. Kr. III. CL (I.)
Dimitz Auguft, Oberfinanzrath in Laibach (IE.]
(Unbcfetzt II. Sedion.)
7. Tyrol.
Atz Karl, Priefter, Beneficiat in Terlan. (Bczirkshaupt-
mannfehaften: Tricnt, Rovcrcdo. Riva, Tione,
Cles, Borgo, Primiero, Cavalefe und Bozen.
II. Scftion.)
Jenny Samuel, Dr., Fabriksbef. in Hard.{I., II. für Vor-
arlberg.)
Lodron-Laterano, Graf, in Tricnt. [Bezirkshauptmann-
fchaften: Tricnt, Roveredo, Riva, Tione, Cles,
Borgo, Primiero und Cavalefe. I. Seftion.)
Orgler Flavian, Franc. Ord. Pr., Gymn. Prof. in Hall.
(Bezirkshauptmannfchaften: Schwaz, Kufftcin und
Kitzbühcl. II. Scftion; aufser diefen noch Inns-
bruck, Imft, Landeck, Reutte, Brixen, Brunneck,
Licnz, Ampczzo, Bozen und Meran. I. Sektion. )
Schönher David, kaif. R., Dr., Archivar in Innsbruck
(Bezirkshauptmannfchaftcn: Innsbruck, Imft, Lan-
deck, Reutte, Brixen, Brunneck, Lienz, Ampezzo
und Meran II. Seftion, für Tyrol und Vorarlberg.
III. Seftion.)
8. Kußenland.
Bizzarro Paul v., Dr., Advocat in Görz. (I. für Gorz und
Gradisca.)
Coronini-Cronbcrg-Paravic Franz. Gf., k. k. Geheim.
Rath und Kam., k. k. Obcrft a. D., in Görz. (II. für
Görz und Gradisca.)
Hortis Attilio, Dr., Bibliothekar in Trieft. (III. für das
Kurtenland.)
Klodic Anton, Kit. v. Sabladoski, L. Schulinfp. in
Trieft, Rit. d. eif. Kr. HL CL (L für Iftrien mit
Ausnahme von Trieft fammt Gebiet und Pola.)
Pervanoglu Peter, Realitatenbefitzer in Trieft. (I. für
• die Stadt Trieft und ihr Gebiet.)
Righctti Joh., Dr., Architekt in Trieft. (II. fiir die Stadt
Trieft, ihr Gebiet und für Iftrien mit Ausnahme
von Pola.)
Rizzi Nicolaus, Ingenieur in Pola. (I. und II. für das
Gebiet von Pola.)
p. Dalmatien.
Alacevic Jofeph, k. k. Landesger.-Rath in Spalato. (III.
für den ehem. Kreis Spalato).
Bianchi Karl, Fr., Cavalicre, Domherr in Zara. Rit. d.
Fr. Jof.-Ord. (III. für den ehern Kreis Zara )
Bulic Franz, Gymn. Prof. und Bezirksfchul-Infpcctor
in Zara. (I. für den ehem. Kreis Zara.)
Gclcich Jofeph, Prof. an der nautifchen Schule in
Ragufa. (I , II. und III. für die ehem. Kreife Ragufa
und Cattaro.)
Glavinic Michael, Bef. d. gld. Verd. Kr. (m. d Kr.),
Gymn. Dir. und Mitf. Dir. in Spalato. (I. und II. für
den rhem. Kreis Spalato.)
Smiric Johann. Rcalfch. Prof. in Zara. (II. für den ehem.
Kreis Zara.)
10. Böhmen.
Baum Anton, Architekt in Prag. (II. für den ehem. Bunz-
lauer Kreis und prov. für den ehem. Saazer Kreis.)
Bencs Franz Jofeph, gräflich Harrach'fcher Cafficr,
Cuftos des vaterländifchen Muf. in Prag. (II. für
den ehem. Prager und faslauer Kreis.)
Berger Stephan, J Dr., Grofsgrundbcfitzer in Prag.
(I. für die ehem. Kreife Lcitmeritz und Saaz.)
Gindely Anton, Ph. Dr., Univ. Prof., L. Archivar von
Böhmen in Prag. (III. für Böhmen.)
Grufs Joh., Dir. des Gew. -Mufeums in Leitmcritz.
(II. für den ehem. Leitmcritzer Kreis.)
Hermann Karl, Ob. Fin. R. u. Fin. Bez. Dir. in Kgcr. (II.
für den ehem. Egerer Kreis.)
llrase Johann C, Bczirksfchul-Infpeclor in Neulladt
a. d. Mettau. (II. für den ehem. Königgrätzcr
Kreis und I. für die ehem. Kreife Königgrätz,
Chrudim und Caslau.)
Jicinsky Karl, J. Dr., graflichCerninfcher Wirthfchafts-
Dircftor in Neuhaus. (II. für den ehem. Pifcker und
Budwcifcr Kreis und I. für die ehem. Kreife Bud-
weis und Tabor.)
Lufsner Moriz, jub. k. k. Statthaltcrcirath in Smichov
(I. für den ehem. Präger Kreis.)
Mockcr Jofeph, Dombaumcifter in Prag. (II. für die
Stadt Prag.)
Schmoranz Franz, Bef. d. gld. Verd. K. (m. d. K.), Bau-
meifter in Chrudim (II. für den ehem. Chrudimcr
Kreis.)
Schneider Ludwig, Dir. der Zuckerfabrik in Jicin.
(I. für die ehem. Kreife Jicin und Bunzlau.)
Schwerdtner Viflor, Fachvorftand an der Staats
Gewerbefchule in Pilfen. (II. für den Pilsner Kreis
und I. für die ehem. Kreife Kgcr, Pilfen und Pifck.)
Scdlacck Auguft, Gymn. Prof. in Tabor. (II. für den
ehem. Taborcr Kreis.)
Truhlar Anton, Gymn. Prof. in Jicin. (II. für den ehem.
Jiöner Kreis.)
//. Mähren.
D" Elvert Chriflian, Rit. v., k. k. llofrath. (III. für die
Stadt Brünn.)
Dudik Beda, Rgs. R., Ph. Dr., L. Hiftoriograph von
Mahren, in Brünn. (III. für Mähren mit Ausnahme
von Brünn.)
Prokop Auguft, Prof. an der k. k. techn. Hochfchule
in Brünn. (II. umfafst die Bczirkshauptmannfchaf-
ten: Hohcnftadt, Littau,01mütz, Prcrau, Krcmficr,
Profsnitz, Romerftadt, Mahr. -Schunberg, Stern-
berg, Hollefchau, Wall.-Meferitz, Miftek, Neutit-
fehein und Mähr.- Weifskirchen. J
Sterz Karl, Rcalfchul-Prof. in Znaim. (II. umfafst die
Bczirkshauptmannfchaftcn: Kromau, Nikolsburg,
Trebitfch, Datfchitz und Znaim.)
Trapp Moriz, Cuftos am Muf. in Brünn. (I. für die
MarkgralTchaft Mahren ; ferner für die II mit den
Bczirkshauptmannfchaftcn : Boskowitz, Brünn,
Gaia, Göding, Mähr -Trübau. Wifchau. Ungar.-
Hradifch. Iglau, Grofs-Mcferitz und Nculladtl i
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IV
12. Schießen.
Kurfchner Gottlieb, Dr., Gymn. Prof. in Troppau. (III.)
Peter Anton, k. k. Schulrath, Dircftor der Lehrerbil-
dungs-Anftalt in Tcfchcn. (I.)
Prokop Albin, Bauverwalter in Tefchcn. (II.)
rj. Galizien.
Cwiklinski Lud., Dr., Univ. Prof. in Lemberg. (I. Oft-
galizicn.)
Dzicduszycki Adalb., Graf., Dr. in Jcfupol. (II. für Oft-
galizien.)
Kepkowski Jofeph v., Univ. Prof. in Krakau. (I. und II.
für Weftgalizicn.)
Liske Franz Xav., Ph. Dr., Univ. Prof. in Lemberg
(III. für das polnifche Archivwefen in Oftgalizicn.)
Pictruszcwicz Anton, Domcuftos des gr. kath. Metro-
politan • Domcapitcls in Lemberg. (III. Tür das
ruthenifchc Archivwefen in Oftgalizien.)
Szujski Jofeph. Ph. Dr . Univ. Prof. u. Secr. d. Ak. d.
WUT. in Krakau. (III. für den weftlichcn Theil von
Galizien.)
14.. Bukowina.
(iutter Jofeph, penf. Hauptmann in Seteth. (I.)
Ifopcskul Demeter, Dir. der Lehrcrbildungs-Anftalt in
Czernowitz. (III.)
Laizner Jofeph, Dir. der Staats- Gewerbefchule in
Czernowitz. (II.)
Mit Schlufs des Jahres 1880 ftanden mit der Cen-
tral-Commiffion nachftchende Corrcfpondenten in Ver-
bindung:
/. Oeßer reich unter der linns.
Birk Knill, Kit. v , Dr., Hofrath und Vorftand der k. k.
Hofbibliothek in Wien.
Blaas Carl M. Prof. an dem Landes Real- Gymnafium in
Stockerau.
Exner W. Fr., Hofrath, Prof. an der I lochfchulc für
Bodencultur in Wien.
Falke Jakob Fr. L„ Kit. v., k. k. Reg.-Rath, Vice-
Dir. des k. k. ofterr. Mufeums für Kunft und
Induftrie in Wien.
Hartmanh v. Franzcnshuld Ernft, Kdl., Ph. Dr., Cuftos
des Münz- und Antikcn Cabincts in Wien.
Hlavka Jofeph, BauR., StadtBaumeiftcr und Archi-
tekt in Wien.
Janaufchck Leopold, Ord. Pr., Capitular des Stiftes
Zwetll, Profeffor an der theolog. I.chranftalt in
Hciligcnkrcuz.
Janku Johann, Beamter der Privat-Bibliothck Seiner
Majcftat. in Wien.
Ilg Albert, Ph. Dr., Cuftos der kunfthift. Sammlungen
des Allerh. Kaifcrhaufcs in Wien.
Kanitz F., Ethnograph, Dir. K. des orient. Mufeums
in Wien. Kit. d. Fr. Jof. Ord.
Kerfchbaumcr Anton.Th. Dr., Ehrendoinherr, Dechant
und Stadtpfarrcr in Krems.
Kluge Benedikt. Cift. Ord. Pr., Pfarrer in Wtirflach.
I.ippert Jofeph, Kit. v. Grauberg, Kit. d. eif. Kr. III. Cl.,
Architekt in Wien.
Mayer Anton, Dr., Sccretnr des n. 6. Landeskunde-
Vereines in Wien.
Mofsmer Anton, Burger in Rctz.
Neumann Wilhelm, Th. Dr., Hciligenkreuzer Stifts-
capitular, Univ. Prof. in Wien.
Riewel Hermann, Rit. v., Architekt und Prof. an der
Bau- und Mafchinenfchule in Wien.
Rostter Friedrich, Kit. v., k. k. Hptm. hei der Mil. Bau-
Direktion in Wien.
Rziha Franz, k. k. Prof. an der techn. Hochfchulc in
Wien.
Sembera Alois, Rgs.Rath, Lehrer der bohm. Sprache
und Literatur an der Univerfitat in Wien.
Wanck Johann, Pfarrer in Lichtenworth.
Wcifs Karl, Archivs- und Bibliothcks-Dirertor und
Chronift der Stadt Wien.
Widter Anton, Realitaten-Befitzer in Wien.
Wilczek Hans, Gral, k. k. Geheimer Kath und Käm-
merer, Herrenhaus-Mitglied in Wien.
2. Oeßerreich ob der linns.
Az Moriz, Ober Poftrath und Ober Poftdir. in Linz.
Kittel Eduard, Dir. der Lehrcrbildungs-Anftalt in Linz.
Melnitzky Auguft, k. k. Stalth.-Secretar, Leiter der
Bczirkshauptmannfchaft in Vocklabruck.
Mullner Alphons, Prof. an der k. k. Lehrerbildungs-
Anftalt in Linz.
Oberleitner Franz, Pfarrer in St. Pankratz.
Paillcr Wilhelm. Chorherr des Stiftes St. Florian,
Pfarrer zu Goldworth.
Stapf Jofeph, Bergrath in Hallftadt.
3. Salzburg.
Bicbl Rudolph, Bürgermeiftcr in Salzburg.
Petter A , Dr., Cuftos des ft.idt. Mufeums in Salzburg
Sitte Camillo, Dir. der Staats Gewerbefchule in Salz-
burg.
Weffikcn Jofeph, Architekt in Salzburg.
4. Steiermark.
Beckh-Widmanftetter Leopold v., k. k. Hauptmann in
Marburg.
Fclicctti v. Licbenfels Moriz, p. Hptm. in Gratz.
Frank Alfred, Rit. v., Major in Gratz.
Gaupmann Rudolph, Prof. am landfchaftl. Rcal-Gym-
nafium in Pettau.
(irofs Hans, Dr., k. k. Gerichtsadjuncl in Gratz.
Gruber Philipp, Beneficiat in Strafs bei Spielfeld.
Heinrich Alfred, Gymn. -Profeffor in Cilli.
Hofrichtcr Jofeph Karl. Notar in Windifch-Gratz.
Honifch Johann v., M. Dr., Ober-Stabsarzt in Gratz.
Ilwof Franz, Dr., Oberrealfchul-DircClor in Gratz.
Lauzil Karl. Dir der k. k. Staats -Gewerbefchule in
Gratz.
Liebich Johann, Ob .•Baurath in Gratz, Bef. d. gold.
Vcrd. Kr. (m. d. Kr.).
Mayer Franz, Dr., Prof. am k. k. Ob. Gymn. in Gratz
Mcixncr Anton, Beneficiat zu St. Leonhard in Ga-
bersdorf.
Orozen Ignaz. Domh. in Marburg.
Pctfchnig Hans, p. Prof. in Gratz.
Pichl v. Gamfcnfcls Karl, Kit., Gutsbef. in Kggcnwald
bei Radkcrsburg.
Raifp Ferdinand, Privatbcamtcr in Pettau
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V
Rofleggcr Ruprecht , Pfarrer in Fciftritz bei l'eggau
Schcigcr Jofeph v., jub. k. k Poll-Dircftor in Grätz.
Schiagg Ignaz, Bez.-Richtcr in Obdach.
Watzka Karl, k. k. Ob. Ing. in Grätz.
5. Kärnten.
Bauer Simon, Pfarrer zu St. Georgen am Weinberge.
Blumfeld Leopold, Kdl. v., p. L. Ger. R. in Spital.
Gmfser Matthäus, Domcaplan in Klagenfurt.
Gruber Jofeph, landfeh. Bezirkswundarzt in Klagenfurt,
llaufer Karl, Frcih. v., Sccrctär des karntn. Gcfchichts-
Vcrcines in Klagenfurt.
Krafsnigg Joh., Gymn. Dir. in Villach.
Levitfchnigg Bartholomaus, Ph. Dr., Dechant und
Pfarrer in Hermagor.
Lex Gabriel, Pfarrer zu St Peter im Holz.
Moro Max, Kit. v., Vorftand des karntn. Gcfchichts-
Vereines und Fabriksbcf. in Viktring.
Rainer Jofeph, Gutsbef. in St. Veit.
Raufcher Friedrich, Gutsbef. in Klagenfurt.
Raufchcr Johann, Dechant und Pfarrer in Gurk.
Reiner Johann, OberrealfchulProf. in Klagenflirt.
Schcllnndcr Georg, Domh. in Klagenfurt.
Schroll Beda, Ben. Ord. Pr. in St. Paul
6. Tyrol.
Baruffaldi Lujgl Antonio, Dr., in Riva.
Dahlke Gotthilf, Kunftfchriftftcller in Gries bei Bozen.
Giovanelli Ferdinand, Frcih. v., zu Schlofs Hortenberg,
bei Bozen.
Kaltcncgger Ferdinand, kaif. Rath, emerit. Ak. Prof. in
Schlofs Palaus.
Neeb Philipp. Forftmcifter in Bozen.
Nordio Heinrich, Leiter der k. lt. Fachfchulc für Mar-
mor Induftric in Tricnt.
Pescofta Cyprian, Capian in Ehrenburg.
Sardagna Michaele v., Vorft. des ftadt. Muf. in Trient.
Stippler Johann. Hofcaplan in Brixcn.
Zanclla, Don Giovanni Battilla, Capian in Trient.
Zingerle Ignaz, Ph. Dr., Univ. Prof. in Innsbruck.
Zingerle Jofeph, Domh. in Trient.
Zingerle Oswald. Dr. in Innsbruck.
7. Krain.
Codeiii Anton, Freih. v„ penf. Gubcrnial Sccrctär in
Laibach.
Lcinmüllcr Jofeph, Ob. Ing. in Kudolphswcrth.
1?. Kuflenliind.
Majonica Heinr., Gymn. Trof. in Görz.
Schräm Hermann. Gendarmerie- Rittmeifter in Pola.
g. Dalmatien.
Bajamonti Anton, Dr., Landtags- und Reichsraths-
Abg., Bgrmftr. in Spalato. Rit. d. eif. Kr. III. Cl.
Barbicri Stephan, Bez. Hptm. in Bcnkovaz.
Danilo Johann, Weltpr. in Zara, Rit. d. Fr. Jof. Ord.
Diana Paul, l'farrer in Salona.
Dojmc Peter. Nobile de, Podcftä in Lifla,
Gabric Clemens. Gemeindel'ecr. in Metcovich.
Inchioftri Anton, Ing. in Spalato.
Kaznaöc Johann Auguft, Md. Dr., Spitals-Dircftor in
Ragul'a.
Marcocchia Georg, Ing. in Spalato.
Mafchek Alois, kais. R., Hilfsämter-Dir. der Statth. in
Zara.
Sundcck Georg, Gemcindcfecr. zu Kiflanjc.
Zanchi Franz v., Statth. K., Bez. Hptm. in Spalato.
Rit. d. eif. Kr. III. Ct., Comth. d. päpftl. Gr. Ord.
10. Böhmen.
Biermann Göttlich, Dr., Dir. am Klcinfcitner Ober-
Gymn. in Prag.
Boos Waldt k Franz, Gf., Kam., llerrfchaftsbefit/cr in
WolTelitz.
Cori Joh. Nep , penf. Mil -Pfarrer in Neuhaus.
Danes Franz, Dechant und Pfarrer zu Peruc bei Laiin.
FafTcl Jof. Timotheus, Gymn -Direktor in Komotau.
Häjck Karl, Confift. R , Dechant in Taus.
Kropf Emil, Architekt und ProfclTor in Pilfcn.
Ludikar Auguft, Secretär der Bczirksvcrtrctung SU
Strakonic.
Rieak P. Wenzel, Dechant in Prcftic.
Rufs Viclor Wilhelm, Dr., Reichsraths-Abg. u. Gutsbef.
in Schon-Pricfen.
Siegel Johann, Stadtbaii-Amtmann in F.ger
Skramlik Emilian, Bürgermeiller der k. Hauptrtadt
Prag, Rit. der eif. Kr. III. Cl.
Stulik Franz, Bürger und Handelsmann in Budweis.
Toscani Johann, k. k. Ober-Bergcommiffär in Komotau.
Waldrtein-Wartcnbcrg, Graf Krnft Karl, Kämmerer in
Slahlau.
Weber Wenzel, Dechant in Hohenelbe, Rit d Fr.
Jof. Ord.
Zach Georg, Oberrealfchul-Direaor in Kuttenberg.
//. Mähren.
Jungnickl Franz, Bürgermeifter der Stadt Znaim.
UmlauiTKarl. L. Ger. R. u. Bez.-Richtcr in Profsnitz.
Winterholler Franz, k. k. Statth R„ Bürgermeifter der
Stadt Brünn.
12. Galizien.
Pawlowicz Eduard. Cuftos am OfTolinskifchen Inftitute
in Lemberg.
Popiel Paul, R. v . Gutsbef. in Krakau.
Rogawski Karl, R. v , Gutsbef.
Stadnicki Kafimir, Gf, p. Statth. R. in Lemberg.
Stiipnicki-Saturnus Johann, Rit. v., gr. kath. Bifchof
von PrzemysL
Szaraniewicz Ifidor, Ph. Dr., Univ. Prof., Dir. des hift
Seminars in Lemberg.
Zacharicwicz Julian, Vorfland der Baufchule der k. k.
techn. Hochfchulc in Lemberg.
Zawadzki Ladislaus, Rit. v., in Lemberg
/j. Kukaivina.
Getzlinger Leopold. Md. Dr.. Bezirksarzt in Kimpolung.
Kaprzycki Karl, Md. Dr. Bezirksarzt in Wisnitz.
Lofert Johann, Ph. Dr., Univ. ProfefTbr in C/.crnowitz.
Mikulitfch Andreas, penf. Camcral-Bczirksbaumeifter
in Czernowitz.
Neubauer Ernft Rudolph, Gymn. Dir. in Radauz.
Neumann Ferdinand, Ob. Ing., Leiter des Bau-Bezirkes
in Suczawa.
Wickenhaufer Franz Adolph, k. k Finanzrath in Czer-
nowitz.
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VI
14. Ungarn und Ntbcnliinder,
Cipariu Timotheus, Dompropfl in Blalendorf.
Cscrgheo Geza v., k. k. Hptm. a. D. in Fenyes-Litke.
Dimic Theophil, Bez. Schulinfp. in Mitrovic.
Drahotuszky Franz, E. Can. und Prafcft des bifch.
Waifenhaufes zu Sillein.
Ellenbogen Jofeph, Prof. an der Ob.-Realfchule in
Prefsburg.
Fogarafy de Gyergyö-Szent-Miklös Michael, Geh. K.,
Bifchof zu Karlsburg.
Gliubich Simon, Cuftos des archaologifchen Mus. in
Agram.
Gruic Zacharias, Schulinfpeclor in Szegedin.
Henszlmann Emcrich, Dr., k. R., Prof. der Kunrt-
gcfchichtc an der Univ. in Budapeft.
Ilic Lucas, Confift. R. u. Pfarrer in Mackovac.
Ipolyi-Stummer Arnold v.. Bifchof in Neufohl.
Kukuljevic-Sakcinski Johann v„ Obcrgefpan in Agram.
Myskövszky Viclor, Prof. an der Ob. Realfchule in
Kafchau.
Paur Ivan, grafl. Szcchenyifchcr Archivar in Oeden
bürg.
ReifTenbcrgcr Ludwig, Gymn. Prof. in Ilermannfladt.
Romer Florian, Dr., kön. K., Abt von Janofi, Canoni-
cus lat. ritus zu Grofswardein
Siballtc; Stephan, Rit. v., k. k. Obcrft in Mitrovic.
Storno Franz, Architekt in Ücdcnburg.
Torma Karl v., Ob.-Gefpan, Gutsbcf. zu Csicso
Kcresztur.
Vukovic Michael, k. k. Major in Agram.
Bosnien und Herzegowina.
Duic" Jacob, Rit. d. Fr. Jof. Ord., kath. Pfarrer in
Travnik.
Miillcr Heinrich, k. k. Viccconful in Plcvljc.
Nedic Martin, Ex • Provincial des Franziscanerordcns
in Djakovac.
Zubac P. Auguftin, kath. Pfarrer in Graduici.
Grueber Bernhard, cracr. Profcffor in Schwabing bei
München.
Die Nachricht über den Tod des rührigen Cor-
refpondenten Anton Schneider in Lemberg wurde mit
lebhaftem Bedauern zur Kenntnifs genommen.
Verhandlungen der Plenarverfammlungcn.
Ucbcr Aufforderung des k. k. Minifteriums für
Cultus und Unterricht wurde der Voranfchlag der
CentralCommiffion für die Jahre 1882 und 1883 in
Bcrathung gezogen. Bezüglich des crllercn befchlofs
man im Hinblicke auf die Gebote der Sparfamkeit im
Staatshaushalte die gleiche Paufchalfubvention wie
bisher zu erbitten, hinfichtlich des Erfordernifles pro
1883 wurde um eine weitere Subvention wegen der im
Jahre 1883 zu erwartenden Drucklegung der KunlL
Topographie fur NiederOellcrrcich. Salzburg und
Kärnten gebeten, damit durch das Verfugbarblcibcn
des für dicKunft-Topo^raphic beflimmtcn Betrages aus
der Dotation der Central Commiffion die Sammlung
des kunfttopographifchen Materialcs für andere Kron-
ländcr nicht unterbrochen werden müffc. Ferner nahm
die Commiflion die Mittheilung desfelbcn Minifleriums
über die verfaffungsmafsig gewahrte Dotation pro 1881
zur Kenntnifs und befchlofs in Hinblick auf deren Ziffer
von jedweder gröfscren und koftfpicligen neuen Scpa-
rat-Publication wahrend diefcs Jahres abzufeilen.
Von den Mittheilungen der Central Commiffion
wurde der VII. Band neuer Folge, und zwar wie bisher
in vier Quartalheftcn unter der bisherigen Redaktion
des Minilterial-Sccretars, nunmehr k. k. Scctionsrathcs
Dr. Karl Lind und unter Einflufsnahmc und finanzieller
Uebcrwachung des Reda£tions-Comitcs veröffentlicht.
Die vom Publications-Comit6 geprüften Verrech-
nungen der Kcdaclion über die Koftcn früherer Hefte
und B.indc der Mittheilungen wurden zur Kenntnifs
genommen. Auch legte die Redaclion wie bisher die
Voranfchliige für die Korten des VII. Bandes vor Aus-
gabe derfelben vor.
Der Vorfitzendc thciltc mit, dafs Sc. Majcftat den
VI. Band der Mittheilungen, neuer Folge, allcrgnädigft
anzunehmen und fich in huldvollftcr Weife über das
Wirken derCentral-Commiffion auszufprechen geruhte.
Auch wurde von Sr. Kxcellenz dem Pr.ifidenten
das Dankfchrcibcn Sr. k. und k. Hoheit des durch-
lauchtigrtcn Herrn Erzherzogs Albrccht für die über-
reichten und angenommenen Mittheilungen, Jahrgang
1880, zur Kenntnifs gebracht.
Wie in den vergangenen Jahren fanden ftch auch
im Laufe des Jahres 1881 wiederholt Gelegenheiten
zur anderweitigen Verwerthung des gebrauchten
Illullrations-Materials durch Abgabe von BleiabgülTen
an Vereine und zu Privat-Publicationen.
Hinfichtlich des Schriftcnaustaufches der Central-
Commiffion mit ähnlichen Staats- und Privat-Inflitciten
des In- und Auslandes ift zu bemerken, dafs dcrfclbc
wefentlich zugenommen hat und der Bibliothek auf
diefem Wege fo manche namhafte Bereicherungen
zugingen.
Ueber Antrag des Se&ionsrathes Dr. Lind wurde
mit dem heraldifchen Vereine r Adlcr u in Wien, der
der Ccntral-Commiffion ein ganzes Exemplar feiner
Publicationen vorlegte, der Schriftcnaustaufch einge-
leitet und diefem Vereine auch die gefammte altere
Publication der Ccntral-Commiffion, foweit deren Vor-
rath reichte, als Gegengefchenk uberlaffen.
Ueber Aufforderung des k. k. Unterrichts-Mini-
ftcriums erklärte fich die Ccntral-Commiffion bereit,
mit ihren ganzen Publicationen dem von der franzöfi-
fchen angeftrebten Schriftentaufchc wiffenfchaftlichcr
Werke beizutreten.
Aufserdem bekamen die Sammlungen der Cen-
tral-Commiffion recht werthvollc Gcfchenke. So uber-
fendete Confervator Jenny als Gcfchenk die photo-
graphifche Abbildung einer alten Karte von Vorarl-
berg, welche mit Dank angenommen wurde. Der
Archivar Ubald Koflcrfitz des Stiftes Klortemeuburg
legte ein Exemplar des von ihm verfafsten Werkes
über die alteren Grabdenkmale in diefem Stifte vor.
Die Central Commiffion einverleibte diefes werthvolle
Gcfchenk mit dem Ausdrucke befonderen Dankes ihrer
Bibliothek Oberbaurath Schmidt legte vor die ihm
vom Correfpondenten Mcfsmcr übermittelten photo-
graphifchen Aufnahmen des gemalten Haufes in Reiz,
Die vom Confervator Dr. Penuinoglu vorgelegten
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VII
Publicationcn: „Lc colonie grccche fülle cefte orientali
del mare adriatica - und „Süll origine del nome del
mare adriatico" wurden mit Dank für die Bibliothek
übernommen. Confervator Pervano^lu legte ferner
vor e'nen Scparat-Abdruck feiner lehrreichen Abhand-
lung „dei primi abitatori dcllc lagunc venetc", wofür
ihm gedankt wurde. Die Direetion des Kriegs-Archives
im k. und k. ReichsKricgsminillerium hat der Central-
Commiffion ein Exemplar des Kepertoriums über die
dortfclbft vorhandenen Acten zum Gebrauche über-
laden, was mit Dank übernommen wurde. Das k. k.
HandelsMinillcrium übermittelte für die Bibliothek ein
Exemplar des mit leiner Subvention durch dicDireclion
des ollerreichifchen Mufeums herausgegebenen Wiener
1 leilthumbuches.
Ucbcr Antrag des Dr. Lind wurde der Ankauf
einer gröfscren Anzahl von photographifchen Auf
nahmen von Denkmalen aus der Gegend um Lienz für
die Sammlung der Commiffion befchloli'en.
Die grofsc Menge von Zeichnungen, Photogra-
phien u. f. w., welche die Ccntral-Commiffion befitzt,
hatte das Plenum veranlafst, einen Fachmann zeitweife
zu berufen, um diefc Sammlung in eine der Wiffen-
fchaft und den Anforderungen des leichten Gebrauches
entfprechende Ordnung zu bringen. Diefc Aufgabe
wurde nach Mafsgabc der dafür verfügbaren Geld-
mittel theilweife durchgeführt und dürfte in der Folge
abgefchlofTen werden.
L'eber die vom einer. Profeffor Grueber gemachte
Anregung auf Herausgabe eines Supplement Bandes
zum Werke desfelben über die mittelalterlichen Kunll-
denkmale Böhmens, umfallend die Denkmale der
„Früh Renaiflance-, befchlofs die Commiffion, diefe
Anregung befürwortend, fich um Gewährung einer
Staats-Subvention an das Unterrichts-Minifteriun zu
wenden.
Die in neuefter Zeit durchgeführten Blofslegungen
alter Wandgemälde in Kirchen Tyrols und die damit
in Verbindung gebrachten mitunter durchaus nicht
pietätvoll durchgeführten Reftaurirungcn derfelben,
die beffer als vollltandige und nichts weniger als kunl't
lerifch ausgeführte Ncubemalungen bezeichnet werden
können, wie auch eine diefen Gegenftand behandelnde
Eingabe des Confcrvators Schonherr hat die Central-
Commil'lion veranlafst, diefer befonders wichtigen
Angelegenheit ihre volle Aufmerkfamkeit zuzuwenden.
Das Spccial-Comite für Gemalde-Reflaurirungen hatte
fich zunächft mit diefer Angelegenheit zu befchäftigen.
Dasfelbe Hellte in Erwägung des Umftandes, dafs die
heutigen Befugnillc der Ccntral-Commiffion und die
IcIHteheiiden privatrechtlichen Gefetzesnormen ein
unmittelbares verhinderndes Einfehreiten derfelben
nicht zulafTcn, an «las Plenum den Antrag, dafs cincr-
feits, um den Fortfetzungen der überhafteten und bar-
barifchen Reftaurirungen nach Thunlichkeit fofort ent-
gegen zu treten, an die drei Diocefan-Confillorien in
Tyrol das Erfuchen gerichtet werde, den Curat-Clerus
über die wünfehenswerthe Frhaltung der alten Wand-
malereien zu belehren und den Auftrag zu crlaiTcn,
dafs keinerlei Gemalde-Reflaurirungen fernerhin ohne
(Jrdinariats-Erlaubnifs, refpeftive ohne dafs die Cen-
tral-Commifiion früher ihr Gutachten abgegeben habe,
durchgeführt werden dürfe; auch möge fich die Ccntral-
Commiffion bereit erklären in allen derartigen vor-
kommenden Fallen, nach an fic gelangter Vcrrtän-
digung ein Gutachten abzugeben. Anderfeits erkannte
das Comitö die Notwendigkeit einer Zufammcn-
Heilung der noch beliebenden alten Wandmalereien in
den Tyrolifchcn Kirchen. Um diefe zu erlangen, fchlug
das Comitö vor, Tyrol für die nnchflc Kunft-Topogra-
phic-Publication in Ausficht zu nehmen und zu diefem
Bchufe die üblichen Fragebogen auszufenden und
Kunftler auszufchicken.
Ununterbrochene Aufmerkfamkeit wendete die
Central-Commiflion den Arbeiten für die Kunll-Topo
graphie der im Reichsrathe vertretenen Königreiche
und L inder zu. In wiederholten Sitzungen des hiefur
eingesetzten Special-Comites wurde diefc Angelegen-
heit in Bcrathung gezogen.
In Betreff des Fortganges der Arbeiten für eine
Kunfl-Topographie von Nieder ■ Oeßerreich erklarte
Regierungsrath Freiherr von Sacken, dafs die Notizen
für den erften Theil, welcher die Denkmale dicsfcils
der Donau befprechen wird, zwar vollflandig gcfam-
mclt find, doch in Folge dringender Bcrufsgefchafte
vor dem nächften Jahre von ihm nicht an die Druck-
fertigmachung des Manufcriptes gegangen werden
kann. Cuflos Seheßiig meinte bezuglich Salzburgs,
dafs im laufenden Jahre die Sammlung der kunlltopo-
graphifchen Notizen zum AbfchlufTc gebracht werden
konnte, wenn die zum Matcrialfammcln erforderlichen
Kräfte vorhanden waren. Endlich erklärte Dr. Lind
bezüglich Kärntens, dafs die Vorarbeiten mit Ende
1881 gefchlolTen werden können, wenn es der Central
Commiffion möglich ift, im laufenden Jahre wie bisher
mehrere Künlller zur Durchforfchung der noch übrigen
Bezirke auszufenden.
Um nun diefe Arbeiten den Intentionen dcrSpccial-
referenten moglichft zu fordern, wurde Confervator
V. Bürger erfocht, beftimmte Reifetouren in Salzburg
durchzufuhren, auch unternahm Referent Scheßag eine
theilweife Bereifung Salzburgs. Da es jedoch (liefen
Herren nicht möglich war, die für die erforderlichen
Bereifungen nothwendige hinreichende freie Zeit zu
erlangen, konnte nicht das ganze für die Kunll-Topo-
graphie Salzburg's erforderliche Materiale gcfammclt
werden. Cuflos Scheßag bezeichnete daher mit Zuvcr-
ficht das nächile Jahr als den Zeitpunkt der Vollen-
dung der Sammlung des Materials.
In Betreff Kärntens befchlofs die Central Com-
miffion, einen archaologifch gebildeten Fachmann,
gleichwie im Vorjahre , vom Juli an durch zwei
Monate dahin zu entfenden, um eine beftimmte Anzahl
von Decanaten archaologifch zu durchforfchen. Es
waren durch ihn die Decanate Unter-( icilthal, Untcr-
undübcr-Rofenthal und Tainach mit 122 Orten, archao-
logifch zu unterfuchen. Leider erlaubten die Mittel
der Central-Commiflion nur, diefen einzigen Fachmann
nach Kärnten zu entfenden, daher noch für das Jahr
1882 einige wenige Decanate zur Durchforfchung
erübrigen. Uebrigcns ill das gcfammcltc Material
bereits gelichtet und geordnet und fohin gewilTcr-
mafsen druckfertig.
Die Herren Dr. Kenner und Much legten mehrere
Muller für die Zufammcnllellung und Abfallung der
Notizen über prahillorilche und romifche Gegenftimde
für Zwecke der Kunll Topographie vor.
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VIII
Die Plenar-Verfammlungcn nahmen diefe allmalig
einlaufenden Commiffions-Berichte mit Befriedigung
zurKcnntnifs, glaubten jedoch ihrem Wunfche neuerlich
Ausdruck geben zu follcn, dafs diefer Angelegenheit
und namentlich der thunlichften Bcfchieunigung der
Vorarbeiten in BetrcfT der drei Kronlander die vollllc
Aufmerkfamkeit und Unterftützung zugewendet werde,
um fobald als möglich zur Clafl'irung der Denkmale
und fodann zur Drucklegung fehrciten zu können.
Aufsei'dem ftimmte das Comite dem berührten
Antrage des SpecialComitcs furBildcr-Keftaurirungen
bei und wurde die Einleitung von Verhandlungen
beantragt, in Betreff der anzubahnenden Anfammlung
des kunfttopographifchen Materials für Tyrol.
Die Central-Commiffion, welche diefen Antragen
ihre Genehmigung nicht vertagte, zauderte nicht, zur
Bethatigung ihres regen InterelTes für diefe Frage
fofort die entfprechenden Verbindungen, mit Fach-
organen in Tyrol anzuknüpfen.
Anlafslich der zur Erhaltung des fogenannten
Kpona-Reliefs in Bregens von Seite der k. k. Behör-
den getroffenen Maßnahmen wie auch im Hinblicke
auf fo manche in neuefter Zeit vorgekommene
Demolirungen von Kunrtdenkmalen, auf ganz verun-
glückte bauliche Rcrtaurationcn und auf die Vorgänge
bei den Fresken • Rertaurirungcn in Tyrol und an
anderen Orten hob Sc. Excellenz der Pi afident die Not-
wendigkeit eines ausgiebigen Schutzes für die heimath-
liehen Denkmale hervor. Gleich wie diefs durch einen
dem ungarifchen Reichstage vorgelegten Gcfctzcnt-
wurf in den Ländern der ungarifchen Krone erreicht
werden füll, belleht auch hier die Dringlichkeit, einen
folchen Gefetzentwurf auszuarbeiten Die Conuniffion
bcfchlofs, das Comite für rtaatlichc Gefctzgebung zu
ertlichen, diefe Angelegenheit ehertens in Berathung
zu ziehen. Diefes Comite leiflete der Aufforderung
fofort Folge, und ill bereits zur Berathung diefes
Gegcnftandes zufammengetreten.
Dem Comite fehien es zunachft nothwendig, fich
über gewifle allgemeine Gcfichtspunktc und leitende
Grundfatze zu einigen, gleichzeitig wurde noch die
Notwendigkeit der Beiziehung eines juridil'chcn Fach-
mannes anerkannt. Nach längerer Bcfprechung, an
welcher fich die I lerren I lofrath Sifktl, Dr. Kenner
und Dr. Lind betheiligtcn, und wobei die vielfcitigen
Schwierigkeiten, die einem folchen Gcletzescntwurfe
cntgcgcnllehen, erörtert wurden, Hellte das Comite
als leitende Gcfichtspunktc auf: a) Aufllellung von
belondercn Bertimmungen bei Funden beweglicher
Gcgenftande, wie Anzeigepflicht, das Vorkaufsrecht
für öffentliche Sammlungen; b) defsgleiehen bcfondeie
Bertimmungen in Bezug auf die Erhaltung von Bau-
denkmalen, und zum Schutze gegen Verfall, bei Reftau-
rirungen und in Betreff des fubfidiarcn Einfchrcitens
des Staates zur Wahrung des öffentlichen InterelTes.
ferner c) die Hinausgabc von Vorschriften zur Ver-
hütung der Verfchlepputig von Denkmalen ins Aus-
land; dj Ausdehnung des Expropriations-Gefetzes auf
Kunrtdcnkmale im InterelTe für deren Erhaltung und
fi fchlicfslich Z ucrkennuug einer ge willen Executiv-
gewalt an die Organe der Central (..'oinmillion.
Verhandlungen der I. Section.
Dicfclbc hielt neun Sitzungen.
Freiherr v. Sacken berichtete über die Auffindung
eines rotnifchen Grabrtcincs mit Sculptur und Infchrift
auf einem Hoch-Plateau zwifchen Fifchau und Mutli
tnannsdorf.
Ucber Antrag desfelben Mitgliedes, die Central-
Commiffion wolle fich im I linblickc auf die jüngften
befonders wichtigen Funde in Petronell beim k. k.
Minirtcrium für Cultus und Unterricht verwenden, dafs
die Nachgrabungen auf dem Territorium von Carnun-
tum im Jahre 1882 wieder mit Staats-Subvention auf-
genommen werden, wurde befchlolTcn. eine derartige
Eingabe dem bezeichneten Minifterium zu unter-
breiten.
Confervator Kolb legte einen Bericht vor über die
Fund-Objecte aus Bernardin bei Wels und über deren
Fundrtattc, und empfahl, dafs einige an der Kirche in
Wels eingemauerte romifchc Monumente an mehr
fchützenden Stellen angebracht werden, wenn fie
nicht etwa an das Mufeum in Linz abgegeben würden.
Ueber Referat Dr. Kenners fprach fich die Central-
Commiffion für Einleitung entfprechender Verhand-
lungen mit dem hochwürdigen Pfarrer in Wels aus.
Der Bericht desfelben Confervators über Graberfunde
bei Bernardin nachft WeLs wurde über Antrag des
Referenten Dr. Kenner zur Veröffentlichung durch die
Miltheilungen beftimmt.
Confervator von Kolb berichtete ferner über den
Fund eines kupfernen Torques in der Gemeinde Weng.
Correfpondent Meixner berichtete über Funde in
H agna, Ratfeh, Neudorf, Leitring, Caishom, Frauen-
berg und Straß (Steiermark).
Confervator Dr. Pichler berichtete auf Grund
einer Anzeige des Correfpondenten Hanrieh über die
beim Baue eines Wohnhaufes in der Gratzer Gaffe zu
Cilh entdeckten Rcrte eines romifchen Kaufes.
Das Unterrichts-Minirtcrium machte der Ccntral-
Comr.iiflion Mittheilung von einem Erlaffe in Betreff
der Angelegenheit der Uebertragung der Bachus-
Statuc am Gratzer Schlofsberge in das Joanneum. In
iler Folge berichtete Dr. Lind über den ablehnenden
Befchlufs des fteicrifchen Landcsausfchuffcs , nach
welchem dcrfelbc die Bewilligung eines Geldbetrages
zur Bertreitung der Ueberlragungskorten ablehnt.
Confervator Dr. i'ichler brachte zur Kenntnis,
dafs die beabfichtigte Durchgrabung eines Hügels
bei Manning in Steiermark in Folge der noch nicht
geordneten Verhandlungen mit den Grundeigentü-
mern eine Verzögerung erlitten hat.
Die vom Correfpondenten Profel'for Gaufmann
vorgelegte Aufnahme von Römer-Denkmalen in Pettau
wurde mit Intereffe zur Kenntnis genommen, und als
zweckmafsige Grundlage für ein Rumerrteinlnventar
erkannt. Dcrfelbc Correfpondcnt legte ferner vor
den Kortcnuberfchlag für ein hölzernes Schutzdach
über den fogenannten Pranger in Pettau, d. i. ein dort-
felbil nachrt der Kirche aufgcrtclltcs Romer-Denkmal,
Die Seelion bewilligte zu den Hcrftellungskorten für
diefe Ucberdachung einen Beitrag aus ihren Mitteln.
Die von Seite des hohen k. k. Minirteriums für
Cultus und Unterricht zur Aeufserung übermittelte
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IX
Hingabe dcsProfcfforcnCollcgiuiiisdcr philofophifclicn
Facultat der Wiener Univerfitut auf Gründung eines
Locat-Mufeums in Olli wurde mit einpellender Moti-
virung und unter Wahrung des Standpunktes der
Ccntral-Commiffion mit Berufung auf dasjenige, was
von derfelbcn in diefer Richtung fowohl in Cilli als
anderwärts bereits eingeleitet oder beantragt worden,
warmflens befürwortet In der Folge machte das k. k.
Minillerium für Cultus und Unterricht der Ccntral-
Commiflion die erfreuliche Mittheilung, dafs es über
deren Anregung fowie über jene feitens des archaolo-
gifch epigraphifchen Seminars an der Wiener Univer-
fitut geneigt fei, in Cilli ein Local-Mufcum für die
dortigen romifchen Denkmale errichten zu laffen. Wie
fp.itcrc Berichte darthun, ifl diefe Krriehtung im Zuge.
Die Anzeige, dafs Seilens der Leobner Kifcn-
werks-Verwaltung in Donawitz die Korten des Trans-
portes für ein romifches Denkmal von dort bis Grat/,
ijoanneum) getragen wurden, wurde über Antrag
Dr. Kenner mit Befriedigung zur Kenntnis genommen.
Ueber Antrag des Dr. Kenner bewilligte die
Ccntral-Commiffion eine Subvention zu den unter der
Leitung Dr. Pieliler flehenden Grabungen in Katskcehr.
Confcrvator Richter legte zwei Berichte über
pruhiltoiifchc Funde im Salzburgifchen und über die
antiken Bronzen im Salzburger Mufeum vor, welche
auf Antrag Dr. Mucks für die Mittheilungen beftimmt
wurden. 1 Desgleichen wird über Referat Dr. Kenner s
ein weiterer Au (Tat/, dcsfelben Confervators, betreffend
die Romcrftrafse über den Radlliittcr Tauern als für
die Topographie des ronüfehen Tauern-Ueberganges
in der Richtung Juvavo-Virunum fehr wcrthvoll, zur
Veröffentlichung angenommen. 1
Die im Wege des k k. Minifleriums für Cultus
und Unterricht an die Central-Commiffion gelangte
Hingabe des l'rofefforen - Collegiums der Gratzcr
philofopbifchcn Facultat um F.rtheilung einer Staats-
Subvention zur Wiederaufnahme fyjlematifeher Gra-
bungen auf dem Zollfelde wurde dem genannten
Minillerium zur geneigten Würdigung auf das warmfle
empfohlen. Auch befchlofs ilie ScCtion, fich in der
Angelegenheit diefer unter der Leitung des Profeffors
Dr. Fritz Pieliler zu Hellenden Grabungen an das
karntnerifche Landes -Prafidium und furftbifchofliche
Confiftorium zu wenden, damit von deren Seite diefem
Unternehmen die thunlichlle Forderung zu Theil w erde.
Schliefslich bezeichnete die Ccntral-Commiffion das
Mufeum in Klagenfurt als die Sammclftcllc für alle zu
erhoffenden Fund-Objecle. 1
In der Folge kam der Ccntral-Commiffion feitens
des k. k. Minifleriums für Cultus und Unterricht die
Mittheilung zu, dafs es für die wifTenfchaftliclien Gra-
bungen am Zollfeldc unter der Leitung des Dr. Fritz
Pieliler 500 fl. gewidmet habe, und dafs dem Antrage
der Central-Commiffion Folge gebend, das Klagen-
furtcr Mufeum zur Aufnahme der fiimmtlichcu Fund-
gegenftande beftimmt wurde. Nachdem diefe Grabun-
gen im Laufe des Jahres 1881 wirklich Stattfanden,
erftattete Confcrvator Dr. Pieliler fowohl währenddes
Ganges der Forfchungen mehrere vorläufige Berichte
als auch zuletzt einen Schlufsbcricht über die bisherigen
Frfolgc. Da laut eines letzteren Berichtes des Confcr-
' S MUlh VII N F. f. cxix
I S Mmh, VII N. F. p. CXI
• S. Hillk. VII N F r I.XXXI
viu n. r.
vators Dr. Pieliler die diesjährigen Grabungen am
Zollfeldc mit November eingcftcllt wurden, befchlofs
die Scclion, Schritte zu thun, damit diefem im nachften
Jahre fortzufetzenden Unternehmen Subventionen
gefichert werden, was zur Folge hatte, dafs das
Minillerium für Cultus und Unterricht zur Fortfetzung
der wiffcnfchaftlichcn Grabungen auf dem kamt-
nerifchen Zollfelde pro 1882 und 1883 unter Voraus-
fetzung der verlaflungsmafsigen Genehmigung des
erforderlichen Credites eine Subvention von je 500 Ii.
bewilligt hat. Fndlich legte Dr. Pieliler die Schlul's-
rechnung über die Köllen der Grabungen am Zollfeldc
vor, welche der ordnungsmiifsigen Prüfung unterzogen
werden wird.
Baron Haufer in Klagenfurt legte einen Abdruck
einer fehr lehrreichen in der Klagenfurter Zeitung
veröffentlichten Zufammcnftcllung der früheren Aus-
grabungen am Zollfeldc vor. Der Auffatz des Cor-
refpondeiilen Freiherrn Itaufer über ein Mithras-
Monument bei Glanegg wurde zur Publicatiou durch
die Mittheilungen beftimmt.'
Dr, Piehler berichtete über einen bei llraßnig
ausgegrabenen römifchen Votiv -Stein.
Der Bericht des Correfpondenten J. Keiner über
die Wallburgen bei Guttenfhin (Kärnten) wurde eben
falls an die Redaktion der Mittheilungen abgegeben.
Ueber Antrag des Confcrvator Dr. Pieliler be-
fchlofs die Scflion, die Publication eines in Volker-
markt gefundenen Römer-Steines.
Confcrvator Dr. Piehler legte vor eine Abfchrift
des durch den Pfarrer von St. Georgen am Weinberge
ausgeforschten Infchriftftcincs am Lambrcchtsberge.
welche der Rcdaflion zur Publication übergeben
wurde. Desgleichen erhielt diefe Bcllimmung ein
kurzer Auffatz des Bezirksrichters W. Semen über
den Romcrwcg bei Teinaeh, vorgelegt von Dr. Piehler.
Anläfslich eines Berichtes des Confervators Orgler
über antike Funde und Gcbaudcrcftc bei Lienz
befchlofs die Ccntral-Commiffion über Antrag des
Referenten Dr. Kenner, zum Zwecke der dort einzu-
leitenden fyftcmatifchen Grabungen eine Subvention
zu gewahren, im Falle fich das Mufeum Ferdinandcum
in Innsbruck an diefem Unternehmer in ausgiebiger
Weife betheiligen wurde. Die darauf erfolgte Er-
klärung des Mufeums Ferdinandeum in Innsbruck, dafs
dasfelbc gleich der Ccntral-Commiffion eine Subven-
tion pro 1881 und eventuell pro 1882 den Grabungen um
Lienz zuwendet, wurde mit Befriedigung zur Kenntnis
genommen. 4
Dr. Kenner referirte über die vom Confcrvator
Jenny eingefendeten in Vorarlberg gefundenen Münzen
und hob hervor, dafs (ich darunter zwei Münzen aus
Olbiopolis (im füdlichen Kufsland! befinden. Ferner
nahm die Scflion den von dcmfelbcu Confervator
vorgelegten Situation* Plan über die heurigen Gra-
bungen in Bregens zur Kenntnis.
Dr. Und machte Mittheilungen über den Stand
der Angelegenheit des lifona- Reliefe in Bregens,
deflen Bcfchlagnahmc aufgehoben wurde und dclfen
Erwerbung für das Mufeum in Brcgenz zu erwarten
ftcht, was von der Central-Commiffion lebhaft ge
wünfeht wird.
1 S Hittk vil. K. F. r . Ct.
> s M.i.h viu M. r ,,. 111
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X
Confcrv.itor 'Jenny legte einen fur die Mitthei
hingen beflimmten und angenommenen Auffatz über
bauliche Ueberrcfle in Brigantium und gleichzeitig
eine ordnungsmafsige Rechnung über die Verwendung
der Staats Dotation bei den Grabungen in Brigan-
tium vor.
Ueber Anregung des ConfervatorsDr. v. Bizzarro
bcfchlofs die Central Commiffioti, den günftige Rcfui
täte vcrfprcchendcn Grabungen in l 'illefe eine Subven-
tion zuzuwenden, defsglcichcn denen zu llaidenfeliaft.
Das Miniflerium für Cultus und L'ntcrriclit gab
bekannt, dafs das gräflich Caffis fche Haus in Aquilcja
behufs der Unterbringung des dortigen Staats -Mufcums
angekauft wurde, dafs die Gemeinde Aquilcja alle ihre
Sammlungen an das Staats-Mufeum mit Vorbehalt
lies Eigentumsrechtes abgetreten habe und überdies
noch einen namhaften Geldbetrag hiezu leiften werde.
Behufs fortwahrender Erwerbungen von Fund-Objeclen
foll in das Finanzgefetz pro 1882 ein jährlicher Credit
eingeteilt werden. Auch wurde fiir Geldmittel vorge-
forgt, um fofort an die Adaptirung des neuen Mufeal-
Gebaudes gehen zu können. Die k. k. Statthalterei in
Trieft übermittelte in der Folge derCentral-Commiffion
den Adaptirungs Plan für dicl'es Stadtinufeal Gebäude.
Die Ccntrai-Commiffion erklarte fich mit dem l'rojccle
einverstanden, und fprach nur einige Wünfche zur
Krhuhung der Feuer- und Einbruchfichcrheit des Ge-
bäudes aus. Diefe Wünfche begründen fich einerfeits
durch die ziemlieh ifolirte Lage des Mufcums und
dadurch, dafs in dcrfclbcn nicht allein die Staatsfamm-
lung, fondern die des Baron Ritter und der Stadt
Aquilcja untergebracht werden fotlen. Es w urden daher
Stcinflufcn (latt der hölzernen für die Stiege aus dem
l. in das 2. Stockwerk vorgefchlagen. da im zweiten
Stockwerke wahrfcheinlich die kleineren aber auch
werthvolleren Gegenflandc, wie aus Edelmetall, Elfen-
bein 11. f. w., untergebracht werden dürften. Ferner
empfahl man eine eiferne Abfchlufsthur zwifchen (liefen
beiden Stockwerken, zur Oeffnung geeignete Fenltcr-
ladcn oder auffchlagbare Gitter und zwar fur alle
Fünfter des Gebäudes.
Dr. Kenner referirte über die wunfehenswerthe
Erwerbung eines frühchriftlkhen Sarkophags mit
Infchrift aus Salcano fur das Mufeum in Aijuileja und
wurde befchlolfen, die k. k. Statthalterei in Tricll um
Vermittlung zu (liefern Behüte zu erfuchen.
Confervator Pichler legte vor die Abbildung
einer aus Aquilcja (lammenden Eintrittsmarke zu
einer Fcchtervorltellung. Diefer Bericht wurde zur
Veröffentlichung durch die Mittheilungen beflimmt.
Von Seite der k. k. Statthalterei in Trieft ging
der Cental-Commiffion die Nachricht zu, dafs das an
der Dorfkirchc Mainizza eingemauerte romifche Relief
in das Staats-Mufeum zu Aquileja gebracht wurde, wie
auch dafs drei im Privatbesitze zu Cervignano befindlich
gewefene' Infchriftfteinc durch Ankauf dahin kamen.
Ueber Anregung des Confcrvators Dr. Bizzarro
bcfchlofs die Central -Commifficn bei dem Umflande,
als die Fund-Objcftc von .SV. Lucia an das Landes-
Mufeum in Görz abgegeben w erden follen. über Antrag
Dr. Kenner s (ich über die Art der Inventarilirung der
Gegcnftande im l.andes-Mufeum und deren wiffen-
fchaftliche Beflimmung zu informiren und fiir den Fall,
als in diefer Beziehung noch fachmännische Arbeiten
nothwendig erfcheinen follten, hiefur die im hiefigen
archaologifch - epigraphifchen Seminar ausgebildeten
jungen Leute dem Landcs-Ausfehuffe zu empfehlen.
Die Landesvertretung von Iftrien überfendetc
einen Bericht des Ingenieurs Franeesehi über die Gra-
bungen in l'ifaze, worüber die Ccntrai-Commiffion
bcfchlofs, dem Klrianer Landtage fur diefe Zufen-
dung zu danken und die volle Anerkennung fur deffen
die obigen Grabungen fordernden HcfchlufsfalTungcn
auszufprechen.
Corrcfpondcnt Scliram berichtete über einen in
neuefler Zeit in l'ola gefundenen Torfo einer Mar-
mor-K aiferflatuc. Ueber Antrag Dr. Kenners wurde
Einleitung getroffen, dafs diefe werthvolle Sculptur
dem LocalMufeum in l'ola zukomme.
Rcgicrungsrath Freiherr v. Satken berichtete über
den Zuftand der Altcrtlu mer in l'ola, namentlich des
Am]>hitheaters, des Augufhis-Tcmpcls, des Triumph-
bogens und der dortigen Sammlung von römifchen
Steinen, was fich Alles in hoehfl befriedigendem und
gefichertem Zuftandc befindet.
Corrcfpondcnt Schräm fendete einen Bericht
über den bei der Demolirung einer Mauer am Dome
zu Citlanmna gefundenen romifchen Sculptur-Stein
und ein Infchrift-Fragment, und zeigte an, dafs der in
neucllcr Zeit gefundene Torfo einer Marmor- Statue
in das Local Mufeum zu Pola kam.
Das k. k. Marine-Arfenal-Commando in Pola gab
der Ccntrai-Commiffion Nachricht von dem Funde
eines Säulcnftuckes aus blaulichem Marmor, das von
der Funddelle in der Bucht bei Zonchi in das im
Auguftns-Tcmpcl angelegte Mufeum übertragen wurde.
Confervator .". Klodie erllattetc einen lehrreichen
Bericht über die reichhaltige Sammlung von Fund
Objekten des Domherrn Bolmarcic in Offcro. Die von
demfelben Uberreichte Abhandlung über die Funde in
Offcro wurde für die Mitthcüungcn zur Veröffent-
lichung beflimmt.
Ueber denfelbenGegenlland machten auch Regie-
rungsrath Freiherr v. Sacken und Corrcfpondcnt
Schräm Mittheilungen. 1
Nachdem die Ccntrai-Commiffion feitens des k. k.
Minilleriums fur Cultus und Unterricht über ihren
Antrag ermächtigt wurde, wegen Gründung eines
Landes- Mufcums fur Iftrien in Caf>o <f Iftria, wufclbft
insbefondere die interclTantcn Funde aus Offcro unter-
zubringen waren, weitere Einleitungen zu treffen,
bcfchlofs die Central-Commiflion, nunmehr mit dem
Iltriancr Landes -Ausfchuffe in die entfprechenden Ver-
handlungen zu treten, jedoch dabei im Auge zu
behalten, dafs in l'ola ein eigenes Mufeum errichtet
werde.
Der Berieht des Correfpondcnten Schräm über
die Ergebniffc der Grabungen bei l'ifaze bei Mon-
tichio wurde zur Veröffentlichung durch die Mitthei-
lungen beflimmt.
l'rofcffor Ilaufer machte fehr wichtige Mitthei
hingen über die neueflen Funde in Salona und hob
hervor, dafs es in Folge der fyflemalifehen Grabun-
gen gelang, die Fundamente einer frühchriftlichen
Balilica freizullellen.
Confervator Geh ich wurde auf Grund des von ihm
vorgelegten l'rogrammcs ermächtigt, fich zu archaolo-
• s MM. vir n r. |>. CXXXU1,
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XI
yifchcn Unterfuchungen nach der Infcl Zanjie zu
begeben. Derfclbc erftattetc in der Folge Hericlit über
die Denkmale dafclbft: die Seelion fprach fich bei
diefem Anlaffe nach Antrag des Referenten Profefl'or
Ilaufer über die Thatigkcit diefcs Confervators befun-
den befriedigt aus.
Derfelbe Confcrvator (iberfendetc werthvolle Auf-
nahmen von Fund-Objecten aus Alt- Rasufa und
Rifaw, wofür ihm gedankt wurde.
Profeffor Häuf er berichtete über eine Anzeige
des Confervators Geltich, der zu Folge fich in der
Hcrzcgovina Spuren einer von Kpidaurus nach Trc-
binje über Lucindolc und Zgonjevo fuhrenden Römer-
ftrafsc mit Rcften von Meilenftcinen u. f. w. fanden.
Der Antrag desfelben, die bezüglichen Denkmale
aufnehmen zu laden, wurde zum Befchluffe erhoben.
Correfpondent Pfarrer Düte in TrarniL- hatte eine
Sammlung von in Bosnien vorfindlichcn M mzen ein-
gefendet. Referent Dr. Kenner berichtete über diefel-
ben und bezeichnete fie als das Courant jener Gegen-
den in verfchiedenen Zeiten wie im Durchfchnittc
darfl eilend. Ks fanden fich aus Aegypten die alteflen
Ptolomacr, dann aus der römifcheo Republik Denare
und dyrrhachifche Drachmen; dann kommen Münzen
aus der Kaifcrzcit, fodann bosnifche. ragufanifche,
zuletzt türkifche und ungarifchc Münzen vor.
Confervator f freist crllattcte mehrere Berichte
über Funde, wie von Bronze-Ringen bei Jafena, über
Bruchftiicke von Golddrahten bei Königs- L/totta,*
worüber Dr. Much referirte und die letzteren als
Theilc von Goldringgeld bezeichnete
Confcrvator Liifsner legte einen Bericht über die
im laufenden Jahre in feinem Bezirke gemachten pra-
hjftorifchen Funde vor, der nach Antrag des Referen-
ten Dr. Much für die Mitteilungen beflimmt wurde.
Die Mittheilung des Confervators f.üfsner über
ilie grofsc hauptfachlich prahiflorifchc Sammlung des
H. W. Grofsc in Neuhutten, in welcher Sammlung
fich namentlich viele Fund-Objcfte vom Hradist bei
Slradonic befinden, diente zur Kenntnis.
Confervatoi Schneider überfendetc eine gröfscre
Abhandlung über die Funde in einer fogenannten
Küchen - Abfallgrube bei Bydzen. 1 Nachdem diefe
Abhandlung nicht blofs eine fleifsige Befchreibung
einer Anzahl prahiftorifchcr Funde enthalt, fondem
auch eine klar abgefafste Zufammcnftcllung fammt-
licher Funde aus der neolithifcheii Zeit Böhmens
bringt, wurde iiber Antrag Dr. Much diefelbe zur
Veröffentlichung durch die Mittheilungen beflimmt
Ein weiterer Bericht desfelben Confervators über den
im I lerbftc bei Jicineves gemachten Bronzefund erhielt
die gleiche Bellimmung.*
Confervator Dr. Much referirte über einen Bericht
des Correfpondenten Stuhlik in Ituduvis, betreffend
die prahiflorifchen Anficdlungcn in diefer Gegend und
über folche Erdwalle bei der Ruine Maidjlein, dann
ober den Bericht des Confervators Schneider: p Grabcr
aus der Stradonicer Aera bei ticv\-flydiov ü . endlich
über einen Bericht des Confervators Baum, betreffend
die in Nymburg gemachten prahiftorifchcii Funde.
Letztere werden als fehr wichtig bezeichnet, und
wurde der Wunfeh ausgebrochen, die dortigen Nach
s Hfcth, mi M r, r . i.xxx
> s m,..i, vui N r i im
< S U.Mh VII N V P XCIX
grabungen bis zur Erfchopfung des Grabfcldes fort-
zufetzen.
Die Mittheilungen des k. k. Handcls-Miniftcriums
über prahillorifche Funde nachft der Bahnlinie bei
Oujesd in Böhmen wurden mit Dank zur Kenntnis
genommen, dcfsglcichcn die des Confervators Dudik
über das Urnenfeld bei Trfie fowic iiber Fundfl ückc
bei Hradisfo und Xezamyslie in Mahren.
Confcrvator Trapp berichtete über Gräberfunde
in Mahren und über eine entdeckte Schmclzhütte in
Kallendorf.
Confervator Gutler berichtete über feine bis-
herigen archaologifchen Forfchungcn in der Bukowina,
namentlich in dem alten Furftenfchloffe zu Suczawa.
Der Bericht desfelben Confervators über Tumult
bei Tetroutz. Sereth, Korcsefchti und Ropcze wurde
zur Kenntnis genommen, desgleichen ein weiterer
Bericht über am ;?tf//XW-Bcrgc gefundene fogenannte
I lüncngraber und einen bei Haina gemachten Goldfund.
Verhandlungen der II. Section.
Diefe Sektion verfammeltc (ich zu 12 Sitzungen.
Confcrvator Profeffor Haufer referirte über das
Frgebnifs der commiffionellen Verhandlungen, be-
treffend die Vcrfctzung der Johannes-Capelle, derzeit
nachft der Karlsbrucke in Wien, an eine andere Stelle,
da fie wegen eines Bruckenbaues von ihrem gegen-
wärtigen Standplätze entfernt werden mufs. Derfclbc
gab in der commiffionellen Verhandlung die Erklärung
ab, dafs er einer Ucbcrtragung der Capelle nur unter
der Bedingung zuftimmen könne, wenn diefelbe in ihrer
urfprünglichen Form und Decoration wieder erbaut
werde, unter Belafsung der werthvollen Gitter und des
Dachwerkes. Sollten die Eifcngitter nicht mehr zur
Verwendung gelangen, fo waren lic in forgfaltige Auf-
bewahrungzubringen. Die Central-Commiffion erklärte
fich mit diefem Votum des Confervators vollkommen
einverfhmden.
Die Kcftaurirung der Dreifaltigkeits- Saulc am
Graben in Wien vcranlafste die Central-Commiffion,
zunachft den Confervator Haufer zu dclegiren, um die
Intentionen der Central-Commiffion im Reftaurirungs-
Comite zu vertreten. Anlafslich der Mittheilung des-
felben Confervators, dafs diefe Rcftaurirungs-Arbeiten
dem Ende zugehen, befchlofs die Verfammlung, diefe
Säule, fo lange die Gcrüftc noch Itehen, in genauen
Augenfchein zu nehmen, um namentlich die Reftau-
rirung der oberften Figurengruppe und diefe fclbfl
einer eingehenden Bcfichtigung unterziehen zu können.
Es verfugten lieh zu diefem Ende am 17. Ortober 18S1
an Ort und Stelle: der Praficlent der Central-Com-
miffion, dann Regierungsrath Radmtzky, diel'rofelToi en
Treuhcald und Klein, um unter Führung des Confer-
vators Profefl'or Häufet- die vorgenommenen Hcrftel-
lungcn zu befichtigen. Die Sectio» befprach in der
Folge die mitunter nicht günftigen Wahrnehmungen,
welche von den einzelnen Mitgliedern bei diefer Berich-
tigung gemacht wurden, und befchlofs, zunachft die
Copirung aller auf dem Monumente vorkommenden
Infchriften, die Abformung der Kaiferfigur und einiger
anderer Details zu empfehlen. Was die Wahrnehmungen
betrifft, fo conflatirte die Central-Commiffion, unge-
achtet der im Großen und Ganzen cntfprcchcnd
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XII
befundenen Reftaurirung, dafs durch die angewendete
forcirte Reinigungs Methode jene feine Formbildung
und jener eigentümliche Lichtcffecl. der befonders
an den figuralen Theilcn diefcs Denkmals vorhanden
gewefen ift, und der von den damaligen Künftlcm
mit Aufwand eminenter technifcher Behandlung des
Materials erreicht wurde, abgefchwacht erfcheint und
kaum mehr erfetzt werden kann. Die Central-Com-
mifliou hob ferner hervor, dafs, als ihr Gelegenheit zur
Berichtigung gegeben wurde, die Arbeiten fchon
ziemlich vorgefchritten waren. Ungeachtet der früher
erwähnten Mangel gab die Central Commiflion ihre
Zullimmung zur gewünfehten Abtragung der obcrflen
drei Gcrufte, da man aus Kuckficht der hohen Koftcn
und in Befürchtung anderweitiger Nachtheile von
einer Ueberarbeitung der beanftändeten Theile abfah
Dagegen einigte ("ich die Commiffion zu folgenden
Grundfatzen, welche (ich die mafsgebenden Organe
bei Keflaurirung ahnlicher Objectc gegenwartig zu
halten hatten:
I. Die Anwendung von Oel-Anflrich oderEinlaffcn
mit Oel habe als dem Steine fchadlich zu unter-
bleiben ; 2. für die Keflaurirung fammtlieher Belland-
theile, fowohl der arclütektonifchcn wie der figuralen,
foll llets jene Behandlungsweifc des Steines mafs-
gebend fein, welche bei der urfprünglichen HerfteDung
in Anwendung kam; 3. die Anwendung von Kratz-
bürden als Keinigungsmittcl ill durchaus unftatthaft,
und bedauert die Ccntral-Commiflion deren Anwen-
dung überhaupt.
Die Verfammlung nahm von dem Berichte Dr.
find s uber die Aufhellung eines Gitters um das Salm-
Monument in der Votiv-Kirche mit befonderer Befrie-
digung Kenntnis und gab neuerlich ihrer vollen Zuflim-
mung Ausdruck, dafs diefcs Monument nach fo lang-
wierigen entwürdigenden Schickfalen endlich einen
geficherten Aufilcllungsplatz unter dem Schutze des
hochwürdigen Propflcs MarJ'chall gefunden hat.
Confervator l'rofeffor Hau/er referirte über die
beabliehtigte Keflaurirung der Brunnen am Graben
und Franciscancr-l'latze in Wien, rcfpcfTlivc uber die
beabfichtigten Umgeftaltungcn an deren Steingewan-
dungen, über die Aendcrungcn der Auslaufe und Aus-
beflerungen der Blei -Figuren, wobei er fich für den
Beftuid der gegenwartigen Geflaltung und Stellung
der Brunnen und gegen den Umguls in Bronce, wohl
aber für die AusbelTcrung der Blei-Figuren ausfprach,
womit die Verfammlung cinvcrflandcn war.
Kegierungsrath Freiherr v. Sacken machte Mit-
theilung uber den hochlt werthvollen 1" rüh-Kcnaiffance-
Flugelaltar und zwei treffliche Büfkcn in der Schlofs-
Capclle zu Sierndorf, was von den Vcrfammelten mit
lebhaftem [ntereffe zur Kenntnis genommen wurde,
Die Auffat/e desfelben uber die Pluvialc-AgralTen
des Toifon-Ornatcs und uber die Mitra aus Arnolds
Hein wurden für die Mittheilungen beflimmt.'
Confervator Hosner legte einen Bericht vor uber
die muthwillige Zerftorung der Rolands - Saulc in
J'er/enbeug.
Der Bericht des Confervators Fries über die an
den Pfarrkirchen zu f'urgßall a. d. Erlaf und zu
U'aidho/en a. d. Vbbs vorgenommenen Rcllaurirungs-
Arbeiten diente zur Kenntnis
< s. Hm». VII. n. r. P cv.
Ein weiterer Bericht desfelben Confervators über
den Fortgang der Keflaurirung der letztgenannten
Pfarrkirche wurde zur Veröffentlichung durch die
Mittheilungen beflimmt. Desgleichen der Bericht, den
Architekt I'rofcfibr Hermann v. Rini'et der Ccntral-
Comnüflion über diefc von ihm geleiteten Arbeiten,
über die dabei gefundenen Fresken und über die
Keflaurirung der Kirche zu Neuhofen übergab.*
Kegierungsrath Freiherr v. Sacken machte Mit-
theilung iibcr drei mit Sculpturen reich gefchmückte
Grabmale von Mitgliedern der graflichen Familie
Althan in Murßelten, 3 an welche wahrhafte Pracht-
Keliefs urkundlich als Arbeiten aus der Werkflättc
Alexanders von Collin beglaubigt find. Derfelbe
empfahl ferner das vom Confervator Rosner und Pfarrer
Lux zufammcngcftcllte Kcftaurirungs Programm für
die Gertnids-Ktrche in Gars der Genehmigung, die
auch crtheilt wurde.
Da eine Kcttaurirung der Pfarrkirche in A/fang
in Abficht ftand, liefs die Ccntral-Commiffion im
Intcrcffc der Erhaltung diefcs Gebäudes die ent-
fprechenden Erhebungen pflegen, welche ergaben,
dafs diefelbe vorlaufig nicht erfolge.
Architekt Ludwig Wäcktbr überfendete einen
Bericht über die durchgeführte Keflaurirung der
Peflfaulc in libenfitrth ; derfelbe wurde zur Kenntnis
genommen und über Antrag des Obcrbaurathcs
Schmidt und Dr. Und für den betreffenden Rcftau-
rirungsfonds ein kleiner Beitrag aus der Dotation der
Ccntral-Commiffion bewilligt.
Die Mittheilung des Kcgierungsrathes Freiherrn
v. Sacken in Betreff der Keflaurirung der fogenannten
I lardegg -Saulc bei Krcu-cnßein auf Koftcn Sr. Excel -
lenz des Grafen v. U'ilczck wurde mit befonderer
Anerkennung zur Kenntnis genommen.
Correfpondcnt ProfelTor Maas berichtete über
einen im Archive zu Stockerau befindlichen feepter
förmigen Marktrichterftab 1 und einen theilweife ver-
goldeten Becher, ferner über einen dort befindlichen,
lehr intcreffanten Morfer. *'
Oberbaurath Hertmann legte eine Kcihe von
Aufnahmen aus Scheibbs, l'urgjiall und Wiefelburg
(Nieder-Oefterreich) vor, enthaltend Copicn von
Gemälden, Glasmalereien und Sculpturen und gab
feine Zullimmung zur fuccefliven Verwendung der-
felbcn im InterelTe der Central-Commiffion, was von
der Commiflion mit geziemendem Dank zur Kenntnis
genommen wurde.
Ucber Anzeige des Confervators Rosner, dafs es
in Abficht fei, das Kuenringcr Thor in der Stadt
/■gxenburg — das einzige noch erhaltene und fehr
wichtige Denkmal der dortigen Stadtbefefligung —
aus angeblichen Verkehrsruckfichten abzutragen, bc-
fchlofs die Central Commiflion, lieh an den nieder-
öfterreichifchen Landes-Ausfchufs und die k. k. Statt-
halterei in Wien zu wenden, um diele unnothige Demo-
lirung zu verhindern. In der Folge referirte Oberbau-
rath Schmidt über diefes nicht abzuändernde bedauer-
liche Vorhaben der Stadtgemeinde Fggenburg. Die
Scrlion nahm von diefem Vorgange, als etneffl fchlecht
< S Miuti Vit. N. F. p. 118 u»J VIII p
• S Math VII N. F p. CIX
> S Mail, VIII N F. p XXXII
» S M.l.l. VII N. F p CXXXIX
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XIII
verhandelten Beftrebcn nach Stadterweiterung, mit
Bedauern Kenntnis.
Der Bericht des vcrdienflvollen Confervators
Widtcr über die von ilim durchgeführte AufHellung
mehrerer Eitzingfcher Grabmale in Sehrattcnthal,
dann von Denklteincn in StiUfricd und Gro/s wurde
mit Dank zur Kenntnis genommen.
Anlafslich der Mittheilung des Obcrbauralhes
Bergmann, dafs man im alten Karner zu Mauthhaufen
intcreffante Fresken unter der Tünche gefunden habe,
wurde befchlofTen, durch Confervator Schirmet Erhe-
bungen pllegen zu lallen.
Ucbcr Anzeige des Pfarramtes in Pichelsdorf in
Ober* Oeft erreich, dafs beim Durchbräche eines in der
dortigen Pfarrkirche vermauerten Raumes eine Seiten-
Capelle mit alter Fresco-Bcmalung eröffnet wurde,
befchlofs die Sektion, den berufenen Confervator
Wimmer zur Berichtcrftattung einzuladen.
Anlafslich einer in den ..Mittheilungen" beab-
fichtigten Publication über altere Elfenbcinfchnitz-
werke war es in Abficht, auch den prachtvollen
fruh-romanifchen Buchdeckel mit Email-Elfcnbein-
und I'iligran-Befatz eines in St. Wolf gang befindlichen
Codex in Abbildung beizugeben. Die CentralCom-
miflion wendete fich an das Pfarramt in .SV. Wolf gang.
um über die bereits erhaltene Erlaubnis des bifchof-
lichen Confifloriums in Linz (liefen Codex zeitweilig
nach Wien zu bekommen. Leider konnte diefem
Wunfchc nicht entfprochen werden; denn das werth-
volle Denkmal ill dermalen in St. Wolf gang nicht
mehr zu finden. Diefe vom Pfarramte gegebene Nach-
richt über das Verfchwinden eines fo werthvollen Denk-
mals wurde von der Central Commiffion mit lebhaftem
Bedauern Vorlaufig zur Kenntnis genommen.
Corrcfpondcnt Stuhlik macht auf ein zurDemoli-
ning beflimmtes Gebäude in Ottensheim an der
Donau aufmerkfam, das als Geburtsllatle Otto des
Erlauchten von Wittelsbach bezeichnet wird. Die
Section befchlofs über Antrag des Oberbaurathcs
Schmidt vorerft über die archaologifchc und kunft-
hiflorifchc Bedeutung diefes Gebäudes durch den
Confervator Schirmer Information einzuholen.
kegicrungsrath Freiherr v. Sacken machte .Mit-
theilung über die mit Unterftützung der Central-
Commiffion durchgeführte Aufteilung des fchönen
Grabrteines des M99 verdorbenen Prälaten von Mond
fec Benedict Eck, des Erbauers der heutigen Stifts-
kirche. Diefes Monument wurde aus dem Bodenpflafler
in der Mitte des Presbyteriums erhoben und an einem
Scitcnpfcilcr der Kirche aufgeteilt. Bei diefer Ge-
legenheit wurden einige Nachgrabungen zur Erfor-
fchung der alten Krypta angellcllt, die jedoch nur
ein negatives Kefultat gaben. Die unzweifelhaft früher
bcilandene Krypta war gelegentlich des Neubaues
in ihrer Innenanlage zerftort und mit dem Schutte
der abgebrochenen Kirche ausgefüllt worden. Leber
Antrag des Referenten wurde an den Furten Otto
Wrcdc. welcher die Aufteilung des gedachten Monu-
mentes wefentlich forderte, ein Dankfchreibcn gerichtet.
Anlafslich eines beabfichtigten Anbaues eines
Flügels des Nonncnkloflcrs an die frciflchcndc gothifche
Frauenkirche in Frei/ladt fprach (ich die Section iihcr
Referat des Oberbaurathcs Schmidt in unbedingter
Weife abfällig aus, und wurde in diefem Sinne ein
Gutachten an die k. k. Statthalterei in Linz crflattet.
Die hierauf eingelangte Zufchrift diefer Statthalterei
in Betreff der dem Antrage der Central Commiffion
entfprechenden Alnveifung der Schulfchwellern in
Freifladt mit dem von ihnen beabfichtigten Anbaue
lies Inflituts-Gcbaudes wurde mit Befriedigung zur
Kenntnis genommen.
Das Unterrichts-Minillerium flcllte an die Central-
Commiffion ilie Aufforderung, eine aus vertrauens-
würdigen Fachmannern bcftclltc Commiffion nach
Salzburg zu entfenden, um das dortige Mnfcum zu
befichtigen und über den Zuftand desfelben ein Gut-
achten zu geben. Die Central Commiffion befchlofs
diefem Auftrage ehethunlichll zu entfprechen, nahm
jedoch Anlafs, vorerft den Standpunkt, welchen fic in
diefer Angelegenheit von allem Anfange eingenommen
hatte, genauer zu bezeichnen, um jedweder irrigen Auf-
faffung über die von ihr übernommene Aufgabe fchon
im vorhinein zu begegnen. Diefe ging dahin, dafs die
Central-Commiffion, zun.ichlt den privaten Charakter
des Salzburgcr Mufeums anerkennend, fich durchaus
nicht in irgend eine fo zu fagen behördliche Unter
fuchung einlaffcn könne oder werde, fondern fich nur
auf Informationen, eventuell auf die Erthcilung von
Kathfchlagen und Anempfehlungen befchranken wolle,
wobei die heutige charaktcrillifchc in ihrer Weife ein-
zige Art der Aufteilung, wenigftens der Hauptfache
nach, ganz aufscr Betracht bleiben follc. Eine grofscre
Aufmcrkfamkeit werde nur den im Mufeum befindlichen
und dem Staate gehörigen Gegenflanden zu widmen
fein. Hiebei werde man ferner im Auge behalten, dafs
durch diefen Vorgang der Central Commiffion die
wiederholten in den Journalen erfchienenen Angriffe
gegen das Salzburgcr Mufeum ztirückgewiefen oder
wenigftens in Betreff erfl noch zu conflatirender
Uebelllandc auf das richtige Ma.ifs befchrankt werden
follen. Die Central-Commiffion überfah hiebei nicht,
dafs überhaupt vorerll zu diefem Vorgehen ihrerfeits
die Zuftimmung <ler Gemeindevertretung von Salzburg
nothwendig fei. Nachdem feitens der berührten Stadl
Vertretung die gewünfehte Zuftimmung einlangte,
wurden die Mitglieder der Central-Commiffion Cultos
Schcßag und ProfelTor Trenlnvald mit diefer Miflion
betraut und Anfangs Auguft die Berichtigung vor-
genommen. Die benannten Herren crflattetcn in der
Folge ausfuhrlichen Bericht über das günftige Ergebnis
ihrer Entfendung, wobei lie nicht unterließen , die
befondere Zuvorkommenheit und Freundlichkeit hervor-
zuheben , welche fie allcuttu.lben bei Durchfuhrung
ihrer Miflion fanden. Sc. Exccllcnz der Präfident nahm
Anlafs, dielen beiden Dclegirtcn der Central Com-
miffion für ihre mit Sachkenntnis und Tact ausgeführte
Miffion zu danken. Der Bericht w urde dem Unterrichts-
Minillerium vorgelegt.
Ilofrath Siele/ referirtc über einen Auffatz des
Confervators /dichter, der in dcmfelben die iilteflen
Siegel der Salzburgcr Erzbifchufe befpricht und auch
für ilie Echtheit des bei Laufen gefundenen Typars des
Erzbifchofs Ditmar eintritt. Diefer Auffatz wurde der
KedaCtion übergeben.
Oberbaurath Schmidt referirt iiber die kcftaii-
rirung des ronmnifchen Karners in Perncgg. Dcrfelbe
bezeichnete die hiefür in Auslieht genommene Summe
im Hinblick auf den untergeordneten Werth des
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XIV
Dcnkmales für zu hoch gegriffen. Es wurde eine
kleinere Auslage für die einfache Erhaltung dcsfelhen
genügen. Dagegen empfahl Referent die Einleitung
einer Unterfuchung des Innern der Capelle auf etwa
unter der Tünche noch vorfindliche Wandmalereien,
uomit fiel» die Seftion einverftanden erklarte. In der
Folge referirte derfelbe neuerlich auf Grund eines
Berichtes des Confervators Graus über diefen Karner
und beantragte, bei dem Umftande, als (ich im Innen-
räume keine Fresken fanden, auf die Erhaltung diefes
Hauwerkes durch Widmung etwa grofser Betrage
nicht weiter Rückficht zu nehmen.
Dagegen befchlofs die Central-Commil'fion unter
Zuftimmung zu diefem und dem weiteren Antrage, in
den Kirchen zu Purgg und Schwanbcrg Nachforfchun-
geii nach alten Wandmalereien vornehmen zu lalTen,
da Ach bereits hiefür Anzeichen finden. Confcrvator
Graus wurde erfucht, zu diefem Behufe zu interveniren.
ProfelTor Trenkwaid referirte über den Bericht des
Confervators Graus in Betreff der alten Wand-
bemalungen in den Kirchen zu Schwanberg und Pürgg
und bezeichnete insbesondere die letzteren einer
befonderen Würdigung werth.
Die Mittheilung der k. k. Statthalterei zu Grals,
dafs die Rcftaurirung der gothifchen Kirche zu Maria-
Neußift bei Pcttau nunmehr unter der Überleitung
desArchitektcn Hans Petfchnig begonnen hat, wurde
zur Kenntnis genommen.
Auch im Jahre 1881 war die Central-Commiffion
mit der Eggenbergcr Grab Capellc in lUtrenhaufen in
fo weit belchaftigt, als es fich noch um die Begleichung
der aufgelaufenen Rcftaurirungs -Arbeiten handelte,
die nunmehr durch die erfolgreiche Mitwirkung des
Landcs-Ausfchufs-Mitglicdes Grafen Kotulinski abge-
fehloffen irt. Doch itt hiebe! zu erwähnen, dafs, da
von den aufgelaufenen Korten für die Rcftaurirung der
l'.ggenberg Capelle in Ehrenhaufen noch ein Reft-
betrag aus dem Jahre 1880 unbedeckt verblieb, die
Central Commiffion befchlofs, fich bittlich an den
fteierifchen Landesausfchufs zu wenden, damit diefer
an den bevorftchenden Landtag eine Vorlage auf
entfprechende Geldbewilligung zu dem Rertaurirungs-
Fondc diefes in erller Linie als Landesdenkmal werth-
vollen und IWCCkmäfsig wicdcrhergcftellten Gebäudes
veranlaffe, was jedoch vergeblich blieb.
Confervator Ä'. v. Lufchiit berichtete über das
Grabmal des Ulrich Leifscr zu Wildon.
Correfpondent Gro/s berichtete über eine alte
Infchrift in Feldbach.
Oberbaurath Freiherr v. Ferßel berichtete über
die Rcftaurirung, refpective den Ausbau der Minoriten-
Kirche (deutfehe Kirche) in CUH und hob hervor, dafs
diele Aufgabe nicht fachmannilch und ftylcorrect auf-
gefafst wurde, wie auch die bisherige Rcftaurirung des
Thurmcs dem beablichtigten romanifchen Charakter
durchaus nicht entfpricht. Die Central Commiffion
nahm von diefer Mittheilung mit lebhaftem Bedauern
Kenntnis und fprach den Wunfeh aus, dafs dahin
gewirkt werde, damit wenigftens die noch vorhandenen
fpärlichen Hefte des mittelalterlichen Baues erhalten
bleiben. Anlafslich eines Schreibens des Stadtpfarrers
in £'////' über diefe Rcftaurirung beantragte Referent
oberbaurath Freiherr Ferßel das frühere ungünflige
Urthcil der Central Cmmifhon überdiefen Gegenftand
aufrecht zu halten und im Hinblick auf die vorgelegt
gewefenen Zeichnungen, Photographien und Berichte
über dielen Reftaurations-Bau von einer commif-
fioncllen Befichtigung des Objeftes als übcrflüffig
abzufeilen.
Der Bericht des Confervators Graus über den
Ankauf der Ruine Gißing bei Gratz durch Herrn
Anton Rechberger, welcher vom rcgllen Intereffe für
die Erhaltung diefes Bau-Denkmalcs erfüllt ift, und
über die einleitenden Mafsnahmcn zur Rcftaurirung
der Capelle und des Donjon dafclbft wurde mit
Befriedigung zur Kenntnis genommen.
Correfpondent Dom Caplan Grofser legte einen
fachmannifch abgefafsten Bericht über die Kirchen in
Hciligenbliit und Kitmannsdorf vor, ferner einen fchr
beachtenswerthen Bericht über die Kirche in Sagor
und einen Infchriftftein in St. Leonhard, und wur<le
der letztere zur Publication durch die Mittheilungen
beftimmt.
Durch Vermittlung der Cent ral-Commifllon wurde
dem oftcrrcichifchcn Mufcum für Kunft und Induftrie
die käufliche Erwerbung einer alten Mitra aus dem
Klofterfchatze von Arnold/lein ermöglicht.
Dr. Winter erläuterte die Infchrift unter dem
Bilde der h. Anna mit der Mutter Gottes und dem
Criftus-Kindc: „fclb dritt- in der Peters-Capelle zu
Friefach als „fclbft die dritte" und empfahl den Auf
fat/. des Correfpondenten Fcckh- H 'idiuanßetter über
die alte Familie Skodl in Kärnten zur Veröffentlichung
in den Miltheilungen.
Da derCcntral-Commiffion Nachrichten zukamen,
dafs die wcrthvollen Vcrglafungen in der St. Laurenz-
Kirche zu .SV. I^onliard in Kärnten argen Schaden
leiden und in ihrem Beftande gefährdet feien, wurde
Confervator Sti/>/>crger erfucht, hierüber zu berichten.
Die Central Commiffion verwendete fich beim
Bürgcrmciftcr der Stadt Klagenfiirt, damit die der
Stadt von Dr. Franz Dreer vermachte MünzenfamiTi-
lung ehebaldigll der allgemeinen Befichtigung zugäng-
lich werde.
Das k. k. Minifterium fnr Cultus und Unterricht
gab der Central-Commiffion bekannt, dafs es zur Re
ftaurirung des fogenannten Fürflen-Chores und der
gegenüber befindlichen Uhr in der Hofkirche zu Inns-
brink einen Beitrag bewilligt. 1
In Betreff der vom Correfpondenten Dahlke ange-
regten Rcftaurirung eines durch feine Malereirelle be-
achtenswerthen Bildftockels bei Brunnecken befchlofs
die Central- Commiffion ihr Gutachten dahin abzu-
geben, dafs der von der Frau Grafin Wolf-Metternich
zu diefem Behufe gewidmete Betrag zunachrt zur bau-
lichen Wicdcrherftellung, zur Reinigung und Ueber-
dachung der Säule und zur Aufftellung eines Umfrie-
dungsgitters verwendet werden möge. Was dagegen
die Bilder betrifft, fo befchlofs die Central-Commiffion,
einen Fachmann einzuladen, über dicfelbcn und deren
Rcftaurirbarkcit ein Gutachten abzugeben, welche
Wahl auf den Kunftler F. fobß fiel. 1
Oberbaurath Schmidt machte die hocherfreuliche
Mittheilung, dafs Se. k. und k. Hoheit der durch-
lauchtigfte Herr Frzhcrzog Johann Sahator die Burg
Runkclßcin käuflich erworben und befchlolfen hat,
• s. muüi. vii. n. r. f. cxxxrx.
= S MI N. K. ,.. CXXXIII
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XV
diefelbe redauriren zu lallen. Die Central Commiffion
glaubte ihrer Befriedigung durch ein befonderes Be-
grufsungsfehreiben an Se. k. und k. Hoheit Ausdruck
geben und 1 Inchftdcmfelbcn die ihr gehörigen architek-
tonifchen Aufnahmen der Burg zur Disposition ftellcn
zu Collen. 1
Das k. k. Miniftcrium für Cultus und Unterricht
machte die Mittheilung, dafs über Antrag der Central-
Commiffion für die Wicdcrhcrftcllung der Kirche
St. Michael in Tyrol der Betrag von 500 fl. in den
Staatsvoranfchlag pro 1882 aufgenommen wurde. In
Betreff der Reflaurirung der dortigen Kirchengenialde
empfahl Profcffor Trenhvald vorerft die Prüfung der-
felbcn nach ihrem Kunflgchalte. Die Central Com-
iniffion fprach fich bei diefer Gelegenheit überdies
dahin aus. dafs bei den auf Staatskorten durchzu-
führenden Kirchen Keftaurirungcn ftets zunäcbft die
Krhaltung des Gebäudes als das Unerläfsliehe im Auge
behalten werden möchte.
Confervator Atz berichtete über die Bloslegung
der alten Wandgemälde im romanifchen Baptilterium
zu Bri.xen und über die Abficht des dortigen Dom-
Capitels, diefe Capelle zur Wiederbenützung fürgottes-
dienrtliche Zwecke herrtellcn zu laffen. Ks wurde über
Antrag des l'rofcffors Trinkwald bcfchloffcn, das
Doin-Capitel in Anerkennung diefes Vorhabens zu
begrüfsci) und ihm eine Reflaurirung der Gemälde
infoweit zu empfehlen, als dabei die verwendbaren
alten Bilder moglichrt gefchont werdet).
Der Bericht des Correfpondenten Dr. Baruffaldi
über die Gebrechen der Kirche della Inviolata in
Riva und deren nothwendige Reflaurirung veranlafste
die Central Commiffion, über das Referat des Ober-
baurathes Bergmann ftch dahin auszufprechen, dafs
nunmehr zunachrt von behördlicher Seite die Krhc-
bungen über den Umfang und die Rcllaurirungs-Koften
gepflogen werden möchten.
Confervator Alz berichtete über die Burg Hoch-
tppan und deren Capelle und bat um Subvention zur
Keltaurirung der letzteren. Uebcr Antrag des Refe-
renten ProfelVors Trenkwald befchlofs die Central-Com-
miffion auf diefes Anfuchen einzugehen unter der Bedin-
gung, dafs damit vor allem die Stabilität und der
Befund des Bauwerkes gefiebert und die Wand-
gemälde mit grofster Vorficht blosgclcgt werden. Zu
diefem Bchufc wurde der Confervator eingeladen, ein
fachmännifches Rellaurirungs-l'rogramm vorzulegen.
Zur Inllandfetzung der Schlofs-Capclle und zur Auf-
deckung der dort befindlichen Fresken widmete die
Ccntral-Commiffioii einen Beitrag. '
Oberbaurath Schmidt referirte anliifslich des vom
k. k. Untcrrichts-Minifterium abverlangten Gutachtens
in Betreff der Reflaurirung des Trienter Domes und
beantragte auf Grund der Krgcbniffe feiner eigenen
Unterfuchungcn. dafs Architekt .Xordio aufgefordert
werde, ein Projecl auszuarbeiten und vorzulegen, was
/.um Befchluffc erhoben wurde.
Überbaurath Schmidt legte die vom Architekten
Dcimngcr überfeudete Abfchrift zweier Pcrgamcnt-
fehriften vor, die man im Thurmknopfe zu Tramin
fand; fic wurden zur Veröffentlichung durch die
Mittheilungen beftimmt.
• s Ith*, vn. t>, r. P t.xxix
• S. Mini, VIII N. f. p. X
Von grofsem Intcrcffc für die Seclion war der
Bericht des Confervators Atz über die Krfolge der
Aufdeckung einer Reihe von übertünchten Wand-
gemälden in der Kirche zu Terlan. Die Seclion nahm
Anlafs ("ich dahin auszufprechen, dafs die bcabfich
tigte Reflaurirung diefer Bilder nur mit der gröfsten
Schonung der alten Malerei durchgeführt werden
möge, infoweit dies unbefchadet des Hauptzweckes
einer möglichft vollllandigcn Wiederherllellung der
Ausmalung der Kirche ihrer Bcftimmung nach zu-
laffig ift.
Sehr intercflantc Berichte des Correfpondenten
Dr. Hg über die Krcu/gang-Gemnldc zu Schweis* und
über die /fa/iclbnrg* wurden zur Veröffentlichungen in
den Mittheilungen beftimmt.
Oberbaurath Schmidt machte die Mittheilung, dafs
das Haus mit dem gothifchen Krker in Fcldkirch in
feiner ftylgennifscn Rellaurirung nunmehr vollendet ift.
Dr. Kenner referirte über den auf der Lauter-
acher Ried gemachten, vom Confervator Jenny ange-
zeigten Fund von Braclcaten, und bezeichnete fic als
aus füdfehwabifchen oder oll-fchweizerifchen Münz-
ftatten entflammend und als aus der Mitte des 13. Jahr-
hunderts herrührend. 1
Regicrungsrath Freiherr v. Sacken referirte über
einen Bericht des Confervators Jenny und fprach fielt
im Sinne des Confervators dahin aus, dafs ein bron-
zenes Vortragekreuz in der Kirche in Möggers, dem
12. Jahrhundert beiläufig angehorig, zur Vermeidung
der Verfchleppung ins Ausland, vom Vorarlbcrgcr
Landcs-Mufcum erworben werden mochte.
Confervator Jenny überfendete einen Bericht
über altere Siegel der Stadt Feldkirch, * welcher zur
Veröffentlichung durch die Mittheilungen beftimmt
wurde. Desgleichen wurde hiefür über Referat Dr.
Lind s ein weiterer Bericht dcsfelben Confervators
über Holzfchnitzcrcien in der Johannes-Kirche in Feld-
kirch, ein Bericht über zwei Grabmale zu l lohenembs
des Marcus Sittich von Kmbs-I lohenems, t 1533. und
des Caspar Grafen i'. Hohenembs (<f>35), ' endlich über
einen fehr merkwürdigen Taufflein aus dem begin-
nenden 15. Jahrhundert in der Kirche zu Elbigenalpe
beftimmt.
Die k. k. Statthaltern in Trieß übermittelte eine
Copie der Infchriften aller Gedenktafeln, welche fich
im dortigen Hafcn-Caftclle und der St. Vcits-Sclianze
befinden, was von der Central-Commilfion mit befon-
derem Danke übernommen wurde.
Der Bericht des Correfpondenten Maionica über
die alten Wandmalereien in der Apfis des Domes zu
Aquileja veranlafste die Central Commiffion über
Antrag Dr. Lmtt, Einleitungen zur Erhebung des
heutigen Zuftandcs dcrfelbcn zu treffen.
Nachdem feitens Profcffor Trcnhvald namens
des Special-Comite zur Beurtheilung des Kunrtwerthes
des derzeit in Wien befindlichen Altar- Bildes aus der
Domkirche zu Aquileja als Ergebnis dcrfachmamiifchcu
Unterfuchung die Erklärung abgegeben wurde, dafs
die Ergebniffe nach keiner Richtung befriedigen, „dafs
die bei der Befreiung einiger Stellen von der Ucber-
» S Millh. VII. K. F. p. cxix
> s Mio* Vll. N. K. ,.. CXXXIV
> S M..lh VII. N r. V . B 7 . Vll.
• S Millk VIII \. V t I. XU.
» s Miiih. vn n. r. v cxxxvu
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XV]
malung zu Tage gekommenen Hefte der urfprünglichen
Malerei cvidcnterinafsen eine gewilfe Unficherheit der
Zeichnung zeigen und keine Meillerhand verrathen,
auch nicht jene Hcftimmthcit und Charaktcriftik, wie
fie venetianifchen Künftlcrn im Beginne des 16. Jahr-
hunderts eigen zu fein pflegen, zeigen, fo dafs die
Vermuthung rege wurde, die Hilder feien nicht die
Originale von Pcllegrino, fondern altere Copien, welche
Vermuthung beftärkt wird durch das auffallend frifche
Ausfeilen der Bretter und die Unficherheit der Künftlcr-
Infchrift aufder Ruckfeite, welche nicht mit Farbe,
fondern nur mit Kothllift ausgeführt ift und nichts
weniger als den entfprechenden Schrift -Charakter
tragt", befchlofs die SeCüon über Antrag des Frei-
herrn i'. Sacken von einer eigentlichen Rcftaurirung
diefer in einem befonders fchadhaften Zurtande befind-
lichen Gemälde ganz abzufeilen und (ich nur auf eine
einfache Ausbeffcrung dcrfclbcn zu beschränken, durch
welche blos die lofen Farbcnthcilc fixirt und das
Abfallen der weifsen Stellen verhindert werden foll,
vorausgefetzt, dafs fich die hielur ergebenden Aus-
lagen nicht zu hoch beziffern wurden. In (liefern
Sinne wurde ein Bericht dem k k.Miniftcrium für Cultus
und Unterricht vorgelegt. Die Mittheilung iibcr die
zuftimmende Befchlufsfaffung diefer hohen CeiUraKlelle
in Betreff der nach Antrag der Central-Commiffion
durchzuführenden Rcftaurirung diefer Altar - Hilder
wurde dankend zur Kenntnis genommen und mit
diefer Arbeit der k. k. Cuftos und Vorftand der
Reftaurir-Schule am Belvedere Karl Seltellein betraut.
Die Rcftaurirungs-Arbcitcn am Dome in l'arcnzo
wurden von der Central-Commifllon ftets mit Auf
merkfamkeit verfolgt, Die Central-Commiffion fah fich
daher veranlafst, die Statthalterei in Trieft um einige
Aufklärungen in diefer Angelegenheit zu erfuchen und
den Oberbaurath Freiherrn v. /v/yA/cinzuladen, diefen
Dom zu befichtigen und ihr über deflen Gebrechen und
uberdcffenReftaurirung ein Gutachten vorzulegen. Der
eingehende und erfchopfende Bericht des Oberbau-
rathes Freiherrn v. Ferßel über den gegen wä r t i g e n
ungünftigen Bauzuftand diefes hochwichtigen Baudenk-
males und über die Möglichkeit feiner Rcftaurirung
wurde zur Kenntnis genommen und befchloffen, den-
fclben als ein hochft fachgemafses Gutachten dem k.
k. Miniftcrium fiir Cultus und Unterricht vorzulegen
und den Antrag zu (teilen, dafs zunaclift eine einge-
hende fachmannifchc Aufnahme des Domes durch-
geführt werde, um alsdann einen Reftaurirungs-Plan
feftftellen zu können Se. Kxcellenz der Herr Minifter
für Cultus und Unterricht hat anlafslich der Vorlage
diefcs umfaiTendeii Gutachtens dasfclbc durch befon-
ders anerkennende Worte ausgezeichnet und geftat-
tet, im Sinne dcsfclben nunmehr vorzugehen und hiezu
zunächft die cntfprcchcnden Einleitungen in Betreff
einer Aufnahme des heutigen Standes des Domes zu
treffen. 1
Anlafslich eines in der Folge erftatteten Referates
des Obcrbaurathcs Freiherrn Ferßel gab die Cen-
tral-Commiffion ihr Gutachten über das Projekt der
Farbelung und Malerei des Plafonds in diefem Dome
zuftinitnend ab, fprach jedoch den Wunfeh aus, dafs
ein archaologifch gebildeter Fachmann die Ausfuh-
rung des Projektes überwache. Die Mittheilung des
' S. MiUh. VII. X. r |. CXll, .uth .1. B.^fciJ,« y.klkirl
Minifteriums für Cultus und Unterricht, dafs es in
Anerkennung des Gutachtens der Central-C ommiffion
das Programm für die Farbelung der Wände und Decke
genehmigte und die Bcftellunj; eines archaologifch
gebildeten Fachmannes zur Ucberwachung diefer
Arbeiten geftatte, diente zur angenehmen Kenntnis
Correfponilent.Sc//raww berichtete über die Bau-
und Kunftdenkmalc in Oßero, namentlich über eine
Madonna-Statue in der Kirche zu Luffin grande. In der
Folge berichtete Regicrungsrath Freiherr v. Sacken
über feine Reife nach Offero und die dort befindlichen
mittelalterlichen Denkmale, namentlich über den Dom
und die erwähnte Madonna-Statue, die zwar falfchlich
dem Donatello zugefchrieben wird, aber immerhin eine
fehr gute, wenn auch weitaus jüngere Sculptur ift. Die
Central-Commiffion befchlofs von diefen Denkmalen
photographifchc Aufnahmen anfertigen zu lafTcn.
Confervator Profcl'for Hau/er übergab zur Ver-
öffentlichung durch die Mittheilungen einen von ihm
und ProfefTor ButU verfafsten Auflatz über die St.
Donatus- Kirche in /.ara.
Dcrfelbe referirte ferner iiber die Erwerbungen
des Mufcnni St. Donatus in Zara und beantragte, dafs
die Central-Commiffion Schritte mache, damit ein früh-
chriftliches Relief und ein h uh-mittclallci liches Grabmal
mit interelTanter Sculptur in Zara diefem Mufcum ein-
verleibt werden, womit fich die Scclion cinverftauden
erklärte.
In Betreff der Rcftaurirung des Kreuzganges im
Franciscaner-Klofter zu Hadia auf der Infel Curzola
empfahl ProfefTor Ilaufer vorcrll fachmannifchc Erhe-
bungen und die Anfertigung eines Koftcnübcrfchlagcs,
womit ("ich die Scction cinverftanden erklärte.
Anlafslich eines Artikels in der Zeitung „Vater-
land" über den Neubau eines Domes in Spalato
aus dem Matcriale des zum Abtragen vorgeschlagenen,
aus dem 13. Jahrhunderte flammenden Domthurmes
erklärte die Central-Commiffion, einem folchen Vor-
fchlagc nie ihre Zuftimmung geben zu können.
Ueber Antrag ProfelTors Hau/er trat die Central
("ommiffion mit dem Dominicaner-Convente in Ragufa
in Betreff der Fcftfctzung eines Rcftaurirungsplanes für
den dortigen gothifchen Kreuzgang in Verhandlung. In
der Folge referirte Profeflbr Ilaufer über diefen Plan
und empfahl im Hinblick auf den fehr befcheidenen
Kollenübcrfchlag die Gewährung einer Staats-S'jbven-
tion zu diefem Zwecke. Von Seite des Minifteriums
für Cultus und Unterricht wurde diefem Antrage ent-
fprochen.
Anlafslich des Neubaues eines Thurmes am Dome
zu Sebenico empfahl die Central-Commiffion ein
hiefur vom Oberbaurath Bergmann ausgearbeitetes
ProjecU
In F'olgc einer Nachricht über eingeleitete Rcftau-
rirung der werthvollen Fresken im Krcuzgaiigc des
Emaus- Kloßers in Prag befchlofs die Central-Com-
miffion Erhebungen einzuleiten. Im Verlaufe berichtete
Profcflor Trenkxvald auf Grundlage eines Berichtes
des Confervators Mocker über diefe Reftaurirungcn,
die fich jedoch für jetzt nur auf die Ausmalung der
fogenannten Konigs-Capcllc hefchranken, und empfahl,
dafs die Central-Commiffion fich mit dem Klofterabtc
ins Einvernehmen fetze, um von dcmfclbcn ein Rcftau-
rirungs Programm zu erhalten. Der feitens des Stiftes
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XVII
Emaus über die im Kloftcr und in der Kirche that-
fachlich vorgenommenen Keftaurirungen cingcfcndcte
Bericht wurde zur Kenntnis genommen, doch fprach
die Seclion den Wunfch aus, dafs fich die Central-
Commiffion ihren ftatutcnmäfsigcn Einflufs auf diefe
Angelegenheit für die Zukunft wahre und dahin wirke,
damit der Confervator für die Stadt Trag zu den
Berathungen über den Keftaurirungs-Plan als Vertreter
der Ccntral-Commiffion beigezogen werde. In einem
fpatcr eingelangten Schreiben erklärte das Stift, diefem
Anfinnen der Central Commiffion gern entfprechen zu
wollen. 1
Oberbaurath Bergmann referirte über das von
den Confcrvatorcn Baum, Bend und Mocker einge-
brachte Gutachten, betreffend die Parccllirung der das
Agnes- Kloßer fammt der Maria Magdalena-, Barbara-,
Franciscus- und Marien-Capelle umfaffenden Realität
Nr. 8n in Prag. Dcrfelbc beantragte die Einleitung
entfprcchcndcr Verhandlungen mit dem Bürgcrmciftcr
von Prag, damit die als Baudenkmal aus der Ucbcr-
gangszeit hochwichtige Kirche fammt der Barbara-
und Pranciscus-Capellc erhalten bleibe. Eerncr hob
dcrfclbe die Eignung der in diefen Bauwerken erhal-
tenen früh-gothifchen Ornamente als befonders geeig-
nete Vorbilder für Schulzwecke hervor und empfahl
deren Abformung zu veranlagen, welche Antrage von
der Seclion angenommen wurden.
Der Thätigkcitsbcricht des archäologifchcn Ver-
eines „Vocel" in Kuttenberg pro 1880 wurde mit
vielem Intereffe zur Kenntnis genommen.
Nachdem der als Baudenkmal wichtige wälfcheHof
in Kuttenberg nach deffen Uebcrgang in das Eigen-
thum der Stadtgemeinde einer umfaffenden Umgeftal-
lung unterzogen werden foll, um in demfelbcn eine
Anzahl von Schulen unterzubringen; nachdem ferner
über Anregung der Central-Commiffion bei Ueber-
lalTung diefcs Gebäudes aus dem Staatscigcnthumc
an die Gemeinde die Erhaltung gewiffer archäologifch
wichtiger Bautheile, darunter insbefondere die Erker-
Capelle, bedungen wurde, befchlofs die Seclion über
Antrag des Obcrbaurathcs Bergwann die Abfcndung
eines archäologifch fachkundigen Bauvcrftändigcn,
welcher das Gebäude in allen feinen Theilen genau
unterfuchen und auch zu beftimmen hatte, welche
Gebaudetheile nebft der Capelle und welche Details
und dergleichen zu erhalten fein werden, um den
Haupt Charakter des wälfehen Hofes im allgemeinen zu
wahren. Zur Entfendung wurde der fchr tüchtige Con-
fervator Schmoranz beftimmt. Oberbaurath Bergmann
berichtete in der Folge über das Gutachten diefcs Con-
fervators und beantragte einerfeits, demfelbcn für diefes
fachgcmäfsc Elaborat zu danken, anderfeits die Stadt-
gemeinde Kuttenberg zu begrüfsen, damit fie das von
ihr gewählte Reftaurations Projecl fo wie die anderen
pramiirten Projccle anher vorlege, womit fich die Vcr-
fammlung cinverftanden erklärte.
Die Ccntral-Commiffion nahm weiter aus einer
Zufchrift der k. k. Finanz-Landesdireclion in Prag
Anlafs, fich dahin auszufprechen, dafs die Einrichtungs-
rcfle der oberwahnten gothifchen U'enzcls-Capclle im
Erker des wälfehen Hofes der Kuttcnbergcr Stadt-
gemeinde unentgeltlich übcrlaffen werden mochten, da
dicfelben an und für fich höchfl defeel und in Folge
• S. MillK VII. N. F.p. LXXIX.
VIII N. F.
denen wcrthlos find und erfl dadurch wieder von Werth
würden, dafs die Stadtgemeinde dicfelben bei Rcftau-
rirung der Capelle in zweckmäfsiger Weife verwendet,
was ohnedies Geldopfer für deren AusbefTerung und
mancherlei Ergänzungen zur Folge haben wird.
Oberbaurath Bergmann referirte ferner über die
reftaurirten Fresken in der Barbara- Kire he cu Kutten-
berg und bezeichnete diefe Malereien als von hoher
Wichtigkeit für die bohmifchc Kunftgefchichtc.
ProfefTor Rehak überfendete einen Bericht über
im Stadt-Archiv zu Kuttenberg gefundene intcreffante
Pergament-Urkunden über den den damaligen Stein-
metz-Zünften nicht incorporirten Baumcifter an der
Kuttenberger Barbara-Kirche Namens Reifek. welcher
für die Veröffentlichung durch die Mittheilungen
beftimmt wurde.
Anläfslich eines Berichtes des Confcrvators //rase
über Vcrnachlaffigung und Gefährdung der romani-
fchen, aufser Gebrauch gekommenen Tauffteine in
Chlum und //olohlau befchlofs die Seclion, fich bei
den bezüglichen Pfarrern wegen eines bclTcrcn Schutzes
für dicfelben zu verwenden.
Oberbaurath Freiherr v. Ferflel referirte über die
gothirchc Johannes-Kirche in Neuhaus und beantragte,
dafs zunachft diefe Kirche mit Rückficht auf ihre
Schäden wie auch nach vermutheten Wandmalereien
genau unterfucht werde.
Anläfslich eines Berichtes des Corrcfpondenten
Stuh/ik über die beabfichtigte Abtragung des Stadt-
thores in der Pragcrftrafsc zu Budweis und über die
Reftaurirungsarbeiten in der dortigen Marien-Kirche,*
ferner über einige intcreffante Grabmale, fo wie über
einige beabfichtigte Dcmolirungcn in Tabor befchlofs
die Seclion nach dem Antrage des Referenten, Ober-
baurath Bergmann, durch den competenten Confer-
vator Erhebungen pflegen zu laflen und dahin zu
ftreben, dafs von den abzutragenden Objcclcn genaue
Aufnahmen gemacht werden.
Ueber das Einfehreiten des Verwaltungs-Aus-
fchuffes des ftädtifchen Mufeums in Budweis wegen
Einleitung zur eben erwähnten Aufteilung der alten
Grabmale in der dortigen Marien- (Piariftcn ) Kirche
befchlofs die Scrlion anläfslich eines Antrages des
Oberbaurathes Bergmann den Verwaltungs-Ausfchufs
zu erfuchen, vorerft eine Auswahl der erhaltenswerthcn
Denkmale zu treffen und einen Koftcnvoranfchlag
vorzulegen.
Der Auffatz des Profeffors Alvin Schule über das
Monument des Freiherrn v. Redern in Friedland wurde
an die Kedaclion abgetreten.
Ueber Antrag des Oberbaurathes /Sergmann
erbat fich die Central - Commiffion von Seite der
Prager Statthalterci Informationen über den Zuftand
der romanifchen Kirche in Tismie.
Die Bezirkshauptmannfchaft zu Burkenbach legte
einen Bericht über die zur Demolirung beftimmte
mittelalterliche Holzkirche in Huttendorf vor.
Der Bericht des Confervators Mocker über die
Keftaurirung der gothifchen Kirche in Slave'tln ver-
anlafstc die Ccntral-Commiffion, dem Grafen Fried-
rich Thun für die munificente Gewährung der zu diefer
gelungenen Rcftaurirung notwendigen Geldmittel zu
danken.
' S. M.uh VII N F. p. cix.
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XVIII
Der Bericht des Gymnafial-Profeflbrs Sed/atek in
Tabor über die dortigen alten Baudcnkmalc veran-
lafste die Ccntral-Commiffion, über Antrag des Ober-
baurathes Bergmann ein Erfuchfchreibcn an die
Stadt-Kcpräfcntunz im Intereffe der Erhaltung diefer
Denkmale, namentlich der Stadtthore und der alten
Burg, zu richten.
Confervator SedlaCek erftattete Bericht über den
Wartthurm zu Kofenberg , die befeftigte Kirche zu
Koftelec und den Rundthurm bei Hradist'e bei Tabor
Der Bericht des Confervators Sc/tmorans über
feine Thätigkeit wahrend des Jahres 1880 wurde mit
befonderer Befriedigung zur Kenntnis genommen. Die
Scclion befchlofs, diefem Confervator ihre Anerken-
nung anlafslich der Reftaurirung der Kirche zu Chrudim
auszufprechen und darin hervorzuheben, dafs Schmoranz
flets bemüht ift.den eigentümlichen Landes Charakter
der alten Bauwerke zu erhalten und bei Reftaurirun-
gen wieder zur Geltung zu bringen. 1
Confervator Iiaum erftattete einen intereffanten
Bericht über die auf Korten der Gemeinde durchge-
führte fachgcmäfsc pietätvolle Rcftaurirung der Dcca-
nat-Kirche in Nymburg. Ueber dcflTen Antrag empfahl
die Seflion ein Relief über dem Portal der befonderen
Beachtung bei der Reftaurirung und fprach der Ge-
meinde-Vertretung vom Nymburg ihre Anerkennung
aus. Ucbcr Bericht desfelben Confervators wurde
befchlofsen fich wegen ftylgemäfscr Reftaurirung der
St. Johannes-Capelle in Nudvojavic competenten Ortes
zu verwenden.
Ueber Anregung des Corrcfpondentcn Sturlik
befchlofs die Ccntral-Commiffion fich an berufener
Stelle im IntcrcflTc der Erhaltung der Ruine Maidjhin
zu verwenden.
Confervator Sterz berichtete über die Denkmale
zu Zlabings und die im Fcucrlöfch-Dcpot zu Znaim
eingemauerten Grabmale aus der ehemaligen Mino-
riten-Kirche.
Der zum Zwecke der Beurtheilung und Rcftau-
rirung cingefendete fogenannte Rambold XIII. von
Callalto'fchc Feld-Altar (f 1630) aus Schlofs Firnitz
wurde über Antrag des Ercih. v. Sacken wieder dahin
zurückgeleitet. Derfelbe bezeichnete das Altärchen als
ein kleines Juwel alt-italienifchcr Kunft von vortref-
flichftcr Erhaltung, das verdient, an einem den Kunrt-
freunden und der Wifl'cnfchaft leichter erreichbaren
Orte aufgcftellt zu werden.
Confervator Trapp erftattete Bericht überdienicht
ganz gelungene Reftaurirung eines Marmorlntarfia-
Gruftdcckcls in der Garnifons-Kirche zu Brünn, worauf
man befchlofs, diefcs Kunftwcrk in den Mittheilungen
unter Beigabe einer polychromen Illuftration näher zu
befprechen; ferner über den Verluft eines Fresco-
Gemäldes im I.andhaufc zu Brunn, über ein aufge-
decktes, aber auch wieder übertünchtes Wandgemälde
in Borßendorf und über die Reftaurirung der hillori-
fchen Cafematten am Spielberge, endlich über den im
mährifchen Lande mit Schwung betriebenen Ankauf
von Antiquitäten jeder Art, als erften, fchr bedau-
erlichen Schritt zu deren Verfchleppung.
Confervator Dudik berichtete über den Glocken-
thurm in Hennersdorf, ein SacramcntsI lauschen zu
• s. Wut, vn. n. r P CVl
Stangendorf und ein fchmiedeiferncs Gitter in der
I'farrkirche zu W.Mcferitfch.
Der Bericht des Confervators Peter über ein
fchlefifches Piaften- Denkmal wurde über Antrag des
Oberbaurathes Freiherrn v. Fer/lel zur auszugsweifen
Veröffentlichung in den Mittheilungen beftimmt. *
Confervator v. Lepkoicski überfendete eine kurze
Bcfchrcibung famint Text von Profell'or Odrzyicolski
über einen Kenaiffance-Erkcr am Wawel zu Krakau,
und wurde diefelbe über Antrag Dr. Linds zur Ver-
öffentlichung durch die Mittheilungen beflimmt.
Die vom Confervator r. Lepkowski vorgelegten
Zeichnungen vom Johannes- Altäre der Floi iani-Kirehc
in Krakau wurden mit voller Anerkennung der
gelungenen Wiedergabc zur Kenntnis genommen.
Anlafslich der Vorlage eines Exemplars der in
polnifchcr Sprache publicirten Befchreibung des Kra-
kauer Doml'chatzes befchlofs die Vcrfammlung eine
Auswahl des Inhaltes desfelben in den Mittheilungen
zu befprechen. Domherr Ritter V. Polkourski wurde
eingeladen, den bezüglichen Text zu liefern.
Die in der Currcnde des bifchoflichen Confifto-
riums zu Tarnow enthaltenen Nachrichten überReltau-
rirungen der dortigen Kathedrale und der Kirchen zu
Burku, Zawadsic und Terlikoxvce wurden zur Kennt-
nis genommen.
Dr. Lind referirte über den Bericht des Confer-
vators Gutter, betreffend aufgefundene armenifche
Grabmale aus dem 15. und 16. Jahrhunderte in Seretlt
und bezeichnete diefc befonders ihrer Ornamentirung
wegen als interclTant. J
Werthvollc Mittheilungen liefen ein von den erz-
bifchöflichen, refpective bifchuflichen Ordinariaten in
Cserncnvitz, Gor:, Krakau, Imbach, Lemberg, Mar-
burg und Zara über den in den betreffenden Diocefan-
Priefter-Seiiiinarien und theologifchen Lehranftalten
fchon bcftchcndcn oder einzuführenden kunftgefchicht-
lichcn und kirchlich-archaologifchen Unterricht.
Ueber Antrag des Redaclions Comitcs befchlofs
die Verfammlung, die Abhandlung des Profcftors Rziha
über mittelalterliche Steinmets ■ Zeichen durch die
Mittheilungen unter Beigabe einer namhaften Reihe
von Abbildungen vertheilt auf zwei Jahrgange zu
publiciren. Ueber Antrag Dr. Luids genehmigte die
Central-Commiffion die Modalitaten zur Herausgabe
eines Separat-Abdruckcs von diefer intereffanten
I'ublication und befchlofs die chebaldigftc Ausgabe
desfelben.*
Dr. Moriz H'ornes legte der Central-Commiffion
eine Abhandlung über mittelalterliche Grabdenkmale
in der Hercegoi'ina vor und wurde diefer Auffatz
über Antrag Dr. Und s für die Mittheilungen beftimmt. 1
Verhandlungen der III. Section.
Diefelbe hielt vier Sitzungen ab.
Der Prafidcnt machte die Mittheilung, dafs von
Seite des Minifteriums des Innern die Acten der be-
rtandenen Archivs Enquetc-Commiffion zur Einficht-
nähme zugcmittelt wurden. Die Sedtion befchlofs dem
•• S. MUth VII. H. r p LXXXI
■ s Mmk. VII. N. F. p » a. f , p io S u f.
> S. Mmh \ II s I p LXXXI.
' S Mmh VIII N, V f.. |.>
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XIX
Minifter des Innern hiefur zu danken und diele Alflen
für ihre Zwecke zu benützen und dann zurückzuflcllen.
Archivs-Concipift Dr. Winter befprach die Wich-
tigkeit des alten Stadtbuches von St. Pölten, das
jedoch gegenwärtig verfchollen ift.
Ueber Antrag des Dr. Winter wurde die vom
Correfpondentcn Blaas cingefcndctc Abfchrift einer in
Korneuburg aufgefundenen und auf das mittelalterliche
Bauwcfcn bezüglichen Urkunde, ausgertellt von Erz-
herzog Albrccht 1423, ' und das Bruchftück eines
kirchlichen Inventars der Pfarrkirche in Korneuburg
(Anfang 16. Jahrhundert) zur Veröffentlichung in den
Mittheilungen beftimmt. *
Der Bericht des Correfpondentcn Dungel über
die weiteren Erfolge feiner archivalifchen Forschungen
in Nicder-Oefterreich wurde zur Veröffentlichung an
die Redaktion der Mitlheilungcn abgegeben.*
Confervator Riehter machte Mittheilungen über
das Archiv zu St. Jacob am Thurmberg.
Dr. Winter referirte über einen Bericht des
Correfpondentcn Beckh- Widmannßetter, betreffend die
Archive in Gmund, Bleiburg und Spital an der Drau,
und wurde diefer als in feiner Art muftcrgiltig abge-
fafste und fehr interefTantc Bericht zur Veröffent-
lichung durch die Mittheilungen beftimmt.
Ueber Bcrichtcrftattung des Hofrathes Sütel
befchlofs die Sektion Schritte zu thun, damit das
Archiv des karntnerifchen Gefchiehtsvereines in Klagen-
furt anlafslich deffen Uebcrficdlung in das neue
Mufcal-Gebaude in möglichft fcucrfichcrc Räume unter-
gebracht werde.
Auch befchlofs die Sermion über Antrag des Refe-
renten Dr. Winter die Nachrichten diefes Vereines
über deffen neuefte archivalifche Durchforfchungcn
und Erwerbungen, namentlich von denen Sccrctar
Baron Hau/er durchgeführt, mit befonderer Befrie-
digung zur Kenntnis zu nehmen und diefes Unter-
nehmen durch einen Beitrag zu unterflützen.
Dr. Jenny machte Mittheilung über das Archiv
in Feldkirch.
Die Nachricht, dafs die Vereinigung der getrennten
Archivalicn in Laibach zu einem Landcs-Archive und
dclfcn Katalogifirung, fowie verläfsliche Inflandhaltung
angeftrebt werde, diente zur angenehmen Kenntnis.
Auch wurde beftimmt, dafs von dem Berichte Sko-
> s. «.«Ii vii. n. r. f. 96.
■ S Miuh. VII N F. p. LXXII1
' S Mini. VII N. F. p. CXXVII mal VIII. p. VII.
biclskfs über die Laibacher Arehive ein Auszug in den
Mittheilungen erfcheinc. *
Der Auffatz des Confcrvators v. Lu/chin über
die Sammlungen des Schloffes Luflthal bei Laibach
wurde an die Redaktion der Mittheilungen abgegeben. 1
Gymnafialfupplent Skobielski in Lemberg über-
fendetc die Abfchrift eines Schreibens Rudolph IV.
an den Rath und Richter von Trieft vom 19. Novem-
ber i?59, welches er bei der Ordnung des Laibachcr
Archives vom Deckel eines Urbars von Bifchoflack
loslöftc. Dasfelbe wurde zur Publication durch ein
Fach-Organ beftimmt.
Der Bericht des Confcrvators Rcgicrungsrathes
Dudik über die Durchfuchung des alten bifchoflichen
Archives in Kremfier wurde zur Kenntnis genommen.
Die Verfammlung nahm Einficht in den vom
Dom-Capitel zu Krakau der Central-Commiffion zum
Zwecke einer entfprcchcndcn Publication auf kurze
Zeit eingcfcndctcn fogenannten St. Emmerams-Codex
und befchlofs nunmehr, die Vorbereitungen zur Publi-
cation zu treffen, fo wie auch den Profcffor Thaufing.
welcher die Gute hat den erläuternden Text zu ver-
faHTcn, hievon zu verftändigen. Die Seaion nahm in
der Folge vom Fortgange der Vorarbeiten zur Publi-
cation diefes Codex, refpettive von der Vorlage der
für die Publication bellimmtcn Zeichnungen Schön-
brunner' 's Kenntnis.
Anlafslich eines der Central-Commiffion vorgeleg-
ten Urkunden-Fragmentes, das dem römifchen Kaifer
Glyccrius zugcfchricbcn wird, fprach die Sektion nach
genommener Einficht in diefes Curiofum fich dahin
aus, dafs es fich hier nicht um ein irgendwie glaubwür-
diges Objerft handle, fondern dafs diefer Gcgcnftand in
Folge der im Laufe mehrerer Jahrzehnte wiederholten
Behelligungen der Behörden und wiffenfehaftlichen
Corporationcn. trotzdem fich diefc jederzeit über die-
fes plumpe und völlig werthlofc Machwerk, das nur ein
zum Taufchen und Irreführen angefertigtes geiftlofes
Schauftück ift, ganz unumwunden ausgefprochen
haben, eine gewiffe traurige Berühmtheit erlangt habe.
Diefes Falfificat wurde geradezu als paläographifcher
Unftnn bezeichnet, indem es Buchftaben aus verfchie-
denen Schriften und Zeiten durcheinanderwirft und
neu erfundene aufweist, die nie exiftirten. '
• S. Miuh. vu. n. r. p. xcvi
» S. Miuh VII N F. p. I.XXXI
« AufS. XV di.fr. Berich!.». ..eile Spall«, 14 Z.ilc Ift der Ximt de,
Ruine in Ht&tUnri, iu »crb«fr«rn.
C*
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XX
Prähiftorifche Bauten im Hofovicer Verwaltungs-Bezirke.
^ER in der Mitte Böhmens gelegene Hofovicer,
aus den Steuerbezirken Horovic, Beroun und
Zbirov beftehende politifchc Vcrwaltungs-
ßezirk war fchon in vorhiftorifchcr Zeit die Heimat
einer zahlreichen Bevölkerung, welche, auf einer, jener
fernen Vergangenheit entsprechenden Culturflufc
flehend, der Nachwelt gar manches intereffante Denk-
mal ihrer Thatigkcit und Lebensweife hintcrliefs.
Hierher gehören die zahlreichen Funde an Metall- und
Stcin-Objc&cn aus diefer Gegend, welche das Mufeum
zu Prag und viele Privat-Sammlungen zieren, befonders
aber auch die Erd- und Stcinwälle, welche noch gegen-
wärtig an gar manchen Orten des Bezirkes die Mittel
punkte bezeichnen, in welchen fich das Leben der
Bewohner der Umgegend in einer Zeit concentrirte,
zu welcher keines unferer fchriftlichen Denkmale
zurückreicht.
Von diefen Umwallungen find bereits mehrere, als
jene vom Plcsivec bei Jinec, am Berge Hradec bei
Hortomic, die bei Lochovic, Skfiple, Neumctel und
andere befchrieben worden, mehrere andere aber find
bisher entweder ganz unbekannt geblieben oder fehen
noch einer gcnaucnWürdigung entgegen.
Eine bisher noch nicht beschriebene Umwallung
befindet fich auf dem Berge Kotys bei Tman Berauner
Steuer-Bezirkes. Diefer Berg bildet den weltlichen
Abfchlufs des unter dem Namen Zlaty kun bekannten
Höhenzuges, und es wird defien felfigcs Plateau an der
Oftfcitc ober einer fanften Kinfattlung von doppelten
Wällen gefchützt, während die Hochebene gegen Weftcn
zu allmälig abfallt, und endlich hier fowohl als auch
gegen die Süd- und zum Theile gegen die Nordfcitc
durch faft fenkrecht abftürzendc Felswände unzugäng-
lich erfcheint; nur an dem grofsern Theile der nord-
lichen Bergkette fetzt fich der Wall bis zu den
felfigen Abgründen fort. Ein tiefes von dem tmäncr
Bache durchfloffcncs Thal trennt den Kotys von der
hier weltlich fich erhebenden Konkolova hora. Die
Umwallung an der Ofifeite beginnt auf einer vorfprin-
genden Felszungc und lauft in nördlicher Richtung
160 Schritte, worauf fich diefelbe in zwei Theile thcilt.
Der eine fetzt fich dicht ober der erwähnten Kinfatt-
lung in einem Bogen fort, wahrend der andere in
gerader Richtung gegen den Bergkamm auffteigl; die
Länge des erften äufscren und niedrigeren Walles
beträgt bis gegen den Bergrücken 188 Schritte, worauf
derfelbe von einer alten, 5 Schritte breiten Einfahrt
unterbrochen wird, hinter welcher der Wall noch
15 Schritte fortläuft und fich an jenen Wall, der fich am
Bergrucken hinzieht, anfchliefst. An diefen letztem
fchlicfst fich auch 75 Schritte weiter der zweite innere
Wall an, deffen Länge, von deffen oberwähnter Ab-
zweigung bis an den Bergrücken, 150 Schritte betragt,
und welcher gegenüber dem aufseren Thore ebenfalls
von einer 5 Schritte weiten innern Einfahrt unter-
brochen wird Sowohl der innere Wall als auch jener
an dem Bergesgrat ill noch 1 bis i'/, Klft. hoch und
an der Bafis etwa 20 Schritte breit, wahrend der
aufsere Wall etwas niedriger und fchmaler ift. Die
Walle und Erdreich beftchen aus grofsen Steinen.
Dicfc Wälle bilden alfo ein gegen die Einfattlung
zu ausgebogencs Dreieck, deffen innerer Raum als
eine Art Vorwerk gedient haben mag. Noch möge
nicht unerwähnt gelafscn werden, dafs bei dem oben
erwähnten äufscren Thore die Vcrfchanzung in einem
Winkel 12 Schritte gegen Orten, alfo nach aufsen
vorfpringt, eine Einrichtung, welche bekanntlich
bei vorhiftorifchen Verfchanzungen öfter beobachtet
worden ift.
Das durch die befchriebenen Wälle cinerfeits und
durch die fenkrecht abfallenden Fclfcn anderfeits, etwa
8 — 10 Joch einnehmende Plateau zeigt gegenwartig
keine Spuren von Bauten, wohl aber findet man an
der felfigen Oberfläche eine Menge kleiner Scherben
von Thongcfafscn, gebrannte eftrichartige Thonftuckc,
Knochen u. f. w. Die Scherben haben ganz das Aus-
feilen von den in heidnifchen Grabftätten vorkom
menden, beliehen aus einer Mafsc von Thon, Glimmer
und Sandkörnern, und find die erhaltenen Randftücke
thcils mit parallelen Linien oder mit Punkten, theils
aber auch mit den für flavifch geltenden mäandrifchen
Wellenlinien bezeichnet; auch glückte es mir, eine
durchbohrte, kegelförmig zulaufende Thonkugel vor-
zufinden.
Der die obcnbcfchricbcnen beiden an der Oftfcitc
des Berges befindlichen Verfchanzungen verbindende
nördliche Wall fetzt fich in der Richtung des Höhen-
rückens noch 234 Schritte bis zu einem an dem nord-
lichen Abhänge hcraufTührcndcn alten Fahrwege fort,
hinter welchem fich der Wall noch weitere 70 Schritte
bis zu der fogenannten Zlata bräna hinzieht. Diefe
ZIata bräna ift ein von der Natur gebildetes prächtiges
Fclfcnthor, welches, wenn es auch die Dimcnfionen
eines gewöhnlichen Stadtthorcs nicht überfchrcitet
es ift nemlich etwa 2 Klft. hoch und 4 Klft. breit —
an das Prebifchthor der fachfifchen Schweiz im
verkleinerten Mafsftab errinnert.
Unter dem Volke hat fich nun wohl die Sage
erhalten, dafs auf dem Berge Kotys eine Burg geftanden
haben foll, doch dürfte aus dem Gcfagten mit Sicher-
heit zu entnehmen fein, dafs hier wenigftens von einer
mittelalterlichen Burg keine Rede fein kann. Auch
geht die Sage, dafs auf diefer Burg ein goldhaariges
Pferd gehalten w urde, welches dann in dem Berge Zlaty
kiin {goldenes Pferd) dort verfank, wo fich noch jetzt
eine tiefe Hohle befindet. Diefe Hohle wird übrigens
auch von dem Volksmundc als ein Verdeck und
Zufluchtsort des aus dem böhmifchen Sagcnkrcile
bekannten Ritter Ilorymir und feines Wunderpferdes
Simek bezeichnet. 1
In Betreff des etwas Uber eine Stunde nordweftlich
von dem letztgenannten Orte entfernten, hoch
' VrrgUkli« in d«» „*%\mm,* d.. V„lk«f i> Lider» - von llndtr di
kr,h.,(th« Saf. „IUI Hol. *,i.<l«n> B t r b -.-.
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XXI
intcrelTantcn Tttln, in welchem faft das ganze gegen-
wärtige Dorf Tctln liegt, fiehe Mittheilungen I. und
III. Band. Ich mufs hiezu ergänzend mittheilcn, dafs
deffen Weftfeite und zum Theilc auch die Nord- und
Südfeite von mächtigen Wallen eingefchlofsen wird.
Der alte äufsere Wall befindet fich rechts ober
dem Eintritte der von Beraun kommenden Strafsc in
das Dorf Tctln, und zieht fich über die ganze Breite
der Anhöhe, auf welcher das letztere gelegen ift, in
gerader Richtung hin. Diefe Verfchanzung wird vom
Volke „na valech" genannt, ift i bis 2 Klft. hoch und
to bis 12 Schritte breit, vordcrfelben ficht man Spuren
des cinftigen Grabens. Diefe letztere Stelle ift unter
dem Namen „v rybnickäch" (in den Teichcln) bekannt,
und es ift nicht zu bezweifeln, dafs fich hier einlt mit
Waffer gefüllte Plätze befanden, welche die tiefern
Stellen zwifchen dem Berge Damil (feltcncr Pohled
genannt) einnahmen, und die Fertigkeit der alten Burg
vermehrten; offenbar füllte der jetzt die äufsere Ver-
fchanzung durchfehneidende Bach diefe Wafferbehai-
tcr. Kin Thcil der innerhalb diefer Umwandlung lie-
genden Dorfgärten fuhrt den bedeutungsvollen Namen
„v hrobech 4 (in den Gräbern). Der gewaltige Wall
biegt fich an feinen beiden Knden in Winkeln um, und
fetzt fich dann noch eine ziemliche Strecke in ortlicher
Richtung an den Bergabhangen fort. Ks ift nicht
zu bezweifeln, dafs er fich urfprünglich, ehe er durch
neuere Bauten zerrtört wurde, an den in den Mitthei-
lungen befchriebenen, auf dem Plane mit A, B bezeich-
neten Wall anfchlofs und fo mit diefem ein grofses
Viereck bildete, innerhalb deffen der gröfste Theil des
jetzigen Dorfes Hegt. Man ficht alfo, dafs Tctln, fowie
viele andere vorhiftorifche Burgen aus zwei grofsen
Abtheilungen, nämlich aus einer äufsern und innern
Burg bertand, und dafs die innere Burg erft durch
das Beftehen und die bedeutende Ausdehnung der
äufsern Burg ihre wahre Bedeutung erhalt.
Die auf dem mehr erwähnten Plane (S. 107 des
III. Bd.d. Mitth.) mit A, B bezeichnete und dort naher
befchricbcnc, den inneren Burgraum fehützende Ver-
fchanzung ift feither vollftändig und fpurlos verfchwun-
den. Noch verdient erinnert zu werden, dafs der auf
diefem Planchen bei der öftlich gelegenen mittelalter-
lichen Ruine mit F bezeichnete ..Zollthurm* wohl
zunachft die Beftimmung hatte, als Brücken- und Ein-
fahrtsthor zu dienen; dann dafs in demfelbcn eine
Fail- oder Zugbrücke beftand, ergibt der Augenfchein
und wird durch die im Volke herrfchendc Sage und
durch den Umftand bertätigt, dafs auf der diefer Ruine
gegenüberliegenden Seite, alfo auf der Stelle der ältcrn
inneren Burg fich noch in einer Linie mit der Nordfcitc
des Brückenthurms eine ganz in dcrfelbcn Weife wie
diefer gebaute Mauer bis gegen die Johannis-Kirche
hinzieht. Ucbcr die Brücke ob der fchluchtartigen Ein-
fattlung und durch den Thorthurm führte der Haupt-
eingang in die mittelalterliche Burg, die Vorburg der
alten Burg war eben jene grofse äufsere Umwallung,
innerhalb deren jetzt das Dorfftcht. Die gegenwärtige
St. Johann- vormals St. Michaels-Kirche mag wie Pro-
feffor Grueber meint, ihrer gegenwärtigen äufseren
Gcrtaltung nach dem vorigen Jahrhunderte angehören,
doch kann da wohl nur von einem Umbaue die Rede
fein, denn diefe Kirche war fchon früher wohl bekannt
und nach einem in dem Pflafter der Kirche liegenden
marmornen Grabftcine wurde hier bereits im Jahre
1608 die „Ludmila dezerka Vrozence pana Buryana
Swaba z Chwatliny a W Tctinc" beigefetzt. 1
Als vor etwa 20 Jahren die von Beroun nach Tetin
führende Bczirksftrafsc rechts von dem alten Fahr-
wege, das ift von der alten Zufahrtsftrafsc zur Burg,
gebaut wurde, ftiefs man in unmittelbarer Nahe des
Dorfes etwa 100 Schritte vor dem äufseren Walle auf
zwei menfehliche Skelette, welche Thongefafse zwifchen
den Fufscn hatten ; das eine war unten verengt und
gegen oben ausgebaucht, von dem andern waren nur
die Scherben vorhanden. Ucber eine Anzeige des
Gutsbcfitzers Vojacck, dafs in diefer Gegend wieder
Spuren von Skeletten wahrgenommen wurden, ver-
fügte ich mich am 2. Juni I. J. an Ort und Stelle und
überzeugte mich, dafs rechts von der Strafsc oberhalb
des Grabens und der Böfchung des höher gelegenen
Feldes Knochen hervorragen. Ks wurde foglcich zur
Aufdeckung diefer etwa nur 1 Fufs tief unter dem
Rafen des Feldraines liegenden Refte gefchritten und
es zeigte fich, dafs von dem hier beerdigten menfeh-
lichen Skelette bereits bei der Abböfchung Theilc
abgegraben fein mufsten, da eben nur die Wirbelfaule
und der Schädel vorhanden waren. Gleich oberhalb
diefem Gerippe lag in gleicher Tiefe ein zweites
Skelett, fo dafs die Fufse desfelben faft den Schädel des
erfteren berührten.
Diefes Skelett war vollftändig vorhanden ; es lag
auf dem Rücken, die Füfsc waren ausgeftreckt, der
Kopf lag auf der linken Wange, die Arme waren aus-
geftreckt längs des Rumpfes. Beide Skelette hatten
die Füfsc gegen Oftcn und den Scheitel gegen Werten,
ober dem Haupte lag ein etwa kopfgrofscr Stein
und über den Schienbeinen des zweiten Skeletts ein
anderer grofscr Stein. Die Zähne des letzteren waren
gut erhalten, das Becken verhältnisgemäfs eng; die
Länge des Gerippes betrug 1 Mm. 75 Cm. und es
dürfte einem jüngern männlichen Individuum angehört
haben. Beigaben waren keine aufzufinden, wohl aber
waren bei diefem letzteren Skelette die Ohrenknochen
des Schadeis fowie der anrtofsende Theil des Kinn-
backens, offenbar von oxydirtem Kupfer, ftark grun
gefärbt, fo dafs man annehmen mufs, der hier Begra-
bene fei mit kupfernen oder bronzenen Ohrgehängen
beerdigt worden, welche durch die Feuchtigkeit ganz
aufgelort worden find. Obwohl nun bei diefem Skelette
nur eine gewöhnliche Urncnfchcrbe angetroffen wurde,
fo ift es doch möglich, dafs auch bei den vorgefun-
denen beiden Skeletten fowie bei den beim Strafscn-
bauc entdeckten in der Nähe der Fufsfohlen Thon-
gefafse beigefetzt waren, und es würde fich dcrUmftand,
dafs fie jetzt fehlten, dadurch erklären, dafs fie bereits
bei der Abböfchung des Strafsengrabcns zerrtort
wurden, was nach der ganzen örtlichen Lage wahr
feheinlich erfcheint. Links von der Strafsc ftand am
Rande des alten Weges noch vor etwa 30 Jahren
eine kleine gemauerte Capelle (bozi muka). Etwa
50 Schritte wertlich von der Fundrtclle der Skelette
bemerkt man noch rechts an der von Beroun
kommenden Strafsc ein hölzernes Kreuz. Bekanntlich
deuten derlei Capellen und Kreuze, welche im Ver-
laufe der Jahrhunderte immer und immer wieder
' Bunan Sr.b v, CKvailiu w« in Jahre lt.li Hauptnuna Jer But^
KailAem.
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XXII
erneuert wurden, nicht feiten auf alte Begräbnifs-
platze und es ill nach alle dem Gcfagtcn kaum zu
bezweifeln, dafs in diefer Lage ein Begräbnifsplatz aus
fpätheidnifcher Zeit vorhanden fei, dafs die vorgefun-
denen Skelette demfelben angehören, und dafs weitere
Nachgrabungen den Beweis hierüber zu liefern geeig-
net waren.
Etwa eine halbe Stunde örtlich von Tetln erhebt
fich ob dem linken Ufer der Beroun, dort wo der Lodc-
nicer, auch Kacak oder Kacice genannte Bach in dic-
felbc einmündet, eine gewaltige unter dem Namen Kose/
bekannte Felsparthic, über welche fich eine ausge-
dehnte Felsfläche ausbreitet, die den Namen .Hradiste"
oder „na Hradisti" trägt. Diefe gegen Norden zu auf-
Iteigcndc, gegen Orten von der tiefen Schlucht des
I.odcniccr Baches, und gegen Süd und Wert von der
Beroun und fehroffen Felsabhängcn begränzte Hoch-
ebene wird in nördlicher Richtung von drei mächtigen
von Wert nach Oft laufenden parallelen Verfchan-
zungen durchfehnitten, von welchen ein ausgedehnter,
auf 40 Joch berechneter Raum cingcfchloffen wird.
Die längfte Ausdehnung hat die nördlichfte Verfchan-
zung, während anderfeits der mittlere Walt noch am
beften erhalten ift und fich klafterhoch erhebt. Dicfc
Walle find infofern von befonderem Intercffc, als die-
fclbcn zu denfogenannten vcrfchlacktcn vorhirtorifchen
Verfchanzungen gehören. Diefelben beftehen 'nämlich
zumeift aus Steinen, aus Lehm und Kohlen; die
Lehmftückc find rothgebrannt, porös, vcrglart und
zufammengebacken; die Steine, befonders die Kalk-
fteinc, tragen deutlich die Wirkungen eines intenfiven
Brandes an fich, und die Holzkohlen liegen häufig
zwifchen den Steinen und Schlacken. Die ausgebrann-
ten Stellen reichen gegen eine Klafter in die Tiefe und
erreichen eine Breite von mehr als 2 Klaftern In dem
vcrfchlacktcn Lehm bemerkt man häufig Abdrücke und
ausgebrannte Löcher von theils runden, thcils gcfpal-
tenen Stammen und Balken herrührend, fo dafs man
nicht bezweifeln kann, dafs dicfc Verfchanzungen von
Baumrtämmen, Lehm und Steinen aufgebaut wurden
und dafs ein intenfiver Brand der erfteren den gegen-
wartigen Zuftand diefer Walle herbeigeführt habe.
Dicfcr Zuftand und die ganze Zufammcnfctzung diefer
Verfchanzungen erinnert lebhaft an die Schilderung
der Befeftigung der kcltifchcn Städte in J. Cacfar de
bcllo gallico und es drängt fich die Anficht auf, dafs
eine nach diefer Befchreibung aus Bäumen, aus Steinen
und Thon erbaute Befeftigung nach ihrer Zerftorung
durch Feuer und nach dem Verlaufe der Jahrhunderte
gerade fo ausfehen mufste. wie fich uns dicfc Wälle jetzt
präfentiren. Leider werden diefe Verfchanzungen zum
Zwecke der Erweiterung und Verbeffcrung der Felder
an mehreren Stellen abgegraben und ausgehoben und
es wurden und werden die ausgehobenen gewaltigen
zufammengefchmolzencn und vcrglaftcn Blöcke von
den Bewohnern des nahen Dorfes Hoftim, zu welchem
die Fcldflnchc des Hradist gebort, häufig zu Bauten
verwendet, wcfshalb es wohl angezeigt erfcheint, von
diefem merkwürdigen Denkmale einer fernen Vergan-
genheit Kenntnifs zu nehmen, ehe es noch der voll-
ftändigen Vernichtung anheim fallt.
Der Volksfagc nach foll die innerfte Hauptfefte
zwifchen dem zweiten und dritten Walle am weftlichen
Abhänge des Kozel geftanden haben. Jeder der
drei Walle wird von einer Durchfahrt unterbrochen
und es liegen dicfc Durchfahrten an der Oftfeite des
Hradist in der Nähe des tiefen Kacka-Thales; fic
mögen fich wohl an der Stelle der alten Thore befin-
den. Das zwifchen dem äufserften Einfahrtsthorc und
dem genannten tiefen Thale gelegene Grundftück
wird als der alte Bcgräbnffsplatz bezeichnet und es
find hier bei vorgenommenen Nachgrabungen nicht
nur Afche, Kohle, Urnenbcftandtheile und Knochen,
fondern auch Stechwerkzeuge und Nadeln von Bein,
eine fchön cmaillirtc Glaskorallc, eine Koralle von
fchwarzem Stein u. f. w. gefunden worden. Diefe bisher
allerdings nur in geringer Anzahl vorgefundenen
Objc&c reihen fich den grofsen Funden am Hradist
bei Nizburg und in der Sarkabci Frag nach ihrer Form
und Bcfchaffenheit an, doch könnten hier erft umfang-
reichere, allerdings mit mehrfachen Schwierigkeiten
verbundene Nachgrabungen zu verlafslicheren Rcful-
taten führen.
M. Lkfmtr.
Die Mithras-Höhle in St. Urban ob Glaneck in Kärnten.
'IPSEP.IN fehr merkwürdiger römifchcr Infchriftftein
□ Uffi aus Kkrntcn ift clcr Stein Nr 2 5 8 bci Jabor-
IfjS p P ncgg-Altcnfcls, [Nr. 4804 Mommfcn).
DEOIWIC
TO- MITRAS
VRSINVS DO
NVM-posvrr.
Diefer Stein bezeugt nicht nur, dafs der Mithras-
cult in Kärnten überhaupt geübt wurde, denn dies ill
noch mehr erwiefen durch die beiden im Zollfelde auf-
gefundenen Mithras-Infchriftftcine und durch jenes
fchön e Relief, welches aus dem SchlolTc Tanzenberg in
die Moniimcnten-Halle des kärntnerifchen Gefchichts-
verein es gelangte; er beweift auch, dafs diefen Cult
an fo abgelegener, gewifs durch keinen volkreichen
Ort belebter Stelle, wie der hochgelegene Gcbirgs-
kcffcl St. Urban ift, ftattfand. Der Fundort jenes
Infchriftftcincs liegt nämlich ungefähr zwei Stunden
von Fcldkirchcn entfernt hoch im Gebirge ; man fteigt
fteil aufwärts, bis zuletzt ein kleines Wäldchen den
Wanderer in feinen Schatten aufnimmt, ihn wie durch
Zauber den Bcfchwerden des Aufftieges entrückt und
in ein reizendes ftillcs Thal einfuhrt, wo ihn waldige
Höhen, grüne Matten und üppige Felder umfchliefscn.
Am Eingange diefcs Thaies auf einer felfigcn
Anhöhe liegt die alte Kirche und der FTarrhof St.
Urban, umgeben von wenigen zerftreuten Häufern;
am Ausgange die fchonc alterthümliche Burg Hun-
gersbach. Hier konnte zu keiner Zeit eine gröfserc
Anfiedlung geftanden haben und faft gewinnt es den
Anfchein, als wäre der Mithras-Tempel oder die Hohle
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XXIII
des Sonnengottes dort in der Abgcfchicdcnhcit eines
heiligen Thaies verborgen gewefen, um die Einzu-
weihenden der Welt zu entrücken und defto erfolg-
reicher durch die vorgeschriebenen Schweren Prüfungen
in die Myfterien einzuführen. Die nördlichen Hange
des Kcffcls find fehroffer und ziehen fich hoch hinan.
Kaum zehn Minuten vom Pfarrhofe entfernt befindet
fich eine Keifenwand von feltfamen Formen, mit zwei
Hohlcnöffnungcn nach Süden und Südweftcn. urfprüng-
lieh mochte auch eine dritte gegen Südoften gewefen
fein. Kinigc Klafter davon im Schulte des herabge-
fallenen und verwitterten Gcftcincs wurde im Jahre
1838 zufällig beim Steinbrechen zum Baue eines Brau-
haufcs der Eingangs erwähnte Komerftein gefunden
nbbrt mehreren antiken Töpfen und einigen romifchen
Münzen, was zu der fehr berechtigten Annahme führte,
dafs diefe Fclfcnwand, deren Namen „Brockcnwand-*
fchon auf heidnifchen Cultus hinweift, der Standort
eines Mithras- Tempels gewefen fei. Hochft wahrfchein-
lich war der mehrerwähnte Infchriftftcin an der längft
verfallenen fudöftlichen Fclfcnhohlc angebracht ge-
wefen, und ftürzte durch Abwitterung des Geftcines
oder bei Gelegenheit eines Erdbebens herab und
wurde mit Schutt bedeckt. Weitere Nachforfchungen
wurden damals nicht vorgenommen, fondern der
Infchriftftcin nur an der Südfeitc des Brau- und Gaft-
haufes eingemauert; die Topffcherben und Münzen
wurden vcrfchleppt und nur zwei derfelben gelangten
an den kärntnerifchen Gcfchichts- Verein. Im Jahre 1864
befichtigte Jabormgg-Altenftls in Gefellfchaft an Ort
und Stelle diefen Infchriftftein, die Untcrfuchung der
Felfenwand aber unterblieb wegen Zeitmangels. Erft
im Sommer diefes Jahres kam ich über Aufforderung
meines verehrten Freundes des Herrn Pfarrers Martin
Krabalh von Sl. Urban dazu, diefe merkwürdige Stelle
n;iher zu befichtigen. Am 18. Juli d. J. fuhr ich über
Fcldkirchcn nach St. Urban und am 19. begann die
Untcrfuchung mit Hilfe dreier riiftigcr Handlanger
aiv Ort und Stelle. Zunächft wurde der Fufsboden der
mittleren, gegen Süden gelegenen Haupthohle von
Schutt und Erde gereinigt und wir beftiegen wahrend
diefer Arbeit die Kuppe des Felfens, in welcher feitlich
fonderbarc, miteinander durch horizontale Gange ver-
bundene Nifchen von circa 1 , M. Hohe, 1 M. Tiefe und
l', f M. Breite angebracht find. Von oben liefsen wir
uns an einem Stricke ungefähr 8 — y M, tief auf eine
kleine, forgfaltig geebnete Fclsplatte herab, welche
fich unmittelbar ober der mittleren Hohlenoffnung
befindet; fic hat 2 M. im Gevierte und gewährt ein
weites Ausfichtsfeld, fo dafs ein hier angezündetes
Feuer nicht nur in dem ganzen Thalkeffel, fondern
auch weit darüber hinaus von den fernen Bcrgfpitzcn
gefehen werden müfste. Als wir wieder zur Hohle
zurückkehrten, fanden wir den Fufsboden derfelben
gereinigt; es war eine horizontale Felfcnplattc von
8'/, M. Breite und 5'/, M. Tiefe. Bei genauerer Befich-
tigung zeigten fich einzelne Unebenheiten des Ge-
ftcines mit Ellrich ausgeglichen, auch war ein Theil
der Hohle, dort wo fich im Hintergrunde die Platte
vom Hauptfelfcn loslörtc, mit -Steinen gepflaftert und
mit Ellrich belegt. Auch fcheint fich dort ein Abzugs-
Canal befunden zu haben; denn die Fufsplatte war mit
dicken Mörtclfchichtcn untermauert und fanden wir im
Schutte Thierknochen, Zähne von Kindern, Kniege-
lenke, Topffcherben und Holzkohle. Der Fufs des
Felfens war bis zum Rande der Höhle verfchüttet und
konnte man trotz aller angewendeten Arbeit nicht
bis auf den Grund der Halde gelangen; fo dafs der
hier fenkrecht abfallende Felfcn einft von anfehnlicher
Hohe gewefen fein mufste. An die eben bcfchricbenc
mittlere Hohle fchliefst fich im ftumpfen Winkel abbie-
gend eine kleinere, gegen Südwerten gekehrte an, deren
Grund etwas tiefer liegt und die 5 M. breit und ]'/, M.
tief im Hintergründe im rechten Winkel abgefchloffen
irt. Das Gcftcin, welches die Decke bildet, überwölbt
beide Hohlen in einer Höhe von 3 M. Offenbar find
beide Höhlen von der Natur durch Verwitterung und
Abtrennung gröfscrer Platten des Chlorit-Schicfers
gebildet, aber ebenfo gewifs auch durch Mcnfchcnhand
zu einem beftimmten Zwecke adaptirt worden.
Alles, zumal auch die rauchgefchwärzte Decke
der gröfseren Hohle und die im Schutte häufig vor-
kommende Holzkohle, weifet auf eine Feuerrtätte hin,
fowic die Knochenrefte und der Abzugs-Canal auf
Schlachtopfer. Ob die Vorderfeite der Höhlen ganz
oder theilweife vermauert gewefen, ift zweifelhaft; wir
fanden weder Bruchfteine noch Ziegel, nur ein kleines
Stückchen gebrannten Thoncs, von dem es wahr-
fchcinlichcr ift, dafs es von einem Gefchirre ftammte.
Der Eingang dürfte von Oftcn gewefen fein, von wo
man auch jetzt hinein gelangt, auch war es dort, wo
die fteinerne Infchrifttafel gefunden wurde.
Es ift nicht anzunehmen, dafs hier ein kunftvollcr
Bau und Statuen geftanden haben, vielmehr deutet
alles auf fehr urfprüngliche VerhaltnifTe hin, vielleicht
fogar auf einen alt kcltifchcn Gottcsdicnft, auf einen
Cultus des Sonnengottes Bclinus, welcher allmählich
in die Verehrung des Mithras überging. Der auf dem
gefundenen romifchen Infchriftftcinc genannte Urfinus
mochte diefem letzteren vielleicht zuerft gehuldigt
haben. Spuren behauener Steine oder gröfscrer Bild-
werke müfsten doch noch gefunden werden, wenn fic
je beftanden hätten; denn die Ortslage geftattete die
Verschleppung derfelben nicht. In der Kirche St. Urban
find zwar an der Aufscntrcppc zwei roh gearbeitete
antike Mcnfchcnköpfe aus Kalkftein eingemauert,
welche der Zahn der Zeit langft ihrer Nafcn beraubt
hat. Sie dürften aber kaum in irgend einer Beziehung
zum Mithras-Cultus geftanden haben, fondern nur die
unfehönen Zuge eines dort heimifchen Keltenpaares
künftigen Zeiten aufbehalten. An fonftigen antiken
Funden ift aus dem Thale nichts aufzuweifen. Wir
ftellten daher, um unnütze Auslagen zu vermeiden,
die Grabungen ein und begnügten uns, die Ueberzeu-
gung gewonnen zu haben, dafs die merkwürdige
Brockenwand in St. Urban mit dem Mithras-Cultus,
auf welchen der dort gefundene Infchriftftein direel
hinweift, allerdings in Verbindung geftanden, wenn
auch die Myfterien diefcs Gottcsdicnftes an fo abge-
legener Stelle des Gebirges ohne Prunk und Ge-
pränge, blos aus innerem Drange der Mcnfchhcit, fich
einem höheren Wefen unterzuordnen, gefeiert werden
mochten.
Karl Baron Hau/er.
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XXIV
Die Burgruine Hocheppan.
PpSBIK Umgegend von Bozen ift reich an Ruinen
llpvjj un '' Ucberreften von hiftorifch und archao-
p J^A logifch merkwürdigen Burgen und Edclfitzen
mit bemalten Capellen und Kitterfalcn. Eine der her-
vorrageudften und merkwürdigften Erfcheinungcn auf
diefem Gebiete war einftens Hocheppan , in deren
Capelle fcltcnc Wandmalereien aus dem 13. Jahr-
hunderte fich noch erhalten haben.
Die hohe f.ppan liegt zwei Stunden weftlich von
Bozen entfernt, auf einem von allen Seiten freien
Felfenflock des aus Porphyr beftehenden Mittelge-
birges, welches fich am Fufse der Mendel in einer
Länge von acht Stunden (von Lana bei Mcran bis Kur-
tatfeh), bekrönt mit vielen anderen Burgen in mannig-
faltiger Abwechslung reizend dahin zieht. Beinahe eine
Stunde führt der Weg mehr oder minder fteil aufwärts,
bis von der Thalfohlc unterhalb St. Paul 's die hohe
(tolzc Veite erreicht ift. Sie hat eine herrliche Lage
mit freier offener Ausficht von Mcran nach Bozen bis
oberhalb Salurn und ziemlich weit in s Eifak-Thal hin-
ein. Man kann von hier aus fechs und dreifsig anfehn-
liche Schweftcr-Burgen zählen, welche in nächftcr und
weiterer Umgebung malerifch vertheilt find. Von diefer
alles umher beherrfchenden Lage und der eigen-
tümlichen Grundform des Hauptthurmcs will man
mit Recht darauf fchliefsen, dafs hier fchon die Kumer
gewaltet haben, nachdem fic fich auf den Ucberrcftcn
einer niedergeworfenen Burg der Ureinwohner des
Landes an diefer Stelle feftgefetzt hatten. Hiflorifch
verbürgt bleibt, dafs fchon im 8. Jahrhunderte die
Burg Hocheppan als Befitzthum der welfifchen Gau-
grafen von Hosen beftanden hat. Auf diefc Burg
hatten fic fich aus der Stadt bleibend zurückgezogen
und Grafen von Eppan genannt, als die Furftbifchofe
von Trient in Bozen fich geltend machten. 1 Ihre
Befitzungcn waren jedoch noch immer fo grofs ge-
blieben, um den Grafen von Tyrol die Uebcrmacht im
Gebirge ftreitig machen zu können. Da fic aber auch
mit den Bifchöfcn immer in Fehde lagen, fo war ihr
baldiger Sturz zwifchen zwei fo mächtigen Haupt-
feinden unvermeidlich. Sic zogen es vor Lchens-
leute der Kirche von Trient zu werden. Der letzte
lebenskräftige Eppaner beftieg zwar in der erften
Hälfte des 13. Jahrhunderts fclbft den bifchöflichcn
Stuhl von Trient, indefs, wie Beda Weber bemerkt,
mit der Lofung feines Haufes: lieber der Kirche als
den tyrolifchen Grafen dienftbar zu fein. Daraus ent-
fpann fich neuer Streit und Bifchof Egno diefes Haufes
mufstc bekanntlich aus feiner Kefidenz in Trient ent-
fliehen und ftarb um 1273 zu Padua.
Von nun an verlor Hocheppan feine Wichtigkeit
und kam bald als Pfand, bald als Lehen an verfchiedenc
Edle des Landes. Zu vorliegendem Zwecke ift be-
fonders die Belehnung an Jacob Fuchs im Jahre 1494
> Sic nannten firh luprR » Püni. fo vi
thtn oder 6*i der Ebmf. weil fich gerade u
ir milch Kfftc Khvnr hil Boren hin autdehn
fit aber bereit« durch die Franken im Jahr
.hrfchein!, h al. ad PUn-.im.
halb der Burg eine für Tyrol
Die alle K.imerburi; landen
Jen rerft.-rt, wenigflens theil-
weife, und mufetrn fich daher auf dem lerfallriten Kucken de» Schli>f»berget,
llofium in Urkunden genannt, er« ein neue. Kurt-Hall nach Hermmir't f.,n-.rat
liehen Werken II , S. 170, ru ihren he rrfchfiicliti.-*« Zwecken nieder etbauen.
bemerkenswerth, weil er diefc nur unter der Bedingung
erhielt, das Schlafs herzußellen. Dies lafst wohl auf
einen damaligen ruinufen Zuftand der Gebäude
fchliefsen. Wie die gegenwärtigen Uebcrreftc aber
beweifen, haben die noch fpateren Burginfaffen noch
mehr an Ergänzungs- und Erweiterungsbauten vor-
genommen. Endlich im Jahre 1834 befchenkte und be-
lehnte mit diefer Burg Kaifer Franz den tyrolifchen
Schützen - Major Martin Teimer Freiherrn v. Witten
und von diefem ging fie auf feine vier Tochter über.
Eine dcrfelben vermältc fich mit Herrn Martin J'rand-
flettcr, zubenannt Teimer, k. k. Major in der Armee,
und diefer brachte die Ruine kauflich an fich.
Bevor man die Hauptburg erreicht, geht es am
Fufse des eigentlichen Schlofshügcls an einem Vor-
werke vorüber. Diefes erhebt fich nordweftlich und
hat ebenfalls eine reizende Lage mit prachtvoller Aus-
ficht. Weil frei ins Land weit vorgefchoben, ift der
Hinblick auf manche fchöne Punkte in der Umgegend
geboten, welche auf der Hauptburg verfchwinden.
Diefes Vorwerk folgt fo recht eigentlich der urfprüng-
tichen Anlage einer kleinen Burg. Es befteht aus einem
hohen Vierecks-Thurm als „Warte und Rctirade J ,
welche im Kreife herum von einer Mauer, „einem
Zingel- 1 umgeben war. An diefe fchlolTcn fich weiter
gegen innen Vcrthcidigungsräumc an, welche wahr-
fcheinlich unter Dach ftanden, etwa ähnlich wie dies
im nahen Wolfsthurm bei Andrian noch zu fehen ift
Um zum engen etwa 7 M. hohen über dem Boden
angebrachten Pfortchen des
Bergfrieds oder Hauptthurms
zu gelangen, hat man fich einer
Leiter bedient. Das Ganze
liegt auf einem niedrigen Felfen-
hügel von faft runder Form.
(Fig. 1.) Die Aufsenwerkc liegen
ganzlich in Ruinen, nur der hohe
Thurm trotzte noch allen Stür-
men und hat fich ziemlich gut
erhalten. Er dürfte ein hohes
Alter haben, der Steinverband
ift aber nicht befonders forgfaltig hergeftcllt, was viel-
leicht mehr dem fpröden Material aus Porphyr der
nächften Umgebung zuzufchreiben ift, als dafs es be-
rechtigt, auf eine fpatere Bauzeit zu fchliefsen. Von dem
Randbcfchlag an den Eckftcincn find nur an einzelnen
Stellen deutlichere Spuren zu erkennen. Diefe genauer
zu verfolgen hindert theilweife der weifsc Anftrich, den
man ihm in neuerer Zeit gegeben hat. Das Volk nennt
ihn „Kreidcthurm" . Jungft ging er in den Befitz des
1 lerrn Mair v. Mairfeid in München iibcr.
Der Weg zur Hauptburg führt nicht hart an dem
fo eben befchriebenen Vorwerke vorbei ; diefes wenige
Schritte rechts liegen laffcnd, wendet er fich nach
einer kurzen Steigung gegen Werten plötzlich links
gegen Süden und in wenigen Minuten fleht man den
chrfurchtgcbictendcn Ruinen von Hocheppan gegen-
über. Gleich zur Rechten, auf einer niedrigen Erhöhung
des Bodens hat man eine fogenannte Barbacane in
Flg. 1
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XXV
Fig. 2.
Form eines beinahe vollkommenen Dreiviertclkrcifes
im Durchmcffcr von 5 M (Fig. 2 und 3 <j.) Sic wurde
wohl ans dem Grunde erbaut , um den Feind zu
verhindern auf diefem fchonen Punkte vor der Burg
fich ungehindert feftzufetzen und überhaupt feine erften
Angriffe ein wenig aufzuhalten. Jetzt mifst dieo-63 Cm.
dicke Mauer diefes Vorwerks 4 M. Höhe und hat in
zwei Reihen je ficben Schufsfchartcn für Kleingewchrc,
wie fic eben erfl ein Hau aus der Zeit nach der Erfin-
dung des Schiefspulvers fein dürfte. Die Form diefer
14 Fenftcrchen ift eine längliche, welche unterhalb in
einen Kreis fich erweitert und beftcht nur aus Ziegeln.
Das bereits vcrfchwundcnc Dach war wahrfcheinlich
kegelförmig. Um zur ganz ifolirt Hebenden Burg zu
gelangen, mufs man über einen tiefen Graben fetzen,
welchen wohl nicht Menfchenhandc gefchaffen, fondern
die Natur von jeher geboten
hat. Zur linken Hand ver-
liert er fich in eine fchauer-
liehe Tiefe. Daruber führt
heute eine armliche, 10 M.
lange Brücke aus Baum-
ftammen. wie fic vom Walde
kommen, nothdürftig ge-
baut. Ohne Zweifel gab
es cinlt eine wohlgefügte
Brücke zum Aufziehen und
Heruntcrlaffen an diefer
Stelle und war fowohl am
Anfange wie am Schluffc
dcrfelbcn ein feiler Thorbogen gebaut, wie die kargen
Ucberrefte von Mauerftuckcn, hie und da noch mit
breiten Zinnen gefchmückt, vermuthen lafTen. Oder
es konnte ein Fallgitter oder Orgelwerk beim Nähern
des Feindes als Schutzwerk heruntergeladen werden.
Jenfeits des Grabens fchüt/.t links eine Mauer vor
Abflurzen über den thurmhohen Felfen und rechts
wehrt eine noch höhere nach allenfalls genommener
Brücke den Feind vor einem Eindringen in den erften
Burghof. Vielleicht war diefer Gang cinftens auch
bedeckt. Er ift beinahe fo lang als die Brücke und an
feinem Ende öffnet fich ein fchmaler Eingang zu einem
Fufsweg, der am aufserften Rand des Schlofsbergcs
längs der ganzen Oft feite der Burg hinlauft und eine
prachtvolle, freie Ausficht gewahrt, jetzt aber nur
llückwcifc durchfehritten werden kann (Fig. 3 c, J).
Rechts von dem oben angedeuteten kleinen Eingang
auf die Terraffe an .der Oftfcitc der Burg öffnet fich
ein hohes und breites drittes Thor, welches in eine
geräumige Vorburg oder Buryfreiheit führt (Fig. 3 e).
Hier mag es meift die verfchiedenen Wirthfchalts-
gebaude gegeben haben; die nördlichen und örtlichen
Mauern, wohl auch jene auf der Wcftfcitc waren zur
Verthcidigung eingerichtet, durch Zinnen, erkerartige
Ausbauten u. f. w. (Fig. 3/2 c). Die Begränzung gegen
Süden bildete für diefen Burgthcil der Falas und eine
Seite des Hauptthurmes. Links vom letzteren erfcheint
ein grofses viertes Thor, durch welches man in einen
engen, von allen Seiten durch hohe Mauern und Bauten
umfchloffcnen llofraum gelangt (Fig. 2 d, 3 ). In deffen
füdöftlichcr Ecke ermöglicht ein breiter Bogen, cinft
wohl ein fchun gebautes fünftes Thor, ein weiteres
Vordringen in die großartige Burg. Ueber diefen Ein-
gang allein hat fich noch eine Schutzwehr (Fig. 3 g)
VIII N, F.
desfelben erhalten, nämlich eine einfach gebaute Pech-
nafe. Endlich find wir in den eigentlichen Burghof
oder in die Bailei gelangt. Sic war ziemlich geräumig,
befonders gegen Süden zu, wo fic fich bedeutend
erweitert. Wir fehen uns hier von drei Hauptgebäuden
umgeben: einem zurLinken, das eine offene Freitreppe
hat wie in den alten Hauptburgen nicht feiten vor-
k mmt: dies ift der einzige noch bewohnbare Schlofs-
theil und dient nur zur Noth einer Pächterfamilie als
Obdach mit feinen zwei Stockwerken. Betretenswerth
ift er aber wegen der unbefchreiblich fchonen Ausficht,
die er von feinen Fenftern aus gewahrt. (Fig. 3 A, 2 e.)
Zur Rechten breitet fich der drei Stock hohe und
umfangreiche Palas aus, von dem fich leider nicht mehr
als die vier dicken Umfangsmauern erhalten haben.
iFig. 2 /, 3 »'.) An feiner nordöftlichen Ecke ift eine
Verbindungsmauer aufgeführt, welche cinft entweder
einen feften Sollcr oder eine bewegliche Brücke
getragen haben dürfte, um zu den in der Hohe ange-
brachten Eingang des Hauptthurmes diefer berühmten
Burg zu gelangen. Diefer hat eine fehr bedeutende
Hohe und Dicke und hochft merkwürdiger Weife liegt
ihm nicht ein Viereck oder ein Kreis, fondern ein
unregelmäfsiges Fünfeck zu Grunde. {Fig. 3 /, 2 g.) Eine
fcltcnc Erfchcinung im alten Burgcnbau und daraus
will man mit einigem Rechte den Schlufs ziehen, dafs
er von der Römer kündigen Hand aufgeführt fei.
Aufser diefer Grundform, welche bei Romerbauten
allerdings vorkommt, und den fehwachen Spuren des
kandbefchlagcs an einzelnen Wcrkftückcn laffen fich
keine ikhcrcn Kennzeichen eines fo hohen Alters
erkennen. So z. B. fehlt ein feineres Behauen der
einzelnen Steine und deren fleifsige Verbindung unter
einander wie es an anderen fehr alten Thiirmcn
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XXVI
crfichtlich ift z. H in der Burg Ried nächft Bozen, in den
Tfiürmen von Tritnt u. dgl. Allerdings find auch hier
wie an der Vorburg die einzelnen Wcrkftückc einem
fprüden l'orphyrfelfen entlehnt, welcher eine feinere
Bearbeitung als mit dem einfachen Spitzhammer kaum
zulafst. Dicfcr grofsc Thurm, der fo machtig hoch in
die Lüfte ragt, hat durch alle möglichen Unbilden und
befonders durch den Zahn der Zeit wie die übrigen
Burgtheile ziemlich gelitten und eine baldige Nachhilfe
ift dringend geboten , um diefen herrlichen Kiefen vor
dem ganzlichen Kinfturze zu retten. Was überhaupt
das Alter der einzelnen Thcilc von Hochcppan anbe-
langt , fo lallen fich hier eben aus dem angeführten
Grunde, beim fpröden und ungefugfamenBau-Materiale
fcliwcr fichere Angaben ableiten. So zum Beifpiel
zeigen die zwei unleren Drittthcile des l'alas auf der
Wcftfcitc ziemlich genaue, wagrecht laufende Lage-
rungen von kleinen Werkftückcn mit viel Mörtel da-
zwifchen, welche Erfchcinung andern Ortes in Ver-
bindung mit untrüglichen Bildungen der Fenfterformen
an den Glockentürmen auf das 12. bis 13. Jahrhundert
mit Recht fchlicfscn lafsen. Hier hingegen kommt an
der Capelle, welche, urkundlich erwiefen, in der zweiten
Hälfte des 12. Jahrhunderts eingeweiht wurde und noch
genau die romanifchen Formen an fich trägt, nur eine
unregelmäfsige Lagerung und Verbindung der einzelnen
Steine unter einander vor. In Folge deffen müfstc man
die Wcftmaucr des l'alas ins erfte Jahrtaufend zurück-
fetzen, was auch wiederum kaum angeht. Ein höheres
Alter fpricht auch der noch bewohnbare Thcil an.
Charakteriftifch feiner ausgeführten Steinmetzarbeiten
im romanifchen oder gothifchen Style begegnet man
an keiner Stelle mehr, das 17. Jahrhundert fchon fcheint
damit aufgeräumt zu haben, wo, wie bereits bemerkt
wurde, manche Erhöhungen und Erweiterungen
einzelner Theile zu Stande kamen. Erhöht wurde unter
anderem der l'alas um ein ganzes Stockwerk, erweitert
und umgebaut die Nordfeite der Burg mit den Wirth-
fehaftsgebäuden. Das dritte und vierte Thor zeigen
ihren Umbau deutlich an den Rcnaiflfancc-Formen,
welche an ihnen auftreten.
So fehr diefc ftattlichc Burg durch verfchiedene
Krftürmung, fowic befonders durch den Zahn der Zeit
und durch gänzliche Vernachläffigung gelitten hat, fo
macht fie von nahe wie von fern immerhin noch einen
yrofsartigen Eindruck und das noch von ihr aufrecht
Stehende ift der weiteren Erhaltung im hochften
Grade würdig- Vor Anderem gilt dies von der Capelle
mit ihren höchft intereffanten Wandmalereien. Sic
nimmt den ludlichen Theil des Fclfcnkegcls ein und
liegt bedeutend niedriger als der l'alas und der Berg-
fried. Der Boden fenkt fich hier wie auf der Nordfeite,
wo die Wirthfchafts-Gcbäudc flehen, fo bedeutend,
dafs man auf der Südfeite der Capelle zu ebener Krde
in ein unteres Stockwerk, in eine Art Gruft, bequem
eintreten kann. Die ganze Capelle hat eine von den
übrigen Burggebäuden etwas abgeänderte Lage und
ift geoftet. Nach Hortnair's fammtlichcn Werken II.
Urkundcnbuch, S. 170, fcheint auch der Unterraum, die
Gruft, als Capelle benützt worden zu fein, wenigftens
einen eigenen Titel geführt zu haben, nämlich zur heil.
Magdalena; denn Bifchof Egno von Tricnt verlieh am
30. Dcccmbcr 1270 dem deutfehen Haufe zu Stcrzing
das l'atronatsrecht oder wie es heifst: das donum
altarium et jus fpccialc capellarum zum heil. Peter und
zur heil. Magdalena in der Burg Hocheppan. Das obere
Stockwerk oder die eigentliche Capelle hatte alfo als
Schutzheiligen den Apoftcl l'etcr, wahrend dasTyroler
Ehrcnkranzl die heil. Katharina anfuhrt und als Ein-
weihungszeit den 15. Juli des Jahres 1 131 wie Hormair
bezeichnet. Der Inhalt der noch von der Tünche zu
befreienden Wandmalereien dürfte hierüber näheren
Auffchlufs ertheilcn, da wenigftens einzelne Sccnen aus
der Legende des Schutz-Patrons fcltencr fehlen. Das
Acufscrc der Capelle ift fehr einfach: von einem
□
1
Hg. 4 5. (Haheric|i|>an.)
Sockel, einem Dachgefimfc oder von anderen Stein-
metz-Arbeiten lafst uch keine Spur entdecken, felbft
am Portale nicht, welches nahe an der nordweftlichen
Ecke des Schiffes in einfacher Vicrccksform mit roher
SteincinfalTung angebracht ift. Der Grundrifs zeigt ein
längliches Viereck von 4*40 Cm. Breite und 7-80 Cm.
Lange (im Innern); die Mauerdicke betragt 0-90 Cm.
An die Oftfcitc ift eine kleine Apfide angebaut, welche
nur wenig nach aufsen vorfpringt und auf höchft
einfachen rohen Tragftcinen ruht , wie es an Burg-
Capellen nicht feiten vorkommt, befonders aus der
romanifchen Bau Periode. Merkwürdiger find die zwei
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XXVII
Neben- Apfiden, rechts und links von der Haupt- Apfide,
welche nur in der Mauerdicke liegen und aufsen fich gar
nicht bemerkbar machen (Fig. 4). Kine gleiche Krfchci-
nung an einer fo kleinen Capelle, aber freien für fich
flehenden, entdeckten wir bei Homert auf dem Nonsberg
und St. Margaret zu Lana bei Mcran, wo aber auch
die Ncben-Apfidcn ein wenig nach aufsen vortreten. 1
Die Oberdecke beftand in Hocheppan aus einfachen
Bretter:) , welche an die Durchzugsbalkcn nach der
Längenaxe des Baues aufgenagelt waren. Der einzige
Attar, welcher hier ftand und noch erhalten ift, beliebt
aus einer einfachen Mcnfa über einer Stufe; er ift ganz
in die Mittel Apfide hineingebaut und tritt nur unbe-
deutend über die Flucht der Oftwand der Capelle vor.
(llohenrppan )
Um ihn würdig zu fchmücken, bemalte man reichlich
mit Figuren und Ornamenten die Apfiden und die
ganze Wand, an welche er angebaut war. Sclbfl die
Vorderfeite der Mcnfa wurde mit Ornament bemalt.
In derHaupt-Apfidccrfcheiiit zunachft über dem Altare
Chriftus und zu feiner Rechten drei kluge, zu feiner
Linken drei thurichte Jungfrauen. Erftere ihre Lampen
freudig in die Hohe haltend und mit Heiligen-Scheinen
um das Haupt werden fie von ihrem Heilande gefegnet,
während letztere von ihm unbeachtet bleiben (Fig. 5).
Diefc fcheinen fehr zerftreut zu fein und tragen ihre
Lampen fchief oder verkehrt. Das Gewölbe der Apfide
bedeckt Maria mit dem Jcfuskinde, das auffallend grofs
erfcheint; rechts und links flehen in vorgencigter, wohl
anbetender Stellung, zwei gröfserc Engel und halten
Scheiben mit beiden durch ihr Obcrkleid verhüllten
Händen. Die nordliche Neben • Apfide fchmücken
die zwei ftattlichen Figuren der zwei Johannes und
darüber das Lamm Gottes in einem Krcifc. Johannes
der Taufer tragt ein Pelzkleid, deffen Haarbufchcl
auffallend kräftig hervorgehoben find, was der ganzen
Figur ein würdevolles Ausfchcn verleiht. Johannes
Kvangelift erfcheint als ehrwürdiger Greis mit langem
weifsem Barte. Die andere Neben-Apfide ift ebenfalls
mit drei Figuren gefchmückt ; zu oberft Chriftus auf
dem Regenbogen thronend übergibt dem Petrus die
SchlülTcl und dem Paulus eine Rolle. Sonft ift es Sitte,
die Kvangelien-Seite den Darftellungen des Schutz-
Heiligen, wie z. B. Petrus nach obigen gcfchichtlichen
Daten hier vorkommt, einzuräumen, hier wird Johannes
aber vorgezogen. Die Umrahmung aller drei Apfiden
1 Die ganj« S f hlnfi Capelle muf« von [eher innir fahr dunkel gewefen
rein, den« du Tattcaficlht kann nur durch drei lehr Ichmale Fenfterchen im den
drei Apfiden und an rveien wenig; breitere» auf iter Südfril* d>i Schiffe» ein.
dringen Für lilockcn hat man wahrfchelrjlicH erfl In neuerer Zeil gclorgl and
ru diefrm Zwecke einen «nf.-.rmliche» Irachrciter drin Weftticbel auf.
gedrängt
und die weiteren Flächen beftchen aus prachtvollen
Ornamenten, auf fehwarzem Grunde in verfchiedenen,
herrlich ftimmenden Farben ausgeführt und tbeilweife
mit weifsen Punkten belebt (Fig. 6 und 7). Sie bilden
in diefer ihrer Pracht den würdigen und entfprechen-
den Ucbcrgang zu der oberen , die ganze Wand aus-
füllenden, höchft grofsartig angelegten Darftcllung des
Wclterlöfers mit den Apofteln. Chriftus, majeftätifch
auf einem perlgeftickten Polller fitzend, fegnet mit
der Rechten, wahrend er mit der Linken das offene
Evangclienbuch hält. Auch jeder der fechs Apoftcl
hat feinen eigenen Thron, fein eigenes Buch. Es find
alle ganz ftattliche Figuren, in erhabener Ruhe neben
einander thronend.
Auch aufsen, die Nordfeite des Schiffes, ift mit
Gemälden gefchmückt. Unmittelbar über dem Portale
lieht man Chriftum am Kreuze mit Maria und Johannes,
Longinus mit der Lanze Chrifti Seite durchftofsend
und eine fünfte Figur mit enganliegendem Kleide in
ganz graztofer Stellung, die beiden Arme in die Seiten
ftemmend und voll Verwunderung aufden Gekreuzigten
hinblickend, was etwa an ihm noch gefchchen muchte.
Oben Sonne und Mond. Die Umrahmung bilden zwei
gewundene Säulchen, welche ein Gefimfe mit Rund-
bogenfries tragen. Daneben eine grofee Geftalt in
weitem faltcnlofen Oberkleide, welches abwechfelnd
mit Kreifcn und Quadraten in roher Behandlung
geziert ift und eigentümlich ausficht. Welcher Heilige
hier dargeftellt fein dürfte, ift etwas fehwer zu beftim-
men, weil das Ganze ziemlich erbleicht ift ; wir meinen
es fei Chriftoph, nach Anderen wäre die Madonna
dargeftellt. Zur linken Seite vom Eingänge begegnen
wir einer Hirfchjagd, welche leider nur mehr theilweife
fichtbar ift. Ein Jäger bläft ins Horn, Hunde fetzen in
gewaltigen
und verfolgen einen ftatt-
lichen Hirfch, der fehr gut
gezeichnet ill, fo tlafs man
verfuchl ift, dcnfelbcn in eine
viel fpaterc Zeit, etwa in die
Mitte des 15. Jahrhunderts zu
verfetzen, wenn nicht die ' 6 ' 7 '
Formen am Jäger ein anderthalb Jahrhundert zurück
zu denken zwingen würden. Wir meinen, der ver-
folgte Hirfch fei fymbolifch zu deuten und ftelle die in
der Welt ftets verfolgte Seele des Menfchen dar, da
der Hirfch eben als deren Sinnbild gilt.
Bemalt waren urfprünglich auch alle übrigen
Wände im Inneren diefer Capelle, aber leider wurden
fie übertüncht, laffen fich aber nicht fehwer bloslegen,
wie die Verfuche an ein paar Stellen zu beweifen
fcheinen. Nur zwei Bilder in der oberen Reihe der
Südfeite hat man vcrfchont, fic ftellen die Verkün-
digung und die Heimfuchung Märiens, in je zwei
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Figuren dar. Maria hat (ich So eben von ihrem Schon
gezierten Sitze ehrerbietig erhoben, als der Engel
erschienen und Tie gegrüSst hat. In ihren Händen halt
fie noch den Spinnrocken, mit dem fie bcSchaStigt war.
Die Schlanken und mageren Gcftaltcn Mariens und
Klifabcth halten fichaufserft eng aneinander gefchmiegt,
um ihre innigfte gegenfeitige Herzensfreude an den
Tag zu legen.
Alle Figuren find auf blauen Grund gebellt und
bei letztgenannten ziehen fich über diefen noch breite
grüne Streifen hin , welche zugleich die Trcnnungs-
linic zwifchen den einzelnen Bildern vertreten. An den
gelben Heiligen-Scheinen find erhabene weifsc Perlen
aufgetragen, ftrahlenformigc Straphirung bemerkt
man noch keine. Vergoldete Stellen find ebenfalls
Flg I. (Gräfendorf.)
nicht zu finden. Alle Bilder find in künftlcrifcher wie
in archäologischer Hinficht von grofsem Werthe. In
erfterer Beziehung fallt die Lebendigkeit der Darftel-
lung Sogleich in die Augen, obgleich befonders die
Gefichter noch faft reine Contourcn zeigen. Uic Figuren
im Einzelnen wie die ganzen Sccncn haben wenig von
dem Steifen, Unlebcndigen und Trockenen wie andere
aus diefer Zeit und an das Byzantinifche fich noch
anlehnende haben. Das Steife bei der Krcuzigungs-
Gruppe durfte, wie es heute fich zeigt, mehr daher
rühren, dafs blos mehr die Contourcn blieben, jeder
Verfuch der Ausfuhrung abgewafchen ift und einzelne
Farben fich verändert haben, /.. B. die braunen Con-
tourcn abfeheulich grün geworden find u. dgl. m. Ein
Anlehnen an byzantinifche Vorbilder ift unverkennbar
in den hageren Gertalten, mageren Händen, dünnen
Vorderarmen, wie r, B. bei der Verkündigung und
Heimsuchung. In Hinficht des Ausdrucks in der Em-
pfindung hat fich der Künftler freien Lauf gelaffen und
gefacht) wie möglich von den angeblichen Kegeln des
Styls hiftoriSchcr Kunfl Sich Srei zu machen. Die häufig
wiederkehrenden, eng parallel lauSenden Falten an den
Überkleidern machen Sich theilweiSe etwas laftig, indeSs
nebenher laufen zur VerSohnung für das Auge zierlich
gelegte Partien an einem und demSelben Gewände.
Die demuthige eingezogene Haltung der klugen und
die SorgloSe, mehrflatterhaSte der thorichten JungSrauen
ill gleich gut erreicht, d. h. für die allgemeine Richtung
in der Zeit der Mitte des 13. Jahrhunderts, dem dieSe
Malereien ohne Zweifel angehören. Wie intcreSSant ift
nicht Serner die bereits erwähnte Stellung des Zu-
Schauers bei der Kreuzigung! — Das archaologiSche
InterefSe Concentrin Sich in Anordnung der Bilder Sur
die gebotenen Räume und deren Bedeutung dem
Kig. 3. (Hobensuutth.)
Cultus gegenüber; dann in den Coftümen der
einzelnen Figuren wie unter anderem auch in der
ftyliftiSch behandelten Bekleidung von Johannes dem
T.iuSer. Eine Sehr groSse Bedeutung ift wohl auch den
verschiedenen Ornamenten im Streng romaniSchen
Style mit ihrer reichen und mannigSaltigen Abwechs-
lung in den kraftigen Farbentonen beizumeSSen.
Atz.
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XXIX
Zur Verwendung des Eifens in der Kunft-Induftrie während
des 15. bis 18. Jahrhunderts.
Von Dr. Aar/ U*J
II.
(Mit n TwBiliifaiii )
|IR haben in demerflen Abfchnitt tliefer Abhand-
lung unfcrc Aufmerksamkeit den gitterartigen
Erzeugniffcn der alten Kunftfchmiede zuge-
wendet. Nunmehr wollen wir die fogenanntc Blech-
arbeit in einigen hervorragenden Bcifpiclcn etwas
näher betrachten, wobei wir jedoch von der vor-
nehmften der dahin gehörigen Arbeiten, dcrl'lattnerei,
abfehen. Ks unterliegt übrigens keinem Zweifel, dafs
Fi K . 4 (Hohenouuth.)
die frühzeitig im Mittelalter entwickelte Waffen-
fehmiedekunft, die darin gewonnene Fertigkeit im
Treiben, auch auf die Erzeugung anderer Gegcnfhinde
aus Kifen überging, und dafs gerade diefem Zweige
der Eifcnbcarbeitung der grofsc Fortschritt in der
Behandlung für andere Zwecke zuzufchreiben iÜ. Üas
Materiale hiezu ift das Eifonblcch , und zwar war in
alteren Zeiten das gcfchlagcne Blech das bevorzugte.
Die Bearbeitung gefchah meiflens im glühenden
Zuflande, bei befonders vorfichtigen Arbeiten auch
im kalten Zuftandc. Das Eifenblcch tritt im Bauwefen
bereits ziemlich früh als fctbflandigcs Materiale,
Flg. 5. (HolicnfuK ,)
befonders aber zu Bcfchlagen verwendet auf, diefe find
thcils einfache, flache und in fcharf begranzten, in
bewegten Linien fich markirende Bleche, die über-
dies noch durch den Meifel, durch Stanzen und Treiben
ptäftifdl auf den Flachen geziert wurden.
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XXX
Wahrend der Zeit des Uebergangcs der romani-
fchen Kunft zur Gothik wurde das Befchläge in ziem-
lich einfachen Mitteln aufgelegt, wie dies die an der
Kirche in Grafendorf (Kärnten) wcnigftens bis noch
vor kurzer Zeit erhaltene Thürc darthut, davon in
Fig. i eine Abbildung beigegeben ift.
Mit der Zeit der Gothik verfchwand das bis
dahin vorhergehende geometrifche Ornament und
bekam das Befchlage mehr das Bild eines (ich ver-
zweigenden Aftcs. Wahrend der Blüthezeit der Gothik
uberzog man die Thurcn vollftändig mit Kifcnblech
Fig. 6, 7 Hohenfurl.)
und legte darüber in beftimmten Kreuzungen Blcch-
fehienen, dazu kam Bemalung und Decoration durch
Stanzen preffung oder Treiben, ferner fand dabei das
Auflegen von figuralifch durchfehnittenen Kifcnplattcn
häufige Anwendung. Hiefur haben die Mittheilungen
bereits zahlreiche Beifpiele gebracht (Pfarrkirchen zu
Maria-Saal, in Bruck a. d. M., die Piarillen-Kirche in
Krems, Schlofs Karlftcin etc.).
Die Befchlage find meift von intcrcfTanter und
wirkfamer Zeichnung. Ks ifl dabei faft immer in ver-
ftändiger Weife der Zweck der Bänder, d, i. das
Zufammenhalten der Holztheile der Thure und die
fefte Verbindung des Thürflügcls mit dem Thür-
gewände und das Ornament in Uebereinftimmung
gebracht.
Wir wollen im Nachfolgenden eine Reihe von
Thürbcfchlagcn fammt Schlofsblcchcn, Thiirklopfem
undThürzichcrn befprechen, wobei wir bemerken, daf i
das mit geringen Abwechslungen vorkommende Thür-
fchlofs oder Schliefsblech zwei aus einem Zweige ent-
fpringendc Stangel oder Blätter zeigt, die aus getrie-
bener Arbeit beftehen und auf das Untcrlagsblcch mit
Schrauben befeftigt find.
Einige vorzügliche fchöne Eifenarbeiten befitzt
die Dechantei-Kirche in Hohenmaulh, Arbeiten, die
Flu. 8. (Holitnfurl )
vielleicht unter der Leitung des Benedict von Laim
entftanden fein mochten. So ift ein Schliefsblech fehr
bcachtcnswcrth, es zeigt zwar die oft vorkommende
Form doch in etwas reichlicher Durchbildung (Fig. 2) ;
die quadratifche Kofette, die zur Bcfcftigung des
Ringes diente, darf den vorzüglichften Arbeiten beige-
zählt werden (Fig. 3). Der Klopfer fclbft mit feinen
gothifchen Maafswerken und fonftigen Ornamenten
ift ein Meifterftück der Schmiedekunft 1 (Fig. 4).
Schöne kräftige Thorbcfchläge finden (ich im
Hauptthurmc des ehemals befeftigten Kloftcrs llohrn-
furt, bis zu l'/ f Meter Länge mit Randverzicrungcn
cingefäumt. Die Grundlage beftcht aus einer 30 Mm.
' S. Crwehrt'* mitt<lall«ilkhe KiinÄ in Böhmen. III. ijy. IV. p 190 \%y
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XXXI
ftarkcn Eifenplattc, auf welche kleine Roicttcn aufge
fetzt find. Ift auch die Ausführung nicht muftergiltig
Ki K - 9 (Hohen nr )
fo verdient die Form doch alle Anerkennung. Arbei-
ten aus dem 16. Jahrhundert (Fig. 5, 6). Sehr intcr
clTant find auch Schlofs und Thürklopfcr dortfelbft die
Fig. 10. SobiciU» )
jedoch etwas jünger fein durften als die befprochenen
Bander (Fig. 7, 8, 9).
Zu erwähnen find zwei Thürbcfchlage, von denen
das erfterc einem im Altftädtcr Kathhaufc zu Prag
befindlichen VVandfchranke, das andere einer kleinen
Thür in der Kirche zu Sobieslau {Fig. 10) angehört, -Sie
diirften in dem beginnenden 15. Jahrhundert entftan-
den fein.
In der Kirche zu Murau ift eine durch ihre Eifcn-
bcfchlage hoch intereffante Thür erhalten. Sie fuhrt
von der Mufik-Fmpore unter das Pultdach des nord
liehen Seitcnfchiffcs. Die prachtvolle Schlofferarbcit
Fig. II. (Murau 1
dürfte wohl nicht urfprünglich für diefe fehr unter-
geordnete Pforte beftimmt gewefen fein und erft zu
einer Zeit als man den Werth diefes eminenten
FrzcugnilTcs nicht mehr zu würdigen verftand, an
diefe fehr unbedeutende Stelle gekommen fein. In
Fig. 11 ift der dazu gehörige Klopfer abgebildet ; diefe
Schloffcrarbcitcn mögen aus dem 16. Jahrhundert
Hammen.
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XXXII
In dcrPfarrkirchc zu Kirchberg (ObcrOefterreich)
ift die Sacriftei-Thür an ihrer inneren Seite mit einem
intereflanten Befchlage verfehen. Ks ilt übrigens nicht
zu überfehen, dafs, wahrend in Ober- Ocftcrrcich nur
an wenig Kirchen befondersfehöne Befchlage zu finden
find, an den gothifchen Kirchen des Mattig-Thales die
Kunftfchlofferei allerorts Beschäftigung gefunden hatte
und dafclbfl bedeutende Bcifpiclc ihrer ehemaligen
Wichtigkeit hintcrlaffcn hat. Confcrvator Wimmer
zahlt in einem an die Ccntral-Commiffion gerichteten
Berichte eine Reihe derartiger Arbeiten, wie in
Mundcrfing, Aftatt, Schatchcn u. f. w. auf. Die Be-
fchlage der oberwalmten Sacriftci Thüre find in ihren
mit Lilien endenden Ausartungen ganz unrcgclmafsig
behandelt und deffen ungeachtet macht diefcs kraufc
Gewirre von Metallfpangen, an denen aber flets das
gleiche Ornament in etwas abwcchfclnder Behandlung
heraustritt, keinen unangenehmen Eindruck. Schlofs
blech und Klopfer wurden in der Dccorirung fall
nicht beachtet (Fig. 12).
Ueber Archive in Nieder-Oefterreich.
Von /'. AJ. ßumg/i, k. V, tonfcrviior, () S IS.
II.
22. Das Landes- Archiv des k. k. Kreisgerichtes
St. Pölten.
MESKS Archiv beftcht aus jenen Acten und
Büchern, welche die im Gcrichtsfprengel St.
Polten beflehenden Dominien nach Aulhebung
der eigenen Gerichtsbarkeit im Jahre 1852 an die kai-
ferlichen Behörden übergaben, und reichen dem ent-
fprechend nicht über das Jahr 1850 hinaus. Die Archi-
v-allen find im Krcisgcrichtsgcbäudc in fünf
Zimmern untergebracht, welche nicht Teuer-
fichcr und viel zu klein find, um eine ent-
fprechende Ordnung derfelben zu ermög-
lichen, fo zwar, dafs eine Ucbcrgabc derfel-
ben an ein Centrale fehr crwiinfcht wäre.
Nachdem im Jahre 1868 eine Scartirung der
Aftcn vorgenommen worden war, find fie
gegenwartig nach den einzelnen Herrfchaf-
ten aufgehellt. Die Inftandhaltung diefcs
Archivcs obliegt einem Kanzlciadjunftcn
und Kanzliften des k. k. Kreisgerichtes. Die
Ucberficht über das vorhandene Materiale
wird ermöglicht durch die Ucbcrgabs-
Operate der einzelnen Dominien, welche
auch nachftchender Inhaltsanzeige zu Grunde
liegen, und durch Kerpertorien. Bei Auf-
führung der einzelnen Dominien habe ich die
bei dem Archive bcftchcndc Reihenfolge
beibehalten.
/. Gulcnbrunn.
1. l'farrc und Kirche Zwentendorf, Ehe-
contraftc 1723 — 1838. 2. Verlaffcnfchafts-
Abhandlungen 1735 bis 1846. 3. Kaufverträge
1759 — 1846. 4. Judicial-Aflen 1795—1849.
5, Inventur*- und Abhandlungsrapulare
1797 — 1833, 1 Fascikcl. 6. Invcnturs- und
Abhandlungs Acic 1801 — 1833, 2 Fascikcl.
7. Kinreichungs-l'rotokolle 1827 — 1849, 20 Stücke.
8. Straf- A£lc 1833—1849, 44 Stücke. 9. Vorunter-
fuchungs-Aclc 1844 — 1847, 29 Stücke.
2. Potlenbrunn.
I. Criminat-ArTten 1700 — 1800, 10 Fascikel.
2. Criminal-Actcn 1800 — 1850, 31 Fascikel. 3. Criminal-
Referate 1804—1829, 1 Fascikel. 4. CriminalCorrcfpon-
denzen 1830—1849, 20 Fascikel. 5. Kinreichungs-l'roto-
kolle hiezu 1826 — 1848, t2 Bande. 6. Indiccs hiezu
1833 — 1844, 2 Bände. 7. A&cm über fehwere Polizei-
Übertretungen 1813 — 1850, 18 Fascikel. 8. Indices hiezu
3 Stücke. 0. Acten über fehwere Polizeivergehen
1813 — 1839, 3 Fascikel. 10. Kinreichungs-Protokollc
1830—1849, Ii Bande. 11. Index hiezu. 12. Civiljuftiz-
Acten 1813—1845,33 Fascikcl 13. C'iviljuftiz- Aden über
Fig. n (HbfeMiMg,)
Streitfachen und adeliges Richteramt 1815 — 18JO,
12 Fascikcl. 14. Kinreichungs-Protokollc hiezu 1830 —
1845, Ii Bände, 15. Indices hiezu, 4 Bände. 16. Kcper-
torien hiezu, 3 Hefte. 17. Inventurs- und Abhandlungs-
Protokolle 1710 — 1835. 11 Bande. 18. Vcrlaffenfchafts-
Abhandlungen 1792 — 1850, 32 Fascikel. 19. VerlalTen-
fchaftsnachfchlags-Protokollc 1829 — 1845, 4 Hefte
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XXXIII
20. Index zu Vcrlaffcnfchafts-Abhandlungcn 1816 —1842,
1 Band. 21. Heirats l'rotokollc 1710—1847, 6 Bände
und 1 Fascikel. 22. Kauf-Protokolle 1710 — 1846, 4 Bände.
23. Kauf Contrafte 1813— 1822. 1 Fascikel. 24. Waifen
amts-Afiivbuch 1788 — 1826, 2 Bände. 25. Waifcnamts-
Paffivbuch 1780 — 1826, 4 Bande. 26. Crida- Arten
1838, 1841, 2 Fascikel. 27. VormundfchaftsAaen 1842,
I Band. 28. Grundbücher 1615, 7 Bande. 29. Grund und
Gewahrbuch von Getzersdorf 1615, 1 Band. 30. Gewähr-
Protokolle 1714 — 1845, 7 Bande. 31. Grundbuchs-Arten
1812 -1850, 39 Fascikel.
j. Mitterau.
I, Dclirtcnvcrzeichnifs 1810 — 1840, I Fascikel.
2. Proccffe 1841—1850. 2 Fascikel, Index und Keper-
torium. 3. Criminal-Artcn 1830— 1850. 4. Criminal-
Kcfcrate 1822— 1829 und Indiccs. 5. Schwere Polizei-
übertretungen 1846—1850, 5 Fascikel und Indiccs.
6. JuftizArtcn 1820 — 1840, 1 Fascikel mit 472 Nummern.
7. Inventurs- und Abhandlungs-Protokolle für Ofter-
burg 1712 — 1820. 5 Bande. 8. Inventurs- und Abhand-
lungs-Protokolle für Heindorf 1710 — 1819, 2 Bände.
9. Inventurs- und Abhandlungs-Protokollc für Hohen-
egg 1716 — 1823, 7 Bande. 10. Inventurs- und Abhand-
lungs-Protokolle für Mitterau 1718— 1840, 5 Bände.
11. Inventurs- und Abhandlungs-Protokollc für Oftcr-
Hjnq. Heindorf, Hohenegg und Mitterau 1754 — "759.
1 Band 12. Abhandlungs-Arten 1825—1840, 59 Stücke.
13. Abhandlungs-Arten 1841 — 1850, 3 Fascikel. ^.Kauf-
Protokolle für Ofterburg 1718— 1823, 2 Bande. 15. Kauf-
Protokolle für Heindorf 1719 — 1823. 1 Band. 16. Kauf-
Protokolle für Hohenegg 1717— 1823, 2 Bände. 17. Kauf-
Protokolle für drei vorausgehenden und Mitterau 1823
- 1850, 3 Bände. 18. Kaufvcrtragsrapulare 1807 — 1820,
7 Stücke. 19. Kaufverträge 1820 1823. 1831 — 1850,
120 Stücke. 20. Heirats • Protokolle für Ofterburg
1718—1823. 2 Bände. 31. Heirats - Protokolle für Hein-
dorf 1710— 1819, 1 Band. 22. Heirats - Protokolle für
Hohenegg 1718 — 1820, 3 Bände. 23. Heirats - Protokolle
für Mitterau 1718 — 1823, 1 Band. 24. Heirats - Protokolle
für die vier vorausgehenden 1823 — 1850, 3 Bande.
25. Ehcvcrtragsrapularcl8lO — 1823, 60 Stucke. 26. Ehe-
verträge 1828 — 1849. 27. Waifenartivbuch für Ofter-
burg, Heindorf, Hohenegg und Mitterau 1771 — 1820,
4 Bande. 28. Waifenpaffivbuch für Heindorf 1718—1770,
1 Band. 29. Waifenpaffivbuch für Hohenegg 1707 —
1771, 1 Band. 30. Waifenpaffivbuch für Mitterau 1718—
1769, 1 Band. 31 Waifenpaffivbuch für Ofterburg, Hein-
dorf, Hohenegg und Mitterau 1771 — 1820, 7 Bande.
32. Vergleiche 1811 — 1833. 24 Fascikel. 33. Waifen- und
Curatclfachen 1841- 1850, 1 Fascikel. 34. Grofsjahrig-
kcits-Erklärungcn 1841 — 1850, 1 Fascikel. 35. Todes-
erklärungen 1841 — 1850, 1 Fascikel. 36. Teftamcntc
1841 — 1850, 1 Fascikel. 37. C'orrcfpondenzen 1841 — 1850,
2 Fascikel. 38. Einrcichungs-Protokolle 1846 — 1849,
1 Fascikel. 39. Grundbuch Hohenegg 1545, 1 Band.
40. Grundbuch Hohenegg 1642, 2 Bände. 41. Burgrecht-
Grundbuch Hohenegg 1613— 1642, 2 Bände. 42. Pafsi-
fches Grundbuch Hohenegg 1642—1679, iBand. 43. Ur-
barbuch Hohenegg 1642-1679, 1 Band. 44. lieber-
landurbar 1642 — 1679, I Band. 45. Ucbcrlandgrund-
buch 1680 — 1772, 2 Bände. 46. Gewährbuch Hohenegg
1718 — 1771, 2 Bande. 47. Kadifches Gewahrbuch Hohen-
egg 1718-1769, 1 Band. 48. Kaiifches Gewahrbuch
VIII. N. F.
Hohenegg 1718 -1771, 1 Band. 49. Umbacherifchcs
Gewährbuch Hohenegg 1718— 1771, 1 Band. 50. Wim-
paffing'fches Gewährbuch Hohenegg 1718 — 1770,
1 Band. 51. Grundbuch Heindorf 1627— 1772, 2 Bände.
52. Grundbuch Ofterburg 1657—1772, 4 Bande. 53. Ge-
wahrbuch Ofterburg 1718 — 1770, 1 Band. 54. Grund
buch Schmützcnbcrg und Brandhof Mitterau 1724—
1772, 1 Band. 55. Gewährbuch Mitterau 1718— 1829,
3 Bande. 56. Index hiezu 1743, 1 Band. 57. Grund- und
Urbarbuch Goldegg, 1 Band. 58. Einverleibungs-Artcn
1819 — 1837. 59. Auffandungen Mitterau 1820— 1837.
60. Satzcaffirungcn Mitterau 1820—1837. 61. Grund-
buchs- Arten 1840—1850,4 Fascikel mit 1920 Nummern.
4. Magißrat St. Folien.
1. Criminal-Arten 1795-1850, 24 Fascikel. 2. Cri-
minal- Arten 1804- 1850. 9 Fascikel mit 236 Nummern.
3. Criminal-Protokolle 1804—1850, 12 Bände mit Index.
4. Schwere Polizciübcrtrctungen 1804—1850, 5 Fas-
cikel mit 306 Nummern. 5. Juftiz-Arten 1795 — 1850,
22 Fascikel. 6. Juftiz-Arten 1820—1850, 1 Fascikel mit
31 Nummern. 7. Juftiz Protokolle 1821 — 1850, 27 Bände.
8. Vcrlaffcnfchafts-Abhandlungcn 1500—1799. 9. Ver-
laffenfchafts-Abhandlungen 1800— 1850, 36 Fascikel.
10. Verlaffenfchafts- Verträge 1500— 1599, 1702 — 1780.
11. Abhandlungs-Arten 1804 1850, 9 Fascikel. 12. In-
venturs- und Abhandlungs- Protokoll 1552 — 1800,
6 Bände. 13. Inventurs- und Abhandlungs Protokoll
1785 — 1833, 6 Bande. 14. Invcntarienbuch 1743 — 1778.
15. Teftamcnte 1400—1827. 16. Waifenbuch 1547 — 1814.
17. Erbfchafts-Klagen 1721 — 1770. 18. Vertragsbuch
1776—1790. 19. Vormundfchaftsbuch 1792 — 1800.
20. Kauf- und Heirats-Contrartc 1500— 1782, 2 Bände.
21. Kauf- und Heirats Protokolle 1790— 1840, 3 Bände.
22. Grundbuch St. Polten. 23. Gewahrbuch St. Polten
1697 - 1797. 24. Gewähr-Protokolle 1795- 1850, 2 Bände.
25. Burgerbuch 1707. 26. Grundbuch-Arten 3 Fascikel.
5. Walpersdorf.
I. Landesgericht und Malcfizbuch 1680— 1712,
1 Band. 2. Landesgerichts-Protokoll 1712 — 1725, 1786 —
1791, 2 Bande. 3. Criminal-A6t.cn 1700—1801, 116 Num-
mern. 4. Criminal-Artcn 1830— 1850. 16 Fascikel mit
89 Nummern. 5. Streitig- und Adelsrichtcramts.Proto-
koll 1773 -1849. 5 Bände und 27 Hefte. 6. Streitig- und
AdclsrichteramtsArten 1787—1825, 1033 Nummern.
7. Verlaffenfchafts-Abhandlungen Getzersdorf 1643—
1661, 1 Band. 8. Vcrlaffcnfchafts-Abhandlungcn Getzers-
dorf 1643—1664, 1 Band. 9. Verlaffenfchafts-Abhand-
lungen fämmtlicher Aemtcr 1740— 1819 , 10 Bände.
10. Verlaffenfchafts-Abhandlungen Haufenbach 1740 —
1813, 6 Bände. 11. Verlaffenfchafts-Abhandlungen Einöd
1740— 1813, 4 Bande. 12. Vcrlaffcnfchafts-Abhandlungcn
Absdorf 1740 — 1811, 2 Bande. 13. Vcrlaffcnfchafts-Ab-
handlungcn Anzcnhof 1766 — 1811, 1 Band. 14. Verlaffen-
fchafts- Abhandlungs- Arten 1700 — 1831, 2922Nummern.
15. Abhandlungen 1828— 1850, 21 Fascikel mit 413 Num-
mern. 16, Abhandlungen in Streitfachen 1843— 1850,
5 Fascikel mit 904 Nummern. 17. Tcftamcnlc 1628—
1843, 46 Nummern. 18. Waifcnbüchcr Walpersdorf
1604 — 1810, 8 Bände. 19. Waifenbücher Haufenbach
1584 — 1810, 5 Bande. 20. Waifenbücher Einöd 1740 - ■
1810, 2 Bände. 21. Waifenbücher Absdorf 1650— 1810,
2 Bände. 22. Waifenbücher Anzcnhof 1766—1806,
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XXXIV
I Band. 23. Waifen-Paffivbuch 1770—1840, 12 Bande.
24. Waifen -Depofit-Paffivbuch 1739 — 1840, 4 Bande.
25. Waifenadtivbuch 1769 — 1840. 10 Bände 26. Gericht-
liches Dcpofitcn-Dauptbuch 1793 — 1825, 2 Bände.
27. Kauf-Protokolle Walpersdorf 1621— 1743. 15 Bande.
28. Kauf-Protokolle Haufenbach 1625 — 1743, 3 Bande.
30. Kauf-Protokolle Einöd 1658-1741, 2 Bande
30. Kauf-Protokolle Absdorf 1650— 1745. I Band.
31. Kauf- Protokolle Anzcnhof 1731— 1751, 1 Band
32. Hauskauf- und Taufchverträge Getzersdorf 1644 —
1662, 1 Band. 33- Hauskauf- und Taufchverträge der
vereinten Aemter 1740 — 1818, 4 Bande. 34. Hauskauf-
und Taufchverträge Haufenbach 1740 — 1814 , 3 Bände.
35. Hauskauf- und Taufchverträge Einöd 1740 — 1813,
1 Band. 36. Hauskauf- und Taufchverträge Absdorf
1741 — 1814, 1 Band. 37. Hauskauf- und Taufchverträge
Anzenhofi766- 1813, iBand. 38. Hauskauf- undTaufch-
Aften 1814— 1818, 52 Nummern. 39. Heirats Protokolle
Getzersdorf 1641 — 1653, 1 Band, 40. Hcirats-Protokollc
der vereinten Aemter 1740—1819, 4 Bände. 41. Hei-
rats-Protokolle Haufenbach 1740 — 1814, 3 Bande.
42. Heirats- Protokolle Einöd 1740- 1812, 1 Band.
43. Heirats-Protokolle Absdorf 1740—1812, 1 Band
44. Heirats-Protokolle Anzcnhof 1772 — 1812, I Band
45. Heirats Aflen 1814 — 1819, 43 Nummern. 46. Ephi-
bitcn-Indcx 1814 — 1830, 3 Bande, 47. Judicialia 1825 —
1842, i8Fascikcl. 48. VVaifcn- und Depofitcnamtsfachen
1843—1850, 2 Fascikcl mit 465 Nummern. 49. Vor-
mundfehaftsfachen 1830—1850, 6 Fascikel mit 125 Num-
mern. 50. Corrcfpondenzcn 1843 — 1850, 3 Fascikcl mit
380 Nummern. 51. üfficiofa 1843—1850, 4 Fascikcl mit
7i6Nummcrn. 52. Kegiftraturs IndiccsundFinrcichungs-
Protokolle 1846—1850. 53. Grofs • Urbar 1580 — 1765,
2 Bände. 54. Klein-Urbar 1586 — 1747, 2 Bande. 55. Grund-
buch Getzersdorf 1626 - 1754, 2 Bande. 56. Sten-
gerifches Grundbuch 1657 — 1754, 2 Hände. 57. Grund-
buch Daufenbach 1591 — 1756, 2 Bande. 58. Grundbuch
Einöd 1606—1755, 2 Bande. 59. Grundbuch Absdorf
1643—1765, 2 Bände. 60. Grundbuch Anxenhof 1638—
1765, 1 Band. 61. Gewahrbuch Grofs-Urbar , 2. Hälfte
des 16. Jahrhunderts, 1 Band. 62. Gcwährbuch Klein-
Urbar, 2 Hälfte des 16. Jahrhunderts. I Band. 63. Ge-
währbuch Getzersdorf 1632, 1 Band. 64. Gewährbuch,
Stengerifches 1660, 1 Band. 65. Gewahrbuch Haufen
bach 1595—1690. 1 Band. 66. Gewährbuch Einöd 1620,
1 Band. 67. Gewahrbuch Absdorf 1570—1619 , I Band.
68. Gcwahrbüchcr vereint 1639—1817, 17 Bande.
69. Auffandungcn 1700-1850, 2100 Nummern und
30 Fascikel. 70. Satzcaffirungen 1700 — 1807, 740NUIIV
mern. 71. Schuld Documentscopien vidimirt 1803 -
1808, 142 Nummern.
6. Jeutendorf.
I. Grundbuch Hain 1616, 1 Band. 2. Grundbuch
Jeutendorf und Bertholdsdorf, 1 Band. 3. Grundbuch
Amt Memmingen. 1 Band 4. Gewährbuch 1776 — 1825,
1 Band. 5. Kauf-Protokolle 1735 — 1850. 3 Bände. 6. Hci-
rats-Protokollc 1735 — 1850, 3 Bande. 7. Abhandlungs-
Protokolle 1735 1850, 4 Bande. 8. Verlaffenfchafts
Abhandlungen 1825, 1827—1850. 9. Gerichtliche Ver-
gleiche 1827 — 1850, 82 Nummern. 10. Gerichtliche Ur-
theile 1838—1841, 2 Nummern. Ii. Pfändungen 1827 —
1849, 2 Nummern. 12. Schätzungen 1827 1849, 2 Num-
mern. 13. Curatclfachen i849--[85o, 2 Nummern.
14. Schwere Ucbertretungen 4 Nummern. 15. Waifen-
Acliv- und Paffivbuch, 2 Bande.
7. Poch/am.
Von diefer Stadt find nur Civilregiftraturs-Aacn
vorhanden, da keine Strafjurisdiclion und kein Grund-
buch zu verwalten war.
1. Inventurs- und Abhandlungs-Protokollc 1780 —
1845, 4 Bande. 2. Abhandlungs-Aclcn 1820 1840.
3. Kauf-Protokolle 1781— 1850, 3 Bände. 4. Ehevertrags-
l'rotokolle 1805—1850, 2 Bande. 5. Waifen-Aftiv- und
I'afli v buch 1801-1846, 4 Bande. 6. Depofitcnamts-Pro-
tokolle 1802, 1 Band. 7. Einrcichungs- Protokolle 1846
—1850, 1 Band.
Reife-Notizen über Denkmale in Steiermark und Kärnten.
Von U> Karl LmJ.
X
(Mit s IiBWitolmi)
regH'l'- KANZIAN, Pfarrkirche. Wenn laut Gedenk
t a-^T l buch die Kirche aus dem Anfange des 16. Jahr-
»fagj hunderts 1,1518) (lammen foll, fo wird damit
zweifelsohne nur der dem fpät-gothifchen Style ange-
hörende örtliche Theil gemeint fein. Das yrofse drei-
fchiffige Langhaus in der Form einer modernen Bafilica
ill gewifs ein jüngerer Anbau, wahrfcheinlich erft aus
des laufenden Jahrhunderts Anfang, weil, wie das
Gedenkbuch fagt, im Jahre 1813 durch Feuer Alles
zerllort wurde, wenn auch die Umfangsmauern, Pfeiler-
unterlagc, wie die ganze Anlage weit alter find. Dafs
das urfprungliche Prcsbytcrium von der Fcucrsbrunlt
verfchont blieb, erklart fich daraus, dafs der zwifchen
dem jetzigen örtlichen Theile und dem alten Langhaufe
flehende fchr maffive Thurm «las Weitergreifer des
zerftorenden Elements aufhielt. Bei der gegenwartigen
Anlage erfcheint das im Werten des Thurmes (ich
anfchliefscnde rechtwinkelig abgeplattete Presby terium
als eine kaum mehr 2 M. tiefe Nifche. Zwei Eingänge
fuhren von dort in die Thurmhallc utid die dahinter
liegende Sacriflei, was alles unzweifelhaft zufammen
das Prcsbytcrium bildete und mit drei Seiten aus dem
Achtecke fchliefst. Im Thurme findet (ich ein Stern-, im
Schlofse ein Netzgewolbe. Der Thurm ill jedenfalls
der alterte Theil, von feiner Halle fuhrt zum Abfchlufs-
räume ein Kundbogen. Im Schluffe fünf Spitzbogen-
Fenrter ohne Maafswerk. Die drei Schiffe des Lang-
laufes find durch zwei Pfeilerpaare getrennt und
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XXXV
umfartcn neun Gewolbcjoche. Die ScitcnfchifTc find
niedriger, die Rippen fitzen auf Confolcn auf. Den
Thurm deckt eine hohe vierfeitige Pyramide, im
Glockenliaufc rundbogige Doppelfchallfenrtcr. (Fig. i.l
St. J'angra: in Strojaeh, Filial • Kirche von
St. Kanzian, kleine, fehr fchlanke einfehiffige Anlage,
gleich breit im Chor und Schiff von ungewöhnlicher
Höhe aus fpätgothifcher Zeit mit nettem Dachreiter
am Firll. Anfangs oder Mitte des 15. Jahrhunderts.
Das Gewölbe eine reizende Netzrippen-Conftru&ion. In
den fpitzbogigen Fcnllcrn geometrifches zweiteiliges
Maafswcrk. Die Gewölberippen im Presbytcrium
ruhen auf Wandfäulen ohne Capitälen, im Schiffe auf
Confolen. Der Triumphbogen hat dreifeitig aus dem
Achtecke abgefchragte Leibungen. Aufsen Strebe-
pfeiler. Im Chor intercifantc Chor-Gcfluhlc. dreifitzig
— err —
s
1-4
XJ
X
•
1
Flg. 1. St. Kaoiiao.i
mit Klappfitzen, die Felder der Vorder- und Kuck
lehne mit gothifchem Kankenwerke in Flachrelief auf
fchwarzem Grunde geziert, und darauf die Jahres-
zahl 1525 Fin Altar tragt das Datum 1644 und die
Namen des Pfarrers Michael Mollzing von St. Kanzian,
dann der Zechleute Lienhart Farian und Georg Stuck.
Zwei Wandgemälde aus 1609, die Holle und die Geifse-
lung. Aufsen ein coloffales Chrillophsbild von 1662.
St. liartoiomae in Reehberg. Pfarrkirche mit ein-
fachem fp.it gothifchen Schiffe und mit llreng gothi-
fchem Chor, einer füdlichen doppcljochigen ftreng-
gothifchen Capelle am Schiffe iKreuzrippcn und runde-
Schlufsfleine mit Adler und Lamm darauf), gothifch
unterwolbtem Thurme zwifchen dem Chor und dem
Schiff als Verbindungs-Raum, mit im Norden anfchlicf-
fender Capelle und im Süden anflofsender Vorhalle
aus neuerer Zeit. Am Presbytcrium Strebepfeiler.
Am Friedhofe ein runder Karner mit halbrunder
Ortvorlage, aufsen eine Kanzel. 1
Die Commende Rec/iberg im Jaun-Thalc wurde
vom edlen Kärntner Lad. Präger 1495 geftiftet. Es
folltcn dafclbfl fo viele Ritter des Georgs-Ordens
refidiren, als mit Finfchlufs der Diencrfchaft von der
Stiftung erhalten werden konnten. Als Zeichen der
Unterwürfigkeit war jahrlich Käfc (100 lt.) nach Mill-
ftatt zu liefern. K. Friedrich durfte den Rittern Frei-
briefe zum Eifcnbcrgbau gegeben haben, weil K. Max
22. Sept. 1515 den Rittern, falls fie auf das ihnen von
feinem Vater Friedrich ferri gratia ertheilte Privilegium
verzichten würden, eine Pfarre in Krain, Kärnten oder
Steiermark verfpricht, welche 257 fl. Rh. trägt. Das
Privilegium wurde zwar zurückgcflcllt , doch ohne
Entgeld. 1513 vertaufchte das Stift Eberndorf die
Pfarren St. Bartholomae und St. ThomaS in Glant-
fchachan die Commende gegen St. Lorenzen zu Stein;
iöoo wurde mit Millflatt auch Rechberg den Jefuiten
einverleibt.
St. .\fagdalena in H'afferhofen, Filial-Kirchc von
St. Kanzian, klein, mit gerade gcfchloffenem und rund-
bogig überwölbtem fchmalen Chore und kreisrundem
<8 M.j flachgedecktem Schiffe, wahrfcheinlich eine
romanifchc Rund-Capelle, die als der altere Theil
erfcheint. Zopfig ausgebauchter neuerer Dachreiter
am Kcgcldach des Schiffes. Der Rundbau kahl, ohne
jeden Schmuck, Bretterdecke, ein gedrückt • fpitz-
bogiges Fenller mit Theilungspfoften, rundes fchmuck-
lofes Portal.
Das alte Stiftsgcb.iude Waflcrhofcn, eine ausge-
dehnte, fchr vcrwahrlofte Bauanlagc aus der Renaif-
fance-Zeit. Im Rechteck gefchloffen umfafst es einen
geraumigen Hof mit auf einer Seite angebrachten
Arcaden-Gangen. Das alte Refektorium ganz mit Holz
ausgetafelt, mit Schnitzarbeiten an den Wänden und
mit einer cafTetirtcn Decke.
St. Marxen. Ein kleines fpätgothifches Kirchlein
mit Netzgewölben im Chor und Schiffe, die Rippen in
Dreiviertelhöhe auf Wandfäulchen, im Chore mit klei-
nen Capitälen, die mittclfi Kaffgefims untereinander
verbunden find, im Schiffe ohne folchc; die drei Fenfler
im Chor-Schluffe zweitheilig mit reichem Maafswerke.
Die Unterwolbung des Orgel-Chores fpitzbogig mit
kleinen Rippen.
Die den» heil. Fgydius geweihte Pfarrkirche in
Gutenflein (Dcc. Blciburgl ift ein zweifchimger Hallen-
bau mit quadratifchem Chore, der zugleich den Thurm
trägt, zu beiden Seiten des Schiffes je eine quadra-
tische Capelle. Im Langhaufe flammen nur die Um-
falTungsmauern von einem gothifchen Baue her, die
Ueberarbcitung der Mittclfaulcn und die Gewölbe
gehören neuerer Zeit an. Die Fenfler find fchmal,
fpitzbogig und mit Maafswerk gefchmückt. Das
gleiche gilt vom Presbytcrium. In der nördlichen
Seiten-Capelle i(l die Ruhcflattc mehrerer Mitglieder
der adeligen Familie Jabornegg, wie Joh. Karl Frei-
herr v. Jabornegg. in Ihr. röm. kaif. Maj. Spanifch
■ Mi! ihtilwtifcr R.miUunu Jt» Btrictl« dt» Archit«kl«n Piffi.K.
■*
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XXXVI
Dicnftcn, wie auch einer hochlobl. Landfchaft Im Erz-
herzogthum Kärnthendero Rittcrfchaft gewefter Leut-
nant zu Fufs und I'ferdt t l6"l. ferner das Grabmal
des Pfarrers CafparPilath, 1 1706, des Mathias Sichten,
t 1683, des Erbauers der Capelle, des Jacob Chrifloph
v. Steinberg, t 1763. des gurker Gencral-Vicars Scba-
Aian Vinarfchich, f "659. Die Fricdhofs-Capelle mit
niedrigem, fpat-gothifchem Chörlcin.
Eberndorf* das ehemalige Auguftiner-Chorhcrrcn-
Stift, aufgelöft 1604 und nach vielfachen Bcfitz-Ucbcr-
gangen heute ein Dotations-Gut des Benediktiner-
Stiftes St. Paul, ift eine anfehnliche, unregelmäßig
gruppirtc, auf einer fanften Anhöhe fich erhebende
Bauanlage, deren Haupt-Fronten gegen Welten und
Süden gerichtet sind. Der minder bedeutende nörd-
liche Flügel ift zum Theile durch Wald verdeckt, die
örtliche Seite nehmen Ockonomic-Gcb.iude ein. Durch
befondere Hohe zeichnet fich die weltliche, durch
malerifche Gruppirung die fudliche Front aus. Das von
Werten gegen Orten anrteigende Terrain hindert die
Fortfuhrung des unteren Gcfchoffcs aus dem drei
Stockwerke hohen weltlichen in den niedrigeren doch
ausgedehnteren füdlichen Flügel. Diele Ausdehnung
entfteht durch die im Sudorten angelegte Kirche, die
leider durch einen in Südweftcn freirtehenden Vorbau,
das fogenannte Beneficiaten-Gcbäudc, theilweife ver-
rtcllt erfcheint. Durch die in diefem Vorbaue befind-
liche Hauptcingangshalle gelangt man in den Vorhof.
welchen im Norden das eigentliche Stiftsgeb.iude,
im Orten die Kirche, im Werten ein Thcil einer Ring-
mauer begrenzen. Ein zweiter Ringmnticrthcil rtofst
von aufsen fenkrecht an die Vorbauflucht; er ift
zinnengekrönt und mit Schiefsfcharten verteilen.
Als Stifter diefer Canonie kann Graf Cacclin angenommen
werden, der den Brüdern, die da »Gott dienten", wo er begraben
fein wollte, all fein Gut vermachte. Patriarch Ulrich L von Aquilcja
liefs deffen Leiche in die Marien Kirche in „Jim - uberfuhren, und
dafclblt eine gröfsere Kirche bauen (11001.
An einen befeftigten Wohnfitz er.
innert auch der an der nordweftlichen
Ecke des Stiftsgebäudes vorfpringende
runde Thurm und die zu beiden Seiten
des erwähnten Haupt-l'ortales ange-
brachten grofsen Schiefsfcharten. Das
Portal ift im Rundbogen gcfchloffcn,
mit kraftigem Schlufsfteine verfehen
und mit einer derben Quaderumrah-
mung verziert. In einem das Ganze
bekrönenden Giebclfeldc tritt eine
rechteckige Tafel hervor, worin die
Worte: Regnantibus F. II. F. III. und
A'MDCXXXIIH. (Fig. 2.) ftehen.
Die in runden Kreuzgewölben ge-
deckte Eingangshalle und der Vorhof
zeigen kein bcmerkcnswcrthcs Detail.
Beachtenswerther erfcheint der fehr geraumige innere,
beinahe quadratifche Hof, der mit dem Vorhofe durch
eine zweite Eingangshalle verbunden ift. In zwei
Stockwerken laufen hier flattliche Arcaden-Gänge mit
Krcuzgewolbcfcldern auf ftarken Pfeilerftützen herum.
Oftwnrts des füdlichen Ganges vermittelt die grofsc
Sacriltci den Zugang in s Innere der Kirche. Die
Sacrirtci bildet zwei quadrate Räume mit fehonen
Sterngewölben.
Das Kirchcngcbäudc (Fig 3) hat eine Länge von
23V, Klft. und eine Breite von 6' t Klft, wovon auf den
Chor 7 1 Klft. Länge und 4 Klft. Breite kommen. Es
erfcheint alfo der Chor-Raum im Verhaltniffc zum
cinfehiffigen Langhaufc zu kurz; er ift auch niedriger
als das Schiff, hat aber den ftreng gothifchen Charak-
ter des endenden 14. Jahrhunderts; das fpitzbogige
Gewölbe durchziehen einfache Diagonal - Rippen,
welche in zwei Jochen und dem aus drei Seiten des
Achteckes gcltaltctcn Schluffc auf Wandfäulchen
übergehen, die auf einem Kafffimfc auffitzen. In den
Netzgewölben des funfjochigen Schiffsraumes nimmt
man eine Anzahl gefchwungener Zwifchcnrippcn wahr,
die ein reiches Netz bildend, an den Pfeilern und zwar
auf deren weit in das Schiff hineinragenden Vorlagen
mit Dreiviertel - Säulchcn -Vorlagen zufammenlaufen.
Die Ungleichheit des gothifchen Bau-Charakters in den
beiden Haupträumen weifet auf einen zwei-periodigen
Umbau und es durfte fich die oberhalb des Triumph-
bogens der Chorfeitc befindliche Infchrift zweifelsohne
auf die fpätcre Umgcltaltung des Schiffes beziehen.
Die Infchrift lautet:
Valcntinus Fabri de Conobits Huius loci prae-
pofitus et reformator, iunenfis et fauniae vallium
archidaconus A.MDVI. R d "'ADM ac nobilis in Chrifto
pater et Dnus Dnus Scbaftianus Kobcllius huius loci
praepofitus tricefimus quintus, archidiaconus vallis
iunenfis. nec non fereniffimi arthiducis Auftriae Fer-
dinandi confiliarius fecit
quod potuit. A.MDC. 1
In naher Beziehung
mit der angeführten In-
fchrift ift eine Note in
den „Urkunden -Rege-
lt en-< von Beda Schroll.
Es heifst dort pag. 87,
Fig. 3 Eberndurf 1
Bffrrctlmnj <l„r«.
i<un( ■!>•• B«ui.hle» de
U.nVm.U im JKh&U M m Mik » ...iiij.ii.1
tc ilSo.
dafs zur Zeit des hochwürdigen Propftcs Valentin von
Eberndorf die Stiftskirche durch ein Gewölbe abgc-
fchloffcn und amDicnltagc nach Franzisci im Jahre 1505
durch den Dccan Lucas Fellpacher von Rudolphswerd
der letzte Stein, vulgo „floszllain" eingefetzt wurde.
Das Schiff gehört in feiner Anlage noch dem Baue
aus dem 12. bis 13. Jahrhundert an und war früher
Olef« Wort« >attn b 1 ml leut» Rc»»ui.n,n g im r lihn iSj, im
»urJen hier übet ftrierje« und aul dif Tiiumph
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XXXVII
flachgedeckt, die heutige Einwulbung und Vcrftarkung
der Pfeiler zu Gcwölbcauflagern l\ammt aus dem
16. Jahrhundert (Fig. 4).
Die durch die eingebauten Wand- und Strebe-
pfeiler gebildeten Nifchen im Schiffe find in halber
Kaumhohe mittclts Wandgurten überfpannt und wurden
darüber fehmalc Emporen eingerichtet, welche mit der
Hohe der Orgel-Empore correfpondiren. Die letztere
ift durch 12 fchwache Rundfäulcn geftützt, an die die
Rippen eines dichten Netzwerkes unmittelbar anftofsen;
die Brüftungen der Seiten-Emporen find blos durch ein
Fufs- und ein Kopfgcfimfc markirt. jene des Orgel-
Chores durch ein fpätgothifches Blcnd-Maafswcrk.
Sowie der Chor gehört auch die unter
demfelben angelegte Krypta der erften
gothifchen Bau-Periode (14. Jahrhundert) an ;
fic nimmt nicht nur den ganzen Kaum unter
dem Chore ein, fondern erltrcckt fich noch
in der Tiefe zweier Schiffsjochc weftwarts.
Diefc übermäfsige Ausdehnung erweift fich
in der Oberkirche als ein betrachtlicher
Uebelftand, denn die wegen der Niveau- Ver-
h.iltniffc des Fufsbodens im Chor und Schiff i j
nothwendig gewordene 2 Meter hohe Ver-
bindungstreppe mit 12 Stufen markirt in
unorganifchcr Weife die Unterteilung in i i
ein vorderes und ein hinteres Schiff. Es ift
kein Zweifel, dafs diefer Theil des Schiffes j E
urfpriinglich ein Chor-Quadrat war, das aber
bis auf die Spuren unterm Dache verfchwun-
den ift. Ucbcr einige wenige Stufen zweier
Seitenarme kommt man in die Gruft. Die
Krypta befteht aus einem fehmälcren dem
Ausmafsc des Chores entfprechenden und
einem breiteren Thcilc, der fich unter einem
Theile des Schiffes ausdehnt. 12 fchlankc
Trennungspfeiler des Vorder- und acht
folchc des Hintertheiles thcilen den erften
in drei, den zweiten Raum in fünf gedruckt
niedrige Schiffe ein, zufammen mit 30 Jochen.
Die Joche find mit kräftig gerippten gothi-
fchen Gewölben, deren einzelne Rippen auf
je eine Seite des achteckigen Pfeilers ohne
Capital anlaufen, eingedeckt. An den Seiten-
winden einfache Confolcn und fieben kleine ftyllofe
Fenfteröffnungen. Die Säulen charaktcriliren fich als
in das 14. Jahrhundert gehörig (Fig. 4 und 6).
Das Langhaus ifl an der Sudfeitc in drei ungleich
breiten fpitzigen Bogen gegen einen fchr langen
Cappcllcn-Raum geöffnet, ein nicht viel fpäterer Zubau
vielleicht Mitte des 16. Jahrhunderts} als das umgcftal-
tete Langhaus. Er zeigt noch das Sterngewölbe des
Vcrfalls-Styles, wahrend eine zweite quadratifche in
Oftcn aufgebaute Capelle fchon barocke Formen hat.
Diefc kleinere Capelle liegt in gleicher Huhe mit dem
Vorderfchiffe und ift im Fundamente als Gruft einge-
richtet, welche von der grofseren Capelle zuganglich
ift. Dies dürfte urfprünglich die Familiengruft des
frcihcrrlichcn Gcfchlcchtcs von Ungnad gewefen fein,
die im 15. und 16. Jahrhunderte Befitzer der nahen
Burg Sonegg waren.
Den Namen Sonegg tragt auch die Infchrift des
intcreffanten farkophagartigi n Grabdenkmales, welches
am Ortende der grofsen Capelle frei aufgerichtet fleht.
In der auf 0-14 M. vertieften Oberflache des ri M.
hohen und 2 36 M. langen Sarkophages aus rothem
Marmor liegt die ganze Figur eines Kitters in voller
Küftung, deffen eine Hand eine gerollte Fahne umfafst,
die andere das Schwert beim Gefafsc an den Leib
druckt. Die Haltung der Figur weicht nicht von der
conventionellcn Darftcllungswcife ab, die fich insbe-
sondere in den auseinandergeftcllten Füfsen charak-
tcrifirt. In den Ecken des vertieften Feldes je ein
gefchweifter Schild, von denen zwei mit Zinnen ge-
thcilt, zwei eine fpringende Hundefigur zeigen. Aehn-
lichc Schilde find an den fenkrechten Seitenflächen
des Denkmals dargcftellt. Oben find diefc Flachen in
gefchragter UmfafTung ge-
bildet, worin die Infchrift in
Minuskeln angebracht ift. Sie
lautet :
_Mio liegt begrabe der cdl
wolgcpor her Kriftof Ungnad
her zu funck dem got gnad
und ift geftorben nach krifti
Fig. 3 <Ebern<lorf. .
gepurt MCCCCLXXXX jar am pfinstag nach der hei-
ligen drei kunig."
Zu erwähnen ift die Grabplatte des Jorg Ungnad
t 1468.
Es ift zu bedauern, dafs der Capcllcnraum kein
beffercs Licht bekommt, fowie auch, dafs das Schiff
nur durch drei oberhalb der füdlichen Empore befind-
liche gedrückt fpitzbogige Fenfter beleuchtet wird.
Die fieben Chorfenfter find wahrfcheinlich durch
fpatere Modernifirung in rundbogige umgewandelt,
und jede Spur eines Maafswcrkcs verwifcht worden.
Auch dcrSchlufs des niedrigen und fchlecht profilirten
Triumphbogens und das weltliche Portal nähern fich
dem Rundbogen.
Am weltlichen Ende der Süd-Capelle ift in der
Schiffwand ein 2 M. hoher und I M. breiter Denkßein
eingclaffcn, darin in Flach-Relief der Kcnaiffauce die
Gertalt eines Abtes in vollem Gewand mit Stab und
Mitra. Ueber dem bekrönenden fchwachen Sims eine
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XXXVIII
niedrige Tafel
enthalt :
welche folgende lateinische lnfchrift
.Anno Dni MDXXXH vocatus erat mdus pr et Diis
Des Andreas Lochncr ccclcfia collegiata divae Marie
Magdalcnc in Volkhinmarckt { . . . 2) qui in prepofituram
huius mon (r. .)electus(. .) tribus ommibus feliciter
provifis tandem in dno vita cd defunetus Anno
M D -XI. IUI - vigefima feptima die marty cuius anima
in deropfmax-pace-quiefeat."
Fig. 5. (Ebetmlorf.)
Unterhalb der Figur fleht die Jahreszahl 1540 als
Anfertigungszcit des Steines.
Gegenüber diefem gut erhaltenen Steine fteht
. der Taufjlti» aus lichtgrauem Marmor (RenailTance-
Zcit);die anderen kirchlichen Gegcnftände, namentlich
Altare, Kanzel, Bilder und Paramentc,
find ohne Kunftwerth. Ausgenommen
eine gothifche Marien -Statue und die
Refte eines Flügel-Altars in der Sacriftci
zu Ehren Märiens.
Der maffive Thurm fteht in einer
Entfernung von 2 • 60 M. vor der Südfeite
und mifst zur Seile des quadratifchen
Grundriffes 8*9 M , die Höhe ift nicht
bedeutend und der Abfchlufs ein dumpfes
Walmdach; im Glockcnraume jederfeits doppelte
rundbogige Schalllocher, der Zugang von der Empore
der Kirche durch einen in neuerer Zeit gemachten
hölzernen Verbindungsgang; der urfprüngliche Hin-
gang von aufsen wurde vermauert.
Oftwärts von Eberndorf nur 5 Minuten entfernt
fteht die gröfste Filiale, die Kirche am Marituberge,
zugleich Friedhofskirche. Eigentümlich erfcheint es,
daf« im Eberndorfer Gcdcnkbuchc die Erbauungszeit
in die Jahre 1703 — 1716 gefetzt wird, dagegen an der
aufseren Kirchenthür die auch nicht entsprechende
Jahreszahl 1667 fleht. Eine einfchifriye Kirche im fpat-
gothifchen Styl ohne Trennung des Schiffes vom Chor.
Der letztere ilt dreifeitig gcfchlofscn und hat in den
Ecken und an den Wanden Drciviertel-Saulchcn mit
(Ellerndorf.)
ringförmigen Capitiden, an welchen fich die Rippen
des dichten Netzwerkes vereinigen. In den Schild-
wanden fpitzbogige Fcnftcr ohne Maafswerk. Der
Thurm ift aus der neueften Zeit. Als Scitcnftützen
der Gewölbe überall Strebepfeiler. Ein älteres gothi-
fehes Prcsbytcrium mit fchmalen im Klecblatt-Bogcn
gcfchloffenen Fcnftcrn hat die Filiale Köcking. Die auf
der Wand des fpitzigen Triumphbogens flehende
Jahreszahl 1692 dürfte fich hier auf den fpateren Zubau
des Schiffes bezichen. In der Kirche das Votivbild des
letzten Propftcs Kobell von 1601.
Notizen.
1 Bei der Abtragung eines llaufcs in Ccrvig-
nano wurde, wie Confcrvator Dr. v. ßharro berichtet,
die hier nachfolgend befchriebene Ära, welche mit
nach unten gekehrter Schrift als Schwelle des Haus
thores gedient halte, aufgedeckt.
Der Stein aus grauem iflrifchcn Kalkfcls ift
66 Cm. hoch, 27 Cm. breit und hat 26 Cm. Dicke,
die Infchrili lautet:
SAS.
IN HONOREM
\ . VAI.KRI
NVÄPIODOT
VI VIR KT- DD .VC
l .STATI-PRIMIC
KT
IN -MEMORIA 3
C ■ STATI • HEVRET
VI VIRI F. I •DD - VC.
AI.VI'VS
L I l<
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XXXIX
Gleichzeitig wurde die fchon bekannte an der
Seite des oberwahnten Hausthores eingemauerte Ära
freigemacht, welche gleichfalls aus iftrianer Kalkftein
angefertigt ift und 93 Cm. in der Hohe, 33 Cm. in der
Breite und 30 Cm. in der Dicke mifst, mit folgender
Infcltrift : ,
SILVAXO
AVG
C- STATIVS
•C-KT H'LIB'
EVTYCHVS
MAN! ANNS
YS-
Endlich wurde in der Mauer desfelben Haufes
eine andere kleine Ära aus weifsem Kalkftein, 51 Cm.
hoch, 18 Cm. breit und ebenfo dick, fchlecht bearbei-
tet und mit nachlaffig eingegrabener Infchrift gefun-
den, welche lautet :
IOYISAC
VARIA
PYLLIS
KXVISV.
Dicfc drei Steine wurden durch Vermittlung des
k. k. Confcrvators liissarro für das Staats- Mufeum in
Aquileja angekauft.
2. Confervator Dr. Pichler berichtete über ein
Saulenftück von körnigem Marmor, das als Gränzfcheid
auf den Feldern von St. Peters im Salmthalc diente. Ks
ift ein beiderfeits abgebauchtes Saulenftück, 165 Cm.
lang, 30 Cm. Durchmefl'er, in dem unteren Theilc der
bis auf die Hälfte in die Krde eingeladenen Säule mit
fchönen feharfkantigen und in (teilen Windungen verlau-
fenden Spiralen verfehen. Ks ift die Abficht, diefelbe
der Sammlung im Joanneum einzuverleiben.
3. Nach einer Mittheilung der k. k. Statthaltern in
Trieft wurde das antike Kclief mit der Darfteilung
eines Flufsgottes, das fleh an der Dorfkirche bei
Mainissa eingemauert befand, nach Aquileja in das
dortige Staats-Mufeum gebracht.
4. Die St. Gertruds-Kirche in Gars wird einer ein-
gehender Rcftaurirung unter der Leitung des Confcr-
vators Rosner und des tüchtigen Kunftfrcundes und
l'farrers Franz Lux unterzogen. Zunächft wurde das
1 lauptfenfler im Chor-Schlupfe reftaurirt. Im nächften
Jahre follcn Mauern und Pfeiler des Presbyterium
wieder hcrgcftellt werden und das Ncbenfetifter an der
Evangelien- Seite cntfprcchcndc Vcrglafung erhalten.
An einzelnen Stellen finden fich Spuren von Fresken,
wie ein grofser Chrilloph, Einzug Chrifti, die mit
befonderer Pietät blosgelegt werden füllen.
5. Im Fcucrlofch-Dcpot zu Znaim befinden fich
laut Mittheilung des Confcrvators Slers mehrere aus
der ehemaligen Minoriten-Kirche flammende Grablleine
eingemauert. Intereflant ilt der Stein fiir Wenzel Herrn
von Lomnitz und Mcfcrits, ehemaligen Hefitzcr des
SchlolTes in Znaim, der [559, 23- Janner, 88 Jahre alt,
Harb. Auf der Platte ilt ein vor einem Kreuze knieen-
der Ritter dargeltellt, ahnlich dem Salm Monumente
in der Votiv-Kirchc.
6. Confervator Freiherr v. Sacken hatte mit
Ermächtigung der Central- Commiffion und deren
Unterftutzung den fehonen Grabftcin des 1499 ge-
(torbenen Abtes Hentdiel Eck des Stiftes Mtmdfee
in Obcr-Ocfterrcich aus feiner bisherigen Stelle im
Hoden aufheben und aufftellen laffen. Der erwähnte
Grabllein aus rothem Marmor von guter Arbeit und
flcifsiger Ausfuhrung lag bisher mitten im Chore
gerade vor dem IIoch-Altare, wo er den Fufstritten
zahlreicher Kirchenbefucher ausgefetzt war, wovon
durch Abreibung der erhabenflcn Stellen viele Spuren
zeigen. Bei dem kunftgcfchichtlichcn IntercfTc, welches
dicfcr Grabftcin darbietet und bei dem Umftande,
dafs er dem Erbauer der gegenwartigen gothifchen
Kirche gewidmet Ift, empfahl es fich, ihn der zuver-
laffigen allmähligcn Zcrftörung durch Aufftellung an
einem fichcrndcn Platze zu entreifsen. Gegenwärtig
ficht er an dem das Mittelfchiff von der nördlichen
Abfcitc trennenden Schlufspfciler, und eröffnet die
Reihe derdort aufgeft eilten Pralatcn-Monumente, deren
alteftes er ift. Bei diefer Gelegenheit wurden Nach-
grabungen gemacht, um Refte von der cinft beftan-
denen Kryptc zu finden, welche bis 1444 urkundlich
erwiefen ift, doch umfonft. Ks ift kein Zweifel, dafs man
beim Baue der gegenwärtigen fpät-gothifchen Kirche
(1470) die Kryptc cingefchlagen und mit dem vorhan-
denen Schutte ausgefüllt hatte, fo dafs nur mehr deren
L T mfangsmauern vorhanden find.
7. Im Laule des Jahres 1881 wurde die Rcftau-
rirung der Decanal Kirche in Nimbtirg fortgefetzt.
Das verwitterte Maafswcrk des grofsen Fenfters an
der Well feite ift durchaus erneuert worden, der Wcft-
giebel bekam neue Fialen fammt Kreuz nach dem
Entwürfe des Architekten Moeker. Obgleich die
Nimburger Kirche ein Ziegelrohbau ift mit theilweifer
Verwendung von Hauftcin. fo mufste doch, da die
Mittel zur Hcrftellung des Rohbaues fehlten, und zur
Schonung des Mauerwerks die Mauerflächen verputzt
werden.
8. Bei der in jüngfter Zeit eingeleiteten Bemalung
des Prcsbytcriums der Benediktiner -Stiftskirche in
St. Paul kam man gelegentlich der Entfernung der
Tünche in der Apfis auf Spuren romanifchcr Wand-
bemalung. Leider blieb es nur bei den Spuren, denn
man hatte in längft entfehwundener Zeit die Apfis
übertüncht und zu diefem Behufe, foweit es ging, den
alten Verputz mit feiner Uebermalung weggefchlagen.
Man erkannte jetzt Spuren eines bandartigen Orna-
ments, einen thronenden Chriftus und an den Seiten
einige ftchende Figuren. Die Spuren diefer dem
13. Jahrhunderte angehörenden Wandgemälde wurden
w ieder übermalt.
9. Im „Kirchcnfchmuck" vom Jahre 1880 findet
fich eine intereffantc Notiz über das St. Walpurgis-
Kirchlein bei .SV. Michael in der Steiermark. Dasfelbc
befteht aus einem oblongen hohen Schiffe und kleinen
Presbyterium. Das erftcre, ehemals flachgedeckt, hat
jetzt einen modern getünchten Plafond. Zwifchen
beiden ein hoher Scheidebogen im Charakter der Früh-
Gothik. Der Chor befteht aus einem kleinen Joche
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XL
mit einem Kreuzgewölbe und aus dem fünffeitigen
SchlulTe, und mag in das 13. Jahrhundert zurückreichen.
Als KippenauflagcKunddicnfte mit fchünen Laubwerks-
Capitalcn, die Rippen mit dem rogenannten Hirn-
Profil; rechts eine Piscina. Kin wcrthvollcr Schmuck
des Kirchleins ift in den drei Glasfcnrtcrn des Chor-
Schiliftes, die an die Kloftcrncuburger Fenfter erinnern.
Sic zeigen gekrönte heil. Jungfrauen, die klugen und
thorichten Jungfrauen, dann die heil. Walpurgis und
einen Mönch. Auf dem Spruchbande, das dcrfclbc
halt, fteht: abbasadmondv. haainric alch{inc)(orjivndus
hec tibi dat dona Walpurgis (me'ia patrona. Abt Hein-
rich II. (f 1297) hatte, des Kirchleins feiner Geburts-
ftrittc eingedenk, dasfclbe mit reichlichen Gaben
bedacht.
10. Im Lauttracher Ried wurden einer Anzeige
des Confervators Dr. Jenny zufolge neuerlich drei
Braftcatcn gefunden. Braeleaten zu beftimmen ift eine
fchr fchwicrige Aufgabe, da fie meiftens fchlccht
erhalten und die angebrachten Symbole nicht Wap-
penflücke, fondern nur Münzzeichen find, die in den
mannigfaltigftcn Zufammenftcllungcn verwendet wur-
den. Die neu gefundenen drei übrigens fchr gut
erhaltenen Stücke dürften nach ihren Merkmalen einer
kaiferlichen oder fürftlichen Münzftatte im füdlichen
Theile von Schwaben oder einer oft fehweizerifchen
Münzftatte angehören, und aus der Zeit Conrad IV.,
Mitte des 13. Jahrhunderts (lammen.
11, (Hin Apothekermdr/er vom Jahre i$o6.) Im
Laboratorium der landfehaftlichen und wohl auch fchr
alten Apotheke in Slockerau befindet (ich ein aus
Krz gegoffener Morfer vom Jahre 1506, welcher in
einer Vertiefung eines gedrehten Holzftockes
befeftigt ift. wefshalb man den unterften Thcil
desselben nicht fehen kann. Der Eigenthümer der
Apotheke und des Murfers Herr Jul. Schau mann
hatte die bcfondereGüte, den Morfer fammt einem
Thcil des Holzftockcs auf feine Koften für die k. k.
Ccntral-Commiffion photographifch aufnehmen zu
laffen, und nach diefer Aufnahme wurde die vor-
gehende Abbildung angefertigt. Die Höhe des
Murfers betragt vom obern Rande desfelben bis
zur obern Hafis des Stockes 28 Cm., der obere
Umfang 97 Cm. und der untere 68 Cm. Der Morfer
ift fehr einfach aber gcfchmackvoll im Style der
Früh-Rcnaiffance ornamentirt; denn er hat zwei
mit den Köpfen nach oben gerichtete Delphine als
Henkel, oben unter dem Rande einen Rundftab,
welcher mit einer ziemlich weit unten befindlichen
Kchlleifte durch fchragc gleichlaufende Kehlleiften
verbunden ift, und aufser den zwei, zwifchen den
Henkeln ftchenden, wenig erhabenen wappenahn-
liehen Schildchcn. mit thcils vertieften, thcils erha-
benen Blumenverzierungen, ganz unten eine Reihe
von nach aufwärts gekehrten Akanlhusblatlcrn. Der
Morfer tragt aber noch ein Wahrzeichen, welches
ihn, mit Rückficht auf die Sprache, eben als Apotheker
morfer kennzeichnet, indem fich ober dem zuletzt
erwähnten Ornamente die folgende Umfchrift (in
Capital-RuchftabCfl] findet.
NON . CBAS . Sl . (XVII) . 1IODIK . POTKKIS .
Ä . I) . VI .
(Was du heute thun kannft, verfchiebe nicht auf
morgen 1506.) Damit ift zu vergleichen:
Heute foll dem Morgen
Niemals etwas borgen —
und
Morgen, morgen nur nicht heute,
Sprechen alle faulen Leute.
{Rommel, deutfeher Spruchfehatz, 221, 216.)
Ucbrigens fagt auch Goethe: „Was heute nicht
gefchieht, ift morgen nicht gethan." — und fchon
F. A. Hallbauer hat in feiner im Jahre 1725 erfchienenen
„Sammlung teutfeher auserlcfener Infcriptioncn" In-
fehriften an Gebäuden, Glocken, Gefafsen u. dgl.
gefammelt und mitgcthcilt.
/{/aas.
12. (Siegel der Stadt Feldkirch.)
I. Siegel von circa 1382.
Aus dem ganz glatten Hildfelde tritt ftark erhöht
und an vier Orten den Schriftrand durchbrechend das
Bild der Kirche hervor, nebenan rechts das Wappen
der Montfort [fchwarze Fahne im filbcrnen Felde) in
dreieckigem, feitwarts ausgebauchten Schilde. Die
Kirche erfcheint als gothifcher Bau mit Haupt- und
Seitenfchiff und ftattlichem Thurm, nach der fehr
deutlichen Detail-Angabe aus Quadern gebaut, mit
Hohlziegeln gedeckt und mit Spitzbogenfenftcrn ver-
fchen, das oberfte Schallloch des Thurmes in Kleeblatt-
form; dclTcn fchwerfalligcs Dach tragt an der Spitze
ein grofses Kreuz und zu beiden Seiten ficht man
Thurmfahnchen. nach unten und oben mit Knöpfen
Kig. I. (Stuckeran.)
befetzt. deren Bedeutung erft durch Vergleich mit
dem nachftfolgcnden Siegel fich erklärt. Dicfc Dar-
fteltung hat wohl der alterten Pfarrkirche Feldkirch's
entfprochen, bevor fie um das Jahr 1380, vielleicht
etwas fpater durch eine Feuersbrunft fchwer befchadigt
wurde. Die Legende in dem durch Pcrllinicn cinge-
fäumten Schriftrandc ift in etwas rnhen Lapidaren
gefchrieben und lautet : S' Secrctum Civitati' in Veltkirc.
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Im letzteren Worte ericheint eine Ligatur zwilchen
e und /. Der erfte Gebrauch diefes Stadt-Sigills darf mit
Sicherheit ins Jahr 1382 gefetzt werden, als die Burger
von Graf Rudolph II. von Montfort ihre eigene Ver-
waltung erhielten; von den vorgefundenen Urkunden,
an welchen dasfelbe hangt, ift die alterte nach Waken-
egger aus dem Jahre 1494. (Fig. 2.)
2. Siegel aus dein 16. Jahrhundert.
Im Jahre 1460 legte ein zweiter Brand die Pfarr-
kirche ganzlich in Afche, worauf fic von Mcifler Hans
Sturm von Grund aus neu aufgebaut und anno 1478
vollendet wurde. Diefe aller Gothik entkleidete
Kirche tritt uns auf dem zweiten Siegel entgegen,
welches diefclbc ohne Scitei-fchiff mit rundbogigen
Fenftern, Tinn en und Schallluchcrn zur Anfchauung
bringt. Der Thurm tragt nun einen hohen fpitzen
Helm mit Knopf befetzt, hat aber die beiden Thurm-
erker mit Windfahnen beibehalten. Vermutiiiich hatte
jene Feuersbrunft nur das Dach, nicht aber die Krker
zerfturt. welche doch fonft nur fortificatorifchen
Thürmcn eigen find. Dafs er aber gerade zu diefen
gehört habe, feheint mir nicht nur durch diefe Erker,
ifondern auch aus feiner unmittelbaren Stellung am
alten Stadtgraben (fogenannten Hirfchgraben con-
ftatirt. Der Montfort fchc Wappenfchild, der im Siegel
wieder zur Rechten der Kirche fleht, hat fich wie diefe
verändert, indem er die oben gcfchwciftc und feitwarts
eingebogene Gellalt angenommen, wie fie zu jener
Zeit die übliche war. Kirche und Wappen liehen in
einem von Blattranken ausgefüllten Siegelfelde; um
beide herum fchlingt (ich der Schriftrand eines Spruch-
bandes, welches in lateinifchen Lettern die Umfchrift
tragt : Sccrctum. Civita. Veltkirchcnfis,
Auf dem dritten Siegel erfcheint die Kirche in
gleicher Form wie auf dem zweiten, nur in aufseren
Zuthaten — fo die Gitter an den Fenllern und die
Ausllattung dcsl'ortales imStyle dcrSpät-Renaifiancc
— find Veränderungen bemerkbar. Der Thurm hat
feine beiden Krker cingebufst, die inzwifchen wahr-
feheinlich abgetragen wurden; die Cifelirung ift fo
forgfaltig ausgeführt, dafs der Zeiger an der Uhr, die
Glocken zwifchen den Schallluchcrn und die Säulen
am Portale genau zu erkennen find. Zierliche Arabes-
ken erfüllen den freien Raum des Bildfeldes; deutlicher
als in dem zuvor befchriebenen Siegel nimmt man
wahr, wie der elegant geformte Wappenfchild an
dünnem Bande an eine Arabeske gehangt ift, welche
ihrerfeits wieder trägerartig aus dem Kirchcndache
hervorragt. Innerhalb der aufserflen Wulrtlinie zieht
vili. N F.
fich das Spruchband mit theils gerolltem, theils gewun-
denem Lnde; dort wo die Kirche auf ihm ruht, lieft man
in kleinflen Ziffern die Jahrzahl .1672. Die Legende
felbft lautet unverändert: f Sccrctum civita: Vclt-
kirchcnfis f. Die Schrift ift gleich dem Bildwerke des
Siegels mit vieler Sorgfalt und Pr.icifion ausgeführt.
(Fi«- 3.)
Jenny.
13. Nach Bericht des Confcrvators Gekielt befindet
fich auf der Infcl .San Giorgio di Ginf>f>ana ein Feld,
bis jetzt eampo di renato genannt nach einem Könige
von Neapel, der fich nach feiner Thronentfagung
auf diefe Infcl zurückzog und ein Schlofs bewohnte,
das auf diefem Felde lag, wovon jedoch jede Spur ver-
loren gegangen ift. Hin einziges Krinncrungsftiick blieb
in einem WappenftcUM der Renato, der der Familie
Valitic gehurt und für deffen Confervirung Seitens des
Confcrvators Schritte gethan werden. Das gekrönte
Wappen in einem zugefpitzten Schilde ift in acht
Felder getheilt, je vier nebeneinander. Das crllc ift
fünfmal horizontal getheilt, das zweite, dritte und fünfte
mit heraldifchcn Lilien beftreut, im vierten das Kreuz
von Jcmfalcm, im fechften und fiebenten ein aufrech-
ter Delphin begleitet von vier Kreuzen, im achten ein
fchragrechtcr Balken, darin drei gcftiimmcltc Adler.
Am Spruchbar.de der in das 16. bis 17. Jahrhundert
gehörigen Sculptur die Worte: Renatus . rex .juftus.
14. Nachdem im Laufe des vergangenen Jahres
der will/ehe Hof in das Eigenthum der Stadtgemeinde
Kattenberg ubergegangen war, hatte diefelbe nunmehr
einen Concurs ausgefchrieben für ein Umgcllaltungs-
ProjecT diefcs Gebäudes zur Unterbringung mehrerer
Schulen unter gleichzeitiger moglichfter Erhaltung
des alten Bau-Charakters des Gebäudes und einzelner
charakteriftifchcr Beftandtheile desfelben, wie der
Wcnzels Capelle etc. Von den Concurrenten wurden
drei pramiirt. Die Stadtgemeinde Kuttenberg hatte
die befondere Gefälligkeit, die drei pramiirten Projcrfte
der Central-Commiffion zur Einficht zu übermitteln,
und dadurch diefer -letztem die Gelegenheit zu bieten
diefe Plane eingehend zu ftudiren.
Die mit dem ersten Preifc ausgezeichneten Archi-
tekten Machytka und Schmorans haben bei Erfüllung
der utilitärcn Bedingungen des Programmcs dennoch
die I laupt-Configuration des wälfehen Hofes erhalten,
den Charakter des Hofes im Wefentlichen unverändert
belalTen und gleichzeitig das Gebäude der Erz-
Dcchantei damit in eine einheitliche Form gebracht.
Trotz der fehwicrigen Lage war es den ProjccWer-
faffern dennoch möglich, die alten Pfeiler des Arcaden-
Ganges vollkommen intacl zu erhalten und fomit ver-
bleiben auch die alten Bogen und die an den Wand-
flachen befindlichen Reliefs und Wappcnfchilder.
Die alte Capelle ift mit einem Exhortcn- und
Fcltfaal in Verbindung gebracht und damit ihre
künftige entfprechende Verwendung gefichert.
Ift das erft pramiirte Projeft einfach undanfpruchs-
los. fo ift es doch würdig, harmonifch und klar und
die Idee des alten Bauwerks, des hiftorifch wichtigen
Denkmals der Stadt darin lebendig erhalten.
Die Central Commiffion kam beim Studium der
Projeclezur Ueberzeugung, dafs in dem erft-prämiirten
f
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l'rojcclc den von ihr gcftclltcn Anforderungen bezüglich
der Erhaltung des Haupt-Charakters des walfchen
Hofes am meiften entfprochen wird und dabei mit
befonderem Verrtandnis die vcrfchiedcnc Formbildung
der Kcnaiffancc Perioden berückfichtigt worden ift.
Fig. 4. (8fMte| |
15. Der um die Reftaurirung des Mcraner Flirrten-
haufcs wohlverdiente Confcrvator Sclnmlurr hat über
die Fortichritte dieler Angelegenheit einen ausführ-
lichen Bericht an die Ccntral-Commiffion erftattet.
Die Reftaurirung kann eigentlich mit Ausnahme der
Malerei in den zwei Erkern des erllen Stockwerkes
und tler Wappen-Dccoration über dem Hauptthore
als vollendet betrachtet werden; da im Jahre 1881 die
Fenfter des Vorfaalcs im zweiten Stockwerke ihre ein-
brechende Vcrglafung erhalten haben.
Die fo viclfeitig, namentlich aber durch ihren
Erbauer Erzherzog Sigismund und durch ihre zeit-
weiligen Hcwohncr wie K. Max I. bedeutende Burg
hat fich nun in ihrer verjüngten Geftalt lebhaften
Befuches und anerkennenden Lobes zu erfreuen.
An Einrichtungsrtückcn. welche fammtlich dem
15. Jahrhundert und der Max-Zeit angehören, wurden
unter anderen erworben : eine Uhr, eineCredcnz fammt
Schüffcln und Platten, eine CalTettc. das der Eleonore
von Schottland, Sigismund s Gattin gehörige, hochfl
feltene und mit Holzfchnitten gezierte Werk Pontus
und Sidonia, ein Urkundencopialbuch der Stadt Meran
mit einem Einbände aus dem 15. Jahrhundert, eine
wcrthvolle Helmparte, eine 3 hohe Holz-Statue des
Uittcrs Georg fein Meifterwerk des 15. Jahrhunderts),
ein kortbarcr WcihwalYcrkel'fel und ein Rauchfafs.
16. Confervator v. Ijifchin hat an die Ccntral-
Commiffion über die Arbeiten bei Ncuaufftelhmg des
landftandifchen Zeughaufcs in Grat: berichtet und
bezeichnete den Fortgang der Arbeiten als in erfreu-
licher und zufricdcnrtcllcndcr Weife geführt. Hei Säu-
berung der Harnifche ergab fich die Zahl der Werth-
vollen prunkvollen Waffcnftückc grofscr als man bisher
vermuthete
17. In der Pfarrkirche zu Effenting irt, wie
A. U'M-hr an die Ccntral-Commiffion berichtet hat,
in der Kirche rechts an der Wand ein Grabftein von
rothem Marmor 7' 2" hoch, 3' 6" breit, mit L'mfchrift
in lateinifchen Lapidar-Ruchftabcn, die untere Lcifte
durch die Rucklehne eines Kirchcnrtuhlcs verdeckt,
Zwilchen den Worten ftatt der Funkte zierliche Rofct-
ten angebracht:
ifi HlKsLIG TsBEGRABES £ DER* HOCH VNDWOI.-
CJEBORN » GRAFS VND « IIEKHERffilORÜSGRAF 38
ZV x SCHAVNBERG S OBRISTER 33 ERB .WAR-
SCHALCH a IX s OESTEREK.'H «\ NDsaSTEIER « GE-
STÜRBEN ■ 1554 IAR«|
Im vertieften Felde des Grabfteines fteht die
geharnifchtc Figur des Ritters im gothifchen Graten-
Kurafs, mit dem Schaller auf dem Haupte und Hals-
berg, in der Rechten das Panier, die Linke am
Schwertgriff, zu feinen Füfscn ein Lowe, defl'en Zogcl
fich um den linken Fufs des Grafen fchlingt. In der-
Hohe des rechten Knies ift das quadrirtc Wappen
von Schaunbcrg : 1 gefpalten (weifs und roth< Schaun-
berg, 2 Julbach, 3 Stubenberg, 4 Wurmb, darüber der
Tournierhelm mit den durch ein Gehänge verbundenen
Büffelhorncrn. Links das quadrirte mit dem Adler-
herzfchilde verfchene Wappen der Arco (Bogen) mit
Helm und Kleinod. (Fig. 4.)
Ge .r : < ir.ii von S< hai nbei g wai 1 t;_- gebot er
und ftarb 1554 im Alter von 82 Jahren. Er erwarb 1501
die Herrfchaft Roffeg in Kärnten fammt dem Wurt-
berger Amte vom Erzbifchof Leonhard von Salzburg,
und war im Aufgebote gegen Venedig Hauptmann
des Hausruckvicrtcls, fertigte 1519 nach dem Tode
Kaifer Maximilian I. die Landesordnung und ging
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XLIII
mit der Gefandtfchaft an Kaifcr Karl V. und Erzherzog
Ferdinand I. nach Spanien. Nach leiner Rückkehr
gerieth er in Fehde mit Michael überhaimer und nahm
ihn gefangen. Bei der Taufe der Tochter des Kaifers
Ferdinand L Klifabeth, geb. zu Linz am 9. Juli 1526,
im Schlöffe dafclbft begangen, vertrat er Pathenftelle.
Im Jahre 1552 empfing er in Schaunberg den durch-
reifenden Herzog Albrecht von Bayern, und hat wie
Hundt im bayerifchem Stammbuch berichtet [Fol. 260),
„wicwol er ein achtzigjähriger blinder podagraiftifchcr
.Herr war, mit dem Herzog und allen bayerifchen
.Galten einen ftarken Trunk than. Seine Hothaltung
„war furftlich und nennet man fie der Zeit und noch
„ — die hohe Schul zu Efcrting, allda man jahrlich
„ctlieh viel Dreyling Wein ausleert."
Seine Gemahn war Genofeva Grafin von Arco.
die Tochter Andreas Grafen von Arco und dell'en
Gattin Genofeva Grafin von Martingen. Sie befchenkte
ihren Genial mit drei Söhnen und fünf Töchtern, von
welchen ihn nur fein Sohn Wolfgang überlebte, mit
welchem das Gefchlecht der Schaunbergc crlofch Die
Guter erbte Jurg's Tochter Anna, die an Erasmus von
Starhemberg feit 1530 vermalt war.
18. Von Seite des kürntnerifchen Gefeltiehts-
Vereins erhielt die Central Commiffion wichtige Nach-
richten über die Krwerbung von Privat-Archivcn.
Das Archiv des Furften Torcia zu Spital, infoweit es
dem Vereine zur Verfügung gefleht wurde, wurde ein-
gehend gefichtet und das daraus Ausgewählte brachte
man nach Klagenfurt. Es waren meift Ac"tcn aus dem
17. und 18. Jahrhundert: Urbare, Ehrungsbucher, Stifts-
regifter, Urkundenbucher und Gerichts-Protocolle.
Eine ahnliche Ausbeute, minder zahlreich aber fehr
wcrthvoll und bis in das 16 Jahrhundert zurück-
reichend, machte der Verein im Archive Seiner Durch-
laucht des Furften Friedrich Liechtenftein zu Rofegg.
Das ungleich werthvollfte Archiv ift das der Stadt
Gmund, worin fich zahlreiche Pergament-Urkunden bis
in das 14. Jahrhundert zurückreichend und auch fonft
noch mancher Schatz für die Gefchichte Kärntens
findet. Aus dem Archive der Pfarrkirche in Kappel
wurden einige 90 Urkunden, darunter etliche aus dem
14. Jahrhundert erworben.
19. (U'aidhofen an der Ybbs.)
In dem Berichte vom 26. Februar v. J. hatte Prof.
;•. Riedel der k. k. CentralCommiffion das Programm
über die Reflauration der Pfarrkirche zu Waidhofen
unterbreitet und hat über die im vergangenen Som-
mer durchgeführten Arbeiten dafelbft überdiefs der
Confervator Dr. Prof. Fries detaillirt bereits berichtet,
wefshalb erftercr hauptfachlich nur noch Einiges über
die aufgefundenen Fresco-Gemäldc zu melden hatte.
Nachdem Mitte Auguft d. J. die Einfctzung der
neuen Glasgemälde in die vier Krcuzfchiff-Fcnfter und
die Aufftellungdcsfchmicdcifcrnen Communion-Gitters
beendet war, wurde nach der Abtragung des zopfigen
Scitcn-Altares auf der Epiftelfeite des Chores, die
Tünche von der ganzen Wandflachc abgefchert, wobei
ein 7 Fufs hohes Marienbild zum Vorfchein kam.
Die Figur trägt ein roth damafeirtes Kleid mit
gelbem Gürtel und weifsem Mantel; der Hintergrund ift
dunkelblau und die maafswerkartige Umrahmung,
foivic die untere Confolc mit Wappen find grau in
grau gemalt. Die unterfte Kalktunchc war nur fehwer
zu befeitigen, und konnte befonders beim Kopfe ohne
deffen Bcfchadigung nicht vollftandig entfernt werden,
wefshalb derfclbe in der Entfernung am meiften undeut-
lich erfcheint.
Die Auffindung der Taube zu Kopfe charak-
terifirte die Figur als Maria Verkündigung, wonach
an der anderen Wand der verkündende Engel hinter
dem linksfeitigen Altare erhofft wurde, welcher auch
nach vorläufiger Unterfuchung zum Theil zum Vor-
fchein kam. Nachdem jedoch der zweite Seiten-Altar
erft nachftes Jahr zur Abtragung kommt, mufs auch die
Blofslegung diefer Figur bis zu diefer Zeit verfchoben
bleiben.
Befagte Gemälde tragen den Charakter des
15. Jahrhunderts, feheinen fonach gleich nach Vollen-
dung des Baues ausgeführt zu fein und liifst das noch
feftzuftcllendc Wappen auf eine Widmung der Bilder
fchliefscn Da fich auch unter der Kngclfigur ein
Wappen befinden durfte, ift auch eine nähere Biftim-
mung des erfteren nach weiterer Unterfuchung zu
erwarten und wird Prof. RitWtl hierüber im nachften
Sommer Weiteres berichten
Von den neuen gothifchen Scitcn-Altaren wurde
nur der rechtfertige Marien-Altar am 20. September
diefcs Jahres aufgeftellt, deffen oberer durchbrochener
Auffatz allerdings das Fresco Gemälde zum Theil
verdeckt.
Diefer Umftand läfst nun, abgefchen von den
Kotten, eine etwaige Reftauration der Bilder nicht
empfehlen, weil durch die neue Belebung der Farben,
die Wirkung des davor ftehenden Altars fehr leiden
wurde. Prof. Riewel kann fich daher für die Erhaltung
der Gemälde nur im aufgefundenen Zuftande dcrfelben
ausfprechen.
Auch bcabfichtigt er von den alten Grabftcinen
in den nachften Jahren einige zu heben und durch
Aufftellung vor ihrem ganzlichen Untergange zu retten.
20. I. Das jüngfte Heft der graphifchen Künftc
bringt in zinkographifchcr Rcprodiution die in Con-
touren ausgeführte Abbildung von dem grofsen Fresco-
Bilde, das „jüngfte Gericht"' vorflellend, erläutert
in geiftreicher Weife vom Hofrathe v. Eittlbtrgfr. Auf
diefcs Bild, das fich an der gegen den Friedhof gewen-
deten Aufscnfcitc des Langhaufcs der ehemaligen
Stiftskirche zu Mttljhrtt befindet, wurde die Central-
Commiffion bereits im Jahre 1877 durch ihre Organe
aufmerkfam gemacht. Die Central Commiffion hatte,
von dem Bcftrcbcn geleitet, die Fresco-Malereien. die
fich im Bereiche ihrer Wirksamkeit befinden, in Aqua-
rell-Farben copiren zu laffen, damit dicfclbcn, in fo
fern fie gegenwartig ihrem Untergang entgegengehen
follten, und vor ihrem Verfalle l'elbft mit den gröfsten
Anftrengungcn nicht mehr gefchutzt werden konnten,
nicht völlig in VergclTcnhcit gerathen, den für folehe
Aufgaben ganz befonders begabten Maler Max Vinter
auf ihre alleinigen Korten nach Millftatt entfendet, um
die bezeichnete Aufnahme zu machen. Derfclbe hat.
wie der durch längere Zeit zum genauen Studium im
k. k. Mufcum für Kunft und Induftrie zu jedermanns
Befichtigung ausgcftellt gewefene Carton zeigte, feine
Aufgabe zur vollften Befriedigung erfüllt.
f*
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XLIV
Mit diefer Aufnahme und vielen weiteren Blattern
wurde die numerifeh nicht unbedeutende Sammlung
folcher Aufnahmen der „ ehrwürdigen •' Central-Com-
miffion, darin fich beifpielswcife auch Aufnahmen aus
dem Brixner Kreuzgange, aus dem Schlöffe Meran
u f. w. finden, wefentlich bereichert, wenngleich auch
ohne anderweitige, wenn auch in wohlwollender Abficht
gegebene Belehrung deren Mitglieder nur zu gut
willen, dafs damit nur eine verfchwindende Anzahl von
Bildern in der beabfichtigten Weife für die Zukunft
erhalten wird. Der Central-Commiffion find auch ohne
freundliche Weifung von aufserhalb ihres Krcifcs
flehenden Kunftforfchcrn genug Orte bekannt, wo ein
derartiger Schatz, ohne Rückficht auf die Zeit feines
Fnttchcns, gehoben werden konnte; liegt es doch
beifpielsweife jetzt in ihrer Abficht zunachll den
alten Fresken im Dome zu Aquilcja nachzuforfchen.
Die Central-Commiffion wird diefe ihre Aufgabe in
Betreff der Fresken niemals aus dem Auge verlieren
und nach Zuläfsigkcit ihrer Mittel ununterbrochen zu
erreichen fuchen.
Um nun wieder zu dem Bilde zurückzukehren, fei
erwähnt, dafs Hofrath v. Eitelberger das Bekannt-
werden dcsfelben ganz befonders würdigt und einen
neuen Meiller der deutfehen Kenaiffance erhofft. Nach
feiner wohl überdachten Meinung zeigt die Darftcllung
des „jüngflen Gerichtes" einen Meiftcr, der die italieni-
fchen Kunftwcifen in fich aufgenommen hat und es
dürfte aufscr Zweifel flehen, dafs derfelbe als Richtung
feines Bildungsganges Raphael's Werke gefehen und
Anregungen aller Art aus Italien empfangen hat.
.Denn es liegt in dem Werke fo viel fclbftandigc
Geftaltungskraft , dafs es ein grofes Unrecht wäre,
den Kunftlcr in die Reihe der blofcn Nachahmer
zu ftcllcn. Wie bei allen Künfllern diefer Zeit paart
fich im Mcifler des außerordentlich klar cornponirten
Millltntter Fresco Bildes ein gefunder Realismus mit
idealem Streben."
L.
21. Die beiden von der Central-Commiffion in
Angelegenheit einer fachmannifchen Bcfichtigung des
Salzburger Mufeums abgcfcndctcn Mitglieder der-
fclbcn ProfetTor Trenkwald und Cuflos Schejlag, haben
über das Ergebnis ihrer Million an die Central-Com-
miffion einen eingehenden Bericht erflattct, der fofort
zur Kenntnis des Unterrichts -Miniftcrium gebracht
wurde und dem Nachstehendes entnommen ift.
Zunachfl darf nicht ubergangen werden, dafs
diefe Sentboden vom Bürgcrmciftcr der Stadt Salz-
burg in zuvorkommender Weife aufgenommen wurden
und dafs fie in den betreffenden Kreifen der Stadt-
vertretung und Mufeums- Verwaltung jedwede Unter-
llützung fanden, wodurch ihnen die Durchführung
ihrer Miffion erleichtert wurde
Vor allem war es nur möglich, zu cruiren. dafs
etliche Römcrflcinc, die aus dem Studien Gebäude
in das Mufeum übertragen wurden, möglicherweife
Staats-Figenthum feien, und dafs das Halleincr Altar-
werk unter gewifsen Bedingungen in das Staatseigen-
thum ubergeben wurde; damit war der erfte Thcil der
Aufgabe erledigt und es erübrigte nur, das Gebäude
und die Sammlungen in Betreff der Art ihrer Auf-
flellung und Confcrvirung eingehend zu ftudieren,
um in letzterer Beziehung der Stadt-Reprafentanz und
der Mufeums' Verwaltung, falls dies gewunfeht wurde,
Rathfchlngc zu geben.
Was nun die durch die Lage des Gebäudes leicht
erklärliche Feuchtigkeit der Parterre - Localitäten
betrifft, fo fleht dicfclbc aufscr Zweifel; fie ifl nament-
lich im Winter eine fo grofsc, dafs allenthalben darin
ein FcuchtigkcitsNiedcrfchlag fichtbar wird Den
Wirkungen diefes Uebelflandes ill jetzt dadurch in
fofern abgeholfen als diefe Localitäten nur mehr
Steine u. dgl. Denkmale enthalten, die durch die
Feuchtigkeit nicht leiden.
Minfichtlich der Aufteilung der culturhiftorifchen
und Kunlt-Gcgenftande diefer Sammlung, die im
erflen und theilweife zweiten Stockwerke unterge-
bracht find, gewannen die Herren die Uebcrzcugung,
dafs diefelben im Grofscn und Ganzen cntfprcchcnd
geordnet ift und dafs in ncucflcr Zeit das Moglichftc
gefchicht, um etwaigen bisherigen Mangeln abzuhelfen.
Die Commil'fion hat in Betreff der Aufteilung gefun-
den, dafs diefelbe nach zwei Gefichtspunkten durch-
geführt ift, nämlich als wiffenfchaftlich fyflematifche
und als culturgcfchichtliche Gruppirung. Viel Figen-
thuinlichcs liegt aber in diefer bisher angenommenen
Art der Aufllellung. Fs ill nicht zu leugnen, dafs eine
wiffenfchaftiich-fyÜematifche Aufllellung als das wün-
fchenswerthelle I'riucip für die Anordnung derartiger
Sammlungen erkannt wird. Allein für einen folchcn
Zweck mufs eine Sammhing über eine Reihe hervor-
ragender Kunft-Objccte verfügen, die den Befchauer
felfeln. Diefs ill bei der Salzburger Sammlung nur in
fehr geringem Mafse der Fall; dagegen findet fich
dafelblt fehr viel Mittelgut. Demnach liegt der
Gedanke nahe, diele Objccle mehr als Decorations-
Gcgcnftändc zu verwenden und damit eine Reihe
von, wenngleich mitunter idealifirten und in Bezug auf
die zeitliche Zufammengehorigkeit nicht ganz flrcng
richtigen culturhiftorifchen Gruppenbildern in einer
nach malcrifchcn Principien geordneten fehr wirkungs-
vollen Aufteilung zu entwickeln. Demzufolge wurde
das Salzburger Mufeum eine Statte, die, wenngleich
man nicht gegen die Schattenfeiten diefer hinfichtlich
der dazu verwendeten Gegenstände oft erzwungenen
Anordnung glcichgiltig bleibt, jeder Fremde gern
befucht, für welche die Mehrzahl der Maler fchwarmt
und die fich im weiteften Kreife einer grofscn Beliebt-
heit erfreut. DelVcnungeachtet verftand man es, die
wichtigeren Gegenflande fyftematifch zu ordnen, wie
es bei den antiken Denkmalen der Fall ift, wo man die
romifchen gefondert von den prähiftorifchen, aufteilte,
ferner bei den Waffen, Mufik-Inftrumentcn, Coflümcn,
Schlofserarbcitcn, welche alle für fich ganz bedeutende
Gruppen bilden.
Freilich wohl hatte fchon langt noch in mancher
Beziehung von tlcr malerifchen Anordnung abgegangen
und deren Nachtheil moglicht abgefchwächt werden
können. Allein gerade diefer Unzukömmlichkcit weifs
man in neuerer Zeit abzuhelfen und gibt man fich
Mühe, auch dem fytematifchen Grundfatze noch wei-
teren Spielraum zu gewahren, um einzelne beffere
Gcgcntnndc diefer Aufteilung und zwar in entfpre-
chenderer Rangirung und Placirung zuzuweifen. So
umfafst das Erdgefchofs jetzt die Romertcine u. dgl.
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■3— TT
XLV
bei deren Berichtigung die Uelegirten erkannten,
dafs die lnfchriftcn, Meilcnftcinc und andere römifche
Denkmale vollkommen zweckentfprechend aufgeflellt
find. Bei einigen fanJ fich die Infchrift rtcllenweifc in
der Vertiefung der Huchftaben gefchwärzt, was jedoch
von fehr altem Datum tft. Dagegen bilden die pra-
hiftorifchen und kleinen römifche n Gcgcnftandc bereits
ein für fich abgefchloffenes Ganzes, das im zweiten
Stockwerke im bellen Lichte und in zweckmafsigen
Karten feine Placirung fand.
Weiter ift beabfichtigt und bereits theilweife
ausgeführt, in demfelben Stockwerke Stiche, Holz-
fchnittc, Zeichnungen u. f. w. zur Topographie und
Culturgcfchichte Salzburgs, endlich Gem.dde neuerer
cinheimifcher Meiftcr in Aufllcllung zu bringen. Das
find Anlange fyftcmatifcher Aufftellungcn, welche,
wenn rationell weitergeführt, zu fchonen Kefultatcn
fuhren können.
Die im erften Stockwerke untergebrachten Gegen-
wände des Mittelalters und der KcnailTance find, wie
fchon erwähnt, nach verfchiedenen Eintheilungsgrün-
den geordnet.
So entftanden die Waffcnhallc, das Mufikzimmcr
u. f. w., in welchen die Gegcnflande ~- die gothifehe
Halle, des Renaiffance-Zimmer, wo die Zeiten mafs-
gebcinl waren Schon die Anwendung diefer ver-
fchiedenen Eintheilungsgrunde deutet darauf hin, dafs
die gefummten Ausftelhmgs-Übjeclc nicht unter einem
Gefichtspunktc in das decorative Syftem einzureihen
waren, und diefe Thatfache gibt einen Fingerzeig, dafs
nach und nach einzelne Objekte die ihnen gebührende
wiffenfehaftliche Stellung und Claflirting doch noch
erlangen können. So empfiehlt fich hinfichtlich des
Halleiner Altarwerkcs eine der Bedeutung des Kunft-
werkes entfpreefaendere Aufftellung, namentlich in
einem Kaume mit vollem Lichte und in einer gefchütz-
ten aber doch folchen Aufftcllung, dafs auch die
Betrachtung der Rückfeite der Altai -Flügel mit ent-
fprechendem Lichte ermöglicht w ird, was, da die Flügel
drehbar find, leicht erreicht werden kann.
Aus dem Berichte der Fxperten hat die Central-
Commilfion die Leberzeugung gewonnen, dafs der
dermalige Zuftand des Salzburger Mufeums fowic der
Einflufs der derzeitigen Mufeal-Verwaltung, ein im
hohem Grade zufriedenftellendcr ift.
22. Laut Berieht des Confervators 7><i//> hat die
Gemeinde Brunn gleich bei Einführung der Volks-
küche vor einigen Jahren die Lbicationcn im erften
Stocke des alten hillorifchen Landhaufes am Domini-
cancrplatzc diefer Anltalt überwiesen, obgleich die
ebenerdigen Räume hiezu viel praktifchcr gedient
hatten. Dadurch ift ein intereffantes Frtseo-Gemalde
vermöge Einwirkung des Dunftcs ganz zu Grunde
gegangen und w urde heuer übertüncht.
Der jetzige Burgermeifter, Statthaltcreirath Dr.
Guftav Winter/toller, welcher für Erhaltung altertüm-
licher Kunftgegenftande lehr forglam ift, bedauerte
diefen Verfall fehr, da die Location der Volksküche
noch viele Jahre vor feiner Amtswirkfarnkeit beftimmt
ward, aber Gefchehcnes ift nicht mehr zu andern.
Auch unter dem verdorbenen Bürgermeifler Ritter
van der Stra/s konnte wegen Schonung des Frcsco-
Gemaldes leider keine Abhilfe mehr gefchaffen w eiden.
vm N. F.
Das Plafond-Gcmaldc war das einzige Bild in fo
grofser Darftellung. welches uns den mährifchen
Landtag unter Vorfitz des Monarchen als Markgrafen
Mahrens präfentirt Schon 1858 war die Malerei etwas
gebleicht und die Soldaten der Monturs-Commiffion
(das Gebäude benützte wie bekannt früher das k. k
MiliUir-Ärar] hatten den Rittern recht martialifch die
Schnurr- und Zwickelbarte aufgefricht, aber trotzdem
war die Malerei noch fehr gut erhalten und lebendig
wahr.
Der Künftler, welcher dies Frcsco-Gcmalde an
der Decke des kleineren Landtags refpective Gcrichts-
faales im Jahre 1720 ausführte, war Daniel le Gran. Es
ift derfclbc Meifter, der die wunderfchöne Malerei auf
der Decke des grofsen Landtagsfaales in demfelben
Hanfe anfertigte, und H. Cajt. /vi«// hat hiezu die Deco-
ration der architektonifchen Umrahmung und Lcffenen
in effektvoller Pcrfpcttivc ausgeführt, dagegen die
Wandmalerei mit den Regentcnftatucn bis auf Karl VI.
entweder von Franz Egflein oder Johann litgens 1732
(lammt. Diefes prachtvolle Deckengemälde Grans ift
bis dato vollkommen erhalten und nur die mittelmäfsigc
Malerei an den Scitcnwandcn fchon verdorben.
Die Darftellung des jetzt vertünchten Frcsco-
Gemnldcs war folgende:
Auf einem dreiftufigen Throne fitzt der Mark-
graf von Mahren (wahrfcheinlich Kaifer Karl VI.) in der
damals hcrrfchcndcn fpani fchen Hoftracht. Die Farbe
feiner Kleidung ift fehwarzer Sammt, der Mantel roth-
feiden. das Barett mit wallenden Federn. Der Orden
des goldenen Vlicfses hangt an einem blauen Bande
ihm um den Hals, der mit einer Spitzenkraufc geziert
ift. Er weift mit der Hand zu feiner Rechten auf den
Landeskämmerer, der in aufrechter Stellung in ge-
kreuzten Händen das grofsc Rcichsfchwert cntblöfst
aufwärts halt.
An einem kleinen Tifche zu feiner Linken ruhen
die Kail'erkronc und der Markgrafenhut. In dem durch
ein gelbes fubtiles gebogenes Stabgittcr verfchränk-
ten kaume fitzen auf einer ebenfalls rothfammtenen
Bank, rechts der hohe Kirchcnfurft von Olmüz, der
Landeshauptmann und drei Perfoncn vom Herrcn-
ftande. Zwei Andere ftehen darneben. Linker Hand
erfieht man eine Gruppe von 12 Herren, davon Einer
an die Stufen des Thrones tretend, fein Anliegen voll
Devotion vorbringt. Ein Page trägt ihm das Barett auf
einem rothen Polfter nach. In weiterer Folge erfchei-
ncn noch ein Maltefer-Ritter und vier andere Cavaliere.
In der linken Ecke des Bildes ift die Tribüne der
Scriptoren, der Erfte lObcr-Landcsfchreiber) lieft die
Sentenzen vor, wahrend der Andere (Unter-Land
(chreiberi die Feder in der Hand haltend, aufmerkfam
zuhorcht. Ganz im Vordergründe zieht fich eine Bar-
riere der Lange nach, welche den Raum für die
Abgeordneten der andern Stände einfchliefst,
23. Urkundliche Beitrage zur Gefchichte des ehe-
maligen grojsen filbernen Sarges für die Reliquie des
heil. Leopold in Kloßerneuburg. (X.)
1551. 24. December
Vnnfern gruefs zuuor. Lieber Paungarttner. Als
wir Euch wie jr jungifft hie gewefen, von wegen ver-
klaidung oder vcrguldung, des Silbren Sand-Leopolds
Sarch den jr macht difen bfchaid gegeben daz wir Euch
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XLVT
mit dem fürdcrlichifftcn aigcnntlich wificn laden woltct,
wie Irs damit halten folt Darauf zaigen wir Euch hic-
mit an. Daz wir der Ro Khu. Mt. vnnferm allergnedi-
giften Herrn die viererlay vifier, der zwelf Toten, auf
welcher ainc, Jr vermaint, daz berürte verkhlaidung
befchchen möcht, zuerfehen furg e tragen, daraus Seiner
Khu. Mt. die viert Vifier, der verkhlaidung oder ver-
guldens mit welcher daz gmal Sannt Pettera Pildnus
an jm Selbft, aveh oberhalb am Gfymbs, vnnd vnder-
halb am Fucfs ftelln, geziert vnnd vifier! irt, gnedigift
gfallen. allain daz die ain fcytten, des Fuefs ftoKn, fo
in derfclhcn Vifier nit verclaydt ift. allermaffcn, wie
die ann der feytten am Fuefs llolln vcrclaidt vnntl
vergult fol werden, damit es ficli am Gfymbs vnnd
Fucfs ftolln, zu bayden feytten. oben vnntl vnndten,
auch in der Mytt, vnd alfo allenthalben ordenlich gegen
cinannder fchikh vnd vergleich, wie Euch dann, annt-
wurttcr dits brieffe, fo hoch gedachter Khu. Mt.
gfehwornner Camer pot irt, die viiier fürbringen, vnnd
munndlich glcichmefsigcn bericht thuen wirdt.
Zu folcher vorgemelter verclaidung fchikhen wir
Euch bey Imc dem Camer potn zwainzig doppelt und
fechezig ainfehichtig gold Ducatn die wiffl von jm
zuemphahen vnnd jme dagegen liierinnligendc Ouitung
an den viezdomb hiewic jr vernemen werdt zuferttigen,
auch die völlig aufsmachung Bedachts Sarchs, fouil
muglich, zufurdern, vnd vnns, Ate pald, vnd zu was
Zeit Jr Euch verfocht, damit gar ferttig zuwerden, bey
difem Camer Potcn zuberichten.
Dabey wellen wir Euch nit verhalten, daz dj Khu.
Mt. djzway gülden Khrcyczl IIb der Hrobft vonClofrtcr-
neunburg, zu berurtem Sarch dargegcben'i auch zu-
gebrauchen vnd avf bayde obere ortter, des Sarchs
/urteilen bcuohlcn hat die miigen vnnfers achtens wol
hie, wann der Sarch fonnft allerdings ferttig vnd her-
gebracht wirdt, avf den Sarch gemacht werden, dann
wir bforgt, diwcyl, Sy fubtyl feinn, dz Sy nit etwo am
Reytten vnnd fuern oderfonnrt zerbrochen wurden
So wil auch Sein Khu Mt. gar khainen Stain im
Sarch haben. Darnach Jr Euch nun zurichten wifll.
Geben zu Wienn am 24. tag Deccmbris im ;i. lar.
Von der Niderortcrreichifchcn Camer.
An Mcrtn Pawngatttncr Burger
vnnd Golfchmtd zu Olmüncz.
Abfehrift l'apier.
Jnuentary defs Sarchs Sannd Leopolten oder defs
Silbers fo darzue geherig, fambt dem Golld.
1552. 14, Juli.
Vnnfcr diennft zuuor Furfichtig Erfam vnnd Weift
lieben freunndt. Wir feinn bericht worden das wcyl-
lennd Mert I'aungartner Hurger und Goldfchmid zu
Olmüncz nit langl! Tods vcrfchicdcn fey, dieucyl Euch
dann willen, wafmalfcn jm aus Dcveleh der AV. Kit Mt.
vnnj'er allergnedigi/le Herrn hiettor ein fvlbrer Sitreh
sumachen durch vnns tingedingt, vnnd bemdlun Word, n,
vnd wir aber nit wilTen ob dctl'clb nun fertig oder nit,
vnnd wie es darumben ein gftalt hat. So haben wir
demnach die Erbern weifen Gregorien Parbach vnnd
Mcrtn Papierer Goldfchmid bayde Hurger hie zu Wienn
hiemit dafelbltliin gen Olmüncz zu Euch auch gedacht*
Paungartners gclafsne Wittyb vnnd Erben oder der-
felben verordentc Gerhaben abgeferttigt, Sich gflalt
aller fachen vlciflig zuerkhiincügen, vnnd den Sarch
zuerfehen vnnd merers nach gclegcnhait, wie Sy di
fach befanden zuhanndln. Irt demnach in namen Hoch
gedachter Ku. Mt. vnnfern für vnns Selbfl vnnfer
freunndtlich erfuechen, jr wellet gedachtn vnnfern
Gfanndtcn auf jr anezaigen volmechtigen glauben
geben, jnen auch wo Es dj notdurfft eruordern vnnd
Sy Euch darumben erfuechen wurden gnctwilligc hilf,
Rai vnnd furderung erzaigen. Daran thuet jr der Ku.
Mt gnedigs vnnd vnns freunndtUchs gfallen. Darneben
was Euch lieb irt. Datum Wienn am vicr/ehennden tag
July im zway vnnd funfzigirten Jar.
Von der Niderortcrreichifchcn C amer
An Hurgermairter Richter vnd
Rat der Stat Olmüncz.
1552. 26. Juli
Vermerkht die Auffzaichnus dehs Silbers gemacht
vnnd vngemacht, fo Sanndt I.eopolts Sarch betreffunt
welicher wcyllennt Mcrttcn Haumgatner zu Olmütz.
\uv. der Nider Ollerreychifchen Cammei zumachen
an gedingt gewefen wie volgt,
Erfllichen 32 Plctter fo an die ftatt gemacht fein
auflerhalb der gamelierten Scheyblein welicher 16. fein
müeffcn, mer 16. Platl fo gefchniden vnnd gefchmeltzt
müelTen werden wegen 28, Marek, 7 I.ot, 1. quint.
Mer 48. Stuckh obere vnnd vnndere Gefimbs
fambt den Cohmna 16 weliches noch nit an die Hat
verfoubert i(l vnnd ettlich ding aufs zu ftechen ift
wegen 52. Marek.
Mer 16 Plcttcr fo zu den Apportln vnnd anndem
vier Pilltern gehorn vnnder welichen fechs Apportln
fchlccht jn den polten gellellt fein wegen 34. M=irck,
Ii. Loth, 2. quint,
Mer 4. Plettcr, fo zu den Tach des Sarchs gehörig
woliehe nuer fchlecht hinaus gefehlagen fein worden
wegen 25 Marek, 2. Lot.
Mer ain Zain Silber wigt 9. Marek, 11. Lott hellt
ain Marek fein 1;. Lott, 5 quint. thuett werckh Silber
zu iv Lotthcn 10 Marek. 2. Lot, 2. quint. 3. denar.
Mer drey Zain Silber, fo abfeylach gewefrt, zu-
famen goffen irt worden wigt 10. Marek, 8. Loth.
2 quint helttt March fein 14. Lott, !. quint., 2. denar,
thuett fein 9. Mack, 7 lott. 1. quint., 2. denar. Solichcs
fein Silber zu werckh Silber gemacht zu 15. Lott holl-
ttunt thuet 10. Marek. 1. Loth, i. quintl., 3, denar.
Mer Silbrein abfehrotten wegen 14/ Marek,
15. Lott, 2 quintl.
Summa facit gemachtt vnndt vngemacht Silber zu
15. Loth wigtt 175. Marek, 8. Loth. 1. quint., 2. denar.
Noch wiert die Frau Wittib l'aumbgartncrin die
fy, nach dato jn 14 Tagen daz irt den errten Augully
bewilliget vnd zuegefagt den Refft Silbers zuerlegcn
vnndt errtatten 24. Marek, 7. Lott, 2. quint-, 2. denar.
Silbers fo verhannden 175. Mack, 8. Loth. 1. quint.,
denar.
Der Resrt thuett noch 2 \. Marek, 7. Loth, 2. quint ,
2 denar, Sumarum 200 Mack.
Auch fein darzue verhannden 200 Ducaten
Gregor Parhach.
Mcrte Papicrcrn.
Aufzeichnungen von Camcjina.
- <.•-<.• <.-x?.-<,-e--
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XL VII
Aus Nieder-Oefterreich.
Von y&h&tui jYswd/t/
ß*y=r!HNEK der intcrclTantcften Orte im ehemaligen
□ Ficn Viertel «unter dem Manhartsberge" ift die
BiSSÜ jüngrte Stadt Nieder-Oefterreichs, Mijhlback.
Einll der Hauptort eines ziemlich ausgedehnten
Verkehrsgebietes, welches fich an den beiden, allerdings
nicht erheblichen, hier aber überaus wichtigen Wafler-
läufen: der Zaya und der Miflel auabreitet«, befitzt
er fclbll heute noch in wirthfehaftlicher Beziehung
eine gewilTe Bedeutung. Das bewegte Leben und
Treiben an den hiefigen Markttagen, namentlich bei
Gelegenheit des befonders zahlreich befuchten Michaeli-
Marktes gibt ein, wenn auch dermalen gegen früher
bereits vcrblafstcs Bild der einlüden Wichtigkeit
Miftclbachs als wirthfehaftlichen Ccntralpunktcs eines
mit Naturproducten gefegneten Gebietes.
Der Bcftand einer Anfiedlung an jenem Orte wo
heute Minelbach vorkommt, reicht weit in die vor-
ehriftliche Zeit hinauf. An der Nordfeite der auf einer
mafsigen Erhöhung gelegenen Kirche, und von der
Fricdholmauer nur durch eine wallgrabenförmige
Vertiefung getrennt, befindet fich ein vierfeitiger
Tumulus, delTcn Plateau von Nord nach Sud öo, von
( )ft nach Well 50 Schritte mifst. Es feheint jedoch,
dafs fich der Tumulus einft über die ganze, dermalen
durch den Friedhof eingenommene Flache ausdehnte,
un.l das erwähnte Viereck lediglich ein Vorplatz der
hoher gelegenen grofsern Anlage war.
Wie folches im Mittelalter bei vielen Friedhofen
ftattfand, war auch der zu Miftelbach, wie dies durch
mehrere noch vorhandene Schufslucken beftatiget
wird, zur Vertheidigung eingerichtet. Bei der Herilel-
lung der Friedhofmaucr hat man an der Seite des
oben erwähnten Viereckes eine wallgrabenartige Ver-
tiefung hergeflellt, wodurch dasfelbc von der eigent-
lichen grofsen Tumulus-Anlagc getrennt wurde.
Der Ort Mißelbach und das nach demfelben ge-
nannte Gcfchlecht finden wir fehr zeitlich erwähnt,
und dafs dort auch eine Burg oder Fcftc bcftand,
wird nachgewiefen durch dcnDienft-Revers ddo. Wien,
22. April 1330, mit welchem Marchart von Mijlelbach
den Herzogen Albrecht II. und Otto zufagt. dafs er
ihnen, weil fic ihm die Fejle zu Mijltlbach wieder
gegeben und auf alle Anfpruche an das Haus zu
Wulfleinsdorf verzichtet haben, aufscrhalb des Landes
mit IO Helmen, inner Landes mit 50 Mann (25 Helmen
und 25 Schützen) durch vier Jahre, vom künftigen
Georgstag an, dienen werde. 1 Diefc Fcftc ifl fpurlos
verfchwunden und es ifl heute eine fchwer zu lofende
Aufgabe, den einlligen Standort dcrfclben mit einiger
Verlafslichkeitnachzuwcifcn. Die Tradition bezeichnet
diesfalls den oben erwähnten vierfeitigen Tumulus als
Ocrtlichkeit, wo einll eine Burg ftand. Nachdem fich
jedoch auf dem Tumulus - Plateau keine Rcflc von
Grundmauerwerk vorfinden, auch der Kaum viel zu
hel'chrankt irt, um fclbll den Bcltand einer llolzburg
• iMhasunkjr, III IU.U R„. n.. uj.
VIII. N. K.
auf demfelben als möglich oder wahrscheinlich
annehmen zu können, fo entfallt für diefc Tradition
wohl jede nur etwas verläfsliche thatfachliche Grund-
lage. Wohl aber lalTcn fich mehrere Umrtändc geltend
machen, welche dafür fprechen, dafs die Feße Mijltl-
bach einft dort ftand, wo fich dermalen die Pfarrkirche
befindet. Diefe wurde, wie die an dcrfclben ange-
brachten Jahrzahlen erkennen laffcn, in den Jahren
1502 und 1503 erbaut. Die Richtigkeit diefer Zeitan-
gabe wird durch die Bauformen aufscr allen Zweifel
gcftcllt. Der Thurm, wenn auch nicht nach feiner
ganzen dcrmaligcn Hohe, und mehrere an dcnfclbcn
anftofsende Baubeftandthcilc gehörten unverkennbar
einft einer Verteidigungsanlage an, an welche das
Kirchenfchiff angebaut wurde.
Auf einer im Barnabitcn -Collegium zu Miftelbach
befindlichen Abbildung des Kirchenberges fehen wir
neben der dermaligcn Pfarrkirche noch eine sweite
kleinere Kirche, und neben diefer in der Friedhofecke
den runden Karner, die Kuppel dcsfelben bereits mit
der Laterne ausgestattet. Leider fehlt jede Angabe,
wann diefcs Bild angefertiget worden ift. Nun werden
in mäfsiger Entfernung von der Südfeite des Pres-
byteriums der Pfarrkirche, beim Ausheben von
Gräbern. Mauerreftc angetroffen, welche unzweifel-
haft von jener kleineren Kirche Hammen, die wir auf
dem oben erwähnten Bilde dargeftellt finden.
Diefe Umftändc dürften zu dem SchluflTe berech-
tigen, dafs in den Jahren 1502 und 1503 die alte Burg
Miftelbach, in deren Nähe die alte Pfarrkirche vorkam,
abgetragen wurde und der Neubau des Schiffes und
des Prcsbyteriums der dcrmaligcn Pfarrkirche ftatt
fand, wobei der alte Burgthurm und einige daran-
ftofsende Mauerthcile für den Neubau verwendet
wurden. Die alte Kirche blieb vorläufig ftehen, bis fic
endlich eingetretener Baugebrechen wegen ganz
abgetragen wurde.
V on Mißelbach erzählt die Reim-Chronik,' dafs
fich dort nach der welthiftorifchcn Marchfeldfchlacht
(26. Auguft 1278) die beiden Könige Rudoph von Habs-
burg und Ladislaus von Ungarn trennten, letzterer mit
den Ungarn und Rumänen über Marcheck nach Ungarn
zog, wahrend König Rudolph über Laa und Eybcn-
fchütz bis Caslau und Kloftcr Scdlcc bei Kuttenberg
vordrang.
< Arft Srri|.l III BJ . S M 9. Wenn ftoL Araold B.ß.m in ferner fehl
fchiitientwerilicn AMvauuIuuk Uber «Jen Krieg *ui ;Arfhiv für «aeff.
lief hichl*. -- I!':, ü 11s) JilIc A k.> 1 "- '!<" m t hi ...in t im. -il lictum
rM-ieichnel. inilem K»mg Kudulfia Angeblich fihoa in H. Auguft 1178 tu Feld»
Ixrc lUmij LaditUu* au tlerufelbca Tage in Laa Ürkuuileu auigefcrtigct
haben rollen, fo ljfTrn fic», «call auch ille bihlheil Jet ucltclfcrideii Urkunden
an tivb .„.hl hellrilUn wird. .Wb gegen die Omaagau.cn und Ja. DaIuaa
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XLVIII
Miftelbach zahlt unter die alterten Pfarrortc des
Viertels unter dem Manhartsberge. Die Pfarrkirche
und eine Capelle dafelbft finden wir in dein urofsen
Paffauer Klofter- und Kirchen- VcrzeichnifTe (Mon, boic.
28. Bd.. 2 Abth., S. 490 und 4911 aufgeführt. Nachdem
die Zeit der Anfertigung diefcs VcrzeichnifTcs nicht
angegeben ifl, fo erfcheint es von Intercile, dicfelbe
thunlichll fcflzuflcllen. Es möge mir gellattet fein, auf
diefe Unterfuchung einzugehen.
Das Interregnum nach dem am 15. Juni 1246
erfolgten Tode Friedrich des Streitbaren gab Anlafs
zu zahlreichen Eingriffen in den glcichfam herrenlos
gewordenen Babcnberger Befitz. Als Konig Otakar
feine Hcrrfchaft in Ocflcrreich genügend befeftiget
glaubte, llrebte er naturgemäfs dahin, eine mögtichA
vollflandige Kenntnis über den Umfang der von den
früheren Landcsfürflcn befeffenen (iüter, Kenten und
Nutzungen zu erlangen, wobei auch jenen zahlreichen
Fallen ein Augenmerk zugewendet wurde, in denen
von Nachbarn oder ganz fremden Eindringlingen
Eingriffe in diefen Befitz erfolgt waren. Er liefs durch
Abgeordnete die erforderlichen Erhebungen vor-
nehmen, welche auf Grundlage dcrfelben fchr umfang-
reiche Kationarien über jene Guter, Kenten und
Nutzungen verfafsten, die einfl im Bcfitzc der Baben-
berger waren. 1
Einer der gröfsten Lehenherren im Lande und,
wie es feheint, ebenfalls geneigt, die bcftchcndcn
wirren Zuftande zur Erweiterung der Anfprüche feines
Bisthums zu benützen, war der Bifchof von Paffau.
Otto von Lonsdorf (Bifchof von 1254 bis 1265). Er liefs:
iura et priuilegia ecclefiarum (fue) dyoccfis, et, qua
aucloritatc quelibet ecelelia fruatur libertatibus uel
indulgcntiis" aufzeichnen. 1 Diefcs für die Kenntnis
der kirchlichen Zuft.inde und Adminiftration in Oefter-
reich für jene Zeit höchll wichtige Verzeichnis, unter
dem Namen „Lonsdorfcr Codex - bekannt, findet fich
abgedruckt im 28. Band, 2. Abtheilung, Seite 455, u. f.
der Mon. boic. Wahrscheinlich um Widerfprüche klar-
zuflellen, welche zwifchen den Anfprüchcn König
Otakar s und des Bifchofs Otto von Paffau bellanden.*
ordnete Erllerer commiffionelle Erhebungen an.
Otakar forderte ddo. Wien 16. Oftober 1259 den
Bifchof von Paffau zu einer Unterfuchung aller Conven-
tual- und Pfarrkirchen auf und beftimmte von feiner
Seite als Abgeordnete den Pfarrer Gerhard von Wien
und den Konrad von Cakking.* Bei der Benützung
des in Kede flehenden fogenannten „Lonsdorfcr Codex"
darf jedoch ein Umftand nicht überfehen werden. Der-
fclbe enthält nur jene Pfarrkirchen etc., bei denen
Bifchof Otto in irgend einer Kichtung Anfprüche
erhoben hatte. Aus dem Umflandc, dafs Kirchen,
Capellen etc. der Codex nicht erwähnt, darf nicht
gefchloffen werden, dafs fie zur Zeit der Anfertigung
dcsfelben noch gar nicht bcflanden haben.
Ein fchr vervollftändigtcs Verzeichnis der zur
Dioccfe Paffau gehörigen Klofter, Kirchen, Capellen
11. f. w. finden wir in dem bereits erwähnten 28. Band.
1 Kauet Script II. CM S. t.
1 Mu boic ag. Bd > Abth . S. 1.
Ilct Lonadotlcr Codex berechnet rahlrcichc ObjetHe al» Hanauer
Lehe«, deren KKhttljkeil fchr rwdfelhafl ■ -So finden wir, um t.ur «inen »all
hcr»olf»iliebrl«, Hut Seile 481 de* Codex auch de» Schlot» i.iilrn nein aU FaHattet
l.chet» aoKrfi.Kx.hen Au» nie ioer attT die l..-i«;faL tiefte Ii < »Hellen fludien grAutrlra
l.el.hirhte von liuteiiflein Kellt lirrvoi. dal» da» getürmte Schlaft, und der
daruK.eburijr,e Iii r 1 fc lieft iWfiu nicrnata ein Lehen de» Bitthtimc» 1'anTau war.
< Urkit*deiii.u.h von Ober Oe(crr. ich. III I1J, S. Ai.
2. Abtheil., Seite 487 u. f. der Mon. boic. s Es handelt
fich nunmehr um eine thunlichll annähernde Zeilbc-
flimmutig der Anfertigung diefcs VcrzcichnilTcs . zu
welchem Ende zunächfl die Aufzahlung der Collatoren
bei zahlreichen Kirchen in das Auge zu faden ift. In
der Kegel werden allerdings nur die Gcfchtcchtcr,
wie: Puchaimcr, Kkkartsauer, Sunberger, Meiffawer,
Wehinger u. f. w. genannt, allein einen Collator finden
wir genauer bezeichnet, u. zw. Seite 489 bei der Pfarr-
kirche Kuspach minus „dycttel floytt"; Seite 490 bei
der Kirche Wurnitz: „floyt"; endlich Seite 493 bei
der Kirche Storein : „Floyt". Forfchungen nach diefem
Herrn haben Folgendes ergeben: Auf einem Vertrag
Herzogs Leopold IV. mit Konig Sigismund von
Ungarn, ddo. Wien 20. September 1408, finden wir
als Zeugen und Mitlieglcr „Tyebold der Floyt";"
ferner wird derfelbc in der Urkunde ddo. 11 Juli 1412
als Herzog Albrecht'sKammermeifter genannt. 3 Nach-
dem der Name „Tyebold der Floyt" in den Kegeflcn
zu fämmtlichen acht B.inden Lichnowsky nicht mehr
anzutreffen ift, fo darf wohl gefchloffen werden, dafs
„Tyebold der Floyt" und der bei der Kirche „Kufpach
minus" genannte „dycttel floytt" eine und dicfelbe
l'crfon ilt. Das in Kede Hellenden Pfarrverzeichnis
wäre fomit in den crllen Jahrzehnten des 15. Jahrhun-
derts verfafst worden."
Wie oben bereits erwähnt wurde finden wir in
dcmfclben die Pfarrkirche Mißelbach, und als Col-
lator „dominus dux" (damals Herzog Albrccht V.)
aufgezahlt, ferner „Capclla in Millelbach" (unzweifel-
haft die Spitalkirche), jedoch ohne Angabc des
Collators.
Die Bauzeit der dermaligen Pfarrkirche wurde
bereits angegeben. Die erheblichen Unrcgclmafsig-
keiten des Kirchengebäudes find wohl zunächfl dem
Umflandc zuzufchreiben, dafs bei der Herflellung des-
felben die dem Thurme zunächfl gelegenen alten Ver-
teidigungsanlagen dem Neubau einverleibt wurden
Trotzdem im Laufe der Zeit an diefem Bautheil wesent-
liche Acnderungen vorgenommen wurden, konnte der
urfprüngliche Charakter dennoch nicht mehr ganz
verwifcht werden.
Das Presbytcrium ift mit fünf Seiten aus dem
Achteck abgefchlolTen. Die Rippen der gothifchen
Kinwölbung find fchmal und einfach profilirt. Die
Fcnfler find theilweife vermauert, nur von aufsen ill
noch das unfehone Mafswerk, welches einfl den obern
Fcnflcrthcil ausfüllte, wahrzunehmen. An der Nord-
feite iß im Daehgefims eine unförmliche Sculptur.
einen mifsgeformten Mannesrumpf dardellcnd, einge-
mauert, der vielleicht von der alten Burg Millelbach
herftammt. Der Kirchenthurm erhielt durch einen
fpateren Aufbau eine erhebliche Hohe, und nach dem
Brande im Jahre 1834 ein fehr häfsliches Dach.
Im Presbytcrium ift an der Epiflel-Scite ein Grab-
flein aus rothem Marmor, 6 Fufs 6 Zoll hoch, und
* IIa» Pergamenl. Original beiladet lieb im knmgl. bayctiichcn Kcichi-
Atchi«» ru München Wahrend det mchrcrwahnlc Uu»»dor1e, Code« eine
Handfchufl de» 13. Jahihtiiidctt» i» . reift da» Irlr letuah nie Vcrielchlii»
etwa um 151» Jahre fpatare Scbriflaüf c.
■ Ahtfrdruckt heiAVrr, kältet Albreclit II., I. I'd . S. tau. /. 1. A * i-twi t j ,
V Bd., Ken ,040.
' tMMmtmt», V- lld , Rcj. 1 la'.. Auchnoch 14a* «1» Knu| Albrccht» V.
Kammermriller bei IM,„ct, III Bd.. S. B> 4 .
• Nachdem lür die Britto, muna de» Alter» rahlreichel ullermchiftbcr
l'farrcn, Capellen etc., fuwic lui uicnaolu K ilche Korfchunjtell tlbcihaupt der
I. mcd.rlrr Code», f.. wie da» in Rede (leitende Veoetchlll» ».in Tehr erbeb
lieber lledcutttnK lind, dUillr die eingehendere llcf|ilecl,uii|t deifellien cnl
Ichuldtirct weiden.
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XLIX
J Fufs breit, eingemauert, welcher unten in zwei bogen-
förmigen EinfafTungcn zwei nahezu lebensgrofse in
Relief dargeftellte Bruftbildcr zeigt, u. zw. rechts einen
Geiftlichcn, die Hände übereinander gelegt mit etilem
Kofenkranz, links eine alte Frau, in den übereinander
liegenden Händen ein Tuch haltend. Die darüber in
römifchen Lettern angebrachte Infchrift lautet: Sub
hoc faxo requicseit ven: vir.M: Joa: Lambert huius
opp: dcca: cumdul|ci(Ta marc fua Anna Valt zin de
Ditmansdorf filefior . quibus hoc mon . filii et fres
Jacob: et Petrus ss: theol: et jur u DD: moeft: pp:
obierc ipfa a». MDC.VIII mart: aet: LXXXIH: ipfe
MDCII VII: feb.aet: XXXVIII: qorum aiäbus bene
precareviator.
Ein anderer an der Evangclicn-Scitc eingemauerter
Grabftcin zeigt in einer bogenförmigen Umrahmung
das Hild des Gekreuzigten Rechts kniet ein Herr, der
in den gefalteten Händen ein Spruchband mit den
Worten: „Der Herr lebt ewig" halt. Links neben dem
Kreuze fleht ein Wappen. Der fenkrecht gctheiltc
Schild hat rechts einen geflügelten Greif, links einen
Schragbalken mit drei Sternen belegt. Die Hclmzicr
ift ein wachfender geflügelter Greif. Das Ganze ift
eine recht gute Arbeit. Die unterhalb in deutfehen
Lettern angebrachte Dcnkfchrift lautet: ,Hic Khue
Ich armer Khnecht, Erwarttc Gottes Urtl vnd Recht.
Der Menfch lebt nit vom Brod allein fondern von
einem jeglichen Wort dasdurch den mund Gottes geht.
Math. 4. Ich bin jung gewefen und Alt worden hab
noch nie gefehen den gerechten Verlanen oder fein
Samen nach Hrod gehen. Pfal 37 Es ift aber ein grofscr
gewinn wer Gottfelig ift und lafst ungenügen. Den wir
haben nichts in die Welt gebracht darumb offenbar
ift wir werden auch nichts hinaus bringen. Der Edl
Thoman Stern Rum. Kays. Mt. Rath und Diener hat
feinen lieben Vorlten feiigen difs Ep. zu würdigen
gedehtnufs machen lalTen alle Hernach, 1596 " Die
Anficht dafs wir es hier mit einem aus der Proteftan
tenzeit herftammenden Epitaph zu thun haben, durfte
viele Berechtigung befitzen.
Vor dem Haupteingange in die Kirche liegt als
Schwelle ein Grabftein aus rothem Marmor, 5'/, Fufs
lang, 3 Fufs breit. In einem zierlichen Drcipafs findet
fich ein tartfehenfurmiger Schild darin ein Wecken und
eine Bretzen. Die l'mfchrift lautet: Anno dm 1512 ift
geftorbn der Erfam maifter Niclas harperg pekh pur-
ger hie zu miftlwach anno dm 1520 ift geftorbn angnes
fein hawfl'raw den got genedig fey.
Nachft der fud>>ftlichcn Ecke der noch jetzt mit
Schufslucken verfehenen Friedhofmauer fteht ein
runder Karncr mit einer an der Oftfeite angebauten
Halbkreis- Apfis. Weitgehende Umbauten haben den
Charakter diefes BauObjeeles wcfentlich geändert. Der
Eingang zeigt noch an jeder Seite zwei Suulchcn mit
romanifchcnCapit.ilcn, allein die bogige Uebcrwolbung
fehlt und fchliefst an deren Stelle nunmehr ein flacher
Sturz die aus diefem Grunde fehr niedere Thüre ab
Statt des an Bauwerken diefer Art häufig anzutreffenden
fogenannten Rundbogenfriefes. ift dermalen ein Renaif-
fance-Gefims angebracht und zu allem Ueberflufs wurde
auf die Kuppel eine ziemlich hohe Laterne aufgefetzt.
Am Fufse des Kirchenberges fteht das um die
Mitte des 17. Jahrhunderts erbaute ftattliclu- Gebäude
des Barnabiten - Collcgiums. Die Bibliotheksk.iftcn,
fowie die Einrichtung in der Sacriftei der Haus
Capelle find fchone wohlerhaltene Schnitzarbeiten
aus Eichenhulz.
Neben dem Hauptgebäude fteht ein ebenerdiges
Haus, welches vor der Erbauung des erfteren, Bcne-
ficiaten als Wohnung diente. Die Hausthür ift mit
einer reichen gothifchen Verftabung eingerahmt.
Von der oben erwähnten kleinen Spitalkirche fagt
eine in dcrfclben vorhandene Tafel, dafs fie im Jahre
1016 erbaut worden ift. Wenn auch der dermaligc
hochft einfache Bauftand genügende Anhaltspunkte
für eine Prüfung der Richtigkeit diefer Angabe nicht
bietet, fo fteht dennoch das hohe Alter des Miftcl-
bacher Spitalcs aufser Zweifel.
Es bleibt mir nun noch eine, etwa in der erften
Hälfte des 15. Jahrhunderts errichtete, dermalen jedoch
fchon fehr fchadhaftc Denkfaule zu erwähnen. Die
Tradition fagt, dafs in der Nähe derfelben einft das
Hochgericht vorkam.
Sfhlofs uiiii Minoriten- Kloßer su Afparn an der
Zaya. Nicht bald hat ein Gebäudeftand, dem einft eine
gewiiTe Bedeutung nicht abgefprochen werden konnte,
auf mich einen derart verftimmenden Eindruck ge-
macht, wie Schlofs und Klofter zu Afparn an der Zaya.
Durch die Gründung des Minoriten-Klofters (1632}
feitens des Freiherrn Seyfried Chrißoph von Brenner
wurde das Anfehen diefes einflufsreichen Landherrn
und feiner Nachfolger einft fehr erhöht, fowie dem
genannten Klofter durch die unmittelbare Nähe des
Herrenfitzes fo manche Vortheile erwuchfen. So wie
fich eine gewifle Wechfclwirkung zur Zeit der Auf-
nahme fowohl des Hcrrcnfitzcs fowie des Kloftcrs
zwifchen Beiden nicht verkennen läfst, fo gibt fich
diefe Wechfclwirkung nunmehr auch in der Periode
ihres Niederganges kund. Die bei Beiden wahrnehm-
baren Zeichen des Rückganges, ja Verfalles ftimmen
fo durchaus zu der ernften Lehre der Vergänglichkeit,
welche hier glcichfam jeder Stein predigt.
Die an der vordem Schlofsfeite noch vorhan-
denen zwei mächtigen Eckthurme mit ihren malcrifchcn
Vcrthcidigungs Galerien geben Zeugnis von der ein-
fügen Wehrhaftigkeit diefer Burg. Die Zeit der Erbau-
ung meldet ein über der Seitenpforte eingemauerter
Denkftein: „Anno . dmi . m.cccc.xxi. dominus, rein-
pertus. de. wallfe, senior. me fecit" und daneben zwei-
mal das Wappen der Wallfee, die filbemc Qucrbindc
im fehwarzen Felde.
Herr Reinprechl von Wallfee war Herzog
Abbrecht* V. Hnfmcifter und Landeshauptmann in
Ocfterreich ob der Enns; er war eines der hervor-
ragendften Parteihäupter in dem Vormundfchafts-
kriege mit I lerzog Ernft dem Eifernen. Als im Jahre
1410 zu Wien eine peftartige Seuche ausbrach, nahm
der damals noch minderjährige Herzog Albrecht
V. feinen Aufenthalt im Schlöffe Starhemberg bei
Wr.-Ncuftatlt. Die Volljährigkeit dcsfelbcn follte am
24. April 1411 eintreten; trotzdem machten die beiden
Herzoge Leopold IV. und Ernft keine Anftalt zum
Rucktritt von der Vormundfchaft. Da führten Rein-
precht von Wallfee und Leopold von Eckartsau
Albrccht V. von Starhemberg nach Eggenburg, wo
nunmehr die Stände zufammentraten, um darüber zu
beralhen, auf welche Weife dem Herzog Albrccht V.
die Landesregierung zu ubergeben fei. Mittlerweile
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lief die Nachrieht ein, Herzog Leopold IV. fei am
3 Juni 1411 plötzlich geftorben. Er erlag wahrfchcinlich
einem Schlagfluffc in Folge einer Aufwallung des
hochften Zornes über das Vorgehen der Stande; aber
auch Herzog Ernft zeigte fich in hohem Grade auf-
gebracht und verlangte die Fortfetzung der Vormund-
fchaft. Allein die Stande wollten nur von Albrecht V.
als dem rechtmäfsigen Landesherrn hören. Keinprecht
von Wallfee war der Erftc, welcher Einfprachc erhob.
Diefcr Herr (land, wie einfl dem Herzog Leopold, nun
auch dem Herzog Ernft felfenfeft entgegen. Unverzagt
opferte er feine zahlreichen Burgen und Befitzungen,
welche Herzog Ernft mit Krieg überzog, um Herzog
Albrecht das väterliche Erbe zu erhalten. An der
uncrfchutterlichen Treue und Standhaftigkeit diefes
aufscrordentlichen Mannes fcheiterten alle Beftrcbun-
gen der Gegner.
Die drohende Haltung, welche nunmehr auch
Konig Sigismund gegen Ernft den Eifcrncn annahm,
zwang letztern endlich zum Nachgeben. Keinprecht
von Wallfee bekam feine fammtlichcn Befitzungen
zurück. Er ftarb am 2. Juli 1422 und wurde im Klofter
Scyfcnftcin, einer Stiftung feines Haufcs, beigefetzt.
Die im Jahre 1421 erbaute Burg erlitt im Laufe der
Zeiten wefentliche Abänderungen, fo dafs man fagen
darf, dafs das dermaligc Schlofsgcbäude aufser den
beiden Eckthürmcn nur mehr wenige Rcfte des alten
Baues enthält.
An der Hoffeite des Schloffcs find drei Gedenk-
tafeln eingemauert. Auf der einen lefen wir: „Ihre
Exccllcnz Herr Scyfricd Chriftph Breiner, Rytter des <
Gulden Flufs hat die Graffchaft Afpern von Kaifer
Mathias erkaufet Anno M . DC . IUI. a Daneben die
Wappen Breuner und Harrach. Diefc Dcnkfchrift zeigt,
wie wenig vcrlafslich manchmal Angaben find, gegen
deren volle Richtigkeit eigentlich gar kein Zweifel
zulaflig fein folltc. Es mufs in dcrfelben entweder ftatt
Kaifer Mathias Kaifer Rudolph heifsen. oder es ift die
Jahrzahl 1604 unrichtig, denn im Jahre 1604 war
Mathias noch nicht Kaifer, feine Wahl fand erft am
13. Juni 1612 ftatt; auch war er im Jahre 1604 noch
nicht zum Verkaufe von landcsfurftlichen Kammer-
gutem berechtiget. Der zweite Dcnkftcin meldet, dafs
die von den Schweden in Grund ruinirte Graffchaft
Afparn von Seyfried Leonhard Breuner im Jahre 1G51
wieder völlig erhoben wurde. Die dritte Tafel berichtet
über Verwiiftungen durch die Kuruzzcn.
Im Speifcfaal des Schloffcs findet fich an den vier
Wänden eine Doppelreihe von Wappenfchildern, ebenfo
kommen auf den Plafonds mehrerer anderer Zimmer
Wappen vor; eine Sammlung, welche ein hohes heral-
difches IntcreflTc befitzt. Ucbcr das Minoriten-Klofter
zu Afparn a. d. Zaya, d eilen Bauftand fchr im Rück-
gänge begriffen ift, kommt nichts zu berichten.
Wenzendorf. In dem oben erwähnten PalTauer
Pfarrkirchen- und Capellen-Verzeichnis finden wir auf
Seite 490 auch die Kirche zu Wcntzcsdorff und als
Collator den „plebanus in Afparn" 1 eingetragen. Das
gothifchc Prcsbytcrium der kleinen Pfarrkirche ift mit
neben Seiten aus dem Zchncck abgefchloffen. Ein
Schlufsftein der Gewölberippen zeigt ein Jagdhorn,
ein zweiter die Querbinde der Wallfcc. Das Kirchcn-
fchiff ift ein fpatercr Zubau. Die Kirche befitzt eine
vorzuglich fchönc golhifchc Monftranze, 65 Cm. hoch,
20 Cm. breit, aus Silber und 5 Mark 15 Loth fchwer. 1
In der unmittelbaren Nahe der Kirche kommt die
Ruine eines Schloffcs von eigentümlicher Anlage,
etwa aus der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts
dämmend, vor.
Gnadendorf. In dem mehrerwahnten PalTauer
Verzeichnis wird diefe Ortfchaft auf Seite 490 Gnen-
dorff genannt, und ift als der Collator der Pfarrkirche
„Stuchs" eingetragen. Diefe letztere ftcht auf einem
ziemlich ausgedehnten ovalen Tumulus, deffen Umwal-
lung gröfstcntheils noch vorhanden ift. An der innerti
Bufchung desfelben wurde, nach der BcfchafTcnhcit
des Mauerwerkes zu fchlicfscn , fchon im frühem
Mittelalter um den ganzen Friedhof eine fefte und
hohe Mauer hcrgeftellt, welche an der Weftfeite einen
Zugang hatte. Der ganze Platz erhielt dadurch eine
erhebliche Verthcidigungsfahigkcit. Bei den heftigen
Kämpfen welche hier cinft ftattfanden, dürfte auch
die Kirche wiederholt weitgehende Zerftorungen
erlitten haben, deren Spuren heute noch wahrzu-
nehmen find. Das mit fünf Seiten aus dem Achteck
abgefchloffenc Presby terium hat eine einfache gothifchc
Einwölbung. In den Fcnftem fehlt das Maafswerk,
einige find ganz vermauert, kurz der ganze Zuftand
des Gebäudes zeigt, dafs feit langer Zeit nur fo viel
gefchah, um dasfelbe nicht ganzlich zur Ruine verfallen
zu laden.
Gaubitfeh. Die Pfarrkirche Gaubitfeh gehört
unter die alterten und auch heute noch unter die
beftdotirten Pfarren des Viertels unter dem Manharts
berge. Im PalTauer PfarrvcrzeichnilTe ift fic Seite 490
mit dem Namen Gawbachzfch und „dominus Episcopus
patauienfis" als Collator eingetragen. Nur das Prcs-
bytcrium der Kirche gehört in die Bau-Periode der
Gothik, die Erbauung des Schiffes fallt in eine fpäterc,
jene des Thurmcs in die neuefte Zeit. Im Prcsbytcrium
ergibt fich eine Abweichung von der im ganzen Gebiet
üblichen Bauform dadurch, dafs die Gewölberippen
auf Halbfäulcn aufruhen, welche bis zum Bodenpfiafter
herablaufen. Ein neuer Flügel-Altar gereicht der
Kirche zur befondern Zierde. Die Schnitzarbeit ift von
dem Bildhauer Vorhauer, das Altar-Bild, St. Stephan,
von Kefsler in Wien.
Zu erwähnen kommt, dafs an der Nordfeitc der
Kirche ein gothifcher Karner beftand, von dem der-
malen nur noch die Grundfeften wahrzunehmen find.
Auch verdienen drei fogenannte Pcftfäulcn beachtet
zu werden, von denen eine am Schulplatz, die zweite
mitten im Orte, die dritte an der Strafse nach Gnaden-
dorf ftcht. Sie dürften fammtlich aus der zweiten
Hälfte des 15. Jahrhunderts dämmen. Letztere hat
einen tartfehenförmigen Schild, auf dem zwei übers
Kreuz gelegte Sicheln dargcftcllt find.
Fallbach. Pfarrkirche. Eine der intereffanteften
Kirchen in der Umgebung von Staas. Das Minifterialen-
Gcfchlccht gleichen Namens treffen wir bereits im
frühen Mittelalter an; dasfelbe war cinft im Rcichcn-
aucr Thalc begütert. Es geht dies zunächft aus dem
Schiedsfpruche König Friedrich des Schonen, ddo.
Wien, 23. Mai 1317 hervor, womit ein Streit zwifchen
Hadmar dem Stuchs von Trautmannsdorf und Niclas
dem Valbacher, das Haus zu Reichenau und dort
• BefchrielKn und «nfehildel. MfclMtaklM de. WilHI All.rth.«.
Vereine«, IX Bd . S.
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LI
gelegene Grundftücke anbelangend, beendet wurde. 1
Die Valbacher verkauften fpater Theile diefes Befitzcs
an die Herzoge, welche damit das von ihnen geftiftete
Klofter Ncubcrg in Steiermark dotirten. Mit der
Handfeftc ddo. Wien, l Juni 1399, bewilligen die
Herzoge Wilhelm und Albrecht IV., dafs Merten der
Valbacher, Herzog Wilhelm s Kammermeiftcr, in der
Pfarrkirche zu Valbach bei Laa einen Jahrtag ftiftc
und if> Pfdc. Pfennige auf Lehen zu Niederbrunn und
Wetzlcinsdorf anweife.* Von einer Burg welche in
Fallbach oder in der Nahe diefes Ortes beftand, rindet
fich dermalen keine Spur mehr.
Die Pfarrkirche, welche auf Seite 491 des mehr-
erwähnten PafTaucr Pfarrvcrzeichniffes mit dem Namen
Valbach und dem „plebanus in laa" als Collator
eingetragen erfcheint, liegt auf einer Anhohe ober
dem Dorfe Fallbach Sie ift weithin Achtbar; in ihrer
Umgebung zeigen fich die deutlichen Spuren eines
hier cinfl beftandenen Tumuhis.
Durch den Umftand, dafs weder die Kirche noch
der Thurm einen Anwurf erhalten haben, auch noch
die Geruftlocher offen find, hat der ganze Bau ein fehr
altcrthümlichcs Ausfchcn. Im Innern der Kirche, über
dem fpitzbogig abgefchloffencn Kingang in die Sacri-
ftei ficht die Jahrzahl 1483 und ein Steinmetz-Zeichen.
Nachdem jedoch Prcsbytcrium und Kirchenfchiff nicht
gleichzeitig erbaut worden find, fo ftöfst die Beant-
wortung der Frage, ob fich diefc Jahrzahl auf den Bau
des Prcsbytcriums oder des Schiffes bezieht, auf grofsc
Schwierigkeiten. Neben der Sacriftci-Thür befinden fich
zwei kleine Wappcnfchildc eingemauert, jenes rechts
hat die drei Kugeln aus dem Wappen der F.ytzing,
das Schild links hat nebeneinander zwei Mufcheln.
Das Prcsbyterium ift mit fünf Seiten aus dem
Achteck gcfchloffen. Neben dem Hauptfchiff kommt
ein gleichzeitig erbautes fchmaleres Scitcnfchiff vor.
welches von dem Krftcrn durch vier auf drei kraftigen
viereckigen Pfeilern ruhende Bögen getrennt ift, Die
Gewölberippen find zierlich gegliedert, das Rippennetz
ift einfach und lediglich mit Kückficht auf die con-
ftruetiven Bedingungen durchgeführt Der Schlufsftcin
der Einwolbung des Presbytcriums hat eine grofsc
Rofcttc, ein zweiter einen Stern. Im Kirchenfchiff hat
ein Schlufsftein eine fünfblatterigeKofc wie im Wappen
der Trautmansdorf, ein zweiter ein ornamentirtes
Kreuz. Neben dem Seiteneingange befindet fich ein
zierliches gothifches Ornament eingemauert. Der an
der weftlichen Schmalfcite angebrachte Haupteingang
hat einen flachen Klccblattfturz und ift mit Verftabun-
gen umrahmt; ober demfelben kommt ein breites
Spitzbogcnfcnfter vor.
Der achteckige Kirchthurm fleht auf der ftarken
Zwifchcnwand zwifchen Presbyterium und Kirchen-
fchiff, welche Wand noch, wie dies von aufsen zu
fehen ift, mit kräftigen Strebepfeilern verftärkt worden
ift. Der Thurmhelm ift aus Steinen hcrgeftcllt, an den
acht Grathcn find einfache Krabben angebracht. Vier
Seiten des Thurmhclmcs haben erkerformige Fcnfter,
in jenem, welches dem Orte zugekehrt ift. befindet fich
nunmehr eine Uhr.
Neben der Kirche, und zwar an der Südfeite, ftand
einft ein runder Karncr. Das durch den Abbruch
1 UMb 111 M, R'i N'. 4*4-
: Archi» lu Al>»rn *i> iltt
desfelben gewonnene Material, fowie das Maafswcrk
der Kirchcnfenftcr wurden zur Hcrftcllung der Fried-
hofmauer verwendet, wie folches durch die zahlreichen
eingemauerten vcrfchicdencn Wcrkftucke dargethan
wird. Wahrfcheinlich hat man nach einem feindlichen
Ueberfall, der auch an der Kirche Vcrwtiftungcn
zuruckliefs, das aus den Fcnftcrn ausgefchlagene
Maafswcrk in dicfelbcn nicht mehr eingefetzt, fondern
zur Wiedererrichtung der eingebrochenen Friedhof-
mauer benützt. Im Innern der Kirche befindet fich ein
aus Holz gefchnitzter Chriftus am Kreuze, eine gute
Arbeit aus der erften Hälfte des 16. Jahrhunderts.
Grafenfulz, die Pfarrkirche. So viel mir bekannt,
war diefe Kirche bisher noch nicht Gegenftand einer
archaologifchen Mitthcilung. Sie wird im Paffaucr
Pfarrverzcichniffe S. 490 „Grefenhultz" genannt, und
als Collator erfcheint „Walfcc" eingetragen. (Unzwei-
felhaft der oben genannte Reinprccht von Wallfcc, der
damalige Bcfitzcr von Afparn an der Zaya. Die Guts
inhabung von Afparn ift dermalen noch Patron der
Pfarre Grafenfulz.)
Das durch eine glatte Wand abgcfchloffene Pres-
byterium ift romanifch. Im Innern tragen vier kraftige,
mit einem Rundftab verzierte Rippen das Gcwulbc.
Der Schlufsftcin zeigt eine einfache Rofcttc. Die
Rippen ruhen auf ziemlich ftark hervortretenden Con-
folen. Kin'kleincs kreisrundes Fcnfter an der Rück-
wand ift dermalen vermauert.
An der Südfeite des Presbytcriums, nur wenige
Fufs von demfelben entfernt, fteht ein runder Karner,
wie das erfterc eingewölbt. Er wurde dadurch als
Sacriftci adaptirt, dafs man ihn zum Theil in ein kleines
Seitenfchiff einbezog, wodurch er wie eine Apfis diefes
Zubaues ausficht. An der füdöftlichcnFcke des Schiffes
ficht der unförmliche Thurm, oben mit fchmalcn ge-
kuppelten Fenftern und an jeder Ecke mit einer
abgerundeten Zinne verfehen. Der Thurmhelm befteht
aus einer aus Steinen hcrgcllellten achteckigen Pyra-
mide. In der Thurmhallc fteht ein aus rothem Marmor
angefertigter Taufftein, von gleicher Arbeit ift das
Weihbrunnbecken. Beide haben auf einem tartfehen-
förmigen Schild ein Steinmctz-Zdchcn. Sic dürften
aus dem Ende des 15. Jahrhunderts [lammen. Ober
dem Thurmthor ift eine Steinplatte eingemauert,
deren Infchrift jedoch nicht mehr zu entziffern ift.
Wie die Kirche zu Grafenfulz heute noch befteht,
dürften im 13. und 14. Jahrhundert viele Kirchen des
Manharts-Gcbictes ausgefchen haben.
Pirßcmiorf. Eine kleine dermalen in die Pfarre
Nicderleifs gehörige Filial Kirche, welche auf S. 490
des ofterwahnten Paffauer Verzeichnilles unter dem
Namen „Fitzcndorff*, jedoch ohne Angabc des Colla-
tors, eingetragen ift.
An der Aufsenfeitc lauft um das ganze Pres-
byterium, welches dreifeitig abgcfchloficn ift, ein fehr
zierlich ausgefertigter fogenannter Rundbogcnfrics
herum. An jeder der vier Ecken befindet fich eine
fchmale runde Säule, welche den genannten Fries
durchfehneidet und unterm Dache ein kleines Capital
befitzt. An drei Ecken werden diefe Saulchcn zum
Theile durch Strebepfeiler verdeckt, welche fpater zur
Verftarkung des Baues angebracht wurden. Die langen
fowohl von innen als nach aufsen fehr ftark zuge-
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LH
fchmicgtcn Kcnfter haben fchmale Lichtoffnungcn und
find rundbogig überwölbt.
Im Innern des Prcsbyteriums tragen kräftige,
jedoch einfach profilirte kippen die Kinwulbung, der
Schlufsftein zeigt eine Rofctte.
Wie aus den unter dem Dache noch wahrnehm-
baren alten Baurcftcn zu erfehen ift, wurde an das
romanifche Presbyterium fpatcr ein kleines gothifch
cingcwolbtcs Schiff angebaut. Ucber das Kirchlein
durften im Laufe der Zeiten wiederholt Verwüstungen
hereingebrochen fein, bei einer dcrfelben ftürzte
wahrfcheinlich das Gewölbe des Schiffes ein. Hei der
Wiederherstellung fuchte man fich auf die einfachfte
Weife zu behelfen, man trug die Mauern des Schiffes
bis zur Hohe des Prcsbyteriums ab, an die Stelle der
grufseren gotlüfchcn traten einfache Fenfter , und
fchliefslich gab man dem ganzen Räume eine flache
Decke. Ucber dem Presbyterium fteht als Dachreiter
ein kleiner hölzerner Thurm.
An der Sudfeite des Kirchlcins, nur wenige Kufs
von demfelben entfernt, fteht ein runder Karncr.
welchen man dadurch als Sacriftci adaptirtc, dafs man
ihn durch einen kurzen Gang mit dem Presbyterium
in Verbindung brachte. Von aufsen fehlt an der Kckc
nächft dem Karner der Strebepfeiler; hier lauft die
oben erwähnte fchmale Säule bis an die Grundmauer
herab.
Bei dem Kirchlcin zu Pirftcndorf verdient noch
ein Umftand Beachtung. Dasfelbc fteht auf einem
mäfsig hohen, aus dem umgebenden Terrain heraus
tretenden Löfshügcl. In jüngfter Zeit wurde derfelbe
an der Rückfeite des Kirchlcins etwa 8 Kufs von dem-
felben entfernt, aufgegraben. Da zeigte fich 6 bis 10
Zoll unter der Bodenoberfluchc eine 2 bis 3 Zoll breite
Schichte Brandrcftc von Afche und Kohlen. Aufgra-
bungen ergeben, dafs diefc Schichte bis an die Kirchen-
mauer reicht und dort nur fo weit unterbrochen ift, als
durch den Kinbau der Grundfcften unvermeidlich war.
Dicfe Brandfchichte war fomit auf dem Hügel vor-
handen, che das dcrmalige Kirchlein auf demfelben
erbaut wurde. Ks wurde daher entweder ein vordem
hier geftandenes Holzgcbäudc durch Feuer zcrftc.rt,
vielleicht das frühere hölzerne Kirchlein, oder es befand
fich auf diefem llugcl eine heidtüfehe Cultusftatte, und
die Afche und Kohlenfchichtc find die Reite einftiger
Brandopfer.
Giovanni Battifta Fontana.
Von Dr Altxrt llg.
lyj^MIS auf die jungften Tage hatte man von den
B fojj Werken Giovanni Battifta Fontana's kaum
H«fc543 andere Kenntnis, als was durch die in liartfch's
peintre-graveur verzeichnete Reihe von 68 Stichen
und durch das berühmte Prachtwerk der Ambrafer-
Ruftungen bekannt worden war. Unter jenen 68 Stichen
ift aber viel Ungleichartiges, find nur vier als eigen-
händige Schnitte des Meifters bezeichnet, andere als
feine Krfindung, Auf einigen nennt fich 1560 Nicolaus
Nelli Formis, der in Venedig lebte und dort auch
einen Verlag betrieb, als Stecher. Schon aus diefen
Quellen ging zwar hervor, dafs der Künftler feine
Dienfte dem Oeftcrrcichifchen Krzhaufe geliehen habe,
denn nicht nur letztgenannte Folge des Hcklenbuches,
fondern auch die bei Bartfeh unter den Nr. 24 — 30 bc
fchriebene Suite aus der Gcfchichte des Romulus und
Kemus find dem Erzherzoge Ferdinand von Tyrol
dedicirt , fowic auch einzelnen alteren Kunftfclirift
ftellcrn fein Zusammenhang mit diefem kunftfinnigen
I laufe mehr oder weniger bewufst erfcheint. Frft die
neueften Krgcbniffc aber, welche gelegentlich der
Umgestaltungen der Sammlungen im kaif. Schloil'e
Ambras in den Jahren 1880— 1881 zu Tage traten
fowie daran geknüpfte weitere Unterfuchungen haben
über Kontana's Schaffen ein etwas helleres Licht auf-
gedeckt, worüber ich hier im Kolgenden berichte.
Giovanni Battifta Kontana ift als Maler, alsStecher
und als Zeichner für den Kupfcrftich in der Kunft-
gefchichte bekannt. Als fein Geburtsort wird in einigen
Büchern Ala in Südtyrol, in anderen aber Verona
angegeben, eine Differenz, die ich nicht definitiv bei-
zulegen im Stande bin. Auf dem Stiche bei Bartfeh 18
nennt er fich felbft zwar Joannes Baptifta Fontanus
Veronenfis, und auf dem des Calvarienbcrgcs: vero-
ncn. piftor, doch konnte folches wohl auch nur von
feinem dauernderen Aufenthalte gemeint fein, welcher
die Stadt an der Adige eine Zeitlang wohl gewefen
fein kann Auch über das Geburtsjahr lafst fich nichts
Sicheres beibringen. Die früheften Daten auf feinen
Blattern find aus den Fünfziger-Jahren, fein Tod fallt
in das Jahr 1587, jene Stiche zeigen ihn fchon als fer-
tigen Meiftcr. man dürfte fomit nicht allzuweit fehl-
greifen, wenn man feine Geburt beiläufig um 1520 — 30
anfetzte. Füefsly K fagt. er fei zu Verona um 1524
geboren.
Sclbftverftandlich gehört der Künftler zur Schule
Venedigs. Tizian hatte gewifs Einfiufs auf ihn, den
Petrus Martyr, den Triumph der Religion, eine Andro-
meda und eine Diana hat er nach dem grofsen Maler
geftochen Weiters ftach er die Krcuztragung nach
Dom. Compagnola. Aber es feheint aus einigen
Figuren feines 1 lauptwerkes, des im Folgenden zu
beschreibenden Plafonds in Ambras, hervorzugehen,
dafs auch das Colorit Vcroncfc's Gegcnftand feiner
Studien gewefen fein mag Bernaseoni hält ihn für
einen Schüler des Giovanni Francesco Carotto, eine
Anficht, welcher ich nicht beipflichten mochte. Diefer
Veronefifche Künftler, deffen Lebenszeit um 1470 bis
1546 angegeben wird, ging aus Mantcgna's Schule
hervor, neigt jedoch mehr zu der Richtung Lionardo s
hin, zeichnet fich durch ein warmes Colorit aus, liebt
aber harte Contouren. All' dies lieht im Gegenfatz zu
der Weife Fontanas, dclfcn Formen von jeglicher
altertümlichen Strenge weit entfernt, deffen Karbcn-
Scala keine befonders weiche zu nennen ift.
< Kuutlci-Uiikon. WMlhltt»
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LIII
Um das Jahr 1570 fcheint der Meiftcr in die
Dienftc Erzherzogs Ferdinand getreten zu fein, viel-
leicht etwas fpater. Seine Berufung wird wohl mit der
anfehnlichen Kunftbcwcgung und Beflrebung im 7m-
fammenhang flehen, zu welcher die Umbauten in
Ambras, befonders aber die Errichtung und Aus-
fchmückung des „grofsen-, fpater, ich weifs nicht aus
welchem Grunde „Spanischer" genannten Saales An-
lals gaben. Nachdem Ferdinand das Schlofs 1563 von
feinem kaifcrlichcn Vater als Gcfchcnk erhalten hatte,
begann er fofort die Vergrofserung und Ausfchmückung
des für eine furftlichc Behaufung zu ungeraumigen und
zu kunftlofen Gebäudes. Das alte llochfchlofs erhielt
ein drittes Stockwerk, wie die Jahreszahl 1566 über
den dortigen Thürcn beweifen , die Badllube wurde
1567 eingerichtet, an den Tractcn des Untcrfchlol'fes,
welche die immer mehr anwachfenden Waffen- und
Kuuflfammhingcn, Bibliothek und Antiquarium, St alle,
Beamtenwohnungen zu beherbergen hatten, baute man
bis 1589, endlich w urde der berühmte Spanifchc Saal
1570—71 fertig. Ich unterlaffe es, auf die Schilderung
diefes l'rachtraumes hier einzugehen und bitte den
Eefer diesbezüglich die bezüglichen Archiv-Forfchun-
gen Dr. David SthonJirrrs zu Käthe zu ziehen, welche
derfelbc in dem Auffatze „der Spanifchc Saal in Ambras
und feine Meiftcr" | Wiener Abendpoll 1879NT. 179 —181)
niedergelegt hat. Durch diefc fchr wichtige Arbeil
lind wir über die am Werke beschäftigten Künfllcr
unterrichtet. Eine Anfchauung des Baues in feinem
Inneren bietet — fammt Detail- Aufnahmen — das
übrigens gar nicht zu lobende Fhotographienwerk : Dr.
J. Stockbauer, das k. k. Schlofs Ambras bei Innsbruck
in Tyrol, Nürnberg 1880, f., endlich werden zahlreiche
weitere Beitrage in dem foeben erfchienenen Werk-
chen: „Das k. k. Schlofs Ambras - zu finden fein, in
welcher Schrift Autor diefes im Vereine mit Herrn
Wendelin Hocluim. Cuftos der D. Gruppe an den kunft-
hirtorifchen Sammlungen des A.II. Kaiferhaufcs, diefes
altehrwurdige Gebäude fammt feinen 1881 dafclbft
neuaufgcflellten Kunftfchatzcn im Auftrage des hohen
k. k. Oberfthofmciftcramtcs beschreiben,
Ich fetze fumit, um nicht allzuumflandlich zu
werden , alles bisher bekannte Wiffenswerthe über
den grofsen Saal voraus, um nur das auf Fontana
bezügliche Neue daranzuknupfen. Aus Dr. Sriwnherr' s
Forfchungcn geht hervor, dafs Fontana an den
Malereien diefes Prachtraums keinen Anthcil hatte.
Die Nachrichten find aus den Rechnungen gefchöpft,
welche, ganz ausführlich, felbft Tifchlcr, Schloffcr,
Vergolder etc. erwähnen, die Maler, Bildhauer, Stucca-
tore genau anführen , fo dafs ein fo bedeutender
Kunfller nicht ausgelaffcn fein konnte. Ich bin daher
auch der Anficht, dafs nur der angebliche Pietro Kola
da Rrcscia, und der Niederländer Denys van Hallart
an dem Werke als Maler befchaftigt gewefen, Kofa
angeblich das Figurale, die Furstenbilder, van Hallart
die zahlreichen Grotesk-Ornamente, Trophäen etc. an
den Pfeilern ausführend. Dennoch aber fleht Fontana
in einem noch nicht genügend aufgeklarten Bezüge zu
der Sache, wovon mir einige Spuren und Fingerzeige
im Nachfolgenden aufgeftofsen find.
An den Sockeln der Pfeiler, welche die Fenfler
des Saales von einander feheiden, fehen wir viereckige
Felder, in denen die hcrvorragendflcn Sccnen aus der
Gcfchichtc des Romulus und Remus dargeflellt find.
Die Anordnung und Reihenfolge ilt allerdings hiftorifch
etwas verworren, wie denn z. B. die Enthauptung des
Sohnes des Titus Manlius (notabene mittclll Fallbeil
wie auf dem Stiche des Aldcgrcver) mitten unter die
Sccnen der Romulus-Sagc gemifcht ift. Wir haben, wie
bereits erwähnt, eine Folge von Blattern des Fontana,
welche denfelhcn Gegenlland behandeln und Erzher-
zog Ferdinand gewidmet wurden Nun ftimmen aller-
dings diele Stiche mit «Jen Malereien in der Compo-
fition gar nicht iibercin. Sie enthalten viele Figuren
auf landschaftlichem oder architektonifchem Hinter-
grund, wahrend die Gemälde des fpanifchen Saales
Itets aus zwei, drei Figuren auf weifsem Fond fall im
Gciflc des Reliefs fich abheben lallen; aber die Wahl
desfelben Themas und die Dcdication an dcnfclbcn
Fürllcn ift doch merkwürdig. Dazu kommt noch
folgendes; Fontana's Blatter tragen die Daten 1573
und 1575, der König erfcheint darauf genau im felben
Coflüm wie auf den Gemälden, da der Saal nun 1571
bellimmt vollendet gewefen ift, fo lafst fich eine Beein-
flufsung unferes Künltlcrs durch die fchon vorhandene
Darftellung nicht in Abrede Hellen Weiter wage ich
in meiner Erwägung nicht zu gehen; ich bemerke nur
andeutend, dafs mir, trotz der Keftauration, in diefen
Sccnen nicht diefelbe Hand begegnet, von der die
Furflenbildcr herrühren, alfo nicht des angeblichen
Rofas; doch kann, wie gefagt, vorläufig keine bc-
llimmte Anficht geaufsert werden.
Noch wichtiger ist Folgendes. Die gefchmack-
vollen Grotesken, wahrscheinlich von van Hallart aus-
geführt, laffen auf den erflen Blick die berühmten
Vorbilder des Vaticans, oder pr.icifcr gefagt, die
Richtung der dort wirkenden und darin gcfchultcn
Decorateure erkennen. Befonders Giulio Romano und
feine Ornamcntation im Palazzo del Tc treten da vor
die Erinnerung. Ob der in Ambras thatige Maler Italien
gefehen habe, wissen wir nicht, obwohl es eben nicht
unwahrscheinlich fein dürfte. Viel fichercr können wir
annehmen, dafs er nach Stichen walfcher Meiftcr aus
der Rümifchen Schule gearbeitet hat; ja, wir können
es fogar nachweifen. Auf den von Lafreri herausgege-
benen Blattern kommen die Motive der Grotesken
im Ambrafer-Saale genau oder doch mit nur geringen
Abweichungen vor. Antonio Lafreri, Stecher und Ver-
leger in Rom, war dort um 1540 thatig. Er fetzte fich
in den Befitz zahlreicher Platten nach Giulio Romano,
Raphael, Perm del Vaga etc.. die er öfters auch
retouchirtc und wieder herausgab. Nun befinden (ich
gerade von folchen Abdrucken des Lafrcri'fchen Ver-
lages mit Waffentrophaen, Grotesken und Ornamenten
in denjenigen Banden der kaif. Sammlung zu Wien
viele Exemplare, in welchen Erzherzog Ferdinand
feine Kupfcrfliche einkleben liefs, und nach mehreren
von ihnen erfcheinen die Malereien des fpanifchen
Saales geradezu copirt, oder wenigftens als leichte
Variationen derfclben.
Daraus ergibt fich, dafs der Erzherzog, wahr-
fcheinlich aus feiner Bibliothek und Kunftblattcr-
fammlung felbft eine Auswald treffend, die Decora-
tionsmotive beflimmte, mit denen van Hallart die
Saalwände zu fehmücken den Auftrag erhielt, eine
Sache, welche uns bei Ferdinand s bekanntem Kunft
finn, bei dem Umflande, dafs wir ihn ja auch als
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LIV
fclbftändigen Architekten kennen, eben nicht wunder-
nehmen darf. Nun befitzt weiters die Kupfcrftich-
fammlung in der k. k. Hofbibliothek zu Wien zwei,
Bart/ch unbekannte, mit Battifta Fontana gezeichnete
Stiche, welche je eine der dort beinahe gleichartig
vorkommenden Trophäen vorftellen und gewifs zu
einer grofseren Suite gehören. Die eine ift die Trophäe
mit dem antiken Hamifch. Labanim und Adlerfeld-
Zeichen, unten hangt der Helm, ringsum radial gedeckt
Waffen aller Art, die Zweite hat zwei Pauken als
Mittelpunkt, ringsherum Piftolcn, Gewehre, rückwärts
einen gefchweiften Schild. Die Ucbcreinftimmung ift
auch hier eine abfolut evidente.
Fontana licht fomit, — das ficht man deutlich,
— den Arbeiten des fpanifchen Saales nicht fern,
das Genauere zu ergründen fehlen noch die Anhalts-
punkte. Das Datum 1573 auf den Blättern der Komulus-
Suite beweift, dafs er mindeftens in jenem Jahre fchon
mit dem Innsbrucker Hofe zu thun hatte. In welchem
Jahre er den Titel des Hofmalers erhielt, ift nicht
bekannt. Der fpäteftc Datum auf feinen Stichen ift
1579, mehrere find Pcrfoncn gewidmet, welche Tyrol
um jener Zeit angehorten. So finden wir auf B. 52 (der
Kampf des Acneas mit den Knechten des Latinus)
eine Dcdication an Johannes Thomas, Bifchof von
Brixcn, und das grofse Blatt von Golgatha ift der
Erzherzogin Magdalena gewidmet. Diefe Dame, die
Schwerter des Erzherzogs Ferdinand, lebte fortan in
Innsbruck, bis fie in das von ihr und ihren Schwertern
gegründete Damcnftift in Hall einzog.
Das Tyrolifchc Künfticrlexicon 1 erwähnt einer
getufchten Zeichnung, damals im Bcfitze des Herrn
Anton von Pfaundler in Innsbruck, den Gekreuzigten
von Maria, Johannes und Engeln umgeben darftcllcnd.
Dicfcs Blatt trug die Bezeichnung: Fontana Battifta
Innsbruck.
Erzherzog Ferdinand liefs bekanntlich durch
feinen Geheimfchreiber Jacob Schrcnckh vonNozingcn
in dem grofsen Kupferwerke, welches jetzt kurzweg
gewohnlich das Ambrafer-Heldenbuch genannt wird,
die Rüftungen berühmter Männer, die feine Sammlung
enthielt, darftcllen, wozu Schrcnckh den lateiuifchen
Text verfafste. Diefe erfte Ausgabe erfchien crll 1601.
nach dem Tode Ferdinand 's, bei Johann Bauer ( AgricolaJ
in Innsbruck ; wie lange die Vorarbeiten aber bereits
in s Werk gefetzt waren, beweifen die Tafeln, von
denen das Titelblatt 1582, das Bild Giovanni Medici's
1586 datirt ift. Erfteres enthält in der Mitte in einem
Medaillon das Bruitbild Ferdinands in demfclben
prachtvoll getriebenen italienifchen Harnifchc, welcher
(derzeit in Wien) auch auf dicfcs Fürftcn Porträt im
fpanifchen Saale vorkommt, Gefangene, Gotter und
Allegorien umgeben das Portrat in fchöner Gruppirung ;
in der Bildung der Kopfe erkennen wir den Typus
der Göttergcftalten des zu erwähnenden Plafonds;
die Waffentrophäen neben Mars und Minerva aber
haben ^anz das Gepräge derjenigen im fpanifchen
Saal. Die Bezeichnung diefes prächtigen Blattes
lautet: Joha Battifta fon: delj. — Ario 82. — Domj-
nicus Cuftodis (fic) An Öcnipontj fchapfit. (fic)
Dontin ic Cuftos, der flcifsigc Stecher, fiedelte fich
1583 in Augsburg an, wo er fein fchwunjjhaft betrie-
benes Verlagsgcfchnft und Stecher-Atelier etablirte,
• Ui.il.l-, k itjo. pflfc sj
ob er vorher nun längere Zeit oder vielleicht blos
behufs Vollendung diefer Arbeit in Innsbruck verweilte,
wie die Infchrift befagt, ift nicht ftcher zu entfeheiden.
Noch einmal erfchien in feinem Verlage ein auf
Ambras bezügliches Werk, die Tirolenfium prineipum
comitum eicones, 1599, worin die Fürftcnbildcr des
grofsen Saales reproduzirt find. Nagler 1 hält dafür,
dafs Fontana die Zeichnungen zu fammtlichen 126
Stichen geliefert habe, aufser dem Titelblatte hat
aber kein weiteres eine Bezeichnung, und nicht alles
in den folgenden Heldenbildniffcn trägt vollends den
Charakter der Kunllweifc unferes Meifters.
Schon im folgenden Jahre begann Fontana die
Malerei des grofsen Plafonds in Ambras. Derfelbe ift
in Oelfarben auf Bretter gemalt und befand fich der-
cinft in dem nicht mehr vorhandenen Speifcfaal,
welcher als felbftändiges Gebäude vor dem Hoch-
fchloffc, und zwar an der Stelle der gegenwärtigen
Ausfichtsterraffe errichtet war. Auf dem das Schlofs
darftcllenden Stiche beiMerian ficht man den fchmuck-
lofen Bau neben der (jetzt ebenfalls verfchwundenen)
gedeckten Aufgangstreppe zur Linken, die Souterrains
enthielten nachMcrian die„Hoff Kuchen". DenPlafond
fanden der mit den Bauarbeilen im Schlöffe betraute
Architekt, Herr Johann Deininger, Dirc&or der k k.
Gewerbcfchulc in Innsbruck, und der Gefertigte im
Sommer 1880 wohlcrhaltcn in feinen einzelnen Thcilen
in einem Magazin, im Winter darauf wurde derfelbe
auf Befehl Seiner Durchlaucht des Herrn Erften Oberft-
hofmeifters Prinz Conftantin zu Hohenlohe-Schillings-
fürrt in dem Erflcn der neurertaurirten Waffenfäle
des UnterfchlolTes wieder als Decke angebracht, ift
nunmehr gefchützt und gefiebert, ein hochinterclTantcs
Denkmal feltenfter Art. Ich citire hier die Stelle aus
unferer Bcfchrcibung. welche fich auf den Gegenftand
bezieht:
r Der Plafond Hellt ein originelles Sujet auf
originelle Weise dar. Das oblonge Hauptfeld wird an
beiden Schinalfeiten durch Querbilder eingefchlolTen,
welche die fieben Hauptplaneten als Gotter in
coloffalen Gcftaltcn vorftellen. Das Feld über dem
Eingange zeigt Jupiter, Venus imit Amor) und Saturn,
jenes bei der Ausgangsthur des Saales: Mars, Mcrcur,
Helios und Luna. Den Innenraum des Hauptfeldes
umfchlicfst ein weifses Band, der Zodiakus mit den
Zeichen desfelben. In den aufscrhalb dicfcs Ovales
entftehenden Zwickeln find die Figuren der Elemente,
in lagernden Stellungen, angebracht, die fehönften im
ganzen Werke. Namentlich die (Erde) zeichnet fich
durch die edle Erfchcinung der Gertalt aus und
beweift den Einflufs der gleichzeitigen venezianifchen
Meifter auf unfern Künftler in der deutlichften Weife.
Das Innere des Ovales nehmen auf azurnem Himmels-
grund die Darftcllungen der Sternbilder ein, welche
Fontana auf naive Art, der feit Alters üblichen
Zeichnung auf den Himmelsgloben cntfprcchcnd, in s
Natürliche und Figürliche überfetzte, fo dafs z. B.
Auriga als Tyroler Fuhrmann mit der Pcitfche, die
Locke der Bcrenike als Fraucnhaarfchopf etc. er-
fcheint. Als Vorlage diente dem Künftler offenbar der
in den Sammlungen des HochfchlolTcs (II. Stock,
Saal IV, Nr. 651 bewahrte, mit Kupferftichen über-
klebte Globus, deffen Darftcllungen mit den hicfigcn
< m 11 n»»
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LV
übereinftimmen. Das fcltfamc Werk ift ein interefTanter
weiterer Beleg für die hohen wiffenfchaftlichen Bcftre-
bungen des Erzherzogs, welcher auch dem damals
erwachenden Studium der Artronomic rege Aufmerk-
famkeit zuwendete."
Der erwähnte Globus ift italienischen Urfprungs,
ein Stich von der Gegenfeite, wie derlei Blatter direfl
zum Zwecke der Ueberklebung von Globen damals
von wälfehen und dcutfchcnStcchcrn gemacht wurden.
Woher wiflen wir, dafs Fontana der Urheber
diefer merkwürdigen Malerei gewefen? Ein erfreulicher
Zufall fugte es, dafs gleichzeitig mit der Auffindung
desfclben in natura, Herr Archivsdircclor Dr. David
Schonkerr die urkundlichen Nach weife entdeckte, deren
Mittheilung ich feiner Güte verdanke. Hiernach begann
der Künftler die Arbeit im Jahre 1583, fic zog fich aber
noch in das folgende Jahr hinüber. Der Maler Conrad
Leitgeb (angeblich geft. 1599 zu Innsbruck), deffen
grünglafirtcn mit allerlei unfläthigen Zeichnungen deco-
rirten Trinkkrug aus dem Jahre 1571 die kaif. Samm-
lung noch befitzt, half ihm dabei als Vcrgoldcr der
Cornichen-Gefimfe, welche einft das gemalte Decken-
feld umrahmten.
Dr. Sch&nherr thciltc mir ferner mit, dafs Fontana
zu Innsbruck den 25. September 1587 ftarb. Ks ift alfo
nicht richtig, wenn dal Pozzo behauptet: morl al
fervizio dell' Impcradorc in Germania. Lansi läfst ihn
in Wien arbeiten, was desgleichen gewifs unrichtig
ift. Ein Jahr vor feinem Ableben berichtet noch über
ihn Adriano VaUrini ;le Bellezzc di Verona, Verona
1586): Battifta Fontana, beliffimo inventore, ferve
larciduca Ferdinande Nach Dr. Schonherrs For-
fchungen befand fich der Künftler in günftigen Ver-
mogensvcrh.iltniffen; er hinterliefs eine Frau, Maria,
und zwei Kinder.
Die originelle Auffaflung der Sternbilder an dem
Plafond des Speifcfaalcs, das zum Thcil Unkünftlcrifche
an der Sache, liegt in der Natur des Sujets, das dem
Künftler vorgefchrieben war, wozu fürftüche Laune
den Anlafs bot. Das einftige Gebäude, welches die
Malerei fchmückte, lag ziemlich exponirt, fo dafs man
ein ungeheures I limmelsfcld von feinen Fcnftcrn über-
fehen kann — vielleicht diente der Raum Nachts zu
einer Art Obfervatorium ? Aehnliche Decorationen
kommen übrigens bei Italienern jener Zeit vor. So
ficht man zu Trient im Palaftc Sardagna in Via Cole-
pina, einft der Familie diefes Namens gehörig, im
Erdgefchofs zwei kleine Zimmer, laut Auffchrift von
dem ausgezeichneten Rivalen Tizians , Girolamo
Romanino, mit verwandten Götter- Sternbildern ausge-
malt, fowie die Fresken an der Facade der beiden
Laubenhaufer am Domplatze dafelbft vielfach ahnliche
Motive aufweifen. An Fontana's Werk bemerkt man
auf den erften Blick, wie viel leichter und freier
fich der Künftler in der Darftellung der ficben
Planctengottcr gegenüber dem abfonderlichen fremd-
artigen Thema der Stcrn-Combinationen bewegte.
Ich bin überzeugt, dafs weitere Nachforfchungen
über Fontana's Thatigkcit in Tyrol noch manches
neue ans Licht fordern werden. Er ift mir übrigens
auch als Maler von Kirchenbildern bekannt. Der
„Katalog der tyrolifchvorarlbcrgifchen Kunft -Aus
ftellung in den Räumen der k. k. Univerfität in Inns-
bruck 1879* verzeichnet unter Nr. 53 und 54 zwei
VIII N. f.
Gemälde unferes Meifters (mit dem falfchen Todes
jähr 1593) „Tod der heil. Cäcilie" und „heil. Mag-
dalena", Eigenthum des Herrn ProfcfTors J. v. Kripp
dafelbft, und unter Nr. 55 eine Himmelfahrt Maricn's,
im Befitz des dortigen Baumeifters Herrn Peter Huter.
Ich mufs diefe Angaben über die mir unbekannten
Gemälde übrigens auf fich beruhen laffen, denn obwohl
die Kigcnthümer der Gemälde mir auf mein Erfuchcn
beftmögliche Auskünfte, ja, Herr Profcffor v. Kripp
fogar Paufen einfandten, fo bin ich doch nicht im
Stande, mir ein fichcres Urtheil über die wirkliche
Urhcbcrfchaft Fontana's zu bilden. Merkwürdig ift der
Umftand, dafs die beiden Bilder im Bcfitzc Herrn
Profeffor Kripps auf Gypsmarmor, jenes im Bcfitzc
des Herrn Huter (jetzt Fräulein Clara Hüter) auf eine
..Steinplatte" gemalt ift. Diefe Technik war zu jener
Zeit befonders bei Hans van Aachen und deffen Styl-
genoffen beliebt. Sowohl die Sammlung im k. k.
Schlöffe Ambras als diejenige in Wien befitzen fchöne
Gemälde diefer Art.
Die Bilder: St. Magdalena und Tod der heil.
Cäcilie Hammen aus der Sammlung des Baron Rein-
hart und find feit zwölf Jahren im gegenwärtigen
Befitze. Verfchiedene Marmorgattungen find gefchickt
im Hintergrunde vereinigt, bei dem Gemälde der heil.
Cäcilie acht, bei der heil. Magdalena find diefelben
architektonisch cingcthcilt. Die Technik ift Oelfärben-
malcrei. Cäcilie liegt todt hingeftreckt auf dem Antlitz,
zwei Frauen befchäftigen fich mit dem Leichnam der
Märtyrin, indem die eine ein Tuch hält, das vom
Hälfe gewickelt wird, die andere mit einem Schwamm
und einer Schale herankommt. In den Lüften erfchei-
nen Engelknabchcn mit der Palme, aus einem Buche
fingend und muficirend auf der Flöte, Harfe, Orgel
und Viola gamba; ganz oben die Halbfigur Chrifti,
welcher die Arme nach der Martyrin ausbreitet. Durch
ein grofses Fenftcr ficht man Rom mit dem Coloffeum.
Das Gemälde der heil. Magdalena zeichnet fich
durch die hochft feltene Auffafi'ung des Gcgenftandes
aus. Die Heilige, ein fchones ftattliches Weib, mit
hohcitsvollcm Antlitz, langhcrabwallendem Haar, ent-
blofstcn Armen und reichem Kleider- undGoldfchmuck,
fleht an einem Tifche, auf welchem fich eine Schale
mit Ringen, eine Vafe, ein Kamm und eine Schmuck-
Caffcttc befinden, in welche fie foeben Halsketten und
anderes Gcfchmcidc legt. Neben ihr erfcheint Chriftus,
mit beiden Händen ihr einen Todtcnfchädel als Erfatz
für den Tand der Welt hinreichend. Durch die Bogen
der Architektur lieht man die Heilige dem Erlofcr bei
dem Gaftmalc die Füfsc falbcnd. Magdalenen's Kopf
ift cntfchicdcn ein Portrat, — vielleicht das einer fehr
naheliegend zu errathenden Pcrfonlichkeit!
Das dritte Gemulde, Maria Himmelfahrt, lf> Cm.
hoch und 20 Cm. breit, ftellt die um das Grab ver-
fammeltcn Jünger dar, über denen in einer grauen
Wolke, von zwei kleinen Engeln getragen, die Jungfrau
mit ausgebreiteten Armen fchwebt. An den Seiten je
ein weiterer Engel, das goldene Rauchfafs fehwingend;
den Hintergrund füllen lichte Wolken aus.
So lang ich mich auf diefe aufserlichen Befchrei-
bungen beschränken mufs, kann ich, die Autorfchaft
Fontanas betreffend, nichts weiter beibringen, als
dafs auf der Rückfeite des einen der Kripp fehen
Bilder ein gefchriebener Zettel mit den Worten :
i
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.Gemälde von J. B. Fontana von Ala, Hofmaler bei
Erzherzog Ferdinand in Innsbruck 1560" befeftigt id.
welcher natürlich aus neuerer Zeit herdammt, und
dafs das Huter'fche Gemälde gelegentlich der Aus-
Heilung 1879 „von Kennern" als Werk des Mciftcrs
bezeichnet wurde. Das find allerdings hier fehr
fchwache Gründe! Dafs Fontana bereits 1560 Hofmaler
bei dem Erzherzog gewefen wäre, welcher erd ficben
Jahre fpatcr feinen offiziellen Einzug in Innsbruck
hiclt, bedarf gar keiner Widerlegung
Ueber Archive in Nieder-Oefterreich.
Von r Ad Oungrl, k. k. Confervalor, O S H
III.
8. Soo/s.
I. Judicial- Arten 1715 — 1850, 52 Fascikel. 2. Schwere
Polizeiübertretungen 1824 — 1850, 1 Fascikel. 3. Kanzlei
Protokolle 1616— 1657,1666—1679.1680— 1728, 5 Bande.
4. Verkaufs-Protokollc 1729 — 1800. 1 Band. 5. Kaufs-
contrarte 1792 1836. 6. Verkaufs-Abhandlungen 1792
— 1850, 1 Fascikel. 7. Heirats- und Kntlaffungs-Protokolle
1729—1827, 3 Bande. 8. Hciratscontrartc 1782—1836.
9. Invcnturs-Protokollc 1729 — 1810, 2 Bande. 10. Ver-
laffenfchafts-Abhandlungcn 1832 — 1850. 11. Waifen- und
Depofitcnbuch 1729 1824, 10 Bände. 12. Grundbuch
1697 — 1757, 2 Bande. 13. Lehenbuch 1729 — 1806.1 Band
9. Hciratscontrarts-Protokollc 1729—1850, 8 Fascikel.
10. Gewährbuch 1740—1850, 6 Bände. 11. Satzbuch
1741 — 1850, 10 Bande. 12. Waifenamtsbuch 1806— 1827,
46 Bände. 13. Judizgegcndände 1819—1850,21 Fascikel.
14. VcrlafTcnfchafts-Abhandlungen 1815— 1850, 28 Fas-
cikel. 15. Grundbuchsgcgcnftändc 1826 — 1850, 12 Fasci-
kel. 16. Waifen- und Dcpofitcn-Gegcnftändc 1833 — 1850,
3 Fascikel. b) Plankenberg. I, Verkaufs-Protokolle 1644
— 1850, 4 Fascikel und 3 Bande. 2. Inventars- und
Abhandlungs-Protokollc 1712 — 1843, 6 Fascikel und
4 Bände. 3. Heiratscontrarts-Protokolle 1723—1848,
5 Fascikel. 4. Gewährbuch 1754— 1846, 5 Bande. 5. Satz-
buch 1798—1850, 3 Bände, cj Totzenbach. 1. Inventurs-
und Abhandlungs-Protokollc 1719 — 1843, 5 Fascikel
und 2 Bände. 2. Verkaufs Protokolle 1651 — 1850, 4 Fas-
cikel und 2 Bande. 3. Heirats-Protokolle 1746 — 1849.
3 Fascikel. 4. Gewahrbuch 1737 — 1850, 3 Bände. 5. Satz-
buch 1744 — 1850, 5 Bände. 6, Abhandlungs- Arten
1830—1849, 11 Nummern. 7. Heiratsverträge 1830—
1849, 2 Nummern. 8. Kaufverträge 1830—1849, 3 Num-
mern. 9. Vergleiche 1830 — 1849, 40 Nummern. 10. In-
tabulationen 1830—1849, 78 Nummern, äj Baumgarten.
1. Gewähr-Protokolle 1720—1850, 4 Bände. 2. Satz
buch 1774— 1850, 5 Bande, 3. Kauf- und Inventars Pro-
tokolle 1722 — 1849, 7 Bände. 4. Ehecontrarts-Proto-
kolle 1783 — 1849, 2 Bände. 5. Abhandlungs-Protokollc
1800 1840, 3 Bände. 6. Tcdamentc 1800 — 1821.
24 Nummern. 7. Vergleiche 1805 - 1838, 1 Fascikel.
8. Inventars- und Vcrlafienfchafts-Abhandlungen 181 4 —
1849, 5 Fascikel. 9. Grundbuchs- Acten 1823— 1850,
2 Fascikel. 10. Itidicial-Artcn, 1 Fascikel mit X6 Num-
mern. 11. ProcefsArten. 1 Fascikel mit 40 Nummern.
12. Crida- Verhandlungen,! Fascikel. e) Stollberg. I. Ge-
währbuch 1798 — 1850, 2 Bände. 2. Kauf-Protokolle
1798 1850, 2 Bände. 3. Ehecontracis Protokolle 1798
— 1850, 4 Bande. 4. Abhandlungs-Protokollc 1798 —
1849, 3 Bände. 5. Satzbuch 1817—1850, 2 Bande.
f) Saufendem. I. Hciratscontrarts • Protokolle 1773 —
1849, 4 Bände. 2. Abhandlungs-Protokollc 1793-1-1846,
5 Bände. 3. Kaufs Protokolle 1794 — 1849, 2 Bände.
4. Gewahrbuch 1811 — 1850, 2 Bände. 5. Bcfitzanfchreibun-
gen 1834—1850, 143 Nummern. 6. Einverleibungen
1834—1850. 34 Nummern. 7. Löfchungen 1834—1850,
37 Nummern, g) Gülte Spitalsholden Neulengbach tu
Pcrtholdsdorf. 1. Satzbuch 1769 — 1850, 1 Band. 2. Ge-
wahrbuch 1776 — 1850, 2 Bände. Aj Pertholdsdorf
Magiftrat 1. Gviljudiz-Aftcn, 81 Nummern. 2. Ab-
handlungen, 3 Nummern. »") Kirche Ansbach, i. Satz-
buch, k) Pfarrgülte Neulengbach zu Anzbach. I. Ge-
währbuch 1824 — 1850, iBand. /) PfarrgiilteChridophen.
t. Grundbuch 1644, 1693, 2 Bände. 2. Gewährbuch
1717— 1850, 2 Bände. 3. Gediehe um Begwährungen,
54 Nummern. 4. Audandungen 1844—1850, 35 Num-
mern, mj Kirchengülte Chridophen. I, Grund- und Ge-
währbuch, n) Pfarrgültc Altlengbach. I. Gcwährbuch
1801—1850, 1 Band. 2. Satzbuch 1824- 1849, 1 Band.
3. Gcfuchc um Bcgwohrung 8 Nummern. 0) Kirchen -
gult Altlcngbach. 1. Satzbuch 1823— 1840, 1 Band.
p) Kirche Johannesberg. I. Grund- und Gewährbuch,
6 Bände. 2. Grundbuchs- Arten, 4 Nummern, q) Kirche
Afpcrhofcn. 1 Gewährbuch 1791 — 1815, 1 Band. 2. Satz-
buch 1792 1850, 1 Band. 3. Grundbuchs-Arten 1842—
1850, 186 Nummern. 4. Kauf- und Khcverträgc 1848—
1850, 5 Nummern, r) Kirche Würmla. 1. Gewährbuch
1769—1850, 1 Band 2. Grundbuchs-Arten 32 Num-
mern, sj Pfarre Ollersbach 1. Gewahrbuch 1721 — 1850,
2 Bande. 2. Satzbuch 1797 — 1850, 1 Bant). 3. Contrarte
i>. Sitzcnthal.
1. Verkaufsabhandlungs-Arten 1798 — 1850 1 Fas-
cikel 2. Schwere Polizeiübertretungen 1806 -1850,
1 Fascikel. 3 Judicial-Artcn 1814 — 1850. I Fascikel
4 Einrcichungs-Protokoll 1846 1850.
10. tij Jraismauer.
1. Criminalfachen 1839 1850, 2 Fascikel mit
35 Nummern Voruntcrfuchung. 2. Criminalfachen 1839
-1850, (> Fascikel mit 55 Nummern Arten. 3 Judicial-
Arten in Streitigkeiten 1825—1850, 4 Fascikel mit
559 Nummern. 4. Vergleiche 1816 -1840, 10 Bande.
5. Abhandlungen 1816 1850, l6 Fascikel mit 1516 Num-
mern. 6. Waifen-, Vormundfchafts- und Curatelfachen
1843—1850, 1 Fascikel mit 97 Nummern. 7. Depofiten-
amts-Arten 1843 — 1850, 1 Fascikel mit 43 Nummern.
8. Gnindbuchs-Arten 4 Fascikel mit 1036 Nummern
9. Intabulationcn und Satzcaffirungen, 2 Fascikel mit
716 Nummern. 10. Auffandungen 1825 — 1842, 2 Fas-
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LVII
cikel mit 914 Nummern. II. Corrcfpondcnzcn 1839 —
1850, 3 Fascikel mit 553 Nummern. 12. Offiziofa 1839 —
1850, 3 Fascikel mit 188 Nummern. 13. Kcpcrtoritn
2 B.inde.
b) Nufsdorf an der Traiftn.
1. Kauf-Protokolle 1620 1809. 8 Hände. 2. Kauf-
Protokolle 1818—1821, 1 Hand. 3. Invcnturs-Protokolle
1732 — 1832, 6 Bande. 4. Heirats Protokolle 1741 — 1821,
3 Bande. 5. Waifcn-Acliv- und Paflivbuch 1811 — 1842,
11 Bande. 6. Grundbuch Nufsdorf 1655 — 1773. 2 Bande.
7. Grundbuch Schlickendorf- Feuersbrunn 1674- -1773,
1 Band. 8. Grundbuch Halb-Franzhaufcn 1655—1773,
2 Bande. 9. Grundbuch Reihersdorf 1581 — 177.3. 3 Bande.
10- Gewährbuch 1602—1731, 4 Bande.
//. Ilerzogenburg.
1. Criminalfachen , Deliften - Verzeichnis 1685
1830. 2. Untcrfuchungs-Aclcn 1831 1850, 6 Fascikel.
3, Nachfchlags-Protokoll zu den Untcrfuchungs Aclen.
4. Schwere Polizciübcrtrctungcn, Dcliclcn-Vcrzcichnifs
1804 — 1845. 5. Aclen 1846 — 1850. 6. Index hiezu. 7. Juftiz-
Aclcn 1820—1850, 8 Fascikel. 8. Vcrlaffcnfchafts-
Abhandlungen 1843—1850. 5 Fascikel mit 459 Num-
mern. 9. Depofiten- und Waifenamt Hcrzogcnburg
1761 — 1829. 18 Bande. 10. Warenrechnung 1783, 4 Bande.
11. Vormerkbuch des Stiftes Herzogenburg 1774,
1 Band. 12. Schuldenbuch des Stiftes Herzogeriburg
1783, 2 Bände. 13. Waifenbuch der Herrfchaft Form
bach 1774, 3 Bande. 14. Schuldvormerkbuch der Herr-
fchaft Formbach 1802. 1 Band. 15. Kauf-Protokolle
1673 1800, 6 Bände. 16. Invcnturs- und Heirats-Pro-
tokolle Formbach 1703—1795, 2 Bände. 17. Inventurs-
Protokolle Herzogenburg 1769—1798, 2 Bände. 18. In-
vcnturs- und Vertragsbuch 1702 1802, 12 Bände.
19. Heiratsconfens- und KntlaiTungs-Protokolle 1718 —
1799, 4 Bande. 20. Grundbuch Herzogenburg 1660—
1700, 1 Band. 21. Grundbuch Formbach 1534 — 1660.
3 Bande. 22. Gewahr-Rapulare Hain und Inzersdorf
1720— 1769, 1 Band, 23. Gewähr- Kapilläre Herzogenburg
1720—1772, 5 Bände. 24. Grundbuch und Rapularc
Nufsdorf 1720—1791, 1 Band. 25. Gewahrbuch Form
bach 1668, 1 Band
12. Xculengbaih.
a} Nculengbach. 1. Dcliclcnregifler 1804—1839,
3 Fascikel. 2. Criminal-Aclen 1830 — 1850, 30 Fascikel.
3. Vorunterfuchungen 1830 — 1850, 10 Fascikel. 4. Corre-
fpondenzen 1849 1850,2 Fascikel. 5. Criminaldepofitcn-
buch. 6. Einreichungs-Protokolle 1846—1850. 7. Kauf-
Protokolle 1613 — 1850, 21 Fascikel und 6 Bände. 8. In-
vcnturs Protokolle 1678- 1843, 20 Fascikel und 9 Bände.
1822 -1830. 4.Grundbuchs-AcU-ni840— 1850, 174 Num-
mern, t) Pfarre Kirchfletten. I. Gewährbuch 1747 —
1850, 2 Bande, u) Aumuhl. 1. Gewahrbuch 1772—1830,
2 Bande. 2. Vcrlaffcnfchafts-Abhandlungen 1817- -1849,
15 Nummern. 3. Kauf- und Khccontracle 1835 — 1849,
26 Nummern. 4. Grundbuchs - Acten 1834 — 1850,
138 Nummern, w) Pfarre Brand. 1. Gewöhr-Rapulare
1837 — 1838. u) Pfarre Sieghardskirchen. I. Kauf- und
Ehccontraclc, 8 Nummern y) Malthefer Ordens Com-
mende Wien. 1. Grundbuchs Aclen. 6 Nummern.
ij. Stift Tim/lein.
I. Proccfs-Aclcn 1825—1846, 13 Nummern.
/<f. Ffidtut.
aj Fridau. 1. Criminal-Aclen 1806 -1850, 25 Fas-
cikel. 2. Schwere Polizeiübertretungen 1840 — 1850,
3 Fascikel. 3. Dcliacn-Vcrzcichnifs 1829 1837, 1 Fas-
cikel, 4. Civiljulliz-Aclcn 1800—1850. 5. Invcnturs- und
Abhandlungs-Prolokolle 1745 — 1849, 10 Bände. 6. Vcr-
laffcnfchafts Abhandlungen 1800—1850, 42 Fascikel.
7. Tellamcntc 1842—1848, 7 Nummern. 8. Hcirats-
Protokolle 1764 — 1850, 4 Bände. 9. Kaufs-Protokolle
1788 — 1850. 4 Bande. 10. Waifcnamtsbuch 1675 — 1845,
26 Bande. 11. Gewohrbuch 1725 — 1823, 3 Bande.
12. Grundbuch-Aclcn 1800 — 1850, 33 Fascikel. 13. Ein-
rcichungs Protokolle 1824 — 1850, 20 Fascikel. 14. Ke-
pertorien 1800 1832, 3 Bande, b) Ranzcnbach-Hein-
berg. 1. Grundbuch 1710- 1791, 1 Band. 2. Amts-Proto-
kollc 1754 —1761, 1 Band. 3. Invcnturs - Protokolle
1769 — 1781, 1 Band. 4. Waifenbuch 1780— 1820.3 Bände,
c) Mainburg. 1. Invcnturs-Protokolle 1743 — 1760.
1 Band. 2- Gewohrbuch 1754--1801. 1 Band. 3. Satzbuch
1755—1787, 1 Band. 4. Waifenbuch 1780 — 1821, 3 Bände
d) Wafcn. 1. Kauf- Protokolle 1737 — 1812, 1 Band
2. Heirats Protokolle 1737 -1803, 1 Band. 3. Abhand-
lung* Protokolle 1737— ' s °3. 1 Band. 4. Gewohrbuch
1754-1808. 1 Band. 5. Waifenbuch 1780 — 1821,3 Bande.
e) Hub. 1. Waifenbuch 1780 — 1819. 1 Band, fj Salau.
1. Kauf- und Heirats - Protokolle 1755 -1821, I Band.
2. VerlalTenfchafts Abhandlungen 1838 — 1850, 1 Fas-
cikel. 3. Schwere Polizeiübertretungen 1846—1849,
1 Fascikel.
15. Herrfchaft St. Pölten.
I. Dcliclcn-Vcrzcichnifs in fehweren Polizeiüber-
tretungen 1806—1849. 2 Fascikel. 2. Schwere Polizei-
übertretungen 1815— 1848, nach den einzelnen Jahren.
3. Civilproccfs- Acten 1797 — 1849, nach den einzelnen
Jahren. 4. Civiljuftiz- Aclen 1818 — 1850, 22 Fascikel.
5. Gcrichts-Protokolle 1721 — 1820, I Band. 6. Invcn-
turs-Protokolle 1701 — 1849, 8 Bande. 7. VerlaiTen-
fchafts-Abhandlungen 1800 — 1849, 1 Fascikel. 8. Kauf-
Protokolle 1617—1809, 2 Bande. 9. Kaufverträge 1803
— 1845, 44 Nummern. 10. Hcirats-Protokolle 1742-
1796, 1 Band. 11. Ehecontracle 1832 — 1849, 25 Num-
mern. 12. Grundbuch, 13 Bände. 13. Gewöhrbuch,
8 Bände, 1796 1828,3 Bände. 14. Satzprotokolle 1459
—1783, 2 Bände. 15. Auffandungs-Protokollc 1799—
1831, 1 Band. 16. Waifenbuch 1797 — 1822, 9 Bande.
17. Waifen- und Depofitenamts - Aclen 1797—1835,
5 Fascikel. 18. Grundbuchs-Aclcn 1797 — 1850 nach den
einzelnen Jahren. 19. Inftrumcntenbuch 1797 — 1835,
1 Band. 20. Rullical Faffion, 1 Band. 21. Indiccs 1797
—1850, 3 Bände.
16. Pfarre Margarethen.
I. Inventurs-Protokolle 1824- 1840. 1 Band. 2. Kauf-
Protokolle 1826-1850, I Band. 3. Hcirats-Protokolle
1826 —1850, l Band.
ij. Pfarre Obergrafendorf.
I VcrlalTenfchafts - Abhandlungen 1819—1844,
8 Nummern. 2. Grundbuchs - Aclen 1840 — 1844,
60 Nummern.
18. Pfarre Hafnerbach.
I. Grundbuchs-Aclen 1839 — 1849, 9 Fascikel.
i*
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LVI11
ip. Pfarre Pattcnbruntt.
i. Grundbuch, i Band. 2. Gewöhrbuch, i Hand.
3. Kaurprotokollc, 1 Hand. 4. Adeliges Richteramt,
Aden 1784— 1848, 42 Nummern. 5. Justiz-Aden 1819
— 1848, 28 Nummern. 6. Unterthans-Gcgcnftandc
1760—1847, 34 Nummern. 7. Inventuren 1780 -1849,
2 Fascikcl mit Nr. 1—48 und 218—258. 8. Grundbuchs-
Aelen 1789 — 1850. 2 Fascikel.
20. St. Andrii an der Traifen.
1. Vergleiche 1820 — 1849, 1 Fascikel. 2. Schätzun-
gen und Feilbietungen 1820— 1842, 1 Fascikcl 3. Streit-
fachen 1843— 1850, I Fascikel. 4. Abhandlungen 1843
— i8so. 2 Fascikcl. 5. Vormundfchafts-Sachen 1843—
1850, 1 Fascikcl. 6. Depofitcnamts-A6tcn 1843—1850,
1 Fascikel. 7. Corrcfpondenzen 1843 1850, 1 Fascikcl.
8. Offuiofa 1843-1859, 1 Fascikcl. 9. Gerichts-Pro-
tokolle 1794 — 1801, 4 Bande. 10. Invcnturs Protokolle
1709 — 1790, 7 Bände. 11. Kaufprotokolle 1698, 1725,
1768 — 1806. 12. 1 Icirats-Protokollc 1704 — 1789, 3 Bande.
13. Gewohrbuch 1746 — 1769, 1785 — 1801. 14. Gcwöhr-
Rapulare 1770— 1784. 15. Waifenbuch 1789 — 1832.
11 Bände. 16. Grundbuch Oberndorf 1662, i*Band.
17. Grundbuch Untcrwölbling 1675, 1 Band. 18. Grund-
buch Mainau 1682, 1 Band. 19. Grundbuch Kizendorf
1682, 1 Band. 20. Grundbuch Baumgarten 1726, 1 Band.
21. Grundbuch Ludmerfeld 1682, 1 Band. 22. Grund-
buch Wölkersdorf 1741, 1 Band. 23. Grundbuch Wal
dendorf 1682, 1 Band, 24. Grundbuch Fels, 1 Band.
.*/. Waffcrburg.
I. Streit fachen 1810— 1850, 40 Fascikel. 2. Schwere
Polizciubertretungcn 1811— 1850, 2 Fascikel. 3. Vcr-
laffenfchafts Abhandlungen 1809—1850, 41 Fascikel.
4. Grundbuchs-Aclcn 1818 1850, 30 Fascikel. 5. Wai
fenamts- und CuratelsAclen 1824 1850, 1 Fascikcl.
Die Tauffteine zu Elbigenalp und Rankweil.
Von Coofervator Samuel Jtumy.
|EITAB vom grofsen Verkehre liegen in ein-
famer Alpenhöhc auf der oberften Thalilufc
des Lech die Hauferhaufcn von Elbigenalp, der
alterten Anficdlung im Lcchthal, die cinft, zurtandig
dem St. Magnus-Stifte in Füfsen, den Mittelpunkt der
Seelforgc viele Stunden weit thalaufw arts und abwärts
bildete. Da ße fchon im Jahre 1401, als die Filiale
1 lolzgau fich von ihr ablofte, urkundlich die „alte
Pfarre* genannt ward, documentirt fie wohl zurGcnuge
ihr ungemein hohes Alter. Einen L'ebcrrcft aus der
Zeit des erflen Kirchcubaucs hat fie fich in dem alten
Taufftcin „mit einer fehwer zu enträthfelndenlnfchrift",
— wie Ludwig Stoib in feinem Werke „Drei Sommer
in Tyrol" feiner Zeit erwähnt — noch gerettet, ein fo
fcltfamcs Denkmal, dafs es eine ausführlichere Be
fchreibung wohl verdient.
Diefcn alten Taufftein finden Befuchcr in der
neuen Kirche rechts vor dein Chore aufgcftellt, leider
wie es häufig vorkommt, fo nahe an die Mauer gerückl,
dafs, um ihn zu zeichnen, theilweife der Spiegel zu
I lilfc genommen werden mufstc. Das Material belteht
aus weichem grauem Sandftcin, wenig widerftchend
dem I'roflc, der denn auch an dem oberen Schriftrand
fchon bedenkliche Verheerung unter den Buchflaben
angerichtet hat. L'eber ganz niedrigem cylindrifchem
Fufsc von beträchtlicher Dicke erhebt fich, wie ein
keffclformigcr Zuber gcftaltet, das gewaltige Tauf-
becken, vom Boden weg 80 Cm. hoch, mit einem
Durchmeffcr von y6 Cm. am Rande und einem folchen
von 103 Cm. an der bauchigften Stelle. In der äufsern
Gel\alt erfcheint noch ziemlich die Form alter Tauf-
brunnen fertgehaltcn, in denen die Taufe durch Immer-
fion fich vollzog, wenn auch damals diefer Brauch
langft verfchwunden war und der nur gering ausge-
höhlte Innenraum niemals eine folche Beftimmung
zugclaffen hatte.
Den obern, 10 Cm. breiten Rand umzieht in
gothifchen Minuskeln die folgende forgfaltig ausge-
führte Infchrift:
anno dm m°cccc"xl prespitcr in menfa xpi (Chrifti)
quafi agnus dmi (domini) placct- dat tibi vita (ml dat
a'(ut) mor(tcm)°.
Die fchone Ausführung und intacle Erhaltung
lafst die Jahrzahl fo deutlich als 1440 lefen, dafs
(Elbigenalp.)
Ludwig Stetlb wohl nur Dunkelheit im Räume irre-
führte, fie als 1411 anzuführen. Noch fparlichcr mufs
das Sonnenlicht zu Thal und Kirche gedrungen fein,
als ein Alterthumsforfchcr aus Augsburg die Infchrift
fclbft folgcndcrmalsen las: Presbyter inmerfa pupa que
agis omnium prima authoritatc tibi nata dat animos,
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LIX
was derfelbe in nicht minder kühner Weife alfo
verdeutfehte:
«Der Pricftcr, mein getauftes I'uppchen (!), von
dem du die erfte Weihe begehrft, verleiht dir, mein
Kindchen, aus höherer Vollmacht Muth und Kraft."
Wortlich und richtig uberfetzt lautet aber der
Satz wie folgt: „Der Pricftcr am Altartifchc gibt an
Stelle des Lammes Gottes das Leben und gibt auch
den Tod,* womit in äufserft prägnanter Weife ein
fpeeififeh katholifchcr Gedanke fich ausgedruckt findet.
Ktwas rathfclhaft mag es fcheinen, dafs gerade ein
Taufftein folche Umfchrift tragt, weil aber der Taufalt
eine Ausübung der Priefterwürdc ift, fo ging man in
der Abficht, diefe herauszuheben, naturgemafs auf
die hochftc Amtshandlung über, die noch geheimnifs-
vollcr ift, als die Spendung der Taufe. Diefe fetzt die
katholifche Glaubenslehre in innige Beziehung zur
Kuchariflic, fo zwar, dafs die Taufe das Recht auf die
letztere gibt. Die Infchrift fafst alfo die Taufe im echt
katholifchen Sinn als das Thor auf, durch welches
man zum euchariftifchen Chriftus gelangt.
Eine folche Auslegung ftcht im Einklang mit
der reichhaltigen Ornamentik, in welcher die mittel-
alterliche Symbolik der Taufe und Euchariflie ihre
angemeffene Stelle gefunden. Es reihen fich unmit-
telbar unter dem Rande fechs kreisrunde Medaillons
aneinander, von rechts nach links folgende Darftellun-
gen enthaltend :
l. Ein gehörntes vierfufsiges Thier, offenbar eine
Ziege, wiewohl es fraglich, ob der Steinmetz damit
feinem Auftraggeber entfprochen. Diefe leicht zu bc-
fehaffende Creatur mufstc ihm wohl in Ermanglung
des richtigen Originals eher als Modell für den Haider,
in dem die Verfuhnung mit Gott lieh ausfpricht, wenn
nicht gar für den Hir/ck dienen, welcher auf Tauf-
becken fo vielfach als Symbol der heilsbegierigen
Seele dargcftcllt wird.
Fig. I *. Ktbig-natp-
2. Ein mannliches bärtiges Geficht, welches den
innern Raum des Kreifcs bis auf ein Segment ausfüllt ;
was die niedere Stirn umgibt, ift kein Diadem, fondern
das Kopfhaar. Die zwei runden Vertiefungen an den
Wangen find fchwicrig zu deuten, wenn fie nicht
Ohren oder Ohrengehange bezeichnen. Dicfcr mann-
liche Kopf hatte für fich allein hingereicht, ihn als
Darftcllung des Mondes zu charaktcrifircn; zur Hebung
aller Zweifel ift ihm aber noch links am Rande des
Krcifes die Momifichtl beigegeben. Wie bekannt,
drückt der Mond mit der Sonne, die wir ihm unmittel-
bar angereiht fehen, den Begriff der Ewigkeit und
Gottheit aus.
3. Ein weibliches Geficht innerhalb eines Strahlen-
kreifes Hellt die Sonne dar, aufser dem eben citirten
Begriff auch das Sinnbild der Gnade Gottes, die
herausleuchtet aus dem Taufwaffer, das Symbol der
wahren und reinigenden Liebe.
4 Kin Vogel mit ausgebreiteten Flügeln, dickem
Hälfe und kräftigem Schnabel, zwifchenden gefpreizten
Beinen ein Kreis mit Fifchblafen-Ornamcnt; eher als
Adler oder Pfau durfte diefcs fragmentarifche Vogel-
gebilde einen Pelikan vorflellen, in welchem fymbolifch
der Opfertod Chrilli ausgedrückt wird.
5. Eine unförmliche Menfchengcrtalt, eigentlich
nur Kopf und Hals mit armahnlichen Gliedern, in
der ich geneigt bin, einen Unhold, den bo/en Geiß,
zu erkennen, mit dem das Mittelalter fich fo gern
befchaftigte. DelTcn Ausweifung und Ucberwindung
kehrt in fo überaus vielen Darflcllungen in der innern
und äufsern Ornamentik der Kirchen wieder; wenn wir
einer folchen Tcufclsfratzc auch auf dem Taufflcin
begegnen, fo liegt keine Erklärung naher, als in ihm
das bofe Princip im Menfchen (im weitern Sinne erfafst,
vielleicht die Erbfündc) zu erkennen, welches durch
das Sacrament der Taufe ausgetrieben werden foll.
6. Der Kelch, umgeben von Sonne und Mond,
das ift der Priefterftand mit Beziehung auf das Mcfs-
opfer gedacht ; wir fehen ihn in Verbindung gebracht
mit den Symbolen der Ewigkeit und Gottheit,
entfprechend der katholifchen Glaubenslehre, wornach
der Prieller am Altare das Lamm Gottes vertritt
und kraft feiner Weihe Handlungen mit der gleichen
Geltung und Wirkung vornimmt, als wenn Chriftus,
der Ewige und Göttliche, fie fclbit vollzöge.
Den Raum zwifchen den Medaillons füllen heben
gothifchc Spitzbogen aus, von denen drei fich nicht
bis unten fortfetzen. Innerhalb eines folchen Bogens
bemerkt man ein dreifeitiges Wappcnfchildchcn mit
ausgebauchten Seiten, eine kreuzähnliche Figur im
Felde. Vor dem letzten Spitzbogen ift noch ein Raum
ausgefpart zur Aufnahme eines weitern fymbolifcheii
Thicres, des Hahns, von welchem der Ruf zur Bufse
ausgeht, das bekannte Sinnbild der Wachfamkcit, zu
der die Taufe verpflichtet.
Noch bleibt die mit figürlichen und gothifirenden
Blatt - Ornamenten gefchmückte Vorderfeite — als
welche fie der Beginn der Infchrift kennzeichnet — zu
erwähnen. Diefe vier grotesken Gefichtcr gegen ein-
ander vergleichend, kann ich mich des Gedankens
nicht erwehren, es fei mittetft dcrfclbcn eine Darftcl-
lung der Alter undGcfchlcchter im Momente ihrer Auf-
erftchung bcabfichtigt, worin die Erlufung des ganzen
Mcnfchengefchlechtes durch das Sacrament der Taufe
ihren hnchftcn Abfchlufs erfahren foll. So fchwach
begabt fich die Hand des Steinmetzen zeigt, wufstc
fic doch fo weit ein Vcrftändnis ihrer Arbeit zu
erreichen, um herauszufinden, dafs in dem kleinltcn
unbehaarten Kopfchen zu unterft, gleich einem Pilz
an dünnem Stiel nach oben wachfend, die Neuge
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borncn, überhaupt die Kinder, in dem oberften Kahl-
kopf das Bild eines Greifes und in den behaarten
kraftigen Köpfen dazwifchen Mann und Frau als
ReprSfcntantcn des mittleren bellen Lebensalters dem
Befchauer vorgeführt werden follte. Der Stellung des
jugendlichen Menfchen, der feine Arme himmelwärts
hebt, begegnen wir häufig in Scenen der Aufcrftehung;
feltencr und origineller erfcheint die Darftcllung der
Pi(t, 2 (Rank weil.)
beiden Kopfe (der Krau und des Greifes) ohne den
übrigen Korper, wodurch eine Andeutung ihres vom
Irdifchen losgcloftcn Wefens verfucht fein mochte,
welche Abficht noch eine weitere Vcrftarkung erfahrt
durch Anbringung von blattartigcn Flugelanfätzen, um
das Schweben im Räume zu bezeichnen. Die fpatcre
Gewohnheit, l'.ngcl als geflügelte Kinderkopfchcn allge-
mein dmrzafteftal, ill mit der an unferm Taufftcin zur
Anfchauung gebrachten Idee in nichts verfchieden.
Der alte TauflTchcin, jetzt in der Hauptkirche zu
fehen, ftand ehedem in dem altern Gotteshaufe
daneben, der kleinen St. Martins-Capcllc, welche als
die alterte des Thaies gilt [fic war 1489 fchon der
Ausbefferung bedürftig). Im Gebeinhaufe der Capelle
lieft man jetzt noch, in verblafsten Zügen an die
Mauer angefchrieben : A.^ftXCÄ. von Graveur
Folger, dem bekannten Chroniften des Lcchthalcs
als 1104 erklärt, was mir ganz und gar unglaub-
würdig erfcheint; entweder ift es eine zur Minuskel-
zeit allgemein übliche Abweichung von der alt-
romifchen Schreib weife, wonach Anno 1304 zu lefen
wäre, oder es ift das Q cinft ein ^ gewefen, deffen
aufrechter Strich mit der Zeit verfchwunden, was mir
um fo annehmbarer erfcheint, als an einem andern
Thcilc der Mauer die Jahrzahl 1504 in zum Theil
romifchen Lettern fich alfo wiederholt: A M D Ä.
In dem über eine Stunde entfernten Ifolzgau
fand ich, zur I lalfte eingemauert, ebenfalls einen fchr
alten Taufftcin, in Form und Gröfsc mit dem in
Klbigenalp übereinftimmend. So ausserordentlich ver-
wittert der Stein fchon ift, läfst fich doch noch
erkennen, dafs der obere Rand ebenfalls eine Infchrift
getragen. Dagegen zeigt er keine Spuren von Reliefs
an der Seite, wie fein Nachbar in Klbigenalp, deffen
jetziger Standort in der I lauptpfarrkirche eben fo
wenig der urfprünglichc ifl ; denn feine 1 Icimat ift in der
nebenan liegenden gothifchen St. Scbaftians-Capcllc
zu fuchen, deren Erbauung laut einer Infchrift im
Chore ins Jahr 1487 zu fetzen ift.
Im alten St. Peter zu RankwtÜ befindet fich
ebenfalls ein alter Taufftcin. Kr ift, wie Fig. 2 zeigt,
von plumper Form, ein halbkugclförmigcr, fich der
Kclchform nähernder Behälter auf einem dicken,
glatten eilindrifchen Fufsc. Am oberen reifformigen
Rande findet fich folgende Infchrift: „Der Stain ift des
edlen veften Innekcr Lcnhard", deren Schlufs auf der
glatten Hodenfeite: Junas Vogt af Nunburg 1567, das
Familicnwappcn der Jonas — ein auf drei Gipfeln
einherfchrcitcndcr Steinbock — zwifcheneinfchliefsend.
Reife-Notizen über Denkmale in Steiermark und Kärnten.
Von Dt Kart Lm.t
XI
(Mit is TufrUMmtlMM.)
LOBAN1TZ. Die Pfarrkirche befteht aus einem
fchmalen und fchr gedehnten Schiffe und dem
damit gleich breiten und kurzen Chore, beides
aus fpät-gothifchcr Zeit ; der Chor bildet fich aus einem
quadratifchen Joche, das fpitzbogig überwölbt ift. und
dem funffeitigen SchlulTc mit neuerer Ucbcrwolbung
aufsen mit Strebepfeilern, die Fenfter find rechteckig
modertlifirt. Das Schiff zeigt in feiner Ucbcrwolbung
das der letzten Zeit der Gothik eigene Rippcngcwirrc;
einige der Hauptrippen verlaufen aufWandlaulchen, die
Fenfter der Nordfeite find fpitzbogig, der Triumph-
bogen halbkreisförmig. An der Ortfcitc des Schiffes
der zur alten Anlage gehörige Thurm, der thcils
gepaarte, theils einfache Schallfenfler hat, und von
vier Giebeln und einem achtfeitigen Pyramiden-Dache
bekrönt wird."
Die Kirche gehört mit dem Prcsbytcrium einer
früheren gothifchen Anlage an, der Zubau des Schiffes
flammt aus der Zeit der Spat-Gothik. Die argen
Modcrnifirungcn durften um 1698 gefchehen fein.
' Mit th<ilwcir<r B«iut.un X d„ B.tichu d.t Hctr.n Cr./,,,, ftfH *
und MMA
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welche Jahreszahl wiederholt in der Kirche zu bemer-
ken ift. Die Denkfteine in der Kirche gehören geift-
lichen Perfonen an, Hammen aus dem 17. und 18. Jahr-
hundert und find kunftlerifch werthlos. Der Taufftein
dürfte noch dem 17. Jahrhundert angehören und hat
die Geftalt ahnlich wie in Dittersdorf. Fig. 1 gibt die
Abbildung der am Friedhofe bei der Kirche befind-
lichen Todtenleuchte (im Volksmunde: Leuchtthurm};
fonderbarer Weife ift das viereckige und nach vier
Seiten offene Lichthauschcn mit einem Schindcldachc
bedeckt, aus dem fich die fteinerne Kreuzblume her-
aushebt (Fig. 1).
Fig. 1 fGtobanitt.'i Fig. 4,5. iMochlingl
Nördlich der Kirche eine Kund-Capelle aus der
Uebergangszcit vom Grundriffc der Fig. 2 Der Ein-
• gang fpitzbogig, Kreuzrippen, kleine im Kleblatt-
Bogcn gcfchloffene Fenfter. Das Dach kegelförmig; ob
ein Gruftraum befteht. ift nicht bekannt, ein Hingang
ift nicht zu bemerken.
Die Filial-Kirchc zum heil. Johannes in Jaunflein
ein kleiner einfehiffiger Bau, im Chore mit fpitzbogigem
Gratgewölbe und zierlichem gemauertem Dachreiter.
An der Aufsenfcite des Chores 1678, des Schiffes 1735.
St. Stephun in Feuersberg. Die Pfarrkirche durfte
noch im 15. Jahrhundert entftanden fein, befteht aus
einem grofsen breiten Schiffe und einem l'rcsbyterium
(oblonges Joch und fünffeitiger Schlufs) mit fchoncr
Netzrippen - Ueberwölbung, Drciviertelfaulchcn als
Wandftützcn, doch haben nur die im Chor eigene
Capitalc mit Gcfichtsmasken. Die Fenfter fpitzbogig
doch nur das Mittelfenfter im Chor-Schluffc mit Maafs-
werk. DieBrüftung des Orgel-Chores thcils mit Relief-
figuren: St. Stephans und Laurenz, wie fie zwei knie-
enden Armen Almofen fpenden, theils mit verfchlun-
genem Blend-Maafswerk geziert. Der Triumphbogen
ift mit drei Seiten aus dem Achteck profilirt. An der
fudlichen .Schifffeite ein Wandgemälde, die Kreuzigung
vorftcllend (renovatum 1776); der Taufftein ift info-
fern beachtenswert)!, als fich in eigenthümlicher Weife
die Windung der Säule auch am Becken fortfetzt.
Aufsen Strebepfeiler um die ganze Kirche. Der Thurm
fteht an der Weftfront und dient im Erdgcfchoffe als
Vorhalle, hat doppelte fpitzbogige Schalllöcher, ein
achtfeitiges Zeltdach und vier Giebel.
Die St. Lorenz-Kirche in Stein (Fig. 3) foll fchon
im 11. Jahrhundert geftiftet worden fein. Die Bauart
diefer kleinen Kirche, die fich auf einem gegen Süden
und Oftcn fteil abfallenden Hügel erhebt, zeigt ver-
fchicdcnc Bauzeiten für die einzelnen Thcilc. Der halb-
runde Chor-Schlufs fammt Krypta gehört noch der
romanifchen Zeit an. Das Schiff hat in einem Joche,
fowic das Chor-Quadrat ein zufammengefetztes Kreuz-
gewölbe mit Rippen auf Confolen ruhend. Der Thurm
flammt aus neuefter Zeit. Hinfichtlich der Krypta ift
zu bemerken, dafs fie fich unter dem Quadrate ausdehnt
und hier durch vier ziemlich fchwache Trennungs-
Säulcn untcrthcilt wird; rundbogige Kreuzgewölbe,
kleine halbrunde Fenfter in den überaus ftarken
Wanden; der romanifche Bau aus Tuffftein.
Kig. i (Sic..,.)
Die durch den koftbaren Holzfchrein, der wahr-
fchcinlich ein heiliges Grab war und lieh nuii in den
Hoffammlungen befindet, bekannte Kirche zu Mothling
ift ein fpät-gothifcher einfehiffiger Bau mit neuerem
Capcllen-Anbaue und einem der Weftfeite vorgebauten
Thurme mit hohem achtfeitigem Zeltdache, dclTen Krd-
gefchofs als Vorhalle dient. Im Chor und Schiff Netz-
gewolbe, die Rippen ruhen im Chore auf Wandfhulcn,
fonft auf Confolen (Fig. 4). Die beiden Fenfter im
Schiffe fpitzbogig, cbenfo die gepaarten Fenfter am
Thurme. An einem Wcihwaffcrftein ein Schildchen mit
der Jahrzahl 152t. An der Evangelien-Seite des Chores
fteht der Taufftein (Fig. 5). Zwei Glocken fuhren die
Jahreszahl 1666. An der Kvangelien-Scitc des Altars
fteht ein etwas plumpes Sacraments-Hauschen in Form
einer Nifche ohne Bekrunung auf einer Halbfaule ruhend.
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Unter den mittelalterlichen Baulichkeiten zu
Volkermarkt fei zunachft der am Friedhofe (lohenden
einfehiffigen Ruprcchts-Kirchc gedacht. Sie war bis
Mitte des I j. Jahrhunderts die Pfarrkirche, auch gehört
fie mit ihrer erften Anlage noch in die romanifche
Styl-Periode zurück, urfprünglich ein Bafiliken-Bau mit
flachgcdccktcm Schiffe, das in jüngerer Zeil überwölbt
Fig 6. (Vülkerroarkl /
wurde, wie überhaupt an dem gatizen Baue wiederholte
Rellaurationcn mitunter gewaltfam wirthfehafteten.
Das Schiff bellcht aus fünf Jochen, davon jedoch das
letzte Joch jetzt als l'rcsbyterium dient. Als Pre.sby-
terium diente urfprünglich die viereckige mit einem
Kit. 7 OrMtoiL)
Kreuzgewölbe überdeckte Halle, <iarüber fich der
Thurm erhebt, der übrigens ein jüngerer Bau fein
dürfte. Durch die Ueberwolbung wurden die urfprung-
liehen kleinen Fcnftcr in der oberen Wand des Schiffes
gegenllandslos, da fie über die Wölbung kamen.
Das Gewölbe der Thurmhalle, die mit Kleeblatt-
bogen gcfchloffcncn dortigen Abfchlufsfenller, die im
gefchweiften Spitzbogen dort angebrachte Nifche
dürften mit dem Thurmbau entftanden fein, in fo
weit diefer fich vom erften Gefchofse erhöht, denn dort
findet fich noch ein romanifchcr Kundbogcnfrics. Der
Fries im zweiten Stockwerke enthalt arcadenartig
aneinander gereihte Mauerblenden. Das Haupt-Portal
ift im kundbogen conrtruirt, in drei Stufen eingezogen
Fig. 8 (Griffen.)
mit einfach gegliederten Kampfern. Im Bogcnfeldc
der Reft einer antiken Sculptur, wie man fie in Treffen
findet, in fechscckigcn Feldern Rofen und Sternen.
Ueber dem Portale ein einfaches Rundfenfter, das
Seiten-Portal im gefchweiften Schutzbogen. An der
rechten Seite ein fpat-gothifchcr Capellen-Bau
Fig 9. lo (Griffen-!
Im Thurme fand fich noch vor kurzem ein Glas-
gcmaldc mit den Bruftbildcrn des heil. Nicolaus und
Ruprecht auf reich ornamentirtem Grunde, Glas-
malereien, die in das 14. Jahrhundert zurückreichen
dürften (Fig. 6).
Die alle Pfarrkirche St. Jacob im Stifte Griffen
war urfprünglich eine einfache romanifche Kirche, die
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wahrend der gothifchen Periode faft ganz umgebaut
und in eine Hallenkirche umgeftaltet wurde. Sie ift
einfehiffig mit einer Abfeite als neuerem Zubau (1538).
Das Langhaus ift mit einem Netzgewölbc überdeckt,
deffen Kippen auf Halbfäulcn mit vorgelegten Rund-
ftäben ruhen. Zwifchcn Chor und Schiff die Thurm-
halle, ein Reft des romanifchen Baues. Der Thurm
In der Nahe der Kirche war wenigftens noch vor
einigen Jahren ein viereckiger maffiver Feflungsthurm
mit bedachtem Mordgange gellanden.
iBcrg )
An der Wehrmauer ein Relief aus rothem Sand-
nein, die drei Könige darftellend, in roher Sculptur,
doch wahrfcheinlich aus früh-gothifcher Zeit (Fig. 11).
Kig. II. fHerg.)
ift maffiv und erhebt fich nur wenig über das Kirchen-
dach, jetzt mit vier Giebeln und fpitzem Helme, rund-
bogige Fcnftcr. Das Prcsbyterium beftcht aus dem
funffeitigen Chor-Schluffc und einem Gcwölbejochc.
Kreuzgewölbe mit ftarken Rippen auf Halbrundft.iben
und grofsen Sehlufsfteinen. Die Fenftcr fpitzbogig mit
einfachem Maafswerkc. Das Haupt-Portal und das
Seiten-Portal rundbogig, erftercs zweimal in der Wan-
dung abgeftuft. Der Sturz wagrecht, im halbrunden
Tympanon ein Kreuz, Fig. 8, Fig. 9 vom Seiten-Portal.
Ueber dem I laupt-l'ortal der Weftfeite ein Fünfpafs-
Rundfcnftcr, im Giebel ein viereckiges ftark einge-
zogenes Fcnftcr. Die Strebepfeiler dreimal abgeftuft, 1
Kig. I*. (nerg.)
Im Seitenfchiffc ein dahin verfetztes romanifches
Fenfter mit charakteriftifcher Mittelfaule. (Fig. 10.) In
der Sacriftci ein gothifirender Kelch von 1651.
■ Uklk. I. i>,, II. 4 t XI. ty
VM. N. F.
Kig. 14. (Sachfcnburg.)
Die Pfarrkirche in Berg. Dccanat Ober-Drauthal,
einer fchon 1292 urkundlich erfcheinenden Stiftung,
gehört noch theilweifc der romanifchen Uauzcit an,
Der Grundrifs zeigt ein breites Langhaus von drei
Travecn mit fchr intcrclTantcm Netzgewölbe (Fig. Ii),
das jedoch in den letzten Dccennien eine ausgiebige
Aendcrung durchzumachen halte. Ks beftand nämlich
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In Mitte zwifchen dem erftcn und zweiten Joche ein
achteckiger Pfeiler, auf dem fich das Netzgewölbe
fächerförmig auflagerte. Dicfer l'feilcr wurde caffirt
und dasNctzgcwölbc theilweife entfprechend erneuert.
Zwifchen dem zweiten und dritten Joche ftehen zwei
folche Pfeiler, die zugleich den Orgel-Chor mittragen.
Auf der Südfeite dreithciligc Strebepfeiler.
Das Prcsbytcrium befteht aus einem Quadrate,
daneben der Thurm mit der Sacriftci, im unteren Gc-
fchofse und aus dem halbrunden Schluffe ausge-
fprochen romanifchc Bauthcilc. Im Presbyterium-Joche
ftarke rohe Rippen. Die Aufsenfeite der Apfis hatte
ohne Zweifel eine Bemalung mit rcliefirten Hciligen-
fcheinen, denn diefe find unter der Tünche noch zu
erkennen; ein Nimbus hatte in der Mitte eine Krone.
An der Südfeite des I.anghaufes drei Fenfter und ein
kleines Portal. Das romanifche Haupt-Portal an der
Fagadc verengt fich zweimal mit dazwifchen gelegten
romanifchen Säulen, geradem Sturz und halbrundem
Schluffe. In der Sacriftci acht alte gothifche Leuchter
von verfchiedener Gröfse.
Der Thurm feheint zum gröfsten Theil der roma
nifchen Zeit anzugehören, hat rundbogige Doppel-
fenfter mit Theilungsfaulen. Die Fenfter der Glockcn-
ftubc dagegen fpitzbogig, vier Giebel und ein acht-
feitiger Helm. An einem fehmiedeifernen Gitter eines
Thurmfcnftcrs die Jahreszahl 1501. Auf der Nordfeitc der
Kirche Schiefsluckcn, auf der Südfeite eine Pechnafc.
In der Kirche findet fich das
Grabmal des Hans Gausler, Pfleger
in Rottendem 1589, des Ulrich
Mayer zum Jordanhof am Stein
1606, ein Kreuz in Relief, davor
kniet ein Ritter mit zwei Frauen ;
des Oswald Muleth 1685 Pfleger
von Greifenburg, endlich der Frau
Lucia der Ungnadin des Herrn
Ulrich v. Weispriach Gemahlin
(Wappen der Weispriach).
Die Michaels-CapelU (Fig. 12),
ein mit Strebepfeilern genützter
Rundbau und mit aus dem Halb-
kreife conftruirten Concha, nord-
lich dcrKirche gelegen. Der Unter-
raum dient als Beinhaus. In der
Apfis drei, im Rundbau ein Fenfter.
Der Eingang ins Beinhaus von
aufsen. Die Aufsenfeite der Capelle
zeigt an einem Wandfclde Refte
einer alten rohen Malerei: Chriftus
mit den fchlafcnden Jüngern am
Oelberge. Im Innern am Schlufs-
fteinc das Lamm gemalt, die Rip-
|icnbcmalung fchon fchr* zerftört. An den Gewolbe-
kappen erkennt man: Jcfus auf der Halbkugel, ihm zu
Füfsen Maria und Johannes, dann drei Apoftcl und ein
Engel, dann drei fitzende Apoftcl, unten das Fege-
feuer; die Verkündigung, der Engel kniet vor Maria,
in einer gothifchen Architektur ift Gott Vater zu
fehen; dann drei Apollel, ein Engel, und die Auf-
erftehung (?), drei Apoftcl, ein Engel mit dem Kreuze
und ein zweiter, der die Seligen ins Paradies fuhrt;
auf dem Verkündigungs - Bilde: op. fec. Johannes
Achthaller (?).
Zur Kirche in Berg gehört die Athanafius- Capelle
aufserhalb des Ortes gelegen. Schlank und fchon baut
fich das Prcsbytcrium mit feinem dreifeitigen Sehluflc
(Fig. 13) auf, mit den fein gegliederten Strebepfeilern
und mit feinem zierlichen Netzgewölbe, deffen Rippen
auf runden Dienften ruhen. An den Wänden findet
fich die Legende des heil. Athanafius, gute Malerei
aus der Renaiffancc-Zeit. Das Schiff ift niedrig und
mit einer alten Holzdecke verfehen, deren Vcrfcha-
lung fich an den profilirten Triumphbogen anfchlicfst
und mit den den ganzen oberen Raum bedeckenden
Galerien. Im Prcsbyterium eine gothifche Menfa. Der
Sockel der Kirche fein profilirt.
Die Pfarrkirche in Sachfenburg (Fig. 14) hat eine
einfehiffige Anlage mit in das Schiff cinfpringenden
Pfeilern, die zugleich als Dienftc für die Rippen des
Nctzgcwolbes dienen. Einige diefer Auflageftcllen find
mit einfachen Rippen geziert. Auch das aus zwei
Jochen und drei Seiten des Sechseckes im Schluffe
beftehende Presbyterium hat ein — wohl aber etwas
einfacheres Netzgewölbe , die Rippen vereinigen fich
hier mit den Dienften, indem fie in deren Capital cin-
fehnciden. Beim Triumphbogen laufen die Rippen auf
Confolcn auf. In den drei Schlufsftcincn roth und weifs
bemalte Wappen. Die Sacriftci befindet fich im Krd-
gefchofse des Thurmes zunächft dem Prcsbyterium,
(Spitzbogen -Fenfter und Spitzhelm). Die fehragen
Strebepfeiler des Prcsbytcriums gehen nur bis zur
Fig 15. (Ober E ottet.feld.)
halben Höhe des Gebäudes. Das Haupt- und das
Seiten-Portat einfach profilirt und mit ziemlich rohen
fehmiedeifernen Bcfchlagcn verfchen. Die Fenfter fpitz-
bogig mit Maafswcrk. An der Aufsenfeite Spuren alter
Malerei. In der Sacriftci ein fpat gothifchcr Kclch-
In der Kirche das Grabmal des falzburgifchcn
Pflegers Joh. Glikofler 1678 und der Reft eines Grab-
mals von 144O, auf dem Stein ein Kreuz, links ein
unkenntliches Wappen.
Nahe bei Sachfenburg liegt das kleine romanifchc
Kirchlein zu St. Rupert in Obergollesfdd, der Grund-
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rifs veranschaulicht deutlich die romanifchc Anlage
mit der halbrunden Apfis und Holzdcckc einfacher
Landkirchen. In der Concha eine Freske : Chrillus als
Wcltrichtcr auf dem Regenbogen in der eiförmigen
Glorie, Der Grund herum mit reichen Pflanzen-Orna-
menten bemalt, unten die Symbole der Evangcliftcn
in Medaillons [Fig. 15). Der in neuer Zeit leider arg
herausgeputzte Flügel -Altar mit den Darftellungen
der Verkündigung, der Geburt Chrifti und des Todes
Mariens verdient befondere Beachtung
Notizen.
24. ( Kathfchläge in Betreff alter Wandgemälde in
Kirchen, Sehlöffern etc.).
Seitdem man in Oefterrcich den Denkmalen
der Kunft der Vorzeit grofserc Beachtung fchenkt,
was insbefondere durch die von der k. k. Central-
Commiflion für Kunft- und hiftorifchc Denkmale, von
den Gcfchichts -Vereinen der einzelnen Lander und
mittelft zahlreicher Publicationen ausgehenden Anre-
gungen feit einigen Decennien gefchicht, ift man auch
auf die in vielen Kirchen, Capellen, Kreuzgangen,
Sehlöffern u. f. w. noch vorhandenen Wandmalereien
aus dem Mittelalter und der nachfolgenden Zeit
aufmerkfam gemacht worden. Es hat (ich gezeigt,
dafs deren weit mehrere vorhanden find, als man
erwartete und nicht nur grofsc Bauwerke in ganzen
Cyklcn mit folchen ausgefchmückt find, wie die Kreuz-
gange von Schwaz, Brixcn, im Frauen-Chor des Domes
zu Gurk, die Schlöffer Runkelftein in Tyrol, Karlftein
in Böhmen und andere, fondern auch kleinere Kirchen,
namentlich in Böhmen, Tyrol und Kärnten, fowie
Capellen, unter diefen befonders die neben den Kirchen
flehenden Rund-Capellen (fogenannte Karner}, kleinere
Burgen und Häufer folche aufweifen.
Sehr viele diefer Malereien wurden in einer Zeit,
welche für die Kunft des Mittelalters wenig Vcrftänd-
nifs hatte, übertüncht und werden neueftcr Zeit wieder
blosgclcgt. Gar manche mögen noch unter der Tünche
verborgen fein und harren der kunftfinnigen Hand,
welche fie von ihrer Hülle befreit und wieder an das
Tageslicht bringt.
Einzelne fich ablöfcndc Stücke der Tünche ver-
rathen oft das Vorhandenfein von unter diefen ver-
borgenen Wandmalereien, bisweilen auch nur die
durchfehimmernden Hciligenfcheine, die man in alter
Zeit gern etwas erhoben bildete, die daher trotz der
Tünche noch kenntlich blieben.
Das Aufdecken von Wandgemälden, das Entfer-
nen der Uebertünchung erfordert aber die gröfstc
Vorficht. Wenn jene nicht dadurch zerftört werden
follen, mufs dabei mit Vcrftändnis und aller Behutfam-
keit zu Werke gegangen werden.
Um die Tünche von Wandmalereien gewiiTenhaft
und ohne zu fchaden, zu entfernen, ift ein weiches
weifses Druckpapier (natürlich noch unbedruckt) mit
Stärke, die zu Kleiftcr gekocht wurde, zu beftreichen
und mit den übertünchten Stellen gut zu verbinden.
Dies mufs in der Weife gefchehen, dafs keinerlei
Blafen zwifchen dem Papier und der Tünche zu finden
find, mit einem Worte, das Papier mufs überall voll-
kommen aufliegen und befeftigt fein.
Stellen, die herausgefallen find, und Löcher in der
Wandflächc bilden, follcn vor der Auflage des Papiers
mit Gyps gut verkittet werden, aber in der Art, dafs
nicht etwa mit einemmal die Vertiefung ausgefüllt,
fondern durch öfteres Auftragen desGypfes die gleiche
Fläche hergeftellt wird. Bei Lochern, die auf einmal
verkittet find, fpringt in der Regel der Kitt (d. h. der
Gyps) und kommen Riffe.
Wenn Papier und Kleiftcr vollkommen trocken,
beginnt die Ablöfung und mit dem Papier lofen fich
die Schichten der Tünche von der Malerei ab. Sclbft-
vcrftändlich mufs bei diefer Arbeit mit Vorficht und
Gcwiffcnhaftigkcit vorgegangen werden und ift jede
Uebercilung zu vermeiden.
Sollten, wie es vorzukommen pflegt, einzelne
Theile der Tünche zurückbleiben, fo ift fpäter mit
einem geeigneten Mefler oder Schabeifen forgfam
nachzuhelfen und find die einzelnen Thcilc auf diefc
Art zu entfernen.
Diefe ganze Arbeit verlangt in erfter Linie einen
Mann von echt künftlerifcher Empfindung, der, um das
vorhandene Original zu retten, mit Liebe und Hinge-
bung arbeitet; denn fonft werden die alten Werke
ftatt gerettet, erft recht verdorben werden.
Solche blosgelcgtc Wandgemälde, befonders die
figuralifchcn, find in mehrfacher Beziehung von aufser-
ordcntlichcm Werthe. In Kirchen wurden fie in alter
Zeit zur Erbauung und Belehrung der Gläubigen
angebracht ; in einer fortlaufenden Reihe von Bildern
bringen manche die Begebenheiten aus dem Leben
des Heilands, der heil. Jungfrau, der Märtyrer und
Heiligen zur Anfchauung, erzählen die Kindheit Jcfu,
die Paffion des Erlofcrs, die Wunder und den Marty-
rertod feiner Heiligen, oft desjenigen, dem die be-
treffende Kirche zu befondercr Verehrung geweiht ift,
oder die Geftalten diefer Heiligen fehen, zur Ver-
ehrung auffordernd, würdevoll auf den Bcfchaucr
herab. Dazu gcfctlcn fich tief bedeutfame Symbole
und eine edle ftylvollc Ornamentik. Der fromme
gläubige Sinn unferer Altvordern brachte in die ein-
fachen Darftellungen, weil fie mit Ucberzcugung
gefchaffen und empfunden wurden, eine fo andachts-
volle Stimmung, dafs fie auch in geringen und ver-
blafsten Ueberreften noch heut zu Tage tief auf das
Gcmuth des Befchauers einwirken.
Aber auch in kunft und culturgefchichtlicher
Beziehung find die alten Wandgemälde von hoher
Bedeutung. Sie find Zeugen des Konnens, der Kunft-
thatigkeit unferer Vorfahren, ihrer Begabung, ihres
freien Gefühles für das Schone und Wahre. Sie fprechen
deutlich zu uns, welche hohe Kunftftufe die einzelnen
Volksftammc unfercs gemeinfamen Vaterlandes fchon
in alter Zeit erreicht haben, welche Bildung fie be-
fafsen; es ift daher eine Pflicht der Pietät und des
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Patriotismus, folchc Denkmale zu erhalten und durch
ihre forgfaltigc Schonung der Nachwelt als fprechende
Bcwcifc der früheren Cultur und Kunftfertigkcit, fowie
des VerftändnifTes unfercr Zeit unverfehrt zu be-
wahren. Jeder Ort, welcher folchc befitzt, ift glücklich
zu preifen, er erhalt eine Bedeutung in der Kunft-
gefchichte, wird in der gebildeten Welt bekannt, und
kunftfinnige Fremde aus aller Herren Länder werden
dahin pilgern, um fich an den Schöpfungen einer längft
entfehwundenen Generation zu erfreuen, fic zu ftudiren.
Mancher Ort, der fonft der Welt kaum bekannt wäre,
kann durch ein bedeutendes Kunftwerk der Vorzeit
zu einem Wallfahrtsorte der Kunftfrcunde und Gelehrten
werden. Ks liegt daher im wohlvcrftandcncn Intcreffc
jeder Gemeinde, in deren Bezirk fich folchc Kunft-
dcnkmalc befinden, auf diefelben wohl Acht zu haben.
Die alten Wandmalereien haben aber nur diefen
Werth, wenn fie wo möglich fo, wie fic find, unberührt
und intacl erhalten bleiben.
Ks gibt einen Feind, der fchlimmer ift als der
Zahn der Zeit und als die Kalktünche, es ift die foge-
nannte Hcrftellung oder eigentlich Uebcrmalung durch
unberufene Hand. Dicfe ift darum dcrfchlimmftc Feind,
weil fic nicht mehr entfernt werden kann und das
Denkmal alter Kunft unter ihr für immer begraben ift.
Die wirklich entfprechende ftylgerechte Herftellung
fchadhafter alter Wandgemälde gehört zu den fchwie-
rigften Aufgaben; der betreffende Künftlcr mufs nicht
nur mit den verfchiedenen Arten der Technik, in
welchen die einzelnen dcrfelben ausgeführt find, voll-
kommen vertraut fein, fondern auch den Charakter
und Styl der verfchiedenen Perioden der alten Kunft
gründlich verftehen und völlig innehaben, nur dann
kann er im Stande fein, die Schaden im Geilte des
Künftlers, der vor fo langer Zeit die Bilder fertigte,
auszubeffern. Noch viel fchwieriger ift es, fehlende
Theile, die Köpfe, Hände, Füfsc im richtigen Style
anzufügen. Ks mufs dabei mit gröfster Pietät für das
alte Kunftdcnkmal und unbedingter Schonung aller
erhaltenen Vcberrefle vorgegangen werden. Selbft
unter den tüchtigen und gefchulten Künftlern der
Hauptftädte gibt es nur wenige, die fo weit mit der
alten Kunft vertraut find, fic fo eingehend ftudirt
haben, um eine derartige Reftaurirung in entfpre-
chender, den Kenner befriedigender Weife durch-
zufuhren.
Bei der Wahl eines Malers, dem man die Herftel-
lung alter Wandgemälde anvertrauen will, erfcheint
daher die äufserfte Vorficht gebot en. Leider gefchicht
es nur zu oft, dafs die AusbelTerung oder Auffrifchung
alter Gemälde Malern ubertragen wird, wie Zimmer-
malern oder Staffirern von Altaren, die in ihrer Sphäre
recht gefchickt fein mögen, aber nicht im entfernteften
die Eignung befitzen, um diefelbc mit der nöthigen
Schonung und kunftgerecht durchzufuhren. Meiftens
werden die Bilder mit Leimfarbe ubermalt, worauf fic
zwar für das Auge derjenigen, welche für die alte
Kunft kein Vcrftändnis befitzen, bunt und frifch genug
ausfehen, aber den Verftändigen mit Entfetzen und
Kntrüftung erfüllen. Das alte Kunftdenkmal ift für
immer zerftört, ein neues fremdartiges an deffen
Stelle getreten, das keinen Werth mehr hat. Alle die
oben angedeuteten Vortheile für den Ort find ver-
loren, und wenn es einmal bekannt ift, dafs alte
Gemälde neu übermalt find, fo fallt es Niemandem
mehr ein fic aufzufuchen, weil an ihnen die alte Kunft-
weife nicht mehr zu ftudiren ift. Ein folcher Vorgang
wird von den Sachverftändigen, in Reifehandbüchern,
kunftgcfchichtlichcn Werken und Zeitungen auf das
fchärfftc kritifirt und in verdienter Weife auf das ent
fehiedenfte verdammt. Der Schatz, den der Ort an dem
alten Kunftdenkmale befeffen hat, er ift unwiederbring-
lich verloren.
Bei der Schwierigkeit der Hcrftellung von Wand-
malereien und bei der Vcrfchicdcnhcit des Verfahrens,
welches dabei in den einzelnen Fällen anzuwenden ift,
laffen fich keine allgemeinen Regeln für diefelbe au-
fteilen.
Die k. k. Central- Commiffion für Kunfl- und
hifiorifche Denkmale ift cingefetzt, um über die Er-
haltung der Kunftdenkmale der Vorzeit zu wachen,
fic betrachtet es als eine ihrer wichtigften Aufgaben,
die in den verfchiedenen Ländern des öftcrrcichifchen
Kaifcrftaatcs vorhandenen alten Wandmalereien fowohl
kennen zu lernen und durch ihre Publicationen zur
Kenntnifs der Kunftforfcher und Kunftfreunde zu
bringen, als auch für deren Erhaltung für die Nach-
welt Sorge zu tragen.
Es ergeht daher an alle Befitzer alter Wand-
gemälde oder diejenigen, unter deren Obforgc die
Gebäude ftchen, wo folchc vorhanden find oder zukünf-
tig entdeckt werden, die dringende Aufforderung,
nicht ohne Einvernehmen der genannten Commiffion
eine Ausbefferung oder Reftaurirung vornehmen zu
laffen, fondern wenn eine Hcrftellung der vorhandenen
Gemälde nothwendig erfcheint, fowie von neu ent-
deckten entweder an den Confervator für die alten
Kunftdenkmale des Bezirkes, oder auch direfl an die
k. k. Central-Commiffion in Wien Bericht zu erftatten.
Die Commiffion wird dann fofort einen Sachver-
ftändigen zur Untcrfuchung des Denkmals cntfenden,
der im Einverftändniffc mit dem Befitzer oder Be-
wahrer desfelben die cntfprechenden Maafsnahmcn in
Vorfchlag bringen wird. Die Central-Commiffion ift
bereit, unterftützt durch die in folchen Dingen be-
wahrteften und erfahrenden Fachmänner, in jedem
Falle mit Rath an die Hand zu gehen, diejenigen Pcr-
(bnlichkeiten, denen die nothwendige oder gewünfehte
Herftellung zu übertragen wäre, namhaft zu machen
und, foweit es ihre Mittel erlauben, auch diefelbe
pecuniär zu unterftützen, letzteres natürlich nur in dem
Falle, wenn ihre Anordnungen eingehalten, und die
von Fall zu Fall zu beftimmenden Grundfätze genau
verfolgt werden.
Zum Schliffs fei es gefagt, dafs nur die wahre und
echte Liebe zum Kunftwerk die Bürgfchaft gibt für
die ehrliche und gewiffenhaftc Erhaltung und Her-
ftellung der vorhandenen Kunftwerke.
25. Im Marz d. J. wurde der Platz vor dem Rath-
haufe zu Nimburg geebnet und in eine Gartcnanlage
umgewandelt. Bei diefer Gelegenheit fand man laut
Berichtes des Confcrvators Baum das Bruchftück eines
modellierten Pferdezaumes aus Bronze, das, aus pra-
hiftorifcher Zeit flammend, jedoch in Folge der erkenn-
baren ftarken Abnützung einen längeren Gebrauch
vermuthen läfst. Ks ift wahrfcheinlich, dafs diefer
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LXVI1
nd durch Zufall, etwa eine Frdanfchüttung an
die Fundftelle gelangte. Bishcrfind drei prahiftorifche
Fundftellen im Stadtgebiete von Himburg bekannt,
wovon jedoch nur eine eine Hegrabnifsftätte war.
26. Es ift bekannt, dafs aus der hochintcreffanten
Fundftätte am Berge Hradilt bei Neuhüttcn-Niiburg
bereits drei reiche Sammlungen hervorgegangen find,
nämlich jene des Herrn Dr. Berger und des Kunft-
handlers Lehmann in Prag, dann die Sammlung des
Herrn Direktors Große in Neuhütten, welch letztere
nunmehr von Seite des k. k. naturhiftorifchen Hof-
Mufcums in Wien erworben wurde. Doch weder durch
diefe Sammlungen noch durch die Acquifition zahl-
reicher Alterthümer feitens anderweitiger Liebhaber
wurden die Schatze des HradLst erfchöpft, indem von
Zeit zu Zeit immer noch merkwürdige Funde das Licht
der Welt erblicken. Im Jahre 1881 war es fpecicll die
Sammlung des Herrn Lehmann, welche durch einige
neue Objecle bereichert wurde. Von diefen mugen
hier fpecicll erwähnt werden :
Fi u 1
Kleine mcnfchlichc Kopfe von Thon und Stein,
oft mehrere auf einem und dcmfclbcn Stück, meift
barbarifchc Arbeit, doch wurden auch zwei kleine
bartige Kopfe von Bronze gefunden, welche ihren claf-
fifchen Urfprung nicht verleugnen können. Beachtens-
werth erfcheint ein kleines menfehliches Figürchen von
Bernftcin und ein fehr wohlcrhaltenes von Fifcn. Nicht
leicht läfst fich der Zweck von zwei Marken Ringen
von Thon, welche Armbandern ähneln, erklären; beide
haben 9 Cm. im DurchmefTer, und während der eine
mit vorgehenden Bukcln geziert ift, erfcheint der
zweite dadurch auffallend, dafs auf dcmfclbcn zwei
maskenartige Gefichter und mehrere münzenähnliche
Abdrücke, Thicre vorteilend, vorkommen . Auch erwarb
die genannte Sammlung zwei Platten von einer
fchwarzen pechartigen Maffc; die eine ift kreisrund,
hat 9 Cm. im DurchmefTer, oben ein eiferncs Häkchen
und enthält in Abdrücken die halberhabene Abbildung
einer menfehlichen Gcftalt, an der ein Kind empor-
fpringt, daneben ein Mcffer und Fibeln; die andere ift
oval, hat einen DurchmefTer von 9 und 10 1 s Cm. und
zeigt eben auch halberhaben die Darftcllung eines
McfTcrs und einer reich verzierten Fibel. Aehnliche
Platten kommen auch in der ehemals <7r^fchen
Sammlung vor. Als ein bcTondcrs zierlicher , am
Hradist gefundener Gegcnftand mufs ein Anhängfcl
von Gold erwähnt werden (In Fig. 1 dargeftellt von
drei Seiten). Dasfelbc ift innen hohl, i' , Cm. hoch
und l Cm. 2 Mm. breit. Die vier fchneckenartigen Ver-
zierungen, welche auf dem kleinen Schmuckftücke
vorkommen, erinnern an ähnliche Ornamente auf
bronzenen Armbändern, deren in Böhmen mehrere
gefunden wurden, und von denen zwei im „Pravek"
Vocets, I. Bd. pag. 195, abgebildet find. Fin anderer
F.* 1.
bereits früher der Lehmann hhen Sammlung einver-
leibter Schmuckgegenftand vom Hradist ift ein zier-
liches Blatt von Gold (Fig. 2), es ift 4'/ t Cm. lang
und 1 Cm. breit. Noch ift in diefer Sammlung ein drittes
Zierftück von Gold vorhanden, welches jedoch nicht
vom Hradist, fondern aus der verwandten Fundftätte
in der Sarka bei Prag herftammt. Es hat die Form
eines Blattes der Hafelwurz (Afarum curopeum), ift
2 Cm. breit und i'/ t Cm. hoch und mitteilt zarter Gold-
ftreifchen in neun vertiefte Felder abgetheilt, in welchen
fich Plättchen eines röthlichen
Steines oder Glafes eingelaffen
befinden (Fig. 1). Der hiefige
Numismatiker Herr Mihi hat vor
kurzem einen altertümlichen
goldenen Fingerring erworben,
der ebenfalls aus der Sarka
flammen foll und feiner Gcftal-
tung nach zu dem eben befchrie-
benen Schmuckftück zu gehören
fcheint. Die ovale Stelle des
Kingftcincs ift nämlich eben-
falls mit goldenen Streifchen in
neun hohle Felder getheilt,
welche aber hier ein Kreuz bil-
den, und aus welchen die Stein-
chen bereits herausgefallen find.
Der Ring ift auf beiden Seiten
der mittleren Platte mit dem ein-
gravirten Schnecken-Ornament
geziert (Fig. 1). Zum Schluffe
füge ich noch die Zeichnung
einer fcltcncn Lanzcnfpitze von
Bronze bei, welche im Frühjahr
1873 beim Graben eines Brun-
nens in dem ftadtifchen Brau-
haufc zu Bcraun in der Tiefe von
S Klftr. in dcrNähc desUfers des
Beraum Fl uffcs gefunden wurde, die 11t 15 cm. lang
und 4 Cm. breit, mit einer 2 Cm. breiten Stieloffnung
und zeichnet fich befonders durch ihre feltcne und
fleifsige Gravirung aus. Dicfclbc befindet fich im
Privatbefitzc (Fig. 3).
Aforis Lüfsner.
27. Confervator Grti/s machte Mittheilung, dafs
während der letzten Jahre in der Umgegend von
Leittneritt vier Steinbeile der älteren Keilform beim
Fig. 3 (Beraun )
Sie ift 15 Cm.
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LXVIII
Ackern gefunden wurden. Urnenfunde ergaben fleh in
der A£lien-Ziegelei, in Wirbitz. Lobofitz, Lukawitz,
Tfchifchkowitz. Auf der Ziegelei feheint übrigens eine
förmliche Bcgräbnifsftatte mit Reihenanlage beftanden
zu haben In einem Grabe in Tumbautiz fand man zwar
keine Gefafse, doch Knochenuberreftc und drei Bronze-
Ringe im Lehm 2 Meter tief, davon einer um das
Schienbein lag.
28. Unter dem 17. December v. J. erhielt Confer-
vator Orgler von der k. k. Eifenbahnbauleitung in Inns-
bruck die Anzeige, dafs anlafslich des Bahnbaues
zwifchen Wilten und l'v/s mehrere antike Gcgenftandc,
als: thönerne Gefafse, ein Mcffer und ein Gegenftand
unbekannter Beftimmung, beide aus Bronze, gefunden
worden feien. Zur Befichtigung derfelbcn verfügte fich
dcrfclbc nach Innsbruck und fand dafclbft folgende
Fund Objcftc:
1. a) Urnen aus Thon von verfchiedener Grofse,
die meiden ziemlich wohl erhalten. Die gröfstc der-
felbcn, bedeutend verletzt, hat an der Ausweitung
I*/, Met. im Umfang und eine Höhe von 32 Cm. Das
Gemcinfame in der Form bei den übrigen Urnen,
deren Höhe zwifchen 9 und 16 Cm. variirt, befleht in
der naher dem Rande oder in der Mitte — bei einer
nahe an der Bafis — befindlichen Ausbauchung und in
dem gefchweiften Hälfe; nur bei einem fteigt er gera-
delinig empor. Ornamente zeigen nur vier derfelben;
Parallel-Linien laufen um das Gefäfs herum, die bei
einer wohl nicht auf der Scheibe, fondern mittelft
eines Inftrumentcs aus freier Hand in den weichen
Lehm cingcfchnittcn wurden, und bei welcher der
aufserfte Bug der Wölbung eingekerbt erfcheint. Die
beft ornamentirte Urne zeigt vertical laufende Linien-
bander, die von kleinen horizontallaufcndcn Stricheln
begrenzt find. Bei einigen Urnen find Brandfpuren
bemerkbar, b) Eine Schale aus Thon, 5 Cm. hoch und
13 Cm. im Durchmcffcr, fchlecht geformt und ohne
Ornament, e) Ein Topf, 9 Cm. hoch, der Henkel abge-
brochen; gegenüber dem Henkclanfatze find an der
Aufsenfcitc unter dem Rande vier kleine, ungleich
geformte Knöpfe oder Buckeln.
2. Ein Bronze- Meffer mit gcfchwciftcr Form ohne
die gewohnlichen Kreis- und Punkt-Ornamente. Am
Angel lleckt noch ein Stück des Beinheftes.
3. Eine Scheibe aus dünn gewalztem Bronzeblech
von circa 8 Cm. im Durchmcffer, mit einem daran
genieteten Griff aus eben demfclben Bronzeblcch. In
der Mitte befindet fich eine kreisrunde Ocffnung, aus
der ein geradclinigcr Ausfchnitt in der Richtung des
Griffes zum Rande lauft. DicBcflimmung diefes Gegen-
ftandes ift mir nicht klar, vielleicht mochte es, wie
einige glauben, das Zierflück eines Pferdcgcfchirrcs
gewefen fein. Wahrfchcinlicher einRafirmeflcr mit dop-
pelter Klinge, wie folchc in fchr vcrfchicdcnen Gegen-
den gefunden werden.
Sammtlichc hier aufgeführte Gegcnftande wurden
aufserhalb des Norer fchen Ziegelftadels in der Rich-
tung gegen Vols von den Eifenbahnarbcitcrn beim
Durchllich eines kleinen Plateau gefunden. Leichen-
refte zeigten fich bisher keine. Die kleineren Urnen
waren in den gröfseren geborgen ; das Mcffer und die
Scheibe lagen in der Nähe. Da die Arbeiter die Nach-
grabung aufser der ihnen bezeichneten Linie nicht
weiter verfolgen konnten, fich aber höchft wahrfchein-
lich noch mehrere derartige Gegcnftande an diefem
Platze finden dürften, fo foll im Frühjahre eine ge-
nauere Unterfuchung diefer Stelle vorgenommen
werden.
Die Fundftücke wurden in das Ferdinandeum
übertragen, wo fie cinftweilcn deponirt bleiben.
Im November v. J. entdeckte man am weftlichen
Abhänge des Hügels von Martinsbühel, 1 wo man
behufs des Steinbrechens die Humusfchichtc abhob,
drei Leichen in ziemlicher Entfernung von einander
liegen. Bei einer fand man eine Bronze-Fibula und ein
Ornament, ebenfalls aus Bronze, das — einem Meer-
pferdchen ähnlich — wahrfcheinlich als Hclmzicr ge-
dient hatte. Bei einer andern lagen Meffer, ein Stemm-
eifen, ein Schlüffel — alles aus Eilen, das zerquetfchte
Stück einer grofsen Blcirohre und ein Spinnwirtel aus
Bein. Die Knochen diefes Skclctcs, das wahrfcheinlich
eine fpäteren Zeit angehört, find fchr grofs. Bei der
dritten Leiche fanden fich keine Beigaben.
Der Hügel von Martinsbühel ift ein hiftorifch
merkwürdiger Punkt und namentlich eine reiche Fund-
flellc von römifchen Münzen. Die alterten derfelbcn
reichen bis auf Domitian und Trajan; die jüngften find
aus der Zeit der Conftantine. Die Vcrmuthung, dafs
die romifche Heerftrafse von Wilten (Veldidcna) nach
Werten bis hieher auf dem rechten Ufer des Inn ge-
laufen fei und hier über denfelben geführt habe, ge-
winnt durch dicfc Funde an Wahrfcheinlichkeit und
in diefem Falle dürfte der befeftigte Hügel wohl als
Brückenkopf gedient haben.
29. Confervator Ster: berichtete, dafs im Februar
gelegentlich der Grabungen eines Kellers beim Brau-
haufe in Znaim nächft des Heidcntempels in der Nähe
von 2 1 ;, Meter davon mehrere Gegcnftande gefunden
wurden, welche aus prähiftorifchcr Zeit Hammen, wie
Knochen, Gefafsfcherben (1 ganzes Gcfafs), Wirtel,
durchlöcherte Stein- und Thonkegel, zwei Bronzereife,
Meifsel etc., Haarnadeln; diefer Fund ift nicht unwich-
tig, er beftätigt die auf die örtliche Lage gegründete
Vcrmuthung, dafs Znaim auf dem Terrain einer alten
Anfiedlung ftehe.
30. (Ein BronseCrucifix im öflerreichifchen
Mufeum in Wien.)
Im Jahre 1867 wurde in der Nähe des Ortes
Unterburg (Pfarre Haidershofen in Nieder -Oerter-
reich), beim Baue der Kronprinz Rudolf-Bahn ein
allem Anfcheine nach fehr altesBronze-Crucifix gefun-
den und dem öflerreichifchen Mufeum überfendet.
Hier blieb es lang unbeachtet, bis es vor kurzem unter
den Bronzen des Mittelalters im Saale V zur Au-
fteilung gelangte. Bei der Seltenheit derartiger Arbeiten
in unferem Hcimatlandc dürfte es nicht überflüffiig
fein, in Folgendem auf dasfclbe aufmerkfam zu machen.
Das Crucifix ift 16 Cm. lang und 15 Cm. breit.
Das Haupt ift nach rechts gegen die Bruft gefenkt,
«. U.K.hilb Zitl .~ Kuh. J.r M u l MW n i mii de. Rui» tino J.gJ
fclilolltt »im Kiif«r M»»inuli»«.
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LXIX
die Augen find im Todcsfchlafe gefchlolfcn. Das in
der Mitte gefcheitelte Haar, fowie der kurze Bart
zeigen deutliche Cifelirung. Der Gefichts-Typus ift
unfehon: niedrige zurückweichende Stirn, wulftige
Augenknochen, ftark vorquellende Augen, lange,
gerade, plattgedruckte Nafe, vorftehende Backen-
knochen. Unter der platten Bruft find die Rippen
durch horizontale Wülfte angedeutet. Das von den
Hiiften bis zu den Knieen reichende Lendentuch ift
dreimal geknotet, in der Mitte und an den Seiten zum
Theil in dünne vertieale Falten gelegt, an welchen fich
Spuren von Vergoldung erhalten haben. Die falten-
lofen Flachen über den Schenkeln zeigen fchräge
geradlinige Gravirungen Der Leib ifl ziemlich ftark
nach rechts ausgebogen, die dürftig gebildeten Beine
etwas angezogen. Die plumpen Fufse liehen neben
einander, ohne Fufsbrett und ohne eine Spur von
Nageln. Die Arme find horizontal ausgebreitet, nur
im Kllenbogen ein
wenig gebogen.
Die grofsen breiten
Handflächen find
durchbohrt zur
Aufnahme der Na-
gel, mittels welcher
die Figur an den —
vcrrnuthlich hölzer-
nen — Kreuzbai
ken befeftigt war.
Mit einem dritten
Nagel war fie an dem Fortfatzc unterhalb
tler Fufse befeftigt. Bruft und Unterleib, die
fcfl an den Kreu/esftainm anfchloucn, find
nur in der vorderen Hälfte in der Art
eines Hochreliefs gebildet und hohl ohne
Klick wand.
Das Material, aus welchem die Figur
gegolten ifl . ifl eine helle Bronze, die ganz-
lich mit lichtgriincr Patina uberzogen Ift.
Das Alter des Crucifixes lafst fich aus
defien charakteriftifchen Merkmalen mit
ziemlicher Sicherheit fcftflellen. Es ift reali-
ftifch gedacht ; das leblos auf die Bruft hcr-
abgefunkene Haupt, der herausgebogene
an den Nageln hangende Körper find Merk-
male des by/antinifchen Typus der Gekreu-
zigten. Wahrend man im Abcndlande bis
zum 13. Jahrhundert am idealen Typus
fefthiclt. wonach der Gekreuzigte lebend,
mit aufgerichtetem Haupte, offenen Augen,
feil auf dem Fufsbrette flehend dargeftellt
wurde, ohne aufscre Kennzeichen des Lei-
dens, war man in Byzanz gewohnt, den lei
denden Heiland in der tiefflen Erniedrigung
darzuftcllcn. Allerdings tritt auch in abendlandifchen
Miniaturen vor dem 13. Jahrhundert der byzantinifche
Typus auf, aber doch nur ausnahmsweife und ohne
Finflufs auf die plaftifchen DarAcllungen. Als aber zu
Anfang des 13. Jahrhunderts in Italien die letzten Refle
cinheimifcherKunll-Tradition erlofchen und die byzan-
tinifche Technik und Kunltanfcluuung vollmundig zum
Durchbruche gelangte, kamen auch die byzantinifchen
Cnicifix - Bilder in Aufnahme und wurden bald im
ganzen Abendlande herrfchend.
Das Haupt des Erlöfen auf unferem Crucifixe
tragt weder den Nimbus, noch das Diadem, noch die
Dornenkrone. Frftcrer ifl wahrfcheinlich aus tech-
rriTchen Gründen weggeblieben. Das fruheflc Crucifix
mit der Dornenkrone, das fich in Dcutfchland findet,
ifl jenes auf einem Tauffteinc zu Wurzberg aus dem
Jahre 1280 (vergleiche SttHkbaufr , Kunftgcfchichtc
des Kreuzes).
A. Springfr hat das Kntflehen der Crucifixe mit
drei Nageln oder belfer gefagt, mit übereinander
gcflellten Fufscn, aus der Vergleichung zweier Stellen
der „kythmica oratio St. Bernhardi" und eines Liedes
Walthers von der Vogelweide in die zweite Hälfte
des 12. oder fpateftens in den Anfang des 13 Jahrhun-
derts verfetzt, fo dafs fich in der erflen Hälfte desfelben
Jahrhunderts die Neuerung allgemeine Geltung ver-
Ichafft hat. So richtig dies für die Miniatur-Malerei ift,
fo gewifs ift es auch, dai's die Plaftik etwas langlamcr
den neuen Typus
adoptirtc, der in ihr
erft zu Ende des
13. Jahrhunderts
Kegel wird,
Wir haben fo-
mit die Entftehung
unfercs Cnicifixes
in die Mitte des
13. Jahrhundertsan-
zufetzen, in eine
Bluthezeit des Erz-
gul'fes in Dcutfchland, in welcher auch die
grofsen Gufswcrkflattcn ferner liegender
Gegenden an dem allgemeinen AufTchwunge
Theil nahmen.
Dr. A Kifa.
Fig. 6
31. Der Conl'crvator K. Rosncr für
Angelegenheiten II. Seclion hat an die
Ccntral-Commiflion im Februar berichtet,
dafs gelegentlich feiner Anwefcnheit in
l'ȣKjlall* er mit Entfctzcn bemerkt hat,
dafs man eben eifrig befchaftigt war, die
beiden impofanten, je 20 Klafter hohen
Thürmc am dortigen kaif Schiolle zu demo-
liren. Die Spitze des fudlichen Thurmes
war damals bereits ganz abgetragen ; vom
nördlichen Thurmc war das mächtige Dach
entfernt und ging es nun an das Mauerwerk,
das übrigens in einer gcwilTenHohc verblei-
ben feil „in Geflalt hafslicher Stumpfen- 4 .
Von wem die Initiative zu diefer trau-
rigen Umgeftaltung des Schloffes ausging,
ift nicht bekannt, doch erinnert diefer Ä5
ganz merkwürdig an die Vorgange in /('<*/-
teneck und durfte der Urheber in der Gutsverwaltung
zu Leiben zu fuchen fein. Der Anlafs zur Abtragung
der machtigen I'uggflaller Schlofsthurmc foll in dem
Umftande gelegen lein, dafs einige Balken der oben
auskragenden Thurmgalerien morfch geworden waren.
Nachdem die colofialen, vollftandig gefunden
Dachftühle, die noch Jahrhunderten hatten Trotz
bieten können, nicht auf den vorfpringenden Galerien
1 Drüber R,>l rk,iiiuUndc)i. n 3« u. * Vmrmtnndl bM» ■ <*.
B«».ck. ud Millb. de. Al.erthu«. Verein« V. ■» S. km.M Wi... l n.„t„-> t e.
I |M ir-i/.k.r Top»,, V O M R, Hl „
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LXX
ihren Stutzpunkt fanden, Ibndcrn deren Conftruction
auf den mächtigen T 1 1 u r m m a u e r n auffafs, fo hatte diefes
Morfchwerden keine Bedeutung für den Dachftuhl
felblt und hatte es fich blos um eine Rcconflruction der
vorfpringenden Galerien gehandelt. Das Mauerwerk
der Thurm«, davon einer, der Keckthurm, die Jahres-
zahl 1543 tragt, zeigte nicht das geringfte Gebrechen.
Der Anblick von I'oggllall, ehedem durch die
beiden impofanten mittelalterlichen Schlofsthürme
intcreffant und wirkungsvoll, hat nun jede Charak-
teriftik 1 cingebüfst Das Schlofs, von leinen ehemaligen
machtigen Befitzern ' auch A^.-«,iV/genannt, ill nun
zum unfeheinbaren I'rivathaufc geworden.
Hei diefem Anlaflc fei der Ruine Weiteneck mit
wenig Worten gedacht. Die Nachrichten eines be-
fertigten Wohnfitzes diefes Namens finden fich bereits
vertafslich im 12. Jahrhundert. Gegen Knde desfelben
Jahrhunderts il\ die Kurg im Belitze der Kuenringcr.
Als Herzog Albrecht I. den Widerftaiid des machtigen
LeutoM von Kucnring brach war auch die Verte Wei-
teneck unter den vom Landesfarben bezwungenen
Schloflern Zwar foll er fic wieder zurück bekommen
haben, doch hat ihn bald darauf finanzielle Bedräng-
nifs genothigt, fich diefes Bcfitzcs zu entaufsern.
Hierauf wurde es landesfurrtliches Kammergut
und bildete 1296—1364 das Witthum der Konigin
Agnes. Gemahlin Andreas III. von Ungarn, Tochter
Albreeht L, wofclbrt fic als Witwe zeitweilig gewohnt
haben dürfte. In den fechziger Jahren des 14. Jahrhun-
derts war WtytluHingg als Schenkung für dasCollcgiat-
Stift bei St. Stephan in Wien beftimmt. was jedoch
nicht zur Ausfuhrung kam. 1382 wurde Hans v. Lich-
tendem mit Weiteneck belehnt, doch 1395 delTen ver-
lullig. In der Folge wurde fclbes wiederholt verpfändet.
Auch für Flifabeth, Albrecht des V. Gemahlin, war es
zum Witwenfit/, beftimmt Zur Zeit Friedrich IV. war
Weiteneck in del'fcn Bcfitz, aber auch das Ziel kriege-
rifchcr Beftrebungen Albrecht VI., der es nach kurzer
Heiagerung einnahm und einige Zeit befafs. 1470 war
Cafpar von Kogendorf Pfleger der Vcftc; 1513 verkaufte
K. Max die Verte an Georg Scwfencgk. 1672 war das
Schlofs noch bewohnbar, verfallt aber jetzt mit Riefen-
fchritten, da für irgend eine Confervirung nichts mehr
gethan wird.
Die Ruine fleht auf einem ifolirlen länglichen
Fellen Plateau. Sie machte noch vor wenig Jahren
ein impofantes Hild und ftelltc fich mit ihren beiden
Thürmcn von der Wafferfcite betrachtet, als eine
lange, wenn gleich arg verfallene Gebäudeflucht von
trotzgebietender Anlage dar. Hei näherer Untcr-
fuchung fand man den alterten, eigentlichen Hauptbau
mit dem einen Thurm auf der höchften Stelle des
Felfen angelegt.
Seit vielen Decennicn kann man diefe Gebäude
nur mehr eine Ruine nennen, wenngleich fie noch vor
kurzem als nothdurftiges Obdach für Arme galt. Ging
die Natur mit dem Gebäude unauflialtfam auf dem
Wege der Zerftorung vorwärts, fo war es doch nur
' Eine Trtiwlil in lleifix«nbl>it nift Ha« Aeuffere d<i s<hlolT<i in
Jak.« tttj.
1 Nachdem e.» anfänglich >tim ftrliuAandc: der Mci ITauer geh , de ging et
an da. Maul Eberitcrf über II) lr. de« »ebiiger Jahren im 15. Jahrhundert
(pater erfcheint Cafpar IM R<-<g«ii,l>»rf a I » Eigentnnmer : iVifigwiii'. P-.jrv-h
Iii JaSit bliebe» bei lUCmtmSi*. Mf«»»al «U« thuwiirfai folgten CiSjig.
ton RugchJoif c*ar e«, der d«-n SthlafTe den Namen nach der Familie gab
«nd e» in d«r bia heute »rl.all.nrn lieftalt f.buf
fchrittweife und allmälig. Doch wenn der Mellich die
zerftorende Hand anlegt, geht das Werk rafch und
fprungweifc. Vor beiläufig einem Decennium mufstc
der obere Theil eines der beiden Wehrthurmc fallen.
Man gewann damit Hau-Matci iale für eine benachbarte
Fabrik. In Fig. 7 irt die Abbildung des abgetragenen
Thurmes erhalten.
Fig 7 Wiitenctk i
32. Confervator Jenny machte auf den gothifchen
Frkerrefl am I laufe Nr. 90 der Marktgaffe zu FeUkirch
aufmerkfam, welcher nach der Auflchrift 1512 erbaut
und anno 1S20 renovirt wurde. Diefe fatale Rcrtauration
hat dem Werke den oberen Abfchlufs genommen, liefs
ihm jedoch die beiden unangebrachten Wappenfchilde
unberührt In dem einen Schilde erfcheinen die ge-
kreuzten Kalkfchaufeln, defsgleichen am Helme als Zier
der Familie Kalkrcut. 3 Das Wappen rechts, ein fenk-
1 Conferealor Jtmmjr bemerkt, daf» Andrea Kalktelh anno 15.x» in Kufa-ich
Harb, fo cni.f.» ,,hl da. Wappen dem Sohne engehuten. Millh iS;9 | CLIV
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recht getheilter Schild, zeigt in jedem Felde einen
Stern, delTcn Strahlen den oberen Kand berühren.
Als Zieren ein I lomcrpaar mit je drei Sternen befleckt,
welches Wappen nach Wehenegger-Merkle der Familie
Ryms von Ilerblingen und Wartenflein zugcfchricbcn
w ird Das ganze Werk des Erkers und feiner Ornamente
charaktcrifirt fich als ein fchoncs Produil der Spat-
Gothik.
Fi g . 8, (feMMick,)
An einem I laufe in der Markthalle zu Feldkirch
fleht man zwifchen dem erden und zweiten Stock-
werke eine Steinplatte mit drei in Relief ausgeführten
Wappen und der Jahreszahl 14^)5 iFig. 8,1 eingemauert.
Der obere halbrunde Schild enthalt die oflerreichifche
Binde, wenn auch diefc auffallend fchmal erfcheint, und
nimmt wohl Bezug auf die Stellung desjenigen als
Vogt, Ilubmciflcr etc. Kuckficht, der in den übrigen
Wappen bezeichnet wird. Wir fehen wieder den
fchrcitcndcn Steinbock der Jonas im linken Schilde,
und im rechten zwei mit dem kucken aneinander
gekehrte Halbmonde mit ausgebildeten Gelichtern,
oben und unten im Zwickel je ein Stern, wahrfchciulicli
Wappen der I laufer.
Das Wappen darf man dem Thomas oder Xiclas
Jonas zufchreiben; genau das gleiche Wappen verleiht
K. Max I., was übrigens nicht ein früher geführtes
bürgerliches Wappen ausfchliefst.
33. Die im Vorjahre begonnene Reflaurirung
der Pfarrkirche zu Waidhofen an der Ybs in Nieder
Oeflerreich wurde im Laufe der Monate Juli und
Augufl unter der Leitung des Profeflbrs Hermann
Ritter von Ricivct fortgefetzt. In den beiden Seiten-
fchiffen der Kirche wurden im Laufe des Monats
Augufl vier neue — je zwei in jedem Schiffe — ßjl-
gerechte Fenßcr eingefetzt. Dicfclbcn, von Wohlthatcrn
gelbe nd et, enthalten In prachtvollen Glasmalereien die
Bilder der Heiligen: Maria, Johann Kv , Thekla und
Michael, lammt der betreffenden Widmung in gothifcher
Minuskel, und wurden in der Tyroltr Glasmal- Anflalt
zu Innsbruck ausgeführt.
Im Chore der Kirche wurde die rechte Seite der
Reflaurirung unterzogen. Zu dem Ende wurden der
alte im Zopfllylc aufgebaute Seiten- Altar abgebrochen
und die fehlenden Sockelltückc an den Rippen und
Rundflachen llylgcrecht ergänzt. An die Stelle des
abgebrochenen Altares wurde im Laufe des Septem-
bers ein neuer gefetzt. Dcrfclbe, ein Marien-Altar,
Vlll. N. F.
ifl gothifch aufgebaut, enthalt in der Mittclnifchc die
Krönung Maria s, in den Scitcnnifchen die Statuen der
heil. Elifabcth und Nicolaus. Uberhalb der Mitlcluifchc
wölbt fleh ein Baldachin, der von einem Engel mit
einem Spruchbande getragen wird, den Abfchlufs
bildet die Kreuzblume. Dicfcr neue Altar von
Ii. Weßerreieher, akademifchem Bildhauer in Linz, aus
Holz aufgebaut, erfreute ("ich bei Gelegenheit der
oberöflerreichifchen Gewcrbcausflcllung allgemeiner
Anerkennung und koftct.i^cw Gulden.
Bei Gelegenheit der Reflaurirung der Rundftabc
und Ucbcrtünchung der Wand diefes Theiles des
Chores wurde am 17. Augufl ein Fresko -Gemälde
entdeckt, das Profcflbr Ri,~a>el in meiner Gegenwart
mit aller möglichen Sorgfalt bloslcgcn liefs. Nach
Entfernung der ziemlich flarken und häufigeren
Tunchefchichten trat in einer medaillonformigen Um-
rahmung eine „coneeptio Mariae k zu Tage. Die Haupt-
figur, die beil. Jungfrau darflcllend, Acht auf einer
Confolc, die ein von mir bis jetzt noch nicht cruirtes
Wappenfchild tragt. Dasfelbe, ein halbrunder Schild,
ifl durch eine Querlinie in der Mitte in zwei Felder
gctheilt; das obere enthalt eine Rautenkrone, das
untere ill gefpindelt. Krone wie Spindeln find grau in
grau gemalt. Die Figur fclbft hat eine Hohe von 2-30
Meter und ifl polychromirt. Rothes Unterkleid (dunkel-
roth ornamentirt auf hellrothi und weifser Falten-
mantel, doch find die Farben matt. Am linken oberen
Bande des Medaillons der heil. Geifl in Gcflalt einer
Taube. Das ganze Bild fammt feiner Umrahmung, die
Fig. 9 (WüiUhofen.!
grau gehalten ifl, hat eine Hohe von 3-40 Meter und
eine Breite von 1-55 Meter, und erweift fich als eine
Arbeit des fünfzehnten 'Jahrhunderts. Vcrmuthlich ifl
dasfelbe gleichzeitig mit dem in der erflen Hälfte des
erwähnten Jahrhunderts geführten Kirchenbau ent-
llanden.
Die Auffindung diefes Freskobildcs an der
rechten Chorwand legte den Gedanken nahe, dafs
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auch die linke Wandflachc desfetbcil mit eiaem Bilde
gefchmuckt worden fei. Herr Prufcffor Rit-uvi liefs
deshalb einen Theil des dort noch liehenden Altares,
an deffen Stelle im kommenden Jahre ein neuer Ayl-
gemafser treten wird, abfraßen und die Tünche mit
aller Sorgfalt entfernen. Unicrc Voraussetzung fand
ihre Bcflatigung; denn bald trat i/ns Loekettkmkpt
fowie ein Theil eines Flügels zu Tage. Heide blos-
gelegten Theile gehören aller Wahrfchcinlichkcit nach
dem Engd an, welcher der Jungfrau die Hotfchaft
bringt. Ks find demnach die zwei Bilder auf den
beiden Wandflachcn des Chores als correspondirende
zu betrachten, Doch wurde das Kngclsbild nicht voll-
Händig der Tünche entledigt, da der dasfelbc be-
deckende Altar cfil im nachflcn Jahre entfernt wird.
Nachdem das Nulhigc angewandt worden war, um das
Hihi zu fehützen, wurden die entfernten Theile des
Altares wieder aufgefetzt.
Die heuer vorge-
nommene keltauration
hatte auch die Entfer-
nung des alten, mi
fehonen Communion-
Guter*, welches den
Chor von den Schiffen
trennt , in ihrem Ge-
folge. An deficit Stelle
i|r iw wm
Frofcffor RitWft, wie der Dcchant und Stadtpfarrcr
von Waidhofen kamen dem Wunfchc des Gefertigten
mit grofstcr Bereit Willigkeit entgegen. Ms wurde ein
machtiger (irabflein, O 30 Meter dick, mehr als
2 0 Meter lang und bei i-o Meter breit gehoben und
cntfprcchcnd locirt. Üerfelbe tragt in gothifcher
Minuskel nachfolgende Umfchrift: filier liegt begra-
ben des wolgeporn herm herrn Otto vom Zt Iking,
herrn zu kemsperg (Heinsberg) gemahel fraw geporn
von Kgkhartfau fraw Agnes, der gott genad. ill
gcÜorbcn deti achten (?) Auguft mcecclxxx - Zwei
Wappcnfchilde, die jedoch durch die Fufstritte der
Kirchcnbefuchcr fchr gelitten haben, fowie mehrere
andere inlcrcflantc Zeichen und zerllreute Huchftabcn
linden fich auf demfclbcn in erhabener Arbeit. Auch
ein anderer, ehemals gleichfalls als Kirchcnpflaftcr
verwendeter Grabftcin, der leider in der Milte
geborflen ift, und bisher fich am Kirchhofe befand,
wurde cntfprcchcnd locirt. Dcrfclbc, dem Andenken
des Pfarrers Joachim Kttlinger von YVaidhofen
vldmct, tragt .uifscr einer Infchrift mit der Jahres-
angäbe 14S0 kehl anderes Wappen oder Zeichen.
Nicht unerwähnt kann der Gefertigte laffen. dafs
iibei lein Anfachen der Grabflcin der ehemaligen
famiiit /.. vtl von Waidhofen 1,1520 — 1534) von
der ilicliti n Kalktunchc, womit ihn eine frühere Zeit
• •hen hat, fo \ iel als möglich und die Zeit gellatti te,
gereinigt wurde. Diefer Grabftcin,
eines der fchniiftcn Werke der
KcnailTancc in früherer Zeit, zeigt
die Gregorianifche MelTe , den
Abfchied Chrilli von den Frauen
(nach Durer), und im oberen Halb-
rund die Krcuztraguug (Fig. «j
zeigt den Grundrifs der Kirrln
Fr n/s
fr ig. 10 (MflUkanfni )
trat ein neues aus Schmicdecifcn angefertigtes, reich
ornamentales Gilter. Dasfclbe, dem Bauftylc entl'pre
chend, wurde von der Wiener Firma Wilhelm aus-
geführt, ill u- 80 Meter lang und 0-70 Meter hoch.
Sein Gewicht betragt 411 Kilogramm. Die Herfiel-
lungskoflcil betragen 970 fl. Durch die Bcfefligung
diefes neuen Communion-Gittcrs wurden mehrere
Steinplatten uberflüffig Der Gefertigte machte deshalb
der Kirchenvorftchung den Vorfchlag. diefclben als
Pflaftcrftcinc der Kirche zu benützen, um einen bisher
diefem Zwecke dienenden Grabftcin zu heben. Herr
34. Die in Fig 10 wieder gege-
bene Portal- Anlage, Hingang in den
Hof des SchloiTcs in MuMkau/en
an der Moldau zeigt, in welch ge-
fchickter Weife die Meifter des
16. und 17. Jahrhunderts die unre-
gclmafsigften Anordnungen archi-
tcktonifeh zu Lofcn wufsten. Durch
die gefcheikt angeordnete Architek-
tur des Aufbaues wird diefe Anlage
in eine folche verwandelt, welche
die ungezwungene Kegelmafsigkcit
befitzt, wie folche fo häufig an den
Hauten des 16. Jahrhunderts zu
finden ift.
Die groi'se» Ucffnung, welche
mitteilt einer Kampe mit den l'ferdellallungen und
dem Garten in Verbindung licht, ift durch Formen
begrenzt, welche auf die erlle Anlage des Schloffcs
fchliefsen lallen. Die Confolcn an den fehragen Flachen
feheinen den Reitern zum Aufrteigcn auf die Pferde
gedient zu haben, wofür eine ganz aufserge wohnliche
Abnützung des weichen Sandftcins fpricht.
Die vorgelegten Säulen, von denen die rcelfts
von dem kleinen Eingänge nicht mehr vorhanden ift,
find ganz unvermittelt vor die Mauer gcllellt, mit
einein fein profilirten Gebälk verbunden, auf welchem
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fich der, über der mittleren Säule fymmetrifeh angeord-
nete Aufbau erhebt. Dicfer ift gefchmtickt mit ziemlich
roh gearbeiteten figuralen Tragern, zwifchen welchen
ficli die Wappen des Krbauers von Mühlhaufen-Gries-
bacli von Griesbcckahlin und defifen Gemahlin Sofie
von Bubna mit den Jahreszahlen 1614 befinden. Am
Pulse des kleinen Obelisken, welcher den letzten Ab-
fchlufs dicfer malcrifchen Anordnung bildet, iftdic
Jahreszahl 1613 eingegraben.
Die ganze Anlage, welche aus weichem Sand-
flein, der eine fehr fchöne Patin« angenommen, ge-
bildet ill und in der Nahe des SchlofTes gebrochen
wird, ift jetzt von wildem Wein uberrankt und bildet fo
in ihrem Verfall wohl eine der malcrifchften Thorein-
gangen deutlicher RcnailTancc in Böhmen.
Die beigegebene Zeichnung flammt vom Cor-
refpondenten Kropf.
35. Als in Folge Verwendung der Central-Com-
miffion der Kreuzgang im Dome zu Hrixen 1858 einer
eingehenden Keftaurirung unterzogen worden war, ent-
fernte man die dort befindlichen Grabmale und brachte
fie theils in der Vorhalle der Domkirche, theils in den
gedeckten Gängen, die an den Seiten der Kirche
angebracht find, unter.
In der Vorhalle fanden die der Bifchofe ihren
l'latz und darunter befindet fich der in Fig. 10 abgebil-
dete Grabftein des Bifchofs Friedrich. Kinc Marmor-
platte, darauf die lebensgrofse und herrlich ausgeführte
Relieffigur des Bifchofs auf zwei drachenartigen
Ungcthümcn flehend dargcflellt. Die Figur ill im
vollen bifchoflichen Ornate wiedergegeben, in der
Cafula mit Mitra und Pedum fammt Sudarium. In der
Linken das aufgefchlagenc und mit der Schriftfeitc
nach aufsen gewendete Evangelium Das Haupt ruhet
auf einem mächtigen l'olfter, auf dem auch links das
Brixcncr Bisthumswappen angebracht ift.
Die Legende ift nur auf den beiden Langfeiten
des Steines innerhalb eines Schriftrahmens beigefügt
und lautet: anno dm. mccclxxxxvi in die feti viti &
reverendus in xyo dns fridericus episc. brixinenfis
austriae cancellarius. Friedrich Frkinger war Bifchof
von Chur. wofelbll er 1377 refignirte und fofort den
Stuhl der Diocefe Brixen beftieg. Kr foll fich durch
Frummigkeit ausgezeichnet haben. Marian erwähnt
in feiner Gefchichtc der örtcrrcichifchcn Klcrifei II Th ,
dafs Bifchof Friedrich noch vor feinem Tode auch
auf diefcs Bisthum refignirt habe.
36. Im Klofter Hinaus zu Prag gehen die Reftau-
rirungs- Arbeiten rafch vorwärts. In der k. Capelle
wurden die fehr fehadhaften Gewölbe lUSgebcITert.
Die urfpriinglichen gothifchen Spitzbogenfenller konn-
ten leider der nicht ganz fieberen Mauer wegen nicht
mehr wiederhergeftellt werden. Dagegen konnte man
durch Malerei reichlich zur Verzierung des Raumes
wirken
Das grofse Hauptbild al fresco Hellt den Kreuzes-
tod Chrifti dar. Aufscr den beiden, dem heil. Opfer
glcichfam affiftirenden typifchenGeftalten der feligften
Jungfrau und des heil. Johannes umgeben das heil.
Kreuz noch St. Benedict und St. Scholaftica, St, Johann
B und St. Martin.
Das nachfte Bild zeigt die Kcprafentanten des
liturgifchen Gefangcs: David mit der Harfe und St.
Gregor, St. Cacilia, alle drei zu dem in den Hohen
fehwebenden heil. Geille aufblickend, von dem fie
glcichfam begeiftert werden. Daran reihen fich die
Bfldtliffe der Patrone derCapclle: St. Benno, Seballian,
Fabian, Rochus, Rofalia und das beftandige Gebet,
vcrfmnbildct durch Moyfes auf dem Berge während der
Schlacht und durch den Chor der Mönche, die mit
Engeln vereint vor dem Opfer- Altar das Officium
fingen. In der Kirche ift von Bildern noch nicht viel
vollendet, da die Maurerarbeiten zur Auslieferung
des ganz ruinofen Gewulbes und der Pfeiler viel Zeit
bcanfpruchten.
Hg. 10. (BriiM.)
37 Confervator Orgkr hat in der Folge über die
Nachyrabunyi-n bei l'ols (f. Notiz 28} berichtet, dafs
man örtlich von l'o/s auf ein eigentliches Urncnfcld
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diefs, worauf bis nun 56 Graber blofsgelegt wurden,
die jedoch nicht in einer rcgclmäfsigcn Reihenfolge
angelegt waren. Die Urrren ftanden auf Steinplatten
und waren meid auch mit folchen bedeckt, oft auch
mit Steinen umdcllt, häufig durch das darauf ladende
Gewicht zerdruckt. In den Urnen fanden lieh aufser
den Knochenreden verbrannter Leichen verfchiedene
Beigaben, z. H. in den meiden zwei kleine Thongefafsc,
eines davon fchalen- das andere becher- oder krug-
formig. Die Form diefer aus freier I land gearbeiteten
Gcfafsc id gefallig, die Oberflache glatt und durch
Beimengung von Graphit gefchwarzt. Nebd denStrich-
und Linien-Ornamenten kommen zwifchen concen-
trifchen Ringen auch Buckeln vor, die von innen
herausgedrückt wurden. Unter den Beigaben waltet
das Bronze vor: Haarnadeln, Mcflcr von gcfchweil'ter
Form, Armringe aus kantigem oder rundem Draht,
Gürtel, Haken, Kettchen, Ringe, Gewandnadcln meid
fehr befchadigt oder zu Klumpen zufammengefchmol
zen, dann fanden fich auch Halsbänder aus Glas- und
Thonperlen, letztere mit Querlagen aus rothem Glas
fchmelz aber vielfach zerdbrt.
Von Ziergegendanden hat fich auch noch das
Stückchen einer feinen Goldfpirale erhalten. Am
interelTanteden find zwei Gcfafsc aus dunn gewalztem
Bronzcblcrh, eine flache Schale (16 Cm. im Durchni.)
mit einfachen Linien-Ornamenten und Spuren von
Vergoldung und ein dark verletztes zierliches vafen-
artiges Gcfäfs mit ringsumlaufenden Kreifen aus kleinen
getriebenen Buckeln. In einigen u. z. den romifchen
Grabern fand man Rede von eifernen Beigaben,
darunter zwei pfrimenartige Indrumentc.
Unter den Fund-Objeflcn vom Martinsbüchel fuhrt
Profeffor Wie/er, der die Grabungen leitete, zwei
Bronzcfibcln auf, wovon eine Charnicrfibula das
Schlufsdück am Fufse nacli vorne umgebogen hat.
Auch fand man bei den Ausgrabungen in Zirl eine
8 Cm. hohe fchöne Statuette aus Bronze, einen Fechter
vordellend, denen Rechte eine zackige Keule über dein
Haupte fchwingt, dann ein kleines Bronzcfchulchcn.
das am Rande dark befchadigt war. Da die von ProfeS
for Wie/er angedellten Nachgrabungen bei Völs vom
Ferdinandcum fubventionirt wurden, kamen die Funde
in diefcs Mufeum.
Die Refultatc diefcs durch die erden Funde beim
Bahnbau angeregten und in der Folge von Profeffor
Wie/er wiflenfehaftlich geleiteten Grabungen find von
grofsem InterclTcu. zw. insbefonders dadurch, dafs nun
auch fo weit fudlich Umcnfelder conltatirt find.
38. Der Ccntral-Commiffion id vom Confervator
In-rger der Bericht über einen grofseren prachido-
rischen Fund zugekommen, der in neueder Zeit in
Dum gemacht wurde. Dcrfclbe nimmt aus doppeltem
Grunde ein hochwichtiges Interefle in Anfpruch und
wird in Fachkreifen ein vollkommen berechtigtes Auf-
feilen machen, denn erdens dcllt derfelbe einen fo-
genannten Maficnfund vor, einen vergrabenen Schatz,
und wenngleich ahnliche Funde fchon gemacht wurden,
fo gehört doch ein Fund von fo bedeutendem Umfange,
wie der Vu.u-r, zu Seltenheiten. Wie bedeutend derfelbe
fein inufs. erhellt zur Geniige daraus, dafs er an Fibeln
allein über 200 Stuck, an Ringet) aber 40 Stuck, an
Armringen mehr als .400 Stück zählt. Es id überfluffig
darauf aufmerkfam zu machen, welche Maffc von
Material zu Studien und Vcrglcichungcn derfelbe dar-
bietet.
Sodann id es ein befonders glücklicher Umdand,
dafs der Fund einer Periode und wie es fcheint ihrer
fehunden Bluthezeit angehört, die bis jetzt in den
Mufcen noch fehr wenig vertreten id. dennoch aber
die wichtigde für die Kenntnis der Culturentwicklung
des Alterthuins in Nord- und Wedeuropa zu werden
verfpricht. Die Gcgcndändc des Duxcr Fundes ge-
hören nämlich der fogenannten La Teile-Periode an,
die in die letzten Jahrhunderte der romifchen Repub-
likzeit und in den Anfang der Kaiferzcit fallt und
defshalb nach einem Berichte des Dr. Much an die
Central-Commiffion von fo grofser Bedeutung id, weil
fic nach der Anficht der meiden Forfchcr eine Periode
barbarifcher Culturentwicklung bildet. Anfangs in den
Funden mehr auf den Weden (La Teile und Tiefenau
[Schweis], Alcfia [Frankreich] etc.) beschränkt und
darum für eine gallifche Hmanation angefehen, finden
fich ihre Spuren nunmehr auch zahlreicher im mitt-
leren und odlichen Kuropa und ganz insbefonders
in Böhmen
39. Correfpondent I'ctfchnig hat an die Central-
CommilTion über den Fortgang deruntcr feiner Leitung
Hellenden Redaurirungs-Arbeitcn an der gothifchen
Kirche zu Maria- Seuflifl bei Pettau, einem hochwich-
tigen Baudenkmal, berichtet, wofür Seitens des Untcr-
riehts-Minideriums 3000 fl. bewilligt wurden. Im Jahre
l88l begannen die Arbeiten und zwar zunächd an den
Pfeilern des Chor-Abfchluffes, die hinfichtlich der
fünf Pfeiler im November beendet waren. Vier Pfeiler
harren noch der AusbeiTerung. Die bisherigen Redau-
rirungs-Arbeitcn bcanfpruchten 3600 fl , für die weite-
ren Arbeiten hat das Untcrr -Min nunmehr auch einen
entsprechenden Credit bewilligt.
40. Auf Seite 37 und 53 finden fich Abbildungen
alterer Siegel der Kirche in Gurk. Beide Siegel lind fich
in der Grofse gleich (55 Mm.) und in der Dardellung
fehr ähnlich, fo wie fie auch die gleiche in Lapidaren,
gemifcht mit Majuskeln ausgeführte zwifchen Perlen-
linien befindliche Umlchrift fuhren. Diefe lautet: fSigil-
lvm-fceimaric^vrcen^cccc. Hei dem letzteren Siegel
id gorceiidis nicht gekürzt. Im Bildfeldc des Siegels
auf Seite 37 fehen wir einen romanifchen Kirchenbau
mit m.ichtigcm aber gedrücktem Dache, als deffen
Bekroiiung das im Infchriftrahmen befindliche Kreuz
er fcheint. Die Thoroffnung id rundbogig und lieht in
ihrer Grofse aufser allein Verhaltniffe. Rechts und links
lies Thores je ein Rundthurm mit Fcndcmffnungen im
oberden Stockwerke und fpitzem Dache, darauf eine
Kugel ; das Mauerwerk zeigt eine Art (Juadcrbau, doch
befindet lieh auf jedem Steine cinrundbogiges blcndcn-
iihnliches Ornament; auch über das Dach lauft quer
eine Galleric. In der Portal-Oeffnung das Brudbild der
heil. Maria mit auf der Brud gekreuzten Händen,
nimbirt und nach vorn gewendet. Das Siegel mag noch
dem 13. Jahrhundert angehören. Das Siegel auf Seite
53 durfte übrigens etwas alter fein. Die in der ! laupt-
fache gleiche architcktcuiifche Dardellung ill etwas
roher, die Mauerblenden haben geraden Sturz, das
Dach der beiden Rundthurme id etwas kuppelformig
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ausgebaucht. Maria ebenfalls ohne Kind hält die
Hunde nach aufsen gewendet vor der Brüll.
41. Einem Berichte des Confervators Kaum zu
Folge wurde der logenannte Annenhof in Prag in
einigen Theilen reftaurirt. Beim Abkratzen im Stiegen-
häufe und im Gange entdeckte man Malereien, die
jedoch meiftens fchr befchadigt waren. Man fand
darunter zwei Bilder in Oel an die Wand gemalt, St
Heinrich und St. Franciscus vorteilend, umrahmt von
Lorbecrftäbcn und gewiffermafsen mit fliegenden Bun-
dern und Mafchen aufgehängt. Nach den Bruchftuckcn
zu urtheilcn, gehören die Bilder, wie das ganze Gebäude
in die Barokezeit und verrathen einen belferen Künftlcr
diefer Periode. Die ehemalige Anna-Kirche ill heute
I'apicrmagazin. Uebcr der Thür zur Sacristei das Bild
der Madonna, wie fie in ihren fehützenden Mantel
davor knicende Dominikancr-Monche und Nonnen auf-
nimmt. Diefe Malerei ift mehr handwerksmufsig.
42. Confervator Fries hat der Ccntral-Commiflion
über die Reftaurirung der fpätgothifchen Kirche fammt
Thurm in Weiftraeh berichtet und die Central-Co'm-
miffion hat das vorgelegte Rcftaurations-Projcft in
Betreff des Thurmes in der Hauptfache gutgeheifsen.
43. Confervator Graus hat über die Ergcbnil'fc
feiner an der Pfarrkirche zu St. Kathrein in Oß'eneek
bei Weix angcftclltcn Unterteilungen berichtet.
Daraus ift zu entnehmen, dafs diefclbc im Grund-
rifle eine romanifche Anlage zeigt, welche einll nur
aus einem oblongen Schiffe und einem Chor-Quadrate
als Altar-Kaum beftand. Dasfclbc ift noch vorhanden
und mit dem Thurme uberbaut. Zur Zeit der Gothik
wurde die füdlichc Schiffswand entfernt (XV. Jahrb.).
an ihre Stelle ruckten zwei in eine Reihe gcftelltc
Pfeiler und damit auch ein /.weites Schiff, um das die
Kirche vergrofsert wurde. Die zweifchiffige Kirche
erhielt ein Netzrippengcwülbe, während im quadraten
Altar-Kaum das Tonnengewölbe verblieb. Als fich in
der Folge die Kirche wieder als zu klein erwies, fugte
man an der Norduand des Schiffes einen geraumigen
Barok- Chorbau mit Quadrat und Halbkreisfchlufs
bei. So ift dies Kirchlcin eine intcreffante Dcmon-
ftration, wie das Vcrgrofserungsbcdurfnifsmerkwurdigc
Conglomeratc der verfchiedenen Stylarten liefern
konnte.
44. Confervator ProfcITor Hau/er hat in Betrefl
der Rcftaurirung tles Thurmes an der Stiftskirche
an der Mariahilferftrafsc in Wien an die CcutralCom-
miffion berichtet. Der oberfle Theil des Thurmes in
Form einer fchr fchlanken durchbrochenen Spitze
befteht aus vier Sparren, welche auf einer Krcuzfchwellc
eingezapft find Durch die eingetretene Schadlosigkeit
der Kupferbcklcidung lief das Wülfer an den Sparren
herab, (b dafs die Zapfen und Enden dcrfelbcn, wie
auch die Schwellen zu faulen begannen und damit den
Bcftand der Spitze gefährdeten. Um der drohenden
Gefahr abzuhelfen, wurden die Schwellen neu gemacht,
die Sparren ingefehiftet und das Ganze durch ftarke
eifeme Querverbindungen gefiebert. Die urfpriin^lichc
Form des Thurmes wird hiedurch in keiner Weife ver-
ändert, da auch die durch das Anfchlufsgeruft ent-
ftandenen Schäden an dem Holz und an den Kupfer-
vcrfchalungen wieder genau nach dem alten Bcftandc
werden hergeftellt werden.
45. Der Central-Commiffion wurde ein Inventar der
Königs- oder Wenzcls-Capcllc im wälfehen Hofe zu
Kuttenberg vorgelegt. Wir finden in demfelben unter
Anderen 1 Kelch, 2 Kelchtüchel, 4 Mefsgcwändcr u. f. w.,
3 Altäre. Der jetzige Haupt- Altar ift eine unbedeutende
Arbeit; der frühere Haupt- Altar war wie die beiden
Seiten- Altäre ein Flügel-Altar. Er ift nicht mehr erhalten,
doch find die beiden Flügel noch vorhanden, fie hangen
an der Wand der Capelle. Auf der einen Seite zeigt (ich
auf jedem Flügel eine halberhabcnc Schnitzerei aus dem
Jahre 1495, darftcllcnd die heil. Ludmilla und den heil.
Adalbert. Auf der Aufsenfcite des einen der heil.
Hieronymus, des anderen ein crlofchencs Bild. Der
rechte Seiten-Altar enthält im Schreine die Vollfigurcn
der Apoftel Simon und Juda, in der Predella das
Schweifstuch; im Schreine des anderen Seiten- Altares
fieht man den Tod Mariens (eine Schnitzerei) und an
der Predella ein Gemälde: Jcfus, Maria und Johannes
Zu diefen Altären gehören die an den Wanden
aufgehängten vier Flügeln mit Gemälden von nicht
geringer Bedeutung aus dem Jahre 1495, welche der
Obcrmünzmciftcr Johann Horßofftr von Malcfic an-
fertigen liefs. Vier alte Mefsbuchcr aus 1495 und 1489,
acht alte Meflingleuchter, ein Votiv-Bild aus 1492,
finden fich im Inventarc.
46. Laut Mittheilung der niederofterreichifchen
Statthaltcrei, ddo. 20. April d. J., fiel das Kucringcr
Stadtthor in Eggenburg einem dringenden Stadl
erweiterungs ■ liedurfnifs zu Liebe, ungeachtet der
wohlmeinenden Vorfchlägc der Behörden und von
Fachmännern. Krems, Korneuburg, Kggenburg uberall
Stadtthor-Dcmolirungen !
47 Confervator v. Bizarro berichtete iibcr eine in
Grado bei Reparatur der Kirche gefundene lufchrift.
Die Infchrift auf weifsem gricchifchcn Marmor,
So Cm. breit, 46 Cm. hoch, fleht im Widcrfptuche
mit der bisher gangbaren Tradition und lautet:
MCCC-XLmcscTulirdicXIFtrans. . . .
fuerüt • corpora ■ St o 1 lermacora et - For-
tunati • i • fuo • Fcfto • p • ven - patre • dno - Andrea
dei • gratia patriarcha • Graden • alfist ent ibg • ven •
patribs • et ■ fuffraganeis ■ dfiis • Petro • Equilin .
et • Frc • Pcrino Venccopollen ■ epis • et • al
lior • et • rcligiiir • ac . ppN ■ multitudi-
ne ■ copiofa • procceffionalit ■ q • antca • er
Rt ■ in • capfis • lapideiis • in - fua ■ archa ' mar-
morea collocata-Tpr dni" Barthi 1 Gr-
adonico ducis • Venec ■ et • dfii • Rainc-
rü ■ Minotto Coitis Gradi.
Nach der Tradition wurden nämlich, wie Con-
fervator liizarro berichtet, die Korper der Heil. Her
magoras und Fortunatas von dem Bifchofe Primigenius
(an 630) in Folge göttlicher Eingebung (vifion) in der
Fntfernung einer Milie von Grado aufgefunden und in
feiner Kathedrale beigefetzt; dann aber wären nach
dcrfelbcn Tradition einige Gebeine der 1 leil I lermagoras
und Fortunat, dann der heil. Jungfrauen Eufcmia Doro-
tea, Tccla und Erasma in einer filbernen und email
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lirtcn, von dem Patriarchen Andreas Dotto im Jahre
1338 gefpendeten CalTette unter das Gewölbe des
Altars vom heil. Sacramcntc gelegt worden, wo fie
im Jahre 1740, bei Gelegenheit der unglückseligen im
Rococo- Style ausgeführten Renovirung der Kirche auf-
gefunden wurden, und diefe CafTctte war mit einer
Marmorplatte bedeckt, welche fich jetzt in der rechten
Seitenwand der Bafilica eingemauert befindet mit der
Infehrift:
I lic • repofitoc ■ fucrunt ■ Keliq • Santo-
nun • Hermagorae • et ■ Fort ■ MCCCXXXVU1 '
Die ■ Dominica • XII • Julii - tempore ■ Dni • An-
draxe • Patriarch.« • Gradis et • Dni • An-
dr.x- ■ Malipiero Comitis •
Im Widcrfpruchc mit diefem ZeugniflTe fagt nun
die neu aufgefundene Infehrift, dafs die ganzen Körper
(corpora) der Heil. Hermagoras und Fortunata! in
capfis lapideis vorgefunden und in einer archa mar-
morea beigefetzt wurden, und zwar nicht am 12. Juli
133X, fondern am 12. Juli 1340. 1
48. Urkundliche Beitrügt mir Ge/ehiehle des ehe-
maligen großen filberntn Sarges für die Reliquie des
heil Leopold in Kloßerneuburg. (XI.)
1549. 16 September.
VVier Georgius 1 lafs Doc~tor der Krczncy, Chri-
ftoph Makhlcr, Wcnczl llcpncr. Lucas Purkhart, Paul
Weifs, Thoman Khaltfchmid, Thaman von Wembding,
Hartl Droit, Ofswald Gemnitzer, Lienhart Elbcl,
Wcnnczl Putinger, Thoman Schwarcz, Michel Hofman.
Hanns Pernftainer, Virich Khargl, Hanns Kharnopp,
Mathes Amer vnnd Gallus Arnolt, Burger vnnd Mit-
woncr zu Olmuncz. Bckhcnnen für vnns vnnd vnnfer
Erben, offenlich mit difem brief. Als Sich der Krbcr
vnnd weifs Mcrt Paumbgartner, Goldfchmid vnnd
Burger zu Olmuncz, auf der Komifchcn Ku. Mt. vnnfers
allcrgnedigiftn Herrn gnedigiift begern. vnnd der wot-
gebornnen auch Kdln vnnd Vefften, Herrn N. N. Seiner
Ku Mt. verordentn Camer Katen, iler Mulerbfter-
reichifchn Lannden, gcphlegnen hanndlung Sannd
Leopolds Silbren Sarch geen Cloflernewburg zu-
machen gchorfamblich bewilligt vnnd angenumen.
Innhalt zwayer gleichlautenden aufgerichtn fchriff-
IlchCfl abrede, deren ain bcmelte Camer, vnnd die
Minder Er der Paumbgartner beyhetindig haben,
welche abreden von wort zu wort lauten, wie hernach
volgt.
Zu wiffen das auf Beuclh der Komifchcn Ku. Mt.
vnnfer allergnedigillen Herrn durch desfelbcn Kate
der Nidcröfterrcichifchn Camer mit Mertn Paumb-
gartner Goldfchmid vnnd Bürger zu Olmuncz. von
wegen machung Sannd Leopolds Sarch gegen Clortcr-
ncwburg naehvnlgundc abred heut dato befchehen.
Wienn an Leczten tag July im Neunvndvierzigilten Jar
Erfllich fol Er zu folchcm Sarch ein Khupfferens
Corpus Innhalt vnnd vermüg des forms den Er Selber
1 Aber jticli die Zugehörigkeit des „Fratre Perino Vencoijolen . epit"
Ii .-, -t iineeflt.iiidlK h. wenn nicht JBgr»o*»w»ei» wird. d»fc hier ein hreibfehler
imlellitufrn ift. I teil Ii MI hile«n die PriBtiltidlgeir.jtil, »ek he den P-itritrchen
von Urad» ubrr die tli'< hüte vnn Ulrien durch Pcl.ie.iuf II. ( 17. Kehrum lyjk) eer
liehen. ,11" l.ro \ 1 1. und AleftAlttlcl II ur lt «Ii* I ni.rücn » .1 1 , dtltcll ff e,w illieell
Vernthl dre Pitrijn hm Henri. u> l>«»d„I,.i j, AuclIiiS . .„ irmiann
nmni jure »cu,uiuii> fnper Kpiti iiiiallH] lltri.ie" .1 «erlnren gegängen **r. fu klttn
die llenrnnunr; Vi' nr. .rurlen cplc . mir rin Ilicthnm in l Ijlmjlien mler Vene
lic n betreffen und .»m » »hrfi hrinlii hrtre. d j» fhtllium Avrndi» ..ilrr .\timtiiia
(jelfl Mridruf). folglirh «*re A»enik.i,.-.leu» i cj>i« d»r,*..eh unter der Herren
1,11 11« , Epil Selige et Modiuc ' l.rfl.hrn.le Rirehnfthum Z. nrs
entworfTcn vnnd jm hieneben zucgcftclt wirdt, machen,
welches das Silbren Corpus, fo an das Khupfferen von
aulTen, auf das man khain KhupfTer fehen müge gc-
fchraufft werden tragen füllen, mit verkhüpffung vnnd
feüln geziert, vnnd vorn daran den Saluator, vnnd auf
bayden feytten des Sarchs die zwclf Apolll, vnnd am
viertn ort Sannd Leopold mit Seinen Gcmahcl vnnd
vnnfer lieben frawen Pildnufs, wo Es Sich am Pefltcn
fchikht vnnd folche Pilder alle aus freyer Hannd trei-
ben, vnnd mit dem Zierlichiftlen, vnnd pellten vlcifs
fouil Im muglich verferttigen, auch mit etlichen edlen
geftainn, die wir jm vberantwurtten werden laffen
zieren, defsglcichen mit gold fouil von notten fein,
vnnd die notdurfft eruordern wirdt zum Sauberifflen
vcrkhlaidcn.
Söchc arbait fol Er auffs aller lengift nach vor-
gemeltem dato jnner vier Jar verrichten, aber allen
möglichen vlcifs fürwennden, obs noch eher befchehen
khiinndt, oder möcht. wie Kr Sich dann daffelb zuthucn
bewilligt vnnd zuegefagt, vnnd darumben fol Er die-
felb arbait nit aus den Hennden legen fonnderfur vnnd
für dermaflen daran machen, vnnd diefclb fürder, auf
das Er der Ku. Mt. oder gedachtn Camer Raten yeder
zeit wann Es begert wirdt guetten bericht vnnd gewifs
anezaigenthuenmug, was darangemacht vnnd fertig ift.
Gemelter Mcrt Paumbgartner fol auch fölchen
SarrchdermalTen ins werch richten, das derfelb vermug
Sein fclblt übcrfchlahen mit allem Cofftcn, als Silber,
KhuplTer vnnd machcrlon (doch auffcrhalb der ver-
guldung, von welcher wegen Im erfl hernach, wafmalTen
diefelb bfehchen fol, befchaid vnnd Ordnung gege-
ben fol werden) vngeuerlich mit über drey Taufcnt
drey vnnd achzig gülden geftee.
Vnnd wicwol die Ku. Mt. vnnd gedachte Camer
gnedigift vnnd gern gefehen hatten, das folchcr Sarch
hie het zuegericht vnnd gemacht mugen werden. So
ift doch dem Paumbgartner in anfehung Seiner
furgebrachtn vngelcgenhait, erlaubt vnnd zucgelalTen,
das Er dcnfelbeii vorgefchribner malTen anhaimbs zu
Olmuncz machen vnnd arhaitten miig.
So fol difer Sarch Silbers halten zwayhunndert
March, vnnd die March fünfzehn Lot, fein, vnnd wann
der Sarch an die (tat geferttigt, fol jm von yeder March
Silbers drey Tallcr, vnnd dann von dem Khupfferen
Corpus vnnd gemecht, in genuin durchaus Fünfzig
Taller machcrlon gegeben werden.
Auf folche arbait ift Im durch die Nideroftcr-
rcichifch Camer yeezt Sibcnczig March, neun Lot.
drey Quintel, drey Pfening Silbers, yede March zu
fünfzehn lot fein gcraitt (gegenSeiner fondern Bckhannt-
nilfs) zuegcttclt worden.
Vnnd dicwcyl der Paumbgartner als vorfiel zue-
gefagt Rächen Sarch fouil muglich mit dem machen
zubefürdern Sich auch vmli fowil deft meern Perfonen,
die Er darzue zugebrauchen von n<»tten bewerben Wöll,
jft ferrer berecht, wann Er bemelteMarch gar verarbait,
vnnd folches der Camer zeitlichen als vngefer zway
oder ain Monat, auffs wenigift dazuor zuefchreibt das
im die Camer alfsdann die vbermafs, bifs zu völliger
erdatung vorbcnielter anc/.al der zwayhundert March,
fouil Er ye<les mals nach gelegenhait der arbait am
Sarch notdurfftig fein wirdet, auf der Ku Mt. Cofflcii
vnnd wagnufs geen Olmuncz fchickhen. vnnd obbe-
fchrihner halt, die March zu fünfzehn Lot geraitten
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LXXVII
aufzug. auf das Ime die Khnccht, io Er dcrhalbcn halten
mocht nit vergeblich feyrn, gleichermaßen zucftelcn
laßen wöD.
Vnnd wann alfo der Sarch gemacht, vnnd gefer-
tigt i(l. Sol Kr die arbait vorgefchriebner maßen, auf
die Prob vnnd den Gehalt, als nemblich zu fünfzehn lot
wider zu anlwurtten fchuldig fein
Der zu warem Vrkhund fein difer abred vnnd bc-
fchluls zw«) gleichlauttund fchrißtn aufgericht, aine
vnndtcr gedachter Camer Rat ferttigung bemeltcm
Paumbgartner, vnnd die annder vnndter Seiner fertti-
gung jenenden Herrn Camer Katen zuegcflelt worden,
Befchehen am Tag und Jar, wie jm Anfang ver-
meeldt iß
Vnnd aber Jm dem Paumbgartner auf folchc
arbait, ein onfechliche Suma Silbers Nemblich vngcu-
erlich, in die zwayhundert March gegeben wirdet,
ilarumb dj Ka. Kt. gedachtn Niderotlcrrcichifchn
Camer Katen bcuohlcn, von Jm verficherung vnnd
Burgfchaßt zunemen, das demnoch w ir obgemelte mit
Burger vnnd Mitwoner zu ülmuntz für gedachtn
Mertten Paumbgartner auf Sein vleiffig bil rechte
Burgen vnnd felbft fcliuldncr worden fein. Alfo vnnd
dcrgcftalt, Wo der Paumbgartner Seiner verfchreibung
vnnd zuefagen wie obein geleibte Abrede vermag, mit
ferttigung vnnd machung beruerts Santui Leopolds
SilbrenSarchs nit nochkhiim, vnnd die Ka. Mt. dar durch
oder aber der bcllimbten anezal Silbers halben, fb Jme
wie vorgcmclt auf die Arbait zuegeflellt wirdet, in
ainichen fehaden, wie der genennt khainen aufsge-
numen, gefuert wurde, das wir fiir vnns vnnd vnnfere
Erben, hiemit verfprechen vnnd zuefagen, denfelbcn
fehaden allen Seiner Ku Mt. anftat gemelts Paungart
ners, abzutragen vnnd zuerftatten on alle waigerung
vnnd aufsflucht, Sein Ka Mt. mag auch folches erfu-
echen vnnd bekhumen, bey vnnfer yedes llaab vnnd
guettern, ligennden vnnd forunnden, nichts aufsge-
numen, bifs Sy aller fehaden volliglich vergniiegt ift,
darfur vnns khainerlay Recht, geiftlich noch veitlich
auch fonnder Lannds oder Stat Recht, oder gewonhait
mit nichte freyen, noch zu hilf khumen fol, dann wir
vnns deren hiemit verzeihen vnnd begeben Treulich
vnnd vngeferlich. Des zu waren vrkhunnd, haben wir
obgefchribne Burger vnnd mitwoner genennte Stat
Olmuncz ain yeder Sein aigen gewonlichs Petfchier
wißentlich hienach aufgedruckht. Befchehen vnnd
geben zu Olmuncz am Sechzehenden tag des Monats
Septcmbris, Nach Chrifti vnnfer Krlofcrs geburt, Fünf-
zehenhunndert vnnd im Ncunvndvierzigiftc Jar
Papier Abfchrift von 1552. C. 2.
1552. 14. July
Vnnfern grues zuuor F.rberc Tugenthaßte Fraw,
vnnd lieben freundt, vnns ift anzaigt worden daz
wcyllend Mcrt Paungartner Burger vnnd Goldtfchmidt
zu Olmuncz nit langft tods verfeinden fcy. Diweyl
jm dan hieuor Wie jr wißt, aus beuelch der Ro Ku. Mt.
etc. vnnfres Allcrgnedigiften Herrn, ein filbres Sarch
zumachen, durch vns angedingt, vnnd beuolhcn
worden, vnnd wir aber nit wißen, ob derfclb nun fertig
oder nit, vnnd wie es darumben ein geftalt hat, So
haben wir demnoch, die Krberen weifen Gregorien
Parbach vnnd Mertc Papicrcr, goldfehmidt baid Burger
hie zu VVienn hiemit zu Euch abgeferttigt, Sich geltalt
aller fachen vleiffig zuerkhundigen, den Sarch. zu cr-
fehen, vnnd merers nach gelegenhait, wie Sy dj farch
befinden, mit Euch, vnnd fonnll, wie es die notturfft
eruodem mocht, zu hanndln wie jr von jnen vernemen
werdt Demnach wollet jnen darjimen gcnczlichen
glauben, vnnd in allen fachen guetten berieht thuen
Der wellen wir vnns von Ilochernenter Ku. Mt et
wegen zu Euch verfehen. Geben zu Wicnn an 14. tag
July im 52. Jar.
An VVeillend Merten Paungartncrs gewefsnen
Burgers vnd goldfehmidts zu Olmunz gelafsne Wittib
vnd Erben oder derfelbcn Gcrhaben
1552. 21. Juli.
Vermerkhl die abret fo wier baide Gregor Parbach
und Mcrt Papicrcr von wegen des farchs fannt Leopolt
in namen E. G, zu Olmutz gehanndlt haben. Mit dem
Criftion Miler goltfchmit, von wegen aufmachung des
obbcmeltcn farchs, vnnd nachdem wier aigenntlich,
foliches werkh nach notturßt beheben, fo befinden
wier das etliche ftukh mit großem vnnfleis gemacht
fein, als nemblichen, das allergencdigift, die apoftln
betreßent vnnder welichen er Sechs anngefangen,
vnnd fchlechts in den boßen gcilclt, Welichc apoftln.
nachdem fy nicht genueg herfur gebracht fein, Sonn-
tier gar zu ainnfcltig. vnnd zu flach anngefangen auch
das filber zu din gefchlagen, das man im nimer heißen
khan, fo folle der obbcmelte Triftan Miler goltfchmit
nachdem nicht fo gar vi 1 1 daran gemacht ift, widerumb
die fechs apoftln zufamen gießen, vnnd von neuem
alle Zwelf, fambt den anudern Vier pildern widerumb
machen, vnnd diefelbigen bar fidlen, vnnd hecher
herfurbrinngen, vnnd mit fonndern fleifs außmachen,
als nemblichen die anngefichtcr mit fleyfiger verharung
hart vnnd har vnnd annderer notturßt auch die gc-
wanndt mit yeren braimen vnnd brrichen, was die nott
erfodert außs flcyfigift außmachen, wie er fich dann
felbft erbotten vnnd bewiliget hatt, Zu dem anndern
nachdem die plcch vnnden vnnd oben fo zwifchen die
gefims gehören auch ettwas mit vnnfleis gelriben, die-
felbigen auch als vill inüglich vnnd nott erfodert,
vnnd widerumb beßern. vnnd was fünft weyder der
Fillerung nach noch nit anngefanngen, als nemblich
die pogen fo oben auf vmb die gefims gehören, mit
fambt yerer notturßt nemblich mit fchmeltzen vnnd
yercr bckhlaidung wie dann genuegfam mit im darl'von
geret, auß das flcyfigift außmachen foll, auch das
dach fo oben außgehorig auch mit rtcchen vnngefar-
lich wie man fünft pfleget dachwerkh zumachen, laut
der fifierung vnnd der vorigen dignus. fo dem Paun-
gartner feiigen in feiner birgverfchreybung von der
Camer gegewen, merers in fich helt vnnd nachdem die
vnnder gefims am weckhett was zukhindifch vnnd zu
khlain gegen dem obern gemach fein folle, folliche
gefimbs, Vnndm mit ainem fchapplament erweiden wie
dann mit ime auch genuegfam daphon geret ift wor-
den, vnnd dieweil foliches werkh nit fo gar gleich auf
folichcr gewicht bey ainer zwoer oder dreier markh
miner oder mehr gemacht khann werden, dar folle ime
bezalt oder am macherlon abgezogen werden. Nach-
dem fy aber die Erau wittib, foliches werkh aufzu
machen nit vniiderftcen wellen, haban wier foliches
werkh durch das ganntz Hanndtwerkh der goltfchmit,
der rtatt Olmutz befichtigen vnnd befchaucn lallen
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LXXVIII
vnnd innen haimbgefetzt, was an folichem werkh trew-
lichcn verdienet fey worden laut ycrer gcgewiKn
khunfehafft die E. G. vernemen werden als nemblichen
folk yere erftlichen vuer den khupfferenen Corpus
gewen werden wie die virguerfchrey wung jnnhelt,
Nemblichen 50. tallcr Mer für die annder arbait fo
durch Mcrtten l'aungartner felichen am farkh be-
fchechen 200 fl. Rcinifchin muntz der frauen widib
lodcr des bcmeltcn I'aungatncrs erben gcraicht vnnd
gegewen werden. Was nun vber die 200 fl. Reinifeh
aut der dignus vnnd verfchreybungen die K. G. mit
dem l'aungartner feligcn auflgericht haben follc dem
Criftan Muller zu aufmachung vnnd anfuerdigung der
werkhs gegewen werden. Wie dann lautter mit im
abgeret ift worde Kr hatt fich bewiliget gleicher
inalTcn mit der burgfehaff wie l'aungart, Nachdem
aber noch fouil daran zumachen ift, hatt er anngezaigt
aufs lennift in anndcrthalb Jarcn feliches zu vertigen
mer hatt er fich bewiliget neben folichem werkh khain
annderc arbait weder imc noch vrembten nichts
daneben zumachen allain was er yezunder vnnder den
hennden hatt. Bcfchechen zu Olmutz den 21. Tag July
jm 52. Jar.
Gregor l'arbach Mcrt papierer
Wir Thoman Waltfchmidt unnd Chriftiann Mulner,
GoldtfchmidtEldillcnnGefchworcnn ampt der gantzen
Zech, der erberem Hanntwcrchs der Goldtfchmidt
der Stadt Olomuntz. Hckhennen vnnd thuen khundt
offenlich mit diefem Bricff vor Jedermcnigklichen.
Nachdem der Erber weylendt Merten l'aumgartner
goldtfchmidt vnnfer mitbrueder faliger, auff der Ro.
kn, Mt. vnnfers allergcncdigiftcnn Hern, genedigills
Begcrnn, vnnd der wolgeparncn Edlen vnd vheften
hern N. N. 1 lochgedachtcr feiner Ro. kn. Mt. ver '.rden-
theu Rathen, der Nidcr Oefleraichfchcn Landen jrer
genadeil gcpflcgcncn handlung, Sanct Leopold Silbe-
ren Sarchkhcn Cloftcr Ncuburgk zumachenu bewilliget
vnd angenume doran dann auch zumtail verfertigt
Uieweil aber geilachter vom Merthen l'aumgartner
angefangener Sanct Leopoldts Sarch zu enntlichcr
Verfertigung, durch abfterben jtzt genentes Merthen
l'aumgartners nicht khumen wagen, ift folliche fein
arbait fo er an obgemeltcm Sarch gethan, auff begcrnn
dcrKrbcrnn furlkhtigcn Gregor Parhach unnd Merthen
l'apierer, baider Burger zw Wien gefanndten von ob-
gefchriebenen llernn khamer Rathen, durch vnn.s
gefchwornen vnd gantze Zech trcwlichen gefchat/.t
vnnd befunden Worden, dz mergemeltcr Merthen
l'aumgartner leliger an der Arbait difes Sarchs wie er
jtzundt erfcheint verdienet hatt 200 fl Rainifch p 60
Kreyzcr den fl gerechnet. Zw Vrkhundt, vnnd meh-
rerem glaubeiin, habenn wir obpeftimbt Eldiftenn
gefchworenn mit aigenntlichenn, bcwull vnnd willenn
der ganntzen Zech vnfer gewonlichs tzech Inngcfiegcl
zugetzeugnus diefer trewlicher Schätzung hienach
laffenn ausdrucken. Gebenn zu Olomuntz den 20. tag
des Monats July jm 1552 Jar,
1552. Ich Magdalena weylend Mertn l'aungcrtncrs
gewefnen Goldfchmids zu Olmüncz feligcn gelafsne
Wittib und wie Thoman Khaltfchmidt, und Hanns
Kharnopp l'olbierer beide Burger dafelbfl zu Olmücz
als bemclts l'aungartner» gelafsncn Khinder verordent
Vormünder.
Bekhenncn für vnns vnd gedachte vnnferc Phlcg-
khinder öffentlich mit difem Brief. Nachdem vorge-
nannter Merten l'aungartner auf der Ro Ku. Mt. vnfeN
allergenedigiften Herrn gnedigift begern vnd des
Wohlgebornen auch edlen vnd vefTten Herrn N.
hochgedachten Ro. W. Mas verordent Camer Rate
der N. Oe. Lande gcphlogen handlun, Sannt Leopolds
Silbren Sarch gegen Cloftemeuburg zumachen be-
willigt und angenomen, daran Er auch einen Tail
gemacht, Als dicfclb Arbeit durch fein abfterben
vnuoleund gebliben vnd als folche fein arbeil fo Er an
obgemelten Sarch gethan auf wohlgedachter Herren
N. Oe Camer Rate begern durch die gefchwornen vnd
ganeze Zech des goldfchmid I landwerchs zu Olmucz,
noch vermug einer verferttigten fchatzung Zctl treün-
lich gefchatzt und befunden worden, das mergemeltcr
Merten l'aungartner an feiner volbrachten arbeit difes
Sarchs verdient hat 200 fl den Gulden zu Sechzig
Kreutzer zureiten. Das vnns daurauf gemelt Herrn N.
Oc Camer Rat in nahmen Kü. Mt. diefelben 200 fl
fambt noch 50 Taller darauf mit dem l'aungartner das
Khupfcren Corpus zu berurten Sarch zumachen bc-
fchoffen worden, durch die Erbern Gregorien Parha-
cher Bürger zu Wien au heute dato alfo par zveflelltti
vnd bczallen laffen zu vnferm volligen benniegen.
Sagen und Zeilen danrauf, für uns vnd vnfere Phlcg-
khinder die Ro. Rhu. Mt. dcrfclben Erben oder wer
derhalbcn quittieren notdurfftig ift, oder beftimbte 200 fl
fambt den 50 Taller inachcrlon vor obgemelten Cor-
pus Die mit witfentlich in chrafft dietz briefs quitt
fn-y lcdig vnd lofs Alfo, da* wir noch crmeltc vnfere
l'hlegkhiiider zu jrer Ro. Rhu. Mt. noch derfclben
Erben yetz vnd hinfur dcrhalben nichts mer zufprecheii
oder zufuchen haben follen noch wellen in Khain weifs.
Aufzeichnungen von Camefina.
Druckfehler' Verbeflerungen.
Seite 19 ifl vor lir^uin der Abhutxl luiiej beuufeucn „m.jnunKnlorum orlis ijui unum vidit, nulluni vidit, -)ui millU vidi!, unum vidit," dann
„ 21 Zeile 8 von üben flau : „Akvine" »u lefen : ,C.-kviiie".
, 22 „ 4 . . Hall: ,t'evin* «u lefen: „Cenn*.
t 22 » II . unten Hall: „Sortci" zu lefen: „Soviel".
, 34 , 6 . , , jZiiimi»!»" lefen: „Zaimille".
„ 25. , 8 „ oben flau: n Savaai|>uvo- zu lefen: .Samrninivo".
„ jj, » 2 flaut: „Uamhold* m lefen : ,K»m|jold".
. XX. . 20 von unten, I. Spalte Itatl : .Kodkolova" tu lefen; „Koukoluva-
. XXI. Zeile So vun oben. 2 Spalte flau ; „Vrozenee* zu lefen : „Urozcneho".
. XI.IV. flau: „Slaat^einenllium- zu lefen , Stadl Kigenlhum"
— £i*+XX<!?Ci'
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LXX1X
Ein römifches Vorhängefchlofs in Aquileja.
Von Ur /r. Ktnntr.
gK79X der Sammlung dei Herrn Killen Freiherrn
•Vi 31 von RitUr-Zaltony in Podgora bei ('•• rz wird
-vsiiyjl ein in Aquileia aufgefundenes roinifches Vor-
h.ingcfchlofs aufbewahrt, welches wir mit Her gütigen
Erlaubnis des Herrn Befitzers hier in Abbildung mit-
theilen; dazu veranlafst uns der feiten eintreffende
Umftand, dafs der Mechanismus des Schloff« bis auf
Kleinigkeiten vollkommen erhalten ift und einen
deutlichen Hegriff zu geben vermag, nicht blos wie
man kleinere Schlutter conftruirte. fondern auch ihre
Behandlung vor Unberufenen in finnreicher Weife zu
maskiren fuchte.
Das Verdienft, das Geheimnis der complicirten
Vorrichtung rafch aufgedeckt zu haben, gebührt Herrn
Wilhelm Sturm. Auffcher der Antiken- und Münzen-
Sammlung des Allerhochflen Kaiferhaufes, welchem
Fig. i.
auf mein Krfuchen von Seite des Herrn Befitzers die
Aufgabe gcftcllt wurde, einen Verfueh anzubellen, ob
durch ftcllcnweifc Wegnahme der Patina das Schlofs
geöffnet und weiter erforfcht werden könne. Den
nachften Anlafs dazu bot die von anderer Seite mündlich
ausgefprochenc Anficht, das in Rede flehende Objefl
fei nichts anderes gewefen, als ein „Centurionen-King" 1 ,
d. h, ein Fingerring, wie er von Ccnturioncn getragen
worden fei; diefc hatten in dem Knopfe Gift eingefüllt
gehabt, um fkh delTcn etwa in verzweifelten Lagen
auf dem Schlachtfelde zu bedienen und fich vor
Gefangenfchaft oder Vcrftümmclung zu bewahren.
Die folgenden Bemerkungen werden wahrschein-
lich genügen, an Stelle diefer etwas phantaftifchen
Erklärung die einfache nüchterne Erkenntnis zu fetzen,
dafs man es hier mit nicht mehr und nicht weniger
als mit einem Vorhängefchlofs für kleinere Belialtniffc - -
etwa ein Schmuck- odcrGcIdkäflchcn — zu thun habe.
Das Objc6l beliebt aus dem Bu^el und dem
Schlöffe, welche beide zufammen beiläufig die Form
eines Ringes haben. Der Bügel ift aus einem Rund-
(tab gebogen, 15 Cm. im Lichten hoch, fall 2 Cm.
breit und bei O'S Cm. ftark. Die etwas breiteren
Enden find flach und viereckig gebildet; das eine ift
an dem Schlöffe felbft in einer Charnicre (vgl. Fig. t;
Vlil N F.
feftgemacht, das andere übergeht in eine viereckige
üefc, welche auf der entgegengefetzten Seite des
Schloffes in diefes verfenkt und durch Einfuhren eines
Riegels feilgehalten wurde l.vcrgl. Fig. 2 h und c f g).
Das Schlofs felbll hat die Form eines unten
l'pitz zulaufenden Schildes von 4 Cm. Hohe, 2 '3 Cm.
grofster Breite und 16 Cm. Dicke; oben ift die
Charnicre für den auffchlagbarcn Deckel angebracht,
an den Seiten finden fich eckige Vorfprüngc, die wag-
recht cannclirt find.
In jenem zur Linken des Bcfchaucrs ift die Oefe,
in jenem zur Rechten ein viereckiges Loch angebracht,
welches dazu diente, den Riegel, der beim Auffpcrren
des Schloffes zurückgefchoben wurde, Raum zum
Heraustreten zu verfchaffen.
Im unteren Theile finden fich drei runde Aus-
ladungen, welche nach der Lange cannclirt find.
Die Mitte des Deckels nimmt eine Maske mit
hohem Haarputz ein, handwerksmafsig gefchnitten. Die
Augen feheinen mit Glasflufs ausgefüllt gewefen zu fein.
Flg. a.
Die Oeffnung des Schloffes gefchah in folgender
Weife: Man mufstc zunnchft am Rande des Schloffes
ein beftimmtes, in Fig. I das mit Diagonallinicn be-
zeichnete Plattchen a, welches nur der Eingeweihte
kannte, herabfehieben, dann konnte man ein gleich-
falls nur dem Eingeweihten bekanntes, anderes Platt-
chen, das um einen Zapfen fich bewegte, herausdrehen
ö in Fig. f und 2); es bildet die Sperre für den Haken
im Dekcl, der nun zurückgcfchlagcn werden konnte.
Nun bekam man eine dünne Deckplatte aus Bronze
mit einem Schlüfi'clloche zu Geficht, in welches ein
Hohlfchluffc] gefleckt wurde.
Nach Entfernung der Deckplatte zeigt fich der
Mechanismus des Schloffes fehr deutlich. Der Hohl-
fchlüffelfafs, w r cnncr eingeführt wurde, auf dem eifernen
Zapfen d in Fig. 2. Bei einer halben Drehung nach
rechts griff fein Bart zwifchen die Zahne/ Utld g des
eisernen Riegels <• und drückte diefen nach rechts.
Doch konnte er nicht fofort in Bewegung gebracht
werden.
Man mufstc vorher an der rechten Seite des
Schloffes das Plattchen c (Fig. 1 und 2) aus dem Falze,
in dem es fitzt, hinausfehieben; es maskirte das Loch,
durch welches der Riegel heraustreten konnte; erft
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LXXX
dann konnte diefir fo weit zurückgcfchobcn werden,
dafs die üefc h des Bugeis frei wurde und letzterer
geöffnet werden konnte.
Umgekehrt wurde beim Schlicfscn verfahren.
Die Innenfeite des Deckels zeigt eine leichte
Höhlung, unten ift ein Haken angebracht, welcher
den Verfehlufs ermöglichte. Letzterer wurde berge-
ftcllt. indem das Plattchen b (Fig. i u. 2) in die Biegung
des Hakens eintrat und ihn fperrtc. In der Höhlung;
des Deckels fanden fich Kifcnroftthcile, die von dem
abgerofteten Zapfen «/herrühren, und wenige Bcrtand-
»heile eines unbekannten Stoffes, ausfeilend wie feine
weifsc Kryftallc
Kin ganz ähnliches Vorhängfchlufschen , gleich-
falls in Aquileia ausgegraben, wurde vor wenigen
Jahren für die Antiken - Sammlung des AllerhochlUn
Kaiserhaufes erworben. Ks zeigt ganz diefclbc Vor-
richtung, fowohl was das Schlofs betrifft als auch die
Verficherung dcsfclben. Doch find einzelne Bcftand-
theile nicht mehr vorhanden; diefes Kxemplar feheint
geöffnet unter die Krdc gekommen zu fein und durch
Abroften der ciferneii Stiften die Verbindung der
einzelnen Bcftandtheilc eingebufst zu haben. Es
fehlen die in den Fig. 1 und 2 mit a. b, c, d be-
zeichneten Thcile, fowie das feine Dcckplnttchcn mit
dem Schlüffellochc zwifchen dem Deckel und dem
Schlöffe.
Sicher aber geht aus dem einen, wie dem anderen
Exemplare hervor, dafs fie keine Fingerringe, fondern
in der That Vorhangefchlöfschcn mit einer „Vcxier-
waren und nur zufallig die Aehnlichkeil von Finger-
ringen haben.
Der Bronzen-Fund in der „Riefenquelle" bei Dux in Böhmen.
Uericbt des C'ollftrryator» Dr. St. Hirgtr
AS gänzliche Vcrficgcn der etwa eine halbe
Wcgfttinde von der Stadt Dux entfernten, an
der Teplitzer Strafsc gelegenen r Kiefenquelle J ,
einer ehedem zu Badezwecken benutzten Therme,
veranlafste nunmehr deren Abteufung, welche Arbeit
Kndc Janner d. J. bis zu einer Tiefe von 9 M. ge-
diehen war und einen höchft intereflanten Fund vor-
gefchichtlichcr Bronze-Artcfactc zu Tag forderte.
Die anfangs ausgegrabenen Gegenftände blieben
gänzlich unbeachtet, erft als Arbeiter einzelne auf der
Halde am Schachte zufallig aufgclcfenc Stücke zur
Anficht in die Stadt brachten, wurde die allgemeine
Aufmerkfamkcit rege und es i(l nur der energifchen
Furforgc des Herrn Georg Grafen Waldjhin, Bcfitzcrs
der Herrfchaft Dux zu verdanken, dafs einer gänzlichen
Verfchleppung diefes hochll lehrreichen Fundes bei
Zeiten Einhalt gethan und dcrfclbe dem gröfsten
Thcile nach der Wiflcnfchaft erhalten wurde.
Die Freundlichkeit des Herrn Grafen ermöglichte
mir bei meiner Anwefenheit in Dux die Bcfichtigung
der in feinen Befilz gelangten Fund-Objedte. ein Theil
der in die Umgebung vcrfchleppten Gegenftände
wurde von einem Duxer Geschäftsmann aufgekauft,
nach Frag gebracht und die beflcn Exemplare hier-
aus von mir erworben. Diefc zwei Partien reprafen-
tiren den bis jetzt gemachten Fund in ziemlicher
Vollftandigkeit und berichte ich hierüber Folgendes:
Der Fund enthält ein Bronze Gcfafs, eine Lanzen-
fpitzc, ein abgenutztes Werkzeug, eine grofsc Menge
Gewand nadeln, Arm und Fingerringe — Alles von
Bronze mit mattgrunem Körte (keine aerugo nobilisi,
fchlielslich ein Glasarmrin^-Fragmcnt und einen ftark
verwitterten unbeftimmbaren Eifen^eyenrtand.
Leider waren die Fundftücke der graflichen
Sammlung noch nicht genügend geordnet und eine
Zeichnung dcrfelben nicht gut möglich, fo dafs ich,
bezüglich diefer Partie, mich eiiiftweilen auf eine blofse
Bcfchrcibung dcrfelben befchrnnken mufs.
1. Das angeblich in einer Tiefe von 6 M.
gefundene Bronze Gcfafs, welches wohl urfprunglich
die übrigen Gcgcnrtandc enthielt, irt kelfclformig,
theilweife zertrümmert und ohne Zeichnung fehwer
zu veranfehaulichen. Der nach innen gebogene Hand
betragt 0 45 M., die Tiefe 0 22 M.
Dasfelbe ift aus drei mafsig ftarken, durch Bronze
Nagel zufammengenieteten Bronzc-BIcchplatten ver-
fertigt, ftcllcnweife blank, fonft mattgrün roftig, ohne
Ornament und von fimplcr Fagon.
2. Die Kanzenfpitze ift vollftandig erhalten, deren
Länge 0-20 M.; vom oberen Ende der Dutte lauft
über das Blatt bis zu dclTcn Spitze ein erhabener
Grat, die fich nach oben verengende Dulle ift mit
wagrechten Parallelkrcifcn verziert, ihr unterer Durch-
melTer (Schnftloch) beträgt 0 022 M. die Fundtiefc
y M 1
J, Das abgenützte Objeft, entweder ein Dolch
oder Meffer, hat im Stiele zwei Nagellucher und eine
Lange von circa 0-15 M.
4. Die Fibulae erfcheinen durch mehr als 200, und
5. die Bracclcts durch mehr als 400 Stücke ver-
treten.
Abbildung und Befchrcibung einzelner von mir
in Prag erworbener Typen lalfe ich weiterhin folgen.
6. Der Fingerringe zahlte ich über 40, diefe
entsprechen den heutigen Eheringen und variiren nur
in der Dicke des Metalls und im Durchmeffer.
7. Das Glasarmring-Fragment, etwa ein Drittel
der urfprünglichen Grofsc, ift dunkelblau und glatt.
8. Der Gebrauchszweck des oberwahnten gabcl
formigen, mit einem kcilartigen dicken Stiele ver-
fehenenmaffiven Eifcn-Objectcs ift fehwer zu errathen,
es ftand wahrfcheinlich mit einem gröfseren Ganzen
(Schild, Wagen ?; in Verbindung.
In der Duxer Collection befinden fich demnach
gewifs mehr als 700 Stücke; in der Präger zählte
ich deren 240, hievon circa 140 Gewandnadeln, 80
Arm- und 20 Fingerringe, etwas dürfte noch verfchleppt
> Ihr »(erahnen Uimennaaca de» KtlTcW und dci I.»ni«i.fjniie • «!•
nehme |< h <lem r undhrrichlc de. Nenn llel|j»cia*rlc>» Tobifcb >m t« H l l
W»,heiihUiL, lifca. X Jahrgang N(. j uud 5.
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LXXXI
LXXXII
^fcin. fo dafs die Gefatnmtzahl <ler Fund-Objectc mit
1200 Stücken nicht zu hoch gegriffen erfcheint.
Das Haupt-Intereffe am Funde concentrirt (ich
demgemafs in den Gcwandnadcln und Armringen,
A. Die Fibula?. Dicfclben lind fammtlich nach
einem Syftem gearbeitet und wohlerhalten, dennoch
durfte es darunter fehr wenig ganz gleiche Exemplare
geben. Alle find aus einem Stück mehr oder weniger
Harken Hroiucdraht verfertigt.
Der Bügelift theils glatt und rund ;Fig i), manch-
mal mit wagrechten Parallelkrcifen gravirt, oder ift
derfclbe mit Hautrelief Ornamenten verziert, meill mit
dem raupenahnlichen ,Kig. 2).
Eine dritte, die fchonft gravüte Form Hellt F'ig. 3
dar. Der Hügel derfelben ill plattcnformig, jedoch
noch ziemlich maffiv und mit Dreiecken, Hingen und
Linien gefchmuckt. Bei Fig. 4 und 5 ill derfclbe bereits
aus ganz dünnem Blech und bemerkte ich von diefer
Form blofs 4 F.xcmplarc. Fig. 6 halt die Mitte zwifchen
F'ig. 3 und 5, Fig. 7 reprafentirt die malfivfte Form
Die Biegung des Bügels ill beinahe bei allen die-
felbc wie bei Fig. 2 und 7 ; nach oben verdünnt fich
derfclbe in die fpiralformig in zwei Abtheilungen zur
Feder gedrehte Nadel, diele windet lieh bald ober-
(Fig. 4, 5, 61, bald unterhalb [Fig 2 und 3'!, bald hinter
(Fig. 7) der Feder, umfafst auch in feltenern Fallen
fchleifenartig den Bügel (F'ig, [), um mit der in die L'har-
nierc des Vcrfchlufsfhickcs einfallenden S])itzc zu enden.
Beinahe alle Nadeln federn noch.
In der Grofse variiren die Fibulae zwifchen
0 035 M. und 0-065 M., die mittlere Starke des
Bügels bewegt fich zwifchen 0-003 M« u "d 0-006 M.
Die Fig. 8 bis 12 veranfchaulichcn verfehiedene
Bügelformen und deren Ornamente; die Fig. 13 bis 18
die verfchieden gezierten Endltucke des Verfchluffes,
der bei allen nach vorn auslauft und vom Bügel frei
abllcht, oder fich dcmfclbcn blofs fanft anfehmiegt.
Es unterfcheidet fich daher in diefer Hinficht
die vorliegende Form wefentlich von der a la Tene
Fibula '.findet jedoch in der bei Villy [Vaudj gefundenen
ein Pendant *
In Böhmen erfcheint diefe Form in mehreren
Fundflellcn vertreten, der Bügel ill jedoch glatt und
endigt das Vcrfchlufsilück in eine mehr oder weniger
maffive Kugel (Vokovice, I'odbaba); ein gleiches
Vcrfchlufscnde mit Oehr, wie bei Fig. 13, weift eine bei
I'liskovii c gefundt ne I ib la aus
B. Die Brattlfts. Der Stückzahl nach nehmen
diefelben im Funde den erften Hätz ein. Sie bieten
fowohl in der Starke des Materials, dem Durchmcffcr.
als auch in den Verzierungen ungemein viele Varianten.
F'igur 1, 2, 3 repral'entiren die Haupttypen in
natiirlichcr Gröfse. Die Fig. 4 bis 15 zeigen Verzie-
rungen der fammtlich offenen Ringe an deren Enden,
welche beiderfeits gleichartig find, aufser bei Fig. 10,
wo das eine zugefpitzte Ringende in eine correlpon-
dirende Oeffnung des gegenuberftchenden einfallt.
Bei Fig. 1. ilt das Materiale zu Blech gefchlagener
Bronzedraht, der Vcrfchlufs erfolgt durch Kinhenkeln
der Enden a und b. Diefe Form ift die feilende.
Fig. [6 reprafentirt eine Art der Fingerringe, welche
blofs im Durchmcffcr und der Fülle des Materials
difleriren, fo dafs manche bis zu 0-001 M. Starke
linken; Fig. 17 ill ein dünnes, mit getriebenen Orna-
menten vcrfchcncs Bronzcblcch, wahrfcheinlich ein
Befchlag und weift inwendig Eifenroftfpuren aus.
Wenngleich nun diefer Fund von keinen weiteren
die Forfchung unterftützenden Merkmalen begleitet
erfcheint und MaffenfunJe gleichartiger Gegenft.indc
fowohl in Böhmen als anderwärts nicht unbekannt
find, fo bietet lieh hier eine fo grofse, vielfach unbe
kannte Mannigfaltigkeit der Details dar, dafs derfclbe
nicht verfehlen dürfte in Fachkrcifcn allerorts das
lebhafteftc InterclTc zu erwecken; er fei daher allen
Forfchern auf dem Gebiete der Vorgeschichte warm-
Ileus empfohlen.
• M, iiholu.ee der MiMiauUcken Ucfcllfrfcaa: la ZMck. Dt. K. CMftr,
VI. licet,., l.b XIV.
I IUb...lioni I »«■»■«, V. Tr,,*., T.h. XVII, r.» lt
Das DietrichfteinTche Gruftdenkmal in der Garnifons-Kirche
zu Brünn.
Von Utrü Troff, k k. Confcivaior.
(Mit eiacr T.fcl.)
[IK Garnifons-Kirche in der Jefuitcngaffc Brünn s
welche im vorigen Jahre Seitens des Militär-
ärars im Innern zu reftauriren begonnen
wurde, lieht an Stelle des vom 13. Jahrhundert bis
zum Jahre 1577 beftandenen Hcrburger Nonnenkloders
mit der Muttergotteskirche.
Als Kaifer Rudolph II. 1578 dem Jefuitcn- Orden
das Hcrburger Nonnengebaude in Brünn, dann die
dazu gehörigen Güter 1581 überwies, liefs er zumeift
auf Wohlthaterkollen und namentlich durch die For-
derung ihres gröfsten Gönners des F'ürftbifchofes von
Olmüz. Cardinais Franz von Dietrichllein, die jetzige
Kirche mit einem Aufwände von über 19.000 Thaler
erbauen.
Der Bau begann am 7. September 1598 und ward
als beendet am 22. September 1602 zu Ehren der
Himmelfahrt Märiens vom Cardinal Dietrichftcin
feierlich!! confecrirt.
Die Erbauung des Jefuitcn- Collegiums dagegen,
welches die Kirche unifehliefst , begann fchon 1582
und ward erft nach dem Jahre 1621 zumeift auf
Köllen des Cardinais Dietrichllein vollendet. Fis ift das
grofste Gebäude in Brünn, bildet ein langes Viereck
mit 7 1 lofen und nimmt die ganze Südfeite der Jefuitcn-
gaffe ein. Zu der ferneren refpective bis zur ganzlichen
Vollendung diefes Collegiums verpflichtete der Car-
dinal feine Erben laut Teftament vom 29. Deccmbcr
16341 alljährlich 1000 Thaler beizutragen.
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LXXXIII
Kin pompofes mit dem Wappen des Cardinais,
Emblemen und vielen l'i^urcn decorirtes Portal
fuhrt in die Hofraume. Diefcs Portal, fowic der Haupt-
c ' n K an K zur Kirche waren ehemals frei. Im Jahre 1788
find fic durch einen Zwifchenbau abgcfchlotTen wor-
den. Jetzt b«. findet (ich die k. k. Stationswache in
diefem Thcilc.
Die Kirche fclbrt ift ein grofses und im edlen
KenailTance-Stylc aufgeführtes dreifchifiiges Gottes-
haus, welches nach den Planen des Architekten und
Bildhauers Georg Gyaldus (Gyalde, Gialdii von
1598 — 1602 erbaut ward, dem fein Bruder Tobias, ein
kunllreichcr Maler, bcihilflich war. Beide kommen
als anfaffigc Bürger Brünns im GcnolTcnfchaftsbuche
diefer Stadt vor. Tobias Gyaldi ftarb am 31. November
1627, 40 Jahre alt, und ward am Friedhofe bei St.
Jacob begraben, wie dies ein Grabftcin bezeugt, der
ehemals an der Jacobs-Kirche eingemauert, jetzt im
Hofe des Franzens Mufeums lieh befindet.
Das Zeichen der Gyaldi war ein Kundfchild mit
einem Querbalken, darauf ein krähender Hahn fufst,
wahrend unterm Balken eine gewundene gekrönte
Schlange vorkriccht. Die Gyaldi find wahrfcheinlich
aus Italien nach Brunn eingewandert.
Ihre jetzige Zier und Hinrichtung erlangte die
Kirche erft im vorigen Jahrhunderte, indem die
Jefuiten ums Jahr 1730 oder 1744 den Präger Mcifter
Felix Anton Schefflcr aus Schlefien beriefen, um die
Decke ai Frcsco zu malen, welcher Aufgabe er durch
reiche Compolition in den Darftellungen, dann frifches
und kraftiges Colorit vollkommen gerecht ward.
Schcfflcr Harb als k. k. Hofmaler in Prag 1760.
Die Capelle zum heil. Kreuz malte 174S der Brün-
ner Johann Ktgcns, in Maratti's Manier. Eigens Harb in
Brunn 61 Jahre alt Sein eigenhändig gemaltes Portrat
befindet (ich in der Gemaldefammlung des Franzcns-
Mul'eums.
Den Hoch-Altar, nach dem Modelle des Ignatius-
Altars in Rom, verfertigte der Brunner Bildhauer
Johann Georg Schaubcrger im Jahre 1735, das Haupt-
blatt desfclbcn „Maria Himmelfahrt " ift von Franz
Eckftcin im fclbcn Jahre gemalt worden. Die Bild-
hauerarbeiten an den 10 Seiten- Altaren und denBeicht-
ftuhlen verfertigte der gcfchicktcftc Schüler Schau-
bcrgcr's, der Brünner Adam Mefsmann, wahrend der
Jefuiten- Laienbruder Tobias Süfsmayer die fämmt-
lichen Stuccatur-Dccorationen in der Kirche mcifter-
haft ausführte.
Die zwei Scitcn-Altare mit den von unbekannten
italienifchen Meiftern gemalten Bildern St. Ignaz und
Allerheiligen follen auf Korten des Obcrftkammerers
von Mahren, Ladislav Berka von Duba und l.ipa,
dann die fchonen reichgefchnitzten Kirchenftühlc fowic
das Marmor-Pflaller und die Orgel von der Anna
Francisca Grafin von Leslie, geb. von Dietrichllein,
angefchafft worden fein.
Ein intereffantes Kunftivcrk befitzt die Kirche im
Chor, ein marmorms GruftcUnkmal für den Cardinal
Dictrichrtcin und dcfi'en Gefchlecht. 1 I legte er doch für
den Jcfuiten-Orden eine folchc Achtung und Vorliebe,
dafs er hier oftmals feine achttägigen Geiftesübungen
hielt und predigte, ja fchon anfänglich den Gedanken
• W,/mj. Kirchliche Top M.hr.n.. II Abth ., i IM. p.
hatte, die Jefuiten Kirche für feine cinftige Ruhcftätte
zu beftimmen.
Hs war daher ganz ordensgemafs, wenn man für
fo einen befonderen Wohlthätcr ein würdiges Scpulcrum
erflehen liefs. das der Nachwelt in Erinnerung bringen
foll, was Derjenige, dem es gewidmet worden, fur die
Kirche gethan, und das auch Zeugnis böte von dem
fchaffenden Gciftc der Kunllbefliffcnen jener Tage,
deren Arbeit wir nun bewundern.
Georg Gyaldi, der begabte Bildhauer und tüchtige
Baumciller der Jcfuitcn-Kirchc ift auch der Verl'ertigcr
diefcs ftylvollen Marmor-Intarfia- Werkes. * Es ift eine
Hauptplatte, darin ein grofses ftylifirtes Wappen, um
das fich acht kleinere Platten gruppiren, welche vereint
eine Umrahmung im länglichen Viereck formen. Des
Ganzen Beite mifst 3 M. 75 Cm. und 5 M. 8 Cm. Länge.
Das Material, welches als Grundlage hiezu verwendet
wurde, ift der rothe Salzburger Marmor.
Jede Platte hat eine Starke von circa 25 Cm., aus
deren Flcifchc Mcifter Gyaldi die Deflins fall 10 Cm.
tief hcrausmeifselte und nun in diefe fo vertieften
Stellen partienweife mit grofster Genauigkeit fchwar-
zen Kehlhcimcr, gelblichen und weifsen Pcrnftciner
Marmor derart zugerichtet einlegte, dafs fie die Con-
turen vorzuglich fcharf, die Zeichnung wie aus einem
GufTe erfchcincii lallen.
In techmfeher Beziehung ift die Ausfuhrung nicht
nur inftruetiv. fondern auch fehr nachahmenswerth.
Diefe cfTcclvollc Intarfia- Arbeit, an der Fleifs und
ebenfo die Ausdauer Mcifter und Gehilfen zur voll den
Ehre gereichen, um ihrer nach 272 Jahren noch
rühmend zu gedenken, liefert unfere Abbildung.
Wir geben nun deren Deutung wie folgt: Mittel-
ftück. Auf fchwarzem Fond prangt das Dietrich-
ftein'fchc Stamm-Wappen, und zwar ein 1 fchrägrechts
gcthciltcr Schild, mit zwei aufwärts gekehrten weifsen
Winzermefl'ern an gelben Heften. Darüber der Car-
dinalshut fammt Schnur und (Juaftcn. Obenan befindet
fich eine Tafel in decorativem Rahmen mit der fchon
wenig lesbaren Infchrift :
H1C REQ.VIE : j . ! .
iik:
aVOMAMI • I . : : . .
und unter dem Wappen eine defsgleichen Tafel, an
welcher blos:
IN HONOR 1 1 • ■
zu entziffern ift.
Zum Abfchluffe befagter Hauptplattc ift unten ein
Streifen aus Glockcnmctall der Breite nach eingefügt,
daran nachfteheiides Epitaph in Latein-Lapidar ein-
gravirt vorkommt:
SICISAVVXDVS • F CAKI) FRATKK • OBIIT • ANNO ■
A\ • DCII • IUI • IAN • OVO • FRANCISCI-SIWSAWNDI •
FUJI ■ PRIMVS • BIENMS • OBIIT ANNO MDCI • II •
DECAVBRIS ALTKR II ÄKNSIVM ANNO UDCII XXIX •
IAN-
Die acht kleineren Platten herum find fo geftellt,
dafs 1, 3, 6, 8, dann 4, 5, und 2, 7, im Dcfl'm fich
fymmetrifeh wiederholen.
■ Crrtvnti Notiren M S im KrAlixcna.Maleum.
■ D>c fildel find ntn uml «»lb <Oi>l«l). »iili! «i* "I der Ltii«geb-cn«ti
T.lcl unrichtig «Ii ichwarr im* jelb »njj.jeb«« id.
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LXXXIV
Sie find eigentlich ornamentale Verzierungen
jener acht Schilder, welche zum zufammengefetzten
Wappen des Cardinais Dictrichftcin und feines Ge-
fchlcchtes gehören und hier dem Intarfia- Monumente
ein befondercs Luftrc verleihen.
Sie zeigen: ein Schild rechts oben Ecke, in Roth
in zwei Reihen zu vier und zwei geftelltc weifse Spitzen
und ein Schild, links oben Ecke in Gelb einen ein*
köpfigen fehwarzen Adler mit gelbem Stern an der
Bruft.
Heide find zur Infignie des OlmuzerFürflbisthums
gehörig das urfprünglich alte bifchoflichc und ver-
mehrt von Kaifer Rudolph II. dem Stanislaus Paw-
lovsky von Pavlovic, als erllen Fürllbifchof von ülmüz
1588 gehörig. 1
Im fehwarzen Felde Mitte oben ein fchrag rechts
geftcllter gelber Pfahl mit lieben Knorren und je drei
gelben Sternen rechts oben und links unten im Schilde
begleitet. 1
Rechte Seite Mitte ein fchwarzer Geicrfufs im
weifsen Felde, wegen der Dictrichftcin'fchen I lerrfchaft
Hollcnburg, gegenüber eine mehrmals gewundene,
pfahlweife geftellte fchwarze Schlange im gelben Felde
wegen Finkenftcin. unten ein weifses Kreuz im rothen
Felde, das Rottal fchc Wappen, ein von weifs und
fchwarz gevierteler Schild der Collalto und ein weifscr
Sparren im fehwarzen Felde, weiland der Schenken
von Orterwitz. 3
Zu bemerken ift, dafs iibcr jedem Schilde ftatt
der Krone ein einfacher Aufutz mit gedruckt« Spitze
gefetzt erfcheint, darin fruhcr. weil eingeritzt, die
Nomination des betreffenden Wappens zu lefen war;
gegenwartig find hievon nur einige Striche mehr
fichtbar.
Zu Fiifsen diefes aus Marmor eingelegten Monu-
mentes befindet fich eine grofse infchriftlofe Stein-
platte mit vier Metaliringen, welche den Eingang zur
Nauptgruft deckt.
18 Stufen führen in gewölbte Hallen, die ihrer
Anordnung nach ein Kreuz formen. An der Steinuber-
klcidung des Mauerbogens vor dem Hallen-Eintritte
ift das Dictriehrtein'fche Wappen ausgehaucn.
Aufscr den vielen Sargen mit den Jcfuiten-
Ordensbrüdcrn. welche in den Hallen ruhen, und unter
denen namentlich die mumificirte Leiche des Reclors
und Provinci als P.Martin Stredonius (f 26. Aug. 1649I,
deffen Name in pietätvoller Erinnerung anläßlich der
Schwedenbelagerung unter Brunns Bewohnern fich
bis zum heutigen Tage erhielt,' ferner die des I'.
Jacob Krefa, des berühmten Mathematikers fich befin-
den, fanden nur wenige dem Orden nicht angehorige
Perfonen ihre Ruheftatte. Dahin gehört Sigismund
Freiherr von iJitrichfteiri.
Ober dem Sarge hangt an der Wand deffen
Todtenfchild in Holz gefchnitzt mit Gold und Farben
bemalt. Rings um das Wappen folgende Worte: Anno
1602 den 4. January Ift in Gott verfchieden der Wohl-
gebohrne Herr Herr Sigmundt Freyherr von Dictrich-
1 MW«/- Ki'cM T-p Mahre». I B.l . . AMh 8» t)»iik, hefald Ztil
khrifl Adler pa«. xt~<\. Pmfr/tix. Zrcaillo Mar» Mofa«. Uff, paf 101.
« /V"'»/ N"* Pa« J". 3S3. 377 '!»< Wappen der Herren Jaiiaucr taa
Slractiaov und Zandovic.
• U ... ■ , B.of r. Oikon III »90.
• Ueir.o l.eKen, befchrieUen .«« P. Joitt. Dilalu» S. J ffwiMiW —
malmfcheii Kandel Archiv.
ftein auf Hollenburg, Finckcnftcin . Tallberg vnd
Kurowitz: Erbfchcnck in Karndtcn. Rom. Kay. May.
Rath vnd Untcrk.immerer des Marggraffth: Marhcrn
deffen feel wolle Gott der Allmcchtigc genedig vnd
barmherzig fein. 1
Die jugendlichen Leichen der zwei Sohne Sigis-
munds (dvo Francisci. | ebenfalls in Holzfargcn, find
in fehwarzen Tüll eingehüllt.
In dem gegenüber befindlichen Gewölbe ruht
der fpäter hier beigefetzte Landrechtsbcifitzcr Ritter
Bartodeisky. Eine Mctallplattc nebft Wappen und
Schrift am Sarge befagt: Anno 1699 den 11. April ilt
in Gott verfchieden der Wohledle gebohrene Ritter
Ignatius Wcnccslaus Barttodcgsky von Barttodeg,
Herr auf Hluchow der rom. kay. May. Rath und Landt-
rechts Beyfitzer im Marggraffthum Mahren.*
Als im Jahre 1880 die Mauer im rechten Kirchen
fchiff der Feuchte wegen unterfucht ward und dabei
das Marmorpflafter inichft des Allerheiligen - Altars
aufgerilVen werden mufste, da gelangten die Arbeiter
zu einer kleinen niedrigen (»ruft, die gerade vor diefem
Altar fituirt einen einzelnen maffiven Holzfarg barg.
Nach Abhebung des Deckels in des Herrn Militär
Pfarrers und meiner Gegenwart , fanden wir hier die
Gebeine einer Dame, deren langes rothblondes Kopf-
haar noch am Schädel fefthaftete. Ein aus fchweren
dunkelviolettem Seidenftoff verfertigtes langes Kleid
und darüber ein Mantcau aus fehwarzem Seiden-Moire,
waren theilweifenoch erhalten, dergleichen die breiten
Spitzen aus Naturfeide an den Händen und der Hals-
kraufe. Dagegen war der fchwarze Schleier bereits fo
morfch. dafs er zerfiel An den Kleidrtoffen lagen zer-
ilreut die losgeloften Holzperlen eines Rofenkranzes
und vom Fingcrgelcnkc abgefallen ein kleiner Goldring
mit einem a jour gefafsten lichten Amethyrt. Im Innern
des Reifes Hand in fchwarz ausgefüllter Eingravirung :
B i\ÄRlr.\STKl.V.
Nach gepflogener Befichtigung wurde der Ring
wieder zur Leiche gelegt und über den Befund ein
pfarramtliches Document in den Sarg beigegeben.
Die hier beerdigte Dame ift Frau Helena Berka
von Duba und Lipa, Witwe nach Bernhardt von To»ar,
welche allein bei 12.500 Thaler zum Kirchenaufbau
beitrug und das Jefuiten-Semiuar reichlich beftiftet
haben foll. Ihr Gcmal, Bernhardt Ludwig von Tovar,
entflammte einer fpanifchen erft kurz in die mahrifctie
Latnlmannfchaft aufgenommenen Familie. Er ftarb den
14. Marz 1597 und wurde in die Capelle bei den Jefuiten
begraben. Es war dies eine im Innern des Kloftcrhaufcs
befindliche Capelle Die Beifctzung erfolgte dcfshalb
an diefer Stelle, weil die Kirche erft 1598 zu bauen
begonnen wurde Auch feine Gemahlin Helena, welche
am 14. December 1600 ftarb, wurde cinftweilcn in der
Kirche bei den P. P. Minoriten zu St. Johann beigefetzt,
und ift erft nach Vollendung des Kirchenbaues in die
Jefuitengruft am 25 September 1602 übertragen und —
* Sein l.«:i'h»an in ciiirm fl,irkeit Kichcnbul* Sar<e mit tmti cilcruca
II «.n.l haben gebettet, ift mit einem Teinrii weiften Hernie, dtt bei de« H*ndrii
KaUe-mianlVhelteii mm Bi-f.il* hat, bekleidet, darüber eine weifofeidene We-fte
und ein f(h-.ar»rr Rock mit grof.cii K»u|ifc> und breiten Schnüre.., »leich
ctrtrm iiBsaTif. liiii Attila lhe AiiffchLuKe an den trmeleiideti find üKeriLhiaycn
und mit Kai't'fea vertiert. Arn Kuplc bat er eine Ccidcnai iigc Haube enil
rothtickee. Streifen t>i« Schuhe lind .»llkotiimen erhalten au.uchmend elegant
Ueaibcilrl, mit grof^en AbfaUfiiitkeln. Sic hallen ehemaN Ndherfshaalteii, die
jcUt felil'n
• Mein« BeChfeibunf der am 10. Sept. 16&1, erfolgte« <.ruftcr u fl.i.ir,,[
in der Jc'iMcnkirchc ..rwoner Zeitung iSfi* Nr. »icju
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LXXXV
vielleicht auf Wunfeh? — vor das Allerheiligen - Altar
beerdigt worden. '
Derfelbe Vorgang hat auch bei Sigismund von
Dietrichftcin ftattgefunden, darüber des Kathsherrn
und Apothekers Georg Ludwig, Chronik von Brünn
(1555—1604} nachftehend berichtet:*
„Den 4. Januar 1602 ift vcrfchicdcn der wohl-
geborne Herr Sigismund Freiher von Dietrichftcin,
L'ntcrkamcr des Markgrafthum Mahren, dem Gott
genad, ill den 5. dito um I Uhr zur Nacht mit der
ganzen Prifterfchaft und allen dreien Kathen zu Sanft
Johannes iMinoritcn) in die Kirch geleitet worden,
neben der Leich find mit brenenden Wachswundt-
ltchtern gegangen : Herr Ulrich I.illgcnblat, Herr Elias
Tierner, Herr Johannes Migall, Herr Nikulafch Tzer-
nowsky. Unterfchreiber. den 22. Juni ift er fambt leinen
zweien Kindern in der Jcfuitter Kirch vor dem hohen
Altar in die Gruft gelegt worden, die Leich des L'nter-
kanimer haben getragen in gegebenen groben Trauer
Mantll und ungefueterten Hutten 18 Pcrfonen. Ir hoch-
furftlichc Gcnaden Cardinall und Herr Maximilian von
Dietrichltcin beide Gebrüder fammt anderen Herrn
l'relaten.Kitterltandt und die Statt abgelandtcn folgten
der Leich, nach darneben waren aus den unferigen
Statlich vier Pcrfon in gut Tucch gckleidt von Fufs
auf fambt den Trauer mantll. Symon Kribler, Hannfs
Kleinfeindt, Dawid Lonrad, Nikulafch Tzernowsky." 1
Sigismunil Freiherr von Dietrichftcin, des Erzher-
zogs Frnft Vicc-Obcrftftallmcifter und Kämmerer der
Erzherzoge Ernft und Maximilian, des Kaifers Rath
und von 1598 Landes Untcrkammcrcr von Mahren,
ein eifriger Forderer der katholifchen Religion, war
im Jahre 1560 geboren. *
Mit Johanna de la Scala vermalt, entfprofsen
diefer Ehe funf Kinder, u. zw. I. Adam geb. 1595. gell,
in Rom 1620, 2. Maximilian, nachheriger Fürft, geb.
I596, wurde von feinem Onkel, dem Cardinal, zum
Univcrfal-Erbcn cingefetzt, ftarb den 6. November
1655. Er war zweimal vermalt: a) mit Anna Maria
Furftin von Liechtenftcin. geft. 1640, und b) mit Sophie
Agnes Gräfin von Mansfeld, gell. 1677. 3. Margaretha
Francisca, geb. 1597, gelt. 1617. vermalt mit Wem]
Wilhelm von Lobkovic . 4. Johann Franz geft. 2. De-
cember 1601, und 5. Franz, geft. 29. Janner 1602, beide
im Kindesalter zu Brunn.
Als Landcsuntcrk.immcrcr hatte er einen fehr
grofsen Einflufs, denn der Unterkämmcrer war der
' Denn der Bruder diefer edlen Dm Ladislaus Berka von Dulia und
Lift, OtarttttMMHI Mahren», lief» die vor« berechneten Seile» Allare «sil
**" R herllcllen
I f Rui.r p. Ci/hmt.i/ im I Bar.de der »o. der hitt- (Ut Seflion
heraaigeiehcnen Quellen. Schriften
* Di» Leichenfeier, welche die Sudt dem UnteTkatnmerer Mahren« mit
allem Pompe ru bereiten verp6ichtet war, daher auch befondere Traueranruce
■ leti Kaihwerwandten fpenden muffte, befchreibt autfuhrltck iVAne/u* in feiner
HiCoria S J II. jii.
* !>efl>n Eltern Adam, naeiier Reichafreiherr vnn Pictrichltein, Reboren
r II • . r-, r - 1 > , I . | , > ; £, fl , i : Ii . Ii >. V *.r il .1 r 1 ■,■ ■ ' 11 N l kol«! IHij * ■ ! . ' i ! . r r
fthaft ihm Kaller Maxmilian II au Kigen sah Vermalt tu Madrid 1551 mit
Margaretha von Card <aa Kinder r. Anton, geh 15c.«., Harb al« Kind *. Sifit»
munil (vnn oben). 1 Maaimilian, geh Ici-fl. geft ><> Marl 1611. vermalt, al l mit
tfceeaia Kruftich de Lupoglava. f 14. Se|it. isfln; *V' 1. raiin Jacobine von BieTa,
t 4. IVi-, it,.i 4 Krane, Cardinal. Hifchof von Olmutx t. r'urft von I lielri, hftc in.
«eh zu Madrid 11 Augiill 157... ft»rb rn Brunn 13 September 103'., begruben m
Wmi lt, iKifch und einher, Kncyclop. I Seit,.; I hl . pag 156 - 15«.)
Vorftcher der k. Kammer in Mahren und ihm war die
Gewalt über des Königs Städte und über die Klofter
übertragen. Dies Amt war überdies fehr einträglich,
ihm unterband die Regelung der Angelegenheiten
des Bürgerßandcs. In wie fern die Städte an folch
hochgcftellte Herren, an deren Gunft ihnen viel
gelegen war, der damaligen Sitte gcmäfs werthvollc
Gefchenke machten, beweift Sigismund s von Dietrich-
ftcin Gevatterbitten an alle drei Rath der Stadt Brünn
und ihr F.rfcheincn. 1
Sigismund'* kaum fünfjährige Stellung gcftaltete
fich aber zu einer äufserft unangenehmen. Der
mahrilchen I.andcsfprache nicht machtig und ohne
Vorfchlag des Landrechtes vom Kaifcr I15981 ernannt,
erwuchfen ihm viele Gegner. Und als er gar nach
dem klaglichen Ausgange des gegen Karl von
Zierotin angeftrengten 1 lochvcrraths-I'roceffcs Geh die
eigene Befchamung derart zu Herzen nahm, dafs fein
Gemüth hievon tief ergriffen ward, unterlag feine
KurperConftitution diefem Schmerze. Denn in der
Nacht nach der Niederlage im Gcrichtsfaale zu Trag
erlitt er bereits einen Schlaganfall, und als er kurz
darauf vernahm, dafs fein Sohn Franz 2. Dccember
1601 und feine Schwägerin Jacobinc 4. December 1601
plötzlich darben, dafs feine Frau heftig erkrankt fei
und fein Advocat fich der weiteren Verfolgung des
Proceffcs entzog, fuhr er eilends nach Mähren iBrunn}
zurück. Von einem hitzigen Fieber befallen, ftarb er
nach kaum achttägigem Krankfein im 42. Lebensjahre.
Einige fagten an Gift, andere aus Krankung. Erftcrcs
war fallch. und letztere möge Grund zu feinem auf
naturlichem Wege erfolgten Tode gewefen fein.'
Sein jüngerer Bruder Franz, Cardinal-Fürftbifchof
von Olmuz, welcher dem Haufe Dietrichftein unver-
gänglichen Ruhm zubrachte, dcrSigismund am 22. Juni
1602 zur letzten Kuhcftätte begleitete, darauf am
32. September diefes Jahres die Kirche feierlichft
confecrirte, hat ficherlich der Vollendung des mar-
mornen Gruftdcnkmals im Jahre 1607 feine Befriedi-
gung gezollt.
Diefes äufserft fchönc Intarfia-Wcrk ift nun in
unferen Tagen fehr reparaturbedürftig geworden, und
da hat in dankenswerther Vorforge bei der 1881
begonnenen Reftaurirung der Garnifons-Kirche das
k. k. Gcneral-Commando in Brünn auch diefer Gruft-
platte die Confervirung angedeihen lafTcn, wozu pietät-
voll die furftl. Damen aus dem durchl. Haufe Dietrich-
ftcin, dann im Intcrcffc der Erhaltung vaterländifcher
Kunftdcnkmaler. die hiflorifch ftatiftifchc Seftion der
k. k. mähr. fehl. Gcfellfchaft und die Brünncr erfte
mähr. Sparcaffa Geldbeiträge widmeten.
Und fo ift durch ftylgcmafsc Reftaurirung T ein
Kunftwerk für die Nachwalt erhalten worden, das
jeden mit lebhaftem Intcrcffc erfüllt, der die reich-
gefchmuckte Kirche betritt.
1 t'cler R. v iklmmtrk), Carl v. Zierotin pag ton, a 17
■ M.Ith, d. Ce.tr Com«. N K. V. Bd . pac t 7 .
1 Durch da» Klublilleinent fut Bildhauerei «n.l Stein Imluftrie v ; ,nj"li
K. H.-m,U in Brunn und die Ceraenllleinfabrili »o> J M*V- M» und N. *r«y/
1. Wien
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LXXXVI
Aus Brixen.
Von Karl Alt, lt. k. Confcrvatur
IM Kreuzhänge des Domes entdeckte man ein
Wandgemälde von ganz befonderem Inhalte.
In der Arcade bei dem Nebcncingangc in den
Dom ift das Martyrium von ficben auf zugefpitzten
Aeftcn zweier machtiger Baumrtamme fehaudererre-
gend aufgefpiefsten Junglingcn mit ihrem Bifchofc an
der Spitze zu fehen. Ohne Zweifel find es die heben
Märtyrer von Karthago, deren Fcft die Bollandiftcn
auf den 17. Juli fetzen. Der Donator kniet daneben
in der Kleidung eines Domherrn mit Schriftrolle, auf
der nur mehr die Worte ora pro me in gothifchcr
Minuskel Schrift zu lefen find. Das Motiv zu diefer von
allen übrigen Bildern im Kreuzgange verfchiedenen
Darflellung dürfte fehwer zu entrathfcln fein, aufscr
man nimmt an, dafs der Donator den Namen eines
diefer ehriftlichen Helden trug. Der Gefichtsausdruck
diefer nackten nur mit einem Schamtuche bekleideten
(»eftalten ilt edel und fie zeigen fchöne Verhältniffe,
gelungene Bewegung und Stellung, wie fie die ver-
fchiedenartige AufTpicfsung der Körper erfordert.
Nach der fchon etwas höheren Mitra des Bifchofs
durfte diefcs Gemälde dem Anfange des iö. |ahr-
hunderts angehuren. 1
Die Bedachungen fowic die Aufscnfeiten des
ganzen Kreuzganges und der an delTen Südfeite ange-
bauten Johannes ■ Kirche erheifchten nothwendige
Reparaturen, welche jüngft unter der unwichtigen
Leitung des fürflbifchoflichcn Secretärs J. Hartinger,
eines warmen Kunftfreundcs, lobenswerth zu Ende
geführt wurden. Auch der Mortelbewurf der St. Johan
nes-Kirche war im Innern thcilweifc von Salpeter ange-
frefTen und bedurfte einer Ausbcficrung. Auf unfer
Krfuchen an Decorations-Maler Barth gelang es, dafs
vor anderem alle Wände fleifsig unterfucht wurden, ob
(Ich etwa unter der Tünche oder noch tiefer Rcflc alter
Bemalung finden Die Unterteilung war von einem
erfreulichen Erfolge begleitet, denn es zeigte lieh
ein grofscr Theii des Querfchiffes intercl'fant bemalt,
mit Bildern gefchmückt, welche viel alter find als die
gegenwartigen im angebauten Kreuzgange.
Hlnfichtlich des Grund- und Aufriflcs diefcs inter-
cffanteii romanifch-byzantinifchen Baudenkmaies, in
Form eines länglichen Vierecks, dem fich ein Querfchiff
mit fchmaler, aber auffallend hoher Abfidc anfchlicfst
und wie fich über das Chor-Ouadrat eine Art Kuppel-
thurm erhebt, erinnern wir an die weitläufige Befchrci-
bung nebll Abbildung im VI. Jahrgange der Mitthei-
lungen der k. k. Central-Commiffion für Kunfldcnk-
male Dafelbll wird bereits erwähnt, dafs die W inde
diefer dem heiligen Johannes dem Taufer geweihten
Kirche bemalt gewefen fein dürften, weil an mehreren
Stellen Ueberrcltc von Bildern zu Tage treten. Herr
Tinkhaiiftr, der Vcrfaffer jenes Auffatzcs, vermuthetc
fogar GcmSlde unter der Tünche, welche auf noch
' Achnlicfcc Oaiirllunscii »uii fuM,.:ii djuruhafirn Marlyttr-SfM
«•■Ion (ich im ci.«r t-r.drll., ,„ Mtri* KlrnJ .n Karate, uml ... eimu. Faf-
(Mal« ,on i 4i)> lu f <lct Um.tiriuu .BibhuihcL iu ZV*,
alteren lagern. Zu diefem Schluffc vcranlafstc ihn
wahrfcheinlich die Wahrnehmung, dafs fich Arbeiten
aus verfchiedener Zeit zeigten, wie wir unten fehen
werden.
Zur vollftandigen Aufdeckung aller Gemälde,
welche fich beinahe auf die ganze Kirche erftrecken,
führte Folgendes. An mehreren Stellen hatte die
Feuchtigkeit den Mortclbewurf derart angefreffen,
dafs eine Ausbeflerung desfclben nothwendig gewor-
den war. Da zeigte es fich nun, dafs der Bau aus
rieligen Steinen aufgeführt fei. Um dem Inneren ein
glcichmäfsig befriedigendes Ausfchcn zu geben, waren
alle Wände mit paffenden Farbentonen überzogen. Auf
unfer Krfuchen unternahmen einige Studircndc der
Theologie und nachher dir Dccorations-Malcr Harth
vor dem beantragten Anftrich die Wände fleifsiger zu
unterfuchen, ja felbll fingerdicken Murtelbewurf abzu-
hauen, um nach dem allfalligcn urfprünglichen Wand-
fchmuck zu forfchen. Die Mühe wurde auf eine uber-
rafchende Weife belohnt. Vor anderem war die Oftwand
des Chores und der nördliche Krcuzflügel bemalt, nicht
aber die Südfcitc und die Kuppel; ebenfo kam im
Schiffe nur eine Reihe von Bildern an den Langen-
feiten vor, wahrend der Triumphbogen beinahe ganz
und die Wert wand in der oberen Hälfte mit Bildern
befetzt war. Es fcheint nämlich ringsum eine Holz-
galerie gelaufen zu fein und darüber eine Decke in
Tonnenform fich ausgebreitet zu haben, der fpatcr
ein Kreuzgewölbe folgte, das nun einzelne Figuren
zum Thcile verdeckt. Die einzelnen Figuren find
nahezu in halber Lebensgrufsc gehalten und im Chore
fowie am Triumphbogen in zwei oderdrei Reihen über
einander angebracht.
Am halbkugeligen Gewölbe der Abfide erfcheint
Chriflus in einer Art Sarkophag flehend und weilt mit
beiden Händen nach feiner Scitenwundc; fein edel
gebildetes Antlitz tragt flarken Schmerzensausdruck,
Diefe Darllellung wiederholt fich nicht feiten in den
mittelalterlichen Wandmalereien, wie im anftofsenden
Kreuzgange. zu Tcrlati, zu Pinzolo in Judicaricn und
dergleichen. Es ift nichts anderes als die tieffymbolifche
Stelle von Ifaias, Cap. 63, V. 3. bildlich vorgeführt
Dafelbll heifst es: „Die Kelter trat ich allein und von
den Volkern war niemand mit mir; ich zertrat fie in
meinem Zorne und zerftampfte fie in meinem Grimme
und fpritzte ihr Blut über meine Kleider und alle meine
Gewände befleckte ich." Wie allb einer beim Keltern
rother Trauben mit den Fufsen fie zerflampfend gleich
aus vielen Wunden blutend ausficht, fo war Chriflus
in feinen Leiden mit dem eigenen Blute in der Thal
befpritzt. Dies mehr realiflifch darzuflellen vermied
der feinfühlende Kundler und lafst den Herrn nur auf
feine Hauptwimdc mit btidtn Händen hinweifen. Nicht
minder entfehiedene Schmerzcnsgcfuhlc finden fich
auch in Maria zur Rechten und in Johannes zur
Linken ; nur in letzterem ift der Wurf fehwneher
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LXXXVII
gelungen, denn aus feinem jugendlichen Geflöhte mit
den zu fammen gekniffenen Augen und Lippen kommt
das Weinen nahezu einem linkifchen Lachein gleich,
welcher Formfehler bei unvollftandiger Hehcrrfchung
des Zeichnens nicht fehwer unterlauft. Die Mitte der
Abfide nimmt das Hauptbild: Maria mit dem Jefus-
Linde ein; fic fitzt von einer Strahlenglorie umgeben
auf einem länglich runden goldgeflickten Polfler, der
(ich mit feinen Goldquaften auf beiden Seiten vom
Throne etwas aufwärts biegt. Ihre Haltung ift im All-
gemeinen jene erhabene und ehrwürdige, welche in
der byzantinifch -romanifchen Kunft meiftens beob-
achtet wird: ruhig, hoheitsvoll, indefs in die dort
noch etwas ftarren Formen ift angenehm wirkendes
Leben eingetreten und fo gehört diefcs Marienbild mit
feinem Lockenkopf über herrlich geformten Schultern,
mit Augen voll höherer Freude, mit den feinen
Brauen, der fchmalcn Nafe, dem üppigen Munde und
zart gebildeten Händen zu den liebenswürdigflen
Darftellungcn diefer Art Den grofsen Farbcnfinn des
Kiinftlcrs beweift das Blau an dem mit Goldftreifcn
und Edelfteinen befetzten Mantel über einem rothen
Unterkleidc Hlumcn und Blüthen fpriefsen im Rafcn-
teppiche ringsum, denn auch die Natur foll neben
ihrer Konigin in verherrlichtem Schmucke auftreten,
wie es im Beginne des 15. Jahrhunderts die Malerfchulcn
des Sudens wie des Nordens liebten. Die grofse
Bchandigkeit, mit welcher fich das Kindlcin an die
Muttcrbruft drangt und die noch weich gelegten Falten
der Gewander ohne Spur von knitterigen Brüchen
fprechen für diefc Zcitbcftimmung. Rechts und links
von diefer Familienfcene flehen die beiden Johannes,
der Taufer als Patron der Kirche und der Fvangelill,
welcher als NamcnsgcnolTc bei den Alten mit crflcrcm
häufig vorkommt ; fie erfcheinen der Madonna würdige
Geftalten Der Taufer halt in der Linken eine kreis-
runde Scheibe, welche mit dem Gottcslammc geziert
ift; feine Rechte zeigt mahnend daraufhin. Der Evan-
gelift tragt mit einer Hand ein Buch, mit der anderen
einen Kelch.
Die örtliche Wand des Querfchiffes nun in Be-
tracht ziehend fchmückt die Fpiftelfcitc wohl das
herrlichfte von allen Bildern. Es ift die heil. Katharina
von Alexandrien, wie fie im Kerker die l'hilofophen
und Gelehrten, welche zu ihrer Rückführung vom
Chriftcnthume zum alten heidnifchen Glauben abge-
fendet waren, ihres Irrthums überweift und fogar zur
neuen Chriftenlchrc bekehrt Sie flammte aus könig-
lichem Gefchlcchte und nun fteht fie da mit der Krone
auf dem Haupte im langen rofafarbenen, mit Gold
und Pelz verbrämten Mantel und demonftrirt an ihren
Fingern ihre Ueberzeugung vor einer Schaar alter
Manner. Die jugendliche Schönheit ihres Gefichtes
von feiner Ausfuhrung, ihre wahrhaft majeftätifche
Erfcheinung, das Mienenfpiel ihrer Zuhörer wie der
eine von ihnen vor Aufmerkfamkcit förmlich den
Mund öffnet und zwei andere fich zu fagen feheinen,
dafs die junge Gelehrte doch nicht ganz Unrecht habe,
oder wie auch felbft die Wächter der Gefangenen voll
der Spannung nach der Scene fchauen, dies Alles
zufammen mit der gediegenen Farben-Harmonie, Zeich-
nung und Modcllirung machen das noch wohlerhaltene
Bild zu einem eigentlichen Juwel unter unferen vater-
landifchen Malereien aus dem Ende des 15. Jahr-
VIII. N. F.
hunderts. Als Hintergrund dient ein ftattliches Ge-
bäude, an welchem romanifchc und gothifchc Elemente
abfonderlich gemengt find. Der Stifter des Bildes,
ein Domherr, kniet im Chor-Rock mit grauem Pelz-
kragen, betend in der Ecke. Umgeben ift das Ganze
von einem grauen Rahmen, in del'fen Feldern gothifches
Maafswcrk eingefetzt ift.
Wir kommen nun zu einer längeren Reihe von
Gemälden, welche wir als romani/che bezeichnen
können, jedoch weiter zurück als in die erfte Hälfte
des 13. Jahrhunderts durften fie nicht verfetzt werden;
dmn einem höheren Alter feheinen zu widerfprechen :
die tief herabhängenden Acrmcl der Frauenkleider, die
Bcfelligung Chrilli am Kreuze mit drei Nägeln, die
Bewaffnung der Krieger, die Kronen, die fchlankere
Form der Gefafse, der Charakter der Infchriftcn
u. f. w.
Deren Aufzählung beginnend fehen wir links von
der Abfis die ganze Wand durch eine grofse Chrißoph-
Figur ausgefüllt. Der heil. Hcldftutzt fich mit der Rech-
ten auf einen gewaltigen Baumflamm und blickt verwun-
dert, ja fall verwirrt das Chriftkind an, das floh auf der
linken Schulter mit einer Hand an den Kopf feines Trä-
gers anklammert und mit der anderen die Weltkugel
trägt. Eigenthümlich ift die Kleidung des Riefen; mit
einer Art Drcifpitz auf dem Haupte hat er fein grünes
grofsblumiges Unterkleid über einen Gürtel mit grofsen
Spangen etwas aufgezogen und darüber einen rothen
Mantel mit einem breiten am Rande ausgezackten
Kragen umgeworfen.
Auf der Nordwanri des Querfchiffes folgt eine
dreifache Bilderreihe übereinander. Die erfte enthält
mehrere Bifchöfc und Papftc unter Rundbogen, welche
in ihrer etwas ftatuarifchen Haltung imponirend
erfcheinen; es find nur Kniebilder, einzelne mit Attri-
buten. Darüber nimmt die ganze Flache die Anbetung
der Könige ein. Maria fitzt da voll Ernftcs und halt
mit beiden Händen das lebhaft bewegte und auffallend
gut gezeichnete Kindlcin, welches nach dem Becher
des greifen Königs greift. Von den zwei jüngeren
Konigen zeigt der eine mit ausgeftreckter Hand nach
dem Stern, der ihnen den Weg gewiefen, und dahinter
bändigt ein unfehon gezeichneter Knecht die drei
etwas phantaftifch geformten Kameele. Von Bau-
werken ift nichts vorhanden. In der zu oberft ftehen-
den Kn uzi^ung linkt Chriftus unter der eigenen Laft
ziemlich tief am Krcuzesftammc herab; über feiner
Rechten fehwebt ein Engel mit einem Tuche für
feine Thränen oder Chrifto den Todesfchweifs abzu-
trocknen, und auf dem linken Kreuzesarme hockt eine
Tcufclsfratze, voll Aerger grinfend dafs nun das
Menfchcngcfchlecht für ihn verloren fei. Am Fufsc des
Kreuzes kniet der bekehrte Longinus, in der Arm-
beuge die Lanze haltend, mit welcher er die Seite des
Erlofers bereits durchbohrt hatte; auf der linken Seite
fteht der Henker mit dem Effigfchwamme, eine
Mifsgeftalt von interelTanter Häuslichkeit. Die Gruppe
mit der trauernden, faft zufammenfinkenden Gottes-
mutter hat auf der anderen Seite ein entfprechendes
Gegenftuck in den als mittelalterliche Ritter gewapp-
neten, romifchen Kriegern und einem trotzigen
jüdifchen Pricfter. Von Architektur erfcheint ein Bau,
die Burg Jerufalems vorfallend mit romanifchcr
Fcnftcrbildung in fehwachen Spuren kennbar.
D
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LXXXVIII
Auch die nördliche Oftwand des Triumphbogens
ift bemalt, mit zu drei heil. Jungfrauen in zwei Reihen
übereinander; es find das Gcftaltcn voll himmlifcher
Ruhe. Alle fechs zeichnen fich aus durch ihre lieblichen
Köpfchen, herabfallenden blonden Locken, in gefchmei-
diger, mehr enger Gewandung, welche fich den
Korpcrformcn ftark anfehmiegt. Die erfte, die heil.
Dorothea rteht zunächft einem Baume, aus dciTcn
Zweigen fich das Chriftkind niederbeugt, ihr Früchte
in ein Korbchen zu legen. Himmlifche Früchte hatte
fich bekanntlich nach der Legende der Schreiber
ihres Richters höhnend bei der Heiligen beftcllt, als
dicfelbc zum Tode gefuhrt wurde. Kaum war ihre
Seele unter dem Henkerbeile dem Körper entflohen,
fo brachte ein himmlifcher Bote in Geflalt eines
fehönen Knaben dem Spötter die verlangten Früchte
undfo ward auch dieferfür das Chriftcnthum gewonnen.
Kr ift hier neben ihr kniend mit betend aufgehobenen
Händen dargeftcllt.
Das Gewände oder die Mauerdickc des Triumph«
bogens fehmücken folgende Darftcllungen; I, Die Ent-
hauptung Johannes des Taufers. Diefe weicht wohl in
Folge der fymbolifirenden Abficht jener Zeit von den
gewöhnlichen Bildern dieferScene ganz ab. Eine Magd
halt das abgefchlagene Haupt des Heiligen, deffen
Leichnam auf dem Boden liegt, und Herodias fe/b/i [die
Urfache der Greuelthat) ift es, welche das Henker-
gefchaft vollzogen hatte. Sie beugt fich noch zurück
nach der Wucht des Hiebes.mit dem ihr die fchrccklichc
That gelungen ift. Furienartig, mit graufamem Blicke
und wild herabhangendem Haare wifcht fie an ihrem
Gewände das Schwert vom Blute rein. 2. Das Marty-
rium des heil. Vitus. Der Heilige ftcht in einem Keflel;
zu feiner Rechten ein Mann, welcher mit einer Kelle
Oel auf ihn giefst und zur Linken ein anderer das
Feuer unter dem Keffel fchürend.
3. Im Schluffc des Bogens find drei fitzende
Figuren dargeftcllt, nämlich Petrus mit den Schlüffeln
in Mitte von zwei Bifchöfen.
Das Schiff zeigt in feinen oberen Thcilcn ebenfalls
eine reiche und nicht minder intereflante Bemalung.
Hier fcheinen die einzelnen Figuren zum Ganzen in
engem Zufammenhangc zu ftchen. Die Anordnung
geht von der Hauptdarfteilung am hohen Felde über
dem Triumphbogen aus. Da fitzt Maria in erhabener
Stellung auf einem Throne über einem hohen poly-
gonen Fufsfchcmel und diefer ift an einer langen,
rechts und links abgetreppten Stufe errichtet. Maria
von einer Art breiten Klecblattbogcn als Abfchlufs ihres
Hintergrundes überragt hält ein breites, an beiden
Enden ein wenig zurückgefchlagenes Spruchband mit
beiden Händen gerade ausgebreitet über ihrem Schofs.
Je zwei Figuren mit Bändern flehen zu ihrer Rechten und
Linken, zwei knien neben dem Fufsfchcmel mit unter
den Kleidern verborgenen zum Beten erhobenen
Händen. Von der abgetreppten Mittelftufe, worauf,
wie bemerkt, der Fufsfchcmel fammt dem Throne
der heil. Jungfrau ftcht, zieht fich eine Reihe Stufen
gleich einer Stiege ein Stück weit längs des Triumph-
bogens hinab und unter den Stufen crfchcincn
Gcftaltcn mit Bandern in den Händen liegend, fowie
über jeder Stufe eine flehend und darüber wölbt fich
ein Rundbogen durch fchmale Streifen, Säulchcn
ähnlich unterftützt. Diefe Reihenfolge (der ftchenden
Figuren) fetzt fich den Seitenwänden entlang in wag-
rechter Linie bis zur Wcftwand fort und dort findet
fie an einer ganz gleich componirten Darfteilung wie
am Triumphbogen ihren Abfchlufs. Verfchicdcn ift
hier nur die Hauptpcrfon, welche die heil. Helena mit
dem Kreuze auf dem Schofsc vorftellt. Die Haupt-
felder faffen rings um die kleinen Halbkreisbogen eine
reiche Infchrift ein; über die Figuren an den Scitcn-
wänden find die Namen angefchrieben und darüber
läuft ein prachtvoller Fries von kraftigem romanifchen
Blattwerk aus der Ucbcrgangs Periode hin. Unten
bildet zunächft ein in Zickzackform gebrochenes Band
und tiefer ein aus quadratifch fich verfchlingenden
Streifen begehender breiterer Fries den Abfchlufs.
Von Intereffe find auch die noch leferlichen Namen
der einzelnen Figuren, als: Leo, Job, Procopus, Tobias,
Maximus, ifidor. Jojue, Darius Rex, Saba, Verba
Japientiae, Mo/es. Esdra, Straeh. Noe.
Krwähncnswerth find noch zwei flehende Figuren
aus der gothifchen Periode am Triumphbogen über
der Menfa der Neben-Altare; fie ftellen St. Blafius und
Jodoc vor.
Es find alfo in dem alten Baptijierium Gemälde
von drei verfchiedenen Künftlern vorhanden. Der
alteftc unter dcnfelbcn durfte bekannt fein und wir
glauben nicht zu irren als dcnfelbcn jenen Hugo den
Maler zu bezeichnen, welcher fich um 1214 im Gefolge
des Bifchofs Conrad von Rodank findet. Diefer war
ein Freund und Beförderer von Kunft und WifTen-
fchaft und unter feinen Leuten waren mehrere
Bücherabfchrciber und Künftler. [Sinnaxher Beitrag.
IV, 14, 59).
Was die Technik anbelangt, fo war es eine
eigene Art Tempera, bei welcher die Farbe ziemlich
ftark aufgetragen war; denn beim Wegnehmen des
l Cm. Harken Bewurfes, womit die erftcren Gemälde
bedeckt waren, ficht man auf jedem Mörtclftück die
darunter liegende bemalte Stelle genau abgebildet,
ohne dafs am Bilde felbrt eine Verminderung des
Colorits erfichtlich wäre.
Im Vorbeigehen können wir nicht unerwähnt
laffcn, dafs in Tyrol beinahe jede bis ins 15. Jahr-
hundert zurückreichende Kirche theilweife oder ganz
bemalt war. Jüngft erfuchten wir kunftbefliffene
Studirendc der Theologie in Brixcn, eine Capelle im
Haufe zwifchen dem dortigen Caffiancum und dem
Prieftcr-Scminar zu unterfuchen, und fie fanden felbe
bemalt; die Capelle hat innen noch eine halbkreis-
förmige, aufsen aber bereits eine polygon abfchlicfscndc
Abfide. Den Local-Caplan zu Tefftnberg bei Sultan
ermunterten wir, vor der beantragten neuen Ueber-
tünchung feiner fehönen gothifchen Kirche doch die
Wände des Chores zunächft zu prüfen und er fand
gleich unter der Tünche acht fchönc Sccncn aus dem
Leben des Schutzheiligen, des Johannes des Täufers.
Das Intcrcffantcftc, was uns auf diefer Reifetour
begegnete, war St. Nicolaus bei Windifchmatrei, fo-
wohl hinfichtlich feiner Bautheile als auch feiner
Wandmalereien, Diefe Kirche wurde bekanntlich in
den Mittheilungen der k. k. Central-Commiffion für
Kunftdenkmale vom Jahre 1858 durch Herrn Confcr-
vator Tu khaufer befchrieben und mit Abbildungen
verfchen, indefs mehrere Einzeitheile verdienen noch
eingehendere Beachtung. Uebcr dem Rippengewölbe
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LXXX1X
fanden wir noch Spuren, dafs das Schiff einft einen
flachen Oberboden aus Holz und gar fchmalc Fenfter
hatte. Im Glockenturme, welcher den Bau gegen
Often abfchlicfst, erfcheint eine fcltene Doppelanlage
von Altarräumen in Quadratform über einander,
welche Anordnung fonft nur in Burg-Capellen vor-
kömmt. Zu dem unteren Altar-Raume, welcher dem
heil. Nicolaus geweiht ift, fteigt man drei Stufen vom
Fulsboden des Schiffes hinunter, dem oberen irt die
Art eines eigenthümlichen Lettners vorgelegt. Rechts
und links am Triumphbogen fuhren zwei etwas
gebogene offene Stiegen auf eine Empore mit einer
Brufiwchr aus Mauerziegeln, welche auf ihren Schmal-
feiten fo aneinander gereiht find, dafs fic verfchiedene
geometrifche Mufter bilden und Durchficht gewähren.
An beiden Enden diefer Bruftwchr, wo fic mit den
beiden Stiegen zufammenftofsen würde, finden fich
zwei dreifeitig vorfpringende und nach unten in eine
Spitze fich zufammenzichende Ambonen cingefetzt.
Deren V'orhandenfein überrafcht um (o mehr jeden
Altcrthumsfreund, da an keiner anderen Kirche Tyrols
und weit über deffen Gränzcn hinaus eine derartige
Einrichtung alt chriftliclien Ritus zu entdecken iii
Beide Amboncn find aus Mauerwerk mit glatten
Flachen aufgeführt.
An ahnlich frühe Zeitalter, obgleich in der Ent-
ftehung ohne Zweifel etwas jüngerer Zeit angehörend,
erinnert die Anordnung und die Haltung der Figuren
an der Gewolbemalerei diefes Oberraumes mit einem
dem heil. Georg geweihten Altäre Die Mitte des
Kreuzgewölbes, deffen Gräte etwas abgeftumpft
wurden, nimmt Chriftus fegnend mit dem Evangelien-
Buch ein; er fitzt in einer kreisförmigen Umrahmung,
welche einem buntfarbigen Regenbogen glcichficht.
Diefen halten die Sinnbilder der vier Evangelilien in
menfehlichen Gcflaltcn mit Ausnahme ihrer Kopfe;
jenes des Rindes trägt keine Hörner nach Sitte der
früh chriftlichcn Kunft-Epoche. Diefe Trager des Welt-
heilandes ragen als fogenannte KnicbiUlcr aus vier
Eckthurmcn des himmlifchen Jcrufalems heraus, welches
mit breitgezinnten Mauern beinahe die ganze weitere
Flache des Kreuzgewölbes einnimmt. In feinen vier
Hauptthoren erfcheinen je vier Apoflel unter einem
Klecblattbogen; die übrigen Flachen der Mauern find
durch die vcrfchicdcnfarbigcn Edclflcinc belebt, wie
fie in der Apokalypfe des Johannes XXI befchrieben
werden. Das Ganze fchliefst nach unten in kleinen
Kreis-Segmenten gleich einem ausgefpannten Schirme
ab, frei fehwebend auf dunkelblauem Grunde, und
wird in den vier Ecken des Gewölbes von den vier
Elementen gehalten. Diefe find in nackten Geflalten
von guten Vcrhaltniffcn dargeftcllt; das Feuer roth
mit einer Flamme in der einen Hand ; das Waffer grün
mit einem Fifchc; die Erde braunroth mit einem
Lämmchen und die Luft blau mit einer kugelförmigen
Wolke. Die obere Hälfte der Seitenwandc beleben
nebfl den Fcnftcrn ernftc Gcftaltcn von Patriarchen
und Propheten, ebenfalls auf blauem Grunde, ohne
Umrahmung; darunter, durch einen Fries abgethcilt,
zieht fich eine Reihe von 21 Knicbildcrn hin, welche
Papflc, Bifchöfc, Jünglinge, Frauen und Jungfrauen dar-
ftcllen, meiftens Märtyrer, die Mitte nimmt St. Georg
als Patron ein. Den Abfchlufs gegen den Fufsbodcn
bildet ein wellenförmig aufgehängter Teppich, der in
einer reicheren Bordüre mit Franfen abfchlicfst. Das
Gewände oder die Unterfeite des Triumphbogens
fehmuckt die Himmelsleiter; zu oberft thront die
hohe Gcflalt des Gott Vaters und auf der Leiter
fleigen Engel auf und nieder. An deren beiden Fufs-
enden fchlaft auf der Evangelien Seite der Patriarch
Jacob und gegenüber giefst er Oel über einen hohen
Altarllcin aus. Den Aufsenrand des Triumphbogens
fafst ein fortlaufendes Ornament ein, reich an fpateren
romanifchen Blumen und Blättern. Was die Technik
diefer Malereien anbelangt, fo glaubt man auf den
erden Blick nur Contourenbchandlung vor fich zu
haben; aber bei genauerer Untcrfuchung fanden wir
bereits leichte Schatten angelegt, z. B. an Fingern,
um eine Rundung zu erzielen; die Drapperien an
den Gewandern fowic am Teppiche find nur durch
einfache Striche erlichtlich. indefs mit grofsem Ver-
ftandniue angebracht, fo dafs damit eine herrliche
Wirkung in den meift reich deffmirten Kleidern
erreicht wird. Das Entliehen diefes herrlichen und
prachtvollen Gewölb - und Wandfchniuckes dürfte
man mit Recht in das Ende des 13. Jahrhunderts
verfetzen; älter dürften fie nicht fein. Auch der untere
Altar-Raum war bemalt; der Schmuck des Gewölbes
wird durch die fleifsige Hand des Malers Hintnt r
noch vollftändig zum Vorfchein gebracht werden, wie
fich derfelbe auch um den oberen Raum grofsc Vcr-
dienfte erworben hat. Dargeftcllt ift in vier Zwickel-
bildern des Kreuzgewölbes: 1. Die Erfchaffung der
erden Menfehen, belTer der Eva, wie fie aus der Seite
Adams hcrauswachft; 2. Der Sündenfall; 3. Die Ver-
treibung durch einen Engel aus dem Paradiefe, und
4. wie Adam mit einer Haue ein verwildertes Stück
Landes lockert und Eva am Spinnrocken arbeitet.
Bäume, Gebrauche und buntfarbige Blumen in Beglei-
tung von Vögeln und kleinen Thieren beleben das
Ganze ungemein. Der Zeit des Entlehens nach find
diefe Gemälde etwas jünger als die ebenbefchriebenen,
etwa aus dem Beginne des 14. Jahrhunderts.
Ueber Archive in Nieder-Oefterreich.
Von P. Ad Duttgtl, k. k. Confcrvator. O S B.
IV.
22. Obcnvolbhng. 3j. Staatsgut St. Pollen.
1. Judicial-Aiftcn 1843 — 1850 mit Einrcichungs-Pro- 1. Judiz Achten 1790 - 1850 fammt Indices 61 Fas-
tokoll 1846-1850, 8 Fascikel. 2. Verlaffenfchafts-Ab- cikel. 2. Deliftenvcrzcichnifs 1807 — 1850, 6 Fascikel.
handlungcn 1825— 1849.3. Regiftratur-Index 1843—1850. 3. Schwere Polizeiübertretungen 1807 — 1840,6 Fasci-
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xc
kcl mit 374 Nummern. 4. Verlaffenfchafts Abhand-
lungen 1790 — 1820. 9 Fascikel 1374 Nummern. 5. Ab-
handlungs-Protokolle 1612 -1781, 27 Bande. 6 Kaufs
Protokolle 1616—1735, 22 Hände. 7. Heiratsprotokolle
1710 — 1786, ti Bande. 8. Grundbuch 1463—1723,
45 Bande. 9. Gewahrbuch 1521 — 1802, 52 Bande
lo. Waifcn Aclivbuch 1811 — 1824, 2 Bande, it. Waifen-
Paffivbuch 1811 — 1824, 7 Bande, 12. Grundbuch von
Joching 1544, 1 Band. 13. Gewährbuch von Joching 1521,
l Band. 14, Grundbuch der Pfarre Chrirtophen 1582,
1 Band. 15. Grundbuch Grünzing 1687, [Band 16. Grund-
buch der Pfarrkirche Capelln 1594, 1 Band. 17. Grund-
buch Schrambach 1569, 1 Band. 18. Grundbuch Wachau
1666 und 1723, 2 Bande. 19. Grundbuch Bach und
Buchl 1573 und 1627, 2 Bande. 20. Grundbuch Ahrn-
berg 1570 und 1627, 2 Bande. 21. Grundbuch Seebach
1584, 4 Bande. 22 Grundbuch llinterbcrg und Schild-
berg 1572, 2 Bände. 23. Grundbuch St. Polten 1463,
5 Bände. 24. Grundbuch Burgrecht 1539, 5 B.indc.
25. Grundbuch Schwcighof 1581, 2 Bände. 26. Grund
buch Traid 1642, 1 Band. 27. Gewahrbuch Traid 1626,
2 Bande. 28. Grundbuch Kurterei 1580, 2 Bände.
29. Gewahrbuch Kurtcrei 1626, 2 Bande. 30. Grund-
buch Hofrtetten 1580. 3 Bande. 31. Gewahrbuch Hof-
rtetten 1626, 2 Bande. 32. Grundbuch Harth 1587,
3 Bände. 33. Grundbuch Kalten 1551. 2 Bande. 34. Ge-
wahrbuch Karten 1674, 2 Bände. 35. Grundbuch Anger-
hol 1594, 1 Band. 36. Grundbuch Ochfenburg 1590,
4 Bände. 37. Gewahrbuch Ochfenburg 1795. I Band.
38. Gewährbuch behauste Güter 1574, 4 Bände
39. Gewährbuch Burgrecht 1594, 4 Bande. 40. Ge-
währbuch Haus und Bergrecht 1642, 25 Bände.
41. Pfarrkirche Hürm Grund- und Gewahrbuch 1571 —
1745, 7 Bande. 42. Pfarrkirche Hurm Inventurs- und
Vcrtrngs-Protoknllc 1714— 1764, 3 Hände. 43. Pfarr-
kirche Hürm Heirats Protokolle 1714-1775. 3 Bande.
•>./. A'i utenjicin.
1. Abhandlungs-Ac~tcn 1804 — 1852, 129 Nummern.
2. Heirats Contracle 1807 1832, 22 Nummern. 3. Wai-
fcn- und Curatels-AcU-n 1832 18' o, 14 Nummern.
4. Gerichtliche Fxccutioncn 1838 1850, 3 Nummern.
5. Vergleiche 1836-1848, 6 Nummern. 6. Kauf-, Hei-
rats- und Abhandlung*- Protokolle 1804 — 1849, 1 Band.
7. Grundbuch 1765, 1 Band. 8. Gew.ihrbuch 1736 — 1834,
2 Bande. 9. Ueberland Grundbuch 1763, 1 Band.
IO. Waifenamts- Aftiv- und Paffivbuch 1816—1827.
2 Bande.
25. Bcrggern ht S/t irr.
I. Bcrgbucher über Bergwerke, 9 Bande. 2. Berg-
bücher über Schmelz- und Hammerwerke, 5 Bande,
Index 2 Bande. 3. Urkundenbücher von Gcwerkcn und
Berggegenbuch 1784, 19 Bande. 4 Auszüge aus dem
Original-Einlagslibcll 1626 in Betreff der hauptge-
wcrklichen Hammerwerke in Nicder-Ocrterrcich,
Nr. 17—20, 29—31, 5. Streitfachen 1831- rSjo, 15 Fas
cikel und 6 Bande Indiccs und 26 Nummern. 6. Spa-
ren und Inventuren 1844— 1850, 15 Nummern. 7.Sonflige
JuftizAclc 1844— 1850, 14 Nummern.
26. Vitluft*.
1. Grundbuch über I.chensunterthanen zu Ried,
Vicholen und Zagging 1626, 46 Hände. 2. Gewahrbuch
Viehofen-Zagging 1700, 5 Bände. 3. Inventursbuch 1610,
10 Bande. 4. Gabenbuch 1759, 2 Bande. 5. Kauf-Proto-
kolle 1744, 1 Band. 6. Waifenbuch 1791, 10 Bande
7. Heirats Protokoll Zagging 1741, 3 Bande. 8. Ver-
laiTcnfchafts-Abhandlungcn 1801— 1850. 46 Fascikel.
9. Grundbuch-Aclen 1807 1850, 57 Fascikel. 10. Pro
cefs-Aclen 1819 — 1830, 32 Fascikel, 11. Schwere Polizei-
Übertretungen 1824 — 1S50, 7 Fascikel. 12. Judiz- Acte
1825 — 1846, 18 Fascikel. 13. Criminal-Unterfuchungs-
Acte 1826—1850, 9 Fascikel. 14. Dcliclcnvcrzcichnifs,
1 Fascikel. 15. Vcrzcichnifs der Unterfuchungs-Aclcn
1840—1850, 1 Fascikel. 16. Verzeichnifs der Vertrage
1840, 4 Fascikel.
-'7. iMttzcndorf.
1. AcltercGrundbücher.2. Heirats Protokolle 1790,
2 Bände. 3. Inventurs-Protokollc 1798, 2 Bande.
4 Kauf-Protokolle 1799, 2 Bande.
JS. Berfhof ;u Baden.
I. Abhandlung* Acten 1821- 1847, 14 Nummern.
2p. Sittallaburg.
1. Abhandlungs- Acten 1830 — 1850, 7 Fascikel.
2. Civil-Jurtiz-Aftcn 1830 - 1845, 16 Fascikel. 3. Gericht-
liche Verhandlungen 1830 — 1850, 14 Fascikel. 4. Cri-
minalunterfuchungen 1832—1850, 15 Fascikel.
üie übrigen Acten und Bucher find an das
Bezirksgericht Melk übergeben worden.
jo. Schonbucln l und Aggjlein.
I. Civil- Juftiz- Arten 1819 -1850, 12 Fascikcl-
2. Streitgegenftändc 1819- 1850, 11 Fascikel. 3. Crimi-
nal-Unterfuchungen 1832—1850, Ii Fascikel. 4. Schwere
Polizeiübertretungen 1831 — 1849. 8 Fascikel. 5. Leichte
Vergehen 1833-1846, 1 Fascikel.
ji. Wald.
1. Juftiz-Aftcn 1780—1850, 102 Fascikel. 2. Crimi-
nal-Attcn 1708—1850, 59 Fascikel. 3. Schwere Polizei-
Übertretungen 1804—1850, 33 Fascikel. 4. Inventurs-
Abhandlungen 1779— 1830, 43 Fascikel. 5. Kauf-Con-
tracte 1789 1825, 6 Fascikel. 6. Eheverträge 1791 —
1825 6 Fascikel. 7. Klag Protokolle 1783-1799, 1 Band.
8, Kauf-Protokolle 1783, 2 Bande. 9. I leirats-Protokolle
1783. 2 Bande. 10. Inventurs- und Abhandlungs-Proto-
kolle 1783 — 1842. 6 Bande. 11. Gewähr-Protokolle 1783,
2 Hände. 12. Aeltcre Inventurs-, Kauf- und Hcirats-
Protokolle 1782, 8 B.mde. 13. Waifenbuch, 6 Bändc-
14. Depofitenbueh, 5 Bande. 15. Grundbuch über Haus-
hof und Fahxafeld 1681- 1797. 1 Band. 16. Rcpcrtoricn
über altere Regiftratur 1784—1830, 1 Fascikel.
j2. Matsltitudcrf.
1. Inventuren 1808—1849, 10 Nummern. 2. Crimi-
nal Acten 1826—1841, 6 Nummern. 3. Jurtiz-A&en
1840 — 1848, 16 Nummern. 4. Civil-Juftizrcpcrtoricn
1815 — 1850, 5. Criminal Repertorien 1830— 1850. 6. Ab-
handlungs - Protokolle 1638-1708, 3 Bande, 1710
7 Bande. 7. Lehen-Protokolle 1710 — 1791, 2 Bände.
8. Kauf- Protokolle 1742 — 1769, 1 Band. 9. Waifenbuch
1693, 7 Bande. 10. Satzbuch 1760-1825, I Band.
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XCI
y IMknfeld.
a) Lilicnfcld. I. Criminal • Arten 1804 — 1850,
34 Pasc Oed und Kepertorium. 2. Schwere Polizeiüber-
tretungen 1806— 1850, 14 Fascikcl und Rcpcrtoricn.
3. CivU-Juftizfachcn 1842 1850, 58 Fascikel. 4. Grund-
buchs Acten 1812- 1841, 9 Fascikel. 5. Vergleichs-
Arten 1812— 1841, 30 Fascikcl 6. Abhandlungs-Proto-
koUe Schrambach 1792, I Band. 7. AbhandlungsProto-
kollc Lilicnfcld 1761—1839, 23 Hände. 8. Kauf-Proto
kolle 1714— 1850, 14 Bande. 9. Hcirats-Protokollc 1714
— 1826, 16 Bände. 10. Vertrags - Protokolle 1714,
IO Bande. 11. Inventurs-, Kauf- und Heirats-Protokolle
Pfaffftctten und Wien 1792— 1812, l Band. 12. Waifcn-
amts-Büchcr. 14 Bande. 13. Depofitenbuch 1790. 4 Bande.
14. Grundbuch über Turnitz, Uofeldorf. Kupprechts-
hofen, Kirchberg, Wcinzirl, Pfaffftettcn, Wilhclmsburg,
Fggcndorf, Hainfcld. Kaumberg, Sirning, Wiefenbach,
St. Johann, Schrambach, Kerfchenbach, Kleinzell,
Annaberg, Kfchcnau, Traifcn , Lilicnfcld 1507 an,
53 Bande. 15. Grundbuch Freundorf 1818. 1 Band.
16. Grund-, Gewahr- und Satzbuch Alland, 1 Band.
17. Grund-, Gewahr- und Satzbuch Pfaffftctten, 1 Band.
18. Grundbuch Pfarre Ramfau, 2 Bande. 19. Grundbuch
Pfarre Klcinzell. 1 Band. 20. Grundbuch Kirche St. Veit,
1 Band. 21. Grundbuch Pfarre Hainfcld, iBand. 22, Grund-
buch Schrambach, I Band. 23. Grundbuch Lilienfeld,
6 Bande. 2d. Satzbuch Lilienfeld, 6 Bande. 25. Gewähr-
Protokolle 1747, 6 Bände, b) Kroisbach. 1. Abhand-
lungs- Arten 1841— 1842, 15 Nummern. 2. Unterfuchun-
gen 1838—1850, 25 Fascikcl. 3. Schwere Polizeiüber-
tretungen, 13 Fascikcl. 4. Civiljuftiz- Arten 1842—1850,
39 Fascikcl. 6. Grundbuchs Arten 1842—1850, 11 Fas-
cikel. 6. Procefs-Artcn 1842—1850, 86 Nummern.
7. Kauf-Protokolle, 4 Bände. 8. Hcirats-Protokollc,
3 Bande. 9. Inventurs-Protokolle, 9 Bande. 10. Grund
buch der Herrfchaft Kroisbach über St. Nicolai,
Araberg, Hainfeld, St. Veit, Freundorf. Ncuficdcl,
Etzersdorf, Blumau, Melk 1535 an, 9 Bände. 11. Gewähr-
buch der Herrfchaft Kreisbach 1589 an, 5 Bande.
12. Waifcnamtsbuch, 4 Bände.
34- Aggsbach.
1. Schwere Polizeiübertretungen 1810 — 1850,
2 Fascikel. 2. Civilrechtsfachcn 1819 — 1850, 3 Fascikel.
3. Abhandlungs-Artcn 1816—1850, 5 Fascikcl mit
298 Nummern. 4. Kauf-Protokolle 1779 — 1822, 1 Band.
5. Heirats-Protokolle 1779—1820, 1 Band. 6. Reper-
torium, 1 Band.
35. Melk.
1. Straffachen 1789 1850, 47 Fascikcl. 2. Civil«
Juftizfachen 1824 — 1850, 67 Fascikel fammt Index
1776—1850.
}6. Pfarre Arnbach. Nichts.
37. Ybbftts.
1. Strafjufliz- Arten 1839-1849, 39 Nummern.
2- Civiljuftiz- Arten 1834—1845, 10 Fascikel. 3 Proto
kolle 1635 an. 61 Bande 4. Kauf-Protokolle, 4 Bände
5. Hcirats-Protokollc, 4 Bände. 6. Abhandlungs-Proto-
kolle, 6 Bande.
38. Albrechliberg an der Pielach.
I. Criminal-Acten 1824 an, 1 Fascikel. 2. Schwere
Polizciübertretungen 1819— 1850, I Fascikcl. 3. Civil-
juftiz-Gegcnftandc 1816— 1850, 3 Fascikcl. 4. Verlaffen-
fchafts- Abhandlungen 1816—1850. 2 Fascikcl. 5. Grund-
buch-Arten 1816 — 1850, 1 Fascikcl. 6. Hcirats- und
Kauf Arten 1825—1850, 1 Fascikcl. 7. Grundbuch über
Albrechtsberg, Neubach und Gransfurth 1590— 1785,
12 Bände. 8 Gewährbuch 1568 — 1767, 3 Bande.
9. Inventurs- und Kauf - Protokolle 1692 — 1806,
14 Bande. 10. Waifenbuch 1636— 1781, 8 Bände.
II. Ruflicalfaffion 1751. 1 Band.
3p. PiKhlarn Herr/chaft.
I. Criminal Acten 1839 — 1850. 2. Straffachen
1839 — 1850, 24 Fascikel und 19 Hände Protokolle und
Indices 3. Civiljuftiz- Arten 1839 — 1850, 53 Fascikcl.
4 Inventurs Arten 1806 an. 5. Grundbuchs- Arten
1819— 1849. 6. Grundbuch 1690, 1 Band. 7. Gewähr-
buch, 3 Hände. 8. Waifenbuch 1756—1839, 17 Hände.
9. Brief- Protokolle 1695—1756, 4 Bande. 10. Rapulare
1776 — 1778. 1 Band. Ii. Inventurs-Protokolle 1782 an,
5 Bande. 12. Rufticalfaffion 1757, I Band.
40. Krumnu/sbaum.
1. Straffachen 1834—1849, 16 Fascikel mit Reper-
torium. 2. Schwere Polizciübertretungen 1839 — 1849,
I Fascikel. 3. Civiljuftiz- Arten 1831 - 1850, 36 Fascikel
mit Indices.
41. Thalheini .
I. Schwere Polizeiübertretungen 1825 - 1S49,
1 Fascikel 2. Gerichtliche Urthcile 1826—1849, 1 Fas-
cikel. 3. Gerichtliche Vergleiche 1824 - 1849. 1 Fascikcl.
4. Vcrlaffcnfchafts Abhandlungen 1793-1850, 5 Fas-
cikel. 5. Gerichtliche Schätzungen 1824—1849, 1 Fas-
cikel. 6. Grundbuchs-Arten 1818 — 1850, 3 Fascikcl,
7. Kaufverträge 1824 — 1849, 1 Fascikcl. 8. Heirats-
vertruge 1824 — 1849. I Fascikel. 9. Waifen- und Cura-
tcIs-Arten 1825—1850, 1 Fascikel. IO. Grundbuch
Raffing, Thalhcim, Perfchling, Pyhra, Schimmclmühlc
1617 — 1786, 10 Bände. 11. Gewahrbuch 1718 — 1759,
3 Hände. 12. Urkundenbuch 1702. I Band. 13. Waifen-
amtsbuch, 2 Bände. 14. Heirats-Protokolle 1761. 1 Band.
15. Kauf-Protokolle 1761, I Hand. 16. Inventuis-Proto-
kolle 1677 — 1780, 3 Bände.
42. Kirchen.imt lins.
I. Abhandlungs- Acten 1822—1849, 16 Nummern.
2. Streitarten 1847 -1849, 2 Nummern
43 PurgJlaU.
1. Criminalurtheile 1815- 1827, 6 Nummern 2. Cri-
minaljuftiz-Arten 1830—1850, 81 Nummern. 3. Schwere
Polizeiübertretungen 1812 — 1829, 49 Nummern.
4. Civiljuftiz- Arten 1800 — 1850, 20 Nummern. 5. Ver-
lalTcnfchafts-Abhandlungcn 1796 — 1850 13 Nummern.
6. Vorträge 1804, 3 Nummern. 7. Dicnft- und Grund-
buch 1564 — 1707, 9 Fascikel. 8. Waifcn-Amtsbuch
1796, 18 Fascikcl. 9. Kauf- Protokolle 1634— 1796.
28 Fascikcl.
44 Würmla.
1. Schwere Polizciübertretungen 1800 — 1850,
92 Nummern. 2. Vergleiche 1812 — 1849. 3. Abhand-
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xcn
lungs-Aftcn 1790—1850 fammt Index, 10 Fascikel.
4. Vormundfchafts- und Curatelsfachen 1820— 1850.
SpitalsholdtH zu XeuUngbaeh.
1. Aften 1837—1849, 36 Nummern. 2. Grundbuch
Nculcngbach und Jcutcndorf 1601, 1 Hand. 3. Grund-
buch BürgerSpital Neulengbach und Jeutendorf 1603,
2 Bande. 4. Urbar Nculengbach und Jeutendorf 1603,
1 Hand. 5. Urbar Neulengbach und Jeutendorf renovirt
1726. 6. Gewährbuch 1685 — 1736, 1 Band.
46. Afekbaek.
l. Straf-Aftcn 1820—1850, 31 Fascikel. 2. Civil-
Aclen 1819— 1850, 84 Fascikel. 3. Waifenbuch 1681—
1828, 4 Bande 5. .Schuldenbuch 1791, 2 Bände. 6. Depo-
fitenbuch 1791 — 1812. 2 Bande. 7. Waifenamts- und
Depofitcnamts-Rechnungcn 179t, 2 Bände. 8. Judicial-
Exhibiten-Protokoll 1847- 1850.
Der Erker im königlichen Palaft auf dem Wawel zu Krakau.
IANGE Jahre hindurch war der Krakauer Burg-
palaft, einft eine prächtige und mit vielen
Kunftfchätzcn ausgeltattcte Kcfidcnz, der
völligen VcrgcfTcnhcit anheimgefallen. Das Schick-
fal des Landes, des ehemaligen Königreiches, hat fich
in der Gcfchichtc diefes Palaftcs treulich wieder-
gefpicgclt. In der glanzendften Epoche der Entwick-
lung des Reiches durch Sigismund L in dem heute
noch vorhandenen Umfange aufgebaut, hat er die
wichtigften politischen Stürme, welche das Reich heim-
gefucht, durchgemacht, bis fchliefslich ein Siechenhaus
und hernach eine Caferne geworden ift.
Und doch ift diefes Gebäude zum gröfsten Thcil
ein Werk dcrMeifter, welche die Jagiellonifche Capelle
am Dome gefchaffen. Aber die Ehrfurcht, welche felbft
die feindlichen Heere dem Gotteshaufe entgegen-
getragen, hat fich bis auf den königlichen Sitz nicht
erftreckt.
Wahrend die Capelle im Ganzen noch gut er-
halten ift, verräth das Schlofs nur in einzelnen Thcilcn
feine ehemalige Pracht und feinen Reichthum, von
welchen man gegenwärtig nur an der Hand der vor-
handenen und ziemlich ausfuhrlichen Beschreibungen
Kunde Schöpfen kann.
Die befferc Zukunft, welche nun dem Gebäude
zu lächeln feheint, nachdem Sc. Majeftat der Kaifcr
beim letzten Befuche des Königreiches Galizien fich
mit Wärme (ur die weitere F'ürforge um diefes ehe-
malige Refidcnzfchlofs gnädigft ausgesprochen, be-
rechtigt wohl dazu, die Kenntnis dcsfelbcn in weiterem
Kreifc zu verbreiten.
Es möge mir geftattet fein, mit dem hier darge
(teilten Erker zu beginnen, einem der intcreffanteften
Theile, welcher noch recht gut erhalten und mit
voller Sicherheit reftaurirt werden kann.
Einft aus der Mauer auf Kragftcincn hervorsprin-
gend, fleht er nun auf dem Fufsbodcn der zweiten
Etage der Bogenhalle, welche den Hof auf allen vier
Seiten umgibt.
Gegenwärtig ragt dt;r Erker aus dem Fufsbodcn
nur Sehr wenig heraus; die Art, wie er einft durch die
Kragftcinc geftützt wurde, ift nicht mehr ersichtlich,
obwohl die aus dem Gewölbe der errten Etage hervor-
guckenden Anfange der Kragftcinc unzweifelhaft be-
weisen, dafs dicfelben einft ausfchlicfslich den Erker
getragen haben. Auf einem Unterbau, welcher in der
Vorder-Front mit einer Art MaaSswerk auf leicht ver-
tieftem Grunde bedeckt ift, erheben fich zwei Schwach
vorfpringende und fehr zart gegliederte Pilafter. Die
Selben bedeckt ein ziemlich Itarkes Gebälk mit einem
verhältnismässig fchr hohen Fricfe.
Das Hauptgcfims beliebt aus Zahnfchnitt, Eier-
ftab und Confolen mit einer daruberlicgenden
calTettirten und mit Rofcttcn befetzten Hangeplattc
Auf dem linksseitigen Schilde im Fricfe das öfter
rcichifchc, auf dem rechtsseitigen das lithauiSche
Wappen und in der Mitte auS einer runden Scheibe
tritt Stark untcrSchnitten der polnifche Adler hervor.
Zwifchcn diefen drei Schildern hangen befonders
reizend gezeichnete Fruchtkranzc.
Die Füllungen der Pilalter bedecken Gehnnge
aus Schildern, Wappen und fonftigen Emblemen des
Ritterthums und der Krone; beide Gehänge find ftreng
Symmetrisch; eine Anordnung, welche wohl mit Rück-
ficht auf italienische Herkunft der Arbeit als faft bei-
spiellos betrachtet werden kann.
Die Pilafter umfaffen ein durch Sandfteingcwande
getheiltes Fcnftcr; die Erkernifche bedeckt ein mit
CalTctten gefchmücktes Tonnengewölbe Gegenuber
der reich und fein gegliederten Vorderanficht er-
scheinen die Seitenansichten faft zu einfach. Diefelbcn
beliehen aus einer glatten Wand, welche unten durch
das Fufsgefims, das Deckgefims des Sockels und oben
ein rcducirtcs Hauptgcfims mit einem direct aus der
Wand hervorfpringenden einfachen Kragftein charak
tcrifirt ift.
Der Erker ift aus Sandftcin, die feineren Bild-
hauerarbeiten aus einem weichen Kalkftein verfertigt.
Auffallend find noch die äufserft Schwachen Wände,
circa 20 Cm., des Erkers.
Gegenwärtig ift, mit Ausnahme einiger ausge-
brochenen Stucke im Fruchtkranzc und in den
Pilaftergehangcn, noch Alles recht gut erhalten. Dank
der dicken Kalkfchichte, welche durch alljährlich fich
wiederholenden Anftrich ftellenweifc auf Cm. an-
gewachfen ift.
Nur die Fenftertheilgewände find nicht mehr
vorhanden. Die ganze Fcnfteröffnung ift zugemauert
und in diefer Wand ein kleines Fcnftcr angeordnet,
doch find noch in den äufsercn Gewänden und am
Sturz die Stellen erfichtlich, wo die Sandfteinthcilungen
gefeffen haben.
0,ir:ywolski.
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XCI1I
XCIV
Zlabings.
Von Karl Sttrte. k. k. Confcrvalnr
JLABINGS liegt 40-5 Kilometer füdlich von
Iglau und 11 '5 Kilometer von Tcltfch an der
aufserften Ecke Mahrens, an der Granzc von
Nieder-Oefterreich und Böhmen, es hat 3000 Ein-
wohner, die Bevölkerung fpricht deutfeh.
Wenn man in die Stadt von der Budwitzer Strafsc
einfahrt, fo kommt man zuerft auf einen kleinen recht-
eckigen und dann auf den fogenannten grofsen trapez -
artigen Platz, von welchem ftrahlenformig die drei
Hauptgaffen ausgehen, wovon die rechter Wand zum
unteren Thorc führt, an welches fich die Vorftadt
anfchlicfst
Dem Fremden macht diefes Stadtchen einen ganz
merkwürdigen Eindruck; der Hauptplatz, wo die
Käufer der nördlichen Front in der Mehrzahl mit
Spitzbogen-Laubengangen verfehen find, die füdlichc
Haufcrrcihc.wo an der Mehrzahl dcrGcbäudc plaftifche
Ornamente der RcnailTancc-Zeit durch die Kalktuuche
fich deutlich machen, fammtliche Gebäude mit ihren
falfchen Stockwerken, die mit gicbclartigcn Aufiatzen
verfchen find, zeigen, dafs in diefer Gegend ein Kunft-
leben geherrfcht hat, wie es vielleicht feiten in fo
kleinen Städten zu finden ift.
Das intcrcfiantcftc Baudenkmal der Stadt ift
jedenfalls der der Bürgerfchaft gehörige viereckige
mit der Hiiuptkircke — der Pfarrkirche — verbundene
Thurm. An dcmfclbcn, der mit einem fehönen Rund-
gange verfchen ift. jedoch keine befonderen architek-
tonifchen Formeigenheiten zeigt, befindet fich an der
Sudfeitc eine Infchrift, welche lautet: „Vollcntung des
Thums am abent laurenti 1549 - An derfelben Seite
finden fich drei werthvollc Ueberrefte von bildlichen
Darftcllungcn, und zwar: Chriftus am Oclbcrgc und
Maria mit den fieben Schwerfen, letzteres einBruftbild.
Es find diefe Ueberrefte darum fo merkwürdig, weil
fic eine eigentümliche Darllcllungs - Technik ver-
rathen. Auf dem Mauerwerke ift nämlich eine randige
Mortt-lfchichte aufgetragen, und find die Contourcn
der Darftcllung herausgekratzt; der dunkel gefchwarzte
Grund der Steine, die Riffe, bilden eine Art Con
tour- Zeichnung, welche den Charakter von „Sera
phito^ hat. Leider ift, wie gclagt, nicht mehr viel zu
fehen, aber das was vorhanden ift der Kopf Mariens,
die Figur Johannes, ein Theil der Figur: ChriÜus am
Oelberg und die Kricgslcutc mit Judas im Hinter-
grunde, wie auch die wenig fichtbaren Umrilfc Märiens
zeigen eine geübte und gediegene Künfllerhand.
Diefe Kunfhiberrcftc find werth erhalten zu
werden. Schliesslich fei noch eines Abzeichens, das
lieh in der linken Ecke des Kreuzes- Bildnifies befindet,
Erwähnung gethan. Es ift eine kleine viereckige Tafel,
darauf eine Kufe zwifchen zwei I
Auch befindet fich ein Eckftein am Thurmc, an
dem an derfelben Seite, wo fich die Bilder befinden,
ein gothifcher Dreipafs eingemeifselt ift.
Die an dem Thurmc angebaute Kirche bietet
nichts Merkwürdiges; fic ift ein gothifcher Ziegelbau.
und find ihre l'rofilirungen und die Facade mit Kalk
verputzt, durfte aber zu vcrfchicdcncn Zeiten erweitert
worden fein, wofür insbefondere die an der Aufsenfcite
des Presbyteriums angebrachte Jahreszahl 1635 und die
an der Epiftel-Seitc befindliche Zahl 1521 zeigen. Die
Kirche ift von Häufern umbaut, man kann nur mittclft
eines Durchhaufes in diefelbc gelangen.
Das zweite befondercs Intcreffc erregende Bau-
denkmal ift die Friedlwfs-Capelle, hervorragend durch
ihrRenailTance-Thor, welches wohl in der Durchfuhrung
der Ornamentik den Einflufs der Zopfzeit erblicken
läfst, immerhin in feiner baulichen Anordnung hohes
IntcrelTe erweckt. Der Thor-Bogcn ruht auf zwei
Sockeln, welche gegliedert find: in dem rechten Sockel
ift fchreitend und betend der heil. Jofeph, im linken
Maria furbittend dargcftellt. Zwifchen dem Bogen und
dem Architrave zivei Engel, die Pofaunen des jüngften
Gerichtes blafend, aus letzteren entfpringen zwei
Spruchbander. Oberhalb des Architravcs in einer
flachen rechteckigen Nifchc thront Chriftus fitzend, die
Weltkugel halb mit Wolken verdeckt als Fufsfchemel
benülzend, die rechte Hand fegnend, die linke abwärts
gerichtet. Oberhalb des Hauptes befindet fich ebenfalls
ein Spruchband. Rechts und links und oberhalb der
Saulchen, welche den Architrav mit den Sockeln ver-
binden, find die Slavata'fchcn Wappen-Symbole ange-
bracht.
Das Innere diefer Capelle, die, was die Bau
lichkeit betrifft, nichts bcmcrkcnswcrthcs bietet, ift.
al fresco ausgemalt. Die Fresken des Presbytcriums
find gut erhalten und zeigen diefclbe Schule, wie die
Fresken in Muhlfraun bei Znaim. Dargcftellt find die
Aufcrrtchung, Chrifti Geifselung, der Kreuzfall und
Chriftus am Oelberg. Im Schiffe ift die Kreuzerhohung
dargcftellt.
Hüttcnxeichen am Thorc
der Friedhofs Capelle.
Sämmtliche Archivalien Zlabings find in zwei
alten Truhen untergebracht, wovon die eine wegen
ihres Schloffes die Aufmcrkfamkeit hervorruft. Vor-
handen ift eine Art Chronik, welche fo ziemlich die
localcn Verhaltniffe von der Mitte des 17. bis zum
Beginn des 19. Jahrhunderts enthalt. Die Preife des
Fleifches, Brotes und Bieres fpielen auch hier die
Hauptrolle. Auch finden fich mehrere Sitten- und
Gcburtszcugniffe in deutfeher und buhmifcher Sprache
und einige Todes- L'rtheile vor. Auch ein Siegel-
Abdruck des Staatsfiegels von Konig Georg von
Böhmen ift vorhanden. Ferner fei noch des durch
Ferdinand III. der Stadt Zlabings für ihr treues Ver-
halten zur Zeit des Schwedenkrieges verliehenen
Wappenbriefes gedacht. Derfelbe ift auf Pergament
gefchrieben, mit dem grofsen Siegel verfehen und von
Ferdinand III. unterfertigt. Es werden darin den
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Bürgern die alten Privilegien beftatigt und eine Ver-
mehrung des Wappens mit dem Rechte, dafs dasfclbc
jeder Bürger an fein Haus in Stein oder gemalt
anbringen darf, verfügt.
Das Stadtwappen wird im Wappenbriefe folgen-
dermafsen befchrieben:
Und damit diefsbefagte Burger zu Schlawonitz
unfere Kaifcr und Königliche Müdigkeit noch ferner«
verführen mögen: So haben Wir Ihnen Ihr bishcro
gebrauchtes Statt Wappen vemeuert, vermehrt, ver-
heuert und folgender Geltalt zu führen bewilliget- Mit
Namen: eines ablonglichten, ganz blaw oder Lafur-
farben fchildt, welcher durch zwey gelbe Krcuzweifs
gezogene Linie in vier gleiche Theile getheilt ifl, in
dem hintern untern und vordem obern erfcheint ein
gelb oder goldfarbe funfblatterte Rofen und in der
Mitte einer jedweden derfelben, ein rothes Botzl; in
dem hintern obern Theil, ein gelb oder goldfarber an
einer verguldten Ketten hangender Schlofsgattern,
untenher mit eifernen Spitzen In dem untern vordem
theil aber gelb oder goldfarbe oben zugefpitzte Palli-
faden. Ob diefem Schildt liehet ein freier offener
adelicher Thurniershelmb, und in deffen unterm Theil
oder dem I Ialsring ein fchwarzes W, beiderfeits mit
gelb oder gold und blaw oder Lafurfarbcn Helms-
decken und einer königlichen güldenen Krön geziret,
auf welcher ein wcifsbeklaidter Engel bis auf die Knie
erfcheinet über beide Achfeln mit guldcm Stollen,
welche auf der Bruft kreutzweifs geleget umgeben,
feine Lenden mit einer rothen Binden umgurtet, deren
Kxtremiteten wie auch feine Flügel fich beiderfeits
ausfehwingen, auf dem haubt ein güldenes Creutz in
der rechten ein grün Palmzwcig in der linkhen aber
eine brennende gelbe Fackel haltcndt. Allcrmafscn
folch Wappen in der Mitte diefcs unferes Kaifcr und
Konigl. Bricffs gemahlet und mit färben augentlicher
aufsgellrichen ifl.
Unter der Hinfahrt des Sparcaffa-Gebäudes liegen
zwei fogenannte Feldfchlangen, eiferne Rohre, deren
Gcftelle leider vor nicht langer Zeit verbrannt find.
Heidengräber bei Hohenbruck.
|N Folge einer, von dem Lehrer Alois Styblik
in Hohenbruck (1 febechovice) mir zugekom-
menen Mittheilung über die Auffindung eines
neuen Urnenfeldes zwifchen dem Nahor- und Dedina-
Bache bei Hohenbruck. begab ich mich am 13. April
1881 nach Hohenbruck, um diefc Stelle naher zu unter-
fuchen. Es wurde auf diefem alten Urnenfeldc zufallig
Sand ausgegraben und ich kam zur rechten Zeit, um
viele und fchöne Urnen und ihren reichhaltigen Inhalt
zu retten.
Fig. I.
Da diefc heidnifchen Gräber in derfelben Gegend
wie die im V. Band neue Folge, Seite CXX, der
„Mittheilungen" von mir befchriebenen fich befinden
und da ferner die Situation diefer Gräber, wie auch
die der Urnen eine und diefelbe war wie die der im
Jahre 1879 gefundenen und in dem bezeichneten Jahr
gange befprochenen, will ich die Befchreibung der
Lage diefcs neuen Urnenfeldes übergehen und mich
nur auf die hier gefundenen und intcreffanten Funde
befchränken.
Die Zahl der hier vorgefundenen und von mir
geretteten Urnen betrug 32. Viele derfelben waren den,
im V. Bande 1879 befchriebenen ähnlich. Ich will daher
nur folche Urnen hier anführen, die mit denen des
erften Fundes keine, oder nur geringe Achnlichkcit
haben.
VIII. N. F.
Dicfe find :
Eine aus grobem röthlichen Thonc gearbeitete
Urne ohne Verzierung, keffelformig. Höhe: 25 Cm.,
Durchfchnitt: oben 21-5 Cm. Line kleinere Urne aus
grauem Thone und mit Graphitglafur. In der Mitte
Fig. 2.
ziehen fich um die ganze Urne drei linienförmige Ver-
zierungen, unter denen fich auf zwei cntgegengcfctztcn
Seilen ebenfalls derlei Verzierungen, und zwar je zwei
herunterlaufend, befinden. Hohe: 5 Cm., "Durchfchnitt
Fig. 3
5*5 Cm. (Fig. 1). Eine ähnliche Urne, aus demfeiben
Materialc, mit mehr ausgefchweiftem Hälfe. Ucbcr den
drei Linien in der Mitte befindet fich eine parallel
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XCVI
laufende Reihe von Punkten und unter diefer Verzierung
zu beiden entgcgcngcfctzten Seiten nur eine Reihe von
drei Linien, von deren unterem Ende zu beiden Seiten
wieder je drei krumme Linien auslaufen. Hohe: 3-5 Cm.,
Durchfchnitt: 3-5 Cm. Urne [Fig. 2) mit ähnlichen drei
tinienförmigen , den Hals vom Hauche trennenden Ver-
zierungen, von denen wieder mehrere Verzierungen,
Fig. 4-
aus 3 — 4 Linien beftehend, herunterlaufen. Das Material
diefer und der nachfolgenden Urnen ift Thon mit Gra-
phit. Achnlichc Urne Fig. 3 mit gröfseren Verzierungen,
Hohe: 6 Cm., Durchfchnitt; 5*5 Cm Eine kleinere, hut-
formige Urne, mit einer ausgebreiteten Bafis (Fig 4),
Hohe: 3 5 Cm. Durchfchnitt: 3-5 Cm. Ferner eine
fchalenförmige, kleine Urne mit einem kleinen Henkel
mit Graphitglafur. Nahe am Rande eine, um die
Urne laufende, aus vier Linien beflehende Verzierung.
Hohe: 4 Cm., Durchfchnitt: 7 Cm. Eine fchalenför-
mige, ebenfalls mit einem Henkel verfehene Urne.
Material wie bei der vorangehenden Urne. Hohe:
4 5 Cm. Durchfchnitt: 10 Cm. Eine Gruppe von zwei
in einander gelegten Urnen, von denen die gröfsere
eine Kcffclform hat und mit zwei Henkeln nahe der
Kanduffnung verfehen ift. Höhe: 13 Cm., Durchfchnitt:
12 Cm. In diefer gröfseren Urne befand fich eine ähn-
liche kleinere, jedoch ohne Henkel. Material : rothlichcr
Thon. Eine fchalenförmige Urne mit einer fehr kleinen
Bafis und einer vcrhaltnifsmäfsig grofsen Randoffnung
Fig. s
grauem Thone Hohe: 3 Cm., Durchfchnitt: 7 Cm. aus
(Flg. 5). Eine aus drei Urnen zufammengefetzte Urnen-
gruppc. Die Urnen (Fig. 6) befanden fich in einer
grofsen vierten Urne, die jedoch zerfallen war. Alle
drei find fchalenformig und die oberfte ift mit einem
Henkel verfehen. Das Material aller drei belleht aus
grauem, mit Graphitglafur überzogenem Thone, Hohe
der ganzen Gruppe: 9 Cm., Durchfchnitt 16 Cm. Eine
Fig, b.
kefTelformigc, mit zwei I Icnkcln verfehene Urne (Fig. 7),
Zwifchen den beiden Henkeln und nahe an der Bafis
befindet fich je eine Reihe von Verzierungen, die aus vier
um die Urne fich ziehenden Linien beftchen. Material:
grauer Thon. Hohe 11 Cm., Durchfchnitt: 12 Cm. Eine
grobe, topfTürmige Urne ohne alle Verzierung, Hohe:
7 Cm, Durchfchnitt: 10-5 Cm.; Material: rothlichcr
Thon. Eine fchalenförmige Urne aus grauem Thone
Fig 8.
ohne Henkel. Material: grauer Thon. Hohe: 5 Cm.,
Durchfchnitt: 12 Cm. Eine gröfsere, topfTormigc Urne
aus rothlichem Thone ohne jede Verzierung. Hohe:
10 Cm., Durchfchnitt: 12 Cm. Eine fchöne Urne mit
Graphit-Ucbcrzug und prächtigen Querllrich-Vcrzic-
rungen verfehen Höhe: 8 Cm. Durchfchnitt: 9 Cm.
(Fi«- 9)-
Fig. 9.
Alle diefe Urnen wurden bereits thcils dem königl.
mifchen Landts-Mufcum in Prag, theils dem Stadt-
Mufeum in Nachod übergeben, wofelbft fie zweckmässig
aufgeteilt wurden. Den Inhalt fammtlicher Urnen bil-
deten halbvcrbrannte Knochen, unter denen die eines
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XCVII
kleinen Kindes, fowie auch delTen kleine, von einem
Alter von 3—4 Jahren Sprechende Zahne zu bemerken
waren Ober und unter den Knochen befand fich
Aktie, Kohle und Krdc. Einige L'rnen waren auch mit
einem Deckel verfehen und folche Urnen hatten auch
immer Bronze-Beigaben, die ich hier aufzählen will.
Hin 10—13 Cm. langes Mcffcr. Dafs es ein Meflcr
und keine Sichel war, ficht man an der, für den
Daumennagcl bestimmten Kitze, um das MclTcr leicht
aus dem Hefte herauszuziehen. Drei ganz gut erhaltene
10—14 Cm. lange Heftnadeln. Drei Bruchrtückc von
Heftnadcln. Sechs Ringe mit einem DurchmclTcr von
1 — 1-5 Cm. Auf einem Ringe befand fich ein kleiner
Ring aus Bronze. Drei Vogclpfeilc. EinBruchftück von
einem fpiralförmigcn Gegenstände. Ein einer Heftnadel
ähnliches, mit drei kugelförmigen Ausläufern ver-
fehencs Bronzcftück, Lange: 8 Cm. Mehrere Bronze-
ftückc von vcrfchicdcner Form, die meiner Anficht
nach auf eine Bearbeitung erft warteten, wie diefs auch
viele rohe Bronzcftücke, die hier vorgefunden wurden,
vermuthen laden
Im Allgemeinen gehört das 1 lohenbrucker Urnen-
fcld zu den intcrcffantcftcn und ausgiebigften in
Böhmen und find die hier gefundeneu Gegenflande, da,
fiein einer Sandfchichtc aufbewahrt waren, gut erhalten.
Hrase.
Der Bildhauer Sebaftian Carlon.
Von Jifrpk WotLr.
frSTrSl 1 s wir den Artikel: -das Maufolcum des Erz-
JSmyJ ' 1cr/l, E s ar ' von Steiermark in Sekkau"
MwßM veröffentlichten, 1 in welchem urkundlich nach-
gewiesen ift, dafs Scb. Carlon den prächtigen Marmor-
Sarkophag und Stucco-Arbeiten des genannten Mau-
foleums verfertigt hat, glaubten wir nach dem Wort-
laute der in jener Capelle angebrachten Marmortafcl
mit der Infchrift: r Sebaftian Carlon hanc bafilicam
circumpofitis parergis et imaginibus illuflravit hoeque
fepulchrum inferius crectum fecit 1595", dafs mit
diefem Jahre die Arbeiten des genannten Künftlers
im wesentlichen abgcfchloffcn waren , und dafs ein
neuerlicher Aufenthalt in Sckkau im Jahre 1599
vielleicht einige Nachbesserungen betroffen hatte.
Weitere Nachforfchungcn in den Aften des
Hofkammcr-Archivcs der k. k. Statthaltcrci in Grätz
haben eine Reihe neuer Üocumente geliefert, welche
zeigen, dafs Carlon mindestens bis zum Jahre 1612
fur den crzhcrzoglichcn Hof thätig war, und dafs
erft mit diefem Jahre feine Arbeiten im Maufoleum
zu Sekkau ihren Abfchlufs fanden. Wenn auch die
A£tcn mit Angaben, welche das eigentlich Künft-
lerifche betreffen, fehr dürftig datirt find, fo gewinnen
wir daraus dennoch ein Bild der gefammten Thatig-
keit des genannten Künftlers am fteirifchen Hofe in der
Zeit von 1589 bis 1612, welche folgende Arbeiten
umfafst :
1. Im Maufoicum zu Sckkau. Carlon arbeitet dafclbft
von 1589 bis 1595 den grofsen marmornen Sarkophag.'
Von 159" bis 1612 ift er mit Unterbrechungen (bis zur
Dauer mehrerer Jahro an der Stuchirung des Maufo-
leums beschäftigt. Ks unterliegt nun keinem Zweifel
mehr, dafs Carlon alles Stuckwerk gearbeitet hat, denn
die lange Dauer der Arbeit, die grofse Menge Gips,
welche er dazu bezog, und einige Stellen feiner fchrift-
lichcn Eingaben laflfcn mit völliger Sicherheit an-
nehmen, dafs die ganze Stucco-Decoration von ihm
ausgeführt ift, und der Antheil Alexander de Verda's
als Baumciftcrs fich auf den Bau im Allgemeinen
und auf die Errichtung der Schranken-Architektur
befchrankt.
' MmltcilungcH der k. k Centr. Com** Vit. rUml neue Folgt,
■ Atgtl>ildct und MUahhi im oben ulirle« Atiik«!.
2. In der Zwifchenzeit fchmückt Carlon die
Hof-Capelle in der Burg zu Grätz 1 ebenfalls mit Stucchi,
welche Arbeit im Jahre 1599 abgcfchloffcn wird.
3. Vom December 1600 bis Juli 1601 arbeitet er
an der Ausfchmückung der Hof-Capelle in der furft-
lichen Burg zu Judenburg,'
4. Im Sommer des Jahres 1603 errichtet er im
Hofgarten zu Grätz drei Springbrunnen oder „Waficr-
luft u , wie fie im Texte genannt werden und zwar: einen
fur den Erzherzog Ferdinand, einen für deffen Frau
und einen dritten ,in der Einfidelei unter der Partei"
für die Erzherzogin Mutter Maria. Wahrfchcinlich
haben wir uns darunter Baffins mit figuralen Stein-
gruppen zu denken.
Wir lafTen nun die Auszüge aus den Aftcn in
Regcftcnform folgen, indem wir nur das uns wichtig
Scheinende der oft fehr langathmigen Decrete und
Briefe geben.
1589. April. Carlon bittet den Erzherzog Carl,
da er im Begriffe ift, nach Sekkau zu gehen, „umb
die werckh die mir dann von E. F. D. Gncdigft an-
bcuolhcn fein Zuerrichten", an den Frobft zu Sckkau
den Befehl ertheilcn zu laffcn, dafs diefer ihm, was „an
Geld und Anderes - er bedürftig, ausfolgen laffc.
1595. Carlon bringt die Marmortafcl mit der oben
namhaft gemachten Infchrift im Maufoleum an, welche
Tagt, dafs er die Bildwerke (des Sarkophagcs) und das
„Nebensächliche - beendet.
IS97. 29. April. Carlon wird neuerdings nach
Sekkau gefchickt. 1
1599. 9. Juli. Carlon erhalt 600 fl. fur die Arbeiten
in der Hof-Capelle in Gratz.
'599 2" September. Carlon arbeitet neuerdings
in Sekkau. *
1600 November. Carlon arbeitet in der Burg-
Capelle in Judenburg. Er erhält auf fein Anfuchen
300 fl.
* Di* Capelle »uede f**,mt dem nun von Kaifrr Friedrich IV er-
liaaicn «c-Alicbrn HufgAii£cl itn Jahre »eges angeblicher Baufalligkeil
liulln
* I>ic Üurg »utile fp-itcr Auficelaflen (die Capelle demolirO unJ t\\ einer
Cafetnc umeevandclt. Heule ift die lSeurkihaupimannfchaft. in dem Gebäude
uater |fctir-*t Iii
4 Hnef der Kr>hcr<<ncin Maiia an den Probfte» iu Sekkau auwuiclkh in
uitfeicm or.ca ctfjrlcn Artikel. M d. Cenu. Cumm. VII. Band, neue fulije, p $6-
I Hrirtdei lluhcr/^n» Feidmjnd ebeuil», \> 59..
O*
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XCVIII
1600. 31. December. Er bittet abermals um 300 fl.
Im April 1601 bewilligt.
1603. Carlon errichtet im Sommer die drei Brunnen
im Hofgarten zu Gratz Krhalt dafür 100 Thalcr.
(September 1605.)
1605. 23. Auguft. Bericht einer BauCommiffion an
den l'räfidenten der Hofkammer über die fertig
geftellte Hof-Capelle in Judenburg. Da diefer Bericht
die genaue Befchrelbung der heute nicht mehr bc-
ftehenden Capelle enthalt, fo laffen wir ihn in extenfo
folgen.
Wolgcboren Edl. Gcftreng D. vnd gn. Herrn. Auf
derfelbenan Vnsvonö.difs abgangenenCommifsion Hc-
vclh, welchen wir in gebicrender Reuerenz empfangen.
Darinen Vns auferlegt worden, dafswir eheift Vns aines
Tages unferer Zufammenkhunfft vergleichen, darzu
den Bildthauer Vnd andere Pauvcrftcndige zu Vns
ziehen, dann der F. D. Vnfcrcs genedigften Herrn
Newallhier erpauten Capellen Vnd was Mciflcr Sc-
baftian Carolon daran gearbait, befichtigen Vnd
wahrnehmen. Dann ob folch gefen ain folche lange
Zeit, als der Specifiicierte Aufszug eingelegt, Vcr-
mage. Veber Unferen angehefften guetachten, was
hieran Treulich Er verdient oder was das Werth
fein mechte, gehorfamblich berichten füllten, haben
wir (ob nun gleichwol wir Vns auf dergleichen fachen
wenig verftchen, Vnd fonflcn mit Vnferen Ambts-
gefchnfften genueg thuen hetten, doch Ircr ]•'.. D. den
fchuldigen gehorfamb Vnderthcnigift laiftcn wollen)
Vns derowegen anheut hiehero Zufammengefueget,
Vnd neben dem Pildthauer andere werckhverftandige
Pauleut zu Vns genummen in die Capelle khommen.
Diefelbe befindet fich in dem Poden der lenge 22 Vnd
in diePraite i2\Vcrch fchucch.Die ift nun vondreyerlay
als fchwarz — Roth Vnd weifs Mormolftain fchön
Vcbcrlcnglecht gcpflaftcrt, aller enden fleifsig Zufam-
men gefücget, Vnd fauber Verkhütt worden. Der
Altar (auf welchen ain grofser gefprangter ftain ligt)
wirdt die Zicrung hcrumb aller Von gibsarbeit, Von
5 Engeln, auch von gibs gemacht, gehalten. Alfsdann
Von Vnden des Pflafters an Vnz (bis! aus gcwelb ( )
bei 3 claffler hoch ift aller Vier Wendten von gibs
arbait auch die Venfter geziert Drüber find bifs an
dieLatern. Dann folcher mafsen ift die Capelle formirt.
Die l'afsion Chrifti in Duplo, ains Thailsdic 9 gemalten
Hiftoricn Von gibs gar Zierlich eingefaft. Vnd die
andern Von gibs gemachten Engel die Worte der
l'afsion auch in gibs Vor Jnen in Menden tragend
fleifsig gemacht. Die ganze Latern seilt in die Hohe
26 Vnd in die Weitte 12 wech fchuech in fich. Diefelbe
hat 16 Hiftoricn Vnd anders Zierwerch, welches alles
von gibsarbait gar fauber aufsgefetzt. Das alfo die
ganze Capclln Von gibsarbait gemacht ift, der-
mafsen Höchfterwcnt Sr. F. D. In Ihrem Jüngftcn
herobenfein difs alles mit mehreren gnedigft gefehen
haben. Wie lang nun alda gedachter Carolon fambt
feinen im Aufszug angezogenen Perfonen der arbait
heigewart, haben wir Von Niemanden als ebeti dem
Pildthauer bei welchem Sy die ganze Zeit in der ColTt
gewefen, der auch diefes gepeus willen ains Thails
Paucoftcn dargelegt, erkhundigen können. Welchen
wir bey feinen gewifsen dahin erinnert, Er follc difs-
orts Sr. E. D. nitetwa zunachtailfein aufskhunft geben.
Der dan Vermcldt, es fei wol nit dafs ers alles Von
tag zu tag ordentlich Verfchriben gehabt, als Er fich
nun mit dem Maifter Scbaftian Vcrrait, hab ers Cafsc-
rirt, Aber weniger fei nit. das er fambt allen im
aufczug ingerierten Perfonen, Diefelbe Zeit Vnd Vnz
(bis) es allerdings ferttig Worden in der bcmcltcn
Capellenarbait geftanden.
Für unfere Perfon aber, Vnd foviel wir an feinem
Carolons verrichten Werckh wargenommen, hat er Ja
Viel arbait gekhoft Vnd ift auch felbc ainer feinen
Zierlich werckhs, alfo dafs es dem herrlichen gemähl
feine Zier nit weniger illuftriren hilfft, daher erachten
wir gehorfamft, E. G. V. H Im Maifter Scb.ftian
Carolon wo anderft dem fein befoldung zu Pafsiren
ift, feinen eingelegten Aufszug, welchen wir neben
feinen Supplicieren hiermit dero gehorfamblich wieder
Veberfenden Vnfers ermefsens wenig ausftelten
lafsen khonnen. Welches alfo E. G. V. II wir gehor-
famblich Berichten Vnd dabei der g. Gottes Bcuclch
ftcllen.
Datum Judenburg den 13. Auguft 1605.
Sig. Volkhamcr
f. Salzb. Cafsicrcr.
1605, 16. September. Carlon erhalt für „verrich-
tete Arbeit vnd Zueberaittung defs auf Vnferer Purg
Paftci gemachten cremitory" 30 Thalcr.
160$, September. Carlon berichtet, dafs er mit
der Capelle in Judenburg fertig fei und noch 217 fl. 58 kr.
zu bekommen habe. Nach der beiliegenden fpeci-
ficirten Rechnung hat Carlon 25 Cronen (ä i*/, fl.) per
Monat und als Koftgcld für jede Mahlzeit 5 kr. und
'/, Mafs Wein erhalten Drei Gipsarbeiter, zu 11 fl., 9 fl.
und 8 fl. per Monat und an Koftgeld 5 kr. und eine
Mafs Wein per Mahlzeit; fünf Steinhauer zwifchen 7
und 5 fl. monatlich und dasfclbc Koftgcld; die Tag-
werker für das Polieren des Pflafters per Tag 1 Schilling
= 7',, kr.
1606, 7. Mai. Carlon erhalt 200 fl. für feine Ar-
beiten in Sckkau.
1606, 9. November. Er verlangt und erhall 10 Ct.
Gips.
1606, 13, November. Er erhalt 400 fl.
1606, 13. November. Es wird ihm der Reft von
217 fl. 58 kr. für die Judenburgcr Arbeit ausbezahlt.
1608, Erzherzog Ferdinand fendet eine Commif-
fion nach Sekkau ab, da das Capellen-Gebäude,
befonders das Dach, ichadhaft geworden fein foll.
1Ö08, 10. December. Carlon bittet um den Reft
von 403 fl. für feine Arbeit in Sekkau. Wird bewilligt.
IU09, Juni Carlon erhalt 12 Ct. Gips zu feinen
Arbeiten in Sekkau.
1609, Carlon erhalt eine fixe Befoldung, und zwar
20 Cronen für fich und 6 fl. für feinen Diener per
Monat.
1609, 7. Ortober. Carlon crh.dt um 50 fl. Gold zu
Vergoldungen.
1612, April. Der Aftfelbflift verloren, aber aus dem
Index erfahren wir, dafs Erzherzog Ferdinand den
Auftrag gibt, dem Carlon feinen Gehalt fort auszu-
zahlen. Er mvifs alfo um diefc Zeit für den Hof noch
thatig gewefen fein,
if)J2, 15. September. Dem Probften zu Sekkau
werden 1562 fl. 2 kr. ausbezahlt für die letzten Ar-
beiten am Maufolcum, nämlich für Reparatur des
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XCIX
fchadhaftcn Kupferdaches, für Zimmerleiue, für den
Maler Hon* Albanus, unter welcher Summe fich der
für Carlon beftimmte Reft von 403 IL 4 kr. befand
Mit dem Jahre 1612 hören die Nachrichten über
Sebaftian Carlon auf. Ob er bald darauf geftorben,
oder nach Italien zurückkehrte, ift nicht bekannt;
in den Stcrbc-Matrikcn von Grätz konnten wir feinen
Namen nicht finden. Ob die fpateren fteirifchen Car-
lons Nachfolger von Sebaftian find, oder anderen
Gliedern der fchr zahlreichen KüntUerfamilie diefes
Namens angehören, konnten wir nicht ermitteln. Im
Jahre 1627 finden wir einen i'eter Carlon. Maurer in
Lcoben, und um die Wende des 17. Jahrhunderts den
Baumeifter Joachim Carlon in Graz, welcher 1684,
16K5, 1696 und 1697 am Schlöffe Eggenberg baute
und in den Jahren 1701— 1725 die prachtige Stiftskirche
von I'ollau erbaute, die fchonftc Kcnaiffance- Kirche
der Steiermark, welche dadurch im hochften Grade
intcrclTant ift, dafs fic in der Zeit der wilderten
Barocke ganzüberrafchend reine Rcnaiffancc- Formen
aufweift.
Da unfere gegenwartige Arbeit als Fortfetzung
und Schlufs des oben citirten Artikels über das
Maufolcum Erzherzog Carl II. in Sekkau betrachtet
werden mufs, fo fei uns auch noch gemattet, über die
Nachfolger Alexander dt Verda's Einiges anzufüger».
Alexander de l'erda, welcher über die vielbemangelte
Rechnung für den Bau des Maufolcruns mit der Re-
gierung in einen Prozefs gerieth, fcheint nach
Erledigung dcsfclben in feine Heimat zurückgekehrt
zu fein, denn er kommt nach 1597 in den Acten nicht
mehr vor. DeflTcn Bruder Sian Antonio, welcher IJ62 und
1563 beim Bau des Landhaufcsin Gratz unter Domenicio
de Lalio, und auch beim Maufoleum in Sekkau th.itig
war, fcheint Alexanders Nachfolger in Gratz geworden
zu fein, denn wir finden ihn im Jahre 1598 als Bau-
meifter der Burg von Grätz. Vom Jahre 1602 datirt ein
Gefuch der beiden Brüder Joh. liaptiß und Peter de
l'erda um Ausfolgung ihres bei der Regierung er-
liegenden Vermögens, damit fie, nachdem fic das
Jefuitcn-Collegium abfolvirt, eine Reife in das Ausland
machen können. Ob diefe Brüder Söhne des Alexan-
der oder Gian Antonios waren, konnten wir nicht
ermitteln. Der eine von ihnen : Dr. Joh. Bapt de l'erda,
wurde im Jahre 1O11 kaiferl. Kammer Trocurator in
Gratz.
Reife-Notizen über Denkmale in Steiermark und Kärnten.
Von l)r Karl Um)
XII.
(Mll ? Tell.lllllAjMlmHvn.)
PIK bringen in Fig. 1 nachtraglich die Abbildung
eines Details des romanifchen Portals der
Kirche zu Berg (f. LXII).
Die Kirche zu Oetting iit ein kleiner Bau, dcrteJl
Prcsbyteriurn noch in die Zeit der Spät-Gothik zurück
reicht. Das Schiff ift dach gedeckt (Fig. 2). Der Thurm
ficht rechts neben dem l'resbytcrium, enthalt im Krd
gefchoffe die Sacriftci, einen Raum mit Kreuzgewölbe
überdeckt, und endet in eine hohe Spitze. Die Kirche
enthalt das Grabmal des Chriftoph vom Graben zum
Stein f i'<-H und eine alte, fehr tüchtig gearbeitete
Georgs-Figur, der untere Thcil des Tauflteincs ifl alt.
An der Evangelien Seite eine kleine Maucmifchc. In
der Nahe liegen die Ruinen Fifchbcrg und Stein.
Online 1
Die Pfarrkirche in Oberdrauburg ift im Jahre 1819
erbaut worden, nur der allcinltchcndc Thurm ift alt, er ift
viereckig. mit Spitzbogcnfcurtern ohne Maafsuerk. Ein
altes gut erhaltenes Speifegitter von ;_;uter Schioller
Arbeit. Die Haufcr des Marktes meillens alt, an
einigen Reite alter Malereien. Bei Oberdrauburg drei
Ruinen.
Hoch über Oberdrauburg liegt -die interciTaritc
Kirche zu /.wnkenbi-rg. Der Gruiidrifs 'Fig. 3} Eeigl
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c
ein quadratifches Presbylerium mit einfachem Kreuz-
gewölbe und Harken Kippen, die auf unförmlichen
Capitälcn auffitzen. An den Ecken find die l'res-
bytcriums-Mauern verftarkt, nordlich fchlicfst fich
daran der fchlanke, mit Giebeln und einem Achteck-
hclm verfchene Thurm. Im Erdgefchofsc des Thurmes
findet fich die Sacriftei, die Stiege in die Thurmltock-
werke Iteigt hinter dem Hoch -Altäre hinan. Im
(ilockenhaufe zwcithciligc Spitzbogcnfenfter mit Fifch-
blafcn-Maafswcrk. Im Schiffe Travecs mit Netzgcwol-
ben, deren Kippen auf kräftigen Dicnftcn auffitzen, die
nach Art einfpringender Strebepfeiler conflruirt find.
Der Orgel Chor ein neuer Einbau.
Die Gewölbe des l'resbyteriums find bemalt mit
den Bruftbildern dcrEvangcliftcn. In der Ecke folgende
Infchrift: -!)<> man c zahlt nach der gepurd unfercs
Ritt tZwicIcrnlicrg.'
herrn Jefu Chrifli Taufend vierhundert und darnach in
der acht und dreiffigften jar AnSat Lucafabcnt." Auch
die Gcwölbcfelder des Schiffes find bemalt, auf dem
Schlufsflein der Doppeladlerfchild und der Bindcn-
fchild. An der Südfeitc aufsen wichtige Bilder aus der
Legende des heil. Leonhard, und ein St. Chriftoph. In
der Kirche zwei Figuren aus 1600. [Florian und Georg.)
Die Fenfter umgeftaltct.
In der Kirche findet fich der Karten eines fehr
fchonen Flügel-Altars mit reichem Schnitzwerk und
den bemalten Figuren: St. Leonhard, St. Laurenz und
St. BcncdiiFtiis. In der Umrahmung kleine Figuren in
Kanken. Auf den Flügeln zwei Heilige, einer mit
Krone und Kad, der andere mit Krone, Kelch und
Huch; auf der Kückfeite St. Sebartian; im anderen
Flügel St. Leonhard und St. Georg mit dem Lindwurm.
Im Hintergründe beider Bilder Städte mit vielen
Thürmen. Kückfeite: St. Chriftoph.
Von intereffantcr Anlage ill die Dionyfius-Kirchc
in Ir feiten; das Presbyterium befiehl aus einem Qua-
drate mit Kreuzgewölbe und fehweren kippen auf-
ruhend aul Viertelfäulchen in den Ecken (mit Eck-
knollcn an Bafeni und aus einer halbrunden Apfis, in
die drei fehr fchmalc fpitzbogige Fenfter mit gothi-
fehem Stabwerk eingefügt find, offenbar an Stelle der
alten romanifchen Fenfter. Das Langhaus ift zwei
fchiffig. das Netzgewölbe befteht aus fechs Feldern,
die Kippen laufen auf rtark vorfpringenden Dicnrtcn
und in der Mitte auf den zwei runden Säulen an.
Inlerelfant ift die ftarke Vcrfchicbung der Kirchenaxc,
wie fie aus Fig. 4 erfichtlich wird.
Flg. 4 llrklicn i
Die Fcnftergertaltu ngen flammen aus neuerer
Zeil. Der Thurm (teilt links der Facadc. faft ganz
ifolirt und gehört der romanifchen Zeit an, dreifach
gekuppelte Fenfter in der Glockenhalle, das Gefchofs
darüber mit dem Spitzbogcnfcnfter und die Spitze mit
den vier Giebeln gehören der Spat-Gothtk an.
In der Vorhalle ein Flügel- Altar, wahrfcheinlich
der ehemalige Hoch- Altar, beftchend aus Kalten und
Predella, auf der letzteren Johannes, Paulus und
Florian, alle drei auf grünem Grunde, nimbirt. Im
Kalten: Ein Bifchof mit einer Kirche und einer Hacke,
ein Kitter auf ein Skelett (Teufel, Drachen) tretend,
gemalt auf blauem Grtmde;aufsen der heil. Andreas, ein
Heiliger mit einem Kelche (in Schwach-Keliefi und in
der Mitte die heil. Dionifius, Leonhard, und ein Konig
mit Sccptcr Itarkes Keliefj auf blauem Grunde.
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CI
Die Filial-Kirche zu Rittersdorf (Fig. 4) hat cin-
fpringende Strebepfeiler, Netzgewölbc im Schiff und
l'rcsbytcrium, einen Thurm mit Giebeln und fpitzen
Helme. Das Portal fpitzbogig und profilirt. F.infaehe
Sacraments-Nifchc.
Fig. 4. lKiUci*<1orf.>
Die Thurmfcnlker haben reiches Maafswcrk und
find einmal gcthcilt. Ander Sacrillei-Thüre ein hubfehes
Hefchläge.
Fig. 5. (Weifacli.)
An der Aufscnfcitc ein riefiges Chriftoph-Gcmälde
theilweife mit Reliefs, dann eine Krönung Marien's und
St. Florian; diefe Bilder erinnern lebhaft an jene der
Michacls-Capcllc zu Berg.
Die Kirche in Greifenburg ift mir im Prcsbyterium
als fpatgothifcher Bau erhalten. Dasfelbc beficht aus
einem Jochcund dem dreifcitigcnChorfchluffc mit Netz-
gewölben und halbrunden Dicnflen als Kippentrngcrn.
Die drei Schlufsftcine find decorirt. Der Thurm links
vom Prcsbyterium ifl in feinem untertn Theile mit
diefem gleichzeitig. Die Sacriftei theilweife gothifch.
desgleiciicn das Portal, an deren Thür ein altes He-
fchläge Das ScitcnfchiffPortal ebenfalls fpitzbogig
Am Friedhofe eine kleine gothifche Capelle.
Die Kirche in Weif ach befteht aus drei Jochen
mit Nctzgcwolben und runden Dicnflen als Schiff
(aufsen ein einfacher Schragfoekel) und aus einem
Joche und dreifeitigem Schluffc als Prcsbyterium. Die
reicher proülirten Kippen laufen auf Dicnrten mit
Capitälen auf. Im Prcsbyterium ein stweithciligcs
Fenfter mit Maafswcrk. Thurm und Sacriftei beiderfeits
des Presbyteriums urfpriinglich gothifch. Das Portal
an der Fac-idc reich profilirt (Fig. 5}.
Fig. b • I .in il. 1
Die Kirche zu Lind (Fig. 6) umfafst im Langhaufc
vier Schiffe mit intereffantem Netzgewulbe mit ein-
fachen Rippen, mit einfpringenden Strebepfeilern
(theilweife find die Rippen weggcfchlagcn). Das Prcs-
byterium, das vom Schiffe durch einen kraftigen
Triumphbogen getrennt wird, und aus Joch und drei-
feitigem Schluffc beftcht, bat einfache Krcuzgcwölbc-
Conftruflion. Der Thurm theilweife noch urfprünglich,
auf der einen Seite mit einem drcitheiligcn Schall-
fenfter. Aufsen ein rothmarmorncs Grabmal mit einer
Ritterfigur, Schrift unleferlich iNicolatis h\$\\\.
Kli-incs gothifches Kirchlcin zu Gajaeh mit Glasgem.il-
den aus 1496, darauf der heil. Andreas.
Notizen.
49. (Funde im römifehen Wtls.) Das Coemcterium
der Colonie Ovilava (Wels) erftreckt fich im Südweflen
der Stadt, im Orte St. Bcrnardin, zu beiden Seiten
der nach Salzburg führenden Rcichsftrafse, die mit der
alten romifchen Reichsftrafse wahrfcheinlich zufam
menfallt. An der linken Seite dcrfclbcn (d. i. an der
örtlichen) fand man im Jahre 1856 zahlreiche Gräber,
als für die neue k. k. Cavallerie-Caferne ein Marodc-
Stall gebaut wurde; es zeigten fich beide Bcgrah-
nifsarten angewendet: die Bcftattung unverbrannter
Leichen, mit den üblichen Beigaben und die Bei-
fetzung von Lcichenhntndcn in Thongcfafsen. doch
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CII
and man letztere viel häufiger geübt als erftcre 1
Aul der reihten Seite der Reichsftrafse traten Ende
des Jahres 1878 abermals Grabfunde auf, als Mauth-
pachter Herr Hörzing ein Grundftuck neben feinem,
hart an der Strafse liegenden Haufe reguliren liefs;
über fie hat Herr G. Pükltr einen treulichen Bericht
im „Weifer Anzeiger" (7. Deccmbcr 1878, Nr. 49)
veröffentlicht. Auf jenem Grundftück wurden nach
und nach acht Grabftcllcn aufgedeckt, ungerechnet
einzelne Hruchftucke von Thon-Urnen. Es zeigten fich
hier zumeift Leichenbrande, die in verschiedener,
manchesmal recht eigentümlicher Weife geborgen
waren. So fand man gleich zu Anfang eine eiferne,
mit zahlreichen Nieten befchlagene Truhe, um die
in der Mitte überdies eine eiferne Kette aus achter-
formigen Gliedern gezogen war. Der Roft hatte den
Behälter ftark zerfreflen, fo dafs man ihn leicht offnen
konnte; man fand darin eine Stcinkiftc von 67 Cm.
Lange, 45 Cm. Breite und 47 Cm. Hohe; in diefer
wieder lagen die Brandrede einer erwachfenen l'crfon
und eines Kindes, dabei zwei Bronze-Münzen von
Antonius Pius und Fauftina d. )., dann eine Thon-
lampc mit dem Stempel PATerni. Daneben ftanden in
der Erde in rcgclmäfsigcn Abftändcn vier Urnen aus
fchwarzein Thone, von deren einer der Inhalt : Afche,
Kohlcnrcdc und ein Glasgefafs conftatirt ift. Ein
anderesmal hatte das Urnenbehältnis eine Säulen-
form, es war ein Cylimier aus Tuffftein mit Deckel,
60 Cm. im Ganzen hoch, davon auf den Deckel ein
Drittel entfallt, und34Cm.Durchmcffer. Es enthielt eine
20 Cm. hohe und ebenfo weite glaferne Afchcnurnc
mit Brandreftcn und einem Thrancnflafchchen. Wieder
in einem anderen Falle fcheint die Beifetzung ftatt-
gefunden zu haben, indem man den Leichenbrand und
die Beigaben in eine Ilolskiße cinftellte. *
Im allgemeinen bildete die Grundlage der ein-
zelnen Gr ab Ii eilen, die ziemlich dicht neben einander
gereiht waren, eine mit Kalk gemengte Schotterlagc,
bedeckt mit einer eigentümlichen tieften warzen Erde,
in der fich Afchenfpuren bemerken liefsen. Dicfe
Zurichtung der Schottcruntcrlagc wurde regclmäfsig
und fachgcmäfs ausgeführt, wie aus dem Umftand
zu erfchen ift, dafs man in der Nähe einer folchen
Schichte eine noch ziemlich gut erhaltene Kelle aus
Eifcn getroffen hat. Auf diefe Schichten ftellte man
dann die Afchenbehältcr, bei Vcrmoglichcrcn Glas-
urnen in Stcinkiftcn, bei Acrmcren Thonurnen ; die
Afche ganz Armer wurde auch ohne Behälter bei-
gefetzt. Manchesmal fand man die Stcinkiften von
einer Reihe von Urnen, meifl aus ungebranntem Thon,
umftellt, fie enthielten entweder wieder Afche oder
Beigaben ; auffallend ift, dafs man bisher, mit einziger
Ausnahme einiger eiferner Pfeilfpitzen in der Nahe
einer Urne, keine Waffen gefunden hat. Die grofseren
Beigaben und auch grofscre nicht ganz verbrannte
Knochen fcheint man abgebogen und zerbrochen zu
haben, um fie in den Urnen unterzubringen. 2
Die Münzen auf dem Horzing fchcn Grunde nachft
dem Wohnhaufe rührten aus der Zeit von K. Vespasian
bis Gallienus her, alfo bis circa 268 n. Chr. ; fpatere hat
• G*iit*rtT. <>■• romifrb«» C.r»l..r bei W.U. in de« Reitrar.en der.
Miileue.» FrWWitM CaroJinuti. «ur Land' .lunde in OrrWrreich ob der Enn«.
1II4;. S. sstt (.
: rerfl. lim Beruht de* Herrn ,J.>re|.h v A*'A*, V V Conlervator*. in
tfefai Hink 1U1, i.xxi
• „Weife, A«rir..r' ,»».. Nr j. von Herr» G Vukltr
man dort nicht getroffen. Dies fcheint in Verbindung
mit dem Uebcrwiegen der Leichenbrande gebracht
werden zu muffen ; wenigftens hat man auf der andern
Seite der Strafse bei der Cavallerie-Cafcrnc, wo mehr
Fälle von Beifetzung der Leichen vorkommen, Münzen
auch aus der Zeit nach Gallienus, von K. Claudius II.,
Aurelian, Conftantin d Gr. und Gratian, alfo bis 383
11. Chr. ausgehoben.
Die epigraphifchc Ausbeute auf dem Coemeterium
befchrankte fich bisher auf die in Curfiv-Schrift ein-
geritzten Namen: Aufon(ii)? et Juliani auf dem Blei-
decke! einer Glasurne, * dann auf die Töpfcrftempel
an Thonlampen: CRESCE(niS, NERI, OCTAVI, PAT
erni, VIBIANI. Anfangs Mai 1882 ftiefs man zum
erftenmal auf einen Grabftein mit Infchrift.
Man kam nachft dem Haufe Nr. 36 in St. Bcrn-
hnrdin, rechts an der Reichsftrafse von Wels nach
Salzburg, gegenüber der Cavallerie-Cafcrnc (Richtung
gegen Gunskirchen) abermals auf ein Römergrab mit
Leichenbrand. Bei dem Ausheben der F>dc für die
Fundamentirung eines Neubaues fanden die Arbeiter
zehn Schritte von der Reichsftrafse abfeits und in
einer Tiefe von nur einem halben Meter zwei mächtige
Steine: eine Deckplatte von 2 Meter Lange und 0 5 M.
Breite, in «1er Mitte vorgewölbt, und einen Grabflein
von 1 M. Länge und '/« M- Breite mit der unten mit-
geteilten Infchrift. Dabei ftand eine Urne aus Glas
mit den Reftcn des Leichenbrandes und ein Thon-
gefafs, welches aber leider beim Aufgraben zertrüm-
mert wurde. 1 An derfclbcn Stelle wurde ein Silbcr-
Ouinar K. Hadrian, Mittel-Bronzen von dcmfelben, von
Fauftina d Ac. und anderen Kaifern, dann eine
Haarnadel aus Bein, ein Griffel und ein Befchläge aus
Bronze, eine Fibula mit filbernen Ringelchen , ein
gefchnittener Stein mit den Buchftabcn I' AD und ein
bronzenes Figürchen (Fechter), diefcs leider mit alt
abgebrochenem Kopf, endlich ßruchftücke von Ge-
fafsen mit Terra figillata gefunden.*
Der Grabflein, welcher unten befchädigt ift, trägt
eine funfzeilige Infchrift, welche nach der mir zur
Anficht cingcfcndctcn Abfchrift des Herrn Pichler
lautet:
SACIIIIAK C F
FLORF.NTINAK-ANXX
I ■ IVLIVS. VERECVNDVS
COMVGI VF
S SIBI ET SVIS.
Anfanglich glaubte ich nach Analogien, die ich
im Corpus infer. lat. (III I, 4418) fand, den Namen der
erften Zeile SACIOIAF. und das Pracnomcn der dritten
L lefen zu follen. An letzterem halte ich noch jetzt
feft. bezüglich des erfteren aber bemerkte mir Herr
Dr. Moriz Iloernes, der an Ort und Stelle einen
Papierabdruck von dem Steine nahm und diefen genau
bcfichtigte, dafs zwar (.' vorhanden fei, T diefem aber
vier haftae folgen, fo dafs an ein Zufammcnfaffcn der
beiden mittleren in ein D nicht gedacht werden könne.
Auch feien an K und L die Cjuerftriche fehr kurz
' üinlirrm a O. - Vgl C.J L III a, p ftt u nm«. Pni i»lr.r«ir.iiir
Objekt rtiidel (»er. leut im Mufcum von Lim.
1 Vrr,;t die N..titen im „Weifet ABieicer" vom f. und 13, Mai 1B8?
(Nr. iB und in)
• Silir.flli.hr Mitthcilung. welch* Herr Joferiri v AW, lr k. Cotifrrvator.
ctnr-ufendrn die liule haue. I>ie tulelrt angefuhften Objecle irelauKten an dar
Mllfeil«. Krancitcu Carulinum 1» Liol-
I Hm von AVA* »ahnt deutlich 0 wahr, ebenfo Herr PükUr.
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cm
gcrathcn. Herr v. Kolb hat am vierten Buchftabcn einen
Qucrftrich wahrgenommen. Vielleicht ift es nicht all-
zugewagt, an den Namen Sacillia oder Sacretia zu
denken ; letzterer kommt auf Infchriftcn in Nieder-
Oefterrcich und Steiermark öfter vor C. J. L. III, 2, 5512
5316, 3517.) Ks wurde darnach zu Icfen fein Sacilliac?
Sacrctiac? C(aii F(iliac), Florcntinac, an(noruni) XX,
L(ucius) Julius Vcrccundus conjugi v(ivus) f{ccit) fibi
et fuis.
Zum SchlulTe fei noch eines Grabfundes erwähnt,
welcher gleichfalls in nachfter Nahe von Wels, aber in
entgegengefetzter Richtung in dem Orte Aigen, ge>
macht wurde. 1 Im rückwärtigen Theile des Gaft-
gartens des Herrn Viertbauer, nächft dem Luithaufe,
hart am Abhang, traf ein Mann, der um einen Garten-
zaun auszubcfTcrn die Erde einen Schuh tief abgrub,
auf das Skelett eines grofsen Harken Mannes mit
vorzüglichem Gebifs, aber zerdrücktem Schädel; es lag
in der Richtung gegen Oden, gerade ausgeflrcckt, die
Arme an die Hüften gcfchloffen, zwei rothgebrannte,
in Form eines Triclinum umgebene horizontale Uhr
(Lacunac). die fechste endlich eine kleine Rcifcuhr, für
Rom und Ravenna gerichtet; eine Bronze-Scheibe, aul
deren beiden Seiten Analcmmen in Silberfaden ein-
gelegt find.
Gütigen Mittheilungen des Herrn Correfpondenten
der Central-Commiffion, Gymnafial-l'rofefTbr Heinrich
Majonica in Görz, verdanke ich die Kenntnis von
einem neuen Funde diefer Art und die Zufendung
einer Zeichnung, die von I Ierrn Mastrella angefertigt
und in Fig. I und 2 in Holzfchnitt wiedergegeben ift.
Im vergangenen Herbfte (1881) gerieth man auf
einem Grundflücke des Herrn Haron von Kittcr-
Zahony an der Strafsc nach der Bcligna. gegenüber
von dem neuen Staats Mu(cum, auf altes Mauerwerk,
in welches unter reichlicher Anwendung von Mörtel
mehrere Bruchftückc von Infchriftcn, Grabdenkmalen,
Rupfe und andere dergleichen Ucberrefle einge-
mauert waren. Unter ihnen werden von Herrn
Majonica befonders drei Köpfe angemerkt; einer
l-'ig. I, 2. ( A^uilcia ,<
ausladende Thongefafse und ein Glasgcfafs mit langem
Halle ftanden dabei. Beigaben und Skelett lagen in
der blofsen Erde.
Man hat fchon im vorigen Jahre die Spuren einer
Waffcrleitung und ein Fragment eines Gefafses aus
Terra fiyiUata ebenfalls in Aigen gefunden; im
Gaftgartcn des Herrn Viertbaucr's zeigten fich auch
Ueberrefte alter Grundmauern.
Kenner.
50. (Sonnenuhr in Aqutleiti.) Im VI. Bande der
neuen Fol^e diefer Mittheilungen (1880, S. I f.) habe
ich fechs Sonnenuhren befprochen, welche alle in
Aquileia gefunden worden find; vier von ihnen find
hemifpharifeh gebildet, von diefen wieder zwei ohne
I'oftamentc, zwei andere mit den alten reichverzierten
Sockeln verfehen. Die fünfte ift eine, mit Sitzbänken
1 Millhcitunc do Herrn Ii. Ptik/rr im „Weiler Aillcifer", If M-n
weift eine grofse Aehnlichkeit mit dem bekannten
Socrates-Typus auf, ein anderer zeichnet fich durch
gnifscre Proportionen und die Achnlichkdt mit dem
fogenannten Scncca (nach Uilthcy Fhilclas von Kos)
der dritte (von einer Stadtgottin) durch Schönheit aus.
Auch eine Sonnenuhr fand fich als Baumatcrialc zu
diefer Mauer verwendet.
Sie hat die Form einer Sonnenblume offenbar
mit Beziehung auf die Sage von Klytic, einer von
Apollo geliebten Nymphe, die von diefem vcrlaffcn
wurde, weil fie aus Eifcrfueht fein Verhältnis zu
Lcucothea dem Vater der Letzteren verrathen hatte.
Klytie grämte fich zu Tode; neun Tage und Nächte
blieb fie mit ungeordnetem Haare unter freiem Himmel,
theilnahmslosgeyendie anderen Nymphen, ohne Trank,
und Speifc, nur von Thau und Thronen fich nährend,
unbeweglich an die Erde geheftet und unverwandt
nach dem Angefleht des Sonnengottes fchauend; fo
wurde fie fchliefslich in eine Sonnenblume verwandelt.
vii i. N, 1
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CIV
die mit ftarkem Stengel an der Erde haftend noch
heute ihre Blüthc immerfort der Sonne zuwendet
(Ovid Metamorph. IV, 256 fT).
In finnreicher Weife ift das Motiv, welches in der
fehonen Sage geboten war, benützt worden, um der
Sonnenuhr die äufserc Form einer Sonnenblume zu
geben; man erkennt aus der Seitenanficht den
Stengel, von welchem aus einem Blatterkreife die
Blüthe hervorwächft, die eine beftimmte der Polhohc
des Ortes entfprechende Neigung hat Am Rand des
runden Kelches treten die Spitzen der vielen Blatter
Hg. 3 (SahbatgO
der Blüthc wie ein zierliches Ornament vor. Das
Innere ift wie bei anderen hemifpharifchen Sonnen
uhren gebildet, kugelförmig mit dem Analemma in
vertieft angezeigten Linien. Der DurchnK-lfer der
Aushöhlung betrug bei 33 bis 35 Cm. Die klcinftc
Kreislinie bezeichnet das Winter-Solftitium, diemittlerc
die AequtflOCtien, die untere, wcitcflc, das Sommer-
Solüitium. Sic werden durch lieben Stundcnlinien
^etheilt. die Mittagslinie und je drei Linien auf beiden
Seiten Die Uhr war aifo für fechs Stunden von 10 Uhr
Vor- bis 3 Nachmittag berechnet, was, wie in anderen
ähnlichen Fallen fehr wahrfcheinlich mit der Be
fchaffenheit des Aufftcllungsortcs zufammenhangt. Sic
ftand wahrfcheinlich auf einem viereckigen Poftamente,
aus welchem der Stengel hervorkam. Der erhaltene
und hier abgebildete Theil hat einen halben Meter
Höhe; nach dem Beifpiele, welches die Sonnenuhr mit
erhaltenem Poftament. die aus der Sammlung Zanini
in die Antiken Sammlung des Allerhöchflen Kaifcr-
haufes gelangte, darbietet, dürfte das Poftament,
auf dem es ftand, mindeftens die gleiche Hohe gehabt
haben.
Kenner .
51. (Antikenfund bei Salzburg.) Bei einer
Reparatur der Kirche Maxglan (welche dem
Bau-Styl nach aus dem Ende des Mittelalters
ftammt) wurde einem Berichte des Confcr-
vators Richter zu Folge in dem Thurmgemache
ein fehr fchoner romifcher Grabftein eingemau-
ert gefunden. Man wollte einen Haken in die
Wand fchlagen, fand aber an mehreren benach-
barten Stellen den gleichen Stein, bis endlich
ein Mortclftück abfiel, und den linken Theil
des Kopfes bioslegte. Darauf wurde der Stein
aus der Wand gehoben, und es zeigte fich eine
Platte rothen Aäneter Marmors, oben und unten
befchadigt, fonft aber leidlich erhalten dar-
auf die wenig verftümmelte Darftcllung eines
Jünglingskopfcs in einer Nifchc, dann Epheu-
Gerankc in den Randlciftcn und eine Infchrift,
welche lautet: Peregrino, Jul^ii) Morcdati f
fcr(vo) ann(orum) XXI. Spcratus et Peregrina
parentes. V(ivcnter) (feecrunt). Das Salzburger
Mufeum enthalt keinen Grabftein fo reicher
Ausftattung. Die Platte ift 09 Cm. hoch und
67 Cm. breit. Befonders intereffant erfcheint
der Umfland, dafs diefes Monument aus jenem
fo weit verbreiteten rothen Salzburger Marmor
gearbeitet ift, welcher im Mittelalter zu Grab-
platten in ganz Süddcutfchland und Ocftcr-
rcich fehr gefucht war, hingegen bei römifchen
Monumenten hier noch nie beobachtet wurde.
Ks ift dies nicht Unlersberger Marmor, fondern
er bricht am rechten Salzachufer gegenüber von
1 lallein. vorzuglich bei Adnet. Noch jetzt wird
er zu Pflarterungen, Fcnfterbrettcrn u. dgl. ftark
benützt; auch die 12 M. hohen Saulenfchaflc in
der Vorhalle des neuen Parlaments-Gebaudes
(lammen daher. In Maxglan wurden fchon
mehrere Infcriptionen und andere römifche
Reftc gefunden. Ks ift hier wahrfcheinlich die
Strafse von Juvavum nach Wcftcn durchgegan-
gen, und es mag dafelbft eine der Stadt Juvavum
benachbarte Anfiedlung lieh befunden haben. Die
Entfernung von jener betraft 30 Minuten (Fig. 3}.
52. Confervator Org/er hat an die Central-Commif-
fion über die im vergangenen Herbfte und Winter
unternommenen Nachgrabungen berichtet. Die Gra-
bungen im Dolfach felbft leitete der Lehrer Mich.
W'eiskoff. Confervator ( ^rg/cr befuchte die Grabungen
dreimal, wol'clbft er eines der aufgedeckten Hypokau-
ften noch offen fand. Nachdem lieh derfelbe über die
bisherigen Ausgrabungspl.itzc, foweit es möglich war,
orientirt hatte, wurde an einer Stelle, wo aus dem
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Boden eine alte Mauer hervorragte, der erfte Gra-
bungsverfuch gemacht. Es fanden (ich Rclle von
einem Eftrichboden , verfchiedene Verputzftückc,
Eifennagcl, Ziegeltrümmer, Schutt eines cingeftiirzten
Hypokauftums. das auf einem Eftrichboden geftanden.
offenbar die Reftc eines Wohngebaudcs mit untcr-
irdifchen Ilcizraumcn. Durch cliefe vollftändige Zcr-
Itörung beftätigte fich die Vermuthung des Confer-
vators, dafs nämlich die hier geftandenen Gebäude
nicht durch Austritt des Dcbontbaches zerftört
wurden, fondern im Verlaufe der Zeit zu Grunde
gingen, daher auf hiftorifch intereffante Fundftückc
kaum gerechnet werden könne. Eine weitere Bios-
legung der SchuttmalTen fchien zwecklos. In der
Folge wurden die Grabungen an einer Stelle auf-
genommen, an der fich im Jahre 1858 Graber fanden.
Nachdem man an mehreren Stellen fehr tief gegangen
w r ar, kam man endlich am II. Janncr 1882 auf einen
Marmorftein von circa 32 Zoll Länge und 11 Zoll Breite
bei 1 Kufs Dicke mit fein behauenem (iefimfe. Man
hat auch einige Graber gefunden. Deckel, Boden und
Seitenwande beftanden aus Platten von l'erlglimmer,
leider vieles fehr verwittert Von der Anlage eines
erhöhten Kopflagcrs wurde nichts wahrgenommen,
dagegen fand man einen ungewöhnlich grofsen Schädel
in einem Sarge fammt fehr grofsen Knochen, von
denen ein Schenkclbein einen geheilten Beinbruch auf-
weift.
53. Corrcfpondent Schramm machte der Central-
Commiffion die Mittheilung, dafs im Monat April d. J.
im Garten des Capucincr Klofters zu Capo d Iflria bei
einer Fundament- Aushebung in der Tiefe von 2 M. ein
Brunnen entdeckt wurde, welcher mit einer gut
bearbeiteten Steinplatte bedeckt war. Unter der
Kalk und Mortelfchichte fand man folgende Infchrift:
r> m •
Lvcm
AK DIG
NITAS
5 SOKORI
BM
Bei Ausgrabung eines alten Eichenftockcs am
Rande des Kaifcrwaldes bei l'ola wurde im Mai d. J.
das Fragment eines römifchen Grabfteincs entdeckt-
l-L....
SIBIKTAi
TI-AVGVS
5 CONIVGIi
KT • LICKRTk
OVAI
Ein weiterer Fund eines Infchriftftein-Fragmcnts
wurde bei Dcmolirung eines Uaufes am Nordweft-
Abhange des Caftcllbcrgcs in l'ola gemacht, der Stein
kam in das Local-Mufeum
IC
PAVIAC
DEM M
5 MKWSS
DVMSAV
Endlich fand man bei Demolirung einer Mauer am
Sudweft Abhänge des Caftellcs in der geringen Tiefe
von 25 Cm. einen Stein (68 Cm. lang. 33 Cm. hoch),
darauf ein im Laufe ftürzender Stier, auf deffen Kucken
eine halbbekleidete Figur kniet, im Vordergrunde ein
Hund, der gegen den Stier fpringt, rechts eine im Ver-
hältnis zum Ucbrigcn kleine Figur mit gekreuzten
Füfsen.
54. Confcrvator Kolb berichtete an die Central-
Commiffion, dafs beim Umbaue des Haufcs Nr. 20
Jofcphsplatz in Uns vin 20 Cm. langerund 18 Cm. hoher
fitzender Löwe aus rothein Steine, dann ein Capitäl
mit einem Widderkopfe, letzteres 20 M. hoch und
19 Cm. breit, gefunden wurde, welche beide Gcgcn-
ftände an das Landes-Mufcum abgegeben wurden.
55. Das k. k. Unterrichts-Miniftcrium hat mit dem
Erlafse ddo. 1. Juni 1882 zur Forderung der cultur-
hiftorifch und archäologifch belangreichen Ausgra-
bungs-Arbeiten in Laibaclter Moore den Betrag von
500 (1. als Unterftützung gewidmet.
56. In den letzten Wochen des Jahres 1881 ift,
wie Confervator^ LüJ'sm r unterm 8. Mai 1882 berichtet,
in dem Dorfe Stork im Bürglitzcr Bezirke ob dem
linken Ufer der Beraun gelegen, ein alter Begräbnis-
platz entdeckt worden. Als nemlich das unmittelbar
hinter den Gebäuden des Dorfes gelegene, Hlinstc
genannte Grundftück zur Herftellung eines Hopfen-
gartens umgearbeitet wurde, kam man in geringer
Tiefe, die an einzelnen Stellen kaum 27 Cm. betrug,
auf menfehliche Skelette, deren allmälig 17 aufgefunden
wurden. Sie lagen alle in einer Reihe, ausgeftreckt,
die Arme längs den Seiten des Körpers, etwa einen
Meter von einander entfernt, in der Richtung gegen
Nordoft, mit alleiniger Ausnahme eines etwas kleineren
und fchwächcrcn Gerippes, das fich in der entgegen-
gefetzten Lage befand. Die Graber waren an der
Oberfläche durch nichts angedeutet, da das Grund-
ftück vollkommen eben war, doch gewinnt es nach
den Angaben der Arbeiter den An-
fehein, dafs die einzelnen Gräber im ^§)JjÖ/~^
Innern ausgefchmiert um! ?5F^ \\
bräunt waren, indem fich die Erde f^W^ \%
auf den innern Seiten der Gräber kil ' J
durch Farbe und Härte von dem
übrigen Erdreich unterfchied. Den ^H|^^^^
zucrlt gefundenen Skeletten wurde Fjg
von den Arbeitern keine befondere
Aufmerkfamkeit gefchenkt, fondern es wurden die-
fclbcn einfach an Ort und Stelle wieder begraben, bis
die Auffindung eines kleinen metallenen Reifes zur
genaueren Beobachtung aufforderte. Es zeigte fich
nunmehr, dafs ftets an jeder Seite der Schädel der
hier Beftatteten ein kleiner dicker und geöffneter
Ring mit S-formigem Schluffc lag, wobei nur das
oberwahntc fchwächere Gerippe infofem eine Aus-
nahme bildete, als bei diefem an der einen Seite des
Kopfes drei, an der andern aber zwei diefer Ringe
lagen, welche von Silber und etwas gröfscr waren, als
die Ringe bei den andern Korpern, welche auch nur
von Bronze gewefen fein follen. Leider liets fich dies
nicht mit Sicherheit conftatiren, da diefe Ringe mittler-
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weile von den Arbeitern verfchleppt worden waren
und dem Confcrvator filbcrnc nur zwei vorlagen, deren
einer vorftehend abgebildet erfcheint (Fig. 4). Der
Durchmeffer der beiden ganz gleichen Ringe beträgt
2 Cm., die Dicke 3 Mm.
Es wird gewöhnlich angenommen, dafs derlei
Ringe als Ohrgehänge gedient haben, doch feheint
diefer Annahme wenigftens bei diefer Gattung kleiner
und dicker Reife der Umftand zu widcrfprcchcn, dafs
dicfelben an dem Knde, welches durch dasOhrläppchcn
zu führen gewefen wäre, ohne jedwede Verjüngung
geradezu abgehackt find und eine auffallende Starke
befitzen. Sie gehören vielmehr zu den fogenannten
Schlafenringen, welche an einem Riemen befeftigt als
Kopfzierde dienten. Diefe dicken und kleinen Kinge
kommen auch mit den grofseren drahtförmigen Ringen
mit S formigcm Schlufs zugleich vor, wie z. B. in dem
vor etwa 50 Jahren bei dem Dorfe Kluky nachft l'odc-
brad geöffneten und mit einer MafTe von menfehlichen
Knochen gefüllten, Mohyla genannten Grabhügel;
» man kann alfo annehmen, dafs beide Gat-
I tungen diefer Ringe derfelben Zeit ange-
ig* hören. Gegen Ende des vergangenen Jahres
wurden dem buhmifchen Mufcum draht-
" förmige Ringe mit S-artigem Schluffc aus
Fjg 5 Gräbern bei Hofoi'k einerfeits und bei
Schütten hofen ^Susice) anderfeits, cinge-
fendet, welche in beiden Fällen mit Münzen des
Herzogs (fpäter Königs) Vratislav II. (10G1 — 1092)
gefunden worden waren, welche mit vorgelegt wurden,
woraus zu entnehmen ift, dafs diefe Reifen zur Zeit
diefcs Herrfchers in Böhmen getragen wurden.
Fig. 6. (KönicgriUi ,
Die drahtförmigen 4 — 6 Cm. im Durchmeffer
haltenden Ringe mögen allerdings mitunter als Ohr-
gehänge gedient haben, und es geben über die Art
wie diefelben zufammengehalten wurden, befonders
zwei Funde näheren Auffchlufs. Der eine wurde im
Jahre 1853 in Koniggratz gemacht; e> war ein King im
Durchmeffer von 4 1 , Cm. in deffen S-förmigem Schlufs
(Fig. 5) fich noch der Kcft eines zarten Händchens von
Leder befand. Ein anderer hierher gehöriger Ring
von mehr gedrückter, oblonger Form iDurchmcffcr
6'/j und 4 Cm.), gefunden im Jahre 1865 am Friedhof
<ler heil. Kreuzkirche in Ckrudim iit dadurch inter-
elTant, <lafs bei demfclbcn das gerade Ende durch die
Oeffnung des S-formigen Schluffes gefleckt worden
war und auf diefe Weife die Schlicfsung des Ringes
erzielt wurde (Fig. 6). Schon diefer Ring deutet durch
feine mehr oblonge Geftaltung den Uebergang zur
neuem Form an ; deutlich ausgebrochen aber ift die-
felbe bei einem auf dem eben bezeichneten Friedhof
ausgegrabenen King von Metalldraht, bei dem wohl
der S förmige Schlufs noch vorkommt, fonft aber die
kleine Elypfe neuerer Ohrgehänge vollkommen zur
Geltung gelangt. (Durchmeffer 20 und 27 Mm.)
57. (DU Ausgrabungen bei Dittersdorf.) Eine
Wegfiunde fudoltlich von Furßenfeld . unfern der
ungarifchen Granzc, liegt der Ort Dietersdorf ; etwa
iü Minuten von diefem Dorfe wieder fudöftlich trennt
fich der Gemeindeweg nach Gillersdorf von jenem
nach der Hartmühlc ab und 500 Schritte örtlich von
diefer Gabelung befinden fich Tumuli mit Wald
bedeckt.
Schon lange beftand die Abficht, das Inncrc
diefer Hügel zu erforfchen, aber die beftchende Wald-
cultur machte das Unternehmen fchwierig. Da deva-
ftirtc heuer die Hcfitzcrin den Thcil diefcs Waldes,
wodurch eine Eröffnung diefer Grabhügel wesentlich
erleichtert ward.
Es exiftiren am bezeichneten Punkte 26 Tumuli,
gröfserc und kleinere, in ungeordneter Weife gelagert.
Sie find fammtlich kreisrund und beliehen aus Lehm
mit feinem Sande gemifcht, fo wie er in diefer Gegend
allgemein vorkommt.
Am 14. April diefes Jahres wurde über Anregung
der Landes -Bürgerfchullehrer Anton Kokaly und
Hans Lange in Fürftcnfcld durch den Bczirks-
Mufeum- Verein, der diefen Bericht einfendete, zur Aus-
grabung gefchritten; die Arbeit dauerte 10 Tage, und
fic fand ftets unter abwcchfclndcr Aufficht der ge-
nannten Lehrer flatt. Bei jedem Tumulus wurde ein
Durchfchnitt gemacht und fand man die Urnen
meiftens in der Mitte des Hügels und etwas höher
gelagert, als die Bafis des Grabes.
Man fand in einem Hügel eine Afchenurnc ge-
wöhnlicher Topfform, von grauem Thonc, ftark mit
grobem Sande vermifcht und fchlecht gebrannt, mit
Afchc,Knochenuberrcllen vonMenfchenund mit Kohle
gefüllt. Eine Afchcnurne, vafenahnlich; eine Afchen-
urnc, kelchformig; aus fein gcfchlemmtcm grauem
Thone und fehr hubfeh gearbeitet, drei Schalen aus
grauem Thonc, fchlecht gebrannt und von roher
Arbeit; ein fchalcnähnli^hcs Gefafs mit einem Dreifufse
aus gleichem Thone, ein Thränenglas, eine römifchc
Kupfermünze; auf der Avers-Seite ift nur ein fehr
undeutlicher Kopf und die Buchftaben VES. ., auf der
Revers-Seite eine Siegesgöttin mit dem Theile der
Umlchrift Victoria erfichtlich, ferner Thon- und Glas-
feherhen, darunter der Boden eines kugelähnlichen
Glasgcfnfses, gefüllt mit Knochenrellen, Afche und
Kohle.
Im Hügel II: eine Afchcnurne, aus Thon krug-
ähnlich, eine Bronzefibel ohne Nadel, knopfähnliche
Eifenflucke, Hark verrollet.
Im Hügel III wurden an zwei Stellen Urnen
gefunden , ein Thräncnfläfchchen mit Henkel, verkehrt
trichterförmig, 12 • 5 Cm. hoch. Ein fehr zierlich ge-
arbeitetes Stück einer Fibel aus Hronze, dann Eifen-
theile, unkenntlich welchem Zweck fic dienten.
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Im Hügel IV. eine Afchenurne mit einem Drcifufs.
un<l daraufliegenden Deckel, der leider zerdrückt
ift. Eine Afchenurne mit Hin- und Ausbauchungen,
zerbrochen.
Im Hügel V: eine Afchenurne mit einem Henkel
aus Terra figillata, zerbrochen, eine Bronzc-Fibcl.
Im Hügel VI: einige Scherben von einem flachen
Gefafse aus grobem Thone.
Im Hügel VII fand man weiter nichts als einen
auf der Kante ftehenden flachen viereckigen Stein
aus Quarz, vom Rauche gefchwarzt.
Mehrere Hügel waren bereits durchwühlt worden.
Die Gegenftände wurden dem Bezirks Mufeum zu
Fürftcnfcld einverleibt.
Ungefähr 300 Schritte örtlich vom erwähnten
Fundorte befindet fich ein einzelnftehcndcr Tumulus.
Es wurde daran im Durchfchnitte von Weft nach
Oft gegraben; bald ftiefs man auf Kafaltftcine, wie fie
der nahe Bafaltbruch des Dorfes Stein liefert, dann auf
Mauerwerk aus gleichen Steinen, mit Mörtel verbunden.
Auf jeden Fall war diefer Tumulus fchon einmal
eröffnet worden, da man gleich beim Beginne des
Grabens eine rothe Urncnfcherbe und Knochenüber-
refte fand.
58. Direktor Deininger hat der Central Com-
miffion einen eingehenden Bericht vorgelegt über die
beendete Reftaurirung des gothifchen Thurmes zu
1 ramin. Bei der Aufllellung des Gcrüftcs zeigten fich
manche Schaden, die man bis dahin nicht in tlcr
Lage war zu conftatiren. Der graugelbc weiche
Sandftein, aus dem die obere Thurmpartie erbaut ift,
war felbft an jenen Stellen, welche aus gröfserer Ent-
fernung betrachtet ganz gut erhalten fchienen, morfch
und zerbröckelte bei geringer Kraftanwendung in der
I land. Bei geringem Winde wurden immer neue Stein-
fplitter, kleine Krabben u. dgl. herabgefchlcudcrt, fo
zwar, dafs es unter folchen Umft.indcn nicht ganz un-
gefährlich war, auf dem Gerüft zu hantiren.
Das Rcgcnwaffer, welches in Folge der im hohen
Grade verwahrloften Bedachung der Hclmgiebcl keinen
rcgclmäfsigcn Abfchlufs finden konnte, hatte das
Geftein und namentlich die vorladenden Architcktur-
details als Baldachine, Gicbclblumcn, Krabben u. dgl.
derart durchfickert, dafs eine Beladung diefer Bau-
theile nicht anzurathen war. Ks zeigte fich ferner, dafs
die Helmfpitze gleichfalls geborften war, und ergab
fich deshalb die Notwendigkeit, diefelbe bedeutend
abzutragen und zu erneuern. Auch das Glockcnhaus
zeigte bedenkliche Maucrrifsc, und zwar weit ärgere
und vcrfchlimmertc, als bei der Unterfuchung im
Jahre 1870. Es mufste daher eine kraftige Vcrfpannung
der Wände mit ftarken Eifenfchlicfsen bewerkstelligt
werden.
Bei der Reftaurirung wurde dasfclbc Stein Matc-
riale, wie es am Thurmc urfprünglich verwendet wurde,
wieder verwendet, nur eine etwas beffere Qualität,
da nämlich derfelbe Steinbruch zwei Qualitäten des
Steines nach Schichten liefert.
Die Gcfammtkoften belicfen fich auf 14000 fl.
In die Kugel auf der Helmfpitze wurde die alte Ur-
kunde und eine neue auf die Reftaurirung bezügliche
eingelegt.
59. Confcrvator Schonherr hat an die Central-
Commiffion über die Reftaurirung des fogenannten
goldenen Dacheis in Innsbruck berichtet. Bei diefem
Gebäude, welches nicht, wie allgemein angenommen
wurde, von Herzog Friedrich mit der leeren Tafche
(1406—14391. fondern, wie Schonherr's Nachforfchun-
gen ergaben, von K. Maximilian I. erbaut worden ilt,
wird es fich weniger um eine Reftaurirung als eine
Reinigung handeln. Jedenfalls wird mit der grofsten
Pietät gegen das monumentale Bauwerk vorgegangen
werden.
Da das Schlofs Tyrol einer eingehenden Redau-
rirung unter der Leitung des Herrn Sehonherr unter-
zogen werden foll, wird zunächfl an die Anfertigung
eines genauen Detail-Planes Hand gelegt. Das Schlofs
ift in feiner Gefammt-Anlagc von romanifchcr Bauart
und fomit nahezu ein Unicum. Die Reftaurirung der
Seite des Schlolfes gegen den I lof ift einigermafsen
fchwierig, da hier baulich am meiften gefündigt wurde.
Wahrend an den ubrigen Seiten nur die vermauerten
alten romanifchen Fenfter wieder aufzufchliefsen oder
da, wo fie zerftört wurden, durch neue ftylgcrcchtc
zu erfetzen find, handelt es fich auf der Nordfeite
darum, das in höchft unglücklicher Weife angebrachte
und den urfprunglicher Charakter des SchlolTes wefent-
lich beeinträchtigende und einzelne architektonifche
Schönheiten verdeckende moderne Stiegenhaus zu
entfernen und den alten Aufgang fammt den Galerien
wieder herzuftcllen.
In der Schlofs Capelle werden die fchon begon-
nenen Rcftaurirungen fortgefetzt, die Fenfter, die noch
die alte Form haben, erhalten Putzenfcheiben; das
wahrfcheinlich noch dem 13^ Jahrhundert angehörende
Fenfter mit Glasmalerei wird neu cingcblcit, die in
neuerer Zeit modernifirten Fenfter werden wieder auf
ihre alte Form zurückgebracht und cntfprcchend
verglast. Die im Zopfftyle ausgeführte Baluftrade foll
durch eine ftylgcrcchtc erfetzt werden.
Im grofsen vor der Capelle gelegenen Saale, jetzt
der Ritterfaal genannt, einft der Feftfaal der alten
Grafen von Tyrol, worin diefe urkundlich die feierlichen
Betehnungen vorgenommen haben, werden die zuge-
mauerten romanifchen Fenfter aufgefchloffen und das
eine zerftörtc durch ein anderes gleichartiges erfetzt
werden. Die technifchc Bauleitung wurde dem Leiter
der k. k. Fachfchule in Tricnt Architekten Nordio
übertragen.
60. Confervator Jenny berichtete über die zu
Ifohgau im Lechthal befindliche Scbaftians-Capclle.
Ein oblonges Gebäude mit dreifeitigem Schiufte,
gothifchem Portale, Fcnftergiebeln und Strebepfeilern
aus 1487. Die Gewölberippen endigen in acht ganzen
und zwei Viertel-Confolen mit fpitzem Abfchlufs, vier
davon tragen tartfehenformige Schilde (Bindcnfchild,
ein abgenfteter Stamm und zwei übers Kreuz geftclltc
Flöfserwerkzeuge}. Den drei Fenfteröffnungen der
Südfeitc cntfprcchcn ebenfo viele Spitzbogcnfeldcr mit
Contour-Malercien — das Martyrium des h. Sebaftian,
deffen Urtheil, wie er mit Pfeilen befchoffen und mit
Keulen erfchlagen wird, vorftellcnd. Coftume und
Bewaffnung zeitgemafs, die Kriegsknechte mit Schna-
belfclnihen, geftulpten Hüten, fchonen Armhrüften
etc.; intereffant ift eine Armbruftwinde.
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6t. Ein merkwürdiger Fund wurde in der Dccanal-
Kirchc zu Brüx anlafslich der Renovirungs-Arbciten
gemacht. Es wurde nämlich, wie Confcrvator Baum
berichtet, die Entdeckung gemacht, dafs unter dem
aus I lolz, mit vergoldeter Relief-Schnitzerei im Spat-
Renaiffanceflyl angefertigten Prcdigtftuhle, noch die
urfprünglich fteinerne Kanzel intacl vorhanden fei.
Die Holzverkleidung wurde entfernt, und alsbald pr.i-
fentirte lieh die ganz im Style der Kirche gehaltene
Kanzel aus Stein, mit vollkommen erhaltener Sculptur
und Malerei, welche in allen Einzclnhcitcn den kühnen
und wcchfelreichen übrigen Details des fchonen
Kirchcnbaucs ftylgerecht entfpricht. Die Seiten des
Kanzelftuhles tragen, in vollkommen farbenfrifcher
Fig. 7. ;HciIigcnVrrii 1.)
Unversehrtheit auf den Stein gemalt, Bildniffc des
Heilands und der vier Kirchenvater und an der unteren
fpitz auslaufenden Verjüngung Engclskopfe mit poly-
chromer Ornamentik. In gleicher Weife ift auch die
Treppe und deren Geländer gehalten. Die Tragfteinc
des Kanzelftuhls find unmittelbar in den Strebepfeiler
eingeladen , das Alter der Kanzel daher dem Alter
des urfprünglichcn Baues gleich. — Die barocke,
übrigens durchaus nicht unfehone Holzverkleidung
dagegen flammt aus dem Jahre 1658, wie aus folgender,
auf der Innenfeite derfelben aufgefundenen Blciftift-
Infchrift hervorgeht: „Mathias Kühnel und feine zwei
Sohne Johannes Franciscus und Antonius Kühnel aus
Brüx anno 1758 machten mich." — Sclbftverftandlieh
wird nun die in ihren Sculpturen, und ihrer Malerei ein
wcrthvollcs Kunfldenkmal bildende Stcinkanzel nicht
wieder verkleidet, fondern entfprechendund flylgerecht
reflaurirt werden. Der Kanzclhut ift bis jetzt noch
nicht unterfucht ; man vermuthet aber, dafs die Stein-
kanzcl, wie die meiften alten Prediglrtuhle, keinen Hut
gehabt habe. Da derfelbc jedoch hier aus akuftifchen
Gründen nothwemlig ift, würde er in diefem Falle im
felben Style ergänzt werden.
Diefc Nachricht ift gewifs von befonderem Inter-
effc. Es ift daraus zu entnehmen, dafs der eigentliche
Erbauer Benes die Kirchcn-Kinrichtungsftucke nicht
mehr angefertigt oder vollendet hatte, da er den Bau
diefer fchonen Kirche erft in einen Alter von 64 Jahren
übernahm.
62. Wir wollen in der nachfolgenden kurzen
Zufammenftellung die Wandlungen befprechen, welche
fich in der Darftellungsweife von kirchlichen Pcrfoncn
auf Grabmalen zwifchen dem 15. und dem 17. Jahrhun-
dert vollzogen.
Zunächft befchaftigen wir uns mit einem Monu-
mente aus dem Beginne des 15. Jahrhunderts.
Es ift das Grabmal des Bifchofs Nicolaus, das
fich im Fufsbodcn des Kreuzganges zu Heiligenkreus
eingelegt befindet. Infchrift wie auch Darftellung
find nur in fchwachcrcn und ftärkeren Linien ausge-
führt, und die Darftellung der Figur befchränkt fich auf
eine Conturen Zeichnung. Die Umfchrift ift in latei-
nifcher Sprache abgefafst und lautet: f anno mccccn
Die pridic idus junii ohiit dns nicolavs episcopvs tri-
honienfis tüftus vulpis et hic fepvltus. Alfo im Jahre
1402 ftarb der tribonienfer Bifchof Nicolaus, genannt
der Fuchs. Im ftark abgetretenen Bildfelde zeigt fich
die Figur des Bifchofs im glockenförmigen Mcfskleidc
mit l'eclum und Mitra. Die Stellung der linken Hand
ift in Folge Abtretens nicht mehr kennbar. Darunter
ein Schild mit dem redenden Wappen — einem
hockenden Fuchs (Fig. 7).
Ein weiteres Beifpicl wollen wir der ehemaligen
Kloftcrkirche in Baumgartenberg entnehmen.
Stephan Edler von Dornach (eine Familie, die von
dem gleichnamigen Schlöffe im unteren Mühlvicrtel
ihren Namen hatte) wurde 1419 Abt des Ciftcrcicnfcr-
Stiftes Baumgartenberg. Er regierte das Klofter mit
grofster Gewiffcnhaftigkcit, aber hatte traurige Zeiten
durchzumachen. Im Laufe der Zwanzigerjahre fah es im
Stifte crfchrccklich aus. DieKlofter-Annalen fprechen
von einer zweimaligen Plünderung und Vcrwüftung,
wahrfchcinlich 1428 und 1432, als auch Waldhaufcn
durch die Huffiten verbrannt wurde. Um 1434 bittet
der Abt beim Papft zum Zwecke der Hcrftcllung der
verbrannten Gebäude um einen Ablafs. Papft Eugen IV.
willfahrte dem Anfuchcn und gab den Ablafs 1434.
lEccIefia monafterii Paumgartenbcrg Cift. ord. per nc-
pharios incendiarios Boemos hereticos una cum ipfo
monaft. miferabilitcr concremata fuit.) Damals wurden
alle Kleinodien geraubt und das Klofter ausgcplün-
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dert. Dazu kam, dafs dasfclbc durch die Laften des
Krieges wegen und durch Verwuftung der Besitzungen
ungemein litt und in feinen Hinkünften folchen Ab-
bruch hatte, fo dafs man nicht hinlänglich Geld
befafs, die zerftorten Gebäude wieder herzurtellen.
Abt Stephan that fein Muglichftcs, um diefem
traurigen Zuftandc abzuhelfen. Das Concil zu Bafel
fuchle das Klofter in feinem Befitze zu liauntgarten-
bt'rg zu fehützen und rief den Bifchof von Paffau, den
Propft zu Salzburg, die Acbte und Prälaten von den
Schotten und von St. Florian zum Schutze des Stiftes
auf. 1436 war der vordere Thcil des Klofters wieder
hcrgeftelltunddcrCapitcl-Saal mit einem Altare neuer-
lich eingeweiht worden. Der Bau ging ununterbrochen
weiter, und der papftliche Legat Nicolaus unterftützte
diefe Angelegenheit durchein Ablafs-Privilegium (1442)
Im folgenden Jahre wurde das übrige Kloftcrgebätidc
geweiht. 1451 am 13. Oclober ftarb der Abt. Kr wurde
im Chor neben dem Hoch Altar begraben (Fig. 8).
Sein Monument iil noch erhalten; eine roth-
marmornc Platte \f hoch, 3' 6" breit), darauf leider
auch die obere Hälfte ftark abgetreten. Die aufrecht
ftchende und nach vorn gewendete Figur des Abtes
noch mit der Glockencafula bekleidet, in der Rechten
den Stab mit Sudarium, in der Linken das Buch mit
der Ordensregel haltend. Das Haupt ift unbedeckt
und ruhet auf einem Polftcr. Die Mitra ift nirgends
erfichtlich. Links neben dem Kopfe ein Schild mit
einem einer Hausmarke ähnlichen Zeichen, das jedoch
fehr abgetreten ift. Die Umfchrift lautet: t Anno - dni-
m cccc • Ii ■ in • die • fanfti • colomanni vcncrabilis
in xpo presbiter Stephanus abbas huis monafterii f.
bei nardi .... hic fepultus pic memoric.
Wie ganz anders und zwar nicht zum Vortheile
verändert und behandelt ift das um c. 200 Jahre jün-
gere Grabmal des Propft Andreas Mosmiller in der
Stiftskirche zu Klojlcrneuburg . Wenngleich in beiden
Füllen die rothmarmorne Steinplatte gewählt wurde,
was hat aber der Künftlcr darauf dort und hier gc-
fch äffen? Wenn wir auch nicht die Unbeholfcnheit und
eine gewiffe Plumpheit an der Figur des Abtes Stephan
weglaugnen können, fo findet fich nichts Frzwungcncs
und kunftlich Gefuchtes, keine Derbheit in der Auf-
fafsung und nicht fo arge und grofse Plumpheit in
der Darftcllung, wie bei diefem letzten.
Die in Relief ausgeführte Figur des Prälaten
fleht in Dreiviertel- Wendung gegen vorn, ift mit der
bifchuflichen Dalmatica und dem Rauchmantel dar-
über bekleidet, tragt das Bruftkreuz und hält in der
rechten Hand ein maffives Pcdum mit grofscr Volute,
in der linken den Rofcnkranz. Auf dem Haupte eine
hohe Mitra. Der Stiftsvorftand trägt langes Kopfhaar,
Schnur- und reichen Kinnbart, das Antlitz hat einen
Ausdruck von Fntfehiedenheit , ja vielleicht Härte.
Zu Füfsen der Figur zwei Wappen, rechts das des
Stiftes Kloftcrneubiirg mit Helm fammt Kleinod und
Helmdeeken, links das Mosmiller fchc Familicnwappen.
Oben wölbt fich das Bildfeld im Rundbogen. In dem
einen Zwickel ein Cherub, den andern deckt die Volute
des Stabes (Fig. 9V
Die Umfchrift des Monuments lautet: Rms. et
ampliff. dns dn. andreas mosmiller praep. clauftr. illuftr.
ftatvvm auftr. ordin. qui multas extruxit fabricas com
tentvs. eft. hoc marmore.
Diefe Infchrift enthält fomitkeinTodesdatum; das-
felbe findet fich aber auf dem Gruftftcine, wofclbft
folgende Worte liehen: obiit MDCXXV1III I. Dcc. et
hic fepultus, cujus anima deo vivat.
Das Leben diefes Prieftcrs befpricht ausführlich
der Klofterncuburgcr Canonicus Max. Fifcher in
feinem Buche über die merkwürdigen Schickfalc des
Stiftes und der Stadt Kloftcrneuburg (pag. 118). An-
dreas Mosmiller, geboren zu Landsberg in Baiern, war
Capitular des Stiftes und durch einige Jahre deffen
Dechant, wurde zum Propft von St Dorothea in Wien
und wieder von dort alsdann am 29. April 1616 nach
Kloftemeuburg poftulirt.
Kr verwendete grofse Obforgc auf die BefTcrung
des Vermögensftandes des Stiftes, ftellte viele Stifts-
gebaude in guten Stand. Er war niederofterreiehifchcr
Landesverordneter, und fchon als Propft von St. Do-
rothea zum Rath und Caplan des Landesfurften
ernannt worden. 1
' Sickc A-Jl.riSli Mo.. f^ukhiAll» lUuflv pag ;j
(.Flu 8 ll.aumjjjirUiil.i.T t |
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cx
63. Prof. A. R. v. Perger erzählt, im XII. Bande
der Mittheilungen der Ccntral-Commiffion für Kunft-
denkmalc (pag. LXXVM}, dafs er im Jahre 1867 den
reich fculptirten Gruftftein Herzogs Emft — eine
achteckige Steinplatte aus rothem Marmor im Fufs-
boden vor dem Haupt-Altar der I'ropltcikirche in
Hruck a. d. Mur fand. Heute findet fich diefer Stein
nicht mehr an diefer Stelle. Seit circa 1877 ill er hinter
Fig 9 (Kloftemc uliurj; )
dem Hoch-Altar im Hoden verfenkt. Was mag wohl
die L'r fache diefer Beseitigung gewefen fein. Sorgt um
die Erhaltung der ftark abgetretenen Sculptur gewifs
nicht, denn auch an der jetzigen Stelle wird fic oft be-
treten, und allerlei hölzernes Gerumpel, das oft darauf
geltellt wird, befchädigt lie nicht weniger. Pietät auch
nicht, denn dann hatte der Stein einen belferen und
würdigeren l'latz finden miifscn. Iis ilt lebhaft zu be-
dauern, da/s das Denkmal /ür ein Mitglied unferts
Kai/crhanfes hei dem damaligen Pntfflen keinen befferen
Schutz /and. Brachte man es fchon von feiner ur-
Iprünglichcn und bedeutfamen Stelle weg. dann gab
es nur einen Platz, u. zw. den an der Wand des l'res-
byteriums Die Umfchrift i(l (lellenwcifc noch ganz gut
lesbar und lautet: Fridcric Tercivs. hic fu|nt emesti
archi vifeera clav,fa ducis XI, decia die mensis
ivny| patris
64. Das auf S. 118 befindliche Siegelbild bezieht
fich auf Wilbirgis Grafin v. Hardek. Dicfclbe führte
diefes Siegel, wie es auf Urkunden aus den Jahren
1270 und 1271 im k II. u. H. u. St. Archiv vorkommt.
Das Siegelift fpitz-ovaJ, von 49 Mm. imfenkrechten und
35Mm. imQuerdurchfchnitt. Die in Lapidaren zwifchen
l'crllinien am Rande umlaufend angebrachte Legende
lautet: f (■ comitiffe • willwirgis • de'hardcck. Im Bild
felde fleht eine Dame mit einem von den Achfeln
herabhängenden Mantel und mit langem Kleide,
gcfchleiert, die rechte Hand auf die Bruft gelegt, halt
fic in der Linken eine Blume. Willibirgis war die
Gemahn Heinrich s von Thebain 1 (Duino). Derfclbe
erfcheint unbeftritten das erftemal urkundlich 1260.
Frau Wilbirgis heiratete erft als junge Witwe den Hein-
rich. Ihr erfter Gcmal war Otto v. Hardekke, der bei
Ameisthal im Kampfe gegen die Kumanen fiel. Frau
Wilbirg aus dem Haufe Hclfcnflcin war mit ihrer
Schweiler OfTmcy die einzige Erbin des reichen Har-
deck ■ Plain'fchcn NachlafTcs. Ottokar gab fic mit
der Graffchaft feinem Günftlingc Heinrich zur Frau,
ihn zugleich in die erfte Reihe des ofterreichifchen
Adels (teilend Schon 1262 nennt Heinricher fich
Graf v. Hardegg, er ftarb Ende 1271. Ihre Ehe fcheint,
wenn auch kurz, fo doch glucklich gewefen zu fein, ob-
fchon fie bald darauf den dritten Ehebund fchlofs und
zwar mit dem Grafen Berthold v. Maidburg und Rabens-
wakl. 1312 war fic wieder Witwe, 1314 ftarb fie und fand
ihre Ruhcftattc in Rctz bei den Dominicanern.*
65. Das Salsburgi/ehe Arehivwe/en hat einen
nicht unbedeutenden Fortfehritt gemacht durch die
Wiedervereinigung des fogenannten Landes-Archivs
mit dem Kcgierungs-Archiv. Als 1860 die autonomen
l.andesbehordcn in Salzburg eingerichtet wurden, hat
man zahlreiche Aflen aus der Central Regiftratur
ausgefchieden und aus ihnen ein Landes- Archiv ge-
gründet. Doch bald rechtfertigte fich das Unpaflcnde
diefer Trennung, und in Folge deffen fand die Zufam-
menlegung der getrennten Aftcn in einer gemein-
famen Regiftratur keinen Widerftand.
Wie Confervator Richter mittheilt , wird über
feine Anregung im Rcgicrungs-Archivc eine Sammlung
von Regelten, bezichungsweifcAbfchriften fammtlicher
falzburgifchen Urkunden von 1246—1500 angelegt.
66. Das Archiv des hißori/chen Vereines /ur Kärn-
ten in Klagen/urt umfafst IO OOO Original-Urkunden,
worunter die alterte von Kaifcr Arnulf (898) und circa
1500 Stück aus der Zeit zwifchen IOOO — 1500, bei
70.000 Aftenrtücken aus dem 15 —18. Jahrhundert, 431
katalogifirte Handfchriften bis ins 13. Jahrhundert,
worunter werthvollc Stucke mit Wappen und Malerei,
endlich bei 500 Urkundenbücher und Urbarien.
67. Bei Winkten wurde laut Bericht des Confer-
vators Fries ddt. 13 Mai d. J. ein Grabhügel eröffnet ;
darin fanden fich eine fehr zierliche Bronze-Fibel,
• fi»i<bf. An ' « V ..»nr. Cclck Quelle II. ili
' StUy: Bellte N^tclUiidi ilo WulcUllcis»«.
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CXI
mehrere Münzen von römifchem Gepräge, eine thonernc
Afchcnurne (0-3; M. hoch, 0 32 M. weit in der
Ausbauchung 1. zwei kleinere Gefchirrc. davon eines
zerbrochen Wahrfcheinlich die Grabftätte eines
Rumers vom nahen Caftcll ad muros.
68. Das Untcrrichts-Minifterium hat dem Loeal-
Mufeum in Cilli zur Förderung feiner Aufgaben eine
Subvention von 100 fl. per 1882 gewahrt und dicfclbc
auch in Zukunft zu verabfolgen, feine Geneigtheit aus-
gebrochen. Auch die k. k. Central -C'ommiffion hat
diefer Anflalt eine Subvention zugewendet.
69. Nach Anzeige der k. k. Statthaltcrci zu Graz
an das hohe Minittcrium für Cultus und Unterricht
wurde die amSchlofsbcrgc befindlich gewcfeneBachus-
Statue in das LandesMufeum zu Graz überfuhrt.
70. ConfarVator Baum berichtete an die Central-
Commiffion über die Ergebnifle der bisherigen Gra-
bungen in Nieiburg.
Bekanntlich liegt die königl. Stadt Nimburg
Newenburgh) an der Elbe in einer weiten Ebene; blos
das Terrain, auf welchem die Stadt fituirt ifl, erhebt
ficli um etwas Weniges über die Umgebung, Ge^en
Süden umfliefst die Stadt die Elbe, gegen Nord, Ort
und Wert fchlicfscn die Stadt dop-
pelte Wallgraben, welche durch die
Elbe bew.iffert werden, ein Die Stadt
hat eine centrale Anlage; um den
Marktplatz laufen die Strafsen gürtel-
förmig und werden durch QucrgalTcn
ftrahlenförmig durchfehnitten. Nach
Wirts .Stadtenanlagen* müfste man
Nimburg zu einer urfprünglich flavi-
fchen Anficdlung rechnen, «eiche,
wie fchon der Name Newenburgh be-
zeugt, fpater nach deutfehem Recht
rcorganifirt und vermutlich auch für
die damalige Zeit aufs befte befeftiget
wurde. Die Elbe flofs nicht immer in
ihrem jetzigen Bette; in unbekannt
alter Zeit war ihr Hauptbett bedeu-
tend füdlichcr, jenfeits des jetzigen
Zalabi; das gegenwartige Bett durch-
lief ein Nebenarm, fo dafs das
Zalabi famtnt dem gegenwärtigen
Ostrow cingcfchlofi'en wurde. Auf
) diefer Area, nämlich der Vorftadt
Zalabi, wurden und werden noch pra-
hillorifchc Artefakte gefunden; es
fcheint demnach , dafs diefe vom
WafTcr umfloffene Infel die alterten
Bewohner Nimburgs aufgenommen
hatte. Vermuthlich zwangen öftere
Ucbcrfchwemmungcn, dann die ge-
änderte Richtung des Elufics die
Bewohner lieh auf dem erhöhten Terrain, wo das
gegenwärtige Nimburg ftcht, anzuftedeln, und ihre
Wohnrtättc durch kUnflliche Abzugsgräben vor dem
Waffcr zu fichern. Auch die über Nimburg führende
Strafse mag uralt fein, wahrfcheiiil'f h befand fleh fchon
in altersgrauen Zeiten in Nimbu »itweder eine Furth
oder eine Uebcrfuhrsbrücke, welche den Flufsübcrgang
vm. n f.
Flg. 10
vermittelte und zur Anlicdlung aufforderte. In der
Nähe befindet fich die Zupcnburg Havran als Zeuge-
grauer Vergangenheit.
Unter der nicht gerade bedeutend machtigen
Ackerkrume findet man überall mächtige Lager
von Flufsfand. Eine Sandgrube zeigt uns die unter-
fehiedlichrten Schichten von Sand- Ablagerungen, fo
dafs man im Stande ifl , die einseinen Inundationcn zu
verfolgen Unter den Sandlagen findet fich fchicfcrigcr
pläncr Kalkflcin (opuka), das übliche Baumatcriale
Nimburgs alter und neuer Zeit, hie und da erfcheint
darunter Thon und Letten.
Vergangenen Jahres tiefs Herr Dlabae in feinem
in Zalabi gelegenen Obflgarten Sand ausheben Nach
einigen Spatcnftichen rtiefs ein Arbeiter aul einen
Menfchcnfchadel, den er durch einen wuchtigen Hieb
zertrümmerte Hei fortgefetztem Graben fanden fich
noch untcrfchicdliche Knochen. Scherben und ein
wohlerhaltenes kleines Gcfäfs, Die Leiche war nicht
tief gebettet, lag vielmehr in der Ackerkrume unmit-
telbar auf der Sandfläche, welche einige Zoll aus-
gehöhlt war. Als ich einige Tage nach diefem Funde
nach Nimburg kam, zeigte mir Herr Dlabae- einige
Scherben, dann das guterhaltene Gcfnfs und die
Sehadclti ümmer. Hei dem Unteraichen der Schädel-
knochen bemerkte ich. dafs einzelne Partien ganz mit
grüner Patina durehfetzt waren Ich machte den
Herrn Dlabae aufmerkfam, dafs fich bei der Leiche
Hronzegcgcnftändc befunden haben mufsten. Herr
Dlabae lies nun die aufgeworfene Erde forgfam durch-
fuchen und es fanden fich wirklich Partikelchen von
Bronzeringen vor. Bis gegenwärtig wurden vier Graber
eröffnet alle nebeneinander liegend mit den gleichen
Leichenreden, vornehmlich war der Schädel ftets gut
erhalten und, was eigeuthümlieh irt, flark mit grüner
Patina gefärbt. Sogar die guterhaltcncn Zähne waren
grün; trotzdem wurde mit Ausnahme einiger Bruch-
ftücke von Ringen keinerlei Hronzc bei den Schadein
gefunden. Da aber nebft den Ohrenknochen auch
der Scheitel gefärbt war. fo glaube ich, dafs die
Leichen auf den Köpfen irgend welche blecherne
dünne Zicrathcn gehabt hatten, welche im Verlaufe
der Zeiten vollkommen in grüne Patina aufgelöst
worden find. Nach der Abnützung der Zähne zu
urtheilen, waren die beerdigten Leichen im Alter
zwifchen 40—60 Jahren. Bruchltucke eines, und zwar
des eritgefimdenen Schädels wurden erhalten, die
drei anderen Schädel wurden verworfen Die Leichen
waren mit dem Kopfe nach Ölten beftattet. Leider
waren die Knochen wegen der Seichti^keit der Graber
etwas regellos nebeneinander; foviel irt aber fichcr, dafs
die Leichen geftreckt lagen mit dem Gefichte nach
aufwärts.
Von den FundobjccTten erfcheinen wichtig:
Eine lange Nadel von Kupfer gegolten. ( Fig. 10.)
aus 8 Bruchftucken beftchend. Eigentümlich itt das
Profil, nämlich oben abgerundet, unten flach Bei der
Durchkreuzung ein flacher Vorfprung wie ein Stichblatt,
auf der anderen Seite fehlt derfelbe Die ganze Nadel
ilt mit lichtgrüncr Patina bedeckt, unter welcher fich
eine zweite, dunkle, glänzende Patinafchichte befindet.
Die lichtgrüne Patina fpringt leicht ab und irt etwas
erdig. InterclTant ilt auch die am dritten Bruchtlücke
von unten angefetzte Patina, es find die« Kette irgend
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CX1I
eines Gewandftoffcs, welcher vom grünen Kort durch
fetzt fich fo erhalten hatte, Aehnliches ficht man auch
auf der zweiten Nadel, welche leider nichtganzgefunden
wurde. Von einer anderen ahnlichen Nadel fand fich
nur das Köpfchen vor, letzteres ift doppelt unter
Schnitten. Beide Nadeln find von Bronze. Ferner ein
Fingerring von Drath. ein ObjccL das häufig gefunden
wird (Fig. in. Eine eigentümliche Üccoration, deren
Zweck nicht erfichtlich feheint, ein nach oben zu fich
erweiterndes und in vier Lappen (zwei breitere und zwei
fchmalcrc) gefpaltenes Kohrchen zu fein Die Lappen
find zurückgehogen und mochten ehemals die Kreuz-
form gehabt haben. Das dünnere Ende des Ruhrchens
fleckt in einer Drathfpirale feft. 1 Neben diefem räthfcl-
haften Gcgcnrtande wurden noch Bruchftückc von
in l'rivatbefitz.einige, darunter ein Helm und einPferdc-
rürtzeug, follen fich im Lemberger Mufeum befinden.
Zwei Streitäxte und ein Kelt wurden der Central-
Commiffion vorgelegt, fie zeichnen fich durch gute
Erhaltung aus. Der Typus der einen Streitaxt, bei der
Fig, Ii. (NlmbnrK.) Kig. 12
Drathfpiralröhrcn gefunden. Erwahncnswerth lind ein-
zelnc Bruchftückc von Spiralen, die hier fo erfcheinen,
als wenn fie in einem dicken Stoff, etwa Leder, einge-
näht gewefen waren; eine ftarke breite Spirale, welche
an ihrem unteren Ende aus einem fcflen Korper
auslauft. Bruchftück eines Armbandes. 21 Stücke unter-
fchiedlicher Bruchftucke von Ringen und fogenannten
Ohrgehängen, Zicrfiücke von B ernftein doppelt durch-
bort, ein wohlerhaltenes Thongcfafs (Fig. 12), darin
nichts als Erde gefunden wurde. DasGefafs ill aus freier
Hand gearbeitet, fchwach roth gebrannt, aufsen fchwarz-
lich an manchen Stellen grau, Thon glimmcrhaltig;
das Bruchftück eines weiteren Gefafses Aeufseres
gelblichgrau, Thonmaffc grau mit Kies und Glimmer,
fch wacher Brand, Handarbeit; Bruchftucke eines Gc-
fafses mit ftarker Wandung, aus Thon grau, grob,
Aeufseres grau ruthlichgclb, Verzierung tief eingeritzt ;
Bruchftück eines grofsen Gefafses. Aeufseres röthlich-
grau, innen fchwarz überzogen, faft glänzend, aufsen
mit parallelen Strichen geziert; Bruchftück eines Hen-
kelgcfafses, fehr fauber und glatt gearbeitet, Thon-
maCfc gut verarbeitet, leicht, gut gebrannt. Farbe
gdbbchgrau. Bruchftucke eines grofscren Gefafses,
grober Thon mit Kies und Glimmer, Aeufseres und
Inneres ziemlich glatt, graulich.
In dem Erdreich, welches die Leichenrede deckte,
wurden Partikclchen von Holzkohle fowie Afchc vor-
gefunden.
71 Confcrvator Guttsr in Sereth theilte mit, dafs
im Jahre i8«o bei Planirung und Bearbeitung eines
Fddes niichft Przclipcze in der Bukowina eine grofsc
Anzahl von Bronzcgcgenftanden, wohl aus einer bei
dieler Arbeit zerftorten Grube herrührend gefunden
worden ift. Von den Fundgegenftandcngelangten einige
jt ' *-* ,l 'Ml<i»lirh Kehret« »irlu rurammengeiiönrr CeecalUniU ,li<
«'■rtl. .Icn 0«jr<Uti«.!-Pro«r« verbunden .„c,i
A.I». J. Red.
Vif, Ii. i.Sen-lh ;,
fich der Nacken mitteilt eines befonderen Halfes von
der Schaftrohre abhebt und eine befonderc Scheibe
bildet, ill zahlreich unter den Bronzen Ungarns ver
treten, doch ift daran bemerkenswerth, dafs fich die
Fie. U- (Srrclti )
Mitte nicht wie fonft zu einer Spitze ausbildet. |Fig. 13. 1
Von befonderer Schönheit und Vollkommenheit ilt die
zweite Streitaxt, welche fich ganz den fibirifchen und
kaukafifchen Typen anfchliefst, wenngleich verwandte
Formen in Ungarn vorkommen Fig. 14 zeigt den Kelt.
72 Corrcfpondcnt J. Zingerle berichtete, dafs
fich in der Maifer Pfarrkirche ein wohl erhaltenes Bild
befindet, das fich, eine knieende Frau mit einem Spruch
bände vorllellcnd, darauf die Worte: Ave Maria gratia
plena dominus tecum, als ein Votivbild erweift. Dabei
fleht : illam pi&uram feeit Johannes Kefsler de . . .
anno domini 1400. Das Frcsco-Bild am linken Seiten-
Altar ift nach Zeichnung und Colorit entfehieden vom
felben Meiftcr.
73. Der Correfpondent der Ccntral-Commiffion
Propft Dr. Anton Kerfchbaumer, Dechant zu Krems,
hat bei theilweifer Kcnovirung der Ruinen des alten
Paflauerhofes neben dem Pfarrhofe in Krems über
einem alten Dübclboden Wandmalereien entdeckt; es
find 14 Medaillons, in fortlaufender Reihe, welche Dar-
ftellungen aus der Thierfabel enthalten, von ornamen-
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CXIII
talcn Bandern umrahmt. Nach dem Style der Zeich-
nung und dem Charakter der Ornamente gehören die
leider fchon ftark fehadhaften Fresken dem Ende des
13. Jahrhunderts an. Dur Tropft gedenkt fic zu erhalten
und, da der Kaum, in dem fie (ich befinden, fortan ein
kleiner Hof bleibt, mit einem Schutzdachc zu ver-
Gehen. Die intereflanten Wandmalereien werden in
einem der nächlten Hefte ausfuhrlicher befprochen
werden.
74. Von aufserfter Scltfamkeit find Namen von
mittelalterlichen Meillcm in Steiermark. In der Grazer
S/ad/p/arr- ehemaligen Dominicaner-Kirche kamen
die Namen zweier Haumeifter bei ihrem auf Vierpäffcn
am Gewölbe des nördlichen Seitenfchiffcs eingelegten
Zeichen vor; fie heifsen: peter piehler und lien/iart
felttaigr. Der Stelle, wo fie gefehen werden, zunächft
findet fich die Jahreszahl 1512, wahrend hoher am
Mittelfchiffgewolbe 1513 und weiter nach Werten 1519
zu lefen war In der Spitalkirche zu Oberwolz hat, wie
Confcrvator Graus weiter berichtet, ein Hanns Jert-
leben im Jahre 1450 mit Bild und Schrift fich manifertirt.
In den noch erhaltenen Baurechnungsbuchcrn zu
Sit. Oswald bei Zeinug erfcheint 1469 ein „Mei/ler
Caffar", fpater 1496, 1497 und 1499 Meifler Cltrißoff
von Notlenmann. Diefer ift auch der Krbaucr des Chores
in der Pfarrkirche zu Kottcnmann, dort ftcht aufsen
daran zu lefen: Chrirtoff Mart 1498. In St. Mareins
bei Knittclfcldi fchoncr Vorhalle bekennt fich wieder
mit Bild und Text ein ..nielas • von admiind- maiftr •
d • klrchn" 1448. Auch bei ihm ill wieder mir der Tauf-
name angegeben. Doch lieft man in Muchars fteieri-
fchen Gefchichte VII. S 155. wie Abt Jorg zu Admont
beim Haue verlchiedener Werke, befonders aber des
Kirchlcins in Wengg und der Kirche zu Frauenberg
bei Admont einen Nielas X'elbaeher aus Salzburg be-
fehaftigte, „welchem zu lebenslangem Leibgedinge
gegeben wurde: Haus und Garten, der Werkhof ge-
nannt, bei der Pfarrkirche im Markte gelegen, und aus
der Stiftskellerei eine gewöhnliche Hcrrcnpfründe
Werde Velbacher arbeitsunfähig, fo folle ihm die
ganze Pfründe mit dem halben Jahreslohn in Gold
gegeben werden. Admont. Urkunde) 1419 - Velbacher,
deffen Name auch im Bruderfchaftsbuchc von Frauen
berg lieht mit der Bezeichnung „Haumciflcr der
Kirche", wird darnach wohl auch der oben erwähnte
Haumeifter der St Mareiner Kirche fein.
Weit bekannt ift der Mciftcr des Freiburger
Chores (1471- 1513) Hanns Sief enberger aus Graz. Es
fcheint, dafs man ihn für unfer Graz in Anfpruch
nehmen darf. Regierungsrath Dr. Richard Peinlich
entdeckte nämlich in den Matriken der Grazer Stadt-
pfarre im \6. Jahrhunderte eine Reihe von Trägern
diefes Namens als anfaffige Leute dahicr. Im Jahre
1597 erfcheint ein Andra Steffi nberger, 1598 ein Hanns
Nifcnbcrgcr i Zahnbrechcr i , l6ll eine Maria Nifcn-
bergerin, 1616 Harb ein Gregor Nifsenberger „Diener",
1707 ift eine Veronika S. Pathin, 1718 ein Veit N.
Schuhmacher.
75. Hraßttigg. Auf der Rcfitzung des Herrn F.
C. Hurger wurden kürzlich (vor 18. Juni d. J 1881
vom Direkt 01 der Glasfabrik ein bisher unbekannter
Romcrrtcin gefunden, der nicht unintereflant ift. Es
ift ein ziemlich wohlerhaltener Altar-Stein mit der
Infchrift:
ADSA
LVTEAVfi
CCA
der erhabenen Adfalluta gewidmet. Die Adfalluta ift
nämlich eine Flufsgottin der Savc oder der Saan, deren
Cult ziemlich verbreitet gewefen fein mufs, da in Sau-
dorfl, vis-a-vis der Station Hraftnigg mehrere in Moni-
fen's Schriften bereits copirte, der Gottin Adfalluta
gewidmete Rbmerftcinc gefunden wurden.
76. (Seudorfa. d. Stieß ng bei Wildern) Am 23. Juni
1881 bekam das Mufeurn zu l.eibnis einen eifernen
Pfeil, der fchon 1869 oftlich von Schlofs Neudorf an
der Stiefing mit drei Hufeifeii ausgegraben wurde;
letztere waren breit, ohne Griff und es fleckten noch
die Nägel darin; das Volk nennt fie türkifchc Hufeifen,
find aber häufig (durch die Nebenfunde erwiefen) aus
älterer Zeit llammcnd.
Die genannten Gcgcnftändc find dem Johanncum
in Graz ubergeben worden.
In dcmfelben Jahre wurden beim Abtragen der
Schanzhugcl am weltlichen Abhänge des Schlofs-
berges 3 — 4 Schuh tief, in gcfchüttctcr Erde ein
Millilitern (der untere) von einer Hausmühlc, 1 Eifcn-
lanze, I eifemes Pferdgebifs, Pferdezahnc und Knochen
ausgegraben. Im Schlöffe befindet fich noch ein
maffiver Thorfturz aus Sandftein mit Relief-Verzierung
von fehr alter Arbeit. In der Nahe wurden vom foge-
nannten Hockerlfchmitd der Stiefing aufwärts häufig
alte feine Mauer-, Falz- und Hohlziegel gefunden nebft
Maucrftcinen u. dgl. Dort mufs der Standplatz „des
alten Dorfes" gewefen fein, das in der Ebene ftand,
wahrend das neue auf dem Berge neben dem Schlöffe
ift. Diefes mit einem weiter oben befindlichen uralten
Querdamm und dem gegenüberliegenden ehemaligen
Schlofs Gerbersdorf fperrten die Stiefing-Klaufe und
den Zugang zu der bedeutenden Komcr-Anficdlurig
Viana, der fagenhaften Stadt Wian im oberen Sticfing-
Thale.
77. (Rat feh, W. Ii.) Zu Ratfeh in Windifch-Büchcln
Pfarre Gamlitz, wurde 1880 ein Goldllück aufgefunden
Am Avers i T CAES IMP ■ VESP PONT TB POT •
cap, laurcatum ; VKSTA cum templo Vcftae. Es kam
in Befitz des dortigen P. T. Herrn Med. Dr. Decrinis
in Ehrenhaufen.
Zu Ratfeh war bis 1840 ein Peftfriedhof, der als
folcher geehrt und gefchont wurde. Bei einer Erd-
abrutfehung „plafstc er ab", d. h. fuhr auch er ab und
da lagerten fich die Todtengebeine zwei Klafter hoch.
Jetzt foll an der Stelle ein Schweinhof fein. Der Peft-
friedhof mag aul 1685 zurückdatiren.
78. (Straft bei Spielfeld) Am 15. Juli 1881 wurde
auf dem Acker des Herrn Plentner zu Straf s ein
Rumcrftcin aus weifsem Marmor, der 55 Cm. breit und
48 Cm. hoch und ziemlich erhalten ift, ausgegraben
und von dem dortigen Herrn Med. Dr. J. W'urzinger
für das I.cibnizcr Mufeurn erworben. Die unregelmäfsi-
gen theils liegenden theils flehenden Siglcn, von denen
1*
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CXIV
die letzten zwei unfieher find, verrathen die letzte
Römer-Epoche von circa 400, Die Infchrift lautet:
NOHBIO
DOCNIM
AR]
ANXXXV
SE
In dortiger Kaferne, dem ehemaligen Schlöffe
Strafs, befinden fich drei eingemauerte Rbmerfteinc,
die fchon veröffentlicht find; auch im Pilz'fchcn Maus
ifl der Steinkopf eines Römer - Reliefs eingemauert.
Aufscr Strafs, in dem zu Untcrogau gelegenen Pur-
persdorf finden fich noch fechseckige Pflaftcrzicgcl,
rhombifchcSchicfcr-Mofaikftcine, Hohl-, Pflafter-, Falz-
und Mauerziegel und farbiger Mörtclvcrwurf von
Wänden, die pompejanifchen Charakter haben. Hei
den Grabungen 1875 traf man auf folche in Menge w ie
auf die Küche und ein paar Ncbcngcmachcr einer
Villa. Mine fpater dort gefundene Munzc von Hronzc
hat dicUmfchrift: IMP • CAES ■ AVREL1VS AVG c. und.
TRP-X1IICOS -II' in medio figura fedens, juxt a quam
S — C. Ein quadratifcher Pflallerziegel grofster Gat-
tung hatte auf der Oberfläche ein deutliches S; viel-
leicht deutet es den Namen der alten Römcrfladt
Strata-via — Straffe — Strafs an. Kr befindet fich im
Lcibnizei Mufeum.
79. (Römifehc Denkmäler in Kärnten). Wir geben
im Nachfolgenden Notiz über acht Denkmaler, von
denen fieben dem virunenfer Gebiete angehören, eines
jenem von Juenua.
I. Zolfcld. Ära, ausgegraben in Adams Brache,
im Wäldchen nachfl dem Unterwirt, 1881.
GBNI(0)
PRO SAI.VTE
SVCC(ES|SIN
t>KT- 0
PROXIMINAK
ETVS
PRiMrn(W)siJ«
■V-(S-L)A-
Succcffus als Tiberius Julius Tibcrii libertus zu
Zolfeld Jab. 77, Mo, 4931.
Das N als noftri zu Töltfchach Jab 12, Mo. 4800,
Moderndorf Jab. 179, Mo. 4828, Tarvis Jab. 425,
Mo. 4712.
Vibcnius Primitivus und Atucia Primitiva zu Zol-
feld Jab. 96, Mo. 499t.
Primitiva zu St. Veit Jab 203, Mo. 4775, Friefach
Jab. 27 o, Mo. 5030
Das Denkmal mochte in die Zeit zwifchen 250
und 310 n. Chr. gehören,
2 Zolfcld. Im fogenannten Fi iedel l laufe, Wiefel»-
Dreieck zwifchen Prunnerkreuz , Sulzmuhle, Wald
brunnen nächil dem döchmannsdorfer Wege. 1881.
(D-l-M)
V ROS AIATE,
VA KT (S- )
1 VI.IV.S-
(ICC)
Eine kleine Platte, wenig wahrfcheinlich von einer
Ära. Vcrgl, KOSAVi zu Wieling Jab. 288, Mo. 5021;
nicht wol zu deuten auf carb rofas mihi lilia ponc'
Steinamangcr Mo. 4185. Vergl. Mo. 4777. 4795-
Der Schlufs vielleicht von Luccon oder Ticc,
Jaunflein Jab. 350, Mo. 5079. Triccon zu Fcldkirchcn,
Jab 404, Mo 4883. Zeit vor 250.
3. Zolfcld. Ausgegraben 1881 in Adams R-rache,
zwei Ära Obcrthcilc, die eine mit DK)?, die andere wie
OV1T1 . Sehr vernutzt.
4. Zolfeld. Ausgegraben in Adams Hrachc l884.
Rruchftück mit Kleinfchrift, etwa:
c
E und davon j,
K rechts wie .
I" die SchlülTc , ( ,
\< von Zeilenreihen
Fl
Vcrgl. Arndorf Mo. 4816.
5. Zolfilil. Ausgegraben im Friede! Haufe, 18S1.
(IVNI)A
(CAND)IDA
(C)
Candida zu Arndorf Jab. 44, Mo. 4889. Candidus
zu Tanzenbcrg Jab. 83. Mo. 4873, vergl. die Rruch
Rücke IDVS. DIA und IDAR zu Rrantlhof Jab. IOI,
Mo. 4970
Snmmtlich im Landcs-Mufeum zu Klagenfurt.
6 St. Peter am Wallersberg. Die kleine Votiv-
Ara beginnt mit ASCVLEPIO Form des I. als K. Nach
W. Semens Papier -Abklatfchc. Arch.-cpig. Milth. a.
Oeflr. Rd 4, S. 209. Nr. 5.
7. Siersdorf nachft dem Kreuzerhofe, an der
Kirche.
OLVARTO
!.• VltlilNES
MB -ET- SPAT.
CON-F-P
Nach dem I'apier-Abklatfchc W. Semen s, Z. 4
vielleicht COXi • Verina zu Steinamangcr 4202, lata
4279, Langfee Jab. 170, Mo 4897. Cili 5224, Studenilz
5-99. Salona 6396, Rolcske 3319, l'romontor 3410,
Waizen 3>27;Virina fehlt, Viruna zu Cili 5223. Die Form
Julies Veranillcs zu Pettau 4082 u. a. Häufig ilt Quar-
tus: zu Ollerwitz 4887, um Zolfcld 4958, Zolfeld 4982,
Semlach 5032, Prcims 5086, Cili 5269, Stranittcn 5287,
Seckau 5386, 5387, Gcisthal 5422, Kumbcrg 5490.
St Johann bei Wolfsberg 6519. Sexta zu Klagenfurt
4916. Salona 2412, Trau 3187.
8. CMitsnifc. Relief an der Scheune des Pfarr-
hofes. Jüngling, nackt, linksgehend, mit Thyrfus und
weitläufigem Schlingwerke rechtsfeitig Nach W.
Semens Zeichnung.
Dr Frits Pickltr.
80. Die Ccntral-Commiffion hat durch einen
Fachmann die Wandmalereien in der Filial-Kirche zu
Niederhofen unterfuchen laffen. Diefclben — keine
Fresken — fondern Tempera-Malereien find durch die
iiber fie gcftrichcncn Kalkfchichtcn arg ruinirt, es
kommen Flachen bis zu 2 Quadratmeter vor, die bereits
farblos find. Die grofseren Compofitionen find fehr
intereffant. Links am Triumphbogen: Madonna mit
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cxv
dem Kinde und Engeln, rechts: St. Helena. Linke
Seite: das Weltgericht. Chriftus mit Maria lind PctrUS (?),
unten die übrigen Apoftel, weiter unten Himmel und
llollc (fehr zerftört), dann Maria mit dem Kinde und
die heil, drei Könige, ein hochinteretfantes Bild, dar-
unter wahrfcheinlich der Kinder mord. Rechte Seite:
Martyrium, aufgefpifste Korper wenn nicht Darftelhmg
der höllifchen Marter der Verdammten; am Pfeiler Engel
und gemalte Architekturen, darin Bifchofc; in den
Fcnfterleibungen noch zu erkennen : ein Bifchof und
ein Ordensmann. — eine judendliche gekrönte Gellalt.
Die Central-Commiflion hat in Würdigung des nicht
geringen Kunftwerthes diefer Bilder aus dem linde
des 15. Jahrhundert Schritte gethan, dafs diefelben
confervirt werden.
81. Confcrvator Sterz berichtete an die Central-
Commiffion, dafs in der Nahe der Ruine Kolmitz
unweit Raabs kaum ein Fufs tief unter der Erde, zwei
filberne Gcfäfsc und zwar ein mäfsig grofser kelch-
artiger Becher theilweife vergoldet mit Gravierungen
und ein kleines Silbergefafs mit der L'mfchrift: „Prcnncr
Stadtrichtcr in Znaym f. f. Hänfen Schuefter 1578"
gefunden wurden. Erftcrcr Becher ift mit M D und
NI) 1597 gezeichnet; bei dem zweiten kleinen Trink-
gefafs ift charaktcriftifch, dafs es ftatt der Fufse auf
drei Schellen ruhet.
82. Der Minifter lur Cultus und Unterricht hat
den Hofrath Karl Hermann anlafslich feines Ucber-
trittes in den Ruheftand von dem Ehrenamte eines
Confcrvators enthoben und die Herren Emil Kropf
(Gablonz). Franz Stuhlik Budweis), Dr. Math. Lerch
iKomotaui, Wilhelm Schollmayer Egen, Franz Gyri
[Lins) und Jofeph Redlich Egen zu Confervatoren 1.
refpeftive II. Sektion ernannt, ferner die Confervatoren
Johann Sminc (Zara), Jofeph Alacevie iSpalatoi, Cava-
lierc Biamlti Zara) und Albin Prokop [Teichen) in ihrer
Funktion auf weitere fünf Jahre bertatigt.
83. Die gothifche Denkfaule bei Wien, genannt
Spinnerin am Kreuze, wurde in jüngfter Zeit Seitens
der Commune Wien einer baulichen Unterfuchung
unterzogen. Hicbci wurde conllatirt, dafs die Stufen
und Sockel, welche den Fufs des Poftamcntcs bilden,
theilweife verfchoben und aus ihrer Lage gebracht find
Das Monument fclbft ergab, dafs es in früherer Zeit
wiederholt mit Oelanftrich überzogen wurde, was zur
Folge hatte, dafs einzelne Steine verwitterten, welche
nunmehr zu erneuern wären. Im oberen Theile find
namentlich die feineren Partien der gothifchen Ver-
zierung, deren Zufammenhang mit Eifenzapfen ange-
ftrebt wurde, an einzelnen Stellen auseinander ge-
fprengt; die figuralc Ausfchmuckung hat am wenigften
Schaden gelitten, eine umfangreiche Reflaurirung
diefer Partie erfcheint nicht nothwendig.
84. Der verdorbene Confervator Anton Malvch
hat an die Ccntral-Commiffion Uber eine intereflante
Glocke in der Filial-Kirchc zum heil. Bartholomaus zu
Brada nächft Jicin berichtet. Diefc Kirche (lammt aus
der fogenannten Ucbcrgangszcit, wurde aber durch
die Rellaurirung fehr verdorben, wobei auch die hoch-
interelTanten Wandgemälde verfchwanden Der hul-
VIIL N. F.
zerhe Glockenthurm ftcht abfeits der Kirche und ent-
halt zwei alte Glocken. Die eine hat folgende L'm-
fchrift : anno d. m. cccc Iv comparata eft ifta campana.
Die zweite Glocke gehört zu den fehonften Erzcug-
niflen des Glockengufses. Sie ift mit Ornamenten
reich ausgeftattet und mit mehreren Infchriften ver
fehen. Die Hauptinfchrift theils lateinifch thcils
bohmifch; lautet:
BRVCCIVS PRACEYSISAVXILIO DIVINO FECtT AVK.
SLYT A VDIELAN GEST ZWOX
TKNTO OBCY A OSADIB PRZY
NAKEZIEKICY KOSTELV SWATK
HO BARTOLOM1EGE POD BRAOY
XAKLADEM TE WSSY OBCE.LE
TA PANIK. 1567.
td. h. diefe Glocke ift gegoffen und angefertigt worden
für die zu der Kirche des heil. Bartholomaus unter-
halb Brada gehörige Dorf- und Pfarrgemeinde auf
Köllen diefer gefammten Gemeinde. Im Jahre des
Herrn. 1567.)
Briktius von Prag ift der bekannte kunftfertige
Briktius (Vater), der vor K. Rudolf II. im Jahre 1574 mit
einem Wappen und dem Prädikate „von Einpcrk"
iz Cinpcrka, lat. a Staniomontc) begnadet wurde. Er
war in Prag geboren und Bürger der Neuftadt Prag,
vermögend, claffifch gebildet und ein Freund der
berühmteften Mimner feiner Zeit. Wegen feiner Ver-
trautheit mit den Gemcindeangelcgenheiten wurde er
in den Stadtrath gewählt und in den Jahren 1583 — 1588
versah er das Amt eines Laiulcs-Stcucreinnchmers.
Er war einer der ausgezeichneten Glocken- und
Kanoncngicfser feiner Zeit und viele feiner Kunft-
Arbeitcn haben fich bis jetzt erhalten. Er ftarb um das
Jahr 1588 und hinterliefs einen gleichnamigen Sohn als
Erben feiner Kunftfertigkeit.
85. Urkundliche Beitrage zur Gefchichte des ehe-
maligen grofsen filbernen Sarges für die Reliquie des
heil. Leopold in Kloßerneuburg. fJCJ/J
1553. Februar.
Allergennedigifter Herr E. Khn. Mt. Gegenfchrei-
ber des vngelts zu Wicnn Gregor Parhach, hat vnns
hierjnn verwarte zwaj fehreiben zuegefenndt, daraus
werden E. Khn. Mt. genedigift vernnemen, welcher-
maffen es vmb Sannt Leopolds Sarch, fo Maiftcr
Criftian Müllner Goldfchmid zu Olmüntz völlig zu-
uerichten angedingt, aingcftalt, auch wie er die Verlag
darauf nicht gehaben mug, vnd deshalben die 200
Ducaten fo wir jme zum vergolden gefchickt angreiften
mücffcn, vnd daruon fchicr bifs in 100. Ducatlen
aufgeben, vnd alfo jmc wider ander Gold zum ver-
güten hineinzufchiken begert,
Derauf zeigen Wir E: Kha. Mt., vnnderthenigs-
lichen an, das wir vnns nicht erjnndem khunden, die
200. Ducatten anezugreiften, des jme dann auffer E:
Mt. vnnfers vorwiilcn gethun nicht gepurt, dieweil
aber aus feinem Schreiben verftanden, das Er folchcs
feines vnuermugens halben nicht vmbgen noch die
vcrlag darauf thuen mug, vnd vnnfers achtens die
notturfft erfordert, das jme annder Gold zum vergulden
verordent werde. Demnach fo wer vnnfer Rat, vnd
guetbeduncken das Eur. Mt, noch ain 201) gülden zu
Verrichtung des Sarchs gedachtem Maiftcr Criftian
zed by Google
CXVI
Müllner, weil Er dcrwcgcn purgfchafft gcthan zu I lan-
den des Y'iczdams zu Wienn, verordneten, vnnd
diefclben gedachtem Parhach zucllellen hetten laffen,
auch jine darneben auferlegten, darmit Er fich hinein
gen Olmutz verfueyet, jme Goldfchmid das Golt auf
Raittung, vnd in Abflagfciner Arbait, vberanntworttet,
auch das Kr den Sarch, mit verftendigen Wcrchlcutcn
notturfftigclich befichtigel, war Kr daran gemacht vnd
verdient, vnd noch dartzue von nöten, vnd wie Er es
alfo befunde daiTelb Eur Mt: oder vnns Berichte.
Nachdem auch ermeltcr Maifter Crillian Mullncr
in feinem fehreiben meldt, das Er den ZwelfF ApolTtcln
die zwclff Articell, des Glaubens vnnderfchriben vnd,
gcfchmelzt, Wicwol wir jme folches nicht Beuolhen,
vnd weitem Befchaids begehrt, was Er vnnder den
Saluator, Sannt Maria, Sannt Leopold vnd fein Gemahl
Pilder. vnnderfchreiben foll, darüber werden fich E:
Kh: Mt. genedigift zucnntfchliel'fen haben, vnd thun
F.: Mt. vnns vnnderthenigelich Hevelhen. Datum
Judcnnburg leften tag Fcbruari An. 1553.
N. Oe. Chamer
Adlum den 2. Mary.
5153, 22. Juny.
Allerdurchleuchtigifter, Grofmachtigiftcr Khunig,
Allergcncdigillcr Herr Nachdem wir iungft auf Eur
Khu. Mt.beuelh, Maifter Chriftian Mulner Goldfchmid zu
Olmuntz. Zu völliger aufsberaittung Seiner angedingtn
arbait. Sannd Leopold Silbren Sarch geen Clufler-
neunburg, zehen Markh vnnd zwen Pliening Silber
Wiennergewichts, des jede Markh Funfzehen lot fein,
berurtsgewicht gehalten, hinein gefchiykht, vnnd aber
wir diefclben zehen Marckh Silber hie aufgebracht, der-
gcftalt, das wir von übenden tag gegen württigs Monats
Juny anezuraitten in Sechs wochen wiederumben
erftatten, oder mit parem gcld, wieder gemain
Silberkauf yeez hie ill, beczallen wellen. So ilt der-
halben an Eur Khn, Mt. vunfer gehorfam vermanen
Eur Khn. Mt. wellen vnns bernerter zehen Markh
Silber halben, diefclben Verwalter im Ncufohl Chrifto-
ffen von Khonritz, ainen Bcvclh ferttigen lafTen. Auf
das Er vnns fouil Silber heraus fchigkh als wir die
aufgebrachten zehen Marckh Silber wider erflatlen
mugen, Thuen Eur Khu. Mt. vnns daneben vnnder-
thenigelich benelhen. Datum Wienn am zweinund-
czwainczigiflcn tag Juny im dreyvnndl'vnfigiliten Jar
Kur Ko. Khu. Mt.
Vmiderthenigift vnnd ghorforfamifl
N. Niderofterreichifche Chamer Kate.
1552, 5. Auguft.
Den 5. Augufti A* 52 für 37 King, welche hieuor
Neben andern Klainotcrn durch ainen Brobil zu
Clofterncuburg gecn Pallau gefendet die aber die Ku.
Mt. widet herab brigen laden vnd auf zucrichtuny,
Sand Leopolds Sarch gecn Clofterneuburg verordent
vnd zerfclimeltzen laffen, daraufs drej Zain golds
gemacht worden, fo Wardein Probiert vnd I Marhkh 3
Loth 1 Quintil 1 denar gehalten, vnd auf der Herrn N.
(Je. Camer Rete Verordnung verkaufft vnd deraufs
gclolt worden 119 f, 6. ß, 2. jS.
1552. Ich Criftian Mülner Burger vnd Goldfchmid
zu Olmuntz Bekhen das jeh von der Ko Ku. Mt. vniTr
allergcnedigiften Herrn, Nidcroftreichifchcn Camer
Katen, meinen genedigen Herrn, Zway goldene
gefchmeltzte Crucifix yedes mit vier Criloliten vnd
vier Jochczinckhcn deren yedes anftat der Negcl drey
Dicmnet Pinktl hat weihe Zway Creytz nemblichen
grvfser fambt den Steinen, ainvnddreßig vnd ain
halber Ducattn anndtre Creyts dem der Khoph abge-
prochen worden, fambt den Steinen vnd ledigen Khopf
«I 1 /, Ducattn gewogen haben zu meinen handen
empfangen hab, mir beuolhen worden folche zwey
Creytz auf S. Leopold Silbren Sarch zumachen vnd
zullellcn, Weihen jeh den alfo mit vleifs nachkomen
fol vnd wil. Des zu warem Vrkhund hab ich mein eigen
Handgefchrifft vnd Pctfchaflt hierunder gefielt vnd
darzuc mit vleifs erftatten, meine Burgen, die jeh zuvor
bcmelts Sarchs halben gefielt das Sy dife Quittung
neben mir auch unterfertiget haben. Gefchehen zn
Olmutz
1553. 5. December.
Aufzug was der Viczdomb auf S. Leopolds
Silbren Sarch gegeben.
Den 17 Novembro A"5i ift Maifter MerthPaungart-
ner Goldfchmid zu Olmutz iur Zerung, fo Kr hieher gc-
than Zalt 22 f, 1 fi, iü. A Den 29 December gedachtem
Maifter Mcrthen zu verguldung des Sarchs, einhundert
Ducatcn geben, yc einen per toü Kreutz. 176 f 5 10 A
Den 14 Februar A* 52. ill abcrmal gemcltem Paun-
gartner Goldfchmid zu verguldung des Sarchs IOO-
Ducatcn zu 107 Kreutzer. 178 f, 5. £, 20 A Den 7.
Augufti dem Gregor Porhoh vnd Mcrthen Parpiercr
für Zerung vnd fuerlon, gegen Olmutz Laut zwayer
gefchafft Zetl 53. f 2. ß 10. A Den 12 Augufli, weyl
Maifter Merth Goldfchmid gcflorben, ift feiner gelalTen
Wittib, von wegen des macherlons vnd annder Ver-
richten Arbait des Sarchs, durch Gregor Porchoh
zugcftelt worden 258. f 2. (3. 20. .\. Den 19. Augufti,
abermal dem Porhoh für zerung Lodig gefchefft zalt
9 f, 6. £ 12. **• Den 21. Maj A* 53. ift dem Criftian
Müllner Goldfchmid zu Olmucz, dem der Sarch follig
aufzumachen angedingt worden, in Abfchlag vnd aul
Kaitung zalt 200 f. Keinifch. Den 6. Junj dem Muncz
maifler, Alhie auf der Herrn N. Oe. C. Ret yefchafl,
Kurndt filber gegeben 7. Marek, 5. Lot.
Suma 898. f. 4. 22 d. 7 Marek, 5 Lot Silber.
(Schlafe folgt.)
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CXVII
Der römifche Strafsenzug Lederata-Tibiscum im einftigen
Dacien.
Von Itmkml //,.*«
frj^EKANNTLK.H hatte die Fcftftellung des
9 PS* Punkt««i wo cinftens die möftfehe Metropole
Cx±z3 l'immiiiacium, von welcher nach den alten
Itincrarien zur Romcrzcit zwei machtige Strafsenzuge
nach Nikopolis und Byzanz führten und von wo
Kaifer Trajan in das Herz Daciens eingedrungen war,
geftanden, die Hiftorikcr wie Geographen von jeher
lebhaft befchaftigt. 1 Heute liegt diefe Frage langft
hinter uns Männer wie Mannert, Franckc, Forbinger
und Afchbach erkannten Vimminacium in dem Dorfe
Koßolac in Serbien und die neueflen dortigen Funde,
fowic die von Kanitz 1 und Ortvay 3 gelieferten fonfti-
gen Heweife dürften, falls noch Zweifel über deffen
einftige Lage beftünden, diefelben wohl vollkommen
befeitigen.
Fine neue, bis in die jüngftc Zeit fortgefetzte
Controverfe entftand jedoch über den Punkt, bei
welchem Trajan auf feinem daeifchen Zuge [lOl n. Chr.)
perfonlich die Üonau überfchritten hatte.
Die fehr gelehrte Abhandlung des I lerrnProfcffors
Dr. Jof. Afchbach: „lieber Trajans fteinernc Donau-
brücke",' welche diefen Gcgcnftand eingehend be-
handelte, ift hierüber leider fehr verworren und un-
klar. Frfl der an Ort und Stelle gefchopften lebendigen
Anschauungen des Herrn Fr. A'anitc : ' ift es gelungen,
diefes Rathfcl zu lofen, indem er den bezüglichen
Abfchnitt der Peutingerfchen Karte" mit den Tcrrain-
Verhältnilfen genau verglich, und fo endlich zu dem
richtigen und einzig möglichen Schluffe gelangte, dafs
die auf «lern rechten Donauufer angegebene Manfion
„Lederata* der Tab. l'cut. an der Stelle des heutigen
Roma gcflanden habe, da feine auf 10 rom. Millicn :
von der Hauptftadt Vimminacium angefetzte Ent-
fernung mit jener zwifchen Koftolac und Kanu
vollkommen zufammentrifft ; ferner auch die unterhalb
Kama und auf dem jenfeitigen Ufer bei Alt-Palanka
aufgefundenen Kelle von gemauerten Brückenköpfen
deutlich bezeugen, dafs dort ein Stromübergang ftatt-
fand."
Dcrfelben Meinung ift auch mein alter Freund
Cjica Ilics in feinem Auflatze, welchen er in den
' 8. Jahrbuch iBc'i und Millheilungea vom Jahre iScS wufrlhft die IL-,
netae In.naubiiu kr ,1c, k Trajan beim eiternen Thüle befprochen wird.
5 ff. Kamll» „Serbien", Leipri* |M4. S. 41» 41t
' Siehe llr. iJr/rar'i ..Mnrgiun «> Ci/atra Margua»". Uudapelt i»t".
S 4* -if. ml „Metra «4 Mnef.i (ernteten- in „Aich. Krlefitl!'-. IX,
• .1/ tr.r. < „Lehel Trajan« Ilfcjlfl Duaailbrucke" Wien IÜ-.H. all
karren und l'lancn (Aus d, Muth d. Celilr. Cuaaln. befunden uhgcdrutkl.1
> Adai/l Serbien 4 I« ff
• Original ru Wien in der llufbibliuthck - lliefe kaue »mde fchon
einigemal, unter andern au. h ilgg durch Mammen ru Igaflll hcraiiageeeben.
Die neueftc Edition iA jene r, J. ■•6a, durch E. flei/.iru'ia in Curia in II Hellen
eifehicf.cn
1 feine rSaaJuaha Millie aa tooo rom. Schrille. Die renn. MiHie bithlfa
bckatiullich 147a*). Meier.
• Ich erlaube mir biemit ru bemerken, daf» auch Herr A*<f«r'/a die liegend
VM kama nicht hinlänglich Audirte; aie Ware e» Tonil ju erklären, daft er den
etwa eine gute VicrlelAunde um» rhall, der* Ihurfc befindlichen, neulich wühl
conferaitlell lltückenkuiif, und wa% noch wichtiger iA da* obeihatb dcfclben
auf dem llcic l'laleau „J'ljn l.'r.rj' (Alte r'e Aune i befindliche, in feinen liiunj
riffea prachlroll erhaltene r.in.ifr he CaArura „Ze,rVra/<" nicht erwähnt.
VW. N V.
„Mitth der k. k. Centr. Comm. zur Erforfchung und
Erhaltung derBaudcnkmalc-» publicirtc, nur dafs diefer
Lederata anftatt felbcs bei Ruma zu fuchen, gleich
Afchbach an der Stelle des heutigen Alt-Palänka,
aufs linke Donauufer verlegt. Nach Ilics wäre Trajan
mit feinem Heere bei Lederata mittclft einer Schiff-
brücke über die Donau gefetzt und die Richtung der
zum Theilc noch jetzt beftchenden fogenannten
„Rdmerfchansen' einhaltend, über Grebenacz, Wer-
fchetz nach German, bei Omor oder Birda über die
Herzava nach Baziäs, von da nach Lugos und, nach-
dem er nach Dio s " Aeufscrungbei Tapae (jetzt Tapia
unweit Lugos) den Feind gefchlagen habe, der Temcs
entlang nach Karanfcbcs, welches an der Stelle des
einftigen Tibiscum liegt, gezogen, wofclbft er fich mit
feinen Unterfeldherrn vereinigte.
Herr Ilics hat hiebei übcrfel.cn, dafs die auf der
Peutingerfchen Strafsenkarte bezeichnete Route nicht
eins mit der von ihm angegebenen Richtung fein
konnte, und dies umfoweniger, als die fragliche
romifche Heerftrafse ficherlich erft nach dem erflen
daeifchen h'eldsuge, als die Romer hier fchon mehr
Terrain-Kenntniffc gewonnen hatten, zu Stande kam,
da, nach Dio Cafs" zu urtheilen, damals laut gcfchloffc-
nem Friedens-Vertrag der oftliche Theil Südungarns
und das Hatzcger Thal mit Sarmizegethufa von den
Römern befetzt blieb, welche dafelbft Caßelle und
militarifche Poßen anlegten, zu deren Verbindung
jedenfalls folidc Hochftrafscn erbaut wurden. Bei
welcher Gelegenheit ohne Zweifel durch praktifchc
Ingenicure auch eine kürzere I'race zum Ucbcrgangs-
punkt Lederata ausfindig gemacht worden war.
Gefetzt aber wir nahmen die auf falfchcn Conjcc-
turen beruhenden Meinungen meines Freundes Ilics,
w elcher die Einmarfchftrafsc Trajan's mit der erft fpater
errichteten Romerftrafse vcrwechfclt, für bare Miinzc
an, fo ftunden diefelben in fehr argem Widerfpruchc
mit den auf der Tab. Pult angegebenen Entfcrnungs-
mafsen. Wir fanden beifpiclsweife von Alt Palanka
(oder wie diefer I lerr es benannt : Lederata) nach
Grebenacz (Aponte) anftatt XII nur VIII, von da nach
VVerfchetz (Arcidava) ftatt XII— XVI, bis German
(Ccntum Putca) richtig XII, bis an die Berzava (Bcrfo-
via) ftatt XII aber kaum X, bis Baziäs (Ahibis) ftatt
XII-XX1I, bis Lugos (Caput Bubali) ftatt XII wieder
XVI, und von da bis Karanfebes {Tibiscum) anftatt
X gar XXVI, alfo zufammen MO röm, Millien (22 1 s
deutfehe Meilen),y/,7//r/ [ rc J L' MiU. (|6> . deutfeh. Meil.)
der Peutingerfchen Tafel, was abgefehen von der
ungleichmäfsigen Vertheilung der Marfch- und Lager-
• Daad X. Ii Mair Aprilhcfl. Wien i»6 S .
'• Um C'a(» LXVIII, 8.
" heilellie LXVIII, y ; Vgl auch Mammrrt Ke» 1 rajan ad llanub geft
|i. »4 -»»•: Engel, de caped Trajan ad llanub. p. 167 Rani pramk*. tut Oe
fchichtc kailcr» Trajaua- GuArow 1B37, res— tan; //,'*e*A«ia/.-n. die Aller-
Ihuaaer lUcicna und dei hetiticen Siebenbürgen», aj ff,
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CXVIII
Stationen ein Plus von 28 romifchen Millien oder etwas
über fünf deutfehe Meilen ausmachen würde.'
Ungeachtet der viclfcitigcn und eifrigen Bemü-
hungen alfo, mit welchen uns Luka Ilics in feiner Ab-
handlung betreffs der wirklichen Richtung des romi-
fchen Strafscnzugcs „LeJerata-Tibiseum" nacluuweifen
gefucht hat, flehen die Ergebniffe diefer Forfchungen
nicht im Verhaltniffe zu der aufgewendeten Mühe,
und zwar aus dem einfachen Grunde, weil er kein
durch Vordudien herangebildeter Fachmann, fondem
vorzugsweife Theoretiker war, welcher entweder
gar nicht oder nur flüchtig an Ort und Stelle Unter-
fuchungen pflog und an feinem Schrcibtifch brütend,
aus mangelhaften Terrainkarten fich nicht feiten eine
Uypothcfe aufbaute, welche in widerfprechendder
Weife der Wahrheit entgegentrat.
„Wenn die I'eutingcr'fche Tafel mit Nutzen ange-
wendet werden foll, fo mufs vor allen Dingen nicht nur
das ganze über einen Landdrich fich ausdehnende
Strafscnnctz, fondern es muffen auch die romifchen
Niederlaffungen erforfcht werden; nach diefen Frgeb
niffen find alsdann die wichtigften Strafsen, nämlich
die Strafsen, welche auf dem tauglichften Terrain
hinziehen, an denen die grofseren Niederlaffungen fich
befinden und an denen fich die grofsartigden Strafsen-
knoten entwickeln, herauszustellen, und von einem
jiehergeßellten Punkt ausgehend, die lintfcrnungszahlcn
der Tafel von einer Siedcrlaffung zur anderen anzu-
paffen. Dergleichen grundliche Manipulationen werden
gewifs zu Gunftcn der Tafel ausfallen, und häufig
wird fie uns auf diefc Weife eine fichcre Führcrin zur
Bcftimmung der auf der Tafel angegebenen Rumer-
ortc werden." *
Die Wahrheit diefes Satzes cinfehend, war ich feit
20 Jahren eifrig bemüht, den romifchen Strafsenzug*
und überhaupt die romifchen Ucbcrrcdc, nicht nur
um meinen Wohnort Weifskirchen, fondern auch in
einem grofsen Theile Südungarns an Ort und Stelle
gewiffenhaft zu unterfuchen,* wozu ich in erfter Linie
aus Liebe zur Sache, anderntheils aber aus Patriotismus
mich hingezogen fühlte, und hoffe nun, dafs es nicht un-
berufen erfcheinen durfte, wenn ich hier einen Theil
meiner befcheidenen Erfahrungen niederlege.
Wie bereits oben mitgctheilt ward, haben wir die
Feddellung des Punktes Ltderata (Ruma) hauptfach-
lich Herrn Kanitz zu verdanken, wogegen der einfüge
Standort der rom. Municipaldadt Tibiscuui, als folchc
auf der Peut. Karte mit zwei Thiirmchen verzeichnet,
fchon feit lange durch Marfigli.* Katancsich," Neuge-
baur," Ackner und Müller r und eudgiltig hauptfachlich
durch Dr. Ortvay* nahe beim Zufammenfluffe der
Billra und Temesim Kraffo-Szorcnycr Comitate nächft
Karanfebes nachgewiefen wurde.
' F« lagen mir ia> Vergleiche vor die genauen Terrain Kanal tm
Cnmltate TrrrmU/. Trmtt und Krt/,* von Herrn Ingenieur Fridolin Tru
mauer naih den heften Quellen gefeiehnel und kerauvgegeben in den lahlen
1B61. rernet die mturßt, ru diefem Boecke uaerilbchrlichc Orient
' Siehe Kd /Wnr l>i« K.mrtftr»f»cii . -iinlg.iri i!i; S. i» l).
» S „Tnrl. r« reg Erlelil.i." Temetvar 11. Jahrggang. S. ly< -19».
• Die beireffenden Abhandlungen er.chieften uttguriich in eben ilem
Telben Organe Jahrgang 1*77, III, im rjt; J.ihrnaiiii 1H80 VI, I — lt. ««—7«
und ptl M Siebe auch die von llcnndnrf K /Ar/. >i/,U herausgegebenen
Arth rt.igrauh. Mmh lon Oert.fr. Wir'. 1**1. 1\'. 174 — 1B1.
• Vgl. lUnub l'jinnon Myliu.. II Tab I.VI
• lllri Adel. C.eo.g V. P >. S. »IS
• »Ogaha* Kroniladi i>ji S. 1« is
• „nie mm li.fehr.rien in l.aeien" Wie« iV.) S. .1.
•Vgl „Archaeol.vg Krtefn. I - I X . . 70 - »«.. anvfiihrlirber .11 Arrh
k-irlrraenvekt" X, 1—4*.
Nachdem alfo der Anfangs- und Ausgangspunkt
des rom. Strafsenzugcs Lcdcrata-Tibiscum bereits
feftgeftellt id, fo blieb hauptfachlich zu ergründen
übrig, welche Richtung hiebei eingehalten wurde, was
bei den eigcnthtimlichcnTcrrain-Verhaltniffcn wahrlich
keine leichte Aufgabe war.
Trotzdem mir die Stelle des gemauerten Brücken-
kopfes in Alt Palänka langft bekannt war, konnte ich,
vermöge der dafelbd vorhandenen immenfen Flugfand-
Anhäufungen und des gleich darauf beginnenden ungün-
fligen Inundations-Terrains, dennoch lange nicht
damit in s Reine kommen: in welcher Direktion die
einftige Romcrftrafsc von hier aus hinzog. Da, als ich
fchon zu verzweifeln begann, traf ich bei meinen ein
famen Wanderungen endlich auf den richtigen Finger-
zeig. Ich fand in einem Ackerfelde nächft dem Stcra-
Canale bei Neu-Palänka einen theilweife mit Strauch
werk bewachfenen, etwa 34 Meter im Quadrat halten-
den Tumulus, auf welchem ich die erden Spuren der
Ronnerzeit fand, nämlich: Bruchdücke von Saulen-
ziegeln, wie man felbe bei Heizvorrichtungen in den
Badern im Gebrauche hatte. Aus eben diefer Urfache
halte ich den betreffenden Trümmerhaufen für
Ucbcrrcde entweder eines Bades, oder einer rom.
Villa. Im Volksmunde wird der Ort einfach T Stari
Criva* (alte Kirche) genannt. 10
Bei näherer Unterfuchung war mir bei (tiefem
Objccte im frifchgeackerteti Felde ein etwa 6 Meter
breiter Schotterdreifen aufgefallen, der fich in einiger
Entfernung davon nordodlich hinzog. Ich verfolgte
denfelben über Felder und Wiefen bis zur Palänker
Muhle, unterhalb welcher er über den Canal fetzt und
feine Richtung gegen das Dorf Vracsevgaj nimmt.
Wie ein Blitz durchzuckte es mein Gehirn, ob diefer
Steindreifcn nicht etwa mit jenem oberhalb Roth-
kirchen beginnenden und über den benachbarten
Weifskirchcncr Hotter hinziehenden, welcher von den
Bewohnern für eine aufgclaffene alte Straf sc gehalten
wird, identifch wäre? Bei fpätcrer Befichtigung fand
ich diefc Idee bedätigt.
Soweit waren meine Unterfuchungcn bereits ge-
diehen, als am 18. Aug. 1881 Herr Univcrfitats-Profcffor
Karl v Torma mich einlud, in Gcmeinfchaft mit ihm
einen mehrtägigen Ausflug zu machen, indem er der
cindigcnRonicrdrafsc Lcdcrata-Tibiscum auf der Spur
fei. Wir fuhren nach Varadia, nahmen uns ortskundige
Führer und fanden auf dem Kilia-Berge zwar Spuren
barbarifcher Anlicdelungeii, hauptfachlich aus fchlccht-
gebrannten Urnenfcherbcn bedcheud, aber von rom.
Zicgelfragmentcn keine Spur. So war es bereits Abend
geworden, als uns der dortige griech. kath. Gcidlichc
bei der nahen Karafch-Bruckc eine Stelle bezeichnete,
welche unter dem Namen „Rovina" bekannt fei und
wo noch Schanzen fichtbar wären. Wir eilten hinaus
und landen feine Angaben richtig: das rom Cadrum
„ArtidaW lag vor uns. Bemerkeiiswcrth id, dafs Herr
v. Torma mit richtigem T*ft, noch vom Bergnicken
aus, auf diefen Ort hingewiefen, die Fuhrer aber uns
mitgctheilt hatten, dafs diefe Graben aus der Neuzeit
von der Grundherrfchaft aufgeworfen worden feien "
Per Uruiideigenlhumer, ei« Neu PinMaWtj hat hier frhnn vor Jahren
nne Menge romifcher Ziegel vcrfchicdencr Piiuenüon »»«heben larTen und
null ll,iuvb»ue vernendel.
" Hiera»! ill glru birllig der Renei« erlieaehl, wie fchvrer e« manchmal
1«, von Ulifircr indfde. len Landbevölkerung richtige Aufklärungen zu erhallen
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CXIX
Nun wir einen fo bedeutenden Anhaltspunkt
eruirt hatten, fetzten wir am folgenden Tag mit
freudiger Zuverficht unfere Reife durch das herrliche
CernovecThal nordwärts gegen Komoriftic zu fort.
Auf unfere Erkundigungen nach einer alten Stein
ftrafsc, zeigte ein Hirte auf einen fichtbaren Streifen
auf der örtlichen Anhohe hin, mit dem Bemerken, es
fei dies der alte „ Trum de Maria Tktrtßa.* (Maria
Thereficn-Strafsc). Wir behielten fclben fortwahrend
im Auge. In Komoriftic zog er durch ein Defilc einen
Hügel hinan, dann (ich wieder abwärts wendend
gegen Forotik. Etwa eine halbe Meile vor letztgenann-
tem Orte fuhren wir unverhofft auf der claffifchen
Romerftrafsc hin, welche hier einen erhabenen Damm
Uber ein fumpfiges Terrain bildet und dcfshalb auch
heute noch als Fahrbahn benutzt wird. Wir waren
hierauf durch das plötzliche Stofsen unferes Wagens
aufmerkfam gemacht worden. Diefe gut confervirte
antike Strafsc zog fich durchs Dorf, fetzte aufserhalb
desfelben über eine ziemlich rteile Anhohe den Berg
hinan, oberhalb «lern neuangelegten Orte Brcfonfalu
gegen Szurduk, aufserhalb welchem wir, in der Richtung
gegen Uoklin zu, das gut erhaltene Caftrum .Collum
Putea* antrafen. Von hier aus ging die Strafse durch
ein Defilc die I lohe anfteigend, und die WalTerfchcide
überfchreitend, in der Richtung von Konigsgnad und
Fiizes, gegen den Berzava-Flufs bei Zfidovin, wo vor
Zeiten die Römcrcolonic Ber/ovia mit der gleichnami-
gen Manfion Hand. 1
Nach der perfonlichcn Verficherung des Herrn
'Forma, welcher die folgende Strecke befichtigt hatte,
überfetzte von hier aus der Strafsenzug den genannten
Flufs und ging über Rafna, dann, einen machtigen
Berggrat mit der cinfam gelegenen Manfion „Allibis'
uberfetzend, nach Ezcres, und von da nach l'rebul im
Boganis-Thale, in deffen Nahe die Manfion „Caput-Bu-
balr* rtand, dann einen dritten Gebirgsrücken über-
fchreitend, endlich das Gcbirgsdorf Valjcbul rechts
liegen laffend, in das Temesthal zu dem zwifchen
Jaäz und Zsuppa, unweit des Zufammenfhiffcs der
Billra mit der Temes, gelegenen Municipium Tibiscum. 1
Da ich mich in Konigsgnad von meinen Reife-
gefahrlen mit dem Vcrfprcchcn verabfehiedetc, die Auf-
findung des Standlagers Apo oder Aponte mir zur Auf-
gabe zu ftcllcn, fo kann ich felbftverftändlichnur von der
Strecke Alt -Palanka — Konigsgnad - als Augenzeuge
fprechen, die genaue Befchrcibung der Strecke „Füzes
— Tibiscum - der gediegeneren Feder des vieler-
fahrenen Profcffors Karl von Torma überlaffcnd.
Sobald es mir nur möglich war, begab ich mich
nach Rothkirchen, wo die Romerftrafsc örtlich vom
Ort, bei der grofsen Ulme die Anhohe überfetzt. Ich
verfolgte den Stcinftrcifen durch die Rothkirchencr
Weingarten und Felder bis zum fogenannten Ablianer
Graben, wofclbft der Weifskirchener Hottcr beginnt.
Von hier aus zog fich dcrfelbe über die „III. TheOung 41
genannte Feldflur, ferner über das „Stockfeld - und die
„Suhaj - an den Miffitsgraben nach dem „Fünfguldcn-
felde", wo nach meiner Vorausfctzung das Romerfort
r Aponte" geftanden haben mufstc, welche Meinung
— wie wir fchen werden -- fich denn auch wirklich
1 S. hirriibcr die Abhandlung det Hmn ObcrfrCnain Sig. v. OrmtM In
d*a: AkW»Im<m Iddiatank. Bd VIII. S. .««-isj IT.
< l)t (V»m,. „'libiKun-.Arch. k«ilco.>tk X. ■ -,» »it Karten uud
bewahrheitete. Von hier aus ging die Strafse dann über
die dem Grafen v. Biffingen gehörige Hodai „Soai -
weiter gegen Mirkovac, Vranj und Mercsina, nach
der Baics'fchcn Befitzung Varadia, welche wir fchon
oben kennen lernten.
Nimmt man den Mafsftab zur Hand, fo findet man
von Ruma (Lederata) bis zu der im nordlichen Thcilc
des Weifskirchener Territoriums gelegenen Manfion
Aponte genau XII, und fo fort bis Varadia (Arcidava)
abermals XII, bis Szurduk (Centum Putca) wieder XII,
und von da bis Zsidovin (Bcrfovia) nochmals XII alt-
romifchc Millicn, was mit den Mafscn der Mappa
l'eutinger peinlich genau übercinftimmt. 1
Nachdem ich im Obigen iiber die Topographie
und wirklich? Richtung des Straf sensuges Lederata-
Tibiscum möglich«, genaue Daten geliefert, bleibt mir
zum Schluffc nur noch übrig, deffen Struclur und
gegenwartige Bcfchaflcnheit, fowie über das Ausfeilen
und die Mafsverhaltniffe der beftandenen Römer-
Forts zu berichten und damit meine Correfpondcnz zu
fchliefscn.
Bei den widerholten Unterfuchungcn fand ich,
vermutlich weil diefcs Terrain fchon feit lange In
Cultur genommen, auf der ganzen Strecke von l'alanka
bis Varadia nur mehr einen 4—6 Meter breiten
Schottcrftreifen, nur an zwei Stellen, nämlich bei
dem oberhalb Rothkirchen gelegenen Eifenbahn-
Wächterhäuschen und knapp an der Weifskirchener
Hottergrenze gegen Mercsina zu, auch grofscre Bruch-
fteine vor, welche wahrfcheinlich einftmals die Grund-
lage bildeten. Erft als ich jene bereits oben erwähnte
Stelle zwifchen Komoriftic und Forotik erreichte,
bemerkte ich, dafs die Romer auch hier ihrem Principe
treu blieben. Jene Strecke ift nämlich durchgangig
gepflaftert, d. h. die Grundlage befteht aus feft an ein-
ander gefetzten, zum Theil ziemlich grofsen, übrigens
nicht behaltenen Steinen (Polygonen), denen nur wenig
nachgeholfen werden durfte, um fic feft aneinander zu
fugen. Auf diefem, meift mit auffallend grofsen Sand-
(leinen vcrfchcncn Stcinfatz befindet fich ein feft-
geftampftes Befchlägc aus kleinen Steinen, Sand und
Gerollen. Das Pflarter ift ohne Mörtel, die Fugen
jedoch mit Sand möglichft feft ausgefüllt. Das ver-
wendete Material ift fehr verfchieden und bcfchraiikt
fich rcgelmafsig auf das in der Nahe vorkommende;
z. B. von der Donau bis über Vranj befteht felbes
aus Chloritfchiefer, von da bis Konigsgnad aus (Juarz-
kiesel und feften Kalkfteincn.
Die Strafsc, foweit fich dies nämlich auf befagter
Strecke noch erkennen läfst, ift zumeift wallartig
erbaut und an einigen Stellen 30—60 Cm. hoch, nur in
dem Hohlwege hinter Forotik macht fic eine Ausnahme.
Man gab ihr diefe Gcftalt wahrfcheinlich um fic
bei jedem Wittcrungswcchfcl trocken zu erhalten,
vielleicht auch um von einem höheren Standpunkte
aus den andringenden Feind leichter bekämpfen zu
können. Ihre gegen beide Seiten etwas abgewolbte
Fahrbahn beträgt präcife 4-30 M.
Das erfte am linken Donauufer gelegene romifchc
Standlager Apo (i. e. Aponte, d. i. „von der Brücke"
benannt] befindet fich noch am Weifskirchener Hotter,
auf einem fanft anfteigenden Plateau inmitten zwifchen
■ KWtah h»I fich die Pcutmger'fcli» Taftl nach in Sud Ungarn alt
vullkosaracn m-hlij et|itubl.
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cxx
Ackerfeldern, nordoftlich vom Miffits-Graben, nahe
bei der fteinernen Brücke, am fogenannten ,Fünf-
guhlenfeldc" , unfern des Jamer Steinkreuzes. Seine
Umwallung, foweit nämlich der Spaten und l'flug des
fleifsigen Landmanncs fclbc nicht hat einebnen können,
inachte es zur Aufnahme eines flabilen Militärpoftcns
fchr geeignet und dies umfomehr, als im vorbeifliefsen-
den Bache zu jeder Jahreszeit Waflcr vorhanden ift.
Es liegt knapp an der Romerftrafse und mifst in der
Lange circa 150, in der Breite ungefähr 130 M.
Ich fand hier antike Ziegel-, Glas- und Urnen-
Fragmente, fowie Bruchfleine, Mörtel und röm. Mün-
zen. 1 Bemerkenswerth ift ferner, dafs fchon der Alter-
thumsforfcher M. 1*. Katancsieh in feinem bekannten
Werke* bei dem 3 1 t Meilen nordweftlich von Moldova
gelegenen Weifskirclun folgendes Bruchftuck einer
rumifchen Grabfchrift anfuhrt:
A VRELIO • CANDIDO
M LEG Il AVG
AN XX
Aurelio Candido, militi legionis II Augullae,
annorum XX ), welches — wenn anders die Be-
hauptung wahr ift — nur hier ausgegraben worden
fein konnte, da meines Willens auf dem Weifskirchcner
Territorium, aufser einigen Münzen, bisher fonft
nirgends Rcftc aus der Romcrzcit zum Vorfchcin
kamen.
Was das Varadier Caftrum Arcidava anbelangt,
fo liegt felbes nordoftlich vom Dorfe, etwa 400
Schritte von der Karafchbrückc und 70 Schritte von
der nach l'etrovacz führenden Strafse entfernt, auf
einem Wicfcn-Tcrrain, welches zeitweilig inundirt
wird, und es ift anzunehmen, dafs (Ich dasfelbc im
Laufe der Zeit um mehr als 1 Meter gehoben hat.
Dies mag auch die Urfache fein, dafs die Umwallung
heute nur mehr unbedeutend daraus hervorragt. Nach
der Verficherung der romänifchen Ortsbewohner,
welche diefen Ort „Rinnta* (Ruine, Burgruine)
nennen, 1 hat man vor noch nicht langer Zeit von hier
bedeutende Ziegel- und Stcinmairen ausgehoben.
Auch der Monograph A. Barany* bezeugt, dafs in
den Vierziger -Jahren hier Gold-, Silber- und Bronze-
münzen aus der Zeit Nero s ans Tageslicht kamen 1 lier
foll man nach derfclben Quelle ferner auch ein Haus
(wahrfcheinlich ein Bad) mit 3 Zimmern und daneben
2 gcpflaftertc Gallen, mehrere maffive Mauern und
eine '/* Klafter hohe Säule ausgegraben haben, welche
Gegenft.indc fich aber nicht mehr eruiren laflen. Der
herrfchaftlichc Gutsverwaltcr Finkc brachte uns bei
' Um» den hier erfundenen Mitniro. befanden lieh aurb hubfeh er-
haltene Stlheidenire von ViHlliml, von /Vu/,r n , M*rc Amrtl, Srft irrer»,,
delTen liemuhliti 7-/. Vemu u A
1 Mm »dt.ol.itum geographia venu Ofen. t»a; II. it 35t. CCXI,
* Von SucluI hUitennerketi ift meinet Witten« iia\ übjeet ..kovina"
C allein nur tu det »pi Ingenieuren Kr. Tri—« flammenden Karle de»
icmilaUi" ». J. el»8cretirinel, «ouclen e» in der Gen
: etaneelt
' Siehe Tenie»varme»»e Emlcke N ISc.Verek 1848 I. ■«•
unferem Dortfein ebenfalls einige Bronzemünzen von
Claudius, Nero etc.. ferner einen gabelartigen fchon
patinirten Bronzcgegenftand unbeftimmbaren Gebrau-
ches und endlich einige kleine gehenkelte Urnen,
welche nach feiner Verficherung ebenfalls von hier
Hammen. 1
Wir haben das Fort gemeflen. Seine Lange,
wenn ich nicht irre, betragt 133, feine Breite 121 M.
Der Name „Arcidava* ift daeifeh, da Dava in diefer
Sprache Berg bedeuten foll. Vcrmuthlich erhielt
felbes feine Benennung nach der am Berge befind
liehen barbarifchen Colonic.
Das aufserhalb Szurduk im freien Felde, inmitten
eines ziemlich ausgedehnten ThalkelTels auf einer
fanften Anhohe befindliche Romcrfort, obwohl die
Strafse nach Doklin hindurchführt, ift viel befler er-
halten, als die vorher befchriebenen. Bei letzterem ift
noch theilweifc eine zweifache 8 M. breite, 4 M. hohe
Umwallung bemerkbar. Es mifst in der Lange 160, in
der Breite 143 M. Wir fanden hier Bruchftucke von röm
Dach- und Mauerziegeln vor, ferner einen eifernen
I'fcil und mehrere andere kleinere, ftark verroftete
Eifcngcgenftände.* Auch foll hier, nach der Ver-
ficherung eines dortigen Griindbefitzcrs, beim Ackern
vor 15 Jahren eine circa 10 Cm. imDurchmelTer haltende,
150 Cm. dicke durchlöcherte Bronzefcheibe, fowie
eine nicht unbedeutende Zahl Münzen und Urnen-
feherben gefunden worden fein. Etwa 123 Schritte von
der nordwestlichen Bofchung entfernt gegen die
Bachfeitc ftand w r ahrfcheinlich das Bad, aus welchem
man vor einigen Jahren bedeutende Quantitäten
Ziegel zu einem I lausbaue ausgegraben haben foll.
Dicfes Standlager wird von den Einwohnern auf
flavifch „Pogradje* (Umwallung) genannt und bekam
feinen urfprunglichen Namen „Coi/um l'utea" (Hun-
dert Brunnen) nicht umfonft ; denn in der Nahe davon,
brechen in den Thaleinfchnitten — wie ich mich felbft
überzeugte — an mindeftens zehn Orten reiche Quellen
hervor.
Nach der von mir erhärteten Fcftftcllung obiger
Daten ift es nun weder nothwendig, die auf der
l'eutinger'fchcn Tafel auf dem rechten Donauufer
angegebene Manfion Ledtrata jenfeits zu fuchen, noch
auch die Rumerftrafsenftreckc „Ledtrata- TMsfum"
einen fo yrofsen Bogen über Werfchetz, Bazias, Lugos
und Kavaran befchreiben zu lallen, wie mein Freund
Luka llics annehmen zu nnifTcn glaubte, dclfcn irrige
Meinung in neuefter Zeit fogar in das monumentale
Mommfcn'fche Infchriftcnwcrk' übergegangen zu fein
fcheint; wenigftens findet fich auf denen Karte von
Dazicn unter den Namen wahrfchtinlUht Romcrflrafst n
(viae incertac) auch die fragliche Linie eingezeichnet
» Herr Ai«»r ulicrgab diele Cegc»IU»ilc an Fleund Torma, weit her
felbe rur näheren Belehre, liutit! nat.li ltndaiieft' uiim.ihiit
•Gedachte OegeiiftaiKlc beniulcn lieh gej§enwtini( in Weilikirchener
Muht um
r Tb M*mm/en „C"orttu> lufLri|tli>riini l.alia>uiua» •. Herlin ir\; 3 . ( Ilde
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CXX1
Die älteften Siegel der Salzburger Erzbifchöfe.
Vuii EJout'J Kukltr, k k. Cunfervatut
|URCH die Freundlichkeit der Vorltande des
kariitnerifchen Gcfchichtsvcrcincs bin ich in
fit der Lage, die älteften bekannten Siegel
Salzburgischer Erzbifchofe aus dem 10. und Ii. Jahr-
hundert zu veröffentlichen.
Die Siegel von Friedrich I 958 —991, Hartwic 991
bis 1023, Balduin 1041 — 1060 und Gebhard 1060 — 1088
ftammen von Urkunden, welche fich im Archive des
kariitnerifchen Gcfchichtsvereines in Klagenfurt be-
finden, und die vorliegenden Zeichnungen find Copicn
von Gypsabgulfen, welche das Salzburgcr Mufcum von
dort erhielt. Das fünfte Siegel, von Frzbifehof Thietmar
1025 — 1041 ift nach einem Gyps-Abdruck jenes Typars
gezeichnet, welches 1874 bei Werfen im Salzburgifchen
gefunden wurde, fich jetzt im Salzburger Mufcum
befindet und über deffen Kchtheit im engeren Kreife
mehrfache Verhandlungen ftattgefunden haben.
Friedrich [. 958—991
Fig. 1
Die Veröffentlichung einer gcfchloffenen Reihe fo
alter bisher unbekannter Siegel brauchte vielleicht keine
weitere Rechtfertigung; doch will ich nicht verfchwei-
gen, dafs ich allerdings eine Nebenabficht damit ver-
folge. Ich will nämlich eine Lanze einlegen für die
Echtheit des erwähnten Typars, und wenn die Fund-
gefchichte, welche ich ausführlich und aus den beften
Quellen mitzutheilcn im Stande bin, die Möglichkeit
einer Fälfchung widerlegen foll, fo beabfichtigt die
Veröffentlichung der zwei vorhergehenden und der
zwei nachfolgenden Siegel den Erweis, dafs auch be-
zuglich des Kunft-Styles und des allgemeinen Charak-
ters das vorliegende Stuck trefflich in die Reihe pafst,
und alfo auch keine inneren Gründe für die Bczwciflung
feiner Echtheit und Gleichzeitigkeit vorliegen.
Die Fundgcfchichte war bisher nur unvollftandig
bekannt, und aus den Lücken und Widcrfprüchcn der
Berichte ergaben fich Zweifel, welche durch eine
genauere Darfteilung fchwinden muffen.
Im Spiilherbll 1874 brachte der damalige Salz-
burgifche I.andfchafts .Secretar Herr A. Sehweinbach
einen in grobem Polllicgellack angefertigten mehrfach
zerfprungenen, aber lückcnlofen Abgufs des Typars an
das Mufcum. Er hatte ihn von dem Eifcnbahnbau-
Ingenieur Olshaufen bekommen, der ihn von dem
Original-Typar abgenommen hatte. Diefcs war ihm von
dem Finder, dem Frdarbeitcr Zatwll, um 10 fl. Silber
zum Kaufc angeboten worden. Da Olshaufen kein
Silbergeld befafs, zerfchlug fich der Kauf, Zanoll ver-
licfs mit feinem Funde das Land und Olshaufen be-
gnügte fich mit dem Abguife; als diefer letztere an das
Mufcum kam, erregte er fofort das Intereffe der Ge-
fehichtsfreunde. Mein Schwiegervater, Herr C. v. Frey,
machte eine Brod-Matrize des gebrechlichen Siegel-
lack-Abdruckes und darnach mehrere Gyps-Abgüffc,
von welchen ich zu Neujahr 1875 einen an Herrn Hof-
rath l'rofeffor Sichel übergab, um die Aufmerkfamkcit
der k. k. Central- Commiffion auf diefe Sache zu
lenken. Der Olshaul'en'fchc Siegellack- Abdruck blieb
im Mufeum, wo er fich noch heule befind* t.
Haitwtc 991 — 1013
Fig. 2.
Nun begann fowohl von Seite der k. k. Central-
Commiffion, als von Seite der Gcfcllfchaft für Salz-
burger Landeskunde eine eifrige Suche nach dem
vcrfchollcncn Zanoll und deffen Typar. Die Nach
forfchungen auf diplomatifchem Wege ergaben, dafs
Zanoll in die Schweiz gegangen war, blieben aber im
übrigen fruchtlos, wie alle anderen, als plötzlich im
Herbftc 1875 das Typar fclbft wieder auftauchte. Herr
Wanmr, ein Subunternehmer, der 1874 beim Bahnbau
in Werfen befchaftigt gewefen war, dann ebenfalls in
die Schweiz fich begeben hatte, war dort mit Zanoll
zufammengetroffen , hatte ihm das Typar um 10 fl.
abgekauft und es hierauf dem Infpeclor der k. k.
General-Infpeftion, Herrn Granzner, der als Sammler
von Antiquitäten bekannt war, zum Gefchenkcgemacht.
In deffen Befitze fahen es im November 1873 der Vor-
ftand und der Secretar der Gcfcllfchaft für Salzburger
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CXXII
Landeskunde, die Herren Dr. Prinsingcr und Archivar
Pirkmayr zu Salzburg. Gleichzeitig bekam auch fchon
Herr Grnmncr von feiner überbehorde den Auftrag
darleihe an die k. k. Ccntral-Commiffion einzufenden,
von wo es endlich nach Granzner's Difpofition an das
Salzburger Mufeum gelangte.
Thtetntar 11. ioij 1041.
«* J
Iis fragt fich nun, ift das Typar, welches Granzncr
von Wanner erhielt, und welches mir hier vorliegt
dasfclbc, welches Zanoll 1874 in Werfen gefunden hat?
Dicfe Frage lafst fich mit aller Bcftimmthcit defshalb
beantworten, weil der Siegellack- Abdruck, den Ols-
häufen fofort nach der Auffindung machte, noch heute
erhalten ift. Die Vergleichung erweill nun auf das
Bcftimmtefte, dafs der Abdruck nur von dic/tm Typar,
oder einem ihm vollkommen congruenten herftammen
kann. Der faft '/» Cm. hoch hervorragende Kopf des
Erzbifchofs pafst fo genau in die tiefgravirte Matrize,
überhaupt klappen Typar und Abgufs fo vollkommen,
dafs hierüber gar kein Zweifel fein kann.
Es bliebe alfo nur die Möglichkeit, dafs Zanoll
etwa in der Schweiz eine Copic des gefundenen Typars
habe anfertigen lalTen und diefelbe an Herrn Wanner
um 10 fl. verkauft habe, wahrend das echte Stuck
anderswohin gekommen fei. Das liegt nun aufser dem
Bereich jeder Wahrfcheinlichkejt. Wenn Zanoll den
Werth und die Seltenheit des Stückes geahnt hatte,
fo wurde er weder Original no c h Copic um 10 fl. ver-
kauft haben; abgefehen davon, dafs das vorliegende
Typar nicht gegoffen, fondern fichtlich gravirt ift,
die Herrtcllung einer Copj c a lf 0 f L |bft wieder mehrfach
10 fl-, ja Hunderte gekoftet hatte, denn fchon der
Silberwerth ift beiläufig 10 fl.
Wann hatte aber fonft eine Untcrfchlagung oder
Imitirung gefchehen follen? Dafs der Fund ftattge-
funden, bezeugen nebft genauer Angabe des Ortes
die verfchiedenften Berichte; nämlich von Wanner
;durch Granzncr), von Olshaufcn (durch Schwcinbach),
von Richard Htrrmnun, Beamten der Eifenbahn-Bau-
gcfellfchaft (briefliche und mündliche Mittheilung an
Archivar Ptrktnayr vom 30. October 1875I vom Gen-
darmerie Toften-Commaiulanten Scvtra (Briefe an Dr.
J. C. Pillwax vom 31. Januar und 9. Mai 1875.1 1
' S.monlkne Afir» befinden Cck in Beult efer liel-llf. hau für Law»
Wenden wir uns nun zur Betrachtung des Typars
felbft, fo fehen wir eine wohlerhaltcnc Platte aus reinem
Silber von er 8 Cm. Dicke und 5*3 Cm. DurchmelTer,
worin die Gravirung mit fehr viel Stylgefuhl und
Sicherheit, mit deutlich Achtbaren Stichen ausgeführt
ift (fo bcifpielsweife befonders im V von episcopus) und
zwar eine Platte ohne Handgriff. Bei fpäteren Siegel-
Typaren find Handgriffe gewohnlich, doch nicht allent-
halben vorhanden. Häufig findet fich nur ein Ochr. 8
Doch konnte der fpatere Ufus fur das 11. Jahrhundert
keinesfalls etwas beweifen, denn man hat bisher kaum
Siegelftempcl, welche über das 13. Jahrhundert hinaus-
gehen. 3 Aufserdem darf ich hier wohl folgende Beob-
achtungen einfchalten. Die ungemein tiefe Gravirung
erfchwert die Handhabung des Typars ungemein. Ich
habe eine Reihe Verfuche mit Wachs und Siegellack
angeftellt, aber die 5 Mm. hervorragende Nafcnfpitzc
blieb faft immer unausgedruckt, trotz einer grofsen
aufgewendeten Kraft. Ein Handgriff oder Grat an der
Kuckfeite wäre bei einem folchen Stücke ganz zwecklos,
denn die Kraft, welche auf diefe Weife durch Aufdrucken
mit der Hand, die den genannten Grat erfafst, ent-
wickelt Wird, ift völlig ungenügend. Eine folchc Platte
kann nur durch Hebelkraft zum Ausdrucken gebracht
werden.
liaUluin 1041— 1060
Flg. 4
Zu (liefern Zwecke bediente man fich bekanntlich
zangenartiger Inftrumentc, ähnlich dem Waflclcifcn,
In eine derartige Zange wird man dann die gravirte
Platte cingefetzt und fo die Kraft erzielt haben, welche
nothig ift, um 5 Mm. tiefe Gravirungen auszudrücken.
Auf den alten Kaiferfiegcln ficht man genau die Arme
der Zange in dem Wachswulft, der das Siegel um-
gibt, eingedrückt.
Was endlich den Styl und die allgemeine An-
ordnung betrifft, fo genügt ein Blick auf die mit-
folgenden Zeichnungen, um jeden Zweifel zu zerftreucn,
ob unfer Stuck in die Entwicklungsreihe hincinpalTe
oder nicht. Der Unterfchied liegt nur darin, dafs die
erhaltenen Wach^abdruckc in der langen Zeit von
»A»llSnf Muff um »7». p->S 1" und >4
' L .. .„Auf den» Anfang de» n . '.ihrhundert* find wohl nur lehr wenige
SteRclftenipel mehr rorHande«; (o je b 71 einer von imt fit h« r unter die £r*/ittn
S<lu*kttUa diele. Umtun»;
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■
CXXUi
800 — 900 Jahren ihre Scharfe und ihren Ausdruck ver-
loren haben, und befonders die hoch hervorragenden
Gelichter abgeflacht und verdruckt erfcheinen, wahrend
unfer Thictmar mit feiner uberkühnen Nafe und feiner
fcharfen Schrift uns zeigt, wie feine Nachbarn cinft
ausgefehen haben.
Von Gebhard ab wird das Mufter des Balduin-
fchen Siegels, die ganze Figur auf der Sclla, herrfchend.
Auch bei anderen Hischofsficgeln zeigt fich diefer
Wechfcl. So hat ein Siegel Eberhards von Hamberg
von 1040 ganz diefelbc Anordnung wie unfer Thictmar,
der Hifchof erfcheint als Bruftftück mit Buch und
Stab ; eines von Hartwic von Bamberg 1054 zeigt den
Bifchof als Knieftuck; die folgenden in ganzer Figur.
(Rockl'fchc Sammlung im k. bayr. Rcichs-Archiv.)
Dafs filberncSiegelftempcl vorkommen ift bekannt
(f. Anzeiger des german. Mus. 1871, p. 261, 1878 Nr. 1
und Nouveau traitc II. 5, I. §■ 438—448).
Wenden wir uns zu den erhaltenen Siegeln der
Salzburger Krzbifchofe aus dem 10 und II. Jahrhundert,
fo ift zu bemerken, dafs die abgebildeten Siegel aus
der Klagenfurtcr • Sammlung (refpeelive dem alten
Gurker Archive) die einzigen uns bekannten aus diefer
Zeit find, indem aufscr ihnen ein Siegel des Krzbifchofs
Conrad (1106) im Archive der Abtei zu St. Peter das
alterte erhaltene ift. Von Erzbifchof Thictmar iß leider
keine einzige Urkunde mit Siegel erhallen.
Das Siegel Erzbifchof Fricdrich's ift nur einmal
vorhanden. Es hangt an einer Urkunde, welche bei
//»Xvrj//ö/f»,(;cfchichte von Kärnten, gedruckt ift. (Aus
dem Gurker Copialbuche, Fol 7, Reg. Nr. 41) (Fig. I).
Das Siegel Erzbifchof Hart wic's erfcheint ebenfalls
nur einmal, {Ankershofen, Reg. Nr. 162.) Ein zweites
Siegel Hartwic s [Reg. Nr. 58), von dem nur die Hälfte
erhalten ift, ift nicht von dcrfclbcn Stampiglie, wie das
erfte, deffen Abbildung beiliegt, doch fo ahnlich, dafs
nur genauere Untcrfuchung die Ungleichheit erkennen
lafst (Fig 3).
Das Siegel Balduins (Fig. 4) exiftirt zweimal {Eich-
hörn Beitrage 1,176 und Ankershofen Gesch. II, pag. 93 ;
das Gebhard s (Fig. 5) fechsmal. [Zahn, Urkundenbuch
von Steiermark, pag. 77, Nr. 68), Eichhorn I, 194, II,
111, Ankershofen II, 78, Nr. 31 und 36.
Uehhanl 1060—1088.
Bei den Siegeln Balduin s und Gebhard s ift die
Zangenfpur deutlich zu fehen, fo dafs es unzweifelhaft
erfcheint, dafs auch die Stampiglien diefer Siegel die
Plattenform befeffen haben.
Der Pranger zu Gradwein.
Vun l'intmt Lrühl.
^IKSKS feltene Denkmal einer vergangenen
Gercchtigkcitspflcgc findet fich im Markte
Gradwein 1 an der Nordfeitc eines fehr bau-
fälligen 1 laufes — der I'farrkirchc gegenüber — an
gebaut.
Zur Zeit, als der Pranger noch zu Recht beftand,
hat er im Markte felbft, in unmittelbarer Nahe des
fogenannten Krcuzwirthcs, feine Aufftellung gehabt;
der gegenwartige Platz auf dem Kirchenhügel wurde
ihm vor ungefähr 30 Jahren zugewiefen.
Das Denkmal hat eine Hohe von 2' t M. und eine
Breite von 40 Cm. Es befteht aus zwei Theilen: einem
anfeheinend monolithen Unterbau und daraufgefetzter
Beknmung. Die Bekronung wird durch ein mafsig
ausladendes Gefimfe vom Unterbau getrennt, und
bietet fowohl im Detail wie in der Compofition viel
des Intercfianton.
Die Stirnfeite der Bekronung weift das Bild eines
liegenden Löwen, der in ftarkem Relief nicht ohne
Gefchick gearbeitet ift; der Lowe wird von einem, im
Scheitel gebrochenen Bogen überfpannt, das Ganze
lehnt an eine ftumpfc Pyramide an.
' MirVifecWn U Atr Su.lh.Kn, ml Stationen »o. Gm entfernt
Im Profil durchdringt der erwähnte Bogen die
Pyramide, an letzterer ift dort, wo die Seiten conver-
giren, eine Halbkugel angeordnet, von welcher aus
zwei fehr fanft gcfchwungcnc Lciftcn bis zum Gefimfe
hcrablaufen, mit demfelbcn eine giebclformige Dreieck-
flache bildend.
Am Unterbau find die Kanten bis zu einer Hohe
von 182 Cm. abgefchragt, die zurückfpringende
Ebene hat eine Flachenausdehnung von 3 Cm. Un-
mittelbar unter dem Gefimfe ift eine Nifche einge-
schnitten, die an der Bafis rechtwinkelig, oben in
flachem Bogen gefchlofien ift. Die Nifche ift von
geringer Tiefe und wird durch eine Maske gefüllt,
welche in ftarkem Profile vorfpringt und mit den
unteren Gcfichtspartien die fchlicfsende Leifte der
Nifche durchfchncidct.
Die Maske der Frontal Anficht des Prangers ift
leider fehr fehlecht erhalten; es ift ein regclmiifsiger
Kopf, oben eiförmig gefchloffen, llaarparticn find
keine erfichtlich, Stellung der Nafe und Augen jedoch
noch deutlich erkennbar (Fig. i).
Trotz des Haarmangcls erficht man an der
Silhouette, dafs die Maske als jugendlicher Kopf gc-
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CXXIV
dacht ift; ob fclbe mit der daruntcrftchenden Infchrift
„Juliicia- 1 im allegorifchcn Zufammenhange fleht, wird
wohl unaufgeklärt bleiben.
►"iß. > Ki K . a.
Am Fufsc der Facadc befindet fich noch ein
48 Cm. hoher, 2 Cm. tiefer Einfchnitt, in dem ur-
fpriinglich eine Kifenklammcr eingeladen gewefen fein
mag, mit welcher der Verurthciltc an den Pranger
gefelTclt wurde. Kür diefe Annahme fpricht auch die
kreisförmige Erweiterung am Scheitel der Rinne.
Am Profil ift in gleicher Hohe, jedoch mit kleinerer
Hafis, eine ahnliche Nifche angebracht. Die gut
erhaltene Maske tragt einen turbanartigen Kopfputz,
regelmafsige ernftc Gcfichtszüge und reich gearbeitete
Hartpartien. Darunter fteht mit vertieften Lettern:
Rcnovatv. A. 669 (Fig. 2)
Am rechtsfeitigen Profile ift die Maske fo
befchadigt, dafs wir aus den vorgefundenen Reften
nichts entnehmen können.
Das Material ift ein grobkörniger weicher Sand
ftein, diefem Umftande mag wohl die mangelhafte
Erhaltung diefcs Denkmals in erfter Linie zuzu-
fehreiben fein.
Da fich keine wie immer gearteten hiftorifchen
Daten 1 über den Pranger zu Gratwein gefunden haben,
fo find wir genothigt, die Entftehungszeit aus der
Anordnung und Decoration zu beftimmen. Wir werden
kaum fehlen, wenn wir die zweite Hälfte des 16. Jahr-
hunderts als den Zeitpunkt der Errichtung annehmen.
Für diefe Anficht fprechen fowohl die nur nialVig
ausladenden Profile des Gefimfcs, und mehr noch die
regelmafsige, der Antike fich nähernde Gcfichts-
bildung der Masken. Die technifchc Durchfuhrung ift
in allen Einzelheiten, befonders aber in dem fchön
componirten Löwen eine tadellofe.
... . .' A'hnlickc Itenltnale befinden fich ... It l H illl berproehea <lea
Alienh..«,. Vereines ISie.la.. C.Mr.l Bommilfiun T«n
Ueber Neuberg.
Von J«h<\»n Craus, k. k. Cnfcrvalnr.
^!IE Gründung des Cifterzicnfcr-Klofteri zu Nru-
berg in Steiermark gefchah im Jahre 1327.
) Damals wurde auch der Hau des Kloßcr-
gebäudes begonnen und zwar, wie der Grundplan es
ausweifet, fo ziemlich genau nach dem Plane des
Mutterkloßrrs tltiligenkreuz {Fig. 1). Es haben die
Kirche, der Kicuzgang, das Brunnenhaus und Refec-
torium, der Capitclfaal und das Dormitorium in beiden
Kloftern die gleiche Lage; auch die Anlage des
Capitclfaalcs in quadrater Grundform mit vier frei-
ftehenden Stützen, der Oftabfchlufs der Kirche als
dreifchiffige Halle mit gerader Abfchlufswand ent-
fpricht bei Neuberg dem Schema obigen Stiftes, aus
deften Convent feine erften Ordens- Mitglieder gekom-
men waren.
Die erftc Hälfte des vierzehnten Jahrhunderts
hat man in den bisherigen Befchreibungcn von Neu-
berg als Bauzeit gelten lallen, aber nur für das
KU'jUrgfbiiude ; für die Kirche jedoch wurde das
Ende des 15. Jahrhundcrtcs angenommen, und im
Jahrbuchc der k. k Central-Commiffion II. Hand ihre
Erbauung angefetzt „um 1471 Diefe Datirung kam
mir aber ftets bei Erwägung der reinen Architektur
der Kirche unrichtig vor; ihrer „fehon-gothifchen"
Pfeilcrbildung, der reinen Form ihrer prachtigen
Fcnftcrmafswerke kann man eine Erbauung während
der Hcrrfchaft der „fpaten" Gothik nicht gut zuer-
kennen. In der That flehen freilich Jahresangabcn
des 15. Jahrhundcrtcs am Hauwerke verzeichnet; „1471 "
ift nicht darunter, dafür:
1461 an der örtlichen Chorfchlufswand, nebll den
Worten: Fridcricus Tertius Romanor. Imperator
A-E-I O V- auf einem Spruchbandc in den
Händen einer Engelsfigur;
1470 au der Umfaftung des fogenannten „Heiligen-
gciftloches" am Gewölbe des Hauptfchiffes inmit-
ten der Kirche;
14^)6 an der Wcftfacadc jedoch im Innern des Gottes
haufes ober der grofsen Rofe und knapp untei
dem Gewölbe.
Es ift alfo durch diefe Daten und ihre Stellung
das Gewölbe der Kirche von einem Bilde zum andern
genau benimmt. Dafs man aber dicfclben Angaben
nicht etwa auf die etwas dürftigen Gnvolbcmakrtitit,
mit denen fie gleichartig angemalt find, allein beziehen
dürfe, und die einfachen Kreuz-Kippcngewnlbc davon
untcrl'chieden für idter halte, hindert die Bemerkung
einer charaktcriftifchen fpät-gothifchen Kleinigkeit in
der Scheitelpartie der (Querrippen, an denen die Durch-
kreuzung des mittleren Plättchens vom gratigen Profile
die Mauer des 15. Jahrhundcrtcs darthut {Fig. 2).
Obige Datirung kann aber nur auf das Gexi'olbt
und nicht auf den Kirchenbau im Allgemeinen be-
zogen werden
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cxxv
Die archivalifchen Nachrichten fprechcn nicht
blofs vum Kloftcrbau, fondern auch vom Baue der
Kirche im 14. Jahrhundert Im Jahre rjjj verordnete
Herzog Albrecht über eine Geldl'umme von 200 Mark
zu Gunftcn des neuen Kloftcrs: „vnz daz daz Munfter
dafclbsin Ncwnpurch t hirch Chor vnd der Chrcutcgang
gepawt vnd volpracht werdent. Daz in paw nicht
gefawmt werde." erliefs Konrad Krzbifchof von
Salzburg einen Ablafsbricf für die, welche „in monas-
terio Novi-montis Ord.Cist.aut ejus capellis Meffe
lefen, predigen oder diefem Gottesdicnfle beiwohnen.
Dann wird von der liinwciliung der Kirche als einer
vollendeten Thatfache geredet: Dedieatio capituli
profati monafterii Altaris ejusdem virginis fuperioris
ac trium Altarium ejusdem ac ambitus ibidem per
nos eclebrata fuerit calendis Januarii atque dedieatio
capellat f. Mariae", wobei diefem Felle der Kinwcihung
über dem Tenor einer inneren Kloftcrangclcgcnhcit
hinaus das Gewicht einer Angelegenheit pro foro
publico zuerkannt wird. Es wird nämlich durch eine
erzbifchofliche Verfügung feftgcftcllt, dafs Tür die
Zukunft die Jahresfeier diefes Fettes auf den erften
Sonntag nach Ollern ubertragen werde, mit der Moti-
virung, dafs auf diefe Art die im Jänner wegen winter-
lichen Unwetters abgehaltenen Leute der Umgebung
fo leichter zum Kirchenbejüchc dazu herankommen
können. (Beide Urkunden erliegen im (teiermark.
Landes-Archive.) Unter dem „Altäre fiiperius 4 mufs
der Hoch- Altar begriffen werden, aul'ser dem noch
drei Altäre in der Kirche hergerichtet waren ; nur fur
die Kirche, nicht aber fur den Capitelfaal, lafst fich
ein öffentliches Fcft der Kirchweihe und die öffentliche
Theilnahme an demfelben mit dem Befuche tler ge-
weihten Statte denken. Dazu mufs alfo die Kirche
fchon bellanden haben, was von Seite einer geiftlichen
GenolTenfchaft doch leicht begreiflich ift, die nicht vor
allem andern zum Klofterbaue gefchritten fein wird
und das wiehtigrtc, das gottesdienrtlichc Centrum,
aufgefchoben haben konnte.
Schauen wir uns die Architektur Ans Kreuzganges,
namentlich jenes Thcilcs, der an der Kirche liegt, an,
fo zeigt uns fein Strcbefyf/cm, der je zweite grofsere
und ftärkere Strebepfeiler ilaran, dafs beim Baue
desfelben auf das Baufyllcm <ler Kirche genau
Rückficht genommen ift und diefelben Bauglieder
in ihrer Anlage f hon die Kirche vorausfetzen.
Ziehen wir ferners die fehönen rein eonfiruetivtn
Penflermaafswcrkc der Kirche in Erwägung, fo finden
wir fic fo fern jeder fpat - gothifchen Anwandlung
freierer Curvenbildung, zugleich fo eng verwandt mit
den Maafswcrken in den Krcuzgangsfenrtcrn, dafs wir
urthcilcn muffen, die Periode des Stylcs, welche die
letzteren gefchaffen, habe auch den crllcrcn den
Urfprung verliehen.
Endlich ift die reiche Profilirung der Pfeiler,
fart genau diefelbe wie der Pfeiler im Chore zu St.
Lambrecht, einem Bauwerke des 14. Jahrhundertes,
welche in die gleiche frühe Zeit mit ihrem Urfprung
raugiren. Ihr Capital-Gefims hält fich mit feiner Kclch-
form ziemlich nahe an jene im Chore zu llciügcnkrcuz;
aus diefem entwickeln fich nun die Rippen der Kreuz-
gewölbe und die Arcadengurtcn.
Diefe Krcuzrippcngewölbe aber find eben das
Räthfelhaftcftc am Baue hinfiehtlich der Datirung.
V|1X. N. v.
Einfache Kreuzgewölbe mitten in der Regierungszeit
der fpat-gothifchen Nctzgcwölbc, und unter dem
Zeichen Eriedrich's III, delfen Dombau in Grätz
1449 — 1456 der Mode der Rippennetze eclatant
huldigt! Wie konnte man fich hier die Gelegenheit ent-
gehen laden, der allgraffirenden Leidenfchaft für diefe
Ausartung der ConftruiStion nachzuhängen, wo die
magerrten Dorfkirchcnbauc im Nctzzopfc prangten?
Aber gerade hier harrt unfer die Lofung des
Rathfels. Eine genaue Betrachtung diefer Gewolbe-
bcrtaiultheile zeigt, dafs wohl die Arcadengurtcn,
nicht aber die Quer- und Diagonalrippcn von durchaus
gleicher Profilirung find. Letztere weifen an ihrem
Vr/prunge bis beiläufig zu einem Meter über dem
Capitäl-Gcfimfc das fchon -gothif che Hirn- Profil ; in
diefer Hohe aber hört dasfelbe durch den ganzen Bau
7«'/«- abgcfchnilten auf, und es werden hoher hinauf die
Rippen weitergeführt im fpat gothifchen gratigen Profile.
Das kann unmöglich in der gleichen Bau und
Styl-Phafe gefebehen fein und lafst uns einen llcheren
Schlufs auf die Baugefchichtc der Kirche thun.
Alfo Kirche, Kreuzgang, Sacrirtei, Capitelfaal,
BruiinenCapellc u. f. w., dies alles ward gleichmäfsig
miteinander nach der Gründung des Stiftes im Baue
begonnen und weitergeführt. Im Jahre 1344 waren alle
diefe Theile foweit fertig geftellt, dafs die Feierlich-
keit der Kinwcihung rtattfinden konnte. Zur fclben Zeit
wird auch die Kirche, und /.war ihre Umfaffungsmaucrn
mit den I cnfhru, ihre J feiler mit den Arkadengurten,
die fie untereinander verfpannten. und die Kippen-
anfatzc ihrer Gewölbe fertig gertanden und unter Dach
gebracht worden fein. Jetzt konnte die liimuolbung
beginnen; warum gefchah fie nicht und liefs mehr als
ein Jahrhundert auf fich warten? Sind die Geldmittel
zum Wcitcrbauc verfiegt? Ward die Kraft des Stiftes
durch ein fchweres Unglück gelahmt?
Das letztere ift hier eingetroffen durch den
grofsen Brand, der 1396 das Stift und die ganze
Ortfchaft verheert hat. Hinterher bedurfte es der
befonderen kaiferlichen Huld Friedrichs III., um
dem Stifte die Wiederherftcllung des fehonen Dach-
werkes, die Einfetzung der Gewölbe, die Adaptirung
der beiden Giebel am Oft- und Wellende (wo die
vcrwahrlollcn Formen der Strcbepfeilcr-Thürmchcn
von der fchr fputen Bauzeit erzählen) zu ermöglichen,
und des Kaifers Verdienft documentirt mehrfach feine
Infchrift und bekannte Siglcncombination. Dem fpat-
gothifchen Baumeifter aber, der zwifchen 1461 — 1496
ein Wölben folltc in einer recht fchwierig und muhfam
langwierigen Zeitdauer, geboten fchon die vom
14. Jahrhunderte her vorhandenen Rippcnanfatzc, fich
des geliebten Zopfgeflechtes fp.iter Netzgewolbe zu
enthalten und der einfachen edlen Weife einer früheren
Styl-l'eriode unterthan zu fein. Dafür konnte er es fich
verrtatten, ohne Scrupcl auf das angefangene Bim
Profil der Rippen das gratige Profil fpat-gothifchen
Fortfchrittcs unvermittelt aufzufetzen.
Fig. 1. (Neuberg.)
I
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CXXVI
Aus Brunnecken.
Von Dr. Alkrrl /lg.
IjPSPBfllAS dem Kunftfreund fchon bei feinem erden
H«u| Gange durch die altcrthümliche Stadt auffallt,
LuL&f ift, an diefem geographifchen Tunkte fo leicht
zu begreifen, die fchwefterliche Berührung, in welcher
nordifch-gothifche und fudliche RenailTance Formen
der Architektur hier zu einander flehen. Am deutlich-
den bekundet fich ein folcher Charakter des lieber-
ganges, den diefcsSladtebild tragt, an deuFagaden der
Privatgebäude , welche in unmittclbarllcr Nachbar -
fchaft bald Treppengiebcl, bald SgraffitOI, bald hohe
Spitzdachcr mittelalterlicher Form, bald maskirtc
Giebel mit feheinbar horizontalem Dachabfchlufs zeigen,
was in fumma dem Gefammtanblickc natürlich etwas
höchft Malcrifches verleiht. Ich fpreche zunachft von
einigen diefer Profanbauten, deren Mehrzahl fich in
der engen alten Hauptllrafsc zufammendrängt.
Nr. 112. Frkcr auf breite r Confole mit Rundbogen-
Profilen und Mittclrippc. Im zweiten Stockwerke ein
Spitzbogenfries (Brauhaus).
Nr. 105. Wie in vielen alten Haufern der Stadt
findet fich auch hier im Frdgcfchofs eine tiefe Thor
llur von gothifchen Bauformen, durch einen Pfeiler in
der Mitte geftutzte Gewölbe mit einfachem Rippen-
werk, bei Nr. 67 und 96 find es hübfehe Nctzgcwolbc,
im Magill ratshaufe Nr. 113 aber Sterngewolbc. Solche
Fluren kommen auch noch weiter nordlich vor; eine
fehr fchönc im bellen gothifchen Styl fah ich in Zirl
im Oberinnthal.
Das intereffantelle unter den Privatgcbauden ill
das ftattlichc Haus Nr. 94, welches einen F.rker auf
ahnlicher Confole wie das Brauhaus hat, überdies
aber an der ganzen Fat.ade, welche nach Art der ober-
italicnifchen Bauten oben die Dachconllruftion mas-
kirt, wenn auch einfach, mit Sgrafntcndccnrirt ill. Dicfe
Verkleidung enthalt architektonifche Motive, joiiifehc
Pilaller, Fcnller - Chambranen mit Keilfteinen und
Mufchelbekrunungen. Ober den Fenftern, alfo auf der
Mauer vor den Dachgiebeln , llellt der Sgraflitcn-
verputz ein Schachbrettmuller vor. Das Ganze ift eine
treffliche Probe fchlichter Decoration diefer Technik,
im 17. Jahrhundert ausgeführt. Das Gebäude felbll ill
alter, wie der F.rker und die gleichfalls gothifchc
Hausflur beweifen. — Fin ganz fchmales Haus mit nur
zwei Fenflern Fronte, eifernen Korbbaikonen, hat
völlig das Gepräge V'enezianifcher und Veroncfifchcr
Privathaufcr. — Die malerifch gelegene Wagnerei
Nr. 156 am Rienz-Canale feheint aus Kellen älterer
Baulichkeiten errichtet zu fein, denn die beiden Fin-
gangsbogen der Facadc werden von einem derben
Steinpfeiler romanifchen Typus mit Würfel Capital
getragen.
In anderer Art bemerkenswerth ift das kleine,
architektonifch unbedeutende Haus Nr. 66 in der
engen Hauptllrafse. Die fehr fchmalc Fa^ade zeigt
noch Kelle von Fresken aus dem Anfang des 16. Jahr-
hunderts, doch ift nicht viel mehr zu erkennen. Man
ficht zwei Geharnifchte im Zweikampf, mit Schwertern;
der Eine ift bereits niedcrgcdrcckt, darüber den Tod
und unten eine ganze Schlacht. Die Krieger tragen
vergitterte Helme, die vorhergehenden Farben lind
Roth und Grau. Auf dem Spruchband vermochte ich
nur mehr die Silbe „hab- zu entziffern.
Palallartig nimmt fich das Sternbach'fche Haus
aus. Fs lieht auf vier Seiten frei und hat F.rker auf
toskanifchen Säulen ruhend, welche über Eck gellellt
find. Das AufTallendlle ill das Portal unter dem mitt-
leren Frkcr der Haupt-Facadc, den hier zwei fehr
fchon im Charakter deutfeher RenailTance profilirtc
und mit ftarker Fntafis verfehenc Säulen genannter
Ordnung tragen. Das Material ift Granit. Die Thor
Umrahmung ill jedoch noch im Spitzbogen gewölbt,
die darüber befindlichen (leeren) Wappenfchilde, von
zwei Greifen gehalten, beinahe fchon barok, den
Schlufsllein bildet eine Maske. Nimmt man noch dazu,
dafs ein fehr gut componirtes Oberlichtgitter von
Schmicdecifen und ein prachtiger Thürklopfer aus
Bronze in Geftalt eines ftylifirten Lowenkopfes mit
einer Schlange im Kachcn (17. Jahrhundert) vorhanden
find, fo mufs bekannt werden, dafs diefcs Portal des
Interellanten genug bietet, was fo verfchiedene Zeiten
allmalig als Schmuck herbeigebracht haben.
Ebenfalls von palaflartigem Charakter Hellt fich
das Haus Nr. 10 am olllichen Ende der Stadt dar. Hier
fclfelt uns das Innere. Den Hof umgeben aul den vier
Seiten Laubengange durch drei Gefchoffc. DicCapitäle
der Säulen entfprechen der toskanifchen Ordnung in
fehr derben Formen; über dem Halsringe erhebt fich
ein fehr kraftiger Echinus mit dünner Abacus-Platte.
Der Saulenlufs hat fall noch mittelalterlichen Charak-
ter, indem er einem umgekehrten Korb Capitale gleicht
und gleich den romanifchen Säulen mit Eckwarzen
befetzt ift. Gleichwohl gehört der Bau dem 16. Jahr
hundert an. Ein Capital und der (fpatcre, 1680 datirte)
Steinbrunnen tragen einen genieilseltcn Wappcnfchild :
fchrag getiteilt durch ein Wellenband, in jedem Felde
ein achtllrahligcr Stern. In einem Gemach des Krd-
gefchoffes fah ich eine Holzthure mit rohen gothifchen
Ornamenten in gellochencr Arbeit. Das Gebäude ift
aufs Aeufserftc vcrwahrloft, grofse Sprünge gehen
durch die Bogenftellungen. Das erwähnte Wappen, nur
mit zwei Sternen im linken Felde, bezeichnet Brandts
Ehrenkränz lein als jenes der Jordan, einer in der
tyrolifchen Adelsmatrikel vorkommenden Familie.
An kirchlichen Gebäuden befitzt die Stadt, Obern-
dorf und Raggcn hinzugenommen, fünf: die Pfarr-
kirche, die Spitalkirche, die Capucinerkirche, die
Rainkirche und jene der Urfulinerinen. Ueber die Pfarr-
kirche, einen neuen Bau (nur rückwärts am Chore
bemerkt man von aufsen noch Kelle des gothifchen
Baues), darf ich, frohgemuth, fchweigen. Es ift einer
jener fcinlollcnd romanifch-byzantinifchen Neubauten
unterer modeinen kirchlichen Kunft. deren Kälte,
Schwunglofigkeit und — Langweiligkeit keiner Seele
Freude macht, die nüchternen, nazarenifchen Malereien
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des Innern dazu gerechnet. Die alte, fchon in der
Barokzeit erweiterte Kirche brannte am 22. Mar/. 1850
gänzlich ab. Ihr hcrrlichlter Schmuck waren Fresken
von Jofcph Schupf, die Verehrung Gottes durch alle
\'«>lkcr der Erde und Mari» Himmelfahrt, welche als
de« edlen Meiftcis bette Werke gegolten hatten.
Weidmann bemerkte zur Zeit, als die neue Kirche
noch im Hau lland, fehr mit Recht: „ein F.rfatz für die
Schopf fchen Meillerfresken abcrill nicht zu erwarten".
— Noch find einige wenige Kunltwcrke aus alter Zeit
in der Kirche aufbewahrt. Auf dem Seiten-Altar zur
Linken befindet fich ein bedeutfames Sculpturwerk des
15. Jahrhunderts, eine Pietä, Steinarbeit mit Kellen
alter Faltung und Vergoldung. Die Formen find ..ufserll
hart, die Korper fehr hager, charakterillifch endlich
der über den Schofs der Mutter übermafsig weit her-
ausragende Oberkörper des todten Heilands. Hohe
circa 2 Fufs, das Hildwcrk hat in der Compolition viele
Aehnlichkeit mit der Pictä auf der Kall bei Bozen. 1
In der Saciiltei lieht ein gefchnitzter gothilcher
Schrank mit geometrifcher Ornamentation in Holz-
Mofaik, fowie ein jüngerer mit aufgelegten Verzierun-
gen von Laubf igearbeit mit der Infchrift : Uifen Kalten
hat die F.rzbruderfchaft vom heil Kofcnkranz machen
lallen. 1650 — Das bcdeutendlle Ueberbleibfel aber
ill folgendes:
Laut Angabe Dr. F. C. Weidmann*, dritte gänzlich
umgearbeitete Auflage von J G. Seydl's Tyrol, Leip-
zig 1X54, pag. 1611 und anderer Autoren folltc in der
Spitalkirche ein Frzrelief von Cafpar Gras aus dem
Jahre 1620 zu fehen fein. Dalelbll befindet fich heute
nichts derartiges, wohl aber bewahrt die Sacriflci der
Pfarrkirche diefes Kunltwcrk; ob es von jener in diele
Kirche feitdem erlt transferirt wurde, weifs ich nicht.
Ich habe das Denkmal, das einzige unter den hier
befchriebenen, auch nicht felhlt gefchen, fondern ver-
danke die Kunde davon nur meinem verehrten Freunde,
Architekt Johann Deininger, welcher auch die Gute
hatte, mir nachtraglich die Infchrift mitzutheilcn. Das
aus Bronze gegoffene Relief Hellt die Kreuzabnahme vor
und enthalt folgende Worte in deutfeher Schriftform:
Gott dem Allmächtigen IV lob hat der furnemb
Hanns Kempter burger des Raths zv Brix denen
Vater Hanns Kempter Burger zv Br.iuneggen fo im
1564 Jahr in Gott entfchlaffen vnd allda begraben
liegt diclses Kpitaphivm machen lalTen. 1620.
Cafpar Gras foll uns nachllens der Gegcnftaiul
einer eingehenderen Unterfuchuiig fein; wir begnügen
uns an diefer Stelle daher mit der Anführung eines
bisher nicht bekannten Werkes des intereifantcu
Kunlllers.
Die Spitaüärckt im Kaggen ift ein Rococo-Bau
mittleren Schlages mit ziemlich reich, mit Statuen und
Stueco s gezierter Facadc. Das Presbytcrium hat
indefs noch drei Seiten des gothilchen Ottogons. Das
Innere ilt mit zierlichen ornamentalen Stuccaturen im
Rococo-Styl decorirt und die Decke mit Fresken be-
malt. Letztere ilellen ilie Hauptfceiien aus dem Leben
Johannis Bapt. vor. Das Bild über dem Eingang, (der
ftumme Zacharias erhalt im Tempel die Sprache)
enthalt in der Infchrift: In MkDIo kCCLksIaEAPKkIeT
1 So«b>-a Iche »ih, tUf. Ci. />.fA/t* \m neiicflcii 4- Hede de* Kr^cr-
WmuAl Kun*w.ire»Kh.ill v 8 II . unlei BIM »btiifjll« bei. lire.bl Sri«
Anfichl, dali die Sintflut l|~.lct a>% die liioiic.kc tljioebc «««uf«u«u fei. iiieil«
ivb »ollVomaftc*.
OS kIVs. (F.cclef. XV.) die Jahreszahl 1760. Das Hoch-
Altarbild, Taufe Chrifti, ilt eine Arbeit des Frau;
( 'nterbergtr. Belfer gefallt uns defl'en heil. Klifabeth am
Seitcn-Altarc rechts, die freundlichen Frauenköpfe mit
echt baroken Stumpfnäschen, der greife Bettler, welcher
eine Keminifcenz an Dominichino zu fein Icheint, lind
recht gelungen. Das Colorit ift, wie bei diefem Maler
meirtens, blalsgrau. Georg Grasmayr's heil. Notburga
am linksfeitigen Altar gebort zu den gewöhnlicheren
Arbeiten diefes gewandten und fruchtbaren Mciftcrs.
Beide Gemälde liehen in prachtvollen reichgefchnitzten
Rococorahmen von origineller Form. Nach Tfchifchka
(Kutlft und Alterthum, pag. 154) füllten fich auch noch
eine heil. Anna und Maria von Johann Geyer hier
befinden. Dies ift nicht mehr der Fall. Johann Geyer
Harb in Innsbruck den 18. Marz 1711 Fr malte auch für
die Kirche in Mieders; die Kupferftichfammlung der
Innsbrucker Univerfität hat 60 feiner Handzeich-
nungen. Jene Bilder in der Spitalkirche wären älter
gewefen als das Gotteshaus.
Im Kirchenpflafler vor dem Flifabeth-Altar ilt ein
weilser Marmor/lein mit Wappen und Infchrift ein-
geladen. Das Emblem des RenailTance-Schildes belleht
aus einem Dreiberg, aus denen mittleren Gipfel ein
Stamm (ohne Blatter) entfpriefst, welcher fich fymmc-
trifch nach beiden Seiten beugt und dafelbll je eine
Eichel niederhangen lafst. Das Kleinod des Turnier-
helmcs mit zwei offenen Flügen beftcht aus dcnfclben
Zeichen:
[OHAS IS P CAPITE VII DKCIAYO
Folgt die dortige Stelle von dixit dominus bis
vivet, dann noch ein Citat aus Psalm VI. 2. jede
fonftige Angabe fehlt. Der Styltypus des Steines weilt
auf das Ende des 16. Jahrhunderts hin.
Die auf dem Grunde einer ehemaligen Schmclz-
hiittc 1626 erbaute Kirche der Capucincr entbehrt
jedes kunllgefchichtlichen IntereiVes, dagegen verdient
<las fchon gelegene kleine Rainkire klein eine Erwäh-
nung. Es ift der heil. Katharina geweiht. Die urfprung-
lich mittelalterlichen Bauformen haben im Laufe der
Zeiten manche Veränderung erfahren, der maleril'che
Thurm entftand im Barokzcitaltcr und hat gute Ge-
länder von Schmicdewerk. Was das Gotteshaus aber
vor Allem bemerkenswerth macht, find die Fresco-
Malereien an feiner Aufsenfcite. Der Stadt zugewendet
erhebt fich über der Seitenpforte eine auf Confolen
ruhende Bedachung aus Stein, unter welcher eine mit
einem Frcsco gefchmückte Lunette. Auf dunkelblauem
Grunde liehen drei heilige Gellallen neben einander:
in der Mitte Katharina, rechts ein Bifchof mit einer
Haue und Kirchenmodell, links Scbaftian. Wir haben
hier die Arbeit eines Venezianers aus der erflen Hälfte
des 16. Jahrhunderts vor uns, freundliche würdevolle
Gellalten von tiefem Colorit. Das Frcsco hatte indefs
fchon einen Vorläufer an diefer Stelle, denn unter dem
Bifchof w ird fehr deutlich die Hand eines heil. Lorenz,
welcher den Roft halt, fichtbar. Unten liehen die Worte:
S. CA PARIN AQUA PRO die Unterfeite des Stein-
baldachins endlich hat ein fehr gefchmackvoll gemaltes
Ornamentmuller im ftrcngllen Styl der RcnaitTance. —
Ein zweites, kleineres Frcsco befindet fich in der
Luncttc über dem I laupteingang. es llcllt die Ent-
hauptung des heil. Johannes vor und ill befondeis
durch das Coflüme des Henkers merkwürdig, welcher
1*
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CXXVIII
vveifs und roth gertreifte Beinkleider und überhaupt
die Kriegstracht der Zeit tragt. Ebenfalls unter
italicnifchcm Kinflufs entstanden, ubermalt. Am Haupt-
Altar eine gute Copie der myflifchen V ermahlung der
heil. Katharina von Vcronefe in der Dresdener Galerie.
Die Kirche des 1741 errichteten Kluflers der
Urjulinerim n ift ein bemerkciiswcrther gothifchcr Hau
mit fchouem Portal, welches fich in einen mit Krabben
und Kreuzblumen gefchmückten Wimperg empor-
gipfelt. Zu beiden Seiten (lankiren es fchlankc Fialen,
im Ty mpanon ein Fifchblafcnmufter. Das Innere hat
vier TravL'es mit fehr reichen Slcrngewolben auf Con-
folen. Die polychrome moderne Decoration ift wie
alle derartigen Neuerungen für den Freund des Alter-
thums fehr unerfreulich.
Ehe ich das Schlofs befchreibc, habe ich noch
über eine Keihe von Grabfculpturen und Infchriften
Nachricht zu geben, welche an der Wand gegenüber
der Pfarrkirche aufgcllcllt find. Ich bcruckfichtigc
indefs nicht alle.
1. Unter einem mitlelmafsigcn Fresco (die drei
Marien am Fufs des Kreuzes, 18. Jahrhundert) delTen
Infchrift auf ein älteres Epitaphium des Antoni Obwcxcr
von [611 hinweift, ift eine in Bronze gegoll'ene, kreis-
runde Scheibe von |'/ ( Fufs Durchnu lTcr eingemauert,
das intcreffantefte Denkmal der ganzen Reihe. Die
Mitte des Medaillons nimmt cn retief ein Wappen ein:
deutfchcrTartfchcnfchild mit eingefchobenem Zwickel,
in den fo entstehenden drei Feldern je eine heraldifche
Lilie. Auf dem Stechhelme ein Mannlein in Halbfigur,
bärtig, mit geknöpfter Jacke ; das I laupt mit einem
Kranz geziert, an welchem zwei Bandchen nach rück-
wärts flattern. Umfchrift in Fractur:
Anno dm 1517 Vffden 26 tag Aug: ftarb der Erber jung
gcfcll Hainrich vinck vo Augspurg Dem got gnedig fei
Dicfc fchune Metallarbeit ilt ohne Zweifel Augs-
burger ProducL wahrfcheinlich aus den Werkftattcn,
welche die erften Figuren für das Kaifer Max-Grab
lieferten.- Der Junggel'ell Heinrich Fink hielt fich wohl
als Kaufmann, den der hier einll fo lebendige Tranfito-
handcl aus Italien befchäftigte, in Brunnecken auf,
wo er ein frühes Ende fand. 1
2. Bemerkenswerth ift der Stein des Jacobi Kirch-
mayr de Rogen, welcher den 13. Janncr 1528 Harb. In
einer RenaiffanceUmrahmung von architektonifchem
Aufbau ift unter der Archivolte das Bruftbild des
Verdorbenen bei dem Crucifixe zu fehen. Das Wappen
enthält zwei Arme mit Acrmeln bekleidet, welche eine
Spitzfchaufel gemeinfehaftlich emporhalten; Ilelmzicr
defsgleichen. Die Familie des Vcrltorbencn nannte fich
de Ragen nach dem nordoftlichen Stadttheile ihres
Heimatsortes, dem Raggen; der Name foll von einem
Dorfe, kaggoua, kommen, welches bereits im 10. Jahr-
hundert an der Stelle von Brunnecken exiftirte.
3. Weifser Marmor, Wappenllein , quadrirlcr
Schild, 1 und 3 gegenfeitig fehreitender Hahn, 2 und 4
zw ei verfchlungcnc Kleeblattftengcl. Unter dem Schilde
ein gekrönter Turnierhelm mit zwei offenen, je mit
einem Kleeblattftengel belegten hingen, dazwifchen
der Hahn, darunter in einer Cartouche:
ALME« LIGT BEGRABEN PER HOCHWIRDIGK
WOLEHL GEHÖRNE JOHANN BAB TIS PA AUIR-
• stttit* r.«fctilccbicrbiich brin S1 TtL Vlll.n «Wclbc Wippta
.l. t r.innli<, «cK-h« «r fiMHt tiennl.
IIOFF.B VON KHOBVRC VND ANGER IX LEBEN
GKWESTKR TECHANDT VND ITARRHERRN ;fic) ZF
BRVXEGG. SO DEN .'». MAY !7<>r> IN HOTT VKR
SÜDEN (lk) IST DEME CO TT GjNEDIC SEIN WOLLE.
4. Grofser weifser Stein, mit WappenSculptur-
Es ift ein All ianzwappen, delTen Schilde ein dazwifchen
Hebender mit der Stola gezierter Engel hält. Schild
zur Rechten: Ouadrirt, 1 und 3 fchrcittnder Lowe mit
einem Doppelbccher in den Pranken; 2 und 4 ge-
fchacht mit einem Querbalken. Schild, zur Linken:
Ouadrirt, 1 und 3: Je zwei heraldifche Lilien nebenein-
ander; 2, Jungfrau gekrönt mit fliegendem Haar, in
der Hechten eine Infel haltend; 4. drei Hifthörner über
einander. Keine Helme. — Unterhalb Vers aus Job ly:
Scio ijuod Iis falvatorem nieum, und in Frafturfchrift :
Am 7. tag Fcbruarij Im 1558 jar Ift geftorben Vnd ligt
hie begraben Die wolgcborn Fraw Fraw Veronica
Freiiii Zu Kirchberg vnnd WeilTenborn feligc: Des
Wolgebor: nen Herrn Herrn Danieln Foelixen Frei-
herrn zu Spawr Obriftcnn Erbfchenckhen der Für.
Graf. Tirol. Vnd Hawbtman Zu Braunnegg Geliebte
Eegcmachel. Gott verleich Irain Frclichc vrftent. Amen.
5. Weifser Stein, im oberen Theile ein KcnailTancc-
Schild, fchrag getheilt, belegt mit nach rechts fprin-
gendem, auffteigendem Windhund mit ausgefchlagener
Zunge und Halsband. Die Infchrift in Fraclurbuch-
ftaben:
Hie ligt begraben Der Ernucft Hanns Ranfft Im leben.
Des hochen Stiffts Brixcn Ambtman vnd Zolner zu
Braunegg. Auch die Tugenthafft Fraw Vrfula Vintlin
feine gcmachcl Denen beiden gott wöl Genedig fein
Amen.
Ohne Datum, 17. Jahrhundert.
Die Familie der Vintlcr ift feit Alters und noch
heute in Brunnecken fefshal't
6. Ein hochft originelles Denkmal der Barokzeit,
hochlt charaktetillifch für den Kunllgcift jener Zeit
und überdies werthvoll, weil es uns mit dem Namen
eines Bildhauers bekannt macht, ift dasjenige, welches
ganz einfam gegenüber im alten Friedhofe fteht. In
feiner fall runden Marmor Sculptur llellt es die Halb-
tigur des geflügelten Todes vor, welcher das ovale
Porträt-Relief einer Dame (Brultbild! im Collum der
leopoldinifchen Epoche hält. Daneben fitzt ein Genius,
fchlummernd, auf die Sanduhr geftützt, zugleich aber
die Linke zu ,1- m Hilde erhebend, Auf dei Confole
fteht:
I). O. AV
HOC AYOAV LA\ REN Tl\ 'S RVES
SCVl.PTOR ROAUE, AUTERAE
SVAE CHRISTINAE MAI Ii IN
MORTVAE Iii. IVL. ir.7. r ».
EIRI (nie) CVRAV1T
10 MS.
Lorenz Kues, der Bildhauer zu Rom, ilt alfo nicht
der Verfertiger, fondern blofs der Befteller des Grab-
denkmals. Von Lorenz Kues ill aufserdem nur bekannt,
dafs er in Rom geftorben ilt und in feiner Kunft
gerühmt wurde. Moglichcrwcife ift hinter den beiden
Chiffern M S der Name des Bildhauers verborgen, von
welchem diefes Epitaphium herrührt.
Die Burg von Brunnccken, deren ziemlich wech-
feivolle Gefchichte ich hier nicht berühre, bclitzt trotz
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CXXIX
mancherlei Umgertaltungen und Vcrnachlaffigung fchr
merkwürdige Partien, welche Tic namentlich für den
Forfchcr auf dem Felde der Gefchichte des mittel-
alterlichen Fortifications-Wcfens bedeutend erfcheinen
lalTen. Aus der alterten Zeit ifl wohl nur der gewaltige
viereckige Donjon übrig. Ich fchaltc nur kurz ein: der
Brixener Bifchof Bruno Graf von Wullcrrtcttcn und
Kirchberg, dem die Stadt ihren Namen verdankt, foll
um 1280 die Vcftc gegründet haben; einer feiner Nach
folger, Bifchof Johann Sax, veranlafstc die Ein
fchliefsung der Stadt durch Mauern, was, der natür-
lichen Anlage gcmäfs, nur im Zufammcnhang mit der
Bcfcrtigung des SchlolTes gefchehen konnte, wie ein-
zelneRefte der Mauer und des Grabens auf der Siidfeite
heute noch zeigen. Bifchof Albert von Elina oder Neu-
markt, vergröfserte die Stadt und vollendete den Burg-
und Befeftigungsbau. Im 15. Jahrhundert, als der ge-
walttätige Bifchof Nicolaus Cufa feit circa 1460 hier
häufte, wurde gleichfalls Manches hinzugefügt und viel-
leicht bei der Krllurmung durch die Truppen Erzher-
zogs Sigismund des Münzreichen auch Manches zer-
rtort. Die noch vorhandenen künftlerifchen Ausllattun-
gen des Gebäudes deutet) darauf hin, dafs unter den
Brixener Bifchofen, deren Eigen es noch heute ill, auch
vom 16. bis 18. Jahrhundert einige Sorgfalt für das
Schlofs verwendet wurde.
Das eigenthumlichfte Bau- und Fortifications-
werk der Burg ilt der gedeckte oberirdifche Gang,
welcher auf der Stadtfeite den Berg herabfuhrt, zugleich
fehr malerifch in feiner Erfcheinimg. In fanftem Abfall
fenkt lieh diefer Corridor auf Pfeilern ruhend bis zu
einem l'unktc des I lügcls. Soweit lafst fich's im Innern
vordringen; hier aber wird er zum fenkrechten
Schachte, in welchem noch einige zerbrochene und
verfaulte Leitern tiefer hinabfuhren, ohne Zweifel in
einen der Mauerthürme der Stadt, von denen ein
runder bei der Spitalkirche noch erhalten ill.
Man betritt die Vcflc durch eine kleine Eingangs-
thür, auf deren Eifcnverkleidung das Andreas-Kreuz
(burgundifches Kreuz von Baumltammcn gebildet) und
die Zahl 1616 zn fehen ilt. Ein zweites Thor tragt das
Datum 1602. Im Hofe angelangt erblicken wir den
Treppcnthurm mit verllabtcr gothifcher Fingangs-
pforte; darüber in Stein gehauen das Wappen des
Bifchofs mit der Jahreszahl 1518 und der Mitra. Neben
der Thür ill in flachem StUCCO die Figur eines diefelbe
bewachenden Hellebardiers zu bemerken, einer in
Tyrol öfter wahrzunehmenden Sitte gemafs, die wir
am goldenen Dachl in Innsbruck, an der Parade des
fogenannten fpanifchen Saales in Ambras, am I'alazzo
Gcremia in Tricnt etc. wieder begegnen. Gegenüber
dem Aufgange zum Donjon ift an der Wand des Hofes
eine grofse Holztafel angebracht, auf welcher ein Uhr-
blatt gemalt ill. In der Mitte befindet fich der Ziffern-
kreis mit einer goldenen Sonne und vier Wappen,
darunter wieder das Lamm von Brixen und der Adler
wie in obigem Wappen-Kelief. Unter der Sonne lieht
1540, unten aber MDCIII, letzteres wohl ein Reno-
virungsdatum. Kunltlerifch erinnert die Ausftatlung
diefcs Werkes an jene hölzernen, bemalten Uhrkarten
Erzherzogs Ferdinand von Tyrol, deren mehrere die
kaiferlichen Kunftfammlungen in Wien noch befitzen.
An der Sudwand ficht man einige fall ganz crlofchcnc
Bifchofswappcn in Medaillons gemalt (16. Jahrhundert)
und gegenüber einchochft merkwürdige Treppe, welche
zu der Aufscnmauer behufs deren Befetzung und
Verteidigung führt. Auch eine Säule mit rohem
facettirtem Capital ifl hier vorhanden, aufserdem das
Andreas-Kreuz allerorten angebraclit.
An mehreren Orten überrafchen den Bcfucher
fchr tüchtige decorative Malereien, welche al fresen
ausgeführt find. So ift über dem grofsen Portale des
inneren Baues, deflen Datirung, 1602, bereits erwähnt
wurde, ein grofses Fresco angebracht, darftcllcnd
das Stiftswappen in cololTalen Vcrhaltniffen, von
Löwen gehalten, in einem Kranze von Lorbeer- und
Fruchtgewinden. In den Zwickeln find Engclskopfe,
unten ein ornamentaler Fries. Endlich finden fich an
dem örtlichen Thurm im Zwinger eine äufserft
gefchmackvoll decorirte Fcnfterleibung mit den llil-
vollrtcn Renaiffancc-Motiven, Delphinen, Candclabcrn,
gelb und roth auf blauem Fond. Auch hier macht fich
allüberall die Nahe Italiens fühlbar. Das Innere des
thcils alsCafernc, theils alsFrohnvelle — mifsbrauchten
SchlofTes bietet wenig Intercffantes. Eine getäfelte
Decke mit Rofetten und dem Brixener Wappen aus
dem 17. Jahrhundert und ein Erker mit Nctzgcwolbe
im erden Stockwerk waren zu bemerken. Einige
andere Zimmer find im Gcfchmackc des Rococo aus-
ausgemalt. Ganz oben, an der Ecke gegen Werten ill
noch eine romanifchc Theilungsfaule zu fehen.
In der nachllen Nahe von Brunnecken erhebt fich
über der engen Schlucht des Rienzfluffcs die malerifchc
Latiiprahtsburg. Wenn man über das Dorf Rcifchach
dahin den Weg nimmt, fo trifft man auf eine Feld-
Capelle, deren Fresken und bemalte Stuccaturen trotz
des rohen Ausfehens infofern interelfant find, als fie fo
recht als Baucrnmalcrci älterer Zeit, gewilTermafscn als
I lausindurtrie der monumentalen Kunft. bemerkt zu
werden verdienen. Im Altar-Gewolbe find die Heim-
fuchung und verfchiedene Heilige dargellellt, das Ran-
kenwerk hat noch ganz ftrengen Rcnaiffance-Charak-
ter, datirt find diefe Malereien 1682. — Die Lam-
prechtsburg verräth ihr hohes Alter, abgefchen von
dem Hauptthurmc, durch keinen ihrer fonftigen Bau-
teile, welche vielmehr der fpateren Rcnaifiance ange-
hören. IndcfTen war die Verte in früheren Zeiten Eigen
eines nach ihr genannten Gefchlcchtes und kam erft
fpater in den Belitz des Stiftes Bi ixen welches fie jungft
verkaufte. Heute häuft ein Bauer darin. Die Gemacher
find zum Theil noch vcrhältnikmafsig wohl erhalten und
wäre defshalb dem Gebäude ein gunftigeres Gcfchick
zu wünfehen Ein getäfeltes Zimmer hat das Datum
I542;cin fchönes Renaiflance-Fcufterinit Theilungsfaule
und Eckfitzen, von toscanifchcr Ordnung, ift 1696 be-
zeichnet. Ueber dem Eingange ficht man ein ill freseo
gemaltes Wappen, quadrirt, jedes Feld mit drei hori-
zontalen Streifen in folgender Aufeinanderfolge der
Tincturen: 1. 3. gelb, roth, weifs; 2. 4. gelb, weifs.
roth. Von den verwifchten Kleinodien ill blofs die
Figur eines fitzenden Windhundes lichtbar. Befonders
hervorragend fcheint mir ferner ein grofseres Zimmer,
defTen Tapete noch wohlerhalten ill. Der Deffin rtellt
ein lehrreiches Mutter der Spat-Renaitl'ancc vor. welches
mitteilt Zeugdruck hergertellt ift, indem auf die nalfe
Farbe Wollllaub zur Herrteilung des Velours gertreut
wurde. Aufscr einem einfachen gefchmiedeten Treppen-
geländer von guter Zeichnung finden fich ferner noch
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eine Anzahl Hildcrim Schlöffe, doch nichts Wcrthvolles.
Am bellen find noch ein Portrat des Erzherzogs
Ferdinand Karl von Tyrol und jenes des Brixcncr
Bifchofs Cafpar Ignaz (trafen von Kiinigl, 170S, des-
fclben, welcher 1741 die Errichtung des L'rfulincrinen-
Klollers in der Stadt forderte.
Kndlich überrafcht uns in dcrSchlofs-Capcllc ein
feltenes Objcel Die Capelle fleht vollkommen
ifolirt auf der l'lattform des Hofes und i(l erll im
vorigen Jahrhunderte gebaut. Ihre Einrichtung nimmt
unfer IntcrcfTe keineswegs in Anfpruch, doch befindet
(ich unterhalb der Kanzel, in der Wand eingemauert,
eine oblonge, fufshohe Reliefplatte von Majolika, welche
ein Wappen vorftcllt, faft, als rührte fic von einem
Ofen her. Der Rcnaiffancc-Schild ill quadrirt Feld 1
zeigt das Fmblem, welches am Kpitaphium des Kirch-
mayr am Raggcn vorkommt, tlie Arme mit der Spitz-
fchaufel, in Blau; 2 eine Madchcnbiifte in Gelb; 3 einen
fehreitenden gelben l.nwcn nach links; 4 eitlen Quer,
balkcn. Uebcr dem Schilde lieft man die Zahl: 1636.
Reife-Notizen über Denkmale in Steiermark und Kärnten.
Von Dr Karl Lind.
XIII.
|Hil »Tll Mini«!!«»«« )
^1F Decanal- und Stadt Pfarrkirche zu Gmund
hat eine dreifchiffige Anlage (Fig. l) mit
fchonem Netz-Gewolbc überdeckt. Drei Paar
achteckige Pfeiler tragen die Gewölbe, die in jedem
Schiffe in je 4 Joche zerfallen. An den Wanden
erfcheinen Dienfle mit vorgelegten Dreiviertclfaulen als
Kippenträger; die Seitenfchiffe mit je einer aus «lern
Achtecke conftruirten Abfide. Das l'resbyterium be-
Kig 1. il'imünd.'i
lieht aus zwei rechteckigen Jochen mit Kreuzgewölben
und aus einem funffeitigen SchlufTc. An das Chor ifl
eine kleine Sacriilei angebaut, hinter dem Achteck-
fchlulTe in der Achfe eine moderne lauf der Abbildung
wcggclaffene) Capelle, die ebenfalls als Sacriilei dient.
Der Triumphbogen ill kraftig profilirt. Nicht minder
fchonc Profilirungen finden fich auf dem Haupt-Portale
und dem Portale der rechten Seite. Nur im Sehluflc
des l'resbyteriums und der Seitenfchiffe finden fich
Strebepfeiler. Der Thurm ill links des Fangfchiffes,
eine Capelle rechts desfclbcn angebaut Die eben-
erdige Thurmhalle dient als Durchgang. Diefe Capelle,
worin die l aufen abgehalten werden, lieht durch zwei
Bogenöffnungcn mit dem rechten Seitenfchiffe in Vcr-
t l£. i. \ Kartier 1
bindung und ifl mit einem einfachen Nct/gewölb« über-
deckt. Inder Sacriftei findet lieh ein hüblchcr gothifchcr
Kelch. Von den zahlreichen leider llark abgetretenen
Grabmalen ill zu erwähnen jenes des Jacob (,'aisbcrg
1574, eines U'titntmoJ'er von 1521, und des Grafen
Rudolf Rmitenau 1633. Auch verdienen die vielen
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CXXXI
fchonen fchmiedeifernen Grabkreuze am Friedhofe um
die Kirche befondere Erwähnung. 1
Bei der Kirche der Karncr (Flg. 2) rund mit
doppelter Aufgangslliege, das Beinhaus darunter, Fres-
ken aus der bellen Zeit des fpaten Mittelalters im
Innern, auch Spuren von Malereien an der aufseren
Stiegenwand, fchonc gothifchc Predella und Figuren
eines Kälten-Altars.
Zunachfl des Haufes Nr. 49 ficht eine gewundene
Säule mit dem Wappen des Salzburger Frzbifchofs
Leonhard v. Keutfchaeh und der Jahreszahl 1510. Kinc
kleine gothifchc Capelle wird jetzt als Getreidefpcicher
verwendet. Von den Bcfcftigungsanlayen haben fich
einige Kelle, fo ein Stadtthor beiderseits mit fpitz
bogigen Oeffnungen, Theile der Stadtmauer mit Zin-
nen und Schiefsfcharten erhalten.
f>ll- } iKrcufchisch.)
Zur Gmündner Mutterkirche gehören zwei Filialen,
zunachfl die Krcuffhlaclter Kirche. Ober dem Triumph-
bogen diefes befcheidenen Baues fleht: «1518. ruinirt
durch den grofsen Krdbiden den 4. xbris 1690, repa-
rirt 1691". Die Kirche (Fig. 5) beliebt aus einem Lang-
haufe mit zwei Jochen. Die Rippen des zierlichen Stcrn-
gewolbes ruhen auf runden Dienllen. rur an einer
Stelle vertritt eine Confolc den Diciill (Fig. 4) Das
Prcsbyterium fchlicfst dreifeitig und i(l neu überwölbt.
Am Schiffe und Chore haben fich abgeftufte Strebe-
pfeiler erhalten, defsgleichen blieben die fpitzbogigen
Fcnflcr unverändert. Das Orgel-Chor ill neu. Die
Sacrillei liegt im ErdgcfchofiTc des Thurmcs, der rechts
an das Prcsbyterium anfchltefst. In deffen oberes
Stockwerk fuhrt eine Treppe von der Kirche aus.
Die Strebepfeiler haben fp.it gothifche WalTcrfchlage
und find zweimal abgetreppt. In diefem Kirchlcin finden
fich fo manche beaebtenswerthe Gegenllandc: im
Prcsbyterium BetlUihlc aus Fichtenholz, zierlich gear-
beitet, etwa aus dem 17. Jahrhundert, ein fchones
Kcnaifiancc-Abfchlufsgittcr, am Thurmc eine kleine
Glocke von 1564, in der Sacrillei ein Mefsklcid mit
Flachllickerei, vorllellcnd den Gekreuzigten. Gott
1 Mit Benulfung d*r Berichte M die k. k. Cciiir^t-Cuiuini(fii>n d<r
llcricn ILUlikt uml il/firi.
Vater, Maria Magdalena und Johannes, das Kreuz
als grüner blattcrtragcndcr Baum. Auf der Vorderfeitc
der Cafula drei Heilige in einer Reihe untereinander.
Fin zweites Mefskleid mit dem gekreuzigten Heiland,
l'etrus und Paulus auf Goldgrund, Hochflickcrei. Zu
Füfsen des Kreuzes Maria und Johannes und eine
Acbtiffin (Donatrix.) Dicfe Cafula dürfte dem 15. Jahr-
hundert entflammen. Endlich ein drittes mit reicher
Nadelmalerei geziertes Mefsklcid aus dem 17. Jahr-
hundert und ein Polfter von geprefstem Leder mit
fchonen Rcnaiflancc-Ornamenten beiläufig aus dem
16. Jahrhundert.
Ffc. 4 iKrrafcblnch.)
In Trtbcjfing nachll Gmünd die jetzt als Stall
verwendete Ruine eines gothifchen Prcsbyteriums,
beftehend aus fünf Seiten mit Strebepfeilern, Spitz-
bogcnfcnflcrofTnungcn und einfacher Rippcn-Conllruc-
tion. An einer Stelle Spuren eines alten Fresken-
gemäldcs.
Beachtenswerth ill die I.cobener Filiat- Kirche zu
Plcfsnits. Sic ill einfehiflig, hat ein kleines Prcsbyterium
in unreychnafsiger Achleckgrundform und profilirten
Triumphbogen, fpit/bogige Fenller ohne Maafswerk.
Im Schiffe eine gothifchc, in Roth und Weift bemalte
Holzdccke (Fig. 5), ebenfo die Brüllung des Orgel-
Chores. Der Altar gehört der Spat-Gothik an, drei
1 Iciligcn-Figurcn unter reichem Baldachine. Ueber dem
Eingänge ein Fresco Bild aus dem 16. Jahrhundert (die
Kreuzigung).
Zu Malltln-in war bereits im Jahre 1126 eine
Kirche, die vor 1209 auch als Pfarre urkundlich be-
zeichnet wird; die heutige Kirche wurde 1482 erbaut.
Sic ill einfehiflig und mit dem üblichen Netzgewolbe
überdeckt. Das Prcsbyterium fchlicfst mit fünf Seiten
Kig. 5 (MdMic.)
des Achteckes und befteht überdies noch aus einein
Joche, das durch ein zierliches fchmicdcifcrnes
Speifegitter vom Langhaufe getrennt wird. Auf der
Evangelien-Seite eine gothifchc Capelle, gegenüber
eine jüngere (1661). Das Schiff bellcht aus vier Jochen
und ill aufsen mit abgeltulten Strebepfeilern verfehen.
Der Thurm an der linken Seite des Prcsbyteriums
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CXXXII
bildet unten die Sacriflei, ift bis zum Haupt-Gefimfe
viereckig und tragt einen achteckigen llclm. Im
Glockenhaufe rundbogige Doppclfcnftcr mit rohen
Doppclfaulen ohne Capital. Eine Glocke im Thurme
dürfte noch in das 14. bis 15. Jahrhundert zurück-
reichen. E)ic Seiten-, Altäre tragen die Jahreszahl 1671
und 1673, der Altar in der Capelle links 1622. An der
Kirche finden lieh zahlreiche Hilderfpuren, fo in der
Vorhalle ein heiliger Oswald, gut erhalten, Uber
dem Portale eine Kreuzigung, am erften Strebepfeiler
eine Frauengeftalt mit otTenen blonden Haaren und
ein Bifchof, daneben ein heil. Chriftoph. Schoner
Kenailfancc Thürklnpfer mit Kofette. Grabmal des
Georg v, Malierin in und feiner Gattin Sibylle, 1551.
Nachft der Kirche ein Karner von runder Gcftaltung,
in demfelben zwei hübfehe Holzfigurcn des 15. Jahr-
hunderts.
Im Schlufsfteine des nahegelegenen SehlolTes
kronsgg die Jahreszahl 1590. Uebcr dem Portale ein
Doppellenfter im Rundbogen (Früh-Rcnaiffance). In
der Schlofs Capelle zu Dornbtli/i ein dreifitziger Chor-
lluhl (Fig. C>) aus Nufsbaumholz, fpat-gothifch. Die
geneigte Rückwand ift durchbrochen, bekrönt mit
Wimpergen und Fialen. Die Vorderwand des Knie-
fchemels (Fig. 7} ebenfalls durchbrochen, im Ganzen
fchon fehr fchadhaft. Im SchlolTc mehrere Holz-
plafonds aus der Renaiffancc Zeit.
Die Kirche in Treffiing zeigt im GrundnlTe [Fig. 8)
ein gegen das Prcsbyterium (lark verfchobencs Schiff,
das jünger als diefes ift. Das Gewölbe des Prcsbytc-
riumsift neu. Das Portal fchon profilirt. In den Fenftern
Maafswcrk, am Triumphbogen die Jahreszahl 151S in
der Glockenhallc des Thurmcs fpitzbogigo Doppcl-
fcnflcr. Im Fufsboden der Kirche der Grabllein der
Frau Anna Gundrich <;i446). Ein zweiter Grabllein
nachft des Einganges ift der des Andre von Graben
1409. Das wichtigfte Kunftdenkmal befitzt die Kirche
in dem Kelle eines Flugel-Altars, der in der Vorhalle
der Kirche aufgcftcllt ift. Jeder der beiden Flügel ift in
zwei Felder gethcilt und mit Tempera- Mildern auf
Goldgrund geziert. Wir fchen: Chrillus vor Pilatus,
die Dornenkronung, dabei zwei Wappen, die Geifse-
lung und die Kreuzigung. Aufsen St. Nicolaus, St.
Martholomacus, St. Stephan und St Andreas, dabei
wieder diefelbcn Wappen. Im Kaften jetzt eine Pictä
aus der Zopfzeit.
In der Nahe befindet fielt die Ruine StHHtTfck,
ein Bau der Hauptfache nach aus dem 15. Jahrhundert.
Man erkennt fpitzbogige Fcnfter und Thuren, erhalten
ift ein rundbogiges fpatgothifches Portal gegenüber
dem ifolirt Hellenden runden Bergfried.
Die kleine Kirche zu Dobriack ift nur mehr in
ihrem Prcsbyterium ein in die Spat-Gothik zurück-
reichendes Bauwerk, dasfclbe beftcht aus einem Joche
und dem dreifeitigen Chor-Schlulle, ift mit einem
Netz-Gewölbe überdeckt und hat mit Maafswcrk ge-
zierte Fenfter. Das Schiff iil flachgcdcckt. Eine Glocke
tragt die Jahreszahl 1491. In der Sacriftci ein einfacher
gothifchcr Mefskclch. Auf dem rechten Seiten-Altar
zwei Schnitzwerke von einem alteren Altar (Tod
Mariens und die 14 Nothhclfer; circa 16. Jahrhundert
F»K- 9)-
In der Kirche zu Kaimig, einem Neubau, ein altes
Sacramcnts Häuschen und ein einfacher gothVchcr
Kelch mit kraftigem Noilus.
Die Kirche zu Twcng war ein gothifchcr Mau,
doch gingen die Gewölbe zu Grunde und wurden
durch flache Decken erfetzt. Ueberrefte alter Kirchen-
ftuhle, Saeraments-Nifchen, einfache gothifchc Thür
hefchlagc. In einem kleinen Häuschen am Friedhofe
Hefte eines Flugel-Altars. Auf der Predella Chriftus
mit den Apofteln; Auf den Flügeln innen St. Martin,
aufsen St. Katharina: innen St. Nicolaus, aufsen St,
Barbara. Ein noch erhaltener linker fetter Flügel mit
dem Bilde der heil. Urlula, Tempera-Gemälde, die
inneren Milder auf Goldgrund, das Mittelftuck fehlt.
Fig. 7 Ktuneug.)
Die Kirche zu Lieferegg enthalt ein aus der gothi-
fehen Zeit flammendes Langhaus (drei Joche) mit rei-
chem Nctz-Gewolbe ; das Prcsbyterium ift neu, Die Rip-
pen ruhen auf Wandfaulcn, nur beim neuen SeitcnfchitTe
auf zwei Harken Pfeilern. Der Thurm ift vierfeitig und
hat in der Glockenflubc fchöne Maafswcrk Ornamente
in den fpitzbogigen Doppcl-Fcnftcrn mit Fifchblafen-
Mullern. Der Thurm fchlicfst im fpitzen Giebel mit
fchonem fchlanken Helm, die grofse Glocke von 1400,
die nachftc von 1500. ebenfo die dritte. Taufftein
und Weih wafler- Hecken einfach, nach gothifchcr Styl-
weife. Von Grabmalen find zu erwähnen das des Tho-
mas Straf ser 1541, des Andreas ... von Krimsberg
1475 und eines Pricfters mit figuralcr Darllellung.
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CXXXI1I
Im Scitenfchiffc das Relief-Altarbild eines Flügel-
Altars, vorftellend die Sendung des heil. Geiftcs über
Maria und die Apoftel, der Rahmen durchbrochen und
reich gefchnitzt, vergoldet, die Flügel beiderfeits be-
malt ( Tempera-Goldgrund], im oberen Theilc ift jedes
Bild mit vergoldetem Raiikenwcrk geziert. Wir fehen
den Tod Märiens, den ungläubigen Thomas, Chrirtus
und Petrus auf dem Meere, die Ausfendung der Apoftel;
dann (gefchloffen) Paulus, Lucas, Petrus und Johannes,
vorzügliche Gemälde. In den Ecken des zweiten Bildes
bei offenem Altar das Wappen des Georgsrittcr-Or-
dens (Kreuz) und des Grofsmciftcrs Sicbcnhirter.
Zu diefer Kirche gehört die Filiale St Wolfgang.
Dicfcs kleine, dem heil. Wolfgang geweihte Kirchlein
Fig. 8 (TrefUin K .)
am Millßatter-See ift nur im l'resbytcrium ein Bau
fpiit-gothifcher Zeit (Fig. 10), aus welcher Stylperiode
auch der Thurm flammt. Die Netzgewölberippen
ruhen auf halbrunden Dienllcn, die Fenftcr haben Maafs-
werk. In der Glockenhalle rundbogige Doppclfcnftcr
mit einer plumpen Thcilungsfaule ; die Sacriflei-Thur
profilirt. Vor dem Haupt-Fortal liegen vier Stücke eines
romanifchen Friefcs (12. Jahrhundert;, die lebhaft an die
Frics-Decoration der Fagadc der Millrtatter-Kirche
erinnern. Im Mittelfenfter zwei farbige Wappen, in der
Sacriftci ein einfacher gothifchcr Kelch Die Kirche
befitzt in dem Reite eines Flügel-Altars ein kofibares
Kunlldenkmal Im Karten befindet lieh die vollrundc
Holz-Figur des fitzenden heil. Wolfgang. Den Karten
bekrönt innen ein reicher Baldachin. Auf den Flugein
die Holzgemaldc: St. Nicolaus, St. Katharina, ein
Bifchof und St. Barbara, aufsen Sccncn aus dem Leben
des heil. Wolfgang auf Goldgrund. Ift der Karten
gefchloffen, fo werden noch vier weitere Seitenbilder
Achtbar: St. Ulrich, St. Margaretha, St. Leonhard und
St. Auguftinus. Die Gemälde dürften aus nicht
gewöhnlicher Malcrhandcntftanden fein, dieZcichnung
der Figuren, der Geliebter und der Faltenwürfe ift
geradezu vorzüglich. An der Predella auf fchwarzem
Grunde St. Peter, St Paul, St. Jacobus und St. Johannes,
wundervolle Gemälde.
vm n. F.
Das einfehiffige kleine Kirchlein zu Kremsalpe
Dccanat Gmünd, hat ein kleines Prcsbyterium, mit drei
fehr ftumpfwinkcligen Seiten abgcfchlofTcn, im Prcsby-
terium ein einfaches Netzgewulbe mit Rippen, desglei-
chen ein folchcs Kreuzgewölbe im Thurm. Das Schiff
hat zwei einfache Kreuzgewölbe ohne Rippen und
dürfte fpäteren Datums fein. Keine Strebepfeiler. Der
Thurm ift viereckig, mit vier Heilen Giebeln und acht-
eckigem Helm. Die Thurmthür im Prcsbyterium hat
ein einfaches fpät-gothifches Schlofs.
Die Kirche in Kremsbrücke ift dem heil. Nicolaus
geweiht und hat über dem Portale die Jahreszahl 1G40.
Die Kirche ift jedoch fpat-gothifch (circa 1545), hat im
Schiff drei Travees, im dritten Travee den Orgel-Chor
von einem Scgmcnt-Bogcngetragcn. Das Prcsbyterium
ift gleich weit mit dem Schiffe, fchlicfst an dasfelbe
ohne trennenden Triumphbogen an und ift nur durch
ein reicheres Nctzgcwölbc ausgezeichnet. Die Rippen
find von einfachen runden Dienften ohne Capital ge-
tragen. An der Epiftcl-Seite ift der fogenannte Luther-
Chor angebaut, da cinft die Protcftanten hier ihre
Andacht verrichteten. Das Haupt-Portal und die
Sacriftci-Tliür find einfach profilirt. DerThurm ift vier-
eckig, mit gothifchem Cordon-Gcfimfe, im Glocken
häufe einfache Doppelfenfter durch rohe capitallofe
Säulen gethcilt. Neben dem Eingange zum Friedhof
ein Relief, den heil. Nicolaus vorftcllcnd, aus Quarz,
der Heilige mit Paftorale, Mitra und den Aepfeln. Das
Alter des Reliefs wahrfeheinlich 15. Jahrhundert.
Neben dem Portale der Grabftein des Jacob Geils-
ferg aus dem 16. Jahrhundert. In der Kirche ein go-
thifchcr Kelch aus dem 15. Jahrhundert, ferner
ein MifTalc von 1549, einzelne Blatter mit alten, orna-
mental bemalten Pergament-Streifen beklebt. (17. Jahr
hundert). Eine lederne Cafula aus dem 17. Jahrhundert.
Fig. g (Döhriach.)
Kirche in Nöring. Tief in den Bergen des Liefcr-
thales liegt dicfcs kleine Kirchlcin, deffen Alter eine
Jahreszahl über dem Portal — 151 A, — genau beftimmt.
Auch auf den Urfprung kann man aus dem über dem
Haupteingange angebrachten Wappen mit der Rübe
fchliefsen.
Uebcr dem Triumphbogen ift folgende Infihrift:
»Decemwer 1690 durch den grofsen Erdpiwcn ranuirt
worden. 1693 renefiert worden - Das Kirchlein ift ein-
fchiflig, das Prcsbyterium von dem Schiffe durch einen
einfach profilirten Triumphbogen getrennt. Das Schiff
fowohl wie das Prcsbyterium war cinft gewölbt und
dürften die Gewölbe in Folge des grofsen Erdbebens
zufammengefturzt fein Gegenwartig reichen die Dicnftc
bis zur halben Hohe der Kirche. Auf der Evangelien-
Seite der Kirche ill in der einen Ecke des Schiffes
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CXXXIV
noch der Anfang des alten Gewölbes in Form einiger
Rippcnftückc fichtbar. Gegenwartig ift die Kirche mit
einer flachen Holzdeckc gefchloffcn. Rechts vom Pres-
byterium der viereckige Thurm, deflen Erdgcfchofs als
Sacriftei dient. ImGlockcnhaufc vier weite Spitzbogcn-
Fenftcrohne Maafswerk. Zwicbelhclm. Die Fenfter des
Langhaufes durch einen Pfoften getheilt und mit Fifch-
blafen-Maafswcrk als Couronncment, an den Fenftcrn
des Presbytcriums fehlt das Maafswerk. Auf der Nord-
feite find keine Fenfter. Aufsen am Schiff Strebe-
pfeiler, auch auf der Sudfcitc des Prcsbyteriums einer.
Hie Ecken der Apfis haben keine Strebepfeiler. Das
Langfchiff hatte drei Travecs. Das Prcsbytcrium ifl
mit den drei Seiten des regulären Achteckes ge-
fchloffcn. Der Orgel-Chor wird durch ein fpatgothi-
fches Nctzgewolbc getragen, die Stirnwand desfelben
ift durch zwei Pfeiler geftutzt, in der Mitte ein Rund-
bogen, auf der Seite Spitzbogen.
i
/7V\
-
Ii
Fig. 10 |_St. WolfgUf 1
Am linken Seitenaltar befindet ("ich ein Gemälde
auf Holz, die Kreuzigung Chrffti darftcUcnd, auf Gold-
grund, ohne Rahmen. I 19 M. breit, 127 M. hoch.
Trotzdem der Ort feucht ift, ill das Bild ziemlich gut
erhalten, der Ausdruck der hinfinkcnden Maria ift fehr
gut Der Leib des gekreuzigten Heilandes fehr zart, mit
nahezu weiblichen Korperformen. Im Hintergründe
iiber 100 Kopfe von Kriegern und Volk. Im rechten
Vordergründe ein gcharnifcluer Ritter auf einem
Schimmel. Rechts und links von Chriftus die beiden
Schacher. Das Bild durfte aus dem Ende des 15. Jahr-
hunderts (lammen.
Es ift möglich, dafs diefes Bild von dem einfügen
Flugel-Altar in diefer Kirche herftammt, da fich noch
folgende Holzbilder aus dcrfelbcn Zeit in der Kirche
vorfinden. :
1. Ein Flügel, von einem Flügel Altar flammend,
fammt Rahmen 35 und 83 Cm. Grofsc. Das Bild ftcllt
auf Holz, auf dunklen Grund gemalt, eine weibliche
Figur dar mit rothem Unterkleid. Mit der rechten Hand
halt die Figur eine Kirche, mit der linken hebt fic den
Mantel. Ebenfalls ein Werk aus dem Ende des 15. Jahr-
hunderts. Auf der Ruckfeite ein Bifchof mit drei Schilt-
knoten.
2. Ein vollftandigcs Altar-Bild mit beiden Flugein,
Holzgcmulde auf Goldgrund, das Mittelbild zeigt vier
ftchende männliche Figuren:
aj einen geharnifchten Ritter mit rothem Mantel und
Herzogshut, in der Hand eine weifse Fahne mit
rothem Kreuz (Domitian ); ihm zur Rechten
b) ein Mann mit einer Capfcl fonderbarer Form, die
er in der Hand halt, ohne Kopfbedeckung, barfufs.
Noch weiter rechts
t) der heil. Coloman,
d) endlich einen Herzog mit einer Palme in der
Hand.
In der linken Ecke diefes Bildes die Infchrift
f. primo»
Der Flügel auf der Kpiftel-Scitc ftcllt einen Her-
zog dar Zur linken Seite des Hauptbildes auf dem
Altar-Flügel ein Bifchof, in der Rechten das Paftorale,
in der Linken drei Schilfkopfe haltend. Beide Figuren
auf Goldgrund.
Auf der Rückfeite der beiden Flügel befindet fich
die Darllellung von Maria Verkündigung, welche zu
dcrfelbcn Zeit, jedoch von einem unbedeutenderen
Kunftler ausgeführt fein dürfte. Darauf ein Spruchband :
.Ave maria, gratia plena -
Jcder der Flügel mifst 82: 31 Cm. fammt Rahmen,
das Mittclbild 82-65 Cm. In der Sacriftei ein filberner,
ftark vergoldeter Kelch mit der Infchrift um den Stiel:
„Maria, hilf uns allen," Die Rückenflachc einer Cafula:
ein altes feidengefticktes Kreuz mit dem gekreuzigten
Heiland auf grünem Baum, über demfelben Gott Vater
mit der Weltkugel in der Hand, in gelbem Mantel
und blauem Kleid. Unter ihm die Erde und der Regen-
bogen. Darunter: 1 N R I Zu Fufsen des Kreuzbaumes
die heil. Maria und der heil. Johannes, Unter denfelben
die heil Magdalena, welche das Kreuz umklammert.
Das aus den Wunden des Heilands ftrömendc Blut
fangen zwei (liegende Engel auf. Das Ganze ill P'lach-
(lickerei in Gold um! Seide. Auf «lern vorderen fchmalcn
Streifen befindet fich oben ein Bifchof, ebenfalls mit
dem Kruninillab und drei Schilfkopfen in den Händen.
Darunter unter einem Baldachin zweimal je ein Bifchof.
Das Kreuz mifst 1 M. in der Lange und 55 Cm. in
der Breite, der Streifen felbll 13 Cm, der Bruftft reifen
7 Cm ; ilerfelbe konnte auch von einer Stola herrühren
Wandmalereien in der Barbara-Kirche zu Kuttenberg.
^ER Central Commiffion kam feitens des Vereines
Vocei in Kuttenberg ein ausführlicher Bericht
ubi i die Redau 1 un. : d> 1 in i'.v. S: Barbara-
Kirche dortfelbft blosgelegtell Fresken zu. Die k. k.
Statthalterci zu Prag hatte für «liefen Zweck Soo (1.
gewidmet. Maler Miixiwr lülute die Reftaurations-
Arbeiten in fehr befriedigender Weife durch. Insbcfon-
ders ging er dabei mit einer Pietät zu Werke, bei der
er in anerkennenswerther Sclblllofigkeit feine Mciflcr-
fehaft der Schonung der bellehendcn Bilder willig
unterordnete.
Die Fresken befinden fich auf der linken und
rechten Wand einer Capelle, alle die ganze Breite der
Wand einnehmend. Die unterfte Abtheilung, zwei Bilder
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cxxxv
zahlend, lauft parallel mit der unteren Einfaffung des
Fenfters, welches die ganze Stirnfeite der Capelle
einnimmt. Oberhalb der unteren zwei Bilder find
links und rechts zwei grofse Abtheilungen, gleich den
unteren Bildern von bedeutenden Dimcnfionen, die
lebensvolle Compofitionen enthalten.
Die hochft gelegene Abtheilung ift bereits in den
Feldern des gebrochenen Bogens unter dem Gcwülbc
angebracht. Das erfte Bild hat zum Gcgcnftande „die
Kreuzigung Chrifti*. Links vom Kreuze mit dem ftcr-
benden Erlöfcr erblickt man eine Gruppe von Frauen
und unter ihnen den heil. Johannes, den Liebling Chrilti.
Die heil. Jungfrau Maria bricht ohnmachtig in fichzufam-
men, wahrend Maria Magdalena unter dem Krcuzckniet
und ihre Thranen trocknet; rechts fleht eine Gruppe
von Söldnern mit Lanzen, einer von ihnen halt ein
Gefafs, ein zweiter auf einer Stange den Schwamm.
Im Vordergrunde ift ein höherer Würdenträger, der
den zum Chrillus auffchauenden und aus voller Kehle
fehreienden Soldner zur Ruhe verweil!; im Hinter-
grunde halt ein Reiter mit einer Papierrolle in der Hand.
Der Himmel, grofstentheils mit grauen Wolken über-
zogen, blickt traurig hernieder auf die weitgedchnte
Landfchaft, die von einem See belebt, längs deffen
Ufer fich die Stadt Jerufalem mit brücke, Wallen und
Thürmen — hier in Gellalt einer mittelalterlichen
Stadt gegeben — hinzieht.
Das zweite Bild auf der gegenuberftehenden Wand
fuhrt uns eine freie offene Landfchaft mit einem Konigs-
fchloffe vor, aus dein in Begleitung reich gekleideter
Genoffincn eine hohe Frau herankommt , angethan
mit einem reichen Kleide, während das Haupt eine
mit Gold und Edelfteinen in Form einer Krone gc-
fchmücktc Haube bedeckt. Kinc von den Diencrinen
tragt ihre lange Schleppe. Der ganze Zug geht dem
jugendlichen Konige entgegen, der fich mit feinen
Gefährten dem Bache genähert hat. Die hohe Frau
felbll durchwatet mit nackten Füfsen den Bach, über den
ein hölzerner Steg gelegt ilt, zu dem fich der gröfsere
Theil der Gefolgl'chaft der Königin wendet, mit Ver-
wunderung dem Beginnen derfelben zufchend.
Oberhalb diefes Bildes ilt das dritte. Hier zieht
vor allen der König zu Pferde, mit einer Krone auf dem
Haupte, die Aufmerkfamkeit auf fich; das Pferd hält
der Knappe am Zaume — an feiner Seite ilt der Hof-
narr!?!) ebenfalls zu Pferde, fo wie auch der hinter den
beiden befindliche Page ein Pferd reitet. Den König
begleitet eine Rittersfchaar in voller Rultung und mit
dem Banner, als ob es in einen Krieg ginge. Die Schaar
bleibt vor einer reich gekleideten Frau Heben, welche
flehend vor dem Könige niederkniet. Zu ihren Fufsen
liegt der Leichnam eines kleinen Knaben mit einer
klaffenden tiefen Todeswunde am Hälfe. Links kniet
im Vordergründe ein junger Ritter, eine edle Geltalt,
in kottbarcr Rüftung mit einem weichen lieblichen
Frauengefichte. Sein Schwert, leine Eifenhandfchuhc
liegen feitwarts, feine Hände find am Rücken feltge-
bunden, die Augen mit einer breiten Binde bedeckt
Seinen Oberarm berührt ein Mann, der, ein entblostes
Schwert in der Hand, fich zur Hinrichtung vorbereitet.
Im Vordergrunde diefer Gruppe fuhren Stufen in ein
Schlofs, in dell'en Inneres man durch die Fcnftcr und
den weiti n Eingang blicken kann. Soviel man auf
Grund der lehr geringen Ucbcrrcllc der urfprünglichen
Malerei diefes Theiles des „dritten Bildes" heraus-
lefen konnte, iit hier eine Sccne geboten, die ent-
weder als Fortfctzung einer beftimmten Gefchichte,
oder als Schlufs derfelben aufgefafst werden kann.
Der König, das Weib und der Gewappnete, die man
erblickt, find denen, welche der Vordergrund des Bildes
zeigt, ähnlich; der auf dem Throne fitzende König
neigt fich allem Anfchein nach zu den beiden vor ihm
knienden Perfoncn von dem Throne herab.
Fig. I. (Kultenl.erg I
Das vierte Bild, das fich über der Kreuzigung
Chrilti befindet, fuhrt uns eine weite anmuthige mit
blauen Bergen umrahmte Landfchaft mit einem See
vor. Am Geltadc desfelbcn, das fehönen üppigen
Pflanzen wuchs aufweifet, ift ein prächtiges Haus mit
einer Galerie, die belebt wird durch zahlreiche bis in
den Vordergrund vortretende Gruppen vcrfchicdencr
Geflalten, welche den Verlauf des vor ihren Micken
fich entwickelnden Ereigniffcs verfolgen. Als Haupt-
perfon ift hier wieder der König, im vorgerückten
Alter, mit entblostcm Haupte; er liegt auf den Knien,
halt die Hände mafsig ausgeft reckt vor (ich und blickt
hinauf zum Himmel, wo fich ihm in den Wolken die
heil. Jungfrau Maria mit dem Jefukindlein im Glorien-
fehein zeigt. Zum Auffchaucn feheint ihn die hohe mit
einem Diadem gezierte Frau im fehr reichen Gewände
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CXXXVI
aufzumuntern, die bei ihm fleht, fich mit ihrer linken
Hand auf feinen Arm ftützend, wahrend die rechte
nach dem Himmel weifet. Auf der Brurtung der weiten
Galerie, dem Könige gegenüber, fteht ein Pfau, auf der
Krde neben ihm eine Krone, wahrend das Seepter
an der Mauer angelehnt ift.
Hoch oben, in der letzten Abtheilung, find auf
beiden Seiten die Bilder von zwei Heiligen. Die An-
ordnung ift als Abfchlufs decorativ: der grüne Grund
ift mit reicher Bogenzeichnung geziert, das rothe
Bogcnfenftcr, in dem die Geftalt des heil. Jacob mit
dem Pilgcrftabc und der Auffchrift vim dclTcn Haupt
„Sanclus Jacobus a angebracht wurde, ifk mit einem
Teppiche, der heraushangt, gleichfam wie zu einem
Fefle gefchmückt.
So ift es auch rechts. Auf der Wand rechts konnte
jedoch nach den vorhandenen unfeheinbaren Ueber
reften der urfprünglichen Malerei nur foviel conftatirt
werden, dafs auch hier eine gleiche Anordnung, Ireilich
mit einigen geringen Abweichungen, fich befand, und
zwar wieder mit dem Bilde eines Heiligen, den man
jedoch nicht mehr zu erkennen und ficher zu Hellen
vermochte.
Auf der Wand unter dem Fcnrtcr ift ein weiter
Zubau (ein Seiten-Oratorium ?) gemalt. Auf dem Bogen,
der diefen Zubau umfchliefst, lieht ein kleiner Glockcn-
ftuhl; in der Mauer desfelbcn ift in der Mitte ein
Schrein mit Buchern, rechts eine geöffnete Thür
wahrzunehmen. Das Ganze ftellt, wie fchon erwähnt
wurde, wahrfcheinlich ein Oratorium dar, wo die
Vorbereitung zum Gottcsdienfte getroffen wird; denn
auf der Mauer, welche, durch die Thür gefchieden.
eine Scheidewand bildet, ift ein Leuchter aufgeftellt
und die im leiben befindliche Kerze zündet eben ein
Jüngling mit ausdrucksvollen Zügen an.Hintcrihm ftchl
in der Mitte des Bildes ein alterer Mann, eine gefetztere
Geftalt, der auf dem Haupte eine pelzvcrbrämtc Mütze
tragt und in den Händen einen Stock halt, als ob er
den Anfang des Gottcsdicnftcs erwarten mochte, was
auch die nebenftehende edle Geflalt auszudrücken
fcheint, die das Buch auf dem vor ihr ftehenden Pulte
aufgcfchlagen hat und bereits den Mund zum Singen
öffnet.
Zu beiden Seiten des befprochenen Altares ift
die Ausführung decorativ wie oben unter dem Ge-
wölbe — eine fchlicht durchgeführte Bogenzeichnung
auf grünem Grunde, die man auch auf der gegen-
über liegenden Wand findet, wo fich in der Mitte das
farbenfrifch gemalte Wappen der Familie SmiseA be-
findet, ein wcil'scs Kinhorn im blauen Felde. Unter
dem Wappen erfcheint eine Mauernifche (deren Seiten-
Wände gemalt find), wie folche zur Aufbewahrung von
Kirchengcrathcn verwendet wurden, wie das wieder
die links und rechts fchr anfehaulich gemalten Schreine
weiter bezeugen.
Dickünftlerifchc Ausfuhrung gehört zu dem Beilen
und Trefflichften, was die damalige Zeit gefchaffen. Die
Compofition ift durchwegs eine lebendige und klare,
die Charakterifirung der Pcrfonen eine wahre, die
Gruppirung bei allem Reichthume des Vorgeführten
eine fehr natürliche, abgerundete und hochft an-
fprechendc.
Die Zeichnung felbft ift fehr fein, durchwegs ohne
gröbere Conturen. Befonderc Erwähnung verdient die
Darftcllung der Köpfe, der Gefichtszügc und der den
Situationen entfprechenden Ausdrücke, wo uberall nur
das l'.dlc vortritt; gleich fein find auch all die anderen
entblüsten Körperthcilc gearbeitet. Die Schattirung
gefchah uberall mit fehr feinen Strichen.
Die Kleider find mafsig gebogen, grofstcnthcils
nur einfach gefaltet und die Reichthum kündenden
Anzüge uberall «emuliert.
Notizen.
86. Schlofs Witsbtrg bei Pians befafs einft eine
nicht unbedeutende Waffenfammlung {Staffier zahlt
Pfeile, Spiefsc, Lanzen, Vifirc, Schilde u. f. w. auf,
von denen bis auf einen alten Spiefs Alles verfchwun-
den ift), Was einzig von den Schätzen der ftattlichen
Burg erübrigt, ift das Miffale vom Jahr 1592 und ein
A'e/c/l von 1463 , beide Gegetlftande des Schlofs-
bauers Mattin Siegele Figcnthum. Die ganz glatte
kegelförmige Cuppa ift gefchlagene. der Fufs getrie-
bene Arbeit, über einer feinen Kandverzierung zerlegt
letzterei fich in die Form der fcchsblattcrigcn Rofe
und lleigt fteil zum Stander empor. Der kurze cylin-
drifche Schalt Zwilchen Fufs und Knauf tragt den
Namen Jcluis. feine Fortfctzung oberhalb des Modus
den der Maria eingravirt, den übrigen Kaum lullt
gefchmackvolle Ornamentik aus. Je ein l'crlfchnurchcn
Hellt die Verbindung mit dem flachrundcn Knauf her,
aus welchem fechs übereck geftellte viereckige
Zapfen hervorftchen, kleine Blumen aus grünem und
blauem Email cinfchlicl'scnd; zwifchen ihnen erheben
fich zwölf erhöhte Schilder von länglicher Form mit
eifelirtem Mafswcrk. Gewicht des Kelches 305 Grm ,
der Palene \\2 GniM Hohe des Kelches 17 Cm., der
Durchmcffers der Patenc iß Cm. Ob aus Gold oder
aus vergoldetem Silber bertchend bleibt ungewifs Line
auf der Kehrfeite des Fufses eingravirte Schrift gibt
Auskunft über den Donator, Dux ^Bindcnfchild)
Sigismundus a" 1JI.63. Fs fiel diefe Stiftung wohl in das
Jahr, als Schlofs Wiesberg an den Landesfurften fiel.
Wann folches fich ereignet, erwähnt Staffier nicht,
fondern nur, dafs es »• 1443 noch den Fdlen von
Flafchberg gehörte.
■ 1 Stunden von Landeck entfernt befichtigte ich
an der linken Seite des Lctzbach's die alte Schanzen-
inauer 6-3 M. hoch und 1-22 M. breit, vom nordlichen
Gebirge ununterbrochen gegen Süden — zu Staffiere
Zeit 11841) bis an den Inn ■ — fortlaufend. Diefe Mauer
hatte ehemals 3 Thürmc: der oberfte im Gebirge mit
1-32 M. Mauerdicke, dclTen Mittelpunkt genaueftens
in jene gerade Linie fallt, welche zwifchen Ruine
Schrofcnrtein und Veite Kronburg gezogen wird,
fteht unverfchrt ; der mittlere wurde zu einem Wohn-
haufe eingerichtet, ohne dafs feine Bauart aufserlich
wesentliche Aenderung erlitt; der unterfte untcr-
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CXXXVII
lag fchon vor langer Zeit dem Anprall des unter-
wafchenden Flufi'es. Ich traf die Schanzenmauer erft
weit vom Inn weg beginnend in Folge Abbruchs, der
erfl in ncuefler Zeit durch die Erweiterung des llulz-
platzes für das dortige Sägewerk vor lieh gegangen zu
lein fcheint.
Das Obcrinnthal noch weiter aufwärts verfolgend,
fchlug ich aufserhalb l'funds den Hcrgfteig nach dem
1435 Sl. hoch gelegenen Si'r/itus ein, deffen Seelforge
in ein hohes Altcrthum hinauf reicht Es hatte mich
dahin eine Notiz in Slfub's -Drei Sommer in Tyrol"
über einen alten lauf/hin aus dem Jahre 1405, an-
geblieh mit der etwas curiofen Umfchrift „ Hanns im
Walde-* verlockt. Das Material Icheint weifser Marmor
zu fein; mehrfache Kille im Stein nothigten zur Um-
falTung mit Kifenrcifcn. Die mefsbarc Höhe über dem
Fufsboden betragt 97 Cm., wovon 35 Cm. auf die Hohe
des Fufses entfallen, DurchmcITer des Heckens am
Kandc 90 Cm. Hart unter dem Rande ziehen lieh zwei
als Taue geformte Keifen — ein dem Romanismus ent-
lehntes Ornament — herum, als Einfaffung der in
hohem Relief gehauenen Kundfchrift:
Anno • dm -mcccc-v Hanns Waltl + serfauns.
Die Huchltabcn berühren oben und unten die
Schnure, das .1 und das W find originell gezahnt.
III fchon die Relief-Schrift deutlich genug, um keine
andere Lesart zuzulalTcn, lo wird lolche nach dem in
l'funds noch heute vorkommenden Gcfchlcchtsnamen
Haiti aufser alle Frage geftcllt, Dem Namen folgt
das Werkzeichen des Steinmetzen, v ertieft cingehaucn,
fodann ein Wort, das, wenn auch etwas undeutliche
s und / enthaltend, gleichwohl Serfauus oder Serfauns
heifsen mufs. Das letzte Drittel des Raumes, den die
Schrift frei lafst, füllen 7 über einen horizontalen Stab
fich fchlingende Hlatter, abgefchlollen zu beiden Seiten
mitteilt einer jblattcrigcn Kofettc (Fig tj .
Den cylindrifchen F'ufs des Taufftcincs bekleiden
fechs krabbenahnliche Eichenblalter mit ftark vor-
tretender halbkugclformigcr Ausbauchung, deren Stiel
paffende Vertiefungen des in eben fo viele blatt-
förmige Lappen geformten untern Fufstheiles ent-
fprecheu; 1 die den Taufllcin abfchlicfsenile F'ufsplattc,
die nicht weiter zu verfolgen war, weil in den Fufs-
boden eingelaffen, dürfte lieh nicht wefentlich von der
mit Linien bezeichneten Form entfernt haben.
In dem Kellergewulbc des Pfarrhaufes, das mit
Heuützung von Theilen der alteftcn Kirche erbaut
wurde, zeigen lieh WantlmaLrcun 1 Figuren und
Feitons) in ausgcfprocheneni Kenaiffance Styl, dem
von manchen Seiten irrthumlicher Weile hohes Alter
zugefprochen worden.
Eine letzte Notiz möge noch das Vorhandenfein
des Monuments auf der Hohe des Fernpaffes conlla-
tiren, welches dort dem römifchen König Ferdinand
als Erneuerer der Fernftrafse im Jahre 154? errichtet
wurde, ein Werk des Metallgiefsers Gregor l.o/jhr,
der auch als Gloekengiefser bekannt. In Suhbcrg und
Ltingiii fand ich noch (Hocken, die deifelbe „Gregory
Loffler vnd fiue Zwen sün helias vnd hanns crill. li-
anno 1564 gegoffen, fowie in Höchft (wie die vor-
genannten Orte in Vorarlberg gclegen'i eine von dem
letzterwähnten „Hanns Crifloff Lolfler a allein ein Jahr
' K. •rfektinn formt ille Thcilc Jet Kuf»e» im S*lI>.«cIi coultniiM
fpatcr (1565) angefertigt. Dicfe durch mehrere Stuck-,
Kunll- und Gloekengiefser ausgezeichnete Familie, die
lieh in Innsbruck niedergelalTcn, foll nach Kitter von
Inrgmaim 1 Vorarlberg S 57) aus Feldkirch flammen.
Das Monument befleht aus einer quadraten krzplatte
von 85 — 86 Cm. Seitenlange mit einem bogenförmigen
Anfatz an der oberen Seite. Das Mittelfeld tragt oben
den lateinifchen, unten den deutfehen Text.
Carlo : quinto : auftriaco : cefa re chriffianiflimo im-
perante Fcrdinandus ro- manorum I lungariae Hohemae
Z. G. rex infans Hi-| fpaniorum Archidux Aullriac Z.
G. comes Tyrolis; Z. G. fratcr fubditorum cornodo Us.
Vi et bcncfi| cio profpiciens hoc opus hoc iter in Dei
nomine; et exaetu Itudio et ordinc nobilis et induflri
Vtri Jacobi de domo Krcmburgi pro tempore praefeeli
aere proprio erexit et absolvit anno ejusdem domini
MDXLI1I.
Hey : Zeiten : Kayfer Karlen : des:funfteii| hat : feiner :
Mft ; Hrueder : Künig : F'erdin- aund : regierender :
Ko : hungarifchcr : un Hchamifcher : Künig : Infat : in
Hifspanie : V : Ertzhertzog : zue : oftercich : zc grave :
zu : Tyrj : ol : zc : difc : llrafs : in - aigne : colln : düch
autzaign (?|| und : fleis : Sr. Kö. Mä pflege : zw, Eren-
berg! Jacoben . von Thun . dem : gemainen . nutz zue
guet . von . neiem . machen . laffen.
"543.
Flg. I. (Serfcu. 1
Zu jeder Seite auf l'oflamcnten, deren Vorderteile
die Wappen mit dem deutfehen Reichs- und dem
oftcrrcichifchen Doppeladler vollfländig ausfüllen,
flehen gleich gekleidete, nur in der Form der Harctte
fich unterfcheidende Manner in der Tracht ihrer Zeit,
beide mit dem goldenen Vliefs angethan;in die eine
Hand ill ihnen als fprechendes Attribut ihrer Munificcnz
lur das von ihnen geforderte Unternehmen ein Geld-
beutel gegeben; mit der andern Hand weifen lie auf
die bezügliche Infchrift, die F'igur zur Rechten mit der
linken Hand nach oben, jene zur Linken mit der
rechten Hand nach unten.
Jenny.
87. In der Kirche zu Stkkau. eine 8 Zoll <j Linien
hohe und 4 Zoll 4 Linien breite viereckige Platte aus
grauem Marmor ifl mit einer Kelicl Sculptur geziert,
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CXXXVIII
deren hochftc Stelle vier Linien über die l'lattenfiäche
heraustreten. Maria fitzt auf einem fehwach markirten
Throne, das Kindlein in Mitte des Schoofses gerade
vor fich gehalten. Das Kind hat einen Kreuz-Nimbus,
Maria über dem mit einem Tuche bedeckten Haupte
einen eingewolbtcn Scheiben-Nimbus. Maria halt das
Kind mit der Rechten am Leibe, die Linke ruhet vor
delTcn Fufschen auf dem eigenen Knie. Chriftus fegnet
mit der Rechten und halt in der Linken eine Schrift-
rollc. Was den Charakter der Sculptur betrifft, ill unbe-
achtet der etw as antikifirenden Behandlung des Kindes
kein Zweifel über den byzantinifchen Styl-Charakter.
f, s . I. (Sekkau
Form, Faltcnlagc der Gewandungen, Behandlung der
Arme. Stellung der beiden Figuren, endlich die Gelichts-
bildung find echt byzantinifch. Von grofscr Wichtig-
keit ill die im Original erhaltene Bemalung des Hildes.
Der Grund ill von grünlichem Tone mit eingeflreuten
Sti rnen und rother Finfaffung. die Hände und Gelich-
ter fleifchfarbig. die Nimben vergoldet. Die Gcwand-
faume und Del'lins der Gewänder (Blumen oder Kreuze)
in Goldbcmalung ausgeführt.
Diefes Relief, das Urfprunghild benannt, hatte
von altersher in Sekkau hoch in Ehren gcltanden,
durfte wohl von der Stifter-Familie flammen, etwa
durch die Kreuzzuge hergebracht worden, und von
diefen an die Kirche gekommen, alfo älter als der
Kirchenbali 'Mitte des 12. Jahrhunderts) fein. Heute
ziert das Relief den Hoch- Altar, wo es über dem
Tabernakel angebracht ift.
Diefes von altersher fchon an der Kirche befind-
liche Bild dürfte nicht ohne Kinflufs auf die Beftimmung
des Sicgelbildes der alten Canonie geblieben fein.
88 Die Central-Commiffion hat den Capitular
und Kämmerer des Stiftes Kloftcrncuburg. Coloman
Krieget, in Anerkennung feiner Verdiente um die
Kcftaurirung des Stiftskreuzganges und Dr. Hermann
Kolkt in Baden zu Corrcfpondcntcn ernannt.
89. Die Correfpondenten: k. k. Hofrath Franz
Zattckt in Zara ift am 21. September — ferner Baron
Ferdinand Giovanelli zu Wartenberg und Gcrßburg in
Bozen am 9. October geftorben.
yo. (Coufcniitorcnberieht.) Im September diefes
Jahres wurden zu Lbreiehsdorf am Fndc des Schlofs-
parkes von Frau Mathilde Gräfin l'oitgracs, geborenen
Gräfin Wulff-Metternich zwei römij'che Grab/leine auf-
gefunden. Sie waren dafelbfl in alterer Zeit alsMateriale
beim Bau einer Brücke verwendet gewefen und durften
bei ihrem bedeutenden Gewichte wohl nicht von weit
hergebracht, fondern in der Nahe gefunden worden
fein. Diefer Umftand verdient aus dem Grunde befon-
derc Beachtung, weil bekanntlich die Rumer ihre
Graber an den grofseren Strafsen anlegten, daher
durch den Fund von Grabflcincn auf eine vorbei-
führende Strafse gefchloflen werden darf. Der Punkt
des neuen Fundes markirt eine Stelle der von Vindo-
bona nach Scarabantia ibei Oedenburg) führenden
Strafse, deren Zug auch durch die zahlreichen Ueber-
relle romifchcr Denkmale im nahen Weigelsdorf be-
zeichnet wird.
Der eine der beiden Steine ill ganz wohl erhalten,
1*65 M. hoch, O'C» M. breit, oben abgerundet. Kin
nml'cliclformig vertieftes Medaillon oben enthält in
I loch-Relicf den Kopf eines jungen unbartigen Mannes
mit kurzem Haar und ablochenden Ohren von vorn
gefehen. Unter demfclben befindet lieh ein Streifen
mit zwei laufenden Thicren, wie es fcheint, ein Schaf,
dem ein Hund folgt. Die Infchrift lautet:
ARIOMAXV
IUATI-F BOl
ANNORVM
XV
H • S - E
PATER POS v,T
Das Biati f. in der zweiten Zeile ill nicht ganz
lieber, die Buchftaben lind undeutlich.
Die Arbeit an dem Bildwerk ill äufserft roh, die
Schrift mehr eingeritzt als cingemeifselt, die Form der
Buchftaben fchlecht und deren Gröfsc ungleich. Nach
dielen Merkmalen gebort der Stein in eine fehr fpate
Zeit.
In Bezug auf die Infchrift ift der Umftand intcr-
eliänt, dafs der Verflorbene, der fünfzehnjährige
Arioman ausdrücklich als Bojer bezeichnet wird.
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CXXXIX
Der zweite grofscre Grabftein war für ein Khc-
paar beftimmt ; er ift fchr befchädigt. Oben ficht man
einen Mann in Halbfigur, mit der Tunica bekleidet,
die rechte Hand der Frau zu feiner Rechten reichend;
diefc hat in den Nacken fallendes Haar, die Gcfichts-
züge beider find unkenntlich. Diefe Gürtelbilder find
faft lebensgrofs und ziemlich gut gearbeitet. Unter
ihnen die hufserft verwitterte Infchrift. in der nur ein
zelnc Buchftaben mehr halbwegs deutlich find. Ich
habe Folgendes gefchen. ohne fur die Richtigkeit der
Lcfung einftehen zu wollen:
D M
AVRL URSVIA'S
CARISSIM'AN
XLVHSJ P KRNI
C VI Y S SIBI
PSVIT
Unten wie es feheint, ein Delphin.
Frau Grafin Pongracz hat bei dem grofsen Intcr-
effc, welches fic dem von ihr gemachten Funde
zuwendet, verfprochen, die beiden Steine an einer von
YVitterungseiilflüfTen gefchützten Stelle im Schlöffe gut
fichtbar aufftellcn zu laffen, was dankend anzuerken
nen ift; denn es empfiehlt fich, folchc Denkmale von
localem Intereffe am Fundorte felbft aufzubewahren,
wodurch die Bedeutung diefer und des Ortes in Wech
fclwirkung erhöht wird.
Bei diefer Gelegenheit erlaube ich mir auch zu
berichten, dafs die genannte Dame den grofsen, fehr
fehweren Infchriftftein, der vor dem Eingänge in die
Schlofs-Capelle zu Fbreichsdorf tag und als Auftritt-
flein diente, wodurch die Infchrift dem allmaligen
Untergange ausgefetzt war, heben liefs und ebenfalls
im Schlöffe an gefchützter Stelle aufteilen wird, was
mit Dank zur Kenntnifs genommen zu werden verdient.
Die fchr merkwürdige Infchrift. welche die Verhee-
rungen anführt, die der berühmte Hieronymus Buk
von l^-opoldsdorf zu Fbreichsdorf durch Fntfumpfung
der Gegend, Anlage von Teichen, Obftgärtcn u. f. w.
vornehmen liefs, ill mitgetheilt im I. Bande der neuen
Folge der Mittheilungen der Central - Commiflion,
Seite XLI
gl. Der k. k. Minilter für Cultus und Unterricht
hat die beantragte Rcftaurirung der Aufsenfcite
der Domkirche in Grats um den Betrag von 7000 Ii.
in zwei Baujahren bewilligt und genehmigt, dafs die
beiden Fresken an der Fagade im Einverftaiulniffe
mit dem Confervator in entfprecheuder Weife gefchutzt
werden. Das Untcrrichts-Miniftcrium hat auch den
Wunfeh ausgefprochen, dafs das linksfeitige Frcsco-
Bild, das der Zerftorung entgegengeht, copirt werde.
92. Die Ccntral-Commiffion erhielt intcreffante
Nachrichten über den Fortgang der Ausfchmückungs-
Arbeiten im Kloftcr Hinaus zu Frag. Hin Thcil des
Kreuzganges wurde mit feinen urfprünglichen Fcnfter-
anlagen wieder hergeftellt, nachdem im 17. Jahrhundert
die meiften Fcnfter vermauert worden waren. Da fich
ein Stück des alten Maafswerkes fand, konnte mit
Sicherheit an die Wiederherltellung der alten Fenfter
gegangen werden. In der Kirche wurde die Rcftau-
rirung des Mittelfchiff-Gcwolbcs vollendet, fowie eines
grofsen Fresco-Gemaldes im Presbyterium.
93. Anlafslich eines in einem grofsen Wiener
Journale crfchicncncn Artikels über den gefährdeten
Zuftand eines Flügel-Altars in der Spital-Kirche in
Auffee {(. Mittheilung der Central-Commiffion I. S. 63)
hatte es das Mitglied der Central Commiifion R. R.
Radnitzky übernommen, diefes Denkmal einer fach-
mannifchen Befichtigung zu unterziehen. Dcrfelbc
überzeugte fich, dafs aufser Spuren des Holzwurmes im
Hauptrahmcn die Tafeln des Mittelbildes und der bei-
den Doppelflügel, wie auch die Predella vom Wurme
vollftandig intaft geblieben find. Die Bemalung ift
feiten fo gut erhalten, wie hier; auch bemerkt man
daran nichts von Uebermalung oder Rcftaurirung, aus-
genommen an der Gewandung des Heilands, wofelbft
die Falten nicht im Charakter der alten Malerei
reftaurirt wurden. Mit Ausnahme kleiner defefter
Stellen im Goldgründe und eines beiläufig 1" langen
mit Wachs ausgefüllten Riffes in der Aureole bei Gott
Vater, ift keine Befchadigung zu erkennen.
Die äufscren Flügelbilder, die den inneren an
Werth nachftchen. find nachgedunkelt, da fie, weil
meiftens der Kalten aufgefchlagen ift, nicht hin-
reichenden Kinflufs des Lichtes haben. Fs ift fomit fur
die Zukunft diefes Altars nichts zu fürchten. Auf der
Rückfeite desfelben finden fich Spuren einer Infchrift.
94. In der St. Cyprianskirchc zu Sarntliein (Tyrol)
wurden Spuren von Wandbcmalungen gefunden. Bei
forgfamer Loslufung der Tünche zeigten fich Partien
der Darftellung eines letzten Gerichtes.
95. {Andrea Vicentino s Genial de. ..Die Ankunft
Heinrieh III. in Venedig", derseit im Befitse des
Bifehofs von Leitmeritz in Böhmen.)
In jungfter Zeit wurde die Aufmcrkfamkeit der
Kunftfreunde in Böhmen auf ein Gemälde gelenkt,
welches fich gegenwartig im Befitze des Bifehofs von
Leitmeritz befindet, und die Begrufsiing Heinrich III.,
Königs von Frankreich und Polen, in Venedig darftellt,
und von Andrea Vieeutino, einem Schüler von Palma
Gwvane, gemalt wurde. Auf welche Weife das Bild
nach Leitmeritz gekommen ift, kann nicht mit Be-
ftimmtheit angegeben werden Die Vcrmuthung fpricht
dafür, dafs es vom Grafen Vratislav-Mitrovic erwor-
ben wurde, welcher zwifchen den Jahren 1722 — 1733
Bilchof von Leitmeritz war und fich zu jener Zeit in
Venedig aufgehalten hatte, wo Verwandte von ihm
gelebt haben. Das Bild wurde, wahrfcheinlicherweife,
um es anllandslos über die Gränze zu bringen, mit
Farbe überrtrichen und ift defshalb auch ganz unbeach-
tet geblieben, bis der jungft verdorbene Bifchof von
Leitmeritz, Dr. Frind, dem Maler Zafletal in Prag,
welcher fich mit Rcftaurations- Arbeiten beschäftigt, den
Auftrag gegeben hat, das Bild zu reinigen. Erft nach
Entfernung des Anftrichcs war man in der Lage, die
hiftorifche und künftlerifchc Bedeutung diefes Werkes
genau zu beurtheilen. Ich kenne das Bild nicht aus
eigener unmittelbarer Anfchauung. fondern nur aus
einer Photographie, welche nach Rcftaurirung des
Gemaides angefertigt wurde und an Deutlichkeit und
Klarheit nichts zu wünfehen übrig lafst. Da über den
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CXL
Mciftcr und die Provenienz des Hildes Zweifel ausge-
fprochen wurden, fo wandte man fich an die Akademie
der bildenden Künfle En Venedig, um eventuell durch
«liefe Anftalt Aufklärung zu erhalten. Die Akademie
forderte den rühmlichft bekannten Director des Mufeo
Correr, Herrn Nie. Barozsi, auf, ein Votum abzugeben,
welcher darnach der Akademie die Mittheilung machte,
dafs diefes Bild das lang vermifste Original-Gemälde
von Andrea Viccntino fei und (ich feinerzeit im
l'alaz/.n Foscari ful Canal-Grandc befunden habe. Das
aufscrordentlich figurcnrcichc Bild Hellt die Landung
Heinrich III. am Udo in Venedig dar und ift 2 Meter
8 Cm. hoch und 3 Meter 24 Cm. breit Die Figuren
auf dem Bilde haben eine Höhe von 28 Cm.; es
lind deren 200 und zwar mit voller Portrait-Achnlich-
keit ausgeführt. Ein befondercs Intereffc gewinnt
das Gemälde dadurch, dafs auf demfelben die Abbil-
dung des Triumphbogens, welcher zum Empfange
Heinrich III am Lido aufgerichtet wurde, mit voller
Deutlichkeit wiedergegeben ift Diefer Triumphbogen
war ein Werk von Andrea J'a/Iadio, der, wie Sanfo-
vino berichtet. Geh den Triumphbogen des Septimus
Severus in Korn dabei zum Mufter genommen hat.
Konig Heinrich III. wohnte wahrend der Zeit feines
venezianifchen Aufenthaltes in dem genannten I'alazzo
Foscari und den anftbfscnden Paläftcn Giuftiniani am
Canal-Grandc. Das Bild, welches lieh bis zum linde
des 18. Jahrhunderls im I'alazzo Foscari befunden hat,
ift um fo werthvollcr, als ein Gemälde, welches dasfelbc
Thema behandelt und fich im Dogenpalaft befun-
den hat, bei dem Brande des Dogcnpalaftes 1575 zu
Grunde gegangen ift. Die Auffchi ift auf der Vorder
feite ift auf «lern Bilde erhalten und lautet in Uebercin-
(limmung mit Sanfovino folgendermafscn: r l lenrico III
Franciac Poloniac Kegi Chriftianiffimo, ac invicliffimo
Chriftianac religionis acerimo propugnatori, adve-
nienti Venetorum Refp. ad vetcris bcncvolcntiae atque
obfcrvantiacdcclarationcm." Dielnfchrift auf dcrKück
feite lautet nach Sanfovino: „Hcnrico Francrae et
Poloniac regi optimo atque fortiffimo, hofpiti incom-
parabili Venetorum Kcfp. ob ejus adventum felicifli-
mum." Zanotto behandelt in feinem grofsen Werk über
den I'alazzo Ducale ausführlich alle Denkmaler, wefchc
fich auf den Aufenthalt Heinrich III. in Venedig
beziehen, nicht blos mit kucklicht auf den Kunftwcrth,
fondern auch die hiftorifche Bedeutung der Denkmaler.
Dafs diefes Frcignifs fo viele Kunftwerke hervorgerufen
hat, ift recht begreiflich, denn dasfelbc hat die dama-
lige politifche Welt ganz Furopa's intereffirt, und in
Venedig ganz befonders «las Intereffc der einflufsrei-
chen Familien Foscari und Giuftiniani. Ausführliche
Nachrichten bringt über den Künftlcr Andrea Viccn-
tino Ridolfi in den Meraviglie dcll' Arte, Vol. II, p 144,
zahlreiche Notizen Sanfovino in feiner Vcnczia, ed. 1581
p. 149, 164, 9 und p. 280.
liitelberger.
96. Confervator Se/ionlterr hat der Central -
Commiffion intereffaute Mitteilungen gemacht über
Wahrnehmungen, die er bei Rcftaurirung des fogc-
nannten goldenen Dat/tets in Innsbruck zu machen
Gelegenheit hatte. Die zehn Felder, in welche die
Baluftrade des zweiten Stockes des Frkcrs getheitt
erfcheint, enthalten nämlich in Hoch-Relief ausgeführte
figurale Darftellungen mit Spruchbändern. In einem
diefer Felder erblickt man K. Maximilian mit feinen
beiden Frauen und dabei deren Wappen. Daneben,
wie es feheint, K. Friedrich, ihm zur Seite ein auf die
andere Gruppe hinübcrdcutcndcr Schalksnarr und eine
unbekannte, doch offenbar beftimmte porträtähnlich
dargeftclltc Peinlichkeit.
97. Das auf Seite 128 dargeftellte Siegel gehört
der Stadt Oltnutc an. Dasfelbc ift rund, hat einen
Durchmefler von 65 Mm. und zeigt im Bildfclde den
gekrönten einkopfigcn rechts aufwärts blickenden
Adler in der üblichen gefchachten Darfteilung. Diefer
Deffin ift durch rcgclmäfsigc Finfugung von kleinen
Fig. 3. (OarHcn.)
ftark erhabenen Carres erreicht Der obere Rand der
Flügel ift mit einem ftylifirten Zackenbel'atz verfehen.
Im Bihlfelde unten zunachft des Schweifes find beider-
feits je ein Bciftrich und ein Punkt fymmetrifeh ver-
theilt. Die Umfchrift befindet lieh auf einer breiten
Randleifte mit Perlrcihcn heiderfeits eingefafst und
lautet: f Sigillvm (Stern) civivm {" Punkte als Rofettc)
de {drei Punkte im Dreieck) olomvcz. Diefes inter-
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CXLI
cffantc Siegel durfte mindcftciis dem Anfang des
14. Jahrhunderts angehören.
98. Wir haben im III. Rande der Mittheilungen
S. LXXI den Grabmalen der ausgeftorbenen Familie
der Herren von Lqffit/ltht gedacht, die Reh in der nach
diefer Familie benannten Capelle zunuchft der ehe-
maligen Stiftskirche in Garßen befinden. Wir haben die
mallen Monumente bereits naher befprochen. nur zwei
der alteren erübrigen noch, deren einem die folgenden
Zeilen gewidmet find. Dasfelbe ift hier in Fig. 3 abge-
bildet, ift in rothem Marmor ausgeführt im Hoden der
Lofenfteincr Capelle eingeladen, wofclbft es unter dem
Schutze der darüber liegenden Bretter noch ziemlieh
wenig Schaden gelitten hat. Leider konnten die Bret-
ter, welche den rechtsfeitigen Rand bedecken, nicht
entfernt werden, daher auch ein Theil der Kandfehrift
nicht gelcfcn werden konnte.
Die Behandlung des Monumentes ift die im 16.
Jahrhundert mit Vorliebe gepflogene, nämlich eine
oblongvicrcckige Hatte mit fchmalcm Schriftrandc
und mit einer im Stark Relief ausgeführten Sculptur im
Bildfeldc, vorteilend die aufrcchtftchcnde etwas ge-
wendete Figur eines Ritters, in der Rechten die mäch-
tige Lehenfahne aufrecht haltend, die Linke an den
Schwertgriff gelegt. Die Rüftung ift einigermafsen
cigenthümlich durch die hohen Stofskragcn um! die
fcharf zugefpitzten Elbogcnmcifel. Das Vificr des
reich mit Federn bedeckten Helmes ift aufgefchlagen
und zeigt ein bartlofes Antlitz.
Zu Füfsen der Figur beiderfeits je ein behelmtes
Wappen, das eine mit dem Lofenfteiner'fchen I'anther
am Helm und im Schildfclde, das andere gehört un-
zweifelhaft der Familie Pelham an. Die Umfchrift, fo
weit fie gelefen werden konnte, lautet: - . . . .Der wol-
gebor herr herr Achatz von lofenftein geftorben an
fand maria magdalena tag nach chrifti geburd ^a/Jar. 14
Achas von Loftnftiin war nach llohtntgk der
fünfte Sohn des Wilhelm von Lofenftein und der
Barbara von Parsberg, anfangs Stift Paffau'ifcher
Pfleger in Kbersberg, fpater obderenns'feher Landrath.
Er war verheiratet mit Maria Salome von Polheim,
die im Jahre 1541 ftarb.
Das befchriebene Grabmal foll auch ihr gewidmet
fein und fich an der bedeckten Randlcillc die darauf
bezügliche Nachricht befinden, deren Worte I lohenegk
III 37 S mittheilt.
99. An der Aufsenfeite der Pfarrkirche zu Bostn
find mehrere interefTantc Grabmale angebracht, dar-
unter jenes wichtige Monument des Wilhelm Grafen
zu Hcnncbcrg t M?9- Wir wollen jedoch unfere Auf-
merkfamkeit dem Monumente des Ritters Jatob '/hipp
zuwenden, das fich ebenfalls an der Aufsenfeite der
Kirche befindet. Die Anlage des Monuments veraugen-
fcheinlicht die in Fig. 4 beigegebenc Abbildung des-
felbcn. Ks ifl aus lichtem Marmor angefertigt und
weicht nach mancher Richtung von der bis zum
16. Jahrhundert fall fchablonenformig befolgten Ge-
ftaltung und Darftellungswcifc ab.
Das Monument hat die Gcftalt einer oblongen
rechteckigen Platte, die aufrecht an die Wand gcftcllt,
auf einer etwas vorfpringenden Sockclplattc ruht, die
zwei ftylifirte, auf der Frdc liegende Löwen tragen,
vin. N. r.
Zu oberft der Platte unter einem fchwach pro-
filirten Abfchlufsgefimfe befindet fich die drei/eilige
Infchrift : A. nach chrifti gepurd mcccclxxv. Jar am
jiffinftag nach unferfraun fontag do ift geftorben der
cdl und ftreng her jacob trapp ritter obhoflmaifter zu
tyrol d hie begraben ift de got genad.
ji-nadj-nii-jgfpurt ■tymplrtu-wp •Ata-aßmlfaij
narh • iu- fmu n-fonfftfl-öwKjiffobf är räfluftcytifriucob
Fi 6 4 (Bona
Das Bildfeld felbft ift mit reichem gothifchen
Ornament bekrönt, durch welches es in Folge der Ein-
fügung eines im Efelsrücken gcfchwciftcn doppelten
Spitzbogens gewiffermafsen in zwei Felder getheilt
wird. In jedem Felde erfcheint ein gegen die Mitte
gerichtetes Wappen in reicher hcraldifcher Ausfuh-
rung. Beide Wappen werden von einem in die Mitte
CXLII
des Bildfeldes geftellten Engel getragen. Das Wappen
links enthalt in tartfehenförmigem Schilde einen drei-
mal gebrochenen Haiken (Villandcrs), am Helme einen
niederen Stulphut mit einem I lahncnflügcl darauf und
das andere Wappen zeigt im Schilde und am gekrön-
ten Helme eine Trappe.
Jacob Trapp, einer urfprünglich fteierifchen
Familie angehörig, zog im Jahre 1446 mit dem grofsen
Aufgebote der Landfländc von Steiermark, Kärnten
und Krain für K. Friedrich III. gegen Ungarn. 1460
kam er in Dicnft Erzherzogs Sigismund s von Tyrol.
wurde Stadthauptmann in Brcßcnz und Pfleger von
Ambras, 1460. Erblandhofmcifter von Tyrol. Kr war
vermalt mit Barbara von Matfch und hinterließ drei
Sohne, Ulrich baute das Kloftcr Hirfchthal im Vorarl-
berg'fclien wieder auf, wozu 1464 der Grundftcin
gelegt wurde.
100. Schon im Jahre 1874 halle fich der Francis-
cancr- Convcnt zu Radia auf Curzola in Dalmatien an
die Regierung bittlich gewendet, damit ihm eine Staats-
Subvention zur Frhaltung des Kloflergcbaudes, insbc-
fondere des Kreuzganges, der in künftlerifcher Be-
ziehung ein originelles und fchr bedeutfames Bau-
werk italicnifchcr Gothik ill, zu Theil werde.
! f I
Fi|>. 5 (Bailia)
Fig. 5 veranfchaulicht einen Thcil diefes zierlichen
Baues, der fich im Gevierte ausdehnt und auf jeder
Seite des Viereckes aus je drei drcithciligcn Jochen
befleht, die auf Pfeilern ruhen, zwifchen welchen je
zwei Säulen cingctheill die zierlichen Spitzbogen-
Öffnungen vermitteln.
101. (Die Filiat'Kirt&t zum heil. Kreus tu Hon-
vic.) Auf dem füdöftlichen hochllcn Punkte der aus
dem Thalc der Novohradka-Ebcnc fanft anfteigenden
Anhnhc fleht an der Südfeite der kleine Ort Honviee,
und am aufserften fudweftlichen Fndc das Kirchlcin
„zum heil. Kreuz", über welches Confcrvator Schmo-
ranz fich in feinem der k. k. Ccntral-Commiffion vor-
gelegten Jahresberichte ausfuhrlich ausfpricht.
Die Kirche war bis zum Jahre 1707 Pfarrkirche,
jetzt ill fie Filiale von Tynec. Nach den noch vorhan-
denen, und nach den bei der heurigen Keftauration
vorgefundenen Fragmenten flammt der Bau des Chors
und Schiffes aus der guten gothifchen Zeit der letzten
Hälfte des 14. Jahrhunderts; der gegenwärtige Thurm
und die Vorhalle find Zubauten aus 1773. Die Kirche
brannte zweimal ab ; bei dem letzten Brande ging auch
die ganze innere Ausflattung verloren. Statt der Bret-
terdecke wurde fpätcr eine Verrohrung angebracht.
Das Sancluarium an der Evangelicn-Scitc des
Chors ift bis auf die Kreuzblume, welche als vor-
ragend auch von der Gluth abgefprengt crfcheinl,
unverändert geblieben. Ganz im ursprünglichen Zu-
ftandc hat fielt nur das fchön profilirte Futter und die
fchr folid bcfchlagcnc, mit Eifen verkleidete Thür bei
dem nördichen Seiteneingange erhalten.
Bei diefem Brande mochte die urfprünglichc
Chor-Wölbung entweder gleich cingefturzt fein, oder
mufste wegen grofser Schadhaftigkeit abgetragen
werden; denn man fand einzelne Stucke der fchon
profilirtcn Kippen beim Abbrechen der Vorhallen-
mauer als gewöhnlichen Bauftein verwendet, und ftatt
diefer Wölbung wurde das gegenwärtige Lunettcn-
Gewölbe ausgeführt. Auch die Kanzel war fchr zierlich
aus Stein aufgebaut, zwei Thcilc des Achteckes hievon
wurden auch in der genannten Mauer vorgefunden
Die Fcnftcr haben im Chor noch die Stcinleibungen.
die Maafswcrkc natürlich herausgcfchlagcn. Im Schiff
waren urfprünglich vier Fenfter von der Gröfsc des
noch erhaltenen an der Nordfeite zunachftdem Chor,
welches durch die Vorhalle verbaut war; das wefllichc
hatte man wegen des Aufganges zum Mufik-Chor und
dcmThürdurchbruchc vermauert; um daher dem Schiff
mehr Licht zu verfchaffen, wurden die beiden Schiffs
fenller an der Sudfcitc verbreitert.
Von aufsen war das Erdreich in Folge des hier
bcflchendcn Friedhofes durch die Beerdigung wahrend
fünfhundert Jahren fchon über einen Meter hoher
angewachfen als der Fufsbodcn im Inneren, die Mauern
durch die Näffc unten angefault und gefprungen, die
Dachung fchadhaft, der Thurmknopf aus Eifenblcch
vom Rofle zcrflurt; daher ftand das Kreuz fchief,
zumal der Ständer durch das Einn;iffen verfault war.
Diefem Ucbclftandc wurde durch eine vomConfcrvator
Schmoranz geleitete Kcllaurirung abgeholfen.
Vor Allem wurde das hochangewachfene Erd
reich vorläufig in einer Breite von 3 Meter vom Kir-
chenkorper ringsum einen halben Schuh tiefer als das
Kirchcnpflaftcrmit cntfprcchcndcm WalTcrgefalle abge-
graben, das angefaulte beftehende Mauerwerk ringsum
mit Sandfleinplatten gut unterfangen und verkleidet,
die vom Kirchcngcmaucr abgelöftcn Strebepfeiler des
Prcsbytcriums in neuen Verband gefetzt, alle Sprünge
ausgclofl und ausgemauert, ringsum unter dem Dache
neue gothifchc Gcfimfc ausgelegt, die elliptifchen
Fenfterbögen in gothifche umgewandelt, die Mauern
in- und auswendig neu rein verputzt und in farbigen
Tönen getüncht.
Ein gewölbtes Mufik-Chor wurde hergcftellt, der
mangelhafte Glockenfluhl reparirt, die Fenfter der
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CXLIlI
Glockcnftube, die ohne allen Vcrfchlufs waren, erhiel-
ten Jatoufien, die Thurmfpitze ftatt des früheren Auf-
fatzes von Kifenblech einen kupfernen Stiefel mit
kupfernem Knopf. Die Fcnftcr des Chors und das
nordliche Schiffsfenfler erhielten farbige Batzcnfchci-
ben, in die zwei fudlichen Fenfler des Schiffes wurden
grau deffinirtc Gläfcr mit farbigen Bordüren und
farbigen Maafswerken eingefetzt.
Von den Altären wurde aller unpafTende Zierath
befeitigt und das fonft noch gute I laupt- Altarbild
fammt Rahmen gehörig gereinigt und mit Oel einge-
laden. Die ganze Kirche, Sacriftei, Thurm und Vorhalle
wie auch das Sticgcnh.iuschcn erhielten ein fchönes
Steinplatten-Pflafter.
Durch die Abtragung der Vorhalle ift eine recht
hübfehe Gruppirung erzielt und das wieder freigelegte
Fenfler des Schiffes an der Nordfeite hebt die Nord-
wand im Innern und macht die Kirche von aufsen
malerifch. Zur grofsen Uebcrrafchung fand man unter
der Kalktünche, dafs das Chor durchaus mit Figuren
gemalt war; auch die Kippen und Kanzel waren [><»ly-
chromirt. Trotz aller angewendeten Muhe war es aber
nicht muglich, eine einzige Figur blofszulegen , weil
man bei der Tünchung gerade die Kopfe, Hände und
Fiifsc und alle Thcilc, wo der Kalk nicht decken wollte,
mit fcharfem Sandftein abgerieben und neu verputzt
hatte. Auch an der SchifTswand der Südfcitc waren
grofse Gemälde, aber eben fo barbarifch verflümmelt.
Unter den Kirchenftühlcn fand man vier Stück und
neben dem Hoch-Altar ein Stück alter Lcichenfteinc,
welche alle gehoben und in die neuen Mauern der
Vorhalle eingefetzt wurden. Die Vorhalle bei dem
fehönen alten erhaltenen Seiteneingange erhielt eine
gothifche Kinwölbung. Auf dem einen Seiten Altare
ilt ein altes gutes Madonnen-Bild aus der erften Hälfte
des iG. Jahrhunderts aufgehellt..
102. Im Wege des berufenen Confervators find der
Central-Commiffion intcreffante Nachrichten über die
Kanzel in der Decanal Kirche zu Brüx zugekommen.
Ks ift eine einfache fteinerne Kanzel mit richtiger
gothifcher Profilirung aus dem 16. Jahrhundert. Die
Arbeit zeigt, dafs ein verftandiger Steinmetz daran
thatig war; fic ift gut erhalten. An der einfachen aber
fehönen Gliederung finden fich Spuren einer Bemalung
und Vergoldung. Die einzelnen Felder der Brüftung
find mit cingepafsten Bildern, auf Holz ausgeführt,
geziert, eine zwar eigenthümliche aber fehr wirkungs-
volle Art der Verzierung.
103. Die Eröffnung der Kireheugru/I su llrüx
erfolgte anlafslich der fortfehreitenden Kirchcnrcno-
virungs-Arbeiten. Das Gruftgewölbe, welches nach
dem Kirchcn-Memorabilienbuche erft in den Vierziger-
Jahren des vorigen Jahrhunderts errichtet worden fein
folli?). weil es dort unter diefem Datum noch als ..die
neue tiruft" bezeichnet wird, ift im Styl der Kirche
gehalten (gothifche Spitzbogcnwolbung mit gleichen
Gcwolbrippen, wie in der Kirche); ein primitiver ftei-
nerner Altar-Tifch mit eifemem Crucifix lieht in der
Mitte. In einer Maucrnifchc finden wir die Anfatzc zu
einer zweiten, nun vermauerten, nach oben fuhrenden
Treppe; eine zweite Nifche fcheint zur Aufnahme eines
Sarges beftimmt gewefen zu fein.
Drei Fcnftcröffnungcn, mit trichterförmig nach
oben fich verjüngenden Luft-Canälen führten anfehei-
nend nach aufsen ; jetzt find zwei davon vermauert, die
dritte mündet, fo viel beim Lichte der hincingehaltencn
Fackel zu ermitteln war, in einen innerhalb der
Grundmauern liegenden gröfseren Hohlraum, der erfl
näher unterfucht werden wird. Von den hier zur
ewigen Ruhe beftatteten Todten ift nichts mehr übrig,
als zwei formlofe Haufen, beliebend aus Knochen-
gerippen, zerfallenem Moder, gemifcht mit den ver-
morfchten Sargtrümmern und den faulenden Holzem
der Gcrüfle, auf welchen die Sarge cinft ftanden. Die
Rertc follcn nun gefichtet und in grofsen Kiftcn neuer-
dings hier aulbewahrt werden. An den Kiften werden
die fammtlichen vorgefundenen Sarg-Infchriftcn be-
feftigt werden.
104. Cnnfcrvator Hau/er hat an die Ccntral-
Commiffion berichtet, dafs er an jener Begehung der
Dachboden der St. Stephans-Kirche Theil genommen
hat, die angeordnet wurde, um die dafclbft angefanv
mclten, aus früheren Zeiten herrührenden kirchlichen
Einrichtungs-Gegcnflande zu befichtigen und über
ihren Werth fich auszufprechen. Man fand ziemlich
viele Holzfigurcn, einige noch aus gothifcher Zeit,
meiftens aber Barock-Charakters, eine hölzerne Stie-
genfpindel, früher am Thurme in Verwendung, etliche
Bilderrahmen und insbefondere drei grofse Bilder, die
ehemals bei Altaren in Verwendung ftanden. Diefe
follcn nach Möglichkeit wieder in der Stephans-Kirche
oder in anderen Kirchen zweckmässig verwendet
werden.
105. (Zabelfleine aus dem 16. Jahrhundert.) Als
ich im letzten Sommer neuerdings Dro/endar/ befuchte
und dort in Wazclc's Gafthof wohnte, bemerkte ich
dafelbft in einem Gallzimmer unterden neueren Steinen
eines im Gebrauche befindlichen Damcnfpiels drei
weifse und fünf fchwarze 11 Mm. hohe und im Durch-
melier der Kreisflächen 4 1 , Mm. meffendc Steine aus
dem Knde des 16, Jahrhunderts. Herr Wazclc jun.
theiltc mir mit. dafs dicfelben die Reftc eines Spieles
feien, das feine Mutter bei ihrer Verheiratung fammt
dem noch vorhandenen höchft einfachen, mit gclblich-
weifsen und fehwarzen gemalten Feldern verfehenen,
auch zum r Mühlziehen" eingerichteten Brett von
ihrem Onkel erhalten und in s Haus gebracht habe.
Von diefen Steinen, welche ich von dem Eigenthumer
unentgeltlich erhielt und hierauf dem k. k, öfterrei-
chifchen Mufcum für Kunft und Induftric in Wien
übergab, find die weifsen aus Linden-, die fehwarzen
aus Birnbaumholz geprefst. und zeigen (auf beiden
Grundflachen) recht hübfehe, aber durch den Gebrauch
fhimpf gewordene Reliefs, und zwar nach den in Lapidar
Buchfkaben vorkommenden Um- und Auffchriften: (?)
1. Octavia . Clavdii . Imperator . P . Ncronis . vxorum
2. Friderich . III. Rommanorvm . Imp. Caes. 3. Philippvs
(I.) Rcx.Hischpaniarvm. 4. Diva. Maria. Diwus. Maxi-
milian . Reg .Bohe.conjux.iTammtlich Profilmedaillonsi.
5. Hercul(e)s (nackter kniender Mann, den Himmels-
globus tragend). 6. Der Mai (weibliche nackte Figur,
mit einem Tuch um die I lüften, in der Rechten einen
ringförmigen Gc^enftand (Kranz?) haltend, mit einem
Genius zu ihren Fufsen und Baumen im Hintergründe).
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CXL1V
7. Die Zeit (des! Schnittes (eine ebenfolchc Gcftalt, mit
einer Sichel in der rechten und einem Füllhorn mit
Fruchten in der linken Hand; neben ihr zwei (ienien
und hinter ihr ein Aehrenfeld). 8. Der Winter (eine
Frau in der Tracht des 16. Jahrhunderts in einem
FaltfUihl am Kamin fitzend und lieh 1 lande und Füfse
wärmend). Aufserdem findet ("ich noch auf zwei Steinen
der zweiköpfige romifch-deutfehe Reichsadler und die
unter I, 2, 4, 5, 6 und 8 verzeichneten Darftellungcn
kommen ebenfalls zweimal vor.
Maas.
106. Confervator Prof. Hau/er hat an die Central-
Commiffion berichtet : Nachdem mir Uber Finfchreiten
der hohen Ccntral-Commifllon von dem Herrn Rurgcr-
meifter der Stadt Wien die Bcfichtigung des zum
Abbruche beftimmten Polizeihaufes in der Sterngaffe
bewilligt war, verfügte ich mich am 25. September
1882 dahin, um zu eruiren, ob und welche der Erhal-
tung würdige Gcgenftande fich darin befinden.
Herr Magiftratsrath Sylveftcr Habicher hatte die
Gute, mir fämmtlichc Rhume des Gebäudes, namentlich
auch die Capelle, zeigen zu laflen.
Der Findruck, den «liefe gewölbten, von dicken
Mauern begrenzten Zellen, Gange und Stiegen nament-
lich in den unteren Souterrain-Stockwerken, die lange
nicht mehr benützt werden, machen, ifl ein ungemein
ernfler und dufterer, zumal in allen diefen Räumlich-
keiten keine Spur irgend einer künftlerifchcn decora-
tiven Ausftattung zu erkennen ift. Dasfclbc ift auch
bei den Hofen der Fall, nur nehmen fie durch den
Finflufs der Niveau- Verhaltnifle ein gewiffcs malcrifchcs
Intcrcffe in Anfpruch. Zu erwähnen ift, dafs der an
der Rück feite der bekannten hohen fchwarzen Mauer
gegen den Salzgries gelegene Hof mit Rogcnftcllungcn
in zwei Galerien, ahnlich wie fie am Aeufscrcn der
Salzgries-Cafcrne ausgeführt waren, verfehen ift.
Bekanntlich war das Gebäude früher ein Carmclitcr-
Nonncn-Kloftcr, zu den fieben Huchem oder Sieben-
buchncrinen genannt, das von der Kaiferin FIconora
von Mantua, Ferdinand II. zweiter Gemahn, gcfliftet
und von 1633 — 1642 erbaut wurde. Die Kaiferin brachte
die letzten Jahre ihres Lebens dort zu und wurde
nach ihrem 1657 erfolgten Tode ihrem Wunfchc gemafs
im Habit einer Carmcliter-Nonnc zunachft dem Hoch-
Altar der Capelle des Klofters beigefetzt.
Diefe Capelle erinnert felbftverftändlich noch am
meiften an die urfprünglichc Hcftimmung des ganzen
Gebäudes. Sic ill ein ungemein einfacher nüchterner
Hau im Charakter des 17. Jahrhunderts und enthalt
nichts von hervorragender Redeutung. Am 1 loch-Altar
und an den beiden Seiten-Altären find Oelgcmälde
angebracht, darftcllend Maria mit dem Jefukinde und
dem heil. Jofeph, dann links die heil. Thcrcfia und
rechts den ( )rdensgcncral Johann Raptift von Soreth
Die Rildrr hangen gegenwartig fehr hoch und lind
fchlecht beleuchtet, fo dafs eine endgiltigc Heurthcilung
erft beim Herabnehmen derfelben nach vollftandiger
Schliefsung der Capelle wird eintreten können. Die
Altare und das fonftige Kirchen-Mobiliar haben keinen
künftlerifchen Werth, auch die Fifengittcr zum Ab-
fchlufie der Nonncn-Fmporcn find einfache, aus geraden
Stäben gefchmiedete, durchgelteckte Arbeiten. Am
Fufsbodcn befindet fich vor dem Haupt- Altar die Grab-
platte des 1679 verftorbenen Rifchofes Thomas PalfTy
von Neutra. Grabplatten, welche auf die Kaiferin FIco-
nora oder auf die Nonnen des Klofters Rezug haben,
sind nicht vorhanden oder wenigftens nicht fichtbar.
Rei Aufhebung des Klofters im Jahre 1782 wurden
die Leichen der Stifterin und der Mutter l'aula, der
erden Nonne, nach St. Stephan, die der übrigen auf
den Friedhof vor der Marxer-Linic gebracht. Unter
den Paramenten und heiligen Gcfafsen für den Kirchen-
dienft ift nichts von Redeutung vorhanden.
Neben der Capelle befindet (ich der einzige aufscr
diefer bedeutendere Raum, das Refektorium. Ks ift
mit einem fehönen, in Felder abgctheiltcn Ton-
nengewölbe überdeckt, entbehrt aber fonft jedes
Schmuckes.
Fs wäre wohl vergeblich, irgend etwas felbft für
die Frhaltung der Capelle zu thun, da der Kunftwcrth
derfelben ein zu geringer ift, dagegen macht fich
der Confervator zur Aufgabe, jetzt oder gelegentlich
des Abbrcchens der Baulichkeiten die unteren Räume
der Capelle auf eine Gruft, die jetzt vermauert fcheint,
zu unterfuchen und etwa dann noch zu Tage tretende
(irabfteine und hiftorifchc Frinnerungen vor der Vcr-
fchleppung und Nichtbeachtung zu bewahren.
107. Corrcfpondent Daklke hat unterm 10. Of"lo-
her an die Ccntral-Commiflion berichtet, dafs der
bemalte und als Kunftdenkmal zu fehätzende Rildftock
in Brvm r/ bei dercrftcnL'cbcrfchwcmmungdcs Puftcr
thalcs verfchont geblieben ift. Das Wclsbcrgfr Bild-
ftockel hingegen wurde hoch eingemuhrt und hat
betrachtlichen Schaden gelitten an feiner lkmalung.
108. Laut der Central-Conimiflion zugekommenen
Nachrichten wurde der hölzerne Aufbau des lloclv
Altars in der Domkirchc zu Krakau feiner ungemeinen
Schadhaftigkeit wegen in neuefter Zeit abgetragen. Fs
zeigte fich, dafs das Holz der Säulen ganz durchfault
war, und dafs bei längerem Beladen diefcs Altars
grofses Unglück hätte gefchehen können.
109. DcrCcntral-Commiffion ift ein umfangreicher
Rericht aus »1er Feder des I lerrn Heinrich Richly
über die prahiftorifchen Verhaltnifle der füdoftlichen
Landcsgranzc Rohmens vorgelegt worden, daraus wir
Nachftehendes entnehmen. Das bezügliche Terrain
bildet einen Theil des böhmifch-mahrifchen Mittel-
gebirges, das in der angedeuteten Richtung ftreicht
und, von zahlreichen Quer- und Langenthalem durch-
fchnitten, fich zu waldbedccktcn Hochebenen erwei-
ternd, zahlreiche Granit und Gneifskuppcn und nach
allen Richtungen hin zerftreute ungeheure Steinblocke
enthalt.
Diefer Wald bildete bis ins 13. Jahrhundert hinein
eine Art Grenzfperre gegen das Nachbarland und
führten nur wenige wohlüberwachte Saumwege durch
ihn, als die einzigen Eingangslinien nach Rohmen ; fie
waren enge Steige über Berge längs Sumpfen und Ge waf-
fern geführt und durch Thalfpcrrcn gut gefchützt. Längs
der bohmifch mahrifch oftcrrcichifchen Grenze waren
nur drei folche Steige bekannt: der Linzer Steig, von
der Donau bei Linz gegen Krumau, der Weitraer Steig
iftezka vitorazkä, via quae vocabatur Rehcimfteig) und
der Iglauer (Habfer) Steg, via quae vocatur ad Haber
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CXLV
Der letztere führte von Znaim über Dcutfchbrod nach
C'aslau. Nun ilt es ziemlich gewifs, dafs noch ein vierter
Saumweu bcfland. Richly hatte im Herbitc des Jahres
1878 die Umgebung von /.labing .rund Altßadt'vn archäo-
logischer Richtung durchforfcht und glaubt diefcs
vierte Landesthor in nordlicher Richtung von Altftadt,
zwifchen der Ruine Landltein und den uralten Wällen
von Market gefunden zu haben. Dicfcr Saumweg dürfte
von Raabs, dem Vercinigungspunktc der deutfehen und
mährifchen Thaya, längs derfetben an dem Wachberge
bei Grofstaxen vorüber, durch das bei Altftadt fchr fre-
quente, den in nordöftlicher Richtung (treichenden
Höhenzug durchfetmeidende (Jucrthal zwifchen Marke!
und Landltein in das Innere von Böhmen ge-
fuhrt haben. Alsdann fcheint der Weg bei Pohanc
[Heidenberg) und Smutna (Brunerberg) getheilt und
einerfeits über Kunas und Schamers längs des Neu-
mühlbachcs gegen Platz nördlich, anderfeits über
Tcmerfchlag, Konigseck und Studein längs der Iglava
über Wolframs und Iglau nach Nordoften geführt zu
haben.
Aufscr einer von H. Richly verfolgten Abzweigung
ilicfes von Raabs kommenden Saumwcgcs, welche
längs der Walle unterhalb Zlabings und am Fufsc
des Wachberges (Straz). endlich bei Kadolz vorbei
zum Landesthore bei Landltein führte, nennt ilcrfelbc
Autor noch einen zweiten Nebenweg, der fich von
Raabs aus an der mährifchen Thaya und dem Trifchcr
Rache über Wolframs durch den Grenzwald und das
Landcsthor bei Fcftcnhof in das Innere Rohmens zog.
HO. An dem Gebäude Nr. 23 in der Hcrrcngaflc,
wofelbll jetzt der Vcrwaltungs • Gerichtshof unter-
gebracht ifl , wurden anläfslich diefer \ r erwendung
bedeutende Umgeltaltungen vorgenommen. Diefcs
Gebäude uberrafcht durch einige Rerte von Renaif-
fancc-Dccoration; namentlich ill die rechte Hoffront
noch fo erhalten, wie de im 16. Jahrhundert cntltanden
war. Mit Ausnahme der Vcrmaucrung der Lauben im
Krdgcfchofs und in den beiden Stockwerken ilt die ganze
Wand-Dceoration int.u't geblieben, wie die tosca-
nifchen Säulen und die flachen Pfeiler in den Bogcn-
Itcllungcn der Stockwerke, die in Stucco ausgeführten
Trophäen aus Waffen und Mufik-Inftrumcnten als
Zwickelfullungen, die beiden Wappen und die Löwen«
köpfe an den Bruftungen. Die vollendete Rcrtaurirung
diefer Hoffacade wurde mit grofscr Sorgfalt und
Schonung durchgeführt und im urfprünglichenSchmucke
(teilt fich uns diefer Gebäude-Tract wieder vor. Diefer
Vorgang verdient Anerkennung. An diefer Stelle
beläfs 1443 Wolfgang Wehinger von Ladendorf ein
Haus, 1553 der Obrift Hofmeifter Wilhalbm Freiherr zu
Rogendorff und Molinburg, dann die Grafen von
Ottenburg, um 1683 Fürft Franz Anton Portia, dann
Bartholomäus von Tinti, von welchem es um 1750 der
Hof erkaufte, 1753 wurde unter K. Maria Therefia für
die nieder-ofterrcichifche Landesregierung eingerichtet,
theilweife auch umgebaut. 1
in. ( Kunflbeflrebungcn im Stifte Zwettl.) Archi-
tekt Avanzo hat an die Ccntral-Commiffion berichtet :
Im Zwettler Hof in Nufsdorf ruhte feit geraumer
Zeit ein bedeutendes Kunftwerk der Bildfchnitzerei
■ Mmh. <Lr C.mr .C«n. N. F. II. ,. CVIII Dt. Il|.
des 15. Jahrhunderts, der Rcft eines fchönen Flugel-
Altars. Schon längft hegte der jetzige kunftliebcnde
Prälat des Stiftes, Herr Stefan Rofsler, den Wunfeh.
diefes prachtige Werk feiner Verjüngung entgegen-
zuführen, worin ihn Herr Univcrfitäts-ProfefTor Dr.
Wilhelm Neumann wirkfam beftärkte. Nachdem der
Prälat glaubte, aus eignen Mitteln die Korten der
Reltauration beftreiten zu können, beauftragte er
den Architekten ProfelTor Dominic Avanzo, einen
Rcftaurationsplan anzufertigen. Nach dieferhalb vor-
genommener Infpicirung fanden fich folgende Gegen
(lande vor :
aj der Altar-Schrein, enthaltend drei herrliche
wohlerhaltene Figuren, Madonna mit dem Kinde in
der Mitte, zu beiden Seiten zwei Aebte, über ihnen
drei fpat-gothifehe Raldachinc. In den zwei feitlichen
Hohlkehlen war die Anordnung von vier kleinen
Figuren durch theilweife vorhandene Confolcn und
Raldachinc noch erfichtlich. die Figuren felblt fehlten.
Alles war reich polychromirt. Den Altar -Schrein
fchloffcn zwei wohlerhaltene Flügel, beiderfeits mit der
Legende des heiligen Leonhard in Bildern gefchmuckt ;
b) das Kranzgcfims unter und das andere Gefims
über dem Schreine; letzteres bcltimmtc durch leine
Zapfenlocher genau die Stellung der Fialen und Bal-
dachine des Auffatzes, von letzteren waren drei vor-
handen, unter denen drei Figuren, Fcce homo, heil.
Maria und Johannes, (landen, letzterer fehlte.
Von den morfchen reich polychromirten Archi-
tekturreften des Auflatzes fanden fich glücklichcr-
weife fo viele Stücke vor, dafs durch vergleichende
Studien mit verwandten Altären diefer Zeitepoche
die Reconltrudtion des Auffatzes fichcr durchgeführt
werden konnte. Von Predella und Menfa war nichts
vorhanden. Der Entwurf und Koflenüberfchlag (für
die Tifchler-, Bildhauer- und Vergolderarbeitcn, Rertau-
ration der Bilder etc. 2380 fl.) erhielt die Geneh-
migung des Herrn Prälaten, worauf ruitig das
Werk begonnen wurde und innerhalb vier Monaten
zum Felle des Landespatroncs am 15. November 1882
vollendet war und feinen Platz in der erften Capelle
vor dem nordlichen (Juerfchiffe der Stifts-Kirche fand.
Auf den fchonen Flügeln des Schreines findet
fich in den Bogcnzwickcln Jahreszahl I45°V Wenn
dabei die beiden Nullen „bis" bedeuten follten,
fo wäre diefcs Bild innerhalb der Zeit von 1450-14,1
fertiggeftellt worden, denn es ift nicht gut möglich,
dafs (ich diefe Zahl auf die Herftellung fammtlichcr
Thcilc errtrecken folltc. Die Polychromirung bedeckt
fammtlichc Flachen, nirgendwo ifl Holz fichtbar. das
Gold ilt uberwiegend, dann tritt Silber mit I.afurcn
von Roth und Grün auf, auch Blau und Braunroth fand
feine Verwendung. Gebührender Dank fei dem Herrn
Prälaten gezollt, der ein ehrwürdiges Denkmal mittel-
alterlicher Kunft in feinem früheren Glänze wieder
herftellen liefs, das jetzt eine Hauptzierde der Stifts-
Kirchc bildet.
Mit diefem Werke, das im Laufe des Monats No-
vember fertiggestellt wurde, ilt die Kunftthätigkeit des
Herrn Prälaten noch nicht erfchupft; in zwei Capellen
des nordlichen Seitenfchiffes wurden zwei Glasfenlter
geftiftet. drei find momentan in Arbeit, dotirt von
einzelnen Herren des Stiftes
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CXLVI
H2. Es war zur Kcnntnifs der Ccntral-CommifTion
gekommen, dafs der rothmarmorne Stein, welcher an
der Stelle, wofclbd die Wcichtheilc aus der Leiche
Herzogs Ernd von der Steiermark in der Kirche zu
Bruck 0. d. M. beigefetzt waren, in das Bodenpflaftcr
eingefenkt war, im Jahre 1877 von feinem bisherigen
Platze von den Stufen des Hoch-Altars der Propdei-
Kirche entfernt und in den Hoden hinter dem Hoch-
Altar eingclaffen wurde. Da der Central-Commiffion
diefc Stelle nicht würdig genug erfchien fur ein Denkmal
eines Mitgliedes des llabsbtirgifchcn Rcgcntcnhaufes,
fo verwendete fie fich beim Sekkauer fürflbifchoflichen
Ordinariate wegen anderweitiger Placirung des Steines,
wobei vorgeschlagen wurde, dafs, wenn es auch nicht
thunlich und wünfehenswerth erfcheint, den reichfculp-
tirten Stein wieder an der alten Stelle im Hoden cinzu-
fetzen, das Einlaffen dcsfelben in der Wand nicht
unzweckmafsig wäre. Das hochwürdige Ordinariat ent-
fprach dem Anfinncn der Central-Commiffion in der
bereitwilligen Weife, und wird der Stein nun an der
Wand zur Epiftelfeitc des Hoch-Allars feinen Platz
finden.
Bezüglich der Eröffnung der Beifctzungsd.itte
erfuhr die Central-Commiffion gleichzeitig, dafs fchon
in den erften Fünfziger-Jahren dicfelbe unlerfucht
wurde, dafs man aber damals ebenfowenig wie im
Jahre 1877 irgend etwas auf eine Heifetzung von
Leichenreden Bezügliches gefunden hatte.
113. An der Aufsenfeite der Kirche zu Reiz id,
einer Mittheilung des Corrcfpondcntcn C. M. Hlaas zu
Folge, nächd der alten Sacridci ein Grabdein, eine mittel-
grofse, oblonge Salzburger Marmorplatte, aufgcdellt,
die unter der Infchrift in einer viereckigen Vertiefung
mit abgerundeten Ecken einen auf dem Mcfsbuche
dehenden Kelch lammt Hoflie zeigt, umgeben von vier
gleichfalls in Relief und in abgeminderten Vertiefungen
dargedelltcn Kofcnzwcigcn mit je drei nicht entfalteten
Kofen um) je fechs Blattern. C. M. Hlaas legt diefer
Dardcllung der Kofen eine auf die Hotfchaft des
Todes bezügliche fymbolifche Bedeutung bei. Der
Grabdein id der lateinifchen Infchrift nach dem
St. Poltner Chorherrn und Ketzer Pfarrer Augullin
Schindler, f 1690, gewidmet.
114. Mit dem Fede Allerheiligen wurde in der
Pfarrkirche zum heil. Augudin in Wien der neue Hoch-
Altar dem gottesdiendlichen Gebrauche übergeben.
Obwohl in diefem Falle die Mitwirkung der Central-
Commiffion nicht geboten war, da es fich cinerfetts
um die Entfernung eines zwar alten aber nichtsweniger
als künftlcrifch bedeutenden Altars gehandelt hat, was
übrigens fchon vor Jahren durchgeführt wurde, ander -
feits aber an deflen Stelle eine neue Kundfchöpfung
gcdellt wurde, die, aus dem Atelier Halbig hervor-
gegangen, urfprünglich als Hoch-Altar für die Votiv-
Kirche bedimmt war, aber alsdann nicht die bcabfich-
tigte Verwendung, fondern in der St. Augullins
Kirche eine ganz paffende Aufdellung fand, fo ill doch
diefcs Ereignifs für die Central-Commiffion von Wich-
tigkeit , da gelegentlich der eben durchgeführten
dimmungsvollcn Polychromirung diefcs gothifchen
Altarcs auch ein Theil des grofsen Presbyteriums in
recht gelungener und mit der Bemalung des Altars
harmonifchcr Weife bemalt wurde. Es entdeht nun
unwillkürlich der Wunfeh, dafs es bei diefer partiellen
Bemalung nicht fein Bewenden habe, fondern dafs das
ganze Chor in bcfchcidcner Weife in die Polychro-
mirung einbezogen werde.
115. Am 28. Oftobcr d. J. wurde die Grabdatte
des verdiendvollen Mitgliedes der Central-Commiffion.
des im Juni v. J. verdorbenen Kegierungsrathes Albert
Camcfina K. v. Sanvittorc mit einem kundreichen
Grabmale gefchmuckt, deflen Zudandekommcn durch
Beitrage feiner Freunde und von Vereinen und Körper-
fchaften (darunter auch die k. k. Central-Commiffion)
ermöglicht wurde. Das Monument id aus röthlichem
Kardlleine angefertigt und mit einem grofsen Medail-
lon, darauf das Brudbild des Verdorbenen, und mit
dem Wappen dcsfelben geziert. Der Entwurf des Monu-
mentes dämmt von dem Mitgliede der k. k. Central-
Commiffion und gleichzeitigen Nachfolger Camefina's
in der Confervatorie für Wien von dem k. k, Profcffor
Alois Hau/er. das Medaillon mit dem Brudbilde vom
Kammer-Medailleur Scharf.
116. Urkundliche Beitrage zur Cef chic hte des ehe-
maligen grofsen filliernen Sarges fur die Reliquie des
heil. Leopold in Kloßerneuburg. (XI II.) iSchlufs.)
1553. 8. December.
Den Herrn Hof- Camer K.itn von der Nicder-
ödcrrcichifchcn Camer anezuzaigen. Nachdem der
Silbren Sarch fo zu Olmuncz zumachen, verordent
worden vnnd gen CMlerncuburg gebort, nun aller-
dings ferttig das derfclb beer vnnd dafelbd hin gen
Cloderneuburg gebracht fol werden, jd folebes der
komifeben Ku. Mt. vnnfern Allcrgencdigiden Herrn,
durch Herrn Sigmunden Freyherrn zu Herbcrflain etc.
mündlich, fambt dem, das fy die Nideroderreichifrh
Camer zwen gefchwornn (ioldfchmid von hie, auch
Seiner K: Mt. Gegcnfchreiber des vngclts hie Gregorn
Parboh, als die vorhin auch ains Tails, von folches
Sarchs wegen, zu Olmuncz gewefen, vnnd denfelben.
vnnd wie Es darumben ein gedalt hat. befichtigt haben,
mit ainem Lanndwagen, darnach febigkhen wolt vnnd
das derbalben zubec/allung des völligen macherlons
vnnd anndres vnchofftens drey hunndert gülden
Keinifch durch Sein Khu. Mt. zuuerordnen von notten
heut angezaigt worden
Darauf Sein Kku. Mt. gedachtem, herm Sigmun-
den Freyherrn zu Herberdain vnndter annderm Münd-
lich zu befchaid gegeben vnnd bcuolhen, verordnuug
zuthuen, das folcher Sarch Seiner Kü. Mt. von Olmutz
gen Prunn zuegebracht fol werden.
Welches die Camer alfo gehorfamblichen vnnd
mit vleifs verordnen wil, djweil aber folebe Verordnung
vnnd abferttigung gedachter Perfoncn gen Olmuncz
on Verordnung der bemcltn drej hundert gülden
Keinifchnit bfebchen khan, -.■und im Vitsdutn bambl nit
fouil gelts verhannden, das diefelben neben anndern
vnuermeidlichen aufgaben, mitler Zeit dargedreckht
möcht werden, vnnd dann die Zeit nun vad khurz id,
dorin berurte Verordnung vnnd abferttigung befchehen
mag, fonnderlich fo der Sarch Seiner Ku. Mt. gen
Prunn zuebracht werden fol. So hat demnach dj Nidcr-
öderreichifeh Camer nit vnndterlaffcn wellen, die Herrn
Hof Camer Rat folhes hiemit zu berichten. Auf das
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CXLVII
fy bcrutte drey hunndcrt gülden Rcinifch vnuerzogen-
lieh zuuerordnen, oder von Seiner Ku. Mt. derhalben
bfchaid zunetnen wiffen. wie Ks damit gehalten fol
werden, Actum Wienn den Achtn tag Dcccmbris
Anno etc im dreiundfunfezigifften.
Supplication von wegen Sannd Leopold, Sarch
zu Clofterneuburg, von Agnes gclalfnc Wittib des
Chriftianus Goldfchmid von OlmiU
AllcrdurchlcichtigiftcrGrofmcchtigiftcr, römifchcr,
hungerifchcr, Bc.hamifcher etc König Allergenedigifter
Herr.
Ich Arme verlalTne wittib gib. E. K, Ko. Mt.
jnn aller vnnder thenigkait zuuvernehmen, Demnach
cur Ko. Mt. Sonnder zweiffel jnn gedechtnufs tragen,
dz durch cur Ko. Mt. gefanndten mit namen, Gregor
Parhah vnnd Maiflcr Merten Parpierer meinem lieben
Haufwirt feligen, Sannd Leopoldts Silberen Sarh, gen
(lofterncuburg zumachen verdingt worden, laut einer
autTgcrichtcn Zetl, der Copcy hiemit znuernehmen.
Nun hat mein lieber Haufwirt feiiger, an fulhem Sarh
tag vnnd nacht, feinen müglicheflen fleifs furgewendt,
damit er vor der Zeit vnnd Termin, folhen Sarh
Brächt Aufmachen, vnnd hat ain merere vnnd Konft
daran gelegt, dann jme verdingt worden, fich felbft
vmb dz verguldcn fo hört angenomen etlich wochen
nacheinander darob gefeiten, dz jme der mercurium lo
hart in den leib geftigen, dardurch er fein leben müeffcn
auffgeben, vnnd nach aufmahung des obbemelten
Sarchs, den feehllen tag von difer weit gefchieden,
mich armes weib mit einem klainen Khindt, in cllcndt
vnnd fchuldcn gclaffcn, dan vns auff obbemelte Arbait,
in difer Zeit ob die Sibenhundert gülden rcinifch
vneoften ift auffgangen, dan mein lieber Hauswirt
feligcr khain andere Arbait dorffen, noch können
annehman, Allain mit etlichen Gefellen ftcticlich an
Solhcm Sarch zumachen gehabt, dz wir alfo zweihun-
dert gülden Rcinifch bey difscr Arbait zuegcbuclt,
vnnd vns derhalben in fchulden begeben, dz ich arme
vcrlaflnc wittib nicht zubezallen hab noch waifs, Weill
dan dz gemachte werch aufweift, was muhe Arbait
und Khunft. mein lieber Haufwirt daran gelegt, vnnd
fein leben, darob gclaffcn, mich armes Weib in fchuldcn
geftckht Hin ich TrolMichcr Hoffnung, zu Eur Kon.
Mt. Als zu meinem Allcrgcncdfgiftcn Herrn vnnd
Khonig Kur Ko. Mt. werden mich Armes ellcndtcs
weib, nicht in fchadten vnnd verderben komen lalTen,
mir ergotzlichkait vnnd mit genaden, die zwaihundert
gülden rcinifch auffgeloffnen fehaden, gcncdigclich
bcczallen laffen, dan fich mein lieber Haufwirt feligcr
alle zeit getröft hat, ob er fchon bey difem verdingten
lohn, nicht befteen mochte, wo jme Got die genadt
vcrlihc er die Arbait feinem furnehmen nach aufmahen
wurdte dz er doch bey cur Ko. Mt. ciu Sonnderc
genadt vnnd gonnft erlangen wurdte damit jme von
cur Ko. Mt, merere Arbeit zumachen eruolget hettc.
dz jme fein erlitten fehaden, wider eingebracht wurdte.
Diewcil es aber Got alfo gefchickht vnnd geordent
hat, wil ich mich Got vnd eur Ko. Mt. beuolhen haben
der Troftlichcn Hoffnung, cur Ko. Mt. werden mich
Arme verlaffne Witfrau genedigelich anhören vnnd
mit genade begegnen
E. K. Mt
Vnnderthenige gehorfame Dienncrin Agnes gelalTne
wittib des Chriftian Müller Goldfchmidt zu Olmücz.
Refolution der frauen hundert gülden, den Khncchtcn
jglichen zwaintzgh tailer foll Vitzthum bctzalln. 28.
Deccmbcr 1553.
Hierauf fein zway gefchafft ains der Wittib vnd das
ander den dreyer Goldfchmid Gfellcn halben, an den
Vitzdomb hie geferttigt wordeu, am 29 Deccmbcr 1353
1553. 29. Deccmbcr.
Befehl an R. K. M. Rath und Viczdomb in
Oftreich vnd der Enns Crifloph Pollt, den dreyen
Goltfchmitgcfcllcn, Hanns Junckh, Pauli Schilt vnd
Hanns Jungkhpawer, welche Sannt Leopold Silber-
farch volligclich aufsmachen vnnd vollenden hclffen jr
jedem zwainezig Tallcr fo jnen die Khu. Mt von wegen
berurter irer volbrachten arbait vnnd vleis, an dem
Sarch zu einem gnaden vnnd veucrung gelt zu geben
gnedigift bewilligt aus den Viczdomb-Ambts gefellen
zuellellcn vnd bcczallen. (70) f 106.
Bernhard Grueber.
KSTSf M 12. Octobcr Harb Bernhard Grueber. deffen
5&Ff Wirken fo innig mit den Aufgaben der Ccn-
'MtM tral-Commiffion in Verbindung ftcht. Die Mit-
theilungen haben häufig und viele mitunter hoch-
wichtige feiner Keder entflammende Auffatzc gebracht,
dafs die Redaelion es für ihre Pflicht halt, mit
einigen Worten diefcs befcheidenen und doch fo
bedeutenden Mannes zu gedenken.
Bernhard Grueber war zu Donauworth geboren
und ftand zur Todcsftunde im 77. Lebensjahre. Sein
Stamm gehörte nach Tyrol, feine Jugend und Studien-
zeit brachte er in München zu, ein Thcil feiner Verwand-
ten lebte in Wcftphalen Seine Bildungsjahrc fielen in
die Zeit von Sendling -Okcn , Brentano und Eichen-
dorfT waren ihm nicht unbekannt, der akademifche
Hörfaal wie auch das Baugerulle waren von ihm gleich
geflieht. Wenn er fich gleich bis in fein Grcifenaltcr
einer nid igen -Gefundheit erfreute, fo traf ihn doch
fchon frühzeitig, das grofse Uebcl der Schwerhörigkeit,
das fich leider in den letzten Jahren bis zur volligen
Taubheit fteigerte. Wie es heifst, foll er fich diefcs
Uebc! bei den Rcftaurations Arbeiten am Regens-
burger Dome zugezogen haben. Jofcph Bayer befpricht
diefes körperliche Leiden Gruebcrs in dem ihm ge-
haltenen Nekrolog mit folgender liebevoller Beurthci-
lung, die der Verfafier diefer Zeilen, dem es gegönnt
war, oft mit Grueber zu verkehren, vollinhaltlich bc-
ftatigt. „Für Jemanden, der ihm naher ftand, Horte
dies übrigens den Verkehr nicht fonderlich. Einige
Worte langfam und mit Deutlichkeit an fein Ohr hin
gefprochen, cntfcffcltcn fofort feine Mitthcilfamkcit
und er fprach gern und gut und mit kraftigem Avis-
druck feiner Anficht. Da er die Anderen nicht hurte,
fo waren es glcichfam gcfclligc Monologe, die er hielt.
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CXLVIII
Die Vcrcinfamung durch faft völlige Taubheit gab
feinem Gcdankenlebcn eine Eigenart, der die Scharfe
des Ausdrucks nicht fehlte."
Als Ch. Rubcn an der Akademie zu Trag wirkte,
kam Grucber auch dahin und leitete dafclbft als Pro-
felTor den Unterricht in der Baukundc und Perfpective.
Die Ucbcrficdlung nach Prag brachte ihm kein Heil. Kr
war dort als Schriftflcller thatig, die Schriften blieben
falt unbekannt, fein Wirken als Baumeifter und Kcftau-
rator war nicht glücklich. Dem reichen Schatze von
Kunftdenkmalen, insbefondere von Bauwerken Böh-
mens, hat Grucber einen vcrftandnifsvollcn Blick ent-
gegengebracht, und bald beherrschte fein Wirken der
Gedanke und das Streben, eine Kunftgefchichtc
Böhmens zu verfallen. Grueber hatte die Fähigkeit,
ein fo riefigcs Werk zu unternehmen ; er hatte die
erforderliche Bildung, das Vcrftändnifs und die
Empfänglichkeit, er konnte in dicfeii Denkmalen aller
Stylproben lefen und fie deuten um! fic in ihren Details
und ihrer Zeitfolge kritifiren, er hatte auch die Hand,
diefelben in reizender Weife, vielleicht oft zu delicat
zu Papier zu bringen ; er hatte den Muth, diefe Aufgabe
fich zu (lc)lcn, aber auch den Willen und die Kraft, das
phyfifche Ungemach, das damit verbunden fein mufste
und auch war, zu ertragen und davor nicht zurück-
zufchrecken ; er hatte endlich die Gabe, feine Gedan-
ken in praeifer Weife niederzufchreiben. Grucber hatte
das Zeug zum Kunftgelchrten und fein Aufenthalt in
Böhmen machte ihn dazu.
Welch riefige Vorbereitungen traf er, um diefen
feinen I.icblingsgcdankcn zu verwirklichen, welche und
wie viele Keifen unternahm, oder beffer, da fic nur zu
oft nicht mit Annehmlichkeiten verbunden waren,
legte er fich auf, wie wufste er zu entbehren und
welchen materiellen Opfern fügte er fich! Dabei fein
körperlich« Leiden. Diefer traurige Umfland allein
macht Grucber s Wirken bewundernswert!». Kr durch-
zog Böhmen nach allen Richtungen, wenig Gegenden
durften es fein, die er nicht durchfehritten und in
denen fein aufmerkfam prüfendes Auge nicht alles
fich ihm Darbietende eingehend befchen hatte.
Kr kannte Böhmen wie nicht bald ein anderer,
trotzdem er ein Fremder und der bohmifchen Sprache
beinahe nicht mächtig war.
Seinem grofsen Werke gingen einige dasfclbe vor-
bereitende l'ublicationcn voraus, die nur Studien für das
eigentliche Unternehmen bildeten. Wir nennen feine
Charakteriftik der mittelalterlichen Bairtcn in Böhmen,
eine hochft anregende Schrift (Mittheilungen der Cen-
tralCommiffion für Krhaltung und Krforfchung der
Baudenkmalc, I Band), feine Monographien über den
Präger Dom. über die Kailerburg in Kger, über das
deutfehe und flavifchc Bauernhaus in Böhmen etc.
In den Jahren 1S71 — 1877 erfchien Grucber s grofse
Arbeit: „Die Kunfl des Mittelalters in Böhmen" durch
die k. k. Central Commiffion auf Kotten des Unter-
richts- Minifleriums theils in den Mittheilungen, thcils
als Ganzes publicirt. Kin hochwichtiges umfangreiches
Werk, das ungeachtet fo mancher Mangel heute das
einzige Qucllenwerk für das Studium der alteren
Kunft, namentlich der Baukunlt in Böhmen ifl. Leider
fchliefst dasfelbe feinen vierten Band mit den Werken
der Spat-Gothik. Seine Lieblings-Idec, in einem fünften
Bande die zahlreichen und fo wundervollen Werke
der KenaifTance Böhmens zu behandeln, konnte er
nicht mehr realifiren. Wenngleich in den letzten Jahren
die Ausfichten, zur Publication diefcs Bandes bald
fchreiten zu können, nicht fchr günftig ftanden, fo
war die Sache nicht fo hoffnungslos, da die vor-
gelegten Manufcripts-Particn und die dazu gehörigen
Zeichnungen geeignet waren, den aus vcrfchicdcncn,
die Beurtheilung des Werkes felbft nicht berührenden
Gründen entftandenen Widcrftand zu lofen.
Auch die VerfalTung eines zweiten Werkes lag in
Ciruebcr's Plan, nämlich die eingehende Würdigung der
Kunftdcnkmale in Vorarlberg. Eine kleine Abtheilung
diefer Abhandlung ift in den Mittheilungen bereits
crfchicncn.
Ucbcr allen diefen Ideen und Vorhaben fchliefst fich
heute das Grab. Mugc fein fchriftftcllerifchcr Nachlafs
noch recht viele Aufzeichnungen enthalten, die der
Nachwelt ermöglichen, fo weit als zulafl'ig Grueber s
Schriften daraus zu erganzen und weiterzufuhren. Im
Jahre 1875 publicirte Grueber ein intereffantes Buch:
Die Elemente der KunfUhätigkcit. Obwohl dem Vcr-
falicr diefer Zeilen bekannt war, mit welcher Mciftcr-
fchaft er den Zeichenltift zu handhaben verftand, war
ihm doch unbekannt, dafs er mit der Kadirnadel
umzugehen wufste. Dafs er aber diefe Kunft auch
Verftand, nachdem er die fammtlichen Kadirungen zu
einem befcheidenen Touriftcnbuch über den bohmi
fchen Wald felbft anfertigte, ift bei dem Talente und
Bildungsftreben Grucbcrs nicht zu wundem.
Jofcph ßityer erzählt in dem bezogenen Nekro-
loge der Prel'fc, dafs fich erft in den alten Jahren, wohl
als Nachhall früherer Jugendeindrückc, die Luft des
Dichtens einftellte. Krklarliche Krfcheinungen bei dem
überaus regen und fo viclfcitig gebildeten Geilte
Grueber's.
Bernhard Grueber Harb in Schwabing bei München,
wohin er übcrfiedcltc, als er fein Lehramt in Trag ohne
Zuerkennung eines Kuhegenuffes verloren hatte und
Bayern wieder feine Heimat wurde.
Und fo fchlicfscn xvir denn unferen Nachruf, den
uns zu Hellen zwar die Pflicht gebot, denn Grueber's
Arbeiten find eine Zierde der l'ublicationcn der Ccn-
tral-Commiffion, den niederzufchreiben der Verfaffer
fich aber mit Liebe und Freuden unterzog, da ihm gc
gönnt war, fo manche Stunde in Belehrung und reiche
Anregungen bietendem Verkehr mit diefem freund
liehen und liebenswürdigen alten Herrn zu verleben.
Dr. Lind.
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REGISTER
l'F.R
IN DIESEM BANDE ANGEFÜHRTEN PERSONEN-. ORTE- UND SACHEN-NAMEN.
A.
AJmtMl Niel»* v., Bauiueiftcr, L XIII.
Atgtlaek, Archiv, XCI.
Aggßtm, Archiv. XC
Aickittil, tum in Bngantr.w, oo.,
Aicketturg, Adam un-i Katharina v.. g I .
Aigra, Funde, CHI.
Aßreckhhrrg. Archiv. XCI.
Alth&nn, Grabmale der. XII.
AllßiJt, CXLV.
■ i . Schloff. LUI
AmflerJam, Heinrich v.. HiMliaurr. i i n m
rtfenlf, CXIX.
Aymtfja, StaaM-Mufcuua. X.
Kintriltsniarke, tu einer ri»ni Fechten
Vorftellung. X.
tum. Vorhiingefchtof», LXXIX.
- ■ Sonnenuhr. CHI.
Dum. XV.
— Altar Bild. XV.
Aitkän/eg. Unterricht in den l'iicfler-Senu ,
naren. XVIII
A'<iJa:n, CXX.
Artkiv KiXta Enquete, XIX
ru Aggshach. XCI.
— vun Albrechtsberg, XCI
— vod Aichbach. XCII
in Hlcihurg, XIX.
— in Feldklrch. XIX.
— in Fridas. I.VII.
-- in Gmund, XIX.
— fii Guttenbrunn, XXXII,
in Hafnerhach, LVII.
— ru llcr/ogenbarg. LVII.
— in Jeiilendorf XXXIV
— in Ktagenfurt, XIX. LX.
— in Krenlier, XIX.
— von Krummnufshautn, XCI
— in Laibach, XIX.
— in Lanzendorf, XC.
— in Matileintdr.rf, XC.
■ n .Mitten». XXX111
— in Nrulengbach, I.VII.
V III. N. F.
rr in Ncutenftein. XC.
— in Nußdorf a d T, LVII.
— in Oberwülbling, LXXXIX.
— in Pochlarn. XXXIV.
— m l'uttenbrunn. XXXII. 1 VIII
• in Salzburg, CX.
— au Schallaburg, XC
— tu St. Jacob am Thunnberg, XIX
- in St. Polten, XXXII. I.VII, XC.
zu Schonbnchel. XC.
— von Sitieathal, LVI.
--- von Soofs, l.VI.
in Spital, XIX. III. XI.
— tu Stuckeran, XII
— ■ von Thalheim, XCI.
— in Traitinancr, l.VI, I.VII.
— Viehhofen. XC.
— au Wald, XC
- in Walpersdorf. XXXIII
— zu Wafferburg. LV111
• von Würmla, XCI
— in Ybbfitz, XCI
ArttnUflrin, Mitra von, ib^ XIV.
A/rkiatk, Archiv, XCII.
Affaug, rfarrkirche, XII
Affum a. Z, Minurilen Klofler, XI. IX.
Amßrr, Flügel Altar, ('XXXVI.
B.
BaJia, Franciseaner Klofler. XVI, CXI. II
Bafftyt, Familie, al
HaHmtifl<r Niclat Wiefenhergrr am Gratz
CXTJX
— Muntig Heinrich, Ttl
— l'eter l'ichler, CXIII.
— Meifler Cafpar, Meifler Chrifloph v.
Kotlenmann, CXIII.
— Niclas v Admund, CXIII
— Lienhart Schtaiger, CXIII.
Baumgartcnbctg, Grabmal des Abt Stephan,
CIX.
Baumgartner, XI.VI. f auch Panmg.irlner,
Brtg. rfarrkirche. LXIII, XCIX.
Brrg. Michaeli und Athanafint Capellen.
Lxrv.
Httitkl der Central Commifft nn Uber ihr
Thatigkelt im Jahre 1.SS1 L
BrrnarJm, reim. Kunde. VIII, CIL
ffflßnkl in Kronegg. CXXX.
BMiotktt. der Central Commifhon, VII.
/f//ifW-keftaurirungen. VIII.
BiUkauer, Heinrich v.. Amftcrdam. 1 10 I IQ.
— Schauberger J , L XXIII,
Math Kuhnel. CV1II.
— Rue» Heinr., HC,,
— Seb. Cwloa, XCV1I.
— Jeremiai Franck. <j\
HtlJ/t, . Irl m Itrtinnecken, XIV.
Bif.kef, l'eter v. Lavant, Grabmal. AI.
Blttiurg. Archiv, XIX
Bltitaftl* aus Bregcnz. röm.,
Btrje. Grabmale. JA.
BerfitnJsrf, Wandgemälde. XVII.
BttfH, Grabmale, CXXXIX.
BraJa, Glocke. CXV.
Brtgtnt, ila> Epona Monument, VIII, IX
Brtgtmtr Bleitafeln, VI.
Brruntr, Seyfr. Chr von, XLIX.
Brülimi von l'rag, CXV.
Brigantium, ein llypokaiiftum. lOI.
— Bauliche Ueberrefle. «j. X.
- rom. Sonnenuhr, 00
Brixen, Wandmalereien, XV. I.XXXVI.
— Grabmal de* Bifchof Friedrich, LXXIII.
Bruck a. d. M., Gedenkftein von Hering
Ernft, CX, CXLVL
Brunn. Garnifons Kirche, XVII. I.XXXII.
— Fresco Gemälde imLandhaufe. XI. V.
Brunnmtifltt , Coloman, 18.
Brunntckm. Bildflcckel . XIV, CXXVI.
CXI.IV.
Brüx, Kanzel und Gruft, CVIII, CXI. III
BuJwtii, Marien Kirche. Sladtlhore. XVII.
ButkJetkel in St. Paul, L1L
— in St. Wolfgang, XIII.
Bnlir. F'ranz. in Zara, C.7.
Brh.'r, pläli. Küclienabfallgrulie, II.
CL
C.
Came/na v, Snnviltore All». »., L CXI. VI.
Ca/» d'lflrin. Mufeum, X.
Carlen Sebaflian, XCVH.
Ctrin, Grabmal, iL
Cervignane, röra. Steine, XXXVIII.
Cklum, Taufflein, XVII.
Cktndim, rlie Decanal Kirche. XVIII
CUM, ilie f. g. dtulfche Kirche. XIV
Ci/ti, rom. I.ocatMufeum. IX.
- rom. Kunde. VIII.
Cittanuara, r:im. Steine, X.
Ctttm Ale«.. XII.
Cellalte, Rambold Kürft »., XL
Cen/rrraterenStala*. II
CerrefrondeMen der Central Commiffinn, III,
cxxxvm.
D.
Dieterider/. Grabungen, CVI.
Ditritkftein. Sigismund v.. LXXXIII.
-- Cardinal Kranz, LXXX1I.
Oenam'tt, roiu Stein, IX.
DrM,k/eklerVert>tßer»ngen, 1.111.
Dumha- Hügel, iL l_
D»x, präh. Fond, LXX1V. l.XXX.
E.
Eien/nrl. PeAßiule, XII
Eiernder/, XXXVI.
Ekerftein Friedrich v. und Niela« v.. Grabmal
in l-'riefach. toq.
Btm'finUr / , röm. und miltrlall. Infchriftcn,
cxxxvm.
Efrtding, Grabmal dr» Jorg v. Schannherg,
XLII.
Eggenierger Grab Capelle. XIV.
Eggenhirg, Kucnringcr Thor, XII.
Ekrenkau/en, Eggcnbergcr Grab-Capcllc,
XIV.
Eierider/. Kunde, CXIV.
ßifim r tnttm, Mittelalterliche, XVIII, XXIX.
Elbigenatfe, Taufnein, LVIII.
Ernfl. Herzog, Cedenkflein, CX. CXI VI
/^mW* Arbeiten, Mittcaltl, I to.
Efenamennmenl in Bregent, VIII, IX.
Enta/e/n, mit Vorftellungen auf dnv Kaller
llergwerk hetliglich.
F.
Falitatk, Kirche. I.I.
Faltißei tum in Salzburg. Ijo.
Eetdbaek, alte Infchrift, XIV.
Eeldh'rek, Johanne« Kirche, XV.
— golhifcher Krker I.XXI.
- Siegel. XV, XU
FfUMreh, Archiv, XIX.
Eeldkireken, antike Sculptnren,
Eenersierg, Stephanskirrhe. I.X1
Ein denigg Alle* v., t,i.
Ei/ckau, Rornifcher Grabflein. VIII
F/avinm folvenfe, u
Ftugelkhw in AulTee, CXXXVI.
■ • in Irfchcn, C.
— in Nbring. CXXXIV.
— in Oetting, C.
— in Sierndorf. XII.
— in Treffling. CXXX.
— Tweng. CXXX.
— in St. Wolfgang am Mülftälter See,
CXXXI.
Fenlana, G B., I.II.
Frank Jeremias, Bildhauer, Cl.
F'reiiurg, Dom. CX III.
Frtißadt, Frauenkirche. XIII.
Fresken Confervirung. VII
— in der Burg Brunnecken, CXXVII.
— in Kuttenberg. CXXXV.
— in Malthein. CXXX.
— f. auch Wandmalereien
Eridan, Archiv. LVII.
Fned/and. Grabmal de« Kreih. r. Redern,
XVII
— Dcchantei-Kirche, I 'S
Frir/ack. Grabfleine in der I'ropfUi Kirche.
l8. IQ4.
— Dominicaner Kirche. Grabmale, Ii«,,
— Deutfch Ordennkirche. Gramale, i ■*>
— Judengrtber, i lg.
— PetersCapelle, XIV.
Fneks. Bifchof, Grabmal CVHL
Funde, in Neu Bjrdiov, 82.
— in Bemardin. VIII. CII
— Du«, LXXX
— Grilu, 4.
— Hohcnbruck, XCV.
■ — Hofovic. XX
— Jafena, XI
— Jicineves, XI.
— Königglütz, CVI.
— Krottcnhof.
— Laulerach. XV, XI..
— Lettnerte, Lxvm
— Marlinfbuhel, I.XV11I.
— Lienx, IX
— Neudorf. CXIH.
Neuhutten, I.XVIII.
— Nimburg. I.XVII, CXI.
— OfTero. X.
— Oeyezd, XII
— l'labufch, 2.
— Prcmftetten i
— Rifano, XI.
— Salona, X.
— Salihurg. IX.
— St. Lucia. X.
— St. Stephan, i
— Sereth, XVIII.
— Slovic, CV.
— Winklern. CX
Funde, Weng, VTU
— Eiendorf. CXIV
— Königs I.hatta, XI.
— l.aihach, C1V
— Lvdc, CV.
G.
Cars, Gertruds Kirche. XII, XXXIX
Garßen, Grabmale, CXX XVIII
Gauiit/.k. Kirche, ^
— Karner,
Geitiierg, Jacob »., Grabflein, CXXXI
Gemälde in Pirnitz fallitalicn.l, .16.
Clantgg, Mithrat-Monamenl, IX.
Glanegg, Mllkru Hohle, XXII.
Glasmalereien in Volkennarkt, I.XII.
Glebuntts, Kirche, Todtenleachle. Karner.
LX
Gleeketa Brada, CXV
— in Lieferegg.CXXX.
— in Malthein, CXXIX.
alte in Mochling, LXI.
Glyterius, Kaifer Urkunde ' XIX
Gmünd, Kirche. ( XXVIII.
Karner, CXXIV
— Archiv, XIX.
Gnadender/,
Geld/ckmied Meiftcr Paumj;aitner, XLVI.
— Mulner Chr., CXVI, CXVO.
Gefting, Ruine. XIV.
Grabdenkmale, mittelalterliche in der Her
«govina, XVIII, CXLVII.
Grabkugtl, m_
Grakßein de« Bifchof Peter v I.avant in
Kriefach. ü
— de« Adam und der Katarina v. Aichel-
burg in Kriefach,
— der Familie Allhann in Murfletten.
XII
— de« Joh. Jac v. Bafcyo in Kriefach,
iL
— des Peter Turek in Kriefach. lg.
— de« Ahl Benedict von Mondfee, XIII
— des Abt Stephan in ßaumgarteaberg.
C1X
de« Colom Brunrocifter in Kriefach.
38.
— dei Bifchof Friedrich von Brixen,
Lxxin.
— der Cellerariu« in Kriefach, 10^.
— des Cardinal Kranz von Diliichftein und
des Sigmund von, XXXIII.
— de» Niclas v. Eberftein in Kriefach
100.
— de« Bifchof Kuch« in Heiligen Kreur,
cvra.
des Albrecht Kindenigg in Kriefach,
ü
— des Wcipold von Gräswein in Kriefach,
49-
— des Jacob Geilsperg. CXXXI CXXXIII.
— den Herren v. Hnlieneinbs, XV.
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CLI
Grakßrm der Familie Jabomegg. XXXVI
des Joh. Grafen Katiianer in Frie-
fach. 117.
— der Veronica v, Kirchberg, CXXVI.
— de« J Kirchmajr de Rogen in Brqn
necken. CXXVI
— der Eva K'ieglin in Knebelt, 51.
— de» J. A I.af.er v. Zollha.mb in Fiie
fach. 53.
— des ßifchof v. Lavanl in Friefach, 41.
— des Ulrich Leiter in Wildon. XIV
— des Volbert v. I.ichcnherg in Friefach,
110.
— de» Cyprian Lire Tins in Friefach, 41.
— des Wenzel von Lomnitr, XXXIX.
— de» Lotenflciu Achai v., CXL, CX1.I.
— des Martin Mayr in Friefach, 41,
~ des J. Mayrhoferin Brunecken. CXXVI
— der Magdalena von Mayrren in Frie
fach. 51.
— de» l'ropft Motmilller in Kluftcrncn
bürg. Cm.
— des Sebafl. Perkhammer in Friefach, 38.
— de« Reinhart Pcufchcr v. t.conftein in
Friefach, 115.
— de» Chr Pickel in Friefach, 39.
— des Bali Fytkrr von Weitenthurm in
Friefach, 115.
— de» Melchior v. Redern in Friedland.
.25.
— des Chrinian v Rotenberg in Friefach.
43. 44
— de« An«on Sagmciftcr in Friefach,
43-
— des Georg SchafTmann in Friefach,
5°
— des Jorg v. Schaunbcrg, Xl.II.
— des Aug. SchwarienbeTger in Friefach,
40.
— des Heinrich von Silhcrberg in Frie-
fach. 111. 112.
— des Chrifloph von Silhcrberg in Frie-
fach, 113.
t- des Gottfried Freih. r. Stadl in Frie
fach, 116.
— des Max von Standach in Friefach,
115.
— der Roffinn Steinnciin in Friefach.
51
— de» Joh. Steinpacher v. Velfegg in Frie-
fach, 115
— de» Peter Stickelberger in Friefach.
4*
— de» Jacob Trapp in Bozen, CXI.I.
— de» Erhard Ceberecktr in Friefach,
49
— Ungnad Jorg in Eberndorf, XXXVII.
— des Heinrieh Vink in Bruonecken.
CXXVI.
— <le» Georg Vifchl in Friefach. 40.
— de» Gottfried Trueh» in Friefach, to6.
Gr.imale in Schrailenlhal, XIII.
GraJe, Kirche. I.XXV.
GraJwrm. der Pranger C 'XXIII.
Gräfendorf, mittel. Eifenatbeiten, XXX
Grafenfnlz, l.l.
Gras Cafpar. Pofhrer in Innsbruck 56,
CXX.
Grincein, Weipold von, 49.
Cr**, Urgcfchichle. I.
— Funde, 4.
— Romerflrafsc, 4
— Bachmflatiie am SVh'nf^hrrgr, VIII
— Dom, CXXXVII
— Hof Capelle, XCVH.
— Pfarrkirche, CXIII.
— Zeughaus, XLII.
— .Springbrunnen im Hofgarten, XCVII.
Gre.fenh.rg, Kirche. Cl.
Grtgen, Pfarrkirche, LX1II
Gnuter c , f. CXLVII.
Gullmlrunn, Archiv, XXXII
Gulle.iflrin. Kirche, XXXIV
— Walburgen bei, IX.
Gurt, Siegel, 37. 53.
H.
Hafnerhick, Archiv, I.V'Il.
Hall, rwei Er/tafeln, 54
Haidenfekafl. Grabungen, X.
He.ligeukrrut, CXXIII
Heraldsftker Verein. Adler. VI.
Herherßein Sigmund, CXI. VI.
Htrmtridorf. Glockenturm, XVIII
Henegenburg, Archiv, LV11
H.rfekierg, Einarbeiten. XXXII
Haekeffan. Ruine. XV, XXIV.
thktnbrutk. priih. Funde. XCV.
Hokenemb,, Grabmale. XV.
— die Herren von. XV
Htkenfurt. Eifenarbeilen. XXX.
HohkU». Taufftein. XVII.
/M,g„u, Sebaftlans-Capcllc. CV1I
Hernie, Kirche, CXLU
//WVriV, Fnnde, XX
llraßnigg, Römerftein, CX11I.
— röm Votivftcin, IX.
Hügelgräber, 10
Huttendorf Hol.kirche, XVII
I.
Jahornig. Familie. XXXVI.
Jankul Berg. XL.
Jafend. Brome Ringe Fund. XI.
JertMen I.icnhart, Baumeiller. CXIII.
Jeutendorf Archiv, XXXIV.
Jidnevts, Bronce-Fundc. XI.
Infel v. Arnoldflein. 27, XIV.
/nnibru.k, die Rcftauririing der Bronre-
Figuren in der llofkirchc. 29.
— Reflnurirung des Kurilen Chore» in iler
— goldene Dachel, CVU. CXL.
Kranciscaner Hof Kirche. XIV.
Infehrift, röm. in Muggia, 130.
— in Lbreich>dorf, CXXXIII
— I.ambrechtsberg, IX
— in Pola. CV.
Jenas Nicla», LXXI
Jrf.ktn, Dionisinskirche, C.
Judenburg, Hof Capelle, XCVII, XCVI1I
K.
A'aning, Kirche, CXXX.
Kamel in Brüx. CVIII. CXL1III.
Karner Gaulatfch, 4.
~ in GlobasnlU. LX.
- in Gmund, CXXIV
- in Miftelbach, XI.IX
- in Pcrnegg, XIII.
Kn-.ianrr, Joh., Graf. 117.
Kehk in Gmünd, CXXVIII
- in Kaning, CXXX
- in Kremsbrückc, CXXXI
- M Plans, CXXXV.
Kirekberg Veronica von Grabmal in Brun
necken, CXXVI
K.rekmeyr J., CXXVI.
Klagenfurt, Mameiifammlung, XIV.
- Archiv. XIX, LX.
Kteinmaye* n, Familie, 52.
Kleflernruhurg, der alte Leopoldfchrein
XLV, LXXVIL CXLVI.
- Grabmal des Propft Mosmuller, CX.
Kolmuts, Silberfund, CXV.
K**f. Mor. Architekt. 57.
Königs Lhotta, Funde von Golddriihlen. XI
Kfniggrdtt. Funde, CVI
Korneuburg. Archiv, XIX.
Kotyt, Wallburg, XX.
Koset. Wallburg. XX.
Krakau, Damfchati, XVIII.
- Dom. Hoch Altar, CXUV
- St Emmeraner Codex XIX
- Flonanikirche. XVIII.
- känigl Palafl. XVIII. XCIII.
Kreml, Wandmalereien, CXIII.
Krrmsalfe. Kirche, CXXXIII
Kremsbrut kr. Kiiche. CXXXIII.
Kremfi,r Archiv, XIX
Kremsmunfler. Klfeiibcin Relief, 134.
Kreusenßein. Ruine. XII
Kriegtin Eva, jl.
Kronegg. CXXX,
Krottenkof Funde, $.
Krummnufskaum, Archiv, XCI.
Kryfta in Ebern.Ioif. XXXVI.
A'ütkenabf.llgrube bei Neu Byc«ov, II
Küknel Math., Bildhauer, CVIII.
Kutns erbau, 6
Kunfilof.grafkie von Nied. Ocfterr.. Salibttrg
und Kirnten, VII
Kuttenbe-g, arch. Verein Vocel, XVII.
- Barbara Kirche, XVII, CXXXIV
- Walfche Hof. XVII. XLI.
L.
l.akifii, GräbcrhSgel. »o.
La.baeker Moor, Grabungen CIV.
- Archiv, XIX.
f.umbreekliberg. rom. Infchrift. IX.
m *
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CLII
lamfretitihut, CXXV1I
Lttniit't, die alle UUMWMMI% XXXVV
l. a Hty,m, Ruine, CX1.V.
iMMAr/ Archiv, XC,
/.u/j«- »., Göllheim, Familie. 53-
l.au/h<rgrr, Ferdinand I
/.du/eraekrr Ried, Funde, XV, XL.
[_(Jbur, Grabmale, 22
£^ra\M-TibUcaaa, ( XVII
/.rifrr, Ulrich, XIV.
l.rilmrrilt, Funde. LXVI1I
— Gemälde, CXXXVII
LukttnwaU, Lutherifche Keller. 80.
/.iV«:.Funde, IX.
— photogr. Aufnahmen aus der C.egciu
von, VII.
l.iitvnbrrg, Volbert v.. HO.
l.ifftrrgg. Kirche, CXXX.
LilimfetJ. Archiv, XCI.
LM, Kirch«, Cl,
Um, Finde. CV.
IJrtßns Cyp., Lt
l..'Jjtrr'te\ic Giefserei in Innsbruck, 55
l.iffltr, Georg, Glockengießer, CXXXV
f.amnitz, Wenicl von, Gl abroal. XXXIX.
LvmJerfir Code«, X1.VII.
UmJtrf. OUo v., XLVIll
l„fmftrm, Aibati von, CXI.. CXLt
lutka-fiher Keller in Lichtenwald. &>)■
M.
IW/r«. Rnine, XI, XVIII.
IlTjlim'lM, rom' Relief, X.
— r..rn Stein, XXXIX.
MaUr Ludwig Rilterl in Hall. 5$
— Hans Schor in Innsbruck, 56.
Viceiilino And., CXXX1X
— Anton Schettler, LXXXII1
MallmUin, Georg v.. CXXX
Matlkti», Kirch«. CXXtX
Mab, Gemälde. CXJl.
Manning. Hügelgrab, VIII.
Maria Neoftift hei feitau. XIV. I.XXIV
tturtnuHOH, Funde, LXVIII
MatiUimJer/, Archiv. XC.
Maulkkau/t», Fresken. XIII,
Mayr M.. 42
Mayrktfcr, Familie. III, CXXVI.
Mayrrrn M v., 51.
Mtran, FUrftcnhaus. RefUu.irung, XLII.
MiUJtatt. WanJtnalcreicn, XLlll
MifltSback, UarnabitenCollcgium. XI. IX
— Kirche, XLVIll
— Gefchickte. XLVI1.
— Spitalkirche. XI. IX
Mifleliatk. Karner. XLIX.
Milkrti, \\<A\\c bei Glanegg, XXII
_ Monument in Glanegg. IX.
M,tr* v ArnoMfte.i,, lü, XIV-
leatrau, Archiv, XXXIII.
Mttklmg, Kirche, LXI.
Miggert, Vortragekreiu. XV.
MenJ/tt, Grabmal des Abi Benedicl, X
XXXIX
M*rfer in Stockera«, XI.
Mftftm, Anna von, oj.
Mug^ia, Kirche, 135.
Mnklkauj.n, Schlufs. LXX11I
Mulutr, Chr.ft.an, Goldfchmld, CXVI,
CXLVII.
Mwitig v. Groeningen Heinrich, Stadtb.11
mciCtcr in Breslau, 1 21 .
Münzen, gef. in Bosnien. XI.
- rom,. gef in Vorarlberg. IX
HB m tu fi md in Weh, CH
Munctn/ammlmxg in Klagenfurt XIV.
Mm, au, Eifen.rbeiten. XXXI
Murftrltm. Grabmale. XII
1 Mmfrmm in Salzburg, Xl.V.
- in Capo d'iftiia, X
- in ClUi, VIII.
in Sal.burg. XIII, XI.IV.
X.
Xtutfrg, Kirchcnhauieit. CXXIV, CUV.
.VVat-Bydiov, Kirchen-Abfall Funde, 82. XI
X,uJorf* d Stiefing, Funde, CXIII
MwAnw, Johannesk.rcl.e, XVII
Xrukullr«. pr*h. Sammlung, XI
- Funde, LXV11.
Xrm/rMgtotk, Archiv-, I.Vit
Xtutcnfltin. Archiv, XC.
XirJtrk^ffH, Wandmalereien. ( XV.
ttie/tuitrgtr, Han» Andreas. CXIII.
Ximkurg. Uecan.il Kirche, XVIII, XXXIX
Funde. I.XV1I, CXI
Ufering, Kirche. CXXXIII.
XmJi i/ovit, Johanne- tapel r XVIII
X«/„i.v/* T.. Archiv, LVII.
0.
OttTfUnfM, Kirche, LXIV
OMuklemvaU. 89.
flfcl mtHtKwj. Archiv. LXXXIX
Ottrwfh, Spitalkirche. ("XIII,
Ogrnrrk. Kirche, LXXV.
Olm«!-., Siegel iler Sta.lt, 128. CXI.
Offrrv, Funde, X.
- Kirche, XVI.
OUtntktim, Geburtshaus Otto "s v. Wittels
bach. XIII
Orittug. Kirche. XCI.X.
Oujetif, Funde, XII
P.
Atrmt«, Dom. XVI.
/liHMgarlnrr, Melfler, Goldfthmid, Bürgel in
Olrnuu Xl.VI, LXXVII. CXVI, f. auch
Baumgartner.
l'trlkamm/r, Sehaftian 38,
Ar«OT, Kainer, XIII
[, rtr/enktng. Rolandsfaule, XII.
/',7r..M*-//, Graba ngen, VIII,
Pitt,,*, rom. Denkmale, VIII.
Pttt/ikir, Keinhart von Lenndeiu, 115.
Htm, Kelch, CXXXIV.
Pickler, Heter, CXIII.
AM, Chriftoph. 30
PSnitt, Flagel AltJichcn, 36.
Pirß.mhrf Wallburg. LI, I.II.
PiftktlsJtrf, Fre»ken. XIII
rtttüffi k, F unde, 2.
PttUtrm, Archiv, XXXIV.
/Mggßall, kaif Scblofs. LX1X,
/VAi, Turfo einer Marmortigur, X.
— röm. Infchriften, CV.
fMtmtrmm, Archiv, XXXII. LVIII
nag, Agne. Klofter. XV II
F.mauvKIottcr. XVI LXXIII. LXXX
CXXXIX.
Annenhof, LXXV.
Rrtngtr in Gradwein, CXXIII
Prrm/Iälle», Funde. 5.
I'urgg. Fresken. XIV.
rutgfiall. Kirche, XII.
Archiv, XCI.
fyrkt, 1. WeilTcnturn Georg Balt., 115
R.
A'agu/a, Dominicaner Kirche, xvi.
BMtmm, Graf Rud., C.XXIX
A\,ȧ/. Hans, CXXVI.
Kantu-ril, Taufftein, LVIII
Kmt/ek, Funde, CXIII.
Ke, kirfig, St. Barth, .lonutu* Kinhe. XXXV
Kriicrn, Melchior von, 118.
AW». Kirche, CXI.VI
Kijaiw, rom Funde, XI
A-i«/r/. Ludwig. Maler in Hall. 55
KitUiHlerf. Kirche, CL
H.va. Kirche dell' inviolata. XV
A\>i,m,ifiuU«. XII.
A\ m.r/ha/stn bei Gral, 4.
A'. mcr/ck.iHzt» im Hanat. I XVIII
K.ftHktrg, der Wartthurm, XV III.
— die Familie, 44,
A\'tunman», Meiller, Chriftoph v.. CXIII,
Kunttlfl.m. Schlofs. XV.
*«« Loicnr. Bildhauer. CXXVI.
S.
S ml j fi mtmf, rfarrkirche, LXIV
Sagmu/h-r Anton. 4.;
Sjhans, Sarcophag, X
I 5st/«Mj Funde, X.
5Miwr, prih. Funde, IX
— antike Sculptur, C1V.
— Mufeum. XIII. XLIV.
Faltiflorium, 130.
— Archiv, CX.
— eribifchöniche Siegel. CXXI.
Sa« (Siergfr Ji (iHpfaita, VVappenllr)n, XU,
St Atidrt a. d. T., Archiv, LVIII
St A'anzia», Kirchr, XXXIV
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CLIII
St. Lambretkt, CXXII1
St LetnkarJ, Laurent Kirche, XIV.
— antike Sculpturen, 3.
St, l.ueia, Kunde. X.
St. Martin,, Kiichc. CXIU.
St. Marien, Kirche. XXXV.
St. Michail in Steiermark, Walptugia-Kiich-
lein, XXXIX
— in Tyrol, 1'fairkirche, XV.
St. ftiul, Buchdeckel, I JI,
— mm Wandgemälde, XXXIX.
St. J'ettr am Walle.»berg, Funde. CXIV.
— im Sulmthale, tom. Sie.», XXXIX.
St. fl>/ten, Stadtbuch, XIX,
St. Jac*h am Humberg. Archiv. XIX.
— Archiv, XC. XXXII, LVD,
St. Stephan am (Jratkorn, Funde. 5.
St. Wal/taut, verlorengegangenes kottbare»
Buch. XUI
— am MillfUtter See. CXXXI11.
Sarcapkag in Salcano, X.
Sekaßmann. Familie, 50.
Sekallaknrg. Archiv. XC.
Stkamtogtr J- G.. Bildhauer, LXXX1H.
Sekaunitrg Jorg v . XLII
Sckt/fter F. Anten, Maler, LXXXI11
Stkaniiukt/. Archiv, XC.
Sekar, Hana, Maler 56.
Schlaigcr, Lienhart, CX1U.
Sekwanfierg, Freiken, XIV.
Schwantnkerger. Aug. 40.
Sehvat, Kreuzgang, XV.
SebenicD, Thuim. XVI.
Seikau, HnMen, XCVU.
— Marien Relief, CXXXVII.
Streik, armen.fche Grabmale, XVIII,
— Funde, CXII,
Set/am, Taufftein, CXXXVI.
— Wandmalereien, CXXXVI.
Siegt/ der Salabnrger Erzbifchdfe , XIII,
CXXI.
— der Gräfin Willibirg Hardeck. 118, CX.
— der Stadt Feldkirch XV, XU.
— der Stadt Olinul«, 128, CXXXVUL
— von Zlabing«, XCIV.
— de» Stifte» C-urk. 37, S3. CXLVUI,
SSteK-la&nmtmt*, 15.
SttrnJtr/, Kirche, XII.
SMtrttrg, Grabdenkmale der - ,n Fnefach.
1 11.
Sttter/unJ bei Koltnüti, CXV
Sitienthal, Archiv, I.V1.
Stavetiri, goth. Kirche, XVII.
Shvü, Funde, CV.
StHttfm, Eifenaibeitcn XXXI
Someregg, Burg, CXXX
Sonnenuhr, Aquileja, Call
— röm. in Brigantium, 99.
Stt/t, Archiv, LVI
Spatal*, Dom, XVI.
Spaur, Felix, Freih v . CXXVI.
Spital. Archiv, XIX, XU1I.
Stadl. Gottfried Freih , I Ii»
VIII N. F.
Statut der Mitglieder der Central Com-
miffion, I.
Slaudaek. Max v., 114.
SUfO, C-rabmalc, 25.
Stcirt, Lauienzkiiche. LXI.
Stetnerm Kofina. 52.
SteinmcHteieken, mittelallcrliche, XVIII
Sttinfa.etktr, Joh. von Vclfegg, 115.
Stempel, rotu. in Brigantium, lol.
Stern Thomas XI. IX
Sttieiierger Peter*. 43
Stickerei, mittelall. 20.
Steckerau. Morfer, XI.
- Archiv, XU.
Stradanic, 81
Straft, Funde, CXIII.
Stt aßengel, Funde, 5-
Straßentügc, röm , 4. IX, CXV1I.
Strafigang, Funde, 0
Strejatk, St l'ankra« Kirche, XXXV.
T.
Tatar, Baudenkmale. XVIII.
Tamm, Dom, XVUI
Tau/ftem in Chlum, XVII.
— Elbigenalpe, 1.1 X
— in Holohlau, XVII,
— Rankweil. UX.
— iu Serfaii-., CXXXVII.
Teinaek, rotn. Weg. IX
Terlan, Wandmalereien, XV
T.ffenbcrg, Wandmalereien, LXXXIX
Tkaikctm. N.eder Uellerr Archiv, XC1.
Thannkau/en, die Grabmale der - in Fric-
fach, 114.
Ttbiunm, CXIX.
Tutel, antike Sculpturen, 3
Tvdlenteuck'e in Globasnilz, I.X1
Traiimaucr, Archiv, LVI, I.VII
Tramm, Thurm. XV. CV1L
Traft Jacob, CXU.
Teieffntg, Capelle, CXXIX
Treftling. Kirche, CXXX.
Tnml, Dom. XV.
Trieft, Infchriften an der Stadtmauer. XV
Ttjit, Urnenfcld, XL
Tracks Gottfried, Gral.mal. lob.
Tumult in dir Bukowina. XI
Turek, reter. jS
Tu-eng, Kirche, CXXX.
Tyroi, Wandmalereien in Kirchen. VII.
— Schlof«, CVII.
u.
Utierecker, Erhart, 49.
6VWJ»rg. Grabmal in Eherndorf, XXXVII.
I itterberger Franz, CXXV.
Urt, die Familie. 44
Velbaehtr, Nicla» v., CXIII
Vieeuti»* Andrea Maler. CXXX1X
l'i.kofen. Archiv. XC.
Viliehe. Grabungen, X.
Vmk, He.nr., CXXVI
Vifmt, Funde. 86, X.
Vifekt Georg, 40.
y*li, FunJenndGrabui.geii, LXX11L LXV1Ü.
l'tlkcrmark, Friedhof Kirche. LXII
I st kangeßhUfi au« A<|uilcja. tom , LXXX.
w.
IValackifekMe/erttßk. Gitter. XVIII
WaiJktfen ». d. J , Kirche. XUII. XII. LXXt
Wa/d. Archiv, XC.
Ifaliße, Reinprccht v., XLIX
llalperr.dor/, Archiv, XXXIII.
Handmatertien in Vi. Matrei, LXXXIX.
— in Hochcppan, XXVII
— in Böhlendorf, XVII.
in Brnen, LXV, LXXXVI
-in UrUnn, XLV.
— in Brunnecken. CXXVI1.
— Krem», CXIII
— Kattenberg. CXX.X1V
— Mauihhaufen, XIII.
— MaU, CVU.
— Malthein. CXXX.
— MillUatt, XLUl.
Niederbofen, CXV.
— in Obergotlejfcld, LX1V.
— Pifcl.el.dort, XIII
— r.u l'rag, Km*», Kloller, CXXXVI.
— Pu.gg. XIV.
— in Sarthein. CXXXVII.
— in Serfaus. CXXXV.
— St. i'aui, XXXIX.
— Schuanbcrg, XIX
— Terlan. XV.
— in Teffenl.erg, LXXXIX.
— in Schlot» Tyrol, CVII.
— in Waidhufcn a d. J., LXX1I.
— Kellauriiung von, LXV
Haffen der Dilrichflein. LXXXIII
— de» Nichu JoiU, LXXI.
— der Licbvnbcrgj 1 10.
— den Lol'eullein. CXLI
— der Schailmann. jo
— der Silücibcr k er, 113.
— ler l r.pp, CXXX IX.
— der Ueberackci, 49
U aferiurg, Archiv, LVIII.
rVafftrktjcn, St Magd.ilenen-K.rche, XXXV.
Weng, röm Funde, V1IL
Wetfaik, K.rche, CL
II eijiku iAcm, tum. Steine. CXX,
Hetftraeh, K.rche, LXXV.
Heitenegg, Raine, LXX.
lieh, Funde, CIL
WeUitrg, B.ldflock, CXLIV.
Wtmtntvrf, L.
Wittktrg, Schlof», CXXXVI.
Wiefenberger N., Baunicifler. CXIII
ll'un, Spinnerin am Kreutz , CXV.
— Stifti-kirclientliurm, LXXV.
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1
CUV
Wim, Mufeam, Brom* Crucifix, LXVIII
— Salm-Monument, XII.
— Johannes Capelle am Quai, XL
— Dreifaltigkeittfaule am Graben, XI.
— öffentliche Brunnen mit Figuren, XII
— Sl. Stephanskirche. CXLIII.
— das alle l'otizcihaus, CXI. IV.
— das alle Handelsgericht. C Xl.V
— Anguftinerkirche, CXLVI.
WiUen, Grabmal dei Ulrich Le.fer, XIV.
Willen, Kunde be., LXVM
Hmiltrn. Knndc, CX
irm^/r* Matrei, Wandmalereien, l.XXXV III Zara, St Donato. 59. XVI.
itu.mla, Archiv XCI.
Y.
YMfitt. Archiv XCI. ( XI.III
z.
ZaMßemt. CXVI. CXLIII
Zara, Templom Trinitatis, 69.
— Basrelief, der Flucht nach Egypten. Sl.
— Tempe; der Livia Augatta, 64.
- Säulen auf der Piaiia delle herbe. 62
ZaMj.t, röm. Baorelle, XI.
Z„r,Hg. St Oswalds Kirche. CXIII
Ztyil, Burgerfamilie in Waidhofen a. d. J.
LXXII
Zxrl, Hausflur, CXXIV.
ZJaiings, Siegel. Kirche. XCIV, CX1.V,
ZolftlJ, Crabungen, Kunde, IX, CXIV
Znatm Kunde. I.XVIII
- Grabmal, XVIII. XXXIX
ZtMttf, CXLV.
Fig. 1. (Nrnbet*)
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MX »Hl* LIBMAN V
3 2044 039 364 716
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