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Full text of "Mittheilungen der Kaiserl. königl. centralcommission zur erforschung und erhaltung der baudenkmale ... Neue folge"

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CHARLES SUMNER 

(ClM.of l«JD) 

SENATOR KROM MASSACHUSETTS 



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MITTHEILUNGEN 

Utk 

K. K. CENTRAL-COMMISSION 

ZUR 

ERFORSCHUNG UND ERHALTUNG DER KUNST- UND HISTORISCHEN DENKMALE. 

HERAUSGEGEBEN UNTER DER UEITUNC 

SEINER EXCELLENZ DES PRÄSIDENTEN DIESER COHNISS10K . 

D K . JOSEPH ALEXANDER EREIHERRN VON HELFERT. 

Vitt J AHR GANG. 

NEUE FOLGE 

DER HITTHEILl'MiEN HER i. K. CEISTRAL-COMISSIOK IHR ERFORSCHUNG UHD ERHALT DKG TOX UMDUUUIU. 

REDACTEUR: D R . KARL LIND. 



WIEN, 1882. 
IN COMMISSION BEI KARL GEROLD'S SOHN 

AUS ÜKR K. K. HOK UND STAATSDRUCKBREI 

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INHALT 

DES VIII. BANDES DER MITTHEILUNGEN. 



Zur Urgefchichte Ton Gräti und Umgebung. Von Dr. Fruit PtckUr. (MM 2 Texlllluflrationcn.i I 

Kine Kttchenabfallgrube bei üt-L-u* Von k. k. Confervalor Ludwig Sckneidrr. (Mit 4 Text llluftrationen.) II 

Mittelalterliche Grabdenkmäler in der Heriegovina. Von Dr. Mira Hiernei. (Mit 2b Text llluftrationen i 19 

Die Mitia von Arnoldilcm. Von Dr. Eduard Frrikerm v. Saeirn. (Mit 1 Text llluftration.> 2b 

Krage jor Reftaunrong der Broniefigurcn in der Franciscaner Kirche in Innsbruck Von K. r. Hitelt-erger . . 29 

Ueber ein aliitalicnifchc« Flügel Altärchen <u Plrnitx in Mahren. Von E. Freik. v. Saeken. (Mit 2*Tafe> ) J.j 

Urabftcine Her chriftlichen Zeit tu Fnefach in Kärnten Von Leopold v. Beekk Widmaußetttr. II (Mit 3 Text Illqftralioi.en ) 38 

Ueber die ivrei Erilafcln vum SaUberg xu Hall. Von Dr. David S.kenkerr. (Mit 2 Tafeln.) 5*^ 

lilciUfrkhcn am Bregcm. Von Karl /.angem.ijler (Mit 2 Text-Illuftrationen.) $7 

St Donato in Zara. I. Üaubcfchrcihung von A.'oii Hau/er, k. k. 1'rufciTor und Confervalor 59 

, „ 2 Die B.mgefch : chte von Fram Butic, k k. ProfefTor und Confervalor [Mit 1 Tafel and 19 Text llluftrationen ,, üj 

Uralter aui der StradoniUcr Ära und die xugehurtge Wohnftättc bei Neu Bjrdiov. Von Confervalor f.ndvig Stkneider. (Mu 

3 Text'Illnftrationep ) ; 8; 

Grabungen in Vifaiie. Von Dr. Friedrick Kenner 8b 

Der fogenannte l.utherifche Keller in Ober-Lichtenwald. Von rrofefTor A. f. t.ufehi* Kitngrtutk 8 9 

Bauliche Ueberrefte von lirigantium Von Samuel Jenny (Mit 12 Text Illuftlationen ) * 95 

Grabfteine der chrifllichen Zeit la Kriefach in Kärnten Von Leifilä v. Beekk Widmanßetter. III (Mit 7 Text llluftrationen..,. , ... 104 

Das Denkmal des Fetdoiarfchall» Melchior Freih. v. Kedern. Von l'rof. Dr. Arnim Sekulf 119 

Einige ältere Elfenbeinarbciten kirchlicher Beftimmung. Von Dr Kart /.inj. (Mit JJ Text llluftrationen ) 129 

Die Kuine der altchriftl.chen Baf.lica in Muggia Vccchia bei Trieft. Von /Cudilfk r. Eitelberger 135 



Seil« 

VII Bericht der k. k. Central (ominiffion für Erfoifchung 
und Erhaltung der Kunft und hiftorifchen Denkmale , 
Uber ihre Thätigkcit im Jahre 1880 1 

l'rahiflonfche Bauten im llorovicer Verwaltung« Bcxirke. 

Von .1/ Lnf,ntr XX 

Die Mithraa Hohle in St Urban ob Glaneck 111 Kärnten 

Von Karl Häuft r XXII 

Die Burgruine Hochcupan. Von Karl Ah. (Mit 7 Text- 

llluftrationen.) ... XXIV 

Zur Verwendung de« Eifern in der Kunft Induftrie des 
15. bis 18 Jahrhunderts. Von Dr Karl Und II (Mit 
11. Text llluftrationen ) XXIX 

Ueber Archive in Nieder Ocftcrreich Von /* Ad Dungel, 

k k. Coofervator. II, III, IV XXII, LVIII, LXXXV] 

Reife Notiien Uber Denkmale in Steiermark und Kärnten. 
Von Dr Kart Und. X bis XIII. (Mit 72 Text llluftra- 
tionen) XXIV, I.X, XCIX, CXXX 

Au» Nieder Ocftcrtcich. Von Johann Xeva/d. XI. VII 

(iiovani Battilla Kontana Von Altert /Ig I.II 

Die Taufftcine xu Elbingrnalp und Rankwcit. Von Con< 

fervator Samuel Jenny (Mit 2 Text llluftrationen ). . LVHJ 

Ein romifches Vorhängefchlof» in A'|uileja Von Dr. fr. 

Kenner. (Mit 2 Text llluftrationen.) I.XXIX 

Der Brome Fund in der .Riefenquelle* bei D«x in 
Böhmen Bericht de« Confervalor« Herger. (Mit 
I Tafel.) I.XXX 



Da* Dietrichftcin'fchc Orufidenkmal in der GarmTonv 
Kirche xu BrUnn. Von Mira Trapf, k k Confer 
vator. (Mit 1 Tafel) I.XXXII^ 

Au» Brixen. Von Kart Art, k. k. Confervitor I.XXXVI 

Der Erker ira königl Palaft auf dem Wawel »u Krakan. 

Von Odrtyu>ol,ki XC1I 

Zlabing« Von Karl Stert, k. k. Confervalor XCIV 

Heidengräber bei Hohenl.ruck. Von Hraie. (Mit 9 Text 

llluftrationen) XCV 

Der Bildhauer Sebaftian Carlon. Von Jojefk It'aMer . . , . XCVII 

Der romifche Strafsemug Ledcrala -Tibivcuai im einfügen 

Dacien' Von Leonhard Bvhm , CXVII 

Die älteften Siegel der Saliburger Firibilchofe. Von 
Eduard Kitkt.r, <f k. Confervalor. (Mit 5 Text 
llluftrationen ) CXX1 

Der Pranger xu Gradwein. Von fineem Lmtt (Mit 

2 Text llluftralionen.> CXXIH 

Ueber Neuberg. Von Jokann Kraus, k. k Confervalor . . CXXIV 

Aus Brunnetkcn Von Dr. Altert /lg... CXXVI 

r— 

Wandmakrein in dei St. Barbara Kircle in Kuttenberg. 

(Mit 1 Text llluftration) .' CXXXVI 

Notiren von l bii 2J (Mit 4 Text llluftralioneo ) XXXVIII 

. ■ 4» . 10 „ 1-XV 

, 49 , 85. « 14 ■ « CT 

„ 8b „11b „ 5 , CXXXVIII 

Hernhar.l Grueber CXLVII 



Druckfehler Verbeflerungen. 



Seite Ii 5. Zeile .Schnabel" flott; „Schlahe! - 

II !? „ ,2alj|li)r* (lall „Zalaiv*. 

„ Ii. S. „ von unten „angebrannt" Halt „ungebrannt-. 

„ 1 2 1. . „F)inlnudcu\" rtatt „Klinleiiniicleos". 

„ 12 22 „ „gerillt* Hill: „gerippt". 

, 12 23. , „Bohrkcgcl" 1a«: „Rohrkegc!-. 

, 13.21. , richtig: „das einem zweimal coupirten Ei- ahnlitlicu lieferte*'. 

. 14. ü., 7. und 9 Zeile „l-ietzen-ftait: „Zicuen". 

„ 15. J Zeile „Schlaner" rtatl : .Schleuer". 

„ M). J. . Anmerkung „Vleocc" rtatt : „Vlerec" 

„ 15 $ „ , „Diluvialni" Halt: „Diluvialii". 

, |6. 15. , neblig: .Burgwall Zamka*. 

, 16. lelzlc /eile „diele" Halt: „liefe*. 

„ 18 3. Zeile Anmerkung „Ufinnen" Halt: „Ullurcn*. 

„ 58. 8. „ tu lefen: „analoge* Kultratiade*" 

, $8. 14. „ ,1." ftati: „».Zeile". 

. 58. I . von unten; „F" ft»»t: „P». 

» 5«. 11. , „blofsim" flatt: „Atta*. 

. LV. 1. Zeile. I. Spalle .Taufftein« tlatl: „Ta.aflc.fcci»". 

„ „ S. „ „1- alger" (latt : „Kolger". 

„ 4. „ von unten „Jancker" Halt: „Jnneker*. 

„ „ 3. „ von unten, recht« „uf •Vunliu'g'' Halt „4 f Nunberg" ■ 

„ I.XX. 0. „ „uutangcbiachlcn" Hall: .unangebrachte". 

„ „ 1. „ von unten, recht» „Kalkciuit* Halt: „Kalkrclh". 

, l.XXI 5. Zeil«, I. Spalte „llrjnu." «all: „Kvm>". 



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ZUR URGESCHICHTE VON GRÄTZ UND UMGEBUNG, 



Von D«. Fkitz I'k iii.kk. 




[UF der ganzen Länderrtrecke vom Meere bis zur Donau, von Aquileja bis Vindobona und 
Carnuntum, ifl nicht leicht wieder ein dem römifchen Strafsenzuge benachbartes Gebiet 
fo unbefetzt mit antik benannten Orten, als die Gegend von Solva (Leihnitz) bis Aquae 
(Baden). Ob wir nun den Hauptzug von Virunum nach Ovilava, den linkfeitigen, betrachten, oder 
den von Celeia nach Carnuntum, den reclufeitigen, fo folgen fich dort die Orte Matucaium, Can- 
dalicae, Noreia (genau in der Breite von Grätz), dann Visccllae,Stiriate; hier örtlich Salle, Meltrianae 
(etwa auch in der Breite von Grätz), Savaria, Baffianae, Scarabantia u. f. w. Immerhin aber find 
die namenlos Uberlieferten Orte als Fundftellen nach dem Murlaufe bis an die Mürz ununterbrochen 
angereiht, fie werden (tets fparfamer gegen den Semmering, um jenfeits desfelben wieder dichter 
ablolgend aufzutreten. Mit der ftadtartigen Bildung bei Leibnitz ift alfo eine nördlichfte Gränze für 
benannte gröfsere Anfiedelungcn gegeben, infofern die mittlere Steiermark dabei in Frage kommt. 
Folglich wiire die früheHe Gefchichte defl'en, was wir heute Grätz nennen, am cinfachrten von den 
Gefchicken des aufdrehenden und niedergehenden Flavium Solvente feit der Flavierzeit bis etwa 
zum Hingänge des 6. Jahrhundcrtcs abzuleiten. 1 

l'eberdies aber hat tlie nördlichere Lage der jüngeren und landesvorörtlichen Stadt in ihren 
feitlichen Begleitungen fo Eigenartiges für fich, dafs aus der blofsen Abhängigkeit von der Sulpa- 
Stadt eben nicht färnmtliche Momente zur Erklärung kommen. Verfuchen wir einige urgefchichtliche 
Skizzen zur Gefchichte einer Mal'fenwohnftätte zu zeichnen, die fich feit dem Mittelalter in ähnlicher 
Weife um einige Stunden abfeits von dem römifchen Vororte entwickelt hat, wie dies bei Virunum, 
Kmona, Carnuntum in Betreff Klagenl'urt's, Laibach's und Wien's der Fall irt. 1 

Mehrere Jahrtaufende fpäter, nachdem die Gletfcher ihre Felsgefchiebe an die Kalkwände 
des heutigen I'eggauerThales gellofsen und jene Riefen der W efthöhen und jene Höhlen der Ort- 
höhen mit dem nachmals gebildeten Flufse voll von Fisfchollen und Kiefelklumpen hervorgebracht 
hatten, wie wir fie zur Stunde in geringer Höhe über dem Mur-Spiegel gewahren (dort 5 bis 15 M„ 
hier etwa 50 M.), find die Troglodyten der Badelhöhle und der Beggauer-Grotten nächft jener von 
Mixnitz die erften uns bekannten Culturträger für die Gefchichte der Grofsftadt des Steiererlandes.' 
Beingeräthe, Röhrenknochen und Zähne vom Höhlenbär und anderem Diluvial-Gethier im Boden- 
lehm, auch wohl bedeckt von Kalkfinter oder abgerollt und verfchwemmt, beginnen hier die Reihe 
der localen Alterthümer, welche in die reine Steinzeit mit der Date 5000 v. Chr. hinweifen könnten. 
Nächft diefer Wäfferklemme hat eine zweite rtidlichere zu ihrem Nachbar einen Bergwall, welcher, 
wie er für den Geologen wichtig durch die errtbekannten Devon-Verfteinerungen in den Oll-Alpen, 

1 Vcrgl. Reprrtorium rte c'm.lrk. Münzkunde Hand I, S 93 — IOO. — - jfafrtrnrgir Karntcm Allcrthümcr 1870, S. 11 — 63. 
14J MC. Malier Eroon.i 1880. S 7. Kenner in d. Mitth d tentr Cornm 1880. S VIII. XII. 1879. S. 15, 33, 34. 43, 1878. S CXX : 1877, 
S VII; 1876, S. 68; «874. S. 180; 1873. S. 27: 1871, S. CXXX; 1871. S. I.XIII u f. w. Memm/ett COffl, in«r. I.i. III l. S. 564. - » Wurm, 
h-anJ in Mttlieiliingen de* OHUrh. Verein:» für Su-icrmnrk 1871. III. 3 

Vitt. N. F. 1 



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1 



2 



Dr. Fritz Pichi.br. 



fo auch für den localen Prähiftoriker berühmt ift durch feine Bronze-Findlinge; es ift der Plahutfch. 
Die Mittelfchichte aber, feit Beginn des allgemeinen Bronze-Alters bis zu den Urzeiten der 
Bildung des Korallenriffes, jenfeits der menfehlichen etwa 20 Jahrtaufende, ifl natürlich nicht 
weiter durch Funde belegt. Die mitteldevonifche Schalenthier-Welt des Gaisberges bei Eggenberg 
hat zum Nachfolger eine frühefte Waldmenfchenzeit, von der uns keine Kunde geblieben. Sowohl 
die oberdevonifchen Auflagerungen von Steinberg und Thal herüber, als die Ebene an den Ufern 
des Hauptfluffes zwifchen den beiden Thonfchiefer-Kuppen des Reunerkogels und des Plattenberges, 
als die fandigen und fchotterigen Obermiocän-Gebilde des Rofen- und Ruckerlberges können wir 
uns als eine wenig unterbrochene Waldwildnifs denken bis etwa in's 10. oder 8. Jahrhundert vor 
Chriftus. Der Mitteldevon-Block des heutigen grätzer Schlofsberges, ohne aufzeigende Quellen, 
jedoch nicht wafferarm am Nordofthang, fogar wafferreich in den tiefften Tcrraffen, ragte am 
augcnfälligften aus jenem Flachboden, welcher von dem mittelmiocänen Meere mit feinen Ablage- 
rungen keinerzeit erreicht worden ill. Anftatt des Dinotherium gigantcum, des Rhinoceros ticho- 
rhinus, des Maftodon longiroftris mit den zwei Paaren riefiger Stofszähne, des ungehörnten Rhino- 
ceros, des Höhlentigers, Bären, Fuchfes, nach der neuen Fauna und Flora der Nordoll-Gebiete der 
alten Welt, beherrfchtc jetzt eine Menfchenrace, wol auch aus dem Nordoft nachgekommen und 
den äufserften Etruskern verwandt — unbekannt wie genannt - das mittlere Höhen- und das 
zugänglichere Tiefland, Aus den beiden Diluvial-Strömungen von Göfling her und von der Maria- 
Troller Bucht war es mit Schotter und Lehm weitab bedeckt feit Zeiten, als das Waffer in der 
Mur-Enge noch an die 20 Meter über der heutigen Höhe geftanden; das Grundwaffer, mit Stärke 
und Schnelligkeit fich bewegend, gegen die Thalränder flark anzeigend, flellte fich den Anfiede- 
lungen günflig, der weithin fichtbare Rückenbug des Schöckels hatte feiner Firnfchollen fich 
entkleidet, die Murmelthiere des Reuncrkogels waren ausgeflorben, die Gemfe, der Steinbock 
in's Oberland zurückgewichen und ein reichlicher Auenwuchs begrünte das Thal in jener Menge, 
von welcher uns die, in der Karlau ausgegrabenen Holzftämme (in einer Tiefe von 40 — 50 Deci- 
metern) eine Vorftellung zu geben vermögen. 1 

Eine der älteflen menfehlichen Arbeitsweifen, jene in Thon, orientirt uns einigermafsen in 
den vielen vorchriftlichen Jahrhunderten. Gehen die etruskifchen Pronzen bis ins 7., 8. Jahrhun- 
dert in Ober-Italien zurück, wie follten fie nicht um fo weiter zurückflehen im Nordland: Und 
jenfeits diefer Metallfabricate herrfcht noch der ausfchliefsliche Thon. In China gilt die Töpferei als 
erfunden im vorchriftlichen Jahre 2697 durch Kaifer Hwangti; der Kaifer Yutifchun (2255) war zuvor 
Töpfer Es lieht nichts entgegen, unfere Alpen-Thonzeit bis in's 20. Jahrhundert zurück zu datiren. 
Auf folche Anfänge weifen die peggauer I löhlenfeherben, ohne dafs diefe felber ganz ficher jenes 
Alter belitzen. 

Für die Stadt Grätz fchliefsen fich da alsAlterthumsweifer an: der Zahn vom Höhlenbär in 
lehmigem Kiefelfchotter der Schörgelgaffe, Steinhämmer in Lazarethgaffe, Wellbahnhof, Bein- 
geräthe in Schützenhof- und Nikolai-Gaffe. Hiemit Anfang und Schlufs; denn es ermangelt bedeu- 
tender Tiefgrabungen. Alles andere ift römifch /.eitlich. Die fogenannten Noriker-Kelten, feit etwa 
600 v. Chr. den Etruskern nachgefolgt, nebll Thon und Bronze längll das Eifen nützend, find nicht 
ausgellrichen aus der Landesbevölkerung, feit im Jahre 15 v. Chr. die römifchen Heere und 
Beamten das Land überzogen. Erfl die Flavierzeit, welche die Stadt Solva emporbrachte, ma^ die 
Stelle von Grätz etwas colonifirt haben. Aus dem erften Jahrhunderte befitzen wir hierorts nur ein- 
zelne Fundmünzen von Nero, Vefpafian, Titus, Domitian; aus dem zweiten folche von Hadrian, 
Pius, der älteren Faullina, Marc Aurel. Diefer letzteren Zeit möchten auch die Männer und Frauen 
angehören, welche wir auf den Grablleinen von Stadt und nächfter Umgebung genannt, theilweife 



I flOtri i'i Ilwof l'cter> Grai 1875. S bl. 58. 5.5 f 




Zun Uuc.Hsuur iitk von Grätz uni» Um<;ki«'n«;. 



3 



auch in ihrer nationalen, in der romanifirten Tracht abgebildet finden, Wir wollen fie mit Namen 
und Stand nennen. 

Ks find Lucius Cantius Secundus, Cantia Bonia, des Junius Tochter, feine Ge mahlin, Cantia 
Boniata, des Lucius Tochter (zu St. Leonhard); Sperattis, des Siron und Sporilla, des Commodus 
Freigelalfene, Eheleute (Judendorf,; Masculus, der Sohn des Itul und feine Frau Sabina, Tochter des 
Qldntus, auch Cucius Romulus mit Ouartus (St. Stephan am Gratkorn); Junius, des Vercajus 
Sohn und feine Frau Bugia, des Secundus Tochter, 30 Jahre alt (Harterfchlüfsel); die Frau Nam- 
monia, Tochter des Materiur, Cajus Sempronius Secundinus, ihr Gemahl, Decurio der Stadt Solva, 
deren Sohn Cajus Sempronius Secundinus, confularer Bücherei-Beamter, alt 19? Jahre, Cajus 
Licinius Trion, feine Frau Sabinia Severina, alsdann ein Sohn oder eine Tochter wie Licinius, 
Licinia (alle zu Strafsgang); ferner Marinianus, Sohn des Marinus, feine Frau Verecunda, Tochter 
des Verocundus, und deren Tochter Marina, mindellens zweijährig, ein Mafuctus vielleicht aus 
Marinianus Verwandtfchaft, Pompeja Theodora, 30 Jahre alt und Jemand von ihren Aeltern (in 
Feldkirchen); Cirpo, Sohn des Senus, feine Frau Fameta, Tochter des Deufon, beider Tochter 
Autoscutta, alt 20 Jahre, der Sohn Priscus 60 Jahre alt (Fnzelsdorf); Cajus FirmintUS Primus, 
Veteran der zweiten hilfreichen Legion, feine Frau Counerta, Tochter des (A)dabus, dann etwa 
des Frflgcnannten Bruder Cajus Firminius Caftricius, Baubeamter zu Solva, feine Frau Seia 
Litugena, Tochter des Urbicus, über 20 Jahre alt (Dürrnau bei Hausman(letten). 

lieber Gcfichtsausdruck und Kleidertracht, Kopfbedeckung. Schmuck belehren uns die 
Relief Darltellungen der Büften und Ganzgellalten zu St. Leonhard (zwei Frauen mit Kopf- 
bedeckung und Schleierfalte a la St 1 lemma, ein Mann, zwei Kinder, eines mit Taube, eines mit 
Kugel), zu Feldkirchen (Mann und Frau), Enzelsdorf (zwei Männer mit Kurzrücken), Tobel (Mann, 
Frau, Kind); wie man mythologifche, thierifche Geftalten, Geräthe ausdrückte, zeigen die Meifsel- 
arbeiten eines Genius (Rofenherg), Adler, Delphin (Fnzelsdorf, St. Leonhard), Greif, Krug, Löwen 
(Feldkirchen, St. Martin, Strafsgan<j). Uebrigens find die zahlreichen Leibnitzer Stein-Reliefs die 
bellen Tracht- und Arbeitsbilder auch für die etwas nördlichere Gegend. 

Das dritte und vierte Jahrhundert ilt bezeugt durch Fundmünzen von Philippus, Valerianus, 
Gallienus, Claudius, Aurelian, Probus, Numerian, Chlorus, Conflantinus, Conftantius II., womit 
eigentlich die zufammenhängende Münzenreihe gefchloffen ifl; denn der Joannes II. (Zeit 1118 — 43) 
Iteht ganz vereinzelt Der Zeit feit Beginn des dritten Jahrhunderts möchten vielleicht angehören: 
Das angebliche Mithras-Relief der Sackftrafse (hinter Gefellenvereins-Haus), die Gewandflatue, 
Untertheil, Obertheil mit ein^efetztem Kopfe, lebhafter Faltenwurf, pflanzliche Beigabe auf dem 
Schlofsberge, ' die Löwen ebendaher, der Löwenkopf vom Ravelin, die bronzene Mercur-Statuette 
aus der Schürgeigaffe. Nach diefen wäre es vielleicht erlaubt anzureihen: die Baurelle an Grätzbach, 
Schürgeigaffe, Venushof in Lufthausj^affe, Schlofsberg; die Glas-Urne aus dem Grabe in derKörbler- 
gaffe, folche aus der Rechbauer-Strafse (alter .Mandelgrund) ; die Bronze-Stücke Lüffelchen von 
Murlend, Ringnadeln mit Fibel. Röhrchen vom Lazarethfelde," Nadel von Burggaffe und Schlofs- 
berg, Fibel von der Maufoleum-Stiege (1879), Pfeilfpitze von Schlofsberg, Waggewichtllück von • 
Rechbauer-Strafse; etwa dieThongefäfsc von Burg (doch nur aus Leibnitz) und Grünanger-Garten, 
endlich die Gräber unterhalb des Schlofsberges, aufser dem Sackthore, mit Knochen, Metall- 
geräte, Münzen. 

I Vtlgl. die Nike von Samolhrake de* l.uuvre In Ctm Hau/rt B<«nJtrf II. IM., 1879. S j8. 59. Tal. LX1V. Die lafchrift- 
fteine Nr. 5698 (Barg), 5701 1 Butg, aus S(. Leonhard» Venuihof, SchorgelyatTe. I Graubach-Ufer r, Cilli : ). 5099 (au» Bni-R im J.unnenm. 
von St Leonhard 1 ), endlich 5439 (SieropfergatTe, fehlt, aus Kalsdorf bei 11« =i lind fämmllich von MCOatatbter llerkonfl und können 
hier nicht einheilen werden Vergl, Rep. 11 S. 232. Z. 13 v. u. — * Gefunden mit einein Dupondiut um oder nach Pill (gleich einer 
Br.. Manie des S Severus, Zeit 208. vom Gratibach bei Haui. Nr, 49) im Jahie 1881. l>ie Kingnadeln analyfirt neigen 87-42 Kupfer 
1 1 - 53 Zinn, o 05 Blei ; .'ie RAhiehin 8 » • 85 Kupfer, 8-93 Ziun, 0-87 Kifen 




4 



Dk. Fritz Piciiirk. 



Wir erfehen, dafs die bekannt gewordenen Fundorte faft ausfchliefslich auf dem linken 
Mur-Ufer liegen, nämlich (abgerechnet Mariengaffe, Lagergaffe, Murlend, Lazarethfeld) in 
den Linien Schlofsberg, Nordweftfeite, Irrenhausgarlen und Höhe, Burg?, Burggaffe, Stadtpfarr- 
gegend, Schörgelgaffe, Miinzgrahen, Rechbauer-Strafse, Grünanger-Garten, Körblergaffc, Graben, 
Lufthausgaffe mit den Auszweigungen Rofcnberg, St. Leonhard. Die gegenwartigen öftlichften 
Stadttheile, an den Krhebungen längs der Bäche, konnten vielleicht die ältcftbefiedelten genannt 
werden. Die nachconftantinifche Zeit bleibt durchweg dunkel; ob den Wandervölkern, ob dem 
Krdbeben vom Jahre 455 hier viel zu zerftören blieb, was die Slovenen um's Jahr 600 hier 
vorfanden , wir wiffen es nicht. Immerhin mögen ihre verftreuten Anwohnungen allgemach jene 
Stallt formirt haben, welche zuerft im Jahre 1138 als urbs Grace urkundlich auftritt. 

Der Prähiftoriker von Grätz hat alfo feine Zeit gleich von 1138 nach rückwärts zu beginnen. 
F.r trifft da in der nächften Umgebung von Grätz als ältefte urkundlich genannte Orte nach 
rückwärts: Rudersdorf bei Feldkirchen und Feigau 1136, alsdann Hart bei Strafsgang um 1135, 
Zetling bei Premltätten 1126, ferner nach grofsem Intervalle St. Martin 1055, Göfling 1042, Strafsgang 
1030, endlich btrafsengel 86o, womit die Reihe wol gefchloffen fein dürfte. In diefer Serie flehen 
vorwiegend Orte aus dem Südwellen des Stadtumkreifes; liehen zwei Orte der Strafs-Compofition, 
beide am rechten Murufer. 

Ift nun die römifche Strafse, feit Vefpafian etwa, von Solva herauf über das heutige Kaisdorf, 
Feldkirchen nach Strafsgang und St. Martin gegangen, von da in einem grofsen Bogen vielleicht 
den Plabutfch umfahrend und, wenigftens bis gegen die Mur-Knge, das rechte Ufer einhaltend (mit 
einer Abzweigung hinter den Schlofsberg hinein:), fo gewinnt die Flachgegend zwifchen Strafsgang 
und Plabutfch an gefleigertcr Wichtigkeit, gewinnt dies aber auch die ganze Waldgegend wefHich 
dahinter und nordaufwärts bis ins erweiterte Murthal. Gilt ja diefes Gebiet noch heutzutage als 
Fundgrube für die Baufteine, für die Thür- und Fenflerftöcke, die Eckpfeiler und Trottoirs der 
Hauptftadt mehr als die Steinbrüche von Maria-Schnee und Andritz; über das Steinfeld geht 
genug des Felfengutes aus den Steinbergen nach der Stadt, und die Namen Kinöd, Hart, Holzberg 
u. dgl. weifen auf zeitlich nicht allzuferne Wildniffc. 1 

Setzen wir hinzu, dafs inmitten waldreicher Umgebung die fchönwiefige Mulde des Harter- 
fchlöfsels feit dem Jahre 1856 als Fundort eines römifchen Infchriftfteines bekannt geworden war, - ' 
dafs nachmals in Steinberg ein Steinkeil aus Quarz^efdiiebe, vom Gneifs wie am Rofenkogel bei 
Stainz, fammt einer bifenfichel mit Stielloch aufgefunden wurde, 5 bei Thal Hügelgräber fich zeigten, 
mit Kalkileinen , Thonfeherben, Kohlen; was konnte erwünfehter fcheinen, als dafs in den (der 
fleierifchen Landfchaft gehörenden) Holzbergen ein ausgefprochener Grabhügel im kölllichen 
Waldesfchatten die Aufmerkfamkeit des Forflverwalters Prof. J. Schmirger erregte, dafs endlich der 
Reichsraths-Abgeordnete Nicolaus Dumba, die k. k. Central-Commiffion in Wien, die (leierifche 
Landfchaft mit gern gewährten Mitteln die genaue Unterfuchung der Gegend ermöglichten- 

Diefes weltliche Hinterthal der Landeshauptstadt gehört fo eigentlich zurTobelbach-Gruppc ; 
da werden den Gemeinden Plankenwart, Rohrbach, Steinberg, Mantfcha, Hafelsdorf zugezält 3365 
Joch Grundes, 1372 Bewohner, denen auch Weinbau am Ofthange in der Linie Göfting-Strafsgang 
eigen ift. Daherein reichte ehemals der Bezirk Söding, noch dermal theilweife das Pfarrgebiet von 
Hilzendorf, die Dienflbarkeit ging zu den Herrfchaflen Khrenau, Oberthal, Dobeleck, Lankowitz, 
Wachfeneck und Landfchaft.' Was die landschaftlichen Waldungen in Holzberg und Thal anbetrifft, 
fo gibt der Kataller diefelben mit 89 Joch 36 Quadrat-Klaftern an, die Vermeffung vom Jahre 1864 
nur mit 88 Joch 194 Quadrat-Klaftern, dazu ein Förfterhaus mit Kellergefchofs. Der Werth des 



StkrtiHtr, Grillt S 50J. 31, ji", 507 64. 3R4. 4S8. * Mitth d, hilt. V>r f. Sicicrm iWl, Hil X. S ;(>. 8<m M« $440. — 



■> Aflcn ilr-, Mün.cn L'abnielc. im Jo.iniicuiit 1SS0 55 61, 90 — < M,ukrt To|>..Rra|.l.ir 411. S.kmuh Tnpitgr. \.tx. II, 95. 21 




Zur Urgeschichte von GrAtz und Umgebung. 



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Grundes, über welchen unter Zahl 10950 vom Jahre 1864 ein Plan vorliegt, wird auf 4200 A. beziffert; 
über Zeit und Titel der Erwerbung jedoch war eine Urkunde nicht aufzufinden. Vermuthlich geht 
eine folche zurück gegen »las Jahr 1584, als Leonhard von Saurau eine Wiefe um Tobelbad an die 
Landfchaft verkaufte, oder hüchftcns auf die Zeit um 1628, als die Landfchaft weitere Gründe um 
Tobelbad gewann. 1 Hinter die Jahre 1140, 1135 zurück liegt diefe Gegend ganz im Dunkeln, 
nachdem das Hitzendorfer Pfarrgebiet feit c. 1180 herauf verfolgbar geworden. 

Die Holzberge erreicht man von Grätz aus in der Richtung Steinfeld, Baierdorf, Wetzels- 
dorf, Hinöde, Jägerwirth, Steinberger, von welchem der Waldweg eine halbe Stunde füdwcftlich 
durch den Thalkeffel führt, in zwei Stunden; auch gleich aufserhalb des Jägerwirths vor dem 
Strafsenwaltle kann man durch die Muldung in die. Tiefe gehen. Zum Huber auf Steinberg wandert 
man aus dem Holzberge etwa 45 Minuten am Waldbergrande nordwärts. 

Halten wir zuvor eine Ümfchau über die Fundorte rings um die Landeshauptstadt herum, 
infofern diefelben mit Punkten gleicher Kntfemung, wie Steinberg, einen Kreis befchreiben; 
merken wir mit kurzen Worten auch die Fund Objecte an,- nennen die auf Funde erft zu 
unterfuchenden Orte gleich unter Kinem mit und zeigen endlich in der Klammer das Jahr an, wann 
iliefer und jener Ort vor Schlufs des 12. Jahrhunderts (1192) zuerft urkundlich genannt auftritt. 

Strafsengel. Flachgrab mit Gerippe. Bronzc-Mcffing, ähnlich Kettlach, 2 Armringe, 1 Draht 
mit Glückchen; 1 hakenförmig Elfen, flovenifch, Zeit nach 592. Der Ort erfcheint fchon im Jahre 860 
wieder als Strazinola. St Stephan am Gratkorn. Fclfengrotte, Br Fibel, Kettchen. Mo (Kumberg) 
5489, 90; altes Wflrilz nächllbei (1147), Feigau (1136), Gegend Harth (1147). Huber in Andrilz, 
Urfprungshühle. Ober- und Niederfhöekel (wol nach 1147. Schocke! als Sekkel 1147). Kainbaeh, 
Weiblins; hinter Lullbichl (c. 1185), Klingenflein, Hausmanjletten bis Heiligenkreuz am Wafen, 
Hügelgräber, in Diirrnau Mo 5430 Urthiciknochen. Thalcrhof-Forfl . Pllaftcrziegel u. dgl., Münzen 
M. Aurelius, Relief?. Premßätten Br Beil, Fifengerät (1164). /.etling altes Cidlam (1126). Tobel (1172), 
Tobelbeul Hügelgräber mit Br, Stein, Thon; Rlf; Br Münze. Im Walde gegen Liboch (1157) Hügel- 
grab. Altendorf, noch fundlos. 

Dies die halbwegs bemerkenswerten Orte des Umkreifes felbft. Innerhalb diefes Umkreifes 
vom Radius etwa [',< geographifcher Meile liegen: 

Baierdorf, als in marchia genannt (1147); Krotlenhof Münzen; Wetzelsdorf (1 144), .V/. Johann 
und Paul, Einöd; Hartcrfchlöfsel Mo 5440. Im Herberflein fchen Walde Hügelgräber mit Thon- 
fcherben, Kohle. Hart bei Strafsgang (c. 1135) Thal; H aldsdorf bn\ Thal (1140). Judendorf he\ Grat- 
wein Mo 544t. Thon, Eifen, Münzen 1 lhcltes. (1147), Hundsdorf nächftbei (1138) und A'etz (1147), 
Gößing (1042). Algersdorf (ll6l). Alt- Algersdorf unter dem Plabutfch: Chalkus von Philipp III. von 
Macedonien, Dichalkon von Teffalonike, Zeit um 320, höchft wichtig für die Datirung der 
plabutfcher Bronzen und der norifchkellifchen Münzen überhaupt. Tlabutfch. Br Gufsltätte, Beil, 
Schwerttheile, drei Lanzenfpitzen, Dolchflück, Sicheln; Bruchflücke eines kegelförmigen Auffat/.es 
mit zwei Stiftlöchern, eines gewichtigen Ringes. Gabriach. Schattleiten Harthopfer-Grund Br 
Münze. Hadrian. St. Gotthard. Br Waffenftück, Bein, Münze. Wtinxierl an Brücke (1147). Renner- 
kogel Murmelthierrefte (Nach 1050 oder 1164). Rofenbcrg, Rlf. Der Vorftadttheil bei Gcidorf erfcheint 
früheftens als Güntarn (1185). Neuflift, Zöfsenbcrg, Höf, H'enisbueh, Kroisbaeh (1157!), AI. Grün, 
Fölling, M. Troß, Stifting, Lechwald an der Hilm, Hügelgräber: Aehnliche vielleicht um den 
Haupthügel, als Untergrund der Leehkirche. St. Leonhard, alte Stadtgegend. Münzen Geta, Elaga- 
balus, Soremias, Maefa, Orbiana, grofser Dreibüftenllein Mo 5437 mit 5438. Lußbiehel und Peters- 

' Slremayr l-andenvertretong in Steiermark 1867. S 47b, Nr. XXI. Schmutz I. 24b. Vergl auch F^rfttman* II. 1478. Tobel als 
WaMth.il fchlechthin. — * Veigl dir weiteren Umkreife in meinem „Text iur arehaol<igif t hen Karte von Steiermark*, hcrautgegel.en vom 
nthfOpolog Ver. f Steicnu. 1879 Itt t Ii Kr.11.if. Mo ifl Infthrift hei Mgmm/cn c. i. I . Rlf itt Relief. 



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6 



Dr. Fritz Ficiii.ek. 



berge. St. Peter Urthierrefle. Harmsdorf: Münzen, //iihnerberg, Hügelgräber: Topffcherbe. Hart, 
Liebenau (Vatersdorf 1164). Raaba (1182), Grambach, l,öjfendorf, Thondorf, Engelsdorf 1148 (in 
Engelsdorf nächfl Fcrnitz Mo 5426, Rlf. an der Strafse nach St. Ulrich), llauzendorf, .Ibtijfendorf 
Hügelgräber, Mauerwerk, Thon. Lebern. Scherben von Amphora (I lenkel, Hauchung), Schalenfufs, 
Sigillata. Lebring bei Wildon ill auch ein altes Lewarn. Pirka. Feldkirchen Mo 5431 —34, Rfs. (1144), 
Rudersdorf nächllbei (1136). Wagram (Wacherein c. 11S0), Karlau, St. Florian; Mantfcha beim 
Huchkogel Urthierreftc. .V/. Martin Hügelgräber, Thon, Ureifchlitzgefäfse, Glas, Henkelgefäfsrefle, 
Knochen, Kohlen (1880, Juli). Bronzen? Grofser Stein-Löwe (1055). Wagnitz bei Strafsgang. Gold 
münze Valerianus. Strafsgang. Br Fibeln feiner Arbeit, Zierftücke Mo 5435—36. Stein-Löwen mit 
Widderkopf (um 1030); altes Houefleten nächftbei (1144) und Seiersberg (1148), altes Wiarn apud 
Strazganch (c. 1185) Wehling, Mayersdorf, Winkelhofen Linecker. 

Bisher war die alte Bertattungsweife der ganzen Gegend um den heutigen Vorort illuftrirt 
durch Auffindungen bei Strafsengel, Lechwald, Hühnerberg, Heiligenkreuz, AbtilTendorf, Tobel- 
Lieboch, St. Martin, Thal, um nicht von den Beigaben allein zu reden, die ja auch auf Grabftatten 
hinweifen. Fs war nun die Aufgabe geftellt, mit Hinficht darauf, dafs die Grofsftadt Entwickelung 
ohnehin über die Alterthums-Reltt: feindlich nivellirend hinwegzugehen pflegt, dafs die obgenannten 
Fund-Object.e vorwiegend nicht genau befchrieben worden lind, dafs fie endlich fehr verfchiedenen 
Zeiten (mindeflens fünf Jahrhunderten) angehören, einen ge.wifsen Typus aufzuzeigen und zwar aus 
einer gewiffen Mittelzeit der Jahrhunderte , damit ein anfehauliches Bild der Grabbauweife vor 
1700 Jahren gewonnen werde. Zugleich ward die Abficht verfolgt, durch richtige Ausfchälung des 
Steinbaues aus dem Tumulus-Gehäufe, durch möglichfle Erhaltung des einen wie des anderen, ein 
Mufterftück der Ausgrabmethode in der nächften Nähe der Hauptltadt herzuflellen. 

Der erfte Hügel, welcher unweit des Waldweges in fchöner Nadelholzl'eberdachung unil 
voller Hainftille liegt, war durch den landfehaftlichen Forftverwalter l'rof. Joh. Schmirger angezeigt 
und feit 24. April 1880 in Bearbeitung genommen worden. Es gruben hier Johann Hahn, Knecht 
bei Steinberger, und Nachbar Mager's Knecht, beide Militärs, fpäter Wipl von Haus Nr. 131 und 
Johann Gartier. Der Hügel, vom Umfange 66 Schritte, vom Durchmcffer 1310 M., hoch 2 05 M, 
zeigte gleich nach den erlten Drittel (75 Cm.) der Auffchüttung von oben her einen Steinbau in 
Hufeifenform, genauer gefagt, eine EUipfe mit kuppelartiger Wölbung ohne den oberen Abfchlufs. 
Diefelbe lag keineswegs im Mittelpunkte unter dem Gipfel, fondern an 6* 10 M. von Nordrande her; 
die gröfsere Axe geht in der Richtung Oftnordoft nach Weftfüdwell, hat die Länge 2 "19 Cm., die 
kleinere rSo Cm. und in der Richtung diefer letzteren führt der Eingang von Oftfüdoft herein. Die 
Aufmauerung, ausgeführt aus ungleichen Bruchlteinen (lang bis 56 Cm., breit bis 32 Cm., dick bis 
25 Cm ), welche mit Mörtel verbunden, erreichte eine Dicke bis 50 und 90 Cm. und war im 
Innerften der 95 Cm. hohen Höhlung verworfen mit einem möglichft geglätteten Mörtel bis zur 
Dicke von 25 Mm. Leider hat der erftgenannte Arbeiter, den Aufträgen entgegen, aus diefer 
Wölbung an 60 Bruchfleine herausgehoben. Den Grabungen fielen vier Bäume zum Opfer. 

Der Gang hat eine Länge von 2 M., eine Dicke von 45 bis 79 Cm., nämlich gegen die 
I löhlung verftärkt, eine Höhe von 27 bis 74 Cm. und war an den niedrigflen Auffchuttftellen mit 
nur 17 Cm. Erdhöhe überdeckt; der Boden ill unbelegt, beim Anfchhiffe an die Ellipfe waren Steine 
vorgeltellt Gegenwärtig zeigt diefer oberfte und nordweftlichfle der hiefigen Hügel, genannt 
Schmirger-Hügel, einen 45 bis 135 Cm. breiten Durchfchlag und an derUnterfeite ein Erd Rondeau 
vom Durchmeffer 3 M. 1 Die näher unterfuchten Fundflückc find: 

I Von der anlernen Peripherie bis iu Beginn der Cingftcine 2 • 20, Gang 2, Höhlung* Mauer o'to, jWMMg SchwlIMtl 
I 30. Höhlung« M»wcr 0-70. l>i* »ur ulierllrn Peripherie 6'JO - I ;■ 10 II. 




Zur Urgeschichte von Gkätz um» Umgebung. 



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Mörtel. 6 Stück, dick bis 45 Mm., davon drei mit geglätteter Fläche, beigemengt Kiefeln 
bis Frbfen- und Hafelnufsgröfse, ockergelbliche eisenhaltige Schichten, ganz äufserlich auch 
Kohlenanfätze; damit war die innerfte Höhlung belegt. 

Stein. Zwei Kalkftcin-Verwitterungsproducle als Finfchlufs im Mörtel, kreidcartig; zwei 
Kiefelgefchiebe, nufsgrofs, mit mehreren fafl rechteckigen Flächen, fchwarz, fettglänzend; 1 Stück 
devonifchen Schiefers, grau, gefältelt, wie eine Thonfeherbe anzufehen; 1 Stück dichten Kalkfteines, 
devonifch, ähnlich im Plabutfch, als Baullein des Tumulus verwendet. 

Thon. Zwei Ziegelklümpchen, theils mit lehmiger Umdeckung. Gefäfsftücke : ein Bodentheil 
mit Rand, dick bis 15 Mm., röthlich, fehr hart gebrannt, zwei kleine zugehörige Theile, neun Scherben 
eines minder dicken Gefäfses, 5 — 12 Mm,, davon drei etwas eingebogen wie vom Rande her, vier 
Mach, zwei wie von einem Fufszapfen, zum Theile mit feiner Glimmer-Beimengung; 29 gefchwärzte 
Stücke, dick 3—10 Mm, auch wol durchweg fchwärzlich, leicht fchneidbar nach der Ausgrabung, 
einige löcherig-porös, gröfsere Kieskörnchen beigemengt, davon ein Klümpchen hoch 4 Cm., ein 
Henkelchen mit äufserer Rinnung, hoch 34 Mm.; von den anderen liebenundzwanzig meift flachen 
Stücken find neunzehn gefchwärzt auf der einen Seite (befonders ein 62 Mm. langes, an der inneren 
etwas gehöhlten Seite), vier fcheinen an der äufseren gefchwärzt, acht gefchwärzt an beiden Seiten. 
Von vier feingebrannten klingenden Scherben (gefunden mit Kohlen an den Gangfteinen gegen 
die Höhlung, mit fchwarzen Scherben und Ziegelftücken) find drei gebogen, deren eine lang 82 Mm., 
dick 3 Mm. vom ausladenden Rande mit zweien vertieft geformten Strichen; diefe Schüffei hatte 
einen lichten Rand vom 1 )urchmeffer etwa 16 Cm., famml dem Randwulfle fogar an 24 Cm. 

Organifchcs. Kohlen, wenige Refle von Föhre. 

Nach 35 Schritten waldabwärts machen fich zwei Gupfe bemerkbar; dem oberen, am Gipfel 
eingedrückt, Umkreis an 65 Schritte, fehliefst fich der untere hochgupfig, flark gerundet, Umkreis 
an 84 Schritte, hoch an 4 M , knapp an. 

Von den unteren Hügeln wurde der nachmals Dumba-Hügel genannte am 26. Juni in Angriff 
genommen. Am Waldrande gelegen, hinaus gegen die Bucht des Thälchens, zwifchen dem Fahr- 
wege und dem Waldfteige, zeigt er einen Umfang von 70 Schritten, eine Höhe von 1*40 — 2" 60 M., 
den Durchmeffer von 15*70 M. und war hdtanden von wenigllens 27 Bäumen', meift Tannen, 
wenigen Buchen. Von diefen fielen vier (2 Tannen, 2 Buchen), in der Höhe bis zu 14*15 M. Unter 
einer Frdfchichtc von 55 Cm. fteht der hufeisenförmige Grabbau aus den rohen Bruchfteinen, die 
Mauer der Rundung hoch 60 bis 146 Cm., dick verfchieden, 70 bis 124 cm., Durchmeffer der 
Höhlung am Boden 132 Cm. in der Richtung von NNW. nach SSO. und 153 Cm. nach der Quere. 
Das Innere der knppelartigen Höhlung war mit Mörtel bedeckt bis zur Dicke von 5 Cm. 

Die fortgefetzte Zuwölbung hätte die Htigelfpitze übertroffen, daher möchte eine Flach- 
deckung anzunehmen fein. Der Gang ift lang 2 ML, breit 50 bis 55 Cm, hoch an 56 Cm. und 
fcheint der Boden höher, in der Höhlung felbft tiefer gewefen zu fein; der Anfang des Ganges fteht 
von der Peripherie des Hügels ab an 40 Cm. 

Nach Anftich an der eingefunkenen Stelle zeigten fich alsbald plattenförmige Steinchen, 
fpäter mit Mörtelfpuren, kleine Ziegclblöckchen, unter dem leichten Frdauffchutte in der I löhlung 
wenigflens zwei Schichten Afche, daneben Topffcherben, Kohlen in der Tiefe, 55 Cm. vom Mauer- 
fcheitel herab, nächft den grofsen Kohlen drei Münzen nebeneinander, dem gegen Süd Schauenden 
zur Rechten. Innerhalb des Ganges lagen wenig Topffcherben, die meiften aufsen herum an der 
Mauerrundung und auch aufserhalb des Ganges, 

Die Fundftücke find: 

Metall. Bronze. Dupondius vonHadriänus Zeitig — 138. Kopf linksfehend, ohne Kleidrand. 
If . .S(C), weibliche Geftalt flehend nach links, bekleidet, die Rechte herabgefenkt, die Linke etwas 
vorgeflreckt; wiegt 11*121 Gramm, vgl. Cohen II. 173, Nr. 582 C 



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Dk. Fkitz Pichlsr. 



Dupondius von Fauflina jun.r Zeit um 15g — 175. Infchrift: (Fauflina) augufta. Büfte links- 
fehcnd, mit Diadem. Fl (Juno regina) SC, weibliche Geflalt bekleidet, flehend (mit Schale und 
Scepter; zu Fiifsen ein l'fau?); wiegt 9-3 Gramm. Vgl. Cohen II. 597, Nr. 179. Seflertius von 
Albinus, Zeit um 194 — 195. Infchrift: (ü cl fept al)bin caes, Kopf linksfehend bärtig? Hals lang, 
vielleicht etwas Kleidrand links ft (Felicitas cos II) SC, weibliche Geftalt bekleidet (flehend nach 
rechts, mit Friedensflab und Scepter?); wiegt 25*05 Gramm. Vgl. Cohen III. 229 Nr. 59 und 66. 
Die Münzen gehören den 78 bis 80 Jahren von 117 bis 195 oder 197 n. Chr. an. Ei/cn. Ein Nagel 
von grofser Kopfbreite. 

Stein. Mörtel. Drei Stück, dick bis 5 Cm., mehr dunkelfarbig, lehmartig, roh, bimsartiger 
Stein eingefprengt, mit Verputzflache. Vier Kiefelgefchiebe, fchwarz, fettglänzend; ein rothes 
porphyrfarbiges Quarzgefchiebe, fieben Kalkfteine, kreidiges Verwitterungs-Produft 

Thon. Achtzehn Ziegelbrocken bis zur Dicke von 25 Mm, meifl klumpig; etwa fechs ein 
wenig gebogen als Gefäfstheile (ein Randflück) hochroth, ziemlich weich, die mciflen durch Feudi« 
tigkeit geründet. Sechsundzwan/.ig Gefäfstheile, meifl grauthonig durch und durch, jedoch auch 
grau nur an der Aufsen- oder nur an der Innenfeite ; ein Fufsflück weift auf den Boden-DurchmelTer 
von 90 Mm. mit oberem Kreife vom Durchmeffer mindeftens 120 Mm.; zwei Randflücke weifen 
auf den Durchmeffer von 170 Mm.; drei feinere, beffer gebrannte Scherben, dünn, etwas gebogen; 
fechsundachtzig gröbere Theile, dick bis 2 Cm., mehr lehmigröthlich, Kiefel beigemengt bis 
zur Linfengröfse, davon ein Stück aufsen gefchwärzt, innen hell, aufsen der Wulftring von 
eingedrückten Fingerballen (möglich auf 170 Mm. weifend), fechs Klümpchen zum Theile afehyrau 
angeflogen, geringwichtig, drei Randflücke, zufammen lang an 19 Cm., ein Randflück mit zwei 
Kerbungen vom Fingerballen, fünf Bodenflückchen. Achtunddreifsig Bauchwand-Theile, mehr oder 
weniger gebogen, zweiunddreifsig mehr flache Theile, bis 6 Cm. lang, alfo auf ein grofser 
geflächtes Gefäfs deutend; endlich eine Scherbe grauen, kalkhaltigen Thones mit einem glafurartigen 
weifsen Ueberzuge an der inneren und äufseren Fläche, welche jedoch nur Verwitterungs-Product 
von kalkiger Feuchtigkeit ifl. 

Organifches. 16 Mcnfehenknochen , grofsentheils Röhren der oberen Extremität, einige 
Stücke eines Wadenbeines. Fragmente von Schädelknochen, Schädelwandflück (3), dick bis 3 Mm. 

Kohlen, mit Mörtel- und Thonflückchen gemifcht, dick bis 25 Mm., einige mit fchönen 
Jahrringen, weifen auf einen Stämmling von 35 Mm. und darüber. 1 

Unterhalb des Dumba-Hligels, am anzeigenden Waldwege rechts gelegen, erhebt lieh der 
Kulmer-Hügel, bearbeitet feit 8. Juli. Im Umfange von 75 Schritten, hoch 2*42 M., im Durchmeffer 
von 13*5 M., war er bellanden von circa 20 Bäumen, meifl Tannen (bis zur Stammdicke von 41 Cm., 
hoch über 20 bis 25 M.), wenigen Föhren. Fichten (2 fielen), einzelnen jungen Buchen und hatte auch 
feine Einfenkung, welche auf eine innere Höhlung fchliefsen liefs Unterhalb einer Erdfchichte von 
97 Cm. und mehr zeigte fich ein vierfeitiger Steinbau mit dem üblichen Gange von beiläufig Oll 
her, oder etwas NO. Die Mauern des Rechteckes find dick an 50 bis 60 Cm., find erhalten in einer 
Höhe von tbisi'45 M. und umfchliefsen einen Raum, welcher länger in der Richtung des Einganges 
mit 1 " 72 M., etwas fchmäler in der Quere mit 1 * 59 M. bezeichnet ifl. Die Gangmauern fpringen 
beim Eingange fall um die Wanddicke des Rechteckes vor, find fclbfl dick 45 Cm., hoch 55 Cm , 
verlaufen über 3*26 M., aber nicht parallel; vielmehr verbreitert fich der F.ingang von 63 auf 
105 Cm. nach aufsen, hat jedoch auch die Verfchlufsmauer an der engflen Stelle angedeutet. Somit 
mifst der ganze Bau in feiner Länge 5 57 M , in gröfster Breite an 2-75 M. Die Höhlung, gegen 
Sonnenuntergang gelegen (in der Richtung unterhalb der Koralpe hin), ifl wieder tiefer gehalten 
als der Gang, um 25 Cm.; die Wände zeigen fich von innen her gut verputzt und hier fanden fich 

1 D*< Grab mochte fünf Thnnjeflf-e enthalten b»l>eo. 



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Zuu Urgeschichte von Gkätz und Umueiiunu. 



9 



in a eine Münze, in b Glas- und Thonfeherben, inzwischen Afche, tiefer ifl gelblicher Santl 
gelagert. Der Gang-Anfang fcheint mit Steinpflalter verfehen Heim Rechteck-Winkel gegen Nord 
find die Bruchfteine fchicfflächig fo übereinander gelegt, dafs ein Ueberhängen nach Innen bemerk- 
lieh ift, vielleicht für eine Wölbung- Kingefammelt wurde: 

Glas. Fläfchchen, Fragmente dreier Seitenwände fammt dickerem aufgeworfenem Boden, 
breit an 56 Mm., ahnliche vierfeitige mit rundem Hälfe und breitem Henkelbande, hoch 12, 13 Cm., 
im leibnitzer Felde gebräuchlich. Schale, drei mehr flache feine Scherben einer folchen; ein 
bogichtes Randftiick weift auf einen Durchmeffer von 76 Mm., bei einer Höhe von 4 bis 5 Cm.; 
ähnlich im leibnitzer Felde. Metall. Bronze. Fibel-Spirale. Fragment von dreien Windungen (vgl. 
die Form Mitth. d. Centr.-Comm. 1880 S. 76 Nr. 6 [1]). Fine Münze, Hadrian's Zeit 117 bis 138: 
Hadrianus aug. (cos III pp) Büfte bei If. h> Libertas publica sc, weibliche Geftalt flehend, rechts 
Mütze, links Speer; w. 16-75 Gr. Coh. II 223 Nr. 962. Mörtel, vier Stücke, dick bis 25 Mm., ziem- 
lich fein, hell, gelblich, Kiefel beigemengt bis zu Hafelnufsgröfse, mit geglätteter Fläche. Stein. Ein 
Kalkflein mit Mörtelanwurf, ein grauröthliches SchieferPlättchen, Kalk mit eifenhältigem Anfluge. 
Thon. Zwei Ziegelklümpchen, hochroth, weich ; Gefäfsftücke vier, dick bis 7 Mm., gelbröthlich, 
zum Thcile innerhalb mit Afche belegt; zwei ähnliche, doch roher und braunroth, griefelig gebrannt 
15 compacter gebrannte, fchiefergrau, davon fünf vom oberen Rande, fieben von der dünneren 
Bauchung, zwei von der dickeren und ein Fufsbodenflück mit dem abgebrochenen Wandtheile; 
diefes weift auf ein Gefäfs vom Bodcn-Durchmefier 96 Mm.; neun Stück compact, grau, aufsen und 
innen fchwarz, felbft nacli Abfchaben mit dem Meffer, davon drei paffend an das Bodenftück vom 
Durchmeffer 84 Mm.; je zwei Mittel- und Bauchwandftücke, ein Randftiick mit Umbug und Spuren 
der concentrifchen Drehkreife innen (weift auf eine Peripherie vom Durchmeffer circa 155 Mm., auf 
eine Höhe von circa 60 Mm ); ein Stück von einem kleinen Hafen, nahe am Bodenrande fchwarz 
beiderfeits (weift auf einen unteren Durchmeffer von 56 Mm.). 1 Organi/ches. Menfchenknochen w, v., 
30 Stück, drei Schädelwand-Theile, dick bis 5 Mm, die Röhrenknochen gröfser und ftärker. 

In den Abfenkungen des Waldes gegen den Quellentiimpel flehen in ganzer Abfolge vom 
oberften Tumulus, etwa 58 Schritte vom DumbaHügel entfernt, rechts und links zehn kleinere und 
gröfsere Auffchüttungen bis gegen das Förfterhaus hinunter, über Meterhöhe, Umkreis 50 bis 
75 Schritte, von 12 bis 30 Bäumen beftanden. Fin vierter Grabhügel oberhalb der Quelle, zwifchen 
diefer und dem Waldwege gegen den Schmirger- Hügel, hoch 1*40 bis 1 • 60 M, Umkreis an 
100 Schritte, jedoch von der Quelle aus über 6 M. hoch, 48 Schritte Anftieg, beftanden von 
25 Bäumen, meift Tannen, wenig jüngeren Buchen, ward noch am 27. Oiftober in Angriff genommen. 
Ob hier das Grabmal in der Höhe gebaut und verfchüttet worden in der Richtung der Frdzunge 
gegen das Quellenthal herab, wurde nicht weiter verfolgt. 1 

Nach der Hand verlautete, ein ähnliches Hügelgrab liege an 500 Schritte aufwärts von 
Thal gegen Steinberg; die „Mantfcha'fchen Buben" hätten im Privatwalde des Bürgermeifters 
Kienzl in der Einöd, jenfeits des Förfterhaufes und der Wiefe links, drei „Kogeln" angegraben; 
ein „Kogel" ftehe auf dem Bergrücken noch mehr nordölllich vom Förfterhaufe. Kurz, die Hügel- 
gräber fchienen förmlich aus der Erde hervorzuwachfen. 

Nach den eröffneten Grabhügeln zu fchliefsen, welche dermalen noch wie die frifch gebau- 
ten Denkmäler der Urzeit im hohen Walde in den Durchfchnitten ihrer Krdgehäufe daftehen, 
haben wir es mit Ganggräbern der einheimifchen keltifchen Landbevölkerung aus den mittleren Zeiten 
der römifchen Oberherrfchaft zu thun, jener Landbevölkerung, welche laut Polybius von Noricum 

' Gerammelt: Thon. 4 Gefifitheile, hoch bis 82 Mm, dick bii 17 Mm, roh gebrannt, viel Glimmer beigemengt, mehr weidlich- 

grau, ftarker gebrannt Ton innen her. davon ein Stack gegen den Moden Annehmbar das groMe aller hielige» HugelgefHfHe — * !>»<. 
lirab hatte minderten! zwei ülaagefahe, vier Thongcfat«. 

VIII N F. 2 




Dr. Fritz Pichler. Zur Urgeschichte von Grätz unk Umgebung. 



her bis an die Donau eigentlich galatifche Gallier find, von derfelben Völkerfchaft, welche hierlands 
die Bronze-Zeit ahgefchloffen und den Eifenbau aufgenommen hat. In F.rmangelung eigentlicher 
Dolmen, die wir in Steiermark bisher lieber nicht haben nachweifen können, find die Tumuli, nach 
ihren örtlichen Varietäten mit hinreichender Abwechselung ausgeftattet, die alterten Beifetzungs- 
Stätten, die uns erhalten find. Hier an diefer Stelle erinnert der Clrundrifs ohne weiters an das 
Oval mit Gang zu Ottagärden nächrt Stadt Falköping in Weftergötland (Montelius Tombeaux de 
la Suede p. Tage d. 1. pierre, Fig. 14), an das Viereck mit langer Kammer zu Yxhult in Nerike, an 
das Viereck, rund eingefafst von Steinblöcken, in Berga, Södermannland (ebend. Fig. 20, 21). Es 
fehlen hier nur die Kammer- Abtheilungen mit Blatten und die Deckplatten; doch dürften diefelben, 
fowie es gelingt unzerbrochene Thon- und Glasgefäfsc nachzuweifen, wohl auch nicht fehlen. Solche 
Gänggriftr, mit andern Namen in den Kürtenländern Europas wie Nord-Afrikas und auch in Indien 
nicht unbekannt, finden lieh auf fchwedifchem Gebiete nur in Schoonen, Halland, in Bohuslän, 
Wertergötland und Oland. Wenn wir aus diefen die Vergleiche herbeiziehen, dafs die Leichen 
nicht verbrannt, fondern liegend beigefetzt wurden, fitzend, dazu Schmuck, Gefäfse mit Speifen für 
die Toilten, dazu Thierknochen vom üpferfchmaufe, fo find die Vergleiche im allgemeinen wohl 
erlaubt wegen der übrigen Landes-Ahnlichkeiten in Funden, als da find der Bronzewagen von 
Stretwegund Schoonen,' die klcingleimen und fehwedifchen Kürtrtückc."' Die Kammer im Grabhügel 
der Infel Möen, oval, in der Richtung Nordlüd, der fich erweiternde Gang erinnert mit Ausnahme 
des Blatten- Aufbaues am meillen an die hierortigen Vorkommniffe ; felbft mit tlen Winterhütten 
der Eskimos in* der Vergleich gar nicht unzutreffend. 3 Uebrigens fchliefsen wir lieber auf eine 
allgemeine Unbeholfenheit in Aufrichtung und Ausrtattung der alterten Grabbauwerke in den 
Alpenländern zurück, beachten auch die römifchen Beigaben und erwägen, dafs der jetzige 
mindeftens achtzigjährige Waldftand fich etwa zwanzigmal über den Trümmern der alten Cultur- 
zeiten erneuert haben kann. 

' Menttliui. Stucklmlmer MuftalfUhrcr, S. 17, Nr 31 Nil/m. Bion/c Altcrtl.Umcr iStit., S. jS. 31. - I Mmtritm llroi>ril<lein 
norra och mellcrlU fvcf.uc 1S73. S J09 J50. Ncgjrn S 255 ~ 1 /.»«•><-* VirtA-u-lSu, I 114. 157, Fig. 143. Xilfm Slcm Alurlliilmtr 
186S. S. 96, Taf. 14,99. HO. 




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EINE KÜCHENABFALLGRUBE BEI BYDZOV. 



Vom k. k. Conservator LUDWIG Schneider. 




III-- Ziegeleien, weicht: Püdlichvon der Stadt Neu-Bydzov hart an den I läufern der Chlumecer 
Vorfladt liegen, haben mir feit mehreren Jahren manch intereffanien Gegenftand geliefert, 
I und zwar aus allen Perioden der vorhiftorifchen Zeit Böhmens. 
Unter diefen Funden erregten meine Aufmerkfamkeit mehrere Feuerftein-Artefacle, welche 
ich felbft aus der Culturfchichte in der Ziegelei des H. Schrabel gewonnen habe, fowie die Bruch- 
ftücke von Gefäfsen, deren geftochene, die ganzen überdachen der Scherben bedeckende Ornamente 
ganz übereinftimmten mit den Ornamenten von Gefäfsfcherben, welche ich vor einigen Jahren 
zugleich mit einer Pfeilfpitze von gefchlagcnein Quarz bei Zalary gefunden hatte. 1 In £alary wie in 
Bydzov kommen derlei Scherben und Pfeilfpitzen nicht in den Herdftellen oder Afchengruben, 
fondern in unregelmäfsigen Gruben vor, welche mit dunkler humofer Erde gefüllt find. 

Im Herbfte des Vorjahres ftiefsen die Arbeiter in der betreffenden Ziegelei knapp vor 
Schlufs der Campagne abermals auf eine derartige Grube und ich beeilte mich, im Frühjahre diefelbe 
auszubeuten, bevor man anfing, neuen I.ehm zu graben, weil dabei nur dasjenige erhalten worden 
wäre, was die Arbeiter aufzuheben für gut befunden hätten 

Die tieffte Stelle der Grube, welche einen grüfsten Durchmeffer von etwa 2 M. hatte, lag 
0-90 M. unter der Erdoberlläche, und zwar reichten von diefer Tiefe 0-65 M. in den gelben Lehm 
hinein, während ("ich ober der Grube eine 0*25 M. Itarke Ackerkrumme ausbreitete. Letztere bildet 
eine fcharf abgegränzte Schichte, fo dafs eine Vermifchung ihres Inhaltes mit dem Inhalte der 
Grube leicht vermieden werden konnte. 

Der Inhalt der Grube beftand aus: a) Gefäfsfcherben (ungefähr 390 Stücke); b) Thier- 
knochen (160 Stücke) alle gefpalten und zerfplittert, einige mit Hieb- und Schnittfpuren; ein einziges 
Stück bearbeitet; c) Stücken von gebranntem Lehm mit Abdrücken von Spreu und Stroh (20 Stücke); 

d) gefchlagenen und bearbeiteten Steinen faft durchaus fremder Provenienz (20 Stücke); endlich 

e) vier l-'lufsmufchelfchalen — alles in allem an 600 Gegenftänden, von denen freilich manche 
Scherben und Knochenfplitter ganz klein find.* 

In dem tiefften Theile der Grube lagen die meiften Stucke des gebrannten Lehms, die 
Artefacle von Stein, von denen die kleineren gefchlagen, die grofseren aber polirt find, fämmtliche 
von den reich ornamentirten Scherben und nur eine geringe Anzahl Thierknochen , von denen 
manche ungebrannt find. Etwas höher lagen die Scherben der grofseren Gefäfse mit vielen 
Knochen ohne alle Spuren von Brand, einer aus Bein gefchnitzten Pfeilfpitze, einem ftark abge- 
nützten Getreidereibftein fammt dem Quetfcher, nebft einem zweiten grofseren Quetfcher, ferner 
die Mufchelfchalen ; die oberfte Schichte, doch immer noch unterhalb der Ackerkrumme, enthielt 
Refte von Gefäfsen mit Graphit-Anflrich. 

1 Verhandlungen der Berliner authroi.olog Gcfeltfchaft 1878 j>.ig. ]68, — I Hie auliernriientiiche Reichhaltigkeit dietet 
6nb( war auch den Arlienctn auflallend, de verwundert noch mehr, »ei.n man fi e mit der geringen Menge von r.cgentlitnden ver- 
gleicht, wrlche »wri andere Jetartige (iruben lieferten In diefen Millen namentlich ThtcrknOChM gaiulicli. 



12 



LUDWIG SCHNEIDER. 



A. Ge/ehlagene Stein- Artef acte. 1. Fin Flinten-Nucleus von 38 Grm. Gewicht; derfelbe zeigt 
ältere Springllächen von gröfserer Ausdehnung und in diefen verhältnismäsig jüngere mufchlige 
und von fehr geringen Dimenfionen, welche, wie es fcheint, ohne Zuthun des Menfchen, doch jeden- 
falls früher als der Stein in die Grube gerielh, entftanden find. Wahrscheinlich wurde der Stein 
durch zufällige Feuereinwirkung riffig und verdorben. Beiderlei Bruchflächen find ftcllenweife mit 
Tuff überzogen. ' 2. Eine Pfeilfpitze von weifsem braungeftreiftem Quarz (nicht Flint), 35 Mm. lang, 
gröfste Breite 16 Mm.; diefelbe wurde weggeworfen als der Dorn, mittelft deffen fie in Holz 
befeftigt werden konnte, abgebrochen war. 3. Pfeilfpitze von Feuerftein, nur 29 Mm. lang und 8 Mm. 
breit, die Spitze ift abgebrochen, der Dorn (17 Mm. lang) erhalten. 4. Lindenblattförmige Pfeilfpitze 
aus grauem Feuerftein, ohne Dorn, 23 Mm. lang, gröfste Breite 20 Mm., der Umfang gezähnt. 
Durch Bruch des Randes befchädigt. 5. Pfeilfpitze von grauem Feuerftein, 30 Mm. lang, 21 Mm. breit, 
Umfang zum Theile gezähnt, Spitze abgebrochen, die Hälfte der einen Seite zeigt die urfprüngliche 
Rinde des Knollens. 6. Mefferchen ven grauem Feuerftein, 29 Mm. lang, 13 Mm. breit, in der Fläche 
gekrümmt. 7. Splitter der Feuerfteinrinde, 21 Mm. lang, 20 Mm. breit. 8. Bruchftück eines wei- 
fchneidigen 17 Mm. breiten Meffers von Feuerftein; Länge des Bruchftückes nur 21 Mm.; durch 
Riffe nach allen Seiten zerklüftet. 

B. Polirtc Stein-Artefacle. 9. Hin kleines Beil von dunklem dichtem Geftein, 70 Mm. lang, 
in der Schneide 40 Mm., vor dem abgerundeten Ende 20 Mm. breit. 10. Fin fehr dünnes, zu einem 
ähnlichen Beile hergerichtetes Gefchiebe (Schiefer), wegen Bruch des Endes nicht fertiggemacht. 
Länge 64 Mm., Breite in der Schneide 42 Mm. 11. Eine dünne Steinplatte (Schiefer) beiderfeits 
polirt, alle Ränder ftumpfgefchliffen. Länge 80 Mm., gröfste Breite 31 Mm. 12. Fin prismatifches 
Stück desfelben Gefteins von 95 Mm. Länge, nur auf einer Seite geebnet und hier gerippt ; vielleicht 
Schleifftein. 13. Splitter von einem geglätteten Inftrumcnte. 14. Rohrkegel, fehr glatt, 22 Mm. hoch, 
Durchmeffer 18 Mm. und 13 Mm. 

C. Der in diefer Grube gefundene Getreidereibflein ift 150 Mm. lang, 90 Mm. breit, bequem 
in die Hand zu legen, und der Länge nach concav ausgewetzt; er befteht aus fehr feftem grob- 
körnigem röthlichem Sandftein.* Der zugehörige Quetfeher ift aus hartem weifsen Sandftein 
fcharfkantig zugefchlagen (pyramidal) und an der Bafis convex abgefchliffen. Der zweite Quetfeher 
ift aus einem gröfseren Stücke feinen Sandfteins kugelig zugefchlagen und an der einen Seite ganz 
eben zugefchliffen. 

/). Die aus Hein gefchnitzte Pfeilfpitze ift prismatifch geformt und fehr fchmal, denn bei 
einer Länge von 58 Mm. haben die vier Seitenflächen nur eine Breite von je 4 Mm. Der Reft des 
abgebrochenen Domes hat noch eine Länge von 13 Mm. und ift von der eigentlichen Pfeilfpitze 
«Kirch eine nur auf zwei von den Seitenflächen eingeritzte Furche gefchieden.' 

JB. Die fehr zahlreichen Ge/ä/s/eherben lafsen fich fehr beftimmt in folgende vier Kategorien 
trennen: a) folche von gefchlämmtem Thon ; b) folchc, die aus Thon mit Zufatz einer ausserordent- 
lichen Menge fcharfen Sandes geformt worden find; c) Scherben von Gefäfsen, welche aus Thon 
mit abfichtlichem Zufatz von Steinbrocken dargeftellt wurden, d) Gefäfse mit Graphit-Anftrich. 
Alle Gefäfse waren von freier Hand geformt. 

Der unterfte Theil der Grube enthielt Scherben von Gefäfsen, welche aus gefchlämmtem 
Thon geformt und meiftens auf eine eigenthümliche Art (durch eingeftochene Punktreihen — eine 

' Aehnliche Abfplutcrungen reigt das llnichdutk eine* j-olirten Flintkciln, welch« fich »uf der Oberfläche des fehr kleinen 
Burgwalles »uf dem Herge Rivn«; (1000 < v >u»dr.-K]fl ) imlsngft aufgelefen habe. Die in den feuchten Gruben gefundenen FliniAUckc find 
gani unverändert. huchftena weifen diefelbcn eine TulfkiuUe auf ; dagegen reigt fich ein >']intf(>an. welchen ich in der iirahiftorifchen 
Ansiedelung Ton l.ihen bei Prag unter der trockenen afchenhahigen (ulturfchichte von 100 M Mächtigkeit auf dem ungeftürten S«nd 
läget aufliegend fand, bit ru einer bedeutenden Tiefe in eine weifse, leicht rerrciblkhe Mafle verwandelt. 3 Stücke folcher Retbfleine 
wie auch ganre. liegen auf dem Rivnät:; auih auf dem „Zamka* hat Otbornt derlei gefunden Im Burgwalt von Stradonic kommen 
dagegen nur wahre Ilandmühlrn vur. — Die Beunheilung und Beflmimung der gefchlagencn Knochen innfs ich Fachleuten uberlaflen 



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Eine Küchen abiali.gruije jiki Bydzov. 



»3 



Nachahmung der Tätowirung?) ornamentirt waren. Solche Gefäfse erwiefen fich nicht blofs in 
Böhmen, fonderen auch in andern Ländern als treue Hegleiter der Silex-Inflrumentc. Die Bydzover 
Grube enthielt von diefen Scherben HO von ungefähr 50 Gefäfsen flammend, davon find nur 45 
ohne alle Ornamentirung. 

1 )er gröfste unter diefen Gcfäfsrcflen ifl der aus drei Scherben zufammengefetzte Boden 
einerreich ornamentirten Schale (Fig. 1); demfelben folgen drei (aus vier Scherben beflehende) 
Stücke eines über und über verzierten Gefäfses, mit einem dreitheiligen Knauf und nur undeut- 
lich abgeändertem Boden (Fig. 2); der Gröfse nach folgen die Untertheile von zwei Gefäfsen, 
von denen der eine (aus drei Scherben) die Spuren eines abgclöflen Knaufes ganz unten am 
Boden trägt. Gröfsere Stücke flammen noch von fechs ornamentirten und von drei nicht 
verzierten Gefäfsen; die übrigen Scherben find nur klein und weniger bedeutend bis auf zwei 
abgelölle Knäufe, von denen einer hornartig geformt ift, während der andere, gebrochene, fenkrecht 
durchbohrt war. 




»•ig « Fig. 3 Kig. 2. 



b) Von den mit geflochenen Punktreihen verzierten Gefäfsreften zeigen nur zwei einigen 
Gehalt von feinem Sand als Zufatz zum Thone, die übrigen aus Thon mit viel Sandzufatz 
erzeugten Gefäfse find ohne alle Verzierungen, Nur Knäufe kommen auf diefen Gefäfsen vor und 
ein folcher, abgelöfler, zeigt fenkrechte Bohrung. Die Gefäfse diefer Art haben Glockenform. 

c) War fchon Zufatz von Sand der Verzierung von Gefäfsen mit feinen Ornamenten 
abträglich, fo wurde fie durch Zufatz von Steinbrocken gänzlich vereitelt. Die aus folcher Maffe 
verfertigten Gefäfse find ohne alle Verzierungen mit Ausnahme von Reihen eingedrückter Finger- 
fpitzen und Fingernägel am Bauche, von Kerben am Rande der Gefäfse, ferner der obligaten 
langen und niedrigen Knäufe. Diefe find nahe am Rande des einen zweimal coupirten eiähnlichen 
Gefäfses angebracht und follten offenbar ein Ausgleiten desfelbcn aus den Händen, welche es 
trugen, verhindern. Scherben folcher Gefäfse mit Knäufen fanden fich viermal, darunter ein 
Scherben von fechs zufammenpaffenden, welche es möglich machten, die Form des ganzen 
Gefäfses ficherzuftellen. ' Nicht in diefer Grube, aber auf demfelben Platze kommen Gefäfse diefer 
Art vor, welche neben den manchmal gellügelten Knäufen Paare von kleinen Löchern in den 
Wänden hatten, ferner Gefäfse, bei denen die fenkrecht durchbohrten Knäufe fich bereits zu ziemlich 
grofsen horizontal angebrachten Henkeln entwickelt haben. 

Aus demfelben Materiale find die kreisförmigen Scheiben verfertigt, von denen die Grube 
zahlreiche Refle enthielt. Ich fand Stücke von zwei folchen Scheiben fchon im Jahre 1878 in einer 
Herdflelle derfelben Ziegelei mit Gefäfsen von ganz gleichem Charakter wie c und tf, und die 
immerhin bedeutenden Dimenfionen diefer Scheiben (Durchmeffcr mehr als 30 Cm.) brachten 
mich auf den Gedanken, dafs man zwifchen folchen erhitzten Scheiben das Brot buck. 

' Datfetlie haue an der Mündung einen Durchaieffer ton ib$ Mm. und eine Hohe von circa 235 Mm. Der DurchmeiTer am 
Hoden betrug ciica 110 Mm 



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>4 



Ludwin Sciinkider. 



d) Wie erwähnt, fanden fich in der oberften Schichte des Grubeninhaltcs Scherben von 
Gefäfsen mit Graphit-Anrtrich, im Ganzen 80 von ungefähr 25 Gefäfsen herrührend. 

Die meiften Scherben Hammen von einer eleganten Schüffei von 210 Mm. Durchmeffer und 
So Mm. Hohe, die fich zum Theil reconflruiren liefs und einer von Pudil in den Afchengruben von 
Hochpetfch (Becov) gefundenen Schüffei fehr ähnlich ifl, nur mit dem Unterschiede, dafs die 
Bydzover Schüffei nicht blofs da, wo Obertheil und Untertheil zufammenftofsen, mit Lietzen 
verziert war, fondern dafs fie acht derartige Lietzen auch am Rande trug und in diefer Hinficht 
einem zweiten Gefäfse von 1 lochpetfeh glich. ' Die übrigen bedeutenderen Scherben rühren von 
21 Gefäfsen her, einer ähnlichen Schüffei ohne Lietzen, dann Schalen und Töpfen, von denen 
manche fehr gefchickt mit linfenförmigen Vertiefungen, Furchen und Kerben, welche in den feinen 
Graphit-Ueberzug eingedrückt wurden (einmal auch im Innern), verziert find und von denen fünf 
Henkel befitzen oder befafsen. Die Henkel find nicht mehr horizontal und blofs angeklebt, fondern 
vertical und fehr folid befertigt. Diefelben ragen entweder aus dem Rande des Gefäfses (manch- 
mal ziemlich hoch) empor, während das untere Ende des Henkels in ein, in den Hals des Gefäfses 
gebohrtes Loch eingefügt ifl, ; oder fie liegen tiefer, zwifchen Hals und Bauch des Gefäfses 
und dann find beide Enden des Henkels durch die Gefäfswand gefleckt Die Böden find bei diefen 
Gefäfsen entweder eben oder eingeftülpt. 

Die Scherben der Bydzover Abfallgnibc find wichtig, da diefelben fozufagen fchichten weife 
aufgefunden wurden, fie werden es aber noch mehr, wenn man diefelben mit dem Inhalte von drei 
anderen Gruben vergleicht, welche ich an derfelben Stelle ausgebeutet habe. 

Die erfte von diefen Gruben befand Geh in der nördlichen Wand der Lehmgrube, ihre 
Sohle lag 1 • 20 M. unter der Erdoberfläche, doch war die Mächtigkeit der Cultur-Schichte nur eine 
geringe, da die Grube nach einigem Gebrauche wieder mit gelbem Lehm verfehüttet worden war. 
Diefe Grube lieferte nur Scherben von Gefäfsen aus gefchlämmtem Thon und Scherben von 
Gefäfsen aus einem Gemenge von Thon mit viel Sand. Die erfteren Scherben find fall alle, und 
auch von letzteren einige, mit eingcllochenen l'unktreihen verziert, und einer zeigt die Spur 
eines abgelöften Knaufes hart an dem bombirten Boden. 

Die zweite ebenfalls mit Lehm verfchüttete Grube, welche in derfelben Wand 40 Schritte 
weiter ölllich (ich befand und deren Sohle 0*90 M. tief lag, lieferte ein grofses Bruchftück eines 
viereckigen Reibfteins mit vollkommen ebener Reibfläche, ein Beil und einen Meifsel von polirlem 
Stein, einen einzigen kleinen Scherb mit eingellochenem Ornament, dagegen Bruchftücke von 
mehreren glockenförmigen Gefäfsen aus Thon mit viel Sandzufatz. 

Beide Gruben enthielten keine Afche, fondern dunkelgefärbte Erde und in keiner fand fich 
auch nur eine Spur von Henkeln oder Graphit-Anftrich. 

Die dritte Grube, welche fich einft in der örtlichen Wand befand, war fammt der Acker- 
krumme 1-05 M. tief, am Boden weiter (1.40 M.) als an der Ausmündung in die Ackerkrumme, fo 
dafs fie einem abgeftutzten Kegel glich,* mit Afche und gebrannten Steinen vollfländig gefüllt und 
lieferte, als ich fie vor vier Jahren ausbeutete, nur Scherben von Gefäfsen, welche aus Thon mit 
beigemifchten Steinbrocken gefertigt waren und flache Knäufe nahe am Rande aufwiefen, ferner 
Refte von gehenkelten Gefäfsen mit Graphit-Anrtrich und Verzierungen, weiter Stücke von zwei 
Thonfeheiben, von denen die eine mit Fingernägeleindrücken verziert war, dagegen auch nicht 
den geringrten Scherben von gefchlämmtem Thon mit oder ohne geflochene Ornamente oder auch 
nur ein Stück eines Gefäfses von Lehm mit rtarkem Sandzufatze. 

' l'amalky archaenlngickc X. lab 17. fig 1 und 2 — * Diele C«nftru<ftion haben auch die Mordhcnkel, welche in «lern Burg 
waUe in der Sacka und auf den ./arnka" bei Rorluk gefunden werden, in Bydzuv .iber nicht vorkamen. — 3 Afclicncruben von diefer 
Form lind nicht blof» in den prähiftonfchen Wohnftntien Böhmens, 1. H. Vokovice, Nehafice. Hoftomnice. Pfemy'deni. I.iben cic fehr häutig, 
fondern auch in Thtliingen und Mciffcn /. B. in Girbichenftein hei Halle a. S. Voff Vcrli. .1 berliner anlhropul. Gefellfchaft 1879 pag. 47 



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Eine Ktn iifnaiu ai.u.ruik bki Bvdzov. 



15 



Funde von Silex-Inftrumenten waren in Böhmen bis in die jüngfte Zeit fehr feiten, wohl nur 
defshalb, dafs man die unfcheinbaren Steinfplitter nicht beachtete. Der erde mir bekannte Fund 
ifl der auf dem Schleuer Berge, unter deffen Culturfchichte Kalitta im Jahre 1S31 drei Feuerftein- 
fpäne von je 3 Zoll Länge fand 1 und welche fammt einer bei Loueen im Walde angeblich 
2 Klafter tief gefundenen Speerfpitze von 5 Zoll 6 Linien im Jahre 1851 Eigenthum des böhmifchen 
National-Mufeums wurden. Uiefelben waren noch im Jahre 1856 die einzigen böhmifchen Funde 
diefer Art in den Sammlungen des Mufeums, denn zwei andere Silcx-Inftrumente dämmten von 
Rügen und von einem dritten, einem polirten Feuerfteinkeil wufste man nur, dafs der Spender 
H. F. I ) elikan dasfelbe von Auffig eingefchickt hatte. Im Jahre 1857 fand Confervator Lufsncr am 
Fufse eines Burgwalles bei Chrudim Silex-Artefacle, welche er dem Mufeum übergab, und nicht 
weit davon ein Gefäfs, welches über und über mit eingeltochenen Ornamenten bedeckt ifl, und das 
ältelte Gefäfs fein dürfte, welches das National-Mufeum befitzt. Seit jener Zeit wurden die Samm- 
lungen des National-Mufeums fall nur durch Feuerllein-Artefacte bereichert, welche auf dem Burg- 
walle in der Sarka gefunden wurden, und von denen im Jahre 1866 einige Stücke H. Kuber aus 
LlDOC fchenkte, während eine gröfsere Anzahl im Jahre 1871 mit der Sammlung Miks erworben 
wurde; erfl heuer fchickte H. V. Schmidt fechs Fcuerflcin-Inflrumente ein, welche bei Grofs-1 lorka 
gefunden wurden, nebft zwölf Gegenlländen aus polirtem Stein, einigen Bronzen (Dolchklinge) etc. 
Alle bisher in Böhmen gefundenen Silex-Inflrumente gehören der neolithifchen Zeit an, von 
einer Anwefenheit des Menfchen während der I )iluvial Zeit fand fich bisher keine Spur, ja es ift 
mehr als fraglich, ob Böhmen bei feiner eigenthümlichen Configuration jemals einen Menfchen in 
diefer Zeit beherbergt hat. 3 

In anderer Beziehung zeigen die alterten Krzeugniffe der Menfchenhand in Böhmen eine 
folche Uebereinflimmung mit jenen Artefakten, welche in den oberfränkifchen Höhlen und in den 
prähiflorifchen Anfiedlungen an der Saale vorkommen,' dafs man glauben mufs, Böhmen habe 
feine erften Bewohner erfl in der neolithifchen Zeit vom Welten her bekommen. Hiemit flimmt 
auch der Umftand überein, dafs der weltliche. Theil Böhmens in prähiftorifchcr Zeit augenfehein- 
lieh am dichtelten bevölkert war, denn man trifft an der Hiela und an der Fger falt bei jedem 
Dorfe eine prähiftorifche Wohnitätte an. Eine Befiedelung des weltlichen Böhmens vom Wellen 
aus konnte, da man ein Vordringen quer durch die Urwälder des Erzgebirges doch nicht denken 
kann, nur entweder vom Fichtelgebirge aus die Fger hinab oder von Meifscn aus die Elbe und 
weiter die Biela und Eger hinauf Itattfinden. Im eriteren Falle, der aber der natürlichen Richtung 
jeder Colonifation eines unbekannten Landes widerfpricht, müfsten die älteften Artefacle längs 
der Eger am häufigflcn vorkommen, was durchaus nicht der Fall ilt, fondern man findet diefelben 
längs der ganzen Elbe falt bis an das Riefengebirge und beinahe an allen Nebenflüffen derfelben. 
Speciell werden Silex Artefacle oder doch die als Begleiter derfelben charakterillifchen Gefäfs- 
fcherben gefunden. 

I Kalina von J.ithe*/Ui* Böhmen» hiftorifehe Opferplnue und GrahfUtten. - • Pa*ky. III. IM. Leider wurde diefe. Gefaf* 
(Nr. 415) unter die mittelalterlichen Gefchirre eingereiht und an einer folchcn Stelle deponirt, daf« e* biihcr aath dem Auge von 
Kennern < B t'fft entging. — > Nachdem die Gefitf*e von Vlerec und Niicbohy, welche man unter o.ler in Diluvial Schichten gefunden 
halten wollte, aufler Krage getreten waren, blieb du einiige Mcffcr von getriftetem Sandllein au» der Ziegelei in der Sarka (General ka) 
übrig, von welchem, da es angeblich mit Rhinoccro* Knochen gefunden worden war, Profeffor M'cLir'ich in feinem Artikel: Diluvuilii 
clovek v strednf Evrope il'amatky XI. pag _iKb raeint. dafs et vielleicht ein Zeugnifs von der Anwefenlieit de* Menfchen in Böhmen 
zur Diluvial Zeit abgehen konnte. In diefer Hinficht mufs ich bemerken, daf* ich bereit* vor längerer Zeit II Prof Anton Frif, welcher 
diefen Knud im „Vesmfr 1S7O" iiicrfl anführte, darüber interpellirte. von demfelbcn jedoch die Auskunft erhielt, da* betreffende MefTer 
fei wohl von Arbeitern an« jener Ziegelei, wo öfter* Khmocero* Knochen gefunden werden, angekauft worden, doch feien die näheren 
Und» ..nde de» h'undes gani unbekannt Ich habe alfo allen Grund zu glauben, daf* (liefe* Mclfer nicht viel alter fei, all eine Schale mit 
eingesehenem Ornament (Drudenfuf* au* «wei Doppelreihen von Punkten gebildet), deren Bnichfluck ich im Jahre 1858 in derfelben 
Ziegelei neben einem fehr rohen, vom Pfluge fehr hefchadigten Gef»f*e «»gegraben hatte - « Album der anthropnlngif. hi-n Aufteilung 
in Beilin 1880, Se«ion VI, Tal 2 und 3 Sektion VIII. Tat 5, 7 und to. 



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Ludwig Sc hnk.iuku. 



An der Elbe bei Au/ßg, wo 1877/78 Feuerfteinmeffer und Gefäfse mit eingeftochenen Punkt- 
reihen und mit Knäufen verziert gefunden wurden neben I lämmern und Heilen von polirtem Stein. 1 

An der Elbe bei I'olcpy: 1S78 Bruchftücke eines Gefäfses mit eingeftochenen Ornamenten. 

An der Elbe bei Öernoziee in der Nähe von Jaromer, wo 1871 Getreidereibfteine und Feuer- 
fteinfpähne nebft Hämmern von polirtem Stein gefunden wurden.* 

Im Flußgebiete der liiela fand ich im Jahre 1878 auf dem prähiftorifehen Wohnplatze bei 
Zalany (Schallan) omamentirte Scherben; (Fig. 3, 4) eine Pfeilfpitze von gefrittetem Sandftein und 
das BruchiUick eines Meffers aus rothgefprenkeltem weifsem Quarz." 

Auf dem Gipfel des Mille/chauer Herges (Dornenberg) fcheint eine Werkftätte von Silex 
Inftrumenten beftanden zu haben, das Materiale ilt dem l'orzellanjaspis ähnlich.* 

Im Flußgebiete der Eger Feuerftein-ArtefaCte in DobrU/chan und IVelhütten (Fhota). s 

An der Moldau und ihren Nebenßüffen wurden im Jahre 1831 auf der Slanskd hora bei Schlan 
Feuerfteinfpäne gefunden, ich fand 1881 auf dem Berge. Rivnäc defsgleichen und 1879 und 1880 in 
der prähiftorifehen Wohnftätte von Premysleni charakteriltifche Scherben. W. Osborne" hat 187S in 
dem Burgwall Pfeilfpitzen von Feuerftcin, dann Keile und Hämmer von polirtem Stein gefunden. 

Defsgleichen lieferten feit Jahren der Burgwall in der Sarka und die anftofsende Wohn- 
ftätte von Vokovice für die Sammlung des H. Mihi eine grofse Anzahl von Feuerfleinwerkzeugen 
fammt entfprechenden Gcfäfsen und Gcfäfsfcheiben. 7 

Aus Üben bei Frag enthält die Sammlung des Kunfthändlers Lehmann mehrere von dem 
f Pfarrer Peter a hier gefundene omamentirte Gefäfse; ich felbft fand heuer zwei Feuerfteinfpäne 
mit einem Splitter eines ornamentirten Gefäfses, und in der oberhalb Liben gelegenen Ziegelei von 
Kobyli/y 1878 ein Mefferchen von gefrittetem Sandflein und Scherben. 

Im Flußgebiete der 1/er wurden Feuerftein-Artefacle bei GrofsHorka gefunden, wahr- 
fcheinlich damals als (1876 oder 1877) die Strafse an Horka vorbei gebaut wurde, denn diefe durch- 
fchneidet eine prähiftorifche Wohnftätte aus neolithifcher Zeit." 

An der Cidlina liegt die Fundftätte von Neu-Bydlov und an der Kameniee (Chrudimka) 
der bereits früher erwähnte Burgwall bei Chrudim. 

Man ficht alfo, dafs die Elbe die Pulsader darflellt, von welcher aus Culturleben in die 
Finöden Böhmens drang. 

Bezüglich der auf allen diefen Plätzen mit Silcx-Inftrumentcn gefundenen Gefäfse habe ich 
noch zu bemerken, dafs die Ornamente bei allen wirklich eingeltochen find. Gefäfse, auf welchen 
ähnliche Ornamente durch Eindrücken einer ftark gedrillten Schnur hergeflellt, alfo jene imitirt 
wurden (Schnur-Ornamente), find in Böhmen fehr feiten. Ich felbft fand bisher auch nicht ein 
Stückchen davon; aber von den Gefäfsen im bühmifchen National-Mufeum gehört bisher wohl 
Nr. 234, welches mit der Sammlung Pachl im Jahre 1850 erworben wurde und aus der Gegend von 
Beraun ftammen Coli.' Auch einiges aus dem Burgwall in der Sarka, namentlich ein wohlerhaltenes 
Gefäfs mit einem gut entwickelten grofsen, fenkrecht geftelllen I lenkel fcheint hierher zu gehören. '* 
I )er wohlentwickelte Henkel bei diefem Gefäfse deutet auf eine verhältnismäfsig jüngere Periode 
der Töpferkunft, umfomehr als man das gefloehene Ornament nicht für eine Imitation des Schnur- 
Ornamentes, welches viel leichter auszuführen, aber auch viel weniger kräftig ift, anfehen kann. 
In tiefe fpätere Periode dürften wohl auch die feingeglätteten glockenförmigen Gefäfse von 

' Mitthcilungen dei anthropotogifchen Gefellfchafl in Wien 1879 — *- Pamitlkjr IX, pag. 476 — ■ Siehe Vir<k*v> in der Ver 
Ina dl Hg der Berliner »nthropol, Gefcllfchaft 1X78, pag, J7 8 - 4 Veamtr 1879 — » Mittheilungen der anthropol. Gcfellfchaft in Wien X, 
pag. 267. — * W. OsUrne. Ueber einen rund nu<. ,1er jüngeren Stcinreit in Böhmen 1880 - : H. Mtkk (Geldwechsler in I'rng. Kolil- 
niarlit beftUt noch eine nutgcicichnetc Sammlung von (liefen Gegeiiftandcn au« Vokovice, mährend er die Funde au* dem Burgwalle in 
dei SaiVa ■', 1 77J NnMfn) im Jaloc 1S71 dem National Mufeum ahgcireltn hat - " Ich gewann I.K77 an* den Bofchungen Scherben ohne 
Ornamente. - " / '.-/>. Verhau Hungen der Berl.ner jnthrupolog.GefeHfi.haft 1877, pag J09. — >•> Sarka Sammlung, ol.erfle Keihe der 
Gcfafae, rechter Hand. 



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KlNK KOCHENABFALLGRUBE BEI BVDZOV. , ? 

Markovicc im Mufcum zu Cäslau, 1 von Kralupy (Nr. 299 — 301) im böhmifchen National Mufeum,* von 
Polef>y \n der Sammlung des H. Pudil zu Bilin 1 und von Pfcmysleni in meiner Sammlung gehören. 

Was die Verwendung von Graphit in der Töpferei betrifft, fo war diefelbe in Böhmen erft 
dann möglich geworden, nachdem der Strom der Colonifation die Moldau und die Votava hinauf 
bis an die Graphit-Lager von Katovice (mit einem bekannten Burgwall) und von Schüttenhofen 
gelangt war,' denn die Graphit-Lager von Schwarzbach an der oberen Moldau bei Plan, welche in 
einer Gegend liegen, die erft in hiftorifcher Zeit dem Urwalde entriffcn wurde, können wohl hier 
nicht in Betracht kommen. Uebrigens fand ich Graphitkörner bereits in Bfezno bei Laim und auf 
£alany Scherben von Gefäfsen, welche unter dem Hälfe eine erhabene Leifte mit Finger 
eindrücken trugen, alfo eine Form haben, die noch in die neolithifche Zeit verlegt wird. 

Vergleicht man Vorftehendes mit den Kefultaten, zu welchen Virchow bezüglich der 
Gräber in Kujawien kam, 4 fowie mit Tifihler's Funden auf der kurifchen Nehrung,* fo dürfte man 
zu dem Schlufse gelangen, dafs Zweige desfelben dolichokephalen und platykremifchen Volks- 
ftammes, welcher während der jüngeren Steinzeit durch den Elbfpalt bei Tetfchen in Böhmen 
eindrang, fich gleichzeitig oder wenig fpäter noch weiter gegen Oden, über die Oder und Weichfei 
bis an die kurifche Nehrung ausbreiteten, üafs es nicht Germanen waren, ift wohl unzweifelhaft, 
denn nach dem Zeugniffe des Oltiopoliten Pofidonios verüefs der erfte germanifche Stamm, 
welcher den Römern bekannt wurde, die Cimbern, erft im Jahre 115 vor Chr. feine Sitze im 
füdöftlichen Europa, und traf derfelbe nördlich von den Karpathen auf fo compacte Maffen 
yallifcher Völker, dafs er genöthigt wurde, die Richtung feines Vormarfches zu ändern und in 
Ungarn einzubrechen. Es ift daher viel wahrfcheinlicher, dafs die erften Anwohner der oberen 
Elbe, Oder und Weichfei dunkelhaarige Südländer waren, welche aber zur Zeit des erften 
germanifchen Einfalles bereits ftark mit arifchen Elementen vermifcht, refpective von ihnen unter- 
jocht waren. 

Nachtrag. 1 

Die Grube, von deren Inhalt ich früher berichtet hatte, fchien ausgebeutet bis auf einen 
kleinen Theil, welchen der Ziegelmeifter aus Furcht, dafs das über demfelben ftehenden Getreide 
Schaden leiden würde, abzugraben nicht zugab. Es blieb alfo nichts übrig als die Ernte abzu- 
warten und dann auch den Reft der Grube auszubeuten. 

Dabei zeigte es fich, dafs doch noch ein bedeutender und befonders reicher Theil der 
Grube unberührt geblieben war, fo dafs durch das Ausbeuten auch diefes Thciles die Zahl der 
gefundenen Gegenftände faft verdoppelt und in jeder Hinficht wefentlich vervollftändigt wurde. 

Von Steingcräth wurden noch mehrere Stücke gefunden, die wichtigften darunter find: 
1. Bruchftück eines Meffers aus Flint, deffen eine Schneide gerade, die andere gekerbt war, 2. eine 
kleine Pfeilfpitze aus Flint, 3. ein fogenannter Schaber aus Flint, 4. ein fchmales, durch Schlagen 
hergeftelltes, zum Theile geglättetes Werkzeug aus graugefärbtem Stein, welches als Pfeilfpitze 
oder als Bohrer gebraucht werden konnte. 

Von Scherben ergab fich noch eine grofse Menge, und zwar fowohl von den mit einge- 
flochenen Punkten verzierten Gefäfsen, als auch von Gefäfsen mit Buckeln und von folchen mit 
Graphitanftrich. Die erftcren Scherben ftammten theils von ganz neuen Gefäfsen, theils wurden 

' Cerm.H Mittheilnngen der anthropu'.og Gcfellfchlft in Wien iSSo, pag. 2S2. — •' Verrl, Pravök teske «cmc. — :1 I'amatkr X, 
pag. 105 — * Das bölimifche National Mufcum liclii/t eine vom Coufcrrator /.uJitar in Strakunic cinacfchicktc gerippte Bron/ei yfle 
ans diefer Gegend. Vergleiche i'irtkm Verhandlungen der XL Verlaromtung der deutftlicn fJcfellftliafl für Anthropol. pag. IOJ. - » Ver- 
handlungen der Berliner anthropotog. GefeWchaft 1879, pag 42S und 1S80, pag. 314. — « Catalog der Aujfleilung prahifionrcher und 
antliropologifcher Funde Dntfclllamdl pag. 393 und Album, Scctinn I, Taf. 3 und 4. — 7 Vorgelegt der Central Coniniilfion Kndc de* 
Jahres 1881 

viii k. r. 3 



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ig Ludwig Schneider. Hink Kih henahfau.gkube bei Bydzov. 

durch diefelben die früher gefundenen Bruchftücke von Gefäfsen ergänzt; dies gilt namentlich von 
der reich ornamentirten Schiiffel und von dem Rette einer andern Schüffei Aus den Scherben der 
zweiten Kategorie liefs fieh eine bedeutende Anzahl zufammenfügen, befonders eine anfehnliche 
Partie von einem grofsen keffclförmigen Gefäfse, welches nicht blofs unterhalb des llalfes mit 
niedrigen langen Henkeln, eigentlich wagerecht durchbohrten W ulften (folche kommen häufig im 
Burgwalle des Sarka-Thales vor), fondern auch unterhalb der gröfsercn Ausbauchung mit vier 
Buckeln verfehen war, welche in die Gefafswand eingefügt und wohl dazu beftimmt waren, damit 
man das Gefäfs ficher auf die um das Feuer aufgefchichteten Steine aullegen könne. Von den 
übrigen Scherben ohne Graphit-Anftrich ift eine Anzahl mit ein-, zwei- und mehrtheiligcn Buckeln 
verfehen, bei andern ift der Rand gekerbt; graphifch verziert war ein einziges Gefäfs, doch in 
äufserft charakteriftifcher Weife, welche ganz der Verzierung der Gefäfse von Uebigau (Thüringen) 
und Calau (Brandenburg) im Album der Berliner anthropologifchen Ausltellung VI. Taf. 10 und 
IV. Taf. 16 gleicht. 

Die vorgefundenen Refle der gebrannten Thonfeheiben zeigten, dafs diefelben durchbohrt 
waren, und zwar waren die Oeffnungen paarweife angebracht, wie die excentrifche Lage der erhal- 
tenen andeutet. 

Auch die Anzahl der mit Graphit-Anftrich verfehenen Gefäfsbruchftücke wurde erheblich 
vermehrt, befonders durch eine zum grofsen Theile erhaltene verzierte Schale. 

Von Thierknochen wurden iaft noch fo viele gefunden wie früher, und Profcffor Woldrich 
war fo gefällig, von denfelben foviel als möglich war, zu beftimmen, nämlich 19 Reite vom Pferde, 
31 vom Rind, 6 vom Schwein und 4 von Ziege und Schaf. ' 

' Was da« Pferd (Ei|uu» ca!>atlai) betrifft, fo ift dasfelbe von kleinem Wuchfe ; intcreffant ift da* au* dem Nafcnbein eine» 
Pferdes hcrgeftelltc Oerath in Torrn eines Dolche*. Die Gattung des Kindel ift ebenfalls klein, und da» Kiefcirtuck ill gani gleich jenen 
welche ich m den Ufturen bei Brüx. I'arcdl. Seidowitz etc. fand, llnclift wjhrfcheinlii.il ift es die hfinillM „Torfkuh*. (Bot braehyceros 
Rllttinicyer). Viele Knochenftucke (lammen von einem jungen TlÜCrc. Der gröfste Thcil der Kinder und l'fcrdeknochen war gefpalten 
worden, um das Mark iu gewinnen Aufserdem kommen vor Knochen der Ziege (Capra hircus !»•)« de» Schweine* [Su* »crofa 1. ) und 
vielleicht auch vom Schaf. Da lieh keine Knochen vom Hunde fanden, fo folgt daraus, dafs diefcs Volk den Hund uicht afl, obwohl es 
Hunde gani beftimmt befafs. 




1 I 



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MITTELALTERLICHE GRABDENKMÄLER IN DER HERCEGOVINA, 



Von Dr. MORIZ HOERNXS. 

«Mit iü T«! llhittraiionen.) 




h\\ diefer Gcrhar «/fche Grundlatz, dafs man taufend Denkmäler betrachten muffe, um 
eines (richtig) zu fehen, ein Axiom ift, fo kann das volle Verfthndnifs einzelner Monumente 
einer bisher wenig oder gar nicht bekannten Claffe nur durch ausgedehnte Publicationen 



gleichartiger Denkmäler vermittelt werden. Pradtifch ift denn auch Gerhard diefer Forderung durch 
die Publication ganzer Denkmäler-Clafien, wie der etruskifchen Spiegel, gerecht geworden, welchem 
Beifpiele Brunn durch die Herausgabe der etruskifchen Afchenkiften gefolgt ift. Sie liefsen fich 
nicht abfehrecken durch ermüdende Wiederholungen an fich wenig erfreulicher Kunftleiftungen und 
gaben fo auf mühevollem und fcheinbar wenig dankbarem Nebengebiet ein Vorbild deffen , was 
auf blühenderen Gefilden der archäologifchen Wiffenfchaft noch lang nicht erreicht ift. Aber 
erftrebt wird es feitdem, und Gcrhard's Wahlfpruch und Beifpiel haben auch mir vorgefchwebt, als 




Fig. « Fig. a. 



ich auf meinen Reifen in Bosnien und der Hercegovina eine ganz neue, d. i. in der archäologifchen 
Literatur bisher noch nicht vertretene Denkmäler-Claffe kennen lernte: die der mittelalterlichen 
Grabfteine aus der Zeit der nationalen flavifchen Autonomie in den gedachten Ländern. Von 
jenem Grundfatze geleitet, habe ich auf meinen Touren alle mir erreichbaren Grabftätten befucht 
und jede noch fo unfcheinbareSculptur fkizzirt oder verzeichnet, ob auch die Ausbeute im Verhältnifs 
zur aufgewendeten Mühe manchmal äufserft kärglich war. Im Gefammtherichte über die gewonnenen 
Refultate, wovon der erfte Theil unter dem Titel „ Alterthümer der Hercegovina" in den Sitzungs- 
berichten der kaiferlichen Akademie der Wiffenfchaften XCVII. Bd., 11 Heft, S. 491, erfchienen ift, 
kommt diefe Denkmäler-Claffe infotern nicht zu ihrem vollen Rechte, als ich dort zur llluftration 
der betreffenden Nachweifungen nur eine befchränkte Anzahl einfacher Skizzen dem Text einfügen 
konnte. Den eigentlich dankbaren Theil der Aufgabe, die culturhiftorifche Verwerthung des 
gewonnenen Materials, mufste ich mir vorläufig verfagen — Grundlinien hiezu zog ich in einem 



Du. Mokiz Hokknes. 



hiefigen Wochenblatte („Altllavifche Kunfl und Ölkur in Bosnien", „Heimat 1881); aber auch 
an Material, tlas eine künftige Bearbeitung nicht wirtl entbehren können, war noch manches 
zurückgeblieben. Dazu rechne ich wohl nicht mit Unrecht die hier folgenden Abbildungen, eine 
Nachlefe zu der in den Sitzungsberichten der Akademie a. a. O. gegebenen Auswahl. Iis find 
wie dort Abbildungen bisher unedirter Monumente aus denselben Theil (Bezirke Mollar und 
Ljubuski, Gemeinden Brotujo, Ljubuski, Sovici, Blato) der I lercegovina. Wurde die erde Auswahl 




Fi C . 3 f 1k . 4. Fig. s 



naturgemäfs von der Rückficht auf hefonders fprechende Werke mit figuralen Darflellungen 
geleitet, fo dürfte «liefe als Ergänzung nach andern Seiten (ornamentaler Schmuck, Formen und 
allgemeines Ausfehen der Grabflcine) nicht unwillkommen fein. Ich halte die Ordnung feft, in 
welcher die Denkmälerllätten von mir bereill und im citirlen Berichte befchrieben find. 




Hg. 7 l"ig o Hg 8. 



Fig. t. Anficht eines Gräberinigeis beim Han Lakisic in Citluk (Brotujo gornje). Es liegen 
auf demfelben doppelt foviel Steine als in der Skizze fichtbar find, nämlich fcchzehn Die 
Anordnung der Steine, zahlreiche kleinere oder flache um einen grofseren oder aufrechten, wieder- 
holt fich in typifcher Weife an vielen Gräberftättcn des Landes. Urfprünglich mag der Hügel blofs 
für das erfte hervorragende Grab benützt oder aufgefchüttet worden fein, um welches lieh dann 
die übrigen mehr oder minder regellos gruppirten. Dafs die Sarkophagform an fich, gegenüber 
der IMattenform, von auszeichnender Bedeutung wäre, ill fonft nicht zu bemerken. 



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MlTTELAI.TEkl.lCHE GkABDENKMÄLEk IN I>Ek IlERCEGOVINA. 



21 



Fig. 2. Stein aus derfelben Gruppe, fammt der Unterplatte aus einem Stück gearbeitet. 
Das in quadratischen Rahmen viermal wiederholte Ornament ift nur Füllfchmuck für die Eckfelder 
der Kreuzfigur, welche die Grundform diefer Decoration bildet. 

Fig. 3. Zwei Gräber von Nahverwandten (Mann und Weib), wovon das eine (des Mannes-) 
durch Kreuz und Halbmond ausgezeichnet ift. Da das Kreuz wahrfcheinlich die Rückfeite 
bezeichnet, würde der Mann rechts, die Frau links ruhen Von der Gräberflätte Bakrf in 
Brotujo gornje. 

Fig. 4. Grabftein vom Felde Akvine bei Cerin (Brotijo gornje). An der Stirnfeite wahr- 
fcheinlich die Witwe und zwei Kinder des Verdorbenen mit klagend ausgefl reckten Armen. Aus 
der Darftellung (wenn diefc Erklärung richtig ift) fpricht nicht fowohl reines Unvermögen als 
decorative Verwendung des angegebenen Motivcs, vielleicht unverftandene Tradition eines alten 
Schemas. 

Eben dort findet fich eine Gruftplatte mit dem fymmetrifch eingezeichneten und umrahmten 
Kreuz gleich einem Fenfter, deffen vier Scheiben Halbmonde und Rofetten verzieren, oder einer 
Thüre, deren Füllungen derart gefchmückt find. So werden finnvolle Symbole durch gedankenlofe 
Symmetrie der äufseren Anordnung auf das möglichfl tiefe Niveau herabgedrückt Halbmond und 
Stern (Sonne) in den oberen Eckfeldern des Kreuzes kommen auch auf nord-flavifchen Denkmälern 
vor. (Grabplatte aus dem 13. Jahrhundert in der Stadtpfarrkirche zu Pifek, Böhmen, f. Lind, 
Mittelalterl. Grabdenkm in Helferl s Oeflerr. Jahrb. V. S. 194, Fig. 9.) 




Fig. 10 Fig u Elf, 11. 



Fig. 5. Mannshohes Kreuz zu Häupten einer mit Schild und Schwert gezierten Grabplatte 
in Kutac (Obcina Ljubuski). Die in Variationen häufig wiederkehrende Decoration des Kreuzes 
gehört, mir wenigflens, noch zu den Räthfeln alt-flavifcher Kunft in Bosnien. Unfer Kreuz trägt 
diefelbe fowohl vorn als hinten. 

Fig. 6—7. Muftcr von Grabftcinen aus Borje (Klobuk, Obcina Ljubuski) mit mannigfachen 
Kreuzformen. Bei Fig. 6 fehen wir einen räthfelhaften Gegenfland (Schwertgriff, Siegel ?). Dem oberen 
Theile diefes Kreuzes ähnlich fand ich ein Ornament auf einer Platte desfelben Gräberfeldes und 
(nebft Halbmond und anderer räthfelhafter Figur) auf der Abbildung eines folchen aus dem 
Trebizat-Thal, Sterneck Geogr. Verh. Bl. IV. big. 7: das Andreas-Kreuz, welches hier den Schild 
verziert, der auf einem Schwerte liegt, fchmückt fonfl auch ganze Platten. 

Fig. 8. Zwei Kreuzformen an demfelben Steine, obere Fläche; an einer Langfeite der Platte 
ein Kreuz fammt Mond. Die figuralen Darllellungen der andern Langfeite und der vorderen 

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22 



bu. Morir Hor.kNKs. 



Schmalfeite f. Sitzungsbericht der Akademie I. c. Fig. 19 a und b. Diefes Monument 
findet lieh am Friedhof Seline (Obcina Soviel) Zu diefen verfchiedenen Kreuzformen C) 
füge ich noch die beiflehende, (Fig. 9) welche in Seline neben Mond und Stern, in Ol r*-> 
Cevin neben Schwert und Schild vorkommt. / V 

Fine räthfelhafte üarflellung (dolchartige dreifpitzige Waffer) zwifchen Mond j.| K 9 
und Stern fand ich auf einem Grabftein von Seline. 

Fig. 10, 11. Gruftplatten von Seline, Pfeil und Bogen neben dem Schilde und die kleine 
Figur auf demfelben (11) find linguläre Beigaben, wodurch diefe Steine bemerkenswert!! erfcheinen 
Frftere Warfe ift feiten dargellellt, findet lieh aber doch hin und wieder auf alt-flavifchen Grab- 
(feinen, emblematifch unter einem beilfehwingenden Arm (f. Sitzungsber. 1. c), dann auf einem 
fargförmigen Stein bei Niksic, der mit einer Jagd-Scene gefchmückt ift, in <ler Hand eines Reiters, 
der mit zwei Hunden einen Hirfch verfolgt, und auf einem andern Stein, gleichfalls in der Nähe 
von Niksic, in der Linken eines Reiters, der mit der Rechten einen Speer fchwingt. Zu Fig. 11 
bietet nur Seline felbft (1. c. Fig. 16) eine Analogie. In feinen Itineraires en Hercegovine pag. 57 gibt 
S/. Marie die Abbildung eines Steines, di r mit dem unfrigen identifch fein dürfte, obwohl die kleine 
Gertalt bei ihm nicht auf, fondern neben dem Schilde fleht. 




Fig 14. Flg. 13 Kig 15. 



In Fedinac (Obcina Sorici), findet lieh eine Gruftplatte, auf welcher das Sehwert über, 
ftatt wie fonft unter dem Schilde und der Halbmond auf (fonft neben) dem letzteren erfcheint. 

Fig. 12. Die Schmalfeite eines farkophagförmigen Steines in Ledinac: die eine Seite zeigt 
einen gewundenen Stab mit Mond und Stern, fie lehrt uns, dafs Mond und Stern, die wir als 
ritterliche Fmbleme bereits kennen gelernt, auch als Feldzeichen verwendet wurden; die Rück- 
feite (Fig. 12) fcheint ein heraldifches Gcgenftück zu fein. 

Fine Gruftplatte ebendafelbft zeigt in den Fckfehlern des Kreuzes, ftatt der gewöhnlichen 
Halbmonde und Rofetten, hier Halbmonde und Kreuze; auch die fonft übliche diagonale Stellung 
der gleichen Fmbleme ift hier aufgegeben, fie find neben einander geordnet, und es verfchwindet 
damit, wenn wir recht fehen, eine Frinnerung an das liegende (Andreas ) Kreuz, das als folches 
noch einzeln«' Gruftplatten in Broc'no-I )olnje ziert 



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Mittelalterliche Gbahhf.nkm.m.fk in dkk Her«. ec;ovina. 



23 



Auf einer Grabplatte in Ledinac fand ich ein feltfames Ornament; vielleicht Nachahmung 
eines metallenen Thürbefchlages, der wieder feinerfeits an die Petrus-Schlüffcl erinnern wurde. Uiefe 
Reminiscenz hätte nichts auffallendes in einem Lande, das im Mittelalter wiederholt zur Sühne für 
Abfall und SeCtenthum in aller Form den Päbften geweiht und zum Lehen des römifchen Stuhles 
erklärt worden ift. (Vgl. Sitz. Ber. d. Akad. I. c. Fig. 28 *.) 




1 ,: iö Fig tS Fig. 17 



Fig. 13. Gruftplatte mit plumpem übermannshohem Steinkreuz; von derfelben Gräberflätte. 
Die Decoration des Kreuzes mahnt an eine beliebte viel variirte Art, in welcher noch heute an- 
fehnlichere Grabkreuze von den chrilllichen Landesbewohnern verziert werden. 1 




Fig. 19. Fig. 20. 



Fig. 14. Gruftplatte mit vier verfchiedenen Fmblemen, wovon das Kreuz an gleichem 
Orte auch auf einem andern Grabftein desfelben Friedhofes erfcheint. Die drei anderen Felder 
diefes „Fenfterkreuzes" enthalten Reminiscenzen an die beiden Landes Wappen , welche Car 
Stephan I )usan 1343 den Provinzen Bosnien und Primorje (Küftenland) gegeben. Frfteres Wappen 
zeigt im doppeltem Schilde Halbmond und Stern, letzteres einen fehwertfehwingenden gepanzerten 

1 Ich behalte mir vor, im Anfchlufs an die mittelalterlichen Grab Reliefs, eine vorbereitete Aotwahl neuerer bo>nilch herce 
govinifchcr Crabfculpturen N ediren, die manches ethnographifch und luUurhiftorifeh Intcre(Tjitite bieten durfte. 



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M 



DK. MOKl/ HOEKNES. 



Arm. Iis ift nicht gleichmütig, dafs auf unferem Grabflein letzteres Kmblem im oberen Felde neben 
dem Kreuz erfcheint, denn die Fundftitte diefes Steines (Trn bei Sirokibrig) gehörte zur gröfsten- 
theils katholifchen Provinz Primorje. Die Embleme des bosnifchen Wappens füllen die unteren 
Felder. Wahrfcheinlich flammt diefes Denkmal aus dem letzten Viertel des 14. Jahrhunderts, zu 
ließen Beginn (1376) der bosnifche Ban Stephan Tvrdko die Krone der Ncmanjiden ufurpirte und 
fich „König von Serbien, Bosnien und Primorje" nannte. 




Fig. tl. F.g 22. 



Fig. 15. Gruftplatte von demfelben Friedhof. Bekanntlich gehört die tartfehenartige Schild 
form mit halbrundem feitlichem Ausbifs (zum Einlegen der Turnierlanze) dem 15. Jahrhundert 
an, wodurch ein Mittel zur Datirung diefes und anderer Grabfleine gewonnen wäre. Das auf einer 
Schmalfeite des Rahmenftabes errichtete gleichfchenklige Dreieck mit der zur Grundlinie gezogenen 
Senkrechten kehrt auf einem der oberwähnten Grabfteine von Niksic (in Montenegro) wieder. Die 
Bedeutung der fünffachen FeUlertheilung auf unferem Grabllein und des Pentagrammas in einem 
der unteren Drcieckfelder läfst (ich fehwer bcflimmen. 




Fi K , 14, Fig. 23. Fiß 25. 



Fig. 16. Grabplatte mit feltfamen Figuren in ornamentaler Behandlung, in denen aber doch 
Monde, rofettenförmige Sterne und Blätterkreuze erkennbar find, durch unverftandene Tradition 
wahrfcheinlich entftellt aus einer finnvolleren Anordnung (um das liegende Kreuz:) übernommen. 
Hine nord-flavifche Analogie ift nachgewiesen (Sitz. Ber. d. Akad. I. c. S. 563 Anm). Von der Gräber- 
flätte Zaimisto bei Sirokibrig. 

Fig. 17. Gruftplatte von Sarampovo (Obcina Blato). Diefe feltfame Reitergeflalt verräth, 
aufser dem künfllerifchen Unvermögen ihres Urhebers, dafs die kleine kurzhalfige Pferderaffe, 
welche heute in Bosnien und der Hercegovina angetroffen wird, dafelbft fchon im Mittelalter heimifch 
war. Auch die Sitte, den Schweif der RolTe lang wachfen zu laffen, fo dafs er auf der Frde nach- 
fchlcift, findet fich noch gegenwärtig. 



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Mittelalter!. H i ie Grabdenkmäler in der Herc egovina. 



*5 



Fig. 18 farkophagförmiger Stein von derfelben Oertlichkeit, 

In Ribic (Gemeinde Oftrozac, Bezirk Konjica) findet fich ein farkophagförmiger Grabftein, 
deffen im Giebeldreieck befindliches Ornament ficher der Reil einer (im urfprünglichen Vorbild) 
ganzen Figur mit klagend ausgeftreckten Armen ift. 

Fig. 19. Mannshohes Kreuz zu Häupten einer mit Schild und Schwert gezierten Grabplatte. 
Decoration vorn und rückwärts gleich, doch von den ähnlichen Denkmälern in Citluk Kutac und 
fonft etwas verschieden. Von dem Denkmale in Kutac (Fig. 5) unterfeheidet fich ein anderes Kreuz 
derfelben Gräberftätte (5avampovo) nur dadurch, dafs das räthfelhafte Ornament an demfelben 
dreimal (ftatt zweimal) vorn und rückwärts wiederkehrt (Fig. 20). Die mit einem Kleeblattrahmen 
eingefafste Platte ift leer. 

Fig. 20, 21. Zwei Seiten eines farkophagförmigen Grabfteines von Sarampovo. Jagd und 
Tanz find die oft wiederkehrenden Darftellungen auf denfelben. 

Fig. 22 — 25. Drei Seiten eines farkophagförmigen Grabfteines von „Stecki" bei l'odgorje 
(Gemeinde Blato). a) zeigt den aus der Schlacht heimkehrenden Krieger, der das erbeutete 
Pferd feines im Zweikampf überwundenen Gegners am Zügel nachführt ; b) wahrscheinlich die Frau 
des Helden, welche demfelben nach feiner 1 leimkehr Schild und Schwert abgenommen, um es in 
die Rüftkammerzu trafen; c) zwei Schweftern oder andere Hausgenoffinen des Kriegers, die aus 
Freude über feine fiegreiche Rückkehr einen Kolo tanzen. So wenigllens ftellt fich der Sinn tliefer 
rohen Bilder dar, wenn wir die clafiifche Fpik der Südflaven, ihre von Karadzic gefammelten Volks- 
lieder (narodne srpske pjesme), in der Weife zu Hilfe nehmen, wie wir die homerifchen Gefänge 
zur Erläuterung der älteften griechifchen Kunftdarftellungen benützen. 




Flg. 26 



Fig. 26. Gruftplattc von derfelben Stätte, durch ein eigentümliches, aus der Doppelfpirah- 
(mit rückfchritllicher Kntwicklung) gebildetes Ornament bemerkenswerth. Ein anderer ebendort 
befindlicher Stein trägt an derfelben Stelle (rings umher) blofs eine Reihe von runden Knöpfen 
in folgender Anordnung: 

00 o 00 0 00 o 00 o 00 o 00 o 00 o 00 o 00 o 00 
was gleichfalls an uralte Müller — - getriebene Metallverzierung in Nachahmung vorftehender Nieten- 
köpfe — erinnert. Für diefe ftarre Tradition hochalterthümlicher Verzierungsweifen bietet die 
bosnifche Kunftinduftrie noch in ihrer gegenwärtigen Uebung zahlreiche intereffante Beifpiele. 




VIII. N V. 



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DIE MITRA VON ARNOLDSTEIN, 



Von Dk. Eucard Fkkiii. v. Sackkn. 




(AS Benedi&iner-Stift zu Arnoldflein in Kärnten wurde im Jahre 1107 von Otto Grafen von 
Andechs, der 1102 von K. Heinrich III. zum Bifchofe von Hamberg ernannt worden war, 
gegründet, an der Stelle einer windifchen Vefle, welche der genannte Uifchof wegen der 
fortwährenden Beunruhigung der Gegend durch deren Bewohner brechen liefs. Die erften Mönche 
kamen von St. Michael bei Bamberg und (landen bis 1116 blos unter einem Prior. Trotz grofser 
Bedrängniffe durch Türkeneinfälle, der Reformations-Bewegung, während welcher der Convent 1578 
bis auf drei Mitglieder zufammenfehmolz, und des Aufruhrs der lutherifchen Bauern 1659, erhielt 
fich das Stift durch 650 Jahre, bis es unter K. Jofeph II. aufgehoben wurde. 

Die hierauf zur Pfarrkirche gemachte Stiftskirche bewahrte bis vor kurzem eine intereffante 
Mitra (Fig. 1), welche im vorigen Jahre vom öfterreichifchen Mufeum für Kund und Induftrie ange- 
kauft wurde. Diefelbe hat noch eine gedrückte Form, indem die I lohe in der Mitte nur 26 Cm. 
mifst, an den Seiten 10 Cm.; auf dem Kopfe erfcheint fie bei diefen Verhältniffen ziemlich kegel- 
förmig. Sie befteht aus grober Leinwand, ift aber reich ausgefchmückt, beiderfeits ganz mit 
Stickerei bedeckt, mit verticalem Friefe (Titulus) und Querftreifen um den Kopf (aurifrifia in cir- 
cuitu). Die Theilung in Felder für die Stickerei ifl durch Silbcrflinfcn bewerkstelligt, nämlich halb- 
kugelförmige, hohle, an Fäden gereihte Silberperlen, welche in fehr wirkfamer Weife ein Surrogat 
für echte Perlen darftellen. Die zu zweien und dreien aufgenähten Fünfen in den Feldern zwifchen 
den Perllinicn find aus demfelben Materiale, aber vergoldet. Vorder- und Rückfeite der Mitra find 
in der Ausftattung und der Anordnung des Bildwerks faft ganz gleich, nämlich am Querftreifen je 
drei Lünetten mit Heiligen in Gürtelbildern, am Ende je eine halbe Lünette mit Laub-Ornament, im 
Titulus wieder drei Lünetten (die oberfte unvollftändig) mit Halbfiguren, in jedem der dreieckigen 
Seitenfeldcr Engel ebenfo in das myftifche Ofterei unvollkommen darfteilenden achtfpitzigen 
Umrahmungen. Die Zwifchenräume nehmen gefchmackvoll ftylifirte Blätter und Blumen ein, bei 
denen eine dreiblättrige lilienartige Form vorherrfcht. 

Die Figuren, Blumen und Blätter find mit offener Seide im regellos laufenden Plattftich 
geftickt, den Grund bilden Goldfäden, die, doppelt genommen hin- und hergelegt, aufgenäht find, 
beim Hintergrund der Figuren horizontal. Ebenfo behandelt erfcheinen die Nimben, nur dafs hier 
die doppelten Goldfäden rund gelegt find. 

Bei der ftarken Befchädigung der Inful konnten nicht alle der dargeftellten Heiligen, von 
denen die meiften gar kein Attribut oder nur ein Buch haben, mit Sicherheit beftimmt werden; 
zwar ift jedem fein Name durch Ausfparen der Goldfäden und fchwarz geftickt beigefügt, aber 
viele Buchftaben find bis zur Unkenntlichkeit zerftört. 

Auf der Vorderfeite fehen wir in der oberften Lünette des Titulus Chriftus, durch das rothe 
Kreuz im Nimbus ausgezeichnet, fegnend, auf der Linken das Buch, in rothem Unter-, blauem 
Oberkleide, darunter Paulus, jugendlich mit blondem Spitzbart, im rothen Gewände, . das aufge- 



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DlK MlTKA VON AkNOLDSTKIN 



27 



richtete Schwert und ein Buch in 
den 1 landen. Uie dritte Liinette 
zeigt einen Heiligen mit kurzem 
Barte, die rechte Hand über 
den Leih gelegt, ohne Attribut, 
die noch leferliche Beifchrift be- 
zeichnet ihn: S. IAGOBVS; er 
traj^t über der grünen Tunica 
einen rothen Mantel. Unten S 
NICOLAVS, mit der Rechten 
fegnend , auf der 
Linken das Buch, ein 
Greis mit weifsem 
Bart, im grünen Ge- 
wände, über welches 
das goldene Pallium 
gelegt ifl. In der 
Liinette zu feiner 



Rechten ein ihm zugewendeter 
I leiliger, der ihm mit beiden 
I landen ein Buch entgegen halt, 
im rothen Unter-, grünen Ober- 
kleid, nach der kaum leferlichen 
Beifchrift St Marcus (r), zu feiner 
Linken ein bekrönter jugendlicher 
Heiliger mit blondem kurzen Bart, 
in der Rechten ein Kreuz, die 
Linke wie adorirend auswärts 
gekehlt, Von den 
beiden Lngeln, deren 
Flügel in verfchiede- 
nen Farben fchillern, 
hat der rechts ein 
grünes Kleid, der 
links über eint m 
lolchen ein rothes 




Obcrklcid; jeder trägt auf der 
vom Kleide bedeckten rechten 
Han<l einen rundlichen rothen 
Gegenftand. 

Die Rückfeite enthält in 
der oberften Liinette wieder den 
fegnenden Salvator, die zweite 
eine weibliche Heilige, in der 



Fi£ I 



rechten den Palmzweig des 
Märtyrerthums, die Linke betend 
ausgefl reckt, 5.1 VTA(?) r im blauen 
Kleide mit chlamysartigem rothen 
Mantel, die dritte einen Jüngling, 
die Rechte auswärts gekehrt, im 
gelben Unter-, grünen Oberkleid : 
S. TOMAS. Im Circuitus: in der 

4» 



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j8 



Dk. Eduard sacken, dik mitka von Arnoldstein, 



Mitte S. DONATS, ein greifer Erzbifchof, auf dem Kopfe die Mitra mit Aurifrifien, um die Schultern 
das goldene Pallium, mit der Rechten fegnend, in der Linken das Buch, zu feiner Rechten 
S. IONEVA, Johannes der Evangelift, der hier als alter Mann dargeftellt iil mit langem Barte, mit 
beiden Händen ein Buch haltend, zur Linken des heil. Donatus i(l PETRVS dargeftellt mit den 
grofsen Schlüueln. Die Engel find denen der Vorderfeite gleich 

Auf der Spitze eines jeden Ilornes befindet fich eine Quarte aus gedrehter rother Seide, 
der Stiel zweimal mit Goldfäden umwunden. 

Sehr gefchmakvoll find die 50 Cm. langen, unten etwas breiteren und mit rothfeidenen 
Franfen befetzten Ligulae (ftolae, fanones), in derfelben Technik gedickt, auf jeder eine mit 
Blättern befetzte Ranke, deren Abzweigungen bei einer fieben, bei der anderen acht lünettenartige 
Biegungen bilden mit rtylifirten Blättern an den Enden, auf deren jedem ein bunter Vogel fitzt. 

Das Futter der Inful befteht aus doppelter Leinwand und rothem Tafft, das der Ligulae 
aus grünem Seidenftoffe. 

Die Mitra gehört zufolge ihrer reichen Ausfchmückung zu jener Gattung, welche nach 
einer Conftitution des Bapftes Clemens IV. (1265 — 68) ex ernten Aebten zukam, d. h. folchen, die 
unmittelbar von dem römifchen Stuhle, nicht aber von einem Diöcelan-Bifchofe abhängig waren, 
denn nur diefe follten „mitrae aurifrifiatae" tragen, während den nicht exemten nur „mitrae 
fimplices" ohne geftickte Aurifrifien und Ligulae zukamen. Sie repräfentirt die reichfte Art der 
erlleren als „mitra feftalis de auriphrygio in circulo et in titulo" und war nur für die hohen Felle 
oder Feierlichkeiten im Beifein des Metropoliten befliinmt. Nach der Form und nach dem Style der 
Bildwerke flammt die Mitra aus dem 14. Jahrhundert. Was die erftere anbelangt, fo erfcheint 
diefe gegen die im 12. und 13. Jahrhundert übliche fchon etwas überhöht. So hat von den 
beiden romanifchen Mitren im Domfchatze von Salzburg die eine 22, die andere gar nur 17 Cm 
Höhe, die zu Brixen 21 Cm. Dagegen kommt im 14. Jahrhundert bereits eine Höhe bis zu 
34 Cm. vor, welche z. B. eine aus dem Domfchatze von Meifsen (lammende im Mufeum zu Dresden 
zeigt; die zu Admont in Steiermark (Mitth. der Ccntral-Comm. V, 230) ift 33 Cm. hoch. Grofse 
Aehnlichkeit mit unferer Mitra hat die des Erzbifchofs Beter Aichfpalt von Mainz (.306 — 1320) auf 
deffen Grabfteine. 

Die Zeichnung der Figuren und der Charakter der Ornamente, bei denen Renaiflance- 
Anklänge nicht zu verkennen find, deuten auf italienifche Kunrtweife. Mit der angegebenen Zeit 
fleht auch die Form der Majuskeln in den Beifchriften in Uebereinrtimmung, fowie die Technik des 
regellos laufenden Blatt ftiches, der eine eigenthiimlich malerifche Wirkung hervorbringt, während 
fpäter, im 15. Jahrhundert, der regelmäfsige Bilderftich, welcher der Stickerei mehr das Anfehen 
eines Gewebes verleiht, in Aufnahme kam. 




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ZUR FRAGE DER RESTAURIRUNC DER BRONZEFIGUREN IN 
DER FRANCISCANER-KIRCHE IN INNSBRUCK. 



Von R. v. Eitki.hkkgkk. 




|IE Frage der Reflaurirung der Bronzefiguren in der Franciscaner-Hofkirche zu Innsbruck 
erregt fo viel Auffehen und wird zugleich mit einer folchen Leidenfchat'tlichkeit behan- 
delt, dafs der Wunfeh wohl berechtigt ifl, es möchte eine ruhigere und fachgemäfse 
Krörterung der Angelegenheit platzgreifen. 

Um die Leidenschaftlichkeit zu erklären, welche bei diefem Anlafs in Innsbruck zum 
Ausbruch gekommen ift, mufs der Umftand in Betrachtung gezogen werden, dafs man dort 
gewohnt war die Bronzefiguren als eine Art von Nationaleigenthum anzufeilen und zwar als einen 
Theil des Nationalruhms. Ks fcheint, als wenn hie und da in Tyrol die wohl nur aus Patriotismus 
entftandene Meinung beftünde, dafs die Bronzefiguren in der Hofkirche Eigenthum des Landes 
und feinerzeit auch im Lande felbft angefertigt worden feien. Dafs aber diefe Figuren Kigenthum 
des kaiferlichen I laufes feit den Zeiten des Kaifers Max find, und dafs diefelben nur theilweife in 
Innsbruck, theils auch in Augsburg und Nürnberg gegoffen wurden, dafs die Künftler des deutfehen 
Reiches, und zu letzterem gehörte ja damals auch Tyrol, an den Figuren mitgearbeitet haben, das 
zieht man dort zu wenig in Betracht, üafs einige der Figuren felbft von grofsem kunfthiftorifchem 
Werthc find und dafs der ganze Denkmal-Cyclus aus der grofsen Kunftbeftrebung des Kaifers Max 
hervorgegangen ift, unterliegt gar keinem Zweifel; und darum nehmen an allen Fragen, die fich 
auf das Denkmal beziehen, nicht blos die Kunftfreunde von Tyrol fondern auch alle Freunde der 
deutfehen Kunft und der deutfehen Früh Renaiffance den wärmften Antheil. Dafs die Figuren 
fchon wiederholt mit einem Auftrieb überzogen wurden, ift allgemein bekannt. Dafs unter den 
Kunftforfchern Confervator David Schonherr und Profeffor Wilhelm I.übke fich am meiften mit 
dem Monument befchäftigt haben, ift jenen l'erfonen, welche fich für Kunft lebhaft intereffiren. 
ebenfalls kein Geheimnis. Hs ift ferner bekannt, dafs Regierungsrath von Falke in der Wiener 
Abendpoft fchon vor längerer Zeit die Reflaurirung jener Bronzeiiguren angeregt hat. Diefe 
Anregungen find auf fruchtbaren Boden gefallen, umfomehr als jedermann, der diefe mit einem 
Oelanftriche verfehenen Figuren betrachtet hat, fich fragen mufste, ob es denn nicht an der Zeit 
wäre, den Ueberzug zu entfernen und die Figuren, fowie überhaupt das ganze Monument, einer 
vollftändigen Reinigung zu unterziehen. 

Das kaif. Oberfthofmcifteramt, welchem in erfter Linie die Obforge für diefes Monument 
obliegt, hat lieh bewogen gefunden, die Reftaurirung der Bronzefiguren durchzuführen, was, wie 
ebenfalls bekannt, von allen Kunftfreunden freudig begrüfst wurde. 



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R. V. ElTKLBKKliKR. 



In diefer Angelegenheit ift jedoch vor allem die Beantwortung der Frage wichtig: „Wer ift 
eigentlich berufen, Rejlaurationcn an Bronzefiguren vorzunehmen? Ich fagc fpecicll berufen, nicht 
berechtigt; denn berechtigt ift nur der Eigentiiümer, und die Unterfuchung der Frage, wer berufen 
ift, eine folche Reftauration vorzunehmen, ift die Aufgabe, welche ich hier kurz zu löfen verfuchen 
möchte. 

Berufen, in diefer Angelegenheit ein maafsgebendes Urtheil auszufprechen, find in erßer 
Linie die Chemiker, welche fich mit Bronze-Technik und mit der Patinirungs-Frage befchäftigt 
haben, und jene wiffenfchaftlich gebildeten Bronzefabrikanten, welche aus langjähriger Praxis die 
Behandlung der Bronze kennen gelernt haben. 

Von den Bildhauern wären nur jene berufen an dem Votum Antheil zu nehmen, die fich 
eingehend mit Bronze-Technik befchäftigt haben Die meiflen unferer Bildhauer find Modelleure, 
welchen die Behandlung des Steins und des Holzes geläufig ift; aber Bildhauer, die fich mit der 
Metallurgie gründlich befreundet haben, gibt es fehr wenige. Aber auch der genialfte Bildhauer wird 
in diefer Frage fich dem erfahrenen Chemiker unterordnen müffen, wenn er nicht felbft die 
genauefle Einficht in das chemifche Verfahren der Reinigung und Patinirung befitzt. 

Dafs man gegenwärtig und fpeciell bei der Reftaurirung der Bronzefiguren in Innsbruck 
den Kunjlhijioriker in den Vordergrund flellt, ift wohl aus dem Grunde zu erklären, weil die kunft- 
hiftorifchen Schriften, die fich mit derPlaftik befchäftigen, fehr viel gelefen werden, und das Publicum 
welches über die Frage felbft nicht nachgedacht hat, der Meinung ift, dafs derjenige, welcher über 
Hronzefiguren fehr gut gefchrieben hat, auch derfelbe ift, der am meiften berufen fei, fein Votum 
über eine derlei Frage abzugeben Aber es ift ein Irrthum, der daraus hervorgeht, dafs die meiden 
fich über die Gränzen des kunfthiftorifchen Wiffens keine klare Vorftellung gemacht haben. So 
wie ich mich als Kunfthiftoriker nicht berufen fühle, in diefer wesentlich technifchen Frage ein 
maafsgebendes Urtheil abzugeben, ebenfo haben meine Collegen (Lübke, Springer, Semper), 
welchen Namen fie auch haben mögen, fich der Einmifchung in die technifche Seite der Frage ent- 
halten. Es ift fehr verdienftlich, wenn ein Kunfthiftoriker über eine folche Angelegenheit fehreibt, 
wie in diefem Falle von Schönherr und Lübke ^efchchen ift; aber bei diefem fpecicllen Anlaffe 
ift eine folche Meinung noch nicht das Urtheil eines Fachmannes.' 

Allerdings werden bei der Behandlung einer folchen Angelegenheit eine Menge Fragen 
aufgeworfen, welche den Hiftoriker intereffiren, und die er in Bezug auf die kunfthiftorifche 
Würdigung der Figuren aufnehmen mufs; aber eine Belehrung über die Reftauration von Bronze- 
Denkmälern kann er nur von dem Chemiker und Techniker erhalten. Der Kunfthiftoriker ift nicht 
derjenige, von dem in folchen Fragen eine Belehrung oder gar eine Weifung ausgehen darf, im 
Gegentheil er mufs eine folche empfangen. Wenig gerechtfertigt fcheint es nur aber, bei diefer Frage 
den ällhetifchen Gefichtspunkt in den alleinigen Vordergrund zu (teilen, befonders wenn man weifs, 
wie fehr die äfthetifirenden Kunfthiftoriker abhängig find von ihrem fubjectiven Standpunkt und von 
den Strömungen des modernen Gefchmackes, und wenn man ferner weifs, wie fehr man fich hüten 
mufs, in einer fo rein fachmännifchen Frage den äfthetifchen Gefichtspunkt hervorzukehren oder 
demfelben eine Berechtigung einzuräumen, namentlich wenn der äfthetifche Gefichtspunkt von 
Schriftftellern in den Vordergrund geftellt wird, die im heften Falle als Dilettanten auf dem 
Gebiete der Aefthetik zu betrachten find. 

1 Wenn man daher in die Lage kommt, die Krage aufwerfen tu muffen, wer von den jetzt lebenden Oefterrcichcrn berufen ift, 
ein eiitfchcidcndei Votum in Angelegenheit der Reftaurirung vun Uronieftatueii abzugeben, fo wäre die», nach meinem Dafürhalten, in 
erfter Linie Regierung»ralh Bauer, 1'rofefTor der Chemie an der ttchnifchen Hochfthule in Wien, welcher fchon vor zwei Jahren die 
Frage in einem Vortrage im Oefterreichifchcn Mufeum w.irenfcbaitlich erörtert hat, ferner Regie. Ungerath v. Falit der Erzgief>er 
Turtum u A m. 




Zur Frage der Restaurirung der Rronzefiourkn etc. 



3« 



Würden die in die Oppofition getretenen Herren in Innsbruck gleich im voraus fich darüber 
klar geworden fein, dafs nur ein Chemiker und Bronzefabrikant, und zwar ein tüchtiger und 
erfahrener feines Faches, das entfeheidende Wort zu Sprechen berufen ift, fo würde es ihnen nicht 
eingefallen fein, einen ganz gewöhnlichen Bronzefabrikanten, der in der Welt ganz unbekannt ift, zur 
Löfung einer folchen Aufgabe heranzuziehen, einer Aufgabe, in welcher nur die intelligenteften 
Männer der Bronze- Induftrie ein Wort mitzufprechen haben. Dazu kommen noch, wie ich anfänglich 
bemerkt habe, die Verwirrungen, welche die localen Leidenfchaftcn vcranlafst haben. Und fo haben 
die Vertreter einer Menge localer Intereffen fich auch diefer wichtigen Frage bemächtigt und 
fie in diefer Richtung entsprechend einfeilig ausgebeutet, ohne Kenntnis davon zu haben, dafs 
die ganze gebildete Welt der Sache ein fo lebhaftes lntereffe entgegenbringt. Der Berliner 
Verein zur Beförderung des Gewerbefleifses hat fich mit der Frage der Reinigung der Bronzefiguren 
feit einer Reihe von Jahren' befchäftigt, und die hervorragend flen Bronzefabrikanten Berlins, fowie 
die bedeutendflen Chemiker der deutfehen Hauptftadt haben diefe Frage zum Gegenfland eines 
gründlichen Studiums gemacht, und erft in der letzten Zeit ift man nach einer Reihe von Ver- 
fuchen dahin gekommen, irgend ein Votum abzugeben. Dieses Votum des Berliner Vereins zur 
Beförderung des Gewerbefleifses ift in dem Organ diefer ganz hervorragenden Körperfchaft 
abgedruckt und wird in der nächften Nummer der Mittheilungen des Oefterreichifchen Mufeums 
reproducirt werden. 1 Vielleicht dämmert es dann den Aefthetikern und Ku n ft freunden, welche 
entweder auf der einen oder andern Seite ftehen, auf, dafs diefe Frage reillich erwogen werden 
mufs, und dafs Dilettanten und gewöhnliche Liebhaber da nur in fehr befcheidener Weife ein Wort 
mitreden dürfen.* 

Wien am i. März 1882. 

1 Du Volum de* lirrlinrr Vereine« in Mitri Hefte .Irr Mitlhcilungcn dt* Mufeum« veröffentlicht. 

1 Das CuratorittM Jrs Orßrrrri, hifikrn Mu/tums hat im verflnffenen Jahre eine Commiffion lufammengcfetrt, um dir Frage der 
Reinigung der Monumente, welche fich in Wien befinden, zu veatiliren Man hat rine Comraiflion für paffend gefunden, weil verfchiedrne 
GeficriH|>unkte dabei in Krage kommen, die ruhig überlegt werden niilffcD Die Commiflinn befiehl gegenwärtig am den »ier Curatoren 
Reglerungsralh flani-r und RaJiitzty (Mitglied der k k Central CommiiTiun fllr Kunfl und hiflorifche Denkmale!', I'rofeßor Znmtu/. k 
dem Vertreter der Commune im Curatorium. Goldarhciter AftfteaMawr, ferner aus Kcgierungsralh p Faltt, dem threclor KileHrrgtr und 
dem Secrrtar de« Mufeums Rrgu rungsrath Btuktr, RtJmt-.ky und /.umhuf.k tind beide ISildhauer, welche fich bereits mit Metallurgie 
eingehend brfchltltigt haben und Regicnmgcralh f. Falit ift derjenige, welcher die Reftaurirung der Rroniefiguren in Innsbruck luerfl 
öffentlich angeregt hat In einet der jUngft abgehaltenen Sitzungen hat es Regierangsrath Hann Übernommen, eine />nii/rkr,/l abrufaffen, 
welche die Frage der KHmgtmg "> r MsHummlr in Wien, welchen Maleriale* fie auch feien, erörtert 



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32 



Bemerkung zu dem vorftehenden Auffatze. 

Die Frage, welche in dem vorftehenden Auffatze behandelt wird, ift eine fo fchwierigc und 
Wichtige, weil aus mehr als einem Gefichts punkte zu erörternde, und die Angelegenheit, welche fie 
betrifft, hält im gegenwärtigen Augenblicke die Aufmerkfamkeit und das Intereffe aller Kunftfreunde 
in folcher Spannung, dafs es die Rcdaclion diefer „Mittheilungen" nur mit Freuden begriifsen 
konnte, einen Beitrag dazu aus der Feder einer um die Hebung der vaterländifchen Kunft und 
Induftrie fo hochverdienten Perfönlichkeit zu erhalten. 

Was die CentralCommiffion für Kunft- und hiftorifche Denkmale felbft betrifft — und ich 
finde für nöthig das hier mit Nachdruck hervorzuheben — fo ift diefelbe bisher nicht in die Lage 
gekommen ihr Urtheil abzugeben, da fie hiezu von der in edler Linie berufenen Seite (§ 6 
tler Inftructionen für die Sektionen der Central Commiffion) nicht eingeladen wurde und von Seite 
ihres berufsmäfsigen Orj^anes an Ort und Stelle die Anzeige fo wie eingehende Bcrichterltattung 
(§§. 6 und 22 der Inftruclion für die Confervatoren) unerklärlicher Weife unterlaffen blieb. Die 
Central-Commifllon hat in Folge deffen von allem, was inzwischen mit den Denkmals-Figuren 
verflicht worden, erft erfahren, und zwar auf indirektem Wege erft dann erfahren, nachdem jener 
Verfuch bereits zur vollendeten Thatfache geworden war. 

Die Central Commiffion mufs daher nicht blos jede Verantwortung für das, was etwa 
minder glücklich gefchehen wäre, auf das entfehiedenfte ablehnen, fondern behält fich, fobald fie 
dazu in die Lajje gekommen fein wird, die volle Freiheit ihrer fachgemäfsen Beurtheilung hiermit 
ausdrücklich vor. 

Der Pr&ßdent 
Helvert. 



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Tat I. 




ÜBER EIN ALTITALIENISCHES FLÜGEL-ALTÄRCHEN ZU 

PIRNITZ IN MÄHREN. 

Von E. Fkkiii. v. Sacken. 

(Mit i*ci T.feln ) 



5Ü£ 



[M Archive des fürfllich Collalto'fchcn Schloffes Pirnitz in Mähren befindet fich ein 
reizendes Flügel Altärchen; es gilt für den Reife-Altar des Fürften Bambold XIII. 
Collalto, der 1579 zu Mantua in kaiferlichen üienflen ftand, Gefandtcr in Rom und 
Madrid war, durch feine Kämpfe mit Tilly am Rhein und feinen Zwiefpalt mit Wallenftein bekannt 
ift, Generaliffimus im mantuanifchen hrbfolgckriege 1630 Mantua erftürmte und im felben Jahre zu 
Chur ftarb. 

Profeffor Hofrath Sükel machte die Ccntral-Commiffion auf das Bildwerk aufmerkfam und 
diefe fah fich dadurch veranlafst, das Anfuchen um Ueberfendung desfelben nach Wien zu ftellen, 
welchem auch von Seite der fürftlichen Gutsverwaltung bereitwilligft Folge gegeben wurde. Zur 
nicht geringen Ueberrafchung der Commiffions-Mitglieder erwies fich das Altärchen als ein kleines 
Juwel der altitalienifchen Kunfl, von der trefflichften Erhaltung. Die beigegebenen Lichtdruck- 
tafeln geben wegen Mangels der Farbe nur einen fchwachen Begriff von der blendenden 
Hrfcheinung desfelben. 

Auf einer niedrigen Predella erhebt fich die 79 Cm. hohe, oben giebelförmige Tafel, von 
zwei gewundenen Säulchen flankirt, an denen, mit ihnen drehbar, die Flügel angebracht find. 
Kleine Sockel auf den ausladenden Säulencapitälchen trugen wahrscheinlich Fialen ; von einer 
Kreuzblume auf der Giebelfpitze ift keine Spur zu fehen, und war eine folche wohl niemals vorhanden. 

Die bei geöffneten Flügeln fichtbarc Mitteltafel zeigt auf Goldgrund die thronende Maria 
von Heiligen und Hngeln umgeben, alfo in himmlifcher Verklärung. Unter einem gothifchen 
giebelförmigen in dreitheiligen Spitzbogen fich öffnenden Baldachin, deffen blaue Wölbung mit 
Sternen befäct ift, fitzt die Gottesmutter mit dem Kinde, welches fie liebevoll anblickt und fegnet ; 
diefes blickt zärtlich zur Mutter auf und ftreckt fchmeichelnd das rechte Händchen gegen ihre 
Wange aus. während das linke einen Stieglitz hält. In diefer feinen Wechselbeziehung von Mutter 
und Kind drückt fich eine tiefe Empfindung ans und fchon hierin erkennen wir einen ernften fein 
fühlenden Künftler. Das enge rothe Unterkleid Mariä ift mit goldenen Blumen als Deffin bedeckt; 
der blaue Mantel mit edelfteinbefet/.tem Saume fällt vom Hinterhaupte herab und legt fich in 
reichen Falten breit über den Schoofs. Das fall knabenhafte Kind hat ein durchfichtiges Tuch mit 
Goldrand um die Beine gefchlungen und trägt um den Hals an einer Schnur eine Koralle, wie es 
fcheint die Hand gegen den malocchio. Die Rückwand des Thrones bildet ein rother Teppich mit 
reichem Goldmufter und Franzen befetzt; mit einem ähnlichen ift die Stufe des Thrones belegt, 
welche vorn mit Fdelfteinen gefchmückt ift. 

vui n. f. 5 



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34 



E, Fkkiii. v. Sackkn. 



Auf jeder Seite des Thrones erscheinen in kleinerem Mafsflabc je vier I ledige (zwei 
mannliche, zwei weihliche) und eben fb viele Engel hinter oder vielmehr übereinander paarweife 
angeordnet; rechts, vorn, dem Befchauer zugewendet, in ganzer Geftalt fichtbar Johannes d. T. 
im blafsrothen goldbefäumten Mantel über dem Fellkleide, in der Linken den rothen Kreuzesflab, 
mit der Rechten auf das Chriftkind weifend, indem er den Hefchauer wie zur Anbetung desfelben 
auffordernd anblickt; fein Kopf ifl von idealer feiner Schönheit, unftreitig der vorzüglichflc des 
ganzen Bildwerkes. 

Neben Johannes fleht Franz von Affifi, zum Jefukinde aufblickend, an den Händen find die 
Wundenmale fichtbar; die rechte ifl auf die Brufl gelegt, die linke in Adoration erhoben. Oberhalb 
diefer beiden Geftalten fleht man in Halbfiguren die Heiligen Dorothea, bekrönt, ein Körbchen 
mit Blumen in der Hand, und Genofeva (:) mit brennender Lampe, wie im Gefpräch der erfteren 
zugewendet, welche andächtig auf die Madonna hinblickt. Die vier bekleideten Jünglings-Engel 
weiter oben, von denen faft nur die Köpfe im Profile fichtbar find, werden durch langes Locken 
haar und ein kleines Gefchmeide ober der Stirne charaktcrifirt. 

Links vom Throne fleht vorn Petrus im gelben Mantel, mit Schlüffeln und Buch, 
neben ihm Paulus mit Schwert und Buch (der Mantel roth), beide zur Mitteldarftellung auf- 
blickend; der Kopf des Letzteren mit braunem Spitzbart und kahlem Scheitel zeichnet lieh 
durch feinen Schnitt, individuelle Züge und befonders intelligenten Ausdruck aus. Weiterhin 
folgen oben die Heiligen: Margaretha mit dem Kreuze und Katharina mit Palmzweig und Buch, 
beide bekrönt, in ähnlicher Anordnung wie ihre Gegenbilder und wieder vier Kngcl, von denen 
zwei im Gefpräche begriffen fcheinen. Die ganze Darftellung wird von einem dreitheiligen Spitz- 
bogen umrahmt, der (ich auf gewundene, plaftifch vortretende Halbfäulchen ftützt. Oben im Giebel 
erfcheint in einem Dreipaffe das Bruftbild des fegnenden Salvators, in der Linken das Evangelium, 
das Angefleht fehr edel und fchön. 

Auf der Innenfeite des rechten Flügels ifl die Geburt Chrifti in eigentümlicher Weife 
dargeflellt. Es ift nämlich ein felfiger Berg, auf deffen Mitte ein Dach auf Stützen den offenen 
Stall darftellt, in dem man den Futtertrog mit den Köpfen der Thiere ficht. Vor demfelben fitzt 
auf dem nackten Boden aufrecht Maria, das bis zur Brufl eingewickelte Kind vor lieh haltend und 
betrachtend, welches die Händchen gegen fie ausftreckt, auf jeder Seite erfcheinen fechs adorirende 
Engel, Ganz im Vordergrunde des Bildes fitzt der greife Jofcph im gelben goldverbrämten Mantel, 
nachdenklich den Kopf auf die linke Hand geftützt, ernft vor fich hinblickend. Die Darfteilung 
der l lirtenverkündigung vertheilt fich über das ganze Bild, indem ein Hirte in der Schaube mit 
Kapuze ober dem Dache erfcheint, dabei zwei Lämmer, oben der herbeirliegende verkündende 
Engel, ein zweiter, wieder mit drei Lämmern, ganz unten am Fufse des Berges fleht, den Kopf 
aufwärts gewendet, die Hand im Staunen erhoben. 

Die Innenfeite des linken Flügels zeigt in fehr fchöner Compofition den Kreuzestod Chrifti. 
Der Heiland ift bereits verfchieden, über den feinen Kopf mit gefchloffenen Augen und den ganzen 
Körper find die Schatten des Todes ausgebreitet, den Händen, der Seitenwunde und den auf einer 
Stütze über einander genagelten Füfsen entrtrömt reichlich Blut und beträufelt den Schädel Adam's, 
der in der Höhlung unter dem Felfen, auf den das Kreuz errichtet ift, fichtbar wird (zufolge der 
alten Legende den Felfen durchbrechend). Das bis auf die Knie reichende Lendentuch hat 
goldene Streifen, am Haupte find noch die Blutstropfen fichtbar, welche die Dornenkrone verur- 
fachte. Dem langen oberen Kreuzesarmc ifl eine rothe Tafel aufgeheftet mit der in goldenen 
Majuskeln gefchriebenen Infchrift : MC 6ST IUS NAZAR6NVS RGX IVDGOR'. Magdalena in rothem 
goldgefäumten Kleide und eben folchem Mantel, mit aufgelöften I laaren, kniet unten am Kreuze, 
es umfchlingend und blickt fchmerzlich zum Erlöfer auf. Rechts vom Kreuze fehen wir eine 



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ÜBEK EIN Al.TITALIENlSi HKS FLÜÜEL- ALTÄkCHEN ZU 1'lKNlTZ IN MAUKEN. 



35 



ergreifende Scene: Maria, vom Schmerz überwältigt, droht in Ohnmacht zu linken, Todesbläffe 
verbreitet lieh über das edle Antlitz, die Augen find gefchloffen, die Rechte hängt kraftlos herab; 
vom weinenden Johannes und einer Frau umfangen, wird fie aufrecht erhalten. Hinter diefer Gruppe 
wird noch der Kopf einer trauernden Frau (von vorn, mit rothein Schleier) und der einer zweiten 
zu Chriflus aufblickenden fichtbar. Maria trägt ein langes enges dunkelblaues Kleid und eben 
folchen Schleier, unter dem die aufgelöften Haare hervorquellen, die fie flützende Frau einen 
grauen, vom Haupte herabfallenden Mantel, Johannes Uber blauem Unterkleide einen rofenrothen 
Mantel mit grünem Futter, alle Gewänder haben goldene Säume. 

Einen höchft wirkungsvollen Gegenfatz bildet die Gruppe links vom Crucifix. Hier 
erfcheint die Geftalt des gläubigen Hauptmannes in bedeutfamer Geberde; er blickt zum Heiland 
auf und hebt die Rechte in Hetheuerung hoch gegen ihn empor. F.s ift eine bewegte Figur, der 
bärtige Kopf mit langem Haare fehr fchün; die enge Beinbekleidung, fammt den Schuhen in einem, 
ift roth, ebenfo der lange goldgemuftertc Leibrock, der Mantel, den die Linke hält, grün, das 
kurze Schwert hat einen goldenen Knauf. Hinter dem Hauptmanne fleht man noch einen Greis, die 
Hand auf die Bruft gelegt, im Profile und die Köpfe von zwei Soldaten mit Sturmhauben ; den 
Kopf des Longinus umgibt wie ein Nimbus ein fechseckiges, nicht wie die Heiligen-Nimben 
ornamentirtes, fondern nur punktirtes Ornament, wahrscheinlich nur zur Trennung von den Köpfen 
der hinten ftehenden Soldaten angebracht. In der gefammten Darftellung bekundet fich durch die 
dramatifche Wirkung und die Verfchicdenheit in der Charakteriftik des Ausdruckes die volle 
Mcifterfchaft des Künftlers; fchöner componirt, ohne einem beflimmten Schema zu folgen, wird 
man fie kaum antreffen. 

In den Bogenzwickeln der beiden Flügelbilder find die vier Evangeliften in ganz kleinen, 
miniaturartig höchft forgfältig ausgeführten Figürchen dargeftellt, jeder bei feinem Pulte fitzend 
und auf eine Rolle fchreibend, ohne Attribute; fie repräfentiren, wie häufig, die männlichen Alters- 
ftufen, der kräftige Matthaeus, Marcus älter, wie einer Eingebung von oben laufchend, der greife 
Lucas mit kahlem Scheitel, der jugendliche Johannes. Seltfamer Weife halten zwei die Schreibfeder 
in der linken Hand. 

Die Spitzen der Flügel nimmt die Darftellung des englifchen Grufses in getrennten Figuren 
ein. Maria fitzt im Zimmer, das im Durchfchnitte erfcheint, auf einer Bank, die rechte Hand in 
Erftaunen und fragender Geberde, ob der Grufs des Engels auch ihr gelte, auf die Bruft gelegt, 
eine höchft ausdrucksvolle Geftalt, die fich von dem rothen gemufterten Vorhänge hinter ihr 
wirkungsvoll abhebt. Der Engel ihr gegenüber (auf dem rechten Flügel), auf das linke Knie nieder- 
gelaffen, in der Linken einen langen Lilienzweig, die Rechte fegnend gegen die Jungfrau ausge- 
ftreckt, tritt, obwohl räumlich entfernt, in eine lebendige Beziehung zu ihr. Gewand und Flügel 
find rofenroth. 

Die gefchloffenen Flügel zeigen nur eine Darftellung, die Anbetung der Könige, wieder in 
derfelben Felslandfchaft, wie fie bei der Geburt Chrifti erfcheint. Maria fitzt unter dem den Stall 
andeutenden Dache auf dem Boden und hält mit beiden I landen das bis auf die Bruft eingewickelte 
Kind dem knieenden greifen Könige entgegen, der, die Hände in Anbetung erhoben, zu ihm 
aufblickt. Das Kind ftreckt feine Rechte gegen ihn aus; mit der Linken hält es die dargebrachte 
goldene Büchfe. Der König, im langen grünen Mantel, hat feine Krone zur hxde geftellt, feine. 
Gebertie, fein edler Greifenkopf drücken die inbrünfligfte Andacht aus. Jofeph, zur Seite ftehend, 
nur zur Hälfte fichtbar, die Hand auf die Bruft gelegt, während die Linke den Mantel fafst, blickt 
in ernftem Staunen auf die Scene hin. 

Die beiden andern Könige (auf dem rechten Flügel) find ganz mit der Erfcheinung des 
Sternes befchäftigt, beide blicken zu ihm auf und erheben die Hand in freudigem Erftaunen. Der 

s* 



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36 



E. Frf.iii. v. Sacken. 



ältere, mit feinem Vollbart, im langen grauen Kleide, trägt keine Krone, der zweite jugendliche, 
mit grünem Kleide und rothem Mantel bekleidet, ift bekrönt, beide halten cylindrifche goldene 
Büchfen; hinter ihnen werden die Kopfe von drei Pferden fichtbar (Fuchs, Schimmel, Rappe). 

In den Segmenten des Bogens oberhalb diefer Darfteilung fieht man zwei heilige Bifchöfe, 
jeder mit Pedum und Buch, auf dem Haupte eine weifse mit Edelfteinen befetzte Mitra. 

Der treffliche Blattgoldgrund ift bei allen Bildern mit pun&irten Ornamenten reich verziert. 
Innerhalb der Spitzbögen läuft allenthalben ein fünftheiliges, aus Perlen, Rofetten und Blümchen 
beftehendes Band, auch alle Nimben find mit geftcmpften Blümchen (theils Rofen, theils in Kreuz- 
form) und Perlenrändern gefchmückt. 

Der Sockel, die kleine Predella des Altärchens enthält die Datirung; in der Mitte befindet 
lieh ein herzförmiger Wappenfchild, deffen Figur nicht mehr kenntlich ift, fie fcheint aus einem 
Sparren, darunter eine Figur, beftanden zu haben. Beiderfcits fteht auf rothem Grunde in filbernen 
Majuskeln: ANNO DNI — CCCXXXVIII, (1338) am Anfange und am F.nde rankenartige, an 
orientalifche Motive erinnernde Züge als Ornament. Die Mafse find: Höhe des ganzen Altärchens 
87 Cm., von denen 8 Cm. auf die Predella kommen, Breite bei gefchloffenen Thiiren 38 Cm. I lohe 
des Mittelbildes felbft 53 Cm., Breite 24 5 Cm. Gröfse der Madonna 23 Cm., der vorderen Heiligen 
17 — 18 Cm., der beiden Könige auf den Flügeln 19 Cm. 

Schon der Reichthum der Darftellungen und die treffliche Anordnung der Compofitionen 
zeigen die Bedeutung des Altar-Werkes; die Feinheit der Zeichnung, die liefe Empfindung im Aus- 
drucke, die harmonifche Farbenwirkung des Ganzen, fowie die Zartheit der Durchführung bis ins 
kleinfte weifen auf einen hervorragenden Künftler feiner Zeit hin. 

Die Geftalten find fchlank, von geftreckter Proportion, Arme und Beine fehr mager, die 
Bewegungen naturgemäfs, feiten eckig, die Hände in den Motiven charakteriftifch, aber mit zu 
langen, knöchellofen Fingern, die Füfse breit und fchlecht gezeichnet. Die Gefichter zeigen ein 
längliches Oval, fchmal gefchlitzte Augen mit flach gezogenen unteren Liedern, ftark in die Winkel 
gerückten Sternen, glänzendem Weifs, wie fie für die italienifche Kunft des 14. Jahrhunderts 
charakteriftifch find, gebogene, etwas längliche, feine Nafen ; der Mund ift meift naturgemäfs, klein. 
Von aufsergewöhnlicher Schönheit ift der dem Befchauer zugewendete Kopf Johannis des Täufers 
und der des zweiten Königs; das Antlitz des heil. Paulus fällt, wie erwähnt, durch den Ausdruck 
hoher Intelligenz auf. Im Allgemeinen zeigen die männlicheren Köpfe eine gröfsere Individualifirung, 
find überhaupt beffer gelungen, als die mehr gleichförmigen weiblichen. Bei manchen Anklängen 
an den byzantinifchen Typus, der befonders in der Geftalt des Täufers bei aller Schönheit feines 
Kopfes hervortritt, einigermafsen auch bei der Madonna, macht fich ein lebendiger dramatifcher 
Zug in der Auffaffung geltend, der beim Hauptmanne der Kreuzigung und den beiden Königen 
am entfehiedenften zur Entfaltung kommt; der empfundenfte Ausdruck bekundet fich in der 
ohnmächtigen Maria unter dem Crucifixe und bei der Maria der Verkündigung. 

Die Gewänder zeigen einfache verftandene Motive mit wenigen reichen Falten, deren 
Schatten mit demfelben Farbton ohne graue Uebergänge gemalt find, manche erfcheinen wohl 
etwas leer, faft fackartig. 

Die Zeichnung wurde in den Goldgrund, mit dem die Tafeln zuerft überzogen wurden, 
mit einer Spitze eingeritzt und bisweilen, befonders bei den ausgeftreckten Händen, nicht völlig 
mit Farbe ausgefüllt, indem von ihr bei der Ausführung abgewichen wurde. Bei den Köpfen 
bemerken wir durchaus einen bräunlichen Local-Ton, die Schatten find tiefbraun, die Uebergänge 
in grünlichem Grau, breit, die Lichter faft unharmonifch weifs und kräftig aufgefetzt. Von befonders 
feiner Ausführung mit Mufchelgold find die Deffeins und Säume der Gewänder. Die Farbe ift 
felbft verftändlich Tempera. 




ÜBER EIN ALTITALIENISCHES FLCCEL A LT ARCHEN ZU PlKMTV IN MAUKEN. 



:>7 



Obwohl im Ganzen der Einflufs Giotto's unverkennbar ift, fchliefsen fich die fchlanken 
mageren Gellalten und insbefondere das Madonnen- Ideal mit etwas langer fchmaler Nafe 
mehr der Richtung und Weife des Duccio an und erinnern an deffen fienefifche Nachfolger, auch 
durch den füfsen fchmelzenden Zug, der die Köpfe beherrscht, die nicht übertrieben gefchlitzten 
Augen, länglichen Ovale, das feine Schönheitsgefühl und die zarte Durchführung. Hervorzuheben 
ift der gemäfsigte, von Uebertreibung ferne Ausdruck, befonders bei der Kreuzigung; feierliche 
Ruhe, tiefer Ernfl erfüllen alle üarftellungen. Für die frühe Zeit von 133S miiffen die Bilder als 
fehr vorgefchritten in Anordnung und Feinheit des Ausdruckes bezeichnet werden. Die Bewegung 
des Kindes auf dem Mittelbilde und die ftufenweife Anordnung der Heiligen und Engel erinnern 
an das 1^46 von Bernardo di Daddo in Orcagna's Tabernakel zu Or S. Michele in Florenz gemalte 
Madonnenbild; der Jofeph bei der Geburt ift fall genau wie der in der betreffenden Darllellung 
Giotto's im Cyclus zu Padua ; diefe Geftalt wurde ziemlich typifch. Einzelne Züge erinnern auf- 
lallend an Werke des Simone Martini und Lippo Memmi — Namen, die unwillkürlich auf den 
Lippen der Befchauer fchweben. Die von erllgenanntem Meiftcr 1332 gemalte Verkündigung in 
der Gallerie der Uffizij zu Florenz (Nr. 9) zeigt die goldbordirten und deffinirten Gewänder, die 
knöchellofen Hände, fein gefchlitzten Augen, grünlichen Schattenübergänge und weifslichen Lichter 
wie die Bilder unferes Altärchens. Ebenfo ein der fienefifchen Schule angehöriges Bildchen: 
Madonna, das Kind fangend im Mufeo criftiano des Vaticans. Im Madonnen-Ideal ftimmen alle 
diefe drei Werke uberein. Die genauere Fellllellung der flylillifchcn Zugehörigkeit, vielleicht auch 
des Medlers, mufs der fpäteren Forfchung überlaffen bleiben; vorläufig möge es genügen, auf die 
Bedeutung des kleinen Juwels aufmerkfam gemacht zu haben. 




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GRABSTEINE DER CHRISTLICHEN ZEIT ZU FRIESACH IN 

KÄRNTEN. 

Von Leopold v. Beckh-Widmanstetter. 
II. 

8. 1524, 21. Auguft. In der Wand des füdlichen Kirchenfchiffes aus rothem Marmor, 225 Cm 
hoch, 118 Cm. breit, ein mächtiger Stein, in denen vertieftem Bildfelde und auf einem Kopfkiffen 
mit bufchigen Quallen an den Ecken ruhend, der Propll im weiten faltigen Chorrocke, um den 
Oberkörper einen Mantel (Pluvialer), am Haupte ein Barett; die Hände find gefaltet, in der Beuge 
des linken Armes ruht die Bibel Gothifche erhabene Schrift am breiten Ramie auf der rechten 
Leifle beginnend : 

Ven'"p(ate)r . dns . Colomanus . Brunmeiller . decre"" . doctor . eclie , colle(giä)" S . Virgilij . frisaci . pptus 
.et Carinthie.inferioris.archi u, .obijt.anno.dni.M.L).24. die 21 menfis.auguftt. 

In den unteren Ecken des Schriftenrahmens zwei Wappenfchilde, rechts ein Ziehbrunnen 
als Namens-Wappen, links eine abgehauene Hand mit ausgefpreizten Fingern, vom Handrücken 
fichtbar. Schon am 21. December 1496 war er Zeuge einer Urkunde des Klofters Yictring mit der 
Bezeichnung als Dodlor beider Rechte und Propll am Virgilienberge. 

9. 1535, 21. April. Im nördlichen Scitenfchiffe am Boden gelagert ein 160 Cm. hoher, 
84 Cm. breiter Stein. Derfelbe enthält in der Oberllelle das Brullbild eines Canonicus, darunter 
in gothifchen Lettern die Widmungsfchrift: 

Anno domini 1535 die 21. menfis aprilis obijt vene rabilis vir dnus: Petrus Thurekh natione ? 1 

. . . .canonicus et grana tor Frisaccnfis cuius anima deo vivat. 
Darunter der Todtenkopf mit den gekreuzten Beinfchienen, beiderfeits begleitet von einem 
Wappenfchilde, in jenem zur Rechten eine Hausmarke (drei in einen Triangel gellellte Stäbe, 
doch mit darüber hinausragenden Spitzen), in dem zur Linken der l'riellerkelch. Aufserdem 
enthält unten eine kleine Tafel noch den Anruf: SEQVAMINI. 

10. 1541, 24. Mai. An der Wand des nördlichen Seitenfchiffes ein 140 Cm hoher, 81 Cm. 
breiter weifser Marmorllein. Er enthält oberhalb in einer Blende das Bildnifs eines Stiftspriefters, 
welcher den Kelch mit der rechten Hand vor den Leib hält. Ueber dem Haupte im Halbkreife auf 
einem Schriftbande: Ne perdas cum impiis deus aiam . (animam) meam. Dann die Legende in einer 
gefchwungenen Schriftrolle, die Füfse des Priellers deckend, gothifche Minuskel in 7 Zeilen: 
Anno . virginei . partus . 15 .41 . die . vero . xxmi . mefi May exceflu e vivis venera bilis . vir . dns . 

Sebaflianus perkhamer . eccie (ecclellae) divi Bartholo mei . Frifaci . Cano(ni)"" . c(ujus) . aia . 

(anima) . de(o) . vivat in pace 

I Et»a: mifn«. d Ii au» Meif.ei. 1 



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Gkaiisteine der < iikisti.k iien Zeit zu Friesau! in Kärnten. 



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Ganz unten rechts ein Wappcnfchild, auf einem üreiblihel drei Blüthenftengel enthaltend. 
Links ift eine kleine Schrifttafel angebracht, die Note enthaltend : „gefchrieben althernach". 

11. Zwifchen 1539 und 1542. An der nördlichen Seite des Presbytcriums nächft der 
Sacrifteithüre ein 263 Cm. hohes, 83 Cm. breites, in weifsem Marmor ausgeführtes Grabmal. 
Dasfelbe ift nach oben abgefchloffen durch einen halbkreisförmigen Auffatz, welcher mit einem 
Engelskopfc geziert ift. Darunter ift in einer Nifche die Darftcllung des gekreuzigten Heilandes, zu 
beiden Seiten begleitet von kleinen Schildchen mit Infchriften: 

Rechts: ESAIAE, XI JH. EGO SVM. EGO SVM DOMINVS KT NÖ KST ABSCLVE MK SAL. Links: JOB. XIX 

IN CARNE MKA VIDEBO DEVM. 

Hierauf folgt ebenfalls in lateinifcher I.apidarfchrift die 16 Zeilen füllende Widmung, welche 
wegen der vorgehenden Barriere zur Begrenzung des Raumes für den Hoch-Altar nicht vollftändig 
gelefen werden kann. So weit zu entnehmen ift, befagt diefelbe, dafs hier Chriftoph Pickel, Rath 
des Erzherzoges Ferdinand von Oefterreich und des Fürfterzbifchofes von Salzburg, Propft zu 
St. Bartholomä in Friefach und Erzpriefter in Unter- Kärnten ruhe, welcher fich den Lcichenftein 
bei Lebzeiten felbft beftellt zu haben fcheint, denn für Todesjahr und Tag ift allerdings der 
nöthige Raum freigelaffen, diefer jedoch (wie gewöhnlich in folchen Fällen) nicht ausgefüllt. 

Nachdem Gedenkbuche der Propftei 1 war Pickel im Jahre 1527 bereits Propft und fcheint es 
mit einer Unterbrechung im Jahre 1529 noch längere Zeit geblieben zu fein. 1537 nannte er fich auch 
als Pfarrer von St. Paul in Kappel im Krappfelde. Am Erchtag nach St. Aegyd, d. i. in den erften 
Tagen des Auguft 1538 beurkundet Dr. Chriftoph Pigkhl (bei Anführung aller vorgenannten Titel) 
einen Vergleich zwifchen dem Abte Sebaftian in Victring und dem Pfarrer von Keutfchach Bartlmä 
Mafteznigkh. 1539 am 12. Februar wurde er vom Landeshauptmanne zu einer Berathung der Aus- 
fchüffe der kärntnifchen Landfchaft nach Klagenfurt berufen. 1542 ift bereits Georg Vifchl Propft zu 
St. Bartlmä. Pigkhls Name mit der gleichen Schreibart ift faft gleichzeitig aus einer fteierifchen 
Gültenauffandung ddo. Graz 29. September 1553 (Gültauffandungen Folio 153) zu conftatiren : 1 lans 
Pigkhl zu Bruck a. d. Mur, Sohn des f Dr. d. Rechte und kaiferlichen Rathes Chriftoph Pigkhl und 
der Apollonia Einpacher 1 übernimmt nach erlangter Volljährigkeit fein ererbtes Vermögen von 
feinem bisherigen Vormunde und Oheim Michael Einpacher, Rathsbürger zu Grätz. Wohl aus 
dcrfclben Familie wurde im Jahre 1656 der apoftolifche Protonotar und Dr. der Theologie Johann 
Pickhel Pfarrer zu Spittal a. d. Drau in Ober Kärnten. 1688 war ein Georg Andrä Pikhel kaif. Bann- 
richter in Kärnten, 1743 Ignaz Pikhl landfehaftlicher Kaffier dafelbft; diefer flegelte mit einem 
Wappen: im Schilde dann über der Helmkrone wachfend ein Knappe mit einem Berghammer in 
der erhobenen Rechten. 

12. circa 1550. Im nördlichen Seitenfchiffe in der Wand eingemauert ein 131 Cm. hoher, 
63 Cm. breiter weifser Marmorftein. In dem oben oval abgerundeten Theile ein Wappenfchild, in 
welchem aus einem Dreihügel zwei oben fich kreuzende Kleeblattftengel hervorwachfen; über dem 
Schilde ftatt des Helmes ein Todtcnkopf, ruhend auf zwei gekreuzten Beinfchiencn, auf welchen 
wieder weiters, eine heraldifche Helmzierde fubftituirend,* ein Priefterkelch geftellt ift. 

So gefucht als diefe Zufammenftellung ift auch der Styl der elfzeiligcn, an einigen Stellen 
befchädigten Unterfchrift in Minuskeln. Darum find die Gefchichtsfreunde, welche fich bisher mit den 
Denkmalen in Friefach befchäftigten, gerade diefem ganz offen zur Schau flehenden Denkmale 
vorfichtig aus dem Wege gegangen: Benedikt erwähnte dasfelbe gar nicht, Herrmann gab nur die 
erften zwei Zeilen im Drucke wieder. In der That war es nicht leicht, den von dem poetifch 
angelegten Canonicus felbft verfafsten Scheidegrufs an die Ueberlebenden aufzulöfen Die ununter- 

' H*kiH*i«y, die StaJl Friefach. S. III — * Au« der berühmten Grauer Barger.Umilie der Kridericiarulchen Epoche. 



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4 o 



LKOrOl.li V BE< KU WlKMANSTETTEK. 



brochene jeder Interpunktion ermangelnde Aneinanderreihung der theilweife ahbrevirten Worte 
feitens des Steinmetz, erfch werte aufserdem die Lefung der Infchrift, welche noch bei Lebzeiten 
des Verftorbenen gemeifselt wurde, wie der unausgefüllt gebliebene Raum für das Todesdatum 
beweift. Die Berathung mit gelehrten Freunden ergab die Aufklärung, dafs die Legende aus drei 
Theilen beftehe, einer Einleitung, einem vierzeiligen Hexameter, dann dem Schluffe, wodurch fich 
diefelbe wie folgt auflöst: 

Hoc tumulo clauditur venerabilis dominus Auguftinus Schwartzenperger, canonicus hujus ecclefue, 
emi de volubili hujus vitae ftatu|pracfens carmen edidit: Quod magis optatur magis effluit; divina 
Lapfum fpondet et mens, funt profpera prompta ruine Infidias ponit femper fors afpera blande 
Anticipatque fugam melior fortuna repente; Qui et fatis difpomntibus Anno a Chrifto incarnato 
m. d diem claullt extremum, cujus anima deo perpetuo vivat. Amen. 

Ueber die Lebensumflände diefes Canonicus ift weiters nichts aufzufinden gewefen. 

■3 1565, 7. December. Im füdlichen SeitenfchifTe näehft der Hauptmauer am Boden gebettet 
ein Gruftdeckcl aus rothem Marmor, 172 Cm. hoch, 82 Cm. breit. Derfelbe hat in gothifchen Buch- 
flaben die Ueberfchrift : 

Georgij Vifchll hu ' ecelie. ppli. v. j. doctoris et arch. Carinthie . ez pro fe fuisque fepultura qua 

dum viveret fecit anno a nato Chro . 1 5 54. 

Darunter in einer zierlichen Blende ein quadrirtes Wappen mit einem leeren I lerzfehild, in 
1 und 4 ein linksgeftellter gewaffneter und gekrönter Löwe mit einem Fifch in den Yorderpranken, 
in 2 und 3 drei Fifche übereinander; gefchloffener Helm mit Bindenfchmuck, darüber zwifchen 
einem Büffelhörnerpaar der wachfende Löwe mit dem Fifch wie im Schilde. 

An derfelben Stelle ift oben in die Wand eingeladen der 258 Cm. hohe, 124 Cm. breite 
Grabftein diefes Propftes, gleichfalls in fchöner und reicher Sculpturarbeit mit Benützung von 
rothem Marmor. Die Schriften am Grabfteine find durchaus in Lapidarlettern ausgeführt. Zu 
oberft der Spruch: Afpice haerefeos inqvinatos nos tv enim domin«- liberafti me. Darauf in Basrelief 
die Auferftehung Chrifti. In der nun folgenden Abtheilung die Ueberfchrift: O divi eceliam malig- 
naneivm, et cvm haereticis non fedebo, ps. (pfalm). Darunter die Darftellung der Grablegung Chrifti. 

Diefer folgt in 17 Zeilen die Widmungsfchrift, dann in dem freien Räumt' links das Porträt 
des Verftorbenen und das Wappen, fo wie es am Gruftdeckel beschrieben wurde: 
Ex.monte. Rembsnick. Stiriae Georgivs. Vifchll. V. J. Doftor S. Bartolomaei.ac. S. Virgilii Co lle- 
giorv nippt', et . Charinthiae archidiacon'.nec.non.reverend.et . illvftrifs . pris . ac.dni . d. Frnefti. 
Salzebvrges . eledli . a(r)chi|epi . ec . comitis . Patatini . Rheni. et dvcis.Bavariae.confiliari' . ad.dei 
Ivminis . et . lvcis . avthoris . lavde [ vsqve . dv . viveret . ano . aetatis fvae . LIII . P . hoc . vero . opvs . co n- 
fec'lv . eft . Frifaci . III . cal . Deco ano . M . I) . LIII . dorinivit avte . in . dnö . an . M . D LXV . mens . 

Deceb die . feptima. 

Nach Viftringer Urkunden war Georg f/'/?/// fchon im Jahre 1542 Propft zu St. Bartholomäus. 
Wohl dürfte er, der geborne Steiermärker, ein Verwandter, etwa gar ein Sohn jenes Hans Vifchl 
gewefen fein, welcher lieh 1522 als Hubmeifter zu Grätz und Kellermeifter in Steyer zeichnet, damals 
einen Hof bei St. Leonhard im Lavant Thale befafs. Der Propft dürfte der letzte des Gefchlechtes 
gewefen fein, denn als fein Krbe trat Matthäus Waldner, Bürger zu Friefach auf. 1 

14. 1578. An dem Pfeiler des füdlichen Seitenichiffes ein 178 Cm. hoher, 94 Cm. breiter Grab- 
ftein aus rothem Marmor. Im oberen Theile eine Blende, darin rechts vor dem Crucifix das Bildnifs 
eines mit gefalteten Händen knieenden, zum Heilande emporfehenden Priefters im Chorrocke ; links 

1 Imiruttioa dti Kribifchofes Johann Jicub von Saltburu d<lu 13 Mai 1569 in den Friefachei Adten itt GcfchichUvcrcinh 
von Kiagenfurt 



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Grabsteine i>ee uikisn.it iikn Zeit xi; Feiesacii in KAenten. 



4> 



das Wappen, « in getheilter Schild, in welchem das untere Feld von zwei erhöhten Querbalken 
durchzogen ift, im oberen Felde zwifchen zwei Grabeifen ein Aehrenkranz; Uber dem gefchloffenen 
Helme mit Bindenfchnuick, hervorwachfend der Oberkörper eines Mannes mit gefchultertem Grab- 
eifen. Die zwölfzeilig • Schrift in Capitallettern folgt darauf, diefe ift in einen zierlichen Rahmen 
geftellt, fowie auch die Lifenen der Blende durch Figuren belebt find. Die Infchrift lautet: 
D.O.M Venerabiiis, pivs, et, perdoctvs . dns Joannes, Agricola, artivm . liberali Ivm, et, Phiae: Mgr; 
qvi, poftqvä.archi diaconatvi, inferioris.Carinthiae, nec, non, cvm, praepofitvrae, in monjteS. Virgilii, 
dvm, decanatvi, ad, S Bartholomevm, Frifacii, per, anos aliqvot, lavdabiliter, et, ftrenve,, praefviffet, 
foeciliter, diem, fvvm clavfit, vlt. Janvarii. Anno domini M.D.LXXVIII. 

Diefer Agricola dürfte ein Bruder jenes Georg Agricola gewefen fein, welcher kurz vor dem 
Johann, IVopft am Collegiatftifte St. Barthelmä in Friefach gewefen, dann aber 1570 Bifchof von 
Lavant und 1572 auch Bifchof von Seckau wurde. In diefer Eigenfchaft war er zugleich des Erzher- 
zogs Karl Vice-Statthalter der inuerölb rreichifchen Länder und flarb 1584. Ob beide wohl in einer 
verwandtfchaftlichen Verbindung Händen mit jenem Stephan Agricola oder Kaftenbaucr Bürger zu 
Salzburg, welcher um 1520 zu den Beförderern der evangelifchen Lehre in Salzburg gehörte, eine 
Bewegung, die übrigens dort bald unterdrückt worden ift? — In Kärnten lebte bald nach den beiden 
Prälaten ein Thoman Agricola, welcher von 1637 — 1640, wo er flarb, bambergifcher Bergrichter zu 
Cliening im Lavant-Thale war. Diefer führte im bürgerlichen Wappen einen Bauer mit dem Grabeifen 
in der erhobenen Rechten. 

'5 '593- 0 Mai. An der Wand des nördlichen Seitenfchiffes ein 1S0 Cm. hoher, 75 Cm. 
breiter Grabftein Oben ein quadrirtes Wappen, in 1 und 4 drei Halbmonde, in 2 und 3 drei Fifche, 
alles quer gebellt, über den Helm ein wachfender Löwe mit einem Fifch in den Vorderpranken, 
darunter in 14 Zeilen römifcher Lapidarfchrift die Widmung: 

Gentiiis . aetalis . svae . reverendo et nobili . dno . Cypriano Lyrcuo,|eccläe . hvjvs colleg . S. Bartho lomei 
et S. Virgilii . praeposito Frisacen.inferioris.Carinthjiae.archidiacono fedvlo.fv ngenti mvneribvs. 
fvis annis . X .fvavem odorem omnibvs emitent te vivis fvblato aetatis fvae .... non fecvs ac bene 
mereti in eccl. catholica merentes pofvere; teftamentarii. Obijt feliciter die VI. Maij anno 1593. 
16. 1594, 1. Oclober. An der Südfeite des Priefter-Chores in 392 Cm. hohes, 120 Cm. breites, 
aus mehreren Theilen zusammengefetztes Grabmal. Das Ganze bildet ein fchönes und reichausge- 
ftattctcs Werk der Bildhaucrkunfl, in weifsem Marmor ausgeführt. Zu oberft, begleitet von Sanduhr 
und Todtenkopf, an beiden Seiten das vollfländige Wappen der Baffeyo mit 3 Helmen famin t Zierden,' 
hierauf eine Tafel mit 9 Zeilen Lapidarfchrift. 

Admodvm R' 1n et nobili dno.Johanni Jacobo de Bafeyo in Praunfperg praepofito Frifacen . dignils" 
n artib . liberalib . ac Phia. ftudio.nec non theologicis .lileris apprime verfato, verae pietati ac religioni 
cath"" devotifs. florentib . adhuc annisjhinc erepto parent moeftifs: P. P. obiit die 1. Oftob. ano 

domtii. MDXCIIU. 

Darauf folgt das Bildnifs eines aufrecht flehenden, nach vorwärts fehenden Priefters in 
Lebensgröfse. Bekleidet ift derfelbe mit dem Chorrock, das Haupt trägt das Barett. Ueber dem 
Schofs ruht eine Tafel mit folgender Schrift in 4 Zeilen: Ah quod funerib . press9 nunc vivere primu 
incipio neute confice chare parens, deliciis fruor aethereis. Quid lletis amici, vos fpectat coelum. cur 
minus ire juvat 

Die Raffeyo follen aus dem Venetianifchen nach Kärnten eingewandert fein, wo fie das Schlofs 
Praunsperg im Gurkthale erwarben und lieh nach demfelben zubenannten.* In der Verwaltung 
werden Glieder diefer Familie öfters genannt. Hans Baffeyo wurde 1544 öfterr. Regierungsrath 

' Vergl. Me K ,fer, KUrnlmfche Chronik, II Eol., 1755 ' '♦'"/'• Kirnten» Adel. |>ag. JOI 

VBI. N. F. 6 



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Leopold v. Beckh-Wihmanstbttbr. 



in Wien, hat dann auch ilas Statthalteramt oft verwaltet. 1 Ein fpätercr Johann, wahrscheinlich Sohn 
des ebengenannten und Bruder des Propfles, war um 1580 Landesvicedom, 1593 aber Landes- 
verwefer in Kärnten, erfchien noch 1604 am Landtage in Klagenfurl* 

17. 1684, 19. November. An der linken Wand des Presbyteriums 226 Cm. hoch, 105 Cm. 
breit, ein weifser Marmorflein, oben das Wappen von einem Engelskopf bedeckt. Es zeigt einen 
ovalen Schild, der zuerfl gefpalten im rechten Theile die ganze Geflalt des heiligen Bartholomäus 
enthält, wahrend der linke quadirte Theil ohne Zweifel der Familie des Verdorbenen angehört, in 



1 und 4 auf einem Drei- 
bühel je einen Kleeftengel, 
in 2 und 3 je einen Ring 
«reifend Darunter folgt in 
gefchnitztem Rahmen die 
Infchrift von 16 Zeilen 
in Lapidarfchrift Die 
Anfangsbuchstaben jedes 
Wortes find etwas höher 
und in Gold ausgeführt: 

In hoc tumvlo qu(i)escit 
admodum reverendus in 
Chriflo domi nus et pater 
Joannes Petrus Stickhl- 
berger, hujus Ec clesiae 
Collegiatae Prae positus 
et Archidiaconus et quon- 
dam Decanus Col legiatae 
ecclesiae bfriae. Vgl».] 
Maria«: in Solio. Qui vtram- 
que collegiatam post dura 
incendia reparavit, et pro 
viribus ornavit, denuo pie 
defvnctus 19"" Novembris 
aho. 1684. Cujus anima 
vi vat et tu viator prccare 
illi requiem aeternam. 

Ob Stickiberger 
etwa jener fleierifchen Fa- 
milie diefes Namens ange- 
hörte, aus welcher Leo- 




Fl,. 1. 



pold im Jahre 1407 — 1413 
als Kammermeifter des 
Herzogs Ernft des Eifer- 
nen von Steiermark ge- 
nanntwird, bedürfte nähe- 
rer Unterfuchung. Von 
diefem Propfte ift bekannt, 
dafs er feit 1674 die Inful 
trug und in feinem Todes- 
jahre die Bartlmäkirche 
reflau rirte. 

18. 1696 Zur rech- 
ten Seite des Presbyte- 
riums ein Grabflein aus 
fchwarzem Marmor, 197 
Cm. hoch, 80 Cm. breit. 
Oben, von einem Engels- 
kopfe befchirmt , zwei 
neben einander geftellte 
Wappenfchilde, im rechts- 
feitigen ein Adlertlug, be- 
legt mit einem M, im link- 
feiligen eine Ente. Die 
Infchrift füllt 17 Zeilen in 
vielfach abbrevirter Lapi- 
darfchrift: In hoc tumvlo 
requiefeit revmus ac clarif 
fimus dfivs. Martinus Mayr. 
J.V.D.S.S" Thlgäe Bac- 
calaureus format', celfmi 
prineipis archiepi. Salis- 
burgenfis Coiifiliarius, hu- 



jus Collegiatae ecclae: Praepofitus, inferioris Carinthiae Archidiaconus, qui 12 annis officio fuo lau- 
dabiliter indefeffo labore perfunetus, in fefto S: | Ciarae V:' Zeli, manfuetudinis, aliarumquej virtutum 
exemplis clarus ab hacl mortalitate plenus meiitis in dm», deceffit. Weiter unten das Chronogra- 
phicum in vier Zeilen : 

sIstk VIator, et eI, Vt a M0D0 reqVIesCat a LahokIhVs sVIs Vno aVe i aVe 
Martin Mayr wurde im Jahre 1685 als Nachfolger Stickhlbergers zum Propfte gewählt. 

I Notitcnblalt 18J1, I., p«g. 118. — -' HcneriiA CoUoft — • Virzin». 



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GKAHSTKINE OER CHRISTLICHEN' ZEIT ZU FRIESACH IN KÄRNTEN 



43 



19. 1778, 29. September. Aufser der Kirche an der nordfeitigen Wand ein 86 Cm. hoher, 
56 Cm. breiter, grober, unten abgefegter Stein, auf welchem unter dem Friert erkelche in gewohnlicher 

Lateinschrift ringemeifselt ift: 

Hie in domino requiefeit Rdüs ac venerabilis vir Antonius Sagmeirter|hujus ecclefiae capit: decanus 
natus IV. cal. Jan. MDCCXVII|obiit die XXIX menfis Septembris MDCCL XXVIII. 

20. Zeit unbertimmt. Am Boden des Mittelfchiffes unter dem Mufikchor enthält ein 132 Cm» 
hoher, 60 Cm. breiter, grauer, etwa um das Jahr 1400 gemeifselter Stein in einem vertieften 
Kreife das gothifche Monogramm des Weltheilandes: ibs. 

I Janinter die gothifche Unterfchrift in 4 Zeilen : 

Precor. te . dornte, anteq . (uam) discernas . me . miferere . mei. 
Nähere Andeutungen über die Zugehörigkeit diefes Steines find nicht zu ermitteln gewefen. 

21. Nächft dem Andreas- Altar ill in den Fufsboden eingelaffen das Fragment eines 130 Cm. 
hohen, 55 Cm. breiten Steines, aus deffen Bildlläche nur mehr der Ibifenweife gegliederte Kufs 
eines Kreuzes, darüber ein Wappenfchild zu entnehmen ift, deffen Feld eine Kanne füllt. Vielleicht 
Cellerarius? Oder — wiewohl gewagter — Leininger aus dem fpäter in Villach zu Anfeilen 
gelangten Haufe. Ein Ruprecht Leininger war um 14S6 Bürger zu Friefach. 



Mir macht es den Findruck, als 
fei es das Produft einer fpäteren 
Periode, und hat bei deffen Her- 
rtellung das Streben vorgewal- 
tet, einen Grabrtein der errten 
Hälfte des 13. Jahrhunderts zu 
imitiren. Diefes Bemühen ift 
meines Frachtens jedoch nicht 
gelungen. Wir haben aus dem 
13. Jahrhunderte nur wenige 
Denkmale herüber gerettet. 
Unter diefen wenigen böte vor- 
liegendes Denkmal das erfle 
Beifpiel der Finmeifslung des voll- 
Händigen Wappens mit Schild, 
Helm und deffen Zier. 

Indenechten I )enkmalen 
des 13. Jahrhunderts fehen wir 
— wenn überhaupt Figurales 
vorhanden — den Schild allein, 
gewöhnlich in Verbindung mit 
dem Kreuze. Frft von 1300 an 
werden allmälig Helm und Zier 
dem Schilde beigegeben. Die 
Ausführung des Wappens, wie 
wir dasfelbe hier fehen, erfcheint 
uns auSscrdem zu zart, um diefelbe einem Steinmetz des 13. Jahrhunderts zufchreiben zu können. 

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22. Angeblich 1231. Am 
Boden des Mittelfchiffes in der 
Nähe des Mufik-Chores u. zw. 
zwifchen dem Muuk-Chor und 
den erften Säulen des Mittel- 
fchiffes (vom weltlichen Ein- 
gänge gezählt) ein rolher Mar- 
morftein 244 Cm. hoch, 109 Cm. 
breit. Im Bildfelde die fchwach 
eingeriffene Contur eines Drei- 
eckfchildes mit einer fünfblät- 
terigen Rofe, darüber ein Topf- 
helm, deffen Scheitel über einem 
Schirmbrette wieder die Rofe 
wie im Schilde fchmückt. Die 
den Rand füllende, feicht aus- 
gemeifselte und an der unteren 
Leirte beginnende Legende in 
einem Gemengfei von Majuskeln 
und üncialfchrift lautet : 

+ ANNO • DNIAV-O'X XXI |C7TI-tN 
DKS ■ OCTOHRIS • OHlIc (RLS 
TORVS • FILIVS I)l7l RfilRRId • 
DE ■ URS * T. - R Ot"KNBKK< '.. 

I )iefes Denkmal erweckt 
mancherlei Bedenklichkeiten. 



II. Weltliche Perfonen. 

thpvs- rmvs 

% 

Co 3 

— ff) 




70 



imoouu wa owNiv + < 



Kg, 2. 



44 



Lkopoi.i» v. Hki kii-Widm ANS TKTTER. 



Die erhobenen Zweifel in die Echtheit diefes Denkmals werden aber ganz befonders durch 
die Anlage und Ausführung der Legende geftützt. Auf den Denkmalen des 13. Jahrhunderts, 
ganz befonders jenen des früheren und in unferen Ländern kommen Randfchriften noch nicht vor. 
Wenige Schritte von der Bartlmä-Kirche, im Duminicaner-Klofter, haben wir Gelegenheit, zwei 
unzweifelhaft echte Denkmale des 13. Jahrhunderts diefem vergleichungsweife zur Seite zu ftellen. 
Der Unterfchied ifl ein auffallender. Bei knappefter Haftung des Textes ift die Schrift zeilenweife 
untereinander geordnet. Erft beiläufig 100 Jahre nach 1231, welchem Jahre der vorliegende 
Grabftein zugefchrieben werden will, treten Widmungen mit Randfchriften auf. Die Schrift an fich 
entfpricht auch nicht dem Charakter der Steinfchriften jener Zeit, in welcher diefelbe ausgemeifselt 
worden fein foll. (Siehe die beigegebene llluftration.) 

Dem Bildhauer ift die getreue Wiedergabe der Majuskel des früheren 13. Jahrhunderts 
vielleicht eben darum minder gelungen, als die Mengung mit Uncial-Buchflaben in kaum verdeckter 
Abfichtlichkeit hervortritt. Der Schnitt mehrerer Buchftaben gibt zu denken, cbenfo der Umftand, 
dafs zwifchen dem Charakter der Schrift in der erften die Jahrzahl enthaltenden Leifte, gegenüber 
jenem in den drei andern Leiflen fich Abweichungen dem Befchauer aufdrängen. Für das angege- 
bene Jahr 1231 dürfte eben der Wegfall der Jahresangabe zeitgerechter fein. Aber auch dann, wenn 
wir tlie Jahrzahl als hieher paffend anfehen, fo dürfte die Scheidung der Jahrhunderte von der 
Zahl der Jahrzehnte doch nicht fehlen. Die Ausrede, der Punkt fei verwifcht worden, hat keine 
Geltung; mangelt ja doch der Raum, welcher zwifchen den CC und .V für den Punkt inmitten 
hätte frei gehalten werden müffen. Diefer mangelnde Punkt hat infofern einen Werth für diefe 
Unterfuchung, weil dadurch der Hinweis gegeben ift, dafs diefes Denkmal fpäter, wahrfcheinlich 
erft im 17. Jahrhundert, nachgemacht worden ift, wo diefe früher meilt ftrenge eingehaltene 
Trennung nicht mehr Beachtung fand. Der Schreibfehler des lezten Wortes, wodurch der Name 
Kotenberg ftatt Rofenberg erfcheint, fei nicht vergeffen. Endlich harmonirt der Text der Legende 
nicht mit dem Style folcher Widmungen des 13. Jahrhunderts. Die Form der Namensbenennung des 
Vaters als „Herr Heinrich von Urs und Rofenberg" pafst entfehieden nicht in das Jahr 1231, das 
klingt vielmehr fehr modern. 

Kaum minder überrafchend find die Refultate der genealogifchen Unterfuchung über die 
Zutheilung diefes Denkmals. Domherr lierrmann hat es für nöthig gehalten, eben «liefern Denkmale 
mit folgender Note' einen Geleitfchein mitzugeben: 

„Mit diefem Stein hat es ein eigenes Bewandtnis. Ein Orlini aus dem bekannten romifchen 
Gefchlechte Höh im Jahre 1150 zur Zeit eines Aufruhres, welchen Arnold von Brescia erregte, nach 
Deutfchland.* Vitek Orfini hatte fich in Böhmen niedergelaffen und deffen gleichnamiger Sohn 
wurde der Stammherr des nachhin fo mächtigen, Anfangs des 17. Jahrhunderts dort ausgeltorbenen 
Gefchlechtes. Wok, fein Sohn, baute zwifchen 1241 und 1246 die Burg Rofenberg. Unter König 
Premysl Otakar II. kam ein fpäterer Wok von Rofenberg als Landeshauptmann nach Steiermark. 
Nach Kärnten jedoch fcheinen fie bereits früher, u. zw. Anfangs des 13. Jahrhunderts bei Gelegenheit 
der Vermälung des Kärntner Herzogs Bernhard des Sponheimers mit Juta, Tochter des Königs 
Premysl Otakar I. gekommen zu fein und Heinrich von Rofenberg, dem obiger Grabftein angehört, 
fich in ihrem Gefolge befunden zu haben. Diefer Grabftein wurde im Jahre 16S3 in Gegenwart 
mehrerer Zeugen von einem kaiferlichen Notar recognofeirt, und die Standesgleichheit der 
Rofenberge mit den romifchen Urfinis (oder Orfinis) auf Verfügung Kaifer Leopold 1. von einer 

' ■''/■'iigrr. OcAerreich'* kirchliche Kunftdenkniale der Vorieif. Frielick. — -' Merkwürdig. daf> fafl alle die grofvtn Hinter, 
die fich einer vornehmen Abkunft beriil.men. immer um andeiswn als fluide Kdclleute eingewandert fein und nur feiten in dem Lande 
wurrein wollen, wo de n Gll und Einen kamen. Schon von diefem GeficblipDBkte aus bieten Co Jen« Stammbaum C«nMmUl<MM Stoff 
/um Nachdenken, 



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GRABSTEINE DM CHRISTLICHEN ZEIT ZU FRIESACH IN KÄRNTEN. 



45 



eigenen Commiflion, an deren Spitze die berühmten Genealogen und Stematographen Bucellini 
und Spener ftanden, geprüft, worauf Seine Majeftät fich bewogen fanden, mit Diplom vom 6. Juli 
1684 zu geftatten, dafs die Rofenberge, anerkannt im ganzen heiligen römifchen Reiche, das 
Prädicat „von Urfini und Rofenberg" führen dürfen. 1 Eine andere Urkunde vom Jahre 1214 gibt: 
Dominus Joanes Urfinus praepoiltus Solii, Vieedominus Krifacenfis et capitanus Henrici (?) Hin 
Krescogemälde an der Seminarikirchc allhier foll ihn knieend, mit einem fliegend abgemalten 
Zettel, worin „ora pro me S : Maria," dargeftellt haben. 

(Mehreres hierüber in der Monographie: „die Rofenberge", Carinthia, 1854.)" 

Allerdings hat es mit diefem Denkmale ein eigenes Bewandtnis, freilich in einem anderen 
Sinne als Herrmann meinte. 

Der nüchtern erwägenden hiftorifchen Kritik unferer Tage kann es nicht genügen, dafs im 
vorliegenden Kalle die Commiflion der „berühmten" Genealogen des Jahres 1683 ihr fachmännifches 
Urtheil vor dem höchften Richter fchon längll zu verantworten hatte, fie citirt Bucellini, Spener, 
Hühner, Schdnleben und Andere gar häufig vor ihr Forum und llöfst manchmal auch die fcheinbar 
wunderbarften Werke der genannten Genealogen um. 

Auf ßucellini 1 und Spener geftiitzt fucht uns Domherr Heinrich Herrmann mit wenigen 
Worten für feine Zutheilung des Denkmales zu gewinnen, und hofft die Abflammung der 
kärntnifchen von den bohmifchen Rofenberg durch den Beifatz genügend zu beglaubigen, tlafs 
Wok von Rofenberg als Landeshauptmann nach Steiermark kam, aber fchon vorher, als Juta 
von Böhmen fich im Jahre 1201 dem Herzoge von Kärnten vermälte, etwelche Rofenberge nach 
Kärnten gekommen fein dürften, darunter der Heinrich von Urs und Rofenberg des vorliegenden 
Grabrteines, 

Alfo entlieht die Krage, wie fich eigentlich die Verbindung des kärntner Uaufes mit dem 
bohmifchen darflelle, und welche Behelfe für die Herleitung beider von einem altrümifchen 
Gefchlechte erbringlich find. 

Hinfichtlich der lezteren Krage haben uns auf Grund ficherer urkundlicher Behelfe zwei 
berufene Quellenforfcher der neueden Zeit in zwei Schriften 3 wohl genügend dahin belehrt, dafs 
die Zeugniffe der Herkunft des berühmten bohmifchen Gefchlechtes der Witigonen von den 
italienifchen Urfini erft fpäter auf eine gekünftelte Weife befchafft worden find. Pangerl erörterte 
in feinen „Witigonen" auf 15 Seiten 4 mit diplomatifcher Genauigkeit, wie die mächtigfle und 
reichlle Branche der Witigonen, das find die Rofenberge, jene rümifche Abflammung erd entdeckte 
und durch Zeugniffe der Cardinäle Latinus de Urfinis vom 22. März 1469 und Cosmus de Urfinis 
vom 22. Februar 1481 hinreichend zu belegen wähnte, als den Rofenberg eine folche llluflration 
ihrer Herkunft in ihrer auserlefenen Stellung in Böhmen erwünfeht fein konnte. Allenthalben 
erweiterten fich die Titel vom 15. Jahrhunderte her, und jenes 1 laus, welches im bühmifchen König- 
reiche feit 3 Jahrhunderten nach dem Könige den erden Rang einnahm, wollte nicht zurückbleiben. 
Erft Mitte des 16. Jahrhunderts bediente fich Wilhelm des Namens Urlinus de Rofenberg wie 
auch der urfinifchen Schrägbalken im Wappenfchildc, welches von da ab beiderfeits grimmige 
Bären hielten. Dem Nimbus, welchen ihm «liefe angebliche römifche Abflammung verlieh, dürfte 
er auch die Glind verdankt haben, dafs er als Kidam dreier regierender deutfeher Kürflenhäufi-r 
angenommen wurde.* 

• Vergl. Carinthia 1854. pag, Jjo. — * Dcrfcll.c, welchem eben lltrrmann. kuri bevor er ul>er .lic Rofenberge fchneb, fu 
wenig Vertrauen entgegenbrachte im Auftaue: „Die Khcvenhiller«. Carinlhla, 1854. Kr, 5— 10. pag. 17-40 auf Seile 17. — * Theodor 
H jfnrr. Archivar in Willing.™: .Sagen un<l unhaltbai* Halen Uber die Herkunft der W.tkowece 1 ihre angebliche ALftammung von den 
römifchen Urbnern«, Manufcript - Dr Mathias l\mgt>l; „Dir Witigonen; ihre Herkunft, ihr* erften SiUe und ihre altefle Genealogie» 
(Archiv frtr oderr. Gefchichle, 1874. 51 Band, 1. Hälfte, pag. JOI 576). « Archiv, 51 Band, J Hälfte, pag 507 511 — ; ' 1557 eine 
Weif, 1561 eine Hohcufillcin, 1577 eine liadcii. 



4 6 



Leopold v. Beckh-Widmanstettek. 



Die Verbindung, welche die rümifchen Urfini des 15. Jahrhunderts mit den böhmifchen Rofen 
berg pflegten, fcheint aber zugleich feitens der erfteren durch die Hoffnung genährt worden zu 
fein, die lezteren aufzuerben, eine Erwartung, die nicht in Erfüllung ging, jedoch — wenn fie 
wirklich bertand — des Strebens gewifs werth war, umfafste doch das Erbe beinahe das ganze 
füdliche Böhmen! 

Befteht nach den Darrtellungen Pangerl's und Wagners die Herleitung der böhmifchen 
Rofenberg von den rümifchen Urfini die Probe nicht, fo fällt der Anfpruch der kärntnifchen 
Rofenberg von felbft. 

Kaum beffer als mit der illuftren Abkunft aus altrömifchem Geblüte fteht es mit jener aus 
dem böhmifchen Haufe, welche übrigens doch nur die genannten „berühmten Genealogen" und 
deren Nachbeter geglaubt haben.' Witigo von Freie (f 1194), welchen Hertmann mit dem Namen 
Witek Orfini anruft, war der Stammvater der Witigonen oder Witkovece. Seine Söhne und 
Knkel brachten ihre Abdämmung in dem einheitlichen Wappenbilde der fünfblättrigen Rofe zum 
Ausdrucke, fchieden fich jedoch in vier nach ihren Hurgen verfchieden benannte Linien zu Krumau, 
Rofenberg, Neuhaus und Landllein.* Die Genealogie diefer Abftämmlinge ift dermafsen urkundlich 
fertgeflellt, dafs Finfchiebungcn nicht gut möglich find. Am wenigrten ift folche beim Rofenberger 
Haufe und insbefondere beim Wok von Rofenberg der Fall, der als fteierifcher Landeshauptmann 
zu Graz am 3. Juni 1262 ftarb. 5 Der alte Wok war der erße Mann im Reiche nach feinem grofsen 
Könige, feine Nachkommen paffen in die Stellung nicht, welche etliche in Steiermark ein halbes 
Jahrhundert fpäter vorkommende Perfonen des Namens Rofenberg einnahmen. Vielleicht haben die 
genannten Genealogen gefühlt, dafs fich da nicht anknüpfen laffe, und darum verflicht, diekärntner 
Rofenberge an den Bruder des Stifters der böhmifchen Rofenberge, den 1205 — 1237 urkundlich 
ficheren Heinrich von Neuhaus 4 zu fchmiegen. Diefer Heinrich lebte auch in der Zeit, welche am 
Friefacher Grabftein ausgemeifselt ift; nur nannte fich Heinrich nach feiner Burg Neuhaus und nicht 
von Rofenberg, hoch weniger Urfin und Rofenberg. Nicht genug I Der vorn genannte Wok war 
der erfte Witkovec, welcher fich von Rofenberg, u. zw. zum erßenmal im Jahre 1250 nannte * Wie 
reimt fich diefer urkundlich iichern Thatfache gegenüber die Aufftellung, Nachkommen der 
Rofenberge in Böhmen feien nach Kärnten gekommen und gemäfs dem Grabfleine zu Friefach fei 
fchon 1231t Chrirtian, Sohn Herrn Heinrichs von Urs und Rofenberg gertorbcnrrl 

Diejenigen Rofenberg, welche im Beginne des 14. Jahrhunderts in Steiermark auftauchen, 
und welche möglicherweife oder — um einen entgegenkommenderen Ausdruck zu wählen — 
tnuthma/slich die Ahnen der heute in Kärnten blühenden Fürften und Grafen diefes Namens 
fein dürften, treten unter fo befcheidenen Umftänden auf, welche eine verwandtfehafiliche Anknü- 
pfung an ihre böhmifchen Namensvettern einmal nicht geltatten. Nur zweifellos echte bindende 
Urkunden könnten einen Meinungsumfchwung bewirken. Der gleiche Name und das gleiche 
Wappen wirken um fo weniger entfeheidend, je häufiger Name und Wappenbild vorkommen. 
Der wohlklingende Name Rofenberg kann ebenfo mehreren untereinander nicht verwandten 
Familien eigen fein, als z. B. mehrere Familien Liechtenftein (zu Nikolshurg in Oefterreich, Murau 
in Steiermark, Carneidt in Tyrol, ebenfo eine kleinere Familie in Mähren), Wildenftein, Thum 

1 Schon im vorigen Jahrhunderte hal ein Gmf Barho diefen gekunrteltcii Herlcitungen gegenüber Zweifel erhoben Du im 
Jahre 1X09 von einem materiell (ehr abhangigen, al.er achtbaren Schrifltlellcr (Archivar A Wrift\ publicirte Werk : „Kärnten! Adel" 
erwähnt diefe Herkunft (pag »85) in einer Weife, die du Itellrehen offenbart, fich in diefer Fräse nicht iu engagiren - -' Witigo der 
Aelteie, Vater der Krumauer; Witigo der Jilngerr, Vater Wok «. de« erden Rofenberg: Heinrich Witkovec, d«r erfle Neuhaus, und 
Witigo von Klokot ( i, Stammvater der Wittiiigauer und l.andftciner — » MUMM hrngtrll .Wok von Rotenberg" 111 Mittheilungen de» 
Vereine« für Uefchichte der 1 Deulfchen in Böhmen, 1870 IX. Jahrgang, pag I—J9 ; dann 1874. XII Jahrgang, pag. 273 278 — < Dom 
herr llrr,m.,n» in Carinthia, Jahrgang tX$« Nr 59 (17. auf pag. jjt» /weite Sp.nl:e. > l'jngnt: Die Wilogonen. im Archiv $1 Band. 
I. Hälfte, pag. 556. 



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Grabsteine der christlichen Zeit zu Frjbsach in Kärnten. 



47 



u. a. m. gleichzeitig (lorirtcn, die nicht einen gemeinschaftlichen Stammvater hatten. Das Wappen- 
bild jedoch führten und führen die Rofenberg nicht allein. 

Bei diefen Verhältniffen dürfte als wirklicher Ahnherr der Kärntner Rofenberg entweder 
Wülfing oder I lermann gelten, von welchen erfterer am 20. April 1306 in einer Urkunde der 
Carthaufe Seiz, letzterer am 27. April 1314 in einer folchen des Klofters Vorau als Zeugen genannt 
find, beide a/s die letzten unter den Iidet/euten.' In der darauffolgenden Zeit fcheinen fie fich in der 
Gegend von Marburg und Wildon in Steiermark beholfen zu haben. 13X0, 1382 und 1384 fiegelt 
nämlich Hermann der Rofenberger, des Chunrad Rawmfchüffel Schwager, mit der Rofe im 
Dreieckfchild. Der gehört nach Unterlleiermark. Hertel Rofenberger ill unterm 2. Oftober 1380 als 
Befitzer von Aeckern bei Marburg beglaubigt. Am 21. Jänner 1402 verkaufen Chriftoph der Rofen- 
berger und feine Hausfrau Dorothe um 250 Pfund Wiener Pfennige ihr Haus zu Wildon „genannt 
das Ful" und den fogenannten „Fulhof" zu Stockham (heute Stocking) nächft Wildon in Steier- 
mark an den ehrbaren Gebhard von Waldftein. "' Siegler waren der Ausfteller, fein Vetter, Wülfing 
der Rofenberger und der Vater von Chriftoph 's Gemalin, Ulrich von Riech. ' Am 7. April 1404 
verkaufen Friedrich der Rofenwerger und feine Ehefrau eine I lube zu Walatfchan (wahrfcheinlich bei 
Pettau) dem Kdlen Erasmus von Pernekh unter fremdem Siegel, da Friedrich derzeit eigenes Siegel 
nicht hatte. Gedenken wir des im Jahre 1306 genannten Wülfing von Rofenberg, und dafs derfelbe 
Vorname 1402 wieder vorkommt, ebenfo der 1314 vorkommende Name Hermann, im Jahre 1357 
durch einen gleichbenannten Sohn (der des Georg v. Herberftein Stieffohn war),' dann fpäter zu 
Ende des 14. Jahrhunderts fich wiederholt, die ziemlich gleichbleibende gefellfchaftliche Stellung, 
fo kann nach Wahrfcheinlichkeitsgründcn die Kluft zwifchen 1306 und 1314 bis zum Beginne 
des 15. Jahrlnmdertes als überbrückt vermuthet werden, üiefe wenigen Daten geben zugleich 
die Andeutung, dafs fich der befcheidene Befitz diefer in der nördlichen, mittleren und füdlichen 
Steiermark vorkommenden, meiner Vermuthung nach (beweifen kann ich es nicht), einem gemein- 
fchaftlichen Ahnherrn entflammten Familie allenthalben abbröckelte. Von 1404 bis 1480 gähnt uns 
eine weitere Kluft entgegen; auch diefe halte ich nach W'ahr/cheinlichkeitsgründen fiir über- 
brückt. Am 16. März 1480 gibt Georg Rofenberger als neubeftallter Schaffer der Herrfchaft Faal 
an der Drau, feinem Dienftherrn, dem Abte Johann von St. Paul, den üblichen Revers; Mitfiegler 
war fein Schwager Wilhelm von Reifperg aus dem Lavant-Thale. Die beftändigen Beziehungen der 
Abtei St. Paul mit Unterfteier erklären, wiefo die Rofenberger, nach der Einbufse ihrer Befitzun- 
gen um Marburg, unter die Dicnftleute des Klofters geriethen, um fo ihre erfchütterle Stellung 
allmälig wieder herzuftellen. Die Rofenberger mochten fich bald wohl in diefem neuen Verhältniffe 
befunden haben, denn fie hielten fich ausdauernd an den Krummflab. Wenige Familien dürften fo 
reichlichen Lohn geerntet haben für diefe Ausdauer, als die Rofenberger. Denn als der Sohn 
Georg's, des Schaffers zu Faal, Maximilian Rofenberger, das von jenem erworbene Gut wieder 
unter die Leute gebracht hatte (fo bekennt die Familie felblt), bot tler Enkel Ulrich dem Bifchofe 
von Lavant feine Dienfte an. Soweit mir Acle zur Hand waren, ift bereits am 15. Jänner 1580 und 
noch am 31. Mai 1595 „Virich Rofenberger" bifchöflich Lavant'fcher 1 Plleger zu St. Andrä im 
Lavantthal. Er fiegelt (31. Mai 1595) mit einer fünf blättrigen Rofe im Schilde, über deffen Helm fich 
ein hoher Hut erhebt, deffen Spitze die Rofe wie im Schilde ziert. 

1 Mutkar. Gefchklitc der Steiermark — - Urkunde des I.nnHctftKhivt in Gr*it. — 5 E» feheint, daf» Hertmann die hier 
genannten l'hriftoph und Wülfing für Rinder anfah {Carinthia, 1X54, p»g. 240) Diefer Umfland, du Hereinbeziehen von Notiteo und 
unheglaubigten Urkunden, niujje entfchnldigcn. dafs ich i.mcinc Sclbltftandigkeit bewahrend , nur dnijenige bringe, wa* iirrrmann nicht 
gebracht hat, und was außerhalb de* Rofenberg'fchen Faimiieii-Archivei ermittelbar gewefen. - Der Vollftindigkeit ballier fei hier 
auch auf die Stammtafel bei Hübntr, II. t>jq, gewiefen ; diefe enthalt eine finnlofe Gruppirung »on Namen, deren Verbindung mit den 
Rofenberg de» 15. Jahrhundert« gani un.lenkbar ift. 1 B Krejrg, Walfee — * Kumar Burg und Familie Herberftein 1817, I. 101 — 105. 
— » Uirrmunn, Carinthia 1854, |>»g 341. nennt ihn Pfleger an der S.t/r*Mrf /■ *« Herrfchaft St An.lra im I.avantthale , hat Ulrich etwa 
beide in der Thal au dem einen Orte cxiflireuden Aemtei ruglcich verwaltet ? 



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4 8 



I.Eoroi.n v. Bk<:kii-Wii>manstetter. 



Ulrich fei im Jahn- 1595 geftorben, Erbe feines Amtes wurde fein Sohn „Andree Rofen- 
berger",' wie ich mich aus einem Acle vom 3. April 1607 überzeugte. Diefer Andree lebte noch 
im Mai 1609, wo er bereits das frühere Dienflesverhältnifs aufgegeben hatte, (ich einfach „Andree 
Rofenberger wonhafft zu St. Andree im l.aventall" nennt, aber fchon als Lehensherr auftritt. Dies 
war er bereits um 1601, vermittelt durch den foliden Nefitz feiner Gattin Katharina, Tochter des 
Andrä Weifs, welcher zuerfl Lavant'fcher Pfleger zu Twimberg, fpäter reicher Gewcrk zu Schmelz- 
hofen bei Wolfsberg war. 

Der einzige Sohn diefer Ehe, Johann Andrä, heirathete um 1623 wieder reich, die Witwe 
des letzten Zägkhl, eine geborne Kulmer, die ihm die Schätze der Zägkhl zubrachte, welche zumeifl 
zur Zeit der Kriege des Königs Mathias Corvinus erworben worden waren. So ausgeftattet trat 
Johann Andrä, jeder Zoll echter Katholik, eben zur Zeit in Klagenfurt auf, als die zur Auswan- 
derung genöthigten proteftantifchen Edcllcute ihre Güter zum Verkaufe ausboten. Da kaufte 
Johann Andrä die Güter Grafenftein (vorher auch Lcrchenau genannt), Mageregg u. a. m., machte 
dann, geftützt auf feinen Befitz, auch im Staatslehen Carriere. 1629 war er Verordneter, 1632 land- 
fchaftlicher General-Einnehmer, 1634 Vicedomamtsverwalter, 1637 Landesverwefer," 1639 und zwar 
von da bis zu feinem Tode Oberfthurggraf, 1650 Prälident des Verordnetenamtes in Kärnten. 
Am 7. Mai 1634 wurde er Freiherr, am 15. December 1648 Graf. 1 

Seine zwei Söhne, Georg Nicolaus und Wolfgang Andreas, von welch' Lezterem die noch blü- 
henden Zweige flammen, erweiterten den ererbten Befitz, zumThcil durch vortheilhafte 1 Ieiraten derart, 
dafs fie in der Fideicommifs -Widmungsurkunde vom 3. Dec. 1679 die Güter Grafenftein, Welzenegg, 
Höhenbergen, Maria Loretto und Keutfchach (in den Umgebungen von Klagenfurt), Sonnegg, Feyen- 
berg, Rechberg und Hagenegg (im Jaunthale und in der Kappel), Greifenburg, Stein und Rotten- 
flein (im Drauthale) zu einem Majorats und einem Familien-Fideicommifse widmen konnten. 

Diefer wachfende Wohllland veranlafste — ähnlich wie es fich bei den bohmifchen Rofcn- 
berg verhielt — nun auch die Enkel des Lavanter Pflegers, ohne Zweifel mit Hilfe gefchäftiger 
Genealogen, die Verbindung mit dem bohmifchen I laufe, zugleich die erlauchte romifche I lerkunft 
neu zu entdecken und fie dann zur Geltung zu bringen, als Wolfgang Andreas am Kaiferhofe zu 
Wien — h'inanzminifler* geworden war, derfelbe in zweiter Ehe eine Thum mit vornehmen italieni- 
fchen Reminiscenzen, dann aber gar die Tochter des berühmten Feldherrn Fürflen Raimund 
Montecuculi geehelicht hatte, ebenfo Ritter vorn goldenen Vliefse geworden war. 

Derlei Ausfchmückungen eines grätlichen Stammbaumes bildeten eine Art fociale Krankheit 
des 17. Jahrhunderts. Fatl jede Familie von einigem Namensklange legte fich zu, was fich zulegen 
liefs, und warum füllten, wo alles liebte, die Rofenberge alleinig halfen M 

An den Höfen wimmelte es von Genealogen, die aus der Fabrication möglichfl weit 
zurücklangender Stammbäume die Mittel ihrer Exiftenz fchüpften. Es war ihr Intereffe, insbefondere 
hochgeftellten Herrn die grotesken Produtfte ihrer Phantafie als unumllöfsliche hillorifche Wahrheit 
einzureden, dabei einen mächtigen Apparat äufserlichen Scheines von Gelehrfamkeit wirken zu 
laffen, bis die hohen Herrn die Mache endlich felbfl für wahr hielten. 

Der Friefacher Grabllein ifl nicht echt, fondern ein Kunftftück der „berühmten Genealogen", 
die Commiflion von 1683 war eine Comodie, welcher die ohne Zweifel von jenen Genealogen 1 

1 Vergl. Carlroann Tangl: Reihe der Bifchöfc von Ijtvant 1841 pag. 230, WO diefer Andrä Rofenberger unterm 24 April 1609 
mit dem Namen „ Andrem Kolcnfclder" alt bt*thum[icher llufpflcgcr und Rrntmeiller benannt ifl. Der Name ifl da wühl nur verfchrteben. 
— s E» ifk tiefendem 111 hetonen, daf* weder das Freihcrrn- noch das Grafen Diplom der MHlWifchtl oder gar der riimifchen Vcr 
wandtfehaft Erwähnung :hun Der Kenner der in foklicn Diplomen voikornmenden fchablonenmifsigcn l'hrafen wird an« der Stelle im 
Diplome von 1633, welche den Voreltern .uralten Stamme» und Namens- gilt, die erit fpäter pralendirle romifihr, oder auch nur die 
bobraifchc Abft.immiing ncher nicht heraoalefeiu — * Vom Ittel 16S3 — 1691 fland er in diefem Amte onter <lem damaligen Titel einei 
llofkamraer l'raildenten; Catdinal Kollonitfch wurde Rofenberg j Nachfolger. — * Diefen verwandt war auch Dr. Johann Ludwig 
StMmMm, in Kraft der von .ihm 1680 publicirtcn Schrift : „Rofa Orfina in provindis Auflriacis florens. five illuflriffimae et aniiquiffimae 
amiliac Romanae Urlinae Itaduce» in Slavoniam, Carmoliarn, Carmtliiam, Sljrriaa. Bohcmiain propagatae » 




GkAIISTKINK l>Kk OIK1STLIUIKN ZKJT Zir FWESAOI IN KAKNTKX. 



49 



verfafste Eingabe an den Kaifer die Krone auffetzte. Wer hätte es wohl gewagt, die Richtigkeit der 
geschichtlichen Daten anzuzweifeln, welche im Namen des fungirenden Finanzminiflers zur 
Vorlage kamen?! 

Zur Beruhigung etwa aufwallender nächftbctroffcncr Gemuther fei noch beigefügt, dafs 
Unterfchiebungen diefer Kategorie bis in die neuefte Zeit häufiger find, als man allgemein glauben 
möchte, und ohne Schwierigkeiten durch landesfiirftliche Anerkennungen geheiligt wurden, wenn 
die Bewerber mit Machtmitteln ausgeftattet waren. Möge die durch hervorragende Verdiende um 
den Staat glänzende Familie Rofenberg durch freiwilliges Aufgeben des fremden römifchen, ebenfo 
des böhmifchen Schmuckes beweifen, dafs auch der thatfächliche und rechtmäfsige hiftorifche 
Befitz zur Illuftration ihres gefellfchaftlichen Ranges genügt. 

23. 1465, 11. November. Im rüdlichen Seitenfchiffe ein 154 Cm. hoher, 82 Cm. breiter Grabflein 
aus grauem Schiefer. In der Oberflelle zwei gegen einander gekehrte Wappen; rechts im Schilde 
eine kreisrunde Schnalle, ebenfo über dem Helme als Zier, letztere aber befleckt mit einem Feder- 
bufch; links im Schilde zwei gekreuzte Feuerbrände, über dem Helme eine Adlerkralle fammt Flug, 
letztere bezeichnet mit dem gekreuzten Feuerbrande des Schildes. Beide Helme find ungekrönt und 
haben weitausgebauchte Sehfchlitzen. Die gothifch gehaltene Untcrfchrift lautet: 

Hie . ligt . pegraben . der . Fdl . veft . W eipold . Graswein . von . Mairhoffn vnd . Katterina . Pranttin . fein . 
Flli che . Ha(u)sfrav . vnd . ift . gefthabm . 1 an fand Mert ; ntag . in . dem . M . CCCC° . vn(d) . inj dem . l.xiiiii 

iar . den . got . genad. 

Die Graswein find eine fteierifche, ritterbürtige Familie, welche ihren Sitz am Schlöffe 
Weyer bei Judenburg hatte und fich nach diefem Befitze benannte. Die Gemahn des berühmten 
Diplomaten Sigmund von Ilerberftein gehörte diefer Familie an. Wohl gelangten fie mit dem 
Diplome vom 28. Auguft 1607 in den Freiherrenftand, aber fchon im Jahre 1628 fei der Mannesflamm 
erlofchen.* 

24. 1470, 9. Februar. In der Wand des füdlichen Kirchenfchiffes aus rothem Marmor 230 Cm. 
hoch und 120 Cm. breit. Schöne Arbeit, zu oberft die dreizeilige gothifche Minuskelfchrift : 

Hye ligt Krhart Ubereker der geftor ben ift an fand Apolonia tag Anno dni M U CCCC° LXX*. 

Darunter in vertieftem Felde und gebettet auf gothifchen Ranken, durch welche in beiden 
unteren Fcken ein kleiner Raum gefchaffen ift, die durch leere Schilde ausgefüllt erfcheinen, in 
fchöner Stilifirung das Ucberacker'fche Wappen. Dasfelbe ift geviert, hat in 1 und 4 zwei halbe 
Räder von einander gekehrt, in 2 und 3 ein erhabenes Ort; zwei offene Helme mit weitaus- 
gebauchten Sehfchlitzen, beide mit abrliefsenden gothifchen Rankendecken, über dem rechten 
gekrönten Helme ein aufgefchlagener Adlerllug, bezeichnet mit den zwei halben Rädern, über dem 
linken ungekrönten Helme ein hoher Hut mit eingefchnittener breiter, weitabftehender Stulpe ; aus 
der Spitze erhebt fich ein Straufsfederbufch. 

Die Uebcracker gehören einer alten, urfprünglich bayrifchen, fpäter Salzburg'fchen Familie 
an, welche noch gegenwärtig in Oefterreich und Bayern im Grafenflande blüht. 

Als Salzburg'fche Beamte kamen fie nach Friefach, wofelbft fchon am 28. Februar 1374 die 
Brüder Erhart, Ulrich und Mathias die Veberäkcher dem Bifchofe Heinrich von Lavant wegen des 
ihnen vom Bifchofe erblich verliehenen Burggrafenamtes der Vefte zu Pirchenftein Revers geben. 
Am 11. November 1386 fiegelt zu Friefach der Ritter Frhart Ueberächer, derzeit Burggraf auf der 
oberen Vefte zu Friefach. 1408 am 5. Auguft urkundet Rudolf Veberacker als Burggraf zu 
Hüttenberg. Der hier begrabene Erhart (etwa ein Sohn oder Enkel des 1356 genannten Erhart) 
wird von 1448 bis zu feinem Tode als Salzburg'fcher Pfleger zu Althofen nächft Friefach genannt.' 

1 GcfWben - Kni/thk,, Adel» Lexicon III 019 - ' Wtffi, Kärnten» Adel. p»g 2$3 

Vüi. N. F. 7 



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5Q 



Leopold v. Beckii-Wii'Manstktter. 



Ein Zeitgenoffe aus feiner Familie, Georg n Ueberacker, Dr. der Theologie, war bis 1452 Pfarrer 
zu l'öls in Oberfteicr, von 1452 bis zu feinem Tode 30. Jänner 1477 Hifchof zu Seckau. Diefem ift 

zu Seckau in Oberfteier ein Grab 




mal gewidmet, welches zu den 
Meifterwerken diefer Art gehört.' 

25. 1572, i.Jänner. An einem 
der nördlichen Mittelpfeiler ein 
grofses, fchönes, über 3 M. hohes, 
123 Cm. breites Denkmal aus 
grauem Stein. Zu oberft ift in 
einem gefchwungenen Auffatze 
über einem Engelskopf das Wap- 
pen der Familie Schafmann: ein 
quer geteilter Schild, oben ein 
aus der Theilungslinie wachfen- 
des Schaf, unten drei Kleeblätter, 
welch letztere fich auch über dem 
I leime erheben. Darauf folgt in 
grofser Lapidar-Schrift mit mehr- 
fachen Zufammenziehungen der 
Buchftaben, erhaben ausgemei- 
fselt, die Widmungsfchrift: 
Hie ligt begraben der edl vnd 
veft Her Georg Schafmann. v. 
I lemerles, welcher erftlich fürft- 
licher . falzbvrgerifcher Ho fmai- 
fter vnd hernach 28 Jar Rath vnd 
Ficztvm alhie zv Fricfach geweft. 
den erften tag Janvarij . 1 . 5 . 72 . 
feines Alte rs in . 60 . Jar . feliglich 
. entfchlafen. Gott der Allmech- 
tig geb im fampt allen Avferweltcn 
dvreh Chriftvmein frö liehe Avfer- 
ftehvng . Amen. 

Endlich die zwifchen zwei 
Säulen aus einer Blende in erha- 
bener Arbeit hervortretende, 
frontirte lebensgrofse Geftalt des 
Ritters in voller Rüftung mit der 
Lehensfahne in der Rechten, wäh- 
rend die Linke in die Seite ge- 
ftemmt ift; aus dem offenen Vifir 
Geht das Antlitz eines bärtigen 



> Math. <l. lr. k Centr Cumm III , pag 192. 



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GRABSTB1NI der christlichen Zeit zu Friesach in Kärnten. 



Die freien Räume der Blende enthalten zu beiden Seiten untereinander je vier Wappen 
der Ahnen mit den bezüglichen erklärenden Beifchriften, und zwar: 

Rechts: i. Wolf Schafman fein Vatter. 2. Sein anfraw ein Bvlenreiterin. 3. Carl Zantner 
fein anher von der Mvtter.4. Sein Havsfrav ein geborne Pvnezingerin. 

Links: 1. Ir Vatter Hans Minch zv Minchhavfen vnd Minchdorf. 2. Ir anfraw vom Vatter ein 
I lavshamerin. 3. Ir anher von der Mvetter, Wolf Hofer von Wildnwart zv Vrfarn. 4. Sein Havsfraw 
ein Langin von Wellenbvrg. 

Mit Zuhilfenahme von Kainach's Genealogie ergibt diefc Ahnentafel, dafs der hier begrabene 
Vicedom Georg Schafman mit Agnes, der Tochter des Hans Münich von Münchhaufen aus deffen 
Ehe mit Regina Hofer vermält gewefen. Die Regina Hofer war hinwider eine Tochter des Wolf 
Hofer von Urfahrn und einer Lang von Wellenburg. Die Verwandtfchaft mit Lang dürfte das 
Salzburg'fche Amt des Schafman erklären. Da er im Jahre 1544 Vicedom in Friefach wurde, fo wird 
er das Hofmeifteramt im Erzftifte wohl fchon zur Zeit des im Jahre 1540 verdorbenen Cardinal- 
Erzbifchofes Matthäus Lang von Wellenburg bekleidet haben, vorausgefezt, dafs Schafman 
damals fchon mit der Agnes beweibt gewefen. 

An dem Fufse des Denkmales ganz unten nennt fich der Bildhauer: „IERIMAS (Jeremias) 
FRANCK . BILDHWER." 

26. 1605, 2. Mai. An der äufseren füdlichen Kirchenwand ein 138 Cm. hoher, 62 Cm. breiter, 
weifser Marmornem, gothifche Schrift: 

Hie ligt begrabe der Ehrenueft firnem Albrecht Findenigg, fürft: Saltz: Oficier vnd gewefter 
Statrichterjalhie zu Friefach Selig, wellicher den 2. monatstag May des. 1605. Jar Entfchlaffen . der 
feele Gott der All ;mechtig.fambt. allen Criftglaubigen Ain frölliche Aufferftcung verleichen j wolle 

Amen. 

Darunter in barockem Rahmen ein ovales Wappenfchild : drei Sterne neben einem Neumond. 
Albrecht Findenigg war der Stammvater einer vor kurzem abgeblühten kärntnifchen Adelsfamilie, 
welche vom Jahre 1612 ab das Prädicat „von Däber zum Thum" führte; deren Sproffen begnügten 
fich mit befcheidenen Aemtern und traten aus der Mittelmäfsigkeit nie heraus. 

27. 1672, 1697. Vor den Stufen zum Prefbyterium am Boden gebettet fünf Grabfteine mit voll- 
kommen unleferlich gewordenen Infchriften, alle aus dem 16. und 17. Jahrhunderte. Einen davon 
las Benedict im Jahre 1850 mit folgender Legende: 

„Hic fraterna concordia Joannes Adamus et Camrina Elifabeta ab et in Aichelburg in dno 
conquiefeere, fuit quorum ille 10. hebdom (ades), fenex 18. Aug: 1672 haec vero dum 17 menfes 

fenectute ageret 19. Aprilis ao: 1697 vita deceffit." 

Die Aichelburg gehören einem alten kärntnifchen nun in vielen Verzweigungen im Freiherrn- 
und Grafenftande blühenden Gefchlechte an, welches bis in die Zeit Kaifer Friedrich IV. den 
Familienamen Vierthaler führte. 

28. 1681, 9. Juni. An einem Pfeiler des nordlichen Kirchfeh i ff es, grofsentheils durch einen 
Bctftuhl verdeckt, der 117 Cm. hohe, 73 Cm. breite weifsmarmorne Grabflein der Frau Eva Maria 
Krieglin, gebornen Nigerin, Witwe nach Chriftian Khriegl, J. U. D" und gefchwornen Landfchrannen- 
Advokaten in Kärnten, welche bei ihrem Vetter, dem Stiftspropfte Johann Peter Stickiberger am 
9. Juni 1681 geflorben ifl, vorher aber diefem Gotteshaufe einen Altar widmete. Der wortgetreue 
Text der Infchrift kann nicht gegeben werden, weil derfelbe wegen dem vorgehenden Kirchftuhle 
nicht abgelefen werden kann. 

Uebcr der Schrift von einem Engelskopfe gekrönt ein ovales Wappenfchild, welches das 
Allianz-Wappen beider Eheleute enthält; im rechten Theile quadrirt hat das erfle und vierte Feld je 

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Leopold v. Beckh-Widhanstetter . 



einen aus der Theilungslinie hervorwachfenden, zur Hälfte fichtbaren Adler, im zweiten und dritten 
Felde ift ein gehenkeltes Krügel. Der linke Theil der Frau ill durch zwei zu einem Andreaskreuze 
verbundene Thiirangeln bezeichnet. 

29. 1694, 1699 und 1703. In der rückwärtigen Wand des füdlichen Kirchfehiffcs nebeneinander 
drei gleiche, je 129 Cm. hohe, 76 Cm. breite Grabfteine aus fchwarzem Marmor, den Familien Mayr 
und Kleinmayr angehörend. Die zwei MayerTchen enthalten folgende Infchrift in deutfeher Fraktur: 

a) Hie ligt begraben die Wohl Edle Frau Magdalena von Mayrren des Hochfürftl. j Salzburg: 
Raths Vicedomambts Verwefers zu Friefach vnd Pflegers der Herrfchaft Altenhofen Herrn Johann 
Babtilla von Mayrren gewefte Ehefrau, welche den 28. Oclobris Anno 1694111 Gott feelig entfchlaffen. 
Requiefcat in Face. [Lieber Lefser bleibe flehen [Lafs zu Gott ein Seiftzer gehen, |Bett ain Ave 

meiner Seele! Vmb erlefsung aus der quälellVSTVS VT PALMA FLOREBIT. 

Folgt das gekrönte Doppelwappen: rechts im quer getheilten Schilde oben drei Mohn- 
dengeln, unten drei Flammen; links ein auffpringender Wolf. 

b) Alda Ruehet die Woll Edle Frau Maria Katharina geb. Kleienmayrin des hochfürfllich Saltz- 
burg etc. Rath, Vicedom- | Ambts Verwefsers zu Friefach vnd Pflegers | Zu Altenhouen I.B.V.M 1 
gewefte änderte Ehefrau, wel liehe in Gott verfchieden den 13 Tag Juny Anno 1699 Requiefcat in 
pace. Lieber Lefser gehe nit für|Bitt ein Aue Schcnkhe mir Ich will auch gedenckhen dein | Wann 

ich werd im Himmel fein! SVB HAC PALMA QV1ES ALMA. 

Darunter das gekrönte Doppclwappen: rechts Mayr, links Kleinmayr. 

c) Alhier ruehet in Gott der Woll Edl- geborne Herr Maximilian Ignati von I Kleinmayrn im Leben 
gewefter Hochfürft: Salz- bürg: Hoff Rath, Vicedomambtsverweefscr|zu Friefach vnd Pfleger der 
Herrfchaft Altenhofen, wclicher den 9 Decembris Anno 1 1703 in Gott feelig Entfchlaffen | requiefcat 

in pace. 

Noch in meinen beften Tagen wurde ich zum Grab getragen, , vnd mit meiner Schwefter parct,|für 

mich im Gebett verharet Vento leui j lanquet breuj. 

Der verftorbene und deffen Bruder Franz Jofeph, Pfleger der Herrfchaft Saxenburg und 
Veldsperg in Oberkärnten, erhielten dto. L September 1703 den rittermäfsigen Adel mit dem Namen 
„von K/cimaym" . Die Nachkommen derfelben erlangten 1852 den öfterreichifchen Freiherrnftand. 
Sie führen einen gevierten Schild, 1 und 4 in blau ein einwärts gewendetes filbernes Einhorn, 2 und 3 
in Roth eine filberne Lilie. Diefe beiden Embleme weift auch der Grabftein in einem gekrönten 
getheilten Schilde, rechts die Lilie, links das Einhorn, 

Der oben genannte Johann Babtift von Mayr war ein Veteran unter den Salzburgifchen 
Beamten; fchon 1669 war er Pfleger des falzburgifchen Stiftes St. Andrä im Lavant-Thal und im 
Jahre 1674 dürfte er den höheren Poften in Friefach angetreten haben. Einer feiner Sühne, der 
frühverftorbene Johann Cafpar, hatte eine Tochter des Pflegers zu Mannsberg, Thoman Knappü/ch 
im Jänner 1684 geheirathet. Die Familie Knappitfch verfügt noch jetzt über einen confolidirten 
Grundbefitz in der Nähe von Friefach. 

30. 1730. Im füdlichen Kirchfchiff, 132 Cm. hoch, 65 Cm. breit. 

Roffma^teinnerin gewefte Stifftfchafferin alda 1 1730 f 

31. 1734, 18. Februar und 1748, 19. Jänner. Im füdlichen Kirchenfchiffe rückwärts in der 
Wand, aus weifsem Marmor 135 Cm. hoch, 106 Cm. breit, ein Grabflein, welcher an der Oberftelle 
nebeneinander zwei gekrönte Wappenfchildc zeigt. Rechts in Gold ein blauer Querbalken, belegt 

1 Das. find die Initialen de» .Namen« Johann BtbtM von Mayren welchen der Sleinmetx in KahrläfTigkeit auslieft und fo den 
Fehler theilweife verbeflerte. indem er die AnfangUmchlUlien IwEfchcn die Zeilen fugte 



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GRABSTEINE DER CHRISTLICHEN ZEIT ZU FRIESAU! IN KÄRNTEN. 



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mit drei Kleeblättern, links Silber durch einen rothen Balken quer getheilt, oben ein wachsender 
Mohr, unten ein fchwarzer Hahn. Folgen 16 Zeilen Lapidar-Schrift: 

Alda ligen vnd rvhen in Gott der Wohl gebohrne röm : Reichs. Riter Herr JohanjAdam Lafer 
Edler von Zollhaimb zv Geyersperg etc. Weiiland gewefter hoch firft. Salzburg. Rath, Vicedomb- 
Ambts Verwefer zv Friefach in Cärenthen vnd Steyermarkt. Pfleger der Herfchafft: Althoffen, 
welicher den 18. Feb. des 1734 Jahrs in Chrifto dem 1 lern entfchlafen vnd feine ehegemahl die 
wohlge bohrne frav frav. Maria Elifabeth ein geboh rne von Hebenftreit von Glvrns hör fo dem 
19. Jener des 1748 Jahrs, das zeitliche ge Segnet, welichen beiden. Gott der Almögente| dvrch 
Chriftvm eine fröliche Avferftevng verlleichen wohle. Amen. 

Johann Adam gehört einer in zwei Hauptlinien, den La/ser zu Lafscrcek und Lafser zu 
Zollheim vorkommenden, feit dem 16. Jahrhunderte in Salzburg öfter genannten Familie an. Die 
fchon 1643 baronifirten Lafser von Lafsereck find im vorigen Jahrhunderte erlofchen. Die Lafser 
von Zollheim erlangten den Freiherrnftand erft durch den jüngft verdorbenen öfterreichifchen 
Minifter. Der Wappenbrief diefer Branche flammt aus dem Jahre 1574, den Adel und das Prädicat 
von Zollheimb erlangte aber eben der hier, begrabene Johann Adam gemeinschaftlich mit feinem 
Bruder Wolfgang, Pfleger zu Windifchmatrey in Tyrol mit dem Diplome von 30. November 1708. 

32. 1759. Im Südlichen Kirchenfchiffe rükwärts an der Wand, 85 Cm. hoch, 60 Cm. breit, 
fchwarzen Marmor, Lapidar-Schrift: 

1759 Alhier.rvetldie wohlcdl. vnd geftrenge Frav Ca- atherina Pamerin ein gebohrne Derff : lerin 
gewefte Styffts- ; Verwalterin alda ihres | Alter. 81. Jahrs. 




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ÜBER DIE ZWEI ERZTAFELN VOM SALZBERGE ZU HALL 



gesetzt zur erinnerung an das aufschlagen zweier neuer stollen durch kaiser ferdinand i 

und erzherzog ferdinand karl von tvrol. 

Von Dr. David Schöniierk. 

'Mit i«m Tafeln.) 

^SrJJII T K Erinnerung an das Auffchlagen zweier neuen Stollen am Salzberge zu Hall in den 
nj^^Z/n Jahren 1563 und 1648, wozu Kniier Ferdinand 1 und Erzherzog Ferdinand Karl von 
l*ti.jJ Tyrol perfönlich erfchienen waren, wurden zwei F.rztafeln mit Darllellungen des feier- 
lichen Actes und darauf bezüglichen Infchriften angefertigt und zu ewiger Gedächtnis an den 
betreffenden Oertlichkeiten angebracht. In dem einen Bilde fehen wir Kaifer Ferdinand, von einem 
ernften würdigen Kreife von I lof- und Bergherren umgeben, mit eigener Hand den Stollen auf- 
fchlagen, im zweiten erblicken wir diefen Act vom Erzherzog Ferdinand Karl von Tyrol ausgeführt, 
jedoch nicht mit der bedeutfamen Einfachheit wie im erften Bilde, fondern mit dem diefe Zeit 
charakterifirenden Pompe, im Beifein feiner Gemahlin, feines Bruders und des ganzen Hofflaates 
und unter thätiger Mitwirkung der zwölf Hof-Trompeter. 

Im Vorlaufe der Zeit, wahrfcheinlich aus Anlafs des bayerifchen Einfalles, find die beiden 
Erztafeln gleich verfchiedenen anderen fpeeififeh öfterreichifchen Bildwerken auswärts in Sicherheit 
gebracht worden. Vor wenigen Jahren wurden diefelben im Archiv des Reichsfinanz-MinifU-riums 
wieder aufgefunden und über dankenswerthe Verwendung der k. k. Central-Commifiion dem Landes- 
Mufeum in Innsbruck überlaffen, wo fie jetzt an geeigneter Stelle neben anderen intereffanten und 
werthvollen Erztafeln und Bildwerken prangen. 

Die beiden Erztafeln find in der Form und Gröfse. einander vollkommen gleich und nur in 
der Ornamentik ihrer Umrahmung finden fich ein paar kleine Abweichungen. 

Es fragt fich nun : lind die beiden Erztafeln gleichzeitig, alfo 1648 angefertigt worden, oder 
hat man bei jener vom Jahre 1648 die andere auf das montaniftifche Ereignis von 1563 bezug- 
nehmende und bereits vorhandene Erztafel zum Muflcr genommen? 

Abgefehen davon, dafs in der Mitte des 17. Jahrhunderts kaum mehr der gute Gefchmack 
geherrfcht hat, mit welchem der Rahmen der Bilder gezeichnet erfcheint, beweist fchon die künft- 
lerifch werthvollere Compofition im andern, auf das Jahr 1563 bezüglichen Bilde, ferner die ficherere 
und beftimmtere Zeichnung und Charakterifirung der darin erfcheinenden Persönlichkeiten und das 
vollkommen richtig getroffene Coftüm, dafs diefe Erztafel der Zeit angehört, auf welche ihre 
Infchrift Bezug nimmt. Auch fprachlich differiren die Infchriften der beiden Erztafeln und es ifl auch 
in diefer Beziehung die Zeit des 16. und 17. Jahrhunderts unverkennbar.' 

So ficher demnach angenommen werden kann, dafs der Zeichner der Erztafel mit der Jahres- 
zahl 1648 lediglich die bereits vorhandene ältere zum Vorbild genommen, vielleicht auch den Auf- 
trag bekommen hat fich genau an dasfelbe zu halten, fchien es .mir doch angezeigt darüber 
urkundliche Gewifsheit zu erhalten. Aus den über den fraglichen Gegenftand im k. k. Statthalterci- 
Archive zu Innsbruck und im Salinen-Archive zu Hall von mir aufgefundenen Documenten ergibt 
fich nun nicht blos die Betätigung des Gefagten, fondern wird auch der Name des .Meiders 
bekannt, welcher die Zeichnung zu der alteren Erztafel angefertigt hat. 

1 «5<JJ u<- - i>-> lcn, gra»e. feit.*, genennt, Jin. 1648 gnaden, gmf, fell»A. genant, »inen. 



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Über die zwei Ekztafeln vom Salzberge zu Hall. 



55 



Bereits unterm 15. Februar 1563 meldet das Salzmairamt in Hall der Regierung zu Innsbruck, 
es habe in Anhoffung, dafs die kaiferliche Majeftät in Kürze den Kaifersberg auffchlagen und 
fchürfen werde, Auftrag gegeben, die nothwendigen Vorkehrungen zu treffen. 1 Der feierliche Act 
des Auffchlagens des Kaifersberges durch Se. Majeftät fand jedoch erft Montag den 17. Mai flatt. 

Nach dem Programme, welches die Regierung dem Salzmair in Hall am 15. Mai mittheilte, 
ritt der Kaifer früh morgens von Innsbruck weg und kam, den nächften Weg einfchlagend, nach 
Melans, 3 wo der Salzmair von Hall ihn erwartete, von da zum Salzberg geleitete und Sr. Majeftät 
auf die geftellten Fragen „unterthänigften Bericht" gab. Im Salzberg waren die Amtleute und 
Berg Officiere aufgeftellt. Sie hatten bereits alle Vorkehrungen zum Hinführen getroffen, und 
namentlich, was zum feierlichen Adle des Auffchlagens „nothwendig und gebräuchlich" herge- 
richtet. Nach dem Auffchlagen des Berges nahm der Kaifer mit feiner Begleitung das Frühmal 
ein und ritt fodann nach Hall, wo er eingehend das Pfannhaus und auch das Münzwerk befichtigte 
und in der Burg Hafegg übernachtete. Andern Tags nahm der Kaifer auch die damals berühmte 
Hochftetter'fche Glashütte* und den neuen Getreidekaften in Augenfchein.* Die Gefchwomen, 
Officiere und Salzknappen im Salzberg, fowie die Officiere, Werkleute und Arbeiter im Pfann- 
haufe erhielten in Folge der Anwefenheit Sr. Majeftät Fhrenkleider. „Und damit wir," fchreibt 
die Regierung an das Haller Salzmairamt, „folches gethanen Schurfens und Auffchlagens bei 
diefer Gotsgab ein ewige Gedechtnufs haben, ift darnach unfer befelch an euch, dafs ihr durch 
einen Maler ein l'ifier eines Jipitaphi, die aber nit grofs, fondern auf das gefchmeidigift fein foll, 
machen laffet und uns diefelb hieher überfchicket. So wollen wir es erfehen und wie es uns für 
gut anfleht, von Glockjpeis gießen laffen."' 

Der Salzmair übertrug die Vifierung des Fpitaphi dem Meifter Ludwig Ritterl, Maler in Hall. 

Ludwig Ritterl ift ein bisher mir unbekannter Maler, wohl aber fand ich einen Maler 
Melchior Ritterl, ebenfalls von Hall und wahrscheinlich der Sohn des Frfteren. Diefer Meifter 
erfcheint von 1572 bis 1590 mit zahlreichen Arbeiten für den Hof in Innsbruck betraut. 

Meilter Ludwig Ritterl fcheint jedoch zu der ihm aufgetragenen Arbeit eine lange Zeit 
benöthigt zu haben, da der Salzmair erft am 6, April 1564 in der Lage war, die Zeichnung des 
Meifters der Regierung nach Innsbruck zu fenden. Mit diefer Zeichnung fendete er derfelben zur 
Auswahl auch vier Concepte zu einer Infchrift für die Gedenktafel." Damit find die urkundlichen 
Nachrichten über diefe Krztafel erfchöpft, aber gerade aus dem Umftande, dafs keine weiteren 
Verhandlungen über diefen Gegenftand gepflogen wurden, ift anzunehmen, dafs die Zeichnung 
des Malers Ludwig Ritterl aeeeptirt worden ift. Die Herftellung der Erztafel aber gefchah ohne 
Zweifel in der Giefserei des Gregor Löftier und feiner Söhne Elias und Chriftoph, da aufser derfelben 
zu diefer Zeit keine zweite in Innsbruck beftanden hat. Die Löffler'fche Giefserei aber ftand 
vermöge ihrer LeiftungsPähigkeit noch in voller Blüthe, wie namentlich die bald darauf aus ihr 
herv orgegangene Erztafel beweift, welche die obgenannten Söhne Gregor Löffier's dem Andenken 
ihres Vaters (f 11. Juni 1565) in der Kirche zu Hötting gewidmet und gefetzt haben. 

Bezüglich der zweiten zur Erinnerung an die Auffchlagung des Erzherzogsberges im 
Hallthale hergeftellten Erztafel haben wir blos über den Anlafs der Feftlichkeit und diefe felbft 
urkundliche Nachricht. Am 9. Mai 1648 fchreibt der Salzmair von Hall an die Regierung zu 
Innsbruck, es fei im Jahre 1563 den 17. Mai der Kaifersberg durch Kaifer Ferdinand I. felbft auf- 
gefchlagen worden und fei defshalb bei der General-Bergberathfchlagung einhellig für gut angefehen 
worden, „dafs Se. fürftlichen Durchlaucht (Erzherzog Ferdinand Karl von Tyrol) folchen Act 

1 Salinen Archiv Hall, Bcrichtbuch Fol. Ii. K. Ferdinand war .im 20. Janner in Innsbruck eingetroffen — -' Anlitr ober Hall 
in der Nahe des Dorfes AI (am. — * Schcnhrrr: Die Glashütte in Hall 1533 -1604. (Archiv für Gefchichtc und Alterthumskunde Tyrols 
III. S. 1 - aa.) — « Salinen Archiv Hall, llefelchbuch Kol 184 — * Statth. Arch. Entbieten 150J April 6, Kol. 874. — « Sal Arch, Hall, 
Re^iftr Buch Kol, 159 



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Dk. David Sliionhekk Übkr die zwei Ekztakei.n vom Salzbekge zu Hall. 



glcichergeftalt in erzfürftlieher Ferfon fürzunehmen belieben wollte, und zwar fobald als möglich, da 
man zum weiteren Fortbau die „wetterliche Zeit" zum Schlagen und Beibringen des nöthigen 
Holzes benützen müfste.' 

Die Regierung referirte hierüber dem Landesfürften, welcher (ich „gnädigft dahin rcfolvirt, 
diefen Aclum auf den 25. Mai in dero erzfürftlichen Frefenz vorgehen zu laffen." An den Salzmair 
aber, welchem der Befchlufs des Landesfürften mitgetheilt wurde, fchrieb die Regierung zugleich 
Folgendes: „Weilen aber die fürftl. Durchlaucht fich neben dero Frau Gemahl zugleich etwas in 
dem Gebürg zu recreien gnädigift gedacht und aber zu wiffen begern, obe Tie neben noch mit fich 
nembenden von 10 bis maiftens 15 Ferfohnen in dem Klüfteric bei St. Magdalena am Salzberg 
unterkomen, auch auf den Notfahl ein Nachleger nemben känden. Dahero werdet ir uns deffen 
bey aignen alfsbald zu berichten wiffen, damit die Beschaffenheit ihrer fürftl. Durchlaucht gehör- 
famift vorgetragen und diefelbe fich auf einen gewiffen Tag gnedigifl refolviren, auch euch 
derentwegen gebürendermaffen parte geben werden mi^e." 1 

Nach Auffchreibungen in verfchiedenen Bergwerks-Chroniken fand die Feftlichkeit des 
Auffchlagens des Erzherzogsberges am 26. Mai 1648 ftatt. Eine folche Chronik* berichtet hierüber: 
„Erzherzogsberg. Diefer ift anno 1648 den 26. Mai durch den regierenden Landesfürften Ferdinand 
Karl zu Oefterreich mit grofsem Fomp und Bracht im Beyfein Seiner durchlauchtigen Gemahlin 
Erzherzogin Anna und grofsen Hofrath mit eigner Hand j^efchirft und aufgefchlagen worden." 

Die Holzhammer'fche Berg-Chronik 4 enthält über den Schurfact Folgendes: 

„Diefer untcrifte und jüngfte Berg (ift) mit aigner Hand gefchürft und aufgefchlagen worden 
von dem durchlauchtigften Fürften und Herrn Herrn Ferdinand Karl Erzherzogen von Oefterreich, 
regierenden Landsfürften in Tyrol etc. etc. den 26. Tag Monats Mai anno 1648 in Beyfein feiner 
durchlauchtigften Frauen Frauen Gemahlin Erzherzogin Anna etc. fowohl auch deffen Herrn Bruder 
Sigmund Franzisk Erzherzogen zu Oefterreich etc. etc. item viller hochadeligen Damen und 
Cavalieren, auch Herrn Salzmair, Salzamtsräthe und deren Bergoffizieren etc." 

lieber den Zeichner und Giefser der Erztafel konnte kein archivalifcher Beleg aufgefunden 
werden. Nachdem jedoch von der Saline Hall 1648 und 1649 nur der Hofmaler Hans Schar von 
Innsbruck einen Geldbetrag (50 fl.) ausbezahlt erhalten hat, fo hat es einige Wahrfcheinlichkeit für 
fich, dafs diefer Meifter die Zeichnung zu der zweiten Erztafel gemacht hat. Hans Schor erfcheint 
hier zuerft 1613 als Malergefell von Wilten (bei Innsbruck), in welchem Jahre er Urfula Dax 
(t '657), Tochter des Innsbrucker Malers und Bürgers, zur Frau nahm. Hofmaler Hans Schor lebte 
noch 1667, in welchem Jahre deffen „kunftreicher" Sohn Bonaventura mit Maria Elifabeth Hopfner 
Hochzeit hielt. Der „kunftreiche" Hans Schor war zur Zeit Bürger des Raths. 1 Aufser dem 
genannten Sohne hinterliefs er noch zwei als Maler bekannt gewordene Söhne, Johann Faul und Aegid. 

Dafs die Erztafel in Innsbruck gegoffen wurde, fcheint mir aufser Zweifel, da in jener Zeit 
noch der berühmte Caspar Gras „der hochfürftlichen Durchlaucht Foffirer" und Giefser hier lebte 
und wirkte. Man hatte um fo weniger Anlafs die Tafel anderswo giefsen zu laffen, als es fich hier 
um eine Hofarbeit handelte. 

Nach dem Gefagten dürfen wir fomit die Erztafel von 1563 als Werk des Malers Ludwig 
Ritterl von Hall und der Löffler'fchen Giefserei in Innsbruck bezeichnen, die Erztafel von 1648 
aber mit einiger Wahrfcheinlichkeit dem Maler I lans Schor als Zeichner und dem Caspar Gras als 
Giefser zufchreiben. 

' Sai. Arch Hall. RcKiilf Buch 1048, Fol 47. — -' 17 Mai 1648. Slattli. Arch . Gem. MC Fol 680. — 3 Mfc. im Ferdinnndcum, 
Pipauliana Nr 716. X. - 4 Sal. Hibl, Hall, Fol. jb. - * l'farr Archiv Inoabruck, 



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BLEITÄFELCHEN AUS BREGENZ. 



Von Kaki. Zangemkü, ter. 

h nj^i 1 K k k Confervator Dr. Samuel Jenny in Bre^enz hat mir durch Herrn Direclor Ifaug 
ll fSul ^ anrme ' m c ' n ' m Jahre 1865 auf der römifchen Begräbnifsftätte zu Bregen: gefundenes, 
C— — i *3 .uif beiden Seiten befchriebenes Bleitäfelchen zugefendet. Dasfelbe lag in einem Grabe, 
welches fich durch andere Beigaben 1 als das einer Frau kennzeichnete. Die Entzifferung der einen 
Seite iß mir ohne befondere Schwierigkeit gelungen und ergab, dafs diefe Blatte für eine defixio 
befttmmt war; nur ift die Blatte nicht, wie fonft in der Regel, mit Nägeln angeheftet (defixa), 
fondern fo befeftigt worden, dafs fie nach erfolgter Beschreibung auf einen runden Gegenftand 
mit ebener Oberfläche aufgefchlagen wurde. Denn das Blei ilt nicht mehr glatt fondern bei a — b — e 
eingebogen, fo dafs auf der Aufsenfeite (Fig. 1) das Stück abce ungefähr rechtwinkelig gegen abed 
nach unten, beziehungsweife aul 
der Innenfeite (II) nach oben ge- 
neigt ift. Durch das Auffchlagen 
und Einknicken der Bleitafel hat 
die Aufsenfeite nur wenig gelitten. 
Dagegen ift die augenfeheinlich 
von anderer Hand herrührende 
Schrift der Innenfeite beträchtlich 
befchädigt worden. Die fehr feinen 
Striche lind theilweife durch den 
Druck abgeplattet und gänzlich 
verfchwunden, die noch vorhan- 
denen aufserordentlich fchwer 
zu linden; die meillen entdeckt 
man nur mit gutem und geübtem 
Auge erft nach längerem Suchen, 
und zwar die einen nur unter diefer, die anderen nur unter jener Beleuchtung. Die Abzeichnung 
folcher halbverfchwundener, meift nur einzeln, nicht in ihrem Zufammenhange mit dem Vorher, 
gehenden und Folgenden lichtbaren Züge ill an lieh aufserordentlich fchwierig, im vorliegenden Falle 
kommt dazu noch, dafs wegen der Falten des Bleies (ich für manche Stellen nicht leicht die erfor- 
derliche Beleuchtung erzielen läfst und hier und da fchwer beftimmbar ift, welche Stellung die Buch- 
Itaben urfpriinglich zu einander hatten. Das Täfclchen wieder platt zu biegen, fcheint wegen der 
Zerbrechlichkeit des Metalls bedenklich; ich wenigftens mochte dies nicht wagen. 

Verloren gegangen ill von dem Plättchen, wie die lnfchrift I lehrt, nur wenig, nämlich an 
den oberen Ecken a und d. Die Auffchrift der Seite I, welche nach dem Auffchlagen des 1'lättchens 
die äufsere bildete, lautet nach meiner l.efung folgendermafsen : 

DOMITIVS MCIIR IIT- il OI UYS IIT IVLIVS SIIVIIKV- Ii lSliVIlKVSMC: ! SIIRVS ADYHrs AK I 
KKV fTAll Ii r aVISttVIS ADVII RSVS II.AM LOa\ T OMMIS IMIRMIS. 
DomitiUi Niger et [L\ollius et Julius Severus et Severus Xigri Jerus l/ervus), adve[rs]\ari(i) 
Bruttac, et quisquis a<tve\rsus il(l)a»t loquHus est): omnes per des. 

1 Ein Mct.*llf|iicgcl , ein Armband 

VIII. N V. !> 




Fig. 1. (Ungefähr o ooi M. Uick.J 



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K.ARI. ZaNCKMEISTKK. Iii. Kl rAKEIXHEV aus Hrec.enz. 



Die Defixionen find, wie Wachsinuth' nachgewiesen hat und durch mehrfache fpätcre Funde 
beflätigt worden ift, an die unterirdifchen Gottheiten gerichtet. Wir finden in denfelben aus- 
drücklich die dii inferi,' die dii Mancs, auch einzelne z. B. den Dis pater* u. a. genannt Eine direcle 
Bezugnahme auf den Todten findet fich nicht. Die Bleitafeln wurden in der Regel nur deshalb 
in ein Grab gelegt, weil dasfelbe dem Reiche der Unterwelt angehört. Danach wird auch im 
vorliegenden Falle angenommen werden muffen, dafs mit perdes nicht die Todte, fondern eine 
unterirdische Gottheit angeredet wird. Dafs deren Namen nicht genannt wird, dafür findet fich 
ein anologes Beifpiel in der von Eustratiodes 4 herausgegebenen Verwünschung (xfvrqaw). Die 
betreffende Gottheit foll alfo den Domitius Niger, Lollius, Julius Severus und einen anderen 
Severus, den Sclaven des Niger (offenbar des Obigen), die Gegner der Brutta und Alle, welche 
gegen Letztere gefprochen haben, verderben. Man hat hiebei wahrfcheinlich an einen Rechts- 
handel zu denken;* die Brutta hatte denfelben verloren und fuchte fich dafür an ihren Gegnern, 
beziehungsweise wohl auch an deren Zeugen, auf diefe Weife zu rächen. 

Im Einzelnen fei noch bemerkt, dafs am Ende der 2. Zeile das Pronomen des Lollius aus- 
gefallen fein kann. Die Schreibung ilam für illam und die Weglaffung des est bei loqut(us) hat 
natürlich nichts Auffallendes. Der Name Brutta mit zwei / ifl mir Sund nicht bekannt, Bruta fleht 
bei Gruter pag. 1144, 7 und derfelbe Wechfel findet fich bei Bruttius und Brutius. Die Namen der 

Exfecrirten find conftruclionslos 
im Nominativ aufgeführt; es er- 
klärt fich dies um fo leichter, wenn 
man bedenkt, dafs es fich bei 
Solchen Defixionen vor Allem um 
die delationominum handelte. Das 
Fehlen des Cognomens bei Lollius 
läfst annehmen, dafs die Infchrift 
noch in das 1. Jahrhundert der 
Kaiferzeit gehört, die Form der 
Buchflaben fpricht eher dafür als 
dagegen, desgleichen die alter- 
tümlichen Schreibungen ferus und 
loqutus. Dafs diefelben Namen 
Dom. Niger und J. Severus auch 
auf zwei (pannonifchen) Infchriften 
der Jahre 211 und 212 vorkommen, 1 beruht bei fo gewöhnlichen Namen auf dem Zufall; wie denn 
in der letzteren Infchrift (4452) fich zwei verfchiedene Soldaten Julius Severus nennen. Von den 
Sieben Zeilen der Rückfcite (II) ifl es mir nicht gelungen etwas zu entziffern, aufser Z. 6 VALIIRIVM 
und vielleicht Z. 4 MINOR (oder MINOR1I). Die offenbar von anderer Hand herrührende, übrigens 
mit wenigen Ausnahmen* ebenfalls nicht curfive Schrift ill fehr fein eingeritzt und hat durch das 
Aufschlagen und Umbiegen des Täfelchens an vielen Stellen fo gelitten, dafs manche Buch (laben 
und deren Theile fpurlos verloren gegangen find. So lange die Entzifferung diefer Seite nicht 
gelungen ift, können wir nur vermuthen, dafs auch hierin eine (früher gefchriebene) Defixio enthalten 
ifl, wie denn meines Willens alle bis jetzt gefundenen beschriebenen Bleitäfelchen für diefen Zweck 
bellimmt gewefen find. 

« Rheimfcbes Mulrum IS p 565 IT. — -' l. B. auf der Tafel vnn Mimurnar HiilteHino ddl' Ins«. 1SÄ0 p. 189 t'm «lies beiläufig 
<u erwähnen, fo «rmuthe ich. .I»f« <lort Z. 8 tu lefen ifl: la|br» Ve!rh|a] Alitu(m) col(l)a(m)- - » Wachimulh an O. S 564 = Corp 
J. L. VI n. 140. — « •Ky. A'/.cr,» II IJ. 1869, n 406 pag. J33 «. — * Wie in Her Korcjrrailchen bei Wachsmuth a. a. O p $59. 
v ««l P 5*>7- — 9 Corp. " , ■• J.14S Ul,<l 445'- - 1 L. S und viclleichl Z. I P (flU!) 



d 




Kig. i. (Uis ru I 69 M. breit und o-o4»u M hueb ) 



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S. DONATO IN ZARA, 




I. BAUBESI'H REIBUNG VON Alois HAUSEk, K. K. l'KOEKSSOK I NI) CoNSKKVATOK. 

<Mii t Tafel.) 

[KR unwürdige Zuftand, in welchem Reh S. üonato in Zara noch bis vor wenigen Jahren 
befand, wurde fchon in der eingehenden Bcfprechung diefes Baues durch R. v. Eitclbergcr 
in dem Jahrbuche der k. k. Central-Commiffion zur Erforfchung und Erhaltung der Bau- 
denkmale, V. Bd. (1861), erörtert. Als Kirche aufser Gebrauch gefetzt, von 1798 — 1877 militärifches 
Verpflegsmagazin, erhielt diefelbe in mehreren Htagen Unterthcilungen von Marken Balkenlagen, 
welche im Vereine mit aufgefächerten Waaren den Raum vollftandig unkenntlich machten. 
Um diefem unwürdigen Zuflande ein Ende zu machen, gelang es der k k. CentralCommiffion Tür 
Kunft- und hiflorifche Denkmale, von dem hohen k. k. Minilterium für Cultus und Unterricht jene 
Mittel zu erwirken, welche nothwendig waren, um die Gerüfte aus dem Räume zu entfernen und 
durch Befeitigung der Bodenanfchüttung den alten Fufsboden bloszulegcn ; zugleich beantragte die 
genannte Commiffion, den Raum zur Aufteilung von Fund-Objccten aus dem Bezirke Zara, welche 
bis jetzt an nicht entfprechenden Orten verftreut bewahrt wurden, zu verwenden. 

Die Ausräumung der Kirche und die Aufgrabung des alten Bodens führten zu überrafchenden 
Refultaten, welche eine neue genaue Aufnahme des Bauwerkes wünfehenswerth machten. 
Herr Bautechniker Moriz König wurde mit den nöthigen Weifungen verfehen zur Ausführung 
diefer Arbeiten nach Zara gefendet, während ich kurz darauf die ganze Aufnahme an Ort und 
Stelle nochmals genau controliren und zur l'ublication ausarbeiten konnte. Herr Profeffor Franz 
liulic in Zara hat es übernommen, das Bauwerk in Bezug auf deffen hiftorifche Bedeutung zu 
befprechen. 

Nach Entfernung des Erdreiches im Innern der Kirche ftiefs man auf ein aus grofsen 
regelmäfsigen Platten in Reihen von rio Meter Breite gefügtes Steinpflafter, das fich durch den 
gröfsten Theil der Kirche bis an die durch die Mittel-Abfis laufenden zwei Stufen, hinter welchen 
nur Schuttwerk vorhanden war, erflreckte; fiehe die beigegebene Tafel, Grundrifs der unteren 
Kirche. Diefer ausgedehnte Plattenboden lag urfprünglich frei zu Tage, und zieht fich unter den 
Mauern der Kirche hinaus fort, noch heute den Boden der Keller der meiften umherliegenden 
Häufer bis zur Piazza dell* Erbe bildend. Auch die Stufenanlagt! geht durch die Mauer der Abfis 
weiter fort. Aus dem Fehlen des Plattenbodens hinter den Stufen wird man den Schlufs ziehen 
können, dafs hier ein Gebäude ftand, zu dem die Stufen gehörten. 

Die Erwartungen, welche von R. v. Eitelberger durch die Aufdeckung des Infchriftfteines 
in dem erften Pfeiler links vom Eingange an die Bloslegung des alten Bodens geknüpft wurden, 
find infofern in Erfüllung gegangen, als eine reiche Zahl römifcher Refle zu Tage trat, welche 
Uber die einft in Zara errichteten Monumente einige Auffchlüffe zu geben im Stande ifl. 

Wie fchon erwähnt, erheben fich die Mauern und Pfeiler der Kirche gröfstentheils ohne 
weitere Fundirung über dem antiken Plattenboden. 1 Auf diefes unfichere Fundament, dem zum 

1 Ein gleicher Itcweis fllr das grnfse Vertrauen, das dem antiken Boden enl|jei:eiiK«bra<:lit wurde, in in Spalalo ju finden, wo 
fich viele der in den FlIaA de» Dioclelian eingebauten Wohnhaufer unmittelbar Uber dielen Boden erheben. 

8* 



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6o 



Alois Hadskr. 



r 



gröfsten Thcile der Einfturz der Kuppel der Kirche zuzufchreiben fein dürfte, folgte nicht ein 
feftes in entfprechendem Verbände ausgeführtes Mauerwerk, fondern als Unterlage der Pfeiler, 

Mauern und Säulen wurden ganz lofe aneinander gelegte Säulentrom- 
meln, Gebälkftücke, Quadern, Gefimfe von Foftamenten und anderes 
verwerthet, und erfl darüber folgten die fefl aneinander gefügten 
Bautheile. 

In den Zeichnungen, Fig. i — 16 habe ich viele der Steinlagen des 
Unterbaues genau wiedergegeben, um fowohl die Kühnheit, den Leicht- 
finn (oder Unbeholfenheit) in diefer Conftruttion deutlich darzuftellen, 
als auch eine Würdigung der einzelnen antiken Stücke zu ermöglichen. 

Die Numerirung der Pfeiler bezieht fich auf die gleiche Nume- 
rirung im Plane des Erdgefchofses der Kirche, die Bezeichnungen : 
Innenfeite, Aufsenfeite, rechte -linke Seite find mit Rückficht auf 
einen Standpunkt in der Mitte des Raumes zu verliehen, fo dafs als 
Innenfeite jene gegen den Mittelraum, als Aufsenfeite die nach dem 
Umgange gekehrte Seite der Pfeiler bezeichnet wurde. 

Geradezu auffallend erfcheint die Art der Verwerthung antiker 
Säulentrommeln im Unterbau der Umfaffungsmauer von der rechten 
Apfis bis zur Hingangsthür. Die Trommeln (Fig. i bis 3) ftehen nicht 
auf ihrer Eagcrflächc, fondern find umgelegt und in der denkbar 
ungünftigften Weife verwerthet, gerade fo, als ob fie nur an die Stelle 
gewälzt und hier einfach liegen geblieben wären. Auch wo Säulen- 
trommeln als Unterlage der Pfeiler Verwendung fanden, wurden fie 
nicht aufgeftellt. In überrafchender Weife ifl dies bei dem Pfeiler II 
(Fig. 4 u. 6) der Fall, der mit feiner äufserften Kante in die Achfe der über 
diefen Pfeiler hinausreichenden liegenden Säulentrommel zu flehen 
kommt. Aufser den Säulentrommeln find in den Umfaffungsmauern 
Stücke von antiken Gefimfen und Quadern vermauert, fo dafs bis über 
0 90 Meter Höhe, vom Plattenboden auf, nur römifche Rede Verwer- 
thung fanden. Auch die Pfeiler und Säulen erheben fich, wie fehon 
erwähnt, über lofe aneinander gelegte Architektur-Stücke, welche aber 
in ihrer verhältnifsmäsig guten Erhaltung einen befondern Werth für 
die Erkennung des Charakters der Bauwerke, welchen fie entnommen 
waren, ihrer formalen Ausbildung nach, in Anfpruch nehmen. 

An der Aufsenfeite des Pfeilers I ift ein Stück eines Poftament- 
Fufsgefimfes, an deffen linker Seite (Fig. 5) ein grofses Fragment eines 
Poftament- Deckgefimfes eingemauert. In Pfeiler II find an der Aufsen- 
feite (Fig. 4) ein Stück eines Fufsgefimfes, ein Quader, ein Infchriftftcin 
und darüber ein Architravflück verwerthet, während an der linken Seite 
desfelben (Fig. 6) jenes früher erwähnte Säulenftück liegt, dem weiter 
oben ein Infchriftflein -Fragment folgt. Pfeiler III enthält an der Innen- 
feite ein reich ornamentirtes Friesftück (Fig. 7), an der Aufsenfeite 
(Fig. 8) der ganzen Breite nach laufend ein Gebälkftück aus Architrav 
und Fries beftehend, an der linken Seite einen Infchriftftein. Pfeiler IV fitzt auf zwei grofse 
bedeutungsvolle Infchriftfteine auf. Der eine derfelben ift mit feiner vollftändig erhaltenen, reich 
umrahmten Infchrift an der linken Seite des Pfeilers angebracht (Fig 9); Fig. 10 gibt deffen frag- 



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S DONATO IN ZARA. 



6t 



mentirte Seitenfläche. Nach dem Innern S. Donato's gekehrt liegt der zweite grofse Infchriftftein 
(Fig. u). Die infchriftlofe nach rechts gewendete, ebenfalls reich umrahmte Seite diefes Steines 
ift 215 Meter lang. Ueber diefen Fragmenten ruht ein 
plattenfürmiger Stein, defien fichtbare Fläche (Fig. 10) 
zwei Rahmenfelder zeigt und der durch feine Form über 
die frühere Verwendung im Baue keinen Auffchlufs gibt. In 
Pfeiler V find wieder zwei Poftament-Fragmente gleicher 
Form (Fig. 12) wie in den früheren Pfeilern eingefetzt, fie 
tragen aber auf den von Ranken-Ornamenten umrahmten 
Flächen keine Infchriften. In Pfeiler VI (Fig. 13 und 14) 
find ornamentirte Gefimsftücke und Reftc von Säulen- 
trommeln fichtbar. Säule VII erhebt fich über vielen 
Stücken von geringer Form, Säule VIII (Fig. 15) auf dem 
intaclen Fufsgefimsftücke eines Poflamcntes. Zu den be- 
deutenderen Fragmenten, welche wie die meiden übrigen 
römifchen Baurefte Spuren ftarker Zerftörung zeigen, gehört 
auch ein Hängeplattenflück an der rechten Seite des 
Pfeilers I und ein zweites zunächft der Trennungsmauer 
zwifchen der linken und mittleren Abfis vermauertes 
Hängeplattenflück. (Fig. 16.) 

Aufser diefen durch ihre Formen wichtigften, in den 
Zeichnungen dargeftcllten Stücken ift noch eine grofse 
Zahl Bruchflücke verwerthet, welche deutlich genug die 
Zugehörigkeit zu den übrigen erkennen laffen. Es mufs 
aufserdem befonders erwähnt werden, dafs die Wände und 
Pfeiler von dem Niveau des neuen Fufsbodens auch weifs 
getüncht find, und dafs die Vermuthung nicht ausge- 
fchloffen ift, dafs unter dem dicken Kalküberzuge noch 
werthvolle Steine verfteckt find, welche, wenn die bean- 
tragte Reinigung des Innern erfolgen follte, erft zu Tage 
treten würden. Dem dicken Kalküberzuge ilt es auch zuzu- 
fchreiben, dafs bei den Pfeilern II und III die Bruchfeiten 
der Architrav- und Fries -Sücke nicht deutlich in ihrer 
ganzen Form zu erkennen find. 

Aufser diefen regellos zufammengetragenen Steinen, 
welche dem chriftlichen Baue als Fundament dienen mufsten, 
find noch an römifchen Werkftücken die vier vor den 
Abfiden ftehenden monolithen Säulenfchäfte und die zu- 
gehörigen Capitälc verwerthet. Die zwei Schäfte im Erd- 
gefchofse find vollftändig erhalten, die Capitälc find com- 
pofite und haben die gröfste Aehnlichkeit mit jenen am 
Bogen des Septimius Severus in Rom. Die Schäfte der 
beiden Säulen im oberen Stockwerke wurden zur Verwen- 
dung in diefem Baue gekürzt. Eines der Capitäle ift 

korinthifch, das andere compofit (Fig. 17), beide tragen den Charakter der Spätzeit des römifchen 
Styles Die Bafen aller vier Säulen zeigen kein Kriterion römifcher Abftammung. 




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62 



Alois HauseK. 



r 



Die Prüfung der antiken Refle nach Formen und Dimenfionen ergibt, dafs die fichtbaren 
Steine verfchiedenen Säulenbauten und mehreren l'oftamenten angehörten. Bogen- und Gewölbe 
flücke habe ich unter den erhaltenen Steinen nicht entdecken können. Mit zu den hervorragendllen 

römifchen Reiten in Zara muffen aber auch zwei noch aufrecht 
flehende Säulen gezählt werden, welche von den Venetianern zur 
Aufftcllung des Löwen von S. Marco, unter Benützung römifcher 
Werkllücke errichtet wurden. Die eine, auf der Piazza dell'Frbe 
flehend, trägt heute noch Uber einem Auffatze den Löwen, und, da 
fie als Pranger benutzt wurde, die Ketten und Handeifen. Sie hat 
keine Bafis, der Schaft ifl uncannelirt, das Capitäl korinthifch. Der 
Umfang der Säule beträgt unten 4*15 Meter, demnach der Durch- 
meffer 1*32 Meter. Die zweite Säule lieht vor dem Statthai terei- 
gebäude und der Kirche S. Simeone auf Piazza della Colonna. Die 
Bafis derfelben ifl attifch, der Schaft cannelirt, doch fehlt demfelben 
die unterfle mit dem Ablaufe verfehene Trommel. Das Capitäl ifl 
korinthifch. Ueber demfelben folgt nichts weiter, doch zeigen weit 
vorflehende, nicht antike Dübel, dafs fich hier ebenfalls ein Auffatz 
zur Aufnahme eines Löwen oder einer fonfligen Figur befand. Der 
Umfang diefer Säule beträgt unten 3*92 Meter, demnach der Durch- 
meffer 1*24 Meter. Beide Säulen liehen nicht an ihrem urfprüng- 
lichen Platze im römifchen Baue, fondern wurden, wie gefagt, fpäter 
errichtet. Sowohl der Standplatz in dem jetzigen Strafsen-Niveau wie 
auch das Fehlen der Bafis bei der einen, der unteren Trommel bei 
der anderen Säule fprechen dafür. 

Wenn man die Schäfte diefer Säulen vergleicht mit jenen im 
Unterbaue von S. Donato, Hellt fich, unter Berückfichtigung der 
Verjüngung, eine Gleichheit der Dimenfionen heraus. Die grofsen 
cannelirten Trommeln entfprechen dem Säulenfchafte auf der Piazza 
della Colonna, die uncannelirten jenem auf der Piazza dell'Erbe. Die 
cannelirten Säulen werden, ein Verhältnis von 9V4 Durchmeffer zur 
Höhe angenommen, circa 12 Meter hoch gewefen fein, und es würde 
hierzu das Friesflück in Pfeiler III (Fig. 7) gehören. Da das letztere 
074 Meter hoch ifl, liefsen fich die Dimenfionen des ganzen Gebälkes 
mit: Architrav 074 + Fries. 074 4- Kranz-Gefims 0 90 (?) Meter 
annehmen, wobei die Säulenhöhe von 12 Meter fich zur Gebälkhöhe 
von 2 58 Meter wie 4 6 : 1 verhalten würde. Jedenfalls entfprechen die 
Dimenfionen einem ungewöhnlich grofsen Gebäude, da die Höhen- 
mafse der Säulen beifpiels weife gegen jene der Proflafis des Pantheon 
in Rom (14 064 Meter) nur um 2 Meter, alfo um '/: zurückbleiben. 

Nicht wefentlich verfchieden in den Dimenfionen von dem 
früheren wird der Bau gewefen fein, zu dem die glatten Säulenfchäfte 
gehörten, dagegen weifen zwei cannelirte Säulentrommeln in Pfeiler II 
(Fig. 4 und 6) und in der Mauer (big. 1), zunächfl der rechten Abfis, auf ein bedeutend kleineres 
Objecl. Zu den aus diefen Fragmenten reconllruirbaren, circa 5 Meter hohen Säulen würde das 
Gebälkflück (Architrav und Fries) in Pfeiler III (big 8) und das Hängeplattenftück in der linken 
Abfis (Fig. 16) den Dimenfionen nach paffen. 



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S. DONATO IM ZARA, 



63 



Die Säulen vor den Abfiden gehören wieder ihren Maafsen und Formen nach anderen 
Ordnungen an als die früher befprochcnen. 

Es mufs weiteren Aufdeckungen in Zara vorbehalten bleiben, die hier gewonnenen 
Rcfultate zu erweitern und völlig ficher zu ftellen, doch läfst fich fchon aus dem Vorhandenen der 
Schlufs ziehen, dafs fowohl vielerlei als auch befonders grofse reich ornamentirte Monumental- 
bauten in der einfügen Römerftadt errichtet waren. 

Während es bis jetzt nicht möglich ift aus den erhaltenen Architekturftückcn irgend ein 
Gebäude zu reconftruiren, da hiezu die den Grundrifs beftimmenden Fundamentrefte nicht bekannt 
find, geftatten dagegen die vielen in den Pfeilern und Wänden vermauerten Poftament-Fragmente 
ein Bild der Gefammtform der Poftamente zu geben. Die Fragmente gehören zweien Poftamenten 
an, welche aus Sockel-, Mittel- und Deckftiick beflanden. In Fig. 19 wurde die Vorderanficht 
eines diefer Poftamente reflaurirt. Die edlen Formen der Profilirungen und Ornamente wie auch 
der Buchftaben fprechen für die befle Zeit des römifchen Styles. Leider find die oberen Flächen 
der Deckplatten nicht zu fehen, fie würden über die Aufltellung von Standbildern auf den Pofta- 
menten Auffchlufs geben können. 




II. Die Bauüesuikhtk von Franz Bulic\ k. k. Pkoikssor und Conservator. 

Unter den alten Denkmalen, die Zara befttzt, ift die Kirche des heil. Donatus wohl das 
gröfste und das intereffantefte. Die Kirche ift ein Rundbau mit hochgewölbten Emporen, einer Art 
Ober-Kirche, mit je drei Abfiden in der Ober- und in der Unter-Kirche. Von der unteren Kirche 
führen zwei Stiegen auf die obere; jene mit dem örtlichen Eingänge geht knapp an der äufseren 
Seite der perimetrifchen Mauer hinauf, jene mit dem weftlichen FJngange windet fich unter der 
erftgenannten Stiege durch, fteigt etwas fteiler empor, und vereinigt fich mit ihr zu einer breiten 
Treppe vor der Vorhalle zu den Fmporen. Die hohe Kuppel (Dach) der Kirche, die auf je fechs 
Pfeilern und je zwei Säulen in der oberen und in der unteren Kirche ruht, ift weit fichtbar von der 
Landes- und von der Meeres Seite, und gibt der Stadt ihre charakteriftifche Phyfiognomie 



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Fkan/. BUMÖ, 



Trotz ihrer Wichtigkeit für die Culturgefchichte des Landes und ihrer Sehenswürdigkeit wurde 
aber die Kirche bis auf die jüngfte Zeit wenig beachtet und noch weniger ftudirt. 

Das Verdienft, ein neues Intereffe auch in gröfseren Kreifen für diefe Kirche erweckt zu 
haben, gehört dem Profeffor Rudolph Eitelbcrgcr von Edelberg, welcher im Auftrage der k. k. Cen- 
tral-Commiffion zur Frforfchung und Erhaltung der Baudenkmale im Jahre 1859 Dalmaticn bereift, 
und im Jahrbuche den Auffatz: „Die mittelalterlichen Kunfldenkmale Dalmatiens in Arbe, Zara, 
Trau, Spalalo und Ragufa, Wien 1S61" veröffentlicht hat. Auch der Correfpondent der k. k. Cen- 
tral-Commiffion, Herr Johann Danilo, hat über die Donatus Kirche im „Avvifatore Dalmato," 66, 
68, 70, 72 im Jahre 1877 vier Feuilletons gefchrieben. Auf Erfuchen der k. k. Central-Commiffion 
war er bereit, jene Feuilletons zu erweitern und die darin enthaltenen Anflehten näher zu begründen, 
war aber durch Krankheit daran verhindert; und fo übernahm ich die Arbeit über Einladung der 
k. k. Central-Commiffion u. zw. durch Vermittlung des Herrn Profeffor Alois Hau/er. 




Fig. 5 

In der Kirche gibt es keine Infchriften, die uns eine Antwort geben könnten auf die Frage, 
wann und von wem fie erbaut worden fei, doch finden fich zahlreiche alte römifche Infchriften. 
Unter dem Pfeiler IV, links beim Fintritte, fteht auf einem Blocke (2*20 M. lang, 0-90 M. hoch) 
von weifsem Kalkflein, mit fchönem, fehr gut erhaltenem Rahmen umgeben, eine Infchrift in fehr 
fehönen Lettern (f. Fig. 9): 

lVT<ON]-AVGVSTAE|APPVLEIA Ä FIL Q.VINTA|SVO ET L-TVKPII.il BROCCHI MCI NIAM- FILII • 

NOMINE.TEST TOM IVSS. 

Die Infchrift war im 15. Jahrhunderte bekannt. Cyriacus Anconitanus (Pizzicolli) führt fie 
(1435 — 36) in feinen Commentarien und in feinem Briefe an Targioni-Tozzetti auf.' 

Sie gab Veranlaffung zur Annahme, es fei entweder an der Stelle der Kirche oder etwas 
nürdlicherfeits ein grofser Tempel der Livia Augufla, der Gemahlin des Kaifers Augxiftus, geflan- 
den. Der Franzofc Jacob Span erwähnt fie in feinem „l'oyage d 'Italic, de Dalmatic, de Grccc 
et du Levanl," Amfterdam 1679, mit folgenden Worten, tont I, pag. 65 fq. : Proche de l'Fglife des 
Grecs appellee f. Helie, je vids deux belies colomnes canelee.s d'ordre corinthien, dont la bafe, le 
plinthe, le chapiteau et l'architrave font egalment de bonne maniere. On juge que c'eft. le reft d'un 

' Corif Corpaf Infcr. Lat. III. u. 2904. wo fie al» .ad ardtm f. Donati iuala ecclcfiam cathcdralem in bancolumnar- ange 
fuhrt wird. Unter n. 2905 C. J I. III, lid. ftchl die folgende Infchrift nach Cyriacu» al. „ad ae.lem » Trinitatis» nach Martyr Juc. als 
„in lemplo divi DoaMi": 

1VNONI AVGV.STAE:ArrVLEtA M FlL|QVINTA SVO ETtL TVRPIUI BROCCHI NOMINE. 

Die erwähnte _aedei *. Trinitatis" und „lemplum divi Dunati' find eine und dicfelbe Kirche; und diele Infchrift n 2905 ift 
nur eine corrupte AMchfifl der ful> n I904 angeführten wie fie hei einigen Schriflflellcrn vorkommt, GliuiaMt, LutÜU und nach ihnen 
Farial, \\\\yx. Sacr t V, piß jS) haben dies hervorgehobt» 

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S. DONATO IN ZARA. 65 

temple de Junon par une infcription, qu'on a trouv^e proche de lä, et que je vids dans l'ancicnne 
cglife de f. Donat". 

In den Anmerkungen pag. 366 gibt er den Wortlaut der von ihm gefehcnen Infchrift, aber 
die Befchreibung, die er von ihr macht, nämlich: „cette pierre ötoit ecrite de deux cotes, car on lit 
en un endroit les trois premieres ligncs, et en un autre la 3. et la 4. ligne, ce qui fait le fens com- 
plet" — bezeugt, dafs er fie von einer unverläfslichen l'erfon diiliren und befchreiben hörte. Die 
ganze Infchrift fleht auf einer Fläche. Sein Zeitgenoffe, der Archidiaconus von Zara, Valerio de 
Ponte, den Spon als einen homme seavant et qui possede bien l'histoire de son pays, rühmt, gibt 
uns darüber in feinen Rerum Ecclcsiasticarum Jadrensium Commentaria (veröffentlicht von Farlati 
Illyricum Sacr. t V, pag. 11 sq.) folgende Nachrichten: 




Flg 6 

„Cathedrali ab Auflro contiguum eft templum formae rotundum a f. Donato, ut tradunt, 
credum, ac fanc~tiffimae Trinitati dicatum, quod poftmodum f. Donati titulum fortitum eft .... 
Ibidem collocata eft urna marmorea cum offibus dieli f. Donati. Ad fuperiorem huius templi partem 
afeenditur per fealam femicochleam, ubi frequentatur congregatio oratorii. Cernuntur inferta parie- 
tibus eiusdem templi fragmenta non exigua, quae ex fculpturis et inferiptionibus, litteris ferme pal- 
maribus, indicant fuiffe alicuius aedifieii ingentis ac fumptuofae molis, quod Junoni Auguftae 
dicatum, ex inferiptione eiusdem fragmenti dignoscitur, quam romana superftitio et adulatio voluit 
fuiffe Liviam Augurti Caefaris uxorem. 

Huius forfan veftigia dixerim eaquae adhuc vifuntur in hortis Seminarii Floriani ad eubitum 
et amplius e folo furgentia, lapidibus femiruflico ordine compac~üs, quibus non longe imminent duae 
columnae, ordine corinthio elaboratae, trabe lapidea defuper coniunc^ae, altitudinis eubitorum 
circiter triginta, quarum bafis fub terra latet, aliasque fimiles extitiffe indicant, quae porticus 
VIII. N. F. 9 



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66 



Fkanz BULld 



ampliffimae fuifle demonftrant. Hanc molem forfan zelus f. Donati diruit, eiusque rudera in aedifi- 
cium tcmpli fanctiffimac Trinitatis converlit." 

Farlati kannte, als er die Gefchichte der Zaratiner Kirche fchrieb, weder den Spon, noch 
den Ponte, fagt aber doch fad das nämliche (O, c. t. V, p. 37, 38): „fed rerum ab eo (l)onato) 
laudibiliter pieque geftarum nulluni extat monumentum auguftius, quam templum fane amplum et 
magnificum, quod ab illo ingenti mole fumptuquc exftruclum et Santftiffimae Trinitati confecratum, 
eiusque titulo infignitum ferunt. Eft figurae rotundae ad finiilitudinem Bafilicae Spalatenfis S. Dom- 
nii, laterique dextro aedis cathedralis adiacct. Aiunt ibidem fuiffe olim delubrum ingens Junoni 
Auguftae facrum (idell Liviae uxori Oclaviani Augufti Imperatoris), fi vera eft quorundam inter- 
pretatio, idque confirmat vetus infcriptio, reperta inter rudera eiusdem delubri, quod iamdudum 
vetuftate collapfum ac dirutum erat. Idem connrmant fragmenta quaedam veterum lapidum variis 
notis et figuris incifa, reliquiae antiqui illius aedificii, quae paffim templi parietibus infertae con- 




Fi E . 7 

fpiciuntur " Diefelbe Anficht findet fich in Voyage piüorcsque et hißorique de l'lßrie et Dalmatie, 
redige' d 'apres l ' Iiinerair e de I.. F. Caffas par Jo/eph LavalUe (Paris An. X, 1802) pag. 85: „On 
voit encore pres de l'eglife de Sainte-Helie deux magnifiques colonnes cannelees, d'ordre corinthien, 
dont l'architrave, les chapiteaux, la plinthe et la bafe font du meilleur ftyle; une infcription trouvee 
non loin de la, et que l'on a transportee dans l'eglife de f. Donat, fait foupgonner que ces colonnes 
font un rede d'un temple de Junon; cette infcription eft une dedicace faite 11 l'augufle Junon 
Junoni Augußae par une femmc nommee Apuleia Quinta, fille de Marcus, en fon nom et en celui 
de fon fils Lucius Tnrpilins lirocchtis Lieinius* 

Der einheimifche Schriftlicher ÄW^JM<>;7V'(Memorie per la ftoria della Dalmazia, Zara 1809) 
vertritt diefelbe Anficht und führt einige nähere Details an. Kr fchreibt Bd. I, p 195 fq. : 

„Ora che un tempio efiftefie in Zara dedicato efpreifamente a quefta divinitä (Livia moglie di 
Augufto) la tradi/ione piii lontana lo vuole e vari fquarci uniformi d'iferizioni lo indicano, ma in modo 
particolare Junoni Auguftae . . . Congetturafi comunemcntc dagli antiquari noftri che quefto edifizio 
forgfffe lä dove efiftono le cafe del fignor Giurich fopraftanti all'orto del fu feminario Florio, Certo 
e che lungo l'eftrcmita dell'orto f'alza da terra a dar fondamento al filare delle cafe fovraerette 



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S. DONATO IN' ZAKA. 



67 



un piede circa di ben difpofte pietre, che per la forma e conneffione de! muro ad occhio offervatore 
fono d'epoca romana. Non lungi ve.devanli due colonne: il capitello, il plinto e la bafe erano 
del piu fquifito ftile, come attefta d'averle offervate il celebre Archid. Valerio Ponte, che fiori nel 
XVII fec , d'ordine corintio, con architrave che le univa. Quefle ed altre, che certo efifter doveano, 
a fenfo degli intelligenti, i quali furono in tempo d'efaminarle, adombravano all' immaginazione un 
maeftofo portico che forfe era parte del grande cdtfizio, confecrato a Livia Augufta Forfe torreg- 
giava quefto tempio fu una piazza fpaziofa e del fuo laftricato erano quelle grandi e ben levij^ate 
pietre che di lä non hingi fcoperfe il capitano Liciffich nel diffotterrare le fondamenta della fua 
cafa. Kra forfe una delle colonne elevantifi fu quello magnifico foro, quella che rimpetto alla cafa 
medefima col piedeftallo tutto fotterra forge maeftofamente. e fola ha potuto fopravivere all' urto 
del tempo ed alle, vicende rovinofifl'ime della citta. Sofpettarono il Ponte, il Tanzlingher, lo 
Gliubavaz ed altri cronifti che il troppo veemente zelo del fanto vescovo Donato abbia demolita 
e diftrutta la fuperba mole di Livia Augufta convertendone i miferandi avvanzi all'erezione del 
tempio da lui dedicato alla Trinita." 




Fig. S 

Und ibidem pag. 216: „Solo ci rimafero.alcuni rottami qua e lä difperfi di fregi e cornici 
d'eccellente lavoro e quei pezzi di colonne fcannellate ch 'erano giä nett' orto della famiglia Dede 
e. che ora veggonfi combacciati a formare la colonna nel campo di S. Simeone. Quelle furono quelle 
colonne d'ordine corintio offervate dal Ponte, le quali trovandofi appunto in quei contorni appar- 
tener doveano al gran tempio di Livia Augufta." 1 

üiefe Anflehten werden wir unten naher beleuchten frarlati erwähnt nach Gliubavaz und 
Lucius die folgende Infchrift, die bei der Thüre der Kirche geflanden fei; fie war verfchwunden, 
man fand fie vor kurzer Zeit und brachte fie in die Kirche als Bruchflück (0-70 M. hoch, an der 
oberen Seite o'ioM., an der unteren 0^30 M. breit) wieder zurück (C. J. L. III. n. 2950).* 
HRLVIA- Veneria V F SIBi et (X • PETRoK'OCA pitoni|\ IRO-S uo et|a-PEmo\IO-A phrodi»k)|ET- SV (S-U 

bertis I.IHKRTAB\ Sa - PO stcrisq KOKV.W. 

' Ferrari Cufilli in kirifla DalnuU, 1S59, n 13. — * C. J. L. III. n. >950 A p»rle aolerinri Upi» qu»dtaltts e(\. relro columna« 
dimidialir lormam habcl in pincam finirnli». 

9« 



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t 



68 



Franz Bui.id 



Ebenfo erwähnt Farlati nach Lucius folgende lnfchrift, welche am Pfeiler III, linke Seite, 
fteht (Spiegel 0-54 M. lang, 0*30 breit) :' 

C«ALLIVS|SPE<M. V F SIBI KT IN * FR | INAGR. 

In der Kirche finden fich noch folgende Bruchftücke, die immer fichtbar waren, aber von 
Niemandem wegen ihrer Unwichtigkeit veröffentlicht wurden: Am Pfeiler II linke Seite, Bruchftück 
(Spiegel 0 80 Meter hoch, o 23 Meter breit).' 

AGNF|IA I S- 

am Pfeiler I, unter dem Gefimfe gegen die perimetrifche Mauer in fehr grofsen und fchönen 
Lettern: IN FRON. 

Nach der Erzählung von Augenzeugen 1 wurde bei der Reparirung des Fufsbodens ein 
Quaderflein gefunden mit dem fchönen Bildniffe einer Bacchantin. Der Stein findet fich jetzt in der 
Exedra des hiefigen „Giardino publico" eingemauert. Im Jahre 1872 nahm man in der Kirche 
neue Ausgrabungen vor; im Jahre 1877 wurde der ganze (chriftliche) Fufsboden abgetragen und 
der ganze unterlegte Schutt, fammt einigen Gräbern weggeräumt, bis auf den alten (römifchen) 
Fufsboden. Da kam zum Vorfchein, dafs die Fundamente der Pfeiler und Säulen, wie der perime- 
trifchen Mauer, aus Bruchftücken fehöner altrömifcher Gebäude beftehen. Da finden fich Stücke 
von Architraven, Kranzleiften, von Säulen, Plinthen u. dgl. Die Fundamente der Pfeiler und Mauern 





rVNONI • AVGVS-TAE 

AP PVL EIA • M • FI L- QVINTA- 
SVO ET- L- TVR PILlI BROCCHl 

LICINILANl FlL[lNOM.I NE 
TEST' PONI- IVSS 




ruhen auf dem alten, noch gut erhaltenen Pflafler. Es fei hier noch bemerkt (gegen Hitclberger 
1. c. pag. 34, 35, der diefen alten Fufsboden, wie er jetzt gereinigt dafteht, nicht gefehen hat), dafs 
diefer Fufsboden nie das Niveau der chriftlichen Kirche fein konnte, denn die alten Bruchftücke 
ragen zu fehr aus den Fundamenten der Pfeiler und der Mauer heraus, um diefe Anficht gelten zu 
lafien. Die erwähnten Bruchflücke muffen gleich vom Anfang verfchiittet gewefen fein, und der 
jetzt abgetragene Fufsboden, der etwa 1-30 Cm. höher ftand über den neu blofsgelegten römifchen, 
ift ohne Frage als beim Baue der Kirche angelegt zu betrachten. 

Bei den eben erwähnten Ausgrabungen wurden zwei Infchriften aufgefunden. Unter 
dem Pfeiler II fteht die bis jetzt unedirte lnfchrift (Spiegel 0-72 Meter hoch, er 55 Meter breit) 
in fchönen Lettern, wie fie in Fig. 4 wiedergegeben ift: 

1 Zu lefen: Caiut Alliui Sfrc(uJalor) l.{tgienit), nulu wie im C. J. L. III. n. joio Sptctaltr, wo da» I. tum SF'KC gupgtfl 
wirJ, ila zwischen ihnen ein deutlicher Punkl ficht. Zwilchen dci »weiten und iliilten Linie ill eine Vertiefung, wahrfchcinlich von fpaierer 
Hand »«ngemeifsell — ' Vergl. Hulletino di Arth, e Stor. Ualrnala Anno I, i>ag. 37-—' <-onte Kram Burrli, tu der Zeil Pudetti vun Zara 



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S. DONATO IN ZARA. 



6 9 



Appuleio Cai Filio Sergiä (tribu) Balbino, Pontifici, equum publicum habenti, annorum 
XXI, F.pidia Titi filia Paulina avia. 1 

Unter dem Pfeiler IV, bei dem Blocke mit der Infchrift Junoni Augußae, fand man einen 
etwas zwar kleineren Block (169 Meter lang, 0 80 Meter hoch) mit Infchrift in gleich grofsen und 
fchönen Leitern (f. Fig. 11): Jovi Augufto. Appuleia Marci filia Quinta fuo et Lucii Turpilii Brocchi 
Liciniani Filii nomine t(eflamento) [(p)oni (i)uffit).'-' 

Uiefe zwei Blöcke find auf drei Flächen fchön gemeifselt und mit Rahmen umgeben ; jedoch 
licht die Infchrift Junoni Augußae auf der längeren (Haupt-) Fläche, die Infchrift JoinAugufto 
auf der kürzeren (Neben ) Fläche. Unter dem Pfeiler V befinden fich zwei andere Blöcke, die auch 
auf drei Flächen ausgearbeitet und mit Rahmen umgeben find. Finer von diefen pafst genau, was 
fowohl den Rahmen als die Länge und Höhe anbelangt, zum Blocke Junoni Augujlae, der andere 
läfst fich nicht genau abmeffen, aber was den Spiegel anbelangt, ift er gleich grofs wie der Block 
Jovi Augußo, und kann ohne Bedenken als Complement-Stück zu demfelben betrachtet werden. 

Bezüglich der hiftorifchen Auf- 
zeichnungen über diefe Kirche ift 
Coftantinus Porphyrogenetus der erfte, 
der uns darüber ein fichercs Zeugnifs 
in feinem Buche de adminißrando 
imperio aufbewahrt hat. Bei der Be- 
fchreibung des byzantinifchen Thema 
Dalmatiens im cap. 29 1. c. (diefes 
Capitel ift im Jahre 949 gefchrieben) 
erwähnt Porphyrogenetus die Kirchen 
von mehreren Städten Dalmatiens. In 
Cattaro, fchreibt er, fei die Kirche 
des heil. Tryphon, in Ragufa die des 
heil. Stephanus, in Trau die des heil. 
Laurentius, in Spalato die des heil. 
Domnius, von welcher er hinzufetzt: 
quod eubieufum erat eiusdem imper- 
atoris Diocletiani. In allen diefen 
Städten macht Porphyrogenetus je eine Kirche namhaft, nur in Zara nennt er ihrer zwei: „Tcmplum 
autem s. Anaftafiae oblongum eft, fimile Uli, quod in Chalcopratiis (Vorltadt in Conftantinopel) eft; 
et columnas habet prafinas atque albas, totumque ornatum eft figuris, pictura vetufta elaboratis; 
pavimentum vero iplius mirifice ex opere teffellato confectum. Juxta autem ilud efl aliud quoqne 
templum rotundum s. Trinilaiis; et Jupra illud rur/um aliud inßar catechumenorum, indem rolun- 
dum, in quod Cochlea a/cenditur" * 

Diefe letzterwähnte Kirche ift ohne Zweifel die jetzige Kirche des heil. Donatus. Sie hat 
fomit eine fo alte hiftorischc Betätigung, dafs fich einer älteren kaum eine Kirche unferer Monarchie 
rühmen kann. Aber zu welcher Zeit und von wem die Kirche aufgeführt wurde, fagt uns Porphy- 
rogenetus nichts. Diefe Frage i(t nun nach Möglichkeit zu löfen. 

Alte fchriftliche Aufzeichnungen und alte Traditionen (teilen diefe Kirche mit dem Bifchofe 
von Zara, Donatus III, welcher in den erften Decennien des 9. Jahrhunderts lebte, in engfte Ver- 
bindung. Viele nehmen an, er hätte die Kirche auf der Stelle {ibidem — Farlaii), fomit auf dem 

' Vcrgl. Bllltttno di Arth, e Stor. Ililmita. Anno I. pag. 37 — » Vergl. Corp. In HI, pag 1062. und Bullcliinu <li Arch 
r Stor. Dalmata Amio I, pag 30 — 3 Munumrnla fpciftanlia hiftnnani Slarorum Mcridiunalium. Zagiabiae 1877, Vol. VII, pag. 401 feqq. 




Fig. 10. 



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TO 



Franz Boud 



Fundamente eines alten hcidnifchen Tempels, nämlich der Juno (Livia) Augufta aufgeführt. Nach 
anderen {Kreljanovic mit Berufung auf Ponte, Tanzlingher, Gliubavaz — fiehe oben) hätte der 
Bifchof Donatus III. den alten Tempel, der ftark befchädigt oder halb verfallen war, zuerft ganz 
demolirt und mit deffen Trümmern dann die Kirche aufgebaut. 1 

Was den Hauptpunkt diefer Aufzeichnungen anbelangt, nämlich die Krbauung der Kirche 
durch Bifchof Donatus III, flimmen wir den Alten vollkommen bei; alle übrigen Details aber 
müffen wir fallen laffen. Denn erjlens wäre die Kirche auf welche Art immer, unmittelbar 
aus einem heidnifchen Tempel entflanden, wie uns die angeführten Schriftfteller erzählen, fo wäre 
fchwer anzunehmen, dafs Coft. Porphyrogenetus, der bei der Domnius- Kirche in Spalato ihren 
Urfprung hervorhebt, ein fo auffallendes Analogon bei der Donatus- (Trinitäts ) Kirche in Zara 
unerwähnt gelaffen hätte, und dies um fo weniger, als die letztere Kirche viel jüngeren Datums ift 
als die erftcre. 

Zweitens ift es jetzt nach den letzten Ausgrabungen klar, dafs die jetzigen Mauern nicht 
auf älteren Fundamenten ruhen, und dafs beim Baue der jetzigen Kirche die Fundamente ganz 

neu eingelegt worden find. Dafür wurden 
auf der weftlichen Seite durchwegs grofse 
Steinblöcke, die von römifchen Bauten 
herrühren, gebraucht; feltener werden die 
römifchen Bruchftücke auf der füdlichen 
und nördlichen Seite; auf der örtlichen 
find fie nur vereinzelt anzutreffen. Wohl 
find auch auf diefer Seite die Fundamente 
neu, aber fie beftehen aus unbehauenen 
rohen kleinen Steinen. Schief durch die 
Kirche, vom Pfeiler V bis zur mittleren 
Apfis, auf dem nun entblöfsten römifchen 
Boden, lauft der unterfte Theil einer 
grofsen Treppe, auf der man zu einem 
grofsen Gebäude aufftieg, welches aber 
gewifs aufserhalb der jetzigen Kirche zu 
flehen kam. Auf dem gepflafterten, vor 
diefem Gebäude unter freiem Himmel flehenden Platze, deffen Spuren fich auch in den Häufern 
vorfinden, die fich jetzt an die Donatus-Kirche anlehnen, wurde die Kirche aufgeführt. Nur fo läfst 
fich nach unferem Dafürhalten am heften erklären, warum je weltlicher von der Treppe defto 
gröfsere Blöcke man in die Fundamente hat einlegen müffen. 

Drittens kann man unmittelbar vor dem Baue der Kirche die Demolirung eines anderen 
grofsen Gebäudes — fei es eines ganzen oder halbverfallenen — - nicht vorausfetzen aus dem 
einfachen Grunde, weil es unmöglich ift anzunehmen, dafs man beim Baue der jetzigen Kirche das 
durch Demolirung gewonnene fertige Material aufser Acht gelaffen, und fich mit einem fo rohen 
miferablen, erft von Weitem herbeigefchafften Material begnügt hätte. In den Pfeilern kann man 

1 Die Meinung des Herrn C. F. Cav. Biandti {Afemerie Ji /.ara, Zara 1875), die jelrige Donatus Kirche fei ein Bau, ein Tempel 
aus den Zeiten des Kallers Oclavianus Augudu* iriteniamo clt'elTo 5a infatti tut monnmento dei tempi di Augudo;, verdien! wohl keine 
Beachtung, Dir Mauern wie fie jelrt flehen vom Fundamente Iii» tum Gefirnfc lind keine roinifche Arbeit Noch grundlufer, wenn es 
möglich, ilt die Behauptung de» H. Biamthi in feinen Werke Zara Cißjami I Bd., pag 3S4 i/.ara 1877), der alle heidnifthe Tempel, 
wir* im erden Jahrhunderte vom Bifchofc Donatus I in einen cliridlichen Tempel umgewandelt; „Diciamo qiiindi, che una delle piu 
antiche tliiefe di Zara Ii In uueda di » Donalo, che fo confecrata al vero Dio da s Donato vescovo «Ii Zara, primo dl iiueflo nome. nel 




Fig. ti. 



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S. DONATO IN ZARA. 



7' 



einige Stücke als altrömifche betrachten, fie find aber in fo kleiner Anzahl, dafs man den obigen 
Schlufs auf die vorhergehende Demolirung eines Gebäudes nicht gelten laffen kann. 

Ueberdies läfst dicGefchichte die Annahme nicht zu, im 9. Jahrhunderte habe ein altrömifches 
Baudenkmal in Zara geftanden. Dies wäre nur dann möglich anzunehmen, wenn während der 
langen Dauer der Völkerwanderung in Dalmatien (vom Ende des 4. bis zur Mitte des 7. Jahrhun- 
derte) Zara gar nicht oder nur wenig gelitten hätte, was aber nicht angenommen werden kann. 
F.pidaurum, Narona, Salona, Afferia, Humum und andere Städte am Gcftade des Meeres und im 
Binnenlande find vom Feinde geftürmt und zerftört worden. Zara kann dem gleichen Schickfale 
nicht entronnen fein. Uebcr Zara haben wir zwar keine ficheren und genauen hiftorifchen Zeugniffe, 
wie über viele andere Städte, defshalb läfst fich ihre Zerftörung nicht genau chronologifch 
beflimmen; nichtsdeftoweniger kann fie bei aufmerkfamer Sichtung der Quellen, mit Bezug auf 
das Schickfal der ganzen Provinz, als ficher angenommen werden. Hier können wir uns des 
Weiteren in diefe Frage nicht einlaffen; es mögen hier nur die Refultate der diesfälligen 
Forschungen ihren Platz finden. 

Während der Hunnenzüge um die Mitte des 5. Jahrhundert hatte Zara, wie ganz I Jburnien, 
ihre erfte Drang-Periode. Ueber das Heer Attilas fagt in cliefer Beziehung (aus dem 15. Jahrhun- 
derte) Biondo: „In Italiam enim dudurus, Illyrici finus oram circumveäus eft et Tragurium, Sibilicum, 
Bclgradum, Jaderam, Signiam, Polam, 
Parentium, I laemonam, quae oppida tunc 
in Marciani Imperatoris Conftantinopoli- 
tani cura effent nullo firmata praefidio 
diripuit".' Die Stadt erholte fich hernach, 
da wir einige ihrer Prioren und Bifchöfe 
kennen, aber zu ihrer alten Wichtigkeit 
hob fie fich nicht mehr empor; denn in der 
fpäteren Zeit, befonders in dem zwanzig- 
jährigen Kriege, den die Byzantiner gegen 
die Oftgothen in Italien führten, gefchieht 
von Zara keine Erwähnung." Und zu die- 
fem Kriege wurden die Soldaten durch 
Dalmatien gefchickt, und felbft in Dal- 
matien recrutirt, und die Flotten ausgerüftet. Die Lage Zara's eben in diefem Kriege war doch fo 
gut gelegen, dafs fie, wenn die Stadt ganz wie früher beftanden hätte, gewifs benützt und in der 
Gefchichte erwähnt worden wäre. — Eine zweite Unglücks-Periode hatte Zara in den erften vier 
Decennien des 7. Jahrhunderts während der Kriege zwifchen Avaren und Byzantinern und zwifchen 
Avaren und Croaten zu beliehen. Bis zum Jahre 600 wird Zara befonders in den päpftlichen 
Briefen öfters erwähnt, 3 hernach verdummen alle Nachrichten und werden wieder laut in der 
zweiten Hälfte des 7. Jahrhunderts. Wenn man zu diefem Schweigen über Zara das Schickfal anderer 
Städte in Betracht zieht, wenn man das Zeugnifs des Thomas Archidiaconus, * wiewohl in feinen 
Ausfchmückungen ungenau, hinzugibt, wird man fich der Ueberzeugung nicht erwehren, dafs diefe 
fchwere Zeit auch Zara hart getroffen haben muffe. Porphyrogenetus 1 fchreibt zwar, dafs nur Salona 
damals zerftört wurde: „Ceteri vero Romani in orae maritimae oppidis fervati funt, eaque etiam 

' Hill. Dec, I. üb. II Cf Callima, httt (opus Attila). Olakut (opus AttiM , und dagegen Tin f\e/ftr in chron rum Jahre 472. 
UitiHs in chron. zum Jahre 472; l'alt/iui Kerum Krancic Ith . IV; Heitjinitii Kerum Hingar. Dec I lib VI; P Pray Annales Vetere. 
Hunnorum, Avarum e( llungaror. Vindohnnae 1761, pag. ich fc<i<i ; Sidonius de Occid. Imper. tib. XIII; Lmthu de regno Dahn, et 
Chrob. lib. I., c*p VII - » freraf. de bell. üoth. — • Monumenta pag. 249 fqq. - • Hifloria Salon.tana cap. Dt. - .urbi» anliquae fed 
diruiae (ladiia) — » L c cap i) 




i 



Fig 12 



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72 



Franz Bund 



nunc tenent, et funt ifta Raufium, Afpalathum, Tetrangurium, Diadora, Arba, Vecla et Opfara". 
Aber einige von diefen Städten, Ragufa und Spalato, exiftirten damals nicht; fie wurden erfl durch 
die Bürger der zerftörten Städte Epidaurus und Salona gegründet. Porphyrogenetus verdient alfo 
an diefer Stelle keinen Glauben ; ftatt das dalmatinifche Thema des 7. Jahrhunderts befchreibt er 
das Thema feiner Zeiten, das 10. Jahrhundert. Vielleicht hat er auch dies hervorheben wollen, dafs 
zu jener Zeit das byzantinifche I )almatien wenig vom Feinde gelitten hat — Dank der byzan 
tinischen Vertheidigung. Wäre das nur wahr gewefen! 

Nach folchen Stürmen braucht man die Demolirung der römifchen Hauten nicht durch die 
H ände einheimifcher Männer im 9. Jahrhundert vollziehen zu laffen ; dies hatte fchon die Feindes- 
hand leider viel früher beforgt. Fs fteht in Zara heutzutage noch eine hohe Säule auf der f'iazza 
deli Erbe, die ohne Zweifel an derfelben Stelle noch zur Römerzeit ftand;' aber daraus läfst fich 
kaum fchliefsen, ein Tempel, ein Gebäude, hätte ebenfo alle die Stürme überleben können. An jener 
Säule konnte der Feind weder feine Raubluft, noch feine Rache befriedigen; nicht fo bei anderen 

Denkmalen und Gebäuden; defshalb 

J < find diefe zerftört worden, und jene ift 

1 unverfehrt geblieben. 

1 Wenn wir vom Zeugniffe des 

j Porphyrogenetus, alfo von der Mitte 
des 10. Jahrhunderts zurückgehend, die 

I Zeit erforfchen, wann die Kirche erbaut 

werden konnte, und den Mann auffuchen, 
Fi s '3 der für ihren Bau den Plan verfaffen 

und verwirklichen konnte; wenn wir ^ dabei die alten Traditionen und die einflimmige Meinung 
alter fpäterer Schriftfteller berückfichtigen, fo finden wir dafür keine paffendere Zeit, als die erften 
Decennien des 9. Jahrhunderts und keinen geeigneteren Mann als den damaligen Bifchof Donatus III. 

Das Fnde des 8. und der Anfang des 9. Jahrhunderts war für Zara, wie für Dalmatien 
eine vielbewegte Zeit. In die Jahre 791 — 799 fällt die Eroberung Dalmatiens durch die Franken.* 
Zwifchen Karl dem Grofsen und dem Kaifer Nicephorus entftanden dadurch grofse Reibungen. Um 
diefe beizulegen gingen nach Conflantinopel (804) als Gefandte der Doge von Venedig Beatus und 
Donatus Bifchof von Zara. Donatus erhielt bei diefer Gelegenheit vom Kaifer Nicephorus die 
Reliquien der heiligen Anaflafia als Gefchcnk für die Zaratiner. 5 Die Gefandten werden zwar 
als „legati pacis a Carolo" erwähnt,' fcheinen aber in Vertretung ihrer Provinzen und Städte die 
Oberherrfchaft von Conftantinopel anerkannt zu haben, denn ein Jahr fpäter, wie Eginhart 
berichtet, „pra.*dicti duces (von Venedig) Obelierius et Beatus navalem exercitum ad Dalmaciarum 
provinciam depopulandam deftinaverunt"." Und die Expedition hatte ihren Erfolg. Im nämlichen 
Jahre kamen nach Leidenhofen (Thionville), wo Karl der Grofse Hof hielt, „Paulus dux Iadera- 
atque Donatus eiusdem civitatis episcopus, legati Dalmatarum ad prafentiam Imperatoris cum 
magnis donisV Hier wurde die Oberherrfchaft wieder gewechfelt und anerkannt, zugleich wurden 
neue Verfügungen für die Verwaltung Dalmatiens getroffen: „et facta eft ibi ordinatio ab imperatore 
de dueibus ac populis tarn Veneria; quam Dalmatia:".' Aber auch diefe Ordinatio währte nicht lang. 
Nach Abfchlufs des Friedens mit den Bulgaren fandte Nicephorus (806) eine Flotte ab unter dem 
Oberbefehle des Patriziers Nicetas „ad recuperandam Dalmatiam" .* Eine andere Flotte unter Paulus 
vereitelte den Verfuch Pipin's des Sohnes Karl's, Dalmatien zu erobern. So kam es im Oftober 

1 Vergl oben pag 60. — 1 Monument» I c JOJ. — 1 Forluti Illyr S»cr I V. pag. J5 fqq, Monument« I c pag, 306 fqq 

Die Reliquien wurden in die Cathedralc Hei heil. I'rtru» d^epomrt. Die Kirche nahm ipalei deü Titel der heil Anaftafia an. — • Monu- 
ment* 1 c pag. jo6. — * Monumenta 1. c. pag jlo — • Monumcnta 1. c. pag 3 lo. — 7 Monumciila ibid. — ' Munumenta Ibid. pag. 3 II 



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S. DoNATO IN ZAkA. 



73 



des Jahres 810 zum Friedensfchluffe in Aachen 1 zwifchen Karl und Nicephorus, und zur Beftätigung 
dcsfelben Friedensfchluffes in Aachen und in Conftantinopel im Jahre 812 zwifchen Karl und 
Michael.' Der Vertrag felbft ift nicht auf uns gekommen; indefs gibt uns Dandolo in feiner Chronik 
davon einen Auszug. Jedenfalls wurde bcftimmt, dafs die Seeplätze Dalmatiens, welche die Griechen 
in Händen hatten, ihnen gehören follen.' Dies beftätigt Hginhart in feiner „Vita Caroli," natürlich 
als Hof-Hiftoriker, in folgender Weife: „Dalmatiam, exceptis maritimis civitatibus, quas ob amicitiam 
et iunetum cum eo foedus Conftantinopolitanum imperium habere (Carolus) permifit".* 

Da war eine fchwere Zeit vorüber. Zara nahm einen neuen Auffchwung, fie wurde die 
Hauptftadt des byzantinifchen Theiles Dalmatiens und der Sitz des Proconfuls oder des Strateg"s 
„totius Dalmatiae." Die neue Ordnung erweckte und berechtigte neue Hoffnungen; das war eine 
Epoche, wo man, mitten in einer gehobenen Stimmung, an neue Bauten denken und fie auch 
ausführen konnte. Und es war auch in Zara damals ein echter Mann dazu, der Bifchof Donatus. 

Erhaben durch feine perfünlichen Tugenden, wie durch feine Würde, hochgeehrt von feinem 
Volke, geachtet in Diedcnhofen von Karl dem Grofsen, wie in Conftantinopel vom Kaifer Nice- 
phorus, nahm Donatus thätigen Antheil an den Schickfalen feiner Refidenzfladt und griff mächtig 
in die Ereigniffe feiner Zeit. Ein vielgereifter Mann, mochte er fleh gefehnt haben, eine Kirche in 
Zara zu haben, wie er ihrer viele auf feinen Reifen gefehen hatte in Francien (den Münfter zu 
Aachen), in Italien (S. Vitale in Ravenna) und befonders in Conftantinopel (Hagia Sophia). Keiner 






•V " lü. ' lJi '.Hl.- - A 




\ - — 4* 




, ... 





von feinen Vorgängern auf dem bifchöflichen Stuhle hatte fo viele äufsere Anläffe gehabt, fo viele 
fremde Einflüffe empfangen, keiner konnte fo ficher auf den Opferfinn feiner Mitbürger rechnen, 
auch keiner hatte bei der jeweiligen Regierung mehr Vertrauen als diefer Ambrofius von Zara. 
Wahrlich, wenn man zu einem für Zara in Dalmatien fo aufsergewöhnlichen Bau, wie es die Donatus- 
kirchc ift, einen erleuchteten thatkräftigen Mann vorausfetzen mufs, wir können in den Zeiten vor 
Porphyrogenctus aus der Gefchichte keinen befferen, geeigneteren anführen, als eben diefen 
Donatus. Einen fo energifchenMann, der überdies fehr lange den Bifchofftuhl befetzt hielt/ konnten 
kleinliche Rückfichten' von feinem Plane nicht abwenden, fo zum Beifpiel der Koftenaufwand oder 
die Rückficht, dafs neben der Kathedral-Kirche eine neue Kirche nicht nothwendig fei. Ein 
ftarker Wille forgt nicht nur für das Allernothwendigfte, fondern auch für das Neue, Erhabene. 
Und dafs Donatus auf etwas für Zara Neues, Originelles abzielte, fowie dafs er für die Baudenkmale 



* Monumenta ibid. nag 313 '-' Monumenta ibid. pag. 314: „Michael gener ein* imperator facti», legato» Karnli qni ad Nice 
phoruro* miffi fucnint in Conftantinopoli fmeepit. et Arfanum alquc Theognoftum (mihi) et per toi pacem a Niccphoro ineeptara eo«r> 
firmavjt. - ' Gfirrr Un/i Byaaolimiche Gefchichten. Graz 187} I I pag. Il8f<iq. — « Monumenta pag 315. — » Farlah I. c pag 30 
— « Biantki Memorie di Zara pag 17, 

Vitt n r. 10 



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74 



Franz Bulk 1 . 



in der Fremde ein offenes Auge und ein empfängliches Gemüth hatte, bezeugt zur Genüge die 
neue Form (die Kuppel-Kirche), in welcher er feinen Bau ausführte. 

Nach dem Zeugniffe des Porphyrogenetus wurde die Kirche „S. Trinitatis" betitelt. Diefer 
Titel berechtigt uns auch zur Annahme, dafs jener Mann der Erbauer der Kirche fei, welcher die 
Reliquien der heiligen Anaflafia von Conftantinopel nach Zara gebracht hat, alfo der Bifchof 
Donatus III., Sancla Trinitas und Anaflafia flanden in Conftantinopel in einem merkwürdigen 
hiflorifchen Verhältnifs. 

Es war im Jahre 379 mitten in den religiöfen Wirren der Arianer, welche die Göttlichkeit 
Chrifti leugneten, und der Macedonianer, welche die Göttlichkeit des heiligen Geiftes bekämpften, 
als Gregor von Nazianz, nachdem er eine Zeitlang in einem Frivathaufe mit grofsem Erfolge 
gepredigt und einer grofsen Anzahl von Chriften den wahren Glauben über die heil. Dreifaltigkeit 
beigebracht hatte, diefes Privathaus in eine Kirche umwandelte, die den Titel führte Anaftafia, das 
ift Auferftehung, nämlich des Glaubens und zwar des Glaubens in die heil. Dreifaltigkeit. 1 In diefe 
Kirche, die fchon Anaftafia hiefs, wurden die Reliquien der heil. Märtyrerin Anaftafia von Syrmium 




Fig. 15. 

(Mitrovica) gebracht und aufbewahrt im Jahre 457. Aus dcrfelben Kirche erhielt Donatus auf feiner 
Gefandtfchaft die genannten Reliquien. Da das Dogma der heil. Trinität in Conftantinopel in 
folchem VerhältnifTe ftand mit der Kirche „Anaftafia", und dann mit dem Eigennamen der heil. 
Anaftafia, konnte der Bifchof Donatus, da er die Reliquien der heil. Anaftafia befafs, auf den 
Entfchlufs kommen, jenes Verhältnis in Zara wieder herzuftellen, um den Glauben an die heil. 
Dreifaltigkeit durch eine eigene Kirche zu verherrlichen und zu bekräftigen. 

Wann die Kirche der heil. Dreifaltigkeit den Titel des heil. Donatus angenommen hat, 
wiffen wir nicht. Porphyrogenetus gibt ihr noch den alten Titel, Cyriacus Anconitanus (1435) den 
alten und den neuen. Es ift möglich, dafs die Kirche gleich vom Anfang, neben dem officiellen 
Titel, im Volksmunde den Titel des Donatus führte, weil er fie erbaute, fo nachher weil er in ihr 
begraben wurde. 1 Den nämlichen Fall können wir bei der Kirche in Spalato verzeichnen. Sie 
wurde S. Mariae in coclum affumptae geweiht, als jedoch die Reliquien des heil. Domnius von 

1 Di« erhellt unter Anderem am der Rede de» heil. Gregor, mit welcher er von feiner Gemeinde Abfchied nahm. Weil wir 
die Werke desfelben nicht bei der Hand haben, citiren wir den einft :hlii|>igen I'affu» nach M. Villtmain (Tableau de l'elncjucnre 
chretienne): „Adieu eglife d Anaflafic, qui tir.ii< tan oniu au notre pieofe conftance (Anallafie veut dire reitirrecliooj ; adieu monument de 
notre vicloire. nouvelle Silva oü nous avon* pour la premicre fois plant* larche fainte depui» qoarante an> agitee et errant da« cc 

difert. — Et toi. Trinile fainte, ma penfee et roa gloire ! puifTent tonferver la foi, et puiffe» tu lrs fau»er ton>, fanver mon pevplc « 

— * Farlati I, c pag iy 



S. t>ONATO IN ZAKA. 



7? 



Salona herübergebracht (641) und in der Kirche aufbewahrt wurden, wurde fie allgemein die 
Kirche des heil Domnius genannt, und fie führt auch heutzutage beide Titel. Bei der Zaratiner 
Kirche dagegen verdrängte der volkstümliche Titel gänzlich den officiellen. Zu diefem Titelwechfel 
hat das meille beigetragen die grofse Verehrung, die man nach dem Tode dem heil. Bifchofe zollte, 
fo wie der Umftand, dafs der Bifchof als Patron der Stadt Zara auserwählt und verehrt wurde. Nach 
der Legende foll der heil. Bifchof im Jahre 1104 dem Könige von Ungarn, Dalmatien und Croaticn, 
Coloman, erfchienen fein und ihm zum EntfchlufTe bewogen haben, die Stadt Zara nicht durch 
Brand zu zerftören, wie er es vornehmen wollte. 1 Daraus können wir mit Sicherheit fchliefsen, dafs 
fpäteftens im 12. Jahrhunderte der neue Titel fü r die Kirche in allgemeinen Brauch kam. 

Wie wir oben bemerkt haben, flehen alle 
Pfeiler und Säulen in der Unterkirche, fowie der 
gröfsere Theil der perimetrifchen Mauer von S. 
Donato auf alten römifchen Bruchflücken. Die zwei 
unteren und oberen Säulen vor den Abfiden und 
noch zwei Säulen, die jetzt eingemauert auf den 
Emporen rechts flehen, wie die Pforten der alten 
Eingangsthiiren find ebenfalls römifche Stücke . Nun 
drängt fich die Frage auf, von wo und wie kamen diefe 
Stücke hieher und zu welchem Schluffe berechtigen 
fie uns befonders in Betreff des Tempels der Livia 
Augufta, den dieSchriftfteller fo allgemein annehmen ? 

Ohne Zweifel flammen die Stücke nicht von 
einem Gebäude; die Ornamente find zu fehr ver- 
fchieden der Gröfse und dem Style nach, als dafs 
wir fie zu einem Ganzen vereint uns vorftellen könnten. 
Es finden fich da unter Anderem drei Architrave, che 
uns berechtigen, auf eben fo viele römifche Gebäude 
mitSicherheit zu fchliefsen. Was diefe Gebäude waren 
und wo fie geftanden find ? diefe Frage eröffnet ein 
breites Feld für allerlei Conjecturen. Gewifs find fie grofse fchöne Bauten gewefen; nach ihnen 
urtheilcnd, müffen wir uns das heidnifche Zara, abgefehen von anderen Infchriftcn und Denk- 
malen, 1 als eine reiche fchöne Stadt vorftellen. Ein Gebäude, nach der Treppe urtheilend, die 
jetzt in S. Donato fichtbar ift, ftand ohne Frage nordöftlich in der Nähe der jetzigen Kathedral- 
Kirche. Ob von diefem Gebäude einige Stücke herrühren, kann man vermuthen ; mit Sicherheit 
bei den jetzigen Beweismitteln können wir es nicht behaupten. Nur ficher ift, dafs viele Bruchftückc 
von jenem Gebäude herüber gebracht wurden, welches in der Nähe der jetzigen St. Elias- 
Kirche ftand, wo jetzt das Pfarrhaus und das Centralfeminar fich befinden. Der Franzofe Spon 
(fiche oben) fah dort im Jahre 1674 zwei fchöne cannelirte korinthifche Säulen; in welcher 
Stellung, fagt er nicht. Aber fein Zeitgenoffe der Archidiaconus Valerio de Ponte (fiehe oben) 

1 Farlati 1 c : .Hoc feriptum reliquit Tharocliai, iJcmque alii feriptore» Hungirici conünnaol: Cumque res eget in Dattaatia 
im mrte Zadur (Zara) et tagilaret eivitattm fueeendere pra Jiirilia gtHtit illiiu, et darmiret im Palatio fua, fmad iii atdißeavtrat: et etee 
fanelu» .V. (Danatue - Zadurtrnßi Epiievpus venit ad tum in karrida vmJtu, ;urm per captlht eapiens traxit, et evm Virgil laurtis valde 
vtrktravii aufm tum dimifißet itlum nam vidii; fed daUrem fentieaat, et it'tus virgarum Jupra earpus Juum a/picietat ; auaprapter a maleftatiome 
eivitatii fatientrr eeßavit*. — 1 So bezeugt zum Heifpicl die tnfchriit bei der „Porta l'iazzelta Marina* (C. J I.. III n 2922) ■ Atellia Anniana 
im Memar(iam) Q. Laepiri, Q, f(itii) Serg(ia) (tritu). Haffi Mariti fui, emperium /lernt et axum fieri et ßatmai f kf t rf **l teß(amentoi 
infdO ex /eßertii, VC dfedueU) vigefoma p afmh ' R<amaniK die Kx.ftenz eine* grobe» und fchonco Marktplatzes der mit einem Auf 
wände von 600000 Sertertien gebaut wurde; die InfchrUt (C. J. L. III. n. 2909). Imp. Nma Traia« j Penhj. . Max. TV. | Aauaedutlua, 
Man | In au* dante ,mpem | Saerati//,mi Primci die Exifte« einer WalTerleituog u. {. w. 




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76 



Franz Bui.ic. 



erzählt, dafs aus der Erde an jenem Orte mehrere Säulenfchaftftücke emporragten, auch zwei ganze 
Säulen mit dem darüber liegenden Architrav noch aufrecht ftanden. Krcljanovie (fiehe oben) hat 
uns eine detaillirte Gefchichte einer von diefen Säulen verzeichnet. In Bruchftücke gelegt kam fie 
in verfchiedene Privathäufer, bis die Stücke wieder gefammelt, und die Säule mit dem Plinthus 
und Capitel wieder aufgerichtet wurde. Sie fteht jetzt bei der St. Simeon-Kirche. Bruchftücke von 
ihren Schwefter-Säulen liegen in den Fundamenten des heil. Donatus, und zwar unter der perime- 
trifchen Mauer. Viele, die meiften Stücke von S. Donato find fehr wahrfcheinlich denfelben Weg 
gegangen. Wenn aber diefe Behauptung wahr ift, wie wir überzeugt find, und wenn von jenem 




Fi E . 17 

alten römifchen Gebäude noch im 17. Jahrhundert zwei Säulen mit dem Architrav und einige 
Säulenftücke aufrecht ftanden, dann können wir nicht annehmen, der Bifchof Donatus hätte durch 
Demolirung jene Stücke gewonnen, und fie für den Bau feiner Kirche verwendet, denn folcher 
Stücke hat er bei den Fundamenten noch mehr benöthigt, und hätte fie fonft bei den Pfeilern und 
der Mauer verbrauchen können. Statt vom Weiten das Material herbeizufchaffen, hätte er fchon an 
die Demolirung Hand gelegt, fei es nun aus religiöfem Eifer, wie Einige meinen, fei es aus Zeit- 



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S. DONATO IN ZARA. 



77 



und Koften-Erfparnis, fo würde er wohl Alles bei folchen Umftänden demolirt haben. Wir müffen 
alfo annehmen, dafs Donatus bei jenem Gebäude nur Bruchftücke gefammelt, und zwar die gröfseren, 
die noch übrig geblieben und die bis zu jener Zeit für Privat- oder andere Kirchenbauten nicht 
verbraucht waren, wie es mit kleineren Bruchftücken ohne Zweifel gefchehen ift. Dafs für den Bau 
der St. Petrus- (fpäter St. Anaftafia) Kirche das Befte aus den römifchen Gebäuden verbraucht 
wurde, bezeugt die Befchreibung die uns über diefe Kirche Porphyrogenetus hinterlaffen hat. 
Eben die gerühmte Schönheit und der Reichthum diefer Kirche find ein Anzeichen, dafs fie die 
erfte nach der Zerftürung von Zara aufgeführt wurde und meillentheils mit den Trümmern der alten 
Gebäude. Wie für diefe Kirche, fo lieferten die Trümmer das Material auch für die Privathäufer. 
Was nach langer Auswahl noch unbenützt blieb, das fammelte von mehreren alten Gebäuden der 
Bifchof Donatus und verbrauchte es, wie ihn die Noth zwang, und es die grofsen Stücke felbft 
erheifchten, in die Fundamente. 

Eine ganz befondere Auf- 
merksamkeit verdienen unter den 
alten Bruchftücken die Blöcke mit 
den Infchriften : Junoni Auguflae j 
und Jovi Augußo. Als nur die [ 
erfte bekannt war, nahm man allge- i 
mein an, fie fei die Infchrift eines i 
Tempels gewefen, der nach Spon > 

der Juno, nach allen anderen > 
J i 

Schriftftellern aber der Livia J- 
Augufta, der Gemahlin des Kaifers j_ 
Octavianus, geweiht war. Die 
Meinung Jener, die in der Juno 
Augufta die Livia Augufta finden wollten, war hiftorifch berechtigt, denn die Livia wurde in der 
That noch bei ihren Lebzeiten in den Provinzen viel alsjuno, Ceres, Vefta, Rhea, als mater patriae, 
genetrix orbis u. f. w. allein oder neben ihrem göttlichen Gemahl verehrt.' Der Beiname Auguflae 
konnte zwar als Beweis für die Richtigkeit diefer Meinung nicht angeführt werden,* denn er wurde 
den Göttern allgemein beigefetzt. Aus Narona kennen wir folgende Infchriften: Mercurio Augufto 
(C. I. L. III n. 1792, 1793), Neptuno Augufto (n. 1794), Saturno Augufto (n. 1796), Veneri Vi&rici 
Auguflae (n. 1797, 2770, 2803); aus Salona: Dianae Auguftae (n. 1937); aus Aenona: Jano Augufto 
(n. 2969), Veneri Auguftae (n. 2971). Unter allen diefen Namen können wir wegen des Beifatzes 
Aug(ußo), beziehungsweife Aug(ußae), unmöglich fo viele Kaifer und Kaiferinnen finden; man 
mufs fie nehmen in der urfprünglichen Bedeutung. 

Als die zweite Infchrift Jovi Augußo aufgefunden wurde, hat man nach der Interpretation 
der erften Infchrift folgerichtig in ihr den Namen des O&avianus Auguftus zu finden geglaubt. So 
thaten namentlich liianchi in feinen Memorie (p. 28), Ljubic in feiner Reifebefchreibung im Jahre 
1873 (Nazionale von Zara 1873 n. 33). Wir find dagegen der Meinung, dafs in den Worten Jovi 
Augußo nicht der O&avianus, fondern wirklich der Jupiter zu verftehen fei. Es ift wahr, dafs 
Oclavianus, obwohl er in Rom nicht als Gott verehrt fein wollte, diefe Verehrung in den Provinzen 
noch bei Lebzeiten genofs und fie felbft bewilligte, aber er genofs fie nur in Verbindung mit der 
Dea Roma. 5 Befonders die Orientalen in den Provinzen von Kleinafien und Griechenland, die feit 

1 l\,U<r Römifche Mythologie 3. Auflage, Berlin 1865, pag. 776 fa. - BetM Ooflrina »nmorum vetenmi VI. pag 154. I. 
pag 52. — Annall dell' Iftitiito Archeologico Ann 1847. pag. 283. — Real-Encytlopedie (unter Li»i»). Orclli n 614. - a Bian.ki 

Memorie d. Zara pag. 18. — ' Suetun Oclav. 52: Tempil ijuamris fcirel etiaro proconfuliboi decerni folere. in nulla tarnen piovini'ia 
r»ui communi fuo Romae<]iie nomine reeepit. Nam in urbe qaiden pertinaciffime abdinuit huc honote. 





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j& Kranz Buu£. 

alter Zeit in folchen Huldigungen und Schmeicheleien eingeübt waren, wetteiferten in diefen 
Ehrenbezeugungen. Der erfte Tempel Romae et Augufto geweiht, wurde in Pcrgamum gebaut, 1 
hernach bei feinem Leben in Mylafa (C. J. G. n. 2696), in Nyfa (n. 2943), in Cyme (n. 3524), in 
Cyzicus (n. 3569) und anderswo im Orient; auch in Pola war ein Tempel Romae et Augufto.' 
Nachdem einmal die Adulation ihren Anfang genommen hatte, fand fie kein Knde mehr. Sueto- 
nius fagt in cap. 59: Provinciarum pleraeque fuper templa et aras ludos quoque quinquennales 
paene oppitatim conftituerunt. Wie die Orientalen mit der Menge von Altären, Tempeln, 
Baflliken und Propyläen nicht geizten, fo waren fie auch mit den Titeln für Auguftus nicht fparfam. 
Aber nur in Egypten, um welches fich Odtavianus jedenfalls fehr verdient gemacht hatte, wurde 
er mit dem Titel Zeti; bedacht, jedoch mit dem Beinamen 'KXtofttptot. In Alexandrien und fonft 
an den dortigen Küften wurde er als Befchützer der Schifffahrt unter den Göttern der See 
angebetet, doch unter folchen Titeln, die ihn von anderen Gottheiten leicht unterfcheiden liefsen. * 
Dafs er abfolut als Jupiter ohne jedwedem Beifatze verehrt wäre, wie es unfere Infchrift vorausfetzt 
(das beigefügte Auguftus hat nichts zu bedeuten), dafür kennen wir keine Beifpiele. Wenn wir noch 
berückfichtigen, dafs Dalmatien zum Occident gehörte, und den Gebräuchen der Orientalen nicht 
folgte, dafs die Occidentalen bei dem Unfuge des Perfonencultus relativ nüchterner fich benahmen, 
dann werden wir im Jovi Augufto nur den Jupiter finden, oder wir mUffen zugeben, dafs diefe 
Zaratiner Infchrift ein Uniann fei, und was Schmeichelei im Cult des Oötavianus anbelangt, alle 
orientalifchen Titel bei weitem übertrifft. 4 Wenn diefer Beweis ftichhältig ift, darf die Infchrift 
Jovi Augufto nicht nach der falfchen Interpretation der Infchrift Junoni Auguftae ausgelegt werden, 
vielmehr ift die Interpretation diefer Infchrift nach jener zu corrigiren, und die Infchrift felbft 
nicht der Livia, fondern der Juno als dedicirt anzunehmen. * 

Hiermit wollen wir nur behaupten, dafs fich aus jenen Infchriften die Exiftenz eines Tempels 
des Oilavianus oder der Livia nicht beweifen läfst. Dafs in Zara ein Cult für Oclavianus, für feine 
Gemahlin Livia oder überhaupt für die Gens Julia gehalten wurde, wollen wir hiemit keineswegs 
leugnen. Zara bekam von Odlavianus das ius coloniae, wie die folgende Infchrift beweift: Imfi. 
Caefar Divi J. Aug. Partus Coloniae Murum Et Turres Dedit (C. J. L. III n. 2907)/ hatte fomit 
allen Grund ihm die allgemeine Verehrung nicht zu verweigern. Direct für den befagten Cult 
fpricht die Anwefenheit in Zara der feviri Auguftales. Wer diefe feviri Auguftales waren, und wie 
fie fich verhalten zu den fchlechthin genannten Auguflales und feviri, ift eine viel erörterte, aber 
nicht gelöfte Erage, es ift jedoch unzweifelhaft, dafs fie zu jenem Collegium gehörten, welches fich 
mit dem Cult des Auguftus befafste.' Den Namen eines fevir Auguftalis trägt die folgende Infchrift: 
Q. Dellius O L(ibertus) Fuscus VI vir Augufl(alis) v(ivus) f(ecit) fibi et fuis in f(ronte) p(edes) 
XX in agr(o) p(edes) XX * Daraus find wir aber wieder nicht genöthigt, gleich auf einen Tempel 
zu fchliefsen ; nur der Cult ift dadurch bewiefen, und diefer konnte bei einer Ära, einer Bafilika, 
oder einem Propylaeum ftattgefunden haben. 

Nebenbei wollen wir noch bemerken, dafs aus jenen oft erwähnten zwei Infchriften kein 
direfter Beweis für die Exiftenz eines Tempels überhaupt geliefert werden kann. Schon der 

» Tacit. Ann. IV, pag. 37. — J C. J L. V I. p*g. 8. n. 18 Romae et Aurvfle Caejari Divi F(ilio) Jhtri Patriae — • Eine Infchrift 
bei Aegl in Cilicien lautet (C. J. G. n. 4443? : Hfü Xtßxvry Kxi?x&4 xxc flo9f(£üv< 'A9yx).ify xxt Ay&o'arp Kuxdota. — * Confr. Pretler 1. c. 
pag. 769 fi|<|. Marquardt Räinifche Staatsverwaltung III, pag 443 fqq — * Im Index tum C. J U. III, pag 1 162 fuhrt Mammfcn die 
Infchrift Juntm Augußat unter dem Namen der Uoliin Juno an * Die Infchrift befindet fleh jeut in Verona im Mufcunv — 7 Marquardt 
I. c. I. pag. 513. ■ " Diefe Infchrift kann mau nicht mit Sicherheit in die Zeiten des Auguftus verlegen, wie es Bu>n< *i 1lr.1l pag 39, denn 
die feviri Auguftales rinden fich noch in viel fpatcrer Zeit Die Infchrift ift wohl in Zara aufgefunden (C. J. I.. III, n 2921); die xwei anderen 
von Biancki erwähnten, wo von den/Vr/W Erwähnung gefchieht pag. 7, 12 (C. J. L. III, n. 1769, 1770). find von Biaachi lefr. Bullettino di 
Archeologia e Sloria Dalmata II Aon. 1879, n 2, pag 18), und werden jetit in der Exedra des Giardino public« in Zar» aufbewahrt. Sie 
beweifen unter Anderem für unfere oben ausgeführte Meinung, dafs Auguftus in Dalmatien nicht unter dem Namen des Jupiter verehrt 
wurde. Für die ftutri in Zara geben Zeugnifs auch die Infchriften n. 292S. 2929 C, J- L. III. 



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S. DONATO IN ZARA. 



79 



Umftand erweckt einige Bedenken, dafs beide Tempel von einer Privatperfon, der Appuleia Marci 
filia Quinta, erbaut wären. Stünde in der Infchrift ein D(ecurionum) D(ecreto) oder überhaupt ein 
Beifatz, aus welchem man die Bethciligung am Baue der ganzen Stadt entnehmen könnte, fo wäre 
die Annahme zweier Tempel viel leichter. Beide Infchriftcn als Titel eines Tempels zu betrachten, 
geht wohl nicht an. Die Appuleia Quinta mag eine fehr reiche Frau gewefen fein, fie wird auch in 
anderen Infchriften genannt, 1 aber ihr gleichzeitig den Bau zweier Tempel zuzufchreiben ift ohne 
Zweifel zu gewagt. Jedoch liefern den Hauptbeweis gegen diefe Annahme die Blöcke mit den 
Infchriften felbft. Es ift unmöglich, fie als architektonifche Beftandtheile irgend eines Tempels zu 
erklären, fie können nur als Poftamente gedient haben, vielleicht für Säulen, viel wahrfcheinlicher, 
wenn man ihre Länge und Breite in Betracht zieht, für Statuen in fitzender Stellung der in den 
Infchriften genannten Götter. Die Römer Hellten gewöhnlich die Götter-Statuen nicht unter freiem 
Himmel, fomit müffen diefe Statuen in einem Gebäude aufgeftellt gewefen fein, und wahrfcheinlich, 
da die Infchriften faft gleich grofs, die Lettern aber identifch find, ftanden fie beide in einem 
Gebäude. Wo ftand aber diefes Gebäude: war es ein Tempel? ftanden die Statuen in jenem 
Tempel, von welchem die obengenannte Säule in S. üonato gebracht wurde f Das find Fragen, 
auf die wir keine erfchöpfenden Antworten geben können. Den künftigen Forfchungen kann es 
gelingen, die nöthigen Beweife dafür zu linden. 




Fig. 19. 

Aus den letzten Jahrhunderten find uns über die Donatus-Kirche nur fpärliche Notizen 
bekannt. Der Leichnam des h. Donatus wurde auf dem Altare, der ihm geweiht war, in der rechten 
Abfis in der Unterkirche aufbewahrt. Ein anfehnlicher Bürger Gregor Morgane* hatte im Jahre 
1460 teftamentarifch das nöthige Geld beftimmt für die Anfchaffung einer Area. Als gegen Ende 
des 16. Jahrhundertes die Kirche S. Maria Maggiore demolirt wurde, brachte man das I lauptaltar- 
bild, Maria Reinigung, in die Donatus-Kirche, wo ihm auf dem Hauptaltare das Bild der heiligen 

' C J L III n. 2940. Ioler Zarenfea Bartoü p» s . in. Affula« M ara ^itia Quinta Uhtrti, LitfrlahiiffueJ fmU tl ßliii 
:-,'«•»/ ftfltrin'iut e*rmm, püvt $* fit mtrmhuilur. — * Er hiefs eigentlich Merganie. war au» Boaaicn gebartig und lief» Ikh in Zara 
nieder. Im Jahre 1400 errichtete er das llofpiln] des heil Jacohus für 13 Kranke; im Jahre 14OJ trug er grofse Summen bei zur 
Errichtung eines Klofters fttr die Kranci.kaner III. ordinis Illyricuram. Bianchi Zara CnlV I. pag 811, 



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So 



Franz Bulic. 



Dreifaltigkeit Platz machte, welches auf dem Donatus-Altar aufgeftellt wurde. In der linken Abfis 
war der Altar des heil. Lucas. Im Jahre 1622 liefs für den heil. Donatus der Erzbifchof Stella eine 
neue marmorene Area anfertigen, die mit feinen Reliquien auf den Haupt-Altar zu ftehen kam. Der 
Archidiaconus Valerio de Ponte, ein grofser Verehrer des heil. Donatus, liefs im Jahre 1670 die 
Area mit filbernen Platten überdecken. So wurde der Haupt-Altar der Reinigung Mariens und dem 
heil. Donatus geweiht. An diefem Altare verrichteten ihre Officien die zwölf Priefter aus der Bruder- 
schaft della Carito. Der Erzbifchof Viclor Priuli liefs im Jahre 1705 den Fufsboden neu bepflaftern. 
und hinterliefs teftamentarifch das Geld für einen koftbaren neuen Haupt-Altar, für die Area und das 
alte Bild, welcher Altar wirklich im Jahre 1715 errichtet wurde. Derfelbe Erzbifchof liefs die zwei 
Pfeiler gegenüber den Seiten-Abfiden in der Unterkirche etwas abkanten, damit mehr Licht in die 
Mitte der Kirche einfalle. 

Die jetzige Eingangsthür, die in die alte eingelegt wurde, ift vom Erzbifchof Zmajevic 
(1713 — 1745) errichtet, wie es das Wappen mit dem Drachen (zmaj) bezeugt. Derfelbe Erzbifchot 
liefs über die Kirche ein neues Dach aufführen und an der nordbftlichen Seite der Kirche eine 
Thür offnen, um die Communication mit der Sacriftei der Cathedrale zu erleichtern. Sie trägt 
folgende Auffchrift: 

PRESBYTERIS POPVIX) PORTAÄ PIETATE PARAYTT 
PRAESVL:PLAVDE PATRI PLEBS PIKTATK PARI . MDCCXXXH. 

Ebenfo fetzte er eine neue Thür beim Eingange zu der örtlichen Stiege, die auf die Emporen 
führt, mit der Auffchrift: 

AB COÄMODIOREAV SCALAE SANCTAE ET EX 
CELSAE VIRGINIS VENERATIONEM 
ANNO MDCCXXXIII. 

Die Thür zur wefllichen Stiege wurde in derfelben Form aufgeführt. Darüber fteht ein 
Wappen, es ift uns aber unbekannt, wem es angehörte. Weiter rechts von der rechten Abfis ftand 
noch der Altar des heil. Apoftels Jacob. 

Von wo fich die beiden Stiegen vereinigen bis zur Vorhalle der Emporen hiefs die Treppe 
Scala Santa. Es gefchieht von ihr Erwähnung im Jahre 1480. 1 Sie beftand aus 28 Stufen von rothem 
ferrarifchem Marmor. Sie wurden angefchafft vom Erzbifchof Zmajevic, auf deflen Bitte die Con- 
gregation der Riten, immer auf ein Septennium, für diefe Scala die nämlichen Indulgenzen bewilligte, 
wie fie die Scala Santa vor der Lateranenfifchen Bafilika im Rom geniefst. Am Gründonnerstage 
nahm der Provveditore generale ex officio Antheil bei der feierlichen Proceffion auf der Treppe. 
Zum letztenmal wurden die Indulgenzen bewilligt im Jahre 1787, 16 Juni. 

Auf dem Pfeiler zwifchen den zwei Eingängen zur Vorhalle ftand ein grofses Crucifix mit 
einer Infchrift, von der jetzt nur Folgendes erhalten ift: 

. . .RT. . .DOÄVINVM. . .INNIXVM. . .SCALAE. . .GEX XXVHI. .XIII. 

Die Vorhalle zu den Emporen wurde reftaurirt auf Koften des Provveditore Generale 
Hieronymus Balbi (1751 — 53). Auf der Aufsenfeite fteht fein Wappen mit der Infchrift: 
Hieronymus) Mlaria) B(albi)P(rowedJtor) G(cner.ilis)ANNO D MDCfLII XV MA . . . 

In der Oberkirche, Oratorio genannt, ftand in der mittleren Abfis der Altar S. Mariae ad 
Nives mit einer Bruderfchaft gleichen Namens, beftehend aus angefehenen Bürgern, die fich 
befonders der Wohlthätigkeit widmeten. Sie hatte das feltene Privilegium, dafs fich am Grün- 
donnerstag zwei Meffen, eine ftille und eine gelungene, haben abhalten laffen. In der linken 
Abfis ftand der Altar der heil. Maria Magdalena, in der rechten der des heil. Oswald. Auf der 

' MHMtfZaH Crift I p«g. 387 RiromenUtorc ZanUina 1860. 



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S. Donath in Zaka. . 81 

rechten Seite beim Eingänge ftand ehemals ein Monument des Provveditore Generale Juftinus a 
Ripa (1705 — 1708) 1 Jetzt fleht nur noch die Infchrift über einem Fenfterbogen: 

IVSTIM A RIPA PIETAS IN MARMORK SVRGIT avOD VtVENS TRIBVIT MORTVVS MC APKRIT. 

Man kann eher vermuthen, dafs auf Koficn des Provveditore Ripa dort ein Monument 
aufgeftellt (pietas in marmore) und nach feinem Tode ein Fenfter angebracht wurde (mortuus aperit). 

Im Jahre 1798 wurde die Kirche von der öfterreichifchen Regierung für ein militärifches 
Verpflegsmagazin beftimmt und mit Holzwerk in zwei Etagen für ihre neue Beflimmung adaptirt 
gegen eine jährliche Entfchädigung von 200, hernach 400 Gulden. Alle kirchlichen Geräthe und 
Altäre wurden entfernt. Unter anderem fei es hier bemerkt, dafs das Haupt-Altarbild in der Cathe- 
drale auf den Altar Maria Empfängnifs übertragen wurde, der fchöne Haupt-Altar felbfl wurde in 
der Anaflafia-Capelle aufgeftellt. Die Area des heil. Donatus blieb eilf Jahre in der Procura 
der Cathedrale, bis die Reliquien im Jahre 1809, 30. April, ausgehoben, in eine kleinere Area aus 
Eichenholz, reich mit Silber verziert, übertragen und in das Reliquiarium auf dem St. Zoilus-Altare 
deponirt wurden. Auch die Stufen der Scala Sancia wurden ausgehoben und in die Krypta der 
Cathedrale, fpäter in den Campanile übertragen. Die Gebeine der Bifchöfc und Erzbifchöfe, die in 
der Donatus-Kirche zwifchen den Pfeilern und der perimetrifchen Mauer begraben waren, wurden 
in die Gruft unter dem bifchöflichen Thronfeffel in die Cathedrale transferirt. 

Das k. k. Aerar flellte die Kirche im Jahre 1870 der Adminiftration der Cathedralkirche 
zur freien Verfügung. Sie wurde dann auf kurze Zeit der oenologifchen Gefellfchaft vermiethet. Im 
Jahre 1877 wurde das Holzwerk der Etagen entfernt und der chriftliche Fufsboden, wie oben 
bemerkt, abgetragen. Jetzt dient die Kirche als Mufeum* 

1 Biancii I. c. pag JSK. Rammenlatore Zaralino 1860 — 1 Nachtrag to Jen Test Illaftratloncii: Fi|j. I. DurchmelTer der 
erden Saale links: o'öo H . Her «weiten (im gegenwärtigen Zuftande) : 0 91 M. der dritten: 0 84 M Fig 2. Länge des Poftaroent 
Sockelgefimfes: l'l6M DuichmelTcr der Säulen: I 00, I • 10 und I 00 M. Fig. 3. DurchmelTer der Siiulen: I • 16, 0*97; l-oo und er 93 M. 
Fig. 4. Höhe de» Infchrifliieinei: 0-90 M. des Architrivcs: 050 M DurchmelTer der Siole : 0-50 M. Kig. 7. Huhc des Friefes : 0-74 M. 
Fig. 8 Hohe des Uebolkllückes : o 90 M Fig. 9. Hohe de* Iiifchriftfteincs 090 M. Länge desfelben r;o M. Fig 15 Hohe de» Sockel 
flucke»: o 46 M. Lange desfelben; Jü M 




VUI N. F 



11 



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GRÄBER AUS DER STRADONICER ÄRA UND DIE ZUGEHÖRIGE 
WOHNSTÄTTE BEI NEU-BYDZOV. 

Von Conskkvatok Ludwig Schneider. 

LR linken Hand der Strafse, welche von NeuBydzov nach Chlumec führt, und zwar in 
denfclben Ziegeleien, welche die Refle einer Wohnftätte aus neolilhifchcr Zeit bergen, 
findet man auch Gräber, welche, den in denfelben gefundenen Gegenfländen nach zu 
fchliefsen, einer viel fpäteren Epoche angehören. 

In der Ziegelei des H. Schnabel wurden in den letzten drei Jahren fechs Gräber gefunden, 
doch wurden folche auch früher hier zerftört,' ja es fcheint, dafs die Gegenfländc, welche H. Storch 
im Jahre 1868 dem National-Mufeum in Frag fchenkte, 1 wenigftens theilweife von hier (lammen, 
wie auch der einer Perlenfchnur nachgebildete Armring, welchen H. Laufberger im Jahre 1827 in 
das Mufeum fandte, vollkommen mit den neuerdings hier gefundenen Gegenfländen übereinftimmt. 

Was die Lage der Skelete betrifft, kann ich nur fo viel fagen, dafs das einzige Grab, 
welches ich felbft unterfuchen konnte, in einer Tiefe von 100 Cm. lag, mit dem Kopfe gegen Nord, 
die Fiifse gegen Süd gerichtet. 

Es fcheint indefs, dafs auch die übrigen Skelete in gleicher Richtung gelagert waren; fo 
viel ift gewifs, dafs diefelben fämmtlich ungefähr 1 Meter tief auf der blofsen Erde lagen und ohne 
alle Steinfetzung ganz einfach mit der Erde bedeckt waren. 

Die Beigaben, welche in den einzelnen Gräbern gefunden wurden, find folgende: 
In einem Grabe an der Nordwand der Lehmgrube ein Topf auf der Scheibe geformt, 
ohne Henkel und ohne Verzierungen, mit einer Leifte zwifchen Hals und Bauch; 
Fig. 1. Neben demfelben wurde ein offener Armring aus Bronze, perlenfchnurartig 
geformt, mit zwei Knöpfen an den Enden gefunden. Durchmeffer im Lichten 
72 und 64 Mm. Die Knöpfe find mit kleinen eingegrabenen Ringen verziert. 
Ein zweiter Ring, ähnlich geformt, hatte keine Knöpfe und war fchon vor Zeiten 
gebrochen, denn die Bruchftelle war von Tatinen bedeckt (Fig. 3 am Schlufse). 

Aus einem Grabe in der örtlichen Wand der Lehmgrube ein ganz 
kleiner eiferner Ring und ein Bruchflück eines Eifengcräthes. Der Schädel des 
Skeletes wurde gerettet, und zwar mit allen Gefichtsknochen und dem Unterkiefer, blos ein Theil 
der linken Seite, welche wahrfcheinlich gegen den Boden gelehnt war, war gänzlich zerftört. Der 
Schädel ift lang und deutet auf eine Adlernafe wie der Schädel von Kobylify im Mufeum geologicum. 

1 Wie mir H. Sfalnj mitlheilte, wurde vor einigen Jahren ein Skelel mit einem Armringe gerunden, welcher «11cm Anfchcine 
nach mit dem einen von Koftomlaty nbcrcinltimmte — nnd vor vier Jahren wnrde hier angeblich ein Skelet mit einer Brome-Kette 
und anderem Schmuck ausgegraben 

I E» find dies eine auf der Scheibe gedrehte ThonfchtilTel. BnichftUckc von twei aas Halbkugeln lufammengcfeltten Ringen, 
Bruchflucke eines Ringe» am neun omamentlrten Buckeln, dem Ringe von Zabthlice gleich, ein Bruchftnck eine« groften Ringe« mit 
Anhingfein wie die halbkreisförmigen Ringe aui Hofovice bei Petersburg und der unlerfte King des von Babow in der LaufiU. 19 kleine 
Ringe, drei Fibeln vom la Tene Typus und ein Ring mit Knoten. 

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GuÄBER AUS DER StRADONICER ÄRA UND DIE ZUGEHÖRIGE WOHNSTÄTTE BEI NkU-ByDZOV. 83 



Ein Grab in nächfter Nähe lieferte einen offenen Armring, welcher aus einem vierkantig 
gefchmiedeten Bronze-Stäbchen hergeftellt war (Durchmeffer 59 und 45 Mm.), fo dafs er einem 
freilich bedeutend malhveren Armringe aus den Reihengräbern in Zizkov (Pamatky X, Tab I, Fig. 7) 
und in Folge deffen auch der Handhabe jenes Keffels gleicht, in welchem die Goldmünzen von 
Podmokly gefunden wurden. Von einer weiteren Beigabe ftammt eine Bronze-Lamelle, deren 
eines Ende augenfeheinlich an einen Gcgenftand von Eifen befeftigt war. Von dem Schädel 
wurden blos einige Stücke erhalten, fämmtliche Näthe find obliterirt bis auf die Stirnnaht, welche, 
fonft frühzeitig gefchloffen , hier ziemlich hoch hinauf verfolgt werden konnte. Neben dem 
Skelete ftand ein zerfprungenes Gefäfs, welches die Arbeiter gänzlich zertrümmerten; doch gelang 
es mir, dasfelbe wieder zufammenzuftellen. Dasfelbe ifl henkellos, auf der Töpferfcheibe geformt, 
hat eine concentrifche Furche an der Aufsenfeite des Bodens hart an der Peripherie, ift geglättet, 
ohne Verzierungen und trägt gleichfalls eine Eeifte unter dem fchr niedrigen Hals. Der Durch- 
meffer der Mündung beträgt 200 Mm., der Durchmeffer des Bodens 110 Mm., die Höhe des 
Gefäfses 190 Mm. Fig. 2. 

Abermals einige Schritte gegen Süden fand man zwei knotige 
Armringe Fig. 3, von denen einer bereits vor Jahren zerbrochen und 
durch Eingiefsen von gefchmolzener Bronze in die Höhlungen der 
Buckel nur mehr fehr nothdürftig reparirt worden war. Ferner eine 
Kette, welche aus eifernen zu einem Achter zufammengezogenen Ringen 
und einigen Bronze-Ringen befland; an der Innenfeite die Refte eines 
leinenen gewirkten Gewandes, deffen Fäden in Eifen-Oxyd verwandelt 
erfcheinen. Einen Abdruck desfelben Gewandes bemerkt man auch in 
der Patina des einen Armringes. Aufserdem fand man an derfelben 
Stelle einen gröfseren Ring von Eifen, Refte einer Fibel von Eifen und 
einige kleine Eifenftückchen. Die hohlen Ringe beftanden aus je zwei Stücken — von denen das 
gröfsere 7, das kleinere, welches herausgenommen werden konnte, zwei Buckel trug — und hatten 
einen lichten Durchmeffer von 58 bis 68 Mm., die S-förmigen Ornamente auf den Buckeln des 
einen Ringes find eifelirt. 

Noch weiter gegen Süden lag das letzte Skelet, welches man in diefer Ziegelei aufge- 
funden hat. Ich grub eigenhändig aus der Bauchhöhlung diefes Skeletes einen eifernen Ring, 
welcher auf den Knochen des Beckens lag. Der Schädel war gänzlich zertrümmert. 

Zu derfelben Zeit (1880) kam ein Grab zum Vorfchein an der nördlichen Wand der Lehm- 
grube unweit von jener Stelle, wo der erfte Topf mit den Bronze-Ringen gefunden worden war. 
Der Arbeiter hatte von dem Inhalte zwei Stücke des Armknochens von Patina grün gefärbt 
aufgehoben, ferner einen offenen glatten Armring von Bronze mit Endknöpfen, welcher gegenüber 
der Oeffnung in derfelben Weife wie ein Armband von Zizkov (Pamätky X, Tab. I, Fig. 2) verziert 
ifl (Fig. 3), endlich eine Bronze-Fibel von la Tene-Typus, von welcher aber das Ende des Bügels 
und die Nadel fammt einem Theile der Feder abbrach und verloren ging. 

Heuer wurde fchliefslich ein Grab auch in der Ziegelei des Herrn Schroll, welche von der 
Ziegelei Schnabel durch ein Feld von 70 Schritt Breite gefchieden ift, aufgefunden, und zwar in 
derfelben Entfernung von der Strafse, in welcher auch die Mehrzahl der früher befprochenen 
Gräber gefunden worden war. In dem Grabe lag ein Skelet, welches mit vier Bronze-Ringen 
gefchmückt war. Von den Ringen find zwei gröfsere offen, pcrlenfchnurförmig und mit Endknoten 
verfehen (Fig. 3), ihr lichter Durchmeffer beträgt 60 und 78 Mm., ein kleinerer ift gefchloffen 
(56, 50 Mm.) und abwechfelnd aus je einer gröfseren und einer kleineren Perle gebildet; der 
vierte kleinfte Ring (50 Mm.) ift offen, ohne Endknoten, auf der Innenfeite flach, auf der Aufsen- 




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8 4 



Ludwig Schneider. 



feite mit drei Reihen kleiner Perlen geziert, mit einem Ringe aus Zizkov (Pamatky X, Tab. I, Fig. 3) 
übereinftimmend. 

Aufser diefen Gegenwänden wollten die Arbeiter noch zwei andere in der Ziegelei Schnabel 
gefunden haben. Der eine (von einer Schnalle herrührend?) ift jedenfalls mittelalterlich; er ift von 
Mefling; denn er gibt einen hellgelben Strich, wie ein Schläfenring aus einem Grabe auf dem Stary 
Hrädek.' Der zweite Gcgenftand ift ein Ring aus dünnem Draht, deffen eines Kndc wohl auch nach 
Art derflavifchen Hakenringe zurückgebogen ift; doch unterfcheidet er fich von dergleichen erftens 
durch den rechlichen Strich, welcher ganz mit den anderen Bronzen übereinftimmt, zweitens dadurch, 
dafs das andere Ende nicht ftumpf abgefchnitten, fondern abgeplattet, durchbohrt und unter der 
Bohrung beiderfeits geritzt ift, fo dafs es augenfeheinlich ein Schlangenköpfchen darfteilen foll. 

Wie man lieht, erftreckt fich das Grabfeld über eine ziemlich bedeutende Fläche, und die 
Beurtheilung desfelben erfordert umfomehr Vorficht, als man die Gräber nicht nur mitten unter 
den Reften einer uralten Anfiedelung findet, fondern auch an einem Orte, auf welchen im 
Mittelalter die Wirthfchafts-Gebäude (Höfe) der Bydzover Bürger fich erftreckten; namentlich 
ftand ein Hof der Adels-Familie Otmar von Holohlav an Stelle der noch heutzutage „Otmarka" 
genannten Ziegelei Scliroll, und es kommen in Folge deffen hier Bruchftücke mittelalterlicher 
Gefäffe nicht blos in der Ackerkrume, fondern felbft in ziemlich tiefen Gruben (Kloaken) vor. 
Die Bronzen, welche in den befprochenen Gräbern gefunden wurden, gleichen in vielen 
Stücken den Bronzen, welche die Sammlungen des böhmifchen Mufeums aus Podmokly und 
Nizburk, aus Rataj, Fünfhunden, Freihöfen (Svobodne dvory) bei Königgrätz, Okof, Cakovice, 
Tefchendorf bei Aufcha, Dubany, Neuhof bei Kuttenberg, Kbely, Praskolefy, Trebesice, Libochovice, 
Zabehlice, Chobolice (Röblitz bei Aufcha), Maftyrovice, Horovic bei Petersburg, Poricf an der 
Sazava, Kely, Koftomlaty (bei Nymburg) erhalten haben, namentlich aber mit denen aus Zizkov. 

Den Gefäfsen, welche in den Bydzover Gräbern gefunden wurden, gleichen in den 
Mufeums-Sammlungen blos zwei von älteren Funden, nämlich die Schüffei von Bydzov (Storch) 
und ein Topf aus Libochovice (Gefchenk des Bezirkshauptmanns H. flouska), aufserdem das 
neuerworbene Gefäfs vom Schlaner Berge 1 und die Scherben von Stradonice. 

Die Ziegelei Schnabel lieferte bisher blos die beiden ganzen Gefäfse von diefem Typus, 
Scherben von dergleichen kommen hier niemals vor, dagegen findet man fie in der Ziegelei des 
H. Spatny, welche von erfterer gegen Weft jenfeits der Strafse gelegen ift. Diefe Scherben, welche 
insgefammt von Gefäfsen Hammen, die auf der Töpferfcheibe aus Lehm oder aus einem Gemenge 
von Thon und Graphit geformt wurden, kommen dafelbft in Herdftellen vor und beweifen, dafs 
hier jene Anfiedelung ftand, deren Bewohnern die Gräber in der Ziegelei Schnabel und Scliroll 
gehörten. Auffallend ift die Uebereinftimmung zwifchen diefen Scherben und denen, welche die 
Oberfläche des Hradiste bei Stradonice bedecken, fo dafs man beide Anfiedelungen als 
gleich alt anfehen mufs. 

Zur genaueren Zeitbeftimmung reichen die Funde von Bydzov nicht hin; aber die gleich 
alten Funde von Stradonice, welche zum Theil aus Gegenftänden beliehen, die alle Charaktere 
fpät-römifeher Zeit an fich tragen, fprechen dafür, dafs man die Erzeugung der im Hradiste von 
Stradonice und folglich auch der in den Bydzover Gräbern gefundenen Gegenftände in das III. 
bis V. Jahrhundert nach Chriftus verlegen kann. 8 

Die Erfcheinung, dafs die Mehrzahl der bei Stradonice gefundenen Gegenftände dem laTene- 
Typus, welchen die Schweizer Anthropologen dem letzten Zeitalter vor der römifchen Occupation 
vindiciren, angehören, kann nicht beirren; denn die zugleich mit dielen Gegenftänden gefundenen 

1 Dicfcs Stuck ifl der Nr 437 iraeirin^ener GcgenfliinJ in HuCrifcnrorm au< Kuitcnber|>) «ler MufV-iim Sammlungen «nn« gleich. 
• P.milVy XI Tal. XIX, Fr K . 2. 



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Graber aus der Stradonicer Ära dnd hie zugehörige Wohnstatte bei Neu-Bydzov. 85 

römifchen Fabrikate beweifen, dafs die Stradonicer Funde zu jenen gehören, von welchen Graf 
Wurmbrand'm der letzten Verfammlung der deutfchen Anthropologen zu Berlin fprach, und die dafür 
zeugen, dafs die einheimifche Produclion durch mehrere Jahrhunderte bei denfelben Stylformen ver- 
harrte, was umfo leichter gefchehen konnte, als die gallifchen Einwohner Böhmens durch die germa- 
nifche Invafion von ihren Stammesgenoffen am Rheine abgefchnitten und auf fich felbft angewiefen 
wurden. Dies dürfte auch die Analogie und in anderer Hinficht wieder den Unterfchicd zwifchen 
den barbarifchen Gold- und Silbermünzen erklaren, die man in Böhmen (Podmokly und Stradonice) 
findet, und jenen, die am Rhein und an der Donau gefunden werden. Dafs innerhalb des Burg- 
walles von Stradonice nicht eine flavifche Stadt fich befand, davon zeugen nicht blos die 
kleineren hier gefundenen Gegenftände, fondern auch die Refte der Baulichkeiten felbft. Aus 
diefen geht hervor, dafs die Häufer oder Hütten im Hradiste von Stradonice in derfelben 
Weife aus Holzftäben geflochten um! mit Lehm verkleidet waren, wie die Hütten in den 
ncolithifchen Anfiedelungen zu Liben oder auf dem Rivnac. Dagegen zeigen die Refte von Gebäu- 
den, welche man in unzweifelhaft (lavifchen Burgwällen findet, dafs die Häufer der Slaven aus 
ziemlich ftarken Rundhölzern gebaut waren. Aufserdem fpricht dagegen auch der Umftand, dafs 
Cosmas, welcher die zu feiner Zeit bereits vom Walde bedeckte Stätte der Burg Krok's kannte und 
von den Burgen der Libusa und Kazi (Libosin und Kazin) zu erzählen weifs, nicht die geringftc 
Kenntnis hatte von der Vernichtung einer Stadt, welche ihrer Zeit bedeutender und, was den Raum 
betrifft, mindeftens ebenfo ausgedehnt gewefen fein mufste wie die Prager Stadt zu feiner Zeit 

» Die Münzen des Nerv» und Trajan fand min la oder bei Gefäl\ei'. welche von freier Hand geformt find; namentlich die 
erftcre la^ in einem gehenkelten Gcfafse. welche» fehr eigentümlich geformt ift, aber einem bei Htliehsdorf am Marchfelde mit 
ähnlichen Beigaben gefundenen Gefaf.e gleicht (Milth. d anth. Cef. Wien 1879J lm Hradi«te von Stradonice ift der Scherb eine* 
von freier Hand geformten Gcfafses eine grofse Seltenheit, dagegen fand ich in einer Herdllelle oberhalb Polepy bei Kulin fowoh; 
Bruchliücke von Grfäfsen, welche von freier Hand geformt waten, als auch bedeutende Reite von Schalen, die auf der Scheibe verfertigt 
waren und den Byd/overn und Stradonicern ganz gleichen. Auch die |irahillarifchen Anfiedelungen von Zalany, Hoflomnice und Moravevex 
im welllichen Buhmen enthalten Herdflcllen mit folchen Scherben, ein B. wein. daU diefe Anfiedelungen feit der l'criode der Feuerftcinarte- 
facle (Z-ilany l und iler geglätteten Steinweik/euge I Hoftownice) bi» zu der Zeit, wo durch Einflufs der Körner die Topferfcheibe in Böhmen 
bekannt winde, ununlerbiuchen — und die» wohl von ein und demfelben Volke — bewohnt wurde». 





GRABUNGEN IN VISAZZE. 

Von Dk. FRIEDRICH KENNER. 

KTpjM Auftrage des Herrn Landeshauptmannes von Iftrien, Dr. Vidulich, unternahm Herr Carlo 
KS de France/chi eine archäologifche Unterfuchungsrcifc nach Vifazze bei Montichio, Bezirk 
NBaM I'ola, zu cit ri Zwecke, um Anhaltspunkte zu gewinnen, ob die Vermuthung, dafs 
an jener Stelle die römifche Stadt Nefaftium geftanden habe, richtig fei. Ueber die Wahr- 
nehmungen, welche er auf diefer Fahrt in Galefano, Montichio und Vifazze gemacht, berichtete 
er im November 1879 an den Landtag von Iftrien, und wurde diefer Bericht auszüglich, d. i. 
mit Hinweglaffung der Infchriften, Texte und der Befchreibung von Reliefs in der „Provincia", 
einem in Capodiftria erfcheinenden Blatte (Nr. 5, März 1880), abgedruckt. Eine von dem überaus 
thätigen Correfpondenten, k. k. Gendarmerie-Riumeifter Herrn Hermann Schramm in Pola, an 
die Central-Commiffion eingefendete Uebcrfetzung liefs es wünfehenswerth erfcheinen, die Ergeb- 
niffe jener Untcrfuchung nach dem Original-Berichte in den „Mittheilungen" zu veröffentlichen. 
1 lerr Landeshauptmann l 'idulich ftellte der Central-Commiffion zu diefetn Zwecke jenen Bericht 
fammt den Zeichnungen mit gröfster Liberalität zur Verfügung. Wir entnehmen ihm das Folgende. 

An der Flurgränze von Montichio gegen Galefano, am Ende eines Feldweges, fand Herr 
de France/chi in einer Stallmauer horizontal eingemauert einen Infcht ißflein , deffen vordere 
Fläche ftark verwittert ift. Nach der Zeichnung, welche dem Berichte beilag, erkennt man 
folgende Züge: 

M 
V C 
Sil - 1 1 D I 
I V H 1 1 M II 
S 1 1 IV 1 1 CH 
VS 

Die erften drei Zeilen werden zu lefen fein: I O M | AVG jSERAPIDI; ob in der vierten 
Zeile IVNoni ■ ET MINervac ergänzt werden dürfe, fteht dahin ; gewohnlich flehen die Namen 
der drei capitolinifchen Gottheiten unmittelbar hintereinander, während fie hier durch SERAP1DI 
getrennt würden. Anderfeits ift zu erwarten, dafs auf letzteren noch Namen von Gottheiten 
folgen. Der in Zeile 5 zu vermuthende Name des Widmenden wird wohl kaum mit Beftimmtheit 
entziffert werden können. 1 V(otum) S(olvit) am Schlufse ift fichcr. 

In Montichio felbft finden fich drei Infchriflen; eine ift im Innern der Kirche untergebracht, 
die zweite an einem als Schweintrog benutzten Sarkophage im Haufe des Matthaeo Suffich befind- 
lich, die dritte an einem anderen Haufe eingemauert. Alle drei find Grabfchriften : die beiden erfteren 
von Kandier abgefchrieben, 1 während die dritte, oben abgebrochene noch unbekannt ift. Nach der 
beigelegten Zeichnung lautet der Text, wie folgt; ich ftelle die Lefung, die ich glaube, vorfchlagen 
zu können, daneben : 

1 Die I.cfungen. welche Herr Dr. irV Franctfcki am Schlaf» feine« Berichte« von diefer und den nlchflfalgenden Infchriflen gibt, 
halle ich mich nicht für berechtigt miliutheilcn , ich fuge nur bei, daf» fie mit lleiiehung auf die vorliegende and auf die niichAiotgendc 
»on der meinigen betrachtlich abweichen über die Lefung der dritten Infchrift (Ummen wir Sbereln. 

» C J. 1.. V. 1, 8128 nach Luciani, Abfchrift - and 81*9 ebenfo. letitere aot Vifai.e dahingebracht. 



Grabungen in Visazze. 



87 



l'LORV 
EIAMELI 
/TAPARE 



FI.ORVS 



TES • PIENTIS 
5 SLMISIMAD 
PESI.DMA.M 
MOII.IOANX 
FECER 



ETAMPLI 
ATAPAREN 
TES PIENTIS 

suu 



MOFILIOANX 



. MAXI 



FECER 



Florus et Ampliata parentes pientiflimi 



Maximo filio an(norum) decem fecerunt. 



Ein fchon früher von Luciani 1877 erwähntes Relief wurde abgezeichnet; es gehört dem 
Giebel eines Denkmals an und zeigt im Winkel zur Linken des Befchauers einen Delphin, vor und 
etwas über diefem den Fifchfchwanz einer Sirene, deren Kopf auf einem anderen wahrfcheinlich 
dazugehörigen Bruchftück vorhanden ift; die zwifchenliegenden Theile fehlen. Auch ein Gefimsßuck 
giöfserer Art, etwa von einem kleinen Tempel herrührend, wurde abgebildet; nach Ausfage eines 
Bauers wurde es in einem Steinhaufen der ehemaligen Villa Licini gefunden. Die einzelnen Glieder 
find mit architeclonifchen Ornamenten in Relief ausgeftattet; zu oberft fleht man ein Blatt-Kyma 
mit Palmetten, hierauf folgen eine fchmale glatte Platte, dann ein Rundftab mit Eierftab, weiter eine 
breitere Platte mit einer Spira, dann eine Reihe von Kragfteinen, unter diefen endlich ein Zahn- 
fchnitt. Es ift wahrfcheinlich, dafs diefer Bautheil, wenn er nicht einem Tempel in dem heutigen 
Montichio felbft angehörte, von den Barbarigo aus dem benachbarten Vifazze hieher überführt 
worden ift; diefe hatten in erftcrem Orte eine Villa, welcher roh zubehauene grofse Steine, die auf 
dem Felde fichtbar find, angehören mögen. 

Eine Viertelmeile von Montichio weg gelangt man nach Vifazze; auf dem Wege dahin 
liegen rechts und links alte Steinbrüche, im Volksmunde noch Cave romane genannt. Vifazze felbft 
ift bei einem Vorfprung des Gebirges gelegen ; die Linie der alten Stadt ift markirt durch eine 
Umfaftung, welche von dem Bergvorfprung auf der Landfeite gegen Südwcft ftrcicht und an 
einer Terrain-Stelle, die von den Landbewohnern Porta di Vifazze genannt wird, unterbrochen ift. 
Auf der entgegengefetzten Seite, wo die Anhöhe fteil in das Thal Bado abfällt, gewahrt man 
deutlich die Ueberrefte einer alten Strafse, die nun verlaftcn ift, da jetzt eine neue, weniger fteil 
anfteigende angelegt ift. 

Das Terrain von Vifazze ift fchon öfter von Schatzgräbern und Forfchern unterfucht 
worden ; unter anderen gelang es vor Jahren den Herren Dr. Cleva und Sottocorona zwei Stücke 
einer Gewandflalue aus Marmor zu finden. Wenige Monate vor Herrn de Francefchi's Befuche 
zog man eine Wajferleilungsröhre aus dem Erdboden hervor; fie ift von Stein, aufsen viereckig, 
34 Cm. hoch, 70 Cm. lang, auf einer Schmalfeite mit einem runden vertieften Falz verfehen, inner- 
halb deflen fich die Mündung des rund ausgebohrten Wafferganges von 17 Cm. Durchmeffer befand; 
augenfcheinlich diente der Falz zum Einpafsen anderer Röhren. Nach Angabe der Landleute hat 
man ähnliche Röhren nicht fern von der befprochenen gefunden, fie „feien aber wieder ver- 
fchwunden". Eine Nachgrabung, um auf Anhalte zu kommen, welche die weitere Verfolgung 
der Wafferleitung ermöglichen konnten, blieb ohne Refultate. 

Wenige Ellen davon kamen jüngft Schatzgräber auf ein ziemlich tiefes, frifch ausgegra- 
benes Loch; in diefem gewahrte man Fundamente aus Quadern, einen Architrav, eine Säulenbafis 
gewöhnlichen Profiles (Hohlkehle zwifchen zwei Rundftäbcn) und eine Ära mit der Widmung 
an die Göttin Eia, die auch aus Pola infehriftlich bezeugt, (C. J. L. L. V. 1. 8) ihrem mythologifchen 
Wefen nach aber noch unbekannt und wahrfcheinlich eine Local-Göttin im alten Iftrien war. Die Ära 



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88 



Dk. F. Kenner. Grabungen in Visazze. 



ift 50 Cm. hoch, unten 28 Cm. breit; über dem oberen Gefimfe hat fie einen flachen Auffatz, unter 
der letzten Zeile der Infchrift ift ein beträchtlich grofser leerer Raum. Die Infchrift lautet: 



Ei(a)e Aug(uftae) fac(rum) Briffinius Ter(tius) v(otum) f(olvit) l(aetus v. libens). 
Die Form der Buchftaben deutet auf eine gute Zeit hin. 

Dicfe Fund-Objc£te beftimmten Herrn de Francefchi ', die Grube zu erweitern ; man fand 
denn auch Stiegenftufen, die zu einem Mauerwerk in Form eines kleinen Gemaches hinabführten, 
dann in nächfter Nähe davon den unbekleideten Schenkel einer gröfseren Marmor-Statue, ein 
kleines Capital aus Kalkftein und Stücke eines in kleinen Dimenfionen ausgeführten Geßm/es, 
lauter Anzeichen, dafs man es an diefer Stelle mit den Reden eines Heiligthumes der Göttin Eia zu 
thun habe. Auch in der Nähe des letzteren haben fchon früher Ausgrabungen ftattgefunden, die 
gleichfalls die Mauer eines kleinen Gemaches zu Tage brachten. 

Im Uebrigen macht der Bericht des Herrn de Francefchi noch auf die alten Ciflernen auf- 
merkfam, welche man nicht fern von dem vermutheten Eia-Tempelchen fand. In Vifazze find die 
Grundftücke mit Steinhaufen umgränzt, welche entftanden, indem die Landbewohner die bei dem 
Bearbeiten des Bodens fie beirrenden Steine aushoben und längs der Gränzen ihrer Felder 
zufammenlegten. An dem Ende eines fehr langen Steinhaufens, der fich gegen das Thal zu 
erftreckt, ftand das genannte Tempelchen; am anderen Ende desfelben fand man in feiner Linie 
hintereinander vier Griemen, in regelmäfsigcn Zwifchenräumen von einigen Metern. Die Landleute 
verfichern, dafs in gleicher Richtung noch mehrere Ciflernen vorhanden feien. Augenfcheinlich 
gehörten fie zu einzelnen Häufern, die hier ftanden, und bezeichnet ihre Aufeinanderfolge die 
Richtung einer Gaffe des hier gelegenen Römerortes, wefshalb gerade diefe Cifternen als ein 
topographifch wichtiges Merkmal für weitere Ausgrabungen zu betrachten find. 

Endlich wird mitgetheilt, dafs man auf einem anderen Felde unter einem querlaufenden 
Steinhaufen in einer circa 2 Meter tiefen Grube Theile einer unterirdifchen Gewölbe-Conftruction 
fand und auf Gründe aufmerkfam gemacht wurde, die von Maucrreften umgeben und deren Erde 
mit Afche vermifcht war, ein Beweis, dafs hier ein heftiger Brand ftattgefunden haben muffe. 

Unter den Ergebniffen der Unterfuchung, die wir hier übergehen können, weil fie ja doch 
vorzugsweife nur Winke bilden, die zur Vorbereitung fpätcr vorzunehmender Ausgrabungen dienen, 
wird dieKlarftellung derThatfachc erwähnt, dafs man in Vifazze Tuff, der in Iftrien nicht vorkommt, 
und orientalifchen Granit verwendet gefunden habe, ferner dafs „prähiftorifche" Topffcherben hier 
aus befferem Materiale als an anderen Fundftellen Iftriens beftänden und vermifcht mit römifchen 
Ziegeln vorkämen; wie daraus zu fchliefsen fei, hätten die Römer ihr Nefaclium an der Stelle einer 
viel älteren Anfiedlung gegründet. Was die Gleichftellung von Vifazze und Nefaclium betrifft, fo 
ift fie nach Herrn de Francefchi's Unterfuchung fehr wahrfcheinlich geworden. Es fteht nun feft, 
dafs in allen Orten der nächften Umgebung Vifazze die meiften Infchriften und baulichen Refte 
für fich hat; die gröfsere Nähe am Meere tritt bedeutfam hinzu, da Nefaftium bei Plinius und 
Ftolemaeus als Küftenort bezeichnet wird. 



E I B 
AVG-SAC 
BRISSIN//} 
IVSTKRW 



5 V • S • L 




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DER SOGENANNTE LUTHERISCHE KELLER IN OBER- 
LICHTENWALD. 




Von Prof. A. v. Lusi hin-Ebkngkeith. 

'EN freundlichen an dem Ufer der Save gelegenen Markt Lichtenwald in Unter-Steiermark 
uberhöht ein mäfsiger Bergrücken, auf welchem das weithin fchauende Schlofs Ober- 
Lichtenwald inmitten eines fchattigen Parkes thront. Römerfteine verkünden, dafs wir 
uns auf claffifchem Boden befinden, aber weder diefe noch der flattliche Herrenfitz bilden die 
berühmtefte Merkwürdigkeit des Ortes, die wir vielmehr in einem unfeheinbaren Wirthfchafts- 
gebäude öftlich vom Schlofs auf etwa zwei Drittheilcn des Berges zu fuchen haben. Es ift 
dies der fagenumfponnenc fogenannte lutherifche Keller, auf welchen I lerr Jofeph Dernjak, Scriptor 
an der Bibliothek der k. k. Akademie der bildenden Künfte, aufmerkfam machte, und den ich im 
Herbft des Jahres 1878 im Auftrage der k. k. Central-Commiffion für Kunft- und hiftorifche Denk- 
male befuchte. 

Mannigfache Nachrichten klingen aus der halbvergeffenen Literatur nach, welche zu Anfang 
unferes Jahrhunderts das intereffante Gebäude behandelt hat. „Es war einft eine katholifche Kirche", 
fchreibt Joh. Ant. Suppantfchitfch in feinem Ausflug von Cilli nach Lichtenwald,' „als fich aber 
Luthers Reform auch in diefe Gegenden verbreitete, verrichtete man hier den Gottesdienft nach 
dem lutherifchen Ritus. Nach der Ausrottung der neuen Lehre wagten es die eifrig Frommen nicht 
mehr, in diefer entweihten Kirche katholifche Functionen abzuhalten, und man verwandelte fie in 
einen Weinkeller, was fie auch heutzutage noch ift. Hier wecken die fonderbar zufammen- 
geftellten Umgebungen im Herzen des Menfchen ein Gefühl, für welches meine Sprache umfonfl 
einen Namen fucht. Aus der dunkel bemalten Kuppel ob meinem Haupte fpricht feierlicher Ernft 
herab, rechts und links find ungeheuere Fäfser gereiht, gefüllt mit Bromio's des Herzerfreuers 
goldener Gabe, aber unter meinem Fufstritt erhallt dumpf die Gruft, und die frommen Sprüche am 
Grabfleine flüftern fchauerliche Todesgedanken in meiner Seele auf." 

Hören wir einen andern Autor. Ignaz Kollmann, welcher in feinem 181 1 veröffentlichten 
Tagebuche über eine Reife durch Unter-Steiermark einer der Erften des lutherifchen Kellers 
erwähnt," befchreibt ein paar neuentdeckte Römerfteine und fährt dann fort: „Beide Leichenfteine 
liegen nebft dem Schlöffe vor einem alten, fehr wohl erhaltenen Gebäude, das man den lutherifchen 
Keller nennt. Als Luthers Reformation auch Steiermark ergriff, ward diefe urfprünglich katholifche 
Kirche für den evangelifchen Gottesdienft eingerichtet, von der fpäteren Nachkommenfchaft aber 
in einen Weinkeller umgewandelt Daher der Name. Ein regelmäfsiger Porton führte in diefes 
Gebäude, und fieh! es war eine Kirche in der ehrwürdigen byzantinifchen Architektur. An das 
lange mächtige Gewölbe fchlofs fich über der Stelle des Altars eine Kuppel mit Nifchen durch- 

> Cilli bei Jofeph v. Batho 1818. S 135- - * ValnUndiSefal Bluter für den bfterr Kaifcrftaat, »J. Oflober i8ii. Nr 85 und 
daran* im Sünnabendanhang «or Graaer Zeitung vom j November 18t I Nr. 175, Die erfte Nachricht aber da» Baudenkmal, welche ich 
kenne, ift in einer Hille an (Uvifchc I.iteratoren, die im Februar 1800 von einem Ungenannten im Intelligeniblalt der Annalcn der 
Literatur and Kunft des ufteireichifchen Kaiferftaali (S. 9b veruflenlichl wurde Es heifiu hier unter Anderem: Auf der Ileiifchaft Ober- 
lichtenwald . befindet (ich in der fogenaBftteti luthcrtfchcn Kirche zu jeder Seite ob det Ich an halb verwifchten Altar Gcmildei ein 
Schild und auf jedem derfelben eine flavifche Infchnft mit fchwarzgemalten Huchftaben. Die eine ift mit lateinifchen Schriltzugcn und 
lautet Na paua Boga roi faupanie; doch konnte dai letite Woit, da einige Zuge fchon undeutlich find auch houanie hciflCB. Auf dem 
aweiten S .hildc befindet fich ein« Auffchnft ähnlichen Inhalts mit glagolitifchen BuchfUben. 

VUL N. F. 11 



9 o 



A. v. Luschin-Ebengreuth. 



brochen. Der Anblick des Ganzen that eine ruhig feierliche Wirkung. Als ich, um mir einen 
Grundrifs aufzunehmen, das Gebäude näher unterfuchtc und ausmafs, zeigte fich mir dies Werk der 
alten Baukunft in feinem fchünen Charakter. Die Kuppel, Nifchen und Wände find bemalt, und ich 
erftaunte, den im Style des Gebäudes herrfchenden Geifl auch in den Gemälden walten zu fehen. 
Aus den Köpfen der Väter des alten Teftamentes und der Apoflel fprach Kraft und Würde, und 
aus der Compofition der Gruppen eine edle geiftreiche Einfalt. Ich kam in die Verfuchung, diefe 
gröfstentheils wohl erhaltenen Gemälde, woran nur hier und da eine fpätere Hand in der Draperie 
nachzuhelfen verfuchte, für einen Cimabue oder Pordenone zu halten" (!) „Aeufserft merkwürdig 
ift für Freunde flavifcher Alterthümer eine Infchrift mit glagolitifchen Current-Buchftaben, die aus 
Mangel ähnlicher Lettern hier nicht mitgetheilt werden kann. Sie ift wenigftens in Inner-Oefterreich 
das einzige bekannte Beifpiel, einer glagolitifchen Infchrift." 

Suppantfchitfch, welcher Kollmanns Aeufserungen in fein oben erwähntes Schriftchen 
gröfstentheils wörtlich aufgenommen hat, verändert ein wenig den Schlufsfatz: „Auffallend und 
für den Freund der flavifchen Literatur fehr intereffant ift es, hier eine flavifche Infchrift zu finden. 
Sie lautet alfo: Na pana boga mi houffanje (d. h. in dominum deum fpes mea). An der entgegen- 
gefetzten Seite befindet fich die nämliche Infchrift mit glagolitifchen Lettern, und diefe verdient 
um fo forgfältiger gefchont und erhalten zu werden, da fie wenigftens in Inner-Oefterreich die 
einzige bis nun bekannte glagolitifche Infchrift ift". 

Damit haben wir die Grundbeftandtheile der noch heute zugängigen Nachrichten. Reichert's 
Einft und Jetzt (Grätz 1863, I, S. 45)anerkennt z. B. den byzantinifchen Bau noch ohne weiters, 
der vorfichtigere Janifch befchränkt fich in feinem topographifch-ftatiftifchen Lexikon der Steier- 
mark (Grätz 1878, II., S. 96) auf die Erwähnung der glagolitifchen Infchrift und auf die Bemerkung, 
dafs man im Bauftyle diefer ehemaligen Capelle Spuren byzantinifchen Gefchmacks erkennen 
wolle. An der Behauptung, dafs der fogenannte lutherifche Keller erft katholifchem, dann pro- 
teftantifchem Gottesdienft gewidmet gewefen fei, zweifelt aber keiner von Beiden. 

Prüfen wir nun in unbefangener Weife die herrschende Ueberlieferung, und beginnen wir 
mit der Befchreibung des Baudenkmals. Dabei mufs vorausgefchickt werden, dafs deffen Erfor- 
fchung ungeachtet der grofsen Zuvorkommenheit der Eigenthümer (1878 Herr Razesberg Edler 
von Wartenburg, 1880 Herr Prof. Dr. Aufserer) durch die eingelagerten Weinfäffer und durch die 
herrfchende Dunkelheit nicht wenig beeinträchtigt wird. Ich bin jedoch in der Lage, für die nach- 
folgende Schilderung die Ergebniffe dreier Unterfuchungen zu verwerthen, nämlich meiner eigenen 
vom Jahre 1878, die Zeichnungen eines Ungenannten (Kollmann ?) im Manufcript 1654 des fteier- 
märkifchen Landes-Archivs,' und endlich die Vergleichung beider Aufnahmen im heurigen Herbfte 
durch meinen Bruder, Oberlicutenant Paul Lu/chin von Ebengreuth und den Herrn Ingenieur 
Franz Lencek. 

Der fogenannte lutherifche Keller ift das ebenerdige Gefchofs eines einftöckigen, mit den 
Stirnfeiten von Oft nach Weft gerichteten Gebäudes. Er hat einen Innenraum von 17 M. Länge, 
9 5 M. Breite und 4 8 —5 04 M. Höhe und empfängt fein fpärliches Licht durch drei Fenfter an der 
Nord- und je zwei Fenfter an der Weft- und Oftfeite. Den Eingang vermittelt eine Thüre von 
J'l M. Höhe und 2 06 M. Breite, deren inneres Feld von 2 4 M. Höhe und 14 M. Breite von zwei 

1 Dir fragliche Handfchrift, welche ich eril anfangs diefe« Jahre» kennen lernte, befiehl aut la Bildern und führt den Titel: 
Grundrifs and Darchfchnilt des lutherifchen Kellert (tu Lichtenwald) lammt den Steinen der Yoringlicheren Stücke aus dem Plafond- 
Gemälde. Blatt 2 enthalt den Grundrifs, Blatt j den Durchfchnitt de« Kellers Blatt 4 — II folgen die getnfehten limrifsieichnungen der 
Gemilde und iwilt Blatt 4, 6. 7, 8. 9 Apoftel Figuren ( : V Blatt 5 Johann der Tlufer. Blatt 10 iwei Engel mit Schriftbandem, Blatt II 
Gott Vater mit ausgebreiteten Händen. Die Vcnnuthung, dafs Cod. 1654 Arbeiten Kollmann's enthalte, gründet fich einerfeits auf die 
aufsere Erfcheinung der Handfchrift, welche auf den Anfang unferes Jahrhunderts tnrfickweift. andererfeits auf Kollmann's oben 
mitgelheilte Bemerkung, dafs er den Keller behufs Aufnahme eines GrnndrilTes s-ermeffen habe. 




Der sogenannte lutherische Keller in Ober-Lichtenwald. 



9« 



fchlanken Pilaftern mit mäfsiger Ausladung und von einer mehrfach gekehlten Steinverkleidung 
umrahmt wird, im übrigen aber keinen anderen bildnerifchen Schmuck hat. 

Begibt man fich ins Innere, fo bildet die links vom Eintretenden beginnende weltliche 
Hälfte bis auf etwa 10 M. der Gefammtlänge ein Tonnengewölbe, das durch je fünf Nifchen auf 
jeder Seite feine Gliederung erhält und vorn durch eine fenfterlofe Schildmaucr abgefchnitten wird. 
Den örtlichen Abfchlufs von hufeifenförmigem Grundrifs eröffnet ein Gurtbogen, an welchen fich 
das Segment einer ungemein flach gehaltenen Kuppel anfchliefst. 
Der Fufsboden ift mit Ziegeln gepflaftert und in feiner örtlichen 
Hälfte (vom Eingange rechts unmittelbar nach dem erften Pfeiler 
beginnend) um eine Stufe von 0 24 M. erhöht (Fig. 1). 

Zwei Nifchen entftehen durch glatte Pilafter von 0 4t bis 
O 44 M. Breite, 0 48 M. Tiefe und 164 M. Abftand, deren Höhe mit 
Einfchlufs des fehr einfach profilirten Kämpfers (0 25 M.) 140 M. 
beträgt. Die Scheitelhöhe des Wölbbogens liegt 2 8 M. über dem 
Fufsboden. Die gleichen Verhältniffe treffen im allgemeinen auch 
bei den übrigen Nifchen zu; nur kommt bei einigen noch die 
Fcnftertiefe hinzu. Die fieben kleinen Fenfter haben nur 15 M. 
Höhe und 07 M. Breite im Lichten, die Mauerftärke beträgt im 
Durchfchnitt bei 1 M. 

Der Gurtbogen und der dahinter liegende Abfchlufs des 
Gebäudes ift von gefchickter Hand mit Fresken über und über 
bemalt, welche jedoch leider! zum Theil nur noch fchwer 
erkennbar find. Im Zwickel der einen Mauernifche ift die herniederfchwebende Geftalt Gott 
Vaters fichtbar, welcher mit ausgebreiteten Armen den gekreuzigten Sohn empfängt. Links von 
diefem Bilde, das voll Ausdruck und Bewegung ift, befindet (ich die ernfte Geftalt des Täufers, 
rechts eine Apoftel (?)- Figur. Anderwärts fieht man einen fitzenden König R(ex) D(avid) gegen- 
über einen König R(ex) SA(lomon) u. f. w. Auf dem Gurtbogen erfcheinen links fünf Medaillons 
mit weiblichen Heiligen, rechts ebenfo viele mit männlichen Heiligen. Das kleine Schlufs-Medaillon 
in der Mitte ift undeutlich, defto beffer erhalten ift das dritte Medaillon links. Künftlerifch aus- 
gearbeitet und in voller Farbenfrifche prangend (teilt es eine gekrönte Heilige mit edlen Zügen dar. 

Das Kuppel-Segment umfäumt ein Schriftband, auf welchem folgende Worte und Buchftaben 
nur mit Mühe zu entziffern waren: 

. . .OIJ VoLVMI NDA Kx av KCl AM TVMV1.' 8 MAXK S ?TAToCX CVBANT?. . - F. . .TRA | CTES 

LETI STAMVS SRI DN PI.KBo TRIBVNAb FACTA CVM RKRVM IVDKx ITA & IMPIA. 

Dies das Ergebnis wiederholter Durchforfchung; ein endgiltiges Urtheil Uber den Kunft- 
werth des Baudenkmals mufs dem Fachmann vorbehalten werden. Nach meiner perfönlichen 
Anficht reicht das Ganze in feiner jetzigen Geftalt kaum über die zweite- Hälfte des 16. Jahrhunderts 
zurück; bei den Fresken möchte ich an einen italienifchen Künftler denken. 

Und die viel berufene Infchrift mit glagolifchen Lettern: Diefelbe hätte, felbll wenn fie 
existiren follte, lange nicht jene Bedeutung, welche die Entdecker ihr beilegen wollten. Dies hat 
fchon im felben Jahre, in welchem die erfte Nachricht von ihr in die Welt dran^, niemand geringerer 
als Barth. Kopitar ausgefprochen.* Gewarnt müfste vor allem vor der Annahme werden, dafs die 
Anwendung diefer Buchftaben ein hohes Alter der Gemälde, des Bauwerkes u. f. w. bedinge, da fich 

< SufpaHl/ckilßk gibt a ».OS. 138 die Lünne des Kellen auf $0, die Breite auf JO. die Höhe auf 10 Sthuhe an, Jemfek 
nolirt 17-06, 9-48 und 5-0* Meier. — In den v, ». Annalen der Literatur und Kunft Pecember 1809. InteHigembtatl S. 274-175 und 
daran befonder* in den 1857 von M,khfi<k her»ui E e S ebtntn kleineren Schriften Kopitar' >, S. 16. Vergl. auch hier Anm. a S. 100). 

ts* 




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9 2 



A. v. Luschin-Ebengreuth. 



die Glagoliza bei einzelnen Südflaven, wie den Dalmatinern, zum Theil bis an unfere Tage herab, 
erhalten hat. Allein es ift der glagolifche Charakter der fraglichen Infchrift nicht nur nicht erwiefen ( 
fondern fogar im höchften Grade zweifelhaft. Leider kann ich hier nicht nach eigener Anfchauung 
tirtheilen, denn im Jahre 1878 zeigte man mir, weil der wahre Standort der flavifchen Sprüche ver- 
geffen war, als glagolifche Infchrift das Schriftband am Kuppelfaum, deffen Buchftaben durch ihre 
wechfelnde Gröfse, die Ligaturen und ihre fchlechle Erhaltung auf den Laien einen fremdartigen 
Kindruck machen. Seither habe ich beffere Auffchlüffe erreicht. Die Bitte an flavifche Literatoren 
im Intelligenzblatt der Annalen der Literatur und Kunft in dem öfterreichifchen Kaiferthum' hätte 
freilich an fich wenig genützt, denn fie enthält irreführende Daten. Dagegen bot das fchon erwähnte 
Manufcript 1654 des fteiermärkifchen Landes- Archivs die Abbildung zweier Engel mit ent- 
fprechenden Schriftbändern, es galt alfo blos diefe im Keller ausfindig zu machen und die 
Schriftzüge der Originale mit den Copien des Manufcripts zu vergleichen. Diefer Mühe unterzogen 
(ich mein Bruder Paul und Herr Ingenieur Lencek mit beflem Erfolge: die Engelsfiguren, 
deren Zeichnung im Manufcript 1654 im wefentlichen richtig wiedergegeben ift, befinden fich zu 
beiden Seiten der Mittelnifche mit der Figur Gott Vaters. Der Engel bei dem oberwähnten Bilde 
des Königs David, hat auf feinem Bande mit fogenannten lateinifchen Curfivbuchftabcn die vulgär 
böhmifchen Worte: Na pana Boga je Houffanie, deren Vorkommen in Unter-Steiermark Kopitar's 
gerechte Verwunderung erregte.* Der Engel gegenüber (nachft dem Könige Salomo) ift der Träger 
der angeblich glagolitifchen Infchrift, welche wegen Mangel an Licht nicht durchgepaurt werden 
konnte, doch ergab die Ueberprüfung nahezu vollftändige Uebereinftimmung mit der Copie im 
fleierifchen Landes-Archiv. Dafs diefe Züge nicht glagolitifch find, fondern einen ganz andern, 
curfiven* Charakter befitzen, ift unzweifelhaft; ein mehreres läfst fich jedoch dermalen nicht feft- 
ftellen. Selbft ein fo geübter Slavift wie Profeffor Dr. Gregor Krek hat fie als völlig unlefcrlich 
bezeichnet. Soviel über die flavifchen Infchriften. 

fucjz.\L ffeen . .jnn<x.af e-wd . . 

Ich mufs jedoch auch die Bezeichnung Juther if eher*' Keller als unberechtigt beftreiten, 
weil fich fchlechterdings keine Anhaltspunkte dafür ergeben, dafs in dem fraglichen Gebäude 
irgend einmal evangelifcher Gottesdienft abgehalten, wurde. Dafs der reiche Freskenfchmuck zu 
dem ftrengen nüchternen Style eines proteftantifchen Gotteshaufes nicht pafst, das war fchon den 
erften Befchreibern des Kellers geläufig; fie halfen fich aber über diefe Schwierigkeit hinweg, indem 
fie dem Baue ein weit höheres Alter beilegten als man demfelben zugeftehen kann. Damals, in der 
Zeit der „ehrwürdigen byzantinifchen Architektur" war auch Bemalung der Wände zuläflig, und 
als in der Folge Luthers Anhänger in den Belitz diefer katholifchen Kirche kamen, da beliefsen fie 
deren Inneres unverändert. Ganz gut, allein welche Gründe fprechen für diefe Vorausfetzungen? 
Die Erwähnung des „fogenannten" lutherifchen Kellers in der Bitte an die flavifchen Literatoren 
und Kollmann's Bemerkung beweifen nur, dafs man in den Jahren 1809—1811 die Umwandlung der 
ehemaligen katholifchen Kirche in einen Weinkeller auf diefe Art zu erklären verfuchte, aber auch 
nichts weiter. Wollten wir demungeachtet diefe Bezeichnung als Ausdruck einer älteren Volks- 

1 Veit;! Anro. S. 97. - * ..Na j.ana boha ray da vflanjo ift gemein buhmiftb. Es dürfte wohl mehr tu verwundern fein, woher 
mitten unter den Winden eine Auflchrift in böhmilchcr Mundart, als dafs lie auch mit den fur altflavifch gehaltenen fogenannten glagali 
fchen. auch wohl kroatiichen Schriftiugen gefchnehen fei Entweder es gehörte die llerrfchafi Lichtenwald damals, in der 2 Hälfte de« 
10. Jahrhundert*, einem Böhmen, oder einem, der eine hohmifebe Gemahlin oder einen böhmifchen Ilof-Ca|dan hatte." — Ueber ttie 
dritte Annahme habe ich nichts au bemerken; die beiden erftjn konnte ich widerlegen, denn die Bcfuicr waren italienifcher Herkunft 
und Anna, die Gemahlin des Innucent Moscon, den ich für den Erbauer der Kellerkirche hatte, war eine Kärntnerin aus der Familie 
Aichelburg. ff. weiter unten Anm S. 101 und S 10*), — ' Häher Ktllmxnni Auidruck „glagolitifchc Currentbuchftaben* ' Kollmann 
meinte rermuthüch cynllifche Current Schrift, mit welcher die fraglichen Zeichen eine entfernte Aehn:ichkcit haben. 



Der sogenannte lutherische Keller in Ober-Lichtenwald. 



93 



Tradition gelten laffen, fo wäre auch damit nicht viel gewonnen, weil gar keine andern Zeugniffe 
für den Proteftantismus der Bewohner von Lichtenwald während des 16. Jahrhunderts vorliegen. 
Wir find über den Gang, welchen die Gegen-Reformation in Unter Steiermark nahm, durch Jacob 
Rofolenz, den Propft von Stainz, genau unterrichtet. Wir wiffen, in welcher Art Kadkersburg im 
Jahre 1599 überrumpelt wurde, wie man von da nach Klöch und Halbenrain und nach den 
windifchen Büheln zog, dafs man Marburg, Pettau, Windifch-Feiftritz und Cilli befuchte, dafs man 
das lutherifche Bethaus in Scharfenau, ein wahres Prachtgebäude, in die Luft fprengte ; aber tiefer 
hinab in das Sann- oder gar in das Savethal ift die Commiffion nicht gekommen. Man könnte 
freilich einwenden, dafs es demungeachtet noch 1606 Proteflanten unter den Bürgern des benach- 
barten Rcichenburg gab, 1 auch feien die Anhänger der evangelifchen Lehre zu Lichtenwald, durch 
das unfcheinbare Aeufsere des Gotteshaufes begünftigt, in der Lage gewefen, ihr Bekenntnis 
längere Zeit verborgen zu halten. Dann hätte aber zum minderten der jeweilige Schlofsherr von 
Lichtenwald, gleich Herrn Franz Gall zu Reichenburg, ein eifriger Proteftant fein müfsen, weil 
diefem die Kellerkirche gehörte. Gerade das Gegentheil davon läfst fich aber nachweifen. 
Lichtenwald war eine Herrfchaft des Erzftiftes Salzburg, und die Moscon, an welche es 1595 ver- 
kauft wurde, waren eifrig katholifcher Adel. Beweis dafür ift, dafs ihr Name in allen Exulanten- 
Verzeichniffen fehlt,* und die Wärme, mit welcher K. Ferdinand II. fich der Intereffen diefer 
Familie annahm, als der Erzbifchof von Salzburg den Verkauf feines Vorgängers wieder rückgängig 
machen wollte. Ich glaube daher, dafs der Ausdruck „lutherifcher" Keller, folange nicht beffere 
Gründe beigebracht werden, ungerechtfertigt ift. 

Wenn aber dies der Fall ift, welchem Zwecke diente nun das fragliche Gebäude in Wirk- 
lichkeit? Man wird fofort an eine Gruftkirche für die Familie des Schloffes denken, wenn man 
erfährt, dafs fich gerade unter der Kuppel, in der um eine Stufe erhöhten Ofthälfte des Kellers, 
eine Gruft befand, welche erft 1875 verfchüttet wurde.* Einer folchen Beftimmung entspricht die 
düftere Anlage in der Nähe des Herrenfitzes und der Ueberreft der Umfchrift am Kuppelfaum. 

Ein Grabftein mit unausgefülltem Sterbedatum, welcher erft vor wenigen Jahren aus dem 
Keller entfernt wurde,* bezeugt, dafs Innocenz und Anna von Moscon, die Wicderherfteller des 
Schloffes Ober-Lichtenwald auch die Erbauer diefer Familiengruft waren. So dürftig die bekannten 
Daten über die noch blühende Familie der Freiherren von Moscon find, fo geftatten diefelben 
dennoch glücklicherweife ziemlich fichere Schlüffe bezüglich des fogenannten lutherifchen Kellers. 
Die Moscon find kein einheimifches Gefchlecht, fondern ftammen aus Bergamo, wo fie als Moscon i 
de Fugaroli feit dem 14. Jahrhundert zu den Patriziern der Stadt zählten. Einzelne von ihnen 
fuchten während des 16. Jahrhunderts ihr Glück am öfterreichifchen Hofe und fanden es gleich 
manchem Stammesgenoffen. Anton Mosconi und deffen Brüder wurden bcifpielsweife von K. 
Rudolph II. am 11. April 1578 in den ungarifchen Adelsftand erhoben.* Bald darauf faffen Peter, 

» 1607 befehwerte fich Marlin Pernitfch. Pfarrer von Rcichcnhurg, gegen den Herrfchaflsinhaber Kram Gall, daf» diefer die 
Lutheraner begiinflige. und 1606 den Sohn eines. Pradicanlen Jofeph Neapolitan mit Abfetiung eines erwählten Katholiken zum Markt 
lichter befteilt habe. -- Regierung* Arten im k k. Statthalterei-Archiv iu Grau, Eapeditura 1607, 17 September. — * AI» Ausnahme 
kann ich nur ein angeheiratetes Glied der Familie nahnihaft machen: Frau Era Maria, Valerien» von Moscon Freiherrn auf Monlprei» 
Witwe, eine geborene Schwab von Lichtenberg, Harb all Exulanlin O 1674) in Nürnberg. — Waldau Geich, d. Proteflanten in Oefterreich 
II. 479 — 3 AU die Gruft In der elften Halde unteres Jahrhunderts zu /eilen de» Hcrrfchaftsinhabers Johann Nep. Hindi von Reben 
bürg eröffnet wurde, fand fich in deifelben noch einiges Seidenxeug vor. - * Der Grabftein lag eine Zeit lang hinter dem Kellergebäudc. 
wo ich ihn 187S noch fah, fpater wurde er dem Freiherro v Moscon für deffen gegenwartige Familiengruft zu PifchlU in Unterfteiennark 
überladen Hie Auffchrift lautete (nach Suffaitl/tkil/th a. a O S 1361: Hie llgt begraben der wohlgebohme Herr, Herr Innocenl 
Mofchkon nun Pirckhenfteiu. Freyherr tum Lichtenwald, aif Gurgfeld und Reichendem etc , für III. Durch! : Erzherzogen Fctdinandi zu 
Oefterreich Rat anno (Lücke) feines Alters 1 Lücke I Auch ligt hie die wohlgebohrnc Frav Frav Anna Mofchkonin (ein geliebte Frav 
Khgemahl Fieve zum Lichtenwald! ein geborne Achelborc die in Gott enlfchloHen anno (Locke) ihre« Alters (Lücke). — Unfer keiner 
lebet in felber und keiner ftirhet in felber, leben wir, fo leben wir den Herrn, fterben wir. fo «erben wir dein Herrn, darvxnb wir milgen 
leben oder fterben, fo lind wir des Herrn - Rom XIV. — » SekrldT, Repertono Genealogioo delle famiglie confermate nobili. cbftent 
■eile Provincie Venele - Venelia 1830, II, S. 50. 



94 A - v. LusatiN-EBENGREUTii. Der sogenannte lutherische Keller in Ober-Lichtenwald . 

Michael und Marc Anton von Moscon durch Beerbung ihres kinderlofen Oheims Johann Ba. Val- 
vafor (Teftament vom 2. Auguft 1581) feften Fufs in Inner-Oefterreich, fie find jetzt Herren von 
Gurkfeld und Thum am Hart in Krain' und von einzelnen Gütern in Steiermark, nicht lang nach- 
her auch Landftände in beiden Herzogtümern. 1 1595 gelingt dem erzherzoglichen Rathe Innocenz 
von Moscon Freiherrn zum Thum am Hart und Gurkfeld die vorteilhafte Erwerbung der Herr- 
fchaften Lichtenwald, Pifchätz und Reichendem fammt den dazu gehörigen Märkten und Land- 
gerichten 5 So ift denn die Familie binnen wenig Jahren in den wohl abgerundeten Befitz aus- 
gedehnter Herrfchaften zu beiden Seiten der Save gelangt, die bleibende Niederlaffung in Inner- 
Oefterreich wird befchloffen, die erforderliche Herftellung der Schlöffer mit Eifer betrieben. Nach 
zwei Jahren ift Lichtenwald, das fich Freiherr Innocenz von Moscon zum Hauptfitz erkor, fchon 
umgeftaltet, ob dem Portale der neuen Refidenz wird das Wappen der Ehegatten, die Jahrzahl 
1597 und der Wahlfpruch „Geduld überwindet alles" angebracht. In diefe Zeit fällt meines 
Erachtens auch die Errichtung der Familiengruft. Sie dürfte wohl den Abfchlufs der Umgeftal- 
tungen an den Herrfchaftsgebäuden gebildet haben. Innocenz von Moscon hatte den neu- 
erworbenen Befitz bereits feinen Lebensbedürfniffen angepafst, nun dachte er auch an die 
Herftellung eines letzten Ruheplätzchens für fich und die Seinigen. Der Titel „fürftlicher Durch- 
laucht, Erzherzogen Ferdinandi zu Oeftcrreich Rath" auf dem unvollendeten Grabfteine weift auf 
die Jahre 1596 — 1617 hin. 

Ich glaube nicht, dafs Innocenz von Moscon die Gruftkirche von Grund aus neu baute; 
denn derjenige, welcher die Korten für den fchönen Freskenfchmuck der Wände nicht fcheute und 
einen guten Künrtler für diefe Aufgabe zu gewinnen wufste, der hätte in folchem Falle ebenfo 
auch einen tüchtigen Architekten gefunden. Ich vermuthe vielmehr, dafs der fogenannte lutherifche 
Keller blos die Umgeftaltung eines ältern langgeftreckten Gebäudes ift, welches vordem zu 
Wirthfchafts- oder Befeftigungs-Zwecken gedient haben mochte, und nur durch Ausheben der 
Gruft, durch Anbringung der flachen Kuppel den eigentümlichen Nifchenabfchlufs und die reiche 
Bemalung für feine neue Beftimmung geeignet gemacht werden follte. 

Aber die Moscon behielten die Herrfchaft nicht dauernd in ihrem Befitze. Lichtenwald kam 
an die Lamberg, die Drafchkovitz und an andere Familien. Die neuen Erwerber intereffirte das 
Familien-Begräbnis der früheren Eigentümer nicht mehr, und einer von ihnen gab ihm wieder 
eine andere — vielleicht die urfprüngliche — - Verwendung. So wurde aus der Gruftkirche ein 
Weinkeller, wir wiffen nicht wann, jedoch vermutlich erft nach dem Jahre 1683, da damals eine 
Hand das Diftichon in die Mauer einkratzte: 

Quae tua fum moriens morientis fata fecutus, 

Fata refurgentis fac quoque Chrifti fequi. Anno 1683. 

Sehenswürdigkeit blieb übrigens der Bau auch dann noch, als er ein Weinkeller geworden 
war. Mancherlei Leute haben ihn feitdem im Laufe der Zeit befucht und Spuren ihrer Anwefenheit 
dort zurückgelaffen. Wer mag wohl der Schalk gewefen fein, der feine Lebenserfahrung in den 
Mörtel einer Nifche neben der Thür einkratzte: Pons Croaticus|Monachus Bohemicus|Suevica 
monialis Miles auftralis, | Gallorum fklelitas | Hifpanorum humilitas Italorum deuotio Britannorum 
religio | et Germanorum tyrocinia|Nulla funt omnia. 

< Vthopr, Ehre de» Heriogthumi Krain, Buch XI. 8. 241 und 575 - 1 KinJirma»*. Beitrage iar Vaterlaodskunde, Grati 
1790, II. 95 ff Matrikel von Krain Marc Anton Mcukon 1587 Chrittoph Fraiu Moskon I. 591 - ' Suff *M f< kitl V k a a O S. 118 



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BAULICHE ÜBERRESTE VON BRIGANTIUM, 



Von Samuel Jenny. 
I. 

IE fich die öffentlichen Thermen Brigantium's nach Vornahme der wahrscheinlichen 
Ergänzungen als eine Farallel-Anlage eines Männer- und eines Frauenbades ungezwungen 
erklären liefsen, wurde von mir im I. Bande der „Mittheilungen" N. F. S. XXIV ausführlich 
dargelegt. Die letztjährigen Ausgrabungen fügen jener Anlage noch accefforifche Bauten hinzu, 
welche aufs neue betätigen, wie fehr die Römer die Fefthaltung an ihren focialen Gewohn- 
heiten auch in fernften Provinzen und in kleinften Städten in allen Bauten zum Ausdruck brachten. 
Unfere Thermen, wie fie fich bisher darfteilten, fchienen nur den einzigen Zweck zu ver- 
folgen, den nach der körperlichen Erfrifchung des Badens und der Wafchungen Verlangenden 
zu befriedigen, wie dies bei fo vielen Aufdeckungen gröfserer Bäderanlagen gemeinhin ange- 
nommen wird; nun liegt aber der Beweis vor, dafs auch in Brigantium das Bad aus der Sphäre 
feiner engften Wirkfamkeit zu der weiteren Bedeutung eines VergnUgungs- und Unterhaltungs- 
ortes heraustrat, dafs dort gerade fo gut wie in Italien das Beftreben obwaltete, aus diefen öffent- 
lichen Anftalten die anmuthigften Aufenthaltsorte zu fchaffen, indem man fie mit entsprechenden 
Anlagen, als: Höfe, Promenaden, Ringplätzc u. dgl. in Verbindung brachte, wo fowohl die grofse 
Menge als auch die feine Welt alles vorfand, was den Hang zum fiifsen Nichtsthun zu befriedigen 
vermochte. 

Ein folcher Wandelgang für die Befucher der Bäder ift es nun offenbar, den ich im 
Anfchlufs an die Thermen im Herbfte t88o aufdeckte. In feiner Längsausdehnung genau horizontal 
angelegt, zieht er fich 4772 Meter lang in nahezu füdweftlicher Richtung hin, bei einer von 
13 46 Meter zu 12 55 Meter fich verjüngenden inneren Breite. Seine Mitte durchzieht eine Colonnade 
von 10 ganzen und 2 halben Säulen, welch letztere die Verbindung mit den fchmalen Mauerfeiten 
vermitteln; es liegen fomit die Säulenmittcn 4 34 Meter von einander entfernt und es betragen die 
Intercolumnien das Fünffache des Schaftdurchmeffers, da folcher ungefähr 74 Cm. mifst; die 
Höhe der Säulen fammt Capital dürfte daher an die 5 Meter gereicht haben, wenn man auch hier 
das Siebenfache der untern Säulendicke zu Grunde legen darf. Natürlich verlangte ein derartiger 
Porticus einen hölzernen Architrav, da derfelbe fchon beim vierfachen Schaftdurchmeffer, wie ihn 
die toscanifche Säulenordnung beftimmte, fich als nothwendig erwies. Die Säulenplinthcn fanden 
fich Stück für Stück noch vor; dem oberen Theil der Bafis mit den Wülften hingegen, obgleich in 
einem Werkftück mit dem Plinthus gearbeitet, hat die Verwitterung fo arg zugefetzt (das Material 
ift eben allerorten der dem Froft fehr unterliegende Tertiärfandftein aus den Brüchen des Pfänders 
und Gebhardsberges), dafs fie nur dort noch gut erhalten vorkommen, wo dicke Lagen Erde fie 
fchützten. Die Halbfäule, die ich nächft den Thermen noch in einer Höhe von 133 Meter erhalten 
fand (Fig. II), gab den belehrendften Auffchlufs über den Aufbau dicker Säulenfchäfte in Brigan- 
tium; es zeigt fich nämlich, dafs ftatt der Verwendung von Monolithen die Säule in parallelen. 




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9 6 



Samuel Jenny. 



aber ungleich hohen Lagen aus Bruchfleinen, deren Stofsfugen regelmäfsig abwechfeln, aufgemauert, 
dann verputzt und bemalt wurde. Eine Schichte befteht meift aus fechs die Rundung bildenden 
Steinen, ohne die zur Ausfüllung des Innern dienenden Sandfteine oder Flufskiefel einzurechnen. 
Den Verputz bildete ein feiner Ziegel-Eftrich, wie er die Hypocauft-Räume hierorts bekleidet, auf 
welchen der Mörtelanwurf folgt, an dem ich bis zur Höhe von 60 Cm. rothe Bemalung, von da 
aufwärts weifse wahrgenommen. 

Ihr entfprach der vollftändig erhaltene Anwurf an den Mauern I und IV: ein rother Sockel 
längs dem Fufsboden, durch einen fchwarzen Strich von dem weifsen Felde getrennt, in dem 
mehrfarbige Compofitionen roher Technik fich auszubreiten fchienen (Fig. III). Es liegt nicht zu 
fernab, für den Boden unferer Säulenhalle eine Bekleidung mit Marmorplatten vorauszufetzen, 
nachdem ein 8 Cm. dickes, wahrfcheinlich eine quadratifche Tafel von 53 Cm. Seitenlänge bildendes 
Bruchftück ganz in der Nähe auftauchte und kleine Marmorfplitter über die ganze Fläche ausgc- 
ftreut waren. 

Nach Nordweften findet fich die Hallenanlage durch die Mauer II abgcfchloffen, welche 
fich fchnurgerade noch 61 Meter über das weltliche Eck fortfetzt, um dann rechtwinklig in das 
nachbarliche Befitzthum fich hineinzuziehen. Ihr Fundament ift wohl auch aus Flufskiefeln der 
Bregenzer Ach aufgeführt, aus denen die parallele Hochmauer 1 durchwegs befteht; dagegen gibt 
fie fich oberhalb als Füllmauer zu erkennen, nach beiden Seiten mit 6 — 9 Cm. dicken, länglich 
zugehauenen Sandfteinen in regelmäfsigen Schichten bekleidet, deren Stofsfugen alle abwechfeln 
(Fig IV). Wir haben hiemit jene Art Mauerwerk vor Augen, welches die Römer Diamicron 
benannten. In Entfernungen von 14'/, — 15 Meter wiederholt fich eine Verftärkung b mitlelfl einer 
abgefchieften Mauerftrebe. 

Soweit man fich unter den Ueberreflen der Verwitterung zurecht zu finden vermag, fcheinen 
Trottoirs aus Sandfteinplatten fowohl in-, als aufserhalb diefer Mauer entlang gelaufen, aufserdem 
auch Stufen den 68 Cm. betragenden Niveau-Unterfchied des Terrains innerhalb der Halle ausge- 
glichen zu haben. Der bemalte Sockel ift jenfeits der Halbfäule noch eine Strecke von 128 Meter 
Länge erhalten (Fig. III): foweit mindeftens mufste dieHorizontal-Fläche der Promenade, ebenfo das 
fie bedeckende Dach reichen; allein eine vollftändige Ueberdachung vorauszufetzen, alfo bis über die 
Mauer II weg, geftatten die bei der Ausgrabung vorgefundenen Verhältniffe nicht. Man wird alfo 
am richtigften gehen, fich die vorliegende Anlage als einen nach drei Seiten vollftändig gefchloffe- 
nen, dagegen nach Nordweften offenen Säulengang mit breitem fchützendem Vordach vorzuftellen, 
vor fich die natürliche Bodenterraffe, die möglicher Weife als Viridarium mit grünenden blühenden 
Beeten angelegt fein konnte. Wohl wendete der Porticus — wenn offen — nicht einer milden 
warmen Himmelsgegend fich zu, dafür aber bot feine Lage in anderer Weife reichften Erfatz. Hier 
mochte fich das Auge des Luitwandelnden erlaben an trefflicher Fernficht, mochte das Herz jedes 
Römers höher fchlagen ; denn foweit die impofante Fläche des Lacus Brigantinus, die Berge 
Helvetien's und die Gelände Vindelicien's in alle Ferne fich dehnten, lag alles der römifchen 
Macht unterworfen. Von hier oben waren nicht wenige ihrer Niederlaffungen zu erkennen, nicht 
wenige der von Brigantium ausftrahlenden Strafsenzüge zu verfolgen. Schier mit Händen zu 
greifen lag drüben am jenfeitigen Ufer die fchöne Infel (Lindau), die von Tiberius zum Stützpunkt 
bei feinem Angriff auf die Vindelicier auserfehen worden, und feewärts am eigenen Gelände die 
ftattliche Flotte vor Anker, von der uns die Notitia Dignitatum berichtet. Ich frage mich aber noch 
weiter, ob diefe Colonnadc nicht auch die Zufchauer barg bei öffentlichen Spielen, Uebungen und 
Kämpfen, für welche die von der tiefer gelegenen Mauer II begränzten ebenen Fläche B ausneh- 
mend geeignet erfcheint. So lang nicht eine fpätere Zeit römifchc Gebäuderefte darin nachweift, 
fcheint mir, es dürfte an diefer Vermuthung feilgehalten werden. 




Haui.icue Uenekkeste von Brh;antium 97 

Bevor ich mich von diefer Anlage wegwende, fei noch ihrer Verbindung mit den Thermen 
gedacht. Da ich zwifchen der Halbfaule und dem Mauerwerk auf keinen Durchgang ftiefs, mufs 
folcher wohl jenfeits des Säulengangs, nach dem 2 04 Meter meffenden Corridor C fich öffnend, 
gefucht werden. Nachforfchungen waren aber nicht möglich, da bei Anlage des evangelifchen 
Friedhofs die Mauern gerade an fraglicher Stelle zerftört wurden. 

Nach den Ausgrabungen vom Jahre 1862 fchienen die Thermen mit der Mauer VI gegen 
Südwcft völlig abzufchliefsen ; dem ift nun nicht fo, fondern ein ziemlich breiter (7 50 Meter) 
Raum D, grofs genug, um als Vorzimmer oder Apodyterium zu dienen, vermittelt den Zutritt vom 
Corridor zu den eigentlichen Baderäumen. Die Mauer V zeigt nebeneinander Opus reticulatum 
und Würfelwerk, letzteres als Ausbefferung einer fpätern Zeit. An der nächftfolgenden Meter 
breiten Mauer VI fand ich diefelbe Conftruction befolgt, welche heute noch an der freiliegenden 
des Friedhofs theilweife zu erkennen ift, nämlich grofse gefprengte Kreisbogen, in denen in 
regelmäfsiger Wiederkehr je drei gebrannte Thonplatten, darauf drei Sandftcinkeile, zuletzt 
ein Keil aus Tuff fich folgen und Ausfüllung des Sprengwerks fowohl innen als aufsen mit 
Opus reticulatum aus abwechfelnden Lagen Flufskiefel und Tufffteinen. Stucco, im feurigften 
Pompejaner Roth bemalt, haftete noch in grofsen Flächen an diefer Mauer (Fig. V). 

II. 

Nur durch den Zwifchenraum eines halben Meters von der langen Umfaffungsmauer 
abflehend, an einer Stelle fogar mit ihr verbunden — damit wohl ein Durchgehen verhindert 
wurde — treten die Fundamente eines umfangreichen Gebäudes, gröfser als alle bisher aufge- 
deckten, zu Tage. Es ift die rückwärtige Hausfeite, die hier an die Mauer gränzt, beginnend mit 
einem Raum E zur Aufbewahrung des Heizmaterials und Aufenthalt des Heizers, wie aus dem 
bei c erkennbaren Heizloche und den nachfolgenden Abtheilungen fich vermuthen läfst, die mehr 
oder weniger alle Refte und Anzeichen von Wärmeleitungen zeigen. So ift in G längs der 
Mauer VIII der Kftrichboden eines Hypocaufts erhalten, von dem aus fich nach drei Seiten Ablei- 
tungen für heifse Luft nachweifen laffen, nämlich durch den fch malen Mauerdurchbruch bei d nach 
dem Räume J, über die 2'/» Meter breite Feuerbrücke e nach Ä' und endlich auch noch zum Räume // 
durch die neben fchmalen Schlitze / (zwifchen 11 — 16 Cm. Weite wcchfelnd), welche mittelft 
dünner Mäuerchen, zu denen vor/.ugsweife Tufffteine in Verwendung kamen, hergeftellt find. 

Die rückwärts gelegenen heizbaren Abtheilungen, die ungefähr '/., der Länge des Gebäudes 
einnehmen, find durch eine ftarke Mauer IX von der mehr Intereffe für fich in Anfpruch nehmenden 
Vorderfeite gefchieden. Ks ift dies eine nach vorn offene, nicht heizbare, mit einer Colonnade in 
römifch-dorifcher Ordnung gfczierte Halle /-, von der uns vorläufig nur ihre Tiefe mit 16 63 Meter, 
nicht aber die Ausdehnung nach der Breite bekannt ift, weil der Gutsnachbar fich bisher jeder 
Durchforfchung feines Befitzthums hartnäckig widerfetzt. Annähernd glaube ich das Richtige zu 
treffen, indem ich den ausgegrabenen Raum auf der ganzen Halle fchätze. 

Von der Halle zu den rückwärts gelegenen Abtheilungen führte wohl nur ein einziges 
Thor in der Mitte des Baues; denn auf der ganzen Länge von 15 Meter, d. i. foweit die Mauer IX 
blosgelegt worden, zeigte fich kein Durchbruch. Drei Fingänge müffen von aufsen dem Ver- 
kehre fich geboten haben, zwei zur Seite bei g und dem ihm correfpondirend gegenüberliegenden 
Orte, dann der Haupteingang felbft auf der Vorderfront zwifchen der mittleren Säulenftellung ) 
welche weniyftens durch eine fchöne attifche Bafis (Fig. 1 und VI) uns bekannt geworden. Der 
unterfte Werkftein belteht aus dem Flinthus von 95 Cm. Seitenlänge mit zwei Wiilften, von denen 
der untere nur fchwachc Ausladung gegenüber dem obern zeigt; darauf ruhte eine noch wohl- 
erhaltene Trommel von 32 Cm. Höhe und 57 Cm. Schaftdurchmeffer. Im weitern mag der übrige 

rat n. f. .3 



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9 8 



Samum. Jenny. 




Fig ■ 



Schafttheil aus Mauerwerk hergeftellt worden fein, wie wir derartigem Säulenbau in derThermen- 
Colonnade begegneten. Nach dem Durchmeffer zu urtheilen, mufs vielleicht eine etwas abfeits 
gefundene Sandfleintrommel mit zugefpitztem Vorfprung, der etwa als Träger des Deckengebälkes 
zu dienen hatte, zu derfelben Säule gezählt werden (Fig. 2). In gleicher Linie mit der Säulenbafis, 
auf dem nämlichen Fundament X aus Flufskiefeln ruhend, folgen fünf kleinere Sockel (Fig. VI), 
ein einziger war leer, auf den übrigen vieren Itand in unverrückter Lage der glatte, nicht 
anfchwellende Schaft von fehr wechfelnder Hohe (47—116 Cm); über die Form ihrer Capitäle 

geben mehrere zwifchen ihnen gefundene Exemplare Auflchlufs. 
Die Sockel ragen foweit über die Fundament-Mauer vor, um einen 
Plinthus von verhältnismäfsiger Stärke zu bilden; möglicherweife 
konnten auch Platten die Zwifchenräume ausgefüllt haben, fo dafs 
die Säulenfchäfte ohne Bafis auf der geraden Unterlage aufftiefsen. 
Ein viereckiges Loch zu beiden Seiten läfst ein die Intcrcolumnien 
der Säulen verfchliefsendes Gitterwerk vorausfetzen, wie folches am 
Periflyl der Cafa di Meleagro in Pompeji der Fall war. Wie das 
Geländer geformt war, ob es aus Holz, Stein oder Metall befland, 
darüber gibt nicht der gcringfte Fund Auffchlufs; am eheften, 
gerade diefer abfoluten Beraubung wegen, mochte ich auf ver- 
werthbares Material, fei es Bronze oder Eifen, rathen; es ift ja 
Gleiches der Fall mit den metallenen Zapfen an Schäften und 
Capitälcn der Säulen, von denen die raublurtigen Vorfahren nicht einen einzigen uns gegönnt. 

An der befprochenen Säulen-Front fällt als beachtenswerter Umfland der ftärkere Durch 
meffer der Mittelfäule ins Auge (unterdeffen die vier Nachbarn Schäftedurchmeffer von 37 — 39 Cm. 
weifen, mifst jene 50 Cm ), folglich kam ihr die Beflimmung zu, dem Dachgebälk des Seitenflügels 
als Hauptftützpunkt zu dienen, natürlich nicht für fich allein, 
fondern gemeinfam mit einer ganzen Reihe von Säulen im Innern 
der Halle. In der That brachte der in gedachter Richtung ausge- 
führte Durchftich genügende Refle davon zum Vorfchein, um 
eben Gefagtes zu betätigen (drei Schäfte von 50—74 Cm. Höhe 
mit einem Durchmeffer von 32 — 34 Cm, der aber keineswegs dem 
einftigen gleichkommt, weil fie arg verwittert find, fodann zwei 
Trommeln von 44 Cm. Höhe mit 50 — 53 Cm. Durchmeffer und 
zwei Capitäle, gleichgeformt wie die der vorderen Säulenreihe). 

Nachforfchungen, um Treppcnflufen zu finden, die von 
vorn oder von feitwärts zur Halle geführt haben möchten, blieben ohne Erfolg, nur zwei über- 
einander gehäufte und verfchobene Schichten grofser behauencr Sandfteinblöcke //, // von ziemlich 
gleichmäfsigen Dimenfionen, konnten gegenüber der äufserflen Säule gefunden werden; doch bleibt 
es in Frage geftellt, was fie bedeuteten. 

Verfuchen wir auf Grund der vorliegenden Verhältniffe die Vervollftändigung der Gebäude- 
Facade, fo haben wir uns dicfelbe muthmafslich aus zwei Seitenflügeln zu je fünf Säulen vorzu- 
fallen, die ein Haupteingang, geziert mit etwa vier ftärkeren, jedenfalls auch höheren Säulen (wie 
deren eine in Fig. 1 abgebildet) in enggedrängter Stellung verband. Im Innern der Halle hätten 
fonach die zwei feitlichen 6 Meter breiten Corridore einen Mittelraum von ungefähr 26 — 28 Meter 
zwifchen fich eingefchloffen. 

An der Rückwand der blosgelegten Hallenfeite , die Mitte einnehmend zwifchen der 
gröfsten Säule und der Aufsenmauer VII, umfchliefsen drei dünne Mäuerchen (42 — 45 Cm. dick) 




Fig 2. 



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Bauliche Ukukkkeste von Bkigantium. 



99 



t 



einen rechteckigen Raum AI von 4x5 Meter, belegt mit Platten und Streifen aus Sandftein, 
während der Hufsboden aufserhalb allerorten mit Fftrich vergolten ift. Die mögliche Beftimmung 
diefer abgefonderten Stelle dürfte aus zwei wichtigen Fundftiicken in deffen unmittelbarer Nähe 
erhellen, einer Sonnenuhr und — meinem Dafürhalten nach — eines Aichungsblockes oder Nor- 
malmafses. 

Die Sonnenuhr (Fig. 3) ift aus einem Stück weichen Sandfteins der Gegend von 57 Cm. 
Hohe, 39 Cm. Breite (urfprünglich) und 32 Cm. Dicke gehauen. In der ausgerundeten Aushöhlung 
laufen 7 (von urfprünglich u) Stundenlinien von oben nach unten; die Mittellinie mifst der Krüm- 
mung nach 24V, Cm., die gröfste Tiefe der Aushöhlung (von der Linie ab bis zur Mittagslinie kl) 
beträgt 18 Cm., Querlinien, die Winter-Solftitium und Aequatorial-Linie 
bezeichnen, fehlen, jedoch wird ein das erfte andeutender Halbkreis 
dadurch gebildet, dafs die Stundenlinien ("ich nicht bis oben zu dem 
Punkte verlängern, wo der Zeiger (gnomon) feinen Befeftigungs- 
punkt gefunden haben mufste. Das verehrliche Profefforen-Collegium 
der k. k. Lehrerbildung*- Anftalt in Bregenz, dem ich für feine werth- 
volle Unterftützung an diefer Stelle wärmften Dank ausfpreche, 
prüfte mit zuvorkommendfter Bereitwilligkeit die Frage, ob die 
Conftruclion diefer Sonnenuhr der geographifchen Breite von 
Bregenz entfprechc. Diefe Berechnung war durch die vorgefchrittene 
Verwitterung und Abbröcklung fehr erfchwert, ergab aber immerhin 
das unzweifelhafte Refultat der Uebereinftimmung der in Betracht 
kommenden einftmaligen Winkelgröfse mit der geographifchen Breite 
von Bregenz (47" 30' 30"). Aus dem im Fufse eingehauenen Zapfen- 
loch mufs ein unteres Poftament, mithin eine erhöhte Lage der 
Sonnenuhr gefolgert werden, wodurch die Möglichkeit ungehinderten 
Zutritts des Sonnenlichtes zu derfelben während des mittleren Theiles des Tages vorliegt, wenn 
fie in dem als unbedeckt anzunehmenden Raum ^/aufgeftellt gewefen. 

Was ich als Aichungsblock oder öffentliches Normalma/s betrachte (Fig. 4) — nach 
Analogie der beiden in Pompeji aufgefundenen — ift ein fchwercr Sandfteinblock (54 Cm. lang, 
61 Cm. hoch, 43 Cm. dick), in dem fich zwei konifche Vertiefungen mit rundlichem Boden, wie an 

der einen noch wohl erfichtlich, fich befinden. An diefer beffer 
erhaltenen beftimmten die bereits genannten Herren Profefforen 
das Volumen durch genauefte Berechnung des Kegelftutzens und 
der Calotte unten zu 4 • 3 Cub. Dm. = 4*/,» Liter. Zieht man den 
verwitterten Zuftand der Vertiefung in Betracht, fo darf man 
die Uebereinftimmung diefes Mafses mit dem römifchen Semodius 
(4-377 Liter), der für trockene Körper in Anwendung kam, 
als feftgeftellt anfehen Der Bruch theilte den Stein fo unglück- 
lich, dafs nicht mehr zu entfeheiden ift, ob am Grund diefes 
Hohlmafses fich eine Oeffnung befand, durch welche man den 
Inhalt ablaufen zu laffen pflegte. Die Höhlung daneben fcheint 
an Volumen das erfterwähnte um etwas iibertroffen zu haben. Ob fich nur diefe beiden Ver- 
tiefungen im Steine befanden oder deren mehrere, entzieht fich weiterer Unterfuchung durch 
die Art der Brüche zu beiden Seiten. Rückwand und Boden zeigen rohelte Behauung, wogegen 
die Vorderfeite mit fowohl kantigen als auch halbrunden Leiften profilirt erfcheint. 

13* 





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too 



Samuel Jenny. 




Damit erfchöpft fich die Kenntnis über das befprochene Gebäude, deffen vollfländige Auf- 
deckung allein jeden Zweifel über feine Bedeutung löfen wird. Bis diefer Abfchlufs des Begon- 
nenen mir vergönnt (es vergehen wahrfcheinlich manche Jahre 
darüber), mufs ich mich begnügen, auf den bis dahin gewonne- 
nen Refultaten fufsend, die Vermuthung auszufprechen, dafs 
man es möglicherweife mit einer Bafilika zu thun hat, die in 
vielen Beziehungen unferem Rathhaufe und unferer Börfe ent- 
fprachen. Dafs es ein öffentliches Gebäude gewefen, kommt in 
Anfehung feiner Gröfse, wie feiner architektonifchen Ausftattung 
wohl nicht in Frage; dafs ich ihm gerade die obige Beftimmung 
vindicire, dazu verleitet mich folgende Betrachtung: Die offene 
Halle war in fehr geeigneten Verhältniffen angelegt, um ebenfo- 
wohl dem öffentlichen Verkehre der Bürger, als zur Abhaltung 
von Gerichtsverhandlungen eine bequeme geräumige Stätte zu bieten, welch beide Zwecke zu 
vereinigen die Anlage aller Baf.liken fpäterer Zeit als Grundgedanke feflhält. Dafs die Vorfchrift 
Vitruv's, die Breite nicht unter dem Drittel und nicht über der Hälfte der Länge zu bemeffen, 
im vorliegenden Falle nicht zutrifft, braucht nicht zu beirren, da auch Beifpiele quadratifchen 
Grundriffes bekannt find (Bafilika von Oericulum), ja fogar Vitruv felbft eine Bafilika baute (für 
die julifche Colonie Fanum), deren Länge nur ungefähr '/, ihrer Breite betrug. 
In Folge der mannigfaltigen Bedürfniffe, welche das Leben felbft, aber befon- 
ders die Rückficht auf das rauhe wechfelvolle Klima unter unferem Himmels- 
ftrich hervorrief, waren gar viele Abweichungen von fchematifirende n Regeln, 
fogar in den wefentlichften Funkten geboten. Vielleicht kann gerade in der 
Nothwendigkeit, den bürgerlichen und commerciellen Verkehr durch Anlage 
vieler gewärmter Räume, die wir in der rückwärtigen Hälfte des Gebäudes unter 
gebracht fehen, gegen Misgunft der Jahreszeit ficher zu Hellen, der Grund zur 
Querflellung der Halle liegen, wodurch ihre Tiefe nicht einmal der halben 
Länge gleichkommt. 

Gewifs pafst die Aufteilung von Sonnenuhr und Aichblock, welch 
letzterer nach dem Beifpiel aus Pompeji richterlicher Aufficht unterteilt war, 
vollftändig auch in eine Bafilika, indem uns dadurch die Ausübung behördlicher 
Wirkfamkeit in zweierlei Richtungen, Regelung der Zeit und des Mafses, 
veranfehaulichend entgegentritt. Die fymmetrifche Anlage eines zweiten abge- 
trennten Raumes wie M zur linken Seite ifl kaum zu bezweifeln und dürfte in 
diefem Falle als ruhige, von dem Lärm des allgemeinen Treibens entfernte 
Stätte gedacht werden, wo bald Richter und Advocaten ihres Amtes walteten, bald ftädtifche 
Beamte oder Collegien ihre Sitzungen abhielten. 

Die Finzclfunde berührend, die inner- und 
aufserhalb des Gebäudes in fehr fparfamer Weife 
gemacht wurden, fei ein bei i gefundener Granit- 
block (etwa Cub. Meter) erwähnt; er trug wohl 
Zeichen der Bearbeitung, doch bei weitem unge- 
nügend, um über feine Beftimmung an diefer Stelle ein 
F ' E 7 Urtheil fällen zu können. Bearbeitete Marmor Stück- 

chen, defswegen nennenswerth, weil in keiner früheren Ausgrabung auch nur Spuren folchen 
Materials zu treffen waren, fanden fich mehrere, anfeheinend zu Architrav oder Kranzgefims 




Fig. b 




uigi 



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Bauliche Uebekkeste von Bkicantium. 



ioi 




Ki B . 8. 



gehörend, nur eines unter ihnen zeigt das bekannte Blatt Ornament (Fig. 5). An der Mauer IX 
wurde ein Beil aus Elfen ausgegraben und außerhalb des Gebäudes das Terracotta- Statuettchen 
einer Venus, 15 Cm. hoch, ganz erhalten bis auf die Füfse (Fig. 6). In gewohnter Weife aus zwei 
Hälften, die in Modeln geprefst wurden, zufammengefetzt, aus gelblichem 
Thon verfertigt, nicht bemalt, trägt fie den Stempel plumper handwerks- 
mäfsiger Ausführung an fich. Ihrer Haltung nach, mit der Linken die 
Kleider erfaffend, mit der Rechten das reiche, lang herabfallende Haar 
in zwei Flechten theilend, fcheint eine folche Auffaffung beabfichtigt ge- 
wefen zu fein, die fie im Begriffe ins Bad zu fteigen darflellt. Die Schutt- 
fchichte, in der diefe Venus fich vorfand, deutet auf zufällige Verschlep- 
pung, vielleicht aus den nahe gelegenen Thermen her. Das häufige Vor- 
kommen von Venus- Statuetten in Bädern Carnuntum's und deren Bedeu- 
tung ift von Herrn Dr. Kenner feiner Zeit conflatirt worden. 

Endlich fanden fich noch im Schutthaufen vor der Wiedereinfüllung: 

Gefchnitzter Knochen zum Anftecken auf einen Gegenftand, dem er etwa als Handhabe 
diene, eingerichtet. Der leicht gebogene cylindrifche Theil ift mit Schuppen bekleidet und endigt, 
dem Thiere entfprechend, das dargeftellt werden follte, in einen Schlangenkopf mit aufgefperrtem 
Rachen (Fig. 7). 

Sternförmige Agraffe mit zweierlei Glasflufs (Fig. 8), von denen aber nur der eine, blau von 
Farbe, noch in drei Strahlen feftfitzt. Bronzenadel von 315 Mm. Länge; der 4 Mm. dicke runde 
Draht verbreitert fich an beiden Enden der Löcher wegen, die dort angebracht find; fie diente 
wohl zu weiblichen Handarbeiten. 

Stempelfunde: Auf einem Reibfchalenrand aus hartem, gelbem Thon (Fig. 9): pj^Ri 

Auf Henkeln von Amphoren: T ■ V ■ B und S ■ N • F 
(Fig. 10 und 11). 

AufTcrra figillata: Töpferftempel Jul. Primi. O(ficina), 
Polinus. oft. Maximi, Of. Se (vielleicht Of. Severi), Patrici, 
Julüni und Stempelfchncider Imanni inmitten einer Scene aus 
der Arena mit gut modellirten Thieren (Löwe, Löwin, Panther, 
Antilope). 

Bronze-Münzen : 
& S C Kaifer, unter ihm die Erdkugel, 

27 Mm. Dupondius des Nero 54 bis 68 n. Chr. 

S • C Virtuti (Aug.) Pallas fchreitend, 

27 Mm. Imp. Caes. Domit. Aug. Germ. Cos XVII Caes. P. P. P. 81 — 96 n. Chr. 
»SC Kaifer zu Pferd einen Feind zertretend, 

34 Mm. (Imp. Domitianus Caes) Aug. Germ. Cos XII 

» Sitzende Frau, 

25 Mm. Caes. Nerva Tra (ianus) 98 — 117 n. Chr. 
» Verfchwunden, 

27 Mm. (Nerva Tra) iano. Aug. Ger 

»SC Die Pietas als fitzende Frauengeftalt opfernd, 

32 Mm. (Nerva) Traiano. Aug. Ger. Dac. Pm. Tr 

»S C Mars flehend, 

26 Mm Hadrianus 117 — 138 n. Chr. 




fif. 9. io. it. 



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102 



Samuel Jenny. 



III. 

Den Raum zwifchen der Thcrmen-Colonnade und der Bafilika füllen bauliche Objefte von 
untergeordneter Bedeutung und vorwiegend flüchtiger Erftellung aus. Die Verwendung des Kalks 
ift fpärlich, Sorgfalt im Aufbau ift meifl wenig wahrnehmbar, da die Flufskiefel häufig nicht geköpft, 
deren Lagen unregelmäfsig gefchichtet find und die Mauern feiten rechtwinklig aufeinander flofsen. 
Ein grofses Gebäude N, wohl bis zur Säulen-Front der Bafilika hinaufreichend und feewärts an den 
Säulengang der Thermen angelehnt, hat vielleicht ärmeren Claffen der Bevölkerung zum Wohnort 
gedient; wenigftens weifen zwei kleine Mühlftcine (oberer Theil catillus), der eine aus Granit, der 
andere aus Gneis, auf häusliche Befchäftigung hin. Man geht vielleicht ebenfo wenig irre, Abthei- 
lungen für Scheunen und Stallungen vorauszufetzen, wenigftens bietet der Fund eines fehr fchönen 
Bronzc-Schmuckbefchlages (Zierplatte, fogenannte Gclieger Phalerae) vom Zaumwerk eines Pferdes 
nahe der Oftfeite etwelchen Anhaltspunkt (Fig. 12). 

In fchwachem Zufamcnhang mit diefem Gebäude — nur die Ecken hängen zufammen — 
fleht der nach allen Seiten fchiefwinklige Bau 0, ein für fick allein dajhhendes Hypocauß\ fo merk- 
würdig diefe Ifolirung ift, läfst doch die Auffindung 
des Heizloches und mehrerer SandfieinPfeilerchen, 
die hinter demfelben auf Eftrichboden ftehen, keine 
andere Annahme zu. Sehr dicke (86 — 94 Cm.) 
Mauern gleichen einigermafsen diefe ungünftige Hei- 
zung aus; fie erlitt denn auch fchon zu Römerzeiten 
eine veränderte Beftimmung durch F.infüllung des 
Hypocaufts und Ueberdeckung mittelft Eftrichboden 
auf einer Lage grofser Flufskiefel in der hier üblichen 
Weife. Das Hypocauft trug an der Aufsenfeite noch 
bemalten Verputz. 

Die feewärts ftreichenden Mauern XI bis XV 
kennzeichnen fich deutlich als Stützmauern zur Be- 
feftigung der natürlichen Terraffe, welche von den 
Thermen her das ganze Gut quer durchzieht, auf 
diefer Seite aber zur höchften Erhebung von 190 M. 
anfteigt. Welche Beftimmung den Quermauern auf der Höhe zukommt, wenn man fie nicht etwa 
als Bruftwehren betrachten will, welche fich allenfalls in Beziehung zum thurmartigen Einzelbau 0 
und der langen Mauer dazwifchen im Sinne eines combinirten Vertheidigungs-Objc&es bringen 
liefsen, entzieht fich der Beurtheilung durch den Abfchlufs der Ausgrabungen, denen der ein- 
brechende Winter hier ein Ende fetzte. 




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GRABSTEINE DER CHRISTLICHEN ZEIT ZU FRIESACH IN 

KÄRNTEN. 



Von Leopold v. Beckh-Widmanstetter. 
III. 

B. Dominicaner-Klofter. 

L Geiflliche Per/onen. 

33. Circa 1500. Vor den Stufen des Mittelfchiffes, 195 Cm. hoch, 103 Cm. breit, ein Grabftein, 
deffen Randleiften einft eine Umfchrift enthielten, welche aber bis auf fchwache Andeutungen des 
gothifchen Charakters der Umfchrift völlig verwifcht find. Im Felde, das von einer runden hohen 
Mütze bedekte Haupt auf einem Kiffen gebettet, ruht ein Ordenspriefler in weitfaltigem Mantel, aus 
deffen weiten, tief abfallenden Aermeln die über den Leib gelegten gefalteten Hände hervorragen. 
Ueber das Kleid ifl ein kurzer Pelzkragen gelegt, mit einer Reihe Quarten daran. 

An diefes Denkmal anfchliefsend, ift ein anderer 2 Meter langer 70 Cm. breiter Grabftein 
gelagert, mit fchwachen Spuren einer Randfchrift des 14. Jahrhunderts, aus welcher jedoch nichts 
mehr entziffert werden kann. 

34. 1626. Im Priefter-Chore in der Mitte am Boden gelagert, ein 2 Meter hoher, 112 Cm. breiter 
grauer Stein, welcher in Lapidar-Lettern folgende fiebenzeilige Infchrift enthält: 

Hic in domino qviefeit ad re* 1 P. F. Joannes Pavl Stagnomolan hvi9 convent. fili (?) praedicator | 
ghalisqvi praedicand9 civib? | Frifacenfib*» ioannis per actis | in epiphania anni iÖ26.aetatis| vero fvae. 

76. obiit. 

35. 1742. Im Priefter-Chor vor dem Hoch-Altar am Boden ein grauer 119 Cm. hoher, 74 Cm. 
breiter Gruftdeckel mit der lapidaren Infchrift: 

Sepvltvra | fratrum ordinis | pra?dicatorvm|i742. 

II. Weltliche Per/onen. 

36. 1276—1330. Im fiidlichen Tratte des Kreuzganges nächft der Seitenthurc zur Kirche, 
in der Mauer eingeladen, ein 210 Cm. hoher, 70 Cm. breiter, bereits ftark abgeblätterter Stein, fo 
dafs die in 20 Zeilen regellos abgetheilte Schrift nicht mehr ganz gelefen werden kann. Diefe 
Legende ift übrigens eine dreitheilige, nach ihren drei getrennten Eintragungen, welche den Jahren 
1276, 1327 und 1330 angehören. Aufgelöft fchlage ich folgende Lesart vor: „+ Anno domini ' M ■ CC 
LXXVI ' XIIII • Kalendas Junii Pilgrimus Cellerarius obiit. — Anno domini ' M ' CCC ' XXVII ■ 
XVII ■ Kalendas Novembris Uol(ricu)s. de Grad(es), filius Pilgrimi Cellerarii. — Anno domini ■ M " 
CCC XXX XVI Kalendas Aprilis obiit Pilgrimus filius Pilgrimi Cellerarii." (Fig. t.) 



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GkAHSTKINK DKK UlklSTLIClIKN ZEIT ZU FklESACH IN KaKNTKN. 



Die Schrift ftimmt vor Allem mit der Zeit, fie befteht in einem Gemenge von geraden und 
gebogenen Buchitaben und veranschaulicht den Uebergang der Majuskel in die Uncialfchrift 

Hinilchtlich der Zutheilung des Uenkmales glaubt Freiherr von .tniers/to/en,' dafs die 
Cellerarii einer bürgerlichen Familie angehörten, die ihren deutfchen Namen latinifirt haben. 
Sofern dem alfu und nicht etwa ein bekleidetes Amt (das eines Kellermei(ters) zur Annahme 
diefes Namens den Anftofs gab, vermuthe ich, dafs der Name fpäter wieder verdeutfcht wurde und 
dafs unter diefen Cellerarii die Ahnen einer der Familien des Namens Kellerbcrg zu fuchen fein 
dürften. 

Das Zeugnis einer Namensänderung ifl übrigens fchon in der 
vorliegenden Infchrift, in ihrem zweiten Theile enthalten. Es ift da ein 
Sohn des Pilgrim nach einem Orte benannt; mit Rückficht auf die 
Localitat vervollständige ich die vorhandenen Buchftaben zu Grades, einem 
Orte lies Friefach benachbarten Metnitzthaies, nach welchem zur gröfseren 
Beglaubigung meiner Vermuthung 1350, 1356 und 1361 ein Pilgrim ab dem 
Gradeis (wahrfcheinlich Enkel des Pilgrim Cellerarius, Sohn des Ulrich 
von Grades) genannt wird und in der Gurker Urkunde des Jahres 1361 
mit einem Schildhaupte, in welchem drei Sterne, fiegclt. * 

Aber auch andere Namen finden fich, die hier in Betracht ge- 
nommen werden können. Im Jahre, welchem die dritte Eintragung am 
Grabileine angehört, ift am 2. Decemljer 1330 „Pilgrim von Friefach" 
Zeuge einer beim hiflorifchen Vereine in Klagenfurt verwahrten Urkunde. 
Pilgrim von Kellerbcrg fiegelt in dem benachbarten Gurk eine Urkunde 
des dortigen DomCapitels 1381 mit einem Mannskopfe. Im Jahre 1415 fiegelt 
der Judenburger Bürger Albrecht von Kellerberg eine Urkunde, ebenfo 
am 3. April 1430 eine folche des Klofters Admont die Probftei Sagritz in 
Ober- Kärnten betreffend, ein J'iigrim Kellerberger.' 

Endlich fei noch bemerkt, dafs an den nicht gewöhnlichen Vor- 
namen Pilgram auch der Pilgramhof nächfl Judendorf bei Friefach 
erinnert. 

37. Zwifchen 1284 und 1286. Im Nord-Tracl. des Klofter-Kreuzganges 
ein 1S6 Cm. hoher, 46 Cm. breiter Grabftein aus weifsem Marmor, am 
Boden gelagert, doch fo, dafs er gut erhalten blieb. 

DNS 0 - OT(F)R([)|DVHS DK TRVS|8«N 0* — NONIS NOVO — MBRIS R60L.V — IttSCiT TIN- POT« 

lautet die in 6 Zeilen zu beiden Seiten vom Schafte eines fehr fchön gezeichneten gothifchen Vortrag 
Kreuzes angebrachte Infchrift, unter welcher, das Kreuz abfchliefsend, ein unten zugefpitzter 
Dreieckfchild in fcharfen UmrilTen hervortritt. In demfelben wächft aus dreimal geborftenem Schild- 
fufse, oder nach ftrengheraldifcher Terminologie : aus einer Mauerzinne ein Bär hervor. (Fig. 2.) 

Die Legende diefes Grabfteines befagt, dafs hier ein Gottfried Truchs zur ewigen Ruhe 
gebettet wurde, der an einem 5 November eines unbekannten Jahres gellorben. Der Umftand, dafs 
nach dem bis linde des 13. Jahrhunderts üblichen Gebrauche der Klöller nur der Sterbetag und nicht 
auch das Jahr des Todes benannt ift, verweifet diefes Denkmal in den Schlufs des 13. Jahrhunderts. 
Das Gefammtbild des Denkmales, welches nur das Kreuz, eine um deffen Schaft gruppirte, ohne 
Rückficht auf Silbenbiegung abgetheilte Legende, endlich den einfachen, kräftig ausgefchnittenen 

1 Milthcilungen der k. k. Central Cummiffion 1S58. III , S. 280 — -' Nolizenhlatl 185 1 I , 328 und 3J9 nach Urkunden des 

S(.iac> Archive* in Wien; Wtift, Kärntens Adel. S 68 und Original der Gurker Urkunden v. J. 1J61 — * LeUtctc beide Daten au» 
Mucker. Gefcliicht« der Steiermark, VII.. i J4 . 213 - > Obiit. 

VIII. N. F. 14 



71 



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LCOFOLD V. BeCKII- YVlDMANSTETTER. 



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DNS'G S 5oTH^ 
•DV^DE trBVHS 

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Schild dem Befchauer zeigt, betätigt diefe Zuweifung. Das vorliegende. Denkmal hat überhaupt 
mehrere Analogien mit jenem, welches aus einem der Jahre 1275 oder 1276 einem Zeitgcnoffen des 
Truchs, dem Minnefänger Ulrich v. Liechtenflein, auf der Friefach nicht allzu fernen Frauenburg 
in Oberweier gewidmet ift. ' 

Wir wollen nun Unteraichen, welchem Gottfried Truchs diefes Denkmal gelten könnte. 

Die Truchfen, fo benannt nach den drei unweit Völker- 
markt gelegenen, jetzt in Ruinen verfunkenen Hurgen, die modern 
Trixen genannt werden, waren vornehme Vafallen der Herzoge 
von Steyer und jener von Kärnten und werden fchon im 12. Jahr- 
hunderte häufig genannt. In den Urkunden der lleirifcheii und 
kärntnifchen Landesfürften nehmen fie als Zeugen einen vorzüg- 
lichen Rang ein. So erscheinen in dem Briefe, mittelft welchem 
ddo. Marburg 9. September 1209 Herzog Leopold von Oellerreich 
und Steiermark die Karthause Gayrach wieder herflellt: „Cholo 
de Truchsen et fratres eins Godofriilus et Otto" unmittelbar nach 
Dietmar von Liechtenflein (dem Vater des Minnefängers Ulrich) 
und Ulrich von Stubenberg und vor Friedrich von l'ettau. Diefe 
drei Brüder werden in den Jahren 1206 — 1215 öfters genannt 1 Es ift 
aber zu bemerken, dafs diefe Truchfen einen aus dem Schildfufs 
wachfenden Adler führen und (ich darum von jener Familie unter- 
fcheiden dürften, welche beiläufig zu Beginn des 13. Jahrhundertes 
in der Gegend von Gurk und Friefach auftaucht, da zur Geltung 
kommt und, wie auf dem vorliegenden Grabflein zu fehen, einen 
wachfenden Bären im Schilde führt Allerdings ill der Umlland zu 
bedenken, dafs die Trüchfner Schlöffer ein Eigenthum der Kirche 
von Gurk waren, eine Beziehung, welcher anmerkungsweife hier 
gedacht fei. 

Das Verhör der Urkunden macht uns mit einem Gottfried 
Truchs bekannt, welcher mit dem eben befchriebenen Kleinod des 
Bären vom Jahre 1267 ab in Urkunden nicht feiten genannt ill. Am 
3. October 1267 wird eben diefer Gottfried (das Wappen beglau- 
bigt ihn) als der zweite unter 22 adeligen Zeugen aufgeführt Am 
29. Augufl 1267 ift er der erfte unter 10 weltlichen Zeugen. Am 
28. Mai 1269 ift er einer der Zeugen des Herzogs Ulrich von 
Kärnten. Eine beredte Paufe ift die der Jahre 1270 — 76, wo Otakar 
von Böhmen lieh zum Herrn des Kärntnerlandes gemacht hatte ; 
der Truchs ift nirgends genannt, und wohl hat er fich Hill abwar- 
tend verhalten; er tritt aber fofort auf den l'lan der Ereigniffe, als 
Otakar's Sonne fich gegen Abend neigte. Gottfried von Truchfen 
ift am 19. September 1276 einer der genannten Theilnehmer an 
der berühmten Adelsverfammlung im Klofter Reun bei Grätz, bei welcher die Ständeherren der 
Länder Steyer und Kärnten dem Könige Otakar von Böhmen abfagten und fich dem neugewählten 
deutfehen Könige Rudolph von Habsburg mit Gut und Blut verpachteten. Der Truchs, denen Siegel 




1 Mittheihingen <le< hiflnr. Vereine« für Steiermark XIX. 1871 : L Btc M- H'itimaitmßftlrt : Ulrich» v I.icclitenftcin. de* Minne 
f.ingetv Grabmal auf Her Krauenhnrg - Sie waren Sühne Heinrichs v. Trucbfen und Grafetiftein au» der Elle uiil Mathilde, der Witwe 
de» 1104 | Grafen Sie K fned III. »011 Lieben.« (Sikrctl, UrVundcnbuch von Sl faul Nr 24 de anno polt 1 19a und a O m). 



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Grabsteine dek christlichen Zeh zir Fkiksach in Kärnten. 



107 



wie die meiden an diefer Urkunde verloren fingen, ift unter den Theilnehmem der fünfzehnte, bald 
nach Otto von Liechtenftein und unmittelbar hinter Cholo von Saldenhofen aufgeführt. ' 

Schon am 26. April 1277 finden wir den Truchs als oberften Landesrichter in Kärnten (judex 
per Carinthiam generalis), ein Amt, welches dann 1279 Otto v. Liechtenftein und 1280 Cholo von 
Saldenhofen trug, welcher rafchc Wechfel einen Sehlufs auf die nur kurze Dauer der Function 
begünftigt. Denn auch der aus dem Amte getretene Richter bewahrt fich eine bevorzugte Stellung 
unter den Edlen des Landes Wahrend dem Richteramte des für die Steiermark vielbedeutenden 
Otto von Liechtenftein ift in einer von diefem zu St. Veit am 4. Juni 1279 ausgeftellten Urkunde 
Gottfried v, Truchfen der erfte Zeuge nach den Grafen, und drei Tage fpäter, am 7. Juni, fiegelt er 
neben Otto v. Liechtenftein.* Das hohe Anfehen des Truchs bei der neuen kärntnifchen Dynaftie 
der Görzer Grafen bezeugt insbefondere die Urkunde ddo. Klagenfurt 28. Juni 1283, 9 gemäfs 
welcher Graf Mainhard von Tyro! und Görz, Herr des Ilerzogthums von Kärnten, den in feinem 
Namen und Auftrage von feinem getreuen Diener Herrn Gottfriet von Trychfen und Herrn Julian 
von Seburch dem Vicedom von Kärnten gefällten Spruch in einem Streite zwifchen dem Propfte 
Heinrich von Wörthfee und Cunrad von Paradeis beftätigt. Die Urkunde ift von Mainhard, dem 
Truchs, dem Vicedom und dem Paradeyfer geflegelt, als Zeugen find genannt 12 Edle und 7 Priefter. 
Gottfried Truchs wird vor dem fchon im Jahre 1273 als Vicedom auftretenden Julian von Seeburg 
aufgeführt, wohl in Erinnerung an feine im Jahre 1277 bekleidete Würde als oberfter Landesrichter 
in Kärnten. 

Das eben nachgewiesene diftinguirte Hervortreten des Truchs aus dem Kreife der Edlen 
des Landes geftattet uns einen Rückfchlufs auf die Zeit, wann Gottfried Truchs als ein aus dem 
Leben Gefchiedener angefehen werden kann. 

1284 bellegelt Gottfried Truchs noch eine Strafsburger Urkunde des Bifchofes von Gurk, 
wobei er als Caftellanus Erifacenfis aufgeführt wird. Wohl der Einwirkung des Grafen Mainhard 
dürfte es zuzufchreiben fein, dafs Gottfried diefes Amt in dem für den Landesherrn fo wichtigen 
Eriefach trug. Aber eben diefes Jahr und eben diefe Urkunde find die letzten Zeugen der Lebens- 
thätigkeit des Truchs, von da an hören wir nichts mehr von ihm. Als Mainhard vom deutfchen 
Konige Rudolph am 1. Februar 1286 mit dem Herzogthume Kärnten belehnt worden war und am 
1. September darauf die herkömmliche Herzogseinfetzung am Zollfelde fich abfpielte, begegnen wir 
zwar noch «lern vorher zweitgenannten Julian von Seeburg, der von da an in allen Urkunden die 
erfte Stelle einnimmt,' doch nie mehr dem Truchs. Diefer war alfo vom politifchen Schauplatze 
bereits abgetreten, ja er mochte im Jahre 1286 gar nicht mehr gelebt haben. Die Probe diefer 
Annahme dürfte der bezeichnende Umftand halten, dafs Gottfried von Truchs in Eriefach, alfo in 
dem Orte begraben liegt, als defl'en Burggraf er in der letzten Urkunde genannt ift, die feiner 
gedenkt. 

Schon 12S7 hatten fich die Beziehungen zwifchen dem Erzbifchofe von Salzburg und dem 
Herzoge Albrecht von Oefterreich alfo getrübt, dafs ein Anhänger des Herzogs und feiner Ver- 
bündeten in Friefach nicht mehr als Caftellan oder Burggraf hätte walten können. In der That 
verfallen diefes Amt im Jahre 1288 bereits Otto von Weifseneck und Rudolph von Vonftorf,* welche 
in der Stadt befehligten, bis die Truppen I lerzogs Albrecht am 4. Februar 1289 Friefach erftürmten 
und verwiifteten. 

1 Original im Staat* Archive in Wien Siehe auch Mmhar, GefchSchle der Steiermark. Tangl, Handbuch der Gefchichle von 
Kärnten. IV. Hand. — ■ Handbuch der Gefchichle von Kärnten, IV Band. S 256. 294. 299. 300. .559. 405, 408. — 3 fiitkkorn III 
Nr ibi ll.1ndr.1n h der Gcfchichtr von Kärnten, IV Band, S. 40;. — Taugt ift der Meinung auch Truch* fei Vuednm von Kärnten gewrfen 
eine EiycniVliaft. die ich nach dem Texte der ürhtinde bei Birkkern nur dem Sceburg mitteilen mochte — 4 Handbuch der Cefchichlr 
von Kärnten, IV . S. 451. 45b. 400 - !> Nach Muekar, Gcfchichte der Steiermark. VI.. 17 ff,, fei Rudolph v Vonftorf von 12S5 -IJ03 
Burggraf von Friefach genefeil. 

■4* 



io8 



LkoPOM» V. BKt KlI-WlDM ANSTF.TTKk. 



Gottfried Truchs, der wahrfcheinlicli bereits bejahrte vornehme, fo lange er lebte, bei den 
wichtigen Anläffen hervortretende Mann, dürfte alfo wahrfcheinlich bereits 12S5 oder fpateftens im 
Jahre 1286, und zwar noch im Amte als Burggraf zu Friefach geftorben fein. Spater hätte er bei den 
beftandenen politifchen Verhaltniffen in Friefach kaum mehr eine Grabesflätte erhalten. 

Denn die Sproffen feines Namens (landen auf Seite des Landesherrn dem Salzburger 
Kirchenfürften und dem Grafen Ulrich von Heunburg gegenüber. Dies bezeugt die Urkunde ddo 
Sonntag vor Martini 1291,' kraft welcher Otto, Ludwig und Hans (richtiger Heinrich) Herzoge 
von Kärnten, Grafen zu Tyrol und Gürz, ihrem Amtmanne Ulrich v. Truchfen vier Huben im 
Gortfchitz-Thale fchenken „für den Schaden, den er Ulrich in unferm Dienft genohmen hat zu 
St. Veith da vnfser lieber Brueder I lerzog Ludwig gefangen wardt, vnd defs er vns verricht" hat 
mit guet gewiffen vnd der geraith ilt für vierzig march Agleyer." 

Beiläufig 30 Jahre fpater conftatiren zwei Urkunden einen 
jüngeren Gottfried von Truchs, am 20. December 1313 als Ge 
fehenkgeber zu Gunflen iles Klofters von Marenberg und am 
16. April 1316 als Siegler eines Verkauf briefes." Diefer Gottfried 
führt ebenfalls einen aus dreifacher Zinne wachfenden Baren 
im Schilde. 

In der Zeit diefes jüngeren Gottfried find Gr.ibfleine 
bereits datirt, auch andere Wandlungen vollziehen (Ich allmalig, 
lerner liegt nichts vor, dafs diefer jüngere Truchs in einer 
Beziehung zur Stadt Friefach gertanden wäre. Sicher ifl dies 
jedoch von dem 1284 als Caftellan in Friefach genannten Gott- 
fried von Truchs und wohl diefem hiflorifch intereflanten 
Manne gilt der Grabftein im Dominicaner-Klofter zu Friefach. 

38. Circa 1336. Im örtlichen Trade des Kloftcr-Kreuz- 
ganges ein 2 M. hoher, 82 Cm. breiter Grabftein aus weifsem 
Marmor, welcher leider am untern Thcile fo befchiidigt ift, dafs 
die beftandene Infchrift dort nicht mehr gelefen werden kann. 
Der Sti in hat im vertieften Bildfelde das Kreuz, darunter einen 
fchraggeftellten Dreieckfchild, welcher quadrirt im erften und 
vierten Fehle erhaben, im zweiten und dritten aber vertieft fich 
darflellt. Auf der linken Ecke des Schildes ruht, nach der 
rechten Seite gewendet, der Kübelhrlm, über deffen Scheitel 
aus einer Art 1 lut fich ein Federbufch entfaltet. In die durch 
das Querholz des Kreuzes oben fich ergebenden freien Felder, 
find beiderseits in einem glatten Doppelkreife fechsblätterige 
Rofetten angebracht (Fig. 3). 
Kig 3 Von der in Majuskel gehaltenen, erhaben gemeifs<lten ( 

in der Mitte der oberen Lcifte nächft dem Heheringe beginnenden Legende, ifl nur der Anfang 
bis in die Mitte der linksseitigen Rahmenleifte zu lefen: 

„Hl« I. «IT- H«R- FFUDRfllH- 
das Folgende ift abgewetzt bis auf den Schlufs, wo die dafelbft befindlichen Buchftaben auch nicht 
gut gedeutet werden können: 

< llofrehatigewolbrl.uciirr I 14. «las Damm ifl ohne Zweifel lelilt-rlmft ahgefchnel.en, denn .1.« Jahr kann nicht vnt U93 
Kcfct/t werden, wurde ja lleriog Ludwig erft im Juli 1292 gefangen und »u Martini oWeihe« J»hrM war et n»cli Hühl frei — • Verrech 
■et — ' Erfterc Urkunde fleierm Lande« AkImv. die »»eile liiflorifcher Veiein in Kbyenfnri 




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GkABSTEINE i>ek CHRISTLICHEN Zkit zu FribSACH in Kärnten. 



Der Anlage nach möchte ich das Denkmal dem früheren 14. Jahrhunderte zuweifen. In eine 
noch frühere Zeit pafst die Randfchrift, dann das Wappen fammt I leim und Zier nicht. Hinfichtlich 
der IVrfönlichkeit geftaltete fich die Zutheilung nicht eben leicht. Einen alfo quadrirten Schild 
ohne Beizeichen (fahren viele Familien, Das Gefühl fprach zuerft für die erlauchtefte aus ihnen, die 
Ilohcnzollcrn. Es zeigten lieh mehrere Anhaltspunkte für eine Anknüpfung und ich fliehte Fühlung. 1 
Nächfl diefen kamen die Grafen Collalto, die Grafen von Caftcll, die Kllerbach u. a. in. in 
Betracht 

Die Durchforfchung der kärntnifchen Urkunden und der Siegel derfelbcn gab endlich 
beftimmte Aufklärung. Niklas von liberßein beurkumlet am 10. Februar 1321 den Verkauf einer 
Hube unter feinem Siegel, rechtsgewendeter quadrirter Schild, eins und vier erhaben, zwei und 
drei vertieft; über dem Schilde Kübelhelm, mit einem nach oben zu fpitz verlaufenden Dache, aus 
deffen Spitze fich ein Bufch ausbreitet. Umfchrift in Minuskel: M -i-S Nicolai ■ de Eberftein". Das- 
felbe Wappen zeigt das Siegel der Urkunde vom 13. Marz 1339; das ift alfo genau das Wappen 
des Grabfteines, welches dann auch bei anderen Ebcrfleinern in gleicher Form des Schildes 
vorkommt, fo beim Ulrich X. September 1326, beim Chunrad und Fckhard am 11. Jänner 1362 * 
Familien- Angehörige mit dem Vornamen Friedrich find in diefem fchon früh unter den vornehmeren 
kärntnifchen Minifterialcn vorkommenden Gefchlechte nicht feiten : 1273, 30. Oetober zu Fricfach (?) 
die Brüder Otto, Friedrich, Heinrich und Reimbert; 1282, 5. April, von diefen Brüdern Otto und 
Friedrich in einer Eberfteiner Urkunde, die uns drei Zweige diefes Gefchlechtes erkennen läfst; 
1293 waren zu Friefach Friedrich von Eberftein und I leinrich der Schwab von Eberftein Schieds- 
männer. Kaum ein anderer als der hier mehrmals genannte Friedrich dürfte in der Urkunde vom 
St. Johannstag zu Weihnachten, das ift den 27. December 1337 (M336) genieint fein, kraft welcher 
Niklas und Fritzlein, die Sohne Herrn Friedrichs von liberßein für den Fberhard Löfencer eine 
Bürgschaft leiften." Aus dem Umftande, dafs die Söhne eine Bürgfchaft leiften in einer mit Belitz- 
rechten verbundenen Sache, in welche ehevor der Vater verflochten war, fpricht dafür, diefen 
bereits als verdorben anzufehen. Die Betrachtung des Denkmalcs ftimmt mit der Zeit überein und 
der Schlufs: das vorliegende Denkmal gehöre dem Vater des Niklas und Fritzlein, dem kaum 
lange vor 1337 verftorbenen Herrn Friedrich von Fbcrftein, dürfte die Frobe halten. 

Ein Jahrhundert darnach war das Gefchlecht verblüht. Der zeitgenöffifche Chronift Unreft 
fagt, der letzte Fberftciner fei Armuth halber in den deutfehen Orden getreten. Den Todtenfchein 
des Namens enthält der Majeftätsbrief vom Sonntag vor St. Jörgentag 1458, mittelft welchem Kaifer 
Friedrich das Wappen des mit Kultach von Fberftein ausgeftorbenen Gefchlechtes dem Moriz 
Welzer verleiht. Diefer war der Erbe reichen Gutes durch feine Ehe mit Elifabeth, der Tochter 
jener vom Zauber der Romantik umlloffenen Anna von Eberftein, welche, den rauhen Fobminger 
verfchmähend, Günter von Herberftein's Weib wurde, dann 1418 den von ihr im Leben reich 
befchenkten minderen Brüdern zu Wolfsberg in dauernde Verwahrung gab, was an ihr vergänglich 
gewefen ; denn ihr Geifl foll noch unter uns wandeln, fo wollen Manche behaupten. 

39. Bis fpäteftens 1350. Im weltlichen Thcil des Kreuzganges, am Boden gelagert, ein 
173 Cm. breiter, 82 Cm. hoher Grabftein aus weifscin Marmor. In der Füllung zu oberft, in einem 
vertieften Kreife, ein Kreuz; letzteres hat nach unten eine Verlängerung des Schaftes bis an den 
Rand der Leiftc, unten ift der Kreuzesfchaft mit einer fockelartigen Frweiterung markirt, (tiefe 

< Dr R Graf StM/rirti. Stammbaum de» Haufe* llohenrollcrn in der liohciuollcru'fchcn Goldchronik, 1880: iwei liru<lcr 
de» am 24 Kai 12S9 verfbiibcnen Grafen Friedrich des Erlauchten von Zulltrn. Welche allenfalls liici hallen in Betracht honMM können. 
— - Spater vollzog fich eine Aeivlerung in «liefern Wappen mlofern . als die Kamilie mm lletniklcinode einen wachfeuden 
Ichwarrrn Eber annahm, der Schild blieb unangctaflct und erl.lcn felben nach dem Anwerben 4** Haute» um 1450, famml dci Hing 
gleichen Namens, .lie au% Ohrrftcior flammenden Weiter, iulet/1 Grafen v Weli — - 1 Original im Siaais Archiv tu Wien. Siehe Nuliien 
btatt 1850, I. S , 31J 



HO 



I.Eoroi.r» v Beckh-Wiijmanstettek. 



mit einer Lilie bezeichnet (Fig. 4). Links vom Kreuzesftamme ein rechts geneigter Drcieckfchild, 
in welchem fchrägrechts eine Fahne. Ueber dem rechtsgewendeten Kübelhelm ein flaches Dach, 
aus welchem ein Federbufch hervorragt. Den breiten Rand füllt eine kräftige Majuskel-Schrift, 
welche im Bildfeldc fortgefetzt ift, wo fich hiezu ein Raum ergibt, ohne auf die Sylbenbiegung 

Acht zu nehmen. Die am oberen Rande beginnende 
Schrift lautet alfo: 

+ FKTR STTH N IST HffRN IJOLHR «HT«X VO N LIHBdV 
B«R(IH ■ V.VD V RO — \V« \ R - IHö UN iKihcen Riheza) 
— SIN «R-HOV SVR— OV KN. 

Die Licbenberger, nach einem Schlöffe in der 
Nahe der einfügen kärntnifchen Landeshauptftadt 
St. Veit benannt, waren ein fchon im 12. Jahrhunderte, 
zuerft 1192 mit einem Uolbertus, genanntes vornehmes 
Minifterialen-Gefchlecht, welches aber Ende des 14. Jahr- 
hundertes ausgewandert fein foll Diefes Denkmal gehurt 
einem Uolbertus (Wolfbert, Wolbert) v. Liebenberg aus 
fpäteftens der Mitte des 14. Jahrhundertes an, in welcher 
Zeit am 25. Jänner 1315 allerdings ein Ulrich v. Liebenberg 
vorkommt, der aber anders, mit drei Spindeln im Drei- 
pafs fiegelt, ein Kleinod, deffen fich noch bei Lebzeiten 
des Vaters (1332) beide Söhne Ulrich und Offo gleich- 
falls bedienen. Aber find Uolbertus und Ulrich gleich- 
bedeutende Namen?! — Zu bemerken kommt weiters, 
dafs die eben benannten Herren mit den Spindeln oder 
Wecken im Schilde fich als die „Lant Liebenbcrger* 
benennen, zum Unterfchiede von jenen „Liebenberg", 
aus welchen am 21. Jänner 1315 (alfo gleichzeitig mit 
Ulrich) der augenfeheinlich fehr vornehme l'eter von 
Liebenberch mit zwei nach aufsen gewendeten Hörnern 
in dem zwifchen denfelben durch eine Spaltlinie bezeich- 
neten Schilde fiegelt. Die Helm/ier bei beiden Linien 
würde mit jener am Grabfteine allerdings überein- 
ftimmen, die Hauptfigur im Schilde jedoch nicht. Gehörte 
diefer Uolbrecht von Liebenberg etwa einer dritten Linie anf 

Noch bleibt uns die Auskunft einer Combination mit einer Familie anderen Stammes, 
welche eine Ihirg Liebenberg vorübergehend befeffen haben könnte. Angefichts des Umftandes, 
dafs di r Nanu- Uolbrecht gerade bei den Liebenbergern heimifch ift, hält fie fchwer. Die Zuthei- 
lung iles Grabfteines mufs fonach angefichts des Wappenräthfels fraglich bleiben. Für die etwaige 
Löfung fei jedoch fchliefslich bemerkt, dafs das Wappen am Grabfteine jenem der urfprünglich 
oberfteirifchen Familie Vanftorf oder Fohnsdorf gleicht, aus welcher 1290 Conrad den erzbifchöf- 
lichen Stuhl von Salzburg beftieg, fodann Rudolph v. Vanftorf diefes Krzbifchofes Vicedom in 
Friefach war. Sa/s etwa ein Pohnsdorf» auf einer Burg nächjl Friefaeh, die er Liebenberg 
nannte .- / F.twa weil fein Weib eine Liebenbergerin war? Oder hatte ein Sprofs aus dem Stamme 
der Liebenberger fein Leben mit einer Fohnsdorferin getheilt und deute fonach das Wappen am 
Grabftein das Gefchlecht <ler Frau an?' 

« V«gl. »W/i. Kirnten.. A M 93 94 




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GKAHSTKINK UKK < UKISTLK IIKN Zhtl ZU FKIKhACll IN KÄKNTKN. 



MI 



40. Circai35<5. In die Mauer des füdlichen Seitenfchiffes ift ein Votiv-Bild aus Stein eingelaffen. 
Das Bild wird von zwei Genien emporgehalten und zeigt die gekrönte Himmelstnuttcr mit dem 
Kinde auf einem Stuhle fitzend, um fie zwei Engel zur Dienftleiftung. Vor der heil. Jungfrau 
knieet anbetend ein Ehepaar, vorn der Mann, dahinter die Frau und hinter beiden das Wappen, 
im Schilde und über dem Topfhelme ein Schmiede-Ambos, aus dem Ambos der Helmzier ragt 
noch ein Federbufch hervor. Die aus den Händen von Mann und Frau Geh aufwärts fchwingen- 
den Schriftbänder hatten einft eine Infchrift, von diefer ift aber keine Spur mehr geblieben. Das 
Steinbild ift 1 Meter hoch, 73 Cm. breit. 

1 )omherr Herrmann vermuthete, dafs diefes Bild den König Heinrich VI. von Luxemburg 
darftelle! Die Erklärung liegt weit näher. In ll'ichncr's Gefchichte von Admont, III. Bd., S. 307, 
Nr. 435, ift folgende, im Original im Stifts- Archive vorhandene Urkunde abgedruckt: 1361, 11. Novem- 
ber, Graz. Leo der Gemzzer reverfirt, dafs ihm Abt Albert von Admont den Hof an der Koyken 
bei Metfchach (Kärnten) gegen die gewöhnlichen Dienfte verlaffen habe. Unter den Siegeln des 
Ausftellers und jenem „dez erbern ritter heren Dyetreichs dez Mairhofer 
zu den Zeiten meins heren von l'uechaim verwefer ze Grecz". Das Siegel 
zeigt einen rechtsgekehrten Helm ohne Schild, darüber einen Ambos, 
aus welchem ein Hahnenwedel hervorwächft, Fig. 5. Umfchrift: „S. Dietrici 
de Maierhöfen." — Damit ift fo viel klargeftellt, dafs das Steinbild von 
einem Mayrho/er gewidmet ift, dem Befitzer des Gutes, welches, nächft 
Friefach gelegen, den Eingang in das Metnitzthal abfchliefst. 

Das Denkmal gehört in die Zeit des 14. Jahrhunderts und 
möglicherweife hat dasfelbe eben diefer Dietrich gewidmet, welcher 1375 
nicht mehr gelebt hat, denn nach einer Urkunde des fteierifchen Landes- 
Archivfs ddo. Wien, 3. Juni 1375 vergleichen fich Johann 1 )omprobft zu 
St. Stephan in Wien und Conrad der Mayerhofer hinfichtlich der Güter- 
theilung nach ihrem Vater, Herrn Dyetreich dem Mayrhofen Domprobft 
Johann wurde fpäter Bifchof von Gurk, ftarb als folcher am 10. Jänner 1402 
und liegt zu Strafsburg begraben. Wenn Dietrich und feine Gemahlin, 
welche durch die Widmung eines ihrer Söhne zum geiftlichen Stande ihre 
fromme Gefinnung geoffenbart haben, das Bild nicht felbft gewidmet 
haben, fo hat aber doch ihr Sohn, der Bifchof, feinen heimgegangenen 
Eltern diefes Denkmal der Erinnerung geweiht. So vermuthe ich, und 
rechtfertige alfo die Erörterung diefes Steinbildes bei den Grabdenk- 
mälern. 

41. 1416, 2t. December. Im Kreuzgange, örtlicher Traft, beim Seiteneingange in die Kirche, 
find nach der Reihe fechs mehr minder befchädigte Grabfteine, darunter drei der Familie Silber- 
berg, am Boden gebettet. Das alte und vornehme Gefchlecht der Silberbe rger hatte vorher feine 
Bivilde im Klofter Viftring, wie der Gabbrief Mainhalm's von Silberek vom 13. December 1281, 
fowie fpätere Schenkungen an das genannte Klofter bezeugen. Als fie durch ihren Befitz und die 
bekleideten Aemler ausfchliefslich der Umgebung Friefach's angehörten, erwarben fie ftch die 
Begräbnisftätte bei den l'redigermönchen dafelbft. f/errniann' gibt an, dafs nur mehr an einem 
der hier erhalten gebliebenen drei Silberberg'fchen Grabfteine die Legende: „Anno domini 
MCCCI* * * ' dec'sepfMaj" Albertus de Silberberg" gelefen werden kann und fügt noch Folgen- 
des bei: „Vcrmuthlich ift unter diefen Dreien auch Heinrich von Silberberg, von dem eine 
Marginal-Schrift des Saalbuches im Dominicaner-Klofter zu Friefach bemerkt, er fei genannt worden 

' In Spri*gtn Ocfterrciclis kirchlich« Kunrtdenkmale d« Voixcil. Friefach. S. XXVUI. 




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112 



Lkoi-üi.» v. Bkckii-Wiumanstkttkk. 



der ftarke Held (fortiflimus heros nominatus). Er bändigte, der Sage nach, den Riefcnhcngften 
zu Waitfchach, trug Mühlfleine zu feiner Burg und zerdrückte in freudiger Umarmung feinen Sohn." 
Diefer Harke Held habe um 1410 gelebt.' 

Ift diefe Zeitangabe richtig, fo dürfte eben diefer Stein das Grab des Recken decken, nur 
wurde die Grabfchrift damals nicht richtig gelefen. Der 220 Cm. hohe, 100 Cm. breite Stein ift 
verhältnismäßig ziemlich gut erhalten, hat im Felde zwei gegen einander gedeihe fpitz-ovale 
Wappenfchilde, im rechten fiebenmal fchräglinks geftreift von Tief und I loch, welche Bezeichnung 
an das Stammwappen der Carlsberger mahnt, im linken einen aus dem Schüdcsfufs hervorgehen- 
den Dreiberg, welcher, filbern blafonirt, das redende Namens-Symbol der Silberberg andeutet. Beide 

Schilde deckt ein gemeinfamer rechts gewendeter 
Kübelhelm, über welchem fich als Kleinod ein mond- 
fichel förmiges, oben mit einem Federbufch bedecktes 
Joch erhebt. Die Randfchrift nimmt die obere und 
linke Leide ein, ift in gothifchen Charakteren gegeben 
und lautet: „Anno'dili ■ in" " cccc" * deeimo fexto'in 
die • faneli • Thome * äpli • obiit • I lainricus ■ Silberbg ■ 
de-Silberek." Ein weiterer Zufatz war nie vorhan- 
den (Fig. 6). 

1 leinrich Silberherger von Silberek ftarb alfo 
am Tage des Aportels Thomas, das ift den 21. De- 
cember 1416. Id der hier Begrabene der berufene 
darke Held, fo war er wohl ein Sohn des kurz vor 
dem 22. Jänner 1335 mit 1 linterlaffung von fünf jugend- 
lichen Kindern (Hanns, Otto, Heinrich, Katharina und 
Giburg) verdorbenen Heinrich von Silberberg und 
hatte fomit ein Alter von minded einigen achtzig 
Jahren erreicht. Der ältere Bruder Otto von Silber- 
berg erfcheint in der Zeit von 1365 —1389 in zahl- 
reichen Urkunden, lange Zeit als Burggraf zu Neu- 
markt in Oberdeier, in der Zeit zwifchen 1378 — 1381 
aber als Hauptmann zu Friefach, in welcher Figen- 
fchaft er am t. Ociober 1380 für den Frzbifchof von 
Salzburg Bürgfchaft leillet 

42. Circa 1460. Nächd dem eben befchriebenen 
Denkmale, ebenfalls am Boden gelagert, ein grauer 
Kalk Hein, 230 Cm. hoch, 120 Cm. breit, bereits ftark 
verwittert. Doch erkennen wir ihn als einen Grabdein 
mit Schriftrahmen, von welchem ich nunmehr den 
die obere Leide füllenden Theil der Schrift ganz entziffern konnte. Fs id der Beginn der Legende 

mit der Zeitbedimmung in gothifcher Fractur: „Anno ■ dtli ■ m'CCCC lxj (r)inidie dann am 

Schilifte der rechten Leide der gepurd" (:)* Das Feld füllt das vierfeldige Wappen der 

Silberberger mit zwei I leimen fammt ihren Zierden. Der Schild ruht unten auf dem Blatt-Ornament 
der Decken. 

< tVtift, Kirstcni Adel, s. nt>, wu Heinrich*! KnMefftmgea naher gewürdigt werden; ebenda, 9 IJ5 Md .\oi Kin Uebcr- 

blick über die Herkunft und Uefchiilitf des ganzen ücfclileclite» - -' Oer Wechfcl der Sprache vuiu l..itcii) in das tlcutfihc ift 
fcbwCI Jiuunchmcn. 




Mg 6 



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Grabsteine üek CHKISTUC-HEN Zeit zu Friesau! in Kärnten. 



«3 



43' 1505, 25. Jänner. Der dritte der Familie Silberberg ebenda gewidmete Grabftcin aus 
weifsem Marmor ift 227 Cm. hoch, 106 Cm. breit. Ihn zeichnet eine fchöne Bearbeitung des 
Wappens aus, welches oberhalb ein Blendmafswcrk krönt. Das Wappen ift geviert, in eins und 
vier ein fchrägrechter Balken, im oberen Felde ein Lowe, das untere leer, in zwei und drei 
der aus dem Schildfufsc wachfende Dreiberg. Zwei ungekrönte Helme mit offenen Sehfchlitzen ; 
über dem rechten I leime auf einem Kiffen ein mondfichelförmiges Joch mit Federbüfchen aus den 
gekrönten Enden, über dem linken Helm im Adlerflug das Bild des erften Feldes' (Fig. 7). Die 
an der oberen Leifte beginnende in Minuskeln ausgeführte Legende lautet: 
„I lie • liegt ' begraben * der [edel • vnd ■ geftreng * ritter ■ her 
• Criftof • von • filberberg • der • geftorben • ift nach • crifti • 
gepur • thaufend • fvnff . | hundert • vnd im fvnften jar ' an ■ 
fand paulfs bekerung tag dem got gnadig ■ fey ' 

Der Silberberger Schild wurde 1775 zu Klagenfurt 
über dem Grabe lies Freiherrn Ludwig gebrochen. 

44. 1446. Im nördlichen Kloflerhofe beim Ein- 
gänge in die klöflerliehe Mädchenfchule als Auftrittplatte 
verwendet, das 130 Cm. hohe und 75 Cm. breite Frag- 
ment eines Grabfleincs, von welchem nur der Beginn 
der in Minuskeln gehaltenen Legende an der rechten 
langen Leifte, der gröfste Theil der Schrift der linken 
Leide und ein Nachtrag im Mildfelde, deffen figurata* 
Inhalt total unkenntlich geworden, lesbar erhalten ift 
Diefe fpärlichen Rede lauten: 

„Hie • ifl • b(egraben) m" cccc ' xlvj ■ am ' suntag ■ 

nach-lucie." dann der Nachtrag in der Mitte: vnd'lcif 
hie* Anna- fch. .Irin." 

Ftwa zwei Buchitaben fehlen in der Mitte des 
letzten Wortes. Bedeuten die Zeichen vor dem heflimmt 
ein r darftellenden drittletzten Buchftaben ebenfalls ein 
r in der Form, wie folche bei der Aufeinanderfolge diefes 
Buchftabens der Abwechslung wegen beliebt war und 
nicht etwa ein z, fo möchte ich verfuchen, den Namen 
in „Scheerrin" zu ergänzen, wofür der Umftand zu Hilfe 
kommt, dafs am 22. April 1475 ein Hans Scherer, Bürger 
zu Friefach urkundet und liegelt.' 

45. Circa 1480. Im nördlichen Seitenfchiffe rechts 
von der Chorftiege, am Hoden gebettet, ein ftark abgeriebener lichtgrauer Kalkftein, 215 Cm. hoch, 
93 Cm. breit, Vermöge der noch erkennbaren Contouren füllt die Oberltelle ein hübfeh ftylifirtes 
Wappenfchild mit drei den Schild quer durchziehenden erhobenen Band wellen. Darüber ein 
gefchloffener gekrönter Helm, deffen Decken fich in gothifchem Blätter-Ornament endigen. Ueber 
die Helmzier läfst lieh ftreiten; längere Betrachtung führt zur Annahme, dafs ein Vogel da hervor- 
wachfe mit einem Gegenftande im Schnabel. Der Styl des Wappens und die noch erkennbaren 
erften Zeichen der vierzeili^en gothifchen L'nterfchrift : anno * tili * m * ret verweifen das Werk in 
das Ende des 15. Jahrhunderts. 

1 Spater erhirät du Silberberg fchc WappM noch einige Beigaben Vergl. Mtgifcr, Ktmtn.fche Chronik, II., S. 1782. 
- NotitenbUtt 1851, L, S jöo 

viii n. r. 15 




F.g b. 



ii 4 



Lüoroi.i) v. Beckh-Wiümanstettkk. 



Die freilich nicht fichere Helmzier leitet zu einer weiteren allerdings etwas kühnen Com- 
bination. — Ift das etwa der Rabe der Corviner mit dem Ringe im Schnabel?! Ungarifche Edle 
Collen diefes Symbol gern ihrem grofsen Könige entlehnt haben. — Im Jahre 1480 hatten die Krieger 
des Ungarkönigs Mathias Corvinus Kärnten überfluthet, dann volle zehn Jahre darin gehäuft, 
fo dafs das Land diefen unerbetenen Hefuch dann lang nicht vergeffen konnte. Galt diefes Grab- 
mal etwa einem Heerführer des Hunyadcn, dem die Vorfehung in dem altdeutfchen Friefach 
peremptorifch das „Bis hieher und nicht weiter!" zurief: — Diefe Erwägungen empfand ich doppelt, 
als ich aus den Reften der Infchrift abfolut nichts herauszukriegen vermochte, als die neuerliche 
Bekräftigung der alten Erfahrung, dafs unfere Bauern noch religiöfen Sinnes find, fleifsig zur Kirche 
wallen und dafs ihren Schuhen die dem kaiserlichen Kriegsvolke vorgefchriebenen vierzig Stück 
Schmicdenägel per Schuh nur fehr ausnahmsweife fehlen. 

46. 1488. Im weltlichen Tratte des Kreuzganges ift in die Wand eingemauert ein 165 Cm. 
hoher, 63 Cm. breiter Grabftein. Derfelbe enthält keine Infchrift, nur die Darftellung des Kreuzes, 
an deffen unterem Theile der Schild darüber geheftet ift und unter dem durch Hohlkehlen ver- 
zierten Kreuzesfufse die Jahrzahl 1488. Das Zeichen des Schildes nach der Auffaffung von ll'eijs' 

ein altartiger Kahn, könnte aber auch als ein Holzfchuh blafonirt 
werden, verweift auf die Familie Frauenftein, welche fich nach der 
gleichnamigen Burg nächft Stadt St. Veit benannte, fchon im 
12. Jahrhundertc blühte und mit einem Heinrich erlofchen ift, der 
an feinen in der Schlacht am Kaifersberge am 24. Auguft 1475 erhal- 
tenen Wunden ftarb. Der Grabftein dürfte alfo einem bald darnach 
verftorbenen weiblichen Familiengliede gewidmet fein (Fig 7). 

47. Circa 1500. Im örtlichen Trade des Kreuzganges, am 
Boden gebettet, ein grauer Stein, 150 Cm. hoch, 73 Cm. breit, 
welcher nur den Namen: „Ulrich Weig", dann darunter einen quer 
getheilten Schild ohne weiteres Beizeichen enthält; — möglich, dafs 
das obere Feld einft eine aus der Theilungslinie hervorwachfende 
Heroldsfigur enthielt, jetzt ift der Stein verwittert und in diefem 
\ \ _j j Zuftande find die einft etwa vorhanden gewefenen Beizeichen nicht 

mehr zu entnehmen. 

48 bis 50. 1516, 1560 und 1565. Die in der Thannhaufer'fchen 
Gruft-Capelle befindlichen drei Grabdenkmale des Balthafar Thann- 
haufer zu Dürrenftein, Hauptmannes und Vicedomes in Friefach, 
f 18. Juli 1516, — des Hanns Jacob Freiherrn von Thannhaufen, 
f 23. September 1560 — und des Chriftoph Freiherrn von Thann- 

LT A J*» häufen, gewefenen Landeshauptmannes in Kärnten, f 24. März 1565, 

wurden von mir bereits in dem Auffatze: „Die Grabdenkmäler der 
Familie Thannhaufen in der Dominicaner-Kirche zu Friefach"* be- 
fprochen und fei dahier nur auf jenen Auffatz gewiefen. 
51. 1544. Im füdlichen Theile des Kreuzganges ein rother Marmorftein, 132 Cm. hoch, 60 Cm. 
breit. Zu oberft gothifche Schrift in fieben Zeilen: 

Hie ligt begraben • der Edl vnd veft marx van Stavdach zu Weillern | der geftorbe ift den 11. tag 
maij im 1544 Marl der vnd alle gläubg"" feile Gott genedig fey\ Amen. 
Darunter das Wappen, gevierter Schild, eins und vier die Mufchel, zwei und drei gewarfneter 
Löwe ein Kleeblatt in den Vorderpranken; zwei Helme, rechts im Flug die Mufchel, links wachfen- 

1 Kärnlin* Adel. 61 uml i8j. - • Mittli. J. k- k Ccolr. Corom 18S0, N K, VII. Jahrgang. 




F.g 7 



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GkABSTEINE DER CHRISTLICHEN ZEIT /.V FRIESACH IN KÄRNTEN 



»5 



der Löwe mit dem Kleeblatt. Am Rahmen des Steines ift noch der Beginn einer Legende: 

AUhernach in der Forcht • Gottes die weitere Fortfetzung fehlt. 

Die Staudacher werden fchon im frühen 15. Jahrhunderte als Gurker Vafallen im Lande 
Kärnten genannt, waren dort und mit Weillern nächft Friefach begütert und kommen noch gegen- 
wärtig im Freiherrnftande vor. 1 

52. 1559. Im Kreuzgange in der Mauer eingelaffen, 100 Cm. hoch, 76 Cm. breit, ein rother 
Marmor. Oben in fchön gearbeiteter Blende das vierfeldige Wappen, eins und vier drei Lilien, zwei 
und drei gekrönter gewaffneter Löwe, in den Vorderpranken einen Fifch; zwei gekrönte Helme, 
rechts eine Lilie, links wachsender Löwe mit dem Fifch. 

Folgt die vielfach abbrevirte Lapidar-lnfchrift, 8 Zeilen: 

Hie • ligt • begraben • des • edlen • vnd • geftrengen j Herrn • Criftoffen • Reinharden • Pevfcher ■ zv ■ Leon- 
ftein vnd ■ Fraven ■ Genofeva - eine * geborne • von ■ Stavdach ■ ir ■ beijder ■ eleibliches • Techterlein ■ das ■ 
edle vnd ■ erntvgendfame| J vngfreilein ■ Amelii • fo ■ im • Jar ■ Chrifti ■ 1559 • an ■ der • H • drei|König • Abent 
geftorben ■ ift ■ alhie ■ welihe • mit ■ Freiden ' er hart ■ dvreh • die ■ letzte • Posavn • des • erzengl • avferbekt ■ 

zv werden. 

Die Peufcher waren in Friefach keine Fremdlinge. Zur Zeit Kaifer Friedrichs gebot da durch 
längere Zeit im Namen des Kirchenfürften von Salzburg der Ritter Gebhard Peufcher, ein Mann 
von grofsem Finflufse. Das von ihm auf die Nachkommen vererbte Vermögen hielt nicht lang 
vor, nach Finbufse der Mittel bleichte bald der Stern der Peufcher; im 17. Jahrhunderte waren 
fie erlofchen. 

53. 1670. Im Mittelschiffe vorn, ein 112 Cm. hoher, 62 Cm. breiter weifser Kalkftein, mit 
einer 16 Zeilen langen, in Lapidar-Schrift gehaltenen Legende, welche bereits derart abgefchliffen 
ift, dafs diefelbe an einigen Stellen nur mehr dem Sinne nach ergänzt werden kann. 

Alhie Ligt begraben der Wol edel vnd geftrenge Herr Johann Steinpacherjvon Velfegg, im 
Leben geweiter hochfirftlich | Salzburgerifcher Rath(r) Hofcaftncr vnd Mavtner j alhie, welicher 
den * lo^janvari" i670*hie (?) in Gott verfchiden ift deme derjallmechtige Gott fambt allen Chrift- 
glavbigen Seelen die ewige Rueh geben wolle | Amen. 

54. 1675. Im füdlichen Seitenfchiffe ein 125 Cm. hoher, 75 Cm. breiter weifser Marmor- 
ftein, zierlich gehauen, alfo dafs fich zwei Abtheilungen ergeben. Die obere enthält das Wappen 
der Firker — im Schilde und über dem gekrönten Helme einen einfachen Adler — die untere hat 
folgend«! Lapidar-lnfchrift mit etwas höher gehaltenen und zudem vergoldeten Anfangsbuchstaben 
in jedem Worte. 

Statvtvm Fft omnibvs Hominibvs femel mori|Difen fterbenten Avffaz hat erfahren | dena. Febrvarij 
1675 der Woll Edl Gebohrne Herr Georg Walthavseri Pyrckher, von Weifenthvrn, vnd Witten- 
dorff, * feines Alters, 63] Jahr. Reqviescat in pace, fo ihme alle die feinige hindterjlafsene, neben 
fröhlicher Avfer- 1 ltehvng, getrevgemietig an- 1 wintfehen Amen. 

Diefer Georg Balthafar Pirkher gehörte einer zur Zeit des Erzherzogs Karl emporftrebenden 
oberfteierifchen, zu Weiffenthurn im Markte Weifskirchen nächft Judenburg und auch im oberen 
Lavant-Thale anfäfsigen Familie an. Finer der Söhne des inneröfterreichifchen Rathes und Hof- 
buchhalters Salomon Fllrckher, gleichfalls Salomon geheifsen, war als Hauptmann im Alt-Breuner- 
'fchen Regimente neben dem Oberften Buttler, Oberitlieutenant Gordon und Oberftwachtmeifter 
Leslie, Theilnehmer jener folgenfehweren Berathung in Eger, welche der Tödtung des kaiferlichen 

1 Wfi/i. Kirniciw Adrl, S 248, joj 1 Weilimdorf. 

>5* 



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n6 



I.EOmi.n V. BkCKH-WiKM ANSTETTKK. 



Generalliffimus Wallenftein vorausging. Pirckher hielt mit feiner Cnmpagnie die Wache. So ver- 
fichert er in dem Gcfuche, durch welches er fich vermöge kaiferlichen Diplomes ddo. Wien 28. Juni 
1654 für fich und feine Brüder Ferdinand und Johann Heinrich den Freiherrenftand auswirkte. 
Salomon ftarb am 17. Februar 1673 im Alter von 73 Jahren und liegt in der Pfarrkirche zu Weifs- 
kirchen. Der hier begrabene Sprofs diefer Familie war vielleicht ein vierter Bruder, welchem der 
Freiherrenftand nicht zu Theil wurde. Die ganze Familie ift längft erlofchen. 

55 und 56. 1752 und 1763. Im füdlichen Seitenfchiffe ein Votiv-Bild, auf Leinwand gemalt, mit 
der Darftellung der Himmelfahrt Chrilli. Die fünf Zeilen füllende Unterfchrift in Minuskel lautet: 
„Alda neben den Altar Jefu Mariae und Jofeph liget begraben weylandt der Fdlvefle und wohl- 
weifseHerr Chriftoph Franz Miller gewefter Raths Senior und Handelsmann alliier zu Friesfach, 
welcher 78 Jahre alt wäre, der Statt vill gedienet hat und den 17. Jtilij Anno 1763 in Chrifto feelig 
entfchlaffen ift. Gott verleiche ihm durch Vorbitt deren | Heil: Frz-Fngeln Michael, Gabriel und 
Raphael, auch feines heil: Schutz Engels die ewige Ruhe und ein fröliche Aufer, (lehung zur 
liimmlifehen glory." 

Eine zweite ähnliche Votiv-Tafel, welche jetzt in der Thannhauser-Gruft- Capelle hängt, gilt 
der Galtin Millers und hat in vier Zeilen folgende Unterfchrift: „Alda neben den Altar defs 
heiligen Jofephi ligt begraben und ruehet in Gott die Fhrbar und tugentreiche Frau Maria Regina 
Millerin ein gebohrne Auerin, defs Fdl veft und Wohlweifsen I lerrn Chriftoph Franz Miller inner- 
lichen Raths-Verwandten und Handelsmann alhier zu Friefsach erft gewefene Ehegemalin] ihrers 
Alters 65 Jahre, weihe den 16. April Anno 1752 in Chrifto Seelig entfchlaffen. Gott der allmächtige 
verleiche Ihm durch Vorbitt Jefu Mariae und Jofeph die ewige rueh und ein fröliche auferftehung 
zur himmlifchen glory." 

C. Deutfch-Ordenskirche. 

57. 1641. An der nördlichen Wand des Kirchfchiffes ein 76 Cm. hoher, 66 Cm. breiter 
weifser Marmor mit folgender Infchrift in Capit il-Lettem, n Zeilen, die letzten 3 Zeilen enthalten 
das Chronogramm : 

Hac fvb vrna in domino qviescit|adm. rdvs. Dominvs Joannes Planinz tevtonici ordinis presbyterj 
zelohslimvs qvondam parochvs in Weiniz inferioris Carnioliie pago cvi | venerabilis feneclvs 73 
vitam hanccaducam clavfitikK.o Vli:s< at kX optata paCe qVaM | kknIcnVs DeVs IpsIpIk kktkIhVat. 

58. 1681. In die nördliche Wand des Kirchfchiffes eingelaufen, ein 122 Cm. hoher, 86 Cm. 
breiter fcliwarzer Marmor. Derfelbe zeigt in einem ilurch Ornamentik markirten ovalen Rahmen 
oben das Stammwappen, in dem vom Ordenskreuze unterlegten Schilde drei quer übereinander 
gelegte, mit den Händen nach rechts zeigende bekleidete Mannsarme; über dem einen gekrönten 
Helme halten zwei gleichfalls bekleidete Arme einen Bufch von drei Straufsfedern empor. Die 
folgend«' Unterfchrift von 15 Zeilen enthält in den erften drei und in den lezten vier Zeilen 
Chronogramnif mit der Jahrzahl 1681, welche übrigens auch am Schluffe iler Infchrift in arabifchen 
Ziffern angefügt erfcheint. 

In fefto Georgll | Die VIgesIMa tertla aprILIs eXCefflt e Vita | illvftriffim, ac reverendiffim, 
dominvs domin jGodefridvs L:B:a Stadl domin y in Nigerfpvrg'j Freyberg et Horenberg sac:caes: 
maies:aclv jalis cammerari, capitane, digniffim, eqves sac: ord:tevthon:nec non nobilis llma hvi' 
commendae in Friefach vno anno commendator fla hic viator et exoptajVt pIe|CVM CoeLI 

ClVIbVs In paCe fanCta reqVIesCat]i68i.; 

' Richli K cr Ricgrr.-h.irg. .Ii« bekannt.- di<- (JcRrnd *<-iil.in bchcrrfchriule n llau|»lkhl..|.- <| e » Raal.ll.airs j„ Slrirmurk 



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Grabsteine der christlichen Zeit ?x Fkiksach in Kärnten. 



117 



Die Ahnenreihe der Freiherren von Stadl, fo benannt nach ihrem Stammhaufe nächft 
Gleisdorf im fteierifchen Raahthale, beginnt im 14. Jahrhunderte, reicht bis auf unfere Tage, wo fie 
vorausfichtlich abfchliefsen wird, Gottfried Stadler von Stadl erhielt mit dem Diplome vom 
25. Auguft 1614 den Freiherrenftand und die Bewilligung, die angeerbten Wappen der Pögl, Gradner 
und Görtfchacher mit dem vorn befchriebenen angeftammten zu vereinigen, welch letzteres von 
da ab den Mittelfchild füllte. Freiherr Franz Leopold von Stadl, begraben am 7. März 1747 zu 
Maria Troft bei Grätz, war der Verfaffer des in neun Foliobünden im Manufcripte vorliegenden 
„Hellglantzenden Ehrenfpiegel des Hertzogthumb Steyer." 

59. 1687, 16. Februar. An der nördlichen Wand des Kirchfchiffes ein 163 Cm. hoher, 107 Cm. 
breiter fchwarzer Marmor. Innerhalb eines aus Blatt-Ornament gebildeten Rahmens, in der weiters 
durch einen Blätterkranz ahgefchloffenen Oberllelle das vollftändige Wappen der Kazianer (öfeldig 
mit Hcrzfchild, 4 Helme fammt Zierden), darunter in 12 Zeilen von capitalen Lettern (die Anfangs- 
buchllaben jedes Wortes etwas gröfser) die Widmungsfchrift: 

Hie ruehet vnd ligt begraben der hochwvrdig hoch vnd wollgeborne Herr Herr Johann Jacob 
Käziäner Graf von vnd ZV Kazenftain Freyherr |avf Flednikh, Biberbach vnd Stainhavsj Frb Silber 
Cammerer in Crain vnd derj vindifchen Markh T : O : R : Rathsge- bictiger der Balley Osfter. vnd 
Com menthvr zv Friefach, welicher den, 16. Fcbruary Ao. 1.6.87. '» Gott feel : ent-|fchlaffen. 
Derne Gott gnedig vnd | barmherzig fein wolle Amen. 
Der Verdorbene gehörte einem fchon im 14. Jahrhunderte vorkommenden krainifchen 
Gefchlechte an und eben er war es, welcher mit dem Diplome vom 28. Mai 1665 für fich und alle 
übrigen Familienglieder den Grafenlland erlangte. Die Katzianer lind im Jahre 1823 im Mannsftamme 
erlofchen.' Stammwappen in Gold eine auffpringende fchwarze Katze, welche in dem fechsfeldigen 
Schilde mit Mittelfchild des gräflichen Wappens einwärts fpringend das Feld 1 und 6 einnahm. Das 
grofse Wappen zeigt einen Schild zweimal längs und einmal quer getheilt, fechsfeldig mit Mittel 
fchild. Im blauen Mittelfchilde ein gekrönter nach rechts fliegender filberner Adler, in den Klauen 
ein lilbemes Lamm. 1 und 6 in Gold einwärts fpringende fchwarze Katze (Kazianer); 2 in fchwarz 
ein fenkrecht geseilter goldener Pfeil, Spitze oben (Höflein); 3 und 4 in Roth gekrönte einwärts 
fpringende filberne Katze mit einem goldenen Ring um den Leib und daran hängender gleicher 
Kette (Katzenflein oder krainifch Vigaun); 5 von Silber und Roth quergetheilt mit einem vier- 
fpeichigen und vierkämmigen Mühlrade von gewechfelten Tincluren. Auf dem Schilde vier gekrönte 
Helme. Der rechte trägt drei Fahnen, der zweite die fchwarze Katze von 1 und 6, der dritte den 
Adler des Mittelfchildes mit dem Lamme, der linke einen offenen Atilerflug, der rechte Flug \\\ 
quergetheilt von Silber und Roth mit dem Rade des 5. Feldes, der linke filberne Flug ift mit einem 
fchwarz fchräglinken Balken belegt, auf welchem der Pfeil des 2. Feldes liegt. (Familie I löfel zu 
Höflein und Hasberg) Der Berühmtefle des Haufes war der kaif. Feldherr Hans Kazianer, von 
1530 — 37 Landeshauptmann in Krain, oftmals glücklich im Kriege und Siege, kam er nach einem 
Unglücksfalle in den unbegründeten Verdacht der Untreue, und wurde ermordet 25. Oclober 1538 

60. 1761. Im Kirchfchiffe rückwärts ein 106 Cm. hoher, 58 Cm. breiter weifser Marmorflein 
mit folgender Legende in Capitel Schrift. Die letzten zwei Zeilen enthalten als Chronogram das 
Sterbejahr 1741: 

f Vnter difen Stain rvhet in Gott j die wohl Fdl und geflrenge Frav Anna Chatharina Havsrvkhin 
geborne Tangerin, deren beyden löb- liehen Commenden jad S. Blafivm alda in Friefach vnd | ZV 
St. Georgen am Sandhoff ge-|wefte Pflegerin | welichejdvurch fo vnvermvethen zeitlic hen hintrit 
in dem 42 Jahr ihres AI- ters difes zergengliche Leben mit | dem ewigen verwehslet dannenhero 

WInsCiie.n WUk Ihr aLLsaMui |DIk kWIi.k rVhk 

1 Kntj\ kkt, Adrl« Lenicon, V.. S 36 



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riS 



Leopold v. Beckii-Widmanstetter. 



D. Juden. 

Bis zu Ende des 15. Jahrhundertes lebten auch Juden in und um Friefach. Der nördlich der 
Stadt gelegene Vorort Judendurf gibt noch jetzt aller Welt lebende Urkunde von dem einftigen 
Wohnfitze der Israeliten. Aber auch fchriftliche und Stein-Urkunden vermelden davon. In Juden- 
dorf wurden zur Zeit des Propftes Hohenauer, alfo vor etwa 50 Jahren, mehrere jüdifche 
Grabfteine ausgegraben, theilweife als Mauern" eine verwendet; drei jedoch find erhalten geblieben, 
einer davon fleht im Garten der Pfarre St. Stephan bei Dürrenftein, zwei andere aber im Garten 
des Propfleihofes in Friefach. 

Der Profeffor der orientalifchen Sprachen Franz Fritz in Klagenfurt iiberfetzte die gut 
erhaltenen Infchriften folgend:' 

1. Trauer Hier liegt Sara, die Gemahlin des Abraham N. Sie ging in die Ewigkeit ein im 
Jahre 1358. ' Ihre Seele fei im Bunde der Lebenden. 

2. Sie ging in die Ewigkeit an dem 3. Wochentag des Monates Ader 1361.' Ihre Seele fei 
im Bunde der Lebenden. Amen. 1. Buch Samuel 25 — 29. 

3. Denkmal. Es ruht in diefem Grabe in Friedeil Jofeph Trutt, des Rabbi Sohn , ledig 
geftorbcn am 15. Tage des Auguft 1533.' Er war 110 Jahre alt und ein Grofsgelehrter. Seine Seele 
fei im Bunde der Lebenden. 

Diefes letztere Denkmal irt durch das, was es ausdrückt, feffelnd. Mit dem der kärntnifchen 
Landhandfeftc einverleibten Patente des deutfchen Kaifers Maximilian I. vom 10. März 1496 wurde 
den Juden in Kärnten, zu gleicher Zeit auch jenen in Steiermark auferlegt, diefe Länder binnen 
einem halben Jahre zu verladen.' Des Rabbi Sohn aber blieb noch 37 Jahre lang im Lande und 
darb, wie fein Grabmal bezeugt, in feinem Glauben, ohne Zweifel als der letzte Jude im Lande zu 
jener Zeit. Der Leichenftein fagt weiters: Jofeph Trutt fei ein grofser Gelehrter gewefen. Hat man 
bei der Auswanderung der Juden den Gelehrten gefchont r oder nur den bereits 73jährigen Greis : 
von welchem man wohl nicht erwartet haben mochte, dafs er noch 37 Jahre lang im Leben ver- 
weilen und das ungewöhnliche Alter von 110 Jahren erreichen werde. Diefe Infchrift ladet faft ein, 
den fo viel verfchrieenen angeblichen Mangel an Humanität im Mittelalter, mit der nicht feiten 
überlaut gepriefenen angeblichen Duldung unferes Jahrhunderts zu vergleichen! 

1 Vergleiche : llehtnatur, Die Stadt Ericfach 1S47, S 115—17; — Hertmann, Handbuch der GeMuchle von Kärnten, I., 
567- 568; — Springer, Oeilerreich-, kirchliche Kunfldcnkmalc der Vor/eit. Ericfach S XXV. — * Nach «nferer Zeitrechnung. — • M«n 
IJ61 ihiilllnhen Kalender* — * Untere! Zeitrechnung — 1 1/nienanrr, Kiuhengefchichtc von Kirnten, S. 150, 




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ÜBER EIN KUNSTWERK DES BILDHAUERS GERHARD HEINRICH 
VON AMSTERDAM IN DER DECHANTEI-KIRCHE ZU 
BÖHMISCH-FRIEDLAND, 



IN der Decanats-Kirche zu Böhmifch-Friedland liej>t nördlich in der Nähe des Hoch Altars 



eine Capelle, welche die früheren Befttzer der Friedländer I lerrfchaft als Grabflätte ("ich 



MfiÄJ! erbaut haben. Diefe Capelle ill nach Norden hin mit drei Achteckfeiten abgefchloffcn, 
architektonifch - wenn ich mich recht erinnere — durchaus fchmucklos. Hübfeh ift das Kifengittcr, 
welches fie von dem Seitenfchiff der Kirche trennt, aber das Werthvollfte, das diefes kleine 
Sanctuarium enthält, ifl das grofse Grabdenkmal des Feldmarfchalk Melchior von Redern, welches 
jene eben erwähnten drei Achteckfeiten der Capelle ausfüllt und bis zum Gewölbe derfelben 
hinaufreicht. 

Melchior von Redern war 1555 am 6. Januar zu Breslau geboren, hatte eine ausgezeichnete 
Erziehung erhalten und auf Reifen in Frankreich und Italien feine gefellfchaftliche und wiffenfehaft- 
liche Ausbildung vollendet. Heimgekehrt, vermälte er fich mit der Gräfin Katharina Schlick. In 
den Türkenkriegen erwarb er fich bald Ruhm und Anfehen; 1593 gewann er die Schlacht bei Siffek 
eroberte die Feftung Papa und vertheidigte dann 1598 vom 1. Oftober bis 3. November mit 
grbfstem Heldenmuth und Erfolg Grofswardein. Kaifer Rudolph II. belohnte feine Tapferkeit, 
indem er ihn am 16. Mai 1599 zum Ritter fchlug, zum kaiferlichen Rath, zum Hof Kriegsraths- 
Präfidenten, zum General-Fcldmarfchall in Ungarn und Oberften in Raab ernannte. Im Jahre 1600 
wurde er nach Wien zu Conferenzen berufen, erkrankte und ftarb auf der Rückreife nach feinem 
Schlöffe Friedland in Böhmifch-Brod am 20. September 1600 (Mende, Melchior von Redern. — 
Neues Laufitzifches Magazin, XL VI., 235 ff). Ihn überlebte feine Witwe und ein einziger Sohn, 
Chriftoph, geboren 1591. Die Leiche des Verdorbenen wurde nach Friedland gebracht und unter 
grofsen Feierlichkeiten, Schaugepränge aller Art, endlofen Predigten, am 6. Januar 1601 in der 
oben gefchilderten Familiengruft beigefetzt. Die Witwe liefs eine fchöne ovale Medaille zum 
Andenken an ihren Gemal fchlagen und beabfichtigte nun ihm auch ein ungewöhnlich prächtiges 
Denkmal zu fetzen. Mehrere Jahre vergingen indefs, ehe fie einen Meifter gefunden der ihren 
Anfprüchen genügte; erfl 1605 beauftragte fie den Breslauer Bildhauer Gerhard Heinruh von 
Amflerdam 1 mit der Ausführung des Monumentes, der dann in fünf Jahren dasfelbe zur Zufrieden- 
heit der Beflellerin ausführte. 

Ueber die Herkunft und die Jugendgefchichie des Meiflers berichtet uns ein Hochzeits- 
gedicht, das Georg Reuter bei Gelegenheit der Vermälung Gerhard I leinrich's und deffen Stief- 
enkelin Barbara Wittich (den 20. Mai 1607) verfafst hat, und das gedruckt worden ift. Poetifchen 
Werth hat diefe Reimerei durchaus nicht, doch hat der Dichter wohl den Künftler näher gekannt 
und über fein Leben fo Manches von ihm erfahren. 

1 iSÄo habe ich tu ilrcslau ein« Abhandlung über den Kunftlcr I lerans gegeben, weitere Stadien haben aber fo viel neue» 
Material geliefert, dafi ich jetit eine bei weitem »olllUodigere Schilderung des MciAert tu liefern «eraa&g. 



Von Pkok. Dk. Alwin Schulz. 




120 



Dk. Alwin Schulz. 



„Der Geburt ift er aus Uahland, Weil Unfried war im Niderland, 

Von Amfsderdam der Handelftadt, Und in den Krieg zihn ift keine fchand, 

Drin es manch fchönen Küniller hat. Als hat lieh gefetzt zur Kegenwehr 

Kunftreich auch feine Eltern warn, Des Herren Breutigams Vater, 

Von den er ehlich ift geborn. Drumb er dann von der Wiederpart 

Der Vater des Herrn Breutigam In Spanien gefangen wardt. 

War der Chrveft Kunftreich mit Nam : I )urch Kunft des Waffcrfteigens lofs 

Heinrich Gerhard, Bildhawer fchon; Kr ward, welchs den Feind fehr verdrofs. 
Sein Fraw Mutter erbar, from, Nach Ilollßcin kam, darin 6 Jahr 

War Magrelha, ein Wilhelmin In der Stadt Kyll gewohnt alldar. 

Welche dan hat gezeugt mit ihm Nach Dantzig Ikh mit Kind und Weib 

Zwölff Töchter und nur zwene Söhn, Endlich macht, 7 Jahr drin bleib. 

Welche noch beyd im Leben (lehn. ' In der Sterb er mit der Fraw fein 

Gott fie noch lenger auch erhalt, Und lieben Kindern thet fchlaffen ein 

Das fie mit Ehren werden alt ftarb Anno 1585." 

Aus diefen Verfen ergibt fich, dafs wir den eigentlichen Familiennamen des Künlllers gar 
nicht kennen. Sein Vater nennt fich Heinrich Gerhard, er felbft Gerhard Heinrich. Beide Namen 
lind nur Vor- oder Rufnamen; nach holländifchem Brauch nennt lieh unfer Meifter Gerhard Heinrich 
(s' fohn), Gerit Hendrikzoon; der Vater hiefs alfo Hendrick Geritzoon. In Breslau hat der Bildhauer 
aber immer den Namen Heinrich als Familiennamen geführt. Seine Mutter Margaretha Wilhclmin 
wird wohl in Amllerdam auch Gretze Willmestochter genannt worden fein. Der Vater hat lieh nun 
bei dem Aufftand der Niederländer betheiligt, ifl von den Spaniern gefangen worden und durch 
die Kunft „des Waffcrfteigens" ihnen wieder entkommen. Ob er, wie aus den Verfen hervorzugehen 
fcheint, in Spanien gefangen gelegen hat, das mag dahingeftellt bleiben, jedenfalls hat er fich 
durch Schwimmen gerettet. 1572, als Albas Erfolge Vielen die Flucht rathfam erfcheinen Kelsen, 
wanderte auch er mit Weib und Kindern aus und fand zunächft in Kiel ein Afyl; fechs Jahre weilte 
er in diefer Stadt und war wahrscheinlich, was in Kiel wohl zu ermitteln fein wird, als Bildhauer 
thätig, 1578 zog er nach Danzig, arbeitete da ebenfalls und ftarb 1587. Sein Sohn hat vermuthlich bei 
ihm das Handwerk gelernt und ift dann nach feiner Freifprechung auf die Wandcrfchaft gegangen. 

„Anno 1587. Nu war diefer Herr Breutigam fein Wie er dann zuvor in Frankreich, 

In diefes Land komen herein, Welfchland, zu Venedig, defsgleich 

Hierin fich etwas vmbgefehn, Im Römifchen Reich war gewefen." 
Das feiner kunft möcht wol anftehn. 

Er hat lieh alfo ziemlich weit in der Welt umgefehen und gedachte, wie die Verfe zu 
befagen fcheinen, auch in Breslau nur eine Zeit lang lieh aufzuhalten, in einer Bildhauerwerkllätte 
Arbeit zu fuchen. Er fand diefelbe bei dem Stadtbaumeifter und Bildhauer Friedrich Grofs. 

Friedrich Grofs" war der Sohn des Breslauer Stadtmaurers Jacob Grofs, der 1558 und 1559 
bei dem Neubau des Rathhausthurmes thätig gewefen war und der zwifchen 21. Oclober 1578 und 
7. September 1579 verftarb, und der Anna Walther, Schweiler des in Dresden lebenden hoch- 
angefehenen Bildhauers Hans Walther. Ueber die Jugendzeit des Meifters ift uns nichts überliefert, 
1569 ift er wahrfcheinlich Meifter geworden; fein Namen ift, was für feine künftlerifche Stellung 

1 Ein Bifalb Met Honj Itrinrnk irl Anfang d«f 17. Jahrhunderts in Breslau nachtuweifen Kr UM 1b04JuDii3.mil feiner 
FrauAgne« eine Tochter Barlara taufen iM. Mag.!, k , und flirbi 1017 den 5 Jannar; II. OAobct Aitbt fein Sohn Hans. Ei ift aber oicfal 
tu ermitteln, ob diefer Hau» Heinrich der Bruder des Gerhard Heinrich gewefen. 

» Das urkundliche Materiale ifl in mnnrr Abhandlung „Die Breslauer Sudthaumcifter im 10 Jahrhundert" iSchletMM Vorteil. 
1., 115 ff augedruekt 



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ÜBER EIN KlNSTWERK DES BlI.HHAl HKS GERHARD HEINRICH VON AMSTERDAM ETC. 



121 



bezeichnend erfcheint, fowohl in die Zunft-Regifter der Maler wie die der Maurer und Steinmetzen 
eingetragen. Am 27. September 1569 heirathete er in der Maria -Magdalenen-Kirche Margaretha, die 
Tochter des Barbiers Wilhelm Reifer Kr bleibt alfo, indem er wieder eine Handwerkerstochter zur 
Frau wählt, den Gewohnheiten eines Zunftmeifters noch treu. Seine erfte Arbeit ift der Taufftein 
in der Maria-Magdalenen-Kirche, der 1576 fertig wurde, eine ziemlich unbedeutende Leiftung, die 
fowohl in ihrer architectonifchen Formengebung als vor allem in den Reliefs die Nachbildung 
niederländifcher Mufter verräth. Der Rath der Stadt Breslau hatte aber Grofseres mit dem Meifter 
vor. Auf feine Veranlagung befuchte er Danzig und F.lbing, die Fortificationen diefer Städte zu 
lludiren, und wurde nochmals nach Danzig gefchickt, als Stephan Bathori diefe Fcftung belagerte. 
Er mufste nun allerdings verfprechen, am 31. December 1577 nicht ohne Wiffen des Raths Breslau 
zu verlaffen, damit feine Erfahrungen der Stadt zu Gute kämen, 157S fertigte er einen genauen 
geometrifchen Plan von Breslau und deffen Befeftigungen und beginnt dann 157g den Bau der 
Kanzel in der Maria-Magdalenen-Kirche, die 1580 am 23. December feierlich eingeweiht wurde. 
Im Ganzen ift der Aufbau gefällig; die Anwendung von Sandflcin, weifsem Lemberger Marmor, eng- 
lifchem Alabafter, dem grünen ferpentinähnlichen Zobtengeftein (Gabbo), die reiche Vergoldung 
einzelner Partien, alles das zufammen macht einen gar nicht üblen Effect; die Details, zumal die 
figürlichen Sculpturen, find dagegen recht mittel müfsige Leiftungen. Und doch: das Werk gefiel, fo 
dafs nicht nur alle gefchriebenen und gedruckten Chroniken Breslau's feiner rühmend Erwähnung 
thun, fondern auch ein Gymnafial-Profeffor Andreas Calagius daffelbe in einem längeren Gedicht 
1581 befang und dem Künftler folgendes Lob zurief: 

166. 1 nunc, artificesque tuos, rumoribus audax 

Mentora, Praxitelem, Polycletum cumque Myrone 
Lyfippum centumque alios (hoc tempore quorum 
Nil reftat, nifi nomen iners) Per ad aftra Vetuftas: 
Tu Friderice tuusque labor, durate vel ifto 
Nomine, fervati cauffae melioris in ufum. 

Mehr Lob kann am Ende kein Künftler verlangen. 

Seine Frau Margaretha hatte ihm mittlerweile fechs Kinder geboren: eine Tochter Regina 
die 1570 am 5. September in der St. Elifabeth-Kirchc getauft wurde, und fünf Sohne, die alle in 
der Magdalenen-Kirche die Taufe empfingen: Jacob (geb. 12. Aug. 1572), Friedrich (geb. 12. Sept. 
1574), Wilhelm (geb. 21, Mai 1576), Daniel (geb. 7. Jänner 1577; ftarb bald) und Daniel (geb. 3. Juli 
1580). Nach der Geburt des jüngften Kindes, das auch bald verfchied, ftarb auch Friedrich Gross' 
Weib, 1582 führte er eine zweite Gattin heim, diesmal aber hatte er feine Blicke auf eine Tochter 
aus einem vornehmeren, faft patrieifchen Gefchlechte geworfen, die Urfula Rindfleifch gewählt. Ihr 
Vater war Andreas Rindfleifch, ein kaiferlicher Steuereinnehmer, ihre Mutter Urfula Gengerin, die 
Tochter des Andreas Genger aus Nürnberg. Die junge Frau war mit den reichen Kaufmanns- 
familien, mit den erften ftädtifchen Beamten, mit dem Haupt-Paftor von St. Elifabeth verwandt; ihr 
Bruder Daniel Rindfleifch (Bucretius) hatte als Arzt hohes Anfehen So ganz ohne Auffeilen war es 
doch nicht vorübergegangen, dafs ein zünftiger I landwerksmann in einen fo vornehmen Familien- 
kreis hineinheirathete; zumal zwei Malergattinen Anna, die Frau des Barthel Fichtenberger, und 
Getrud, die des Hieronymus Beynhardt, hatten die Ehre der jungen Frau mit ihren Klatfchereien 
fchwer angetaftet, wurden verklag!, verurtheilt, auf Bitten ihrer achtbaren Männer zwar begnadigt, 
mufsten aber 1582 den 13. Auguft Abbitte leiften. 

1586 verliefs der bisherige Stadtbaumeifter Heinrich Muntig von Groeningen den Dienft in 
Breslau, und am 21. Mai desfelben Jahres wurde diefe Stelle Friedrich Groß übertragen. Er baut 
viu N. F. 16 



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Dk. Alwin SCHULZ. 



weiter an der Fortification und errichtet 1586 — 8y das Ziegelthor, einen nicht unbedeutenden Bau, 
der bei der Schleifung der Breslauer Fellungswerke nach 1807 zu Grunde ging. l£in paar Denk- 
mäler in der Elifabeth- Kirche, das des kaif. Käthes Alexander von Kck (f 1577) und des Andreas 
I Judith (f 23. Febr. 1589) rühren von feiner I land noch her. Schon 1588 fühlte er ("ich fchwach und krank 
und liefs defshalb am 29. September fein Teftament aufnehmen, legte es jedoch felbft noch auf dem 
Kathhaufe am 15. December nieder. Am 15. Mai 1589 erfcheint er noch vor Gericht, aber fchon am 
16, October wird fein Teftament eröffnet. Er vermachte feinem ältelten Sohne Jacob, der wieder 
Bildhauer geworden war, feine Kunftbücher, Kupferrtiche, Holzfchnitte und fonftigen Kunftwerke, alles 
Bildhauergcräth. Die beiden anderen Sohne werden aucli mit befonderen Gefchenken bedacht; die 
Tochter Regina, die am 24 November 1587 einen Bildhauer Michael Wittig, geheirathet hatte, bekam 
einige Erbftücke. Der Frau Urfula, mit der er keine Kinder gehabt, fetzte er auflandige Legate aus 
und überliefs ihr vor allem ilas ganze von ihm für fie angefchaffte Inventar zum Lichthandel. Es ift 
immerhin interefiant zu erfaliren, dafs die b rau eines Künlllers, eines angeftellten höheren llädtifchen 
Beamten, eine Frau, die nach damaligen Begriffen aus der höheren Gefellfchafts Claffe herftammle, 
mit Lichterziehen und Lichterhandel (ich einen Zufchufs zu ihrer Wirthfchafts-Caffe zu ver- 
dienen nicht von der I land wies. Der ältefte Sohn des Friedrich Grofs, Jacob, folgte dem Vater 
bald nach; am 20. October 15S9 machteer fein Teftament, fetzte feine Stiefmutter zur Erbin feiner 
Werkzeuge, des vorhandenen Alaballers, des Jafpis, der Hirfchgewcihe und des Schnitzholzes ein 
und flarb dann bald, da fchon am 29. December fein Teftament eröffnet wurde. 

Gerhard Heinrich hatte nun fchon 1587 in der Grofs'fchen Werkltätte Arbeit gefunden und 
fcheint bei der Krankheit des Meillers im letzten Jahre wohl die Leitung des ganzen Gefchäftes 
übernommen zu haben. Als nun Grofs Harb, führte zunächft die Witwe mit Hülfe von Gefeilen und 
Lehrlingen — zwei noch ein halbes Jahr zu halten war ihr, wie wir aus Friedrich Grofs' des Aelteren 
Teftament erfahren, erlaubt — die begonnenen Arbeiten zu Ende. Gerhard I leinrich ftand ihr treu 
zur Seite und half ihr mit Rath und That; Jacob Grofs vermachte in feinem letzten Willen „Gerhard 
Henrichen, fofern er feinem verfprechen nach die angefangene arbeit der Erbfchaft zu gutte 
ausmachen vnnd alliier heurathen wirt, ein Sturmhaube vnnd ein lanng Rohr fampt allem Zugehoer, 
dif follen mein Bruder von meines Vätern Sturmhauben vnnd Buxen enntrichten." Der junge 
Gefell, dachte übrigens auch gar nicht daran, Breslau wieder zu verlaffen, da fich eine paffende 
Heirath für ihn fehr bald fand. Frau l'rfula Grofs, geb. Rindlleifch, war wahrfcheinlich noch eine 
junge ftattliche Witwe, befafs ein hübfehes Vermögen, einllufsreiche Verbindungen in der Stadt, 
ein eingerichtetes blühendes Gcfchalt, und Gerhard I leinrich, ein noch junger Mann, vermuthlich 
jünger als Frau Urfula, mochte auch ihr eine ganz annehmbare Partie fcheinen. Der junge Gefell 
erwirbt alfo das Meifterrecht und läfst fich den 4. Juni 1590 mit Friedrich Grafs' Witwe in der 
Maria-Magdalenen-Kirche trauen. Er übernahm nun die Verpachtung auch für die Erziehung der 
Stiefföhne feiner Frau Sorge zu tragen. Der ältefte derfelben, Friedrich, wurde wieder Bildhauer; 
fchon 1600 den 24. März leiftet er feinem Vormund und Stiefvater Quittung; er ftirbt 1609 am 
27. April und hinterläfst wieder einen Sohn, der Zechfchreiber der Grofs- und Kleinbinder wird, 
und den 12. October 1631 in der St. Elifabeth-Kirche heirathet. Der andere jüngere Sohn Wilhelm 
ftudirte Medicin; auch er quitlirt den 13. Oclober 1600 als Studiofus medicinac über den Empfang 
feines Erbtheils; 1607 erfcheint er bei einer Erbregulirung fchon als^'hilofophiae et Medicinae Doctor, 
Römifcher kaiferlicher Majellat HofMedicus zu Prag." Endlich lebte, in dem Haufe des Gerhard Hein- 
rich noch ein kleines Waifenmächen, die Enkelin von Friedrich Grofs, Tochter der Regina, die mit 
dem Bildhauer Michael Wittig fich 1587 verheirathet hatte. Schon im Januar (23.) 1591 hatte Wittig 
eine zweite Ehe gefchloffen, auch diefe Frau war 1594 geftorben, er felbft war 1595 den 24. Februar bis 
3. März verfchieden und fo war die kleine Barbara Wittig in das Haus ihrer Stiefgrofsmutter 




Über ein Kunstwerk des Bildhauers Gerhard HEINRICH von Amsterdam etc. 



123 



gekommen und Gerhard Heinrich war zu ihrem Vormunde ernannt worden; ein Koflgeld von 
9 Grofchen wöchentlich wurde von deren Vermögen bezahlt. Aber auch eigene Kinder belebten 
bald das Haus des jungen Paares, Frau Urfula hatte in ihrer Ehe mit Grofs keine Kinder gehabt, 
dem Gerhard Heinrich gebar fie fchon 1591 einen Solln Gottfried (geb. den 26. November), dann 
folgte 1593 die Tochter Urfula (geb. den 17. December), die aber bald flarb (1595 24/31. März), 
darauf 1596 der Sohn Jacob (geb. den 24. Juli). Zwei Zwillingstöchter wurden 1598 geboren und am 
28. November Maria und F.lifabeth getauft. Hlifabeth darb, wie das Todtenbuch befagt, fchon 1599 
6/13. Augufl „an Kliffen." 1600, den 19. Augufl, wird der Sohn Daniel getauft und nach deffen Tode 
erhält am ft< December 1601 ein jüngere Bruder, der 1607 19 26. Odlober ftirbt, denfelben Namen 
Anfang Januar (5. — -12.) 1607 ftarb Frau Urfula, der Witwer tröflete fich fchnell genug, indem 
er fchon am 20. Mai lieh fein Mündel, Barbara Wittig, die etwa 17—19 Jahre alt fein mochte, in der 
Maria-Magdalenen-Kirche antrauen liefs. Zu Ehren diefer Hochzeit wurde jenes obenerwähnte Feft- 
Carmen gedichtet. 1603 wurde der Sohn Daniel geboren (getauft den 7. Februar — geft. 1609 den 
26 Juni bis 3 Juli), darauf 1609 eine Tochter Urfula (geb. den 5. Mai), 1610 die Tochter Elifabeth (geb. 
den 9. September), 1613 der Sohn Gerhard (geb. den 19. November — gelt, den 6. Februar 1614). 
Seine Tochter erfter Ehe, Maria, hatte fchon am 13. Februar 1613 den Seifenfieder Cafpar Röhricht ge- 
heirathet (Maria-Magdalenen-Kirche) 1614 machte er fein Tellament und legte es persönlich am 
4. November auf dem Rathhaufe nieder. Er vermachte feiner Frau und ihren beiden Töchtern Ursula 
und Elifabeth, jeder vor aller Theihing voraus 200 Thaler, der Frau zudem noch alle ungemachten 
Sachen, fowie die gebrauchte VVäfche und das Brennzeug nebft den zugehörigen Büchern. 
Während Urfula alfo nebenher die Lichtzieherei betrieb, fcheint Barbara ein Deftillations-Gefchäft 
befeffen zu haben; ob fie Parfümcrien fabricirte oder Branntwein, das mui's dahingeflellt bleiben. 
Der ältefle Sohn Gottfried ift auswärts auf der Wanderfchaft. „Ferner fo ordne und befcheiilc ich 
auch meinem Eltiften Sohne Gottfried Erller Ehe Herzog Carles (das heilst des Erzherzogs Carl von 
Oeflerreich, der 1608 — 1624 Bifchof von Kärnten war) Bildnus von Göhl mit vier Demanten ein- 
gefafst fambt einem guldnen Wappen und Türkies-Ring, daneben alle Kunilbücher, Kupferlliche, 
Wachskünfle, Vifierungen und Abrifse, und demnach in meiner Kuuftltuben auff beiden Tifchen an 
Indianifchen Sachen, Schnecken und Anticpiiteten vorhanden. Alfo fol folches alles mit Fleifs, damit 
nichts davon kome, dem Gottfried zum bellen v erwahret gehalten undhernachher von den eingefetzten 
' Erben Ime umb eine gebürende Zalung angefchlagen und gelafsen werden." Die angefangenen 
Arbeiten Collen Gefellen fertig machen. In die Malle theilen lieh Frau Barbara und Urfula, Elifabeth, 
Gottfried und Maria, verehelichte Röhricht, zu gleichen Theilen, doch foll der letzteren, da ihr Mann 
verfchuldet ift, ihr Erbtheil vor der Hand nicht ausgezahlt werden. Der Sohn Jacob wird wegen 
Ungehorfams und Schuldenmachens enterbt ; feinen Pflichtteil hat er fchon erhalten. 1615 den 20. April 
flarb Gerhard Heinrich in feinem Haufe auf dem Neumarkt „an langwerender Krankheit" wie das 
Todten-Kegifter bemerkt. 

Seine Witwe Barbara wartete nur die gefetzliche Frifl ab Geh wieder zu verheirathen. Auch 
fie nahm fich einen Bildhauer, vielleicht auch einen Gefellen ihres verllorbenen Gatten, Gregor Hahn 
(oder Hanauer), liefs lieh mit ihm am 15. Februar [616 in der Maria-Magdalenen-Kirche trauen, und 
befchenkte ihn fchon im Mai mit einem Sohne Gregor (getauft den 21. Mai). Im Taufbuch der 
Maria-Magdalenen-Kirche ift der Tag der Trauung mit einem Notabene neben der 'Taufeintragung 
vermerkt. Sie flirbt 1623 den 26. December an langwieriger Krankheit. 

Gerhard Heinrich's Tochter Urfula wurde Dienflmädchen und flarb, fünfzehn Jahre alt, den 
27. Juni [625 am hitzigen Fieber. „1636 den 15. October (f) Rohna Elifabeth, Gerhard Heinrich's, 
Bildhauers aufm Neumarkte, gelaffener 'Tochter mit Daniel Kuntzen Votieren unter der weifsen 
Compagnie unehelich erzeugtes Kind." (Todtenbuch). Gottfried Heinrich hat fich vermuthlich in 

10» 



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12 4 



Dr. Alwin Schulz. 



einer anderen Stadt niedergelaffen ; in Breslau ift fowohl von ihm als von feinem Bruder Jacob keine 
Spur mehr auzufinden. 

Von unferes Meifters künftlicher Thätigkeit find wenige Berichte uns erhalten. 159S gibt er 
folgendes Gutachten ab: „Die Erbarn Hanns Hofmann Vnd Gerhard Henrich, beide Bildhauer, vnfer 
mitburger, vnd haben auf die Supplication, Welche Abraham Peiffer von der Freiftadt V'ns dem 
Rath vbergeben Vnd das innen Er Von Inen Zu wiffen begert, was fie Von Jacob Scholczcn Zur 
Soraw, feinem Eehrmeifter, fo fich Vor einen Bilthaur ausgeben foll, hielten, fich erklert, das fie 
anders nit wuflen, dan das derfelbe Jacob Scholcz bei feinem Vater, einem Tifchler zu Schweidnitz, 
das Tifchler handwerg erlernet, Daruber er dan auch feinen lehrbrief Dafelbft zur Schweidnitz Vber 
das Tifchler handwerg Vnd nicht vber das bilthawen bekommen, derowegen (ie Ihnen Dan auch 
bisdan (es were den, das er wegen bilthawns feine richtigen Zeugnus furlegte, wie fichs bei diefer 
Kunft des bilthauens geburet) für keinen bilthauer erkennen können. Actum 3 Junii (15)9«'" (Liber 
exceffum). 

Ueber feine Werke fpricht unfer öfter erwähnter Reimfchmied: 
„Wie er dann durch fein edle Kunft 
Bcy Fürften und Herrn hat gros Gunft, 
Weil er etlich Fürftlichen Perlon 
Und andern Herrn hat manchen thon 
Gar künfllich Epitaphia, 
Zu Elfs ein Predigftul auch ja." 

Die Kanzel in der Schlofskirche zu Olsift 1605 gefertigt \Sinapius , Olsnographia II. Herr Bau- 
rath von Dehn-Rothfel/cr theilt mir über dies Denkmal folgendes mit: „Die Kanzel befleht aus Holz 
Sie wird geftiitzt von einem naturalillifch behandelten Baumllamme, vor dem ein heiliger Chriftophorus 
(Ich anlehnt. Die Brüftung der Kanzel und die Kanzeltreppe wird durch Apoftel-Statuen in Felder 
getheilt, die an der Kanzel mit rundbogigen, an der Treppe mit rautenförmigen Füllungen aus- 
gefüllt find. Der glatte Grund diefer Füllungen ift nur in anderer Farbe marmorirt, ein Sockel- 
gefims unter denfelben in der I löhe der I'oftamente unter den Apollel-Statuen ifl mit facettirten 
Quadern verziert. Der Schalldeckel Hellt in Barockformen einen lieh pyramidal zufpitzenden reichen 
tempelartigen Autbau dar. In der Färbung herrfcht ein Porphyrton vor." Wo aber find die Fpitaphia 
der Fürften und Herren zu fuchen: Kr mufste fich doch fchon eines ganz befonders grofsen Rufes 
erfreuen, dafs ein fo koftbarcs Werk wie das Redern'fche Monument ihm übertragen wurde. 

„An jtzt (1607) ein folch Werk für fich hat, 
Welches ein grofs ftiieke Gelds geltat; 
Gehört dem Edlen gellrengen I lerrn, 
Wolgeborn I lerrn Melchior von Rehdern, 
Welches dem Herrn feiner Gnad 
Sein liebs Gemahl lafst richren auff, 
Die Wolgeborne Wittib zart, 
Im zu Elim, wagt gros Gelt darauff, 
Weichs alfo zierlich wiril gemacht, 
Nicht balil desgleich ift fo erdacht, 
Als es diefer Herr Breutigam 
Durch feine Kunft macht lobefam." 

Die Arbeit wurde 1605 begonnen und am Katharinentage (den 25. November) 1610 in der 
Stadtkirchezu Friedland, die 1549 —51 vonChriftoph von Biberflein gebaut und der h. Kreuzerfindung 



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Oder ein Kunstwerk des Bildhauers Gerhard Heinrich von Amsterdam etc. 



125 



geweiht worden ift, aufgeftellt. Sommer fchätzt in feiner Beschreibung des Königreichs Böhmen (Prag 
1834 —II. 311) den Preis des Denkmals auf 40.000 Thaler, Nemethy in feinem Buche „Das Schlofs 
Friedland in Böhmen und die Monumente der Friedländer Stadtkirche" (Prag 1818, 167) gibt 
folgenden Koftenüberfchlag wahrfcheinlich aus Friedländer Archivalien: 



820 Centner Marmor 7S00 Thaler 

80 Centner Metall 4000 „ 

Fuhrlohn 3000 „ 

Der Mcifter wöchentlich 7 Thaler . . 1820 „ 

Der Polier wöchentlich 5 „ 1300 „ 

18 Gefellen wöchentlich ä 3 Thaler 14040 „ 

Verfchiedene Unkoften 5000 „ 

Vergolden der Statuen, Tafeln und Verzierungen 300 „ 



37.260 Thaler. 

Eine beffere Befchreibung des Denkmals kann man wohl nicht geben, als die, welche der 
Meifter felbft nach Vollendung feines Werkes verfafst und drucken liefs. Es ift meines Wiffens das 
erftemal, dafs ein Künftler fich entfchliefst, die Interpretation feiner Arbeit felbft zu übernehmen 
und zu veröffentlichen. Da dies Schriftchen jedenfalls fehr feiten ift — nur die k. und Univerfitäts- 
Bibliothek zu Breslau befitzt ein Exemplar — fo mag hier anltatt einer Befchreibung und Er- 
klärung des Monumentes der Abdruck jenes fieben Cjuartfeiten ausfüllenden Tradlates folgen, 

Kurtze Befchreibung I Defs Herrlichen Monumenti vnd Begräbnüfs, Welches die Wolgeborne FrawJ 
Fraw Catharin, Fraw von Redern, Gehörne Schlickin, Gräffin von Paf-jfaun vnd Weifskirchen, etc. 
Regierende Fraw der j Herrfchafften Friedland, Reichenberg vnd Seydenberg, etc. Wittib : | lhreni| 
Neheft Gott, höheften Schatze, Hertzliebften Herrn vnd Gemahl (nun in Chrifto feiig ruhend) Dem 
auch j Wolgebornen Herrn, Herrn Melchiorn von Redern, Freyherrn vnd Rittern etc. Herrn auff 
Fried- land, Reichenberg vnd Seydenberg, etc. Rom. Kay. | May. Rath, vnd Hoff kriegsrath pra> 
lidenten, Gene- rali Fcldmarfchalln in Hungern, vnnd Obriftem zu Raab, Auch beyder Fürftlichen 
DorchL Ertzher- [czogen Matthise vnd Maximiliani zu Oe- 1 fterreich, etc. Rath, etc. [Zu fonderen 
Ehren machen, vnd zu Ewigem gedächt- nüfs in der Kirchen zu Friedland auffrichten laffen: Anno 
MDCX. | Gedruckt zu Brefslaw, bey Georg Bawman. 

Diefes Stück vnd herrliche : Werck, Ift vom Fundament an, bifs|oben hienaufs, zufehen, 
Wie folget: 

Erfllich fihet man vnten die Eroberungk oder Einnehmung der Veftung Papa- von metall 
gegoffen, vnd im Fewer vergüldet, 2. Ellen lang vnd i. Ellen breit. Darueben auff beyden feiten 
2. gefangene, angefchmiedete Türcken, die das gantze Werck tragen, in rothem Marmor gehawen: 
Das Corpus ift mit allerley Kriegsmunition gezieret, Darauff defs Herrn Melchiors von Redern 
Bildnüfs vnnd Contrafeclur, So grofs als Er im leben gewefen, von Metall gegoffen, gleich in der 
mitten auffgerichtet, vnd daneben von grünem Iaspis ein Seulen, darauff er feine lincke Hand 
leget, Als einen Standhaftigen Helden bedeutend. 

Auff der rechten feiten, Stehet die Wolgeborne Gräfin vnd Fraw Fraw, etc. Seine hertz- 
liebefte Fraw Gemahlin, vnd nebeft Ihr ein Tifch, von || grünem Iaspis gefetzt, daran das Schlickifche 
Wapen fchön in weiffen Alabafter gehawen, etc. Auch in metall gegoffen. 

Auff der lincken feiten, Ift Ihr hertzliebfter einiger Herr Sohn, der auch Wolgeborne Herr 
Herr Chriftoff von Redern, Freyherr, Herr auf Friedland, Reichenberg vnd Seidenberg, etc. Rom. 



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, 2 6 Dr. Alwin Schulz. 

Kayf. May. Truchfafs, etc. Auch in lebens greifte, in metall gegoften, auffgerichtet, Alle drey fauber 
verfchnieten, vnd mit allerley zierlichen Arbeit, auff die Rüflung vnd Kleidung getrieben, etc. 

Hinder die abcontrafecluren find kommen von Kupffer getriebene Arbeit, vnd im Fewer 
vergiildet, etc. 

Vber diefc, aller dreyer Grabfchrifft, in metall geetzet, vnd im Fewcr vergüldet, etc. 
Darüber vnd darunter in grünem Marmor, die fchönen Lateinifchen Verfs vnd Gefpreche, 
alles darein gehawen vnd vergüldet, etc. 

Der Fraw Gräffin Ihr Gn. Lateinifche Verfs, welche vber Ihr flehen find diefe: || 

Care Marite, meo mihi peclore Carior, et dum 

Vita tibi fuit, nunc ubi morte jaces; 

Carus eras, et Carus eris: Carus quoque per tc, 

Unica qui vitae fax mihi, Natus erit. 

Utque patescat amor meus ifte nepotibus olim, 

Haec fidei monimen fint monumenta me*. 

Defs Herrn Melchiors von Redern, Freyherrns vnd Ritters, etc. Lateinifche Verfs, welche 
vnter Ihme flehen, find diefe: 

Grata mihi pietas tua, Cara Marita, fidesque: 
Et grata hsec fidei funt monumenta iure. 
Cratior at Nati tua Cura. Sed ö mea quondam 
Gura quoque! 6 generis fpes mea Nate meil 
Sis pius inprimis: Cari dein gefla parentis 
Magno imitare animo, nomine magnus eris. 

Defs Jungen Herrn, Herrn Chriftoffs von Redern, Freyherrns, etc. Lateinifche Verfs. welche 
auch vber Ihm flehen, mit vergiildeten Buchflaben, lauten alfo: 

O Vitae Cynosura mea-, Pater, una, vis-que! 
O calcar geftis ad pia gefla tuis! 
Sedulus iftud agam, tua per velligia currens, 
Addat uti fama* poll mea fama tua-. ] | 
Intereä vita tu gaude celite : at 6 heic 
Longiim, cum Jovä, fpes mea, Mater agat. 

Vber dem alten Herrn find zufehen feine 16. Ahnen oder Gefchlechte, von metall, vnd im 
Fewer vergüldet: Darüber fleugt von Golde, der Römifche Adler, Darhinder find die zwo 
Tugenden SPFS und FIDES. 

Daneben auff beiden feiten 2. fügende Engel von weiffem marmor gehawen, Als der auff 
der rechten feiten mit der Helmdcckcn, Wie er von Ihr. Rom. Kay. May. wegen feiner trefflichen 
thaten zum Ritter gefchlagen worden: Der andere Engel auff der linken feiten ein Lorberkrantz 
haltend, vnd denfelben dem Herrn aufffetzend. 

Nebeft beyden feyten 6. columna- oder Sculen von weiffem marmor vnd grünen Iaspis ge- 
hawen, eine jede von 5. Ellen hoch. Darauff 4. gantze correntifche Capitell, gantz vergültet, vnd 
2. von Meilsnifchem Alabafler. 

Auff der rechten feiten (NB. der Hauptfigur) daran hangend von metall die Feldfchlacht 
vor Zifsegk. Vnd auff der linken feiten die Belagerung Grofswardcin, || auch in metall gegoften 
fauber verfchnietten, vnd beydes in Fewer vergüldet, etc. 



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Über ein Kunstwerk des Bildhauers Gerhard Heinrich von Amsterdam etc. 



127 



Darüber auff der rechten feiten, vber der Fraw Gräffin, etc. König David zu Rofs ftreittende, 
vnd daneben der flreitbare Held Iofua. Auff der lincken feiten Iudas Maccaba:us nebefl dem Gedeon, 
gleichfalles zu Rofs ftreittendt, gantz rund gehawen von rotem marmor, jedes 2. Ellen hoch. 

Volgendfs hienauff gleich in der mitten, defs Herrn Melchiors von Redern, Freiherrns vnd 
Ritters, etc. Wapen, in rothem marmor gehawen, gleichfalles 5. Ellen hoch, vnd alles durch- 
brochene Arbeit Darüber der Triumphirende Salvator, der den Todt und Teuffei vberwunden, 
2. Ellen hoch ftehendt. 

Vnd was fonflen von Engeln, Cherubin, vergüldeten Löwenküpffen, vnd anderm von Goldt 
fchönem ornat, mit welchem das gantze Werck illustriret und gezieret, hierzu kommen, wie folches 
daran genugfam zu befinden vnd zn fehen ift. || 

Zv dem gantzen Werck zu vergülden find kommen in die 300. gülden Vngerifch. 

Diefes gantzen Wercks höhe, helt 15. Ellen. 

Die breite 10. Ellen. 

Vnd ift diefs gantze Werck von Rothem Böhmifchen, Grünem Schlefifchen, vnd weiffem 
Friedlendifchem marmor vnnd Iaspis zufammen getragen. 

Auch eines theiles weiffer aus Engelland, Polen, vnd aus der Reufsnifchen Lembergk herzu 
gebracht worden, etc. 

Vnd fonften von anderen Edlengelleinen, als Topafiis, Saphier, Rubinen, vnd der- 
gleichen, vorfetzt. 

Zu diefem Werck find auch kommen: 
Von metall in die 80. Centner. 
Vnd der aufsgearbeitete marmor 520. Centner. 
Thut in allem an metall vnd marmor 600. Centner. 

Daran gearbeitet felb 18. bifs in das 5. Jahr, kan derowegen ein jeder Verflcndiger leicht 
bey Ihme abnemen, was folches Werck koflen möchte, etc. 

Diefes Werck ift im Jahr 1610. den 25. Novembris, welcher war der Tag S. Catharinae, 
verfertiget, vnd in der Kirchen zu Friedland glücklich auffgerichtet vnd gemacht, 

Von Mir 

Gerharde Heinrico 
von Ambfterdam, Bürgern vnd Bildhawern, jtziger zeit in Brefslaw. 
Zwölf Jahre, nachdem Frau Katharina ihrem Gemahle dies grofsartige Denkmal gefetzt hatte, 
mufste fie mit ihrem Sohne fliehen, ihr Befitzthum im Stiche laffen. Ihr Bruder Andreas Graf Schlik 
fand bei dem Blutgerichte zu Frag den Tod durch Henkershand; fie felbft und ihr Sohn Chriftoph 
hatten als eifrige Froteftanten gleichfalls die Sache des Winterkönigs unterfttitzt und retteten fich 
jetzt nach Polen. Ihre Güter wurden confiscirt; die Herrfchaft Friedland erkaufte 1622 Albrecht von 
Waldftein. Als im Jahre 1639 die Schweden Friedland befetzt hielten, vernichte Chriftoph von 
Redern vergebens nochmals den Befitz feiner Familie wiederzuerlangen. Er Harb in der Verban- 
nung 1642; feine Mutter war fchon 1640 verfchieden. — Dafs bei den Kriegsereigniffen auch das 
Redern 'fche Denkmal leiden werde, war vorauszufehen. Die Edelfteine und der goldene Adler 
wurden wohl fchon von den Schweden mitgenommen, die, wie gefagt, 1639 Friedland befetzt 
hatten und am 10. December fogar die Gruft des Melchior von Redern plünderten 1624 kehrten 
fie zurück und haben da wohl noch entführt, was von Koftbarkeiten ihre Vorgänger übrig gelaffen. 
Nach Sommer (Königreich Böhmen II. 311) häuften 1744 den 10. December die Preufsen in Friedland 
und kamen im September 1759 unter General Fouque nochmals dahin zurück. Viel werden fie an 
dem Redern'fchen Denkmal nicht mehr erbeutet haben. Jaroslav Schaller (Topogr. des Königr. 
Böhmen, Prag 1790 IV. 287) beschreibt das Grabmal und berichtet, es fei gefchmückt mit 



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Du. ALWIN Schulz. Üiikk kin Kunstwerk i>es Bii.diialeks Geriiakd Heinrich etc. 



vielen metallenen im Feuer vergoldeten Tafeln, die mit Topafen, Rubinen, Saphiren und anderen 
Edclfteinen reichlich befetzt gewefen, im fchwedifchen und preufsifchen Kriege aber derfelben faft 
gänzlich beraubt worden feien. 

W. A. Gcrle (Bilder aus Böhmens Vorzeit Prag 1840) erwähnt der Edelfteine gar nicht 
mehr, und als ich 1868 das Denkmal eingehend unterfuchte, konnte ich gar nicht die Stellen 
ausfindig machen, die ehedem mit Edelfteincn befetzt gewefen fein füllten. Uebrigcns ifl das 
Monument viel weniger ruinirt als man nach Schaller's und Sommers Bericht annehmen füllte. Der 
goldne Adler fehlt und auch jene Edelfteine, fonft find nur wenige Stücke abhanden gekommen. 
Ks fehlen die fchwebenden Engel, die Victoria im rechten Bogenzwickel, acht von den 16 Ahnen- 
wappen, die Löwen und Engclsköpfe an den Säulen Die Relief- Tafeln der Erflürmung von Papa 
und der Verteidigung von Grofswardein, die früher an den Säulen hingen, lehnen jetzt unhefeftigt 
an dem Monumente. Im Schlöffe zu Friedland wird noch eine Zeichnung bewahrt, die vor 
Plünderung des Denkmals angefertigt worden ift. 

Die Arbeit felbft ift von ungleichem Werthe. Der arehite<5tonifche Aufbau ifl nicht ohne 
Wirkung; die Anwendung verschiedenfarbiger Steine belebt das Ganze und bringt die Gliederung 
der Bautheile zur rechten Geltung. Dagegen find die Marmor-Sculpturen fehr fchwach. Die Bronze- 
Statuen find vortrefflich modellirt und ebenfo fehr gefchickt gegoffen und eifelirt. Ob Gerhard 
Heinrich felbft eine Gufshütte befeffen, ift unbekannt; vielleicht hat der Glocken- und Stückgiefser 
Gerhard Götz, der mit dem Meiftcr bekannt und durch Gevatterfchaft verbunden war, Gufs und 
Cifelirung beforgt. In dem Mufter der Damaft-Robe der Frau Katharina wiederholt fich öfter die 
Chiffre MC j es find da die Anfangsbuchftaben von deren Vornamen, dem ihres Gemahls und ihres 
Sohnes, verbunden (Melchior, Chriftoph, Katharina). Sind die Bronze-Figuren wirklich eines 
Künftlers würdige Arbeiten, fo find die bronzenen Relief-Tafeln geradezu fchülerhaft, roh und 
ungefchickt ausgeführt. Meifter Gerhard Heinrich hat fich doch, wenn man das Monument genau 
und eingehend ftudirt, die Ausführung desselben recht leicht gemacht. Der Entwurf mag von ihm 
herrühren und der ift ja auch ganz anfprechend, aber die Arbeit felbft hat er feinen Leuten über- 
laffen; ein Künftler, der die Bronze-Figuren zu modelliren vermochte, der ift nicht im Stande fo 
lahme und ftumpfe Geftalten wie die Marmor-Figuren auf dem Haupt-Gefims auszuführen. Die 
Arbeit mufs er ganz feinen Leuten überlaffen haben, aber ihm wird immer der Vorwurf gemacht 
werden können, dafs er fo ungewandte Kräfte zur Ausführung einer fo theuren Arbeit herangezogen 
hat, dafs er es vor allem vor feinem Künftlergewiffen verantwortete, die gewöhnlichften zum 
Theile gar fchülcrhafteflcn Gefellenleiftungen mit feinen eigenen künftlerifchen Compofitionen zu 
einein Ganzen zu vereinen. 




Siegel der Stadl Olmuu. 



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EINIGE ÄLTERE ELFENBEINARBEITEN KIRCHLICHER 

BESTIMMUNG. 

Von Dr. Karl Link. 

(MU 33 Tent-Illuflrationcn uud zwei T»fcln.) 

ILFENBEIN war ftets ein mit Vorliebe gefachtes Material zur Anfertigung von plaftifchen 
Arbeiten. Seine Verwendung reicht in die älteflen Zeiten der Cultur zurück, ja es war 
im Alterthum in gewiffer Beziehung der grofseren Plaftik viel mehr dicnflbar, als dies 
im Mittelalter der Fall war. Eri\ mit dem Wiederaufleben der Antike in der Kunft wendete fich 
der kunftfertige Schnitzer und Dreher wieder diefem Material zu und die Liebhaberei gewann 
InterefTe für derlei gröfsere Arbeiten, was dann gefleigerte Erzeugung derartiger Kunft-l'roducle 
zur Folge hatte. 

Das Mittelalter hielt in Bewunde- 
rung der aus der Antike übernommenen 
Vorbilder llets an diefem werthvollften und 
vornehmllen unter den thierifchen Bearbei- 
tungs-Stoffen und überdies für die Bild- 
fchnitzerei und Drechslerei fo befonders 
geeigneten Material zwar mit Vorliebe feft, 
ohne es aber fo reichlich in Verwendung 
zu bringen, als die darauffolgende Zeit. Wie 
faft die ganze Kunft des Mittelalters war 
auch die Flfenbeinfchnitzerei beinahe nur 
der chrilllichen Kirche gewidmet und für 
deren Bedürfniffe und l'runk thätig. Frft 
der Verlauf der weiteren Jahrhunderte fchuf 
diefer Kunft auch für profane Zwecke 
genügenden Raum zur Entwicklung, bis gegen den Schlufs des Mittelalters diefc Richtung unzweifel- 
haft das Uebergewicht erreicht hatte. 

Das Elfenbein hielt man feiner Feinheit und fchonen weifsen Farbe wegen, dann mit Rück- 
licht auf feine Beziehung zum Elephanten — als dem von den chrilllichen Phyfiologen bezeichneten 
Multer der Reinheit — für ein befonders berufenes Material im kirchlichen Dienfte. Man verwendete 
diefes Material zur Ausfchmlickung von Buchdeckeln, zu Büchfen, namentlich jener zur Aufbe- 
wahrung von Hoflien (Ciborien) und Reliquien beftimmten, für kleine Figurengruppen, für kleine 
Weihwaffer-Gefafse, Bifchofftäbe, für Kufstäfelchen und kleine fchreinförmige Reliquiare. Auch 
fchmückte man damit die nach Art der Dyptychen und Triptychen der Antike gebildeten kleinen 

VIII NF 17 




Fig. i. 



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>3« 



Dr. Karl Lind. 




EINIGE ALTEkF. ELFENllEINAKBKITEN KIRCHLICHER BESTIMMUNG. 



'3" 




Trag-Altäre; nur wurde jetzt das von der Aufsenfeitc der Deckel nach Innen verlegte Elfenbein- 
Relief mit der natürlicherweife kirchlichen Darfteilung zur Hauptfache, während es früher nur eine 
verzierende Heigabe war. 

Im 10. Jahrhundert und mehr noch im n. Jahrhundert fand die Elfenbetnarbeit in Deutfch- 
land und zwar am kaiferlichen Hofe und in den reichen und prachtliebenden Bisthümem und 
Klöftern eine vorzügliche Pflege. Die damals geschaffenen Werke laffen den darin zur Geltung 
gelangenden zunehmenden geiftigen und 
künfllerifchcn Auffchwung deutlich erken- 
nen. Im Abendlande treffen die eigenen 
Schöpfungen der Kunft und damit der ein- 
zelnen Zweige derfelben, alfo auch der 
Elfenbeinschnitzerei mit jenen von Byzanz 
zufammen, und war es eine natürliche Folge 
davon, dafs die letzteren auf die heimifche 
Schnitzkunft einen zwar eigentümlichen, 
aber gewifs heilfamen modificirenden Ein- 
flufs ausübten, ohne dafs fie dafelbß in getreuer Weife durch die Hand der klöflerlichen Künfller 
nachgeahmt worden wären. Vielmehr vereinigen fich hier einerfeits die mangelhafte und rohe 

Darftellungund die ungenügende Tech 
nik, anderfeits die by zantinifchen Mufter 
mit einem folchen Infolge, dafs fich 
daraus eine beffere und geübtere Be- 
handlung, eine Abfchwächung der 
Starrheit der byzantinifchen Darftel- 
lungen durch einen diefelbemildernden 
fchwachen Anflug der Antike ergab, 
der fich mit ungleicher Macht hin- 
fichtlich Leben, Bewegung, Gruppirung und Ausdruck geltend machte; in Folge davon zeigten 
fich Spuren einer neuen eigenen Kunftrichtung, 

An den Werken des n. Jahrhun- 
derts insbefonders treten neben dem tie- 
feren geiftigen Ausdrucke, dem in der 
damaligen Kunftftrömung gelegenen und 
deutlich hervortretenden Bemühen nach 
möglichft vielen fymbolifchen Beziehungen 
und neben einer gewiffen Lebhaftigkeit der 
Bilder, einem Ringen nach Wahrscheinlich- 
keit und Empfindung die Form und cor- 
rccle Zeichnung immer mehr in den 




ig 3 




Hintergrund; es werden, ohne gerade auf die byzantinifchen Vorbilder und noch weniger auf 
jene der Antike zurückzugreifen, die menfehlichen Körper unrichtig wiedergegeben, die Köpfe, 
Hände und Füfse unwahr, grofs und plump, die Thiere und Pflanzen bleiben zwar charakteriftifch 
und zeigen ein Beftreben nach möglichft natürlicher Wiedergabe, find aber roh und derb aus- 
geführt, kurz die fchon im früheren Jahrhundert erfcheinenden Spuren der neuen und eigenen 
naturaliftifchen Richtung entwickeln fich nun kräftig zur Selbftändigkeit und faft rückfichtslos 
gegenüber einer edlen und fchönen Darftellung. 



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132 



Dk. Kakl Lind. 




Ein koftbares Denkmal früh-romanifcher Flfcnbeinfchnitzerei befindet fich in dem Bene- 
diktiner -Frauenftifte am Nonnberg in Salzburg. Es ift der Thronftuhl der Aebtiffin, ein höchft 
merkwürdiges und überaus feltencs Möbelftück. Im Jahre 1242 gab Erzbifchof Eberhard II. der 
Aebtiffin Gertraud II. (1232 — 1252) und allen ihren Nachhfolgerinnen das Vorrecht, fich des Fal- 
difloriums und des Fedums zu bedienen : „utatur fella five Kathedra et virga five baculo pafto- 
rali". Die Anfchaffung des heute noch vorhandenen Thronftuhles dürfte fomit in die Zeit der 

Erlangung der erwähnten Auszeichnung 



gehören, wiewohl der primitiv romanifche 
Charakter der an demfelben befindlichen 
Verzierungen eine frühere Entftehungszeit 
vermuthen läfst. 

Wie die Abbildung in Fig. 1 zeigt, 
handelt es fich um einen zufammcnfchlag- 
baren Thronfeffel ohne Rücklehne, einen 
Faltftuhl. Der Stuhl felbft ift von Holz, roth 
und mit Gold bemalt und an vielen Stellen 
mit eingelegten kleineren und gröfseren 
Elfenbein-Reliefs geziert, theils blos ornamentaler Art, theils find beflimmte Scenen dargeftellt, 
die fich wahrscheinlich weniger auf Heiligen Legenden und auf das Mönchsleben als auf irgend 
eine Hcldenfage beziehen. Leider find fchon einige diefer Schnitzwerke herausgefallen und ver- 
loren gegangen. Nebfl der Elfenbein- 
Verzierung ift an drei Stellen der Sei- 
tenlehne auch Malerei angebracht, 
eine Zugabe weitaus jüngerer Zeit, 
doch von hohem Intercffe. Die Bild- 
chen find auf Goldgrund gemalt und 
zeigen das Martyrium des heil. Amand, 
Samfon im Kampfe mit dem Löwen 
und die Uebergabe des Fallftuhles 
durch den heil. Rupertus und einen BenedicYincr-Müneh an die knieende Aebtiffin. Fall alle F.lfcn- 
beinbildchcn find in den folgenden Abbildungen wiedergegeben. Fig. 2—9 bringen die gröfseren 






Fig. 7- 



Fig. 10. 



Bildchen, die fich an den feitlichen Verftärkungsleiften des Stuhles befinden, darunter ein Bildchen 
mit einer Hirfchjagd, Fig. 10—13 tlie c, ° rt befindlichen Mittelbildchen in Elfenbein, Fig. 14 ein 



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St.Paul. 




K ho; w yVflCsAffMiM^H 

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Einice Ältere Eifenbeinarheitkn kirchlicher Bestimmung. 



•33 



28 ornamentale und figurata Befatzftücke an 
30 — 33 die bronzenen Befatzftücke an den 




Fi« M. 




F 'C 'S 




Befatzftück der Oberfläche der Seitentheile, Fig. 15— 
Füfsen, Fig. 29 Befatzftücke an der Achfc und Fi^. 
oberen und unteren Fnden des Geftelles in Form von 
ftylifirten Löwenköpfen und Tatzen. Unter den 
Letzteren und in den Rachen befinden fich theils 
Menfchen theils kleine Thicrc. 

Ein weiteres Beifpiel bietet der hochinter- 
effantc Buchdeckel, der fich im Schatze des Stiftes 
St. Paul in Kärnten befindet. Die beigegebene 
Tafel I veranschaulicht denfelben. Das Elfenbein- 
fchnitzwerk gehört in das 11. bis 12. Jahrhundert. Die 
Umrahmung aus vergoldetem Silber mit eingravirten 
I'rlanzen-Arabesken und der Medaillon-Befatz in den 
Ecken (die vier Evangelilten mit ihren Symbolen) in 
getriebener Arbeit dürften dem 14. Jahrhundert ent- 
flammen. Das Elfenbeinfchnitzwerk zeigt innerhalb 
einer kräftigen Akanthus-Umrahmuug zwei Darftel- 
lungen: nämlich Chriftl Himmelfahrt und Chriftus 
als Weltrichter. 

Im erften unteren Bilde fieht man wie Chri- 
ftus gegen Himmel fchwebt, dort von zwei fich in 
Ehrfurcht tief beugenden Engeln empfangen wird 
und fich ihm die rechte Hand Gottes entgegenftreckt. 
Unten die Schaar der Apoflel und in der Mitte Maria, 
alle in lebhafter Bewegung und gegen Himmel 
blickend, befonders Maria, die zu «lern fcheidenden 
Sohne mit aufgehobenen Händen emporfieht. Die 
Darfteilung ift übrigens fehr naiv; tlenn acht der 
Apofleln blicken in entgegengefetzter Richtung 
empor, können daher Chriftum nicht fehen. 

Das zweite und obere Bild, das beiläufig nur 
ein Dritttheil des ganzen Reliefs einnimmt, ftellt 
Chriftum auf einem Thronftuhlc fitzend dar, die 
Rechte zum Segen erhebend, in der Linken das 
Evangelium; die ganze Darfteilung innerhalb eines 
einem halben Ei ähnlichen Ovales mit nach innen 
gebauchter Fläche, das von zwei Engeln getragen 
wird. Oben in kleinen Medaillons Sonne und Mond 
als weibliche Bruftbilder. Betrachtet man die einzel- 
nen Figuren, fo ift deren Zeichnung, namentlich was 
die körperlichen Stellungen anbelangt, fehr mangel- 
haft; die Füfse und insbefonders die Hände find zu 
grofs. Dennoch hat der Künftler dem Schnitzwerke eine befondere Aufmerkfamkeit zugewendet; 
befonders find die Köpfe und die Gtfichter mit grofser Sorgfalt behandelt und ift ihnen ein für 
die Anfertigungszeit überrafchender Ausdruck gegeben. Das ganze Bild charakterifirt fich als 
ein Werk ftreng romanifchen Styles. 



Fig 16 




Flg. »4- 



mssm 



Fi* 15 



Fi e . 26 



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ij4 Dk. Kaki. Lind. Einige äi.tkkk Ei. fenbf.in arbeiten kirchlichkr Bestimmung. 




Kig 17 




Fig 28 



Schliefslich fei noch ein Beifpiel einer Elfenbeinfchitzerei kirchlichen Charakters aus etwas 
jüngerer Zeit, etwa Anfang des 15. Jahrhunderts gegeben. Es ift diefs ein Diptychen im Schatze 
des Stiftes Krcmsmünßer befindlich (flehe Tafel II). 
Beide viereckige Bildchen find mit je drei Spitz- 
bügen in gefchmackvollcr Weife baldachinartig be- 
krönt. Im errten Bilde fehen wir die drei Könige in 
der Anbetung und Opferung vor dem Chriftkindc, 
das bekleidet am Schofse feiner jugendlichen Mutter 
fitzt, während ein Engel diefe krönt. Ober den drei 
Königen der fie leitende Stern. Der eine knieende 
König bringt in einer kelchartigen Schale Münzen, 
und hebt mit der andern die Krone von feinem 
Haupte. Die beiden anderen tragen verfchloffene 
Gefäfse (Büchfe, Ciborium). Im zweiten Bilde wird 
der Kreuzestod Chrifli veranfehaulicht. Chriftus ifl 
bereits am Kreuzholze hängend zufammengebrochen, 
die Körperlaft wird nur mehr von den angenagelten 
I landen getragen und die Füfse find mit heraustre- 
tenden Knieen zufammengezogen Vom Schmerze 
überwältigt finkt Maria in die Arme zweier Frauen, 
die hinter ihr ftehen. An der linken Seite des Kreuzes 
ftehen Johannes und der Hauptmann. An den Enden 
des Querbalkens Engel, die mit den Nägeln durch- 
fchlagenen Hände des Erlöfers gewifsermafsen unterftützend; ober dem Kreuze Sonne und Mond. 
Das Schofstuch Chrilli reicht über die Knie hinab, die Füfse find mit einem Nagel angefchlagcn. 
Nicht klar ift die Motivirung der in die Seite Chrilli geftofsenen Lanze, die mit Marien in Ver 





Fig. 30. Fi K . 31 Fig 32 Fig 3j. 



bindung fleht. Die Figuren erscheinen leicht bewegt in ziemlich natürlicher Haltung, die Köpfe 
jedoch unproportionirt grofs, die Gelichter mit einem gewiffen geirtigen Ausdrucke, die Gewandung 
noch mit langgezogenen Falten, llellenweife aber knitterig. 




* 

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DIE RUINE DER- ALTCHRISTLICHEN BAS1LICA IN 
MUGGIA VECCHIA BEI TRIEST. 

Von Rudolph von Eitelbekgbr. 

17J IC|N der Buch» von Muggia bei IVicfl lieg! hart am Meere die gleichnamige Stadt, ein kleiner 
rNJ Wj Ort mit einer recht intereffanten Kirche aus dem 15. Jahrhunderte. An der Facade der- 
felben fleht man ein fchönes Radfenfter, in delTen Mittelpunkt ("ich Maria mit dem Jefus- 
kinde befindet. Am Tympanon der Eingangsthür ift eine intereffante Darfteilung Gottvaters mit 
Jefus auf dem Schofse angebracht, umgeben von zwei Engeln. Am Architrav der Thür lieht man das 
Lamm. Wappen und Inl'chriften geben hinreichende Daten Uber die Erbauung der Kirche. Der Platz 
vor der Kirche mit dem Palazzo der Municipalitat gibt uns das Bild eines von Venedig beherrfchten 
kleinen Städtchens, das fich im Kampfe mit Maximilian I. tapfer benommen hat. Der Pfarrer bewahrt 
zwei höchll intereffante Stücke; ein prachtvolles Oftenlbrium im ital.-gothifchen Style des 15. Jahr- 
hunderts und einen Kelch aus derfelben Zeit, in dem fich aber einige Beftandtheile aus früh- 
romanifcher Zeit befinden. Beide Objeete verdienten eine Aufnahme von kundiger Hand. 

Was mich aber nach Muggia geführt hat, ift nicht das heutige Muggia, fondern Muggia 
vecchia, deffen Ruinen fich auf der (teilen Höht- oberhalb Muggia befinden. Es wurde in dem Kampfe 
der Venezianer mit den Genuefen im 13. Jahrhundert vollftändig zerftört und fodann von den Ein- 
wohnern verlaffen. Nichts blieb übrig als einige Bäume von ungewöhnlicher Schönheit und die 
Ruinen der Umfangsmauer und die den Apoftelfürften Peter und Paul gewidmete Kirche. Architekt 
PuLlier machte mich auf diefe Kirche aufmerkfam, und in feiner Begleitung unternahm ich den 
befchwerlichen Marfch auf die I löhe zu der Kirche, von der man eine prachtvolle Auslicht auf das 
Meer und Trieft geniefst. 

Die Kirche gibt ein recht deutliches Bild einer kleinen alt-chriftlichen Balilika, angemeffen 
den Bedürfniffen einer kleinen ehr ift Liehen Gemeinde. Was eine Balilika charakterilirt, ift, wenn auch 
nur in Ruinen^ noch erhalten. Die Mauer des Atriums mit dem Kantharus, die Vorhalle, das Pulpitum* 
ilie Cancellen, der Ambon lind erhallen. Sie find aus Marmor mit Ornamenten verfehen, welche ganz 
den longobardifchen Ornamenten in Cividale analog find. Betrachtet man die Ornamente, welche auf 
dem Aufsenrande. des fechseckigen Inmerfions-Taufbeckens in der Kathedrale des S. Juftus in Trieft 
und die Ornamente auf einigen ornamentalen Ueberreften, welche aus Aquileja Hammen, fo kann 
man den Gedanken nicht unterdrücken, dafs diefe Ornamente mit ihren eigenthümlichen Verfchlin- 
gungen, Thier- und Menfchen-Fratzen, die Kunftfprache der Bildhauer jener Zeit gewefen find, welche 
durch die Zerftörung Aquilejas von Attila und Karl dem Grofsen begrenzt ift. Die Kirche, die leider 
nur notlulürftig in Stand gehalten wird, ift eine altchrißlitlie dreifchiffige Pfeiler- Bafdika mit drei 
Apfiden, von denen nur die mittlere am bellen erhalten ift. In der Kirche find noch vorhanden das 
Pulpitum, der Ambon und die Cancellen. 

Das Pulpitum fteht frei, hart neben dem Ambon, der ganz diefelbe Grundform hat, wie 
zu Grado und Torcello. Nur ift er roher in der Arbeit und ruht auf fechs freiftehenden Säulchen, 



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>3 6 



R. V. ElTELBERGER. DIE RUINE DER ALTCHRISTLICHEN BASILICA ETC. 



deren Säulenfufs mit Eichenblättern geziert id. Als eine Besonderheit ift zu verzeichnen, clafs auf 
dem oberen Rande zwifchen zwei Köpfen lieh ein marmornes Lefepult befindet. 

Die innere Einrichtung der Kirche ift ganz in der Art, wie fie bei den römifchen Bafiliken 
vorkommt; das MittelfchifT ift mit den Cancellen verfchen zur Aufnahme der Lecloren und Sänger, 
jedes von den Seitenfchiffen hat ebenfalls feine Cancellen. Die Abfiden find in der Art der orien- 
talifchen Bafiliken horizontal abgefchloffen. 

An den beiden Wänden des Hauptfchiffes find Fresken von denen vier, die der Evangeliften, 
den fpät-byzantinifchen Charakter an fich tragen. Aus einer jüngeren Zeit, etwa dem 14. Jahrhun- 
dert, dürfte die heil. Catharina, der heil. Dominicus und ein coloffaler Chrifloph mit dem Jefuskinde mit 
der bekannten Infchnft, dafs wer an diefem Tage das Bild Chriftophs erblickt, an einem plötzlichen 
Tode nicht fterben wird, herrühren. Trotz vielfacher Uebertiinchung kamen die Spuren der Malerei 
mit der Zeit zum Vorfchein, was daraus erklärt wird, dafs die Farben mit Wachs gemifcht waren. 
Im Orient hat Herr Pulcher öfter wahrgenommen, dafs die Wachsfarben durch die Uebertünchung 
durchwachfen. 

Am Altäre hat man eine antike Infchrift angebracht, deren Züge die befte Zeit der römifchen 
Kaifer charakterifiren: 1 

CIVLIO 

xicosmvro 

HL I'IISSIMO 
ANN XVlll.M Villi I) XII 
IVLIVSMCÜSTRATVS 
NVPHB. 

1 Der Archeografo Tritftino VoL IV. |)»g 508 bringt ilicfe Infchrift. Siehe aucri Hitrmim Jtlla Creet. Mi'tnur. dt Triertc. 
Veueiia 1998. paß. 379- 




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VII. 



BERICHT 

der k. k. CetUralCommifßon für Erforfchung und Erhaltung der Kunfl- und hijlorifchen Denk- 
male über ihre Thatigkeil im Jahre 1SS1. 



►£Y£j|M Anfchlufte an den VI. Bericht diefer Com- 
Cjnp] miflion über ihr Wirken im Jahre 1880, der 
' ■■ re i ^M mit Schlufs jenes Jahres der Ocffentlichkeit 
übergeben wurde, veröffentlicht die(e Commiffion mit 
dem Gegenwärtigen den Bericht über die von ihr 
behandelten Angelegenheiten wahrend des eben abge 
fchlolTeucn Jahres 1881. Die Zufammcnfctzung der 
Commiffion erlitt in diefem Zeiträume durch zwei 
Todesfalte eine wefentlichc Acnderung. 

Zunächlt hatten wir den Tod des Mitgliedes 
Albert Ritter v. Camefina- Sanvittore zu verzeichnen. 
Der Pr.ifidcnt eröffnete die Sitzung am 17. Juni mit 
einem Nachrufe an den am 16. Juni d. J. verdorbenen 
kegierungsrath Ritter von Camcfma. Er fchilderte 
delfen Verdienftc um die Ccntral-Commiffion. der 
derfelbc nicht nur feit deren Gründung angehorte, 
fondern an deren Crcirung er auch bethciligt war. 
Camefina s Publicationen und Verdicndc auf archaolo- 
gifchem Gebiete werden ihn in detem Andenken der 
Nachwelt erhalten. 1 

Haid darauf hatte der Prafident des am 16. Juli 
verdorbenen Mitgliedes Ferdinand Laußcrger in 
tiefgefühlten Worten zu gedenken. I.aufbcrgcr gehörte 
zwar der Ccntral-Commiffion nur wenige Jahre an, 
doch war er dets zur ausgiebigen und nützlichen Mit- 
wirkung an der Löfung ihrer Aufgaben bereit. 

Noch wahrend des Jahres 1881 wurden zwei der 
drei* erledigten Mitgliedcrdellen durch die feitens 
des Unterrichts Minidcrs erfolgte Berufung des Regie- 
rungsrathes Karl Radnitzky und Miniftcrial-Secretars 
im Handels-Minidcrium Dr. Karl Lind befetzt. 

Der Mitglieder-Stand war demnach mit Schlufs 
1881 folgender: 1 

Se. /ixe. Dr. Jojeph Alexander Freih. v. Helfert, 
k. k. Geh. -Rath, als l'rafidcnt; ferner 

Bergmann Hermann, Architekt, Ober-Baurath im 
Minifterium des Innern, als Vertreter diefes Mini- 
fteriums; wiederbertatigt mit M. E. ddo. 12. Marz 
1880, Z. 1911; 

Ftrßel Heinrich, Freih. V., Ober-Baurath, k. k. Prof. an 
der technifchen Hocbfchule in Wien; wieder- 
beftatigt mit M. E. ddo. 8. Deccmber 1878. 
Z. 19040; 

Ilaufer Alois, Architekt, Prof an der Kundgewerbe- 
fchulc des k. k. öfterr. Mufeums; wiederbeltatigt 
mit M. E. ddo. 8. December 1878, Z. 19040; 

Kenner Friedr., Ph. Dr., Vice-Direflor der Münz- und 
Medaillen -Sammlung des Allerhochftcn Kaifcr- 
haufes; wiederbeltatigt mit M 1'.. ddo 8 Decem- 
ber 1878, Z. 19040; 

1 S. Nekrolog -tu VII. bände <ler Xltuheituftfieu N- V. 
- K*ne verblieb untiefem noch au» dem Jalirc i ■ 
II»» Hamm der R»(u(«n|[ iA be^ den emieloen NUflMna Jrr Com 
ttif&on ari|£t|[rben ; f. u. 

VIII N. V. 



Klein Johann, Hidorienmalcr, k. k. ProfelTor, wieder- 
beltatigt mit M. E. ddo. 8. December 1878. 
Z. 19040; 

Lind Karl, J. Dr., k.k. Miniderial-Secretar im Handels- 
Minidcrium; berufen mit M. IC. ddo. 21. Septem- 
ber 1881, Z. 12236; 

Much Mathias, J. Dr.; berufen mit M. E. ddo. 8. Juni 
1877, Z. 19339 ex 1876; 

Radnitzky Karl, k k. Rgs. R. und emerit Prof. an der 
k. k. Akademie der bildenden Kunde; berufen mit 
M. ]•'.. ddo 21. September 1881, Z. 12236. 

Sacken Ed. Freih. v., Rgs K , Ph. Dr., Direktor der 
Antiken- undMünz-Sammlungcn des Allerhöchdcn 
Kaiferhaufes; wiederbedatigt mit M. E. ddo. 
8. December 1878, Z. 19040; 

Sehe/tag Franz, k, k. Cuflos der Kupferdich-Samrnlung 
des Allerhöchden Kaiferhaufes; berufen mit M. 
E. ddo. 17. September 1877, Z. 11630; 

Schmidt Friedrich, Ober-Baurath, Dombaumcidcr und 
k. k. ProfelTor; wiederbeltatigt mit M. E. ddo. 
8. December 1878, Z. 19040; 

Sickcl Theodor, Ph. Dr., k. k. Hofrath, Univerfitats- 
profelTor; wiederbeltatigt mit M. E. ddo. 8. De- 
cember 1878, Z. 19040; 

Trenhwald Jofef Math . k. k. Profcffor an der Akademie 
der bildenden Kunde; berufen mit M. E. ddo. 
17. September 1877, Z. 11630; 

Winter Guftav, Dr., Hof-Concipill im k. k. Haus-, 
Hof- und Staats Archiv; berufen mit M. E. ddo. 
17. September 1877, Z. »630; 

y.eifsbert; Heinrich, Ritter v.. Ph. Dr., k k. Univerfitats- 
profcffor ; wiederbeltatigt mit M. E. ddo. 8. De- 
cember 1878, Z. 19040; 
als Mitgliedern. 

Die einzelnen Comites fetzten lieh aus folgenden 
Herren zufammen: 

Das Redaftions-Comite aus den Herren Hau/er, 
Sacken und Zeißberg. 

Das Budget Comite aus den Herren Bergmann, 
Camefina und Hau/er Die Caua-Scontrirungen be- 
forgten die Herren Camefina und Hau/er. 

Das Comite zur L'ebervvachung der Keltaurining 
von alten Gemälden aus den Herren Bergmann. Klein, 
Radnitzky. Sacken und Trenkwatd, unter Beiziehung 
des Vorllandes der k. Rcllaurir-Schule im Bclvedere: 
Karl Schellc/n. 

Das Comite in Angelegenheit der Erwirkung zur 
Erzielung einer Staats-Gefctzgebung zum Schutze der 
Denkmale aus den Herren Haufcr, Kenner. Lind und 
Sickel. 

Das Comite in Angelegenheit der Abfallung einer 
Kunft-Topogiaphie der im Reichsrathc vertretenen 

> 



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II 



Lander des ofterreichifchen Kaiferftaates bildete fich 
aus den I lerren Kenner, Lind, Sacken. Scheßag und 
Winter unter Beiziehung des Cuftos K. Chmelaf im 
k. k. ofterreichifchen Mufcum für Kunft|und Induftric 

Wahrend des vergangenen Jahres traten die Mit- 
glieder zu 34 Sitzungen zufammen, darunter 9 Plenar- 
sitzungen und 25 SeetionsSitzungen, abgefehen von 
den zahlreichen Sitzungen der einzelnen Comites. Wie 
es fich feit Jahren ergab, hatten auch im Jahre 1881 die 
meiften Verhandlungen der l'lcnar- Verfammlungcn 
den Zweck, die Berathungs-Rcfultatc der Spccial- 
Comites entgegenzunehmen, diefelben zu prüfen und 
darüber zu befchliefsen, über die Creirung von Confer- 
vators-Poftcn, über Bcfctzungsvorfchluge fchluffig zu 
»erden, Correfpondcntcn zu ernennen, Finanz- und 
Publications-Angclegcnhcitcn zu erledigen, endlich 
über gröfsere Einleitungen und Maafsnahmen zu be- 
fchliefsen, infofern dadurch namhaftere Summen in 
Anfpruch genommen werden füllten. 

Wiederholt ergaben fich Anlaffe Angelegenheiten 
einzelner Sectionen ftatt in diefen ihrer Dringlichkeit 
oder Wichtigkeit ' wegen in den l'lcnar- Verfammlungcn 
zu verhandeln. Bisweilen wurden Bcfchlüffe der ein- 
zelnen Seclionen noch überdies in den Plcnar- Verfamm- 
lungcn berathen, um durch das Gewicht des Votums 
diefer die Wichtigkeit folcher Angelegenheiten dar- 
zuthun. Wahrend der Studienferien wurden, wie alljähr- 
lich, die dringenden Angelegenheiten durch das Prä- 
fidium, meiftens im Einvernehmen mit einem Mitgliede 
der Commifiion als Referenten gegen nachträgliche 
Mittheilung an das Plenum oder an die betreffende 
Sektion erledigt. 

Die Lifte der Confervatorcn wurde im Laufe 
des Jahres 1881 in ausgiebiger Weife verftarkt, fo dafs 
nicht nur fall alle als wunfehenswerth erkannten Con- 
fervators-Stellen befezt find, fondern auch noch einige 
neucreirte Stellen der I. und II. Sektion zur Befetzung 
gelangten. Eine wcfcntlichc Veränderung in Betreff 
der Confervatorcn trat dadurch ein, dafs in Nieder- 
Oefterreich, Böhmen, Mahren, Tyrol und Dalmaticn 
die Abgrenzung des Wirkungskrcifes dcrfelbcn, für 
welche bisher die alte und nun völlig aufser Brauch 
gekommene Kreiseinthcilung mafsgebend war, nun 
nach Bezirks - Hauptmannfchaften und zwar unter 
Zullimmung der betreffenden Landcsftclle feftgeftcllt 
wurde, was eine Vermehrung der Confcrvatoren- 
Stcllen in einigen KronLmderii zur Folge hatte. Weitere 
Aendcrungcn ergaben (ich durch Todesfälle oder 
durch Rücktritte. So refignirte Anton Widter zu Wien 
als Confervator für Angelegenheiten der II. Sektion im 
K. U. M. B. Der verdicnll volle Confervator Anton 
Ritter v. Gallcnßetn ift am 10. Oclober, der nicht 
minder ftrebfame Confervator Anton Ma/och am 
15. Oclober 1880 geftorben. 

Mit Ende des Jahres 1881 waren folgende Con- 
fervatorcn, und zwar, wo erforderlich, unter ausdruck- 
licher weiterer Verlängerung diefes Ehrenamtes auf 
die fünf folgenden Jahre bcftellt : 

/. Oeßerreich unter der Enns. 

BohmConftantin, Edl. v., Archivar im k. k. Haus-, Hof- 
und Staats-Archiv. (Für Wien III. SeCtion.) 

• Sic »«den j.dixh bei dm Iii l(l II der k**tglMwil Seil.». 

Ufprwhca »erde». 



Dungel Adalbert, Stiftsarchivar und Waldmeifter im 
Stifte Gottweig. (Für die I. Sektion in den Bczirks- 
hauptmannfehaften : Amftcttcn, Lilicnfcld, St. 
Pölten, Schcibbs und die Stadt Waidhofen a. d 
Thaya und für die III. Seclion hinfichtlich Nieder- 
Oefterreichs aufser Wien.) 

Fries Gottfried, Gymn. Prof. in Seitenftetten. (Für 
die II. Scclion in den Bczirkshauptmannfchaftcn : 
Amftcttcn, Lilicnfeld, St. Pölten, Scheibbs und 
die Stadt Waidhofen a. d. Thaya.) 

Ilaufer Alois, Architekt und Prof. an der Kunft- 
gewcrbcfchule des k. k. Mufcums. (Für Wien, II.) 

Kenner Friedrich, Ph. Dr. (Für Wien, I.) 

Much Mathias, Dr. (Für die Bezirkshauptniannfchaften: 
Horn, Krems,' Waidhofen a. d. Thaya, Zwcttl, 
Grofhcnzcrsdorf, Miftclbach, Korneuburg und 
Ober-Hollabrunn. I. Scclion.) 

Newald Johann, penf. k. k. ForftAkademie-Direelor in 
Wien. (Für die Bezirkshauptniannfchaften : Grofs- 
enzersdorf, Miftelbach, Korneuburg und Ober- 
Hollabrunn. II. Seclion.) 

Rosner Karl, n. ö. L. Ingenieur in Krems, Bei', d. 
gld. Vcrd. K. (m. d. K.) (Für die Bezirkshaupt- 
niannfchaften: Horn, Krems, Waidhofen a. d 
Thaya und Zwcttl. II. Seclion.) 

Sacken Eduard, Frcih. v. (Für die Bezirkshauptmann 
fehaften: Baden, Bruck a d Leitha, Hernals.Ncun- 
kirchen, Wiener-Neulladt und SechshauM I. und II. 
Seaion.) 

2. Oeßerreich ob der Enns. 

Czerny Albin, Chorherr und Bibliothekar in St 
Florian. (III,) 

Kolb Jofcph v. Privat in Linz-Urfahr. (Für Ober 

Ocftcrreich I.) 
Wimmer Florian, Stifts-Capitular von Krcmsmünftcr, 

derzeit Pfarrer in Pfarrkirchen. (II. rechts der 

Donau.) 

Schirmer Otto, Dombau-Architekt in Linz. (II. für Linz 
und links der Donau.) 

j. Salzburg. 

Bcrgcr Vitus, Prnfcflor und Fachvorftand der Staats 

gewerbefchule in Salzburg. [IM 
Richter Eduard, Gymn. Prof. in Salzburg. (I. und III i 

y:. Steiermark. 

Graus Johann, Wcltprieftcr. Docent für Kunft- 

gefchichtc am furftbifchuflichen Diocefan Seminar 

in Gratz. (II. für Ober-Steiermark.) 
Lufchin-Ebcngreuth Arnold, Rit. v., J. Dr., Univ. Prof. 

in Gratz. (II. für Unter Steiermark ! 
Pichler Friedrich, Ph. Dr., Univ. Prof., Vorftand des 

Münz- und AntikcnCabincts am Joanneum in 

Gratz. (I.) 

Zahn Jofcph v., Prof. und Landesarchivar in Gratz. (III.) 
3. Kärnten. 

Lebinger P. Norbert, Bened. Ord. Pr. von St. Paul 

Gymn. Prof. in Klagenfurt (III.) 
Stipperger Adolph, Architekt in Klagenfurt. (II.) 

(Unbefctzt I. Seaion | 



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III 



6. Kratn. 

Defchman» Karl, Cuftos des Mufeuins in Laibach, 
Mitglied des kraincr Landesausfchuffcs, Ritter 
der eif. Kr. III. CL (I.) 

Dimitz Auguft, Oberfinanzrath in Laibach (IE.] 
(Unbcfetzt II. Sedion.) 

7. Tyrol. 

Atz Karl, Priefter, Beneficiat in Terlan. (Bczirkshaupt- 
mannfehaften: Tricnt, Rovcrcdo. Riva, Tione, 
Cles, Borgo, Primiero, Cavalefe und Bozen. 

II. Scftion.) 

Jenny Samuel, Dr., Fabriksbef. in Hard.{I., II. für Vor- 
arlberg.) 

Lodron-Laterano, Graf, in Tricnt. [Bezirkshauptmann- 
fchaften: Tricnt, Roveredo, Riva, Tione, Cles, 
Borgo, Primiero und Cavalefe. I. Seftion.) 

Orgler Flavian, Franc. Ord. Pr., Gymn. Prof. in Hall. 
(Bezirkshauptmannfchaften: Schwaz, Kufftcin und 
Kitzbühcl. II. Scftion; aufser diefen noch Inns- 
bruck, Imft, Landeck, Reutte, Brixen, Brunneck, 
Licnz, Ampczzo, Bozen und Meran. I. Sektion. ) 

Schönher David, kaif. R., Dr., Archivar in Innsbruck 
(Bezirkshauptmannfchaftcn: Innsbruck, Imft, Lan- 
deck, Reutte, Brixen, Brunneck, Lienz, Ampezzo 
und Meran II. Seftion, für Tyrol und Vorarlberg. 

III. Seftion.) 

8. Kußenland. 

Bizzarro Paul v., Dr., Advocat in Görz. (I. für Gorz und 
Gradisca.) 

Coronini-Cronbcrg-Paravic Franz. Gf., k. k. Geheim. 

Rath und Kam., k. k. Obcrft a. D., in Görz. (II. für 

Görz und Gradisca.) 
Hortis Attilio, Dr., Bibliothekar in Trieft. (III. für das 

Kurtenland.) 

Klodic Anton, Kit. v. Sabladoski, L. Schulinfp. in 
Trieft, Rit. d. eif. Kr. HL CL (L für Iftrien mit 
Ausnahme von Trieft fammt Gebiet und Pola.) 

Pervanoglu Peter, Realitatenbefitzer in Trieft. (I. für 
• die Stadt Trieft und ihr Gebiet.) 

Righctti Joh., Dr., Architekt in Trieft. (II. fiir die Stadt 
Trieft, ihr Gebiet und für Iftrien mit Ausnahme 
von Pola.) 

Rizzi Nicolaus, Ingenieur in Pola. (I. und II. für das 
Gebiet von Pola.) 

p. Dalmatien. 

Alacevic Jofeph, k. k. Landesger.-Rath in Spalato. (III. 

für den ehem. Kreis Spalato). 
Bianchi Karl, Fr., Cavalicre, Domherr in Zara. Rit. d. 

Fr. Jof.-Ord. (III. für den ehern Kreis Zara ) 
Bulic Franz, Gymn. Prof. und Bezirksfchul-Infpcctor 

in Zara. (I. für den ehem. Kreis Zara.) 
Gclcich Jofeph, Prof. an der nautifchen Schule in 

Ragufa. (I , II. und III. für die ehem. Kreife Ragufa 

und Cattaro.) 

Glavinic Michael, Bef. d. gld. Verd. Kr. (m. d Kr.), 
Gymn. Dir. und Mitf. Dir. in Spalato. (I. und II. für 
den rhem. Kreis Spalato.) 



Smiric Johann. Rcalfch. Prof. in Zara. (II. für den ehem. 
Kreis Zara.) 

10. Böhmen. 

Baum Anton, Architekt in Prag. (II. für den ehem. Bunz- 

lauer Kreis und prov. für den ehem. Saazer Kreis.) 
Bencs Franz Jofeph, gräflich Harrach'fcher Cafficr, 

Cuftos des vaterländifchen Muf. in Prag. (II. für 

den ehem. Prager und faslauer Kreis.) 
Berger Stephan, J Dr., Grofsgrundbcfitzer in Prag. 

(I. für die ehem. Kreife Lcitmeritz und Saaz.) 
Gindely Anton, Ph. Dr., Univ. Prof., L. Archivar von 

Böhmen in Prag. (III. für Böhmen.) 
Grufs Joh., Dir. des Gew. -Mufeums in Leitmcritz. 

(II. für den ehem. Leitmcritzer Kreis.) 
Hermann Karl, Ob. Fin. R. u. Fin. Bez. Dir. in Kgcr. (II. 

für den ehem. Egerer Kreis.) 
llrase Johann C, Bczirksfchul-Infpeclor in Neulladt 

a. d. Mettau. (II. für den ehem. Königgrätzcr 

Kreis und I. für die ehem. Kreife Königgrätz, 

Chrudim und Caslau.) 
Jicinsky Karl, J. Dr., graflichCerninfcher Wirthfchafts- 

Dircftor in Neuhaus. (II. für den ehem. Pifcker und 

Budwcifcr Kreis und I. für die ehem. Kreife Bud- 

weis und Tabor.) 
Lufsner Moriz, jub. k. k. Statthaltcrcirath in Smichov 

(I. für den ehem. Präger Kreis.) 
Mockcr Jofeph, Dombaumcifter in Prag. (II. für die 

Stadt Prag.) 

Schmoranz Franz, Bef. d. gld. Verd. K. (m. d. K.), Bau- 
meifter in Chrudim (II. für den ehem. Chrudimcr 
Kreis.) 

Schneider Ludwig, Dir. der Zuckerfabrik in Jicin. 

(I. für die ehem. Kreife Jicin und Bunzlau.) 
Schwerdtner Viflor, Fachvorftand an der Staats 

Gewerbefchule in Pilfen. (II. für den Pilsner Kreis 

und I. für die ehem. Kreife Kgcr, Pilfen und Pifck.) 
Scdlacck Auguft, Gymn. Prof. in Tabor. (II. für den 

ehem. Taborcr Kreis.) 
Truhlar Anton, Gymn. Prof. in Jicin. (II. für den ehem. 

Jiöner Kreis.) 

//. Mähren. 

D" Elvert Chriflian, Rit. v., k. k. llofrath. (III. für die 
Stadt Brünn.) 

Dudik Beda, Rgs. R., Ph. Dr., L. Hiftoriograph von 
Mahren, in Brünn. (III. für Mähren mit Ausnahme 
von Brünn.) 

Prokop Auguft, Prof. an der k. k. techn. Hochfchule 
in Brünn. (II. umfafst die Bczirkshauptmannfchaf- 
ten: Hohcnftadt, Littau,01mütz, Prcrau, Krcmficr, 
Profsnitz, Romerftadt, Mahr. -Schunberg, Stern- 
berg, Hollefchau, Wall.-Meferitz, Miftek, Neutit- 
fehein und Mähr.- Weifskirchen. J 

Sterz Karl, Rcalfchul-Prof. in Znaim. (II. umfafst die 
Bczirkshauptmannfchaftcn: Kromau, Nikolsburg, 
Trebitfch, Datfchitz und Znaim.) 

Trapp Moriz, Cuftos am Muf. in Brünn. (I. für die 
MarkgralTchaft Mahren ; ferner für die II mit den 
Bczirkshauptmannfchaftcn : Boskowitz, Brünn, 
Gaia, Göding, Mähr -Trübau. Wifchau. Ungar.- 
Hradifch. Iglau, Grofs-Mcferitz und Nculladtl i 



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IV 



12. Schießen. 

Kurfchner Gottlieb, Dr., Gymn. Prof. in Troppau. (III.) 
Peter Anton, k. k. Schulrath, Dircftor der Lehrerbil- 

dungs-Anftalt in Tcfchcn. (I.) 
Prokop Albin, Bauverwalter in Tefchcn. (II.) 

rj. Galizien. 

Cwiklinski Lud., Dr., Univ. Prof. in Lemberg. (I. Oft- 
galizicn.) 

Dzicduszycki Adalb., Graf., Dr. in Jcfupol. (II. für Oft- 
galizien.) 

Kepkowski Jofeph v., Univ. Prof. in Krakau. (I. und II. 
für Weftgalizicn.) 

Liske Franz Xav., Ph. Dr., Univ. Prof. in Lemberg 
(III. für das polnifche Archivwefen in Oftgalizicn.) 

Pictruszcwicz Anton, Domcuftos des gr. kath. Metro- 
politan • Domcapitcls in Lemberg. (III. Tür das 
ruthenifchc Archivwefen in Oftgalizien.) 

Szujski Jofeph. Ph. Dr . Univ. Prof. u. Secr. d. Ak. d. 
WUT. in Krakau. (III. für den weftlichcn Theil von 
Galizien.) 

14.. Bukowina. 

(iutter Jofeph, penf. Hauptmann in Seteth. (I.) 
Ifopcskul Demeter, Dir. der Lehrcrbildungs-Anftalt in 

Czernowitz. (III.) 
Laizner Jofeph, Dir. der Staats- Gewerbefchule in 

Czernowitz. (II.) 

Mit Schlufs des Jahres 1880 ftanden mit der Cen- 
tral-Commiffion nachftchende Corrcfpondenten in Ver- 
bindung: 

/. Oeßer reich unter der linns. 

Birk Knill, Kit. v , Dr., Hofrath und Vorftand der k. k. 

Hofbibliothek in Wien. 
Blaas Carl M. Prof. an dem Landes Real- Gymnafium in 

Stockerau. 

Exner W. Fr., Hofrath, Prof. an der I lochfchulc für 
Bodencultur in Wien. 

Falke Jakob Fr. L„ Kit. v., k. k. Reg.-Rath, Vice- 
Dir. des k. k. ofterr. Mufeums für Kunft und 
Induftrie in Wien. 

Hartmanh v. Franzcnshuld Ernft, Kdl., Ph. Dr., Cuftos 
des Münz- und Antikcn Cabincts in Wien. 

Hlavka Jofeph, BauR., StadtBaumeiftcr und Archi- 
tekt in Wien. 

Janaufchck Leopold, Ord. Pr., Capitular des Stiftes 
Zwetll, Profeffor an der theolog. I.chranftalt in 
Hciligcnkrcuz. 

Janku Johann, Beamter der Privat-Bibliothck Seiner 
Majcftat. in Wien. 

Ilg Albert, Ph. Dr., Cuftos der kunfthift. Sammlungen 
des Allerh. Kaifcrhaufcs in Wien. 

Kanitz F., Ethnograph, Dir. K. des orient. Mufeums 
in Wien. Kit. d. Fr. Jof. Ord. 

Kerfchbaumcr Anton.Th. Dr., Ehrendoinherr, Dechant 
und Stadtpfarrcr in Krems. 

Kluge Benedikt. Cift. Ord. Pr., Pfarrer in Wtirflach. 

I.ippert Jofeph, Kit. v. Grauberg, Kit. d. eif. Kr. III. Cl., 
Architekt in Wien. 

Mayer Anton, Dr., Sccretnr des n. 6. Landeskunde- 
Vereines in Wien. 



Mofsmer Anton, Burger in Rctz. 

Neumann Wilhelm, Th. Dr., Hciligenkreuzer Stifts- 

capitular, Univ. Prof. in Wien. 
Riewel Hermann, Rit. v., Architekt und Prof. an der 

Bau- und Mafchinenfchule in Wien. 
Rostter Friedrich, Kit. v., k. k. Hptm. hei der Mil. Bau- 

Direktion in Wien. 
Rziha Franz, k. k. Prof. an der techn. Hochfchulc in 

Wien. 

Sembera Alois, Rgs.Rath, Lehrer der bohm. Sprache 
und Literatur an der Univerfitat in Wien. 

Wanck Johann, Pfarrer in Lichtenworth. 

Wcifs Karl, Archivs- und Bibliothcks-Dirertor und 
Chronift der Stadt Wien. 

Widter Anton, Realitaten-Befitzer in Wien. 

Wilczek Hans, Gral, k. k. Geheimer Kath und Käm- 
merer, Herrenhaus-Mitglied in Wien. 

2. Oeßerreich ob der linns. 

Az Moriz, Ober Poftrath und Ober Poftdir. in Linz. 

Kittel Eduard, Dir. der Lehrcrbildungs-Anftalt in Linz. 

Melnitzky Auguft, k. k. Stalth.-Secretar, Leiter der 
Bczirkshauptmannfchaft in Vocklabruck. 

Mullner Alphons, Prof. an der k. k. Lehrerbildungs- 
Anftalt in Linz. 

Oberleitner Franz, Pfarrer in St. Pankratz. 

Paillcr Wilhelm. Chorherr des Stiftes St. Florian, 
Pfarrer zu Goldworth. 

Stapf Jofeph, Bergrath in Hallftadt. 

3. Salzburg. 

Bicbl Rudolph, Bürgermeiftcr in Salzburg. 
Petter A , Dr., Cuftos des ft.idt. Mufeums in Salzburg 
Sitte Camillo, Dir. der Staats Gewerbefchule in Salz- 
burg. 

Weffikcn Jofeph, Architekt in Salzburg. 

4. Steiermark. 

Beckh-Widmanftetter Leopold v., k. k. Hauptmann in 
Marburg. 

Fclicctti v. Licbenfels Moriz, p. Hptm. in Gratz. 

Frank Alfred, Rit. v., Major in Gratz. 

Gaupmann Rudolph, Prof. am landfchaftl. Rcal-Gym- 

nafium in Pettau. 
(irofs Hans, Dr., k. k. Gerichtsadjuncl in Gratz. 
Gruber Philipp, Beneficiat in Strafs bei Spielfeld. 
Heinrich Alfred, Gymn. -Profeffor in Cilli. 
Hofrichtcr Jofeph Karl. Notar in Windifch-Gratz. 
Honifch Johann v., M. Dr., Ober-Stabsarzt in Gratz. 
Ilwof Franz, Dr., Oberrealfchul-DircClor in Gratz. 
Lauzil Karl. Dir der k. k. Staats -Gewerbefchule in 

Gratz. 

Liebich Johann, Ob .•Baurath in Gratz, Bef. d. gold. 
Vcrd. Kr. (m. d. Kr.). 

Mayer Franz, Dr., Prof. am k. k. Ob. Gymn. in Gratz 

Mcixncr Anton, Beneficiat zu St. Leonhard in Ga- 
bersdorf. 

Orozen Ignaz. Domh. in Marburg. 

Pctfchnig Hans, p. Prof. in Gratz. 

Pichl v. Gamfcnfcls Karl, Kit., Gutsbef. in Kggcnwald 

bei Radkcrsburg. 
Raifp Ferdinand, Privatbcamtcr in Pettau 



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V 



Rofleggcr Ruprecht , Pfarrer in Fciftritz bei l'eggau 
Schcigcr Jofeph v., jub. k. k Poll-Dircftor in Grätz. 
Schiagg Ignaz, Bez.-Richtcr in Obdach. 
Watzka Karl, k. k. Ob. Ing. in Grätz. 

5. Kärnten. 

Bauer Simon, Pfarrer zu St. Georgen am Weinberge. 
Blumfeld Leopold, Kdl. v., p. L. Ger. R. in Spital. 
Gmfser Matthäus, Domcaplan in Klagenfurt. 
Gruber Jofeph, landfeh. Bezirkswundarzt in Klagenfurt, 
llaufer Karl, Frcih. v., Sccrctär des karntn. Gcfchichts- 

Vcrcines in Klagenfurt. 
Krafsnigg Joh., Gymn. Dir. in Villach. 
Levitfchnigg Bartholomaus, Ph. Dr., Dechant und 

Pfarrer in Hermagor. 
Lex Gabriel, Pfarrer zu St Peter im Holz. 
Moro Max, Kit. v., Vorftand des karntn. Gcfchichts- 

Vereines und Fabriksbcf. in Viktring. 
Rainer Jofeph, Gutsbef. in St. Veit. 
Raufcher Friedrich, Gutsbef. in Klagenfurt. 
Raufchcr Johann, Dechant und Pfarrer in Gurk. 
Reiner Johann, OberrealfchulProf. in Klagenflirt. 
Schcllnndcr Georg, Domh. in Klagenfurt. 
Schroll Beda, Ben. Ord. Pr. in St. Paul 

6. Tyrol. 

Baruffaldi Lujgl Antonio, Dr., in Riva. 
Dahlke Gotthilf, Kunftfchriftftcller in Gries bei Bozen. 
Giovanelli Ferdinand, Frcih. v., zu Schlofs Hortenberg, 
bei Bozen. 

Kaltcncgger Ferdinand, kaif. Rath, emerit. Ak. Prof. in 
Schlofs Palaus. 

Neeb Philipp. Forftmcifter in Bozen. 

Nordio Heinrich, Leiter der k. lt. Fachfchulc für Mar- 
mor Induftric in Tricnt. 

Pescofta Cyprian, Capian in Ehrenburg. 

Sardagna Michaele v., Vorft. des ftadt. Muf. in Trient. 

Stippler Johann. Hofcaplan in Brixcn. 

Zanclla, Don Giovanni Battilla, Capian in Trient. 

Zingerle Ignaz, Ph. Dr., Univ. Prof. in Innsbruck. 

Zingerle Jofeph, Domh. in Trient. 

Zingerle Oswald. Dr. in Innsbruck. 

7. Krain. 

Codeiii Anton, Freih. v„ penf. Gubcrnial Sccrctär in 
Laibach. 

Lcinmüllcr Jofeph, Ob. Ing. in Kudolphswcrth. 

1?. Kuflenliind. 

Majonica Heinr., Gymn. Trof. in Görz. 

Schräm Hermann. Gendarmerie- Rittmeifter in Pola. 

g. Dalmatien. 

Bajamonti Anton, Dr., Landtags- und Reichsraths- 
Abg., Bgrmftr. in Spalato. Rit. d. eif. Kr. III. Cl. 
Barbicri Stephan, Bez. Hptm. in Bcnkovaz. 
Danilo Johann, Weltpr. in Zara, Rit. d. Fr. Jof. Ord. 
Diana Paul, l'farrer in Salona. 
Dojmc Peter. Nobile de, Podcftä in Lifla, 
Gabric Clemens. Gemeindel'ecr. in Metcovich. 
Inchioftri Anton, Ing. in Spalato. 

Kaznaöc Johann Auguft, Md. Dr., Spitals-Dircftor in 
Ragul'a. 



Marcocchia Georg, Ing. in Spalato. 
Mafchek Alois, kais. R., Hilfsämter-Dir. der Statth. in 
Zara. 

Sundcck Georg, Gemcindcfecr. zu Kiflanjc. 
Zanchi Franz v., Statth. K., Bez. Hptm. in Spalato. 
Rit. d. eif. Kr. III. Ct., Comth. d. päpftl. Gr. Ord. 

10. Böhmen. 

Biermann Göttlich, Dr., Dir. am Klcinfcitner Ober- 

Gymn. in Prag. 
Boos Waldt k Franz, Gf., Kam., llerrfchaftsbefit/cr in 

WolTelitz. 

Cori Joh. Nep , penf. Mil -Pfarrer in Neuhaus. 
Danes Franz, Dechant und Pfarrer zu Peruc bei Laiin. 
FafTcl Jof. Timotheus, Gymn -Direktor in Komotau. 
Häjck Karl, Confift. R , Dechant in Taus. 
Kropf Emil, Architekt und ProfclTor in Pilfcn. 
Ludikar Auguft, Secretär der Bczirksvcrtrctung SU 

Strakonic. 
Rieak P. Wenzel, Dechant in Prcftic. 
Rufs Viclor Wilhelm, Dr., Reichsraths-Abg. u. Gutsbef. 

in Schon-Pricfen. 
Siegel Johann, Stadtbaii-Amtmann in F.ger 
Skramlik Emilian, Bürgermeiller der k. Hauptrtadt 

Prag, Rit. der eif. Kr. III. Cl. 
Stulik Franz, Bürger und Handelsmann in Budweis. 
Toscani Johann, k. k. Ober-Bergcommiffär in Komotau. 
Waldrtein-Wartcnbcrg, Graf Krnft Karl, Kämmerer in 

Slahlau. 

Weber Wenzel, Dechant in Hohenelbe, Rit d Fr. 
Jof. Ord. 

Zach Georg, Oberrealfchul-Direaor in Kuttenberg. 
//. Mähren. 

Jungnickl Franz, Bürgermeifter der Stadt Znaim. 
UmlauiTKarl. L. Ger. R. u. Bez.-Richtcr in Profsnitz. 
Winterholler Franz, k. k. Statth R„ Bürgermeifter der 
Stadt Brünn. 

12. Galizien. 

Pawlowicz Eduard. Cuftos am OfTolinskifchen Inftitute 

in Lemberg. 
Popiel Paul, R. v . Gutsbef. in Krakau. 
Rogawski Karl, R. v , Gutsbef. 
Stadnicki Kafimir, Gf, p. Statth. R. in Lemberg. 
Stiipnicki-Saturnus Johann, Rit. v., gr. kath. Bifchof 

von PrzemysL 
Szaraniewicz Ifidor, Ph. Dr., Univ. Prof., Dir. des hift 

Seminars in Lemberg. 
Zacharicwicz Julian, Vorfland der Baufchule der k. k. 

techn. Hochfchulc in Lemberg. 
Zawadzki Ladislaus, Rit. v., in Lemberg 

/j. Kukaivina. 

Getzlinger Leopold. Md. Dr.. Bezirksarzt in Kimpolung. 
Kaprzycki Karl, Md. Dr. Bezirksarzt in Wisnitz. 
Lofert Johann, Ph. Dr., Univ. ProfefTbr in C/.crnowitz. 
Mikulitfch Andreas, penf. Camcral-Bczirksbaumeifter 

in Czernowitz. 
Neubauer Ernft Rudolph, Gymn. Dir. in Radauz. 
Neumann Ferdinand, Ob. Ing., Leiter des Bau-Bezirkes 

in Suczawa. 

Wickenhaufer Franz Adolph, k. k Finanzrath in Czer- 
nowitz. 



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VI 



14. Ungarn und Ntbcnliinder, 

Cipariu Timotheus, Dompropfl in Blalendorf. 
Cscrgheo Geza v., k. k. Hptm. a. D. in Fenyes-Litke. 
Dimic Theophil, Bez. Schulinfp. in Mitrovic. 
Drahotuszky Franz, E. Can. und Prafcft des bifch. 

Waifenhaufes zu Sillein. 
Ellenbogen Jofeph, Prof. an der Ob.-Realfchule in 

Prefsburg. 

Fogarafy de Gyergyö-Szent-Miklös Michael, Geh. K., 

Bifchof zu Karlsburg. 
Gliubich Simon, Cuftos des archaologifchen Mus. in 

Agram. 

Gruic Zacharias, Schulinfpeclor in Szegedin. 
Henszlmann Emcrich, Dr., k. R., Prof. der Kunrt- 

gcfchichtc an der Univ. in Budapeft. 
Ilic Lucas, Confift. R. u. Pfarrer in Mackovac. 
Ipolyi-Stummer Arnold v.. Bifchof in Neufohl. 
Kukuljevic-Sakcinski Johann v„ Obcrgefpan in Agram. 
Myskövszky Viclor, Prof. an der Ob. Realfchule in 

Kafchau. 

Paur Ivan, grafl. Szcchenyifchcr Archivar in Oeden 
bürg. 

ReifTenbcrgcr Ludwig, Gymn. Prof. in Ilermannfladt. 
Romer Florian, Dr., kön. K., Abt von Janofi, Canoni- 

cus lat. ritus zu Grofswardein 
Siballtc; Stephan, Rit. v., k. k. Obcrft in Mitrovic. 
Storno Franz, Architekt in Ücdcnburg. 
Torma Karl v., Ob.-Gefpan, Gutsbcf. zu Csicso 

Kcresztur. 
Vukovic Michael, k. k. Major in Agram. 

Bosnien und Herzegowina. 

Duic" Jacob, Rit. d. Fr. Jof. Ord., kath. Pfarrer in 
Travnik. 

Miillcr Heinrich, k. k. Viccconful in Plcvljc. 

Nedic Martin, Ex • Provincial des Franziscanerordcns 

in Djakovac. 
Zubac P. Auguftin, kath. Pfarrer in Graduici. 



Grueber Bernhard, cracr. Profcffor in Schwabing bei 
München. 

Die Nachricht über den Tod des rührigen Cor- 
refpondenten Anton Schneider in Lemberg wurde mit 
lebhaftem Bedauern zur Kenntnifs genommen. 

Verhandlungen der Plenarverfammlungcn. 

Ucbcr Aufforderung des k. k. Minifteriums für 
Cultus und Unterricht wurde der Voranfchlag der 
CentralCommiffion für die Jahre 1882 und 1883 in 
Bcrathung gezogen. Bezüglich des crllercn befchlofs 
man im Hinblicke auf die Gebote der Sparfamkeit im 
Staatshaushalte die gleiche Paufchalfubvention wie 
bisher zu erbitten, hinfichtlich des Erfordernifles pro 
1883 wurde um eine weitere Subvention wegen der im 
Jahre 1883 zu erwartenden Drucklegung der KunlL 
Topographie fur NiederOellcrrcich. Salzburg und 
Kärnten gebeten, damit durch das Verfugbarblcibcn 
des für dicKunft-Topo^raphic beflimmtcn Betrages aus 
der Dotation der Central Commiffion die Sammlung 
des kunfttopographifchen Materialcs für andere Kron- 



ländcr nicht unterbrochen werden müffc. Ferner nahm 
die Commiflion die Mittheilung desfelbcn Minifleriums 
über die verfaffungsmafsig gewahrte Dotation pro 1881 
zur Kenntnifs und befchlofs in Hinblick auf deren Ziffer 
von jedweder gröfscren und koftfpicligen neuen Scpa- 
rat-Publication wahrend diefcs Jahres abzufeilen. 

Von den Mittheilungen der Central Commiffion 
wurde der VII. Band neuer Folge, und zwar wie bisher 
in vier Quartalheftcn unter der bisherigen Redaktion 
des Minilterial-Sccretars, nunmehr k. k. Scctionsrathcs 
Dr. Karl Lind und unter Einflufsnahmc und finanzieller 
Uebcrwachung des Reda£tions-Comitcs veröffentlicht. 

Die vom Publications-Comit6 geprüften Verrech- 
nungen der Kcdaclion über die Koftcn früherer Hefte 
und B.indc der Mittheilungen wurden zur Kenntnifs 
genommen. Auch legte die Redaclion wie bisher die 
Voranfchliige für die Korten des VII. Bandes vor Aus- 
gabe derfelben vor. 

Der Vorfitzendc thciltc mit, dafs Sc. Majcftat den 
VI. Band der Mittheilungen, neuer Folge, allcrgnädigft 
anzunehmen und fich in huldvollftcr Weife über das 
Wirken derCentral-Commiffion auszufprechen geruhte. 

Auch wurde von Sr. Kxcellenz dem Pr.ifidenten 
das Dankfchrcibcn Sr. k. und k. Hoheit des durch- 
lauchtigrtcn Herrn Erzherzogs Albrccht für die über- 
reichten und angenommenen Mittheilungen, Jahrgang 
1880, zur Kenntnifs gebracht. 

Wie in den vergangenen Jahren fanden ftch auch 
im Laufe des Jahres 1881 wiederholt Gelegenheiten 
zur anderweitigen Verwerthung des gebrauchten 
Illullrations-Materials durch Abgabe von BleiabgülTen 
an Vereine und zu Privat-Publicationen. 

Hinfichtlich des Schriftcnaustaufches der Central- 
Commiffion mit ähnlichen Staats- und Privat-Inflitciten 
des In- und Auslandes ift zu bemerken, dafs dcrfclbc 
wefentlich zugenommen hat und der Bibliothek auf 
diefem Wege fo manche namhafte Bereicherungen 
zugingen. 

Ueber Antrag des Se&ionsrathes Dr. Lind wurde 
mit dem heraldifchen Vereine r Adlcr u in Wien, der 
der Ccntral-Commiffion ein ganzes Exemplar feiner 
Publicationen vorlegte, der Schriftcnaustaufch einge- 
leitet und diefem Vereine auch die gefammte altere 
Publication der Ccntral-Commiffion, foweit deren Vor- 
rath reichte, als Gegengefchenk uberlaffen. 

Ueber Aufforderung des k. k. Unterrichts-Mini- 
ftcriums erklärte fich die Ccntral-Commiffion bereit, 
mit ihren ganzen Publicationen dem von der franzöfi- 
fchen angeftrebten Schriftentaufchc wiffenfchaftlichcr 
Werke beizutreten. 

Aufserdem bekamen die Sammlungen der Cen- 
tral-Commiffion recht werthvollc Gcfchenke. So uber- 
fendete Confervator Jenny als Gcfchenk die photo- 
graphifche Abbildung einer alten Karte von Vorarl- 
berg, welche mit Dank angenommen wurde. Der 
Archivar Ubald Koflcrfitz des Stiftes Klortemeuburg 
legte ein Exemplar des von ihm verfafsten Werkes 
über die alteren Grabdenkmale in diefem Stifte vor. 
Die Central Commiffion einverleibte diefes werthvolle 
Gcfchenk mit dem Ausdrucke befonderen Dankes ihrer 
Bibliothek Oberbaurath Schmidt legte vor die ihm 
vom Correfpondenten Mcfsmcr übermittelten photo- 
graphifchen Aufnahmen des gemalten Haufes in Reiz, 
Die vom Confervator Dr. Penuinoglu vorgelegten 



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VII 



Publicationcn: „Lc colonie grccche fülle cefte orientali 
del mare adriatica - und „Süll origine del nome del 
mare adriatico" wurden mit Dank für die Bibliothek 
übernommen. Confervator Pervano^lu legte ferner 
vor e'nen Scparat-Abdruck feiner lehrreichen Abhand- 
lung „dei primi abitatori dcllc lagunc venetc", wofür 
ihm gedankt wurde. Die Direetion des Kriegs-Archives 
im k. und k. ReichsKricgsminillerium hat der Central- 
Commiffion ein Exemplar des Kepertoriums über die 
dortfclbft vorhandenen Acten zum Gebrauche über- 
laden, was mit Dank übernommen wurde. Das k. k. 
HandelsMinillcrium übermittelte für die Bibliothek ein 
Exemplar des mit leiner Subvention durch dicDireclion 
des ollerreichifchen Mufeums herausgegebenen Wiener 
1 leilthumbuches. 

Ucbcr Antrag des Dr. Lind wurde der Ankauf 
einer gröfscren Anzahl von photographifchen Auf 
nahmen von Denkmalen aus der Gegend um Lienz für 
die Sammlung der Commiffion befchloli'en. 

Die grofsc Menge von Zeichnungen, Photogra- 
phien u. f. w., welche die Ccntral-Commiffion befitzt, 
hatte das Plenum veranlafst, einen Fachmann zeitweife 
zu berufen, um diefc Sammlung in eine der Wiffen- 
fchaft und den Anforderungen des leichten Gebrauches 
entfprechende Ordnung zu bringen. Diefc Aufgabe 
wurde nach Mafsgabc der dafür verfügbaren Geld- 
mittel theilweife durchgeführt und dürfte in der Folge 
abgefchlofTen werden. 

L'eber die vom einer. Profeffor Grueber gemachte 
Anregung auf Herausgabe eines Supplement Bandes 
zum Werke desfelben über die mittelalterlichen Kunll- 
denkmale Böhmens, umfallend die Denkmale der 
„Früh Renaiflance-, befchlofs die Commiffion, diefe 
Anregung befürwortend, fich um Gewährung einer 
Staats-Subvention an das Unterrichts-Minifteriun zu 
wenden. 

Die in neuefter Zeit durchgeführten Blofslegungen 
alter Wandgemälde in Kirchen Tyrols und die damit 
in Verbindung gebrachten mitunter durchaus nicht 
pietätvoll durchgeführten Reftaurirungcn derfelben, 
die beffer als vollltandige und nichts weniger als kunl't 
lerifch ausgeführte Ncubemalungen bezeichnet werden 
können, wie auch eine diefen Gegenftand behandelnde 
Eingabe des Confcrvators Schonherr hat die Central- 
Commil'lion veranlafst, diefer befonders wichtigen 
Angelegenheit ihre volle Aufmerkfamkeit zuzuwenden. 
Das Spccial-Comite für Gemalde-Reflaurirungen hatte 
fich zunächft mit diefer Angelegenheit zu befchäftigen. 
Dasfelbe Hellte in Erwägung des Umftandes, dafs die 
heutigen Befugnillc der Ccntral-Commiffion und die 
IcIHteheiiden privatrechtlichen Gefetzesnormen ein 
unmittelbares verhinderndes Einfehreiten derfelben 
nicht zulafTcn, an «las Plenum den Antrag, dafs cincr- 
feits, um den Fortfetzungen der überhafteten und bar- 
barifchen Reftaurirungen nach Thunlichkeit fofort ent- 
gegen zu treten, an die drei Diocefan-Confillorien in 
Tyrol das Erfuchen gerichtet werde, den Curat-Clerus 
über die wünfehenswerthe Frhaltung der alten Wand- 
malereien zu belehren und den Auftrag zu crlaiTcn, 
dafs keinerlei Gemalde-Reflaurirungen fernerhin ohne 
(Jrdinariats-Erlaubnifs, refpeftive ohne dafs die Cen- 
tral-Commifiion früher ihr Gutachten abgegeben habe, 
durchgeführt werden dürfe; auch möge fich die Ccntral- 
Commiffion bereit erklären in allen derartigen vor- 



kommenden Fallen, nach an fic gelangter Vcrrtän- 
digung ein Gutachten abzugeben. Anderfeits erkannte 
das Comitö die Notwendigkeit einer Zufammcn- 
Heilung der noch beliebenden alten Wandmalereien in 
den Tyrolifchcn Kirchen. Um diefe zu erlangen, fchlug 
das Comitö vor, Tyrol für die nnchflc Kunft-Topogra- 
phic-Publication in Ausficht zu nehmen und zu diefem 
Bchufe die üblichen Fragebogen auszufenden und 
Kunftler auszufchicken. 

Ununterbrochene Aufmerkfamkeit wendete die 
Central-Commiflion den Arbeiten für die Kunll-Topo 
graphie der im Reichsrathe vertretenen Königreiche 
und L inder zu. In wiederholten Sitzungen des hiefur 
eingesetzten Special-Comites wurde diefc Angelegen- 
heit in Bcrathung gezogen. 

In Betreff des Fortganges der Arbeiten für eine 
Kunfl-Topographie von Nieder ■ Oeßerreich erklarte 
Regierungsrath Freiherr von Sacken, dafs die Notizen 
für den erften Theil, welcher die Denkmale dicsfcils 
der Donau befprechen wird, zwar vollflandig gcfam- 
mclt find, doch in Folge dringender Bcrufsgefchafte 
vor dem nächften Jahre von ihm nicht an die Druck- 
fertigmachung des Manufcriptes gegangen werden 
kann. Cuflos Seheßiig meinte bezuglich Salzburgs, 
dafs im laufenden Jahre die Sammlung der kunlltopo- 
graphifchen Notizen zum AbfchlufTc gebracht werden 
konnte, wenn die zum Matcrialfammcln erforderlichen 
Kräfte vorhanden waren. Endlich erklärte Dr. Lind 
bezüglich Kärntens, dafs die Vorarbeiten mit Ende 

1881 gefchlolTen werden können, wenn es der Central 
Commiffion möglich ift, im laufenden Jahre wie bisher 
mehrere Künlller zur Durchforfchung der noch übrigen 
Bezirke auszufenden. 

Um nun diefe Arbeiten den Intentionen dcrSpccial- 
referenten moglichft zu fordern, wurde Confervator 
V. Bürger erfocht, beftimmte Reifetouren in Salzburg 
durchzufuhren, auch unternahm Referent Scheßag eine 
theilweife Bereifung Salzburgs. Da es jedoch (liefen 
Herren nicht möglich war, die für die erforderlichen 
Bereifungen nothwendige hinreichende freie Zeit zu 
erlangen, konnte nicht das ganze für die Kunll-Topo- 
graphie Salzburg's erforderliche Materiale gcfammclt 
werden. Cuflos Scheßag bezeichnete daher mit Zuvcr- 
ficht das nächile Jahr als den Zeitpunkt der Vollen- 
dung der Sammlung des Materials. 

In Betreff Kärntens befchlofs die Central Com- 
miffion, einen archaologifch gebildeten Fachmann, 
gleichwie im Vorjahre , vom Juli an durch zwei 
Monate dahin zu entfenden, um eine beftimmte Anzahl 
von Decanaten archaologifch zu durchforfchen. Es 
waren durch ihn die Decanate Unter-( icilthal, Untcr- 
undübcr-Rofenthal und Tainach mit 122 Orten, archao- 
logifch zu unterfuchen. Leider erlaubten die Mittel 
der Central-Commiflion nur, diefen einzigen Fachmann 
nach Kärnten zu entfenden, daher noch für das Jahr 

1882 einige wenige Decanate zur Durchforfchung 
erübrigen. Uebrigcns ill das gcfammcltc Material 
bereits gelichtet und geordnet und fohin gewilTcr- 
mafsen druckfertig. 

Die Herren Dr. Kenner und Much legten mehrere 
Muller für die Zufammcnllellung und Abfallung der 
Notizen über prahillorilche und romifche Gegenftimde 
für Zwecke der Kunll Topographie vor. 



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VIII 



Die Plenar-Verfammlungcn nahmen diefe allmalig 
einlaufenden Commiffions-Berichte mit Befriedigung 
zurKcnntnifs, glaubten jedoch ihrem Wunfche neuerlich 
Ausdruck geben zu follcn, dafs diefer Angelegenheit 
und namentlich der thunlichften Bcfchieunigung der 
Vorarbeiten in BetrcfT der drei Kronlander die vollllc 
Aufmerkfamkeit und Unterftützung zugewendet werde, 
um fobald als möglich zur Clafl'irung der Denkmale 
und fodann zur Drucklegung fehrciten zu können. 

Aufsei'dem ftimmte das Comite dem berührten 
Antrage des SpecialComitcs furBildcr-Keftaurirungen 
bei und wurde die Einleitung von Verhandlungen 
beantragt, in Betreff der anzubahnenden Anfammlung 
des kunfttopographifchen Materials für Tyrol. 

Die Central-Commiffion, welche diefen Antragen 
ihre Genehmigung nicht vertagte, zauderte nicht, zur 
Bethatigung ihres regen InterelTes für diefe Frage 
fofort die entfprechenden Verbindungen, mit Fach- 
organen in Tyrol anzuknüpfen. 

Anlafslich der zur Erhaltung des fogenannten 
Kpona-Reliefs in Bregens von Seite der k. k. Behör- 
den getroffenen Maßnahmen wie auch im Hinblicke 
auf fo manche in neuefter Zeit vorgekommene 
Demolirungen von Kunrtdenkmalen, auf ganz verun- 
glückte bauliche Rcrtaurationcn und auf die Vorgänge 
bei den Fresken • Rertaurirungcn in Tyrol und an 
anderen Orten hob Sc. Excellenz der Pi afident die Not- 
wendigkeit eines ausgiebigen Schutzes für die heimath- 
liehen Denkmale hervor. Gleich wie diefs durch einen 
dem ungarifchen Reichstage vorgelegten Gcfctzcnt- 
wurf in den Ländern der ungarifchen Krone erreicht 
werden füll, belleht auch hier die Dringlichkeit, einen 
folchen Gefetzentwurf auszuarbeiten Die Conuniffion 
bcfchlofs, das Comite für rtaatlichc Gefctzgebung zu 
ertlichen, diefe Angelegenheit ehertens in Berathung 
zu ziehen. Diefes Comite leiflete der Aufforderung 
fofort Folge, und ill bereits zur Berathung diefes 
Gegcnftandes zufammengetreten. 

Dem Comite fehien es zunachft nothwendig, fich 
über gewifle allgemeine Gcfichtspunktc und leitende 
Grundfatze zu einigen, gleichzeitig wurde noch die 
Notwendigkeit der Beiziehung eines juridil'chcn Fach- 
mannes anerkannt. Nach längerer Bcfprechung, an 
welcher fich die I lerren I lofrath Sifktl, Dr. Kenner 
und Dr. Lind betheiligtcn, und wobei die vielfcitigen 
Schwierigkeiten, die einem folchen Gcletzescntwurfe 
cntgcgcnllehen, erörtert wurden, Hellte das Comite 
als leitende Gcfichtspunktc auf: a) Aufllellung von 
belondercn Bertimmungen bei Funden beweglicher 
Gcgenftande, wie Anzeigepflicht, das Vorkaufsrecht 
für öffentliche Sammlungen; b) defsgleiehen bcfondeie 
Bertimmungen in Bezug auf die Erhaltung von Bau- 
denkmalen, und zum Schutze gegen Verfall, bei Reftau- 
rirungen und in Betreff des fubfidiarcn Einfchrcitens 
des Staates zur Wahrung des öffentlichen InterelTes. 
ferner c) die Hinausgabc von Vorschriften zur Ver- 
hütung der Verfchlepputig von Denkmalen ins Aus- 
land; dj Ausdehnung des Expropriations-Gefetzes auf 
Kunrtdcnkmale im InterelTe für deren Erhaltung und 
fi fchlicfslich Z ucrkennuug einer ge willen Executiv- 
gewalt an die Organe der Central (..'oinmillion. 



Verhandlungen der I. Section. 

Dicfclbc hielt neun Sitzungen. 

Freiherr v. Sacken berichtete über die Auffindung 
eines rotnifchen Grabrtcincs mit Sculptur und Infchrift 
auf einem Hoch-Plateau zwifchen Fifchau und Mutli 
tnannsdorf. 

Ucber Antrag desfelben Mitgliedes, die Central- 
Commiffion wolle fich im I linblickc auf die jüngften 
befonders wichtigen Funde in Petronell beim k. k. 
Minirtcrium für Cultus und Unterricht verwenden, dafs 
die Nachgrabungen auf dem Territorium von Carnun- 
tum im Jahre 1882 wieder mit Staats-Subvention auf- 
genommen werden, wurde befchlolTcn. eine derartige 
Eingabe dem bezeichneten Minifterium zu unter- 
breiten. 

Confervator Kolb legte einen Bericht vor über die 
Fund-Objecte aus Bernardin bei Wels und über deren 
Fundrtattc, und empfahl, dafs einige an der Kirche in 
Wels eingemauerte romifchc Monumente an mehr 
fchützenden Stellen angebracht werden, wenn fie 
nicht etwa an das Mufeum in Linz abgegeben würden. 
Ueber Referat Dr. Kenners fprach fich die Central- 
Commiffion für Einleitung entfprechender Verhand- 
lungen mit dem hochwürdigen Pfarrer in Wels aus. 
Der Bericht desfelben Confervators über Graberfunde 
bei Bernardin nachft WeLs wurde über Antrag des 
Referenten Dr. Kenner zur Veröffentlichung durch die 
Miltheilungen beftimmt. 

Confervator von Kolb berichtete ferner über den 
Fund eines kupfernen Torques in der Gemeinde Weng. 

Correfpondent Meixner berichtete über Funde in 
H agna, Ratfeh, Neudorf, Leitring, Caishom, Frauen- 
berg und Straß (Steiermark). 

Confervator Dr. Pichler berichtete auf Grund 
einer Anzeige des Correfpondenten Hanrieh über die 
beim Baue eines Wohnhaufes in der Gratzer Gaffe zu 
Cilh entdeckten Rcrte eines romifchen Kaufes. 

Das Unterrichts-Minirtcrium machte der Ccntral- 
Comr.iiflion Mittheilung von einem Erlaffe in Betreff 
der Angelegenheit der Uebertragung der Bachus- 
Statuc am Gratzer Schlofsberge in das Joanneum. In 
iler Folge berichtete Dr. Lind über den ablehnenden 
Befchlufs des fteicrifchen Landcsausfchuffcs , nach 
welchem dcrfelbc die Bewilligung eines Geldbetrages 
zur Bertreitung der Ueberlragungskorten ablehnt. 

Confervator Dr. i'ichler brachte zur Kenntnis, 
dafs die beabfichtigte Durchgrabung eines Hügels 
bei Manning in Steiermark in Folge der noch nicht 
geordneten Verhandlungen mit den Grundeigentü- 
mern eine Verzögerung erlitten hat. 

Die vom Correfpondenten Profel'for Gaufmann 
vorgelegte Aufnahme von Römer-Denkmalen in Pettau 
wurde mit Intereffe zur Kenntnis genommen, und als 
zweckmafsige Grundlage für ein Rumerrteinlnventar 
erkannt. Dcrfelbc Correfpondcnt legte ferner vor 
den Kortcnuberfchlag für ein hölzernes Schutzdach 
über den fogenannten Pranger in Pettau, d. i. ein dort- 
felbil nachrt der Kirche aufgcrtclltcs Romer-Denkmal, 
Die Seelion bewilligte zu den Hcrftellungskorten für 
diefe Ucberdachung einen Beitrag aus ihren Mitteln. 

Die von Seite des hohen k. k. Minirteriums für 
Cultus und Unterricht zur Aeufserung übermittelte 



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IX 



Hingabe dcsProfcfforcnCollcgiuiiisdcr philofophifclicn 
Facultat der Wiener Univerfitut auf Gründung eines 
Locat-Mufeums in Olli wurde mit einpellender Moti- 
virung und unter Wahrung des Standpunktes der 
Ccntral-Commiffion mit Berufung auf dasjenige, was 
von derfelbcn in diefer Richtung fowohl in Cilli als 
anderwärts bereits eingeleitet oder beantragt worden, 
warmflens befürwortet In der Folge machte das k. k. 
Minillerium für Cultus und Unterricht der Ccntral- 
Commiflion die erfreuliche Mittheilung, dafs es über 
deren Anregung fowie über jene feitens des archaolo- 
gifch epigraphifchen Seminars an der Wiener Univer- 
fitut geneigt fei, in Cilli ein Local-Mufcum für die 
dortigen romifchen Denkmale errichten zu laffen. Wie 
fp.itcrc Berichte darthun, ifl diefe Krriehtung im Zuge. 

Die Anzeige, dafs Seilens der Leobner Kifcn- 
werks-Verwaltung in Donawitz die Korten des Trans- 
portes für ein romifches Denkmal von dort bis Grat/, 
ijoanneum) getragen wurden, wurde über Antrag 
Dr. Kenner mit Befriedigung zur Kenntnis genommen. 

Ueber Antrag des Dr. Kenner bewilligte die 
Ccntral-Commiffion eine Subvention zu den unter der 
Leitung Dr. Pieliler flehenden Grabungen in Katskcehr. 

Confcrvator Richter legte zwei Berichte über 
pruhiltoiifchc Funde im Salzburgifchen und über die 
antiken Bronzen im Salzburger Mufeum vor, welche 
auf Antrag Dr. Mucks für die Mittheilungen beftimmt 
wurden. 1 Desgleichen wird über Referat Dr. Kenner s 
ein weiterer Au (Tat/, dcsfelben Confervators, betreffend 
die Romcrftrafse über den Radlliittcr Tauern als für 
die Topographie des ronüfehen Tauern-Ueberganges 
in der Richtung Juvavo-Virunum fehr wcrthvoll, zur 
Veröffentlichung angenommen. 1 

Die im Wege des k k. Minifleriums für Cultus 
und Unterricht an die Central-Commiffion gelangte 
Hingabe des l'rofefforen - Collegiums der Gratzcr 
philofopbifchcn Facultat um F.rtheilung einer Staats- 
Subvention zur Wiederaufnahme fyjlematifeher Gra- 
bungen auf dem Zollfelde wurde dem genannten 
Minillerium zur geneigten Würdigung auf das warmfle 
empfohlen. Auch befchlofs ilie ScCtion, fich in der 
Angelegenheit diefer unter der Leitung des Profeffors 
Dr. Fritz Pieliler zu Hellenden Grabungen an das 
karntnerifche Landes -Prafidium und furftbifchofliche 
Confiftorium zu wenden, damit von deren Seite diefem 
Unternehmen die thunlichlle Forderung zu Theil w erde. 
Schliefslich bezeichnete die Ccntral-Commiffion das 
Mufeum in Klagenfurt als die Sammclftcllc für alle zu 
erhoffenden Fund-Objecle. 1 

In der Folge kam der Ccntral-Commiffion feitens 
des k. k. Minifleriums für Cultus und Unterricht die 
Mittheilung zu, dafs es für die wifTenfchaftliclien Gra- 
bungen am Zollfeldc unter der Leitung des Dr. Fritz 
Pieliler 500 fl. gewidmet habe, und dafs dem Antrage 
der Central-Commiffion Folge gebend, das Klagen- 
furtcr Mufeum zur Aufnahme der fiimmtlichcu Fund- 
gegenftande beftimmt wurde. Nachdem diefe Grabun- 
gen im Laufe des Jahres 1881 wirklich Stattfanden, 
erftattete Confcrvator Dr. Pieliler fowohl währenddes 
Ganges der Forfchungen mehrere vorläufige Berichte 
als auch zuletzt einen Schlufsbcricht über die bisherigen 
Frfolgc. Da laut eines letzteren Berichtes des Confcr- 

' S MUlh VII N F. f. cxix 
I S Mmh, VII N. F. p. CXI 
• S. Hillk. VII N F r I.XXXI 

viu n. r. 



vators Dr. Pieliler die diesjährigen Grabungen am 
Zollfeldc mit November eingcftcllt wurden, befchlofs 
die Scclion, Schritte zu thun, damit diefem im nachften 
Jahre fortzufetzenden Unternehmen Subventionen 
gefichert werden, was zur Folge hatte, dafs das 
Minillerium für Cultus und Unterricht zur Fortfetzung 
der wiffcnfchaftlichcn Grabungen auf dem kamt- 
nerifchen Zollfelde pro 1882 und 1883 unter Voraus- 
fetzung der verlaflungsmafsigen Genehmigung des 
erforderlichen Credites eine Subvention von je 500 Ii. 
bewilligt hat. Fndlich legte Dr. Pieliler die Schlul's- 
rechnung über die Köllen der Grabungen am Zollfeldc 
vor, welche der ordnungsmiifsigen Prüfung unterzogen 
werden wird. 

Baron Haufer in Klagenfurt legte einen Abdruck 
einer fehr lehrreichen in der Klagenfurter Zeitung 
veröffentlichten Zufammcnftcllung der früheren Aus- 
grabungen am Zollfeldc vor. Der Auffatz des Cor- 
refpondeiilen Freiherrn Itaufer über ein Mithras- 
Monument bei Glanegg wurde zur Publicatiou durch 
die Mittheilungen beftimmt.' 

Dr, Piehler berichtete über einen bei llraßnig 
ausgegrabenen römifchen Votiv -Stein. 

Der Bericht des Correfpondenten J. Keiner über 
die Wallburgen bei Guttenfhin (Kärnten) wurde eben 
falls an die Redaktion der Mittheilungen abgegeben. 

Ueber Antrag des Confcrvator Dr. Pieliler be- 
fchlofs die Scflion, die Publication eines in Volker- 
markt gefundenen Römer-Steines. 

Confcrvator Dr. Piehler legte vor eine Abfchrift 
des durch den Pfarrer von St. Georgen am Weinberge 
ausgeforschten Infchriftftcincs am Lambrcchtsberge. 
welche der Rcdaflion zur Publication übergeben 
wurde. Desgleichen erhielt diefe Bcllimmung ein 
kurzer Auffatz des Bezirksrichters W. Semen über 
den Romcrwcg bei Teinaeh, vorgelegt von Dr. Piehler. 

Anläfslich eines Berichtes des Confervators Orgler 
über antike Funde und Gcbaudcrcftc bei Lienz 
befchlofs die Ccntral-Commiffion über Antrag des 
Referenten Dr. Kenner, zum Zwecke der dort einzu- 
leitenden fyftcmatifchen Grabungen eine Subvention 
zu gewahren, im Falle fich das Mufeum Ferdinandcum 
in Innsbruck an diefem Unternehmer in ausgiebiger 
Weife betheiligen wurde. Die darauf erfolgte Er- 
klärung des Mufeums Ferdinandeum in Innsbruck, dafs 
dasfelbc gleich der Ccntral-Commiffion eine Subven- 
tion pro 1881 und eventuell pro 1882 den Grabungen um 
Lienz zuwendet, wurde mit Befriedigung zur Kenntnis 
genommen. 4 

Dr. Kenner referirte über die vom Confcrvator 
Jenny eingefendeten in Vorarlberg gefundenen Münzen 
und hob hervor, dafs (ich darunter zwei Münzen aus 
Olbiopolis (im füdlichen Kufsland! befinden. Ferner 
nahm die Scflion den von dcmfelbcu Confervator 
vorgelegten Situation* Plan über die heurigen Gra- 
bungen in Bregens zur Kenntnis. 

Dr. Und machte Mittheilungen über den Stand 
der Angelegenheit des lifona- Reliefe in Bregens, 
deflen Bcfchlagnahmc aufgehoben wurde und dclfen 
Erwerbung für das Mufeum in Brcgenz zu erwarten 
ftcht, was von der Central-Commiffion lebhaft ge 
wünfeht wird. 

1 S Hittk vil. K. F. r . Ct. 
> s M.i.h viu M. r ,,. 111 



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X 



Confcrv.itor 'Jenny legte einen fur die Mitthei 
hingen beflimmten und angenommenen Auffatz über 
bauliche Ueberrcfle in Brigantium und gleichzeitig 
eine ordnungsmafsige Rechnung über die Verwendung 
der Staats Dotation bei den Grabungen in Brigan- 
tium vor. 

Ueber Anregung des ConfervatorsDr. v. Bizzarro 
bcfchlofs die Central Commiffioti, den günftige Rcfui 
täte vcrfprcchendcn Grabungen in l 'illefe eine Subven- 
tion zuzuwenden, defsglcichcn denen zu llaidenfeliaft. 

Das Miniflerium für Cultus und L'ntcrriclit gab 
bekannt, dafs das gräflich Caffis fche Haus in Aquilcja 
behufs der Unterbringung des dortigen Staats -Mufcums 
angekauft wurde, dafs die Gemeinde Aquilcja alle ihre 
Sammlungen an das Staats-Mufeum mit Vorbehalt 
lies Eigentumsrechtes abgetreten habe und überdies 
noch einen namhaften Geldbetrag hiezu leiften werde. 

Behufs fortwahrender Erwerbungen von Fund-Objeclen 

foll in das Finanzgefetz pro 1882 ein jährlicher Credit 
eingeteilt werden. Auch wurde fiir Geldmittel vorge- 
forgt, um fofort an die Adaptirung des neuen Mufeal- 
Gebaudes gehen zu können. Die k. k. Statthalterei in 
Trieft übermittelte in der Folge derCentral-Commiffion 
den Adaptirungs Plan für dicl'es Stadtinufeal Gebäude. 
Die Ccntrai-Commiffion erklarte fich mit dem l'rojccle 
einverstanden, und fprach nur einige Wünfche zur 
Krhuhung der Feuer- und Einbruchfichcrheit des Ge- 
bäudes aus. Diefe Wünfche begründen fich einerfeits 
durch die ziemlieh ifolirte Lage des Mufcums und 
dadurch, dafs in dcrfclbcn nicht allein die Staatsfamm- 
lung, fondern die des Baron Ritter und der Stadt 
Aquilcja untergebracht werden fotlen. Es w urden daher 
Stcinflufcn (latt der hölzernen für die Stiege aus dem 
l. in das 2. Stockwerk vorgefchlagen. da im zweiten 
Stockwerke wahrfcheinlich die kleineren aber auch 
werthvolleren Gegenflandc, wie aus Edelmetall, Elfen- 
bein 11. f. w., untergebracht werden dürften. Ferner 
empfahl man eine eiferne Abfchlufsthur zwifchen (liefen 
beiden Stockwerken, zur Oeffnung geeignete Fenltcr- 
ladcn oder auffchlagbare Gitter und zwar fur alle 
Fünfter des Gebäudes. 

Dr. Kenner referirte über die wunfehenswerthe 
Erwerbung eines frühchriftlkhen Sarkophags mit 
Infchrift aus Salcano fur das Mufeum in Aijuileja und 
wurde befchlolfen, die k. k. Statthalterei in Tricll um 
Vermittlung zu (liefern Behüte zu erfuchen. 

Confervator Pichler legte vor die Abbildung 
einer aus Aquilcja (lammenden Eintrittsmarke zu 
einer Fcchtervorltellung. Diefer Bericht wurde zur 
Veröffentlichung durch die Mittheilungen beflimmt. 

Von Seite der k. k. Statthalterei in Trieft ging 
der Cental-Commiffion die Nachricht zu, dafs das an 
der Dorfkirchc Mainizza eingemauerte romifche Relief 
in das Staats-Mufeum zu Aquileja gebracht wurde, wie 
auch dafs drei im Privatbesitze zu Cervignano befindlich 
gewefene' Infchriftfteinc durch Ankauf dahin kamen. 

Ueber Anregung des Confcrvators Dr. Bizzarro 
bcfchlofs die Central -Commifficn bei dem Umflande, 
als die Fund-Objcftc von .SV. Lucia an das Landes- 
Mufeum in Görz abgegeben w erden follen. über Antrag 
Dr. Kenner s (ich über die Art der Inventarilirung der 
Gegcnftande im l.andes-Mufeum und deren wiffen- 
fchaftliche Beflimmung zu informiren und fiir den Fall, 
als in diefer Beziehung noch fachmännische Arbeiten 



nothwendig erfcheinen follten, hiefur die im hiefigen 
archaologifch - epigraphifchen Seminar ausgebildeten 
jungen Leute dem Landcs-Ausfehuffe zu empfehlen. 

Die Landesvertretung von Iftrien überfendetc 
einen Bericht des Ingenieurs Franeesehi über die Gra- 
bungen in l'ifaze, worüber die Ccntrai-Commiffion 
bcfchlofs, dem Klrianer Landtage fur diefe Zufen- 
dung zu danken und die volle Anerkennung fur deffen 
die obigen Grabungen fordernden HcfchlufsfalTungcn 
auszufprechen. 

Corrcfpondcnt Scliram berichtete über einen in 
neuefler Zeit in l'ola gefundenen Torfo einer Mar- 
mor-K aiferflatuc. Ueber Antrag Dr. Kenners wurde 
Einleitung getroffen, dafs diefe werthvolle Sculptur 
dem LocalMufeum in l'ola zukomme. 

Rcgicrungsrath Freiherr v. Satken berichtete über 
den Zuftand der Altcrtlu mer in l'ola, namentlich des 
Am]>hitheaters, des Augufhis-Tcmpcls, des Triumph- 
bogens und der dortigen Sammlung von römifchen 
Steinen, was fich Alles in hoehfl befriedigendem und 
gefichertem Zuftandc befindet. 

Corrcfpondcnt Schräm fendete einen Bericht 
über den bei der Demolirung einer Mauer am Dome 
zu Citlanmna gefundenen romifchen Sculptur-Stein 
und ein Infchrift-Fragment, und zeigte an, dafs der in 
neucllcr Zeit gefundene Torfo einer Marmor- Statue 
in das Local Mufeum zu Pola kam. 

Das k. k. Marine-Arfenal-Commando in Pola gab 
der Ccntrai-Commiffion Nachricht von dem Funde 
eines Säulcnftuckes aus blaulichem Marmor, das von 
der Funddelle in der Bucht bei Zonchi in das im 
Auguftns-Tcmpcl angelegte Mufeum übertragen wurde. 

Confervator .". Klodie erllattetc einen lehrreichen 
Bericht über die reichhaltige Sammlung von Fund 
Objekten des Domherrn Bolmarcic in Offcro. Die von 
demfelben Uberreichte Abhandlung über die Funde in 
Offcro wurde für die Mitthcüungcn zur Veröffent- 
lichung beflimmt. 

Ueber denfelbenGegenlland machten auch Regie- 
rungsrath Freiherr v. Sacken und Corrcfpondcnt 
Schräm Mittheilungen. 1 

Nachdem die Ccntrai-Commiffion feitens des k. k. 
Minilleriums fur Cultus und Unterricht über ihren 
Antrag ermächtigt wurde, wegen Gründung eines 
Landes- Mufcums fur Iftrien in Caf>o <f Iftria, wufclbft 
insbefondere die interclTantcn Funde aus Offcro unter- 
zubringen waren, weitere Einleitungen zu treffen, 
bcfchlofs die Central-Commiflion, nunmehr mit dem 
Iltriancr Landes -Ausfchuffe in die entfprechenden Ver- 
handlungen zu treten, jedoch dabei im Auge zu 
behalten, dafs in l'ola ein eigenes Mufeum errichtet 
werde. 

Der Berieht des Correfpondcnten Schräm über 
die Ergebniffc der Grabungen bei l'ifaze bei Mon- 
tichio wurde zur Veröffentlichung durch die Mitthei- 
lungen beflimmt. 

l'rofcffor Ilaufer machte fehr wichtige Mitthei 
hingen über die neueflen Funde in Salona und hob 
hervor, dafs es in Folge der fyflemalifehen Grabun- 
gen gelang, die Fundamente einer frühchriftlichen 
Balilica freizullellen. 

Confervator Geh ich wurde auf Grund des von ihm 
vorgelegten l'rogrammcs ermächtigt, fich zu archaolo- 

• s MM. vir n r. |>. CXXXU1, 



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XI 



yifchcn Unterfuchungen nach der Infcl Zanjie zu 
begeben. Derfclbc erftattetc in der Folge Hericlit über 
die Denkmale dafclbft: die Seelion fprach fich bei 
diefem Anlaffe nach Antrag des Referenten Profefl'or 
Ilaufer über die Thatigkcit diefcs Confervators befun- 
den befriedigt aus. 

Derfelbe Confcrvator (iberfendetc werthvolle Auf- 
nahmen von Fund-Objecten aus Alt- Rasufa und 

Rifaw, wofür ihm gedankt wurde. 

Profeffor Häuf er berichtete über eine Anzeige 
des Confervators Geltich, der zu Folge fich in der 
Hcrzcgovina Spuren einer von Kpidaurus nach Trc- 
binje über Lucindolc und Zgonjevo fuhrenden Römer- 
ftrafsc mit Rcften von Meilenftcinen u. f. w. fanden. 
Der Antrag desfelben, die bezüglichen Denkmale 
aufnehmen zu laden, wurde zum Befchluffe erhoben. 

Correfpondent Pfarrer Düte in TrarniL- hatte eine 
Sammlung von in Bosnien vorfindlichcn M mzen ein- 
gefendet. Referent Dr. Kenner berichtete über diefel- 
ben und bezeichnete fie als das Courant jener Gegen- 
den in verfchiedenen Zeiten wie im Durchfchnittc 
darfl eilend. Ks fanden fich aus Aegypten die alteflen 
Ptolomacr, dann aus der römifcheo Republik Denare 
und dyrrhachifche Drachmen; dann kommen Münzen 
aus der Kaifcrzcit, fodann bosnifche. ragufanifche, 
zuletzt türkifche und ungarifchc Münzen vor. 

Confervator f freist crllattcte mehrere Berichte 
über Funde, wie von Bronze-Ringen bei Jafena, über 
Bruchftiicke von Golddrahten bei Königs- L/totta,* 
worüber Dr. Much referirte und die letzteren als 
Theilc von Goldringgeld bezeichnete 

Confcrvator Liifsner legte einen Bericht über die 
im laufenden Jahre in feinem Bezirke gemachten pra- 
hjftorifchen Funde vor, der nach Antrag des Referen- 
ten Dr. Much für die Mitteilungen beflimmt wurde. 

Die Mittheilung des Confervators f.üfsner über 
ilie grofsc hauptfachlich prahiflorifchc Sammlung des 
H. W. Grofsc in Neuhutten, in welcher Sammlung 
fich namentlich viele Fund-Objcfte vom Hradist bei 
Slradonic befinden, diente zur Kenntnis. 

Confervatoi Schneider überfendetc eine gröfscre 
Abhandlung über die Funde in einer fogenannten 
Küchen - Abfallgrube bei Bydzen. 1 Nachdem diefe 
Abhandlung nicht blofs eine fleifsige Befchreibung 
einer Anzahl prahiftorifchcr Funde enthalt, fondem 
auch eine klar abgefafste Zufammcnftcllung fammt- 
licher Funde aus der neolithifcheii Zeit Böhmens 
bringt, wurde iiber Antrag Dr. Much diefelbe zur 
Veröffentlichung durch die Mittheilungen beflimmt 
Ein weiterer Bericht desfelben Confervators über den 
im I lerbftc bei Jicineves gemachten Bronzefund erhielt 
die gleiche Bellimmung.* 

Confervator Dr. Much referirte über einen Bericht 
des Correfpondenten Stuhlik in Ituduvis, betreffend 
die prahiflorifchen Anficdlungcn in diefer Gegend und 
über folche Erdwalle bei der Ruine Maidjlein, dann 
ober den Bericht des Confervators Schneider: p Grabcr 
aus der Stradonicer Aera bei ticv\-flydiov ü . endlich 
über einen Bericht des Confervators Baum, betreffend 
die in Nymburg gemachten prahiftorifchcii Funde. 
Letztere werden als fehr wichtig bezeichnet, und 
wurde der Wunfeh ausgebrochen, die dortigen Nach 

s Hfcth, mi M r, r . i.xxx 
> s m,..i, vui N r i im 

< S U.Mh VII N V P XCIX 



grabungen bis zur Erfchopfung des Grabfcldes fort- 
zufetzen. 

Die Mittheilungen des k. k. Handcls-Miniftcriums 
über prahillorifche Funde nachft der Bahnlinie bei 
Oujesd in Böhmen wurden mit Dank zur Kenntnis 
genommen, dcfsglcichcn die des Confervators Dudik 
über das Urnenfeld bei Trfie fowic iiber Fundfl ückc 
bei Hradisfo und Xezamyslie in Mahren. 

Confcrvator Trapp berichtete über Gräberfunde 
in Mahren und über eine entdeckte Schmclzhütte in 
Kallendorf. 

Confervator Gutler berichtete über feine bis- 
herigen archaologifchen Forfchungcn in der Bukowina, 
namentlich in dem alten Furftenfchloffe zu Suczawa. 

Der Bericht desfelben Confervators über Tumult 
bei Tetroutz. Sereth, Korcsefchti und Ropcze wurde 
zur Kenntnis genommen, desgleichen ein weiterer 
Bericht über am ;?tf//XW-Bcrgc gefundene fogenannte 
I lüncngraber und einen bei Haina gemachten Goldfund. 

Verhandlungen der II. Section. 

Diefe Sektion verfammeltc (ich zu 12 Sitzungen. 

Confcrvator Profeffor Haufer referirte über das 
Frgebnifs der commiffionellen Verhandlungen, be- 
treffend die Vcrfctzung der Johannes-Capelle, derzeit 
nachft der Karlsbrucke in Wien, an eine andere Stelle, 
da fie wegen eines Bruckenbaues von ihrem gegen- 
wärtigen Standplätze entfernt werden mufs. Derfclbc 
gab in der commiffionellen Verhandlung die Erklärung 
ab, dafs er einer Ucbcrtragung der Capelle nur unter 
der Bedingung zuftimmen könne, wenn diefelbe in ihrer 
urfprünglichen Form und Decoration wieder erbaut 
werde, unter Belafsung der werthvollen Gitter und des 
Dachwerkes. Sollten die Eifcngitter nicht mehr zur 
Verwendung gelangen, fo waren lic in forgfaltige Auf- 
bewahrungzubringen. Die Central-Commiffion erklärte 
fich mit diefem Votum des Confervators vollkommen 
einverfhmden. 

Die Kcftaurirung der Dreifaltigkeits- Saulc am 
Graben in Wien vcranlafste die Central-Commiffion, 
zunachft den Confervator Haufer zu dclegiren, um die 
Intentionen der Central-Commiffion im Reftaurirungs- 
Comite zu vertreten. Anlafslich der Mittheilung des- 
felben Confervators, dafs diefe Rcftaurirungs-Arbeiten 
dem Ende zugehen, befchlofs die Verfammlung, diefe 
Säule, fo lange die Gcrüftc noch Itehen, in genauen 
Augenfchein zu nehmen, um namentlich die Reftau- 
rirung der oberften Figurengruppe und diefe fclbfl 
einer eingehenden Bcfichtigung unterziehen zu können. 
Es verfugten lieh zu diefem Ende am 17. Ortober 18S1 
an Ort und Stelle: der Praficlent der Central-Com- 
miffion, dann Regierungsrath Radmtzky, diel'rofelToi en 
Treuhcald und Klein, um unter Führung des Confer- 
vators Profefl'or Häufet- die vorgenommenen Hcrftel- 
lungcn zu befichtigen. Die Sectio» befprach in der 
Folge die mitunter nicht günftigen Wahrnehmungen, 
welche von den einzelnen Mitgliedern bei diefer Berich- 
tigung gemacht wurden, und befchlofs, zunachft die 
Copirung aller auf dem Monumente vorkommenden 
Infchriften, die Abformung der Kaiferfigur und einiger 
anderer Details zu empfehlen. Was die Wahrnehmungen 
betrifft, fo conflatirte die Central-Commiffion, unge- 
achtet der im Großen und Ganzen cntfprcchcnd 



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XII 



befundenen Reftaurirung, dafs durch die angewendete 
forcirte Reinigungs Methode jene feine Formbildung 
und jener eigentümliche Lichtcffecl. der befonders 
an den figuralen Theilcn diefcs Denkmals vorhanden 
gewefen ift, und der von den damaligen Künftlcm 
mit Aufwand eminenter technifcher Behandlung des 
Materials erreicht wurde, abgefchwacht erfcheint und 
kaum mehr erfetzt werden kann. Die Central-Com- 
mifliou hob ferner hervor, dafs, als ihr Gelegenheit zur 
Berichtigung gegeben wurde, die Arbeiten fchon 
ziemlich vorgefchritten waren. Ungeachtet der früher 
erwähnten Mangel gab die Central Commiflion ihre 
Zullimmung zur gewünfehten Abtragung der obcrflen 
drei Gcrufte, da man aus Kuckficht der hohen Koftcn 
und in Befürchtung anderweitiger Nachtheile von 
einer Ueberarbeitung der beanftändeten Theile abfah 
Dagegen einigte ("ich die Commiffion zu folgenden 
Grundfatzen, welche (ich die mafsgebenden Organe 
bei Keflaurirung ahnlicher Objectc gegenwartig zu 
halten hatten: 

I. Die Anwendung von Oel-Anflrich oderEinlaffcn 
mit Oel habe als dem Steine fchadlich zu unter- 
bleiben ; 2. für die Keflaurirung fammtlieher Belland- 
theile, fowohl der arclütektonifchcn wie der figuralen, 
foll llets jene Behandlungsweifc des Steines mafs- 
gebend fein, welche bei der urfprünglichen HerfteDung 
in Anwendung kam; 3. die Anwendung von Kratz- 
bürden als Keinigungsmittcl ill durchaus unftatthaft, 
und bedauert die Ccntral-Commiflion deren Anwen- 
dung überhaupt. 

Die Verfammlung nahm von dem Berichte Dr. 
find s uber die Aufhellung eines Gitters um das Salm- 
Monument in der Votiv-Kirche mit befonderer Befrie- 
digung Kenntnis und gab neuerlich ihrer vollen Zuflim- 
mung Ausdruck, dafs diefcs Monument nach fo lang- 
wierigen entwürdigenden Schickfalen endlich einen 
geficherten Aufilcllungsplatz unter dem Schutze des 
hochwürdigen Propflcs MarJ'chall gefunden hat. 

Confervator l'rofeffor Hau/er referirte über die 
beabliehtigte Keflaurirung der Brunnen am Graben 
und Franciscancr-l'latze in Wien, rcfpcfTlivc uber die 
beabfichtigten Umgeftaltungcn an deren Steingewan- 
dungen, über die Aendcrungcn der Auslaufe und Aus- 
beflerungen der Blei -Figuren, wobei er fich für den 
Beftuid der gegenwartigen Geflaltung und Stellung 
der Brunnen und gegen den Umguls in Bronce, wohl 
aber für die AusbelTcrung der Blei-Figuren ausfprach, 
womit die Verfammlung cinvcrflandcn war. 

Kegierungsrath Freiherr v. Sacken machte Mit- 
theilung uber den hochlt werthvollen 1" rüh-Kcnaiffance- 
Flugelaltar und zwei treffliche Büfkcn in der Schlofs- 
Capclle zu Sierndorf, was von den Vcrfammelten mit 
lebhaftem [ntereffe zur Kenntnis genommen wurde, 

Die Auffat/e desfelben uber die Pluvialc-AgralTen 
des Toifon-Ornatcs und uber die Mitra aus Arnolds 
Hein wurden für die Mittheilungen beflimmt.' 

Confervator Hosner legte einen Bericht vor uber 
die muthwillige Zerftorung der Rolands - Saulc in 
J'er/enbeug. 

Der Bericht des Confervators Fries über die an 
den Pfarrkirchen zu f'urgßall a. d. Erlaf und zu 
U'aidho/en a. d. Vbbs vorgenommenen Rcllaurirungs- 
Arbeiten diente zur Kenntnis 

< s. Hm». VII. n. r. P cv. 



Ein weiterer Bericht desfelben Confervators über 
den Fortgang der Keflaurirung der letztgenannten 
Pfarrkirche wurde zur Veröffentlichung durch die 
Mittheilungen beflimmt. Desgleichen der Bericht, den 
Architekt I'rofcfibr Hermann v. Rini'et der Ccntral- 
Comnüflion über diefc von ihm geleiteten Arbeiten, 
über die dabei gefundenen Fresken und über die 
Keflaurirung der Kirche zu Neuhofen übergab.* 

Kegierungsrath Freiherr v. Sacken machte Mit- 
theilung iibcr drei mit Sculpturen reich gefchmückte 
Grabmale von Mitgliedern der graflichen Familie 
Althan in Murßelten, 3 an welche wahrhafte Pracht- 
Keliefs urkundlich als Arbeiten aus der Werkflättc 
Alexanders von Collin beglaubigt find. Derfelbe 
empfahl ferner das vom Confervator Rosner und Pfarrer 
Lux zufammcngcftcllte Kcftaurirungs Programm für 
die Gertnids-Ktrche in Gars der Genehmigung, die 
auch crtheilt wurde. 

Da eine Kcttaurirung der Pfarrkirche in A/fang 
in Abficht ftand, liefs die Ccntral-Commiffion im 
Intcrcffc der Erhaltung diefcs Gebäudes die ent- 
fprechenden Erhebungen pflegen, welche ergaben, 
dafs diefelbe vorlaufig nicht erfolge. 

Architekt Ludwig Wäcktbr überfendete einen 
Bericht über die durchgeführte Keflaurirung der 
Peflfaulc in libenfitrth ; derfelbe wurde zur Kenntnis 
genommen und über Antrag des Obcrbaurathcs 
Schmidt und Dr. Und für den betreffenden Rcftau- 
rirungsfonds ein kleiner Beitrag aus der Dotation der 
Ccntral-Commiffion bewilligt. 

Die Mittheilung des Kcgierungsrathes Freiherrn 
v. Sacken in Betreff der Keflaurirung der fogenannten 
I lardegg -Saulc bei Krcu-cnßein auf Koftcn Sr. Excel - 
lenz des Grafen v. U'ilczck wurde mit befonderer 
Anerkennung zur Kenntnis genommen. 

Correfpondcnt ProfelTor Maas berichtete über 
einen im Archive zu Stockerau befindlichen feepter 
förmigen Marktrichterftab 1 und einen theilweife ver- 
goldeten Becher, ferner über einen dort befindlichen, 
lehr intcreffanten Morfer. *' 

Oberbaurath Hertmann legte eine Kcihe von 
Aufnahmen aus Scheibbs, l'urgjiall und Wiefelburg 
(Nieder-Oefterreich) vor, enthaltend Copicn von 
Gemälden, Glasmalereien und Sculpturen und gab 
feine Zullimmung zur fuccefliven Verwendung der- 
felbcn im InterelTe der Central-Commiffion, was von 
der Commiflion mit geziemendem Dank zur Kenntnis 
genommen wurde. 

Ucber Anzeige des Confervators Rosner, dafs es 
in Abficht fei, das Kuenringcr Thor in der Stadt 
/■gxenburg — das einzige noch erhaltene und fehr 
wichtige Denkmal der dortigen Stadtbefefligung — 
aus angeblichen Verkehrsruckfichten abzutragen, bc- 
fchlofs die Central Commiflion, lieh an den nieder- 
öfterreichifchen Landes-Ausfchufs und die k. k. Statt- 
halterei in Wien zu wenden, um diele unnothige Demo- 
lirung zu verhindern. In der Folge referirte Oberbau- 
rath Schmidt über diefes nicht abzuändernde bedauer- 
liche Vorhaben der Stadtgemeinde Fggenburg. Die 
Scrlion nahm von diefem Vorgange, als etneffl fchlecht 

< S Miuti Vit. N. F. p. 118 u»J VIII p 

• S Math VII N. F p. CIX 

> S Mail, VIII N F. p XXXII 

» S M.l.l. VII N. F p CXXXIX 



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XIII 



verhandelten Beftrebcn nach Stadterweiterung, mit 
Bedauern Kenntnis. 

Der Bericht des vcrdienflvollen Confervators 
Widtcr über die von ilim durchgeführte AufHellung 
mehrerer Eitzingfcher Grabmale in Sehrattcnthal, 
dann von Denklteincn in StiUfricd und Gro/s wurde 
mit Dank zur Kenntnis genommen. 

Anlafslich der Mittheilung des Obcrbauralhes 
Bergmann, dafs man im alten Karner zu Mauthhaufen 
intcreffante Fresken unter der Tünche gefunden habe, 
wurde befchlofTen, durch Confervator Schirmet Erhe- 
bungen pllegen zu lallen. 

Ucbcr Anzeige des Pfarramtes in Pichelsdorf in 
Ober* Oeft erreich, dafs beim Durchbräche eines in der 
dortigen Pfarrkirche vermauerten Raumes eine Seiten- 
Capelle mit alter Fresco-Bcmalung eröffnet wurde, 
befchlofs die Sektion, den berufenen Confervator 
Wimmer zur Berichtcrftattung einzuladen. 

Anlafslich einer in den ..Mittheilungen" beab- 
fichtigten Publication über altere Elfenbcinfchnitz- 
werke war es in Abficht, auch den prachtvollen 
fruh-romanifchen Buchdeckel mit Email-Elfcnbein- 
und I'iligran-Befatz eines in St. Wolf gang befindlichen 
Codex in Abbildung beizugeben. Die CentralCom- 
miflion wendete fich an das Pfarramt in .SV. Wolf gang. 
um über die bereits erhaltene Erlaubnis des bifchof- 
lichen Confifloriums in Linz (liefen Codex zeitweilig 
nach Wien zu bekommen. Leider konnte diefem 
Wunfchc nicht entfprochen werden; denn das werth- 
volle Denkmal ill dermalen in St. Wolf gang nicht 
mehr zu finden. Diefe vom Pfarramte gegebene Nach- 
richt über das Verfchwinden eines fo werthvollen Denk- 
mals wurde von der Central Commiffion mit lebhaftem 
Bedauern Vorlaufig zur Kenntnis genommen. 

Corrcfpondcnt Stuhlik macht auf ein zurDemoli- 
ning beflimmtes Gebäude in Ottensheim an der 
Donau aufmerkfam, das als Geburtsllatle Otto des 
Erlauchten von Wittelsbach bezeichnet wird. Die 
Section befchlofs über Antrag des Oberbaurathcs 
Schmidt vorerft über die archaologifchc und kunft- 
hiflorifchc Bedeutung diefes Gebäudes durch den 
Confervator Schirmer Information einzuholen. 

kegicrungsrath Freiherr v. Sacken machte .Mit- 
theilung über die mit Unterftützung der Central- 
Commiffion durchgeführte Aufteilung des fchönen 
Grabrteines des M99 verdorbenen Prälaten von Mond 
fec Benedict Eck, des Erbauers der heutigen Stifts- 
kirche. Diefes Monument wurde aus dem Bodenpflafler 
in der Mitte des Presbyteriums erhoben und an einem 
Scitcnpfcilcr der Kirche aufgeteilt. Bei diefer Ge- 
legenheit wurden einige Nachgrabungen zur Erfor- 
fchung der alten Krypta angellcllt, die jedoch nur 
ein negatives Kefultat gaben. Die unzweifelhaft früher 
bcilandene Krypta war gelegentlich des Neubaues 
in ihrer Innenanlage zerftort und mit dem Schutte 
der abgebrochenen Kirche ausgefüllt worden. Leber 
Antrag des Referenten wurde an den Furten Otto 
Wrcdc. welcher die Aufteilung des gedachten Monu- 
mentes wefentlich forderte, ein Dankfchreibcn gerichtet. 

Anlafslich eines beabfichtigten Anbaues eines 
Flügels des Nonncnkloflcrs an die frciflchcndc gothifche 
Frauenkirche in Frei/ladt fprach (ich die Section iihcr 
Referat des Oberbaurathcs Schmidt in unbedingter 
Weife abfällig aus, und wurde in diefem Sinne ein 



Gutachten an die k. k. Statthalterei in Linz crflattet. 
Die hierauf eingelangte Zufchrift diefer Statthalterei 
in Betreff der dem Antrage der Central Commiffion 
entfprechenden Alnveifung der Schulfchwellern in 
Freifladt mit dem von ihnen beabfichtigten Anbaue 
lies Inflituts-Gcbaudes wurde mit Befriedigung zur 
Kenntnis genommen. 

Das Unterrichts-Minillerium flcllte an die Central- 
Commiffion ilie Aufforderung, eine aus vertrauens- 
würdigen Fachmannern bcftclltc Commiffion nach 
Salzburg zu entfenden, um das dortige Mnfcum zu 
befichtigen und über den Zuftand desfelben ein Gut- 
achten zu geben. Die Central Commiffion befchlofs 
diefem Auftrage ehethunlichll zu entfprechen, nahm 
jedoch Anlafs, vorerft den Standpunkt, welchen fic in 
diefer Angelegenheit von allem Anfange eingenommen 
hatte, genauer zu bezeichnen, um jedweder irrigen Auf- 
faffung über die von ihr übernommene Aufgabe fchon 
im vorhinein zu begegnen. Diefe ging dahin, dafs die 
Central-Commiffion, zun.ichlt den privaten Charakter 
des Salzburgcr Mufeums anerkennend, fich durchaus 
nicht in irgend eine fo zu fagen behördliche Unter 
fuchung einlaffcn könne oder werde, fondern fich nur 
auf Informationen, eventuell auf die Erthcilung von 
Kathfchlagen und Anempfehlungen befchranken wolle, 
wobei die heutige charaktcrillifchc in ihrer Weife ein- 
zige Art der Aufteilung, wenigftens der Hauptfache 
nach, ganz aufscr Betracht bleiben follc. Eine grofscre 
Aufmcrkfamkeit werde nur den im Mufeum befindlichen 
und dem Staate gehörigen Gegenflanden zu widmen 
fein. Hiebei werde man ferner im Auge behalten, dafs 
durch diefen Vorgang der Central Commiffion die 
wiederholten in den Journalen erfchienenen Angriffe 
gegen das Salzburgcr Mufeum ztirückgewiefen oder 
wenigftens in Betreff erfl noch zu conflatirender 
Uebelllandc auf das richtige Ma.ifs befchrankt werden 
follen. Die Central-Commiffion überfah hiebei nicht, 
dafs überhaupt vorerll zu diefem Vorgehen ihrerfeits 
die Zuftimmung <ler Gemeindevertretung von Salzburg 
nothwendig fei. Nachdem feitens der berührten Stadl 
Vertretung die gewünfehte Zuftimmung einlangte, 
wurden die Mitglieder der Central-Commiffion Cultos 
Schcßag und ProfelTor Trenlnvald mit diefer Miflion 
betraut und Anfangs Auguft die Berichtigung vor- 
genommen. Die benannten Herren crflattetcn in der 
Folge ausfuhrlichen Bericht über das günftige Ergebnis 
ihrer Entfendung, wobei lie nicht unterließen , die 
befondere Zuvorkommenheit und Freundlichkeit hervor- 
zuheben , welche fie allcuttu.lben bei Durchfuhrung 
ihrer Miflion fanden. Sc. Exccllcnz der Präfident nahm 
Anlafs, dielen beiden Dclegirtcn der Central Com- 
miffion für ihre mit Sachkenntnis und Tact ausgeführte 
Miffion zu danken. Der Bericht w urde dem Unterrichts- 
Minillerium vorgelegt. 

Ilofrath Siele/ referirtc über einen Auffatz des 
Confervators /dichter, der in dcmfelben die iilteflen 
Siegel der Salzburgcr Erzbifchufe befpricht und auch 
für ilie Echtheit des bei Laufen gefundenen Typars des 
Erzbifchofs Ditmar eintritt. Diefer Auffatz wurde der 
KedaCtion übergeben. 

Oberbaurath Schmidt referirt iiber die kcftaii- 
rirung des ronmnifchen Karners in Perncgg. Dcrfelbe 
bezeichnete die hiefür in Auslieht genommene Summe 
im Hinblick auf den untergeordneten Werth des 



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XIV 



Dcnkmales für zu hoch gegriffen. Es wurde eine 
kleinere Auslage für die einfache Erhaltung dcsfelhen 
genügen. Dagegen empfahl Referent die Einleitung 
einer Unterfuchung des Innern der Capelle auf etwa 
unter der Tünche noch vorfindliche Wandmalereien, 
uomit fiel» die Seftion einverftanden erklarte. In der 
Folge referirte derfelbe neuerlich auf Grund eines 
Berichtes des Confervators Graus über diefen Karner 
und beantragte, bei dem Umftande, als (ich im Innen- 
räume keine Fresken fanden, auf die Erhaltung diefes 
Hauwerkes durch Widmung etwa grofser Betrage 
nicht weiter Rückficht zu nehmen. 

Dagegen befchlofs die Central-Commil'fion unter 
Zuftimmung zu diefem und dem weiteren Antrage, in 
den Kirchen zu Purgg und Schwanbcrg Nachforfchun- 
geii nach alten Wandmalereien vornehmen zu lalTen, 
da Ach bereits hiefür Anzeichen finden. Confcrvator 
Graus wurde erfucht, zu diefem Behufe zu interveniren. 
ProfelTor Trenkwaid referirte über den Bericht des 
Confervators Graus in Betreff der alten Wand- 
bemalungen in den Kirchen zu Schwanberg und Pürgg 
und bezeichnete insbesondere die letzteren einer 
befonderen Würdigung werth. 

Die Mittheilung der k. k. Statthalterei zu Grals, 
dafs die Rcftaurirung der gothifchen Kirche zu Maria- 
Neußift bei Pcttau nunmehr unter der Überleitung 
desArchitektcn Hans Petfchnig begonnen hat, wurde 
zur Kenntnis genommen. 

Auch im Jahre 1881 war die Central-Commiffion 
mit der Eggenbergcr Grab Capellc in lUtrenhaufen in 
fo weit belchaftigt, als es fich noch um die Begleichung 
der aufgelaufenen Rcftaurirungs -Arbeiten handelte, 
die nunmehr durch die erfolgreiche Mitwirkung des 
Landcs-Ausfchufs-Mitglicdes Grafen Kotulinski abge- 
fehloffen irt. Doch itt hiebe! zu erwähnen, dafs, da 
von den aufgelaufenen Korten für die Rcftaurirung der 
l'.ggenberg Capelle in Ehrenhaufen noch ein Reft- 
betrag aus dem Jahre 1880 unbedeckt verblieb, die 
Central Commiffion befchlofs, fich bittlich an den 
fteierifchen Landesausfchufs zu wenden, damit diefer 
an den bevorftchenden Landtag eine Vorlage auf 
entfprechende Geldbewilligung zu dem Rertaurirungs- 
Fondc diefes in erller Linie als Landesdenkmal werth- 
vollen und IWCCkmäfsig wicdcrhergcftellten Gebäudes 
veranlaffe, was jedoch vergeblich blieb. 

Confervator Ä'. v. Lufchiit berichtete über das 
Grabmal des Ulrich Leifscr zu Wildon. 

Correfpondent Gro/s berichtete über eine alte 
Infchrift in Feldbach. 

Oberbaurath Freiherr v. Ferßel berichtete über 
die Rcftaurirung, refpective den Ausbau der Minoriten- 
Kirche (deutfehe Kirche) in CUH und hob hervor, dafs 
diele Aufgabe nicht fachmannilch und ftylcorrect auf- 
gefafst wurde, wie auch die bisherige Rcftaurirung des 
Thurmcs dem beablichtigten romanifchen Charakter 
durchaus nicht entfpricht. Die Central Commiffion 
nahm von diefer Mittheilung mit lebhaftem Bedauern 
Kenntnis und fprach den Wunfeh aus, dafs dahin 
gewirkt werde, damit wenigftens die noch vorhandenen 
fpärlichen Hefte des mittelalterlichen Baues erhalten 
bleiben. Anlafslich eines Schreibens des Stadtpfarrers 
in £'////' über diefe Rcftaurirung beantragte Referent 

oberbaurath Freiherr Ferßel das frühere ungünflige 

Urthcil der Central Cmmifhon überdiefen Gegenftand 



aufrecht zu halten und im Hinblick auf die vorgelegt 
gewefenen Zeichnungen, Photographien und Berichte 
über dielen Reftaurations-Bau von einer commif- 
fioncllen Befichtigung des Objeftes als übcrflüffig 
abzufeilen. 

Der Bericht des Confervators Graus über den 
Ankauf der Ruine Gißing bei Gratz durch Herrn 
Anton Rechberger, welcher vom rcgllen Intereffe für 
die Erhaltung diefes Bau-Denkmalcs erfüllt ift, und 
über die einleitenden Mafsnahmcn zur Rcftaurirung 
der Capelle und des Donjon dafclbft wurde mit 
Befriedigung zur Kenntnis genommen. 

Correfpondent Dom Caplan Grofser legte einen 
fachmannifch abgefafsten Bericht über die Kirchen in 
Hciligenbliit und Kitmannsdorf vor, ferner einen fchr 
beachtenswerthen Bericht über die Kirche in Sagor 
und einen Infchriftftein in St. Leonhard, und wur<le 
der letztere zur Publication durch die Mittheilungen 
beftimmt. 

Durch Vermittlung der Cent ral-Commifllon wurde 
dem oftcrrcichifchcn Mufcum für Kunft und Induftrie 
die käufliche Erwerbung einer alten Mitra aus dem 
Klofterfchatze von Arnold/lein ermöglicht. 

Dr. Winter erläuterte die Infchrift unter dem 
Bilde der h. Anna mit der Mutter Gottes und dem 
Criftus-Kindc: „fclb dritt- in der Peters-Capelle zu 
Friefach als „fclbft die dritte" und empfahl den Auf 
fat/. des Correfpondenten Fcckh- H 'idiuanßetter über 
die alte Familie Skodl in Kärnten zur Veröffentlichung 
in den Miltheilungen. 

Da derCcntral-Commiffion Nachrichten zukamen, 
dafs die wcrthvollen Vcrglafungen in der St. Laurenz- 
Kirche zu .SV. I^onliard in Kärnten argen Schaden 
leiden und in ihrem Beftande gefährdet feien, wurde 
Confervator Sti/>/>crger erfucht, hierüber zu berichten. 

Die Central Commiffion verwendete fich beim 
Bürgcrmciftcr der Stadt Klagenfiirt, damit die der 
Stadt von Dr. Franz Dreer vermachte MünzenfamiTi- 
lung ehebaldigll der allgemeinen Befichtigung zugäng- 
lich werde. 

Das k. k. Minifterium fnr Cultus und Unterricht 
gab der Central-Commiffion bekannt, dafs es zur Re 
ftaurirung des fogenannten Fürflen-Chores und der 
gegenüber befindlichen Uhr in der Hofkirche zu Inns- 
brink einen Beitrag bewilligt. 1 

In Betreff der vom Correfpondenten Dahlke ange- 
regten Rcftaurirung eines durch feine Malereirelle be- 
achtenswerthen Bildftockels bei Brunnecken befchlofs 
die Central- Commiffion ihr Gutachten dahin abzu- 
geben, dafs der von der Frau Grafin Wolf-Metternich 
zu diefem Behufe gewidmete Betrag zunachrt zur bau- 
lichen Wicdcrherftellung, zur Reinigung und Ueber- 
dachung der Säule und zur Aufftellung eines Umfrie- 
dungsgitters verwendet werden möge. Was dagegen 
die Bilder betrifft, fo befchlofs die Central-Commiffion, 
einen Fachmann einzuladen, über dicfelbcn und deren 
Rcftaurirbarkcit ein Gutachten abzugeben, welche 
Wahl auf den Kunftler F. fobß fiel. 1 

Oberbaurath Schmidt machte die hocherfreuliche 
Mittheilung, dafs Se. k. und k. Hoheit der durch- 
lauchtigfte Herr Frzhcrzog Johann Sahator die Burg 
Runkclßcin käuflich erworben und befchlolfen hat, 

• s. muüi. vii. n. r. f. cxxxrx. 

= S MI N. K. ,.. CXXXIII 



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XV 



diefelbe redauriren zu lallen. Die Central Commiffion 
glaubte ihrer Befriedigung durch ein befonderes Be- 
grufsungsfehreiben an Se. k. und k. Hoheit Ausdruck 
geben und 1 Inchftdcmfelbcn die ihr gehörigen architek- 
tonifchen Aufnahmen der Burg zur Disposition ftellcn 
zu Collen. 1 

Das k. k. Miniftcrium für Cultus und Unterricht 
machte die Mittheilung, dafs über Antrag der Central- 
Commiffion für die Wicdcrhcrftcllung der Kirche 
St. Michael in Tyrol der Betrag von 500 fl. in den 
Staatsvoranfchlag pro 1882 aufgenommen wurde. In 
Betreff der Reflaurirung der dortigen Kirchengenialde 
empfahl Profcffor Trenhvald vorerft die Prüfung der- 
felbcn nach ihrem Kunflgchalte. Die Central Com- 
iniffion fprach fich bei diefer Gelegenheit überdies 
dahin aus. dafs bei den auf Staatskorten durchzu- 
führenden Kirchen Keftaurirungcn ftets zunäcbft die 
Krhaltung des Gebäudes als das Unerläfsliehe im Auge 
behalten werden möchte. 

Confervator Atz berichtete über die Bloslegung 
der alten Wandgemälde im romanifchen Baptilterium 
zu Bri.xen und über die Abficht des dortigen Dom- 
Capitels, diefe Capelle zur Wiederbenützung fürgottes- 
dienrtliche Zwecke herrtellcn zu laffen. Ks wurde über 
Antrag des l'rofcffors Trinkwald bcfchloffcn, das 
Doin-Capitel in Anerkennung diefes Vorhabens zu 
begrüfsci) und ihm eine Reflaurirung der Gemälde 
infoweit zu empfehlen, als dabei die verwendbaren 
alten Bilder moglichrt gefchont werdet). 

Der Bericht des Correfpondenten Dr. Baruffaldi 
über die Gebrechen der Kirche della Inviolata in 
Riva und deren nothwendige Reflaurirung veranlafste 
die Central Commiffion, über das Referat des Ober- 
baurathes Bergmann ftch dahin auszufprechen, dafs 
nunmehr zunachrt von behördlicher Seite die Krhc- 
bungen über den Umfang und die Rcllaurirungs-Koften 
gepflogen werden möchten. 

Confervator Alz berichtete über die Burg Hoch- 
tppan und deren Capelle und bat um Subvention zur 
Keltaurirung der letzteren. Uebcr Antrag des Refe- 
renten ProfelVors Trenkwald befchlofs die Central-Com- 
miffion auf diefes Anfuchen einzugehen unter der Bedin- 
gung, dafs damit vor allem die Stabilität und der 
Befund des Bauwerkes gefiebert und die Wand- 
gemälde mit grofster Vorficht blosgclcgt werden. Zu 
diefem Bchufc wurde der Confervator eingeladen, ein 
fachmännifches Rellaurirungs-l'rogramm vorzulegen. 
Zur Inllandfetzung der Schlofs-Capclle und zur Auf- 
deckung der dort befindlichen Fresken widmete die 
Ccntral-Commiffioii einen Beitrag. ' 

Oberbaurath Schmidt referirte anliifslich des vom 
k. k. Untcrrichts-Minifterium abverlangten Gutachtens 
in Betreff der Reflaurirung des Trienter Domes und 
beantragte auf Grund der Krgcbniffe feiner eigenen 
Unterfuchungcn. dafs Architekt .Xordio aufgefordert 
werde, ein Projecl auszuarbeiten und vorzulegen, was 
/.um Befchluffc erhoben wurde. 

Überbaurath Schmidt legte die vom Architekten 
Dcimngcr überfeudete Abfchrift zweier Pcrgamcnt- 
fehriften vor, die man im Thurmknopfe zu Tramin 
fand; fic wurden zur Veröffentlichung durch die 
Mittheilungen beftimmt. 

• s Ith*, vn. t>, r. P t.xxix 

• S. Mini, VIII N. f. p. X 



Von grofsem Intcrcffc für die Seclion war der 
Bericht des Confervators Atz über die Krfolge der 
Aufdeckung einer Reihe von übertünchten Wand- 
gemälden in der Kirche zu Terlan. Die Seclion nahm 
Anlafs ("ich dahin auszufprechen, dafs die bcabfich 
tigte Reflaurirung diefer Bilder nur mit der gröfsten 
Schonung der alten Malerei durchgeführt werden 
möge, infoweit dies unbefchadet des Hauptzweckes 
einer möglichft vollllandigcn Wiederherllellung der 
Ausmalung der Kirche ihrer Bcftimmung nach zu- 
laffig ift. 

Sehr intercflantc Berichte des Correfpondenten 
Dr. Hg über die Krcu/gang-Gemnldc zu Schweis* und 
über die /fa/iclbnrg* wurden zur Veröffentlichungen in 
den Mittheilungen beftimmt. 

Oberbaurath Schmidt machte die Mittheilung, dafs 
das Haus mit dem gothifchen Krker in Fcldkirch in 
feiner ftylgennifscn Rellaurirung nunmehr vollendet ift. 

Dr. Kenner referirte über den auf der Lauter- 
acher Ried gemachten, vom Confervator Jenny ange- 
zeigten Fund von Braclcaten, und bezeichnete fic als 
aus füdfehwabifchen oder oll-fchweizerifchen Münz- 
ftatten entflammend und als aus der Mitte des 13. Jahr- 
hunderts herrührend. 1 

Regicrungsrath Freiherr v. Sacken referirte über 
einen Bericht des Confervators Jenny und fprach fielt 
im Sinne des Confervators dahin aus, dafs ein bron- 
zenes Vortragekreuz in der Kirche in Möggers, dem 
12. Jahrhundert beiläufig angehorig, zur Vermeidung 
der Verfchleppung ins Ausland, vom Vorarlbcrgcr 
Landcs-Mufcum erworben werden mochte. 

Confervator Jenny überfendete einen Bericht 
über altere Siegel der Stadt Feldkirch, * welcher zur 
Veröffentlichung durch die Mittheilungen beftimmt 
wurde. Desgleichen wurde hiefür über Referat Dr. 
Lind s ein weiterer Bericht dcsfelben Confervators 
über Holzfchnitzcrcien in der Johannes-Kirche in Feld- 
kirch, ein Bericht über zwei Grabmale zu l lohenembs 
des Marcus Sittich von Kmbs-I lohenems, t 1533. und 
des Caspar Grafen i'. Hohenembs (<f>35), ' endlich über 
einen fehr merkwürdigen Taufflein aus dem begin- 
nenden 15. Jahrhundert in der Kirche zu Elbigenalpe 
beftimmt. 

Die k. k. Statthaltern in Trieß übermittelte eine 
Copie der Infchriften aller Gedenktafeln, welche fich 
im dortigen Hafcn-Caftclle und der St. Vcits-Sclianze 
befinden, was von der Central-Commilfion mit befon- 
derem Danke übernommen wurde. 

Der Bericht des Correfpondenten Maionica über 
die alten Wandmalereien in der Apfis des Domes zu 
Aquileja veranlafste die Central Commiffion über 
Antrag Dr. Lmtt, Einleitungen zur Erhebung des 
heutigen Zuftandcs dcrfelbcn zu treffen. 

Nachdem feitens Profcffor Trcnhvald namens 
des Special-Comite zur Beurtheilung des Kunrtwerthes 
des derzeit in Wien befindlichen Altar- Bildes aus der 
Domkirche zu Aquileja als Ergebnis dcrfachmamiifchcu 
Unterfuchung die Erklärung abgegeben wurde, dafs 
die Ergebniffe nach keiner Richtung befriedigen, „dafs 
die bei der Befreiung einiger Stellen von der Ucber- 

» S Millh. VII. K. F. p. cxix 

> s Mio* Vll. N. K. ,.. CXXXIV 

> S M..lh VII. N r. V . B 7 . Vll. 

• S Millk VIII \. V t I. XU. 

» s Miiih. vn n. r. v cxxxvu 



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XV] 



malung zu Tage gekommenen Hefte der urfprünglichen 
Malerei cvidcnterinafsen eine gewilfe Unficherheit der 
Zeichnung zeigen und keine Meillerhand verrathen, 
auch nicht jene Hcftimmthcit und Charaktcriftik, wie 
fie venetianifchen Künftlcrn im Beginne des 16. Jahr- 
hunderts eigen zu fein pflegen, zeigen, fo dafs die 
Vermuthung rege wurde, die Hilder feien nicht die 
Originale von Pcllegrino, fondern altere Copien, welche 
Vermuthung beftärkt wird durch das auffallend frifche 
Ausfeilen der Bretter und die Unficherheit der Künftlcr- 
Infchrift aufder Ruckfeite, welche nicht mit Farbe, 
fondern nur mit Kothllift ausgeführt ift und nichts 
weniger als den entfprechenden Schrift -Charakter 
tragt", befchlofs die SeCüon über Antrag des Frei- 
herrn i'. Sacken von einer eigentlichen Rcftaurirung 
diefer in einem befonders fchadhaften Zurtande befind- 
lichen Gemälde ganz abzufeilen und (ich nur auf eine 
einfache Ausbeffcrung dcrfclbcn zu beschränken, durch 
welche blos die lofen Farbcnthcilc fixirt und das 
Abfallen der weifsen Stellen verhindert werden foll, 
vorausgefetzt, dafs fich die hielur ergebenden Aus- 
lagen nicht zu hoch beziffern wurden. In (liefern 
Sinne wurde ein Bericht dem k k.Miniftcrium für Cultus 
und Unterricht vorgelegt. Die Mittheilung iibcr die 
zuftimmende Befchlufsfaffung diefer hohen CeiUraKlelle 
in Betreff der nach Antrag der Central-Commiffion 
durchzuführenden Rcftaurirung diefer Altar - Hilder 
wurde dankend zur Kenntnis genommen und mit 
diefer Arbeit der k. k. Cuftos und Vorftand der 
Reftaurir-Schule am Belvedere Karl Seltellein betraut. 

Die Rcftaurirungs-Arbcitcn am Dome in l'arcnzo 
wurden von der Central-Commifllon ftets mit Auf 
merkfamkeit verfolgt, Die Central-Commiffion fah fich 
daher veranlafst, die Statthalterei in Trieft um einige 
Aufklärungen in diefer Angelegenheit zu erfuchen und 
den Oberbaurath Freiherrn v. /v/yA/cinzuladen, diefen 
Dom zu befichtigen und ihr über deflen Gebrechen und 
uberdcffenReftaurirung ein Gutachten vorzulegen. Der 
eingehende und erfchopfende Bericht des Oberbau- 
rathes Freiherrn v. Ferßel über den gegen wä r t i g e n 
ungünftigen Bauzuftand diefes hochwichtigen Baudenk- 
males und über die Möglichkeit feiner Rcftaurirung 
wurde zur Kenntnis genommen und befchloffen, den- 
fclben als ein hochft fachgemafses Gutachten dem k. 
k. Miniftcrium fiir Cultus und Unterricht vorzulegen 
und den Antrag zu (teilen, dafs zunaclift eine einge- 
hende fachmannifchc Aufnahme des Domes durch- 
geführt werde, um alsdann einen Reftaurirungs-Plan 
feftftellen zu können Se. Kxcellenz der Herr Minifter 
für Cultus und Unterricht hat anlafslich der Vorlage 
diefcs umfaiTendeii Gutachtens dasfclbc durch befon- 
ders anerkennende Worte ausgezeichnet und geftat- 
tet, im Sinne dcsfclben nunmehr vorzugehen und hiezu 
zunächft die cntfprcchcnden Einleitungen in Betreff 
einer Aufnahme des heutigen Standes des Domes zu 
treffen. 1 

Anlafslich eines in der Folge erftatteten Referates 
des Obcrbaurathcs Freiherrn Ferßel gab die Cen- 
tral-Commiffion ihr Gutachten über das Projekt der 
Farbelung und Malerei des Plafonds in diefem Dome 
zuftinitnend ab, fprach jedoch den Wunfeh aus, dafs 
ein archaologifch gebildeter Fachmann die Ausfuh- 
rung des Projektes überwache. Die Mittheilung des 

' S. MiUh. VII. X. r |. CXll, .uth .1. B.^fciJ,« y.klkirl 



Minifteriums für Cultus und Unterricht, dafs es in 
Anerkennung des Gutachtens der Central-C ommiffion 
das Programm für die Farbelung der Wände und Decke 
genehmigte und die Bcftellunj; eines archaologifch 
gebildeten Fachmannes zur Ucberwachung diefer 
Arbeiten geftatte, diente zur angenehmen Kenntnis 

Correfponilent.Sc//raww berichtete über die Bau- 
und Kunftdenkmalc in Oßero, namentlich über eine 
Madonna-Statue in der Kirche zu Luffin grande. In der 
Folge berichtete Regicrungsrath Freiherr v. Sacken 
über feine Reife nach Offero und die dort befindlichen 
mittelalterlichen Denkmale, namentlich über den Dom 
und die erwähnte Madonna-Statue, die zwar falfchlich 
dem Donatello zugefchrieben wird, aber immerhin eine 
fehr gute, wenn auch weitaus jüngere Sculptur ift. Die 
Central-Commiffion befchlofs von diefen Denkmalen 
photographifchc Aufnahmen anfertigen zu lafTcn. 

Confervator Profcl'for Hau/er übergab zur Ver- 
öffentlichung durch die Mittheilungen einen von ihm 
und ProfefTor ButU verfafsten Auflatz über die St. 
Donatus- Kirche in /.ara. 

Dcrfelbe referirte ferner iiber die Erwerbungen 
des Mufcnni St. Donatus in Zara und beantragte, dafs 
die Central-Commiffion Schritte mache, damit ein früh- 
chriftliches Relief und ein h uh-mittclallci liches Grabmal 
mit interelTanter Sculptur in Zara diefem Mufcum ein- 
verleibt werden, womit fich die Scclion cinverftauden 
erklärte. 

In Betreff der Rcftaurirung des Kreuzganges im 
Franciscaner-Klofter zu Hadia auf der Infel Curzola 
empfahl ProfefTor Ilaufer vorcrll fachmannifchc Erhe- 
bungen und die Anfertigung eines Koftcnübcrfchlagcs, 
womit ("ich die Scction cinverftanden erklärte. 

Anlafslich eines Artikels in der Zeitung „Vater- 
land" über den Neubau eines Domes in Spalato 
aus dem Matcriale des zum Abtragen vorgeschlagenen, 
aus dem 13. Jahrhunderte flammenden Domthurmes 
erklärte die Central-Commiffion, einem folchen Vor- 
fchlagc nie ihre Zuftimmung geben zu können. 

Ueber Antrag ProfelTors Hau/er trat die Central 
("ommiffion mit dem Dominicaner-Convente in Ragufa 
in Betreff der Fcftfctzung eines Rcftaurirungsplanes für 
den dortigen gothifchen Kreuzgang in Verhandlung. In 
der Folge referirte Profeflbr Ilaufer über diefen Plan 
und empfahl im Hinblick auf den fehr befcheidenen 
Kollenübcrfchlag die Gewährung einer Staats-S'jbven- 
tion zu diefem Zwecke. Von Seite des Minifteriums 
für Cultus und Unterricht wurde diefem Antrage ent- 
fprochen. 

Anlafslich des Neubaues eines Thurmes am Dome 
zu Sebenico empfahl die Central-Commiffion ein 
hiefur vom Oberbaurath Bergmann ausgearbeitetes 
ProjecU 

In F'olgc einer Nachricht über eingeleitete Rcftau- 
rirung der werthvollen Fresken im Krcuzgaiigc des 
Emaus- Kloßers in Prag befchlofs die Central-Com- 
miffion Erhebungen einzuleiten. Im Verlaufe berichtete 
Profcflor Trenkxvald auf Grundlage eines Berichtes 
des Confervators Mocker über diefe Reftaurirungcn, 
die fich jedoch für jetzt nur auf die Ausmalung der 
fogenannten Konigs-Capcllc hefchranken, und empfahl, 
dafs die Central-Commiffion fich mit dem Klofterabtc 
ins Einvernehmen fetze, um von dcmfclbcn ein Rcftau- 
rirungs Programm zu erhalten. Der feitens des Stiftes 



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XVII 



Emaus über die im Kloftcr und in der Kirche that- 
fachlich vorgenommenen Keftaurirungen cingcfcndcte 
Bericht wurde zur Kenntnis genommen, doch fprach 
die Seclion den Wunfch aus, dafs fich die Central- 
Commiffion ihren ftatutcnmäfsigcn Einflufs auf diefe 
Angelegenheit für die Zukunft wahre und dahin wirke, 
damit der Confervator für die Stadt Trag zu den 
Berathungen über den Keftaurirungs-Plan als Vertreter 
der Ccntral-Commiffion beigezogen werde. In einem 
fpatcr eingelangten Schreiben erklärte das Stift, diefem 
Anfinnen der Central Commiffion gern entfprechen zu 
wollen. 1 

Oberbaurath Bergmann referirte über das von 
den Confcrvatorcn Baum, Bend und Mocker einge- 
brachte Gutachten, betreffend die Parccllirung der das 
Agnes- Kloßer fammt der Maria Magdalena-, Barbara-, 
Franciscus- und Marien-Capelle umfaffenden Realität 
Nr. 8n in Prag. Dcrfelbc beantragte die Einleitung 
entfprcchcndcr Verhandlungen mit dem Bürgcrmciftcr 
von Prag, damit die als Baudenkmal aus der Ucbcr- 
gangszeit hochwichtige Kirche fammt der Barbara- 
und Pranciscus-Capellc erhalten bleibe. Eerncr hob 
dcrfclbe die Eignung der in diefen Bauwerken erhal- 
tenen früh-gothifchen Ornamente als befonders geeig- 
nete Vorbilder für Schulzwecke hervor und empfahl 
deren Abformung zu veranlagen, welche Antrage von 
der Seclion angenommen wurden. 

Der Thätigkcitsbcricht des archäologifchcn Ver- 
eines „Vocel" in Kuttenberg pro 1880 wurde mit 
vielem Intereffe zur Kenntnis genommen. 

Nachdem der als Baudenkmal wichtige wälfcheHof 
in Kuttenberg nach deffen Uebcrgang in das Eigen- 
thum der Stadtgemeinde einer umfaffenden Umgeftal- 
lung unterzogen werden foll, um in demfelbcn eine 
Anzahl von Schulen unterzubringen; nachdem ferner 
über Anregung der Central-Commiffion bei Ueber- 
lalTung diefcs Gebäudes aus dem Staatscigcnthumc 
an die Gemeinde die Erhaltung gewiffer archäologifch 
wichtiger Bautheile, darunter insbefondere die Erker- 
Capelle, bedungen wurde, befchlofs die Seclion über 
Antrag des Obcrbaurathcs Bergwann die Abfcndung 
eines archäologifch fachkundigen Bauvcrftändigcn, 
welcher das Gebäude in allen feinen Theilen genau 
unterfuchen und auch zu beftimmen hatte, welche 
Gebaudetheile nebft der Capelle und welche Details 
und dergleichen zu erhalten fein werden, um den 
Haupt Charakter des wälfehen Hofes im allgemeinen zu 
wahren. Zur Entfendung wurde der fchr tüchtige Con- 
fervator Schmoranz beftimmt. Oberbaurath Bergmann 
berichtete in der Folge über das Gutachten diefcs Con- 
fervators und beantragte einerfeits, demfelbcn für diefes 
fachgcmäfsc Elaborat zu danken, anderfeits die Stadt- 
gemeinde Kuttenberg zu begrüfsen, damit fie das von 
ihr gewählte Reftaurations Projecl fo wie die anderen 
pramiirten Projccle anher vorlege, womit fich die Vcr- 
fammlung cinverftanden erklärte. 

Die Ccntral-Commiffion nahm weiter aus einer 
Zufchrift der k. k. Finanz-Landesdireclion in Prag 
Anlafs, fich dahin auszufprechen, dafs die Einrichtungs- 
rcfle der oberwahnten gothifchen U'enzcls-Capclle im 
Erker des wälfehen Hofes der Kuttcnbergcr Stadt- 
gemeinde unentgeltlich übcrlaffen werden mochten, da 
dicfelben an und für fich höchfl defeel und in Folge 

• S. MillK VII. N. F.p. LXXIX. 

VIII N. F. 



denen wcrthlos find und erfl dadurch wieder von Werth 
würden, dafs die Stadtgemeinde dicfelben bei Rcftau- 
rirung der Capelle in zweckmäfsiger Weife verwendet, 
was ohnedies Geldopfer für deren AusbefTerung und 
mancherlei Ergänzungen zur Folge haben wird. 

Oberbaurath Bergmann referirte ferner über die 
reftaurirten Fresken in der Barbara- Kire he cu Kutten- 
berg und bezeichnete diefe Malereien als von hoher 
Wichtigkeit für die bohmifchc Kunftgefchichtc. 

ProfefTor Rehak überfendete einen Bericht über 
im Stadt-Archiv zu Kuttenberg gefundene intcreffante 
Pergament-Urkunden über den den damaligen Stein- 
metz-Zünften nicht incorporirten Baumcifter an der 
Kuttenberger Barbara-Kirche Namens Reifek. welcher 
für die Veröffentlichung durch die Mittheilungen 
beftimmt wurde. 

Anläfslich eines Berichtes des Confcrvators //rase 
über Vcrnachlaffigung und Gefährdung der romani- 
fchen, aufser Gebrauch gekommenen Tauffteine in 
Chlum und //olohlau befchlofs die Seclion, fich bei 
den bezüglichen Pfarrern wegen eines bclTcrcn Schutzes 
für dicfelben zu verwenden. 

Oberbaurath Freiherr v. Ferflel referirte über die 
gothirchc Johannes-Kirche in Neuhaus und beantragte, 
dafs zunachft diefe Kirche mit Rückficht auf ihre 
Schäden wie auch nach vermutheten Wandmalereien 
genau unterfucht werde. 

Anläfslich eines Berichtes des Corrcfpondenten 
Stuh/ik über die beabfichtigte Abtragung des Stadt- 
thores in der Pragcrftrafsc zu Budweis und über die 
Reftaurirungsarbeiten in der dortigen Marien-Kirche,* 
ferner über einige intcreffante Grabmale, fo wie über 
einige beabfichtigte Dcmolirungcn in Tabor befchlofs 
die Seclion nach dem Antrage des Referenten, Ober- 
baurath Bergmann, durch den competenten Confer- 
vator Erhebungen pflegen zu laflen und dahin zu 
ftreben, dafs von den abzutragenden Objcclcn genaue 
Aufnahmen gemacht werden. 

Ueber das Einfehreiten des Verwaltungs-Aus- 
fchuffes des ftädtifchen Mufeums in Budweis wegen 
Einleitung zur eben erwähnten Aufteilung der alten 
Grabmale in der dortigen Marien- (Piariftcn ) Kirche 
befchlofs die Scrlion anläfslich eines Antrages des 
Oberbaurathes Bergmann den Verwaltungs-Ausfchufs 
zu erfuchen, vorerft eine Auswahl der erhaltenswerthcn 
Denkmale zu treffen und einen Koftcnvoranfchlag 
vorzulegen. 

Der Auffatz des Profeffors Alvin Schule über das 
Monument des Freiherrn v. Redern in Friedland wurde 
an die Kedaclion abgetreten. 

Ueber Antrag des Oberbaurathes /Sergmann 
erbat fich die Central - Commiffion von Seite der 
Prager Statthalterci Informationen über den Zuftand 
der romanifchen Kirche in Tismie. 

Die Bezirkshauptmannfchaft zu Burkenbach legte 
einen Bericht über die zur Demolirung beftimmte 
mittelalterliche Holzkirche in Huttendorf vor. 

Der Bericht des Confervators Mocker über die 
Keftaurirung der gothifchen Kirche in Slave'tln ver- 
anlafstc die Ccntral-Commiffion, dem Grafen Fried- 
rich Thun für die munificente Gewährung der zu diefer 
gelungenen Rcftaurirung notwendigen Geldmittel zu 
danken. 

' S. M.uh VII N F. p. cix. 



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XVIII 



Der Bericht des Gymnafial-Profeflbrs Sed/atek in 
Tabor über die dortigen alten Baudcnkmalc veran- 
lafste die Ccntral-Commiffion, über Antrag des Ober- 
baurathes Bergmann ein Erfuchfchreibcn an die 
Stadt-Kcpräfcntunz im Intereffe der Erhaltung diefer 
Denkmale, namentlich der Stadtthore und der alten 
Burg, zu richten. 

Confervator SedlaCek erftattete Bericht über den 
Wartthurm zu Kofenberg , die befeftigte Kirche zu 
Koftelec und den Rundthurm bei Hradist'e bei Tabor 

Der Bericht des Confervators Sc/tmorans über 
feine Thätigkeit wahrend des Jahres 1880 wurde mit 
befonderer Befriedigung zur Kenntnis genommen. Die 
Scclion befchlofs, diefem Confervator ihre Anerken- 
nung anlafslich der Reftaurirung der Kirche zu Chrudim 
auszufprechen und darin hervorzuheben, dafs Schmoranz 
flets bemüht ift.den eigentümlichen Landes Charakter 
der alten Bauwerke zu erhalten und bei Reftaurirun- 
gen wieder zur Geltung zu bringen. 1 

Confervator Iiaum erftattete einen intereffanten 
Bericht über die auf Korten der Gemeinde durchge- 
führte fachgcmäfsc pietätvolle Rcftaurirung der Dcca- 
nat-Kirche in Nymburg. Ueber dcflTen Antrag empfahl 
die Seflion ein Relief über dem Portal der befonderen 
Beachtung bei der Reftaurirung und fprach der Ge- 
meinde-Vertretung vom Nymburg ihre Anerkennung 
aus. Ucbcr Bericht desfelben Confervators wurde 
befchlofsen fich wegen ftylgemäfscr Reftaurirung der 
St. Johannes-Capelle in Nudvojavic competenten Ortes 
zu verwenden. 

Ueber Anregung des Corrcfpondentcn Sturlik 
befchlofs die Ccntral-Commiffion fich an berufener 
Stelle im IntcrcflTc der Erhaltung der Ruine Maidjhin 
zu verwenden. 

Confervator Sterz berichtete über die Denkmale 
zu Zlabings und die im Fcucrlöfch-Dcpot zu Znaim 
eingemauerten Grabmale aus der ehemaligen Mino- 
riten-Kirche. 

Der zum Zwecke der Beurtheilung und Rcftau- 
rirung cingefendete fogenannte Rambold XIII. von 
Callalto'fchc Feld-Altar (f 1630) aus Schlofs Firnitz 
wurde über Antrag des Ercih. v. Sacken wieder dahin 
zurückgeleitet. Derfelbe bezeichnete das Altärchen als 
ein kleines Juwel alt-italienifchcr Kunft von vortref- 
flichftcr Erhaltung, das verdient, an einem den Kunrt- 
freunden und der Wifl'cnfchaft leichter erreichbaren 
Orte aufgcftellt zu werden. 

Confervator Trapp erftattete Bericht überdienicht 
ganz gelungene Reftaurirung eines Marmorlntarfia- 
Gruftdcckcls in der Garnifons-Kirche zu Brünn, worauf 
man befchlofs, diefcs Kunftwcrk in den Mittheilungen 
unter Beigabe einer polychromen Illuftration näher zu 
befprechen; ferner über den Verluft eines Fresco- 
Gemäldes im I.andhaufc zu Brunn, über ein aufge- 
decktes, aber auch wieder übertünchtes Wandgemälde 
in Borßendorf und über die Reftaurirung der hillori- 
fchen Cafematten am Spielberge, endlich über den im 
mährifchen Lande mit Schwung betriebenen Ankauf 
von Antiquitäten jeder Art, als erften, fchr bedau- 
erlichen Schritt zu deren Verfchleppung. 

Confervator Dudik berichtete über den Glocken- 
thurm in Hennersdorf, ein SacramcntsI lauschen zu 

• s. Wut, vn. n. r P CVl 



Stangendorf und ein fchmiedeiferncs Gitter in der 
I'farrkirche zu W.Mcferitfch. 

Der Bericht des Confervators Peter über ein 
fchlefifches Piaften- Denkmal wurde über Antrag des 
Oberbaurathes Freiherrn v. Fer/lel zur auszugsweifen 
Veröffentlichung in den Mittheilungen beftimmt. * 

Confervator v. Lepkoicski überfendete eine kurze 
Bcfchrcibung famint Text von Profell'or Odrzyicolski 
über einen Kenaiffance-Erkcr am Wawel zu Krakau, 
und wurde diefelbe über Antrag Dr. Linds zur Ver- 
öffentlichung durch die Mittheilungen beflimmt. 

Die vom Confervator r. Lepkowski vorgelegten 
Zeichnungen vom Johannes- Altäre der Floi iani-Kirehc 
in Krakau wurden mit voller Anerkennung der 
gelungenen Wiedergabc zur Kenntnis genommen. 

Anlafslich der Vorlage eines Exemplars der in 
polnifchcr Sprache publicirten Befchreibung des Kra- 
kauer Doml'chatzes befchlofs die Vcrfammlung eine 
Auswahl des Inhaltes desfelben in den Mittheilungen 
zu befprechen. Domherr Ritter V. Polkourski wurde 
eingeladen, den bezüglichen Text zu liefern. 

Die in der Currcnde des bifchoflichen Confifto- 
riums zu Tarnow enthaltenen Nachrichten überReltau- 
rirungen der dortigen Kathedrale und der Kirchen zu 
Burku, Zawadsic und Terlikoxvce wurden zur Kennt- 
nis genommen. 

Dr. Lind referirte über den Bericht des Confer- 
vators Gutter, betreffend aufgefundene armenifche 
Grabmale aus dem 15. und 16. Jahrhunderte in Seretlt 
und bezeichnete diefc befonders ihrer Ornamentirung 
wegen als interclTant. J 

Werthvollc Mittheilungen liefen ein von den erz- 
bifchöflichen, refpective bifchuflichen Ordinariaten in 
Cserncnvitz, Gor:, Krakau, Imbach, Lemberg, Mar- 
burg und Zara über den in den betreffenden Diocefan- 
Priefter-Seiiiinarien und theologifchen Lehranftalten 
fchon bcftchcndcn oder einzuführenden kunftgefchicht- 
lichcn und kirchlich-archaologifchen Unterricht. 

Ueber Antrag des Redaclions Comitcs befchlofs 
die Verfammlung, die Abhandlung des Profcftors Rziha 
über mittelalterliche Steinmets ■ Zeichen durch die 
Mittheilungen unter Beigabe einer namhaften Reihe 
von Abbildungen vertheilt auf zwei Jahrgange zu 
publiciren. Ueber Antrag Dr. Luids genehmigte die 
Central-Commiffion die Modalitaten zur Herausgabe 
eines Separat-Abdruckcs von diefer intereffanten 
I'ublication und befchlofs die chebaldigftc Ausgabe 
desfelben.* 

Dr. Moriz H'ornes legte der Central-Commiffion 
eine Abhandlung über mittelalterliche Grabdenkmale 
in der Hercegoi'ina vor und wurde diefer Auffatz 
über Antrag Dr. Und s für die Mittheilungen beftimmt. 1 

Verhandlungen der III. Section. 

Diefelbe hielt vier Sitzungen ab. 

Der Prafidcnt machte die Mittheilung, dafs von 
Seite des Minifteriums des Innern die Acten der be- 
rtandenen Archivs Enquetc-Commiffion zur Einficht- 
nähme zugcmittelt wurden. Die Sedtion befchlofs dem 

•• S. MUth VII. H. r p LXXXI 

■ s Mmk. VII. N. F. p » a. f , p io S u f. 

> S. Mmh \ II s I p LXXXI. 

' S Mmh VIII N, V f.. |.> 



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XIX 



Minifter des Innern hiefur zu danken und diele Alflen 
für ihre Zwecke zu benützen und dann zurückzuflcllen. 

Archivs-Concipift Dr. Winter befprach die Wich- 
tigkeit des alten Stadtbuches von St. Pölten, das 
jedoch gegenwärtig verfchollen ift. 

Ueber Antrag des Dr. Winter wurde die vom 
Correfpondentcn Blaas cingefcndctc Abfchrift einer in 
Korneuburg aufgefundenen und auf das mittelalterliche 
Bauwcfcn bezüglichen Urkunde, ausgertellt von Erz- 
herzog Albrccht 1423, ' und das Bruchftück eines 
kirchlichen Inventars der Pfarrkirche in Korneuburg 
(Anfang 16. Jahrhundert) zur Veröffentlichung in den 
Mittheilungen beftimmt. * 

Der Bericht des Correfpondentcn Dungel über 
die weiteren Erfolge feiner archivalifchen Forschungen 
in Nicder-Oefterreich wurde zur Veröffentlichung an 
die Redaktion der Mitlheilungcn abgegeben.* 

Confervator Riehter machte Mittheilungen über 
das Archiv zu St. Jacob am Thurmberg. 

Dr. Winter referirte über einen Bericht des 
Correfpondentcn Beckh- Widmannßetter, betreffend die 
Archive in Gmund, Bleiburg und Spital an der Drau, 
und wurde diefer als in feiner Art muftcrgiltig abge- 
fafste und fehr interefTantc Bericht zur Veröffent- 
lichung durch die Mittheilungen beftimmt. 

Ueber Bcrichtcrftattung des Hofrathes Sütel 
befchlofs die Sektion Schritte zu thun, damit das 
Archiv des karntnerifchen Gefchiehtsvereines in Klagen- 
furt anlafslich deffen Uebcrficdlung in das neue 
Mufcal-Gebaude in möglichft fcucrfichcrc Räume unter- 
gebracht werde. 

Auch befchlofs die Sermion über Antrag des Refe- 
renten Dr. Winter die Nachrichten diefes Vereines 
über deffen neuefte archivalifche Durchforfchungcn 
und Erwerbungen, namentlich von denen Sccrctar 
Baron Hau/er durchgeführt, mit befonderer Befrie- 
digung zur Kenntnis zu nehmen und diefes Unter- 
nehmen durch einen Beitrag zu unterflützen. 

Dr. Jenny machte Mittheilung über das Archiv 
in Feldkirch. 

Die Nachricht, dafs die Vereinigung der getrennten 
Archivalicn in Laibach zu einem Landcs-Archive und 
dclfcn Katalogifirung, fowie verläfsliche Inflandhaltung 
angeftrebt werde, diente zur angenehmen Kenntnis. 
Auch wurde beftimmt, dafs von dem Berichte Sko- 

> s. «.«Ii vii. n. r. f. 96. 

■ S Miuh. VII N F. p. LXXII1 

' S Mini. VII N. F. p. CXXVII mal VIII. p. VII. 



biclskfs über die Laibacher Arehive ein Auszug in den 
Mittheilungen erfcheinc. * 

Der Auffatz des Confcrvators v. Lu/chin über 
die Sammlungen des Schloffes Luflthal bei Laibach 
wurde an die Redaktion der Mittheilungen abgegeben. 1 

Gymnafialfupplent Skobielski in Lemberg über- 
fendetc die Abfchrift eines Schreibens Rudolph IV. 
an den Rath und Richter von Trieft vom 19. Novem- 
ber i?59, welches er bei der Ordnung des Laibachcr 
Archives vom Deckel eines Urbars von Bifchoflack 
loslöftc. Dasfelbe wurde zur Publication durch ein 
Fach-Organ beftimmt. 

Der Bericht des Confcrvators Rcgicrungsrathes 
Dudik über die Durchfuchung des alten bifchoflichen 
Archives in Kremfier wurde zur Kenntnis genommen. 

Die Verfammlung nahm Einficht in den vom 
Dom-Capitel zu Krakau der Central-Commiffion zum 
Zwecke einer entfprcchcndcn Publication auf kurze 
Zeit eingcfcndctcn fogenannten St. Emmerams-Codex 
und befchlofs nunmehr, die Vorbereitungen zur Publi- 
cation zu treffen, fo wie auch den Profcffor Thaufing. 
welcher die Gute hat den erläuternden Text zu ver- 
faHTcn, hievon zu verftändigen. Die Seaion nahm in 
der Folge vom Fortgange der Vorarbeiten zur Publi- 
cation diefes Codex, refpettive von der Vorlage der 
für die Publication bellimmtcn Zeichnungen Schön- 
brunner' 's Kenntnis. 

Anlafslich eines der Central-Commiffion vorgeleg- 
ten Urkunden-Fragmentes, das dem römifchen Kaifer 
Glyccrius zugcfchricbcn wird, fprach die Sektion nach 
genommener Einficht in diefes Curiofum fich dahin 
aus, dafs es fich hier nicht um ein irgendwie glaubwür- 
diges Objerft handle, fondern dafs diefer Gcgcnftand in 
Folge der im Laufe mehrerer Jahrzehnte wiederholten 
Behelligungen der Behörden und wiffenfehaftlichen 
Corporationcn. trotzdem fich diefc jederzeit über die- 
fes plumpe und völlig werthlofc Machwerk, das nur ein 
zum Taufchen und Irreführen angefertigtes geiftlofes 
Schauftück ift, ganz unumwunden ausgefprochen 
haben, eine gewiffe traurige Berühmtheit erlangt habe. 
Diefes Falfificat wurde geradezu als paläographifcher 
Unftnn bezeichnet, indem es Buchftaben aus verfchie- 
denen Schriften und Zeiten durcheinanderwirft und 
neu erfundene aufweist, die nie exiftirten. ' 

• S. Miuh. vu. n. r. p. xcvi 

» S. Miuh VII N F. p. I.XXXI 

« AufS. XV di.fr. Berich!.». ..eile Spall«, 14 Z.ilc Ift der Ximt de, 
Ruine in Ht&tUnri, iu »crb«fr«rn. 




C* 



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XX 



Prähiftorifche Bauten im Hofovicer Verwaltungs-Bezirke. 



^ER in der Mitte Böhmens gelegene Hofovicer, 
aus den Steuerbezirken Horovic, Beroun und 
Zbirov beftehende politifchc Vcrwaltungs- 
ßezirk war fchon in vorhiftorifchcr Zeit die Heimat 
einer zahlreichen Bevölkerung, welche, auf einer, jener 
fernen Vergangenheit entsprechenden Culturflufc 
flehend, der Nachwelt gar manches intereffante Denk- 
mal ihrer Thatigkcit und Lebensweife hintcrliefs. 
Hierher gehören die zahlreichen Funde an Metall- und 
Stcin-Objc&cn aus diefer Gegend, welche das Mufeum 
zu Prag und viele Privat-Sammlungen zieren, befonders 
aber auch die Erd- und Stcinwälle, welche noch gegen- 
wärtig an gar manchen Orten des Bezirkes die Mittel 
punkte bezeichnen, in welchen fich das Leben der 
Bewohner der Umgegend in einer Zeit concentrirte, 
zu welcher keines unferer fchriftlichen Denkmale 
zurückreicht. 

Von diefen Umwallungen find bereits mehrere, als 
jene vom Plcsivec bei Jinec, am Berge Hradec bei 
Hortomic, die bei Lochovic, Skfiple, Neumctel und 
andere befchrieben worden, mehrere andere aber find 
bisher entweder ganz unbekannt geblieben oder fehen 
noch einer gcnaucnWürdigung entgegen. 

Eine bisher noch nicht beschriebene Umwallung 
befindet fich auf dem Berge Kotys bei Tman Berauner 
Steuer-Bezirkes. Diefer Berg bildet den weltlichen 
Abfchlufs des unter dem Namen Zlaty kun bekannten 
Höhenzuges, und es wird defien felfigcs Plateau an der 
Oftfcitc ober einer fanften Kinfattlung von doppelten 
Wällen gefchützt, während die Hochebene gegen Weftcn 
zu allmälig abfallt, und endlich hier fowohl als auch 
gegen die Süd- und zum Theile gegen die Nordfcitc 
durch faft fenkrecht abftürzendc Felswände unzugäng- 
lich erfcheint; nur an dem grofsern Theile der nord- 
lichen Bergkette fetzt fich der Wall bis zu den 
felfigen Abgründen fort. Ein tiefes von dem tmäncr 
Bache durchfloffcncs Thal trennt den Kotys von der 
hier weltlich fich erhebenden Konkolova hora. Die 
Umwallung an der Ofifeite beginnt auf einer vorfprin- 
genden Felszungc und lauft in nördlicher Richtung 
160 Schritte, worauf fich diefelbe in zwei Theile thcilt. 
Der eine fetzt fich dicht ober der erwähnten Kinfatt- 
lung in einem Bogen fort, wahrend der andere in 
gerader Richtung gegen den Bergkamm auffteigl; die 
Länge des erften äufscren und niedrigeren Walles 
beträgt bis gegen den Bergrücken 188 Schritte, worauf 
derfelbe von einer alten, 5 Schritte breiten Einfahrt 
unterbrochen wird, hinter welcher der Wall noch 
15 Schritte fortläuft und fich an jenen Wall, der fich am 
Bergrucken hinzieht, anfchliefst. An diefen letztem 
fchlicfst fich auch 75 Schritte weiter der zweite innere 
Wall an, deffen Länge, von deffen oberwähnter Ab- 
zweigung bis an den Bergrücken, 150 Schritte betragt, 
und welcher gegenüber dem aufseren Thore ebenfalls 
von einer 5 Schritte weiten innern Einfahrt unter- 
brochen wird Sowohl der innere Wall als auch jener 
an dem Bergesgrat ill noch 1 bis i'/, Klft. hoch und 



an der Bafis etwa 20 Schritte breit, wahrend der 
aufsere Wall etwas niedriger und fchmaler ift. Die 
Walle und Erdreich beftchen aus grofsen Steinen. 
Dicfc Wälle bilden alfo ein gegen die Einfattlung 
zu ausgebogencs Dreieck, deffen innerer Raum als 
eine Art Vorwerk gedient haben mag. Noch möge 
nicht unerwähnt gelafscn werden, dafs bei dem oben 
erwähnten äufscren Thore die Vcrfchanzung in einem 
Winkel 12 Schritte gegen Orten, alfo nach aufsen 
vorfpringt, eine Einrichtung, welche bekanntlich 
bei vorhiftorifchen Verfchanzungen öfter beobachtet 
worden ift. 

Das durch die befchriebenen Wälle cinerfeits und 
durch die fenkrecht abfallenden Fclfcn anderfeits, etwa 
8 — 10 Joch einnehmende Plateau zeigt gegenwartig 
keine Spuren von Bauten, wohl aber findet man an 
der felfigen Oberfläche eine Menge kleiner Scherben 
von Thongcfafscn, gebrannte eftrichartige Thonftuckc, 
Knochen u. f. w. Die Scherben haben ganz das Aus- 
feilen von den in heidnifchen Grabftätten vorkom 
menden, beliehen aus einer Mafsc von Thon, Glimmer 
und Sandkörnern, und find die erhaltenen Randftücke 
thcils mit parallelen Linien oder mit Punkten, theils 
aber auch mit den für flavifch geltenden mäandrifchen 
Wellenlinien bezeichnet; auch glückte es mir, eine 
durchbohrte, kegelförmig zulaufende Thonkugel vor- 
zufinden. 

Der die obcnbcfchricbcnen beiden an der Oftfcitc 
des Berges befindlichen Verfchanzungen verbindende 
nördliche Wall fetzt fich in der Richtung des Höhen- 
rückens noch 234 Schritte bis zu einem an dem nord- 
lichen Abhänge hcraufTührcndcn alten Fahrwege fort, 
hinter welchem fich der Wall noch weitere 70 Schritte 
bis zu der fogenannten Zlata bräna hinzieht. Diefe 
ZIata bräna ift ein von der Natur gebildetes prächtiges 
Fclfcnthor, welches, wenn es auch die Dimcnfionen 
eines gewöhnlichen Stadtthorcs nicht überfchrcitet 
es ift nemlich etwa 2 Klft. hoch und 4 Klft. breit — 
an das Prebifchthor der fachfifchen Schweiz im 
verkleinerten Mafsftab errinnert. 

Unter dem Volke hat fich nun wohl die Sage 
erhalten, dafs auf dem Berge Kotys eine Burg geftanden 
haben foll, doch dürfte aus dem Gcfagten mit Sicher- 
heit zu entnehmen fein, dafs hier wenigftens von einer 
mittelalterlichen Burg keine Rede fein kann. Auch 
geht die Sage, dafs auf diefer Burg ein goldhaariges 
Pferd gehalten w urde, welches dann in dem Berge Zlaty 
kiin {goldenes Pferd) dort verfank, wo fich noch jetzt 
eine tiefe Hohle befindet. Diefe Hohle wird übrigens 
auch von dem Volksmundc als ein Verdeck und 
Zufluchtsort des aus dem böhmifchen Sagcnkrcile 
bekannten Ritter Ilorymir und feines Wunderpferdes 
Simek bezeichnet. 1 

In Betreff des etwas Uber eine Stunde nordweftlich 
von dem letztgenannten Orte entfernten, hoch 

' VrrgUkli« in d«» „*%\mm,* d.. V„lk«f i> Lider» - von llndtr di 
kr,h.,(th« Saf. „IUI Hol. *,i.<l«n> B t r b -.-. 



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XXI 



intcrelTantcn Tttln, in welchem faft das ganze gegen- 
wärtige Dorf Tctln liegt, fiehe Mittheilungen I. und 
III. Band. Ich mufs hiezu ergänzend mittheilcn, dafs 
deffen Weftfeite und zum Theilc auch die Nord- und 
Südfeite von mächtigen Wallen eingefchlofsen wird. 

Der alte äufsere Wall befindet fich rechts ober 
dem Eintritte der von Beraun kommenden Strafsc in 
das Dorf Tctln, und zieht fich über die ganze Breite 
der Anhöhe, auf welcher das letztere gelegen ift, in 
gerader Richtung hin. Diefe Verfchanzung wird vom 
Volke „na valech" genannt, ift i bis 2 Klft. hoch und 
to bis 12 Schritte breit, vordcrfelben ficht man Spuren 
des cinftigen Grabens. Diefe letztere Stelle ift unter 
dem Namen „v rybnickäch" (in den Teichcln) bekannt, 
und es ift nicht zu bezweifeln, dafs fich hier einlt mit 
Waffer gefüllte Plätze befanden, welche die tiefern 
Stellen zwifchen dem Berge Damil (feltcncr Pohled 
genannt) einnahmen, und die Fertigkeit der alten Burg 
vermehrten; offenbar füllte der jetzt die äufsere Ver- 
fchanzung durchfehneidende Bach diefe Wafferbehai- 
tcr. Kin Thcil der innerhalb diefer Umwandlung lie- 
genden Dorfgärten fuhrt den bedeutungsvollen Namen 
„v hrobech 4 (in den Gräbern). Der gewaltige Wall 
biegt fich an feinen beiden Knden in Winkeln um, und 
fetzt fich dann noch eine ziemliche Strecke in ortlicher 
Richtung an den Bergabhangen fort. Ks ift nicht 
zu bezweifeln, dafs er fich urfprünglich, ehe er durch 
neuere Bauten zerrtört wurde, an den in den Mitthei- 
lungen befchriebenen, auf dem Plane mit A, B bezeich- 
neten Wall anfchlofs und fo mit diefem ein grofses 
Viereck bildete, innerhalb deffen der gröfste Theil des 
jetzigen Dorfes Hegt. Man ficht alfo, dafs Tctln, fowie 
viele andere vorhiftorifche Burgen aus zwei grofsen 
Abtheilungen, nämlich aus einer äufsern und innern 
Burg bertand, und dafs die innere Burg erft durch 
das Beftehen und die bedeutende Ausdehnung der 
äufsern Burg ihre wahre Bedeutung erhalt. 

Die auf dem mehr erwähnten Plane (S. 107 des 
III. Bd.d. Mitth.) mit A, B bezeichnete und dort naher 
befchricbcnc, den inneren Burgraum fehützende Ver- 
fchanzung ift feither vollftändig und fpurlos verfchwun- 
den. Noch verdient erinnert zu werden, dafs der auf 
diefem Planchen bei der öftlich gelegenen mittelalter- 
lichen Ruine mit F bezeichnete ..Zollthurm* wohl 
zunachft die Beftimmung hatte, als Brücken- und Ein- 
fahrtsthor zu dienen; dann dafs in demfelbcn eine 
Fail- oder Zugbrücke beftand, ergibt der Augenfchein 
und wird durch die im Volke herrfchendc Sage und 
durch den Umftand bertätigt, dafs auf der diefer Ruine 
gegenüberliegenden Seite, alfo auf der Stelle der ältcrn 
inneren Burg fich noch in einer Linie mit der Nordfcitc 
des Brückenthurms eine ganz in dcrfelbcn Weife wie 
diefer gebaute Mauer bis gegen die Johannis-Kirche 
hinzieht. Ucbcr die Brücke ob der fchluchtartigen Ein- 
fattlung und durch den Thorthurm führte der Haupt- 
eingang in die mittelalterliche Burg, die Vorburg der 
alten Burg war eben jene grofse äufsere Umwallung, 
innerhalb deren jetzt das Dorfftcht. Die gegenwärtige 
St. Johann- vormals St. Michaels-Kirche mag wie Pro- 
feffor Grueber meint, ihrer gegenwärtigen äufseren 
Gcrtaltung nach dem vorigen Jahrhunderte angehören, 
doch kann da wohl nur von einem Umbaue die Rede 
fein, denn diefe Kirche war fchon früher wohl bekannt 
und nach einem in dem Pflafter der Kirche liegenden 



marmornen Grabftcine wurde hier bereits im Jahre 
1608 die „Ludmila dezerka Vrozence pana Buryana 
Swaba z Chwatliny a W Tctinc" beigefetzt. 1 

Als vor etwa 20 Jahren die von Beroun nach Tetin 
führende Bczirksftrafsc rechts von dem alten Fahr- 
wege, das ift von der alten Zufahrtsftrafsc zur Burg, 
gebaut wurde, ftiefs man in unmittelbarer Nahe des 
Dorfes etwa 100 Schritte vor dem äufseren Walle auf 
zwei menfehliche Skelette, welche Thongefafse zwifchen 
den Fufscn hatten ; das eine war unten verengt und 
gegen oben ausgebaucht, von dem andern waren nur 
die Scherben vorhanden. Ucber eine Anzeige des 
Gutsbcfitzers Vojacck, dafs in diefer Gegend wieder 
Spuren von Skeletten wahrgenommen wurden, ver- 
fügte ich mich am 2. Juni I. J. an Ort und Stelle und 
überzeugte mich, dafs rechts von der Strafsc oberhalb 
des Grabens und der Böfchung des höher gelegenen 
Feldes Knochen hervorragen. Ks wurde foglcich zur 
Aufdeckung diefer etwa nur 1 Fufs tief unter dem 
Rafen des Feldraines liegenden Refte gefchritten und 
es zeigte fich, dafs von dem hier beerdigten menfeh- 
lichen Skelette bereits bei der Abböfchung Theilc 
abgegraben fein mufsten, da eben nur die Wirbelfaule 
und der Schädel vorhanden waren. Gleich oberhalb 
diefem Gerippe lag in gleicher Tiefe ein zweites 
Skelett, fo dafs die Fufse desfelben faft den Schädel des 
erfteren berührten. 

Diefes Skelett war vollftändig vorhanden ; es lag 
auf dem Rücken, die Füfsc waren ausgeftreckt, der 
Kopf lag auf der linken Wange, die Arme waren aus- 
geftreckt längs des Rumpfes. Beide Skelette hatten 
die Füfsc gegen Oftcn und den Scheitel gegen Werten, 
ober dem Haupte lag ein etwa kopfgrofscr Stein 
und über den Schienbeinen des zweiten Skeletts ein 
anderer grofscr Stein. Die Zähne des letzteren waren 
gut erhalten, das Becken verhältnisgemäfs eng; die 
Länge des Gerippes betrug 1 Mm. 75 Cm. und es 
dürfte einem jüngern männlichen Individuum angehört 
haben. Beigaben waren keine aufzufinden, wohl aber 
waren bei diefem letzteren Skelette die Ohrenknochen 
des Schadeis fowie der anrtofsende Theil des Kinn- 
backens, offenbar von oxydirtem Kupfer, ftark grun 
gefärbt, fo dafs man annehmen mufs, der hier Begra- 
bene fei mit kupfernen oder bronzenen Ohrgehängen 
beerdigt worden, welche durch die Feuchtigkeit ganz 
aufgelort worden find. Obwohl nun bei diefem Skelette 
nur eine gewöhnliche Urncnfchcrbe angetroffen wurde, 
fo ift es doch möglich, dafs auch bei den vorgefun- 
denen beiden Skeletten fowie bei den beim Strafscn- 
bauc entdeckten in der Nähe der Fufsfohlen Thon- 
gefafse beigefetzt waren, und es würde fich dcrUmftand, 
dafs fie jetzt fehlten, dadurch erklären, dafs fie bereits 
bei der Abböfchung des Strafsengrabcns zerrtort 
wurden, was nach der ganzen örtlichen Lage wahr 
feheinlich erfcheint. Links von der Strafsc ftand am 
Rande des alten Weges noch vor etwa 30 Jahren 
eine kleine gemauerte Capelle (bozi muka). Etwa 
50 Schritte wertlich von der Fundrtclle der Skelette 
bemerkt man noch rechts an der von Beroun 
kommenden Strafsc ein hölzernes Kreuz. Bekanntlich 
deuten derlei Capellen und Kreuze, welche im Ver- 
laufe der Jahrhunderte immer und immer wieder 

' Bunan Sr.b v, CKvailiu w« in Jahre lt.li Hauptnuna Jer But^ 
KailAem. 



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XXII 



erneuert wurden, nicht feiten auf alte Begräbnifs- 
platze und es ill nach alle dem Gcfagtcn kaum zu 
bezweifeln, dafs in diefer Lage ein Begräbnifsplatz aus 
fpätheidnifcher Zeit vorhanden fei, dafs die vorgefun- 
denen Skelette demfelben angehören, und dafs weitere 
Nachgrabungen den Beweis hierüber zu liefern geeig- 
net waren. 

Etwa eine halbe Stunde örtlich von Tetln erhebt 
fich ob dem linken Ufer der Beroun, dort wo der Lodc- 
nicer, auch Kacak oder Kacice genannte Bach in dic- 
felbc einmündet, eine gewaltige unter dem Namen Kose/ 
bekannte Felsparthic, über welche fich eine ausge- 
dehnte Felsfläche ausbreitet, die den Namen .Hradiste" 
oder „na Hradisti" trägt. Diefe gegen Norden zu auf- 
Iteigcndc, gegen Orten von der tiefen Schlucht des 
I.odcniccr Baches, und gegen Süd und Wert von der 
Beroun und fehroffen Felsabhängcn begränzte Hoch- 
ebene wird in nördlicher Richtung von drei mächtigen 
von Wert nach Oft laufenden parallelen Verfchan- 
zungen durchfehnitten, von welchen ein ausgedehnter, 
auf 40 Joch berechneter Raum cingcfchloffen wird. 
Die längfte Ausdehnung hat die nördlichfte Verfchan- 
zung, während anderfeits der mittlere Walt noch am 
beften erhalten ift und fich klafterhoch erhebt. Dicfc 
Walle find infofern von befonderem Intercffc, als die- 
fclbcn zu denfogenannten vcrfchlacktcn vorhirtorifchen 
Verfchanzungen gehören. Diefelben beftehen 'nämlich 
zumeift aus Steinen, aus Lehm und Kohlen; die 
Lehmftückc find rothgebrannt, porös, vcrglart und 
zufammengebacken; die Steine, befonders die Kalk- 
fteinc, tragen deutlich die Wirkungen eines intenfiven 
Brandes an fich, und die Holzkohlen liegen häufig 
zwifchen den Steinen und Schlacken. Die ausgebrann- 
ten Stellen reichen gegen eine Klafter in die Tiefe und 
erreichen eine Breite von mehr als 2 Klaftern In dem 
vcrfchlacktcn Lehm bemerkt man häufig Abdrücke und 
ausgebrannte Löcher von theils runden, thcils gcfpal- 
tenen Stammen und Balken herrührend, fo dafs man 
nicht bezweifeln kann, dafs dicfc Verfchanzungen von 
Baumrtämmen, Lehm und Steinen aufgebaut wurden 
und dafs ein intenfiver Brand der erfteren den gegen- 
wartigen Zuftand diefer Walle herbeigeführt habe. 



Dicfcr Zuftand und die ganze Zufammcnfctzung diefer 
Verfchanzungen erinnert lebhaft an die Schilderung 
der Befeftigung der kcltifchcn Städte in J. Cacfar de 
bcllo gallico und es drängt fich die Anficht auf, dafs 
eine nach diefer Befchreibung aus Bäumen, aus Steinen 
und Thon erbaute Befeftigung nach ihrer Zerftorung 
durch Feuer und nach dem Verlaufe der Jahrhunderte 
gerade fo ausfehen mufste. wie fich uns dicfc Wälle jetzt 
präfentiren. Leider werden diefe Verfchanzungen zum 
Zwecke der Erweiterung und Verbeffcrung der Felder 
an mehreren Stellen abgegraben und ausgehoben und 
es wurden und werden die ausgehobenen gewaltigen 
zufammengefchmolzencn und vcrglaftcn Blöcke von 
den Bewohnern des nahen Dorfes Hoftim, zu welchem 
die Fcldflnchc des Hradist gebort, häufig zu Bauten 
verwendet, wcfshalb es wohl angezeigt erfcheint, von 
diefem merkwürdigen Denkmale einer fernen Vergan- 
genheit Kenntnifs zu nehmen, ehe es noch der voll- 
ftändigen Vernichtung anheim fallt. 

Der Volksfagc nach foll die innerfte Hauptfefte 
zwifchen dem zweiten und dritten Walle am weftlichen 
Abhänge des Kozel geftanden haben. Jeder der 
drei Walle wird von einer Durchfahrt unterbrochen 
und es liegen dicfc Durchfahrten an der Oftfeite des 
Hradist in der Nähe des tiefen Kacka-Thales; fic 
mögen fich wohl an der Stelle der alten Thore befin- 
den. Das zwifchen dem äufserften Einfahrtsthorc und 
dem genannten tiefen Thale gelegene Grundftück 
wird als der alte Bcgräbnffsplatz bezeichnet und es 
find hier bei vorgenommenen Nachgrabungen nicht 
nur Afche, Kohle, Urnenbcftandtheile und Knochen, 
fondern auch Stechwerkzeuge und Nadeln von Bein, 
eine fchön cmaillirtc Glaskorallc, eine Koralle von 
fchwarzem Stein u. f. w. gefunden worden. Diefe bisher 
allerdings nur in geringer Anzahl vorgefundenen 
Objc&c reihen fich den grofsen Funden am Hradist 
bei Nizburg und in der Sarkabci Frag nach ihrer Form 
und Bcfchaffenheit an, doch könnten hier erft umfang- 
reichere, allerdings mit mehrfachen Schwierigkeiten 
verbundene Nachgrabungen zu verlafslicheren Rcful- 
taten führen. 

M. Lkfmtr. 



Die Mithras-Höhle in St. Urban ob Glaneck in Kärnten. 



'IPSEP.IN fehr merkwürdiger römifchcr Infchriftftein 

□ Uffi aus Kkrntcn ift clcr Stein Nr 2 5 8 bci Jabor- 
IfjS p P ncgg-Altcnfcls, [Nr. 4804 Mommfcn). 

DEOIWIC 
TO- MITRAS 
VRSINVS DO 

NVM-posvrr. 

Diefer Stein bezeugt nicht nur, dafs der Mithras- 
cult in Kärnten überhaupt geübt wurde, denn dies ill 
noch mehr erwiefen durch die beiden im Zollfelde auf- 
gefundenen Mithras-Infchriftftcine und durch jenes 
fchön e Relief, welches aus dem SchlolTc Tanzenberg in 
die Moniimcnten-Halle des kärntnerifchen Gefchichts- 
verein es gelangte; er beweift auch, dafs diefen Cult 
an fo abgelegener, gewifs durch keinen volkreichen 



Ort belebter Stelle, wie der hochgelegene Gcbirgs- 
kcffcl St. Urban ift, ftattfand. Der Fundort jenes 
Infchriftftcincs liegt nämlich ungefähr zwei Stunden 
von Fcldkirchcn entfernt hoch im Gebirge ; man fteigt 
fteil aufwärts, bis zuletzt ein kleines Wäldchen den 
Wanderer in feinen Schatten aufnimmt, ihn wie durch 
Zauber den Bcfchwerden des Aufftieges entrückt und 
in ein reizendes ftillcs Thal einfuhrt, wo ihn waldige 
Höhen, grüne Matten und üppige Felder umfchliefscn. 

Am Eingange diefcs Thaies auf einer felfigcn 
Anhöhe liegt die alte Kirche und der FTarrhof St. 
Urban, umgeben von wenigen zerftreuten Häufern; 
am Ausgange die fchonc alterthümliche Burg Hun- 
gersbach. Hier konnte zu keiner Zeit eine gröfserc 
Anfiedlung geftanden haben und faft gewinnt es den 
Anfchein, als wäre der Mithras-Tempel oder die Hohle 



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XXIII 



des Sonnengottes dort in der Abgcfchicdcnhcit eines 
heiligen Thaies verborgen gewefen, um die Einzu- 
weihenden der Welt zu entrücken und defto erfolg- 
reicher durch die vorgeschriebenen Schweren Prüfungen 
in die Myfterien einzuführen. Die nördlichen Hange 
des Kcffcls find fehroffer und ziehen fich hoch hinan. 
Kaum zehn Minuten vom Pfarrhofe entfernt befindet 
fich eine Keifenwand von feltfamen Formen, mit zwei 
Hohlcnöffnungcn nach Süden und Südweftcn. urfprüng- 
lieh mochte auch eine dritte gegen Südoften gewefen 
fein. Kinigc Klafter davon im Schulte des herabge- 
fallenen und verwitterten Gcftcincs wurde im Jahre 
1838 zufällig beim Steinbrechen zum Baue eines Brau- 
haufcs der Eingangs erwähnte Komerftein gefunden 
nbbrt mehreren antiken Töpfen und einigen romifchen 
Münzen, was zu der fehr berechtigten Annahme führte, 
dafs diefe Fclfcnwand, deren Namen „Brockcnwand-* 
fchon auf heidnifchen Cultus hinweift, der Standort 
eines Mithras- Tempels gewefen fei. Hochft wahrfchein- 
lich war der mehrerwähnte Infchriftftcin an der längft 
verfallenen fudöftlichen Fclfcnhohlc angebracht ge- 
wefen, und ftürzte durch Abwitterung des Geftcines 
oder bei Gelegenheit eines Erdbebens herab und 
wurde mit Schutt bedeckt. Weitere Nachforfchungen 
wurden damals nicht vorgenommen, fondern der 
Infchriftftcin nur an der Südfeitc des Brau- und Gaft- 
haufes eingemauert; die Topffcherben und Münzen 
wurden vcrfchleppt und nur zwei derfelben gelangten 
an den kärntnerifchen Gcfchichts- Verein. Im Jahre 1864 
befichtigte Jabormgg-Altenftls in Gefellfchaft an Ort 
und Stelle diefen Infchriftftein, die Untcrfuchung der 
Felfenwand aber unterblieb wegen Zeitmangels. Erft 
im Sommer diefes Jahres kam ich über Aufforderung 
meines verehrten Freundes des Herrn Pfarrers Martin 
Krabalh von Sl. Urban dazu, diefe merkwürdige Stelle 
n;iher zu befichtigen. Am 18. Juli d. J. fuhr ich über 
Fcldkirchcn nach St. Urban und am 19. begann die 
Untcrfuchung mit Hilfe dreier riiftigcr Handlanger 
aiv Ort und Stelle. Zunächft wurde der Fufsboden der 
mittleren, gegen Süden gelegenen Haupthohle von 
Schutt und Erde gereinigt und wir beftiegen wahrend 
diefer Arbeit die Kuppe des Felfens, in welcher feitlich 
fonderbarc, miteinander durch horizontale Gange ver- 
bundene Nifchen von circa 1 , M. Hohe, 1 M. Tiefe und 
l', f M. Breite angebracht find. Von oben liefsen wir 
uns an einem Stricke ungefähr 8 — y M, tief auf eine 
kleine, forgfaltig geebnete Fclsplatte herab, welche 
fich unmittelbar ober der mittleren Hohlenoffnung 
befindet; fic hat 2 M. im Gevierte und gewährt ein 
weites Ausfichtsfeld, fo dafs ein hier angezündetes 
Feuer nicht nur in dem ganzen Thalkeffel, fondern 
auch weit darüber hinaus von den fernen Bcrgfpitzcn 
gefehen werden müfste. Als wir wieder zur Hohle 
zurückkehrten, fanden wir den Fufsboden derfelben 
gereinigt; es war eine horizontale Felfcnplattc von 
8'/, M. Breite und 5'/, M. Tiefe. Bei genauerer Befich- 
tigung zeigten fich einzelne Unebenheiten des Ge- 
ftcines mit Ellrich ausgeglichen, auch war ein Theil 
der Hohle, dort wo fich im Hintergrunde die Platte 
vom Hauptfelfcn loslörtc, mit -Steinen gepflaftert und 
mit Ellrich belegt. Auch fcheint fich dort ein Abzugs- 
Canal befunden zu haben; denn die Fufsplatte war mit 



dicken Mörtclfchichtcn untermauert und fanden wir im 
Schutte Thierknochen, Zähne von Kindern, Kniege- 
lenke, Topffcherben und Holzkohle. Der Fufs des 
Felfens war bis zum Rande der Höhle verfchüttet und 
konnte man trotz aller angewendeten Arbeit nicht 
bis auf den Grund der Halde gelangen; fo dafs der 
hier fenkrecht abfallende Felfcn einft von anfehnlicher 
Hohe gewefen fein mufste. An die eben bcfchricbenc 
mittlere Hohle fchliefst fich im ftumpfen Winkel abbie- 
gend eine kleinere, gegen Südwerten gekehrte an, deren 
Grund etwas tiefer liegt und die 5 M. breit und ]'/, M. 
tief im Hintergründe im rechten Winkel abgefchloffen 
irt. Das Gcftcin, welches die Decke bildet, überwölbt 
beide Hohlen in einer Höhe von 3 M. Offenbar find 
beide Höhlen von der Natur durch Verwitterung und 
Abtrennung gröfscrer Platten des Chlorit-Schicfers 
gebildet, aber ebenfo gewifs auch durch Mcnfchcnhand 
zu einem beftimmten Zwecke adaptirt worden. 

Alles, zumal auch die rauchgefchwärzte Decke 
der gröfseren Hohle und die im Schutte häufig vor- 
kommende Holzkohle, weifet auf eine Feuerrtätte hin, 
fowic die Knochenrefte und der Abzugs-Canal auf 
Schlachtopfer. Ob die Vorderfeite der Höhlen ganz 
oder theilweife vermauert gewefen, ift zweifelhaft; wir 
fanden weder Bruchfteine noch Ziegel, nur ein kleines 
Stückchen gebrannten Thoncs, von dem es wahr- 
fchcinlichcr ift, dafs es von einem Gefchirre ftammte. 
Der Eingang dürfte von Oftcn gewefen fein, von wo 
man auch jetzt hinein gelangt, auch war es dort, wo 
die fteinerne Infchrifttafel gefunden wurde. 

Es ift nicht anzunehmen, dafs hier ein kunftvollcr 
Bau und Statuen geftanden haben, vielmehr deutet 
alles auf fehr urfprüngliche VerhaltnifTe hin, vielleicht 
fogar auf einen alt kcltifchcn Gottcsdicnft, auf einen 
Cultus des Sonnengottes Bclinus, welcher allmählich 
in die Verehrung des Mithras überging. Der auf dem 
gefundenen romifchen Infchriftftcinc genannte Urfinus 
mochte diefem letzteren vielleicht zuerft gehuldigt 
haben. Spuren behauener Steine oder gröfscrer Bild- 
werke müfsten doch noch gefunden werden, wenn fic 
je beftanden hätten; denn die Ortslage geftattete die 
Verschleppung derfelben nicht. In der Kirche St. Urban 
find zwar an der Aufscntrcppc zwei roh gearbeitete 
antike Mcnfchcnköpfe aus Kalkftein eingemauert, 
welche der Zahn der Zeit langft ihrer Nafcn beraubt 
hat. Sie dürften aber kaum in irgend einer Beziehung 
zum Mithras-Cultus geftanden haben, fondern nur die 
unfehönen Zuge eines dort heimifchen Keltenpaares 
künftigen Zeiten aufbehalten. An fonftigen antiken 
Funden ift aus dem Thale nichts aufzuweifen. Wir 
ftellten daher, um unnütze Auslagen zu vermeiden, 
die Grabungen ein und begnügten uns, die Ueberzeu- 
gung gewonnen zu haben, dafs die merkwürdige 
Brockenwand in St. Urban mit dem Mithras-Cultus, 
auf welchen der dort gefundene Infchriftftein direel 
hinweift, allerdings in Verbindung geftanden, wenn 
auch die Myfterien diefcs Gottcsdicnftes an fo abge- 
legener Stelle des Gebirges ohne Prunk und Ge- 
pränge, blos aus innerem Drange der Mcnfchhcit, fich 
einem höheren Wefen unterzuordnen, gefeiert werden 
mochten. 

Karl Baron Hau/er. 



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XXIV 



Die Burgruine Hocheppan. 



PpSBIK Umgegend von Bozen ift reich an Ruinen 
llpvjj un '' Ucberreften von hiftorifch und archao- 
p J^A logifch merkwürdigen Burgen und Edclfitzen 
mit bemalten Capellen und Kitterfalcn. Eine der her- 
vorrageudften und merkwürdigften Erfcheinungcn auf 
diefem Gebiete war einftens Hocheppan , in deren 
Capelle fcltcnc Wandmalereien aus dem 13. Jahr- 
hunderte fich noch erhalten haben. 

Die hohe f.ppan liegt zwei Stunden weftlich von 
Bozen entfernt, auf einem von allen Seiten freien 
Felfenflock des aus Porphyr beftehenden Mittelge- 
birges, welches fich am Fufse der Mendel in einer 
Länge von acht Stunden (von Lana bei Mcran bis Kur- 
tatfeh), bekrönt mit vielen anderen Burgen in mannig- 
faltiger Abwechslung reizend dahin zieht. Beinahe eine 
Stunde führt der Weg mehr oder minder fteil aufwärts, 
bis von der Thalfohlc unterhalb St. Paul 's die hohe 
(tolzc Veite erreicht ift. Sie hat eine herrliche Lage 
mit freier offener Ausficht von Mcran nach Bozen bis 
oberhalb Salurn und ziemlich weit in s Eifak-Thal hin- 
ein. Man kann von hier aus fechs und dreifsig anfehn- 
liche Schweftcr-Burgen zählen, welche in nächftcr und 
weiterer Umgebung malerifch vertheilt find. Von diefer 
alles umher beherrfchenden Lage und der eigen- 
tümlichen Grundform des Hauptthurmcs will man 
mit Recht darauf fchliefsen, dafs hier fchon die Kumer 
gewaltet haben, nachdem fic fich auf den Ucberrcftcn 
einer niedergeworfenen Burg der Ureinwohner des 
Landes an diefer Stelle feftgefetzt hatten. Hiflorifch 
verbürgt bleibt, dafs fchon im 8. Jahrhunderte die 
Burg Hocheppan als Befitzthum der welfifchen Gau- 
grafen von Hosen beftanden hat. Auf diefc Burg 
hatten fic fich aus der Stadt bleibend zurückgezogen 
und Grafen von Eppan genannt, als die Furftbifchofe 
von Trient in Bozen fich geltend machten. 1 Ihre 
Befitzungcn waren jedoch noch immer fo grofs ge- 
blieben, um den Grafen von Tyrol die Uebcrmacht im 
Gebirge ftreitig machen zu können. Da fic aber auch 
mit den Bifchöfcn immer in Fehde lagen, fo war ihr 
baldiger Sturz zwifchen zwei fo mächtigen Haupt- 
feinden unvermeidlich. Sic zogen es vor Lchens- 
leute der Kirche von Trient zu werden. Der letzte 
lebenskräftige Eppaner beftieg zwar in der erften 
Hälfte des 13. Jahrhunderts fclbft den bifchöflichcn 
Stuhl von Trient, indefs, wie Beda Weber bemerkt, 
mit der Lofung feines Haufes: lieber der Kirche als 
den tyrolifchen Grafen dienftbar zu fein. Daraus ent- 
fpann fich neuer Streit und Bifchof Egno diefes Haufes 
mufstc bekanntlich aus feiner Kefidenz in Trient ent- 
fliehen und ftarb um 1273 zu Padua. 

Von nun an verlor Hocheppan feine Wichtigkeit 
und kam bald als Pfand, bald als Lehen an verfchiedenc 
Edle des Landes. Zu vorliegendem Zwecke ift be- 
fonders die Belehnung an Jacob Fuchs im Jahre 1494 



> Sic nannten firh luprR » Püni. fo vi 
thtn oder 6*i der Ebmf. weil fich gerade u 
ir milch Kfftc Khvnr hil Boren hin autdehn 
fit aber bereit« durch die Franken im Jahr 



.hrfchein!, h al. ad PUn-.im. 
halb der Burg eine für Tyrol 
Die alle K.imerburi; landen 
Jen rerft.-rt, wenigflens theil- 



weife, und mufetrn fich daher auf dem lerfallriten Kucken de» Schli>f»berget, 
llofium in Urkunden genannt, er« ein neue. Kurt-Hall nach Hermmir't f.,n-.rat 
liehen Werken II , S. 170, ru ihren he rrfchfiicliti.-*« Zwecken nieder etbauen. 



bemerkenswerth, weil er diefc nur unter der Bedingung 
erhielt, das Schlafs herzußellen. Dies lafst wohl auf 
einen damaligen ruinufen Zuftand der Gebäude 
fchliefsen. Wie die gegenwärtigen Uebcrreftc aber 
beweifen, haben die noch fpateren Burginfaffen noch 
mehr an Ergänzungs- und Erweiterungsbauten vor- 
genommen. Endlich im Jahre 1834 befchenkte und be- 
lehnte mit diefer Burg Kaifer Franz den tyrolifchen 
Schützen - Major Martin Teimer Freiherrn v. Witten 
und von diefem ging fie auf feine vier Tochter über. 
Eine dcrfelben vermältc fich mit Herrn Martin J'rand- 
flettcr, zubenannt Teimer, k. k. Major in der Armee, 
und diefer brachte die Ruine kauflich an fich. 

Bevor man die Hauptburg erreicht, geht es am 
Fufse des eigentlichen Schlofshügcls an einem Vor- 
werke vorüber. Diefes erhebt fich nordweftlich und 
hat ebenfalls eine reizende Lage mit prachtvoller Aus- 
ficht. Weil frei ins Land weit vorgefchoben, ift der 
Hinblick auf manche fchöne Punkte in der Umgegend 
geboten, welche auf der Hauptburg verfchwinden. 
Diefes Vorwerk folgt fo recht eigentlich der urfprüng- 
tichen Anlage einer kleinen Burg. Es befteht aus einem 
hohen Vierecks-Thurm als „Warte und Rctirade J , 
welche im Kreife herum von einer Mauer, „einem 
Zingel- 1 umgeben war. An diefe fchlolTcn fich weiter 
gegen innen Vcrthcidigungsräumc an, welche wahr- 
fcheinlich unter Dach ftanden, etwa ähnlich wie dies 
im nahen Wolfsthurm bei Andrian noch zu fehen ift 
Um zum engen etwa 7 M. hohen über dem Boden 
angebrachten Pfortchen des 
Bergfrieds oder Hauptthurms 
zu gelangen, hat man fich einer 
Leiter bedient. Das Ganze 
liegt auf einem niedrigen Felfen- 
hügel von faft runder Form. 
(Fig. 1.) Die Aufsenwerkc liegen 
ganzlich in Ruinen, nur der hohe 
Thurm trotzte noch allen Stür- 
men und hat fich ziemlich gut 
erhalten. Er dürfte ein hohes 
Alter haben, der Steinverband 
ift aber nicht befonders forgfaltig hergeftcllt, was viel- 
leicht mehr dem fpröden Material aus Porphyr der 
nächften Umgebung zuzufchreiben ift, als dafs es be- 
rechtigt, auf eine fpatere Bauzeit zu fchliefsen. Von dem 
Randbcfchlag an den Eckftcincn find nur an einzelnen 
Stellen deutlichere Spuren zu erkennen. Diefe genauer 
zu verfolgen hindert theilweife der weifsc Anftrich, den 
man ihm in neuerer Zeit gegeben hat. Das Volk nennt 
ihn „Kreidcthurm" . Jungft ging er in den Befitz des 
1 lerrn Mair v. Mairfeid in München iibcr. 

Der Weg zur Hauptburg führt nicht hart an dem 
fo eben befchriebenen Vorwerke vorbei ; diefes wenige 
Schritte rechts liegen laffcnd, wendet er fich nach 
einer kurzen Steigung gegen Werten plötzlich links 
gegen Süden und in wenigen Minuten fleht man den 
chrfurchtgcbictendcn Ruinen von Hocheppan gegen- 
über. Gleich zur Rechten, auf einer niedrigen Erhöhung 
des Bodens hat man eine fogenannte Barbacane in 




Flg. 1 



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XXV 




Fig. 2. 



Form eines beinahe vollkommenen Dreiviertclkrcifes 
im Durchmcffcr von 5 M (Fig. 2 und 3 <j.) Sic wurde 
wohl ans dem Grunde erbaut , um den Feind zu 
verhindern auf diefem fchonen Punkte vor der Burg 
fich ungehindert feftzufetzen und überhaupt feine erften 
Angriffe ein wenig aufzuhalten. Jetzt mifst dieo-63 Cm. 
dicke Mauer diefes Vorwerks 4 M. Höhe und hat in 
zwei Reihen je ficben Schufsfchartcn für Kleingewchrc, 
wie fic eben erfl ein Hau aus der Zeit nach der Erfin- 
dung des Schiefspulvers fein dürfte. Die Form diefer 
14 Fenftcrchen ift eine längliche, welche unterhalb in 
einen Kreis fich erweitert und beftcht nur aus Ziegeln. 
Das bereits vcrfchwundcnc Dach war wahrfcheinlich 
kegelförmig. Um zur ganz ifolirt Hebenden Burg zu 
gelangen, mufs man über einen tiefen Graben fetzen, 
welchen wohl nicht Menfchenhandc gefchaffen, fondern 

die Natur von jeher geboten 
hat. Zur linken Hand ver- 
liert er fich in eine fchauer- 
liehe Tiefe. Daruber führt 
heute eine armliche, 10 M. 
lange Brücke aus Baum- 
ftammen. wie fic vom Walde 
kommen, nothdürftig ge- 
baut. Ohne Zweifel gab 
es cinlt eine wohlgefügte 
Brücke zum Aufziehen und 
Heruntcrlaffen an diefer 
Stelle und war fowohl am 
Anfange wie am Schluffc 
dcrfelbcn ein feiler Thorbogen gebaut, wie die kargen 
Ucberrefte von Mauerftuckcn, hie und da noch mit 
breiten Zinnen gefchmückt, vermuthen lafTen. Oder 
es konnte ein Fallgitter oder Orgelwerk beim Nähern 
des Feindes als Schutzwerk heruntergeladen werden. 
Jenfeits des Grabens fchüt/.t links eine Mauer vor 
Abflurzen über den thurmhohen Felfen und rechts 
wehrt eine noch höhere nach allenfalls genommener 
Brücke den Feind vor einem Eindringen in den erften 
Burghof. Vielleicht war diefer Gang cinftens auch 
bedeckt. Er ift beinahe fo lang als die Brücke und an 
feinem Ende öffnet fich ein fchmaler Eingang zu einem 
Fufsweg, der am aufserften Rand des Schlofsbergcs 
längs der ganzen Oft feite der Burg hinlauft und eine 
prachtvolle, freie Ausficht gewahrt, jetzt aber nur 
llückwcifc durchfehritten werden kann (Fig. 3 c, J). 
Rechts von dem oben angedeuteten kleinen Eingang 
auf die Terraffe an .der Oftfcitc der Burg öffnet fich 
ein hohes und breites drittes Thor, welches in eine 
geräumige Vorburg oder Buryfreiheit führt (Fig. 3 e). 
Hier mag es meift die verfchiedenen Wirthfchalts- 
gebaude gegeben haben; die nördlichen und örtlichen 
Mauern, wohl auch jene auf der Wcftfcitc waren zur 
Verthcidigung eingerichtet, durch Zinnen, erkerartige 
Ausbauten u. f. w. (Fig. 3/2 c). Die Begränzung gegen 
Süden bildete für diefen Burgthcil der Falas und eine 
Seite des Hauptthurmes. Links vom letzteren erfcheint 
ein grofses viertes Thor, durch welches man in einen 
engen, von allen Seiten durch hohe Mauern und Bauten 
umfchloffcnen llofraum gelangt (Fig. 2 d, 3 ). In deffen 
füdöftlichcr Ecke ermöglicht ein breiter Bogen, cinft 
wohl ein fchun gebautes fünftes Thor, ein weiteres 
Vordringen in die großartige Burg. Ueber diefen Ein- 
gang allein hat fich noch eine Schutzwehr (Fig. 3 g) 

VIII N, F. 



desfelben erhalten, nämlich eine einfach gebaute Pech- 
nafe. Endlich find wir in den eigentlichen Burghof 
oder in die Bailei gelangt. Sic war ziemlich geräumig, 
befonders gegen Süden zu, wo fic fich bedeutend 
erweitert. Wir fehen uns hier von drei Hauptgebäuden 
umgeben: einem zurLinken, das eine offene Freitreppe 
hat wie in den alten Hauptburgen nicht feiten vor- 
k mmt: dies ift der einzige noch bewohnbare Schlofs- 
theil und dient nur zur Noth einer Pächterfamilie als 
Obdach mit feinen zwei Stockwerken. Betretenswerth 
ift er aber wegen der unbefchreiblich fchonen Ausficht, 
die er von feinen Fenftern aus gewahrt. (Fig. 3 A, 2 e.) 
Zur Rechten breitet fich der drei Stock hohe und 
umfangreiche Palas aus, von dem fich leider nicht mehr 
als die vier dicken Umfangsmauern erhalten haben. 
iFig. 2 /, 3 »'.) An feiner nordöftlichen Ecke ift eine 
Verbindungsmauer aufgeführt, welche cinft entweder 
einen feften Sollcr oder eine bewegliche Brücke 
getragen haben dürfte, um zu den in der Hohe ange- 
brachten Eingang des Hauptthurmes diefer berühmten 
Burg zu gelangen. Diefer hat eine fehr bedeutende 
Hohe und Dicke und hochft merkwürdiger Weife liegt 
ihm nicht ein Viereck oder ein Kreis, fondern ein 
unregelmäfsiges Fünfeck zu Grunde. {Fig. 3 /, 2 g.) Eine 
fcltcnc Erfchcinung im alten Burgcnbau und daraus 
will man mit einigem Rechte den Schlufs ziehen, dafs 
er von der Römer kündigen Hand aufgeführt fei. 




Aufser diefer Grundform, welche bei Romerbauten 
allerdings vorkommt, und den fehwachen Spuren des 
kandbefchlagcs an einzelnen Wcrkftückcn laffen fich 
keine ikhcrcn Kennzeichen eines fo hohen Alters 
erkennen. So z. B. fehlt ein feineres Behauen der 
einzelnen Steine und deren fleifsige Verbindung unter 
einander wie es an anderen fehr alten Thiirmcn 



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XXVI 



crfichtlich ift z. H in der Burg Ried nächft Bozen, in den 
Tfiürmen von Tritnt u. dgl. Allerdings find auch hier 
wie an der Vorburg die einzelnen Wcrkftückc einem 
fprüden l'orphyrfelfen entlehnt, welcher eine feinere 
Bearbeitung als mit dem einfachen Spitzhammer kaum 
zulafst. Dicfcr grofsc Thurm, der fo machtig hoch in 
die Lüfte ragt, hat durch alle möglichen Unbilden und 
befonders durch den Zahn der Zeit wie die übrigen 
Burgtheile ziemlich gelitten und eine baldige Nachhilfe 
ift dringend geboten , um diefen herrlichen Kiefen vor 
dem ganzlichen Kinfturze zu retten. Was überhaupt 
das Alter der einzelnen Thcilc von Hochcppan anbe- 
langt , fo lallen fich hier eben aus dem angeführten 
Grunde, beim fpröden und ungefugfamenBau-Materiale 
fcliwcr fichere Angaben ableiten. So zum Beifpiel 
zeigen die zwei unleren Drittthcile des l'alas auf der 
Wcftfcitc ziemlich genaue, wagrecht laufende Lage- 
rungen von kleinen Werkftückcn mit viel Mörtel da- 
zwifchen, welche Erfchcinung andern Ortes in Ver- 
bindung mit untrüglichen Bildungen der Fenfterformen 
an den Glockentürmen auf das 12. bis 13. Jahrhundert 
mit Recht fchlicfscn lafsen. Hier hingegen kommt an 
der Capelle, welche, urkundlich erwiefen, in der zweiten 
Hälfte des 12. Jahrhunderts eingeweiht wurde und noch 
genau die romanifchen Formen an fich trägt, nur eine 
unregelmäfsige Lagerung und Verbindung der einzelnen 
Steine unter einander vor. In Folge deffen müfstc man 
die Wcftmaucr des l'alas ins erfte Jahrtaufend zurück- 
fetzen, was auch wiederum kaum angeht. Ein höheres 
Alter fpricht auch der noch bewohnbare Thcil an. 
Charakteriftifch feiner ausgeführten Steinmetzarbeiten 
im romanifchen oder gothifchen Style begegnet man 
an keiner Stelle mehr, das 17. Jahrhundert fchon fcheint 
damit aufgeräumt zu haben, wo, wie bereits bemerkt 
wurde, manche Erhöhungen und Erweiterungen 
einzelner Theile zu Stande kamen. Erhöht wurde unter 
anderem der l'alas um ein ganzes Stockwerk, erweitert 
und umgebaut die Nordfeite der Burg mit den Wirth- 
fehaftsgebäuden. Das dritte und vierte Thor zeigen 
ihren Umbau deutlich an den Rcnaiflfancc-Formen, 
welche an ihnen auftreten. 

So fehr diefc ftattlichc Burg durch verfchiedene 
Krftürmung, fowic befonders durch den Zahn der Zeit 
und durch gänzliche Vernachläffigung gelitten hat, fo 
macht fie von nahe wie von fern immerhin noch einen 
yrofsartigen Eindruck und das noch von ihr aufrecht 
Stehende ift der weiteren Erhaltung im hochften 
Grade würdig- Vor Anderem gilt dies von der Capelle 
mit ihren höchft intereffanten Wandmalereien. Sic 
nimmt den ludlichen Theil des Fclfcnkegcls ein und 
liegt bedeutend niedriger als der l'alas und der Berg- 
fried. Der Boden fenkt fich hier wie auf der Nordfeite, 
wo die Wirthfchafts-Gcbäudc flehen, fo bedeutend, 
dafs man auf der Südfeite der Capelle zu ebener Krde 
in ein unteres Stockwerk, in eine Art Gruft, bequem 
eintreten kann. Die ganze Capelle hat eine von den 
übrigen Burggebäuden etwas abgeänderte Lage und 
ift geoftet. Nach Hortnair's fammtlichcn Werken II. 
Urkundcnbuch, S. 170, fcheint auch der Unterraum, die 
Gruft, als Capelle benützt worden zu fein, wenigftens 
einen eigenen Titel geführt zu haben, nämlich zur heil. 
Magdalena; denn Bifchof Egno von Tricnt verlieh am 
30. Dcccmbcr 1270 dem deutfehen Haufe zu Stcrzing 
das l'atronatsrecht oder wie es heifst: das donum 



altarium et jus fpccialc capellarum zum heil. Peter und 
zur heil. Magdalena in der Burg Hocheppan. Das obere 
Stockwerk oder die eigentliche Capelle hatte alfo als 
Schutzheiligen den Apoftcl l'etcr, wahrend dasTyroler 
Ehrcnkranzl die heil. Katharina anfuhrt und als Ein- 
weihungszeit den 15. Juli des Jahres 1 131 wie Hormair 
bezeichnet. Der Inhalt der noch von der Tünche zu 
befreienden Wandmalereien dürfte hierüber näheren 
Auffchlufs ertheilcn, da wenigftens einzelne Sccnen aus 
der Legende des Schutz-Patrons fcltencr fehlen. Das 
Acufscrc der Capelle ift fehr einfach: von einem 

□ 











1 









Hg. 4 5. (Haheric|i|>an.) 

Sockel, einem Dachgefimfc oder von anderen Stein- 
metz-Arbeiten lafst uch keine Spur entdecken, felbft 
am Portale nicht, welches nahe an der nordweftlichen 
Ecke des Schiffes in einfacher Vicrccksform mit roher 
SteincinfalTung angebracht ift. Der Grundrifs zeigt ein 
längliches Viereck von 4*40 Cm. Breite und 7-80 Cm. 
Lange (im Innern); die Mauerdicke betragt 0-90 Cm. 
An die Oftfcitc ift eine kleine Apfide angebaut, welche 
nur wenig nach aufsen vorfpringt und auf höchft 
einfachen rohen Tragftcinen ruht , wie es an Burg- 
Capellen nicht feiten vorkommt, befonders aus der 
romanifchen Bau Periode. Merkwürdiger find die zwei 



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XXVII 



Neben- Apfiden, rechts und links von der Haupt- Apfide, 
welche nur in der Mauerdicke liegen und aufsen fich gar 
nicht bemerkbar machen (Fig. 4). Kine gleiche Krfchci- 
nung an einer fo kleinen Capelle, aber freien für fich 
flehenden, entdeckten wir bei Homert auf dem Nonsberg 
und St. Margaret zu Lana bei Mcran, wo aber auch 
die Ncben-Apfidcn ein wenig nach aufsen vortreten. 1 
Die Oberdecke beftand in Hocheppan aus einfachen 
Bretter:) , welche an die Durchzugsbalkcn nach der 
Längenaxe des Baues aufgenagelt waren. Der einzige 
Attar, welcher hier ftand und noch erhalten ift, beliebt 
aus einer einfachen Mcnfa über einer Stufe; er ift ganz 
in die Mittel Apfide hineingebaut und tritt nur unbe- 
deutend über die Flucht der Oftwand der Capelle vor. 




(llohenrppan ) 



Um ihn würdig zu fchmücken, bemalte man reichlich 
mit Figuren und Ornamenten die Apfiden und die 
ganze Wand, an welche er angebaut war. Sclbfl die 
Vorderfeite der Mcnfa wurde mit Ornament bemalt. 
In derHaupt-Apfidccrfcheiiit zunachft über dem Altare 
Chriftus und zu feiner Rechten drei kluge, zu feiner 
Linken drei thurichte Jungfrauen. Erftere ihre Lampen 
freudig in die Hohe haltend und mit Heiligen-Scheinen 
um das Haupt werden fie von ihrem Heilande gefegnet, 
während letztere von ihm unbeachtet bleiben (Fig. 5). 
Diefc fcheinen fehr zerftreut zu fein und tragen ihre 
Lampen fchief oder verkehrt. Das Gewölbe der Apfide 
bedeckt Maria mit dem Jcfuskinde, das auffallend grofs 
erfcheint; rechts und links flehen in vorgencigter, wohl 
anbetender Stellung, zwei gröfserc Engel und halten 
Scheiben mit beiden durch ihr Obcrkleid verhüllten 
Händen. Die nordliche Neben • Apfide fchmücken 
die zwei ftattlichen Figuren der zwei Johannes und 
darüber das Lamm Gottes in einem Krcifc. Johannes 
der Taufer tragt ein Pelzkleid, deffen Haarbufchcl 
auffallend kräftig hervorgehoben find, was der ganzen 
Figur ein würdevolles Ausfchcn verleiht. Johannes 
Kvangelift erfcheint als ehrwürdiger Greis mit langem 
weifsem Barte. Die andere Neben-Apfide ift ebenfalls 
mit drei Figuren gefchmückt ; zu oberft Chriftus auf 
dem Regenbogen thronend übergibt dem Petrus die 
SchlülTcl und dem Paulus eine Rolle. Sonft ift es Sitte, 
die Kvangelien-Seite den Darftellungen des Schutz- 
Heiligen, wie z. B. Petrus nach obigen gcfchichtlichen 
Daten hier vorkommt, einzuräumen, hier wird Johannes 
aber vorgezogen. Die Umrahmung aller drei Apfiden 

1 Die ganj« S f hlnfi Capelle muf« von [eher innir fahr dunkel gewefen 
rein, den« du Tattcaficlht kann nur durch drei lehr Ichmale Fenfterchen im den 
drei Apfiden und an rveien wenig; breitere» auf iter Südfril* d>i Schiffe» ein. 
dringen Für lilockcn hat man wahrfchelrjlicH erfl In neuerer Zeil gclorgl and 
ru diefrm Zwecke einen «nf.-.rmliche» Irachrciter drin Weftticbel auf. 

gedrängt 



und die weiteren Flächen beftchen aus prachtvollen 
Ornamenten, auf fehwarzem Grunde in verfchiedenen, 
herrlich ftimmenden Farben ausgeführt und tbeilweife 
mit weifsen Punkten belebt (Fig. 6 und 7). Sie bilden 
in diefer ihrer Pracht den würdigen und entfprechen- 
den Ucbcrgang zu der oberen , die ganze Wand aus- 
füllenden, höchft grofsartig angelegten Darftcllung des 
Wclterlöfers mit den Apofteln. Chriftus, majeftätifch 
auf einem perlgeftickten Polller fitzend, fegnet mit 
der Rechten, wahrend er mit der Linken das offene 
Evangclienbuch hält. Auch jeder der fechs Apoftcl 
hat feinen eigenen Thron, fein eigenes Buch. Es find 
alle ganz ftattliche Figuren, in erhabener Ruhe neben 
einander thronend. 

Auch aufsen, die Nordfeite des Schiffes, ift mit 
Gemälden gefchmückt. Unmittelbar über dem Portale 
lieht man Chriftum am Kreuze mit Maria und Johannes, 
Longinus mit der Lanze Chrifti Seite durchftofsend 
und eine fünfte Figur mit enganliegendem Kleide in 
ganz graztofer Stellung, die beiden Arme in die Seiten 
ftemmend und voll Verwunderung aufden Gekreuzigten 
hinblickend, was etwa an ihm noch gefchchen muchte. 
Oben Sonne und Mond. Die Umrahmung bilden zwei 
gewundene Säulchen, welche ein Gefimfe mit Rund- 
bogenfries tragen. Daneben eine grofee Geftalt in 
weitem faltcnlofen Oberkleide, welches abwechfelnd 
mit Kreifcn und Quadraten in roher Behandlung 
geziert ift und eigentümlich ausficht. Welcher Heilige 
hier dargeftellt fein dürfte, ift etwas fehwer zu beftim- 
men, weil das Ganze ziemlich erbleicht ift ; wir meinen 
es fei Chriftoph, nach Anderen wäre die Madonna 
dargeftellt. Zur linken Seite vom Eingänge begegnen 
wir einer Hirfchjagd, welche leider nur mehr theilweife 
fichtbar ift. Ein Jäger bläft ins Horn, Hunde fetzen in 




gewaltigen 

und verfolgen einen ftatt- 
lichen Hirfch, der fehr gut 
gezeichnet ill, fo tlafs man 
verfuchl ift, dcnfelbcn in eine 
viel fpaterc Zeit, etwa in die 
Mitte des 15. Jahrhunderts zu 
verfetzen, wenn nicht die ' 6 ' 7 ' 

Formen am Jäger ein anderthalb Jahrhundert zurück 
zu denken zwingen würden. Wir meinen, der ver- 
folgte Hirfch fei fymbolifch zu deuten und ftelle die in 
der Welt ftets verfolgte Seele des Menfchen dar, da 
der Hirfch eben als deren Sinnbild gilt. 

Bemalt waren urfprünglich auch alle übrigen 
Wände im Inneren diefer Capelle, aber leider wurden 
fie übertüncht, laffen fich aber nicht fehwer bloslegen, 
wie die Verfuche an ein paar Stellen zu beweifen 
fcheinen. Nur zwei Bilder in der oberen Reihe der 
Südfeite hat man vcrfchont, fic ftellen die Verkün- 
digung und die Heimfuchung Märiens, in je zwei 



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Figuren dar. Maria hat (ich So eben von ihrem Schon 
gezierten Sitze ehrerbietig erhoben, als der Engel 
erschienen und Tie gegrüSst hat. In ihren Händen halt 
fie noch den Spinnrocken, mit dem fie bcSchaStigt war. 
Die Schlanken und mageren Gcftaltcn Mariens und 
Klifabcth halten fichaufserft eng aneinander gefchmiegt, 
um ihre innigfte gegenfeitige Herzensfreude an den 
Tag zu legen. 

Alle Figuren find auf blauen Grund gebellt und 
bei letztgenannten ziehen fich über diefen noch breite 
grüne Streifen hin , welche zugleich die Trcnnungs- 
linic zwifchen den einzelnen Bildern vertreten. An den 
gelben Heiligen-Scheinen find erhabene weifsc Perlen 
aufgetragen, ftrahlenformigc Straphirung bemerkt 
man noch keine. Vergoldete Stellen find ebenfalls 




Flg I. (Gräfendorf.) 

nicht zu finden. Alle Bilder find in künftlcrifcher wie 
in archäologischer Hinficht von grofsem Werthe. In 
erfterer Beziehung fallt die Lebendigkeit der Darftel- 
lung Sogleich in die Augen, obgleich befonders die 
Gefichter noch faft reine Contourcn zeigen. Uic Figuren 
im Einzelnen wie die ganzen Sccncn haben wenig von 
dem Steifen, Unlebcndigen und Trockenen wie andere 
aus diefer Zeit und an das Byzantinifche fich noch 
anlehnende haben. Das Steife bei der Krcuzigungs- 
Gruppe durfte, wie es heute fich zeigt, mehr daher 
rühren, dafs blos mehr die Contourcn blieben, jeder 
Verfuch der Ausfuhrung abgewafchen ift und einzelne 
Farben fich verändert haben, /.. B. die braunen Con- 
tourcn abfeheulich grün geworden find u. dgl. m. Ein 
Anlehnen an byzantinifche Vorbilder ift unverkennbar 
in den hageren Gertalten, mageren Händen, dünnen 



Vorderarmen, wie r, B. bei der Verkündigung und 
Heimsuchung. In Hinficht des Ausdrucks in der Em- 
pfindung hat fich der Künftler freien Lauf gelaffen und 
gefacht) wie möglich von den angeblichen Kegeln des 
Styls hiftoriSchcr Kunfl Sich Srei zu machen. Die häufig 
wiederkehrenden, eng parallel lauSenden Falten an den 
Überkleidern machen Sich theilweiSe etwas laftig, indeSs 
nebenher laufen zur VerSohnung für das Auge zierlich 
gelegte Partien an einem und demSelben Gewände. 




Die demuthige eingezogene Haltung der klugen und 
die SorgloSe, mehrflatterhaSte der thorichten JungSrauen 
ill gleich gut erreicht, d. h. für die allgemeine Richtung 
in der Zeit der Mitte des 13. Jahrhunderts, dem dieSe 
Malereien ohne Zweifel angehören. Wie intcreSSant ift 
nicht Serner die bereits erwähnte Stellung des Zu- 
Schauers bei der Kreuzigung! — Das archaologiSche 
InterefSe Concentrin Sich in Anordnung der Bilder Sur 
die gebotenen Räume und deren Bedeutung dem 




Kig. 3. (Hobensuutth.) 



Cultus gegenüber; dann in den Coftümen der 
einzelnen Figuren wie unter anderem auch in der 
ftyliftiSch behandelten Bekleidung von Johannes dem 
T.iuSer. Eine Sehr groSse Bedeutung ift wohl auch den 
verschiedenen Ornamenten im Streng romaniSchen 
Style mit ihrer reichen und mannigSaltigen Abwechs- 
lung in den kraftigen Farbentonen beizumeSSen. 

Atz. 



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XXIX 



Zur Verwendung des Eifens in der Kunft-Induftrie während 

des 15. bis 18. Jahrhunderts. 



Von Dr. Aar/ U*J 



II. 

(Mit n TwBiliifaiii ) 




|IR haben in demerflen Abfchnitt tliefer Abhand- 
lung unfcrc Aufmerksamkeit den gitterartigen 
Erzeugniffcn der alten Kunftfchmiede zuge- 
wendet. Nunmehr wollen wir die fogenanntc Blech- 
arbeit in einigen hervorragenden Bcifpiclcn etwas 
näher betrachten, wobei wir jedoch von der vor- 
nehmften der dahin gehörigen Arbeiten, dcrl'lattnerei, 
abfehen. Ks unterliegt übrigens keinem Zweifel, dafs 




Fi K . 4 (Hohenouuth.) 

die frühzeitig im Mittelalter entwickelte Waffen- 
fehmiedekunft, die darin gewonnene Fertigkeit im 
Treiben, auch auf die Erzeugung anderer Gegcnfhinde 
aus Kifen überging, und dafs gerade diefem Zweige 
der Eifcnbcarbeitung der grofsc Fortschritt in der 
Behandlung für andere Zwecke zuzufchreiben iÜ. Üas 
Materiale hiezu ift das Eifonblcch , und zwar war in 



alteren Zeiten das gcfchlagcne Blech das bevorzugte. 
Die Bearbeitung gefchah meiflens im glühenden 
Zuflande, bei befonders vorfichtigen Arbeiten auch 
im kalten Zuftandc. Das Eifenblcch tritt im Bauwefen 
bereits ziemlich früh als fctbflandigcs Materiale, 




Flg. 5. (HolicnfuK ,) 

befonders aber zu Bcfchlagen verwendet auf, diefe find 
thcils einfache, flache und in fcharf begranzten, in 
bewegten Linien fich markirende Bleche, die über- 
dies noch durch den Meifel, durch Stanzen und Treiben 
ptäftifdl auf den Flachen geziert wurden. 



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XXX 



Wahrend der Zeit des Uebergangcs der romani- 
fchen Kunft zur Gothik wurde das Befchläge in ziem- 
lich einfachen Mitteln aufgelegt, wie dies die an der 
Kirche in Grafendorf (Kärnten) wcnigftens bis noch 
vor kurzer Zeit erhaltene Thürc darthut, davon in 
Fig. i eine Abbildung beigegeben ift. 

Mit der Zeit der Gothik verfchwand das bis 
dahin vorhergehende geometrifche Ornament und 
bekam das Befchlage mehr das Bild eines (ich ver- 
zweigenden Aftcs. Wahrend der Blüthezeit der Gothik 
uberzog man die Thurcn vollftändig mit Kifcnblech 




Fig. 6, 7 Hohenfurl.) 



und legte darüber in beftimmten Kreuzungen Blcch- 
fehienen, dazu kam Bemalung und Decoration durch 
Stanzen preffung oder Treiben, ferner fand dabei das 
Auflegen von figuralifch durchfehnittenen Kifcnplattcn 
häufige Anwendung. Hiefur haben die Mittheilungen 
bereits zahlreiche Beifpiele gebracht (Pfarrkirchen zu 
Maria-Saal, in Bruck a. d. M., die Piarillen-Kirche in 
Krems, Schlofs Karlftcin etc.). 

Die Befchlage find meift von intcrcfTanter und 
wirkfamer Zeichnung. Ks ifl dabei faft immer in ver- 
ftändiger Weife der Zweck der Bänder, d, i. das 
Zufammenhalten der Holztheile der Thure und die 



fefte Verbindung des Thürflügcls mit dem Thür- 
gewände und das Ornament in Uebereinftimmung 
gebracht. 

Wir wollen im Nachfolgenden eine Reihe von 
Thürbcfchlagcn fammt Schlofsblcchcn, Thiirklopfem 
undThürzichcrn befprechen, wobei wir bemerken, daf i 
das mit geringen Abwechslungen vorkommende Thür- 
fchlofs oder Schliefsblech zwei aus einem Zweige ent- 
fpringendc Stangel oder Blätter zeigt, die aus getrie- 
bener Arbeit beftehen und auf das Untcrlagsblcch mit 
Schrauben befeftigt find. 

Einige vorzügliche fchöne Eifenarbeiten befitzt 
die Dechantei-Kirche in Hohenmaulh, Arbeiten, die 




Flu. 8. (Holitnfurl ) 

vielleicht unter der Leitung des Benedict von Laim 
entftanden fein mochten. So ift ein Schliefsblech fehr 
bcachtcnswcrth, es zeigt zwar die oft vorkommende 
Form doch in etwas reichlicher Durchbildung (Fig. 2) ; 
die quadratifche Kofette, die zur Bcfcftigung des 
Ringes diente, darf den vorzüglichften Arbeiten beige- 
zählt werden (Fig. 3). Der Klopfer fclbft mit feinen 
gothifchen Maafswerken und fonftigen Ornamenten 
ift ein Meifterftück der Schmiedekunft 1 (Fig. 4). 

Schöne kräftige Thorbcfchläge finden (ich im 
Hauptthurmc des ehemals befeftigten Kloftcrs llohrn- 
furt, bis zu l'/ f Meter Länge mit Randverzicrungcn 
cingefäumt. Die Grundlage beftcht aus einer 30 Mm. 

' S. Crwehrt'* mitt<lall«ilkhe KiinÄ in Böhmen. III. ijy. IV. p 190 \%y 



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XXXI 



ftarkcn Eifenplattc, auf welche kleine Roicttcn aufge 
fetzt find. Ift auch die Ausführung nicht muftergiltig 




Ki K - 9 (Hohen nr ) 
fo verdient die Form doch alle Anerkennung. Arbei- 
ten aus dem 16. Jahrhundert (Fig. 5, 6). Sehr intcr 
clTant find auch Schlofs und Thürklopfcr dortfelbft die 




Fig. 10. SobiciU» ) 

jedoch etwas jünger fein durften als die befprochenen 
Bander (Fig. 7, 8, 9). 



Zu erwähnen find zwei Thürbcfchlage, von denen 
das erfterc einem im Altftädtcr Kathhaufc zu Prag 
befindlichen VVandfchranke, das andere einer kleinen 
Thür in der Kirche zu Sobieslau {Fig. 10) angehört, -Sie 
diirften in dem beginnenden 15. Jahrhundert entftan- 
den fein. 

In der Kirche zu Murau ift eine durch ihre Eifcn- 
bcfchlage hoch intereffante Thür erhalten. Sie fuhrt 
von der Mufik-Fmpore unter das Pultdach des nord 
liehen Seitcnfchiffcs. Die prachtvolle Schlofferarbcit 




Fig. II. (Murau 1 



dürfte wohl nicht urfprünglich für diefe fehr unter- 
geordnete Pforte beftimmt gewefen fein und erft zu 
einer Zeit als man den Werth diefes eminenten 
FrzcugnilTcs nicht mehr zu würdigen verftand, an 
diefe fehr unbedeutende Stelle gekommen fein. In 
Fig. 11 ift der dazu gehörige Klopfer abgebildet ; diefe 
Schloffcrarbcitcn mögen aus dem 16. Jahrhundert 
Hammen. 



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XXXII 



In dcrPfarrkirchc zu Kirchberg (ObcrOefterreich) 
ift die Sacriftei-Thür an ihrer inneren Seite mit einem 
intereflanten Befchlage verfehen. Ks ilt übrigens nicht 
zu überfehen, dafs, wahrend in Ober- Ocftcrrcich nur 
an wenig Kirchen befondersfehöne Befchlage zu finden 
find, an den gothifchen Kirchen des Mattig-Thales die 
Kunftfchlofferei allerorts Beschäftigung gefunden hatte 
und dafclbfl bedeutende Bcifpiclc ihrer ehemaligen 
Wichtigkeit hintcrlaffcn hat. Confcrvator Wimmer 
zahlt in einem an die Ccntral-Commiffion gerichteten 



Berichte eine Reihe derartiger Arbeiten, wie in 
Mundcrfing, Aftatt, Schatchcn u. f. w. auf. Die Be- 
fchlage der oberwalmten Sacriftci Thüre find in ihren 
mit Lilien endenden Ausartungen ganz unrcgclmafsig 
behandelt und deffen ungeachtet macht diefcs kraufc 
Gewirre von Metallfpangen, an denen aber flets das 
gleiche Ornament in etwas abwcchfclnder Behandlung 
heraustritt, keinen unangenehmen Eindruck. Schlofs 
blech und Klopfer wurden in der Dccorirung fall 
nicht beachtet (Fig. 12). 



Ueber Archive in Nieder-Oefterreich. 

Von /'. AJ. ßumg/i, k. V, tonfcrviior, () S IS. 
II. 




22. Das Landes- Archiv des k. k. Kreisgerichtes 
St. Pölten. 

MESKS Archiv beftcht aus jenen Acten und 
Büchern, welche die im Gcrichtsfprengel St. 
Polten beflehenden Dominien nach Aulhebung 
der eigenen Gerichtsbarkeit im Jahre 1852 an die kai- 
ferlichen Behörden übergaben, und reichen dem ent- 
fprechend nicht über das Jahr 1850 hinaus. Die Archi- 
v-allen find im Krcisgcrichtsgcbäudc in fünf 
Zimmern untergebracht, welche nicht Teuer- 
fichcr und viel zu klein find, um eine ent- 
fprechende Ordnung derfelben zu ermög- 
lichen, fo zwar, dafs eine Ucbcrgabc derfel- 
ben an ein Centrale fehr crwiinfcht wäre. 
Nachdem im Jahre 1868 eine Scartirung der 
Aftcn vorgenommen worden war, find fie 
gegenwartig nach den einzelnen Herrfchaf- 
ten aufgehellt. Die Inftandhaltung diefcs 
Archivcs obliegt einem Kanzlciadjunftcn 
und Kanzliften des k. k. Kreisgerichtes. Die 
Ucberficht über das vorhandene Materiale 
wird ermöglicht durch die Ucbcrgabs- 
Operate der einzelnen Dominien, welche 
auch nachftchender Inhaltsanzeige zu Grunde 
liegen, und durch Kerpertorien. Bei Auf- 
führung der einzelnen Dominien habe ich die 
bei dem Archive bcftchcndc Reihenfolge 
beibehalten. 

/. Gulcnbrunn. 

1. l'farrc und Kirche Zwentendorf, Ehe- 
contraftc 1723 — 1838. 2. Verlaffcnfchafts- 
Abhandlungen 1735 bis 1846. 3. Kaufverträge 
1759 — 1846. 4. Judicial-Aflen 1795—1849. 
5, Inventur*- und Abhandlungsrapulare 
1797 — 1833, 1 Fascikcl. 6. Invcnturs- und 
Abhandlungs Acic 1801 — 1833, 2 Fascikcl. 

7. Kinreichungs-l'rotokolle 1827 — 1849, 20 Stücke. 

8. Straf- A£lc 1833—1849, 44 Stücke. 9. Vorunter- 
fuchungs-Aclc 1844 — 1847, 29 Stücke. 

2. Potlenbrunn. 

I. Criminat-ArTten 1700 — 1800, 10 Fascikel. 
2. Criminal-Actcn 1800 — 1850, 31 Fascikel. 3. Criminal- 



Referate 1804—1829, 1 Fascikel. 4. CriminalCorrcfpon- 
denzen 1830—1849, 20 Fascikel. 5. Kinreichungs-l'roto- 
kolle hiezu 1826 — 1848, t2 Bande. 6. Indiccs hiezu 
1833 — 1844, 2 Bände. 7. A&cm über fehwere Polizei- 
Übertretungen 1813 — 1850, 18 Fascikel. 8. Indices hiezu 
3 Stücke. 0. Acten über fehwere Polizeivergehen 
1813 — 1839, 3 Fascikel. 10. Kinreichungs-Protokollc 
1830—1849, Ii Bande. 11. Index hiezu. 12. Civiljuftiz- 
Acten 1813—1845,33 Fascikcl 13. C'iviljuftiz- Aden über 




Fig. n (HbfeMiMg,) 
Streitfachen und adeliges Richteramt 1815 — 18JO, 
12 Fascikcl. 14. Kinreichungs-Protokollc hiezu 1830 — 
1845, Ii Bände, 15. Indices hiezu, 4 Bände. 16. Kcper- 
torien hiezu, 3 Hefte. 17. Inventurs- und Abhandlungs- 
Protokolle 1710 — 1835. 11 Bande. 18. Vcrlaffenfchafts- 
Abhandlungen 1792 — 1850, 32 Fascikel. 19. VerlalTen- 
fchaftsnachfchlags-Protokollc 1829 — 1845, 4 Hefte 



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XXXIII 



20. Index zu Vcrlaffcnfchafts-Abhandlungcn 1816 —1842, 
1 Band. 21. Heirats l'rotokollc 1710—1847, 6 Bände 
und 1 Fascikel. 22. Kauf-Protokolle 1710 — 1846, 4 Bände. 
23. Kauf Contrafte 1813— 1822. 1 Fascikel. 24. Waifen 
amts-Afiivbuch 1788 — 1826, 2 Bände. 25. Waifcnamts- 
Paffivbuch 1780 — 1826, 4 Bande. 26. Crida- Arten 
1838, 1841, 2 Fascikel. 27. VormundfchaftsAaen 1842, 
I Band. 28. Grundbücher 1615, 7 Bande. 29. Grund und 
Gewahrbuch von Getzersdorf 1615, 1 Band. 30. Gewähr- 
Protokolle 1714 — 1845, 7 Bande. 31. Grundbuchs-Arten 
1812 -1850, 39 Fascikel. 

j. Mitterau. 

I, Dclirtcnvcrzeichnifs 1810 — 1840, I Fascikel. 
2. Proccffe 1841—1850. 2 Fascikel, Index und Keper- 
torium. 3. Criminal-Artcn 1830— 1850. 4. Criminal- 
Kcfcrate 1822— 1829 und Indiccs. 5. Schwere Polizei- 
übertretungen 1846—1850, 5 Fascikel und Indiccs. 

6. JuftizArtcn 1820 — 1840, 1 Fascikel mit 472 Nummern. 

7. Inventurs- und Abhandlungs-Protokolle für Ofter- 
burg 1712 — 1820. 5 Bande. 8. Inventurs- und Abhand- 
lungs-Protokolle für Heindorf 1710 — 1819, 2 Bände. 
9. Inventurs- und Abhandlungs-Protokollc für Hohen- 
egg 1716 — 1823, 7 Bande. 10. Inventurs- und Abhand- 
lungs-Protokolle für Mitterau 1718— 1840, 5 Bände. 
11. Inventurs- und Abhandlungs-Protokollc für Oftcr- 
Hjnq. Heindorf, Hohenegg und Mitterau 1754 — "759. 
1 Band 12. Abhandlungs-Arten 1825—1840, 59 Stücke. 
13. Abhandlungs-Arten 1841 — 1850, 3 Fascikel. ^.Kauf- 
Protokolle für Ofterburg 1718— 1823, 2 Bande. 15. Kauf- 
Protokolle für Heindorf 1719 — 1823. 1 Band. 16. Kauf- 
Protokolle für Hohenegg 1717— 1823, 2 Bände. 17. Kauf- 
Protokolle für drei vorausgehenden und Mitterau 1823 
- 1850, 3 Bände. 18. Kaufvcrtragsrapulare 1807 — 1820, 
7 Stücke. 19. Kaufverträge 1820 1823. 1831 — 1850, 
120 Stücke. 20. Heirats • Protokolle für Ofterburg 
1718—1823. 2 Bände. 31. Heirats - Protokolle für Hein- 
dorf 1710— 1819, 1 Band. 22. Heirats - Protokolle für 
Hohenegg 1718 — 1820, 3 Bände. 23. Heirats - Protokolle 
für Mitterau 1718 — 1823, 1 Band. 24. Heirats - Protokolle 
für die vier vorausgehenden 1823 — 1850, 3 Bande. 
25. Ehcvcrtragsrapularcl8lO — 1823, 60 Stucke. 26. Ehe- 
verträge 1828 — 1849. 27. Waifenartivbuch für Ofter- 
burg, Heindorf, Hohenegg und Mitterau 1771 — 1820, 
4 Bande. 28. Waifenpaffivbuch für Heindorf 1718—1770, 

1 Band. 29. Waifenpaffivbuch für Hohenegg 1707 — 
1771, 1 Band. 30. Waifenpaffivbuch für Mitterau 1718— 
1769, 1 Band. 31 Waifenpaffivbuch für Ofterburg, Hein- 
dorf, Hohenegg und Mitterau 1771 — 1820, 7 Bande. 
32. Vergleiche 1811 — 1833. 24 Fascikel. 33. Waifen- und 
Curatclfachen 1841- 1850, 1 Fascikel. 34. Grofsjahrig- 
kcits-Erklärungcn 1841 — 1850, 1 Fascikel. 35. Todes- 
erklärungen 1841 — 1850, 1 Fascikel. 36. Teftamcntc 
1841 — 1850, 1 Fascikel. 37. C'orrcfpondenzen 1841 — 1850, 

2 Fascikel. 38. Einrcichungs-Protokolle 1846 — 1849, 
1 Fascikel. 39. Grundbuch Hohenegg 1545, 1 Band. 
40. Grundbuch Hohenegg 1642, 2 Bände. 41. Burgrecht- 
Grundbuch Hohenegg 1613— 1642, 2 Bände. 42. Pafsi- 
fches Grundbuch Hohenegg 1642—1679, iBand. 43. Ur- 
barbuch Hohenegg 1642-1679, 1 Band. 44. lieber- 
landurbar 1642 — 1679, I Band. 45. Ucbcrlandgrund- 
buch 1680 — 1772, 2 Bände. 46. Gewährbuch Hohenegg 
1718 — 1771, 2 Bande. 47. Kadifches Gewahrbuch Hohen- 
egg 1718-1769, 1 Band. 48. Kaiifches Gewahrbuch 

VIII. N. F. 



Hohenegg 1718 -1771, 1 Band. 49. Umbacherifchcs 
Gewährbuch Hohenegg 1718— 1771, 1 Band. 50. Wim- 
paffing'fches Gewährbuch Hohenegg 1718 — 1770, 
1 Band. 51. Grundbuch Heindorf 1627— 1772, 2 Bände. 
52. Grundbuch Ofterburg 1657—1772, 4 Bande. 53. Ge- 
wahrbuch Ofterburg 1718 — 1770, 1 Band. 54. Grund 
buch Schmützcnbcrg und Brandhof Mitterau 1724— 
1772, 1 Band. 55. Gewährbuch Mitterau 1718— 1829, 
3 Bande. 56. Index hiezu 1743, 1 Band. 57. Grund- und 
Urbarbuch Goldegg, 1 Band. 58. Einverleibungs-Artcn 
1819 — 1837. 59. Auffandungen Mitterau 1820— 1837. 
60. Satzcaffirungcn Mitterau 1820—1837. 61. Grund- 
buchs- Arten 1840—1850,4 Fascikel mit 1920 Nummern. 

4. Magißrat St. Folien. 

1. Criminal-Arten 1795-1850, 24 Fascikel. 2. Cri- 
minal- Arten 1804- 1850. 9 Fascikel mit 236 Nummern. 

3. Criminal-Protokolle 1804—1850, 12 Bände mit Index. 

4. Schwere Polizciübcrtrctungen 1804—1850, 5 Fas- 
cikel mit 306 Nummern. 5. Juftiz-Arten 1795 — 1850, 
22 Fascikel. 6. Juftiz-Arten 1820—1850, 1 Fascikel mit 
31 Nummern. 7. Juftiz Protokolle 1821 — 1850, 27 Bände. 
8. Vcrlaffcnfchafts-Abhandlungcn 1500—1799. 9. Ver- 
laffenfchafts-Abhandlungen 1800— 1850, 36 Fascikel. 

10. Verlaffenfchafts- Verträge 1500— 1599, 1702 — 1780. 

11. Abhandlungs-Arten 1804 1850, 9 Fascikel. 12. In- 
venturs- und Abhandlungs- Protokoll 1552 — 1800, 
6 Bände. 13. Inventurs- und Abhandlungs Protokoll 
1785 — 1833, 6 Bande. 14. Invcntarienbuch 1743 — 1778. 
15. Teftamcnte 1400—1827. 16. Waifenbuch 1547 — 1814. 
17. Erbfchafts-Klagen 1721 — 1770. 18. Vertragsbuch 
1776—1790. 19. Vormundfchaftsbuch 1792 — 1800. 

20. Kauf- und Heirats-Contrartc 1500— 1782, 2 Bände. 

21. Kauf- und Heirats Protokolle 1790— 1840, 3 Bände. 

22. Grundbuch St. Polten. 23. Gewahrbuch St. Polten 
1697 - 1797. 24. Gewähr-Protokolle 1795- 1850, 2 Bände. 
25. Burgerbuch 1707. 26. Grundbuch-Arten 3 Fascikel. 

5. Walpersdorf. 

I. Landesgericht und Malcfizbuch 1680— 1712, 

1 Band. 2. Landesgerichts-Protokoll 1712 — 1725, 1786 — 
1791, 2 Bande. 3. Criminal-A6t.cn 1700—1801, 116 Num- 
mern. 4. Criminal-Artcn 1830— 1850. 16 Fascikel mit 
89 Nummern. 5. Streitig- und Adelsrichtcramts.Proto- 
koll 1773 -1849. 5 Bände und 27 Hefte. 6. Streitig- und 
AdclsrichteramtsArten 1787—1825, 1033 Nummern. 
7. Verlaffenfchafts-Abhandlungen Getzersdorf 1643— 
1661, 1 Band. 8. Vcrlaffcnfchafts-Abhandlungcn Getzers- 
dorf 1643—1664, 1 Band. 9. Verlaffenfchafts-Abhand- 
lungen fämmtlicher Aemtcr 1740— 1819 , 10 Bände. 
10. Verlaffenfchafts-Abhandlungen Haufenbach 1740 — 
1813, 6 Bände. 11. Verlaffenfchafts-Abhandlungen Einöd 
1740— 1813, 4 Bande. 12. Vcrlaffcnfchafts-Abhandlungcn 
Absdorf 1740 — 1811, 2 Bande. 13. Vcrlaffcnfchafts-Ab- 
handlungcn Anzcnhof 1766 — 1811, 1 Band. 14. Verlaffen- 
fchafts- Abhandlungs- Arten 1700 — 1831, 2922Nummern. 
15. Abhandlungen 1828— 1850, 21 Fascikel mit 413 Num- 
mern. 16, Abhandlungen in Streitfachen 1843— 1850, 
5 Fascikel mit 904 Nummern. 17. Tcftamcnlc 1628— 
1843, 46 Nummern. 18. Waifcnbüchcr Walpersdorf 
1604 — 1810, 8 Bände. 19. Waifenbücher Haufenbach 
1584 — 1810, 5 Bande. 20. Waifenbücher Einöd 1740 - ■ 
1810, 2 Bände. 21. Waifenbücher Absdorf 1650— 1810, 

2 Bände. 22. Waifenbücher Anzcnhof 1766—1806, 



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XXXIV 



I Band. 23. Waifen-Paffivbuch 1770—1840, 12 Bande. 

24. Waifen -Depofit-Paffivbuch 1739 — 1840, 4 Bande. 

25. Waifenadtivbuch 1769 — 1840. 10 Bände 26. Gericht- 
liches Dcpofitcn-Dauptbuch 1793 — 1825, 2 Bände. 

27. Kauf-Protokolle Walpersdorf 1621— 1743. 15 Bande. 

28. Kauf-Protokolle Haufenbach 1625 — 1743, 3 Bande. 
30. Kauf-Protokolle Einöd 1658-1741, 2 Bande 

30. Kauf-Protokolle Absdorf 1650— 1745. I Band. 

31. Kauf- Protokolle Anzcnhof 1731— 1751, 1 Band 

32. Hauskauf- und Taufchverträge Getzersdorf 1644 — 
1662, 1 Band. 33- Hauskauf- und Taufchverträge der 
vereinten Aemter 1740 — 1818, 4 Bande. 34. Hauskauf- 
und Taufchverträge Haufenbach 1740 — 1814 , 3 Bände. 
35. Hauskauf- und Taufchverträge Einöd 1740 — 1813, 

1 Band. 36. Hauskauf- und Taufchverträge Absdorf 
1741 — 1814, 1 Band. 37. Hauskauf- und Taufchverträge 
Anzenhofi766- 1813, iBand. 38. Hauskauf- undTaufch- 
Aften 1814— 1818, 52 Nummern. 39. Heirats Protokolle 
Getzersdorf 1641 — 1653, 1 Band, 40. Hcirats-Protokollc 
der vereinten Aemter 1740—1819, 4 Bände. 41. Hei- 
rats-Protokolle Haufenbach 1740 — 1814, 3 Bande. 

42. Heirats- Protokolle Einöd 1740- 1812, 1 Band. 

43. Heirats-Protokolle Absdorf 1740—1812, 1 Band 

44. Heirats-Protokolle Anzcnhof 1772 — 1812, I Band 

45. Heirats Aflen 1814 — 1819, 43 Nummern. 46. Ephi- 
bitcn-Indcx 1814 — 1830, 3 Bande, 47. Judicialia 1825 — 
1842, i8Fascikcl. 48. VVaifcn- und Depofitcnamtsfachen 
1843—1850, 2 Fascikcl mit 465 Nummern. 49. Vor- 
mundfehaftsfachen 1830—1850, 6 Fascikel mit 125 Num- 
mern. 50. Corrcfpondenzcn 1843 — 1850, 3 Fascikcl mit 
380 Nummern. 51. üfficiofa 1843—1850, 4 Fascikcl mit 
7i6Nummcrn. 52. Kegiftraturs IndiccsundFinrcichungs- 
Protokolle 1846—1850. 53. Grofs • Urbar 1580 — 1765, 

2 Bände. 54. Klein-Urbar 1586 — 1747, 2 Bande. 55. Grund- 
buch Getzersdorf 1626 - 1754, 2 Bande. 56. Sten- 
gerifches Grundbuch 1657 — 1754, 2 Hände. 57. Grund- 
buch Daufenbach 1591 — 1756, 2 Bande. 58. Grundbuch 
Einöd 1606—1755, 2 Bande. 59. Grundbuch Absdorf 
1643—1765, 2 Bände. 60. Grundbuch Anxenhof 1638— 



1765, 1 Band. 61. Gewahrbuch Grofs-Urbar , 2. Hälfte 
des 16. Jahrhunderts, 1 Band. 62. Gcwährbuch Klein- 
Urbar, 2 Hälfte des 16. Jahrhunderts. I Band. 63. Ge- 
währbuch Getzersdorf 1632, 1 Band. 64. Gewährbuch, 
Stengerifches 1660, 1 Band. 65. Gewahrbuch Haufen 
bach 1595—1690. 1 Band. 66. Gewährbuch Einöd 1620, 
1 Band. 67. Gewahrbuch Absdorf 1570—1619 , I Band. 

68. Gcwahrbüchcr vereint 1639—1817, 17 Bande. 

69. Auffandungcn 1700-1850, 2100 Nummern und 
30 Fascikel. 70. Satzcaffirungen 1700 — 1807, 740NUIIV 
mern. 71. Schuld Documentscopien vidimirt 1803 - 
1808, 142 Nummern. 

6. Jeutendorf. 

I. Grundbuch Hain 1616, 1 Band. 2. Grundbuch 
Jeutendorf und Bertholdsdorf, 1 Band. 3. Grundbuch 
Amt Memmingen. 1 Band 4. Gewährbuch 1776 — 1825, 
1 Band. 5. Kauf-Protokolle 1735 — 1850. 3 Bände. 6. Hci- 
rats-Protokollc 1735 — 1850, 3 Bande. 7. Abhandlungs- 
Protokolle 1735 1850, 4 Bande. 8. Verlaffenfchafts 
Abhandlungen 1825, 1827—1850. 9. Gerichtliche Ver- 
gleiche 1827 — 1850, 82 Nummern. 10. Gerichtliche Ur- 
theile 1838—1841, 2 Nummern. Ii. Pfändungen 1827 — 
1849, 2 Nummern. 12. Schätzungen 1827 1849, 2 Num- 
mern. 13. Curatclfachen i849--[85o, 2 Nummern. 
14. Schwere Ucbertretungen 4 Nummern. 15. Waifen- 
Acliv- und Paffivbuch, 2 Bande. 

7. Poch/am. 

Von diefer Stadt find nur Civilregiftraturs-Aacn 
vorhanden, da keine Strafjurisdiclion und kein Grund- 
buch zu verwalten war. 

1. Inventurs- und Abhandlungs-Protokollc 1780 — 
1845, 4 Bande. 2. Abhandlungs-Aclcn 1820 1840. 
3. Kauf-Protokolle 1781— 1850, 3 Bände. 4. Ehevertrags- 
l'rotokolle 1805—1850, 2 Bande. 5. Waifen-Aftiv- und 
I'afli v buch 1801-1846, 4 Bande. 6. Depofitcnamts-Pro- 
tokolle 1802, 1 Band. 7. Einrcichungs- Protokolle 1846 
—1850, 1 Band. 



Reife-Notizen über Denkmale in Steiermark und Kärnten. 

Von U> Karl LmJ. 

X 

(Mit s IiBWitolmi) 



regH'l'- KANZIAN, Pfarrkirche. Wenn laut Gedenk 
t a-^T l buch die Kirche aus dem Anfange des 16. Jahr- 
»fagj hunderts 1,1518) (lammen foll, fo wird damit 
zweifelsohne nur der dem fpät-gothifchen Style ange- 
hörende örtliche Theil gemeint fein. Das yrofse drei- 
fchiffige Langhaus in der Form einer modernen Bafilica 
ill gewifs ein jüngerer Anbau, wahrfcheinlich erft aus 
des laufenden Jahrhunderts Anfang, weil, wie das 
Gedenkbuch fagt, im Jahre 1813 durch Feuer Alles 
zerllort wurde, wenn auch die Umfangsmauern, Pfeiler- 
unterlagc, wie die ganze Anlage weit alter find. Dafs 
das urfprungliche Prcsbytcrium von der Fcucrsbrunlt 
verfchont blieb, erklart fich daraus, dafs der zwifchen 
dem jetzigen örtlichen Theile und dem alten Langhaufe 



flehende fchr maffive Thurm «las Weitergreifer des 
zerftorenden Elements aufhielt. Bei der gegenwartigen 
Anlage erfcheint das im Werten des Thurmes (ich 
anfchliefscnde rechtwinkelig abgeplattete Presby terium 
als eine kaum mehr 2 M. tiefe Nifche. Zwei Eingänge 
fuhren von dort in die Thurmhallc utid die dahinter 
liegende Sacriflei, was alles unzweifelhaft zufammen 
das Prcsbytcrium bildete und mit drei Seiten aus dem 
Achtecke fchliefst. Im Thurme findet (ich ein Stern-, im 
Schlofse ein Netzgewolbe. Der Thurm ill jedenfalls 
der alterte Theil, von feiner Halle fuhrt zum Abfchlufs- 
räume ein Kundbogen. Im Schluffe fünf Spitzbogen- 
Fenrter ohne Maafswerk. Die drei Schiffe des Lang- 
laufes find durch zwei Pfeilerpaare getrennt und 



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XXXV 



umfartcn neun Gewolbcjoche. Die ScitcnfchifTc find 
niedriger, die Rippen fitzen auf Confolcn auf. Den 
Thurm deckt eine hohe vierfeitige Pyramide, im 
Glockenliaufc rundbogige Doppelfchallfenrtcr. (Fig. i.l 
St. J'angra: in Strojaeh, Filial • Kirche von 
St. Kanzian, kleine, fehr fchlanke einfehiffige Anlage, 
gleich breit im Chor und Schiff von ungewöhnlicher 
Höhe aus fpätgothifcher Zeit mit nettem Dachreiter 
am Firll. Anfangs oder Mitte des 15. Jahrhunderts. 
Das Gewölbe eine reizende Netzrippen-Conftru&ion. In 
den fpitzbogigen Fcnllcrn geometrifches zweiteiliges 
Maafswcrk. Die Gewölberippen im Presbytcrium 
ruhen auf Wandfäulen ohne Capitälen, im Schiffe auf 
Confolen. Der Triumphbogen hat dreifeitig aus dem 
Achtecke abgefchragte Leibungen. Aufsen Strebe- 
pfeiler. Im Chor intercifantc Chor-Gcfluhlc. dreifitzig 






— err — 

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1-4 




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X 










• 


1 



Flg. 1. St. Kaoiiao.i 

mit Klappfitzen, die Felder der Vorder- und Kuck 
lehne mit gothifchem Kankenwerke in Flachrelief auf 
fchwarzem Grunde geziert, und darauf die Jahres- 
zahl 1525 Fin Altar tragt das Datum 1644 und die 
Namen des Pfarrers Michael Mollzing von St. Kanzian, 
dann der Zechleute Lienhart Farian und Georg Stuck. 
Zwei Wandgemälde aus 1609, die Holle und die Geifse- 
lung. Aufsen ein coloffales Chrillophsbild von 1662. 

St. liartoiomae in Reehberg. Pfarrkirche mit ein- 
fachem fp.it gothifchen Schiffe und mit llreng gothi- 
fchem Chor, einer füdlichen doppcljochigen ftreng- 
gothifchen Capelle am Schiffe iKreuzrippcn und runde- 



Schlufsfleine mit Adler und Lamm darauf), gothifch 
unterwolbtem Thurme zwifchen dem Chor und dem 
Schiff als Verbindungs-Raum, mit im Norden anfchlicf- 
fender Capelle und im Süden anflofsender Vorhalle 
aus neuerer Zeit. Am Presbytcrium Strebepfeiler. 

Am Friedhofe ein runder Karner mit halbrunder 
Ortvorlage, aufsen eine Kanzel. 1 

Die Commende Rec/iberg im Jaun-Thalc wurde 
vom edlen Kärntner Lad. Präger 1495 geftiftet. Es 
folltcn dafclbfl fo viele Ritter des Georgs-Ordens 
refidiren, als mit Finfchlufs der Diencrfchaft von der 
Stiftung erhalten werden konnten. Als Zeichen der 
Unterwürfigkeit war jahrlich Käfc (100 lt.) nach Mill- 
ftatt zu liefern. K. Friedrich durfte den Rittern Frei- 
briefe zum Eifcnbcrgbau gegeben haben, weil K. Max 
22. Sept. 1515 den Rittern, falls fie auf das ihnen von 
feinem Vater Friedrich ferri gratia ertheilte Privilegium 
verzichten würden, eine Pfarre in Krain, Kärnten oder 
Steiermark verfpricht, welche 257 fl. Rh. trägt. Das 
Privilegium wurde zwar zurückgcflcllt , doch ohne 
Entgeld. 1513 vertaufchte das Stift Eberndorf die 
Pfarren St. Bartholomae und St. ThomaS in Glant- 
fchachan die Commende gegen St. Lorenzen zu Stein; 
iöoo wurde mit Millflatt auch Rechberg den Jefuiten 
einverleibt. 

St. .\fagdalena in H'afferhofen, Filial-Kirchc von 
St. Kanzian, klein, mit gerade gcfchloffenem und rund- 
bogig überwölbtem fchmalen Chore und kreisrundem 
<8 M.j flachgedecktem Schiffe, wahrfcheinlich eine 
romanifchc Rund-Capelle, die als der altere Theil 
erfcheint. Zopfig ausgebauchter neuerer Dachreiter 
am Kcgcldach des Schiffes. Der Rundbau kahl, ohne 
jeden Schmuck, Bretterdecke, ein gedrückt • fpitz- 
bogiges Fenller mit Theilungspfoften, rundes fchmuck- 
lofes Portal. 

Das alte Stiftsgcb.iude Waflcrhofcn, eine ausge- 
dehnte, fchr vcrwahrlofte Bauanlagc aus der Renaif- 
fance-Zeit. Im Rechteck gefchloffen umfafst es einen 
geraumigen Hof mit auf einer Seite angebrachten 
Arcaden-Gangen. Das alte Refektorium ganz mit Holz 
ausgetafelt, mit Schnitzarbeiten an den Wänden und 
mit einer cafTetirtcn Decke. 

St. Marxen. Ein kleines fpätgothifches Kirchlein 
mit Netzgewölben im Chor und Schiffe, die Rippen in 
Dreiviertelhöhe auf Wandfäulchen, im Chore mit klei- 
nen Capitälen, die mittclfi Kaffgefims untereinander 
verbunden find, im Schiffe ohne folchc; die drei Fenfler 
im Chor-Schluffe zweitheilig mit reichem Maafswerke. 
Die Unterwolbung des Orgel-Chores fpitzbogig mit 
kleinen Rippen. 

Die den» heil. Fgydius geweihte Pfarrkirche in 
Gutenflein (Dcc. Blciburgl ift ein zweifchimger Hallen- 
bau mit quadratifchem Chore, der zugleich den Thurm 
trägt, zu beiden Seiten des Schiffes je eine quadra- 
tische Capelle. Im Langhaufe flammen nur die Um- 
falTungsmauern von einem gothifchen Baue her, die 
Ueberarbcitung der Mittclfaulcn und die Gewölbe 
gehören neuerer Zeit an. Die Fenfler find fchmal, 
fpitzbogig und mit Maafswerk gefchmückt. Das 
gleiche gilt vom Presbytcrium. In der nördlichen 
Seiten-Capelle i(l die Ruhcflattc mehrerer Mitglieder 
der adeligen Familie Jabornegg, wie Joh. Karl Frei- 
herr v. Jabornegg. in Ihr. röm. kaif. Maj. Spanifch 

■ Mi! ihtilwtifcr R.miUunu Jt» Btrictl« dt» Archit«kl«n Piffi.K. 

■* 



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XXXVI 



Dicnftcn, wie auch einer hochlobl. Landfchaft Im Erz- 
herzogthum Kärnthendero Rittcrfchaft gewefter Leut- 
nant zu Fufs und I'ferdt t l6"l. ferner das Grabmal 
des Pfarrers CafparPilath, 1 1706, des Mathias Sichten, 
t 1683, des Erbauers der Capelle, des Jacob Chrifloph 
v. Steinberg, t 1763. des gurker Gencral-Vicars Scba- 
Aian Vinarfchich, f "659. Die Fricdhofs-Capelle mit 
niedrigem, fpat-gothifchem Chörlcin. 

Eberndorf* das ehemalige Auguftiner-Chorhcrrcn- 
Stift, aufgelöft 1604 und nach vielfachen Bcfitz-Ucbcr- 
gangen heute ein Dotations-Gut des Benediktiner- 
Stiftes St. Paul, ift eine anfehnliche, unregelmäßig 
gruppirtc, auf einer fanften Anhöhe fich erhebende 
Bauanlage, deren Haupt-Fronten gegen Welten und 
Süden gerichtet sind. Der minder bedeutende nörd- 
liche Flügel ift zum Theile durch Wald verdeckt, die 
örtliche Seite nehmen Ockonomic-Gcb.iude ein. Durch 
befondere Hohe zeichnet fich die weltliche, durch 
malerifche Gruppirung die fudliche Front aus. Das von 
Werten gegen Orten anrteigende Terrain hindert die 
Fortfuhrung des unteren Gcfchoffcs aus dem drei 
Stockwerke hohen weltlichen in den niedrigeren doch 
ausgedehnteren füdlichen Flügel. Diele Ausdehnung 
entfteht durch die im Sudorten angelegte Kirche, die 
leider durch einen in Südweftcn freirtehenden Vorbau, 
das fogenannte Beneficiaten-Gcbäudc, theilweife ver- 
rtcllt erfcheint. Durch die in diefem Vorbaue befind- 
liche Hauptcingangshalle gelangt man in den Vorhof. 
welchen im Norden das eigentliche Stiftsgeb.iude, 
im Orten die Kirche, im Werten ein Thcil einer Ring- 
mauer begrenzen. Ein zweiter Ringmnticrthcil rtofst 
von aufsen fenkrecht an die Vorbauflucht; er ift 
zinnengekrönt und mit Schiefsfcharten verteilen. 

Als Stifter diefer Canonie kann Graf Cacclin angenommen 
werden, der den Brüdern, die da »Gott dienten", wo er begraben 
fein wollte, all fein Gut vermachte. Patriarch Ulrich L von Aquilcja 
liefs deffen Leiche in die Marien Kirche in „Jim - uberfuhren, und 
dafclblt eine gröfsere Kirche bauen (11001. 

An einen befeftigten Wohnfitz er. 
innert auch der an der nordweftlichen 
Ecke des Stiftsgebäudes vorfpringende 
runde Thurm und die zu beiden Seiten 
des erwähnten Haupt-l'ortales ange- 
brachten grofsen Schiefsfcharten. Das 
Portal ift im Rundbogen gcfchloffcn, 
mit kraftigem Schlufsfteine verfehen 
und mit einer derben Quaderumrah- 
mung verziert. In einem das Ganze 
bekrönenden Giebclfeldc tritt eine 
rechteckige Tafel hervor, worin die 
Worte: Regnantibus F. II. F. III. und 
A'MDCXXXIIH. (Fig. 2.) ftehen. 

Die in runden Kreuzgewölben ge- 
deckte Eingangshalle und der Vorhof 
zeigen kein bcmerkcnswcrthcs Detail. 
Beachtenswerther erfcheint der fehr geraumige innere, 
beinahe quadratifche Hof, der mit dem Vorhofe durch 
eine zweite Eingangshalle verbunden ift. In zwei 
Stockwerken laufen hier flattliche Arcaden-Gänge mit 
Krcuzgewolbcfcldern auf ftarken Pfeilerftützen herum. 
Oftwnrts des füdlichen Ganges vermittelt die grofsc 
Sacriltci den Zugang in s Innere der Kirche. Die 



Sacrirtci bildet zwei quadrate Räume mit fehonen 
Sterngewölben. 

Das Kirchcngcbäudc (Fig 3) hat eine Länge von 
23V, Klft. und eine Breite von 6' t Klft, wovon auf den 



Chor 7 1 Klft. Länge und 4 Klft. Breite kommen. Es 
erfcheint alfo der Chor-Raum im Verhaltniffc zum 
cinfehiffigen Langhaufc zu kurz; er ift auch niedriger 
als das Schiff, hat aber den ftreng gothifchen Charak- 
ter des endenden 14. Jahrhunderts; das fpitzbogige 
Gewölbe durchziehen einfache Diagonal - Rippen, 
welche in zwei Jochen und dem aus drei Seiten des 
Achteckes gcltaltctcn Schluffc auf Wandfäulchen 
übergehen, die auf einem Kafffimfc auffitzen. In den 
Netzgewölben des funfjochigen Schiffsraumes nimmt 
man eine Anzahl gefchwungener Zwifchcnrippcn wahr, 
die ein reiches Netz bildend, an den Pfeilern und zwar 
auf deren weit in das Schiff hineinragenden Vorlagen 
mit Dreiviertel - Säulchcn -Vorlagen zufammenlaufen. 
Die Ungleichheit des gothifchen Bau-Charakters in den 
beiden Haupträumen weifet auf einen zwei-periodigen 
Umbau und es durfte fich die oberhalb des Triumph- 
bogens der Chorfeitc befindliche Infchrift zweifelsohne 
auf die fpätcre Umgcltaltung des Schiffes beziehen. 
Die Infchrift lautet: 

Valcntinus Fabri de Conobits Huius loci prae- 
pofitus et reformator, iunenfis et fauniae vallium 
archidaconus A.MDVI. R d "'ADM ac nobilis in Chrifto 
pater et Dnus Dnus Scbaftianus Kobcllius huius loci 
praepofitus tricefimus quintus, archidiaconus vallis 
iunenfis. nec non fereniffimi arthiducis Auftriae Fer- 

dinandi confiliarius fecit 
quod potuit. A.MDC. 1 
In naher Beziehung 
mit der angeführten In- 
fchrift ift eine Note in 
den „Urkunden -Rege- 
lt en-< von Beda Schroll. 
Es heifst dort pag. 87, 





Fig. 3 Eberndurf 1 



Bffrrctlmnj <l„r«. 



i<un( ■!>•• B«ui.hle» de 
U.nVm.U im JKh&U M m Mik » ...iiij.ii.1 



tc ilSo. 



dafs zur Zeit des hochwürdigen Propftcs Valentin von 
Eberndorf die Stiftskirche durch ein Gewölbe abgc- 
fchloffcn und amDicnltagc nach Franzisci im Jahre 1505 
durch den Dccan Lucas Fellpacher von Rudolphswerd 
der letzte Stein, vulgo „floszllain" eingefetzt wurde. 

Das Schiff gehört in feiner Anlage noch dem Baue 
aus dem 12. bis 13. Jahrhundert an und war früher 

Olef« Wort« >attn b 1 ml leut» Rc»»ui.n,n g im r lihn iSj, im 
»urJen hier übet ftrierje« und aul dif Tiiumph 



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XXXVII 



flachgedeckt, die heutige Einwulbung und Vcrftarkung 
der Pfeiler zu Gcwölbcauflagern l\ammt aus dem 
16. Jahrhundert (Fig. 4). 

Die durch die eingebauten Wand- und Strebe- 
pfeiler gebildeten Nifchen im Schiffe find in halber 
Kaumhohe mittclts Wandgurten überfpannt und wurden 
darüber fehmalc Emporen eingerichtet, welche mit der 
Hohe der Orgel-Empore correfpondiren. Die letztere 
ift durch 12 fchwache Rundfäulcn geftützt, an die die 
Rippen eines dichten Netzwerkes unmittelbar anftofsen; 
die Brüftungen der Seiten-Emporen find blos durch ein 
Fufs- und ein Kopfgcfimfc markirt. jene des Orgel- 
Chores durch ein fpätgothifches Blcnd-Maafswcrk. 

Sowie der Chor gehört auch die unter 
demfelben angelegte Krypta der erften 
gothifchen Bau-Periode (14. Jahrhundert) an ; 
fic nimmt nicht nur den ganzen Kaum unter 
dem Chore ein, fondern erltrcckt fich noch 
in der Tiefe zweier Schiffsjochc weftwarts. 
Diefc übermäfsige Ausdehnung erweift fich 
in der Oberkirche als ein betrachtlicher 
Uebelftand, denn die wegen der Niveau- Ver- 
h.iltniffc des Fufsbodens im Chor und Schiff i j 
nothwendig gewordene 2 Meter hohe Ver- 
bindungstreppe mit 12 Stufen markirt in 
unorganifchcr Weife die Unterteilung in i i 
ein vorderes und ein hinteres Schiff. Es ift 
kein Zweifel, dafs diefer Theil des Schiffes j E 
urfpriinglich ein Chor-Quadrat war, das aber 
bis auf die Spuren unterm Dache verfchwun- 
den ift. Ucbcr einige wenige Stufen zweier 
Seitenarme kommt man in die Gruft. Die 
Krypta befteht aus einem fehmälcren dem 
Ausmafsc des Chores entfprechenden und 
einem breiteren Thcilc, der fich unter einem 
Theile des Schiffes ausdehnt. 12 fchlankc 
Trennungspfeiler des Vorder- und acht 
folchc des Hintertheiles thcilen den erften 
in drei, den zweiten Raum in fünf gedruckt 
niedrige Schiffe ein, zufammen mit 30 Jochen. 
Die Joche find mit kräftig gerippten gothi- 
fchen Gewölben, deren einzelne Rippen auf 
je eine Seite des achteckigen Pfeilers ohne 
Capital anlaufen, eingedeckt. An den Seiten- 
winden einfache Confolcn und fieben kleine ftyllofe 
Fenfteröffnungen. Die Säulen charaktcriliren fich als 
in das 14. Jahrhundert gehörig (Fig. 4 und 6). 

Das Langhaus ifl an der Sudfeitc in drei ungleich 
breiten fpitzigen Bogen gegen einen fchr langen 
Cappcllcn-Raum geöffnet, ein nicht viel fpäterer Zubau 
vielleicht Mitte des 16. Jahrhunderts} als das umgcftal- 
tete Langhaus. Er zeigt noch das Sterngewölbe des 
Vcrfalls-Styles, wahrend eine zweite quadratifche in 
Oftcn aufgebaute Capelle fchon barocke Formen hat. 
Diefc kleinere Capelle liegt in gleicher Huhe mit dem 
Vorderfchiffe und ift im Fundamente als Gruft einge- 
richtet, welche von der grofseren Capelle zuganglich 
ift. Dies dürfte urfprünglich die Familiengruft des 
frcihcrrlichcn Gcfchlcchtcs von Ungnad gewefen fein, 
die im 15. und 16. Jahrhunderte Befitzer der nahen 
Burg Sonegg waren. 

Den Namen Sonegg tragt auch die Infchrift des 
intcreffanten farkophagartigi n Grabdenkmales, welches 
am Ortende der grofsen Capelle frei aufgerichtet fleht. 



In der auf 0-14 M. vertieften Oberflache des ri M. 
hohen und 2 36 M. langen Sarkophages aus rothem 
Marmor liegt die ganze Figur eines Kitters in voller 
Küftung, deffen eine Hand eine gerollte Fahne umfafst, 
die andere das Schwert beim Gefafsc an den Leib 
druckt. Die Haltung der Figur weicht nicht von der 
conventionellcn Darftcllungswcife ab, die fich insbe- 
sondere in den auseinandergeftcllten Füfsen charak- 
tcrifirt. In den Ecken des vertieften Feldes je ein 
gefchweifter Schild, von denen zwei mit Zinnen ge- 
thcilt, zwei eine fpringende Hundefigur zeigen. Aehn- 
lichc Schilde find an den fenkrechten Seitenflächen 
des Denkmals dargcftellt. Oben find diefc Flachen in 
gefchragter UmfafTung ge- 
bildet, worin die Infchrift in 
Minuskeln angebracht ift. Sie 
lautet : 

_Mio liegt begrabe der cdl 
wolgcpor her Kriftof Ungnad 
her zu funck dem got gnad 
und ift geftorben nach krifti 




Fig. 3 <Ebern<lorf. . 

gepurt MCCCCLXXXX jar am pfinstag nach der hei- 
ligen drei kunig." 

Zu erwähnen ift die Grabplatte des Jorg Ungnad 
t 1468. 

Es ift zu bedauern, dafs der Capcllcnraum kein 
beffercs Licht bekommt, fowie auch, dafs das Schiff 
nur durch drei oberhalb der füdlichen Empore befind- 
liche gedrückt fpitzbogige Fenfter beleuchtet wird. 
Die fieben Chorfenfter find wahrfcheinlich durch 
fpatere Modernifirung in rundbogige umgewandelt, 
und jede Spur eines Maafswcrkcs verwifcht worden. 
Auch dcrSchlufs des niedrigen und fchlecht profilirten 
Triumphbogens und das weltliche Portal nähern fich 
dem Rundbogen. 

Am weltlichen Ende der Süd-Capelle ift in der 
Schiffwand ein 2 M. hoher und I M. breiter Denkßein 
eingclaffcn, darin in Flach-Relief der Kcnaiffauce die 
Gertalt eines Abtes in vollem Gewand mit Stab und 
Mitra. Ueber dem bekrönenden fchwachen Sims eine 



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XXXVIII 



niedrige Tafel 
enthalt : 



welche folgende lateinische lnfchrift 



.Anno Dni MDXXXH vocatus erat mdus pr et Diis 
Des Andreas Lochncr ccclcfia collegiata divae Marie 
Magdalcnc in Volkhinmarckt { . . . 2) qui in prepofituram 
huius mon (r. .)electus(. .) tribus ommibus feliciter 
provifis tandem in dno vita cd defunetus Anno 
M D -XI. IUI - vigefima feptima die marty cuius anima 
in deropfmax-pace-quiefeat." 




Fig. 5. (Ebetmlorf.) 

Unterhalb der Figur fleht die Jahreszahl 1540 als 
Anfertigungszcit des Steines. 

Gegenüber diefem gut erhaltenen Steine fteht 
. der Taufjlti» aus lichtgrauem Marmor (RenailTance- 
Zcit);die anderen kirchlichen Gegcnftände, namentlich 
Altare, Kanzel, Bilder und Paramentc, 
find ohne Kunftwerth. Ausgenommen 
eine gothifche Marien -Statue und die 
Refte eines Flügel-Altars in der Sacriftci 
zu Ehren Märiens. 

Der maffive Thurm fteht in einer 
Entfernung von 2 • 60 M. vor der Südfeite 
und mifst zur Seile des quadratifchen 
Grundriffes 8*9 M , die Höhe ift nicht 
bedeutend und der Abfchlufs ein dumpfes 
Walmdach; im Glockcnraume jederfeits doppelte 
rundbogige Schalllocher, der Zugang von der Empore 




der Kirche durch einen in neuerer Zeit gemachten 
hölzernen Verbindungsgang; der urfprüngliche Hin- 
gang von aufsen wurde vermauert. 

Oftwärts von Eberndorf nur 5 Minuten entfernt 
fteht die gröfste Filiale, die Kirche am Marituberge, 
zugleich Friedhofskirche. Eigentümlich erfcheint es, 
daf« im Eberndorfer Gcdcnkbuchc die Erbauungszeit 
in die Jahre 1703 — 1716 gefetzt wird, dagegen an der 
aufseren Kirchenthür die auch nicht entsprechende 
Jahreszahl 1667 fleht. Eine einfchifriye Kirche im fpat- 
gothifchen Styl ohne Trennung des Schiffes vom Chor. 
Der letztere ilt dreifeitig gcfchlofscn und hat in den 
Ecken und an den Wanden Drciviertel-Saulchcn mit 




(Ellerndorf.) 



ringförmigen Capitiden, an welchen fich die Rippen 
des dichten Netzwerkes vereinigen. In den Schild- 
wanden fpitzbogige Fcnftcr ohne Maafswerk. Der 
Thurm ift aus der neueften Zeit. Als Scitcnftützen 
der Gewölbe überall Strebepfeiler. Ein älteres gothi- 
fehes Prcsbytcrium mit fchmalen im Klecblatt-Bogcn 
gcfchloffenen Fcnftcrn hat die Filiale Köcking. Die auf 
der Wand des fpitzigen Triumphbogens flehende 
Jahreszahl 1692 dürfte fich hier auf den fpateren Zubau 
des Schiffes bezichen. In der Kirche das Votivbild des 
letzten Propftcs Kobell von 1601. 



Notizen. 



1 Bei der Abtragung eines llaufcs in Ccrvig- 
nano wurde, wie Confcrvator Dr. v. ßharro berichtet, 
die hier nachfolgend befchriebene Ära, welche mit 
nach unten gekehrter Schrift als Schwelle des Haus 
thores gedient halte, aufgedeckt. 

Der Stein aus grauem iflrifchcn Kalkfcls ift 
66 Cm. hoch, 27 Cm. breit und hat 26 Cm. Dicke, 
die Infchrili lautet: 

SAS. 
IN HONOREM 



\ . VAI.KRI 
NVÄPIODOT 
VI VIR KT- DD .VC 
l .STATI-PRIMIC 
KT 

IN -MEMORIA 3 
C ■ STATI • HEVRET 
VI VIRI F. I •DD - VC. 
AI.VI'VS 
L I l< 



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XXXIX 



Gleichzeitig wurde die fchon bekannte an der 
Seite des oberwahnten Hausthores eingemauerte Ära 
freigemacht, welche gleichfalls aus iftrianer Kalkftein 
angefertigt ift und 93 Cm. in der Hohe, 33 Cm. in der 
Breite und 30 Cm. in der Dicke mifst, mit folgender 
Infcltrift : , 
SILVAXO 
AVG 
C- STATIVS 
•C-KT H'LIB' 
EVTYCHVS 
MAN! ANNS 
YS- 

Endlich wurde in der Mauer desfelben Haufes 
eine andere kleine Ära aus weifsem Kalkftein, 51 Cm. 
hoch, 18 Cm. breit und ebenfo dick, fchlecht bearbei- 
tet und mit nachlaffig eingegrabener Infchrift gefun- 
den, welche lautet : 

IOYISAC 

VARIA 

PYLLIS 
KXVISV. 

Dicfc drei Steine wurden durch Vermittlung des 
k. k. Confcrvators liissarro für das Staats- Mufeum in 
Aquileja angekauft. 

2. Confervator Dr. Pichler berichtete über ein 
Saulenftück von körnigem Marmor, das als Gränzfcheid 
auf den Feldern von St. Peters im Salmthalc diente. Ks 
ift ein beiderfeits abgebauchtes Saulenftück, 165 Cm. 
lang, 30 Cm. Durchmefl'er, in dem unteren Theilc der 
bis auf die Hälfte in die Krde eingeladenen Säule mit 
fchönen feharfkantigen und in (teilen Windungen verlau- 
fenden Spiralen verfehen. Ks ift die Abficht, diefelbe 
der Sammlung im Joanneum einzuverleiben. 

3. Nach einer Mittheilung der k. k. Statthaltern in 
Trieft wurde das antike Kclief mit der Darfteilung 
eines Flufsgottes, das fleh an der Dorfkirche bei 
Mainissa eingemauert befand, nach Aquileja in das 
dortige Staats-Mufeum gebracht. 

4. Die St. Gertruds-Kirche in Gars wird einer ein- 
gehender Rcftaurirung unter der Leitung des Confcr- 
vators Rosner und des tüchtigen Kunftfrcundes und 
l'farrers Franz Lux unterzogen. Zunächft wurde das 
1 lauptfenfler im Chor-Schlupfe reftaurirt. Im nächften 
Jahre follcn Mauern und Pfeiler des Presbyterium 
wieder hcrgcftellt werden und das Ncbenfetifter an der 
Evangelien- Seite cntfprcchcndc Vcrglafung erhalten. 
An einzelnen Stellen finden fich Spuren von Fresken, 
wie ein grofser Chrilloph, Einzug Chrifti, die mit 
befonderer Pietät blosgelegt werden füllen. 

5. Im Fcucrlofch-Dcpot zu Znaim befinden fich 
laut Mittheilung des Confcrvators Slers mehrere aus 
der ehemaligen Minoriten-Kirche flammende Grablleine 
eingemauert. Intereflant ilt der Stein fiir Wenzel Herrn 
von Lomnitz und Mcfcrits, ehemaligen Hefitzcr des 
SchlolTes in Znaim, der [559, 23- Janner, 88 Jahre alt, 
Harb. Auf der Platte ilt ein vor einem Kreuze knieen- 
der Ritter dargeltellt, ahnlich dem Salm Monumente 
in der Votiv-Kirchc. 



6. Confervator Freiherr v. Sacken hatte mit 
Ermächtigung der Central- Commiffion und deren 
Unterftutzung den fehonen Grabftcin des 1499 ge- 
(torbenen Abtes Hentdiel Eck des Stiftes Mtmdfee 
in Obcr-Ocfterrcich aus feiner bisherigen Stelle im 
Hoden aufheben und aufftellen laffen. Der erwähnte 
Grabllein aus rothem Marmor von guter Arbeit und 
flcifsiger Ausfuhrung lag bisher mitten im Chore 
gerade vor dem IIoch-Altare, wo er den Fufstritten 
zahlreicher Kirchenbefucher ausgefetzt war, wovon 
durch Abreibung der erhabenflcn Stellen viele Spuren 
zeigen. Bei dem kunftgcfchichtlichcn IntercfTc, welches 
dicfcr Grabftcin darbietet und bei dem Umftande, 
dafs er dem Erbauer der gegenwartigen gothifchen 
Kirche gewidmet Ift, empfahl es fich, ihn der zuver- 
laffigen allmähligcn Zcrftörung durch Aufftellung an 
einem fichcrndcn Platze zu entreifsen. Gegenwärtig 
ficht er an dem das Mittelfchiff von der nördlichen 
Abfcitc trennenden Schlufspfciler, und eröffnet die 
Reihe derdort aufgeft eilten Pralatcn-Monumente, deren 
alteftes er ift. Bei diefer Gelegenheit wurden Nach- 
grabungen gemacht, um Refte von der cinft beftan- 
denen Kryptc zu finden, welche bis 1444 urkundlich 
erwiefen ift, doch umfonft. Ks ift kein Zweifel, dafs man 
beim Baue der gegenwärtigen fpät-gothifchen Kirche 
(1470) die Kryptc cingefchlagen und mit dem vorhan- 
denen Schutte ausgefüllt hatte, fo dafs nur mehr deren 
L T mfangsmauern vorhanden find. 

7. Im Laule des Jahres 1881 wurde die Rcftau- 
rirung der Decanal Kirche in Nimbtirg fortgefetzt. 
Das verwitterte Maafswcrk des grofsen Fenfters an 
der Well feite ift durchaus erneuert worden, der Wcft- 
giebel bekam neue Fialen fammt Kreuz nach dem 
Entwürfe des Architekten Moeker. Obgleich die 
Nimburger Kirche ein Ziegelrohbau ift mit theilweifer 
Verwendung von Hauftcin. fo mufste doch, da die 
Mittel zur Hcrftellung des Rohbaues fehlten, und zur 
Schonung des Mauerwerks die Mauerflächen verputzt 
werden. 

8. Bei der in jüngfter Zeit eingeleiteten Bemalung 
des Prcsbytcriums der Benediktiner -Stiftskirche in 
St. Paul kam man gelegentlich der Entfernung der 
Tünche in der Apfis auf Spuren romanifchcr Wand- 
bemalung. Leider blieb es nur bei den Spuren, denn 
man hatte in längft entfehwundener Zeit die Apfis 
übertüncht und zu diefem Behufe, foweit es ging, den 
alten Verputz mit feiner Uebermalung weggefchlagen. 
Man erkannte jetzt Spuren eines bandartigen Orna- 
ments, einen thronenden Chriftus und an den Seiten 
einige ftchende Figuren. Die Spuren diefer dem 
13. Jahrhunderte angehörenden Wandgemälde wurden 
w ieder übermalt. 

9. Im „Kirchcnfchmuck" vom Jahre 1880 findet 
fich eine intereffantc Notiz über das St. Walpurgis- 
Kirchlein bei .SV. Michael in der Steiermark. Dasfelbc 
befteht aus einem oblongen hohen Schiffe und kleinen 
Presbyterium. Das erftcre, ehemals flachgedeckt, hat 
jetzt einen modern getünchten Plafond. Zwifchen 
beiden ein hoher Scheidebogen im Charakter der Früh- 
Gothik. Der Chor befteht aus einem kleinen Joche 



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XL 



mit einem Kreuzgewölbe und aus dem fünffeitigen 
SchlulTe, und mag in das 13. Jahrhundert zurückreichen. 
Als KippenauflagcKunddicnfte mit fchünen Laubwerks- 
Capitalcn, die Rippen mit dem rogenannten Hirn- 
Profil; rechts eine Piscina. Kin wcrthvollcr Schmuck 
des Kirchleins ift in den drei Glasfcnrtcrn des Chor- 
Schiliftes, die an die Kloftcrncuburger Fenfter erinnern. 
Sic zeigen gekrönte heil. Jungfrauen, die klugen und 
thorichten Jungfrauen, dann die heil. Walpurgis und 
einen Mönch. Auf dem Spruchbande, das dcrfclbc 
halt, fteht: abbasadmondv. haainric alch{inc)(orjivndus 
hec tibi dat dona Walpurgis (me'ia patrona. Abt Hein- 
rich II. (f 1297) hatte, des Kirchleins feiner Geburts- 
ftrittc eingedenk, dasfclbe mit reichlichen Gaben 
bedacht. 

10. Im Lauttracher Ried wurden einer Anzeige 
des Confervators Dr. Jenny zufolge neuerlich drei 
Braftcatcn gefunden. Braeleaten zu beftimmen ift eine 
fchr fchwicrige Aufgabe, da fie meiftens fchlccht 
erhalten und die angebrachten Symbole nicht Wap- 
penflücke, fondern nur Münzzeichen find, die in den 
mannigfaltigftcn Zufammenftcllungcn verwendet wur- 
den. Die neu gefundenen drei übrigens fchr gut 
erhaltenen Stücke dürften nach ihren Merkmalen einer 
kaiferlichen oder fürftlichen Münzftatte im füdlichen 
Theile von Schwaben oder einer oft fehweizerifchen 
Münzftatte angehören, und aus der Zeit Conrad IV., 
Mitte des 13. Jahrhunderts (lammen. 

11, (Hin Apothekermdr/er vom Jahre i$o6.) Im 
Laboratorium der landfehaftlichen und wohl auch fchr 
alten Apotheke in Slockerau befindet (ich ein aus 
Krz gegoffener Morfer vom Jahre 1506, welcher in 
einer Vertiefung eines gedrehten Holzftockes 
befeftigt ift. wefshalb man den unterften Thcil 
desselben nicht fehen kann. Der Eigenthümer der 
Apotheke und des Murfers Herr Jul. Schau mann 
hatte die bcfondereGüte, den Morfer fammt einem 
Thcil des Holzftockcs auf feine Koften für die k. k. 
Ccntral-Commiffion photographifch aufnehmen zu 
laffen, und nach diefer Aufnahme wurde die vor- 
gehende Abbildung angefertigt. Die Höhe des 
Murfers betragt vom obern Rande desfelben bis 
zur obern Hafis des Stockes 28 Cm., der obere 
Umfang 97 Cm. und der untere 68 Cm. Der Morfer 
ift fehr einfach aber gcfchmackvoll im Style der 
Früh-Rcnaiffance ornamentirt; denn er hat zwei 
mit den Köpfen nach oben gerichtete Delphine als 
Henkel, oben unter dem Rande einen Rundftab, 
welcher mit einer ziemlich weit unten befindlichen 
Kchlleifte durch fchragc gleichlaufende Kehlleiften 
verbunden ift, und aufser den zwei, zwifchen den 
Henkeln ftchenden, wenig erhabenen wappenahn- 
liehen Schildchcn. mit thcils vertieften, thcils erha- 
benen Blumenverzierungen, ganz unten eine Reihe 
von nach aufwärts gekehrten Akanlhusblatlcrn. Der 
Morfer tragt aber noch ein Wahrzeichen, welches 
ihn, mit Rückficht auf die Sprache, eben als Apotheker 
morfer kennzeichnet, indem fich ober dem zuletzt 
erwähnten Ornamente die folgende Umfchrift (in 
Capital-RuchftabCfl] findet. 

NON . CBAS . Sl . (XVII) . 1IODIK . POTKKIS . 
Ä . I) . VI . 



(Was du heute thun kannft, verfchiebe nicht auf 
morgen 1506.) Damit ift zu vergleichen: 

Heute foll dem Morgen 
Niemals etwas borgen — 

und 

Morgen, morgen nur nicht heute, 
Sprechen alle faulen Leute. 
{Rommel, deutfeher Spruchfehatz, 221, 216.) 

Ucbrigens fagt auch Goethe: „Was heute nicht 
gefchieht, ift morgen nicht gethan." — und fchon 
F. A. Hallbauer hat in feiner im Jahre 1725 erfchienenen 
„Sammlung teutfeher auserlcfener Infcriptioncn" In- 
fehriften an Gebäuden, Glocken, Gefafsen u. dgl. 
gefammelt und mitgcthcilt. 

/{/aas. 

12. (Siegel der Stadt Feldkirch.) 
I. Siegel von circa 1382. 

Aus dem ganz glatten Hildfelde tritt ftark erhöht 
und an vier Orten den Schriftrand durchbrechend das 
Bild der Kirche hervor, nebenan rechts das Wappen 
der Montfort [fchwarze Fahne im filbcrnen Felde) in 
dreieckigem, feitwarts ausgebauchten Schilde. Die 
Kirche erfcheint als gothifcher Bau mit Haupt- und 
Seitenfchiff und ftattlichem Thurm, nach der fehr 
deutlichen Detail-Angabe aus Quadern gebaut, mit 
Hohlziegeln gedeckt und mit Spitzbogenfenftcrn ver- 
fchen, das oberfte Schallloch des Thurmes in Kleeblatt- 
form; dclTcn fchwerfalligcs Dach tragt an der Spitze 
ein grofses Kreuz und zu beiden Seiten ficht man 
Thurmfahnchen. nach unten und oben mit Knöpfen 




Kig. I. (Stuckeran.) 

befetzt. deren Bedeutung erft durch Vergleich mit 
dem nachftfolgcnden Siegel fich erklärt. Dicfc Dar- 
fteltung hat wohl der alterten Pfarrkirche Feldkirch's 
entfprochen, bevor fie um das Jahr 1380, vielleicht 
etwas fpater durch eine Feuersbrunft fchwer befchadigt 
wurde. Die Legende in dem durch Pcrllinicn cinge- 
fäumten Schriftrandc ift in etwas rnhen Lapidaren 
gefchrieben und lautet : S' Secrctum Civitati' in Veltkirc. 



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XLI 



Im letzteren Worte ericheint eine Ligatur zwilchen 
e und /. Der erfte Gebrauch diefes Stadt-Sigills darf mit 
Sicherheit ins Jahr 1382 gefetzt werden, als die Burger 
von Graf Rudolph II. von Montfort ihre eigene Ver- 
waltung erhielten; von den vorgefundenen Urkunden, 
an welchen dasfelbe hangt, ift die alterte nach Waken- 
egger aus dem Jahre 1494. (Fig. 2.) 

2. Siegel aus dein 16. Jahrhundert. 

Im Jahre 1460 legte ein zweiter Brand die Pfarr- 
kirche ganzlich in Afche, worauf fic von Mcifler Hans 
Sturm von Grund aus neu aufgebaut und anno 1478 
vollendet wurde. Diefe aller Gothik entkleidete 
Kirche tritt uns auf dem zweiten Siegel entgegen, 
welches diefclbc ohne Scitei-fchiff mit rundbogigen 
Fenftern, Tinn en und Schallluchcrn zur Anfchauung 
bringt. Der Thurm tragt nun einen hohen fpitzen 
Helm mit Knopf befetzt, hat aber die beiden Thurm- 
erker mit Windfahnen beibehalten. Vermutiiiich hatte 
jene Feuersbrunft nur das Dach, nicht aber die Krker 
zerfturt. welche doch fonft nur fortificatorifchen 
Thürmcn eigen find. Dafs er aber gerade zu diefen 
gehört habe, feheint mir nicht nur durch diefe Erker, 
ifondern auch aus feiner unmittelbaren Stellung am 
alten Stadtgraben (fogenannten Hirfchgraben con- 
ftatirt. Der Montfort fchc Wappenfchild, der im Siegel 
wieder zur Rechten der Kirche fleht, hat fich wie diefe 
verändert, indem er die oben gcfchwciftc und feitwarts 
eingebogene Gellalt angenommen, wie fie zu jener 
Zeit die übliche war. Kirche und Wappen liehen in 
einem von Blattranken ausgefüllten Siegelfelde; um 
beide herum fchlingt (ich der Schriftrand eines Spruch- 
bandes, welches in lateinifchen Lettern die Umfchrift 
tragt : Sccrctum. Civita. Veltkirchcnfis, 




Auf dem dritten Siegel erfcheint die Kirche in 
gleicher Form wie auf dem zweiten, nur in aufseren 
Zuthaten — fo die Gitter an den Fenllern und die 
Ausllattung dcsl'ortales imStyle dcrSpät-Renaifiancc 
— find Veränderungen bemerkbar. Der Thurm hat 
feine beiden Krker cingebufst, die inzwifchen wahr- 
feheinlich abgetragen wurden; die Cifelirung ift fo 
forgfaltig ausgeführt, dafs der Zeiger an der Uhr, die 
Glocken zwifchen den Schallluchcrn und die Säulen 
am Portale genau zu erkennen find. Zierliche Arabes- 
ken erfüllen den freien Raum des Bildfeldes; deutlicher 
als in dem zuvor befchriebenen Siegel nimmt man 
wahr, wie der elegant geformte Wappenfchild an 
dünnem Bande an eine Arabeske gehangt ift, welche 
ihrerfeits wieder trägerartig aus dem Kirchcndache 
hervorragt. Innerhalb der aufserflen Wulrtlinie zieht 
vili. N F. 



fich das Spruchband mit theils gerolltem, theils gewun- 
denem Lnde; dort wo die Kirche auf ihm ruht, lieft man 
in kleinflen Ziffern die Jahrzahl .1672. Die Legende 
felbft lautet unverändert: f Sccrctum civita: Vclt- 
kirchcnfis f. Die Schrift ift gleich dem Bildwerke des 
Siegels mit vieler Sorgfalt und Pr.icifion ausgeführt. 
(Fi«- 3.) 

Jenny. 

13. Nach Bericht des Confcrvators Gekielt befindet 
fich auf der Infcl .San Giorgio di Ginf>f>ana ein Feld, 
bis jetzt eampo di renato genannt nach einem Könige 
von Neapel, der fich nach feiner Thronentfagung 
auf diefe Infcl zurückzog und ein Schlofs bewohnte, 
das auf diefem Felde lag, wovon jedoch jede Spur ver- 
loren gegangen ift. Hin einziges Krinncrungsftiick blieb 
in einem WappenftcUM der Renato, der der Familie 
Valitic gehurt und für deffen Confervirung Seitens des 
Confcrvators Schritte gethan werden. Das gekrönte 
Wappen in einem zugefpitzten Schilde ift in acht 
Felder getheilt, je vier nebeneinander. Das crllc ift 
fünfmal horizontal getheilt, das zweite, dritte und fünfte 
mit heraldifchcn Lilien beftreut, im vierten das Kreuz 
von Jcmfalcm, im fechften und fiebenten ein aufrech- 
ter Delphin begleitet von vier Kreuzen, im achten ein 
fchragrechtcr Balken, darin drei gcftiimmcltc Adler. 
Am Spruchbar.de der in das 16. bis 17. Jahrhundert 
gehörigen Sculptur die Worte: Renatus . rex .juftus. 

14. Nachdem im Laufe des vergangenen Jahres 
der will/ehe Hof in das Eigenthum der Stadtgemeinde 
Kattenberg ubergegangen war, hatte diefelbe nunmehr 
einen Concurs ausgefchrieben für ein Umgcllaltungs- 
ProjecT diefcs Gebäudes zur Unterbringung mehrerer 
Schulen unter gleichzeitiger moglichfter Erhaltung 
des alten Bau-Charakters des Gebäudes und einzelner 
charakteriftifchcr Beftandtheile desfelben, wie der 
Wcnzels Capelle etc. Von den Concurrenten wurden 
drei pramiirt. Die Stadtgemeinde Kuttenberg hatte 
die befondere Gefälligkeit, die drei pramiirten Projcrfte 
der Central-Commiffion zur Einficht zu übermitteln, 
und dadurch diefer -letztem die Gelegenheit zu bieten 
diefe Plane eingehend zu ftudiren. 

Die mit dem ersten Preifc ausgezeichneten Archi- 
tekten Machytka und Schmorans haben bei Erfüllung 
der utilitärcn Bedingungen des Programmcs dennoch 
die I laupt-Configuration des wälfehen Hofes erhalten, 
den Charakter des Hofes im Wefentlichen unverändert 
belalTen und gleichzeitig das Gebäude der Erz- 
Dcchantei damit in eine einheitliche Form gebracht. 
Trotz der fehwicrigen Lage war es den ProjccWer- 
faffern dennoch möglich, die alten Pfeiler des Arcaden- 
Ganges vollkommen intacl zu erhalten und fomit ver- 
bleiben auch die alten Bogen und die an den Wand- 
flachen befindlichen Reliefs und Wappcnfchilder. 

Die alte Capelle ift mit einem Exhortcn- und 
Fcltfaal in Verbindung gebracht und damit ihre 
künftige entfprechende Verwendung gefichert. 

Ift das erft pramiirte Projeft einfach undanfpruchs- 
los. fo ift es doch würdig, harmonifch und klar und 
die Idee des alten Bauwerks, des hiftorifch wichtigen 
Denkmals der Stadt darin lebendig erhalten. 

Die Central Commiffion kam beim Studium der 
Projeclezur Ueberzeugung, dafs in dem erft-prämiirten 

f 



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XLI1 



l'rojcclc den von ihr gcftclltcn Anforderungen bezüglich 
der Erhaltung des Haupt-Charakters des walfchen 
Hofes am meiften entfprochen wird und dabei mit 
befonderem Verrtandnis die vcrfchiedcnc Formbildung 
der Kcnaiffancc Perioden berückfichtigt worden ift. 




Fig. 4. (8fMte| | 

15. Der um die Reftaurirung des Mcraner Flirrten- 
haufcs wohlverdiente Confcrvator Sclnmlurr hat über 
die Fortichritte dieler Angelegenheit einen ausführ- 
lichen Bericht an die Ccntral-Commiffion erftattet. 
Die Reftaurirung kann eigentlich mit Ausnahme der 
Malerei in den zwei Erkern des erllen Stockwerkes 



und tler Wappen-Dccoration über dem Hauptthore 
als vollendet betrachtet werden; da im Jahre 1881 die 
Fenfter des Vorfaalcs im zweiten Stockwerke ihre ein- 
brechende Vcrglafung erhalten haben. 

Die fo viclfeitig, namentlich aber durch ihren 
Erbauer Erzherzog Sigismund und durch ihre zeit- 
weiligen Hcwohncr wie K. Max I. bedeutende Burg 
hat fich nun in ihrer verjüngten Geftalt lebhaften 
Befuches und anerkennenden Lobes zu erfreuen. 

An Einrichtungsrtückcn. welche fammtlich dem 
15. Jahrhundert und der Max-Zeit angehören, wurden 
unter anderen erworben : eine Uhr, eineCredcnz fammt 
Schüffcln und Platten, eine CalTettc. das der Eleonore 
von Schottland, Sigismund s Gattin gehörige, hochfl 
feltene und mit Holzfchnitten gezierte Werk Pontus 
und Sidonia, ein Urkundencopialbuch der Stadt Meran 
mit einem Einbände aus dem 15. Jahrhundert, eine 
wcrthvolle Helmparte, eine 3 hohe Holz-Statue des 
Uittcrs Georg fein Meifterwerk des 15. Jahrhunderts), 
ein kortbarcr WcihwalYcrkel'fel und ein Rauchfafs. 

16. Confervator v. Ijifchin hat an die Ccntral- 
Commiffion über die Arbeiten bei Ncuaufftelhmg des 
landftandifchen Zeughaufcs in Grat: berichtet und 
bezeichnete den Fortgang der Arbeiten als in erfreu- 
licher und zufricdcnrtcllcndcr Weife geführt. Hei Säu- 
berung der Harnifche ergab fich die Zahl der Werth- 
vollen prunkvollen Waffcnftückc grofscr als man bisher 
vermuthete 

17. In der Pfarrkirche zu Effenting irt, wie 
A. U'M-hr an die Ccntral-Commiffion berichtet hat, 
in der Kirche rechts an der Wand ein Grabftein von 
rothem Marmor 7' 2" hoch, 3' 6" breit, mit L'mfchrift 
in lateinifchen Lapidar-Ruchftabcn, die untere Lcifte 
durch die Rucklehne eines Kirchcnrtuhlcs verdeckt, 
Zwilchen den Worten ftatt der Funkte zierliche Rofct- 
ten angebracht: 

ifi HlKsLIG TsBEGRABES £ DER* HOCH VNDWOI.- 
CJEBORN » GRAFS VND « IIEKHERffilORÜSGRAF 38 
ZV x SCHAVNBERG S OBRISTER 33 ERB .WAR- 
SCHALCH a IX s OESTEREK.'H «\ NDsaSTEIER « GE- 
STÜRBEN ■ 1554 IAR«| 

Im vertieften Felde des Grabfteines fteht die 
geharnifchtc Figur des Ritters im gothifchen Graten- 
Kurafs, mit dem Schaller auf dem Haupte und Hals- 
berg, in der Rechten das Panier, die Linke am 
Schwertgriff, zu feinen Füfscn ein Lowe, defl'en Zogcl 
fich um den linken Fufs des Grafen fchlingt. In der- 
Hohe des rechten Knies ift das quadrirtc Wappen 
von Schaunbcrg : 1 gefpalten (weifs und roth< Schaun- 
berg, 2 Julbach, 3 Stubenberg, 4 Wurmb, darüber der 
Tournierhelm mit den durch ein Gehänge verbundenen 
Büffelhorncrn. Links das quadrirte mit dem Adler- 
herzfchilde verfchene Wappen der Arco (Bogen) mit 
Helm und Kleinod. (Fig. 4.) 

Ge .r : < ir.ii von S< hai nbei g wai 1 t;_- gebot er 
und ftarb 1554 im Alter von 82 Jahren. Er erwarb 1501 
die Herrfchaft Roffeg in Kärnten fammt dem Wurt- 
berger Amte vom Erzbifchof Leonhard von Salzburg, 
und war im Aufgebote gegen Venedig Hauptmann 
des Hausruckvicrtcls, fertigte 1519 nach dem Tode 
Kaifer Maximilian I. die Landesordnung und ging 



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XLIII 



mit der Gefandtfchaft an Kaifcr Karl V. und Erzherzog 
Ferdinand I. nach Spanien. Nach leiner Rückkehr 
gerieth er in Fehde mit Michael überhaimer und nahm 
ihn gefangen. Bei der Taufe der Tochter des Kaifers 
Ferdinand L Klifabeth, geb. zu Linz am 9. Juli 1526, 
im Schlöffe dafclbft begangen, vertrat er Pathenftelle. 
Im Jahre 1552 empfing er in Schaunberg den durch- 
reifenden Herzog Albrecht von Bayern, und hat wie 
Hundt im bayerifchem Stammbuch berichtet [Fol. 260), 
„wicwol er ein achtzigjähriger blinder podagraiftifchcr 
.Herr war, mit dem Herzog und allen bayerifchen 
.Galten einen ftarken Trunk than. Seine Hothaltung 
„war furftlich und nennet man fie der Zeit und noch 
„ — die hohe Schul zu Efcrting, allda man jahrlich 
„ctlieh viel Dreyling Wein ausleert." 

Seine Gemahn war Genofeva Grafin von Arco. 
die Tochter Andreas Grafen von Arco und dell'en 
Gattin Genofeva Grafin von Martingen. Sie befchenkte 
ihren Genial mit drei Söhnen und fünf Töchtern, von 
welchen ihn nur fein Sohn Wolfgang überlebte, mit 
welchem das Gefchlecht der Schaunbergc crlofch Die 
Guter erbte Jurg's Tochter Anna, die an Erasmus von 
Starhemberg feit 1530 vermalt war. 

18. Von Seite des kürntnerifchen Gefeltiehts- 
Vereins erhielt die Central Commiffion wichtige Nach- 
richten über die Krwerbung von Privat-Archivcn. 
Das Archiv des Furften Torcia zu Spital, infoweit es 
dem Vereine zur Verfügung gefleht wurde, wurde ein- 
gehend gefichtet und das daraus Ausgewählte brachte 
man nach Klagenfurt. Es waren meift Ac"tcn aus dem 
17. und 18. Jahrhundert: Urbare, Ehrungsbucher, Stifts- 
regifter, Urkundenbucher und Gerichts-Protocolle. 
Eine ahnliche Ausbeute, minder zahlreich aber fehr 
wcrthvoll und bis in das 16 Jahrhundert zurück- 
reichend, machte der Verein im Archive Seiner Durch- 
laucht des Furften Friedrich Liechtenftein zu Rofegg. 
Das ungleich werthvollfte Archiv ift das der Stadt 
Gmund, worin fich zahlreiche Pergament-Urkunden bis 
in das 14. Jahrhundert zurückreichend und auch fonft 
noch mancher Schatz für die Gefchichte Kärntens 
findet. Aus dem Archive der Pfarrkirche in Kappel 
wurden einige 90 Urkunden, darunter etliche aus dem 
14. Jahrhundert erworben. 

19. (U'aidhofen an der Ybbs.) 

In dem Berichte vom 26. Februar v. J. hatte Prof. 
;•. Riedel der k. k. CentralCommiffion das Programm 
über die Reflauration der Pfarrkirche zu Waidhofen 
unterbreitet und hat über die im vergangenen Som- 
mer durchgeführten Arbeiten dafelbft überdiefs der 
Confervator Dr. Prof. Fries detaillirt bereits berichtet, 
wefshalb erftercr hauptfachlich nur noch Einiges über 
die aufgefundenen Fresco-Gemäldc zu melden hatte. 

Nachdem Mitte Auguft d. J. die Einfctzung der 
neuen Glasgemälde in die vier Krcuzfchiff-Fcnfter und 
die Aufftellungdcsfchmicdcifcrnen Communion-Gitters 
beendet war, wurde nach der Abtragung des zopfigen 
Scitcn-Altares auf der Epiftelfeite des Chores, die 
Tünche von der ganzen Wandflachc abgefchert, wobei 
ein 7 Fufs hohes Marienbild zum Vorfchein kam. 

Die Figur trägt ein roth damafeirtes Kleid mit 
gelbem Gürtel und weifsem Mantel; der Hintergrund ift 
dunkelblau und die maafswerkartige Umrahmung, 



foivic die untere Confolc mit Wappen find grau in 
grau gemalt. Die unterfte Kalktunchc war nur fehwer 
zu befeitigen, und konnte befonders beim Kopfe ohne 
deffen Bcfchadigung nicht vollftandig entfernt werden, 
wefshalb derfclbe in der Entfernung am meiften undeut- 
lich erfcheint. 

Die Auffindung der Taube zu Kopfe charak- 
terifirte die Figur als Maria Verkündigung, wonach 
an der anderen Wand der verkündende Engel hinter 
dem linksfeitigen Altare erhofft wurde, welcher auch 
nach vorläufiger Unterfuchung zum Theil zum Vor- 
fchein kam. Nachdem jedoch der zweite Seiten-Altar 
erft nachftes Jahr zur Abtragung kommt, mufs auch die 
Blofslegung diefer Figur bis zu diefer Zeit verfchoben 
bleiben. 

Befagte Gemälde tragen den Charakter des 
15. Jahrhunderts, feheinen fonach gleich nach Vollen- 
dung des Baues ausgeführt zu fein und liifst das noch 
feftzuftcllendc Wappen auf eine Widmung der Bilder 
fchliefscn Da fich auch unter der Kngclfigur ein 
Wappen befinden durfte, ift auch eine nähere Biftim- 
mung des erfteren nach weiterer Unterfuchung zu 
erwarten und wird Prof. RitWtl hierüber im nachften 
Sommer Weiteres berichten 

Von den neuen gothifchen Scitcn-Altaren wurde 
nur der rechtfertige Marien-Altar am 20. September 
diefcs Jahres aufgeftellt, deffen oberer durchbrochener 
Auffatz allerdings das Fresco Gemälde zum Theil 
verdeckt. 

Diefer Umftand läfst nun, abgefchen von den 
Kotten, eine etwaige Reftauration der Bilder nicht 
empfehlen, weil durch die neue Belebung der Farben, 
die Wirkung des davor ftehenden Altars fehr leiden 
wurde. Prof. Riewel kann fich daher für die Erhaltung 
der Gemälde nur im aufgefundenen Zuftande dcrfelben 
ausfprechen. 

Auch bcabfichtigt er von den alten Grabftcinen 
in den nachften Jahren einige zu heben und durch 
Aufftellung vor ihrem ganzlichen Untergange zu retten. 

20. I. Das jüngfte Heft der graphifchen Künftc 
bringt in zinkographifchcr Rcprodiution die in Con- 
touren ausgeführte Abbildung von dem grofsen Fresco- 
Bilde, das „jüngfte Gericht"' vorflellend, erläutert 
in geiftreicher Weife vom Hofrathe v. Eittlbtrgfr. Auf 
diefcs Bild, das fich an der gegen den Friedhof gewen- 
deten Aufscnfcitc des Langhaufcs der ehemaligen 
Stiftskirche zu Mttljhrtt befindet, wurde die Central- 
Commiffion bereits im Jahre 1877 durch ihre Organe 
aufmerkfam gemacht. Die Central Commiffion hatte, 
von dem Bcftrcbcn geleitet, die Fresco-Malereien. die 
fich im Bereiche ihrer Wirksamkeit befinden, in Aqua- 
rell-Farben copiren zu laffen, damit dicfclbcn, in fo 
fern fie gegenwartig ihrem Untergang entgegengehen 
follten, und vor ihrem Verfalle l'elbft mit den gröfsten 
Anftrengungcn nicht mehr gefchutzt werden konnten, 
nicht völlig in VergclTcnhcit gerathen, den für folehe 
Aufgaben ganz befonders begabten Maler Max Vinter 
auf ihre alleinigen Korten nach Millftatt entfendet, um 
die bezeichnete Aufnahme zu machen. Derfclbe hat. 
wie der durch längere Zeit zum genauen Studium im 
k. k. Mufcum für Kunft und Induftrie zu jedermanns 
Befichtigung ausgcftellt gewefene Carton zeigte, feine 
Aufgabe zur vollften Befriedigung erfüllt. 

f* 



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XLIV 



Mit diefer Aufnahme und vielen weiteren Blattern 
wurde die numerifeh nicht unbedeutende Sammlung 
folcher Aufnahmen der „ ehrwürdigen •' Central-Com- 
miffion, darin fich beifpielswcife auch Aufnahmen aus 
dem Brixner Kreuzgange, aus dem Schlöffe Meran 
u f. w. finden, wefentlich bereichert, wenngleich auch 
ohne anderweitige, wenn auch in wohlwollender Abficht 
gegebene Belehrung deren Mitglieder nur zu gut 
willen, dafs damit nur eine verfchwindende Anzahl von 
Bildern in der beabfichtigten Weife für die Zukunft 
erhalten wird. Der Central-Commiffion find auch ohne 
freundliche Weifung von aufserhalb ihres Krcifcs 
flehenden Kunftforfchcrn genug Orte bekannt, wo ein 
derartiger Schatz, ohne Rückficht auf die Zeit feines 
Fnttchcns, gehoben werden konnte; liegt es doch 
beifpielsweife jetzt in ihrer Abficht zunachll den 
alten Fresken im Dome zu Aquilcja nachzuforfchen. 
Die Central-Commiffion wird diefe ihre Aufgabe in 
Betreff der Fresken niemals aus dem Auge verlieren 
und nach Zuläfsigkcit ihrer Mittel ununterbrochen zu 
erreichen fuchen. 

Um nun wieder zu dem Bilde zurückzukehren, fei 
erwähnt, dafs Hofrath v. Eitelberger das Bekannt- 
werden dcsfelben ganz befonders würdigt und einen 
neuen Meiller der deutfehen Kenaiffance erhofft. Nach 
feiner wohl überdachten Meinung zeigt die Darftcllung 
des „jüngflen Gerichtes" einen Meiftcr, der die italieni- 
fchen Kunftwcifen in fich aufgenommen hat und es 
dürfte aufscr Zweifel flehen, dafs derfelbe als Richtung 
feines Bildungsganges Raphael's Werke gefehen und 
Anregungen aller Art aus Italien empfangen hat. 
.Denn es liegt in dem Werke fo viel fclbftandigc 
Geftaltungskraft , dafs es ein grofes Unrecht wäre, 
den Kunftlcr in die Reihe der blofcn Nachahmer 
zu ftcllcn. Wie bei allen Künfllern diefer Zeit paart 
fich im Mcifler des außerordentlich klar cornponirten 
Millltntter Fresco Bildes ein gefunder Realismus mit 
idealem Streben." 

L. 

21. Die beiden von der Central-Commiffion in 
Angelegenheit einer fachmannifchen Bcfichtigung des 
Salzburger Mufeums abgcfcndctcn Mitglieder der- 
fclbcn ProfetTor Trenkwald und Cuflos Schejlag, haben 
über das Ergebnis ihrer Million an die Central-Com- 
miffion einen eingehenden Bericht erflattct, der fofort 
zur Kenntnis des Unterrichts -Miniftcrium gebracht 
wurde und dem Nachstehendes entnommen ift. 

Zunachfl darf nicht ubergangen werden, dafs 
diefe Sentboden vom Bürgcrmciftcr der Stadt Salz- 
burg in zuvorkommender Weife aufgenommen wurden 
und dafs fie in den betreffenden Kreifen der Stadt- 
vertretung und Mufeums- Verwaltung jedwede Unter- 
llützung fanden, wodurch ihnen die Durchführung 
ihrer Miffion erleichtert wurde 

Vor allem war es nur möglich, zu cruiren. dafs 
etliche Römcrflcinc, die aus dem Studien Gebäude 
in das Mufeum übertragen wurden, möglicherweife 
Staats-Figenthum feien, und dafs das Halleincr Altar- 
werk unter gewifsen Bedingungen in das Staatseigen- 
thum ubergeben wurde; damit war der erfte Thcil der 
Aufgabe erledigt und es erübrigte nur, das Gebäude 
und die Sammlungen in Betreff der Art ihrer Auf- 



flellung und Confcrvirung eingehend zu ftudieren, 
um in letzterer Beziehung der Stadt-Reprafentanz und 
der Mufeums' Verwaltung, falls dies gewunfeht wurde, 
Rathfchlngc zu geben. 

Was nun die durch die Lage des Gebäudes leicht 
erklärliche Feuchtigkeit der Parterre - Localitäten 
betrifft, fo fleht dicfclbc aufscr Zweifel; fie ifl nament- 
lich im Winter eine fo grofsc, dafs allenthalben darin 
ein FcuchtigkcitsNiedcrfchlag fichtbar wird Den 
Wirkungen diefes Uebelflandes ill jetzt dadurch in 
fofern abgeholfen als diefe Localitäten nur mehr 
Steine u. dgl. Denkmale enthalten, die durch die 
Feuchtigkeit nicht leiden. 

Minfichtlich der Aufteilung der culturhiftorifchen 
und Kunlt-Gcgenftande diefer Sammlung, die im 
erflen und theilweife zweiten Stockwerke unterge- 
bracht find, gewannen die Herren die Uebcrzcugung, 
dafs diefelben im Grofscn und Ganzen cntfprcchcnd 
geordnet ift und dafs in ncucflcr Zeit das Moglichftc 
gefchicht, um etwaigen bisherigen Mangeln abzuhelfen. 
Die Commil'fion hat in Betreff der Aufteilung gefun- 
den, dafs diefelbe nach zwei Gefichtspunkten durch- 
geführt ift, nämlich als wiffenfchaftlich fyflematifche 
und als culturgcfchichtliche Gruppirung. Viel Figen- 
thuinlichcs liegt aber in diefer bisher angenommenen 
Art der Aufllellung. Fs ill nicht zu leugnen, dafs eine 
wiffenfchaftiich-fyÜematifche Aufllellung als das wün- 
fchenswerthelle I'riucip für die Anordnung derartiger 
Sammlungen erkannt wird. Allein für einen folchcn 
Zweck mufs eine Sammhing über eine Reihe hervor- 
ragender Kunft-Objccte verfügen, die den Befchauer 
felfeln. Diefs ill bei der Salzburger Sammlung nur in 
fehr geringem Mafse der Fall; dagegen findet fich 
dafelblt fehr viel Mittelgut. Demnach liegt der 
Gedanke nahe, diele Objccle mehr als Decorations- 
Gcgcnftändc zu verwenden und damit eine Reihe 
von, wenngleich mitunter idealifirten und in Bezug auf 
die zeitliche Zufammengehorigkeit nicht ganz flrcng 
richtigen culturhiftorifchen Gruppenbildern in einer 
nach malcrifchcn Principien geordneten fehr wirkungs- 
vollen Aufteilung zu entwickeln. Demzufolge wurde 
das Salzburger Mufeum eine Statte, die, wenngleich 
man nicht gegen die Schattenfeiten diefer hinfichtlich 
der dazu verwendeten Gegenstände oft erzwungenen 
Anordnung glcichgiltig bleibt, jeder Fremde gern 
befucht, für welche die Mehrzahl der Maler fchwarmt 
und die fich im weiteften Kreife einer grofscn Beliebt- 
heit erfreut. DelVcnungeachtet verftand man es, die 
wichtigeren Gegenflande fyftematifch zu ordnen, wie 
es bei den antiken Denkmalen der Fall ift, wo man die 
romifchen gefondert von den prähiftorifchen, aufteilte, 
ferner bei den Waffen, Mufik-Inftrumentcn, Coflümcn, 
Schlofserarbcitcn, welche alle für fich ganz bedeutende 
Gruppen bilden. 

Freilich wohl hatte fchon langt noch in mancher 
Beziehung von tlcr malerifchen Anordnung abgegangen 
und deren Nachtheil moglicht abgefchwächt werden 
können. Allein gerade diefer Unzukömmlichkcit weifs 
man in neuerer Zeit abzuhelfen und gibt man fich 
Mühe, auch dem fytematifchen Grundfatze noch wei- 
teren Spielraum zu gewahren, um einzelne beffere 
Gcgcntnndc diefer Aufteilung und zwar in entfpre- 
chenderer Rangirung und Placirung zuzuweifen. So 
umfafst das Erdgefchofs jetzt die Romertcine u. dgl. 



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■3— TT 



XLV 



bei deren Berichtigung die Uelegirten erkannten, 
dafs die lnfchriftcn, Meilcnftcinc und andere römifche 
Denkmale vollkommen zweckentfprechend aufgeflellt 
find. Bei einigen fanJ fich die Infchrift rtcllenweifc in 
der Vertiefung der Huchftaben gefchwärzt, was jedoch 
von fehr altem Datum tft. Dagegen bilden die pra- 
hiftorifchen und kleinen römifche n Gcgcnftandc bereits 
ein für fich abgefchloffenes Ganzes, das im zweiten 
Stockwerke im bellen Lichte und in zweckmafsigen 
Karten feine Placirung fand. 

Weiter ift beabfichtigt und bereits theilweife 
ausgeführt, in demfelben Stockwerke Stiche, Holz- 
fchnittc, Zeichnungen u. f. w. zur Topographie und 
Culturgcfchichte Salzburgs, endlich Gem.dde neuerer 
cinheimifcher Meiftcr in Aufllcllung zu bringen. Das 
find Anlange fyftcmatifcher Aufftellungcn, welche, 
wenn rationell weitergeführt, zu fchonen Kefultatcn 
fuhren können. 

Die im erften Stockwerke untergebrachten Gegen- 
wände des Mittelalters und der KcnailTance find, wie 
fchon erwähnt, nach verfchiedenen Eintheilungsgrün- 
den geordnet. 

So entftanden die Waffcnhallc, das Mufikzimmcr 
u. f. w., in welchen die Gegcnflande ~- die gothifehe 
Halle, des Renaiffance-Zimmer, wo die Zeiten mafs- 
gebcinl waren Schon die Anwendung diefer ver- 
fchiedenen Eintheilungsgrunde deutet darauf hin, dafs 
die gefummten Ausftelhmgs-Übjeclc nicht unter einem 
Gefichtspunktc in das decorative Syftem einzureihen 
waren, und diefe Thatfache gibt einen Fingerzeig, dafs 
nach und nach einzelne Objekte die ihnen gebührende 
wiffenfehaftliche Stellung und Claflirting doch noch 
erlangen können. So empfiehlt fich hinfichtlich des 
Halleiner Altarwerkcs eine der Bedeutung des Kunft- 
werkes entfpreefaendere Aufftellung, namentlich in 
einem Kaume mit vollem Lichte und in einer gefchütz- 
ten aber doch folchen Aufftcllung, dafs auch die 
Betrachtung der Rückfeite der Altai -Flügel mit ent- 
fprechendem Lichte ermöglicht w ird, was, da die Flügel 
drehbar find, leicht erreicht werden kann. 

Aus dem Berichte der Fxperten hat die Central- 
Commilfion die Leberzeugung gewonnen, dafs der 
dermalige Zuftand des Salzburger Mufeums fowic der 
Einflufs der derzeitigen Mufeal-Verwaltung, ein im 
hohem Grade zufriedenftellendcr ift. 

22. Laut Berieht des Confervators 7><i//> hat die 
Gemeinde Brunn gleich bei Einführung der Volks- 
küche vor einigen Jahren die Lbicationcn im erften 
Stocke des alten hillorifchen Landhaufes am Domini- 
cancrplatzc diefer Anltalt überwiesen, obgleich die 
ebenerdigen Räume hiezu viel praktifchcr gedient 
hatten. Dadurch ift ein intereffantes Frtseo-Gemalde 
vermöge Einwirkung des Dunftcs ganz zu Grunde 
gegangen und w urde heuer übertüncht. 

Der jetzige Burgermeifter, Statthaltcreirath Dr. 
Guftav Winter/toller, welcher für Erhaltung altertüm- 
licher Kunftgegenftande lehr forglam ift, bedauerte 
diefen Verfall fehr, da die Location der Volksküche 
noch viele Jahre vor feiner Amtswirkfarnkeit beftimmt 
ward, aber Gefchehcnes ift nicht mehr zu andern. 
Auch unter dem verdorbenen Bürgermeifler Ritter 
van der Stra/s konnte wegen Schonung des Frcsco- 
Gemaldes leider keine Abhilfe mehr gefchaffen w eiden. 

vm N. F. 



Das Plafond-Gcmaldc war das einzige Bild in fo 
grofser Darftellung. welches uns den mährifchen 
Landtag unter Vorfitz des Monarchen als Markgrafen 
Mahrens präfentirt Schon 1858 war die Malerei etwas 
gebleicht und die Soldaten der Monturs-Commiffion 
(das Gebäude benützte wie bekannt früher das k. k 
MiliUir-Ärar] hatten den Rittern recht martialifch die 
Schnurr- und Zwickelbarte aufgefricht, aber trotzdem 
war die Malerei noch fehr gut erhalten und lebendig 
wahr. 

Der Künftler, welcher dies Frcsco-Gcmalde an 
der Decke des kleineren Landtags refpective Gcrichts- 
faales im Jahre 1720 ausführte, war Daniel le Gran. Es 
ift derfclbc Meifter, der die wunderfchöne Malerei auf 
der Decke des grofsen Landtagsfaales in demfelben 
Hanfe anfertigte, und H. Cajt. /vi«// hat hiezu die Deco- 
ration der architektonifchen Umrahmung und Lcffenen 
in effektvoller Pcrfpcttivc ausgeführt, dagegen die 
Wandmalerei mit den Regentcnftatucn bis auf Karl VI. 
entweder von Franz Egflein oder Johann litgens 1732 
(lammt. Diefes prachtvolle Deckengemälde Grans ift 
bis dato vollkommen erhalten und nur die mittelmäfsigc 
Malerei an den Scitcnwandcn fchon verdorben. 

Die Darftellung des jetzt vertünchten Frcsco- 
Gemnldcs war folgende: 

Auf einem dreiftufigen Throne fitzt der Mark- 
graf von Mahren (wahrfcheinlich Kaifer Karl VI.) in der 
damals hcrrfchcndcn fpani fchen Hoftracht. Die Farbe 
feiner Kleidung ift fehwarzer Sammt, der Mantel roth- 
feiden. das Barett mit wallenden Federn. Der Orden 
des goldenen Vlicfses hangt an einem blauen Bande 
ihm um den Hals, der mit einer Spitzenkraufc geziert 
ift. Er weift mit der Hand zu feiner Rechten auf den 
Landeskämmerer, der in aufrechter Stellung in ge- 
kreuzten Händen das grofsc Rcichsfchwert cntblöfst 
aufwärts halt. 

An einem kleinen Tifche zu feiner Linken ruhen 
die Kail'erkronc und der Markgrafenhut. In dem durch 
ein gelbes fubtiles gebogenes Stabgittcr verfchränk- 
ten kaume fitzen auf einer ebenfalls rothfammtenen 
Bank, rechts der hohe Kirchcnfurft von Olmüz, der 
Landeshauptmann und drei Perfoncn vom Herrcn- 
ftande. Zwei Andere ftehen darneben. Linker Hand 
erfieht man eine Gruppe von 12 Herren, davon Einer 
an die Stufen des Thrones tretend, fein Anliegen voll 
Devotion vorbringt. Ein Page trägt ihm das Barett auf 
einem rothen Polfter nach. In weiterer Folge erfchei- 
ncn noch ein Maltefer-Ritter und vier andere Cavaliere. 
In der linken Ecke des Bildes ift die Tribüne der 
Scriptoren, der Erfte lObcr-Landcsfchreiber) lieft die 
Sentenzen vor, wahrend der Andere (Unter-Land 
(chreiberi die Feder in der Hand haltend, aufmerkfam 
zuhorcht. Ganz im Vordergründe zieht fich eine Bar- 
riere der Lange nach, welche den Raum für die 
Abgeordneten der andern Stände einfchliefst, 

23. Urkundliche Beitrage zur Gefchichte des ehe- 
maligen grojsen filbernen Sarges für die Reliquie des 
heil. Leopold in Kloßerneuburg. (X.) 

1551. 24. December 

Vnnfern gruefs zuuor. Lieber Paungarttner. Als 
wir Euch wie jr jungifft hie gewefen, von wegen ver- 
klaidung oder vcrguldung, des Silbren Sand-Leopolds 
Sarch den jr macht difen bfchaid gegeben daz wir Euch 

I 



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XLVT 



mit dem fürdcrlichifftcn aigcnntlich wificn laden woltct, 
wie Irs damit halten folt Darauf zaigen wir Euch hic- 
mit an. Daz wir der Ro Khu. Mt. vnnferm allergnedi- 
giften Herrn die viererlay vifier, der zwelf Toten, auf 
welcher ainc, Jr vermaint, daz berürte verkhlaidung 
befchchen möcht, zuerfehen furg e tragen, daraus Seiner 
Khu. Mt. die viert Vifier, der verkhlaidung oder ver- 
guldens mit welcher daz gmal Sannt Pettera Pildnus 
an jm Selbft, aveh oberhalb am Gfymbs, vnnd vnder- 
halb am Fucfs ftelln, geziert vnnd vifier! irt, gnedigift 
gfallen. allain daz die ain fcytten, des Fuefs ftoKn, fo 
in derfclhcn Vifier nit verclaydt ift. allermaffcn, wie 
die ann der feytten am Fuefs llolln vcrclaidt vnntl 
vergult fol werden, damit es ficli am Gfymbs vnnd 
Fucfs ftolln, zu bayden feytten. oben vnntl vnndten, 
auch in der Mytt, vnd alfo allenthalben ordenlich gegen 
cinannder fchikh vnd vergleich, wie Euch dann, annt- 
wurttcr dits brieffe, fo hoch gedachter Khu. Mt. 
gfehwornner Camer pot irt, die viiier fürbringen, vnnd 
munndlich glcichmefsigcn bericht thuen wirdt. 

Zu folcher vorgemelter verclaidung fchikhen wir 
Euch bey Imc dem Camer potn zwainzig doppelt und 
fechezig ainfehichtig gold Ducatn die wiffl von jm 
zuemphahen vnnd jme dagegen liierinnligendc Ouitung 
an den viezdomb hiewic jr vernemen werdt zuferttigen, 
auch die völlig aufsmachung Bedachts Sarchs, fouil 
muglich, zufurdern, vnd vnns, Ate pald, vnd zu was 
Zeit Jr Euch verfocht, damit gar ferttig zuwerden, bey 
difem Camer Potcn zuberichten. 

Dabey wellen wir Euch nit verhalten, daz dj Khu. 
Mt. djzway gülden Khrcyczl IIb der Hrobft vonClofrtcr- 
neunburg, zu berurtem Sarch dargegcben'i auch zu- 
gebrauchen vnd avf bayde obere ortter, des Sarchs 
/urteilen bcuohlcn hat die miigen vnnfers achtens wol 
hie, wann der Sarch fonnft allerdings ferttig vnd her- 
gebracht wirdt, avf den Sarch gemacht werden, dann 
wir bforgt, diwcyl, Sy fubtyl feinn, dz Sy nit etwo am 
Reytten vnnd fuern oderfonnrt zerbrochen wurden 

So wil auch Sein Khu Mt. gar khainen Stain im 
Sarch haben. Darnach Jr Euch nun zurichten wifll. 
Geben zu Wienn am 24. tag Deccmbris im ;i. lar. 

Von der Niderortcrreichifchcn Camer. 

An Mcrtn Pawngatttncr Burger 
vnnd Golfchmtd zu Olmüncz. 

Abfehrift l'apier. 
Jnuentary defs Sarchs Sannd Leopolten oder defs 
Silbers fo darzue geherig, fambt dem Golld. 

1552. 14, Juli. 

Vnnfcr diennft zuuor Furfichtig Erfam vnnd Weift 
lieben freunndt. Wir feinn bericht worden das wcyl- 
lennd Mert I'aungartner Hurger und Goldfchmid zu 
Olmüncz nit langl! Tods vcrfchicdcn fey, dieucyl Euch 
dann willen, wafmalfcn jm aus Dcveleh der AV. Kit Mt. 
vnnj'er allergnedigi/le Herrn hiettor ein fvlbrer Sitreh 
sumachen durch vnns tingedingt, vnnd bemdlun Word, n, 
vnd wir aber nit wilTen ob dctl'clb nun fertig oder nit, 
vnnd wie es darumben ein gftalt hat. So haben wir 
demnach die Erbern weifen Gregorien Parbach vnnd 
Mcrtn Papierer Goldfchmid bayde Hurger hie zu Wienn 
hiemit dafelbltliin gen Olmüncz zu Euch auch gedacht* 
Paungartners gclafsne Wittyb vnnd Erben oder der- 
felben verordentc Gerhaben abgeferttigt, Sich gflalt 



aller fachen vlciflig zuerkhiincügen, vnnd den Sarch 
zuerfehen vnnd merers nach gclegcnhait, wie Sy di 
fach befanden zuhanndln. Irt demnach in namen Hoch 
gedachter Ku. Mt. vnnfern für vnns Selbfl vnnfer 
freunndtlich erfuechen, jr wellet gedachtn vnnfern 
Gfanndtcn auf jr anezaigen volmechtigen glauben 
geben, jnen auch wo Es dj notdurfft eruordern vnnd 
Sy Euch darumben erfuechen wurden gnctwilligc hilf, 
Rai vnnd furderung erzaigen. Daran thuet jr der Ku. 
Mt gnedigs vnnd vnns freunndtUchs gfallen. Darneben 
was Euch lieb irt. Datum Wienn am vicr/ehennden tag 
July im zway vnnd funfzigirten Jar. 

Von der Niderortcrreichifchcn C amer 

An Hurgermairter Richter vnd 
Rat der Stat Olmüncz. 

1552. 26. Juli 

Vermerkht die Auffzaichnus dehs Silbers gemacht 
vnnd vngemacht, fo Sanndt I.eopolts Sarch betreffunt 
welicher wcyllennt Mcrttcn Haumgatner zu Olmütz. 
\uv. der Nider Ollerreychifchen Cammei zumachen 
an gedingt gewefen wie volgt, 

Erfllichen 32 Plctter fo an die ftatt gemacht fein 
auflerhalb der gamelierten Scheyblein welicher 16. fein 
müeffcn, mer 16. Platl fo gefchniden vnnd gefchmeltzt 
müelTen werden wegen 28, Marek, 7 I.ot, 1. quint. 

Mer 48. Stuckh obere vnnd vnndere Gefimbs 
fambt den Cohmna 16 weliches noch nit an die Hat 
verfoubert i(l vnnd ettlich ding aufs zu ftechen ift 
wegen 52. Marek. 

Mer 16 Plcttcr fo zu den Apportln vnnd anndem 
vier Pilltern gehorn vnnder welichen fechs Apportln 
fchlccht jn den polten gellellt fein wegen 34. M=irck, 
Ii. Loth, 2. quint, 

Mer 4. Plettcr, fo zu den Tach des Sarchs gehörig 
woliehe nuer fchlecht hinaus gefehlagen fein worden 
wegen 25 Marek, 2. Lot. 

Mer ain Zain Silber wigt 9. Marek, 11. Lott hellt 
ain Marek fein 1;. Lott, 5 quint. thuett werckh Silber 
zu iv Lotthcn 10 Marek. 2. Lot, 2. quint. 3. denar. 

Mer drey Zain Silber, fo abfeylach gewefrt, zu- 
famen goffen irt worden wigt 10. Marek, 8. Loth. 
2 quint helttt March fein 14. Lott, !. quint., 2. denar, 
thuett fein 9. Mack, 7 lott. 1. quint., 2. denar. Solichcs 
fein Silber zu werckh Silber gemacht zu 15. Lott holl- 
ttunt thuet 10. Marek. 1. Loth, i. quintl., 3, denar. 

Mer Silbrein abfehrotten wegen 14/ Marek, 
15. Lott, 2 quintl. 

Summa facit gemachtt vnndt vngemacht Silber zu 
15. Loth wigtt 175. Marek, 8. Loth. 1. quint., 2. denar. 

Noch wiert die Frau Wittib l'aumbgartncrin die 
fy, nach dato jn 14 Tagen daz irt den errten Augully 
bewilliget vnd zuegefagt den Refft Silbers zuerlegcn 
vnndt errtatten 24. Marek, 7. Lott, 2. quint-, 2. denar. 

Silbers fo verhannden 175. Mack, 8. Loth. 1. quint., 
denar. 

Der Resrt thuett noch 2 \. Marek, 7. Loth, 2. quint , 
2 denar, Sumarum 200 Mack. 

Auch fein darzue verhannden 200 Ducaten 

Gregor Parhach. 
Mcrte Papicrcrn. 

Aufzeichnungen von Camcjina. 



- <.•-<.• <.-x?.-<,-e-- 



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XL VII 



Aus Nieder-Oefterreich. 

Von y&h&tui jYswd/t/ 



ß*y=r!HNEK der intcrclTantcften Orte im ehemaligen 
□ Ficn Viertel «unter dem Manhartsberge" ift die 
BiSSÜ jüngrte Stadt Nieder-Oefterreichs, Mijhlback. 
Einll der Hauptort eines ziemlich ausgedehnten 
Verkehrsgebietes, welches fich an den beiden, allerdings 
nicht erheblichen, hier aber überaus wichtigen Wafler- 
läufen: der Zaya und der Miflel auabreitet«, befitzt 
er fclbll heute noch in wirthfehaftlicher Beziehung 
eine gewilTe Bedeutung. Das bewegte Leben und 
Treiben an den hiefigen Markttagen, namentlich bei 
Gelegenheit des befonders zahlreich befuchten Michaeli- 
Marktes gibt ein, wenn auch dermalen gegen früher 
bereits vcrblafstcs Bild der einlüden Wichtigkeit 
Miftclbachs als wirthfehaftlichen Ccntralpunktcs eines 
mit Naturproducten gefegneten Gebietes. 

Der Bcftand einer Anfiedlung an jenem Orte wo 
heute Minelbach vorkommt, reicht weit in die vor- 
ehriftliche Zeit hinauf. An der Nordfeite der auf einer 
mafsigen Erhöhung gelegenen Kirche, und von der 
Fricdholmauer nur durch eine wallgrabenförmige 
Vertiefung getrennt, befindet fich ein vierfeitiger 
Tumulus, delTcn Plateau von Nord nach Sud öo, von 
( )ft nach Well 50 Schritte mifst. Es feheint jedoch, 
dafs fich der Tumulus einft über die ganze, dermalen 
durch den Friedhof eingenommene Flache ausdehnte, 
un.l das erwähnte Viereck lediglich ein Vorplatz der 
hoher gelegenen grofsern Anlage war. 

Wie folches im Mittelalter bei vielen Friedhofen 
ftattfand, war auch der zu Miftelbach, wie dies durch 
mehrere noch vorhandene Schufslucken beftatiget 
wird, zur Vertheidigung eingerichtet. Bei der Herilel- 
lung der Friedhofmaucr hat man an der Seite des 
oben erwähnten Viereckes eine wallgrabenartige Ver- 
tiefung hergeflellt, wodurch dasfelbc von der eigent- 
lichen grofsen Tumulus-Anlagc getrennt wurde. 

Der Ort Mißelbach und das nach demfelben ge- 
nannte Gcfchlecht finden wir fehr zeitlich erwähnt, 
und dafs dort auch eine Burg oder Fcftc bcftand, 
wird nachgewiefen durch dcnDienft-Revers ddo. Wien, 
22. April 1330, mit welchem Marchart von Mijlelbach 
den Herzogen Albrecht II. und Otto zufagt. dafs er 
ihnen, weil fic ihm die Fejle zu Mijltlbach wieder 
gegeben und auf alle Anfpruche an das Haus zu 
Wulfleinsdorf verzichtet haben, aufscrhalb des Landes 
mit IO Helmen, inner Landes mit 50 Mann (25 Helmen 
und 25 Schützen) durch vier Jahre, vom künftigen 
Georgstag an, dienen werde. 1 Diefc Fcftc ifl fpurlos 
verfchwunden und es ifl heute eine fchwer zu lofende 
Aufgabe, den einlligen Standort dcrfclben mit einiger 
Verlafslichkeitnachzuwcifcn. Die Tradition bezeichnet 
diesfalls den oben erwähnten vierfeitigen Tumulus als 
Ocrtlichkeit, wo einll eine Burg ftand. Nachdem fich 
jedoch auf dem Tumulus - Plateau keine Rcflc von 
Grundmauerwerk vorfinden, auch der Kaum viel zu 
hel'chrankt irt, um fclbll den Bcltand einer llolzburg 

• iMhasunkjr, III IU.U R„. n.. uj. 
VIII. N. K. 



auf demfelben als möglich oder wahrscheinlich 
annehmen zu können, fo entfallt für diefc Tradition 
wohl jede nur etwas verläfsliche thatfachliche Grund- 
lage. Wohl aber lalTcn fich mehrere Umrtändc geltend 
machen, welche dafür fprechen, dafs die Feße Mijltl- 
bach einft dort ftand, wo fich dermalen die Pfarrkirche 
befindet. Diefe wurde, wie die an dcrfclben ange- 
brachten Jahrzahlen erkennen laffcn, in den Jahren 
1502 und 1503 erbaut. Die Richtigkeit diefer Zeitan- 
gabe wird durch die Bauformen aufscr allen Zweifel 
gcftcllt. Der Thurm, wenn auch nicht nach feiner 
ganzen dcrmaligcn Hohe, und mehrere an dcnfclbcn 
anftofsende Baubeftandthcilc gehörten unverkennbar 
einft einer Verteidigungsanlage an, an welche das 
Kirchenfchiff angebaut wurde. 

Auf einer im Barnabitcn -Collegium zu Miftelbach 
befindlichen Abbildung des Kirchenberges fehen wir 
neben der dermaligcn Pfarrkirche noch eine sweite 
kleinere Kirche, und neben diefer in der Friedhofecke 
den runden Karner, die Kuppel dcsfelben bereits mit 
der Laterne ausgestattet. Leider fehlt jede Angabe, 
wann diefcs Bild angefertiget worden ift. Nun werden 
in mäfsiger Entfernung von der Südfeite des Pres- 
byteriums der Pfarrkirche, beim Ausheben von 
Gräbern. Mauerreftc angetroffen, welche unzweifel- 
haft von jener kleineren Kirche Hammen, die wir auf 
dem oben erwähnten Bilde dargeftellt finden. 

Diefe Umftändc dürften zu dem SchluflTe berech- 
tigen, dafs in den Jahren 1502 und 1503 die alte Burg 
Miftelbach, in deren Nähe die alte Pfarrkirche vorkam, 
abgetragen wurde und der Neubau des Schiffes und 
des Prcsbyteriums der dcrmaligcn Pfarrkirche ftatt 
fand, wobei der alte Burgthurm und einige daran- 
ftofsende Mauerthcile für den Neubau verwendet 
wurden. Die alte Kirche blieb vorläufig ftehen, bis fic 
endlich eingetretener Baugebrechen wegen ganz 
abgetragen wurde. 

V on Mißelbach erzählt die Reim-Chronik,' dafs 
fich dort nach der welthiftorifchcn Marchfeldfchlacht 
(26. Auguft 1278) die beiden Könige Rudoph von Habs- 
burg und Ladislaus von Ungarn trennten, letzterer mit 
den Ungarn und Rumänen über Marcheck nach Ungarn 
zog, wahrend König Rudolph über Laa und Eybcn- 
fchütz bis Caslau und Kloftcr Scdlcc bei Kuttenberg 
vordrang. 

< Arft Srri|.l III BJ . S M 9. Wenn ftoL Araold B.ß.m in ferner fehl 
fchiitientwerilicn AMvauuIuuk Uber «Jen Krieg *ui ;Arfhiv für «aeff. 

lief hichl*. -- I!':, ü 11s) JilIc A k.> 1 "- '!<" m t hi ...in t im. -il lictum 
rM-ieichnel. inilem K»mg Kudulfia Angeblich fihoa in H. Auguft 1178 tu Feld» 
Ixrc lUmij LaditUu* au tlerufelbca Tage in Laa Ürkuuileu auigefcrtigct 
haben rollen, fo ljfTrn fic», «call auch ille bihlheil Jet ucltclfcrideii Urkunden 
an tivb .„.hl hellrilUn wird. .Wb gegen die Omaagau.cn und Ja. DaIuaa 




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XLVIII 



Miftelbach zahlt unter die alterten Pfarrortc des 
Viertels unter dem Manhartsberge. Die Pfarrkirche 
und eine Capelle dafelbft finden wir in dein urofsen 
Paffauer Klofter- und Kirchen- VcrzeichnifTe (Mon, boic. 
28. Bd.. 2 Abth., S. 490 und 4911 aufgeführt. Nachdem 
die Zeit der Anfertigung diefcs VcrzeichnifTcs nicht 
angegeben ifl, fo erfcheint es von Intercile, dicfelbe 
thunlichll fcflzuflcllen. Es möge mir gellattet fein, auf 
diefe Unterfuchung einzugehen. 

Das Interregnum nach dem am 15. Juni 1246 
erfolgten Tode Friedrich des Streitbaren gab Anlafs 
zu zahlreichen Eingriffen in den glcichfam herrenlos 
gewordenen Babcnberger Befitz. Als Konig Otakar 
feine Hcrrfchaft in Ocflcrreich genügend befeftiget 
glaubte, llrebte er naturgemäfs dahin, eine mögtichA 
vollflandige Kenntnis über den Umfang der von den 
früheren Landcsfürflcn befeffenen (iüter, Kenten und 
Nutzungen zu erlangen, wobei auch jenen zahlreichen 
Fallen ein Augenmerk zugewendet wurde, in denen 
von Nachbarn oder ganz fremden Eindringlingen 
Eingriffe in diefen Befitz erfolgt waren. Er liefs durch 
Abgeordnete die erforderlichen Erhebungen vor- 
nehmen, welche auf Grundlage dcrfelben fchr umfang- 
reiche Kationarien über jene Guter, Kenten und 
Nutzungen verfafsten, die einfl im Bcfitzc der Baben- 
berger waren. 1 

Einer der gröfsten Lehenherren im Lande und, 
wie es feheint, ebenfalls geneigt, die bcftchcndcn 
wirren Zuftande zur Erweiterung der Anfprüche feines 
Bisthums zu benützen, war der Bifchof von Paffau. 
Otto von Lonsdorf (Bifchof von 1254 bis 1265). Er liefs: 
iura et priuilegia ecclefiarum (fue) dyoccfis, et, qua 
aucloritatc quelibet ecelelia fruatur libertatibus uel 
indulgcntiis" aufzeichnen. 1 Diefcs für die Kenntnis 
der kirchlichen Zuft.inde und Adminiftration in Oefter- 
reich für jene Zeit höchll wichtige Verzeichnis, unter 
dem Namen „Lonsdorfcr Codex - bekannt, findet fich 
abgedruckt im 28. Band, 2. Abtheilung, Seite 455, u. f. 
der Mon. boic. Wahrscheinlich um Widerfprüche klar- 
zuflellen, welche zwifchen den Anfprüchcn König 
Otakar s und des Bifchofs Otto von Paffau bellanden.* 
ordnete Erllerer commiffionelle Erhebungen an. 
Otakar forderte ddo. Wien 16. Oftober 1259 den 
Bifchof von Paffau zu einer Unterfuchung aller Conven- 
tual- und Pfarrkirchen auf und beftimmte von feiner 
Seite als Abgeordnete den Pfarrer Gerhard von Wien 
und den Konrad von Cakking.* Bei der Benützung 
des in Kede flehenden fogenannten „Lonsdorfcr Codex" 
darf jedoch ein Umftand nicht überfehen werden. Der- 
fclbe enthält nur jene Pfarrkirchen etc., bei denen 
Bifchof Otto in irgend einer Kichtung Anfprüche 
erhoben hatte. Aus dem Umflandc, dafs Kirchen, 
Capellen etc. der Codex nicht erwähnt, darf nicht 
gefchloffen werden, dafs fie zur Zeit der Anfertigung 
dcsfelben noch gar nicht bcflanden haben. 

Ein fchr vervollftändigtcs Verzeichnis der zur 
Dioccfe Paffau gehörigen Klofter, Kirchen, Capellen 
11. f. w. finden wir in dem bereits erwähnten 28. Band. 

1 Kauet Script II. CM S. t. 

1 Mu boic ag. Bd > Abth . S. 1. 
Ilct Lonadotlcr Codex berechnet rahlrcichc ObjetHe al» Hanauer 
Lehe«, deren KKhttljkeil fchr rwdfelhafl ■ -So finden wir, um t.ur «inen »all 
hcr»olf»iliebrl«, Hut Seile 481 de* Codex auch de» Schlot» i.iilrn nein aU FaHattet 
l.chet» aoKrfi.Kx.hen Au» nie ioer attT die l..-i«;faL tiefte Ii < »Hellen fludien grAutrlra 
l.el.hirhte von liuteiiflein Kellt lirrvoi. dal» da» getürmte Schlaft, und der 
daruK.eburijr,e Iii r 1 fc lieft iWfiu nicrnata ein Lehen de» Bitthtimc» 1'anTau war. 

< Urkit*deiii.u.h von Ober Oe(crr. ich. III I1J, S. Ai. 



2. Abtheil., Seite 487 u. f. der Mon. boic. s Es handelt 
fich nunmehr um eine thunlichll annähernde Zeilbc- 
flimmutig der Anfertigung diefcs VcrzcichnilTcs . zu 
welchem Ende zunächfl die Aufzahlung der Collatoren 
bei zahlreichen Kirchen in das Auge zu faden ift. In 
der Kegel werden allerdings nur die Gcfchtcchtcr, 
wie: Puchaimcr, Kkkartsauer, Sunberger, Meiffawer, 
Wehinger u. f. w. genannt, allein einen Collator finden 
wir genauer bezeichnet, u. zw. Seite 489 bei der Pfarr- 
kirche Kuspach minus „dycttel floytt"; Seite 490 bei 
der Kirche Wurnitz: „floyt"; endlich Seite 493 bei 
der Kirche Storein : „Floyt". Forfchungen nach diefem 
Herrn haben Folgendes ergeben: Auf einem Vertrag 
Herzogs Leopold IV. mit Konig Sigismund von 
Ungarn, ddo. Wien 20. September 1408, finden wir 
als Zeugen und Mitlieglcr „Tyebold der Floyt";" 
ferner wird derfelbc in der Urkunde ddo. 11 Juli 1412 
als Herzog Albrecht'sKammermeifter genannt. 3 Nach- 
dem der Name „Tyebold der Floyt" in den Kegeflcn 
zu fämmtlichen acht B.inden Lichnowsky nicht mehr 
anzutreffen ift, fo darf wohl gefchloffen werden, dafs 
„Tyebold der Floyt" und der bei der Kirche „Kufpach 
minus" genannte „dycttel floytt" eine und dicfelbe 
l'crfon ilt. Das in Kede Hellenden Pfarrverzeichnis 
wäre fomit in den crllen Jahrzehnten des 15. Jahrhun- 
derts verfafst worden." 

Wie oben bereits erwähnt wurde finden wir in 
dcmfclben die Pfarrkirche Mißelbach, und als Col- 
lator „dominus dux" (damals Herzog Albrccht V.) 
aufgezahlt, ferner „Capclla in Millelbach" (unzweifel- 
haft die Spitalkirche), jedoch ohne Angabc des 
Collators. 

Die Bauzeit der dermaligen Pfarrkirche wurde 
bereits angegeben. Die erheblichen Unrcgclmafsig- 
keiten des Kirchengebäudes find wohl zunächfl dem 
Umflandc zuzufchreiben, dafs bei der Herflellung des- 
felben die dem Thurme zunächfl gelegenen alten Ver- 
teidigungsanlagen dem Neubau einverleibt wurden 
Trotzdem im Laufe der Zeit an diefem Bautheil wesent- 
liche Acnderungen vorgenommen wurden, konnte der 
urfprüngliche Charakter dennoch nicht mehr ganz 
verwifcht werden. 

Das Presbytcrium ift mit fünf Seiten aus dem 
Achteck abgefchlolTen. Die Rippen der gothifchen 
Kinwölbung find fchmal und einfach profilirt. Die 
Fcnfler find theilweife vermauert, nur von aufsen ill 
noch das unfehone Mafswerk, welches einfl den obern 
Fcnflcrthcil ausfüllte, wahrzunehmen. An der Nord- 
feite iß im Daehgefims eine unförmliche Sculptur. 
einen mifsgeformten Mannesrumpf dardellcnd, einge- 
mauert, der vielleicht von der alten Burg Millelbach 
herftammt. Der Kirchenthurm erhielt durch einen 
fpateren Aufbau eine erhebliche Hohe, und nach dem 
Brande im Jahre 1834 ein fehr häfsliches Dach. 

Im Presbytcrium ift an der Epiflel-Scite ein Grab- 
flein aus rothem Marmor, 6 Fufs 6 Zoll hoch, und 

* IIa» Pergamenl. Original beiladet lieb im knmgl. bayctiichcn Kcichi- 
Atchi«» ru München Wahrend det mchrcrwahnlc Uu»»dor1e, Code« eine 
Handfchufl de» 13. Jahihtiiidctt» i» . reift da» Irlr letuah nie Vcrielchlii» 
etwa um 151» Jahre fpatare Scbriflaüf c. 

■ Ahtfrdruckt heiAVrr, kältet Albreclit II., I. I'd . S. tau. /. 1. A * i-twi t j , 
V Bd., Ken ,040. 

' tMMmtmt», V- lld , Rcj. 1 la'.. Auchnoch 14a* «1» Knu| Albrccht» V. 
Kammermriller bei IM,„ct, III Bd.. S. B> 4 . 

• Nachdem lür die Britto, muna de» Alter» rahlreichel ullermchiftbcr 
l'farrcn, Capellen etc., fuwic lui uicnaolu K ilche Korfchunjtell tlbcihaupt der 
I. mcd.rlrr Code», f.. wie da» in Rede (leitende Veoetchlll» ».in Tehr erbeb 
lieber lledcutttnK lind, dUillr die eingehendere llcf|ilecl,uii|t deifellien cnl 
Ichuldtirct weiden. 



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XLIX 



J Fufs breit, eingemauert, welcher unten in zwei bogen- 
förmigen EinfafTungcn zwei nahezu lebensgrofse in 
Relief dargeftellte Bruftbildcr zeigt, u. zw. rechts einen 
Geiftlichcn, die Hände übereinander gelegt mit etilem 
Kofenkranz, links eine alte Frau, in den übereinander 
liegenden Händen ein Tuch haltend. Die darüber in 
römifchen Lettern angebrachte Infchrift lautet: Sub 
hoc faxo requicseit ven: vir.M: Joa: Lambert huius 
opp: dcca: cumdul|ci(Ta marc fua Anna Valt zin de 
Ditmansdorf filefior . quibus hoc mon . filii et fres 
Jacob: et Petrus ss: theol: et jur u DD: moeft: pp: 
obierc ipfa a». MDC.VIII mart: aet: LXXXIH: ipfe 
MDCII VII: feb.aet: XXXVIII: qorum aiäbus bene 
precareviator. 

Ein anderer an der Evangclicn-Scitc eingemauerter 
Grabftcin zeigt in einer bogenförmigen Umrahmung 
das Hild des Gekreuzigten Rechts kniet ein Herr, der 
in den gefalteten Händen ein Spruchband mit den 
Worten: „Der Herr lebt ewig" halt. Links neben dem 
Kreuze fleht ein Wappen. Der fenkrecht gctheiltc 
Schild hat rechts einen geflügelten Greif, links einen 
Schragbalken mit drei Sternen belegt. Die Hclmzicr 
ift ein wachfender geflügelter Greif. Das Ganze ift 
eine recht gute Arbeit. Die unterhalb in deutfehen 
Lettern angebrachte Dcnkfchrift lautet: ,Hic Khue 
Ich armer Khnecht, Erwarttc Gottes Urtl vnd Recht. 
Der Menfch lebt nit vom Brod allein fondern von 
einem jeglichen Wort dasdurch den mund Gottes geht. 
Math. 4. Ich bin jung gewefen und Alt worden hab 
noch nie gefehen den gerechten Verlanen oder fein 
Samen nach Hrod gehen. Pfal 37 Es ift aber ein grofscr 
gewinn wer Gottfelig ift und lafst ungenügen. Den wir 
haben nichts in die Welt gebracht darumb offenbar 
ift wir werden auch nichts hinaus bringen. Der Edl 
Thoman Stern Rum. Kays. Mt. Rath und Diener hat 
feinen lieben Vorlten feiigen difs Ep. zu würdigen 
gedehtnufs machen lalTen alle Hernach, 1596 " Die 
Anficht dafs wir es hier mit einem aus der Proteftan 
tenzeit herftammenden Epitaph zu thun haben, durfte 
viele Berechtigung befitzen. 

Vor dem Haupteingange in die Kirche liegt als 
Schwelle ein Grabftein aus rothem Marmor, 5'/, Fufs 
lang, 3 Fufs breit. In einem zierlichen Drcipafs findet 
fich ein tartfehenfurmiger Schild darin ein Wecken und 
eine Bretzen. Die l'mfchrift lautet: Anno dm 1512 ift 
geftorbn der Erfam maifter Niclas harperg pekh pur- 
ger hie zu miftlwach anno dm 1520 ift geftorbn angnes 
fein hawfl'raw den got genedig fey. 

Nachft der fud>>ftlichcn Ecke der noch jetzt mit 
Schufslucken verfehenen Friedhofmauer fteht ein 
runder Karncr mit einer an der Oftfeite angebauten 
Halbkreis- Apfis. Weitgehende Umbauten haben den 
Charakter diefes BauObjeeles wcfentlich geändert. Der 
Eingang zeigt noch an jeder Seite zwei Suulchcn mit 
romanifchcnCapit.ilcn, allein die bogige Uebcrwolbung 
fehlt und fchliefst an deren Stelle nunmehr ein flacher 
Sturz die aus diefem Grunde fehr niedere Thüre ab 
Statt des an Bauwerken diefer Art häufig anzutreffenden 
fogenannten Rundbogenfriefes. ift dermalen ein Renaif- 
fance-Gefims angebracht und zu allem Ueberflufs wurde 
auf die Kuppel eine ziemlich hohe Laterne aufgefetzt. 

Am Fufse des Kirchenberges fteht das um die 
Mitte des 17. Jahrhunderts erbaute ftattliclu- Gebäude 
des Barnabiten - Collcgiums. Die Bibliotheksk.iftcn, 



fowie die Einrichtung in der Sacriftei der Haus 
Capelle find fchone wohlerhaltene Schnitzarbeiten 
aus Eichenhulz. 

Neben dem Hauptgebäude fteht ein ebenerdiges 
Haus, welches vor der Erbauung des erfteren, Bcne- 
ficiaten als Wohnung diente. Die Hausthür ift mit 
einer reichen gothifchen Verftabung eingerahmt. 

Von der oben erwähnten kleinen Spitalkirche fagt 
eine in dcrfclben vorhandene Tafel, dafs fie im Jahre 
1016 erbaut worden ift. Wenn auch der dermaligc 
hochft einfache Bauftand genügende Anhaltspunkte 
für eine Prüfung der Richtigkeit diefer Angabe nicht 
bietet, fo fteht dennoch das hohe Alter des Miftcl- 
bacher Spitalcs aufser Zweifel. 

Es bleibt mir nun noch eine, etwa in der erften 
Hälfte des 15. Jahrhunderts errichtete, dermalen jedoch 
fchon fehr fchadhaftc Denkfaule zu erwähnen. Die 
Tradition fagt, dafs in der Nähe derfelben einft das 
Hochgericht vorkam. 

Sfhlofs uiiii Minoriten- Kloßer su Afparn an der 
Zaya. Nicht bald hat ein Gebäudeftand, dem einft eine 
gewiiTe Bedeutung nicht abgefprochen werden konnte, 
auf mich einen derart verftimmenden Eindruck ge- 
macht, wie Schlofs und Klofter zu Afparn an der Zaya. 

Durch die Gründung des Minoriten-Klofters (1632} 
feitens des Freiherrn Seyfried Chrißoph von Brenner 
wurde das Anfehen diefes einflufsreichen Landherrn 
und feiner Nachfolger einft fehr erhöht, fowie dem 
genannten Klofter durch die unmittelbare Nähe des 
Herrenfitzes fo manche Vortheile erwuchfen. So wie 
fich eine gewifle Wechfclwirkung zur Zeit der Auf- 
nahme fowohl des Hcrrcnfitzcs fowie des Kloftcrs 
zwifchen Beiden nicht verkennen läfst, fo gibt fich 
diefe Wechfclwirkung nunmehr auch in der Periode 
ihres Niederganges kund. Die bei Beiden wahrnehm- 
baren Zeichen des Rückganges, ja Verfalles ftimmen 
fo durchaus zu der ernften Lehre der Vergänglichkeit, 
welche hier glcichfam jeder Stein predigt. 

Die an der vordem Schlofsfeite noch vorhan- 
denen zwei mächtigen Eckthurme mit ihren malcrifchcn 
Vcrthcidigungs Galerien geben Zeugnis von der ein- 
fügen Wehrhaftigkeit diefer Burg. Die Zeit der Erbau- 
ung meldet ein über der Seitenpforte eingemauerter 
Denkftein: „Anno . dmi . m.cccc.xxi. dominus, rein- 
pertus. de. wallfe, senior. me fecit" und daneben zwei- 
mal das Wappen der Wallfee, die filbemc Qucrbindc 
im fehwarzen Felde. 

Herr Reinprechl von Wallfee war Herzog 
Abbrecht* V. Hnfmcifter und Landeshauptmann in 
Ocfterreich ob der Enns; er war eines der hervor- 
ragendften Parteihäupter in dem Vormundfchafts- 
kriege mit I lerzog Ernft dem Eifernen. Als im Jahre 
1410 zu Wien eine peftartige Seuche ausbrach, nahm 
der damals noch minderjährige Herzog Albrecht 
V. feinen Aufenthalt im Schlöffe Starhemberg bei 
Wr.-Ncuftatlt. Die Volljährigkeit dcsfelbcn follte am 
24. April 1411 eintreten; trotzdem machten die beiden 
Herzoge Leopold IV. und Ernft keine Anftalt zum 
Rucktritt von der Vormundfchaft. Da führten Rein- 
precht von Wallfee und Leopold von Eckartsau 
Albrccht V. von Starhemberg nach Eggenburg, wo 
nunmehr die Stände zufammentraten, um darüber zu 
beralhen, auf welche Weife dem Herzog Albrccht V. 
die Landesregierung zu ubergeben fei. Mittlerweile 

b» 



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L 



lief die Nachrieht ein, Herzog Leopold IV. fei am 
3 Juni 1411 plötzlich geftorben. Er erlag wahrfchcinlich 
einem Schlagfluffc in Folge einer Aufwallung des 
hochften Zornes über das Vorgehen der Stande; aber 
auch Herzog Ernft zeigte fich in hohem Grade auf- 
gebracht und verlangte die Fortfetzung der Vormund- 
fchaft. Allein die Stande wollten nur von Albrecht V. 
als dem rechtmäfsigen Landesherrn hören. Keinprecht 
von Wallfee war der Erftc, welcher Einfprachc erhob. 
Diefcr Herr (land, wie einfl dem Herzog Leopold, nun 
auch dem Herzog Ernft felfenfeft entgegen. Unverzagt 
opferte er feine zahlreichen Burgen und Befitzungen, 
welche Herzog Ernft mit Krieg überzog, um Herzog 
Albrecht das väterliche Erbe zu erhalten. An der 
uncrfchutterlichen Treue und Standhaftigkeit diefes 
aufscrordentlichen Mannes fcheiterten alle Beftrcbun- 
gen der Gegner. 

Die drohende Haltung, welche nunmehr auch 
Konig Sigismund gegen Ernft den Eifcrncn annahm, 
zwang letztern endlich zum Nachgeben. Keinprecht 
von Wallfee bekam feine fammtlichcn Befitzungen 
zurück. Er ftarb am 2. Juli 1422 und wurde im Klofter 
Scyfcnftcin, einer Stiftung feines Haufcs, beigefetzt. 
Die im Jahre 1421 erbaute Burg erlitt im Laufe der 
Zeiten wefentliche Abänderungen, fo dafs man fagen 
darf, dafs das dermaligc Schlofsgcbäude aufser den 
beiden Eckthürmcn nur mehr wenige Rcfte des alten 
Baues enthält. 

An der Hoffeite des Schloffcs find drei Gedenk- 
tafeln eingemauert. Auf der einen lefen wir: „Ihre 
Exccllcnz Herr Scyfricd Chriftph Breiner, Rytter des < 
Gulden Flufs hat die Graffchaft Afpern von Kaifer 
Mathias erkaufet Anno M . DC . IUI. a Daneben die 
Wappen Breuner und Harrach. Diefc Dcnkfchrift zeigt, 
wie wenig vcrlafslich manchmal Angaben find, gegen 
deren volle Richtigkeit eigentlich gar kein Zweifel 
zulaflig fein folltc. Es mufs in dcrfelben entweder ftatt 
Kaifer Mathias Kaifer Rudolph heifsen. oder es ift die 
Jahrzahl 1604 unrichtig, denn im Jahre 1604 war 
Mathias noch nicht Kaifer, feine Wahl fand erft am 
13. Juni 1612 ftatt; auch war er im Jahre 1604 noch 
nicht zum Verkaufe von landcsfurftlichen Kammer- 
gutem berechtiget. Der zweite Dcnkftcin meldet, dafs 
die von den Schweden in Grund ruinirte Graffchaft 
Afparn von Seyfried Leonhard Breuner im Jahre 1G51 
wieder völlig erhoben wurde. Die dritte Tafel berichtet 
über Verwiiftungen durch die Kuruzzcn. 

Im Speifcfaal des Schloffcs findet fich an den vier 
Wänden eine Doppelreihe von Wappenfchildern, ebenfo 
kommen auf den Plafonds mehrerer anderer Zimmer 
Wappen vor; eine Sammlung, welche ein hohes heral- 
difches IntcreflTc befitzt. Ucbcr das Minoriten-Klofter 
zu Afparn a. d. Zaya, d eilen Bauftand fchr im Rück- 
gänge begriffen ift, kommt nichts zu berichten. 

Wenzendorf. In dem oben erwähnten PalTauer 
Pfarrkirchen- und Capellen-Verzeichnis finden wir auf 
Seite 490 auch die Kirche zu Wcntzcsdorff und als 
Collator den „plebanus in Afparn" 1 eingetragen. Das 
gothifchc Prcsbytcrium der kleinen Pfarrkirche ift mit 
neben Seiten aus dem Zchncck abgefchloffen. Ein 
Schlufsftein der Gewölberippen zeigt ein Jagdhorn, 
ein zweiter die Querbinde der Wallfcc. Das Kirchcn- 
fchiff ift ein fpatercr Zubau. Die Kirche befitzt eine 
vorzuglich fchönc golhifchc Monftranze, 65 Cm. hoch, 



20 Cm. breit, aus Silber und 5 Mark 15 Loth fchwer. 1 
In der unmittelbaren Nahe der Kirche kommt die 
Ruine eines Schloffcs von eigentümlicher Anlage, 
etwa aus der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts 
dämmend, vor. 

Gnadendorf. In dem mehrerwahnten PalTauer 
Verzeichnis wird diefe Ortfchaft auf Seite 490 Gnen- 
dorff genannt, und ift als der Collator der Pfarrkirche 
„Stuchs" eingetragen. Diefe letztere ftcht auf einem 
ziemlich ausgedehnten ovalen Tumulus, deffen Umwal- 
lung gröfstcntheils noch vorhanden ift. An der innerti 
Bufchung desfelben wurde, nach der BcfchafTcnhcit 
des Mauerwerkes zu fchlicfscn , fchon im frühem 
Mittelalter um den ganzen Friedhof eine fefte und 
hohe Mauer hcrgeftellt, welche an der Weftfeite einen 
Zugang hatte. Der ganze Platz erhielt dadurch eine 
erhebliche Verthcidigungsfahigkcit. Bei den heftigen 
Kämpfen welche hier cinft ftattfanden, dürfte auch 
die Kirche wiederholt weitgehende Zerftorungen 
erlitten haben, deren Spuren heute noch wahrzu- 
nehmen find. Das mit fünf Seiten aus dem Achteck 
abgefchloffenc Presby terium hat eine einfache gothifchc 
Einwölbung. In den Fcnftem fehlt das Maafswerk, 
einige find ganz vermauert, kurz der ganze Zuftand 
des Gebäudes zeigt, dafs feit langer Zeit nur fo viel 
gefchah, um dasfelbe nicht ganzlich zur Ruine verfallen 
zu laden. 

Gaubitfeh. Die Pfarrkirche Gaubitfeh gehört 
unter die alterten und auch heute noch unter die 
beftdotirten Pfarren des Viertels unter dem Manharts 
berge. Im PalTauer PfarrvcrzeichnilTe ift fic Seite 490 
mit dem Namen Gawbachzfch und „dominus Episcopus 
patauienfis" als Collator eingetragen. Nur das Prcs- 
bytcrium der Kirche gehört in die Bau-Periode der 
Gothik, die Erbauung des Schiffes fallt in eine fpäterc, 
jene des Thurmcs in die neuefte Zeit. Im Prcsbytcrium 
ergibt fich eine Abweichung von der im ganzen Gebiet 
üblichen Bauform dadurch, dafs die Gewölberippen 
auf Halbfäulcn aufruhen, welche bis zum Bodenpfiafter 
herablaufen. Ein neuer Flügel-Altar gereicht der 
Kirche zur befondern Zierde. Die Schnitzarbeit ift von 
dem Bildhauer Vorhauer, das Altar-Bild, St. Stephan, 
von Kefsler in Wien. 

Zu erwähnen kommt, dafs an der Nordfeitc der 
Kirche ein gothifcher Karner beftand, von dem der- 
malen nur noch die Grundfeften wahrzunehmen find. 
Auch verdienen drei fogenannte Pcftfäulcn beachtet 
zu werden, von denen eine am Schulplatz, die zweite 
mitten im Orte, die dritte an der Strafse nach Gnaden- 
dorf ftcht. Sie dürften fammtlich aus der zweiten 
Hälfte des 15. Jahrhunderts dämmen. Letztere hat 
einen tartfehenförmigen Schild, auf dem zwei übers 
Kreuz gelegte Sicheln dargcftcllt find. 

Fallbach. Pfarrkirche. Eine der intereffanteften 
Kirchen in der Umgebung von Staas. Das Minifterialen- 
Gcfchlccht gleichen Namens treffen wir bereits im 
frühen Mittelalter an; dasfelbe war cinft im Rcichcn- 
aucr Thalc begütert. Es geht dies zunächft aus dem 
Schiedsfpruche König Friedrich des Schonen, ddo. 
Wien, 23. Mai 1317 hervor, womit ein Streit zwifchen 
Hadmar dem Stuchs von Trautmannsdorf und Niclas 
dem Valbacher, das Haus zu Reichenau und dort 

• BefchrielKn und «nfehildel. MfclMtaklM de. WilHI All.rth.«. 
Vereine«, IX Bd . S. 



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LI 



gelegene Grundftücke anbelangend, beendet wurde. 1 
Die Valbacher verkauften fpater Theile diefes Befitzcs 
an die Herzoge, welche damit das von ihnen geftiftete 
Klofter Ncubcrg in Steiermark dotirten. Mit der 
Handfeftc ddo. Wien, l Juni 1399, bewilligen die 
Herzoge Wilhelm und Albrecht IV., dafs Merten der 
Valbacher, Herzog Wilhelm s Kammermeiftcr, in der 
Pfarrkirche zu Valbach bei Laa einen Jahrtag ftiftc 
und if> Pfdc. Pfennige auf Lehen zu Niederbrunn und 
Wetzlcinsdorf anweife.* Von einer Burg welche in 
Fallbach oder in der Nahe diefes Ortes beftand, rindet 
fich dermalen keine Spur mehr. 

Die Pfarrkirche, welche auf Seite 491 des mehr- 
erwähnten PafTaucr Pfarrvcrzeichniffes mit dem Namen 
Valbach und dem „plebanus in laa" als Collator 
eingetragen erfcheint, liegt auf einer Anhohe ober 
dem Dorfe Fallbach Sie ift weithin Achtbar; in ihrer 
Umgebung zeigen fich die deutlichen Spuren eines 
hier cinfl beftandenen Tumuhis. 

Durch den Umftand, dafs weder die Kirche noch 
der Thurm einen Anwurf erhalten haben, auch noch 
die Geruftlocher offen find, hat der ganze Bau ein fehr 
altcrthümlichcs Ausfchcn. Im Innern der Kirche, über 
dem fpitzbogig abgefchloffencn Kingang in die Sacri- 
ftei ficht die Jahrzahl 1483 und ein Steinmetz-Zeichen. 
Nachdem jedoch Prcsbytcrium und Kirchenfchiff nicht 
gleichzeitig erbaut worden find, fo ftöfst die Beant- 
wortung der Frage, ob fich diefc Jahrzahl auf den Bau 
des Prcsbytcriums oder des Schiffes bezieht, auf grofsc 
Schwierigkeiten. Neben der Sacriftci-Thür befinden fich 
zwei kleine Wappcnfchildc eingemauert, jenes rechts 
hat die drei Kugeln aus dem Wappen der F.ytzing, 
das Schild links hat nebeneinander zwei Mufcheln. 

Das Prcsbyterium ift mit fünf Seiten aus dem 
Achteck gcfchloffen. Neben dem Hauptfchiff kommt 
ein gleichzeitig erbautes fchmaleres Scitcnfchiff vor. 
welches von dem Krftcrn durch vier auf drei kraftigen 
viereckigen Pfeilern ruhende Bögen getrennt ift, Die 
Gewölberippen find zierlich gegliedert, das Rippennetz 
ift einfach und lediglich mit Kückficht auf die con- 
ftruetiven Bedingungen durchgeführt Der Schlufsftcin 
der Einwolbung des Presbytcriums hat eine grofsc 
Rofcttc, ein zweiter einen Stern. Im Kirchenfchiff hat 
ein Schlufsftein eine fünfblatterigeKofc wie im Wappen 
der Trautmansdorf, ein zweiter ein ornamentirtes 
Kreuz. Neben dem Seiteneingange befindet fich ein 
zierliches gothifches Ornament eingemauert. Der an 
der weftlichen Schmalfcite angebrachte Haupteingang 
hat einen flachen Klccblattfturz und ift mit Verftabun- 
gen umrahmt; ober demfelben kommt ein breites 
Spitzbogcnfcnfter vor. 

Der achteckige Kirchthurm fleht auf der ftarken 
Zwifchcnwand zwifchen Presbyterium und Kirchen- 
fchiff, welche Wand noch, wie dies von aufsen zu 
fehen ift, mit kräftigen Strebepfeilern verftärkt worden 
ift. Der Thurmhelm ift aus Steinen hcrgeftcllt, an den 
acht Grathcn find einfache Krabben angebracht. Vier 
Seiten des Thurmhclmcs haben erkerformige Fcnfter, 
in jenem, welches dem Orte zugekehrt ift. befindet fich 
nunmehr eine Uhr. 

Neben der Kirche, und zwar an der Südfeite, ftand 
einft ein runder Karncr. Das durch den Abbruch 

1 UMb 111 M, R'i N'. 4*4- 

: Archi» lu Al>»rn *i> iltt 



desfelben gewonnene Material, fowie das Maafswcrk 
der Kirchcnfenftcr wurden zur Hcrftcllung der Fried- 
hofmauer verwendet, wie folches durch die zahlreichen 
eingemauerten vcrfchicdencn Wcrkftucke dargethan 
wird. Wahrfcheinlich hat man nach einem feindlichen 
Ueberfall, der auch an der Kirche Vcrwtiftungcn 
zuruckliefs, das aus den Fcnftcrn ausgefchlagene 
Maafswcrk in dicfelbcn nicht mehr eingefetzt, fondern 
zur Wiedererrichtung der eingebrochenen Friedhof- 
mauer benützt. Im Innern der Kirche befindet fich ein 
aus Holz gefchnitzter Chriftus am Kreuze, eine gute 
Arbeit aus der erften Hälfte des 16. Jahrhunderts. 

Grafenfulz, die Pfarrkirche. So viel mir bekannt, 
war diefe Kirche bisher noch nicht Gegenftand einer 
archaologifchen Mitthcilung. Sie wird im Paffaucr 
Pfarrverzcichniffe S. 490 „Grefenhultz" genannt, und 
als Collator erfcheint „Walfcc" eingetragen. (Unzwei- 
felhaft der oben genannte Reinprccht von Wallfcc, der 
damalige Bcfitzcr von Afparn an der Zaya. Die Guts 
inhabung von Afparn ift dermalen noch Patron der 
Pfarre Grafenfulz.) 

Das durch eine glatte Wand abgcfchloffene Pres- 
byterium ift romanifch. Im Innern tragen vier kraftige, 
mit einem Rundftab verzierte Rippen das Gcwulbc. 
Der Schlufsftcin zeigt eine einfache Rofcttc. Die 
Rippen ruhen auf ziemlich ftark hervortretenden Con- 
folen. Kin'kleincs kreisrundes Fcnfter an der Rück- 
wand ift dermalen vermauert. 

An der Südfeite des Presbytcriums, nur wenige 
Fufs von demfelben entfernt, fteht ein runder Karner, 
wie das erfterc eingewölbt. Er wurde dadurch als 
Sacriftci adaptirt, dafs man ihn zum Theil in ein kleines 
Seitenfchiff einbezog, wodurch er wie eine Apfis diefes 
Zubaues ausficht. An der füdöftlichcnFcke des Schiffes 
ficht der unförmliche Thurm, oben mit fchmalcn ge- 
kuppelten Fenftern und an jeder Ecke mit einer 
abgerundeten Zinne verfehen. Der Thurmhelm befteht 
aus einer aus Steinen hcrgcllellten achteckigen Pyra- 
mide. In der Thurmhallc fteht ein aus rothem Marmor 
angefertigter Taufftein, von gleicher Arbeit ift das 
Weihbrunnbecken. Beide haben auf einem tartfehen- 
förmigen Schild ein Steinmctz-Zdchcn. Sic dürften 
aus dem Ende des 15. Jahrhunderts [lammen. Ober 
dem Thurmthor ift eine Steinplatte eingemauert, 
deren Infchrift jedoch nicht mehr zu entziffern ift. 

Wie die Kirche zu Grafenfulz heute noch befteht, 
dürften im 13. und 14. Jahrhundert viele Kirchen des 
Manharts-Gcbictes ausgefchen haben. 

Pirßcmiorf. Eine kleine dermalen in die Pfarre 
Nicderleifs gehörige Filial Kirche, welche auf S. 490 
des ofterwahnten Paffauer Verzeichnilles unter dem 
Namen „Fitzcndorff*, jedoch ohne Angabc des Colla- 
tors, eingetragen ift. 

An der Aufsenfeitc lauft um das ganze Pres- 
byterium, welches dreifeitig abgcfchloficn ift, ein fehr 
zierlich ausgefertigter fogenannter Rundbogcnfrics 
herum. An jeder der vier Ecken befindet fich eine 
fchmale runde Säule, welche den genannten Fries 
durchfehneidet und unterm Dache ein kleines Capital 
befitzt. An drei Ecken werden diefe Saulchcn zum 
Theile durch Strebepfeiler verdeckt, welche fpater zur 
Verftarkung des Baues angebracht wurden. Die langen 
fowohl von innen als nach aufsen fehr ftark zuge- 



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LH 



fchmicgtcn Kcnfter haben fchmale Lichtoffnungcn und 
find rundbogig überwölbt. 

Im Innern des Prcsbyteriums tragen kräftige, 
jedoch einfach profilirte kippen die Kinwulbung, der 
Schlufsftein zeigt eine Rofctte. 

Wie aus den unter dem Dache noch wahrnehm- 
baren alten Baurcftcn zu erfehen ift, wurde an das 
romanifche Presbyterium fpatcr ein kleines gothifch 
cingcwolbtcs Schiff angebaut. Ucber das Kirchlein 
durften im Laufe der Zeiten wiederholt Verwüstungen 
hereingebrochen fein, bei einer dcrfelben ftürzte 
wahrfcheinlich das Gewölbe des Schiffes ein. Hei der 
Wiederherstellung fuchte man fich auf die einfachfte 
Weife zu behelfen, man trug die Mauern des Schiffes 
bis zur Hohe des Prcsbyteriums ab, an die Stelle der 
grufseren gotlüfchcn traten einfache Fenfter , und 
fchliefslich gab man dem ganzen Räume eine flache 
Decke. Ucber dem Presbyterium fteht als Dachreiter 
ein kleiner hölzerner Thurm. 

An der Sudfeite des Kirchlcins, nur wenige Kufs 
von demfelben entfernt, fteht ein runder Karncr. 
welchen man dadurch als Sacriftci adaptirtc, dafs man 
ihn durch einen kurzen Gang mit dem Presbyterium 



in Verbindung brachte. Von aufsen fehlt an der Kckc 
nächft dem Karner der Strebepfeiler; hier lauft die 
oben erwähnte fchmale Säule bis an die Grundmauer 
herab. 

Bei dem Kirchlcin zu Pirftcndorf verdient noch 
ein Umftand Beachtung. Dasfelbc fteht auf einem 
mäfsig hohen, aus dem umgebenden Terrain heraus 
tretenden Löfshügcl. In jüngfter Zeit wurde derfelbe 
an der Rückfeite des Kirchlcins etwa 8 Kufs von dem- 
felben entfernt, aufgegraben. Da zeigte fich 6 bis 10 
Zoll unter der Bodenoberfluchc eine 2 bis 3 Zoll breite 
Schichte Brandrcftc von Afche und Kohlen. Aufgra- 
bungen ergeben, dafs diefc Schichte bis an die Kirchen- 
mauer reicht und dort nur fo weit unterbrochen ift, als 
durch den Kinbau der Grundfcften unvermeidlich war. 
Dicfe Brandfchichte war fomit auf dem Hügel vor- 
handen, che das dcrmalige Kirchlein auf demfelben 
erbaut wurde. Ks wurde daher entweder ein vordem 
hier geftandenes Holzgcbäudc durch Feuer zcrftc.rt, 
vielleicht das frühere hölzerne Kirchlein, oder es befand 
fich auf diefem llugcl eine heidtüfehe Cultusftatte, und 
die Afche und Kohlenfchichtc find die Reite einftiger 
Brandopfer. 



Giovanni Battifta Fontana. 

Von Dr Altxrt llg. 



lyj^MIS auf die jungften Tage hatte man von den 
B fojj Werken Giovanni Battifta Fontana's kaum 
H«fc543 andere Kenntnis, als was durch die in liartfch's 
peintre-graveur verzeichnete Reihe von 68 Stichen 
und durch das berühmte Prachtwerk der Ambrafer- 
Ruftungen bekannt worden war. Unter jenen 68 Stichen 
ift aber viel Ungleichartiges, find nur vier als eigen- 
händige Schnitte des Meifters bezeichnet, andere als 
feine Krfindung, Auf einigen nennt fich 1560 Nicolaus 
Nelli Formis, der in Venedig lebte und dort auch 
einen Verlag betrieb, als Stecher. Schon aus diefen 
Quellen ging zwar hervor, dafs der Künftler feine 
Dienfte dem Oeftcrrcichifchen Krzhaufe geliehen habe, 
denn nicht nur letztgenannte Folge des Hcklenbuches, 
fondern auch die bei Bartfeh unter den Nr. 24 — 30 bc 
fchriebene Suite aus der Gcfchichte des Romulus und 
Kemus find dem Erzherzoge Ferdinand von Tyrol 
dedicirt , fowic auch einzelnen alteren Kunftfclirift 
ftellcrn fein Zusammenhang mit diefem kunftfinnigen 
I laufe mehr oder weniger bewufst erfcheint. Frft die 
neueften Krgcbniffc aber, welche gelegentlich der 
Umgestaltungen der Sammlungen im kaif. Schloil'e 
Ambras in den Jahren 1880— 1881 zu Tage traten 
fowie daran geknüpfte weitere Unterfuchungen haben 
über Kontana's Schaffen ein etwas helleres Licht auf- 
gedeckt, worüber ich hier im Kolgenden berichte. 

Giovanni Battifta Kontana ift als Maler, alsStecher 
und als Zeichner für den Kupfcrftich in der Kunft- 
gefchichte bekannt. Als fein Geburtsort wird in einigen 
Büchern Ala in Südtyrol, in anderen aber Verona 
angegeben, eine Differenz, die ich nicht definitiv bei- 
zulegen im Stande bin. Auf dem Stiche bei Bartfeh 18 
nennt er fich felbft zwar Joannes Baptifta Fontanus 



Veronenfis, und auf dem des Calvarienbcrgcs: vero- 
ncn. piftor, doch konnte folches wohl auch nur von 
feinem dauernderen Aufenthalte gemeint fein, welcher 
die Stadt an der Adige eine Zeitlang wohl gewefen 
fein kann Auch über das Geburtsjahr lafst fich nichts 
Sicheres beibringen. Die früheften Daten auf feinen 
Blattern find aus den Fünfziger-Jahren, fein Tod fallt 
in das Jahr 1587, jene Stiche zeigen ihn fchon als fer- 
tigen Meiftcr. man dürfte fomit nicht allzuweit fehl- 
greifen, wenn man feine Geburt beiläufig um 1520 — 30 
anfetzte. Füefsly K fagt. er fei zu Verona um 1524 
geboren. 

Sclbftverftandlich gehört der Künftler zur Schule 
Venedigs. Tizian hatte gewifs Einfiufs auf ihn, den 
Petrus Martyr, den Triumph der Religion, eine Andro- 
meda und eine Diana hat er nach dem grofsen Maler 
geftochen Weiters ftach er die Krcuztragung nach 
Dom. Compagnola. Aber es feheint aus einigen 
Figuren feines 1 lauptwerkes, des im Folgenden zu 
beschreibenden Plafonds in Ambras, hervorzugehen, 
dafs auch das Colorit Vcroncfc's Gegcnftand feiner 
Studien gewefen fein mag Bernaseoni hält ihn für 
einen Schüler des Giovanni Francesco Carotto, eine 
Anficht, welcher ich nicht beipflichten mochte. Diefer 
Veronefifche Künftler, deffen Lebenszeit um 1470 bis 
1546 angegeben wird, ging aus Mantcgna's Schule 
hervor, neigt jedoch mehr zu der Richtung Lionardo s 
hin, zeichnet fich durch ein warmes Colorit aus, liebt 
aber harte Contouren. All' dies lieht im Gegenfatz zu 
der Weife Fontanas, dclfcn Formen von jeglicher 
altertümlichen Strenge weit entfernt, deffen Karbcn- 
Scala keine befonders weiche zu nennen ift. 

< Kuutlci-Uiikon. WMlhltt» 



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LIII 



Um das Jahr 1570 fcheint der Meiftcr in die 
Dienftc Erzherzogs Ferdinand getreten zu fein, viel- 
leicht etwas fpater. Seine Berufung wird wohl mit der 
anfehnlichen Kunftbcwcgung und Beflrebung im 7m- 
fammenhang flehen, zu welcher die Umbauten in 
Ambras, befonders aber die Errichtung und Aus- 
fchmückung des „grofsen-, fpater, ich weifs nicht aus 
welchem Grunde „Spanischer" genannten Saales An- 
lals gaben. Nachdem Ferdinand das Schlofs 1563 von 
feinem kaifcrlichcn Vater als Gcfchcnk erhalten hatte, 
begann er fofort die Vergrofserung und Ausfchmückung 
des für eine furftlichc Behaufung zu ungeraumigen und 
zu kunftlofen Gebäudes. Das alte llochfchlofs erhielt 
ein drittes Stockwerk, wie die Jahreszahl 1566 über 
den dortigen Thürcn beweifen , die Badllube wurde 
1567 eingerichtet, an den Tractcn des Untcrfchlol'fes, 
welche die immer mehr anwachfenden Waffen- und 
Kuuflfammhingcn, Bibliothek und Antiquarium, St alle, 
Beamtenwohnungen zu beherbergen hatten, baute man 
bis 1589, endlich w urde der berühmte Spanifchc Saal 
1570—71 fertig. Ich unterlaffe es, auf die Schilderung 
diefes l'rachtraumes hier einzugehen und bitte den 
Eefer diesbezüglich die bezüglichen Archiv-Forfchun- 
gen Dr. David SthonJirrrs zu Käthe zu ziehen, welche 
derfelbc in dem Auffatze „der Spanifchc Saal in Ambras 
und feine Meiftcr" | Wiener Abendpoll 1879NT. 179 —181) 
niedergelegt hat. Durch diefc fchr wichtige Arbeil 
lind wir über die am Werke beschäftigten Künfllcr 
unterrichtet. Eine Anfchauung des Baues in feinem 
Inneren bietet — fammt Detail- Aufnahmen — das 
übrigens gar nicht zu lobende Fhotographienwerk : Dr. 
J. Stockbauer, das k. k. Schlofs Ambras bei Innsbruck 
in Tyrol, Nürnberg 1880, f., endlich werden zahlreiche 
weitere Beitrage in dem foeben erfchienenen Werk- 
chen: „Das k. k. Schlofs Ambras - zu finden fein, in 
welcher Schrift Autor diefes im Vereine mit Herrn 
Wendelin Hocluim. Cuftos der D. Gruppe an den kunft- 
hirtorifchen Sammlungen des A.II. Kaiferhaufcs, diefes 
altehrwurdige Gebäude fammt feinen 1881 dafclbft 
neuaufgcflellten Kunftfchatzcn im Auftrage des hohen 
k. k. Oberfthofmciftcramtcs beschreiben, 

Ich fetze fumit, um nicht allzuumflandlich zu 
werden , alles bisher bekannte Wiffenswerthe über 
den grofsen Saal voraus, um nur das auf Fontana 
bezügliche Neue daranzuknupfen. Aus Dr. Sriwnherr' s 
Forfchungcn geht hervor, dafs Fontana an den 
Malereien diefes Prachtraums keinen Anthcil hatte. 
Die Nachrichten find aus den Rechnungen gefchöpft, 
welche, ganz ausführlich, felbft Tifchlcr, Schloffcr, 
Vergolder etc. erwähnen, die Maler, Bildhauer, Stucca- 
tore genau anführen , fo dafs ein fo bedeutender 
Kunfller nicht ausgelaffcn fein konnte. Ich bin daher 
auch der Anficht, dafs nur der angebliche Pietro Kola 
da Rrcscia, und der Niederländer Denys van Hallart 
an dem Werke als Maler befchaftigt gewefen, Kofa 
angeblich das Figurale, die Furstenbilder, van Hallart 
die zahlreichen Grotesk-Ornamente, Trophäen etc. an 
den Pfeilern ausführend. Dennoch aber fleht Fontana 
in einem noch nicht genügend aufgeklarten Bezüge zu 
der Sache, wovon mir einige Spuren und Fingerzeige 
im Nachfolgenden aufgeftofsen find. 

An den Sockeln der Pfeiler, welche die Fenfler 
des Saales von einander feheiden, fehen wir viereckige 
Felder, in denen die hcrvorragendflcn Sccnen aus der 



Gcfchichtc des Romulus und Remus dargeflellt find. 
Die Anordnung und Reihenfolge ilt allerdings hiftorifch 
etwas verworren, wie denn z. B. die Enthauptung des 
Sohnes des Titus Manlius (notabene mittclll Fallbeil 
wie auf dem Stiche des Aldcgrcver) mitten unter die 
Sccnen der Romulus-Sagc gemifcht ift. Wir haben, wie 
bereits erwähnt, eine Folge von Blattern des Fontana, 
welche denfelhcn Gegenlland behandeln und Erzher- 
zog Ferdinand gewidmet wurden Nun ftimmen aller- 
dings diele Stiche mit «Jen Malereien in der Compo- 
fition gar nicht iibercin. Sie enthalten viele Figuren 
auf landschaftlichem oder architektonifchem Hinter- 
grund, wahrend die Gemälde des fpanifchen Saales 
Itets aus zwei, drei Figuren auf weifsem Fond fall im 
Gciflc des Reliefs fich abheben lallen; aber die Wahl 
desfelben Themas und die Dcdication an dcnfclbcn 
Fürllcn ift doch merkwürdig. Dazu kommt noch 
folgendes; Fontana's Blatter tragen die Daten 1573 
und 1575, der König erfcheint darauf genau im felben 
Coflüm wie auf den Gemälden, da der Saal nun 1571 
bellimmt vollendet gewefen ift, fo lafst fich eine Beein- 
flufsung unferes Künltlcrs durch die fchon vorhandene 
Darftellung nicht in Abrede Hellen Weiter wage ich 
in meiner Erwägung nicht zu gehen; ich bemerke nur 
andeutend, dafs mir, trotz der Keftauration, in diefen 
Sccnen nicht diefelbe Hand begegnet, von der die 
Furflenbildcr herrühren, alfo nicht des angeblichen 
Rofas; doch kann, wie gefagt, vorläufig keine bc- 
llimmte Anficht geaufsert werden. 

Noch wichtiger ist Folgendes. Die gefchmack- 
vollen Grotesken, wahrscheinlich von van Hallart aus- 
geführt, laffen auf den erflen Blick die berühmten 
Vorbilder des Vaticans, oder pr.icifcr gefagt, die 
Richtung der dort wirkenden und darin gcfchultcn 
Decorateure erkennen. Befonders Giulio Romano und 
feine Ornamcntation im Palazzo del Tc treten da vor 
die Erinnerung. Ob der in Ambras thatige Maler Italien 
gefehen habe, wissen wir nicht, obwohl es eben nicht 
unwahrscheinlich fein dürfte. Viel fichercr können wir 
annehmen, dafs er nach Stichen walfcher Meiftcr aus 
der Rümifchen Schule gearbeitet hat; ja, wir können 
es fogar nachweifen. Auf den von Lafreri herausgege- 
benen Blattern kommen die Motive der Grotesken 
im Ambrafer-Saale genau oder doch mit nur geringen 
Abweichungen vor. Antonio Lafreri, Stecher und Ver- 
leger in Rom, war dort um 1540 thatig. Er fetzte fich 
in den Befitz zahlreicher Platten nach Giulio Romano, 
Raphael, Perm del Vaga etc.. die er öfters auch 
retouchirtc und wieder herausgab. Nun befinden (ich 
gerade von folchen Abdrucken des Lafrcri'fchen Ver- 
lages mit Waffentrophaen, Grotesken und Ornamenten 
in denjenigen Banden der kaif. Sammlung zu Wien 
viele Exemplare, in welchen Erzherzog Ferdinand 
feine Kupfcrfliche einkleben liefs, und nach mehreren 
von ihnen erfcheinen die Malereien des fpanifchen 
Saales geradezu copirt, oder wenigftens als leichte 
Variationen derfclben. 

Daraus ergibt fich, dafs der Erzherzog, wahr- 
fcheinlich aus feiner Bibliothek und Kunftblattcr- 
fammlung felbft eine Auswald treffend, die Decora- 
tionsmotive beflimmte, mit denen van Hallart die 
Saalwände zu fehmücken den Auftrag erhielt, eine 
Sache, welche uns bei Ferdinand s bekanntem Kunft 
finn, bei dem Umflande, dafs wir ihn ja auch als 



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LIV 



fclbftändigen Architekten kennen, eben nicht wunder- 
nehmen darf. Nun befitzt weiters die Kupfcrftich- 
fammlung in der k. k. Hofbibliothek zu Wien zwei, 
Bart/ch unbekannte, mit Battifta Fontana gezeichnete 
Stiche, welche je eine der dort beinahe gleichartig 
vorkommenden Trophäen vorftellen und gewifs zu 
einer grofseren Suite gehören. Die eine ift die Trophäe 
mit dem antiken Hamifch. Labanim und Adlerfeld- 
Zeichen, unten hangt der Helm, ringsum radial gedeckt 
Waffen aller Art, die Zweite hat zwei Pauken als 
Mittelpunkt, ringsherum Piftolcn, Gewehre, rückwärts 
einen gefchweiften Schild. Die Ucbcreinftimmung ift 
auch hier eine abfolut evidente. 

Fontana licht fomit, — das ficht man deutlich, 
— den Arbeiten des fpanifchen Saales nicht fern, 
das Genauere zu ergründen fehlen noch die Anhalts- 
punkte. Das Datum 1573 auf den Blättern der Komulus- 
Suite beweift, dafs er mindeftens in jenem Jahre fchon 
mit dem Innsbrucker Hofe zu thun hatte. In welchem 
Jahre er den Titel des Hofmalers erhielt, ift nicht 
bekannt. Der fpäteftc Datum auf feinen Stichen ift 
1579, mehrere find Pcrfoncn gewidmet, welche Tyrol 
um jener Zeit angehorten. So finden wir auf B. 52 (der 
Kampf des Acneas mit den Knechten des Latinus) 
eine Dcdication an Johannes Thomas, Bifchof von 
Brixcn, und das grofse Blatt von Golgatha ift der 
Erzherzogin Magdalena gewidmet. Diefe Dame, die 
Schwerter des Erzherzogs Ferdinand, lebte fortan in 
Innsbruck, bis fie in das von ihr und ihren Schwertern 
gegründete Damcnftift in Hall einzog. 

Das Tyrolifchc Künfticrlexicon 1 erwähnt einer 
getufchten Zeichnung, damals im Bcfitze des Herrn 
Anton von Pfaundler in Innsbruck, den Gekreuzigten 
von Maria, Johannes und Engeln umgeben darftcllcnd. 
Dicfcs Blatt trug die Bezeichnung: Fontana Battifta 
Innsbruck. 

Erzherzog Ferdinand liefs bekanntlich durch 
feinen Geheimfchreiber Jacob Schrcnckh vonNozingcn 
in dem grofsen Kupferwerke, welches jetzt kurzweg 
gewohnlich das Ambrafer-Heldenbuch genannt wird, 
die Rüftungen berühmter Männer, die feine Sammlung 
enthielt, darftcllen, wozu Schrcnckh den lateiuifchen 
Text verfafste. Diefe erfte Ausgabe erfchien crll 1601. 
nach dem Tode Ferdinand 's, bei Johann Bauer ( AgricolaJ 
in Innsbruck ; wie lange die Vorarbeiten aber bereits 
in s Werk gefetzt waren, beweifen die Tafeln, von 
denen das Titelblatt 1582, das Bild Giovanni Medici's 
1586 datirt ift. Erfteres enthält in der Mitte in einem 
Medaillon das Bruitbild Ferdinands in demfclben 
prachtvoll getriebenen italienifchen Harnifchc, welcher 
(derzeit in Wien) auch auf dicfcs Fürftcn Porträt im 
fpanifchen Saale vorkommt, Gefangene, Gotter und 
Allegorien umgeben das Portrat in fchöner Gruppirung ; 
in der Bildung der Kopfe erkennen wir den Typus 
der Göttergcftalten des zu erwähnenden Plafonds; 
die Waffentrophäen neben Mars und Minerva aber 
haben ^anz das Gepräge derjenigen im fpanifchen 
Saal. Die Bezeichnung diefes prächtigen Blattes 
lautet: Joha Battifta fon: delj. — Ario 82. — Domj- 
nicus Cuftodis (fic) An Öcnipontj fchapfit. (fic) 
Dontin ic Cuftos, der flcifsigc Stecher, fiedelte fich 
1583 in Augsburg an, wo er fein fchwunjjhaft betrie- 
benes Verlagsgcfchnft und Stecher-Atelier etablirte, 

• Ui.il.l-, k itjo. pflfc sj 



ob er vorher nun längere Zeit oder vielleicht blos 
behufs Vollendung diefer Arbeit in Innsbruck verweilte, 
wie die Infchrift befagt, ift nicht ftcher zu entfeheiden. 
Noch einmal erfchien in feinem Verlage ein auf 
Ambras bezügliches Werk, die Tirolenfium prineipum 
comitum eicones, 1599, worin die Fürftcnbildcr des 
grofsen Saales reproduzirt find. Nagler 1 hält dafür, 
dafs Fontana die Zeichnungen zu fammtlichen 126 
Stichen geliefert habe, aufser dem Titelblatte hat 
aber kein weiteres eine Bezeichnung, und nicht alles 
in den folgenden Heldenbildniffcn trägt vollends den 
Charakter der Kunllweifc unferes Meifters. 

Schon im folgenden Jahre begann Fontana die 
Malerei des grofsen Plafonds in Ambras. Derfelbe ift 
in Oelfarben auf Bretter gemalt und befand fich der- 
cinft in dem nicht mehr vorhandenen Speifcfaal, 
welcher als felbftändiges Gebäude vor dem Hoch- 
fchloffc, und zwar an der Stelle der gegenwärtigen 
Ausfichtsterraffe errichtet war. Auf dem das Schlofs 
darftcllenden Stiche beiMerian ficht man den fchmuck- 
lofen Bau neben der (jetzt ebenfalls verfchwundenen) 
gedeckten Aufgangstreppe zur Linken, die Souterrains 
enthielten nachMcrian die„Hoff Kuchen". DenPlafond 
fanden der mit den Bauarbeilen im Schlöffe betraute 
Architekt, Herr Johann Deininger, Dirc&or der k k. 
Gewerbcfchulc in Innsbruck, und der Gefertigte im 
Sommer 1880 wohlcrhaltcn in feinen einzelnen Thcilen 
in einem Magazin, im Winter darauf wurde derfelbe 
auf Befehl Seiner Durchlaucht des Herrn Erften Oberft- 
hofmeifters Prinz Conftantin zu Hohenlohe-Schillings- 
fürrt in dem Erflcn der neurertaurirten Waffenfäle 
des UnterfchlolTes wieder als Decke angebracht, ift 
nunmehr gefchützt und gefiebert, ein hochinterclTantcs 
Denkmal feltenfter Art. Ich citire hier die Stelle aus 
unferer Bcfchrcibung. welche fich auf den Gegenftand 
bezieht: 

r Der Plafond Hellt ein originelles Sujet auf 
originelle Weise dar. Das oblonge Hauptfeld wird an 
beiden Schinalfeiten durch Querbilder eingefchlolTen, 
welche die fieben Hauptplaneten als Gotter in 
coloffalen Gcftaltcn vorftellen. Das Feld über dem 
Eingange zeigt Jupiter, Venus imit Amor) und Saturn, 
jenes bei der Ausgangsthur des Saales: Mars, Mcrcur, 
Helios und Luna. Den Innenraum des Hauptfeldes 
umfchlicfst ein weifses Band, der Zodiakus mit den 
Zeichen desfelben. In den aufscrhalb dicfcs Ovales 
entftehenden Zwickeln find die Figuren der Elemente, 
in lagernden Stellungen, angebracht, die fehönften im 
ganzen Werke. Namentlich die (Erde) zeichnet fich 
durch die edle Erfchcinung der Gertalt aus und 
beweift den Einflufs der gleichzeitigen venezianifchen 
Meifter auf unfern Künftler in der deutlichften Weife. 
Das Innere des Ovales nehmen auf azurnem Himmels- 
grund die Darftcllungen der Sternbilder ein, welche 
Fontana auf naive Art, der feit Alters üblichen 
Zeichnung auf den Himmelsgloben cntfprcchcnd, in s 
Natürliche und Figürliche überfetzte, fo dafs z. B. 
Auriga als Tyroler Fuhrmann mit der Pcitfche, die 
Locke der Bcrenike als Fraucnhaarfchopf etc. er- 
fcheint. Als Vorlage diente dem Künftler offenbar der 
in den Sammlungen des HochfchlolTcs (II. Stock, 
Saal IV, Nr. 651 bewahrte, mit Kupferftichen über- 
klebte Globus, deffen Darftcllungen mit den hicfigcn 
< m 11 n»» 



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LV 



übereinftimmen. Das fcltfamc Werk ift ein interefTanter 
weiterer Beleg für die hohen wiffenfchaftlichen Bcftre- 
bungen des Erzherzogs, welcher auch dem damals 
erwachenden Studium der Artronomic rege Aufmerk- 
famkeit zuwendete." 

Der erwähnte Globus ift italienischen Urfprungs, 
ein Stich von der Gegenfeite, wie derlei Blatter direfl 
zum Zwecke der Ueberklebung von Globen damals 
von wälfehen und dcutfchcnStcchcrn gemacht wurden. 

Woher wiflen wir, dafs Fontana der Urheber 
diefer merkwürdigen Malerei gewefen? Ein erfreulicher 
Zufall fugte es, dafs gleichzeitig mit der Auffindung 
desfclben in natura, Herr Archivsdircclor Dr. David 
Schonkerr die urkundlichen Nach weife entdeckte, deren 
Mittheilung ich feiner Güte verdanke. Hiernach begann 
der Künftler die Arbeit im Jahre 1583, fic zog fich aber 
noch in das folgende Jahr hinüber. Der Maler Conrad 
Leitgeb (angeblich geft. 1599 zu Innsbruck), deffen 
grünglafirtcn mit allerlei unfläthigen Zeichnungen deco- 
rirten Trinkkrug aus dem Jahre 1571 die kaif. Samm- 
lung noch befitzt, half ihm dabei als Vcrgoldcr der 
Cornichen-Gefimfe, welche einft das gemalte Decken- 
feld umrahmten. 

Dr. Sch&nherr thciltc mir ferner mit, dafs Fontana 
zu Innsbruck den 25. September 1587 ftarb. Ks ift alfo 
nicht richtig, wenn dal Pozzo behauptet: morl al 
fervizio dell' Impcradorc in Germania. Lansi läfst ihn 
in Wien arbeiten, was desgleichen gewifs unrichtig 
ift. Ein Jahr vor feinem Ableben berichtet noch über 
ihn Adriano VaUrini ;le Bellezzc di Verona, Verona 
1586): Battifta Fontana, beliffimo inventore, ferve 
larciduca Ferdinande Nach Dr. Schonherrs For- 
fchungen befand fich der Künftler in günftigen Ver- 
mogensvcrh.iltniffen; er hinterliefs eine Frau, Maria, 
und zwei Kinder. 

Die originelle Auffaflung der Sternbilder an dem 
Plafond des Speifcfaalcs, das zum Thcil Unkünftlcrifche 
an der Sache, liegt in der Natur des Sujets, das dem 
Künftler vorgefchrieben war, wozu fürftüche Laune 
den Anlafs bot. Das einftige Gebäude, welches die 
Malerei fchmückte, lag ziemlich exponirt, fo dafs man 
ein ungeheures I limmelsfcld von feinen Fcnftcrn über- 
fehen kann — vielleicht diente der Raum Nachts zu 
einer Art Obfervatorium ? Aehnliche Decorationen 
kommen übrigens bei Italienern jener Zeit vor. So 
ficht man zu Trient im Palaftc Sardagna in Via Cole- 
pina, einft der Familie diefes Namens gehörig, im 
Erdgefchofs zwei kleine Zimmer, laut Auffchrift von 
dem ausgezeichneten Rivalen Tizians , Girolamo 
Romanino, mit verwandten Götter- Sternbildern ausge- 
malt, fowie die Fresken an der Facade der beiden 
Laubenhaufer am Domplatze dafelbft vielfach ahnliche 
Motive aufweifen. An Fontana's Werk bemerkt man 
auf den erften Blick, wie viel leichter und freier 
fich der Künftler in der Darftellung der ficben 
Planctengottcr gegenüber dem abfonderlichen fremd- 
artigen Thema der Stcrn-Combinationen bewegte. 

Ich bin überzeugt, dafs weitere Nachforfchungen 
über Fontana's Thatigkcit in Tyrol noch manches 
neue ans Licht fordern werden. Er ift mir übrigens 
auch als Maler von Kirchenbildern bekannt. Der 
„Katalog der tyrolifchvorarlbcrgifchen Kunft -Aus 
ftellung in den Räumen der k. k. Univerfität in Inns- 
bruck 1879* verzeichnet unter Nr. 53 und 54 zwei 
VIII N. f. 



Gemälde unferes Meifters (mit dem falfchen Todes 
jähr 1593) „Tod der heil. Cäcilie" und „heil. Mag- 
dalena", Eigenthum des Herrn ProfcfTors J. v. Kripp 
dafelbft, und unter Nr. 55 eine Himmelfahrt Maricn's, 
im Befitz des dortigen Baumeifters Herrn Peter Huter. 
Ich mufs diefe Angaben über die mir unbekannten 
Gemälde übrigens auf fich beruhen laffen, denn obwohl 
die Kigcnthümer der Gemälde mir auf mein Erfuchcn 
beftmögliche Auskünfte, ja, Herr Profcffor v. Kripp 
fogar Paufen einfandten, fo bin ich doch nicht im 
Stande, mir ein fichcres Urtheil über die wirkliche 
Urhcbcrfchaft Fontana's zu bilden. Merkwürdig ift der 
Umftand, dafs die beiden Bilder im Bcfitzc Herrn 
Profeffor Kripps auf Gypsmarmor, jenes im Bcfitzc 
des Herrn Huter (jetzt Fräulein Clara Hüter) auf eine 
..Steinplatte" gemalt ift. Diefe Technik war zu jener 
Zeit befonders bei Hans van Aachen und deffen Styl- 
genoffen beliebt. Sowohl die Sammlung im k. k. 
Schlöffe Ambras als diejenige in Wien befitzen fchöne 
Gemälde diefer Art. 

Die Bilder: St. Magdalena und Tod der heil. 
Cäcilie Hammen aus der Sammlung des Baron Rein- 
hart und find feit zwölf Jahren im gegenwärtigen 
Befitze. Verfchiedene Marmorgattungen find gefchickt 
im Hintergrunde vereinigt, bei dem Gemälde der heil. 
Cäcilie acht, bei der heil. Magdalena find diefelben 
architektonisch cingcthcilt. Die Technik ift Oelfärben- 
malcrei. Cäcilie liegt todt hingeftreckt auf dem Antlitz, 
zwei Frauen befchäftigen fich mit dem Leichnam der 
Märtyrin, indem die eine ein Tuch hält, das vom 
Hälfe gewickelt wird, die andere mit einem Schwamm 
und einer Schale herankommt. In den Lüften erfchei- 
nen Engelknabchcn mit der Palme, aus einem Buche 
fingend und muficirend auf der Flöte, Harfe, Orgel 
und Viola gamba; ganz oben die Halbfigur Chrifti, 
welcher die Arme nach der Martyrin ausbreitet. Durch 
ein grofses Fenftcr ficht man Rom mit dem Coloffeum. 

Das Gemälde der heil. Magdalena zeichnet fich 
durch die hochft feltene Auffafi'ung des Gcgenftandes 
aus. Die Heilige, ein fchones ftattliches Weib, mit 
hohcitsvollcm Antlitz, langhcrabwallendem Haar, ent- 
blofstcn Armen und reichem Kleider- undGoldfchmuck, 
fleht an einem Tifche, auf welchem fich eine Schale 
mit Ringen, eine Vafe, ein Kamm und eine Schmuck- 
Caffcttc befinden, in welche fie foeben Halsketten und 
anderes Gcfchmcidc legt. Neben ihr erfcheint Chriftus, 
mit beiden Händen ihr einen Todtcnfchädel als Erfatz 
für den Tand der Welt hinreichend. Durch die Bogen 
der Architektur lieht man die Heilige dem Erlofcr bei 
dem Gaftmalc die Füfsc falbcnd. Magdalenen's Kopf 
ift cntfchicdcn ein Portrat, — vielleicht das einer fehr 
naheliegend zu errathenden Pcrfonlichkeit! 

Das dritte Gemulde, Maria Himmelfahrt, lf> Cm. 
hoch und 20 Cm. breit, ftellt die um das Grab ver- 
fammeltcn Jünger dar, über denen in einer grauen 
Wolke, von zwei kleinen Engeln getragen, die Jungfrau 
mit ausgebreiteten Armen fchwebt. An den Seiten je 
ein weiterer Engel, das goldene Rauchfafs fehwingend; 
den Hintergrund füllen lichte Wolken aus. 

So lang ich mich auf diefe aufserlichen Befchrei- 
bungen beschränken mufs, kann ich, die Autorfchaft 
Fontanas betreffend, nichts weiter beibringen, als 
dafs auf der Rückfeite des einen der Kripp fehen 
Bilder ein gefchriebener Zettel mit den Worten : 

i 



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LVI 



.Gemälde von J. B. Fontana von Ala, Hofmaler bei 
Erzherzog Ferdinand in Innsbruck 1560" befeftigt id. 
welcher natürlich aus neuerer Zeit herdammt, und 
dafs das Huter'fche Gemälde gelegentlich der Aus- 
Heilung 1879 „von Kennern" als Werk des Mciftcrs 



bezeichnet wurde. Das find allerdings hier fehr 
fchwache Gründe! Dafs Fontana bereits 1560 Hofmaler 
bei dem Erzherzog gewefen wäre, welcher erd ficben 
Jahre fpatcr feinen offiziellen Einzug in Innsbruck 
hiclt, bedarf gar keiner Widerlegung 



Ueber Archive in Nieder-Oefterreich. 

Von r Ad Oungrl, k. k. Confervalor, O S H 
III. 



8. Soo/s. 

I. Judicial- Arten 1715 — 1850, 52 Fascikel. 2. Schwere 
Polizeiübertretungen 1824 — 1850, 1 Fascikel. 3. Kanzlei 
Protokolle 1616— 1657,1666—1679.1680— 1728, 5 Bande. 
4. Verkaufs-Protokollc 1729 — 1800. 1 Band. 5. Kaufs- 
contrarte 1792 1836. 6. Verkaufs-Abhandlungen 1792 
— 1850, 1 Fascikel. 7. Heirats- und Kntlaffungs-Protokolle 
1729—1827, 3 Bande. 8. Hciratscontrartc 1782—1836. 
9. Invcnturs-Protokollc 1729 — 1810, 2 Bande. 10. Ver- 
laffenfchafts-Abhandlungcn 1832 — 1850. 11. Waifen- und 
Depofitcnbuch 1729 1824, 10 Bände. 12. Grundbuch 
1697 — 1757, 2 Bande. 13. Lehenbuch 1729 — 1806.1 Band 

9. Hciratscontrarts-Protokollc 1729—1850, 8 Fascikel. 

10. Gewährbuch 1740—1850, 6 Bände. 11. Satzbuch 
1741 — 1850, 10 Bande. 12. Waifenamtsbuch 1806— 1827, 
46 Bände. 13. Judizgegcndände 1819—1850,21 Fascikel. 
14. VcrlafTcnfchafts-Abhandlungen 1815— 1850, 28 Fas- 
cikel. 15. Grundbuchsgcgcnftändc 1826 — 1850, 12 Fasci- 
kel. 16. Waifen- und Dcpofitcn-Gegcnftändc 1833 — 1850, 

3 Fascikel. b) Plankenberg. I, Verkaufs-Protokolle 1644 
— 1850, 4 Fascikel und 3 Bande. 2. Inventars- und 
Abhandlungs-Protokollc 1712 — 1843, 6 Fascikel und 

4 Bände. 3. Heiratscontrarts-Protokolle 1723—1848, 

5 Fascikel. 4. Gewährbuch 1754— 1846, 5 Bande. 5. Satz- 
buch 1798—1850, 3 Bände, cj Totzenbach. 1. Inventurs- 
und Abhandlungs-Protokollc 1719 — 1843, 5 Fascikel 
und 2 Bände. 2. Verkaufs Protokolle 1651 — 1850, 4 Fas- 
cikel und 2 Bande. 3. Heirats-Protokolle 1746 — 1849. 
3 Fascikel. 4. Gewahrbuch 1737 — 1850, 3 Bände. 5. Satz- 
buch 1744 — 1850, 5 Bände. 6, Abhandlungs- Arten 
1830—1849, 11 Nummern. 7. Heiratsverträge 1830— 
1849, 2 Nummern. 8. Kaufverträge 1830—1849, 3 Num- 
mern. 9. Vergleiche 1830 — 1849, 40 Nummern. 10. In- 
tabulationen 1830—1849, 78 Nummern, äj Baumgarten. 
1. Gewähr-Protokolle 1720—1850, 4 Bände. 2. Satz 
buch 1774— 1850, 5 Bande, 3. Kauf- und Inventars Pro- 
tokolle 1722 — 1849, 7 Bände. 4. Ehecontrarts-Proto- 
kolle 1783 — 1849, 2 Bände. 5. Abhandlungs-Protokollc 
1800 1840, 3 Bände. 6. Tcdamentc 1800 — 1821. 
24 Nummern. 7. Vergleiche 1805 - 1838, 1 Fascikel. 
8. Inventars- und Vcrlafienfchafts-Abhandlungen 181 4 — 
1849, 5 Fascikel. 9. Grundbuchs- Acten 1823— 1850, 
2 Fascikel. 10. Itidicial-Artcn, 1 Fascikel mit X6 Num- 
mern. 11. ProcefsArten. 1 Fascikel mit 40 Nummern. 
12. Crida- Verhandlungen,! Fascikel. e) Stollberg. I. Ge- 
währbuch 1798 — 1850, 2 Bände. 2. Kauf-Protokolle 
1798 1850, 2 Bände. 3. Ehecontracis Protokolle 1798 
— 1850, 4 Bande. 4. Abhandlungs-Protokollc 1798 — 
1849, 3 Bände. 5. Satzbuch 1817—1850, 2 Bande. 



f) Saufendem. I. Hciratscontrarts • Protokolle 1773 — 

1849, 4 Bände. 2. Abhandlungs-Protokollc 1793-1-1846, 

5 Bände. 3. Kaufs Protokolle 1794 — 1849, 2 Bände. 
4. Gewahrbuch 1811 — 1850, 2 Bände. 5. Bcfitzanfchreibun- 
gen 1834—1850, 143 Nummern. 6. Einverleibungen 
1834—1850. 34 Nummern. 7. Löfchungen 1834—1850, 
37 Nummern, g) Gülte Spitalsholden Neulengbach tu 
Pcrtholdsdorf. 1. Satzbuch 1769 — 1850, 1 Band. 2. Ge- 
wahrbuch 1776 — 1850, 2 Bände. Aj Pertholdsdorf 
Magiftrat 1. Gviljudiz-Aftcn, 81 Nummern. 2. Ab- 
handlungen, 3 Nummern. »") Kirche Ansbach, i. Satz- 
buch, k) Pfarrgülte Neulengbach zu Anzbach. I. Ge- 
währbuch 1824 — 1850, iBand. /) PfarrgiilteChridophen. 
t. Grundbuch 1644, 1693, 2 Bände. 2. Gewährbuch 
1717— 1850, 2 Bände. 3. Gediehe um Begwährungen, 
54 Nummern. 4. Audandungen 1844—1850, 35 Num- 
mern, mj Kirchengülte Chridophen. I, Grund- und Ge- 
währbuch, n) Pfarrgültc Altlengbach. I. Gcwährbuch 
1801—1850, 1 Band. 2. Satzbuch 1824- 1849, 1 Band. 
3. Gcfuchc um Bcgwohrung 8 Nummern. 0) Kirchen - 
gult Altlcngbach. 1. Satzbuch 1823— 1840, 1 Band. 
p) Kirche Johannesberg. I. Grund- und Gewährbuch, 

6 Bände. 2. Grundbuchs- Arten, 4 Nummern, q) Kirche 
Afpcrhofcn. 1 Gewährbuch 1791 — 1815, 1 Band. 2. Satz- 
buch 1792 1850, 1 Band. 3. Grundbuchs-Arten 1842— 

1850, 186 Nummern. 4. Kauf- und Khcverträgc 1848— 
1850, 5 Nummern, r) Kirche Würmla. 1. Gewährbuch 
1769—1850, 1 Band 2. Grundbuchs-Arten 32 Num- 
mern, sj Pfarre Ollersbach 1. Gewahrbuch 1721 — 1850, 
2 Bande. 2. Satzbuch 1797 — 1850, 1 Bant). 3. Contrarte 

i>. Sitzcnthal. 

1. Verkaufsabhandlungs-Arten 1798 — 1850 1 Fas- 
cikel 2. Schwere Polizeiübertretungen 1806 -1850, 
1 Fascikel. 3 Judicial-Artcn 1814 — 1850. I Fascikel 
4 Einrcichungs-Protokoll 1846 1850. 

10. tij Jraismauer. 

1. Criminalfachen 1839 1850, 2 Fascikel mit 
35 Nummern Voruntcrfuchung. 2. Criminalfachen 1839 
-1850, (> Fascikel mit 55 Nummern Arten. 3 Judicial- 
Arten in Streitigkeiten 1825—1850, 4 Fascikel mit 
559 Nummern. 4. Vergleiche 1816 -1840, 10 Bande. 
5. Abhandlungen 1816 1850, l6 Fascikel mit 1516 Num- 
mern. 6. Waifen-, Vormundfchafts- und Curatelfachen 
1843—1850, 1 Fascikel mit 97 Nummern. 7. Depofiten- 
amts-Arten 1843 — 1850, 1 Fascikel mit 43 Nummern. 

8. Gnindbuchs-Arten 4 Fascikel mit 1036 Nummern 

9. Intabulationcn und Satzcaffirungen, 2 Fascikel mit 
716 Nummern. 10. Auffandungen 1825 — 1842, 2 Fas- 



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LVII 



cikel mit 914 Nummern. II. Corrcfpondcnzcn 1839 — 
1850, 3 Fascikel mit 553 Nummern. 12. Offiziofa 1839 — 
1850, 3 Fascikel mit 188 Nummern. 13. Kcpcrtoritn 

2 B.inde. 

b) Nufsdorf an der Traiftn. 

1. Kauf-Protokolle 1620 1809. 8 Hände. 2. Kauf- 
Protokolle 1818—1821, 1 Hand. 3. Invcnturs-Protokolle 
1732 — 1832, 6 Bande. 4. Heirats Protokolle 1741 — 1821, 

3 Bande. 5. Waifcn-Acliv- und Paflivbuch 1811 — 1842, 
11 Bande. 6. Grundbuch Nufsdorf 1655 — 1773. 2 Bande. 
7. Grundbuch Schlickendorf- Feuersbrunn 1674- -1773, 

1 Band. 8. Grundbuch Halb-Franzhaufcn 1655—1773, 

2 Bande. 9. Grundbuch Reihersdorf 1581 — 177.3. 3 Bande. 
10- Gewährbuch 1602—1731, 4 Bande. 

//. Ilerzogenburg. 
1. Criminalfachen , Deliften - Verzeichnis 1685 
1830. 2. Untcrfuchungs-Aclcn 1831 1850, 6 Fascikel. 

3, Nachfchlags-Protokoll zu den Untcrfuchungs Aclen. 

4. Schwere Polizciübcrtrctungcn, Dcliclcn-Vcrzcichnifs 
1804 — 1845. 5. Aclen 1846 — 1850. 6. Index hiezu. 7. Juftiz- 
Aclcn 1820—1850, 8 Fascikel. 8. Vcrlaffcnfchafts- 
Abhandlungen 1843—1850. 5 Fascikel mit 459 Num- 
mern. 9. Depofiten- und Waifenamt Hcrzogcnburg 
1761 — 1829. 18 Bande. 10. Warenrechnung 1783, 4 Bande. 
11. Vormerkbuch des Stiftes Herzogenburg 1774, 

1 Band. 12. Schuldenbuch des Stiftes Herzogeriburg 
1783, 2 Bände. 13. Waifenbuch der Herrfchaft Form 
bach 1774, 3 Bande. 14. Schuldvormerkbuch der Herr- 
fchaft Formbach 1802. 1 Band. 15. Kauf-Protokolle 
1673 1800, 6 Bände. 16. Invcnturs- und Heirats-Pro- 
tokolle Formbach 1703—1795, 2 Bände. 17. Inventurs- 
Protokolle Herzogenburg 1769—1798, 2 Bände. 18. In- 
vcnturs- und Vertragsbuch 1702 1802, 12 Bände. 
19. Heiratsconfens- und KntlaiTungs-Protokolle 1718 — 
1799, 4 Bande. 20. Grundbuch Herzogenburg 1660— 
1700, 1 Band. 21. Grundbuch Formbach 1534 — 1660. 

3 Bande. 22. Gewahr-Rapulare Hain und Inzersdorf 
1720— 1769, 1 Band, 23. Gewähr- Kapilläre Herzogenburg 
1720—1772, 5 Bände. 24. Grundbuch und Rapularc 
Nufsdorf 1720—1791, 1 Band. 25. Gewahrbuch Form 
bach 1668, 1 Band 

12. Xculengbaih. 

a} Nculengbach. 1. Dcliclcnregifler 1804—1839, 
3 Fascikel. 2. Criminal-Aclen 1830 — 1850, 30 Fascikel. 
3. Vorunterfuchungen 1830 — 1850, 10 Fascikel. 4. Corre- 
fpondenzen 1849 1850,2 Fascikel. 5. Criminaldepofitcn- 
buch. 6. Einreichungs-Protokolle 1846—1850. 7. Kauf- 
Protokolle 1613 — 1850, 21 Fascikel und 6 Bände. 8. In- 
vcnturs Protokolle 1678- 1843, 20 Fascikel und 9 Bände. 
1822 -1830. 4.Grundbuchs-AcU-ni840— 1850, 174 Num- 
mern, t) Pfarre Kirchfletten. I. Gewährbuch 1747 — 
1850, 2 Bande, u) Aumuhl. 1. Gewahrbuch 1772—1830, 

2 Bande. 2. Vcrlaffcnfchafts-Abhandlungen 1817- -1849, 
15 Nummern. 3. Kauf- und Khccontracle 1835 — 1849, 
26 Nummern. 4. Grundbuchs - Acten 1834 — 1850, 
138 Nummern, w) Pfarre Brand. 1. Gewöhr-Rapulare 
1837 — 1838. u) Pfarre Sieghardskirchen. I. Kauf- und 
Ehccontraclc, 8 Nummern y) Malthefer Ordens Com- 
mende Wien. 1. Grundbuchs Aclen. 6 Nummern. 

ij. Stift Tim/lein. 
I. Proccfs-Aclcn 1825—1846, 13 Nummern. 



/<f. Ffidtut. 

aj Fridau. 1. Criminal-Aclen 1806 -1850, 25 Fas- 
cikel. 2. Schwere Polizeiübertretungen 1840 — 1850, 
3 Fascikel. 3. Dcliacn-Vcrzcichnifs 1829 1837, 1 Fas- 
cikel, 4. Civiljulliz-Aclcn 1800—1850. 5. Invcnturs- und 
Abhandlungs-Prolokolle 1745 — 1849, 10 Bände. 6. Vcr- 
laffcnfchafts Abhandlungen 1800—1850, 42 Fascikel. 
7. Tellamcntc 1842—1848, 7 Nummern. 8. Hcirats- 
Protokolle 1764 — 1850, 4 Bände. 9. Kaufs-Protokolle 
1788 — 1850. 4 Bande. 10. Waifcnamtsbuch 1675 — 1845, 
26 Bande. 11. Gewohrbuch 1725 — 1823, 3 Bande. 
12. Grundbuch-Aclcn 1800 — 1850, 33 Fascikel. 13. Ein- 
rcichungs Protokolle 1824 — 1850, 20 Fascikel. 14. Ke- 
pertorien 1800 1832, 3 Bande, b) Ranzcnbach-Hein- 
berg. 1. Grundbuch 1710- 1791, 1 Band. 2. Amts-Proto- 
kollc 1754 —1761, 1 Band. 3. Invcnturs - Protokolle 
1769 — 1781, 1 Band. 4. Waifenbuch 1780— 1820.3 Bände, 

c) Mainburg. 1. Invcnturs-Protokolle 1743 — 1760. 
1 Band. 2- Gewohrbuch 1754--1801. 1 Band. 3. Satzbuch 
1755—1787, 1 Band. 4. Waifenbuch 1780 — 1821, 3 Bände 

d) Wafcn. 1. Kauf- Protokolle 1737 — 1812, 1 Band 
2. Heirats Protokolle 1737 -1803, 1 Band. 3. Abhand- 
lung* Protokolle 1737— ' s °3. 1 Band. 4. Gewohrbuch 
1754-1808. 1 Band. 5. Waifenbuch 1780 — 1821,3 Bande. 

e) Hub. 1. Waifenbuch 1780 — 1819. 1 Band, fj Salau. 

1. Kauf- und Heirats - Protokolle 1755 -1821, I Band. 

2. VerlalTenfchafts Abhandlungen 1838 — 1850, 1 Fas- 
cikel. 3. Schwere Polizeiübertretungen 1846—1849, 
1 Fascikel. 

15. Herrfchaft St. Pölten. 

I. Dcliclcn-Vcrzcichnifs in fehweren Polizeiüber- 
tretungen 1806—1849. 2 Fascikel. 2. Schwere Polizei- 
übertretungen 1815— 1848, nach den einzelnen Jahren. 

3. Civilproccfs- Acten 1797 — 1849, nach den einzelnen 
Jahren. 4. Civiljuftiz- Aclen 1818 — 1850, 22 Fascikel. 
5. Gcrichts-Protokolle 1721 — 1820, I Band. 6. Invcn- 
turs-Protokolle 1701 — 1849, 8 Bande. 7. VerlaiTen- 
fchafts-Abhandlungen 1800 — 1849, 1 Fascikel. 8. Kauf- 
Protokolle 1617—1809, 2 Bande. 9. Kaufverträge 1803 
— 1845, 44 Nummern. 10. Hcirats-Protokolle 1742- 
1796, 1 Band. 11. Ehecontracle 1832 — 1849, 25 Num- 
mern. 12. Grundbuch, 13 Bände. 13. Gewöhrbuch, 
8 Bände, 1796 1828,3 Bände. 14. Satzprotokolle 1459 
—1783, 2 Bände. 15. Auffandungs-Protokollc 1799— 
1831, 1 Band. 16. Waifenbuch 1797 — 1822, 9 Bande. 
17. Waifen- und Depofitenamts - Aclen 1797—1835, 
5 Fascikel. 18. Grundbuchs-Aclcn 1797 — 1850 nach den 
einzelnen Jahren. 19. Inftrumcntenbuch 1797 — 1835, 
1 Band. 20. Rullical Faffion, 1 Band. 21. Indiccs 1797 
—1850, 3 Bände. 

16. Pfarre Margarethen. 

I. Inventurs-Protokolle 1824- 1840. 1 Band. 2. Kauf- 
Protokolle 1826-1850, I Band. 3. Hcirats-Protokolle 
1826 —1850, l Band. 

ij. Pfarre Obergrafendorf. 

I VcrlalTenfchafts - Abhandlungen 1819—1844, 
8 Nummern. 2. Grundbuchs - Aclen 1840 — 1844, 
60 Nummern. 

18. Pfarre Hafnerbach. 
I. Grundbuchs-Aclen 1839 — 1849, 9 Fascikel. 

i* 



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LVI11 



ip. Pfarre Pattcnbruntt. 

i. Grundbuch, i Band. 2. Gewöhrbuch, i Hand. 
3. Kaurprotokollc, 1 Hand. 4. Adeliges Richteramt, 
Aden 1784— 1848, 42 Nummern. 5. Justiz-Aden 1819 
— 1848, 28 Nummern. 6. Unterthans-Gcgcnftandc 
1760—1847, 34 Nummern. 7. Inventuren 1780 -1849, 
2 Fascikcl mit Nr. 1—48 und 218—258. 8. Grundbuchs- 
Aelen 1789 — 1850. 2 Fascikel. 

20. St. Andrii an der Traifen. 

1. Vergleiche 1820 — 1849, 1 Fascikel. 2. Schätzun- 
gen und Feilbietungen 1820— 1842, 1 Fascikcl 3. Streit- 
fachen 1843— 1850, I Fascikel. 4. Abhandlungen 1843 
— i8so. 2 Fascikcl. 5. Vormundfchafts-Sachen 1843— 
1850, 1 Fascikcl. 6. Depofitcnamts-A6tcn 1843—1850, 
1 Fascikel. 7. Corrcfpondenzen 1843 1850, 1 Fascikcl. 
8. Offuiofa 1843-1859, 1 Fascikcl. 9. Gerichts-Pro- 
tokolle 1794 — 1801, 4 Bande. 10. Invcnturs Protokolle 



1709 — 1790, 7 Bände. 11. Kaufprotokolle 1698, 1725, 
1768 — 1806. 12. 1 Icirats-Protokollc 1704 — 1789, 3 Bande. 
13. Gewohrbuch 1746 — 1769, 1785 — 1801. 14. Gcwöhr- 
Rapulare 1770— 1784. 15. Waifenbuch 1789 — 1832. 
11 Bände. 16. Grundbuch Oberndorf 1662, i*Band. 
17. Grundbuch Untcrwölbling 1675, 1 Band. 18. Grund- 
buch Mainau 1682, 1 Band. 19. Grundbuch Kizendorf 
1682, 1 Band. 20. Grundbuch Baumgarten 1726, 1 Band. 
21. Grundbuch Ludmerfeld 1682, 1 Band. 22. Grund- 
buch Wölkersdorf 1741, 1 Band. 23. Grundbuch Wal 
dendorf 1682, 1 Band, 24. Grundbuch Fels, 1 Band. 

.*/. Waffcrburg. 

I. Streit fachen 1810— 1850, 40 Fascikel. 2. Schwere 
Polizciubertretungcn 1811— 1850, 2 Fascikel. 3. Vcr- 
laffenfchafts Abhandlungen 1809—1850, 41 Fascikel. 
4. Grundbuchs-Aclcn 1818 1850, 30 Fascikel. 5. Wai 
fenamts- und CuratelsAclen 1824 1850, 1 Fascikcl. 



Die Tauffteine zu Elbigenalp und Rankweil. 



Von Coofervator Samuel Jtumy. 




|EITAB vom grofsen Verkehre liegen in ein- 
famer Alpenhöhc auf der oberften Thalilufc 
des Lech die Hauferhaufcn von Elbigenalp, der 
alterten Anficdlung im Lcchthal, die cinft, zurtandig 
dem St. Magnus-Stifte in Füfsen, den Mittelpunkt der 
Seelforgc viele Stunden weit thalaufw arts und abwärts 
bildete. Da ße fchon im Jahre 1401, als die Filiale 
1 lolzgau fich von ihr ablofte, urkundlich die „alte 
Pfarre* genannt ward, documentirt fie wohl zurGcnuge 
ihr ungemein hohes Alter. Einen L'ebcrrcft aus der 
Zeit des erflen Kirchcubaucs hat fie fich in dem alten 
Taufftcin „mit einer fehwer zu enträthfelndenlnfchrift", 
— wie Ludwig Stoib in feinem Werke „Drei Sommer 
in Tyrol" feiner Zeit erwähnt — noch gerettet, ein fo 
fcltfamcs Denkmal, dafs es eine ausführlichere Be 
fchreibung wohl verdient. 

Diefcn alten Taufftein finden Befuchcr in der 
neuen Kirche rechts vor dein Chore aufgcftellt, leider 
wie es häufig vorkommt, fo nahe an die Mauer gerückl, 
dafs, um ihn zu zeichnen, theilweife der Spiegel zu 
I lilfc genommen werden mufstc. Das Material belteht 
aus weichem grauem Sandftcin, wenig widerftchend 
dem I'roflc, der denn auch an dem oberen Schriftrand 
fchon bedenkliche Verheerung unter den Buchflaben 
angerichtet hat. L'eber ganz niedrigem cylindrifchem 
Fufsc von beträchtlicher Dicke erhebt fich, wie ein 
keffclformigcr Zuber gcftaltet, das gewaltige Tauf- 
becken, vom Boden weg 80 Cm. hoch, mit einem 
Durchmeffcr von y6 Cm. am Rande und einem folchen 
von 103 Cm. an der bauchigften Stelle. In der äufsern 
Gel\alt erfcheint noch ziemlich die Form alter Tauf- 
brunnen fertgehaltcn, in denen die Taufe durch Immer- 
fion fich vollzog, wenn auch damals diefer Brauch 
langft verfchwunden war und der nur gering ausge- 
höhlte Innenraum niemals eine folche Beftimmung 
zugclaffen hatte. 



Den obern, 10 Cm. breiten Rand umzieht in 
gothifchen Minuskeln die folgende forgfaltig ausge- 
führte Infchrift: 

anno dm m°cccc"xl prespitcr in menfa xpi (Chrifti) 
quafi agnus dmi (domini) placct- dat tibi vita (ml dat 
a'(ut) mor(tcm)°. 

Die fchone Ausführung und intacle Erhaltung 
lafst die Jahrzahl fo deutlich als 1440 lefen, dafs 




(Elbigenalp.) 



Ludwig Stetlb wohl nur Dunkelheit im Räume irre- 
führte, fie als 1411 anzuführen. Noch fparlichcr mufs 
das Sonnenlicht zu Thal und Kirche gedrungen fein, 
als ein Alterthumsforfchcr aus Augsburg die Infchrift 
fclbft folgcndcrmalsen las: Presbyter inmerfa pupa que 
agis omnium prima authoritatc tibi nata dat animos, 



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LIX 



was derfelbe in nicht minder kühner Weife alfo 
verdeutfehte: 

«Der Pricftcr, mein getauftes I'uppchen (!), von 
dem du die erfte Weihe begehrft, verleiht dir, mein 
Kindchen, aus höherer Vollmacht Muth und Kraft." 

Wortlich und richtig uberfetzt lautet aber der 
Satz wie folgt: „Der Pricftcr am Altartifchc gibt an 
Stelle des Lammes Gottes das Leben und gibt auch 
den Tod,* womit in äufserft prägnanter Weife ein 
fpeeififeh katholifchcr Gedanke fich ausgedruckt findet. 
Ktwas rathfclhaft mag es fcheinen, dafs gerade ein 
Taufftein folche Umfchrift tragt, weil aber der Taufalt 
eine Ausübung der Priefterwürdc ift, fo ging man in 
der Abficht, diefe herauszuheben, naturgemafs auf 
die hochftc Amtshandlung über, die noch geheimnifs- 
vollcr ift, als die Spendung der Taufe. Diefe fetzt die 
katholifche Glaubenslehre in innige Beziehung zur 
Kuchariflic, fo zwar, dafs die Taufe das Recht auf die 
letztere gibt. Die Infchrift fafst alfo die Taufe im echt 
katholifchen Sinn als das Thor auf, durch welches 
man zum euchariftifchen Chriftus gelangt. 

Eine folche Auslegung ftcht im Einklang mit 
der reichhaltigen Ornamentik, in welcher die mittel- 
alterliche Symbolik der Taufe und Euchariflie ihre 
angemeffene Stelle gefunden. Es reihen fich unmit- 
telbar unter dem Rande fechs kreisrunde Medaillons 
aneinander, von rechts nach links folgende Darftellun- 
gen enthaltend : 

l. Ein gehörntes vierfufsiges Thier, offenbar eine 
Ziege, wiewohl es fraglich, ob der Steinmetz damit 
feinem Auftraggeber entfprochen. Diefe leicht zu bc- 
fehaffende Creatur mufstc ihm wohl in Ermanglung 
des richtigen Originals eher als Modell für den Haider, 
in dem die Verfuhnung mit Gott lieh ausfpricht, wenn 
nicht gar für den Hir/ck dienen, welcher auf Tauf- 
becken fo vielfach als Symbol der heilsbegierigen 
Seele dargcftcllt wird. 




Fig. I *. Ktbig-natp- 



2. Ein mannliches bärtiges Geficht, welches den 
innern Raum des Kreifcs bis auf ein Segment ausfüllt ; 
was die niedere Stirn umgibt, ift kein Diadem, fondern 
das Kopfhaar. Die zwei runden Vertiefungen an den 
Wangen find fchwicrig zu deuten, wenn fie nicht 
Ohren oder Ohrengehange bezeichnen. Dicfcr mann- 



liche Kopf hatte für fich allein hingereicht, ihn als 
Darftcllung des Mondes zu charaktcrifircn; zur Hebung 
aller Zweifel ift ihm aber noch links am Rande des 
Krcifes die Momifichtl beigegeben. Wie bekannt, 
drückt der Mond mit der Sonne, die wir ihm unmittel- 
bar angereiht fehen, den Begriff der Ewigkeit und 
Gottheit aus. 

3. Ein weibliches Geficht innerhalb eines Strahlen- 
kreifes Hellt die Sonne dar, aufser dem eben citirten 
Begriff auch das Sinnbild der Gnade Gottes, die 
herausleuchtet aus dem Taufwaffer, das Symbol der 
wahren und reinigenden Liebe. 

4 Kin Vogel mit ausgebreiteten Flügeln, dickem 
Hälfe und kräftigem Schnabel, zwifchenden gefpreizten 
Beinen ein Kreis mit Fifchblafen-Ornamcnt; eher als 
Adler oder Pfau durfte diefcs fragmentarifche Vogel- 
gebilde einen Pelikan vorflellen, in welchem fymbolifch 
der Opfertod Chrilli ausgedrückt wird. 

5. Eine unförmliche Menfchengcrtalt, eigentlich 
nur Kopf und Hals mit armahnlichen Gliedern, in 
der ich geneigt bin, einen Unhold, den bo/en Geiß, 
zu erkennen, mit dem das Mittelalter fich fo gern 
befchaftigte. DelTcn Ausweifung und Ucberwindung 
kehrt in fo überaus vielen Darflcllungen in der innern 
und äufsern Ornamentik der Kirchen wieder; wenn wir 
einer folchen Tcufclsfratzc auch auf dem Taufflcin 
begegnen, fo liegt keine Erklärung naher, als in ihm 
das bofe Princip im Menfchen (im weitern Sinne erfafst, 
vielleicht die Erbfündc) zu erkennen, welches durch 
das Sacrament der Taufe ausgetrieben werden foll. 

6. Der Kelch, umgeben von Sonne und Mond, 
das ift der Priefterftand mit Beziehung auf das Mcfs- 
opfer gedacht ; wir fehen ihn in Verbindung gebracht 
mit den Symbolen der Ewigkeit und Gottheit, 
entfprechend der katholifchen Glaubenslehre, wornach 
der Prieller am Altare das Lamm Gottes vertritt 
und kraft feiner Weihe Handlungen mit der gleichen 
Geltung und Wirkung vornimmt, als wenn Chriftus, 
der Ewige und Göttliche, fie fclbit vollzöge. 

Den Raum zwifchen den Medaillons füllen heben 
gothifchc Spitzbogen aus, von denen drei fich nicht 
bis unten fortfetzen. Innerhalb eines folchen Bogens 
bemerkt man ein dreifeitiges Wappcnfchildchcn mit 
ausgebauchten Seiten, eine kreuzähnliche Figur im 
Felde. Vor dem letzten Spitzbogen ift noch ein Raum 
ausgefpart zur Aufnahme eines weitern fymbolifcheii 
Thicres, des Hahns, von welchem der Ruf zur Bufse 
ausgeht, das bekannte Sinnbild der Wachfamkcit, zu 
der die Taufe verpflichtet. 

Noch bleibt die mit figürlichen und gothifirenden 
Blatt - Ornamenten gefchmückte Vorderfeite — als 
welche fie der Beginn der Infchrift kennzeichnet — zu 
erwähnen. Diefe vier grotesken Gefichtcr gegen ein- 
ander vergleichend, kann ich mich des Gedankens 
nicht erwehren, es fei mittetft dcrfclbcn eine Darftcl- 
lung der Alter undGcfchlcchter im Momente ihrer Auf- 
erftchung bcabfichtigt, worin die Erlufung des ganzen 
Mcnfchengefchlechtes durch das Sacrament der Taufe 
ihren hnchftcn Abfchlufs erfahren foll. So fchwach 
begabt fich die Hand des Steinmetzen zeigt, wufstc 
fic doch fo weit ein Vcrftändnis ihrer Arbeit zu 
erreichen, um herauszufinden, dafs in dem kleinltcn 
unbehaarten Kopfchen zu unterft, gleich einem Pilz 
an dünnem Stiel nach oben wachfend, die Neuge 



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LX 



borncn, überhaupt die Kinder, in dem oberften Kahl- 
kopf das Bild eines Greifes und in den behaarten 
kraftigen Köpfen dazwifchen Mann und Frau als 
ReprSfcntantcn des mittleren bellen Lebensalters dem 
Befchauer vorgeführt werden follte. Der Stellung des 
jugendlichen Menfchen, der feine Arme himmelwärts 
hebt, begegnen wir häufig in Scenen der Aufcrftehung; 
feltencr und origineller erfcheint die Darftcllung der 




Pi(t, 2 (Rank weil.) 

beiden Kopfe (der Krau und des Greifes) ohne den 
übrigen Korper, wodurch eine Andeutung ihres vom 
Irdifchen losgcloftcn Wefens verfucht fein mochte, 
welche Abficht noch eine weitere Vcrftarkung erfahrt 
durch Anbringung von blattartigcn Flugelanfätzen, um 
das Schweben im Räume zu bezeichnen. Die fpatcre 
Gewohnheit, l'.ngcl als geflügelte Kinderkopfchcn allge- 
mein dmrzafteftal, ill mit der an unferm Taufftcin zur 
Anfchauung gebrachten Idee in nichts verfchieden. 



Der alte TauflTchcin, jetzt in der Hauptkirche zu 
fehen, ftand ehedem in dem altern Gotteshaufe 
daneben, der kleinen St. Martins-Capcllc, welche als 
die alterte des Thaies gilt [fic war 1489 fchon der 
Ausbefferung bedürftig). Im Gebeinhaufe der Capelle 
lieft man jetzt noch, in verblafsten Zügen an die 

Mauer angefchrieben : A.^ftXCÄ. von Graveur 
Folger, dem bekannten Chroniften des Lcchthalcs 
als 1104 erklärt, was mir ganz und gar unglaub- 
würdig erfcheint; entweder ift es eine zur Minuskel- 
zeit allgemein übliche Abweichung von der alt- 
romifchen Schreib weife, wonach Anno 1304 zu lefen 
wäre, oder es ift das Q cinft ein ^ gewefen, deffen 
aufrechter Strich mit der Zeit verfchwunden, was mir 
um fo annehmbarer erfcheint, als an einem andern 
Thcilc der Mauer die Jahrzahl 1504 in zum Theil 
romifchen Lettern fich alfo wiederholt: A M D Ä. 

In dem über eine Stunde entfernten Ifolzgau 
fand ich, zur I lalfte eingemauert, ebenfalls einen fchr 
alten Taufftcin, in Form und Gröfsc mit dem in 
Klbigenalp übereinftimmend. So ausserordentlich ver- 
wittert der Stein fchon ift, läfst fich doch noch 
erkennen, dafs der obere Rand ebenfalls eine Infchrift 
getragen. Dagegen zeigt er keine Spuren von Reliefs 
an der Seite, wie fein Nachbar in Klbigenalp, deffen 
jetziger Standort in der I lauptpfarrkirche eben fo 
wenig der urfprünglichc ifl ; denn feine 1 Icimat ift in der 
nebenan liegenden gothifchen St. Scbaftians-Capcllc 
zu fuchen, deren Erbauung laut einer Infchrift im 
Chore ins Jahr 1487 zu fetzen ift. 

Im alten St. Peter zu RankwtÜ befindet fich 
ebenfalls ein alter Taufftcin. Kr ift, wie Fig. 2 zeigt, 
von plumper Form, ein halbkugclförmigcr, fich der 
Kclchform nähernder Behälter auf einem dicken, 
glatten eilindrifchen Fufsc. Am oberen reifformigen 
Rande findet fich folgende Infchrift: „Der Stain ift des 
edlen veften Innekcr Lcnhard", deren Schlufs auf der 
glatten Hodenfeite: Junas Vogt af Nunburg 1567, das 
Familicnwappcn der Jonas — ein auf drei Gipfeln 
einherfchrcitcndcr Steinbock — zwifcheneinfchliefsend. 



Reife-Notizen über Denkmale in Steiermark und Kärnten. 

Von Dt Kart Lm.t 

XI 

(Mit is TufrUMmtlMM.) 



LOBAN1TZ. Die Pfarrkirche befteht aus einem 
fchmalen und fchr gedehnten Schiffe und dem 
damit gleich breiten und kurzen Chore, beides 
aus fpät-gothifchcr Zeit ; der Chor bildet fich aus einem 
quadratifchen Joche, das fpitzbogig überwölbt ift. und 
dem funffeitigen SchlulTc mit neuerer Ucbcrwolbung 
aufsen mit Strebepfeilern, die Fenfter find rechteckig 
modertlifirt. Das Schiff zeigt in feiner Ucbcrwolbung 
das der letzten Zeit der Gothik eigene Rippcngcwirrc; 
einige der Hauptrippen verlaufen aufWandlaulchen, die 
Fenfter der Nordfeite find fpitzbogig, der Triumph- 



bogen halbkreisförmig. An der Ortfcitc des Schiffes 
der zur alten Anlage gehörige Thurm, der thcils 
gepaarte, theils einfache Schallfenfler hat, und von 
vier Giebeln und einem achtfeitigen Pyramiden-Dache 
bekrönt wird." 

Die Kirche gehört mit dem Prcsbytcrium einer 
früheren gothifchen Anlage an, der Zubau des Schiffes 
flammt aus der Zeit der Spat-Gothik. Die argen 
Modcrnifirungcn durften um 1698 gefchehen fein. 

' Mit th<ilwcir<r B«iut.un X d„ B.tichu d.t Hctr.n Cr./,,,, ftfH * 
und MMA 




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LXI 



welche Jahreszahl wiederholt in der Kirche zu bemer- 
ken ift. Die Denkfteine in der Kirche gehören geift- 
lichen Perfonen an, Hammen aus dem 17. und 18. Jahr- 
hundert und find kunftlerifch werthlos. Der Taufftein 
dürfte noch dem 17. Jahrhundert angehören und hat 
die Geftalt ahnlich wie in Dittersdorf. Fig. 1 gibt die 
Abbildung der am Friedhofe bei der Kirche befind- 
lichen Todtenleuchte (im Volksmunde: Leuchtthurm}; 
fonderbarer Weife ift das viereckige und nach vier 
Seiten offene Lichthauschcn mit einem Schindcldachc 
bedeckt, aus dem fich die fteinerne Kreuzblume her- 
aushebt (Fig. 1). 




Fig. 1 fGtobanitt.'i Fig. 4,5. iMochlingl 



Nördlich der Kirche eine Kund-Capelle aus der 
Uebergangszcit vom Grundriffc der Fig. 2 Der Ein- 
• gang fpitzbogig, Kreuzrippen, kleine im Kleblatt- 
Bogcn gcfchloffene Fenfter. Das Dach kegelförmig; ob 
ein Gruftraum befteht. ift nicht bekannt, ein Hingang 
ift nicht zu bemerken. 

Die Filial-Kirchc zum heil. Johannes in Jaunflein 
ein kleiner einfehiffiger Bau, im Chore mit fpitzbogigem 
Gratgewölbe und zierlichem gemauertem Dachreiter. 
An der Aufsenfcite des Chores 1678, des Schiffes 1735. 

St. Stephun in Feuersberg. Die Pfarrkirche durfte 
noch im 15. Jahrhundert entftanden fein, befteht aus 
einem grofsen breiten Schiffe und einem l'rcsbyterium 
(oblonges Joch und fünffeitiger Schlufs) mit fchoncr 
Netzrippen - Ueberwölbung, Drciviertelfaulchcn als 
Wandftützcn, doch haben nur die im Chor eigene 
Capitalc mit Gcfichtsmasken. Die Fenfter fpitzbogig 
doch nur das Mittelfenfter im Chor-Schluffc mit Maafs- 
werk. DieBrüftung des Orgel-Chores thcils mit Relief- 
figuren: St. Stephans und Laurenz, wie fie zwei knie- 
enden Armen Almofen fpenden, theils mit verfchlun- 
genem Blend-Maafswerk geziert. Der Triumphbogen 
ift mit drei Seiten aus dem Achteck profilirt. An der 
fudlichen .Schifffeite ein Wandgemälde, die Kreuzigung 
vorftcllend (renovatum 1776); der Taufftein ift info- 
fern beachtenswert)!, als fich in eigenthümlicher Weife 



die Windung der Säule auch am Becken fortfetzt. 
Aufsen Strebepfeiler um die ganze Kirche. Der Thurm 
fteht an der Weftfront und dient im Erdgcfchoffe als 
Vorhalle, hat doppelte fpitzbogige Schalllöcher, ein 
achtfeitiges Zeltdach und vier Giebel. 

Die St. Lorenz-Kirche in Stein (Fig. 3) foll fchon 
im 11. Jahrhundert geftiftet worden fein. Die Bauart 
diefer kleinen Kirche, die fich auf einem gegen Süden 
und Oftcn fteil abfallenden Hügel erhebt, zeigt ver- 
fchicdcnc Bauzeiten für die einzelnen Thcilc. Der halb- 
runde Chor-Schlufs fammt Krypta gehört noch der 
romanifchen Zeit an. Das Schiff hat in einem Joche, 
fowic das Chor-Quadrat ein zufammengefetztes Kreuz- 
gewölbe mit Rippen auf Confolen ruhend. Der Thurm 
flammt aus neuefter Zeit. Hinfichtlich der Krypta ift 
zu bemerken, dafs fie fich unter dem Quadrate ausdehnt 
und hier durch vier ziemlich fchwache Trennungs- 
Säulcn untcrthcilt wird; rundbogige Kreuzgewölbe, 
kleine halbrunde Fenfter in den überaus ftarken 
Wanden; der romanifche Bau aus Tuffftein. 




Kig. i (Sic..,.) 



Die durch den koftbaren Holzfchrein, der wahr- 
fchcinlich ein heiliges Grab war und lieh nuii in den 
Hoffammlungen befindet, bekannte Kirche zu Mothling 
ift ein fpät-gothifcher einfehiffiger Bau mit neuerem 
Capcllen-Anbaue und einem der Weftfeite vorgebauten 
Thurme mit hohem achtfeitigem Zeltdache, dclTen Krd- 
gefchofs als Vorhalle dient. Im Chor und Schiff Netz- 
gewolbe, die Rippen ruhen im Chore auf Wandfhulcn, 
fonft auf Confolen (Fig. 4). Die beiden Fenfter im 
Schiffe fpitzbogig, cbenfo die gepaarten Fenfter am 
Thurme. An einem Wcihwaffcrftein ein Schildchen mit 
der Jahrzahl 152t. An der Evangelien-Seite des Chores 
fteht der Taufftein (Fig. 5). Zwei Glocken fuhren die 
Jahreszahl 1666. An der Kvangelien-Scitc des Altars 
fteht ein etwas plumpes Sacraments-Hauschen in Form 
einer Nifche ohne Bekrunung auf einer Halbfaule ruhend. 



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LXII 



Unter den mittelalterlichen Baulichkeiten zu 
Volkermarkt fei zunachft der am Friedhofe (lohenden 
einfehiffigen Ruprcchts-Kirchc gedacht. Sie war bis 
Mitte des I j. Jahrhunderts die Pfarrkirche, auch gehört 
fie mit ihrer erften Anlage noch in die romanifche 
Styl-Periode zurück, urfprünglich ein Bafiliken-Bau mit 
flachgcdccktcm Schiffe, das in jüngerer Zeil überwölbt 




Fig 6. (Vülkerroarkl / 



wurde, wie überhaupt an dem gatizen Baue wiederholte 
Rellaurationcn mitunter gewaltfam wirthfehafteten. 
Das Schiff bellcht aus fünf Jochen, davon jedoch das 
letzte Joch jetzt als l'rcsbyterium dient. Als Pre.sby- 
terium diente urfprünglich die viereckige mit einem 




Kit. 7 OrMtoiL) 



Kreuzgewölbe überdeckte Halle, <iarüber fich der 
Thurm erhebt, der übrigens ein jüngerer Bau fein 
dürfte. Durch die Ueberwolbung wurden die urfprung- 
liehen kleinen Fcnftcr in der oberen Wand des Schiffes 
gegenllandslos, da fie über die Wölbung kamen. 

Das Gewölbe der Thurmhalle, die mit Kleeblatt- 
bogen gcfchloffcncn dortigen Abfchlufsfenller, die im 
gefchweiften Spitzbogen dort angebrachte Nifche 



dürften mit dem Thurmbau entftanden fein, in fo 
weit diefer fich vom erften Gefchofse erhöht, denn dort 
findet fich noch ein romanifchcr Kundbogcnfrics. Der 
Fries im zweiten Stockwerke enthalt arcadenartig 
aneinander gereihte Mauerblenden. Das Haupt-Portal 
ift im kundbogen conrtruirt, in drei Stufen eingezogen 




Fig. 8 (Griffen.) 



mit einfach gegliederten Kampfern. Im Bogcnfeldc 
der Reft einer antiken Sculptur, wie man fie in Treffen 
findet, in fechscckigcn Feldern Rofen und Sternen. 
Ueber dem Portale ein einfaches Rundfenfter, das 
Seiten-Portal im gefchweiften Schutzbogen. An der 
rechten Seite ein fpat-gothifchcr Capellen-Bau 




Fig 9. lo (Griffen-! 



Im Thurme fand fich noch vor kurzem ein Glas- 
gcmaldc mit den Bruftbildcrn des heil. Nicolaus und 
Ruprecht auf reich ornamentirtem Grunde, Glas- 
malereien, die in das 14. Jahrhundert zurückreichen 
dürften (Fig. 6). 

Die alle Pfarrkirche St. Jacob im Stifte Griffen 
war urfprünglich eine einfache romanifche Kirche, die 



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LXIII 



wahrend der gothifchen Periode faft ganz umgebaut 
und in eine Hallenkirche umgeftaltet wurde. Sie ift 
einfehiffig mit einer Abfeite als neuerem Zubau (1538). 
Das Langhaus ift mit einem Netzgewölbc überdeckt, 
deffen Kippen auf Halbfäulcn mit vorgelegten Rund- 
ftäben ruhen. Zwifchcn Chor und Schiff die Thurm- 
halle, ein Reft des romanifchen Baues. Der Thurm 



In der Nahe der Kirche war wenigftens noch vor 
einigen Jahren ein viereckiger maffiver Feflungsthurm 
mit bedachtem Mordgange gellanden. 





iBcrg ) 



An der Wehrmauer ein Relief aus rothem Sand- 
nein, die drei Könige darftellend, in roher Sculptur, 
doch wahrfcheinlich aus früh-gothifcher Zeit (Fig. 11). 




Kig. II. fHerg.) 

ift maffiv und erhebt fich nur wenig über das Kirchen- 
dach, jetzt mit vier Giebeln und fpitzem Helme, rund- 
bogige Fcnftcr. Das Prcsbyterium beftcht aus dem 
funffeitigen Chor-Schluffc und einem Gcwölbejochc. 
Kreuzgewölbe mit ftarken Rippen auf Halbrundft.iben 
und grofsen Sehlufsfteinen. Die Fenftcr fpitzbogig mit 
einfachem Maafswerkc. Das Haupt-Portal und das 
Seiten-Portal rundbogig, erftercs zweimal in der Wan- 
dung abgeftuft. Der Sturz wagrecht, im halbrunden 
Tympanon ein Kreuz, Fig. 8, Fig. 9 vom Seiten-Portal. 
Ueber dem I laupt-l'ortal der Weftfeite ein Fünfpafs- 
Rundfcnftcr, im Giebel ein viereckiges ftark einge- 
zogenes Fcnftcr. Die Strebepfeiler dreimal abgeftuft, 1 




Kig. I*. (nerg.) 

Im Seitenfchiffc ein dahin verfetztes romanifches 
Fenfter mit charakteriftifcher Mittelfaule. (Fig. 10.) In 
der Sacriftci ein gothifirender Kelch von 1651. 

■ Uklk. I. i>,, II. 4 t XI. ty 
VM. N. F. 




Kig. 14. (Sachfcnburg.) 

Die Pfarrkirche in Berg. Dccanat Ober-Drauthal, 
einer fchon 1292 urkundlich erfcheinenden Stiftung, 
gehört noch theilweifc der romanifchen Uauzcit an, 
Der Grundrifs zeigt ein breites Langhaus von drei 
Travecn mit fchr intcrclTantcm Netzgewölbe (Fig. Ii), 
das jedoch in den letzten Dccennien eine ausgiebige 
Aendcrung durchzumachen halte. Ks beftand nämlich 



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LXIV 



In Mitte zwifchen dem erftcn und zweiten Joche ein 
achteckiger Pfeiler, auf dem fich das Netzgewölbe 
fächerförmig auflagerte. Dicfer l'feilcr wurde caffirt 
und dasNctzgcwölbc theilweife entfprechend erneuert. 
Zwifchen dem zweiten und dritten Joche ftehen zwei 
folche Pfeiler, die zugleich den Orgel-Chor mittragen. 
Auf der Südfeite dreithciligc Strebepfeiler. 

Das Prcsbytcrium befteht aus einem Quadrate, 
daneben der Thurm mit der Sacriftci, im unteren Gc- 
fchofse und aus dem halbrunden Schluffe ausge- 
fprochen romanifchc Bauthcilc. Im Presbyterium-Joche 
ftarke rohe Rippen. Die Aufsenfeite der Apfis hatte 
ohne Zweifel eine Bemalung mit rcliefirten Hciligen- 
fcheinen, denn diefe find unter der Tünche noch zu 
erkennen; ein Nimbus hatte in der Mitte eine Krone. 
An der Südfeite des I.anghaufes drei Fenfter und ein 
kleines Portal. Das romanifche Haupt-Portal an der 
Fagadc verengt fich zweimal mit dazwifchen gelegten 
romanifchen Säulen, geradem Sturz und halbrundem 
Schluffe. In der Sacriftci acht alte gothifche Leuchter 
von verfchiedener Gröfse. 

Der Thurm feheint zum gröfsten Theil der roma 
nifchen Zeit anzugehören, hat rundbogige Doppel- 
fenfter mit Theilungsfaulen. Die Fenfter der Glockcn- 
ftubc dagegen fpitzbogig, vier Giebel und ein acht- 
feitiger Helm. An einem fehmiedeifernen Gitter eines 
Thurmfcnftcrs die Jahreszahl 1501. Auf der Nordfeitc der 
Kirche Schiefsluckcn, auf der Südfeite eine Pechnafc. 

In der Kirche findet fich das 
Grabmal des Hans Gausler, Pfleger 
in Rottendem 1589, des Ulrich 
Mayer zum Jordanhof am Stein 
1606, ein Kreuz in Relief, davor 
kniet ein Ritter mit zwei Frauen ; 
des Oswald Muleth 1685 Pfleger 
von Greifenburg, endlich der Frau 
Lucia der Ungnadin des Herrn 
Ulrich v. Weispriach Gemahlin 
(Wappen der Weispriach). 

Die Michaels-CapelU (Fig. 12), 
ein mit Strebepfeilern genützter 
Rundbau und mit aus dem Halb- 
kreife conftruirten Concha, nord- 
lich dcrKirche gelegen. Der Unter- 
raum dient als Beinhaus. In der 
Apfis drei, im Rundbau ein Fenfter. 
Der Eingang ins Beinhaus von 
aufsen. Die Aufsenfeite der Capelle 
zeigt an einem Wandfclde Refte 
einer alten rohen Malerei: Chriftus 
mit den fchlafcnden Jüngern am 
Oelberge. Im Innern am Schlufs- 
fteinc das Lamm gemalt, die Rip- 
|icnbcmalung fchon fchr* zerftört. An den Gewolbe- 
kappen erkennt man: Jcfus auf der Halbkugel, ihm zu 
Füfsen Maria und Johannes, dann drei Apoftcl und ein 
Engel, dann drei fitzende Apoftcl, unten das Fege- 
feuer; die Verkündigung, der Engel kniet vor Maria, 
in einer gothifchen Architektur ift Gott Vater zu 
fehen; dann drei Apollel, ein Engel, und die Auf- 
erftehung (?), drei Apoftcl, ein Engel mit dem Kreuze 
und ein zweiter, der die Seligen ins Paradies fuhrt; 
auf dem Verkündigungs - Bilde: op. fec. Johannes 
Achthaller (?). 



Zur Kirche in Berg gehört die Athanafius- Capelle 
aufserhalb des Ortes gelegen. Schlank und fchon baut 
fich das Prcsbytcrium mit feinem dreifeitigen Sehluflc 
(Fig. 13) auf, mit den fein gegliederten Strebepfeilern 
und mit feinem zierlichen Netzgewölbe, deffen Rippen 
auf runden Dienften ruhen. An den Wänden findet 
fich die Legende des heil. Athanafius, gute Malerei 
aus der Renaiffancc-Zeit. Das Schiff ift niedrig und 
mit einer alten Holzdecke verfehen, deren Vcrfcha- 
lung fich an den profilirten Triumphbogen anfchlicfst 
und mit den den ganzen oberen Raum bedeckenden 
Galerien. Im Prcsbyterium eine gothifche Menfa. Der 
Sockel der Kirche fein profilirt. 

Die Pfarrkirche in Sachfenburg (Fig. 14) hat eine 
einfehiffige Anlage mit in das Schiff cinfpringenden 
Pfeilern, die zugleich als Dienftc für die Rippen des 
Nctzgcwolbes dienen. Einige diefer Auflageftcllen find 
mit einfachen Rippen geziert. Auch das aus zwei 
Jochen und drei Seiten des Sechseckes im Schluffe 
beftehende Presbyterium hat ein — wohl aber etwas 
einfacheres Netzgewölbe , die Rippen vereinigen fich 
hier mit den Dienften, indem fie in deren Capital cin- 
fehnciden. Beim Triumphbogen laufen die Rippen auf 
Confolcn auf. In den drei Schlufsftcincn roth und weifs 
bemalte Wappen. Die Sacriftci befindet fich im Krd- 
gefchofse des Thurmes zunächft dem Prcsbyterium, 
(Spitzbogen -Fenfter und Spitzhelm). Die fehragen 
Strebepfeiler des Prcsbytcriums gehen nur bis zur 




Fig 15. (Ober E ottet.feld.) 

halben Höhe des Gebäudes. Das Haupt- und das 
Seiten-Portat einfach profilirt und mit ziemlich rohen 
fehmiedeifernen Bcfchlagcn verfchen. Die Fenfter fpitz- 
bogig mit Maafswcrk. An der Aufsenfeite Spuren alter 
Malerei. In der Sacriftci ein fpat gothifchcr Kclch- 

In der Kirche das Grabmal des falzburgifchcn 
Pflegers Joh. Glikofler 1678 und der Reft eines Grab- 
mals von 144O, auf dem Stein ein Kreuz, links ein 
unkenntliches Wappen. 

Nahe bei Sachfenburg liegt das kleine romanifchc 
Kirchlein zu St. Rupert in Obergollesfdd, der Grund- 



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LXV 



rifs veranschaulicht deutlich die romanifchc Anlage 
mit der halbrunden Apfis und Holzdcckc einfacher 
Landkirchen. In der Concha eine Freske : Chrillus als 
Wcltrichtcr auf dem Regenbogen in der eiförmigen 
Glorie, Der Grund herum mit reichen Pflanzen-Orna- 



menten bemalt, unten die Symbole der Evangcliftcn 
in Medaillons [Fig. 15). Der in neuer Zeit leider arg 
herausgeputzte Flügel -Altar mit den Darftellungen 
der Verkündigung, der Geburt Chrifti und des Todes 
Mariens verdient befondere Beachtung 



Notizen. 



24. ( Kathfchläge in Betreff alter Wandgemälde in 
Kirchen, Sehlöffern etc.). 

Seitdem man in Oefterrcich den Denkmalen 
der Kunft der Vorzeit grofserc Beachtung fchenkt, 
was insbefondere durch die von der k. k. Central- 
Commiflion für Kunft- und hiftorifchc Denkmale, von 
den Gcfchichts -Vereinen der einzelnen Lander und 
mittelft zahlreicher Publicationen ausgehenden Anre- 
gungen feit einigen Decennien gefchicht, ift man auch 
auf die in vielen Kirchen, Capellen, Kreuzgangen, 
Sehlöffern u. f. w. noch vorhandenen Wandmalereien 
aus dem Mittelalter und der nachfolgenden Zeit 
aufmerkfam gemacht worden. Es hat (ich gezeigt, 
dafs deren weit mehrere vorhanden find, als man 
erwartete und nicht nur grofsc Bauwerke in ganzen 
Cyklcn mit folchen ausgefchmückt find, wie die Kreuz- 
gange von Schwaz, Brixcn, im Frauen-Chor des Domes 
zu Gurk, die Schlöffer Runkelftein in Tyrol, Karlftein 
in Böhmen und andere, fondern auch kleinere Kirchen, 
namentlich in Böhmen, Tyrol und Kärnten, fowie 
Capellen, unter diefen befonders die neben den Kirchen 
flehenden Rund-Capellen (fogenannte Karner}, kleinere 
Burgen und Häufer folche aufweifen. 

Sehr viele diefer Malereien wurden in einer Zeit, 
welche für die Kunft des Mittelalters wenig Vcrftänd- 
nifs hatte, übertüncht und werden neueftcr Zeit wieder 
blosgclcgt. Gar manche mögen noch unter der Tünche 
verborgen fein und harren der kunftfinnigen Hand, 
welche fie von ihrer Hülle befreit und wieder an das 
Tageslicht bringt. 

Einzelne fich ablöfcndc Stücke der Tünche ver- 
rathen oft das Vorhandenfein von unter diefen ver- 
borgenen Wandmalereien, bisweilen auch nur die 
durchfehimmernden Hciligenfcheine, die man in alter 
Zeit gern etwas erhoben bildete, die daher trotz der 
Tünche noch kenntlich blieben. 

Das Aufdecken von Wandgemälden, das Entfer- 
nen der Uebertünchung erfordert aber die gröfstc 
Vorficht. Wenn jene nicht dadurch zerftört werden 
follen, mufs dabei mit Vcrftändnis und aller Behutfam- 
keit zu Werke gegangen werden. 

Um die Tünche von Wandmalereien gewiiTenhaft 
und ohne zu fchaden, zu entfernen, ift ein weiches 
weifses Druckpapier (natürlich noch unbedruckt) mit 
Stärke, die zu Kleiftcr gekocht wurde, zu beftreichen 
und mit den übertünchten Stellen gut zu verbinden. 

Dies mufs in der Weife gefchehen, dafs keinerlei 
Blafen zwifchen dem Papier und der Tünche zu finden 
find, mit einem Worte, das Papier mufs überall voll- 
kommen aufliegen und befeftigt fein. 

Stellen, die herausgefallen find, und Löcher in der 
Wandflächc bilden, follcn vor der Auflage des Papiers 



mit Gyps gut verkittet werden, aber in der Art, dafs 
nicht etwa mit einemmal die Vertiefung ausgefüllt, 
fondern durch öfteres Auftragen desGypfes die gleiche 
Fläche hergeftellt wird. Bei Lochern, die auf einmal 
verkittet find, fpringt in der Regel der Kitt (d. h. der 
Gyps) und kommen Riffe. 

Wenn Papier und Kleiftcr vollkommen trocken, 
beginnt die Ablöfung und mit dem Papier lofen fich 
die Schichten der Tünche von der Malerei ab. Sclbft- 
vcrftändlich mufs bei diefer Arbeit mit Vorficht und 
Gcwiffcnhaftigkcit vorgegangen werden und ift jede 
Uebercilung zu vermeiden. 

Sollten, wie es vorzukommen pflegt, einzelne 
Theile der Tünche zurückbleiben, fo ift fpäter mit 
einem geeigneten Mefler oder Schabeifen forgfam 
nachzuhelfen und find die einzelnen Thcilc auf diefc 
Art zu entfernen. 

Diefe ganze Arbeit verlangt in erfter Linie einen 
Mann von echt künftlerifcher Empfindung, der, um das 
vorhandene Original zu retten, mit Liebe und Hinge- 
bung arbeitet; denn fonft werden die alten Werke 
ftatt gerettet, erft recht verdorben werden. 

Solche blosgelcgtc Wandgemälde, befonders die 
figuralifchcn, find in mehrfacher Beziehung von aufser- 
ordcntlichcm Werthe. In Kirchen wurden fie in alter 
Zeit zur Erbauung und Belehrung der Gläubigen 
angebracht ; in einer fortlaufenden Reihe von Bildern 
bringen manche die Begebenheiten aus dem Leben 
des Heilands, der heil. Jungfrau, der Märtyrer und 
Heiligen zur Anfchauung, erzählen die Kindheit Jcfu, 
die Paffion des Erlofcrs, die Wunder und den Marty- 
rertod feiner Heiligen, oft desjenigen, dem die be- 
treffende Kirche zu befondercr Verehrung geweiht ift, 
oder die Geftalten diefer Heiligen fehen, zur Ver- 
ehrung auffordernd, würdevoll auf den Bcfchaucr 
herab. Dazu gcfctlcn fich tief bedeutfame Symbole 
und eine edle ftylvollc Ornamentik. Der fromme 
gläubige Sinn unferer Altvordern brachte in die ein- 
fachen Darftellungen, weil fie mit Ucberzcugung 
gefchaffen und empfunden wurden, eine fo andachts- 
volle Stimmung, dafs fie auch in geringen und ver- 
blafsten Ueberreften noch heut zu Tage tief auf das 
Gcmuth des Befchauers einwirken. 

Aber auch in kunft und culturgefchichtlicher 
Beziehung find die alten Wandgemälde von hoher 
Bedeutung. Sie find Zeugen des Konnens, der Kunft- 
thatigkeit unferer Vorfahren, ihrer Begabung, ihres 
freien Gefühles für das Schone und Wahre. Sie fprechen 
deutlich zu uns, welche hohe Kunftftufe die einzelnen 
Volksftammc unfercs gemeinfamen Vaterlandes fchon 
in alter Zeit erreicht haben, welche Bildung fie be- 
fafsen; es ift daher eine Pflicht der Pietät und des 



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LXVI 



Patriotismus, folchc Denkmale zu erhalten und durch 
ihre forgfaltigc Schonung der Nachwelt als fprechende 
Bcwcifc der früheren Cultur und Kunftfertigkcit, fowie 
des VerftändnifTes unfercr Zeit unverfehrt zu be- 
wahren. Jeder Ort, welcher folchc befitzt, ift glücklich 
zu preifen, er erhalt eine Bedeutung in der Kunft- 
gefchichte, wird in der gebildeten Welt bekannt, und 
kunftfinnige Fremde aus aller Herren Länder werden 
dahin pilgern, um fich an den Schöpfungen einer längft 
entfehwundenen Generation zu erfreuen, fic zu ftudiren. 
Mancher Ort, der fonft der Welt kaum bekannt wäre, 
kann durch ein bedeutendes Kunftwerk der Vorzeit 
zu einem Wallfahrtsorte der Kunftfrcunde und Gelehrten 
werden. Ks liegt daher im wohlvcrftandcncn Intcreffc 
jeder Gemeinde, in deren Bezirk fich folchc Kunft- 
dcnkmalc befinden, auf diefelben wohl Acht zu haben. 

Die alten Wandmalereien haben aber nur diefen 
Werth, wenn fie wo möglich fo, wie fic find, unberührt 
und intacl erhalten bleiben. 

Ks gibt einen Feind, der fchlimmer ift als der 
Zahn der Zeit und als die Kalktünche, es ift die foge- 
nannte Hcrftellung oder eigentlich Uebcrmalung durch 
unberufene Hand. Dicfe ift darum dcrfchlimmftc Feind, 
weil fic nicht mehr entfernt werden kann und das 
Denkmal alter Kunft unter ihr für immer begraben ift. 
Die wirklich entfprechende ftylgerechte Herftellung 
fchadhafter alter Wandgemälde gehört zu den fchwie- 
rigften Aufgaben; der betreffende Künftlcr mufs nicht 
nur mit den verfchiedenen Arten der Technik, in 
welchen die einzelnen dcrfelben ausgeführt find, voll- 
kommen vertraut fein, fondern auch den Charakter 
und Styl der verfchiedenen Perioden der alten Kunft 
gründlich verftehen und völlig innehaben, nur dann 
kann er im Stande fein, die Schaden im Geilte des 
Künftlers, der vor fo langer Zeit die Bilder fertigte, 
auszubeffern. Noch viel fchwieriger ift es, fehlende 
Theile, die Köpfe, Hände, Füfsc im richtigen Style 
anzufügen. Ks mufs dabei mit gröfster Pietät für das 
alte Kunftdcnkmal und unbedingter Schonung aller 
erhaltenen Vcberrefle vorgegangen werden. Selbft 
unter den tüchtigen und gefchulten Künftlern der 
Hauptftädte gibt es nur wenige, die fo weit mit der 
alten Kunft vertraut find, fic fo eingehend ftudirt 
haben, um eine derartige Reftaurirung in entfpre- 
chender, den Kenner befriedigender Weife durch- 
zufuhren. 

Bei der Wahl eines Malers, dem man die Herftel- 
lung alter Wandgemälde anvertrauen will, erfcheint 
daher die äufserfte Vorficht gebot en. Leider gefchicht 
es nur zu oft, dafs die AusbelTerung oder Auffrifchung 
alter Gemälde Malern ubertragen wird, wie Zimmer- 
malern oder Staffirern von Altaren, die in ihrer Sphäre 
recht gefchickt fein mögen, aber nicht im entfernteften 
die Eignung befitzen, um diefelbc mit der nöthigen 
Schonung und kunftgerecht durchzufuhren. Meiftens 
werden die Bilder mit Leimfarbe ubermalt, worauf fic 
zwar für das Auge derjenigen, welche für die alte 
Kunft kein Vcrftändnis befitzen, bunt und frifch genug 
ausfehen, aber den Verftändigen mit Entfetzen und 
Kntrüftung erfüllen. Das alte Kunftdenkmal ift für 
immer zerftört, ein neues fremdartiges an deffen 
Stelle getreten, das keinen Werth mehr hat. Alle die 
oben angedeuteten Vortheile für den Ort find ver- 
loren, und wenn es einmal bekannt ift, dafs alte 



Gemälde neu übermalt find, fo fallt es Niemandem 
mehr ein fic aufzufuchen, weil an ihnen die alte Kunft- 
weife nicht mehr zu ftudiren ift. Ein folcher Vorgang 
wird von den Sachverftändigen, in Reifehandbüchern, 
kunftgcfchichtlichcn Werken und Zeitungen auf das 
fchärfftc kritifirt und in verdienter Weife auf das ent 
fehiedenfte verdammt. Der Schatz, den der Ort an dem 
alten Kunftdenkmale befeffen hat, er ift unwiederbring- 
lich verloren. 

Bei der Schwierigkeit der Hcrftellung von Wand- 
malereien und bei der Vcrfchicdcnhcit des Verfahrens, 
welches dabei in den einzelnen Fällen anzuwenden ift, 
laffen fich keine allgemeinen Regeln für diefelbe au- 
fteilen. 

Die k. k. Central- Commiffion für Kunfl- und 
hifiorifche Denkmale ift cingefetzt, um über die Er- 
haltung der Kunftdenkmale der Vorzeit zu wachen, 
fic betrachtet es als eine ihrer wichtigften Aufgaben, 
die in den verfchiedenen Ländern des öftcrrcichifchen 
Kaifcrftaatcs vorhandenen alten Wandmalereien fowohl 
kennen zu lernen und durch ihre Publicationen zur 
Kenntnifs der Kunftforfcher und Kunftfreunde zu 
bringen, als auch für deren Erhaltung für die Nach- 
welt Sorge zu tragen. 

Es ergeht daher an alle Befitzer alter Wand- 
gemälde oder diejenigen, unter deren Obforgc die 
Gebäude ftchen, wo folchc vorhanden find oder zukünf- 
tig entdeckt werden, die dringende Aufforderung, 
nicht ohne Einvernehmen der genannten Commiffion 
eine Ausbefferung oder Reftaurirung vornehmen zu 
laffen, fondern wenn eine Hcrftellung der vorhandenen 
Gemälde nothwendig erfcheint, fowie von neu ent- 
deckten entweder an den Confervator für die alten 
Kunftdenkmale des Bezirkes, oder auch direfl an die 
k. k. Central-Commiffion in Wien Bericht zu erftatten. 

Die Commiffion wird dann fofort einen Sachver- 
ftändigen zur Untcrfuchung des Denkmals cntfenden, 
der im Einverftändniffc mit dem Befitzer oder Be- 
wahrer desfelben die cntfprechenden Maafsnahmcn in 
Vorfchlag bringen wird. Die Central-Commiffion ift 
bereit, unterftützt durch die in folchen Dingen be- 
wahrteften und erfahrenden Fachmänner, in jedem 
Falle mit Rath an die Hand zu gehen, diejenigen Pcr- 
(bnlichkeiten, denen die nothwendige oder gewünfehte 
Herftellung zu übertragen wäre, namhaft zu machen 
und, foweit es ihre Mittel erlauben, auch diefelbe 
pecuniär zu unterftützen, letzteres natürlich nur in dem 
Falle, wenn ihre Anordnungen eingehalten, und die 
von Fall zu Fall zu beftimmenden Grundfätze genau 
verfolgt werden. 

Zum Schliffs fei es gefagt, dafs nur die wahre und 
echte Liebe zum Kunftwerk die Bürgfchaft gibt für 
die ehrliche und gewiffenhaftc Erhaltung und Her- 
ftellung der vorhandenen Kunftwerke. 

25. Im Marz d. J. wurde der Platz vor dem Rath- 
haufe zu Nimburg geebnet und in eine Gartcnanlage 
umgewandelt. Bei diefer Gelegenheit fand man laut 
Berichtes des Confcrvators Baum das Bruchftück eines 
modellierten Pferdezaumes aus Bronze, das, aus pra- 
hiftorifcher Zeit flammend, jedoch in Folge der erkenn- 
baren ftarken Abnützung einen längeren Gebrauch 
vermuthen läfst. Ks ift wahrfcheinlich, dafs diefer 



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LXVI1 



nd durch Zufall, etwa eine Frdanfchüttung an 
die Fundftelle gelangte. Bishcrfind drei prahiftorifche 
Fundftellen im Stadtgebiete von Himburg bekannt, 
wovon jedoch nur eine eine Hegrabnifsftätte war. 



26. Es ift bekannt, dafs aus der hochintcreffanten 
Fundftätte am Berge Hradilt bei Neuhüttcn-Niiburg 
bereits drei reiche Sammlungen hervorgegangen find, 
nämlich jene des Herrn Dr. Berger und des Kunft- 
handlers Lehmann in Prag, dann die Sammlung des 
Herrn Direktors Große in Neuhütten, welch letztere 
nunmehr von Seite des k. k. naturhiftorifchen Hof- 
Mufcums in Wien erworben wurde. Doch weder durch 
diefe Sammlungen noch durch die Acquifition zahl- 
reicher Alterthümer feitens anderweitiger Liebhaber 
wurden die Schatze des HradLst erfchöpft, indem von 
Zeit zu Zeit immer noch merkwürdige Funde das Licht 
der Welt erblicken. Im Jahre 1881 war es fpecicll die 
Sammlung des Herrn Lehmann, welche durch einige 
neue Objecle bereichert wurde. Von diefen mugen 
hier fpecicll erwähnt werden : 




Fi u 1 

Kleine mcnfchlichc Kopfe von Thon und Stein, 
oft mehrere auf einem und dcmfclbcn Stück, meift 
barbarifchc Arbeit, doch wurden auch zwei kleine 
bartige Kopfe von Bronze gefunden, welche ihren claf- 
fifchen Urfprung nicht verleugnen können. Beachtens- 
werth erfcheint ein kleines menfehliches Figürchen von 
Bernftcin und ein fehr wohlcrhaltenes von Fifcn. Nicht 
leicht läfst fich der Zweck von zwei Marken Ringen 
von Thon, welche Armbandern ähneln, erklären; beide 
haben 9 Cm. im DurchmefTer, und während der eine 
mit vorgehenden Bukcln geziert ift, erfcheint der 
zweite dadurch auffallend, dafs auf dcmfclbcn zwei 
maskenartige Gefichter und mehrere münzenähnliche 
Abdrücke, Thicre vorteilend, vorkommen . Auch erwarb 
die genannte Sammlung zwei Platten von einer 
fchwarzen pechartigen Maffc; die eine ift kreisrund, 
hat 9 Cm. im DurchmefTer, oben ein eiferncs Häkchen 
und enthält in Abdrücken die halberhabene Abbildung 
einer menfehlichen Gcftalt, an der ein Kind empor- 
fpringt, daneben ein Mcffer und Fibeln; die andere ift 
oval, hat einen DurchmefTer von 9 und 10 1 s Cm. und 
zeigt eben auch halberhaben die Darftcllung eines 
McfTcrs und einer reich verzierten Fibel. Aehnliche 
Platten kommen auch in der ehemals <7r^fchen 
Sammlung vor. Als ein bcTondcrs zierlicher , am 
Hradist gefundener Gegcnftand mufs ein Anhängfcl 



von Gold erwähnt werden (In Fig. 1 dargeftellt von 
drei Seiten). Dasfelbc ift innen hohl, i' , Cm. hoch 
und l Cm. 2 Mm. breit. Die vier fchneckenartigen Ver- 
zierungen, welche auf dem kleinen Schmuckftücke 
vorkommen, erinnern an ähnliche Ornamente auf 
bronzenen Armbändern, deren in Böhmen mehrere 
gefunden wurden, und von denen zwei im „Pravek" 
Vocets, I. Bd. pag. 195, abgebildet find. Fin anderer 




F.* 1. 

bereits früher der Lehmann hhen Sammlung einver- 
leibter Schmuckgegenftand vom Hradist ift ein zier- 
liches Blatt von Gold (Fig. 2), es ift 4'/ t Cm. lang 
und 1 Cm. breit. Noch ift in diefer Sammlung ein drittes 
Zierftück von Gold vorhanden, welches jedoch nicht 
vom Hradist, fondern aus der verwandten Fundftätte 
in der Sarka bei Prag herftammt. Es hat die Form 
eines Blattes der Hafelwurz (Afarum curopeum), ift 
2 Cm. breit und i'/ t Cm. hoch und mitteilt zarter Gold- 
ftreifchen in neun vertiefte Felder abgetheilt, in welchen 
fich Plättchen eines röthlichen 
Steines oder Glafes eingelaffen 
befinden (Fig. 1). Der hiefige 
Numismatiker Herr Mihi hat vor 
kurzem einen altertümlichen 
goldenen Fingerring erworben, 
der ebenfalls aus der Sarka 
flammen foll und feiner Gcftal- 
tung nach zu dem eben befchrie- 
benen Schmuckftück zu gehören 
fcheint. Die ovale Stelle des 
Kingftcincs ift nämlich eben- 
falls mit goldenen Streifchen in 
neun hohle Felder getheilt, 
welche aber hier ein Kreuz bil- 
den, und aus welchen die Stein- 
chen bereits herausgefallen find. 
Der Ring ift auf beiden Seiten 
der mittleren Platte mit dem ein- 
gravirten Schnecken-Ornament 
geziert (Fig. 1). Zum Schluffe 
füge ich noch die Zeichnung 
einer fcltcncn Lanzcnfpitze von 
Bronze bei, welche im Frühjahr 
1873 beim Graben eines Brun- 
nens in dem ftadtifchen Brau- 
haufc zu Bcraun in der Tiefe von 
S Klftr. in dcrNähc desUfers des 

Beraum Fl uffcs gefunden wurde, die 11t 15 cm. lang 
und 4 Cm. breit, mit einer 2 Cm. breiten Stieloffnung 
und zeichnet fich befonders durch ihre feltcne und 
fleifsige Gravirung aus. Dicfclbc befindet fich im 
Privatbefitzc (Fig. 3). 

Aforis Lüfsner. 

27. Confervator Grti/s machte Mittheilung, dafs 
während der letzten Jahre in der Umgegend von 
Leittneritt vier Steinbeile der älteren Keilform beim 




Fig. 3 (Beraun ) 

Sie ift 15 Cm. 



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LXVIII 



Ackern gefunden wurden. Urnenfunde ergaben fleh in 
der A£lien-Ziegelei, in Wirbitz. Lobofitz, Lukawitz, 
Tfchifchkowitz. Auf der Ziegelei feheint übrigens eine 
förmliche Bcgräbnifsftatte mit Reihenanlage beftanden 
zu haben In einem Grabe in Tumbautiz fand man zwar 
keine Gefafse, doch Knochenuberreftc und drei Bronze- 
Ringe im Lehm 2 Meter tief, davon einer um das 
Schienbein lag. 

28. Unter dem 17. December v. J. erhielt Confer- 
vator Orgler von der k. k. Eifenbahnbauleitung in Inns- 
bruck die Anzeige, dafs anlafslich des Bahnbaues 
zwifchen Wilten und l'v/s mehrere antike Gcgenftandc, 
als: thönerne Gefafse, ein Mcffer und ein Gegenftand 
unbekannter Beftimmung, beide aus Bronze, gefunden 
worden feien. Zur Befichtigung derfelbcn verfügte fich 
dcrfclbc nach Innsbruck und fand dafclbft folgende 
Fund Objcftc: 

1. a) Urnen aus Thon von verfchiedener Grofse, 
die meiden ziemlich wohl erhalten. Die gröfstc der- 
felbcn, bedeutend verletzt, hat an der Ausweitung 
I*/, Met. im Umfang und eine Höhe von 32 Cm. Das 
Gemcinfame in der Form bei den übrigen Urnen, 
deren Höhe zwifchen 9 und 16 Cm. variirt, befleht in 
der naher dem Rande oder in der Mitte — bei einer 
nahe an der Bafis — befindlichen Ausbauchung und in 
dem gefchweiften Hälfe; nur bei einem fteigt er gera- 
delinig empor. Ornamente zeigen nur vier derfelben; 
Parallel-Linien laufen um das Gefäfs herum, die bei 
einer wohl nicht auf der Scheibe, fondern mittelft 
eines Inftrumentcs aus freier Hand in den weichen 
Lehm cingcfchnittcn wurden, und bei welcher der 
aufserfte Bug der Wölbung eingekerbt erfcheint. Die 
beft ornamentirte Urne zeigt vertical laufende Linien- 
bander, die von kleinen horizontallaufcndcn Stricheln 
begrenzt find. Bei einigen Urnen find Brandfpuren 
bemerkbar, b) Eine Schale aus Thon, 5 Cm. hoch und 
13 Cm. im Durchmcffcr, fchlecht geformt und ohne 
Ornament, e) Ein Topf, 9 Cm. hoch, der Henkel abge- 
brochen; gegenüber dem Henkclanfatze find an der 
Aufsenfcitc unter dem Rande vier kleine, ungleich 
geformte Knöpfe oder Buckeln. 

2. Ein Bronze- Meffer mit gcfchwciftcr Form ohne 
die gewohnlichen Kreis- und Punkt-Ornamente. Am 
Angel lleckt noch ein Stück des Beinheftes. 

3. Eine Scheibe aus dünn gewalztem Bronzeblech 
von circa 8 Cm. im Durchmcffer, mit einem daran 
genieteten Griff aus eben demfclben Bronzeblcch. In 
der Mitte befindet fich eine kreisrunde Ocffnung, aus 
der ein geradclinigcr Ausfchnitt in der Richtung des 
Griffes zum Rande lauft. DicBcflimmung diefes Gegen- 
ftandes ift mir nicht klar, vielleicht mochte es, wie 
einige glauben, das Zierflück eines Pferdcgcfchirrcs 
gewefen fein. Wahrfchcinlicher einRafirmeflcr mit dop- 
pelter Klinge, wie folchc in fchr vcrfchicdcnen Gegen- 
den gefunden werden. 

Sammtlichc hier aufgeführte Gegcnftande wurden 
aufserhalb des Norer fchen Ziegelftadels in der Rich- 
tung gegen Vols von den Eifenbahnarbcitcrn beim 
Durchllich eines kleinen Plateau gefunden. Leichen- 
refte zeigten fich bisher keine. Die kleineren Urnen 
waren in den gröfseren geborgen ; das Mcffer und die 



Scheibe lagen in der Nähe. Da die Arbeiter die Nach- 
grabung aufser der ihnen bezeichneten Linie nicht 
weiter verfolgen konnten, fich aber höchft wahrfchein- 
lich noch mehrere derartige Gegcnftande an diefem 
Platze finden dürften, fo foll im Frühjahre eine ge- 
nauere Unterfuchung diefer Stelle vorgenommen 
werden. 

Die Fundftücke wurden in das Ferdinandeum 
übertragen, wo fie cinftweilcn deponirt bleiben. 

Im November v. J. entdeckte man am weftlichen 
Abhänge des Hügels von Martinsbühel, 1 wo man 
behufs des Steinbrechens die Humusfchichtc abhob, 
drei Leichen in ziemlicher Entfernung von einander 
liegen. Bei einer fand man eine Bronze-Fibula und ein 
Ornament, ebenfalls aus Bronze, das — einem Meer- 
pferdchen ähnlich — wahrfcheinlich als Hclmzicr ge- 
dient hatte. Bei einer andern lagen Meffer, ein Stemm- 
eifen, ein Schlüffel — alles aus Eilen, das zerquetfchte 
Stück einer grofsen Blcirohre und ein Spinnwirtel aus 
Bein. Die Knochen diefes Skclctcs, das wahrfcheinlich 
eine fpäteren Zeit angehört, find fchr grofs. Bei der 
dritten Leiche fanden fich keine Beigaben. 

Der Hügel von Martinsbühel ift ein hiftorifch 
merkwürdiger Punkt und namentlich eine reiche Fund- 
flellc von römifchen Münzen. Die alterten derfelbcn 
reichen bis auf Domitian und Trajan; die jüngften find 
aus der Zeit der Conftantine. Die Vcrmuthung, dafs 
die romifche Heerftrafse von Wilten (Veldidcna) nach 
Werten bis hieher auf dem rechten Ufer des Inn ge- 
laufen fei und hier über denfelben geführt habe, ge- 
winnt durch dicfc Funde an Wahrfcheinlichkeit und 
in diefem Falle dürfte der befeftigte Hügel wohl als 
Brückenkopf gedient haben. 

29. Confervator Ster: berichtete, dafs im Februar 
gelegentlich der Grabungen eines Kellers beim Brau- 
haufe in Znaim nächft des Heidcntempels in der Nähe 
von 2 1 ;, Meter davon mehrere Gegcnftande gefunden 
wurden, welche aus prähiftorifchcr Zeit Hammen, wie 
Knochen, Gefafsfcherben (1 ganzes Gcfafs), Wirtel, 
durchlöcherte Stein- und Thonkegel, zwei Bronzereife, 
Meifsel etc., Haarnadeln; diefer Fund ift nicht unwich- 
tig, er beftätigt die auf die örtliche Lage gegründete 
Vcrmuthung, dafs Znaim auf dem Terrain einer alten 
Anfiedlung ftehe. 

30. (Ein BronseCrucifix im öflerreichifchen 
Mufeum in Wien.) 

Im Jahre 1867 wurde in der Nähe des Ortes 
Unterburg (Pfarre Haidershofen in Nieder -Oerter- 
reich), beim Baue der Kronprinz Rudolf-Bahn ein 
allem Anfcheine nach fehr altesBronze-Crucifix gefun- 
den und dem öflerreichifchen Mufeum überfendet. 
Hier blieb es lang unbeachtet, bis es vor kurzem unter 
den Bronzen des Mittelalters im Saale V zur Au- 
fteilung gelangte. Bei der Seltenheit derartiger Arbeiten 
in unferem Hcimatlandc dürfte es nicht überflüffiig 
fein, in Folgendem auf dasfclbe aufmerkfam zu machen. 

Das Crucifix ift 16 Cm. lang und 15 Cm. breit. 
Das Haupt ift nach rechts gegen die Bruft gefenkt, 

«. U.K.hilb Zitl .~ Kuh. J.r M u l MW n i mii de. Rui» tino J.gJ 
fclilolltt »im Kiif«r M»»inuli»«. 



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LXIX 



die Augen find im Todcsfchlafe gefchlolfcn. Das in 
der Mitte gefcheitelte Haar, fowie der kurze Bart 
zeigen deutliche Cifelirung. Der Gefichts-Typus ift 
unfehon: niedrige zurückweichende Stirn, wulftige 
Augenknochen, ftark vorquellende Augen, lange, 
gerade, plattgedruckte Nafe, vorftehende Backen- 
knochen. Unter der platten Bruft find die Rippen 
durch horizontale Wülfte angedeutet. Das von den 
Hiiften bis zu den Knieen reichende Lendentuch ift 
dreimal geknotet, in der Mitte und an den Seiten zum 
Theil in dünne vertieale Falten gelegt, an welchen fich 
Spuren von Vergoldung erhalten haben. Die falten- 
lofen Flachen über den Schenkeln zeigen fchräge 
geradlinige Gravirungen Der Leib ifl ziemlich ftark 
nach rechts ausgebogen, die dürftig gebildeten Beine 
etwas angezogen. Die plumpen Fufse liehen neben 
einander, ohne Fufsbrett und ohne eine Spur von 
Nageln. Die Arme find horizontal ausgebreitet, nur 
im Kllenbogen ein 
wenig gebogen. 
Die grofsen breiten 
Handflächen find 
durchbohrt zur 
Aufnahme der Na- 
gel, mittels welcher 
die Figur an den — 
vcrrnuthlich hölzer- 
nen — Kreuzbai 
ken befeftigt war. 
Mit einem dritten 

Nagel war fie an dem Fortfatzc unterhalb 
tler Fufse befeftigt. Bruft und Unterleib, die 
fcfl an den Kreu/esftainm anfchloucn, find 
nur in der vorderen Hälfte in der Art 
eines Hochreliefs gebildet und hohl ohne 
Klick wand. 

Das Material, aus welchem die Figur 
gegolten ifl . ifl eine helle Bronze, die ganz- 
lich mit lichtgriincr Patina uberzogen Ift. 

Das Alter des Crucifixes lafst fich aus 
defien charakteriftifchen Merkmalen mit 
ziemlicher Sicherheit fcftflellen. Es ift reali- 
ftifch gedacht ; das leblos auf die Bruft hcr- 
abgefunkene Haupt, der herausgebogene 
an den Nageln hangende Körper find Merk- 
male des by/antinifchen Typus der Gekreu- 
zigten. Wahrend man im Abcndlande bis 
zum 13. Jahrhundert am idealen Typus 
fefthiclt. wonach der Gekreuzigte lebend, 
mit aufgerichtetem Haupte, offenen Augen, 
feil auf dem Fufsbrette flehend dargeftellt 
wurde, ohne aufscre Kennzeichen des Lei- 
dens, war man in Byzanz gewohnt, den lei 
denden Heiland in der tiefflen Erniedrigung 
darzuftcllcn. Allerdings tritt auch in abendlandifchen 
Miniaturen vor dem 13. Jahrhundert der byzantinifche 
Typus auf, aber doch nur ausnahmsweife und ohne 
Finflufs auf die plaftifchen DarAcllungen. Als aber zu 
Anfang des 13. Jahrhunderts in Italien die letzten Refle 
cinheimifcherKunll-Tradition erlofchen und die byzan- 
tinifche Technik und Kunltanfcluuung vollmundig zum 
Durchbruche gelangte, kamen auch die byzantinifchen 
Cnicifix - Bilder in Aufnahme und wurden bald im 
ganzen Abendlande herrfchend. 



Das Haupt des Erlöfen auf unferem Crucifixe 
tragt weder den Nimbus, noch das Diadem, noch die 
Dornenkrone. Frftcrer ifl wahrfcheinlich aus tech- 
rriTchen Gründen weggeblieben. Das fruheflc Crucifix 
mit der Dornenkrone, das fich in Dcutfchland findet, 
ifl jenes auf einem Tauffteinc zu Wurzberg aus dem 
Jahre 1280 (vergleiche SttHkbaufr , Kunftgcfchichtc 
des Kreuzes). 

A. Springfr hat das Kntflehen der Crucifixe mit 
drei Nageln oder belfer gefagt, mit übereinander 
gcflellten Fufscn, aus der Vergleichung zweier Stellen 
der „kythmica oratio St. Bernhardi" und eines Liedes 
Walthers von der Vogelweide in die zweite Hälfte 
des 12. oder fpateftens in den Anfang des 13 Jahrhun- 
derts verfetzt, fo dafs fich in der erflen Hälfte desfelben 
Jahrhunderts die Neuerung allgemeine Geltung ver- 
Ichafft hat. So richtig dies für die Miniatur-Malerei ift, 
fo gewifs ift es auch, dai's die Plaftik etwas langlamcr 

den neuen Typus 
adoptirtc, der in ihr 
erft zu Ende des 
13. Jahrhunderts 
Kegel wird, 

Wir haben fo- 
mit die Entftehung 
unfercs Cnicifixes 
in die Mitte des 
13. Jahrhundertsan- 
zufetzen, in eine 
Bluthezeit des Erz- 
gul'fes in Dcutfchland, in welcher auch die 
grofsen Gufswcrkflattcn ferner liegender 
Gegenden an dem allgemeinen AufTchwunge 
Theil nahmen. 

Dr. A Kifa. 




Fig. 6 



31. Der Conl'crvator K. Rosncr für 
Angelegenheiten II. Seclion hat an die 
Ccntral-Commiflion im Februar berichtet, 
dafs gelegentlich feiner Anwefcnheit in 
l'ȣKjlall* er mit Entfctzcn bemerkt hat, 
dafs man eben eifrig befchaftigt war, die 
beiden impofanten, je 20 Klafter hohen 
Thürmc am dortigen kaif Schiolle zu demo- 
liren. Die Spitze des fudlichen Thurmes 
war damals bereits ganz abgetragen ; vom 
nördlichen Thurmc war das mächtige Dach 
entfernt und ging es nun an das Mauerwerk, 
das übrigens in einer gcwilTenHohc verblei- 
ben feil „in Geflalt hafslicher Stumpfen- 4 . 

Von wem die Initiative zu diefer trau- 
rigen Umgeftaltung des Schloffes ausging, 
ift nicht bekannt, doch erinnert diefer Ä5 
ganz merkwürdig an die Vorgange in /('<*/- 
teneck und durfte der Urheber in der Gutsverwaltung 
zu Leiben zu fuchen fein. Der Anlafs zur Abtragung 
der machtigen I'uggflaller Schlofsthurmc foll in dem 
Umftande gelegen lein, dafs einige Balken der oben 
auskragenden Thurmgalerien morfch geworden waren. 

Nachdem die colofialen, vollftandig gefunden 
Dachftühle, die noch Jahrhunderten hatten Trotz 
bieten können, nicht auf den vorfpringenden Galerien 

1 Drüber R,>l rk,iiiuUndc)i. n 3« u. * Vmrmtnndl bM» ■ <*. 
B«».ck. ud Millb. de. Al.erthu«. Verein« V. ■» S. km.M Wi... l n.„t„-> t e. 



I |M ir-i/.k.r Top»,, V O M R, Hl „ 



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LXX 



ihren Stutzpunkt fanden, Ibndcrn deren Conftruction 
auf den mächtigen T 1 1 u r m m a u e r n auffafs, fo hatte diefes 
Morfchwerden keine Bedeutung für den Dachftuhl 
felblt und hatte es fich blos um eine Rcconflruction der 
vorfpringenden Galerien gehandelt. Das Mauerwerk 
der Thurm«, davon einer, der Keckthurm, die Jahres- 
zahl 1543 tragt, zeigte nicht das geringfte Gebrechen. 

Der Anblick von I'oggllall, ehedem durch die 
beiden impofanten mittelalterlichen Schlofsthürme 
intcreffant und wirkungsvoll, hat nun jede Charak- 
teriftik 1 cingebüfst Das Schlofs, von leinen ehemaligen 
machtigen Befitzern ' auch A^.-«,iV/genannt, ill nun 
zum unfeheinbaren I'rivathaufc geworden. 

Hei diefem Anlaflc fei der Ruine Weiteneck mit 
wenig Worten gedacht. Die Nachrichten eines be- 
fertigten Wohnfitzes diefes Namens finden fich bereits 
vertafslich im 12. Jahrhundert. Gegen Knde desfelben 
Jahrhunderts il\ die Kurg im Belitze der Kuenringcr. 
Als Herzog Albrecht I. den Widerftaiid des machtigen 
LeutoM von Kucnring brach war auch die Verte Wei- 
teneck unter den vom Landesfarben bezwungenen 
Schloflern Zwar foll er fic wieder zurück bekommen 
haben, doch hat ihn bald darauf finanzielle Bedräng- 
nifs genothigt, fich diefes Bcfitzcs zu entaufsern. 

Hierauf wurde es landesfurrtliches Kammergut 
und bildete 1296—1364 das Witthum der Konigin 
Agnes. Gemahlin Andreas III. von Ungarn, Tochter 
Albreeht L, wofclbrt fic als Witwe zeitweilig gewohnt 
haben dürfte. In den fechziger Jahren des 14. Jahrhun- 
derts war WtytluHingg als Schenkung für dasCollcgiat- 
Stift bei St. Stephan in Wien beftimmt. was jedoch 
nicht zur Ausfuhrung kam. 1382 wurde Hans v. Lich- 
tendem mit Weiteneck belehnt, doch 1395 delTen ver- 
lullig. In der Folge wurde fclbes wiederholt verpfändet. 
Auch für Flifabeth, Albrecht des V. Gemahlin, war es 
zum Witwenfit/, beftimmt Zur Zeit Friedrich IV. war 
Weiteneck in del'fcn Bcfitz, aber auch das Ziel kriege- 
rifchcr Beftrebungen Albrecht VI., der es nach kurzer 
Heiagerung einnahm und einige Zeit befafs. 1470 war 
Cafpar von Kogendorf Pfleger der Vcftc; 1513 verkaufte 
K. Max die Verte an Georg Scwfencgk. 1672 war das 
Schlofs noch bewohnbar, verfallt aber jetzt mit Riefen- 
fchritten, da für irgend eine Confervirung nichts mehr 
gethan wird. 

Die Ruine fleht auf einem ifolirlen länglichen 
Fellen Plateau. Sie machte noch vor wenig Jahren 
ein impofantes Hild und ftelltc fich mit ihren beiden 
Thürmcn von der Wafferfcite betrachtet, als eine 
lange, wenn gleich arg verfallene Gebäudeflucht von 
trotzgebietender Anlage dar. Hei näherer Untcr- 
fuchung fand man den alterten, eigentlichen Hauptbau 
mit dem einen Thurm auf der höchften Stelle des 
Felfen angelegt. 

Seit vielen Decennicn kann man diefe Gebäude 
nur mehr eine Ruine nennen, wenngleich fie noch vor 
kurzem als nothdurftiges Obdach für Arme galt. Ging 
die Natur mit dem Gebäude unauflialtfam auf dem 
Wege der Zerftorung vorwärts, fo war es doch nur 

' Eine Trtiwlil in lleifix«nbl>it nift Ha« Aeuffere d<i s<hlolT<i in 
Jak.« tttj. 

1 Nachdem e.» anfänglich >tim ftrliuAandc: der Mci ITauer geh , de ging et 
an da. Maul Eberitcrf über II) lr. de« »ebiiger Jahren im 15. Jahrhundert 
(pater erfcheint Cafpar IM R<-<g«ii,l>»rf a I » Eigentnnmer : iVifigwiii'. P-.jrv-h 
Iii JaSit bliebe» bei lUCmtmSi*. Mf«»»al «U« thuwiirfai folgten CiSjig. 

ton RugchJoif c*ar e«, der d«-n SthlafTe den Namen nach der Familie gab 
«nd e» in d«r bia heute »rl.all.nrn lieftalt f.buf 



fchrittweife und allmälig. Doch wenn der Mellich die 
zerftorende Hand anlegt, geht das Werk rafch und 
fprungweifc. Vor beiläufig einem Decennium mufstc 
der obere Theil eines der beiden Wehrthurmc fallen. 
Man gewann damit Hau-Matci iale für eine benachbarte 
Fabrik. In Fig. 7 irt die Abbildung des abgetragenen 
Thurmes erhalten. 




Fig 7 Wiitenctk i 

32. Confervator Jenny machte auf den gothifchen 
Frkerrefl am I laufe Nr. 90 der Marktgaffe zu FeUkirch 
aufmerkfam, welcher nach der Auflchrift 1512 erbaut 
und anno 1S20 renovirt wurde. Diefe fatale Rcrtauration 
hat dem Werke den oberen Abfchlufs genommen, liefs 
ihm jedoch die beiden unangebrachten Wappenfchilde 
unberührt In dem einen Schilde erfcheinen die ge- 
kreuzten Kalkfchaufeln, defsgleichen am Helme als Zier 
der Familie Kalkrcut. 3 Das Wappen rechts, ein fenk- 

1 Conferealor Jtmmjr bemerkt, daf» Andrea Kalktelh anno 15.x» in Kufa-ich 
Harb, fo cni.f.» ,,hl da. Wappen dem Sohne engehuten. Millh iS;9 | CLIV 



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LXXI 



recht getheilter Schild, zeigt in jedem Felde einen 
Stern, delTcn Strahlen den oberen Kand berühren. 
Als Zieren ein I lomcrpaar mit je drei Sternen befleckt, 
welches Wappen nach Wehenegger-Merkle der Familie 
Ryms von Ilerblingen und Wartenflein zugcfchricbcn 
w ird Das ganze Werk des Erkers und feiner Ornamente 
charaktcrifirt fich als ein fchoncs Produil der Spat- 
Gothik. 




Fi g . 8, (feMMick,) 

An einem I laufe in der Markthalle zu Feldkirch 
fleht man zwifchen dem erden und zweiten Stock- 
werke eine Steinplatte mit drei in Relief ausgeführten 
Wappen und der Jahreszahl 14^)5 iFig. 8,1 eingemauert. 
Der obere halbrunde Schild enthalt die oflerreichifche 
Binde, wenn auch diefc auffallend fchmal erfcheint, und 
nimmt wohl Bezug auf die Stellung desjenigen als 
Vogt, Ilubmciflcr etc. Kuckficht, der in den übrigen 
Wappen bezeichnet wird. Wir fehen wieder den 
fchrcitcndcn Steinbock der Jonas im linken Schilde, 
und im rechten zwei mit dem kucken aneinander 
gekehrte Halbmonde mit ausgebildeten Gelichtern, 
oben und unten im Zwickel je ein Stern, wahrfchciulicli 
Wappen der I laufer. 

Das Wappen darf man dem Thomas oder Xiclas 
Jonas zufchreiben; genau das gleiche Wappen verleiht 
K. Max I., was übrigens nicht ein früher geführtes 
bürgerliches Wappen ausfchliefst. 

33. Die im Vorjahre begonnene Reflaurirung 
der Pfarrkirche zu Waidhofen an der Ybs in Nieder 
Oeflerreich wurde im Laufe der Monate Juli und 
Augufl unter der Leitung des Profeflbrs Hermann 
Ritter von Ricivct fortgefetzt. In den beiden Seiten- 
fchiffen der Kirche wurden im Laufe des Monats 
Augufl vier neue — je zwei in jedem Schiffe — ßjl- 
gerechte Fenßcr eingefetzt. Dicfclbcn, von Wohlthatcrn 
gelbe nd et, enthalten In prachtvollen Glasmalereien die 
Bilder der Heiligen: Maria, Johann Kv , Thekla und 
Michael, lammt der betreffenden Widmung in gothifcher 
Minuskel, und wurden in der Tyroltr Glasmal- Anflalt 
zu Innsbruck ausgeführt. 

Im Chore der Kirche wurde die rechte Seite der 
Reflaurirung unterzogen. Zu dem Ende wurden der 
alte im Zopfllylc aufgebaute Seiten- Altar abgebrochen 
und die fehlenden Sockelltückc an den Rippen und 
Rundflachen llylgcrecht ergänzt. An die Stelle des 
abgebrochenen Altares wurde im Laufe des Septem- 
bers ein neuer gefetzt. Dcrfclbe, ein Marien-Altar, 
Vlll. N. F. 



ifl gothifch aufgebaut, enthalt in der Mittclnifchc die 
Krönung Maria s, in den Scitcnnifchen die Statuen der 
heil. Elifabcth und Nicolaus. Uberhalb der Mitlcluifchc 
wölbt fleh ein Baldachin, der von einem Engel mit 
einem Spruchbande getragen wird, den Abfchlufs 
bildet die Kreuzblume. Dicfcr neue Altar von 
Ii. Weßerreieher, akademifchem Bildhauer in Linz, aus 
Holz aufgebaut, erfreute ("ich bei Gelegenheit der 
oberöflerreichifchen Gewcrbcausflcllung allgemeiner 
Anerkennung und koftct.i^cw Gulden. 

Bei Gelegenheit der Reflaurirung der Rundftabc 
und Ucbcrtünchung der Wand diefes Theiles des 
Chores wurde am 17. Augufl ein Fresko -Gemälde 
entdeckt, das Profcflbr Ri,~a>el in meiner Gegenwart 
mit aller möglichen Sorgfalt bloslcgcn liefs. Nach 
Entfernung der ziemlich flarken und häufigeren 
Tunchefchichten trat in einer medaillonformigen Um- 
rahmung eine „coneeptio Mariae k zu Tage. Die Haupt- 
figur, die beil. Jungfrau darflcllend, Acht auf einer 
Confolc, die ein von mir bis jetzt noch nicht cruirtes 
Wappenfchild tragt. Dasfelbe, ein halbrunder Schild, 
ifl durch eine Querlinie in der Mitte in zwei Felder 
gctheilt; das obere enthalt eine Rautenkrone, das 
untere ill gefpindelt. Krone wie Spindeln find grau in 
grau gemalt. Die Figur fclbft hat eine Hohe von 2-30 
Meter und ifl polychromirt. Rothes Unterkleid (dunkel- 
roth ornamentirt auf hellrothi und weifser Falten- 
mantel, doch find die Farben matt. Am linken oberen 
Bande des Medaillons der heil. Geifl in Gcflalt einer 
Taube. Das ganze Bild fammt feiner Umrahmung, die 




Fig. 9 (WüiUhofen.! 

grau gehalten ifl, hat eine Hohe von 3-40 Meter und 
eine Breite von 1-55 Meter, und erweift fich als eine 
Arbeit des fünfzehnten 'Jahrhunderts. Vcrmuthlich ifl 
dasfelbe gleichzeitig mit dem in der erflen Hälfte des 
erwähnten Jahrhunderts geführten Kirchenbau ent- 
llanden. 

Die Auffindung diefes Freskobildcs an der 
rechten Chorwand legte den Gedanken nahe, dafs 

I 



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LXXII 



auch die linke Wandflachc desfetbcil mit eiaem Bilde 
gefchmuckt worden fei. Herr Prufcffor Rit-uvi liefs 
deshalb einen Theil des dort noch liehenden Altares, 
an deffen Stelle im kommenden Jahre ein neuer Ayl- 
gemafser treten wird, abfraßen und die Tünche mit 
aller Sorgfalt entfernen. Unicrc Voraussetzung fand 
ihre Bcflatigung; denn bald trat i/ns Loekettkmkpt 
fowie ein Theil eines Flügels zu Tage. Heide blos- 
gelegten Theile gehören aller Wahrfchcinlichkcit nach 
dem Engd an, welcher der Jungfrau die Hotfchaft 
bringt. Ks find demnach die zwei Bilder auf den 
beiden Wandflachcn des Chores als correspondirende 
zu betrachten, Doch wurde das Kngclsbild nicht voll- 
Händig der Tünche entledigt, da der dasfelbc be- 
deckende Altar cfil im nachflcn Jahre entfernt wird. 
Nachdem das Nulhigc angewandt worden war, um das 
Hihi zu fehützen, wurden die entfernten Theile des 
Altares wieder aufgefetzt. 

Die heuer vorge- 
nommene keltauration 
hatte auch die Entfer- 
nung des alten, mi 
fehonen Communion- 
Guter*, welches den 
Chor von den Schiffen 
trennt , in ihrem Ge- 
folge. An deficit Stelle 




i|r iw wm 




Frofcffor RitWft, wie der Dcchant und Stadtpfarrcr 
von Waidhofen kamen dem Wunfchc des Gefertigten 
mit grofstcr Bereit Willigkeit entgegen. Ms wurde ein 
machtiger (irabflein, O 30 Meter dick, mehr als 
2 0 Meter lang und bei i-o Meter breit gehoben und 
cntfprcchcnd locirt. Üerfelbe tragt in gothifcher 
Minuskel nachfolgende Umfchrift: filier liegt begra- 
ben des wolgeporn herm herrn Otto vom Zt Iking, 
herrn zu kemsperg (Heinsberg) gemahel fraw geporn 
von Kgkhartfau fraw Agnes, der gott genad. ill 
gcÜorbcn deti achten (?) Auguft mcecclxxx - Zwei 
Wappcnfchilde, die jedoch durch die Fufstritte der 
Kirchcnbefuchcr fchr gelitten haben, fowie mehrere 
andere inlcrcflantc Zeichen und zerllreute Huchftabcn 
linden fich auf demfclbcn in erhabener Arbeit. Auch 
ein anderer, ehemals gleichfalls als Kirchcnpflaftcr 
verwendeter Grabftcin, der leider in der Milte 
geborflen ift, und bisher fich am Kirchhofe befand, 
wurde cntfprcchcnd locirt. Dcrfclbc, dem Andenken 
des Pfarrers Joachim Kttlinger von YVaidhofen 
vldmct, tragt .uifscr einer Infchrift mit der Jahres- 
angäbe 14S0 kehl anderes Wappen oder Zeichen. 

Nicht unerwähnt kann der Gefertigte laffen. dafs 
iibei lein Anfachen der Grabflcin der ehemaligen 
famiiit /.. vtl von Waidhofen 1,1520 — 1534) von 
der ilicliti n Kalktunchc, womit ihn eine frühere Zeit 
• •hen hat, fo \ iel als möglich und die Zeit gellatti te, 
gereinigt wurde. Diefer Grabftcin, 
eines der fchniiftcn Werke der 
KcnailTancc in früherer Zeit, zeigt 
die Gregorianifche MelTe , den 
Abfchied Chrilli von den Frauen 
(nach Durer), und im oberen Halb- 
rund die Krcuztraguug (Fig. «j 
zeigt den Grundrifs der Kirrln 
Fr n/s 



fr ig. 10 (MflUkanfni ) 



trat ein neues aus Schmicdecifcn angefertigtes, reich 
ornamentales Gilter. Dasfclbe, dem Bauftylc entl'pre 
chend, wurde von der Wiener Firma Wilhelm aus- 
geführt, ill u- 80 Meter lang und 0-70 Meter hoch. 
Sein Gewicht betragt 411 Kilogramm. Die Herfiel- 
lungskoflcil betragen 970 fl. Durch die Bcfefligung 
diefes neuen Communion-Gittcrs wurden mehrere 
Steinplatten uberflüffig Der Gefertigte machte deshalb 
der Kirchenvorftchung den Vorfchlag. diefclben als 
Pflaftcrftcinc der Kirche zu benützen, um einen bisher 
diefem Zwecke dienenden Grabftcin zu heben. Herr 



34. Die in Fig 10 wieder gege- 
bene Portal- Anlage, Hingang in den 
Hof des SchloiTcs in MuMkau/en 
an der Moldau zeigt, in welch ge- 
fchickter Weife die Meifter des 
16. und 17. Jahrhunderts die unre- 
gclmafsigften Anordnungen archi- 
tcktonifeh zu Lofcn wufsten. Durch 
die gefcheikt angeordnete Architek- 
tur des Aufbaues wird diefe Anlage 
in eine folche verwandelt, welche 
die ungezwungene Kegelmafsigkcit 
befitzt, wie folche fo häufig an den 
Hauten des 16. Jahrhunderts zu 
finden ift. 

Die groi'se» Ucffnung, welche 
mitteilt einer Kampe mit den l'ferdellallungen und 
dem Garten in Verbindung licht, ift durch Formen 
begrenzt, welche auf die erlle Anlage des Schloffcs 
fchliefsen lallen. Die Confolcn an den fehragen Flachen 
feheinen den Reitern zum Aufrteigcn auf die Pferde 
gedient zu haben, wofür eine ganz aufserge wohnliche 
Abnützung des weichen Sandftcins fpricht. 

Die vorgelegten Säulen, von denen die rcelfts 
von dem kleinen Eingänge nicht mehr vorhanden ift, 
find ganz unvermittelt vor die Mauer gcllellt, mit 
einein fein profilirten Gebälk verbunden, auf welchem 



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LXXIII 



fich der, über der mittleren Säule fymmetrifeh angeord- 
nete Aufbau erhebt. Dicfer ift gefchmtickt mit ziemlich 
roh gearbeiteten figuralen Tragern, zwifchen welchen 
ficli die Wappen des Krbauers von Mühlhaufen-Gries- 
bacli von Griesbcckahlin und defifen Gemahlin Sofie 
von Bubna mit den Jahreszahlen 1614 befinden. Am 
Pulse des kleinen Obelisken, welcher den letzten Ab- 
fchlufs dicfer malcrifchen Anordnung bildet, iftdic 
Jahreszahl 1613 eingegraben. 

Die ganze Anlage, welche aus weichem Sand- 
flein, der eine fehr fchöne Patin« angenommen, ge- 
bildet ill und in der Nahe des SchlofTes gebrochen 
wird, ift jetzt von wildem Wein uberrankt und bildet fo 
in ihrem Verfall wohl eine der malcrifchften Thorein- 
gangen deutlicher RcnailTancc in Böhmen. 

Die beigegebene Zeichnung flammt vom Cor- 
refpondenten Kropf. 

35. Als in Folge Verwendung der Central-Com- 
miffion der Kreuzgang im Dome zu Hrixen 1858 einer 
eingehenden Keftaurirung unterzogen worden war, ent- 
fernte man die dort befindlichen Grabmale und brachte 
fie theils in der Vorhalle der Domkirche, theils in den 
gedeckten Gängen, die an den Seiten der Kirche 
angebracht find, unter. 

In der Vorhalle fanden die der Bifchofe ihren 
l'latz und darunter befindet fich der in Fig. 10 abgebil- 
dete Grabftein des Bifchofs Friedrich. Kinc Marmor- 
platte, darauf die lebensgrofse und herrlich ausgeführte 
Relieffigur des Bifchofs auf zwei drachenartigen 
Ungcthümcn flehend dargcflellt. Die Figur ill im 
vollen bifchoflichen Ornate wiedergegeben, in der 
Cafula mit Mitra und Pedum fammt Sudarium. In der 
Linken das aufgefchlagenc und mit der Schriftfeitc 
nach aufsen gewendete Evangelium Das Haupt ruhet 
auf einem mächtigen l'olfter, auf dem auch links das 
Brixcncr Bisthumswappen angebracht ift. 

Die Legende ift nur auf den beiden Langfeiten 
des Steines innerhalb eines Schriftrahmens beigefügt 
und lautet: anno dm. mccclxxxxvi in die feti viti & 
reverendus in xyo dns fridericus episc. brixinenfis 
austriae cancellarius. Friedrich Frkinger war Bifchof 
von Chur. wofelbll er 1377 refignirte und fofort den 
Stuhl der Diocefe Brixen beftieg. Kr foll fich durch 
Frummigkeit ausgezeichnet haben. Marian erwähnt 
in feiner Gefchichtc der örtcrrcichifchcn Klcrifei II Th , 
dafs Bifchof Friedrich noch vor feinem Tode auch 
auf diefcs Bisthum refignirt habe. 

36. Im Klofter Hinaus zu Prag gehen die Reftau- 
rirungs- Arbeiten rafch vorwärts. In der k. Capelle 
wurden die fehr fehadhaften Gewölbe lUSgebcITert. 
Die urfpriinglichen gothifchen Spitzbogenfenller konn- 
ten leider der nicht ganz fieberen Mauer wegen nicht 
mehr wiederhergeftellt werden. Dagegen konnte man 
durch Malerei reichlich zur Verzierung des Raumes 
wirken 

Das grofse Hauptbild al fresco Hellt den Kreuzes- 
tod Chrifti dar. Aufscr den beiden, dem heil. Opfer 
glcichfam affiftirenden typifchenGeftalten der feligften 
Jungfrau und des heil. Johannes umgeben das heil. 
Kreuz noch St. Benedict und St. Scholaftica, St, Johann 
B und St. Martin. 



Das nachfte Bild zeigt die Kcprafentanten des 
liturgifchen Gefangcs: David mit der Harfe und St. 
Gregor, St. Cacilia, alle drei zu dem in den Hohen 
fehwebenden heil. Geille aufblickend, von dem fie 
glcichfam begeiftert werden. Daran reihen fich die 
Bfldtliffe der Patrone derCapclle: St. Benno, Seballian, 
Fabian, Rochus, Rofalia und das beftandige Gebet, 
vcrfmnbildct durch Moyfes auf dem Berge während der 
Schlacht und durch den Chor der Mönche, die mit 
Engeln vereint vor dem Opfer- Altar das Officium 
fingen. In der Kirche ift von Bildern noch nicht viel 
vollendet, da die Maurerarbeiten zur Auslieferung 
des ganz ruinofen Gewulbes und der Pfeiler viel Zeit 
bcanfpruchten. 




Hg. 10. (BriiM.) 



37 Confervator Orgkr hat in der Folge über die 
Nachyrabunyi-n bei l'ols (f. Notiz 28} berichtet, dafs 
man örtlich von l'o/s auf ein eigentliches Urncnfcld 



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LXXIV 



diefs, worauf bis nun 56 Graber blofsgelegt wurden, 
die jedoch nicht in einer rcgclmäfsigcn Reihenfolge 
angelegt waren. Die Urrren ftanden auf Steinplatten 
und waren meid auch mit folchen bedeckt, oft auch 
mit Steinen umdcllt, häufig durch das darauf ladende 
Gewicht zerdruckt. In den Urnen fanden lieh aufser 
den Knochenreden verbrannter Leichen verfchiedene 
Beigaben, z. H. in den meiden zwei kleine Thongefafsc, 
eines davon fchalen- das andere becher- oder krug- 
formig. Die Form diefer aus freier I land gearbeiteten 
Gcfafsc id gefallig, die Oberflache glatt und durch 
Beimengung von Graphit gefchwarzt. Nebd denStrich- 
und Linien-Ornamenten kommen zwifchen concen- 
trifchen Ringen auch Buckeln vor, die von innen 
herausgedrückt wurden. Unter den Beigaben waltet 
das Bronze vor: Haarnadeln, Mcflcr von gcfchweil'ter 
Form, Armringe aus kantigem oder rundem Draht, 
Gürtel, Haken, Kettchen, Ringe, Gewandnadcln meid 
fehr befchadigt oder zu Klumpen zufammengefchmol 
zen, dann fanden fich auch Halsbänder aus Glas- und 
Thonperlen, letztere mit Querlagen aus rothem Glas 
fchmelz aber vielfach zerdbrt. 

Von Ziergegendanden hat fich auch noch das 
Stückchen einer feinen Goldfpirale erhalten. Am 
interelTanteden find zwei Gcfafsc aus dunn gewalztem 
Bronzcblcrh, eine flache Schale (16 Cm. im Durchni.) 
mit einfachen Linien-Ornamenten und Spuren von 
Vergoldung und ein dark verletztes zierliches vafen- 
artiges Gcfäfs mit ringsumlaufenden Kreifen aus kleinen 
getriebenen Buckeln. In einigen u. z. den romifchen 
Grabern fand man Rede von eifernen Beigaben, 
darunter zwei pfrimenartige Indrumentc. 

Unter den Fund-Objeflcn vom Martinsbüchel fuhrt 
Profeffor Wie/er, der die Grabungen leitete, zwei 
Bronzcfibcln auf, wovon eine Charnicrfibula das 
Schlufsdück am Fufse nacli vorne umgebogen hat. 

Auch fand man bei den Ausgrabungen in Zirl eine 
8 Cm. hohe fchöne Statuette aus Bronze, einen Fechter 
vordellend, denen Rechte eine zackige Keule über dein 
Haupte fchwingt, dann ein kleines Bronzcfchulchcn. 
das am Rande dark befchadigt war. Da die von ProfeS 
for Wie/er angedellten Nachgrabungen bei Völs vom 
Ferdinandcum fubventionirt wurden, kamen die Funde 
in diefcs Mufeum. 

Die Refultatc diefcs durch die erden Funde beim 
Bahnbau angeregten und in der Folge von Profeffor 
Wie/er wiflenfehaftlich geleiteten Grabungen find von 
grofsem InterclTcu. zw. insbefonders dadurch, dafs nun 
auch fo weit fudlich Umcnfelder conltatirt find. 

38. Der Ccntral-Commiffion id vom Confervator 
In-rger der Bericht über einen grofseren prachido- 
rischen Fund zugekommen, der in neueder Zeit in 
Dum gemacht wurde. Dcrfclbe nimmt aus doppeltem 
Grunde ein hochwichtiges Interefle in Anfpruch und 
wird in Fachkreifen ein vollkommen berechtigtes Auf- 
feilen machen, denn erdens dcllt derfelbe einen fo- 
genannten Maficnfund vor, einen vergrabenen Schatz, 
und wenngleich ahnliche Funde fchon gemacht wurden, 
fo gehört doch ein Fund von fo bedeutendem Umfange, 
wie der Vu.u-r, zu Seltenheiten. Wie bedeutend derfelbe 
fein inufs. erhellt zur Geniige daraus, dafs er an Fibeln 
allein über 200 Stuck, an Ringet) aber 40 Stuck, an 
Armringen mehr als .400 Stück zählt. Es id überfluffig 



darauf aufmerkfam zu machen, welche Maffc von 
Material zu Studien und Vcrglcichungcn derfelbe dar- 
bietet. 

Sodann id es ein befonders glücklicher Umdand, 
dafs der Fund einer Periode und wie es fcheint ihrer 
fehunden Bluthezeit angehört, die bis jetzt in den 
Mufcen noch fehr wenig vertreten id. dennoch aber 
die wichtigde für die Kenntnis der Culturentwicklung 
des Alterthuins in Nord- und Wedeuropa zu werden 
verfpricht. Die Gcgcndändc des Duxcr Fundes ge- 
hören nämlich der fogenannten La Teile-Periode an, 
die in die letzten Jahrhunderte der romifchen Repub- 
likzeit und in den Anfang der Kaiferzcit fallt und 
defshalb nach einem Berichte des Dr. Much an die 
Central-Commiffion von fo grofser Bedeutung id, weil 
fic nach der Anficht der meiden Forfchcr eine Periode 
barbarifcher Culturentwicklung bildet. Anfangs in den 
Funden mehr auf den Weden (La Teile und Tiefenau 
[Schweis], Alcfia [Frankreich] etc.) beschränkt und 
darum für eine gallifche Hmanation angefehen, finden 
fich ihre Spuren nunmehr auch zahlreicher im mitt- 
leren und odlichen Kuropa und ganz insbefonders 
in Böhmen 

39. Correfpondent I'ctfchnig hat an die Central- 
CommilTion über den Fortgang deruntcr feiner Leitung 
Hellenden Redaurirungs-Arbeitcn an der gothifchen 
Kirche zu Maria- Seuflifl bei Pettau, einem hochwich- 
tigen Baudenkmal, berichtet, wofür Seitens des Untcr- 
riehts-Minideriums 3000 fl. bewilligt wurden. Im Jahre 
l88l begannen die Arbeiten und zwar zunächd an den 
Pfeilern des Chor-Abfchluffes, die hinfichtlich der 
fünf Pfeiler im November beendet waren. Vier Pfeiler 
harren noch der AusbeiTerung. Die bisherigen Redau- 
rirungs-Arbeitcn bcanfpruchten 3600 fl , für die weite- 
ren Arbeiten hat das Untcrr -Min nunmehr auch einen 
entsprechenden Credit bewilligt. 

40. Auf Seite 37 und 53 finden fich Abbildungen 
alterer Siegel der Kirche in Gurk. Beide Siegel lind fich 
in der Grofse gleich (55 Mm.) und in der Dardellung 
fehr ähnlich, fo wie fie auch die gleiche in Lapidaren, 
gemifcht mit Majuskeln ausgeführte zwifchen Perlen- 
linien befindliche Umlchrift fuhren. Diefe lautet: fSigil- 
lvm-fceimaric^vrcen^cccc. Hei dem letzteren Siegel 
id gorceiidis nicht gekürzt. Im Bildfeldc des Siegels 
auf Seite 37 fehen wir einen romanifchen Kirchenbau 
mit m.ichtigcm aber gedrücktem Dache, als deffen 
Bekroiiung das im Infchriftrahmen befindliche Kreuz 
er fcheint. Die Thoroffnung id rundbogig und lieht in 
ihrer Grofse aufser allein Verhaltniffe. Rechts und links 
lies Thores je ein Rundthurm mit Fcndcmffnungen im 
oberden Stockwerke und fpitzem Dache, darauf eine 
Kugel ; das Mauerwerk zeigt eine Art (Juadcrbau, doch 
befindet lieh auf jedem Steine cinrundbogiges blcndcn- 
iihnliches Ornament; auch über das Dach lauft quer 
eine Galleric. In der Portal-Oeffnung das Brudbild der 
heil. Maria mit auf der Brud gekreuzten Händen, 
nimbirt und nach vorn gewendet. Das Siegel mag noch 
dem 13. Jahrhundert angehören. Das Siegel auf Seite 
53 durfte übrigens etwas alter fein. Die in der ! laupt- 
fache gleiche architcktcuiifche Dardellung ill etwas 
roher, die Mauerblenden haben geraden Sturz, das 
Dach der beiden Rundthurme id etwas kuppelformig 



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LXXV 



ausgebaucht. Maria ebenfalls ohne Kind hält die 
Hunde nach aufsen gewendet vor der Brüll. 

41. Einem Berichte des Confervators Kaum zu 
Folge wurde der logenannte Annenhof in Prag in 
einigen Theilen reftaurirt. Beim Abkratzen im Stiegen- 
häufe und im Gange entdeckte man Malereien, die 
jedoch meiftens fchr befchadigt waren. Man fand 
darunter zwei Bilder in Oel an die Wand gemalt, St 
Heinrich und St. Franciscus vorteilend, umrahmt von 
Lorbecrftäbcn und gewiffermafsen mit fliegenden Bun- 
dern und Mafchen aufgehängt. Nach den Bruchftuckcn 
zu urtheilcn, gehören die Bilder, wie das ganze Gebäude 
in die Barokezeit und verrathen einen belferen Künftlcr 
diefer Periode. Die ehemalige Anna-Kirche ill heute 
I'apicrmagazin. Uebcr der Thür zur Sacristei das Bild 
der Madonna, wie fie in ihren fehützenden Mantel 
davor knicende Dominikancr-Monche und Nonnen auf- 
nimmt. Diefe Malerei ift mehr handwerksmufsig. 

42. Confervator Fries hat der Ccntral-Commiflion 
über die Reftaurirung der fpätgothifchen Kirche fammt 
Thurm in Weiftraeh berichtet und die Central-Co'm- 
miffion hat das vorgelegte Rcftaurations-Projcft in 
Betreff des Thurmes in der Hauptfache gutgeheifsen. 

43. Confervator Graus hat über die Ergcbnil'fc 
feiner an der Pfarrkirche zu St. Kathrein in Oß'eneek 
bei Weix angcftclltcn Unterteilungen berichtet. 
Daraus ift zu entnehmen, dafs diefclbc im Grund- 
rifle eine romanifche Anlage zeigt, welche einll nur 
aus einem oblongen Schiffe und einem Chor-Quadrate 
als Altar-Kaum beftand. Dasfclbc ift noch vorhanden 
und mit dem Thurme uberbaut. Zur Zeit der Gothik 
wurde die füdlichc Schiffswand entfernt (XV. Jahrb.). 
an ihre Stelle ruckten zwei in eine Reihe gcftelltc 
Pfeiler und damit auch ein /.weites Schiff, um das die 
Kirche vergrofsert wurde. Die zweifchiffige Kirche 
erhielt ein Netzrippengcwülbe, während im quadraten 
Altar-Kaum das Tonnengewölbe verblieb. Als fich in 
der Folge die Kirche wieder als zu klein erwies, fugte 
man an der Norduand des Schiffes einen geraumigen 
Barok- Chorbau mit Quadrat und Halbkreisfchlufs 
bei. So ift dies Kirchlcin eine intcreffante Dcmon- 
ftration, wie das Vcrgrofserungsbcdurfnifsmerkwurdigc 
Conglomeratc der verfchiedenen Stylarten liefern 
konnte. 

44. Confervator ProfcITor Hau/er hat in Betrefl 
der Rcftaurirung tles Thurmes an der Stiftskirche 
an der Mariahilferftrafsc in Wien an die CcutralCom- 
miffion berichtet. Der oberfle Theil des Thurmes in 
Form einer fchr fchlanken durchbrochenen Spitze 
befteht aus vier Sparren, welche auf einer Krcuzfchwellc 
eingezapft find Durch die eingetretene Schadlosigkeit 
der Kupferbcklcidung lief das Wülfer an den Sparren 
herab, (b dafs die Zapfen und Enden dcrfelbcn, wie 
auch die Schwellen zu faulen begannen und damit den 
Bcftand der Spitze gefährdeten. Um der drohenden 
Gefahr abzuhelfen, wurden die Schwellen neu gemacht, 
die Sparren ingefehiftet und das Ganze durch ftarke 
eifeme Querverbindungen gefiebert. Die urfpriin^lichc 
Form des Thurmes wird hiedurch in keiner Weife ver- 
ändert, da auch die durch das Anfchlufsgeruft ent- 



ftandenen Schäden an dem Holz und an den Kupfer- 
vcrfchalungen wieder genau nach dem alten Bcftandc 
werden hergeftellt werden. 

45. Der Central-Commiffion wurde ein Inventar der 
Königs- oder Wenzcls-Capcllc im wälfehen Hofe zu 
Kuttenberg vorgelegt. Wir finden in demfelben unter 
Anderen 1 Kelch, 2 Kelchtüchel, 4 Mefsgcwändcr u. f. w., 
3 Altäre. Der jetzige Haupt- Altar ift eine unbedeutende 
Arbeit; der frühere Haupt- Altar war wie die beiden 
Seiten- Altäre ein Flügel-Altar. Er ift nicht mehr erhalten, 
doch find die beiden Flügel noch vorhanden, fie hangen 
an der Wand der Capelle. Auf der einen Seite zeigt (ich 
auf jedem Flügel eine halberhabcnc Schnitzerei aus dem 
Jahre 1495, darftcllcnd die heil. Ludmilla und den heil. 
Adalbert. Auf der Aufsenfcite des einen der heil. 
Hieronymus, des anderen ein crlofchencs Bild. Der 
rechte Seiten-Altar enthält im Schreine die Vollfigurcn 
der Apoftel Simon und Juda, in der Predella das 
Schweifstuch; im Schreine des anderen Seiten- Altares 
fieht man den Tod Mariens (eine Schnitzerei) und an 
der Predella ein Gemälde: Jcfus, Maria und Johannes 

Zu diefen Altären gehören die an den Wanden 
aufgehängten vier Flügeln mit Gemälden von nicht 
geringer Bedeutung aus dem Jahre 1495, welche der 
Obcrmünzmciftcr Johann Horßofftr von Malcfic an- 
fertigen liefs. Vier alte Mefsbuchcr aus 1495 und 1489, 
acht alte Meflingleuchter, ein Votiv-Bild aus 1492, 
finden fich im Inventarc. 

46. Laut Mittheilung der niederofterreichifchen 
Statthaltcrei, ddo. 20. April d. J., fiel das Kucringcr 
Stadtthor in Eggenburg einem dringenden Stadl 
erweiterungs ■ liedurfnifs zu Liebe, ungeachtet der 
wohlmeinenden Vorfchlägc der Behörden und von 
Fachmännern. Krems, Korneuburg, Kggenburg uberall 
Stadtthor-Dcmolirungen ! 

47 Confervator v. Bizarro berichtete iibcr eine in 
Grado bei Reparatur der Kirche gefundene lufchrift. 

Die Infchrift auf weifsem gricchifchcn Marmor, 
So Cm. breit, 46 Cm. hoch, fleht im Widcrfptuche 
mit der bisher gangbaren Tradition und lautet: 
MCCC-XLmcscTulirdicXIFtrans. . . . 
fuerüt • corpora ■ St o 1 lermacora et - For- 
tunati • i • fuo • Fcfto • p • ven - patre • dno - Andrea 
dei • gratia patriarcha • Graden • alfist ent ibg • ven • 
patribs • et ■ fuffraganeis ■ dfiis • Petro • Equilin . 
et • Frc • Pcrino Venccopollen ■ epis • et • al 
lior • et • rcligiiir • ac . ppN ■ multitudi- 
ne ■ copiofa • procceffionalit ■ q • antca • er 
Rt ■ in • capfis • lapideiis • in - fua ■ archa ' mar- 
morea collocata-Tpr dni" Barthi 1 Gr- 
adonico ducis • Venec ■ et • dfii • Rainc- 
rü ■ Minotto Coitis Gradi. 

Nach der Tradition wurden nämlich, wie Con- 
fervator liizarro berichtet, die Korper der Heil. Her 
magoras und Fortunatas von dem Bifchofe Primigenius 
(an 630) in Folge göttlicher Eingebung (vifion) in der 
Fntfernung einer Milie von Grado aufgefunden und in 
feiner Kathedrale beigefetzt; dann aber wären nach 
dcrfelbcn Tradition einige Gebeine der 1 leil I lermagoras 
und Fortunat, dann der heil. Jungfrauen Eufcmia Doro- 
tea, Tccla und Erasma in einer filbernen und email 



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LXXVI 



lirtcn, von dem Patriarchen Andreas Dotto im Jahre 
1338 gefpendeten CalTette unter das Gewölbe des 
Altars vom heil. Sacramcntc gelegt worden, wo fie 
im Jahre 1740, bei Gelegenheit der unglückseligen im 
Rococo- Style ausgeführten Renovirung der Kirche auf- 
gefunden wurden, und diefe CafTctte war mit einer 
Marmorplatte bedeckt, welche fich jetzt in der rechten 
Seitenwand der Bafilica eingemauert befindet mit der 
Infehrift: 

I lic • repofitoc ■ fucrunt ■ Keliq • Santo- 
nun • Hermagorae • et ■ Fort ■ MCCCXXXVU1 ' 
Die ■ Dominica • XII • Julii - tempore ■ Dni • An- 
draxe • Patriarch.« • Gradis et • Dni • An- 
dr.x- ■ Malipiero Comitis • 

Im Widcrfpruchc mit diefem ZeugniflTe fagt nun 
die neu aufgefundene Infehrift, dafs die ganzen Körper 
(corpora) der Heil. Hermagoras und Fortunata! in 
capfis lapideis vorgefunden und in einer archa mar- 
morea beigefetzt wurden, und zwar nicht am 12. Juli 
133X, fondern am 12. Juli 1340. 1 

48. Urkundliche Beitrügt mir Ge/ehiehle des ehe- 
maligen großen filberntn Sarges für die Reliquie des 
heil Leopold in Kloßerneuburg. (XI.) 

1549. 16 September. 

VVier Georgius 1 lafs Doc~tor der Krczncy, Chri- 
ftoph Makhlcr, Wcnczl llcpncr. Lucas Purkhart, Paul 
Weifs, Thoman Khaltfchmid, Thaman von Wembding, 
Hartl Droit, Ofswald Gemnitzer, Lienhart Elbcl, 
Wcnnczl Putinger, Thoman Schwarcz, Michel Hofman. 
Hanns Pernftainer, Virich Khargl, Hanns Kharnopp, 
Mathes Amer vnnd Gallus Arnolt, Burger vnnd Mit- 
woncr zu Olmuncz. Bckhcnnen für vnns vnnd vnnfer 
Erben, offenlich mit difem brief. Als Sich der Krbcr 
vnnd weifs Mcrt Paumbgartner, Goldfchmid vnnd 
Burger zu Olmuncz, auf der Komifchcn Ku. Mt. vnnfers 
allcrgnedigiftn Herrn gnedigiift begern. vnnd der wot- 
gebornnen auch Kdln vnnd Vefften, Herrn N. N. Seiner 
Ku Mt. verordentn Camer Katen, iler Mulerbfter- 
reichifchn Lannden, gcphlegnen hanndlung Sannd 
Leopolds Silbren Sarch geen Cloflernewburg zu- 
machen gchorfamblich bewilligt vnnd angenumen. 
Innhalt zwayer gleichlautenden aufgerichtn fchriff- 
IlchCfl abrede, deren ain bcmelte Camer, vnnd die 
Minder Er der Paumbgartner beyhetindig haben, 
welche abreden von wort zu wort lauten, wie hernach 
volgt. 

Zu wiffen das auf Beuclh der Komifchcn Ku. Mt. 
vnnfer allergnedigillen Herrn durch desfelbcn Kate 
der Nidcröfterrcichifchn Camer mit Mertn Paumb- 
gartner Goldfchmid vnnd Bürger zu Olmuncz. von 
wegen machung Sannd Leopolds Sarch gegen Clortcr- 
ncwburg naehvnlgundc abred heut dato befchehen. 
Wienn an Leczten tag July im Neunvndvierzigilten Jar 

Erfllich fol Er zu folchcm Sarch ein Khupfferens 
Corpus Innhalt vnnd vermüg des forms den Er Selber 

1 Aber jticli die Zugehörigkeit des „Fratre Perino Vencoijolen . epit" 
Ii .-, -t iineeflt.iiidlK h. wenn nicht JBgr»o*»w»ei» wird. d»fc hier ein hreibfehler 
imlellitufrn ift. I teil Ii MI hile«n die PriBtiltidlgeir.jtil, »ek he den P-itritrchen 
von Urad» ubrr die tli'< hüte vnn Ulrien durch Pcl.ie.iuf II. ( 17. Kehrum lyjk) eer 

liehen. ,11" l.ro \ 1 1. und AleftAlttlcl II ur lt «Ii* I ni.rücn » .1 1 , dtltcll ff e,w illieell 
Vernthl dre Pitrijn hm Henri. u> l>«»d„I,.i j, AuclIiiS . .„ irmiann 

nmni jure »cu,uiuii> fnper Kpiti iiiiallH] lltri.ie" .1 «erlnren gegängen **r. fu klttn 
die llenrnnunr; Vi' nr. .rurlen cplc . mir rin Ilicthnm in l Ijlmjlien mler Vene 
lic n betreffen und .»m » »hrfi hrinlii hrtre. d j» fhtllium Avrndi» ..ilrr .\timtiiia 
(jelfl Mridruf). folglirh «*re A»enik.i,.-.leu» i cj>i« d»r,*..eh unter der Herren 
1,11 11« , Epil Selige et Modiuc ' l.rfl.hrn.le Rirehnfthum Z. nrs 



entworfTcn vnnd jm hieneben zucgcftclt wirdt, machen, 
welches das Silbren Corpus, fo an das Khupfferen von 
aulTen, auf das man khain KhupfTer fehen müge gc- 
fchraufft werden tragen füllen, mit verkhüpffung vnnd 
feüln geziert, vnnd vorn daran den Saluator, vnnd auf 
bayden feytten des Sarchs die zwclf Apolll, vnnd am 
viertn ort Sannd Leopold mit Seinen Gcmahcl vnnd 
vnnfer lieben frawen Pildnufs, wo Es Sich am Pefltcn 
fchikht vnnd folche Pilder alle aus freyer Hannd trei- 
ben, vnnd mit dem Zierlichiftlen, vnnd pellten vlcifs 
fouil Im muglich verferttigen, auch mit etlichen edlen 
geftainn, die wir jm vberantwurtten werden laffen 
zieren, defsglcichen mit gold fouil von notten fein, 
vnnd die notdurfft eruordern wirdt zum Sauberifflen 
vcrkhlaidcn. 

Söchc arbait fol Er auffs aller lengift nach vor- 
gemeltem dato jnner vier Jar verrichten, aber allen 
möglichen vlcifs fürwennden, obs noch eher befchehen 
khiinndt, oder möcht. wie Kr Sich dann daffelb zuthucn 
bewilligt vnnd zuegefagt, vnnd darumben fol Er die- 
felb arbait nit aus den Hennden legen fonnderfur vnnd 
für dermaflen daran machen, vnnd diefclb fürder, auf 
das Er der Ku. Mt. oder gedachtn Camer Raten yeder 
zeit wann Es begert wirdt guetten bericht vnnd gewifs 
anezaigenthuenmug, was darangemacht vnnd fertig ift. 

Gemelter Mcrt Paumbgartner fol auch fölchen 
SarrchdermalTen ins werch richten, das derfelb vermug 
Sein fclblt übcrfchlahen mit allem Cofftcn, als Silber, 
KhuplTer vnnd machcrlon (doch auffcrhalb der ver- 
guldung, von welcher wegen Im erfl hernach, wafmalTen 
diefelb bfehchen fol, befchaid vnnd Ordnung gege- 
ben fol werden) vngeuerlich mit über drey Taufcnt 
drey vnnd achzig gülden geftee. 

Vnnd wicwol die Ku. Mt. vnnd gedachte Camer 
gnedigift vnnd gern gefehen hatten, das folchcr Sarch 
hie het zuegericht vnnd gemacht mugen werden. So 
ift doch dem Paumbgartner in anfehung Seiner 
furgebrachtn vngelcgenhait, erlaubt vnnd zucgelalTen, 
das Er dcnfelbeii vorgefchribner malTen anhaimbs zu 
Olmuncz machen vnnd arhaitten miig. 

So fol difer Sarch Silbers halten zwayhunndert 
March, vnnd die March fünfzehn Lot, fein, vnnd wann 
der Sarch an die (tat geferttigt, fol jm von yeder March 
Silbers drey Tallcr, vnnd dann von dem Khupfferen 
Corpus vnnd gemecht, in genuin durchaus Fünfzig 
Taller machcrlon gegeben werden. 

Auf folche arbait ift Im durch die Nideroftcr- 
rcichifch Camer yeezt Sibcnczig March, neun Lot. 
drey Quintel, drey Pfening Silbers, yede March zu 
fünfzehn lot fein gcraitt (gegenSeiner fondern Bckhannt- 
nilfs) zuegcttclt worden. 

Vnnd dicwcyl der Paumbgartner als vorfiel zue- 
gefagt Rächen Sarch fouil muglich mit dem machen 
zubefürdern Sich auch vmli fowil deft meern Perfonen, 
die Er darzue zugebrauchen von n<»tten bewerben Wöll, 
jft ferrer berecht, wann Er bemelteMarch gar verarbait, 
vnnd folches der Camer zeitlichen als vngefer zway 
oder ain Monat, auffs wenigift dazuor zuefchreibt das 
im die Camer alfsdann die vbermafs, bifs zu völliger 
erdatung vorbcnielter anc/.al der zwayhundert March, 
fouil Er ye<les mals nach gelegenhait der arbait am 
Sarch notdurfftig fein wirdet, auf der Ku Mt. Cofflcii 
vnnd wagnufs geen Olmuncz fchickhen. vnnd obbe- 
fchrihner halt, die March zu fünfzehn Lot geraitten 



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LXXVII 



aufzug. auf das Ime die Khnccht, io Er dcrhalbcn halten 
mocht nit vergeblich feyrn, gleichermaßen zucftelcn 
laßen wöD. 

Vnnd wann alfo der Sarch gemacht, vnnd gefer- 
tigt i(l. Sol Kr die arbait vorgefchriebner maßen, auf 
die Prob vnnd den Gehalt, als nemblich zu fünfzehn lot 
wider zu anlwurtten fchuldig fein 

Der zu warem Vrkhund fein difer abred vnnd bc- 
fchluls zw«) gleichlauttund fchrißtn aufgericht, aine 
vnndtcr gedachter Camer Rat ferttigung bemeltcm 
Paumbgartner, vnnd die annder vnndter Seiner fertti- 
gung jenenden Herrn Camer Katen zuegcflelt worden, 
Befchehen am Tag und Jar, wie jm Anfang ver- 
meeldt iß 

Vnnd aber Jm dem Paumbgartner auf folchc 
arbait, ein onfechliche Suma Silbers Nemblich vngcu- 
erlich, in die zwayhundert March gegeben wirdet, 
ilarumb dj Ka. Kt. gedachtn Niderotlcrrcichifchn 
Camer Katen bcuohlcn, von Jm verficherung vnnd 
Burgfchaßt zunemen, das demnoch w ir obgemelte mit 
Burger vnnd Mitwoner zu ülmuntz für gedachtn 
Mertten Paumbgartner auf Sein vleiffig bil rechte 
Burgen vnnd felbft fcliuldncr worden fein. Alfo vnnd 
dcrgcftalt, Wo der Paumbgartner Seiner verfchreibung 
vnnd zuefagen wie obein geleibte Abrede vermag, mit 
ferttigung vnnd machung beruerts Santui Leopolds 
SilbrenSarchs nit nochkhiim, vnnd die Ka. Mt. dar durch 
oder aber der bcllimbten anezal Silbers halben, fb Jme 
wie vorgcmclt auf die Arbait zuegeflellt wirdet, in 
ainichen fehaden, wie der genennt khainen aufsge- 
numen, gefuert wurde, das wir fiir vnns vnnd vnnfere 
Erben, hiemit verfprechen vnnd zuefagen, denfelbcn 
fehaden allen Seiner Ku Mt. anftat gemelts Paungart 
ners, abzutragen vnnd zuerftatten on alle waigerung 
vnnd aufsflucht, Sein Ka Mt. mag auch folches erfu- 
echen vnnd bekhumen, bey vnnfer yedes llaab vnnd 
guettern, ligennden vnnd forunnden, nichts aufsge- 
numen, bifs Sy aller fehaden volliglich vergniiegt ift, 
darfur vnns khainerlay Recht, geiftlich noch veitlich 
auch fonnder Lannds oder Stat Recht, oder gewonhait 
mit nichte freyen, noch zu hilf khumen fol, dann wir 
vnns deren hiemit verzeihen vnnd begeben Treulich 
vnnd vngeferlich. Des zu waren vrkhunnd, haben wir 
obgefchribne Burger vnnd mitwoner genennte Stat 
Olmuncz ain yeder Sein aigen gewonlichs Petfchier 
wißentlich hienach aufgedruckht. Befchehen vnnd 
geben zu Olmuncz am Sechzehenden tag des Monats 
Septcmbris, Nach Chrifti vnnfer Krlofcrs geburt, Fünf- 
zehenhunndert vnnd im Ncunvndvierzigiftc Jar 

Papier Abfchrift von 1552. C. 2. 

1552. 14. July 

Vnnfern grues zuuor F.rberc Tugenthaßte Fraw, 
vnnd lieben freundt, vnns ift anzaigt worden daz 
wcyllend Mcrt Paungartner Burger vnnd Goldtfchmidt 
zu Olmuncz nit langft tods verfeinden fcy. Diweyl 
jm dan hieuor Wie jr wißt, aus beuelch der Ro Ku. Mt. 
etc. vnnfres Allcrgnedigiften Herrn, ein filbres Sarch 
zumachen, durch vns angedingt, vnnd beuolhcn 
worden, vnnd wir aber nit wißen, ob derfclb nun fertig 
oder nit, vnnd wie es darumben ein geftalt hat, So 
haben wir demnoch, die Krberen weifen Gregorien 
Parbach vnnd Mertc Papicrcr, goldfehmidt baid Burger 
hie zu VVienn hiemit zu Euch abgeferttigt, Sich geltalt 



aller fachen vleiffig zuerkhundigen, den Sarch. zu cr- 
fehen, vnnd merers nach gelegenhait, wie Sy dj farch 
befinden, mit Euch, vnnd fonnll, wie es die notturfft 
eruodem mocht, zu hanndln wie jr von jnen vernemen 
werdt Demnach wollet jnen darjimen gcnczlichen 
glauben, vnnd in allen fachen guetten berieht thuen 
Der wellen wir vnns von Ilochernenter Ku. Mt et 
wegen zu Euch verfehen. Geben zu Wicnn an 14. tag 
July im 52. Jar. 

An VVeillend Merten Paungartncrs gewefsnen 
Burgers vnd goldfehmidts zu Olmunz gelafsne Wittib 
vnd Erben oder derfelbcn Gcrhaben 

1552. 21. Juli. 

Vermerkhl die abret fo wier baide Gregor Parbach 
und Mcrt Papicrcr von wegen des farchs fannt Leopolt 
in namen E. G, zu Olmutz gehanndlt haben. Mit dem 
Criftion Miler goltfchmit, von wegen aufmachung des 
obbcmeltcn farchs, vnnd nachdem wier aigenntlich, 
foliches werkh nach notturßt beheben, fo befinden 
wier das etliche ftukh mit großem vnnfleis gemacht 
fein, als nemblichen, das allergencdigift, die apoftln 
betreßent vnnder welichen er Sechs anngefangen, 
vnnd fchlechts in den boßen gcilclt, Welichc apoftln. 
nachdem fy nicht genueg herfur gebracht fein, Sonn- 
tier gar zu ainnfcltig. vnnd zu flach anngefangen auch 
das filber zu din gefchlagen, das man im nimer heißen 
khan, fo folle der obbcmelte Triftan Miler goltfchmit 
nachdem nicht fo gar vi 1 1 daran gemacht ift, widerumb 
die fechs apoftln zufamen gießen, vnnd von neuem 
alle Zwelf, fambt den anudern Vier pildern widerumb 
machen, vnnd diefelbigen bar fidlen, vnnd hecher 
herfurbrinngen, vnnd mit fonndern fleifs außmachen, 
als nemblichen die anngefichtcr mit fleyfiger verharung 
hart vnnd har vnnd annderer notturßt auch die gc- 
wanndt mit yeren braimen vnnd brrichen, was die nott 
erfodert außs flcyfigift außmachen, wie er fich dann 
felbft erbotten vnnd bewiliget hatt, Zu dem anndern 
nachdem die plcch vnnden vnnd oben fo zwifchen die 
gefims gehören auch ettwas mit vnnfleis gelriben, die- 
felbigen auch als vill inüglich vnnd nott erfodert, 
vnnd widerumb beßern. vnnd was fünft weyder der 
Fillerung nach noch nit anngefanngen, als nemblich 
die pogen fo oben auf vmb die gefims gehören, mit 
fambt yerer notturßt nemblich mit fchmeltzen vnnd 
yercr bckhlaidung wie dann genuegfam mit im darl'von 
geret, auß das flcyfigift außmachen foll, auch das 
dach fo oben außgehorig auch mit rtcchen vnngefar- 
lich wie man fünft pfleget dachwerkh zumachen, laut 
der fifierung vnnd der vorigen dignus. fo dem Paun- 
gartner feiigen in feiner birgverfchreybung von der 
Camer gegewen, merers in fich helt vnnd nachdem die 
vnnder gefims am weckhett was zukhindifch vnnd zu 
khlain gegen dem obern gemach fein folle, folliche 
gefimbs, Vnndm mit ainem fchapplament erweiden wie 
dann mit ime auch genuegfam daphon geret ift wor- 
den, vnnd dieweil foliches werkh nit fo gar gleich auf 
folichcr gewicht bey ainer zwoer oder dreier markh 
miner oder mehr gemacht khann werden, dar folle ime 
bezalt oder am macherlon abgezogen werden. Nach- 
dem fy aber die Erau wittib, foliches werkh aufzu 
machen nit vniiderftcen wellen, haban wier foliches 
werkh durch das ganntz Hanndtwerkh der goltfchmit, 
der rtatt Olmutz befichtigen vnnd befchaucn lallen 



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LXXVIII 



vnnd innen haimbgefetzt, was an folichem werkh trew- 
lichcn verdienet fey worden laut ycrer gcgewiKn 
khunfehafft die E. G. vernemen werden als nemblichen 
folk yere erftlichen vuer den khupfferenen Corpus 
gewen werden wie die virguerfchrey wung jnnhelt, 
Nemblichen 50. tallcr Mer für die annder arbait fo 
durch Mcrtten l'aungartner felichen am farkh be- 
fchechen 200 fl. Rcinifchin muntz der frauen widib 
lodcr des bcmeltcn I'aungatncrs erben gcraicht vnnd 
gegewen werden. Was nun vber die 200 fl. Reinifeh 
aut der dignus vnnd verfchreybungen die K. G. mit 
dem l'aungartner feligcn auflgericht haben follc dem 
Criftan Muller zu aufmachung vnnd anfuerdigung der 
werkhs gegewen werden. Wie dann lautter mit im 
abgeret ift worde Kr hatt fich bewiliget gleicher 
inalTcn mit der burgfehaff wie l'aungart, Nachdem 
aber noch fouil daran zumachen ift, hatt er anngezaigt 
aufs lennift in anndcrthalb Jarcn feliches zu vertigen 
mer hatt er fich bewiliget neben folichem werkh khain 
annderc arbait weder imc noch vrembten nichts 
daneben zumachen allain was er yezunder vnnder den 
hennden hatt. Bcfchechen zu Olmutz den 21. Tag July 
jm 52. Jar. 

Gregor l'arbach Mcrt papierer 
Wir Thoman Waltfchmidt unnd Chriftiann Mulner, 
GoldtfchmidtEldillcnnGefchworcnn ampt der gantzen 
Zech, der erberem Hanntwcrchs der Goldtfchmidt 
der Stadt Olomuntz. Hckhennen vnnd thuen khundt 
offenlich mit diefem Bricff vor Jedermcnigklichen. 
Nachdem der Erber weylendt Merten l'aumgartner 
goldtfchmidt vnnfer mitbrueder faliger, auff der Ro. 
kn, Mt. vnnfers allergcncdigiftcnn Hern, genedigills 
Begcrnn, vnnd der wolgeparncn Edlen vnd vheften 
hern N. N. 1 lochgedachtcr feiner Ro. kn. Mt. ver '.rden- 
theu Rathen, der Nidcr Oefleraichfchcn Landen jrer 
genadeil gcpflcgcncn handlung, Sanct Leopold Silbe- 
ren Sarchkhcn Cloftcr Ncuburgk zumachenu bewilliget 
vnd angenume doran dann auch zumtail verfertigt 
Uieweil aber geilachter vom Merthen l'aumgartner 
angefangener Sanct Leopoldts Sarch zu enntlichcr 
Verfertigung, durch abfterben jtzt genentes Merthen 
l'aumgartners nicht khumen wagen, ift folliche fein 
arbait fo er an obgemeltcm Sarch gethan, auff begcrnn 
dcrKrbcrnn furlkhtigcn Gregor Parhach unnd Merthen 
l'apierer, baider Burger zw Wien gefanndten von ob- 
gefchriebenen llernn khamer Rathen, durch vnn.s 
gefchwornen vnd gantze Zech trcwlichen gefchat/.t 
vnnd befunden Worden, dz mergemeltcr Merthen 
l'aumgartner leliger an der Arbait difes Sarchs wie er 



jtzundt erfcheint verdienet hatt 200 fl Rainifch p 60 
Kreyzcr den fl gerechnet. Zw Vrkhundt, vnnd meh- 
rerem glaubeiin, habenn wir obpeftimbt Eldiftenn 
gefchworenn mit aigenntlichenn, bcwull vnnd willenn 
der ganntzen Zech vnfer gewonlichs tzech Inngcfiegcl 
zugetzeugnus diefer trewlicher Schätzung hienach 
laffenn ausdrucken. Gebenn zu Olomuntz den 20. tag 
des Monats July jm 1552 Jar, 

1552. Ich Magdalena weylend Mertn l'aungcrtncrs 
gewefnen Goldfchmids zu Olmüncz feligcn gelafsne 
Wittib und wie Thoman Khaltfchmidt, und Hanns 
Kharnopp l'olbierer beide Burger dafelbfl zu Olmücz 
als bemclts l'aungartner» gelafsncn Khinder verordent 
Vormünder. 

Bekhenncn für vnns vnd gedachte vnnferc Phlcg- 
khinder öffentlich mit difem Brief. Nachdem vorge- 
nannter Merten l'aungartner auf der Ro Ku. Mt. vnfeN 
allergenedigiften Herrn gnedigift begern vnd des 
Wohlgebornen auch edlen vnd vefTten Herrn N. 
hochgedachten Ro. W. Mas verordent Camer Rate 
der N. Oe. Lande gcphlogen handlun, Sannt Leopolds 
Silbren Sarch gegen Cloftemeuburg zumachen be- 
willigt und angenomen, daran Er auch einen Tail 
gemacht, Als dicfclb Arbeit durch fein abfterben 
vnuoleund gebliben vnd als folche fein arbeil fo Er an 
obgemelten Sarch gethan auf wohlgedachter Herren 
N. Oe Camer Rate begern durch die gefchwornen vnd 
ganeze Zech des goldfchmid I landwerchs zu Olmucz, 
noch vermug einer verferttigten fchatzung Zctl treün- 
lich gefchatzt und befunden worden, das mergemeltcr 
Merten l'aungartner an feiner volbrachten arbeit difes 
Sarchs verdient hat 200 fl den Gulden zu Sechzig 
Kreutzer zureiten. Das vnns daurauf gemelt Herrn N. 
Oc Camer Rat in nahmen Kü. Mt. diefelben 200 fl 
fambt noch 50 Taller darauf mit dem l'aungartner das 
Khupfcren Corpus zu berurten Sarch zumachen bc- 
fchoffen worden, durch die Erbern Gregorien Parha- 
cher Bürger zu Wien au heute dato alfo par zveflelltti 
vnd bczallen laffen zu vnferm volligen benniegen. 
Sagen und Zeilen danrauf, für uns vnd vnfere Phlcg- 
khinder die Ro. Rhu. Mt. dcrfclben Erben oder wer 
derhalbcn quittieren notdurfftig ift, oder beftimbte 200 fl 
fambt den 50 Taller inachcrlon vor obgemelten Cor- 
pus Die mit witfentlich in chrafft dietz briefs quitt 
fn-y lcdig vnd lofs Alfo, da* wir noch crmeltc vnfere 
l'hlegkhiiider zu jrer Ro. Rhu. Mt. noch derfclben 
Erben yetz vnd hinfur dcrhalben nichts mer zufprecheii 
oder zufuchen haben follen noch wellen in Khain weifs. 

Aufzeichnungen von Camefina. 



Druckfehler' Verbeflerungen. 

Seite 19 ifl vor lir^uin der Abhutxl luiiej beuufeucn „m.jnunKnlorum orlis ijui unum vidit, nulluni vidit, -)ui millU vidi!, unum vidit," dann 

„ 21 Zeile 8 von üben flau : „Akvine" »u lefen : ,C.-kviiie". 

, 22 „ 4 . . Hall: ,t'evin* «u lefen: „Cenn*. 

t 22 » II . unten Hall: „Sortci" zu lefen: „Soviel". 

, 34 , 6 . , , jZiiimi»!»" lefen: „Zaimille". 

„ 25. , 8 „ oben flau: n Savaai|>uvo- zu lefen: .Samrninivo". 

„ jj, » 2 flaut: „Uamhold* m lefen : ,K»m|jold". 

. XX. . 20 von unten, I. Spalte Itatl : .Kodkolova" tu lefen; „Koukoluva- 

. XXI. Zeile So vun oben. 2 Spalte flau ; „Vrozenee* zu lefen : „Urozcneho". 

. XI.IV. flau: „Slaat^einenllium- zu lefen , Stadl Kigenlhum" 

— £i*+XX<!?Ci' 



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LXX1X 



Ein römifches Vorhängefchlofs in Aquileja. 



Von Ur /r. Ktnntr. 



gK79X der Sammlung dei Herrn Killen Freiherrn 
•Vi 31 von RitUr-Zaltony in Podgora bei ('•• rz wird 
-vsiiyjl ein in Aquileia aufgefundenes roinifches Vor- 
h.ingcfchlofs aufbewahrt, welches wir mit Her gütigen 
Erlaubnis des Herrn Befitzers hier in Abbildung mit- 
theilen; dazu veranlafst uns der feiten eintreffende 
Umftand, dafs der Mechanismus des Schloff« bis auf 
Kleinigkeiten vollkommen erhalten ift und einen 
deutlichen Hegriff zu geben vermag, nicht blos wie 
man kleinere Schlutter conftruirte. fondern auch ihre 
Behandlung vor Unberufenen in finnreicher Weife zu 
maskiren fuchte. 

Das Verdienft, das Geheimnis der complicirten 
Vorrichtung rafch aufgedeckt zu haben, gebührt Herrn 
Wilhelm Sturm. Auffcher der Antiken- und Münzen- 
Sammlung des Allerhochflen Kaiferhaufes, welchem 




Fig. i. 

auf mein Krfuchen von Seite des Herrn Befitzers die 
Aufgabe gcftcllt wurde, einen Verfueh anzubellen, ob 
durch ftcllcnweifc Wegnahme der Patina das Schlofs 
geöffnet und weiter erforfcht werden könne. Den 
nachften Anlafs dazu bot die von anderer Seite mündlich 
ausgefprochenc Anficht, das in Rede flehende Objefl 
fei nichts anderes gewefen, als ein „Centurionen-King" 1 , 
d. h, ein Fingerring, wie er von Ccnturioncn getragen 
worden fei; diefc hatten in dem Knopfe Gift eingefüllt 
gehabt, um fkh delTcn etwa in verzweifelten Lagen 
auf dem Schlachtfelde zu bedienen und fich vor 
Gefangenfchaft oder Vcrftümmclung zu bewahren. 

Die folgenden Bemerkungen werden wahrschein- 
lich genügen, an Stelle diefer etwas phantaftifchen 
Erklärung die einfache nüchterne Erkenntnis zu fetzen, 
dafs man es hier mit nicht mehr und nicht weniger 
als mit einem Vorhängefchlofs für kleinere Belialtniffc - - 
etwa ein Schmuck- odcrGcIdkäflchcn — zu thun habe. 

Das Objc6l beliebt aus dem Bu^el und dem 
Schlöffe, welche beide zufammen beiläufig die Form 
eines Ringes haben. Der Bügel ift aus einem Rund- 
(tab gebogen, 15 Cm. im Lichten hoch, fall 2 Cm. 
breit und bei O'S Cm. ftark. Die etwas breiteren 
Enden find flach und viereckig gebildet; das eine ift 
an dem Schlöffe felbft in einer Charnicre (vgl. Fig. t; 
Vlil N F. 



feftgemacht, das andere übergeht in eine viereckige 
üefc, welche auf der entgegengefetzten Seite des 
Schloffes in diefes verfenkt und durch Einfuhren eines 
Riegels feilgehalten wurde l.vcrgl. Fig. 2 h und c f g). 

Das Schlofs felbll hat die Form eines unten 
l'pitz zulaufenden Schildes von 4 Cm. Hohe, 2 '3 Cm. 
grofster Breite und 16 Cm. Dicke; oben ift die 
Charnicre für den auffchlagbarcn Deckel angebracht, 
an den Seiten finden fich eckige Vorfprüngc, die wag- 
recht cannclirt find. 

In jenem zur Linken des Bcfchaucrs ift die Oefe, 
in jenem zur Rechten ein viereckiges Loch angebracht, 
welches dazu diente, den Riegel, der beim Auffpcrren 
des Schloffes zurückgefchoben wurde, Raum zum 
Heraustreten zu verfchaffen. 

Im unteren Theile finden fich drei runde Aus- 
ladungen, welche nach der Lange cannclirt find. 

Die Mitte des Deckels nimmt eine Maske mit 
hohem Haarputz ein, handwerksmafsig gefchnitten. Die 
Augen feheinen mit Glasflufs ausgefüllt gewefen zu fein. 




Flg. a. 

Die Oeffnung des Schloffes gefchah in folgender 
Weife: Man mufstc zunnchft am Rande des Schloffes 
ein beftimmtes, in Fig. I das mit Diagonallinicn be- 
zeichnete Plattchen a, welches nur der Eingeweihte 
kannte, herabfehieben, dann konnte man ein gleich- 
falls nur dem Eingeweihten bekanntes, anderes Platt- 
chen, das um einen Zapfen fich bewegte, herausdrehen 
ö in Fig. f und 2); es bildet die Sperre für den Haken 
im Dekcl, der nun zurückgcfchlagcn werden konnte. 

Nun bekam man eine dünne Deckplatte aus Bronze 
mit einem Schlüfi'clloche zu Geficht, in welches ein 
Hohlfchluffc] gefleckt wurde. 

Nach Entfernung der Deckplatte zeigt fich der 
Mechanismus des Schloffes fehr deutlich. Der Hohl- 
fchlüffelfafs, w r cnncr eingeführt wurde, auf dem eifernen 
Zapfen d in Fig. 2. Bei einer halben Drehung nach 
rechts griff fein Bart zwifchen die Zahne/ Utld g des 
eisernen Riegels <• und drückte diefen nach rechts. 
Doch konnte er nicht fofort in Bewegung gebracht 
werden. 

Man mufstc vorher an der rechten Seite des 
Schloffes das Plattchen c (Fig. 1 und 2) aus dem Falze, 
in dem es fitzt, hinausfehieben; es maskirte das Loch, 
durch welches der Riegel heraustreten konnte; erft 



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LXXX 



dann konnte diefir fo weit zurückgcfchobcn werden, 
dafs die üefc h des Bugeis frei wurde und letzterer 
geöffnet werden konnte. 

Umgekehrt wurde beim Schlicfscn verfahren. 

Die Innenfeite des Deckels zeigt eine leichte 
Höhlung, unten ift ein Haken angebracht, welcher 
den Verfehlufs ermöglichte. Letzterer wurde berge- 
ftcllt. indem das Plattchen b (Fig. i u. 2) in die Biegung 
des Hakens eintrat und ihn fperrtc. In der Höhlung; 
des Deckels fanden fich Kifcnroftthcile, die von dem 
abgerofteten Zapfen «/herrühren, und wenige Bcrtand- 
»heile eines unbekannten Stoffes, ausfeilend wie feine 
weifsc Kryftallc 

Kin ganz ähnliches Vorhängfchlufschen , gleich- 
falls in Aquileia ausgegraben, wurde vor wenigen 
Jahren für die Antiken - Sammlung des AllerhochlUn 



Kaiserhaufes erworben. Ks zeigt ganz diefclbc Vor- 
richtung, fowohl was das Schlofs betrifft als auch die 
Verficherung dcsfclben. Doch find einzelne Bcftand- 
theile nicht mehr vorhanden; diefes Kxemplar feheint 
geöffnet unter die Krdc gekommen zu fein und durch 
Abroften der ciferneii Stiften die Verbindung der 
einzelnen Bcftandtheilc eingebufst zu haben. Es 
fehlen die in den Fig. 1 und 2 mit a. b, c, d be- 
zeichneten Thcile, fowie das feine Dcckplnttchcn mit 
dem Schlüffellochc zwifchen dem Deckel und dem 
Schlöffe. 

Sicher aber geht aus dem einen, wie dem anderen 
Exemplare hervor, dafs fie keine Fingerringe, fondern 
in der That Vorhangefchlöfschcn mit einer „Vcxier- 
waren und nur zufallig die Aehnlichkeil von Finger- 
ringen haben. 



Der Bronzen-Fund in der „Riefenquelle" bei Dux in Böhmen. 

Uericbt des C'ollftrryator» Dr. St. Hirgtr 



AS gänzliche Vcrficgcn der etwa eine halbe 
Wcgfttinde von der Stadt Dux entfernten, an 
der Teplitzer Strafsc gelegenen r Kiefenquelle J , 
einer ehedem zu Badezwecken benutzten Therme, 
veranlafste nunmehr deren Abteufung, welche Arbeit 
Kndc Janner d. J. bis zu einer Tiefe von 9 M. ge- 
diehen war und einen höchft intereflanten Fund vor- 
gefchichtlichcr Bronze-Artcfactc zu Tag forderte. 

Die anfangs ausgegrabenen Gegenftände blieben 
gänzlich unbeachtet, erft als Arbeiter einzelne auf der 
Halde am Schachte zufallig aufgclcfenc Stücke zur 
Anficht in die Stadt brachten, wurde die allgemeine 
Aufmerkfamkcit rege und es i(l nur der energifchen 
Furforgc des Herrn Georg Grafen Waldjhin, Bcfitzcrs 
der Herrfchaft Dux zu verdanken, dafs einer gänzlichen 
Verfchleppung diefes hochll lehrreichen Fundes bei 
Zeiten Einhalt gethan und dcrfclbe dem gröfsten 
Thcile nach der Wiflcnfchaft erhalten wurde. 

Die Freundlichkeit des Herrn Grafen ermöglichte 
mir bei meiner Anwefenheit in Dux die Bcfichtigung 
der in feinen Befilz gelangten Fund-Objedte. ein Theil 
der in die Umgebung vcrfchleppten Gegenftände 
wurde von einem Duxer Geschäftsmann aufgekauft, 
nach Frag gebracht und die beflcn Exemplare hier- 
aus von mir erworben. Diefc zwei Partien reprafen- 
tiren den bis jetzt gemachten Fund in ziemlicher 
Vollftandigkeit und berichte ich hierüber Folgendes: 

Der Fund enthält ein Bronze Gcfafs, eine Lanzen- 
fpitzc, ein abgenutztes Werkzeug, eine grofsc Menge 
Gewand nadeln, Arm und Fingerringe — Alles von 
Bronze mit mattgrunem Körte (keine aerugo nobilisi, 
fchlielslich ein Glasarmrin^-Fragmcnt und einen ftark 
verwitterten unbeftimmbaren Eifen^eyenrtand. 

Leider waren die Fundftücke der graflichen 
Sammlung noch nicht genügend geordnet und eine 
Zeichnung dcrfelben nicht gut möglich, fo dafs ich, 
bezüglich diefer Partie, mich eiiiftweilen auf eine blofse 
Bcfchrcibung dcrfelben befchrnnken mufs. 

1. Das angeblich in einer Tiefe von 6 M. 
gefundene Bronze Gcfafs, welches wohl urfprunglich 



die übrigen Gcgcnrtandc enthielt, irt kelfclformig, 
theilweife zertrümmert und ohne Zeichnung fehwer 
zu veranfehaulichen. Der nach innen gebogene Hand 
betragt 0 45 M., die Tiefe 0 22 M. 

Dasfelbe ift aus drei mafsig ftarken, durch Bronze 
Nagel zufammengenieteten Bronzc-BIcchplatten ver- 
fertigt, ftcllcnweife blank, fonft mattgrün roftig, ohne 
Ornament und von fimplcr Fagon. 

2. Die Kanzenfpitze ift vollftandig erhalten, deren 
Länge 0-20 M.; vom oberen Ende der Dutte lauft 
über das Blatt bis zu dclTcn Spitze ein erhabener 
Grat, die fich nach oben verengende Dulle ift mit 
wagrechten Parallelkrcifcn verziert, ihr unterer Durch- 
melTer (Schnftloch) beträgt 0 022 M. die Fundtiefc 
y M 1 

J, Das abgenützte Objeft, entweder ein Dolch 
oder Meffer, hat im Stiele zwei Nagellucher und eine 
Lange von circa 0-15 M. 

4. Die Fibulae erfcheinen durch mehr als 200, und 

5. die Bracclcts durch mehr als 400 Stücke ver- 
treten. 

Abbildung und Befchrcibung einzelner von mir 
in Prag erworbener Typen lalfe ich weiterhin folgen. 

6. Der Fingerringe zahlte ich über 40, diefe 
entsprechen den heutigen Eheringen und variiren nur 
in der Dicke des Metalls und im Durchmeffer. 

7. Das Glasarmring-Fragment, etwa ein Drittel 
der urfprünglichen Grofsc, ift dunkelblau und glatt. 

8. Der Gebrauchszweck des oberwahnten gabcl 
formigen, mit einem kcilartigen dicken Stiele ver- 
fehenenmaffiven Eifcn-Objectcs ift fehwer zu errathen, 
es ftand wahrfcheinlich mit einem gröfseren Ganzen 
(Schild, Wagen ?; in Verbindung. 

In der Duxer Collection befinden fich demnach 
gewifs mehr als 700 Stücke; in der Präger zählte 
ich deren 240, hievon circa 140 Gewandnadeln, 80 
Arm- und 20 Fingerringe, etwas dürfte noch verfchleppt 

> Ihr »(erahnen Uimennaaca de» KtlTcW und dci I.»ni«i.fjniie • «!• 
nehme |< h <lem r undhrrichlc de. Nenn llel|j»cia*rlc>» Tobifcb >m t« H l l 
W»,heiihUiL, lifca. X Jahrgang N(. j uud 5. 




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LXXXI 




LXXXII 



^fcin. fo dafs die Gefatnmtzahl <ler Fund-Objectc mit 
1200 Stücken nicht zu hoch gegriffen erfcheint. 

Das Haupt-Intereffe am Funde concentrirt (ich 
demgemafs in den Gcwandnadcln und Armringen, 

A. Die Fibula?. Dicfclben lind fammtlich nach 
einem Syftem gearbeitet und wohlerhalten, dennoch 
durfte es darunter fehr wenig ganz gleiche Exemplare 
geben. Alle find aus einem Stück mehr oder weniger 
Harken Hroiucdraht verfertigt. 

Der Bügelift theils glatt und rund ;Fig i), manch- 
mal mit wagrechten Parallelkrcifen gravirt, oder ift 
derfclbe mit Hautrelief Ornamenten verziert, meill mit 
dem raupenahnlichen ,Kig. 2). 

Eine dritte, die fchonft gravüte Form Hellt F'ig. 3 
dar. Der Hügel derfelben ill plattcnformig, jedoch 
noch ziemlich maffiv und mit Dreiecken, Hingen und 
Linien gefchmuckt. Bei Fig. 4 und 5 ill derfclbe bereits 
aus ganz dünnem Blech und bemerkte ich von diefer 
Form blofs 4 F.xcmplarc. Fig. 6 halt die Mitte zwifchen 
F'ig. 3 und 5, Fig. 7 reprafentirt die malfivfte Form 

Die Biegung des Bügels ill beinahe bei allen die- 
felbc wie bei Fig. 2 und 7 ; nach oben verdünnt fich 
derfclbe in die fpiralformig in zwei Abtheilungen zur 
Feder gedrehte Nadel, diele windet lieh bald ober- 
(Fig. 4, 5, 61, bald unterhalb [Fig 2 und 3'!, bald hinter 
(Fig. 7) der Feder, umfafst auch in feltenern Fallen 
fchleifenartig den Bügel (F'ig, [), um mit der in die L'har- 
nierc des Vcrfchlufsfhickcs einfallenden S])itzc zu enden. 
Beinahe alle Nadeln federn noch. 

In der Grofse variiren die Fibulae zwifchen 
0 035 M. und 0-065 M., die mittlere Starke des 
Bügels bewegt fich zwifchen 0-003 M« u "d 0-006 M. 

Die Fig. 8 bis 12 veranfchaulichcn verfehiedene 
Bügelformen und deren Ornamente; die Fig. 13 bis 18 
die verfchieden gezierten Endltucke des Verfchluffes, 
der bei allen nach vorn auslauft und vom Bügel frei 
abllcht, oder fich dcmfclbcn blofs fanft anfehmiegt. 

Es unterfcheidet fich daher in diefer Hinficht 
die vorliegende Form wefentlich von der a la Tene 



Fibula '.findet jedoch in der bei Villy [Vaudj gefundenen 
ein Pendant * 

In Böhmen erfcheint diefe Form in mehreren 
Fundflellcn vertreten, der Bügel ill jedoch glatt und 
endigt das Vcrfchlufsilück in eine mehr oder weniger 
maffive Kugel (Vokovice, I'odbaba); ein gleiches 
Vcrfchlufscnde mit Oehr, wie bei Fig. 13, weift eine bei 
I'liskovii c gefundt ne I ib la aus 

B. Die Brattlfts. Der Stückzahl nach nehmen 
diefelben im Funde den erften Hätz ein. Sie bieten 
fowohl in der Starke des Materials, dem Durchmcffcr. 
als auch in den Verzierungen ungemein viele Varianten. 

F'igur 1, 2, 3 repral'entiren die Haupttypen in 
natiirlichcr Gröfse. Die Fig. 4 bis 15 zeigen Verzie- 
rungen der fammtlich offenen Ringe an deren Enden, 
welche beiderfeits gleichartig find, aufser bei Fig. 10, 
wo das eine zugefpitzte Ringende in eine correlpon- 
dirende Oeffnung des gegenuberftchenden einfallt. 

Bei Fig. 1. ilt das Materiale zu Blech gefchlagener 
Bronzedraht, der Vcrfchlufs erfolgt durch Kinhenkeln 
der Enden a und b. Diefe Form ift die feilende. 
Fig. [6 reprafentirt eine Art der Fingerringe, welche 
blofs im Durchmcffcr und der Fülle des Materials 
difleriren, fo dafs manche bis zu 0-001 M. Starke 
linken; Fig. 17 ill ein dünnes, mit getriebenen Orna- 
menten vcrfchcncs Bronzcblcch, wahrfcheinlich ein 
Befchlag und weift inwendig Eifenroftfpuren aus. 

Wenngleich nun diefer Fund von keinen weiteren 

die Forfchung unterftützenden Merkmalen begleitet 

erfcheint und MaffenfunJe gleichartiger Gegenft.indc 

fowohl in Böhmen als anderwärts nicht unbekannt 

find, fo bietet lieh hier eine fo grofse, vielfach unbe 

kannte Mannigfaltigkeit der Details dar, dafs derfclbe 

nicht verfehlen dürfte in Fachkrcifcn allerorts das 

lebhafteftc InterclTc zu erwecken; er fei daher allen 

Forfchern auf dem Gebiete der Vorgeschichte warm- 

Ileus empfohlen. 

• M, iiholu.ee der MiMiauUcken Ucfcllfrfcaa: la ZMck. Dt. K. CMftr, 
VI. licet,., l.b XIV. 

I IUb...lioni I »«■»■«, V. Tr,,*., T.h. XVII, r.» lt 



Das DietrichfteinTche Gruftdenkmal in der Garnifons-Kirche 

zu Brünn. 



Von Utrü Troff, k k. Confcivaior. 
(Mit eiacr T.fcl.) 




[IK Garnifons-Kirche in der Jefuitcngaffc Brünn s 
welche im vorigen Jahre Seitens des Militär- 
ärars im Innern zu reftauriren begonnen 
wurde, lieht an Stelle des vom 13. Jahrhundert bis 
zum Jahre 1577 beftandenen Hcrburger Nonnenkloders 
mit der Muttergotteskirche. 

Als Kaifer Rudolph II. 1578 dem Jefuitcn- Orden 
das Hcrburger Nonnengebaude in Brünn, dann die 
dazu gehörigen Güter 1581 überwies, liefs er zumeift 
auf Wohlthaterkollen und namentlich durch die For- 
derung ihres gröfsten Gönners des F'ürftbifchofes von 
Olmüz. Cardinais Franz von Dietrichllein, die jetzige 
Kirche mit einem Aufwände von über 19.000 Thaler 
erbauen. 



Der Bau begann am 7. September 1598 und ward 
als beendet am 22. September 1602 zu Ehren der 
Himmelfahrt Märiens vom Cardinal Dietrichftcin 
feierlich!! confecrirt. 

Die Erbauung des Jefuitcn- Collegiums dagegen, 
welches die Kirche unifehliefst , begann fchon 1582 
und ward erft nach dem Jahre 1621 zumeift auf 
Köllen des Cardinais Dietrichllein vollendet. Fis ift das 
grofste Gebäude in Brünn, bildet ein langes Viereck 
mit 7 1 lofen und nimmt die ganze Südfeite der Jefuitcn- 
gaffe ein. Zu der ferneren refpective bis zur ganzlichen 
Vollendung diefes Collegiums verpflichtete der Car- 
dinal feine Erben laut Teftament vom 29. Deccmbcr 
16341 alljährlich 1000 Thaler beizutragen. 



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LXXXIII 



Kin pompofes mit dem Wappen des Cardinais, 
Emblemen und vielen l'i^urcn decorirtes Portal 
fuhrt in die Hofraume. Diefcs Portal, fowic der Haupt- 
c ' n K an K zur Kirche waren ehemals frei. Im Jahre 1788 
find fic durch einen Zwifchenbau abgcfchlotTen wor- 
den. Jetzt b«. findet (ich die k. k. Stationswache in 
diefem Thcilc. 

Die Kirche fclbrt ift ein grofses und im edlen 
KenailTance-Stylc aufgeführtes dreifchifiiges Gottes- 
haus, welches nach den Planen des Architekten und 
Bildhauers Georg Gyaldus (Gyalde, Gialdii von 
1598 — 1602 erbaut ward, dem fein Bruder Tobias, ein 
kunllreichcr Maler, bcihilflich war. Beide kommen 
als anfaffigc Bürger Brünns im GcnolTcnfchaftsbuche 
diefer Stadt vor. Tobias Gyaldi ftarb am 31. November 
1627, 40 Jahre alt, und ward am Friedhofe bei St. 
Jacob begraben, wie dies ein Grabftcin bezeugt, der 
ehemals an der Jacobs-Kirche eingemauert, jetzt im 
Hofe des Franzens Mufeums lieh befindet. 

Das Zeichen der Gyaldi war ein Kundfchild mit 
einem Querbalken, darauf ein krähender Hahn fufst, 
wahrend unterm Balken eine gewundene gekrönte 
Schlange vorkriccht. Die Gyaldi find wahrfcheinlich 
aus Italien nach Brunn eingewandert. 

Ihre jetzige Zier und Hinrichtung erlangte die 
Kirche erft im vorigen Jahrhunderte, indem die 
Jefuiten ums Jahr 1730 oder 1744 den Präger Mcifter 
Felix Anton Schefflcr aus Schlefien beriefen, um die 
Decke ai Frcsco zu malen, welcher Aufgabe er durch 
reiche Compolition in den Darftellungen, dann frifches 
und kraftiges Colorit vollkommen gerecht ward. 

Schcfflcr Harb als k. k. Hofmaler in Prag 1760. 

Die Capelle zum heil. Kreuz malte 174S der Brün- 
ner Johann Ktgcns, in Maratti's Manier. Eigens Harb in 
Brunn 61 Jahre alt Sein eigenhändig gemaltes Portrat 
befindet (ich in der Gemaldefammlung des Franzcns- 
Mul'eums. 

Den Hoch-Altar, nach dem Modelle des Ignatius- 
Altars in Rom, verfertigte der Brunner Bildhauer 
Johann Georg Schaubcrger im Jahre 1735, das Haupt- 
blatt desfclbcn „Maria Himmelfahrt " ift von Franz 
Eckftcin im fclbcn Jahre gemalt worden. Die Bild- 
hauerarbeiten an den 10 Seiten- Altaren und denBeicht- 
ftuhlen verfertigte der gcfchicktcftc Schüler Schau- 
bcrgcr's, der Brünner Adam Mefsmann, wahrend der 
Jefuiten- Laienbruder Tobias Süfsmayer die fämmt- 
lichen Stuccatur-Dccorationen in der Kirche mcifter- 
haft ausführte. 

Die zwei Scitcn-Altare mit den von unbekannten 
italienifchen Meiftern gemalten Bildern St. Ignaz und 
Allerheiligen follen auf Korten des Obcrftkammerers 
von Mahren, Ladislav Berka von Duba und l.ipa, 
dann die fchonen reichgefchnitzten Kirchenftühlc fowic 
das Marmor-Pflaller und die Orgel von der Anna 
Francisca Grafin von Leslie, geb. von Dietrichllein, 
angefchafft worden fein. 

Ein intereffantes Kunftivcrk befitzt die Kirche im 
Chor, ein marmorms GruftcUnkmal für den Cardinal 
Dictrichrtcin und dcfi'en Gefchlecht. 1 I legte er doch für 
den Jcfuiten-Orden eine folchc Achtung und Vorliebe, 
dafs er hier oftmals feine achttägigen Geiftesübungen 
hielt und predigte, ja fchon anfänglich den Gedanken 

• W,/mj. Kirchliche Top M.hr.n.. II Abth ., i IM. p. 



hatte, die Jefuiten Kirche für feine cinftige Ruhcftätte 
zu beftimmen. 

Hs war daher ganz ordensgemafs, wenn man für 
fo einen befonderen Wohlthätcr ein würdiges Scpulcrum 
erflehen liefs. das der Nachwelt in Erinnerung bringen 
foll, was Derjenige, dem es gewidmet worden, fur die 
Kirche gethan, und das auch Zeugnis böte von dem 
fchaffenden Gciftc der Kunllbefliffcnen jener Tage, 
deren Arbeit wir nun bewundern. 

Georg Gyaldi, der begabte Bildhauer und tüchtige 
Baumciller der Jcfuitcn-Kirchc ift auch der Verl'ertigcr 
diefcs ftylvollen Marmor-Intarfia- Werkes. * Es ift eine 
Hauptplatte, darin ein grofses ftylifirtes Wappen, um 
das fich acht kleinere Platten gruppiren, welche vereint 
eine Umrahmung im länglichen Viereck formen. Des 
Ganzen Beite mifst 3 M. 75 Cm. und 5 M. 8 Cm. Länge. 
Das Material, welches als Grundlage hiezu verwendet 
wurde, ift der rothe Salzburger Marmor. 

Jede Platte hat eine Starke von circa 25 Cm., aus 
deren Flcifchc Mcifter Gyaldi die Deflins fall 10 Cm. 
tief hcrausmeifselte und nun in diefe fo vertieften 
Stellen partienweife mit grofster Genauigkeit fchwar- 
zen Kehlhcimcr, gelblichen und weifsen Pcrnftciner 
Marmor derart zugerichtet einlegte, dafs fie die Con- 
turen vorzuglich fcharf, die Zeichnung wie aus einem 
GufTe erfchcincii lallen. 

In techmfeher Beziehung ift die Ausfuhrung nicht 
nur inftruetiv. fondern auch fehr nachahmenswerth. 

Diefe cfTcclvollc Intarfia- Arbeit, an der Fleifs und 
ebenfo die Ausdauer Mcifter und Gehilfen zur voll den 
Ehre gereichen, um ihrer nach 272 Jahren noch 
rühmend zu gedenken, liefert unfere Abbildung. 

Wir geben nun deren Deutung wie folgt: Mittel- 
ftück. Auf fchwarzem Fond prangt das Dietrich- 
ftein'fchc Stamm-Wappen, und zwar ein 1 fchrägrechts 
gcthciltcr Schild, mit zwei aufwärts gekehrten weifsen 
Winzermefl'ern an gelben Heften. Darüber der Car- 
dinalshut fammt Schnur und (Juaftcn. Obenan befindet 
fich eine Tafel in decorativem Rahmen mit der fchon 
wenig lesbaren Infchrift : 

H1C REQ.VIE : j . ! . 
iik: 

aVOMAMI • I . : : . . 

und unter dem Wappen eine defsgleichen Tafel, an 
welcher blos: 

IN HONOR 1 1 • ■ 

zu entziffern ift. 

Zum Abfchluffe befagter Hauptplattc ift unten ein 
Streifen aus Glockcnmctall der Breite nach eingefügt, 
daran nachfteheiides Epitaph in Latein-Lapidar ein- 
gravirt vorkommt: 

SICISAVVXDVS • F CAKI) FRATKK • OBIIT • ANNO ■ 
A\ • DCII • IUI • IAN • OVO • FRANCISCI-SIWSAWNDI • 
FUJI ■ PRIMVS • BIENMS • OBIIT ANNO MDCI • II • 
DECAVBRIS ALTKR II ÄKNSIVM ANNO UDCII XXIX • 
IAN- 

Die acht kleineren Platten herum find fo geftellt, 
dafs 1, 3, 6, 8, dann 4, 5, und 2, 7, im Dcfl'm fich 
fymmetrifeh wiederholen. 

■ Crrtvnti Notiren M S im KrAlixcna.Maleum. 

■ D>c fildel find ntn uml «»lb <Oi>l«l). »iili! «i* "I der Ltii«geb-cn«ti 
T.lcl unrichtig «Ii ichwarr im* jelb »njj.jeb«« id. 



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LXXXIV 



Sie find eigentlich ornamentale Verzierungen 
jener acht Schilder, welche zum zufammengefetzten 
Wappen des Cardinais Dictrichftcin und feines Ge- 
fchlcchtes gehören und hier dem Intarfia- Monumente 
ein befondercs Luftrc verleihen. 

Sie zeigen: ein Schild rechts oben Ecke, in Roth 
in zwei Reihen zu vier und zwei geftelltc weifse Spitzen 
und ein Schild, links oben Ecke in Gelb einen ein* 
köpfigen fehwarzen Adler mit gelbem Stern an der 
Bruft. 

Heide find zur Infignie des OlmuzerFürflbisthums 
gehörig das urfprünglich alte bifchoflichc und ver- 
mehrt von Kaifer Rudolph II. dem Stanislaus Paw- 
lovsky von Pavlovic, als erllen Fürllbifchof von ülmüz 
1588 gehörig. 1 

Im fehwarzen Felde Mitte oben ein fchrag rechts 
geftcllter gelber Pfahl mit lieben Knorren und je drei 
gelben Sternen rechts oben und links unten im Schilde 
begleitet. 1 

Rechte Seite Mitte ein fchwarzer Geicrfufs im 
weifsen Felde, wegen der Dictrichftcin'fchen I lerrfchaft 
Hollcnburg, gegenüber eine mehrmals gewundene, 
pfahlweife geftellte fchwarze Schlange im gelben Felde 
wegen Finkenftcin. unten ein weifses Kreuz im rothen 
Felde, das Rottal fchc Wappen, ein von weifs und 
fchwarz gevierteler Schild der Collalto und ein weifscr 
Sparren im fehwarzen Felde, weiland der Schenken 
von Orterwitz. 3 

Zu bemerken ift, dafs iibcr jedem Schilde ftatt 
der Krone ein einfacher Aufutz mit gedruckt« Spitze 
gefetzt erfcheint, darin fruhcr. weil eingeritzt, die 
Nomination des betreffenden Wappens zu lefen war; 
gegenwartig find hievon nur einige Striche mehr 
fichtbar. 

Zu Fiifsen diefes aus Marmor eingelegten Monu- 
mentes befindet fich eine grofse infchriftlofe Stein- 
platte mit vier Metaliringen, welche den Eingang zur 
Nauptgruft deckt. 

18 Stufen führen in gewölbte Hallen, die ihrer 
Anordnung nach ein Kreuz formen. An der Steinuber- 
klcidung des Mauerbogens vor dem Hallen-Eintritte 
ift das Dictriehrtein'fche Wappen ausgehaucn. 

Aufscr den vielen Sargen mit den Jcfuiten- 
Ordensbrüdcrn. welche in den Hallen ruhen, und unter 
denen namentlich die mumificirte Leiche des Reclors 
und Provinci als P.Martin Stredonius (f 26. Aug. 1649I, 
deffen Name in pietätvoller Erinnerung anläßlich der 
Schwedenbelagerung unter Brunns Bewohnern fich 
bis zum heutigen Tage erhielt,' ferner die des I'. 
Jacob Krefa, des berühmten Mathematikers fich befin- 
den, fanden nur wenige dem Orden nicht angehorige 
Perfonen ihre Ruheftatte. Dahin gehört Sigismund 
Freiherr von iJitrichfteiri. 

Ober dem Sarge hangt an der Wand deffen 
Todtenfchild in Holz gefchnitzt mit Gold und Farben 
bemalt. Rings um das Wappen folgende Worte: Anno 
1602 den 4. January Ift in Gott verfchieden der Wohl- 
gebohrne Herr Herr Sigmundt Freyherr von Dictrich- 

1 MW«/- Ki'cM T-p Mahre». I B.l . . AMh 8» t)»iik, hefald Ztil 
khrifl Adler pa«. xt~<\. Pmfr/tix. Zrcaillo Mar» Mofa«. Uff, paf 101. 

« /V"'»/ N"* Pa« J". 3S3. 377 '!»< Wappen der Herren Jaiiaucr taa 
Slractiaov und Zandovic. 

• U ... ■ , B.of r. Oikon III »90. 

• Ueir.o l.eKen, befchrieUen .«« P. Joitt. Dilalu» S. J ffwiMiW — 
malmfcheii Kandel Archiv. 



ftein auf Hollenburg, Finckcnftcin . Tallberg vnd 
Kurowitz: Erbfchcnck in Karndtcn. Rom. Kay. May. 
Rath vnd Untcrk.immerer des Marggraffth: Marhcrn 
deffen feel wolle Gott der Allmcchtigc genedig vnd 
barmherzig fein. 1 

Die jugendlichen Leichen der zwei Sohne Sigis- 
munds (dvo Francisci. | ebenfalls in Holzfargcn, find 
in fehwarzen Tüll eingehüllt. 

In dem gegenüber befindlichen Gewölbe ruht 
der fpäter hier beigefetzte Landrechtsbcifitzcr Ritter 
Bartodeisky. Eine Mctallplattc nebft Wappen und 
Schrift am Sarge befagt: Anno 1699 den 11. April ilt 
in Gott verfchieden der Wohledle gebohrene Ritter 
Ignatius Wcnccslaus Barttodcgsky von Barttodeg, 
Herr auf Hluchow der rom. kay. May. Rath und Landt- 
rechts Beyfitzer im Marggraffthum Mahren.* 

Als im Jahre 1880 die Mauer im rechten Kirchen 
fchiff der Feuchte wegen unterfucht ward und dabei 
das Marmorpflafter inichft des Allerheiligen - Altars 
aufgerilVen werden mufste, da gelangten die Arbeiter 
zu einer kleinen niedrigen (»ruft, die gerade vor diefem 
Altar fituirt einen einzelnen maffiven Holzfarg barg. 

Nach Abhebung des Deckels in des Herrn Militär 
Pfarrers und meiner Gegenwart , fanden wir hier die 
Gebeine einer Dame, deren langes rothblondes Kopf- 
haar noch am Schädel fefthaftete. Ein aus fchweren 
dunkelviolettem Seidenftoff verfertigtes langes Kleid 
und darüber ein Mantcau aus fehwarzem Seiden-Moire, 
waren theilweifenoch erhalten, dergleichen die breiten 
Spitzen aus Naturfeide an den Händen und der Hals- 
kraufe. Dagegen war der fchwarze Schleier bereits fo 
morfch. dafs er zerfiel An den Kleidrtoffen lagen zer- 
ilreut die losgeloften Holzperlen eines Rofenkranzes 
und vom Fingcrgelcnkc abgefallen ein kleiner Goldring 
mit einem a jour gefafsten lichten Amethyrt. Im Innern 
des Reifes Hand in fchwarz ausgefüllter Eingravirung : 
B i\ÄRlr.\STKl.V. 

Nach gepflogener Befichtigung wurde der Ring 
wieder zur Leiche gelegt und über den Befund ein 
pfarramtliches Document in den Sarg beigegeben. 

Die hier beerdigte Dame ift Frau Helena Berka 
von Duba und Lipa, Witwe nach Bernhardt von To»ar, 
welche allein bei 12.500 Thaler zum Kirchenaufbau 
beitrug und das Jefuiten-Semiuar reichlich beftiftet 
haben foll. Ihr Gcmal, Bernhardt Ludwig von Tovar, 
entflammte einer fpanifchen erft kurz in die mahrifctie 
Latnlmannfchaft aufgenommenen Familie. Er ftarb den 
14. Marz 1597 und wurde in die Capelle bei den Jefuiten 
begraben. Es war dies eine im Innern des Kloftcrhaufcs 
befindliche Capelle Die Beifctzung erfolgte dcfshalb 
an diefer Stelle, weil die Kirche erft 1598 zu bauen 
begonnen wurde Auch feine Gemahlin Helena, welche 
am 14. December 1600 ftarb, wurde cinftweilcn in der 
Kirche bei den P. P. Minoriten zu St. Johann beigefetzt, 
und ift erft nach Vollendung des Kirchenbaues in die 
Jefuitengruft am 25 September 1602 übertragen und — 

* Sein l.«:i'h»an in ciiirm fl,irkeit Kichcnbul* Sar<e mit tmti cilcruca 
II «.n.l haben gebettet, ift mit einem Teinrii weiften Hernie, dtt bei de« H*ndrii 
KaUe-mianlVhelteii mm Bi-f.il* hat, bekleidet, darüber eine weifofeidene We-fte 
und ein f(h-.ar»rr Rock mit grof.cii K»u|ifc> und breiten Schnüre.., »leich 
ctrtrm iiBsaTif. liiii Attila lhe AiiffchLuKe an den trmeleiideti find üKeriLhiaycn 
und mit Kai't'fea vertiert. Arn Kuplc bat er eine Ccidcnai iigc Haube enil 
rothtickee. Streifen t>i« Schuhe lind .»llkotiimen erhalten au.uchmend elegant 
Ueaibcilrl, mit grof^en AbfaUfiiitkeln. Sic hallen ehemaN Ndherfshaalteii, die 
jcUt felil'n 

• Mein« BeChfeibunf der am 10. Sept. 16&1, erfolgte« <.ruftcr u fl.i.ir,,[ 
in der Jc'iMcnkirchc ..rwoner Zeitung iSfi* Nr. »icju 



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LXXXV 



vielleicht auf Wunfeh? — vor das Allerheiligen - Altar 
beerdigt worden. ' 

Derfelbe Vorgang hat auch bei Sigismund von 
Dietrichftcin ftattgefunden, darüber des Kathsherrn 
und Apothekers Georg Ludwig, Chronik von Brünn 
(1555—1604} nachftehend berichtet:* 

„Den 4. Januar 1602 ift vcrfchicdcn der wohl- 
geborne Herr Sigismund Freiher von Dietrichftcin, 
L'ntcrkamcr des Markgrafthum Mahren, dem Gott 
genad, ill den 5. dito um I Uhr zur Nacht mit der 
ganzen Prifterfchaft und allen dreien Kathen zu Sanft 
Johannes iMinoritcn) in die Kirch geleitet worden, 
neben der Leich find mit brenenden Wachswundt- 
ltchtern gegangen : Herr Ulrich I.illgcnblat, Herr Elias 
Tierner, Herr Johannes Migall, Herr Nikulafch Tzer- 
nowsky. Unterfchreiber. den 22. Juni ift er fambt leinen 
zweien Kindern in der Jcfuitter Kirch vor dem hohen 
Altar in die Gruft gelegt worden, die Leich des L'nter- 
kanimer haben getragen in gegebenen groben Trauer 
Mantll und ungefueterten Hutten 18 Pcrfonen. Ir hoch- 
furftlichc Gcnaden Cardinall und Herr Maximilian von 
Dietrichltcin beide Gebrüder fammt anderen Herrn 
l'relaten.Kitterltandt und die Statt abgelandtcn folgten 
der Leich, nach darneben waren aus den unferigen 
Statlich vier Pcrfon in gut Tucch gckleidt von Fufs 
auf fambt den Trauer mantll. Symon Kribler, Hannfs 
Kleinfeindt, Dawid Lonrad, Nikulafch Tzernowsky." 1 

Sigismunil Freiherr von Dietrichftcin, des Erzher- 
zogs Frnft Vicc-Obcrftftallmcifter und Kämmerer der 
Erzherzoge Ernft und Maximilian, des Kaifers Rath 
und von 1598 Landes Untcrkammcrcr von Mahren, 
ein eifriger Forderer der katholifchen Religion, war 
im Jahre 1560 geboren. * 

Mit Johanna de la Scala vermalt, entfprofsen 
diefer Ehe funf Kinder, u. zw. I. Adam geb. 1595. gell, 
in Rom 1620, 2. Maximilian, nachheriger Fürft, geb. 
I596, wurde von feinem Onkel, dem Cardinal, zum 
Univcrfal-Erbcn cingefetzt, ftarb den 6. November 
1655. Er war zweimal vermalt: a) mit Anna Maria 
Furftin von Liechtenftcin. geft. 1640, und b) mit Sophie 
Agnes Gräfin von Mansfeld, gell. 1677. 3. Margaretha 
Francisca, geb. 1597, gelt. 1617. vermalt mit Wem] 
Wilhelm von Lobkovic . 4. Johann Franz geft. 2. De- 
cember 1601, und 5. Franz, geft. 29. Janner 1602, beide 
im Kindesalter zu Brunn. 

Als Landcsuntcrk.immcrcr hatte er einen fehr 
grofsen Einflufs, denn der Unterkämmcrer war der 

' Denn der Bruder diefer edlen Dm Ladislaus Berka von Dulia und 
Lift, OtarttttMMHI Mahren», lief» die vor« berechneten Seile» Allare «sil 
**" R herllcllen 

I f Rui.r p. Ci/hmt.i/ im I Bar.de der »o. der hitt- (Ut Seflion 
heraaigeiehcnen Quellen. Schriften 

* Di» Leichenfeier, welche die Sudt dem UnteTkatnmerer Mahren« mit 
allem Pompe ru bereiten verp6ichtet war, daher auch befondere Traueranruce 
■ leti Kaihwerwandten fpenden muffte, befchreibt autfuhrltck iVAne/u* in feiner 
HiCoria S J II. jii. 

* !>efl>n Eltern Adam, naeiier Reichafreiherr vnn Pictrichltein, Reboren 

r II • . r-, r - 1 > , I . | , > ; £, fl , i : Ii . Ii >. V *.r il .1 r 1 ■,■ ■ ' 11 N l kol«! IHij * ■ ! . ' i ! . r r 

fthaft ihm Kaller Maxmilian II au Kigen sah Vermalt tu Madrid 1551 mit 
Margaretha von Card <aa Kinder r. Anton, geh 15c.«., Harb al« Kind *. Sifit» 
munil (vnn oben). 1 Maaimilian, geh Ici-fl. geft ><> Marl 1611. vermalt, al l mit 
tfceeaia Kruftich de Lupoglava. f 14. Se|it. isfln; *V' 1. raiin Jacobine von BieTa, 
t 4. IVi-, it,.i 4 Krane, Cardinal. Hifchof von Olmutx t. r'urft von I lielri, hftc in. 
«eh zu Madrid 11 Augiill 157... ft»rb rn Brunn 13 September 103'., begruben m 
Wmi lt, iKifch und einher, Kncyclop. I Seit,.; I hl . pag 156 - 15«.) 



Vorftcher der k. Kammer in Mahren und ihm war die 
Gewalt über des Königs Städte und über die Klofter 
übertragen. Dies Amt war überdies fehr einträglich, 
ihm unterband die Regelung der Angelegenheiten 
des Bürgerßandcs. In wie fern die Städte an folch 
hochgcftellte Herren, an deren Gunft ihnen viel 
gelegen war, der damaligen Sitte gcmäfs werthvollc 
Gefchenke machten, beweift Sigismund s von Dietrich- 
ftcin Gevatterbitten an alle drei Rath der Stadt Brünn 
und ihr F.rfcheincn. 1 

Sigismund'* kaum fünfjährige Stellung gcftaltete 
fich aber zu einer äufserft unangenehmen. Der 
mahrilchen I.andcsfprache nicht machtig und ohne 
Vorfchlag des Landrechtes vom Kaifcr I15981 ernannt, 
erwuchfen ihm viele Gegner. Und als er gar nach 
dem klaglichen Ausgange des gegen Karl von 
Zierotin angeftrengten 1 lochvcrraths-I'roceffcs Geh die 
eigene Befchamung derart zu Herzen nahm, dafs fein 
Gemüth hievon tief ergriffen ward, unterlag feine 
KurperConftitution diefem Schmerze. Denn in der 
Nacht nach der Niederlage im Gcrichtsfaale zu Trag 
erlitt er bereits einen Schlaganfall, und als er kurz 
darauf vernahm, dafs fein Sohn Franz 2. Dccember 

1601 und feine Schwägerin Jacobinc 4. December 1601 
plötzlich darben, dafs feine Frau heftig erkrankt fei 
und fein Advocat fich der weiteren Verfolgung des 
Proceffcs entzog, fuhr er eilends nach Mähren iBrunn} 
zurück. Von einem hitzigen Fieber befallen, ftarb er 
nach kaum achttägigem Krankfein im 42. Lebensjahre. 
Einige fagten an Gift, andere aus Krankung. Erftcrcs 
war fallch. und letztere möge Grund zu feinem auf 
naturlichem Wege erfolgten Tode gewefen fein.' 

Sein jüngerer Bruder Franz, Cardinal-Fürftbifchof 
von Olmuz, welcher dem Haufe Dietrichftein unver- 
gänglichen Ruhm zubrachte, dcrSigismund am 22. Juni 

1602 zur letzten Kuhcftätte begleitete, darauf am 
32. September diefes Jahres die Kirche feierlichft 
confecrirte, hat ficherlich der Vollendung des mar- 
mornen Gruftdcnkmals im Jahre 1607 feine Befriedi- 
gung gezollt. 

Diefes äufserft fchönc Intarfia-Wcrk ift nun in 
unferen Tagen fehr reparaturbedürftig geworden, und 
da hat in dankenswerther Vorforge bei der 1881 
begonnenen Reftaurirung der Garnifons-Kirche das 
k. k. Gcneral-Commando in Brünn auch diefer Gruft- 
platte die Confervirung angedeihen lafTcn, wozu pietät- 
voll die furftl. Damen aus dem durchl. Haufe Dietrich- 
ftcin, dann im Intcrcffc der Erhaltung vaterländifcher 
Kunftdcnkmaler. die hiflorifch ftatiftifchc Seftion der 
k. k. mähr. fehl. Gcfellfchaft und die Brünncr erfte 
mähr. Sparcaffa Geldbeiträge widmeten. 

Und fo ift durch ftylgcmafsc Reftaurirung T ein 
Kunftwerk für die Nachwalt erhalten worden, das 
jeden mit lebhaftem Intcrcffc erfüllt, der die reich- 
gefchmuckte Kirche betritt. 

1 t'cler R. v iklmmtrk), Carl v. Zierotin pag ton, a 17 
■ M.Ith, d. Ce.tr Com«. N K. V. Bd . pac t 7 . 

1 Durch da» Klublilleinent fut Bildhauerei «n.l Stein Imluftrie v ; ,nj"li 
K. H.-m,U in Brunn und die Ceraenllleinfabrili »o> J M*V- M» und N. *r«y/ 
1. Wien 



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LXXXVI 

Aus Brixen. 



Von Karl Alt, lt. k. Confcrvatur 



IM Kreuzhänge des Domes entdeckte man ein 
Wandgemälde von ganz befonderem Inhalte. 
In der Arcade bei dem Nebcncingangc in den 
Dom ift das Martyrium von ficben auf zugefpitzten 
Aeftcn zweier machtiger Baumrtamme fehaudererre- 
gend aufgefpiefsten Junglingcn mit ihrem Bifchofc an 
der Spitze zu fehen. Ohne Zweifel find es die heben 
Märtyrer von Karthago, deren Fcft die Bollandiftcn 
auf den 17. Juli fetzen. Der Donator kniet daneben 
in der Kleidung eines Domherrn mit Schriftrolle, auf 
der nur mehr die Worte ora pro me in gothifchcr 
Minuskel Schrift zu lefen find. Das Motiv zu diefer von 
allen übrigen Bildern im Kreuzgange verfchiedenen 
Darflellung dürfte fehwer zu entrathfcln fein, aufscr 
man nimmt an, dafs der Donator den Namen eines 
diefer ehriftlichen Helden trug. Der Gefichtsausdruck 
diefer nackten nur mit einem Schamtuche bekleideten 
(»eftalten ilt edel und fie zeigen fchöne Verhältniffe, 
gelungene Bewegung und Stellung, wie fie die ver- 
fchiedenartige AufTpicfsung der Körper erfordert. 
Nach der fchon etwas höheren Mitra des Bifchofs 
durfte diefcs Gemälde dem Anfange des iö. |ahr- 
hunderts angehuren. 1 

Die Bedachungen fowic die Aufscnfeiten des 
ganzen Kreuzganges und der an delTen Südfeite ange- 
bauten Johannes ■ Kirche erheifchten nothwendige 
Reparaturen, welche jüngft unter der unwichtigen 
Leitung des fürflbifchoflichcn Secretärs J. Hartinger, 
eines warmen Kunftfreundcs, lobenswerth zu Ende 
geführt wurden. Auch der Mortelbewurf der St. Johan 
nes-Kirche war im Innern thcilweifc von Salpeter ange- 
frefTen und bedurfte einer Ausbcficrung. Auf unfer 
Krfuchen an Decorations-Maler Barth gelang es, dafs 
vor anderem alle Wände fleifsig unterfucht wurden, ob 
(Ich etwa unter der Tünche oder noch tiefer Rcflc alter 
Bemalung finden Die Unterteilung war von einem 
erfreulichen Erfolge begleitet, denn es zeigte lieh 
ein grofscr Theii des Querfchiffes intercl'fant bemalt, 
mit Bildern gefchmückt, welche viel alter find als die 
gegenwartigen im angebauten Kreuzgange. 

Hlnfichtlich des Grund- und Aufriflcs diefcs inter- 
cffanteii romanifch-byzantinifchen Baudenkmaies, in 
Form eines länglichen Vierecks, dem fich ein Querfchiff 
mit fchmaler, aber auffallend hoher Abfidc anfchlicfst 
und wie fich über das Chor-Ouadrat eine Art Kuppel- 
thurm erhebt, erinnern wir an die weitläufige Befchrci- 
bung nebll Abbildung im VI. Jahrgange der Mitthei- 
lungen der k. k. Central-Commiffion für Kunfldcnk- 
male Dafelbll wird bereits erwähnt, dafs die W inde 
diefer dem heiligen Johannes dem Taufer geweihten 
Kirche bemalt gewefen fein dürften, weil an mehreren 
Stellen Ueberrcltc von Bildern zu Tage treten. Herr 
Tinkhaiiftr, der Vcrfaffer jenes Auffatzcs, vermuthetc 
fogar GcmSlde unter der Tünche, welche auf noch 

' Achnlicfcc Oaiirllunscii »uii fuM,.:ii djuruhafirn Marlyttr-SfM 
«•■Ion (ich im ci.«r t-r.drll., ,„ Mtri* KlrnJ .n Karate, uml ... eimu. Faf- 
(Mal« ,on i 4i)> lu f <lct Um.tiriuu .BibhuihcL iu ZV*, 



alteren lagern. Zu diefem Schluffc vcranlafstc ihn 
wahrfcheinlich die Wahrnehmung, dafs fich Arbeiten 
aus verfchiedener Zeit zeigten, wie wir unten fehen 
werden. 

Zur vollftandigen Aufdeckung aller Gemälde, 
welche fich beinahe auf die ganze Kirche erftrecken, 
führte Folgendes. An mehreren Stellen hatte die 
Feuchtigkeit den Mortclbewurf derart angefreffen, 
dafs eine Ausbeflerung desfclben nothwendig gewor- 
den war. Da zeigte es fich nun, dafs der Bau aus 
rieligen Steinen aufgeführt fei. Um dem Inneren ein 
glcichmäfsig befriedigendes Ausfchcn zu geben, waren 
alle Wände mit paffenden Farbentonen überzogen. Auf 
unfer Krfuchen unternahmen einige Studircndc der 
Theologie und nachher dir Dccorations-Malcr Harth 
vor dem beantragten Anftrich die Wände fleifsiger zu 
unterfuchen, ja felbll fingerdicken Murtelbewurf abzu- 
hauen, um nach dem allfalligcn urfprünglichen Wand- 
fchmuck zu forfchen. Die Mühe wurde auf eine uber- 
rafchende Weife belohnt. Vor anderem war die Oftwand 
des Chores und der nördliche Krcuzflügel bemalt, nicht 
aber die Südfcitc und die Kuppel; ebenfo kam im 
Schiffe nur eine Reihe von Bildern an den Langen- 
feiten vor, wahrend der Triumphbogen beinahe ganz 
und die Wert wand in der oberen Hälfte mit Bildern 
befetzt war. Es fcheint nämlich ringsum eine Holz- 
galerie gelaufen zu fein und darüber eine Decke in 
Tonnenform fich ausgebreitet zu haben, der fpatcr 
ein Kreuzgewölbe folgte, das nun einzelne Figuren 
zum Thcile verdeckt. Die einzelnen Figuren find 
nahezu in halber Lebensgrufsc gehalten und im Chore 
fowie am Triumphbogen in zwei oderdrei Reihen über 
einander angebracht. 

Am halbkugeligen Gewölbe der Abfide erfcheint 
Chriflus in einer Art Sarkophag flehend und weilt mit 
beiden Händen nach feiner Scitenwundc; fein edel 
gebildetes Antlitz tragt flarken Schmerzensausdruck, 
Diefe Darllellung wiederholt fich nicht feiten in den 
mittelalterlichen Wandmalereien, wie im anftofsenden 
Kreuzgange. zu Tcrlati, zu Pinzolo in Judicaricn und 
dergleichen. Es ift nichts anderes als die tieffymbolifche 
Stelle von Ifaias, Cap. 63, V. 3. bildlich vorgeführt 
Dafelbll heifst es: „Die Kelter trat ich allein und von 
den Volkern war niemand mit mir; ich zertrat fie in 
meinem Zorne und zerftampfte fie in meinem Grimme 
und fpritzte ihr Blut über meine Kleider und alle meine 
Gewände befleckte ich." Wie allb einer beim Keltern 
rother Trauben mit den Fufsen fie zerflampfend gleich 
aus vielen Wunden blutend ausficht, fo war Chriflus 
in feinen Leiden mit dem eigenen Blute in der Thal 
befpritzt. Dies mehr realiflifch darzuflellen vermied 
der feinfühlende Kundler und lafst den Herrn nur auf 
feine Hauptwimdc mit btidtn Händen hinweifen. Nicht 
minder entfehiedene Schmerzcnsgcfuhlc finden fich 
auch in Maria zur Rechten und in Johannes zur 
Linken ; nur in letzterem ift der Wurf fehwneher 



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LXXXVII 



gelungen, denn aus feinem jugendlichen Geflöhte mit 
den zu fammen gekniffenen Augen und Lippen kommt 
das Weinen nahezu einem linkifchen Lachein gleich, 
welcher Formfehler bei unvollftandiger Hehcrrfchung 
des Zeichnens nicht fehwer unterlauft. Die Mitte der 
Abfide nimmt das Hauptbild: Maria mit dem Jefus- 
Linde ein; fic fitzt von einer Strahlenglorie umgeben 
auf einem länglich runden goldgeflickten Polfler, der 
(ich mit feinen Goldquaften auf beiden Seiten vom 
Throne etwas aufwärts biegt. Ihre Haltung ift im All- 
gemeinen jene erhabene und ehrwürdige, welche in 
der byzantinifch -romanifchen Kunft meiftens beob- 
achtet wird: ruhig, hoheitsvoll, indefs in die dort 
noch etwas ftarren Formen ift angenehm wirkendes 
Leben eingetreten und fo gehört diefcs Marienbild mit 
feinem Lockenkopf über herrlich geformten Schultern, 
mit Augen voll höherer Freude, mit den feinen 
Brauen, der fchmalcn Nafe, dem üppigen Munde und 
zart gebildeten Händen zu den liebenswürdigflen 
Darftellungcn diefer Art Den grofsen Farbcnfinn des 
Kiinftlcrs beweift das Blau an dem mit Goldftreifcn 
und Edelfteinen befetzten Mantel über einem rothen 
Unterkleidc Hlumcn und Blüthen fpriefsen im Rafcn- 
teppiche ringsum, denn auch die Natur foll neben 
ihrer Konigin in verherrlichtem Schmucke auftreten, 
wie es im Beginne des 15. Jahrhunderts die Malerfchulcn 
des Sudens wie des Nordens liebten. Die grofse 
Bchandigkeit, mit welcher fich das Kindlcin an die 
Muttcrbruft drangt und die noch weich gelegten Falten 
der Gewander ohne Spur von knitterigen Brüchen 
fprechen für diefc Zcitbcftimmung. Rechts und links 
von diefer Familienfcene flehen die beiden Johannes, 
der Taufer als Patron der Kirche und der Fvangelill, 
welcher als NamcnsgcnolTc bei den Alten mit crflcrcm 
häufig vorkommt ; fie erfcheinen der Madonna würdige 
Geftalten Der Taufer halt in der Linken eine kreis- 
runde Scheibe, welche mit dem Gottcslammc geziert 
ift; feine Rechte zeigt mahnend daraufhin. Der Evan- 
gelift tragt mit einer Hand ein Buch, mit der anderen 
einen Kelch. 

Die örtliche Wand des Querfchiffes nun in Be- 
tracht ziehend fchmückt die Fpiftelfcitc wohl das 
herrlichfte von allen Bildern. Es ift die heil. Katharina 
von Alexandrien, wie fie im Kerker die l'hilofophen 
und Gelehrten, welche zu ihrer Rückführung vom 
Chriftcnthume zum alten heidnifchen Glauben abge- 
fendet waren, ihres Irrthums überweift und fogar zur 
neuen Chriftenlchrc bekehrt Sie flammte aus könig- 
lichem Gefchlcchte und nun fteht fie da mit der Krone 
auf dem Haupte im langen rofafarbenen, mit Gold 
und Pelz verbrämten Mantel und demonftrirt an ihren 
Fingern ihre Ueberzeugung vor einer Schaar alter 
Manner. Die jugendliche Schönheit ihres Gefichtes 
von feiner Ausfuhrung, ihre wahrhaft majeftätifche 
Erfcheinung, das Mienenfpiel ihrer Zuhörer wie der 
eine von ihnen vor Aufmerkfamkcit förmlich den 
Mund öffnet und zwei andere fich zu fagen feheinen, 
dafs die junge Gelehrte doch nicht ganz Unrecht habe, 
oder wie auch felbft die Wächter der Gefangenen voll 
der Spannung nach der Scene fchauen, dies Alles 
zufammen mit der gediegenen Farben-Harmonie, Zeich- 
nung und Modcllirung machen das noch wohlerhaltene 
Bild zu einem eigentlichen Juwel unter unferen vater- 
landifchen Malereien aus dem Ende des 15. Jahr- 
VIII. N. F. 



hunderts. Als Hintergrund dient ein ftattliches Ge- 
bäude, an welchem romanifchc und gothifchc Elemente 
abfonderlich gemengt find. Der Stifter des Bildes, 
ein Domherr, kniet im Chor-Rock mit grauem Pelz- 
kragen, betend in der Ecke. Umgeben ift das Ganze 
von einem grauen Rahmen, in del'fen Feldern gothifches 
Maafswcrk eingefetzt ift. 

Wir kommen nun zu einer längeren Reihe von 
Gemälden, welche wir als romani/che bezeichnen 
können, jedoch weiter zurück als in die erfte Hälfte 
des 13. Jahrhunderts durften fie nicht verfetzt werden; 
dmn einem höheren Alter feheinen zu widerfprechen : 
die tief herabhängenden Acrmcl der Frauenkleider, die 
Bcfelligung Chrilli am Kreuze mit drei Nägeln, die 
Bewaffnung der Krieger, die Kronen, die fchlankere 
Form der Gefafse, der Charakter der Infchriftcn 
u. f. w. 

Deren Aufzählung beginnend fehen wir links von 
der Abfis die ganze Wand durch eine grofse Chrißoph- 
Figur ausgefüllt. Der heil. Hcldftutzt fich mit der Rech- 
ten auf einen gewaltigen Baumflamm und blickt verwun- 
dert, ja fall verwirrt das Chriftkind an, das floh auf der 
linken Schulter mit einer Hand an den Kopf feines Trä- 
gers anklammert und mit der anderen die Weltkugel 
trägt. Eigenthümlich ift die Kleidung des Riefen; mit 
einer Art Drcifpitz auf dem Haupte hat er fein grünes 
grofsblumiges Unterkleid über einen Gürtel mit grofsen 
Spangen etwas aufgezogen und darüber einen rothen 
Mantel mit einem breiten am Rande ausgezackten 
Kragen umgeworfen. 

Auf der Nordwanri des Querfchiffes folgt eine 
dreifache Bilderreihe übereinander. Die erfte enthält 
mehrere Bifchöfc und Papftc unter Rundbogen, welche 
in ihrer etwas ftatuarifchen Haltung imponirend 
erfcheinen; es find nur Kniebilder, einzelne mit Attri- 
buten. Darüber nimmt die ganze Flache die Anbetung 
der Könige ein. Maria fitzt da voll Ernftcs und halt 
mit beiden Händen das lebhaft bewegte und auffallend 
gut gezeichnete Kindlcin, welches nach dem Becher 
des greifen Königs greift. Von den zwei jüngeren 
Konigen zeigt der eine mit ausgeftreckter Hand nach 
dem Stern, der ihnen den Weg gewiefen, und dahinter 
bändigt ein unfehon gezeichneter Knecht die drei 
etwas phantaftifch geformten Kameele. Von Bau- 
werken ift nichts vorhanden. In der zu oberft ftehen- 
den Kn uzi^ung linkt Chriftus unter der eigenen Laft 
ziemlich tief am Krcuzesftammc herab; über feiner 
Rechten fehwebt ein Engel mit einem Tuche für 
feine Thränen oder Chrifto den Todesfchweifs abzu- 
trocknen, und auf dem linken Kreuzesarme hockt eine 
Tcufclsfratze, voll Aerger grinfend dafs nun das 
Menfchcngcfchlecht für ihn verloren fei. Am Fufsc des 
Kreuzes kniet der bekehrte Longinus, in der Arm- 
beuge die Lanze haltend, mit welcher er die Seite des 
Erlofers bereits durchbohrt hatte; auf der linken Seite 
fteht der Henker mit dem Effigfchwamme, eine 
Mifsgeftalt von interelTanter Häuslichkeit. Die Gruppe 
mit der trauernden, faft zufammenfinkenden Gottes- 
mutter hat auf der anderen Seite ein entfprechendes 
Gegenftuck in den als mittelalterliche Ritter gewapp- 
neten, romifchen Kriegern und einem trotzigen 
jüdifchen Pricfter. Von Architektur erfcheint ein Bau, 
die Burg Jerufalems vorfallend mit romanifchcr 
Fcnftcrbildung in fehwachen Spuren kennbar. 

D 



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LXXXVIII 



Auch die nördliche Oftwand des Triumphbogens 
ift bemalt, mit zu drei heil. Jungfrauen in zwei Reihen 
übereinander; es find das Gcftaltcn voll himmlifcher 
Ruhe. Alle fechs zeichnen fich aus durch ihre lieblichen 
Köpfchen, herabfallenden blonden Locken, in gefchmei- 
diger, mehr enger Gewandung, welche fich den 
Korpcrformcn ftark anfehmiegt. Die erfte, die heil. 
Dorothea rteht zunächft einem Baume, aus dciTcn 
Zweigen fich das Chriftkind niederbeugt, ihr Früchte 
in ein Korbchen zu legen. Himmlifche Früchte hatte 
fich bekanntlich nach der Legende der Schreiber 
ihres Richters höhnend bei der Heiligen beftcllt, als 
dicfelbc zum Tode gefuhrt wurde. Kaum war ihre 
Seele unter dem Henkerbeile dem Körper entflohen, 
fo brachte ein himmlifcher Bote in Geflalt eines 
fehönen Knaben dem Spötter die verlangten Früchte 
undfo ward auch dieferfür das Chriftcnthum gewonnen. 
Kr ift hier neben ihr kniend mit betend aufgehobenen 
Händen dargeftcllt. 

Das Gewände oder die Mauerdickc des Triumph« 
bogens fehmücken folgende Darftcllungen; I, Die Ent- 
hauptung Johannes des Taufers. Diefe weicht wohl in 
Folge der fymbolifirenden Abficht jener Zeit von den 
gewöhnlichen Bildern dieferScene ganz ab. Eine Magd 
halt das abgefchlagene Haupt des Heiligen, deffen 
Leichnam auf dem Boden liegt, und Herodias fe/b/i [die 
Urfache der Greuelthat) ift es, welche das Henker- 
gefchaft vollzogen hatte. Sie beugt fich noch zurück 
nach der Wucht des Hiebes.mit dem ihr die fchrccklichc 
That gelungen ift. Furienartig, mit graufamem Blicke 
und wild herabhangendem Haare wifcht fie an ihrem 
Gewände das Schwert vom Blute rein. 2. Das Marty- 
rium des heil. Vitus. Der Heilige ftcht in einem Keflel; 
zu feiner Rechten ein Mann, welcher mit einer Kelle 
Oel auf ihn giefst und zur Linken ein anderer das 
Feuer unter dem Keffel fchürend. 

3. Im Schluffc des Bogens find drei fitzende 
Figuren dargeftcllt, nämlich Petrus mit den Schlüffeln 
in Mitte von zwei Bifchöfen. 

Das Schiff zeigt in feinen oberen Thcilcn ebenfalls 
eine reiche und nicht minder intereflante Bemalung. 
Hier fcheinen die einzelnen Figuren zum Ganzen in 
engem Zufammenhangc zu ftchen. Die Anordnung 
geht von der Hauptdarfteilung am hohen Felde über 
dem Triumphbogen aus. Da fitzt Maria in erhabener 
Stellung auf einem Throne über einem hohen poly- 
gonen Fufsfchcmel und diefer ift an einer langen, 
rechts und links abgetreppten Stufe errichtet. Maria 
von einer Art breiten Klecblattbogcn als Abfchlufs ihres 
Hintergrundes überragt hält ein breites, an beiden 
Enden ein wenig zurückgefchlagenes Spruchband mit 
beiden Händen gerade ausgebreitet über ihrem Schofs. 
Je zwei Figuren mit Bändern flehen zu ihrer Rechten und 
Linken, zwei knien neben dem Fufsfchcmel mit unter 
den Kleidern verborgenen zum Beten erhobenen 
Händen. Von der abgetreppten Mittelftufe, worauf, 
wie bemerkt, der Fufsfchcmel fammt dem Throne 
der heil. Jungfrau ftcht, zieht fich eine Reihe Stufen 
gleich einer Stiege ein Stück weit längs des Triumph- 
bogens hinab und unter den Stufen crfchcincn 
Gcftaltcn mit Bandern in den Händen liegend, fowie 
über jeder Stufe eine flehend und darüber wölbt fich 
ein Rundbogen durch fchmale Streifen, Säulchcn 
ähnlich unterftützt. Diefe Reihenfolge (der ftchenden 



Figuren) fetzt fich den Seitenwänden entlang in wag- 
rechter Linie bis zur Wcftwand fort und dort findet 
fie an einer ganz gleich componirten Darfteilung wie 
am Triumphbogen ihren Abfchlufs. Verfchicdcn ift 
hier nur die Hauptpcrfon, welche die heil. Helena mit 
dem Kreuze auf dem Schofsc vorftellt. Die Haupt- 
felder faffen rings um die kleinen Halbkreisbogen eine 
reiche Infchrift ein; über die Figuren an den Scitcn- 
wänden find die Namen angefchrieben und darüber 
läuft ein prachtvoller Fries von kraftigem romanifchen 
Blattwerk aus der Ucbcrgangs Periode hin. Unten 
bildet zunächft ein in Zickzackform gebrochenes Band 
und tiefer ein aus quadratifch fich verfchlingenden 
Streifen begehender breiterer Fries den Abfchlufs. 
Von Intereffe find auch die noch leferlichen Namen 
der einzelnen Figuren, als: Leo, Job, Procopus, Tobias, 
Maximus, ifidor. Jojue, Darius Rex, Saba, Verba 
Japientiae, Mo/es. Esdra, Straeh. Noe. 

Krwähncnswerth find noch zwei flehende Figuren 
aus der gothifchen Periode am Triumphbogen über 
der Menfa der Neben-Altare; fie ftellen St. Blafius und 
Jodoc vor. 

Es find alfo in dem alten Baptijierium Gemälde 
von drei verfchiedenen Künftlern vorhanden. Der 
alteftc unter dcnfelbcn durfte bekannt fein und wir 
glauben nicht zu irren als dcnfelbcn jenen Hugo den 
Maler zu bezeichnen, welcher fich um 1214 im Gefolge 
des Bifchofs Conrad von Rodank findet. Diefer war 
ein Freund und Beförderer von Kunft und WifTen- 
fchaft und unter feinen Leuten waren mehrere 
Bücherabfchrciber und Künftler. [Sinnaxher Beitrag. 
IV, 14, 59). 

Was die Technik anbelangt, fo war es eine 
eigene Art Tempera, bei welcher die Farbe ziemlich 
ftark aufgetragen war; denn beim Wegnehmen des 
l Cm. Harken Bewurfes, womit die erftcren Gemälde 
bedeckt waren, ficht man auf jedem Mörtclftück die 
darunter liegende bemalte Stelle genau abgebildet, 
ohne dafs am Bilde felbrt eine Verminderung des 
Colorits erfichtlich wäre. 

Im Vorbeigehen können wir nicht unerwähnt 
laffcn, dafs in Tyrol beinahe jede bis ins 15. Jahr- 
hundert zurückreichende Kirche theilweife oder ganz 
bemalt war. Jüngft erfuchten wir kunftbefliffene 
Studirendc der Theologie in Brixcn, eine Capelle im 
Haufe zwifchen dem dortigen Caffiancum und dem 
Prieftcr-Scminar zu unterfuchen, und fie fanden felbe 
bemalt; die Capelle hat innen noch eine halbkreis- 
förmige, aufsen aber bereits eine polygon abfchlicfscndc 
Abfide. Den Local-Caplan zu Tefftnberg bei Sultan 
ermunterten wir, vor der beantragten neuen Ueber- 
tünchung feiner fehönen gothifchen Kirche doch die 
Wände des Chores zunächft zu prüfen und er fand 
gleich unter der Tünche acht fchönc Sccncn aus dem 
Leben des Schutzheiligen, des Johannes des Täufers. 

Das Intcrcffantcftc, was uns auf diefer Reifetour 
begegnete, war St. Nicolaus bei Windifchmatrei, fo- 
wohl hinfichtlich feiner Bautheile als auch feiner 
Wandmalereien, Diefe Kirche wurde bekanntlich in 
den Mittheilungen der k. k. Central-Commiffion für 
Kunftdenkmale vom Jahre 1858 durch Herrn Confcr- 
vator Tu khaufer befchrieben und mit Abbildungen 
verfchen, indefs mehrere Einzeitheile verdienen noch 
eingehendere Beachtung. Uebcr dem Rippengewölbe 



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LXXX1X 



fanden wir noch Spuren, dafs das Schiff einft einen 
flachen Oberboden aus Holz und gar fchmalc Fenfter 
hatte. Im Glockenturme, welcher den Bau gegen 
Often abfchlicfst, erfcheint eine fcltene Doppelanlage 
von Altarräumen in Quadratform über einander, 
welche Anordnung fonft nur in Burg-Capellen vor- 
kömmt. Zu dem unteren Altar-Raume, welcher dem 
heil. Nicolaus geweiht ift, fteigt man drei Stufen vom 
Fulsboden des Schiffes hinunter, dem oberen irt die 
Art eines eigenthümlichen Lettners vorgelegt. Rechts 
und links am Triumphbogen fuhren zwei etwas 
gebogene offene Stiegen auf eine Empore mit einer 
Brufiwchr aus Mauerziegeln, welche auf ihren Schmal- 
feiten fo aneinander gereiht find, dafs fic verfchiedene 
geometrifche Mufter bilden und Durchficht gewähren. 
An beiden Enden diefer Bruftwchr, wo fic mit den 
beiden Stiegen zufammenftofsen würde, finden fich 
zwei dreifeitig vorfpringende und nach unten in eine 
Spitze fich zufammenzichende Ambonen cingefetzt. 
Deren V'orhandenfein überrafcht um (o mehr jeden 
Altcrthumsfreund, da an keiner anderen Kirche Tyrols 
und weit über deffen Gränzcn hinaus eine derartige 
Einrichtung alt chriftliclien Ritus zu entdecken iii 
Beide Amboncn find aus Mauerwerk mit glatten 
Flachen aufgeführt. 

An ahnlich frühe Zeitalter, obgleich in der Ent- 
ftehung ohne Zweifel etwas jüngerer Zeit angehörend, 
erinnert die Anordnung und die Haltung der Figuren 
an der Gewolbemalerei diefes Oberraumes mit einem 
dem heil. Georg geweihten Altäre Die Mitte des 
Kreuzgewölbes, deffen Gräte etwas abgeftumpft 
wurden, nimmt Chriftus fegnend mit dem Evangelien- 
Buch ein; er fitzt in einer kreisförmigen Umrahmung, 
welche einem buntfarbigen Regenbogen glcichficht. 
Diefen halten die Sinnbilder der vier Evangelilien in 
menfehlichen Gcflaltcn mit Ausnahme ihrer Kopfe; 
jenes des Rindes trägt keine Hörner nach Sitte der 
früh chriftlichcn Kunft-Epoche. Diefe Trager des Welt- 
heilandes ragen als fogenannte KnicbiUlcr aus vier 
Eckthurmcn des himmlifchen Jcrufalems heraus, welches 
mit breitgezinnten Mauern beinahe die ganze weitere 
Flache des Kreuzgewölbes einnimmt. In feinen vier 
Hauptthoren erfcheinen je vier Apoflel unter einem 
Klecblattbogen; die übrigen Flachen der Mauern find 
durch die vcrfchicdcnfarbigcn Edclflcinc belebt, wie 
fie in der Apokalypfe des Johannes XXI befchrieben 
werden. Das Ganze fchliefst nach unten in kleinen 
Kreis-Segmenten gleich einem ausgefpannten Schirme 
ab, frei fehwebend auf dunkelblauem Grunde, und 
wird in den vier Ecken des Gewölbes von den vier 
Elementen gehalten. Diefe find in nackten Geflalten 
von guten Vcrhaltniffcn dargeftcllt; das Feuer roth 



mit einer Flamme in der einen Hand ; das Waffer grün 
mit einem Fifchc; die Erde braunroth mit einem 
Lämmchen und die Luft blau mit einer kugelförmigen 
Wolke. Die obere Hälfte der Seitenwandc beleben 
nebfl den Fcnftcrn ernftc Gcftaltcn von Patriarchen 
und Propheten, ebenfalls auf blauem Grunde, ohne 
Umrahmung; darunter, durch einen Fries abgethcilt, 
zieht fich eine Reihe von 21 Knicbildcrn hin, welche 
Papflc, Bifchöfc, Jünglinge, Frauen und Jungfrauen dar- 
ftcllen, meiftens Märtyrer, die Mitte nimmt St. Georg 
als Patron ein. Den Abfchlufs gegen den Fufsbodcn 
bildet ein wellenförmig aufgehängter Teppich, der in 
einer reicheren Bordüre mit Franfen abfchlicfst. Das 
Gewände oder die Unterfeite des Triumphbogens 
fehmuckt die Himmelsleiter; zu oberft thront die 
hohe Gcflalt des Gott Vaters und auf der Leiter 
fleigen Engel auf und nieder. An deren beiden Fufs- 
enden fchlaft auf der Evangelien Seite der Patriarch 
Jacob und gegenüber giefst er Oel über einen hohen 
Altarllcin aus. Den Aufsenrand des Triumphbogens 
fafst ein fortlaufendes Ornament ein, reich an fpateren 
romanifchen Blumen und Blättern. Was die Technik 
diefer Malereien anbelangt, fo glaubt man auf den 
erden Blick nur Contourenbchandlung vor fich zu 
haben; aber bei genauerer Untcrfuchung fanden wir 
bereits leichte Schatten angelegt, z. B. an Fingern, 
um eine Rundung zu erzielen; die Drapperien an 
den Gewandern fowic am Teppiche find nur durch 
einfache Striche erlichtlich. indefs mit grofsem Ver- 
ftandniue angebracht, fo dafs damit eine herrliche 
Wirkung in den meift reich deffmirten Kleidern 
erreicht wird. Das Entliehen diefes herrlichen und 
prachtvollen Gewölb - und Wandfchniuckes dürfte 
man mit Recht in das Ende des 13. Jahrhunderts 
verfetzen; älter dürften fie nicht fein. Auch der untere 
Altar-Raum war bemalt; der Schmuck des Gewölbes 
wird durch die fleifsige Hand des Malers Hintnt r 
noch vollftändig zum Vorfchein gebracht werden, wie 
fich derfelbe auch um den oberen Raum grofsc Vcr- 
dienfte erworben hat. Dargeftcllt ift in vier Zwickel- 
bildern des Kreuzgewölbes: 1. Die Erfchaffung der 
erden Menfehen, belTer der Eva, wie fie aus der Seite 
Adams hcrauswachft; 2. Der Sündenfall; 3. Die Ver- 
treibung durch einen Engel aus dem Paradiefe, und 
4. wie Adam mit einer Haue ein verwildertes Stück 
Landes lockert und Eva am Spinnrocken arbeitet. 
Bäume, Gebrauche und buntfarbige Blumen in Beglei- 
tung von Vögeln und kleinen Thieren beleben das 
Ganze ungemein. Der Zeit des Entlehens nach find 
diefe Gemälde etwas jünger als die ebenbefchriebenen, 
etwa aus dem Beginne des 14. Jahrhunderts. 



Ueber Archive in Nieder-Oefterreich. 

Von P. Ad Duttgtl, k. k. Confcrvator. O S B. 

IV. 

22. Obcnvolbhng. 3j. Staatsgut St. Pollen. 

1. Judicial-Aiftcn 1843 — 1850 mit Einrcichungs-Pro- 1. Judiz Achten 1790 - 1850 fammt Indices 61 Fas- 

tokoll 1846-1850, 8 Fascikel. 2. Verlaffenfchafts-Ab- cikel. 2. Deliftenvcrzcichnifs 1807 — 1850, 6 Fascikel. 
handlungcn 1825— 1849.3. Regiftratur-Index 1843—1850. 3. Schwere Polizeiübertretungen 1807 — 1840,6 Fasci- 



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xc 



kcl mit 374 Nummern. 4. Verlaffenfchafts Abhand- 
lungen 1790 — 1820. 9 Fascikel 1374 Nummern. 5. Ab- 
handlungs-Protokolle 1612 -1781, 27 Bande. 6 Kaufs 
Protokolle 1616—1735, 22 Hände. 7. Heiratsprotokolle 
1710 — 1786, ti Bande. 8. Grundbuch 1463—1723, 
45 Bande. 9. Gewahrbuch 1521 — 1802, 52 Bande 
lo. Waifcn Aclivbuch 1811 — 1824, 2 Bande, it. Waifen- 
Paffivbuch 1811 — 1824, 7 Bande, 12. Grundbuch von 
Joching 1544, 1 Band. 13. Gewährbuch von Joching 1521, 
l Band. 14, Grundbuch der Pfarre Chrirtophen 1582, 

1 Band. 15. Grundbuch Grünzing 1687, [Band 16. Grund- 
buch der Pfarrkirche Capelln 1594, 1 Band. 17. Grund- 
buch Schrambach 1569, 1 Band. 18. Grundbuch Wachau 
1666 und 1723, 2 Bande. 19. Grundbuch Bach und 
Buchl 1573 und 1627, 2 Bande. 20. Grundbuch Ahrn- 
berg 1570 und 1627, 2 Bande. 21. Grundbuch Seebach 
1584, 4 Bande. 22 Grundbuch llinterbcrg und Schild- 
berg 1572, 2 Bände. 23. Grundbuch St. Polten 1463, 
5 Bände. 24. Grundbuch Burgrecht 1539, 5 B.indc. 
25. Grundbuch Schwcighof 1581, 2 Bände. 26. Grund 
buch Traid 1642, 1 Band. 27. Gewahrbuch Traid 1626, 

2 Bande. 28. Grundbuch Kurterei 1580, 2 Bände. 
29. Gewahrbuch Kurtcrei 1626, 2 Bande. 30. Grund- 
buch Hofrtetten 1580. 3 Bande. 31. Gewahrbuch Hof- 
rtetten 1626, 2 Bande. 32. Grundbuch Harth 1587, 

3 Bände. 33. Grundbuch Kalten 1551. 2 Bande. 34. Ge- 
wahrbuch Karten 1674, 2 Bände. 35. Grundbuch Anger- 
hol 1594, 1 Band. 36. Grundbuch Ochfenburg 1590, 

4 Bände. 37. Gewahrbuch Ochfenburg 1795. I Band. 

38. Gewährbuch behauste Güter 1574, 4 Bände 

39. Gewährbuch Burgrecht 1594, 4 Bande. 40. Ge- 
währbuch Haus und Bergrecht 1642, 25 Bände. 
41. Pfarrkirche Hürm Grund- und Gewahrbuch 1571 — 
1745, 7 Bande. 42. Pfarrkirche Hurm Inventurs- und 
Vcrtrngs-Protoknllc 1714— 1764, 3 Hände. 43. Pfarr- 
kirche Hürm Heirats Protokolle 1714-1775. 3 Bande. 

•>./. A'i utenjicin. 

1. Abhandlungs-Ac~tcn 1804 — 1852, 129 Nummern. 
2. Heirats Contracle 1807 1832, 22 Nummern. 3. Wai- 
fcn- und Curatels-AcU-n 1832 18' o, 14 Nummern. 

4. Gerichtliche Fxccutioncn 1838 1850, 3 Nummern. 

5. Vergleiche 1836-1848, 6 Nummern. 6. Kauf-, Hei- 
rats- und Abhandlung*- Protokolle 1804 — 1849, 1 Band. 
7. Grundbuch 1765, 1 Band. 8. Gew.ihrbuch 1736 — 1834, 
2 Bande. 9. Ueberland Grundbuch 1763, 1 Band. 
IO. Waifenamts- Aftiv- und Paffivbuch 1816—1827. 
2 Bande. 

25. Bcrggern ht S/t irr. 

I. Bcrgbucher über Bergwerke, 9 Bande. 2. Berg- 
bücher über Schmelz- und Hammerwerke, 5 Bande, 
Index 2 Bande. 3. Urkundenbücher von Gcwerkcn und 
Berggegenbuch 1784, 19 Bande. 4 Auszüge aus dem 
Original-Einlagslibcll 1626 in Betreff der hauptge- 
wcrklichen Hammerwerke in Nicder-Ocrterrcich, 
Nr. 17—20, 29—31, 5. Streitfachen 1831- rSjo, 15 Fas 
cikel und 6 Bande Indiccs und 26 Nummern. 6. Spa- 
ren und Inventuren 1844— 1850, 15 Nummern. 7.Sonflige 
JuftizAclc 1844— 1850, 14 Nummern. 

26. Vitluft*. 

1. Grundbuch über I.chensunterthanen zu Ried, 
Vicholen und Zagging 1626, 46 Hände. 2. Gewahrbuch 



Viehofen-Zagging 1700, 5 Bände. 3. Inventursbuch 1610, 
10 Bande. 4. Gabenbuch 1759, 2 Bande. 5. Kauf-Proto- 
kolle 1744, 1 Band. 6. Waifenbuch 1791, 10 Bande 

7. Heirats Protokoll Zagging 1741, 3 Bande. 8. Ver- 
laiTcnfchafts-Abhandlungcn 1801— 1850. 46 Fascikel. 
9. Grundbuch-Aclen 1807 1850, 57 Fascikel. 10. Pro 
cefs-Aclen 1819 — 1830, 32 Fascikel, 11. Schwere Polizei- 
Übertretungen 1824 — 1S50, 7 Fascikel. 12. Judiz- Acte 
1825 — 1846, 18 Fascikel. 13. Criminal-Unterfuchungs- 
Acte 1826—1850, 9 Fascikel. 14. Dcliclcnvcrzcichnifs, 

1 Fascikel. 15. Vcrzcichnifs der Unterfuchungs-Aclcn 
1840—1850, 1 Fascikel. 16. Verzeichnifs der Vertrage 
1840, 4 Fascikel. 

-'7. iMttzcndorf. 

1. AcltercGrundbücher.2. Heirats Protokolle 1790, 

2 Bände. 3. Inventurs-Protokollc 1798, 2 Bande. 
4 Kauf-Protokolle 1799, 2 Bande. 

JS. Berfhof ;u Baden. 

I. Abhandlung* Acten 1821- 1847, 14 Nummern. 

2p. Sittallaburg. 

1. Abhandlungs- Acten 1830 — 1850, 7 Fascikel. 
2. Civil-Jurtiz-Aftcn 1830 - 1845, 16 Fascikel. 3. Gericht- 
liche Verhandlungen 1830 — 1850, 14 Fascikel. 4. Cri- 
minalunterfuchungen 1832—1850, 15 Fascikel. 

üie übrigen Acten und Bucher find an das 
Bezirksgericht Melk übergeben worden. 

jo. Schonbucln l und Aggjlein. 

I. Civil- Juftiz- Arten 1819 -1850, 12 Fascikcl- 
2. Streitgegenftändc 1819- 1850, 11 Fascikel. 3. Crimi- 
nal-Unterfuchungen 1832—1850, Ii Fascikel. 4. Schwere 
Polizeiübertretungen 1831 — 1849. 8 Fascikel. 5. Leichte 
Vergehen 1833-1846, 1 Fascikel. 

ji. Wald. 

1. Juftiz-Aftcn 1780—1850, 102 Fascikel. 2. Crimi- 
nal-Attcn 1708—1850, 59 Fascikel. 3. Schwere Polizei- 
Übertretungen 1804—1850, 33 Fascikel. 4. Inventurs- 
Abhandlungen 1779— 1830, 43 Fascikel. 5. Kauf-Con- 
tracte 1789 1825, 6 Fascikel. 6. Eheverträge 1791 — 
1825 6 Fascikel. 7. Klag Protokolle 1783-1799, 1 Band. 

8, Kauf-Protokolle 1783, 2 Bande. 9. I leirats-Protokolle 
1783. 2 Bande. 10. Inventurs- und Abhandlungs-Proto- 
kolle 1783 — 1842. 6 Bande. 11. Gewähr-Protokolle 1783, 
2 Hände. 12. Aeltcre Inventurs-, Kauf- und Hcirats- 
Protokolle 1782, 8 B.mde. 13. Waifenbuch, 6 Bändc- 
14. Depofitenbueh, 5 Bande. 15. Grundbuch über Haus- 
hof und Fahxafeld 1681- 1797. 1 Band. 16. Rcpcrtoricn 
über altere Regiftratur 1784—1830, 1 Fascikel. 

j2. Matsltitudcrf. 

1. Inventuren 1808—1849, 10 Nummern. 2. Crimi- 
nal Acten 1826—1841, 6 Nummern. 3. Jurtiz-A&en 
1840 — 1848, 16 Nummern. 4. Civil-Juftizrcpcrtoricn 
1815 — 1850, 5. Criminal Repertorien 1830— 1850. 6. Ab- 
handlungs - Protokolle 1638-1708, 3 Bande, 1710 
7 Bande. 7. Lehen-Protokolle 1710 — 1791, 2 Bände. 
8. Kauf- Protokolle 1742 — 1769, 1 Band. 9. Waifenbuch 
1693, 7 Bande. 10. Satzbuch 1760-1825, I Band. 



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XCI 



y IMknfeld. 

a) Lilicnfcld. I. Criminal • Arten 1804 — 1850, 
34 Pasc Oed und Kepertorium. 2. Schwere Polizeiüber- 
tretungen 1806— 1850, 14 Fascikcl und Rcpcrtoricn. 
3. CivU-Juftizfachcn 1842 1850, 58 Fascikel. 4. Grund- 
buchs Acten 1812- 1841, 9 Fascikel. 5. Vergleichs- 
Arten 1812— 1841, 30 Fascikcl 6. Abhandlungs-Proto- 
koUe Schrambach 1792, I Band. 7. AbhandlungsProto- 
kollc Lilicnfcld 1761—1839, 23 Hände. 8. Kauf-Proto 
kolle 1714— 1850, 14 Bande. 9. Hcirats-Protokollc 1714 
— 1826, 16 Bände. 10. Vertrags - Protokolle 1714, 
IO Bande. 11. Inventurs-, Kauf- und Heirats-Protokolle 
Pfaffftctten und Wien 1792— 1812, l Band. 12. Waifcn- 
amts-Büchcr. 14 Bande. 13. Depofitenbuch 1790. 4 Bande. 
14. Grundbuch über Turnitz, Uofeldorf. Kupprechts- 
hofen, Kirchberg, Wcinzirl, Pfaffftettcn, Wilhclmsburg, 
Fggcndorf, Hainfcld. Kaumberg, Sirning, Wiefenbach, 
St. Johann, Schrambach, Kerfchenbach, Kleinzell, 
Annaberg, Kfchcnau, Traifcn , Lilicnfcld 1507 an, 
53 Bande. 15. Grundbuch Freundorf 1818. 1 Band. 

16. Grund-, Gewahr- und Satzbuch Alland, 1 Band. 

17. Grund-, Gewahr- und Satzbuch Pfaffftctten, 1 Band. 

18. Grundbuch Pfarre Ramfau, 2 Bande. 19. Grundbuch 
Pfarre Klcinzell. 1 Band. 20. Grundbuch Kirche St. Veit, 

1 Band. 21. Grundbuch Pfarre Hainfcld, iBand. 22, Grund- 
buch Schrambach, I Band. 23. Grundbuch Lilienfeld, 
6 Bande. 2d. Satzbuch Lilienfeld, 6 Bande. 25. Gewähr- 
Protokolle 1747, 6 Bände, b) Kroisbach. 1. Abhand- 
lungs- Arten 1841— 1842, 15 Nummern. 2. Unterfuchun- 
gen 1838—1850, 25 Fascikcl. 3. Schwere Polizeiüber- 
tretungen, 13 Fascikcl. 4. Civiljuftiz- Arten 1842—1850, 
39 Fascikcl. 6. Grundbuchs Arten 1842—1850, 11 Fas- 
cikel. 6. Procefs-Artcn 1842—1850, 86 Nummern. 
7. Kauf-Protokolle, 4 Bände. 8. Hcirats-Protokollc, 
3 Bande. 9. Inventurs-Protokolle, 9 Bande. 10. Grund 
buch der Herrfchaft Kroisbach über St. Nicolai, 
Araberg, Hainfeld, St. Veit, Freundorf. Ncuficdcl, 
Etzersdorf, Blumau, Melk 1535 an, 9 Bände. 11. Gewähr- 
buch der Herrfchaft Kreisbach 1589 an, 5 Bande. 
12. Waifcnamtsbuch, 4 Bände. 

34- Aggsbach. 

1. Schwere Polizeiübertretungen 1810 — 1850, 

2 Fascikel. 2. Civilrechtsfachcn 1819 — 1850, 3 Fascikel. 
3. Abhandlungs-Artcn 1816—1850, 5 Fascikcl mit 
298 Nummern. 4. Kauf-Protokolle 1779 — 1822, 1 Band. 
5. Heirats-Protokolle 1779—1820, 1 Band. 6. Reper- 
torium, 1 Band. 

35. Melk. 

1. Straffachen 1789 1850, 47 Fascikcl. 2. Civil« 
Juftizfachen 1824 — 1850, 67 Fascikel fammt Index 
1776—1850. 

}6. Pfarre Arnbach. Nichts. 
37. Ybbftts. 

1. Strafjufliz- Arten 1839-1849, 39 Nummern. 
2- Civiljuftiz- Arten 1834—1845, 10 Fascikel. 3 Proto 
kolle 1635 an. 61 Bande 4. Kauf-Protokolle, 4 Bände 
5. Hcirats-Protokollc, 4 Bände. 6. Abhandlungs-Proto- 
kolle, 6 Bande. 



38. Albrechliberg an der Pielach. 

I. Criminal-Acten 1824 an, 1 Fascikel. 2. Schwere 
Polizciübertretungen 1819— 1850, I Fascikcl. 3. Civil- 
juftiz-Gegcnftandc 1816— 1850, 3 Fascikcl. 4. Verlaffen- 
fchafts- Abhandlungen 1816—1850. 2 Fascikcl. 5. Grund- 
buch-Arten 1816 — 1850, 1 Fascikcl. 6. Hcirats- und 
Kauf Arten 1825—1850, 1 Fascikcl. 7. Grundbuch über 
Albrechtsberg, Neubach und Gransfurth 1590— 1785, 
12 Bände. 8 Gewährbuch 1568 — 1767, 3 Bande. 
9. Inventurs- und Kauf - Protokolle 1692 — 1806, 
14 Bande. 10. Waifenbuch 1636— 1781, 8 Bände. 
II. Ruflicalfaffion 1751. 1 Band. 

3p. PiKhlarn Herr/chaft. 
I. Criminal Acten 1839 — 1850. 2. Straffachen 
1839 — 1850, 24 Fascikel und 19 Hände Protokolle und 
Indices 3. Civiljuftiz- Arten 1839 — 1850, 53 Fascikcl. 

4 Inventurs Arten 1806 an. 5. Grundbuchs- Arten 
1819— 1849. 6. Grundbuch 1690, 1 Band. 7. Gewähr- 
buch, 3 Hände. 8. Waifenbuch 1756—1839, 17 Hände. 
9. Brief- Protokolle 1695—1756, 4 Bande. 10. Rapulare 
1776 — 1778. 1 Band. Ii. Inventurs-Protokolle 1782 an, 

5 Bande. 12. Rufticalfaffion 1757, I Band. 

40. Krumnu/sbaum. 
1. Straffachen 1834—1849, 16 Fascikel mit Reper- 
torium. 2. Schwere Polizciübertretungen 1839 — 1849, 
I Fascikel. 3. Civiljuftiz- Arten 1831 - 1850, 36 Fascikel 
mit Indices. 

41. Thalheini . 
I. Schwere Polizeiübertretungen 1825 - 1S49, 
1 Fascikel 2. Gerichtliche Urthcile 1826—1849, 1 Fas- 
cikel. 3. Gerichtliche Vergleiche 1824 - 1849. 1 Fascikcl. 
4. Vcrlaffcnfchafts Abhandlungen 1793-1850, 5 Fas- 
cikel. 5. Gerichtliche Schätzungen 1824—1849, 1 Fas- 
cikel. 6. Grundbuchs-Arten 1818 — 1850, 3 Fascikcl, 
7. Kaufverträge 1824 — 1849, 1 Fascikcl. 8. Heirats- 
vertruge 1824 — 1849. I Fascikel. 9. Waifen- und Cura- 
tcIs-Arten 1825—1850, 1 Fascikel. IO. Grundbuch 
Raffing, Thalhcim, Perfchling, Pyhra, Schimmclmühlc 
1617 — 1786, 10 Bände. 11. Gewahrbuch 1718 — 1759, 
3 Hände. 12. Urkundenbuch 1702. I Band. 13. Waifen- 
amtsbuch, 2 Bände. 14. Heirats-Protokolle 1761. 1 Band. 
15. Kauf-Protokolle 1761, I Hand. 16. Inventuis-Proto- 
kolle 1677 — 1780, 3 Bände. 

42. Kirchen.imt lins. 
I. Abhandlungs- Acten 1822—1849, 16 Nummern. 
2. Streitarten 1847 -1849, 2 Nummern 

43 PurgJlaU. 

1. Criminalurtheile 1815- 1827, 6 Nummern 2. Cri- 
minaljuftiz-Arten 1830—1850, 81 Nummern. 3. Schwere 
Polizeiübertretungen 1812 — 1829, 49 Nummern. 
4. Civiljuftiz- Arten 1800 — 1850, 20 Nummern. 5. Ver- 
lalTcnfchafts-Abhandlungcn 1796 — 1850 13 Nummern. 
6. Vorträge 1804, 3 Nummern. 7. Dicnft- und Grund- 
buch 1564 — 1707, 9 Fascikel. 8. Waifcn-Amtsbuch 
1796, 18 Fascikcl. 9. Kauf- Protokolle 1634— 1796. 
28 Fascikcl. 

44 Würmla. 

1. Schwere Polizciübertretungen 1800 — 1850, 
92 Nummern. 2. Vergleiche 1812 — 1849. 3. Abhand- 



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xcn 



lungs-Aftcn 1790—1850 fammt Index, 10 Fascikel. 
4. Vormundfchafts- und Curatelsfachen 1820— 1850. 

SpitalsholdtH zu XeuUngbaeh. 

1. Aften 1837—1849, 36 Nummern. 2. Grundbuch 
Nculcngbach und Jcutcndorf 1601, 1 Hand. 3. Grund- 
buch BürgerSpital Neulengbach und Jeutendorf 1603, 
2 Bande. 4. Urbar Nculengbach und Jeutendorf 1603, 
1 Hand. 5. Urbar Neulengbach und Jeutendorf renovirt 
1726. 6. Gewährbuch 1685 — 1736, 1 Band. 



46. Afekbaek. 

l. Straf-Aftcn 1820—1850, 31 Fascikel. 2. Civil- 
Aclen 1819— 1850, 84 Fascikel. 3. Waifenbuch 1681— 
1828, 4 Bande 5. .Schuldenbuch 1791, 2 Bände. 6. Depo- 
fitenbuch 1791 — 1812. 2 Bande. 7. Waifenamts- und 
Depofitcnamts-Rechnungcn 179t, 2 Bände. 8. Judicial- 
Exhibiten-Protokoll 1847- 1850. 



Der Erker im königlichen Palaft auf dem Wawel zu Krakau. 




IANGE Jahre hindurch war der Krakauer Burg- 
palaft, einft eine prächtige und mit vielen 
Kunftfchätzcn ausgeltattcte Kcfidcnz, der 
völligen VcrgcfTcnhcit anheimgefallen. Das Schick- 
fal des Landes, des ehemaligen Königreiches, hat fich 
in der Gcfchichtc diefes Palaftcs treulich wieder- 
gefpicgclt. In der glanzendften Epoche der Entwick- 
lung des Reiches durch Sigismund L in dem heute 
noch vorhandenen Umfange aufgebaut, hat er die 
wichtigften politischen Stürme, welche das Reich heim- 
gefucht, durchgemacht, bis fchliefslich ein Siechenhaus 
und hernach eine Caferne geworden ift. 

Und doch ift diefes Gebäude zum gröfsten Thcil 
ein Werk dcrMeifter, welche die Jagiellonifche Capelle 
am Dome gefchaffen. Aber die Ehrfurcht, welche felbft 
die feindlichen Heere dem Gotteshaufe entgegen- 
getragen, hat fich bis auf den königlichen Sitz nicht 
erftreckt. 

Wahrend die Capelle im Ganzen noch gut er- 
halten ift, verräth das Schlofs nur in einzelnen Thcilcn 
feine ehemalige Pracht und feinen Reichthum, von 
welchen man gegenwärtig nur an der Hand der vor- 
handenen und ziemlich ausfuhrlichen Beschreibungen 
Kunde Schöpfen kann. 

Die befferc Zukunft, welche nun dem Gebäude 
zu lächeln feheint, nachdem Sc. Majeftat der Kaifcr 
beim letzten Befuche des Königreiches Galizien fich 
mit Wärme (ur die weitere F'ürforge um diefes ehe- 
malige Refidcnzfchlofs gnädigft ausgesprochen, be- 
rechtigt wohl dazu, die Kenntnis dcsfelbcn in weiterem 
Kreifc zu verbreiten. 

Es möge mir geftattet fein, mit dem hier darge 
(teilten Erker zu beginnen, einem der intcreffanteften 
Theile, welcher noch recht gut erhalten und mit 
voller Sicherheit reftaurirt werden kann. 

Einft aus der Mauer auf Kragftcincn hervorsprin- 
gend, fleht er nun auf dem Fufsbodcn der zweiten 
Etage der Bogenhalle, welche den Hof auf allen vier 
Seiten umgibt. 

Gegenwärtig ragt dt;r Erker aus dem Fufsbodcn 
nur Sehr wenig heraus; die Art, wie er einft durch die 
Kragftcinc geftützt wurde, ift nicht mehr ersichtlich, 
obwohl die aus dem Gewölbe der errten Etage hervor- 
guckenden Anfange der Kragftcinc unzweifelhaft be- 
weisen, dafs dicfelben einft ausfchlicfslich den Erker 
getragen haben. Auf einem Unterbau, welcher in der 
Vorder-Front mit einer Art MaaSswerk auf leicht ver- 



tieftem Grunde bedeckt ift, erheben fich zwei Schwach 
vorfpringende und fehr zart gegliederte Pilafter. Die 
Selben bedeckt ein ziemlich Itarkes Gebälk mit einem 
verhältnismässig fchr hohen Fricfe. 

Das Hauptgcfims beliebt aus Zahnfchnitt, Eier- 
ftab und Confolen mit einer daruberlicgenden 
calTettirten und mit Rofcttcn befetzten Hangeplattc 
Auf dem linksseitigen Schilde im Fricfe das öfter 
rcichifchc, auf dem rechtsseitigen das lithauiSche 
Wappen und in der Mitte auS einer runden Scheibe 
tritt Stark untcrSchnitten der polnifche Adler hervor. 
Zwifchcn diefen drei Schildern hangen befonders 
reizend gezeichnete Fruchtkranzc. 

Die Füllungen der Pilalter bedecken Gehnnge 
aus Schildern, Wappen und fonftigen Emblemen des 
Ritterthums und der Krone; beide Gehänge find ftreng 
Symmetrisch; eine Anordnung, welche wohl mit Rück- 
ficht auf italienische Herkunft der Arbeit als faft bei- 
spiellos betrachtet werden kann. 

Die Pilafter umfaffen ein durch Sandfteingcwande 
getheiltes Fcnftcr; die Erkernifche bedeckt ein mit 
CalTctten gefchmücktes Tonnengewölbe Gegenuber 
der reich und fein gegliederten Vorderanficht er- 
scheinen die Seitenansichten faft zu einfach. Diefelbcn 
beliehen aus einer glatten Wand, welche unten durch 
das Fufsgefims, das Deckgefims des Sockels und oben 
ein rcducirtcs Hauptgcfims mit einem direct aus der 
Wand hervorfpringenden einfachen Kragftein charak 
tcrifirt ift. 

Der Erker ift aus Sandftcin, die feineren Bild- 
hauerarbeiten aus einem weichen Kalkftein verfertigt. 
Auffallend find noch die äufserft Schwachen Wände, 
circa 20 Cm., des Erkers. 

Gegenwärtig ift, mit Ausnahme einiger ausge- 
brochenen Stucke im Fruchtkranzc und in den 
Pilaftergehangcn, noch Alles recht gut erhalten. Dank 
der dicken Kalkfchichte, welche durch alljährlich fich 
wiederholenden Anftrich ftellenweifc auf Cm. an- 
gewachfen ift. 

Nur die Fenftertheilgewände find nicht mehr 
vorhanden. Die ganze Fcnfteröffnung ift zugemauert 
und in diefer Wand ein kleines Fcnftcr angeordnet, 
doch find noch in den äufsercn Gewänden und am 
Sturz die Stellen erfichtlich, wo die Sandfteinthcilungen 
gefeffen haben. 

0,ir:ywolski. 



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XCI1I 




XCIV 



Zlabings. 



Von Karl Sttrte. k. k. Confcrvalnr 




JLABINGS liegt 40-5 Kilometer füdlich von 
Iglau und 11 '5 Kilometer von Tcltfch an der 
aufserften Ecke Mahrens, an der Granzc von 
Nieder-Oefterreich und Böhmen, es hat 3000 Ein- 
wohner, die Bevölkerung fpricht deutfeh. 

Wenn man in die Stadt von der Budwitzer Strafsc 
einfahrt, fo kommt man zuerft auf einen kleinen recht- 
eckigen und dann auf den fogenannten grofsen trapez - 
artigen Platz, von welchem ftrahlenformig die drei 
Hauptgaffen ausgehen, wovon die rechter Wand zum 
unteren Thorc führt, an welches fich die Vorftadt 
anfchlicfst 

Dem Fremden macht diefes Stadtchen einen ganz 
merkwürdigen Eindruck; der Hauptplatz, wo die 
Käufer der nördlichen Front in der Mehrzahl mit 
Spitzbogen-Laubengangen verfehen find, die füdlichc 
Haufcrrcihc.wo an der Mehrzahl dcrGcbäudc plaftifche 
Ornamente der RcnailTancc-Zeit durch die Kalktuuche 
fich deutlich machen, fammtliche Gebäude mit ihren 
falfchen Stockwerken, die mit gicbclartigcn Aufiatzen 
verfchen find, zeigen, dafs in diefer Gegend ein Kunft- 
leben geherrfcht hat, wie es vielleicht feiten in fo 
kleinen Städten zu finden ift. 

Das intcrcfiantcftc Baudenkmal der Stadt ift 
jedenfalls der der Bürgerfchaft gehörige viereckige 
mit der Hiiuptkircke — der Pfarrkirche — verbundene 
Thurm. An dcmfclbcn, der mit einem fehönen Rund- 
gange verfchen ift. jedoch keine befonderen architek- 
tonifchen Formeigenheiten zeigt, befindet fich an der 
Sudfeitc eine Infchrift, welche lautet: „Vollcntung des 
Thums am abent laurenti 1549 - An derfelben Seite 
finden fich drei werthvollc Ueberrefte von bildlichen 
Darftcllungcn, und zwar: Chriftus am Oclbcrgc und 
Maria mit den fieben Schwerfen, letzteres einBruftbild. 
Es find diefe Ueberrefte darum fo merkwürdig, weil 
fic eine eigentümliche Darllcllungs - Technik ver- 
rathen. Auf dem Mauerwerke ift nämlich eine randige 
Mortt-lfchichte aufgetragen, und find die Contourcn 
der Darftcllung herausgekratzt; der dunkel gefchwarzte 
Grund der Steine, die Riffe, bilden eine Art Con 
tour- Zeichnung, welche den Charakter von „Sera 
phito^ hat. Leider ift, wie gclagt, nicht mehr viel zu 
fehen, aber das was vorhanden ift der Kopf Mariens, 
die Figur Johannes, ein Theil der Figur: ChriÜus am 
Oelberg und die Kricgslcutc mit Judas im Hinter- 
grunde, wie auch die wenig fichtbaren Umrilfc Märiens 
zeigen eine geübte und gediegene Künfllerhand. 

Diefe Kunfhiberrcftc find werth erhalten zu 
werden. Schliesslich fei noch eines Abzeichens, das 
lieh in der linken Ecke des Kreuzes- Bildnifies befindet, 
Erwähnung gethan. Es ift eine kleine viereckige Tafel, 
darauf eine Kufe zwifchen zwei I 

Auch befindet fich ein Eckftein am Thurmc, an 
dem an derfelben Seite, wo fich die Bilder befinden, 
ein gothifcher Dreipafs eingemeifselt ift. 

Die an dem Thurmc angebaute Kirche bietet 
nichts Merkwürdiges; fic ift ein gothifcher Ziegelbau. 



und find ihre l'rofilirungen und die Facade mit Kalk 
verputzt, durfte aber zu vcrfchicdcncn Zeiten erweitert 
worden fein, wofür insbefondere die an der Aufsenfcite 
des Presbyteriums angebrachte Jahreszahl 1635 und die 
an der Epiftel-Seitc befindliche Zahl 1521 zeigen. Die 
Kirche ift von Häufern umbaut, man kann nur mittclft 
eines Durchhaufes in diefelbc gelangen. 

Das zweite befondercs Intcreffc erregende Bau- 
denkmal ift die Friedlwfs-Capelle, hervorragend durch 
ihrRenailTance-Thor, welches wohl in der Durchfuhrung 
der Ornamentik den Einflufs der Zopfzeit erblicken 
läfst, immerhin in feiner baulichen Anordnung hohes 
IntcrelTe erweckt. Der Thor-Bogcn ruht auf zwei 
Sockeln, welche gegliedert find: in dem rechten Sockel 
ift fchreitend und betend der heil. Jofeph, im linken 
Maria furbittend dargcftellt. Zwifchen dem Bogen und 
dem Architrave zivei Engel, die Pofaunen des jüngften 
Gerichtes blafend, aus letzteren entfpringen zwei 
Spruchbander. Oberhalb des Architravcs in einer 
flachen rechteckigen Nifchc thront Chriftus fitzend, die 
Weltkugel halb mit Wolken verdeckt als Fufsfchemel 
benülzend, die rechte Hand fegnend, die linke abwärts 
gerichtet. Oberhalb des Hauptes befindet fich ebenfalls 
ein Spruchband. Rechts und links und oberhalb der 
Saulchen, welche den Architrav mit den Sockeln ver- 
binden, find die Slavata'fchcn Wappen-Symbole ange- 
bracht. 

Das Innere diefer Capelle, die, was die Bau 
lichkeit betrifft, nichts bcmcrkcnswcrthcs bietet, ift. 
al fresco ausgemalt. Die Fresken des Presbytcriums 
find gut erhalten und zeigen diefclbe Schule, wie die 
Fresken in Muhlfraun bei Znaim. Dargcftellt find die 
Aufcrrtchung, Chrifti Geifselung, der Kreuzfall und 
Chriftus am Oelberg. Im Schiffe ift die Kreuzerhohung 
dargcftellt. 



Hüttcnxeichen am Thorc 
der Friedhofs Capelle. 



Sämmtliche Archivalien Zlabings find in zwei 
alten Truhen untergebracht, wovon die eine wegen 
ihres Schloffes die Aufmcrkfamkeit hervorruft. Vor- 
handen ift eine Art Chronik, welche fo ziemlich die 
localcn Verhaltniffe von der Mitte des 17. bis zum 
Beginn des 19. Jahrhunderts enthalt. Die Preife des 
Fleifches, Brotes und Bieres fpielen auch hier die 
Hauptrolle. Auch finden fich mehrere Sitten- und 
Gcburtszcugniffe in deutfeher und buhmifcher Sprache 
und einige Todes- L'rtheile vor. Auch ein Siegel- 
Abdruck des Staatsfiegels von Konig Georg von 
Böhmen ift vorhanden. Ferner fei noch des durch 
Ferdinand III. der Stadt Zlabings für ihr treues Ver- 
halten zur Zeit des Schwedenkrieges verliehenen 
Wappenbriefes gedacht. Derfelbe ift auf Pergament 
gefchrieben, mit dem grofsen Siegel verfehen und von 
Ferdinand III. unterfertigt. Es werden darin den 



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xcv 



Bürgern die alten Privilegien beftatigt und eine Ver- 
mehrung des Wappens mit dem Rechte, dafs dasfclbc 
jeder Bürger an fein Haus in Stein oder gemalt 
anbringen darf, verfügt. 

Das Stadtwappen wird im Wappenbriefe folgen- 
dermafsen befchrieben: 

Und damit diefsbefagte Burger zu Schlawonitz 
unfere Kaifcr und Königliche Müdigkeit noch ferner« 
verführen mögen: So haben Wir Ihnen Ihr bishcro 
gebrauchtes Statt Wappen vemeuert, vermehrt, ver- 
heuert und folgender Geltalt zu führen bewilliget- Mit 
Namen: eines ablonglichten, ganz blaw oder Lafur- 
farben fchildt, welcher durch zwey gelbe Krcuzweifs 
gezogene Linie in vier gleiche Theile getheilt ifl, in 
dem hintern untern und vordem obern erfcheint ein 
gelb oder goldfarbe funfblatterte Rofen und in der 
Mitte einer jedweden derfelben, ein rothes Botzl; in 
dem hintern obern Theil, ein gelb oder goldfarber an 
einer verguldten Ketten hangender Schlofsgattern, 
untenher mit eifernen Spitzen In dem untern vordem 



theil aber gelb oder goldfarbe oben zugefpitzte Palli- 
faden. Ob diefem Schildt liehet ein freier offener 
adelicher Thurniershelmb, und in deffen unterm Theil 
oder dem I Ialsring ein fchwarzes W, beiderfeits mit 
gelb oder gold und blaw oder Lafurfarbcn Helms- 
decken und einer königlichen güldenen Krön geziret, 
auf welcher ein wcifsbeklaidter Engel bis auf die Knie 
erfcheinet über beide Achfeln mit guldcm Stollen, 
welche auf der Bruft kreutzweifs geleget umgeben, 
feine Lenden mit einer rothen Binden umgurtet, deren 
Kxtremiteten wie auch feine Flügel fich beiderfeits 
ausfehwingen, auf dem haubt ein güldenes Creutz in 
der rechten ein grün Palmzwcig in der linkhen aber 
eine brennende gelbe Fackel haltcndt. Allcrmafscn 
folch Wappen in der Mitte diefcs unferes Kaifcr und 
Konigl. Bricffs gemahlet und mit färben augentlicher 
aufsgellrichen ifl. 

Unter der Hinfahrt des Sparcaffa-Gebäudes liegen 
zwei fogenannte Feldfchlangen, eiferne Rohre, deren 
Gcftelle leider vor nicht langer Zeit verbrannt find. 



Heidengräber bei Hohenbruck. 




|N Folge einer, von dem Lehrer Alois Styblik 
in Hohenbruck (1 febechovice) mir zugekom- 
menen Mittheilung über die Auffindung eines 
neuen Urnenfeldes zwifchen dem Nahor- und Dedina- 
Bache bei Hohenbruck. begab ich mich am 13. April 
1881 nach Hohenbruck, um diefc Stelle naher zu unter- 
fuchen. Es wurde auf diefem alten Urnenfeldc zufallig 
Sand ausgegraben und ich kam zur rechten Zeit, um 
viele und fchöne Urnen und ihren reichhaltigen Inhalt 
zu retten. 




Fig. I. 

Da diefc heidnifchen Gräber in derfelben Gegend 
wie die im V. Band neue Folge, Seite CXX, der 
„Mittheilungen" von mir befchriebenen fich befinden 
und da ferner die Situation diefer Gräber, wie auch 
die der Urnen eine und diefelbe war wie die der im 
Jahre 1879 gefundenen und in dem bezeichneten Jahr 
gange befprochenen, will ich die Befchreibung der 
Lage diefcs neuen Urnenfeldes übergehen und mich 
nur auf die hier gefundenen und intcreffanten Funde 
befchränken. 

Die Zahl der hier vorgefundenen und von mir 
geretteten Urnen betrug 32. Viele derfelben waren den, 
im V. Bande 1879 befchriebenen ähnlich. Ich will daher 
nur folche Urnen hier anführen, die mit denen des 
erften Fundes keine, oder nur geringe Achnlichkcit 
haben. 

VIII. N. F. 



Dicfe find : 

Eine aus grobem röthlichen Thonc gearbeitete 
Urne ohne Verzierung, keffelformig. Höhe: 25 Cm., 
Durchfchnitt: oben 21-5 Cm. Line kleinere Urne aus 
grauem Thone und mit Graphitglafur. In der Mitte 




Fig. 2. 

ziehen fich um die ganze Urne drei linienförmige Ver- 
zierungen, unter denen fich auf zwei cntgegengcfctztcn 
Seilen ebenfalls derlei Verzierungen, und zwar je zwei 
herunterlaufend, befinden. Hohe: 5 Cm., "Durchfchnitt 




Fig. 3 

5*5 Cm. (Fig. 1). Eine ähnliche Urne, aus demfeiben 
Materialc, mit mehr ausgefchweiftem Hälfe. Ucbcr den 
drei Linien in der Mitte befindet fich eine parallel 



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XCVI 



laufende Reihe von Punkten und unter diefer Verzierung 
zu beiden entgcgcngcfctzten Seiten nur eine Reihe von 
drei Linien, von deren unterem Ende zu beiden Seiten 
wieder je drei krumme Linien auslaufen. Hohe: 3-5 Cm., 
Durchfchnitt: 3-5 Cm. Urne [Fig. 2) mit ähnlichen drei 
tinienförmigen , den Hals vom Hauche trennenden Ver- 
zierungen, von denen wieder mehrere Verzierungen, 




Fig. 4- 

aus 3 — 4 Linien beftehend, herunterlaufen. Das Material 
diefer und der nachfolgenden Urnen ift Thon mit Gra- 
phit. Achnlichc Urne Fig. 3 mit gröfseren Verzierungen, 
Hohe: 6 Cm., Durchfchnitt; 5*5 Cm Eine kleinere, hut- 
formige Urne, mit einer ausgebreiteten Bafis (Fig 4), 
Hohe: 3 5 Cm. Durchfchnitt: 3-5 Cm. Ferner eine 
fchalenförmige, kleine Urne mit einem kleinen Henkel 




mit Graphitglafur. Nahe am Rande eine, um die 
Urne laufende, aus vier Linien beflehende Verzierung. 
Hohe: 4 Cm., Durchfchnitt: 7 Cm. Eine fchalenför- 
mige, ebenfalls mit einem Henkel verfehene Urne. 
Material wie bei der vorangehenden Urne. Hohe: 
4 5 Cm. Durchfchnitt: 10 Cm. Eine Gruppe von zwei 
in einander gelegten Urnen, von denen die gröfsere 




eine Kcffclform hat und mit zwei Henkeln nahe der 
Kanduffnung verfehen ift. Höhe: 13 Cm., Durchfchnitt: 
12 Cm. In diefer gröfseren Urne befand fich eine ähn- 
liche kleinere, jedoch ohne Henkel. Material : rothlichcr 
Thon. Eine fchalenförmige Urne mit einer fehr kleinen 
Bafis und einer vcrhaltnifsmäfsig grofsen Randoffnung 



Fig. s 

grauem Thone Hohe: 3 Cm., Durchfchnitt: 7 Cm. aus 
(Flg. 5). Eine aus drei Urnen zufammengefetzte Urnen- 
gruppc. Die Urnen (Fig. 6) befanden fich in einer 
grofsen vierten Urne, die jedoch zerfallen war. Alle 
drei find fchalenformig und die oberfte ift mit einem 
Henkel verfehen. Das Material aller drei belleht aus 
grauem, mit Graphitglafur überzogenem Thone, Hohe 
der ganzen Gruppe: 9 Cm., Durchfchnitt 16 Cm. Eine 




Fig, b. 

kefTelformigc, mit zwei I Icnkcln verfehene Urne (Fig. 7), 
Zwifchen den beiden Henkeln und nahe an der Bafis 
befindet fich je eine Reihe von Verzierungen, die aus vier 
um die Urne fich ziehenden Linien beftchen. Material: 
grauer Thon. Hohe 11 Cm., Durchfchnitt: 12 Cm. Eine 
grobe, topfTürmige Urne ohne alle Verzierung, Hohe: 
7 Cm, Durchfchnitt: 10-5 Cm.; Material: rothlichcr 
Thon. Eine fchalenförmige Urne aus grauem Thone 




Fig 8. 

ohne Henkel. Material: grauer Thon. Hohe: 5 Cm., 
Durchfchnitt: 12 Cm. Eine gröfsere, topfTormigc Urne 
aus rothlichem Thone ohne jede Verzierung. Hohe: 
10 Cm., Durchfchnitt: 12 Cm. Eine fchöne Urne mit 
Graphit-Ucbcrzug und prächtigen Querllrich-Vcrzic- 
rungen verfehen Höhe: 8 Cm. Durchfchnitt: 9 Cm. 
(Fi«- 9)- 




Fig. 9. 

Alle diefe Urnen wurden bereits thcils dem königl. 
mifchen Landts-Mufcum in Prag, theils dem Stadt- 
Mufeum in Nachod übergeben, wofelbft fie zweckmässig 
aufgeteilt wurden. Den Inhalt fammtlicher Urnen bil- 
deten halbvcrbrannte Knochen, unter denen die eines 



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XCVII 



kleinen Kindes, fowie auch delTen kleine, von einem 
Alter von 3—4 Jahren Sprechende Zahne zu bemerken 
waren Ober und unter den Knochen befand fich 
Aktie, Kohle und Krdc. Einige L'rnen waren auch mit 
einem Deckel verfehen und folche Urnen hatten auch 
immer Bronze-Beigaben, die ich hier aufzählen will. 
Hin 10—13 Cm. langes Mcffcr. Dafs es ein Meflcr 
und keine Sichel war, ficht man an der, für den 
Daumennagcl bestimmten Kitze, um das MclTcr leicht 
aus dem Hefte herauszuziehen. Drei ganz gut erhaltene 
10—14 Cm. lange Heftnadeln. Drei Bruchrtückc von 
Heftnadcln. Sechs Ringe mit einem DurchmclTcr von 
1 — 1-5 Cm. Auf einem Ringe befand fich ein kleiner 



Ring aus Bronze. Drei Vogclpfeilc. EinBruchftück von 
einem fpiralförmigcn Gegenstände. Ein einer Heftnadel 
ähnliches, mit drei kugelförmigen Ausläufern ver- 
fehencs Bronzcftück, Lange: 8 Cm. Mehrere Bronze- 
ftückc von vcrfchicdcner Form, die meiner Anficht 
nach auf eine Bearbeitung erft warteten, wie diefs auch 
viele rohe Bronzcftücke, die hier vorgefunden wurden, 
vermuthen laden 

Im Allgemeinen gehört das 1 lohenbrucker Urnen- 
fcld zu den intcrcffantcftcn und ausgiebigften in 
Böhmen und find die hier gefundeneu Gegenflande, da, 
fiein einer Sandfchichtc aufbewahrt waren, gut erhalten. 

Hrase. 



Der Bildhauer Sebaftian Carlon. 

Von Jifrpk WotLr. 



frSTrSl 1 s wir den Artikel: -das Maufolcum des Erz- 
JSmyJ ' 1cr/l, E s ar ' von Steiermark in Sekkau" 
MwßM veröffentlichten, 1 in welchem urkundlich nach- 
gewiesen ift, dafs Scb. Carlon den prächtigen Marmor- 
Sarkophag und Stucco-Arbeiten des genannten Mau- 
foleums verfertigt hat, glaubten wir nach dem Wort- 
laute der in jener Capelle angebrachten Marmortafcl 
mit der Infchrift: r Sebaftian Carlon hanc bafilicam 
circumpofitis parergis et imaginibus illuflravit hoeque 
fepulchrum inferius crectum fecit 1595", dafs mit 
diefem Jahre die Arbeiten des genannten Künftlers 
im wesentlichen abgcfchloffcn waren , und dafs ein 
neuerlicher Aufenthalt in Sckkau im Jahre 1599 
vielleicht einige Nachbesserungen betroffen hatte. 

Weitere Nachforfchungcn in den Aften des 
Hofkammcr-Archivcs der k. k. Statthaltcrci in Grätz 
haben eine Reihe neuer Üocumente geliefert, welche 
zeigen, dafs Carlon mindestens bis zum Jahre 1612 
fur den crzhcrzoglichcn Hof thätig war, und dafs 
erft mit diefem Jahre feine Arbeiten im Maufoleum 
zu Sekkau ihren Abfchlufs fanden. Wenn auch die 
A£tcn mit Angaben, welche das eigentlich Künft- 
lerifche betreffen, fehr dürftig datirt find, fo gewinnen 
wir daraus dennoch ein Bild der gefammten Thatig- 
keit des genannten Künftlers am fteirifchen Hofe in der 
Zeit von 1589 bis 1612, welche folgende Arbeiten 
umfafst : 

1. Im Maufoicum zu Sckkau. Carlon arbeitet dafclbft 
von 1589 bis 1595 den grofsen marmornen Sarkophag.' 
Von 159" bis 1612 ift er mit Unterbrechungen (bis zur 
Dauer mehrerer Jahro an der Stuchirung des Maufo- 
leums beschäftigt. Ks unterliegt nun keinem Zweifel 
mehr, dafs Carlon alles Stuckwerk gearbeitet hat, denn 
die lange Dauer der Arbeit, die grofse Menge Gips, 
welche er dazu bezog, und einige Stellen feiner fchrift- 
lichcn Eingaben laflfcn mit völliger Sicherheit an- 
nehmen, dafs die ganze Stucco-Decoration von ihm 
ausgeführt ift, und der Antheil Alexander de Verda's 
als Baumciftcrs fich auf den Bau im Allgemeinen 
und auf die Errichtung der Schranken-Architektur 
befchrankt. 

' MmltcilungcH der k. k Centr. Com** Vit. rUml neue Folgt, 
■ Atgtl>ildct und MUahhi im oben ulirle« Atiik«!. 



2. In der Zwifchenzeit fchmückt Carlon die 
Hof-Capelle in der Burg zu Grätz 1 ebenfalls mit Stucchi, 
welche Arbeit im Jahre 1599 abgcfchloffcn wird. 

3. Vom December 1600 bis Juli 1601 arbeitet er 
an der Ausfchmückung der Hof-Capelle in der furft- 
lichen Burg zu Judenburg,' 

4. Im Sommer des Jahres 1603 errichtet er im 
Hofgarten zu Grätz drei Springbrunnen oder „Waficr- 
luft u , wie fie im Texte genannt werden und zwar: einen 
fur den Erzherzog Ferdinand, einen für deffen Frau 
und einen dritten ,in der Einfidelei unter der Partei" 
für die Erzherzogin Mutter Maria. Wahrfchcinlich 
haben wir uns darunter Baffins mit figuralen Stein- 
gruppen zu denken. 

Wir lafTen nun die Auszüge aus den Aftcn in 
Regcftcnform folgen, indem wir nur das uns wichtig 
Scheinende der oft fehr langathmigen Decrete und 
Briefe geben. 

1589. April. Carlon bittet den Erzherzog Carl, 
da er im Begriffe ift, nach Sekkau zu gehen, „umb 
die werckh die mir dann von E. F. D. Gncdigft an- 
bcuolhcn fein Zuerrichten", an den Frobft zu Sckkau 
den Befehl ertheilcn zu laffcn, dafs diefer ihm, was „an 
Geld und Anderes - er bedürftig, ausfolgen laffc. 

1595. Carlon bringt die Marmortafcl mit der oben 
namhaft gemachten Infchrift im Maufoleum an, welche 
Tagt, dafs er die Bildwerke (des Sarkophagcs) und das 
„Nebensächliche - beendet. 

IS97. 29. April. Carlon wird neuerdings nach 
Sekkau gefchickt. 1 

1599. 9. Juli. Carlon erhalt 600 fl. fur die Arbeiten 
in der Hof-Capelle in Gratz. 

'599 2" September. Carlon arbeitet neuerdings 
in Sekkau. * 

1600 November. Carlon arbeitet in der Burg- 
Capelle in Judenburg. Er erhält auf fein Anfuchen 
300 fl. 

* Di* Capelle »uede f**,mt dem nun von Kaifrr Friedrich IV er- 
liaaicn «c-Alicbrn HufgAii£cl itn Jahre »eges angeblicher Baufalligkeil 

liulln 

* I>ic Üurg »utile fp-itcr Auficelaflen (die Capelle demolirO unJ t\\ einer 
Cafetnc umeevandclt. Heule ift die lSeurkihaupimannfchaft. in dem Gebäude 
uater |fctir-*t Iii 

4 Hnef der Kr>hcr<<ncin Maiia an den Probfte» iu Sekkau auwuiclkh in 
uitfeicm or.ca ctfjrlcn Artikel. M d. Cenu. Cumm. VII. Band, neue fulije, p $6- 
I Hrirtdei lluhcr/^n» Feidmjnd ebeuil», \> 59.. 

O* 



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XCVIII 



1600. 31. December. Er bittet abermals um 300 fl. 
Im April 1601 bewilligt. 

1603. Carlon errichtet im Sommer die drei Brunnen 
im Hofgarten zu Gratz Krhalt dafür 100 Thalcr. 
(September 1605.) 

1605. 23. Auguft. Bericht einer BauCommiffion an 
den l'räfidenten der Hofkammer über die fertig 
geftellte Hof-Capelle in Judenburg. Da diefer Bericht 
die genaue Befchrelbung der heute nicht mehr bc- 
ftehenden Capelle enthalt, fo laffen wir ihn in extenfo 
folgen. 

Wolgcboren Edl. Gcftreng D. vnd gn. Herrn. Auf 
derfelbenan Vnsvonö.difs abgangenenCommifsion Hc- 
vclh, welchen wir in gebicrender Reuerenz empfangen. 
Darinen Vns auferlegt worden, dafswir eheift Vns aines 
Tages unferer Zufammenkhunfft vergleichen, darzu 
den Bildthauer Vnd andere Pauvcrftcndige zu Vns 
ziehen, dann der F. D. Vnfcrcs genedigften Herrn 
Newallhier erpauten Capellen Vnd was Mciflcr Sc- 
baftian Carolon daran gearbait, befichtigen Vnd 
wahrnehmen. Dann ob folch gefen ain folche lange 
Zeit, als der Specifiicierte Aufszug eingelegt, Vcr- 
mage. Veber Unferen angehefften guetachten, was 
hieran Treulich Er verdient oder was das Werth 
fein mechte, gehorfamblich berichten füllten, haben 
wir (ob nun gleichwol wir Vns auf dergleichen fachen 
wenig verftchen, Vnd fonflcn mit Vnferen Ambts- 
gefchnfften genueg thuen hetten, doch Ircr ]•'.. D. den 
fchuldigen gehorfamb Vnderthcnigift laiftcn wollen) 
Vns derowegen anheut hiehero Zufammengefueget, 
Vnd neben dem Pildthauer andere werckhverftandige 
Pauleut zu Vns genummen in die Capelle khommen. 
Diefelbe befindet fich in dem Poden der lenge 22 Vnd 
in diePraite i2\Vcrch fchucch.Die ift nun vondreyerlay 
als fchwarz — Roth Vnd weifs Mormolftain fchön 
Vcbcrlcnglecht gcpflaftcrt, aller enden fleifsig Zufam- 
men gefücget, Vnd fauber Verkhütt worden. Der 
Altar (auf welchen ain grofser gefprangter ftain ligt) 
wirdt die Zicrung hcrumb aller Von gibsarbeit, Von 
5 Engeln, auch von gibs gemacht, gehalten. Alfsdann 

Von Vnden des Pflafters an Vnz (bis! aus gcwelb ( ) 

bei 3 claffler hoch ift aller Vier Wendten von gibs 
arbait auch die Venfter geziert Drüber find bifs an 
dieLatern. Dann folcher mafsen ift die Capelle formirt. 
Die l'afsion Chrifti in Duplo, ains Thailsdic 9 gemalten 
Hiftoricn Von gibs gar Zierlich eingefaft. Vnd die 
andern Von gibs gemachten Engel die Worte der 
l'afsion auch in gibs Vor Jnen in Menden tragend 
fleifsig gemacht. Die ganze Latern seilt in die Hohe 
26 Vnd in die Weitte 12 wech fchuech in fich. Diefelbe 
hat 16 Hiftoricn Vnd anders Zierwerch, welches alles 
von gibsarbait gar fauber aufsgefetzt. Das alfo die 
ganze Capclln Von gibsarbait gemacht ift, der- 
mafsen Höchfterwcnt Sr. F. D. In Ihrem Jüngftcn 
herobenfein difs alles mit mehreren gnedigft gefehen 
haben. Wie lang nun alda gedachter Carolon fambt 
feinen im Aufszug angezogenen Perfonen der arbait 
heigewart, haben wir Von Niemanden als ebeti dem 
Pildthauer bei welchem Sy die ganze Zeit in der ColTt 
gewefen, der auch diefes gepeus willen ains Thails 
Paucoftcn dargelegt, erkhundigen können. Welchen 
wir bey feinen gewifsen dahin erinnert, Er follc difs- 
orts Sr. E. D. nitetwa zunachtailfein aufskhunft geben. 
Der dan Vermcldt, es fei wol nit dafs ers alles Von 



tag zu tag ordentlich Verfchriben gehabt, als Er fich 
nun mit dem Maifter Scbaftian Vcrrait, hab ers Cafsc- 
rirt, Aber weniger fei nit. das er fambt allen im 
aufczug ingerierten Perfonen, Diefelbe Zeit Vnd Vnz 
(bis) es allerdings ferttig Worden in der bcmcltcn 
Capellenarbait geftanden. 

Für unfere Perfon aber, Vnd foviel wir an feinem 
Carolons verrichten Werckh wargenommen, hat er Ja 
Viel arbait gekhoft Vnd ift auch felbc ainer feinen 
Zierlich werckhs, alfo dafs es dem herrlichen gemähl 
feine Zier nit weniger illuftriren hilfft, daher erachten 
wir gehorfamft, E. G. V. H Im Maifter Scb.ftian 
Carolon wo anderft dem fein befoldung zu Pafsiren 
ift, feinen eingelegten Aufszug, welchen wir neben 
feinen Supplicieren hiermit dero gehorfamblich wieder 
Veberfenden Vnfers ermefsens wenig ausftelten 
lafsen khonnen. Welches alfo E. G. V. II wir gehor- 
famblich Berichten Vnd dabei der g. Gottes Bcuclch 
ftcllen. 

Datum Judenburg den 13. Auguft 1605. 

Sig. Volkhamcr 
f. Salzb. Cafsicrcr. 

1605, 16. September. Carlon erhalt für „verrich- 
tete Arbeit vnd Zueberaittung defs auf Vnferer Purg 
Paftci gemachten cremitory" 30 Thalcr. 

160$, September. Carlon berichtet, dafs er mit 
der Capelle in Judenburg fertig fei und noch 217 fl. 58 kr. 
zu bekommen habe. Nach der beiliegenden fpeci- 
ficirten Rechnung hat Carlon 25 Cronen (ä i*/, fl.) per 
Monat und als Koftgcld für jede Mahlzeit 5 kr. und 
'/, Mafs Wein erhalten Drei Gipsarbeiter, zu 11 fl., 9 fl. 
und 8 fl. per Monat und an Koftgeld 5 kr. und eine 
Mafs Wein per Mahlzeit; fünf Steinhauer zwifchen 7 
und 5 fl. monatlich und dasfclbc Koftgcld; die Tag- 
werker für das Polieren des Pflafters per Tag 1 Schilling 
= 7',, kr. 

1606, 7. Mai. Carlon erhalt 200 fl. für feine Ar- 
beiten in Sckkau. 

1606, 9. November. Er verlangt und erhall 10 Ct. 
Gips. 

1606, 13, November. Er erhalt 400 fl. 
1606, 13. November. Es wird ihm der Reft von 
217 fl. 58 kr. für die Judenburgcr Arbeit ausbezahlt. 

1608, Erzherzog Ferdinand fendet eine Commif- 
fion nach Sekkau ab, da das Capellen-Gebäude, 
befonders das Dach, ichadhaft geworden fein foll. 

1Ö08, 10. December. Carlon bittet um den Reft 
von 403 fl. für feine Arbeit in Sekkau. Wird bewilligt. 

IU09, Juni Carlon erhalt 12 Ct. Gips zu feinen 
Arbeiten in Sekkau. 

1609, Carlon erhalt eine fixe Befoldung, und zwar 
20 Cronen für fich und 6 fl. für feinen Diener per 
Monat. 

1609, 7. Ortober. Carlon crh.dt um 50 fl. Gold zu 
Vergoldungen. 

1612, April. Der Aftfelbflift verloren, aber aus dem 
Index erfahren wir, dafs Erzherzog Ferdinand den 
Auftrag gibt, dem Carlon feinen Gehalt fort auszu- 
zahlen. Er mvifs alfo um diefc Zeit für den Hof noch 
thatig gewefen fein, 

if)J2, 15. September. Dem Probften zu Sekkau 
werden 1562 fl. 2 kr. ausbezahlt für die letzten Ar- 
beiten am Maufolcum, nämlich für Reparatur des 



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XCIX 



fchadhaftcn Kupferdaches, für Zimmerleiue, für den 
Maler Hon* Albanus, unter welcher Summe fich der 
für Carlon beftimmte Reft von 403 IL 4 kr. befand 

Mit dem Jahre 1612 hören die Nachrichten über 
Sebaftian Carlon auf. Ob er bald darauf geftorben, 
oder nach Italien zurückkehrte, ift nicht bekannt; 
in den Stcrbc-Matrikcn von Grätz konnten wir feinen 
Namen nicht finden. Ob die fpateren fteirifchen Car- 
lons Nachfolger von Sebaftian find, oder anderen 
Gliedern der fchr zahlreichen KüntUerfamilie diefes 
Namens angehören, konnten wir nicht ermitteln. Im 
Jahre 1627 finden wir einen i'eter Carlon. Maurer in 
Lcoben, und um die Wende des 17. Jahrhunderts den 
Baumeifter Joachim Carlon in Graz, welcher 1684, 
16K5, 1696 und 1697 am Schlöffe Eggenberg baute 
und in den Jahren 1701— 1725 die prachtige Stiftskirche 
von I'ollau erbaute, die fchonftc Kcnaiffance- Kirche 
der Steiermark, welche dadurch im hochften Grade 
intcrclTant ift, dafs fic in der Zeit der wilderten 
Barocke ganzüberrafchend reine Rcnaiffancc- Formen 
aufweift. 

Da unfere gegenwartige Arbeit als Fortfetzung 
und Schlufs des oben citirten Artikels über das 



Maufolcum Erzherzog Carl II. in Sekkau betrachtet 
werden mufs, fo fei uns auch noch gemattet, über die 
Nachfolger Alexander dt Verda's Einiges anzufüger». 
Alexander de l'erda, welcher über die vielbemangelte 
Rechnung für den Bau des Maufolcruns mit der Re- 
gierung in einen Prozefs gerieth, fcheint nach 
Erledigung dcsfclben in feine Heimat zurückgekehrt 
zu fein, denn er kommt nach 1597 in den Acten nicht 
mehr vor. DeflTcn Bruder Sian Antonio, welcher IJ62 und 
1563 beim Bau des Landhaufcsin Gratz unter Domenicio 
de Lalio, und auch beim Maufoleum in Sekkau th.itig 
war, fcheint Alexanders Nachfolger in Gratz geworden 
zu fein, denn wir finden ihn im Jahre 1598 als Bau- 
meifter der Burg von Grätz. Vom Jahre 1602 datirt ein 
Gefuch der beiden Brüder Joh. liaptiß und Peter de 
l'erda um Ausfolgung ihres bei der Regierung er- 
liegenden Vermögens, damit fie, nachdem fic das 
Jefuitcn-Collegium abfolvirt, eine Reife in das Ausland 
machen können. Ob diefe Brüder Söhne des Alexan- 
der oder Gian Antonios waren, konnten wir nicht 
ermitteln. Der eine von ihnen : Dr. Joh. Bapt de l'erda, 
wurde im Jahre 1O11 kaiferl. Kammer Trocurator in 
Gratz. 



Reife-Notizen über Denkmale in Steiermark und Kärnten. 



Von l)r Karl Um) 



XII. 



(Mll ? Tell.lllllAjMlmHvn.) 




PIK bringen in Fig. 1 nachtraglich die Abbildung 
eines Details des romanifchen Portals der 
Kirche zu Berg (f. LXII). 
Die Kirche zu Oetting iit ein kleiner Bau, dcrteJl 
Prcsbyteriurn noch in die Zeit der Spät-Gothik zurück 
reicht. Das Schiff ift dach gedeckt (Fig. 2). Der Thurm 





ficht rechts neben dem l'resbytcrium, enthalt im Krd 
gefchoffe die Sacriftci, einen Raum mit Kreuzgewölbe 
überdeckt, und endet in eine hohe Spitze. Die Kirche 



enthalt das Grabmal des Chriftoph vom Graben zum 
Stein f i'<-H und eine alte, fehr tüchtig gearbeitete 
Georgs-Figur, der untere Thcil des Tauflteincs ifl alt. 
An der Evangelien Seite eine kleine Maucmifchc. In 
der Nahe liegen die Ruinen Fifchbcrg und Stein. 




Online 1 



Die Pfarrkirche in Oberdrauburg ift im Jahre 1819 
erbaut worden, nur der allcinltchcndc Thurm ift alt, er ift 
viereckig. mit Spitzbogcnfcurtern ohne Maafsuerk. Ein 
altes gut erhaltenes Speifegitter von ;_;uter Schioller 
Arbeit. Die Haufcr des Marktes meillens alt, an 
einigen Reite alter Malereien. Bei Oberdrauburg drei 
Ruinen. 

Hoch über Oberdrauburg liegt -die interciTaritc 
Kirche zu /.wnkenbi-rg. Der Gruiidrifs 'Fig. 3} Eeigl 



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c 



ein quadratifches Presbylerium mit einfachem Kreuz- 
gewölbe und Harken Kippen, die auf unförmlichen 
Capitälcn auffitzen. An den Ecken find die l'res- 
bytcriums-Mauern verftarkt, nordlich fchlicfst fich 
daran der fchlanke, mit Giebeln und einem Achteck- 
hclm verfchene Thurm. Im Erdgefchofsc des Thurmes 
findet fich die Sacriftei, die Stiege in die Thurmltock- 
werke Iteigt hinter dem Hoch -Altäre hinan. Im 
(ilockenhaufe zwcithciligc Spitzbogcnfenfter mit Fifch- 
blafcn-Maafswcrk. Im Schiffe Travecs mit Netzgcwol- 
ben, deren Kippen auf kräftigen Dicnftcn auffitzen, die 
nach Art einfpringender Strebepfeiler conflruirt find. 
Der Orgel Chor ein neuer Einbau. 

Die Gewölbe des l'resbyteriums find bemalt mit 
den Bruftbildern dcrEvangcliftcn. In der Ecke folgende 
Infchrift: -!)<> man c zahlt nach der gepurd unfercs 




Ritt tZwicIcrnlicrg.' 



herrn Jefu Chrifli Taufend vierhundert und darnach in 
der acht und dreiffigften jar AnSat Lucafabcnt." Auch 
die Gcwölbcfelder des Schiffes find bemalt, auf dem 
Schlufsflein der Doppeladlerfchild und der Bindcn- 
fchild. An der Südfeitc aufsen wichtige Bilder aus der 
Legende des heil. Leonhard, und ein St. Chriftoph. In 
der Kirche zwei Figuren aus 1600. [Florian und Georg.) 
Die Fenfter umgeftaltct. 

In der Kirche findet fich der Karten eines fehr 
fchonen Flügel-Altars mit reichem Schnitzwerk und 
den bemalten Figuren: St. Leonhard, St. Laurenz und 
St. BcncdiiFtiis. In der Umrahmung kleine Figuren in 
Kanken. Auf den Flügeln zwei Heilige, einer mit 
Krone und Kad, der andere mit Krone, Kelch und 
Huch; auf der Kückfeite St. Sebartian; im anderen 
Flügel St. Leonhard und St. Georg mit dem Lindwurm. 
Im Hintergründe beider Bilder Städte mit vielen 
Thürmen. Kückfeite: St. Chriftoph. 

Von intereffantcr Anlage ill die Dionyfius-Kirchc 
in Ir feiten; das Presbyterium befiehl aus einem Qua- 
drate mit Kreuzgewölbe und fehweren kippen auf- 



ruhend aul Viertelfäulchen in den Ecken (mit Eck- 
knollcn an Bafeni und aus einer halbrunden Apfis, in 
die drei fehr fchmalc fpitzbogige Fenfter mit gothi- 
fehem Stabwerk eingefügt find, offenbar an Stelle der 
alten romanifchen Fenfter. Das Langhaus ift zwei 
fchiffig. das Netzgewölbe befteht aus fechs Feldern, 
die Kippen laufen auf rtark vorfpringenden Dicnrtcn 
und in der Mitte auf den zwei runden Säulen an. 
Inlerelfant ift die ftarke Vcrfchicbung der Kirchenaxc, 
wie fie aus Fig. 4 erfichtlich wird. 




Flg. 4 llrklicn i 



Die Fcnftergertaltu ngen flammen aus neuerer 
Zeil. Der Thurm (teilt links der Facadc. faft ganz 
ifolirt und gehört der romanifchen Zeit an, dreifach 
gekuppelte Fenfter in der Glockenhalle, das Gefchofs 
darüber mit dem Spitzbogcnfcnfter und die Spitze mit 
den vier Giebeln gehören der Spat-Gothtk an. 

In der Vorhalle ein Flügel- Altar, wahrfcheinlich 
der ehemalige Hoch- Altar, beftchend aus Kalten und 
Predella, auf der letzteren Johannes, Paulus und 
Florian, alle drei auf grünem Grunde, nimbirt. Im 
Kalten: Ein Bifchof mit einer Kirche und einer Hacke, 
ein Kitter auf ein Skelett (Teufel, Drachen) tretend, 
gemalt auf blauem Grtmde;aufsen der heil. Andreas, ein 
Heiliger mit einem Kelche (in Schwach-Keliefi und in 
der Mitte die heil. Dionifius, Leonhard, und ein Konig 
mit Sccptcr Itarkes Keliefj auf blauem Grunde. 



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CI 



Die Filial-Kirche zu Rittersdorf (Fig. 4) hat cin- 
fpringende Strebepfeiler, Netzgewölbc im Schiff und 
l'rcsbytcrium, einen Thurm mit Giebeln und fpitzen 
Helme. Das Portal fpitzbogig und profilirt. F.infaehe 
Sacraments-Nifchc. 




Fig. 4. lKiUci*<1orf.> 



Die Thurmfcnlker haben reiches Maafswcrk und 
find einmal gcthcilt. Ander Sacrillei-Thüre ein hubfehes 
Hefchläge. 




Fig. 5. (Weifacli.) 



An der Aufscnfcitc ein riefiges Chriftoph-Gcmälde 
theilweife mit Reliefs, dann eine Krönung Marien's und 
St. Florian; diefe Bilder erinnern lebhaft an jene der 
Michacls-Capcllc zu Berg. 

Die Kirche in Greifenburg ift mir im Prcsbyterium 
als fpatgothifcher Bau erhalten. Dasfelbc beficht aus 
einem Jochcund dem dreifcitigcnChorfchluffc mit Netz- 



gewölben und halbrunden Dicnflen als Kippentrngcrn. 
Die drei Schlufsftcine find decorirt. Der Thurm links 
vom Prcsbyterium ifl in feinem untertn Theile mit 
diefem gleichzeitig. Die Sacriftei theilweife gothifch. 
desgleiciicn das Portal, an deren Thür ein altes He- 
fchläge Das ScitcnfchiffPortal ebenfalls fpitzbogig 

Am Friedhofe eine kleine gothifche Capelle. 

Die Kirche in Weif ach befteht aus drei Jochen 
mit Nctzgcwolben und runden Dicnflen als Schiff 
(aufsen ein einfacher Schragfoekel) und aus einem 
Joche und dreifeitigem Schluffc als Prcsbyterium. Die 
reicher proülirten Kippen laufen auf Dicnrten mit 
Capitälen auf. Im Prcsbyterium ein stweithciligcs 
Fenfter mit Maafswcrk. Thurm und Sacriftei beiderfeits 
des Presbyteriums urfpriinglich gothifch. Das Portal 
an der Fac-idc reich profilirt (Fig. 5}. 




Fig. b • I .in il. 1 



Die Kirche zu Lind (Fig. 6) umfafst im Langhaufc 
vier Schiffe mit intereffantem Netzgewulbe mit ein- 
fachen Rippen, mit einfpringenden Strebepfeilern 
(theilweife find die Rippen weggcfchlagcn). Das Prcs- 
byterium, das vom Schiffe durch einen kraftigen 
Triumphbogen getrennt wird, und aus Joch und drei- 
feitigem Schluffc beftcht, bat einfache Krcuzgcwölbc- 
Conftruflion. Der Thurm theilweife noch urfprünglich, 
auf der einen Seite mit einem drcitheiligcn Schall- 
fenfter. Aufsen ein rothmarmorncs Grabmal mit einer 

Ritterfigur, Schrift unleferlich iNicolatis h\$\\\. 

Kli-incs gothifches Kirchlcin zu Gajaeh mit Glasgem.il- 
den aus 1496, darauf der heil. Andreas. 



Notizen. 



49. (Funde im römifehen Wtls.) Das Coemcterium 
der Colonie Ovilava (Wels) erftreckt fich im Südweflen 
der Stadt, im Orte St. Bcrnardin, zu beiden Seiten 
der nach Salzburg führenden Rcichsftrafse, die mit der 
alten romifchen Reichsftrafse wahrfcheinlich zufam 
menfallt. An der linken Seite dcrfclbcn (d. i. an der 



örtlichen) fand man im Jahre 1856 zahlreiche Gräber, 
als für die neue k. k. Cavallerie-Caferne ein Marodc- 
Stall gebaut wurde; es zeigten fich beide Bcgrah- 
nifsarten angewendet: die Bcftattung unverbrannter 
Leichen, mit den üblichen Beigaben und die Bei- 
fetzung von Lcichenhntndcn in Thongcfafsen. doch 



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CII 



and man letztere viel häufiger geübt als erftcre 1 
Aul der reihten Seite der Reichsftrafse traten Ende 
des Jahres 1878 abermals Grabfunde auf, als Mauth- 
pachter Herr Hörzing ein Grundftuck neben feinem, 
hart an der Strafse liegenden Haufe reguliren liefs; 
über fie hat Herr G. Pükltr einen treulichen Bericht 
im „Weifer Anzeiger" (7. Deccmbcr 1878, Nr. 49) 
veröffentlicht. Auf jenem Grundftück wurden nach 
und nach acht Grabftcllcn aufgedeckt, ungerechnet 
einzelne Hruchftucke von Thon-Urnen. Es zeigten fich 
hier zumeift Leichenbrande, die in verschiedener, 
manchesmal recht eigentümlicher Weife geborgen 
waren. So fand man gleich zu Anfang eine eiferne, 
mit zahlreichen Nieten befchlagene Truhe, um die 
in der Mitte überdies eine eiferne Kette aus achter- 
formigen Gliedern gezogen war. Der Roft hatte den 
Behälter ftark zerfreflen, fo dafs man ihn leicht offnen 
konnte; man fand darin eine Stcinkiftc von 67 Cm. 
Lange, 45 Cm. Breite und 47 Cm. Hohe; in diefer 
wieder lagen die Brandrede einer erwachfenen l'crfon 
und eines Kindes, dabei zwei Bronze-Münzen von 
Antonius Pius und Fauftina d. )., dann eine Thon- 
lampc mit dem Stempel PATerni. Daneben ftanden in 
der Erde in rcgclmäfsigcn Abftändcn vier Urnen aus 
fchwarzein Thone, von deren einer der Inhalt : Afche, 
Kohlcnrcdc und ein Glasgefafs conftatirt ift. Ein 
anderesmal hatte das Urnenbehältnis eine Säulen- 
form, es war ein Cylimier aus Tuffftein mit Deckel, 
60 Cm. im Ganzen hoch, davon auf den Deckel ein 
Drittel entfallt, und34Cm.Durchmcffer. Es enthielt eine 
20 Cm. hohe und ebenfo weite glaferne Afchcnurnc 
mit Brandreftcn und einem Thrancnflafchchen. Wieder 
in einem anderen Falle fcheint die Beifetzung ftatt- 
gefunden zu haben, indem man den Leichenbrand und 
die Beigaben in eine Ilolskiße cinftellte. * 

Im allgemeinen bildete die Grundlage der ein- 
zelnen Gr ab Ii eilen, die ziemlich dicht neben einander 
gereiht waren, eine mit Kalk gemengte Schotterlagc, 
bedeckt mit einer eigentümlichen tieften warzen Erde, 
in der fich Afchenfpuren bemerken liefsen. Dicfe 
Zurichtung der Schottcruntcrlagc wurde regclmäfsig 
und fachgcmäfs ausgeführt, wie aus dem Umftand 
zu erfchen ift, dafs man in der Nähe einer folchen 
Schichte eine noch ziemlich gut erhaltene Kelle aus 
Eifcn getroffen hat. Auf diefe Schichten ftellte man 
dann die Afchenbehältcr, bei Vcrmoglichcrcn Glas- 
urnen in Stcinkiftcn, bei Acrmcren Thonurnen ; die 
Afche ganz Armer wurde auch ohne Behälter bei- 
gefetzt. Manchesmal fand man die Stcinkiften von 
einer Reihe von Urnen, meifl aus ungebranntem Thon, 
umftellt, fie enthielten entweder wieder Afche oder 
Beigaben ; auffallend ift, dafs man bisher, mit einziger 
Ausnahme einiger eiferner Pfeilfpitzen in der Nahe 
einer Urne, keine Waffen gefunden hat. Die grofseren 
Beigaben und auch grofscre nicht ganz verbrannte 
Knochen fcheint man abgebogen und zerbrochen zu 
haben, um fie in den Urnen unterzubringen. 2 

Die Münzen auf dem Horzing fchcn Grunde nachft 
dem Wohnhaufe rührten aus der Zeit von K. Vespasian 
bis Gallienus her, alfo bis circa 268 n. Chr. ; fpatere hat 

• G*iit*rtT. <>■• romifrb«» C.r»l..r bei W.U. in de« Reitrar.en der. 
Miileue.» FrWWitM CaroJinuti. «ur Land' .lunde in OrrWrreich ob der Enn«. 
1II4;. S. sstt (. 

: rerfl. lim Beruht de* Herrn ,J.>re|.h v A*'A*, V V Conlervator*. in 

tfefai Hink 1U1, i.xxi 

• „Weife, A«rir..r' ,»».. Nr j. von Herr» G Vukltr 



man dort nicht getroffen. Dies fcheint in Verbindung 
mit dem Uebcrwiegen der Leichenbrande gebracht 
werden zu muffen ; wenigftens hat man auf der andern 
Seite der Strafse bei der Cavallerie-Cafcrnc, wo mehr 
Fälle von Beifetzung der Leichen vorkommen, Münzen 
auch aus der Zeit nach Gallienus, von K. Claudius II., 
Aurelian, Conftantin d Gr. und Gratian, alfo bis 383 
11. Chr. ausgehoben. 

Die epigraphifchc Ausbeute auf dem Coemeterium 
befchrankte fich bisher auf die in Curfiv-Schrift ein- 
geritzten Namen: Aufon(ii)? et Juliani auf dem Blei- 
decke! einer Glasurne, * dann auf die Töpfcrftempel 
an Thonlampen: CRESCE(niS, NERI, OCTAVI, PAT 
erni, VIBIANI. Anfangs Mai 1882 ftiefs man zum 
erftenmal auf einen Grabftein mit Infchrift. 

Man kam nachft dem Haufe Nr. 36 in St. Bcrn- 
hnrdin, rechts an der Reichsftrafse von Wels nach 
Salzburg, gegenüber der Cavallerie-Cafcrnc (Richtung 
gegen Gunskirchen) abermals auf ein Römergrab mit 
Leichenbrand. Bei dem Ausheben der F>dc für die 
Fundamentirung eines Neubaues fanden die Arbeiter 
zehn Schritte von der Reichsftrafse abfeits und in 
einer Tiefe von nur einem halben Meter zwei mächtige 
Steine: eine Deckplatte von 2 Meter Lange und 0 5 M. 
Breite, in «1er Mitte vorgewölbt, und einen Grabflein 
von 1 M. Länge und '/« M- Breite mit der unten mit- 
geteilten Infchrift. Dabei ftand eine Urne aus Glas 
mit den Reftcn des Leichenbrandes und ein Thon- 
gefafs, welches aber leider beim Aufgraben zertrüm- 
mert wurde. 1 An derfclbcn Stelle wurde ein Silbcr- 
Ouinar K. Hadrian, Mittel-Bronzen von dcmfelben, von 
Fauftina d Ac. und anderen Kaifern, dann eine 
Haarnadel aus Bein, ein Griffel und ein Befchläge aus 
Bronze, eine Fibula mit filbernen Ringelchen , ein 
gefchnittener Stein mit den Buchftabcn I' AD und ein 
bronzenes Figürchen (Fechter), diefcs leider mit alt 
abgebrochenem Kopf, endlich ßruchftücke von Ge- 
fafsen mit Terra figillata gefunden.* 

Der Grabflein, welcher unten befchädigt ift, trägt 
eine funfzeilige Infchrift, welche nach der mir zur 
Anficht cingcfcndctcn Abfchrift des Herrn Pichler 
lautet: 

SACIIIIAK C F 
FLORF.NTINAK-ANXX 
I ■ IVLIVS. VERECVNDVS 
COMVGI VF 
S SIBI ET SVIS. 

Anfanglich glaubte ich nach Analogien, die ich 
im Corpus infer. lat. (III I, 4418) fand, den Namen der 
erften Zeile SACIOIAF. und das Pracnomcn der dritten 
L lefen zu follen. An letzterem halte ich noch jetzt 
feft. bezüglich des erfteren aber bemerkte mir Herr 
Dr. Moriz Iloernes, der an Ort und Stelle einen 
Papierabdruck von dem Steine nahm und diefen genau 
bcfichtigte, dafs zwar (.' vorhanden fei, T diefem aber 
vier haftae folgen, fo dafs an ein Zufammcnfaffcn der 
beiden mittleren in ein D nicht gedacht werden könne. 
Auch feien an K und L die Cjuerftriche fehr kurz 

' üinlirrm a O. - Vgl C.J L III a, p ftt u nm«. Pni i»lr.r«ir.iiir 

Objekt rtiidel (»er. leut im Mufcum von Lim. 

1 Vrr,;t die N..titen im „Weifet ABieicer" vom f. und 13, Mai 1B8? 

(Nr. iB und in) 

• Silir.flli.hr Mitthcilung. welch* Herr Joferiri v AW, lr k. Cotifrrvator. 
ctnr-ufendrn die liule haue. I>ie tulelrt angefuhften Objecle irelauKten an dar 
Mllfeil«. Krancitcu Carulinum 1» Liol- 

I Hm von AVA* »ahnt deutlich 0 wahr, ebenfo Herr PükUr. 



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cm 



gcrathcn. Herr v. Kolb hat am vierten Buchftabcn einen 
Qucrftrich wahrgenommen. Vielleicht ift es nicht all- 
zugewagt, an den Namen Sacillia oder Sacretia zu 
denken ; letzterer kommt auf Infchriftcn in Nieder- 
Oefterrcich und Steiermark öfter vor C. J. L. III, 2, 5512 
5316, 3517.) Ks wurde darnach zu Icfen fein Sacilliac? 
Sacrctiac? C(aii F(iliac), Florcntinac, an(noruni) XX, 
L(ucius) Julius Vcrccundus conjugi v(ivus) f{ccit) fibi 
et fuis. 

Zum SchlulTe fei noch eines Grabfundes erwähnt, 
welcher gleichfalls in nachfter Nahe von Wels, aber in 
entgegengefetzter Richtung in dem Orte Aigen, ge> 
macht wurde. 1 Im rückwärtigen Theile des Gaft- 
gartens des Herrn Viertbauer, nächft dem Luithaufe, 
hart am Abhang, traf ein Mann, der um einen Garten- 
zaun auszubcfTcrn die Erde einen Schuh tief abgrub, 
auf das Skelett eines grofsen Harken Mannes mit 
vorzüglichem Gebifs, aber zerdrücktem Schädel; es lag 
in der Richtung gegen Oden, gerade ausgeflrcckt, die 
Arme an die Hüften gcfchloffen, zwei rothgebrannte, 



in Form eines Triclinum umgebene horizontale Uhr 
(Lacunac). die fechste endlich eine kleine Rcifcuhr, für 
Rom und Ravenna gerichtet; eine Bronze-Scheibe, aul 
deren beiden Seiten Analcmmen in Silberfaden ein- 
gelegt find. 

Gütigen Mittheilungen des Herrn Correfpondenten 
der Central-Commiffion, Gymnafial-l'rofefTbr Heinrich 
Majonica in Görz, verdanke ich die Kenntnis von 
einem neuen Funde diefer Art und die Zufendung 
einer Zeichnung, die von I Ierrn Mastrella angefertigt 
und in Fig. I und 2 in Holzfchnitt wiedergegeben ift. 

Im vergangenen Herbfte (1881) gerieth man auf 
einem Grundflücke des Herrn Haron von Kittcr- 
Zahony an der Strafsc nach der Bcligna. gegenüber 
von dem neuen Staats Mu(cum, auf altes Mauerwerk, 
in welches unter reichlicher Anwendung von Mörtel 
mehrere Bruchftückc von Infchriftcn, Grabdenkmalen, 
Rupfe und andere dergleichen Ucberrefle einge- 
mauert waren. Unter ihnen werden von Herrn 
Majonica befonders drei Köpfe angemerkt; einer 




l-'ig. I, 2. ( A^uilcia ,< 



ausladende Thongefafse und ein Glasgcfafs mit langem 
Halle ftanden dabei. Beigaben und Skelett lagen in 
der blofsen Erde. 

Man hat fchon im vorigen Jahre die Spuren einer 
Waffcrleitung und ein Fragment eines Gefafses aus 
Terra fiyiUata ebenfalls in Aigen gefunden; im 
Gaftgartcn des Herrn Viertbaucr's zeigten fich auch 
Ueberrefte alter Grundmauern. 

Kenner. 

50. (Sonnenuhr in Aqutleiti.) Im VI. Bande der 
neuen Fol^e diefer Mittheilungen (1880, S. I f.) habe 
ich fechs Sonnenuhren befprochen, welche alle in 
Aquileia gefunden worden find; vier von ihnen find 
hemifpharifeh gebildet, von diefen wieder zwei ohne 
I'oftamentc, zwei andere mit den alten reichverzierten 
Sockeln verfehen. Die fünfte ift eine, mit Sitzbänken 

1 Millhcitunc do Herrn Ii. Ptik/rr im „Weiler Aillcifer", If M-n 



weift eine grofse Aehnlichkeit mit dem bekannten 
Socrates-Typus auf, ein anderer zeichnet fich durch 
gnifscre Proportionen und die Achnlichkdt mit dem 
fogenannten Scncca (nach Uilthcy Fhilclas von Kos) 
der dritte (von einer Stadtgottin) durch Schönheit aus. 
Auch eine Sonnenuhr fand fich als Baumatcrialc zu 
diefer Mauer verwendet. 

Sie hat die Form einer Sonnenblume offenbar 
mit Beziehung auf die Sage von Klytic, einer von 
Apollo geliebten Nymphe, die von diefem vcrlaffcn 
wurde, weil fie aus Eifcrfueht fein Verhältnis zu 
Lcucothea dem Vater der Letzteren verrathen hatte. 
Klytie grämte fich zu Tode; neun Tage und Nächte 
blieb fie mit ungeordnetem Haare unter freiem Himmel, 
theilnahmslosgeyendie anderen Nymphen, ohne Trank, 
und Speifc, nur von Thau und Thronen fich nährend, 
unbeweglich an die Erde geheftet und unverwandt 
nach dem Angefleht des Sonnengottes fchauend; fo 
wurde fie fchliefslich in eine Sonnenblume verwandelt. 



vii i. N, 1 



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CIV 



die mit ftarkem Stengel an der Erde haftend noch 
heute ihre Blüthc immerfort der Sonne zuwendet 
(Ovid Metamorph. IV, 256 fT). 

In finnreicher Weife ift das Motiv, welches in der 
fehonen Sage geboten war, benützt worden, um der 
Sonnenuhr die äufserc Form einer Sonnenblume zu 
geben; man erkennt aus der Seitenanficht den 
Stengel, von welchem aus einem Blatterkreife die 
Blüthe hervorwächft, die eine beftimmte der Polhohc 
des Ortes entfprechende Neigung hat Am Rand des 
runden Kelches treten die Spitzen der vielen Blatter 




Hg. 3 (SahbatgO 

der Blüthc wie ein zierliches Ornament vor. Das 
Innere ift wie bei anderen hemifpharifchen Sonnen 
uhren gebildet, kugelförmig mit dem Analemma in 
vertieft angezeigten Linien. Der DurchnK-lfer der 
Aushöhlung betrug bei 33 bis 35 Cm. Die klcinftc 
Kreislinie bezeichnet das Winter-Solftitium, diemittlerc 
die AequtflOCtien, die untere, wcitcflc, das Sommer- 
Solüitium. Sic werden durch lieben Stundcnlinien 
^etheilt. die Mittagslinie und je drei Linien auf beiden 
Seiten Die Uhr war aifo für fechs Stunden von 10 Uhr 
Vor- bis 3 Nachmittag berechnet, was, wie in anderen 
ähnlichen Fallen fehr wahrfcheinlich mit der Be 



fchaffenheit des Aufftcllungsortcs zufammenhangt. Sic 
ftand wahrfcheinlich auf einem viereckigen Poftamente, 
aus welchem der Stengel hervorkam. Der erhaltene 
und hier abgebildete Theil hat einen halben Meter 
Höhe; nach dem Beifpiele, welches die Sonnenuhr mit 
erhaltenem Poftament. die aus der Sammlung Zanini 
in die Antiken Sammlung des Allerhöchflen Kaifcr- 
haufes gelangte, darbietet, dürfte das Poftament, 
auf dem es ftand, mindeftens die gleiche Hohe gehabt 
haben. 

Kenner . 

51. (Antikenfund bei Salzburg.) Bei einer 
Reparatur der Kirche Maxglan (welche dem 
Bau-Styl nach aus dem Ende des Mittelalters 
ftammt) wurde einem Berichte des Confcr- 
vators Richter zu Folge in dem Thurmgemache 
ein fehr fchoner romifcher Grabftein eingemau- 
ert gefunden. Man wollte einen Haken in die 
Wand fchlagen, fand aber an mehreren benach- 
barten Stellen den gleichen Stein, bis endlich 
ein Mortclftück abfiel, und den linken Theil 
des Kopfes bioslegte. Darauf wurde der Stein 
aus der Wand gehoben, und es zeigte fich eine 
Platte rothen Aäneter Marmors, oben und unten 
befchadigt, fonft aber leidlich erhalten dar- 
auf die wenig verftümmelte Darftcllung eines 
Jünglingskopfcs in einer Nifchc, dann Epheu- 
Gerankc in den Randlciftcn und eine Infchrift, 
welche lautet: Peregrino, Jul^ii) Morcdati f 
fcr(vo) ann(orum) XXI. Spcratus et Peregrina 
parentes. V(ivcnter) (feecrunt). Das Salzburger 
Mufeum enthalt keinen Grabftein fo reicher 
Ausftattung. Die Platte ift 09 Cm. hoch und 
67 Cm. breit. Befonders intereffant erfcheint 
der Umfland, dafs diefes Monument aus jenem 
fo weit verbreiteten rothen Salzburger Marmor 
gearbeitet ift, welcher im Mittelalter zu Grab- 
platten in ganz Süddcutfchland und Ocftcr- 
rcich fehr gefucht war, hingegen bei römifchen 
Monumenten hier noch nie beobachtet wurde. 
Ks ift dies nicht Unlersberger Marmor, fondern 
er bricht am rechten Salzachufer gegenüber von 
1 lallein. vorzuglich bei Adnet. Noch jetzt wird 
er zu Pflarterungen, Fcnfterbrettcrn u. dgl. ftark 
benützt; auch die 12 M. hohen Saulenfchaflc in 
der Vorhalle des neuen Parlaments-Gebaudes 
(lammen daher. In Maxglan wurden fchon 
mehrere Infcriptionen und andere römifche 
Reftc gefunden. Ks ift hier wahrfcheinlich die 
Strafse von Juvavum nach Wcftcn durchgegan- 
gen, und es mag dafelbft eine der Stadt Juvavum 
benachbarte Anfiedlung lieh befunden haben. Die 
Entfernung von jener betraft 30 Minuten (Fig. 3}. 

52. Confervator Org/er hat an die Central-Commif- 
fion über die im vergangenen Herbfte und Winter 
unternommenen Nachgrabungen berichtet. Die Gra- 
bungen im Dolfach felbft leitete der Lehrer Mich. 
W'eiskoff. Confervator ( ^rg/cr befuchte die Grabungen 
dreimal, wol'clbft er eines der aufgedeckten Hypokau- 
ften noch offen fand. Nachdem lieh derfelbe über die 
bisherigen Ausgrabungspl.itzc, foweit es möglich war, 
orientirt hatte, wurde an einer Stelle, wo aus dem 



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cv 



Boden eine alte Mauer hervorragte, der erfte Gra- 
bungsverfuch gemacht. Es fanden (ich Rclle von 
einem Eftrichboden , verfchiedene Verputzftückc, 
Eifennagcl, Ziegeltrümmer, Schutt eines cingeftiirzten 
Hypokauftums. das auf einem Eftrichboden geftanden. 
offenbar die Reftc eines Wohngebaudcs mit untcr- 
irdifchen Ilcizraumcn. Durch cliefe vollftändige Zcr- 
Itörung beftätigte fich die Vermuthung des Confer- 
vators, dafs nämlich die hier geftandenen Gebäude 
nicht durch Austritt des Dcbontbaches zerftört 
wurden, fondern im Verlaufe der Zeit zu Grunde 
gingen, daher auf hiftorifch intereffante Fundftückc 
kaum gerechnet werden könne. Eine weitere Bios- 
legung der SchuttmalTen fchien zwecklos. In der 
Folge wurden die Grabungen an einer Stelle auf- 
genommen, an der fich im Jahre 1858 Graber fanden. 
Nachdem man an mehreren Stellen fehr tief gegangen 
w r ar, kam man endlich am II. Janncr 1882 auf einen 
Marmorftein von circa 32 Zoll Länge und 11 Zoll Breite 
bei 1 Kufs Dicke mit fein behauenem (iefimfe. Man 
hat auch einige Graber gefunden. Deckel, Boden und 
Seitenwande beftanden aus Platten von l'erlglimmer, 
leider vieles fehr verwittert Von der Anlage eines 
erhöhten Kopflagcrs wurde nichts wahrgenommen, 
dagegen fand man einen ungewöhnlich grofsen Schädel 
in einem Sarge fammt fehr grofsen Knochen, von 
denen ein Schenkclbein einen geheilten Beinbruch auf- 
weift. 

53. Corrcfpondent Schramm machte der Central- 
Commiffion die Mittheilung, dafs im Monat April d. J. 
im Garten des Capucincr Klofters zu Capo d Iflria bei 
einer Fundament- Aushebung in der Tiefe von 2 M. ein 
Brunnen entdeckt wurde, welcher mit einer gut 
bearbeiteten Steinplatte bedeckt war. Unter der 
Kalk und Mortelfchichte fand man folgende Infchrift: 

r> m • 
Lvcm 

AK DIG 
NITAS 

5 SOKORI 
BM 

Bei Ausgrabung eines alten Eichenftockcs am 
Rande des Kaifcrwaldes bei l'ola wurde im Mai d. J. 
das Fragment eines römifchen Grabfteincs entdeckt- 

l-L.... 
SIBIKTAi 
TI-AVGVS 
5 CONIVGIi 

KT • LICKRTk 
OVAI 

Ein weiterer Fund eines Infchriftftein-Fragmcnts 
wurde bei Dcmolirung eines Uaufes am Nordweft- 
Abhange des Caftcllbcrgcs in l'ola gemacht, der Stein 
kam in das Local-Mufeum 

IC 
PAVIAC 
DEM M 
5 MKWSS 
DVMSAV 



Endlich fand man bei Demolirung einer Mauer am 
Sudweft Abhänge des Caftellcs in der geringen Tiefe 
von 25 Cm. einen Stein (68 Cm. lang. 33 Cm. hoch), 
darauf ein im Laufe ftürzender Stier, auf deffen Kucken 
eine halbbekleidete Figur kniet, im Vordergrunde ein 
Hund, der gegen den Stier fpringt, rechts eine im Ver- 
hältnis zum Ucbrigcn kleine Figur mit gekreuzten 
Füfsen. 

54. Confcrvator Kolb berichtete an die Central- 
Commiffion, dafs beim Umbaue des Haufcs Nr. 20 
Jofcphsplatz in Uns vin 20 Cm. langerund 18 Cm. hoher 
fitzender Löwe aus rothein Steine, dann ein Capitäl 
mit einem Widderkopfe, letzteres 20 M. hoch und 
19 Cm. breit, gefunden wurde, welche beide Gcgcn- 
ftände an das Landes-Mufcum abgegeben wurden. 

55. Das k. k. Unterrichts-Miniftcrium hat mit dem 
Erlafse ddo. 1. Juni 1882 zur Forderung der cultur- 
hiftorifch und archäologifch belangreichen Ausgra- 
bungs-Arbeiten in Laibaclter Moore den Betrag von 
500 (1. als Unterftützung gewidmet. 

56. In den letzten Wochen des Jahres 1881 ift, 
wie Confervator^ LüJ'sm r unterm 8. Mai 1882 berichtet, 
in dem Dorfe Stork im Bürglitzcr Bezirke ob dem 
linken Ufer der Beraun gelegen, ein alter Begräbnis- 
platz entdeckt worden. Als nemlich das unmittelbar 
hinter den Gebäuden des Dorfes gelegene, Hlinstc 
genannte Grundftück zur Herftellung eines Hopfen- 
gartens umgearbeitet wurde, kam man in geringer 
Tiefe, die an einzelnen Stellen kaum 27 Cm. betrug, 
auf menfehliche Skelette, deren allmälig 17 aufgefunden 
wurden. Sie lagen alle in einer Reihe, ausgeftreckt, 
die Arme längs den Seiten des Körpers, etwa einen 
Meter von einander entfernt, in der Richtung gegen 
Nordoft, mit alleiniger Ausnahme eines etwas kleineren 
und fchwächcrcn Gerippes, das fich in der entgegen- 
gefetzten Lage befand. Die Graber waren an der 
Oberfläche durch nichts angedeutet, da das Grund- 
ftück vollkommen eben war, doch gewinnt es nach 
den Angaben der Arbeiter den An- 

fehein, dafs die einzelnen Gräber im ^§)JjÖ/~^ 
Innern ausgefchmiert um! ?5F^ \\ 

bräunt waren, indem fich die Erde f^W^ \% 
auf den innern Seiten der Gräber kil ' J 

durch Farbe und Härte von dem 
übrigen Erdreich unterfchied. Den ^H|^^^^ 
zucrlt gefundenen Skeletten wurde Fjg 
von den Arbeitern keine befondere 
Aufmerkfamkeit gefchenkt, fondern es wurden die- 
fclbcn einfach an Ort und Stelle wieder begraben, bis 
die Auffindung eines kleinen metallenen Reifes zur 
genaueren Beobachtung aufforderte. Es zeigte fich 
nunmehr, dafs ftets an jeder Seite der Schädel der 
hier Beftatteten ein kleiner dicker und geöffneter 
Ring mit S-formigem Schluffc lag, wobei nur das 
oberwahntc fchwächere Gerippe infofem eine Aus- 
nahme bildete, als bei diefem an der einen Seite des 
Kopfes drei, an der andern aber zwei diefer Ringe 
lagen, welche von Silber und etwas gröfscr waren, als 
die Ringe bei den andern Korpern, welche auch nur 
von Bronze gewefen fein follen. Leider liets fich dies 
nicht mit Sicherheit conftatiren, da diefe Ringe mittler- 



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CVI 



weile von den Arbeitern verfchleppt worden waren 
und dem Confcrvator filbcrnc nur zwei vorlagen, deren 
einer vorftehend abgebildet erfcheint (Fig. 4). Der 
Durchmeffer der beiden ganz gleichen Ringe beträgt 
2 Cm., die Dicke 3 Mm. 

Es wird gewöhnlich angenommen, dafs derlei 
Ringe als Ohrgehänge gedient haben, doch feheint 
diefer Annahme wenigftens bei diefer Gattung kleiner 
und dicker Reife der Umftand zu widcrfprcchcn, dafs 
dicfelben an dem Knde, welches durch dasOhrläppchcn 
zu führen gewefen wäre, ohne jedwede Verjüngung 
geradezu abgehackt find und eine auffallende Starke 
befitzen. Sie gehören vielmehr zu den fogenannten 
Schlafenringen, welche an einem Riemen befeftigt als 
Kopfzierde dienten. Diefe dicken und kleinen Kinge 
kommen auch mit den grofseren drahtförmigen Ringen 
mit S formigcm Schlufs zugleich vor, wie z. B. in dem 
vor etwa 50 Jahren bei dem Dorfe Kluky nachft l'odc- 
brad geöffneten und mit einer MafTe von menfehlichen 
Knochen gefüllten, Mohyla genannten Grabhügel; 
» man kann alfo annehmen, dafs beide Gat- 
I tungen diefer Ringe derfelben Zeit ange- 
ig* hören. Gegen Ende des vergangenen Jahres 
wurden dem buhmifchen Mufcum draht- 
" förmige Ringe mit S-artigem Schluffc aus 
Fjg 5 Gräbern bei Hofoi'k einerfeits und bei 
Schütten hofen ^Susice) anderfeits, cinge- 
fendet, welche in beiden Fällen mit Münzen des 
Herzogs (fpäter Königs) Vratislav II. (10G1 — 1092) 
gefunden worden waren, welche mit vorgelegt wurden, 
woraus zu entnehmen ift, dafs diefe Reifen zur Zeit 
diefcs Herrfchers in Böhmen getragen wurden. 




Fig. 6. (KönicgriUi , 



Die drahtförmigen 4 — 6 Cm. im Durchmeffer 
haltenden Ringe mögen allerdings mitunter als Ohr- 
gehänge gedient haben, und es geben über die Art 
wie diefelben zufammengehalten wurden, befonders 
zwei Funde näheren Auffchlufs. Der eine wurde im 
Jahre 1853 in Koniggratz gemacht; e> war ein King im 
Durchmeffer von 4 1 , Cm. in deffen S-förmigem Schlufs 
(Fig. 5) fich noch der Kcft eines zarten Händchens von 
Leder befand. Ein anderer hierher gehöriger Ring 
von mehr gedrückter, oblonger Form iDurchmcffcr 
6'/j und 4 Cm.), gefunden im Jahre 1865 am Friedhof 
<ler heil. Kreuzkirche in Ckrudim iit dadurch inter- 
elTant, <lafs bei demfclbcn das gerade Ende durch die 



Oeffnung des S-formigen Schluffes gefleckt worden 
war und auf diefe Weife die Schlicfsung des Ringes 
erzielt wurde (Fig. 6). Schon diefer Ring deutet durch 
feine mehr oblonge Geftaltung den Uebergang zur 
neuem Form an ; deutlich ausgebrochen aber ift die- 
felbe bei einem auf dem eben bezeichneten Friedhof 
ausgegrabenen King von Metalldraht, bei dem wohl 
der S förmige Schlufs noch vorkommt, fonft aber die 
kleine Elypfe neuerer Ohrgehänge vollkommen zur 
Geltung gelangt. (Durchmeffer 20 und 27 Mm.) 

57. (DU Ausgrabungen bei Dittersdorf.) Eine 
Wegfiunde fudoltlich von Furßenfeld . unfern der 
ungarifchen Granzc, liegt der Ort Dietersdorf ; etwa 
iü Minuten von diefem Dorfe wieder fudöftlich trennt 
fich der Gemeindeweg nach Gillersdorf von jenem 
nach der Hartmühlc ab und 500 Schritte örtlich von 
diefer Gabelung befinden fich Tumuli mit Wald 
bedeckt. 

Schon lange beftand die Abficht, das Inncrc 
diefer Hügel zu erforfchen, aber die beftchende Wald- 
cultur machte das Unternehmen fchwierig. Da deva- 
ftirtc heuer die Hcfitzcrin den Thcil diefcs Waldes, 
wodurch eine Eröffnung diefer Grabhügel wesentlich 
erleichtert ward. 

Es exiftiren am bezeichneten Punkte 26 Tumuli, 
gröfserc und kleinere, in ungeordneter Weife gelagert. 
Sie find fammtlich kreisrund und beliehen aus Lehm 
mit feinem Sande gemifcht, fo wie er in diefer Gegend 
allgemein vorkommt. 

Am 14. April diefes Jahres wurde über Anregung 
der Landes -Bürgerfchullehrer Anton Kokaly und 
Hans Lange in Fürftcnfcld durch den Bczirks- 
Mufeum- Verein, der diefen Bericht einfendete, zur Aus- 
grabung gefchritten; die Arbeit dauerte 10 Tage, und 
fic fand ftets unter abwcchfclndcr Aufficht der ge- 
nannten Lehrer flatt. Bei jedem Tumulus wurde ein 
Durchfchnitt gemacht und fand man die Urnen 
meiftens in der Mitte des Hügels und etwas höher 
gelagert, als die Bafis des Grabes. 

Man fand in einem Hügel eine Afchenurnc ge- 
wöhnlicher Topfform, von grauem Thonc, ftark mit 
grobem Sande vermifcht und fchlecht gebrannt, mit 
Afchc,Knochenuberrcllen vonMenfchenund mit Kohle 
gefüllt. Eine Afchcnurne, vafenahnlich; eine Afchen- 
urnc, kelchformig; aus fein gcfchlemmtcm grauem 
Thone und fehr hubfeh gearbeitet, drei Schalen aus 
grauem Thonc, fchlecht gebrannt und von roher 
Arbeit; ein fchalcnähnli^hcs Gefafs mit einem Dreifufse 
aus gleichem Thone, ein Thränenglas, eine römifchc 
Kupfermünze; auf der Avers-Seite ift nur ein fehr 
undeutlicher Kopf und die Buchftaben VES. ., auf der 
Revers-Seite eine Siegesgöttin mit dem Theile der 
Umlchrift Victoria erfichtlich, ferner Thon- und Glas- 
feherhen, darunter der Boden eines kugelähnlichen 
Glasgcfnfses, gefüllt mit Knochenrellen, Afche und 
Kohle. 

Im Hügel II: eine Afchcnurne, aus Thon krug- 
ähnlich, eine Bronzefibel ohne Nadel, knopfähnliche 
Eifenflucke, Hark verrollet. 

Im Hügel III wurden an zwei Stellen Urnen 
gefunden , ein Thräncnfläfchchen mit Henkel, verkehrt 
trichterförmig, 12 • 5 Cm. hoch. Ein fehr zierlich ge- 
arbeitetes Stück einer Fibel aus Hronze, dann Eifen- 
theile, unkenntlich welchem Zweck fic dienten. 



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CVII 



Im Hügel IV. eine Afchenurne mit einem Drcifufs. 
un<l daraufliegenden Deckel, der leider zerdrückt 
ift. Eine Afchenurne mit Hin- und Ausbauchungen, 
zerbrochen. 

Im Hügel V: eine Afchenurne mit einem Henkel 
aus Terra figillata, zerbrochen, eine Bronzc-Fibcl. 

Im Hügel VI: einige Scherben von einem flachen 
Gefafse aus grobem Thone. 

Im Hügel VII fand man weiter nichts als einen 
auf der Kante ftehenden flachen viereckigen Stein 
aus Quarz, vom Rauche gefchwarzt. 

Mehrere Hügel waren bereits durchwühlt worden. 
Die Gegenftände wurden dem Bezirks Mufeum zu 
Fürftcnfcld einverleibt. 

Ungefähr 300 Schritte örtlich vom erwähnten 
Fundorte befindet fich ein einzelnftehcndcr Tumulus. 

Es wurde daran im Durchfchnitte von Weft nach 
Oft gegraben; bald ftiefs man auf Kafaltftcine, wie fie 
der nahe Bafaltbruch des Dorfes Stein liefert, dann auf 
Mauerwerk aus gleichen Steinen, mit Mörtel verbunden. 
Auf jeden Fall war diefer Tumulus fchon einmal 
eröffnet worden, da man gleich beim Beginne des 
Grabens eine rothe Urncnfcherbe und Knochenüber- 
refte fand. 

58. Direktor Deininger hat der Central Com- 
miffion einen eingehenden Bericht vorgelegt über die 
beendete Reftaurirung des gothifchen Thurmes zu 
1 ramin. Bei der Aufllellung des Gcrüftcs zeigten fich 
manche Schaden, die man bis dahin nicht in tlcr 
Lage war zu conftatiren. Der graugelbc weiche 
Sandftein, aus dem die obere Thurmpartie erbaut ift, 
war felbft an jenen Stellen, welche aus gröfserer Ent- 
fernung betrachtet ganz gut erhalten fchienen, morfch 
und zerbröckelte bei geringer Kraftanwendung in der 
I land. Bei geringem Winde wurden immer neue Stein- 
fplitter, kleine Krabben u. dgl. herabgefchlcudcrt, fo 
zwar, dafs es unter folchen Umft.indcn nicht ganz un- 
gefährlich war, auf dem Gerüft zu hantiren. 

Das Rcgcnwaffer, welches in Folge der im hohen 
Grade verwahrloften Bedachung der Hclmgiebcl keinen 
rcgclmäfsigcn Abfchlufs finden konnte, hatte das 
Geftein und namentlich die vorladenden Architcktur- 
details als Baldachine, Gicbclblumcn, Krabben u. dgl. 
derart durchfickert, dafs eine Beladung diefer Bau- 
theile nicht anzurathen war. Ks zeigte fich ferner, dafs 
die Helmfpitze gleichfalls geborften war, und ergab 
fich deshalb die Notwendigkeit, diefelbe bedeutend 
abzutragen und zu erneuern. Auch das Glockcnhaus 
zeigte bedenkliche Maucrrifsc, und zwar weit ärgere 
und vcrfchlimmertc, als bei der Unterfuchung im 
Jahre 1870. Es mufste daher eine kraftige Vcrfpannung 
der Wände mit ftarken Eifenfchlicfsen bewerkstelligt 
werden. 

Bei der Reftaurirung wurde dasfclbc Stein Matc- 
riale, wie es am Thurmc urfprünglich verwendet wurde, 
wieder verwendet, nur eine etwas beffere Qualität, 
da nämlich derfelbe Steinbruch zwei Qualitäten des 
Steines nach Schichten liefert. 

Die Gcfammtkoften belicfen fich auf 14000 fl. 
In die Kugel auf der Helmfpitze wurde die alte Ur- 
kunde und eine neue auf die Reftaurirung bezügliche 
eingelegt. 



59. Confcrvator Schonherr hat an die Central- 
Commiffion über die Reftaurirung des fogenannten 
goldenen Dacheis in Innsbruck berichtet. Bei diefem 
Gebäude, welches nicht, wie allgemein angenommen 
wurde, von Herzog Friedrich mit der leeren Tafche 
(1406—14391. fondern, wie Schonherr's Nachforfchun- 
gen ergaben, von K. Maximilian I. erbaut worden ilt, 
wird es fich weniger um eine Reftaurirung als eine 
Reinigung handeln. Jedenfalls wird mit der grofsten 
Pietät gegen das monumentale Bauwerk vorgegangen 
werden. 

Da das Schlofs Tyrol einer eingehenden Redau- 
rirung unter der Leitung des Herrn Sehonherr unter- 
zogen werden foll, wird zunächfl an die Anfertigung 
eines genauen Detail-Planes Hand gelegt. Das Schlofs 
ift in feiner Gefammt-Anlagc von romanifchcr Bauart 
und fomit nahezu ein Unicum. Die Reftaurirung der 
Seite des Schlolfes gegen den I lof ift einigermafsen 
fchwierig, da hier baulich am meiften gefündigt wurde. 
Wahrend an den ubrigen Seiten nur die vermauerten 
alten romanifchen Fenfter wieder aufzufchliefsen oder 
da, wo fie zerftört wurden, durch neue ftylgcrcchtc 
zu erfetzen find, handelt es fich auf der Nordfeite 
darum, das in höchft unglücklicher Weife angebrachte 
und den urfprunglicher Charakter des SchlolTes wefent- 
lich beeinträchtigende und einzelne architektonifche 
Schönheiten verdeckende moderne Stiegenhaus zu 
entfernen und den alten Aufgang fammt den Galerien 
wieder herzuftcllen. 

In der Schlofs Capelle werden die fchon begon- 
nenen Rcftaurirungen fortgefetzt, die Fenfter, die noch 
die alte Form haben, erhalten Putzenfcheiben; das 
wahrfcheinlich noch dem 13^ Jahrhundert angehörende 
Fenfter mit Glasmalerei wird neu cingcblcit, die in 
neuerer Zeit modernifirten Fenfter werden wieder auf 
ihre alte Form zurückgebracht und cntfprcchend 
verglast. Die im Zopfftyle ausgeführte Baluftrade foll 
durch eine ftylgcrcchtc erfetzt werden. 

Im grofsen vor der Capelle gelegenen Saale, jetzt 
der Ritterfaal genannt, einft der Feftfaal der alten 
Grafen von Tyrol, worin diefe urkundlich die feierlichen 
Betehnungen vorgenommen haben, werden die zuge- 
mauerten romanifchen Fenfter aufgefchloffen und das 
eine zerftörtc durch ein anderes gleichartiges erfetzt 
werden. Die technifchc Bauleitung wurde dem Leiter 
der k. k. Fachfchule in Tricnt Architekten Nordio 
übertragen. 

60. Confervator Jenny berichtete über die zu 
Ifohgau im Lechthal befindliche Scbaftians-Capclle. 
Ein oblonges Gebäude mit dreifeitigem Schiufte, 
gothifchem Portale, Fcnftergiebeln und Strebepfeilern 
aus 1487. Die Gewölberippen endigen in acht ganzen 
und zwei Viertel-Confolen mit fpitzem Abfchlufs, vier 
davon tragen tartfehenformige Schilde (Bindcnfchild, 
ein abgenfteter Stamm und zwei übers Kreuz geftclltc 
Flöfserwerkzeuge}. Den drei Fenfteröffnungen der 
Südfeitc cntfprcchcn ebenfo viele Spitzbogcnfeldcr mit 
Contour-Malercien — das Martyrium des h. Sebaftian, 
deffen Urtheil, wie er mit Pfeilen befchoffen und mit 
Keulen erfchlagen wird, vorftellcnd. Coftume und 
Bewaffnung zeitgemafs, die Kriegsknechte mit Schna- 
belfclnihen, geftulpten Hüten, fchonen Armhrüften 
etc.; intereffant ift eine Armbruftwinde. 



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CVIII 



6t. Ein merkwürdiger Fund wurde in der Dccanal- 
Kirchc zu Brüx anlafslich der Renovirungs-Arbciten 
gemacht. Es wurde nämlich, wie Confcrvator Baum 
berichtet, die Entdeckung gemacht, dafs unter dem 
aus I lolz, mit vergoldeter Relief-Schnitzerei im Spat- 
Renaiffanceflyl angefertigten Prcdigtftuhle, noch die 
urfprünglich fteinerne Kanzel intacl vorhanden fei. 
Die Holzverkleidung wurde entfernt, und alsbald pr.i- 
fentirte lieh die ganz im Style der Kirche gehaltene 
Kanzel aus Stein, mit vollkommen erhaltener Sculptur 
und Malerei, welche in allen Einzclnhcitcn den kühnen 
und wcchfelreichen übrigen Details des fchonen 
Kirchcnbaucs ftylgerecht entfpricht. Die Seiten des 
Kanzelftuhles tragen, in vollkommen farbenfrifcher 




Fig. 7. ;HciIigcnVrrii 1.) 



Unversehrtheit auf den Stein gemalt, Bildniffc des 
Heilands und der vier Kirchenvater und an der unteren 
fpitz auslaufenden Verjüngung Engclskopfe mit poly- 
chromer Ornamentik. In gleicher Weife ift auch die 
Treppe und deren Geländer gehalten. Die Tragfteinc 
des Kanzelftuhls find unmittelbar in den Strebepfeiler 
eingeladen , das Alter der Kanzel daher dem Alter 
des urfprünglichcn Baues gleich. — Die barocke, 



übrigens durchaus nicht unfehone Holzverkleidung 
dagegen flammt aus dem Jahre 1658, wie aus folgender, 
auf der Innenfeite derfelben aufgefundenen Blciftift- 
Infchrift hervorgeht: „Mathias Kühnel und feine zwei 
Sohne Johannes Franciscus und Antonius Kühnel aus 
Brüx anno 1758 machten mich." — Sclbftverftandlieh 
wird nun die in ihren Sculpturen, und ihrer Malerei ein 
wcrthvollcs Kunfldenkmal bildende Stcinkanzel nicht 
wieder verkleidet, fondern entfprechendund flylgerecht 
reflaurirt werden. Der Kanzclhut ift bis jetzt noch 
nicht unterfucht ; man vermuthet aber, dafs die Stein- 
kanzcl, wie die meiften alten Prediglrtuhle, keinen Hut 
gehabt habe. Da derfelbc jedoch hier aus akuftifchen 
Gründen nothwemlig ift, würde er in diefem Falle im 
felben Style ergänzt werden. 

Diefc Nachricht ift gewifs von befonderem Inter- 
effc. Es ift daraus zu entnehmen, dafs der eigentliche 
Erbauer Benes die Kirchcn-Kinrichtungsftucke nicht 
mehr angefertigt oder vollendet hatte, da er den Bau 
diefer fchonen Kirche erft in einen Alter von 64 Jahren 
übernahm. 

62. Wir wollen in der nachfolgenden kurzen 
Zufammenftellung die Wandlungen befprechen, welche 
fich in der Darftellungsweife von kirchlichen Pcrfoncn 
auf Grabmalen zwifchen dem 15. und dem 17. Jahrhun- 
dert vollzogen. 

Zunächft befchaftigen wir uns mit einem Monu- 
mente aus dem Beginne des 15. Jahrhunderts. 

Es ift das Grabmal des Bifchofs Nicolaus, das 
fich im Fufsbodcn des Kreuzganges zu Heiligenkreus 
eingelegt befindet. Infchrift wie auch Darftellung 
find nur in fchwachcrcn und ftärkeren Linien ausge- 
führt, und die Darftellung der Figur befchränkt fich auf 
eine Conturen Zeichnung. Die Umfchrift ift in latei- 
nifcher Sprache abgefafst und lautet: f anno mccccn 
Die pridic idus junii ohiit dns nicolavs episcopvs tri- 
honienfis tüftus vulpis et hic fepvltus. Alfo im Jahre 
1402 ftarb der tribonienfer Bifchof Nicolaus, genannt 
der Fuchs. Im ftark abgetretenen Bildfelde zeigt fich 
die Figur des Bifchofs im glockenförmigen Mcfskleidc 
mit l'eclum und Mitra. Die Stellung der linken Hand 
ift in Folge Abtretens nicht mehr kennbar. Darunter 
ein Schild mit dem redenden Wappen — einem 
hockenden Fuchs (Fig. 7). 

Ein weiteres Beifpicl wollen wir der ehemaligen 
Kloftcrkirche in Baumgartenberg entnehmen. 

Stephan Edler von Dornach (eine Familie, die von 
dem gleichnamigen Schlöffe im unteren Mühlvicrtel 
ihren Namen hatte) wurde 1419 Abt des Ciftcrcicnfcr- 
Stiftes Baumgartenberg. Er regierte das Klofter mit 
grofster Gewiffcnhaftigkcit, aber hatte traurige Zeiten 
durchzumachen. Im Laufe der Zwanzigerjahre fah es im 
Stifte crfchrccklich aus. DieKlofter-Annalen fprechen 
von einer zweimaligen Plünderung und Vcrwüftung, 
wahrfchcinlich 1428 und 1432, als auch Waldhaufcn 
durch die Huffiten verbrannt wurde. Um 1434 bittet 
der Abt beim Papft zum Zwecke der Hcrftcllung der 
verbrannten Gebäude um einen Ablafs. Papft Eugen IV. 
willfahrte dem Anfuchcn und gab den Ablafs 1434. 
lEccIefia monafterii Paumgartenbcrg Cift. ord. per nc- 
pharios incendiarios Boemos hereticos una cum ipfo 
monaft. miferabilitcr concremata fuit.) Damals wurden 
alle Kleinodien geraubt und das Klofter ausgcplün- 



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C1X 



dert. Dazu kam, dafs dasfclbc durch die Laften des 
Krieges wegen und durch Verwuftung der Besitzungen 
ungemein litt und in feinen Hinkünften folchen Ab- 
bruch hatte, fo dafs man nicht hinlänglich Geld 
befafs, die zerftorten Gebäude wieder herzurtellen. 

Abt Stephan that fein Muglichftcs, um diefem 
traurigen Zuftandc abzuhelfen. Das Concil zu Bafel 
fuchle das Klofter in feinem Befitze zu liauntgarten- 
bt'rg zu fehützen und rief den Bifchof von Paffau, den 
Propft zu Salzburg, die Acbte und Prälaten von den 
Schotten und von St. Florian zum Schutze des Stiftes 
auf. 1436 war der vordere Thcil des Klofters wieder 
hcrgeftelltunddcrCapitcl-Saal mit einem Altare neuer- 
lich eingeweiht worden. Der Bau ging ununterbrochen 
weiter, und der papftliche Legat Nicolaus unterftützte 
diefe Angelegenheit durchein Ablafs-Privilegium (1442) 
Im folgenden Jahre wurde das übrige Kloftcrgebätidc 
geweiht. 1451 am 13. Oclober ftarb der Abt. Kr wurde 
im Chor neben dem Hoch Altar begraben (Fig. 8). 

Sein Monument iil noch erhalten; eine roth- 
marmornc Platte \f hoch, 3' 6" breit), darauf leider 
auch die obere Hälfte ftark abgetreten. Die aufrecht 
ftchende und nach vorn gewendete Figur des Abtes 
noch mit der Glockencafula bekleidet, in der Rechten 
den Stab mit Sudarium, in der Linken das Buch mit 
der Ordensregel haltend. Das Haupt ift unbedeckt 
und ruhet auf einem Polftcr. Die Mitra ift nirgends 
erfichtlich. Links neben dem Kopfe ein Schild mit 
einem einer Hausmarke ähnlichen Zeichen, das jedoch 
fehr abgetreten ift. Die Umfchrift lautet: t Anno - dni- 

m cccc • Ii ■ in • die • fanfti • colomanni vcncrabilis 

in xpo presbiter Stephanus abbas huis monafterii f. 
bei nardi .... hic fepultus pic memoric. 

Wie ganz anders und zwar nicht zum Vortheile 
verändert und behandelt ift das um c. 200 Jahre jün- 
gere Grabmal des Propft Andreas Mosmiller in der 
Stiftskirche zu Klojlcrneuburg . Wenngleich in beiden 
Füllen die rothmarmorne Steinplatte gewählt wurde, 
was hat aber der Künftlcr darauf dort und hier gc- 
fch äffen? Wenn wir auch nicht die Unbeholfcnheit und 
eine gewiffe Plumpheit an der Figur des Abtes Stephan 
weglaugnen können, fo findet fich nichts Frzwungcncs 
und kunftlich Gefuchtes, keine Derbheit in der Auf- 
fafsung und nicht fo arge und grofse Plumpheit in 
der Darftcllung, wie bei diefem letzten. 

Die in Relief ausgeführte Figur des Prälaten 
fleht in Dreiviertel- Wendung gegen vorn, ift mit der 
bifchuflichen Dalmatica und dem Rauchmantel dar- 
über bekleidet, tragt das Bruftkreuz und hält in der 
rechten Hand ein maffives Pcdum mit grofscr Volute, 
in der linken den Rofcnkranz. Auf dem Haupte eine 
hohe Mitra. Der Stiftsvorftand trägt langes Kopfhaar, 
Schnur- und reichen Kinnbart, das Antlitz hat einen 
Ausdruck von Fntfehiedenheit , ja vielleicht Härte. 
Zu Füfsen der Figur zwei Wappen, rechts das des 
Stiftes Kloftcrneubiirg mit Helm fammt Kleinod und 
Helmdeeken, links das Mosmiller fchc Familicnwappen. 
Oben wölbt fich das Bildfeld im Rundbogen. In dem 
einen Zwickel ein Cherub, den andern deckt die Volute 
des Stabes (Fig. 9V 

Die Umfchrift des Monuments lautet: Rms. et 
ampliff. dns dn. andreas mosmiller praep. clauftr. illuftr. 
ftatvvm auftr. ordin. qui multas extruxit fabricas com 
tentvs. eft. hoc marmore. 



Diefe Infchrift enthält fomitkeinTodesdatum; das- 
felbe findet fich aber auf dem Gruftftcine, wofclbft 
folgende Worte liehen: obiit MDCXXV1III I. Dcc. et 
hic fepultus, cujus anima deo vivat. 

Das Leben diefes Prieftcrs befpricht ausführlich 
der Klofterncuburgcr Canonicus Max. Fifcher in 
feinem Buche über die merkwürdigen Schickfalc des 
Stiftes und der Stadt Kloftcrneuburg (pag. 118). An- 
dreas Mosmiller, geboren zu Landsberg in Baiern, war 




Capitular des Stiftes und durch einige Jahre deffen 
Dechant, wurde zum Propft von St Dorothea in Wien 
und wieder von dort alsdann am 29. April 1616 nach 
Kloftemeuburg poftulirt. 

Kr verwendete grofse Obforgc auf die BefTcrung 
des Vermögensftandes des Stiftes, ftellte viele Stifts- 
gebaude in guten Stand. Er war niederofterreiehifchcr 
Landesverordneter, und fchon als Propft von St. Do- 
rothea zum Rath und Caplan des Landesfurften 
ernannt worden. 1 

' Sickc A-Jl.riSli Mo.. f^ukhiAll» lUuflv pag ;j 




(.Flu 8 ll.aumjjjirUiil.i.T t | 



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cx 



63. Prof. A. R. v. Perger erzählt, im XII. Bande 
der Mittheilungen der Ccntral-Commiffion für Kunft- 
denkmalc (pag. LXXVM}, dafs er im Jahre 1867 den 
reich fculptirten Gruftftein Herzogs Emft — eine 
achteckige Steinplatte aus rothem Marmor im Fufs- 
boden vor dem Haupt-Altar der I'ropltcikirche in 
Hruck a. d. Mur fand. Heute findet fich diefer Stein 
nicht mehr an diefer Stelle. Seit circa 1877 ill er hinter 




Fig 9 (Kloftemc uliurj; ) 



dem Hoch-Altar im Hoden verfenkt. Was mag wohl 
die L'r fache diefer Beseitigung gewefen fein. Sorgt um 
die Erhaltung der ftark abgetretenen Sculptur gewifs 
nicht, denn auch an der jetzigen Stelle wird fic oft be- 
treten, und allerlei hölzernes Gerumpel, das oft darauf 
geltellt wird, befchädigt lie nicht weniger. Pietät auch 
nicht, denn dann hatte der Stein einen belferen und 
würdigeren l'latz finden miifscn. Iis ilt lebhaft zu be- 
dauern, da/s das Denkmal /ür ein Mitglied unferts 
Kai/crhanfes hei dem damaligen Pntfflen keinen befferen 
Schutz /and. Brachte man es fchon von feiner ur- 
Iprünglichcn und bedeutfamen Stelle weg. dann gab 
es nur einen Platz, u. zw. den an der Wand des l'res- 
byteriums Die Umfchrift i(l (lellenwcifc noch ganz gut 



lesbar und lautet: Fridcric Tercivs. hic fu|nt emesti 
archi vifeera clav,fa ducis XI, decia die mensis 

ivny| patris 

64. Das auf S. 118 befindliche Siegelbild bezieht 
fich auf Wilbirgis Grafin v. Hardek. Dicfclbe führte 
diefes Siegel, wie es auf Urkunden aus den Jahren 
1270 und 1271 im k II. u. H. u. St. Archiv vorkommt. 
Das Siegelift fpitz-ovaJ, von 49 Mm. imfenkrechten und 
35Mm. imQuerdurchfchnitt. Die in Lapidaren zwifchen 
l'crllinien am Rande umlaufend angebrachte Legende 
lautet: f (■ comitiffe • willwirgis • de'hardcck. Im Bild 
felde fleht eine Dame mit einem von den Achfeln 
herabhängenden Mantel und mit langem Kleide, 
gcfchleiert, die rechte Hand auf die Bruft gelegt, halt 
fic in der Linken eine Blume. Willibirgis war die 
Gemahn Heinrich s von Thebain 1 (Duino). Derfclbe 
erfcheint unbeftritten das erftemal urkundlich 1260. 
Frau Wilbirgis heiratete erft als junge Witwe den Hein- 
rich. Ihr erfter Gcmal war Otto v. Hardekke, der bei 
Ameisthal im Kampfe gegen die Kumanen fiel. Frau 
Wilbirg aus dem Haufe Hclfcnflcin war mit ihrer 
Schweiler OfTmcy die einzige Erbin des reichen Har- 
deck ■ Plain'fchcn NachlafTcs. Ottokar gab fic mit 
der Graffchaft feinem Günftlingc Heinrich zur Frau, 
ihn zugleich in die erfte Reihe des ofterreichifchen 
Adels (teilend Schon 1262 nennt Heinricher fich 
Graf v. Hardegg, er ftarb Ende 1271. Ihre Ehe fcheint, 
wenn auch kurz, fo doch glucklich gewefen zu fein, ob- 
fchon fie bald darauf den dritten Ehebund fchlofs und 
zwar mit dem Grafen Berthold v. Maidburg und Rabens- 
wakl. 1312 war fic wieder Witwe, 1314 ftarb fie und fand 
ihre Ruhcftattc in Rctz bei den Dominicanern.* 

65. Das Salsburgi/ehe Arehivwe/en hat einen 
nicht unbedeutenden Fortfehritt gemacht durch die 
Wiedervereinigung des fogenannten Landes-Archivs 
mit dem Kcgierungs-Archiv. Als 1860 die autonomen 
l.andesbehordcn in Salzburg eingerichtet wurden, hat 
man zahlreiche Aflen aus der Central Regiftratur 
ausgefchieden und aus ihnen ein Landes- Archiv ge- 
gründet. Doch bald rechtfertigte fich das Unpaflcnde 
diefer Trennung, und in Folge deffen fand die Zufam- 
menlegung der getrennten Aftcn in einer gemein- 
famen Regiftratur keinen Widerftand. 

Wie Confervator Richter mittheilt , wird über 
feine Anregung im Rcgicrungs-Archivc eine Sammlung 
von Regelten, bezichungsweifcAbfchriften fammtlicher 
falzburgifchen Urkunden von 1246—1500 angelegt. 

66. Das Archiv des hißori/chen Vereines /ur Kärn- 
ten in Klagen/urt umfafst IO OOO Original-Urkunden, 
worunter die alterte von Kaifcr Arnulf (898) und circa 
1500 Stück aus der Zeit zwifchen IOOO — 1500, bei 
70.000 Aftenrtücken aus dem 15 —18. Jahrhundert, 431 
katalogifirte Handfchriften bis ins 13. Jahrhundert, 
worunter werthvollc Stucke mit Wappen und Malerei, 
endlich bei 500 Urkundenbücher und Urbarien. 

67. Bei Winkten wurde laut Bericht des Confer- 
vators Fries ddt. 13 Mai d. J. ein Grabhügel eröffnet ; 
darin fanden fich eine fehr zierliche Bronze-Fibel, 

• fi»i<bf. An ' « V ..»nr. Cclck Quelle II. ili 
' StUy: Bellte N^tclUiidi ilo WulcUllcis»«. 



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CXI 



mehrere Münzen von römifchem Gepräge, eine thonernc 
Afchcnurne (0-3; M. hoch, 0 32 M. weit in der 
Ausbauchung 1. zwei kleinere Gefchirrc. davon eines 
zerbrochen Wahrfcheinlich die Grabftätte eines 
Rumers vom nahen Caftcll ad muros. 

68. Das Untcrrichts-Minifterium hat dem Loeal- 
Mufeum in Cilli zur Förderung feiner Aufgaben eine 
Subvention von 100 fl. per 1882 gewahrt und dicfclbc 
auch in Zukunft zu verabfolgen, feine Geneigtheit aus- 
gebrochen. Auch die k. k. Central -C'ommiffion hat 
diefer Anflalt eine Subvention zugewendet. 

69. Nach Anzeige der k. k. Statthaltcrci zu Graz 
an das hohe Minittcrium für Cultus und Unterricht 
wurde die amSchlofsbcrgc befindlich gewcfeneBachus- 
Statue in das LandesMufeum zu Graz überfuhrt. 

70. ConfarVator Baum berichtete an die Central- 
Commiffion über die Ergebnifle der bisherigen Gra- 
bungen in Nieiburg. 

Bekanntlich liegt die königl. Stadt Nimburg 
Newenburgh) an der Elbe in einer weiten Ebene; blos 
das Terrain, auf welchem die Stadt fituirt ifl, erhebt 
ficli um etwas Weniges über die Umgebung, Ge^en 
Süden umfliefst die Stadt die Elbe, gegen Nord, Ort 
und Wert fchlicfscn die Stadt dop- 
pelte Wallgraben, welche durch die 
Elbe bew.iffert werden, ein Die Stadt 
hat eine centrale Anlage; um den 
Marktplatz laufen die Strafsen gürtel- 
förmig und werden durch QucrgalTcn 
ftrahlenförmig durchfehnitten. Nach 
Wirts .Stadtenanlagen* müfste man 
Nimburg zu einer urfprünglich flavi- 
fchen Anficdlung rechnen, «eiche, 
wie fchon der Name Newenburgh be- 
zeugt, fpater nach deutfehem Recht 
rcorganifirt und vermutlich auch für 
die damalige Zeit aufs befte befeftiget 
wurde. Die Elbe flofs nicht immer in 
ihrem jetzigen Bette; in unbekannt 
alter Zeit war ihr Hauptbett bedeu- 
tend füdlichcr, jenfeits des jetzigen 
Zalabi; das gegenwartige Bett durch- 
lief ein Nebenarm, fo dafs das 
Zalabi famtnt dem gegenwärtigen 
Ostrow cingcfchlofi'en wurde. Auf 

) diefer Area, nämlich der Vorftadt 
Zalabi, wurden und werden noch pra- 
hillorifchc Artefakte gefunden; es 
fcheint demnach , dafs diefe vom 
WafTcr umfloffene Infel die alterten 
Bewohner Nimburgs aufgenommen 
hatte. Vermuthlich zwangen öftere 
Ucbcrfchwemmungcn, dann die ge- 
änderte Richtung des Elufics die 
Bewohner lieh auf dem erhöhten Terrain, wo das 
gegenwärtige Nimburg ftcht, anzuftedeln, und ihre 
Wohnrtättc durch kUnflliche Abzugsgräben vor dem 
Waffcr zu fichern. Auch die über Nimburg führende 
Strafse mag uralt fein, wahrfcheiiil'f h befand fleh fchon 
in altersgrauen Zeiten in Nimbu »itweder eine Furth 
oder eine Uebcrfuhrsbrücke, welche den Flufsübcrgang 

vm. n f. 




Flg. 10 



vermittelte und zur Anlicdlung aufforderte. In der 
Nähe befindet fich die Zupcnburg Havran als Zeuge- 
grauer Vergangenheit. 

Unter der nicht gerade bedeutend machtigen 
Ackerkrume findet man überall mächtige Lager 
von Flufsfand. Eine Sandgrube zeigt uns die unter- 
fehiedlichrten Schichten von Sand- Ablagerungen, fo 
dafs man im Stande ifl , die einseinen Inundationcn zu 
verfolgen Unter den Sandlagen findet fich fchicfcrigcr 
pläncr Kalkflcin (opuka), das übliche Baumatcriale 
Nimburgs alter und neuer Zeit, hie und da erfcheint 
darunter Thon und Letten. 

Vergangenen Jahres tiefs Herr Dlabae in feinem 
in Zalabi gelegenen Obflgarten Sand ausheben Nach 
einigen Spatcnftichen rtiefs ein Arbeiter aul einen 
Menfchcnfchadel, den er durch einen wuchtigen Hieb 
zertrümmerte Hei fortgefetztem Graben fanden fich 
noch untcrfchicdliche Knochen. Scherben und ein 
wohlerhaltenes kleines Gcfäfs, Die Leiche war nicht 
tief gebettet, lag vielmehr in der Ackerkrume unmit- 
telbar auf der Sandfläche, welche einige Zoll aus- 
gehöhlt war. Als ich einige Tage nach diefem Funde 
nach Nimburg kam, zeigte mir Herr Dlabae- einige 
Scherben, dann das guterhaltene Gcfnfs und die 
Sehadclti ümmer. Hei dem Unteraichen der Schädel- 
knochen bemerkte ich. dafs einzelne Partien ganz mit 
grüner Patina durehfetzt waren Ich machte den 
Herrn Dlabae aufmerkfam, dafs fich bei der Leiche 
Hronzegcgcnftändc befunden haben mufsten. Herr 
Dlabae lies nun die aufgeworfene Erde forgfam durch- 
fuchen und es fanden fich wirklich Partikelchen von 
Bronzeringen vor. Bis gegenwärtig wurden vier Graber 
eröffnet alle nebeneinander liegend mit den gleichen 
Leichenreden, vornehmlich war der Schädel ftets gut 
erhalten und, was eigeuthümlieh irt, flark mit grüner 
Patina gefärbt. Sogar die guterhaltcncn Zähne waren 
grün; trotzdem wurde mit Ausnahme einiger Bruch- 
ftücke von Ringen keinerlei Hronzc bei den Schadein 
gefunden. Da aber nebft den Ohrenknochen auch 
der Scheitel gefärbt war. fo glaube ich, dafs die 
Leichen auf den Köpfen irgend welche blecherne 
dünne Zicrathcn gehabt hatten, welche im Verlaufe 
der Zeiten vollkommen in grüne Patina aufgelöst 
worden find. Nach der Abnützung der Zähne zu 
urtheilen, waren die beerdigten Leichen im Alter 
zwifchen 40—60 Jahren. Bruchltucke eines, und zwar 
des eritgefimdenen Schädels wurden erhalten, die 
drei anderen Schädel wurden verworfen Die Leichen 
waren mit dem Kopfe nach Ölten beftattet. Leider 
waren die Knochen wegen der Seichti^keit der Graber 
etwas regellos nebeneinander; foviel irt aber fichcr, dafs 
die Leichen geftreckt lagen mit dem Gefichte nach 
aufwärts. 

Von den FundobjccTten erfcheinen wichtig: 
Eine lange Nadel von Kupfer gegolten. ( Fig. 10.) 
aus 8 Bruchftucken beftchend. Eigentümlich itt das 
Profil, nämlich oben abgerundet, unten flach Bei der 
Durchkreuzung ein flacher Vorfprung wie ein Stichblatt, 
auf der anderen Seite fehlt derfelbe Die ganze Nadel 
ilt mit lichtgrüncr Patina bedeckt, unter welcher fich 
eine zweite, dunkle, glänzende Patinafchichte befindet. 
Die lichtgrüne Patina fpringt leicht ab und irt etwas 
erdig. InterclTant ilt auch die am dritten Bruchtlücke 
von unten angefetzte Patina, es find die« Kette irgend 



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CX1I 



eines Gewandftoffcs, welcher vom grünen Kort durch 
fetzt fich fo erhalten hatte, Aehnliches ficht man auch 
auf der zweiten Nadel, welche leider nichtganzgefunden 
wurde. Von einer anderen ahnlichen Nadel fand fich 
nur das Köpfchen vor, letzteres ift doppelt unter 
Schnitten. Beide Nadeln find von Bronze. Ferner ein 
Fingerring von Drath. ein ObjccL das häufig gefunden 
wird (Fig. in. Eine eigentümliche Üccoration, deren 
Zweck nicht erfichtlich feheint, ein nach oben zu fich 
erweiterndes und in vier Lappen (zwei breitere und zwei 
fchmalcrc) gefpaltenes Kohrchen zu fein Die Lappen 
find zurückgehogen und mochten ehemals die Kreuz- 
form gehabt haben. Das dünnere Ende des Ruhrchens 
fleckt in einer Drathfpirale feft. 1 Neben diefem räthfcl- 
haften Gcgcnrtande wurden noch Bruchftückc von 




in l'rivatbefitz.einige, darunter ein Helm und einPferdc- 
rürtzeug, follen fich im Lemberger Mufeum befinden. 
Zwei Streitäxte und ein Kelt wurden der Central- 
Commiffion vorgelegt, fie zeichnen fich durch gute 
Erhaltung aus. Der Typus der einen Streitaxt, bei der 




Fig, Ii. (NlmbnrK.) Kig. 12 

Drathfpiralröhrcn gefunden. Erwahncnswerth lind ein- 
zelnc Bruchftückc von Spiralen, die hier fo erfcheinen, 
als wenn fie in einem dicken Stoff, etwa Leder, einge- 
näht gewefen waren; eine ftarke breite Spirale, welche 
an ihrem unteren Ende aus einem fcflen Korper 
auslauft. Bruchftück eines Armbandes. 21 Stücke unter- 
fchiedlicher Bruchftucke von Ringen und fogenannten 
Ohrgehängen, Zicrfiücke von B ernftein doppelt durch- 
bort, ein wohlerhaltenes Thongcfafs (Fig. 12), darin 
nichts als Erde gefunden wurde. DasGefafs ill aus freier 
Hand gearbeitet, fchwach roth gebrannt, aufsen fchwarz- 
lich an manchen Stellen grau, Thon glimmcrhaltig; 
das Bruchftück eines weiteren Gefafses Aeufseres 
gelblichgrau, Thonmaffc grau mit Kies und Glimmer, 
fch wacher Brand, Handarbeit; Bruchftucke eines Gc- 
fafses mit ftarker Wandung, aus Thon grau, grob, 
Aeufseres grau ruthlichgclb, Verzierung tief eingeritzt ; 
Bruchftück eines grofsen Gefafses. Aeufseres röthlich- 
grau, innen fchwarz überzogen, faft glänzend, aufsen 
mit parallelen Strichen geziert; Bruchftück eines Hen- 
kelgcfafses, fehr fauber und glatt gearbeitet, Thon- 
maCfc gut verarbeitet, leicht, gut gebrannt. Farbe 
gdbbchgrau. Bruchftucke eines grofscren Gefafses, 
grober Thon mit Kies und Glimmer, Aeufseres und 
Inneres ziemlich glatt, graulich. 

In dem Erdreich, welches die Leichenrede deckte, 
wurden Partikclchen von Holzkohle fowie Afchc vor- 
gefunden. 

71 Confcrvator Guttsr in Sereth theilte mit, dafs 
im Jahre i8«o bei Planirung und Bearbeitung eines 
Fddes niichft Przclipcze in der Bukowina eine grofsc 
Anzahl von Bronzcgcgenftanden, wohl aus einer bei 
dieler Arbeit zerftorten Grube herrührend gefunden 
worden ift. Von den Fundgegenftandcngelangten einige 

jt ' *-* ,l 'Ml<i»lirh Kehret« »irlu rurammengeiiönrr CeecalUniU ,li< 
«'■rtl. .Icn 0«jr<Uti«.!-Pro«r« verbunden .„c,i 

A.I». J. Red. 



Vif, Ii. i.Sen-lh ;, 

fich der Nacken mitteilt eines befonderen Halfes von 
der Schaftrohre abhebt und eine befonderc Scheibe 
bildet, ill zahlreich unter den Bronzen Ungarns ver 
treten, doch ift daran bemerkenswerth, dafs fich die 




Fie. U- (Srrclti ) 

Mitte nicht wie fonft zu einer Spitze ausbildet. |Fig. 13. 1 
Von befonderer Schönheit und Vollkommenheit ilt die 
zweite Streitaxt, welche fich ganz den fibirifchen und 
kaukafifchen Typen anfchliefst, wenngleich verwandte 
Formen in Ungarn vorkommen Fig. 14 zeigt den Kelt. 

72 Corrcfpondcnt J. Zingerle berichtete, dafs 
fich in der Maifer Pfarrkirche ein wohl erhaltenes Bild 
befindet, das fich, eine knieende Frau mit einem Spruch 
bände vorllellcnd, darauf die Worte: Ave Maria gratia 
plena dominus tecum, als ein Votivbild erweift. Dabei 
fleht : illam pi&uram feeit Johannes Kefsler de . . . 
anno domini 1400. Das Frcsco-Bild am linken Seiten- 
Altar ift nach Zeichnung und Colorit entfehieden vom 
felben Meiftcr. 

73. Der Correfpondent der Ccntral-Commiffion 
Propft Dr. Anton Kerfchbaumer, Dechant zu Krems, 
hat bei theilweifer Kcnovirung der Ruinen des alten 
Paflauerhofes neben dem Pfarrhofe in Krems über 
einem alten Dübclboden Wandmalereien entdeckt; es 
find 14 Medaillons, in fortlaufender Reihe, welche Dar- 
ftellungen aus der Thierfabel enthalten, von ornamen- 



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CXIII 



talcn Bandern umrahmt. Nach dem Style der Zeich- 
nung und dem Charakter der Ornamente gehören die 
leider fchon ftark fehadhaften Fresken dem Ende des 
13. Jahrhunderts an. Dur Tropft gedenkt fic zu erhalten 
und, da der Kaum, in dem fie (ich befinden, fortan ein 
kleiner Hof bleibt, mit einem Schutzdachc zu ver- 
Gehen. Die intereflanten Wandmalereien werden in 
einem der nächlten Hefte ausfuhrlicher befprochen 
werden. 

74. Von aufserfter Scltfamkeit find Namen von 
mittelalterlichen Meillcm in Steiermark. In der Grazer 
S/ad/p/arr- ehemaligen Dominicaner-Kirche kamen 
die Namen zweier Haumeifter bei ihrem auf Vierpäffcn 
am Gewölbe des nördlichen Seitenfchiffcs eingelegten 
Zeichen vor; fie heifsen: peter piehler und lien/iart 
felttaigr. Der Stelle, wo fie gefehen werden, zunächft 
findet fich die Jahreszahl 1512, wahrend hoher am 
Mittelfchiffgewolbe 1513 und weiter nach Werten 1519 
zu lefen war In der Spitalkirche zu Oberwolz hat, wie 
Confcrvator Graus weiter berichtet, ein Hanns Jert- 
leben im Jahre 1450 mit Bild und Schrift fich manifertirt. 

In den noch erhaltenen Baurechnungsbuchcrn zu 
Sit. Oswald bei Zeinug erfcheint 1469 ein „Mei/ler 
Caffar", fpater 1496, 1497 und 1499 Meifler Cltrißoff 
von Notlenmann. Diefer ift auch der Krbaucr des Chores 
in der Pfarrkirche zu Kottcnmann, dort ftcht aufsen 
daran zu lefen: Chrirtoff Mart 1498. In St. Mareins 
bei Knittclfcldi fchoncr Vorhalle bekennt fich wieder 
mit Bild und Text ein ..nielas • von admiind- maiftr • 
d • klrchn" 1448. Auch bei ihm ill wieder mir der Tauf- 
name angegeben. Doch lieft man in Muchars fteieri- 
fchen Gefchichte VII. S 155. wie Abt Jorg zu Admont 
beim Haue verlchiedener Werke, befonders aber des 
Kirchlcins in Wengg und der Kirche zu Frauenberg 
bei Admont einen Nielas X'elbaeher aus Salzburg be- 
fehaftigte, „welchem zu lebenslangem Leibgedinge 
gegeben wurde: Haus und Garten, der Werkhof ge- 
nannt, bei der Pfarrkirche im Markte gelegen, und aus 
der Stiftskellerei eine gewöhnliche Hcrrcnpfründe 
Werde Velbacher arbeitsunfähig, fo folle ihm die 
ganze Pfründe mit dem halben Jahreslohn in Gold 
gegeben werden. Admont. Urkunde) 1419 - Velbacher, 
deffen Name auch im Bruderfchaftsbuchc von Frauen 
berg lieht mit der Bezeichnung „Haumciflcr der 
Kirche", wird darnach wohl auch der oben erwähnte 
Haumeifter der St Mareiner Kirche fein. 

Weit bekannt ift der Mciftcr des Freiburger 
Chores (1471- 1513) Hanns Sief enberger aus Graz. Es 
fcheint, dafs man ihn für unfer Graz in Anfpruch 
nehmen darf. Regierungsrath Dr. Richard Peinlich 
entdeckte nämlich in den Matriken der Grazer Stadt- 
pfarre im \6. Jahrhunderte eine Reihe von Trägern 
diefes Namens als anfaffige Leute dahicr. Im Jahre 
1597 erfcheint ein Andra Steffi nberger, 1598 ein Hanns 
Nifcnbcrgcr i Zahnbrechcr i , l6ll eine Maria Nifcn- 
bergerin, 1616 Harb ein Gregor Nifsenberger „Diener", 
1707 ift eine Veronika S. Pathin, 1718 ein Veit N. 
Schuhmacher. 

75. Hraßttigg. Auf der Rcfitzung des Herrn F. 
C. Hurger wurden kürzlich (vor 18. Juni d. J 1881 
vom Direkt 01 der Glasfabrik ein bisher unbekannter 



Romcrrtcin gefunden, der nicht unintereflant ift. Es 
ift ein ziemlich wohlerhaltener Altar-Stein mit der 
Infchrift: 

ADSA 
LVTEAVfi 
CCA 

der erhabenen Adfalluta gewidmet. Die Adfalluta ift 
nämlich eine Flufsgottin der Savc oder der Saan, deren 
Cult ziemlich verbreitet gewefen fein mufs, da in Sau- 
dorfl, vis-a-vis der Station Hraftnigg mehrere in Moni- 
fen's Schriften bereits copirte, der Gottin Adfalluta 
gewidmete Rbmerftcinc gefunden wurden. 

76. (Seudorfa. d. Stieß ng bei Wildern) Am 23. Juni 
1881 bekam das Mufeurn zu l.eibnis einen eifernen 
Pfeil, der fchon 1869 oftlich von Schlofs Neudorf an 
der Stiefing mit drei Hufeifeii ausgegraben wurde; 
letztere waren breit, ohne Griff und es fleckten noch 
die Nägel darin; das Volk nennt fie türkifchc Hufeifen, 
find aber häufig (durch die Nebenfunde erwiefen) aus 
älterer Zeit llammcnd. 

Die genannten Gcgcnftändc find dem Johanncum 
in Graz ubergeben worden. 

In dcmfelben Jahre wurden beim Abtragen der 
Schanzhugcl am weltlichen Abhänge des Schlofs- 
berges 3 — 4 Schuh tief, in gcfchüttctcr Erde ein 
Millilitern (der untere) von einer Hausmühlc, 1 Eifcn- 
lanze, I eifemes Pferdgebifs, Pferdezahnc und Knochen 
ausgegraben. Im Schlöffe befindet fich noch ein 
maffiver Thorfturz aus Sandftein mit Relief-Verzierung 
von fehr alter Arbeit. In der Nahe wurden vom foge- 
nannten Hockerlfchmitd der Stiefing aufwärts häufig 
alte feine Mauer-, Falz- und Hohlziegel gefunden nebft 
Maucrftcinen u. dgl. Dort mufs der Standplatz „des 
alten Dorfes" gewefen fein, das in der Ebene ftand, 
wahrend das neue auf dem Berge neben dem Schlöffe 
ift. Diefes mit einem weiter oben befindlichen uralten 
Querdamm und dem gegenüberliegenden ehemaligen 
Schlofs Gerbersdorf fperrten die Stiefing-Klaufe und 
den Zugang zu der bedeutenden Komcr-Anficdlurig 
Viana, der fagenhaften Stadt Wian im oberen Sticfing- 
Thale. 

77. (Rat feh, W. Ii.) Zu Ratfeh in Windifch-Büchcln 
Pfarre Gamlitz, wurde 1880 ein Goldllück aufgefunden 
Am Avers i T CAES IMP ■ VESP PONT TB POT • 
cap, laurcatum ; VKSTA cum templo Vcftae. Es kam 
in Befitz des dortigen P. T. Herrn Med. Dr. Decrinis 
in Ehrenhaufen. 

Zu Ratfeh war bis 1840 ein Peftfriedhof, der als 
folcher geehrt und gefchont wurde. Bei einer Erd- 
abrutfehung „plafstc er ab", d. h. fuhr auch er ab und 
da lagerten fich die Todtengebeine zwei Klafter hoch. 
Jetzt foll an der Stelle ein Schweinhof fein. Der Peft- 
friedhof mag aul 1685 zurückdatiren. 

78. (Straft bei Spielfeld) Am 15. Juli 1881 wurde 
auf dem Acker des Herrn Plentner zu Straf s ein 
Rumcrftcin aus weifsem Marmor, der 55 Cm. breit und 
48 Cm. hoch und ziemlich erhalten ift, ausgegraben 
und von dem dortigen Herrn Med. Dr. J. W'urzinger 
für das I.cibnizcr Mufeurn erworben. Die unregelmäfsi- 
gen theils liegenden theils flehenden Siglcn, von denen 

1* 



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CXIV 



die letzten zwei unfieher find, verrathen die letzte 
Römer-Epoche von circa 400, Die Infchrift lautet: 

NOHBIO 

DOCNIM 

AR] 

ANXXXV 
SE 

In dortiger Kaferne, dem ehemaligen Schlöffe 
Strafs, befinden fich drei eingemauerte Rbmerfteinc, 
die fchon veröffentlicht find; auch im Pilz'fchcn Maus 
ifl der Steinkopf eines Römer - Reliefs eingemauert. 
Aufscr Strafs, in dem zu Untcrogau gelegenen Pur- 
persdorf finden fich noch fechseckige Pflaftcrzicgcl, 
rhombifchcSchicfcr-Mofaikftcine, Hohl-, Pflafter-, Falz- 
und Mauerziegel und farbiger Mörtclvcrwurf von 
Wänden, die pompejanifchen Charakter haben. Hei 
den Grabungen 1875 traf man auf folche in Menge w ie 
auf die Küche und ein paar Ncbcngcmachcr einer 
Villa. Mine fpater dort gefundene Munzc von Hronzc 
hat dicUmfchrift: IMP • CAES ■ AVREL1VS AVG c. und. 

TRP-X1IICOS -II' in medio figura fedens, juxt a quam 
S — C. Ein quadratifcher Pflallerziegel grofster Gat- 
tung hatte auf der Oberfläche ein deutliches S; viel- 
leicht deutet es den Namen der alten Römcrfladt 
Strata-via — Straffe — Strafs an. Kr befindet fich im 
Lcibnizei Mufeum. 

79. (Römifehc Denkmäler in Kärnten). Wir geben 
im Nachfolgenden Notiz über acht Denkmaler, von 
denen fieben dem virunenfer Gebiete angehören, eines 
jenem von Juenua. 

I. Zolfcld. Ära, ausgegraben in Adams Brache, 
im Wäldchen nachfl dem Unterwirt, 1881. 

GBNI(0) 
PRO SAI.VTE 
SVCC(ES|SIN 

t>KT- 0 
PROXIMINAK 
ETVS 

PRiMrn(W)siJ« 

■V-(S-L)A- 

Succcffus als Tiberius Julius Tibcrii libertus zu 
Zolfeld Jab. 77, Mo, 4931. 

Das N als noftri zu Töltfchach Jab 12, Mo. 4800, 
Moderndorf Jab. 179, Mo. 4828, Tarvis Jab. 425, 
Mo. 4712. 

Vibcnius Primitivus und Atucia Primitiva zu Zol- 
feld Jab. 96, Mo. 499t. 

Primitiva zu St. Veit Jab 203, Mo. 4775, Friefach 
Jab. 27 o, Mo. 5030 

Das Denkmal mochte in die Zeit zwifchen 250 
und 310 n. Chr. gehören, 

2 Zolfcld. Im fogenannten Fi iedel l laufe, Wiefel»- 
Dreieck zwifchen Prunnerkreuz , Sulzmuhle, Wald 
brunnen nächil dem döchmannsdorfer Wege. 1881. 

(D-l-M) 
V ROS AIATE, 
VA KT (S- ) 
1 VI.IV.S- 

(ICC) 

Eine kleine Platte, wenig wahrfcheinlich von einer 
Ära. Vcrgl, KOSAVi zu Wieling Jab. 288, Mo. 5021; 



nicht wol zu deuten auf carb rofas mihi lilia ponc' 
Steinamangcr Mo. 4185. Vergl. Mo. 4777. 4795- 

Der Schlufs vielleicht von Luccon oder Ticc, 
Jaunflein Jab. 350, Mo. 5079. Triccon zu Fcldkirchcn, 
Jab 404, Mo 4883. Zeit vor 250. 

3. Zolfcld. Ausgegraben 1881 in Adams R-rache, 
zwei Ära Obcrthcilc, die eine mit DK)?, die andere wie 
OV1T1 . Sehr vernutzt. 

4. Zolfeld. Ausgegraben in Adams Hrachc l884. 
Rruchftück mit Kleinfchrift, etwa: 

c 

E und davon j, 

K rechts wie . 

I" die SchlülTc , ( , 

\< von Zeilenreihen 

Fl 

Vcrgl. Arndorf Mo. 4816. 

5. Zolfilil. Ausgegraben im Friede! Haufe, 18S1. 

(IVNI)A 
(CAND)IDA 

(C) 

Candida zu Arndorf Jab. 44, Mo. 4889. Candidus 
zu Tanzenbcrg Jab. 83. Mo. 4873, vergl. die Rruch 
Rücke IDVS. DIA und IDAR zu Rrantlhof Jab. IOI, 
Mo. 4970 

Snmmtlich im Landcs-Mufeum zu Klagenfurt. 

6 St. Peter am Wallersberg. Die kleine Votiv- 
Ara beginnt mit ASCVLEPIO Form des I. als K. Nach 
W. Semens Papier -Abklatfchc. Arch.-cpig. Milth. a. 
Oeflr. Rd 4, S. 209. Nr. 5. 

7. Siersdorf nachft dem Kreuzerhofe, an der 
Kirche. 

OLVARTO 
!.• VltlilNES 
MB -ET- SPAT. 
CON-F-P 

Nach dem I'apier-Abklatfchc W. Semen s, Z. 4 
vielleicht COXi • Verina zu Steinamangcr 4202, lata 
4279, Langfee Jab. 170, Mo 4897. Cili 5224, Studenilz 
5-99. Salona 6396, Rolcske 3319, l'romontor 3410, 
Waizen 3>27;Virina fehlt, Viruna zu Cili 5223. Die Form 
Julies Veranillcs zu Pettau 4082 u. a. Häufig ilt Quar- 
tus: zu Ollerwitz 4887, um Zolfcld 4958, Zolfeld 4982, 
Semlach 5032, Prcims 5086, Cili 5269, Stranittcn 5287, 
Seckau 5386, 5387, Gcisthal 5422, Kumbcrg 5490. 
St Johann bei Wolfsberg 6519. Sexta zu Klagenfurt 
4916. Salona 2412, Trau 3187. 

8. CMitsnifc. Relief an der Scheune des Pfarr- 
hofes. Jüngling, nackt, linksgehend, mit Thyrfus und 
weitläufigem Schlingwerke rechtsfeitig Nach W. 
Semens Zeichnung. 

Dr Frits Pickltr. 

80. Die Ccntral-Commiffion hat durch einen 
Fachmann die Wandmalereien in der Filial-Kirche zu 
Niederhofen unterfuchen laffen. Diefclben — keine 
Fresken — fondern Tempera-Malereien find durch die 
iiber fie gcftrichcncn Kalkfchichtcn arg ruinirt, es 
kommen Flachen bis zu 2 Quadratmeter vor, die bereits 
farblos find. Die grofseren Compofitionen find fehr 
intereffant. Links am Triumphbogen: Madonna mit 



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cxv 



dem Kinde und Engeln, rechts: St. Helena. Linke 
Seite: das Weltgericht. Chriftus mit Maria lind PctrUS (?), 
unten die übrigen Apoftel, weiter unten Himmel und 
llollc (fehr zerftört), dann Maria mit dem Kinde und 
die heil, drei Könige, ein hochinteretfantes Bild, dar- 
unter wahrfcheinlich der Kinder mord. Rechte Seite: 
Martyrium, aufgefpifste Korper wenn nicht Darftelhmg 
der höllifchen Marter der Verdammten; am Pfeiler Engel 
und gemalte Architekturen, darin Bifchofc; in den 
Fcnfterleibungen noch zu erkennen : ein Bifchof und 
ein Ordensmann. — eine judendliche gekrönte Gellalt. 
Die Central-Commiflion hat in Würdigung des nicht 
geringen Kunftwerthes diefer Bilder aus dem linde 
des 15. Jahrhundert Schritte gethan, dafs diefelben 
confervirt werden. 

81. Confcrvator Sterz berichtete an die Central- 
Commiffion, dafs in der Nahe der Ruine Kolmitz 
unweit Raabs kaum ein Fufs tief unter der Erde, zwei 
filberne Gcfäfsc und zwar ein mäfsig grofser kelch- 
artiger Becher theilweife vergoldet mit Gravierungen 
und ein kleines Silbergefafs mit der L'mfchrift: „Prcnncr 
Stadtrichtcr in Znaym f. f. Hänfen Schuefter 1578" 
gefunden wurden. Erftcrcr Becher ift mit M D und 
NI) 1597 gezeichnet; bei dem zweiten kleinen Trink- 
gefafs ift charaktcriftifch, dafs es ftatt der Fufse auf 
drei Schellen ruhet. 

82. Der Minifter lur Cultus und Unterricht hat 
den Hofrath Karl Hermann anlafslich feines Ucber- 
trittes in den Ruheftand von dem Ehrenamte eines 
Confcrvators enthoben und die Herren Emil Kropf 
(Gablonz). Franz Stuhlik Budweis), Dr. Math. Lerch 
iKomotaui, Wilhelm Schollmayer Egen, Franz Gyri 
[Lins) und Jofeph Redlich Egen zu Confervatoren 1. 
refpeftive II. Sektion ernannt, ferner die Confervatoren 
Johann Sminc (Zara), Jofeph Alacevie iSpalatoi, Cava- 
lierc Biamlti Zara) und Albin Prokop [Teichen) in ihrer 
Funktion auf weitere fünf Jahre bertatigt. 

83. Die gothifche Denkfaule bei Wien, genannt 
Spinnerin am Kreuze, wurde in jüngfter Zeit Seitens 
der Commune Wien einer baulichen Unterfuchung 
unterzogen. Hicbci wurde conllatirt, dafs die Stufen 
und Sockel, welche den Fufs des Poftamcntcs bilden, 
theilweife verfchoben und aus ihrer Lage gebracht find 
Das Monument fclbft ergab, dafs es in früherer Zeit 
wiederholt mit Oelanftrich überzogen wurde, was zur 
Folge hatte, dafs einzelne Steine verwitterten, welche 
nunmehr zu erneuern wären. Im oberen Theile find 
namentlich die feineren Partien der gothifchen Ver- 
zierung, deren Zufammenhang mit Eifenzapfen ange- 
ftrebt wurde, an einzelnen Stellen auseinander ge- 
fprengt; die figuralc Ausfchmuckung hat am wenigften 
Schaden gelitten, eine umfangreiche Reflaurirung 
diefer Partie erfcheint nicht nothwendig. 

84. Der verdorbene Confervator Anton Malvch 
hat an die Ccntral-Commiffion Uber eine intereflante 
Glocke in der Filial-Kirchc zum heil. Bartholomaus zu 
Brada nächft Jicin berichtet. Diefc Kirche (lammt aus 
der fogenannten Ucbcrgangszcit, wurde aber durch 
die Rellaurirung fehr verdorben, wobei auch die hoch- 
interelTanten Wandgemälde verfchwanden Der hul- 

VIIL N. F. 



zerhe Glockenthurm ftcht abfeits der Kirche und ent- 
halt zwei alte Glocken. Die eine hat folgende L'm- 
fchrift : anno d. m. cccc Iv comparata eft ifta campana. 
Die zweite Glocke gehört zu den fehonften Erzcug- 
niflen des Glockengufses. Sie ift mit Ornamenten 
reich ausgeftattet und mit mehreren Infchriften ver 
fehen. Die Hauptinfchrift theils lateinifch thcils 
bohmifch; lautet: 

BRVCCIVS PRACEYSISAVXILIO DIVINO FECtT AVK. 
SLYT A VDIELAN GEST ZWOX 
TKNTO OBCY A OSADIB PRZY 
NAKEZIEKICY KOSTELV SWATK 
HO BARTOLOM1EGE POD BRAOY 
XAKLADEM TE WSSY OBCE.LE 
TA PANIK. 1567. 

td. h. diefe Glocke ift gegoffen und angefertigt worden 
für die zu der Kirche des heil. Bartholomaus unter- 
halb Brada gehörige Dorf- und Pfarrgemeinde auf 
Köllen diefer gefammten Gemeinde. Im Jahre des 
Herrn. 1567.) 

Briktius von Prag ift der bekannte kunftfertige 
Briktius (Vater), der vor K. Rudolf II. im Jahre 1574 mit 
einem Wappen und dem Prädikate „von Einpcrk" 
iz Cinpcrka, lat. a Staniomontc) begnadet wurde. Er 
war in Prag geboren und Bürger der Neuftadt Prag, 
vermögend, claffifch gebildet und ein Freund der 
berühmteften Mimner feiner Zeit. Wegen feiner Ver- 
trautheit mit den Gemcindeangelcgenheiten wurde er 
in den Stadtrath gewählt und in den Jahren 1583 — 1588 
versah er das Amt eines Laiulcs-Stcucreinnchmers. 
Er war einer der ausgezeichneten Glocken- und 
Kanoncngicfser feiner Zeit und viele feiner Kunft- 
Arbeitcn haben fich bis jetzt erhalten. Er ftarb um das 
Jahr 1588 und hinterliefs einen gleichnamigen Sohn als 
Erben feiner Kunftfertigkeit. 

85. Urkundliche Beitrage zur Gefchichte des ehe- 
maligen grofsen filbernen Sarges für die Reliquie des 
heil. Leopold in Kloßerneuburg. fJCJ/J 

1553. Februar. 

Allergennedigifter Herr E. Khn. Mt. Gegenfchrei- 
ber des vngelts zu Wicnn Gregor Parhach, hat vnns 
hierjnn verwarte zwaj fehreiben zuegefenndt, daraus 
werden E. Khn. Mt. genedigift vernnemen, welcher- 
maffen es vmb Sannt Leopolds Sarch, fo Maiftcr 
Criftian Müllner Goldfchmid zu Olmüntz völlig zu- 
uerichten angedingt, aingcftalt, auch wie er die Verlag 
darauf nicht gehaben mug, vnd deshalben die 200 
Ducaten fo wir jme zum vergolden gefchickt angreiften 
mücffcn, vnd daruon fchicr bifs in 100. Ducatlen 
aufgeben, vnd alfo jmc wider ander Gold zum ver- 
güten hineinzufchiken begert, 

Derauf zeigen Wir E: Kha. Mt., vnnderthenigs- 
lichen an, das wir vnns nicht erjnndem khunden, die 
200. Ducatten anezugreiften, des jme dann auffer E: 
Mt. vnnfers vorwiilcn gethun nicht gepurt, dieweil 
aber aus feinem Schreiben verftanden, das Er folchcs 
feines vnuermugens halben nicht vmbgen noch die 
vcrlag darauf thuen mug, vnd vnnfers achtens die 
notturfft erfordert, das jme annder Gold zum vergulden 
verordent werde. Demnach fo wer vnnfer Rat, vnd 
guetbeduncken das Eur. Mt, noch ain 201) gülden zu 
Verrichtung des Sarchs gedachtem Maiftcr Criftian 



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CXVI 



Müllner, weil Er dcrwcgcn purgfchafft gcthan zu I lan- 
den des Y'iczdams zu Wienn, verordneten, vnnd 
diefclben gedachtem Parhach zucllellen hetten laffen, 
auch jine darneben auferlegten, darmit Er fich hinein 
gen Olmutz verfueyet, jme Goldfchmid das Golt auf 
Raittung, vnd in Abflagfciner Arbait, vberanntworttet, 
auch das Kr den Sarch, mit verftendigen Wcrchlcutcn 
notturfftigclich befichtigel, war Kr daran gemacht vnd 
verdient, vnd noch dartzue von nöten, vnd wie Er es 
alfo befunde daiTelb Eur Mt: oder vnns Berichte. 

Nachdem auch ermeltcr Maifter Crillian Mullncr 
in feinem fehreiben meldt, das Er den ZwelfF ApolTtcln 
die zwclff Articell, des Glaubens vnnderfchriben vnd, 
gcfchmelzt, Wicwol wir jme folches nicht Beuolhen, 
vnd weitem Befchaids begehrt, was Er vnnder den 
Saluator, Sannt Maria, Sannt Leopold vnd fein Gemahl 
Pilder. vnnderfchreiben foll, darüber werden fich E: 
Kh: Mt. genedigift zucnntfchliel'fen haben, vnd thun 
F.: Mt. vnns vnnderthenigelich Hevelhen. Datum 
Judcnnburg leften tag Fcbruari An. 1553. 

N. Oe. Chamer 

Adlum den 2. Mary. 
5153, 22. Juny. 

Allerdurchleuchtigifter, Grofmachtigiftcr Khunig, 
Allergcncdigillcr Herr Nachdem wir iungft auf Eur 
Khu. Mt.beuelh, Maifter Chriftian Mulner Goldfchmid zu 
Olmuntz. Zu völliger aufsberaittung Seiner angedingtn 
arbait. Sannd Leopold Silbren Sarch geen Clufler- 
neunburg, zehen Markh vnnd zwen Pliening Silber 
Wiennergewichts, des jede Markh Funfzehen lot fein, 
berurtsgewicht gehalten, hinein gefchiykht, vnnd aber 
wir diefclben zehen Marckh Silber hie aufgebracht, der- 
gcftalt, das wir von übenden tag gegen württigs Monats 
Juny anezuraitten in Sechs wochen wiederumben 
erftatten, oder mit parem gcld, wieder gemain 
Silberkauf yeez hie ill, beczallen wellen. So ilt der- 
halben an Eur Khn, Mt. vunfer gehorfam vermanen 
Eur Khn. Mt. wellen vnns bernerter zehen Markh 
Silber halben, diefclben Verwalter im Ncufohl Chrifto- 
ffen von Khonritz, ainen Bcvclh ferttigen lafTen. Auf 
das Er vnns fouil Silber heraus fchigkh als wir die 
aufgebrachten zehen Marckh Silber wider erflatlen 
mugen, Thuen Eur Khu. Mt. vnns daneben vnnder- 
thenigelich benelhen. Datum Wienn am zweinund- 
czwainczigiflcn tag Juny im dreyvnndl'vnfigiliten Jar 

Kur Ko. Khu. Mt. 

Vmiderthenigift vnnd ghorforfamifl 

N. Niderofterreichifche Chamer Kate. 

1552, 5. Auguft. 

Den 5. Augufti A* 52 für 37 King, welche hieuor 
Neben andern Klainotcrn durch ainen Brobil zu 
Clofterncuburg gecn Pallau gefendet die aber die Ku. 
Mt. widet herab brigen laden vnd auf zucrichtuny, 



Sand Leopolds Sarch gecn Clofterneuburg verordent 
vnd zerfclimeltzen laffen, daraufs drej Zain golds 
gemacht worden, fo Wardein Probiert vnd I Marhkh 3 
Loth 1 Quintil 1 denar gehalten, vnd auf der Herrn N. 
(Je. Camer Rete Verordnung verkaufft vnd deraufs 
gclolt worden 119 f, 6. ß, 2. jS. 

1552. Ich Criftian Mülner Burger vnd Goldfchmid 
zu Olmuntz Bekhen das jeh von der Ko Ku. Mt. vniTr 
allergcnedigiften Herrn, Nidcroftreichifchcn Camer 
Katen, meinen genedigen Herrn, Zway goldene 
gefchmeltzte Crucifix yedes mit vier Criloliten vnd 
vier Jochczinckhcn deren yedes anftat der Negcl drey 
Dicmnet Pinktl hat weihe Zway Creytz nemblichen 
grvfser fambt den Steinen, ainvnddreßig vnd ain 
halber Ducattn anndtre Creyts dem der Khoph abge- 
prochen worden, fambt den Steinen vnd ledigen Khopf 
«I 1 /, Ducattn gewogen haben zu meinen handen 
empfangen hab, mir beuolhen worden folche zwey 
Creytz auf S. Leopold Silbren Sarch zumachen vnd 
zullellcn, Weihen jeh den alfo mit vleifs nachkomen 
fol vnd wil. Des zu warem Vrkhund hab ich mein eigen 
Handgefchrifft vnd Pctfchaflt hierunder gefielt vnd 
darzuc mit vleifs erftatten, meine Burgen, die jeh zuvor 
bcmelts Sarchs halben gefielt das Sy dife Quittung 
neben mir auch unterfertiget haben. Gefchehen zn 
Olmutz 

1553. 5. December. 

Aufzug was der Viczdomb auf S. Leopolds 
Silbren Sarch gegeben. 

Den 17 Novembro A"5i ift Maifter MerthPaungart- 
ner Goldfchmid zu Olmutz iur Zerung, fo Kr hieher gc- 
than Zalt 22 f, 1 fi, iü. A Den 29 December gedachtem 
Maifter Mcrthen zu verguldung des Sarchs, einhundert 
Ducatcn geben, yc einen per toü Kreutz. 176 f 5 10 A 
Den 14 Februar A* 52. ill abcrmal gemcltem Paun- 
gartner Goldfchmid zu verguldung des Sarchs IOO- 
Ducatcn zu 107 Kreutzer. 178 f, 5. £, 20 A Den 7. 
Augufti dem Gregor Porhoh vnd Mcrthen Parpiercr 
für Zerung vnd fuerlon, gegen Olmutz Laut zwayer 
gefchafft Zetl 53. f 2. ß 10. A Den 12 Augufli, weyl 
Maifter Merth Goldfchmid gcflorben, ift feiner gelalTen 
Wittib, von wegen des macherlons vnd annder Ver- 
richten Arbait des Sarchs, durch Gregor Porchoh 
zugcftelt worden 258. f 2. (3. 20. .\. Den 19. Augufti, 
abermal dem Porhoh für zerung Lodig gefchefft zalt 
9 f, 6. £ 12. **• Den 21. Maj A* 53. ift dem Criftian 
Müllner Goldfchmid zu Olmucz, dem der Sarch follig 
aufzumachen angedingt worden, in Abfchlag vnd aul 
Kaitung zalt 200 f. Keinifch. Den 6. Junj dem Muncz 
maifler, Alhie auf der Herrn N. Oe. C. Ret yefchafl, 
Kurndt filber gegeben 7. Marek, 5. Lot. 
Suma 898. f. 4. 22 d. 7 Marek, 5 Lot Silber. 
(Schlafe folgt.) 



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CXVII 



Der römifche Strafsenzug Lederata-Tibiscum im einftigen 

Dacien. 

Von Itmkml //,.*« 



frj^EKANNTLK.H hatte die Fcftftellung des 
9 PS* Punkt««i wo cinftens die möftfehe Metropole 
Cx±z3 l'immiiiacium, von welcher nach den alten 
Itincrarien zur Romcrzcit zwei machtige Strafsenzuge 
nach Nikopolis und Byzanz führten und von wo 
Kaifer Trajan in das Herz Daciens eingedrungen war, 
geftanden, die Hiftorikcr wie Geographen von jeher 
lebhaft befchaftigt. 1 Heute liegt diefe Frage langft 
hinter uns Männer wie Mannert, Franckc, Forbinger 
und Afchbach erkannten Vimminacium in dem Dorfe 
Koßolac in Serbien und die neueflen dortigen Funde, 
fowic die von Kanitz 1 und Ortvay 3 gelieferten fonfti- 
gen Heweife dürften, falls noch Zweifel über deffen 
einftige Lage beftünden, diefelben wohl vollkommen 
befeitigen. 

Fine neue, bis in die jüngftc Zeit fortgefetzte 
Controverfe entftand jedoch über den Punkt, bei 
welchem Trajan auf feinem daeifchen Zuge [lOl n. Chr.) 
perfonlich die Üonau überfchritten hatte. 

Die fehr gelehrte Abhandlung des I lerrnProfcffors 
Dr. Jof. Afchbach: „lieber Trajans fteinernc Donau- 
brücke",' welche diefen Gcgcnftand eingehend be- 
handelte, ift hierüber leider fehr verworren und un- 
klar. Frfl der an Ort und Stelle gefchopften lebendigen 
Anschauungen des Herrn Fr. A'anitc : ' ift es gelungen, 
diefes Rathfcl zu lofen, indem er den bezüglichen 
Abfchnitt der Peutingerfchen Karte" mit den Tcrrain- 
Verhältnilfen genau verglich, und fo endlich zu dem 
richtigen und einzig möglichen Schluffe gelangte, dafs 
die auf «lern rechten Donauufer angegebene Manfion 
„Lederata* der Tab. l'cut. an der Stelle des heutigen 
Roma gcflanden habe, da feine auf 10 rom. Millicn : 
von der Hauptftadt Vimminacium angefetzte Ent- 
fernung mit jener zwifchen Koftolac und Kanu 
vollkommen zufammentrifft ; ferner auch die unterhalb 
Kama und auf dem jenfeitigen Ufer bei Alt-Palanka 
aufgefundenen Kelle von gemauerten Brückenköpfen 
deutlich bezeugen, dafs dort ein Stromübergang ftatt- 
fand." 

Dcrfelben Meinung ift auch mein alter Freund 
Cjica Ilics in feinem Auflatze, welchen er in den 

' 8. Jahrbuch iBc'i und Millheilungea vom Jahre iScS wufrlhft die IL-, 
netae In.naubiiu kr ,1c, k Trajan beim eiternen Thüle befprochen wird. 
5 ff. Kamll» „Serbien", Leipri* |M4. S. 41» 41t 

' Siehe llr. iJr/rar'i ..Mnrgiun «> Ci/atra Margua»". Uudapelt i»t". 
S 4* -if. ml „Metra «4 Mnef.i (ernteten- in „Aich. Krlefitl!'-. IX, 

• .1/ tr.r. < „Lehel Trajan« Ilfcjlfl Duaailbrucke" Wien IÜ-.H. all 
karren und l'lancn (Aus d, Muth d. Celilr. Cuaaln. befunden uhgcdrutkl.1 

> Adai/l Serbien 4 I« ff 

• Original ru Wien in der llufbibliuthck - lliefe kaue »mde fchon 
einigemal, unter andern au. h ilgg durch Mammen ru Igaflll hcraiiageeeben. 
Die neueftc Edition iA jene r, J. ■•6a, durch E. flei/.iru'ia in Curia in II Hellen 
eifehicf.cn 

1 feine rSaaJuaha Millie aa tooo rom. Schrille. Die renn. MiHie bithlfa 
bckatiullich 147a*). Meier. 

• Ich erlaube mir biemit ru bemerken, daf» auch Herr A*<f«r'/a die liegend 
VM kama nicht hinlänglich Audirte; aie Ware e» Tonil ju erklären, daft er den 
etwa eine gute VicrlelAunde um» rhall, der* Ihurfc befindlichen, neulich wühl 
conferaitlell lltückenkuiif, und wa% noch wichtiger iA da* obeihatb dcfclben 
auf dem llcic l'laleau „J'ljn l.'r.rj' (Alte r'e Aune i befindliche, in feinen liiunj 
riffea prachlroll erhaltene r.in.ifr he CaArura „Ze,rVra/<" nicht erwähnt. 

VW. N V. 



„Mitth der k. k. Centr. Comm. zur Erforfchung und 
Erhaltung derBaudcnkmalc-» publicirtc, nur dafs diefer 
Lederata anftatt felbcs bei Ruma zu fuchen, gleich 
Afchbach an der Stelle des heutigen Alt-Palänka, 
aufs linke Donauufer verlegt. Nach Ilics wäre Trajan 
mit feinem Heere bei Lederata mittclft einer Schiff- 
brücke über die Donau gefetzt und die Richtung der 
zum Theilc noch jetzt beftchenden fogenannten 
„Rdmerfchansen' einhaltend, über Grebenacz, Wer- 
fchetz nach German, bei Omor oder Birda über die 
Herzava nach Baziäs, von da nach Lugos und, nach- 
dem er nach Dio s " Aeufscrungbei Tapae (jetzt Tapia 
unweit Lugos) den Feind gefchlagen habe, der Temcs 
entlang nach Karanfcbcs, welches an der Stelle des 
einftigen Tibiscum liegt, gezogen, wofclbft er fich mit 
feinen Unterfeldherrn vereinigte. 

Herr Ilics hat hiebei übcrfel.cn, dafs die auf der 
Peutingerfchen Strafsenkarte bezeichnete Route nicht 
eins mit der von ihm angegebenen Richtung fein 
konnte, und dies umfoweniger, als die fragliche 
romifche Heerftrafse ficherlich erft nach dem erflen 
daeifchen h'eldsuge, als die Romer hier fchon mehr 
Terrain-Kenntniffc gewonnen hatten, zu Stande kam, 
da, nach Dio Cafs" zu urtheilen, damals laut gcfchloffc- 
nem Friedens-Vertrag der oftliche Theil Südungarns 
und das Hatzcger Thal mit Sarmizegethufa von den 
Römern befetzt blieb, welche dafelbft Caßelle und 
militarifche Poßen anlegten, zu deren Verbindung 
jedenfalls folidc Hochftrafscn erbaut wurden. Bei 
welcher Gelegenheit ohne Zweifel durch praktifchc 
Ingenicure auch eine kürzere I'race zum Ucbcrgangs- 
punkt Lederata ausfindig gemacht worden war. 

Gefetzt aber wir nahmen die auf falfchcn Conjcc- 
turen beruhenden Meinungen meines Freundes Ilics, 
w elcher die Einmarfchftrafsc Trajan's mit der erft fpater 
errichteten Romerftrafse vcrwechfclt, für bare Miinzc 
an, fo ftunden diefelben in fehr argem Widerfpruchc 
mit den auf der Tab. Pult angegebenen Entfcrnungs- 
mafsen. Wir fanden beifpiclsweife von Alt Palanka 
(oder wie diefer I lerr es benannt : Lederata) nach 
Grebenacz (Aponte) anftatt XII nur VIII, von da nach 
VVerfchetz (Arcidava) ftatt XII— XVI, bis German 
(Ccntum Putca) richtig XII, bis an die Berzava (Bcrfo- 
via) ftatt XII aber kaum X, bis Baziäs (Ahibis) ftatt 
XII-XX1I, bis Lugos (Caput Bubali) ftatt XII wieder 
XVI, und von da bis Karanfebes {Tibiscum) anftatt 
X gar XXVI, alfo zufammen MO röm, Millien (22 1 s 
deutfehe Meilen),y/,7//r/ [ rc J L' MiU. (|6> . deutfeh. Meil.) 
der Peutingerfchen Tafel, was abgefehen von der 
ungleichmäfsigen Vertheilung der Marfch- und Lager- 

• Daad X. Ii Mair Aprilhcfl. Wien i»6 S . 
'• Um C'a(» LXVIII, 8. 

" heilellie LXVIII, y ; Vgl auch Mammrrt Ke» 1 rajan ad llanub geft 
|i. »4 -»»•: Engel, de caped Trajan ad llanub. p. 167 Rani pramk*. tut Oe 
fchichtc kailcr» Trajaua- GuArow 1B37, res— tan; //,'*e*A«ia/.-n. die Aller- 
Ihuaaer lUcicna und dei hetiticen Siebenbürgen», aj ff, 



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CXVIII 



Stationen ein Plus von 28 romifchen Millien oder etwas 
über fünf deutfehe Meilen ausmachen würde.' 

Ungeachtet der viclfcitigcn und eifrigen Bemü- 
hungen alfo, mit welchen uns Luka Ilics in feiner Ab- 
handlung betreffs der wirklichen Richtung des romi- 
fchen Strafscnzugcs „LeJerata-Tibiseum" nacluuweifen 
gefucht hat, flehen die Ergebniffe diefer Forfchungen 
nicht im Verhaltniffe zu der aufgewendeten Mühe, 
und zwar aus dem einfachen Grunde, weil er kein 
durch Vordudien herangebildeter Fachmann, fondem 
vorzugsweife Theoretiker war, welcher entweder 
gar nicht oder nur flüchtig an Ort und Stelle Unter- 
fuchungen pflog und an feinem Schrcibtifch brütend, 
aus mangelhaften Terrainkarten fich nicht feiten eine 
Uypothcfe aufbaute, welche in widerfprechendder 
Weife der Wahrheit entgegentrat. 

„Wenn die I'eutingcr'fche Tafel mit Nutzen ange- 
wendet werden foll, fo mufs vor allen Dingen nicht nur 
das ganze über einen Landdrich fich ausdehnende 
Strafscnnctz, fondern es muffen auch die romifchen 
Niederlaffungen erforfcht werden; nach diefen Frgeb 
niffen find alsdann die wichtigften Strafsen, nämlich 
die Strafsen, welche auf dem tauglichften Terrain 
hinziehen, an denen die grofseren Niederlaffungen fich 
befinden und an denen fich die grofsartigden Strafsen- 
knoten entwickeln, herauszustellen, und von einem 
jiehergeßellten Punkt ausgehend, die lintfcrnungszahlcn 
der Tafel von einer Siedcrlaffung zur anderen anzu- 
paffen. Dergleichen grundliche Manipulationen werden 
gewifs zu Gunftcn der Tafel ausfallen, und häufig 
wird fie uns auf diefc Weife eine fichcre Führcrin zur 
Bcftimmung der auf der Tafel angegebenen Rumer- 
ortc werden." * 

Die Wahrheit diefes Satzes cinfehend, war ich feit 
20 Jahren eifrig bemüht, den romifchen Strafsenzug* 
und überhaupt die romifchen Ucbcrrcdc, nicht nur 
um meinen Wohnort Weifskirchen, fondern auch in 
einem grofsen Theile Südungarns an Ort und Stelle 
gewiffenhaft zu unterfuchen,* wozu ich in erfter Linie 
aus Liebe zur Sache, anderntheils aber aus Patriotismus 
mich hingezogen fühlte, und hoffe nun, dafs es nicht un- 
berufen erfcheinen durfte, wenn ich hier einen Theil 
meiner befcheidenen Erfahrungen niederlege. 

Wie bereits oben mitgctheilt ward, haben wir die 
Feddellung des Punktes Ltderata (Ruma) hauptfach- 
lich Herrn Kanitz zu verdanken, wogegen der einfüge 
Standort der rom. Municipaldadt Tibiscuui, als folchc 
auf der Peut. Karte mit zwei Thiirmchen verzeichnet, 
fchon feit lange durch Marfigli.* Katancsich," Neuge- 
baur," Ackner und Müller r und eudgiltig hauptfachlich 
durch Dr. Ortvay* nahe beim Zufammenfluffe der 
Billra und Temesim Kraffo-Szorcnycr Comitate nächft 
Karanfebes nachgewiefen wurde. 

' F« lagen mir ia> Vergleiche vor die genauen Terrain Kanal tm 
Cnmltate TrrrmU/. Trmtt und Krt/,* von Herrn Ingenieur Fridolin Tru 
mauer naih den heften Quellen gefeiehnel und kerauvgegeben in den lahlen 

1B61. rernet die mturßt, ru diefem Boecke uaerilbchrlichc Orient 

' Siehe Kd /Wnr l>i« K.mrtftr»f»cii . -iinlg.iri i!i; S. i» l). 

» S „Tnrl. r« reg Erlelil.i." Temetvar 11. Jahrggang. S. ly< -19». 

• Die beireffenden Abhandlungen er.chieften uttguriich in eben ilem 
Telben Organe Jahrgang 1*77, III, im rjt; J.ihrnaiiii 1H80 VI, I — lt. ««—7« 
und ptl M Siebe auch die von llcnndnrf K /Ar/. >i/,U herausgegebenen 
Arth rt.igrauh. Mmh lon Oert.fr. Wir'. 1**1. 1\'. 174 — 1B1. 

• Vgl. lUnub l'jinnon Myliu.. II Tab I.VI 

• lllri Adel. C.eo.g V. P >. S. »IS 

• »Ogaha* Kroniladi i>ji S. 1« is 

• „nie mm li.fehr.rien in l.aeien" Wie« iV.) S. .1. 

•Vgl „Archaeol.vg Krtefn. I - I X . . 70 - »«.. anvfiihrlirber .11 Arrh 
k-irlrraenvekt" X, 1—4*. 



Nachdem alfo der Anfangs- und Ausgangspunkt 
des rom. Strafsenzugcs Lcdcrata-Tibiscum bereits 
feftgeftellt id, fo blieb hauptfachlich zu ergründen 
übrig, welche Richtung hiebei eingehalten wurde, was 
bei den eigcnthtimlichcnTcrrain-Verhaltniffcn wahrlich 
keine leichte Aufgabe war. 

Trotzdem mir die Stelle des gemauerten Brücken- 
kopfes in Alt Palänka langft bekannt war, konnte ich, 
vermöge der dafelbd vorhandenen immenfen Flugfand- 
Anhäufungen und des gleich darauf beginnenden ungün- 
fligen Inundations-Terrains, dennoch lange nicht 
damit in s Reine kommen: in welcher Direktion die 
einftige Romcrftrafsc von hier aus hinzog. Da, als ich 
fchon zu verzweifeln begann, traf ich bei meinen ein 
famen Wanderungen endlich auf den richtigen Finger- 
zeig. Ich fand in einem Ackerfelde nächft dem Stcra- 
Canale bei Neu-Palänka einen theilweife mit Strauch 
werk bewachfenen, etwa 34 Meter im Quadrat halten- 
den Tumulus, auf welchem ich die erden Spuren der 
Ronnerzeit fand, nämlich: Bruchdücke von Saulen- 
ziegeln, wie man felbe bei Heizvorrichtungen in den 
Badern im Gebrauche hatte. Aus eben diefer Urfache 
halte ich den betreffenden Trümmerhaufen für 
Ucbcrrcde entweder eines Bades, oder einer rom. 
Villa. Im Volksmunde wird der Ort einfach T Stari 
Criva* (alte Kirche) genannt. 10 

Bei näherer Unterfuchung war mir bei (tiefem 
Objccte im frifchgeackerteti Felde ein etwa 6 Meter 
breiter Schotterdreifen aufgefallen, der fich in einiger 
Entfernung davon nordodlich hinzog. Ich verfolgte 
denfelben über Felder und Wiefen bis zur Palänker 
Muhle, unterhalb welcher er über den Canal fetzt und 
feine Richtung gegen das Dorf Vracsevgaj nimmt. 
Wie ein Blitz durchzuckte es mein Gehirn, ob diefer 
Steindreifcn nicht etwa mit jenem oberhalb Roth- 
kirchen beginnenden und über den benachbarten 
Weifskirchcncr Hotter hinziehenden, welcher von den 
Bewohnern für eine aufgclaffene alte Straf sc gehalten 
wird, identifch wäre? Bei fpätcrer Befichtigung fand 
ich diefc Idee bedätigt. 

Soweit waren meine Unterfuchungcn bereits ge- 
diehen, als am 18. Aug. 1881 Herr Univcrfitats-Profcffor 
Karl v Torma mich einlud, in Gcmeinfchaft mit ihm 
einen mehrtägigen Ausflug zu machen, indem er der 
cindigcnRonicrdrafsc Lcdcrata-Tibiscum auf der Spur 
fei. Wir fuhren nach Varadia, nahmen uns ortskundige 
Führer und fanden auf dem Kilia-Berge zwar Spuren 
barbarifcher Anlicdelungeii, hauptfachlich aus fchlccht- 
gebrannten Urnenfcherbcn bedcheud, aber von rom. 
Zicgelfragmentcn keine Spur. So war es bereits Abend 
geworden, als uns der dortige griech. kath. Gcidlichc 
bei der nahen Karafch-Bruckc eine Stelle bezeichnete, 
welche unter dem Namen „Rovina" bekannt fei und 
wo noch Schanzen fichtbar wären. Wir eilten hinaus 
und landen feine Angaben richtig: das rom Cadrum 
„ArtidaW lag vor uns. Bemerkeiiswcrth id, dafs Herr 
v. Torma mit richtigem T*ft, noch vom Bergnicken 
aus, auf diefen Ort hingewiefen, die Fuhrer aber uns 
mitgctheilt hatten, dafs diefe Graben aus der Neuzeit 
von der Grundherrfchaft aufgeworfen worden feien " 

Per Uruiideigenlhumer, ei« Neu PinMaWtj hat hier frhnn vor Jahren 
nne Menge romifcher Ziegel vcrfchicdencr Piiuenüon »»«heben larTen und 
null ll,iuvb»ue vernendel. 

" Hiera»! ill glru birllig der Renei« erlieaehl, wie fchvrer e« manchmal 
1«, von Ulifircr indfde. len Landbevölkerung richtige Aufklärungen zu erhallen 



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CXIX 



Nun wir einen fo bedeutenden Anhaltspunkt 
eruirt hatten, fetzten wir am folgenden Tag mit 
freudiger Zuverficht unfere Reife durch das herrliche 
CernovecThal nordwärts gegen Komoriftic zu fort. 
Auf unfere Erkundigungen nach einer alten Stein 
ftrafsc, zeigte ein Hirte auf einen fichtbaren Streifen 
auf der örtlichen Anhohe hin, mit dem Bemerken, es 
fei dies der alte „ Trum de Maria Tktrtßa.* (Maria 
Thereficn-Strafsc). Wir behielten fclben fortwahrend 
im Auge. In Komoriftic zog er durch ein Defilc einen 
Hügel hinan, dann (ich wieder abwärts wendend 
gegen Forotik. Etwa eine halbe Meile vor letztgenann- 
tem Orte fuhren wir unverhofft auf der claffifchen 
Romerftrafsc hin, welche hier einen erhabenen Damm 
Uber ein fumpfiges Terrain bildet und dcfshalb auch 
heute noch als Fahrbahn benutzt wird. Wir waren 
hierauf durch das plötzliche Stofsen unferes Wagens 
aufmerkfam gemacht worden. Diefe gut confervirte 
antike Strafsc zog fich durchs Dorf, fetzte aufserhalb 
desfelben über eine ziemlich rteile Anhohe den Berg 
hinan, oberhalb «lern neuangelegten Orte Brcfonfalu 
gegen Szurduk, aufserhalb welchem wir, in der Richtung 
gegen Uoklin zu, das gut erhaltene Caftrum .Collum 
Putea* antrafen. Von hier aus ging die Strafse durch 
ein Defilc die I lohe anfteigend, und die WalTerfchcide 
überfchreitend, in der Richtung von Konigsgnad und 
Fiizes, gegen den Berzava-Flufs bei Zfidovin, wo vor 
Zeiten die Römcrcolonic Ber/ovia mit der gleichnami- 
gen Manfion Hand. 1 

Nach der perfonlichcn Verficherung des Herrn 
'Forma, welcher die folgende Strecke befichtigt hatte, 
überfetzte von hier aus der Strafsenzug den genannten 
Flufs und ging über Rafna, dann, einen machtigen 
Berggrat mit der cinfam gelegenen Manfion „Allibis' 
uberfetzend, nach Ezcres, und von da nach l'rebul im 
Boganis-Thale, in deffen Nahe die Manfion „Caput-Bu- 
balr* rtand, dann einen dritten Gebirgsrücken über- 
fchreitend, endlich das Gcbirgsdorf Valjcbul rechts 
liegen laffend, in das Temesthal zu dem zwifchen 
Jaäz und Zsuppa, unweit des Zufammenfhiffcs der 
Billra mit der Temes, gelegenen Municipium Tibiscum. 1 

Da ich mich in Konigsgnad von meinen Reife- 
gefahrlen mit dem Vcrfprcchcn verabfehiedetc, die Auf- 
findung des Standlagers Apo oder Aponte mir zur Auf- 
gabe zu ftcllcn, fo kann ich felbftverftändlichnur von der 
Strecke Alt -Palanka — Konigsgnad - als Augenzeuge 
fprechen, die genaue Befchrcibung der Strecke „Füzes 

— Tibiscum - der gediegeneren Feder des vieler- 
fahrenen Profcffors Karl von Torma überlaffcnd. 

Sobald es mir nur möglich war, begab ich mich 
nach Rothkirchen, wo die Romerftrafsc örtlich vom 
Ort, bei der grofsen Ulme die Anhohe überfetzt. Ich 
verfolgte den Stcinftrcifen durch die Rothkirchencr 
Weingarten und Felder bis zum fogenannten Ablianer 
Graben, wofclbft der Weifskirchener Hottcr beginnt. 
Von hier aus zog fich dcrfelbe über die „III. TheOung 41 
genannte Feldflur, ferner über das „Stockfeld - und die 
„Suhaj - an den Miffitsgraben nach dem „Fünfguldcn- 
felde", wo nach meiner Vorausfctzung das Romerfort 
r Aponte" geftanden haben mufstc, welche Meinung 

— wie wir fchen werden -- fich denn auch wirklich 

1 S. hirriibcr die Abhandlung det Hmn ObcrfrCnain Sig. v. OrmtM In 

d*a: AkW»Im<m Iddiatank. Bd VIII. S. .««-isj IT. 

< l)t (V»m,. „'libiKun-.Arch. k«ilco.>tk X. ■ -,» »it Karten uud 



bewahrheitete. Von hier aus ging die Strafse dann über 
die dem Grafen v. Biffingen gehörige Hodai „Soai - 
weiter gegen Mirkovac, Vranj und Mercsina, nach 
der Baics'fchcn Befitzung Varadia, welche wir fchon 
oben kennen lernten. 

Nimmt man den Mafsftab zur Hand, fo findet man 
von Ruma (Lederata) bis zu der im nordlichen Thcilc 
des Weifskirchener Territoriums gelegenen Manfion 
Aponte genau XII, und fo fort bis Varadia (Arcidava) 
abermals XII, bis Szurduk (Centum Putca) wieder XII, 
und von da bis Zsidovin (Bcrfovia) nochmals XII alt- 
romifchc Millicn, was mit den Mafscn der Mappa 
l'eutinger peinlich genau übercinftimmt. 1 

Nachdem ich im Obigen iiber die Topographie 
und wirklich? Richtung des Straf sensuges Lederata- 
Tibiscum möglich«, genaue Daten geliefert, bleibt mir 
zum Schluffc nur noch übrig, deffen Struclur und 
gegenwartige Bcfchaflcnheit, fowie über das Ausfeilen 
und die Mafsverhaltniffe der beftandenen Römer- 
Forts zu berichten und damit meine Correfpondcnz zu 
fchliefscn. 

Bei den widerholten Unterfuchungcn fand ich, 
vermutlich weil diefcs Terrain fchon feit lange In 
Cultur genommen, auf der ganzen Strecke von l'alanka 
bis Varadia nur mehr einen 4—6 Meter breiten 
Schottcrftreifen, nur an zwei Stellen, nämlich bei 
dem oberhalb Rothkirchen gelegenen Eifenbahn- 
Wächterhäuschen und knapp an der Weifskirchener 
Hottergrenze gegen Mercsina zu, auch grofscre Bruch- 
fteine vor, welche wahrfcheinlich einftmals die Grund- 
lage bildeten. Erft als ich jene bereits oben erwähnte 
Stelle zwifchen Komoriftic und Forotik erreichte, 
bemerkte ich, dafs die Romer auch hier ihrem Principe 
treu blieben. Jene Strecke ift nämlich durchgangig 
gepflaftert, d. h. die Grundlage befteht aus feft an ein- 
ander gefetzten, zum Theil ziemlich grofsen, übrigens 
nicht behaltenen Steinen (Polygonen), denen nur wenig 
nachgeholfen werden durfte, um fic feft aneinander zu 
fugen. Auf diefem, meift mit auffallend grofsen Sand- 
(leinen vcrfchcncn Stcinfatz befindet fich ein feft- 
geftampftes Befchlägc aus kleinen Steinen, Sand und 
Gerollen. Das Pflarter ift ohne Mörtel, die Fugen 
jedoch mit Sand möglichft feft ausgefüllt. Das ver- 
wendete Material ift fehr verfchieden und bcfchraiikt 
fich rcgelmafsig auf das in der Nahe vorkommende; 
z. B. von der Donau bis über Vranj befteht felbes 
aus Chloritfchiefer, von da bis Konigsgnad aus (Juarz- 
kiesel und feften Kalkfteincn. 

Die Strafsc, foweit fich dies nämlich auf befagter 
Strecke noch erkennen läfst, ift zumeift wallartig 
erbaut und an einigen Stellen 30—60 Cm. hoch, nur in 
dem Hohlwege hinter Forotik macht fic eine Ausnahme. 
Man gab ihr diefe Gcftalt wahrfcheinlich um fic 
bei jedem Wittcrungswcchfcl trocken zu erhalten, 
vielleicht auch um von einem höheren Standpunkte 
aus den andringenden Feind leichter bekämpfen zu 
können. Ihre gegen beide Seiten etwas abgewolbte 
Fahrbahn beträgt präcife 4-30 M. 

Das erfte am linken Donauufer gelegene romifchc 
Standlager Apo (i. e. Aponte, d. i. „von der Brücke" 
benannt] befindet fich noch am Weifskirchener Hotter, 
auf einem fanft anfteigenden Plateau inmitten zwifchen 

■ KWtah h»I fich die Pcutmger'fcli» Taftl nach in Sud Ungarn alt 
vullkosaracn m-hlij et|itubl. 



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cxx 



Ackerfeldern, nordoftlich vom Miffits-Graben, nahe 
bei der fteinernen Brücke, am fogenannten ,Fünf- 
guhlenfeldc" , unfern des Jamer Steinkreuzes. Seine 
Umwallung, foweit nämlich der Spaten und l'flug des 
fleifsigen Landmanncs fclbc nicht hat einebnen können, 
inachte es zur Aufnahme eines flabilen Militärpoftcns 
fchr geeignet und dies umfomehr, als im vorbeifliefsen- 
den Bache zu jeder Jahreszeit Waflcr vorhanden ift. 
Es liegt knapp an der Romerftrafse und mifst in der 
Lange circa 150, in der Breite ungefähr 130 M. 

Ich fand hier antike Ziegel-, Glas- und Urnen- 
Fragmente, fowie Bruchfleine, Mörtel und röm. Mün- 
zen. 1 Bemerkenswerth ift ferner, dafs fchon der Alter- 
thumsforfcher M. 1*. Katancsieh in feinem bekannten 
Werke* bei dem 3 1 t Meilen nordweftlich von Moldova 
gelegenen Weifskirclun folgendes Bruchftuck einer 
rumifchen Grabfchrift anfuhrt: 

A VRELIO • CANDIDO 
M LEG Il AVG 
AN XX 

Aurelio Candido, militi legionis II Augullae, 

annorum XX ), welches — wenn anders die Be- 
hauptung wahr ift — nur hier ausgegraben worden 
fein konnte, da meines Willens auf dem Weifskirchcner 
Territorium, aufser einigen Münzen, bisher fonft 
nirgends Rcftc aus der Romcrzcit zum Vorfchcin 
kamen. 

Was das Varadier Caftrum Arcidava anbelangt, 
fo liegt felbes nordoftlich vom Dorfe, etwa 400 
Schritte von der Karafchbrückc und 70 Schritte von 
der nach l'etrovacz führenden Strafse entfernt, auf 
einem Wicfcn-Tcrrain, welches zeitweilig inundirt 
wird, und es ift anzunehmen, dafs (Ich dasfelbc im 
Laufe der Zeit um mehr als 1 Meter gehoben hat. 
Dies mag auch die Urfache fein, dafs die Umwallung 
heute nur mehr unbedeutend daraus hervorragt. Nach 
der Verficherung der romänifchen Ortsbewohner, 
welche diefen Ort „Rinnta* (Ruine, Burgruine) 
nennen, 1 hat man vor noch nicht langer Zeit von hier 
bedeutende Ziegel- und Stcinmairen ausgehoben. 
Auch der Monograph A. Barany* bezeugt, dafs in 
den Vierziger -Jahren hier Gold-, Silber- und Bronze- 
münzen aus der Zeit Nero s ans Tageslicht kamen 1 lier 
foll man nach derfclben Quelle ferner auch ein Haus 
(wahrfcheinlich ein Bad) mit 3 Zimmern und daneben 
2 gcpflaftertc Gallen, mehrere maffive Mauern und 
eine '/* Klafter hohe Säule ausgegraben haben, welche 
Gegenft.indc fich aber nicht mehr eruiren laflen. Der 
herrfchaftlichc Gutsverwaltcr Finkc brachte uns bei 



' Um» den hier erfundenen Mitniro. befanden lieh aurb hubfeh er- 
haltene Stlheidenire von ViHlliml, von /Vu/,r n , M*rc Amrtl, Srft irrer»,, 
delTen liemuhliti 7-/. Vemu u A 

1 Mm »dt.ol.itum geographia venu Ofen. t»a; II. it 35t. CCXI, 
* Von SucluI hUitennerketi ift meinet Witten« iia\ übjeet ..kovina" 
C allein nur tu det »pi Ingenieuren Kr. Tri—« flammenden Karle de» 

icmilaUi" ». J. el»8cretirinel, «ouclen e» in der Gen 
: etaneelt 

' Siehe Tenie»varme»»e Emlcke N ISc.Verek 1848 I. ■«• 



unferem Dortfein ebenfalls einige Bronzemünzen von 
Claudius, Nero etc.. ferner einen gabelartigen fchon 
patinirten Bronzcgegenftand unbeftimmbaren Gebrau- 
ches und endlich einige kleine gehenkelte Urnen, 
welche nach feiner Verficherung ebenfalls von hier 
Hammen. 1 

Wir haben das Fort gemeflen. Seine Lange, 
wenn ich nicht irre, betragt 133, feine Breite 121 M. 
Der Name „Arcidava* ift daeifeh, da Dava in diefer 
Sprache Berg bedeuten foll. Vcrmuthlich erhielt 
felbes feine Benennung nach der am Berge befind 
liehen barbarifchen Colonic. 

Das aufserhalb Szurduk im freien Felde, inmitten 
eines ziemlich ausgedehnten ThalkelTels auf einer 
fanften Anhohe befindliche Romcrfort, obwohl die 
Strafse nach Doklin hindurchführt, ift viel befler er- 
halten, als die vorher befchriebenen. Bei letzterem ift 
noch theilweifc eine zweifache 8 M. breite, 4 M. hohe 
Umwallung bemerkbar. Es mifst in der Lange 160, in 
der Breite 143 M. Wir fanden hier Bruchftucke von röm 
Dach- und Mauerziegeln vor, ferner einen eifernen 
I'fcil und mehrere andere kleinere, ftark verroftete 
Eifcngcgenftände.* Auch foll hier, nach der Ver- 
ficherung eines dortigen Griindbefitzcrs, beim Ackern 
vor 15 Jahren eine circa 10 Cm. imDurchmelTer haltende, 
150 Cm. dicke durchlöcherte Bronzefcheibe, fowie 
eine nicht unbedeutende Zahl Münzen und Urnen- 
feherben gefunden worden fein. Etwa 123 Schritte von 
der nordwestlichen Bofchung entfernt gegen die 
Bachfeitc ftand w r ahrfcheinlich das Bad, aus welchem 
man vor einigen Jahren bedeutende Quantitäten 
Ziegel zu einem I lausbaue ausgegraben haben foll. 

Dicfes Standlager wird von den Einwohnern auf 
flavifch „Pogradje* (Umwallung) genannt und bekam 
feinen urfprunglichen Namen „Coi/um l'utea" (Hun- 
dert Brunnen) nicht umfonft ; denn in der Nahe davon, 
brechen in den Thaleinfchnitten — wie ich mich felbft 
überzeugte — an mindeftens zehn Orten reiche Quellen 
hervor. 

Nach der von mir erhärteten Fcftftcllung obiger 
Daten ift es nun weder nothwendig, die auf der 
l'eutinger'fchcn Tafel auf dem rechten Donauufer 
angegebene Manfion Ledtrata jenfeits zu fuchen, noch 
auch die Rumerftrafsenftreckc „Ledtrata- TMsfum" 
einen fo yrofsen Bogen über Werfchetz, Bazias, Lugos 
und Kavaran befchreiben zu lallen, wie mein Freund 
Luka llics annehmen zu nnifTcn glaubte, dclfcn irrige 
Meinung in neuefter Zeit fogar in das monumentale 
Mommfcn'fche Infchriftcnwcrk' übergegangen zu fein 
fcheint; wenigftens findet fich auf denen Karte von 
Dazicn unter den Namen wahrfchtinlUht Romcrflrafst n 
(viae incertac) auch die fragliche Linie eingezeichnet 



» Herr Ai«»r ulicrgab diele Cegc»IU»ilc an Fleund Torma, weit her 
felbe rur näheren Belehre, liutit! nat.li ltndaiieft' uiim.ihiit 

•Gedachte OegeiiftaiKlc beniulcn lieh gej§enwtini( in Weilikirchener 
Muht um 

r Tb M*mm/en „C"orttu> lufLri|tli>riini l.alia>uiua» •. Herlin ir\; 3 . ( Ilde 



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CXX1 



Die älteften Siegel der Salzburger Erzbifchöfe. 



Vuii EJout'J Kukltr, k k. Cunfervatut 




|URCH die Freundlichkeit der Vorltande des 
kariitnerifchen Gcfchichtsvcrcincs bin ich in 
fit der Lage, die älteften bekannten Siegel 
Salzburgischer Erzbifchofe aus dem 10. und Ii. Jahr- 
hundert zu veröffentlichen. 

Die Siegel von Friedrich I 958 —991, Hartwic 991 
bis 1023, Balduin 1041 — 1060 und Gebhard 1060 — 1088 
ftammen von Urkunden, welche fich im Archive des 
kariitnerifchen Gcfchichtsvereines in Klagenfurt be- 
finden, und die vorliegenden Zeichnungen find Copicn 
von Gypsabgulfen, welche das Salzburgcr Mufcum von 
dort erhielt. Das fünfte Siegel, von Frzbifehof Thietmar 
1025 — 1041 ift nach einem Gyps-Abdruck jenes Typars 
gezeichnet, welches 1874 bei Werfen im Salzburgifchen 
gefunden wurde, fich jetzt im Salzburger Mufcum 
befindet und über deffen Kchtheit im engeren Kreife 
mehrfache Verhandlungen ftattgefunden haben. 




Friedrich [. 958—991 
Fig. 1 

Die Veröffentlichung einer gcfchloffenen Reihe fo 
alter bisher unbekannter Siegel brauchte vielleicht keine 
weitere Rechtfertigung; doch will ich nicht verfchwei- 
gen, dafs ich allerdings eine Nebenabficht damit ver- 
folge. Ich will nämlich eine Lanze einlegen für die 
Echtheit des erwähnten Typars, und wenn die Fund- 
gefchichte, welche ich ausführlich und aus den beften 
Quellen mitzutheilcn im Stande bin, die Möglichkeit 
einer Fälfchung widerlegen foll, fo beabfichtigt die 
Veröffentlichung der zwei vorhergehenden und der 
zwei nachfolgenden Siegel den Erweis, dafs auch be- 
zuglich des Kunft-Styles und des allgemeinen Charak- 
ters das vorliegende Stuck trefflich in die Reihe pafst, 
und alfo auch keine inneren Gründe für die Bczwciflung 
feiner Echtheit und Gleichzeitigkeit vorliegen. 

Die Fundgcfchichte war bisher nur unvollftandig 
bekannt, und aus den Lücken und Widcrfprüchcn der 
Berichte ergaben fich Zweifel, welche durch eine 
genauere Darfteilung fchwinden muffen. 



Im Spiilherbll 1874 brachte der damalige Salz- 
burgifche I.andfchafts .Secretar Herr A. Sehweinbach 
einen in grobem Polllicgellack angefertigten mehrfach 
zerfprungenen, aber lückcnlofen Abgufs des Typars an 
das Mufcum. Er hatte ihn von dem Eifcnbahnbau- 
Ingenieur Olshaufen bekommen, der ihn von dem 
Original-Typar abgenommen hatte. Diefcs war ihm von 
dem Finder, dem Frdarbeitcr Zatwll, um 10 fl. Silber 
zum Kaufc angeboten worden. Da Olshaufen kein 
Silbergeld befafs, zerfchlug fich der Kauf, Zanoll ver- 
licfs mit feinem Funde das Land und Olshaufen be- 
gnügte fich mit dem Abguife; als diefer letztere an das 
Mufcum kam, erregte er fofort das Intereffe der Ge- 
fehichtsfreunde. Mein Schwiegervater, Herr C. v. Frey, 
machte eine Brod-Matrize des gebrechlichen Siegel- 
lack-Abdruckes und darnach mehrere Gyps-Abgüffc, 
von welchen ich zu Neujahr 1875 einen an Herrn Hof- 
rath l'rofeffor Sichel übergab, um die Aufmerkfamkcit 
der k. k. Central- Commiffion auf diefe Sache zu 
lenken. Der Olshaul'en'fchc Siegellack- Abdruck blieb 
im Mufeum, wo er fich noch heule befind* t. 




Haitwtc 991 — 1013 
Fig. 2. 

Nun begann fowohl von Seite der k. k. Central- 
Commiffion, als von Seite der Gcfcllfchaft für Salz- 
burger Landeskunde eine eifrige Suche nach dem 
vcrfchollcncn Zanoll und deffen Typar. Die Nach 
forfchungen auf diplomatifchem Wege ergaben, dafs 
Zanoll in die Schweiz gegangen war, blieben aber im 
übrigen fruchtlos, wie alle anderen, als plötzlich im 
Herbftc 1875 das Typar fclbft wieder auftauchte. Herr 
Wanmr, ein Subunternehmer, der 1874 beim Bahnbau 
in Werfen befchaftigt gewefen war, dann ebenfalls in 
die Schweiz fich begeben hatte, war dort mit Zanoll 
zufammengetroffen , hatte ihm das Typar um 10 fl. 
abgekauft und es hierauf dem Infpeclor der k. k. 
General-Infpeftion, Herrn Granzner, der als Sammler 
von Antiquitäten bekannt war, zum Gefchenkcgemacht. 
In deffen Befitze fahen es im November 1873 der Vor- 
ftand und der Secretar der Gcfcllfchaft für Salzburger 



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CXXII 



Landeskunde, die Herren Dr. Prinsingcr und Archivar 
Pirkmayr zu Salzburg. Gleichzeitig bekam auch fchon 
Herr Grnmncr von feiner überbehorde den Auftrag 
darleihe an die k. k. Ccntral-Commiffion einzufenden, 
von wo es endlich nach Granzner's Difpofition an das 
Salzburger Mufeum gelangte. 




Thtetntar 11. ioij 1041. 
«* J 

Iis fragt fich nun, ift das Typar, welches Granzncr 
von Wanner erhielt, und welches mir hier vorliegt 
dasfclbc, welches Zanoll 1874 in Werfen gefunden hat? 
Dicfe Frage lafst fich mit aller Bcftimmthcit defshalb 
beantworten, weil der Siegellack- Abdruck, den Ols- 
häufen fofort nach der Auffindung machte, noch heute 
erhalten ift. Die Vergleichung erweill nun auf das 
Bcftimmtefte, dafs der Abdruck nur von dic/tm Typar, 
oder einem ihm vollkommen congruenten herftammen 
kann. Der faft '/» Cm. hoch hervorragende Kopf des 
Erzbifchofs pafst fo genau in die tiefgravirte Matrize, 
überhaupt klappen Typar und Abgufs fo vollkommen, 
dafs hierüber gar kein Zweifel fein kann. 

Es bliebe alfo nur die Möglichkeit, dafs Zanoll 
etwa in der Schweiz eine Copic des gefundenen Typars 
habe anfertigen lalTen und diefelbe an Herrn Wanner 
um 10 fl. verkauft habe, wahrend das echte Stuck 
anderswohin gekommen fei. Das liegt nun aufser dem 
Bereich jeder Wahrfcheinlichkejt. Wenn Zanoll den 
Werth und die Seltenheit des Stückes geahnt hatte, 
fo wurde er weder Original no c h Copic um 10 fl. ver- 
kauft haben; abgefehen davon, dafs das vorliegende 
Typar nicht gegoffen, fondern fichtlich gravirt ift, 
die Herrtcllung einer Copj c a lf 0 f L |bft wieder mehrfach 
10 fl-, ja Hunderte gekoftet hatte, denn fchon der 
Silberwerth ift beiläufig 10 fl. 

Wann hatte aber fonft eine Untcrfchlagung oder 
Imitirung gefchehen follen? Dafs der Fund ftattge- 
funden, bezeugen nebft genauer Angabe des Ortes 
die verfchiedenften Berichte; nämlich von Wanner 
;durch Granzncr), von Olshaufcn (durch Schwcinbach), 
von Richard Htrrmnun, Beamten der Eifenbahn-Bau- 
gcfellfchaft (briefliche und mündliche Mittheilung an 
Archivar Ptrktnayr vom 30. October 1875I vom Gen- 
darmerie Toften-Commaiulanten Scvtra (Briefe an Dr. 
J. C. Pillwax vom 31. Januar und 9. Mai 1875.1 1 

' S.monlkne Afir» befinden Cck in Beult efer liel-llf. hau für Law» 



Wenden wir uns nun zur Betrachtung des Typars 
felbft, fo fehen wir eine wohlerhaltcnc Platte aus reinem 
Silber von er 8 Cm. Dicke und 5*3 Cm. DurchmelTer, 
worin die Gravirung mit fehr viel Stylgefuhl und 
Sicherheit, mit deutlich Achtbaren Stichen ausgeführt 
ift (fo bcifpielsweife befonders im V von episcopus) und 
zwar eine Platte ohne Handgriff. Bei fpäteren Siegel- 
Typaren find Handgriffe gewohnlich, doch nicht allent- 
halben vorhanden. Häufig findet fich nur ein Ochr. 8 
Doch konnte der fpatere Ufus fur das 11. Jahrhundert 
keinesfalls etwas beweifen, denn man hat bisher kaum 
Siegelftempcl, welche über das 13. Jahrhundert hinaus- 
gehen. 3 Aufserdem darf ich hier wohl folgende Beob- 
achtungen einfchalten. Die ungemein tiefe Gravirung 
erfchwert die Handhabung des Typars ungemein. Ich 
habe eine Reihe Verfuche mit Wachs und Siegellack 
angeftellt, aber die 5 Mm. hervorragende Nafcnfpitzc 
blieb faft immer unausgedruckt, trotz einer grofsen 
aufgewendeten Kraft. Ein Handgriff oder Grat an der 
Kuckfeite wäre bei einem folchen Stücke ganz zwecklos, 
denn die Kraft, welche auf diefe Weife durch Aufdrucken 
mit der Hand, die den genannten Grat erfafst, ent- 
wickelt Wird, ift völlig ungenügend. Eine folchc Platte 
kann nur durch Hebelkraft zum Ausdrucken gebracht 
werden. 




liaUluin 1041— 1060 
Flg. 4 

Zu (liefern Zwecke bediente man fich bekanntlich 
zangenartiger Inftrumentc, ähnlich dem Waflclcifcn, 
In eine derartige Zange wird man dann die gravirte 
Platte cingefetzt und fo die Kraft erzielt haben, welche 
nothig ift, um 5 Mm. tiefe Gravirungen auszudrücken. 
Auf den alten Kaiferfiegcln ficht man genau die Arme 
der Zange in dem Wachswulft, der das Siegel um- 
gibt, eingedrückt. 

Was endlich den Styl und die allgemeine An- 
ordnung betrifft, fo genügt ein Blick auf die mit- 
folgenden Zeichnungen, um jeden Zweifel zu zerftreucn, 
ob unfer Stuck in die Entwicklungsreihe hincinpalTe 
oder nicht. Der Unterfchied liegt nur darin, dafs die 
erhaltenen Wach^abdruckc in der langen Zeit von 

»A»llSnf Muff um »7». p->S 1" und >4 

' L .. .„Auf den» Anfang de» n . '.ihrhundert* find wohl nur lehr wenige 
SteRclftenipel mehr rorHande«; (o je b 71 einer von imt fit h« r unter die £r*/ittn 

S<lu*kttUa diele. Umtun»; 



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■ 



CXXUi 



800 — 900 Jahren ihre Scharfe und ihren Ausdruck ver- 
loren haben, und befonders die hoch hervorragenden 
Gelichter abgeflacht und verdruckt erfcheinen, wahrend 
unfer Thictmar mit feiner uberkühnen Nafe und feiner 
fcharfen Schrift uns zeigt, wie feine Nachbarn cinft 
ausgefehen haben. 

Von Gebhard ab wird das Mufter des Balduin- 
fchen Siegels, die ganze Figur auf der Sclla, herrfchend. 
Auch bei anderen Hischofsficgeln zeigt fich diefer 
Wechfcl. So hat ein Siegel Eberhards von Hamberg 
von 1040 ganz diefelbc Anordnung wie unfer Thictmar, 
der Hifchof erfcheint als Bruftftück mit Buch und 
Stab ; eines von Hartwic von Bamberg 1054 zeigt den 
Bifchof als Knieftuck; die folgenden in ganzer Figur. 
(Rockl'fchc Sammlung im k. bayr. Rcichs-Archiv.) 

Dafs filberncSiegelftempcl vorkommen ift bekannt 
(f. Anzeiger des german. Mus. 1871, p. 261, 1878 Nr. 1 
und Nouveau traitc II. 5, I. §■ 438—448). 

Wenden wir uns zu den erhaltenen Siegeln der 
Salzburger Krzbifchofe aus dem 10 und II. Jahrhundert, 
fo ift zu bemerken, dafs die abgebildeten Siegel aus 
der Klagenfurtcr • Sammlung (refpeelive dem alten 
Gurker Archive) die einzigen uns bekannten aus diefer 
Zeit find, indem aufscr ihnen ein Siegel des Krzbifchofs 
Conrad (1106) im Archive der Abtei zu St. Peter das 
alterte erhaltene ift. Von Erzbifchof Thictmar iß leider 
keine einzige Urkunde mit Siegel erhallen. 

Das Siegel Erzbifchof Fricdrich's ift nur einmal 
vorhanden. Es hangt an einer Urkunde, welche bei 
//»Xvrj//ö/f»,(;cfchichte von Kärnten, gedruckt ift. (Aus 
dem Gurker Copialbuche, Fol 7, Reg. Nr. 41) (Fig. I). 

Das Siegel Erzbifchof Hart wic's erfcheint ebenfalls 
nur einmal, {Ankershofen, Reg. Nr. 162.) Ein zweites 
Siegel Hartwic s [Reg. Nr. 58), von dem nur die Hälfte 



erhalten ift, ift nicht von dcrfclbcn Stampiglie, wie das 
erfte, deffen Abbildung beiliegt, doch fo ahnlich, dafs 
nur genauere Untcrfuchung die Ungleichheit erkennen 
lafst (Fig 3). 

Das Siegel Balduins (Fig. 4) exiftirt zweimal {Eich- 
hörn Beitrage 1,176 und Ankershofen Gesch. II, pag. 93 ; 
das Gebhard s (Fig. 5) fechsmal. [Zahn, Urkundenbuch 
von Steiermark, pag. 77, Nr. 68), Eichhorn I, 194, II, 
111, Ankershofen II, 78, Nr. 31 und 36. 




Uehhanl 1060—1088. 

Bei den Siegeln Balduin s und Gebhard s ift die 
Zangenfpur deutlich zu fehen, fo dafs es unzweifelhaft 
erfcheint, dafs auch die Stampiglien diefer Siegel die 
Plattenform befeffen haben. 



Der Pranger zu Gradwein. 

Vun l'intmt Lrühl. 



^IKSKS feltene Denkmal einer vergangenen 
Gercchtigkcitspflcgc findet fich im Markte 
Gradwein 1 an der Nordfeitc eines fehr bau- 
fälligen 1 laufes — der I'farrkirchc gegenüber — an 
gebaut. 

Zur Zeit, als der Pranger noch zu Recht beftand, 
hat er im Markte felbft, in unmittelbarer Nahe des 
fogenannten Krcuzwirthcs, feine Aufftellung gehabt; 
der gegenwartige Platz auf dem Kirchenhügel wurde 
ihm vor ungefähr 30 Jahren zugewiefen. 

Das Denkmal hat eine Hohe von 2' t M. und eine 
Breite von 40 Cm. Es befteht aus zwei Theilen: einem 
anfeheinend monolithen Unterbau und daraufgefetzter 
Beknmung. Die Bekronung wird durch ein mafsig 
ausladendes Gefimfe vom Unterbau getrennt, und 
bietet fowohl im Detail wie in der Compofition viel 
des Intercfianton. 

Die Stirnfeite der Bekronung weift das Bild eines 
liegenden Löwen, der in ftarkem Relief nicht ohne 
Gefchick gearbeitet ift; der Lowe wird von einem, im 
Scheitel gebrochenen Bogen überfpannt, das Ganze 
lehnt an eine ftumpfc Pyramide an. 

' MirVifecWn U Atr Su.lh.Kn, ml Stationen »o. Gm entfernt 



Im Profil durchdringt der erwähnte Bogen die 
Pyramide, an letzterer ift dort, wo die Seiten conver- 
giren, eine Halbkugel angeordnet, von welcher aus 
zwei fehr fanft gcfchwungcnc Lciftcn bis zum Gefimfe 
hcrablaufen, mit demfelbcn eine giebclformige Dreieck- 
flache bildend. 

Am Unterbau find die Kanten bis zu einer Hohe 
von 182 Cm. abgefchragt, die zurückfpringende 
Ebene hat eine Flachenausdehnung von 3 Cm. Un- 
mittelbar unter dem Gefimfe ift eine Nifche einge- 
schnitten, die an der Bafis rechtwinkelig, oben in 
flachem Bogen gefchlofien ift. Die Nifche ift von 
geringer Tiefe und wird durch eine Maske gefüllt, 
welche in ftarkem Profile vorfpringt und mit den 
unteren Gcfichtspartien die fchlicfsende Leifte der 
Nifche durchfchncidct. 

Die Maske der Frontal Anficht des Prangers ift 
leider fehr fehlecht erhalten; es ift ein regclmiifsiger 
Kopf, oben eiförmig gefchloffen, llaarparticn find 
keine erfichtlich, Stellung der Nafe und Augen jedoch 
noch deutlich erkennbar (Fig. i). 

Trotz des Haarmangcls erficht man an der 
Silhouette, dafs die Maske als jugendlicher Kopf gc- 



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CXXIV 



dacht ift; ob fclbe mit der daruntcrftchenden Infchrift 
„Juliicia- 1 im allegorifchcn Zufammenhange fleht, wird 
wohl unaufgeklärt bleiben. 




►"iß. > Ki K . a. 

Am Fufsc der Facadc befindet fich noch ein 
48 Cm. hoher, 2 Cm. tiefer Einfchnitt, in dem ur- 
fpriinglich eine Kifenklammcr eingeladen gewefen fein 
mag, mit welcher der Verurthciltc an den Pranger 



gefelTclt wurde. Kür diefe Annahme fpricht auch die 
kreisförmige Erweiterung am Scheitel der Rinne. 

Am Profil ift in gleicher Hohe, jedoch mit kleinerer 
Hafis, eine ahnliche Nifche angebracht. Die gut 
erhaltene Maske tragt einen turbanartigen Kopfputz, 
regelmafsige ernftc Gcfichtszüge und reich gearbeitete 
Hartpartien. Darunter fteht mit vertieften Lettern: 
Rcnovatv. A. 669 (Fig. 2) 

Am rechtsfeitigen Profile ift die Maske fo 
befchadigt, dafs wir aus den vorgefundenen Reften 
nichts entnehmen können. 

Das Material ift ein grobkörniger weicher Sand 
ftein, diefem Umftande mag wohl die mangelhafte 
Erhaltung diefcs Denkmals in erfter Linie zuzu- 
fehreiben fein. 

Da fich keine wie immer gearteten hiftorifchen 
Daten 1 über den Pranger zu Gratwein gefunden haben, 
fo find wir genothigt, die Entftehungszeit aus der 
Anordnung und Decoration zu beftimmen. Wir werden 
kaum fehlen, wenn wir die zweite Hälfte des 16. Jahr- 
hunderts als den Zeitpunkt der Errichtung annehmen. 
Für diefe Anficht fprechen fowohl die nur nialVig 
ausladenden Profile des Gefimfcs, und mehr noch die 
regelmafsige, der Antike fich nähernde Gcfichts- 
bildung der Masken. Die technifchc Durchfuhrung ift 
in allen Einzelheiten, befonders aber in dem fchön 
componirten Löwen eine tadellofe. 

... . .' A'hnlickc Itenltnale befinden fich ... It l H illl berproehea <lea 
Alienh..«,. Vereines ISie.la.. C.Mr.l Bommilfiun T«n 



Ueber Neuberg. 

Von J«h<\»n Craus, k. k. Cnfcrvalnr. 



^!IE Gründung des Cifterzicnfcr-Klofteri zu Nru- 
berg in Steiermark gefchah im Jahre 1327. 
) Damals wurde auch der Hau des Kloßcr- 
gebäudes begonnen und zwar, wie der Grundplan es 
ausweifet, fo ziemlich genau nach dem Plane des 
Mutterkloßrrs tltiligenkreuz {Fig. 1). Es haben die 
Kirche, der Kicuzgang, das Brunnenhaus und Refec- 
torium, der Capitclfaal und das Dormitorium in beiden 
Kloftern die gleiche Lage; auch die Anlage des 
Capitclfaalcs in quadrater Grundform mit vier frei- 
ftehenden Stützen, der Oftabfchlufs der Kirche als 
dreifchiffige Halle mit gerader Abfchlufswand ent- 
fpricht bei Neuberg dem Schema obigen Stiftes, aus 
deften Convent feine erften Ordens- Mitglieder gekom- 
men waren. 

Die erftc Hälfte des vierzehnten Jahrhunderts 
hat man in den bisherigen Befchreibungcn von Neu- 
berg als Bauzeit gelten lallen, aber nur für das 
KU'jUrgfbiiude ; für die Kirche jedoch wurde das 
Ende des 15. Jahrhundcrtcs angenommen, und im 
Jahrbuchc der k. k Central-Commiffion II. Hand ihre 
Erbauung angefetzt „um 1471 Diefe Datirung kam 
mir aber ftets bei Erwägung der reinen Architektur 
der Kirche unrichtig vor; ihrer „fehon-gothifchen" 
Pfeilcrbildung, der reinen Form ihrer prachtigen 
Fcnftcrmafswerke kann man eine Erbauung während 
der Hcrrfchaft der „fpaten" Gothik nicht gut zuer- 



kennen. In der That flehen freilich Jahresangabcn 
des 15. Jahrhundcrtcs am Hauwerke verzeichnet; „1471 " 
ift nicht darunter, dafür: 

1461 an der örtlichen Chorfchlufswand, nebll den 
Worten: Fridcricus Tertius Romanor. Imperator 
A-E-I O V- auf einem Spruchbandc in den 
Händen einer Engelsfigur; 

1470 au der Umfaftung des fogenannten „Heiligen- 
gciftloches" am Gewölbe des Hauptfchiffes inmit- 
ten der Kirche; 

14^)6 an der Wcftfacadc jedoch im Innern des Gottes 
haufes ober der grofsen Rofe und knapp untei 
dem Gewölbe. 

Es ift alfo durch diefe Daten und ihre Stellung 
das Gewölbe der Kirche von einem Bilde zum andern 
genau benimmt. Dafs man aber dicfclben Angaben 
nicht etwa auf die etwas dürftigen Gnvolbcmakrtitit, 
mit denen fie gleichartig angemalt find, allein beziehen 
dürfe, und die einfachen Kreuz-Kippcngewnlbc davon 
untcrl'chieden für idter halte, hindert die Bemerkung 
einer charaktcriftifchen fpät-gothifchen Kleinigkeit in 
der Scheitelpartie der (Querrippen, an denen die Durch- 
kreuzung des mittleren Plättchens vom gratigen Profile 
die Mauer des 15. Jahrhundcrtcs darthut {Fig. 2). 

Obige Datirung kann aber nur auf das Gexi'olbt 
und nicht auf den Kirchenbau im Allgemeinen be- 
zogen werden 



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cxxv 



Die archivalifchen Nachrichten fprechcn nicht 
blofs vum Kloftcrbau, fondern auch vom Baue der 
Kirche im 14. Jahrhundert Im Jahre rjjj verordnete 
Herzog Albrecht über eine Geldl'umme von 200 Mark 
zu Gunftcn des neuen Kloftcrs: „vnz daz daz Munfter 
dafclbsin Ncwnpurch t hirch Chor vnd der Chrcutcgang 
gepawt vnd volpracht werdent. Daz in paw nicht 
gefawmt werde." erliefs Konrad Krzbifchof von 

Salzburg einen Ablafsbricf für die, welche „in monas- 
terio Novi-montis Ord.Cist.aut ejus capellis Meffe 
lefen, predigen oder diefem Gottesdicnfle beiwohnen. 
Dann wird von der liinwciliung der Kirche als einer 
vollendeten Thatfache geredet: Dedieatio capituli 
profati monafterii Altaris ejusdem virginis fuperioris 
ac trium Altarium ejusdem ac ambitus ibidem per 
nos eclebrata fuerit calendis Januarii atque dedieatio 
capellat f. Mariae", wobei diefem Felle der Kinwcihung 
über dem Tenor einer inneren Kloftcrangclcgcnhcit 
hinaus das Gewicht einer Angelegenheit pro foro 
publico zuerkannt wird. Es wird nämlich durch eine 
erzbifchofliche Verfügung feftgcftcllt, dafs Tür die 
Zukunft die Jahresfeier diefes Fettes auf den erften 
Sonntag nach Ollern ubertragen werde, mit der Moti- 
virung, dafs auf diefe Art die im Jänner wegen winter- 
lichen Unwetters abgehaltenen Leute der Umgebung 
fo leichter zum Kirchenbejüchc dazu herankommen 
können. (Beide Urkunden erliegen im (teiermark. 
Landes-Archive.) Unter dem „Altäre fiiperius 4 mufs 
der Hoch- Altar begriffen werden, aul'ser dem noch 
drei Altäre in der Kirche hergerichtet waren ; nur fur 
die Kirche, nicht aber fur den Capitelfaal, lafst fich 
ein öffentliches Fcft der Kirchweihe und die öffentliche 
Theilnahme an demfelben mit dem Befuche tler ge- 
weihten Statte denken. Dazu mufs alfo die Kirche 
fchon bellanden haben, was von Seite einer geiftlichen 
GenolTenfchaft doch leicht begreiflich ift, die nicht vor 
allem andern zum Klofterbaue gefchritten fein wird 
und das wiehtigrtc, das gottesdienrtlichc Centrum, 
aufgefchoben haben konnte. 

Schauen wir uns die Architektur Ans Kreuzganges, 
namentlich jenes Thcilcs, der an der Kirche liegt, an, 
fo zeigt uns fein Strcbefyf/cm, der je zweite grofsere 
und ftärkere Strebepfeiler ilaran, dafs beim Baue 
desfelben auf das Baufyllcm <ler Kirche genau 
Rückficht genommen ift und diefelben Bauglieder 
in ihrer Anlage f hon die Kirche vorausfetzen. 

Ziehen wir ferners die fehönen rein eonfiruetivtn 
Penflermaafswcrkc der Kirche in Erwägung, fo finden 
wir fic fo fern jeder fpat - gothifchen Anwandlung 
freierer Curvenbildung, zugleich fo eng verwandt mit 
den Maafswcrken in den Krcuzgangsfenrtcrn, dafs wir 
urthcilcn muffen, die Periode des Stylcs, welche die 
letzteren gefchaffen, habe auch den crllcrcn den 
Urfprung verliehen. 

Endlich ift die reiche Profilirung der Pfeiler, 
fart genau diefelbe wie der Pfeiler im Chore zu St. 
Lambrecht, einem Bauwerke des 14. Jahrhundertes, 
welche in die gleiche frühe Zeit mit ihrem Urfprung 
raugiren. Ihr Capital-Gefims hält fich mit feiner Kclch- 
form ziemlich nahe an jene im Chore zu llciügcnkrcuz; 
aus diefem entwickeln fich nun die Rippen der Kreuz- 
gewölbe und die Arcadengurtcn. 

Diefe Krcuzrippcngewölbe aber find eben das 
Räthfelhaftcftc am Baue hinfiehtlich der Datirung. 

V|1X. N. v. 



Einfache Kreuzgewölbe mitten in der Regierungszeit 
der fpat-gothifchen Nctzgcwölbc, und unter dem 
Zeichen Eriedrich's III, delfen Dombau in Grätz 
1449 — 1456 der Mode der Rippennetze eclatant 
huldigt! Wie konnte man fich hier die Gelegenheit ent- 
gehen laden, der allgraffirenden Leidenfchaft für diefe 
Ausartung der ConftruiStion nachzuhängen, wo die 
magerrten Dorfkirchcnbauc im Nctzzopfc prangten? 

Aber gerade hier harrt unfer die Lofung des 
Rathfels. Eine genaue Betrachtung diefer Gewolbe- 
bcrtaiultheile zeigt, dafs wohl die Arcadengurtcn, 
nicht aber die Quer- und Diagonalrippcn von durchaus 
gleicher Profilirung find. Letztere weifen an ihrem 
Vr/prunge bis beiläufig zu einem Meter über dem 
Capitäl-Gcfimfc das fchon -gothif che Hirn- Profil ; in 
diefer Hohe aber hört dasfelbe durch den ganzen Bau 
7«'/«- abgcfchnilten auf, und es werden hoher hinauf die 
Rippen weitergeführt im fpat gothifchen gratigen Profile. 

Das kann unmöglich in der gleichen Bau und 
Styl-Phafe gefebehen fein und lafst uns einen llcheren 
Schlufs auf die Baugefchichtc der Kirche thun. 

Alfo Kirche, Kreuzgang, Sacrirtei, Capitelfaal, 
BruiinenCapellc u. f. w., dies alles ward gleichmäfsig 
miteinander nach der Gründung des Stiftes im Baue 
begonnen und weitergeführt. Im Jahre 1344 waren alle 
diefe Theile foweit fertig geftellt, dafs die Feierlich- 
keit der Kinwcihung rtattfinden konnte. Zur fclben Zeit 
wird auch die Kirche, und /.war ihre Umfaffungsmaucrn 
mit den I cnfhru, ihre J feiler mit den Arkadengurten, 
die fie untereinander verfpannten. und die Kippen- 
anfatzc ihrer Gewölbe fertig gertanden und unter Dach 
gebracht worden fein. Jetzt konnte die liimuolbung 
beginnen; warum gefchah fie nicht und liefs mehr als 
ein Jahrhundert auf fich warten? Sind die Geldmittel 
zum Wcitcrbauc verfiegt? Ward die Kraft des Stiftes 
durch ein fchweres Unglück gelahmt? 

Das letztere ift hier eingetroffen durch den 
grofsen Brand, der 1396 das Stift und die ganze 
Ortfchaft verheert hat. Hinterher bedurfte es der 
befonderen kaiferlichen Huld Friedrichs III., um 
dem Stifte die Wiederherftcllung des fehonen Dach- 
werkes, die Einfetzung der Gewölbe, die Adaptirung 
der beiden Giebel am Oft- und Wellende (wo die 
vcrwahrlollcn Formen der Strcbepfeilcr-Thürmchcn 
von der fchr fputen Bauzeit erzählen) zu ermöglichen, 
und des Kaifers Verdienft documentirt mehrfach feine 
Infchrift und bekannte Siglcncombination. Dem fpat- 
gothifchen Baumeifter aber, der zwifchen 1461 — 1496 
ein Wölben folltc in einer recht fchwierig und muhfam 
langwierigen Zeitdauer, geboten fchon die vom 
14. Jahrhunderte her vorhandenen Rippcnanfatzc, fich 
des geliebten Zopfgeflechtes fp.iter Netzgewolbe zu 
enthalten und der einfachen edlen Weife einer früheren 
Styl-l'eriode unterthan zu fein. Dafür konnte er es fich 
verrtatten, ohne Scrupcl auf das angefangene Bim 
Profil der Rippen das gratige Profil fpat-gothifchen 
Fortfchrittcs unvermittelt aufzufetzen. 




Fig. 1. (Neuberg.) 



I 



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CXXVI 



Aus Brunnecken. 

Von Dr. Alkrrl /lg. 



IjPSPBfllAS dem Kunftfreund fchon bei feinem erden 
H«u| Gange durch die altcrthümliche Stadt auffallt, 
LuL&f ift, an diefem geographifchen Tunkte fo leicht 
zu begreifen, die fchwefterliche Berührung, in welcher 
nordifch-gothifche und fudliche RenailTance Formen 
der Architektur hier zu einander flehen. Am deutlich- 
den bekundet fich ein folcher Charakter des lieber- 
ganges, den diefcsSladtebild tragt, an deuFagaden der 
Privatgebäude , welche in unmittclbarllcr Nachbar - 
fchaft bald Treppengiebcl, bald SgraffitOI, bald hohe 
Spitzdachcr mittelalterlicher Form, bald maskirtc 
Giebel mit feheinbar horizontalem Dachabfchlufs zeigen, 
was in fumma dem Gefammtanblickc natürlich etwas 
höchft Malcrifches verleiht. Ich fpreche zunachft von 
einigen diefer Profanbauten, deren Mehrzahl fich in 
der engen alten Hauptllrafsc zufammendrängt. 

Nr. 112. Frkcr auf breite r Confole mit Rundbogen- 
Profilen und Mittclrippc. Im zweiten Stockwerke ein 
Spitzbogenfries (Brauhaus). 

Nr. 105. Wie in vielen alten Haufern der Stadt 
findet fich auch hier im Frdgcfchofs eine tiefe Thor 
llur von gothifchen Bauformen, durch einen Pfeiler in 
der Mitte geftutzte Gewölbe mit einfachem Rippen- 
werk, bei Nr. 67 und 96 find es hübfehe Nctzgcwolbc, 
im Magill ratshaufe Nr. 113 aber Sterngewolbc. Solche 
Fluren kommen auch noch weiter nordlich vor; eine 
fehr fchönc im bellen gothifchen Styl fah ich in Zirl 
im Oberinnthal. 

Das intereffantelle unter den Privatgcbauden ill 
das ftattlichc Haus Nr. 94, welches einen F.rker auf 
ahnlicher Confole wie das Brauhaus hat, überdies 
aber an der ganzen Fat.ade, welche nach Art der ober- 
italicnifchen Bauten oben die Dachconllruftion mas- 
kirt, wenn auch einfach, mit Sgrafntcndccnrirt ill. Dicfe 
Verkleidung enthalt architektonifche Motive, joiiifehc 
Pilaller, Fcnller - Chambranen mit Keilfteinen und 
Mufchelbekrunungen. Ober den Fenftern, alfo auf der 
Mauer vor den Dachgiebeln , llellt der Sgraflitcn- 
verputz ein Schachbrettmuller vor. Das Ganze ift eine 
treffliche Probe fchlichter Decoration diefer Technik, 
im 17. Jahrhundert ausgeführt. Das Gebäude felbll ill 
alter, wie der F.rker und die gleichfalls gothifchc 
Hausflur beweifen. — Fin ganz fchmales Haus mit nur 
zwei Fenflern Fronte, eifernen Korbbaikonen, hat 
völlig das Gepräge V'enezianifcher und Veroncfifchcr 
Privathaufcr. — Die malerifch gelegene Wagnerei 
Nr. 156 am Rienz-Canale feheint aus Kellen älterer 
Baulichkeiten errichtet zu fein, denn die beiden Fin- 
gangsbogen der Facadc werden von einem derben 
Steinpfeiler romanifchen Typus mit Würfel Capital 
getragen. 

In anderer Art bemerkenswerth ift das kleine, 
architektonifch unbedeutende Haus Nr. 66 in der 
engen Hauptllrafse. Die fehr fchmalc Fa^ade zeigt 
noch Kelle von Fresken aus dem Anfang des 16. Jahr- 
hunderts, doch ift nicht viel mehr zu erkennen. Man 
ficht zwei Geharnifchte im Zweikampf, mit Schwertern; 



der Eine ift bereits niedcrgcdrcckt, darüber den Tod 
und unten eine ganze Schlacht. Die Krieger tragen 
vergitterte Helme, die vorhergehenden Farben lind 
Roth und Grau. Auf dem Spruchband vermochte ich 
nur mehr die Silbe „hab- zu entziffern. 

Palallartig nimmt fich das Sternbach'fche Haus 
aus. Fs lieht auf vier Seiten frei und hat F.rker auf 
toskanifchen Säulen ruhend, welche über Eck gellellt 
find. Das AufTallendlle ill das Portal unter dem mitt- 
leren Frkcr der Haupt-Facadc, den hier zwei fehr 
fchon im Charakter deutfeher RenailTance profilirtc 
und mit ftarker Fntafis verfehenc Säulen genannter 
Ordnung tragen. Das Material ift Granit. Die Thor 
Umrahmung ill jedoch noch im Spitzbogen gewölbt, 
die darüber befindlichen (leeren) Wappenfchilde, von 
zwei Greifen gehalten, beinahe fchon barok, den 
Schlufsllein bildet eine Maske. Nimmt man noch dazu, 
dafs ein fehr gut componirtes Oberlichtgitter von 
Schmicdecifen und ein prachtiger Thürklopfer aus 
Bronze in Geftalt eines ftylifirten Lowenkopfes mit 
einer Schlange im Kachcn (17. Jahrhundert) vorhanden 
find, fo mufs bekannt werden, dafs diefcs Portal des 
Interellanten genug bietet, was fo verfchiedene Zeiten 
allmalig als Schmuck herbeigebracht haben. 

Ebenfalls von palaflartigem Charakter Hellt fich 
das Haus Nr. 10 am olllichen Ende der Stadt dar. Hier 
fclfelt uns das Innere. Den Hof umgeben aul den vier 
Seiten Laubengange durch drei Gefchoffc. DicCapitäle 
der Säulen entfprechen der toskanifchen Ordnung in 
fehr derben Formen; über dem Halsringe erhebt fich 
ein fehr kraftiger Echinus mit dünner Abacus-Platte. 
Der Saulenlufs hat fall noch mittelalterlichen Charak- 
ter, indem er einem umgekehrten Korb Capitale gleicht 
und gleich den romanifchen Säulen mit Eckwarzen 
befetzt ift. Gleichwohl gehört der Bau dem 16. Jahr 
hundert an. Ein Capital und der (fpatcre, 1680 datirte) 
Steinbrunnen tragen einen genieilseltcn Wappcnfchild : 
fchrag getiteilt durch ein Wellenband, in jedem Felde 
ein achtllrahligcr Stern. In einem Gemach des Krd- 
gefchoffes fah ich eine Holzthure mit rohen gothifchen 
Ornamenten in gellochencr Arbeit. Das Gebäude ift 
aufs Aeufserftc vcrwahrloft, grofse Sprünge gehen 
durch die Bogenftellungen. Das erwähnte Wappen, nur 
mit zwei Sternen im linken Felde, bezeichnet Brandts 
Ehrenkränz lein als jenes der Jordan, einer in der 
tyrolifchen Adelsmatrikel vorkommenden Familie. 

An kirchlichen Gebäuden befitzt die Stadt, Obern- 
dorf und Raggcn hinzugenommen, fünf: die Pfarr- 
kirche, die Spitalkirche, die Capucinerkirche, die 
Rainkirche und jene der Urfulinerinen. Ueber die Pfarr- 
kirche, einen neuen Bau (nur rückwärts am Chore 
bemerkt man von aufsen noch Kelle des gothifchen 
Baues), darf ich, frohgemuth, fchweigen. Es ift einer 
jener fcinlollcnd romanifch-byzantinifchen Neubauten 
unterer modeinen kirchlichen Kunft. deren Kälte, 
Schwunglofigkeit und — Langweiligkeit keiner Seele 
Freude macht, die nüchternen, nazarenifchen Malereien 



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cxxvn 



des Innern dazu gerechnet. Die alte, fchon in der 
Barokzeit erweiterte Kirche brannte am 22. Mar/. 1850 
gänzlich ab. Ihr hcrrlichlter Schmuck waren Fresken 
von Jofcph Schupf, die Verehrung Gottes durch alle 
\'«>lkcr der Erde und Mari» Himmelfahrt, welche als 
de« edlen Meiftcis bette Werke gegolten hatten. 
Weidmann bemerkte zur Zeit, als die neue Kirche 
noch im Hau lland, fehr mit Recht: „ein F.rfatz für die 
Schopf fchen Meillerfresken abcrill nicht zu erwarten". 
— Noch find einige wenige Kunltwcrke aus alter Zeit 
in der Kirche aufbewahrt. Auf dem Seiten-Altar zur 
Linken befindet fich ein bedeutfames Sculpturwerk des 
15. Jahrhunderts, eine Pietä, Steinarbeit mit Kellen 
alter Faltung und Vergoldung. Die Formen find ..ufserll 
hart, die Korper fehr hager, charakterillifch endlich 
der über den Schofs der Mutter übermafsig weit her- 
ausragende Oberkörper des todten Heilands. Hohe 
circa 2 Fufs, das Hildwcrk hat in der Compolition viele 
Aehnlichkeit mit der Pictä auf der Kall bei Bozen. 1 
In der Saciiltei lieht ein gefchnitzter gothilcher 
Schrank mit geometrifcher Ornamentation in Holz- 
Mofaik, fowie ein jüngerer mit aufgelegten Verzierun- 
gen von Laubf igearbeit mit der Infchrift : Uifen Kalten 
hat die F.rzbruderfchaft vom heil Kofcnkranz machen 
lallen. 1650 — Das bcdeutendlle Ueberbleibfel aber 
ill folgendes: 

Laut Angabe Dr. F. C. Weidmann*, dritte gänzlich 
umgearbeitete Auflage von J G. Seydl's Tyrol, Leip- 
zig 1X54, pag. 1611 und anderer Autoren folltc in der 
Spitalkirche ein Frzrelief von Cafpar Gras aus dem 
Jahre 1620 zu fehen fein. Dalelbll befindet fich heute 
nichts derartiges, wohl aber bewahrt die Sacriflci der 
Pfarrkirche diefes Kunltwcrk; ob es von jener in diele 
Kirche feitdem erlt transferirt wurde, weifs ich nicht. 
Ich habe das Denkmal, das einzige unter den hier 
befchriebenen, auch nicht felhlt gefchen, fondern ver- 
danke die Kunde davon nur meinem verehrten Freunde, 
Architekt Johann Deininger, welcher auch die Gute 
hatte, mir nachtraglich die Infchrift mitzutheilcn. Das 
aus Bronze gegoffene Relief Hellt die Kreuzabnahme vor 
und enthalt folgende Worte in deutfeher Schriftform: 
Gott dem Allmächtigen IV lob hat der furnemb 
Hanns Kempter burger des Raths zv Brix denen 
Vater Hanns Kempter Burger zv Br.iuneggen fo im 
1564 Jahr in Gott entfchlaffen vnd allda begraben 
liegt diclses Kpitaphivm machen lalTen. 1620. 

Cafpar Gras foll uns nachllens der Gegcnftaiul 
einer eingehenderen Unterfuchuiig fein; wir begnügen 
uns an diefer Stelle daher mit der Anführung eines 
bisher nicht bekannten Werkes des intereifantcu 
Kunlllers. 

Die Spitaüärckt im Kaggen ift ein Rococo-Bau 
mittleren Schlages mit ziemlich reich, mit Statuen und 
Stueco s gezierter Facadc. Das Presbytcrium hat 
indefs noch drei Seiten des gothilchen Ottogons. Das 
Innere ilt mit zierlichen ornamentalen Stuccaturen im 
Rococo-Styl decorirt und die Decke mit Fresken be- 
malt. Letztere ilellen ilie Hauptfceiien aus dem Leben 
Johannis Bapt. vor. Das Bild über dem Eingang, (der 
ftumme Zacharias erhalt im Tempel die Sprache) 
enthalt in der Infchrift: In MkDIo kCCLksIaEAPKkIeT 

1 So«b>-a Iche »ih, tUf. Ci. />.fA/t* \m neiicflcii 4- Hede de* Kr^cr- 
WmuAl Kun*w.ire»Kh.ill v 8 II . unlei BIM »btiifjll« bei. lire.bl Sri« 

Anfichl, dali die Sintflut l|~.lct a>% die liioiic.kc tljioebc «««uf«u«u fei. iiieil« 
ivb »ollVomaftc*. 



OS kIVs. (F.cclef. XV.) die Jahreszahl 1760. Das Hoch- 
Altarbild, Taufe Chrifti, ilt eine Arbeit des Frau; 
( 'nterbergtr. Belfer gefallt uns defl'en heil. Klifabeth am 
Seitcn-Altarc rechts, die freundlichen Frauenköpfe mit 
echt baroken Stumpfnäschen, der greife Bettler, welcher 
eine Keminifcenz an Dominichino zu fein Icheint, lind 
recht gelungen. Das Colorit ift, wie bei diefem Maler 
meirtens, blalsgrau. Georg Grasmayr's heil. Notburga 
am linksfeitigen Altar gebort zu den gewöhnlicheren 
Arbeiten diefes gewandten und fruchtbaren Mciftcrs. 
Beide Gemälde liehen in prachtvollen reichgefchnitzten 
Rococorahmen von origineller Form. Nach Tfchifchka 
(Kutlft und Alterthum, pag. 154) füllten fich auch noch 
eine heil. Anna und Maria von Johann Geyer hier 
befinden. Dies ift nicht mehr der Fall. Johann Geyer 
Harb in Innsbruck den 18. Marz 1711 Fr malte auch für 
die Kirche in Mieders; die Kupferftichfammlung der 
Innsbrucker Univerfität hat 60 feiner Handzeich- 
nungen. Jene Bilder in der Spitalkirche wären älter 
gewefen als das Gotteshaus. 

Im Kirchenpflafler vor dem Flifabeth-Altar ilt ein 
weilser Marmor/lein mit Wappen und Infchrift ein- 
geladen. Das Emblem des RenailTance-Schildes belleht 
aus einem Dreiberg, aus denen mittleren Gipfel ein 
Stamm (ohne Blatter) entfpriefst, welcher fich fymmc- 
trifch nach beiden Seiten beugt und dafelbll je eine 
Eichel niederhangen lafst. Das Kleinod des Turnier- 
helmcs mit zwei offenen Flügen beftcht aus dcnfclben 
Zeichen: 

[OHAS IS P CAPITE VII DKCIAYO 

Folgt die dortige Stelle von dixit dominus bis 
vivet, dann noch ein Citat aus Psalm VI. 2. jede 
fonftige Angabe fehlt. Der Styltypus des Steines weilt 
auf das Ende des 16. Jahrhunderts hin. 

Die auf dem Grunde einer ehemaligen Schmclz- 
hiittc 1626 erbaute Kirche der Capucincr entbehrt 
jedes kunllgefchichtlichen IntereiVes, dagegen verdient 
<las fchon gelegene kleine Rainkire klein eine Erwäh- 
nung. Es ift der heil. Katharina geweiht. Die urfprung- 
lich mittelalterlichen Bauformen haben im Laufe der 
Zeiten manche Veränderung erfahren, der maleril'che 
Thurm entftand im Barokzcitaltcr und hat gute Ge- 
länder von Schmicdewerk. Was das Gotteshaus aber 
vor Allem bemerkenswerth macht, find die Fresco- 
Malereien an feiner Aufsenfcite. Der Stadt zugewendet 
erhebt fich über der Seitenpforte eine auf Confolen 
ruhende Bedachung aus Stein, unter welcher eine mit 
einem Frcsco gefchmückte Lunette. Auf dunkelblauem 
Grunde liehen drei heilige Gellallen neben einander: 
in der Mitte Katharina, rechts ein Bifchof mit einer 
Haue und Kirchenmodell, links Scbaftian. Wir haben 
hier die Arbeit eines Venezianers aus der erflen Hälfte 
des 16. Jahrhunderts vor uns, freundliche würdevolle 
Gellalten von tiefem Colorit. Das Frcsco hatte indefs 
fchon einen Vorläufer an diefer Stelle, denn unter dem 
Bifchof w ird fehr deutlich die Hand eines heil. Lorenz, 
welcher den Roft halt, fichtbar. Unten liehen die Worte: 
S. CA PARIN AQUA PRO die Unterfeite des Stein- 
baldachins endlich hat ein fehr gefchmackvoll gemaltes 
Ornamentmuller im ftrcngllen Styl der RcnaitTance. — 
Ein zweites, kleineres Frcsco befindet fich in der 
Luncttc über dem I laupteingang. es llcllt die Ent- 
hauptung des heil. Johannes vor und ill befondeis 
durch das Coflüme des Henkers merkwürdig, welcher 

1* 



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CXXVIII 



vveifs und roth gertreifte Beinkleider und überhaupt 
die Kriegstracht der Zeit tragt. Ebenfalls unter 
italicnifchcm Kinflufs entstanden, ubermalt. Am Haupt- 
Altar eine gute Copie der myflifchen V ermahlung der 
heil. Katharina von Vcronefe in der Dresdener Galerie. 

Die Kirche des 1741 errichteten Kluflers der 
Urjulinerim n ift ein bemerkciiswcrther gothifchcr Hau 
mit fchouem Portal, welches fich in einen mit Krabben 
und Kreuzblumen gefchmückten Wimperg empor- 
gipfelt. Zu beiden Seiten (lankiren es fchlankc Fialen, 
im Ty mpanon ein Fifchblafcnmufter. Das Innere hat 
vier TravL'es mit fehr reichen Slcrngewolben auf Con- 
folen. Die polychrome moderne Decoration ift wie 
alle derartigen Neuerungen für den Freund des Alter- 
thums fehr unerfreulich. 

Ehe ich das Schlofs befchreibc, habe ich noch 
über eine Keihe von Grabfculpturen und Infchriften 
Nachricht zu geben, welche an der Wand gegenüber 
der Pfarrkirche aufgcllcllt find. Ich bcruckfichtigc 
indefs nicht alle. 

1. Unter einem mitlelmafsigcn Fresco (die drei 
Marien am Fufs des Kreuzes, 18. Jahrhundert) delTen 
Infchrift auf ein älteres Epitaphium des Antoni Obwcxcr 
von [611 hinweift, ift eine in Bronze gegoll'ene, kreis- 
runde Scheibe von |'/ ( Fufs Durchnu lTcr eingemauert, 
das intcreffantefte Denkmal der ganzen Reihe. Die 
Mitte des Medaillons nimmt cn retief ein Wappen ein: 
deutfchcrTartfchcnfchild mit eingefchobenem Zwickel, 
in den fo entstehenden drei Feldern je eine heraldifche 
Lilie. Auf dem Stechhelme ein Mannlein in Halbfigur, 
bärtig, mit geknöpfter Jacke ; das I laupt mit einem 
Kranz geziert, an welchem zwei Bandchen nach rück- 
wärts flattern. Umfchrift in Fractur: 

Anno dm 1517 Vffden 26 tag Aug: ftarb der Erber jung 
gcfcll Hainrich vinck vo Augspurg Dem got gnedig fei 
Dicfc fchune Metallarbeit ilt ohne Zweifel Augs- 
burger ProducL wahrfcheinlich aus den Werkftattcn, 
welche die erften Figuren für das Kaifer Max-Grab 
lieferten.- Der Junggel'ell Heinrich Fink hielt fich wohl 
als Kaufmann, den der hier einll fo lebendige Tranfito- 
handcl aus Italien befchäftigte, in Brunnecken auf, 
wo er ein frühes Ende fand. 1 

2. Bemerkenswerth ift der Stein des Jacobi Kirch- 
mayr de Rogen, welcher den 13. Janncr 1528 Harb. In 
einer RenaiffanceUmrahmung von architektonifchem 
Aufbau ift unter der Archivolte das Bruftbild des 
Verdorbenen bei dem Crucifixe zu fehen. Das Wappen 
enthält zwei Arme mit Acrmeln bekleidet, welche eine 
Spitzfchaufel gemeinfehaftlich emporhalten; Ilelmzicr 
defsgleichen. Die Familie des Vcrltorbencn nannte fich 
de Ragen nach dem nordoftlichen Stadttheile ihres 
Heimatsortes, dem Raggen; der Name foll von einem 
Dorfe, kaggoua, kommen, welches bereits im 10. Jahr- 
hundert an der Stelle von Brunnecken exiftirte. 

3. Weifser Marmor, Wappenllein , quadrirlcr 
Schild, 1 und 3 gegenfeitig fehreitender Hahn, 2 und 4 
zw ei verfchlungcnc Kleeblattftengcl. Unter dem Schilde 
ein gekrönter Turnierhelm mit zwei offenen, je mit 
einem Kleeblattftengel belegten hingen, dazwifchen 
der Hahn, darunter in einer Cartouche: 

ALME« LIGT BEGRABEN PER HOCHWIRDIGK 
WOLEHL GEHÖRNE JOHANN BAB TIS PA AUIR- 

• stttit* r.«fctilccbicrbiich brin S1 TtL Vlll.n «Wclbc Wippta 

.l. t r.innli<, «cK-h« «r fiMHt tiennl. 



IIOFF.B VON KHOBVRC VND ANGER IX LEBEN 
GKWESTKR TECHANDT VND ITARRHERRN ;fic) ZF 
BRVXEGG. SO DEN .'». MAY !7<>r> IN HOTT VKR 
SÜDEN (lk) IST DEME CO TT GjNEDIC SEIN WOLLE. 

4. Grofser weifser Stein, mit WappenSculptur- 
Es ift ein All ianzwappen, delTen Schilde ein dazwifchen 
Hebender mit der Stola gezierter Engel hält. Schild 
zur Rechten: Ouadrirt, 1 und 3 fchrcittnder Lowe mit 
einem Doppelbccher in den Pranken; 2 und 4 ge- 
fchacht mit einem Querbalken. Schild, zur Linken: 
Ouadrirt, 1 und 3: Je zwei heraldifche Lilien nebenein- 
ander; 2, Jungfrau gekrönt mit fliegendem Haar, in 
der Hechten eine Infel haltend; 4. drei Hifthörner über 
einander. Keine Helme. — Unterhalb Vers aus Job ly: 
Scio ijuod Iis falvatorem nieum, und in Frafturfchrift : 
Am 7. tag Fcbruarij Im 1558 jar Ift geftorben Vnd ligt 
hie begraben Die wolgcborn Fraw Fraw Veronica 
Freiiii Zu Kirchberg vnnd WeilTenborn feligc: Des 
Wolgebor: nen Herrn Herrn Danieln Foelixen Frei- 
herrn zu Spawr Obriftcnn Erbfchenckhen der Für. 
Graf. Tirol. Vnd Hawbtman Zu Braunnegg Geliebte 
Eegcmachel. Gott verleich Irain Frclichc vrftent. Amen. 

5. Weifser Stein, im oberen Theile ein KcnailTancc- 
Schild, fchrag getheilt, belegt mit nach rechts fprin- 
gendem, auffteigendem Windhund mit ausgefchlagener 
Zunge und Halsband. Die Infchrift in Fraclurbuch- 
ftaben: 

Hie ligt begraben Der Ernucft Hanns Ranfft Im leben. 
Des hochen Stiffts Brixcn Ambtman vnd Zolner zu 
Braunegg. Auch die Tugenthafft Fraw Vrfula Vintlin 
feine gcmachcl Denen beiden gott wöl Genedig fein 
Amen. 

Ohne Datum, 17. Jahrhundert. 
Die Familie der Vintlcr ift feit Alters und noch 
heute in Brunnecken fefshal't 

6. Ein hochft originelles Denkmal der Barokzeit, 
hochlt charaktetillifch für den Kunllgcift jener Zeit 
und überdies werthvoll, weil es uns mit dem Namen 
eines Bildhauers bekannt macht, ift dasjenige, welches 
ganz einfam gegenüber im alten Friedhofe fteht. In 
feiner fall runden Marmor Sculptur llellt es die Halb- 
tigur des geflügelten Todes vor, welcher das ovale 
Porträt-Relief einer Dame (Brultbild! im Collum der 
leopoldinifchen Epoche hält. Daneben fitzt ein Genius, 
fchlummernd, auf die Sanduhr geftützt, zugleich aber 
die Linke zu ,1- m Hilde erhebend, Auf dei Confole 
fteht: 

I). O. AV 
HOC AYOAV LA\ REN Tl\ 'S RVES 
SCVl.PTOR ROAUE, AUTERAE 
SVAE CHRISTINAE MAI Ii IN 
MORTVAE Iii. IVL. ir.7. r ». 
EIRI (nie) CVRAV1T 
10 MS. 

Lorenz Kues, der Bildhauer zu Rom, ilt alfo nicht 
der Verfertiger, fondern blofs der Befteller des Grab- 
denkmals. Von Lorenz Kues ill aufserdem nur bekannt, 
dafs er in Rom geftorben ilt und in feiner Kunft 
gerühmt wurde. Moglichcrwcife ift hinter den beiden 
Chiffern M S der Name des Bildhauers verborgen, von 
welchem diefes Epitaphium herrührt. 

Die Burg von Brunnccken, deren ziemlich wech- 
feivolle Gefchichte ich hier nicht berühre, bclitzt trotz 



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CXXIX 



mancherlei Umgertaltungen und Vcrnachlaffigung fchr 
merkwürdige Partien, welche Tic namentlich für den 
Forfchcr auf dem Felde der Gefchichte des mittel- 
alterlichen Fortifications-Wcfens bedeutend erfcheinen 
lalTen. Aus der alterten Zeit ifl wohl nur der gewaltige 
viereckige Donjon übrig. Ich fchaltc nur kurz ein: der 
Brixener Bifchof Bruno Graf von Wullcrrtcttcn und 
Kirchberg, dem die Stadt ihren Namen verdankt, foll 
um 1280 die Vcftc gegründet haben; einer feiner Nach 
folger, Bifchof Johann Sax, veranlafstc die Ein 
fchliefsung der Stadt durch Mauern, was, der natür- 
lichen Anlage gcmäfs, nur im Zufammcnhang mit der 
Bcfcrtigung des SchlolTes gefchehen konnte, wie ein- 
zelneRefte der Mauer und des Grabens auf der Siidfeite 
heute noch zeigen. Bifchof Albert von Elina oder Neu- 
markt, vergröfserte die Stadt und vollendete den Burg- 
und Befeftigungsbau. Im 15. Jahrhundert, als der ge- 
walttätige Bifchof Nicolaus Cufa feit circa 1460 hier 
häufte, wurde gleichfalls Manches hinzugefügt und viel- 
leicht bei der Krllurmung durch die Truppen Erzher- 
zogs Sigismund des Münzreichen auch Manches zer- 
rtort. Die noch vorhandenen künftlerifchen Ausllattun- 
gen des Gebäudes deutet) darauf hin, dafs unter den 
Brixener Bifchofen, deren Eigen es noch heute ill, auch 
vom 16. bis 18. Jahrhundert einige Sorgfalt für das 
Schlofs verwendet wurde. 

Das eigenthumlichfte Bau- und Fortifications- 
werk der Burg ilt der gedeckte oberirdifche Gang, 
welcher auf der Stadtfeite den Berg herabfuhrt, zugleich 
fehr malerifch in feiner Erfcheinimg. In fanftem Abfall 
fenkt lieh diefer Corridor auf Pfeilern ruhend bis zu 
einem l'unktc des I lügcls. Soweit lafst fich's im Innern 
vordringen; hier aber wird er zum fenkrechten 
Schachte, in welchem noch einige zerbrochene und 
verfaulte Leitern tiefer hinabfuhren, ohne Zweifel in 
einen der Mauerthürme der Stadt, von denen ein 
runder bei der Spitalkirche noch erhalten ill. 

Man betritt die Vcflc durch eine kleine Eingangs- 
thür, auf deren Eifcnverkleidung das Andreas-Kreuz 
(burgundifches Kreuz von Baumltammcn gebildet) und 
die Zahl 1616 zn fehen ilt. Ein zweites Thor tragt das 
Datum 1602. Im Hofe angelangt erblicken wir den 
Treppcnthurm mit verllabtcr gothifcher Fingangs- 
pforte; darüber in Stein gehauen das Wappen des 
Bifchofs mit der Jahreszahl 1518 und der Mitra. Neben 
der Thür ill in flachem StUCCO die Figur eines diefelbe 
bewachenden Hellebardiers zu bemerken, einer in 
Tyrol öfter wahrzunehmenden Sitte gemafs, die wir 
am goldenen Dachl in Innsbruck, an der Parade des 
fogenannten fpanifchen Saales in Ambras, am I'alazzo 
Gcremia in Tricnt etc. wieder begegnen. Gegenüber 
dem Aufgange zum Donjon ift an der Wand des Hofes 
eine grofse Holztafel angebracht, auf welcher ein Uhr- 
blatt gemalt ill. In der Mitte befindet fich der Ziffern- 
kreis mit einer goldenen Sonne und vier Wappen, 
darunter wieder das Lamm von Brixen und der Adler 
wie in obigem Wappen-Kelief. Unter der Sonne lieht 
1540, unten aber MDCIII, letzteres wohl ein Reno- 
virungsdatum. Kunltlerifch erinnert die Ausftatlung 
diefcs Werkes an jene hölzernen, bemalten Uhrkarten 
Erzherzogs Ferdinand von Tyrol, deren mehrere die 
kaiferlichen Kunftfammlungen in Wien noch befitzen. 
An der Sudwand ficht man einige fall ganz crlofchcnc 
Bifchofswappcn in Medaillons gemalt (16. Jahrhundert) 



und gegenüber einchochft merkwürdige Treppe, welche 
zu der Aufscnmauer behufs deren Befetzung und 
Verteidigung führt. Auch eine Säule mit rohem 
facettirtem Capital ifl hier vorhanden, aufserdem das 
Andreas-Kreuz allerorten angebraclit. 

An mehreren Orten überrafchen den Bcfucher 
fchr tüchtige decorative Malereien, welche al fresen 
ausgeführt find. So ift über dem grofsen Portale des 
inneren Baues, deflen Datirung, 1602, bereits erwähnt 
wurde, ein grofses Fresco angebracht, darftcllcnd 
das Stiftswappen in cololTalen Vcrhaltniffen, von 
Löwen gehalten, in einem Kranze von Lorbeer- und 
Fruchtgewinden. In den Zwickeln find Engclskopfe, 
unten ein ornamentaler Fries. Endlich finden fich an 
dem örtlichen Thurm im Zwinger eine äufserft 
gefchmackvoll decorirte Fcnfterleibung mit den llil- 
vollrtcn Renaiffancc-Motiven, Delphinen, Candclabcrn, 
gelb und roth auf blauem Fond. Auch hier macht fich 
allüberall die Nahe Italiens fühlbar. Das Innere des 
thcils alsCafernc, theils alsFrohnvelle — mifsbrauchten 
SchlofTes bietet wenig Intercffantes. Eine getäfelte 
Decke mit Rofetten und dem Brixener Wappen aus 
dem 17. Jahrhundert und ein Erker mit Nctzgcwolbe 
im erden Stockwerk waren zu bemerken. Einige 
andere Zimmer find im Gcfchmackc des Rococo aus- 
ausgemalt. Ganz oben, an der Ecke gegen Werten ill 
noch eine romanifchc Theilungsfaule zu fehen. 

In der nachllen Nahe von Brunnecken erhebt fich 
über der engen Schlucht des Rienzfluffcs die malerifchc 
Latiiprahtsburg. Wenn man über das Dorf Rcifchach 
dahin den Weg nimmt, fo trifft man auf eine Feld- 
Capelle, deren Fresken und bemalte Stuccaturen trotz 
des rohen Ausfehens infofern interelfant find, als fie fo 
recht als Baucrnmalcrci älterer Zeit, gewilTermafscn als 
I lausindurtrie der monumentalen Kunft. bemerkt zu 
werden verdienen. Im Altar-Gewolbe find die Heim- 
fuchung und verfchiedene Heilige dargellellt, das Ran- 
kenwerk hat noch ganz ftrengen Rcnaiffance-Charak- 
ter, datirt find diefe Malereien 1682. — Die Lam- 
prechtsburg verräth ihr hohes Alter, abgefchen von 
dem Hauptthurmc, durch keinen ihrer fonftigen Bau- 
teile, welche vielmehr der fpateren Rcnaifiance ange- 
hören. IndcfTen war die Verte in früheren Zeiten Eigen 
eines nach ihr genannten Gefchlcchtes und kam erft 
fpater in den Belitz des Stiftes Bi ixen welches fie jungft 
verkaufte. Heute häuft ein Bauer darin. Die Gemacher 
find zum Theil noch vcrhältnikmafsig wohl erhalten und 
wäre defshalb dem Gebäude ein gunftigeres Gcfchick 
zu wünfehen Ein getäfeltes Zimmer hat das Datum 
I542;cin fchönes Renaiflance-Fcufterinit Theilungsfaule 
und Eckfitzen, von toscanifchcr Ordnung, ift 1696 be- 
zeichnet. Ueber dem Eingange ficht man ein ill freseo 
gemaltes Wappen, quadrirt, jedes Feld mit drei hori- 
zontalen Streifen in folgender Aufeinanderfolge der 
Tincturen: 1. 3. gelb, roth, weifs; 2. 4. gelb, weifs. 
roth. Von den verwifchten Kleinodien ill blofs die 
Figur eines fitzenden Windhundes lichtbar. Befonders 
hervorragend fcheint mir ferner ein grofseres Zimmer, 
defTen Tapete noch wohlerhalten ill. Der Deffin rtellt 
ein lehrreiches Mutter der Spat-Renaitl'ancc vor. welches 
mitteilt Zeugdruck hergertellt ift, indem auf die nalfe 
Farbe Wollllaub zur Herrteilung des Velours gertreut 
wurde. Aufscr einem einfachen gefchmiedeten Treppen- 
geländer von guter Zeichnung finden fich ferner noch 



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cxxx 



eine Anzahl Hildcrim Schlöffe, doch nichts Wcrthvolles. 
Am bellen find noch ein Portrat des Erzherzogs 
Ferdinand Karl von Tyrol und jenes des Brixcncr 
Bifchofs Cafpar Ignaz (trafen von Kiinigl, 170S, des- 
fclben, welcher 1741 die Errichtung des L'rfulincrinen- 
Klollers in der Stadt forderte. 

Kndlich überrafcht uns in dcrSchlofs-Capcllc ein 
feltenes Objcel Die Capelle fleht vollkommen 
ifolirt auf der l'lattform des Hofes und i(l erll im 
vorigen Jahrhunderte gebaut. Ihre Einrichtung nimmt 



unfer IntcrcfTe keineswegs in Anfpruch, doch befindet 
(ich unterhalb der Kanzel, in der Wand eingemauert, 
eine oblonge, fufshohe Reliefplatte von Majolika, welche 
ein Wappen vorftcllt, faft, als rührte fic von einem 
Ofen her. Der Rcnaiffancc-Schild ill quadrirt Feld 1 
zeigt das Fmblem, welches am Kpitaphium des Kirch- 
mayr am Raggcn vorkommt, tlie Arme mit der Spitz- 
fchaufel, in Blau; 2 eine Madchcnbiifte in Gelb; 3 einen 
fehreitenden gelben l.nwcn nach links; 4 eitlen Quer, 
balkcn. Uebcr dem Schilde lieft man die Zahl: 1636. 



Reife-Notizen über Denkmale in Steiermark und Kärnten. 

Von Dr Karl Lind. 

XIII. 
|Hil »Tll Mini«!!«»«« ) 



^1F Decanal- und Stadt Pfarrkirche zu Gmund 
hat eine dreifchiffige Anlage (Fig. l) mit 
fchonem Netz-Gewolbc überdeckt. Drei Paar 
achteckige Pfeiler tragen die Gewölbe, die in jedem 
Schiffe in je 4 Joche zerfallen. An den Wanden 
erfcheinen Dienfle mit vorgelegten Dreiviertclfaulen als 
Kippenträger; die Seitenfchiffe mit je einer aus «lern 
Achtecke conftruirten Abfide. Das l'resbyterium be- 




Kig 1. il'imünd.'i 



lieht aus zwei rechteckigen Jochen mit Kreuzgewölben 
und aus einem funffeitigen SchlufTc. An das Chor ifl 
eine kleine Sacriilei angebaut, hinter dem Achteck- 
fchlulTe in der Achfe eine moderne lauf der Abbildung 
wcggclaffene) Capelle, die ebenfalls als Sacriilei dient. 
Der Triumphbogen ill kraftig profilirt. Nicht minder 



fchonc Profilirungen finden fich auf dem Haupt-Portale 
und dem Portale der rechten Seite. Nur im Sehluflc 
des l'resbyteriums und der Seitenfchiffe finden fich 
Strebepfeiler. Der Thurm ill links des Fangfchiffes, 
eine Capelle rechts desfclbcn angebaut Die eben- 
erdige Thurmhalle dient als Durchgang. Diefe Capelle, 
worin die l aufen abgehalten werden, lieht durch zwei 
Bogenöffnungcn mit dem rechten Seitenfchiffe in Vcr- 




t l£. i. \ Kartier 1 



bindung und ifl mit einem einfachen Nct/gewölb« über- 
deckt. Inder Sacriftei findet lieh ein hüblchcr gothifchcr 
Kelch. Von den zahlreichen leider llark abgetretenen 
Grabmalen ill zu erwähnen jenes des Jacob (,'aisbcrg 
1574, eines U'titntmoJ'er von 1521, und des Grafen 
Rudolf Rmitenau 1633. Auch verdienen die vielen 



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CXXXI 



fchonen fchmiedeifernen Grabkreuze am Friedhofe um 
die Kirche befondere Erwähnung. 1 

Bei der Kirche der Karncr (Flg. 2) rund mit 
doppelter Aufgangslliege, das Beinhaus darunter, Fres- 
ken aus der bellen Zeit des fpaten Mittelalters im 
Innern, auch Spuren von Malereien an der aufseren 
Stiegenwand, fchonc gothifchc Predella und Figuren 
eines Kälten-Altars. 

Zunachfl des Haufes Nr. 49 ficht eine gewundene 
Säule mit dem Wappen des Salzburger Frzbifchofs 
Leonhard v. Keutfchaeh und der Jahreszahl 1510. Kinc 
kleine gothifchc Capelle wird jetzt als Getreidefpcicher 
verwendet. Von den Bcfcftigungsanlayen haben fich 
einige Kelle, fo ein Stadtthor beiderseits mit fpitz 
bogigen Oeffnungen, Theile der Stadtmauer mit Zin- 
nen und Schiefsfcharten erhalten. 




f>ll- } iKrcufchisch.) 



Zur Gmündner Mutterkirche gehören zwei Filialen, 
zunachfl die Krcuffhlaclter Kirche. Ober dem Triumph- 
bogen diefes befcheidenen Baues fleht: «1518. ruinirt 
durch den grofsen Krdbiden den 4. xbris 1690, repa- 
rirt 1691". Die Kirche (Fig. 5) beliebt aus einem Lang- 
haufe mit zwei Jochen. Die Rippen des zierlichen Stcrn- 
gewolbes ruhen auf runden Dienllen. rur an einer 
Stelle vertritt eine Confolc den Diciill (Fig. 4) Das 
Prcsbyterium fchlicfst dreifeitig und i(l neu überwölbt. 
Am Schiffe und Chore haben fich abgeftufte Strebe- 
pfeiler erhalten, defsgleichen blieben die fpitzbogigen 
Fcnflcr unverändert. Das Orgel-Chor ill neu. Die 
Sacrillei liegt im ErdgcfchofiTc des Thurmcs, der rechts 
an das Prcsbyterium anfchltefst. In deffen oberes 
Stockwerk fuhrt eine Treppe von der Kirche aus. 
Die Strebepfeiler haben fp.it gothifche WalTcrfchlage 
und find zweimal abgetreppt. In diefem Kirchlcin finden 
fich fo manche beaebtenswerthe Gegenllandc: im 
Prcsbyterium BetlUihlc aus Fichtenholz, zierlich gear- 
beitet, etwa aus dem 17. Jahrhundert, ein fchones 
Kcnaifiancc-Abfchlufsgittcr, am Thurmc eine kleine 
Glocke von 1564, in der Sacrillei ein Mefsklcid mit 
Flachllickerei, vorllellcnd den Gekreuzigten. Gott 

1 Mit Benulfung d*r Berichte M die k. k. Cciiir^t-Cuiuini(fii>n d<r 
llcricn ILUlikt uml il/firi. 



Vater, Maria Magdalena und Johannes, das Kreuz 
als grüner blattcrtragcndcr Baum. Auf der Vorderfeitc 
der Cafula drei Heilige in einer Reihe untereinander. 
Fin zweites Mefskleid mit dem gekreuzigten Heiland, 
l'etrus und Paulus auf Goldgrund, Hochflickcrei. Zu 
Füfsen des Kreuzes Maria und Johannes und eine 
Acbtiffin (Donatrix.) Dicfe Cafula dürfte dem 15. Jahr- 
hundert entflammen. Endlich ein drittes mit reicher 
Nadelmalerei geziertes Mefsklcid aus dem 17. Jahr- 
hundert und ein Polfter von geprefstem Leder mit 
fchonen Rcnaiflancc-Ornamenten beiläufig aus dem 
16. Jahrhundert. 




Ffc. 4 iKrrafcblnch.) 



In Trtbcjfing nachll Gmünd die jetzt als Stall 
verwendete Ruine eines gothifchen Prcsbyteriums, 
beftehend aus fünf Seiten mit Strebepfeilern, Spitz- 
bogcnfcnflcrofTnungcn und einfacher Rippcn-Conllruc- 
tion. An einer Stelle Spuren eines alten Fresken- 
gemäldcs. 

Beachtenswerth ill die I.cobener Filiat- Kirche zu 
Plcfsnits. Sic ill einfehiflig, hat ein kleines Prcsbyterium 
in unreychnafsiger Achleckgrundform und profilirten 
Triumphbogen, fpit/bogige Fenller ohne Maafswerk. 
Im Schiffe eine gothifchc, in Roth und Weift bemalte 
Holzdccke (Fig. 5), ebenfo die Brüllung des Orgel- 
Chores. Der Altar gehört der Spat-Gothik an, drei 
1 Iciligcn-Figurcn unter reichem Baldachine. Ueber dem 
Eingänge ein Fresco Bild aus dem 16. Jahrhundert (die 
Kreuzigung). 

Zu Malltln-in war bereits im Jahre 1126 eine 
Kirche, die vor 1209 auch als Pfarre urkundlich be- 
zeichnet wird; die heutige Kirche wurde 1482 erbaut. 
Sic ill einfehiflig und mit dem üblichen Netzgewolbe 
überdeckt. Das Prcsbyterium fchlicfst mit fünf Seiten 




Kig. 5 (MdMic.) 



des Achteckes und befteht überdies noch aus einein 
Joche, das durch ein zierliches fchmicdcifcrnes 
Speifegitter vom Langhaufe getrennt wird. Auf der 
Evangelien-Seite eine gothifchc Capelle, gegenüber 
eine jüngere (1661). Das Schiff bellcht aus vier Jochen 
und ill aufsen mit abgeltulten Strebepfeilern verfehen. 
Der Thurm an der linken Seite des Prcsbyteriums 



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CXXXII 



bildet unten die Sacriflei, ift bis zum Haupt-Gefimfe 
viereckig und tragt einen achteckigen llclm. Im 
Glockenhaufe rundbogige Doppclfcnftcr mit rohen 
Doppclfaulen ohne Capital. Eine Glocke im Thurme 
dürfte noch in das 14. bis 15. Jahrhundert zurück- 
reichen. E)ic Seiten-, Altäre tragen die Jahreszahl 1671 
und 1673, der Altar in der Capelle links 1622. An der 
Kirche finden lieh zahlreiche Hilderfpuren, fo in der 
Vorhalle ein heiliger Oswald, gut erhalten, Uber 
dem Portale eine Kreuzigung, am erften Strebepfeiler 
eine Frauengeftalt mit otTenen blonden Haaren und 




ein Bifchof, daneben ein heil. Chriftoph. Schoner 
Kenailfancc Thürklnpfer mit Kofette. Grabmal des 
Georg v, Malierin in und feiner Gattin Sibylle, 1551. 
Nachft der Kirche ein Karner von runder Gcftaltung, 
in demfelben zwei hübfehe Holzfigurcn des 15. Jahr- 
hunderts. 

Im Schlufsfteine des nahegelegenen SehlolTes 
kronsgg die Jahreszahl 1590. Uebcr dem Portale ein 
Doppellenfter im Rundbogen (Früh-Rcnaiffance). In 
der Schlofs Capelle zu Dornbtli/i ein dreifitziger Chor- 
lluhl (Fig. C>) aus Nufsbaumholz, fpat-gothifch. Die 
geneigte Rückwand ift durchbrochen, bekrönt mit 
Wimpergen und Fialen. Die Vorderwand des Knie- 
fchemels (Fig. 7} ebenfalls durchbrochen, im Ganzen 
fchon fehr fchadhaft. Im SchlolTc mehrere Holz- 
plafonds aus der Renaiffancc Zeit. 

Die Kirche in Treffiing zeigt im GrundnlTe [Fig. 8) 
ein gegen das Prcsbyterium (lark verfchobencs Schiff, 
das jünger als diefes ift. Das Gewölbe des Prcsbytc- 
riumsift neu. Das Portal fchon profilirt. In den Fenftern 
Maafswcrk, am Triumphbogen die Jahreszahl 151S in 
der Glockenhallc des Thurmcs fpitzbogigo Doppcl- 
fcnflcr. Im Fufsboden der Kirche der Grabllein der 
Frau Anna Gundrich <;i446). Ein zweiter Grabllein 
nachft des Einganges ift der des Andre von Graben 
1409. Das wichtigfte Kunftdenkmal befitzt die Kirche 
in dem Kelle eines Flugel-Altars, der in der Vorhalle 
der Kirche aufgcftcllt ift. Jeder der beiden Flügel ift in 
zwei Felder gethcilt und mit Tempera- Mildern auf 
Goldgrund geziert. Wir fchen: Chrillus vor Pilatus, 



die Dornenkronung, dabei zwei Wappen, die Geifse- 
lung und die Kreuzigung. Aufsen St. Nicolaus, St. 
Martholomacus, St. Stephan und St Andreas, dabei 
wieder diefelbcn Wappen. Im Kaften jetzt eine Pictä 
aus der Zopfzeit. 

In der Nahe befindet fielt die Ruine StHHtTfck, 
ein Bau der Hauptfache nach aus dem 15. Jahrhundert. 
Man erkennt fpitzbogige Fcnfter und Thuren, erhalten 
ift ein rundbogiges fpatgothifches Portal gegenüber 
dem ifolirt Hellenden runden Bergfried. 

Die kleine Kirche zu Dobriack ift nur mehr in 
ihrem Prcsbyterium ein in die Spat-Gothik zurück- 
reichendes Bauwerk, dasfclbe beftcht aus einem Joche 
und dem dreifeitigen Chor-Schlulle, ift mit einem 
Netz-Gewölbe überdeckt und hat mit Maafswcrk ge- 
zierte Fenfter. Das Schiff iil flachgcdcckt. Eine Glocke 
tragt die Jahreszahl 1491. In der Sacriftci ein einfacher 
gothifchcr Mefskclch. Auf dem rechten Seiten-Altar 
zwei Schnitzwerke von einem alteren Altar (Tod 
Mariens und die 14 Nothhclfer; circa 16. Jahrhundert 
F»K- 9)- 

In der Kirche zu Kaimig, einem Neubau, ein altes 
Sacramcnts Häuschen und ein einfacher gothVchcr 
Kelch mit kraftigem Noilus. 

Die Kirche zu Twcng war ein gothifchcr Mau, 
doch gingen die Gewölbe zu Grunde und wurden 
durch flache Decken erfetzt. Ueberrefte alter Kirchen- 
ftuhle, Saeraments-Nifchen, einfache gothifchc Thür 
hefchlagc. In einem kleinen Häuschen am Friedhofe 
Hefte eines Flugel-Altars. Auf der Predella Chriftus 
mit den Apofteln; Auf den Flügeln innen St. Martin, 
aufsen St. Katharina: innen St. Nicolaus, aufsen St, 
Barbara. Ein noch erhaltener linker fetter Flügel mit 
dem Bilde der heil. Urlula, Tempera-Gemälde, die 
inneren Milder auf Goldgrund, das Mittelftuck fehlt. 




Fig. 7 Ktuneug.) 



Die Kirche zu Lieferegg enthalt ein aus der gothi- 
fehen Zeit flammendes Langhaus (drei Joche) mit rei- 
chem Nctz-Gewolbe ; das Prcsbyterium ift neu, Die Rip- 
pen ruhen auf Wandfaulcn, nur beim neuen SeitcnfchitTe 
auf zwei Harken Pfeilern. Der Thurm ift vierfeitig und 
hat in der Glockenflubc fchöne Maafswcrk Ornamente 
in den fpitzbogigen Doppcl-Fcnftcrn mit Fifchblafen- 
Mullern. Der Thurm fchlicfst im fpitzen Giebel mit 
fchonem fchlanken Helm, die grofse Glocke von 1400, 
die nachftc von 1500. ebenfo die dritte. Taufftein 
und Weih wafler- Hecken einfach, nach gothifchcr Styl- 
weife. Von Grabmalen find zu erwähnen das des Tho- 
mas Straf ser 1541, des Andreas ... von Krimsberg 
1475 und eines Pricfters mit figuralcr Darllellung. 



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CXXXI1I 



Im Scitenfchiffc das Relief-Altarbild eines Flügel- 
Altars, vorftellend die Sendung des heil. Geiftcs über 
Maria und die Apoftel, der Rahmen durchbrochen und 
reich gefchnitzt, vergoldet, die Flügel beiderfeits be- 
malt ( Tempera-Goldgrund], im oberen Theilc ift jedes 
Bild mit vergoldetem Raiikenwcrk geziert. Wir fehen 
den Tod Märiens, den ungläubigen Thomas, Chrirtus 
und Petrus auf dem Meere, die Ausfendung der Apoftel; 
dann (gefchloffen) Paulus, Lucas, Petrus und Johannes, 
vorzügliche Gemälde. In den Ecken des zweiten Bildes 
bei offenem Altar das Wappen des Georgsrittcr-Or- 
dens (Kreuz) und des Grofsmciftcrs Sicbcnhirter. 

Zu diefer Kirche gehört die Filiale St Wolfgang. 
Dicfcs kleine, dem heil. Wolfgang geweihte Kirchlein 




Fig. 8 (TrefUin K .) 

am Millßatter-See ift nur im l'resbytcrium ein Bau 
fpiit-gothifcher Zeit (Fig. 10), aus welcher Stylperiode 
auch der Thurm flammt. Die Netzgewölberippen 
ruhen auf halbrunden Dienllcn, die Fenftcr haben Maafs- 
werk. In der Glockenhalle rundbogige Doppclfcnftcr 
mit einer plumpen Thcilungsfaule ; die Sacriflei-Thur 
profilirt. Vor dem Haupt-Fortal liegen vier Stücke eines 
romanifchen Friefcs (12. Jahrhundert;, die lebhaft an die 
Frics-Decoration der Fagadc der Millrtatter-Kirche 
erinnern. Im Mittelfenfter zwei farbige Wappen, in der 
Sacriftci ein einfacher gothifchcr Kelch Die Kirche 
befitzt in dem Reite eines Flügel-Altars ein kofibares 
Kunlldenkmal Im Karten befindet lieh die vollrundc 
Holz-Figur des fitzenden heil. Wolfgang. Den Karten 
bekrönt innen ein reicher Baldachin. Auf den Flugein 
die Holzgemaldc: St. Nicolaus, St. Katharina, ein 
Bifchof und St. Barbara, aufsen Sccncn aus dem Leben 
des heil. Wolfgang auf Goldgrund. Ift der Karten 
gefchloffen, fo werden noch vier weitere Seitenbilder 
Achtbar: St. Ulrich, St. Margaretha, St. Leonhard und 
St. Auguftinus. Die Gemälde dürften aus nicht 
gewöhnlicher Malcrhandcntftanden fein, dieZcichnung 
der Figuren, der Geliebter und der Faltenwürfe ift 
geradezu vorzüglich. An der Predella auf fchwarzem 
Grunde St. Peter, St Paul, St. Jacobus und St. Johannes, 
wundervolle Gemälde. 

vm n. F. 



Das einfehiffige kleine Kirchlein zu Kremsalpe 
Dccanat Gmünd, hat ein kleines Prcsbyterium, mit drei 
fehr ftumpfwinkcligen Seiten abgcfchlofTcn, im Prcsby- 
terium ein einfaches Netzgewulbe mit Rippen, desglei- 
chen ein folchcs Kreuzgewölbe im Thurm. Das Schiff 
hat zwei einfache Kreuzgewölbe ohne Rippen und 
dürfte fpäteren Datums fein. Keine Strebepfeiler. Der 
Thurm ift viereckig, mit vier Heilen Giebeln und acht- 
eckigem Helm. Die Thurmthür im Prcsbyterium hat 
ein einfaches fpät-gothifches Schlofs. 

Die Kirche in Kremsbrücke ift dem heil. Nicolaus 
geweiht und hat über dem Portale die Jahreszahl 1G40. 
Die Kirche ift jedoch fpat-gothifch (circa 1545), hat im 
Schiff drei Travees, im dritten Travee den Orgel-Chor 
von einem Scgmcnt-Bogcngetragcn. Das Prcsbyterium 
ift gleich weit mit dem Schiffe, fchlicfst an dasfelbe 
ohne trennenden Triumphbogen an und ift nur durch 
ein reicheres Nctzgcwölbc ausgezeichnet. Die Rippen 
find von einfachen runden Dienften ohne Capital ge- 
tragen. An der Epiftcl-Seite ift der fogenannte Luther- 
Chor angebaut, da cinft die Protcftanten hier ihre 
Andacht verrichteten. Das Haupt-Portal und die 
Sacriftci-Tliür find einfach profilirt. DerThurm ift vier- 
eckig, mit gothifchem Cordon-Gcfimfe, im Glocken 
häufe einfache Doppelfenfter durch rohe capitallofe 
Säulen gethcilt. Neben dem Eingange zum Friedhof 
ein Relief, den heil. Nicolaus vorftcllcnd, aus Quarz, 
der Heilige mit Paftorale, Mitra und den Aepfeln. Das 
Alter des Reliefs wahrfeheinlich 15. Jahrhundert. 

Neben dem Portale der Grabftein des Jacob Geils- 
ferg aus dem 16. Jahrhundert. In der Kirche ein go- 
thifchcr Kelch aus dem 15. Jahrhundert, ferner 
ein MifTalc von 1549, einzelne Blatter mit alten, orna- 
mental bemalten Pergament-Streifen beklebt. (17. Jahr 
hundert). Eine lederne Cafula aus dem 17. Jahrhundert. 




Fig. g (Döhriach.) 

Kirche in Nöring. Tief in den Bergen des Liefcr- 
thales liegt dicfcs kleine Kirchlcin, deffen Alter eine 
Jahreszahl über dem Portal — 151 A, — genau beftimmt. 
Auch auf den Urfprung kann man aus dem über dem 
Haupteingange angebrachten Wappen mit der Rübe 
fchliefsen. 

Uebcr dem Triumphbogen ift folgende Infihrift: 
»Decemwer 1690 durch den grofsen Erdpiwcn ranuirt 
worden. 1693 renefiert worden - Das Kirchlein ift ein- 
fchiflig, das Prcsbyterium von dem Schiffe durch einen 
einfach profilirten Triumphbogen getrennt. Das Schiff 
fowohl wie das Prcsbyterium war cinft gewölbt und 
dürften die Gewölbe in Folge des grofsen Erdbebens 
zufammengefturzt fein Gegenwartig reichen die Dicnftc 
bis zur halben Hohe der Kirche. Auf der Evangelien- 
Seite der Kirche ill in der einen Ecke des Schiffes 



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CXXXIV 



noch der Anfang des alten Gewölbes in Form einiger 
Rippcnftückc fichtbar. Gegenwartig ift die Kirche mit 
einer flachen Holzdeckc gefchloffcn. Rechts vom Pres- 
byterium der viereckige Thurm, deflen Erdgcfchofs als 
Sacriftei dient. ImGlockcnhaufc vier weite Spitzbogcn- 
Fenftcrohne Maafswerk. Zwicbelhclm. Die Fenfter des 
Langhaufes durch einen Pfoften getheilt und mit Fifch- 
blafen-Maafswcrk als Couronncment, an den Fenftcrn 
des Presbytcriums fehlt das Maafswerk. Auf der Nord- 
feite find keine Fenfter. Aufsen am Schiff Strebe- 
pfeiler, auch auf der Sudfcitc des Prcsbyteriums einer. 
Hie Ecken der Apfis haben keine Strebepfeiler. Das 
Langfchiff hatte drei Travecs. Das Prcsbytcrium ifl 
mit den drei Seiten des regulären Achteckes ge- 
fchloffcn. Der Orgel-Chor wird durch ein fpatgothi- 
fches Nctzgewolbc getragen, die Stirnwand desfelben 
ift durch zwei Pfeiler geftutzt, in der Mitte ein Rund- 
bogen, auf der Seite Spitzbogen. 







i 




/7V\ 


- 




Ii 







Fig. 10 |_St. WolfgUf 1 



Am linken Seitenaltar befindet ("ich ein Gemälde 
auf Holz, die Kreuzigung Chrffti darftcUcnd, auf Gold- 
grund, ohne Rahmen. I 19 M. breit, 127 M. hoch. 
Trotzdem der Ort feucht ift, ill das Bild ziemlich gut 
erhalten, der Ausdruck der hinfinkcnden Maria ift fehr 
gut Der Leib des gekreuzigten Heilandes fehr zart, mit 
nahezu weiblichen Korperformen. Im Hintergründe 
iiber 100 Kopfe von Kriegern und Volk. Im rechten 
Vordergründe ein gcharnifcluer Ritter auf einem 
Schimmel. Rechts und links von Chriftus die beiden 
Schacher. Das Bild durfte aus dem Ende des 15. Jahr- 
hunderts (lammen. 

Es ift möglich, dafs diefes Bild von dem einfügen 
Flugel-Altar in diefer Kirche herftammt, da fich noch 
folgende Holzbilder aus dcrfelbcn Zeit in der Kirche 
vorfinden. : 



1. Ein Flügel, von einem Flügel Altar flammend, 
fammt Rahmen 35 und 83 Cm. Grofsc. Das Bild ftcllt 
auf Holz, auf dunklen Grund gemalt, eine weibliche 
Figur dar mit rothem Unterkleid. Mit der rechten Hand 
halt die Figur eine Kirche, mit der linken hebt fic den 
Mantel. Ebenfalls ein Werk aus dem Ende des 15. Jahr- 
hunderts. Auf der Ruckfeite ein Bifchof mit drei Schilt- 
knoten. 

2. Ein vollftandigcs Altar-Bild mit beiden Flugein, 
Holzgcmulde auf Goldgrund, das Mittelbild zeigt vier 
ftchende männliche Figuren: 

aj einen geharnifchten Ritter mit rothem Mantel und 
Herzogshut, in der Hand eine weifse Fahne mit 
rothem Kreuz (Domitian ); ihm zur Rechten 

b) ein Mann mit einer Capfcl fonderbarer Form, die 
er in der Hand halt, ohne Kopfbedeckung, barfufs. 
Noch weiter rechts 

t) der heil. Coloman, 

d) endlich einen Herzog mit einer Palme in der 
Hand. 

In der linken Ecke diefes Bildes die Infchrift 
f. primo» 

Der Flügel auf der Kpiftel-Scitc ftcllt einen Her- 
zog dar Zur linken Seite des Hauptbildes auf dem 
Altar-Flügel ein Bifchof, in der Rechten das Paftorale, 
in der Linken drei Schilfkopfe haltend. Beide Figuren 
auf Goldgrund. 

Auf der Rückfeite der beiden Flügel befindet fich 
die Darllellung von Maria Verkündigung, welche zu 
dcrfelbcn Zeit, jedoch von einem unbedeutenderen 
Kunftler ausgeführt fein dürfte. Darauf ein Spruchband : 
.Ave maria, gratia plena - 

Jcder der Flügel mifst 82: 31 Cm. fammt Rahmen, 
das Mittclbild 82-65 Cm. In der Sacriftei ein filberner, 
ftark vergoldeter Kelch mit der Infchrift um den Stiel: 
„Maria, hilf uns allen," Die Rückenflachc einer Cafula: 
ein altes feidengefticktes Kreuz mit dem gekreuzigten 
Heiland auf grünem Baum, über demfelben Gott Vater 
mit der Weltkugel in der Hand, in gelbem Mantel 
und blauem Kleid. Unter ihm die Erde und der Regen- 
bogen. Darunter: 1 N R I Zu Fufsen des Kreuzbaumes 
die heil. Maria und der heil. Johannes, Unter denfelben 
die heil Magdalena, welche das Kreuz umklammert. 
Das aus den Wunden des Heilands ftrömendc Blut 
fangen zwei (liegende Engel auf. Das Ganze ill P'lach- 
(lickerei in Gold um! Seide. Auf «lern vorderen fchmalcn 
Streifen befindet fich oben ein Bifchof, ebenfalls mit 
dem Kruninillab und drei Schilfkopfen in den Händen. 
Darunter unter einem Baldachin zweimal je ein Bifchof. 
Das Kreuz mifst 1 M. in der Lange und 55 Cm. in 
der Breite, der Streifen felbll 13 Cm, der Bruftft reifen 
7 Cm ; ilerfelbe konnte auch von einer Stola herrühren 



Wandmalereien in der Barbara-Kirche zu Kuttenberg. 



^ER Central Commiffion kam feitens des Vereines 
Vocei in Kuttenberg ein ausführlicher Bericht 
ubi i die Redau 1 un. : d> 1 in i'.v. S: Barbara- 
Kirche dortfelbft blosgelegtell Fresken zu. Die k. k. 
Statthalterci zu Prag hatte für «liefen Zweck Soo (1. 
gewidmet. Maler Miixiwr lülute die Reftaurations- 
Arbeiten in fehr befriedigender Weife durch. Insbcfon- 



ders ging er dabei mit einer Pietät zu Werke, bei der 
er in anerkennenswerther Sclblllofigkeit feine Mciflcr- 
fehaft der Schonung der bellehendcn Bilder willig 
unterordnete. 

Die Fresken befinden fich auf der linken und 
rechten Wand einer Capelle, alle die ganze Breite der 
Wand einnehmend. Die unterfte Abtheilung, zwei Bilder 



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cxxxv 



zahlend, lauft parallel mit der unteren Einfaffung des 
Fenfters, welches die ganze Stirnfeite der Capelle 
einnimmt. Oberhalb der unteren zwei Bilder find 
links und rechts zwei grofse Abtheilungen, gleich den 
unteren Bildern von bedeutenden Dimcnfionen, die 
lebensvolle Compofitionen enthalten. 

Die hochft gelegene Abtheilung ift bereits in den 
Feldern des gebrochenen Bogens unter dem Gcwülbc 
angebracht. Das erfte Bild hat zum Gcgcnftande „die 
Kreuzigung Chrifti*. Links vom Kreuze mit dem ftcr- 
benden Erlöfcr erblickt man eine Gruppe von Frauen 
und unter ihnen den heil. Johannes, den Liebling Chrilti. 
Die heil. Jungfrau Maria bricht ohnmachtig in fichzufam- 
men, wahrend Maria Magdalena unter dem Krcuzckniet 
und ihre Thranen trocknet; rechts fleht eine Gruppe 
von Söldnern mit Lanzen, einer von ihnen halt ein 
Gefafs, ein zweiter auf einer Stange den Schwamm. 
Im Vordergrunde ift ein höherer Würdenträger, der 
den zum Chrillus auffchauenden und aus voller Kehle 
fehreienden Soldner zur Ruhe verweil!; im Hinter- 
grunde halt ein Reiter mit einer Papierrolle in der Hand. 
Der Himmel, grofstentheils mit grauen Wolken über- 
zogen, blickt traurig hernieder auf die weitgedchnte 
Landfchaft, die von einem See belebt, längs deffen 
Ufer fich die Stadt Jerufalem mit brücke, Wallen und 
Thürmen — hier in Gellalt einer mittelalterlichen 
Stadt gegeben — hinzieht. 

Das zweite Bild auf der gegenuberftehenden Wand 
fuhrt uns eine freie offene Landfchaft mit einem Konigs- 
fchloffe vor, aus dein in Begleitung reich gekleideter 
Genoffincn eine hohe Frau herankommt , angethan 
mit einem reichen Kleide, während das Haupt eine 
mit Gold und Edelfteinen in Form einer Krone gc- 
fchmücktc Haube bedeckt. Kinc von den Diencrinen 
tragt ihre lange Schleppe. Der ganze Zug geht dem 
jugendlichen Konige entgegen, der fich mit feinen 
Gefährten dem Bache genähert hat. Die hohe Frau 
felbll durchwatet mit nackten Füfsen den Bach, über den 
ein hölzerner Steg gelegt ilt, zu dem fich der gröfsere 
Theil der Gefolgl'chaft der Königin wendet, mit Ver- 
wunderung dem Beginnen derfelben zufchend. 

Oberhalb diefes Bildes ilt das dritte. Hier zieht 
vor allen der König zu Pferde, mit einer Krone auf dem 
Haupte, die Aufmerkfamkeit auf fich; das Pferd hält 
der Knappe am Zaume — an feiner Seite ilt der Hof- 
narr!?!) ebenfalls zu Pferde, fo wie auch der hinter den 
beiden befindliche Page ein Pferd reitet. Den König 
begleitet eine Rittersfchaar in voller Rultung und mit 
dem Banner, als ob es in einen Krieg ginge. Die Schaar 
bleibt vor einer reich gekleideten Frau Heben, welche 
flehend vor dem Könige niederkniet. Zu ihren Fufsen 
liegt der Leichnam eines kleinen Knaben mit einer 
klaffenden tiefen Todeswunde am Hälfe. Links kniet 
im Vordergründe ein junger Ritter, eine edle Geltalt, 
in kottbarcr Rüftung mit einem weichen lieblichen 
Frauengefichte. Sein Schwert, leine Eifenhandfchuhc 
liegen feitwarts, feine Hände find am Rücken feltge- 
bunden, die Augen mit einer breiten Binde bedeckt 
Seinen Oberarm berührt ein Mann, der, ein entblostes 
Schwert in der Hand, fich zur Hinrichtung vorbereitet. 
Im Vordergrunde diefer Gruppe fuhren Stufen in ein 
Schlofs, in dell'en Inneres man durch die Fcnftcr und 
den weiti n Eingang blicken kann. Soviel man auf 
Grund der lehr geringen Ucbcrrcllc der urfprünglichen 



Malerei diefes Theiles des „dritten Bildes" heraus- 
lefen konnte, iit hier eine Sccne geboten, die ent- 
weder als Fortfctzung einer beftimmten Gefchichte, 
oder als Schlufs derfelben aufgefafst werden kann. 
Der König, das Weib und der Gewappnete, die man 
erblickt, find denen, welche der Vordergrund des Bildes 
zeigt, ähnlich; der auf dem Throne fitzende König 
neigt fich allem Anfchein nach zu den beiden vor ihm 
knienden Perfoncn von dem Throne herab. 




Fig. I. (Kultenl.erg I 



Das vierte Bild, das fich über der Kreuzigung 
Chrilti befindet, fuhrt uns eine weite anmuthige mit 
blauen Bergen umrahmte Landfchaft mit einem See 
vor. Am Geltadc desfelbcn, das fehönen üppigen 
Pflanzen wuchs aufweifet, ift ein prächtiges Haus mit 
einer Galerie, die belebt wird durch zahlreiche bis in 
den Vordergrund vortretende Gruppen vcrfchicdencr 
Geflalten, welche den Verlauf des vor ihren Micken 
fich entwickelnden Ereigniffcs verfolgen. Als Haupt- 
perfon ift hier wieder der König, im vorgerückten 
Alter, mit entblostcm Haupte; er liegt auf den Knien, 
halt die Hände mafsig ausgeft reckt vor (ich und blickt 
hinauf zum Himmel, wo fich ihm in den Wolken die 
heil. Jungfrau Maria mit dem Jefukindlein im Glorien- 
fehein zeigt. Zum Auffchaucn feheint ihn die hohe mit 
einem Diadem gezierte Frau im fehr reichen Gewände 



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CXXXVI 



aufzumuntern, die bei ihm fleht, fich mit ihrer linken 
Hand auf feinen Arm ftützend, wahrend die rechte 
nach dem Himmel weifet. Auf der Brurtung der weiten 
Galerie, dem Könige gegenüber, fteht ein Pfau, auf der 
Krde neben ihm eine Krone, wahrend das Seepter 
an der Mauer angelehnt ift. 

Hoch oben, in der letzten Abtheilung, find auf 
beiden Seiten die Bilder von zwei Heiligen. Die An- 
ordnung ift als Abfchlufs decorativ: der grüne Grund 
ift mit reicher Bogenzeichnung geziert, das rothe 
Bogcnfenftcr, in dem die Geftalt des heil. Jacob mit 
dem Pilgcrftabc und der Auffchrift vim dclTcn Haupt 
„Sanclus Jacobus a angebracht wurde, ifk mit einem 
Teppiche, der heraushangt, gleichfam wie zu einem 
Fefle gefchmückt. 

So ift es auch rechts. Auf der Wand rechts konnte 
jedoch nach den vorhandenen unfeheinbaren Ueber 
reften der urfprünglichen Malerei nur foviel conftatirt 
werden, dafs auch hier eine gleiche Anordnung, Ireilich 
mit einigen geringen Abweichungen, fich befand, und 
zwar wieder mit dem Bilde eines Heiligen, den man 
jedoch nicht mehr zu erkennen und ficher zu Hellen 
vermochte. 

Auf der Wand unter dem Fcnrtcr ift ein weiter 
Zubau (ein Seiten-Oratorium ?) gemalt. Auf dem Bogen, 
der diefen Zubau umfchliefst, lieht ein kleiner Glockcn- 
ftuhl; in der Mauer desfelbcn ift in der Mitte ein 
Schrein mit Buchern, rechts eine geöffnete Thür 
wahrzunehmen. Das Ganze ftellt, wie fchon erwähnt 
wurde, wahrfcheinlich ein Oratorium dar, wo die 
Vorbereitung zum Gottcsdienfte getroffen wird; denn 
auf der Mauer, welche, durch die Thür gefchieden. 
eine Scheidewand bildet, ift ein Leuchter aufgeftellt 
und die im leiben befindliche Kerze zündet eben ein 
Jüngling mit ausdrucksvollen Zügen an.Hintcrihm ftchl 
in der Mitte des Bildes ein alterer Mann, eine gefetztere 



Geftalt, der auf dem Haupte eine pelzvcrbrämtc Mütze 
tragt und in den Händen einen Stock halt, als ob er 
den Anfang des Gottcsdicnftcs erwarten mochte, was 
auch die nebenftehende edle Geflalt auszudrücken 
fcheint, die das Buch auf dem vor ihr ftehenden Pulte 
aufgcfchlagen hat und bereits den Mund zum Singen 
öffnet. 

Zu beiden Seiten des befprochenen Altares ift 
die Ausführung decorativ wie oben unter dem Ge- 
wölbe — eine fchlicht durchgeführte Bogenzeichnung 
auf grünem Grunde, die man auch auf der gegen- 
über liegenden Wand findet, wo fich in der Mitte das 
farbenfrifch gemalte Wappen der Familie SmiseA be- 
findet, ein wcil'scs Kinhorn im blauen Felde. Unter 
dem Wappen erfcheint eine Mauernifche (deren Seiten- 
Wände gemalt find), wie folche zur Aufbewahrung von 
Kirchengcrathcn verwendet wurden, wie das wieder 
die links und rechts fchr anfehaulich gemalten Schreine 
weiter bezeugen. 

Dickünftlerifchc Ausfuhrung gehört zu dem Beilen 
und Trefflichften, was die damalige Zeit gefchaffen. Die 
Compofition ift durchwegs eine lebendige und klare, 
die Charakterifirung der Pcrfonen eine wahre, die 
Gruppirung bei allem Reichthume des Vorgeführten 
eine fehr natürliche, abgerundete und hochft an- 
fprechendc. 

Die Zeichnung felbft ift fehr fein, durchwegs ohne 
gröbere Conturen. Befonderc Erwähnung verdient die 
Darftcllung der Köpfe, der Gefichtszügc und der den 
Situationen entfprechenden Ausdrücke, wo uberall nur 
das l'.dlc vortritt; gleich fein find auch all die anderen 
entblüsten Körperthcilc gearbeitet. Die Schattirung 
gefchah uberall mit fehr feinen Strichen. 

Die Kleider find mafsig gebogen, grofstcnthcils 
nur einfach gefaltet und die Reichthum kündenden 
Anzüge uberall «emuliert. 



Notizen. 



86. Schlofs Witsbtrg bei Pians befafs einft eine 
nicht unbedeutende Waffenfammlung {Staffier zahlt 
Pfeile, Spiefsc, Lanzen, Vifirc, Schilde u. f. w. auf, 
von denen bis auf einen alten Spiefs Alles verfchwun- 
den ift), Was einzig von den Schätzen der ftattlichen 
Burg erübrigt, ift das Miffale vom Jahr 1592 und ein 
A'e/c/l von 1463 , beide Gegetlftande des Schlofs- 
bauers Mattin Siegele Figcnthum. Die ganz glatte 
kegelförmige Cuppa ift gefchlagene. der Fufs getrie- 
bene Arbeit, über einer feinen Kandverzierung zerlegt 
letzterei fich in die Form der fcchsblattcrigcn Rofe 
und lleigt fteil zum Stander empor. Der kurze cylin- 
drifche Schalt Zwilchen Fufs und Knauf tragt den 
Namen Jcluis. feine Fortfctzung oberhalb des Modus 
den der Maria eingravirt, den übrigen Kaum lullt 
gefchmackvolle Ornamentik aus. Je ein l'crlfchnurchcn 
Hellt die Verbindung mit dem flachrundcn Knauf her, 
aus welchem fechs übereck geftellte viereckige 
Zapfen hervorftchen, kleine Blumen aus grünem und 
blauem Email cinfchlicl'scnd; zwifchen ihnen erheben 
fich zwölf erhöhte Schilder von länglicher Form mit 
eifelirtem Mafswcrk. Gewicht des Kelches 305 Grm , 



der Palene \\2 GniM Hohe des Kelches 17 Cm., der 
Durchmcffers der Patenc iß Cm. Ob aus Gold oder 
aus vergoldetem Silber bertchend bleibt ungewifs Line 
auf der Kehrfeite des Fufses eingravirte Schrift gibt 
Auskunft über den Donator, Dux ^Bindcnfchild) 
Sigismundus a" 1JI.63. Fs fiel diefe Stiftung wohl in das 
Jahr, als Schlofs Wiesberg an den Landesfurften fiel. 
Wann folches fich ereignet, erwähnt Staffier nicht, 
fondern nur, dafs es »• 1443 noch den Fdlen von 
Flafchberg gehörte. 

■ 1 Stunden von Landeck entfernt befichtigte ich 
an der linken Seite des Lctzbach's die alte Schanzen- 
inauer 6-3 M. hoch und 1-22 M. breit, vom nordlichen 
Gebirge ununterbrochen gegen Süden — zu Staffiere 
Zeit 11841) bis an den Inn ■ — fortlaufend. Diefe Mauer 
hatte ehemals 3 Thürmc: der oberfte im Gebirge mit 
1-32 M. Mauerdicke, dclTen Mittelpunkt genaueftens 
in jene gerade Linie fallt, welche zwifchen Ruine 
Schrofcnrtein und Veite Kronburg gezogen wird, 
fteht unverfchrt ; der mittlere wurde zu einem Wohn- 
haufe eingerichtet, ohne dafs feine Bauart aufserlich 
wesentliche Aenderung erlitt; der unterfte untcr- 



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CXXXVII 



lag fchon vor langer Zeit dem Anprall des unter- 
wafchenden Flufi'es. Ich traf die Schanzenmauer erft 
weit vom Inn weg beginnend in Folge Abbruchs, der 
erfl in ncuefler Zeit durch die Erweiterung des llulz- 
platzes für das dortige Sägewerk vor lieh gegangen zu 
lein fcheint. 

Das Obcrinnthal noch weiter aufwärts verfolgend, 
fchlug ich aufserhalb l'funds den Hcrgfteig nach dem 
1435 Sl. hoch gelegenen Si'r/itus ein, deffen Seelforge 
in ein hohes Altcrthum hinauf reicht Es hatte mich 
dahin eine Notiz in Slfub's -Drei Sommer in Tyrol" 
über einen alten lauf/hin aus dem Jahre 1405, an- 
geblieh mit der etwas curiofen Umfchrift „ Hanns im 
Walde-* verlockt. Das Material Icheint weifser Marmor 
zu fein; mehrfache Kille im Stein nothigten zur Um- 
falTung mit Kifenrcifcn. Die mefsbarc Höhe über dem 
Fufsboden betragt 97 Cm., wovon 35 Cm. auf die Hohe 
des Fufses entfallen, DurchmcITer des Heckens am 
Kandc 90 Cm. Hart unter dem Rande ziehen lieh zwei 
als Taue geformte Keifen — ein dem Romanismus ent- 
lehntes Ornament — herum, als Einfaffung der in 
hohem Relief gehauenen Kundfchrift: 

Anno • dm -mcccc-v Hanns Waltl + serfauns. 

Die Huchltabcn berühren oben und unten die 
Schnure, das .1 und das W find originell gezahnt. 
III fchon die Relief-Schrift deutlich genug, um keine 
andere Lesart zuzulalTcn, lo wird lolche nach dem in 
l'funds noch heute vorkommenden Gcfchlcchtsnamen 
Haiti aufser alle Frage geftcllt, Dem Namen folgt 
das Werkzeichen des Steinmetzen, v ertieft cingehaucn, 
fodann ein Wort, das, wenn auch etwas undeutliche 
s und / enthaltend, gleichwohl Serfauus oder Serfauns 
heifsen mufs. Das letzte Drittel des Raumes, den die 
Schrift frei lafst, füllen 7 über einen horizontalen Stab 
fich fchlingende Hlatter, abgefchlollen zu beiden Seiten 
mitteilt einer jblattcrigcn Kofettc (Fig tj . 

Den cylindrifchen F'ufs des Taufftcincs bekleiden 
fechs krabbenahnliche Eichenblalter mit ftark vor- 
tretender halbkugclformigcr Ausbauchung, deren Stiel 
paffende Vertiefungen des in eben fo viele blatt- 
förmige Lappen geformten untern Fufstheiles ent- 
fprecheu; 1 die den Taufllcin abfchlicfsenile F'ufsplattc, 
die nicht weiter zu verfolgen war, weil in den Fufs- 
boden eingelaffen, dürfte lieh nicht wefentlich von der 
mit Linien bezeichneten Form entfernt haben. 

In dem Kellergewulbc des Pfarrhaufes, das mit 
Heuützung von Theilen der alteftcn Kirche erbaut 
wurde, zeigen lieh WantlmaLrcun 1 Figuren und 
Feitons) in ausgcfprocheneni Kenaiffance Styl, dem 
von manchen Seiten irrthumlicher Weile hohes Alter 
zugefprochen worden. 

Eine letzte Notiz möge noch das Vorhandenfein 
des Monuments auf der Hohe des Fernpaffes conlla- 
tiren, welches dort dem römifchen König Ferdinand 
als Erneuerer der Fernftrafse im Jahre 154? errichtet 
wurde, ein Werk des Metallgiefsers Gregor l.o/jhr, 
der auch als Gloekengiefser bekannt. In Suhbcrg und 
Ltingiii fand ich noch (Hocken, die deifelbe „Gregory 
Loffler vnd fiue Zwen sün helias vnd hanns crill. li- 
anno 1564 gegoffen, fowie in Höchft (wie die vor- 
genannten Orte in Vorarlberg gclegen'i eine von dem 
letzterwähnten „Hanns Crifloff Lolfler a allein ein Jahr 

' K. •rfektinn formt ille Thcilc Jet Kuf»e» im S*lI>.«cIi coultniiM 



fpatcr (1565) angefertigt. Dicfe durch mehrere Stuck-, 
Kunll- und Gloekengiefser ausgezeichnete Familie, die 
lieh in Innsbruck niedergelalTcn, foll nach Kitter von 
Inrgmaim 1 Vorarlberg S 57) aus Feldkirch flammen. 
Das Monument befleht aus einer quadraten krzplatte 
von 85 — 86 Cm. Seitenlange mit einem bogenförmigen 
Anfatz an der oberen Seite. Das Mittelfeld tragt oben 
den lateinifchen, unten den deutfehen Text. 

Carlo : quinto : auftriaco : cefa re chriffianiflimo im- 
perante Fcrdinandus ro- manorum I lungariae Hohemae 
Z. G. rex infans Hi-| fpaniorum Archidux Aullriac Z. 
G. comes Tyrolis; Z. G. fratcr fubditorum cornodo Us. 
Vi et bcncfi| cio profpiciens hoc opus hoc iter in Dei 
nomine; et exaetu Itudio et ordinc nobilis et induflri 
Vtri Jacobi de domo Krcmburgi pro tempore praefeeli 
aere proprio erexit et absolvit anno ejusdem domini 
MDXLI1I. 

Hey : Zeiten : Kayfer Karlen : des:funfteii| hat : feiner : 
Mft ; Hrueder : Künig : F'erdin- aund : regierender : 
Ko : hungarifchcr : un Hchamifcher : Künig : Infat : in 
Hifspanie : V : Ertzhertzog : zue : oftercich : zc grave : 
zu : Tyrj : ol : zc : difc : llrafs : in - aigne : colln : düch 
autzaign (?|| und : fleis : Sr. Kö. Mä pflege : zw, Eren- 
berg! Jacoben . von Thun . dem : gemainen . nutz zue 
guet . von . neiem . machen . laffen. 

"543. 




Flg. I. (Serfcu. 1 

Zu jeder Seite auf l'oflamcnten, deren Vorderteile 
die Wappen mit dem deutfehen Reichs- und dem 
oftcrrcichifchen Doppeladler vollfländig ausfüllen, 
flehen gleich gekleidete, nur in der Form der Harctte 
fich unterfcheidende Manner in der Tracht ihrer Zeit, 
beide mit dem goldenen Vliefs angethan;in die eine 
Hand ill ihnen als fprechendes Attribut ihrer Munificcnz 
lur das von ihnen geforderte Unternehmen ein Geld- 
beutel gegeben; mit der andern Hand weifen lie auf 
die bezügliche Infchrift, die F'igur zur Rechten mit der 
linken Hand nach oben, jene zur Linken mit der 
rechten Hand nach unten. 

Jenny. 

87. In der Kirche zu Stkkau. eine 8 Zoll <j Linien 
hohe und 4 Zoll 4 Linien breite viereckige Platte aus 
grauem Marmor ifl mit einer Kelicl Sculptur geziert, 



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CXXXVIII 



deren hochftc Stelle vier Linien über die l'lattenfiäche 
heraustreten. Maria fitzt auf einem fehwach markirten 
Throne, das Kindlein in Mitte des Schoofses gerade 
vor fich gehalten. Das Kind hat einen Kreuz-Nimbus, 
Maria über dem mit einem Tuche bedeckten Haupte 
einen eingewolbtcn Scheiben-Nimbus. Maria halt das 
Kind mit der Rechten am Leibe, die Linke ruhet vor 
delTcn Fufschen auf dem eigenen Knie. Chriftus fegnet 
mit der Rechten und halt in der Linken eine Schrift- 
rollc. Was den Charakter der Sculptur betrifft, ill unbe- 
achtet der etw as antikifirenden Behandlung des Kindes 
kein Zweifel über den byzantinifchen Styl-Charakter. 




f, s . I. (Sekkau 

Form, Faltcnlagc der Gewandungen, Behandlung der 
Arme. Stellung der beiden Figuren, endlich die Gelichts- 
bildung find echt byzantinifch. Von grofscr Wichtig- 
keit ill die im Original erhaltene Bemalung des Hildes. 
Der Grund ill von grünlichem Tone mit eingeflreuten 
Sti rnen und rother Finfaffung. die Hände und Gelich- 
ter fleifchfarbig. die Nimben vergoldet. Die Gcwand- 
faume und Del'lins der Gewänder (Blumen oder Kreuze) 
in Goldbcmalung ausgeführt. 

Diefes Relief, das Urfprunghild benannt, hatte 
von altersher in Sekkau hoch in Ehren gcltanden, 



durfte wohl von der Stifter-Familie flammen, etwa 
durch die Kreuzzuge hergebracht worden, und von 
diefen an die Kirche gekommen, alfo älter als der 
Kirchenbali 'Mitte des 12. Jahrhunderts) fein. Heute 
ziert das Relief den Hoch- Altar, wo es über dem 
Tabernakel angebracht ift. 

Diefes von altersher fchon an der Kirche befind- 
liche Bild dürfte nicht ohne Kinflufs auf die Beftimmung 
des Sicgelbildes der alten Canonie geblieben fein. 

88 Die Central-Commiffion hat den Capitular 
und Kämmerer des Stiftes Kloftcrncuburg. Coloman 
Krieget, in Anerkennung feiner Verdiente um die 
Kcftaurirung des Stiftskreuzganges und Dr. Hermann 
Kolkt in Baden zu Corrcfpondcntcn ernannt. 

89. Die Correfpondenten: k. k. Hofrath Franz 
Zattckt in Zara ift am 21. September — ferner Baron 
Ferdinand Giovanelli zu Wartenberg und Gcrßburg in 
Bozen am 9. October geftorben. 

yo. (Coufcniitorcnberieht.) Im September diefes 
Jahres wurden zu Lbreiehsdorf am Fndc des Schlofs- 
parkes von Frau Mathilde Gräfin l'oitgracs, geborenen 
Gräfin Wulff-Metternich zwei römij'che Grab/leine auf- 
gefunden. Sie waren dafelbfl in alterer Zeit alsMateriale 
beim Bau einer Brücke verwendet gewefen und durften 
bei ihrem bedeutenden Gewichte wohl nicht von weit 
hergebracht, fondern in der Nahe gefunden worden 
fein. Diefer Umftand verdient aus dem Grunde befon- 
derc Beachtung, weil bekanntlich die Rumer ihre 
Graber an den grofseren Strafsen anlegten, daher 
durch den Fund von Grabflcincn auf eine vorbei- 
führende Strafse gefchloflen werden darf. Der Punkt 
des neuen Fundes markirt eine Stelle der von Vindo- 
bona nach Scarabantia ibei Oedenburg) führenden 
Strafse, deren Zug auch durch die zahlreichen Ueber- 
relle romifchcr Denkmale im nahen Weigelsdorf be- 
zeichnet wird. 

Der eine der beiden Steine ill ganz wohl erhalten, 
1*65 M. hoch, O'C» M. breit, oben abgerundet. Kin 
nml'cliclformig vertieftes Medaillon oben enthält in 
I loch-Relicf den Kopf eines jungen unbartigen Mannes 
mit kurzem Haar und ablochenden Ohren von vorn 
gefehen. Unter demfclben befindet lieh ein Streifen 
mit zwei laufenden Thicren, wie es fcheint, ein Schaf, 
dem ein Hund folgt. Die Infchrift lautet: 

ARIOMAXV 
IUATI-F BOl 
ANNORVM 

XV 
H • S - E 
PATER POS v,T 

Das Biati f. in der zweiten Zeile ill nicht ganz 
lieber, die Buchftaben lind undeutlich. 

Die Arbeit an dem Bildwerk ill äufserft roh, die 
Schrift mehr eingeritzt als cingemeifselt, die Form der 
Buchftaben fchlecht und deren Gröfsc ungleich. Nach 
dielen Merkmalen gebort der Stein in eine fehr fpate 
Zeit. 

In Bezug auf die Infchrift ift der Umftand intcr- 
eliänt, dafs der Verflorbene, der fünfzehnjährige 
Arioman ausdrücklich als Bojer bezeichnet wird. 



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CXXXIX 



Der zweite grofscre Grabftein war für ein Khc- 
paar beftimmt ; er ift fchr befchädigt. Oben ficht man 
einen Mann in Halbfigur, mit der Tunica bekleidet, 
die rechte Hand der Frau zu feiner Rechten reichend; 
diefc hat in den Nacken fallendes Haar, die Gcfichts- 
züge beider find unkenntlich. Diefe Gürtelbilder find 
faft lebensgrofs und ziemlich gut gearbeitet. Unter 
ihnen die hufserft verwitterte Infchrift. in der nur ein 
zelnc Buchftaben mehr halbwegs deutlich find. Ich 
habe Folgendes gefchen. ohne fur die Richtigkeit der 
Lcfung einftehen zu wollen: 

D M 
AVRL URSVIA'S 
CARISSIM'AN 
XLVHSJ P KRNI 
C VI Y S SIBI 
PSVIT 

Unten wie es feheint, ein Delphin. 

Frau Grafin Pongracz hat bei dem grofsen Intcr- 
effc, welches fic dem von ihr gemachten Funde 
zuwendet, verfprochen, die beiden Steine an einer von 
YVitterungseiilflüfTen gefchützten Stelle im Schlöffe gut 
fichtbar aufftellcn zu laffen, was dankend anzuerken 
nen ift; denn es empfiehlt fich, folchc Denkmale von 
localem Intereffe am Fundorte felbft aufzubewahren, 
wodurch die Bedeutung diefer und des Ortes in Wech 
fclwirkung erhöht wird. 

Bei diefer Gelegenheit erlaube ich mir auch zu 
berichten, dafs die genannte Dame den grofsen, fehr 
fehweren Infchriftftein, der vor dem Eingänge in die 
Schlofs-Capelle zu Fbreichsdorf tag und als Auftritt- 
flein diente, wodurch die Infchrift dem allmaligen 
Untergange ausgefetzt war, heben liefs und ebenfalls 
im Schlöffe an gefchützter Stelle aufteilen wird, was 
mit Dank zur Kenntnifs genommen zu werden verdient. 
Die fchr merkwürdige Infchrift. welche die Verhee- 
rungen anführt, die der berühmte Hieronymus Buk 
von l^-opoldsdorf zu Fbreichsdorf durch Fntfumpfung 
der Gegend, Anlage von Teichen, Obftgärtcn u. f. w. 
vornehmen liefs, ill mitgetheilt im I. Bande der neuen 
Folge der Mittheilungen der Central - Commiflion, 
Seite XLI 

gl. Der k. k. Minilter für Cultus und Unterricht 
hat die beantragte Rcftaurirung der Aufsenfcite 
der Domkirche in Grats um den Betrag von 7000 Ii. 
in zwei Baujahren bewilligt und genehmigt, dafs die 
beiden Fresken an der Fagade im Einverftaiulniffe 
mit dem Confervator in entfprecheuder Weife gefchutzt 
werden. Das Untcrrichts-Miniftcrium hat auch den 
Wunfeh ausgefprochen, dafs das linksfeitige Frcsco- 
Bild, das der Zerftorung entgegengeht, copirt werde. 

92. Die Ccntral-Commiffion erhielt intcreffante 
Nachrichten über den Fortgang der Ausfchmückungs- 
Arbeiten im Kloftcr Hinaus zu Frag. Hin Thcil des 
Kreuzganges wurde mit feinen urfprünglichen Fcnfter- 
anlagen wieder hergeftellt, nachdem im 17. Jahrhundert 
die meiften Fcnfter vermauert worden waren. Da fich 
ein Stück des alten Maafswerkes fand, konnte mit 
Sicherheit an die Wiederherltellung der alten Fenfter 
gegangen werden. In der Kirche wurde die Rcftau- 



rirung des Mittelfchiff-Gcwolbcs vollendet, fowie eines 
grofsen Fresco-Gemaldes im Presbyterium. 

93. Anlafslich eines in einem grofsen Wiener 
Journale crfchicncncn Artikels über den gefährdeten 
Zuftand eines Flügel-Altars in der Spital-Kirche in 
Auffee {(. Mittheilung der Central-Commiffion I. S. 63) 
hatte es das Mitglied der Central Commiifion R. R. 
Radnitzky übernommen, diefes Denkmal einer fach- 
mannifchen Befichtigung zu unterziehen. Dcrfelbc 
überzeugte fich, dafs aufser Spuren des Holzwurmes im 
Hauptrahmcn die Tafeln des Mittelbildes und der bei- 
den Doppelflügel, wie auch die Predella vom Wurme 
vollftandig intaft geblieben find. Die Bemalung ift 
feiten fo gut erhalten, wie hier; auch bemerkt man 
daran nichts von Uebermalung oder Rcftaurirung, aus- 
genommen an der Gewandung des Heilands, wofelbft 
die Falten nicht im Charakter der alten Malerei 
reftaurirt wurden. Mit Ausnahme kleiner defefter 
Stellen im Goldgründe und eines beiläufig 1" langen 
mit Wachs ausgefüllten Riffes in der Aureole bei Gott 
Vater, ift keine Befchadigung zu erkennen. 

Die äufscren Flügelbilder, die den inneren an 
Werth nachftchen. find nachgedunkelt, da fie, weil 
meiftens der Kalten aufgefchlagen ift, nicht hin- 
reichenden Kinflufs des Lichtes haben. Fs ift fomit fur 
die Zukunft diefes Altars nichts zu fürchten. Auf der 
Rückfeite desfelben finden fich Spuren einer Infchrift. 

94. In der St. Cyprianskirchc zu Sarntliein (Tyrol) 
wurden Spuren von Wandbcmalungen gefunden. Bei 
forgfamer Loslufung der Tünche zeigten fich Partien 
der Darftellung eines letzten Gerichtes. 

95. {Andrea Vicentino s Genial de. ..Die Ankunft 
Heinrieh III. in Venedig", derseit im Befitse des 
Bifehofs von Leitmeritz in Böhmen.) 

In jungfter Zeit wurde die Aufmcrkfamkeit der 
Kunftfreunde in Böhmen auf ein Gemälde gelenkt, 
welches fich gegenwartig im Befitze des Bifehofs von 
Leitmeritz befindet, und die Begrufsiing Heinrich III., 
Königs von Frankreich und Polen, in Venedig darftellt, 
und von Andrea Vieeutino, einem Schüler von Palma 
Gwvane, gemalt wurde. Auf welche Weife das Bild 
nach Leitmeritz gekommen ift, kann nicht mit Be- 
ftimmtheit angegeben werden Die Vcrmuthung fpricht 
dafür, dafs es vom Grafen Vratislav-Mitrovic erwor- 
ben wurde, welcher zwifchen den Jahren 1722 — 1733 
Bilchof von Leitmeritz war und fich zu jener Zeit in 
Venedig aufgehalten hatte, wo Verwandte von ihm 
gelebt haben. Das Bild wurde, wahrfcheinlicherweife, 
um es anllandslos über die Gränze zu bringen, mit 
Farbe überrtrichen und ift defshalb auch ganz unbeach- 
tet geblieben, bis der jungft verdorbene Bifchof von 
Leitmeritz, Dr. Frind, dem Maler Zafletal in Prag, 
welcher fich mit Rcftaurations- Arbeiten beschäftigt, den 
Auftrag gegeben hat, das Bild zu reinigen. Erft nach 
Entfernung des Anftrichcs war man in der Lage, die 
hiftorifche und künftlerifchc Bedeutung diefes Werkes 
genau zu beurtheilen. Ich kenne das Bild nicht aus 
eigener unmittelbarer Anfchauung. fondern nur aus 
einer Photographie, welche nach Rcftaurirung des 
Gemaides angefertigt wurde und an Deutlichkeit und 
Klarheit nichts zu wünfehen übrig lafst. Da über den 



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CXL 



Mciftcr und die Provenienz des Hildes Zweifel ausge- 
fprochen wurden, fo wandte man fich an die Akademie 
der bildenden Künfle En Venedig, um eventuell durch 
«liefe Anftalt Aufklärung zu erhalten. Die Akademie 
forderte den rühmlichft bekannten Director des Mufeo 
Correr, Herrn Nie. Barozsi, auf, ein Votum abzugeben, 
welcher darnach der Akademie die Mittheilung machte, 
dafs diefes Bild das lang vermifste Original-Gemälde 
von Andrea Viccntino fei und (ich feinerzeit im 
l'alaz/.n Foscari ful Canal-Grandc befunden habe. Das 
aufscrordentlich figurcnrcichc Bild Hellt die Landung 
Heinrich III. am Udo in Venedig dar und ift 2 Meter 
8 Cm. hoch und 3 Meter 24 Cm. breit Die Figuren 
auf dem Bilde haben eine Höhe von 28 Cm.; es 
lind deren 200 und zwar mit voller Portrait-Achnlich- 
keit ausgeführt. Ein befondercs Intereffc gewinnt 
das Gemälde dadurch, dafs auf demfelben die Abbil- 
dung des Triumphbogens, welcher zum Empfange 
Heinrich III am Lido aufgerichtet wurde, mit voller 
Deutlichkeit wiedergegeben ift Diefer Triumphbogen 
war ein Werk von Andrea J'a/Iadio, der, wie Sanfo- 
vino berichtet. Geh den Triumphbogen des Septimus 
Severus in Korn dabei zum Mufter genommen hat. 
Konig Heinrich III. wohnte wahrend der Zeit feines 
venezianifchen Aufenthaltes in dem genannten I'alazzo 
Foscari und den anftbfscnden Paläftcn Giuftiniani am 
Canal-Grandc. Das Bild, welches lieh bis zum linde 
des 18. Jahrhunderls im I'alazzo Foscari befunden hat, 
ift um fo werthvollcr, als ein Gemälde, welches dasfelbc 
Thema behandelt und fich im Dogenpalaft befun- 
den hat, bei dem Brande des Dogcnpalaftes 1575 zu 
Grunde gegangen ift. Die Auffchi ift auf der Vorder 
feite ift auf «lern Bilde erhalten und lautet in Uebercin- 
(limmung mit Sanfovino folgendermafscn: r l lenrico III 
Franciac Poloniac Kegi Chriftianiffimo, ac invicliffimo 
Chriftianac religionis acerimo propugnatori, adve- 
nienti Venetorum Refp. ad vetcris bcncvolcntiae atque 
obfcrvantiacdcclarationcm." Dielnfchrift auf dcrKück 
feite lautet nach Sanfovino: „Hcnrico Francrae et 
Poloniac regi optimo atque fortiffimo, hofpiti incom- 
parabili Venetorum Kcfp. ob ejus adventum felicifli- 
mum." Zanotto behandelt in feinem grofsen Werk über 
den I'alazzo Ducale ausführlich alle Denkmaler, wefchc 
fich auf den Aufenthalt Heinrich III. in Venedig 
beziehen, nicht blos mit kucklicht auf den Kunftwcrth, 
fondern auch die hiftorifche Bedeutung der Denkmaler. 
Dafs diefes Frcignifs fo viele Kunftwerke hervorgerufen 
hat, ift recht begreiflich, denn dasfelbc hat die dama- 
lige politifche Welt ganz Furopa's intereffirt, und in 
Venedig ganz befonders «las Intereffc der einflufsrei- 
chen Familien Foscari und Giuftiniani. Ausführliche 
Nachrichten bringt über den Künftlcr Andrea Viccn- 
tino Ridolfi in den Meraviglie dcll' Arte, Vol. II, p 144, 
zahlreiche Notizen Sanfovino in feiner Vcnczia, ed. 1581 
p. 149, 164, 9 und p. 280. 

liitelberger. 

96. Confervator Se/ionlterr hat der Central - 
Commiffion intereffaute Mitteilungen gemacht über 
Wahrnehmungen, die er bei Rcftaurirung des fogc- 
nannten goldenen Dat/tets in Innsbruck zu machen 
Gelegenheit hatte. Die zehn Felder, in welche die 
Baluftrade des zweiten Stockes des Frkcrs getheitt 
erfcheint, enthalten nämlich in Hoch-Relief ausgeführte 



figurale Darftellungen mit Spruchbändern. In einem 
diefer Felder erblickt man K. Maximilian mit feinen 
beiden Frauen und dabei deren Wappen. Daneben, 
wie es feheint, K. Friedrich, ihm zur Seite ein auf die 
andere Gruppe hinübcrdcutcndcr Schalksnarr und eine 
unbekannte, doch offenbar beftimmte porträtähnlich 
dargeftclltc Peinlichkeit. 

97. Das auf Seite 128 dargeftellte Siegel gehört 
der Stadt Oltnutc an. Dasfelbc ift rund, hat einen 
Durchmefler von 65 Mm. und zeigt im Bildfclde den 
gekrönten einkopfigcn rechts aufwärts blickenden 
Adler in der üblichen gefchachten Darfteilung. Diefer 
Deffin ift durch rcgclmäfsigc Finfugung von kleinen 




Fig. 3. (OarHcn.) 

ftark erhabenen Carres erreicht Der obere Rand der 
Flügel ift mit einem ftylifirten Zackenbel'atz verfehen. 
Im Bihlfelde unten zunachft des Schweifes find beider- 
feits je ein Bciftrich und ein Punkt fymmetrifeh ver- 
theilt. Die Umfchrift befindet lieh auf einer breiten 
Randleifte mit Perlrcihcn heiderfeits eingefafst und 
lautet: f Sigillvm (Stern) civivm {" Punkte als Rofettc) 
de {drei Punkte im Dreieck) olomvcz. Diefes inter- 



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CXLI 



cffantc Siegel durfte mindcftciis dem Anfang des 
14. Jahrhunderts angehören. 

98. Wir haben im III. Rande der Mittheilungen 
S. LXXI den Grabmalen der ausgeftorbenen Familie 
der Herren von Lqffit/ltht gedacht, die Reh in der nach 
diefer Familie benannten Capelle zunuchft der ehe- 
maligen Stiftskirche in Garßen befinden. Wir haben die 
mallen Monumente bereits naher befprochen. nur zwei 
der alteren erübrigen noch, deren einem die folgenden 
Zeilen gewidmet find. Dasfelbe ift hier in Fig. 3 abge- 
bildet, ift in rothem Marmor ausgeführt im Hoden der 
Lofenfteincr Capelle eingeladen, wofclbft es unter dem 
Schutze der darüber liegenden Bretter noch ziemlieh 
wenig Schaden gelitten hat. Leider konnten die Bret- 
ter, welche den rechtsfeitigen Rand bedecken, nicht 
entfernt werden, daher auch ein Theil der Kandfehrift 
nicht gelcfcn werden konnte. 

Die Behandlung des Monumentes ift die im 16. 
Jahrhundert mit Vorliebe gepflogene, nämlich eine 
oblongvicrcckige Hatte mit fchmalcm Schriftrandc 
und mit einer im Stark Relief ausgeführten Sculptur im 
Bildfeldc, vorteilend die aufrcchtftchcnde etwas ge- 
wendete Figur eines Ritters, in der Rechten die mäch- 
tige Lehenfahne aufrecht haltend, die Linke an den 
Schwertgriff gelegt. Die Rüftung ift einigermafsen 
cigenthümlich durch die hohen Stofskragcn um! die 
fcharf zugefpitzten Elbogcnmcifel. Das Vificr des 
reich mit Federn bedeckten Helmes ift aufgefchlagen 
und zeigt ein bartlofes Antlitz. 

Zu Füfsen der Figur beiderfeits je ein behelmtes 
Wappen, das eine mit dem Lofenfteiner'fchen I'anther 
am Helm und im Schildfclde, das andere gehört un- 
zweifelhaft der Familie Pelham an. Die Umfchrift, fo 
weit fie gelefen werden konnte, lautet: - . . . .Der wol- 
gebor herr herr Achatz von lofenftein geftorben an 
fand maria magdalena tag nach chrifti geburd ^a/Jar. 14 

Achas von Loftnftiin war nach llohtntgk der 
fünfte Sohn des Wilhelm von Lofenftein und der 
Barbara von Parsberg, anfangs Stift Paffau'ifcher 
Pfleger in Kbersberg, fpater obderenns'feher Landrath. 
Er war verheiratet mit Maria Salome von Polheim, 
die im Jahre 1541 ftarb. 

Das befchriebene Grabmal foll auch ihr gewidmet 
fein und fich an der bedeckten Randlcillc die darauf 
bezügliche Nachricht befinden, deren Worte I lohenegk 
III 37 S mittheilt. 

99. An der Aufsenfeite der Pfarrkirche zu Bostn 
find mehrere interefTantc Grabmale angebracht, dar- 
unter jenes wichtige Monument des Wilhelm Grafen 
zu Hcnncbcrg t M?9- Wir wollen jedoch unfere Auf- 
merkfamkeit dem Monumente des Ritters Jatob '/hipp 
zuwenden, das fich ebenfalls an der Aufsenfeite der 
Kirche befindet. Die Anlage des Monuments veraugen- 
fcheinlicht die in Fig. 4 beigegebenc Abbildung des- 
felbcn. Ks ifl aus lichtem Marmor angefertigt und 
weicht nach mancher Richtung von der bis zum 
16. Jahrhundert fall fchablonenformig befolgten Ge- 
ftaltung und Darftellungswcifc ab. 

Das Monument hat die Gcftalt einer oblongen 
rechteckigen Platte, die aufrecht an die Wand gcftcllt, 
auf einer etwas vorfpringenden Sockclplattc ruht, die 
zwei ftylifirte, auf der Frdc liegende Löwen tragen, 
vin. N. r. 



Zu oberft der Platte unter einem fchwach pro- 
filirten Abfchlufsgefimfe befindet fich die drei/eilige 
Infchrift : A. nach chrifti gepurd mcccclxxv. Jar am 
jiffinftag nach unferfraun fontag do ift geftorben der 
cdl und ftreng her jacob trapp ritter obhoflmaifter zu 
tyrol d hie begraben ift de got genad. 



ji-nadj-nii-jgfpurt ■tymplrtu-wp •Ata-aßmlfaij 
narh • iu- fmu n-fonfftfl-öwKjiffobf är räfluftcytifriucob 




Fi 6 4 (Bona 



Das Bildfeld felbft ift mit reichem gothifchen 
Ornament bekrönt, durch welches es in Folge der Ein- 
fügung eines im Efelsrücken gcfchwciftcn doppelten 
Spitzbogens gewiffermafsen in zwei Felder getheilt 
wird. In jedem Felde erfcheint ein gegen die Mitte 
gerichtetes Wappen in reicher hcraldifcher Ausfuh- 
rung. Beide Wappen werden von einem in die Mitte 



CXLII 



des Bildfeldes geftellten Engel getragen. Das Wappen 
links enthalt in tartfehenförmigem Schilde einen drei- 
mal gebrochenen Haiken (Villandcrs), am Helme einen 
niederen Stulphut mit einem I lahncnflügcl darauf und 
das andere Wappen zeigt im Schilde und am gekrön- 
ten Helme eine Trappe. 

Jacob Trapp, einer urfprünglich fteierifchen 
Familie angehörig, zog im Jahre 1446 mit dem grofsen 
Aufgebote der Landfländc von Steiermark, Kärnten 
und Krain für K. Friedrich III. gegen Ungarn. 1460 
kam er in Dicnft Erzherzogs Sigismund s von Tyrol. 
wurde Stadthauptmann in Brcßcnz und Pfleger von 
Ambras, 1460. Erblandhofmcifter von Tyrol. Kr war 
vermalt mit Barbara von Matfch und hinterließ drei 
Sohne, Ulrich baute das Kloftcr Hirfchthal im Vorarl- 
berg'fclien wieder auf, wozu 1464 der Grundftcin 
gelegt wurde. 

100. Schon im Jahre 1874 halle fich der Francis- 
cancr- Convcnt zu Radia auf Curzola in Dalmatien an 
die Regierung bittlich gewendet, damit ihm eine Staats- 
Subvention zur Frhaltung des Kloflergcbaudes, insbc- 
fondere des Kreuzganges, der in künftlerifcher Be- 
ziehung ein originelles und fchr bedeutfames Bau- 
werk italicnifchcr Gothik ill, zu Theil werde. 




! f I 

Fi|>. 5 (Bailia) 



Fig. 5 veranfchaulicht einen Thcil diefes zierlichen 
Baues, der fich im Gevierte ausdehnt und auf jeder 
Seite des Viereckes aus je drei drcithciligcn Jochen 
befleht, die auf Pfeilern ruhen, zwifchen welchen je 
zwei Säulen cingctheill die zierlichen Spitzbogen- 
Öffnungen vermitteln. 

101. (Die Filiat'Kirt&t zum heil. Kreus tu Hon- 
vic.) Auf dem füdöftlichen hochllcn Punkte der aus 
dem Thalc der Novohradka-Ebcnc fanft anfteigenden 
Anhnhc fleht an der Südfeite der kleine Ort Honviee, 
und am aufserften fudweftlichen Fndc das Kirchlcin 



„zum heil. Kreuz", über welches Confcrvator Schmo- 
ranz fich in feinem der k. k. Ccntral-Commiffion vor- 
gelegten Jahresberichte ausfuhrlich ausfpricht. 

Die Kirche war bis zum Jahre 1707 Pfarrkirche, 
jetzt ill fie Filiale von Tynec. Nach den noch vorhan- 
denen, und nach den bei der heurigen Keftauration 
vorgefundenen Fragmenten flammt der Bau des Chors 
und Schiffes aus der guten gothifchen Zeit der letzten 
Hälfte des 14. Jahrhunderts; der gegenwärtige Thurm 
und die Vorhalle find Zubauten aus 1773. Die Kirche 
brannte zweimal ab ; bei dem letzten Brande ging auch 
die ganze innere Ausflattung verloren. Statt der Bret- 
terdecke wurde fpätcr eine Verrohrung angebracht. 

Das Sancluarium an der Evangelicn-Scitc des 
Chors ift bis auf die Kreuzblume, welche als vor- 
ragend auch von der Gluth abgefprengt crfcheinl, 
unverändert geblieben. Ganz im ursprünglichen Zu- 
ftandc hat fielt nur das fchön profilirte Futter und die 
fchr folid bcfchlagcnc, mit Eifen verkleidete Thür bei 
dem nördichen Seiteneingange erhalten. 

Bei diefem Brande mochte die urfprünglichc 
Chor-Wölbung entweder gleich cingefturzt fein, oder 
mufste wegen grofser Schadhaftigkeit abgetragen 
werden; denn man fand einzelne Stucke der fchon 
profilirtcn Kippen beim Abbrechen der Vorhallen- 
mauer als gewöhnlichen Bauftein verwendet, und ftatt 
diefer Wölbung wurde das gegenwärtige Lunettcn- 
Gewölbe ausgeführt. Auch die Kanzel war fchr zierlich 
aus Stein aufgebaut, zwei Thcilc des Achteckes hievon 
wurden auch in der genannten Mauer vorgefunden 
Die Fcnftcr haben im Chor noch die Stcinleibungen. 
die Maafswcrkc natürlich herausgcfchlagcn. Im Schiff 
waren urfprünglich vier Fenfter von der Gröfsc des 
noch erhaltenen an der Nordfeite zunachftdem Chor, 
welches durch die Vorhalle verbaut war; das wefllichc 
hatte man wegen des Aufganges zum Mufik-Chor und 
dcmThürdurchbruchc vermauert; um daher dem Schiff 
mehr Licht zu verfchaffen, wurden die beiden Schiffs 
fenller an der Sudfcitc verbreitert. 

Von aufsen war das Erdreich in Folge des hier 
bcflchendcn Friedhofes durch die Beerdigung wahrend 
fünfhundert Jahren fchon über einen Meter hoher 
angewachfen als der Fufsbodcn im Inneren, die Mauern 
durch die Näffc unten angefault und gefprungen, die 
Dachung fchadhaft, der Thurmknopf aus Eifenblcch 
vom Rofle zcrflurt; daher ftand das Kreuz fchief, 
zumal der Ständer durch das Einn;iffen verfault war. 
Diefem Ucbclftandc wurde durch eine vomConfcrvator 
Schmoranz geleitete Kcllaurirung abgeholfen. 

Vor Allem wurde das hochangewachfene Erd 
reich vorläufig in einer Breite von 3 Meter vom Kir- 
chenkorper ringsum einen halben Schuh tiefer als das 
Kirchcnpflaftcrmit cntfprcchcndcm WalTcrgefalle abge- 
graben, das angefaulte beftehende Mauerwerk ringsum 
mit Sandfleinplatten gut unterfangen und verkleidet, 
die vom Kirchcngcmaucr abgelöftcn Strebepfeiler des 
Prcsbytcriums in neuen Verband gefetzt, alle Sprünge 
ausgclofl und ausgemauert, ringsum unter dem Dache 
neue gothifchc Gcfimfc ausgelegt, die elliptifchen 
Fenfterbögen in gothifche umgewandelt, die Mauern 
in- und auswendig neu rein verputzt und in farbigen 
Tönen getüncht. 

Ein gewölbtes Mufik-Chor wurde hergcftellt, der 
mangelhafte Glockenfluhl reparirt, die Fenfter der 



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CXLIlI 



Glockcnftube, die ohne allen Vcrfchlufs waren, erhiel- 
ten Jatoufien, die Thurmfpitze ftatt des früheren Auf- 
fatzes von Kifenblech einen kupfernen Stiefel mit 
kupfernem Knopf. Die Fcnftcr des Chors und das 
nordliche Schiffsfenfler erhielten farbige Batzcnfchci- 
ben, in die zwei fudlichen Fenfler des Schiffes wurden 
grau deffinirtc Gläfcr mit farbigen Bordüren und 
farbigen Maafswerken eingefetzt. 

Von den Altären wurde aller unpafTende Zierath 
befeitigt und das fonft noch gute I laupt- Altarbild 
fammt Rahmen gehörig gereinigt und mit Oel einge- 
laden. Die ganze Kirche, Sacriftei, Thurm und Vorhalle 
wie auch das Sticgcnh.iuschcn erhielten ein fchönes 
Steinplatten-Pflafter. 

Durch die Abtragung der Vorhalle ift eine recht 
hübfehe Gruppirung erzielt und das wieder freigelegte 
Fenfler des Schiffes an der Nordfeite hebt die Nord- 
wand im Innern und macht die Kirche von aufsen 
malerifch. Zur grofsen Uebcrrafchung fand man unter 
der Kalktünche, dafs das Chor durchaus mit Figuren 
gemalt war; auch die Kippen und Kanzel waren [><»ly- 
chromirt. Trotz aller angewendeten Muhe war es aber 
nicht muglich, eine einzige Figur blofszulegen , weil 
man bei der Tünchung gerade die Kopfe, Hände und 
Fiifsc und alle Thcilc, wo der Kalk nicht decken wollte, 
mit fcharfem Sandftein abgerieben und neu verputzt 
hatte. Auch an der SchifTswand der Südfcitc waren 
grofse Gemälde, aber eben fo barbarifch verflümmelt. 
Unter den Kirchenftühlcn fand man vier Stück und 
neben dem Hoch-Altar ein Stück alter Lcichenfteinc, 
welche alle gehoben und in die neuen Mauern der 
Vorhalle eingefetzt wurden. Die Vorhalle bei dem 
fehönen alten erhaltenen Seiteneingange erhielt eine 
gothifche Kinwölbung. Auf dem einen Seiten Altare 
ilt ein altes gutes Madonnen-Bild aus der erften Hälfte 
des iG. Jahrhunderts aufgehellt.. 

102. Im Wege des berufenen Confervators find der 
Central-Commiffion intcreffante Nachrichten über die 
Kanzel in der Decanal Kirche zu Brüx zugekommen. 
Ks ift eine einfache fteinerne Kanzel mit richtiger 
gothifcher Profilirung aus dem 16. Jahrhundert. Die 
Arbeit zeigt, dafs ein verftandiger Steinmetz daran 
thatig war; fic ift gut erhalten. An der einfachen aber 
fehönen Gliederung finden fich Spuren einer Bemalung 
und Vergoldung. Die einzelnen Felder der Brüftung 
find mit cingepafsten Bildern, auf Holz ausgeführt, 
geziert, eine zwar eigenthümliche aber fehr wirkungs- 
volle Art der Verzierung. 

103. Die Eröffnung der Kireheugru/I su llrüx 
erfolgte anlafslich der fortfehreitenden Kirchcnrcno- 
virungs-Arbeiten. Das Gruftgewölbe, welches nach 
dem Kirchcn-Memorabilienbuche erft in den Vierziger- 
Jahren des vorigen Jahrhunderts errichtet worden fein 
folli?). weil es dort unter diefem Datum noch als ..die 
neue tiruft" bezeichnet wird, ift im Styl der Kirche 
gehalten (gothifche Spitzbogcnwolbung mit gleichen 
Gcwolbrippen, wie in der Kirche); ein primitiver ftei- 
nerner Altar-Tifch mit eifemem Crucifix lieht in der 
Mitte. In einer Maucrnifchc finden wir die Anfatzc zu 
einer zweiten, nun vermauerten, nach oben fuhrenden 
Treppe; eine zweite Nifche fcheint zur Aufnahme eines 
Sarges beftimmt gewefen zu fein. 



Drei Fcnftcröffnungcn, mit trichterförmig nach 
oben fich verjüngenden Luft-Canälen führten anfehei- 
nend nach aufsen ; jetzt find zwei davon vermauert, die 
dritte mündet, fo viel beim Lichte der hincingehaltencn 
Fackel zu ermitteln war, in einen innerhalb der 
Grundmauern liegenden gröfseren Hohlraum, der erfl 
näher unterfucht werden wird. Von den hier zur 
ewigen Ruhe beftatteten Todten ift nichts mehr übrig, 
als zwei formlofe Haufen, beliebend aus Knochen- 
gerippen, zerfallenem Moder, gemifcht mit den ver- 
morfchten Sargtrümmern und den faulenden Holzem 
der Gcrüfle, auf welchen die Sarge cinft ftanden. Die 
Rertc follcn nun gefichtet und in grofsen Kiftcn neuer- 
dings hier aulbewahrt werden. An den Kiften werden 
die fammtlichen vorgefundenen Sarg-Infchriftcn be- 
feftigt werden. 

104. Cnnfcrvator Hau/er hat an die Ccntral- 
Commiffion berichtet, dafs er an jener Begehung der 
Dachboden der St. Stephans-Kirche Theil genommen 
hat, die angeordnet wurde, um die dafclbft angefanv 
mclten, aus früheren Zeiten herrührenden kirchlichen 
Einrichtungs-Gegcnflande zu befichtigen und über 
ihren Werth fich auszufprechen. Man fand ziemlich 
viele Holzfigurcn, einige noch aus gothifcher Zeit, 
meiftens aber Barock-Charakters, eine hölzerne Stie- 
genfpindel, früher am Thurme in Verwendung, etliche 
Bilderrahmen und insbefondere drei grofse Bilder, die 
ehemals bei Altaren in Verwendung ftanden. Diefe 
follcn nach Möglichkeit wieder in der Stephans-Kirche 
oder in anderen Kirchen zweckmässig verwendet 
werden. 

105. (Zabelfleine aus dem 16. Jahrhundert.) Als 
ich im letzten Sommer neuerdings Dro/endar/ befuchte 
und dort in Wazclc's Gafthof wohnte, bemerkte ich 
dafelbft in einem Gallzimmer unterden neueren Steinen 
eines im Gebrauche befindlichen Damcnfpiels drei 
weifse und fünf fchwarze 11 Mm. hohe und im Durch- 
melier der Kreisflächen 4 1 , Mm. meffendc Steine aus 
dem Knde des 16, Jahrhunderts. Herr Wazclc jun. 
theiltc mir mit. dafs dicfelben die Reftc eines Spieles 
feien, das feine Mutter bei ihrer Verheiratung fammt 
dem noch vorhandenen höchft einfachen, mit gclblich- 
weifsen und fehwarzen gemalten Feldern verfehenen, 
auch zum r Mühlziehen" eingerichteten Brett von 
ihrem Onkel erhalten und in s Haus gebracht habe. 
Von diefen Steinen, welche ich von dem Eigenthumer 
unentgeltlich erhielt und hierauf dem k. k, öfterrei- 
chifchen Mufcum für Kunft und Induftric in Wien 
übergab, find die weifsen aus Linden-, die fehwarzen 
aus Birnbaumholz geprefst. und zeigen (auf beiden 
Grundflachen) recht hübfehe, aber durch den Gebrauch 
fhimpf gewordene Reliefs, und zwar nach den in Lapidar 
Buchfkaben vorkommenden Um- und Auffchriften: (?) 

1. Octavia . Clavdii . Imperator . P . Ncronis . vxorum 

2. Friderich . III. Rommanorvm . Imp. Caes. 3. Philippvs 
(I.) Rcx.Hischpaniarvm. 4. Diva. Maria. Diwus. Maxi- 
milian . Reg .Bohe.conjux.iTammtlich Profilmedaillonsi. 
5. Hercul(e)s (nackter kniender Mann, den Himmels- 
globus tragend). 6. Der Mai (weibliche nackte Figur, 
mit einem Tuch um die I lüften, in der Rechten einen 
ringförmigen Gc^enftand (Kranz?) haltend, mit einem 
Genius zu ihren Fufsen und Baumen im Hintergründe). 



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CXL1V 



7. Die Zeit (des! Schnittes (eine ebenfolchc Gcftalt, mit 
einer Sichel in der rechten und einem Füllhorn mit 
Fruchten in der linken Hand; neben ihr zwei (ienien 
und hinter ihr ein Aehrenfeld). 8. Der Winter (eine 
Frau in der Tracht des 16. Jahrhunderts in einem 
FaltfUihl am Kamin fitzend und lieh 1 lande und Füfse 
wärmend). Aufserdem findet ("ich noch auf zwei Steinen 
der zweiköpfige romifch-deutfehe Reichsadler und die 
unter I, 2, 4, 5, 6 und 8 verzeichneten Darftellungcn 
kommen ebenfalls zweimal vor. 

Maas. 

106. Confervator Prof. Hau/er hat an die Central- 
Commiffion berichtet : Nachdem mir Uber Finfchreiten 
der hohen Ccntral-Commifllon von dem Herrn Rurgcr- 
meifter der Stadt Wien die Bcfichtigung des zum 
Abbruche beftimmten Polizeihaufes in der Sterngaffe 
bewilligt war, verfügte ich mich am 25. September 
1882 dahin, um zu eruiren, ob und welche der Erhal- 
tung würdige Gcgenftande fich darin befinden. 

Herr Magiftratsrath Sylveftcr Habicher hatte die 
Gute, mir fämmtlichc Rhume des Gebäudes, namentlich 
auch die Capelle, zeigen zu laflen. 

Der Findruck, den «liefe gewölbten, von dicken 
Mauern begrenzten Zellen, Gange und Stiegen nament- 
lich in den unteren Souterrain-Stockwerken, die lange 
nicht mehr benützt werden, machen, ifl ein ungemein 
ernfler und dufterer, zumal in allen diefen Räumlich- 
keiten keine Spur irgend einer künftlerifchcn decora- 
tiven Ausftattung zu erkennen ift. Dasfclbc ift auch 
bei den Hofen der Fall, nur nehmen fie durch den 
Finflufs der Niveau- Verhaltnifle ein gewiffcs malcrifchcs 
Intcrcffe in Anfpruch. Zu erwähnen ift, dafs der an 
der Rück feite der bekannten hohen fchwarzen Mauer 
gegen den Salzgries gelegene Hof mit Rogcnftcllungcn 
in zwei Galerien, ahnlich wie fie am Aeufscrcn der 
Salzgries-Cafcrne ausgeführt waren, verfehen ift. 

Bekanntlich war das Gebäude früher ein Carmclitcr- 
Nonncn-Kloftcr, zu den fieben Huchem oder Sieben- 
buchncrinen genannt, das von der Kaiferin FIconora 
von Mantua, Ferdinand II. zweiter Gemahn, gcfliftet 
und von 1633 — 1642 erbaut wurde. Die Kaiferin brachte 
die letzten Jahre ihres Lebens dort zu und wurde 
nach ihrem 1657 erfolgten Tode ihrem Wunfchc gemafs 
im Habit einer Carmcliter-Nonnc zunachft dem Hoch- 
Altar der Capelle des Klofters beigefetzt. 

Diefe Capelle erinnert felbftverftändlich noch am 
meiften an die urfprünglichc Hcftimmung des ganzen 
Gebäudes. Sic ill ein ungemein einfacher nüchterner 
Hau im Charakter des 17. Jahrhunderts und enthalt 
nichts von hervorragender Redeutung. Am 1 loch-Altar 
und an den beiden Seiten-Altären find Oelgcmälde 
angebracht, darftcllend Maria mit dem Jefukinde und 
dem heil. Jofeph, dann links die heil. Thcrcfia und 
rechts den ( )rdensgcncral Johann Raptift von Soreth 

Die Rildrr hangen gegenwartig fehr hoch und lind 
fchlecht beleuchtet, fo dafs eine endgiltigc Heurthcilung 
erft beim Herabnehmen derfelben nach vollftandiger 
Schliefsung der Capelle wird eintreten können. Die 
Altare und das fonftige Kirchen-Mobiliar haben keinen 
künftlerifchen Werth, auch die Fifengittcr zum Ab- 
fchlufie der Nonncn-Fmporcn find einfache, aus geraden 
Stäben gefchmiedete, durchgelteckte Arbeiten. Am 
Fufsbodcn befindet fich vor dem Haupt- Altar die Grab- 



platte des 1679 verftorbenen Rifchofes Thomas PalfTy 
von Neutra. Grabplatten, welche auf die Kaiferin FIco- 
nora oder auf die Nonnen des Klofters Rezug haben, 
sind nicht vorhanden oder wenigftens nicht fichtbar. 

Rei Aufhebung des Klofters im Jahre 1782 wurden 
die Leichen der Stifterin und der Mutter l'aula, der 
erden Nonne, nach St. Stephan, die der übrigen auf 
den Friedhof vor der Marxer-Linic gebracht. Unter 
den Paramenten und heiligen Gcfafsen für den Kirchen- 
dienft ift nichts von Redeutung vorhanden. 

Neben der Capelle befindet (ich der einzige aufscr 
diefer bedeutendere Raum, das Refektorium. Ks ift 
mit einem fehönen, in Felder abgctheiltcn Ton- 
nengewölbe überdeckt, entbehrt aber fonft jedes 
Schmuckes. 

Fs wäre wohl vergeblich, irgend etwas felbft für 
die Frhaltung der Capelle zu thun, da der Kunftwcrth 
derfelben ein zu geringer ift, dagegen macht fich 
der Confervator zur Aufgabe, jetzt oder gelegentlich 
des Abbrcchens der Baulichkeiten die unteren Räume 
der Capelle auf eine Gruft, die jetzt vermauert fcheint, 
zu unterfuchen und etwa dann noch zu Tage tretende 
(irabfteine und hiftorifchc Frinnerungen vor der Vcr- 
fchleppung und Nichtbeachtung zu bewahren. 

107. Corrcfpondent Daklke hat unterm 10. Of"lo- 
her an die Ccntral-Commiflion berichtet, dafs der 
bemalte und als Kunftdenkmal zu fehätzende Rildftock 
in Brvm r/ bei dercrftcnL'cbcrfchwcmmungdcs Puftcr 
thalcs verfchont geblieben ift. Das Wclsbcrgfr Bild- 
ftockel hingegen wurde hoch eingemuhrt und hat 
betrachtlichen Schaden gelitten an feiner lkmalung. 

108. Laut der Central-Conimiflion zugekommenen 
Nachrichten wurde der hölzerne Aufbau des lloclv 
Altars in der Domkirchc zu Krakau feiner ungemeinen 
Schadhaftigkeit wegen in neuefter Zeit abgetragen. Fs 
zeigte fich, dafs das Holz der Säulen ganz durchfault 
war, und dafs bei längerem Beladen diefcs Altars 
grofses Unglück hätte gefchehen können. 

109. DcrCcntral-Commiffion ift ein umfangreicher 
Rericht aus »1er Feder des I lerrn Heinrich Richly 
über die prahiftorifchen Verhaltnifle der füdoftlichen 
Landcsgranzc Rohmens vorgelegt worden, daraus wir 
Nachftehendes entnehmen. Das bezügliche Terrain 
bildet einen Theil des böhmifch-mahrifchen Mittel- 
gebirges, das in der angedeuteten Richtung ftreicht 
und, von zahlreichen Quer- und Langenthalem durch- 
fchnitten, fich zu waldbedccktcn Hochebenen erwei- 
ternd, zahlreiche Granit und Gneifskuppcn und nach 
allen Richtungen hin zerftreute ungeheure Steinblocke 
enthalt. 

Diefer Wald bildete bis ins 13. Jahrhundert hinein 
eine Art Grenzfperre gegen das Nachbarland und 
führten nur wenige wohlüberwachte Saumwege durch 
ihn, als die einzigen Eingangslinien nach Rohmen ; fie 
waren enge Steige über Berge längs Sumpfen und Ge waf- 
fern geführt und durch Thalfpcrrcn gut gefchützt. Längs 
der bohmifch mahrifch oftcrrcichifchen Grenze waren 
nur drei folche Steige bekannt: der Linzer Steig, von 
der Donau bei Linz gegen Krumau, der Weitraer Steig 
iftezka vitorazkä, via quae vocabatur Rehcimfteig) und 
der Iglauer (Habfer) Steg, via quae vocatur ad Haber 



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CXLV 



Der letztere führte von Znaim über Dcutfchbrod nach 
C'aslau. Nun ilt es ziemlich gewifs, dafs noch ein vierter 
Saumweu bcfland. Richly hatte im Herbitc des Jahres 
1878 die Umgebung von /.labing .rund Altßadt'vn archäo- 
logischer Richtung durchforfcht und glaubt diefcs 
vierte Landesthor in nordlicher Richtung von Altftadt, 
zwifchen der Ruine Landltein und den uralten Wällen 
von Market gefunden zu haben. Dicfcr Saumweg dürfte 
von Raabs, dem Vercinigungspunktc der deutfehen und 
mährifchen Thaya, längs derfetben an dem Wachberge 

bei Grofstaxen vorüber, durch das bei Altftadt fchr fre- 
quente, den in nordöftlicher Richtung (treichenden 
Höhenzug durchfetmeidende (Jucrthal zwifchen Marke! 
und Landltein in das Innere von Böhmen ge- 
fuhrt haben. Alsdann fcheint der Weg bei Pohanc 
[Heidenberg) und Smutna (Brunerberg) getheilt und 
einerfeits über Kunas und Schamers längs des Neu- 
mühlbachcs gegen Platz nördlich, anderfeits über 
Tcmerfchlag, Konigseck und Studein längs der Iglava 
über Wolframs und Iglau nach Nordoften geführt zu 
haben. 

Aufscr einer von H. Richly verfolgten Abzweigung 
ilicfes von Raabs kommenden Saumwcgcs, welche 
längs der Walle unterhalb Zlabings und am Fufsc 
des Wachberges (Straz). endlich bei Kadolz vorbei 
zum Landesthore bei Landltein führte, nennt ilcrfelbc 
Autor noch einen zweiten Nebenweg, der fich von 
Raabs aus an der mährifchen Thaya und dem Trifchcr 
Rache über Wolframs durch den Grenzwald und das 
Landcsthor bei Fcftcnhof in das Innere Rohmens zog. 

HO. An dem Gebäude Nr. 23 in der Hcrrcngaflc, 
wofelbll jetzt der Vcrwaltungs • Gerichtshof unter- 
gebracht ifl , wurden anläfslich diefer \ r erwendung 
bedeutende Umgeltaltungen vorgenommen. Diefcs 
Gebäude uberrafcht durch einige Rerte von Renaif- 
fancc-Dccoration; namentlich ill die rechte Hoffront 
noch fo erhalten, wie de im 16. Jahrhundert cntltanden 
war. Mit Ausnahme der Vcrmaucrung der Lauben im 
Krdgcfchofs und in den beiden Stockwerken ilt die ganze 
Wand-Dceoration int.u't geblieben, wie die tosca- 
nifchen Säulen und die flachen Pfeiler in den Bogcn- 
Itcllungcn der Stockwerke, die in Stucco ausgeführten 
Trophäen aus Waffen und Mufik-Inftrumcnten als 
Zwickelfullungen, die beiden Wappen und die Löwen« 
köpfe an den Bruftungen. Die vollendete Rcrtaurirung 
diefer Hoffacade wurde mit grofscr Sorgfalt und 
Schonung durchgeführt und im urfprünglichenSchmucke 
(teilt fich uns diefer Gebäude-Tract wieder vor. Diefer 
Vorgang verdient Anerkennung. An diefer Stelle 
beläfs 1443 Wolfgang Wehinger von Ladendorf ein 
Haus, 1553 der Obrift Hofmeifter Wilhalbm Freiherr zu 
Rogendorff und Molinburg, dann die Grafen von 
Ottenburg, um 1683 Fürft Franz Anton Portia, dann 
Bartholomäus von Tinti, von welchem es um 1750 der 
Hof erkaufte, 1753 wurde unter K. Maria Therefia für 
die nieder-ofterrcichifche Landesregierung eingerichtet, 
theilweife auch umgebaut. 1 

in. ( Kunflbeflrebungcn im Stifte Zwettl.) Archi- 
tekt Avanzo hat an die Ccntral-Commiffion berichtet : 
Im Zwettler Hof in Nufsdorf ruhte feit geraumer 
Zeit ein bedeutendes Kunftwerk der Bildfchnitzerei 

■ Mmh. <Lr C.mr .C«n. N. F. II. ,. CVIII Dt. Il|. 



des 15. Jahrhunderts, der Rcft eines fchönen Flugel- 
Altars. Schon längft hegte der jetzige kunftliebcnde 
Prälat des Stiftes, Herr Stefan Rofsler, den Wunfeh. 
diefes prachtige Werk feiner Verjüngung entgegen- 
zuführen, worin ihn Herr Univcrfitäts-ProfefTor Dr. 
Wilhelm Neumann wirkfam beftärkte. Nachdem der 
Prälat glaubte, aus eignen Mitteln die Korten der 
Reltauration beftreiten zu können, beauftragte er 
den Architekten ProfelTor Dominic Avanzo, einen 
Rcftaurationsplan anzufertigen. Nach dieferhalb vor- 
genommener Infpicirung fanden fich folgende Gegen 
(lande vor : 

aj der Altar-Schrein, enthaltend drei herrliche 
wohlerhaltene Figuren, Madonna mit dem Kinde in 
der Mitte, zu beiden Seiten zwei Aebte, über ihnen 
drei fpat-gothifehe Raldachinc. In den zwei feitlichen 
Hohlkehlen war die Anordnung von vier kleinen 
Figuren durch theilweife vorhandene Confolcn und 
Raldachinc noch erfichtlich. die Figuren felblt fehlten. 
Alles war reich polychromirt. Den Altar -Schrein 
fchloffcn zwei wohlerhaltene Flügel, beiderfeits mit der 
Legende des heiligen Leonhard in Bildern gefchmuckt ; 

b) das Kranzgcfims unter und das andere Gefims 
über dem Schreine; letzteres bcltimmtc durch leine 
Zapfenlocher genau die Stellung der Fialen und Bal- 
dachine des Auffatzes, von letzteren waren drei vor- 
handen, unter denen drei Figuren, Fcce homo, heil. 
Maria und Johannes, (landen, letzterer fehlte. 

Von den morfchen reich polychromirten Archi- 
tekturreften des Auflatzes fanden fich glücklichcr- 
weife fo viele Stücke vor, dafs durch vergleichende 
Studien mit verwandten Altären diefer Zeitepoche 
die Reconltrudtion des Auffatzes fichcr durchgeführt 
werden konnte. Von Predella und Menfa war nichts 
vorhanden. Der Entwurf und Koflenüberfchlag (für 
die Tifchler-, Bildhauer- und Vergolderarbeitcn, Rertau- 
ration der Bilder etc. 2380 fl.) erhielt die Geneh- 
migung des Herrn Prälaten, worauf ruitig das 
Werk begonnen wurde und innerhalb vier Monaten 
zum Felle des Landespatroncs am 15. November 1882 
vollendet war und feinen Platz in der erften Capelle 
vor dem nordlichen (Juerfchiffe der Stifts-Kirche fand. 

Auf den fchonen Flügeln des Schreines findet 
fich in den Bogcnzwickcln Jahreszahl I45°V Wenn 
dabei die beiden Nullen „bis" bedeuten follten, 
fo wäre diefcs Bild innerhalb der Zeit von 1450-14,1 
fertiggeftellt worden, denn es ift nicht gut möglich, 
dafs (ich diefe Zahl auf die Herftellung fammtlichcr 
Thcilc errtrecken folltc. Die Polychromirung bedeckt 
fammtlichc Flachen, nirgendwo ifl Holz fichtbar. das 
Gold ilt uberwiegend, dann tritt Silber mit I.afurcn 
von Roth und Grün auf, auch Blau und Braunroth fand 
feine Verwendung. Gebührender Dank fei dem Herrn 
Prälaten gezollt, der ein ehrwürdiges Denkmal mittel- 
alterlicher Kunft in feinem früheren Glänze wieder 
herftellen liefs, das jetzt eine Hauptzierde der Stifts- 
Kirchc bildet. 

Mit diefem Werke, das im Laufe des Monats No- 
vember fertiggestellt wurde, ilt die Kunftthätigkeit des 
Herrn Prälaten noch nicht erfchupft; in zwei Capellen 
des nordlichen Seitenfchiffes wurden zwei Glasfenlter 
geftiftet. drei find momentan in Arbeit, dotirt von 
einzelnen Herren des Stiftes 



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CXLVI 



H2. Es war zur Kcnntnifs der Ccntral-CommifTion 
gekommen, dafs der rothmarmorne Stein, welcher an 
der Stelle, wofclbd die Wcichtheilc aus der Leiche 
Herzogs Ernd von der Steiermark in der Kirche zu 
Bruck 0. d. M. beigefetzt waren, in das Bodenpflaftcr 
eingefenkt war, im Jahre 1877 von feinem bisherigen 
Platze von den Stufen des Hoch-Altars der Propdei- 
Kirche entfernt und in den Hoden hinter dem Hoch- 
Altar eingclaffen wurde. Da der Central-Commiffion 
diefc Stelle nicht würdig genug erfchien fur ein Denkmal 
eines Mitgliedes des llabsbtirgifchcn Rcgcntcnhaufes, 
fo verwendete fie fich beim Sekkauer fürflbifchoflichen 
Ordinariate wegen anderweitiger Placirung des Steines, 
wobei vorgeschlagen wurde, dafs, wenn es auch nicht 
thunlich und wünfehenswerth erfcheint, den reichfculp- 
tirten Stein wieder an der alten Stelle im Hoden cinzu- 
fetzen, das Einlaffen dcsfelben in der Wand nicht 
unzweckmafsig wäre. Das hochwürdige Ordinariat ent- 
fprach dem Anfinncn der Central-Commiffion in der 
bereitwilligen Weife, und wird der Stein nun an der 
Wand zur Epiftelfeitc des Hoch-Allars feinen Platz 
finden. 

Bezüglich der Eröffnung der Beifctzungsd.itte 
erfuhr die Central-Commiffion gleichzeitig, dafs fchon 
in den erften Fünfziger-Jahren dicfelbe unlerfucht 
wurde, dafs man aber damals ebenfowenig wie im 
Jahre 1877 irgend etwas auf eine Heifetzung von 
Leichenreden Bezügliches gefunden hatte. 

113. An der Aufsenfeite der Kirche zu Reiz id, 
einer Mittheilung des Corrcfpondcntcn C. M. Hlaas zu 
Folge, nächd der alten Sacridci ein Grabdein, eine mittel- 
grofse, oblonge Salzburger Marmorplatte, aufgcdellt, 
die unter der Infchrift in einer viereckigen Vertiefung 
mit abgerundeten Ecken einen auf dem Mcfsbuche 
dehenden Kelch lammt Hoflie zeigt, umgeben von vier 
gleichfalls in Relief und in abgeminderten Vertiefungen 
dargedelltcn Kofcnzwcigcn mit je drei nicht entfalteten 
Kofen um) je fechs Blattern. C. M. Hlaas legt diefer 
Dardcllung der Kofen eine auf die Hotfchaft des 
Todes bezügliche fymbolifche Bedeutung bei. Der 
Grabdein id der lateinifchen Infchrift nach dem 
St. Poltner Chorherrn und Ketzer Pfarrer Augullin 
Schindler, f 1690, gewidmet. 

114. Mit dem Fede Allerheiligen wurde in der 
Pfarrkirche zum heil. Augudin in Wien der neue Hoch- 
Altar dem gottesdiendlichen Gebrauche übergeben. 
Obwohl in diefem Falle die Mitwirkung der Central- 
Commiffion nicht geboten war, da es fich cinerfetts 
um die Entfernung eines zwar alten aber nichtsweniger 
als künftlcrifch bedeutenden Altars gehandelt hat, was 
übrigens fchon vor Jahren durchgeführt wurde, ander - 
feits aber an deflen Stelle eine neue Kundfchöpfung 
gcdellt wurde, die, aus dem Atelier Halbig hervor- 
gegangen, urfprünglich als Hoch-Altar für die Votiv- 
Kirche bedimmt war, aber alsdann nicht die bcabfich- 
tigte Verwendung, fondern in der St. Augullins 
Kirche eine ganz paffende Aufdellung fand, fo ill doch 
diefcs Ereignifs für die Central-Commiffion von Wich- 
tigkeit , da gelegentlich der eben durchgeführten 
dimmungsvollcn Polychromirung diefcs gothifchen 
Altarcs auch ein Theil des grofsen Presbyteriums in 
recht gelungener und mit der Bemalung des Altars 



harmonifchcr Weife bemalt wurde. Es entdeht nun 
unwillkürlich der Wunfeh, dafs es bei diefer partiellen 
Bemalung nicht fein Bewenden habe, fondern dafs das 
ganze Chor in bcfchcidcner Weife in die Polychro- 
mirung einbezogen werde. 

115. Am 28. Oftobcr d. J. wurde die Grabdatte 
des verdiendvollen Mitgliedes der Central-Commiffion. 
des im Juni v. J. verdorbenen Kegierungsrathes Albert 
Camcfina K. v. Sanvittorc mit einem kundreichen 
Grabmale gefchmuckt, deflen Zudandekommcn durch 
Beitrage feiner Freunde und von Vereinen und Körper- 
fchaften (darunter auch die k. k. Central-Commiffion) 
ermöglicht wurde. Das Monument id aus röthlichem 
Kardlleine angefertigt und mit einem grofsen Medail- 
lon, darauf das Brudbild des Verdorbenen, und mit 
dem Wappen dcsfelben geziert. Der Entwurf des Monu- 
mentes dämmt von dem Mitgliede der k. k. Central- 
Commiffion und gleichzeitigen Nachfolger Camefina's 
in der Confervatorie für Wien von dem k. k, Profcffor 
Alois Hau/er. das Medaillon mit dem Brudbilde vom 
Kammer-Medailleur Scharf. 

116. Urkundliche Beitrage zur Cef chic hte des ehe- 
maligen grofsen filliernen Sarges fur die Reliquie des 
heil. Leopold in Kloßerneuburg. (XI II.) iSchlufs.) 

1553. 8. December. 

Den Herrn Hof- Camer K.itn von der Nicder- 
ödcrrcichifchcn Camer anezuzaigen. Nachdem der 
Silbren Sarch fo zu Olmuncz zumachen, verordent 
worden vnnd gen CMlerncuburg gebort, nun aller- 
dings ferttig das derfclb beer vnnd dafelbd hin gen 
Cloderneuburg gebracht fol werden, jd folebes der 
komifeben Ku. Mt. vnnfern Allcrgencdigiden Herrn, 
durch Herrn Sigmunden Freyherrn zu Herbcrflain etc. 
mündlich, fambt dem, das fy die Nideroderreichifrh 
Camer zwen gefchwornn (ioldfchmid von hie, auch 
Seiner K: Mt. Gegcnfchreiber des vngclts hie Gregorn 
Parboh, als die vorhin auch ains Tails, von folches 
Sarchs wegen, zu Olmuncz gewefen, vnnd denfelben. 
vnnd wie Es darumben ein gedalt hat. befichtigt haben, 
mit ainem Lanndwagen, darnach febigkhen wolt vnnd 
das derbalben zubec/allung des völligen macherlons 
vnnd anndres vnchofftens drey hunndert gülden 
Keinifch durch Sein Khu. Mt. zuuerordnen von notten 
heut angezaigt worden 

Darauf Sein Kku. Mt. gedachtem, herm Sigmun- 
den Freyherrn zu Herberdain vnndter annderm Münd- 
lich zu befchaid gegeben vnnd bcuolhen, verordnuug 
zuthuen, das folcher Sarch Seiner Kü. Mt. von Olmutz 
gen Prunn zuegebracht fol werden. 

Welches die Camer alfo gehorfamblichen vnnd 
mit vleifs verordnen wil, djweil aber folebe Verordnung 
vnnd abferttigung gedachter Perfoncn gen Olmuncz 
on Verordnung der bemcltn drej hundert gülden 
Keinifchnit bfebchen khan, -.■und im Vitsdutn bambl nit 
fouil gelts verhannden, das diefelben neben anndern 
vnuermeidlichen aufgaben, mitler Zeit dargedreckht 
möcht werden, vnnd dann die Zeit nun vad khurz id, 
dorin berurte Verordnung vnnd abferttigung befchehen 
mag, fonnderlich fo der Sarch Seiner Ku. Mt. gen 
Prunn zuebracht werden fol. So hat demnach dj Nidcr- 
öderreichifeh Camer nit vnndterlaffcn wellen, die Herrn 
Hof Camer Rat folhes hiemit zu berichten. Auf das 



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CXLVII 



fy bcrutte drey hunndcrt gülden Rcinifch vnuerzogen- 
lieh zuuerordnen, oder von Seiner Ku. Mt. derhalben 
bfchaid zunetnen wiffen. wie Ks damit gehalten fol 
werden, Actum Wienn den Achtn tag Dcccmbris 
Anno etc im dreiundfunfezigifften. 

Supplication von wegen Sannd Leopold, Sarch 
zu Clofterneuburg, von Agnes gclalfnc Wittib des 
Chriftianus Goldfchmid von OlmiU 

AllcrdurchlcichtigiftcrGrofmcchtigiftcr, römifchcr, 
hungerifchcr, Bc.hamifcher etc König Allergenedigifter 
Herr. 

Ich Arme verlalTne wittib gib. E. K, Ko. Mt. 
jnn aller vnnder thenigkait zuuvernehmen, Demnach 
cur Ko. Mt. Sonnder zweiffel jnn gedechtnufs tragen, 
dz durch cur Ko. Mt. gefanndten mit namen, Gregor 
Parhah vnnd Maiflcr Merten Parpierer meinem lieben 
Haufwirt feligen, Sannd Leopoldts Silberen Sarh, gen 
(lofterncuburg zumachen verdingt worden, laut einer 
autTgcrichtcn Zetl, der Copcy hiemit znuernehmen. 
Nun hat mein lieber Haufwirt feiiger, an fulhem Sarh 
tag vnnd nacht, feinen müglicheflen fleifs furgewendt, 
damit er vor der Zeit vnnd Termin, folhen Sarh 
Brächt Aufmachen, vnnd hat ain merere vnnd Konft 
daran gelegt, dann jme verdingt worden, fich felbft 
vmb dz verguldcn fo hört angenomen etlich wochen 
nacheinander darob gefeiten, dz jme der mercurium lo 
hart in den leib geftigen, dardurch er fein leben müeffcn 
auffgeben, vnnd nach aufmahung des obbemelten 
Sarchs, den feehllen tag von difer weit gefchieden, 
mich armes weib mit einem klainen Khindt, in cllcndt 
vnnd fchuldcn gclaffcn, dan vns auff obbemelte Arbait, 
in difer Zeit ob die Sibenhundert gülden rcinifch 
vneoften ift auffgangen, dan mein lieber Hauswirt 
feligcr khain andere Arbait dorffen, noch können 
annehman, Allain mit etlichen Gefellen ftcticlich an 
Solhcm Sarch zumachen gehabt, dz wir alfo zweihun- 
dert gülden Rcinifch bey difscr Arbait zuegcbuclt, 
vnnd vns derhalben in fchulden begeben, dz ich arme 
vcrlaflnc wittib nicht zubezallen hab noch waifs, Weill 
dan dz gemachte werch aufweift, was muhe Arbait 



und Khunft. mein lieber Haufwirt daran gelegt, vnnd 
fein leben, darob gclaffcn, mich armes Weib in fchuldcn 
geftckht Hin ich TrolMichcr Hoffnung, zu Eur Kon. 
Mt. Als zu meinem Allcrgcncdfgiftcn Herrn vnnd 
Khonig Kur Ko. Mt. werden mich Armes ellcndtcs 
weib, nicht in fchadten vnnd verderben komen lalTen, 
mir ergotzlichkait vnnd mit genaden, die zwaihundert 
gülden rcinifch auffgeloffnen fehaden, gcncdigclich 
bcczallen laffen, dan fich mein lieber Haufwirt feligcr 
alle zeit getröft hat, ob er fchon bey difem verdingten 
lohn, nicht befteen mochte, wo jme Got die genadt 
vcrlihc er die Arbait feinem furnehmen nach aufmahen 
wurdte dz er doch bey cur Ko. Mt. ciu Sonnderc 
genadt vnnd gonnft erlangen wurdte damit jme von 
cur Ko. Mt, merere Arbeit zumachen eruolget hettc. 
dz jme fein erlitten fehaden, wider eingebracht wurdte. 
Diewcil es aber Got alfo gefchickht vnnd geordent 
hat, wil ich mich Got vnd eur Ko. Mt. beuolhen haben 
der Troftlichcn Hoffnung, cur Ko. Mt. werden mich 
Arme verlaffne Witfrau genedigelich anhören vnnd 
mit genade begegnen 
E. K. Mt 

Vnnderthenige gehorfame Dienncrin Agnes gelalTne 
wittib des Chriftian Müller Goldfchmidt zu Olmücz. 
Refolution der frauen hundert gülden, den Khncchtcn 
jglichen zwaintzgh tailer foll Vitzthum bctzalln. 28. 
Deccmbcr 1553. 

Hierauf fein zway gefchafft ains der Wittib vnd das 
ander den dreyer Goldfchmid Gfellcn halben, an den 
Vitzdomb hie geferttigt wordeu, am 29 Deccmbcr 1353 

1553. 29. Deccmbcr. 

Befehl an R. K. M. Rath und Viczdomb in 
Oftreich vnd der Enns Crifloph Pollt, den dreyen 
Goltfchmitgcfcllcn, Hanns Junckh, Pauli Schilt vnd 
Hanns Jungkhpawer, welche Sannt Leopold Silber- 
farch volligclich aufsmachen vnnd vollenden hclffen jr 
jedem zwainezig Tallcr fo jnen die Khu. Mt von wegen 
berurter irer volbrachten arbait vnnd vleis, an dem 
Sarch zu einem gnaden vnnd veucrung gelt zu geben 
gnedigift bewilligt aus den Viczdomb-Ambts gefellen 
zuellellcn vnd bcczallen. (70) f 106. 



Bernhard Grueber. 



KSTSf M 12. Octobcr Harb Bernhard Grueber. deffen 
5&Ff Wirken fo innig mit den Aufgaben der Ccn- 
'MtM tral-Commiffion in Verbindung ftcht. Die Mit- 
theilungen haben häufig und viele mitunter hoch- 
wichtige feiner Keder entflammende Auffatzc gebracht, 
dafs die Redaelion es für ihre Pflicht halt, mit 
einigen Worten diefcs befcheidenen und doch fo 
bedeutenden Mannes zu gedenken. 

Bernhard Grueber war zu Donauworth geboren 
und ftand zur Todcsftunde im 77. Lebensjahre. Sein 
Stamm gehörte nach Tyrol, feine Jugend und Studien- 
zeit brachte er in München zu, ein Thcil feiner Verwand- 
ten lebte in Wcftphalen Seine Bildungsjahrc fielen in 
die Zeit von Sendling -Okcn , Brentano und Eichen- 
dorfT waren ihm nicht unbekannt, der akademifche 
Hörfaal wie auch das Baugerulle waren von ihm gleich 
geflieht. Wenn er fich gleich bis in fein Grcifenaltcr 



einer nid igen -Gefundheit erfreute, fo traf ihn doch 
fchon frühzeitig, das grofse Uebcl der Schwerhörigkeit, 
das fich leider in den letzten Jahren bis zur volligen 
Taubheit fteigerte. Wie es heifst, foll er fich diefcs 
Uebc! bei den Rcftaurations Arbeiten am Regens- 
burger Dome zugezogen haben. Jofcph Bayer befpricht 
diefes körperliche Leiden Gruebcrs in dem ihm ge- 
haltenen Nekrolog mit folgender liebevoller Beurthci- 
lung, die der Verfafier diefer Zeilen, dem es gegönnt 
war, oft mit Grueber zu verkehren, vollinhaltlich bc- 
ftatigt. „Für Jemanden, der ihm naher ftand, Horte 
dies übrigens den Verkehr nicht fonderlich. Einige 
Worte langfam und mit Deutlichkeit an fein Ohr hin 
gefprochen, cntfcffcltcn fofort feine Mitthcilfamkcit 
und er fprach gern und gut und mit kraftigem Avis- 
druck feiner Anficht. Da er die Anderen nicht hurte, 
fo waren es glcichfam gcfclligc Monologe, die er hielt. 



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CXLVIII 



Die Vcrcinfamung durch faft völlige Taubheit gab 
feinem Gcdankenlebcn eine Eigenart, der die Scharfe 
des Ausdrucks nicht fehlte." 

Als Ch. Rubcn an der Akademie zu Trag wirkte, 
kam Grucber auch dahin und leitete dafclbft als Pro- 
felTor den Unterricht in der Baukundc und Perfpective. 
Die Ucbcrficdlung nach Prag brachte ihm kein Heil. Kr 
war dort als Schriftflcller thatig, die Schriften blieben 
falt unbekannt, fein Wirken als Baumeifter und Kcftau- 
rator war nicht glücklich. Dem reichen Schatze von 
Kunftdenkmalen, insbefondere von Bauwerken Böh- 
mens, hat Grucber einen vcrftandnifsvollcn Blick ent- 
gegengebracht, und bald beherrschte fein Wirken der 
Gedanke und das Streben, eine Kunftgefchichtc 
Böhmens zu verfallen. Grueber hatte die Fähigkeit, 
ein fo riefigcs Werk zu unternehmen ; er hatte die 
erforderliche Bildung, das Vcrftändnifs und die 
Empfänglichkeit, er konnte in dicfeii Denkmalen aller 
Stylproben lefen und fie deuten um! fic in ihren Details 
und ihrer Zeitfolge kritifiren, er hatte auch die Hand, 
diefelben in reizender Weife, vielleicht oft zu delicat 
zu Papier zu bringen ; er hatte den Muth, diefe Aufgabe 
fich zu (lc)lcn, aber auch den Willen und die Kraft, das 
phyfifche Ungemach, das damit verbunden fein mufste 
und auch war, zu ertragen und davor nicht zurück- 
zufchrecken ; er hatte endlich die Gabe, feine Gedan- 
ken in praeifer Weife niederzufchreiben. Grucber hatte 
das Zeug zum Kunftgelchrten und fein Aufenthalt in 
Böhmen machte ihn dazu. 

Welch riefige Vorbereitungen traf er, um diefen 
feinen I.icblingsgcdankcn zu verwirklichen, welche und 
wie viele Keifen unternahm, oder beffer, da fic nur zu 
oft nicht mit Annehmlichkeiten verbunden waren, 
legte er fich auf, wie wufste er zu entbehren und 
welchen materiellen Opfern fügte er fich! Dabei fein 
körperlich« Leiden. Diefer traurige Umfland allein 
macht Grucber s Wirken bewundernswert!». Kr durch- 
zog Böhmen nach allen Richtungen, wenig Gegenden 
durften es fein, die er nicht durchfehritten und in 
denen fein aufmerkfam prüfendes Auge nicht alles 
fich ihm Darbietende eingehend befchen hatte. 

Kr kannte Böhmen wie nicht bald ein anderer, 
trotzdem er ein Fremder und der bohmifchen Sprache 
beinahe nicht mächtig war. 

Seinem grofsen Werke gingen einige dasfclbe vor- 
bereitende l'ublicationcn voraus, die nur Studien für das 
eigentliche Unternehmen bildeten. Wir nennen feine 
Charakteriftik der mittelalterlichen Bairtcn in Böhmen, 
eine hochft anregende Schrift (Mittheilungen der Cen- 
tralCommiffion für Krhaltung und Krforfchung der 
Baudenkmalc, I Band), feine Monographien über den 
Präger Dom. über die Kailerburg in Kger, über das 
deutfehe und flavifchc Bauernhaus in Böhmen etc. 

In den Jahren 1S71 — 1877 erfchien Grucber s grofse 
Arbeit: „Die Kunfl des Mittelalters in Böhmen" durch 
die k. k. Central Commiffion auf Kotten des Unter- 



richts- Minifleriums theils in den Mittheilungen, thcils 
als Ganzes publicirt. Kin hochwichtiges umfangreiches 
Werk, das ungeachtet fo mancher Mangel heute das 
einzige Qucllenwerk für das Studium der alteren 
Kunft, namentlich der Baukunlt in Böhmen ifl. Leider 
fchliefst dasfelbe feinen vierten Band mit den Werken 
der Spat-Gothik. Seine Lieblings-Idec, in einem fünften 
Bande die zahlreichen und fo wundervollen Werke 
der KenaifTance Böhmens zu behandeln, konnte er 
nicht mehr realifiren. Wenngleich in den letzten Jahren 
die Ausfichten, zur Publication diefcs Bandes bald 
fchreiten zu können, nicht fchr günftig ftanden, fo 
war die Sache nicht fo hoffnungslos, da die vor- 
gelegten Manufcripts-Particn und die dazu gehörigen 
Zeichnungen geeignet waren, den aus vcrfchicdcncn, 
die Beurtheilung des Werkes felbft nicht berührenden 
Gründen entftandenen Widcrftand zu lofen. 

Auch die VerfalTung eines zweiten Werkes lag in 
Ciruebcr's Plan, nämlich die eingehende Würdigung der 
Kunftdcnkmale in Vorarlberg. Eine kleine Abtheilung 
diefer Abhandlung ift in den Mittheilungen bereits 
crfchicncn. 

Ucbcr allen diefen Ideen und Vorhaben fchliefst fich 
heute das Grab. Mugc fein fchriftftcllerifchcr Nachlafs 
noch recht viele Aufzeichnungen enthalten, die der 
Nachwelt ermöglichen, fo weit als zulafl'ig Grueber s 
Schriften daraus zu erganzen und weiterzufuhren. Im 
Jahre 1875 publicirte Grueber ein intereffantes Buch: 
Die Elemente der KunfUhätigkcit. Obwohl dem Vcr- 
falicr diefer Zeilen bekannt war, mit welcher Mciftcr- 
fchaft er den Zeichenltift zu handhaben verftand, war 
ihm doch unbekannt, dafs er mit der Kadirnadel 
umzugehen wufste. Dafs er aber diefe Kunft auch 
Verftand, nachdem er die fammtlichen Kadirungen zu 
einem befcheidenen Touriftcnbuch über den bohmi 
fchen Wald felbft anfertigte, ift bei dem Talente und 
Bildungsftreben Grucbcrs nicht zu wundem. 

Jofcph ßityer erzählt in dem bezogenen Nekro- 
loge der Prel'fc, dafs fich erft in den alten Jahren, wohl 
als Nachhall früherer Jugendeindrückc, die Luft des 
Dichtens einftellte. Krklarliche Krfcheinungen bei dem 
überaus regen und fo viclfcitig gebildeten Geilte 
Grueber's. 

Bernhard Grueber Harb in Schwabing bei München, 
wohin er übcrfiedcltc, als er fein Lehramt in Trag ohne 
Zuerkennung eines Kuhegenuffes verloren hatte und 
Bayern wieder feine Heimat wurde. 

Und fo fchlicfscn xvir denn unferen Nachruf, den 
uns zu Hellen zwar die Pflicht gebot, denn Grueber's 
Arbeiten find eine Zierde der l'ublicationcn der Ccn- 
tral-Commiffion, den niederzufchreiben der Verfaffer 
fich aber mit Liebe und Freuden unterzog, da ihm gc 
gönnt war, fo manche Stunde in Belehrung und reiche 
Anregungen bietendem Verkehr mit diefem freund 
liehen und liebenswürdigen alten Herrn zu verleben. 

Dr. Lind. 



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REGISTER 

l'F.R 

IN DIESEM BANDE ANGEFÜHRTEN PERSONEN-. ORTE- UND SACHEN-NAMEN. 



A. 

AJmtMl Niel»* v., Bauiueiftcr, L XIII. 

Atgtlaek, Archiv, XCI. 

Aggßtm, Archiv. XC 

Aickittil, tum in Bngantr.w, oo., 

Aicketturg, Adam un-i Katharina v.. g I . 

Aigra, Funde, CHI. 

Aßreckhhrrg. Archiv. XCI. 

Alth&nn, Grabmale der. XII. 

AllßiJt, CXLV. 

■ i . Schloff. LUI 
AmflerJam, Heinrich v.. HiMliaurr. i i n m 
rtfenlf, CXIX. 
Aymtfja, StaaM-Mufcuua. X. 

Kintriltsniarke, tu einer ri»ni Fechten 

Vorftellung. X. 

tum. Vorhiingefchtof», LXXIX. 

- ■ Sonnenuhr. CHI. 

Dum. XV. 

— Altar Bild. XV. 

Aitkän/eg. Unterricht in den l'iicfler-Senu , 

naren. XVIII 
A'<iJa:n, CXX. 
Artkiv KiXta Enquete, XIX 

ru Aggshach. XCI. 

— vun Albrechtsberg, XCI 

— vod Aichbach. XCII 
in Hlcihurg, XIX. 

— in Feldklrch. XIX. 

— in Fridas. I.VII. 
-- in Gmund, XIX. 

— fii Guttenbrunn, XXXII, 
in Hafnerhach, LVII. 

— ru llcr/ogenbarg. LVII. 

— in Jeiilendorf XXXIV 

— in Ktagenfurt, XIX. LX. 

— in Krenlier, XIX. 

— von Krummnufshautn, XCI 

— in Laibach, XIX. 

— in Lanzendorf, XC. 

— in Matileintdr.rf, XC. 
■ n .Mitten». XXX111 

— in Nrulengbach, I.VII. 

V III. N. F. 



rr in Ncutenftein. XC. 

— in Nußdorf a d T, LVII. 

— in Oberwülbling, LXXXIX. 

— in Pochlarn. XXXIV. 

— m l'uttenbrunn. XXXII. 1 VIII 
• in Salzburg, CX. 

— au Schallaburg, XC 

— tu St. Jacob am Thunnberg, XIX 

- in St. Polten, XXXII. I.VII, XC. 
zu Schonbnchel. XC. 

— von Sitieathal, LVI. 
--- von Soofs, l.VI. 

in Spital, XIX. III. XI. 

— tu Stuckeran, XII 
— ■ von Thalheim, XCI. 

— in Traitinancr, l.VI, I.VII. 

— Viehhofen. XC. 

— au Wald, XC 

- in Walpersdorf. XXXIII 

— zu Wafferburg. LV111 
• von Würmla, XCI 

— in Ybbfitz, XCI 
ArttnUflrin, Mitra von, ib^ XIV. 
A/rkiatk, Archiv, XCII. 
Affaug, rfarrkirche, XII 
Affum a. Z, Minurilen Klofler, XI. IX. 
Amßrr, Flügel Altar, ('XXXVI. 

B. 

BaJia, Franciseaner Klofler. XVI, CXI. II 
Bafftyt, Familie, al 

HaHmtifl<r Niclat Wiefenhergrr am Gratz 
CXTJX 

— Muntig Heinrich, Ttl 

— l'eter l'ichler, CXIII. 

— Meifler Cafpar, Meifler Chrifloph v. 
Kotlenmann, CXIII. 

— Niclas v Admund, CXIII 

— Lienhart Schtaiger, CXIII. 
Baumgartcnbctg, Grabmal des Abt Stephan, 

CIX. 

Baumgartner, XI.VI. f auch Panmg.irlner, 
Brtg. rfarrkirche. LXIII, XCIX. 



Brrg. Michaeli und Athanafint Capellen. 

Lxrv. 

Httitkl der Central Commifft nn Uber ihr 

Thatigkelt im Jahre 1.SS1 L 
BrrnarJm, reim. Kunde. VIII, CIL 
ffflßnkl in Kronegg. CXXX. 
BMiotktt. der Central Commifhon, VII. 
/f//ifW-keftaurirungen. VIII. 
BiUkauer, Heinrich v.. Amftcrdam. 1 10 I IQ. 

— Schauberger J , L XXIII, 
Math Kuhnel. CV1II. 

— Rue» Heinr., HC,, 

— Seb. Cwloa, XCV1I. 

— Jeremiai Franck. <j\ 
HtlJ/t, . Irl m Itrtinnecken, XIV. 
Bif.kef, l'eter v. Lavant, Grabmal. AI. 
Blttiurg. Archiv, XIX 

Bltitaftl* aus Bregcnz. röm., 

Btrje. Grabmale. JA. 

BerfitnJsrf, Wandgemälde. XVII. 

BttfH, Grabmale, CXXXIX. 

BraJa, Glocke. CXV. 

Brtgtnt, ila> Epona Monument, VIII, IX 

Brtgtmtr Bleitafeln, VI. 

Brruntr, Seyfr. Chr von, XLIX. 

Brülimi von l'rag, CXV. 

Brigantium, ein llypokaiiftum. lOI. 

— Bauliche Ueberrefle. «j. X. 
- rom. Sonnenuhr, 00 

Brixen, Wandmalereien, XV. I.XXXVI. 

— Grabmal de* Bifchof Friedrich, LXXIII. 
Bruck a. d. M., Gedenkftein von Hering 

Ernft, CX, CXLVL 
Brunn. Garnifons Kirche, XVII. I.XXXII. 

— Fresco Gemälde imLandhaufe. XI. V. 
Brunnmtifltt , Coloman, 18. 
Brunntckm. Bildflcckel . XIV, CXXVI. 

CXI.IV. 

Brüx, Kanzel und Gruft, CVIII, CXI. III 
BuJwtii, Marien Kirche. Sladtlhore. XVII. 
ButkJetkel in St. Paul, L1L 

— in St. Wolfgang, XIII. 
Bnlir. F'ranz. in Zara, C.7. 
Brh.'r, pläli. Küclienabfallgrulie, II. 



CL 



C. 

Came/na v, Snnviltore All». »., L CXI. VI. 
Ca/» d'lflrin. Mufeum, X. 
Carlen Sebaflian, XCVH. 
Ctrin, Grabmal, iL 
Cervignane, röra. Steine, XXXVIII. 
Cklum, Taufflein, XVII. 
Cktndim, rlie Decanal Kirche. XVIII 
CUM, ilie f. g. dtulfche Kirche. XIV 
Ci/ti, rom. I.ocatMufeum. IX. 
- rom. Kunde. VIII. 
Cittanuara, r:im. Steine, X. 
Ctttm Ale«.. XII. 
Cellalte, Rambold Kürft »., XL 
Cen/rrraterenStala*. II 
CerrefrondeMen der Central Commiffinn, III, 

cxxxvm. 

D. 

Dieterider/. Grabungen, CVI. 
Ditritkftein. Sigismund v.. LXXXIII. 

-- Cardinal Kranz, LXXX1I. 
Oenam'tt, roiu Stein, IX. 
DrM,k/eklerVert>tßer»ngen, 1.111. 

Dumha- Hügel, iL l_ 

D»x, präh. Fond, LXX1V. l.XXX. 

E. 

Eien/nrl. PeAßiule, XII 
Eiernder/, XXXVI. 

Ekerftein Friedrich v. und Niela« v.. Grabmal 

in l-'riefach. toq. 
Btm'finUr / , röm. und miltrlall. Infchriftcn, 

cxxxvm. 

Efrtding, Grabmal dr» Jorg v. Schannherg, 
XLII. 

Eggenierger Grab Capelle. XIV. 
Eggenhirg, Kucnringcr Thor, XII. 
Ekrenkau/en, Eggcnbergcr Grab-Capcllc, 
XIV. 

Eierider/. Kunde, CXIV. 
ßifim r tnttm, Mittelalterliche, XVIII, XXIX. 
Elbigenatfe, Taufnein, LVIII. 
Ernfl. Herzog, Cedenkflein, CX. CXI VI 
/^mW* Arbeiten, Mittcaltl, I to. 
Efenamennmenl in Bregent, VIII, IX. 
Enta/e/n, mit Vorftellungen auf dnv Kaller 
llergwerk hetliglich. 

F. 

Falitatk, Kirche. I.I. 
Faltißei tum in Salzburg. Ijo. 
Eetdbaek, alte Infchrift, XIV. 
Eeldh'rek, Johanne« Kirche, XV. 

— golhifcher Krker I.XXI. 

- Siegel. XV, XU 



FfUMreh, Archiv, XIX. 
Eeldkireken, antike Sculptnren, 
Eenersierg, Stephanskirrhe. I.X1 
Ein denigg Alle* v., t,i. 
Ei/ckau, Rornifcher Grabflein. VIII 
F/avinm folvenfe, u 
Ftugelkhw in AulTee, CXXXVI. 
■ • in Irfchcn, C. 

— in Nbring. CXXXIV. 

— in Oetting, C. 

— in Sierndorf. XII. 

— in Treffling. CXXX. 

— Tweng. CXXX. 

— in St. Wolfgang am Mülftälter See, 
CXXXI. 

Fenlana, G B., I.II. 
Frank Jeremias, Bildhauer, Cl. 
F'reiiurg, Dom. CX III. 
Frtißadt, Frauenkirche. XIII. 
Fresken Confervirung. VII 

— in der Burg Brunnecken, CXXVII. 

— in Kuttenberg. CXXXV. 

— in Malthein. CXXX. 

— f. auch Wandmalereien 
Eridan, Archiv. LVII. 

Fned/and. Grabmal de« Kreih. r. Redern, 
XVII 

— Dcchantei-Kirche, I 'S 

Frir/ack. Grabfleine in der I'ropfUi Kirche. 
l8. IQ4. 

— Dominicaner Kirche. Grabmale, Ii«,, 

— Deutfch Ordennkirche. Gramale, i ■*> 

— Judengrtber, i lg. 

— PetersCapelle, XIV. 
Fneks. Bifchof, Grabmal CVHL 
Funde, in Neu Bjrdiov, 82. 

— in Bemardin. VIII. CII 

— Du«, LXXX 

— Grilu, 4. 

— Hohcnbruck, XCV. 
■ — Hofovic. XX 

— Jafena, XI 

— Jicineves, XI. 

— Königglütz, CVI. 

— Krottcnhof. 

— Laulerach. XV, XI.. 

— Lettnerte, Lxvm 

— Marlinfbuhel, I.XV11I. 

— Lienx, IX 

— Neudorf. CXIH. 
Neuhutten, I.XVIII. 

— Nimburg. I.XVII, CXI. 

— OfTero. X. 

— Oeyezd, XII 

— l'labufch, 2. 

— Prcmftetten i 

— Rifano, XI. 

— Salona, X. 

— Salihurg. IX. 

— St. Lucia. X. 

— St. Stephan, i 

— Sereth, XVIII. 

— Slovic, CV. 

— Winklern. CX 



Funde, Weng, VTU 

— Eiendorf. CXIV 

— Königs I.hatta, XI. 

— l.aihach, C1V 

— Lvdc, CV. 

G. 

Cars, Gertruds Kirche. XII, XXXIX 
Garßen, Grabmale, CXX XVIII 
Gauiit/.k. Kirche, ^ 

— Karner, 

Geitiierg, Jacob »., Grabflein, CXXXI 
Gemälde in Pirnitz fallitalicn.l, .16. 
Clantgg, Mithrat-Monamenl, IX. 
Glanegg, Mllkru Hohle, XXII. 
Glasmalereien in Volkennarkt, I.XII. 
Glebuntts, Kirche, Todtenleachle. Karner. 
LX 

Gleeketa Brada, CXV 

— in Lieferegg.CXXX. 

— in Malthein, CXXIX. 
alte in Mochling, LXI. 

Glyterius, Kaifer Urkunde ' XIX 
Gmünd, Kirche. ( XXVIII. 
Karner, CXXIV 

— Archiv, XIX. 
Gnadender/, 

Geld/ckmied Meiftcr Paumj;aitner, XLVI. 

— Mulner Chr., CXVI, CXVO. 
Gefting, Ruine. XIV. 

Grabdenkmale, mittelalterliche in der Her 

«govina, XVIII, CXLVII. 
Grabkugtl, m_ 

Grakßein de« Bifchof Peter v I.avant in 
Kriefach. ü 

— de« Adam und der Katarina v. Aichel- 
burg in Kriefach, 

— der Familie Allhann in Murfletten. 
XII 

— de« Joh. Jac v. Bafcyo in Kriefach, 
iL 

— des Peter Turek in Kriefach. lg. 

— de« Ahl Benedict von Mondfee, XIII 

— des Abt Stephan in ßaumgarteaberg. 
C1X 

de« Colom Brunrocifter in Kriefach. 
38. 

— dei Bifchof Friedrich von Brixen, 

Lxxin. 

— der Cellerariu« in Kriefach, 10^. 

— des Cardinal Kranz von Diliichftein und 
des Sigmund von, XXXIII. 

— de» Niclas v. Eberftein in Kriefach 
100. 

— de« Bifchof Kuch« in Heiligen Kreur, 

cvra. 

des Albrecht Kindenigg in Kriefach, 
ü 

— des Wcipold von Gräswein in Kriefach, 
49- 

— des Jacob Geilsperg. CXXXI CXXXIII. 

— den Herren v. Hnlieneinbs, XV. 



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CLI 



Grakßrm der Familie Jabomegg. XXXVI 
des Joh. Grafen Katiianer in Frie- 
fach. 117. 

— der Veronica v, Kirchberg, CXXVI. 

— de« J Kirchmajr de Rogen in Brqn 
necken. CXXVI 

— der Eva K'ieglin in Knebelt, 51. 

— de» J. A I.af.er v. Zollha.mb in Fiie 
fach. 53. 

— des ßifchof v. Lavanl in Friefach, 41. 

— des Ulrich Leiter in Wildon. XIV 

— des Volbert v. I.ichcnherg in Friefach, 
110. 

— de» Cyprian Lire Tins in Friefach, 41. 

— des Wenzel von Lomnitr, XXXIX. 

— de» Lotenflciu Achai v., CXL, CX1.I. 

— des Martin Mayr in Friefach, 41, 

~ des J. Mayrhoferin Brunecken. CXXVI 

— der Magdalena von Mayrren in Frie 
fach. 51. 

— de» l'ropft Motmilller in Kluftcrncn 
bürg. Cm. 

— des Sebafl. Perkhammer in Friefach, 38. 

— de« Reinhart Pcufchcr v. t.conftein in 
Friefach, 115. 

— de» Chr Pickel in Friefach, 39. 

— des Bali Fytkrr von Weitenthurm in 
Friefach, 115. 

— de» Melchior v. Redern in Friedland. 
.25. 

— des Chrinian v Rotenberg in Friefach. 
43. 44 

— de« An«on Sagmciftcr in Friefach, 
43- 

— des Georg SchafTmann in Friefach, 
5° 

— des Jorg v. Schaunbcrg, Xl.II. 

— des Aug. SchwarienbeTger in Friefach, 
40. 

— des Heinrich von Silhcrberg in Frie- 
fach. 111. 112. 

— des Chrifloph von Silhcrberg in Frie- 
fach, 113. 

t- des Gottfried Freih. r. Stadl in Frie 
fach, 116. 

— des Max von Standach in Friefach, 
115. 

— der Roffinn Steinnciin in Friefach. 
51 

— de» Joh. Steinpacher v. Velfegg in Frie- 
fach, 115 

— de» Peter Stickelberger in Friefach. 
4* 

— de» Jacob Trapp in Bozen, CXI.I. 

— de» Erhard Ceberecktr in Friefach, 
49 

— Ungnad Jorg in Eberndorf, XXXVII. 

— des Heinrieh Vink in Bruonecken. 
CXXVI. 

— <le» Georg Vifchl in Friefach. 40. 

— de» Gottfried Trueh» in Friefach, to6. 
Gr.imale in Schrailenlhal, XIII. 

GraJe, Kirche. I.XXV. 
GraJwrm. der Pranger C 'XXIII. 



Gräfendorf, mittel. Eifenatbeiten, XXX 
Grafenfnlz, l.l. 

Gras Cafpar. Pofhrer in Innsbruck 56, 
CXX. 

Grincein, Weipold von, 49. 
Cr**, Urgcfchichle. I. 

— Funde, 4. 

— Romerflrafsc, 4 

— Bachmflatiie am SVh'nf^hrrgr, VIII 

— Dom, CXXXVII 

— Hof Capelle, XCVH. 

— Pfarrkirche, CXIII. 

— Zeughaus, XLII. 

— .Springbrunnen im Hofgarten, XCVII. 
Gre.fenh.rg, Kirche. Cl. 

Grtgen, Pfarrkirche, LX1II 

Gnuter c , f. CXLVII. 

Gullmlrunn, Archiv, XXXII 
Gulle.iflrin. Kirche, XXXIV 

— Walburgen bei, IX. 
Gurt, Siegel, 37. 53. 



H. 



Hafnerhick, Archiv, I.V'Il. 
Hall, rwei Er/tafeln, 54 
Haidenfekafl. Grabungen, X. 
He.ligeukrrut, CXXIII 
Heraldsftker Verein. Adler. VI. 
Herherßein Sigmund, CXI. VI. 
Htrmtridorf. Glockenturm, XVIII 
Henegenburg, Archiv, LV11 
H.rfekierg, Einarbeiten. XXXII 
Haekeffan. Ruine. XV, XXIV. 
thktnbrutk. priih. Funde. XCV. 
Hokenemb,, Grabmale. XV. 

— die Herren von. XV 
Htkenfurt. Eifenarbeilen. XXX. 
HohkU». Taufftein. XVII. 
/M,g„u, Sebaftlans-Capcllc. CV1I 
Hernie, Kirche, CXLU 
//WVriV, Fnnde, XX 
llraßnigg, Römerftein, CX11I. 

— röm Votivftcin, IX. 
Hügelgräber, 10 
Huttendorf Hol.kirche, XVII 

I. 

Jahornig. Familie. XXXVI. 
Jankul Berg. XL. 
Jafend. Brome Ringe Fund. XI. 
JertMen I.icnhart, Baumeiller. CXIII. 
Jeutendorf Archiv, XXXIV. 
Jidnevts, Bronce-Fundc. XI. 
Infel v. Arnoldflein. 27, XIV. 
/nnibru.k, die Rcftauririing der Bronre- 
Figuren in der llofkirchc. 29. 

— Reflnurirung des Kurilen Chore» in iler 

— goldene Dachel, CVU. CXL. 
Kranciscaner Hof Kirche. XIV. 

Infehrift, röm. in Muggia, 130. 

— in Lbreich>dorf, CXXXIII 

— I.ambrechtsberg, IX 

— in Pola. CV. 



Jenas Nicla», LXXI 
Jrf.ktn, Dionisinskirche, C. 
Judenburg, Hof Capelle, XCVII, XCVI1I 

K. 

A'aning, Kirche, CXXX. 
Kamel in Brüx. CVIII. CXL1III. 
Karner Gaulatfch, 4. 
~ in GlobasnlU. LX. 

- in Gmund, CXXIV 

- in Miftelbach, XI.IX 

- in Pcrnegg, XIII. 
Kn-.ianrr, Joh., Graf. 117. 
Kehk in Gmünd, CXXVIII 

- in Kaning, CXXX 

- in Kremsbrückc, CXXXI 

- M Plans, CXXXV. 

Kirekberg Veronica von Grabmal in Brun 

necken, CXXVI 
K.rekmeyr J., CXXVI. 
Klagenfurt, Mameiifammlung, XIV. 

- Archiv. XIX, LX. 
Kteinmaye* n, Familie, 52. 
Kleflernruhurg, der alte Leopoldfchrein 

XLV, LXXVIL CXLVI. 

- Grabmal des Propft Mosmuller, CX. 
Kolmuts, Silberfund, CXV. 

K**f. Mor. Architekt. 57. 

Königs Lhotta, Funde von Golddriihlen. XI 

Kfniggrdtt. Funde, CVI 

Korneuburg. Archiv, XIX. 

Kotyt, Wallburg, XX. 

Koset. Wallburg. XX. 

Krakau, Damfchati, XVIII. 

- Dom. Hoch Altar, CXUV 

- St Emmeraner Codex XIX 

- Flonanikirche. XVIII. 

- känigl Palafl. XVIII. XCIII. 
Kreml, Wandmalereien, CXIII. 
Krrmsalfe. Kirche, CXXXIII 
Kremsbrut kr. Kiiche. CXXXIII. 
Kremfi,r Archiv, XIX 
Kremsmunfler. Klfeiibcin Relief, 134. 
Kreusenßein. Ruine. XII 

Kriegtin Eva, jl. 
Kronegg. CXXX, 
Krottenkof Funde, $. 
Krummnufskaum, Archiv, XCI. 
Kryfta in Ebern.Ioif. XXXVI. 
A'ütkenabf.llgrube bei Neu Byc«ov, II 
Küknel Math., Bildhauer, CVIII. 
Kutns erbau, 6 

Kunfilof.grafkie von Nied. Ocfterr.. Salibttrg 

und Kirnten, VII 
Kuttenbe-g, arch. Verein Vocel, XVII. 

- Barbara Kirche, XVII, CXXXIV 

- Walfche Hof. XVII. XLI. 

L. 

l.akifii, GräbcrhSgel. »o. 
La.baeker Moor, Grabungen CIV. 

- Archiv, XIX. 
f.umbreekliberg. rom. Infchrift. IX. 

m * 



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CLII 



lamfretitihut, CXXV1I 

Lttniit't, die alle UUMWMMI% XXXVV 

l. a Hty,m, Ruine, CX1.V. 

iMMAr/ Archiv, XC, 

/.u/j«- »., Göllheim, Familie. 53- 

l.au/h<rgrr, Ferdinand I 

/.du/eraekrr Ried, Funde, XV, XL. 

[_(Jbur, Grabmale, 22 

£^ra\M-TibUcaaa, ( XVII 
/.rifrr, Ulrich, XIV. 
l.rilmrrilt, Funde. LXVI1I 

— Gemälde, CXXXVII 
LukttnwaU, Lutherifche Keller. 80. 
/.iV«:.Funde, IX. 

— photogr. Aufnahmen aus der C.egciu 
von, VII. 

l.iitvnbrrg, Volbert v.. HO. 
l.ifftrrgg. Kirche, CXXX. 
LilimfetJ. Archiv, XCI. 
LM, Kirch«, Cl, 
Um, Finde. CV. 
IJrtßns Cyp., Lt 

l..'Jjtrr'te\ic Giefserei in Innsbruck, 55 
l.iffltr, Georg, Glockengießer, CXXXV 
f.amnitz, Wenicl von, Gl abroal. XXXIX. 
LvmJerfir Code«, X1.VII. 
UmJtrf. OUo v., XLVIll 
l„fmftrm, Aibati von, CXI.. CXLt 
lutka-fiher Keller in Lichtenwald. &>)■ 

M. 

IW/r«. Rnine, XI, XVIII. 
IlTjlim'lM, rom' Relief, X. 

— r..rn Stein, XXXIX. 

MaUr Ludwig Rilterl in Hall. 5$ 

— Hans Schor in Innsbruck, 56. 
Viceiilino And., CXXX1X 

— Anton Schettler, LXXXII1 
MallmUin, Georg v.. CXXX 
Matlkti», Kirch«. CXXtX 
Mab, Gemälde. CXJl. 
Manning. Hügelgrab, VIII. 

Maria Neoftift hei feitau. XIV. I.XXIV 
tturtnuHOH, Funde, LXVIII 
MatiUimJer/, Archiv. XC. 
Maulkkau/t», Fresken. XIII, 
Mayr M.. 42 

Mayrktfcr, Familie. III, CXXVI. 
Mayrrrn M v., 51. 

Mtran, FUrftcnhaus. RefUu.irung, XLII. 
MiUJtatt. WanJtnalcreicn, XLlll 
MifltSback, UarnabitenCollcgium. XI. IX 

— Kirche, XLVIll 

— Gefchickte. XLVI1. 

— Spitalkirche. XI. IX 
Mifleliatk. Karner. XLIX. 
Milkrti, \\<A\\c bei Glanegg, XXII 

_ Monument in Glanegg. IX. 
M,tr* v ArnoMfte.i,, lü, XIV- 
leatrau, Archiv, XXXIII. 
Mttklmg, Kirche, LXI. 
Miggert, Vortragekreiu. XV. 
MenJ/tt, Grabmal des Abi Benedicl, X 
XXXIX 



M*rfer in Stockera«, XI. 
Mftftm, Anna von, oj. 
Mug^ia, Kirche, 135. 
Mnklkauj.n, Schlufs. LXX11I 
Mulutr, Chr.ft.an, Goldfchmld, CXVI, 
CXLVII. 

Mwitig v. Groeningen Heinrich, Stadtb.11 

mciCtcr in Breslau, 1 21 . 
Münzen, gef. in Bosnien. XI. 

- rom,. gef in Vorarlberg. IX 
HB m tu fi md in Weh, CH 

Munctn/ammlmxg in Klagenfurt XIV. 
Mm, au, Eifen.rbeiten. XXXI 
Murftrltm. Grabmale. XII 
1 Mmfrmm in Salzburg, Xl.V. 

- in Capo d'iftiia, X 

- in ClUi, VIII. 

in Sal.burg. XIII, XI.IV. 

X. 

Xtutfrg, Kirchcnhauieit. CXXIV, CUV. 
.VVat-Bydiov, Kirchen-Abfall Funde, 82. XI 
X,uJorf* d Stiefing, Funde, CXIII 
MwAnw, Johannesk.rcl.e, XVII 
Xrukullr«. pr*h. Sammlung, XI 

- Funde, LXV11. 
Xrm/rMgtotk, Archiv-, I.Vit 
Xtutcnfltin. Archiv, XC. 
XirJtrk^ffH, Wandmalereien. ( XV. 
ttie/tuitrgtr, Han» Andreas. CXIII. 
Ximkurg. Uecan.il Kirche, XVIII, XXXIX 

Funde. I.XV1I, CXI 
Ufering, Kirche. CXXXIII. 
XmJi i/ovit, Johanne- tapel r XVIII 
X«/„i.v/* T.. Archiv, LVII. 

0. 

OttTfUnfM, Kirche, LXIV 

OMuklemvaU. 89. 

flfcl mtHtKwj. Archiv. LXXXIX 

Ottrwfh, Spitalkirche. ("XIII, 

Ogrnrrk. Kirche, LXXV. 

Olm«!-., Siegel iler Sta.lt, 128. CXI. 

Offrrv, Funde, X. 

- Kirche, XVI. 

OUtntktim, Geburtshaus Otto "s v. Wittels 

bach. XIII 
Orittug. Kirche. XCI.X. 
Oujetif, Funde, XII 

P. 

Atrmt«, Dom. XVI. 

/liHMgarlnrr, Melfler, Goldfthmid, Bürgel in 
Olrnuu Xl.VI, LXXVII. CXVI, f. auch 
Baumgartner. 
l'trlkamm/r, Sehaftian 38, 
Ar«OT, Kainer, XIII 
[, rtr/enktng. Rolandsfaule, XII. 

/',7r..M*-//, Graba ngen, VIII, 



Pitt,,*, rom. Denkmale, VIII. 

Pttt/ikir, Keinhart von Lenndeiu, 115. 

Htm, Kelch, CXXXIV. 

Pickler, Heter, CXIII. 

AM, Chriftoph. 30 

PSnitt, Flagel AltJichcn, 36. 

Pirß.mhrf Wallburg. LI, I.II. 

PiftktlsJtrf, Fre»ken. XIII 

rtttüffi k, F unde, 2. 

PttUtrm, Archiv, XXXIV. 

/Mggßall, kaif Scblofs. LX1X, 

/VAi, Turfo einer Marmortigur, X. 

— röm. Infchriften, CV. 
fMtmtrmm, Archiv, XXXII. LVIII 
nag, Agne. Klofter. XV II 

F.mauvKIottcr. XVI LXXIII. LXXX 

CXXXIX. 

Annenhof, LXXV. 
Rrtngtr in Gradwein, CXXIII 
Prrm/Iälle», Funde. 5. 
I'urgg. Fresken. XIV. 
rutgfiall. Kirche, XII. 

Archiv, XCI. 
fyrkt, 1. WeilTcnturn Georg Balt., 115 

R. 

A'agu/a, Dominicaner Kirche, xvi. 
BMtmm, Graf Rud., C.XXIX 
A\,ȧ/. Hans, CXXVI. 
Kantu-ril, Taufftein, LVIII 
Kmt/ek, Funde, CXIII. 

Ke, kirfig, St. Barth, .lonutu* Kinhe. XXXV 

Kriicrn, Melchior von, 118. 

AW». Kirche, CXI.VI 

Kijaiw, rom Funde, XI 

A-i«/r/. Ludwig. Maler in Hall. 55 

KitUiHlerf. Kirche, CL 

H.va. Kirche dell' inviolata. XV 

A\>i,m,ifiuU«. XII. 

A\ m.r/ha/stn bei Gral, 4. 

A'. mcr/ck.iHzt» im Hanat. I XVIII 

K.ftHktrg, der Wartthurm, XV III. 

— die Familie, 44, 

A\'tunman», Meiller, Chriftoph v.. CXIII, 

Kunttlfl.m. Schlofs. XV. 

*«« Loicnr. Bildhauer. CXXVI. 

S. 

S ml j fi mtmf, rfarrkirche, LXIV 
Sagmu/h-r Anton. 4.; 
Sjhans, Sarcophag, X 
I 5st/«Mj Funde, X. 
5Miwr, prih. Funde, IX 

— antike Sculptur, C1V. 

— Mufeum. XIII. XLIV. 
Faltiflorium, 130. 

— Archiv, CX. 

— eribifchöniche Siegel. CXXI. 

Sa« (Siergfr Ji (iHpfaita, VVappenllr)n, XU, 
St Atidrt a. d. T., Archiv, LVIII 
St A'anzia», Kirchr, XXXIV 



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CLIII 



St. Lambretkt, CXXII1 

St LetnkarJ, Laurent Kirche, XIV. 

— antike Sculpturen, 3. 
St, l.ueia, Kunde. X. 

St. Martin,, Kiichc. CXIU. 
St. Marien, Kirche. XXXV. 
St. Michail in Steiermark, Walptugia-Kiich- 
lein, XXXIX 

— in Tyrol, 1'fairkirche, XV. 
St. ftiul, Buchdeckel, I JI, 

— mm Wandgemälde, XXXIX. 

St. J'ettr am Walle.»berg, Funde. CXIV. 

— im Sulmthale, tom. Sie.», XXXIX. 
St. fl>/ten, Stadtbuch, XIX, 

St. Jac*h am Humberg. Archiv. XIX. 

— Archiv, XC. XXXII, LVD, 

St. Stephan am (Jratkorn, Funde. 5. 
St. Wal/taut, verlorengegangenes kottbare» 
Buch. XUI 

— am MillfUtter See. CXXXI11. 
Sarcapkag in Salcano, X. 

Sekaßmann. Familie, 50. 

Sekallaknrg. Archiv. XC. 

Stkamtogtr J- G.. Bildhauer, LXXX1H. 

Sekaunitrg Jorg v . XLII 

Sckt/fter F. Anten, Maler, LXXXI11 

Stkaniiukt/. Archiv, XC. 

Sekar, Hana, Maler 56. 

Schlaigcr, Lienhart, CX1U. 

Sekwanfierg, Freiken, XIV. 

Schwantnkerger. Aug. 40. 

Sehvat, Kreuzgang, XV. 

SebenicD, Thuim. XVI. 

Seikau, HnMen, XCVU. 

— Marien Relief, CXXXVII. 
Streik, armen.fche Grabmale, XVIII, 

— Funde, CXII, 
Set/am, Taufftein, CXXXVI. 

— Wandmalereien, CXXXVI. 

Siegt/ der Salabnrger Erzbifchdfe , XIII, 
CXXI. 

— der Gräfin Willibirg Hardeck. 118, CX. 

— der Stadt Feldkirch XV, XU. 

— der Stadt Olinul«, 128, CXXXVUL 

— von Zlabing«, XCIV. 

— de» Stifte» C-urk. 37, S3. CXLVUI, 
SSteK-la&nmtmt*, 15. 

SttrnJtr/, Kirche, XII. 

SMtrttrg, Grabdenkmale der - ,n Fnefach. 
1 11. 

Sttter/unJ bei Koltnüti, CXV 
Sitienthal, Archiv, I.V1. 
Stavetiri, goth. Kirche, XVII. 
Shvü, Funde, CV. 
StHttfm, Eifenaibeitcn XXXI 
Someregg, Burg, CXXX 
Sonnenuhr, Aquileja, Call 

— röm. in Brigantium, 99. 
Stt/t, Archiv, LVI 
Spatal*, Dom, XVI. 

Spaur, Felix, Freih v . CXXVI. 
Spital. Archiv, XIX, XU1I. 
Stadl. Gottfried Freih , I Ii» 

VIII N. F. 



Statut der Mitglieder der Central Com- 

miffion, I. 
Slaudaek. Max v., 114. 
SUfO, C-rabmalc, 25. 
Stcirt, Lauienzkiiche. LXI. 
Stetnerm Kofina. 52. 
SteinmcHteieken, mittelallcrliche, XVIII 
Sttinfa.etktr, Joh. von Vclfegg, 115. 

Stempel, rotu. in Brigantium, lol. 
Stern Thomas XI. IX 
Sttieiierger Peter*. 43 
Stickerei, mittelall. 20. 
Steckerau. Morfer, XI. 

- Archiv, XU. 
Stradanic, 81 
Straft, Funde, CXIII. 
Stt aßengel, Funde, 5- 
Straßentügc, röm , 4. IX, CXV1I. 
Strafigang, Funde, 0 
Strejatk, St l'ankra« Kirche, XXXV. 

T. 



Tatar, Baudenkmale. XVIII. 
Tamm, Dom, XVUI 
Tau/ftem in Chlum, XVII. 

— Elbigenalpe, 1.1 X 

— in Holohlau, XVII, 

— Rankweil. UX. 

— iu Serfaii-., CXXXVII. 
Teinaek, rotn. Weg. IX 
Terlan, Wandmalereien, XV 
T.ffenbcrg, Wandmalereien, LXXXIX 
Tkaikctm. N.eder Uellerr Archiv, XC1. 
Thannkau/en, die Grabmale der - in Fric- 

fach, 114. 
Ttbiunm, CXIX. 
Tutel, antike Sculpturen, 3 
Tvdlenteuck'e in Globasnilz, I.X1 
Traiimaucr, Archiv, LVI, I.VII 
Tramm, Thurm. XV. CV1L 
Traft Jacob, CXU. 
Teieffntg, Capelle, CXXIX 
Treftling. Kirche, CXXX. 
Tnml, Dom. XV. 

Trieft, Infchriften an der Stadtmauer. XV 

Ttjit, Urnenfcld, XL 

Tracks Gottfried, Gral.mal. lob. 

Tumult in dir Bukowina. XI 

Turek, reter. jS 

Tu-eng, Kirche, CXXX. 

Tyroi, Wandmalereien in Kirchen. VII. 

— Schlof«, CVII. 

u. 

Utierecker, Erhart, 49. 

6VWJ»rg. Grabmal in Eherndorf, XXXVII. 
I itterberger Franz, CXXV. 
Urt, die Familie. 44 



Velbaehtr, Nicla» v., CXIII 
Vieeuti»* Andrea Maler. CXXX1X 



l'i.kofen. Archiv. XC. 
Viliehe. Grabungen, X. 
Vmk, He.nr., CXXVI 
Vifmt, Funde. 86, X. 
Vifekt Georg, 40. 

y*li, FunJenndGrabui.geii, LXX11L LXV1Ü. 
l'tlkcrmark, Friedhof Kirche. LXII 

I st kangeßhUfi au« A<|uilcja. tom , LXXX. 

w. 

IValackifekMe/erttßk. Gitter. XVIII 
WaiJktfen ». d. J , Kirche. XUII. XII. LXXt 
Wa/d. Archiv, XC. 
Ifaliße, Reinprccht v., XLIX 
llalperr.dor/, Archiv, XXXIII. 
Handmatertien in Vi. Matrei, LXXXIX. 

— in Hochcppan, XXVII 

— in Böhlendorf, XVII. 

in Brnen, LXV, LXXXVI 
-in UrUnn, XLV. 

— in Brunnecken. CXXVI1. 

— Krem», CXIII 

— Kattenberg. CXX.X1V 

— Mauihhaufen, XIII. 

— MaU, CVU. 

— Malthein. CXXX. 

— MillUatt, XLUl. 
Niederbofen, CXV. 

— in Obergotlejfcld, LX1V. 

— Pifcl.el.dort, XIII 

— r.u l'rag, Km*», Kloller, CXXXVI. 

— Pu.gg. XIV. 

— in Sarthein. CXXXVII. 

— in Serfaus. CXXXV. 

— St. i'aui, XXXIX. 

— Schuanbcrg, XIX 

— Terlan. XV. 

— in Teffenl.erg, LXXXIX. 

— in Schlot» Tyrol, CVII. 

— in Waidhufcn a d. J., LXX1I. 

— Kellauriiung von, LXV 
Haffen der Dilrichflein. LXXXIII 

— de» Nichu JoiU, LXXI. 

— der Licbvnbcrgj 1 10. 

— den Lol'eullein. CXLI 

— der Schailmann. jo 

— der Silücibcr k er, 113. 

— ler l r.pp, CXXX IX. 

— der Ueberackci, 49 

U aferiurg, Archiv, LVIII. 

rVafftrktjcn, St Magd.ilenen-K.rche, XXXV. 

Weng, röm Funde, V1IL 

Wetfaik, K.rche, CL 

II eijiku iAcm, tum. Steine. CXX, 
Hetftraeh, K.rche, LXXV. 
Heitenegg, Raine, LXX. 

lieh, Funde, CIL 

WeUitrg, B.ldflock, CXLIV. 

Wtmtntvrf, L. 

Wittktrg, Schlof», CXXXVI. 

Wiefenberger N., Baunicifler. CXIII 

ll'un, Spinnerin am Kreutz , CXV. 

— Stifti-kirclientliurm, LXXV. 



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1 



CUV 



Wim, Mufeam, Brom* Crucifix, LXVIII 

— Salm-Monument, XII. 

— Johannes Capelle am Quai, XL 

— Dreifaltigkeittfaule am Graben, XI. 

— öffentliche Brunnen mit Figuren, XII 

— Sl. Stephanskirche. CXLIII. 

— das alle l'otizcihaus, CXI. IV. 

— das alle Handelsgericht. C Xl.V 

— Anguftinerkirche, CXLVI. 

WiUen, Grabmal dei Ulrich Le.fer, XIV. 
Willen, Kunde be., LXVM 
Hmiltrn. Knndc, CX 



irm^/r* Matrei, Wandmalereien, l.XXXV III Zara, St Donato. 59. XVI. 



itu.mla, Archiv XCI. 

Y. 

YMfitt. Archiv XCI. ( XI.III 

z. 

ZaMßemt. CXVI. CXLIII 
Zara, Templom Trinitatis, 69. 

— Basrelief, der Flucht nach Egypten. Sl. 

— Tempe; der Livia Augatta, 64. 



- Säulen auf der Piaiia delle herbe. 62 
ZaMj.t, röm. Baorelle, XI. 

Z„r,Hg. St Oswalds Kirche. CXIII 

Ztyil, Burgerfamilie in Waidhofen a. d. J. 

LXXII 
Zxrl, Hausflur, CXXIV. 
ZJaiings, Siegel. Kirche. XCIV, CX1.V, 
ZolftlJ, Crabungen, Kunde, IX, CXIV 
Znatm Kunde. I.XVIII 

- Grabmal, XVIII. XXXIX 
ZtMttf, CXLV. 




Fig. 1. (Nrnbet*) 



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MX »Hl* LIBMAN V 



3 2044 039 364 716 



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